Max Weber-Gesamtausgabe, Band III/2: Praktische Nationalökonomie: Vorlesungen 1895-1899 3161530802, 9783161530807

In der Volkswirtschaftslehre weitgehend vergessen ist, dass Max Weber Ordinarius fur Nationalokonomie und Finanzwissensc

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Einleitung
Vorlesungen
Editorischer Bericht
Inhaltsübersicht
Text
Verzeichnisse und Register
Personenverzeichnis
Glossar
Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
Personenregister
Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892–1920
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften
Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden
Bandfolge der Abteilung II: Briefe
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Max Weber-Gesamtausgabe, Band III/2: Praktische Nationalökonomie: Vorlesungen 1895-1899
 3161530802, 9783161530807

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Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier †, Gangolf Hübinger, M. Rainer Lepsius †, Wolfgang J. Mommsen †, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann † Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften

Band 2

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Max Weber

Praktische Nationalökonomie Vorlesungen 1895–1899

Herausgegeben von

Hauke Janssen in Zusammenarbeit mit

Cornelia Meyer-Stoll und

Ulrich Rummel

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Redaktion: Edith Hanke Die Herausgeberarbeiten wurden im Rahmen des Akademieprogramms von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Freistaat Bayern gefördert.

ISBN 978-3-16-153080-7 Leinen ISBN 978-3-16-153082-1 Hldr Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungs­ beständiges Werkdruck­papier. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Josef Spinner in Ottersweier.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Vorlesungen Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Inhaltsübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Verzeichnisse und Register Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691 Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur . . . . . . . . . . 748 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771 Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892 – 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 779 Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften . . . . . . . . . . 783 Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 Bandfolge der Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 Dem Band ist eine CD-ROM zur Textsuche beigefügt.

Vorwort

In der Volkswirtschaftslehre weitgehend vergessen ist, daß Max Weber Ordinarius für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft war. Mit diesem Band werden endlich die Manuskripte publiziert, die zwischen 1895 und 1899 die Grundlage von Max Webers Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ (Volkswirtschaftspolitik) bildeten. Sie sind als handschriftliche Manuskripte in charakteristischen Stichworten und Halbsätzen überliefert und nun erstmals durch die wissenschaftliche Transkription zugänglich. In diesen volkswirtschaftspolitischen Vorlesungen finden sich erste Spuren jener Beiträge Max Webers, die in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bis heute eng mit seinem Namen verbunden sind – die Werturteilsfrage, die idealtypische Methode, der Entstehungszusammenhang zwischen protestantischer Ethik und Kapitalismus. Andererseits zeigt sich ein leidenschaftlich politischer Kopf, nach dessen Überzeugung die deutsche Volkswirtschaftspolitik sich auf der Grundlage einer Liberalisierung und Demokratisierung nach Innen ganz in den Dienst der Machtinteressen der Nation zu stellen habe. So begegnet uns Max Weber in diesen Vorlesungen mit jener irritierenden Ambiguität aus kühler Ratio und eruptivem Engagement, die schon seine umstrittene akademische Antrittsrede über den „Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“ bestimmt und die, wie er seinem Bruder Alfred Weber damals gestand, „Entsetzen wegen der Brutalität“ der geäußerten Ansichten erregt hatte.1 Im Einzelnen analysiert Webers „Praktische Nationalökonomie“ die wichtigsten in verschiedenen Regionen und Zeiten seit der Antike vorherrschenden wirtschaftspolitischen Systeme und Ideale und behandelt danach die Hauptzweige der „Praktischen Nationalökonomie“, die Bevölkerungs-, Handels-, Verkehrs- (einschließlich Geld, Banken und Börsen) und Gewerbepolitik. So bekommen Leser und Leserinnen mehr als nur einen Einblick in die geistige Werkstatt eines jungen Gelehrten, der noch in späterer Zeit aus diesem globalen Fundus an sozial- und wirtschaftshistorischem Wissen geschöpft hat. Editionen sind nicht das Werk einer einzelnen Person. Dies gilt auch für diesen Band. Wolfgang J. Mommsen hat die Grundlagen geschaffen, indem er sämtliche Vorlesungsmanuskripte und Konvolute, die noch Mari­ 1  Vgl. Brief Max Webers an Alfred Weber vom 17. Mai 1895, in MWG II/3, S.  80–83, hier S.  82.

VIII

Vorwort

anne Weber um 1900 geordnet zusammengeschnürt hatte, „durchforstet“ und den unterschiedlichen Bänden der Abteilung III der MWG zugeordnet hat. Christof Judenau und Dietmut Moosmann haben den ersten Entwurf der Transkription erstellt und dabei wertvolle Hinweise zur Konstitution des Textes geliefert. Manfred Schön hat die Transkriptionen geprüft. Ulrich ­Rummel (bis 2015), von der Arbeitsstelle Düsseldorf der Max Weber-Gesamtausgabe, und Cornelia Meyer-Stoll (ab 2016), von der Münchener Max Weber-Arbeitsstelle, haben an der Gliederung und Anordnung des Textes mitgewirkt, gleichfalls an der Auflösung verbliebener strittiger und nur schwer lesbarer Stichworte. Wer je mit Max Webers Handschrift zu tun gehabt hat, weiß, was das bedeutet. Frau Meyer-Stoll hat in der ihr eigenen akribischen, kenntnisreichen und verläßlichen Art darüber hinaus wesentlich zu den einzelnen Editorischen Vorberichten und dem Editorischen (Gesamt-)Bericht sowie zur Erstellung der Verzeichnisse und der Erschließung der von Weber benutzten Literatur beigetragen. Sie war mir in vielen Diskussionen um das richtige Verständnis vieler Textpassagen eine sehr geschätzte Gesprächspartnerin, ohne deren Mitarbeit die Edition kaum zu leisten gewesen wäre. Gleichwohl hat der Band-Editor alle Versäumnisse und Fehler in Einleitung, Editorischen Berichten und Verzeichnissen allein zu verantworten. Bei der großen zeitlichen und fachlichen Spannweite der Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ war der Editor zudem auf die Hilfe von Experten angewiesen, meist aus dem Kreise der Bayerischen Akademie der Wissenschaften oder des Ausschusses für die Geschichte der Wirtschaftswissenschaften im Verein für Socialpolitik. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Nicht unerwähnt bleiben soll die freundliche Unterstützung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem, die der Universitätsarchive in Freiburg und Heidelberg, der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Staats- und Universitätsbibliothek in Hamburg sowie nicht zuletzt auch die der Bibliothek des SPIEGEL-Verlags in Hamburg, meinem langjährigen Arbeitgeber. Namentlich bedanken möchte ich mich noch bei Knut Borchardt, ehemals Vorsitzender der Kommission für Sozialund Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und Wolfgang Schluchter, Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe, insbesondere für deren kritische Durchsicht und Kommentierung der Einleitung. Sehr herzliche Dankesworte gebühren zudem der Leiterin der Münchner Max Weber-Generalredaktion Edith Hanke: Für ihren steten Zuspruch, für ihre große Geduld und Ruhe, und für all das, was sie in der schwierigen letzten Phase an praktischer Editionsarbeit noch beitragen mußte.

Helgoland, im Januar 2020

Hauke Janssen

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

| Seitenwechsel || Parallelüberlieferung (Inhaltsverzeichnis) / Zeilenwechsel im Herausgeber-Text […] Auslassungen vom Editor [ ] Ergänzungen vom Editor > Textersetzung Max Webers 〈 〉 Von Max Weber gestrichene Textstelle |:…:| Einschub Max Webers in den Fließtext 1, 2, 3 Indices bei Sachanmerkungen des Editors a, b, c Indices für textkritische Anmerkungen a… a, b… b, c… c Beginn und Ende der Textzusätze Max Webers; Textzusätze des Editors A Sigle für die edierte Textvorlage A 1, A 2, A 3 Blattzählung der Textvorlage A 1/1 Blattzählung der Textvorlage, linke Spalte A 1/2 Blattzählung der Textvorlage, rechte Spalte A 1 (1), A 2 (2), A 3 (3) Blattzählung Max Webers in runder Klammer im Original A [1], A [2] Blattzählung vom Editor ergänzt [A 1], [A 2], [A 3] Blattzählung der Textvorlage bei unterbrochener Wiedergabe [??], [?? ??] Ein oder mehrere Wörter nicht lesbar → siehe ← (Rück)Verweis Wiederholungszeichen; vom Editor ergänzt ” [” ] & et (und, and) $ Dollar ₰ Pfennig, Pence Pfund £, £. Pfund Sterling §, §§ Paragraph, Paragraphen ‰ Promille % Prozent = gleich + plus, und x Malzeichen (Multiplikation) { } geschweifte Klammer X, Y, x, y Siglen für unbekannte Größen † gestorben ° Breiten- und Längengrad ` 60-Minuten-Einteilung bei Breiten- und Längengraden Abs. Absatz Abt. Abteilung(en) a. d. an der afrz. altfranzösisch

X

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

AG’s Aktiengesellschaften ahd. althochdeutsch altdt. altdeutsch a. M. am Main Anm. Anmerkung des Editors a. o. außerordentlich(er) arab. arabisch Art. Artikel Aufl. Auflage Bd., Bde. Band, Bände Bco. Banco BdL Bund der Landwirt(h)e Bearb., bearb. Bearbeitung, bearbeitet betr. betreffend(en) Bes., bes. Besonders, besonders, besondere(r) BGB Bürgerliches Gesetzbuch Bl. Blatt BSB Bayerische Staatsbibliothek München bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise Ca., ca. Circa, circa Cap. Capitel; Capital c/ contra a cf. confer (vergleiche) cent. Centner, Zentner chin. chinesisch Cie, Cie Compagnie cm Zentimeter Co, Co., Comp. Compagnie, Company Conf., conf. Confer, confer (vergleiche) Cpie Companie Ctr, Ctr., Ctr Centner, Zentner cts Cents Cy Company d Denar, Penny in Großbritannien (bis 1971) dass. dasselbe dept., dept, Depts, depts department, departments dems. demselben ders. derselbe dgl. dergleichen d. G., d. Gr. der/des Große/n D. h., d. h. das heißt Di Dienstag Diss. Dissertation Diss. jur. Dissertatio jurisprudentiae d. J. der Jüngere Dr. Doktor Dr. phil. doctor philosophiae

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XI

dt department dt. deutsch durchschn. durchschnittlich(es) DZ, dz Doppelzentner Ebd., ebd. Ebenda, ebenda ed. edition, edited engl. englisch erg. ergänzte erw. erweiterte et al. et alii (und andere) etc. et cetera ev. eventuell excl. exklusive F. Folge f., ff. folgende, fortfolgende FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung Febr. Februar fl, fl. Florint, Gulden F, F. Franc, Francs Fn. Fußnote Max Webers Fr, Fr. Frc., Frcs Franc, Francs; auch: Franken Fr Freitag Frhr. Freiherr frz. französisch gegr. gegründet GewO Gewerbeordnung gg. gegen goth. gothisch gr. Gramm Gr. Große(n) griech. griechisch Großh. Großherzoglich GStA PK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Ha, ha Hektar HdStW, HdStW1, HdStW2, Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 1. Aufl.,  HdStW3 hg. von Johannes Conrad, Ludwig Elster, Wilhelm Lexis, Edgar Loening, 6 Bände und 2 Supplementbände. – Jena: Gustav Fischer 1890–1897; 2. Aufl., hg. von denselben, 7 Bände, ebd. 1898–1909; 3. Aufl., hg. von denselben, 8 Bände, ebd., 1909–11 Hg., hg. Herausgeber, herausgegeben Hg.-Anm. Herausgeber-Anmerkung HGB, H.G.B. (Allgemeines) Handelsgesetzbuch HL, Hl, hl Hektoliter Hl., hl. Heiliger, heiliger i. B., i. Br., i. Breisgau

im Breisgau

XII

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

i. e. S. im engeren Sinn incl., inkl. inclusive, inklusive Insbes., insbes., insb. Insbesondere, insbesondere i. O. in Oldenburg ital. italienisch i. w. S. im weiteren Sinn Jahrh. Jahrhundert(s) jap. japanisch Jg. Jahrgang Jh., Jhs. Jahrhundert(s) Jr., jr., jun. Junior, junior Kg, kg Kgl., kgl. km, Km., km. Kr. k. u. k.

Kilogramm Königlich(er), königlich Kilometer Kreuzer kaiserlich (österreichisch) und königlich (ungarisch) (seit 1867)

l Liter lat. lateinisch Ltd. Limited M, M., Mk., Mk Mark (Reichsmark seit 1873) m men for one year (Mannjahre) MdprAH Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses MdprHH Mitglied des preußischen Herrenhauses MdR Mitglied des Reichstags m. E. meines Erachtens MEGA Marx-Engels-Gesamtausgabe mhd. mittelhochdeutsch Mill. Millionen Mk, Mk. Mark mlat. mittellateinisch Mo Montag MWG Max Weber-Gesamtausgabe; vgl. die Übersicht der Einzelbände, unten, S.  783 f., 789–793 n. Chr. nach Christus ndl. niederländisch ndt. niederdeutsch NF, N. F. Neue Folge Nl. Nachlaß No., No, Nos Number, Numero, Numeros Nr. Nummer o. ordentlich(er) o. V. ohne Verlag p. a.

per annum

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XIII

PNÖ Praktische Nationalökonomie port. portugiesisch pp, pp. perge perge (fahre fort, und so weiter) Qt

Quarter (Münze)

r recto (Blattvorderseite bei Archivfoliierung) Rbl. Rubel Rep. Repertorium resp. respektive RGBl Reichs-Gesetzblatt, Jg. 1871–1882, hg. im Reichskanzler amt; Jg. 1883–1910, hg. im Reichsamt des Innern. – Berlin: Puttkammer & Mühlbrecht/Leipzig: O. Weber 1871–1911 RT, RT. Registertonnen rtl. Reichstaler Rußl. Rußland S. San S. Seite(n) s. siehe sen. senior serb. serbisch sh, sh., shill. shilling, Schilling S. o., s. o. Siehe oben, siehe oben Sog., sog., sogen. Sogenannt, sogenannt(e/er) Sp. Spalte span. spanisch SS Sommersemester st. stündig St., Sta Sankt, Santa Sten.Ber. Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes, Bd. 1–15, 1867– 1870; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Zollparlaments, Bd. 16–18, 1868–1870; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages, Bd. 19–325, 1871–1918. – Berlin: Julius Sittenfeld 1867–1918. Sten.Ber.pr.AH Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten 1871–1918. – Berlin: W. Moeser 1871–1919. S. u., s. u. Siehe unten, siehe unten t Tonne (metrische Gewichtseinheit) tägl. täglich TH Technische Hochschule Tl. Transliteration tlr. Taler u. und UA Universitätsarchiv u. a. und andere(n); unter anderem

XIV

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

u. dgl. und dergleichen undat. undatiert US, USA United States of America usw., u. s. w. und so weiter v verso (Blattvorderseite bei Archivfoliierung) v. von, vom v. a. vor allem v. Chr. vor Christus v. d. van der, von der verb. verbesserte verm. vermehrte VfSp Verein für Socialpolitik Vgl., vgl. Vergleiche, vergleiche vol., vols. volume, volumes vs. versus Weber, Marianne, Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild, 1. Aufl. –   Lebensbild Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Aufl., ebd., 1984) WS Wintersemester Z. Zeile Z. B., z. B. zum Beispiel Z.f.HR Zeitschrift für das (Gesammte) Handelsrecht Zit., zit. Zitiert, zitiert Z. T., z. T. zum Teil z. Z. zur Zeit

Einleitung

1. Max Webers Weg zur Nationalökonomie (S.  1). – 2. Max Webers Vorlesungen über Praktische Nationalökonomie (S.  7). – 3. Praktische Nationalökonomie (Volkswirtschaftspolitik) in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts (S.  15). 3a) Volkswirtschaftspolitik als systematische Wissenschaft (S.  15); 3b) Das Zeitalter der Sozialpolitik (S.  19); 3c) Max Weber und das Problem der Volkswirtschaftspolitik (S.  23). – 4. Max Webers Vorlesungen über Praktische Nationalökonomie (S.  29). 4a) Das 1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen (S.  29); 4b) Das 2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung (S.  44); 4c) Exkurs: Die Religionen und die „Züchtung des Capitalismus“ (S.  47); 4d) Das 3. Buch: Handelspolitik (S.  51); 4e) Das 4. Buch: Verkehrspolitik (S.  57); 4f) Das 5. Buch: Gewerbepolitik (S.  68). – 5. Schlußwort (S.  72).

1. Max Webers Weg zur Nationalökonomie „Kein größerer Mensch ist in den Annalen der deutschen Ökonomik eingezeichnet als Max Weber“. Edgar Salin „Indeed, he was not really an economist at all“. Joseph A. Schumpeter „Nur die Nationalökonomen, so scheint es, haben ihren Kollegen vergessen“. Gottfried Eisermann

Im Sommersemester 1882 beginnt Max Weber in Heidelberg mit dem Studium der Rechtswissenschaften. Die angehenden Juristen waren gemäß den Staatsprüfungsordnungen verpflichtet, auch nationalökonomische Vorlesungen zu hören. So besucht Weber zumindest eine Vorlesung von Karl Knies (1821–1898),1 einem der Väter der älteren Historischen Schule, spä1  Max Weber hörte in seinem ersten Heidelberger Semester wohl nur einige Stunden bei Knies (ohne Belegung), während er im dritten Semester die große Vorlesung „Allgemeine Volkswirthschaftslehre (theoretische Nationalökonomie)“, tägl. 11–12 Uhr, offiziell belegte, vgl. dazu den Brief an Helene Weber vom 2. und 3 Mai 1882, MWG II/1, S.  255 mit Anm.  3, und den Brief an Max Weber sen. vom 24. und 25. Februar 1883, ebd., S.  329 mit Anm.  15. Dazu: Mommsen, Wolfgang J., Einleitung, in: MWG III/1, S.  1–51, hier S.  12; Weber, Mari-

2

Einleitung

ter dann in Berlin möglicherweise bei Gustav Schmoller (1838–1917),2 Haupt der jüngeren Historischen Schule, gewiß aber bei Adolph Wagner (1835–1917),3 der methodisch weder Knies noch Schmoller, sondern der klassisch-deduktiven Richtung nahe stand.4 Webers ökonomische Studien fallen mithin nicht einseitig aus, auch wenn die Attraktion, die für den jungen Weber von der Volkswirtschaftslehre ausgeht, „nur vor dem Hintergrund“ der Historischen Schule verständlich wird.5 Letzteres gilt auch für Webers Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“. Der Schatten, der nach dem Ersten Weltkrieg auf diese heute kaum mehr bekannte volkswirtschaftliche Schule niedergegangen ist, hinderte in der Folge viele ‚moderne‘ Ökonomen daran, Weber als einen der ihren zu erkennen. Das änderte sich erst mit dem Aufkommen der neuen Institutionenökonomik.6 anne, Max Weber. Ein Lebensbild. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926, S.  70. Hennis, Wilhelm, Eine „Wissenschaft vom Menschen“. Max Weber und die deutsche Nationalökonomie der Historischen Schule, in: Mommsen, Wolfgang J. und Wolfgang Schwentker (Hg.), Max Weber und seine Zeitgenossen. – Göttingen: Vandenhoeck & Ru­ precht 1988 (hinfort: Mommsen/Schwentker, Weber und seine Zeitgenossen), S.  41–83 (hinfort: Hennis, „Wissenschaft vom Menschen“), hier S.  63 ff. Hennis betont eine seiner Meinung nach „überragende Bedeutung von Knies für Webers sozialökonomische Schulung“ (ebd., S.  65), ein Urteil, das in der Folge auch international Verbreitung gefunden hat, vgl. etwa Swedberg, Richard, Max Weber and the Idea of Economic Sociology. – Princeton: Princeton University Press 1998 (hinfort: Swedberg, Weber and Economic Sociology), S.  180 f. Bezüglich seiner Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“ läßt sich das nicht bestätigen. Weber verweist an keiner Stelle des überlieferten Manuskripts auf Knies. 2  Zumindest hat Weber ihn als Student mit Gefallen gelesen, zumal Schmoller sich weniger als „starker Staatssozialist und einseitiger Schutzzöllner“ entpuppte, als geglaubt; vgl. den Brief Max Webers an Max Weber sen. vom 3. September 1883, MWG II/1, S.  352. 3  Vgl. Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  2; Heilmann, Martin, Einleitung, in: MWG III/3, S.  1–57, hier S.  1. 4  Mit der neuen, ab 1872 aus Österreich nach Deutschland drängenden Grenznutzenlehre mag Wagner sich aber – anders als Weber – nicht mehr anfreunden. Zur Situation des Fachs vgl. Winkel, Harald, Die Nationalökonomie im 19. Jahrhundert. – Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1997 (hinfort: Winkel, Nationalökonomie im 19. Jahrhundert); Janssen, Hauke, Die Krise in der deutschen Nationalökonomie zur Zeit um den Ersten Weltkrieg. Sozialpolitik, Wertlehre, Konjunkturforschung, in: Die Zeit um den Ersten Weltkrieg als Krisenzeit der Ökonomen, hg. von Hans-Michael Trautwein (Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie; Schriften des VfSp, NF 115/XXX). – Berlin: Duncker & Humblot 2016, S.  73–115. 5  Hennis, „Wissenschaft vom Menschen“ (wie oben, Anm.  1), S.  49; ähnlich: Eisermann, Gottfried, Max Weber und die Nationalökonomie. – Marburg: Metropolis 1993 (hinfort: Eisermann, Weber und die Nationalökonomie); Mommsen, Wolfgang J., Max Weber als Nationalökonom. Von der Theoretischen Nationalökonomie zur Kulturwissenschaft, in: Sociologica internationalis, 42.  Band, 2004, S.  3–35 (hinfort: Mommsen, Weber als Nationalökonom). 6  Vgl. Shionoya, Yuichi, Getting back Max Weber from Sociology to Economics, in: Stu­ dien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie. Wege und Ziele der Forschung, hg. v. Heinz Rieter (Schriften des VfSp, NF 115/XV). – Berlin: Duncker & Humblot 1996, S.  47–

Einleitung

3

Nach Abschluß des 1. Juristischen Staatsexamens 1886 setzt Weber seine Studien in Berlin mit dem Ziel der Promotion fort. In der Referendarzeit verstärken sich seine nationalökonomischen Interessen, als er in einen Kreis junger Ökonomen aus dem sozialreformerischen Umfeld des Vereins für Socialpolitik gerät.7 Damals besucht er regelmäßig die agrarhistorischen Übungen August Meitzens (1822–1910) und die Seminare seines juristischen Doktorvaters Levin Goldschmidt (1829–1897), dem führenden Handelsrechtler seiner Zeit. Weber wird 1889 über die „Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ promoviert,8 eine gleichermaßen rechts- wie wirtschaftshistorische Arbeit. Danach steht er vor einer beruflichen Weggabelung: Soll er eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen oder eine privatwirtschaftliche? Erst nach einer gescheiterten Bewerbung als Syndikus bei der Handelskammer Bremen strebt Weber die Habilitation an. Er erwirbt die Lehrberechtigung für Römisches Staats- und Privatrecht sowie für deutsches Handelsrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Berlin, eine Mischung, die, wie er später an seine Mutter schreibt, „in kein juristisches Fach ganz hinein­paßte“. Er schätzt denn auch seine akademischen Chancen in den Rechtswissenschaften als „problematisch“ ein.9 Seine von Meitzen betreute, „geniale“10 rechtsgeschichtliche Habilita­ tionsschrift behandelte römische Agrarpolitik und römisches Recht. Doch 66; Peukert, Helge, Max Weber. Precursor of economic sociology and heterodox economics?, in: American Journal of Economics and Sociology, vol.  63, 2004, S.  987–1027; Swedberg, Weber and Economic Sociology (wie oben, S.  2, Anm.  1); Norkus, Zenonas, Max Weber and Rational Choice. – Marbach: Metropolis 2006; Borchardt, Knut, Rezeption und Wirkung Max Webers in Deutschland (nach 1945): Wirtschaftswissenschaft und Politikwissenschaft, in: Ay, Karl-Ludwig, und Knut Borchardt (Hg.), Das Fas­zinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung. – Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2006, S.  197– 207; Tribe, Keith, A Lost Connection: Max Weber and the Economic Science, in: ebd., S.  313–330; Erlei, Mathias, Neoklassik, Institutionenökonomik und Max Weber, in: Wirtschaftssoziologie nach Max Weber. Gesellschaftstheoretische Perspektiven und Analysen der Wirtschaft, hg. von Andrea Maurer. – Wiesbaden: Springer VS 2010, S.  69–94. Eine ‚Vereinnahmungspolitik‘ betreiben auch Vertreter der österreichischen Schule: vgl. Lachmann, Ludwig, The Legacy of Max Weber. – London: Heinemann Educational Books 1971; Mardellat, Patrick, Weber’s critical response to theoretical economics, in: The European Journal of the History of Economic Thought, vol.  16, 2009, S.  599–624 (hinfort: Mardellat, Weber’s critical response). 7 Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.131–135; Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  1–21; Kaesler, Dirk, Max Weber. Preuße, Denker, Muttersohn. – München: C. H. Beck 2014 (hinfort: Kaesler, Max Weber), S.  191 ff. und S.  281 ff. 8  Erschienen in der Langfassung als: Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1889 (MWG I/1, S.  109–340; Fassung B). 9  Brief Max Webers an Helene Weber vom 3. April 1894, MWG II/2, S.  523. 10 Vgl. Deininger, Jürgen, Einleitung, in: MWG I/2, S.  1–54, hier S.  1: „geniales Werk“ (Alfred Heuß).

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bestimmten zeitgenössische deutsche agrarwirtschaftliche Probleme Webers Blick in die Vergangenheit stark mit. Aus dieser Zeit, dem Jahr 1891, stammt das Bekenntnis, er sei „ungefähr zu 1/ 3 Nationalökonom geworden“.11 Als Goldschmidt wegen einer Erkrankung als Lehrer ausfällt, muß Privatdozent Weber ab Mai 1892 Teile von dessen Programm an der Universität Berlin übernehmen.12 Nun scheint der Weg in die Rechtswissenschaft vorgezeichnet, im November 1893 bekommt der 29jährige Weber eine außerordentliche Professur für Handelsrecht und deutsches Recht an der Juristischen Fakultät der Berliner Universität. Ab Sommer 1893 aber kann Weber überraschenderweise mit einem Ruf auf einen nationalökonomischen Lehrstuhl an der Universität Freiburg rechnen.13 Friedrich Althoff (1839–1908), Hochschulreferent im preußischen Kultusministerium, versucht, ihn mit dem Extraordinariat und vagen Aussichten auf mehr in Berlin zu halten, doch Weber will der „relativ öde[n] Juristerei“ entkommen.14 Schon Anfang 1892 hatte er an der Auswertung einer großen agrarökonomischen Enquete des Vereins für Socialpolitik mitgewirkt. Weber übernahm den, wie es heißt, „politisch brisantesten Teil“,15 nämlich die Analyse der 2568 Fragebögen zur Lage der Landarbeiter in den ostelbischen Gebieten. Die in großer Eile erstellte, fast 900 Seiten starke Arbeit erschien noch 1892.16 Weber vertritt darin die Meinung, daß durch „innere Kolonisation“ ein starker deutscher Kleinbauernstand geschaffen und so der Gefahr einer Überschwemmung des deutschen Ostens durch polnische Landarbeiter entgegengewirkt werden könne. Die Polen, die Weber – wiederholt in seiner Freiburger Antrittsrede im Mai 1895 – als eine Rasse mit „tiefstehenden phy11  Brief Max Webers an Hermann Baumgarten vom 3. Januar 1891, MWG II/2, S.  229. 12  Vgl. Anhang 1 zur Einleitung: Die Lehrveranstaltungen Max Webers 1892–1903, in: MWG III/1, S.  52–63, hier S.  52 f.; sowie im vorliegenden Band das chronologische Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892–1920, unten, S.  779–781. 13 Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.  210 ff.; Kaesler, Max Weber (wie oben, S.  3, Anm.  7), S.  388 ff. 14  Brief Max Webers an Helene Weber vom 26. Juli 1893, MWG II/2, S.  442. Als Weber nach Verzögerungen den Ruf definitiv erhält, schreibt er am 9. April 1894 seiner Frau Marianne, die Position in Freiburg sei „eine klarere“ als die in Berlin und eine seinen „Interessen wahrscheinlich entsprechendere“, Brief Max Webers an Marianne Weber vom 9. April 1894, MWG II/2, S.  525. 15  Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  6. Auch Max Weber sen. war seinerzeit Mitglied der Kommission des Preußischen Abgeordnetenhauses zur Vorbereitung des Gesetzentwurfs betreffend die Beförderung deutscher Ansiedlungen in den Provinzen Westpreußen und Posen gewesen. Vgl. dazu ebd., S.  6. 16  Vgl. Weber, Max, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. Preußische Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, Brandenburg, Großherzogtümer Mecklenburg, Preußischer Kreis Herzogtum Lauenburg (Provinz Schleswig-Holstein), in: Die Verhältnisse der Landarbeiter in Deutschland, 3.  Band (Schriften des VfSp 55). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892 (MWG I/3).

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sischen und geistigen Lebensgewohnheiten“17 schildert, boten sich mit dem Vordringen einer kapitalistischen Betriebsführung den ostelbischen Junkern vermehrt als Billigkräfte an und drohten die weniger genügsamen deutschen Landarbeiter und Kleinbauern zu verdrängen.18 Weber befürwortet deshalb Maßnahmen, die ihm geeignet scheinen, dieser „Polonisierung“19 entgegenzuwirken, und kommt zu dem sich auch in den Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ findenden Schluß, daß die Geldinteressen des agrarischen Kapitalismus den Lebensinteressen der Nation entgegenstehen.20 Die Landarbeiterstudie und der darauf basierende, im März 1893 gehaltene Vortrag im Verein für Socialpolitik begründeten Webers Ansehen unter den Nationalökonomen. Georg Friedrich Knapp (1842–1926) lobt: Es sei durch „Max Weber eine Monographie über die Arbeitsverhältnisse im Osten herausgekommen, „die alle Leser durch Reichtum der Gedanken und Tiefsinn der Auffassung überrascht hat“.21 Das hat Folgen: Weber wird noch im März 1893 in den Ausschuß des Vereins kooptiert und damit auch für einen nationalökonomischen Lehrstuhl interessant.22 Zudem führt ein zweites Gleis von Berlin nach Freiburg und von der Jurisprudenz zur Nationalökonomie. Spätestens im Februar 1894 beginnt Weber in Berlin mit Arbeiten zum Börsenwesen. Er hatte von Goldschmidt den Auftrag bekommen, für dessen „Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht“ über die „Ergebnisse der deutschen Börsenenquete“ zu berichten. Weber 17 Weber, Max, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (1895), MWG I/4, S.  535–574, hier S.  553; ähnlich: ders., Die ländliche Arbeitsverfassung. Referat und Diskussionsbeiträge auf der Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik am 20. und 21. März 1893, MWG I/4, S.  157–207; ders., Zur Polenfrage, Diskussionsbeitrag auf dem ersten Alldeutschen Verbandstag am 9. September 1894 in Berlin, MWG I/4, S.  715–719. 18  Vgl. auch Weber, Max, Das Polenthum in den deutschen Ostmarken. Vortrag am 13. März 1897 in Freiburg, MWG I/4, S.  819–825, hier S.  821: Man müsse feststellen, „daß niedrige Löhne niedrige Rassen heranziehen. […] Erst ein bestimmtes Lohn-Niveau trägt eine deutsche Existenz.“ 19  Weber, Die ländliche Arbeitsverfassung, MWG I/4, S.  176. 20  Vgl. dazu Max Webers Begründung für seinen Austritt aus dem Alldeutschen Verband im Frühjahr 1899; Brief Max Webers an den geschäftsführenden Verbandsvorsitzenden Ernst Hasse vom 22. April 1899, MWG II/3, S.  658–660. 21  Knapp, Georg Friedrich, Die ländliche Arbeiterfrage. Referat, in: Verhandlungen der am 20. und 21. März 1893 in Berlin abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik über die ländliche Arbeiterfrage und über die Bodenbesitzverteilung und die Sicherung des Kleingrundbesitzes (Schriften des VfSp 58). – Leipzig: Duncker & Humblot 1893, S.  6–23, hier S.  7; dass. zit. bei Weber, Marianne, Lebensbild, S.  136. 22  Radkau, Joachim, Max Weber, Die Leidenschaft des Denkens. – München: Hanser 2005 (hinfort: Radkau, Max Weber), S.  135. Zur Kooptation vgl. das Dankesschreiben von Max Weber an Gustav Schmoller vom 27. März 1893, MWG II/2, S.  328, sowie zur lebenslangen Mitgliedschaft im Verein für Socialpolitik: Aldenhoff-Hübinger, Rita, Einleitung, in: MWG II/2, S.  1–36, hier S.  6.

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setzt offenbar nicht mehr auf eine Karriere als Jurist, sondern ist zum Fachwechsel entschlossen und bereitet sich systematisch darauf vor.23 Der Ruf auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft ergeht dann Anfang April. Weber nimmt rasch an und wird zum 25. April 1894 ernannt.24 Doch auch wenn es nicht der zuweilen behauptete „völlige Wechsel seines eigentlichen Fachgebiets“25 ist, bedeutet die Annahme des Rufs nach Freiburg in der Nachfolge Eugen von Philippovichs (1858–1917) eine enor­ me Herausforderung. Denn der größte Teil des Stoffes will erst noch erobert werden. In einem Brief vom 28. Januar 1895 an Schmollers Mitarbeiter Karl Oldenberg nennt Max Weber sich selbstironisch einen „dilettantenhaften Eindringling“.26 Der kurz zuvor auf ein Freiburger Extraordinariat berufene Gerhart von Schulze-Gaevernitz (1864–1943), dem man Weber vor die „Nase gesetzt“ hatte, findet dessen Berufung weniger angenehm – er hält den Neuling zunächst für einen „Halunken“ und „Dummkopf“.27 Weber zeigt sich bald zufrieden mit seiner Entscheidung. Die National­ ökonomie präsentiert sich ihm als ein offenes und expandierendes Feld. Die „ökonomische Betrachtungsweise“, sagt er in seiner akademischen Antrittsrede im Mai 1895, sei „im Vordringen“: „Sozialpolitik an Stelle der Poli23  Anders: Borchardt, Knut, Einleitung, in: MWG I/5, S.  1–111, hier S.  93: Die Entscheidung, die Aufsatzfolge für Goldschmidts Zeitschrift zu übernehmen, ließe sich „besser verstehen, wenn man annimmt, daß Max Weber noch nicht mit einem Umzug nach Freiburg […] gerechnet hat.“ 24  Zu den Umständen der Berufung vgl. Biesenbach, Friedhelm, Die Entwicklung der Nationalökonomie an der Universität Freiburg i. Br. 1768–1896. Eine dogmengeschichtliche Analyse. – Freiburg i. Br.: Eberhard Albert 1969, S.  200 ff.; sowie Kaesler, Max Weber (wie oben, S.  3, Anm.  7), S.  390 ff. 25  Vgl. Editorischer Bericht zu: Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, in: MWG I/4, S.  537. 26  Brief Max Webers an Karl Oldenberg vom 28. Januar 1895, MWG II/3, 63 f., hier S.  64. Scherzhaft äußert Weber, er höre nun „zum erstenmal“ die „großen nationalökonomischen Vorlesungen“ – und „zwar bei sich selbst“; zitiert nach Weber, Marianne, Lebensbild, S.  213. 27  Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 10. Dezember 1901, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, auch zitiert bei Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  229. Weber hält seinen Kollegen anfangs im Gegenzug für „etwas unentwickelt“. Ständig würde Schulze-Gaevernitz‘ „Angst“ hervortreten, daß Weber womöglich das Bedürfnis habe, ihn „in den Hintergrund zu drängen“. Brief Max Webers an Alfred Weber vom 2. Januar 1895, MWG II/3, S.  46 f. Das Verhältnis bessert sich, nachdem Weber half, ihm 1896 das erhoffte Ordinariat zu verschaffen. Bald teilen beide wichtige volkswirtschaftspolitische Positionen; vgl. Krüger, Dieter, National­ ökonomen im wilhelminischen Deutschland. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983, insbes. S.  20 ff., 29 ff. und S.  43 (hinfort: Krüger, Nationalökonomen); sowie ders., „Max Weber und die ‚Jüngeren‘ im Verein für Sozialpolitik, in: Mommsen/Schwentker, Weber und seine Zeitgenossen (wie oben, S.  2, Anm.  1), S.  98–118 (hinfort: Krüger, Weber und die ‚Jüngeren‘).

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tik, ökonomische Machtverhältnisse an Stelle der Rechtsverhältnisse, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte an Stelle politischer Geschichten […] kurz, um das halb vorwurfsvolle Wort eines juristischen Kollegen zu gebrauchen: wir sind ‚in Mode gekommen‘.“28

2. Max Webers Vorlesungen über Praktische Nationalökonomie Ein Ordinarius für Nationalökonomie bot zu Zeiten Webers im Turnus die seit Karl Heinrich Rau (1792–1870) obligatorischen 4- bis 6-stündigen Hauptvorlesungen über Allgemeine Volkswirtschaftslehre,29 Praktische National­ ökonomie30 und Finanzwissenschaft31 an, dazu Übungen, Praktika, Seminare und einige Spezialvorlesungen. So liest Weber in Ergänzung der Praktischen Nationalökonomie über Agrarpolitik,32 die Arbeiterfrage33 und über Geld, Banken und Börsen.34 Insgesamt liest Professor Weber zwischen 1894 und 1899 zweimal Finanzwissenschaft, sechsmal Theorie und dreimal Politik – letztere im SS 1895 in Freiburg i. Br. und dann in Heidelberg im WS 1897/98 und im WS 1898/99.35 Die Theorie stellte also den „Kern seiner nationalökonomischen Vorlesungstätigkeit dar“. Darin kann – muß aber nicht – eine fachliche Präferenz Webers für die Theorie zum Ausdruck kommen.36 28  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  562. 29  Bei Max Weber heißt es meist „Theoretische Nationalökonomie“ oder auch „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“, vgl. Anhang I zur Einleitung in: MWG III/ 1 S.  55 f. und 60 f. 30  Hier zu verstehen im Sinne von „Volkswirtschaftspolitik“. Weber: „Name – Praktische Nationalökonomie historisch: / üblich, aber veraltet / Wissenschaft von ‚Volkswirtschaftspolitik‘“, unten, S.  127. – Hier und im Folgenden werden bei Zitaten aus den Vorlesungsnotizen die eckigen Klammern weggelassen, wenn es sich um Wortauflösungen des Editors handelt. 31  Weber, Max, Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894–1897, hg. von Martin Heilmann in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll (MWG III/3). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 2017. 32  Vgl. Weber, Max, Agrarrecht, Agrargeschichte und Agrarpolitik. Vorlesungen 1894– 1899, hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger (MWG III/5). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 2008. 33  Vgl. Weber, Max, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895–1898, hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger in Zusammenarbeit mit Silke Fehlemann (MWG III/4). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 2009. 34  Vgl. GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Bl. 166–259; sowie ebd., Bd.  1, Bl. 61–69, Bl. 288, zum Teil ediert unten, S.  506–525 und S.  531–557. 35  Vgl. Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers, unten, S.  779 f. 36  Denn auch institutionelle Gegebenheiten, Hörergelderwartungen, Personalmangel an den Fakultäten sowie private Dispositionen von Fachkollegen, denen sich der Fakultätsneuling Weber häufig unterordnete, spielten eine Rolle – vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  77 ff. Zu beachten sind auch die im Schlußwort, unten, S.  74, Anm.  35, zitierten Zeug-

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Im Sommer 1898 läßt Weber sich für die letzten beiden Semesterwochen aus gesundheitlichen Gründen beurlauben.37 Er pausiert über die Ferien hinaus, beginnt damit seine letzte Vorlesung über Volkswirtschaftspolitik verspätet und quält sich, wie Marianne Weber berichtet, „mühsam bis zum Ende des Semesters“ 1898/99 durch.38 Danach erleidet er einen Zusammenbruch. Sein Zustand verschlechtert sich so sehr, daß er keine Vorlesungen mehr halten kann.39 Weber bittet um Entlassung aus dem Amt. Aber erst mit seinem dritten Gesuch versetzt ihn das Ministerium bei Verzicht auf eine Pension krankheitshalber in den Ruhestand. Zugleich wird ihm eine ordentliche Honorarprofessur ohne Lehrverpflichtung übertragen, und ab dem Wintersemester 1903/04 führt man ihn im Vorlesungsverzeichnis der Universität Heidelberg als inaktiven „ordentlichen Honorar-Professor“ mit dem Zusatz „Liest nicht“.40 Gelesen hat er erst wieder 1918 an der Universität Wien.41 Als Max Weber seine Professur in Freiburg antritt, schätzt er sich selbst, wie er Adolph Wagner gesteht, „auf 9/10 des Gebietes, das ich vertreten soll, als Anfänger“ ein.42 Doch bereits am Ende des dritten Semesters, im Frühjahr 1896, fühlt er sich nach Berichten seiner Frau Marianne „als Herr seines neuen Lehrfachs“. Die Kollegien seien jetzt „sorgfältig disponiert“ und das „strenge Begriffsgerüst“ mit einer „Fülle historischen Wissens umkleidet“. Er „beherrscht“ seine Disziplin und hat „Freude an dem durchsichtigen, streng nisse seiner Freiburger Kollegen Gerhart von Schulze-Gaevernitz und Heinrich Rickert über den politischen Max Weber. 37  Urlaubsgesuch des Professor Max Weber an der Universität Heidelberg an das Großherzogliche Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts vom 16. Juli 1898, MWG II/3, S.  515 f. 38  Weber, Marianne, Lebensbild, S.  250; sowie Brief Max Webers an Marianne Weber vom 26. Juli 1898, MWG II/3, S.  521 ff. mit Editorischer Vorbemerkung, ebd., S.  520, aus der hervorgeht, daß Max Weber seinen Kuraufenthalt im „Konstanzer Hof“ erst am 23. Oktober 1898 beendete. 39  Weber bat schon ab Juli 1898 mehrfach um Dispens; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief Max Webers an Franz Böhm vom 8. April 1903, MWG II/4, S.  45–47, hier S.  46. Zur Erkrankung und deren Auswirkung vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.  239 ff.; Hentschel, Volker, Die Wirtschaftswissenschaften als akademische Disziplin an der Universität Heidelberg 1822–1924, in: Waszek, Norbert (Hg.), Die Institutionalisierung der Nationalökonomie an deutschen Universitäten. – St. Katharinen: Scripta Mercaturae 1988, S.  192–232 (hinfort: Hentschel, Wirtschaftswissenschaften), hier S.  206; Anhang 1 zur Einleitung, in: MWG III/1, S.  57–60, und Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  251 ff. 40  Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 8. April 1903, in: MWG II/4, S.  46. 41  Er hatte dort probehalber eine Professur, übernahm dann aber im April 1919 in München einen Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie. Vgl. Krumeich/Lepsius, Einleitung, in: MWG II/10, S.  13–17. 42  Brief Max Webers an Adolph Wagner vom 14. März 1895, MWG II/3, S.  76 f., hier S.  77.

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gegliederten Aufbau seiner großen Vorlesungen über theoretische und praktische Nationalökonomie“.43 Dieser oft wiederholten Erzählung nach meistert Weber dank seines Genies und „seiner schier unerschöpflichen Arbeitskraft“44 das ihm mit dem Ordinariat aufgegebene volkswirtschaftliche Pensum binnen kurzer Zeit. Das nötigt „Staunen ja, Bewunderung“ ab.45 Jedenfalls steht außer Frage, daß er sich am Ende der Freiburger Zeit den verlangten Stoff tatsächlich erobert hatte. Dafür spricht nicht zuletzt die positive Beurteilung durch die Heidelberger Fakultät, die ihn zur Jahreswende 1896/97 an den Neckar berufen hatte: „Unter den jüngeren Lehrern der politischen Ökonomie nimmt Weber eine ganz besondere Stelle ein“ und verspricht „einer der führenden Männer seines Faches zu werden“, heißt es dort.46 Wie hat er das in der kurzen Zeit geschafft? Darüber, wie Weber sich den nationalökonomischen Stoff erarbeitete, wußte man lange „nur wenig“.47 Das quellenkritische Studium der überlieferten Manuskriptblätter zur „Praktischen Nationalökonomie“ bestätigt ein auch für die „Finanzwissenschaft“48 geltendes Muster. Weber greift zur Erarbeitung seiner Paragraphen im Regelfall zunächst einmal auf die einschlägigen Artikel in den gängigen Handbüchern zurück, die den verzweigten Stoff bereits in übersichtlich komprimierten Einzeldarstellungen darboten. So entpuppen sich Webers Vorlesungsmanuskripte an vielen Stellen im ersten Schritt als ein rasch zusammengestellter Extrakt aus Kompendiumsartikeln und einschlägigen Sammelbänden.49 Im Laufe der Vorbereitung – ob nun bei nochmaliger Durchsicht oder anläßlich der Wiederaufnahme der Vorlesung in einem späteren Semester – überarbeitet er seine Manuskriptblätter immer wieder und übersät sie mit Einschüben, Streichungen, Querverweisen und Randnotizen. So füllt sich das Papier oft bis an den äußersten Rand. Weber beschreibt seine Technik wie folgt: „In Berlin habe ich ein Collegheft nach

43  Weber, Marianne, Lebensbild, S.  214 und S.  241. 44  Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  11; Weber, Marianne, Lebensbild, S.  214: „Seine Arbeitskraft scheint verdoppelt und ist allem gewachsen. Er arbeitet in der Regel bis eine Stunde nach Mitternacht und versinkt dann sofort in tiefen Schlaf.“ 45  Eisermann, Weber und die Nationalökonomie (wie oben, S.  2, Anm.  5), S.  37. 46 Zit. nach Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  204 f. Weber hat Anfang Dezember 1896 den Ruf empfangen und wurde schließlich am 6. Januar 1897 – mit Wirkung zum 1. April 1897 – zum ordentlichen Professor für National­ ökonomie und Finanzwissenschaft in Heidelberg ernannt. Vgl. dazu den Brief Max Webers an den badischen Hochschulreferenten Ludwig Arnsperger vom 15. Dezember 1896, MWG II/3, S.  248–254. 47  Editorischer Bericht zu Weber, Vorlesungen über Allgemeine („theoretische”) Nationalökonomie, MWG III/1, S.  162. 48  Vgl. Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  12. 49  Vgl. dazu den Editorischen Bericht, unten, S.  99 ff.

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Goldschmidt genommen und umgestaltet u. ausgebaut, nach 2 Semestern war es absolut bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet“.50 Webers erster Blick gilt vermutlich meist dem „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ (HdStW). Für die „Praktische Nationalökonomie“ verarbeitet er daraus mehrere Dutzend Artikel. Das „Handwörterbuch“ lieferte in Einträgen von A–Z ebenso zuverlässige wie aktuelle Informationen über fast alle damals im nationalökonomischen Unterricht relevanten Themen. Am Ende der meist kurzen, mitunter allerdings auch bis zu 100 Seiten langen Artikel gab es jeweils eine Zusammenstellung der wichtigsten Literatur. Das „Handwörterbuch“ bot also genau das, was Lehrende wie Lernende brauchten. Die erste Auflage erschien in sechs Bänden und zwei Supple­ment­bänden zwischen 1890 und 1897,51 die zweite Auflage dann ab 1898. Zur Ausrichtung des „Handwörterbuchs“ teilten die Herausgeber im Vorwort mit: „Das ‚Handwörterbuch‘ folgt dem Zuge der auf dem Gebiete der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vorherrschenden Ideenströmung, ohne sich aber in den Dienst irgend einer Partei zu stellen. Es geht nicht von abstrakt-freihändlerischen Grundsätzen aus, sondern will vor allen Dingen in der wissenschaftlichen Betrachtung der konkreten Thatsachen die Lösung der schwebenden Fragen suchen.“52 Mit anderen Worten: Man fühlte sich dem Forschungsprogramm der Historischen Schule verbunden. Ähnlich stand es um die meisten Beiträge des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, ab 1882 herausgegeben von Gustav von Schönberg (1839–1908) in Verbindung mit rund 20 Mitarbeitern, darunter August Meitzen und Adolph Wagner.53 Schönberg hatte sein Handbuch allerdings weniger als eine Enzyklopädie denn als ein systematisches Lehrbuch konzipiert.54 Es umfaßte nicht, wie das „Handwörterbuch“, etwa zweitausend, 50  Vgl. Brief Max Webers an Alfred Weber vom 29. Juli 1904, MWG II/4, S.  254 f., hier S.  255. 51  Weber liefert drei Artikel: „Börsenwesen. (Die Vorschläge der Börsenenquetekommission.)“, in: HdStW1, 1. Supplementband (1895), S.  214–252 (MWG I/5, S.  553–590); „Agrarverhältnisse im Altertum“, ebd., 2. Supplementband (1897), S.  1–18 (MWG I/6, S.  128–227, Fassung A); „Börsengesetz“, ebd., S.  222–246 (MWG I/5, S.  779–869). 52  Vgl. Vorwort der Herausgeber, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, hg. von Johannes Conrad, Ludwig Elster, Wilhelm Lexis, Edgar Loening, Erster Band, 1.  Aufl. – Jena: Gustav Fischer 1890, S. IIIf., hier S. III. 53  Erschienen bei Laupp in Tübingen, und zwar zunächst in zwei Bänden: „Volkswirtschaftslehre“ und „Finanzwissenschaft“. Ab der zweiten Auflage (1885/86) teilte der Verlag die „Volkswirtschaftslehre“ in zwei Bände, mit der 4. Auflage (1896–98) zudem den zweiten Band der „Volkswirtschaftslehre“ in zwei Halbbände. 54  Weber sollte nach dem Tod Schönbergs das „Handbuch“ in stark veränderter Form fortführen. Dabei war es ein Wunsch des Verlegers Siebeck, den Lehrbuchcharakter noch stärker hervortreten zu lassen. Der erste Band des Sammelwerks erschien erst 1914, nun aber unter dem Titel „Grundriß der Sozialökonomik“. Weber brachte das Sammelwerk nicht mehr zum Abschluß. Vgl. Schluchter, Wolfgang, Entstehungsgeschichte, I. Vom „Schönberg“ über das „Handbuch der politischen Ökonomie“ zum „Grundriß der Sozial­

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sondern nur einige Dutzend Artikel. Die einzelnen Beiträge fielen dafür erheblich länger aus.55 Weber benutzt die dritte (1890/91) und die vierte Auflage (1896/98) des „Schönberg“. Unter den Fachzeitschriften bevorzugt Weber für die „Praktische Nationalökonomie“ Schmollers „Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich“ sowie Conrads „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“, 1891–97 herausgegeben von Wilhelm Lexis (1837–1914). Häufig zieht Weber Beiträge aus den „Schriften des Vereins für Socialpolitik“ (Vorsitzender ab 1890: Schmoller) und aus den von Schmoller herausgegebenen „Staats- und socialwissenschaftlichen Forschungen“ heran; auch aus den ab 1897 von Max Weber selbst zusammen mit Schulze-Gaevernitz, Carl Johannes Fuchs (1863–1934) und Heinrich Herkner (1863–1932) herausgegebenen „Volkswirtschaftlichen Abhandlungen der badischen Hochschulen“.56 Schließlich gibt es einige Kollegen, deren Arbeiten Weber für seine Vorlesung offenbar für besonders geeignet hält. Jedenfalls tauchen ihre Namen immer wieder auf. Dazu gehören: Wilhelm Lexis, Wilhelm Stieda (1852–1933),57 Karl Rathgen (1856–1921),58 Eugen von Philippovich,59 Werner Sombart (1863–1941),60 ökonomik“. Max Weber als Organisator und Redakteur des Sammelwerks, in: MWG I/24, S.  1–47. 55 So die von Weber gründlich rezipierten Beiträge zur Gewerbepolitik: Schönberg, Gustav von, XXI. Gewerbe. 1. Teil, in: Handbuch der politischen Ökonomie, hg. von dems., 3.  Aufl., Band 2: Volkswirtschaftslehre. – Tübingen: H. Laupp 1891, S.  419–630, und ders., XXII. Gewerbe. 2. Teil: Die gewerbliche Arbeiterfrage, ebd. 1891, S.  631–778 (Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage). 56  Vgl. Weber, Über die Schriftenreihe „Volkswirtschaftliche Abhandlungen“, MWG I/4, S.  674–677. 57  Vor allem deren zahlreiche Artikel aus dem „Handwörterbuch“. 58  Rathgen hatte von 1882–90 an der Universität Tokio gelehrt und war dort als Berater des japanischen Ministeriums für Landwirtschaft und Handel tätig gewesen. Seine Schriften nährten u. a. Webers Interesse am Fernen Osten, das sich in der „Praktischen Nationalökonomie“ schon früh zeigt. Vgl. unten, S.  465–476: „Der Eintritt Ostasiens in den occidentalen Culturkreis“ und unten, S.  476 f.: „Neuste Phase der ostasiatischen Handels­ politik“. 59  Das Lehrbuch von Philippovich, Eugen, Allgemeine Volkswirthschaftslehre (Grundriß der Politischen Ökonomie, Band 1). – Freiburg, Leipzig und Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1893, ²1897 (hinfort: Philippovich, Volkswirthschaftslehre I1 bzw. I2), wirkte stark auf Webers Theorie-Vorlesung (vgl. Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  21 und die Synopse in Anhang 4, ebd., S.  69 ff.). In der „Praktischen Nationalökonomie“ ist Webers Freiburger Vorgänger vergleichsweise weniger präsent, schon deshalb, weil dessen Volkswirtschaftspolitik (Philippovich, Eugen, Volkswirtschaftspolitik, in: ders., Grundriß der Politischen Ökonomie, Band 2, in 2 Halbbänden, ebd.) erst 1899, resp.  1907 erschien (hinfort: Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I² bzw. II²). 60  Weber hatte seinen „verehrten Freund und Kollegen“ Sombart in den Jahren 1896/97 auch als seinen Nachfolger in Freiburg präferiert; vgl. Brief Max Webers an Werner Sombart vom 8. Februar 1897, MWG II/3, S.  287–289.

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Gustav Schmoller, Adolph Wagner und der ein Jahr jüngere Walther Lotz (1865–1941), „eine Art volkwirtschaftlicher Mentor“ Webers in dessen Berliner und frühen Freiburger Zeit.61 Aus den genannten Quellen stammt rund die Hälfte der für die „Praktische Nationalökonomie“ nachweislich verarbeiteten Literatur. Aus dieser Sicht wird der Umfang des bewältigten Stoffes fast überschaubar. Folgt man den Angaben im Manuskript, dann fehlt allerdings häufig der Verweis auf die tatsächlich benutzten Kompendiumsartikel. Stattdessen gibt Weber die Titel vertiefender Standardwerke an.62 Auch viele Zitate, die er im Manuskript notiert, sind nicht dem Original entnommen, sondern stammen aus den ungenannt bleibenden Sekundärquellen.63 Weber trieb seine schriftlichen Vorbereitungen nie so weit, daß er „Texte hätte in des Wortes Bedeutung ‚vorlesen‘ können.“64 Der Sinnzusammenhang der Stichworte muß erst hergestellt werden – für Dritte ohne Kenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge und/oder der zugrundeliegenden Literatur ist dies eine oft unlösbare Aufgabe. Für den Dozenten Weber aber wurde damit jede Kollegstunde zur „freie[n] Schöpfung“. Positiv gewendet, gewährt das Manuskript genügend Raum für „das Eruptive seiner Kreativität“, was seiner Natur entgegenkam.65 Aber die Sache hat einen Haken: Weber muß sich auf spontane Einfälle verlassen können. Aus den Briefen Marianne Webers geht auch hervor, daß Max sich schon in Freiburg darum sorgte, ob „ihm im Kolleg die Sprache zu Gebote stünde“.66 Diese Sorge steigert sich im Verlauf seiner Erkrankung zur lähmenden Angst. So muß 61  Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  52, 100 f.; vgl. auch Weber, Marianne, Lebensbild, S.  147 f. Doch bereits als es Ende 1896 darum geht, seine eigene Nachfolge in Freiburg zu bestellen, hegt Max Weber Vorbehalte gegen den auf der Fakultätsliste hinter Werner Sombart und Carl Johannes Fuchs plazierten Brentano-Schüler Lotz. Vgl. Brief Max Webers an Carl Johannes Fuchs vom 2. März 1897, MWG II/3, S.  295 f.: Lotz bleibe „als Ordinarius ganz derselbe[,] was er als Extraordinarius neben Brentano ist – eine Null und B[rentano]’s Handlanger“ (ebd., S.  296). 62 Seine Literaturangaben entsprechen nicht selten denen der benutzten Kompendiumsartikel; vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  99 mit Anm.  47. 63  Die Editionsregeln verlangen den Nachweis der Originalquelle. Das führte in der Konsequenz allerdings zu einer Art von Hochstapelei. Deshalb hat der Editor im edierten Text bzw. zu Datierungszwecken in den Editorischen Vorbemerkungen häufig auch auf die von Weber vermutlich tatsächlich genutzte, aber im Manuskript nicht genannte Sekundärquelle hingewiesen und diese mit E im Literaturverzeichnis aufgenommen. 64 Vgl. Editorischer Bericht zu: Weber, Vorlesungen über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“, in: MWG III/1, S.164. 65  Weber, Marianne, Lebensbild, S.  248 f. und 241: Er „überläßt […] sich in freier Rede den Eingebungen des Augenblicks […]. Jedes Kolleg scheint frisch aus der Werkstatt seines Geistes hervorzugehen“; sowie Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  186. 66  Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 11. Mai 1895; Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.

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Weber seine Heidelberger „Praktische Nationalökonomie“-Vorlesung im WS 1898/99 zeitweise aussetzen. Er fürchtet nun eine „Sprech-Unfähigkeit […] die Nerven versagen und mir vergehen dann beim Blick auf mein Collegheft einfach die Sinne.“67 Was Weber also tatsächlich in der „Praktischen Nationalökonomie“ seinen Studenten vorgetragen hat, bleibt ungeachtet aller editorischen Mühen im Dunkeln, zumal leider keine Vorlesungsmitschriften oder andere geeignete Aufzeichnungen überliefert sind.68 Trotz der chaotischen Anmutung der nachgelassen Stichwortmanuskripte haben die ersten Bearbeiter der Abteilung III der MWG dem Urteil Marianne Webers beigestimmt, daß die Vorlesungen „stets sorgfältig disponiert“ gewesen seien.69 Im Falle der Agrarpolitik und der Arbeiterfrage habe Weber, so berichtet Rita Aldenhoff-Hübinger, schon zu „Semesterbeginn einen Gesamtplan“ angelegt.70 Im Sommer 1898 in Heidelberg verteilt Weber mit Beginn der „Allgemeinen Nationalökonomie“ sogar einen gedruckten „Grundriß“, eine feine Gliederung seiner Hauptvorlesung, ergänzt mit Literaturempfehlungen zu den einzelnen Paragraphen.71 Im Falle der „Praktischen Nationalökonomie“ fehlt eine von Weber gefertigte Gliederung. Es gibt lediglich eine „Vorbemerkung“ zu „Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie“, die einen groben Vorlesungsplan enthält. Weber skizziert dort die von ihm in dieser Vorlesung regelmäßig 67  Brief Max Webers an Helene Weber vom 13. April 1899, MWG II/3, S.  654–656, hier S.  655; ähnlich Weber, Marianne, Lebensbild, S.  248 f. 68 Die Suche nach Mitschriften der „Praktischen Nationalökonomie“ blieb vergebens, trotz eines Hinweises darauf, daß Marianne Weber, die im Winter 1897/98 die Vorlesung bei ihrem Mann gehört und vermutlich auch mitgeschrieben hat (vgl. Briefe von Marianne Weber an Helene Weber vom 13. Oktober und vom 6. November 1897, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446). Max Weber hatte seine Frau während seines Aufenthaltes im Konstanzer Sanatoriums brieflich aufgefordert: „Bitte bring mir […] Dein Collegheft über Praktische National-Ökonomie“ mit. Brief Max Webers an Marianne Weber vom 24. August 1898, MWG II/3, S.  573 f. 69 Weber, Marianne, Lebensbild, S.  241; vgl. auch Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, in: MWG III/5, S.  54; Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  32, und Editorischer Bericht, ebd., S.  164. Zweifel daran wecken die Zeugnisse mancher Hörer. Webers Freiburger Doktorand Robert Liefmann sagt über Webers Kollegien: Sie seien „wie immer, ganz unsystematisch“ gewesen (zit. nach Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  32). Ähnlich berichtet seine Hörerin Else von Richthofen: „Max lasse ‚seine Hörer allmählich in einem Meer von über sie ausgeschüttetem Wissen ersaufen‘ ‚zum Zorn von Marianne‘ […]“ (zit. nach Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  188). 70  Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, in: MWG III/5, S.  54 f.; dies., Einleitung, in: MWG III/4, S.  44. 71 Weber, Max, Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine („theoretische“) Natio­ nalökonomie, MWG III/1, S.  81–117. Im Nachlaß fanden sich zudem zwei ausformulierte Paragraphen, die Weber wohl zu einem Lehrbuch über Allgemeine Nationalökonomie erweitern wollte; vgl. Weber, Max, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  118–134.

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behandelten „Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik“,72 also die Bevölkerungs-, Handels-, Verkehrs- und Gewerbepolitik, die er an anderer Stelle als die Bücher 2 bis 5 bezeichnet.73 Für das Wintersemester 1898/99 kündigte Weber überdies als weiteren Hauptzweig die Agrarpolitik an, die er zuvor stets parallel zur „Praktischen Nationalökonomie“ als Spezialvorlesung gehalten hatte.74 Für dieses 6. Buch benutzte er Notizen aus eben jener Spezialvorlesung. Dieser Manuskriptbestandteil wurde deshalb im Zusammenhang seiner agrarpolitischen Vorlesungen ediert.75 Den Hauptzweigen stellt er im 1. Buch eine umfangreiche, historisch-systematische Untersuchung der „wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen“ voran. Es bildet zusammen mit der erwähnten „Vorbemerkung“ den „1. Historische[n] und allgemeine[n] Teil.“ Eine Bezeichnung „2. Teil“ fehlt zwar im Manuskript, aber die Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik bilden diesen 2., speziellen Teil der „Praktischen Nationalökonomie.“ Die Bücher 1–3 sind fortlaufend in dreizehn Paragraphen unterteilt. Danach bricht die konsistente Paragraphenzählung ab. Die systematische Überarbeitung der nachfolgenden Bücher 4 und 5 für seine letzte Heidelberger Vorlesung 1898/99 hat Max Weber in diesem von Krankheit gezeichneten Semester nicht mehr zu Ende gebracht.76 Insgesamt gilt: Neben den Schwierigkeiten, Webers Handschrift zu entziffern, war die Herstellung einer sachgerechten Ordnung der Aufzeichnungen eine große Herausforderung für die Edition. Im strengen Sinne können, wie Borchardt anläßlich der Edition der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre sagt, die Vorlesungen in der gedruckten Gestalt „nicht als ein ‚Werk‘ Max Webers bezeichnet werden. Das Edierte ist – notgedrungen – ein Konstrukt, eine Komposition des Herausgebers.“77

72  Vgl. unten, S.  129 ff. 73  Vgl. unten, S.  289 f. 74  Vgl. auch den Editorischen Bericht, unten, S.  86. 75  In: MWG III/5, S.  197 ff. sowie S.197–202; vgl. dazu die Ausführungen im Editorischen Bericht, ebd., S.  52 ff., 56 f., und in der Editorischen Vorbemerkung, ebd., S.  190. 76  Vgl. den Editorischen Bericht, unten, S.  87. 77  Borchardt, Knut, Max Webers Vorlesungen zur Allgemeinen bzw. Theoretischen Nationalökonomie 1894–1898, Manuskript (hinfort: Borchardt, Webers Vorlesungen), hier S.  6; zugleich unveröffentlichte Originalfassung zu: Borchardt, Knut, Os cursos de Max Weber. Economia politica geral ou teórica (1894–98), in: Tempo Social, revista de sociologica da usp, vol.  24, 2012, S.  37–60.

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3. Praktische Nationalökonomie (Volkswirtschaftspolitik) in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts 3a) Volkswirtschaftspolitik als systematische Wissenschaft Als der erste Band des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ im Jahre 1890 erschien, verteidigten die Herausgeber die vorgenommene Einschränkung des Gegenstandes auf die „wirtschaftlichen und sozialen“ Fächer. Man sei sich „wohl bewußt,“ daß gegen diese enge Auslegung der Staatswissenschaften „Einspruch erhoben werden könnte“. Hätte man doch, etwa im Vergleich zu Robert von Mohls (1799–1875) „Encyclopädie der Staatswissenschaften“,1 viele Wissenszweige ausgeschieden, wie die allgemeine Staatslehre, das öffentliche Recht, das Verfassungs-, Verwaltungs- und Völkerrecht, die Politik und die Staatsgeschichte.2 Andere gingen noch einen Schritt weiter. Hans von Scheel (1829–1901) meinte in Schönbergs „Handbuch der Politischen Ökonomie“, daß der „oft gebrauchte Ausdruck ‚Staatswissenschaft‘“ für die Ökonomie einerseits „viel zu weit“ reiche, denn diese umfasse auch nicht wirtschaftliche Staatstätigkeiten. Andererseits aber sei er „viel zu enge“, weil nur für den staatswirtschaftlichen Teil der ökonomischen Probleme anwendbar. Scheel lehnte deshalb den Begriff „Staatswissenschaft“ ab und bevorzugte „Politische Ökonomie“, wahlweise „Sozialökonomie“.3 So belegen die beiden damals wichtigsten nationalökonomischen Nachschlagewerke, das „Handwörterbuch“ und der „Schönberg“, sowohl einen Prozeß der fachlichen Ausdifferenzierung der Staatswissenschaften als auch den Weg der Volkswirtschaftslehre zu einer eigenständigen Wissenschaft. Letzter reichte bis ins 20. Jahrhundert, und seine Etappen spiegelten sich (verzögert) in den wechselnden Benennungen des „Handwörterbuchs“ wider: „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ (1890  ff.), „Handwörterbuch der Sozialwissenschaften“ (1956 ff.) und „Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft“ (1972 ff.). Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts sind die meisten der dem ökonomischen Unterricht dienenden Lehrstühle an deutschen Universitäten als 1 Mohl, Robert von, Encyclopädie der Staatswissenschaften. – Tübingen: H. Laupp 1859. 2  Vorwort der Herausgeber, in: HdStW1, Band 1, 1890, S. III. Die angesprochenen, ausgeschiedenen Wissenszweige finden sich noch im Namen einer der wichtigsten deutschen nationalökonomischen Fachzeitschriften, nämlich in dem seit 1881 von Schmoller herausgegebenen „Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich“. 3  Scheel, Hans von, Die Politische Ökonomie als Wissenschaft, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, hg. von Gustav von Schönberg, 3.  Aufl., Band 1. – Tübingen: H. Laupp 1890, S.  69–110 (hinfort: Scheel, Politische Ökonomie), hier S.  70 ff.

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solche der „Staatswissenschaften“ ausgewiesen worden. Der Ausdruck war damit gewissermaßen „amtlich“. Das geschah, so die Herausgeber des „Handwörterbuchs“, nicht zufällig zu einer Zeit, als die „Auffassung der wirtschaftlichen Rolle des Staates eine neue Wendung genommen“ hatte.4 Eine Anspielung darauf, daß die Wirtschaftslehre in Deutschland nach einer längeren liberalen Periode5 mit dem Aufkommen der jüngeren Historischen Schule und der Gründung des Vereins für Socialpolitik 1872 wieder zu einer aktiveren Auffassung von der Rolle des Staates im Wirtschaftsleben zurückgefunden hatte. Diese neue alte Auffassung knüpfte an die Tradition des Kameralismus an, einer deutsch-österreichischen Spielart des Merkantilis­ mus, die ihre Blüte im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus erlebt hatte. Im Kameralismus bestand das wirtschaftspolitische Ziel darin, mit Hilfe einer gut ausgebildeten Verwaltung die nach dem Dreißigjährigen Kriege entvölkerten und ökonomisch darniederliegenden deutschen Länder wiederaufzubauen, den Wohlstand der Bürger zu mehren und auf diesem Wege den Staatsschatz oder das Säckel der regierenden Fürsten zu füllen. Allerdings erstarrte damals, wie man später meinte, die wissenschaftliche Untersuchung wirtschaftlicher Fragen „zu einer praktischen Wirthschaftskunde insbesondere vom Standpunkt des mit der Verwaltung staatlicher Wirthschaftsbetriebe betrauten Beamten“.6 Im 19. Jahrhundert galt: Wer in den deutschen Landen als Student Nationalökonomie belegte, tat dies zumeist, weil er als Jurist und/oder als Finanzbeamter (Kameralist) in den Staatsdienst treten wollte. Deshalb bewegte nicht zuletzt der Ruf nach einer harmonisierten Beamtenausbildung Landesministerien dazu, die wirtschaftlichen Fächer mit den rechtlichen in einer Fakultät zu vereinigen.7 Unter den Ökonomen war die Meinung geteilt.8 4  Vorwort der Herausgeber, in: HdStW1, Band 1, 1890, S. III. 5  Vgl. Streissler, Erich, Der Wirtschaftsliberalismus in Mitteleuropa: Umsetzung einer wirtschaftspolitischen Grundkonzeption?, in: Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theo­rie XVI. Die Umsetzung wirtschaftspolitischer Grundkonzeptionen in die kontinentaleuropäische Praxis des 19. und 20. Jahrhunderts, I. Teil, hg. von dems. (Schriften des VfSp 115/XVI). – Berlin: Duncker & Humblot 1997 (hinfort: Streissler, Studien XVI), S.  81– 127 (hinfort: Streissler, Wirtschaftsliberalismus), hier S.  104: Wenn man bedenke, daß Roscher „in der Substanz seiner Argumente“ sich kaum weniger „verkehrsfreiheitlich“ erwies als Rau, dann könne man festhalten, daß „die deutschsprachige wirtschaftspolitische Orthodoxie während der ersten drei Viertel des 19. Jahrhunderts erstaunlich liberal war“. 6  Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I² (wie oben, S.  11, Anm.  59), S.  20. 7  Vgl. Kirsch, Ludwig, Das kameralistische Studium im Großherzogtum Baden, zugleich unter Angabe der bezüglich der Ausbildung für den Finanzdienst in Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen und in Elsaß-Lothringen, in: Finanzarchiv, 4. Jg., Band 1, 1887, S.  1–80. 8  Vgl. Hasbach, Wilhelm, Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, in: Jahrbuch für Gesetzgebung; Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 23. Jg., 1899, S.  139–171; Cohn, Gustav, Über die Vereinigung der Staatswissenschaften mit den Ju-

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So sprach sich der seit 1822 in Heidelberg lehrende Karl Heinrich Rau (1792–1870), bald der einflußreichste deutsche Lehrer der Volkswirtschaft seiner Zeit, mehrfach gegen eine Zusammenlegung aus. Er befürchtete eine damit einhergehende Absenkung der nationalökonomischen Anforderungen im Studium.9 Das Spannungsfeld zwischen den Anforderungen einer Disziplin, die sich anschickte, eine eigene, allgemeine Wissenschaft zu werden, und einer „Kunstlehre der Beamten-Juristen“10 beförderte schließlich die für den deutschen Lehrbetrieb – im Gegensatz etwa zum englischen – eigentümliche Trennung zwischen der theoretischen Volkswirtschaftslehre und den angewandten, praktischen Teilen. Diese Spaltung wird meist auf den Einfluß Raus im Übergang vom Kameralismus zur deutschen Klassik zurückgeführt.11 Rau teilte das Fach in Allgemeine Volkswirtschaftslehre, Volkswirtschaftspflege (Volkswirtschaftspolitik) und Finanzwissenschaft (Kameralwissenschaft i. e. S.).12 Diese Praxis leuchtete schon aus Gründen der Notwendigkeit einer „Stoffverteilung“ ein und wurde allmählich an den deutschen Universitäten üblich.13 In der Allgemeinen Lehre wurde nun weitgehend das Smith’sche Konzept der freien Marktallokation entfaltet, in der Volkswirtschaftspolitik aber herrschte, wie gehabt, eine staatswissenschaftliche Denkungsart vor.14 ristenfakultäten, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 75, 1900, S.  755–769. 9  Vgl. Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  216 ff. 10  Priddat, Birger, Volkswirthschaftspolizei bzw. -politik als Kunstlehre der Beamten-Juristen. Zur Theorie und Praxis der ‚angewandten Volkswirthschaftslehre‘ im frühen deutschen 19. Jahrhundert, in: Streissler, Studien XVI (wie oben, S.  16, Anm.  5), S.  17–42 (hinfort: Priddat, Volkswirthschaftspolizei). 11 Vgl. Schmoller, Gustav, Volkswirtschaft, Volkswirtschaftslehre und -methode, in: HdStW2, Band 7, 1901, S.  543–580 (hinfort: Schmoller, Volkswirtschaft²), hier S.  546–548. Rau verstand sich selbst als Verfechter der von England und Frankreich nach Deutschland vordringenden klassischen Nationalökonomie, andere aber sagen von ihm, er sei eher der letzte „namhafte kameralistische Enzyklopädist“ gewesen; so: Hentschel, Volker, [Artikel] Rau, Carl Daniel Heinrich, in: Neue Deutsche Biographie, Band 21, 2003, S.  193 [Onlinefassung; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118787942.html, 3.4.2019]. 12  Vgl. Rau, Karl Heinrich, Lehrbuch der politischen Ökonomie. – Leipzig, Heidelberg: Winter, Band 1: Grundsätze der Volkwirthschaftslehre, ebd. 1826 (8.  Aufl. 1869); Band 2: Grundsätze der Volkswirthschaftspflege mit Rücksicht auf bestehende Staatseinrichtungen, ebd. 1828; ab der 2.  Aufl. 1839: Grundsätze der Volkswirthschaftspolitik mit anhaltender Rücksicht auf bestehende Staatseinrichtungen (wenn nicht anders vermerkt, zitiert nach der 5., verm. und verb. Auflage in zwei Abtheilungen 1862/63; hinfort: Rau, Volkswirthschaftspolitik I5, II5); Band 3: Grundsätze der Finanzwissenschaft, ebd. 1837 (6.  Aufl. 1871). Zur „Systematik der Fachgebiete Nationalökonomie und Finanzwissenschaft“ in der Folge Raus vgl. auch Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  19–21. 13  Scheel, Politische Ökonomie (wie oben, S.  15, Anm.  3), S.  74; Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  195. 14  Priddat, Volkswirthschaftspolizei (wie oben, S.  17, Anm.  10), S.  18 f. Schmoller, Volkswirtschaft² (wie oben, S.  17, Anm.  11), S.  547: Diese „Scheidung entsprach einerseits der

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Das glich einem unmöglichen Spagat. Denn Adam Smith und seine Anhänger spürten nicht nur ökonomische Gesetze auf, sie legten zudem dar, daß die Beachtung jener Gesetze volkswirtschaftspolitisch eine strikte Abkehr von den staatswirtschaftlichen Grundsätzen des Merkantilismus bzw. Kameralismus bedingte. Nach dem Prinzip des Laissez-faire zeitigte die Verfolgung des individuellen wirtschaftlichen Eigennutzes in der Regel auch das größte Gemeinwohl. Ein staatliches Eingreifen in den Wirtschaftsprozeß wäre nicht nur unnötig, sondern meist kontraproduktiv. Auch nach Meinung Raus sollte die Staatsgewalt „darauf verzichten, die ganze Erzeugung, Vertheilung und Verzehrung der Sachgüter in einem Volke durch Befehle und Verbote zu beherrschen“, aber sehr wohl da „eingreifen, wo ohne ihren Beistand ein wichtiger volkswirtschaftlicher Erfolg“ nicht erreicht werden würde.15 Rau erklärte solch ein Marktversagen mithilfe, modern gesprochen, externer Effekte, die eine Diskrepanz zwischen privaten und sozialen Kosten bewirkten, und stellte auf diesem Wege einen systematischen Zusammenhang zwischen Allgemeiner und Praktischer Nationalökonomie her.16 Denn in Fällen eines Marktversagens blieb der Beamtenstaat mitsamt seinem kameralistischen Instrumentarium gefordert und seine Darstellung blieb wiederum der Praktischen Nationalökonomie vorbehalten. Folgt man der 1899 erstmals erschienenen „Volkswirthschaftspolitik“ Philippovichs, war Rau nicht nur der erste, sondern auch bis dahin der letzte, der in Deutschland eine „wissenschaftliche Darstellung der Wirtschaftspolitik“ in „zusammenfassender Weise“ versucht hatte.17 Die Erklärung dafür sehen wir darin, daß die deutsche Nationalökonomie unter dem wachsenden Einfluß der Historischen Schule die Untersuchung des Wirkens allgedamaligen Modevorstellung, die man den Engländern entnommen, dass es eine von Staat und Verwaltung gänzlich unabhängige natürliche Volkswirtschaft gäbe, und sie gestattete die saubere logische, überwiegend abstrakte Formulierung der Lehrsätze über Wert, Preis und Einkommensverteilung; sie kam andererseits dem Bedürfnis entgegen, aus der alten verwaltungsrechtlichen und technologischen Kameralistik dem Studierenden das Nötige über Landwirtschaft und Gewerbe und ihrer staatlichen Pflege gesondert und im Zusammenhang zu sagen“. 15  Rau, Volkswirthschaftspolitik I5 (wie oben, S.  17, Anm.  12), S.  5. 16  Streissler, Wirtschaftsliberalismus (wie oben, S.  16, Anm.  5), S.  99. Streissler hält ihn für den ersten Ökonomen überhaupt, der „eine Theorie der allgemeinen Wirtschaftspolitik“ vortrug, die „auf einem klaren einheitlichen Prinzip“ beruhte. 17 Philippovich, Volkswirthschaftspolitik I² (wie oben, S.  11, Anm.  59), S.  20. Es habe nach Rau nur Bearbeitungen der einzelnen Zweige der Volkswirtschaftspolitik gegeben, ohne daß „das Verhältnis der einzelnen Erwerbszweige zu einander, ihre Stellung im Ganzen der Volkswirthschaft und ihre Bedeutung für diese“ deutlich geworden wären. Philippovich gliederte seine „Volkswithschaftspolitik“ deshalb nicht nach Erwerbszweigen, „sondern nach einer Scheidung allgemeiner Art“, nämlich „nach den Gesichtspunkten der Organisations-, Produktions- und Einkommenspolitik“. Mit der 4. Auflage 1908 nahm er davon dann wieder Abstand und gliederte im wesentlichen nach den üblichen Erwerbszweigen.

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meiner Prinzipien in der Wirtschaft vernachlässigt und sich dafür der empirischen Detailforschung hingegeben hatte. Schmoller etwa meinte, man wisse derweil auf allen Feldern noch viel zu wenig, um ein „System“ ausbilden zu können.18 Bis in die Zeit Webers blieben die Abschnitte zur Praktischen Nationalökonomie „in ihrer deskriptiven Vordergründigkeit“ damit, „was sie schon im Kameralismus gewesen waren: zeit- und ortsgebundene Erfahrungssätze, praktisch-technische Handlungsanleitungen sowie privatwirtschaftliche und wirtschaftspolitische Klugheitslehren“.19 Eine Frage also, auf die wir zurückkommen müssen, ist, inwieweit Weber es unternimmt, System und echte Wissenschaft in die Sache zu bringen. 3b) Das Zeitalter der Sozialpolitik Werner Sombart hat am Ende des 19. Jahrhunderts von einem „Zeitalter der Sozialpolitik“ gesprochen.20 Dieses begann kurz nach der Reichsgründung, als Schmoller im Oktober 1872 seine Kollegen in Eisenach zur Bildung einer neuen deutschen Volkswirtschaftslehre aufrief, die sich endlich den sozialen Problemen der Zeit widmen sollte.21 Auch Wilhelm Roscher (1817–94), Knies, Knapp, Schönberg, Wagner, Erwin Nasse (1829–90) und Lujo Brentano (1844–1931) waren von Anfang an dabei. Der 1872 in Rivalität zu dem seit 1858 bestehenden, wirtschaftsliberalen „Kongreß deutscher Volkswirte“22 aus der Taufe gehobene Verein für Socialpolitik entwickelte

18  Schmoller, Gustav, [Rezension von:] Gustav Schönberg, Handbuch der Politischen Ökonomie, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 6. Jg., 1882, S.  1379–1387; dagegen: Wagner, Adolph, Systematische National­ ökonomie, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 12, 1886, S.  197–252. 19  Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  196. 20  Sombart, Werner, Ideale der Sozialpolitik, in: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Band 10, 1897, S.  1–48 (Sombart, Ideale der Sozialpolitik), hier S.  3; Amonn, Alfred, Sozialpolitik als Wissenschaft, in: Schmollers Jahrbuch, 50. Jg., 1926, S.  417– 458, hier S.  423, umfaßte mit diesem Begriff gar das halbe Jahrhundert bis zur sog. „Krise der Sozialpolitik“ Anfang des 1920er Jahre; vgl. Janssen, Hauke, Nationalökonomie und Nationalsozialismus. Die deutsche Volkswirtschaftslehre in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, 4.  Aufl. – Marburg: Metropolis 2012, S.  240–252. 21  Vgl. Schmoller, Gustav, Eröffnungsrede zur Gründung des Vereins für Socialpolitik am 8. Oktober 1872, in: ders., Historisch-ethische Nationalökonomie als Kulturwissenschaft. Ausgewählte methodologische Schriften, hg. und eingeleitet von Heino Heinrich Nau. – Marburg: Metropolis 1998 (hinfort: Schmoller, Historisch-ethische Nationalökonomie), S.  67–74 (hinfort: Schmoller, Eröffnungsrede), hier S.  71 ff. Außerdem: Boese, Franz, Geschichte des Vereins für Sozialpolitik 1872–1932 (Schriften des VfSp 188). – Berlin: Duncker & Humblot 1939 (hinfort: Boese, Verein). 22  Vgl. Hentschel, Volker, Die deutschen Freihändler und der volkswirtschaftliche Kongreß 1858–1885. – Stuttgart: Klett 1975.

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sich bald zur richtungsbestimmenden Kraft innerhalb der deutschen Nationalökonomie. Die „soziale Frage“ wurde zunächst häufig gleichgesetzt mit der „Arbeiterfrage“ und zielte auf die Lage der Lohnarbeiter, und zwar „in ökonomischer, moralischer und sozialer Hinsicht.“23 Die Not zu Reformen resultierte aus einer Periode stürmischer Industrialisierung und einer schnell wachsenden Bevölkerung, deren Überschuß aus dem ländlichen Raum in die Städte und Industriegebiete strömte. Die Arbeiterklasse sah sich in einer früher kaum geahnten Unsicherheit der wirtschaftlichen und sozialen Existenz, und es klaffte, wie selbst liberale Ökonomen zugaben, ein „Gegensatz zwischen Fortschritt und Armut“, „der wie ein Hohn zu der Lehre von der Harmonie“ paßte.24 Deshalb und aus Angst vor der aufkommenden Sozialdemokratie formierte sich der Gedanke der sozialen Reform. Der Verein für Socialpolitik verfolgte also eine doppelte Stoßrichtung, er wandte sich zum einen gegen den klassischen Wirtschaftsliberalismus, zum anderen gegen den marxistisch geprägten Sozialismus. So bereiteten auch die im Verein für Socialpolitik zusammengeschlossenen Ökonomen um Gustav Schmoller wissenschaftlich den Boden für die Bismarcksche Sozialgesetzgebung.25 Zur Umsetzung sozialer Reformen setzten sie, wie Schmoller 1872 für sich und die seiner Einladung Gefolgten zur Gründungsversammlung des Vereins für Socialpolitik formulierte, auf den „Staat“ als das „großartigste Institut zur Erziehung des Menschengeschlechts“. Sie erblickten im „zweihundertjährigen Kampfe, den das preußische Beamtentum und das preußische Königtum für Rechtsgleichheit, für Beseitigung aller Privilegien und Vorrechte der höheren Klassen, für Emanzipation und Hebung der unteren Klassen siegreich gekämpft“ hatte, „das beste Erbteil unseres deutschen Staatswesens, dem wir niemals untreu werden dürfen.“ Eine „starke Staatsgewalt“ solle über den „egoistischen Klasseninteressen stehend“, die Gesetze geben, mit „gerechter Hand die Verwaltung leiten“ und „die Schwachen“ schützen.26 23  Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage, S.  633. Die Arbeiterfrage war natürlich nicht die einzige soziale Frage, aber „von allen die weitaus wichtigste und bedeutendste“ (ebd., S.  632). Einer der ersten deutschen Nationalökonomen, der prominent die „soziale Frage“ aufwarf, war Lorenz von Stein; vgl. Stein, Lorenz von, Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte. – Leipzig: Wigand 1842. 24  Weber, Adolf, Die Aufgaben der Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909, S.  31 f. 25  Winkler, Heinrich August, Der lange Weg nach Westen, Band 1: Vom Ende des alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik, 2.  Aufl. – München: C. H. Beck 2005, S.  250. 26  Schmoller, Eröffnungsrede (wie oben, S.  19, Anm.  21), S.  70 f. Dabei wollte er wie die überwiegende Mehrzahl der Kathedersozialisten ihr Ziel im Rahmen einer auf Privateigen-

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Nach Schmollers Überzeugung sollte die deutsche Nationalökonomie eine Wissenschaft werden, die sich von „den Bedingungen des Raums, der Zeit und der Nationalität nicht trennen“ ließ und deren Begründung man „vorzugsweise in der Geschichte suchen“ müsse.27 Ähnliches hatten zwar bereits die Väter der sog. älteren Historischen Schule, wie Wilhelm Roscher oder Karl Knies, angekündigt, doch blieb es bei ihnen, so klagte man, überwiegend „nur Programm“,28 „historische Sauce über einem klassischen Gericht“.29 Die Klassiker aber, daran ließ die jüngere historische Schule keinen Zweifel, hätten sich zu sehr „bloßer Speculation“ hingegeben und sich auf „schablonenhafte Abstraktionen“ beschränkt.30 In Deutschland, so Schmol­ ler, sei deshalb ein „Hunger nach Tatsachen, nach Wirklichkeit“ nach „empirische[r] Beobachtung und Forschung“ entstanden.31 Ziel der jüngeren Historischen Schule war nicht die abstrahierende, deduktive Modellanalyse – etwa der allgemeinen Gleichgewichtsbedingungen auf dem Arbeitsmarkt –, sondern die genaue Untersuchung aller zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort herrschenden relevanten Umstände – etwa der ganz konkreten Lebens- und Arbeitsbedingungen des Proletariats. Ein Beispiel für diese Art der Forschung und ihre Methoden war die große Landarbeiterenquete von 1890–92, an der auch Max Weber mitgewirkt hat.32 tum beruhenden Wirtschaftsordnung erreichen. Adolph Wagner forderte zwar Verstaatlichungen in größerem Umfange, etwa im Banken- und Versicherungswesen, doch setzten sich seine staatssozialistischen Anschauungen im Verein nicht durch; vgl. Winkel, Nationalökonomie im 19. Jahrhundert (wie oben, S.  2, Anm.  4), S.  131 ff. 27 Schmoller, Gustav, Zur Geschichte der national-ökonomischen Ansichten während der Reformationsperiode, in: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft, 16. Jg., 1860, Heft 3–4, S.  461–716 (hinfort: Schmoller, Zur Geschichte der national-ökonomischen Ansichten), hier S.  463. 28  Salin, Edgar, Geschichte der Volkswirtschaftslehre, 4. erw. Aufl. – Bern und Tübingen: Francke und J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1951 (1.  Aufl. 1923) (hinfort: Salin, Geschichte der Volkswirtschaftslehre), S.  141, hier über Knies. 29  Das vielzitierte Wort über Roscher stammt von Wilbrandt, Robert, Die Entwicklung der Volkswirtschaftslehre (Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Band 1). – Stuttgart: Moritz 1924 (hinfort: Wilbrandt, Entwicklung der Volkswirtschaftslehre), S.  97. In der Sache ähnlich urteilt auch Weber, Max, Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie. (Erster Artikel.), MWG I/7, S.  37–101, hier S.  86: Roscher habe „den gesamten auf den Eigennutz aufgebauten Begriffs- und Gesetzesapparat der klassischen Nationalökonomie ohne allen Vorbehalt übernommen“. 30 Schmoller, Zur Geschichte der national-ökonomischen Ansichten (wie oben, S.  21, Anm.  27). 31  Schmoller, Gustav, Von der Straßburger Jubelfeier, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung (München) vom 7. Mai 1897, in: ders., Zwanzig Jahre deutscher Politik (1897–1917). Aufsätze und Vorträge. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1920, S.  203–206, hier S.  204. 32  Eine Übersicht der im Verein für Socialpolitik bearbeiteten Themen bietet: Gorges, Irmela, Sozialforschung in Deutschland 1872–1914. Gesellschaftliche Einflüsse auf The-

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Wissenschaft im Stile Schmollers aber machte nicht bei der kühlen Beschreibung der Verhältnisse halt, sondern umfaßte eine ethische Komponente.33 Wie Schönberg sagte, entsteht das „sociale Problem“ erst dadurch, „daß die Zustände in Widerspruch geraten mit einem Gesellschaftsideal“ und „daß man in weiten Kreisen zu der Überzeugung gelangt ist, daß Staat und Gesellschaft die Möglichkeit und die Pflicht haben, diesen Gegensatz aufzuheben oder doch zu mildern.“ Es galt, der unteren Klasse zu einer besseren Existenz zu verhelfen und für mehr „Gerechtigkeit“, „Kultur und Sittlichkeit“ in der Gesellschaft zu sorgen.34 Die Mitglieder des Vereins sollten sich in den Dienst der Sozialreform stellen. Das trug ihnen das abwertend gemeinte Spottwort „Kathedersozialisten“ ein.35 Doch bald hatte manch ein sozial engagierter Professor diese zunächst als diffamierend und irreführend empfundene Bezeichnung selbstironisch für sich vereinnahmt, so an der Spitze Schmoller36 und Wagner – und unter neuen, nämlich bedrohlichen Vorzeichen der sog. „Umsturzvorlage“ auch Max Weber.37 Dabei stand Weber der eher staatssozialistischen Position eines Adolph Wagner ähnlich fern wie einer autoritären „Fabrikfeudalität“.38 Wagner selbst sucht noch die Kritik an den Kathedersozialisten, sie würden angeblich eine Besetzung von Lehrstühlen mit politisch Andersdenkenden verhindern, damit zu entkräften, indem er als Gegenbeispiel Webers Berufung nach Freiburg nannte.39 men- und Methodenwahl des Vereins für Sozialpolitik, 2.  Aufl. – Frankfurt a. M.: Anton Hain 1986. 33  Vgl. Schmoller, Historisch-ethische Nationalökonomie (wie oben, S.  19, Anm.  21). 34  Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage, S.  631 f. und 646 ff. 35  Vgl. Oppenheim, Heinrich Bernhard, Der Katheder-Sozialismus. – Berlin: Oppenheim 1872. Oppenheim war ein führendes Mitglied im volkswirtschaftlichen Kongreß. Den Anlaß seiner kritischen Schrift gab Gustav Schönbergs Freiburger Antrittsrede vom 14. November 1871; Schönberg, Gustav, Arbeitsämter. Eine Aufgabe des Deutschen Reiches. Akademische Rede. – Berlin: Guttentag 1871 (hinfort: Schönberg, Arbeitsämter). 36  Und zwar schon in Schmoller, Eröffnungsrede (wie oben, S.  19, Anm.  21), S.  69. 37  Weber benutzte den Begriff „Professorensozialismus“. Vgl. Weber, Max, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands und ihre Bedeutung für die Bevölkerungs-Bewegung. Rede am 9. Januar 1897 in Saarbrücken, MWG I/4, S.  810–818, hier S.  817. Weber wehrte sich im Zuge der Debatte über die sog. „Umsturzvorlage“ gegen die seitens des saarländischen Schwerindustriellen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg am 9. Januar 1895 im Reichstag erhobenen Vorwürfe, die dieser nicht nur gegen die Sozialdemokratie, sondern auch gegen die im Verein für Socialpolitik und die im Evangelisch-sozialen Kongreß aktiven Gelehrten, also auch gegen Weber, erhob. Weber unterschrieb daraufhin eine im März 1895 veröffentlichte „Erklärung gegen die Umsturzvorlage“, die u. a. auch Brentano, Herkner, Lotz, Schulze-Gaevernitz und Ferdinand Tönnies unterzeichneten. Vgl. Weber, Erklärung gegen die Umsturzvorlage, MWG I/4, S.  872–884. 38  Unten, S.  611; vgl. auch unten, S.  69 mit Anm.  7. 39  Vgl. Wagner, Adolph, Die Kathedersozialisten und die Besetzung der Professuren der National-Ökonomie, in: Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung), Nr.   109 vom

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Weber trat damals in einem marktwirtschaftlichen Sinne für die Rechtsgleichheit zwischen Unternehmer- und Arbeiterverbänden ein. So verteidigte er 1897 den Hamburger Hafenarbeiterstreik mit den Worten: „Jeder Geschäftsmann ist berechtigt, für seine Waaren den Preis zu verlangen, der ihm gut dünkt und den er glaubt erhalten zu können. Die Waare des Arbeiters ist seine Arbeitsleistung. Auch er hat das Recht, seine Waare so theuer wie möglich abzusetzen“.40 3c) Max Weber und das Problem der Volkswirtschaftspolitik Als Gustav Schönberg 1871 in seiner Freiburger Antrittsrede ein Plädoyer für die Sozialpolitik hielt, entfachte er damit eine heftige Auseinandersetzung.41 1895, als Max Weber im Breisgau seine Antrittsrede über den Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik hielt, bildeten die Kathedersozialisten nun ihrerseits das Establishment und damit auch die Angriffsfläche, an der sich junge Wilde, wie Weber oder Sombart, rieben. Weber sagte später im Rückblick auf sein Freiburger Entrée, er sei schon damals anders „als die große Mehrzahl meiner Fachgenossen dem Schwindel des sogen. sozialen Königtums“ nicht nachgelaufen.42 Schmoller und seine Mitstreiter hatten in den 1890er Jahren das Gros der nationalökonomischen Lehrstühle Deutschlands fest in ihrer Hand,43 und bei Übernahme des Berliner Rektorats im Oktober 1897 verkündete Schmoller in der Gewißheit seiner Macht: „Weder stricte Smithianer noch stricte Marxisten können heute Anspruch darauf machen, für vollwerthig gehalten zu werden. Wer nicht auf dem Boden der heutigen Forschung, der heutigen gelehrten Bildung und Methode steht ist kein brauchbarer Lehrer“.44 Im Klartext: Wer sich nicht zum Forschungsprogramm der jüngeren Historischen Schule bekennt, wird es schwer haben, auf einen nationalökonomischen Lehrstuhl zu gelangen.

6. März 1895, hier zitiert nach der Hg.-Anm. zum Brief Max Webers an Adolph Wagner vom 14. März 1895, MWG II/3, S.  76, Anm.  2. 40  Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands, MWG I/4, S.  817. 41  Schönberg, Arbeitsämter (wie oben, S.  22, Anm.  35). 42  Brief Max Webers an die Freiburger Kollegen vom 15. November 1911, MWG II/7, S.  351–357, hier S.  356. 43  Vgl. etwa Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  19. 44 Schmoller, Gustav, Wechselnde Theorien und feststehende Wahrheiten im Gebiete der Staats- und Sozialwissenschaften und die heutige Volkswirthschaftslehre. Rede bei Antritt des Rectorats gehalten in der Aula der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität am 15. October 1897. – Berlin: Büxenstein 1897, S.  29 ff. (hinfort: Schmoller, Wechselnde Theorien); wiederholt in: ders., Volkswirtschaft, Volkswirtschaftslehre und -methode, in: HdStW3, Band 8, 1911, S.  426–501 (hinfort: Schmoller, Volkswirtschaft³), hier S.  490 ff.

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Die soziale Frage fand sich in der Praktischen Nationalökonomie meist innerhalb der Gewerbe- und Agrarpolitik angesiedelt.45 Zudem wurde sie häufig als Spezialvorlesung angeboten.46 An diese Übung hielt sich auch Max Weber.47 Doch während viele Altersgenossen sich mit eindrucksvollen Monographien zum Thema hervortaten – allein unter den Freiburgern etwa: Georg Adler (1863–1908),48 Herkner49 oder Schulze-Gaevernitz50 – blieb Webers Ernte auf diesem Gebiet eher mager.51 Stattdessen trat er, der Neuling, sein Lehramt damit an, daß er die Grundlagen der Sozialpolitik attackierte und der „‚Ethischen Cultur‘ einen festen Tritt versetzt“.52 Weber gehörte zwar in keine der von Schmoller verpönten Kategorien. Er war weder Smithianer noch Marxist – auch kein Anhänger der Wiener um Menger, um ein weiteres Feindbild des Großmeisters in Berlin zu nennen.53 Weber bekannte sich in Freiburg als „Jünger der deutschen historischen Schule“,54 doch bei näherem Besehen kann man ihn nicht wirklich zu den 45  Vgl. etwa Schönberg, Gustav, Grundriß zu den Vorlesungen über Nationalökonomie. II. Spezieller Theil (Practische Nationalökonomie). Als Manuskript gedruckt, 1875–1886 (hinfort: Schönberg, Grundriß). 46  Vgl. Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, Zur Behandlung der Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung in der akademischen Lehre der Zeit, in: MWG III/4, S.  4–11. Eine für den vorliegenden Band vorgenommene Auswertung der Freiburger und Heidelberger Vorlesungsverzeichnisse ergab, daß in den 1890er Jahren über ein Drittel der insgesamt knapp vierzig der – die Praktische Nationalökonomie begleitenden – Spezialvorlesungen die Arbeiterfrage bzw. die Sozialpolitik zum Thema hatten. 47 Weber behandelt die Arbeiterfrage innerhalb der „Praktischen Nationalökonomie“, Buch 5: Gewerbepolitik, bes. §§  10, 11 und 15 (unten, S.  575–656) und liest zudem in den Sommersemestern 1895 und 1898 über die „Arbeiterfrage in Stadt und Land“ bzw. über „Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung“; beide ediert in: MWG III/4, S.  60–310. Die Landarbeiterfrage ist auch Teil in Webers Spezialvorlesungen zur „Agrarpolitik“, vgl. MWG III/5. 48  Vgl. Adler, Georg, Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland, mit besonderer Rücksicht auf die einwirkenden Theorieen. Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der sozialen Frage. – Breslau: Trewend 1885. 49  Vgl. Herkner, Heinrich, Die Arbeiterfrage. Eine Einführung. – Berlin: Guttentag 1894. 50 Vgl. Schulze-Gaevernitz, Gerhart von, Zum socialen Frieden. Eine Darstellung der socialpolitischen Erziehung des englischen Volkes im neunzehnten Jahrhundert, 2 Bände. – Leipzig: Duncker & Humblot 1890 (Schulze-Gaevermitz, Zum socialen Frieden). 51  So auch Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, in: MWG III/5, S.  11 ff. 52  Brief Max Webers an Alfred Weber vom 17. Mai 1895, MWG II/3, S.  80–83, hier S.  82; Bezug ist: Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  573 mit Anm.  58. 53  Vgl. Schmoller, Gustav, Zur Methodologie der Staats- und Socialwissenschaften, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 7. Jg., 1883, S.  975–994. Zum Methodenstreit zwischen Schmoller und Menger vgl. Rieter, Heinz, Historische Schulen, in: Geschichte der Nationalökonomie, 4.  Aufl., hg. von Otmar Issing. – München: Vahlen 2002, S.  131–168 (hinfort: Rieter, Historische Schulen), hier S.  150 ff. 54 Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  563; ähnlich noch in einem Brief an Arthur Böthlingk am 8. Januar 1899, in dem Weber im Zusammen-

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Gefolgsleuten Schmollers zählen.55 Er setzt sich gewissermaßen zwischen alle Stühle.56 In der Forschungsliteratur ist es üblich geworden, die im Verein für Socialpolitik engagierten Ökonomen in einen rechten und linken Flügel, in ein „sozialkonservatives“ und ein „sozialliberales“ Lager, einzuteilen.57 Zur ersteren Gruppe werden viele ältere Ökonomen wie Schmoller, Wagner und Knapp gerechnet, zur letzteren neben Brentano und Karl Bücher vor allem die „Jüngeren“ wie Weber, Sombart, Fuchs, Lotz und Schulze-Gaevernitz.58 Die Konservativen, so Dieter Krüger, sahen im Erhalt des starken, vermeintlich gegenüber „gesellschaftlichen Partikularinteressen neutralen Staates die Möglichkeit, gesellschaftliche Konflikte zu verhindern oder mindestens einzudämmen.“59 Die Sozialliberalen setzten dagegen weniger auf staatliche Interventionen, „sondern strebten nach Integration aller Gesellschaftsgruppen auf der Grundlage der Rechtsgleichheit.“60 So vertritt Weber statt fallweiser staatlicher Intervention im Namen einer ethisch motivierten Sozialpolitik einen institutionellen Ordnungsrahmen, der auf eine sich annähernde Macht- und Rechtsgleichheit von Kapital und Arbeit abzielt.61 Über hang der Nachfolge Herkners an der TH Karlsruhe die Wendung „uns ‚Historiker‘“ gebraucht, MWG II/3, S.  625–628, hier S.  627. 55 Auch auf der persönlichen Ebene fehlte es beiderseitig an „Sympathie-Empfindungen“. Weber glaubte zudem, daß Schmoller sich in das Freiburger Berufungsverfahren eingemischt hatte, und zwar gegen ihn – wenn auch erfolglos; vgl. Brief Max Webers an Karl Oldenberg vom 28. Januar 1895, MWG II/3, S.  63 f. 56  Eine für Weber nicht unübliche Situationsbeschreibung; vgl. Kaube, Jürgen, Max Weber. Ein Leben zwischen den Epochen. – Berlin: Rowohlt 2014. Schumpeter, Joseph A., History of Economic Analysis. Edited from Manuscript by Elizabeth Boody Schumpeter. With a New Introduction by Marc Perlman. – New York: Oxford University Press 1994 (1.  Aufl. 1954), S.  815 ff., nennt Weber neben Sombart und Arthur Spiethoff den bedeutendsten Vertreter der „‚Youngest‘ Historical School“; Salin, Geschichte der Volkswirtschaftslehre (wie oben, S.  21, Anm.  28), S.  153 ff., behandelt Weber neben Sombart als den bedeutendsten „Nachfahren“ Schmollers. Von beiden werde die Zukunft zeigen müssen, ob sie am Ende nicht doch besser als Vorläufer eines Neuen gelten. 57 Vgl. z. B. Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  15; auch Boese, Verein (wie oben, S.  19, Anm.  21); und Lindenlaub, Dieter, Richtungskämpfe im Verein für Socialpolitik. Wissenschaft und Sozialpolitik im Kaiserreich, vornehmlich vom Beginn des „Neuen Kurses“ bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1890–1914), 2 Bände. – Wiesbaden: Steiner 1967. 58  Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  15; ders., Weber und die ‚Jüngeren‘ (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  99. 59  Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  16. 60  Krüger, ebd., S.  17. 61  Vgl. etwa Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands, MWG I/4, S.  817; ders., Die nationalen Grundlagen der Volkswirtschaft. Vortrag am 12. März 1895 in Frankfurt am Main: „Der Referent ist allerdings dafür, daß auch die Arbeiter aus ihrer politischen Ohnmacht durch Gewährung der Koalitionsfreiheit herauskämen“, MWG I/4, S.  720–725, hier S.  722 f., ähnlich S.  724.

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allem aber steht ihm dabei, wie wir im nächsten Abschnitt dieser Einleitung sehen werden, die Souveränität nationaler Ideale auf dem Gebiet aller praktischen Politik, auch gegenüber der Sozialpolitik.62 Doch ist Webers Wirtschaftslehre eben nicht bloßer Teil der Staatswirtschaftslehre, sondern ist „Sozialwissenschaft“, und Wirtschaftspolitik ist „bewußtes zweckvolles Verhalten“ „der menschlichen Gemeinschaften zur materiellen Güterwelt“,63 wobei „Interessen selbständiger Einzelwirtschaften neben u. unter der Gemeinschaft vorhanden“64 sind. Der „Gegensatz“ zwischen theoretischer und politischer Nationalökonomie, so Weber, sei „historisch entstanden“, stamme aus einer „Periode“, die noch „an wirtschaftliche Naturgesetze glaubte“.65 Weber nennt den Namen seines Vorvorgängers Rau zwar nicht, aber dieser dürfte gemeint gewesen sein.66 Die Wirtschaftstheorie, so erklärt Weber in der „Allgemeinen Nationalökonomie“, lege ihren Modellen ein „construiertes ‚Wirtschaftssubjekt‘“ zugrunde, das unabhängig von Raum und Zeit aus rein ökonomischen Motiven heraus jederzeit vollkommen zweckrational handele. Sie argumentiere mit einem „unrealistischen Menschen, analog einer mathematischen Idealfigur“.67 Weber hält solcher Art Theorie in der „Praktischen Natio­nal­öko­no­ mie“ entgegen, daß „alle wirtschaftlichen Erscheinungen Folge menschlichen bewußten Verhaltens“ seien.68 Dabei wirkten andere Motive als rein rational-wirtschaftliche mit. Im Sinne der Naturgesetze exakt erklären könne man das Verhalten der Menschen deshalb nicht. Weber hegt zwar weniger Ressentiments gegen die Theorie als viele seiner deutschen Kollegen, insbesondere nicht gegen die neue Grenznutzenlehre.69 Auch erspart er den Hörern seiner Volkswirtschaftspolitik die in der 62  Vgl. dazu auch Weber, Marianne, Lebensbild, S.  232. 63  Unten, S.  127. 64  Unten, S.  127 f. 65  Unten, S.  131. 66  Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  196 und S.  203, sieht den Unterschied zwischen Rau und Knies, Webers Lehrer, darin, daß Rau sich auf die empirische Wirklichkeit einließ, um so allgemeinen Naturgesetzen der Wirtschaft auf die Spur zu kommen, während Knies dies tat, um zu begründen, daß es derlei nicht geben könne, daß vielmehr die ökonomischen Theorien nur ein Produkt der wandelbaren historischen und lokalen Gegebenheiten seien. 67 Weber, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  122 f. 68  Unten, S.  131 f. 69  Vgl. etwa Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  24–27; Mardellat, Weber’s critical response (wie oben, S.  3, Anm.  6), S.  622, meint gar, Webers „most suitable place” sei „within the sphere of Mengerian thought”. Das halte ich für übertrieben. Zudem beurteile ich Webers Theoriekenntnisse skeptischer als etwa Hennis, Eisermann oder Mommsen. Wenn diese meinen, Weber habe „sich als Professor der Nationalökonomie hinsichtlich der Wirtschaftstheorie auf der Höhe der Zeit“ befunden (Eisermann, Weber und die Na­ tionalökonomie (wie oben, S.  2, Anm.  5), S.  45), dann ist dem entgegenzuhalten, daß die

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Schmoller-Schule übliche, moralinsaure Klassikschelte, daß diese nur eine individuelle Bereicherungslehre sei. Webers Unterricht fällt deshalb aber nicht weniger historisch aus.70 Die „Praktische Nationalökonomie“ bietet vor allem die Geschichte der Wirtschaftspolitik, und da sich wirtschaftspolitisches Handeln in zweckentsprechenden Einrichtungen, Verträgen und Rechtsvorschriften niederschlägt, vor allem eine Geschichte der wirtschaftspolitischen Institutionen und Gesetze, letztere nicht im ökonomischen, sondern im verwaltungsrechtlichen Sinn. Die Volkswirtschaftspolitik, so sagt Schmoller, „erzählt die neuere volkswirtschaftliche Entwicklung Westeuropas oder eines einzelnen Landes nach Perioden oder Hautzweigen der Volkswirtschaft“.71 Entsprechend gliedert Weber den Stoff innerhalb der Hauptzweige chronologisch und nach Ländern, wobei er häufig auch Amerika und zuweilen auch Asien (Japan, China) mit einbezieht. Dabei zeigt sich immer wieder, daß der Spielraum, den rein zweckrationale, ökonomische Motive im wirtschaftspolitischen Verhalten der Menschen einnehmen, im Laufe der Historie je nach Rasse, Klima, Religion, Kultur und Erziehung höchst wandelbar ist. So lehrt die „Praktische Nationalökonomie“ auch kein allgemeines System der Wirtschaftspolitik im Sinne von Rau, sondern wechselnden Idealen verpflichtet, geschichtliche Wirtschaftspolitiken, gültig in einem bestimmten Kulturkreis in einer bestimmten Epoche. Während der Theorie, so Weber, die Aufgabe zufalle, die Erscheinungen „historisch[-]systematisch“ zu erklären und „verständlich [zu] machen, was ist, wie u. warum es geworden ist“,72 habe die Volkswirtschaftspolitik als bloße Aufzählung von Literaturempfehlungen eben nicht belegt, daß Weber „die neusten Errungenschaften der ‚reinen‘ Theorie“ gelesen, geschweige denn „beherrscht“ habe (ebd., S.  39). Ein nüchternes Bild der theoretischen Kenntnisse Max Webers geben: Tribe, Keith, Strategies of Economic Order. German Economic Discourse, 1750–1950. – Cambridge: Cambridge University Press 1995, S.  90 ff.; Borchardt, Webers Vorlesungen (wie oben, S.  14, Anm.  77), und Glaeser, Johannes, Der Werturteilsstreit in der deutschen Nationalökonomie. Max Weber, Werner Sombart und die Ideale der Sozialpolitik. – Marburg: Metropolis 2014 (hinfort: Glaeser, Werturteilsstreit), bes. S.  109–113: „Max Weber als Nationalökonom“. 70  Ähnlich auch Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  38. Nach der Erinnerung seines Doktoranden Robert Liefmann war Weber ein „reiner Historiker“; vgl. Liefmann, Robert, in: Die Volkswirtschaftslehre der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hg. von Felix Meiner. – Leipzig: Felix Meiner 1924, S.  155–190 (hinfort: Liefmann, Selbstdarstellung), hier S.  157 ff. Umgekehrt schrieb Weber in seinem Gutachten zu Liefmanns Doktorarbeit: „Es fehlt ihm schlechthin der historische Sinn und damit die Fähigkeit, wo die formalen Merkmale der Entwicklung versagen, dieselbe ökonomisch zu deuten“; Weber, Max, Promotionsgutachten Robert Liefmann (6. März 1897), MWG I/13, S.  528–531, hier S.  531. 71  Vgl. Schmoller, Volkswirtschaft² (wie oben, S.  17, Anm.  11), S.  548. 72 Unten, S.  132. Das erinnert an den berühmten Satz Rankes: „Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beygemessen: so hoher Ämter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht:

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eine normative Wissenschaft das Bestehende zu beurteilen, und zwar unter dem „Gesichtspunkt dessen, was sein soll“.73 Das ist das Problem der Volkswirtschaftspolitik.74 Deshalb gelte es zuerst einmal „zu bestimmen, was die Volkswirtschaftspolitik erstreben soll“, also Normen für das praktische wirtschaftliche Verhalten des Staates und anderer menschlicher Gemeinschaften aufzustellen.75 Die Frage lautet also: „was soll denn sein? was ist Maßstab dafür?“ „giebt es einen letzten allgemeinen Maßstab? – ein Ideal der Wirtschaftspolitik?“76 Dieses Problem geht Weber historisch-systematisch an. Er liefert im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ zunächst eine – cum grano salis – idealtypische Darstellung der im Laufe der Zeiten und Kulturen, von der Antike bis in die Moderne, sich wandelnden „wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen“. Dann folgt eine Untersuchung der jeweiligen Maßstäbe und Ideale der Wirtschaftspolitik, eine Analyse ihrer „thatsächlichen Grundlagen“, Möglichkeiten und Konsequenzen, deren sich, so Weber, die „Urteiler“ nicht immer bewußt seien.77 In diesem Vorgehen liegen die Eigenart und die besondere Leistung der Weberschen Volkswirtschaftspolitik, weniger in ihren Sachaussagen zu einzelnen praktischen Problemen, sondern in ihrer Methode und Fragestellung.78 Das einmal erkannt, gewinnt Webers Behandlung einzelner Hauptzweige der Volkswirtschaft unser Interesse zurück, nicht als Quell besonderer feststehender wirtschaftsgeschichtlicher Wahrheiten, sondern als Fallstudien sei-

er will blos sagen, wie es eigentlich gewesen.“ Ranke, Leopold, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535, 1. Band. – Leipzig und Berlin: G. Reimer 1824, S. VI. 73  Unten, S.  132. 74 Vgl. Wilbrandt, Robert, Das Problem der Volkswirtschaftspolitik. – Stuttgart: Moritz 1925, S.  2 f.: „Blicken wir literarhistorisch zurück, so hat die Nationalökonomie von Anfang an und immer wieder das gleiche Bemühen an den Tag gelegt. Der Merkantilismus, dann die Physiokratie, dann beide überragend […] Adam Smith […]. Sie alle haben zwar einander oft widerstreitende Ratschläge gegeben, sind aber doch zweifellos darin einig gewesen, daß es überhaupt unsere Mission sei, Ratschläge zu erteilen […]. Nur daß von Schmoller und den Seinen dem Ratschlag die ethische Beurteilung hinzugefügt wurde. […] 1½ Jahrhunderte lang hat sich die Volkswirtschaftslehre entwickelt, ohne sich der Problematik dieser ihrer Betätigung bewußt zu werden. Erst das 20. Jahrhundert hat dieses Problem gezeitigt. Marksteine für sein Bewußtwerden sind die Jahre 1904, 1909, 1911 und 1913. Im Jahre 1904 erschien der programmatische Aufsatz Max Webers über die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis […]“. 75  Unten, S.  132. 76  Unten, S.  132. 77  Unten, S.  316 und S.  304 (Zitate) und S.  131 f. 78  Nach M. Rainer Lepsius schützen Weber nicht dessen Sachaussagen vor „Veraltung“, sondern die „Eigenart der Begriffsbildung und Fragestellung“; Müller, Hans-Peter, und Steffen Sigmund, Max Weber zum 150. Geburtstag. Interview mit M. Rainer Lepsius, in: Berliner Journal für Soziologie, Band 24, 2015, S.  559–581, hier S.  560 und S.  562.

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ner generellen Fragestellung angewendet auf verschiedene Felder der „Praktischen Nationalökonomie“.

4. Max Webers Vorlesungen über Praktische Nationalökonomie 4a) Das 1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen Der Angriff auf die ethischen Grundlagen sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis ist als „Werturteilsstreit“ in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre eingegangen. Dieser ist bis heute eng mit dem Namen Max Webers verbunden – wenn auch erst bezogen auf den 1904 erschienenen Objektivitäts-Aufsatz und den zwischen 1909 und 1914 im Verein für Socialpolitik verhandelten Streit.1 Die Antrittsrede verursacht zwar Aufsehen, sie bringt aber keine Debatte über die Werturteile in der Nationalökonomie in Gang.2 Ihre Hauptstoßrichtung ist ja auch keine objektiv-wertfreie, sondern eine subjektiv-politische – „durchweht“, wie es am Ende heißt, „von der ernsten Herrlichkeit nationalen Empfindens.“3 1 Vgl. etwa Salin, Geschichte der Volkswirtschaftslehre (wie oben, S.  21, Anm.  28), S.  154 f.; Schumpeter, History of Economic Analysis (wie oben, S.  25, Anm.  56), S.  540; Winkel, Nationalökonomie im 19. Jahrhundert (wie oben, S.  2, Anm.  4), S.  151 ff.; Pribram, Karl, A History of Economic Reasoning. – Baltimore, London: Johns Hopkins University Press 1983, S.  228 ff.; Rieter, Historische Schulen (wie oben, S.  24, Anm.  53), S.  152 f.; sowie: Weber, Max, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, MWG I/7, S.  135–234; Verhandlungen des Vereins für Socialpolitik in Wien 1909. Zum Gedächtnis an Georg Hanssen. Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Gemeinden. Die Produktivität der Volkswirtschaft (Schriften des VfSp 132). – Leipzig: Duncker & Humblot 1910 (hinfort: Verhandlungen VfSp 1909), zu Webers Diskussionsbeiträgen dort vgl. Weber, Max, Der Begriff der Produktivität, MWG I/12, S.  201–220; ders., Beitrag zur Werturteildiskussion im Ausschuß des Vereins für Sozialpolitik (1913), MWG I/12, S.  329– 382; Nau, Heino Heinrich (Hg.), Der Werturteilsstreit. Die Äußerungen zur Werturteilsdiskussion im Ausschuß des Vereins für Socialpolitik (1913). – Marburg: Metropolis 1996 (hinfort: Nau, Werturteilsstreit). 2  Vgl. Mommsen, Einleitung, in: MWG I/4, S.  53; zudem: Aldenhoff, Rita, Nationalstaat, Nationalökonomie und Werturteile. Wissenschaftskritik in Max Webers Freiburger Antrittsrede im Kontext der Wissenschaftsdebatten in den 1890er Jahren, in: Sprenger, Gerhart (Hg.), Deutsche Rechts- und Sozialphilosophie um 1900. – Stuttgart: Franz Steiner 1991, S.  79–90 (hinfort: Aldenhoff, Nationalstaat, Nationalökonomie), und Glaeser, Werturteilsstreit (wie oben, S.  27, Anm.  69), S.  93 ff. 3  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  574. Allerdings treten die methodologischen Reflexionen Webers erst in der noch im Mai 1895 gedruckten Fassung (vgl. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 18. Mai 1895, MWG II/3, S.  84 f.) seiner Rede deutlich hervor, im Vortrag hatte er die entsprechenden Passagen (vgl. MWG I/4, S.  561–565) weitgehend fortgelassen. Weber schreibt im Vorwort der Druckfassung, daß dies „mit Rücksicht auf Zeit und Hörerkreis“ geschehen sei. Glaeser, Werturteilsstreit (wie oben, S.  27, Anm.  69), S.  94, vermutet darüber hinaus, Weber wollte es auf einen offenen methodologischen Disput zu Beginn seiner Hochschulkarriere noch nicht ankom-

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Webers Position in Sachen Werturteil tritt uns 1895 in einer irritierenden Ambiguität entgegen, einer nicht immer klar getrennt erscheinenden Mischung aus kühler Forderung nach Objektivität in der Wissenschaft einerseits und hitzig politischem Engagement andererseits.4 So entdecken die einen in der Antrittsrede Zeichen „erster Hellsicht“,5 während sie bei anderen – wie Weber seinem Bruder Alfred anvertraut – „Entsetzen über die Brutalität meiner Ansichten“ erregte.6 Die häßliche Seite der Antrittsvorlesung – Webers Plädoyer für eine deutsche Weltmachtpolitik und das zum Ausdruck kommende sozialdarwinistisch-rassistische Weltbild7 – ist in der Forschung nach anfänglichem Zögern bald deutlich herausgestellt worden.8 Auch Weber selbst hat seine Rede später als „unreif“ bezeichnet und betont, daß er sich „in vielen wichtigen Punkten“ mit ihr „nicht mehr identifizieren“ könne.9 Allerdings ist die Rede, anders als Radkau mutmaßt, jedenfalls ihrem Inhalt nach mehr als nur eine jener „Eruptionen“ gewesen, mit denen er spontan seinem „Innern Luft machte“.10 Das zeigt seine Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“, deren Duktus von eben derselben Ambiguität bestimmt ist.

men lassen. Angesichts der in der Rede ansonsten demonstrierten Konfliktbereitschaft Webers halte ich diese Vermutung für wenig plausibel. 4  Vgl. Mommsen, Wolfgang J., Max Weber und die deutsche Politik 1890–1920, 3.  Aufl. – Tübingen: Mohr Siebeck 2003 (hinfort: Mommsen, Max Weber3), S.  39: „Es erscheint paradox, ist jedoch für Max Weber charakteristisch, daß gerade in dieser Antrittsvorlesung, die ganz von Politik durchtränkt ist und voll von Werturteilen, die Grundlagen seiner später […] verfochtenen Theorie der Wertfreiheit der reinen Wissenschaften gelegt wurden.“ 5  Jaspers, Karl, Max Weber. Deutsches Wesen im politischen Denken, im Forschen und Philosophieren. – Oldenburg i. O.: Stalling 1932 (hinfort: Jaspers, Max Weber), S.  11 ff., hier S.  17. 6  Brief Max Webers an Alfred Weber vom 17. Mai 1895, MWG II/3, S.  80–83, hier S.  82. 7  Etwa folgende Stelle: „Der polnische Kleinbauer gewinnt an Boden, weil er gewissermaßen das Gras vom Boden frißt, nicht trotz, sondern wegen seinen tieferstehenden physischen und geistigen Lebensgewohnheiten.“ Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  553. 8  Vgl. zunächst Weber, Marianne, Lebensbild, S.  229 ff.; sowie Jaspers, Max Weber (wie oben, S.  30, Anm.  5), S.  13 ff.; später: Mommsen, Max Weber3 (wie oben, S.  30, Anm.  4), S.  37 ff.; Aldenhoff, Nationalstaat, Nationalökonomie (wie oben, S.  29, Anm.  2); Hennis, Wilhelm, Max Weber in Freiburg, in: ders., Max Weber und Thukydides. Nachträge zur Biographie des Werks. – Tübingen: Mohr Siebeck 2003 (hinfort: Hennis, Weber und Thukydides), S.  55–72 (hinfort: Hennis, Weber in Freiburg), sowie Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  215 ff., und Kaesler, Max Weber (wie oben, S.  3, Anm.  7), S.  407 ff. 9  Vgl. Brief Max Webers an die Freiburger Kollegen vom 15. November 1911, MWG II/7, S.  356, sowie Weber, Beitrag zur Werturteildiskussion, MWG I/12, S.  367 (vgl. dazu auch Nau, Der Werturteilsstreit (wie oben, S.  29, Anm.  1), S.  173 f.). 10  Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  220.

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Jede auf die Reform von sozialen „Übelständen“11 abzielende Politik braucht eine Vorstellung vom gesellschaftlich Richtigen. Daß die Beantwortung der Frage nach der sozialen „Gerechtigkeit in der Volkswirtschaft“12 Aufgabe der Wissenschaft und des Wissenschaftlers sei, gehörte zum common sense der Kathedersozialisten. Vernünftige Männer, meint Schmoller 1897 in seiner Rektoratsrede launig, könnten sich schon darauf einigen, „wer ein Lump ist und wer nicht“.13 Schmoller und seine Mitstreiter glaubten, daß sich mit zunehmendem Wissen um die Richtung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Kulturvölker auch wissenschaftlich abgesicherte Werturteile ergeben würden.14 Sie wollten, so kritisiert Weber später, „die Nationalökonomie zur Dignität einer ‚ethischen Wissenschaft‘ auf empirischer Grundlage“ erheben.15 Es muß daher die Hörer des jungen Weber provoziert haben, als dieser in seinen damaligen Vorlesungen auf die „Frage: was soll sein – hat Wissenschaft eine Antwort darauf?“ der Schmoller-Schule zum Trotz mit einem klaren „Nein“ antwortet. Wissenschaft könne „nur Klarheit schaffen über die praktischen Consequenzen, die aus einem bestimmten Ideale folgen“, nicht aber dieses begründen, denn es sei stets „subjektiv bedingt“.16 Deutsche nationalökonomische Lehrbücher vermittelten damals oft die Vorstellung einer sich gesetzmäßig in Stufen vollziehenden, vom Niederen zum Höheren verlaufenden Entwicklung der Wirtschaft. So war es bei Fried-

11 Vgl. Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage. Dort behandelt er die Arbeiterfrage in zwei Abschnitten: 1. Die Übelstände (S.  653 ff.) und 2. Die Reform (S.  683 ff.). 12  Vgl. Schmoller, Gustav, Die Gerechtigkeit in der Volkswirthschaft, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 5. Jg., 1881, S.  19–54, abgedruckt in: Schmoller, Historisch-ethische Nationalökonomie (wie oben, S.   19, Anm.  21), S.  115–151. 13  Schmoller, Wechselnde Theorien (wie oben, S.  23, Anm.  44), S.  9. In seinem Beitrag zur Werturteildiskussion 1913, MWG I/12, S.  352, antwortet Weber, daß er sich – bei aller „Verehrung für unseren Meister“ – durch dieses Argument, das Schmoller, Volkswirtschaft³, wiederholt hatte, „mißverstanden fühle“. Ihm gelte keineswegs die „bloße Tat­ sache des historischen und individuellen Schwankens der wertenden Stellungnahme“ als „entscheidender Beweis für deren stets nur ‚subjektiven‘ Charakter“. Empirische Tat­ sachenfeststellungen seien sehr oft umstritten. Bei der Frage, „ob man jemanden für einen Schurken halten solle,“ herrsche wesentlich größere Übereinstimmung. 14  Schmoller begriff – auf den Spuren Wilhelm Diltheys – die „Geschichte als ‚Evolution des Sittlichen‘“; so Nau, Heino Heinrich, Politisches Ethos und sozialökonomisches Telos. Gustav Schmollers Konzept einer historisch-ethischen Nationalökonomie als Kulturwissenschaft, in: Schmoller, Historisch-ethische Nationalökonomie (wie oben, S.  19, Anm.  21), S.  13–41, hier S.  21. 15  Weber, Objektivität, MWG I/7, S.  145 f. 16  Weber, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung, MWG III/4, S.  76; ähnlich in der „Praktischen Nationalökonomie“, unten, S.  316–319.

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rich List (1789–1846), den Weber schätzte,17 so war es bei Knies und bei Schmoller. Auch Webers 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ über „Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen“ enthält eine Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung, einen Parforceritt von den alten Griechen und Römern bis in die Gegenwart.18 Seine Darstellung nimmt sich dabei allerdings nicht die Stufenbildungen von List, Knies oder Schmoller zum Vorbild, sondern orientiert sich an Karl Büchers (1847–1930) Schema der Haus-, Stadt- und Volkswirtschaft.19 Wir erkennen darin einen tastenden Versuch idealtypischer 20 Stufenbildung, wobei Weber die voneinander abzugrenzenden wirtschaftspolitischen Systeme nicht nur materiell, sondern auch geistig im Sinne der jeweils in ihnen wirksamen Doktrinen charakterisiert. Das damals gängige Fortschrittsbild – schon impliziert durch den Begriff „Stufe“21 – einer Entwicklung zu immer höher stehenden Wirtschaftsformen aber lehnt er ab. Hatte er doch nicht nur den Aufstieg Roms studiert, sondern ebenso „die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kul17 Vgl. §  9. 3. „Die Entstehung der deutschen Schutzzoll-Theorie“, unten, S.  396–398. Hier findet auch Lists Stufenbildung Erwähnung; Weber notiert von den fünf Stufen Lists allerdings nur die drei letzten: „Agrarcultur – Agrarcultur-Manufaktur – Agrarcultur-Manufaktur-Handelsstaat“. 18  Vgl. unten, S.  133–326. 19  Vgl. v. a. „Praktische Nationalökonomie“ §  1, unten, S.  133–161, sowie Bücher, Karl, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. – Tübingen: Laupp 1893 (hinfort: Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft1). Dazu Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  39 f.: Weber hätte sich durch Büchers Stufenabfolge beeindruckt gezeigt, weil sie an Kriterien des Marktes und des Tausches (Länge der Verkehrswege in der zunehmend arbeitsteilig organisierten Tauschwirtschaft) und nicht an Staat und Politik (wie bei Schmoller) orientiert gewesen sei, eine starre Festlegung auf Büchers Schema aber vermieden. In der „Praktischen Nationalökonomie“, unten, S.  604 f., benutzt Weber zudem Büchers 5stufiges Entwicklungsschema der gewerblichen Betriebssysteme: Hauswerk (Hausfleiß), Lohnwerk, Handwerk, Verlag (Hausindustrie), Fabrik; vgl. Bücher, Karl, Gewerbe, in: HdStW1, Band 3, 1891, S.  922–950 (Bücher, Gewerbe). 20  Die Methode des Idealtypus ist 1895 noch im Werden und liegt durchgebildet erst mit dem Objektivitäts-Aufsatz von 1904 vor. Doch taucht der Begriff schon im Vorlesungsskript der „Allgemeinen Nationalökonomie“ auf (vgl. MWG III/1, S.  278). Dort heißt es: „Erklärung der Thatsachen/ a) causal u. zwar –/ historisch: Frage, wie sie geworden/ sind. Versuch, Typen zu ermitteln/ morphologisch: die real jetzt/ wirkenden Kräfte/ b) logisch: Entwicklung von Idealtypen der/ treibenden Kräfte[,] um mit ihnen zu operieren u./ begrifflich zu veranschaulichen.“ Laut den Editoren handelt es sich dabei um Webers „erste Erwähnung des Begriffs ‚Idealtyp‘“ (MWG III/1, S.  49). Auch in der „Praktischen Nationalökonomie“ ist vielfach von Idealen und Typen die Rede, einmal fällt der Begriff „TypenIdealen“ (unten, S.  319); dort allerdings in einer gestrichenen Passage. 21  Im Manuskript der „Praktischen Nationalökonomie“ zu §  1 mag man ein gewisses Unbehagen Webers mit dem Begriff erkennen. Denn in der Überarbeitung tilgte er das Wort „Stufe“ meist wieder – so etwa in der Überschrift „3. 〈Stufe〉 Die Stadtwirtschaft“ (unten, S.  150), sowie unten, S.  140, Text 1: „2. 〈Stufe〉 Der Feudalismus als Quelle wirtsch[afts-] pol[itischer] Institutionen“, während es ebd., S.  140, Text 2, bei „Fortschritt auf Stufe des Feudalismus“ blieb.

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tur“.22 Zudem ist ihm schon in der Antrittsrede bewußt, daß Evolution, als Aufstiegsprozeß beschrieben, wiederum auf Wertung beruht. Der „Punkt, von welchem wir bei der Analyse und Erklärung der volkswirtschaftlichen Vorgänge“ ausgehen, so Weber 1895, werde „unbewußt auch bestimmend […] für unser Urteil darüber“. Wir nähmen „Partei für die, welche aufsteigen, weil sie die Stärkeren sind oder zu werden beginnen. Eben dadurch, daß sie siegen, scheinen sie ja zu beweisen, daß sie einen ‚ökonomisch‘ höher stehenden Typus des Menschentums darstellen: allzuleicht beherrscht den Historiker die Vorstellung, daß der Sieg der höher entwickelten Elemente im Kampfe selbstverständlich und das Unterliegen im Daseinskampf Symptom der ‚Rückständigkeit‘ sei.“23 Webers Lösung liegt in einer idealtypischen Konstruktion historisch gegebener Wirtschaftsformen als einer heuristischen (und nicht normativen) Methode zur Erkenntnis der Prozesse und Entwicklungen. Er widerstand, so Wolfgang J. Mommsen, „der Versuchung, die Abfolge der Wirtschaftsstufen […] als eine teleologische Entwicklung hin zu immer höheren Kultur- und Wirtschaftsformen zu deuten; vielmehr betonte er die Kontingenz der historischen Formationen und Wirtschaftssysteme.“24 Wie sich die westlichen Gesellschaften – im Gegensatz zu anderen – nun von der agrarischen Bauerngemeinschaft zur modernen kapitalistischen Volkswirtschaft entwickelt haben, wird in der „Praktischen Nationalökonomie“ zwar geschichtlich mannigfaltig beschrieben, ursächlich aber nur ansatzweise erklärt. Es mangelt Weber zudem noch am geeigneten methodischen Handwerkszeug, an Konzentration auf präzise begriffliche Erfassung des Typischen im Sinne eines zuvor klar formulierten Erkenntnis­ interesses. Stattdessen gleitet das Skript immer wieder ab in Stoffhuberei, in die bloße Aufzählung einzelner Daten, Techniken und Ereignisse.25 Unter den in der „Praktischen Nationalökonomie“ vorhandenen Erklärungsansätzen spielt, wie wir noch genauer sehen werden, die Religion, der Protestantismus bereits eine Rolle, doch behauptet Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“ im allgemeinen, daß Kapitalismus und Liberalismus in ihrer 22 Weber, Max, Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur. Nach einem populären Vortrag in der Akademischen Gesellschaft in Freiburg i. Br. (1896), MWG I/6, S.  82–127. 23  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  564, und weiter ebd., S.  565: „Die Widerstände, welche jene Entwicklung findet, beobachtet er, ohne es zu wissen, mit einer gewissen Animosität, sie erscheinen ihm, ungewollt, nicht einfach als naturgemäße Ausflüsse selbstverständlicher Interessenvertretung, sondern gewissermaßen als Auflehnung gegen das ‚Urteil der Geschichte‘, wie es der Historiker formulierte.“ 24  Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  40. 25 Dieser Eindruck wird durch den Stichwortcharakter des überlieferten Skripts ver­ stärkt, das oft nur das schwer memorierbare Zahlen-, Daten- und Faktengerüst festhält, aber nicht den sie verbindenden Text.

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„vollen Erscheinung wahrscheinlich klimatisch u. durch Rasse bedingt“ seien.26 Was aber unter „Rasse“ oder – offenbar synonym verwendet – „Cultur- u. Menschen-Typus“ exakt zu verstehen ist, erklärt er nicht.27 Dabei geht Weber von einer wechselseitigen Bedingtheit von Menschenbzw. Kulturtypen und Wirtschaftssystemen aus. Denn die verschiedenartigen Wirtschaftssysteme wirken ihrerseits über eine veränderte Motivauslese auf die Entwicklung der betroffenen Menschen zurück. So würden durch die „liberale Wirtschaftsordnung“ einzelne „nationale Cultur-Typen als solche dauernd bevorteilt“ und andere „Cultur-Typen“ benachteiligt. Schließlich, so Weber, komme es zu einer „Reaktion“ dieser benachteiligten „Typen als solche“, im Sinne einer versuchten „Culturbehauptung“.28 Ist aber ein Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Ordnung und menschlichem Typus gegeben, dann sei es Aufgabe der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre, diesen historisch-systematisch zu untersuchen, und Aufgabe der Volkswirtschaftspolitik, im Interesse der Zukunft und eines gegebenen Ideals praktisch auf den Prozeß der Typen-Auslese einzuwirken.29 Das verbirgt sich hinter Webers „Züchtungsgedanken“.30 So spricht er in der „Praktischen 26  Unten, S.  297. Ähnlich argumentiert Weber im 2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung, unten, S.  327–376, v. a. im Anhang zur Rassenpolitik. 27  Unten, S.  313. Vgl. dazu Punkt 4b) dieser Einleitung, unten, S.  44–47. 28  Unten, S.  300, auch unten, S.  293 ff. Aus manchen Stellen der „Praktischen National­ ökonomie“ kann man schließen, daß Weber in diesem Sinne die Engländer als einen im Wirtschaftsliberalismus tendenziell bevorzugten und die Deutschen zumindest „transitorisch“ (mit Verweis auf Friedrich List, unten, S.  296) als benachteiligten Typus ansah. 29  Vgl. unten, S.  319: „Jede wirtschaftspolitische Arbeit bedeutet in letzter Linie Schaffung von Existenzbedingungen, die bestimmten Typen der Menschlichkeit günstig, andren ungünstig sind.“ Vgl. in diesem Zusammenhang auch Webers späteren Beitrag zur Werturteildiskussion, MWG I/12, S.  367: „Ausnahmslos jede, wie immer geartete Ordnung der gesellschaftlichen Beziehungen ist letztlich auch daraufhin zu prüfen, welchem menschlichen Typus sie, im Wege äußerer oder innerer (Motiv-)Auslese, die optimalen Chancen gibt, zum herrschenden zu werden. Weder ist sonst die empirische Untersuchung wirklich erschöpfend, noch ist auch die nötige tatsächliche Basis für eine – sei es bewußt ‚subjektive‘, sei es eine ‚objektive‘ Geltung in Anspruch nehmende – Bewertung überhaupt vorhanden. In sicherlich vielfach unreifer Form wollte dies seinerzeit meine akademische Antrittsrede zum Ausdruck bringen […].“ 30  Hennis, „Wissenschaft vom Menschen“ (wie oben, S.  2, Anm.  1), S.  60. Hennis verweist auf Webers Verbundenheit mit dem „moralischen ‚Züchtungsgedanken‘“ Nietzsches. Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  223, meint, Weber hätte sich „das darwinistische Naturkonzept, und zwar von der gewaltsamen Seite zu eigen gemacht“. Weber schreibt in der gedruckten Fassung seiner Antrittsrede: „Der Begriff der ‚Auslese‘ ist heute ebenso Gemeingut, wie etwa die heliocentrische Hypothese, und der Gedanke der Menschen-‚Züchtung‘ gehört schon dem platonischen Staat an. Beide Begriffe sind z. B. schon von F. A. Lange in seiner ‚Arbeiterfrage‘ verwendet […]“, MWG I/4, S.  554, Fn.  4. Der Verweis auf Lange zeigt auf ein neukantianisches, nicht auf ein nietzscheanisches Erbe; vgl. Jacobson, Bjarne, Max Weber und Friedrich Albert Lange. Rezeption und Innovation. – Wiesbaden: DUV 1999; Lange, Friedrich Albert, Die Arbeiterfra-

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Nationalökonomie“ von der „Züchtung des Capitalismus“ und des „wirtschaftlichen Eigennutzes“.31 Dazu Wolfgang J. Mommsen: „In der ‚Wirtschaftlichkeit‘, wie sie heute gemeinhin als selbstverständlich vorausgesetzt wird, sieht er ein ‚Züchtungsprodukt‘“.32 Wie geht Weber nun bei der Konstruktion der zu untersuchenden wirtschaftspolitischen Systeme vor? Schon Karl Bücher gab mehr als eine bloße Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung. Er konstruierte Querschnittsanalysen der Haus-, Stadt- und Volkswirtschaft. Dabei konzentrierte sich Bücher auf die Zeichnung des Typischen, auf eine an der Wirklichkeit zwar stark orientierten, aber nicht eins zu eins abbildenden Beschreibung der jeweiligen Wirtschaftsstufen. Es ging ihm um das, was seit Roscher und Knies zwar angekündigt war, aber im Wust der historischen Detailstudien auf sich warten ließ: eine geschichtliche Theorie der Wirtschaft. „Der Historiker“, so Bücher in der zweiten Auflage (1898) seines Hauptwerkes, „darf in einem ‚Zeitalter‘ nichts zu erzählen vergessen, was sich in ihm wichtiges ereignet hat, während die Stufen des Theoretikers nur das Normale zu bezeichnen brauchen, das Zufällige aber getrost außer Acht lassen dürfen“.33 Bücher wollte, wie er schon 1893 schrieb, jede einzelne Wirtschaftsstufe „in ihrer typischen Reinheit“ erfassen, ohne sich „durch das zufällige Auftreten von Übergangsbildungen oder von einzelnen Erscheinungen beirren zu lassen […]. Nur wenn wir so verfahren, sind wir imstande, die tiefgreifenden Unterschiede der drei Stufen und die einer jeden eigentümlichen Erscheinungen uns klar zum Bewußtsein zu bringen“.34 Auch Weber fängt im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ das Typische der wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen in der Bedingtheit durch Zeit und Raum ein. Später sagt man ihm nach, er habe mit seinen

ge in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft, 5.  Aufl. – Winterthur: Ziegler 1894, bes. S.  7–81. 31  Vgl. unten, S.  242. 32  Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  39. 33 Bücher, Karl, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche, 2. stark verm. Aufl. – Tübingen: Laupp 1898, S.  54. 34  Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft1 (wie oben, S.  32, Anm.  19), S.  15. Vgl. Webers Definition im Objektivitäts-Aufsatz 1904: Der Idealtypus „wird gewonnen durch einseitige Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und durch Zusammenschluß einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar nicht, vorhandenen Einzelerscheinungen, die sich jenen einseitig herausgehobenen Gesichtspunkten fügen, zu einem in sich einheitlichen Gedankenbilde. In seiner begrifflichen Reinheit ist dieses Gedankenbild nirgends in der Wirklichkeit empirisch vorfindbar, es ist eine Utopie, und für die historische Arbeit erwächst die Aufgabe, in jedem einzelnen Falle festzustellen, wie nahe oder wie fern die Wirklichkeit jenem Idealbilde steht“ (MWG I/7, S.  203 f.).

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„Idealtypen“ die schon bei Bücher angelegte Art der Begriffsbildung auf den Punkt gebracht.35 Im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ zeigt sich auch Weber im Unterschied zu den älteren Stufentheorien weniger an Längsschnitten im Sinne von Entwicklungsgesetzen der Wirtschaft interessiert, als an Querschnitten der einzelnen Stufen, eben an einer typisierten Gestalterfassung von Wirtschaftssystemen und zugehörigen Wirtschaftsdoktrinen. So bildet er – analog zu Bücher – ein Schema der mittelalterlichen Stadtwirtschaft als einen aus den mannigfaltigen geschichtlichen Gegebenheiten abstrahier­ ten, typischen institutionellen Ordnungsrahmen. Dieser ist gekennzeichnet durch ein teilweise noch stark kirchlich bestimmtes und traditionell geprägtes ökonomisches Verhalten, zusätzlich ausgestaltet durch obrigkeitlich verliehene Marktrechte und zahlreiche Privilegien für ortsansässige Kaufleute und zünftige Gewerbe etc. Innerhalb dieses Ordnungsrahmens vollzieht sich die Preisbildung eben nicht frei im Sinne der individuali­ stischen und rein rationalen Grenznutzentheorie, sondern als ein organisierter „Kampf der Gruppen“, in dem die Interessen der Produzenten, Händler und Konsumenten unter Vermittlung der wiederum mit eigenen Interessen ausgestatteten Kirche einerseits und der staatlichen Obrigkeit andererseits aufeinanderstoßen. Der Ausgang solcher Kämpfe entscheidet sich dann, so Weber, „je nach Machtlage“.36 Wobei er nicht nur an Marktmacht im Sinne unvollkommenen Wettbewerbs, sondern auch an die dahinterstehenden politischen und anderen Machtkonstellationen denkt.37 Weber beginnt das 1. Buch über die „wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen“ mit einem Überblick. Er beginnt mit den frühen agrarischen Bauerngemeinschaften und setzt dann fort mit dem Feudalismus, kommt zur Stadtwirtschaft und endet schließlich mit ein paar Bemerkungen über die Volkswirtschaft als der Politik „auf [dem] Gebiet nationaler Territorien“.38 Mit dieser Entwicklung geht, wie insbesondere die nachfolgenden Paragraphen des 1. Buches zu den herrschenden Politiken und Doktrinen in Altertum und Mittelalter, Merkantilismus und Liberalismus zeigen, eine Wandlung der

35  Wilbrandt, Entwicklung der Volkswirtschaftslehre (wie oben, S.  21, Anm.  29), S.  114. 36  Vgl. z. B. unten, S.  189 f. (beide Zitate) und S.  150 ff. 37 Vgl. dazu Janssen, Hauke, Macht oder ökonomisches Gesetz? Zum Gedenken an den 100. Todestag von Eugen von Böhm-Bawerk (1851–1914) und den 150. Geburtstag von Max Weber (1864–1920), Referat, gehalten im Mai 2014 in Wien während der Jahresversammlung des Ausschusses der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften im Verein für Socialpolitik, in: Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie, hg. v. Hans-Michael Trautwein (Schriften des VfSp, NF. 115/XXXV). – Berlin: Duncker & Humblot 2020, S.  163–200. 38  Unten, S.  156; analog: Weber, Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung, MWG I/4, S.  842–852.

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wirtschaftspolitischen Ideale einher, die im Mittelalter zunächst stark „kirchlich-ethisch“ im Sinne der Erhaltung der „Glaubens-Tradition“ geprägt sind.39 Diese Ideale der Wirtschaftspolitik richten sich in den Städten nun zunehmend „weltlich-politisch“ aus, im Sinne der Erhaltung der „Macht der Stadt“, des Reichtums ihrer Bürger und der „Beförderung der allgemeinen Glückseeligkeit“,40 woraus dann die Idee des „Wohlfahrtsstaat[s]“ erwächst.41 Weber hält das „eudämonistische Ideal“ seinem Inhalt nach für „in sich undeutlich“. Stünde doch tatsächlich meist die Vorstellung der „‚Gerechtigkeit‘ bestimmter objektiver Zustände“ dahinter. Aber: „Nicht objektive Zustände, sondern subjektive Empfindung bedingt das ‚Glück‘“.42 Im merkantilistischen Staat dient die Wirtschaftspolitik der Sicherung der „Machtstellung“ des Fürsten und seines Territoriums über die „Teilnahme an der Ausbeutung der Welt“. Es regiert ein „Geld einbringend[es]“ „Produktivitäts-Ideal“,43 das Weber wie folgt skizziert: „Ausrufung des wirtschaftlichen Eigennutzes der Unterthanen zur Förderung der Macht des nationalen Staates“. Damit verbunden seien die „Schaffung der bürgerlichen Klasse“ und die „Capitalistische Expansion“.44 Mit der nun verstärkt einsetzenden „Bewegung zur ökonomischen Freiheit“ aber, so Weber ironisch, behage die „Illusion“, die „göttliche Ordnung der Freiheit“ sei „gerecht“ und „nützlich“ zugleich.45 Zunehmend verschwinde nun die „ethische Seite“, und die Wirtschaft gerate zum „Selbstzweck“. In diesem Zusammenhang verstehen sich Begriffe wie das „‚Natürliche‘, d. h. naturgesetzliche u. deshalb Gerechte“ oder das „Produktive“. Dabei gilt das „Produktionsideal als spezifisch ökonomisches Ideal“.46 Doch: „entnimmt die Wirtschaftspolitik ihre Maßstäbe ihrem Stoff, giebt es spezifische wirtschaftliche, soziale Ideale, oder trägt sie in diesen Stoff andere – ethische, politische – Ideale hin­ ein?“47 Ist also z. B. das ökonomische Produktivitäts-Ideal autonomer oder heteronomer Natur? Webers Antwort in der „Praktischen Nationalökonomie“

39  Unten, S.  305 und v. a. S.  200–203: „Wirtschaftspolitische Doktrinen des Mittelalters“. 40  So Joseph von Sonnenfels (1733/34–1817) 1765 anerkennend über Johann Heinrich Gottlob Justi; hier zit. nach Priddat, Volkswirthschaftspolizei (wie oben, S.  17, Anm.  10), S.  19. 41  Unten, S.  271; Weber verweist auf Justi, Sonnenfels und Christian Wolff (1679–1754). 42  Z. B. unten, S.  309 und S.  324. 43  Unten, S.  306 f. 44  Vgl. unten, S.  243. 45  Unten, S.  306. Eine Anspielung auf die von Physiokratie und Klassik auf Basis des Naturrechts rational abgeleitete „natürliche Ordnung“ (Quesnay: „ordre naturel“) im Gegensatz zu einer tatsächlich gegebenen, mängelbehafteten „ordre positif“, die der Mensch geschaffen hat. 46  Unten, S.  307. 47  Unten, S.  305.

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ist eindeutig: Es sei unmöglich, Ideale „wissenschaftlich anzudemonstrieren“. Sie seien „subjektiv“ und „national bedingt. Nur [die] Analyse der thatsächlichen Grundlagen der Ideale“ sei „objektiv“ möglich.48 Das Produktionsideal ist Max Webers Meinung nach nur die ökonomische Spielart des schon von Epikur her bekannten Eudämonismus – dem Liberalismus wie dem „Vulgär-Sozialismus“ gleichermaßen eingebrannt als Forderung nach Schaffung des „Maximum des Glücks möglichst vieler“.49 Webers Notizen über die wirtschaftspolitischen Ideale bildeten zunächst den Abschnitt 5 des §  4 des 1. Buches. Diese Gliederung stammt vermutlich aus der Vorbereitungszeit für das Sommersemester 1895, in dem er auch die Freiburger Antrittsrede hielt, die er – um einige Seiten methodologischen Inhalts erweitert – noch im Mai 1895 in den Druck gab. Weber äußerte sich auf jenen Seiten in ähnlicher Weise zur Frage der Werturteile in der Volkswirtschaftspolitik.50 Bei der Überarbeitung seiner Vorlesung für das Wintersemester 1897/98 räumte Max Weber dem Abschnitt 5 des §  4 des 1. Buches mehr Gewicht ein. Abschnitt 5 ist nun als eigener §  5 neu gezählt und inhaltlich erweitert.51 Das erfolgte erkennbar unter dem Einfluß der Studie Werner Sombarts über die „Ideale der Sozialpolitik“,52 die ihm Sombart zu Anfang des Jahres 1897 hatte zukommen lassen. In seinem Dankesbrief versprach Weber, sich „bei Gelegenheit […] damit auseinanderzusetzen.“53 Das geschah dann in der

48  Unten, S.  316. 49 Unten, S.  308 f.; ähnlich unten, S.  322 f. In der Antrittsrede (MWG I/4, S.  558) hieß es: nur einer „vulgären Auffassung“ nach sei die Aufgabe der Wirtschaftspolitik „die Beglückung der Welt – die Besserung der ‚Lustbilanz‘“. Mit der „Lustbilanz“ – Bentham: „Nature has placed mankind under the governance of two sovereign masters, pain and pleasure. It is for them alone to point out what we ought to do, as well as to determine what we shall do“ – sowie mit der Formel vom größten Glück der größten Zahl (Bentham: „It is the greatest happiness of the greatest number that is the measure of right and wrong), verweist Weber spöttisch auf die dem englischen Wirtschaftsliberalismus mindestens seit Bentham und John Stuart Mill unterliegende utilitaristische Ethik. Vgl. Bentham, Jeremy, A Fragment on Government, preface (1776), in: A Comment on the Commentaries and A Fragment on Government, ed. by J. H. Burns and H. L. A. Hart (The Collected Works of Jeremy Bentham). – London: Athlone Press 1977, S.  391–551, hier S.  393; ders., Introduction to the Principles of Morals and Legislation, in: Introduction to the Principles of Morals and Legislation (1789), ed. by J. H. Burns and H. L. A. Hart (The Collected Works of Jeremy Bentham), 2.  Aufl. – Oxford: Oxford University Press 1996, S.  11. 50  Vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  94–96. 51  Vgl. unten, S.  304–326, sowie die Ausführungen in den Editorischen Vorbemerkungen zu §§  4 und 5, unten, S.  275 f. und S.  301–303. 52  Sombart, Ideale der Sozialpolitik. 53  Brief Max Webers an Werner Sombart vom 8. Februar 1897, MWG II/3, S.  287–289, Zitat S.  287.

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„Praktischen Nationalökonomie“. Darauf verweist u. a. die namentliche Nennung Sombarts im Manuskript, flankiert mit folgenden Stichworten: „Ausgiebigste Deckung des materiellen Güter[-]Bedarfs ‚Produktivität‘/ Nur so ‚Culturfortschritt‘ [dick unterstrichen], geistige Entwicklung möglich“.54 In seiner Studie vertritt Sombart ein „Ideal“ der „höchste[n] Entfaltung der produktiven Kräfte“, welches „im Interesse des Kulturfortschritts notwendig erforderlich“ sei.55 In einer Fußnote nimmt Sombart auch auf Webers Antrittsvorlesung wohlwollend Bezug und meint, daß sich der Webersche Standpunkt mit dem seinigen berühre.56 Weber widerspricht ihm hierin in seinem Brief: Mit dem Bekenntnis zum Produktionsideal sei Sombart „jetzt ziemlich beim alten liberalen Ideal des ‚größten Wohlbefindens der möglichst großen Zahl‘ angelangt“ und befinde „sich in der optischen Täuschung, damit die Heteronomie des Ideals abgestreift zu haben.“57 Sombart erörtert zudem ganz generell, inwieweit Ideale zum Gegenstand der Erfahrungswissenschaft gemacht werden können. Seiner Meinung nach ist es möglich, die kausalen Ursachen der Entstehung von Idealen nachzuvollziehen oder aber nach ihrer Bedeutung für das menschliche Handeln zu fragen. Ebenso sei es möglich, die „Abhängigkeit des Einzelideals von letzten Zielen“ zu prüfen.58 Das hatte Webers Antrittsrede in dieser Klarheit noch nicht zum Ausdruck gebracht, genau das aber wird zum Programm des 1. Buches der „Praktischen Nationalökonomie“, insbesondere in §  5.59 Die „Praktische Nationalökonomie“ markiert somit einen bisher nicht be-

54  Unten, S.  314. 55  Sombart, Ideale der Sozialpolitik, S.  44. 56  Ebd., S.  25, Anm.  1. 57  Brief Max Webers an Werner Sombart, MWG II/3, S.  287–289, hier S.  288. Friedrich Lenger spricht von einem „Mißverständnis“ seitens Max Webers. Daß Weber an dieser – m. E. berechtigten – Kritik an Sombart festhielt, zeigt ihre Wiederholung in der „Praktischen Nationalökonomie“. Vgl. Lenger, Friedrich, Max Weber, Werner Sombart und der Geist des modernen Kapitalismus, in: Max Webers Herrschaftssoziologie. Studien zu Entstehung und Wirkung, hg. von Edith Hanke und Wolfgang J. Mommsen. – Tübingen: Mohr Siebeck 2001, S.  167–186 (hinfort: Lenger, Weber, Sombart und der Geist des modernen Kapitalismus), hier S.  167. 58 Sombart, Ideale der Sozialpolitik, S.  13 f.; dazu auch Glaeser, Werturteilsstreit (wie oben, S.  27, Anm.  69), S.  95. 59 Vgl. auch Max Webers „Vorbemerkung“, unten, S.  132: „Jedenfalls zu leisten: Dar­ stellung der Maßstäbe u. Ideale/ Kritik der Möglichkeiten derselben/ Analyse der Einzelconsequenzen.“ Vgl. auch den Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 1. Januar 1897, MWG II/3, S.  267 f., Zitat S.  268: Darin führt Weber aus, daß bei der „Beurteilung“ wirtschaftlicher Erscheinungen unvermeidlich „die Ideale“ entscheiden, von denen der Urteilende „bewußt oder unbewußt“ ausgehe. Deshalb erhebe sich die „Forderung“, „daß der angelegte Urteilsmaßstab klargestellt werde“, und es sei zudem nützlich, wenn dem Studenten „eine Beleuchtung an der Hand verschiedener Ideale als möglich aufgezeigt wird“.

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kannten Zwischenschritt auf dem Weg von der Antrittsvorlesung im Mai 1895 hin zum Objektivitäts-Aufsatz 1904.60 Gerade gegen das „angeblich autonom[e]“61 Produktivitätsideal richtet sich nun in der „Praktischen Nationalökonomie“ die volle Wucht der Weberschen Polemik: „Hypnotisiert durch technisch-ökonomischen Fortschritt“, heißt es dort, gelte jede „Hemmung des Maximums des Produktionsergebnisses“ als „ökonomische Todsünde“.62 Doch wäre „nicht bewiesen“, daß das „Maximum der materiellen Güterversorgung“ subjektives Glücksempfinden oder allgemeinen „Cultur-Fortschritt“ bedingt, nicht bewiesen, daß Güter „für geistige Entwicklung“ entscheidend sind.63 Mit seiner Kritik am Produktionsideal widerspricht Weber den Ansichten von Kollegen verschiedener Richtungen, von Justi und Rau über Schmoller, Sombart und Philippovich.64 Man sieht: Webers Forderung nach Wertfreiheit war stets mehr als nur ein Symbol der „Krise des Paradigmas der historischen Schulen“.65 Die „Quelle der Cultur“ liegt Webers Volkswirtschaftspolitik zufolge nicht in der Selbstzufriedenheit bürgerlichen Wohlbehagens, sondern im „Daseinskampf“. Es zählt das „Aufsteigen[,] nicht das Hochstehen“. Der Kampf aber ist zugleich „Quelle der Ungleichheit“.66 In der Wirtschaft ist der Markt die Institution, auf dem sich im Wettbewerb die Leistungsauslese vollzieht. Jeder „Concurrenz-Kampf auf dem Markt“ ist ein Prozeß der „Auslese“, in welchem nicht nur „individuelle“, sondern auch „Rassen- u. Cultur-Qualitäten über den Sieg entscheiden“.67 So gewinnt Weber aus der unterstellten

60  Noch Glaeser, Werturteilsstreit (wie oben, S.  27, Anm.  69), S.  95, verortet die Reaktion Webers auf Sombarts Aufsatz erst im Jahr 1904. 61  Unten, S.  315. 62  Unten, S.  307, ähnlich S.  322 f. 63 Unten, S.  314–317. Vgl. dazu auch Philippovich, Eugen von, Wirtschaftlicher Fortschritt und Kulturentwicklung. – Freiburg: J. C. B. Mohr 1892, etwa S.  47 f. Doch zielt die Kritik Webers nicht nur gegen die Kathedersozialisten seiner Zeit, sondern auch gegen Rau. Vgl. Rau, Volkswirthschaftspolitik I5 (wie oben, S.  17, Anm.  12), S.  1: „Je beträchtlicher das Volkseinkommen ist und je besser es sich vertheilt, desto eher kann die Gerechtigkeit, die Grundlage der Sittlichkeit, wurzeln, desto mehr Mittel zur Erreichung manchfaltiger Vortheile und zur Beförderung jeder Art von menschlicher Ausbildung bieten sich dar, desto mehr Sinn für höhere Güter des Lebens wird herrschend, und desto reichlichere Hülfsquellen fließen der Regierung für ihre eigenen Bedürfnisse zu“. 64  Anlaß zum eigentlichen Werturteilsstreit gab bekanntlich ein Referat Philippovichs auf der Wiener Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik im September 1909; vgl. Philippovich, Eugen von, Das Wesen der volkswirtschaftlichen Produktivität und die Möglichkeit ihrer Messung. Schriftlicher Bericht und Mündliches Referat, in: Verhandlungen VfSp 1909 (wie oben, S.  29, Anm.  1), S.  329–358 und S.  359–370. 65  Nau, Der Werturteilsstreit (wie oben, S.  29, Anm.  1), S.  12. 66  Unten, S.  316, 309 f. 67  Unten, S.  299.

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„Ewigkeit des Daseinskampfes“ Argumente gegen den „Schutz der Schwachen“. Eine rein palliative Sozialpolitik birgt mithin die Gefahr, den im Kampf ausgetragenen, zukunftsweisenden Ausleseprozeß zu hemmen.68 Zudem sei das „Friedens-Ideal“ nur „Sentimentalität u. Illusion“. Im ewigen Kampf des Daseins gäbe es immer „Auslese“ und nur „scheinbar“ Frieden.69 Nicht ohne Verständnis referiert Weber dann die Argumente der aufkommenden sozialdarwinistischen Reaktion, eines, wie er sagt, „sozialpolitischen Nietzscheanismus“: „Schutz des Starken, Hebung des Typus u. seiner höchsten Exemplare, Wegräumung der Hindernisse der Auslese, Eliminierung der physisch Schwachen.“70 Weber schließt sich dem „sozialpolitischen Nietzscheanismus“ aber nicht an, sondern sucht den Kompromiß in einer gegenwärtige und zukünftige Interessen vermittelnden „Combination von Solidarität u. Kampf“.71 Dabei vereine bestimmte „Cultur-Gemeinschaften“ als „positiver Gehalt“ ein „Solidaritäts-Gefühl“.72 Unter dem Eindruck einer international zunehmend entfesselten wirtschaftlichen Freiheit, deutete mancher die damals sich vollziehende Entwicklung als einen Übergang von der Volkswirtschaft zur Weltwirtschaft. Für Weber – darin weiß er sich mit Bücher einig73 – aber stellt die Weltwirtschaft nicht die zwingende Folge einer „jahrtausendelangen historischen Entwicklung“ von der Hauswirtschaft über die Stadt- zur Volkswirtschaft dar.74 Die „unregulierte Wirtschaft“, so prophezeit Weber im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“, sei „nichts Ewiges“, die wirtschaftliche Freiheit zukünf68  Unten, S.  309–312. Vgl. auch das 1897 für den 24. Deutschen Juristentag erstellte Gutachten: Weber, Max, Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes, insbesondere zum Schutz des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangsvollstreckung?, MWG I/4, S.  641–666. Solche Zwangsvollstreckungen, so argumentiert Weber, resultierten oft aus persönlichem Verschulden der Kleinbauern und trügen den „Charakter eines Ausleseprocesses“. Jenen zu hemmen, bestünde „vom Standpunkt der Gesammtheit kein Interesse“ (ebd., S.  650). 69  Unten, S.  325, 323; Weber nennt hier Thomas Carlyle. Dieser wiederum hatte starken Einfluß auf Schulze-Gaevernitz, Zum socialen Frieden; vgl. dazu Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  33 f. 70  Unten, S.  312. Er nennt dabei Ammon, Otto, Die natürliche Auslese beim Menschen. Auf Grund der Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen der Wehrpflichtigen in Baden und anderen Materialien dargestellt. – Jena: Gustav Fischer 1893 (Ammon, Natürliche Auslese), und kommentiert diesen in einer Randbemerkung mit dem Wort: „Unsinn“ (unten, S.  313). 71  Unten, S.  312 f. und S.  320, 323. 72  Unten, S.  324. 73  Vgl. Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft1 (wie oben, S.  32, Anm.  19), S.  75 f.: „Es ist ein Irrtum, wenn man aus der im liberalistischen Zeitalter erfolgten Erleichterung des internationalen Verkehrs schließen zu dürfen meint, die Periode der Volkswirtschaft gehe zur Neige und mache der Periode der Weltwirtschaft Platz.“ 74  Auch wenn Weber in seiner „Vorbemerkung“ die Volkswirtschaft als einen „Zwischenzustand“ kennzeichnet, unten, S.  128.

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tig eher wieder „schwindend“. Sie vergehe mit der „Erstarrung der Technik u. Ökonomik“, mit der Erlahmung der „Expansion“, dem „Versinken des Individualismus“ in einem „Sättigungszustand“ und mit einer der Konkur­ renz­wirtschaft folgenden „Monopolisierung des Marktes“.75 Kurz: Es sei ein „Irrtum des Liberalismus“, die „freie Concurrenz für ewig gehalten“ zu haben.76 Einer angeblichen ‚Stufe‘ Weltwirtschaft fehle es schon an einem „Träger“, nämlich einem „Weltstaat“, einer einheitlichen „Welt-Cultur “ und einer einheitlichen „Welt-Rasse“.77 Es sind also nicht rein ökonomische Gründe, die nach Webers Meinung der globalen Expansion des kapitalistischen Freihandels schließlich Einhalt gebieten.78 Es ist der im gesellschaftlichen, hier: nationalen Verband handelnde und dadurch bestimmte empirische Typus Mensch, von dem man nicht im Sinne des universalen homo oeconomicus abstrahieren darf, wenn man die wirtschaftspolitische Entwicklung erklären will. Weber trägt auch in der „Praktischen Nationalökonomie“ seinen Studenten in Freiburg und Heidelberg keine nur objektive, sich jeder Wertung enthaltenden Volkswirtschaftspolitik vor. Das liegt weder im Temperament, noch in der Absicht des Dozenten, noch in der Natur des Fachs. Aber er legt seinen persönlichen Wertmaßstab offen dar und versucht nicht, diesen als einen vermeintlich objektiven und autonomen, aus dem Stoff empirisch abgeleiteten auszugeben. Dabei ist das letzte Ideal, das Weber zwar als bloß subjektives bekennt, aber dennoch den Studenten als Wertmaßstab der Volkswirtschaftspolitik ans Herz legt, politischer Natur. Der Gegensatz zum terminus technicus „politisch“, darauf weist Hennis hin, lautete zur Zeit Webers nicht etwa „unpolitisch“, sondern „kosmopolitisch“. Und wenn Weber in seiner Antrittsrede die Volkswirtschaftspolitik explizit eine „politische Wissenschaft“ nennt, hätte er, so Hennis weiter, genau das im Sinn gehabt, eine nationale politische Ökonomie.79 75  Unten, S.  297 f. Vgl. auch Weber, Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung, insbesondere der 4. Vortragsabend am 10. Dezember 1897: Die geschichtliche Stellung des modernen Kapitalismus, MWG I/4, S.  851: „Die freie Konkurrenz ist nur ein Übergangszustand zu dem monopolistischen Zeitalter.“ 76  Unten, S.  298. 77 Unten, S.  299. Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft1 (wie oben, S.  32, Anm.  19), S.  76, glaubt, daß die zunehmende, sozialpolitische Betätigung des Staates, sein Bemühen um gerechte Güterverteilung „eines innigen Zusammenschlusses aller Einzelkräfte“ bedürfe, „wie sie nur der große Nationalstaat zu bieten vermag“. 78  Vgl. dazu auch 3. Buch Handelspolitik, §  12 Die Renaissance des Protektionismus, unten, S.  438–452. 79  Hennis, „Wissenschaft vom Menschen“ (wie oben, S.  2, Anm.  1), S.  53. Hennis sieht Weber hier im Fahrwasser einer Entwicklung, die von Adam Müller bis Knies reicht. Man sollte zudem List, Friedrich, Das nationale System der Politischen Ökonomie. – Stuttgart: J. G. Cotta 1841, nennen.

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„Jede Gestaltung der äußeren Verhältnisse“, so Weber im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“, sei „auslesend wirksam“. „Jede wirtschaftspolitische Arbeit“ bedeutet deshalb „in letzter Linie Schaffung von Existenzbedingungen, die bestimmten Typen der Menschlichkeit günstig, andren ungünstig sind“.80 Die richtige Wirtschaftspolitik sei mithin eine auf die Zukunft gerichtete Politik. Und: „Je absoluter die Schätzung der eigenen Cultur, desto höher Zukunft geschätzt“.81 Das letzte Ziel der deutschen Volkswirtschaftspolitik, so Weber, ist die „Behauptung u. Propaganda der deutschen Cultur- und Lebensform“. Um aber die geeigneten „Existenzbedingungen“ zur „Macht-Erhöhung […] des eignen Typus“ im ewigen Daseinskampf mit anderen Nationen und Menschen-Typen schaffen und behaupten zu können, bedürfe es einer Volkswirtschaftspolitik, die sich in den Dienst der „Steigerung der Machtstellung der deutschen Nation“ stellt.82 Deutsche Volkswirtschaftspolitik, so Weber, solle „nur v. deutschen Standpunkt aus“ betrieben werden.83 Das beinhaltet den Primat der Außen- vor der Innenpolitik, der Macht- vor der Sozialpolitik. Hennis kam angesichts der Antrittsrede zu dem Schluß, daß Webers Primat der Politik „nicht vordergründig machtstaatlich, sondern anthropologisch [sei], an einem Bild des Menschen orientiert.“ Weber sei kein Etatist gewesen, der Staat „für ihn einzig ein Werkzeug der Nation, d. h. einer durch Empfindungen zusammengehaltenen menschlichen Gemeinschaft“.84 Die „Praktische Nationalökonomie“ bestätigt, daß es Weber letztlich nicht um den Staat ging, schon gar nicht als eigene Entität im Sinne damals weit verbreiteter organizistischer Lehren.85 Es ging ihm aber auch nicht um das Schicksal des Menschen an sich, sondern um bestimmte, historisch variable Menschen-Typen. Letzter Maßstab der Wirtschaftspolitik, so heißt es in der „Praktischen Nationalökonomie“, sei stets: „Werth-Schätzung eines bestimmten Menschen-Typus/ Stets der Mensch Ziel der Wirtschaft/ steht hinter allen vermeintlich ‚rein wirtschaftlichen‘ – ‚autonomen‘ – 80  Unten, S.  309, 319. 81  Unten, S.  324. 82  Unten, S.  320. Vgl. dazu neben der Antrittsrede auch: Weber, Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung, MWG I/4, S.  851: „Wir rücken mit beängstigender Schnelligkeit dem Zeitpunkt entgegen, an dem die Ausdehnung der Versorgung asiat[ischer], halb­ gebildeter Völker ihr Ende gefunden hat. Dann entscheidet über den auswärtigen Markt weiter nichts als die Macht, als die nackte Gewalt“ (dort alles in Kursivdruck hervorgehoben). 83  Unten, S.  321. 84  Hennis, Max Weber in Freiburg (wie oben, S.  30, Anm.  8), S.  68. 85  Vgl. schon Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  561, der Nationalstaat sei kein „unbestimmtes Etwas, welches man um so höher zu stellen glaubt, je mehr man sein Wesen in mystisches Dunkel hüllt“, sondern nüchtern die „weltliche Machtorganisation der Nation“ als Verband der Staatsbürger, die das jeweilige Staatswesen bilden.

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Idealen […] Ziel nicht die Herbeiführung eines bestimmten äußeren Zustandes um seiner selbst willen, sondern weil er die Existenz/ oder das Aufsteigen/ bestimmter Typen von Menschen ermöglicht.“86

4b) Das 2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung Das Arbeitsziel der Historischen Schule bestand darin, eine Volkswirtschaftslehre zu schaffen, die nicht nur rein ökonomische, sondern neben gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, kulturellen und vielen anderen eben auch nationale bzw. volkliche Aspekte des Wirtschaftslebens und seiner Institutionen berücksichtigte. Die deutsche Nationalökonomie sollte, einem bekannten Wort Bruno Hildebrands (1812–1878) nach, nicht dem englischen und französischen Vorbild nacheifern und ohne Rücksicht auf die empirisch „gegebenen Unterschiede der Menschheit“ und „die verschiedenen Entwickelungsstufen und Völkeranlagen“ eine Art „Welt- und Menschheitsökonomie“ konstruieren.1 Die Historische Schule sollte vielmehr das geschichtliche Werden und die Eigenart der deutschen Volks­ wirtschaft ergründen – eine Denkart, die nicht zufällig zur ersten Blüte gekommen ist, als mit der allmählichen Entstehung eines integrierten Wirtschaftsraums eine politisch wie ökonomisch geeinte deutsche Nation in greifbare Nähe rückte. Auch Webers „Praktische Nationalökonomie“ zielt auf einen geschichtlich so gewordenen Typus des Menschen, nicht auf einen universalen homo oeconomicus, wie ihn die Klassik und Neoklassik ihren abstrakten Gedankenmodellen unterstellte. Mithin gilt unser Blick der Frage, inwieweit Weber im 2. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“, nämlich der Bevölkerungspolitik, nähere Aufklärung darüber geben kann, was es nun mit den „Rassen“ oder den „Typen der Menschlichkeit“ aus wirtschaftlicher Sicht auf sich hat. Etwa, ob Weber, wenn er von Menschen-„Typen-Idealen“ spricht,2 damit etwas Geno­ typisches oder Phänotypisches meint, und wenn vererbt, dann im Sinne von Charles Darwin oder von Jean-Baptiste Lamarck? Geht es ihm um etwas aus dem positiv Gegebenen zu Abstrahierendes oder um etwas Normatives, erst Heranzuzüchtendes? Das geht alles munter durcheinander und ist anhand der bloßen Stichworte kaum zu entwirren. Jedenfalls geht Weber davon aus, daß die durch die Wirtschaftspolitik geschaffenen Umstände die „Lebenslust des eigenen Cultur- u. Menschen-Typus“3 derart mit bestimmen, daß die jeweils gewählte Wirtschafts86  Unten, S.  325 f. 1  Hildebrand, Bruno, Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft. Erster Band. – Frankfurt a. M.: Rütten 1848, S.  27, §  6: „Einseitigkeit der Smith’schen Schule“. 2  Unten, S.  319 (gestrichene Passage). 3  Unten, S.  313.

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politik auf den Typus verändernd zurückwirkt. Er versagt sich aber, so heißt es in der Antrittsrede, jedes Spekulieren darüber, „wo die Grenze für die Variabilität physischer und psychischer Qualitäten einer Bevölkerung unter dem Einfluß der Lebensverhältnisse, in die sie gestellt wird, liegt“. Auch in der „Allgemeinen Nationalökonomie“, wo er sich dem Thema ausführlicher widmet, kann er am Ende nur bestätigen, dieses Problem sei „zur Zeit sicherlich nicht“ zu lösen.4 Doch warnt Weber vor der Überschätzung eines Rassebegriffs, der rein auf Vererbung beruht. Der Mensch sei unter dem Einfluß der Lebensverhältnisse sehr variabel.5 Dies aber, so Weber, würde von der klassischen Wirtschaftstheorie unterschätzt. Die Bevölkerungspolitik ist damals ein häufig, aber nicht immer innerhalb der Praktischen Nationalökonomie unterrichtetes Fachgebiet. Wie oben gesehen, zählte Philippovich sie nicht zu den „üblichen“ Zweigen der Volkswirtschaftspolitik und ließ sie in seiner Darstellung dementsprechend aus.6 Weber kündigte die Bevölkerungspolitik erstmals zum WS 1898/99 als Teil der „Praktischen Nationalökonomie“ an7 und gliedert den zu behandelnden Stoff in §  6: „Politik der natürlichen Volksvermehrung“8 und §  7: „Politik der Bevölkerungsbewegung“.9 „Widerwärtig radikal“ nennt Weber die „Theorie der Cameralisten“, nach der „der Staat nie zu viel Einwohner haben“ (Justi) könne und selbst für unehelich geborene Kinder Prämien zahlen solle. Das war ein Sonderfall und noch auf die große Entvölkerung nach dem Dreißigjährigen Krieg zurückzuführen.10 Ansonsten ergriffen die menschlichen Gemeinschaften immer wieder selektierende Maßnahmen zur „Erhaltung der Qualität“ und nahmen dafür eine „Einschränkung der Quantität“ in Kauf. Bis hin zu einer 4  Vgl. Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  555; auch Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, 2. Buch: Natürliche Grundlagen der Volkswirtschaft, MWG III/1, S.  311 ff.; insbes. §  4 Die Bevölkerung (ebd., S.  321 ff.) und §  5 Biologische und anthropologische Grundlagen der Gesellschaft (ebd., S.  345 ff.), hier S.  358. 5  MWG III/1, S.  345–358. 6  Ebenso hielt es Schönberg, Grundriß (wie oben, S.  24, Anm.  45). Dagegen bedachte Rau, Volkswirtschaftspolitik I5 (wie oben, S.  17, Anm.  12), die Bevölkerungspolitik mit einem eigenen Abschnitt; ebenso Conrad, Johannes, Grundriß zum Studium der politischen Ökonomie. Zweiter Teil: Volkswirtschaftspolitik. – Jena: Gustav Fischer 1897 (hinfort: Conrad, Volkswirtschaftspolitik); außerdem: Elster, Ludwig, Bevölkerungswesen. III. Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  465–528. Elster erörterte vor allem das Pro und Kontra um die Theorie von Thomas R. Malthus. Weber behandelte diese aber nicht in der „Praktischen Nationalökonomie“, sondern in der „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“, MWG, III/1, S.  340 ff. 7  Das muß aber nicht heißen, daß Weber die Bevölkerungspolitik zuvor nicht bereits vorgetragen hat; vgl. dazu Editorischer Bericht, unten, S.  83 mit Anm.  39. 8  Vgl. unten, S.  327–338. 9  Vgl. unten, S.  339–376. 10  Vgl. unten, S.  332.

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„Auslese der Neugeborenen“ und „Eliminierung schwächlicher Exemplare“, Maßnahmen, die u. a. in Sparta und Rom dazu dienten, eine wehrhafte Kriegerkaste heranzuzüchten.11 „Politik der Bevölkerungsbewegung“ meint in der „Praktischen Nationalökonomie“ die Beeinflussung der Geburtlichkeit und der Wanderungen, hier insbesondere die Organisation der Aus- bzw. Einwanderung, mal im Zeichen von Hungersnöten und der „Furcht vor Übervölkerung“, mal zur „Deportation“ von Sträflingen und Sektierern, aber auch als „Erweiterung des Industrie-Absatz-Raumes“.12 Erfolgreich erscheinen diese Bemühungen in England, während Weber Deutschlands organisierte Auswanderung und die „Gründung deutscher Staaten“ mehr oder weniger als ein Scheitern darstellt.13 Ein Votum für eine deutsche Kolonialpolitik, wie er es in seiner Antrittsrede vertritt, finden wir in der „Praktischen Nationalökonomie“ nicht, es läßt sich aber zwischen den Zeilen herauslesen.14 Das Buch zur Bevölkerungspolitik endet mit einem „Anhang über Rassenpolitik“.15 Hier nimmt Weber jene erwähnten Bedingtheiten zwischen den Qualitäten einer Bevölkerung und deren Lebensverhältnissen, in die sie gestellt ist, in den Blick und schaut dann schließlich auf die sich dazu ausbildenden Wirtschaftsdoktrinen und -systeme. Bereits im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ hatte Weber den „Liberalismus“ als ein Phänomen bezeichnet, das „klimatisch u. durch Rasse bedingt“ sei, wobei „freie Arbeit als Träger des Fortschritts der Technik“ fungiert.16 Diesen Faden nimmt Weber hier wieder auf und stellt dem System bzw. „Geist“ freier Arbeit ein System von „Rassensklaverei“ gegenüber.17 Die unfreie Arbeit, so Weber, existiere „insbes. auf tropischem Boden“ und habe sich dort infolge der „Unfähigkeit der freien Arbeit“ etabliert, die – gemeint ist die „freie Arbeit“ – ein Produkt der „gemäßigten Zone“ sei. Da

11  Vgl. unten, S.  329 f. 12  Vgl. unten, S.  347–349. 13  Vgl. unten, S.  355 ff. 14  Vgl. auch unten, S.  487, 3. Buch, §  13, 8 b) „Schwächliche Colonialpolitik“, wo auch das Stichwort „Unentwickelte maritime Machtstellung“ fällt. Vgl. dazu Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, hier S.  570: „Schon als nach den Einheitskriegen die ersten Anfänge positiver politischer Aufgaben der Nation nahe traten, der Gedanke einer überseeischen Expansion, – da fehlte ihm [einem Großteil des deutschen Bürgertums] selbst jenes einfachste ökonomische Verständnis, welches ihm gesagt hätte, was es für den Handel Deutschlands in fernen Meeren bedeutet, wenn an den Küsten umher die deutschen Fahnen wehen.“ 15  Unten, S.  369–374, und vom Editor Webers Anhang zugewiesen: „Die Chinesenfrage“, unten, S.  374–376. 16  Unten, S.  297, weiter: „Tragweite dessen noch nicht bekannt.“ 17  Unten, S.  369 ff. S.  371 unterscheidet Weber den „Geist der englischen freien Arbeit“ von dem der „amerikanischen unfreien Arbeit.“

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die Indianer – Weber spricht über Amerika – „teils durch Kirche gehindert, teils durch Rassendisqualifikation“ ausfielen, blieben die „Neger“ übrig als „Träger“ der Sklaverei.18 In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebten „95% der Schwarzen in den Südstaaten“ der Vereinigten Staaten von Nordamerika und deren „Zunahme“ vollziehe sich „dort schneller als die der Weißen“.19 Die weißen Pflanzer im Süden aber beschreibt Weber als eine „aristokratische Grundherrenklasse,“ die „Plantagen-Großbetriebe“ unterhielten, selber nicht arbeiteten und oft genug die „Staatsmänner der Union“ stellten20 – die Analogie zu den preußischen Junkern ist augenfällig. So differenzierten sich im Laufe der Zeit im Norden und Süden zwei konträre Wirtschaftssysteme heraus, die mit dem Wachsen der Industrieproduktion im Norden zunehmend miteinander in Konkurrenz gerieten. Schließlich kam es zum Sezessionskrieg 1861–1865. Dabei erscheint bei Weber das Fehlen freier Arbeit im Süden als „Ursache u. Wirkung zugleich“.21 Die Sklaven würden streng abgeschlossen gehalten, alles für den Eigenbedarf gefertigt, das Entstehen freier Gewerbe gehindert, Bildung unterdrückt. So käme es zu keiner Komfortentwicklung unter den Sklaven, zu keiner Städtebildung. Fazit: „Der Capitalismus auf Grundlage freier Arbeit [ist] teilweise klimatisch bedingt“.22 Webers Denken kreiste also schon damals um die Frage, welche Bedingungen die Entwicklung eines wirtschaftlichen Verhaltens fördern (oder hindern), das schließlich für den Kapitalismus typisch wird. 4c) Exkurs: Die Religionen und die „Züchtung des Capitalismus“ In seiner wohl berühmtesten, erstmals 1904/05 publizierten, Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“23 erklärt Weber die Entstehung des Kapitalismus nicht historisch-materialistisch, wie Karl 18  Vgl. unten, S.  369. Weber nennt (unten, S.  226 f., 238) den Namen des spanischen Dominikaners Batholomé de Las Casas (1484–1566), der 1502 nach Hispaniola kam, 1514 seine Sklaven entließ und in der Folge am Hof in Spanien für eine Bekämpfung der Zwangsarbeit und die Reform der Indianerschutzgesetzgebung eintrat. 19  Vgl. unten, S.  372. Letztere Behauptung Webers ist allerdings nur teilweise durch die von ihm genutzte Quelle gedeckt; vgl. Levy von Halle, Ernst, Baumwoll­produktion und Pflanzungswirtschaft in den Nordamerikanischen Südstaaten. Erster Teil: Die Sklavenzeit. – Leipzig: Duncker & Humblot 1897, hier S.  130 f. 20  Unten, S.  372 f. 21  Unten, S.  372. 22  Unten, S.  374. S.  376 heißt es: „Erkennbar nur:/ 1. klimatische Bedingtheit der freien weißen Arbeit/ vielleicht der Überlegenheit freier Arbeit überhaupt/ 2. Unmöglichkeit einer Arbeitsmarktgemeinschaft mit Rassenfremden./ Behauptung der sittlichen u. Cultur-Eigenart bedroht./ Damit Unmöglichkeit einer Austausch- u. Wirtschaftsgemeinschaft auf gleichem Fuße.“ 23  Vgl. Weber, Max, Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus I und II, MWG I/9, S.  97–215 und S.  222–425.

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Marx es tut, sondern mittels kultur- und geistesgeschichtlicher Faktoren und Motive. Der Begriff „Geist des Kapitalismus“ stammt dabei aus dem 1902 erschienenen ersten Band von Werner Sombarts „Modernem Kapitalismus“.24 Weber gibt das zu,25 betont aber, daß seine Studie auf eigene, ältere Arbeiten zurückgehen würde, die er, wie er 1910 schreibt, zum Teil „schon vor 12 Jahren im Kolleg“ vorgetragen hätte.26 Das müßte dann im Winter 1897/98 gewesen sein. Doch die Weber-Forschung konnte zunächst „nichts Konkretes darüber“ finden.27 So hing Webers Prioritätsanspruch in der Luft, und mancher warnte verständlicherweise vor einer „Tendenz zur Überdetermination“, wenn es darum ging, die Ursprünge der „Protestantischen Ethik“ bereits in die Zeit vor der Krankheit – also vor die Jahrhundertwende – verlegen zu wollen.28 Das Gesuchte findet sich im Konvolut der „Praktischen Nationalökonomie“.29 Die Blätter mit den ersten Spuren der Weberschen These über den Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und dem „Geist“ des Kapitalismus gehören zu §  3 über den Merkantilismus.30 Weber widmet sich dort u. a. der „Wirtschafts- und Colonialpolitik der Spanier“ (Abschnitt 2d) und zwar, wie er notiert, als „polare[m] Gegensatz gegen den Merkantilismus“.31 Es folgt Abschnitt 2e) über „Die wirtschaftspolitischen Ideale der Theo­ kratien“.32 Wichtige Impulse für seine Darstellung verdankt Weber dabei 24  Vgl. Sombart, Werner, Die Genesis des kapitalistischen Geistes, in: ders., Der moderne Kapitalismus, Band 1: Die Genesis des Kapitalismus. – Leipzig: Duncker & Humblot 1902, S.  378–397. 25  Vgl. Weber, Protestantische Ethik I, MWG I/9, S.  141, 147 f., Fn.  22, S.  154 f., Fn.  27, S.  163 und S.  175; vgl. dazu Lenger, Weber, Sombart und der Geist des modernen Kapitalismus (wie oben, S.  39, Anm.  57). 26  Weber, Max, Antikritisches zum „Geist“ des Kapitalismus, MWG I/9, S.  515–619, hier S.  575. Sombart und Weber rivalisierten häufiger um Priorität: So datierte Sombart in der Rückschau seine „Ideale der Sozialpolitik“ fälschlich auf 1895 zurück, um schreiben zu können, er habe zehn Jahre vor Webers berühmter Studie die „ethischen Werturteile in unserer Wissenschaft abgelehnt“ (Sombart, Werner, Die drei Nationalökonomien. Geschichte und System der Lehre von der Wirtschaft. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1930, S.  289). Dabei kannte Sombart Webers Antrittsrede von 1895 und wußte, daß dieser bereits dort das Thema behandelt hatte. 27  Mommsen, Weber als Nationalökonom (wie oben, S.  2, Anm.  5), S.  30 f. 28  Radkau, Max Weber (wie oben, S.  5, Anm.  22), S.  319. 29  Vgl. schon Schluchter, Wolfgang, Einleitung, in: MWG I/9, S.  1–89, hier S.  4 ff. 30  Unten, S.  236–243; sowie vorbereitend unten, S.  224–236. Da es sich bei diesen Ausführungen um eine komplementäre Erklärung Webers zur Entstehung des Kapitalismus zu der in §  7 handelt, behandelt die vorliegende Einleitung diese – abweichend von derjenigen Einordnung im Textkorpus der „Praktischen Nationalökonomie“ – auch im Anschluß an §  7 und nicht im Zusammenhang des §  3. 31  Vgl. unten, S.  224. 32  Unten, S.  236. Die von Max Weber zur Vorbereitung des §  3 verwendete Literatur legt die Vermutung nahe, daß sein Manuskript über den „Merkantilismus“ frühestens zur er-

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seinem damaligen in Bonn lehrenden Kollegen Eberhard Gothein (1853– 1923) und dessen Schrift „Der christlich-soziale Staat der Jesuiten in Paraguay“ (1883).33 Weber stellt dabei den militärischen und „kirchliche[n] Charakter der spanischen Cultur u. Herrschaft“34 heraus. Die Eroberung und Kolonisation Latein­amerikas gilt ihm als eine „überseeische Fortsetzung der MaurenKreuz­züge“, vom „Missionszweck“ bestimmt und weniger als „erweiterter Spielraum für spanisches Capital und Bürgertum“. Sie trägt „militärische[n] Charakter“ und blickt – da infolge der Maurenkriege das „orientalische Gewerbe vernichtet“35 ist und eigenes kaum existiert – vom „Consumentenstandpunkt“ her in Richtung Colonien, ist „antikapitalistisch, agrarisch u. kirchlich“ bestimmt.36 Entsprechend charakterisiert Weber die spanischen Missionskolonien als agrarische Eigenwirtschaften religiösen Charakters und die Jesuitengründungen in Paraguay als wirtschaftlich „selbstgenügsame Colonie“ auf „communistisch-patriarchaler Unterlage“ mit Ackerland vor der Stadt mit einem Anbau von Mais, Baumwolle und Tee, den er,37 wie die Erziehung der Kinder, wiederum „communistisch“ nennt.38 Erzieherisch begleitet wird das Dasein in der Mission von einer genauen Regelung des Lebens der Indianer zu deren „Bekehrung u. Beherrschung durch Kirche“.39 Das Ergebnis: „Vernichtung des Erwerbstriebes – d. h. nicht Entstehen-Lassen“.40 sten Heidelberger Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“ im Wintersemester 1897/98 und noch nicht für das Sommersemester 1895 in Freiburg gefertigt gewesen sein kann. Denn sowohl die nachweislich von Weber benutzen Bände Ehrenbergs über die Fugger (unten, S.  210–212) wie Naudés Studie über die europäische Getreidehandelspolitik (unten, S.  218 f. und 263 f.) erschienen erst im Jahr 1896. Um 1897/98 dürfte, wie oben gesagt, auch der Abschnitt e) über die „Wirtschaftspolitischen Ideale der Theokratien“ entstanden sein. 33  Unten, S.  238; vgl. Gothein, Eberhard, Der christlich-soziale Staat der Jesuiten in Paraguay. – Leipzig: Duncker & Humblot 1883 (Gothein, Staat der Jesuiten). Bekannt ist, daß Gothein, Eberhard, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und der angrenzenden Landschaften. – Straßburg: Trübner 1892, Webers Einsichten in die Beziehungen zwischen Protestantismus und Kapitalismus befördert hat. 34  Unten, S.  230. 35  Unten, S.  226, 228 (und ähnlich S.  230: „die Indianer sollen billige Waaren liefern als Produzenten (nicht als Consumenten) ausgebeutet“ werden). 36  Unten, S.  229. 37  Unten, S.  238, 240. 38  Unten, S.  239. 39  Unten, S.  232. 40  Unten, S.  241. Den ideologischen Unterbau für dieses Experiment liefert der „Sonnenstaat“ des katholischen Utopisten Tommaso Campanella. Zweck der Erziehungsarbeit in der „Civitas solis“ sei, so Weber, unten, S.  238, die „Abtötung des Eigennutzes“ und die „Züchtung der Liebe zur Gemeinschaft.“ Laut Gothein, Staat der Jesuiten, S.  3 ff., stellt Campanellas „Sonnenstaat“ den „Ideenkreis des restaurirten und durch die Renaissancebildung erweiterten Katholizismus am rücksichtslosesten“ dar, und die Jesuiten in Para-

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Den Kontrapunkt zur gegenreformatorischen Jesuitenutopie bilden die Ausführungen zu „Calvin u. die Protestanten der Handelsstädte“.41 Dort sei die Arbeit, und zwar auch die „Arbeit des Geschäftsmanns“, „allgemeiner Lebenszweck“ geworden und der ethische „Kampf“ gelte dem Konsum, der „Genußsucht“.42 Ökonomisch bestimmend sei die Erkenntnis, daß die „Leitung der Produktion durch das Capital unvermeidlich“ ist und daß „capitalistische Export-Produktion“ Erwerb für die hungernden Massen schaffe. Glaubten die spanischen „Cortes“ noch, daß „die Kaufleute die Waaren verteuern“43 und hielten sie deshalb den Handel für moralisch bedenklich, gründete das Selbstbewußtsein der protestantischen Städte auf dem Handel und der Kaufmannschaft. Ähnlich stand es um den Zins: Von den Scholastikern verpönt und den guten Katholiken untersagt, war die Zinsnahme den Protestanten Calvins gestattet, weil Geld „in Kauf u. Verkauf Gewinn bringen“ kann. Weber: „Also: Züchtung des Capitalismus u. der Geldwirtschaft“, „Züchtung des wirtschaftlichen Eigennutzes“.44 Jede „unproduktive Verwendung der Reichtümer“, „jede Expansion des Consums“ wäre den Calvinisten „verboten“ bzw. durch eine „Luxus-Gesetzgebung“ streng reglementiert gewesen. Weber: „Also: Entfesselung u. ethi-

guay wiederum haben ihn „am rücksichtslosesten durchgeführt“. Vgl. Campanella, Tommaso, La città del Sole (1602), deutsch: Der Sonnenstaat (Altenburg 1789). 41  Unten, S.  241–243. Möglicherweise folgt Weber auch hier einem Gedanken Gotheins. Dieser beendete seine Studie über die Jesuitenmissionen mit einem Blick auf die englischen Kolonien in Nordamerika: Auch dies seien Staaten, die ursprünglich auf „religiöser Grundlage ruhten“, habe „man doch mit Recht bemerkt, daß in der kalvinistischen Gemeindeverfassung Genfs der Keim der nordamerikanischen Union liege? […] Wenn in der Verfassung Paraguays ein Ideal der Sittlichkeit und des Wirthschaftslebens, wie es dem Katholizismus vorschwebt, erreicht“ wäre, so Gothein, Staat der Jesuiten, S.  68, weiter, so zögen „die Kolonisten Pennsylvaniens die äußersten Konsequenzen des Protestantismus.“ Ein weiterführendes Interesse Max Webers an diesem Thema dokumentiert sich darin, daß Weber seinem Verleger Paul Siebeck im Dezember 1898 eine Arbeit seines Schülers Max Kamm über „Joh[ann] Calvin als Wirtschaftspolitiker“ ankündigt, zu der er eine Einleitung beisteuern will. Diese Arbeit, vermutlich eine Dissertation, wird allerdings nie beendet und Weber erstellt auch keine Einleitung. Vgl. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 7. Dezember 1898, MWG II/3, S.  598. 42  Unten, S.  241. Etwas weiter unten: „Künstliche Züchtung der Industrie bedeutet Erziehung zur Arbeit. Da die Massen nicht freiwillig arbeiten: ‚Das Volk muß in Armuth gehalten werden‘“. Möglicherweise zitiert Max Weber hier nach Kampschulte, Franz Wilhelm, Johann Calvin. Seine Kirche und sein Staat in Genf, Band 1. – Leipzig: Duncker & Humblot 1869, S.  430: „[…] man müsse das Volks stets in Armuth erhalten, damit es gehorsam bleibe.“ 43  Unten, S.  229. 44  Unten, S.  242.

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sche Sanktionierung des Erwerbstriebes“ bei „Einschränkung des Genußtriebes“. Er nennt dies eine „Ethische Theorie des wirtschaftlichen Geizes“.45 Manche der Gedanken, die die spätere These Webers bestimmen, kündigen sich in der „Praktischen Nationalökonomie“ also schon an: Daß die protestantische Ethik eine Triebkraft der Entwicklung des modernen Kapitalismus ist und daß die protestantische Berufsethik dabei eine wichtige Rolle spielt – drückt Weber hier folgendermaßen aus: Die „Lebensauffassung derjenigen tüchtigsten Elemente des emporstrebenden Capitalismus, denen die Gewinnung des Reichtums ethischer Beruf ist“.46 Weber sucht also schon in den späten 1890er Jahren Antwort auf die Frage, „wie der weltliche Beruf eine ethische Aufwertung erfuhr, wie aus Arbeit Beruf und vor allem: aus Beruf Berufung wurde“.47 Er nennt diese Entwicklungsphase: „Heroisches Zeitalter des Capitalismus“48 – auch das eine Formulierung, die er später wieder aufnimmt.49 4d) Das 3. Buch: Handelspolitik Die Handels- und Gewerbepolitik, also die Bücher 3 und 5, bilden von der Intensität der Behandlung her die beiden wichtigsten Zweige der Praktischen Nationalökonomie, zudem die einzigen, die Weber für alle drei volkswirtschaftspolitischen Hauptvorlesungen auch angekündigt hat.50 Er zeichnet darin im wesentlichen den Übergang vom Merkantilismus zum Liberalismus nach, von einer reglementierenden und protektionistischen Wirtschaftspolitik zu einem durch Freiheit in Handel und Gewerbe gekennzeichneten System und dann die Rückschläge in jüngerer Zeit. Der im Zuge der Industrialisierung und eines anwachsenden Welthandels sich relativ rasch vollziehende wirtschaftliche Wandel korrespondierte mit einer zuweilen sich revolutionär entladenen politischen Entwicklung – man denke an 45  Unten, S.  242 f. 46  Unten, S.  243. Vgl. dazu: Weber, Protestantische Ethik I: „Der Mensch ist auf das Erwerben als Zweck seines Lebens, nicht mehr das Erwerben auf den Menschen als Mittel zum Zweck der Befriedigung seiner materiellen Lebensbedürfnisse bezogen.“ (MWG I/9, S.  149). „Der ‚Idealtypus‘ des kapitalistischen Unternehmers […] ‚hat nichts‘ von seinem Reichtum für seine Person – außer der irrationalen Empfindung der ‚Berufserfüllung‘“ (ebd., S.  170 f.). 47  Schluchter, Wolfgang, Die Entzauberung der Welt. Sechs Studien zu Max Weber. – Tübingen: Mohr Siebeck 2009, hier S.  49. 48  Unten, S.  243. 49  Vgl. Weber, Protestantische Ethik II, MWG I/9, S.  397: Der „Dank für die eigene durch Gottes Gnade gewirkte Tadellosigkeit“ durchdringt „die Lebensstimmung des puritanischen Bürgertums und bedingt jenen formalistisch korrekten harten Charakter, wie er den Vertretern jener heroischen Epoche des Kapitalismus eigen war“. 50  Vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  78; Anhang 1 zur Einleitung, in: MWG III/1, S.  55, Anm.  15, sowie S.  60 f.

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die Jahre 1789, 1830 und 1848 – weg vom „aufgeklärten Despotismus“51 hin zu parlamentarisch-konstitutionellen Regierungsformen. Nunmehr stellten vermehrt die Handel und Gewerbe tragenden bürgerlichen Klassen und nicht länger der Landwirtschaft treibende Adel die ökonomische Basis für den Wohlstand der Nationen, und die Bourgeoisie und schließlich das Proletariat forderten eine Partizipation an der politischen Macht. Webers Vorbilder England und Frankreich sind damals zwei nach innen vergleichsweise liberal verfaßte Länder, die nach außen aber eine streng imperiale Machtpolitik betreiben, eine Politik, wie sie sich Weber auch für das Deutsche Reich wünscht. Letzteres bringt er in seiner Freiburger Antrittsvorlesung unmißverständlich zum Ausdruck: „Wir müssen begreifen, daß die Einigung Deutschlands ein Jugendstreich war, den die Nation auf ihre alten Tage beging und seiner Kostspieligkeit halber besser unterlassen hätte, wenn sie der Abschluß und nicht der Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik sein sollte.“52 Mit Wolfgang J. Mommsen zählen wir Weber deshalb zu einem Kreis von „liberalen Imperialisten“,53 deren Gesellschaftsmodell auf Liberalisierung im Inneren und nach Außen auf nationale Stärke und Weltmachtgeltung setzt. Das 3. Buch Handelspolitik (§§  8–13) widmet sich denn auch beinahe ausschließlich der Außenhandelspolitik. Als Musterbeispiel merkantilistisch-imperialer Handelspolitik gilt Weber die gegen die See- und Handelsmacht der Niederlande gerichtete englische Navigationsakte aus dem Jahre 1651. Mit diesem Gesetz räumt Oliver Cromwell der heimischen Flotte ein Quasimonopol auf den Zwischenhandel mit den Kolonien ein und setzt diesen Anspruch im englisch-niederländischen Seekrieg schließlich militärisch durch.54 Der Übergang zum Freihandel vollzieht sich nach Weber im Zusammenhang mit einem Umschwung der ökonomischen Theorie und den wirtschaftlichen Verhältnissen.55 Die Freihandelsdoktrin entsteht auf der Basis einer stark anwachsenden gewerblichen Produktion und dem resultierenden Bedürfnis nach ungehindertem Zugang zu den Exportmärkten. Die Industrie verlangt zugleich die Ein51  Unten, S.  136. 52  Vgl. Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  571. 53  Mommsen, Max Weber3 (wie oben, S.  30, Anm.  4), S.  73 ff., hier S.  84. 54  Vgl. unten, S.  248, 256. Das französische Pendant bildete Colberts Pacte colonial von 1670. Damals rekrutierten sich die Seestreitkräfte im Kriegsfalle aus der Handelsflotte. So bedeutete der durch die Navigationsakte bzw. den Pacte colonial beförderte Ausbau der heimischen Handelsflotte zugleich eine Stärkung der maritimen militärischen Macht. Den seiner Meinung nach gegebenen Zusammenhang zwischen Deutschlands Stellung als Handelsnation und seiner unterentwickelten maritimen militärischen Machtstellung hat Weber wiederholt benannt; vgl. unten, S.  487; Weber, Der Nationalstaat und die Volks­ wirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  570; sowie auch Weber, Max, Stellungnahme zu der von der Allgemeinen Zeitung im Dezember 1897 veranstalteten Flottenumfrage, MWG I/4, S.  667–673. 55  Vgl. unten, S.  379.

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fuhr von billigen Nahrungsmitteln zur Versorgung der einheimischen Arbeiterschaft und Niedrighaltung der Löhne. Die politische Agitation für den Freihandel speist sich mithin, so in Webers Notizen, aus der „gemeinsame[n] Front der Industrie gegen die Landwirtschaft.“56 1839 gründet sich in Manchester die „Anti Corn Law League,“ und die damalige Hochburg der britischen Textilindustrie lieh einer neuen Periode der Wirtschaftspolitik ihren Namen: Manchester-Kapitalismus. Webers Vorlesung zeigt: Erst der merkantilistische Protektionismus, dann die Freihandelspolitik dienen unter gewandelten geschichtlichen Umständen dem gleichen Ziel, nämlich dem Machterhalt des britischen Imperiums. Auch die deutschen Länder erlebten nach den Befreiungskriegen vor allem in den Jahren 1845–1875 eine vergleichsweise liberale handelswirtschaftliche Epoche. Motor dieser Entwicklung war Preußen, dessen Zollund Handelspolitik von der Absicht der Überwindung der deutschen Kleinstaaterei geleitet wurde.57 In der fachlichen Debatte gewann die im „Volkswirtschaftlichen Kongreß“ vereinte Freihandelspartei zunächst Oberwasser. Doch mit dem Aufkommen der sozialen Frage und dem Gründerkrach mehrten sich die „Rückschläge“. Getragen von einer „sozialpolitischen Stimmung“ und dem anschwellenden Ruf nach einem „Schutz der ‚Schwachen‘ auch in der Handelspolitik“, brach sich Mitte der 1870er Jahre eine, wie Weber notiert, „Renaissance des Protektionismus“ Bahn.58 Als Anfang der 1890er Jahre – nach der Entlassung Bismarcks – die Verlängerung einer ganzen Reihe von wichtigen bilateralen Handelsverträgen ansteht, schlägt Reichskanzler Leo von Caprivi in Deutschland in der Sozial- wie Handelspolitik einen liberalen, den sog. „Neuen Kurs“ ein, und es bereitet sich – wie Schmoller 1891 schreibt – „schon wieder ein Umschwung vor“, diesmal „gegen das Übermaß schutzzöllnerischen Politik und gegen die vorhandenen und drohenden Zollkriege gerichtet“.59 Dagegen setzt sogleich eine heftige Agitation vor allem seitens der Schwerindustrie und der 56  Unten, S.  382; vgl. insgesamt §  8. „Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin“. Weber stützt seine Darstellung u. a. auf Held, Adolf, Zwei Bücher zur socialen Geschichte Englands. Aus dem Nachlaß hg. von Georg Friedrich Knapp. – Leipzig: Duncker & Humblot 1881, hier S.  15 f.: Die „Abschaffung des gesammten Protectivsystems […] geschah freilich in einer Zeit, wo die industriellen Schutzzölle den englischen Industriellen ganz werthlos geworden waren, während ihnen die Kornzölle entschieden schadeten.“ Lange Zeit hätte „der allgemeine Glaube, dass Beeinflussung der Preise durch die Zollpolitik im allgemeinen Interesse nothwendig sei, den kurzsichtigen Egoismus der Grundbesitzer […] verhüllen“ können. 57  Vgl. §  9 „Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850“ und §  10 „Das Vordringen der Handelsfreiheit bis Mitte der 70er Jahre“, unten, S.  389–399 und S.  400–422. 58  Vgl. unten, S.  438–452, §  12, insbes. S.  444 f. 59 Schmoller, Gustav, Vorrede, in: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band (Schriften des VfSp 49). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  V–X (hinfort: Schmoller, Vorrede), hier S.  IX f.

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preußischen Junker ein, insbesondere gegen einen Vertrag mit Rußland, der aber schließlich im Februar 1894 dennoch geschlossen wird.60 Kurz darauf finden dann im Zuge der Debatte über die „Umsturzvorlage“ die Ära Caprivi und damit der Neue Kurs ihr Ende. Auch im Verein für Socialpolitik ist man sich der immensen Bedeutung der Handelsvertragsfrage bewußt und legt 1892/93 ein vierbändiges Sammelwerk zur Handelspolitik „der wichtigeren Kulturstaaten“ vor,61 dessen Beiträge namhafter Autoren aus dem In- und Ausland Max Weber ausgiebig für seine Vorlesung nutzt. Der Tenor der Schriften ist zwar nicht freihändlerisch, aber doch auch nicht einseitig schutzzöllnerisch gestimmt. Letzteres trifft auch auf die von Weber intensiv genutzten Beiträge von Lotz und von Fuchs zu.62 Weber wendet sich in der „Praktischen Nationalökonomie“ gegen das schutzzöllnerische Bündnis von Agrariern und Schwerindustriellen63 und gegen die Art, wie Bismarck dies machtpolitisch geschickt für sich instru-

60  Vgl. unten, S.  487: „Handelsvertrag erste Maßregel, die gegen die Junker gemacht wurde“. Noch 1897 beklagt Weber sich, daß „unsere Wirtschaftspolitik bisher so gut wie ausschließlich“ den Interessen der östlichen Junker „zu Diensten sein mußte“, Weber, Max, Diskussionsbeiträge zum Vortrag von Karl Oldenberg: „Über Deutschland als Indu­ striestaat“, MWG I/4, S.  623–640, hier S.  633. 61 Vgl. Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, 4 Bände (Schriften des VfSp 49–51 und 57). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892/93. Gustav Schmoller, Vorrede (wie oben, S.  53, Anm.  59), S.  V, sagt, man sei von der Ansicht ausgegangen, daß „keine volkswirtschaftliche Frage größere Bedeutung gewinnen werde, als die der am 1. Februar 1892 ablaufenden Handelsverträge“. Auch sozialpolitisch stehe diese Frage für viele Staaten gegenwärtig im Vordergrund, „sofern der Unterhalt von Tausenden und Millionen Arbeitern von den Absatzwegen abhänge, welche die gesamte eigene und fremde Handelspolitik den betreffenden Produktionszweigen schaffe, erhalte oder verschließe.“ 62  Das sind: Lotz, Walther, Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860 bis 1891 (Schriften des VfSp 50). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892; Fuchs, Carl J., Die Handels­ politik Englands und seiner Kolonien in den letzten Jahrzehnten (Schriften des VfSp 57), ebd., 1893. Mehr als Lotz schätzte Weber damals Fuchs, der am 19. März 1897 sein Nachfolger in Freiburg wird. Fuchs arbeite, so Weber, im Vergleich zu Lotz „zwar langsamer, aber wohl auch umfassender“, Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 4. Januar 1897, MWG II/3, S.  274. Möglicherweise eine Anspielung auch auf dessen oben genannte Schrift, die erst 1893 und damit erst ein Jahr nach den anderen Bänden erschien (vgl. dazu Fuchs, Vorrede [zur Handelspolitik], S.  1). Fuchs‘ Schriften über die englische Handelspolitik finden auch positive Erwähnung in einem Brief Max Webers an Adolph Wagner vom 1. Januar 1897, MWG II/3, S.  272. 63  Die Schwerindustrie fürchtete das technisch überlegene England – von Weber (unten, S.  443) gezeigt anhand der Stahlproduktion (Bessemer vs. Thomas-Verfahren). Die deutschen Agrarier, lange gut im Getreideexport engagiert, wandelten sich mit der zunehmenden Konkurrenz aus Rußland, Argentinien und Nordamerika zu Schutzzöllnern. Weber, unten, S.  444: „Damit Kampffront verändert./ Kampf gegen Großindustrie aufgegeben, Bündnis mit ihr.“

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mentalisiert hat.64 Denn Bismarcks Wende in der Handelspolitik Ende der 1870er Jahre ging mit dem Niedergang der bis dahin im Reichstag dominierenden Nationalliberalen Partei einher. Schon als die Mehrheit der Partei im Oktober 1878 mit Bismarck für die Sozialistengesetze votiert, bedeutet dies ihren Zerfall und zudem, wie Weber in der „Praktischen National­ ökonomie“ beklagt, die „definitive Scheidung der Arbeiter von den Liberalen“.65 Das aber hatte Konsequenzen. Während in England seit „Entstehung der Arbeiter-Gewerkvereine“ die Handelspolitik von einem gemeinsamen Interesse von Bürgertum und Proletariat getragen wird,66 geben in Deutschland Schwerindustrielle und Großgrundbesitzer dem Publikum zunehmend erfolgreich ein angebliches Interesse am „Schutz der nationalen Arbeit“ vor. Weber nennt dies einen „Schwindel“. Das Argument „wäre nur aufrichtig, wenn wirklich Arbeiter gegen Concurrenz geschützt wären./ Aber: PolenZulassung/ Arbeiter-Import bei Hafenstreik in Hamburg/ Also: Schutz der deutschen Grundrente/ Schutz des deutschen Unternehmensgewinns.“67 64 Vgl. dazu auch: Weber, Marianne, Lebensbild, S.  122 ff.; Aldenhoff-Hübinger, Rita, Agrarpolitik und Protektionismus: Deutschland und Frankreich im Vergleich, 1879–1914. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002, S.  117: Die Einführung von Zöllen diente ihm u. a. auch dazu, den liberalen Parteien parlamentarische Kontrollmöglichkeiten der Reichseinkünfte zu versperren. Ein weiteres Ziel Bismarcks bestand darin, die Nationalliberalen über die Frage Freihandel oder Schutzzoll zu spalten. 65  Unten, S.  445. 66  Unten, S.  383. 67  Vgl. unten, S.  490 f. Weber hat in vielen Vorträgen praktisch bis zum, wie er selbst einmal schrieb, „Steckenpferdreiten“ die Sperrung der Grenze gegen polnische Wanderarbeiter und eine verstärkte Ansiedlung deutscher Bauern im Osten gefordert. So im September 1894 vor dem Alldeutschen Verband und dort wieder am 13. März 1897, diesmal vor der Freiburger Ortsgruppe des Verbandes, dem er mittlerweile beigetreten war; vgl. Weber, Max, Zur Polenfrage. Diskussionsbeitrag auf dem ersten Alldeutschen Verbandstag am 9. September 1894 in Berlin, MWG I/4, S.  715–719; ders, Das Polenthum in den deutschen Ostmarken. Vortrag am 13. März 1897 in Freiburg, MWG I/4, S.  819–825, bes. Editorischer Bericht, ebd., S.   819  f. Dagegen, so Weber in einem Brief am 22. April 1899 an den geschäftsführenden Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes Ernst Hasse, sei die Königsberger Landwirtschaftskammer so „schamlos“ gewesen, „die Ansiedelung der Polen zu fordern“. Und an den Verband gerichtet: „Die Rücksichtnahme auf die Geldinteressen des agrarischen Kapitalismus‘ […] geht dem Verbande über die Lebensinteressen des Deutschtums“, MWG II/3, S.  658–660, hier S.  659. Der Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97 war einer der größten Arbeitskämpfe im Kaiserreich und endete mit einer Niederlage der Streikenden. Zeitweilig sollten Streikbrecher aus Italien, England, Holland und Skandinavien eingesetzt werden. Im Januar 1897 appellierte eine Reihe von Hochschulprofessoren an die deutsche Bevölkerung, den Kampf der Hafenarbeiter mit Spenden zu unterstützen. Zu den Unterzeichnern gehörten Friedrich Naumann, Ferdinand Tönnies, Heinrich Herkner und Webers Cousin Otto Baumgarten. Max Weber äußerte sich am 9. Januar 1897, während eines Vortrags beim Handwerkerverein in Saarbrücken. Er sprach grundsätzlich für das Streikrecht und wandte sich gegen den ‚Herrim-Haus‘ Standpunkt des Hamburger Arbeitgeberverbandes und dessen kategorische

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Webers Vorlesungsmanuskript gerät streckenweise zu einem mit derben Kraftworten und markigen Zitaten gewürzten Stichwortreport aus dem Ple­ narsaal des Reichstags und dessen Hinterzimmern,68 wobei uns der junge Professor hier wie auch an anderen Stellen als ein leidenschaftlicher politischer Ökonom entgegentritt.69 Zu einer akademischen Debatte über die deutsche Handelspolitik nach Ende des „Neuen Kurses“, an der Weber beteiligt ist und die einen Widerhall in der „Praktischen Nationalökonomie“ findet, kommt es während des Evangelisch-sozialen Kongresses in Leipzig 1897. Dort referiert Karl Oldenberg (1864–1936) über „Deutschland als Industriestaat“.70 Der ehemalige Assistent Schmollers kritisiert die zunehmende Industrialisierung und eine angeblich die gewerblichen Exporte begünstigende, die Interessen der Landwirtschaft aber vernachlässigende Handelspolitik der Nach-BismarckÄra. Dieses System müsse unweigerlich kollabieren, sobald die jetzigen Import-Länder eine eigene Industrie aufgebaut hätten. Oldenberg plädiert deshalb für Agrarzölle und eine gemäßigte Autarkiepolitik. Weber hält noch in Leipzig dagegen: Deutschland habe „noch niemals eine andere Politik betrieben, als diejenige, die dem Großgrundbesitz, die den landwirtschaftlichen und nicht den industriellen Interessen genehm war“.71 Eine Hemmung der industriellen Entwicklung bedeute, daß „das deutsche Kapital vermehrt im Auslande Anlage sucht und die thatkräftigsten Elemente der industriellen Bevölkerung abfließen; faule Rentiers und eine stumpfsinnige traditionalistische Masse“ blieben zurück.72 Weber wiederholt seine Kritik an Oldenberg in der „Praktischen Nationalökonomie“.73 Der „Abfluß der Kräftigsten“ bedeute die „Conservierung“ eines „Binnentypus“ der Weigerung mit den Streikenden überhaupt in Verhandlung zu treten; Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands, MWG I/4, S.  817. 68  Vgl. z. B. unten, S.  415–417, sowie §  13, Abschnitt 8: „Handelspolitische Strömungen in Deutschland“, unten, S.  487–489. 69 Vgl. z. B. unten, S.  491, 487. Dort nennt Weber die Argumente der Agrarier einen „Schwindel“, die „bureaukratische Sozialpolitik von 1890“ ein „Fiasko“ und den konservativen Katholiken Graf Belcredi, dessen gewerbepolitische Ansichten ihm nicht behagen, einen „ungebildete[n] Esel“, unten, S.  634. 70  Oldenberg, Karl, Deutschland als Industriestaat, Vortrag, auf dem Evangelisch-sozialen Kongress in Leipzig am 10. Juni 1897 gehalten. – Göttingen: Vandenhoeck & Ru­ precht 1897; vgl. dazu Weber, Diskussionsbeiträge zu Oldenberg, MWG I/4, S.  623–640. Oldenberg hatte im Freiburger Berufungsverfahren trotz Fürsprache Schmollers gegenüber Weber das Nachsehen gehabt; vgl. Brief Max Webers an Karl Oldenberg vom 28. Januar 1895, MWG II/3, S.  63 f. 71  Weber, Diskussionsbeiträge zu Oldenberg, MWG I/4, S.  633. Zu Oldenbergs Verteidigern gehörte u. a. Adolph Wagner, dagegen standen neben Weber noch Schulze-Gaevernitz und Brentano. 72  Ebd., S.  631. 73  Vgl. „Die theoretischen Argumente des modernen deutschen Protektionismus“, unten, S.  489–492, insbes. S.  491.

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„schwächsten“.74 Wo Oldenberg eine gefährliche Abhängigkeit vom Ausland aufgrund der Exportorientierung Deutschlands fürchtet, plädiert Weber für eine Politik der „nationalen Größe“, und warnt, sich vor den Risiken der Gegenwart in eine trügerische „ländliche Idylle“ zu flüchten.75 Weber ist deshalb kein Freihändler aus Prinzip, häufig sympathisiert er in deutschen Belangen mit einem System transitorischer Erziehungszölle à la Friedrich List. Die Quintessenz seiner Handelspolitik lautet: Jene Maßnahmen seien zu favorisieren, durch die Deutschlands „Machtstellung“ gestärkt werde, dazu könne je nach Konstellation der Umstände „bald Schutzzoll, bald Freihandel das Mittel“ sein.76 Am Ende des 19. Jahrhunderts, so verstehen wir Webers Resümee, scheinen ihm zwar gemäßigte Agrarzölle („niedrig oder gar nicht“) als „Übergangsmaßregel“ gerechtfertigt, doch könne in Deutschland der „Protektionismus“ nicht den „Zweck v. Politik der Selbstgenügsamkeit“ haben, denn es sei „unmöglich, Deutschland aus ­eigenem Getreide zu ernähren“. Deutschlands Handelspolitik müsse „zum Ausdruck bringen“, daß die „bürgerlich-capitalistische Entwicklung für absehbare Zeit [die] Zukunft Deutschlands“ sei.77

4e) Das 4. Buch: Verkehrspolitik Verkehrswirtschaft bedeutet ganz allgemein (monetär unterlegte) Tauschwirtschaft, und Verkehrsmittel sind danach Medien, die der Verteilung ökonomischer Güter dienen. In diesem Sinne war es im 19. Jahrhundert nicht ungewöhnlich, in der Verkehrspolitik sowohl über Eisenbahnen und Frachtschiffe als auch über Goldmünzen und die Gefahren des Papiergeldes zu sprechen. So tat es jedenfalls Karl Heinrich Rau.1 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber ändert sich diese Praxis. Philippovich etwa kündigt im ersten Teil seiner Volkswirtschaftspolitik (1899) noch an, im Folgeteil sowohl die

74  Unten, S.  491 f. 75  Weber, Diskussionsbeiträge zu Oldenberg, MWG I/4, S.  630; ähnlich unten, S.  491 f. 76  Unten, S.  490. Vgl. zuvor hinsichtlich des Schutzzollgedankens bei List, unten, S.  397: „Erziehung zum „Industriestaat“ = „Erziehung der Nation zur wirthschaftlichen Macht/ Wie diese Erziehung? – durch Freihandel? – Nein“. 77  Unten, S.  493. Vgl. dazu auch Webers Saarbrücker Vortrag vom 9. Januar 1897 über „Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands“, MWG I/4, S.  816: „Die Frage, ob die Zukunft Deutschlands mehr auf der Industrie als auf der Landwirthschaft beruht, muß zu Gunsten der Industrie beantwortet werden. Die deutsche Landwirthschaft ist nicht mehr im Stande, uns ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. […]. Daran ändern auch die Schutzzölle nichts, für die Redner übrigens eintritt. Unsere Existenz beruht hauptsächlich darauf, daß unsere Industrie ihre Absatzgebiete erhalten und neue erschlossen werden; und das ist zum großen Theil eine Machtfrage“. 1  Rau, Volkswirtschaftspolitik II5 (wie oben, S.  17, Anm.  12), S.  150–284.

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Geld- und Kreditpolitik wie die Politik der Transportunternehmungen im Rahmen der „Organisation des Verkehrs­wesens“ zu behandeln.2 Als dann 1907 aber der zweite Band erscheint, hat er das Konzept geändert. Nun möchte er das Wort „Verkehr“ nur noch in dem engen Sinne gebraucht wissen, in welchem es „Raumübertragungen von Personen, Gütern und Nachrichten bedeutet.“3 Auch Richard van der ­Borght (1861–1926), dessen „Verkehrswesen“ Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“ empfiehlt,4 weist den weiten Begriff, der Geld und Banken inkludiert, als unpraktisch und dem „Sprachgebrauch“ entgegen zurück.5 Weber aber bleibt der älteren Praxis treu und behandelt sowohl die Transportmittel im engen wie im weiten Sinne unter Verkehrspolitik. Weber kündigt die Verkehrspolitik innerhalb der „Praktischen Nationalökonomie“ zuletzt im WS 1898/99 an.6 Bei den dazu überlieferten Manuskripten handelt sich um Material aus früheren Kollegien, etwa älteren Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ und über das Geld-, Bank- und Börsenwesen. Anderes könnte gar noch aus der Berliner Zeit stammen, als er noch Handelsrecht in der juristischen Fakultät lehrte.7 Offenbar fehlte Weber 1898/99 die Zeit, das zusammengestellte Material für die „Praktische Nationalökonomie“ systematisch zu bearbeiten und dem Stoff eine den voran­gegangenen Hauptzweigen vergleichbar geschlossene Form mit fortlaufender Paragraphenzählung zu geben. Er hat allerdings eine Sortierung vorgenommen, indem er Titelblätter der zu behandelnden Unter-Gebiete anlegte.8 Webers Verkehrspolitik gliedert sich danach in fünf Teile: a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik, b) Währungs- und Zettelbankpolitik, c) Börsenpolitik, d) Unternehmensformen und e) Versicherungspolitik. Buch 4a) beginnt mit §  16: „Das Transportmittelwesen“ und umfaßt nur wenige, hier nicht weiter zu erwähnende Blätter zu Eisenbahnen und Schifffahrt – ein Kondensat der Lektüre einiger Kapitel aus van der Borghts „Verkehrswesen“.9 Wenig ergiebig ist auch 4 e) „Versicherungspolitik“. Es geht 2  Vgl. Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I² (wie oben, S.  11, Anm.  59), S.  20. 3  Philippovich, Volkswirtschaftspolitik II2 (wie oben, S.  11, Anm.  59), S.  1. 4  Unten, S.  496. 5 Borght, Richard van der, Das Verkehrswesen. – Leipzig: C. L. Hirschfeld 1894, S.  2; ähnlich hält es Cohn, Gustav, Nationalökonomie des Handels und des Verkehrswesens (System der Nationalökonomie, Band 3). – Stuttgart: Enke 1898 (hinfort: Cohn, National­ ökonomie). 6  Vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  78. Erstmals 1897/98. Das muß aber nicht heißen, daß er die Verkehrspolitik nicht auch schon im Sommer 1895 vorgetragen hat. 7 Darunter im SS 1894 auch „Versicherungsrecht und Versicherungswesen“. Vgl. die Aufstellung der Lehrveranstaltungen Max Webers an der Friedrich-Wilhelms-Uni­versität zu Berlin (SS 1892–SS 1894), in: Anhang 1 zur Einleitung, in: MWG III/1, S.  53. Leider sind weder entsprechende Manuskripte Webers noch Nachschriften seiner Hörer überliefert. 8  Vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  84 mit Anm.  42. 9  Vgl. Editorischer Bericht, unten, S.  101 f.

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Weber darin um die Verteilung von Vermögensschäden im Wege der privaten Unternehmung. Die drei überlieferten Blätter kommen gänzlich ohne Paragraphen und numerische Untergliederung aus. Als Vorlage diente vermutlich Adolph Wagners entsprechender Beitrag im „Handbuch der Politischen Ökonomie“.10 Weber stimmt aber nicht in Wagners Ruf nach einer Verstaatlichung des Versicherungswesens ein. Abgesehen von den unten behandelten Teilen des 4. Buchs b) und c) bildet Teil „d) Unternehmungsformen“ den Schwerpunkt der Weberschen Verkehrspolitik. Dort behandelt er vor allem die Aktiengesellschaften, die seit Mitte des Jahrhunderts vermehrt entstehen, um den wachsenden Kapitalbedarf großer Unternehmen (etwa der privaten Eisenbahngesellschaften) befriedigen zu können.11 Dabei stehen in Webers Skript die unternehmensrechtlichen Aspekte den wirtschaftlichen an Ausführlichkeit kaum nach. Die von Weber hier benutzten Quellen sind durchweg älterer Natur,12 und es mangelt dem 4. Buch d) Unternehmungsformen an der ansonsten die „Praktische Nationalökonomie“ auszeichnenden Aktualität: Webers Manuskript vermerkt zwar das preußische Handelsgesetzbuch von 1861 und die Aktienrechtsnovellen von 1870 und 1884, aber nicht das neue Handelsgesetzbuch vom Mai 1897, dessen 1. Entwurf 1896 veröffentlicht worden war.13 Wenig Raum schenkt Weber den damals – zumal unter Kathedersozialisten – viel diskutierten öffentlichen und gemeinwirtschaftlichen Unternehmungen. Ausführlicher behandelt er dagegen die sog. Produktivgenossenschaften, die schon Gegenstand seiner Vorlesung zur Arbeiterfrage waren.14 Auch zum Thema Kartelle (§  15) ist nur ein Blatt überliefert, obgleich Robert Liefmann bei Weber eine vielbeachtete Doktorarbeit über die Unternehmensverbände schrieb.15 Weber hält die großen internationalen Trusts – 10 Unten, S.  572–574. Wagner, Adolph, Versicherungswesen, in: Handbuch der Politi­ schen Ökonomie, hg. von Gustav von Schönberg, 3.  Aufl., Volkswirtschaftslehre, Band 2. – Tübingen: H. Laupp 1891, S.  939–1028 (Wagner, Versicherungswesen). 11  Unten, S.  563–567. 12  Vgl. seine Literaturangaben unten, S.  565 und S.  568, sowie die Editorische Vorbemerkung zu 4d), unten, S.  559 f. 13  Vgl. unten, S.  562 f. 14  Vgl. unten, S.  567–570. In der Vorlesung über die Arbeiterfrage spielen die gesellschaftsrechtlichen Aspekte allerdings kaum eine Rolle. Stattdessen äußert er sich dort ausführlicher und ganz allgemein über Lassalle und die deutsche Sozialdemokratie (MWG III/4, S.  296–302). Ferdinand Lassalle glaubte bekanntlich, das eherne Lohngesetz umgehen zu können, wenn die Arbeiter durch Gründung von Produktivgenossenschaften selbst zu Unternehmern würden. Dazu forderte er staatliche Beihilfen ein. Anklang fand letzterer Gedanke bei Adolph Wagner, harte Gegnerschaft bei Hermann Schulze-Delitzsch und Hans Crüger, auf dessen Studie von 1892, Crüger, Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften, Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“, unten, S.  568, verweist. 15  Unten, S.  570 f.; Liefmann, Robert, Die Unternehmerverbände (Konventionen, Kartelle). Ihr Wesen und ihre Bedeutung. – Freiburg i. Br.: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1897.

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etwa die „Petroleumkartelle“16 – aus nationaler Sicht für „bedenklich“. Zudem fürchtet er eine „‚Aushöhlung‘ des Staates“ durch die Macht der Kartelle. Unter 4. Buch b) Währungs- und Zettelbankpolitik findet sich im Archiv ein umfangreiches Konvolut, das nur in Teilen der Verkehrspolitik zugehören kann. Das Konvolut entstand vermutlich im Zusammenhang der Spezialvorlesung über „Geld-, Bank- und Börsenwesen“ im WS 1895/96.17 Auch für das WS 1898/99 hatte Weber das Geld- und Bankwesen zunächst gesondert angekündigt. Doch mußte er die Spezialvorlesung krankheitsbedingt kurzfristig absagen.18 Infolge dessen nahm er Teile des Geld- und Bankwesens wieder in die „Praktische Nationalökonomie“ hinein. Die Zuordnung der Blätter zu den einzelnen Vorlesungen Webers nahm noch Wolfgang J. Mommsen vor und wies dabei den Paragraphen „Zettelbankpolitik und Papiernoten bis 1875“ der „Praktischen Natio­nalökonomie“ zu.19 Zum Titel 4. [Buch] Verkehrspolitik, b) „Währungs- und Zettelbankpolitik“ hätte auch der hier nicht edierte §  9: „Die internationalen Währungsverhältnisse seit der Deutschen Münzreform“ gepaßt.20 Ich werde unten kurz auf den Inhalt eingehen. Mit dem heute ungebräuchlichen Begriff „Zettelbanken“ sind zur Zeit Webers die (meist privaten) Vorläufer der heutigen Notenbanken gemeint. Weber gebraucht die damals geläufige strenge Unterscheidung von Banknoten einerseits und dem eigentlichen Papiergeld andererseits.21 Banknoten sind darnach Anweisungen einer Notenbank auf sich selbst, deren Betrag dem Überbringer jederzeit bar, d. h. je nach Währungssystem in Gold- oder Silbermünzen, ausbezahlt werden mußte. Die jederzeitige Einlösbarkeit unterscheidet privat emittierte Banknoten vom staatlichen Papiergeld. LetzteAllerdings hat Weber mit Liefmanns theoretischen Ansätzen zur Behandlung der Kartellfrage wohl nicht allzu viel anfangen können, vgl. Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  18. 16  Unten, S.  571. Die „Vorgänge auf dem Petroleummarkt“ und das Problem der Kartelle streift Max Weber am 10. Dezember 1897 zum Abschluß der Vortragsreihe „Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung“, MWG I/4, S.  851. Die Bearbeiterin merkte dazu an: „Seit 1890 begann der von John. D. Rockefeller aufgebaute Standard-Oil-Trust, die deutschen Märkte für Leuchtöl zu monopolisieren. 1897 tat der Trust den letzten Schritt auf dem Wege zum Monopol, indem er den Großhandel durch Ausschließlichkeitsverträge an sich band.“ 17  Vgl. dazu Editorischer Bericht, unten, S.  80 und S.  83 f. 18  Vgl. Brief Max Webers an das Großherzogliche Ministerium der Justiz des Kultus und Unterrichts, Karlsruhe, vom 5. Oktober 1898, MWG II/3, S.  585 f. 19  Unten, S.  503–525. 20  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, Bl. 229r–235r. Eventuell auch §  8: „Die Edelmetalle seit 1850 und die Münz- und Bankreform Deutschland“; GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, Bl. 223r–227v. Diese Manuskriptblätter sollen im Rahmen einer digitalen MWG online veröffentlicht werden. 21  Vgl. unten, S.  506.

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res sind Schuldverschreibungen des Staates mit „Zwangszahlkraft“ und dem „Versprechen künftiger Einlösung“ (in Edelmetall).22 Die papierenen Zahlungsmittel mit Geldfunktion speisen sich mithin aus einer doppelten Quelle, a) dem Zahlungsbedarf des Staates und b) dem Umlaufsmittelbedarf des Verkehrs.23 Die Banknoten wuchsen aus der Funktion der „Giro-Banken“ als „Zahlungsvermittler“,24 insbesondere dem Wechselgeschäft. Der „Übergang zum Zettelgeschäft“ erfolgt durch Ausgabe von – jederzeit einlösbaren – „indossablen Inhaberzahlungsversprechen“. Diese „zirkulieren dann der Bequemlichkeit halber als Geld“.25 Besonders nach Krisenerscheinung und Zahlungsausfällen wurde der Ruf nach Regulierung laut. Um die Einlösbarkeit der Noten zu sichern, galt die „Verpflichtung der Bank[,] bestimmte Münzsorten“ in gewisser Menge vorrätig zu halten als probates Mittel, ergänzt durch Vorschriften zur „Art der Anlage der Bankfonds“.26 Eine „Volldeckung“ der Noten hält Weber für nicht nötig, das wäre „Verschwendung/ Teildeckung genügt“.27 Ein „Grundsatz für jedes Creditinstitut“, so Weber, gelte bezüglich der „Rückzahlbarkeit“: kurzfristige Kredite sollen durch kurzfristige Forderungen gedeckt sein. Neben solchen allgemeinen Erörterungen gängigen Lehrbuchwissens wendet sich Weber – wie gewohnt – immer wieder der Geschichte zu, hier der Entstehung und Entwicklung wichtiger Zettelbanken und der Währungspolitik. Er widmet sich zunächst der Bank von England (gegr. 1694) bis zum „run“ 1833,28 dann der Bank von Frankreich (gegr. 1800), die 1803 ein Monopol der Notenausgabe erhielt und nach kräftiger Darlehensvergabe an den Staat im Gegenzug unter Druck geriet;29 schließlich der Preußischen Bank (gegr. 1846) und ihren Ursprüngen unter Friedrich II. als Königliche Giro- und Lehn-Banco. Diese begann 1766 mit der Noten-Ausgabe. 1805/06 war die „Einlösung der Noten gefährdet“, da die Bank ihre Mittel langfristig in Hypotheken angelegt hatte und nun kurzfristig Geld brauchte.30 Später folgt in Fortsetzung die Geschichte der Bankpolitik und der „Papierwirtschaft“ verschiedener Länder in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.31 Unter Papierwirtschaft versteht Weber den Zustand „dauernder Circulation 22  Vgl. unten, S.  506. 23  Vgl. unten, S.  506. Weber folgt dabei Lexis, Wilhelm, Papiergeld, in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  96–117, hier S.  97 f., sowie einigen Artikeln von Erwin Nasse zum Stichwort „Banken“ in HdStW1, Band 2, 1891, S.  12–40 und S.  47–63. 24  Unten, S.  507. 25  Unten, S.  507. 26  Unten, S.  508. 27  Unten, S.  513. 28  Unten, S.  509 ff. 29  Unten, S.  511 f. 30  Unten, S.  512 f. 31  Unten, S.  515–523.

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von papierenen uneinlöslichen Zahlungsmitteln“, „die sich von der ursprünglichen Metallgrundlage vollständig losgelöst haben“. Weber beendet diesen Abschnitt mit Notizen zum „Zustand des deutschen Bank- und Papiergeldwesens von 1875“,32 also der Lage, bevor am 1. Januar 1876 die Reichsbank durch Übernahme der Preußischen Bank als zentrale Notenbank des Deutschen Reichs gegründet wurde. Interessant über die kursorische, rein wirtschaftsgeschichtliche Darstellung hinaus ist der Standpunkt Webers in einer damals (wie heute) heftig umstrittenen Frage, nämlich ob es „feste quantitative Schranken der Emission“ geben soll. Das forderte die „Quantitäts-Theorie“ der klassischeng­lischen „Currency-Schule“.33 Diese erblickte nicht nur in der Vermehrung des staatlichen (uneinlöslichen) Papiergeldes, sondern auch in den emittierten Banknoten eine potentiell gefährliche Quelle der Inflation und verlangte deshalb zur Sicherung der Währung und des Kredits eine „feste Contingentierung der ungedeckten Banknoten“.34 An dieser Stelle, der sog. Banking-Currency-Kontroverse, erweist sich Weber als Parteigänger der Banking-Schule, die damals in Deutschland zahlreiche Anhänger fand, darunter nicht zuletzt Adolph Wagner.35 Die Quantitätstheorie, so Weber, befinde sich im „Irrtum“, es existiere kein „nachweisbarer Zusammenhang zwischen Geldmenge u. Preis“. Zudem würden seitens der Currency-Schule fälschlich „Banknoten mit Geld identifiziert“. Doch anders als beim staatlichen Papiergeld, folge ihre Emission maßgeblich dem „Bedarf des Verkehrs“ und ihre vermehrte Ausgabe sei durch eine vermehrte Geschäftstätigkeit garantiert. Zudem verschwänden die Noten bei Fälligkeit der Wechsel wieder aus dem Verkehr und flössen zu den Banken zurück. Nur die Ausgabe uneinlöslicher Banknoten – dem eigentlichen Papiergeld –, so argumentiert Wagner, vergrößere die Geldmenge. Weber folgt ihm darin36 und setzt statt einer – modern gesprochen – begrenzenden Geldmengenpolitik auf eine – modern gesprochen – antizyklische Zinspolitik der Notenbanken. Weber: „Discontpolitik vor der Krise“ und „Creditstützung durch Vermehrung der Umlaufsmittel bei der Krise“.37 32  Unten, S.  523 f. 33  Unten, S.  513. 34 Unten, S.  514. Vgl. dazu auch Webers Ausführungen zur Peelschen Bankakte von 1844 unten, S.  516. 35  Vgl. etwa Wagner, Adolph, Die Geld- und Credittheorie der Peel‘schen Bankacte. – Wien: Braumüller 1862 (Wagner, Bankacte); ders., Beiträge zur Lehre von den Banken. – Leipzig: Leopold Voss 1857; ders., Staatspapiergeld, Reichs-Kassenscheine und Banknoten. Kritische Bemerkungen und Vorschläge zu der Vorlage im Reichstage betreffend der Ausgabe von Reichs-Kassenscheinen. – Berlin: Puttkammer & Mühlbrecht 1874. 36  Vgl. Wagner, Bankacte, S.  62 ff. und S.  68 ff.; sowie unten, S.  513 f., 516 sowie GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, Bl. 169, 204, 205, 65r. 37  Unten, S.  514.

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Damit das funktioniert, bedürfe es aber einer „Centralisation“ des Notenbankwesens. Nur sie „gestattet planvolle Discontpolitik“ sowie eine „Regelung des Edelmetallumslaufs und der Währungsverhältnisse“.38 In einer anderen Währungsfrage scheint Webers Standpunkt mehr durch die nationale Ehre bestimmt als durch wissenschaftliche Gründe. Im 19. Jahrhundert schälte sich – beginnend in England – mehr und mehr das Gold als die führende Handelswährung, quasi als das „Weltgeld“,39 heraus. So stand es dann dem nach Weltgeltung strebenden neuen Deutschen Reich gut zu Gesicht, sich dieser Entwicklung anzuschließen und nicht – wie noch 1894 gefordert – dem Bimetallismus im Stile der einst von Frankreich geführten Lateinischen Münzunion zu folgen.40 Zumal Deutschland für die erfolgte, goldene Münzreform das „günstige Moment“ französischer Kriegskostenzahlungen hatte nutzen können.41 Die Agrarier aber erblickten in der Goldwährung den Grund für den hohen Preisstand im Reich und die geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Agrarprodukte. So traf sich ihre Forderung nach Schutzzöllen mit der nach einer die Schuldner im Lande begünstigenden Vermehrung der Geldbasis42 – worauf der Bimetallismus in Zeiten florierender Silberproduktion hinauslief, d. h. auf eine tendenziell inflationäre Währungspolitik. Am Ausgang des Jahrhunderts, so Weber, hätten sich verschiedene „Zonen der Währungen“ gebildet.43 Die wirtschaftlich führenden Staaten – wie England, Deutschland und die Nordamerikanischen Staaten – seien zur Goldwährung übergegangen und hätten das Silber „vom Throne gestoßen“.44 Silber dominiere nur noch in den „ostasiatischen Culturländern“ wie Indien. Papierwährungen gäbe es vorwiegend in Kriegs- und Krisenzeiten, auch in Südamerika, etwa in Argentinien, und anderen finanziell unsoliden 38  Unten, S.  514. 39  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, Bl. 223v. Schon Knies, Karl, Geld und Credit. 1. Abt.: Das Geld, 2.  Aufl. – Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1885, S.  291 ff., hatte u. a. mit Hilfe der geringeren Transportkosten des Goldes bei gleichen Wertquanten zu erklären versucht, daß Weltreiche und Handelsstaaten „vor anderen Staaten zu höherwertigem Währungsgelde hingedrängt“ würden. Auch Weber erkennt darin, einen ökonomischen Vorteil des Goldes, GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.3, Bl. 180. 40  Nasse, Erwin, Das Geld- und Münzwesen, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, hg. von Gustav von Schönberg, 3.  Aufl., Volkswirtschaftslehre, 1.  Band. – Tübingen: H. Laupp 1890, S.  315–378, hier S.  360, schreibt: Deutschland würde dann mit „Ostasien und anderen halbkultivierten Ländern“ ein Silberwährungsgebiet bilden, dem „die wohlhabenden Länder der Erde umfassenden Goldrechnungsgebiet“ gegenüberstünden. Denn auch Frankreich besaß nach Abschaffung der freien Silberprägung Ende der 1870er Jahre nunmehr praktisch eine Goldwährung. 41  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 224r. 42  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 234/235. 43  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 233. 44  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 230r.

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Ländern.45 Offenbar verbindet Weber mit dem Schritt zur Goldwährung ein Zeichen des gewachsenen nationalen Prestiges: „Jedesmal auf gewissen Stufen Übergang zur Goldwährung“, „entscheidend“ sei letztlich die „psychologische Seite. Werthbewußtsein.“46 Buch 4c) „Börsenpolitik“ besteht aus zwei verschiedenen Blattfolgen, die eine ist überschrieben mit „Capitel IV: Verkehrspolitik. §  13 Die Organisation des Verkehrs. 1. Die Börsen“, die andere mit „Börsenwesen“.47 Die Blattfolge „Die Börsen“ dürfte Weber entweder schon für das Sommersemester 1895 oder aber für die Vorlesung „Geld-, Bank- und Börsenwesen“ im Wintersemester 1895/96 gefertigt haben. Denn Weber erörtert hier zwar die seit Ende 1893 vorliegenden Vorschläge der Börsenenquetekommission, aber noch nicht das Börsengesetz vom Juni 1896. Erst gegen Ende findet sich ein einzelner Hinweis auf den Gesetzentwurf, der zum 1. Juni 1895 dem Reichstag zugegangen war. Das neue Börsengesetz hätte er wohl aber berücksichtigt, wenn diese Blätter für das angekündigte, wenn auch nicht gehaltene Kolleg „Börsenwesen und Börsenrecht“ (WS 1896/97) oder eine der späteren Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ erarbeitet worden wären. Dagegen sind die darüber hinaus vorliegenden, in ihrer Ausführung fragmentarisch gebliebenen Blätter zum „Börsenwesen“ frühestens für die abgesagte Vorlesung „Börsenwesen und Börsenrecht“ entstanden und von Weber wohl auch für die nachfolgenden Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ genutzt worden. Denn Weber hat hier – anders als nach erster Inaugenscheinnahme vermutet48 – auch das Börsengesetz vom 22. Juni 1896 behandelt,49 über das er im Februar 1897 für den 2. Supplementband des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ einen Beitrag verfaßt hat.50 Dafür fehlt im „Börsenwesen“ die noch die früheren Manuskripte und Schriften beherrschende Kritik an den Vorschlägen der Börsenenquetekommission. Das war nun überholt.

45  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 233v. 46  GStA PK, VI. HA, Nr.  31, Bd.  3, A 197. Ähnlich Lexis, Wilhelm, Der gegenwärtige Stand der Währungsfrage. Vortrag gehalten in der Gehe-Stiftung zu Dresden am 16. Februar 1895. – Dresden: v. Zahn & Jaensch 1895, S.  33: „für die Länder der höchsten Kulturstufe“ würde „unzweifelhaft das Gold der Wertmesser bleiben“. 47 Unten, S.  531–544 (1. Blattfolge), und S.  545–557 (2. Blattfolge); vgl. dazu unten, S.  526–530, Editorische Vorbemerkung zu Buch 4 Verkehrspolitik, c) Börsenpolitik. 48  Vgl. Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  103. 49  Unten, S.  553 f. Es geht dort um Bestimmungen der §§  1, 2, 4, 30–33 und 70–74. 50  Weber, Max, Börsengesetz, in: HdStW1, 2. Supplementband, 1897, S.  222–246, MWG I/5, S.  791–869; vgl. auch den zugehörigen Editorischen Bericht in MWG I/5, S.  779–790.

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Der junge Ordinarius Max Weber zählte zu den führenden deutschen Börsenexperten51 und ist vermutlich der erste „ordentliche Professor“ der Nationalökonomie gewesen, der an einer deutschen Universität Vorlesungen zum Börsenwesen angekündigt hat.52 Dennoch war bis zu Knut Borchardts Edition der Börsenschriften „auch guten Kennern Max Webers“, wie Wilhelm Hennis eingestand, „nicht geläufig, wie gewaltig“ die in Webers „Freiburger Jahre fallende literarische Produktion zum ‚Börsenwesen‘ gewesen ist.“53 Wie bereits gesagt, war es wohl der Handelsrechtler Levin Goldschmidt, der Max Weber noch in Berlin dazu bewogen hat, sich eingehender mit der Börse zu beschäftigen. Ein damals neues und hochaktuelles Thema, das in der Wissenschaft bisher mehr unter juristischen Aspekten behandelt wurde.54 Jedenfalls herrschte ein „Mangel an nationalökonomischen Forschungsarbeiten über das Börsenwesen“.55 So liegt die Beschäftigung mit dem Börsenwesen für den jungen Handelsrechtler Weber, der mit einem nationalökonomischen Lehrstuhl in Freiburg liebäugelte, sozusagen in der Luft. Schließlich bekommt Weber Anfang 1894 den Auftrag, in Goldschmidts „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“ über die „Ergebnisse der deutschen Börsenenquete“ zu berichten. Etwa gleichzeitig verfaßt er für Friedrich Naumanns Göttinger Arbeiterbibliothek eine „Börsen- und Bankfibel“, und im Frühjahr 1895 schreibt er für den 1. Supplementband des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ den Artikel über das „Börsenwesen“.56 Als Weber dann im Sommer 1895 zum ersten Mal „Praktische Nationalökonomie“ und zum Winter 1895/96 über „Geld-, Bank- und Börsenwesen“ liest, stehen ihm die Erkenntnisse dieser Arbeiten zur Verfü51 So bekam er den Auftrag für die Supplementbände des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ die Artikel zu den Stichworten „Börsenwesen“ (1895) und „Börsengesetz“ (1897) zu verfassen, MWG I/5, S.  553–590 und S.  779–869. Ende 1896 war Weber als Mitglied des Börsenausschusses im Gespräch, vgl. Borchardt, Einleitung, ebd., S.  105–107. 52  Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  103. Der außerordentliche Professor Emanuel Leser bot in Heidelberg schon im Sommersemester 1895 eine Vorlesung „Über Börse und Börsengeschäfte“ an. 53  Hennis nennt Borchardts Edition deshalb eine „Sensation“ und auch ein „Meisterstück wirtschaftshistorischer Erschließung“. Vgl. Hennis, Wilhelm, „Auf die Person kommt es an“: Zu Knut Borchardts Edition der Börsenschriften, in: Hennis, Weber und Thukydides (wie oben, S.  30, Anm.  8), S.  96–102, hier S.  96 und S.  98. (Nachdruck einer Rezension aus der FAZ vom 17. Oktober 2000). 54  Vgl. Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  41. Noch Struck, Emil, Börse, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  671–680, hier S.  680, verweist zuvörderst auf Beiträge aus Goldschmidts Zeitschrift. 55  Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  41–55, hier S.  41. 56 Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  92 f.; sowie die Editorischen Berichte, ebd., S.  127–133, S.  184–186 und S.  553–557.

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gung.57 Inhaltlich bieten die Vorlesungen wenig Neues über diese Schriften hinaus. Mit der Überwindung der zollpolitischen Kleinstaaterei war ein erweiterter deutscher Binnenmarkt mit Anreizen zu größeren Unternehmungen in Gestalt von Aktiengesellschaften entstanden. Entsprechend gewannen die Börsen an Gewicht. Sie organisierten das notwendige Kapital und minderten das Risiko langfristiger Anlagen. Sie konnten aber auch Mißbrauch befördern. So eskalierte Anfang der 1890er Jahre, nach einer ganzen Reihe von bösen Skandalen, insbesondere bei Termin- und Emissionsgeschäften, der Streit um die schließlich im Juni 1896 verabschiedete Börsenreform zu „einer Art Schicksalsfrage der Nation“.58 Glaubt man der Agrarlobby, dann ist die Börse, so spottet Weber 1894, „eine Art Verschwörerklub zu Lug und Betrug auf Kosten des redlich arbeitenden Volkes“, der „am besten irgendwie vernichtet würde“.59 Weber verteidigt die Börse gegen die häufig verallgemeinernde und moralisierende Kritik.60 Sie sind ihm ein für das Wohlergehen und Funktionieren der modernen Wirtschaft „unentbehrliches Institut“.61 Dabei wendet er sich insbesondere gegen das von den Agrariern geforderte (und am Ende durchgesetzte) Verbot von Termingeschäften in Getreide und Mühlenfabrikaten. Die Spekulation mit Lebensmitteln galt auch damals weithin als ungehörig, zumal im Verlauf sinkender Getreidepreise auf dem Weltmarkt viele Landwirte in Bedrängnis gerieten. Weber erinnert dagegen daran, daß Termingeschäfte tendenziell für eine Stabilisierung der Preise und die Glättung saisonal bedingter Schwankungen sorgten.62 Spekulation ist natürlich auch außerhalb der Terminmärkte möglich, jedes Kassageschäft läßt sich als eine Wette des Käufers auf steigende Preise interpretieren. Doch das Termingeschäft erweitert die Palette der Möglich57  Vgl. Weber, Max, Die Börse I. Zweck und äußere Organisation der Börsen; ders., Die Börse. II. Der Börsenverkehr, beide erschienen in der Göttinger Arbeiterbibliothek, Band 1 und Band 2 (1894 und 1896), MWG I/5, S.  135–174 und S.  619–657; ders., Die Ergebnisse der deutschen Börsenenquete, 4 Teile, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, Band 43, 44, 45 (1894–96), MWG I/5, S.  195–550; ders., Börsenwesen (wie oben, S.  10, Anm.  51). 58  Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  25. 59  Weber, Die Börse I, MWG I/5, S.135. 60  Die Angriffe richteten sich sowohl gegen die Institution Börse als auch – oft genug gepaart mit antisemitischen Untertönen – gegen den Typus des Spekulanten, der, so Adolph Wagner, seine „fetten Dividenden“ „vornehmlich der Ausbeutung von Leichtsinn, Unerfahrenheit und Gewinnsucht,“ der am „Börsenspiel sich betheiligenden Volkskreise“ zu verdanken hätte; Wagner, Adolph, Vorwort, in: Sattler, Heinrich, Die Effektenbanken. – Leipzig: C. F. Winter 1890, S. VIII, hier zit. nach Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  42. 61  Weber, Die Börse I, MWG I/5, S.  135. 62  Unten, S.  542: „Die Wirkungen des Terminhandels“, u. a. „Zeitliche Preisausgleichung – dies insbes. bei Waarenhandel – (Anreiz zur Lagerung z. B.).“

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keiten. Man kann Leerverkäufe tätigen, also Kontrakte auf „Zukunftsware“ kaufen oder verkaufen und diese dann weiterverkaufen, etwa eine Ernte, die „noch auf dem Halm wächst“.63 Dabei sind der reale Erwerb, die Lieferung und Annahme der im gehandelten Papier benannten Produkte nicht notwendig. Es reicht, wenn zur Erfüllung die Differenz zwischen den Preisen festund dann glattgestellt wird.64 Juristisch umstritten war dabei, ob es sich bei solchen Differenzgeschäften um rechtmäßige Kaufverträge handelte oder um ein bloßes Spiel, aus dem lediglich eine vor Gericht nicht einklagbare Ehrenschuld resultierte. Letzteres galt in der Praxis der Rechtsprechung für das reine Differenzgeschäft – soweit bei Vertragsschluß ausdrücklich eine Effektiverfüllung ausgeschlossen worden war.65 Vor allem öffnet das Termingeschäft das Tor für die Spekulation à la baisse. Der Börsianer kann auf diesem Wege an fallenden Preisen für Agrarprodukte verdienen. Nicht zuletzt deshalb richtet sich die Wut der Agrarier und die einer von ihnen mobilisierten Öffentlichkeit gegen die Termingeschäfte und gegen die Börsen als Inkarnation des freien Marktes und Welthandels überhaupt. Auch Weber betrachtet die Börse als das „Correlat der freien Concurrenz“. Sie besitzt aber gerade deshalb einen ökonomischen Vorzug gegen andere, weniger transparente Märkte, nämlich den, wie er in seinem Manuskript festhält, daß sie das „absolute Chaos der Preisbildung rein nach individueller Machtlage“ verhindern kann.66 Weber ist nicht blind für die Risiken beim Termingeschäft. Dennoch wendet er sich gegen deren moralische Diskriminierung oder ihr gesetzliches Verbot. Denn er ist fest davon überzeugt, daß Deutschland – als ein im Vergleich zu England und Frankreich kapitalarmes Land – nur dann eine angemessene Rolle auf den Weltmärkten spielen kann, wenn es über große und starke Börsen verfügt.67 63  Weber, Börse II, MWG I/5, S.  628. Ein berühmtes Beispiel ist die „Pöppenrader Ernte“ in den erstmals 1901 erschienenen Buddenbrooks. Dort beginnt der Niedergang des Handelshauses der Lübecker Patrizierfamilie mit einem Termingeschäft, das Senator Thomas Buddenbrook noch zu den „unreinlichen Manipulationen“ zählt. Buddenbrook kauft die Ernte des verschuldeten Junkers Ralf von Maiboom vorab „auf dem Halm“ – doch die Spekulation geht nicht auf, die Ernte wird durch Hagelschlag vernichtet; vgl. Mann, Thomas, Buddenbrooks. Verfall einer Familie (= ders., Gesammelte Werke, Bd.  1). – Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1990, S.454 ff. 64  Wie die Liquidation einer ganzen Kette gehandelter Kontrakte praktisch funktioniert, versucht Weber im Vorlesungsskript (unten, S.  541) anhand eines Zahlenbeispiels zu demonstrieren. Dabei verheddert er sich ziemlich. Wie es richtig geht, zeigt er im zweiten Teil seines Beitrags für die Göttinger Arbeiterbibliothek (1896), Weber, Börse II, MWG I/5, S.  633–636. Eine Vorlage findet sich z. B. im Handwörterbuch; vgl. Struck, Emil, Börsengeschäfte, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  681–695, hier S.  684 f. 65  Vgl. Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  28–31 und S.  63 ff. Im März 1892 dehnte das Reichsgericht den Kreis der Geschäfte, die nunmehr als Spiel galten, erheblich aus. 66  Vgl. unten, S.  545. 67  Vgl. unten, S.  539: „Dies geht vor / Mitversorgung der Welt durch Capital/ behauptet ökonomische Macht. / Machtstellung der deutschen Börsen“. Etwa zeitgleich, nämlich im

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4f) Das 5. Buch: Gewerbepolitik In der Gewerbepolitik schlägt Weber ähnlich wie schon zuvor in der Handelspolitik einen geschichtlichen Bogen von der gebundenen Gewerbeordnung im Merkantilismus, über die Ausbreitung der Gewerbefreiheit im Liberalismus, bis hin zum „Rückschlag“1 im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Dabei markierte in Deutschland die faktische Beseitigung der Zunftmonopole im Verlaufe der Hardenberg‘schen Reformen ab 1810 die Wende zur Gewerbefreiheit.2 Die gesellschaftliche Umwälzung, vor allem die Entstehung eines prekären Industrieproletariats provozierte dann den Ruf nach Schutzmaßnahmen. Doch von den seitens der sog. Kathedersozialisten in der Arbeiterfrage beklagten „Übelständen“ und den sozialpolitischen Rezepturen dagegen erfahren Webers Hörer relativ wenig.3 Fast müssen sie sich mit einem Abschnitt zum „Arbeiterschutz in England“4 begnügen. Immerhin behandelt Weber die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes von 1869, die den Arbeitern die Koalitionsfreiheit und das Streikrecht bringt. Auch deren Novellierung vom 1. Juni 1891 im Rahmen des „Neuen Kurses“ (vgl. 3. Buch: Handelspolitik) findet Erwähnung. Aber Weber reißt den Inhalt der eigentlichen Schutzgesetze nur an.5 Die einschränkenden gesetzlichen Bestimmungen etwa zur Frauen- und Kinderarbeit, zur Sonntagsruhe und zur Nachtarbeit bleiben unerwähnt, wie übri-

Sommer 1895, hatte er für den Handwörterbuchartikel Börsenwesen bzgl. der Emissionsgeschäfte formuliert: „Die Wahrung und Verbreitung der internationalen Machtposition des deutschen Marktes mit den daran sich knüpfenden politischen Konsequenzen muß unzweifelhaft der letzte und entscheidende Gesichtspunkt auch bei der Regelung des Emissionswesens sein. Selbst das Risiko bedeutender Verluste einheimischer Kapitalisten in fremden Anlagepapieren muß eventuell mit in den Kauf genommen werden, und jede Einengung der Emissionsthätigkeit, welche eine Begünstigung fremder Nationen in Bezug auf die internationale Machtstellung ihrer Börsen im Gefolge haben würde, ist für uns zur Zeit indiskutabel“ (Weber, Börsenwesen, MWG I/5, S.  567). 1  Unten, S.  599 f., §  10, Abs.  5. 2  Unten, S.  585: „Entscheidend: Hardenberg’s Ministerium 1810/ (Stein kein Anhänger der Gewerbe-Freiheit)“. 3  Man vergleiche dazu Schönberg, Gewerbe (wie oben, S.  11, Anm.  55) und Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage, oder Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I2 (wie oben, S.  11, Anm.  59), S.  138–203: „die Stellung der Arbeiter in der gewerblichen Produktionsorganisation“. 4  Unten, S.  655 f. Dieses Blatt wirkt isoliert wie ein Fremdkörper. Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, unten, S.  642–644. Entsprechende Ausführungen zu anderen Ländern wie Deutschland fehlen. Webers Quelle für Blatt 304: Richter, Otto, Die Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien, in: HdStW2, Band 2, 1898, S.  523–539, deutet auf einen späten Entstehungszeitpunkt dieses Blattes erst für die Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im Winter 1898/99 hin. 5  Vgl. unten, S.  651 f.

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gens auch die Einführung der gesetzlichen Sozialversicherung ab 1883.6 Die Darstellung konzentriert sich stattdessen auf die Arbeits- und Fabrikordnung, dabei vorzugsweise auf die Regelung der Rolle der Vertretung der Arbeiterinteressen durch Arbeiterausschüsse. Diese bekamen nur das Recht der „Anhörung“ der vom Arbeitgeber nun obligatorisch zu erlassenden Arbeitsordnung. Das sei, so Weber, ein nur „angeblich[er] Ansatz“ zum „Fabrik-Constitutionalismus“ – einer von Weber, Naumann, SchulzeGaever­ nitz und anderen erstrebten, gleichberechtigteren Ordnung und Regelung des Zusammenwirkens von Unternehmern und Arbeitern im Betrieb. Ohne Gewerkschaften wäre ein solcher „Schein-Constitutionalismus“ – Weber spielt hier auf ein Wort August Bebels an – sogar geeignet, die „Arbeiter im Lohnkampf“ zu schwächen.7 Weber konstatiert ein „Zurückweichen des Handwerks u. der Hausindustrie vor dem fabrikmäßigen Großbetrieb“.8 Während viele Sozialpolitiker die Maschinisierung beklagen, das Handwerk romantisieren und reden, als wollten sie den Lauf der Welt aufhalten, spricht aus Weber bei allem Geschichtssinn der Modernist und kein palliativer Sozialpolitiker. Seiner Überzeugung nach hat es keinen Zweck, „ökonomisch rückständige Formen der Produktion im Gewerbe absichtlich künstlich halten“ zu wollen, „insbesondere nicht die Hausindustrie“, die er für „gradezu bedenklich“ hält. Auch lohne es nicht, den Typus des Kleinhandwerkers zu stützen, der „leidend“ und „psychologisch unerfreulich“ sei – eine „sinkende Klasse“.9 Die Handwerksarbeit zu heben, etwa mittels strengerer Vorschriften zur Lehrlingsausbildung, sei nur dort sinnvoll, wo sie „dauernd ihre Stätte“ habe. Dann aber, so Weber, dürfe man auch „Einschränkungen“ der Gewerbefreiheit nicht scheuen. Dennoch: Die „Zukunft [ist] beim Proletariat“ und damit eben auch bei der Industrie.10 Durch „privatwirtschaftliche Momente, die in gegenwärtiger Wirtschaftsordnung“ liegen, so Weber, dränge die Größenentwicklung industrieller Unternehmungen „über die technisch gebotenen, selbst nützlichen Grenzen hinaus“. Denn die „Capitalconzentration“ erlaube eine „leichtere Krisen­ 6  Das Sozialversicherungswesen wurde meist innerhalb der Gewerbepolitik und dort im Rahmen des Arbeiterschutzes behandelt; vgl. etwa Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage, S.  737–759. Daß Weber hier und an anderer Stelle der „Praktischen Nationalökonomie“, etwa unten, S.  573 f., nichts darüber sagt, ist erstaunlich. 7  Unten, S.  652; August Bebel hatte in seiner Reichstagsrede am 15. April 1891 die Einführung der Arbeiterausschüsse in den Betrieben als das „scheinkonstitu­tionelle Feigenblatt“ bezeichnet, „mit dem der Fabrikfeudalismus verdeckt werden soll“; hier zit. nach Teuteberg, Hans Jürgen, Geschichte der industriellen Mitbestimmung in Deutschland. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1961, S.  381. 8  Unten, S.  606. 9  Unten, S.  610. 10  Unten, S.  610.

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überwindung“ und führe zu einer Stärkung der „Machtposition im Concurrenzkampf“.11 Das marxistische Argument, die Konzentration sei Folge geringerer Profitraten, hält er dagegen für „überschätzt“. Auch der Ansicht, man solle den „Kampf der Betriebe“12 durch ein organisiertes Zusammenwirken in Unternehmensverbänden hemmen, begegnet er skeptisch. Der Versuch der „Regulierung des Verkehrs“ durch Kartelle bedeute oft, daß „die ökonomisch stärksten/ u. technisch höchststehenden“ Betriebe „draußen bleiben“.13 Nachteilig an der Entwicklung zum Großbetrieb sei die „geringere Controlle“, das „Abnehmen des Eigeninteresses“.14 Das hat Weber auch in seinen Ausführungen zur Aktiengesellschaft thematisiert. Denn in den großen AG‘s fallen in der Regel Kapitalbesitz und Unternehmensleitung auseinander. Es entwickelt sich mithin ein „Büreaukratischer Charakter der Verwaltung. Das Eigeninteresse im eigentlichen Sinn fällt weg, das Interesse des Leiters collidiert unter Umständen mit dem des Unternehmens“.15 Weber nimmt hier eine wirtschaftssoziologische Fährte auf, die andeutet, wohin die „zunehmende Herrschaft des Großbetriebes“16 und die Rationalisierung der Wirtschaft führen kann, nämlich zu einer bürokratischen Verkrustung und zur Erlahmung der Dynamik im Spätkapitalismus.17

11 Unten, S.  607; ähnlich Lexis, Wilhelm, Großbetrieb und Kleinbetrieb, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  107–112, hier S.  112: Normalerweise schreite die Konzentration nur bis zu einer technischen und betriebswirtschaftlichen Grenze, die durch das Gewinnmaximum bestimmt ist, voran. „Wenn gleichwohl das Streben nach weiterer Konzentrierung des großen Unternehmerkapitals immer wieder hervortritt, so ist diese Bewegung auf die Unternehmerkonkurrenz gerichtet“. Lexis warnt vor der Gefahr, „daß die fortschreitende Zentralisierung zu einer für die allgemeinen Interessen […] nachteiligen Monopolwirtschaft führt.“ 12  Ebd. Bei Marx sinkt mit dem technischen Fortschritt und dem Ersatz der allein mehrwertschaffenden Arbeit durch Kapital die gesamtwirtschaftliche Profitrate, was wiederum den Zwang zur erhöhten Kapitalakkumulation beschleunigt. Vgl. Marx, Karl, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Buch III: Der Gesammtprocess des kapitalistischen Production, hg. von Friedrich Engels. – Hamburg: Otto Meissner 1894, S.  237 f. Weber lehnt jedoch die Marxsche Arbeitswertlehre ab und folglich auch die darauf gründende Theorie der fallenden Profitrate; vgl. Weber, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung, MWG III/4, S.  174 ff.; sowie Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, in: ebd., S.  15 und S.  25–31. 13  Unten, S.  570, §  15: Die Kartelle. 14  Unten, S.  607. 15  Unten, S.  565. 16  Unten, S.  608. 17  Vgl. auch Weber, Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung, MWG I/4, S.  851: „Sobald eine weitere Ausdehnung des Absatzgebiets unmöglich ist, wird an die Stelle der freien Konkurrenz die gegenseitige Verständigung treten in Form von Syndikaten, Ringen, Kartellen etc., also eine Art Zunft, eine Art Gilde, nur eine Schicht höher als die Zünfte im Mittelalter, welche ebenfalls die freie Konkurrenz beseitigten.“

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Mit dem Vormarsch der Großbetriebe gehe eine „zunehmende Proletarisierung der gewerblichen Arbeiterschaft“ einher.18 Hier habe die Nation ein vitales Interesse an einem „allmälige[n] Übergang, nicht stoßweises Proletarisieren“.19 Rein ökonomisch müsse die Proletarisierung, so Weber, keine „Herabdrückung“ sein, der „Kleinmeister“ lebe „oft kümmerlicher“. Bedrückend aber sei die „soziale Verschiebung“, die „Begründung eines Herrschaftsverhältnisses“, das „Aufhören der äußerlichen Selbstständigkeit“, die „Ausstoßung aus einem Stand, Eintritt in eine Klasse“.20 Weber plädiert für eine Ausbildung der „höchsten Schichten der gelernten Arbeiter“ zu einer Art von neuen „Fabrikbeamte[n]“: „Bildlich: diejenigen, die über der Maschine stehen, sie beaufsichtigen, im Gegensatz zu denen, welche sie bedienen.“21 Nötig aber sei in Deutschland eine „Beseitigung der ‚Fabrikfeudalität‘“22 zum Zwecke der „Vorbereitung seiner sozialen Einigung u. des Entstehens neuer Mittelstände“. Das ist für Weber der Hauptinhalt „der Arbeiterfrage“. „Unter diesem Gesichtspunkt“ tritt er für „Arbeiterschutz u. Coalition“, für „Gewerbeinspektion“ und Arbeiterausschüsse ein.23 Allerdings: Die Entstehung einer organisierten Arbeiterschaft wäre „bei uns gehemmt: durch agrarischen Nachschub“. Dieser Zustrom immer neuer billiger Arbeitskräfte vom Lande „durchkreuzt“ und verhindert die Entwicklung eines sich organisierenden Proletariats, einer, wie Weber an anderer Stelle sagt, „Arbeiteraristokratie“.24 Das sei ein „spezifisch deutsches

18  Unten, S.  608. 19  Unten, S.  610. 20  Unten, S.  608. 21  Unten, S.  609. Das sei bisher nur eine „dünne Schicht“. Weber zählt rund 205.000 von insgesamt 7,3 Millionen gewerblich Tätigen. Dabei seien die „Werkführer pp“. nicht inbegriffen. Vgl. Kollmann, Paul, Gewerbestatistik, in: HdStW1, Band 3, 1891, S.  1039–1055, hier S.  1047 und S.  1052. 22  Unten, S.  611. Mit Fabrikfeudalismus ist ein System der betrieblichen Fürsorge gemeint, wie es etwa der von Weber bekämpfte Saarindustrielle Stumm bevorzugte. Es erzeugt eine der früheren Gutsuntertänigkeit ähnliche „patriarchalische Abhängigkeit“ (Schulze-Gaevernitz, Gerhart von, Die gegenwärtigen Mittel zur Hebung der Arbeiterklasse in Deutschland, in: Ethische Kultur, 3. Jg., 1895, S.  137–139, hier S.  139, vgl. dazu auch Krüger, Nationalökonomen (wie oben, S.  6, Anm.  27), S.  31). Der Fabrikfeudalismus steht im Gegensatz zum „Fabrik-Constitutionalismus“ (vgl. oben, S.  69 mit Anm.  7). Die Versuchung liegt nahe, die diesen Begriffen innewohnenden divergenten Auffassungen von den legitimen Machtverhältnissen in den Betrieben in Analogie zu den später von Max Weber entwickelten Typen der traditionalen bzw. patriarchalischen Herrschaft einerseits und der rationalen bzw. bürokratischen Herrschaft andererseits beschreiben zu wollen. 23  Unten, S.  611. 24  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  572; dazu auch Weber, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung, MWG III/4, S.  195–203 („§  10. Die Organisation der Arbeiter-Aristokratie in England“).

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Problem in der Arbeiterfrage“, welches in „letzter Linie agrarisch zu lösen“ sei.25

5. Schlußwort In Max Webers Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ der Jahre 1895 bis 1898/99 begegnet uns ein dem technischen Fortschritt und dem wirtschaftlichen Wandel gegenüber aufgeschlossener Hochschullehrer, der Deutschland als einen exportorientierten Industriestaat und als überseeische Weltmacht imaginiert – ausgestattet mit modernen Verkehrsmitteln, attraktiven Finanzplätzen, aber auch starken Gewerkschaften. Um dahin zu gelangen, müsse das Deutsche Reich endlich, wie Weber im Juni 1897 Karl Oldenberg und dessen Vortrag über „Deutschland als Industriestaat“ entgegnet, die politische „Herrschaft der östlichen Junker“26 brechen. Darin unterscheidet sich Weber von vielen Kollegen, die den Segnungen der Marktwirtschaft eher skeptisch gegenüberstanden und mit allerlei Geund Verboten dem Wettbewerb und der Dynamik des Kapitalismus ständig Zügel anlegen wollten. Und seine Kritik zielt gegen jene, die von einer „Politik der Selbstgenügsamkeit“ und einem Deutschland als „ländliche Idylle“ träumten.27 Dagegen ist Weber ein Modernist, dessen Bewunderung ins­ besondere dem englischen Vorbild gilt, ein Land, das zugleich liberal und imperial agiert. Dennoch bleibt Weber in seinen Vorlesungen über „Praktische National­ ökonomie“ nicht blind gegenüber der sozialen Frage. Weber stellt die Wirtschaftspolitik aber nicht in den Kampf gegen eine auf dem Konkurrenzprinzip basierende Ordnung. Er läßt weder staatssozialistische Auffassungen erkennen wie Adolph Wagner, noch redet er einer im Dienste der Gerechtigkeit fürsorglichen Sozialpolitik im Sinne Schmollers das Wort. Die deutsche Wirtschaftsordnung soll, so das cetero censeo Webers, weiter auf Konkurrenzkampf und Leistungsauslese und darüber hinaus auf Eigenorganisation beruhen. Damit die Marktwirtschaft aber ihre tendenziell positive Wirkung voll entfalten kann, bedarf es seiner Meinung nach und dem englischen Vorbild folgend einer Stärkung der Machtstellung der Arbeiterschaft. So wirbt Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“ im „Interesse von Export und ökonomischer Macht“ für „Ausschüsse der Arbeiterschaft“ und die „Beseitigung der ‚Fabrikfeudalität‘“, für „Arbeiterschutz und Coalition“, für „Gewerbeinspektion“ und tritt in außeruniversitären Vorträgen dieser 25  Unten, S.  609. 26  Weber, Diskussionsbeiträge zu Oldenberg, MWG I/4, S.  633; ähnlich unten, S.  491 f. 27  Unten, S.  493; Weber, Diskussionsbeiträge zu Oldenberg, MWG I/4, S.  630.

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Jahre für das Streikrecht und gegen die sog. „Umsturzvorlage“ ein.28 Deutschland brauche eine organisierte, gut ausgebildete und kräftige Arbeiterschaft, damit diese, wie er in seiner Freiburger Antrittsrede über den „Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“ im Mai 1895 ausführt, im Daseinskampf der deutschen Nation den Platz unter den Weltmächten sichere, der ihr gebühre und den ihr weder die überlebte Feudalklasse noch das schwache deutsche Bürgertum allein verschaffen können.29 „Demokratisierung im Inneren als die Grundlage einer Machtpolitik nach Außen“, das sei der politische Weg gewesen, den Max Weber seit seiner Freiburger Antrittsrede 1895 gewiesen habe. Das ruft Gerhart von SchulzeGaever­nitz seinem ehemaligen Freiburger Kollegen noch 1923 nach.30 Auf den ersten Blick stellt das überlieferte Stichwort-Manuskript Webers zu dessen Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ ein – natur­ gemäß – unübersichtliches Gebilde und typisches Produkt seiner Zeit, des ökonomischen Historismus, dar. Ein allgemeines, ökonomisches System der Wirtschaftspolitik scheint es nicht zu bieten, ökonomische Theorie in seltenen Fällen. Dafür türmt sich bergeweise geschichtlicher Stoff aus vielen Fachgebieten auf. Dabei holt Weber zeitlich und auch geographisch zuweilen weit aus,31 schweift ab in Exkursen, reiht Namen, Zitate, Zahlen und Gesetzes-Paragraphen reichlich aneinander. „Es ist herrlich, er liest famos, aber man muß sehr aufpassen, denn man wird mit einer unglaublichen Fülle an Stoff überschüttet“, schrieb seine Frau Marianne Weber, als sie im Wintersemester 1897/98 bei ihrem Mann „Praktische Nationalökonomie“ hörte.32 Auf den zweiten Blick aber keimt freilich die Erkenntnis, daß der „Praktischen Nationalökonomie“ ein Plan und ein System zugrunde liegen, ein dem Stoff von Beginn an eingewobener Ariadnefaden, der, wenn entdeckt und richtig aufgerollt, den Leser durch das Labyrinth der Weberschen Gedankengänge führt.

28 Weber, Die bürgerliche Entwicklung Deutschlands, MWG I/4, S.  816 f.; Editorischer Bericht zu: Weber, Erklärung gegen die Umsturzvorlage, MWG I/4, S.  872–875. 29  Vgl. Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  572. 30 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von, Max Weber als Nationalökonom und Politiker, in: Hauptprobleme der Soziologie. Erinnerungsgabe an Max Weber, hg. von Melchior Palyi, Band 1. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1923, S. XI–XXII (hinfort: Schulze-Gaevernitz, Weber als Nationalökonom und Politiker), hier S. XIII. 31  In dieser Hinsicht hervorzuheben sind seine Ausführungen zu Japan und China im 3. Buch, §  13 Die Handelspolitik der Gegenwart, 6. Der Eintritt Ostasiens in den occidentalen Culturkreis, S.  465–477. Ein Beleg dafür, daß Weber sich schon damals intensiv mit den Verhältnissen dort beschäftigt hat. 32  Vgl. Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 6. November 1897, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.

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Am Anfang steht das Problem, den Ort der Volkswirtschaftspolitik im Rahmen der nationalökonomischen Wissenschaft zu bestimmen. Die „Praktische Nationalökonomie“ kam traditionell als eine Kunstlehre daher, mit Handlungsanweisungen für angehende Beamte. Schon dadurch ist „der volkswirtschaftspolitischen Wissenschaft nicht nur Erklärung, sondern auch Beurteilung der Erscheinungen zugewiesen“.33 Weber aber bestreitet, daß es objektive wissenschaftliche Werturteile geben kann. Einzig die Bewertung der Mittel bei vorgegebenen Zielen sei wissenschaftlich möglich. Für den Wissenschaftler resultiere daraus die „Verpflichtung jederzeit sich klar zu sein, welche letzten Ziele“ er verfolge und welche es ansonsten gäbe.34 Ausgestattet mit einem starken politischen Wollen und mit einem Hang zu scharfen Formulierungen trennt Weber den Knoten von wertfreier Erkenntnis und wertorientiertem Handeln. „Bei scharfer Scheidung seinswissenschaftlicher Erkenntnis und werturteilender Politik“, so Schulze-Gaevernitz, „war Max Weber doch ein politischer Nationalökonom großen Stiles, der gerade dieser Wissenschaft die Aufgabe stellte, an der politischen Erziehung der Nation mitzuarbeiten“.35 Auch wenn die Ideale der Wirtschaftspolitik nicht wissenschaftlich als richtig oder falsch zu beweisen sind, lassen sie sich dennoch auf ihre „thatsächlichen Grundlagen“ hin „objektiv“ analysieren, denn nicht immer seien die „Urteiler“ sich dieser „klar u. bewußt“.36 Eine solche erst geschichtliche und dann logische Untersuchung der in den verschiedenen Epochen regierenden Ideale führt Weber im 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“ durch. Dabei gelangt er zu dem Ergebnis, daß „vom Standpunkt nationaler Staatengemeinschaften aus“ die „Wirtschaftspolitik stets Teil u. Dienerin der allgemeinen Staatspolitik gewesen“ sei und eine „Machterhöhung des eigenen Typus“ bezweckt habe.37 Daraus erklärt sich auch Webers eigener praktischer Imperativ. Er lautet, daß „Wirtschaftspolitik nur 33  Unten, S.  304. 34  Unten, S.  319. 35  Schulze-Gaevernitz, Weber als Nationalökonom und Politiker (oben S.  73, Anm.  30), S. XVIII. Ähnlich Rickert, Heinrich, Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften, 3. und 4. verb. und erg. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921, Vorwort zur 3. und 4. Auflage, hier S. XIX: „Meine näheren Beziehungen zu Max Weber reichen in die Zeit zurück, in der wir beide in Freiburg am Beginn unserer akademischen Tätigkeit standen. Weber war stets nicht allein Mann der Wissenschaft, sondern zugleich Politiker, und seine glühende Vaterlandsliebe wie sein mächtiges Temperament machten es ihm nicht leicht, in der von ihm auf dem Katheder vertretenen, historisch gerichteten Volkswirtschaftslehre das theoretisch Begründbare von Einflüssen überrationaler Lebensmächte zu trennen. Um so intensiver wurde in ihm […] das Bedürfnis, zur Klarheit auch darüber zu kommen, was zumal in der Geschichte ‚Wissenschaft‘ im strengen Sinne bedeute.“ 36  Unten, S.  316, 304. 37  Unten, S.  321.

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v. deutschen Standpunkt aus“ betrieben werden solle.38 Dabei scheint er zu glauben, daß sein Wertstandpunkt zwar nicht Objektivität, aber doch immerhin eine in sich stimmigere Begründung beanspruchen dürfe, als dies für die Ideale manch Anderer gelte. Denn „in sich undeutlich“, „unsicher“, ohne „logisch durchgebildete[n] Maßstab“ oder gar als „Sentimentalität u. Illusion“ gelten ihm Ideale wie „Glück“, „Produktivität“, „Frieden“, „Freiheit“ oder „Gerechtigkeit“. Dagegen erklärt er: „Jede wirtschaftspolitische Arbeit bedeutet in letzter Linie Schaffung von Existenzbedingungen, die bestimmten Typen der Menschlichkeit günstig, andren ungünstig sind“. In einer anderen Formulierung: „Jede Gestaltung der äußeren Verhältnisse“ ist „auslesend wirksam“, einige „Typen“ werden „begünstigt, andere Typen verkümmern“. In diesem Sinne spricht Weber von der „Ewigkeit des Daseinskampfes“.39 So habe sich die Wirtschaftspolitik in den Dienst der Machtinteressen der Nation zu stellen, und eine bestimmte Politik sei immer dann gerechtfertigt, wenn sie dauerhaft der Ausbreitung der eigenen Kultur und Art diene. An diesem allgemeinen politischen Wertmaßstab mißt Weber im weiteren die Zweckmäßigkeit der anwendbaren Mittel und Instrumente in den Hauptzweigen der Praktischen Nationalökonomie, ob in der Bevölkerungs-, Handels-, Verkehrs- oder Gewerbepolitik. Das ist die Klammer, die Webers „Praktische Nationalökonomie“ zusammenhält. Auf dem Wege durch die „Praktische Nationalökonomie“ begegnen wir vielen Vorboten, die auf das Webersche Denken nach seinem Zusammenbruch hinweisen. Da ist die Werturteilsfrage, da klingt an: ein Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und dem Geist des Kapitalismus, ebenso die idealtypische Methode. Die auffällig häufige Betonung von Machtlagen, die den Ausgang ökonomischer Kämpfe bestimmen, verweist auf einen weiteren Topos Webers, nämlich die Frage nach den Formen der Herrschaft. Das soll nicht heißen, das Spätere sei in der „Praktischen Nationalökonomie“ vorweggenommen oder habe kommen müssen. Es soll lediglich heißen, die Tatsache, daß Weber später mehr und Bedeutenderes zum Erkenntnisproblem und zur Objektivität von Werturteilen in den Sozialwissenschaften schreibt, eine idealtypische Methode entwickelt, sich intensiver dem Zusammenhang von Protestantismus und Kapitalismus zuwendet, sich allgemeiner der Religions- und Herrschaftssoziologie widmet, wird nach Kenntnis der „Praktischen Nationalökonomie“ verständlicher.

38  Unten, S.  321, ähnlich S.  320. 39  Unten, S.  307, 309 f., 315, 319, 325.

Editorischer Bericht

I.  Zur Entstehung Von einem ordentlichen Professor der Nationalökonomie an einer deutschen Universität durften die Studierenden am Ende des 19. Jahrhunderts erwarten, daß er die großen, in der Regel 4- bis 6-stündigen Hauptvorlesungen hielt, die seit den Tagen Karl Heinrich Raus den Lehrkanon des Fachs bestimmten:1 Allgemeine oder theoretische Nationalökonomie, Finanzwissenschaft und nicht zuletzt: Praktische Nationalökonomie, auch Spezielle Volkswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftspolitik genannt. In den Ankündigungen seiner Lehrveranstaltungen bevorzugte Max Weber den Begriff „Praktische Nationalökonomie“, nutzte aber synonym den Begriff „Volkswirtschaftspolitik“. Entsprechend hielt er es in der Vorlesung selbst.2 Üblich war es, mit der Allgemeinen Nationalökonomie zu beginnen und in den Folgesemestern mit der Praktischen Nationalökonomie und schließlich der Finanzwissenschaft fortzusetzen. Zur Ergänzung und Entlastung der großen Kollegien wurden 1–2-stündige Spezialvorlesungen angeboten. Dieser Zyklus galt auch in Baden, und in diesen Zyklus trat der frischberufene Ordinarius Max Weber in Freiburg – im Wechsel mit dem (noch) außerordentlichen Professor Gerhart von Schulze-Gaevernitz – im Winter 1894/95 ein. Er las zunächst „Allgemeine und theoretische Nationalökonomie“ (4-stündig)3 und im Sommer 1895 dann erstmals „Praktische Nationalökonomie (Volkswirtschaftspolitik)“, und zwar Dienstag bis Freitag, jeweils von 11 bis 12 Uhr. Die Ordinarien strebten für sich einen Rhythmus an, der ein Maximum an Kolleggeldern versprach.4 Da an den badischen Universitäten die Hörerzahlen im Sommer erheblich höher lagen und vergleichsweise mehr Studie1  Vgl. Einleitung, oben, S.  17. 2  Zu den Ankündigungen vgl. Tabelle 1, unten, S.  78, sowie Weber, Vorbemerkung, unten, S.  127–129. 3  Vgl. Ankündigung der Vorlesungen, welche im Winter-Halbjahre 1894/95 auf der Großherzoglich Badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau gehalten werden. – Freiburg i. B.: Chr. Lehmann 1894, S.  17. Aus besonderen Gründen las er zugleich „Finanzwissenschaft“ (4-stündig), vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/3, S.  66 f. 4 Studierende zahlten 5 Goldmark pro Semesterwochenstunde. Max Weber bezog so 2.205 Mark allein für die „Theorie“-Vorlesung im SS 1897. Sein Grundgehalt in Freiburg betrug 4.000 Mark, in Heidelberg 6.000 Mark. Entsprechend stellten die Hörergelder einen wesentlichen Bestandteil der Einkommen der Lehrenden dar; vgl. Editorischer Bericht zu den Vorlesungen über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“, in: MWG III/1, S.  161.

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Editorischer Bericht

rende Allgemeine Volkswirtschaftslehre als die ‚Praktische‘ belegten, hieß das: Man las die Allgemeine Nationalökonomie im Sommer und die Praktische im Winter.5 Mit Rücksicht auf Schulze-Gaevernitz hatte Max Weber aber umgekehrt im Winter 1894/95 mit ‚Theorie‘ beginnen müssen. Um die übliche Ordnung herzustellen, las er deshalb im Winter 1895/96 und im Sommer 1896 Allgemeine Nationalökonomie. Dann fiel Schulze-Gaevernitz für den anschließenden Winter aus, und Weber bot zum dritten Mal hintereinander ‚Theorie‘ an6 und verschob die Praktische Nationalökonomie auf den Sommer 1897.7 Doch auch dazu kam es nicht, denn mittlerweile hatte Max Weber einen Ruf nach Heidelberg erhalten. Dort begann Weber im gewünschten Turnus, also mit Allgemeiner Nationalökonomie im Sommer. In den Wintersemestern 1897/98 und 1898/99 las er dann, nun im Rhythmus bleibend, jeweils Praktische Nationalökonomie, und zwar jetzt 5-stündig. Ab dem Sommer 1899 ließ sein Gesundheitszustand keine weiteren Hauptvorlesungen mehr zu.8 Tabelle 1: Die Vorlesungsankündigungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. und an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg Ort Freiburg i. Breisgau

Semester SS 1895 WS 1897/98

Heidelberg

WS 1898/99

Vorlesungsankündigung Praktische Nationalökonomie (Volkswirtschaftspolitik)9 Praktische Nationalökonomie: Handels-, Gewerbe- und Verkehrspolitik10 Praktische Nationalökonomie außer Geld- und Bankwesen, Allgemeiner Teil: Bevölkerungs-, Handels-, Gewerbe-, Verkehrsund Agrarpolitik11

Wochenstunden 4-stündig: Di–Fr 11–12 Uhr 5-stündig: Mo–Fr 12–13 Uhr 5-stündig: Mo–Fr 12–13 Uhr

5  Vgl. ebd., S.  158; sowie Hentschel, Wirtschaftswissenschaften (wie oben, S.  8, Anm.  39), S.  228. 6  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  158 f. 7  Vgl. Aldenhoff-Hübinger, Einleitung, in: MWG III/4, S.  12. 8  Vgl. Einleitung, oben, S.  8, und Mommsen, Anhang zur Einleitung, in: MWG III/1, S.  57– 60. 9  Ankündigung der Vorlesungen, welche im Sommer-Halbjahre 1895 auf der Großherzog­ lich Badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau gehalten werden. – Freiburg i. B.: Chr. Lehmann 1895, S.  18. 10  Anzeige der Vorlesungen, welche im Winter-Halbjahr 1897/98 auf der Großh. Badi­ schen Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg gehalten werden sollen. – Heidelberg: J. Hörning 1897, S.  15. 11  Anzeige der Vorlesungen, welche im Winter-Halbjahr 1898/99 auf der Großh. Badi­ schen Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg gehalten werden sollen, ebd., 1898, S.  17.

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Im Ergebnis hat Max Weber in Freiburg und Heidelberg sechs Mal Theorie, drei Mal Politik und zwei Mal „Finanzwissenschaft“ gelesen. Die theoretische Nationalökonomie stellte zweifellos „den Kern seiner nationalökonomischen Vorlesungstätigkeit dar“.12 Ob damit eine fachliche Präferenz ähnlich deutlich zum Ausdruck kommt, ist eine andere Frage. Hatte sich doch der damalige Berliner Handelsrechtler Max Weber seine ersten nationalökonomischen Meriten mit Arbeiten zum Agrar- und Börsenwesen erworben,13 Fachgebiete, die er zur Ergänzung seiner volkswirtschaftspolitischen Hauptvorlesungen anbot. Zieht man Webers gesamte Lehrtätigkeit jener Jahre in Betracht, relativiert sich also das Bild. Denn nur einer Spezialvor­ lesung zur Ergänzung der „Allgemeinen Nationalökonomie“14 steht eine ganze Reihe die „Praktische Nationalökonomie“ begleitender Veranstaltungen gegenüber (vgl. Tabelle 2). Auch seine akademische Antrittsrede galt der Volkswirtschaftspolitik.15 Zudem entfaltete Max Weber damals eine rege wirtschaftspolitische Vortragstätigkeit. Nach einem Referat am 9. Januar 1897 in Saarbrücken bekam er von einer Gruppe nationalliberaler Sezessionisten sogar das Angebot, für sie bei den Reichstagswahlen 1898 zu kandidieren. Weber lehnte ab.16 Auch in einer Reihe weiterer öffentlicher Auftritte, Stellungnahmen und Gutachten17 tritt uns der junge Professor Max Weber als ein engagierter politischer Ökonom entgegen, eine Leidenschaft, die auch in seinen Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ spürbar ist.18

12  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  159. Aber in Heidelberg las er ausgewogen: zwei Mal Theorie und zwei Mal Politik. 13  Vgl. Einleitung, oben, S.  4–6. 14  Geschichte der Nationalökonomie, 1-stündig, SS 1896, dienstags, im Anschluß an die Hauptvorlesung; Weber hat die Dogmengeschichte meist innerhalb der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre vorgetragen, dort ist sie auch ediert; vgl. MWG III/1, S.  666–702. 15  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  543–574. 16 Vgl. Editorischer Bericht zu: Weber, Die bürgerliche Entwicklung Deutschlands, in: MWG I/4, S.  811 f., und Weber, Marianne, Lebensbild, S.  236. Zuvor hatte Max Weber in einem Brief an Adolf Hausrath vom 15. Oktober 1896, MWG II/3, S.  216–218, hier S.  217, bedauert, daß mit der Berufung auf „eine große Stellung“ in Heidelberg es künftig wohl an Gelegenheit fehlen würde, sich zudem „weiter politisch zu bethätigen“. 17  Gesammelt und ediert in: MWG I/4; zudem: Weber, Beiträge zu den Verhandlungen des provisorischen Börsenausschusses im Reichsamt des Inneren in der Zeit vom 19. bis 26. November 1896, MWG I/5, S.  658–735. 18  Vgl. Einleitung, oben, S.  56 und S.  72 ff.

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Tabelle 2: Volkswirtschaftspolitische Lehrveranstaltungen Max Webers in Ergänzung der Hauptvorlesung an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. und an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg19 Ort Freiburg i. Breisgau Freiburg i. Breisgau

Semester SS 1895

Vorlesungsankündigung Agrarpolitik

Wochenstunden 2-st., abgerechnet

SS 1895

Die deutsche Arbeiterfrage in Stadt und Land

Freiburg i. Breisgau Freiburg i. Breisgau

WS 1895/96 WS 1896/97

Geld-, Bank- und Börsenwesen Börsenwesen und Börsenrecht

2-st.; privatim, gratis für Teilnehmer der „Praktischen Nationalökonomie“, abgerechnet 2-st., abgerechnet

Heidelberg

WS 1897/98 SS 1898

Agrarpolitik

Heidelberg Heidelberg

WS 1898/99

Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung Geld- und Bankwesen

1-st., nicht in Zahlungsliste aufgeführt20 2-st., abgerechnet 2-st., abgerechnet 2-st., nicht gehalten

In Baden waren in den Fächern Kameralistik, Jura und Forstwissenschaften Vorlesungen zur Nationalökonomie vorgeschrieben. Dabei hatte bis Ende der 1870er Jahre der Unterricht der ‚Kameralisten‘, also in der Regel angehender Finanzbeamter, im Mittelpunkt der nationalökonomischen Lehrtätigkeit gestanden. Allein sie sollten eine volkswirtschaftliche Vorbildung vorweisen müssen. Doch nach der neuen Studienordnung gehörten die drei großen Fächer der Nationalökonomie auch zur Pflicht der Studierenden der Rechtswissenschaften, die sich auf den höheren öffentlichen Dienst vorbereiteten,21 wo sie dann, wie an den Hochschulen auch, die Kameralisten nach und nach verdrängten. So gab es zu Webers Zeit insgesamt nur noch rund 20 Kameralisten pro Semester,22 und die meisten Hörer der „Praktischen Nationalökonomie“ waren angehende Juristen. Das traf im besonderen Falle für Max Webers Vorlesung in Freiburg zu. Dort ressortierten 22 von 33 Hörern im Fach Rechtswissenschaften und nur zwei bei der Kameralistik.23 Ein etwas aus19  Vgl. Anhang zur Einleitung, in: MWG III/1, S.  55–62. 20  Es ist davon auszugehen, daß Weber diese Vorlesung nicht gehalten hat. 21  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/3, S.  65 f., und die dort angegebene Literatur. 22  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  161 f. 23  Vgl. die Zahlungsliste der Hörer Max Webers im SS 1895, UA Freiburg, B 17/18. Die Verteilung unter den Hörern der „Allgemeinen Nationalökonomie“ Webers war kaum anders: 80 Prozent waren Studierende der Rechtswissenschaften, Kameralist war im WS 1894/95 nur einer, im WS 1895/96 drei; vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  161 f. Zu

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geglicheneres Bild zeigte sich in Heidelberg, als Weber bereits im Ruf eines aufstrebenden Nationalökonomen stand: Von den insgesamt 77 Hörern der Vorlesungen Max Webers über „Praktische Nationalökonomie“ in den Wintersemestern 1897/98 und 1898/99 waren 34 Juristen und 24 Kameralisten.24 Im Auditorium in Heidelberg saßen mit Marianne Weber und Elisabeth von Richthofen auch zwei Frauen mit Gasthörerstatus,25 ferner promovierte Juristen, ein Gewerbelehrer26 und Studierende, die einen philosophischen Abschluß anstrebten, sogar Naturwissenschaftler und einige Mediziner, „Vorkliniker“, „die noch genug Muße hatten“, nebenher ihre „Allgemeinbildung zu vervollkommnen“. Richard B. Goldschmidt etwa wollte „die Vorlesungen einiger großer Forscher“, aufsuchen, zu denen er schon damals den „äußerst redegewandten Wirtschaftswissenschaftler“ Max Weber zählte.27 Der Nationalökonom Heinrich Sieveking, der 1895/96 Webers „Geld-, Bank- und Börsenwesen“ in Freiburg gehört hatte, erinnert sich wie folgt: „Mir schienen damals Weber und Schulze-Gaevernitz berufen, als Vertreter einer jüngeren Zeit die alten Herren Schmoller und Brentano abzulösen“.28 Doch sind insgesamt nur wenige Zeugnisse von Hörern der Praktischen Nationalökonomie Max Webers überliefert. So beruft sich die Sekundärliteratur meist auf Marianne Weber, die im WS 1897/98 zusammen mit Else von Richthofen dabei gewesen war: „ich höre nun bei Max prakt[ische] NatioWebers erfolgreichem Vorschlag, die Volkswirtschaftslehre von der Philosophischen in die Juristische Fakultät zu überführen vgl. Schluchter, Einleitung, in: MWG I/13, S.  35. 24  Vgl. die Zahlungslisten, UA Heidelberg, Rep.  27–1409. In Heidelberg war auf Drängen Webers innerhalb der Philosophischen Fakultät ein eigenständiges nationalökonomisches Seminar eingerichtet worden, das nun neben dem staatswissenschaftlichen Seminar bestand. Weber hatte zudem – anders als in Freiburg – die Staatslehre aus seinem Lehrauftrag ausgeschlossen, vgl. Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  17 ff. 25  Marianne Weber strebte eine Promotion bei Heinrich Rickert und Schulze-Gaevernitz an, die aber nicht zustande kam, weil sie kein Abitur hatte; vgl. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 19. Dezember 1898, MWG II/3, S.  613 mit Anm.  9. Ihre Arbeit über „Fichte’s Sozialismus und sein Verhältnis zur Marx’schen Doktrin“ erschien 1900 innerhalb der von ihrem Mann mitherausgegebenen Reihe „Volkswirtschaftliche Abhandlungen der Badischen Hochschulen“. Else von Richthofen gehörte zu den ersten Sozialwissenschaftlerinnen mit einem deutschen Universitätsabschluß. Sie wurde 1901 bei Max Weber in Heidelberg mit einer Arbeit „Über die historischen Wandlungen in der Stellung der autoritären Parteien zur Arbeiterschutzgesetzgebung und die Motive dieser Wandlungen“ promoviert und wirkte 1900–02 in Karlsruhe als erste (weibliche) Fabrikinspektorin in Deutschland überhaupt. 26  Dem Gewerbelehrer Erwin Burger gestattete Max Weber den gebührenfreien Besuch seiner Vorlesung, vgl. Schreiben Max Webers vom 14. November 1897, UA Heidelberg, Rep.  27–1409, Academische Quästur. 27  Vgl. Goldschmidt, Richard B., Im Wandel das Bleibende. Mein Lebensweg. – Berlin, Hamburg: Paul Parey 1963, S.  54. 28 Sieveking, Heinrich, Werdegang eines Hamburger Gelehrten. Erinnerungen 1871– 1914. Bearbeitet von Gerhart Ahrens. – Hamburg: Gesellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg 1977, S.  55 (hinfort: Sieveking, Erinnerungen).

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nalök[onomie] 5 stündig u. Agrarpolitik 2 stündig. Es ist herrlich, er liest famos, aber man muß sehr aufpassen, denn man wird von einer unglaublichen Fülle von Stoff überschüttet.“29 Tabelle 3: Hörerzahlen und Einnahmen Max Webers aus den Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. und an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg30 Ort

Semester

Freiburg i. B.

SS 1895

4

33

29 à 20 M

590 M

WS 1897/98

5

41

38 à 25 M

950 M

WS 1898/99

5

36

36 à 25 M

  875 M31

Heidelberg

Wochenstunden

Hörerzahl

Vollzahlende Hörer

Abgerechnete Einnahmen

Der Aufbau der Vorlesung Zur Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ fehlt ein von Max Weber gefertigtes Inhaltsverzeichnis. Es gibt auch keine Mit- oder Nachschrift, mit deren Hilfe Gang und Gliederung der Vorlesung zu rekonstruieren wären.32 Auch die Foliierung stammt nicht von Webers Hand, sondern wurde erst nach seinem Tod im Merseburger Archiv vorgenommen.33 So bleibt die vom Editor aus den Überschriften des archivierten Manuskripts zusammengestellte Inhaltsübersicht34 mit Unsicherheiten behaftet. Denn die Bücher, Paragraphen und Blätter – einzelne Textfolgen existieren in bis zu drei Fassungen35 – liegen weder nach ihrer Entstehungszeit noch datiert geordnet

29 Brief von Marianne Weber an Helene Weber, undat. [6. November 1897], Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB, Ana 446. Zitiert werden auch Erinnerungen Robert Liefmanns (vgl. unten, S.  87, Anm.  59), die sich aber meist auf die Theorie beziehen. 30  Zusammengestellt nach den Zahlungslisten der Hörer der Vorlesungen Max Webers und der Abrechnung der Freiburger und der Heidelberger Academischen Quästur, UA Freiburg, B 17/18, und UA Heidelberg, Rep.  27–1409. 31  Abweichungen von den rechnerisch fälligen Summen ergeben sich aus besonderen, individuell verschiedenen Umständen. 32  Möglicherweise hatte Marianne Weber im WS 1897/98 mitgeschrieben. Vgl. Brief Max Webers an Marianne Weber vom 24. August 1898, MWG II/3, S.  573 f. Eine solche Mitschrift konnte aber nicht ermittelt werden. 33  Vgl. unten, S.  103. 34  Vgl. unten, S.  113–123. 35  Im Einzelfall womöglich gar in vier Fassungen; vgl. §  5 im 1. Buch, wenn man die im Anhang mitgeteilten Passagen als Fassung wertet.

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vor. Max Weber bearbeitete und aktualisierte seine Vorlesung im Verlauf der Semester, erweiterte den Inhalt und gliederte den Stoff um. Aus der 4-stündigen Veranstaltung in Freiburg wurde eine 5-stündige in Heidelberg. Eine gewisse Hilfe bei der Ordnung des Stoffes bot die Angewohnheit Max Webers, hin und wieder zur Vorbereitung der Vorlesung einzelnen Paragraphen skizzenhafte Kurzgliederungen voranzustellen, die er dann allerdings im weiteren nicht immer vollständig ausführte.36 Auch finden sich im Manuskriptkonvolut regieanweisungsartige Stoff-Abgrenzungen, Aufteilungen und Zuweisungen zu einzelnen Abschnitten und darüber hinaus auch zu anderen Vorlesungen.37 Einen groben Aufriß der Vorlesung gibt Weber einleitend mit der „Vorbemerkung“ zu „Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie“. Nach einem allgemeinen und historischen Teil, zu dem neben der „Vorbemerkung“ das 1. Buch über „Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen“ gehört, sollen danach im speziellen die „Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik“ behandelt werden, nämlich: Bevölkerungs-, Handels-, Verkehrs-, Gewerbe- und Agrarpolitik.38 Max Weber legte diese mit der Archivlage korrespondierende Reihenfolge der Zweige und damit die der Bücher der „Praktischen Nationalökonomie“ zum Wintersemester 1898/99 neu fest. Jetzt hat er erstmals ‚offiziell‘ Bevölkerungspolitik39 und Agrarpolitik im Programm der „Praktischen National­ökonomie“.40 Allerdings wird in der Ankündigung für das WS 1898/99 die Gewerbepolitik noch vor der Verkehrspolitik aufgeführt, so, wie Weber es zuvor gehandhabt hatte. In der Durchführung aber kehrt er nun die Reihenfolge um. Diese Änderung im Ablauf geht mit weiteren Besonderheiten einher. So hatte Max Weber für das WS 1898/99 in Heidelberg zunächst „Geld- und Bankwesen“ gesondert angekündigt und aus der „Praktischen Nationalökonomie“ ausgegliedert. Doch sagte er dann krank-

36  Vgl. z. B.: 2. Buch, §  6, unten, S.  329, 4. Buch c), unten, S.  545, 5. Buch, §  11, unten, S.  604. Ähnlich berichtet Rita Aldenhoff-Hübinger bzgl. Max Webers Vorlesungen über Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung, vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/4, S.  52. 37  Vgl. z. B. unten, S.  546, 497 und S.  593, 609. 38  Vgl. unten, S.  127–129 und S.  129–131. 39  Möglicherweise hat Max Weber Bevölkerungspolitik auch schon im WS 1897/98 gelesen, wir wissen es nicht. Die von Max Weber benutzte Literatur steht nur einer Entstehung des Buches zum SS 1895, aber nicht zum WS 1897/98 entgegen; vgl. Editorische Vorbemerkung zu §  7, unten, S.  341–343. Das 2. Buch gab es jedenfalls, bevor Weber dem 1. Buch einen §  5 zufügte. Das erkennt man daran, daß Weber die §§-Zählung im 2. Buch nachträglich entsprechend korrigierte; vgl. unten, S.  329, textkritische Anm.  b, und S.  344, textkritische Anm.  a. Die Einfügung des §  5 wiederum fand unter dem Eindruck einer Diskussion mit Werner Sombart im Januar 1897 statt. Das könnte bereits zum WS 1897/98 geschehen sein (vgl. Einleitung, oben, S.  38 ff.). 40  Vgl. Tabelle 1, oben, S.  78.

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heitsbedingt die 2-stündige Spezialvorlesung im Oktober 1898 kurzfristig wieder ab.41 Daraufhin nahm er eine Neugliederung der Verkehrspolitik vor, und zwar in die Teile 4 a) bis 4 e). Dazu legte er einheitlich gestaltete Titel­ blätter bzw. Mantelbögen (mit hellerem Papier) an, in die er die entsprechenden Manuskriptteile einlegte.42 Dabei nahm er unter 4 b) „Währungsund Zettelbankpolitik“ auch einen Teil der Blätter zum Geld- und Bankwesen wieder in die ‚Praktische‘ mit hinein.43 Max Weber begann im August 1898, noch in der „Heilanstalt für Nervenkranke Konstanzer Hof“, mit der neuerlichen Bearbeitung der „Praktischen Nationalökonomie“.44 Er verweilte dort bis zum 23. Oktober 1898,45 eine Woche nach Anfang des Wintersemesters.46 Danach nahm er, wie seine Frau Marianne berichtet, seine Vorlesungen zwar „guten Mutes“ auf, erlitt aber nach einigen Wochen erneut einen Zusammenbruch und pausierte nach Weihnachten über die Ferien hinaus. Am 9. Februar 1899 schrieb sie: „Max hat auch für diese Woche noch seine Vorlesungen ausgesetzt u. hofft, daß er dann die 3 noch bevorstehenden Semesterwochen durchhalten wird“.47 Am Donnerstag, den 16. Februar: „Max liest also seit Montag“. Die „Vorbereitung für die gerade jetzt recht schwierige Partie empfindet er als große Strapaze.“48 Wie weit im Stoff Max Weber im WS 1898/99 vorgedrungen ist, wissen wir nicht. Der vorgefundenen Manuskriptlage nach, dürfte er im 5. Buch, der Gewerbepolitik, stecken geblieben sein. Der Anfangsparagraph des 5. Buches trägt zwei Überschriften. Erstens zentral in der oberen Blattmitte: „§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit“ und linksbündig darüber mit Bleistift: „§  14 Die Ge-

41  Vgl. Brief Max Webers an das Großherzogliche Ministerium der Justiz des Kultus und Unterrichts, Karlsruhe, vom 5. Oktober 1898, MWG II/3, S.  585 f. 42 Vgl. die Editorischen Vorbemerkungen zum 4. Buch a), b), c), d) und e), unten, S.  494 f., 503–505, 526–530, 558–560 und S.  572. In den Mantelbogen A 164 sind keine Blätter eingelegt. Die zu 4 a) zugehörigen Blätter über Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik A 272–276r liegen im Archiv erst am Ende des Manuskripts zur Verkehrspolitik. 43  Vgl. unten, S.  506–525, sowie Einleitung, oben, S.  60. 44  Vgl. Brief Max Webers an Marianne Weber vom 24. August 1898, MWG II/3, S.  573 f. 45  Vgl. den Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. Oktober 1898, MWG II/3, S.  588 f., und die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Marianne Weber vom 26. Juli 1898, ebd., S.  520 f.; sowie den Anhang zur Einleitung in: MWG III/1, S.  57–60. 46  Auf dem Titelblatt des Heidelberger Vorlesungsverzeichnisses heißt es: „Beginn des Semesters: 15. Oktober“. Das heißt aber nicht, daß Weber ab Montag, den 17. Oktober, zu lesen hatte. Ein Jahr zuvor begann er – ausweislich der überlieferten Vorlesungsnachschrift – damit erst am 2. November; vgl. Editorische Vorbemerkung zur Vorlesung Agrarpolitik im WS 1897/98, in: MWG III/5, S.  195. 47  Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 9. Februar 1899, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB, Ana 446. 48  Briefe von Marianne Weber an Helene Weber vom 9. und 16. Februar 1899, ebd.

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werbefreiheit“.49 Die Verwendung des Bleistifts läßt darauf schließen, daß dies im Zusammenhang der gründlichen Überarbeitung des §  10 geschah. Doch bleibt unentschieden, ob damit der folgende Abschnitt wirklich endgültig umbenannt sein sollte.50 In der Konsequenz wären dann auch Neu­ numerierungen der §§  11 und 12 zur Gewerbepolitik vonnöten gewesen. Eine „Betrachtung“ am Ende des überarbeiteten §  10/14 zeigt, wie Max ­Weber sich offenbar den weiteren Fortgang des 5. Buches im WS 1898/99 dachte. Dort heißt es: „1. 〈Richtung der sog. Sozialgesetzg[ebung]〉 Organisation der A[rbeiter]schaft. 〈Verh[ältnis] zur A[rbeiter]-Klasse u. Coalitionsrecht.〉 2. A[rbeiter]-Schutz 3. A[rbeiter]Versicherung 4. 〈Innungspolitik〉 Kleingew[erbe]-Politik 5. Gew[erbe]〈Bildung〉-Gericht 6. Gew[erbe]-Bildung“51

Punkt 1 hat Max Weber mit dem neu angelegten §  15: „Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse“ noch ausgeführt. Er ist gleich im Anschluß an die Überarbeitung von §  10/14 geschrieben worden.52 Punkt 2 „ArbeiterSchutz“ hat Weber 1898/99 angefangen,53 aber nicht mehr beendet.54 Zu Punkt 3 existieren, wenn überhaupt, nur wenige Stichworte in §  15.55 Den Stoff der Punkte 4 bis 6 hat Max Weber in den §§  12 und 11 zur Gewerbepolitik behandelt. Insgesamt ist das 5. Buch im WS 1898/99 fragmentarisch geblieben.

49  Vgl. unten, S.  580, dort mit der Korrektur Webers von „10“ zu „14“. Ein §  14 hätte direkt an den nunmehrigen Schlußparagraphen der Handelspolitik angeschlossen, was insofern bemerkenswert ist, als die Gewerbepolitik zunächst vor der Verkehrspolitik und also direkt hinter der Handelspolitik gestanden hat (vgl. dazu unten, S.  87 f.). 50  Vgl. Editorische Vorbemerkung zum 5. Buch, §  10, unten, S.  577. 51  Vgl. unten, S.  593. 52  Darauf weisen das im Anschluß an A 288/A 289 weiterhin benutzte ¾-Oktavformat und die Blattzählung Webers am linken oberen Rand, die auf A 288 (§  10/§  14) mit „1“ einsetzt, dann auf A 289 mit „2“ und schließlich auf den §  15 eröffnenden Blättern A 292 und A 293r mit „3“ und „4“ fortgesetzt wird. Damit endet aber die Zählung oben links. Denn Weber hatte sich entschlossen, auf A 292 einen neuen Paragraphen – §  15 – zu beginnen und diesen ab A 292r rechts oben neu zu zählen. Im älteren §  11 hatte Weber die „Organisation des Arbeiterstandes“ noch der Spezialvorlesung über die „Arbeiterfrage“ zugewiesen. Vgl. 5. Buch, §  11, unten, S.  610. 53  Ediert im Anhang von §  15, unten, S.  655 f. Weber benutzte dafür nachweislich Richter, Otto, Die Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien, in: HdStW2, Band 1, 1898, S.  523–539. Vgl. auch Editorische Vorbemerkung zu §  15, unten, S.  644 mit Anm.  4. 54  Entsprechende Ausführungen zu Deutschland, Frankreich, Österreich etc. fehlen. 55  Vgl. unten, S.  653 f.

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Es ist davon auszugehen, daß Max Weber auch die als 6. Buch geplante Agrarpolitik im WS 1898/99 nicht innerhalb der „Praktischen Nationalökonomie“ vorgetragen hat.56 Deshalb und weil Weber wohl ohnehin nur auf „allenfalls punktuell“ überarbeitete Manuskripte seiner Spezialvorlesung des WS 1897/98 zurückgreifen wollte, sind diese Blätter an anderer Stelle ediert worden.57 Es ergibt sich somit für die vorliegende Edition folgende Anordnung der Bücher und Paragraphen: Der Aufbau der Praktischen Nationalökonomie (5-stündig) im WS 1898/99 1. Historischer und allgemeiner Teil   Vorbemerkung: Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie [A 1–A 7]   1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen [A 8–A 81]    §  1 Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik    §  2 D  ie Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters    §  3 Der Merkantilismus und Protektionismus    §  4 Der ökonomische Liberalismus    §  5 Die wirtschaftspolitischen Ideale [2. Spezieller Teil]   2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung [A 1–A 20]    §  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik    §  7 Politik der Bevölkerungsbewegung   3. Buch: Handelspolitik [A 21–A 66]    §  8 E  nglands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin    §  9 Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850    §  10 Das Vordringen der Handelsfreiheit bis Mitte der siebziger Jahre    §  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik    §  12 Die Renaissance des Protektionismus    §  13 Die Handelspolitik der Gegenwart   4. B  uch: Verkehrspolitik [A 164–A 165; A 272–A 276; A 212–A 222; A 236–A 266, A 271, A 267–A 270]    a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik (inkl. §  16 Das Transportmittelwesen)    b) Währungs- und Zettelbankpolitik    c) Börsenpolitik (inkl. §  13 über 1. Die Börsen)    d) Unternehmungsformen (inkl. §  15 Die Kartelle)   e) Versicherungspolitik

56  Im SS 1895 und im WS 1897/98 bot Max Weber Agrarpolitik jeweils als 2-stündige Spezialvorlesung in Ergänzung der „Praktischen Nationalökonomie“ an (vgl. Tabelle 2, oben, S.  80). 57  Vgl. dazu Editorischer Bericht, in: MWG III/5, S.  57, auch S.  53, sowie die Editorische Vorbemerkung zur Vorlesung Agrarpolitik im WS 1897/98, ebd., S.  190.

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  5. B  uch: Gewerbepolitik [A 277–A 289; A 295–A 303; A 306–A 314; A 290–A 294; A 304–A 305]    §  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit    §  11 D  ie Gliederung der gewerblichen Bevölkerung und die sozialpolitischen Probleme der Gewerbepolitik    §  12 [a] Deutsche Kleingewerbepolitik    [§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik]    §  15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

Die Bücher 1–3 der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ sind fortlaufend in dreizehn Paragraphen unterteilt, darunter häufig chronologisch oder geographisch gegliedert (vgl. etwa 2. Buch, §  7 oder 3. Buch, §  13). Nach dem 3. Buch bricht die durchgehende Paragraphenzählung ab. Die §§  10–12, sowie §  13 und §  15 sind doppelt vergeben, §  10 im 5. Buch ist alternativ mit §  14 betitelt.58 Insofern teilen wir Max Webers „Freude an dem durchsichtigen, streng gegliederten Aufbau seiner großen Vorlesungen über theoretische und praktische Nationalökonomie“, von der Marianne Weber berichtet, nicht.59 Die Unordnung in den überlieferten Manuskripten hat unseres Erachtens auch damit zu tun, daß Weber die geplante Änderung im Aufbau der Vorlesung im Wintersemester 1898/99 wegen seiner Erkrankung nicht mehr durchführen konnte. Zuvor kann es nämlich sehr wohl einen streng gegliederten Aufbau gegeben haben, davon zeugen einige nur halb verschüttete Spuren. Zunächst hatte Max Weber seine Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ offenbar in römisch gezählte „Capitel“ eingeteilt (so wie in seinen Vorlesungen über die Arbeiterfrage)60 und noch nicht in „Bücher“ (so wie in der „Allgemeinen Nationalökonomie“ und in der „Finanzwissenschaft“).61 Pa­rallel dazu umfaßte die „Praktische Nationalökonomie“ nach dem ersten Teil zunächst nur drei Hauptzweige: „Handels-, Gewerbe- und Verkehrs­

58  Vgl. Editorische Vorbemerkung zum 5. Buch, §  10, unten, S.  577. 59 Weber, Marianne, Lebensbild, S.  241. Zustimmend: Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  164. Anders: Liefmann, Selbstdarstellung (wie oben, S.  27, Anm.  70), S.  157: „Weber war damals noch reiner Historiker und ganz und gar unsystematisch“. 60  Vgl. Weber, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung (SS 1895 und SS 1898), MWG III/4, S.  73, 77, 140, und das dazu von der Editorin erstellte Inhaltsverzeichnis, ebd., S.  59–62, sowie zur Vorlesungsnachschrift „Die deutsche Arbeiterfrage in Stadt und Land“ (SS 1895), ebd., S.  248 f. 61  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  168; Inhaltsübersicht, in: MWG III/3, S.  79– 89. Doch auch in der Finanzwissenschaft scheint es im WS 1894/95 noch anders gewesen zu sein; vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/3, S.  73, sowie die Emendation im Weber-Text, S.  147: Dort hat der Editor „Cap. III“ durch „2. Buch“ ersetzt.

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politik“.62 Davon zeugen noch die erhalten gebliebenen Überschriften „Cap[itel] III. Gewerbepolitik“ und „Cap[itel] IV. Verkehrspolitik“.63 Nun läßt sich auch die alte Paragraphenzählung rekonstruieren. Denn bringen wir die beiden Paragraphen zur Bevölkerungspolitik in Abzug sowie §  5 „Die wirtschaftspolitischen Ideale“ und einen weiteren,64 dann endete das Capitel II. Handelspolitik mit §  9. Und eben daran schloß Weber in Capitel III. Gewerbepolitik mit „§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit“ an. Es folgten die §§  11 und 12 und dann „Cap[itel] IV. Verkehrspolitik“ mit „§  13 Organisation des Verkehrs. 1. Die Börsen“. Der ältere, rekonstruierte Aufbau der Praktischen Nationalökonomie (4-stündig) im SS 1895 Vorbemerkung Capitel I. Die Doktrinen und Systeme der Wirtschaftspolitik, §§  1–4 Capitel II. Handelspolitik, §§  5–9 Capitel III. Gewerbepolitik, §§  10–12 Capitel IV. Verkehrspolitik. §13–16.65

Zum Werkzusammenhang In vielen Passagen der „Praktischen Nationalökonomie“ lassen sich Verschränkungen mit dem Stoff der anderen volkswirtschaftlichen Vorlesungen Max Webers in Freiburg und Heidelberg feststellen. Hat doch Weber diese Vorlesungen alle zwischen Herbst 1894 und Frühjahr 1896 erstmals erarbeiten und halten müssen, und so war die Nutzung von Synergien angesichts der „fast unlösbaren Aufgabe“66 ein Gebot der Ökonomie. Dabei läßt sich die Frage, welche Ausarbeitung in dem kurzen Zeitraum die originäre war, oft nicht beantworten.

62  So auch die Beschriftung fremder Hand der Berliner Archivmappe, GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, in der die überlieferten Manuskripte der Hauptzweige verwahrt sind. 63  Vgl. unten, S.  580, von Weber nachträglich korrigiert in „Cap.  5“, sowie unten, S.  531. 64  Vermutlich §  13, der mehrfach auf Geschehnisse der Jahre 1896, 1897 und 1898 Bezug nimmt, vgl. Editorische Vorbemerkung zu §  13, unten, S.  455. 65  Im Einzelnen: §  13 Organisation des Verkehrs. 1. Die Börsen; Organisation des Verkehrs. 2. § [14] Die modernen Unternehmungsformen; Organisation des Verkehrs. §  15 Die Kartelle; Verkehrsmittel. §  16 Das Transportmittelwesen. Anzunehmen ist, daß Capitel IV. weitere Abschnitte enthielt, etwa zum Geld- und Bankwesen (z. B. als §  13 Organisation des Verkehrs, 2. Geld und Kredit). 66  Vgl. Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  54.

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Schnittmengen im behandelten Stoff gibt es insbesondere mit der „Allgemeinen Nationalökonomie“,67 einschließlich der „Geschichte der National­ ökonomie“,68 gelegentlich mit der „Finanzwissenschaft“,69 und wiederum größere mit den volkswirtschaftspolitischen Spezialvorlesungen zur Ergänzung der „Praktischen Nationalökonomie“, etwa „gewisse Überschneidungen“ zwischen Max Webers Vorlesungen zur Arbeiterfrage und dem 5. Buch „Gewerbepolitik“ der „Praktischen Nationalökonomie“, §  15 „Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse“.70 Eine genauere Analyse, so Aldenhoff-Hübinger, lasse aber nicht vermuten, daß Weber seine Aufzeichnungen zur Arbeiterfrage „bei seinem Vortrag zur Praktischen Nationalökonomie verwendet hätte, noch umgekehrt“.71 Das stimmt in Bezug auf den genannten §  15. Es existieren aber zudem Überschneidungen mit dem 4. Buch „Verkehrspolitik“, Abschnitt d) der „Praktischen Nationalökonomie“, soweit es um die gewerblichen Genossenschaften, insbesondere die Produktivgenossenschaften und die zugehörigen Auffassungen von Hermann Schulze-Delitzsch und Ferdinand Lassalle geht. An dieser Stelle dürfte Max Weber seine Aufzeichnungen zur „Arbeiterfrage“ aus dem Sommer 1895 tatsächlich für die „Praktische Nationalökonomie“ verwendet haben.72 Als Quelle für die Erstellung seiner Vorlesungsnotizen nutzte Max Weber weiterhin eigene Fachveröffentlichungen, von der Dissertation zu den Handelsgesellschaften im Mittelalter über seine Habilitationsschrift zur römischen Agrargeschichte bis hin zu den Schriften über das Börsenwesen, wobei letztere parallel zu Webers korrespondierenden Abschnitten in der „Praktischen Nationalökonomie“ entstanden sind73 und – abgesehen von einigen ausführlicheren Passagen zur Entstehung der Börsen74 – alles in 67  Vgl. unten, S.  90 ff. 68  Ediert in: MWG III/1, S.  666–702. 69  Etwa bei Fragen der Zollpolitik – vgl. Editorische Vorbemerkung zu §  11, unten, S.  424 – und zu den öffentlichen Unternehmungen; dort verweist Max Weber im 4. Buch, Abschnitt a), bezüglich der Eisenbahnpolitik hinsichtlich einzelner „Fragen des öffentlichen Betriebes“ auf seine Vorlesung über Finanzwissenschaft; vgl. unten, S.  497 mit MWG III/3, S.  192–195. 70  Vgl. unten, S.  642–656. 71  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/4, S.  45. 72  Vgl. unten, S.  567–569 mit MWG III/4, S.  296 ff. Das statistische Material auf A 266r hat Weber neu hinzugefügt. Es stammt aus: Crüger, Hans, Produktivgenossenschaft, in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  285–295, hier S.  292. 73 Etwa: Weber, Börsenwesen (Die Vorschläge der Börsenenquetekommission), in: HdStW1, 1. Supplementband (MWG I/5, S.  558–590), den Weber vermutlich im Frühjahr 1895 geschrieben hat (vgl. Editorischer Bericht, ebd., S.  556) und auf den Weber im 4. Buch, Abschnitt c), unten, S.  531, auch verweist, sowie den im Frühjahr 1897 geschriebenen Artikel „Börsengesetz“, in: HdStW1, 2. Supplementband (MWG I/5, S.  791–869). 74  Vgl. etwa Weber, Die Börse I, MWG I/5, S.  135–174, hier S.  137 ff., mit dem 1. Buch, §  3, unten, S.  212 f. sowie 4. Buch, c), unten, S.  546–551; deutlich knapper als in der „Praktischen Nationalökonomie“ auch: MWG III/1, S.  511. In der „Allgemeinen National­

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der „Praktischen Nationalökonomie“ über das Thema Notierte auch enthalten. Wie manche der Börsenschriften dienten auch einige öffentliche Vorträge und Diskussionen oder Gutachten Max Webers nicht nur akademischen Zwecken, sondern der Teilnahme am politischen Diskurs.75 Etwa der oben erwähnte Auftritt in Saarbrücken, wo Max Weber im Januar 1897 das Publikum mit Seitenhieben gegen den Herr-im-Haus-Standpunkt mancher Unternehmer und deren Verhalten im Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97 beeindruckte.76 Politisch heikle Fragen, denen Max Weber auch in seiner Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“ nicht aus dem Weg ging. Dort notierte er im Zusammenhang der Gestaltung der Arbeiter-Ausschüsse das Stichwort „Schein-Constitutionalismus“ und wiederholte damit die entsprechende Kritik des Sozialdemokraten August Bebel.77 Die zollpolitischen Forderungen der Schwerindustrie, angeblich zum „Schutz der nationalen Arbeit“, hieß Weber einen „Schwindel“ und verwies auf den Einsatz von Fremdarbeitern als Streikbrecher beim Ausstand der Hamburger Hafenarbeiter.78 Mutig in Zeiten der „Umsturzvorlage“ mit ihren Drohungen nicht nur gegen die Sozialdemokratie, sondern auch gegen „unser[en] Professorensozialismus“, wie Weber in Saarbrücken sagte.79 Die meisten Überscheidungen aber finden sich im Stoff der „Praktischen“ und der „Allgemeinen Nationalökonomie“. Dabei fand die erste Vorlesung ökonomie“ und „Börse I“ fehlt auch noch das – wohl unter dem Eindruck von Ehrenberg, Fugger II (1896), S.  111 – in den Sprachschatz Webers eingegangene Wort von der Börse als eine „ewige Messe“ (vgl. unten, S.  212 f. und S.  549; später auch in: Weber, Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  332). 75  Vgl. etwa Max Webers Einlassungen im Evangelisch-sozialen Kongreß zu Hans Delbrücks Vortrag „Die Arbeitslosigkeit und das Recht auf Arbeit“ (MWG I/4, S.  609–611) im Mai 1896 oder zum Referat Karl Oldenbergs „Über Deutschland als Industriestaat“ (MWG I/4, S.  626–640) im Juni 1897 (dazu unten, S.  491, und Einleitung, oben, S.  56 f.) oder das Gutachten „Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes, insbesondere zum Schutz des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangsvollstreckung?“ (MWG I/4, S.  645–666). In diesem Falle gibt es zumindest Synergien beim Quellenstudium. Max Weber hat Max Serings Artikel „Heimstättenrecht“, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  449–459, sowohl für das Gutachten (MWG I/4, S.  653) als auch im 2. Buch, §  7, unten, S.  360 f., benutzt, dort betreffend die US-amerikanischen „homestead-laws“; vgl. Editorische Vorbemerkung, unten, S.  342. 76  Vgl. Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands, MWG I/4, S.  817, mit Editorischem Bericht, ebd., S.  810–812. 77  Vgl. 5. Buch, §  15, unten, S.  652, und Einleitung, oben, S.  69. 78  Vgl. 3. Buch, §  13, unten, S.  490 f. 79  Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands, MWG I/4, S.  817. Die Umsturzvorlage sollte an die Stelle des 1890 nicht mehr erneuerten Sozialistengesetzes treten. Sie war am 8. Mai 1895 vom Reichstag in zweiter Lesung abgelehnt worden; vgl. dazu Einleitung, oben, S.  22 mit Anm.  37; sowie Weber, Erklärung gegen die Umsturzvorlage, MWG I/4, S.  872–884.

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über „Allgemeine Nationalökonomie“ (WS 1894/95) vor der ersten über „Praktische Nationalökonomie“ (SS 1895) und die letzte Vorlesung über ‚Praktische‘ (WS 1898/99) nach der letzten ‚Allgemeinen‘ (SS 1898) statt. Gelegenheit zu Mehrfachverwertungen bot sich vor allem da, wo beide Hauptvorlesungen geschichtlich ausgerichtet waren,80 etwa in §  1 „Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik“ der „Praktischen National­ ökonomie“81 und in §  7 „Die typischen Vorstufen der Volkswirtschaft“ der „Allgemeinen Nationalökonomie“82 oder in §  2 „Die Wirtschaftspolitik und die wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters“ in der ‚Praktischen‘ und in §§  8 bis 10 in der ‚Allgemeinen‘.83 Dabei folgt die Untergliederung von §  2.1 „Das Altertum“ in der ‚Praktischen‘ weitgehend der des §  8 „Die ökonomische Entwicklung im Altertum“ in der „Allgemeinen National­ ökonomie“.84 Den Orient klammert Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“ explizit aus.85 Auch inhaltlich korrespondieren die in der „Praktischen Nationalökonomie“ zum „Altertum“ mitgeteilten Stichworte häufig mit denen in §  8 der „Allgemeinen Nationalökonomie“,86 allerdings ist in §  8 der dargebotene Stoff umfangreicher und die angegebene Literaturliste länger.87 Analoge Ausführungen über die „Theoretiker der Staatslehre und Ethik“ (§  2.1.2) und deren Doktrinen finden sich in der Vorlesung zur „Geschichte der Nationalökonomie“. Max Weber markiert in der hellenischen Polis den „Beginn der Reflexion des Individuums über sein Verhältnis zur Gesammtheit“ als „Beginn der politischen Theorie“.88 Manche der über das Altertum in der „Praktischen“ und „Allgemeinen Nationalökonomie“ fast gleichlautend mitgeteilten Stichwörter dürfte Max Weber eigenen Arbeiten verdanken, darunter das Bild von den Städten als „Schröpfköpfe“ des agra80  In der „Allgemeinen Nationalökonomie“ finden sich die historischen Teile vorrangig im 3. Buch „Die geschichtlichen Grundlagen der Volkswirtschaft“, §§  7–11, MWG III/1, S.  371–536; das 4. Buch handelt dann von den „Entwicklungsstadien der nationalökonomischen Theorie“ und Buch 5 von der „Theoretische[n] Analyse der modernen Verkehrswirtschaft“. 81  Vgl. 1. Buch, §  1, unten, S.  133–161. 82  Vgl. MWG III/1, S.  371–407. Wobei das 1. Buch der „Praktischen Nationalökonomie“, §  1, unten, S.  158–161, mit der „Allgemeinen Nationalökonomie“, „§  10 Die Stadtwirtschaft“, insbes. Punkt 3 „Das städtische Gewerbe“, MWG III/1, S.  470–481, sowie §  7 „Die typischen Vorstufen der Volkswirtschaft“, Punkt 5: „Typische Entwicklungsstufen des Gewerbes“, MWG III/1, S.  391–394, korrespondieren. 83  Vgl. unten, S.  162–204 und MWG III/1, S.  408–499. 84  Vgl. unten, S.  166–185, und MWG III/1, S.  408–437. 85  Vgl. unten, S.  167: „Orient nicht“, dagegen MWG III/1, S.  415. 86  Vgl. unten, S.  167, Text 3, insbes. mit MWG III/1, S.  435 f. (Anhang), und unten, S.  169– 181, Text 3, mit MWG III/1, S.  415–433. 87  Vgl. unten, S.  170, Text 1, und S.  178, Text 1, mit MWG III/1, S.  412. 88  Weber, Geschichte der Nationalökonomie, MWG III/1, S.  666–702, v. a. „2. Das Altertum“, S.  677–681, hier S.  679. Vgl. dazu unten, S.  176–178.

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rischen Unterbaus.89 Es findet sich schon in seiner Habilitationsschrift (1891) und auch in dem Vortrag „Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur“, den er im Januar 1896 gehalten hat.90 Auch mit seinem Handwörterbuchartikel über die „Agrarverhältnisse im Altertum“ (1897)91 gibt es Schnittmengen mit der „Praktischen Nationalökonomie“, etwa das von Eduard Meyer, Geschichte des Alterthums II, S.  804, stammende Zitat „Attika eine Stadt“,92 sowie weitere Bemerkungen zur hellenischen Zeit.93 Die Stichworte zu §  2.2. „Das Mittelalter“ in der „Praktischen Nationalökonomie“ ähneln häufig denen aus „§  10 Die Stadtwirtschaft“ der „Allgemeinen Nationalökonomie“, so etwa beim dominierenden Punkt 2.2.2. „Die Wirtschaftspolitik der mittelalterlichen Städte“.1 Für den relativ kurzgefaßten Gliederungspunkt 2.2.1. „Wirtschaftspolitik des Feudalismus“ („Praktische Nationalökonomie“) konnte Weber sich aus §  9 „Die agrarischen Grundlagen der europäischen Binnencultur“ („Allgemeine Nationalökonomie“) bedienen – oder umgekehrt.2 Das Bonmot über Karl den Großen als „Testamentsvollstrecker Diokletians“ stammt wiederum aus dem Vortrag „Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur“.3 Allerdings sind die Verschränkungen in den Textpassagen über das „Mittelalter“ weniger eng als im Falle des „Altertums“. Neu gegenüber der „Allgemeinen Nationalökonomie“ sind zum einen die Ausführungen über die „Consumenten-Politik der Stadt“ und die „Wirtschaftspolitischen Doktrinen des Mittelalters“.4 Die in der „Praktischen Nationalökonomie“ mitgeteilten Anschauungen der Kanonisten – wie Thomas von Aquin – finden sich nicht in der „Allgemeinen Nationalökonomie“, sondern (ähnlich) in der Vorlesung über „Geschichte der Nationalökonomie“.5 Die in der „Praktischen Nationalökonomie“ angegebene Literatur ist ein Ausschnitt der umfangreicheren Liste in der „Geschichte“.6 Während Weber in §  10 der „Allgemeinen Nationalökonomie“ im Abschnitt zur „Entwicklung der Handelsunternehmung“ vielfach Erkenntnisse darbot, die aus seiner bei Goldschmidt abgelegten Dissertation „Zur Geschichte 89  Vgl. MWG III/1, S.  436, und 1. Buch, §  2, unten, S.  183. 90 Vgl. Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S.  341, Weber, Soziale Gründe, MWG I/6, S.  99–127, hier S.  124. 91  Vgl. Weber, Agrarverhältnisse1, MWG I/6, S.  146–227 (Fassung A). 92  Vgl. unten, S.  172, sowie Weber, Agrarverhältnisse1, MWG I/6, S.  190. 93  Gemeint sind die Stichworte zu Solon, Zaleukos und Periander (unten, S.  172, Text 1). Diese finden wir nicht in der ‚Allgemeinen‘ oder der „Geschichte der Nationalökonomie“. 1  Vgl. unten, S.  185 ff., insbes. S.  187–200, und MWG III/1, S.  456–499. 2  Vgl. unten, 185 f., und MWG III/1, S.  438–455, v. a. S.  450 ff. 3  Vgl. unten S.  185, und Weber, Soziale Gründe, MWG I/6, S.  124. 4  Vgl. unten, S.  191–194 und S.  200–203. 5  Im Abschnitt „Wiederbeginn der ökonomischen Spekulation im Mittelalter“, MWG III/1, 682–685. 6  Vgl. unten, S.  200, und MWG III/1, S.  682.

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der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ stammen,7 spielt diese Arbeit in der „Praktischen Nationalökonomie“ eine geringere Rolle.8 Bezüglich der italienischen „Montes“ etwa verarbeitet Weber hier neue Erkenntnisse Heinrich Sievekings,9 der in den „Montes“ und der sich daraus in Genua entwickelnden Casa di San Giorgio einen „gesetzlichen Mehrheitsverbande nach Art der Konkursgläubiger“ sieht und – anders als „insonderheit Goldschmidt“ – kein „Urbild der Aktiengesellschaft“.10 Max Weber hatte noch in seiner finanzwissenschaftlichen Vorlesung im WS 1896/97 die Casa di San Giorgio als „Vorläufer der modernen Aktiengesellschaften“ bezeichnet.11 In der „Praktischen Nationalökonomie“ des WS 1898/99 findet sich diese Aussage nicht mehr.12 Die Vorlesungen über „Praktische“ bzw. „Allgemeine Nationalökonomie“ präsentieren zwar oft genug ähnliche Stichworte, pflegen dabei aber prinzipiell unterschiedliche Perspektiven. Das macht Max Weber in den Abschnitten „Vorbemerkung“ über „Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie“ klar.13 Die Theorie, so Weber, dient der objektiven Erklärung der Erscheinungen, die „Praktische“ fragt angesichts dessen nach den „Consequenzen für [das] Verhalten des Staates zur Wirtschaft“. Bei der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre handelt es sich mithin um eine „erklärende“, bei der Praktischen um eine „beurteilende“ oder „normative“ Wissenschaft. Ähnlich und etwas ausführlicher hat Max Weber diese Abgrenzung zwischen „Theorie“ und „Politik“ auch der „Allgemeinen Nationalökonomie“ vorangestellt.14 Dabei liegt die Vermutung nahe, daß Weber diesen Teil seiner „Vorbemerkung“ zur „Praktischen Nationalökonomie“ aus der Einleitung der „Allgemeinen Nationalökonomie“ übernommen hat. 7  MWG III/1, S.  486–491; vgl. dazu Dilcher, Einleitung, in: MWG I/1, S.  7. 8  Spuren finden sich in §  2.2.2. „Die Wirtschaftspolitik der mittelalterlichen Städte“, unten, S.  187 ff. und 195, und im 4. Buch, d) „Die modernen Unternehmungsformen“, unten, S.  561. 9  Vgl. unten, S.  200 und 203. 10  Zitate: Sieveking, Finanzwesen II, S. VI; bei Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts I, S.  291–299. 11  Weber, Finanzwissenschaft, MWG III/3, S.  133. 12  Heinrich Sieveking hatte am 28. Januar 1897 in Max Webers volkswirtschaftlichem Seminar über sein Habilitationsvorhaben, das Genueser Finanzwesen, referiert. Max Weber empfahl am 1. März, Sieveking zur Habilitation zuzulassen, die dann am 8. März erfolgte; Vgl. Weber, Max, Habilitationsgutachten Heinrich Sieveking, MWG I/13, S.  524– 527; Brief Max Webers an Carl Johannes Fuchs vom 10. März 1897, MWG II/3, S.  297 f.; dazu auch der Brief an Edwin R. A. Seligman vom 22. März 1897, ebd., S.  302 f. Sievekings zweibändige Schrift erschien schließlich 1898/99 in den von Max Weber mitherausgegebenen „Volkswirtschaftlichen Abhandlungen“. 13  Vgl. unten, S.  131 f. 14  Vgl. Weber, Einleitung, MWG III/1, S.  191–196; zum ökonomischen Gesetzesbegriff, ebd., S.  358–362.

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In der „Allgemeinen Nationalökonomie“ wendet sich Weber in einem Unterpunkt dem Merkantilismus als eines der „Vorstadien der wissenschaftlichen Nationalökonomie“ zu. Er kommt dafür mit einer halben Blattseite aus, weil, so Weber, der Merkantilismus kein „selbständiges theoretisches System, sondern Wirtschaftspolitik“ sei, eine „Theorie der Wirtschaftspolitik des aufgeklärten Despotismus“. In der „Praktischen“ erfahren wir dann, daß erst in jener Zeit „der nationalen Staatengebilde des aufgeklärten Despotismus“ die Volkswirtschaftspolitik beginnt.15 Folgerichtig bekommt der Merkantilismus in der „Praktischen Nationalökonomie“ (§  3) mehr Raum, und zwar selbst dessen theoretisches Kernstück, die sog. Handelsbilanztheorie.16 Dagegen kommt die „Praktische Nationalökonomie“ mehr oder weniger ohne die klassische Wirtschaftstheorie Adam Smiths und David Ricardos aus, die in der „Allgemeinen“ mit einem eigenen Paragraphen bedacht ist. In der „Praktischen“ analysiert Weber stattdessen (§  4) die ethischen Grundlagen und die daraus abgeleiteten Wertmaßstäbe des Liberalismus.17 Eine Analyse, die am Ende des 1. Buches in §  5 in einer allgemeinen Betrachtung über die (vermeintliche) Objektivität letzter wirtschaftspolitischer Ideale und in der Formulierung von Max Webers eigenem damaligen wirtschaftspolitischen Wertmaßstab kulminiert – nicht nur aus heutiger Sicht einer der spannendsten Abschnitte der „Praktischen Nationalökonomie“. Die erste Fassung dieser Analyse ist dabei in engem Zusammenhang mit Max Webers akademischer Antrittsrede „Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“ entstanden, die er am 13. Mai 1895 in Freiburg gehalten hat.18 Das zeigt ein Textvergleich zwischen Antrittsrede und §  5 der „Praktischen Nationalökonomie“.

15  MWG III/1, §  12 c), S.  544, und unten, S.  136. 16  Zur Handelsbilanztheorie vgl. 1. Buch, §  3, unten, S.  245–247, mit MWG III/1, S.  544. 17  Vgl. Weber, „§  13 Die Wirtschaftstheorie der sogenannten classischen Nationalökonomie“, MWG III/1, S.  547–552, mit 1. Buch, „§  4 „Der ökonomische Liberalismus“, unten, S.  275–300. Im 3. Buch, §  8 und §  10, unten, S.  377–388 und S.  400–422, geht es dann um die freihändlerisch-politische Agitation der Manchester-Liberalen um Richard Cobden. 18  Das Sommersemester begann offiziell am 18. April. Weber erweiterte die Druckfassung der Antrittsrede um ein paar grundsätzliche Seiten zum genannten Problem (Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  561–565); sie ging am 25. oder 26. Mai an den Verlag; vgl. Editorischer Bericht, ebd., S.  539. Aus dem „Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ aus dem Jahr 1898 geht hervor, daß Weber auch zum Abschluß der „Allgemeinen Nationalökonomie“ ein Buch über „Entwicklung und Analyse der ökonomischen und sozialen Ideale“ vorgesehen hatte (vgl. MWG III/1, S.  117). Allerdings sind keine Manuskripte zu diesem VI. Buch überliefert (vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  170). Daß Weber dieses Thema in der „Praktischen Nationalökonomie“ bearbeitet hat, war den Editoren damals offenbar nicht bekannt.

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Antrittsrede: „[…] so hat sich in den Köpfen der aufwachsenden Generation die Vorstellung gebildet, als sei Dank der Arbeit der nationalökonomischen Wissenschaft nicht nur die Erkenntnis des Wesens der menschlichen Gemeinschaften gewaltig erweitert, sondern auch der Maßstab, an welchem wir in letzter Linie die Erscheinungen bewerten, ein völlig neuer geworden, als sei die politische Ökonomie in der Lage, ihrem eigenen Stoff eigenartige Ideale zu entnehmen. […] Werturteile werden überall unbefangen gefällt […]. Aber nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist es, daß der Urteilende Andere und sich selbst ins Klare setzt über den letzten subjektiven Kern seiner Urteile […]. In Wahrheit sind es keine eigenartigen und selbstgewonnenen, sondern die alten allgemeinen Typen menschlicher Ideale, die wir auch in den Stoff unserer Wissenschaft hineintragen.“19

„Praktische Nationalökonomie“: „Entscheidende Frage nun:   Heteronomie oder Autonomie der Ideale?   D. h. entnimmt die Wirtschaftspolitik ihre Maßstäbe ihrem Stoff,   giebt es spezifische wirtschaftliche, soziale Ideale,    oder trägt sie in diesen Stoff andere – ethische, politische, –   Ideale hinein.20 [Ideal] „Wissensch[aftlich] anzudemonstrieren unmöglich – subjektiv bedingt Nur 1) Mittel, ein bestimmtes Ziel zu erreichen […] 2) Analyse, – Consequenzen Kritik des Ziels durch Analyse: 3. Verpflichtung jederzeit sich klar zu sein, welche letzten Ziele.“21

Antrittsrede: „Die Volkswirtschaftspolitik eines deutschen Staatswesens, ebenso wie der Wertmaßstab des deutschen volkswirtschaftlichen Theoretikers können […] nur deutsche sein. […] Nicht Frieden und Menschenglück haben wir unseren Nachfahren mit auf den Weg zu geben, sondern den ewigen Kampf um die Erhaltung und Emporzüchtung unserer nationalen Art. […] „[d]ie Machtinteressen der Nation sind, wo sie in Frage gestellt sind, die letzten und entscheidenden Interessen, in deren Dienst ihre Wirtschaftspolitik sich zu stellen hat, die Wissenschaft von der Volkswirtschaftspolitik ist […] eine Dienerin […] der dauernden machtpolitischen Interessen der Nation. […] der letzte Wertmaßstab auch der volkswirtschaftlichen Betrachtung [ist] die ‚Staatraison‘.“22

„Praktische Nationalökonomie“: „Vom Standpunkt nationaler Staatengemeinschaften aus ist die Wirtschaftspolitik stets Teil u. Dienerin der allgemeinen Staatspolitik gewesen u. bezweckte Machterhöhung des eigenen Typus, Existenzbedingungen desselben erweitert. 19  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/ 4, S.  563. 20  Vgl. 1. Buch, §  5, unten, S.  305. 21  Vgl. 1. Buch, §  5, unten, S.  317, 319 (Text 3). 22  Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  560 f.

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Wirtschaftspolitik nur v. deutschen Standpunkt aus.“23 „Jede Gestaltung der äußeren Verhältnisse auslesend wirksam, Typen begünstigt, andere Typen verkümmern läßt. Ewigkeit des Daseinskampfes in diesem Sinne.“24 „Nation unter Voraussetzung: daß Wirtschaftspolitik Teil der Staatspolitik ist daß Ziel ein nationales: Behauptung u. Propaganda der deutschen Cultur- u. Lebensform Mittel: Steigerung der Machtstellung der deutschen Nation, wirtschaftlich u. politisch ist.“25

An den obigen Beispielen sollte deutlich geworden sein, daß Max Webers Vorlesungen über Praktische Nationalökonomie vielfach in den Werkzusammenhang eingewoben waren und keine reine Pflichtübung darstellten, der er neben der Allgemeinen Nationalökonomie nur „wenig Interesse“ entgegenbrachte, so wie von der Finanzwissenschaft behauptet.26 Zur Arbeitsweise Max Webers Schon die Editoren des ersten Bandes der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften bedauerten, daß „nur wenig“ darüber bekannt sei, „wie Weber sich den Stoff seiner Vorlesungen erarbeitet hat“, „wie er sie im ganzen entworfen und die einzelnen Vorlesungsstunden vorbereitet hat“.27 Zu betonen bleibt, daß Max Weber, als er seinen Ruf nach Freiburg erhielt, eben „nicht auf einen Fundus von Kenntnissen“ volkswirtschaftlicher Art zurückgreifen konnte, die er zuvor „in einem systematischen Studium erworben hatte“.28 Er mußte sich den Stoff weitestgehend in kürzester Zeit selbst erarbeiten. Und das tat er oft erst „bei der Vorbereitung auf die einzelnen Stunden“, nach dem Zeugnis Marianne Webers „gar erst am Morgen vor der Vorlesungsstunde“.29 Insofern ist es wohl nicht reine Übertreibung gewesen, wenn Max Weber scherzend meinte, er höre nun „zum erstenmal“ 23  Vgl. 1. Buch, §  5, unten, S.  321. 24  Vgl. 1. Buch, §  5, unten, S.  309 f. 25  Vgl. 1. Buch, §  5, unten, S.  320. Vgl. dazu Max Webers ‚imperialistische‘ Einlassung auf den erwähnten Vortrag Delbrücks über „Die Arbeitslosigkeit und das Recht auf Arbeit“ im Mai 1896: „Erweiterung der Erwerbsmöglichkeit durch Ausdehnung der Absatzgelegenheit, das heißt Ausdehnung des ökonomischen Machtbereichs Deutschlands nach Außen, und diese ist heute auf die Dauer absolut bedingt durch Ausdehnung der politischen Macht nach außen. Ein Dutzend Schiffe an der ostasiatischen Küste sind in gewissen Momenten mehr wert als ein Dutzend kündbarer Handelsverträge.“ (MWG I/4, S.  610). 26  So Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  55 und 6. 27  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  162 und 164. 28  Vgl. Editorische Bericht, in: MWG III/1, S.  162; ähnlich: Editorischer Bericht, in: MWG III/3, S.  68 f. 29  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  164, mit Bezug auf Weber, Marianne, Lebensbild, S.  214. Ähnlich: Editorischer Bericht, in: MWG III/4, S.  44: „Auf der Basis des

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die großen nationalökonomischen Vorlesungen, und zwar „bei sich selbst“.30 Das trifft insbesondere auch für die „Praktische Nationalökonomie“ zu. Hatte Max Weber während seines Studiums in Heidelberg die Vorlesung von Karl Knies über „Allgemeine Volkswirtschaftslehre“ immerhin einmal, im Sommer 1883, gehört,31 ist ein regelmäßiger Besuch von Lehrveranstaltungen der Praktischen Nationalökonomie nicht überliefert. Folglich mußte sich Max Weber sein Kolleg selber bauen.32 Allerdings dürfte er ähnlich wie bei seinen anderen Vorlesungen über „Allgemeine Nationalökonomie“ und „Finanzwissenschaft“33 auch bei der „Praktischen Nationalökonomie“ die damals kursierenden volkswirtschaftspolitischen Lehrbücher konsultiert haben, etwa die von Rau,34 Roscher,35 Cohn,36 Conrad37 oder Philippovich.38 Wenige Gemeinsamkeiten im Aufbau gibt es mit Karl Heinrich Raus „Volkswirtschaftspolitik“. Diese ist in drei Bücher gegliedert, in Produktion, Verteilung und – vergleichsweise kurz – Einkonzeptionellen Gesamtentwurfs, den er zu Semesterbeginn erstellt hatte, arbeitete er seine Vorlesungen von Stunde zu Stunde aus“. 30  Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.  213. 31  Vgl. Brief Max Webers an Max Weber sen. vom 4. und 5. Mai 1883, MWG II/1, S.  340– 344, hier: S.  341 mit Anm.  9 und 11, sowie Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  12, und den Editorischen Bericht, ebd., S.  162. 32  Vgl. Brief Max Webers an Alfred Weber vom 29. Juli 1904: „Für die Collegs wirst Du doch nicht die Thorheit begehen, die ich in Freiburg machte (und machen mußte)[,] sie ab ovo selbst zu bauen“, MWG II/4, S.  254 f. (dass. auch in: Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  164). 33  Für die „Allgemeine Nationalökonomie“ orientierte sich Weber an Philippovich, Grundriß I1, vgl. dazu Mommsen, Einleitung, in: MWG III/1, S.  21. Im Fall der „Finanzwissenschaft“ kamen folgende Lehrbücher in Frage: Eheberg, Karl Theodor, Grundriß der Finanzwissenschaft, 3.  Aufl. – Erlangen: Andreas Deichert 1891; Cohn, Gustav, System der Finanzwissenschaft (System der Nationalökonomie. Ein Lesebuch für Studirende, Band 2). – Stuttgart: Ferdinand Enke 1889; Wagner, Adolph, Finanzwissenschaft. Erster Theil: Einleitung, Ordnung der Finanzwirthschaft, Finanzbedarf, Privaterwerb (Lehr- und Handbuch der politischen Ökonomie. In einzelnen selbständigen Abtheilungen. In Verbindung mit Adolf Buchenberger u. a. bearb. und hg. von Adolph Wagner, 4. Hauptabtheilung), 3.  Aufl. – Leipzig: C. F. Winter 1883; vgl. dazu Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  22, und Editorischer Bericht, ebd., S.  68 f. 34  Rau, Volkwirtschaftspolitik I5, II5 (wie oben, S.  17, Anm.  12); später fortgeführt durch Adolph Wagner und schließlich aufgegangen in dessen: Lehr- und Handbuch der politischen Ökonomie. In einzelnen selbständigen Abtheilungen, vgl. besonders: 1. Haupt­ab­ theilung: Grundlegung der politischen Ökonomie, 2 Theile, 3.  Aufl. – Leipzig: C. F. Winter 1892–94. 35 Roscher, Wilhelm, System der Volkswirtschaft. Ein Hand- und Lesebuch für Geschäftsmänner und Studierende, 5 Bände. – Stuttgart: Cotta 1854–94 (hinfort: Roscher, System der Volkswirtschaft I–V). 36  Cohn, Nationalökonomie (wie oben, S.  58, Anm.  5). 37  Conrad, Volkswirtschaftspolitik (wie oben, S.  58, Anm.  6). 38  Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I² (1899) (wie oben, S.  11, Anm.  59). Philippovich, Volkswirtschaftspolitik II² (ebd.) erschien erst 1907.

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kommensverwendung, wobei die Zweige der Volkswirtschaftspolitik in den beiden ersten Büchern zu finden sind.39 Ähnlich verhält es sich bei Philippovich.40 Dagegen verzichteten andere Kollegen auf eine systematische Klammer und beließen es mehr oder weniger bei einer additiven Darstellung der Volkswirtschaftspolitik nach ihren Hauptzweigen.41 Näher steht Webers Aufbau der Volkswirtschaftspolitik dem der Vorlesungen Gustav von Schönbergs über „Practische Volkswirthschaftslehre“, von denen ein als Manuskript gedruckter Grundriß erhalten ist.42 Schönberg – Ordinarius erst in Freiburg und dann in Tübingen – begann seine Vorlesung ähnlich wie Weber mit einem längeren historischen Teil über „Die Formen der Volkswirthschaft“. Dabei sind Schönbergs ‚Stufen‘ (Jäger, Hirten, Ackerbau, Gewerbe und Handel, Industrie) allerdings nicht anhand eines sich stufenweise erweiternden wirtschaftspolitischem Handlungsraum ausgebildet, wie es bei Weber in Anlehnung an Karl Bücher (Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft, Volkswirtschaft) der Fall ist.43 Schönberg setzte dann mit der „Volkswirtschaft der Gegenwart“ und ihren „Hauptproductions- und Berufszweige[n]“ fort: 1. Landwirtschaft. 2. Forstwirtschaft. 3. Bergbau. 4. Die gewerbliche Arbeit. 5. Der Handel (inkl. Verkehr), 6. Dienstleistungen. Vor­ angehend ein einleitender Abschnitt, der sich u. a. mit der wirtschaftlichen Ethik befaßt. Schönberg steht hier ganz in der Tradition jener historisch-ethischen Schule, die Weber in seiner Antrittsrede attackiert hatte,44 um aus dieser Kritik seine oben beschriebene, spezifische Perspektive der Wirt-

39  Vgl. Rau, Volkwirtschaftspolitik I5 (wie oben, S.  17, Anm.  12): 1. Buch: „Beförderung der unmittelbar hervorbringenden Thätigkeit oder der Stoffarbeiten“ (Pflege der Bevölkerung, Bergbau, Landwirtschaft und Gewerke); 2. Buch: „Beförderung der Vertheilung des Gütererzeugnisses“ (Verkehr i. w. S., Handel, Armenwesen); 3. Buch: „Maaßregeln, welche die Verzehrung der Güter betreffen.“ 40  Vgl. Philippovich, Volkswirtschaftspolitik I² (1899) (wie oben, S.  11, Anm.  59): 1. Buch: „Die Organisation der Gütererzeugung“; 2. Buch: „Produktionspolitik“; 3. Buch: „Die Organisation und Politik der Verkehrsanstalten“; 4. Buch: „Die Organisation und Politik des Binnenhandels“, 5. Buch: „Einkommenspolitik“ (inkl. Armenpolitik). 41  Vgl. z. B. Roscher, System der Volkswirtschaft (wie oben, S.  97, Anm.  35), da Band 1 und 4 der Allgemeinen Lehre bzw. der Finanzwissenschaft gewidmet sind, hier nur: Band 2: Nationalökonomie des Ackerbaus und der verwandten Urproduktionszweige (1859, 188812); Band 3: Nationalökonomik des Handels und Gewerbefleißes (1881, 18926), Band 5: System der Armenpflege und Armenpolitik (1894); Conrad, Volkswirtschaftspolitik (wie oben, S.  45, Anm.  6): I: Land- und Forstwirtschaft; II. Die stoffveredelnden Gewerbe; III. Der Handel, das Verkehrs- und Versicherungswesen; IV. Das Bevölkerungswesen; V. Armenpflege und Armenwesen; Cohn, Nationalökonomie (wie oben, S.  58, Anm.  5): 1. Buch: Der Handel; 2. Buch: Das Bankwesen; 3. Buch: Das Versicherungswesen; 4. Buch: Das Verkehrswesen. 42  Schönberg, Grundriß (wie oben, S.  24, Anm.  45). 43  Vgl. Einleitung, oben, S.  32 ff. 44  Vgl. Einleitung, oben, S.  23 f.

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schaftspolitik zu gewinnen. Insofern gelangt Max Weber bei allen oberflächlichen Parallelen zu Schönberg zu einem eigenen Aufbau der „Praktischen Nationalökonomie“. Den Stoff für seine einzelnen Paragraphen entnimmt Max Weber, soweit eigene Werke nicht helfen konnten, aus einer Vielzahl von Quellen, darunter häufig, wie bereits in der Einleitung ausgeführt,45 den einschlägigen Artikeln der sechsbändigen ersten Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ (1890–1894), inklusive der beiden Supplementbände (1895 und 1897).46 Diese Artikel boten den weit verzweigten Stoff bereits in übersichtlichen Einzeldarstellungen dar und nannten weiterführende Literatur. Empfehlungen, die Weber gerne aufgriff.47 Allein aus dem „Handwörterbuch“ sind uns rund 70 von Weber genutzte Artikel bekannt. Trotz der bevorzugten Nutzung von Kompendiumsbeiträgen bezog sich Weber in der „Praktischen Nationalökonomie“ in der Regel nicht explizit auf diese Artikel, sondern wies auf einschlägige Monographien und Studien in den obligaten Fachzeitschriften hin. Solche Empfehlungen hatten weniger eine Belegfunktion für den vorgetragenen Stoff, sondern sollten den interessierten Hörer auf wichtige Standardwerke und weiterführende Literatur aufmerksam machen. Häufig wurde übrigens ein Fachautor später auch mit dem einschlägigen Artikel für das „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ betraut – so erging es nicht zuletzt Max Weber selbst im Fall der Börsen.48 Bei der Stofferschließung ging Weber häufig wie folgt vor: Als Ersteinstieg genügte ihm zunächst ein grundlegender Artikel aus dem „Handwörter-

45  Vgl. Einleitung, oben, S.  10 f. 46  Nur sehr selten benutzte Weber Artikel der 2. Auflage (ab 1898). Auch für die „Finanzwissenschaft“ bildete das „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ eine wichtige Basis; vgl. Heilmann, Einleitung, in: MWG III/3, S.  12. 47  Manchmal gleichen die Literatur-Empfehlungen Max Webers in der Vorlesung Auszügen jener in den betreffenden Handwörterbuchartikeln. Vgl. etwa Kleinwächter, Unternehmerverbände, S.  355, mit der Literaturliste im 4. Buch, Abschnitt d), §  15 Kartelle, unten, S.  571. Dabei ist der einzige in der 1. Auflage des Handwörterbuchs nicht aufgeführte Titel aus Webers Liste – die Verhandlungen des Vereins für Socialpolitik über die Kartelle in Wien 1894 – Hauptgegenstand der Aktualisierung im 1. Supplementband; vgl. Kleinwächter, Unternehmerverbände (Kartelle, Trusts u. dgl.), in: HdStW1, 1. Supplementband, 1895, S.  841–845, hier ab S.  842. 48  Drei weitere Beispiele: Kleinwächter, Kartelle (1883) und dessen Handwörterbuchartikel: Unternehmerverbände (1894); Struck, Effektenbörse (1881) und dessen Handwörterbuchartikel: Börse (1891) und Börsengeschäfte (1891); v. d. Borght, Statistische Studien (1883) und dessen Handwörterbuchartikel: Statistik der Aktiengesellschaften (1890). Weber empfahl in der „Praktischen Nationalökonomie“ in den genannten Fällen (vgl. unten, S.  571, 531 und S.  565) die betreffenden Monographien, als Vorlage dienten ihm dann aber die Handwörterbuchartikel. Etwa die in der Vorlesung präsentierten statistischen Daten über Aktiengesellschaften im Berichtsjahr 1886/87 (unten, S.  563 f.) können nicht einer Monographie entnommen sein, die schon 1883 erschienen war.

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buch“. Bei kürzeren Abschnitten blieb es zuweilen bei dieser einen Informationsquelle, so etwa bei Punkt 3. b) „Arbeiter-Kammern“ in §   15 des 5. Buches mit Victor Matajas Artikel „Die Arbeiterkammern“ aus dem frisch erschienenen 1.  Band der 2. Auflage des „Handwörterbuchs“.49 Da Weber unter großem Zeitdruck arbeitete, unterliefen ihm zuweilen Flüchtigkeits-, Übertragungs- und Rechenfehler.50 Im Regelfall fügte Weber nach einer ersten groben Skizze des Stoffes später eine feinere Gliederung in Unterabschnitte hinzu und reicherte sein Manuskript mit Stichworten aus weiteren Quellen an. So vertiefte er den dargebotenen Stoff im Laufe der Semester und trug zwischenzeitlichen Entwicklungen und neuen Gesetzen Rechnung – etwa im Falle des Börsengesetzes vom Juni 1896 oder der novellierten Gewerbeordnung vom Juli 1897.51 Max Webers Arbeitsweise kann anhand zweier Beispiele demonstriert werden. Im 3. Buch, §  8, Blatt A 27r/v, geht es um die „gemeinsame Front der Industrie gegen die Landwirtschaft“ in England Mitte des 19. Jahrhunderts.52 Weber notiert zunächst Stichworte, die er aus dem Handwörterbuchartikel zur „Anti-corn-law-league“ von Theodor Laves schöpft.53 In einem weiteren Bearbeitungsschritt trägt er dann eine Reihe von Ergänzungen nach. Diese sind auf Blatt A 27v als Einschübe deutlich erkennbar: Einschübe vom linken Blattrand: „1840 Finanzgründe, Erhöhung der Zölle um 5% Letzter Sieg des aristokrat[ischen] Protektionismus 1840: Kornzölle herauf-, Weinzölle herabgesetzt 750 Artikel ganz frei Rohstoffe niedrig – 5% Halbfabrikate 12% Fabrikate 20%

49  Vgl. dazu unten, S.  652 f. Zwei weitere Beispiele: vgl. Webers Stichworte im 5. Buch, §  11, 2.1 „Gewerblicher Unterricht“, unten, S.  611–613, und 2.2. „Gewerbegerichte“, unten, S.  613 f.; mit Roscher, Carl, Gewerblicher Unterricht (1892); bzw. mit: Stieda, Gewerbegericht (1892). 50  Etwa Kaiserin statt Königin Elisabeth, vgl. unten, S.  260, textkritische Anm.  y, Gregor XIV. statt Gregor XVI., unten, S.  370, textkritische Anm.  v, oder Alexander VI. statt Alexander IV., unten, S.  220, textkritische Anm.  r. In einer Statistik zu den gewerblichen Genossenschaften, unten, S.  569, ist für das Jahr 1891 von 1801 Mitgliedern die Rede, laut der Quelle, die Weber vorlag, waren es aber 1808; vgl. Crüger, Produktivgenossenschaft, S.  292. In §  7 „Politik der Bevölkerungsbewegung“, unten, S.  363, heißt es: „7–8 % zurückgewiesen“. Laut benutzter Quelle, Mayo-Smith, Einwanderung, S.  243, handelt es sich um 2.389 von 288.020 einwanderungswilligen Personen, also um 0,83 %. 51  Vgl. 4. Buch, Abschnitt c), unten, S.  553 f., und 5. Buch, §  12, unten, S.  623–625. 52  Vgl. unten, S.  382–386, Zitat: S.  382. 53  Vgl. Laves, Anti-corn-law-league.

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 27v (vollständig ediert, unten, S.  384–386)

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 293r (unten, S.  646 f.)

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nur Seide höher Ausfuhrzölle f[ür] Kohle u. Wolle sonst keine Differenzialzölle f[ür] Colonien bleiben bestehen“

Einschub rechts: „Weitere freih[ändlerische] Reformen: 430 Art[ikel] frei darunter a) Fleisch, Vieh, Kartoffeln, Gemüse, Flachs, Hanf b) zahlreiche Industrie-Rohstoffe (Erze; Garne)“

Einschub wieder links: „Jetzt fast nur noch Kornzölle die letzte Säule Hungerjahr 1845 Nun Arbeiter freihändlerisch ‚der Regen schwemmt die Korngesetze fort‘“54

Bei diesen Ergänzungen des Haupttextes auf A 27v handelt es sich, inklusive des Zitats, durchgängig um Webers Lesefrüchte aus Carl Johannes Fuchs’ Studie „Die Handelspolitik Englands“,55 die 1893 als letzter Teil eines vierbändigen Sammelwerks des Vereins für Socialpolitik erschienen war. Ein Sammelwerk, das Weber nicht nur für den §  8, sondern auch ausgiebig für die nachfolgenden §§  10, 12 und 13 des 3. Buchs „Handelspolitik“ der „Praktischen Nationalökonomie“ benutzte.56 Ein ähnliches Vorgehen läßt sich für den Teil a) des 4. Buchs „Verkehrspolitik“ feststellen. Erste Quelle ist Richard van der Borghts Monographie „Das Verkehrswesen“ (1894), ein Titel, den Weber auch in seine Literaturempfehlungen aufgenommen hat.57 Die von Weber mitgeteilten Stichworte stammen überwiegend aus Borghts Abschnitten III. „Der Wasserstraßenverkehr“ (S.  193–272) und IV. „Der Eisenbahnverkehr“ (S.  273–350), wobei Weber die Reihenfolge der Kapitel getauscht hat. Die weiteren Borght’schen Abschnitte II. „Der Landstraßenverkehr“ (S.  157–192) und V. „Der Post- und Telegraphenverkehr“ (S.  351–411) ließ Weber aus.58 So kondensierte Weber die knapp 470 Seiten Vorlage auf fünf Manuskriptblätter für seinen Abschnitt 54  Vgl. unten, S.  384 f. 55  Vgl. Fuchs, Handelspolitik, S.  12 und 15. Zum Ursprung des Zitats (Fuchs, S.  15) vgl. unten, S.  385, Anm.  7. 56 Vgl. Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, 4 Bände (Schriften des VfSp 49–51 und 57); Weber hat in seinen Literaturangaben zu §  12, unten, S.  440, aus dieser Schriftenreihe des VfSp, neben anderen den Beitrag von Fuchs, Handelspolitik, explizit erwähnt. 57  Vgl. unten, S.  496. Stoff aus den anderen dort genannten Titel, fließt nur indirekt – eben via van der Borght – in Webers Darstellung ein. 58  Das Post- und Telegraphenwesen behandelt Weber als öffentliche Unternehmung in der „Finanzwissenschaft“, vgl. MWG III/3, S.  190–192.

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Verkehrspolitik. Nur in seinem zweiten Teil über Wasserstraßen beließ Weber es nicht bei der einen Vorlage, sondern fügte auf Blatt A 275r – links vom Blattrand eingeschoben – statistische Daten aus Wilhelm Lexis’ Artikel über „Schiffsbewegungen in Europa“ ein.59 Auch die Angaben, die Weber nachträglich auf der ansonsten leeren Blattrückseite A 275v zum Einschub in den Text des anschließenden Blattes A 276r notierte, stammen aus einem Handwörterbuchartikel von Lexis.60 Viele Seiten des Manuskripts zur „Praktischen Nationalökonomie“ mögen zunächst kaum mehr als verdichtete Exzerpte einer ersten Lektüre gewesen sein. Im Laufe der Zeit – ob bei nochmaliger Durchsicht des Manuskripts oder anläßlich der Wiederholung der Vorlesung in einem späteren Semester – überarbeitete Weber dann seine Bögen und übersäte diese mit Einschüben, Streichungen, Querverweisen und Randnotizen. So füllte sich das Papier oft bis an den äußersten Rand, oder er wich auf gegenüberliegende freie Rückseiten aus. Weber beschrieb seine Technik wie folgt: „In Berlin habe ich ein Collegheft nach Goldschmidt genommen und umgestaltet u. ausgebaut, nach 2 Semestern war es absolut bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet“.61

II. Zur Überlieferung und Edition 1. Zur Überlieferung Die Manuskripte der „Praktischen Nationalökonomie“ befinden sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin unter den Signaturen: VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Band 2, Blatt [1]–81r, und Band 3, Blatt 1–66, 164–165, 212–222, 236–314 (A). Die Blätter werden mit der Randsigle A 1, A 2 etc. wiedergegeben. Die Zählung setzt bei Band 3 wieder von vorne ein. Alle Blätter des 3.  Bandes sind im Archiv doppelt foliiert, zunächst mit Bleistift, dann mit Stempel, dabei wurden ab Blatt A 164 Korrekturen in der Blattfolge vorgenommen.62 Das Konvolut bildet (ausweislich der Signaturen) keinen geschlossenen Bestand. Wolfgang J. Mommsen hat in den 1990er Jahren die genannten Blätter der Vorlesung „Praktische National-

59  Vgl. unten, S.  500, mit Bezug auf: Lexis, Schiffahrt II (Statistik), S.  565. 60  Vgl. unten, S.  501; mit Bezug auf: Lexis, Schiffahrt I (Politik). 61  Vgl. Brief Max Webers an Alfred Weber vom 29. Juli 1904, MWG II/4, S.  254 f., Zitat: S.  255. Als Beispiel für die Überarbeitungen vgl. das Faksimile zu Blatt A  293r, oben, zwischen S.  100 und 101. 62  Blatt 164 (ursprünglich 145), so bei den Bögen 212–222 (ursprünglich 193–203).

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ökonomie“ zugeordnet. Diese Zuordnung ist hier übernommen. Lediglich die Blattfolge A 249–A 259 („Börsenwesen“) wurde hinzugefügt.63 Die Manuskripte sind Teil des Nachlasses Max Webers, den Marianne Weber am 30. Juni 1943 in einer Kiste an das Preußische Geheime Staatsarchiv verschickt und als Depositum hinterlegt hat. Der Nachlaß wurde, durch Kriegswirren bedingt, später im Zentralen Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg, verwahrt. Dort wurde der Bestand Max Weber verzeichnet, sortiert und foliiert. 1993 wurde er nach Berlin-Dahlem ins Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zurückgeführt. Schon als Marianne Weber im Sommer 1900 bei der Auflösung der Heidelberger Wohnung in Abwesenheit ihres Mannes seine Kolleghefte verpackte, beklagte sie die Unordnung und beschrieb den vorgefundenen Zustand als „reinste[n] Heringssalat“.64 Generell läßt sich sagen, daß die archivierte Blattlage zwar häufig, aber nicht immer der von Weber intendierten Blattfolge entspricht.65 Die Bücher 1–3 sind fortlaufend in dreizehn Paragraphen unterteilt. Nach dem 3. Buch „Handelspolitik“ bricht die konsistente Paragraphenzählung ab.66 Tabelle 3: Übersicht über den Manuskriptbestand im Geheimen Staats­ archiv Preußischer Kulturbesitz Signatur

Blattzählung

Zuordnung

MWG-Bände

Nr.  31, Bd.  2

A 1–7

PNÖ: Deckblatt und Vorbemerkung

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  2

A 8–81

PNÖ: 1. Buch, §§  1–5

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  2

A 82–338

Vorlesungen: Agrarpolitik und Agrarrecht MWG III/5 sowie Notizen, Exzerpte etc.67

Nr.  31, Bd.  3

A 1–20

PNÖ: 2. Buch, §§  6–7

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  3

A 21–66

PNÖ: 3. Buch, §§  8–13

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  3

A 67–163

Exzerpte, Notizen

Nr.  31, Bd.  3

A 164–165

PNÖ: 4. Buch

Nr.  31, Bd.  3

A 166–211

Geld- und Bankwesen68

MWG III/2

63  Vgl. dazu Editorische Vorbemerkung zu Buch 4c, unten, S.  526–530. 64  Briefkarte von Marianne Weber an Max Weber, undat. [August 1900], Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, Mappe 1900; zitiert nach: Editorischem Bericht, in: MWG III/1, S.  166. 65 Vgl. die einzelnen Editorischen Vorbemerkungen, unten, S.  205 ff., 423 f., 558 ff., 642 ff. usw., sowie unten, S.  105. 66  Vgl. oben, S.  87. 67  Zur Ein- und Ausgliederung der agrarrechtlichen, -geschichtlichen und -politischen Vorlesungen vgl. oben, S.  86. 68  Zur Ein- und Ausgliederung des Geld- und Bankwesens vgl. oben, S.  83 f.

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Editorischer Bericht

Signatur

Blattzählung

Zuordnung

MWG-Bände

Nr.  31, Bd.  3

A 212–222

PNÖ: 4. Buch

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  3

A 223–235

Geld- und Bankwesen

Nr.  31, Bd.  3

A 236–259

PNÖ: 4. Buch

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  3

A 260–276

PNÖ: 4. Buch

MWG III/2

Nr.  31, Bd.  3

A 277–314

PNÖ: 5. Buch

MWG III/2

Teilweise sind die einzelnen Konvolute zu den Büchern und Paragraphen mit Deckblättern versehen. Auf den Deckblättern sind die Einzelpolitiken fortlaufend von 2–5 numeriert. Dazu hat Max Weber häufig Doppelpapierbögen verwendet, so daß die äußeren, meist unbeschrifteten Seiten für mehrere ineinander gelegte Blätter eine Art Umschlag bildeten.69 Oft hat Weber einzelne Blätter eines Papierbogens nochmals vertikal halbiert. Dieses Format wird im Folgenden als Oktavformat bezeichnet, es hat aber etwas wechselnde und leicht abweichende Maße zwischen 20,6 cm (für die Längsseite) und zwischen 16,4 und 14,8 cm (für die Breitseite). Die meisten Blätter haben dieses Format. Falls es sich um kleinere und davon abweichende Formate handelt, wird dies in den Editorischen Vorbemerkungen erwähnt. Durch seine eigene Seitenzählung, die im Einzelfall von 1 bis 8 reicht70 und sich zumeist auf kleinformatigen Blättern findet, hat Weber zusammenhängende Blattfolgen gebildet. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich bei diesen Blattfolgen um Überarbeitungen einzelner Vorlesungseinheiten handelt. In der Edition wird diese Weber-eigene Paginierung hinter der Archivpaginierung in runden Klammern angegeben. Das Papier hat unterschiedliche Qualität, was sich z. T. auf die Lesbarkeit der Notizen auswirkt. Textverderbnisse entstehen nicht nur durch Tinten­ flecke oder Wassertropfen, sondern auch durch Pergamentstreifen und alte Überklebungen.71 Im Archiv waren die Konvolute mit einer Leimbindung zusammengebunden, so daß in der Falz oft Wortteile überklebt waren. Für die Digitalisierung 2016/17 wurden die Einzelblätter aus den Konvoluten herausgelöst,72 so daß diese Wortteile wieder sichtbar wurden. Trotzdem blieben an manchen Stellen Textverderbnisse. 69  Deutlich sichtbar ist dies z. B. im Bestand Nr.  31, Bd.  3, bei Blatt A 41v oder A 276v, unten, S.  440 mit textkritischer Anm.  e, S.  502 mit textkritischer Anm.  n, die an der Mittelfaltung stärker oder sogar stark verschmutzt sind. 70  Vgl. Editorische Vorbemerkung zum 5. Buch, §  15, unten, S.  642–644. 71  Vgl. z. B. unten, S.  196, textkritische Anm.  q: Unsichere Lesung, weil Buchstaben z. T. unter aufgeklebtem Pergamentstreifen sind. 72 Vgl. http://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de/midosasearch-gsta/MidosaSEARCH/ vi_ha_nl_weber_m/index.htm (Stand: 21.1.2020).

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In der Regel sind die Blätter mit schwarzer Tinte beschrieben und teil­ weise mit blasser Tinte oder Bleistift ergänzt.73 Die letztgenannten Ausnahmen werden im textkritischen Apparat ausgewiesen. Wechselt Weber das Schreibgerät, so ist dies ein Hinweis auf ein oder mehrere Überarbeitungen.74 Beispielhaft läßt sich dies an der Überschreibung der §§-Zählung mit Bleistift im 2. und am Anfang des 3. Buches zeigen. Dort korrigierte Weber die ursprüngliche Zählung der §§  5 und 6, weil er nachträglich einen neuen §  5 eingefügt hatte, während der neue §  8 mit Bleistift geschrieben ist.75 Nur selten sind aber ganze Blätter – oft kleinformatige – vollständig mit Bleistift beschrieben.76 Sie wirken meist wie schnell hingeworfene Notizen und Überarbeitungen, vermutlich direkt für einzelne Vorlesungsstunden. Teilweise sind Blätter stark überarbeitet oder auch zwei oder mehrere Blätter durch Querverweise miteinander verknüpft. Dabei kann es gelegentlich zu Abweichungen von der Blattfolge im Archiv kommen. So verweist Max Weber z. B. die Ausführungen im 5. Buch, §  10, Blatt A 35v, nach A 36r (unten. S.  409 ff.), wo sie nun entsprechend Webers Markierungen eingefügt sind. Oder es kann auch zu Fehlverweisungen kommen, wie bei Blatt A 39r, wo Weber auf Ausführungen auf S.  1 (hier Blatt A 38v) hinweist, ohne eine solche Zählung selbst ausgeführt zu haben. 2. Zur Edition Das Manuskript umfaßt 242 foliierte Blätter. Bei 131 Blättern hat Max Weber die Vorder- und Rückseite beschrieben, also handelt es sich um insgesamt 373 Seiten. Bei den doppelseitig beschriebenen Blättern ist der Randsigle zur Kennzeichnung der Vorderseiten ein „r“ (recto) und für die Rückseiten ein „v“ (verso) hinzugefügt. Die Edition folgt, soweit möglich, der Foliierung des Archivs. Ausgenommen sind jene Fälle, in denen eine abweichende, von Max Weber selbst vorgenommene Zählung vorliegt, oder interne Verweise Max Webers, wie „siehe oben“ oder „siehe unten“, die entgegensetzte Richtung zur Archivfoliierung anzeigen,77 oder aber die Textlogik eine andere Blattfolge erfordert. Die von der Foliierung abweichende Blattanordnung wird textkritisch vermerkt und in den Editorischen Vorbemerkungen erläutert. Die Seitenzählung Max Webers wird neben der Foliie73  Vgl. zur Verwendung blasserer Tinte z. B. 1. Buch, §  3, unten, S.  253 mit textkritischer Anm.  d, zur Verwendung von Bleistift im 5. Buch, §  10, unten, S.  578. 74  Vgl. dazu die Faksimiles A  288 und A  286, abgedruckt, unten, zwischen S.  592 und 593. 75  Vgl. unten, S.  329, 344 und 379. 76  Wie z. B. 5. Buch §  10, unten, S.  580–586. 77  Max Webers Verweis „s. o.“ auf Blatt A  45r, unten, S.  241, bezieht sich auf Blatt A  46r, unten, S.  236, daher muß Blatt A  46r in der ursprünglichen Reihenfolge vor A  44 und A  45r/v sortiert gewesen sein.

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rung in runden Klammern am Seitenrand angegeben. In einem Fall ist ein Blatt zweispaltig beschrieben, dieses wird als A 22r/1 für die 1. Spalte und A 22r/2 für die 2. Spalte sigliert. Gelegentlich verweist Max Weber, wie z. B. auf Blatt A 39r, auf Ausführungen auf S.  1, ohne eine solche Zählung ausgeführt zu haben. Diese Zählung wird vom Editor nicht nachgetragen, aber textkritisch vermerkt. Als nicht zur Vorlesung gehörig wurden folgende Blätter nicht in die Edition aufgenommen: Seite 20v und 35, beide aus Nr.  31, Bd.  2. Auf Seite 20v hat Max Weber die Namen von zwei Studenten notiert, die im WS 1898/99 bei ihm die Vorlesung über die „Praktische Nationalökonomie“ besuchten: „Robert Bruck und [Martin] Offenbach[er]“.78 Damit gibt die Blattrückseite einen Hinweis auf die Entstehung der letzten gehaltenen Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“. Zur Textanordnung Eine Hauptaufgabe des Editors bestand in der Textanordnung. Zur Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ ist, wie gesagt, weder eine Gliederung des gesamten Vorlesungsstoffes von Max Weber noch eine Mitschrift oder Nachschrift überliefert. Für die Anordnung bot die Überlieferung im Archiv zwar Anhaltspunkte, konnte aber nicht ausreichen, da es sich – wie oben dargestellt79 – nicht um ein geschlossenes Konvolut handelt, sondern die Vorlesungsnotizen durch andere, thematisch verwandte Vorlesungsstoffe, Notizen und Exzerpte durchschossen sind. Die inhaltliche Auswahl mußte daher vom Editor getroffen werden. Für die Anordnung des Stoffes waren folgende Kriterien maßgeblich: Webers eigene Anweisungen, Blattzählungen und Querverweise sowie gliederungslogische Aspekte. Als weitere Schwierigkeit kam hinzu, daß es zu bestimmten Partien der Vorlesung eine Mehrfach-Überlieferung gibt, teilweise bis zu drei verschiedene Darstellungen. Trotz der detaillierten Analyse von erwähnten Ereignissen und genannter Literatur war es nicht möglich, die Notizen exakt jeweils einer der drei gehaltenen Vorlesungen im Sommersemester 1895, im Wintersemester 1897/98 und im Wintersemester 1898/99 zuzuordnen. Es wurden daher – analog zu dem in der Edition der „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“ entwickelten Verfahren – Textfolgen durch den Editor gebildet. Dabei ist in der Regel die ausführlichste und detaillierteste Darstellung als Text 1 zusammengestellt und ediert, während die Textfolgen 2 und 3 als Vorfassungen, systematische Zusammenfassungen oder Kurznotizen behandelt werden. Trotzdem ist mit der gewählten Anordnung der Textfolgen keine generelle Aussage über ein zeitliches Vorher oder Nachher 78  Vgl. unten, S.  156 mit textkritischer Anm.  o. 79  Vgl. oben, S.  82 ff.

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verbunden, denn denkbar ist, daß Weber auf der Basis der Kurzgliederungen eine ausführliche Darstellung erarbeitet hat, wie auch der umgekehrte Weg eines Destillats auf Basis eines ausführlichen Manuskripts möglich ist. Festzuhalten bleibt, daß die verschiedenen Textfolgen der „Praktischen Nationalökonomie“ nicht als einzelne Vorlesungen oder als einzelne bestimmte, in sich fortlaufende und in sich abgeschlossene Abschnitte einer bestimmten Vorlesung zu verstehen sind, sondern in ihrer Gesamtheit Max Webers Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ repräsentieren. Wir wissen auch nicht, was Max Weber von den überlieferten Aufzeichnungen tatsächlich und in welcher Form vorgetragen hat. Für die Darstellung der verschiedenen Textfolgen wurde – soweit sinnvoll – der synoptische Abdruck gewählt. Je nach Überlieferungslage wird der Editionstext ein-, zwei- oder dreispaltig abgedruckt. In den wenigen Fällen, wo der synoptische Abdruck nicht durchführbar war, sind die Textpassagen im Anhang zum jeweiligen Paragraphen abgedruckt oder aber durch Her­ ausgeber-Anmerkungen auf Parallelstellen verwiesen. Die Hauptgliederungsebenen hat Max Weber selber vorgegeben: Es handelt sich zunächst um die generelle Einteilung des Vorlesungsstoffs in zwei Teile, einen „1. Historischen und allgemeinen Teil“, mit einem eigenen Deckblatt, und einem zweiten, speziellen Teil, zu dem ein Deckblatt fehlt. Dann unterteilt Weber den Stoff in Bücher (zunächst in Kapitel)80 – die Hauptzweige der „Praktischen Nationalökonomie“ (Bevölkerungs-, Handels-, Verkehrs- und Gewerbepolitik) –, die auf den jeweiligen Deckblättern aber lediglich fortlaufend als 2. bis 5. durchnumeriert sind. Um die Gliederungsabsicht zu verdeutlichen, ergänzt der Editor die fehlende Bezeichnung als „Buch“ in den Überschriften jeweils in eckigen Klammern. Die nächste Gliederungsebene bilden die Paragraphen. Wegen der systematischen Zuordnung der einzelnen Paragraphen zu Büchern, wird die übergeordnete Buch-Angabe mitgeführt. Die §§-Zählung wurde von Weber einerseits verändert oder nachgebessert,81 zum anderen kollabiert sie am Ende des 3. Buchs vollständig. So sind die §§ 11, 12, 13 und 15 doppelt vorhanden.82 Das 4. Buch ist – statt in Paragraphen – in die Abschnitte a) bis e) unterteilt. Anstelle eines autoreigenen Inhaltsverzeichnisses informiert ein vom Editor erstelltes Inhaltsverzeichnis über die Stoffanordnung.83 Der Editor hat, soweit möglich, die Überschriften aus dem Vorlesungsmanuskript zusammengestellt. Detaillierte Inhaltsübersichten finden sich in den Editorischen 80  Vgl. dazu oben, S.  87 ff. 81  Vgl. Neuzählung der §§  5–7 im 1. und 2. Buch; dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  5, unten, S.  302 f., und oben, S.  105. 82  Vgl. dazu oben, S.  86 f. 83  Unten, S.  113–123.

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Vorbemerkungen zu den jeweiligen Texteinheiten, in der Hauptsache Paragraphen. Diese informieren sowohl über die Auswahl und Anordnung der Blätter als auch teils über Parallelüberlieferungen. Dort werden die jeweiligen Besonderheiten und auch die möglichen Abweichungen von der Archivüberlieferung erläutert.84 Textpräsentation und Texteingriffe Die Aufzeichnungen Max Webers in Aufbau und Gestaltung optisch genau wiederzugeben ist nur bedingt möglich. Seine Gliederung der Stichworte in Zeilen mit eingerückten oder hängenden Absätzen ist – soweit möglich – übernommen, weil die optische Anordnung Lesbarkeit und Verständnis erheblich erleichtert. Einschübe in den Fließtext sind diakritisch vermerkt, Textzusätze von den Rändern textkritisch annotiert und entsprechend Max Webers Vorgaben in den Fließtext eingefügt. Von Max Weber beabsichtigte Verschiebungen von Textpassagen sind seinen Markierungen gemäß umgesetzt und textkritisch angemerkt. Die Zuordnung von Zusätzen durch geschweifte oder eckige Klammern ist abgebildet, soweit dies technisch möglich ist, ansonsten textkritisch annotiert. Gemäß den Editionsregeln sind Max Webers Abkürzungen in eckigen Klammern aufgelöst. Ausgenommen sind allgemein bekannte Abkürzungen, die im Siglen- und Abkürzungsverzeichnis aufgeführt sind (oben, S.  IX–XIV). Gleichfalls nicht aufgelöst wurden bei reinen Literaturangaben die abgekürzten Vornamen, da die Literaturangaben Max Webers im Literaturverzeichnis vollständig ausbibliographiert sind (unten, S.  748–769). Streichungen werden durch spitze Klammern diakritisch und in Petitdruck wiedergegeben. Gestrichene Wortbruchstücke sind gemäß den Editionsregeln nicht wiedergegeben. Von Max Weber durch Unterstreichung hervorgehobene Wörter sind kursiv gesetzt. Um die verschiedenen Gliederungsstufen im Schriftbild deutlich unterscheiden zu können, sind die Gliederungsebenen vom Editor einheitlich gestaltet worden. Der Wechsel des Schreibgeräts wird textkritisch ausgewiesen. Ausgegangen wird von dem Regelfall einer Abfassung der Texte in schwarzer Tinte, von der die Abweichungen nachgewiesen werden. Nicht korrigiert resp. vereinheitlicht wurde Max Webers –  zeittypische Rechtschreibung wie z. B. Pabst, päbstlich statt Papst, päpstlich, Würtemberg statt Württemberg85

84  An vielen Stellen hat der Editor eingegriffen: So befindet sich im Archivkonvolut z. B. der §  11 des 3. Buchs fälschlich hinter §  12 und im 4. Buch der Abschnitt 4 a) hinter den Abschnitten 4 b) bis 4 e). 85  Vgl. unten, S.  194, 203 und 331.

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– Wörter mit den damals zulässigen Schreibvarianten wie z. B. die Vorsilbe Mis-/ Miß-, Controle/ Controlle, Differential-/ Differenzial- oder Commission/ Comission – bei Eigennamen wie Christian Wolff, den Weber auch Wolf schreibt, Miquèl (z. T. so in den Reichstagsprotokollen) statt Miquel, oder Festenberg Pakisch statt Festenberg-Packisch.86 Ebenfalls nicht eingegriffen wurde in die Kleinschreibung Max Webers am Satz- oder Zeilenanfang. Vereinheitlicht wurde nach den Vorgaben der Editionsregeln (unten, S.  785 f.) die Schreibung der Umlaute Ae, Oe, Ue zu Ä, Ö und Ü. Behutsam eingegriffen wurde bei der Interpunktion: Stillschweigend ergänzt wurden Kommata gemäß den Editonsregeln bei Aufzählungen, Reihung von Hauptsätzen, vor Relativ- und daß-Sätzen. Stillschweigend ergänzt wurden Punkte bei Zeitangaben wie „18. Jahrh.“, bei Herrscherzählungen sowie bei Ordnungszahlen in Webers Überschriften und anderen Gliederungspunkten, um eine einheitliche Gestaltung herzustellen. Stillschweigend korrigiert wurden kleine Rechtschreibfehler wie z. B. „Produktäts-“ statt Produktivitäts-, „Sicherkeit“ statt Sicherheit, Schifahrt statt Schiffahrt, „Strohüte“ statt Strohhüte etc., ebenso fehlende Akzente bei französischen und altgriechischen Wörtern wie z. B. περίοικος statt πέρίοικος. Max Webers Wiederholungszeichen sind, soweit das drucktechnisch möglich ist, reproduziert, sonst findet sich die Wortwiederholung in eckigen Klammern. Gewichts-, Flächen- und Hohlmaßkürzel verwendet Max Weber nicht einheitlich, z. B. gebraucht er für Hektoliter „HL“, „Hl“ und „hl“. Die Kürzel für die erst 1872 eingeführten metrischen Maße und Gewichte waren in den 1890er Jahren international noch nicht festgeschrieben. Für die Edition werden diese Kürzel, um die Lesbarkeit zu erleichtern, stillschweigend nach dem heutigen Stand vereinheitlicht (dz statt DZ für Doppelzentner, kg statt Kg, km statt Km. etc.). Bei Datumsangaben von Gesetzen bediente sich Max Weber sechs verschiedener Datierungsformen: 28.2.45, 28.II.45, 28.2.1845 und auch 28/2 45, 28/II 45 sowie 1845 28/Aug. Die variierende Darstellung wird beibehalten, allerdings ist eine Ergänzung der Jahrhundertangabe [18]45 in der Regel vorgenommen, um das Verständnis zu erleichtern. Verweise Max Webers sind, soweit möglich, in den Sacherläuterungen mit Seitenangaben des MWG-Bandes versehen. Erläuterungen und Verzeichnisse Für die Abteilung III (Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften) der Max Weber-Gesamtausgabe sind wegen der lediglich stichwortartigen Darstel86  Vgl. unten, S.  271, 489 und 393.

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lung des Textes keine Sachkommentare vorgesehen. Soweit nötig, sind Webers Literaturangaben und Rechtstitel erläutert resp. gegebenenfalls korrigiert und als solche, gekennzeichnete Zitate nachgewiesen. Lediglich ist mitunter bei Zahlen ohne nähere Angaben und bei einigen durch die Verkürzung mißverständlichen Stichworten eine Erläuterung im Anmerkungsapparat eingefügt. Die von Weber genannte Literatur ist im Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur (unten, S.  748–769) vollständig ausbibliographiert. Das Verzeichnis enthält zusätzlich auch die von Weber höchstwahrscheinlich herangezogene Sekundärliteratur, die als erschlossen mit einem hochgestellten E gekennzeichnet ist. Diese Abweichung von den bisherigen Editionsgewohnheiten hat ihren Grund. Ohne Kenntnis der von Weber tatsächlich für das Manuskript herangezogenen Literaturvorlagen wäre die Transkription zahlreicher unleserlicher und an den Rand gedrängter Worte, die Auflösung vieler nur persönlich verwendeter Kürzel und Kürzungen unmöglich gewesen.87 Max Webers Schrift ist schon von Adressaten seiner Korrespondenz als kaum leserlich bezeichnet worden.88 Umso mehr gilt dies für große Teile seiner Vorlesungsnotizen, die er nur für den eigenen Gebrauch gefertigt hat. Auch die Textanordnung konnte gelegentlich erst durch die Kenntnis der Vorlage gesichert und Angaben zur Textentstehung präzisiert werden. „Neben der Entzifferung der Texte“, das gilt auch für Max Webers Vorlesungsmanuskripte über Praktische Nationalökonomie, „stellte die Aufgabe, eine sachbezogene Ordnung der Aufzeichnungen herzustellen, die größte Herausforderung der Edition dar“.89 Im Glossar (unten, S.  691–747) sind die von Max Weber verwendeten Fachbegriffe, insbesondere die fremdsprachlichen erläutert. Kurzbiographien zu den von Max Weber genannten Personen (ausgenommen Autoren in Literaturangaben und in ankommentierter Literatur) finden sich im Personenverzeichnis (unten, S.  659–690). Der Band enthält ferner ein Perso-

87  Vgl. Blatt A 40v, unten, S.  441 f. Erst nach Lektüre von Devers, Auguste, La politique commerciale de la France depuis 1860, in: Handelspolitik III (Schriften des VfSp 51), S.  125–208, insbes. S.  145, konnten Webers nur schwer lesbare und z. T. abgekürzte Stichwörter wie Abkürzungen „C[orps] législ[atif]“, „P[ouyer]-Q[uertier]“, „surt[axe] de pav[illion]“, „Cas[imir]-Périer“, „H[andels]Min[ister] Graf Meaux“, „62 K[ammern]“ oder „Rouen, Tourcoing, Roubaix“ aufgelöst werden. 88  Vgl. Sieveking, Erinnerungen (wie oben, S.  81, Anm.  28), S.  57. Sieveking wollte Max Weber in einem Seminarvortrag den Plan seines Habilitationsvorhabens vorstellen und schlug dafür einen Termin vor. Weber antwortete brieflich, doch Sieveking konnte nicht entziffern, ob der Termin nun „recht gut“ oder „nicht gut“ passe: „Ich beschloß in schlaflosen Augenblicken zu lesen: recht gut und entsprechend zu antworten, was denn auch stimmte“. 89  Vgl. Editorischer Bericht, in: MWG III/1, S.  166.

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nenregister (unten, S.  771–778) und statt eines Sachregisters eine CDROM, die der Suche von Sachbegriffen dient. Um die Suche zu ermöglichen, enthält der Text auf der CD-ROM keine eckigen Klammern, d. h. er entspricht nicht dem edierten Text.

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  2, Blatt 2 (unten, S.  127–129, Text 1)

Inhaltsübersicht

Vom Editor erstellt. Ein autoreigenes Inhaltsverzeichnis ist nicht überliefert. Die Überschriften folgen den in Text 1 angeordneten Manuskriptblättern, manchmal sind sie der Übersichtlichkeit halber nicht in voller Länge wiedergegeben. Abkürzungen Webers sind aufgelöst. Kursivsetzungen oder Streichungen Webers sind weggelassen. Feingliederungen der einzelnen Teile und Paragraphen sowie Informationen zu parallelen Überlieferungen finden sich in den dort jeweils vorangestellten Editorischen Vorbemerkungen.

1. Historischer und allgemeiner Teil . . . . . . . . . . . . A 1

127

Vorbemerkung. Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie . . . . . . . . . . . . . A 2 1. Begriff = „Lehre von der ‚Volkswirtschaftspolitik‘“ A 2 2. Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik . . . . . . . . . A 3

127 127 129

3. „Praktische“ Nationalökonomie im Gegensatz zur „Theorie“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 4

131

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 14r

136

§  1 Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 14r

136

1. Letzte Quelle: die agrarischen Gemeinschaften, Bauerngemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 14r 1. Mit Dichterwerden der Bevölkerung . . . . . A 14r 2. Primitiver Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 14v 2. Der Feudalismus als Quelle wirtschaftspolitischer Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . A 15r 1. Bevölkerungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 15r 2. Verkehrspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 15r 3. Die Stadtwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 17r a) Lokale Wirtschaftspolitik der Stadt . . . . . . A 17r b) Interlokale Wirtschaftspolitik der Stadt . . A 17r 4. Die Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 20r [Anhang:] 3. Gewerbepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . A 19r

136 138 140 140 142 144 150 150 154 156 158

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Inhaltsübersicht

§  2 Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 21r 1. Das Altertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 21r

1) Demgemäß Verkehrspolitik der hellenischen Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 21r 2) Reflex bei den Theoretikern der Staatslehre und Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 24r 3) Die römische Wirtschaftspolitik in der Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 23r 4) Die Wirtschaftspolitik der Kaiserzeit . . . . A 23v Wissenschaft der Volkswirtschaftspolitik existiert nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 25v 2. Das Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 26r 1. Wirtschaftspolitik des Feudalismus . . . . . . . A 26r 2. Die Wirtschaftspolitik der mittelalterlichen Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 28r 1. Die allgemeinen Grundlagen der städtischen Wirtschaftspolitik . . . . . . . . A 28r 2. Die Consumenten-Politik der Stadt . . . . A 30 3. Handelspolitik der mittelalterlichen Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 32r 4. Finanzpolitik der mittelalterlichen Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 33 3. Wirtschaftspolitische Doktrinen des Mittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 34r [Anhang:] b) Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 24v

§  3 Der Merkantilismus und Protektionismus . . A 36r

1. Wesen des Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 36r A. Vorbedingungen seines Entstehens . . . . . . A 36r B. Allgemeine Ziele der Wirtschaftspolitik des Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 36v C. Ökonomische Unterlagen des aufgeklärten Despotismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 36v 2. Vorstadien des Merkantilismus . . . . . . . . . . . . A 41r a) Feudalzeitalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 41r b) Politik der Getreide-Export-Länder im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 41r c) Handelspolitik der Getreide-Import-Länder im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 41v d) Wirtschafts- und Colonialpolitik der Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 42r

166 166 168 176 178 182 184 185

185

187 187 191 195 199 200 204 208

208

208

214 214 216 216 216 222 224

115

Inhaltsübersicht

e) Die wirtschaftspolitischen Ideale der Theokratien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 46r 3. Der westeuropäische Merkantilismus . . . . . . . . . A 47r 1. Schiffahrts- und ZwischenhandelsProtektionismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 47r 2. Expansiver Handelsprotektionismus . . . . A 48v 4. Die Eigenarten des osteuropäischen Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 57r a) in Rußland seit Tatarenherrschaft . . . . . . . A 57r b) in Ostdeutschland und Österreich . . . . . . . A 57r [Anhang:] England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 52v

236

243

247 249 266 267 268 274

§  4. Der ökonomische Liberalismus . . . . . . . . . . . A 60r Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 60r

277 277

1. Die allgemeinen Gründe des Sieges des ökonomischen Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Doktrin des ökonomischen Liberalismus . 3. Entwicklungsstadien der Politik des ökonomischen Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Rückschläge gegen den Liberalismus . . . 1) Die Widerstände gegen den Liberalismus . 2) Die principiellen Schranken . . . . . . . . . . .

A 60r A 61r

277 280

A 66r A 67r A 67r A 68r

289 293 293 297

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale . . . . . . . . . . 1) Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zunächst geschichtlich zu betrachten: . . . . . . Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Machtstellung des Fürsten . . . . . . . . . . . . . Abgestreift erst: durch Liberalismus . . . . . Die Reaktion gegen den Liberalismus . . .

A 72r A 72r A 72r A 72r A 72v A 72v A 72v

304 304 305 305 306 306 307

Maximum des Glücksgefühls – rein eudämonistisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 73 1. Gerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 73 2. „menschenwürdige Existenz“ . . . . . . . . A 73 Neuestens: Rückbildung des ethischen Ideals A 81r a) Umschlag in das Gegenteil: […] sozialpolitischer Nietzscheanismus . . . . . . . . A 81r b) Rückbildung zum technologischen Ideal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 81r Consequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 80v [Anhang:] Mittelalter, Merkantilismus, Liberalismus, Sozialismus, Kritik des Eudämonismus, Eudämonismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 78v

309 309

309 312 312 314 316 322

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Inhaltsübersicht

[2. Spezieller Teil] 2. [Buch] Politik der Bevölkerungsbewegung . . . A 1

329

§  6. Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik – Politik der natürlichen Volksvermehrung . . . A 2r 1. Die Bevölkerungspolitik bis zu Malthus . . . . . A 2r 1. In den agrarischen Gemeinschaften . . . . . . A 2r 2. In den Stadtstaaten des Altertumes . . . . . . A 2r 3. Im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 3r 4. Umschlag im merkantilistischen Staat . . . . . A 3r

329 329 329 330 330 332

2. Die Politik der natürlichen Bevölkerungsvermehrung (Eheschließungspolitik) im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 4 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 5v

333 338

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung . . . . . . . . . . A 6

344

1. äußere Bevölkerungsbewegung – Aus- und Einwanderungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 6 1) Allgemeiner Gang der Entwicklung . . . . . . . A 6 2) Moderne Wanderungspolitik . . . . . . . . . . . . A 7r a) England und die englischen Colonialländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 7r b) Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 11r 3. Einwanderungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . A 12 1. Nordamerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 12 2. der englischen Colonien . . . . . . . . . . . . A 13v 3. Südamerikanische Einwanderungspolitik A 15 2. Innere Bevölkerungsbewegung – Freizügigkeit A 16 §  7. Anhang: Rassenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 17 1. Die Sklaverei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 17 Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten insbesondere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 19r 2. Die Chinesenfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 14r

371 374

3. [Buch] Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 21

379

§  8 Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin . . . . . . . 1. Vorbereitet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) durch den Umschwung der Theorie . . . . . . b) durch die allgemeine Situation Englands . .

A 22 A 22 A 22 A 22

344 344 346 346 355 359 359 363 365 367 369 369

379 379 379 379

117

Inhaltsübersicht

c) die Interessenlage der englischen Produktion im Einzelnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 23 Hauptsächlich aber: Änderung der Art und Bedeutung des Agrarschutzes . . . . . . . . . . . . . . A 26 Ergebnis: zunehmend gemeinsame Front der Industrie gegen die Landwirtschaft . . . . . . . . A 27r Verlauf des Kampfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 27r 2. Freihandelsdoktrin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 28r

§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 29r 1. französische Handelspolitik vor Napoleon III. A 29r 2. Die Entstehung des Zollvereins . . . . . . . . . . . A 30r

379 382 382 383 386 391 391 393

3. Die Entstehung der deutschen SchutzzollTheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 31r 4. Die Zollvereinspolitik 1840–50 . . . . . . . . . . . . . A 32

396 398

§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit . . . . . . . A 33 1. Minister Gladstone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 34r

403 403

A 34r A 35r A 38v A 39r A 39v

403 407 417 420 421

§  11. Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 46

425

2. Entscheidend für die Freihandels-Propaganda die Politik Napoléons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Propaganda des Freihandels in den 60er Jahren 4. Höhepunkt des Freihandels . . . . . . . . . . . . . . 5. Verbliebener Rückstand des Protektionismus Die nordamerikanische Schutzzolltheorie . . .

I. Technik der Handelsverträge . . . . . . . . . . . . . . . . A 47r 1. Feststellung der Herkunft aus einem bestimmten Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 47r 2. Bestätigt durch Freihandels-Entwicklung . A 47v 3. Formen des Protektionismus dem Schwerpunkt nach: Tarifpolitik . . . . . . . . . . . . A 48r II. Ökonomik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 51 1. Zweck des modernen Schutzzollsystems . . . A 51 2. Allgemeine Wirkung des Zollschutzes . . . . A 52

433 433 435

§  12. Die Renaissance des Protektionismus . . . . A 40r 1. Allgemeine Gründe des Rückschlages . . . . . . A 40r

440 440

a) Allgemeine Bedingungen der Freihandelspropaganda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 41r

425

425 425 426

440

118

Inhaltsübersicht

b) Die Änderung der Lage . . . . . . . . . . . . . . . A 40r c) Vorboten des Rückschlages . . . . . . . . . . . . A 40v 2. Deutschlands Übergang zum Schutzzollsystem A 42r a. Die Interessenlage in Deutschland . . . . . . A 42r b. Der Umschwung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 43r 3. Gang der Zollpolitik der Culturstaaten in den 80er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 44r 1) in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 44r 2) in Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 44r Richtung der europäischen Handelsverhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 44v 1) Zunahme der Getreideconkurrenz erste Hälfte der 80er Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 44v 2) Zunahme des Protektionismus in Osteuropa und Nordamerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 45r

441 441 443 443 445

§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart . . . . . . . A 54r

457

1. Allgemeine Wirkung des Protektionismus in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 54r 2. Die mitteleuropäischen Handelsverträge des Jahres 1891 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 55 Zollverträge von 1892 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 56r 3. Definitiver Übergang Frankreichs und Spaniens zum Protektionismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 54v 4. Der Abschluß des reinen Handelsvertragssystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 57r 5. Handelspolitik Nordamerikas . . . . . . . . . . . . . A 57r 6. Der Eintritt Ostasiens in den occidentalen Culturkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 58r a) Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 58r b) China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 59r c) Neuste Phase der ostasiatischen Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 59v 7. Englands Handelspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . A 61r 1. Handelspolitik der Colonien . . . . . . . . . . . A 61r 2. Allgemeine Züge der Entwicklung des englischen Handels . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 61v 3. Die neuste Handelspolitik Englands . . . . . A 63r 8. Handelspolitische Strömungen in Deutschland A 64r 9. Die theoretischen Argumente des modernen deutschen Protektionismus . . . . . . . . . . . . . . . A 65r a) Handelsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 65r b) Pflege des inneren Marktes . . . . . . . . . . . . A 65r c) Schutz der nationalen Arbeit . . . . . . . . . . . A 65r

447 447 448 449 449 450

457 458 459 461 462 464 465 465 472 476 477 477 481 483 487 489 489 490 490

Inhaltsübersicht

119

d) Gegen „Export-Politik“ . . . . . . . . . . . . . . . A 65v 10. Die allgemeine handelspolitische Lage . . . . . A 66

491 492

4. [Buch] Verkehrspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 164

496

a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik . . . . . . . . . Verkehrsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §  16.  Das Transportmittelwesen . . . . . . . . . . . . . 1. Die Eisenbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

A 164 A 272 A 272 A 272 a) Entstehung und allgemeine Bedeutung A 272 b) Eisenbahnpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 273 1. Frage des öffentlichen Betriebes . . A 273 2. Tarifwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 273 2. Die Wasserstraßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 275r

496 496 496 496 496 497 497 498 499

b) Währungs- und Zettelbankpolitik . . . . . . . . . A 165 §  17.  Zettelbankpolitik und Papiernoten bis 1875 A 212

506 506

1. Allgemeine Entwicklung des Papiergeldes und der Banknoten . . . . . . . . . . . . . . . . . A 213r 2. Bankregulierung und Bankmonopole bis Anfang dieses Jahrhunderts . . . . . . . . A 214r 1) stadtwirtschaftliche Bankpolitik . . . . A 214r 2) Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 214r 3. Allgemeine Gesichtspunkte der modernen Bankpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 216r a) Contor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 216r b) Frage, ob […] Schranken der Emission A 216r c) Centralisation oder Dezentralisation . A 216v 4. Bankpolitik und Papierwirtschaft der Großstaaten in der 1. Hälfte dieses Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 217 1. Bank von England . . . . . . . . . . . . . . . A 218r 2. Die Bank von Frankreich . . . . . . . . . . A 218v 3. Preußische Bank- und Papiergeldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 219r 4. Die Vereinigten Staaten . . . . . . . . . . . A 220r 5. Spezifische Papierländer . . . . . . . . . . . A 221r 6. Der Zustand des deutschen Bank- und Papiergeldwesens von 1875 . . . . . . . . . . . A 222 [Anhang:] 5. Die Papierwirtschaft der Großstaaten in diesem Jahrhundert . . . . . . . . . . . . A 219r

506 508 508 509 513 513 513 514 515 515 516 517 519 521 523

525

120

Inhaltsübersicht

c) Börsenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §  13. Die Organisation des Verkehrs . . . . . . . . . . . 1. Die Börsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Begriff und äußere Organisation . . . . . . Die moderne Börsenverfassung . . . . . . . Innere Gliederung der Börsenhändler . .

A 236 A 237 A 237 A 237 A 238 A 239

531 531 531 531 532 533

Vorschläge der Commission betr. Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 243 2. Zulassung zum Handel und Emissionswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 244r 3. Die Börsengeschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . A 246 [Anhang:] Börsenwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 249 §  1. Begriff und Geschichte der Börsen . . . . . . A 249 1. Begriff. Die Börse ein Markt . . . . . . . . . A 249 2. Geschichtliche Vorstadien der Börse . . A 250r 3. Die Entstehung und Entwicklung der Börsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 251 §  2. Innere Gliederung und äußere Organisation der Börsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 253 Innere Gliederung des Börsenpersonals . . . A 253 Äußere Organisation und Börsenpersonal nach den Bestimmungen des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896 . . . . . . . . . . . . . A 256r §  3. Verkehrs- und Geschäftsformen der Börse A 257 1. Hergang des Verkehrs im Allgemeinen . A 257 2. Geschäftsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 258 3. Die herkömmlichen Hauptformen des deutschen Termingeschäfts . . . . . . . . . . . A 259

549

d) Unternehmungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 260 Organisation des Verkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . A 261r 2. Die modernen Unternehmungsformen . . . A 261r

561 561 561

Die Rechtsformen der Gesellschaftsbetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 262r Statistik der Aktiengesellschaft für Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 263 Art der Funktionen der Aktienformen . . . . A 264 Gang der Gründungsthätigkeit . . . . . . . . . A 265r Spezialform für Bergwerke: Gewerkschaft A 265v Genossenschaftliche Unternehmungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 266r Öffentliche Unternehmungen . . . . . . . . . . A 266v Organisation des Verkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 271

536 537 539 545 545 545 546

551 551 553 555 555 555 556

562 563 565 566 567 567 569 570

Inhaltsübersicht

121

§  15. Die Kartelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 271 1. Rechtslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 271 2. Ökonomische Würdigung . . . . . . . . . . . . A 271 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 276v

570 570 570 571

e) Versicherungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 267

573

Ökonomische Wirkung der privatwirtschaftlichen Organisation der Versicherung . . . . . . . A 269 Soziale Bedeutung der modernen Technik . . . . A 269 Gang der Versicherungsgesetzgebung . . . . . . . A 270

573 574 574

5. [Buch] Gewerbepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 277

580

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278r Im Altertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278r Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278r 1. Die merkantilistische Gewerbepolitik . . . . . . A 279r a) Allgemeine Tendenzen . . . . . . . . . . . . . . . A 279r b) Status quo im 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . A 279v 2. Der Übergang zur Gewerbefreiheit . . . . . . . . . A 281 1) Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 281 2) England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 281 3) Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 281 4) Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 283r

580 580 580 580 580 581 584 584 584 585 585

5) Die übrigen deutschen Staaten: Umschlag Anfang der 60er Jahre . . . . . A 283v a) Wirkung der Gewerbefreiheit auf zünftiges Handwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 284 b) Wirkung auf gewerbliche Arbeiterschaft . . A 286 c) Die Interessenlage der gewerblichen Klassen gegenüber der Gewerbegesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 287r Litteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 289 [Anhang:] Faktischer Gehalt des durch die Zünfte geschaffenen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295r 3. Merkantilistischer Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295r England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278v Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278v Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 278v In Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295r

587 588 589 590 593 594 594 594 594 595 595

122

Inhaltsübersicht

4. Der Übergang zur Gewerbefreiheit . . . . . . . . . A 296 Zuerst: Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295v England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295v Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 295v Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 296 5. Der Rückschlag gegen die Gewerbefreiheit . . A 297v

595 595 596 596 597 599

§  11. Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung und die sozialpolitischen Probleme der Gewerbepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 298r

604

1. Es giebt soziale Standorte der einzelnen Betriebssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 298r a) Hausfleiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 298r b) Lohnwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 298r c) Handwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 298r d) Hausindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 299 e) Bedingungen der Fabrik überall gegeben . . A 299 2. Ökonomische Concurrenzverhältnisse zwischen den Betrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 299 3. Demgemäß Stellungnahme der Gewerbepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 301r 1) Interesse an der ökonomischen Okkupation der Versorgung der Welt mit Gütern in Concurrenz mit anderen Nationen . . . . A 301r 2) Interesse an allmäligem Übergang, nicht stoßweises Proletarisieren . . . . . . . . . . . . . A 302r 3) Qualitative Hebung der Handwerkerarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 302r 4) Interesse am Typus der gewerblichen Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 302r 5) Beseitigung der „Fabrikfeudalität“ . . . . . . A 302r 6) Stellungnahme zu spontaner Entwicklung zu Betriebsformen, welche den Privatunternehmer beseitigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 302r 4. 1) Gewerblicher Unterricht . . . . . . . . . . . . . . A 303r 2) Gewerbegerichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 303v

§  12 a Deutsche Kleingewerbepolitik . . . . . . . . . A 306r 1. Die Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 306r Privilegien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 307 2. Der Zutritt zum Gewerbe . . . . . . . . . . . . . . . . . A 309 3. Das Lehrlingswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 310r Neustens: Gesetz vom 26/7 1897 . . . . . . . . . . . . . . A 308r

604 604 604 604 605 605 605 609 609 610 610 610 611 611 611 613 618 618 619 621 622 623

Inhaltsübersicht

123

Über das Handwerk: Literatur . . . . . . . . . . . . . . . A 310v [Anhang:] Betriebscontrolle §  94, §  100 Zwangsinnung, Innungsverbände, Lehrlinge, Meistertitel . . . . . . A 306v

625 626

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik . . . . A 313r

631

Versuche der Aufhebung der Zünfte schon 1527 in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 313r Inhalt des Gewerberechts Mitte des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 313r Nach den Freiheitskriegen Kampf gegen den Industrialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 313v 1873 Entwurf einer vollständig liberalen Gewerbeordnung – verschwand in den Bureaus . . . . . . A 314r Rechtsgrundsätze von 1883 . . . . . . . . . . . . . . . . . A 314v Österreichische Gewerbeordnung 1883 . . . . . . . A 311r 1) Befähigungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . A 311r 2) Die Zwangsinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 312r Combination der deutsch-nationalen (antisemitischen) Partei mit der Handwerkerbewegung A 314v

§  15. Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 292 1. Periode der Coalitionsverbote . . . . . . . . . . . . . A 292 Voranging: Frankreich 1791 . . . . . . . . . . . . . . . A 292

England: Coalitionsverbote von 1799/1800 noch vor Gewerbefreiheit . . . . . . . . . . . . . . A 293r Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 293r Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 293r 2. Übergang zur Coalitions-Freiheit . . . . . . . . . . A 293v Frankreich Napoleon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 293v England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 293v Nach Muster des englischen Gesetzes . . . . . . A 290v Frankreich: Privilegierung der Syndikate . . . . A 290v Österreich. Aufhebung des Coalitionsverbotes 1870 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 290r Deutschland. Gewerbeordnung von 1869 . . . . A 290r 3. Moderne Zwangsorganisationsform der Arbeiterschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 291 a) Arbeiter-Ausschüsse in Deutschland . . . . . A 291 b) Arbeiter-Kammern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 305 c) Versicherung als Quelle der Organisation . A 305 [Anhang:] Arbeiterschutz in England . . . . . . . . . . . . . . . . . A 304r

631 631 632 633 634 635 635 639 640 645 645 645 646 646 647 647 647 648 649 649 649 649 651 651 652 653 655

1. Historischer und allgemeiner Teil Vorbemerkung. Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie Editorische Vorbemerkung Über die der „Vorbemerkung“ der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1 1. Historischer und allgemeiner Teil [Deckblatt]

A [1]

Vorbemerkung. Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie || Einleitung: Begriff und Aufgabe

Text 2

Seite



127

A2

A 5r

127

  1. Begriff = „Lehre von der ‚Volkswirtschafts­ politik‘“ || 2. Begriff der Volkswirtschaftspolitik

A2

A 5r

127

  2. Hauptzweige der Volkswirtschafts­politik || 2. Zweige der Volkswirtschaftspolitik

A3

A 7 (2)

129

  3. „Praktische“ Nationalökonomie im Gegensatz zur „Theorie“ || 3. Verhältnis zur Theoretischen Nationalökonomie

A4

A 6 (3)

131

Die der „Vorbemerkung“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, A 2–A 7, lassen sich hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien zu zwei Textfolgen weitgehend deckungsgleichen Inhalts und Aufbaus ordnen, die hier synoptisch wiedergegeben werden. Die Anordnung der Blätter von Text 1, A 2–A 4, entspricht der archivierten Reihenfolge. Text 1 ist durchgehend auf Papier im Oktavformat verfaßt1 und trägt auf Blatt A 2 oben die Überschrift: „Vorbemerkung. Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie“. Dem Text 1 ist das unpaginierte Deckblatt (A [1]) mit der Überschrift „1. Historischer und allgemeiner Teil“ vorangestellt. Es fungiert als Deckblatt zu Max Webers „Vorbemerkung“ und insgesamt zu seiner Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“.2 1  Zu den Papierformaten vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  104. 2  Ein analoges, als „spezieller Teil“ tituliertes Deckblatt findet sich im weiteren Bestand nicht. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  14, und den Editorischen Bericht, oben, S.  107.

126

1. Historischer und allgemeiner Teil

Text 2 ist durchgehend auf vertikal gehälftetem Papier verfaßt. Die vom Editor bestimmte Blattreihenfolge – A 5r/v, A 7, A 6 – weicht von der Foliierung des Archivs ab. Sie folgt der inhaltlichen Gliederung des Textes und der eigenhändigen Paginierung Max Webers. Er hat die Blätter A 7 und A 6 jeweils oben rechts handschriftlich mit „2“ bzw. „3“ nummeriert, während eine Kennzeichnung „1“ auf Blatt A 5r allerdings (nicht ganz untypisch für ihn) fehlt. Text 2 war vermutlich zunächst analog zu Text 1 in drei Hauptpunkte untergliedert: „1. Begriff ‚Prak­ tische Nationalökonomie‘“ (A 5r), „2. Zweige der Volkswirtschaftspolitik“ (A 7), „3. Verhältnis zur Theoretischen Nationalökonomie“ (A 6). Doch Weber verändert mit blasser Tinte den Aufbau des 1. Punktes auf Blatt A 5r (unten, S.  127). Er streicht „1. Begriff“ wieder aus, so steht dort (über Text 1 hinausgehend): „1. Name – Praktische Nationalökonomie historisch / üblich, aber veraltet“. Dann fügt Weber darunter vor „Begriff der Volkswirtschaftspolitik“ nachträglich und ebenfalls mit blasser Tinte eine „2.“ ein, ändert aber die nachfolgende (ältere) Zählung von Punkt „2“ und „3“ nicht ab. Dadurch gerät die numerische Gliederungslogik in Text 2 in Unordnung. Die kaum beschriebene Rückseite von Blatt A 5r wird nicht in den fortlaufenden Text aufgenommen, sondern textkritisch annotiert.3 Der Text von A 5v ließ sich weder der Textfolge 1 noch der Textfolge 2 eindeutig zuordnen. A 5v trägt links oben die Überschrift „2. Zweige“, es folgen dann aber Zeilen, die analog zu Text 1 inhaltlich noch dem Gliederungspunkt „Begriff“ zugehören.4 Die „Zweige der Volkswirtschaftspolitik“ werden auf A 7 aber erst später, auf der unteren Blatthälfte, ausgeführt. Eine Notiz auf Blatt A 5r gibt einen Datierungshinweis. Links oben und umrahmt, notiert Weber: „Nach Theoretischer Nationalökonomie / Ausscheidung von Geldwesen“.5 Im WS 1898/99 hatte Weber Geld- und Bankwesen aus seiner Hauptvorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ zunächst aus­ gegliedert.6 Die Notiz könnte folglich ein Hinweis sein, daß Weber Text 2 für die Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ 1898/99 gefertigt hat. Die „Vorbemerkung“ gibt neben den anfänglichen begrifflichen Erörterungen auf den Blättern A 3 (Text 1) resp. A 7 (Text 2) zumindest implizit einen Aufriß über den weiteren Gang der Vorlesung.

3  Vgl. unten, S.  129, textkritische Anm.  l. 4  Das gilt auch noch für den allerdings von Weber schließlich wieder gestrichenen Text auf der oberen Blatthälfte von A 7. 5  Vgl. unten, S.  127 mit textkritischer Anm.  b. 6  Vgl. Editorischer Bericht, oben, S.  83.

127

Vorbemerkung

Text 1 A [1]

1. Histor[ischer] u[nd] allg[emeiner] Teil |

A 2 Vorbem[erkung]. Begriff und Auf5

gaben der Prakt[ischen] Nat[ional] Ökonomie

Text 2

bNach Th[eoretischer]

N[ational­ ökonomie] Aussch[eidung] v. Geldw[esen]b 1

〈§  1〉 Einleitung: Begriff u. Aufg[abe]c d〈1. Begriff.〉

|:1. Name – Prakt[ische] Nat[ional]Ök[onomie] historisch:|d e〈„Prakt[ische]

10

15

Politik = bewußtes zweckvolles Verhalten u. zw[ar] e[iner] menschl[ichen] Gemeinschaft. Wirtsch[aft] = Fürsorge f[ür] die Befr[iedigung] äußerer Bedürfnisse Wirtsch[afts]Pol[itik] das Verh[alten] der menschl[ichen] Gemeinschaften zur materiellen Güterwelt aDie Wirtsch[afts]Wiss[enschaft]

20

  überhaupt ist Sozialwissensch[aft]   alle Bedarfsbefr[iedigung] vollzieht s[ich] sozial, innerhalb menschl[icher] Gemeinschaften. W[irtschafts]Pol[itik] das Verhalten der Gemeinschaft als solchera

5

N[ational]Ökonomie“〉e

üblich, aber veraltet Wiss[enschaft] von „Volksw[irtschafts-] Politik“ 1. |:Begriff:| = „Lehre von der ‚Volkswirtschaftspolitik‘“

A 5r

10

f|:2.:|

Begriff  f der V[olks]W[irtschafts-] Pol[itik]: Zunächst:

„Politik“ = planmäß[ige] 〈Verhalten〉 Interessenvertretung menschl[icher] Gemeinschaften. „Wirtschaft“ = Fürsorge f[ür] mat[e­ rielle] Bed[ürfnisse]

Näher: 1. alle W[irtschaft] in Gemeinschaften aber: nicht alle 〈W[irtschaft]〉 Fürsorge von Gemeinsch[aften] = W[irtschafts]Politik (Familie, Zukunftsstaat) Politik, wo Interessen selbst[än­

a–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b–b  Zusatz am oberen linken Blattrand durch Umrahmung vom Text abgesetzt.   c In A folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   d–d  Streichung mit breitem Strich und die Ergänzung ebenso mit blasser Tinte.   e–e  Streichung mit blasser Tinte und breitem Strich.  f–f  Ergänzung und Unterstreichung mit blasser Tinte.   1  Gemeint ist vermutlich, daß Max Weber dieses Blatt nach der Vorlage seiner Vorlesung „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ gefertigt hat (vgl. MWG III/1, S.  195 ff.) und den Stoff über das „Geldwesen“ nicht hier, aber möglicherweise gesondert vortragen wollte. Vgl. die angekündigte Vorlesung im WS 1898/99: Weber, Bank- und Geldwesen.

15

20

25

128

1. Historischer und allgemeiner Teil

Text 1

5

allg[emein] Teil des Verhaltens der menschl[ichen] G[emeinschaften], welcher s[ich] auf die Fürsorge f[ür] die materielle Güterversorgung bezieht. Volksw[irtschafts]-Politik diej[enige] W[irtschafts]Pol[itik,] die auf dem Boden der Volksw[irtschaft] s[ich] entwickelt.

10

15

20

25

30

Was ist Volksw[irtschaft]? Charakteristikum a) menschl[iche] Güterversorgung d[urch] Tausch – „Verkehrswirtschaft“ d. h. Interessenkampf tauschwirtsch[aftliche] Gemeinschaft – auf einander angewiesen b) u. zwar Umfang der Gemeinschaft: histor[ische] Entwicklung von lokalen Tauschgemeinschaften  (Stadt[)] zur universellen: Weltwirtschaft Volksw[irtschaft] der Zwischenzustand. Schwerpunkt der G[üter]Versorgung 〈noch〉 schon im interlokalen Verkehr aber noch nicht im internationalen Austausch Demgemäß Träger der W[irtschafts-] Pol[itik] noch die nationalen 〈Gemei[nschaften]〉 staatlichen Gemeinschaften

diger] Einzelw[irtschaften] neben u. unter der Gemeinschaft vorh[anden] G[e]g[en]satz zur Gemeinwirtschaft.

5

2. nicht alle W[irtschafts]Politik Volksw[irtschafts]Pol[itik] Diese auf Boden der Volks­ wirtsch[aft] Was diese ist

10

1. Verkehrsw[irtschaft] Güterversorgung d[urch] Tauschkampf Austauschgemeinsch[aft] 2. nicht jede V[erkehrs]W[irtschaft] Volksw[irtschaft] iUmfang wechselt v. lokalem zu universellem V[olks]W[irtschaft] Zwischenstadiumi diej[enige,]j bei welcher Schwerpunkt der Gütervers[orgung] s[ich] d[er] Tausch innerhalb 〈nationalstaatl[icher] Gemeins[chaft]〉 der einzelnen Volksgemeinschaft vollzieht |

15

20

25

gRichtung

35

doppelt:h 1) Kampf der Interessen innerhalb der staatl[ichen] Gemeinschaft

Text 2

〈Stadtw[irtschaft,] so lange Schwerpunkt lokal A 7 (2) Weltw[irtschaft,] wo 〈[un??schen]〉 verflochten      dem Schwerpunkt nach

g–g (S.  129)  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  h Tinte sehr blaß.   i–i Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   j Lies: diejenige Verkehrswirtschaft  

129

Vorbemerkung

Text 1

5

Stellung dazu: Ausgleichung dieser Interessenkämpfe Ferner aber = verflochten in inter­ nat[ionaler] Tauschgemeinschaft, daher 2) 〈Kampf〉 Vertretung der Interessen der eigenen Unterthanen, Ausgleichung dieser Kämpfe vorzuziehenkg l |

A 3 2. Hauptzweige der 〈H[andels]P[olitik]〉 10

V[olks]W[irtschafts]Politik: ma)

15

20

25

30

 echnen mit Bevölkerung u. R Bev[ölkerungs]Bewegung Vermehrung, Wanderung (Aus- u. Ein-) Dadurch Interesse an W[irtschafts-] Gem[einschaft] empfindlich berührt. Verhalten dazu: Bev[ölkerungs]Politikm

b)n Die einzelnen V[olks]W[irt­ schaften] verflochten im inter­ nat[ionalen] Verkehr Dieser = internat[ionale] Arbeitsteilung  Verteilung der Prod[uktions-] Richtungen 〈zw[ischen]〉, nach Standorten, zwischen den einzelnen W[irtschafts]Gebieten Stellungnahme der einzelnen V[olks]W[irtschaften] dazu: Einwirkung auf die internat[io­ nale] A[rbeits]Teilung

Text 2 Volksw[irtschaft] Zwischenzustand      Schwerpunkt interlokal      noch nicht international Nationale staatl[iche] Gemeinsch[aft] Träger der W[irtschafts]Pol[itik] Richtung: 1) zum Interessenkampf innerhalb 2) Vertretung der Int[eressen] nach außen. (bei Weltw[irtschaft] hört Volksw[irtschafts]p[olitik] auf – cf. England)〉o

5

10

2. Zweige der V[olks]W[irtschafts-] P[olitik] a) Bev[ölkerungs]Bewegung Nat[ionale] Vermehrung – Abw[anderung] – Zuw[anderung]  Bev[ölkerungs]Pol[itik]

b) W[irtschaft] verflochten in inter­ nat[ionalem] 〈Verkehr〉 |:Güter-Austausch:| = A[rbeits]Teilung zwischen W[irt­ schafts]Gebieten

k  Unsichere Lesung; Wort verwischt durch Leimung mit Japanpapier.   g  (S.  128)–g Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l  Vgl. zum Einschub g–g den Text von A 5v: 2. Zweige / Richtung doppelt: / Stellung­nahme z[um] Interessenkampf nach Innen / Interessenvertretung nach Außen |   m–m Einschub vom oberen rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n A: a) > b)  o In A ist der gestrichene Text durch eine horizontale Linie vom folgenden abgesetzt.  

15

20

130

1. Historischer und allgemeiner Teil

Text 1

5

10

15

20

25

30

35

Bestimmung der Funktionen der eigenen 〈V[olks]W[irtschaft]〉 Bevölkerung Richtung der Produktion u. W[irtschafts]-Thätigkeit (fundamental) Dies: Handelspolitik – Träger des intern[ationalen] Güter-Austausches der Handel „äußere H[andels]Politiken“ Frage: welche G[üter] ausgetauscht werden sollen welche produciert, welche eingetauscht. c)p W[irtschafts]Pol[itik] Behandlung der einzelnen großen Berufszweige α)q Grundlage der G[üter]Versorgung der Verkehr spezif[ische] Verkehrs-Institutionen – V[erkehrs]Mittel – Distributive Funktionen r1 G[üter]Bewegungsmittel 〈außen〉 – Eisenbahnen etc. Wege, Paß, Wasserstraßen 2 Tauschmittel – Gold, Währung s3 Credit u. Bankens 4 Formen der Unternehmung – Rechtl[iche] Institutionen dafür (Aktienges[ellschaft] pp.) 〈Cartelle.〉

〈Tauschgelegenheiten〉 5 |:Preisbildung:| – Märkte, Börsen. |:Cartelle u. Trusts.:|r           Verkehrspolitik

Text 2

Träger: Handel Frage was ein- u. ausgeführt wird maßgebend f[ür] Prod[uktions-] Richtung Stellung dazu: „äußere“ H[andels-] Pol[itik]

c) Grundlage der W[irtschaft] der Verkehr Verh[ältnis] zu Verkehrs-Institutionen = Verkehrspolitik. 1. V[erkehrs]Mittel im äußeren Sinn 2. Tauschmittel – Geld 3. Credit – Banken 4. Verkehrsr[echtliche] Untern[ehmens-]Form (Aktienges[ellschaft]) 5. Preisbildung – Markt, Börsen, Cartelle |

tBev[ölkerung]

Handel Verkehrt

p  A: b) > c)  q A: b) > α)  r–r  Reihenfolge gemäß Max Webers Nummerierung und Markierung umgesetzt von ursprünglich: G[üter]Bewegungsmittel […] / Tauschmittel […] / Credit u. Banken / Formen der Unternehmung […] / – 〈Tauschgelegenheiten〉 Preisbildung – […] 〈Cartelle.〉  s–s  Zusatz am linken Blattrand gemäß Max Webers Zählung der Reihenfolge hier eingefügt.   t–t  Zusatz am oberen linken Blattrand.  

5

10

15

20

A 6 (3)

131

Vorbemerkung

Text 1

5

10

β) Weitere Gliederungen: Urproduktion u. Gewerbe, d. h. Stoffverarbeitungen Urpr[oduktion]: Landw[irtschaft] |:u. Forstw[irtschaft]:|, 〈Bergbau, Forst〉 Jagd, Bergbau Landw[irtschaft] gesondert, weil sozial ganz anders gegliedert: Agrarpolitik das übrige: Gewerbepolitik. |

A 4 3. „Prakt[ische]“ Nat[ional]Ök[onomie]

im G[e]g[en]satz zur „Theorie“

Text 2 d) V[olks]W[irtschaftliche] Verh[ält­ nisse] zu den Güterprodukt[ions-] Zweigen uAusgleichung im Innerenu Princip[iell] |:wäre:| zu scheiden: Urprod[uktion] – Gewerbe „Gewerbe“ = Weiterverarbeitung vUrpr[oduktion]: Landw[irtschaft], Viehzucht, Forstw[irtschaft], Jagd, Bergbauv Man pflegt aber zu scheiden: Landw[irtschaft] u. alle übrigen Prod[uktionszweige] (incl. Bergbau) weil sozial hier die Differenz Gliederung der Landbev[ölke­ rung] – im G[e]g[en]satz zuw

15

20

25

Heute: „Naturges[etze]“ nur noch in beschränktem Sinn: alle wirtsch[aftlichen] Ersch[einungen] Folge

10

15

3. Verh[ältnis] zur Theoret[ischen] N[ational]Ö[konomie] xa)

Was bedeutet das? – Historisch entstanden stammt aus Periode, die an wirtsch[aftliche] Naturgesetze glaubte 〈,deren Wirkung durch〉 Diese in der Theorie, die Consequenzen f[ür] das Verhalten des Staates in der pr[aktischen] N[ational]Ö[konomie] Diese e[ine] normative Wissenschaft.

5

Zweig der allg[emeinen] N[ational]Ö[konomischen] Theorie theoret[ische] Betrachtung b) nicht nur diesx „Prakt[ische]“ N[ational]Ö[kono­ mie] historisch entstanden Theorie = Lehre v. d[en] Naturgesetzen Erklärung der Ersch[einungen] Pr[aktische] N[ational]Ö[konomie] = Consequenzen f[ür] Verh[alten] des Staates zur W[irtschaft]

20

25

30

 Normative W[issenschaft] – Rezeption Dies in diesem Sinn nicht mehr – Naturges[etze] alle wirtsch[aftlichen] Ersch[ei­ nungen] Folge bewußten mensch-

u–u Einschub vom linken Blattrand mit blasser Tinte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   v–v  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   w  Notiz bricht hier ab; in A folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   x–x  Einschub vom linken Blattrand mit blasser Tinte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

35

132

1. Historischer und allgemeiner Teil

Text 1 menschl[ichen] bewußten Verhaltens

Text 2 l[ichen] Zweckstrebens

〈auf dies wirken gewisse allgemeine Motive〉

Also mögl[iche] Scheidung nur nach: a) erklärende – b) beurteilende Wissenschaft.

5

a) historisch  verständlich machen, was ist,  systematisch wie u. warum es geworden ist. b) beurteilen unter Gesichtspunkt dessen, was sein soll Darnach insbes. zu bestimmen, was die V[olks]W[irtschafts-] Pol[itik] erstreben soll u. Kritik ihrer Maßnahmen, Norm für ihr Verhalten.

10

15

20



25

Scheint einfach. Aber: Vorfrage: was soll denn sein? was 〈giebt〉 ist Maßstab dafür? Früher naiver Glaube daran Aber doch: gewechselt der Maßstab.

Daher Frage: giebt es einen letzten    allg[emeinen] Maßstab? – e[in] Ideal der W[irtschafts]Pol[itik]?

30

35

〈dennoch〉 |:Trotzdem:| möglich 〈aber〉:

a) erklärend − b) beurteilend a) was ist? warum? historisch systematisch

5

b) beurteilen: was soll sein? Kritik u. Norm.

Abery: was ist der Maßstab? Ideal? früher naiv – auch jetzt oft aber: gewechselt

Daher: giebt es Maßstab? /z Also Einleitung: aDies im 1. Buch.a 2 |

Jedenfalls zu leisten:     Darstellung der Maßstäbe u. Ideale Kritik der Möglichkeiten derselben Analyse der Einzelconsequenzen. |

y  In A doppelt unterstrichen.   z Schrägstrich mit hellerer Tinte.   a–a Ergänzung am untersten Blattrand mit hellerer Tinte.   2  Gemeint ist unten, S.  133–326, insbes. S.  304–326.

10

1. Buch Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen §  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 1. Buch, §  1, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

A 14r



 §  1 Die typischen Vorstadien der Volks­ wirtschaftspolitik || §  1 Typische Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik || §  1 Typische Vorstadien

Text 3

Seite



136

A 14r

A 12v (1) A 8

136

   1. Letzte Quelle: die agrarischen Gemein- A 14r schaften, Bauerngemeinschaften || 1. Agrarische Quelle der Wirtschaftspolitik || 1. schon Bauerngemeinschaften…

A 12v (1) A 8

136

1. Mit Dichterwerden der Bevölkerung     || Soweit Wirtschaftspolitik Bevölke­ rungspolitik || fundamental: Bevölke­ rungsproblem

A 14r

A 12v /1) A 8

138

   2. Primitiver Verkehr

A 14v



   2. Der Feudalismus als Quelle wirtschaftspolitischer Institutionen || Fortschritt auf Stufe des Feudalismus || 2. Feudalismus

A 15r

   1) Bevölkerungspolitik 2. Verkehrspolitik || 2) auf Boden des     Verkehrs || 3. Der Verkehr. A. Vorstadien der Stadt



140

A 12r

A8

140

A 15r

A 12r

A8

142

A 15r/v

A 12r

A9 A 10 (1)

144

   3. Die Stadtwirtschaft || 3. Die Stadt || B. Die typischen Richtungen städtischer Wirtschaftspolitik

A 17r

A 16r (2) A 11v (2) 150

   Doppelte Richtung der städtischen Wirtschafts­politik || Richtung der städtischen Wirtschafts­politik doppelt || –

A 17r

A 16r (2) A 11v (2) 150

a) Lokale Wirtschaftspolitik der Stadt      || 1. Lokale Wirtschaftspolitik || Innere Wirtschaftspolitik

A 17r

A 16r/v

A 11v (2) 150

134

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen Text 2

A 17r/v

A 16v

   4. Die Volkswirtschaft || 4. Die Volkswirtschaft || C. Volkswirtschaft

A 20r

A 16v

  Anhang

Text 1

Text 2

Seite

A 18

158

    3. Gewerbepolitik || Volle Entfaltung der A 19r/v Zunftpolitik nach der ökonomischen Seite

Text 3

Seite

Text 1      b) interlokale Wirtschaftspolitik der Stadt || 2. interlokale Wirtschafts­politik



154

A 11v (2) 156

Die dem §  1 „Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, A 8–10, A 11v, A 12, A 14–20r, lassen sich hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien drei Textfolgen zuordnen, die hier synoptisch abgedruckt werden. A 11r und A 13r/v gehören zu §  2 und werden dort ediert (unten, S.  167 ff., Text 3),1 A 20v enthält eine Notiz zu Studenten Max Webers, die als nicht zur Vorlesung gehörig entnommen ist. Text 1 ist auf Oktavformat gefertigt und umfaßt die Blätter A 14r/v, A 15r/v, A 17r/v und A 20r, der Text von A 15v und A 17v ist gestrichen. A 15r bietet nur eine Skizze, die Fortführung hierzu enthält Text 3, A 9 und A 10 (1). Ähnlich ist die Überlieferung beim letzten Punkt des §  1 „4. Die Volkswirtschaft“ (Text 1, A 20r), der hier knapper ist als in Text 2 und 3. Text 2 besteht aus den Blättern A 12v/r und A 16r/v. A 12v hat Max Weber mit „1“, A 16r mit „2“ paginiert. A 12 ist auf einem etwas kleineren Papierformat als Oktav geschrieben, A 16 auf einem gehälfteten Oktav. Text 3 besteht aus den Blättern A 8, A 9, A 10 (1) in gehälftetem und A 11v (2) auf einem etwas kleineren Format als Oktav. A 10 und A 11v sind von Weber fortlaufend mit „1“ und „2“ paginiert. A 8 und A 10 (1) weisen ein relativ ordentliches Erscheinungsbild ohne viele Streichungen und Einschübe auf. Der überwiegende Teil von A 9 „Der Verkehr. A. Vorstadien der Stadt“ ist gestrichen und auf A 10 (1) neu formuliert worden. Hierzu fertigte Max Weber in der linken oberen Blattecke (unten, S.  148, Z.  9–12) eine Kurzgliederung der auf A 9 und A 10 (1) abgehandelten Punkte a) bis d). Es folgt A 11v (2) mit den Überschriften „B. Die typischen Richtungen städtischer Wirtschaftspolitik“ und „C. Volkswirtschaft“. Die Blätter A 18 und A 19r/v werden im Anhang mitgeteilt, weil sie den Textfolgen 1 bis 3 nicht eindeutig zugeordnet werden konnten, aber eine inhaltliche Fortführung zu §  1 darstellen. Es handelt sich um korrespondierende Ausführungen zu „3. Gewerbepolitik“, wobei A 19r/v als Text 1 und A 18 als Text 2 synoptisch abgedruckt werden. Vermutlich hat Max Weber die Blätter nachträglich zu §  1 hinzugefügt. Inhaltlich sind sie im wesentlichen aus der Vorlesung zur „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“, §  10 „Die Stadtwirtschaft“, insbesondere Punkt 3 „Das städtische Gewerbe“ (MWG III/1, S.  470–481) geschöpft, zum Teil aber auch aus §  7 „Die typischen Vorstufen der Volkswirtschaft“, Punkt 5: „Typische Entwicklungsstufen des Gewerbes“ (MWG III/1, S.  391–394). Dies 1  Vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung zu §  2, unten, S.  165 mit Anm.  3.

Editorische Vorbemerkung zu §  1

135

und die überlieferte Lage im Archivkonvolut hätte eine Eingliederung von A 19r/v „3. Gewerbepolitik“ in Text 1, zwischen A 17 und A 20 als dritten Unterpunkt im Abschnitt „3. Die Stadtwirtschaft“, nahegelegt. Doch sprach das Gliederungsschema von Text 1 mit den Unterpunkten a) und b) dagegen. Außerdem hätte sich eine Einordnung von A 19r/v „3. Gewerbepolitik“ unter §  1.2. „Der Feudalismus als Quelle wirtschaftspolitischer Institutionen“ in Text 1 nach A 15 angeboten und zwar als dritter Hauptzweig nach 1. „Bevölkerungspolitik“ und 2. „Verkehrspolitik“. Inhaltlich ging es Weber hier aber um die „Richtungen städtischer Wirtschaftspolitik“ – zielend nach Innen oder Außen – und nicht um die Hauptzweige der Wirtschaftspolitik,2 so daß inhaltliche Gründe gegen diese Einfügung sprachen. Inhaltlich orientieren sich Aufbau und Gliederung des §  1 an Karl Büchers Stufenfolge der wirtschaftlichen Entwicklung von der Haus-, über die Stadt- hin zur Volkswirtschaft, dargelegt in „Die Entstehung der Volkswirtschaft“ (1.  Aufl. 1893) und von Weber seinen Studenten empfohlen (unten, S.  158, Z.  7).3 Die „Hauswirtschaft“ verteilt Weber auf die Gliederungspunkte: „1. die agrarischen Gemeinschaften“ und „2. Der Feudalismus“, dann folgen „3. Die Stadtwirtschaft“ und „4. Die Volkswirtschaft.“ Webers zunehmende Ablehnung der Stufentheorie spiegelt sich in der Überarbeitung des Vorlesungsmanuskripts wider. Weber strich den Begriff „Stufe“ bei der Überarbeitung von Text 1 (A 14r, A 15r und A 17r, unten, S.  136, 140 und 150), obwohl er auch an einigen Stellen stehen blieb.4 Über die zeitliche Entstehung des §  1 lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die von Weber angegebene Literatur (unten, S.  158, Text 1) ist durchwegs älteren Datums und gibt daher keinen Aufschluß. Für eine Entstehung in Heidelberg und eine Überarbeitung für die letzte Lesung der „Praktischen Nationalökonomie“ im WS 1898/99 spricht, daß sich Weber – wie bereits erwähnt – der §§  7 und 10 der „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“ bediente,5 wobei das überlieferte Manuskript zur Theoretischen Nationalökonomie eher den späteren Vorlesungen der Heidelberger Zeit ab SS 1897 zuzurechnen ist.6 Auf die Überarbeitung des §  1 im Sommer 1898 weist ein Brief Max Webers, in dem er seine Frau bat, ihr Kollegheft über Praktische Nationalökonomie nach Konstanz mitzubringen, weil er „den Anfang umändern“ wolle.7 Als weiteres Indiz, daß Max Weber tatsächlich §  1 für das WS 1898/99 überarbeitet hat, kann man seine Notiz (A 20v) der Namen „Robert Bruck / Offenbacher“ ansehen, zweier Studenten, die sich im WS 1898/99 bei ihm eingeschrieben hatten und sein volkswirtschaftliches Seminar und die Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“ besuchten.8 2  Vgl. Weber, Vorbemerkung zu Begriff und Aufgaben der Praktischen Nationalökonomie, oben, S.  129–131, Text 1 und 2: Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik. 3  Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft1, S.  15. Vgl. hierzu die Ausführungen in der Einleitung, oben, S.  35. 4  Vgl. Text 1, A 14r, unten, S.  140, Z.  3, und in Text 2, A 12r, unten, S.  140, Z.  1: „Stufe des Feudalismus“. 5  Vgl. MWG III/1, S.  371–406 und S.  456–499. 6  Vgl. den Editorischen Bericht, in: MWG III/1, S.  163. 7  Brief Max Webers an Marianne Weber vom 24. August 1898, MWG II/3, S.  573 f. 8  Vgl. auch die Hörerliste für das WS 1898/99 der Quästur, UA Heidelberg, Rep.  27–1409.

136

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 14r

5

10

15

20

Text 2

1. Buch: Die w[irtschafts]p[oliti­ schen] Systeme und Doktrinen §  1 Die |:typischen:| Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

§  1 |:Typ[ische]:| Vorstadien der V[olks]W[irtschafts]Pol[itik]

Im eigentl[ichen] Sinn entfaltet s[ich] die V[olks]W[irtschafts]Pol[itik] erst auf dem Boden der Volkswirtsch[aft] – d. h. der nationalen Staatengebilde des aufgekl[ärten] Despotismus – Elisabeth, Cromwell, Colbert, M[aria] Theresia, Fr[iedrich] II.

〈1. Die Anfänge der W[irtschafts]Pol[itik]〉

Aber Vorstadien in dem Eingreifen in das W[irtschafts]Leben seitens der primitiven Gemeinschaften. – Zunächst Gemeinwirtschaften W[irtschafts]Politik, sobald widerstreitende Interessen selbst[ändiger] W[irtschafts]-Einheiten zu versöhnen

1. Letzte Quelle: die agrar[ischen] Gemeinschaften, Bauerngemeinschaften. Hier 〈diese auf unterster Stufe〉: Verf[ügung] über Weideland u. Holzung,

aDie W[irtschafts]Pol[itik] älter als die Volksw[irtschafts]Politik. Die Wirtsch[aft] älter als die W[irtschafts]Pol[itik]. Zuerst voll entfaltete W[irtschafts-] Pol[itik] |:im Occident:| auf Boden der Stadta

A 12v (1)

5

10

Aber Anfänge weit älter – Stadt findet Institutionen schon vor 〈2)〉 W[irtschafts]Pol[itik] vor

Entw[icklung] der Städte. Entwickelt s[ich] mit Maß des PrivatEigentums u. der Interessen der Einzelwirtsch[aften] auf Kosten der Gemeinwirtsch[aft]. doppelte |:Haupt-:|Quelle dieser Entw[icklung]:  Boden-Appropriation – agrarisch  Handels-Verkehr – Verkehrs-Pol[itik] 1. Agrarische Quelle der W[irtschafts-] Pol[itik] bTräger: die Dorf- u. Markgenossen Zuerst Gemeinwirtschaften Flurzwang Regelung der Allmend- u. Marknutzung

a–a Vgl. hierzu die spiegelverkehrte, gestrichene Vorfassung von A 64v, unten, S.  284 (Text 2), textkritische Anm.  c: 〈W[irtschafts-]Pol[itik] älter als Volksw[irtschafts]Pol[itik] / W[irtschafts]Politik erst, / wo 〈Interesseng[e]g[en]satz〉 e[in] Nebeneinander / selbst[ändiger] Einzelwirtsch[aften] / und e[ine] übergeordnete |:polit[ische]:| Gemeinschaft / Interessen-Ausgleich im Inneren / u. Interessen-Vertretung nach außen übernimmt. / Dies auf Boden der Stadt / Die w[irtschaftlichen] Institutionen älter als die W[irtschafts]Pol[itik]〉  b–b  (S.  138)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

15

20

25

30

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3

A 8 §  1 Typ[ische] Vorstadien

V[olks]W[irtschafts]Pol[itik] erst mit Nationalstaaten    aufgekl[ärter] Despotismus

5

10

Gesichtsp[unkte] |:u. Maßregeln:| aber |:z. T.:| älteren Datums der W[irtschafts]P[olitik] primitiverer lokaler Gemeinsch[aften]

1. schon 〈|:primitive:|〉 Bauerngemeinschaften, Dorf[-] |:u. Markgem[einschaft]:| Träger der W[irtschafts]P[olitik] Verfügung über Weide, Holz

137

138

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 dabei fundamentales Problem: Bevölkerungs-Problem. Frage: ob Zuwanderung u. Teilnahme an Nutzung gestattet.

Text 2 Gesichtspunkt der Gleichheit u. Nachhaltigkeit: Verbot der Veräußerung nach auswärts 〈Daneben:〉

Regulierung der Nutzung f[ür] eigenen Bedarfb 5

10

15

20

25

30

1.c Mit Dichterwerden der Bevölkerung:d 1. allmäliger Abschluß g[e]g[en] Zuwanderung z. B. cap[itulare] de migrantibus der l[ex] Sal[ica]1 2. allmäl[ige] Schließung der Mark überhaupt Contingentierung der Nutzungen (Märker-Anteile) 3. Abstoßung von Bev[ölkerungs-] Überschuß. Institut des „heiligen Lenzes“ – |:systematische Colonisation:| (an Stelle von Menschopfern) 4. U[nter] Umst[änden] umgekehrt |:mit intens[ivem] Betrieb:|: Gewinnung von Arbeitskräften Namentl[ich] mit beginnender gewerbl[icher] Entwicklung – Ansetzung von „Colonisten“ – fürstl[ichen] „Landsitzen“ Händler etc. Kleine Stellen, Notw[endigkeit,] Arbeit zu suchen arbeiten „Reih’ um“ g[e]g[en] bestimmte Lohnanteile.

〈Alle〉 Soweit W[irtschafts]Pol[itik] Bevölk[erungs]-Pol[itik] quantitativ. qualitativ. Zunächst quantitativ – ökonom[ische] Interessen

5

10

Schließung der Mark g[e]g[en] Zudrang Bevölk[erungs]-Abstoßung

15

〈qualitativ – |: religiöse u.:| militär[ische] Interessen Heiratspolitik Eheverbote connubium〉e |

20

c  Fehlt in A; 1. gemäß Gliederungspunkt 2., unten, S.  140, Text 1, Z.  4, vom Editor eingefügt.  d  In A sind die folgenden Gliederungspunkte mit einer Verweismarkierung versehen, die mit einer Markierung auf dem hier als Text 3 synoptisch angeordneten Blatt A 8 (vgl. S.  139, textkritische Anm.  f) korrespondiert.   b  (S.  136)–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   e  In A folgt der Hinweis: verte   1  Max Weber bezieht sich auf lex Salica, Titel 45.

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

139

Text 3

fundamental: Bevölk[erungs]Probl[em]f

f  In A folgt eine Verweismarkierung, die mit einer Markierung auf dem hier als Text 1 synoptisch angeordneten Blatt A 14r (vgl. S.  138, textkritische Anm.  d) korrespondiert.  

140

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

Hier im engsten Kreise schon: alle Erscheinungen der Bev[öl­ kerungs]Pol[itik] höherer Stufen. | A 14v 5

10

15

A 15r 20

25

30

2. Primitiver Verkehr – getragen von wandernden |:see- u. karawanenfahrenden:| Kaufleuten a) Inst[itution] der Gilde – pers[önlicher] Schutz statt der Sippe. b) Institution des Marktes Zweck: Gleichstellung der Chancen. – Dabei Maß u. Gewicht |:höhere Entwicklung: 〈Münze〉 Geld:| c) Monopolisierung der Märkte Kampf der handeltreibenden Gruppe um die Versorgung von Märkten Exclusivität der Gilden | 2. 〈Stufe〉 Der Feudalismus als Quelle wirtsch[afts]pol[itischer] Institutionen Arbeitsteiliges Entstehen einer Berufskriegerkaste. |:a) F[eudalismus] in agrarischer Form: Grundherrschaften Frohnhof mit abh[ängigen] Bauern- (u. Gutshandwerker-) Wirtschaften:| Arbeitsteilige Deckung des |:Eigen-:|Bedarfs derselben. d[urch] Frohnden u. Abgaben.   〈Dazu: Erhaltung der Leistungsfähigkeit der abh[ängigen] Wirtschaften.

Fortschritt auf Stufe des Feudalismus

gd. h.: herrschender

Kriegerstand sustentiert von abhängigen Wirtschaften Frohnden u. Abgaben Diese Träger d[er] W[irtschafts-] Pol[itik] Ziel: Erhaltung der ökonomischen u. militär[ischen] Grundl[agen] des Kriegerstandesg

Geschlossenheit〉 35

A 12r

b) Stadt- |:oder Kasten-:|Feudalismus – Feudale städt[ische] Kriegerkasten zusammengesiedelt

g–g  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

5

10

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3

2. Feudalismus

5

Begriff: Kriegerkaste, Beruf, Herrschaft, Lehen    doppelte Form: a) Stadt- u. Kasten-F[eudalismus] Ägypten, Sparta etc. b) Grundherrsch[aft] Frohnhof, Landlehen hArt

10

der Bedarfsdeckung a) Staatssklaven b) Hörigeh

h–h  Zusatz am linken Blattrand parallel zu den vier vorigen Zeilen.  

141

142

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

idies

5

10

15

20

25

wo Verkehr entwickelt, die Feudalherren den Verkehr monopolisiereni decken d[urch] Frohnden u. Abgaben der unterworfenen Klassen ihren Bedarf. Ägypten, Sparta etc. 〈Quelle von: |:1) Lokalen Einheiten von:| Maß u. Gewicht – f[ür] Bemessung der Abgaben 2) primitive Entw[icklung] des Geldes – best[immte] Gewichtseinheiten u. Güter in typischem Werthverh[ältnis] f[ür] Abgaben, Bußen, Geschenke. 3) Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Unterthanen: Geschlossenheit der Bauernstellen Hinderung der Veräußerung u. Verschuldung〉

Der Feudalismus ist lediglich die Organisation der herrschenden |:Berufs-:|Kriegerkasten Seine Politik ist ausschließlich militärisch u. fiskalisch.

jKampf:

30

1) Bevölkerungspolitik a) Erh[altung] der Bev[ölkerungs]Qualität – connubium kb)l

Erh[altung] der |:ökono­ m[ischen]:| Existenz der herrschenden Kasten

Hier qualitative 〈W[irtschafts]Pol[itik]〉 Bev[ölkerungs]Pol[itik] militär[ische] Leistungsfähigkeit connubium anknüpfend an religiöse Ehe­ regeln. Daneben: |:quantitative Bev[ölkerungs]Pol[itik] unter neuem Gesichtsp[unkt]::|

i–i  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  j–j (S.  144)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  k–k (S.  144) Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers geschweifter Klammern und Überschreibung von b) und c).  l A: c) > b)  

5

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3

5

10

15

Stets der Feudalstaat nur = Organisation der herrschenden Berufskrieger lediglich a) militärische   b) fiskalische  Interessen  (Einnahmen-)  Im Einzelnen Ziele 1. Erhaltung der Qualität – Kriegstüchtigkeit – der herrschenden Klassen connubium – Blutsreinheit Auslese der Tüchtigen 2. Erh[altung] der Quantität ders[elben] in ihrer Existenz daher: Ehepolitik – u[nter] Umst[änden] Ehepflicht

143

144

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 1. |:Fixierung:| 〈Beschränkung〉 der Zahl 〈2. Einzelerbrecht〉 5

10

2. Ehezwang 3. Einzelerbrecht. c)m Erh[altung] der Leistungs­ fähigkeit der Frohn- u. Abgabepflichtigen  Daher:

20

Erhaltung der ökonom[ischen] Grundlage Einzelerbrecht Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Unterthanen

5

  〈Geschlossenheit, Unverschuldbarkeit der Bauern­ güter〉

Fixierung der Besitzverteilung regelmäßigk

15

Text 2

2. Verkehrspolitik: 〈a)〉 Maß u. Gewicht fixiert – wegen der Abgaben – als lokales Gewicht Fiskal-Politik: Wege u. Brücken g[e]g[en] Entgelt. Handels-Geleit g[e]g[en] Entgelt. Zölle. Maß u. Gewicht g[e]g[en] Gebühr Münze als Gewinnquelle.j |

Fixierung der Bodenteilung etc. Bindung des Eigentums

2) auf Boden des Verkehrs nVor aller W[irtschafts]Pol[itik] entstanden: oa) Markt b) Maß u. Gewicht c) Geldo V[erkehrs]Politik beginnt erst mit Ansässigkeit des Handels Träger doppelt:n a) autonome Institutionen Träger: die Gilde – Schutzverband der Händler

m  A: b) > c)  k  (S.  142)–k  Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers geschweifter Klammern und Überschreibung von b) und c).  j  (S.  142)–j Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n–n Einschub vom linken Blattrand.   o–o  Gliederungspunkte gemäß Max Webers nachträglicher Buchstabenfolge und Markierung umgestellt; Positionen von Markt und Geld getauscht.  

10

15

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

145

Text 3 Erbrecht im Lehen – Einzelerbrecht (sonst nicht standesgemäß)

5

3. Erh[altung] der Leistungsfähigkeit der Unterthanen (Bauern pp.) (Frohn- u. Abgabepflichtigen)

daher: a) Fixierung der Bodenbesitzverteilung keine Veräußerung keine Teilung, Einzelerbfolge

10

b) Fixierung der Berufsgliederung in der Grundherrschaft: erbl[iche] Funktionen im Stadtfeudalismus: Kasten- u. Zunftgliederung |

15

A9 20

3. Der Verkehr. A. Vorstadien der Stadt Träger zuerst 1) wandernder Kaufmann stammfremd schutzlos 〈alsdann〉

p2)

25

Marktansiedlung Handel Gewerbe

〈2) teils Stadt befestigter Marktort〉

Beides Vorstadien der Stadtp 30

daher:

p–p  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

146

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2 Ziele: Monopolisierung nach außen Gleichstellung nach innen. b) Fiscal-Politik – Für Häuptling u. Grundherrn: Einnahme-Quellen aus Verkehr: Marktfrieden u. -Recht Geleit z[um] Markt Münze u. garantiertes Gewicht |

A 15v

〈3 Der Verkehr: Institution des Marktes zum Zweck der Preisbildung〉 |

5

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3

5

10

15

a) Institut[ion] des Geleits Recht zu Handeln (Einnahme f[ür] Feudalherrn u. Häuptling) b) Institut[ion] des Marktes |:(zuf[olge] Verständigung):| internat[ionale] Institut[ion] Schutz der Götter, |:bald aber::| Marktfrieden Marktrechtsprechung (Einnahme f[ür] Feudalherrn u. Häuptling) 〈beginnende Marktansiedelung – von a) Händlern b) Gewerben (Absatz) Damit: a) Institut der Gilde (f[ür] persön­ l[ichen] Schutz u. Sicherheit)

20

25

30

35

c) 〈dann〉 mit regelm[äßigem] Verkehr: Entw[icklung] v. Maß u. Gewicht. Quelle doppelt: a) lokal: Abgabenpflichten an Feudalherrn b) international: Import d[urch] Handel d) Entw[icklung] des Geldes u. der Münze. Quelle doppelt: a) lokale: Werthproblem | :v. Gebrauchsgütern:| f[ür] Bußen, Abgaben, Geschenke innerer Tausch b) internationale: Bedarf des Verkehrs nach Tauschmitteln unter Quantitäts- u. Qualitäts[-] Garantie Münze: Einnahmequelle der Feudalherren u. Fürsten.

40

a) mit Marktansiedlung Institut der Gilde

147

148

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 3 1. persönl[iche] Sicherheit (statt Sippe) 2. Autonome Verkehrsordnung b) Verkehrs- u. Markt-Monopolisierung 1. einheim[ischer] Markt. Ausschluß des Zutritts Fremder 2. Kampf um fremde Märkte.〉 |

5

A 10 (1) 10

15

20

25

30

35

qa)

Geleit b) Markt c) internat[ional] (Verkehr) d) feudal (Finanz) Marktschutzq c) Maß u. Gewichtr Conzentration |:a):| feudaler u. |:b):| Verkehrs-Interessen ad a) Abgabenpflichten an Herrn – lokal ad b) Ausgleich interlokal d[urch] H[andels]-Interesse (Import der Systeme u. Einheitlichkeit) d) Geld u. Münzes Wiederum doppelte Quelle: a) lokale: Werthprobleme im tinneren Verkehr: f[ür] Bußen,   Abgaben,   Ausstattungen u. Frauenkaufsteuern   Geschenke. Dabei traditionell der Werth festgesetzt „Währung“t b) internationale uBedarf des Verkehrs

q–q Zusatz schräg am oberen linken Blattrand.   r In A folgt eine horizontale Linie vom linken Blattrand bis zur Blattmitte.   s In A folgt eine horizontale Linie vom linken Blattrand bis zur Blattmitte.   t–t  Zeilen in A links von eckiger Klammer umgriffen.   u–u (S.  149)  Zeilen in A links von eckiger Klammer umgriffen.  

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

149

Text 3

5

1. allg[emein] Tauschmittel z[um] indirekten Tausch Conzentration auf: |:Edelmetalle, wie::| werthvolle   Objekte technisch constante  massenhaft getauschte  2. Garantie der Qualität u. Quantität (Münze) bei lebhaftem Verkehru

10

c) f[ür] Feudalherren vFinanzinteresse: „Münze“ = Garantiestempel g[e]g[en] Prägegebührv



15

20

25

e) Institut der Gilde 1. für persönl[iche] Sicherheit (Sippe fehlt) 2. f[ür] autonome VerkehrsOrdnung Doppelte Richtung der W[irt­ schafts]Pol[itik] 1. genossensch[aftliche] Gleichheit Gleichheit der ökon[omischen] Chancen da diese ja auf gemeins[amem] Schutz beruhen 2. Monopolisierung Ausschluß Fremder vom Markt Monopol für die Gilde – Kampf

30

Auch darin feudale Interessen mitspielend: Conzession d[urch] Fürsten g[e-] g[en] Entgelt: „Hanse“ lic[ensis] em[endi] et vend[endi] |

u (S.  148)–u  Zeilen in A links von eckiger Klammer umgriffen.   v–v  Zeilen in A links von eckiger Klammer umgriffen.

150

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 17r

5

10

15

3. 〈Stufe〉 Die Stadtwirtschaft. Historisch Stadt a) befestigter Marktort mit ansässigen Berufshändlern b) Sitz 〈von Berufshändlern〉 des Gewerbes Ökonomische Grundlage der Stadt doppelt: 1. Deckung des Bedarfs durch lokalen Tausch: städt[isches] Gewerbe u. umliegendes Land 2. darüber u. dazu bei den Verkehrs-Städten: Gewinn aus berufsmäßiger Vermittlung des interlokalen Tausches. In der Stadt Schoß der V[olks-] W[irtschafts]Pol[itik]:

20

Doppelte Richtung der städt[ischen] W[irtschafts]Politik: a) Lokale W[irtschafts]Pol[itik] der Stadt.

Text 2 3.w Die Stadt.

A 16r (2)

a) Befestigter Marktort ansässige Kaufleute – 〈historische große Märkte〉

b) Sitz des Gewerbes f[ür] den Absatz.

5

Ökonom[ische] Grundl[age] doppelt: 1. lokale Tauschgemeinschaft – Tausch unentbehrl[iche] |:Grundlage:| städt[isches] Gew[erbe] u. plattes Land (Handwerker) 2. Gewinn aus Teilnahme am interlokalen Tausch (Kaufleute) xDaher: Doppelte Märkte: Wochenmarkt Jahrmarktx

10

15

ySchoß

der V[olks]W[irtschafts-] Pol[itik]y = Usurpiert die autonome Herrschaft über den Verkehr d. h. zMarkt Maß u. Gewicht Münze 1) Regulierung derselben 2) Zutritt dazu u. zum Verkehrz Träger |:in der Stadt:|: 1. die Kaufmanns-Gilden monopolist[ische] Verbände der Aristokratie Vertreter der Interessen am interlokalen Handel 2. die Zünfte. Verbände des Gewerbes usurpieren die Aufsicht über die gewerbl[iche] Produktion u. den Lokalmarkt Richtung der städt[ischen] W[irtschafts]Pol[itik] doppelt: 1. Lokale W[irtschafts]P[olitik]

w  A: B > 3.  x–x Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  y–y  In A kräftig unterstrichen.   z–z  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

20

25

30

35

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

151

Text 3 A 11v (2)

B. Die typischen Richtungen städtischer W[irtschafts]Pol[itik] Stadt

5

 befestigter Marktort     Sitz des Gewerbes

 ökonom[isch]:  lokale Tauschgemeinsch[aft]  doppeltes Gesicht  Gewinn d[urch   Teilnahme am Handel 

10

15

20

W[irtschafts]Pol[itik] beginnt, indem städt[ische] Interessenten die Verkehrs-Controlle usurpieren: Autonomie der Stadt Entspr[echend] dem zwiespält[igen] Charakter dann innerhalb der Stadt zwiespältige Interessenverbände: 1) Kaufmanns-Interessen – Aristokratie H[andels]-Monopol – Gilden, |:Zutritt z[um] Handel reguliert:| 2) Gewerbl[iche] Verbände – Zünfte

25

aInnere W[irtschafts]Pol[itik]: Interessenconflikte zw[ischen] Interessen[ten] Grundlage des Verbandes stets genossenschaftl[iche] Gleichheit

a–a (S.  153) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

152

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2 Innere Interessen-Conflikte zw[ischen] den einzelnen am Tausch Beteiligten

5

Gesichtspunkte: 1. Consumenten-Standpunkt – billige Versorgung der städt[ischen] Bürger. Insbes. Ausbeutung des platten Landes b2.c

Erhaltung, |:Erweiterung u. Monopolisierung:| der

10

15

20

〈Erw[erbs] Existenzmöglichkeiten der Bürger〉 lokalen

Erwerbschancen der Bürger 3.d Aufrechterhaltung der Gleichheit. |:Gleichheit der Erwerbschancen und:| Interessen-Ausgleich Hinderung zu starker ökonom[ischer] u. sozialer Differenzierungb

Darnach städt[ische] Bev[ölkerungs-] Pol[itik]: Erweiterung des Kreises der Bürger im Interesse der Markt-Erweiterung Dadurch Kampf mit der Grundherrschaft

Gesichtspunkte: 1. Consumenten-Standpunkt. – billige Versorgung Ausbeutung des platten Landes als Prod[uzent] |:2. eProd[uzenten]-Standpunkte Gewerbe-Monopolist:| Ausb[eutung] als Consument 3.f Aufrechterh[altung] der Gleichheit unter den Genossen: Gleichheit der ökonom[ischen] Chancen Deshalb: Controlle der Produktion d[urch] Zünfte Insbes. Hinderung der Entstehung großer Betriebe capitalist[ischer] Abhängigkeit 4.g Bev[ölkerungs]Politik – doppelte Richtung, wechselnd a) Erweiterung des Bürgerkreises = Markt-Erweiterung Kampf mit Feudalherren Dies so lange Erwerbsspielraum steigth |

b–b Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Umnumerierung.   c A: 3. > 2.   d A: 2. > 3.  e–e Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  f A: 2. > 3.  g A: 3. > 4.  h  In A Hinweis am linken unteren Blattrand: verte  

5

10

15

20

25

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

153

Text 3 Aufrechterhaltung dieser, daher Regulierung der Wirtschaft des Einzelnena

5

10

15

20

Richtung der |:äußeren:| V[erkehrs-] Pol[itik] 〈doppelt〉 mehrfach 1. Consumenten-Standp[unkt]: billigere Versorgung Ausbeutung des Landes als Prod[uzenten] 2. Gewerbe-Monopolisierung |:f[ür] die Stadt:|: Ausbeutung des Consumenten 3. Handels-Monopolisierung – iMonop[olisierung] Handels[-] Märktei Erweiterung der Tausch-ErwerbsChancen

Bevölkerungspol[itische] Zuspitzung der städt[ischen] W[irtschafts]-Pol[itik] mit Engerwerden des Nahrungs[-] spielraums

a (S.  151)–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   i–i  Tinte zerlaufen durch gespreizte Feder; Wortteil Märkte unter dem aufgeklebten Pergamentstreifen.  

154

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Beschränkung des Zutritts zur Bürgerschaft mit Engerwerden des Nahrungsspielraums ib)

5

interlokale W[irtschafts]Pol[itik] der Stadt:

〈Produzenten-Standpunkt〉

10

15

Gesichtsp[unkte] |:Erhaltung u.:| Erweiterung des auf internat[ionalem] Verkehr beruhenden Nahrungsspielraums u. Erwerbsi

Handels-Monopolisierung, u. zw[ar]: Zwischenhandels-Monopole Erh[altung] der Handelsstraßen f[ür] die daran liegenden Städte Monopolisierung fremder Märkte f[ür] eigene Erzeugnisse f[ür] eigene Schiffahrt. |

Text 2 b) Beschränkung des Zutritts mit Engerwerden des Nahrungsspielrau[ms]j 2. interlokale W[irtschafts]P[olitik] Interessenconflikte nach außen Erweiterung des auf Tausch nach außen beruhenden N[ahrungs-] Sp[iel]R[aums]: fremde Märkte k〈a) f[ür] eigene Produkte〉 a) f[ür] einheim[ische] Käuferschaft u. Schiffahrt b) Spielr[aum] f[ür] einhei­ m[ische] Produktionk Monopolisierung der Märkte, Kampf g[e]g[en] Dritte: „äußerer Protektionismus“ (Monopolismus) Regulierung des Verkehrs nach Innen – zwischen den Bürgern Monopolisierung nach Außen: gegen das Land gegen Dritte Concurrenten auf fremden Märktenl

[A 17v] 〈Nebeneinander von zwei Formen wirt­ 20 sch[aftlicher] Organisation: Stadtwirtschaft = 〈tauschwirtsch[aftliche] |:d[urch] Tausch:| Verkehrs-〉 Deckung des Bedarfs, |:verkehrsw[irtschaftliche] Arbeitsteilung:| 25

30

feudale Grundherrschaft = organisierte Bedarfsdeckung u. Arbeitsteilung Kampf beider mit einander: Stadt: Erweiterung des Marktes Grundh[errschaft]: Erweiterung der Zahl der abh[ängigen] Wirtschaften

i–i Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  j  Letzter Wortteil, unter dem Klebestreifen, bricht am äußersten Blattrand ab.   k–k  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  l In A folgt eine kurze horizontale Trennlinie; Fortsetzung von A 16v erfolgt gemäß Max Webers Gliederung, unten, S.  156.  

A 16v

5

10

15

20

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3 Einschränkung des Zutritts zu Gewerbe u. Bürgerrecht anstelle der urspr[ünglichen] Begünstigung.

155

156

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

beide lokale W[irtschafts]-Gemeinschaften. Deckung des eigenen Bedarfes central

5

A 20r

10

Weiterentwicklung: mit interlokalem Tausch, Verlegung des Schwerpunktes in diesen Zunahme 〈Entstehung〉 der Exportgewerbe in der Stadt〉m |

4.n Die Volksw[irtschaft] a) entsteht b) findet vor. |o

4. Die Volksw[irtschaft] Entsteht, als |:a):| |:ökon[omischer]:| Schwerpunkt auf interlokalen Tausch rückt. Selbstgenügsamkeit der Städte u. Grundh[erren] aufhört – damit Regulierung unmöglich b) statt feudaler Berufskrieger bezahltes Soldheer tritt Ihr Ziel ist: Machtstellung des Fürsten u. Landes diese auf a) Zahl b) Geldreichtum der Unterthanen Daher diese beiden zu erhöhen Ziel der W[irtschafts]P[olitik]. Mittel dazu: der Stadtw[irtschafts]P[olitik] entnommene Übertragung der städt[ischen] W[irtschafts]P[olitik] auf das Gebiet nationaler Territorien. |

m  In A folgen A 18 und A 19r/v, vgl. den Anhang, unten, S.  158–161.   n A: 1. > 4.   o  In A folgt A 20v, als nicht zur Vorlesung gehörig entnommen. Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  134.  

5

10

15

20

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 3

C. Volksw[irtschaft] |:a):| mit Verlegung des Schwerpunktes auf interlokalen Tausch

5

b) mit Entstehung des fürstl[ichen] Soldheers (Geldwirtsch[aft] des Staats) Damit: Machtstellung des Fürsten Ziel der W[irtschafts]Pol[itik] Zahl u. Geld der Unterthanenp |

p  In A folgt der Hinweis: verte  

157

158

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

Anhang A 19r

5

3. Gewerbepolitik

|:Volle:| Entfaltung der Zunft-Pol[itik] nach der ökonom[ischen] Seite

A 18

|:Schönberg Die gesch[ichtliche] Bed[eutung] des m[ittel]a[lterlichen] Zunftw[esens]:|2 Schmoller Straßb[urger] Tucher- u. Weberzunft Bücher, Entst[ehung] der V[olks-] W[irtschaft] 〈Schönb[erg]〉

10

15

20

25

Träger: Zünfte – Maß der zünft[igen] Entw[icklung] |:u. Monopolisierung:| sehr verschieden – Machtfrage In Nürnberg z. B. gar keine aPolitik der Zünfte: 1)b Polit[ische] Macht 〈Erste Epoche〉 Politik: 〈1)〉 Große Zahl der Gewerbe zuerst So noch 14. Jahrh.: Verbot des Übertritts der reich Gewordenen zu den Gilden, Constafeln, Richerzechen der Geschlechter U[nter] Umst[änden] gradezu: die ganze Stadt zünftig gegliedert, alte Geschlechter in die Zünfte. So: Einnahmen-Vermehrung Maximum: Florenz

〈Zweite Epoche〉

2) Monopolisierung |:nach außen:|: Bönhasenjagd |:auf dem Lande:|

30

doppelte Richtung: a) Monopol nach außen 1. Abschluß, Erschwerung des Zutritts 2. Bönhasenjagd

3) Ausschluß der inneren Concurrenz

b) Ausschluß der inneren Concurrenz

Dafüra Grundlage:

Grundlage: Gewerbepolizei

a–a  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  b A: a); vom Editor gemäß Max Webers folgenden Ordnungszahlen korrigiert.   2  Gemeint ist: Schönberg, Bedeutung des Zunftwesens.

5

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 1 〈Qualitäts〉 Controlle |:der:|

5

10

15

20

gewerbl[ichen] Produktion D[urch] Karl d. Gr. schon Länge und Breite der Tuche vorgeschrieben hier im Consumenten-Interesse Bei der Zunft im Produzenten-Interesse a) Hinderung der unlauteren Concurrenz, welche Renommée Aller schädigt – Qualitätscontrolle b) Gleichheit der ökonom[ischen] Chancen Daher: amtl[iche] Waarenschau – Plombierung etc. urspr[ünglich] d[urch] Rath u. städt[ische] Beamte später meist d[urch] Zunft Weiter entwickelt: 1. 〈Gleichheit〉 |:Controlle:| der Technik |:u. Ökonomie:|: massenhafte Vorschriften darüber Insbes. auch: 〈Beschränkung der

Text 2 Produkt[ions]-Controlle Karl d. Gr. (Tucher) im ConsumentenInt[eresse]

Zunft im Produzenten-Int[eresse] a) Qualitätscontrolle – Renommee

30

35

40

Beschränkung der Arbeitszeit Nacht- u. Sonntagsarbeit verboten auch kirchl[iche] Interessen “ feuerpoliz[eiliche] “ “ sittenpoliz[eiliche] “ 2. 〈Schranke f[ür] die〉 |:Controlle der:| Betriebsgröße – künstl[iche] Kleinhaltung, selbst[ändiges] Umsetzen Freiheit d[urch] Gleichheit Einkaufsquantum beschränkt Rohstoffe nur 1 Verkaufsstätte Arbeiterzahl beschränkt Damit Arbeitsteilung in die charakterist[ische] Form gedrängt

5

b) Gleichheit. Mittel: amtl[iche] Waarenschau urspr[ünglich] d[urch] Rath dann d[urch] Zunft.

Einzelrichtungen: 1. Technik –

Zahl der Knechte〉 25

159

2. Betriebsgröße –

10

160

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

〈3.〉 Verbot fremden Capitals –

Selbständigkeit (Verbot der societates)

5

A 19v 10

15

20

25

30

35

3. Preiscontrolle   Sehr oft f[ür] Markttage wenigstens Kaufhauszwang   Minimalpreistarife der Zunft kamen ebenfalls vor | 4) Interessenkämpfe zwischen den Zünften

Daneben 1) Kämpfe zwischen den Zünften a) Abgrenzung der Monopole b) Kampf um den Markt –

Kampf um den Markt, d. h. Recht des Absatzes an den Consumenten Typisch in der Textilbranche: Kämpfe zw[ischen] Wollschlägern, Webern, Tuchern um Gestattung freier Verwertung des Produkts bzw. der Arbeit oder Monopolisierung f[ür] die andere Zunft Insbes. Kampf mit Gewandschneidern (Tuchhändlern) – beginnt mit Export. cFrage: wer soll absetzen dürfenc Teilw[eise] setzen diese Verbot des Gewandschnitts f[ür] die Zünfte durch Damit diese auf die G[ewand­ schneider] angewiesen: fakt[isch] Anbieter derselben Teilw[eise] wenigstens MaklerMonopol der Kaufleute u. Makler-Zwang (angebl[ich] polizeilich) Gewaltige Kämpfe: fläm[ische] Vesper 1302 Weberschlacht in Köln 5) Interessenkämpfe in der Zunft:

40

3. Preiscontrolle –

2) Kämpfe in der Zunft |

Seit Mitte 15. Jahrh., allgemein Anf[ang] 16. (Bev[ölkerungs-] Problem, am stärksten in Deutschland, c–c  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

5

§  1  Die typischen Vorstadien der Volkswirtschaftspolitik

Text 1

5

10

da kein Anteil an überseeischer Expansion) Abschluß der Zünfte: Lehrzwang Wanderzwang hohes Entree insbes. Meisterstück oft Beschränkung der Meisterzahl Damit: soziale Spaltung: Gesellenschaft direkt bev[ölkerungs]politisch: g[e]g[en] verheirathete Gesellen (weil unabhängiger) |

Text 2

161

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen §  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters Editorische Vorbemerkung Über die dem 1. Buch, §  2, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Text 3

Seite

§  2. Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters || … || Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitische Doktrinen Altertum Mittelalter

A 21r



A 11r

166

  1. Das Altertum || 1. Altertum || 1. Altertum – Orient nicht

A 21r

A 22

A 11r

166

   a) … || Vorbemerkung

A 22



166

   a) beherrscht von der Stadt || a) beherrscht von Stadt

A 21r



A 22



166

    b) ausschließlich militärische Unterlage || b) militärische Unterlage

A 21r

A 22



166

   c) Verhältnis der Wirtschaft zum Tausch || c) Verhältnis zu Verkehr und Tausch – Grundlage: Hauswirtschaft

A 21r

A 22



168

    d) Sklavenarbeit Unterlage || d) Sklavencultur

A 21r

A 22



168

1) Demgemäß Verkehrspolitik der helleni   schen Städte || Demgemäß: b) Politik der hellenischen Städte || 1. Verkehrspolitik der hellenischen Städte

A 21r

A 22

A 13r (1) 168

    1. auf naturalwirtschaftlicher Unterlage in Sparta || 1) auf naturalwirtschaftlicher Grundlage – alter Stadtfeudalismus – Sparta || Am consequentesten durchgeführt in den dorischen Kriegerstaaten. Sparta, Kreta

A 21r

A 22

A 13r (1) 170

163

Editorische Vorbemerkung zu §  2

Seite

Text 1

Text 2

Text 3

    2. auf stadtwirtschaftlicher Unterlage || 2) stadtwirtschaftliche Unterlage || 2) In den übrigen Staaten mit Eindringen der Geldwirtschaft die Stadtwirtschaft Grundlage

A 21r

A 22

A 13r (1) 172

     1) Colonisation

A 21v



     2) Bauernbefreiung

A 21v



A 13r (1) 172

     3) Strenge Luxuscontrolle

A 21v



A 13r (1) 172

     4) Verbot des Zwischenhandels

A 21v



A 13r (1) 174

     5) Verbot der Bauernzuwanderung

A 21v



   3. In den maritimen Großstädten (Athen) || 3) Großstädte || 3) in den Großstädten

A 21v

A 22

A 13r (1) 174

2) Reflex bei den Theoretikern der Staats   lehre und Ethik || … || 2. Reflex bei den Staats-Theoretikern

A 24r



A 13r (1) 176

3) Die römische Wirtschaftspolitik in der    Republik || … || 3. Rom.

A 23r



A 13v

178

   1. Frühperiode || … || a) Republik

A 23r



A 13v

178

    2. italische Eroberungsjahre

A 23r



A 13v

178

A 13v





172

174

    3. Überseeische Expansion

A 23r



4) Die Wirtschaftspolitik der Kaiserzeit   

A 23v A 25r





182

180

  Wissenschaft der Volkswirtschaftspolitik existiert nicht

A 25v





184

  2. Das Mittelalter

A 26r





185

   1. Wirtschaftspolitik des Feudalismus

A 26r/v





185

2. Die Wirtschaftspolitik der mittelalterli   chen Städte || 2. Die Wirtschaftspolitik der mittelalterlichen Städte

A 28r

A 27



187

   1. Die allgemeinen Grundlagen der städtischen Wirtschaftspolitik

A 28r/v

A 27



187

   2. Die Consumenten-Politik der Stadt

A 30





191

     a) Fleischpolitik

A 30/A 31 –



191

    b) Getreide- und Brodpolitik entsprechend

A 29





193

    3. Handelspolitik der mittelalterlichen Städte

A 32r/v





195

     I) Entwicklung eines nationalen Handelsstandes in den Binnenländern.

A 32r





195

164

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen Text 1

Text 2

Text 3

Seite

     II) Entwicklung des auswärtigen AktivHandels der Städte

A 32v





197

      1. Persönliche Sicherheit

A 32v





197

      2. Schutz aller internationale Rechts­ sicherheit

A 32v





197

      3. Handels-Privilegien

A 32v





198

      4) Regelung des Exportes einheimischer Produkte

A 32v





198

      5) Colonialpolitik der mittelalterlichen Städte

A 33





198

    4. Finanzpolitik der mittelalterlichen Städte

A 33





199

   3. Wirtschaftspolitische Doktrinen des Mittelalters

A 34r/v





200





204

Anhang    b) Kaiserzeit

Text 1 A 24v

Die vom Editor dem §  2 „Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, lassen sich bei §  2. „1. Das Altertum“ (A 21–A 25 sowie A 11 und A 13) hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien zu drei Textfolgen und bei §  2. „2. Das Mittelalter“ (A 26–A 34) im wesentlichen zu einer Textfolge anordnen. Die Textfolgen 1 bis 3 zu §  2.1. und die Textfolgen 1 bis 2 zum 1. Abschnitt des §  2.2. werden synoptisch abgedruckt. Text 1 ist auf Oktav-Papierformat geschrieben. Der Text beginnt auf A 21r und trägt die Überschrift „§  2. Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen des Altertums und Mittelalters“. Unterpunkt „1. Das Altertum“ umfaßt A 21v, A 24r, A 23r/v und A 25 r/v. Der Editor hat A 24r mit dem Abschnitt „2) Reflex bei den Theoretikern der Staatslehre und Ethik“ gemäß der von Max Weber erstellten Abschnittszählung vor A 23r/v angeordnet. Die Rückseite A 24v enthält Ausführungen zur römischen Kaiserzeit, die in stark verkürzter Form dem Inhalt von A 23v und A 25r/v entsprechen. Die Abweichungen ließen sich synoptisch nicht darstellen, so daß der Editor A 24v dem Anhang zugewiesen hat. §  2.2 „Das Mittelalter“ besteht aus A 26 r/v, A 28 r/v, A 30, A 31, A 29, A 32 r/v–A 34. A 35 wurde als der Vorlesung nicht zugehörig entnommen.1 Text 2 besteht aus A 22, das auf gehälfteten Oktavformat gefertigt ist, und A 27, ebenfalls auf kleinerem Papierformat. A 22 behandelt §  2.1. „Das Altertum“ und stellt eine Kurz- oder Konzeptfassung von A 21r/v, Text 1, dar, wobei in A 22 zur Weiterführung von Gliederungspunkt 2 auf Detailausführungen in Text 1,

1  Vgl. dazu den Editorischen Bericht (Zur Überlieferung), oben, S.  106.

Editorische Vorbemerkung zu §  2

165

A 21v, verwiesen wird,2 und der letzte Gliederungspunkt „3. Großstädte“ nur noch ohne jede weitere Ausführung genannt ist. §  2.2. besteht aus A 27 und läuft parallel zu A 28r/v, Text 1. Text 3 besteht aus A 11r und A 13 r/v, die auf einem kleineren Papierformat verfaßt sind. A 11r trägt die Überschrift „§  2. Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitische Doktrinen Altertum Mittelalter“ sowie die Abschnittsüberschrift „1. Altertum – Orient nicht“. Die Blätter sind im Archivkonvolut §  1 zugeordnet, vom Editor aber aus sachlichen Gründen dem §  2 zugewiesen.3 A 11r ist nur im oberen Drittel beschrieben und liest sich wie eine grobe Skizze bzw. Vorfassung zu den entsprechenden Ausführungen in Text 1 und Text 2. Das Thema „Großstädte“ ist auf A 13r angerissen, aber in Text 1, A 21v, unter „3. In den maritimen Großstädten (Athen)“ ausführlicher behandelt. Der Anhang besteht aus A 24r, das quer zur Längsrichtung beschrieben ist und sich keiner Textfolge eindeutig zuordnen ließ, aber thematisch zu §  2 gehört. Max Weber hat weite Teile des überlieferten Manuskripts zum §  2 für die Vorlesungen der Heidelberger Zeit erarbeitet. Dafür sprechen folgende Indizien: A 29 (unten, S.  193, Text 1) fußt auf Wilhelm Naudés Studie zur Getreidehandelspolitik von 1896; weiterhin das Bonmot über Karl den Großen als „Testamentsvollstrecker Diokletians“ auf A 26r (unten, S.  185, Text 1) aus Max Webers Vortrag über die „sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur,“4 gehalten im Januar, erschienen im Mai 1896, sowie das nach Eduard Meyer, Geschichte des Alter­ thums II, S.  804, wiedergegebene Zitat „Attika eine Stadt“ auf A 21r,5 aus Webers Handwörterbuchartikel über die „Agrarverhältnisse im Altertum“, erschienen 1897.6 Hier finden sich zudem weitere Bemerkungen aus der „Praktischen Nationalökonomie“ zur hellenischen Zeit, die in seinen Vorlesungen zur „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“ und zur „Geschichte der Nationalökonomie“ fehlen – so die Stichworte zu Solon, Zaleukos und Periander auf A 21r/v (unten, S.  172, Text 1). Aussagen zu den italienischen „Montes“ auf A 33 und A 34v (unten, S.  200–203, Text 1) enthalten Erkenntnisse von Heinrich Sievekings Habilitationsschrift zum Genueser Finanzwesen, die 1898 erschienen ist. Weber kannte die Arbeit bereits Anfang 1897 und empfahl am 1. März 1897 Sievekings Zulassung zur Habilitation.7 Aufgrund der neuen Forschungsergebnisse revidiert Weber auch eigene ältere Aussagen zu den Montes als „Vorläufer der modernen Aktiengesellschaft“, wie er sie noch in der Vorlesung „Finanzwissenschaft“ im WS 1894/95 und WS 1896/97 vorgetragen hatte.8 A 33 kann Weber also frühestens für die Vorlesung über die „Praktische Nationalökonomie“ im WS 1897/98 gefertigt haben.

2  Vgl. unten, S.  172 mit textkritischer Anm.  p. 3  Vgl. die Editorische Vorbemerkung zu §  1, oben, S.  134 mit Anm.  1. 4  Weber, Soziale Gründe, MWG I/6, S.  124. 5  Vgl. unten, S.  172, Text 1, mit Anm.  2. 6  Weber, Agrarverhältnisse im Altertum, 1. und 2. Fassung, MWG I/6, S.  146–227. 7  Weber, Max, Habilitationsgutachten Heinrich Sieveking, MWG I/13, S.  524–527. 8  Weber, Finanzwissenschaft, MWG III/3, S.  133.

166

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

A 21r §  2. Die W[irtschafts]P[olitik] u. w[irt­

schafts]p[olitischen] Doktrinen des Altertums und Mittelalters

5

1. Das Altertum.a

1. Altertum

〈Eigenart [??] [??] a)〉

a) Vorbem[erkung]c Tritt entgegen

Tritt uns entgegen: |:a):| als beherrscht von der Stadt, – u. zw[ar] |:Höhepunkt die:| Küstenstadt – Küstenkultur 10

15

bb)

ausschließl[ich] militärische Unterlage. Der Bürger ist |:Berufs-:|Krieger |:Feudalstadt unprodukt[iv] (πόλις):|

25

30

35

5

b) militärische Unterl[age]: Bürger = Berufskrieger

〈Alle andren Interessen dadurch unterlegen, (auch Platon)〉 〈2) Die〉

20

a) beherrscht v. Stadt im Vordergrund: Küstenstadt K[üsten]-Cultur

A 22

Urspr[ünglich]: reiner Stadtfeudalismus Nur die in der Stadt zusammengesiedelten Berufskrieger sind Bürger (ἀστοί) Wer 〈πέρίοικος〉 ἄγροικος πέρίοικος ist, rechtlos. demokratischer Militarismus: exerciertes Hoplitenheer, s[ich] selbst ausrüstend Die Bürger e[ine] Zunft geschlossene Stollenzahl Kleine Zahl (Epidauros 180 Oft: „die 1000“)b

πόλις urspr[ünglich] Feudalstadt Urspr[ünglich] rein: nur städt[ische] Berufsk[rieger] Bürger

10

πέρίοικος, ἄγροικος pol[itisch] rechtlos exerciertes Hoplitenheer, Selbstequipierung geschlossene Zunft, kleine Zahl: 1000, Epid[auros] 180

〈b) Sklavenarbeit ökonom[ische] Unterlage, d[urch] Kriege in zunehmendem Maße. Hellen[isches] Altertum: Erste Periode: Stadt Feudalstadt〉

a  In A folgt verschobener Text j–j, unten. S.  170.   b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   c In A doppelt unterstrichen.  

15

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 3 A 11r §  2. W[irtschafts]P[olitik] u. w[irt­

schafts]p[olitische] Dokt[rinen] Altert[um] Mittel[alter] 1. Altertum – Orient nicht

5

〈städtische C[ultur]〉

Küsten-C[ultur] Sklaven-C[ultur] städtische C[ultur] – Militär-Staat

dSpeziell

10

entwickelt im hellen[ischen] Altertumd Bürger Krieger, exerciert Bürgerschaft Militär u. Zunft Urspr[ünglich] nur sie berechtigt Demgemäß hellen[ische] Städte: |

d–d  Zusatz links neben den vier folgenden Zeilen; durch Klammer markiert.  

167

168

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

10

15

20

25

c) 〈Die〉 Verh[ältnis] der Wirtschaft 〈ruht auf der [?? ?? ?? ??]; auf〉 zum Tausch: Zwar: |:1) Stadtwirtschaft in Althellas u. Altrom vorhanden:| 2) interlok[aler] 〈Zwar〉 Verkehr: extensiv stark vorhanden, aber: dünner Küstenstreifen hochwerthige Artikel dünne Schicht von Besitzenden eAusn[ahme]: Consumenten wie Athen und Rom hier aber: Versorgung StaatsSachee intensiv also schwach. – Vor Allem: 〈Unter〉 nicht zunehmend, weil:

c) Verh[ältnis] z[u] Verkehr u. Tausch – Grundl[age]: Hauswirtschaft

d) Sklavenarbeit Unterlage, d[urch] Krieg ausgedehnt Dad[urch]: Fortschritt der Technik   “ der Arbeitsteilung  fin die Entwicklung der Arbeits­ teilung im 〈Oikos〉 |:Hause:| gedrängtf

d) Sklavencultur, d[urch] Krieg gestützt mit Geldwirtschaft Skl[aven]-Markt. Dad[urch]: unfreie A[rbeits]Teilung, im Hause = Fortschritt

Freies Gewerbe stagniert. Jedes Anschwellen des Reichtums = Anschwellen des Sklavenbesitzes (οίκος) 30

35

Text 2

gEbenso

die wenigen Exportbetriebe: Sklaven-Betriebe Landw[irte] – πεδιακοί Gewerbe – Kleon Emporschwelleng

1) Demgemäß V[erkehrs]Politik der hellenischen Städte:

1. lokale Stadtwirtschaft z. Z. der Gesetzgeber u. Tyrannen meist 2. interlokal – extensiv bedeutend aber dünner Küstenstreif hochw[ertige] Artikel – höchst Besitzende Massenbedarf (Rom, Athen) abnorm, staatlich.

5

10

Intensität schwach – und: nicht zunehmend, weil

1) Anschwellen des Reichtums d[urch] Verkehr = Sklaven­ ver[kehr]

15

20

2) Export-Betriebe = Sklavenbetrieb (Landw[irtschaft], Gerberei) Verkehr läßt unfreie Unterlage schwellen. Demgemäß: b) hPolitik der hellen[ischen] Städteh

e–e  Zusatz mit eckiger Klammer parallel zu den zwei vorangehenden Zeilen.   f–f  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   g–g  Einschub am rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   h–h  In A doppelt unterstrichen.  

25

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

169

Text 3

A 13r (1) i1. V[erkehrs]Pol[itik] der hell[enischen]

Städte.

i–i (S.  171) Einschub vom linken obersten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

170

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

Litteratur jE[duard] Meyer G[eschichte] d[es] Altertums, 2.  Band. – Die w[irtschaftliche] Entw[ickelung] i[m] Altertum

Text 2 kLitt[eratur] E[duard] Meyer II. – W[irt­ schaftliche] E[ntwickelung] Pöhlmann Zeller, Oncken, Dümmlerk

5

〈Wilh[elm]〉

10

15

|:Phil[osophische] Litt[eratur] (Zeller)1 dazu: Dümmler Prol[egomena] z[u] Plat[ons] Staat:| Pöhlmann G[eschichte] d[es] ant[iken] Soz[ialismus] u. Communismus |:Oncken, Staatsl[ehre] d[es] Aristoteles:|j central: Erhaltung der Bürgerzahl u B[ürger]-Wehrhaftigkeit, d. h. Zahl der Bürger, welche s[ich] selbst equipieren können.

20

1. auf naturalwirtsch[aftlicher] Unterlage in Sparta hier die alte Form des Feudalismus aufrechterhalten

central: wehrhafte, s[ich] selbst equip[ierende] Bürger

1) auf naturalw[irtschaftlicher] Grundl[age] – alter Stadtfeudalismus – Sparta

j–j  Verschobener Text gemäß Max Webers Markierung und dem Hinweis: Litteratur hier eingefügt.  k–k  Zusatz am rechten Blattrand.   1  Gemeint ist vermutlich: Zeller, Grundriß der griechischen Philosophie.

10

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

171

Text 3

Bürgerzunft Träger stadtsässig, ernährt d[urch] BauernFrohndeni – in Sparta dauernd ἀστοί allein Bürger g[e]g[en] περίοικοί

5

10

15

20

25

Centrales Problem: Erh[altung] der Wehrkraft u. kameradschaftl[ichen] Gleichheit d. h. der Klasse der s[ich] selbst equip[ierenden] |:waffengeübten:| Bürger – der Zunft Daher: |:Militärischer Ehezwang g[e]g[en] Verwandte – Brauchbarkeitscontrolle der Kinder (Phyle):| Verbot der Veräußerung des κλἣρος, Schließung der Zunft nach außen. lGefährdung: d[urch] Differenzierung der Vermögen Geld Sklaven Hier jetzt Kampf Dies „soziale Frage“l

1) Am consequentesten durchgeführt in 〈Sparta〉 den dorischen Kriegerstaaten. Sparta, Kreta, – |:Conservierung der

i (S.  169)–i Einschub vom linken obersten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   l–l Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

172

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Ernährung der Bürger d[urch] Natural-Abgaben der Unterworfenen: Staatstafel (Casino)

5

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15

Deshalb: Angebl[iche] – vielleicht wirkl[iche] – Einschränkung des Verkehrs (Fixierung des Bedürfnisstandes Zweck) 2. auf stadtwirtschaftl[icher] Unterlage – Dies Regel: massenhafte kleine Stadt-Territorien wie im M[ittel]A[lter] Politik der Gesetzgeber (Solon, Zaleukos) u. der Tyrannis. Einbeziehung des platten Landes in den Kreis der Bürger: „Attika eine Stadt“2 Einzelmaßnahmen: |

A 21v

20

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35

Text 2 Bürger genährt d[urch] NaturalAbgaben Staatstafel (Casino) Daher: Fixierung des Bedürfnisstandes, Beschränkung des Verkehrs

5

2) stadtwirtschaftliche Unterlage, Regel: viele kleine Territorien Politik der Gesetzgeber u. Tyrannis Einbeziehung des Landes in den Bürgerkreis: „eine Stadt“ Einzeln:p

m1)

Colonisation   Staatsbauten  nBev[ölkerungs]Problem d[urch] Differenzierung auf Sklaverei (Periander)n 2) Bauernbefreiung   〈Verbot〉 Einschränkung des   Sklaven-Imports:  ofreie Arbeitsteilung, Hemmung der Differenzierung (Periander)o m 3) Strenge Luxuscontrolle – g[e]g[en] Differenzierung – Gleichheit (Periander Zaleukos) m–m  Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers Numerierung und Markierung mit Schweifklammern.   n–n  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   o–o In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   p  In A folgt in eckigen Klammern der Verweis S[eite] 2, der sich auf A 21v, Text 1, S.  172, Z.  20 ff., bezieht (vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  165).   2  Zitat nach: Meyer, Geschichte des Alterthums II, S.  804.

10

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 3

5

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15

Naturalwirtsch[aft], um die Gleichheit zu erhalten.:| Ernährung d[urch] Naturalabgaben Staatstafel – Casino Conservierung des Bedarfsstandes (Verkehrsschranken)

2) In den übrigen Staaten mit Eindringen der Geldwirtschaft die Stadtwirtschaft Grundlage – Gleichheit conserviert

|:Befreiung und:| Einbeziehung der Bauern in die Bürgerschaft, Verbot der Zuwanderung zur Stadt Versuch der Sklaven-Beschränkung Luxuscontrolle

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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4) Verbot des Zwischenhandels (Zaleukos) = Zunft 5) Verbot der Bauernzuwanderung, erzwungene Landtracht (Stadtpolitik) Problem also: ökonomisch: Gleichheit u. Freiheit, freie Arbeitsteilung g[e]g[en] unfreie. vor allem: militärisch: Erhaltung der Unterlagen des Heeres. (dazu selbsteq[uipierende] freie Grundbesitzer)

20

spezifisches soziales Problem des Altertums: Sprengung der Bürger-Gleichheit – |:a) einerseits:| Großvermögen |:andererseits: b):| 〈dad[urch]〉 besitzlose Freie massenhaft

25

Grund der Sprengung ad a) die Handelsgewinnste   internat[ionaler] Verkehr    aufhörende Selbstgenügsamkeit ad b) Bev[ölkerungs]Problem

15

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Text 2

3. In den maritimen Großstädten (Athen) Stadtwirtsch[afts]-Pol[itik] nicht aufrecht zu erhalten, Differenzierung schreitet unaufhaltsam fort Dad[urch] militär[ischen] Anforderungen nicht zu genügen In Athen 〈nach der〉: Einreihung der Besitzlosen in das Heer (Proletarierheer) a) Damit beginnt das Heer zu kosten – geldwirtsch[aftliche] Deckung b) politisch bedenklich, deshalb In Karthago: Soldheer unter Mago.

3) Großstädte. |

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 3 Zwischenhandel

5

3) in den Großstädten d[urch] H[andels]Gewinnste Massensklaverei Unmöglichkeit der alten Grundlagen der Wehrkraft Verfall des Heers der Hopliten

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 In Athen schließlich: Preisgabe des Landes (peloponn[esischer] Krieg) – Perikles Flotte 〈– nicht〉 Träger des Staates – also geldwirtsch[aftliche] Deckung mehr u. mehr Entscheidend f[ür] d[ie] Möglichkeit der Behauptung: Aufrechterhaltung der Monopolisierung des Handels Mit 〈dessen〉 Niederwerfung des Monopols Bruch | A 24r

5

2) Reflex bei den Theoretikern der Staatslehre u. Ethik Erkenntnis: Unterlage der eingetretenen Wandlung: die Geldwirtschaft d. h. geldwirtsch[aftliche] Bedarfsdeckung der herrschenden Schichten Damit: Bruch des Typischen u. Traditionellen in der Bedarfsdeckung Das Individuum auf eigene Füße gestellt selbstverantwortlich. Damit: 1. Geistige u. ethische 〈[??]〉 Emancipation des Individuums von der „πόλις“ „Der Mensch“ das Maß aller Dinge = das Individuum nicht: die πόλις 2. Emporwachsen jener eigentüml[ichen] „Übermenschen“ des Altertums: Alkibiades, Lysandros – vaterlandslos Hiergegen Reaktion, die Gefahr für die πόλις, die polit[ische] Einheit u. Wehrhaftigkeit entscheidet dabei „die πόλις g[e]g[en] das Individuum“: polit[ische] Schriftsteller, Hellas: Platon, Xenophon, Aristoteles Ethische Gefahr: allg[meiner] Indifferentismus des Individualismus Politische [“] : Sprengung der Bürgergleichheit wodurch diese? wodurch die Geldwirtschaft? die gegr[ündeten] Vermögen? d[urch] internat[ionalen] Verkehr – Chrematismus mangelnde Selbstgenügsamkeit der πόλις (αυταρκεια) qKeine wissensch[aftliche] Nat[ional]Ök[onomie] Keine ökon[omischen] Problemeq Diese das Ideal (daher Lykurg-Legende) daher: Kampf g[e]g[en] Zins g[e]g[en] Unternehmergewinn g[e]g[en] Handel, Banken etc.

q–q Zusatz am linken Blattrand von eckiger Klammer umfaßt und parallel zu den vier vorigen Zeilen.  

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

177

Text 3

Flotte (Athen seit Perikles)

Existenz hing am Handels-Monopol Zusammenbruch mit dessen Wegfall. 2. Reflex bei den Staats-Theoretikernr |

r  In A folgen eine Verweismarkierung mit unklarem Bezug (vermutlich zu A 24r (Text 1); vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  164) und der Hinweis: verte  

178

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Idealstaat Plat[ons] (πολίτεία): Communismus Consequent: Negation der Familie Aufgehen des οίκος in der πόλις Zweitbester Staat (π[όλις] νόμων) Züchtung von Normalmenschen   Stadtwirtschaft Erhaltung der Verm[ögens]Gleichheit  sAristoteles: Stadtwirtschaft zu weit entfernt von den Traditionen des alten Militärstaates Daher hier Frage nach dem Zweck des Staates: – bei Platon gar nicht gestellt. – Staat Selbstzweck bei A[ristoteles]: Glück des Individuumss tStarke Betonung der bevölkerungspolit[ischen] Seite der άυτάρκεια: Auslese der tauglichen Kinder Kindermaximum (Aussetzung)t | A 23r

3) Die römische Wirtschaftspolitik in der Republik Mommsen3 Marquardt4 Rodbertus Z[ur] G[eschichte] der agrar[ischen] Entw[ickelung] Roms Weber R[ömische] Agrarg[eschichte] –

5

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Nicht: ökon[omische] Entwicklung sondern: W[irtschafts]Pol[itik] des Staates 1. Frühperiode: Rom Zwischenhandelsplatz Monopolisierung des Zwischenh[andels], inbes. der Karthager – H[andels-] Vertrag Patriciat = die am Marktort ansässigen Grundherren Combination von Leihepatenten u. Bodenbesitz Kampf der Bauern: Zinserlaß Freiheit von patrimonialer Herrschaft 2. italische Eroberungsjahre Sieg der Plebs, d. h. |:ursprünglich:|: die Partei der Bauern u. Ackerbürger (nicht = m[ittel]a[lterliche] Zunft, oder gar modernes Bürgertum)

s–s  Einschub am linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   t–t  Vertikaler Einschub am linken Blattrand parallel zum vorherigen Einschub.   3  Gemeint sind vermutlich: Mommsen, Römische Geschichte I8–III8, V4 und Mommsen, Römisches Staatsrecht I3, II,13, II, 23, III,1 und III,2. 4  Gemeint ist: Marquardt, Römische Staatsverwaltung I2, II2.

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 3

A 13v 3. Rom.

5

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|:a) Republik:| Anfangs: wie in Hellas Beherrschung des Landes d[urch] die Stadt Kampf zw[ischen] Geld- u. Sklavenbesitzern (Zwischenhändler-Aristokratie          Patriziat) u. Bauern (Plebs) – diese e[ine] agrar[ische] Partei, Forderungen: Zinserlaß Ök[onomische] Freiheit des Grundbesitzes Polit[ische] Gleichstellung Vollst[ändige] |:polit[ische]:| Siege: Unterwerfung der Stadt unter das Land

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 sondern: Dem Schwerpunkt nach agrarische Interessenten. uDie Stadt wird Grundbesitzer-Verband, nur Grundbesitzer in der Tribus, also wehr- u. stimmfähigu Nunmehr Ziel |:der Bauernschaft:|: Versorgung des Nachwuchses der Bauernschaft (c[ives] proletarii)

5

〈dafür〉 Expansion nach außen, Eroberung des Landes zur Besiedelung vKampf

um das öffentl[iche] Land (a[ger] publ[icus]) Aristokratie: capitalist[ische] Ausbeutung (Occupationes) Plebs: Besiedelung Regelm[äßig] Compromiß;v Jede Eroberung = Colonisation Jede Ansiedelung schafft wehrfähige Bürger   Zugleich aber auch:  cf. Amerika   massenhafte Vermehrung des öffentl[ichen] Landes   [“ ] [“ ] [“] Sklavenbesitzes    Darin: lokaler Kampf zw[ischen] freier u. unfreier A[rbeits]-Teilung Oikos u. Stadtwirtschaft 3. Überseeische Expansion: Ende der colonisator[ischen] Expansion mit Unterwerfung Italiens mit Hannibalischem Krieg (= peloponnes[ischer] f[ür] Attika) mit Änderung des Charakters des Proletariats Seitdem Expansion im Interesse der Verwerthung der Geldcapitalien: 1. Zoll- u. Handelsbegünstigungen 2. Steuer- u. Domänenpachtungen 3. Sklavenjagden Letzter Kampf der freien Arbeit mit der unfreien: Gracchen, Domitian Rückschlag definitiver Sieg der Sklaverei wInnere W[irtschafts]Politik nur: Lebensmittelversorgung der Stadt, d. h. des Proletariats Brod, nicht Land höhere Stufe: Einreihung in das Heer (Marius) Ausscheiden der Besitzenden (equites) Damit Cäsarismusw |

u–u  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  v–v  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  w–w  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

181

Text 3 Nur adsidui Bürger (die anderen: proletarii), |:sie das selbst­equip[ierende] Heer:|

5

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〈Ziel d[er]〉 Vollst[ändige] Freiheit des Bodens Fortgang des ökonom[ischen] Kampfes: Forderung der Bauern: Land für den Nachwuchs Colonisation des öff[entlichen] Landes Kriegs-Eroberung Interessen der Sklaven-Besitzer: Vermehrung u. Ausbeutung des öff[entlichen] Landes

Kampf zw[ischen] freier u. unfreier Arbeit: Compromiß: Expansion nach außen Je weiter, desto mehr zu Gunsten der Sklaven-Arbeit.

Letzter Kampf unter Gracchus, Sieg der Sklaverei Nunmehr: äußere P[olitik]: rein capitalistisch 1. Zoll- u. H[andels]Begünstigungen 2. Steuer- u. Domänen-Pacht 3. Sklavenjagd innere: nur Versorgung des hauptstädt[ischen] Proletariats: Brot, nicht Land. Staatl[iche] Getreide-Politik Versorgung im Heer Ausscheiden der Besitzenden Damit Cäsarismus |

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 23v

4) Die W[irtschafts]Pol[itik] der Kaiserzeit. xEntscheidend:

1. Stehendes Heer 2. Berufsbeamtentum Also: Menschen u. Geld wie Despoten des 16. Jahrh. Aber ökonom[ische] Unterlage andersx Verschiebung der Unterlage der Kultur: Binnencultur: damit verkehrlose Gebiete, Interessen der Grundherrn maßgebend (bisher: Stadtconglomerat) Zurücktreten der relativen Bedeutung des Verkehrs Befriedung des Reiches, Aufgabe der Eroberungen damit Zurücktreten der Sklavenmassen, des Kaufsklaventums Knappwerden der |:Sklaven-:|Arbeitskräfte Entst[ehung] des Colonats aus Parcellenpächtern Entwicklung der Frohnhöfe Selbstgenügsamkeit derselben zunehmend (unfreie A[rbeits]-Teilung〈)〉 in Form der Frohnhofs-Eigenwirtschaft) Abnahme der Geldwirtschaft Die Stadt nicht mehr Fundament der A[rbeits]-Teilung Der Markt nicht mehr unentbehrlich

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〈Aufhören der capitalist[ischen] Ausbeutung der Provinzen〉

Damit der privaten Capitalbildung W[irtschafts]Politik:y erste Periode noch: maßgebend Italiens Interessen: (Verbot der Öl- u. Wein-Cultur in Gallien) Schonung der italischen Grundherren: Aufhören der Rekrutierung in Italien mit 2tema Jahrh. aber immer mehr: das Reich Einheit u. |:Binnen:|Monarchie Versuch e[iner] Volkswirtsch[afts]-Politik als Stütze der Finanzpolitik Aber Contrast: die volksw[irtschaftliche] Unterlage mehr u. mehr naturalwirtschaftlich die V[olks]W[irtschafts]Pol[itik] (= Finanzpolitik) geldwirtschaftl[ich] Heer u. Beamte besoldet.

x–x  Einschub vom linken Blattrand von der unteren Blatthälfte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   y  In A folgt verschobener Text x–x, oben, Z.  2–7.   a A: 2te  

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

183

Text 1 Es besteht kein 〈internat[ionaler]〉 |:intensiver geldwirtsch[aftlicher]:| Verkehr keine entstehende große Exportindustrie als Unterlage der Geldwirtschaft. | 5

〈Maßnahmen:〉 |:Daher::| 〈1.〉 Consumenten-Politik:

Regulierung des Verkehrs: Diocletian’s Preis- u. Lohntaxen

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aber nicht möglich: Produktionspolitik, Gewerbe- u. Verkehrs-Protektionismus |:der merkantilist[ischen] Herrscher:| bGeldreichtum der Unterthanen als Quelle des Geldreichtums des Herrschersb Gewerbe auf Stufe des Handwerks u. der Sklavenarbeit f[ür] den eigenen Bedarf Zu dünn die Absatzproduktion Daher nur: a) Monopolisierung der gewinnbringenden Gewerbe- u. Handelszweige Dies massenhaft Damit private Capitalbildung gehemmt b) möglichst naturalwirtsch[aftliche] Deckung des Finanzbedarfs, |:da Geld fehlt:| Daher: Naturaldeputate als Gehalt |:1. Natural- statt Geld-Leistungen:| Naturalabgaben u. Speicher f[ür] das Heer (furchtbare Last) Naturalumlagen auf die gewerbl[ichen] Zwangs-Zünfte. also: Regulierung des Gewerbebetriebes |:2. Eigenwirtsch[aft]::| Eigene Regie für Getreideversorgung der Hauptstadt Eigene Bergwerke u. teilw[eise] eigene Fabriken. Eigene Finanzverwaltung statt Pacht Alles Verbesserungen aber: Hemmung der Capitalbildung. Daher: 〈c)〉 Verfall der Städte. Verbot des Abbrechens (Schröpfköpfe) cc) Alles

35

dies nur: Finanzpolitik. Nicht die Förderung der 〈W[irtschaft]〉 |:Interessen:| der Unterthanen Hiervon nur:

b–b  Einschub vom linken Blattrand.   c–c (S.  184)  Einschub von der linken Blatthälfte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

A 25r

184

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Interessen der Grundherren. |:Steigende Bedeutung::| Zunehmend Entw[icklung] der Gutsbezirke |:Excommunalisierung:| Insbes.: 〈Sicherung〉 |:Beschaffung u. Erhaltung:| der Arbeitskräfte der Güter, daher a) Rekrutierung aus Barbaren, abnehmend aus Colonen zunehmende Selbstergänzung b) Schollenpflicht der Colonen Niemals allg[emeine] Freizügigkeit Jetzt: Bauer Arbeitskraft daher: administrative Rückführung Andererseits aber: Bauernschutz, weil die Bauern Rekruten u. Steuerzahler deshalb: Verbot der willkürl[ichen] Erhöhung des Census [“ ] [“ ] [“ ] Depossedierung

5

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〈dazu die kirch[lichen] Interessen: Familienschutz, daher: Schließlich sogar: Sklavenschutz: Verbot des Auseinanderreißens der Familien〉

Institut des „Colonats“ Die Grundherren jetzt Träger des Staates auf dem Land Sie haften f[ür] Steuern f[ür] Rekruten Die Masse der Unterthanen ist „mediatisiert“c Ergebnis: zunehmend Feudalisierung der Gesellschaft |:Ständescheidung: permanente Träger des Reichs:| Unmöglichkeit der Geldsteuern Kaiserl[iche] Verwaltung geldwirtschaftlich Feudalheer unmöglich Zusammenbruch der V[olks]W[irtschaft] = Fazit Keine große Umwälzung: Versinken der Städte Abstreifen der geldwirtsch[aftlichen] Staatsverwaltung | A 25v

Wissenschaft der Volkswirtsch[afts]-Politik existiert nicht. Überhaupt keine Nationalökonomie – nur Technologie. Grund: es fehlen die Probleme – erst dann entsteht Wissenschaft

c (S.  183)–c  Einschub von der linken Blatthälfte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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35

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

185

Text 1 Verkehrsw[irtschaftliche] Bedarfsdeckung unentwickelt übersichtlich das G[e]g[en]teil erst mit Entw[icklung] des Capitalismus | 2.d Das Mittelalter 5

1. W[irtschafts]P[olitik] des Feudalismus 〈1) Entstehung〉 e〈1.〉 Reiterheer g[e]g[en] die Araber – Kirchenraub Karl Martell’s zur Schaffung von

Reiterexistenzen

〈2.〉 Herrschend schon unter Karl d. Gr. – Volksaufgebot unmöglich (Boretius)5 10

15

20

Entw[icklung] der Grundherrschaften:e Vorgefunden in Gallien als geschlossene Grundh[errschaft] In der Entw[icklung] begriffen später in Sachsen ebenso Klösterl[iche] u. Senioren-Herrschaften während der ganzen Karolingerzeit – wegen Militärdienstes als Streugrundherrschaft fExpansion: a) d[urch] 〈Verbesserung〉 |:Ausbreitung:| polit[ischer] Rechte Entw[icklung] des Grafenschatzes zur pers[önlichen] Abgabe b) d[urch] Colonisation im Inneren – Waldcolonisation der Grundherren c) durch feudale Colonisation nach außen: England, Deutscher Osten, Spanien.f Charakter: |:Grundherrl[iche]:| Eigenwirtschaften ohne erhebl[ichen] Verkehr

25

W[irtschafts]Politikg: Eigentl[iche] W[irtschafts]P[olitik] kennt der Feudalismus nicht. nur: militärisch  persönl[icher] u.  fiskalisch    staatl[icher] Bedarf nicht geschieden hNaturalw[irtschaft]

30

– Karl d. Große Testamentsvollstrecker Diokletiansh a) Naturalwirtschaft des Königs – Größter Grundherr, residenzlos, 〈persönl[ich]〉 Capitulare de villis b) Abschottung des Heeres: d[urch] Verleihung aller Gerechtsame, insbes. |:obrigkeitl[icher] Rechts- u.:| Gerichtseinnahmen

d  In A geht in kleinerer Schrift links am äußersten oberen Blattrand voraus: §  2 W[irtschafts-] P[olitik] u. w[irtschaftspolitische] Doktr[inen] des A[ltertums] u. M[ittel]A[lters]  e–e  In A Zeilen links mit blasser Tinte mit vertikalen Wellenlinien markiert.   f–f  In A Zeilen links mit blasser Tinte mit vertikalen Wellenlinien markiert.  g  In A geht eine Markierung mit unklarem Bezug voran; möglicherweise ein Hinweis auf eine frühere Fassung des §  2, Abschn. 2.3: „Wirtschaftspolitische Doktrinen des Mittelalters“, unten, S.  200–203.   h–h Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. 5  Gemeint ist: Boretius, Capitularia regnum francorum I, hier insbes. S.  137 ff.

A 26r

186

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 iReiterheer

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A 26v

25

– Kirchenraub K[arl] Martellsi Nur darum Ritterexistenzen (keine „Verschleuderung“) Nur auf ihrer Macht beruhend (u. zugleich Ohnmacht) c) in dem Dienst der EinnahmenBeschaffung auch beginnender Verkehr: Fremden- namentl[ich] Judenschutz Marktfrieden Zölle v. Brücken, Wegen, 〈Markt〉 Geleit Benutzung   Wege g[e]g[en]   Münze Entgelt  Conzessionierung von Marktanlagen |:an Grundherrn:| = Gestattung, s[ich] Einnahmen zu verschaffen | Nun: Massenhafte Gründungen von Märkten. Dann: Markt in Ansiedlungen, stets dichteres u. intens[iveres] Verkehrsnetz Allmälig ersetzt d[urch] Stadtgründungen

30

35

〈D. h.: Verleihung des Bauplatzes g[e]g[en] Zins [Verleihung des] Marktrechts u. der       Verkehrs-Autonomie dad[urch] Zoll- u. Gerichts-Einnahmen. 〈Ebenfalls〉 |:Ebenso:| d[urch] Privileg geregelt.〉

ebenfalls: Zoll- u. Gerichtseinnahmen |

i–i  Zusatz Max Webers diagonal zu den folgenden Zeilen.   

Text 2

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 1 A 28r

2. Die W[irtschafts]P[olitik] der mittelalterl[ichen] Städte

187

Text 2 2. W[irtschafts]P[olitik] der m[ittel-] a[lterlichen] Städte

A 27

j〈1) Vorbemerkung〉j

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1. Die allg[emeinen] Grundl[agen] der städt[ischen] W[irtschafts-] Pol[itik] Entstehung der Stadt: nicht gleichartig – Karolingerzeit kennt sie nicht, gehört zum Gau. In den großen Seehafenplätzen u. an der Stelle der alten Römerstädte: |:allmäl[ige] Entwicklung Verkehr nie aufgehört:| Schutzverband der Interessenten: Gilde Träger derselben „compagna communis“, Kaufgilde, gilda mercatoria

Mit Entw[icklung] der städt[ischen] Autonomie. Diese teils d[urch] Usurpation seitens der Gilden (= Bürger-Schutzverbände)

5

〈Monopolisiert den Verkehr („Hanse“ = „liberum arbitrium“)〉 usurpiert die Verh[ältnisse] 〈darüber〉;

da der Verkehr u. Staatsgewalt versagt. – monopolisiert ihn („Hanse“) Regelung d[er] Verh[ältnisse] durch Compromisse mit Stadtherren (Bischof etc.) Im Binnenland |: insbes. Deutschland:|: Stadtgründung, |:d. h. Verleihung des Bauplatzes g[e]g[en] Zins Stets ist Stadtansiedlung:| 〈d. h.〉 Überführung der Marktansiedlung in e[inen] a) befestigten b) autonomen Ort Insbes. Verkehrs-Autonomie u. Marktrecht, Zollprivilegien 〈dabei〉 c) bes. Gerichtsbezirk 〈Marktrecht〉

Entscheidend: 〈später u.〉 Selbstverw[altungs]-Behörde: Rath – damit Abschluß j–j  Am linken Blattrand.  

teils d[urch] Gründung – Spekula­ t[ions]Geschäft – seitens Stadtherren (Verleihung des Bauplatzes)

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

Stadtwirtschaftspolitik: Maßgebend: Interessengruppen der Stadt, gebildet d[urch] tauschwirtsch[aftliche] Unterlage. 5

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W[irtschafts]Pol[itik]

α) im einzelnen H[andel] Solidarität der Interessen aller in der Stadt 1. als Consumenten landw[irtschaftlicher] Produkte fremder Prod[ukte] überhaupt Ausbeutung des Landes, 〈klein-

teils: Solidarität (insbes. |:a):| als Consumenten〈)〉 |:landw[irtschaftlicher] Prod[ukte]

ste Preise〉

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2. an Ausdehnung des |:lokalen:| Marktes – Sprengung der Grundherrschaften 3. politisch an Niederhaltung fremder Concurrenz auf Märkten, die man selbst beherrscht β) Dag[e]g[en] massenhafte Interessencollisionen innerhalb der Bürgerschaft

[teils:] Collision der Interessen |:Insbesondere collidieren: die Preisinteressen der Cons[umenten] u. Prod[uzenten] aller einzelnen Produkte bei der Preisregulierung:|

Händler u. Consumenten: Freiheit des Verkehrs |:bes. des Exports:| – Regulierung der Preise u. daher Export-Verkehrsschranken (Getreide)

Händler u. Consumenten Erstere: Freiheit des Verkehrs (Export) letztere: Regulierung der Preise

〈Gewerbl[iche]〉 Produzenten u.

Consumenten |:gewerbl[icher] Produkte:| unter einander – 

〈Preistaxen pp. Kampf〉 30

b) als Teilnehmer am Markt an dessen Erweiterung – antifeudal):|

 

Die versch[iedenen] Stadien der  Prod[uktion] unter einander  k〈Compromisse〉

über die Preise 〈Preistaxen〉k

k–k  Text folgt rechts der Schweifklammer.  

5

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

Text 1

5

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A 28v

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35

Kampf zwischen Handel u. gewerbl[icher] Produktion a) Handel an Import-Freiheit interessiert Gewerbe an Monopol der Versorgung des Marktes lb) Kampf um Zulassung zum Markt Recht des freien Verkaufs der Produkte (Gewerbe) cf. Monopolisierung des Vertriebes (Handel) Kampf[,] wer den Vertrieb haben soll – Handwerk oder Lohnwerk.l mc) Exportgewerbe g[e]g[en] Gleichheitsinteresse Beginn des Verlagssystems Abhängigkeit vom Capitalm | nDiese Kämpfe innerhalb der Stadt 〈organisiert〉 |:nicht von Einzelnen frei:| ausgefochten

Freie Concurrenz nicht vorhanden, denn: o1. unsichere rechtl[iche] Unterlage f[ür] Einzelnen Nur die Gemeinschaft garantiert ihm die Existenz 2. übersehbarer Kundenkreis 3. stabile Technik des Kleinbetriebso – auch technisch |:u. ökonomisch:| kein Anlaß dazu: Daher: a) Regulierung der Produktion u. Verkehrsverh[ältnisse] d[urch] die Gesammtheit

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Text 2 Händler u. gewerbl[iche] Produzenten Erstere: Import-Freiheit letztere: Monopol

die einzelnen Stadien der Produktion nun Frage, wer den Markt haben soll (Monopol des Verkehrs mit Publikum)

Diese Kämpfe nicht in freiem Machtu. Markt-Kampf, sondern d[urch] organisierten Kampf der Gruppen Compromiß Regulierung d[urch] Gesammtheit Freiheit der Conc[urrenten] fehlt, notwendig da a) nur Gemeinschaft garantiert Existenz

b) Technik stabil, Kundenkreis übersichtlich

l–l  Einschub vom unteren linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m–m Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n–n (S.  190) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  o–o  Umstellung gemäß Max Webers Korrektur der Gliederungsziffern: 3. > 1., 1. > 2. und 2. > 3.  

5

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

〈b) R[egulierung] d[urch] Compromiß der Interessenten〉

5

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35

b) organisierter Kampf der Interessen u. Regelung d[urch] Compromißn Träger des Kampfes des Gewerbes: die Zünfte Urspr[ünglich] freie Verbände zwecks Wahrnehmung der polit[ischen] Interessen der gewerbl[ichen] Arbeit Versuchen 〈u. erlangen〉 |:zu erlangen:|: 1. Verf[ügung] über Gewerbepolizei.          〈damit über〉 2. “ “ Zulassung zum          Gewerbe Damit dann Unterwerfung unter a) Zunftzwang – jeder soll angeh[ören] müssen u. damit der Zunftregulierung unterworfen sein b) Zunftbann – innerhalb des Umkreises der Stadt sollen nur die Zünfte Gewerbe treiben – Monopol Nunmehr: Monopolisierungs-Politik steigend mit Frage des Nahrungsspielraums Hiergegen das Consumenten-Interesse. Ergebnis des Interessenkampfes sehr verschieden, je nach Verlauf u. Sieg der Parteien Teilw[eise] reine Zunftstädte – Geschlechter in die Zünfte |

Ausgang des Kampfes grundverschieden je nach Machtlage. |

n (S.  189)–n Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

191

Text 1 2. Die Consumenten-Politik der Stadt.

A 30

a) Fleischpolitik – Adler, Die Fleischt[euerungs-]P[olitik] der m[ittel]a[lterlichen] Städte

5

10

Stadt agrarisch – eigenes Hausvieh Städt[ische] Allmendweide – nur kein Getreideland Bürger schlachtet selbst – Metzger „Lohnwerker“ – u. pökelt ein gewaltiger Fl[eisch]-Consum – 600–700 gr pro Kopf u. Tag Bev[ölkerungs]-Dichte: Abnahme, Teuerung, Noch Anf[ang] 16. Jahrh.: 2 Mal tägl[ich] Fleisch in Nürnberg 150–200   pro Jahr u. Kopf Im Osten höher – größerer Überschuß – dieses Jahrh. 114–128 [ ] schlachtst[euer]-pfl[ichtige] Städte 64–76   Also: Übergang zum Cerealien-Consum, Mehl statt Fleisch pWirtschaftlichkeit

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20

1. Produktions-Controlle 2. 〈Schlacht〉 Gewerbe-Controlle 3. Qualitäts-Controlle 4. Verkehrs-Controlle.p 1. Wirtschaftlichkeit der 〈Fleischconsumierung〉 Viehproduktion a) zu frühes Schlachten – niedriger Maximalpreis f[ür] Kalbfleisch |:also: Zwang zur Aufzucht:| b) keine Pferdehaltung c) kein Export des Allmendviehsq r2. Regelung

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30

des Schlächtergewerbes

Stellung der Schlächter: Machtfrage u. Interessencompromiß Versuche der Meister, die Zunft abzuschließen  – in Basel gelungen. Dort Notstand sRegelm[äßig] beschränkte Zahl v. Scharren zur Verf[ügung] Meist Grundeigentum nötig. Meisterstücke u. Eintrittsgelder erforderts regelm[äßig] die Stadt dagegen  – in Lübeck aus Machtgründen gelegentl[ich] Zwangsbeschränkung der Zahl Freimeisterstellen

p–p  Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers numerierter Markierung 1 hier eingefügt.  q In A folgt Textpassage u–u, unten, S.  192.   r–r  (S.  192)  Einschub der Textpassage von A 31 gemäß Max Webers numerierter Markierung: 2 und der Zwischenüberschrift: 2. Controlle des Schlächtergewerbes mit dem Verweis: – s. folg[ende] Seite.   s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

A 31

192

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1  – ohne Meisterstück – d[urch] Stadt vergeben An den Jahrmärkten freie Zufuhr Versuche der Stadt, weitere Freimärkte zu erzwingen Zuweilen bis 2 pro Woche Verfolgung der Landfleischer d[urch] die Stadtfleischer Ansiedlung an der Bannmeilengrenze. Schlachten f[ür] eigenen Bedarf allen Bürgern meist frei. Teilw[eise] gemeinsamer Ankauf u. Teilung vorkommend. Kein Weiterverkauf. tIm

Interesse der Zünfte: Kleinhaltung der Betriebe: Verbot der Compagnien, teilw[eise] Schlachtmaxima Diese selten, öfter: Lehrlings-pp. -Beschränkung.t r

[A 30]

[A 31]

[A 30]

〈(Controlle des Fleischqualität)v |:Vieh- u. Fleischverkehrs〉 Qualitätscontrolle des Fleisches u. geschlachteten Viehs:| Fleischschau – nicht zu junges Fleisch   “  “ frisches   “   (3 Tage)   “   verdorbenes, Seuchencontrolle, – nach auswärts u. ins Spital finniges gesondert verkaufen

5

10

u3.

4. 〈4.)〉Verkehrscontrolle a) Marktzwang – direkter Kauf des Consumenten b) Vorkaufs〈verbot〉recht der Bürger |:f[ür] Vieh:| – Abgabe zum Einkaufspreisu wc) Zwang zum sofortigen Schlachten u. Verkauf d) Verbot des Einsalzens über den eigenen Bedarf f[ür] Schlächter e) Verbot der Einschränkung der Produktion (Schlachtminimum)w f) Fleischtaxen – Spielraum weit, immer enger g) Verkaufszwang – z. B. g[e]g[en] Pfand Aber |

t–t Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung und geschweifter Klammer hier eingefügt.   r  (S.  191)–r  Einschub der Textpassage von A 31 gemäß Max Webers numerierter Markierung: 2 und der Zwischenüberschrift: 2. Controlle des Schlächtergewerbes mit dem Verweis: – s. folg[ende] Seite.  u–u  Fortsetzung von A 30, oben, S.  191. Ziffer in A doppelt unterstrichen.   v  Wort mehrfach gestrichen.   w–w  Einschub der Textpassage von A 31 gemäß Max Webers Markierung und seinem Verweis auf A 30: s[iehe] f[olgende] Seite { c / d / e hier eingefügt. In A geht Textpassage von A 31 der ge­ strichene Text voraus: 〈Regelung des Gewerbebetriebes: / Im Interesse der Versorgung〉  

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25

30

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

193

Text 1 xZunehmende

Unmöglichkeit der Deckung lokal – Schranke d[urch] Flurge-

[A 31]

meinschaft 〈Vorschüsse〉 5

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Nach Westen D[eutschland]’s Import aus Ungarn u. Polen ca. 160 000 St. 16. Jahrh. (Markt in Buttstadt)6 Deshalb: Association z[um] Import gestattet teilw[eise] Organisation des Importverkehrs: |:amtlicher:| Fleischmakler (Unterkäufer) im Interesse der Rechtssicherheit u. der Controlle der Fremden Vorschüsse an die Metzger zum Import. Controlle zur Unterdrückung der Privatspekulation zwischen den Städten Trotzdem: gewaltige Steigerung der Fleischpreise 1450–1600 (ca. v. 1 : 2) Deshalb: 5.a Eingriff in den Consum. Älteste Ordnung: 1533 in Bayern – 2–3 Fasttage Fleischnoth stärker u. höher im Süden. – Möglich nur: 〈6).〉 Einschränkung – 〈Fastt[age]〉x | b) Getreide- u. Brodpolitik entsprechend

20

Naudé Die städt[ische] Getreidehandelspolitik L[ei]p[zi]g 1889   “   in den Acta Borussica7 Regelm[äßig] d[urch] Consumenten Stadtp[olitik]

25

a) AusfuhrVerbot f[ür] Landp[rodukte] alles nach der Stadt bbei Hochindustrie-Gebieten: Florenz 14. Jahrh. f[ür] 5 Monate     15.   “  f[ür] 4    “   Eigenproduktion x–x  Einschub der Textpassage von A 31 gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Dem Einschub gehen die vom Editor gestrichene Wiederholung Aber: voraus sowie eine von Max Weber gestrichene Markierung und der doppelt gestrichene Verweis 〈(Vorige S[eite])〉. Der Einschub ist durch eine horizontale Linie vom Einschub w–w, oben S.  192, abgegrenzt.  a  Korrekturen Max Webers: 5. > 6. > 5.  b–b (S.  194)  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt (vgl. unten, S.  194, textkritische Anm.  d).   6  Im 16.  Jh. wurden zu dem dreimal jährlich in Buttstädt (heute Lkr. Sömmerda, Thüringen) abgehaltenen Markt nach Adler, Fleischteuerungspolitik, S.  74, 16–20 000 Ochsen aus Polen, Pommern und Brandenburg getrieben. Den jährlichen Import aus Ungarn gibt Adler mit 80 000 Ochsen an. Die Zahlenangabe Max Webers läßt sich nicht verifizieren, zumal er nur eine Stückangabe macht und keine Viehsorten nennt. 7  Gemeint ist: Naudé, Getreidehandelspolitik.

A 29

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 f[ür] Contado Ausfuhrverbot f[ür] Distretto Verbot, Ausfuhrzölle g[e]g[en] Florenz auf Getreide zu legen b[ei] Teuerung Einfuhrprämienb b) Marktzwang f[ür] den Landbezirk |:Verbot des Kaufs beim Bauern selbst:| |:c) kein Zwischenhandel – Aufkaufsverbot, 〈|:Verbot der Lagerung:|〉 Wiederverkaufc auch verboten:|

5

d) Verkauf g[e]g[en] Bürger – d[urch] Müller u. Bäcker – verboten best[immte] Stunden den Consumenten reserviert (vor 11 nicht in Paris) e) Verbot auf Vorrath über best[immtes] Quantum zu kaufen (z. B. f[ür] 1 Jahr) Lagerungsverbot

10

f) [Verbot] f[ür] Bäcker mehr als f[ür] Produktion der nächsten Tage zu kaufen Maximum 〈c) Kein〉d

|:g) G[e]g[en] Getreidehändler:| 〈g)〉 1. Magazinierungs-Zwang g[e]g[en] Getreidehändler: Durchfuhr u. Ausfuhr U[nter] Umst[änden] städtische Magazine u. Aufkauf So der Pabst im 15. Jahrh.: C[u]ra der Annona, 20 000 Scudi jährlich 〈h)〉 2. Festsetzung des Preises, bis zu welchem ausgeführt werden darf Ausfuhr-Zoll. h) g[e]g[en] Bauern: Assoziationsverbot (Paris nach 1661)8 eEinkaufsschranke s. o.9 Brodexport je nach Getreidepreise

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20

i) Verbot zu frisches Brot zu kaufen Ergebnis: Absperrung der einzelnen lokalen Centren gegen einander steigert die Wirkung des monopolhaften Verkehrs Oft wenige Meilen von einander Differenz der Preise um das 10fache (England noch 16. Jahrh.) |

b (S.  193)–b  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt (vgl. unten, textkritische Anm.  d).   c A: Wiederverkaufs  d  In A folgt der Einschub b–b, oben, S.  193 f.   e–e  Umstellung der Zeilen gemäß Max Webers Markierung.   8  Aus Angst vor Kornwucher wurden in Frankreich 1661 Vereinigungen von Getreide­ händlern verboten. Vgl. Naudé, Getreidehandelspolitik, S.  24. 9  Oben, Z.  11–12.

25

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

195

Text 1 3. |:Handels:|〈Verkehrs〉politik der m[ittel]a[lterlichen] Städte fTechnik

des Handels: 1) noch immer, zur See und zu Lande, Begleitung der Waaren d[urch] den Kaufmann persönlich oder seinen Commendatoren (socius ad hoc)

5

2) neben den Markt (H[andel] von Händler u. Consument) tritt die Messe   (H[andel] von Händler zu Händler) Waaren u. Kaufmann pers[önlich] dort (foire de Champagne)f Maßgebend f[ür] Städtepolitik

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gI)h

Entw[icklung] e[ines] nationaleni Handelsstandesg in den Binnenländern. Interesse an den Zwischenhandelsgewinnsten Damit: |:1):|j Concurrenzkampf zw[ischen] den am Zwischenhandel Beteiligten schon auf Stufe des Markthandels Insbes.: Beginn der 〈Judenverfolgung〉 Verfolgungen der stammfremden Kaufleute Noch 11. Jahrh. Juden im Grundbesitz in Köln Erste französ[ische] Judenverfolgung 1180, definitive Ausweitung 1410. kEs gelingt, sie aus dem großen internat[ionalen] Handel fast völlig zu verdrängen.k Ebenso g[e]g[en] die Lombarden: 1338 Großer Zwischenhandel der „Cawertschen“ in Frankreich u. Deutschland der Hanseaten10 in Frankreich g[e]g[en] diese: nationale Gilde der französ[ischen] Kaufleute: Chevaliers de l’ordre de mercerie |:2):|l Controlle der fremden Kaufleute („Gäste“) körperl[iche] Visitationen auch später

f–f Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   g–g Unterstreichung in A mit breiter Feder und blasser Tinte.   h A: a) > I); Überschreibung mit breiter Feder und blasser Tinte.   i  In A doppelt unterstrichen.   j Mit blasser Tinte.   k–k Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l  Mit blasser Tinte.   10  Richtig wäre die Bezeichnung „Hansen“ für die an den hansischen Auslandsprivile­ gien beteiligten Kaufleute im Mittelalter. Als Hanseaten (latinisiert von Hansen) werden die Bürger Hamburgs, Bremens und Lübecks seit dem 19.  Jh. benannt. Max Weber folgt hier vermutlich der Gepflogenheit einiger Rechtshistoriker, so z. B. Conze, Friedrich, Kauf nach hanseatischen Quellen. Diss. jur. – Bonn: Carl Georgi 1889. Vgl. dazu die Rezension von Max Weber, MWG I/1, S.  440–452.

A 32r

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Zu diesem Zweck (Venedig) 1) „fondaco“ (Kaufhaus), 〈verschlossene Thore, ohne〉       Einlager- u. Logierpflicht – Ghetto – 〈Zollcontrolle u. Controlle des Umsatzes〉

oder (Brügge)  2) Hostelier – bestimmte Gastwirthe allein concessioniert u. controlliert mit Lagergewölben Verschlossene Thore, Verbot, allein heraus zu gehen    “  anderswo als im Ghetto zu handeln

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〈   “  an andere als Stadtbewohner zu verkaufen mVerbot des H[andels] v. Gast zu Gast (zw[ischen] Bürgern kein Zwischenh[andel] – zw[ischen] Fremden ZwangsZw[ischen]h[andel]〉m

Zur Durchführung: 3) „sensal“, Makler, „Unterkäufer“, unentbehrl[ich] als Vermittler unbekannter Personen Amtl[ich] bestellt, Vermittlungszwang, um 1 Treu u. Glauben 2 Umsatz u. Zollzahlung zu controllieren Zweck der Controlle: a) Consumenten-Standpunkt: Zwang zum Vorangebot an die Bürger vor Weiterführung, oft Verkaufszwang b) Produzenten-St[andpunkt] 1. fremde Rohstoffe f[ür] einheim[ische] Gewerbebetriebe billig Verbot der Durchfuhr vor Angebot n2. Absatz einheim[ischer] Produkte Zwang f[ür] Erlös einzukaufen Geldausfuhrverboten o | A 32v

c) Händler-p〈Standp[unkt]〉|:Interesse:|p – Monopolisierung 〈des〉 |:u. Gleichstellung der Chancen von:| Handel〈s〉 u. der Schiffahrt |:Transportgewerbe::| 〈Schiffahrt〉 a) Umschlagsrecht – keine direkte Durchfuhr auf fremden qSchiff[en] oder Wagenq [–] eigene Schiffe übernehmen die Fahrt Monopolisierung m–m Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n–n Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  o  In A Hinweis am unteren rechten Blattrand: verte  p–p  Streichung und Einfügung mit blasser Tinte.   q–q Unsichere Lesung, weil Buchstaben z. T. unter aufgeklebtem Pergamentstreifen; vgl. die Ausführungen im Editorischen Bericht (Zur Überlieferung), oben, S.  104.  

15

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

197

Text 1 b) Reichsfahrt – gleiche Beteiligung der Mitglieder der Zünfte

5

Zwischen-Handel: a) Stapelzwang   Zufuhr zum Markt – internat[ionaler] Marktzwang [(]f[ür] alle d[urch] Machtbereich geführten Waaren) b) Zwischenhandelszwang Verbot des Handels von Gast zu Gast r|:a) Allg[emeiner]

Grund dieser Politik:|r ökonom[ischer] Grund: Verkehr noch zu dünn u. ökon[omisch] schwach, um ohne Monopole bestehen zu können. Kosten |:der Straßen etc.:| (cf. Patente, Eisenbahnen pp.[)]s t|:b) Folge dieser Politik::|t Notwendig: Conflikte mit Dritten. uDaher: a) Stapelcontrollev (Interessencompromiß) b) Privilegien von Kaiser u. Fürsten Massenhafte Handelskriege Verkehr an best[immte] Straßen gebunden Feststehend, wo umzuladen, wo zu stapeln etc.u sAllg[emeiner]

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II)w Entwicklung des |:auswärtigen:| Aktiv-Handels der Städte. 20

x1. Persönl[iche]

Sicherheitx

1. Notwendig Schutz der persönl[ichen] Sicherheit: Seehandel – Seeraub. Daher: Admiralschaften unter consules, offiziöse Unternehmung („Hansegraf“) k[au]fm[ännische] Kriegsflotten 25

y2. Rechtss[icherheit]y

|:2. Schutz aller:| |:internat[ionale]:| Rechtssicherheit: zDer fremde Bürger hat an sich keine persona standi in judicioz urspr[ünglich] System der Solidarhaft der Stadtbürger: [??]a 〈(keine persona standi in judicio〉

r–r Ergänzung mit blasser Tinte.   s–s Einschub vom mittleren rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   t–t Ergänzung mit blasser Tinte.   u–u Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   v Wort unter Tintenflecken.   w A: b) > II); Überschreibung mit breiter Feder und blasser Tinte.   x–x Zusatz am linken Blattrand mit blasser Tinte parallel zu den folgenden Zeilen.   y–y Zusatz am linken Blattrand mit blasser Tinte parallel zu den folgenden Zeilen.   z–z Einschub gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   a  Unsichere Lesung; ev. refernaglia  

198

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 allmälig statt dessen: 〈aus den Consulen〉 1. Zusage g[e]g[en]seitiger Gerichtsbehandlung auf Fuße von Einheimischen 2. 〈Zusammenschluß der〉 Dauernde Organisation der Händler am fremden Ort: Nationes (〈Marseille〉 |:Südfrankreich:|, Brügge) unter Consulen. Diese Gerichtsbarkeit

5

〈2. Massenhafte Handelsverträge – sehr oft regelm[äßig] monopolistisch: Differentialurteile g[e]g[en]über andren.〉

b3. Handels-Privil[egien]

G[e]g[en]stand der Handelsvertr[äge]: Zulassung zum Handel überhaupt Ausschluß oder ungünst[ige] Beh[andlung] andrer Concurrenten Oft Pflichten dag[e]g[en] auferlegt teils fiskalische teils betr. des Holgebots z. B. Pflicht e[in] best[immtes] Quantum Getreide zu imp[ortieren] (Norwegen)b

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4)c Regelung des Exportes 〈eigener〉 |:einheimischer:| Produkte: d– Verlagssystem – damit Hineintragen der Conflikte in das Innered Damit: |:1):| Kampf zw[ischen] Zunft u. Capital   Teilw[eise] die Verleger in der Zunft     “     die Zunft als Ganzes organisiert 〈im Kampf mit〉 den Verlegern g[e]g[en]über 2) Versuch der Einschränkung der Capitalgrößen: Capitalmaxima hie u. da eAber: hier scheitert der Versuch zu reglementieren. stets zunehmende Abhängigkeit vom Capital wo gesprengt – Sprengung der Industriee | A 33

20

25

5)f Colonialpolitik der m[ittel]a[lterlichen] Städte Heyd, Gesch[ichte] d[es] Levantehandels Zunächst: Ausschließl[ich] z[um] Zweck der Monopolisierung des |:Handels:| an e[iner] best[immten] Stelle: befestigte u. bewaffnete Faktoreien. Zweck: insbes. im Orient: b–b  Einschub vom linken Blattrand mit blasserer Tinte gemäß Max Webers Markierungen und dem Hinweis 3) hier eingefügt.   c  A: 2 > 3) > 2. > 3. > 4); die erste 3) und die zweite 2. mit Rotstift gestrichen, Überschreibungen mit Tinte.   d–d  Einschub am rechten Blatt­ rand mit blasserer Tinte.   e–e  Einschub mit blasser Tinte vom linken unteren Blatt­rand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   f A: 3. > 4. > |:5):|; Überschreibung und Ergänzung mit blasser Tinte.  

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§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

199

Text 1

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Monopolisierung des Handels nach Indien u. China: Ausschließl[icher] Besitz des Karawanenrastplatzes Nur gelegentl[ich] auch: Plantagen (Baumwolle, |:Seide:|, Zucker etc.) in den Kreuzfahrerstaaten (mit Sklaven) Form der Colonisation: „offiziöse“ Kriegszüge Ausrüstung der Flotte d[urch] H[andels]-Interessenten – große Colonialgesellschaften Schutzzusage d[urch] die Stadt g[e]g[en] Anteil am Gewinn So: die Eroberung von Cypern u. Rhodos d[urch] Genua Monopol dieser H[andels]Ges[ellschaften] f[ür] den Handel u. die PlantagenAnlage (wiederum dasselbe S’[??]g Motiv) Stets: nicht das unmittelbare Bev[ölkerungs]Problem: Unterbringung von Massen Verpflegung großer Zahlen sondern: Verwerthungsbedürfnis des 〈Capitals〉 Handelscapitals Kreuzzüge: hanfangs mit Bev[ölkerungs]Problem Wende = Epidemie des ersten Kreuzzuges (100 000) Aber: dies läßt nach, 〈da beim〉h |:Auf die Dauer u. bei späteren Kreuzzügen:| ökonomisch doppelte Wurzel: 1) Feudale: Entreprise der Ritterschaft, bes. der französischen zur Versorgung ihres Nachwuchses 2) Verwerthung der italien[ischen] H[andels]Capitalien. Nur secundär beim ersten Kreuzzug: ökonom[ische] Massenbewegung, Auszug von 100 000 4. Finanzpolitik der m[ittel]a[lterlichen] Städte

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40

Urspr[ünglich]: Deckung des Bedarfs d[urch] Frohnden u. Naturalleistungen f[ür] Befestig[un]g, Straßen, Wachen etc. Wehrpflicht der Bürger mit Selbsequipierung Aufsicht der Zunft über Harnisch-Besitz etc. |:Appell von Zeit zu Zeit nach Zunftstatut:| Aber: Beginn geldw[irtschaftlicher] Bedürfnisse |:a) f[ür] Beamtenpersonal – Unterbeamte ständig:| |:b) insbes. f[ür] Kriegsfälle mit Entwicklung der Technik, – unständ[ig], außerordentlich:| Ständige Bed[ürfnisse]: Zölle der Stadt Accise v. Luxusartikeln (Wein u. Bier) unständige: Vermögensteuern id. h. urspr[ünglich]: Zwangsanleihen je nach Vermögen

g  Wort unleserlich.   h–h Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Einschubmarkierung hier eingefügt.   i–i  (S.  200)  Einschub vom linken bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

200

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Aber: hiergegen besitzende Klassen: daher: verzinsl[icher] freiwill[iger] Anteilsfond Zinsen dann d[urch] |:Zölle und:| Accise gedeckt, d. h. auf Consumenten gewälzt. Verpfändung der Einkünfte dafür (Montes) Manche Städte nur Entreprisen der Gläubiger (Genua[)]i jAlso: Knechtung d[urch] das Capitalj | A 34r

5

3. W[irtschafts]pol[itische] Doktrinen des M[ittel]A[lters] kEndemann, Studien

Funk, Ök[onomische] Ansch[auungen] der m[ittel]a[lterlichen] Theologenk Träger: die Canonisten u. kathol[ischen] Ethiker Bedeutendste Persönlichkeiten: Thomas v. Aquin (1226–74[)] Duns Scotus (1245–1308) Bernhardin v. Siena (1380–1444) Franzisk[aner] Erzb[ischof] Antonin v. Florenz (1389–1459) Maßgebende Ausgangspunkte l1. dabei scharf demokratischer Charakter seit Cölibat u. b[ei] Ordensmitgliedernm 2. ethische Brüderlichkeits-Ideale – daher Ungleichheit verdächtigl 3. |:aber nicht alle Ungleichheit gleichmäßig:| nur autoritäre Herrschaftsverh[ältnisse] kirchlich erträglich – diese Differenzierung unschädlich weil 〈a)〉 ethisch greifbar (Herr u. Sklave)

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〈b) weil tradition[elle] Unterlage〉

4. anti-materialistische Tendenz nDeshalb g[e]g[en] die Geldwirtsch[aft], weil Revolution der Bedürfnisse, |:Sprengung der Tradition, Weckung des Gewinnsinns:| Quantitativ schrankenlose Entwicklung Geldw[irtschaftlicher] Luxus c/a grundherrl[icher] Luxus

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〈Regel〉n

Bedrohung der Tradition u. Autorität zugleich: d[urch] 〈Kapital〉 unpersönl[iche] Herrschaft des Capitals

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〈Folge |:Hervorgerufen durch::| 〈des〉 den Handel – Handelsgewinnst Erscheinungsform: der Zins〉

also d[urch] dasselbe Moment, welches die Stadtwirtschaft bedroht.

i (S.  199)–i  Einschub vom linken bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j–j  Einschub vom linken Blattrand unterhalb der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   k–k Zusatz rechts neben der Überschrift.   l–l Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Umnumerierung.   m A: Ordens­ gliedern  n–n  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

201

Text 1 Daher Grundgedanke der Stadtwirtschaft auch Ausgangspunkt der canonischen 〈Lehre〉 〈Ideale〉 w[irtschafts]pol[itischen] Ideen. oUnterlagen:

5

1. Privateigentum |:Unterlage:|. Dies anerkannt Insbes. als Spar-Thätigkeit „eigener Arbeitsertrag“. G[e]g[en]satz g[e]g[en] später (Jesuiten, Campanella)11 nach erkannter Unmöglichk[eit] der Stadtwirtschaft:|o 〈Erscheinungsform:〉 |:2.:| regulierter 〈Preis〉 Verkehr, bes. Preis

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daher Glaube, daß es ein[en] „gerechten“ Preis – objektiven Werth – „justum pretium“, f[ür] alle Güter gebe 3. Gesichtspunkt der Preisregulierung |:in der Stadt:|: 〈Erhaltung der〉 |:Sicherung u.:| Gewährung angemessenen Arbeitsentgeltes,p so daß sie bestehen können (dies stets in Zunftkämpfen) Daher: j[ustum] pret[ium] das, wobei man bestehen kann, d. h. standesgemäßen Unterhalt verdient. Unchristl[ich] höheren Entgelt zu verlangen 4. |:Freie Arbeit Unterlage der Stadt:| Damit: Arbeit normaler Lebenszweck Also: G[e]g[en]satz g[e]g[en] Platon etc.: freie Arbeitsteilung Unterlage bei Platon καλoί κάγαθοί militär[ische] Feudalherren qDag[e]g[en]

25

30

gemeinsam: auch hier erkannt, daß internat[ionaler] Handel die Regulierung sprengt Daher: Handel verdächtig, „deo placere non potest.“ Immerhin hier nicht grunds[ätzlich] bekämpft, |:unentbehrlich f[ür] intern[ationalen] Austausch (nur hier):| Dag[e]g[en]: Eindringen des Capitals in das Innere der Gemeinschaft bekämpftq Central: Kampf g[e]g[en] Zinsr | Beginnt erst, als ökonom[ische] Differenzierung |:u. soziale Gliederung:| Folge des Zinses u. der Capitalgewinnste,s tals Geldvermögen |:Unterlage:| sozialer Herrschaft ist.t

o–o Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  p  Kräftige Unterstreichung des ersten Wortteils.   q–q  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r In A folgt der Hinweis: verte  s A: Capitalgewinnste.  t–t Einschub von Links gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   11  Vgl. dazu 1. Buch, §  3, Abschnitt 1.e): „Die wirtschaftspolitischen Ideale der Theokratien“, unten, S.  236–243.

A 34v

202

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Also mit Kampf der Zünfte u. Arbeiter parallel. u〈Dann

aber: massenhafter Beginn capitalist[ischer] Abhängigkeiten〉

Vorher Consumtiv-Credit Jetzt Produktiv-Credit Aber zunächst nur: Handelscredit Credit in Form der Assoziation (Gewinn- |:u. Risiko-:|Anteile statt Zins) Erst allmälig mit Möglichkeit, Risiko u. Gewinn zu schützen, fester Zins ohne Risiko Ferner: Eindringen in die Produktion Dies erscheint abnorm: der feste Tribut, der Rente des Grundherrn gleich Geld-Herrschaftu

5

10

Vorher |:– solange Zins Einzelerscheinung –:| Darlehen mit Zins zw[ischen] Pächtern [Darlehen mit Zins] von kirchl[ichen] Institutionen etc. Nun: „mutuum date nihil inde sperantes“ f[ür] Urgemeinde Höhepunkt im 13. Jahrh. auf Höhe des sozialen Kampfes in Italien Innozenz III. u. IV. Ökon[omisch] motiviert: Geld habe keine Junge12 Odiös 〈nur〉 aber fakt[isch] nur: fester risikoloser Zins zulässig Entgelt neben dem Kapital b[ei] damnum (Alb[ertus] Magnus) f[ür] lucrum cessans (Thomas) f[ür] nicht rechtzeitige Zahlung (Duns) erlaubt Rabatt (Thomas zweifelnd) selbstverst[ändlich] erlaubt societas ebenso: Rentenkauf vStaatl[iche] Anlehen: nur b[ei] Zwangsanlehen Zins erlaubt nicht b[ei] freiwilliger Hingabe (g[e]g[en] den Capitalismus)v

15

Allmälig immer weitere Zerbröckelung: Zerfall des pret[ium] justum (objektiver Preis)

35

u–u  Einschub von der linken Blattkante gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  v–v Einschub von links gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   12  Anspielung auf Aristoteles, Politik 1, 10, 1258b: „Geld wirft keine Junge.“

20

25

30

§  2  Die Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitischen Doktrinen

203

Text 1 schon Anf[ang] 14. Jahrh.: pret[ium] justum supremum erlaubt, also feilschen (höchst subjektive Schätzung)

5

10

bei Duns: erhoffte Preissteigerung – also Speculation Handel mit Wechseln u. Staatspapieren Cursschwankungen: Antonin: 〈habere〉 „debere recipere centum non est habeas corpus“13 Damit Alles preisgegeben Schwerer Kampf des Handels u. Capitals mit dem Wucherverbot geistl[ichen] Gerichten dag[e]g[en] schwarze Listen Temporaliensperren wKampf

15

20

d[er] Kirche gelähmt: a) d[urch] polit[ische] Momente. Der Kaiser feudal, die Städte (Capital) päbstlich. b) d[urch] ökonom[ische] Momente: zunehmend geldwirtsch[aftliche] Verwaltung 〈(Ablaßhandel)〉 u. Einnahmen. Päbstl[iche] Montes nach Analogie der Gläubiger-Genossenschaftenw xDaher: Unterschied, zu welchem Zweck Geldgewinn. Damit aber: individuellerx |y

w–w  Einschub vom linken und untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  x–x Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   y  In A folgt A 35, als nicht zur Vorlesung gehörig entnommen. Vgl. auch die Ausführungen im Editorischen Bericht, oben, S.  106.   13 Weber folgt in diesem Abschnitt überwiegend Funk, Anschauungen. Dieser zitiert Antonin wie folgt: „Debere recipere centum florenos, non est ipsi centum floreni nec habere centum florenos, et sic potest negari quod sid dare in hoc contractu lucrum excessivum immo datur aequivalens pro aequivalenti“ (ebd., S.  168 f.).

204

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Anhang A 24v

ab) Kaiserzeit: Interesse der Grundherrn des Binnenlandes maßgebend – Anfangs noch: Italien, bald aber: Reichs-Einheit (Öl[-] u. Wein-Verbot Rekrutierung) Zurücktreten der Sklaven, Entw[icklung] der Frohnhöfe Abnahme der Geldwirtsch[aft] u. Capitalbildung

W[irtschafts]Pol[itik]: stehendes Heer   (wie Merkantilismus aber Unterschied:) besoldete Beamte  daher: a) Agrarpolitik 〈wie Merkantilismus〉: Schonung der Arbeitskräfte der Grundherren: Barbaren-Rekrutierung Schollenpflicht der Colonen andererseits wie Merkantilismus: Bauernschutz (Rekruten u. Steuern) – Verbot des Legens u. Überlassens „Colonat“ – Stände, Scheidung. b) nicht möglich: Gewerbe-Politik des Merkantilismus Private Capitalbildung zu gering Verkehr zu dünn Gewerbe im Kleinbetrieb (wie heute in der Türkei) kein Gewerbe-Protektionismus daher c) andersartige Finanzpolititk Naturalwirtsch[aftliche] Deckung des Finanzbedarfs Eigenwirtschaft des Fiskus Dadurch private Capitalbildung gehemmt. Geldbedarf des Staates – Naturalw[irtschaftlicher] Charakter der Unterlage. Zusammenbruch. Wissenschaft: keine Nat[ional]Ök[onomie] – Nur Technik. Keine Probleme. Diese erst mit Capitalismusa |

a–a  Blatt quer zur Längsrichtung beschrieben.  

5

10

15

20

25

30

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen §  3  Der Merkantilismus und Protektionismus Editorische Vorbemerkung Über die dem 1. Buch, §  3, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anord­ nung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 2

§  3 Der Merkantilismus und Protektionismus || §  3 Merkantilismus und Protektionismus

A 36r

A 37



208

 esen des Merkantilismus || 1. Wesen ||   1. W 1. Wesen des Merkantilismus

A 36r

A 37

A 38

208

 orbedingungen seines Entstehens ||    A. V A. Vorbedingungen des Entstehens || A. Vorbedingungen

A 36r

A 37

A 38

208

 llgemeine Ziele der Wirtschaftspolitik    B. A des Merkantilismus || B. Allgemeine Ziele

A 36v

A 37



214

   C. Ökonomische Unterlagen des auf­ geklärten Despotismus || C. Soziale Grundlegungen des aufgeklärten Despotismus

A 36v

A 37



214

  2. V  orstadien des Merkantilismus || 2. Vorstadien || 2. Vorstadien

A 41r

A 40

A 39 A 43v/r

216

 eudalzeitalter || 1) im Feudalstaat –    a) F Karolinger || a) Feudalpolitik

A 41r

A 40

A 39

216

 olitik der Getreide-Export-Länder im    b. P Mittelalter || 2) Exportstaaten beginnen Fiskalpolitik || b) Politik der Exportländer

A 41r

A 40

A 39

216

 andelspolitik der Getreide-Import   c) H Länder im Mittelalter || c) Politik der feudalen Importstaaten

A 41v



A 39

222

 irtschafts- und Colonialpolitik der Spa   d) W nier || 3) Wirtschafts- und Colonialpolitik Spaniens || Spanien

A 42r/v

A 43v/r

224

 ie wirtschaftspolitischen Ideale der    e) D Theokratien

A 46r

A 40



Text 3

Seite

Text 1



236

206

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen Text 1

Text 2

Text 3

Seite

    1. H  auptrichtung: […] die katholischen Utopisten und die Jesuiten

A 44r/v A 45r





238

   2.  Richtung: […] Calvin und die Protestanten der Handelsstädte

A 46r/v





241

 er westeuropäische Merkantilismus ||   3. D 3. Westeuropäischer Merkantilismus

A 47r/v A 50r A 48r

A 51v/r



243

 chiffahrts- und Zwischenhandels   1) S Protektionismus || 1. Schiffahrts- und Zwischenhandels-Politik

A 47r

A 51v



247

 xpansiver Handelsprotektionismus ||    2. E 2. Expansiver Handelsprotektionismus und Colonial-Politik

A 48v

A 51r



249

    [1.)] D  ie westeuropäischen MonopolHandelsgesellschaften || a) Monopol der Handelsgesellschaften

A 48v A 50r/v

A 51r



249

   2.)  Merkantilistische Colonial-Politik || b) Colonien

A 48r A 52r

A 49



253

    3.) G  ewerbeprotektionismus || 3.) Gewerbepolitik

A 54

A 53



258

    4.) D  ie Getreide- und Agrarpolitik des Merkantilismus || 4.) Agrarpolitik

A 58r/v

A 55v/r



260

 ie Eigenarten des osteuropäischen   4. D Merkantilismus

A 57r



266



   a) in Rußland seit Tatarenherrschaft

A 57r

   b) In Ostdeutschland und Österreich || b) Ostdeutschland – Preußen Österreich

A 57r/v A 59



  Anhang

Text 1

Seite

   England

A 52v

274

A 56r/v



267



268

Die dem §  3 „Der Merkantilismus und Protektionismus“ zugewiesenen Manu­ skriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, A 36–A 59, bilden den längsten Paragraphen innerhalb der „Praktischen Nationalökonomie“. Die Blätter lassen sich hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien zum Teil in bis zu drei Textfolgen anordnen, die synoptisch abgedruckt werden. Text 2 und 3 dienten Max Weber offensichtlich dazu, sich Text 1 zum Teil schlagwortartig und/ oder in ausführlicheren Gliederungen für seine Überarbeitung von Text 1 zu erschließen, neu zu strukturieren oder zu erweitern. Darauf weisen die zahlreichen Markierungszeichen in allen drei Texten, die miteinander korrespondieren. Text 1 ist durchgehend auf Oktav-Papierformat abgefaßt und bildet den ausführlichsten Text. Mit Ausnahme von Blatt A 47v (es bildet einen Texteinschub zu

Editorische Vorbemerkung zu §  3

207

A 47r) sind alle Blätter stark überarbeitet und mit zahlreichen Seitenrand- und Textseiteneinschüben versehen. Besonders eklatant ist die Verschränkung durch Verweise bei den Blättern A 44–A 46v, wobei die Verweisstrukturierung von A 46r ausgeht. Da die Edition Max Webers Einschubmarkierungen folgt, weicht die Textfolge in §  3 größtenteils von der Foliierung des Archivs ab, wie oben in der Tabelle dargestellt ist. A 48v ist entsprechend Max Webers Hinweis „verte“ am Blattende von A 48v1 vor A 48r abgedruckt. Text 2 ist mit Ausnahme von A 49 auf gehälfteten Oktavseiten abgefaßt. Blatt A 49 ist um ein Viertel schmaler als Max Webers übliches Papierformat. Text 2 könnte der Vorbereitung der zweiten Heidelberger Vorlesung im WS 1898/99 gedient haben. A 43v ist vor A 43r abgedruckt, da Max Webers Hinweis „verte“ am Seitenende von A 43v2 die Reihenfolge vorgibt. Text 3 ist durchgehend auf gehälftetem Oktav-Papier niedergeschrieben. Blatt A 38 und A 39 sind nur auf der Vorderseite, A 43 auch auf der Rückseite beschrieben. Das im Anhang mitgeteilte Blatt A 52v hat Max Weber vollständig gestrichen. Es weist keine Überarbeitungsspuren auf. Inhaltliche Überschneidungen gibt es zu A 48r (Text 1) und A 49 (Text 2), weshalb es dem §  3 zugeordnet wurde. An einigen Stellen legen die Erscheinungsdaten der verwendeten Literatur die Auffassung nahe, daß manche Blätter in Text 1 erst für die erste Heidelberger Vorlesung über „Praktische Nationalökonomie“ im WS 1897/98 entstanden sein dürften. So zitiert Max Weber beispielsweise Ehrenberg, Fugger I und II, auf A 36r (unten, S.  210, Text 1), oder Naudé, Europäische Getreidehandelspolitik, auf A 41r/v (unten, S.  218, Text 1) und A 58r/v (unten S.  263, Text 1). Beide Studien erschienen erst 1896. Da Max Weber auf A 37 (unten, S.  210, Text 2) und A 38 (unten, S.  211, Text 3) gleichfalls Ehrenberg, Fugger I und II, nennt, so sind auch Text 2 und 3 der Heidelberger Zeit zuzuordnen.

1  Vgl. unten, S.  250, textkritische Anm.  q. 2  Vgl. unten, S.  231, textkritische Anm.  h.

208

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 36r §  3 Der Merkantilismus und Protektio-

nismus

5

10

15

20

25

Text 2

§  3 Merkant[ilismus] u. Protekt[ionismus]

1. Wesen des Merkantilismus

1. Wesen

|:A. Vorbedingungen seines Entstehens:| 1) 〈ökonomisch〉 |:Negativ:|: aBeginn des Austausches von Massengütern: Getreide, Kupfer, überhaupt Rohstoffe geldw[irtschaftliche] Massenbedarfsdeckunga Schwerpunkt der Bedarfsdeckung auf interlokalem Tausch bSprengung der Selbstgenügsamkeit der wirtsch[aftlichen] Zellen: Stadt u. Grundherrschaftb Unmöglichkeit der lokalen Verkehrsregulierung

eA. Vorbedingungen

2) |:Positive Kehrseite:| Entwicklung nationaler Staatengebilde 1. mit geldwirtsch[aftlicher] Bedarfsdeckung: |:a) Soldheer statt Ritterheer (miles perpetuus) cWaffenkauf wird Handwerk, dann Großindustrie (Condottiere)c b) bezahlte Beamte durchweg:|

des Entst[ehens] 1. interlokale Massenbedarfsdeckung

A 37

5

Sprengung der lokalen Träger der W[irtschafts]Politik

2. Entst[ehung] nationaler Staaten­ gebilde a) mit geldw[irtschaftlicher] Bedarfsdeckung

10

〈b) mit〉

Soldheer (Heer = Handwerk)

Soldbeamte der Großindustrie

ddaher

30

Bedarf: Geldsteuern noch mehr aber: Credit.d 2. auf geldwirtsch[aftlicher]|:capitalist[ischer] volkswirtsch[aftlicher]:| Unterlage.

b) mit Fähigkeit, dieselbe zu ertragen zuf[olge] geldw[irtschaftlicher] Unterlage der Wirtschaft

a–a  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  b–b Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  c–c  Einschub von rechts gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  d–d Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   e–e (S.  212) Textpassage in A am Anfang und Ende von je einer durchgezogenen horizontalen Linie eingefaßt.  

15

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

209

Text 3

A 38 1. Wesen des M[erkantilismus]

A. Vorbedingungen f1. Negativ

〈2. Volksw[irtschaftlich]〉f

5

10

15

1. Masseng[üter]-Tausch (Getreide, Rohstoffe, Metalle) glokal ungenügendg 2. Schwerp[unkt] der Bedarfsdeckung auf interlok[alem] Tausch Sprengung der Selbstgenügs[amkeit] d[er] Stadt u. Grundh[errschaft] [Sprengung der] Verkehrsregulierung 〈3. Geldw[irtschaftliche] Bedarfsd[eckung] Städt[isches] Gew[erbe] wird Manufaktur – organisierter Großbetrieb Grundherr wird Exportproduzent〉 h2. 〈Staatsw[irtschaftlich]〉h

Positiv:

〈4.〉 Nationale Staaten

20

1. Geldw[irtschaftliche] Bedarfsdekkung Soldheer i(m[iles] perpetuus Handwerk dann Industrie)i

Beamte jdaher: Geldsteuern, noch

25

mehr Creditj 2. auf geldwirtsch[aftlicher] Unterlage 1) Geldsteuern möglich – Verkehr

f–f  Zusatz am linken Blattrand parallel zur folgenden Zeile.   g–g  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   h–h Zusatz am linken Blattrand.  i–i Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  j–j  Einschub von links gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

210

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

a) Fähigkeit zur Geldsteuerzahlung d[urch] Verkehr – daher dessen Förderung Machtinteresse des Fürsten

|:1.:|m Geld|:einkommen:| 〈mußte〉 inf[olge] Verkehr daher Machtinteresse f[ür] Steuern

5

b) Geldvermögen vorh[anden] zur 〈Deckung〉 Deckung des Creditbedarfs (dies das Wichtigste) daher der Staat und die Kirche von Capital abhängig

|:2.:|n Geldvermögen f[ür] Credit

10

〈Ablaßhandel mit Fuggern〉

5

Zwangsanleihen versagen (Fugger 1507 g[e]g[en] Maximilian)

15

20

25

30

35

3) Daher nunmehr a) Entstehung der gewerbsmäßigen Geldbeschaffung f[ür] Fürsten Bündnis zwischen Fürstenmacht u. Capital kEhrenberg, Zeitalter der Fuggerk lGewaltigstes Beispiel: Fugger Urspr[ünglich] Waarenhandel nach Venedig seit Maximilian: Wechselhandel – Bevorschussung fürstl[icher] Wechsel Bergwerke 〈Beginn der〉 Bevorschussung    (Kupfer, Silber) Beteiligung an: Ablaßhandel |:mit Erzb[ischof] Albrecht: Palliengelder, dafür beteiligt an Ablaßverdienst:| (Kostenschlüssel der Fugger u. Tetzel ½ an Rom ½ an Fugger[)] [Beteiligung an:] Wahlbestechung f[ür] Karl V. (850 000 fl.)

o|:Folge:

a):|o Entst[ehung] der gewerbsm[äßigen] Geldbeschaffung f[ür] Fürsten statt Zwangsanleihen (1507 versagen Fugger g[e]g[en] Maximilian)

10

Daher: Staat u. Kirche v. Capital abhängig Ehrenberg.p  Wahl Karls V.  Bund mit Capital  Ablaßhandel   Leos X.

k–k Zusatz mit blasser Tinte zur folgenden Textpassage l–l.  l–l (S.  212)  Textpassage von zwei kräftigen eckigen Klammern umfaßt und mit einer Markierung versehen, die mit einer Markierung auf A 38 korrespondiert (S.  211, textkritische Anm.  q).   m  Mit blasser Tinte.   n  Mit blasser Tinte.   o–o  Mit blasser Tinte.  p  Zusatz am linken Blattrand mit blasser Tinte parallel zur folgenden Zeile.  

15

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

211

Text 3

5

10

〈Daher diese möglich〉 Gewerbel[eute] in der Stadt Export Grundherren ebenfalls Verkehr fördern = Macht 2) Geldvermögen f[ür] Creditbedarf Abhängigk[eit] v. Staat u. Kirche von Geldcapital

3. Bündnis des Despotismus mit dem Capital 1. Geldbeschaffung d[urch] Großcapitalisten Ehrenberg Fuggerq

q  Zusatz am linken Blattrand mit Markierung, die mit A 36r, Textpassage S.  210, textkritische Anm.  l–l, korrespondiert.  

212

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

10

15

(Käuf[er] nehmen nur Fuggerbriefe, Karl zahlt nichtr Durchbruch der Fugger) Pacht der span[ischen] Maestrazgos = Korneinkünfte (pro Jahr 50 Mill. Marav[edi] = 135 000 Dukaten) Vermögen: 1511: 196 791 fl. 1527: 2 Mill. – also 54% Profit.1   Seitdem zusammengebunden mit Spaniens Schicksal Zusammenbruch bei Bankrott Philipps II.l sb)t 〈auf die〉 Entst[ehung] der Börse. D. h. ewige Messe v. Kaufleuten

Text 2

v|:b)

Entst[ehung] der:|v 〈Geld- u.

Fondsbörsen〉 Börse.

Im Waarenhandel = ewige Messe Aber nun: Fondsbörsee

20

25

30

uAufh[ören] des Wanderhandels Creditsicherheit Rechtssicherheit daher: abwesende Waare ausw[ärtige] Commissionäre Aber:u In erster Linie f[ür] Geldbeschaffung f[ür] Fürsten So Antwerpen 16. Jahrh. Unmöglichkeit, daß Einzelne das Geld beschaffen – viele Geldvermögen Unterlage Daher: großer Markt im Lande Ziel Spekulation unentbehrlichs |

l (S.  210)–l  Textpassage von zwei kräftigen Klammern umfaßt und mit einer Markierung versehen, die mit einer Markierung auf A 38 korrrespondiert.   r A: nicht)  s–s Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung am Blattende eingefügt.  t In A: 2); vom Editor gemäß Max Webers mit a) begonnener Zählung (oben, S.  210, Z.  15) korrigiert.  u–u  Einschub mit blasser Tinte von der Blatt­mitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   v–v  Mit blasser Tinte.  e  (S.  208)–e Textpassage in A am Anfang und Ende von je einer durchgezogenen horizontalen Linie eingefaßt.   1  Weber übernimmt das Ergebnis der einfachen Rechnung aus: Ehrenberg, Fugger II, S.  114 f. Die Zinseszinsrechnung ergibt nur eine durchschnittliche Rendite von rund 14% p.a.

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 3

2. Entst[ehung] der Börse = ewige Messe Verbreitet:  Massenh[after] Verkehr   Sicherheit des Credits daher:

5

10

Aufh[ören] des Wanderhandels des Waarenbesichts Comissionäre – abwesende Waaren Waarenbörsen 15. Jahrh. Aber namentl[ich]: Geldbeschaffung – zu groß f[ür] einen |

213

214

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 36v B. Allgem[eine] Ziele der W[irtschafts]Pol[itik] des Merkantilismus folgen daraus

1. Vermehrung der Geldcapitalien – f[ür] Credit 2. Vermehrung der Geldeinnahmen der Unterthanen u. Geldcirculat[ion] f[ür] Steuern 3. Dichtigk[eit] der Bev[ölkerung] aus ökonomischen Gründen (beobachtet, daß da wo dicht, viel Geld) 4. Dichtigk[eit] der Bev[ölkerung] aus polit[ischen] Gründen (Rekruten, Macht) Also: Planvolle Politik im Sinne der Volks- u. Geldreichtums-Vermehrung Dabei Vorbild: die städtische Politik

5

10

〈(Consumenten- u. Produzentenp[olitik]〉

Billige Ernährung Reiche Erwerbsgelegenheit beides nicht immer, aber meist zus[ammen]fallend Vorbild: städt[ische] Politik Wegfallend nur: genossensch[aftliche] Unterlage und damit: der Kampf g[e]g[en] Ungleichheit ausfallend Nicht e[ine] freie Genossenschaft, sondern ein Despot macht die Politik.

15

C. Ökonom[ische] Unterlagen des aufgekl[ärten] Despotismus Sinken der bisherigen sozialen maßgebenden Schichten Stadtmonopole, Zunftmacht u. 〈Ritter〉 |:feudale:| Grundherrschaften Sie stehen auf dem Rechtsboden, aber ohne Macht. Dag[e]g[en] die emporkommenden Schichten gewinnen Macht[,] aber außerhalb des Rechtsbodens. a) prekäre Stellung der großen Unternehmer |:in Handel u. Gewerbe:| g[e]g[en] die Zünfte bedürfen Stütze des 〈Staates〉 Despoten w– stützen ihn ökonomisch er stützt sie rechtlichw b) der Feudaladel muß landw[irtschaftlicher] Unternehmer werden dazu Knechtung der Bauern nötig xWo Adel die Übermacht, behält er polit[ische] Macht und setzt s[eine] ökonom[ischen] Ziele durch.x Meist: Compromiß mit Despoten: opfert ihm Freiheit der Bauern dafür opfert der Adel die polit[ische] Macht. |

w–w Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   x–x  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

20

25

30

35

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

215

Text 2 yB.

Allg[emeine] Zielez

C. Soziale Grundlegungen des aufgeklärten Desp[otismus]y |

y–y  In A sind die Gliederungspunkte B. und C. (wie auch Gliederungspunkt A., Textpassage e–e, oben, S.  208–212) von horizontalen Linien eingefaßt.   z  Es folgt eine Markierung, die keine Entsprechung hat; die Ausführungen zu diesem und dem folgenden Gliederungspunkt erfolgen jedoch auf A 36v, oben, S.  214 (Text 1).  

216

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 41r 2. Vorstadien des Merkantilismus

a) Feudalzeitalter: |:Dahin gehören als Ausgangspunkte:| 5

15

2. Vorstadien = Staatl[iche] W[irtschafts-] P[olitik] vor dem Merk[antilismus]

A 40

1) im 〈|:[??]:|〉 Feudalstaat – Karolinger

〈a) Einerseits: die fiskalischen Markt- u. Städteförderungen der Feudalherren u. Territorialfürsten〉 〈b)〉 Einerseitsa: die feudale Teuerungs-

10

Text 2

politik im Interesse der Ernährung der Unterthanen bSo 〈Karl d. Gr.〉 zuerst Synode (Anf[ang] 9. Jahrh.) Karl d. Gr. Getreidepreistaxe 794b Kgl. Domänen sollen billig verkaufen Andrerseits Beneficiate erst nach Versorgung der Inhaber cÜbergang zur Geldwirtschaft. 〈b) |:Territorialer:| Monopolismus der〉

feudale Teuerungspolitikd Synoden Anf[ang] 9. Jahrh. Karl d. Gr. Taxe 794

5

Domänen vorw[iegend] Beneficiate nicht mit |:internat[ionalem:| Getreidehandel: dies beibehalten bei den Importstaaten Norwegen

10

〈mit Aufk[ommen] des Getreidehandels〉

– dag[e]g[en]:

20

Nunmehr: b. Politik der Getreide-Export[-]Länder im M[ittel]A[lter]:c

15

2) Exportstaaten beginnen Fiskal­ politike

〈Beginn des Im weiteren M[ittel]A[lter]:〉

25

Beginn des internat[ionalen] Getreideverkehrs Geldwirtschaft der feudalen Herrscher beginnt als:

Form: a) Ausw[eitung] der Domäne u. Gefälle

a  A: Andererseits; vom Editor korrigiert wegen Max Webers Streichung von Einerseits, oben, Z.  4, und seiner Wiederholung von Andrerseits, unten, Z.  14.   b–b  In A links von einer spitzen Klammer mit Markierung versehen, die mit jener auf A 39 (S.  217, Text 3, textkritische Anm.  f) korrespondiert.  c–c Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  d  Zunächst nur Teuerung unterstrichen, bei der Überarbeitung mit blasser Tinte und breiter Feder die Unterstreichung überschrieben und auf das ganze Wort ausgedehnt.   e  In A kräftig unterstrichen mit breiter Feder und dunkler Tinte.  

20

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

217

Text 3 A 39 〈a.〉 2. Vorstadien 〈Erste Spuren v. Wirtsch[afts]Pol[itik] v. Staaten〉 5

Staatl[iche] W[irtschafts]Pol[itik] vor dem Merkantilismus a) Feudalp[olitik] 〈feudale Staatsgründung〉

Teuerungspol[itik]:f |:Dies bei Importstaaten Getreide.g:|

10

Fortentw[icklung] h〈b)〉 Übergang zur Geldwirtschaft speziell Getreidehandel 〈agrarische〉

15

Pol[itik] der feudalen Herrscher beginnt H[andels]Pol[itik] zu werden geldwirtschaftliche Fiskalpolitikh Nunmehr b) Pol[itik] der Exportländer 〈Monopol-    Domänen-   Politik〉

20

iBeginn

des Eigenhandels des Oikos, speziell mit Getreide a) mit eigenem (Domänenpol[itik])

f  In A folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A 41r (S.  216, Text 1, textkritische Anm.  b) korrespondiert.   g  In A folgt eine Markierung, die – wie die vorangehende textkritische Anm. – mit einer Markierung auf A 41r (S.  216, Text 1, textkritische Anm.  b) korrespondiert.  h–h  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.    i–i (S.  219)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

218

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

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15

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30

35

Text 2

Getreide-Monopol- u. Domänen-Politik

b) Monopole des Getr[eide-] H[andels]

So:j Friedrich II. in Sizilien: Die Krone exportiert, nach Tunis u. Italien2 aus Domänen Naturalzölle – 1/5 bei Ausfuhr gekauftem Korn. Vorfahrt der kgl. Flotte, dann erst Privatschiffe Im Innern dag[e]g[en] freier Handel des Getreides

Beispiele: Fr[iedrich] II. D[eutscher] Orden

Amk höchsten entwickelt b[eim] Deutschen Orden: coelibatäre Organisation großer Oikos Urspr[ünglich] naturalwirtsch[aft­ liche] Eigenversorgung Getreide-Einnahmen:   Domänen    Zehnt der Slawen    Naturalabgaben (Bischofs  scheffel) der Deutschen Mühlen = Monopol des Ordens daraus Mehl-Einnahmen Auf den eigenen Gütern: Wachs, Pech, Holz, Asche Allmäl[iger] Übergang zur Geldwirtschaft: Einkauf von gewerbl[ichen] Produkten von Hanse beginnend: Bernstein-Absatz   (Monopol)   Export von Wachs, Pech, Holz   Export von Getreide        lEigene Produktel m |

j  In A geht eine Markierung voran, die mit einer Markierung auf A 39 (S.  219, Text 3, textkritische Anm.  n) korrespondiert.   k  In A geht eine Markierung voran, die mit einer Markierung auf A 39 (S.  219, Text 3, textkritische Anm.  o) korrespondiert.   l–l  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   m  In A am linken unteren Blattrand: verte.   2  Bei Naudé, Getreidehandelspolitik, S.  159, heißt es: „Tunis und Syrien“.

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

219

Text 3 b) Monopol Herrscher (staatl[iches] H[andels]Monopol)i

5

Fr[iedrich] II.n D[eutscher] Ordeno

i (S.  217)–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  n In A folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A 41r (S.  218, Text 1, textkritische Anm.  j) korrespondiert.   o  In A folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A 41r (S.  218, Text 1, textkritische Anm.  k) korrespondiert.  

220

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2 Änderungen mit überseeischen Entdeckungen Sie die Schöpfer der modernen Form staatl[icher] W[irtschafts]Pol[itik] Allg[emeine] Situation: |:1.:| 〈1〉 Edelmetallstamm – Preise a) Sprengung der Regulierung b) Geldw[irtschaftliches] Gewinnstreben |:2.:| 〈c)〉 notw[endig] Staaten als Träger Städte zu schwach.

A 41v

5

Aber auch: Übergang zum eignen Handel: zuerst Absatz der EinfuhrÜberschüsse im Inland  Kauf von Pelzwerk  Kupfer, Blei  pzum Export in das Ausland Flandern bes.p dann auch: 〈Gewürze, Öl, Reis, Edelsteine, Zucker〉

10

15

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qPerlen

u. Seide (aus 〈Indien〉 Armenien)q schließlich: Industriebetriebe Schiffahrt in eigener Regie Geldleihgeschäfte Bodenumsatz, bes. in Renten. Gefälschte Bulle Alex[anders] IV.r 1257 gestattet Handel, echte v. 1263 nur soweit nicht Wanderhandel. In den Ordensburgen in Danzig u. Marienburg3 Lager des Ordens „Schäffer“ als Faktoren 1400: 738 000 Scheffel Getreide auf Lager Capital der K[öni]gsberger Schäffer 450 000 M. p–p  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.  q–q  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Pfeil hier eingefügt.  r A: VI.   3  Die Burgen des Deutschen Ordens mit Sitz je eines hier gemeinten Großschäffers befanden sich in Königsberg und Marienburg, nicht jedoch in Danzig.

5

10

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  2, Blatt 41v

221

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

„Lieger“ (Faktoren) in Brügge Also: capitalist[ische] Organisation auf feudaler Unterlage sZwang g[e]g[en] die Bauern z[ur] Abnahme der Ordenswaarens 〈Hand[el]:〉

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Beginnender Kampf a) mit dem freien Handel der Städte bes. Danzig, Thorn Getreideausfuhrverbote des Ordens zu geschäftl[ichen] Zwecken Getreidehandelsconzessionen an Ausländer g[e]g[en] Entgelt Vorkaufsrecht des Ordens tStädte verlangen ihrerseits Verf[ügung] über den Getreidehandel bes. mit Polent b) mit den belehnten Rittern diese fordern freien Absatz für sich (g[e]g[en] Städte u. Orden) sind g[e]g[en] die O[rdens]Monopole. Städte u. Adel conspirieren   deshalb naturgemäß mit  Polen gegen den Orden u. seine  Monopole. Orden sperrt die Weichsel begünstigt Engländer u.  Holländer Dies führt zur Niederlage. c) 〈Letztes Vorstadium:〉 |:〈Teuerungs〉 Handelspolitik der:| GetreideImport-Länder im M[ittel]A[lter] 〈So insbes. Norwegen:〉

s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

223

Text 3

uc)

Pol[itik] der feudalen Import­ staatenv

〈Monopol〉

u–u (S.  225)  In A eingerahmt.   v  In A folgt eine Verweismarkierung mit unklarem Bezug.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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A 42r

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noch nicht: Fürsorge f[ür] ExportGelegenheit zur Ernährung[,] |:Erwerbsgelegenheit:| der Bevölkerung – indirekte Nahrungsfürsorge sondern: direkte Nahrungshülfen (nach antiker Art) Sorge f[ür] Getreidezufuhr Norwegen g[e]g[en]über der Hanse: Handelsverträge über Zufuhr best[immter] Waaren |:bes. Getreide:|. Hanse ihrerseits sperrt u[nter] Umst[änden] die 〈Handel〉 Getreidezufuhr nach Norwegen. Dann Hungersnoth. | 〈d) Der Beginn der überseeischen Colonisation u. ihre Wirkungen〉 〈d) Überseeische Colonien 〉 〈a) Diew feudalen und Missions-Colonien |:und die Volkswirtschaft:| der Spanier.〉

xd) Wirtschafts-

Spanierx

yPolarer

25

Text 2

und Colonialpolitik der

G[e]g[en]satz g[e]g[en] den Merkantilismus. Deshalb hier darzustellen.

3) W[irtschafts-] u. Col[onial]Politik Spaniens polarer Contrast z[u] Merkantilismus |

w  A: 〈Die〉; vom Editor wieder eingefügt.   x–x  Ergänzung am äußersten oberen Blatt­ rand.    y–y (S.  226) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 3 noch nicht: Fürsorge f[ür] Exportgelegenheit Erwerbsgelegenheit erweitern (indirekter Weg) 5

sondern: direkte Nahrungsfürsorge Getreideimport-Politiku

〈d) feudale |:überseeische:| Colonisationspolitik Überseeische Colonien u. W[irtschafts]Pol[itik] d) Wirtschafts- u. Colon[ial]-Politik Spaniens〉

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A 43v

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Nun: Eingreifen der überseeischen Entdeckungen Damit: 1) Einströmen des Edelmetalls – Preisrevolution a) Sprengung der Tradition der Regulierung b) rapide Zunahme der Geldwirtschaft des Gewinnstrebens c) Notwendigkeit, daß Staaten die Gewinnchancen exploitierten keine Einzelstadt mächtig genug Militär[-]Schutz v. Staaten nötig. | Spanien Polarer G[e]g[en]satz g[e]g[en] Merkantilismus Deshalb hier

u (S.  223)–u  In A eingerahmt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Das Gewinnstreben äußert s[ich] hier militärisch zuf[olge] der Maurenkriege. Unmittelbar nach dem Ende knüpft die überseeische Eroberung als offiziöses Unternehmen an.y 1. Erste Periode bis Mitte 16. Jahrh. Zeitalter der Conquistadoren. Überseeische Fortsetzung der Mauren-Kreuzzüge Niederwerfung u. Ausraubung der centralamerikan[ischen] Culturstaaten. Keine Massen-Expansion, sondern Eroberungszüge von Condottiere: Combiniert mit Fiskal-Interesse des Königs. Rasches Zusammenschmelzen der Indianer Las Casas u. die Kirche dag[e]g[en] 2. Definitives |:Wirtschafts- u.:| Colonialsystem Spaniens seit Mitte 16. Jahrh. zZweck: materiell: Korneinkünfte, bes. in baarem Gelde Diese sollen nicht an Private, sondern an die Krone allein fallen Daneben nur: feudaler Rentierstand der altspa­ n[ischen] Geschlechter soll versorgt werden (wie Kreuzzüge) ideell: Missionszweck Nicht: erweiterter Spielraum f[ür] spanisches Capital u. Bürgertum aber f[ür] Nachwuchs spanischer Bauernschaftz |:Grundlage dieser Gedanken: a):| tropischer Charakter der |:meisten:| Colonien diese schon dicht besiedelt – kein Platz f[ür] Bauern y (S.  224)–y Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  z–z  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 3 Gewinnstreben militärisch – Mauren – Indianer

5

1. Erste Periode Conquistadoren |:(Condottiere):| Fortsetzung der Kreuzzüge 〈Condottiere〉

Raub u. Edelmetalljagd

Las Casas 2. Definitiv: seit Mitte 16. Jahrh. 10

Zweck |:doppelt:|: |:materiell::| Korneinkünfte – direkt, nicht in PrivatTasche daneben: feudaler Rentierstand

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|:ideell::| Missionszweck Nicht[:] Erweiterter Spielraum f[ür] a) span[ische] Bauernschaft b) span[isches] Capital u. Bürgertum Grund dieser Politik a) tropischer Charakter der Colonien schon besiedelt Abfall der Bauern gefürchtet

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 aauch

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gefürchtet: größere Selbständigkeitsgelüste u. Divergenz g[e]g[en] die soziale Verfassung Spaniens Deshalb: Auswanderung nach Colonien nur nach Conzession. 16. Jahrh. in ganz Neuspanien nur 15 000 Spaniera |:b) militärischer:| 〈u. kirchl[icher]〉 Charakter Spaniens Folge der Maurenkriege (feudale Eroberung) Das oriental[ische] Gewerbe vernichtet Eignes Gewerbe wenig. (nimmt Adel, der bei Kirchenzug-Dienst nur ruht) Daher: keine Ausbeutung als industrielles Absatzgebiet ferner: feudal-kirchl[icher] G[e]g[en]satz g[e]g[en] das Capital Die Cortes glauben, daß die Kaufleute die Waaren verteuern. G[e]g[en] Privat-Handel deshalb |:agrarischer u.:| Consumenten-Standpunkt: bVerbot der Metall-Ausfuhr aus Spanien |:Nach Manila nur 1 Galeone mit fixem Quantum Gold:| Aber auch der Waarenausfuhr Begünstigung der WaarenEinfuhr Roh-Wolle-Ausfuhr (agrar[isches] Produkt) gestattet, wenn Woll-Waaren eingeführt Seiden-Einfuhr gestattet, Ausfuhr verboten (Verbrauchsprodukt des Adels)b a–a Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b–b  Einschub von der unteren Blattmitte gemäß Max Webers Korrektur seiner geschweiften Klammer durch zwei Markierungen hier eingefügt. Vgl. die ähnlich lautende Textpassage g–g in Text 3, unten, S.  231.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 3

5

(Verbot der Ausw[anderung] dahin, nur g[e]g[en] Conzession) 16. Jahrh. ca. 15 000c b) militär[ischer] Charakter Spaniens (Maurenkriege feudal)

oriental[isches] Gewerbe tot eigenes “ wenig

10

daher: Consumentenstandpunkt, agrarisch antikapitalistisch, agrar[isch] u. kirchl[ich] keine Ausbeutung als Absatzland (Cortes glaubten, Kaufleute verteuern die Waaren)

c  A: 10 000 > 15 000  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 ddie

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Indianer sollen billige Waaren liefern als Produzenten (nicht als Consumenten) ausgebeutet auch nicht: Rohstoffe f[ür] eignes Gewerbe Nur: kgl. u. Monopol-Manufakturen in Sevilla zur Verarbeitung indian[ischer] Rohstoffe. Ermutigung der indianischen Leinen-Industrie (1543) ebenso der Woll-Erzeugung (1548–72) Verbot nur des Weinbaus (Concurrenz 〈c).〉)d ec)

20

kirchl[icher] Charakter der span[ischen] Cultur u. Herrschaft. Daher: Haß g[e]g[en] Capital Conservierung der indianischen Rasse als geeignete Unterlage hierarchischer Herrschaft.e |

d–d  Vgl. die ähnlich lautende Textpassage i–i im Text 3, unten, S.  231.   e–e Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Text 3

c) kirchl[icher Charakter] fHaß g[e-] g[en] Capital

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A 43r

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Indianerschutzpolitikf Eigentl[ich]: Maßregeln: gMetallAusfuhr-Verbot bzw. Contingentierung (nach Manila) Galeone. aber auch Waaren-Export-Verbot – nur agrarisch Roh-Wolle-Ausfuhr gestattet wenn Waaren eingeführtg h | iSeiden-Einfuhr gestattet (Luxus) Indianer sollen billige Waaren liefern werden nicht als Consumenten, sondern als Produzenten ausgebeutet

f–f Einfügung mit blasser Tinte.   g–g Vgl. die ähnlich lautende Textpassage b–b in Text 1, oben, S.  228, die Max Weber in der endgültigen Ausführung in Text 1 gemäß Markierung an anderer Stelle eingebunden hat.   h  In A am linken unteren Blatt­rand: verte   i–i (S.  233)  Vgl. die ähnlich lautende Textpassage d–d in Text 1, oben, S.  230.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

A 42v System der Colonisation: ja) Agrarverfassungj

5

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Indianer-Schutzgesetze. Motiv: religiös – Bekehrung u. Beherrschung d[urch] Kirche ökonomisch: nachhaltige Ausbeutung d[urch] König u. Rentner deshalb kirchl[ich] u. jurist[isch] die Indianer als Unmündige behandelt. Daher: schollenfest in Dörfern angesiedelt verboten Waffen- u. Pferde-Besitz unveräußerlich (außer bei  Conzession) Mobilien u. Boden   unverschuldbar über 5 Piaster  k       creditlos abgeschlossen nach außen: Verbot der Ansiedlung Weißer des Aufenthalts von Kauf­ leuten über 3 Tage 〈für Frohnhö[fe?]〉

25

Begrenzte Frohnden, sehr milde: lBerg-, Wegearbeit,l Mais-Viehzucht Verbot der Plantagen Benutzung der Indianer  hierfür  [Verbot der] industriellen  Sklaven  (Neger) Ausnutzung j–j  Am linken Blattrand mit blasser Tinte.   k  In A folgt Wort rechts der Schweifklammer.   l–l A: Bergarbeit, Wege-,  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

233

Text 3

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auch nicht: Lieferanten von Rohstoffen f[ür] span[isches] Gewerbe Nur: königl[iche] MonopolManufakt[uren] in Sevilla f[ür] indian[ische] Rohstoff-Verarbeitung Ermutigung der indian[ischen] Industrie Leinen 1543 Wolle 1548–72 dag[e]g[en] Verbot des Weinbausi m|:Speziell: Colonialsystem:

15

a):|m Agrar[verfassung] der Col[onien] Indianer-Schutzgesetze im Interesse nachhaltiger Ausb[eutung] u. religiös

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schollenfeste, unveräußerliche, creditlose Dörfer feste Frohnden f[ür] Bergarbeit, Maisu. Viehzucht nicht: Plantagen u. Industrie dafür Negersklaven Verbot der Weißen-Ansiedlung, n|:Hinderung der CreolenEntwicklung:|n

i (S.  231)–i  Vgl. die ähnlich lautende Textpassage d–d in Text 1, oben, S.  230.   m–m Mit blasser Tinte.   n–n  Einschub mit blasser Tinte.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Caziken gewählt, darüber corregidor besondre Protectoren (Fabrikinspektoren-artig)

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teils 1) königl[iche] Indianer – Steuern an König, meist in Natura 2) Encomiendas – meist auf 2 Generationen, unverkäuflich Der Encomendero darf kein Haus im Dorf besitzen, Verwandte u. Sklaven dürfen es nicht betreten oÜberall möglichst Hinderung der Entstehung von creolischen Bauernschaften pauch außerhalb der Indianer-Gebietep Der Boden |:soweit Privatbesitz:| in Majoraten gebunden (wie in Spanien) Auch wenig Plantagen. Sklavengesetze ähnlich den Indianergesetzen Plantagen gering, weil Handel beschränkto teils 3) Missions-Colonien regelm[äßig] mit Gewalt begründet – Dominikaner- u. Jesuiten Festungen ökonomisch: Oikos (Frohnhöfe) Indianer hat neben seinem Land Missionsland zu bestellen der Ertrag magaziniert, auch f[ür] Indianer absolut g[e]g[en] Weiße, bes. Kaufleute abgesperrt, eigene Produkte, bes. religiöse Embleme, verhandelt religiöser Charakter: genaue Regelung des Lebens der Indianer Überwachung u. Disciplinierung

o–o  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  p–p  Einschub vom äußersten linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 3

teils |:a):| Domänen: teilw[eise] |:b):| verliehen: Encomiendas Fideicommisse

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teilw[eise] c) Mission: Frohnhöfe

absolut g[e]g[en] Handel gesperrt

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 qb)

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Handelsverfassung:q 1. Handel nur kraft kgl. Conzession an wenige Häuser in Sevilla. Große Profite, hohe Zölle 2. Absolutes Verbot des Handels mit Fremden. Daher die Städte abseits der Höfe angelegt. 3. Isolierung der Provinzen unter einander 4. H[andel] mit Spanien nur via Sevilla, in 2 Karawanen jährlich mit fester Schiffszahl 27 bzw. 23 Segel 〈(nach Manila 1 Galeone mit)〉

15

Nur auf Messe von Portobelo (Panama) Austausch der Produkte von ganz Südamerika nach Peru u. Chile. | Text 1

A 46r |:e):| 〈d.〉 Die w[irtschafts]pol[itischen]r |:Ideale:| der Theokratien sReform[ation]

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u. G[e]g[en]reformation – beide auf andre Grundl[age] als die kath[olische] K[irche] des Mittelalters Luther außerhalb – rückständigs

Unterlage: |:a):| die Erschütterung der Tradition in den Massen d[urch] Geldwirtsch[aft] |:b):| Entstehung e[iner] breiten proletarischen Schicht infolge BevölkerungsProblems. Kein Platz im lokalen Handwerk   Beginn der Entw[icklung] der Manufakturen als Verwend[un]g des Proletariats, – damit |:c):| Vermögensdifferenzierung u. besitzlose Massen.   Entwicklung sozialrevolutionärer Theorien – Gefährdung der traditionellen ethischen Zustände Hingegen Reaktion des kirchl[ichen] Interesses Umbildung der canonistischen Doktrinen nach 2 auseinanderstrebenden Richtungen:t

q–q Am linken Blattrand.   r A: W. Pol.  s–s Zusatz am rechten oberen Blattrand.   t  In A folgt ein sehr kräftiges, breites Gleichheitszeichen, eine ebenso kräftige Ordnungszahl und der Einschubvermerk 1. Jesuiten (vgl. unten, S.  238, textkritische Anm.  w) sowie eine horizontale Linie zur Abgrenzung des nachfolgenden Textes (vgl. unten, S.  241 f.).  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Text 3 b) Handelsverf[assung] 1. nur kraft Conzession wenige Häuser in Sevilla

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2. mit Fremden absolut verboten Städte abseits der Höfe 3. nicht zwischen den Provinzen unur Messe zu Panama Austausch von ganz Südamerikau 4. nur via Sevilla mit Spanien 2 Karawanen feste Schiffszahl 27 bzw. 23v |

u–u  Zeilen gemäß Max Webers geschweifter Klammer hierher verschoben.   v  In A folgen die verschobenen Zeilen u–u.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 44r

w1.x

Hauptrichtung: Vertreter[:] die katholischen Utopisten und die Jesuiten.

Theoret[ischer] Vertreter: Tommaso Campanella (Dominikaner) „Civitas solis“ Grund der moralischen Verworfenheit: daß nicht alle Menschen arbeiten. dies der Grund, daß keine Zeit für geistig-ethische Hebung der Arbeitenden. Überall d[urch] Privatinteressen die Arbeit der Produktion des Notwendigen entzogen. Allg[emeine] Organisation der Arbeit 〈als〉, um so durch Verkürzung der notw[endigen] Arbeitszeit Raum für geistige Entwicklung des Menschen zu schaffen. Deshalb: Beseitigung des Privat-Eigentums an den Prod[uktions]Mitteln, ydes Handels u. Geldes, 〈da die〉 Entlohnung v. Jedem nach dem Maß seiner Arbeit, nur danach. Dabei nur Handarbeit geschätzty Consequenz: Beseitigung der Familie u. heutige Form der Ehe Zweck der Erziehungsarbeit: Abtötung des Eigennutzes u. Züchtung der Liebe zur Gemeinschaft. (Aber auch der wirtschaftl[ichen] Form des Eigennutzes) Dadurch Vernichtung des Lasters Positive Erziehung: 1. Z  üchtung d[urch] Regulierung der Ehe im Interesse der Erhaltung u. Besserung der Rasse d[urch] Obrigkeit. (Platon, Aristoteles moderne anthropolog[ische] Sozialpolitiker) 2. religiöse Erziehung 3. militärische Erziehung, kriegerischer Geist darf nicht erlöschen, sonst Verweichlichung Politisch: strenge Demokratie unter theolog[ischer] Führung.

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Auf dieser Unterlage: 〈der〉 Missionsstaat der Jesuiten in Paraguay           cf. Gothein, Der christl[ich]-soziale Staat der J[esuiten] in     P[araguay] Zweck: ethischz|:-religiöse:| Erziehung u. Beherrschung der Indianer (Fortbildung Las Casas’scher Ideen) insbes. Erziehung zu anhaltender Arbeit auf der wirtschaftl[ichen] Unterlage e[iner] selbstgenügsamen Colonie Stadtwirtschaft auf communistisch-patriarchaler Unterlage (ganz ähnlich principiell dem Inka-Staat)

w–w (S.  241) Textpassagen von A 44r/v und A 45r gemäß Max Webers Einschubvermerken auf A 46 mit textkritischer Anm.  t, oben, S.  236, und auf A 44 am linken unteren Blattrand sowie auf A 45r, unten, S.  241 mit textkritischer Anm.  m, hier eingefügt.   x A: 2. > 1.; Korrektur mit blasser Tinte.   y–y Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   z A: ethische  

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Text 1

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Herrschende Kaste die Jesuiten – unterwarfen die Indianer als in ihrem Interesse beherrscht. aSitz: an beiden Seiten des Uruguay-Flusses Städte von 2500–7000 Einwohnern 400 Jesuiten, 100–150 000 Indianera | 1. Abschließung nach außen. („Reductiones“) a) Deshalb in tiefstem Urwald. 〈Grun[dlage]〉 Verkehr dahin lebensgefährlich u. fast unmöglich b) speziell strenger Ausschluß der Weißen – Grundlage Indianersprache kgl. Privileg – Kampf g[e]g[en] Spanier, Bischöfe, Portugiesen, creolische Besiedler in Brasilien (Paulisten) c) Handel nach außen nur durch den Orden Jährlich eine Karawane in B[uenos] Ayres unter Führung der Patres kaufen, was nicht selbst produciert wird, verkaufen Überschüsse 2. Soziale Organisation im Inneren: Zerstreut-Wohnen verboten (keine Controlle) – nur die Hirten zeitweise. nur in der Stadt. Diese Festung (Caktushecke), ganz regelmäßig wie Mannheim angelegt. bSelbstwahl der Caziken aber: Corregidores des Bischofs Kleine Streitsachen entscheidet Corregidor, große der Paterb 〈Kein erbliches Privateigentum〉

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Existenz in Einzelfamilien – aber Erziehung der Kinder communistisch Die Verehelichung jedes Jahr 2 mal mit 17 bzw. 15 Jahren cErziehung streng militärisch Ca. 30 000 Mann zu stellen Pater mit Cruzifix vorn 〈Selbstwahl der Ca[ziken]〉c

Kein erblicher Privatbesitz Sondern: vor der Stadt |:1):| Feldgärten zu lebenslängl[ichem] Nutzbesitz   Verpflichtung, sie zu bebauen (Controlle)    u. so e[inen] Teil des Unterhalts zu beschaffen.   3 Tage der Woche hierfür   dSaatkorn von der Gemeinschaftd

a–a  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  c–c  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d–d  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

A 44v

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1               |:2):| weiter: Ackerland   Mais-, Baumwoll-, Thee-Anbau   u. zw[ar] communistisch. – F[ür] jeden Tag d[urch] Pater   eder Arbeitsplan festgestellt   3 Tage der Woche Gemeindefrohnden.e   Morgens nach der Messe (militärisch controlliert)   Präsenz festgestellt   Abteilungsweise mit Heiligenbild zur Arbeit   Abends ebenso zurück. Aufsicht der Patres   fGerätschaften der Gemeinschaft gehörig   Pflug u. Axt   Nur je ein Tischmesser als Ausstattung jeden Ehepaarsf |:3):| Weide. Schwerpunkt der Heerdenbesitz der  Gemeinschaft   Pferde verboten  Nur Rinder im Gemeineigentum.   Jährlich 1 paar Zugochsen zur Nutzung pro Familie. Gewerbl[iche]Produktion: Sonntags Baumwolle an Weib zum Spinnen aus Magazin Abends Ablieferung dann an Weber etc. Ablieferung an die Magazine g〈Kunstgewerbe

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hoch entwickelt.〉

Schmiede / Weber, Drechsler zu Gratislohnwerk gehalten Kunstgewerbe glänzend: Kupferstich-Copieng Consum-Regelung: Vegetabilien meist selbst gewonnen – nur f[ür] Notfall im Magazin u. f[ür] Saatkorn Fleisch-Zuteilung, wöchentl[iche] Schlachtung d[urch] Gemeindeschlächter alle 2 Tage zugeteilt. (f[ür] 7000 Einw[ohner] 40 Ochsen täglich[)] Thee ebenso, Salz kostbar. hGeld völlig unbekannth | A 45r

5

Offenbar: Abklatsch der Frohnhofs-Organisation. Das deutsche Bauerndorf, nur nicht Communismus statt Flurzwang Idee gesteigert Im Übrigen: Frohnhofs-Verkehrs-Regulierung

e–e Einschub mit blasser Tinte vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   f–f Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   g–g  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   h–h  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

241

Text 1

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Ergebnisi: jErziehung zur landw[irtschaftlichen] Arbeit nicht geglückt Niveau deutscher Frohnarbeiter sehr erhebl[iche] Industrie-Leistungen (Kunstgewerbe) aber: nur Copie, keinerlei eigne Erfindungj Gewaltige u. staunenswerthe Bauten. Einziges Industrieland Südamerikas inmitten spanischer Barbarei Vernichtung des Erwerbstriebes – d. h. nicht Entstehen-Lassen Unterdrückung der Leidenschafts-Vergehen |:thatsächlich:|k Möglichkeit niederen Strafrechts: nur: Prügel u. Einsperren Die Indianer auf Stufe der Kindheit, ökonomisch u. ethisch. Daher aber: gar keine selbst[ändige] Widerstands-Fähigkeit g[e]g[en] Versuchungen Rückfälle in Cannibalismus lStabilität der Bevölkerung unerklärl[ich] Individualist[ische] Prosperität führt überall zu rapider Vermehrung. – Zusammenhang unklarl Spurloses Verschwinden |:der Cultur:| späterm w | n o|:2. Richtung:|o

20

(Hauptvertreter Calvin u. die Protestanten der Handelsstädte)

pCalvin Calvin 1541 von den Händlern nach Genf, um die Libertiner (sozialrevolut[ionäre] Arbeiterschaft) zu bekämpfen Faktisch herrschend bis 1564 (†)p qEthisch: 1. |:Kampf

25

g[e]g[en]:| Materialismus 〈zu bekämpfen〉, identisch mit   Genußsucht 2. Allg[emeiner] Lebenszweck die Arbeit   aber auch die A[rbeit] des Geschäftsmanns   Dies wie communist[ische] Doktrin   Aber Abweichungq

i  Mit breiter Feder kräftig unterstrichen.   j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   k Mit blasser Tinte.   l–l Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   m In A folgt die Einschubmarkierung 2. Calvin s. o. Max Weber verweist zurück auf A 46r (oben, S.  236). Der Text folgt hier im Anschluß.   w  (S.  238)–w  Textpassagen von A 44r/v und A 45r gemäß Max Webers Einschubvermerken auf A 46, oben, S.  236 mit textkritischer Anm.  t, und auf A 44 am linken unteren Blattrand sowie auf A 45r, hier mit textkritischer Anm.  m, hier eingefügt.   n  In A folgt A 45v: 〈Hoch entwickelt: Kunstgewerbe in Fabriken〉 |  o–o  Einschub mit blasser Tinte.   p–p  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschwungener Linie und Einschubmarkierung hier eingefügt.   q–q Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

[A 46r]

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Ökonomisch: Erkenntnis, daß Leitung der Produktion d[urch] das Capital unvermeidlich capitalist[ische] |:Export-:|Produktion schafft für die hungernden Massen Erwerb. Deshalb: Aufgabe der Theorie von der Bedenklichkeit des Handels                     rauch Handel produktivr [Aufgabe der Theorie von der Bedenklichkeit des] Zinses Das Geld kann in Kauf u. Verkauf Gewinn bringen,     daher auch Zins gestattet. Künstl[iche] Züchtung der Industrie bedeutet Erziehung zur Arbeit. Da die Massen nicht freiwillig arbeiten: „Das Volk muß in Armuth gehalten werden“4     (Th[eorie] von der Produktivität niederer Löhne) Also: Züchtung des Capitalismus u. der Geldwirtschaft. sNur unsittliche     Produktion (Spielbanken) verbotens     Züchtung des wirtsch[aftlichen] Eigennutzes Wo bleiben die ethischen Interessen? ökonomischt |:a):| Diese d[urch] Art der Verwendung der Reichtümer – diese reguliert   Man muß die Menschen nicht als Produzenten anschauen,   sondern als Consumenten. 〈Ethische Regulierung〉   unproduktive Verwendung der Reichtümer verboten   Luxus-Gesetzgebung: |:Schmuck,:| Gold, Perlen, Seide, Sammt, Pelz  verboten   Geselligkeit controlliert: Zahl der Gänge   1 Gericht Fleisch u. Fisch (selten[)]  5 andre Gänge, – 8 Schüsseln Dessert   uSpiele   Theater etc.   jede Expansion des Consumsu vb) Ethische Repressionsgesetzgebung   Ehebruch, Unzucht aller Art   〈daher〉 kirchl[iche] Verbrechen mit Todesstrafe  Daher: aristokratische polit[ische] Verfassung   Herrschaft der Handels- und Gewerbe-Aristokratiev |

r–r  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  s–s  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschwungener Linie eingefügt.  t  Zusatz parallel zu den beiden folgenden Zeilen.   u–u  Einschub vom unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   v–v Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   4  Möglicherweise zitiert Max Weber hier nach Kampschulte, Franz Wilhelm, Johann Calvin. Seine Kirche und sein Staat in Genf, Band 1. – Leipzig: Duncker & Humblot 1869, S.  430: „[…] man müsse das Volks stets in Armuth erhalten, damit es gehorsam bleibe.“

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Text 1 A 46v

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Also: Entfesselung u. ethische 〈Rechtfertigung〉 Sanktionierung des Erwerbstriebes, wirtsch[aftlichen] Eigennutzes dag[e]g[en] Einschränkung des Genußtriebes Ethische Theorie des wirtsch[aftlichen] Geizes – dies zu hart – aber: entsprach der Lebensauffassung derjenigen tüchtigsten Elemente des emporstrebenden Capitalismus, dem die Gewinnung des Reichtums ethischer Beruf ist (Hansestädte) Heroisches Zeitalter des Capitalismus | Text 1

A 47r 3. Der westeuropäische Merkantilismus 10

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Aufrufung des wirtsch[aftlichen] Eigennutzes der Unterthanen zur Förderung der Macht des nationalen Staates wSchaffung der „bürgerl[ichen] Klasse“ Capitalistische Expansion nach außen colonial d[urch] Erweiterung des Kundschaftskreises nach außen d[urch] Monopolisierung des Handels u. der Schifffahrt dad[urch] Stärkung der Kriegsmacht der Fürstenw Begann 〈1)〉 als 〈|:Handels-:| u. SchiffahrtsProtektionismus〉 Reaktion der Westmächte |:speziell Englands:| gegen die flämischen Handelsmonopole der Hanse u. Holländer Kampf derx Weststaaten g[e]g[en] die 〈Hanseaten u.〉 Niederländer Bruch des Monopols der Hansestädte d[urch] die Holländer: Eröffnung des Sundes, im Bund mit Dänemark. Vergebl[icher] Kampf J[ürgen] Wullenwebers um Erhaltung des

Text 2 〈2.〉 3. Westeurop[äischer] Merkanti-

A 51v

l[ismus] Aufrufung des wirtsch[aftlichen] Eigennutzes Schaffung bürgerl[icher] Classen

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Expansion: a) colonial b) d[urch] Marktschaffung c) d[urch] |:Schiff- u.:| H[andels-] Monopolisierung Begann als Reaktion v. Holland u. England g[e]g[en] Hanse-Monopole

Sund-Öffnung – Wullenweber – Kaiser f[ür] Holland g[e]g[en] Hanse

w–w  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschwungener Linie hier eingefügt.  x  Textverderbnis in A durch Tintenklecks; der sinngemäß ergänzt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Monopols. Der Kaiser gegen die Hanse. Königin Elisabeth vernichtet die hanseat[ischen] H[andels-] Privilege yDamit Ende selbst[ändiger] deutscher W[irtschafts]Politik behufs Expansion nach außen. Nur geduldet. z1) 1611 Aufnahme der engl[i­ schen] Kaufleute entgegen dem Ausweisungsbeschluß des Reiches5 2) 1716 Neutralitätsvertrag mit F[ran]kr[eich] bei Kriegen des Reichesz y Nach Verlust der span[ischen] Armada: fakt[isches] H[andels]Monopol der Niederländer Daher nunmehr: innere u. äußere H[andels]Freiheit Dadurch: Internat[ionaler] Stapelplatz in Amsterdam bes. für Getreide: größte Getreideläger der Welt. In Folge dessen auch: primitive „Freihandels“-Doktrin

Text 2

Ende deutscher W[irtschafts]Pol[itik] des Reiches – Passivhandel Folge: 1611 Aufn[ahme] der      Engländer d[urch] Hanse6      1716 Neutralitätsvertrag mit      Frankreich   aLoslösung der Hansest[ädte]   v. Deutschlanda H[andels]Monopol der Holländer nach Armada-Verlust Daher: f[ür] Freiheit (Mare Liberum) großer Getreidestapel

y–y  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   z–z  Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Numerierung.  a–a  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   5  Vermutlich meint Max Weber das von Kaiser Rudolf 1597 auf Bitten der Hanse (inkl. Hamburgs) gegen die Stader Niederlassung und auf Drängen Spaniens (spanisch-englischer Krieg) erlassene Mandat, die Merchant Adventurers aus dem Reich zu verbannen. Das kaiserliche Ausweisungsmandat, das die anders gearteten Interessen der süddeutschen Wirtschaft nicht berücksichtigt hatte, war reichsweit rasch umstritten. 1601 kehrten die Merchant Adventurers nach Stade zurück, 1607 bestätigte ein kaiserliches Privileg die Stader Niederlassung, 1611 ließ der Hamburger Rat die englischen Kaufleute gleichfalls wieder zu. 6  1611 privilegiert allein Hamburg die Merchant Adventurers, sich in Hamburg niederzulassen, nicht die Hanse.

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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„Mare liberum“ des Grotius: Freiheit des Meeres vom MonopolenRecht Freiheit der Bewegung des Individuums – wirtsch[aftlicher] Nutzen. Gegen das fakt[ische] Monopol der Holländer richtet s[ich] die merkantile Politik. Zuwendung des Volks- u. Geldstromsb 〈Theorie〉 Allgem[eine] Entw[icklung]

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Text 2

Gegen das holländ[ische] Monopol richtet s[ich] die merkantilist[ische] Politik Englands u. Frankreichs Volks- u. Geldstrom sich zuzuwenden das Ziel Entw[icklung] der Theorie:d

Heyking Z[ur] G[eschichte] d[er] H[andels]bilanzth[eorie] B[erlin] 1880. Schanz Z[ur] Gesch[ichte] d[er] engl[ischen] H[andels]Pol[itik]7 Primitiv die direkte Controlle des Geld-Aus- u. -Eingangs. – Absolutes Verbot der Geld-Ausfuhr Wer engl[ische] Waaren ausführt, soll e[inen] Teil des Preises baar zahlen (H[einrich] VI. u. VII.) Dies dann zu prägen Wer Geld einbringt, muß 1) dasselbe in der Münze umprägen lassen (H[einrich] VI.) 2) es ganz in engl[ischen] Waaren anlegen (E[duard] IV.) c– so bleibt es im Landec Dazu Abnehmen der Baarschaft d[urch] Hostelier (Statute of employment)

b  Einschub von A 47v gemäß Max Webers am linken Blattrand von einem spitzen Winkel eingefaßten und kräftig unterstrichenen Verweis: Theorie mit dem Hinweis verte unter einer horizontalen Linie zur Abgrenzung des nachfolgenden Textes.   c–c  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d  In A folgt eine Markierung mit unklarem Bezug.   7  Gemeint ist: Schanz, Englische Handelspolitik.

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Weiterentwicklung: nicht mehr schlechthin der Geldexport gehindert sondern Versuch: zu sorgen, daß bei dem einzelnem Tauschakt e[in] Überschuß baaren Geldes in den Händen Englands bleibt „balance of bargain“-System. eAber d[urch] Wechsel-Zahlung durchbrochene Nunmehr Einsetzen der Theorie: 1) Th[omas] Mun – Engl[ands] treasure by foreign trade.8 Nicht jeder Geld-Export e[in] GeldVerlust U[nter] Umst[änden] Mehr-Erlös Conzession an ostind[ische] Cy Geld zu exportieren Expansion des Handels an sich Gewinn. stets gewinnt der König (d[urch] Zoll[)] das Land kann (d[urch] Fracht etc.) sogar bei Verlust des Kaufmanns gewinnen. 2) Nicht ob im einzelnen Fall GeldExport Folge des Handels, ist entscheidend, sondern Gesammtbewegung entscheidet: mehr ausführen als einführen im Ganzen „balance of trade“-System u. zw[ar] hochwerthigere Waaren aus- als einzuführenf. Handelsbilanztheorieg

e–e Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   f A: einführen  g  Zusatz am linken Blattrand zu den drei vorigen Zeilen. 8  Der Originaltitel lautet: Englands treasure by forraign trade.

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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[A 47r]

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Text 2

3) Josiah Child u. Stafford:9 anders u. endgültig formuliert: a) Nationale Arbeit in ihrem Spielraum erweitern Rohstoffe ein[-] u. Arbeits(Manufakturen)Produkte ausführen. b) |:Privatinitiative::| keine unnötigen Fesseln: free trade, d. h. Teilnahme aller Engländer am gewinnbringenden Handel | h〈Cromwell〉

1) Schiffahrts- u. ZwischenhandelsProtektionismus 15

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zugleich im polit[ischen] Interesse der Kriegsmarine-Macht 1. Voran England: bis H[einrich] VII. H[andels]Flotte im Kriegsfall f[ür] Staat confisciert, seitdem bes. Kriegsmarine Begünstigung des Schiffsbaus zuerst deshalb Rich[ard] II. |:1382:|: engl[ische] Unterthanen nur auf engl[ischen] Schiffen Deshalb aber: Frachtcontrolle – Frachtmaxima (1541 z. B.) in e[inem] Tarif. Vermehrung der Schiffsmannschaft: H[einrich] VII. 1485: Wein u. Waid10

Entw[icklung] der Politik: 1. Schiffahrts- u. ZwischenhandelsPolitik zugleich f[ür] Kriegsmarine 1) England: bis H[einrich] VII. H[andels]Flotte im Kriegsfall confisciert, 〈jetzt bes. Kriegsf[lotte]〉 daher: E[nglischer] Schiffsbau. R[ichard] II. 1382 engl[ische] Matrosen nur auf engl[ischen] Schiffen Correlat: Frachttarifierung

E[nglische] Schiffsmannschaft H[einrich] VII. 1485: Wein u. Waid nur auf engl[ischen]

h–h (S.  248)  Einschub vom linken und unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. 9  Gemeint sind: Child, observations concerning trade, und die 1581 unter „W. S. gentleman“ publizierte Schrift: A compendious or briefe examination of certayne ordinary complaints of divers of our countrymen in these our dayes, die eine zeitlang fälschlich William Stafford zugeschrieben wurde, u. a. auch von Heyking, Geschichte, S.  64, dem Weber hier wohl folgt. Stafford gilt inzwischen als Herausgeber, während die Schrift John Hales und Sir Thomas Smith zugeschrieben wird. 10  Die Vorschrift wurde erst 1489 auf Waid aus Toulouse ausgedehnt.

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aus Frankreich nur auf engl[ischen], ½ engl[isch] bemannten Schiffen |:Elisabeth::| 〈H[einrich] VII.〉 Diff[erential]-Zölle g[e]g[en] fremde 〈Kaufleute – H[andels-] Protekt[ionismus]〉 Schiffe überhaupt 1563 Küstenhandelsmonopol der engl[ischen] Flagge. Selbständigkeiti Entscheidende Maßregel:h engl[ische] Navigationsakte |:(Cromwell):| v. 1651: Emancipation des H[andels] mit den engl[ischen] Colonien |:u. Monopolisierung:| f[ür] englische Schiffe |:Zwischenhandelsemancipation überhaupt:| – Grundstein des engl[ischen] Merkantilismus jÜberseeische Waaren nach E[ngland] nur auf englischen ½ engl[isch] bemannten Schiffen europ[äische] Waaren |:a):| außer 〈von〉 |:auf engl[ischen] Schiffen:| nur auf Schiffen des Ursprungslandes b) nur direkt, nicht von Entrepot (Zwischenhandelsstation) aus Ausnahmen nur teilweisej großer Seekrieg mit Holland 1652 – Schiffahrts-Pr[otektionismus] 1660 best[immte] Artikel der C[olonien] sollen nur nach England geführt werden 1663 europ[äische] Artikel sollen nach den C[olonien] nur von England ausgeführt werden – Stapelrecht

Text 2 Sch[iffen] ½ engl[isch] bemannt. Diff[erential]Zölle g[e]g[en] fremde Flaggen 1563 Küstenhandelsmonopol – emancipiert |

Entscheidend: Cromwell 1651 Navig[ations]Akte a) H[andel] mit den Colonien emancipiert, Monopol engl[ischer] Schiffe b)  fremder Zwischenhandel nach England beseitigt – g[e]g[en] Holland Übersee-Waaren nur auf Engl[ischen] Sch[iffen] ½ engl[isch] bemannt Europ[äische] Waaren a) nur auf Engl[ischen]  oder Ursprungs Schiffen b) nur direkt.

   1660 best[immte] Artikel aus C[olonien] sollen nur nach E[ngland] 1663 europ[äische] [Artikel] nach [Colonien sollen nur] von [England]

i  In A doppelt unterstrichen.   h  (S.  247)–h  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   j–j  Einschub (von zwei Linien umrahmt) vom rechten unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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Zwischen-Handels-Protektionismus 1662 gradezu Verbot[,] bestimmte Artikel aus Deutschland u. Holland (Wein, außer rheinischem, russische Rohstoffe) – direkter Bezug erstrebt. 〈2. Entscheidender die französ[ische] Schiffahrtspolitik.〉 k2.

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Frankreich 16. Jahrh. Franzosen dürfen nur französ[ische] Schiffe befrachten 17. Jahrh. 1659 droit du fret – Diff[erential]-Zoll auf alle fremden Schiffe. Schiffsbauprämien, Einwanderung v. Schiffsbauern unter Colbert 1670 Pacte colonial: nur französ[ische] Flaggen in Colonien Colo[nial]-Produkte nur nach Fr[ankreich] fremde Pr[odukte] nicht nach Col[onien] – nur französische l18. Jahrh. Conflikt mit SchiffsbauProtekt[ionismus]: Verbot fremder Schiffel k |

2) Frankreich 16. Jahrh.: Franzosen nur auf französ[ischen] Schiffen 17. [Jahrh.]: droit du fret – Diff[e­ rential]Zoll fremder Flagge Colbert: Schiffsbau-Prämien Schiffsbauer-Einw[anderungs]-Prämien 1670: Pacte colonial: nur französ[ische] Flagge in Col[onien] Col[onie]Pr[odukte] nur nach Fr[ankreich] Nur französ[ische] Prod[ukte] nach Col[onien]

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〈2)〉

A 48v

25 m2. Expansiver nismusm

H[andels]Protektio­

〈3.〉 1.)n Die |:westeurop[äischen]:|

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Monopol-Handelsgesellschaften nach Art der städtischen – offiziöß[en] Unternehmungen Grund der Monopole: Militär[ischer] Charakter – kein Einzelhandel Form der Besteuerungen: Conzessionskäufe

2. Expansivero H[andels]Protektionismus u. Colonial-Politik

15

a) Monopol der H[andels]Ges[ellschaften] – Fortbildung der städtischen Ökon[omischer] Grund: Militärischer Schutz nötig – organisiert Fiskal-Interessen: conzentriertes Capital f[ür] Anleihen

k–k Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l–l Fortsetzung des Einschubs k–k am äußersten linken Blattrand quer zum Fließtext gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m–m Einschub am äußeren oberen linken Blattrand.   n Ordnungszahl fehlt in A; 1.) gemäß Max Webers nachfolgender Gliederung ergänzt.   o  In A doppelt unterstrichen.

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

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Anleihen des Staats jährl[iche] Abgaben Maximum des Händler-Gewinns u. Geld-Imports so Raubbau sonst pVerfassung teils: Zunftartig “ Akt[ien]Gesellschaft mit käufl[ichen] Anteilen (Beteiligung des Staats, Beschränkung auf Staatsangehörige) Militärhoheit 〈Recht d〉 Hausrecht auch g[e]g[en-] üb[er] Inländern U[nter] Umst[änden] auch Eingreifen in die Art des Vertriebes der Produktep

Text 2 regelm[äßig] Conzession Entgelt an Gläubiger

Verfassung:   a) Zunftartig  b) Akt[ien]Ges[ellschaften]  tmeist Beteiligung des Staats mit Capitalt Nur Inländer Hausrecht u. Militärhoheitu |

Beispiele 1. Niederl[ändisch]-Ostind[ische] Cie 2. Brit[isch]-Ostind[ische] Cie 3. Hudsonbay Cie q | Monopol-Handels-Compagnien.r 1.s 1602 Niederl[ändisch-] ostind[ische] Cie Zusammengetreten aus Einzelges[ellschaften], die in den einzelnen Staaten domicilierten Akt[ien]Cap[ital] 2153 x 3000 fl. Bco. Diese „Kammern“ Jede Kammer besorgt Ausrüstung ihrer Schiffe, eigne Direktoren Schiffe laufen ein[,] von wo sie ausgelaufen sind p–p  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  q  In A folgt Max Webers Einschubmarkierung für A 50r/v sowie am linken unteren Textrand: 2. > 3. Ergänzung mit blasser Tinte und breiter Feder, und am unteren rechten Text­rand der Verweis verte, der sich auf A 48r, unten, S.  253, bezieht.   r  In A geht eine Markierung voran, die mit einer Markierung auf A 51r (oben, Text 2, textkritische Anm.  u) korrespondiert.  s  Fehlt in A; 1. vom Editor gemäß Max Webers Gliederungsvorgabe, oben, Z.  20, ergänzt.   t–t  In A folgt Text rechts der Schweifklammer.   u  In A 51r folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A 50r (unten, Text 1, textkritische Anm.  r) korrespondiert.  

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Kammern präsentieren die 17 Direktoren, Gen[eral]Staaten bestätigen sie. Kein Holländer darf das Monopolgebiet – jenseits Cap u. Magellanstraße – bei Todesstrafe besuchen Aktien käuflich f[ü]r Holländer Einfuhren müssen versteigert werden Hat Recht, Festungen zu bauen, Truppen zu halten 2.v Brit[isch-]Ostind[ische] Cy bis 1612 (seit 1600) regulated Cy (Zunft mit Entree etc.) Jede Expedition ist Unternehmen Einzelner auf eigne Rechnung, nur unterworfen den Vorschriften der Cy 1612 joint stock Cy – aber mit successiven Subscriptionen |:ad hoc f[ür] einzelne Unternehmen:| u. gesonderter Abrechnung trotz Leitung d[urch] die Direktoren 1627 Gerichtsgewalt über ihre Bediensteten11 1661 Kriegsrecht g[e]g[en] nicht christl[iche] Staaten Briten in Monopolgebiet zurückzusenden 1708 erst fixes Aktiencapitel 1774 erst Einheit des Oberbefehls, Generalgouverneur. w〈Grund

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der Monopole: Militär[ischer] Charakter des Handels. Einzelhandel nicht möglich.

v  Fehlt in A; 2. vom Editor gemäß Max Webers Gliederungsvorgabe, oben, S.  250, Z.  21, ergänzt.  w–w (S.  252)  In A gestrichene Textpassage am linken Rand von runder Klammer umfaßt.   11 Die Gerichtsgewalt über die Bediensteten wurde 1624 geregelt. Vgl. [Art.] Ostindien, in: Meyers Konversations-Lexikon, 5.  Aufl., Bd.  13. – Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut 1897, S.  333–343, hier S.  341.

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g[e]g[en] Portugiesen u. Spanier g[e]g[en] Eingeborene Steuerform auf ausw[ärtigen] Handel. Conzessionskauf, Darlehen in der Noth etc., auch jährl[iche] Abgaben zugesagt nur so niedrigste Einkaufs-, höchste Verkaufspreise möglich Ermuthigung nötig (cf. Patente)〉w

3.x Hudsonbay-Cpie 1669: Aktivhandel mit Prinz Ruperts Land Forts u. Städte bauen Gesetze geben Ausweisung v. Engländern Hülfe der Kriegsschiffe requirieren noch 1838 verlängert auf 21 Jahre – Waffen u. Forts f[ür] die Märkte nötig. 86 Festungen ysonst Raubbauy Karawanenhandel: geht im Mai ab b[ei] Montreal, Oktober an der Westgränze, Rückkehr März – September | 〈Dauernd festgehalten nur da, wo ausschließl[ich] Handels-Exploitierung u. fiskal[ische] Interessen Für Ackerbau – Colonien ungeeignete Form, ebenso für Plantagen – hier freier Capitalzustrom nötig. Daher Colbert Fehlgriffe, ebenso holländ[isch]-westind[ische] C[om-] p[any] engl[ische] Südsee-Cy dän[isch]-isländ[ische] Cie Concurrenz mit Privathandel nicht möglich Finanziell meist schlechtes Geschäft

w (S.  251)–w  In A gestrichene Textpassage am linken Rand von runder Klammer umfaßt.   x  Fehlt in A; 3. vom Editor gemäß Max Webers Gliederungsvorgabe, oben, S.  250, Z.  22, ergänzt.  y–y  Zusatz am linken Blattrand.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

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Verkehr wird wenig entwickelt. 〈Wenig〉 An wenig Umsätzen große %-Privileg[ierung]. Überall nach Aufhebung des Monopols ungeheure Steigerung〉 |

2.) Merkantilist[ische] Colonial-Politika

b) Colonien

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bNicht

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rein fiskalische oder feudalkirchl[iche] Interessen sondern: Expansion des Capitals u. der Bevölkerungb ca)

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Colonien auf Grundl[age] unfreier Arbeit: – |:Tropen, dicht besiedelte Länder Plantagen-C[olonien]:| 1. Frohndienste der Eingeborenen diese Staatssklaven, verpachtet oder selbst administriert dnur Exp[ansion] des Capitalsd 2. Kaufsklaven Prämie auf Sklavenimport Unterschied g[e]g[en] spanisches System: nicht bloßer Rentnerstand sondern Produzenten gezüchtet Ausbeutung der Bev[ölkerung] d[er] C[olonien] – als Produzenten keine Bevölkerungs-Verpflanzung – Hemmung der freien Einwanderung

b) Zweite, wichtigste Form, – Spezifikation des westeurop[äischen] Merkantilismus freie Ackerbau-Colonien in der gemäßigten Zone von wilder Wurzel

α) mit unfreier Arbeit – TropenC[olonien] Nur Capital-Expansion Ausschluß der Weißen-Ansiedlung (wie Spanien[)] Unterschied g[e]g[en] Sp[anien]: Produzenten, nicht Rentner gezüchtet Rohstoff-Produktion A[rbeits]Kräfte teils Frohnden (Eingeb[orene] Staatssklaven verpachtet oder administriert) “ Kaufsklaven (Handelsprämien)

β) freie Ackerbau-C[olonien] – spezif[ische] Formen gemäßigte Zone, wilde Wurzel

a  Erster Wortteil in A doppelt unterstrichen.   b–b Zusatz am rechten oberen Blattrand.  c–c (S.  254)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  d–d  Einschub am äußersten linken Blattrand mit blasser Tinte und breiter Feder gemäß Max Webers Spitzklammer hier eingefügt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

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1. Bevölkerungsverpflanzung e2. G[e]g[en] Eingeborenef Zustand des Kriegs normal.

1. Bevölkerungs-Verpflanzung – Daher Krieg g[e]g[en] Eingeborene

3. Ausbeutung der Colonialbev[ölkerung]e |:a):| als Consumenten einheim[ischer] Gewerbeprodukte b)g als Produzenten von Rohstoffen f[ür] einheim[ische] Industrie c)h als Lieferanten best[immter] besteuerter Consum-Artikel.c

2. Ausbeutung der Col[onien] α) als 〈Consumenten〉 Produzenten v. Rohstoffen

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β) [als Produzenten] v. ConsumArtikeln γ) als Consumenten – dies spezif[isch]

Schon der Beginn der engl[ischen] Colonisation unter H[einrich] VII. merkanti­listisch im G[e]g[en]satz zu Spanien: Dasi Entdecker-Privileg |:1498j:| besagt, daß die entdeckten Gebiete dem 〈nur Engländern vor allem Engländern〉 zur Siedlung frei stehen sollen. Handel aber auf Engländer beschränkt

3. Arbeitsverfassung: Indentures, Abverdienen12 England wichtigstes Beispiel

〈Ähnlich〉 Raleigh Fortbildung: Bevölk[erungs]-Abzugscanal (Bauernlegen) Märkte f[ür] England Deshalb: bäuerl[iche] Siedelung, Beschränkung auf eigene Nation, aber Siedelung   frei u. prämiiert.   Geldwirtsch[aftliche] Unterlage  grundsätzl[ich] freie Arbeit.   Form der Arbeitsbeschaffung:

Raleigh entwickelt Merkantilismus Bevölk[erungs]-Abzug (Bauernlegen) prämiiert Märkte

H[einrich] VII. Entdecker-Privileg 1498: freie Siedlung Handel nur Engländer

e–e  Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Markierung und Korrektur von 2. > 3. bzw. 3. > 2.; Korrektur mit blasser Tinte und breiter Feder.   f  In A Unterstreichung mit blasser Tinte und breiter Feder.   g A: c) > b)  h A: d) > c)  c  (S.  253)–c Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   i  In A Sofortkorrektur: Die > Das  j  In A Sofortkorrektur: 1328 > 1498   12  Den ähnlichen Wortlaut in Text 1 vgl. unten, S.  255, Z.  1–3.

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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Text 2

Indenture-Verträge: Abverdienen des Überfahrtsgeldes in der Colonie13 also Halbfreiheit, aber nur zeitweise. 5

〈So:〉

Rechtsform der C[olonien] 〈in

Rechtsform:

England〉

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1. Proprietas-Colonien Anf[ang] 17. Jahrh. |:England:| Grundherrl[iche] u. geschäftl[iche] Einzelunternehmer besetzen die neue Anlage. Urspr[ünglich] ganz frei, später Verbot Nicht-Engländer anzusiedeln. Recht, Zins u. Land zu verlangen Regelm[äßige] Richter-Gewalt Veto g[e]g[en] Gesetze, Ernennung des Gouvernors also halb-feudal Schutz der Person u. des Eigentums d[urch] Krone. Einschränkung: Seit Revolution keine polit[ischen] Rechte mehr vergeben Ähnlich: Holland in Neu-Amsterdam Wer 50 Menschen importiert, 4 Jahre lang absolutes Herrenrecht. Frankreich in Canada: Seigneurie in Unter-Canada Geld- u. Naturalabgaben der Bauern, Mühlenbann des Herrn k2. Freibrief-Colonien

in England Capital-Gesellschaften privilegiert Unbedingte Souveränität Aber bald: Verlegung des Sitzes in die V[ereinigten] St[aaten]

Proprietas-C[olonien] Grundherrn. verleihen Boden g[e]g[en] Zins, Bannrechte

Gerichtsherren, ernennen Gouverneur, Veto

5

So: Holland in Neu-Amsterdam

Frankreich in Canada.

Freibrief-C[olonien] |:in England:| – Capital-Gesellschaften souverän bald identisch mit Assembly der Colonisten Verlegung nach Amerika

k–k (S.  256)  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   13  Den ähnlichen Wortlaut in Text 2 vgl. oben, S.  254, Z.  11–12.

10

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Text 2

Assembly der Colonisten identisch damit. Rechtslage stets zweifelhaft So: Virginia, Massachusetts, Connecticut 3. Kron-C[olonien] staatl[iche] Colonisation mit staatlichem Hoheitsrecht

Kron-C[olonien] staatl[iche] Col[onien]

〈Unterschied gg. Spanien〉 10

A 52r

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Wirtschaftspolitik g[e]g[en]über den Colonienk l |

Wirtsch[afts]-Politik g[e]g[en] Col[onien] in England: |

Urspr[ünglich]m fakt[ische] Handelsfreiheit der Colonien 〈Raleigh〉 trotz der frühern Pläne Erst 1651 Nav[igations-] Akte: nur engl[ische] u. coloniale Schiffe (Hollands großer Seekrieg 1652) Handelsprotekt[ionismus]n  1660 bekräftigt  Ferner aber: enumerated articles   |:aus Colonien:| sollen nur nach  England oder Colonien geführt  werden: Stapelrecht. Alle Waaren   von Bedeutung, die England nicht  hervorbrachte, nach u. nach auf   die Liste  Was dag[e]g[en] England selbst  hervorbrachte, kann überallhin   geführt werden.  1663 alle europ[äischen] Einfuh  ren in die C[olonien] nur aus  engl[ischen] Häfen 1672 Waaren aus einer C[olonie] in die andre sollen dort die engl[ischen] Verkehrsabgaben zahlen |:– damit England mit den C[olonien] concurrieren kann,

k (S.  255)–k  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  l In A folgt Max Webers Einschubmarkierung für A 52r.   m Gemäß Max Webers Einschubmarkierung folgt A 52r nach A 48r, oben, Text 1, mit textkritischer Anm.  l.   n  In A links neben der geschweiften Klammer.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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Text 2

auch Colonie nicht Ausfuhr-Interesse nach C[olonie] schädigen:| Heftige Opposition, in Virginien Aufstand g[e]g[en] die Akte nach 1651 |:Nun: Zunahme des Gewerbeprotektionismus – Streben[,] die C[olonien] zu Rohstoff-Lieferanten zu machen u. dabei festzuhalten.:| Gewerbeprotekt[ionismus]o  1699 Wollwaarenausfuhr aus  C[olonien] verboten   1719 Eisenwaaren zu verfertigen zu  verbieten vorgeschlagen[,] 1750   wirklich verboten  1732 Hüte zu expedieren verboten.   Benutzung von Negern verboten  dabei.   Zuckerraffinerie faktisch verhindert Andererseits Tabakbau in England verboten unter Ch[arles] II. pRohstoffe u. agrarische Genußmittelp  18. Jahrh.: Schiffsholzexportprämie  1748 d[ito] Indigo[exportprämie]   1764 d[ito] Hanf, Flachs  1766 Rohseide  1770 u. 72 Holz – ferner Diff[eren­   tial]Zölle zu Gunsten der Colo­  nialrohprodukte 〈Die westind[ischen] Colonien d[urch] Sklavenhandelsverbot schwer getroffen, bes. die Zuckerplantagen 1841〉

35

|:Hiergegen:| – g[e]g[en] die Politik der Nav[igations]Akte u. des Gewerbeprot[ektionismus] und die Besteuerung – Aufstand der Colonien. |

o  In A links neben der geschweiften Klammer.   p–p  In A links neben der geschweiften Klammer.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 54

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3.) Gewerbeprotektionismus Verschiedene Gesichtspunkte, teilw[eise] einander kreuzend, aber in der Hauptsache identisch: Menschen-Reichtum – d[urch] Entw[icklung] der Manufaktur befördert qDaher: Privilegien f[ür] Unternehmen Boden etc. geschenkt Vorschüsse an U[nternehmer] Arbeitsintensive Betriebe, möglichst nicht Rohstoffe, sondern deren Verarbeitung ins Inlandq rGeldwirtschaft überhaupt, – GeldUmlauf Daher: Arbeitsteilung befördert: deshalb Marktzwang – so: kaufen die Bauern Conzentration des Gewerbes in der Stadtr günstige H[andels]Bilanz – a) d[urch] Import fremder Produkte gefährdet daher: Nationalisierung der Bedarfsbefriedigung – Autarkie dies d[urch] Controlle des Verkaufs: Verbot fremder Produkte, Vorschrift der Art der Zusammensetzung eigner (Fortsetzung der Stadtpolitik) sAlso: Abweichung vom modernen Schutzzoll-System: Prohibitionismuss b) d[urch] Export eigener |:hochwerthiger:| Pr[odukte] befördert daher: Monopolisierung der Versorgung des Auslandes

Text 2 3.) Gew[erbe]Pol[itik]

Menschen- u. Geld-Reichtum tDaher: a) Begünst[igung] der gewerb­ l[ichen] A[rbeits]-Teilung: Marktzwang Gewerbe in der Stadtt |:b):| Begünstigung der Großbetriebe: Manufaktur u. Fabrik 1. Exemtion von den Zunftschranken „Commerzial“-Gewerbe in Österreich M[aria] Ther[esia] Preußen Fr[iedrich] W[ilhelm] I. 2. 〈Schaffung von Monopolen〉 Schutz des nationalen Gewerbes

a) Nationalisierung des Bedarfs, Autarkie (auch h[andels-] politisch)

q–q  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  r–r  Einschub von der unteren Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  s–s Einschub links von der seitlichen Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   t–t Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

A 53

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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mit gewerbl[ichen] Produkten versucht   Deshalb: Verbot des Maschinen     Exports “ “ Exports u. der     Ausw[anderung] gelernter Arbeiter Beförderung der MassenEinwanderung – so Arbeitskräfte Entw[icklung] der Technik befördert: Prämien auf Produktion best[immter] Art 〈Vorschüsse – Unternehmer〉

20

Beförderung der Einfuhr von Rohstoffen,   bei Prohibition der Fabriken.u

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Text 2

b) Bewahrung der techn[ischen] Überlegenheit Maschinen-Export  gelernte Arbeiter    wAuswanderung   verbotenw Einwanderung prämiiert Prämien auf techn[ische] Erfindungen billige Rohstoffe

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x〈3. Monopolistische〉

3. direkte Schaffung der Groß­ betriebsformen: |:Ferner::| a) Monopole conzessionierter Verleger u. Fabrikanten – Colbert b) Prämien c) Vorschüssex c) staatl[iche] Regulierung der Zünfte – Verfall, Conflikte 1. staatl[iche] Conzessionen 〈2.〉 “ Meisterprüfungen “ Gewerbe-Abgrenzung 2. Lohn-Controlle – England: Friedensrichter 3. staatl[iche] Preis-Controlle.

vIn England bes. Tuch-Manufaktur Kampf mit Flandern unter H[einrich] VII. u. VIII. England nutzt die Concurrenz zwischen Brügge u. Antwerpen aus, um freie Einfuhr seiner Tuche zu erzwingen. Andrerseits absolutes Verbot fremder Tuche, Verbot der Wollausfuhr und -Einfuhr (agrar[ischer] Compromiß[)]v

5

In England: Tuch-Manufakturen Kampf mit Flandern H[einrich] VII. u. VIII. Ausrufung des Kampfs g[e-] g[en] Brügge u. Antwerpen Verbot fremder Tuche “ der Wollausfuhr (und Einfuhr – agrarisch)

u  In A folgt verschobene Textpassage r–r, oben, S.  258.   v–v Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   w–w  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   x–x  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Höhepunkt des Gewerbe-Protekt[io­ nismus]: Colbert – Sully mehr: 〈Autarkie〉 agrarisch Colbert: Gewerbe-Export

In Frankreich: Colbert |

Folge dieser Politik: Conflikt mit der Zunft-Verfassung, Verfall der Zünfte befördert Gewerbe-Polizei und -Controlle von Staats wegen: 1. fiskalisch – Conzession zum Gewerbebetrieb von Staatswegen 2. |:Conzessionen an Zunftmonopole aber zugleich im Interesse der Armenpflege:| 〈a) Qualitäts-Controlle〉 – Meisterprüfungen staatlich organisiert sowie beibehalten   Festlegung der Grenzen der einzelnen Gewerbe 3. Lohn-Controlle – staatl[iche] Lohntaxen u. 〈Einigungsämter〉 |:Schieds­gerichte:| (Friedensrichter) unter Königiny Elisabeth14 |:Spitalfields-Gesetze:| 4. Preis-Controlle – Consumenteninteresse | 4.) Die |:Getreide- und:| Agrarpolitik des Merkantilismusz aIn

Italien, Spanien, Portugal,

〈Niederlande〉 35

Text 2

16./17. Jahrh. Mehr-Import. Italien 18. Jahrh. teilw[eise] Export. Nie-

〈5〉 4.) Agrarp[olitik]

Mehrimport: Südeuropa Niederlande sonst nur strichweise, in Westeuropa je nach Ernte

y  A: Kaiserin  z  In A folgt der in den Einschub a–a eingefügte Fließtext b–b (unten, S.  261).   a–a (S.  262)  Einschub vom oberen linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   14  Gemeint ist vermutlich das Arbeits- und Gesindegesetz von 1562, mit dem öffentliche Lohntaxen obligatorisch wurden.

A 55v

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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derlande gewalt[iger] Import. sonst meist wechselnd. Im Allgem[einen] doppelter Gesichtspunkt: 1. Volkszahl |:auf dem Lande:| – daher Erhaltung der Bauern – Bauernschutz Hinderung der Großbetriebe 2. V[olks]Z[ahl] in der Stadt – daher billiges Korn. bDaher keine Stetigkeit des Handels u. der Richtungen desselben. Deshalb private Spekulation unmöglichb a) Kornausfuhrverbot, stets bei Teuerung, sonst bei Conzesssion (Licenzen, Handel damit) b) Magazinierung – entweder von Staats wegen oder Zwang g[e]g[en] Landwirthe u. Unternehmer. c) Marktzwang – Zwischenhandelsverbot Aber nicht allgemein: 1. Handelsländer – Holland, frei 〈1. rein〉

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2. agrarisch interessierte Länder oft f[ür] Ausfuhrfreiheit So insbes. in Toscana Verfall der Industrieblüthe Landinteresse maßgebend

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Text 2 Mehrexport: Osteuropa 18. Jahrh. England u. Italien Gesichtsp[unkte]: 1. Volkszahl auf d[em] Lande – Bauernschutz

5

  2. [Volkszahl] in d[er] Stadt – billiges Korn

a) Ausfuhrverbot

b) Magazinierung

10

c) Marktzwang u. Zw[ischen]H[andels]-Verbot aber gebeugt d[urch] agrar[ische] |:u. Handels-:| Interessen in 〈E[ngland] Italien〉 Toskana Freihandel 1771 (Exportland) in Holland ebenso (Handel)c |

Daher: Freiheit des Getreideverkehrs bis zu best[immtem] Preis Dadurch gewaltiger Zufluß Nur: Eingangszoll, aber auch

b–b  Einschub des Fließtextes gemäß Max Webers Markierung hierher verschoben, vgl. oben, S.  260, Text 1, textkritische Anm.  z.   c  In A folgt Gliederung mit zwei Verweisen und einer Markierung: England (verte)/ Frankreich (verte)/ Deutschland, die ersteren verweisen auf A 55r (unten, S.  262–265, Text 2), die Markierung zu Deutschland auf A 55r und A 58v (unten, S.  265, Text 2, und unten, S.  265, Text 1).  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

dieser 1771 beseitigt Große Blüthe unter Leopolda 〈Verschieden〉 5

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3. in England 〈u. dem Continent〉   England erst seit spätem 18. Jahrh. Industriestaat. bis dahin: Handelscapital im Vordergrund daneben agrarisches Parlament. |:Industrie: Protektionismus allein seit Tudor bis Cromwell:| dann: commercial u. landed interest verbinden sich u. erheben W[illiam] III. andrerseits: kein Interesse an der Erhaltung der Bauern Daher scharfe Wandlungen der engl[ischen] Getreide- u. Agrarpolitik: Ausfuhrverbote schon im 13. Jahrh. (die Gemeinen dafür) Ende 14. Jahrh.: die Gemeinen f[ür] Ausfuhr-Freiheit (Pächter u. Freisassen überwiegen) Diese Regel[,] außer wenn König sie verbietet Tudor: Teuerungspolitik im merkantilist[ischen] Interesse: Ausfuhrverbote, sobald e[in] best[immter] Preis überstiegen – Einfuhr dann frei Dies 〈insbes.〉 |:noch:| 1554. Preis zu niedrig zuf[olge] Preisrevolution Folge: Einhegungen u. WollProduktion zuf[olge] TuchIndustrie-Produktion

England Urspr[ünglich]: Consumenten- A 55r Teuerungspolitik

Tudor: merkantilist[ische] Teuerungsp[olitik] 5

bei best[immtem] Preis A[usfuhr]Verbot (der Preis niedrig, = künstl[iche] Beschränkung des Absatzes[)]

Folge: Einhegung

a (S.  260)–a  Einschub vom oberen linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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Elisabeth: Allmälige Heraufsetzung der Preisgrenzen f[ür] die Erlaubnis der Ausfuhr – agrarisch. Im 17. Jahrh. Schwanken zw[ischen] fiskalischen [Interessen] (Licenz-Verkauf) agrarischen [Interessen] (Ausfuhr-Freiheit, Einfuhr-Schranke) Handels-[Interessen] (volle Freiheit des Verkehrs) Industrie-Interessen (Schranken der Ausfuhr) Aber: zunehmend agrarische Macht: Carl II.: Einfuhr-Zoll bei Weizenpreis unter 44 sh pro Qt Ausfuhr-Erlaubnis bis 48 sh 1689 Ausfuhr-PrämienGesetz bis 48 sh Ausfuhr-Prämien f[ür] engl[ische] Schiffe. darüber: [Ausfuhr]-Zoll dFolge: gewaltige Ausdehnung der Produktion f[ür] den Absatz in der Technik15 Bauernlegen, Groß-Pachtbetrieb Preise anhaltend niedrig (schneller als Bev[ölkerung] wachsende  Produktion)

263

Text 2 Elisabeth: Wachsen des agrar[ischen] Einflusses: Heraufsetzen der Preisgrenze 17. [Jahrh.] Schwanken zw[ischen] Fiskal-, Handels-, agrar[ischen] -, gewerbl[ichen] [Interessen]

5

Macht der Agrarier zunehmend Carl II.: Einf[uhr]-Zoll bis 44 [sh], A[usfuhr]-Freiheit ab 48 [sh]

1689 Prämien bis 48 [sh], dann Zoll

Ausdehnung der Pr[oduktion]

Bauernlegen niedriger Preis (schnellere Zunahme)

d–d (S.  264)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   15  Nach Naudé, Getreidehandelspolitik, S.  111, kam es in der Folge des Ausfuhrprämien­ gesetzes von 1689 zu einer gewaltigen Ausdehnung der Getreideproduktion und „zu einer Menge technischer Fortschritte“ in der englischen Landwirtschaft, die nunmehr vorbildlich für den Kontinent geworden sei.

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1/ –1/ exportiert 8 30 Höhepunkt 1750 Dann: Zunahme der Industriebevölkerung, rapide steigende Preise seit 1765. 1773 Antrag: bei über 48 sh. Preis freie Einfuhr zu gestatten. 1790 Einfuhr frei bei 54 sh. 1792: Ende des GetreideExports. Agrarschutz in Form von Einfuhrzöllen bleibt bestehen.d eNunmehr: |:Schwerpunkt auf der:| Einfuhr|:Erschwerung:| 〈Zölle〉 |:1791 〈zuerst〉 Reform der Zölle.:| 1814 Abschaffung der Prämie, 1815 Verbot der Einfuhr bis Preis von 80 shill.e |

4. Frankreich Bis 1515: den Städten u. Provinzen überlassen, Verkehr zu regulieren Dann: Ordonanz Franz I. kgl. Reservat Erst 1567–77 Gestattung des H[andels] von Provinz zu Provinz – aber Zölle. Als G[e]g[en]gewicht: städt[ische] Magazine f[ür] Getreide vorgeschrieben Nach dem Ausland: best[immte] Gestaltung nötig: nach Erntebericht Quantum festgestellt. Unter Sully |:zeitweise:|: agrarische Interessen: AusfuhrFreiheit     (Hugenotten unter H[einrich] IV.)

Text 2 1 8 – /30 Exp[ort] Höhe[punkt] 1750 Dann: Industrie – seit 1765 steigend



1/

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1773 Antrag: Freiheit bei über 48 sh 1790 thats[ächlich] bei 54 sh. 1792 Ende des Exp[orts] – nun: Schutz g[e]g[en] Import

1791 steigende Einf[uhr]-Zölle 1814/15 Absch[affung] der Prämien – Einf[uhr]Verbot bis 80 sh

10

Frankreich Seit 1515 kgl. (Ord[onanz] Fr[anz] I.[)]

15

1567/77 1. H[andel] von Provinz   zu Provinz (aber  Binnenzölle) 2. Magazine der Städte 3. Nach Ausland: Lizenz   Diese nach Quantum

   Sully (Hugenotten |:Interesse:|) –   Freiheit zun[ehmend]

d (S.  263)–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  e–e  Ergänzung am äußersten linken Blattrand quer zum Text.  

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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5. Deutschlandf Ausschließl[ich] Teuerungs-Politik –      Ausfuhrverbote      Zwischenhandelsverbote gDaneben rein fiskalische Bezollung u. Acciseg Insbesondere: 1. gegen den Getreidehandel der Grundherren Nur eigenes, nicht Bauern-Korn sollen sie ausführen 2. Staatl[iche] Magazine |:in Preußen unter Fr[iedrich] II.:| – urspr[ünglich] f[ür] Heeresbedarf dann aber auch zur Preis-Ausgleichung bes. im Notjahr 1771 dad[urch] Niederhaltung der Preise.

   Colbert – Industrie-Versorgung     See – Binnenprovinzen     (diese Industriegebiet)     nicht absolutes Verbot     – Preisregulierung, damit:      Löhne oder: Geld ins Land     Je nach Ernte

5

  Nach C[olbert]: schematisch –  E[infuhr]Prämien 1775

Deutschland: fiskalisch (Zoll) –   

25

Colbert: Industrie-Protektionismus |:u. nationales W[irtschafts]Gebiet:| – Binnenprovinzen deren Sitze. Ackerbau an See. Versorgt das Binnenland nicht freiwillig Daher: nicht absolutes Ausfuhr-Verbot Aber: Preisregulierung Je nach Ernte     Verbot – Preis u.     Löhne niedrig      Erlaubnis – Geld ins Land Nach C[olbert] schematisches Verbot |:als Regel:|, steigende Steuern. Einfuhr-Prämien 1775. Zeitweise Furchtbare Noth der Bauern – Kleinheit g[e]g[en] England

Text 2

     ohne ökonom[ischen] Zweck   Teuerung (Ausfuhrverbot Zwischenh[andels]-Verbot)h |

f  Am linken Blattrand Markierung, die auf A 55v, oben, S.  261, Text 2, textkritische Anm.  c, und auf A 55r, unten, Text 2, textkritische Anm.  h, verweist.   g–g  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   h  In A folgt eine Markierung, die auf A 55v, oben, S.  261, Text 2, textkritische Anm.  c, und auf A 58v, Text 1, verweist.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Text 2

3. Verkaufszwang bei Teuerung. Alsdann Durchsuchung der Scheunen u. Läger – [??]i 4. Asservationszwang in Hannover noch 19. Jahrh. Ganz vereinzelt Einfuhrzölle |:zu Schutzzwecken:| – so F[riedrich] W[ilhelm] I. g[e-] g[en] Niederlegung. | 4. Die |:Eigenarten des:| osteuropäischen Merkantilismus v. Schulze-Gävernitz E[ine] Studie z[um] osteurop[äischen] Merk[an­ tilismus] Archiv f[ür] soz[iale] Gesetzg[ebung] VIII Brentano Z[eitschrift] f[ür] Soz[ial-] u. W[irthschafts]G[eschichte] B[and] I, II Schles[ische] Leinenindustrie16 Schmoller Stud[ien] z[ur] w[irtschaft­ lichen] Politik Fr[iedrichs] d[es] Gr[oßen] J[ahrbücher] f[ür] Ges[etz]g[ebung] u. Verw[altung] NF VIII Schm[oller] – Hintze Die preuß[ische] Seidenindustrie, Acta Borussica Träger Peter d. Gr. u. Katharina17 jBeeinflußt d[urch] osteurop[äische] Verhältnissej   〈F[riedrich] W[ilhelm] I. u.〉 Fr[iedrich] II.   〈M[aria] Theresia〉 Karl VI. u. M[aria]   Theresia  Eigenartige Voraussetzung:    Fehlen der städtischen Cultur der bürgerlichen Capitalien des freien Gewerbes u. intensiven Verkehrs i  Un­sichere Lesung; ev. Preis  j–j  In A links neben geschweifter Klammer.   16 Gemeint sind: Brentano, Hausindustrielles Leinengewerbe, und Brentano, Schlesisches Leinengewerbe. 17  Katharina II.

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

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Text 2

ka)

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in Rußland seit Tatarenherrschaft: Staatssklaventum durch unfreien feudalen Oikos des Großfürsten des Adels dieser Dienstadel kein autonomer Kaufmannsstand Der Handel teils Wandergewerbe Fremder teils von den Grundherren betrieben Das Gewerbe teils Hausfleiß der Bauern teils Wandergewerbe aus dem Norden (enger Nahrungsspielraum) in den Händen von Leibeigenen (von den Grundherren als Abgaben-Quelle benutzt)

Geldquelle zunächst nur der unbedeutende Getreideabsatz, b[ei] Grundherren Alsdann: Übertragung der Manufakturtechnik: lfeudale Fabriken mit unfreier Arbeitl  1) d[urch] Entstehung grundherrlicher  Hausindustrien f[ür] den Absatz mit   billiger Arbeitskraft  〈2)〉 |:weiter::| d[urch] Übergang der   Gutsherrn zur Fabrik munfreie

Fabriken mit unfreier Arbeitm  2) d[urch] Entstehung von Gewerbebe trieben   in den Händen von Leibeigenen   die der Gutsherr g[e]g[en] Abgabe s[ich]  selbst überläßt   An diese die Leibeigenen vermiethetk

k–k  Einschub vom rechten untersten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   l–l In A links neben der geschweiften Klammer.   m–m In A links neben der geschweiften Klammer.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 nb)

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In Ostdeutschland u. Österreich deutsche Stadt-Entwicklung d[urch] 30jähr[igen] Krieg d[urch] Verlegung der Welthandelsstraßen zurückgeschraubt. – Fehlen der Colonien Grundherren die Träger des Staats Agrarischer Export Daneben in Schlesien u. Böhmen: Beginn grundherrl[icher] Absatzgewerbebetriebe mit den hörigen Bauern so bes. Leinen-Industrie in Schlesien (die Grundh[errschaften] dort groß genug, größer als im Nordosten) Die Gewerbe verländlicht.n Daher nicht möglich, geld­wirt­schaft     l[iche] Staatsbedarfs     deckung      |:insbes. nicht: d[urch]      Verkehrsbesteuerung      (Accise)      〈sondern: Bauern〉:| nicht “ Eigennutz aufzurufen      zur Vertretung der      〈Größe〉      |:wirtsch[aftlichen]      Expansion:| des Staats nicht “ bürgerl[iche] Manu     faktunternehmungen      ökonomisch zu susten     tieren 〈sondern:〉 |

Text 2 b) Ostdeutschland – Pr[eu]ß[en] A 56r Öst[erreich]  30jähr[iger] Kr[ieg]  Verlegung der Handelsstr[aßen]    overnichtet Stadt-Entw[icklung] 5  – Rückbildungo Fehlen der Colonien Grundherren Träger. Agrar[ischer] Export 10 bei größten (Schles., Böhm.) grundherrl[iches] Gewerbe mit Bauern Gewerbe verländlicht, kein Capital, keine Unternehmer, kein 15 Bürgertum

pDaher:

Nicht mögl[ich] Aufruf des     Eigennutzes des Capitals     u. der Unternehmer

nicht mögl[ich] geldwirtsch[aft      liche] Bedarfs      d[eckung] des Staats       dadurch fördern [nicht] [möglich] Manufaktur      Politikp

n–n  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.  o–o  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   p–p  Textpassage von horizontalen Linien umfaßt.  

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§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1 A 57v

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Sondern: in Rußland: rein fiskalischer Charakter der q1. Kopfsteuer der Bauern HauptEinnahme Deshalb: Fesselung der B[auern] an die Scholle im fiskalischen  im grundherrlichen    Interesser da dieser f[ür] Steuern haftetq 2. Monopolisierung des Handels – nur d[urch] Confiskation des gesammten Handels-Gewinns Geldeinnahmen – so Peter d. Gr. Branntwein-, Tabak-, Salz-, |:Handels-:|Monopol. aber dazwischen auch alle denkbaren anderen H[andels]Zweige Insbes. auch: Getreide-Ausfuhr des Zaren als solche Daneben: H[andels]-MonopolConzessionen nicht nur f[ür] ausländ[ischen] Handel Monopolgesellschaften wie Westeuropa, sondern auch f[ür] inneren. 3. Staatsfabriken |:f[ür] die Armee zunächst:| – der Staat e[in] großer Oikos, naturalwirtschaftlich Tuchfabriken: sGebaut vom Staate 1) Verpachtet oder 2) administriert von angeworbenen Fabrikanten Betriebsvorschüsse aus der Staatskasses Rohstoffe aus Natural-WollSteuern

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Text 2 tDeshalb: Rußland: rein

fiskalische Politik 1. Kopfsteuer der Bauern Deshalb Schollenfestigkeit der Bauern

5

2. H[andels]-Monopolisierung Peter d. G. (ganzer Gewinn)

dauernd: Branntwein, Tabak, Salz

Getreide-Eigen-Handel

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daneben: Monopol-Conzessionen |:auch:| f[ür] inneren Handel

3. Staatsfabriken: f[ür] Armee zunächst naturalw[irtschaftlicher] Oikos – dann f[ür] Absatz Tuchfabriken –  v. Staat gebaut

Rohstoffe aus Natural-WollSteuern

q–q Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   s–s  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   t–t (S.  270)  Textpassage von horizontalen Linien umfaßt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Vertriebs-Monopol dem staatl[ichen] Tuchhof an diesen abzuliefern Genau vorgeschrieben, was zu liefern ist; Qualität, Technik etc. Arbeiter teils Staatsbauern teils gekaufte Leibeigene alles herumvagierende Gesindel hineingesperrt Genaue Regulierung der Arbeitszeit u. Arbeitslöhne

Billige A[rbeits]-Kraft, daher fast capitalloser, techn[isch] rückständiger Betrieb Ähnlich der Merkantilismus Fr[iedrichs] II. |:u. M[aria] Theresias:| beeinflußt: u1. Populationspolitik Deshalb: Bauernschutz fiskal[isches] Interesse (Contribution d[urch] Bauern) Rekrutierungs-Interesseu 2. Gewerbepolitik: 〈teils Staatsfabriken〉 〈teils〉 staatl[ich] subventionierte

30

35

Fabriken Damast-Industrie in Schlesien Seiden-Industrie in Berlin staatl[icher] Zwang zur Hergabe von Kindern für die Arbeit (Opposition des Handwerks, künstl[iche] Proletarisierung) staatl[iche] Controlle u. Zwang g[e-] g[en] die Fabrikanten u. Händler

Text 2

Arbeiter Staatsbauern, gekaufte Leibeigene herumvag[ierendes] Gesindel    Vertriebs-Monopol staatl[i  cher] Tuchhof administriert – verpachtet mit staatl[ichen] Vorschüssen Arbeitszeit u. Lohn reguliert Billige A[rbeits]Kraft, daher ohne Capitalt

5

10

vB. Ähnlich

beeinflußt Fr[iedrich] II. u. Öst[erreich]

1. Populationspolitik – Bauernschutz – |:1):| Fiskus |:2):| Heer

2. Gewerbep[olitik] –  staatl[ich] subventionierte      Fabriken – Lein,      Seide

15

[staatliche] Proletarisierung



Controlle u. Zwang.

u–u Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Dem Einschub geht eine Markierung voran, die auf A 56r, Text 2, textkritische Anm.  v-v, verweist.    t  (S.  269)–t Textpassage von horizontalen Linien umfaßt.   v–v (S.  271)  Der Textpassage geht eine Markierung voran, die auf A 57v, Text 1, textkritische Anm.  u–u, verweist.  

20

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

5

zur Produktion u. Vertrieb der begünstigten Produkte. (Einquartierung als Strafe) Es fehlt die Kaufkraft – der König selbst größter Abnehmer

271

Text 2

|:Kaufkraft fehlt:|

〈Es fehlt – wie in Rußland – die〉 wDaher: Staatsfabriken

10

A 59 15

auch in Preußen (aber nicht zahlreich) staatl[iche] Bergwerke in großer Zahl 3. Finanzp[olitik]: zunehmend Monopolismus, aus gleichem Grund wie Rußlandw | Dem entsprechend: Volkswirtsch[afts]pol[tische] Theorie des Ostens:

z3. Monopole

finanz[politisch] Staatsfabrikenz v |

Theorie des Ostens entsprechend

A 56v

1. philosophisch: „Wohlfahrtsstaat“      Ch[ristian] Wolf

5

〈ökonom[ische] Schule der sog. „Cameralisten“ – Justi (Preußen) Sonnenfels (Österreich)〉 20

25

30

35

philosoph[ische] Theorie des „Wohlfahrtsstaates“      Chr[istian] Wolf † 1754 Ausgang: x〈3.〉 |:Finanzinteresse maßgebend:| Industrielle Entwicklung nicht immer möglich, 〈daher die

〈Soweit in [??]〉

spez[ifische] Preispolitik u. VerkehrsPolitik nicht〉 daher: 〈das Finanzinteresse des Staats〉 die spezif[isch]-

|:merkantile:| Erziehung zur industriellen Arbeit wegfallend Bevormundungsbedürftigkeity der Unterthanen: ihr Glück Zweck des Staats |:Staatsomnipotenz dazu:|

Bevormundungsbedürftigkeit des Individuums dessen Glück Zweck des Staats

w–w Einschub vom unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   x–x (S.  272) Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Markierungen und Streichung bzw. Umnumerierung der Gliederungspunkte.   y In A geht voraus: 1. ; vom Editor gestrichen gemäß Max Webers Vorgaben zur Streichung der Gliederungspunkte 2. und 3.  z–z  Einschub vom äußersten unteren Rand von rechts und links; dort: Staatsfabrike  v  (S.  270)–v  Der Textpassage geht eine Markierung voran, die auf A 57v, Text 1, S.  270, textkritische Anm.  u–u, verweist.  

10

272

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

〈2.〉 Gelderwerb anzuerziehen.

5

Geld- u. Grundeigentumsbesitz = Reichtum. Vermögen des Adels – Luxusconsum – bringt Geld ins Landx also vollst[ändige] Opferung des Individuums – G[e]g[en-] satz g[e]g[en] Merkantilismus

Opferung des Individuums Gegensatz g[e]g[en] Merkantilis[mus] Ökonomisch: höchst mangelhaft: Geldbesitz u. Grundeigentum Reichtum Geldbesitz u. Consum des Adels = Kaufkraft diese stützen (H[andels]Bilanz nicht Mittelpunkt)

10

15

20

Ökonom[ische] a|:Theorie:| in dera Schule der „Cameralisten“   Justi in Preußen   Sonnenfels in Österreich

2. Fortentwicklung: Schule der Cameralisten   Justi in Pr[eußen]   Sonnenfels in Öst[erreich] Volksw[irtschafts]Lehre u. erweiterte Finanzwissenschaft

Haltlos schwankend zwischen dem Wolff’schem Wohlfahrtsstaat u. dem Eindruck des Merkantilismus Westeuropas Wesentlich: leidenschaftl[iche] Populationisten E[in] Staat kann niemals zu viele Unterthanen habenb

In den Ansichten schwankend zw[ischen] Wohlfahrtsstaat u. westl[ichem] Merkantilismus Gleichmäßig nur: leidenschaftl[iche] Populationisten („niemals zu viel“)18 |

x (S.  271)–x Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Markierungen und Streichung bzw. Umnumerierung der Gliederungspunkte.   a–a A: in |:Theorie:| der  b In A folgt eine trennende horizontale Linie.   18  Vermutlich nimmt Max Weber Bezug auf Justi, Staatswirthschaft I, S.  139; dort heißt es: „ich glaube, daß ein Land in der That niemals zu viel Einwohner haben kann“.

5

10

15

20

§  3  Der Merkantilismus und Protektionismus

Text 1

5

10

15

Ergebnis: Merkantilismus ist: = Bildung des modernen Staats einheitl[iches] W[irtschafts]Gebiet nach Innen [einheitliche] W[irtschafts]Politik nach Außen Im Interesse des Reichtums der Unterthanen der = R[eichtum] des Fürsten ist. Zugleich: Erziehung zur modernen industriellen Arbeit Schaffung des Proletariats “ “ Capitals wirtschaftlicher Eigennutz des Individuums als Grundlage des Reichtums der Völker. |

Text 2

273

274

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Anhang A 52v

〈Englanda H[einrich] VII. 1502 bei Privilegium für Entdeckungsreisen: was entdeckt wird, frei besiedeln, aber Handel auf England beschränkt. Ähnlich Gedanken Raleigh’s Grund: Bevölk[erungs]-Flucht (massenhafte Zusammendrängung der gelegten Bauern) u. Märkte f[ür] England – also Bev[ölkerungs]Problem. Eigentümer-Colonien – Anf[ang] 17. Jahrh. – Lord Baltimore, Raleigh, Penn, H[er]z[og] v. York19 etc. Entrepreneurs der Neu-Anlage, geldwirtsch[aftliche] Grundlage, Schutz der Person u. des Grundeigentums d[urch] Kronvorbehalte Sonst: Landgabe g[e]g[en] Zins d[urch] Herrn, dieser Inhaber der Richtergewalt, Veto g[e]g[en] Gesetze Einschränkung der proprietas: Seit Revolution keine polit[ische] Macht vergeben Seit 1696 keine Landvergebung an Nicht-Engländer Statthalter zu bestätigen (Die Niederländer hatten ähnlich demjenigen, der 50 Menschen nach Neu-Amsterdam importiert innerhalb 4 Jahren, das absolute Herrenrecht gegeben ähnlich die Seigneurien in Unter-Canada: Geld- u. Naturalabgaben der Bauern, Mühlenbann des Herrn[)] Freibrief-Colonien Hier Gesellschaften das unbeschränkte Souveränitätsrecht über die Colonisten (Virginien, Massachusetts, Connecticut, Rhode Island) Aber regelm[äßig]: die Gesellschaft nach Amerika verpflanzt, Assembly der Colonisten neben ihr u. bald mit ihr verschmolzen Stets streitig geblieben: als unbedingtes Gesetzgebungsrecht über die Colonien Frage des Besteuerungsrechts Alle anderen C[olonien] Kronkolonien. G[e]g[en] Eingeborene Zustand des Krieges normal. Bes. bei Freibrief-C[olonien] Virginia: nach 1643 Gesetz, daß kein Friede mit Indianern sein soll.〉 |

a  Am oberen linken Blattrand.   19  Gemeint ist hier der Bruder Karls II. und spätere König Jakob II. von England.

5

10

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25

30

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen §  4. Der ökonomische Liberalismus Editorische Vorbemerkung Über die dem 1. Buch, §  4, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Seite

§  4. Der ökonomische Liberalismus || §  4 Ökonomischer Liberalismus

A 60r

A 63r

277

  Begriff || Begriff

A 60r

A 63r/v

277

  1. Die allgemeinen Gründe des Sieges des ökono   mischen Liberalismus

A 60r/v

A 63r/v

277

  2. Die Doktrin des ökonomischen Liberalismus ||    2. Doktrin.

A 61r/v A 62r/v

A 64r/v (2) 280 A 65r (3)

  3. Entwicklungsstadien der Politik des ökonomischen    Liberalismus

A 66r



289

   Etappen der Durchführung || 3. Etappen

A 66v

A 65v

291

  4. Die Rückschläge gegen den Liberalismus

A 67r



293

   1) Die Widerstände gegen den Liberalismus

A 67r/v



293

   2) D  ie principiellen Schranken || 2. Principielle Schranken

A 68r/v

A 69 (1) A 70 (2)

297

Die dem §  4. „Der ökonomische Liberalismus“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, A 60–A 70 (2), lassen sich hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien zu zwei, hier synoptisch angeordneten Textfolgen ordnen, die sich in jeweils vier Hauptunterpunkte gliedern. Auf Parallelstellen, die sich nicht synoptisch abbilden ließen, weist der Editor gesondert hin.1 Text 1 umfaßt die Blätter A 60–A 62 und A 66–A 68 und folgt weitgehend der Blattabfolge im Archiv. Die Blätter haben Oktav-Papierformat und sind beidseitig beschrieben. Text 1 stellt in der Regel die ausführlichere, feiner gegliederte und bis in die Überschriften ausformuliertere Textfolge dar. 1  Vgl. unten, S.  293, Text 1, textkritische Anm.  u und v.

276

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Dem Text 2 hat der Editor die Blätter A 63–A 65, A 69 (1) und A 70 (2) zugewiesen. A 69 und A 70 sind von Max Weber eigenhändig mit den Seitenzahlen 1 und 2 am oberen Blattrand gezählt. A 63 hat ein kleineres Oktav-Format (in der Breite um ein Viertel schmaler). A 64, A 65, A 69 (1) und A 70 (2) sind auf gehälftetem Oktav-Papier verfaßt, wobei A 63–A 65 doppelseitig und A 69 (1) und A 70 (2) nur auf der Vorderseite beschrieben sind. Text 2 ist eine Vor- oder Konzeptfassung zu A 60r/v–A 61r/v, A 62v, A 66v und A 68r/v von Text 1. Das Konvolut zu §  4 weist zwei Besonderheiten auf: Auf A 66r (unten, S.  289, Text 1) hat Max Weber unter dem Begriff „Richtungen“ und den Unterpunkten 1–4 den Fortgang seiner Vorlesung für den 2. Speziellen Teil notiert und mit den Hinweisen auf Buch II–V auf den Ort der näheren Ausführungen verwiesen. Ein Hinweis auf ein VI. Buch über die „Agrarpolitik“, die laut Ankündigung für das WS 1898/99 zum ersten Mal als fünfter Teil der „Praktischen Nationalökonomie“ vorgelesen werden sollte, fehlt. A 66r könnte daher Teil der Fassungen der „Praktischen Nationalökonomie“ des SS 1895 und/oder des WS 1897/98 sein, als Max Weber jeweils auch die Spezialvorlesung zur „Agrarpolitik“ anbot.2 In einer früheren Fassung, vermutlich für das SS 1895, war §  4 umfangreicher ausgearbeitet. Denn zu §  4 hatte ursprünglich auch ein 5. Abschnitt gehört. Die Überschrift auf A 72 heißt: „5. Die wirtschaftspolitischen Ideale“ und auf A 71 (3): „5. Ideale“. Beide Blätter sind jetzt dem §  5 als Text 1 und 2 zugewiesen.3 Max Weber hat vermutlich erst in der Vorlesungsfassung für das WS 1897/98 einen eigenen §  5 gebildet.4 Auch die händische Blattzählung Max Webers von A 69– A 71 mit 1–3 weist auf die ursprüngliche Konzipierung des §  4 unter Einschluß eines Abschnittes 5. §  4 bildete also zunächst den Abschluß des 1. Buches. Entsprechend war Max Weber im 2. Buch „Politik der Bevölkerungsbewegung“ zunächst mit den §§  5 und 6 fortgefahren und hat nach der Umarbeitung der Gliederung die Paragraphen entsprechend in §§  6 und 7 korrigiert.5

2  Vgl. dazu die Ausführungen im Editorischen Bericht, oben, S.  86. 3  Vgl. unten, S.  304. 4  Vgl. die Ausführungen in der Editorischen Vorbemerkung zu §  5, unten, S.  303. 5  Vgl. die Ausführungen in den Editorischen Vorbemerkungen zu den §§  6 und 7, unten S.  328 und 340.

277

§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1 A 60r §  4. Der ökonomische Liberalismus aBegriff: Herstellung

5

10

15

der ökonomischen Autonomie des Individuums auf Grundlage der Tauschwirtschaft u. des Eigennutzes Kein principieller G[e]g[en]satz g[e-] g[en] Merkantilismus Lediglich: Wegfall oder Abschwächung der staatl[ichen] Leitung, Beschränkung des Staats auf: Friedens- u. Sicherheits-Erhaltung Schutz des Besitzes Wegfall der polit[ischen] Gesichtspunkte des Merkantilismusa

1. Die allgemeinen Gründe des Sieges des ök[onomischen] Liberalismus (Sprengung der Regulierung)

20

25

30

a) zunehmende Flüssigkeit der technischen und commerziellen Unterlagen der Bedarfsdeckung u. Produktion techn[ische] Erfindungen im Gefolge des Capitalismus verschieben alles Beherrschung der nationalen Wirtschaft d[urch] internat[ionale] (Weltmarkts-)Verhältnisse 1) Schwinden der räuml[ichen] Entfernungen – 2) Ausfuhr-Züchtung des Merkantilismus Damit die Möglichkeit einseitiger |:(nationaler):| Regulierung vermindert

Text 2

§  4 Ök[onomischer] Lib[eralismus] Begriff. bÖkonom[ische] Autonomie auf Grundl[age] des Tausches u. Eigennutzes G[e]g[en]satz g[e]g[en] Merkant[ilismus] nur: – nicht principieller a) Abschwächung der staatl[ichen] Leitung der Wirtschaft Beschränkung auf Schutz des Besitzes nicht mehr: Züchtung des Bes[itzes] b) Abschw[ächung] der polit[ischen] Gesichtsp[unkte] der W[irtschafts]Pol[itik] Nicht mehr das staatl[iche] Interesse Selbstzweck, sondern das Individuumb a. Sprengung der Regulierung

A 63r A 63v

5

10

15

20

[A 63r]

Flüssigkeit

Unmöglichk[eit] nationaler R[egulierung] – internat[ionale] Verh[ältnisse] herrschend 1. Schwinden der Entf[ernungen] 2. Züchtung des Exports

a–a  Einschub vom linken und oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   b–b  Einschub des ersten Absatzes von A 63v gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt. Der erste Absatz ist durch eine horizontale Linie vom zweiten Absatz von A 63v, textkritische Anm.  g–g, unten, S.  279, abgetrennt.  

25

278

5

10

15

20

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35

40

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

Fortwährende Verschiebungen u. Interessenconflikte der geschützten Interessen Ewige Kämpfe u. Änderungen

Ewige Interessen-Conflikte – schließlich Sprengung

|:b)::| (Emancipation des Capitals) 〈b)〉 Das Capital definitiv Leiter der Wirtschaft geworden aufgerufen zum Bunde vom Staat, von ihm geschützt. Sein Verwertungsbedürfnis entscheidet die Richtung der Wirtschaft. Jetzt stark genug, um der Stütze zu entbehren Schranken der Verwertungsmöglichkeit lästig

b. Emanc[ipation] des Capitals Leiter der Wirtschaft – sein Verwertungsbedürfnis

Andererseits Ohnmacht des einzelnen Staats: Fehlen der nationalen Gebundenheit Bes. damals: größte Beweglichkeit des Capitals leicht möglich die Unterlage zu wechseln (Hausindustrie) heute weniger Deshalb Unmöglichkeit das C[apital] zu zügeln Man muß ihm freien Lauf lassen, wenn man es nicht entbehren will.

Ohnmacht des Staates dag[e]g[en]: –

|:c):| (Monopol der Stärksten, auch der stärksten Staaten) 〈c)〉 Das Maß der Entwicklung der Technik u. des Capitalismus verschieden groß Die fortgeschrittensten Nationen konnten hoffen, bei voller Freiheit der Concurrenz das Monopol der industriellen Versorgung der Welt zu haben. Deshalb Propaganda f[ür] Befreiung von allen Schranken. Bes. England

5

Jetzt stark genug Schranken lästig.

denn damals Maximum der Beweglichkeit Wechsel des Standorts leicht (Hausind[ustrie]) heute weniger

10

Unmöglichkeit der Zügelung

c) Freiheit = Monopol der Stärksten; – auch der entwickeltsten Länder Entw[icklungs]Stadien verschieden – England weit vorn Konnte hoffen, Monopol der industr[iellen] Versorgung zu gewinnen

Daher: Propaganda f[ür] Freiheit.

15

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279

§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

5

A 60v 10

15

20

25

Text 2

d) Dazu trat: |:Westl[icher] Merkantilismus stets mit Colonialbesitz verbunden gewesen. Nun aber::| Fiasko der Navigationsakten d[urch] Abfall Nord-Amerikas. Damit Eckstein ins Wanken. Monopolist[ische] Ausbeutung erscheint Chancen-los |

d) Colonien Unterlage des Merkantilismus in England Monopolist[ische] Ausbeutung derselben – Nav[igations]Akte Eckstein Fiasko der Navigations-Akte Bedenken g[e]g[en] monopolist[ische] Ausbeutung

e)c Wegfall der fiskalischen Gesichtspunkte |:f[ür] den Monopolismus 〈u. die Zölle〉:| mit Fortschreiten der Geldwirtschaft u. des Verkehrs: Geldform der Einkommen zunehmend Verkehr (geschäftl[ich]) u. |:Massen-Austausch, zumal 〈Massen-〉 Austausch von 〈Luxus-Gütern〉:| Massen-LuxusGütern zunehmend Daher möglich: d[urch] Eink[ommen]-Steuer   d[urch] Verkehrsabgaben  d[urch] Massen-Luxus-Be-  steuerung genügende Ein-  nahmen zu schaffen  ddazu Steigerung des Verkehrsd

e) Finanz-Interesse abnehmend.

1. Geldform des Einkommens  zunehmend 2. Massen-Luxus-Consum

Dabei a) Eink[ommen]Steuer als Einnahme-Quelle möglich b) Finanzzölle auf wenige Massen-Artikel des Consums 〈(Wein〉 (Tabak, Zucker, Kaffee, Bier, Wein)

5

10

15

〈e) 〈Abschwächung〉 |:Änderung:| der polit[ischen] Gesichtspunkte:〉

30

35

f)e |:Allgem[eine] geistige Bewegung:| Veränderte |:psycholog[ische]:| Stellung des Individuums |:zum Staat u. zur Gesammtheit:| mit fortschreitender 1. äußerer Sicherheit u. Befriedung der Welt 2. Geldwirtschaft.

f) psychol[ogische] Stellung des Indiv[iduums]f |

g1. zunehmende

äußere Sicherheit Befriedung der Welt 2. Geldwirtschaft

c  A: d) > e)  d–d  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   e A: e)  f  In A folgt Markierung und der Hinweis: verte  g–g (S.  280)  Einschub des zweiten Absatzes von A 63v gemäß Max Webers Markierung und dem Hinweis: verte hier eingefügt. 

20

[A 63v]

280

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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20

a) Nicht mehr in der unmittelbaren Weise wie früher die Gesammtheit Grundlage der Existenzmöglichkeit für den Einzelnen Sinken der Werthschätzung der Gesammtheit b) Schwinden des Typischen mit Geldwirtschaft. Das Individuum selbstverantwortlich f[ür] Art seines Verbrauches Damit 〈innere Loslösung des Individuums von der Gruppe〉 auch eigene Wahrnehmung seiner Interessen Scharfe Opposition gegen Bevormundung Bewegungsfreiheit Ausdruck derselben: individualist[ische] Doktrin |

A 61r 2. Die Doktrin des ökonom[ischen]

Text 2 damit: Sinken der Werthschätzung der Gesammtheit – nicht mehr alleinige Grundlage Emancipation von ihr

Selbstverantwortlichkeit mit Schwinden des Typischen damit: Opposition g[e]g[en] Bevormundung, Bewegungsfreiheit eigene Wahrn[ehmung] der Interessen Individualismusg |

2. Doktrin.

5

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A 64r (2)

Liberalismus

25

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35

40

Unterlage: die Emancipation des Individuums von der historisch es umfassenden Gemeinschaft Grundsätzl[iche] Kritik des Staates u. positiven Rechts – nicht bloß Einzelkritik

Grundlage: Emanc[ipation] des Indiv[iduums] von histor[ischer] Gemeinschaft

Vorgebildet: 1. im Altertum nach Zusammenbruch der nationalen Staaten: 〈Epikur〉 Souveränität des Individuums: u. zwar: nach Stoikern der Vernunft     des Weisen –  “ Epikureern des Inter-   esses eines Indivi duums  hg[e]g[en]über dem positiven Rechth

Vorstadien: 1. Altertum nach Untergang der nat[ionalen] πόλις Souverän |:g[e]g[en] pos[itives] Recht:|: nach Stoa Vernunft “ Epikur Interesse

15

grundsätzl[iche] Kritik der letzteren |:u. des positiven Rechts:|, nicht bloß Einzelkr[itik]

h–h  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   g  (S.  279)–g  Einschub des zweiten Absatzes von A 63v gemäß Max Webers Markierung und dem Hinweis: verte hier eingefügt.  

20

25

281

§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

5

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15

Text 2

2. M[ittel]A[lter]: Staat Produkt des Sündenfalls   notw[endiges] Übel (Luther)  i   Degradation des Staates u. der polit[ischen] Einheiti

2. M[ittel]A[lter] Staat degradiert, Produkt der Sünde Luther: notw[endiges] Übel

3. Entw[icklung] der sog. NaturrechtsDoktrin Grotius, Gassendi, Hobbes, Locke, Shaftesbury jDer jeweilig bestehende Staat ist Zufallsprodukt, vergänglich Alles Positive:  positive Religion “ Moral “ Staat sind Menschenwerk, bewußt geschaffen vergänglich

3. Moderne: Naturr[echts]-Doktrin Grotius, Gassendi, Hobbes, Locke, Shaftesbury Vergänglichkeit des jeweiligen Staates Alles Positive –   Religion    Moral  Menschenwerk     Staat bewußt geschaffen Nur das „Natürliche“ dauernd u. ewig

5

10

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〈Wie das Dauernde?〉 20

25

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kWoher

das Dauernde? und was ist dauernd?k j Versuch der Erklärung des Staates u. der 〈philosoph[ischen]〉 Rechtfertigung des Rechtszwangs auf philosoph[ischer] Unterlage Grotius |:u. Locke::|  menschl[icher] Gemeinschaftstrieb   Hobbes: Unmöglichkeit der Isoliert-  heit     lQuelle der |:Entstehung des:|    Staats u. Rechtsl

Was die allg[emeine] ewige (= natürliche) Grundlage der Gemeinschaft?

Grot[ius], Locke: Trieb Hobbes: Unmöglichkeit der Isolierung

mWas

35

folgt daraus f[ür] die dauernden Grundlagen jedes Rechts u. Staatsm Voraussetzungen:n

i–i In A rechts neben der geschweiften Klammer.   j–j Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   k–k Erweiterung des Einschubs mit dunklerer Tinte.   l–l  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   m–m  Einschub von der Blattmitte vertikal zum Fließtext gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   n  Zusatz von der Blattmitte vertikal zum Fließtext gemäß Max Webers Pfeil hier eingefügt.  

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282

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

Text 2

Natürl[iche] Freiheit u. Gleichheit   des Menschen (Locke) Natürl[iche] Güte der Menschen-   natur (Shaftesbury)     ogrundsätzl[icher] Ausgangspunkto 〈Freiheit u. Gleichheit Aller〉

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Erhaltung des Menschen Zweck u.   zwar jeder Mensch  Selbstzweck, kein Mittel f[ür] Zweck  Andrer (Locke)     pZiel des Staatesp Unentbehrl[iche] Grundlage der menschl[ichen] Coexistenz: nach Grotius: 〈Verbot des Eigentums〉 |:Verbot Fremdes zu nehmen:|, Schadenersatzpflicht, Vergebung v. Unrecht, Verbindlichkeit der Versprechen nach Locke: Verbot der Verletzung des Andren an Leben, Gesundheit, Eigentum qDies die von allem positiven Staat unabhängige Rechtsgrundlage der Gesellschaftq

Unentbehrl[iche] Grundlage der 〈Gemeinschaft〉 Coexistenz: sdiese vor jedem positiven Staat.s  Grotius: Verbot der Wegnahme   fremder Sachen   Schadenersatz, Vergeltung v.  Unrecht   Verbindlichk[eit] der Verspre chen   Locke: Verbot der Schädigung  Andrer an Leben, Gesundheit,   Eigentum

Also: Eigentumr schon im Naturstande (Locke): 1. an der eigenen Person 2. “ “ “ Arbeit u. ihren Produkten 3. R[echt] auf Selbsterhaltung, daher auf A[rbeits]-Gelegen­ heit dad[urch] Boden-Eigentum Nur weil Selbsthilfe mangelhaft funktioniert, Staatsvertrag zum Schutz des Eigentums. Bedeutet nur Verzicht auf Selbsthülfe.

Also: Eigentum schon im Naturstand Rechtsgüter des Erwerbs: 1. an eigener Person (Freiheit) 2. an Arbeit u. ihren Produkten

5

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3. auf Selbsterhaltung, A[rbeits]Gelegenheit daher: Boden-Eigentum Schutz des E[igentums], weil Selbsthilfe mangelhaft.

o–o In A rechts neben der geschweiften Klammer.   p–p In A rechts neben der geschweiften Klammer.   q–q Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   r  In A doppelt und kräftig unterstrichen.   s–s In A links neben der geschweiften Klammer.  

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283

§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

5

A 61v 10

15

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Text 2

tStaatsvertragstheorie: auch

Dies vertragsr[echtlicher] Staatszweck. – Staatsvertrag nicht Faktum, sondern Postulat. |

Die Lehre kam dem Bedürfnis der engl[ischen] besitzenden Klassen entgegen, e[inen] schwachen Staat zu haben vor Allem: Schutz des Eigentums (damals noch nicht nach unten, sondern unach obenu) Deshalb Lehre |:in England:|: Staatl[iche] Rechte können nichts dem „Naturrecht“ Widersprechendes erzwingen oder erlauben, nur in Bezug auf naturrechtl[ich] Indifferentes die |:natürl[iche]:| Freiheit einschränken

x|:(Engl[isches]

bei Kant. Hier nützliche Formulierung: nicht Faktum (so Rousseau)[,] sondern Idee – Postulat, daß Gesetzgeber s[ich] so verhalte, als ob die Gesetze nur dem Volkswillen entsprechen könnent |

Interesse::| Beschränkung auf Schutz dery |:Sicherheit u. des:| Eigent[ums] – schwacher Staat Schutz g[e]g[en] oben, – noch nicht: g[e]g[en] unten.)x

Positives R[echt] kann nicht dauernd dem Naturrecht Widerstreitendes erzwingen u. erlauben. nur Indifferentes.

A 64v 5

10

v(Ähnlich, aber:

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35

Etwas anders b[ei] Quesnay: Staat Vollstrecker der göttl[ichen] Weltordnung Fundamental: daß das Individuum den Ertrag seiner Arbeit 〈genieße〉 muß genießen u. d[urch] Arbeit steigern können. Dafür Freiheit des Eigentums des Boden-Eigentums insbes. ist göttl[iche] Institution)v Wirthsch[aftliche] Theorie der Freiheit d[urch] Locke bes.w Mandeville, Quesnay

Grundsätzl[ich] Freiheit der Bewegung des Individ[uums] zsein Recht.z (Locke)

t–t  Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  u–u In A doppelt und sehr kräftig unterstrichen.   v–v Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Ein Doppelpfeil verbindet den vorigen und nachfolgenden Absatz des Fließtextes.   w A: u. > bes.  x–x Am oberen Blattrand.   y A: des > der  z–z  In A sehr kräftig unterstrichen.  

15

284

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Insbes. Mandeville: Ausgehend von pessimistischer Beurteilung des Menschen Mensch v. Natur träge Trieb zur Arbeit nur: d[urch] Noth (b[ei] Arbeiter) d[urch] Gewinnsucht (b[ei] Unternehmer) also d[urch] 〈unschöne Dinge〉 schlechte u. beklagenswerthe Motive (Mandeville) also: die schlechten Instinkte Triebfedern im Gesammtinteresse insbes. der Egoismus (Newton) aDies erschien als Wunder nicht zu erklären ohne teleolog[ische] Auffassung der Gesellschafta Ebenso wie Sonnensystem, so Seele u. so Gesellschaft e[ine] „zweckmäßige Maschine“1 v. Schöpfer so eingerichtet. v. ihm daher auch die Triebkräfte, – so der 〈Egoismus〉 |:wirtsch[aftliche] Eigennutz:| „Wohlgeordnete Selbstliebe“ kann nicht schlecht sein. (Shaftesbury)2 Die Göttlichkeit des Ineinandergreifens der Interessen, der Interessen-Harmonie ist auch Smith zweifellos Deshalb Fanatismus f[ür] wirtsch[aftliche] Freiheit.

Text 2 Diese Freiheit |:der Entfaltung des Eigennutzes:| auch nicht schädlich, denn: a) Shaftesbury – v. Gott stammend grundsätzl[ich] gut der Mensch b) Mandeville – der Mensch v. Natur schlecht u. faul Nur d[urch] Eigennutz z[ur] Arbeit gebracht. Trieb z[ur] Arbeit nur: d[urch] Noth – b[ei] Arbeiter   d[urch] Gewinnsucht – b[ei]         Unternehmer      bbeides an sich schlecht.b also: Newton – Noth u. Egoismus nützlich – Wunder Gesellsch[aft] „zweckmäßige Maschine“ göttlichen Ursprungs.c |

a–a  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  b–b  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   c  In A folgt spiegelverkehrte gestrichene Vorfassung zu A 12v (1), oben, S.  136, Text 2, textkritische Anm.  a–a; vom Editor dorthin verschoben.   1  Das Newton-Zitat lautet bei Hasbach, Grundlagen, S.  143: „die Welt in der vollendeten Zweckmäßigkeit ihrer Gebilde ist eine vollkommene Maschine aus der Hand des göttlichen Meisters“. 2  Bei Shaftesbury, Anthony, Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times, Vol.  1, 2nd ed. – London: [o. V.] 1714, S.  118: „the selfish kind“; hier wiedergegeben nach Hasbach, Grundlagen, S.  104: „wohlgeordnete Selbstliebe“.

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

Text 2

d„Gerecht“

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u. „nützlich“ sind identisch Erhaltung, Vermehrung, Glückseligkeit der Menschen nützlich u. gottgewolltd Recht des Individuums (Locke) |:auf Freiheit:| Befähigung [des Individuums] (Shaftesbury) |:sie richtig zu gebrauchen:| |:Nützlichkeit selbst der schlechten Triebe (Mandeville):| | eOncken

Quesnay 1888 ” Die Maxime laissez faire 1886 Hasbach, Die phil[osophischen] Grundl[agen] der v. Q[uesnay] u. Sm[ith] begr[ündeten] p[olitischen] Ö[konomie] 1890e

Darauf ökonom[ische] Forderungen Bei Quesnay u. den Physiokraten agrarisch gefärbt Noth der französ[ischen] Bauern – diese giebt es in England nicht Kampf g[e]g[en] merkantile Einengung der Landwirtschaft – in England diese umgekehrt prämiiert nicht Kampf g[e]g[en] den Staat in erster Linie, sondern g[e]g[en] privil[egierte] Klassen Im G[e]g[en]teil vom Staat positive |:Schaffung der Naturordnung u.:| Förderung des Ackerbaus verlangt (französisch) Der Staat soll den Ackerbau fördern u. alles Übrige sich

Quesnay, Phys[iokrat] – agrarischer A 65r (3) Liberalismus Noth der Bauern – Kleinb[auern] in E[ngland] nicht 5 Grund: merkantile Einengung der Landw[irtschaft] – in England prämiiert fAckerbau das einzig „Produktive“ Reicht[um] schaffendef 10 Daher: nicht g[e]g[en] Staat – so E[ngland] – sondern g[e]g[en] Klasse. – Kein schwacher Staat Im G[e]g[en]teil: 〈Staat soll Ackerbau fördern〉 Vollstrecker der göttl[ichen] 15 Weltordnung sein echt französisch Daraus ergiebt sich als Consequenz: weiter: höchstmögl[icher] Reinertrag

d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  e–e  Zusatz am linken oberen Blattrand.   f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers eckiger Klammer hier eingefügt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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selbst überlassen: (laisser aller, laisser passer) gStaat ist Vollstrecker der göttl[ichen] Ordnungg höchstm[öglicher] Reinertrag des Ackerbaus ist = größtmögl[iche] Versorgung aller für die Verteilung sorgt die automat[ische] Maschinerie des Güterumlaufs: tableau économique (Nur Veranschaulichung des als selbstverst[ändlich] Vorausgesetzten) Wahrer Fanatismus des Reinertrags. Bei Smith philosophisch |:u. ethisch:| durchdacht, darin s[eine] Überlegenheit nicht Klassen-Interesse, insbes. nicht industrielles u. merkantiles Kaufmann u. Fabrikant als solche verdächtig, ihr Interesse nicht v. allgemeinem Interesse. Ackerbau die produktivste Thätigk[eit], dann Gewerbe, dann Binnen-, Außen-, Zwischenhandel. hNur g[e]g[en] die Übertreibungen des physiokrat[ischen] Produktivitäts-Begriffsh wirtsch[aftliche] Freiheit, weil sie gerecht ist, igerecht = nützlich unklarer Begriff von „natural“i

Text 2 des Ackerbaus ist = größte Versorgung aller Verteilung automatisch d[urch] tableau économique jIn Handel u. Industrie sorgt das Privatinteresse f[ür] zweckmäßige Verwendungj Daher: Ackerbau fördern, im Übrigen aber: laisser aller Fanatismus des Reinertrags d. h. privatwirtsch[aftlichen] Gewinns

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Smith: – philosophisch u. ethisch durchdacht Nicht Klassen-Int[eresse] insbes. nicht Kaufl[eute] u. Fabrikanten Diese sogar verdächtig Auch ihnen Ackerbau produktivste Thätigkeit

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dann: Gewerbe-, Binnen-, Außen-, Zwischenh[andel]. Nur: g[e]g[en] 〈Übertreibungen〉   |:Produktivitätsbegriff:| der  Phys[iokraten]   kg[e]g[en] Prämienk und: Glaube, daß wirtsch[aftliche]   Freiheit die richtige Reihenfolge   herstellen werde (g[e]g[en]   Merkantilismus) in der Verwen dung der Capitalien

g–g  Einschub links von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  h–h  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   i–i Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j–j Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  k–k  Zusatz am linken Blattrand parallel zu den beiden vorigen Zeilen, von eckiger Klammer rechts umfaßt.  

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

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weil sie: die Individuen erzieht die Produktion steigert die Verwendung der Capitalien in der richtigen Reihenfolge sichert. Smith traut – anders als die Physiokraten – dem Menschen mehr als dem Staat. |

Text 2   odenn die Wichtigkeit spricht   s[ich] im Profit auso Die Freiheit im Wirtsch[afts]Leben weil sie: gerecht ist („natural“ dunkler Begriff[)]   = nützlich d. h.: erzieht das Individuum steigert die Produktion Zutrauen zum Menschen, mehr als zum Staat. |

l1. Unrichtig, daß

Sm[ith] nur die Güterproduktion als Zweck des Lebens erkannt habe Gefahren der A[rbeits]Teilung erkannt: Abstumpfung, Versagen des „kriegerischen Geistes“3 Deshalb: allgem[eine] Wehrpflicht, allerdings nur Miliz.l mFerner: geistige Ausbildung verkümmert. Daher: Unterrichtszwang f[ür] Volksschule u. Staatsmittel Dag[e]g[en] allerdings: höheren U[nterricht] nicht. Wissenschaft soll aber gelehrt werden wo Nachfrage nach ihr besteht (Überzeugt, daß diese da sein werde)m

2.n Unrichtig die Meinung, daß Smith den Staatszweck auf den Rechtsschutz beschränkt habe.

l–l  Ergänzung am oberen Blattrand.   m–m  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   n A: 1. > 2.  o–o  Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers spitzer Klammer hier eingefügt.  3  Bei Smith, Adam, An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Vol.  3. – Edinburgh: Acktington, Allen & Co. 1809, S.  200: „martial spirit“; hier nach Hasbach, Grundlagen, S.  116: „daß er [Smith] die allgemeine Schulpflicht und die Stärkung des kriegerischen Geistes als notwendige Hilfsmittel gegen die geistige und sittliche Verkrüppelung empfiehlt, welche die wirtschaftliche Arbeit unter der Herrschaft der Arbeitsteilung über die großen Massen bringe.“

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 〈a)〉 Natürl[iche] Staatszwecke bei

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ihm: R[echts]schutz Verteidigung solche Werke zu erhalten, bei denen Privatcapital versagt, weil es keinen Profit findet 〈2.〉 Insbes. positive Wirtschaftspflege: Straßen, Canäle, Post, Münze 3. Absolute w[irtschaftliche] Freiheit nach Sm[ith] nur als Ideal, – Utopie so insbes. absoluter Freihandel Vertretung von 〈Schutzzöllen〉 Protektion: 〈1. Ausgleich f[ür] int[ernationale] Abgabe〉

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1. Landesverteidigung – Schif�fahrt 2. Ausgleich f[ür] Steuern – Zölle 3. Retension, wo Aussicht auf Erfolg 4. langsames Abbauen stets Ebenso: |:Anerkennung, daß:| Monopole u[nter] Umst[änden] nützlich: Patente Nachdrucksverbot überhaupt, wo neuer H[an­ dels]Zweig Keine absolute |:Verkehrs-:| Freiheit |:z. B.:| f[ür] Akt[ien]-Gesellschaften (beschränktes Gebiet: Bank Versicherung Canal Wasserversorgung) Also: nicht Klassen-Vertreter, nicht fanatisch wie radikaler Freihandel Nur: allgem[eine] Athmosphäre Englands maßgebend f[ür] Ansichten. U[nter] damaligen Umständen auch selbstverständlich.

Text 2

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

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Text 2

Umschlag zuerst: Malthus u. Ricardo: 1) Rein ökonom[ische] Behandlung Die Wirtschaft als Selbstzweck gedacht Culturideal, auf technologischem Fortschrittsideal beruhend |:Daher: nur Güterproduktion:| 2) Relativität des Optimismus Die beste mögliche Welt –    Elend des Proletariats    Bevölkerungsprobleme Andererseits: noch keine Gefahr daher: Offenheit: Elend notw[endige] Folge des Fortschritts pSeit Mitte des Jahrh.: bedrohlicher Charakter des Proletariats Daher nun: Befangenheit der bürgerl[ichen] Ök[onomik] Versuch des Beweises der „Interessen-Harmonie“ (Senior, Bastiat)p | 3. Entwicklungsstadien |:der Politik:| des ökon[omischen] Liberalismus Richtungen: 1. Freie Disposition des Individuums über seinen Aufenthalt u. Fami­ lienstand Aus- u. Einwand[erungs]Freiheit, Freizügigkeit, Ehefreiheit. B[uch] II.4 2. Freiheit des Austausches 〈u. Verkehrs〉 – Handelsfreiheit u. Freihandel, p–p  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   4  Gemeint ist unten, S.  327–376: 2. Buch Politik der Bevölkerungsbewegung.

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Text 2

q〈ad

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1: französ[ische] Revolution im Inneren Frankreichs England: Sir Robert Peel Frankr[eich]: Napoleon III. Deutschland: 〈liberales〉 bureaukrat[isches] Regime in Preußen Anf[ang] des Jahrh. liberales Regime im Reich 1866–77〉q

ad 1: Wegfall der Monopole u.   Prohibitionen, – auch der   Colonien “ 2: [Wegfall des] Protektionis mus   der Produktion Die internationale A[rbeits-] Teilung ungehemmt ihrer Entw[icklung] überlassen B[uch] III.5

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3. 〈Rechtliche |:u. ökonomische:|〉 Autonomie des Individuums in der Schaffung und Benutzung der Rechtsformen u. Verkehrsmittel – Verkehrsfreiheit B[uch] IV6

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4. Autonomie der Berufsrechte und der 〈Produktion〉 |:Erwerbs- und:| Betriebsformen Gewerbefreiheit B[uch] V.7

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5. 〈Freiheit〉 Durchführung des Privateigentums an den fraglichen Produktions­mitteln, insbes. an Grund u. Boden, Sprengung der genossenschaftl[ichen] u. feudalen Gebundenheit und damit combiniert:

q–q  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   5  Gemeint ist unten, S.  377–493: 3. Buch Handelspolitik. 6  Gemeint ist unten, S.  494–614: 4. Buch Verkehrspolitik. 7  Gemeint ist unten, S.  615–656: 5. Buch Gewerbepolitik.

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

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Text 2

Durchführung der 〈freien Arbeit〉 |:sogen.:| „Freiheit der Arbeit“8 Doppelte Form: 〈beides zugleich ist in〉 die „Bauernbefreiung“ (Auflösung der m[ittel]a[lterlichen] Agrarverfassung) von dieser spricht man da, wo a) Reste 〈naturalwirtschaftlicher〉 |:mittelalterl[icher]:| Frohnhofsverfassung wegfallen b) Rassengemeinschaft besteht Nur Befreiung der Arbeit ist: die Aufhebung der „Sklaverei“ dies da, wo a) Plantagen-W[irtschaft] –      v. Anfang an geldwirt     schaft­ l[ich]    b) Rassen〈gemeinschaft〉      differenz.9 | Etappenr der Durchführung:

s3. Etappens

Agrarische Seite: 17. Jahrh., definitiv 18. Jahrh. in England,

Nur in England rein ökonomisch Bauernbefr[eiung] schon vor 15. Jahrh. Gewerbefreiheit Anf[ang] 19. Jahrh. 1814 definitiv Aufh[ören] der Gesetze der Elisabeth Handels- u. Verkehrsfreiheit principiell unter Robert Peel 40er Jahre (Verkehrsmittel, Industriestand) Im Übrigen |:Europa:|: polit[ische] u. individ[uelle] Momente mitspielend

〈|:in Frankreich französ[ische] Revolution in Deutschland u. Öst[erreich]: Preuß[ische] Bureaukratie 1807 u. 〈18〉 20er Jahre Rest überall 1848 Rußland unter Alex[ander] II.〉 〈Gewerbefreiheit: Anf[ang] 19. Jahrh. – 1814〉

r  In A geht eine Markierung voraus mit Bezug auf A 65v, Text 2, textkritische Anm.  s.   s–s  In A 3. mit blasser Tinte; am rechten Blattrand folgt auf Etappen eine Markierung mit Bezug auf A 66v, Text 1, textkritische Anm.  r.  8  Ausdruck zunächst in sachlicher Abgrenzung zur „unfreien Arbeit“, etwa der Leib­eigen­ schaft oder Sklaverei, dann als liberaler Kampfbegriff im 19.  Jh. im Sinn eines freien Arbeitsmarkts ohne zünftige oder staatliche Reglementierung, dann bei Karl Marx, Kapital I/1, S.  254, im ironischen Doppelsinn: Der Arbeiter ist im Kapitalismus einerseits „frei“, seine Arbeitskraft als Ware jedermann anzubieten, andererseits „frei“ (ledig) aller Produktionsmittel (vgl. ebd., S.  132 und 275). 9  Zu erwarten wäre hier am Ende der Ausführungen zu Punkt 5 ein Hinweis auf „Buch VI“ zur Agrarpolitik. Vgl. hierzu die Ausführungen in der Editorischen Vorbemerkung, oben S.  276.

A 65v

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 1. Französ[ische] Revolution – französ[ische] Bauernbefreiung u. Gewerbefreiheit 5

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〈englische Aufhebung der Gewerberegulierung〉

in deren Gefolge:    preußische Gewerbefreiheit   u. Bauernbefreiung |:politisch   motiviert:| nach 1807   liberale Bureaukratie der 20er   Jahre in Preußen engl[ische] Gewerbefreiheit  1814 ökonomisch motiviert 2. 40er Jahre: England geht 〈aus ökonom[ischen]〉 zum Freihandel über t– moderne Verkehrsmittel Volle persönl[iche] u. Verkehrsfreiheitt 1848er Revolution befreit die Bauern im Rest v. Centraleuropa 3. 1855–76: Frankreich u. Deutschland gehen zum Freihandel über – Napoleon III. Träger Mischung ökonomischer Doktrin u. polit[ischer] Gründe Sklavenbefreiung in Nordamerika u. Rußland dann in der Mehrzahl der überseeischen Staaten Übergang ostasiat[ischer] Culturstaaten zum Capitalismus u. Einbeziehung in die Weltwirtschaft. Inzwischen aber: erster Rückstoß: Mitte des Jahrh. 40er Jahre Träger Deutschland – schwächer, auch volle Durchführung der H[andels]Freiheit zweiter Rückstoß: Seit Mitte der 70er Jahre: Träger Deutschland u. Frankreich

Text 2 1. Französ[ische] Revolution Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit in Fr[ankreich] – nicht Handelsfreiheit Nur Klassenkampf Weiterwirken in Preußen u. D[eu]tschland bureaukrat[ischer]theoret[ischer] Liberalismus (nicht Interessenten, – König) Bauernbefr[eiung] – Gewerbefr[eiheit] – Handelsfr[eiheit]

2. Napoleon III. persönlich Fr[ankreich] u. D[eutschland] damit 1860–70 fast alle Länder zugleich: 〈Sklaven〉 |:Bauern:|freiheit in Rußland (bureaukrat[isch]) Sklaven in Nordamerika (polit[ischer] Kampf) dann in der ganzen Welt 3. – Übergang Ostasiens zum Capitalismus

Rückstoß: Erster 40er Jahre    Träger Deutschland, aber   schwach   (noch nicht durchgeführt) Zweiter: Ende der 70er Jahre   Träger D[eutschland] u.   Fr[ankreich]

t–t  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1 dann |:aber:| 〈: Frankreich,〉 Rußland, Nordamerika, engl[ische] Colonien also die Colonialstaaten. Schauplatz zunächst: die Handelspolitik |

5

A 67r

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Text 2    Aber dann wuchtiger:   Colonialstaaten u. Ruß  land   Schauplatz: haupt­ s[äch  lich] Handelspolitik. |

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u|:4.

Die Rückschläge g[e]g[en] den Liberalismus:|u 1) Die Widerstände gegen den Liberalismus va)

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allgemein: Unterlage der liberalen W[irtschafts]Ordnung ist der Gütermarkt. Tausch auf dem Markt ist = Kampf – Interessen- u. Conc[urrenz]-Kampf Jeder Kampf Auslese begünstigt bestimmte menschl[iche] Typen |:u. Berufe:| (Dies bei jeder Gesellsch[afts-] Ordnung Aber bei der liberalen: rapide Verläufe, Augenfälligkeit) Daher: Negative Stellung der benachteiligten Typen – Traditionalismus Nicht: bloßes Trägheitsmomentv

b)w Der Liberalismus beseitigt die berufsständische Gliederung der Gesellschaft |:u. ersetzt sie d[urch] Klassenx-Gliederung:| Verwischung der Berufe unter einander, Flüssigkeit, Beseitigung der Berufs-Monopole

u–u Wortlaut wie unten, S.   297, textkritische Anm.   e–e (gestrichene Textpassage).   v–v  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung a) 〈d)〉 und geschweifter Klammer hier eingefügt. Vgl. den ähnlichen Wortlaut der gestrichenen Textpassagen, unten, S.  299, Text 1, textkritische Anm.  q–q, sowie unten, S.  299, Text 2, textkritische Anm.  u–u.  w A: a) > b)  x  In A kräftig unterstrichen.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

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Text 2

Auf der berufsst[ändischen]y Gliederung der Gesellschaft[,] die überkommen soziale Hierarchie: Unterlage Monopole – rechtl[ich] u. faktisch Bodenbesitz (Monopolgut) Menschenbesitz ( “ “ ) Gewerbl[iche] u. HandelsMonopole (monopolisierte Funktion) |:Bei Klassengliederungz:| Ersatz d[urch] bloße Gliederung nach 1. Besitz in Geld- oder Geldanspruchs-Form sog. „bewegl[icher] Besitz“ 2. persönl[iche] Fertigkeiten dabei die Besitzgliederung weit voranstehend, Monopol des Zutritts zu den herrschenden ökon[omischen] Funktionen aKlassen-Gliederung der Gesellschaft statt Standesgliederung Entscheidend die Kategorie des Besitzesa Hiergegen Widerstand: 1. Der bisherigen Monopolisten – Depossedierungsgefahr 〈Ungenügend〉 Unfertige Durchführung des liberalen Princips    Feudalismus    Handwerk Dies generell, wo sie bestanden – Europab 2. der monarchisch-autoritären Staatsinteressen Europäische Staatsform, speziell Central-Europas Aushöhlung des Staates u. seiner Zwecke

y  In A kräftig unterstrichen.   z In A Klassen kräftig unterstrichen.   a–a Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   b  In A doppelt unterstrichen.  

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1

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Text 2

Daher: Reaktionen der Dynastien u. Bureaukratien.   Typische Losung: Schutz der Schwachen   d. h. der d[urch] den Liberalismus benachteiligten Gruppen cWohlfahrtsstaat, bureau­   krat[ischer] Merkantilismus (= Staats­sozialismus)c 3. der religiös-ethischen Interessen. Insbes.: Katholische Kirche. Eigenartige Stellung:   Gegen die 〈Herrschaft〉 |:Auto­nomie:| des Individuums (Diesseitigkeit) Andererseits: Gegen die Omnipotenz des Staates (Weltlichkeit)   Daher: unklare Mittellinie: ständische Gliederung der Gesellschaft  Aber: frei gebildete Stände. Leitung der Kirche.   Hemmung des Egoismus Zweck | 4. Negative oder abstinente Stellung der Besitzlosen 〈b)〉 Der L[iberalismus] spaltet die Klassen, die er neu schafft, d[urch] Ent­stehung der Arbeiterklasse Markt: Klassen-Bewußtsein Folge der Flüssigkeit der Unterlage u. damit des Erwerbsspielraums Diese begriffen als Folge nicht natürlicher Verhältnisse[,] sondern der Gesellschaftsordnung Damit Loslösung von den liberalen Interessen Andererseits nicht Anschluß an ständische Ordnung

c–c  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Text 2

Unklare Zwischenstellung, lähmt Liberalismus (Anders nur in England, aber hier aus geschichtl[ichen] Gründen) c) 〈Geschichtl[ich]〉 Der L[iberalismus] ist englisches Produkt In England entstanden, weil faktisches Monopol erhofft von Freiheit. d1. Die übrigen Nationen reagieren g[e]g[en] dies Monopol Streben nach Brechung desselben = Handelspolit[ischer] Protektionismus Natürl[icher] Träger insbes. die Colonialstaaten der gemäßigten Zone welche Industriestaaten werden können. transitorischer Widerstand (List) als Übergang zum Freihandel 2. Die nachfolgenden Nationen können dies nicht mehr hoffen. Daher geringere PropagandaKraft des Liberalismus Insbes. daher versch[iedene] Stellung der Arbeiter dazu – dauernd geringere Propagandad |

d–d  Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Umnumerierung und Markierung.  

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1 A 68r

e〈4. Die

Rückschläge gegen den Liberalismus〉e

2)f Die principiellen 〈Gründe〉 |:Schranken:|: 5

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Text 2

a) Der Liberalismus ist 〈historische |:u. regional bedingte:|〉 |:e[ine] an bestimmte Voraussetzungen gebundene:| Erscheinung. In seiner vollen Erscheinung wahrscheinlich klimatisch |:u. d[urch] Rasse:| bedingt: freie Arbeit als Träger des Fortschritts der Technik Tragweite dessen noch nicht bekannt. Geschichtlich bedingt d[urch] Flüssigkeit der Technik u. Ökonomik, g|:der Bedürfnisse u. der Mittel ihrer Befriedigung:|g Wegen dieser Flüssigkeit Capital Organisator u. Leiter der Wirtschaft diese Flüssigkeit Quelle des Capitalgewinns u. Produktivcapitalzinses Verwertungsbedürfnis, Zinsbedürfnis des Capitals Quelle |:a):| der Fortentwicklung der techn[ischen] u. commerziellen Unterlage b) der Entfaltung der Bedürfnisse Daher die |:unregulierte:| capitalist[ische] W[irtschafts]Ordnung nichts Ewiges, sondern vergänglich Vergeht mit Erstarrung der Technik u. Ökonomik

h|:2. Princip[ielle]

Schranken:|h

1) Bestimmte Vorauss[etzungen]. Treibend: |:Verwertungsbedürfnis:|i Capital-Gewinn flüssige Technik, Ökonomik, Bedürfnisse daher moderne Form des Cap[ital-] Gewinns Cap[ital]G[ewinn] als Tribut auf Grundl[age] des Monopols möglich – C[apital]Rente.   jRegulierte W[irtschaft]j aber: auf Boden der Freiheit – C[apital]Zins i[m] e[ngeren] S[inn] – nur d[urch] Expansion der Verwertbarkeit des Capitals als Organisator – dies Folge des Flusses   kunregulierte Wirtschaftk Verwertungsbedürfnis des C[apitals] ist heute Quelle a) des w[irtschaftlichen] Fortschritts, damit b) der qualitativen Entwicklung des Bedürfnisstandes Unregulierte W[irtschaft] ruht auf |:expansivem Wachstum der:| Verwertbarkeitl des Capitals nichts Ewiges – vergänglich Vergeht mit Erstarrung der Technik u. Ökonomik

e–e Wortlaut wie oben, S.   293, Text 1, mit textkritischer Anm.   u–u.  f A: 1) > 2)   g–g  Ergänzung mit blasser Tinte und dünnerer Feder.   h–h  Ergänzung mit blasser Tinte und dünnerer Feder.   i  Ergänzung mit blasser Tinte und dünnerer Feder.   j–j Zusatz am linken Blattrand parallel zu den drei vorigen Zeilen, von eckiger Klammer rechts umfaßt.  k–k  Zusatz am linken Blattrand parallel zu den drei vorigen Zeilen, von eckiger Klammer rechts umfaßt.   l  In A doppelt unterstrichen.  

A 69 (1)

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 〈Alsdann auf dem Boden der Freiheit 〈Entw[icklung]〉 kein Capitalgewinn möglich〉 5

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Damit Raum für die ökonom[ische] Bethätigung des wirtschaftl[ichen] Eigennutzes m|:auf Boden der Freiheit:|m entzogen Beherrschende Stellung des Verwerthungsinteresses des Kapitals untergraben Zeitraum dieser Rückbildung noch nicht abzusehen Ebenso nicht Consequenzen u. Formen Aber: Vorläufer bei jeder Stockung der |:techn[ischen] u. commerziellen:| Expansion der 〈wirtsch[aftlichen]

Text 2 damit auch: der qualitativen Expansion der Bedürfnisse: Versinken des Individualismus im Sättigungszustand damit: beherrschende Stellung des Capitals schwindend damit „wirtsch[aftliche] Freiheit“ schwindend Dies unabsehbar in Zeit u. Folgen Aber: Vorläufer b[ei] jeder Stockung der Expansion

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Freiheit〉 20

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A 68v

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Alsdann: Tendenz zur MonopolBildung Grund:n freie Concurrenz überhaupt nur ein Mittel im Kampf um 〈den〉 |:Ausbeutung des:| Markts u. zwar nur Übergangszustand, so lange der Markt sich schrankenlos ausdehnt oder Technik u. Ökonomik im Flusse ist. Verständigung der Concurrenten u. Monopolisierung des Marktes Concurrenz nur      Durchgangsstadium zum Monopol weltgeschichtlich u. auch in den Einzelstadien. |

Alsdann: Monopol-Bildungen Cap[ital]Zins in Cap[ital]Rente verwandelt schon unter heutiger W[irtschafts-] Verf[assung] Allg[emeiner] Grund: Irrtum des Lib[eralismus]: freie Concurrenz f[ür] ewig gehalten |

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〈b) Der Liberalismus〉 〈Jeder Güteraustausch stellt e[ine] Wirtschaftsgemeinschaft dar.〉

b) Unter Herrschaft der wirtsch[aft­ lichen] Freiheit ist der Nahrungsspielraum = tauschwirtschaftlicher Erwerbsspielraum

2) Bei w[irtschaftlicher] Freiheit ist Nahrungsspielraum = tauschw[irtschaftlicher] Erwerbsspielraum

m–m  Ergänzung mit blasser Tinte und dünnerer Feder.   n  In A geht eine Markierung voran, Bezug unklar.  

A 70 (2)

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§  4. Der ökonomische Liberalismus

Text 1 oso

auch derjenige einer Nationo

〈b)〉 Der Liberalismus unterstellt diep 〈Nahrungsspi[elraum]〉 Produkti5

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onsstandorte damit dem örtlich (nationalen) 〈Nahrungsspi[elraum]〉 Erwerbsspielraum internationale (Welt-)Constellationen, – Weltwirtschaft Der Weltwirtschaft entspricht aber nicht:   Welt-Staat   Einheit der Welt-Cultur    “ “ “ -Rasse Daher: Conflikt der weltwirtschaft­ l[ichen] Produktionsteilung mit den Interessen der 〈prod[uzie­ renden]〉 erwerbenden Individuen, u. zwar mit dauerndem Interesse. Nationaler Widerstand g[e]g[en] die Unterordnung 〈g[e]g[en]〉 unter die weltwirtsch[aftliche] Produktionsteilung sowohl qua Staat – als qua Rasse

〈Ferner:〉 c) 〈d)〉 Jeder Güter-Austausch stellt

eine Wirtschafts-Gemeinschaft her Auf-Einander-Angewiesen-Sein, damit combiniert: Interessen- u. Concurrenz-Kampf auf dem Markt

q〈Jeder

derartige Kampf bedingt AusleseProzeß, in welchem individuelle, Rassenu. Cultur-Qualitäten über den Sieg entscheiden. Rapider u. sichtbarer Charakter der Auslese

Text 2 so auch W[irtschafts]Sy[stem] e[iner] Nation als solcher Der Lib[eralismus] unterstellt diese Erw[erbs-]Spielr[äume] der Weltwirtschaft – sie entscheidet

Es fehlt aber:  |:a):|r Weltstaat |:b):|s Einheitl[iche] Welt-Cultur |:c):|t “ “ -Rasse. Daher: Conflikt mögl[ich] mit Existenzinteressen ganzer Rassen u. Culturen, wo für sie v. Standp[unkt] der Weltwirtschaft der Nahrungsspielraum entzogen wird. Nationaler Widerstand g[e]g[en] internat[ionale] Prod[uktions-] Teilung möglich notwendig eintretend, da sonst Benachteiligung im Conc[urrenz] Kampf

5

10

15

20

u〈3)

Jeder Güter-Austausch setzt Wirtschaftsg[emeinschaft] voraus

enthält Kampf in sich, – Auslese begünstigt best[immte] Typen von Individuen u. benachteiligt andere〉u

o–o  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  p A: den > die  q–q (S.  300)  Einschub gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Vgl. den ähnlichen Wortlaut oben, S.  291, Text 1, textkritische Anm.  v–v.   r Mit Bleistift.   s Mit Bleistift.   t Mit Bleistift.   u–u Streichung der Textpassage mit Bleistift. Vgl. den ähnlichen Wortlaut oben, S.  293, Text 1, textkritische Anm.  v–v.  

25

300

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

10

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25

a) Der Kampf auf dem Markt begünstigt bestimmte Typen von Individuen, benachteiligt andere. – Daher verschiedene Stellung der Individuen dazu b) Aber ferner:〉q 〈1)〉 Der Liberalismus stellt 〈diese〉

|:jene:| rat[ionale] Gemeinschaft ohne Rücksicht auf Culturgemeinschaft u. nationale G[emeinschaft] her – Es concurrieren |:u. kämpfen:| dadurch auf dem Markt Cultur- u. |: international:| Rasse-differente Wirtschaften namentlich auf dem Arbeits-M[arkt]. Dabei möglich: Benachteiligung einer Cultur u. Rasse als solcher Hiergegen Reaktion: Behauptung der Eigenart der Cultur

Text 2

Möglichkeit, daß v|:d[urch] liberale W[irtschafts]Ordnung:|v    nationalew  Typen     Cultur-x 

als solche |:dauernd:|y bevorteilt u. benachteiligt sind Als dann Reaktion dieser Typen als solche: Culturbehauptung.

〈2) aber auch innerhalb e[iner] Culturgemeinschaft begünstigt die rapide Markt-Auslese bestimmte Typen u. benachteiligt andre.〉

Fraglich, inwieweit dies transitorisch oder dauernd inwieweit also variabel zu Gunsten der eignen Nation u. Cultur |

Fraglich: inwieweit transitorisch. |

q–q (S.  299)  Einschub gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Vgl. den ähnlichen Wortlaut oben, S.  291, Text 1, textkritische Anm.  v–v.  v–v Ergänzung mit Bleistift.  w Unterstreichung mit Bleistift.   x Unterstreichung mit Bleistift.   y Ergänzung und Unterstreichung mit Bleistift. 

5

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen §  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale Editorische Vorbemerkung Über die dem 1. Buch, §  5, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Text 3

Seite

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale || 5. Ideale

A 72r

A 71 (3)



304

  1) Begriff || 1. Begriff

A 72r

A 71 (3)



304

  Zunächst geschichtlich zu betrachten: || Geschichtlich:

A 72r

A 71 (3)



305

  Mittelalter

A 72r





305

  Machtstellung des Fürsten

A 72v





306

  Abgestreift erst: durch Liberalismus

A 72v





306

   Die Reaktion gegen den Liberalismus

A 72v





307

 Maximum des Glücksgefühls – rein eudämonistisch || Eudämonistisches Ideal

A 73 (1)

A 75r



309

  1. Gerechtigkeit || 1. „Gerechtigkeit“

A 73 (1)

A 75r



309

  2. „menschenwürdige Existenz“ || 2. „menschenwürdige Existenz“

A 73 (1)

A 75r



309

  Ad 1. Vorstellungen wechselnd || Ad 1. Vorstellungen wechselnd

A 73 (1)

A 75r



309

  Ad 2 menschwürdige Existenz – Vorstellung wechselnd || Ad 2. Vorstellung ebenfalls wechselnd

A 74 (2)

A 75r/v



310

 Neuestens: Rückbildung des ethischen Ideals || Conträrer Gegenschlag gegen das „ethische“ Ideal || Rückschlag

A 81r (3) A 75v

A 77r

312

302

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen Text 1

Text 2

Text 3

Seite

  a) Umschlag in das Gegenteil: […] sozialpolitischer Nietzscheanismus || 1. Sozialpolitischer Nietzscheanismus || 1. sozialpolitischer Nietzscheanismus

A 81r (3) A 75v

A 77r

312

  b) Rückbildung zum technologischen Ideal || 2. als technologisches Ideal || 2. technologisches Ideal

A 81r (3) A 75v A 81v

A 77r

314

 Consequenzen || … || Consequenzen

A 80v/r

A 77r/v

316

 Anhang

Text 1

Seite

  Mittelalter

A 78v (1)

322

  Merkantilismus

A 78v (1)

322

  Liberalismus

A 78v (1) A 78r

322

 Sozialismus

A 78r

322

  Kritik des Eudämonismus

A 78r

323

 Eudämonismus

A 79r (2) A 79v A 76

323



Die dem §  5. „Die wirtschaftspolitischen Ideale“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  2, A 71–A 81, lassen sich hinsichtlich inhalt­ licher und formaler Kriterien im wesentlichen zu zwei, hier synoptisch angeordneten Textfolgen ordnen. Max Webers Analyse und Kritik des eudämonistischen ­Ideals liegt sogar in vier Überlieferungen vor. Es gibt folglich einen Langtext (Text 1), eine Konzeptfassung (Text 2) und verschiedene Vorfassungen (Text 3 und Anhang). Auf Parallelstellen, die sich nicht synoptisch abbilden ließen, weist der Editor gesondert hin.1 Text 1, Blatt A 72r/v ist auf Oktav-Papier verfaßt und trägt auf der Vorderseite die Überschrift „§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale“. Das §-Zeichen hat Max Weber nachträglich mit Bleistift ergänzt, ebenso die Unterstreichung der Überschrift, was dafür spricht, daß er die Ausführungen ursprünglich als 5. Abschnitt des §  4 angelegt hatte und sich erst bei der Überarbeitung zur Bildung eines eigenen §  5 entschlossen hat.2 Die in Text 1 nachfolgenden Blätter A 73 (1), A 74 (2), A 81 (3) und A 80v/r sind alle vertikal gehälftet. Die Blätter A 73, A 74 und A 81 sind von Max Weber mit „1“ bis „3“ durchgezählt und hier entgegen der Archivfoli1  Vgl. unten, S.  305, Text 1, textkritische Anm.  e, und S.  316, Text 1, textkritische Anm.  u. 2  Vgl. die Editorische Vorbemerkung zu §  4, oben, S.  276.

Editorische Vorbemerkung zu §  5

303

ierung hintereinander angeordnet. Auf diesen drei Blättern sind in einem weiteren Arbeitsdurchgang mit blasser Tinte eine Reihe von Ergänzungen vorgenommen und etliche Stichwörter sehr kräftig unterstrichen worden. A 80v weist Überarbeitungsspuren in Bleistift auf. A 80 ist im Archiv irrtümlich auf der Rückseite foliiert und wird hier entsprechend der sachlichen Abfolge vor A 80r angeordnet. Text 2 besteht aus dem gehälfteten Blatt A 71 (3) sowie aus Blatt A 75r/v. Blatt A 71, am oberen rechten Blattrand von Weber mit „3“ paginiert, bildet die Fortsetzung von A 70 (2), das §  4, Text 2, beendet. In der Überschrift von A 71 (3) heißt es: „5. Ideale“. Auch A 71 ist vermutlich – analog zu A 72r, Text 1 – von Weber zunächst als Abschnitt 5 des §  4 angelegt worden. Text 3 besteht aus Blatt A 77r/v in Oktav-Papierformat. Die im Anhang mitgeteilten Blätter A 78, A 79 und A 76 enthalten weitere Überlieferungen zum Thema des §  5. Die beiden Blätter A 78 und A 79 haben ein kleineres als das übliche Oktavformat, A 76 das übliche Oktavformat. Die Blattfolge A 78v (1)/A 78r und A 79r (2)/A 79v ist durch Webers Blattzählung „1“ und „2“ sowie seinen Hinweis „b) verte“ auf A 79r (2) vorgegeben. Der Text der beiden Blätter ist vollständig mit Bleistift geschrieben und kaum ausgearbeitet. Die Stichworte auf A 78v (1)/r sind unverbunden aufgeführt und sogar mit horizontalen Linien gegeneinander abgegrenzt. Auch bei A 76 machen Aufbau und Ausführungen deutlich, daß es sich hier um eine Konzeptfassung handelt, in der der Fließtext durch umfangreiche Ergänzungen und Einschübe permanent durchbrochen wird. Wegen des unabgeschlossenen Zustands der Blätter bot sich trotz der inhaltlichen Überschneidungen zu den Textfolgen 1 und 2 kein synoptischer Abdruck an. Frühe Fassungen des §  5 dürften in der Zeit der ersten Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im SS 1895 entstanden sein, auch wegen der Überschneidungen zu Max Webers Freiburger Antrittsrede vom Mai 1895.3 Demgegenüber dürften zumindest die Blattfolgen A 73 (1), A 74 (2), A 81 (3) in Text 1 und A 75r/v in Text 2 aus späterer Zeit, vermutlich aus einer Überarbeitung bzw. Neufassung des Manuskripts für die zweite Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im WS 1897/98, stammen. Darauf deutet die Auseinandersetzung mit Werner Sombarts 1897 erschienenem Aufsatz „Ideale der Sozialpolitik“.4

3  Vgl. dazu unten, S.  312, Text 1, mit Anm.  4, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  94 ff. 4  Vgl. unten, S.  314, Text 1, mit Anm.  5.

304

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 72r a§  5. Die w[irtschafts]p[olitischen]

Idealea

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35

1) Begriff: Thatsache besteht, daß der v[olks-] w[irtschafts]pol[itischen] Wissenschaft nicht nur Erklärung, sondern auch Beurteilung der Erscheinungen zugewiesen wird. bW[irtschafts]Politik ist menschl[iches] Handeln, erfolgt stets unter bestimmten Maximen. Erkenntnis dieser Maximen Aufgabe der Wissenschaft. Aber weitere Frage: soll sie Maximen schaffen, Normen gebenb Nach welchem Maßstab aber soll sie beurteilen? Problem, denn: Es steht fest, |:a):| daß dieselbe Erscheinung unter differenten Umständen |:allgemein:| verschieden beurteilt worden ist (Bev[ölkerungs]Zunahme) und stets werden wird b) daß dieselbe Erscheinung unter denselben Umst[änden] von verschiedenen Individuen und Typen verschieden beurteilt wird Nicht immer: unmittelbares privatw[irtschaftliches] Interesse Nicht immer |:auch nur:|: bewußt u. klar, welches letzter Grund der Liebe oder des Hasses. Es giebt also divergierende u. verschiedenartige Maßstäbe Jeden letzten, endgültigen Maßstab der Beurteilung |:– den letzten Grund des Vorurteils –:| nennen wir „Ideal“

Text 2

5. Ideale 1. Begriff. W[irtschafts]Pol[itik] ist Handeln beruht auf Beurteilung der Erscheinungen c|:best[immte] Ziele, –:|c Messen an best[immtem] Maßstab

Frage: ist Wissenschaft von der W[irtschafts]P[olitik] normgebend oder nur: Erkenntnis u. Analyse dieser Maßstäbe. Wenn ja – dThatsache, daß bejahtd – welcher Maßstab für sie? Fest steht – daß Maßstäbe – auch allgemein gültigste a) gewechselt (Bev[ölkerungs-] Zunahme)

b) historisch auch nach Typen der Urteiler verschieden beurteilt

A 71 (3)

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Nicht immer: unmittelb[ares] Interesse “ “ klar u. bewußt

Zunächst: Analyse der Vorurteile bis auf letztes Moment Dies letzte: „Ideal“

a–a  In A Unterstreichung und §-Zeichen mit Bleistift ergänzt.   b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   c–c  Ergänzung mit Bleistift.  d–d Lies: Thatsache, daß Frage bejaht wird  

25

305

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 1

5

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15

Text 2

– also nicht im Sinn von „idealistischer“ Maßstab sondern „letzter“ Maßstab schlechthin Entscheidende Frage nun: Heteronomie oder Autonomie der Ideale? D. h. entnimmt die W[irtschafts-] P[olitik] ihre Maßstäbe ihrem Stoff, giebt es spezif[ische] wirtschaft­ l[iche], soziale Ideale, oder trägt sie in diesen Stoff andere – ethische, politische, – Ideale hinein. Zunächst geschichtl[ich] zu betrachten:

(nicht = „idealistischer“ Maßstab)

Frage: Heteronomie? Autonomie?

spezif[ische] wirtsch[aftliche] Ideale? oder hineingetragen? Geschichtl[ich]: |

eM[ittel]A[lter]

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a) teils kirchl[ich]-ethisch = Erh[altung] der Glaubens-Tradition b) teils weltl[ich]-politisch  〈Macht der〉

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 

Zuerst: Stadt Träger der W[irt-   schafts]P[olitik]   Macht der Stadt  Reichtum ihrer Bürger   u. zwar aller im Sinn der  B[ürger]   genossensch[aftliche]  Grundl[age]  ff[ür] beide: Verteilungs-Problem 〈[??]〉 Gerechtigkeit.f e geschichtl[ich] Antecedens 〈die

35

Heteronomie〉

W[irtschafts]Pol[itik] zuerst bei der Stadt:

e–e  Einschub mit Bleistift vom linken Blattrand gemäß Max Webers korrigierter Markierung hier eingefügt. Vgl. den ähnlichen Wortlaut der Textpassage im Anhang, unten, S.  322, textkritische Anm.  b–b.  f–f  In A folgt Text mit Bleistift rechts nach der Schweifklammer.  

5

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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A 72v

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35

Hier doppelter Gesichtspunkt: des Monopols der Gleichheit der Genossen die Gleichheit der Chancen = Gerechtigkeit historisch bedingtes GerechtigkeitsIdeal (Autarkie, militär[ischer] Charakter) Bei Weiter-Entwicklung dag[e]g[en]: Sprengung der Stadt, Klassenkampf gEntweder 〈Ausschl[uß]〉 KlassenInteressen oder: Rechts-Standpunkt. – Soweit allgemeine wirtsch[afts-] pol[itsche] Zieleg Nunmehr: Heteronomie der Ideale: Kirchl[iche] 〈W[irtschafts]P[olitik]〉 Ethik Staatl[iche] Politik | hMachtstellung

des Fürsten ökonom[ische] u. polit[ische] Machtst[ellung] der Nation, Teilnahme an der Ausbeutung der Welt selbstverst[ändliche] Ziele iDaher: Produktivitäts-Ideal Prod[uktion] = Geld einbringendi h

Abgestreift erst: d[urch] Liberalismus 1) In bewußtem G[e]g[en]satz g[e-] g[en] kirchl[iche] Ethik erwachsen 2) Verbindung mit staatl[ichen] Machtinteressen gelöst Illusion zunächst: göttl[iche] Ordnung der Freiheit gerecht = nützlich. – Glück u. Ethik gewahrt auf Boden der Freiheit 〈Erste Erschütterung: d[urch] Malthus’ Bevölk[erungs]Lehre:

g–g Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  h–h  Einschub vom linken oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   i–i Ergänzung des Einschubs mit Bleistift.  

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

307

Text 1 Pessimismus – Fortschritt |:ebenso wie jede Ges[ellschafts]O[rdnung]:| verknüpft mit notw[endigem] Elend〉 5

Verschwinden der ethischen Seite sehr bald. 〈Nunmehr Versuch autonomer Orientierung:〉

jWirtschaft

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Selbstzweck auch vom Standp[unkt] der Gesammtheitj kKeinerlei logisch durchgebildeter Maßstab. Die Bewegung zur ökonom[ischen] Freiheit als solche = Fortschritt.k Begriffe |:1):| des „Natürlichen“ d. h. naturgesetzliche u. deshalb Gerechte – Das Unnatürliche, Künstliche = ungerecht 2) das „Produktive“ Produktionsideal als spezifisch ökonomisches Ideal Hemmung des Maximums des Produktionsergebnisses die ökonom[ische] Todsünde. Hypnotisiert d[urch] techn[isch]ökonom[ischen] Fortschritt Die Reaktion g[e]g[en] den Liberalismus steht unter dem Verteilungs-Problem Das Vert[eilungs]Ergebnis 〈, seine Gerechtigkeit〉, maßgebend f[ür] Beurteilung Unterlage: der Pessimismus von Malthus Elend der Massen ewige BegleitErscheinung Darauf: der Sozialismus: Folge der liberalen W[irtschafts-] Ordnung

j–j Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   k–k  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Unterstreichung des zweiten Satzes mit Bleistift.  

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Text 2

Nunmehr diese gerechtfertigt: relativ beste mögl[iche] Welt Maximum des Glücksquantums. lVon den 〈urspr[ünglich]〉 ersten Gegnern des Liberalismus: transcendierte 〈u. heteronome〉 Maßstäbe der kirchl[ichen] Ethik „Christl[icher]“ Sozialismus. Erstes Stadium stets: Glaube, daß aus Evangelium bestimmte Einzelforderungen abzuleiten seien Autonom dag[e]g[en] der Maßstab des Sozialismus: Marx’sche Theorie angebl[ich] indifferent Faßt Umgestaltung der Gesellschaft als Naturprozeß auf, fordert sie nicht etwa (dies Unsinn) Aber: andere Theoretiker nicht. – |:Außerdem nicht festgehalten. Letzter Zeitraum :| |:Thats[ächlich]:| 〈Dag[e]g[en]〉 Sozialismus: |:An Stelle des:| Glücks weniger |:nur Glück der Vielen – so offiziell:| Beiderseits eudämonistische Ziele vorausgesetzt Glück〈sgefühl〉 des Maximums der Individuen Liberalismus sowohl als VulgärSozialismusl |

l–l  Einschub am linken und unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

309

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 1 A 73 (1) Maximum des Glücksgefühls – rein

eudämonist[isch] fakt[isch] aufgelöst in ethische Ideale

5

1. Gerechtigkeit – gleichviel ob Glück – obj[ektive] Zustände

Text 2 Eudämonist[isches] Ideal in sich undeut- A 75r lich – „Maximum des Glücks möglichst vieler“1 Thats[ächlich] dahinter: 5 1. „Gerechtigkeit“ best[immter] objektiver Zustände, |:subj[ektives] Glück irrelevant:| o〈resp[ektive]

Ungerechtigk[eit] aber (regelm[äßig] negativ) Glück irrelevant, fiat justitia〉o

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2. „menschenw[ürdige] Existenz“ Aller oder möglichst vieler Glück irrelevant Ad 1. Vorstellungen wechselnd – dies nicht dag[e]g[en] Wesentl[ich] negativm – best[immte] Zust[ände] als ungerecht empfunden – EinzelErscheinung

Wenn positiv versucht: gegen Kampf n als Quelle der Differenzierung Denn: Utopie: 〈Also:〉 nur Form wandelbar (gleiche Bedingungen wirken verschieden) Verkümmerung statt akuter Vernichtung Nur g[e]g[en] bestimmte Formen des Kampfes

2. „menschenwürdige Existenz“ Aller oder möglichst Vieler |:Andere Wendung von 1. Glück irrelevant:| Ad 1. Vorstellungen wechselnd – dies kein Grund dagegen pAber: Soweit nicht Klassenziele, oder momentane Härten Wesentl[ich] negativ. Abwesenheit bzw. Beseitigung bestimmter als ungerecht empfundener Zustände. Bei Versuch positiver Wendung:p 〈Aber:〉 Stets zu Grunde liegend: Gedanke des Friedens Gegen den Kampf, – dieser Quelle der Ungleichheit Aber: Nur Form des Kampfes zu wechseln möglich 〈Jede [??]〉 Fundamental, daß gleiche Bedingungen auf versch[iedene] Typen verschieden wirken daß: Jede Gestaltung der äußeren Verh[ältnisse] auslesend wirksam, Typen begünstigt, andere T[ypen] verkümmern läßt.

m  In A kräftig unterstrichen.   n  In A kräftig unterstrichen.   o–o  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   p–p  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   1  Max Weber bezieht sich auf: Bentham, Jeremy, Principles Of Judicial Procedure With The Outlines Of A Procedure Code (The Works Of …, Now first Collected By John Bowring, Part VII). – Edinburgh: William Tait 1839, S.  138: „[…] the greatest happiness of the greatest number […].“

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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A 74 (2)

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Rein negativ auch: |:insbes. die Wendung::| qSchutz der Schwachenq wenn rals Principr gedacht = Hemmung des Ausleseprozesses Erhaltung traditioneller, vergangeners Formen Hierher Masse der Schwachen (Hampelmann)2 systematische Planlosigkeit Ethik ist caritativ – Palliativt Wohl als transitorische Einzelmaßnahmenu zur Abmilderung von Härten der Entwicklung Auch 〈Staat〉 |:W[irtschafts-] Pol[itik]:| kann Palliative brauchen Aber: kein polit[isches] Idealv w|:kein letzter Maßstab:|w Ad 2 menschenw[ürdige] Ex[istenz] – Vorst[ellung] wechselnd Auch dies: negativx Dasein best[immter] Einzel­ kateg[orien] als unwürdig empfunden Teilnahme derselben an bestimmten Culturgütern y|:Cultur-Propaganda:|y

Text 2 Ewigkeit des Daseinskampfes in diesem Sinne (Abneigung gegen die Form nur sentimental) Auch so: Rein negativ: Nur das NichtEntstehen bestimmter Daseinsformen Consequenz zInsbes. Devise „Schutz der Schwachen“ letztere generell u. principiell = Ausleseprozeß hemmen zu G[unsten] der Aufsteigenden, Erhaltung der traditionellen Daseinsformen. 〈Wenn aber unterschieden,〉

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(Handwerk, Proletariat) Nervöser Hampelmannz

Ad 2. Vorstellung ebenfalls wechselnd – ebenfalls kein Grund dagegen Aber: Auch hier |:soweit nicht transitorische Einzelärgernisse:| negatives Moment: Abwesenheit bestimmter als unwürdig empfundener Daseinsbedingungen gewünscht Teilnahme Aller an 〈möglichst allen〉 bestimmten Culturgütern (gleichviel ob Glücksgefühl) Dazu: Weckung best[immter]

q–q  In A kräftig unterstrichen.   r–r  In A kräftig unterstrichen.   s  In A kräftig unterstrichen.  t  In A kräftig unterstrichen.   u  In A kräftig unterstrichen.   v  In A kräftig unterstrichen.  w–w Mit blasser Tinte.   x In A kräftig unterstrichen.   y–y In A kräftig unterstrichen.   z–z  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   2  Anspielung auf die komische Figur des Frankfurter Kleinbürgers Hampelmann in den gleichnamigen Dialektpossen (1833/34) von Carl Malß (1792–1848) und den daran anknüpfenden „Hampelmanniaden“ von Friedrich Stoltze (1816–1891) in dessen ab 1860 erscheinendem satirisch-kritischem Wochenblatt „Frankfurter Latern“ und „Der wahre Jacob“. Der „Hampelmann“ wurde im 19. Jahrhundert in Deutschland sprichwörtlich.

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§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 1

Text 2 Bedürfnisse – also subj[ektive] Unlust in den Kauf genommen 〈dann Befriedigung derselben〉

(„Gesellsch[aft] frei 〈wollender〉 |:handelnder:| Menschen“)3

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Bestimmte Sittlichkeits-Vorstellungen insbes. maßgebend Z. B. „Gesellschaft frei wollender Menschen“ (Stammler) als Ziel Dies spezifisch modern europäisch. |

5

1) Welche C[ultur]G[üter]? – Bedingt d[urch] bestimmte subjektiva Cultur- u.  Voraus Rassen-  setzungen 2) Als Ideal: Ausfluß des SolidaritätsGefühls best[immter] bnationaler u. Cultur-Gemeinschaftenb Die nach Innen gewendete Seite derselben Aber: 1. Thatsache der Ewigkeit des Kampfes der Typen Die Solidarität kann nur begrenztc sein, nicht Menschheits-Solidarität 〈Nur: Solidarität nach außen〉

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   2.  Verh[ältnis] zwischen dGegenwart u. Zukunftd. 〈Wahrnehmung der〉 |:Ethische u. eudämonist[ische]:| Interessen der Gegenwart 〈nur〉 können in Conflikte gerathen mit denen der Zukunfts-Generationen Dies formal bei Umschichtung der Wirtschaftsform Jede w[irtschafts]pol[itische] Maßnahme Compromiß zw[ischen] beiden Aber: je absoluter die Schätzung der eigenen Cultur |:u. je größer die Machtstellung:|,

Ferner: in Kauf genommen GegenwartsElend zu G[unsten] der Zukunft

a  Zusatz parallel zu dieser und der folgenden Zeile.   b–b In A kräftig unterstrichen.  c  In A kräftig unterstrichen.   d–d  In A kräftig unterstrichen.   e  In A kräftig unterstrichen.   3  Max Weber stützt sich auf Stammler, Wirtschaft1, S.  575. Dort heißt es: „Die Gemeinschaft frei wollender Menschen – das ist das unbedingte Endziel des sozialen Lebens.“

A 75v 10

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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A 81r (3)

desto souveräner die ZukunftsInteressen. desto mehr also die Wahrung   nach Außen, Kampf um die   Weltbeherrschung: der Welt   den Stempel aufzudrücken desto mehr: Existenzform der   Gegenwart geopfert   Nur G[e]g[en]stand der   〈W[irtschafts]〉 Palliativ-Politik | Neuestens: Rückbildungf des ethischen Ideals 〈zum urspr[ünglich] liberalen.〉

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Text 2

a) Umschlag in das Gegenteil: Erkenntnis, daß Propaganda 〈des〉 |:für den:| Typus Kernpunkt ist Ammong 4 Daher: sozialpolit[ischer] Nietzscheanismus. Schutz der Starken behufs Hebung des Typus Freiheit der Auslese, daher der Wirtschaft Dabei best[immte] Typen 〈– regelm[äßig] nationale –〉 zu Grunde gelegt als „höhere“ Diese regelm[äßig] der Vergangenheit oder best[immten] nationalen Culturtypen entnommen. Thats[ächlich] nur Protest g[e]g[en] den „Schutz der Schwachen“ Nach Innenh gewendete Seite des Propaganda-Gedankens nationaler u. Cultur-Gemeinschaften unter Einfluß der liberalen Doktrin

Conträrer 〈Umschlag g[e]g[en]〉 Gegenschlag g[e]g[en] das „ethische“ Ideal u. den Gerechtigkeits-Gedanken 〈Doppelte Form der Realisation |:〈Umgestaltung〉:| des liberalen Ideals |:als Rückschlag:| g[e]g[en]über dem Gerechtigkeits-Gedanken〉

1.i |:Sozialpolit[ischer] Nietzscheanismus:| 〈1) das Rassen-Ideal〉: Schutz der Starken, Hebung des Typus u. s[einer] höchsten Exemplare, Wegräumung der Hindernisse der Auslese Eliminierung der physisch Schwachen – dies auf das W[irtschafts-] Leben übertragen. Dabei Meinung: die im W[irtschafts]Leben Benachteiligten damit auch am langsamsten vermehrt

f  In A kräftig unterstrichen.   g  Zusatz am linken Blattrand rechts von eckiger Klammer umfaßt.  h  In A kräftig unterstrichen.   i  Ziffer in A gestrichen; vom Editor rückgängig gemacht gemäß Max Webers fortlaufender Gliederung sowie der Gliederung auf A 77r (Text 3), S.  313.   4  Gemeint sind vermutlich: Ammon, Natürliche Auslese, und Ammon, Gesellschaftsordnung; ebenfalls zitiert in: Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, MWG I/4, S.  554, Fn.  4, sowie Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, MWG IIII/1, S.  351 und 357.

5

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§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 3

A 77r

5

Rückschlag:

1. sozialpol[itischer] Nietzscheanismus Schutz des Starken – Typus Freiheit der Auslese best[immte] Typen (Schädel) zu züchten Unsinn Nur: Lebenslustj des eigenen Culturu. Menschen-Typus

j  Unsichere Lesung der zweiten Worthälfte.

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1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

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Schädelzüchtung?k Züchtung best[immter] Individual­ figuren l|:Züchtung des Genies etc.:|l kein mögliches Ziel, nur Propaganda des eigenen Culturtypus (Nationalität, different von Rasse) m|:u. Erhaltung der Kraft dazu d[urch] Organisation:|m b) Rückbildung zum technolog[ischen] Ideal Sombartn 5 Ausgiebigste Deckung des materiellen G[üter]Bedarfs „Produktivität“

Nur so „Culturfortschritt“o, geistige Entw[icklung] mögl[ich] p|:Culturideal Willkür der Bewertung:|p Daneben: 〈1.〉 nicht bewerthet die materiellen Bed[ürfnisse] Alcoholq Nur: geistige höher bewerthet Also: W[irtschaft] nicht Selbstzweck, sondern heteronom in letzter Linier |

Text 2

2. als technolog[isches] Ideal: 〈Ziel〉 |:Ideal:| der W[irtschafts]Pol[itik] e[iner] best[immten] GesellschaftsOrdnung U[nd] zwar diejenige, welche den materiellen Güterbedarf am ausgiebigsten deckt, die „produktivste“, – gleichviel wie verteilt die G[üter] sind Denn nur so „Culturfortschritt“, geistige Entw[icklung] möglich. Dabei Vorurteil: |:Ausgegangen v. modernen Cultur-Idealen

k  Zusatz am linken Blattrand mit blasser Tinte diagonal zur folgenden und den beiden vorigen Zeilen.   l–l  Einfügung mit blasser Tinte.   m–m  Einfügung mit blasser Tinte.   n  Zusatz am linken Blattrand parallel zu den beiden folgenden Zeilen, von eckiger Klammer umfaßt.   o  In A kräftig unterstrichen mit blasser Tinte.   p–p  Einfügung mit blasser Tinte.   q  Zusatz am linken Blattrand parallel zu den beiden folgenden Zeilen, von eckiger Klammer umfaßt.   r  In A folgt am linken unteren Blattrand der Hinweis: verte   5  Gemeint ist hier und im Folgenden: Sombart, Ideale der Sozialpolitik, S.  44: Sein Ideal der Sozialpolitik sei ein „Produktionsideal, „die höchste Entfaltung der produktiven Kräfte, dessen Verwirklichung aber im Interesse des Kulturfortschritts notwendig erforderlich wird.“ Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  303, und ausführlich die Einleitung, oben, S.  38 ff.

5

10

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 3

2. technolog[isches] Ideal: Maximum der materiellen Güterversorgung – Produktivität (angebl[ich] autonom)

5

nur so: „Cultur-Fortschritt“

also: heteronom – geistige Bedürfnisse

315

316

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 A 81v

〈2)〉 Vermutet, daß mat[erielles]

G[üter]Quantum entscheidend f[ür] geist[ige] Entwicklung |:Nicht sicher, anscheinend::|

5

10

15

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25

A 80v

Vielmehr Kampf Quelle der Cultur Das Aufsteigen, nicht das Hochstehen 〈3)〉 |:Wenn –:|s Geist[ige] Entw[icklung] Folge ausgiebiger materieller G[üter] – dann ev. Ungleichheit zu postulieren, nicht nur zu dulden 〈Prod[uktion]〉t Ev. materieller Wohlstand Produkt der Ausbeutung Dritter. Expansion der eigenen Nation (dies bei modernem Wohlstand sicher) Kampf g[e]g[en] Menschen, nicht nur g[e]g[en] Natur.

Text 2 Glaube::| daß es 〈Fortschritt der materiellen Güterproduktion〉 vermehrte 〈Vermehrung der〉 G[üter]Vorräthe seien, was moderne Geistescultur trägt. Thats[ächlich] dies nur beschränkt richtig. Schwerpunkt in der Bewegung, Kampf |

Stets steht der Mensch hinter der Wirtsch[aft] letzter subj[ektiver] Kern der w[irtschafts]p[olitischen] Ideale stets menschl[iche] Typen, Lebensluft für sie. | uConsequenzen

v〈Daher: Normsetzung

auch unter subjekt[iven] Voraussetzungen〉v

30

35

1. Unmöglichk[eit] Ideal wissenschaftl[ich] anzudemonstrieren. |:– Subjektiv, national bedingt:| Nur Analyse der thats[ächlichen] Grundlagen der Ideale |:objektiv:|

s  Einfügung und kräftige Unterstreichung in A mit blasser Tinte.   t  In A geht voran: 4) > 4) > 3); Ziffer vom Editor gestrichen gemäß Max Webers Streichungen der vorherigen Gliederungsziffern.  u–u (S.  318) Vgl. den ähnlichen Wortlaut der gestrichenen Textpassage im Anhang, unten, S.  324, textkritische Anm.  m–m.  v–v Zusatz am rechten oberen Blattrand.  

5

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

317

Text 3 [?? ??]:w nicht bewiesen, daß G[üter]Quantum f[ür] geist[ige] Entw[icklung] entscheidet Unsicher

5

Kampf Quelle der Entw[icklung] Aufsteigen, – dies auf Kosten Anderer Kampf auch g[e]g[en] Menschen

Consequenzen: 10

〈1.〉 Wissensch[aftlich] anzudemon-

15

strieren unmöglich – subjektiv bedingt Nur x1) Mittel, e[in] 〈allgemein vorausgesetztes〉 |:bestimmtes:| Ziel zu erreichen 〈welches nicht streitig ist.

w  Zwei abgekürzte Worte unleserlich.   x–x  (S.  319)  A: 1. > 2) bzw. 2. > 1); Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Markierung und Umnumerierung.  

318

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

10

15

möglich. Normgebung subjektiv. |:Stets best[immte] Voraussetzung:| 2. |:Feststellen nur: yW[irtschafts-] Pflege selbstverst[ändlich]:|y 〈Jede〉 |:Keine:| W[irtschafts-] Pol[itik] ist lediglich GegenwartsPol[itik] Positivz u Die Fürsorge f[ür] Zukunft als spezif[isch] |:w[irtschafts-] pol[itisch]:| 〈W[irtschafts-] P[olitik]〉 zu scheiden: 〈v. dem thats[ächlichen] Verhalten〉

a) W[irtschafts]Pflege – b) W[irtschafts]Pol[itik].

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30

Ad a) palliativer Charakter Anpassung an gegebenen Fluß der Entwicklung Milderung u. Beseitigung v. Härten Ad b) W[irtschafts]Pol[itik] im spezif[ischen] Sinne Zukunftspolitik, Interesse der Nachfahren Grundlage: Verantwortlichkeit vor der Geschichte

Deshalb: Träger |:nicht gleichgültig, sondern::| 〈nationale〉 Großstaaten u. große Nationen

y–y  Einschub mit Bleistift vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Einschub beginnt in A mit wiederholter 2.; Wiederholung vom Editor gestrichen.   z  Zusatz mit Bleistift am linken Blattrand.   u  (S.  316)–u  Vgl. den ähnlichen Wortlaut der gestrichenen Textpassage im Anhang, unten, S.  324, textkritische Anm.  m–m.  

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

319

Text 3

5

10

Dies bei beiden Mitteln der Fall: alle Maßregeln der W[irtschafts-] Pflege – Palliative g[e]g[en] Härten der Gegenwarts-Situation Dies G[e]g[en]satz g[e]g[en] W[irtschafts]Politik〉

2) Analyse, – Consequenzen |:Kritik des Ziels d[urch] Analyse:|x 3. Verpflichtung jederzeit sich klar zu sein, welche letzten Ziele.6 |

A 77v Über die letzten Ziele selbst nur zu

15

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25

30

35

sagen: |:Fest steht::| 〈Feststeht:〉 1. Keine w[irtschafts]pol[itische] Arbeit beschränkt s[ich] auf Interessen der eigenen Generation, so wenig als die W[irtschaft] selbst. aStets Compromiß zwischen G[e]g[en-] warts[-] u. Zukunfts-Interessena 2. Jede w[irtschafts]pol[itische] Arbeit bedeutet in letzter Linie Schaffung von Existenzbedingungen, die bestimmten Typen der Menschlichkeit günstig, 〈aber〉 andren ungünstig sind. 〈3 Die w[irtschafts]p[olitischen] Maßnahmen 〈haben verschiedenen〉 |:können doppelten:| Charakter |:haben:|, je nachdem sie nur W[irtschafts]Pflege – d. h. |:transitorische:| Anpassung |:v. Einzelerscheinungen:| an gegebene Bedingungen, Schaffung geeigneter Übergangszustände, Milderung concreter Härten sind, oder W[irtschafts]Politik im spezif[ischen] Sinne, d. h. 〈Typen-〉 von letzten Typen-Idealen ausgehen – Gegenwarts – Zukunftsp[olitik].〉

x (S.  317)–x A: 1. > 2) bzw. 2. > 1); Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Markierung und Umnumerierung.   a–a  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   6  Zu den inhaltlichen Parallelformulierungen in der Freiburger Antrittsrede vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  94 ff.

320

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

5

A 80r 10

15

Überall, wo nicht Klassenpolitik, Ziel Combination von Solidarität u. Kampf: Propaganda des eignen Cultur-Typus Aufprägung auf die Welt Macht-Erhöhung in der Welt Schaffung von Existenzbedingungen zu Gunsten des eignen Typus | Nation unter Vorauss[etzung]: daß W[irtschafts]Pol[itik] Teil der Staatsp[olitik] ist daß Ziel e[in] nationales: Behauptung u. Propaganda der deutschen Cultur- u. Lebensform Mittel: Steigerung der Machtstellung der deutschen Nation, wirtsch[aftlich] u. polit[isch] ist.b |

b  In A folgt eine Textzeile, die spiegelverkehrt am unteren Blattrand mit Blaustift geschrieben ist, vom Editor als nicht zur Vorlesung gehörend entnommen.  

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

Text 3 〈4.〉 3. Mit steigender Bedeutung des

5

Trägers der W[irtschafts]Pol[itik] – nationale Staaten die derzeit höchsten Träger – rückt die Verantwortung f[ür] die W[irtschafts]Pol[itik] zunehmend auf die Zukunftspolitik, – Verantwortung vor der Geschichte. 〈5.〉 4. Vom Standpunkt nationaler

10

15

Staatengemeinschaften aus ist die W[irtschafts]Pol[itik] stets Teil u. Dienerin der allg[emeinen] Staatspol[itik] gewesen u. bezweckte Machterhöhung des eigenen Typus, Existenzbedingungen desselben erweitert. W[irtschafts]Politik nur v. deutschen Standp[unkt] aus. |

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322

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1

Anhang A 78v (1)

a bM[ittel]A[lter]c

a) teils kirchl[ich]-ethischd = Seelenrettung, Glaube, Tradition Stellung der Kirche |:im Übrigen: „Gute Werke“ W[irtschafts]-Pflege:| b) teils weltl[ich]-politische Stadt Träger Macht – Reichtum der Bürger, nur B[ürger], aller Bürger daher Gleichheit – 〈Verteilungs-Problem〉 Beide – a u. b Verteilungs-Problemb

5

10

fMerkant[ilismus]

Macht des Fürsten, der Nation, Ausbeutung der Welt. Statt Verteilung – „Produktivität“ = Geld-Verdienstf

15

Liberalismus a) Loslösung v. kirchl[icher] Ethik b) “ “ staatl[ichem] Interesse Illusion: göttl[iche] Ordnung – Schwand bald Nun: „Wirtsch[aftlicher] Fortschritt“ = Fortschritt z[um] Liberalismus |:(Sinn der w[irtschaftlichen] F[reiheit]):| Selbstzweck „natürlich“ – „produktiv“ (Maximum des Prod[uktions]-Erfolgs) dessen Hemmung wirtsch[aftliche] Sünde dies das spezif[ische] wirtsch[aftliche] „Ideal“ gReaktion: Verteilungs-Problem Ergebnis dess[elben] |:f[ür] Menschen:| maßgebend f[ür] Staat Pessimismus: Malthusg | A 78r

Auf Malthus folgt Sozialismus: |:Elend:| Folge des Lib[eralismus] Hierg[e]g[en] relativ beste Welt

a–a (S.  324)  Text mit Bleistift.   b–b  Vgl. den ähnlichen Wortlaut der Textpassage oben, S.  305, Text 1, textkritische Anm.  e–e.  c  In A doppelt unterstrichen.   d  In A doppelt unterstrichen: ethisch    e  In A doppelt unterstrichen: politisch  f–f  Absatz von horizontalen Linien eingefaßt.   g–g  Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

20

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35

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

323

Text 1

5

10

Gegner des Lib[eralismus]: a) transcendent: kirchl[ich] – Evangelium |:Postulate desselben:| heteronom b) autonom vermeintlich Marx Ablehnung aller „Ideale“ – Naturprozeß Aber: nicht festgehalten Thats[ächlich]: Statt Glücks Weniger Glück Vieler („Aller“) Beide Seiten eudämonistisch.h Kritik des Eudämonismus

15

a) Conflikt der G[e]g[en]wart mit der Zukunft was geht vor? faktisch nicht Ernst gemacht sittl[iche] Verantwortlichkeit f[ür] Zukunft

20

b) „Glück“ subjektiv. 1. Problematisch, inwieweit d[urch] objektive Einrichtung zu schaffen 2. Sicher d[a]g[e]g[en], daß subjektiv Chancen erhöht a) d[urch] Herabsetzung der Bedürfnisse b) d[urch] Beseitigung der qualitativen Bed[ürfnis]Entwicklung c) Faktisch Consequenz nicht gezogen Werth-Unterschied zw[ischen] „Glück“ u. „Glück“ gemacht. |

25

30

35

Thats[ächlich] Eudämonismus nur vermeintlich Dahinter stets a) Gerechtigk[eits]-Ideale – obj[ektive] Zustände gleichviel ob das subjektive Glück Consequenz Stets bei näherer Betrachtung: Friedens-Ideal Abwesenheit des Kampfes Dies Illusion – nur scheinbar Friede Auslese, Verkümmerung gewisser Typen. iEs giebt keine ethischen Zustände, sondern ethisch handelnde Menscheni b) Cultur-Ideale: „menschenwürdige Existenz“ – obj[ektiver] Zustand Teilnahme an Culturgütern Cultur-Propaganda Welche Culturg[üter]?

h  In A folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   i–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

A 79r (2)

324

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 d[urch] Cultur u. Rasse bedingt jStets Menschen-Typus letzter Kernj also: Solidaritäts-Gefühl best[immter] nationalerk u. Cultur-Gemeinschaften positiver Gehalt 1. Stets |:Solidarität:| begrenzt (Kampf der Typen ewig) 2. Stets Compromiß zw[ischen] G[e]g[en]wart u. Zukunft aber a) Je absoluter die Schätzung der eigenen Cultur, desto höher Zukunft geschätzt – hohe Cultur = Zukunftl | A 79v

b) Je größer die Macht, f[ür] Zukunft zu sorgen, desto größer die historische Verantwortlichkeit W[irtschafts]Pol[itik] großer Nationen = Zukunftsp[olitik]

5

10

m〈c)

Stets ist letzter Kern der w[irtschafts]pol[itischen] Ideale best[immter] Menschen-Typus, nicht: best[immte] Zustände Feststellen Consequenz 1. Negativ a) Unmöglich wissensch[aftlich] anzudemonstrieren subjektiv, national bedingt b) trotzdem Faktum, daß gewisse Maßnahmen als selbstverst[ändlich] erscheinen Notstand z. B. Dies W[irtschafts]-Pflege, Palliativ 2. Positiv.〉m a |

A 76

Hinter diesem Eudämonismus thats[ächlich] etwas andres: nThats[ächlich] Unmöglichkeit, dies Ziel als letztes anzusehen, wenn Glücksgefühlo gemeint Nicht objektive Zustände, sondern subjektive Empfindung bedingt das „Glück“ 〈1.〉 Fragl[ich] ob nicht negativer Begriff: Abwesenheit von Unlust. Diese philosoph[ische] Seite nicht berühren.

15

20

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|:1) Chancen unsicher:| 〈2.〉 Sicher: pEs steigen die Chancen der relativen Lust-Empfindung:p a) Abwesenheit von Bedürfnissen überhaupt, speziell aber: 〈auch im inneren Sinn〉

j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers korrigierter Markierung hier eingefügt.  k  In A doppelt unterstrichen.   l  In A folgt der Hinweis: b) verte  m–m Vgl. den ähnlichen Wortlaut der Textpassage u–u, oben, Text 1, S.  316.   a  (S.  322)–a Text 325) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers gemit Bleistift.   n–n (S.   schweifter Klammer hier eingefügt.   o  In A kräftig unterstrichen: gefühl  p–p Textzeile (vgl. S.  325, textkritische Anm.  q) gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

35

§  5. Die wirtschaftspolitischen Ideale

325

Text 1

5

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b) Abwesenheit 〈von Reflexion〉 qualitativer Bedürfnis-Entwicklung Vorwalten der negativen Daseinselemente u. elementarsten Bedürfnisse.q |:Dag[e]g[en]::| a) Befriedigung vorhandener Bedürfnisse in ihrer |:Glücksgefühl-:| Wirkung problematisch, speziell aber: b) Je mehr qualitativ entwickelt, um so problematischer die Wirkung der Befriedigung. Schrankenlosigkeit 2)r Dem g[e]g[en]über die Thatsache, daß Werth-Differenzen gemacht werden u. zwar zu Gunsten der qualitativen Bedürfnisse. Auch beim Sozialismus u. grade bei ihm Sie werden als die höheren beurteilt. – Daraus würde folgen: mindestens: ungleiche Verteilung Denn: Faktisch bedeutet dies: Werth-Unterschiede zw[ischen] den Individuen (die Menschen nicht als gleichen Werthes behandelt.[)]n 1. „Gerechtigkeit“ gewisser, objektiver Zustände, sgleichviel ob subjektiv Glück Consequenzs – Ungerechtigkeit anderer tHierbei: Friedens-Ideale insbes. Kampf als Quelle der Ungleichheitt 2. „menschenwürdige“ Existenz, d. h. Möglichkeit f[ür] möglichst Viele, an bestimmten Culturgütern teilzunehmen (ohne Rücksicht auf subjektives Glücksgefühl) Carlyle Ad 1: vollkommen wandelbar Insbes. Friedens-Ideal lediglich auf wechselnde Form des Kampfes hinauslaufend Teilw[eise] Sentimentalität u. Illusion Ad 2: Faktisch nicht letzter Maßstab Wechselt. Ferner: Zweck Möglichkeit, daß bestimmte Individuen möglichst zahlreich entstehen. Bewerthung der Individuen. Ergebnis: Letzter Maßstab stets: Werth-Schätzung e[ines] bestimmten Menschen-Typus Stets der Mensch Ziel der Wirtschaft steht hinter allen vermeintlich „rein wirtschaftl[ichen]“ – „autonomen“ – Idealen

q  In A folgt verschobene Textzeile p–p, oben, S.  324.   r A: c) > 2)  n  (S.  324)–n Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   s–s  Einschub vom oberen rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   t–t  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

326

1. Buch: Die wirtschaftspolitischen Systeme und Doktrinen

Text 1 Entsprechend der Charakter aller Klassen-Vorurteile: Ziel nicht die Herbeiführung e[ines] best[immten] äußeren Zustandes um seiner selbst willen, sondern weil er die Existenz  best[immter] Typen oder das Aufsteigen  von Menschen ermöglicht. Also: |:wirtsch[aftliche] Unterlage der:| Gesellschaftsordnung als eine der Lebensbedingungen bestimmter Typen von Individuen nicht: einzige (Recht etc. ebenfalls) |

5

2. [Buch] Politik der Bevölkerungsbewegung §  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik – Politik der natürlichen Volksvermehrung Editorische Vorbemerkung Über die dem 2. Buch, §  6, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Seite

2) Politik der Bevölkerungsbewegung [Deckblatt]

A1



329

 §  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik – Politik der natürlichen Volksvermehrung

A 2r



329

  1. Die Bevölkerungspolitik bis zu Malthus

A 2r



329

    Das Ringen mit Bevölkerungsproblem uralt

A 2r

   1. In den agrarischen Gemeinschaften

A 2r



329

   2. In den Stadtstaaten des Altertumes

A 2r



330

   3. Im Mittelalter || 1. Mittelalter

A 3r

A 2v

330

     Mit beginnender weltlicher Armenfürsorge || 2. Mit weltlicher Armenfürsorge

A 3r/v

A 2v

331

    4. U  mschlag im merkantilistischen Staat || 3. Merkantilismus des Continents

A 3r/v

A 2v

332

   2. Die Politik der natürlichen Bevölkerungsvermehrung (Eheschließungspolitik) im 19. Jahr­ hundert || 4. Moderne

A4 A 5r

A 2v

333

  Ergebnis

A 5v



338

329

Die hier und nachfolgend edierten Manuskriptblätter aus dem Archivbestand, Nr.  31, Bd.  3, hat der Editor der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ als zweiten Teil zugewiesen. Mit §  6 beginnt der 2., Spezielle Teil der Vorlesung.1 Das Deckblatt enthält die Ordnungsziffer 2), die hier entsprechend der Vorgaben Max Webers auf A 66r (oben, S.  289) als Angabe für das 2. Buch verstanden wird. Max Weber hat dem §  6 zu Beginn (unten, S.  329, Text 1) nachträglich eine grobe Kurzgliederung vorangestellt, die auch §  7 und den „Anhang: Rassenpolitik“ ein1  Vgl. dazu die Ausführungen in der Einleitung, oben, S.  14.

328

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

schließt.2 Folglich bilden die §§  6 und 7 das 2. Buch der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ über die „Politik der Bevölkerungsbewegung“. Text 1 besteht aus dem Deckblatt A 1 und den Blättern A 2r, A 3 r/v, A 4 und A 5r/v. Die Reihenfolge der Blätter folgt der Foliierung des Archivs. A 5r hat Max Weber wahrscheinlich zeitlich vor A 4 geschrieben, weil er eine Textpassage, nachdem er sie auf A 4 übernommen hat, auf A 5r gestrichen hat.3 Eine andere Textpassage von A 5r hat Weber nach A 4 verwiesen.4 Text 2 besteht lediglich aus dem Blatt A 2v, das vertikal gefaltet und in zwei Spalten beschrieben ist, die hier als „2v/1“ und „2v/2“ sigliert werden. Text 2 bietet eine Zusammenfassung bzw. Stichworte zu den ausführlicheren Darlegungen in Text 1. A 2v diente Max Weber als Überarbeitungsvorlage für A 4 und A 5r/v (Text 1). Das zeigen einige Textverschiebungen und Verweise.5 Eine genauere Eingrenzung der Entstehungszeit des §  6 zur ersten Vorlesung über die Praktische Nationalökonomie im Freiburger SS 1895 bzw. seiner letzten in Heidelberg im WS 1898/99 ist nicht möglich. Max Webers Literaturhinweise sind Anspielungen auf ältere nationalökonomische Werke von Justi, Sonnenfels und Malthus, die keine genaue Datierung zulassen. Auch die von Weber zur Erstellung seines Manuskipts hauptsächlich herangezogenen Artikel aus der ersten Auflage des Handwörterbuchs der Staatswissenschaften (1890 ff.) – wie Rehm, Eheschließung, Elster, Bevölkerungslehre,6 sowie Beiträge des Hauptartikels „Armenwesen“, etwa von Aschrott, Armengesetzgebung in Großbritannien, Krech, Armengesetzgebung in Deutschland – geben keinen genauen Datierungshinweis. Auch das aktuellste, von Weber namentlich erwähnte Gesetz stammt aus dem Jahr 1884.7 Es handelt sich um eine Novellierung des bayerischen Heimatgesetzes vom 16. April 1868. Abermalige Reformen dieses Gesetzes von 1892 und 1896 – behandelt in der Überarbeitung bei Krech, Armengesetzgebung in Deutschland, in: HdStW2, Band 1, 1898, S.  1087 – hat Weber nicht vermerkt. Zwar hat Weber die „Bevölkerungspolitik“ erstmals zum WS 1898/99 als eines der zu behandelnden Hauptgebiete der Volkswirtschaftspolitik explizit im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt,8 doch enthält §  6 keine Literaturangaben oder Daten, die er nicht schon in Freiburg hätte notieren können. Auf eine frühe Entstehung könnte auch das sehr holzige Papier sowie der Umstand hinweisen, daß Weber den §  6 ursprünglich als §  5 angelegt hatte, dann aber – wohl zum WS 1897/98 – einen neuen §  5 „Die wirtschaftspolitischen Ideale“ am Ende des 1. Buchs eingefügt hat9 und dementsprechend die §§-Zählung hier von 5 zu 6 und 6 zu 7 anpassen mußte.10 Dies würde bedeuten, daß Weber bereits vor dem WS 1898/99 „Bevölkerungspolitik“ im Rahmen seiner Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ gelesen hat. 2  Unten, S.  369–376; zur besonderen Bedeutung des Anhanges vgl. die Einleitung, oben, S.  46 f. 3  Unten, S.  337, textkritische Anm.  q. 4  Unten, S.  335, textkritische Anm.  l. 5  Vgl. unten, S.  335, textkritische Anm.  n und p, und unten, S.  337, textkritische Anm.  t. 6  Vgl. unten, S.  332, Anm.  3. 7  Unten, S.  337, Z.  30. 8  Vgl. die Ausführungen in der Einleitung, oben, S.  45. 9  Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  5, oben, S.  302. 10  Vgl. unten, S.  329, textkritische Anm.  b, und S.  344, textkritische Anm.  a.

§  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik

329

Text 1 A1

A 2r 5

10

2) Politik der Bev[ölkerungs-] Bewegung. | aBev[ölkerungs]Bewegung:

1. natürliche d[urch] Geburten 2. d[urch] Wanderungen a) äußere b) innere Anhang: Rassenpolitika

Bevölkerungspolitik §  6b Allgemeine Stadien der Bev[ölke­ rungs]Pol[itik] – Politik der natür­ l[ichen] Volksvermehrung

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1. Die Bevölkerungspolitik bis zu Malthus. Das Ringen mit Bev[ölkerungs]Problem uralt  1. In den agrar[ischen] Gemeinschaften doppelter Gesichtspunkt vorwiegend 1. primitiver auf bäuerl[icher] Stufe: Einschränkung der Quantität, sobald Enge des N[ahrungs-] Sp[ielraums] fühlbar Menschen-[,] speziell Mädchenopfer Heiliger Lenz 2. auf Stufe des Feudalismus: Differenzierung der Kriegerkaste: Erhaltung der Qualität – Beseitigung des connubium mit der plebs Eliminierung schwächlicher Exemplare 〈Erhaltung〉 |:Regulierung:| der Kriegerzahl 〈u. ihrer Existenzmöglichkeit〉

a–a  Zusatz am linken oberen Blattrand mit blasser Tinte.   b A: 6 > 5 ; Überschreibung mit blasser Tinte.  

330

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

5

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A 3r

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Text 2

Daher u[nter] Umst[änden] Ehezwang zur Erzeugung e[iner] Nachkommenschaft Anderseits d[urch] 〈Prim[ogenitur]〉 Einzelerb­ recht in die Loosec Erhaltung der Lebenshaltungsqualität – Einschränkung 2. In den Stadtstaaten des Altertumes: zuerst rein feudale Gesichtspunkte. Der Bürger ist Krieger Daher – bes. in Sparta – bewußte Auslese der Neugeborenen Ehezwang g[e]g[en] Verwandte Ev. künstl[iche] Erzeugung der Kinderlosigkeit Dies auch selbstverst[ändliche] Grundlage des Platonischen Staates Später mit Zerfall der militär[ischen] Bedeutung des Bürgerverbandes der Grundbesitzer verfallen diese Organisationen Wiederaufsteigen in Rom Zerfall der Ehe – Bedrohung der Bürgerzahl. Anfang der Ehezwangsgesetzgebung angebl[ich] 130 v. Chr. Daher: Ehelosigkeitsstrafen. Kinderprämie – jus III Liberorum1 | 3. Im M[ittel]A[lter]: d|:– keine bewußte Bev[ölkerungs]Politik getrieben. Indirekt d[urch] Monopolisierungsstreben:|d nach Schluß der Marke u. Zunft: feste Zahl der Erwerbsmöglichkeiten gegeben

1. M[ittel]A[lter]. Nicht bewußte. A 2v/1 Aber faktisch: nach Colonisierung Städteexpansion viel Stabilität

c  Lies: Landlose  d–d  Einfügung mit blasser Tinte.   e Lies: Dorfmark   1  Mit dem Dreikindrecht wurden Vätern von drei Kindern (im Gegensatz zu kinderlosen oder Vätern von weniger als drei Kindern) vom Senat bzw. später von den Kaisern Ehrenrechte verliehen, z. B. der Erwerb des vollen Erbrechts, die Zuweisung ehrenhafter Sitzplätze in Theater oder Circus, den Ehefrauen die Befreiung verschiedener Formen der Bevormundung.

§  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik

Text 1

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damit zweifellos: Hinausschiebung des Ehe-Alters u. so der Vermehrung. Insbes. innerhalb der Grundherrschaften: Zahl der Stellen fixiert Teilung verhindert Technik u. Ökonomik stabil Oft spezielle Verbote zu frühen Heirathens etc. Ähnlich in der Zunft Forderung des Wohnens der Gesellen beim Meister Mit beginnender weltl[icher] Armenfürsorge Beginn der staatl[ichen] Verehelichungscontrolle |:Daraus zuerst: Ausweisungsrecht der Gemeinde g[e]g[en] nicht Heimatsberechtigte:| Deutschland R[eichs]P[olizei-] O[rdnung] 15302. England 1535. Deutsche Einzelstaaten folgten (Bayern Würtemberg Salzburg) fHöhepunkt: Englischer settlement Act von 1662: schon bei zu besorgender Unterstützungsbedürftigkeit Ortsfremder Ausweisungf weil: Verehelichungs-Schranke a) Versuch der Einschränkung der 〈Vermehrung〉 Verehelichung der untren Klassen: Tagelöhner, Dienstboten, wenn Nahrung nur d[urch] Bettel möglich, verboten

331

Text 2

Grundh[errschaft]: Stellen fixiert Zunft ebenso Heiraten der Gesellen verboten

2. Mit weltl[icher] Armenfürsorge staatl[iche] u. gemeindl[iche] EheContrakte

R[eichs]P[olizei]O[rdnung] 1530 Engl[and] 1535 dann Einzelstaaten

Erster settlement act 1662 Gemeinde-Ausweisung bei Gefahr der Verarmung ferner allgemein: 1. Ehe-Abgaben 2. Tagelöhner, Dienstb[oten] mangels nachweisl[icher] Nahrung verboten

〈In England d[urch] Ausweisungsrecht der Armenverbände g[e]g[en] Unbemittelte indirekt. Settlement Act 1662〉

f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   2  Die Reichspolizeiordnung von 1530, ein Justizgesetz zur allgemeinen Regelung der öffentlichen Ordnung, stellte Ehebruch unter Strafe.

5

10

15

332

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

Text 2

b) Heiraths〈steuern〉|:abgaben:| erschwerten es.

5

10

15

4. Umschlag im merkantilist[ischen] Staat, – speziell Continentalstaaten – nicht in England u. 〈Frankreich〉 Niederlanden Menschen u. Geld ins Land, Volksdichte. gewaltig gesteigert d[urch] Kriegs-Entvölkerung (30jähr[iger] Krieg) d[urch] Bedarf der großen Manufaktur. 18. Jahrh. förmlich fanatisch

3. Merkantilismus des Continents:h

Stets Kampf mit Monopolismus

gTheorie

20

25

30

35

der Cameralisten widerwärtig radikal: Mirabeau, Justi, Sonnenfels J[usti]: „Da der Staat nie zu viel Einw[ohner] haben kann“ S[onnenfels]: Gebären = Geschenk an den Staat Prämien dafür.g 3 Einzelmaßnahmen: a) Hagestolzensteuern b) Steuerprivilegien bei früher Heirath |:vor e[inem] best[immten] Lebensalter:| so Louis XIV. 1666. c) Steuerfreiheit bei hoher Kinderzahl so Frankr[eich]: bei 10 lebenden weltlichen Kindern incl. der im Kriege gefallenen d) direkter Zuschuß f[ür] Kinder

g–g  Zusatz am linken Blattrand.   h  In A folgt eine Markierung ohne Pendant; wegen der Zwischenüberschrift auf A 3r, nebenstehend in Text 1, ist der Bezug dorthin naheliegend.   3  Max Weber zitiert Justi, Staatswirthschaft I, S.  139, und Sonnenfels, Grundsätze I, S.  246, beide vermutlich nach Elster, Bevölkerungslehre, S.  482 und S.  484. Im Folgenden übernimmt Max Weber auch die angeführten „Einzelmaßnahmen“ nach Elster, ebd., S.  471 ff.

§  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik

Text 1

5

10

15

Text 2

Frankr[eich]: f[ür] Edelleute mit 10–12 Kindern 1000– 2000 ₤ Pension dies Standespolitik England: noch Pitt 1793 vorgeschlagen: Erziehungszuschuß – dies Manufakturpolitik e) Beseitigung der Nachteile außerehelich Gebärender: Fr[iedrich] II. Damit combiniert: a) religiöse Toleranz b) Begünstigung der Einwanderung c) Verbot der Auswanderung 〈Frankr[eich] u. Preuß[en] g[e]g[en] Reform〉 |

A 3v 20

25

30

A4

35

Diese positive Bev[ölkerungs]P[olitik] d[urch] Malthus zerstört Gewaltiger Eindruck seines Buches4 – förml[iche] Übervölkerungsangst Zugleich Wirksamwerden: 1. der Interessen der mit Armenfürsorge belasteten Verbände. |:2. Furcht vor revolutionärer Masse.:| 3.i der Arbeiter g[e]g[en] die maßlose Vermehrung der Arbeitskräfte. | 2. Die Politik der natürl[ichen] Bev[ölkerungs]Vermehrung |:(Eheschließungspolitik):| 〈in der Gegenwart〉 im 19. Jahrh. Moderne natürl[iche] Volksver­ m[ehrung] d[em] Schwerpunkt nach auf Heiratsalter Verspätung: unehel[iche] Geburten – aber kein Ausgleich

i  A: 2. > 3.   4  Gemeint ist: Malthus, Essay.

4. Moderne:

333

334

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

5

10

15

20

25

30

Kinderbeschränkung: bei germa­ n[ischen] Völkern bisher nicht nennenswerth. Bedingungen noch unbekannt Vordringen des Nicht-EinmischungsPrincips teils principiell “ inf[olge] Änderung der Armengesetzgebung Volle Beseitigung der Schranken der Eheschließung in |:ganz Westeu­ ropa:| England, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Norwegen In E[ngland] unter Peel mit Änderung des Heimatsrechts. Ausweisung nach 3 Jahren verboten5 In Deutschland stets Kampf zwischen: Monopolismus der Zünfte u. Lokalverbände u. Merkantilismus des Staates Außerhalb der großen Staaten niemals Durchführung der Bev[ölkerungs]Verm[ehrungs-] Pol[itik] Der Liberalismus trat den beiden entgegen, Schranken wie Begünstigung drang aber in den kleinen Staaten nicht durch, sondern nur in den großen Industriegebieten (Preußen u. Sachsen)

Text 2

Nicht-Einmischung teils principiell teils Änderung der Armen-Politik Völlige Freiheit: England unter Peel (Armenakte) Frankr[eich] u. alle Weststaaten

In D[eutschland]: Sachsen u. Preußen frei Proletariat in Ind[ustrie] u. Großgr[und]Bes[itz]

〈Eheschl[ießung]〉

35

Gesichtspunkte der modernen Heirathspolitik: Armenfürsorge, – aber daneben Hinderung der Vermehrung des Proletariats jAllgemein: f[ür] Ausländer aus Rechtsgrundsätzen Nachweis, daß

j–j (S.  335)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   5  Robert Peels Reform des Act of Settlement verbot 1846 die kommunale Ausweisung nach fünf Jahren Ansässigkeit. Erst 1861 wurde die Frist auf drei Jahre abgesenkt.

5

10

§  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik

Text 1

5

10

[A 5r]

15

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30

Ehe nach ihrem Recht statthaft ist, verlangt. Sonst:j |:Im Einzelnen bäuerlich::| Baden relativ frei: Zuzugsgeld f[ür] |:orts:|fremde Braut – Schutzzoll? |:(mit Allmende zusammenhängend):| |:Grundh[errlich]-:|Agrarische Form: Mecklenburg: Wohnschein der Gutsherrschaft verlangt („Kein Hüsung“)6 agrarisch-zünftlerisch: Hannoverk Österreich ebenso

335

Text 2

D[a]g[e]g[en] Schranken: Milde: Baden: Braut-Schutzzoll schärfer: m〈2.〉 1. Bayernn 〈1.〉 2. agrarisch: Mecklenburg: Wohnschein o|:

[” ]

-zünftlerisch:|o Hannoverp m

lHannover: Rescr[ipt]

v. 1827,7 später eingeschärft u. deklariert. Nur wenn die „Obrigkeit“ (Patrimonialherr, Magistrat) bescheinigt, daß die zu Trauenden |:im Domizil:| angenommen werden, darf getraut werden. Die Bescheinigung darf erteilt werden, wenn:   arbeitsfähig, als sparsam beleumdet, mit Wohnung u. Betriebsmitteln versehen, u. das beabsichtigte Gewerbe nicht überfüllt.l

j (S.  334)–j Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   k  In A folgt der Verweis s. u. und eine Markierung, die sich auf A 5r, unten, Text 1, textkritische Anm. l–l, bezieht.   l–l Textpassage gemäß Max Webers Verweisen auf A 4, textkritische Anm.  k, und unten, S.  337, Text 1, textkritische Anm.  r, hierher verschoben.   m–m Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Umnumerierung der Gliederungspunkte mit sehr blasser Tinte.   n  In A folgt eine Markierung, die auf A 5r, S.  336 f., Text 1, verweist.   o–o  Einfügung mit sehr blasser Tinte.   p In A folgt eine Markierung, die auf A 4, textkritische Anm.  k, resp. A 5, textkritische Anm.  l, beide Text 1, verweist, sowie ein Pfeil zur Fortsetzung des Textes in A 2v/2, unten, S.  337, Text 2.   6  Gemeint ist: Reuter, Kein Hüsung, eine sozialkritische Verserzählung von 1858. 7  Gemeint ist die Verordnung über die Bestimmung des Wohnorts der Unterthanen in polizeilicher Hinsicht vom 6. Juli 1827 des Königreichs Hannover.

5

336

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 [A 4]

5

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A 5r

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40

allgemein bev[ölkerungs]-politisch: Würtemberg |:auf zünftlerischer Grundlage:| erstes durchgreifendes Gesetz 1833 – consequent gedacht Gemeindeangehörige sollen nicht ohne Nachweis des Unterhalts heirathen also nicht: wer nichts gelernt hat u. nichts besitzt Vorbestrafte (innerhalb Zeitraumes) Unterstützte Verschärfung 1852: Nachweis, daß das gelernte Gewerbe Ertrag hat Werkzeuge besessen werden, ebenso Aussteuer. Leumund. | Ähnlich: Bayern |:Relative:| Freiheit 1808–1818 1818: Die Gemeinde hat Recht, als Polizei die Verehelichung u. Ansässigmachung zu verweigern. Zunahme der Unehelichen Ges[etz] v. 1825 Erleichterung – 18348 1834: Nur bei Erfüllung der Ansässigkeitsbedingungen Verehelichungserlaubnis Darnach 〈nötig〉 |:zulänglich:|: Ländl[icher] Grundbesitz v. 900 fl. Steuerwerth Städt[ischer] Hausbesitz Städt[ische] Gewerbeconzession Beamtenstellung Bei Tagelöhnern: vollst[ändiger] u. nachhaltiger Nahrungsstand Vorzug v. Dienstboten nach 15 Jahren u. Soldaten ferner: Leumund, Schulbildung incl. Religionsunterricht

8  Gemeint sind die beiden bayerischen Gesetze vom 11. September 1825, über die Ansässigmachung und Verehelichung, und vom 1. July 1834, die Ansäßigmachung und Verehelichung betreffend.

§  6 Allgemeine Stadien der Bevölkerungspolitik

Text 1

337

Text 2

q〈|:Baden: Zuzugsgeld

der ortsfremden Braut Mecklenburg: „Wohnschein“ der Gutsherrschaft:|〉r

5

〈Ähnlich Österreich〉q

Also: Hinderung der Entstehung u. Verbreitung des Proletariats

10

15

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30

35

Eheschließungsfreiheit bestand: in Sachsen u. Preußen Also: die Gebiete der 〈Entstehung〉 Verwendung des Proletariats f[ür] ländl[iche] u. 〈städt[ische]〉 |:gewerbl[iche]:| Großbetriebe. Hier freie Fortentwicklung. – dort Zünftlerei, Kleinbürgertum. Beseitigung der Schranken: N[orddeutscher] B[und] Ges[etz] v. 4/V.[18]68 betr. Aufh[ebung] der polizeil[ichen] Beschränkungen der Eheschließung sÄnderung zusammenhängend und organisch zu verbinden mit Armengesetzgebung: Princip des Unterstützungswohnsitzes. Armenfürsorge knüpft sich nicht mehr an Thatsache der Geburt, sondern des Domicilss Besteht nicht: im |:rechtsrh[eini­ schen]:| Bayern. Dort Heimatgesetz v. 1868, umgestaltet 1884. Armenrecht am Heimatsort V[on] Inländern links des Rheins Zeugnis der Heimatsbehörde, daß keine polizeil[ichen] Bedenken.

Freiheit: B[undes]G[esetz] 4.V.[18]68, Unterstützungs-Wohnsitz |:mit Armenvers[orgung]:|

Nicht in Bayern:t |

q–q Ausführungen infolge Webers Überarbeitung bereits oben, S.  335, Text 1, Z.  4 ff., und Text 2, Z.  2 ff.   r In A folgt verschobene Textpassage l–l, oben, S.  335, Text 1.   s–s Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  t  In A folgt eine Markierung ohne Pendant; wegen der Darstellung der bayerischen Verhältnisse auf A 5r, nebenstehender Text, ist der Bezug dorthin naheliegend.  

A 2v/2

338

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

5

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A 5v/1 15

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25

Heimath-Gemeinde kann Einspruch thun aus 7 Gründen: 1.–4. wegen Vorbestrafungen pp. 5. Armenunterstützung seit 3 Jahren vorgekommen 6. Rückst[ändige] Leistungen an Gemeinde 7. Vormundschaft oder Concurs uAndere R[eichs]Inländer keine Schranken in B[ayern] R[eichs]Ausländer in B[ayern] Nachweis der Gültigkeitu | Ergebnis: 1. vKeine posit[ive] Ehepolitik – z. Z. unmöglich 2. Hinarbeiten auf Bev[ölkerungs-] Stabilität 〈schwächend〉w, wenn definitiv keine Expansionsgelegenheit. Ökonomisch dann |:schwächend, kommt nur der Ausw[anderung] zu Gute:|v Andrenfalls: Ökonomisch bedeutungslos die Einschränkung, so lange Andre sie nicht treiben |

u–u Einschub vom rechten unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  v–v  Text zunächst mit Bleistift geschrieben, dann mit Tinte nachgeführt resp. überschrieben und verändert oder über die mit Bleistift geschriebene Zeile eingefügt. Der mit Bleistift geschriebene Text lautet: Keine pos[itive] Ehepolitik/ Hinarbeiten Bevölkerung schwächend/ Aber: bei Expansion notwendig/ Einschränkung kommt Ausw[anderung] zu Gute  w  Mit Bleistift, Streichung mit Tinte.  

2. [Buch] Politik der Bevölkerungsbewegung §  7. Politik der Bevölkerungsbewegung Editorische Vorbemerkung Über die dem 2. Buch, §  7, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Seite

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung || §  7. Wanderungspolitik

A6

A 10r

344

  1. äußere Bevölkerungsbewegung – Aus- und Einwanderungspolitik || 1. Außenwanderungen

A6

A 10r

344

   1) Allgemeiner Gang der Entwicklung || 1) Entwicklungsgang

A6

A 10r

344

   Stadt im Mittelalter || Mittelalter

A6

A 10r

344

    Merkantilistische Staaten || Merkantilismus

A6

A 10r

344

   Liberalismus || Liberalismus

A6

A 10r

345

   2. Moderne Wanderungspolitik || 2. Auswanderungspolitik – Hauptländer

A 7r

A 10r

346

   a) England und die englischen Colonialländer || a) England

A 7r

A 10r

346

    Formen:      1. Coloniale – religiöse Genossenschaften

A 7r



    2. Armenpflege || a) Armenpflege

A 7r

A 10r

347

    3. Strafcolonien || b) Strafcolonien

A 7r

A 10r

347

    4. Organisierte staatliche Auswanderung || c) staatliche Unterstützung

A 7r/v A 8r

A 10r

348

      1) Gewerkvereine zur Entlastung des Arbeitsmarktes || d) Gewerkvereine zur Hebung des Lohnes

A 8r

A 10r

352

     2) Private Organisation

A 8v



347

352

340

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung Text 1

Text 2

Seite

     Auswanderungsschutz || Auswanderungsschutz

A9

A 10v

354

   b) Deutschland || b) Deutschland

A 11r

A 10v

355

     Versuche der Organisation der Auswanderung || Organisationsversuche der 40er Jahre scheiterten

A 11r/v

A 10v

355

  3. Einwanderungspolitik || 3. Einwanderungspolitik

A 12

A 10v

359

   1.) Nordamerika || 1. Nordamerika

A 12

A 10v

359

    a) Landpolitik

A 12



359

    b) Einwanderungspolitik

A 13r



361

    2. der englischen Colonien || 2. Englische Colonien

A 13v

    a) Landpolitik

A 13v



363

    b) Einwanderungspolitik

A 13v/r



363

   3.) Südamerikanische Einwanderungspolitik

A 15



365

  2. Innere Bevölkerungsbewegung – Freizügigkeit.

A 16



367

§  7. Anhang: Rassenpolitik

A 17



369

  1. Die Sklaverei

A 17 A 18r/v



369

   Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten insbesondere

A 19r/v A 20



371

  2. Die Chinesenfrage

A 14r/v



374

A 10v

363

Max Weber folgt bei der Gliederung des §  7 seiner Kurzgliederung, die er dem §  6 vorangestellt hat.1 Nachdem er in §  6 die „Politik der natürlichen Volksver­ mehrung“ – also durch Geburten – behandelt hat, geht es ihm in §  7 um äußere Bevölkerungsbewegungen, und zwar zunächst um die Ein- und Auswanderungspolitik. Dieses Thema nimmt den größten Raum des §  7 ein. Dann folgen Ausführungen zu inneren Bevölkerungsbewegungen und deren Freizügigkeit. Dem schließt sich, wie ebenfalls oben, S.  329, angekündigt, ein Anhang zur Rassenpolitik an. §  7 war ursprünglich als §  6 gezählt worden.2 1  Oben, S.  329, Text 1, mit textkritischer Anm.  a. 2  Vgl. dazu unten, S.  344, textkritische Anm.  a, sowie die Editorische Vorbemerkung zu §  4, oben, S.  276.

Editorische Vorbemerkung zu §  7

341

Die „§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 6–A 20, lassen sich hinsichtlich inhaltlicher und formaler Kriterien vorwiegend zu zwei, hier synoptisch dargestellten Textfolgen ordnen. Ausgenommen davon sind die Blätter von Max Webers „Anhang: Rassenpolitik“, A 14, A 17–A 20, die eine Textfolge bilden. Text 1 umfaßt die Blätter A 6–A 9 und A 11–A 20 im üblichen Oktav-Papierformat. A 6 trägt die Überschrift „§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung“. Die Anordnung der Seiten folgt mit drei Ausnahmen der Blattzählung des Archivs: Blatt A 10r/v ist als eigene Textfolge herausgenommen. A 13 ist im Archiv irrtümlich auf der Rückseite foliiert worden. Entsprechend der Faltung des Blatts3 und der Markierungen, Verweise und Umnumerierungen der Gliederungspunkte durch Max Weber hat der Editor die Seiten umgestellt. Auf A 13v folgt neben einer sechszeiligen Ausführung zu den „Chinesen“ der Verweis „Rassenpolitik s. u.“.4 Dem Verweis entsprechend ist A 14 dem „Anhang: Rassenpolitik“ zugeordnet. Text 2 besteht lediglich aus Blatt A 10r/v. Die Überschrift auf A 10r lautet: „§  7. Wanderungspolitik“. In der verkürzten Formulierung der Überschriften in Text 2 besteht eine gewisse Analogie zu den vorangegangenen Paragraphen.5 A 10v stellt eine stark komprimierte Fassung der wichtigsten Inhalte der Blätter A 11– A 13 (Text 1) dar und ist sehr wahrscheinlich als Zwischenstadium zur Überarbeitung von Text 1 entstanden. In Text 2 notierte Weber häufig lediglich die Überschriften einzelner Abschnitte, ohne weitere, erläuternde Stichworte hinzuzufügen, so etwa am Ende des Textes: „3. Einwanderungspolitik / 1. Nordamerika / 2. Englische Colonien“.6 An anderer Stelle beziehen sich Max Webers Markierungen in Text 2 explizit auf Inhalte in Text 1 – so auf A 10v, wo er mit dem Hinweis „Gesetz v. 1897 – s. Anlage“ auf A 11v (Text 1) verweist,7 das den Inhalt von Seite 11r (Text 1) – hier einen deutschen Gesetzentwurf von 1892 – chronologisch und inhaltlich fortführt. Die von Max Weber angegebene und benutzte Literatur, das von ihm referierte Gesetz vom 9. Juni 18978 und andere berichtete Ereignisse belegen, daß die überlieferten Blätter des §  7 nicht schon für die Freiburger Vorlesung im Sommer 1895, sondern für die beiden Heidelberger Vorlesungen gefertigt worden sind. Weber empfiehlt auf Blatt A 7r (unten, S.  347) den 1896 erschienenen dreiteiligen Band 72 der Schriften des Vereins für Socialpolitik. Daraus nutzt er den ersten Teil, Karl Rathgens Studie über die „Englische Auswanderung und Auswanderungspolitik“, als Vorlage für die Abfassung seiner Blätter A 7–A 10 (unten, S.  347–355), für die Abfassung der Blätter A 12 und A 13 (unten, S.  359–363) u. a. den zweiten Teil von Richard Mayo-Smiths über „Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika“. Für A 15 (unten, S.  365–367) diente der dritte 3  Zur Faltung der Manuskriptblätter vgl. den Editorischen Bericht, Zur Überlieferung, oben, S.  104. 4  Vgl. unten, S.  365 mit textkritischer Anm.  m. 5  Vgl. die Ausführungen im Editorischen Bericht, oben, S.  106 f. 6  Vgl. unten, S.  359 und 363. 7  Vgl. unten, S.  357 mit Anm.  13. 8  Vgl. unten, S.  357, Text 1.

342

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Teil von Rudolph A. Hehl, Die Entwicklung der Einwanderungsgesetzgebung in Brasilien, als Vorlage. Auf Blatt A 12 (unten, S.  360 f.) behandelt Max Weber die „Homestead Laws“ in den Vereinigten Staaten. Dazu benutzt er vermutlich den Handwörterbuchartikel von Max Sering, Heimstättenrecht von 1892. Auf diesen bezog er sich ausdrücklich in einem im Juli 1897 veröffentlichten Gutachten für den 24. Deutschen Juristentag.9 Das Gutachten weist einen ähnlichen Wortgebrauch auf wie A 12. Es ist daher denkbar, daß das Gutachten Max Weber als Vorlage zur Niederschrift der Vorlesungsnotizen gedient hat. Weber lehnt darin einen Gesetzentwurf ab, der bei „Rückenbesitz“10 ähnlich wie in den Vereinigten Staaten umfangreiche Schutzmaßnahmen vor Zwangsvollstreckungen11 bei landwirtschaftlichen Kleinbetrieben vorsah. Zwangsvollstreckungen bei Heimstätten resultierten oft, wie Weber statistisch nachzuweisen versucht, aus persönlichem Verschulden der Kleinbauern und hätten den „Charakter eines Ausleseprocesses“. Diesen zu hemmen, bestünde „vom Standpunkt der Gesammtheit kein Interesse“,12 auch nicht vom Standpunkt der Bevölkerungsstabilität.13 Auf Blatt A 16 (unten, S.  367 f.) faßt Max Weber den Handwörterbuchartikel von Hermann Rehm, Freizügigkeit, von 1892 zusammen. Zudem hat er im Abschnitt über die englische Auswanderungspolitik vermutlich eigene Reiseerfahrungen verarbeitet, die aus der Zeit nach Abschluß des Freiburger Sommersemesters 1895 stammen. So berichtet er auf A 8v (unten, S.  353) über die „Crofter v. Lewis“ and Harris. Max Weber hatte die Hebrideninsel zusammen mit seiner Frau im August 1895 besucht14 und war somit aus eigener Anschauung über die Not der Fischer unterrichtet, als die „Heringe nicht kamen“.15 Der „Anhang: Rassenpolitik“16 ist ebenfalls erst in der Heidelberger Zeit entstanden. Das kann man zumindest für den Teil über die „Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten“ (A 19r/v und A 20, unten, S.  371–374) sicher sagen. Denn hier bezieht sich Weber mehrfach auf eine Studie von Ernst Levy von Halle aus dem Jahr 1897.17 Zudem fließen Informationen aus dem genannten Beitrag von MayoSmith aus dem Jahr 1896 ein. Zur „Chinesenfrage“ verweist Max Weber zunächst auf einen älteren Beitrag aus dem Jahr 1883,18 und in der letzten Zeile auf Blatt A 14r berichtet er über eine Gesetzvorschrift aus dem Jahr 1892.19 Referenz dafür 9  Weber, Max, Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes, insbesondere zum Schutz des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangsvollstreckung?, MWG I/4, S.  641–666, hier S.  646 und 653. Der Juristentag fand erst im September 1898 statt, das Gutachten war aber bereits ein Jahr zuvor publiziert. Vgl. den Editorischen Bericht, ebd., S.  643 f. 10  Vgl. ebd., S.  652. 11  Vgl. ebd., S.  651, und unten, S.  361 mit Anm.  16. 12  Vgl. MWG I/4, S.  650 (Zitat). 13  Vgl. ebd., S.  666. 14  Vgl. den Brief Max Webers an Helene Weber vom 22. August 1895, MWG II/3, S.  108–111, hier S.  110 (Heringsfischerei). 15  Unten, S.  353. 16  Unten, S.  369–376. 17  Vgl. dazu unten, S.  372 f., Anm.  21–24. 18  Sartorius von Waltershausen, Chinesen, vgl. unten, S.  374 mit Anm.  25. 19  Unten, S.  376.

Editorische Vorbemerkung zu §  7

343

und für manches Stichwort zuvor ist vermutlich der Artikel von August Sartorius von Waltershausen, Chinesenfrage, der erstmals im ersten Supplementband der ersten Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ Aufnahme fand. Der Supplementband, zu dem Max Weber den Artikel „Börsenwesen“ beisteuerte, erschien im Dezember 1895.20 So dürfte Blatt A 14r zur „Chinesenfrage“ also erst für die Heidelberger Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im WS 1897/98 gefertigt worden sein.

20  Vgl. den Editorischen Bericht zu Weber, Börsenwesen, in: MWG I/5, S.  553–557, hier S.  554.

344

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

Text 2

A 6 §  7.a Politik der Bevölkerungsbewegung

§  7. Wanderungspolitik

〈2.〉 1. äußere Bevölkerungsbewegung –

1. Außenwanderungen

A 10r

Aus- und Einwanderungspolitik

5

10

15

20

1)b Allgemeiner Gang der Entwicklung. 〈Polizei〉 |:Formales Recht:| der Aus- u. Einw[anderung] Agrar[ische] Einw[anderungs-] Schranke: schon Merow[inger] Zeit Stadt im M[ittel]A[lter] zunehmend: Bürgergelder

|:Merkantil[istische] Staaten:| a) Fiskus der Territorien: a) Umgekehrt: Auswanderung beschränkt: Steuerzahler zieht fort Abzugsgeld vom Vermögen b) bei Zuzug 〈neuer〉 |:Fremder:| Grunderwerb erschwert. Setzt Eintreten in Unterthanen-Verhältnis voraus. 〈Merkantilismus ganz allgemein〉 cb)

25

30

Bevölkerungspolitik des Continents:c |:Einwanderungsfreiheit |:und -Privileg:| – Auswanderungsverbot. Fr[iedrich] W[ilhelm] I.: Todesstrafe auf Verleitung. Dies insbes. der osteuropäische M[erkantilismus]

|:1):| Entw[icklungs]Gang dRecht der Aus- u. Einw[anderung]d: |:M[ittel-] A[lter] lokale:| Einw[anderung] –   Schranke im Dorf – Mero-   w[inger]-Zeit  Fortw[anderungs]Schranke  Bev[ölin Grundh[errschaft]  kerungs-]  Problem In der Stadt  |:a) urspr[ünglich]: Verbot   g[e]g[en] die Stadt:| –  b) |:später::| Bürgergelder) 

Merkant[ilismus] Einw[anderungs-] Freiheit. Ausw[anderungs]Verbot (Fr[iedrich] W[ilhelm] I.: Todesstrafe auf „Verleitung“[)]1

a  A: 6. > 7. ; Überschreibung mit Bleistift.   b A: a); vom Editor gemäß Max Webers fortlaufender Gliederung 2., unten S.  346, und der Ausführung in Text 2: |:1):| Entw[icklungs-] Gang korrigiert.   c–c  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   1  Friedrich Wilhelm I. verbot „1721 jede Auswanderung; die Verleitung eines Bauern zu derselben bedrohte er mit Todesstrafe“; vgl. Elster, Bevölkerungslehre, S.  475.

5

10

15

345

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

5

10

15

20

25

Anders die Seestaaten In England: allgemeine Verbote der Ausw[anderung] nicht. Ebenso nicht Privil[eg] der Einwanderung 〈Aber:〉 Positive Bev[ölkerungs-] Pol[itik] nicht, weil Rekrutierung wieder wichtig Schwergewicht auf der Flotte (deshalb kein Bauernschutz) Im G[e-] g[en]teil: Übervölkerungsangst Nur: im Manufactur-Interesse im 18. Jahrh. Hinderung der Wegwanderung gelernter Arbeiter: strafbar „Verlockung“2 von: eBaumwolldruckern, Stahl- u. Eisen-A[rbeitern], |:schott[ischen]:| Kohlearbeitern, irischen gelernten Arbeiterne überhaupt Ferner: Aufgabe der Staatsangehörigkeit (bis 1870) nicht möglich.

Anders: England: hier nur (18. Jahrh.) „Verleitung“ von Baumw[oll-] dr[uckern], Eisen[-], KohleA[rbeitern] hirischen gelerntenh A[rbeitern]

Liberalismus. Ein- u. Ausw[anderungs]-Freiheit grundsätzl[ich], Erleichterung der Einbürgerung. Teilw[eise] Grundsatz, daß Geburt Bürgerrecht giebt

Liberal[ismus] |:Gesetzl[iche]:| Freiheit – leichte Einbürgerung (teilw[eise] Geburt)

〈Allgemeine Durchbrechung nur:〉

30

Text 2

Lediglich: fArbiträres |:1.:| Ausweisungsrecht aller Staaten g[e]g[en] alle Fremdenf g|:2.:| Aufenthalts-Controlle: Deutsch­ land f[ür] Elsaß: Paßzwang Rußland für alle Fremden

Allgemein nur: Controlle –

10

1. Ausw[eisungs-]Recht 2. Aufenthalts-C[ontrolle] Rußland Paßzwang Deutschland in ElsaßL[othringen]

e–e A: Baumwolldrucker, Stahl- u. Eisen-A., |:schott.:| Kohlearbeiter, irische gelernte; Arbeitern fehlt in A; vom Editor sinngemäß ergänzt.   f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max W ­ ebers geschweifter Klammer hier eingefügt.   g–g  (S.  346)  Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers Zählung und Markierung.   h–h A: irische gelernte   2  Vgl. Rathgen, Auswanderung, S.  78.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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A 7r

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|:3.:| Einwanderung überwacht im Polizei-Interesse: Insbes. Frankreich für Freig[abe] der Niederlassung Ges[etz] v. 2. Xten [18]88g 3 iLegitimation Angabe der Perspektive der Existenzmittel Familienstandi |:scharf f[ür] d[ie] Israeliten Versagung mögl[ich]:| j|:4.:| Materielle Einw[anderungs-] Schranken gesetzt: f[ür] Rußland im nationalen Interesse f[ür] überseeische Colonialstaaten im ökon[omischen] Interesse. S[iehe] u[nten].4 j 〈|:4.:|〉 5. Einbürgerung behält s[ich] jeder Staat vor. 〈|:5.:|〉 6. Auswanderung im Interesse der Militärpflicht |

k2. Moderne

〈Bevölkerungspolitik.〉 Wanderungspolitikk Die großen modernen Ausw[an­ derungs]-Gebiete sind: England, |:Irland:| u. Deutschland, neuer­ dings Italien u. 〈Teile von〉 Ost­ europa |:Zuwanderungsländer: die Colonien der angelsächs[ischen] Rasse. Neuerdings: Südamerika:|

la)

England und die englischen Colonialländerl

Text 2 3. Einw[anderungs]-C[ontrolle] Frankr[eich] polizeilich    Gesetz v. 1888   Profession   Fam[ilien]Stand   Legitimation

5

4. Einbürgerung vorbehalten 5. Ausw[anderung] im MilitärInt[eresse] 〈Dann:〉 Schranke: in Rußland u. Col[onial]Staaten 2. Ausw[anderungs]Pol[itik] – Hauptl[änder] England, Deutschland, – neuestens Italien u. Osteuropa.

ma)

England. Ausw[anderungs]Beförderungm

g (S.  345)–g Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers Zählung und Markierung.  i–i  Einschub vom rechten unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammern hier eingefügt.   j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   k–k  Einschub vom linken oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   l–l  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers korrigierter geschweifter Klammer hier eingefügt.   m–m  Zusatz am Textrand in A parallel zu Punkt a)–c) gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   3  Gemeint ist das Präsidialdekret vom 2. Oktober 1888, betr. die Bestimmungen über den Aufenthalt (Meldepflicht) der Fremden in Frankreich.   4  Unten, S.  359–365.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Moderne positive Ausw[anderungs]Politik bes. in England Die Massen|:aus:|wanderung bis zu den modernen Verkehrsmitteln nur organisiert. Formen: 1. Coloniale – religiöse Genossenschaften genossenschaftl[ich] |:s. o.:|5 sonst: Form der Unternehmung – Entrepreneurs werben auf Grund kgl. Charta. s. Colonialpolitik6

nSchr[iften]

f[ür] Soz[ial-] Pol[itik] 72n 7

15

oAn deren Stelle im 18. Jahrh. getreten: Siedlungspolitik in den C[olonien]: Landschenkung an Siedlero

20

2. Armenpflege 1834 England, 1838 Irland Bis zu e[inem] best[immten] Bruchteil der Armensteuer zur Ausw[anderungs]Unterst[ützung] zulässig 40er u. 50er Jahre erheblich

25

Text 2



a) Armenpflege – nach Canada abgeschoben

〈 – aber〉

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Jetzt nur f[ür] Waisenkinder – einige 100 jährl[ich] in Canada untergebracht Ziffernmäßig nicht ins Gewicht 3. Strafcolonien Deportation nach Australien seit 1786 Allmälig heftige Opposition der Colonien dagegen

b) Strafcolonien – nach Austr[alien] – Col[onien] d[a]g[e]g[en] 1840 aufgehört

n–n  Zusatz am linken Blattrand.   o–o  Zusatz am linken Textrand.   5  Vermutlich oben, S.  226–241, ev. auch oben, S.  249–266. 6  Oben, S.  253–257. 7  Gemeint sind: Rathgen, Auswanderung; Mayo-Smith, Einwanderung; Hehl, Einwanderungsgesetzgebung in Brasilien.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Text 2

Maximum N[ew] S[outh] Wales bis 1840 83 200 Sträflinge Vandiemensland [bis] 1845 55 000 [Sträflinge] Parlaments-Ausschuß v. 1837 g[e]g[en] Deportation Aufhören in N[ew] S[outh] W[ales] 1840, in Vand[iemens-] L[and] 1853 4.p Organisierte staatl[iche] Ausw[anderung] aus bevölkerungs­ polit[ischen] Gründen 1824 Aufhebung der „Verlockungs“-Strafbarkeit Furcht vor Übervölkerung Wunsch, den Strom v. N[ord-] Amerika fort nach engl[ischen] Colonien zu richten qErster planloser Versuchq 1820 50 000 £ für Ausw[ande­ rung] nach Port Elizabeth 3600 Personen – fakt[isch] 200 000 £, Elend, aber: britisch 1829 „A letter from Sidney“, anonym, Verf[asser] Wakefield (mondäner Sport, Entführung, Erbschleicher)r Gründung der N[ational] Coloniz[ation] Soc[iety]: „Colonisation, nicht Emigration“ Grundgedanken der Bewegung: |

c) staatl[iche] Unterstützung – schon 20er Jahre f[ür] Afrika angeregt v. Wakefield 30er Jahres

Zweck: Ausw[anderung] 〈Einw[an­ derung]〉 in die engl[ischen] Col[onien] lenken statt N[ord-] Am[erika]

1. Die Colonien nur als autonome C[olonien] zu halten – Durham Report

p  A: 3.; vom Editor gemäß Max Webers Zählung korrigiert.   q–q  Zusatz am linken Text­ rand.  r  Ähnlich in Text 2, oben, textkritische Anm.  s.   s  Ausführlicher in Text 1, unten, textkritische Anm.  r.  

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Text 2

Mit den Colonien müssen |:a):| ideelle Bande gepflegt werden – deshalb nationale P[olitik] |:Zulassung der Ausw[anderung] zu ihnen:| Deshalb insbes. Gemeinschaft der kirchl[ichen] Gemeinschaft tb)

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Ökonomische Bande: Erweiterung des IndustrieAbsatz-Raumes “ der Produzenten von Nahrungsmitteln f[ür] England, und Entvölkerung Englands Dazu nötig: Lohn-Arbeitskräfte in die C[olonien], damit Absatzproduktion möglich Volksdichte Lohndruck Daher: Import besitzloser junger, bes. weiblichert

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〈2. Bisheriger Zustand: a) kleiner Teil der Ausw[anderer] geht nach Colonien. Kosten hoch b) was hingeht, erhält Land geschenkt. Planlose Bauernvermehrung Dadurch α) Volksdichte beschränkt  〈β)〉 |:daher:|  keine Arbeitsteilung〉 β) ungeheure Löhne 

2. Deshalb: a) Land-Verkauf statt Schenkung Dad[urch] Mittellose genötigt, erst zu arbeiten, um zu ersparen So: Arbeitskräfte b) aus Landerlös Import von |:jungen besitzlosen:| Arbeitern zahlen

t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Text 2

〈c) möglichst junge unv[erheiratete] Leute, |:bes. Frauenzimmer,:| dad[urch] Kindererzeuger in E[ngland] vermindert, Bev[ölkerungs]-Entlastung.〉

Schon 1831 Erfolg: Landverkauf – 5 sh p[er] acre Form: Ausw[anderungs]Agenten in Canada Herabsetzung der Passage-Preise nach Australien uVorschüsse von 20 £ an auswandernde Arbeiter u. Handwerker f[ür] Mädchen Prämie 8 £u 1836 Parlament acceptiert W[akefield]’s System 1842 Im[perial] Land Sales Act. 1 £ per acre im Minimum ½ f[ür] Unterstützung des Importes Demission Colonisationsgesellschaften Art der Auswahl u. Unterstützung: Anfangs dem Colonisten, der Arbeiter haben will, überlassen Bounty dafür, diesen verkauft der Colonist Dann: Monopol der Anwerbung einigen Firmen [überlassen] 1842 statt Prämien staatl[iche] Anwerbung f[ür] |:teilweise:| kostenfreien Transport Nur: Lohnarbeiter nicht: unterstützte Arme bevorzugt: junge kinderlose Ehepaare unter 40 Jahren Einzahlung des Beförderten: am billigsten Landarbeiter u. Dienstboten dann: Schmiede, Maurer, Zimmerleute, Bergarbeiter

1836 v. Parlament acceptiert Land Sales Act 1842 vLand nicht mehr geschenkt, sondern verkauft, dad[urch] Arbeitskräfte Arbeits-Zwangv ½ des Erlöses aus Land in den Col[onien] f[ür] Ausw[anderungs-] Prämien

staatl[ich] Angeworbene g[e]g[en] geringe Einzahlung Qualif[ikation]: Lohnarbeiter

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〈kinderlose Ehepaare〉

Bevorzugt: Dienstboten, Landarbeiter “ kinderlose junge Ehepaare bes. Australien so besiedelt.

u–u  Doppelte Anstreichung links neben der Textpassage.   v–v  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

Text 2

wje

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A 8r

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älter je teurer f[ür] mehr als 2 Kinder steigende Zuschlägew aFürsorge hört erst mit Stellung aufa | Umfang: 1831–46 ca. 87 000 Menschen (Gesammtausw[anderer] 1.300 000 – also minim[al] aber doch an einzelnen Punkten erheblich bedeutsam[)] 〈§ Politik der Bevölkerungsbewegung Bei Innerer Bevölkerungsbewegung – Freizügigkeit.〉

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Bes. stark d[urch] staatl[ich] |:unterstützte:| Colonisation bevölkert: Südaustralien u. Neuseeland freilich finanziell misglückt: Mehr-Zuschüsse nötig. Sonst aber gelungen |:Verh[ältnis] der Geschlechter gut reguliert:| Canada – 1840 Agitation f[ür] Wakefield’sches System Staat soll 50 000 £ zahlen, Rest Gemeinden u. Colonisten In den Colonien Arbeitsnachweis, mangels dessen Ansiedlung auf 5 Acres Aber: abgelehnt Wendepunktb 1846 Ungeheure spontane Auswanderung aus Irland8 Herrschaft der Freihändler: mit Hinweis darauf abgelehnt

1846 Aufhören – spontane irische Ausw[anderung] zu groß Autonomie der Colonien – diese jetzt Einw[anderungs]Pol[itik]c

w–w Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  a–a  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   b Zusatz am linken Blattrand mit dunkler Tinte parallel zur folgenden Zeile.   c  Ende des Gliederungspunktes c); Anfang: oben, S.  348.   8  Infolge der Großen Hungersnot in Irland zwischen 1845 und 1852 wuchs die Zahl der Ausreisewilligen auf freiwilliger Basis („spontane Auswanderung“) derart an, daß ein gesondertes staatliches Prämiensystem zur Förderung der Ausreisewilligkeit obsolet erschien.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

Text 2

〈1856〉

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Aufhören der staatl[ichen] Unterstützung: Gründe: Überwältigende Zunahme der spontanen Ausw[anderung] Verlust des Interesses an den Colonien (Freih[andels-] D[oktrin]) Interessen der Colonien maßgebend geworden mit Autonomie 1856 Übergang der Landverkäufe an Colonien Damit: Einw[anderungs]Politik statt Ausw[anderungs]Politik. Seitdem nur nicht staatl[ich], sondern privatim organisierte Ausw[anderung]

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1) Gewerkvereine z[ur] Entlastung des Arbeitsmarktes Bes. in den 40er Jahren u. 1852 nach Strike der Am[algamated] Engineersd Maximum: Buchdrucker (über 6000 £ in 30 Jahren) dann: Eisengießer, Baumwollspinner, Flachsarbeiter, Landarbeiter etc. bis 1100 herab 19 andere 100–1000 £ Quantitativ nicht bedeutend. Früher stark überschätzte Wirkung Jetzt meist nur: „victims“ |

d)f Gewerkvereine z[ur] Hebung des Lohnes sonst privatim caritativ. |

2) Private 〈Agitation〉 Organisation Bedeutendstee: Anfang 80er Jahre: Tuke f[ür] Irland. Staatszuschuß in Aussicht gestellt aber: Parnell d[a]g[e]g[en] 1884 aufgehört

d  A: Ingeneers  e A: Bedeutenste  f Beginn der Gliederung mit a) Armenpflege (oben, S.  347).  

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1

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daneben massenhafte Vereine: Sparvereine, kirchl[iche] V[ereine] etc. Erfahrung: stets nur f[ür] kapitalkräftige Land-Colonisation Capitallose müssen erst als Arbeiter sparen – Wakefield hat Recht Ausn[ahme] nur: Feilding in N[eu]Seeland Deutsche in S[üd]Afrika Neuster Versuch 〈Agitation〉 f[ür] staatl[iche] C[olonisation] – Versuch, die Colonien zur Colonisation im Interesse der crofter zu bringen aber abgelehnt Praktisch: Crofter v. Lewis9 1888, als Heringe nicht kamen 10 000 £ v. Staat, wenn 2000 v. Privaten: Darlehen v. 120 £ |:g[e]g[en] Hypothek:| auf Land, welches Canada gratis giebt Agitation der shopkeeper pp. in Lewis dag[e]g[en] – misglückt. Agitation f[ür] staatl[iche] Col[onisation]: Froude (70er), Lord Dunraven (80er Jahre) Nat[ional] Assoc[iation] for promoting State-directed Coloniz[ation] 1883 Zusammenhang mit Umschwung der öffentl[ichen] Meinung in Betreff der Colonien Plan e[ines] gemeinsch[aft­ lichen] Colonisationsamtes v. England u. Colonien Rentenbriefe, v. Colonien garantiert

9  Der eigentliche Name der Hebrideninsel lautet Lewis and Harris. Dort waren die Kleinpächter (crofter) auf die Heringsfischerei als Zusatzeinkommen angewiesen. Vgl. auch die Ausführungen in der Editorischen Vorbemerkung, oben, S.  342 mit Anm.  14.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

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Colonist zahlt 30 Jahre lang Rente v. 4% Nur New Foundland u. West Australien freundlich, Canada lehnt Zahlung ab Parlamentsausschuß 1889, Bericht negativ 1891 gSeitdem

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A9

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nur: Auswanderungs-Schutzg Ausw[anderungs]Gewerbe, bes. der Schiffahrts-Gesellschaften, WerbeSystem d[urch] Agitation 1. Sanitär ungeheuerliche Zustände hIrl[ands] Hungersnot 1847 1/ † (17 000)h 6 2. Bes. auf Credit. Regelm[äßig] System der indenture-〈Sy[steme]〉 Verträge. Fakt[isch] = Menschenhandel 〈cf. Ver[eins]material: Rathgen10〉i | Ausw[anderungs]Schutz: Seit 1803 – aber bei neuen V[erkehrs]Mitteln im Reeder-Interesse aufgehoben 1827, seit 1835 wieder best[immtes] Passagiermaximum auf Tonnenzahl dann auf leere Tonnen­ zahl “ Zwischendeckshöhe

Ausw[anderungs]Schutz  A 10v – Passagiermaximum  seit j[Anfang] pro Tonne  d[es]j Jahrh. Zwischendecksraum:   Minimum 5 

Schwerpunkt der Misbräuche: bei Ankunft Packträger etc. (Mädchenschutz) Also Gesetzg[ebung] des Ankunftslandes g–g  Zusatz am linken Blattrand gemäß Max Webers Pfeil hier eingefügt. In A folgt der Verweis I s. Engl[ands] Bev[ölkerungs]Pol[itik], der sich inhaltlich auf A 7r, oben, S.  347 ff., Text 1, bezieht, hinsichtlich der Gliederungsziffer möglicherweise jedoch auf eine nicht überlieferte Textpassage.   h–h  Einschub vom Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   i In A folgt eine Verweismarkierung, möglicherweise zu A 7r, oben, S.  347, mit Anm.  7; vgl. textkritische Anm.  g.   j–j  Oberer Blattrand abgerissen, Wörter kaum lesbar.   10  Gemeint ist: Rathgen, Auswanderung.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Brit[ische] Colonien Parallelgesetzg[ebung]. Nordamerika wirksam erst seit 1855 1855 Passengers Act 1894 verbessert, Teil des M[erchant] Shipp[ing] A[ct] jetzt Controllinst[anz]: Ausw[anderungs-] Beamte in engl[ischen] Häfen Einw[anderungs]Agenten in Colonien Sonst die Consuln – in Nord­ amerika einheim[ische] Beh[örden] Besichtigungszwang Controlle: der Beköstigung Spirituosen Art der Cojen pp. 〈Arztzwang〉 Arztzwang Conzessionspflicht der         Billetverkäufer Packträger pp. Seit 1886 Emigrate Inform[ation] office Handbuch à 1 ₰ über Colonien, jetzt auch Ausland |

A 11r b) Deutschland kSchr[iften]

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52k 11

Text 2

1855/94 Passengers Act – Controllbeamte in Ausw[anderungs]Häfen Einw[anderungs]Agenten in Einw[anderungs]H[äfen] der Colonien

Besichtigungszwang Controlle: Kost, Schnaps, Cojen, Arzt

Conzession für Billetverkäufer Packträger

b) Deutschland.

Organisationsversuche der 40er Jahre scheiterten (Texas)

k–k  Zusatz rechts nach der Zwischenüberschrift.   l  In A doppelt unterstrichen.   11  Gemeint ist: Philippovich, Auswanderung.

10

Schwerpunkt der Schäden bei Ausschiffung Hier seit 50er Jahre in Nordamerika Controllgesetze

f[ür] Soz[ial]Pol[itik] 〈72〉

Versuche der Organisation der Auswanderung: 1. |:privatl:| Gedanke der Gründung deutscher Staaten auf nordamerik[anischem] Boden 1832 Gesuch deutscher Einw[an­ derer] im Nordam[erika]-Congreß um Land abgewiesen

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Text 1

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1842 von hohem Adel gegründet: V[erein] z[um] Schutz d[eutscher] Einw[anderer] in Texas Texas als Ziel – noch nicht nordamerik[anisch] nicht mehr mexikanisch Prinz Solms an der Spitze Protektorat Englands gewünscht! – scheiterte Nur Einzelcolonie auf religiöser Grundl[age] u. Communisten 2. 40er Jahre: private Unternehmungen in Südbrasilien (bessere Behauptung |:der Nationalität:|) mit versch[iedenem] Erfolg 3. Staatl[iche] |:Eingriffe:| zuerst projektiert 1848 |:dann von Preußen 1850 weiter vertreten:|: Auswanderschutz: Information Agenten-Controlle d[urch] Ausw[ande­ rungs]Amt Scheiterte. Lediglich Einschreiten g[e]g[en] Brasilien 1859 Verbot. Hier Import Deutscher auf Parceria-Verträge mit Verschuldung an Grundbesitzer u. Ausbeutung Lediglich: die 〈[??]〉 gewerbl[iche] Conzessionspflicht der Ausw[anderungs]Unternehmer, wo diese besteht |:– nicht geregelt. Von Gew[erbe]O[rdnung] ausgenommen Damit bleibt Conzessionspflicht bestehen:| Nach Art.  4 R[eichs]Verf[assung] das Reich competent.12 Versuche 1868 u. 1878 scheiterten

Text 2

Eingriffe nur: d[urch] Preußen:

1. Ausw[anderung] f[ür] Südbrasilien verboten (Ausbeutung)

2. Conzessionspfl[icht] der A[us­ wanderungs]Agenten (nicht unter Gew[erbe-] O[rdnung])

Nach A[rt.] 4 Competenz des Reichs

12 Laut Art.  4, Abs.  1, der Reichsverfassung von 1871 fielen in die Zuständigkeit des Reichs „die Bestimmungen über Freizügigkeit, Heimaths- und Niederlassungs-Verhältnisse, Staatsbürgerrecht, Paßwesen und Fremdenpolizei und über den Gewerbebetrieb […], desgleichen über die Kolonisation und die Auswanderung nach außerdeutschen Ländern“, vgl. RGBl, Bd.  1871, Nr.  16, S.  63–85, hier S.  65 f.; vermutlich nach Meyer, Georg, Auswanderungsunternehmungen, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  1041–43, hier S.  1041.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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A 11v 15

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1892 Entwurf – Conzessionspflicht der Unternehmer u. Agenten. Nur Deutsche zugelassen Anzeige der Ausw[anderung]: Absicht, öff[entliches] Aufgebot d[urch] Polizei erst nach Bescheinigung Abschluß des Vertrages gestattet. Dies stark angefochten, sehr conservativ | Gesetz v. 9/VI [18]97 Grundsätze: Nicht Ausw[anderung] ist Übersiedlung in Schutzgebiete 1. |:Übers[eeische]:| Ausw[anderung] = Unternehmen |:conzessionspfl[ichtig] und:| Monopol der Reeder. Nur wer Nachweis Reeder zu sein erbringt darf Ausw[anderungs]Geschäft betreiben. – Ausl[änder] nicht absolut ausgeschlossen Binnenländ[ische] Ausw[anderungs-] Untern[ehmer] – die früher selbständig Ausw[anderer] anwarben – jetzt beseitigt, in Agenten verwandelt mCaution von 50 000 Mk Spezialisierung auf best[immte] Länder oder Häfenm 2. Agenten-Zwang. Die Unternehmen dürfen nicht direkt oder durch beliebige Personen mit den Auswanderungs-Lustigen verhandeln, sondern nur d[urch] conzess[ionierte] Agenten. 3. Conzessionspflicht der Agenten, arbiträre Zurückweisung Caution von 〈50 000〉 |:1500:| Mk. Zulassung d[urch] Landesbehörden.

Text 2 Entwurf 1892: Conzession f[ür] Unternehmer u. Agenten (nur Deutsche) Anzeige der Ausw[anderungs-] Absicht dann Aufgebot, Bescheinigung

Gesetz v. 1897 – s. Anlage13

m–m  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   13  Der Verweis bezieht sich auf den nebenstehenden Text 1, auf A 11v.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Controllbehörden: R[eichs]Kanzler mit Beirath, v. B[undes]Rath gewählt Kommission in den Häfen Nicht: in den ausländischen Materielle Bestimmungen über Auswanderung: 1. Verboten Abschluß von Beförderungsverträgen u. polizeilich zurückzuhalten 1) Wehrpflichtigen zw[ischen] 17. u. 25. Jahre außer bei Entlassungsurkunde oder Zeugnis der Militärbeh[örde] über Unbedenklichkeit 2) für Ausw[anderer], für welche fremde Regierungen oder Gesellschaften die Fracht bezahlen. – Lockung d[urch] fremde Staaten gehindert 3) gerichtl[ich] Verfolgte. 2. indirekt: d[urch] Spezialisierung der Conzession: nur f[ür] best[immte] Länder u. Häfen Dadurch Möglichkeit der Lenkung des Ausw[anderungs]-Stromes Bisher Ausw[anderung] a) Rückfracht nach Nordamerika – Rohstoffe von dort, Werthgüter nach dort, also Ballast, daher niedrige Frachten b) prepaid durch Verwandte Erlaß der Schutzvorschriften im Wesentl[ichen] dem B[undes]Rath überlassen Nur: Seetüchtigkeit Gesundheitsaufnahme Verträge haben [sich] auf Verpfl[egung] u. Bef[örderung] n  Fehlt in A; Wehrpflichtige vom Editor sinngemäß ergänzt.14   14 Ergänzung des Editors nach dem Wortlaut der hier referierten §§  23 und 24 des Auswanderungsgesetzes vom 9. Juni 1897, in: Deutsches Reichsgesetzblatt, Nr.  26 vom 17. Juni 1897, Nr.  2393, S.  463–472.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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A 12

bis z[um] Ausschiffungshafen zu richten[.] oEs kann Bef[örderung] bis zum definitiven Aufenthaltsort auferlegt werden in den Conzessioneno Beförderung auf Credit verboten, insbes. Indenture | p|:3.:|q

Einw[anderungs]Pol[itik]p

r〈|:Nordamerik[anische]

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Text 2

s1.)

Nordamerikas

3. Einwanderungspolitik

Landpolitik:|〉r

1. Nordam[erika]

|:Zunächst:| 〈Einw[anderungs]P[olitik]〉 = |:a):|t Landpolitik:

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Nach Unabh[ängigkeit] Abtretung des unoccupierten Landes d[urch] Einzelstaaten an die Union Land office 1790 Zuerst in großen Complexen verkauft (4000 acres) billig ohne Colon[ial]-Erfolg uFortentwicklung:

25

1. Periode:u 〈Dann aber |:Politik.:|〉 Vermessung quadratisch in Stücke à 40 acres – Ausgeschl[ossen] die Indianer-Reservationen Dann Aufgebot zu e[inem] Minimalpreis g[e]g[en] baar zur Auktion

o–o  Einschub vom untersten rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  p–p  Einschub am linken obersten Blattrand.   q  In A folgt mit hellerer Tinte ergänzt eine gestrichene Markierung, die mit der gleichen Markierung auf A 13r, unten, S.  361, Text 1, mit textkritischer Anm.  d, korrespondiert.   r–r Gestrichene Ergänzung am obersten Blattrand.   s–s A: V[ereinigte] Staaten; Gliederungsziffer gemäß Max Webers Gliederung auf A 10v, Text 2, und seinen Gliederungskorrekturen auf A 13v, Text 1, unten, S.  363, eingefügt und Korrektur der Überschrift gemäß Max Webers Verweisen auf A 13r, unten, S.  363 mit textkritischer Anm.  i, und der Überschrift 1.) Nordamerika b) …, unten, S.  361, Text 1.   t  Mit Bleistift.   u–u  Am linken Blattrand.  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Nicht erstandenes occupiertes Landv g[e]g[en] Preis 5 Jahre steuerfrei Squatters haben Vorkaufsrecht 1819 3 $15 Minimalpreis, dann 11/4 (5 M) pro acre (selten überstiegen) So: Landspekulation gehindert. Zurückbehaltung von „Schachbrettflächen“ f[ür] öff[entliche] Zwecke Nur Einzelhof- u. Städtegründung, kein Dorf. w2. Periode:w

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Eisenbahn-Privilegien der PacificBahnen 10 Meilen Land beiderseits der Linie unter Bau-Bedingung xEisenbahn macht Goldw[äscher]Siedlung überhaupt erst möglich. Nicht yproletarii, sehr freiey E[isen]B[ahn]Station das erste Gebäude Ziel: Entwicklung u. Erhaltung des bäuerl[ichen] Charakters der Siedlung (Kampf g[e]g[en] Süden)x Die E[isen]B[ahn] verkaufte dann Reports der U[nion] Pacific Urspr[ünglich]: große Unternehmen dann: planmäßige Colonisation Zugleich: Preemptiona u. HomesteadLaws

v  Fehlt in A; Land sinngemäß ergänzt.   w–w  Am linken Blattrand.   x–x Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   y–y Unsichere Lesung.  a A: Preemtion   15 Max Weber folgt in diesem Absatz vermutlich den Ausführungen Hasse, Kolonien, S.  713; demnach lag der feste Minimalpreis bis 1819 bei 2, nicht 3 $.

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1 1839 in Texas zuerst 〈Exemtions-

privilegien〉16

|:Preemptionb:|: |:Vorzugs-:| Recht 〈des Erwerbens〉 |:auf das:| Erwerben von Land auf Grund der Urbarmachung u. Bebauung desselben Erklärung, es erwerben zu wollen, innerhalb 3 Mon[aten] nach Niederlassung Bezahlung innerhalb 30 Monaten. Preis je nach Entfernung von EisenbahnConzession bis 160 acres Homest[ead]: 80 a[cres] 〈schon〉 ohne Zahlung nach 7 Jahren bei Rückenbesitz. Dabei: Exekutionsprivilegien: nur f[ür] Hypotheken teilw[eise] auch f[ür] diese nicht Sicherung der Familien 〈-Existenzen〉 Diese später Einzelperson (Spekulanten)c |

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[A 13r]

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d e〈2.〉

1.) Nordamerika. b) Einw[anderungs]Politike Erst spät Einwanderer-Schutz 1819 erstes Gesetz, unwirksam 1855 wirksamere Bestimmungen: Raum, Lüftung, Nahrung, – Fürsorge bei Landung

b  A: Preemtion  c Am linken unteren Blattrand in Bleistift Verweis: b) Einw[anderungs]Pol[itik] s. andren Zettel, der sich auf A 13v, unten, S.   363, Text 1, bezieht.   d–d (S.  363)  Textpassage von der Blattmitte gemäß Max Webers Verweis, oben, Text 1, textkritische Anm.  c, hierhin verschoben. In A geht der Verweis voraus: a) Landpolitik s. Anlage, der mit der gleichen Markierung oben, S.  359, Text 1, textkritische Anm.  q, korres­ pondiert.  e–e  Auf dem linken Blattrand.   16  Der Schutz des Heimstättengesetzes vor Zwangsvollstreckung (Exemtionsprivileg) galt in vollem Umfang für Familien zur Vermeidung von Obdachlosigkeit und Vernichtung ihrer Existenzgrundlage. Max Weber folgt in diesem Absatz vermutlich den Ausführungen von Sering, Heimstättenrecht, S.  449 f. Vgl. auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  342.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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Einw[anderungs]-Amt Aber noch Interesse an Einwanderung, daher nicht sehr streng f[ür] Passage 1882 wirksamere Bestimmungen Mit 80er Jahren Beginn der Einwanderungs-Abwehr. Maßgebend die Arbeiter-Interessen u. Armenlast – Bev[ölkerungs-] Problem 1882: Landungsgebühr 50 cts Verbrecher u. Hülflose abzuweisen f1885 strafbar Einfuhr von „Contrakt-Arbeitern“ d. h. Leuten, die schon Contrakt haben Ausgen[ommen]: Dienstboten, gelernte Arbeiter, wenn der Beruf noch nicht in den V[ereinigten] St[aaten] existiert u. anderswoher nicht zu erhaltenf 1883–88 zw[ischen] 300–1000 Pers[onen] jährl[ich] abgewiesen! 1891 Außer jenen alle, deren Überfahrt Andre bezahlt haben gSchaffung des Superintendent of Immigrationg („Contrakt-Arbeiter“ dahinter vermuthet – wo dies nachweislich nicht, zugelassen) 1893 Musterung noch strenger: bei Einschiffung hat Capitän zu prüfen:   Nationale Chargenh 17

f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  g–g  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.  h  Unsichere Lesung.   17  Mit dem zuvor gemeinten Gesetz vom 3. März 1891 wurde die Musterung der Einwanderer strenger und chinesischen Arbeitern die Einwanderung in die Vereinigten Staaten erneut verboten. Max Weber folgt hier dem Druckfehler bei Mayo-Smith, Einwanderung, S.  241 f.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

Text 2

  wer hat Fahrkarte gezahlt?   wie viel Geld? – mindestens 30 $ bei Ankunft d[urch] Superintendent 1893/4: 2400 = 7–8% zurückgewiesen davon 1500 Contraktsarbeiter18 d i |

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A 13v Einwanderungspolitik 10 〈1.〉 2.j der engl[ischen] Colonien: seit

2. Engl[ische] Colonienl |

Autonomie in ihrer Hand Landverkäufe u. Zuwanderunterstützung ka)

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Landpolitik nach Art der amerikanischen Nur in Australien Anfangs: Viehzüchter-Politik Licences-Act – billige Verpachtung zur Viehzucht Später: anti-viehzüchtlerisch Arbeiter g[e]g[en] ViehzuchtsCapitalismus Landverkauf u. Homestead Law Diese bes. in Canada

b) Einw[anderungs]Politik:k Typischer Gang der Politik 1. Periode Nachfrage |:von Unternehmern:| nach Arbeitern – Land vorhanden, aber keine Arbeitskräfte u. Arbeitsteilung i  In A folgen zwei Verweise; der erste mit Bleistift: Chinesenpolitik. Er bezieht sich auf A 14r, unten, S.  374, Text 1. Der zweite Verweis umst[ehend] bezieht sich gemäß Max Webers Markierung auf Blatt A 13v, unten, Text 1, mit textkritischer Anm.  j, das daher im Anschluß folgt.   d  (S.  361)–d  Textpassage von der Blattmitte gemäß Max Webers Verweis, oben, S.  361, Text 1, textkritische Anm.  c, hierhin verschoben […].   j In A gehen ein Verweis und eine Markierung voraus. Gemäß Verweis und Markierung 1. Nord­amerika s. umstehend folgt A 13v im Anschluß an die verschobene Textpassage d–d von A 13r, oben, Text 1, mit textkritischer Anm.  i.   k–k  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   l  In A folgt ein mit Bleistift gestrichener Absatz, spiegelverkehrt am unteren Blattrand, als nicht zur Vorlesung gehörend entnommen.   18  Nach den Angaben bei Mayo-Smith, ebd., S.  243 f., auf den Weber sich hier vermutlich bezieht, wurden von 288 020 Einwanderern 2389 abgewiesen (davon 1533 Kontraktarbeiter). Das ergibt eine Ablehnungsquote von 0,8 %.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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teils als Landarbeiter “ “ Bergarbeiter “ “ Handwerker 2. Periode Erstarken der Arbeiter. Deren Interessen werden maßgebend: a) Nachfrage nach Bauern 〈u. Capital〉

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b) Monopolisierung des A[rbeits]Marktes Daher: 1) Aufhören der staatl[ichen] Unterstützung 2) Einschränkung der Einwanderung auf Capitalbesitzer Capital-Import Am systematischsten Australien: „Nominationsrecht“ zunächst aller Colonisten Colonie 〈Staat〉 giebt Zuschuß zur Reise dann der Landkäufer. Entweder Kaufsumme deponiert u. bis 80% des Depots Arbeiter importiert Oder wer eingeführt hat, erhält, wenn der Importierte nach 2 Jahren noch in der Colonie ist, g[e]g[en] Importquittung Land Einstellung der staatl[ichen] Unter­ stützung auf Verlangen der Arbeiter 1873 in Victoria, 1885–94 in den übrigen außer W[est]australien Einw[anderungs]Schranken 1865–85 allmälig g[e]g[en] alle Bresthaften u. ev. UnterstützungsbedürftigWerdende Sicherheitsleistung des Capitäns f[ür] 5 Jahre Vorlagen: die „Contraktsarbeiter“ d. h. Streikbrecher – Arbeiterpolitik Daneben: schon in der Goldzeit Chinesen: 1855 nur auf 10 Fremde 1.

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

365

Text 1 mVictoria

1885/90: 1 auf 500 Trend Bergbau d[urch] sie verbotenm Abgabe 10–100 £ Kopfsteuer Zahl nimmt nicht zu: 42 000 | A 13r

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Südafrika: 40er Jahre: Prämien auf Dienstboten, Landarbeiter, Handwerker n1855 Deutsche l[au]t Vertrag mit Hausplatz an der Kafferngrenze 4000n 1879 Colonisten zahlen 1/2 des Fahrgeldes f[ür] Dienstboten u. Landarbeiter seit 1892 nur noch weibl[iche] Dienstboten Natal: F[ür] Dienstboten, Land- u. Bergarbeiter, Handwerker Nominationsrecht 50er Jahre 1894 nur noch Verwandte 1876 Ansiedlung von Colonisten, 〈Capitalgeschäft,〉 in Europa angeworben, Landausstattung je nach Capitalbesitz 1894 aufgeh[ört.] Arbeiter: Kulis-Import Canada: Anf[ang] 70er Jahre, 1888 aufgeh[ört] Also: überall Abwehr Mittelloser, Capital-Verlangen.o

A 15 3.)p Südamerik[anische] Einw[ande30

rungs]Pol[itik]

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Brasilien 1807 unter 41/8 Mill. nur 800 000 Weiße Hinderung der Zuwanderung |:d[urch]:| die Sklavenarbeit. Erste Einschränkung reell 1850

m–m  Am Textrand steht diagonal zu diesen Zeilen mit dunklerer Tinte der Verweis: Rassenpolitik s. u. Er bezieht sich auf die Blätter A 17–A 20 und A 14r/v, unten, S.  369–376, Text 1.   n–n Einschub am rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   o  In A folgt verschobene Textpassage d–d, oben, S.  361, Text 1.   p A: c) ; vom Editor korrigiert gemäß Max Webers Gliederungsziffern.  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1

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bis dahin Import Ansiedler naturalw[irtschaftliche] Bauern. 1850: Wakefield’s System: Vermessung der Ländereien. Nur an vermessenem Eigentum bis 1000 ha Andere verkauft: Erlös f[ür] Einw[anderungs]-Unterstützung. Col[onien] im Süden: Sta Catarina: d[urch] privil[egierte] Gesellschaften – deutsche insbes. Klima Sklavenverbot 1867 Staatl[iche] Colonisation Distrikte vermessen Stadt- u. Landloose Zuweisung unter Bedingung des Hausbaus binnen 2 Jahren Unverkäuflich bis zur Zahlung – diese in 5 Raten Selbstverwaltung, eigene Verfügung über Erlös Aber: nur 3300, Grund: Sklavenarbeit – misglückt 1871 Nachwuchs der Sklaven frei: Nun: Beginn der italien[ischen] Zuwanderung Werbungen u. Gratis-Import. Gewaltige Kosten 1870–80 ca. 200 000 Pers[onen] 1880 Beseitigung der Unterstützung – Sinken 1888 Sklavenfreiheit – Nun gewaltige Zunahme 1889–94: 600 000 1890: Colonis[ations]Gesetz Ausschluß v. Asiaten Afrikanern, Arbeitsunfähigen Überfahrt u. 〈Zuschuß〉 |:Freier Transport zum defin[itiven] Ort:| f[ür]:

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1

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Bauernfamilien ledige Männer zw[ischen] 18 u. 50 Handwerker, Gesinde Landzuweisung |:D[urch] |:prämiierte:| Unternehmer, diese sollen übernehmen::| 13,2 km höchstens v. Markt uncultiviert mindestens 500, cultiv[iert] 300 ha – 10 Jahresraten Preistaxen q1893 Großer Contrakt über 1 Million (gegen Parlament) Import von 90% Bauern, 10% Handw[erkern] Nationale Mischung 60% dürfen von einer Nat[ion] sein Seit Anfang 1. Jahrz[ehnt]:          700  000 Italiener          130.000 Spanier           90.000 Deutscheq Also: noch Bauern-Col[onie] klimatisch differ[enziert] |

A 16 2. Innere Bev[ölkerungs]Bewegung – 25

Freizügigkeit. 〈2)〉 Binnenwanderung.

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Schranken der Freizügigkeit in der Vergangenheit: teils grundherrliche – g[e]g[en] die Stadtentwicklung – Verh[inderung] des Abzuges so Fr[iedrich] II. 1220 u. 1232 g[e]g[en] die Muntmannen u. Pfahlbürger (Abzugsschein) und die Landstände seit 16. Jahrh. teils von Dorf- u. Stadtgemeinde – Verh[inderung] des Zuzuges, insbes. seit Armengesetzgebung teils territoriale – wegen Steuern Deutschl[and] Nachsteuer justi­ ficiert d[urch] R[eichs]a[bschied] 1530 q–q  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 〈gesteigert d[urch] Art.〉

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Paßzwang Ende 18. Jahrh. auch f[ür] vorübergehende |:interlokale:| Wanderung meist. Innere Freizügigkeit      in Frankreich seit Revolution in Preußen 1804 d[urch] Verwaltung, 1842 d[urch] Gesetz anerkannt. In allen anderen Staaten Versagungsrecht der |:Zuzugs-:| Erlaubnis der Gemeinden dag[e]g[en] keine Versagung der Abzugserlaubnis – seit Bauernbefreiung Interterritorial in D[eutsch­ land]: vertragsmäßige Beseitigung der Nachsteuern Maßgebend: Ges[etz] v. 1.XI.[18]67 Intercommunale u. interterritoriale Aufenthalts- u. Niederlassungsfreiheit Nur: Armenrecht: g[e]g[en] Erwerbsunfähige u. Unterstützte von Unterst[ützungs]Wohnsitz-Erwerb Sicherheitspolizei Bewegung dagegen: von agrarischer Seite: Verlangen, daß Zuzugsgelder von Städten erhoben werden. |

§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1 §  7. |:Anhang::| Rassenpolitik

A 17

1. Die Sklaverei

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Die |:moderne:| Sklaverei 〈ist〉 |:war:| Rassensklaverei Folge von 1) der mittelalterl[ichen] europ[äischen] Wirtsch[afts]-Org[anisation] Sklavenmarkt noch in Karolingerzeit   in Genua 12. Jahrh. Skl[aven]-Zoll 2) kirchl[icher] Gemeinschaft. Nur der Heide soll Sklave sein Urspr[ünglich]: der Slawe. Wiedererstehen auf überseeischem Boden als Form der Ausbeutung der fremden Rasse Insbes. auf tropischem Boden |:a):| als Folge der Unfähigkeit der freien Arbeit (diese Produkt der gemäßigten Zone) 〈Indianer Sklaverei von Kirche gehindert (Las Casas) Daher: Neger die 〈Träger〉 |:Unterlage:| der Sklaverei Plantagen-Cultur: tropische Rohstoffe u. |:Massen-:|Consum-Artikel Grundlage.〉

b) als Folge des Seltenheits-Guts-Char[akters] der freien A[rbeit] auf colonialem Boden Hoher Preis Daher: Form der gebundenen Arbeit a) indenture – Abverdienen b) Sklaverei Indianer-Skl[averei] teils d[urch] Kirche gehindert teils d[urch] Rassendisqualif[ikation] daher Neger | Neuzeit:r A 18r Naturalwirtsch[aftliche] Sklaverei im Orient – geldwirtsch[aftliche] (Plantagen-) Skl[averei] in den überseeischen Colonien. 16. Jahrh.:s Wiedererwachen des Sklavenhandels als Negerhandel. Nur die Neger seitdem Träger der Sklaverei Wirtsch[aftliche] Unterlage: Zuckerrohr u. Baumwolle Coloniale Plantagenwirtschaft – spezif[ische] W[irtschafts]Form der tropischen Colonien Extremer Capitalismus auf agrar[ischem] Gebiet

r  Am äußersten linken Blattrand.   s  Am äußersten linken Blattrand.  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 Dad[urch] die furchtbaren Greuel: Sklavenjagden Nur teilw[eise] – in Frankreich – Familienzusammenhalt. N[eger]Handel lukratives Geschäft N[eger]Zölle Einnahmequelle N[eger]H[andels]Privilegien hoch bezahlt England hat seit Utrechter Frieden 1713 H[andels]Monopol nach span[ischen] Colonien, nach 1748 erneuert Rückschlag: soziale Gründe |:Antipathie g[e]g[en] Art der Wirtsch[afts]Ordnung:|: |:bürgerl[iche] Reaktion:| g[e]g[en] die Pflanzer-Aristokratie u. ihre polit[ische] Herrschaft Sperrung für freie Massenzuwanderung d[urch] Sklaverei Platz dafür! tGewaltiger Sklaven-Verschleiß (Abnehmend) in Westindien g[e]g[en] vorher Zunehmende Teuerung, abnehmende Rentabilitätt Deshalb: in amerik[anischen] Colonien z. T. seit Krieg 1776 Nordstaaten Daneben: ethisch-naturrechtl[iche] Reaktion Conventsbeschluß von 1794 Aber: dies nicht durchschlagend: 1802 wieder hergestellt. Agitation zunächst g[e]g[en] Skl[aven]-Handel Will[iam] Wilberforce in England: 1806 Verbot19 1815 Deklaration der Wiener Congreßmächte Kampf d[a]g[e]g[en] faktisch d[urch] England geführt (nachdem es einmal selbst sie aufgehoben hatte) 1832: Emancipation der Staats-(Domänen)Sklaverei in den engl[ischen] Colonien 1838: Aufhebung der Privatsklaverei (Entschädigung, Übergangszeit) u|:Ebenso 〈In〉:|: 〈In [?? ??]〉 1813 Argentinien 1821 Bolivia,20 1829 Mexico Befreiung 1839 Gregor 〈IX.〉 XVI.v: Verbot der Verteidigung des Negerhandels Frankreich: 1845, 1848 aufgehoben

t–t Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. Vom Editor am Ende des Einschubs wiederholtes deshalb gestrichen.   u–u (S.  371)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  v A: XIV.   19  Das Verbot des Sklavenhandels wurde im britischen Parlament 1807 per Gesetz verabschiedet und trat 1808 in Kraft. Max Weber folgt hier vermutlich den Angaben von Grünberg, Unfreiheit, S.  335. 20  Mit der Gründung Boliviens 1825 wurde dort die Sklaverei verboten.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1

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Damit aber: Stärkung der Sklaverei in Nordamerika u. den übrigen Gebieten Hier nunmehr Zucker u. Baumwolle. 〈Insbes.〉 Zucker d[urch] Rübenzucker zurückgedrängt Baumwolle Hauptträger Darauf Geist der engl[ischen] freien A[rbeit] der amerik[anischen] unfreien A[rbeit]u | Somersett Jim 1771 |

A 18v

Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten insbesondere

A 19r

Levy v. Halle Baumwollprod[uktion] u. Pflanzungsw[irtschaft] in den nordam[erikanischen] Südstaaten L[eipzig] [18]97 wKlimat[isch]

15

im Süden begründet. Überall bis zur Unabh[ängigkeit] vorhanden: 1790: 33% Aber im Nordw[esten] die indentured servants vorwiegend, nur 〈wenige〉 |:1–2:|% Sklaven (Haussklaven) Bei 〈Verfassungserklärung〉 |:Unabhängigkeitserklär[un]g:| wollte Jefferson Passus betr. Sklaverei einfügen – nahm Abstand 〈Bei Verfassung drohte Georgia mit Austritt〉

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Sklaven-Import 1774 verboten (Schädigung des engl[ischen] Handels[)] 〈1776〉 Bei Verfassung drohten die Südstaaten mit Austritt Washington u. Jefferson selbst Sklavenhalter. – Trotzdem 〈Glaube, daß〉 Hoffnung, daß die Skl[averei] von selbst erlöschen werde mit Fortschritt der Bebauung. Grund: Nur Raubbau möglich vor Baumwolle Extensive Arbeitsausnutzung, schlechte Arbeit Daher unrentabel auf die Dauer, bei steigendem Bodenpreis (so bes. bei Tabak, dem Schwerpunkt der Sklavenproduktion) Sklavenziffer sank, nicht absolut, aber relativ: v. 19 auf 18%w Entwicklung der Baumwollcultur d[urch] Erfindung des „cotton gin“ d[urch] Whitney e[iner] 〈Enthaft〉 |:Entkörnungs:|maschine, welche die in V[ereinigten] St[aaten] angebautex kurzfaserige Baumwolle concurrenzfähig machte. Damit Umgestaltung der Wirtschaft der Südstaaten: Ende 18. Jahrh. verkehrlos, städtelos Große Plantagen vereinzelt an Flüssen Naturalwirtschaft Schwerpunkt, daneben Plantagenprodukte: im N[orden] der Südstaaten Tabak, im S[üden] Reis, daneben Indigo f[ür] Zucker zu nördlich, f[ür] Weizen zu südlich u (S.  370)–u  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  w–w  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  x A: gebaute  

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 Die Pflanzer aristokratische Grundherrenklasse, nicht Landwirthe 〈Höchste Rentabilität〉

Nun Umwandlung: Einseitige Exportrichtung der südl[lichen] Landwirtsch[aft] Werthsteigerung der Sklaven (300–500 $ 1790–1810) “ des Bodens Aufhebung des Einfuhr-Verbots d[urch] South Carolina 1800 –1810 40 000 importiert Nachher strenge Durchführung, trotzdem Schmuggel bis 1860 〈Die nördl[ichen] Südstaaten Sklaven-Züchter Der Süden Skl[aven]-Verbraucher〉

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95% der Schwarzen in den Südstaaten 〈Missouri-Compromiß: 36° 30‘ n[ördlicher] B[reite] Grenze halten〉

Zunahme dort schneller als die der Weißen. In den Baumwollstaaten auf ca. 40% 1810 ansteigend |:Maximum South Carolina 60% Schwarze:| Im Ganzen die Weißen schneller. | A 19v

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yAristokratische Verfassung

Plantagen-Großbetriebe. Damit: keine freie Arbeit – Ursache u. Wirkung zugleich Strenger Abschluß der Sklaven Hinderung freien Gewerbes (wie überall) Entweder: selbst hergestellt d[urch] eigene Handwerker Oder: importiert dünne Schicht geringe Comfort-Entwicklung Kleidungs- u. Schmuck-Luxus Keine Städtebildung Damit: keine Bauern möglichy Rechtsstellung der Sklaven: Nur Leben u. Verstümmelung Kein Familienschutz Nähr- u. Kleidungspflicht teilw[eise] Max[imum]-Arbeitstag (14–15 St[unden]) teilw[eise] Sonntagsruhe Paßzwang, Aufsichtszwang, Verbot der Erziehung im Lesen – Verbot der „Mietung eigner Zeit“21 Schneller Verschleiß auf den großen Plantagen des Südens (ca. 7 Jahre) bei höchster Rentabilität: Zukauf. Hemmung des Imports: daher die Nord-Südstaaten (Virginia) Züchter von Sklaven y–y  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   21  Bei Levy von Halle, Baumwollproduktion, S.  239, dem Weber hier offensichtlich folgt, heißt es: „Sklaven durften in den meisten Staaten nicht ihre eigene Zeit mieten, d. h. nicht gegen Zahlung einer bestimmten Summe sich selbständig eine Beschäftigung suchen“.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1

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Qualitäts-Zucht Mulatten-Zucht Soziale Verh[ältnisse]: Nur der Sklavenbesitzer sozial geschätzt (außer Pflanzern und Großkaufleuten) „armer weißer Dreck“22 daneben Daher: keine Zuwanderung von Weißen Abwanderung der Weißen nach den Nordstaaten Bei 12 1/3 Mill. Bevölk[erung] 1860 385 000 Sklavenhalter = ca. 1/5 der Familien Darunter ca. 32 000 aristokratische Großpflanzungen mit Aufsehern Aber: Rassenhaß bindet die Armen an Pflanzer zSteigender Sklavenpreis Vermehrung 3% pro Jahr Baumwollnachfrage 9 % “ “ 1800 300–400 $ 1860 800–1000 “ (höchste 2500 “) Nur die größten können sie zahlen Concurrenzfähig nur bei billigem Boden Daher expansive Tendenzz Rasende Schnelligkeit der Siedelung, dann aber Stockung: 1790 N[orden] u. S[üden] gleich viel Einwohner 1860 N[orden] 50% mehr “ |:Wie überall bei Großgrundbesitz::| Die Grundherren des S[üdens] die Staatsmänner der Union (Calhoun) Kampf zw[ischen] Sklaven um u. Geldkapital um die Macht im Staat Ethische Bewegung (Garrison) im Norden Wettrennen um Siedelung: Missouri-Compromiß 36° 30‘ Grenze Krieg g[e]g[en] Mexico 1850 neuer Compromiß – Sklavenjagd Aber: an Plateaus ein Ende – Californien (Gold) freier Staat.23 Schließlich: Verlangen nach Aufhebung des Handelsverbotes 1859 („heilige Schrift“)24 Krieg 1865 Lincoln. |

z–z  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   22  Zu den „armen Weißen“ („Poor White Trash“) vgl. Levy von Halle, ebd., S.  256 f. 23  Vgl. dazu Levy von Halle, ebd., S.  199: Die nach dem Krieg mit Mexiko neu hinzugewonnenen Südterritorien boten nicht – wie erhofft – die Voraussetzungen für eine Plantagenwirtschaft: „So sah man der Sklaverei einen ehernen Verschluß an jener Seite vorgelegt, wo man bisher zuverlässig auf ein Ventil für sie gehofft hatte. Im Norden wurde dies als eine ‚Verordnung der Natur und der Wille Gottes, geschrieben auf die Berge und Plateaus von New Mexico‘ angesehen“. 24  Die Aufhebung der Sklaveneinfuhrverbote in die Vereinigten Staaten hatte J. D. B. De Bow mit der Bibel begründet; vgl. dazu Levy von Halle, ebd., S.  211 f.

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2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 A 20

aBrasilien

1888. – 〈Conzentr[ation]〉 1890 Gem[äß] Akte der Brüsseler Conf[erenz] – In allen christl[ichen] Staaten frei (teilw[eise] Landconfiskation, meist zurückgegeben)a

Nach Emancipation: 1. Zusammenbruch der 〈Pächter-〉 |:Pflanzer-:|klasse – teilw[eise] Land an Neger vergeben Parcellenpacht an Neger – der Pflanzer wird, Rentier oder kleiner Farmer Diese |:neuen Landwirthe:| ökonomisch hülflos – bedürfen der Vorschüsse Nördl[iches] Kapital leistet sie, schreibt d[a]g[e]g[en] Bewirtschaftung vor (Schuldknechtschaft) Dad[urch] Aufschwung der Baumwollproduktion 2. Conzentration der Neger in den klimatisch ihnen günstigeren Gebieten 80 % aller Südcarolina, Georgia, Alabama, Mississippi, Louisiana Hier mehr Neger als Weiße Verdrängung der Weißen Also: lokale Rassenscheidung Hier lokaler Cultur-Collaps – Völliger Traditionalismus der Bedürfnisse (besser, wo sie kleine Minorität bilden) Politisch vollst[ändige] Unreife.

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Wo der Traditionalismus klimatisch mögl[ich] ist, Begünstigung der Negerrasse. Schnellere Vermehrung in Westindien Langsame in den Nordstaaten Der Capitalismus auf Grundlage freier Arbeit teilw[eise] klimatisch bedingt | A 14r

2. Die Chinesenfrage

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Tüb[inger] Z[eitschrift] 83 Sartorius v. Waltershausen25 bAusw[anderung]

nach: Indien Australien Br[itish] Columbien V[ereinigte] Staaten Mexiko Westindien Südamerika Afrika Ist nur: Ausw[anderung] auf Zeitb

a–a  Zusatz am obersten Blattrand.   b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   25  Gemeint ist: Sartorius von Waltershausen, Chinesen.

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§  7. Politik der Bevölkerungsbewegung

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Text 1

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Träger im Wesentl[ichen] die V[ereinigten] Staaten Ersteres Erscheinen bei Goldfunden 1850 – Rückkehr nach 5–7 Jahren jeweilig Import monopolisiert d[urch] 4, später 8 Kaufmannsgesellschaften Diese werben Chinesen an, strecken Fahrgeld vor, g[e]g[en] Indenture-Contrakt Fester landsmannschaftl[icher] Zusammenhalt der Chinesen – cBerufs- u. Heiraths-Gemeinschaft Produktion[s]association u. Consumverein naturgewachsen Kaufen nur gemeinsamc dKartell der chines[ischen] Händler in San Francisco u. Filialen in China. Ebenso:d Gruppenakkord mit eiserner Disciplin Fakt[ische] Autonomie u. Exterritorialität: Chines[ischer] Eid nicht anerkannt Chinesen schwören jeden vor sich nieder Lynchjustiz (Verhungern, Prügel, Mord) In ungelernter A[rbeit] zuerst. Hier am leistungsfähigsten (Bergbau, Landwirtschaft |:Bahnbau:|) (Großbetriebe) dadurch begünstigt Dann Eindringen in die |:Hausindustrie:| 〈gelernte Arbeit〉 u. Dienstboten, schließl[ich] in das Handwerk. Cigarrenindustrie ungel[ernte] Textilzweige: Spinnerei, Näherei Bei gleicher Leistung gleiche Nahrung. Überlegen nur: d[urch] Familienlosigkeit Dad[urch] Lohn-Unterbietung Gewaltige Geldsummen nach Hause geschickt Jedenfalls: In Tropen u. Subtropen den Weißen positiv überlegen Consumieren nichts in Am[erika]: Alles aus China bezogen eHöhepunkt der Einw[anderung] 1873/5 ca. 15–18 000 pro Jahre |:Schon:| 1855 Einw[anderungs]Taxe v. 55 $ – inconst[itutionell] 1858 californ[isches] Verbot – inconstit[utionell] Zoll auf Rind Anti-Zopfgesetze Leichen-Ausfuhrzoll Wäschergesetz (wer keinen Wagen benutzt, zahlt höhere Lizenz)26 1880 Vertrag mit China: Regulierung gestattet.

c–c Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d–d  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   e–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   26  Auch diese Bestimmung zielte auf die Chinesen, denn jene trugen die Wäsche in Körben aus.

376

2. Buch: Politik der Bevölkerungsbewegung

Text 1 1882: Einw[anderungs]Verbot auf 10 Jahre f[ür] Arbeiter (nicht andere) Die Vorhandenen erhalten Rückwanderungsscheine im Fall zeitweil[iger] Rückkehr. Damit Misbrauch. 1892 auf 10 Jahre verlängert – Photographie im Paß (Paßzwang) | A 14v

Also: bisher erst in den ersten Anfängen e[ine] positive Politik Erkennbar nur: 1. klimat[ische] Bedingtheit der freien |:weißen:| Arbeit vielleicht der Überlegenheit freier A[rbeit] überhaupt 2. Unmöglichk[eit] einer Arbeitsmarktgemeinsch[aft] mit Rassenfremden. Behauptung der sittl[ichen] u. Cultur-Eigenart bedroht Damit Unmöglichk[eit] e[iner] |:Austausch- u.:| Wirtsch[afts]Gemeinsch[aft] auf gleichem Fuße. |

5

10

3. [Buch] Handelspolitik §  8 Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  8, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

3. Handelspolitik [Deckblatt]

A 21

379

 §  8 Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin

A 22

379

  1. Vorbereitet

A 22

379

   a) durch den Umschwung der Theorie

A 22

379

   b) durch die allgemeine Situation Englands

A 22

379

   c) die Interessenlage der englischen Produktion im Einzelnen

A 23

379

    1. Textil-Industrie

A 23 A 24

379

    [2.] Eisen-Industrie

A 25

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   Hauptsächlich aber: Änderung der Art und Bedeutung des Agrarschutzes

A 26

382

    Ergebnis: zunehmend gemeinsame Front der Industrie gegen die Landwirtschaft

A 27r

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   Verlauf des Kampfes

A 27r/v

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  2. Freihandelsdoktrin

A 28r/v

386

Mit §  8 beginnt das 3. Buch „Handelspolitik“ – auf dem Deckblatt heißt es schlicht: „3 Handelspolitik“.1 Es umfaßt die §§  8 bis 13 und behandelt damit einen weiteren der von Weber sogenannten „Hauptzweige der Volkswirtschaftspolitik“.2 1  Zur alternierenden Bezeichnung als Buch oder Kapitel vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  87 f. 2  Zur Einteilung der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ in einen „1. Historischen und allgemeinen Teil“ und einen 2., allerdings von Weber nicht explizit so benannten „speziellen Teil“, vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  107.

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3. Buch: Handelspolitik

Die „§  8 Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 21–A 28, lassen sich einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Die vom Editor gewählte Abfolge der Blätter stimmt mit der des Archivs überein. Die Blätter haben OktavPapierformat, allerdings mit kleineren Abweichungen in der Blattbreite. Die Ziffer „8“ ist hinter dem §-Zeichen mit Bleistift eingefügt. Schon in den vorangegangenen §§ war Weber mit der Zählung offenbar durcheinandergeraten und hat sich jeweils nachträglich korrigiert, in §  7 ebenfalls mit Bleistift.3 Die Blätter haben bis auf Blatt A 27r/v ein vergleichsweise ordentliches Erscheinungsbild und enthalten nur wenige Einschübe und Korrekturen. Sie wirken wie eine Abschrift, die von einer vorangegangenen, womöglich unsauberen Vorlage ins Reine gebracht wurde. Auf den Blättern A 22–A 26 sind nur die Vorderseiten beschrieben, auf A 27 und A 28 dagegen auch die Rückseiten. Über die Entstehungszeit der Textfolge läßt sich nur spekulieren. Für die Abfassung von A 22–A 25 bezieht sich Max Weber auf die auf Blatt A 22 (unten, S.  379) explizit genannte Studie von Adolf Held, Zwei Bücher zur socialen Geschichte Englands, die 1881 erschienen war. Auf A 26 – hier berichtet Weber über britische Ausfuhrprämien im Weizenhandel – wiederholen sich Daten, die er bereits im 1. Buch §  3 „Der Merkantilismus und Protektionismus“ genannt hat.4 Webers Referenz für diesen Themenkomplex war Naudé, Die Getreidehandelspolitik der europäischen Staaten, aus dem Jahre 1896. Das spricht für eine Heidelberger Entstehungszeit. Für A 27r/v (unten, S.  383–386) benutzte Weber u. a. eine Monographie von Carl Johannes Fuchs über die englische Handelspolitik aus dem Jahr 1893, sowie die im Stichwortmanuskript nicht aufgeführten Handwörterbuchartikel „Anti-CornLaw-League“ von Theodor Laves und „Ausfuhrprämien und Ausfuhrvergütungen“ von Wilhelm Lexis, beide von 1890. Ein Hinweis auf Carl Johannes Fuchs erfolgt zwar bereits auf Blatt A 26, abgerückt mit großem Abstand zum darüberstehenden Text, aber eine explizite Nennung des Titels findet sich erst in §  12.5 Die Einschübe in den Haupttext des Blatts A 27r/v, die dieses Blatt innerhalb des §  8 unübersichtlich wirken lassen, sind nachträgliche Übernahmen aus Textstellen bei Fuchs, Handelspolitik, S.  9–15, zum Teil aber auch aus dem Handwörterbuchartikel „Anti-Corn-Law-League“ von Laves. Auf Blatt A 28r/v „Freihandelsdoktrin“ zitiert Weber dann direkt aus Fuchs die freihändlerische Formel: „take care of imports and let exports t[ake] c[are] of themselves“, und bindet Informationen in seine Notizen ein.6

3  Vgl. oben, S.  344 mit textkritischer Anm.  a. 4  Vgl. oben, S.  263. 5  Fuchs, Handelspolitik, unten, S.  440. Daß Max Weber Fuchs’ Monographie und andere handelspolitische Schriften von ihm gut kannte, geht bereits aus einem Brief Max Webers an Adolph Wagner vom 1. Januar 1897, MWG II/3, S.  272, hervor. Dieser Brief steht im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Freiburger Lehrstuhls Max Webers, den Fuchs mit Ernennung zum 19. März 1897 erhielt. Vgl. die Editorische Vorbemerkung, in: MWG II/3, S.  255 f. 6  Vgl. unten, S.  387, Anm.  13.

§  8 Englands Übergang zum Freihandel

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Text 1

3. [Buch] Handelspolitik | §  8a Englands Übergang zum Freihandel und die Entwicklung der Freihandelsdoktrin

A 21 A 22

Held, Zwei B[ücher] zur soz[ialen] Gesch[ichte] Englands 1880b 1 5

1. Vorbereitet |:a):| d[urch] den Umschwung der Theorie. dieser d[urch] Verschiebung des Standpunkts der Beurteilung Nicht mehr „Reichtum“, d. h. Macht des eigenen Landes im merkantilist[ischen] Sinn, sondern Glück, materielle Güterversorgung Zweck.

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b) d[urch] die allgemeine Situation Englands: 1. Faktische Überlegenheit der engl[ischen] Industrie, kann Schutz entbehren dies ausschlaggebend 2. Aufhören des Getreide-Exports d[urch] Bev[ölkerungs]-Verm[ehrung] Änderung der Interessen-Constellation 3. Fiasko der Navigationsakte d[urch] Abfall der nordamerik[anischen] Colonien. 4. Undurchführbarkeit technisch; zunehmende Flüssigkeit der Technik und Ökonomik, Unmöglichkeit der Anpassung, zunehmende Interessenconflikte der einzelnen Beteiligten. Die Möglichkeit der Regulierung des Verkehrs und der Arbeitsteilung hört mit schwindender Stabilität der |:techn[ischen] und:| ökonom[ischen] Unterlagen auf. 〈5. Capitalistischer Charakter der engl[ischen] Produktion〉 |

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20

c) die Interessenlage der engl[ischen] Produktion im Einzelnen. Die leitenden Industrien verlieren das Interesse an der Produktion: 25

1. Textil-Industrie Grundlage: die Woll-Industrie (Tuchmanufaktur) – Diese nur in England, in Irland verboten 〈Expor[t]〉 a) Rohstoff: Woll-Export-Verbot, 1622, 1660 erneuert 〈b) Manufaktur: in Irland verboten〉

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d[a]g[e]g[en] in Irland: Leinenindustrie. 〈Finanz〉 Zölle bei Ausfuhr nach England, d[a]g[e]g[en] direkte Ausfuhr nach Colonien gestattet |:– daneben deutscher Leinen-Import:| cdaneben Seide: nur d[urch] Schutzzölle gehalten g[e]g[en] Italien u. Frankreichc

a  Ziffer mit Bleistift.   b A: 1890 > 1880  c–c  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer eingefügt.   1  Held, Zwei Bücher, erschien 1881.

A 23

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Verschiebungen: |:Rohstoff: b) Wollindustrie::| 1. gewaltiger Woll-Export-Schmuggel stetige Klage. Gedanke, alle Schafe zu registrieren (!) Beschränkung des irischen Woll-Exports in das Ausland verlangt England Monopol darauf 2. Verschlechterung der Qualität der engl[ischen] Wolle d[urch] ExportVerbot, welches den Preis drückt.

5

〈Auch quantitativ schließen auch nicht genügend, als〉

Ferner aber: Eindringen der Baumwolle    aus Indien in Europa u. England der Seide           bes. bedruckte Calicos 1699 Verbot des Seidenstoff- u. bedruckten Calico-Imports aus Indien Aufhebung der Tuch-Ausfuhrzölle Nunmehr entstehen Calico-Druckereien in England Kampf zw[ischen] Tuch und Calico: 1720 absolutes Verbot   alles Calico in Gr[oß]br[itannien]  Nur Export gestattet. Damit aber: Kampf innerhalb der Tuchindustrie zw[ischen]   Exportbetrieben, welche Concurrenz des C[alico]  Exports fürchten u. Fabriken f[ür] inneren Bedarf. Entwicklung der Barchent-Industrie (coloniale Baumwolle,   gemischt mit engl[ischem] Leinen)   Kampf dagegen seitens der Tuchindustrie   “ “ “ der 〈Leinweberindustrie〉 Flachsspinner, soweit fremdes Garn. 1736 Gestattung der Barchent-Stoffe, wenn die Kette aus   engl[ischem] Leinen. d〈1766: Verbot aller fremden Seidenwaaren

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25

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 Rohseidenzoll als Finanzzoll behalten〉d



A 24

1774 Arkwright’s Petition: Aufhebung des Calico-Verbots   f[ür] Inlands-Produkte   Durchführung unmöglich geworden: Massen-Artikel. |

Mit Aufhebung des Verbotes 1774 wird der Kampf der Tucher g[e]g[en] dies Vordringen der Baumwolle aussichtslos. Alle techn[ischen] Fortschritte bei Baumwolle gemacht Nötig |:f[ür] Tuch:|: Aneignung der Technik – dafür Freiheit von Zunftregelungen Billiger u. bester Rohstoff – dazu Import. Hiergegen landw[irtschaftliche] Interessen: 1802 Woll-Zoll Seiden-Industrie: 1766 Verbot aller fremden Zeuge Rohseidenzoll beibehalten

d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  8 Englands Übergang zum Freihandel

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Text 1

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Rücksicht auf Indien: Hebung der 〈Roh〉 Seidenzucht dort: Ermäßigung des Zolls zugleich Beseitigung der Lohnregulierungen (Spitalfield’s Gesetze) Leinen-Industrie – notleidend unter deutscher Concurrenz u. vordringender Baumwolle. – außerdem Kampf zw[ischen] England u. Irland (dies d[urch] Klima Standort f[ür] Garn u. Bleicherei) Schwinden des heimischen Flachs- u. Hanfbaus |:Zölle auf Flachs u. Hanf verteuern den Rohstoff – Conflikt mit Landwirtschaft:| 1743: angebl[ich] wegen Steuern auf Seife, die engl[ische] Prod[ukte] verteuern: Exportprämie f[ür] engl[isches] Leinen Verletzung der Interessen v. Manchester – verarbeiten irisches Garn – daher gleichzeitig: Herabsetzung der Zölle g[e]g[en] irisches Garn Hiermit wieder Verletzung der Interessen der schott[ischen] Wollindustrie e1736 Segeltuchmacher verlangen Schutz g[e]g[en] Rußland Vorschlag, nur engl[ische] Segel zuzulassen – Verteuerung für Schiffere 1783 Rückzölle f[ür] Seife b[ei] Export 1787 Hanf-, 1795 Flachsprämien z[ur] Ausgleichung der Zölle Aber alles umsonst, in England sinkende Industrief g19. Jahrh.g Stetiges Vordringen der Baumwoll-Industrie Kampf g[e]g[en] Steuern auf Baumwolle: 1819 modifiziert, 1831 aufgehoben Sie importiert den Rohstoff  ist also „von Natur freihändlerisch“  “ ex “ das Fabrikat  Tuchindustrie – Front-Änderung. Mit Baumwolle Terrain-Abgrenzung, bedroht d[urch] landw[irtschaftliche] Interessen. 1802 Import-Zoll auf Wolle, – schon 1819 um dessen Aufhebung petitioniert 1825 aber: |:Woll-:|Export-Freiheit – weiterer Sieg der Landwirtschaft Nunmehr immer mehr Rohstoff-Import, also freihändlerisch interessiert. Seide – Schutz 1824/5 ermöglicht – Consum-Interesse der Besitzenden. Engl[ische] Seidenindustrie technisch rückständig. Die leistungsfähigen Branchen erstarken, Hebung des Exports hAlso: die aufsteigenden englischen Industrien zunehmend freihändlerisch u. anti-landwirtschaftlichh |

e–e  Umstellung der Textpassage gemäß Max Webers Markierung.   f  In A folgt Textpassage e–e.  g–g  Zusatz am linken Blattrand.   h–h  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 A 25

2.i Eisen-Industrie: Hochofen- u. Wald-Interessenten c/a Fabrikanten. – Noch Holz gebaut. Das Holz wird teurer mit Entwaldung Import schwedischen Roheisens  wegen Billigkeit des Holzes dort,  Verteuerung des Rohstoffes “ Colonial-Roheisens  für die Industrie

〈Die Eisenfabrikanten〉

Die 〈Verbot〉 Fabrikanten wollen Import-Prämien aufs Colonial-Roheisen   Zweck: Hinderung der Fabrik-Entwicklung in den Colonien D[a]g[e]g[en] Hochofen- u. Wald-Besitzer Fabrikanten g[e]g[en] Maschinen-Export-Verbot. Steigende Bedeutung der   Maschinen-Industrie. Nutzlosigkeit der Verbote, Schmuggel, Teil-Export   (1696 Strumpfwirkrahmen, 1750–1774 Textil-Werkzeuge    1785 Eisen-, Stahl-, Knopfmacher-Werkzeuge)   1824/5 für unausführbar erklärt Ähnlich Kampf zw[ischen] Kupferindustrie u. Bergwerken:  Erstere verlangen sliding scale (Exportverbot u. Import-Erlaubnis bei e[inem] best[immten] Preis) | A 26

5

Hauptsächl[ich] aber: Änderung der Art u. Bedeutung des Agrarschutzes. Prämie bei 482 Seit 1760 überstieg der Import den Export. Der Preis stand über 48 sh – die Prämien regelm[äßig] nicht praktisch. Nunmehr seitens der Landwirthe das Schwergewicht auf Einfuhrschranken gelegt. Maximum G[esetz] v. 1815: Verbot bis zum Preise v. 80 sh. darüber hinaus: Einfuhrfreiheit   Dies unhaltbar 1828 sliding scale    bei 73 sh u. mehr 1 sh Einf[uhr]Zoll, bei sinkendem Preis steigend,   bei 66 sh. 20 sh 8 d “ “   weniger + soviel sh als niedriger

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Vieh-Ausfuhr verboten 1833 (Fuchs)3 Also: im Getreidebau festgeklammert. | A 27r

Ergebnis: zunehmend gemeinsame Front der Industrie gegen die Landwirtschaft. Centrale Frage die der landwirtschaftlichen Zölle jUngeheures Steigen der Weizenpreise in England:

i  Gliederungsziffer fehlt in A; 2. vom Editor gemäß Ziffer 1. Textil-Industrie, oben, S.  379, ergänzt.  j–j (S.  383) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   2  England zahlte seit 1689 eine Export-Prämie bei einem inländischen Weizenpreis von bis zu 48 sh/quarter; vgl. dazu oben, S.  263 mit Anm.  15. 3  Gemeint ist: Fuchs, Handelspolitik, S.  10.

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§  8 Englands Übergang zum Freihandel

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Text 1

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bis 1750 Unterschied g[e]g[en] Frankreich nur ca. + 6% stieg bis 1790 auf + 27% während des Krieges auf + 52% 1815–27 + 46% unter der gleitenden Scale 1828–41 + 28% durchschn[ittlich] aber in den letzten Jahren wieder + 37%j Vermischung mit politischer Gegnerschaft Ökonomisch: billigere Löhne, größere Kaufkraft der Arbeiterschaft.4 Wie stellt sich die Arbeiterschaft in diesem Kampf? Zunächst: Fabrikant der unmittelbare Gegner im Kampf, g[e]g[en] ihn Haß Daher Gleichgültigkeit, teilw[eise] Feindschaft. (Chartisten) Das änderte sich seit Nachlassen der polit[ischen] Bewegung und Entstehung der Arbeiter-Gewerkvereine, verbunden mit Steigen der relativen Höhe der Getreidepreise. Verlauf des Kampfes kGesichtsp[unkte]: 1. Vereinfachung

2. Prohibition u. Ausfuhrzölle 3. landw[irtschaftliche] Zölle 4. Fabrikabg[aben] 5. Vereinf[achung] u. Finanzzöllek

20 lStadien

des Freihandels: 1. Canning, 1822/26 2. Peel 1842/45 3. Gladstone 1853/60l

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1822 Ministerium Canning, Huskisson 1823 Leiter des Handelsamtes Letzterer gemäßigter Freihändler Versuch durch techn[ische] Verbesserung, Vereinfachung, Herabsetzung – das System erträglich zu machen Standpunkt des Massen-Consums maßgebend 1825 Herabsetzung der Industrie-Schutzzölle 1828 gleitende Scala. |:1833 Fabrikzölle von 50–80 auf 8–30% für Halbfabrikate noch: Ausfuhrzölle 10% ca. 〈Vieh-Ausfuhr verboten.〉:|

j (S.  382)–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   k–k Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l–l  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   4  Gemeint ist Folgendes: Fallen infolge der Aufhebung der Kornzölle die Getreidepreise, dann hebt dies die Kaufkraft der Arbeiter, und der Arbeitsmarkt tendiert zu vergleichsweise niedrigeren Nominallöhnen.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Aber: in den 30er Jahren Industrie-Krise in England Minder-Absatz im Ausland – nun Produktions-Standp[unkt] auf hohe Löhne geschoben u. darauf, daß das Ausland d[urch] engl[ische] Kornzölle gezwungen werde, industriell zu producieren mseit 1832 Parlamentsreform, Herrschaft der Fabrikanten u. Händlerm 1838 Misernte. Steigen der Getreidepreise Unruhen der Arbeiter. R[ichard] Cobden |:war:| Vorsitzender der H[andels]Kammer Manchester5 (Sohn e[ines] |:kl[einen]:| Farmers, dann in Kattunfabrik, bald als Reisender, dann in Manchester Mitinhaber e[iner] solchen) Petition |:der H[andels]K[ammer]:| an das Parlament um Aufhebung der Lebensmittelzölle. durchgesetzt Beginn der Agitation – Anti Corn Law League, 1839 Vers[ammlung] von Delegierten in Manchester. 1839 Antrag Villiers im Parlament. Torys d[a]g[e]g[en], Whigs geteilt. abgelehnt mit 344 c/a 197 St[immen] nC[obden] für allgemeinen Freihandel geschickt die Forderung billigen Brots herausgewählt. trotzdem nicht Massen-, sondern Mittelstands- (Kleinbürger-) Agitation. Diese die Wähler Die Chartisten sprengten ihre Versammlungenn | A 27v

Für die Agitation die Exportindustrie u. Liverpool Passiv der Handel in London (Residenz, Aristokratie) Anfangs feindlich, dann passiv die Farmer o1840 Finanzgründe, Erhöhung der Zölle um 5% Letzter Sieg des aristokrat[ischen] Protektionismus 1840: Kornzölle herauf-, Weinzölle herabgesetzto 1841 die Sekten – |:700:| Geistliche in Versammlung in Manchester – für Freihandel aus bibl[ischem] Grunde Die Geistlichen g[e]g[en] die Liga6 Aber: toryistische Wahlen 1841 Jedoch: Sir Robert Peel Minister. 1) Umgestaltung der Besteuerung: Einkommensteuer |:2) Industrie Freihandel:|

m–m  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  n–n  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  o–o  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   5  Richard Cobden wurde 1837 Mitglied der Handelskammer in Manchester, nicht jedoch ihr Vorsitzender, wie Laves, Anti-Corn-Law-League, S.  338, behauptet. 6  Gemeint sind hier die anglikanischen Geistlichen und ihre Ablehnung der Anti-CornLaw-League.

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ganz frei Rohstoffe niedrig – 5% Halbfabrikate 12% Fabrikate 20% nur Seide höher Ausfuhrzölle f[ür] Kohle u. Wolle sonst keine Differenzialzölle f[ür] Colonien bleiben bestehenp q 3) Versuch, d[urch] Compromiß u. Reform zu retten, was zu retten war f[ür] Aristokratie 1842 Antrag auf Herabsetzung der Kornzölle, Beseitigung der Viehprohibitionen Villiers Freihandel-Antrag abgelehnt. Peel’s A[ntrag] angenommen. 1842–45 Preise 14% über Frankreich. (nach Freihandel zunächst 9% – also nur 5% Differenz) Man hätte glauben sollen: nun Agitation gebrochen Aber: Cobden’s Persönlichkeit. Principieller Zweck John Bright neben ihm. Massenhafte Versammlungen, 1843 400 000 Mk Einnahmen aus Manchester allein 100 Mill. Druckseiten Brochure Aufsteigende Conjunktur: vermeintlich Folge des |:größten:| Freihandels Freundliche Stellung der Arbeiter 1843 Wahlsieg der Liga in London Gegenliga f[ür] Schutz der nat[ionalen] Arbeit: Rückgang des Anbaus Kriegsfall. 1845 nur noch 224/188 Stimmen c/a Antrag Villiers. rWeitere freih[ändlerische] Reformen: 430 Art[ikel] frei darunter a) Fleisch, Vieh, Kartoffeln, Gemüse, Flachs, Hanf b) zahlreiche Industrie-Rohstoffe (Erze; Garne[)]r sJetzt fast nur noch Kornzölle die letzte Säule Hungerjahr 1845 Nun Arbeiter freihändlerisch „der Regen schwemmt die Korngesetze fort“s 7 Allmälige Umstimmung Peel’s: Erfolge des Freihandels Glaube, daß sozialer Friede so zu sichern

p–p Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   q A: 2) > 3)  r–r  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   7 „It was the rain that washed away the Corn Laws“. So wiedergegeben bei Fuchs, Handelspolitik, S.  15, mit Verweis auf: Morley, John, The Life of Richard Cobden. – London: Chapman and Hall 1882 [Shilling Edition], S.  47.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Gewaltige Agitation: für 1846 5 Mill. M. gezeichnet Antrag Peel auf Abschaffung Mit Stimmen der Opposition u. 1/3 der Conservativen angenommen 337/240 Oberhaus giebt nach, um Peerschub zu hindern Seit 1849 nur statist[ische] Gebühr von 1 sh per quarter Weizen Peel dann sofort gestürzt – Ovation der Menge. Cobden körperlich fast ruiniert, finanziell wirkl[ich] – Nationalsubskription 2 Mill. M. | A 28r

2.t Freihandelsdoktrin.

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Am besten bei F  awcett8 Prince Smith9 „Le monde va de lui même“ (Mirabeau)10 am höchsten entwickelt in allen Conseq[uenzen] in England uAusg[angspunkt]: Ziele der Wirtschaftu 〈Ziele〉: größtmögl[iche] Summe v. Gütern zu erzeugen Beschränkte Gebiete e[ines] einzelnen Landes gar nicht im Stande alle Erzeugnisse vollkommen u. vorteilhaft zu producieren. Daher 〈häufig〉 1) Häufig: D[urch] internat[ionalen] Austausch die Waaren billiger beschafft als d[urch] eigne Erzeugung Dabei nicht nur die absoluten Kosten der Erzeugung des einzelnen Gutes in Betracht, sondern auch die relativen, d. h. die Möglichkeit |:das frei werdende:| Capital u. Arbeit anderweit zu verwerthen d[urch] Abgabe der minder rentablen Produktion an e[in] andres Land.

t  Gliederungsziffer fehlt in A; 2. vom Editor gemäß Ziffer 1. Vorbereitet, oben, S.  379, ergänzt.  u–u  Zusatz am linken Blattrand mit Bleistift.   8  Gemeint ist vermutlich: Fawcett, Freihandel und Zollschutz. 9  Gemeint ist vermutlich: Prince-Smith, Gesammelte Schiften II. 10  Laut Leser, Freihandelsschule, S.  666, auf den sich Max Weber vermutlich stützt, wird dieses Zitat Mirabeau zugeschrieben. In der dogmengeschichtlichen Literatur ist es als Teil des geflügelten Wortes „Laissez faire, laissez passez, le monde va de lui même“ eingegangen, als Leitmotiv der freihändlerischen Bewegung. Es stammt aus dem Kreis der französischen Physiokraten. Als Schöpfer des ersteren, berühmteren Teils gilt Vincent de Gournay. Vgl. Schumpeter, Joseph Alois, History of Economic Analysis, ed. by Elizabeth Body Schumpeter, 2nd ed. – London: Allen & Unwin 1955, S.  244.

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Gleiche GüterMenge beiderseits begehrt

Diese Gütermenge kost[et]:11  Land X: A   9 m   B 10 m    Land Y: A 24 m    B 12 m 

Beides billiger bei X, trotzdem Gewinn bei 〈Tausch〉   Aufgabe von B und Y X Prod[uktion] nur von A: statt 19 nur 18 m bei X Y “ “ “ B: “ 36 nur 22 “12 “ Y.

(cf. Holzproduktion in England billiger f[ür] eigenen Gebrauch, als Bezug aus Rußland, aber doch unterlassen.[)] Bei freier Bewegung wendet s[ich] das Capital den natürl[ich] bevorzugten Produktionen zu 2) Einfluß der Wechselfälle der Ernte und sonst[iger] W[irtschafts]Bedingungen geringer, bei Größe des Marktes, – wenn Ausgleich d[urch] freie Zufuhr möglich – Stetigkeit der W[irtschafts]Bed[ingungen] Damit auch Rätsel der Arbeitslosigkeit gelöst 3) Nur d[urch] |:vollkommen freie Concurrenz, auch:| Messen mit dem Ausland 〈Entwicklung der〉 techn[ischer] Fortschritt möglich. 4) fördert den Völkerfrieden d[urch] Zuströmen fremder Capitalien u. Arbeitskräfte, welche am Frieden interessiert sind Folgen des Protektionismus stets: 1. Unwirtsch[aftliche] Verwendung der Capitalien u. Arbeitskräfte Stets dem Inland schädlicher als dem Ausland |:– g[e]g[en] Methode des „guten Hausvaters“:| Man straft s[ich] selbst damit. Deshalb in keinem Fall Daher: autonomer Freihandel | 2. Eigener |:〈Export-〉:| Industrie-Ertrag nur d[urch] Zunahme des Kaufs von Waaren d[urch] das Ausland dies dem Ausland nur mögl[ich], wenn es Waaren einführen kann „take care of imports and let exports t[ake] c[are] of themselves[“]13 Passive H[andels]Bilanz beweist steigenden Reichtum.

11  Es folgt ein einfaches Modell eines „komparativen Kostenvorteils“, das auf die klassische Außenhandelstheorie David Ricardos zurückgeht und eine Erweiterung des durch Adam Smith bekannten Modells des „absoluten Kostenvorteils“ darstellt. 12 Richtig wäre: 24. Denn bei den im Beispiel unterstellten Annahmen, daß sich Land X ganz auf die Produktion des von ihm vergleichsweise kostengünstiger – gemessen in Arbeitszeit – produzierten Gutes A spezialisiert und Land Y entsprechend auf Gut B und beide Länder die beiderseits begehrten (konstant bleibenden, im Beispiel nicht quantifizierten) Mengen des nunmehr nicht weiter produzierten Gutes gegenseitig austauschen, ergeben sich in beiden Ländern jeweils verringerte Aufwendungen bei gleichen Gütermengen insgesamt, also beiderseits Kostenvorteile. Land X produziert nur Gut A und benötigt dafür 9 + 9 = 18 m (statt zuvor 10 + 9 = 19) und Land Y konzentriert sich ganz auf Gut B und wendet dafür nur 12 + 12 = 24 m auf (statt 12 + 24 = 36). 13  Zit. nach Fuchs, Handelspolitik Englands, S.  152. Diese häufig und dann meist anonym zitierte Formel wird dem Umfeld Richard Cobdens, wenn nicht ihm selber zugeschrieben. Anläßlich einer Debatte im britischen Unterhaus über Handelsverträge mit Portugal und

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 3. Eingriff in das |:natürl[iche]:| Recht des Individuums[,] s[ich] so günstig wie möglich zu versorgen dieser Eingriff stets e[in] Privileg – Monopol-schaffend, stets Begünstigung Einzelner Deshalb: Handelsverträge principiell verwerflich. Man darf Niemand hindern, Einen eigenen Vorteil preiszugeben u. ihm Vorteile aufzwingen wollen Verstößt g[e]g[en] Freiheit u. rückt Vorteil in schiefes Licht. |

Brasilien gibt der Spectator, No.  774 vom 29. April 1843, S.  385, John Lewis Ricardo, einen Neffen David Ricardos, wie folgt wieder: „take care of the imports, the exports will take care of themselves“. Im Anschluß zitiert das Blatt ähnliche Worte Cobdens: „you have the means of regulating the imports, and the imports regulate the exports”.

5

3. [Buch] Handelspolitik §  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850 Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  9, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850

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  1. französische Handelspolitik vor Napoleon III.

A 29r/v

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  2. Die Entstehung des Zollvereins

A 30r/v

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  3. Die Entstehung der deutschen Schutzzoll-Theorie

A 31r/v

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  4. Die Zollvereinspolitik 1840–50

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Die „§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 29–A 32, lassen sich zu nur einer Textfolge (Text 1) ordnen. Die vom Editor gewählte Abfolge der Blätter stimmt mit der des Archivs überein. Alle Blätter haben das Oktav-Papierformat. Auch die Blätter des §  9 haben, wie schon die aus §  8 (oben, S.  379–388), ein vergleichsweise ordentliches Erscheinungsbild und enthalten nur wenige Einschübe und Korrekturen. Sie wirken wie eine Abschrift, die von einer vorangegangenen, womöglich unsauberen Vorlage ins Reine gebracht wurde. Über die Entstehungszeit der Blätter läßt sich nichts sagen. Für die Abfassung des §  9 benutzte Max Weber Handwörterbuchartikel und die von ihm explizit genannten Werke u. a., von Lexis und List,1 die bereits vor 1895 erschienen sind. Blatt A 31 (unten, S.  396) beruht neben dem Hauptwerk von Friedrich List, Das nationale System der politischen Ökonomie (1. Auflage 1841), weitgehend auf dem Handwörterbuchartikel von Karl Theodor von Eheberg über Friedrich List (1892) sowie in Auszügen auf Lexis, Handelspolitik (1892). Für Blatt A 32 (unten, S.  398 f.) greift Weber zunächst auf Festenberg-Packisch, Geschichte des Zollvereins (1869), zurück sowie auf die im weiteren Verlauf des 3. Buches der Vorlesung intensiv genutzte Studie von Walther Lotz, Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860 bis 1891 (1892), ferner auf Handwörterbuchartikel, darunter vermutlich Lexis, Eisen und Eisenindustrie III. Zollgeschichtliches (1892). Mögli1  Unten, S.  391, 396 und S.  393.

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3. Buch: Handelspolitik

cherweise hat er aber auch Max Sering, Die Geschichte der preußisch-deutschen Eisenzölle von 1818 bis zur Gegenwart (1882), benutzt.

§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850

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Text 1

§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850. 1. 〈Die〉 französ[ische] H[andels]Pol[itik] |:vor Napoleon III.:| 〈beharrte mit geringen Schwankungen auf streng protektionist[ischem] Boden. Auch die Revolution brachte darin keinen Bruch hervor〉 5

aLexis, Die

französ[ischen] Ausfuhrprämiena

bUnterschied

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g[e]g[en] England: 1) Langsamere Volksverm[ehrung] “ Industrieentw[icklung] daher keine großen Peripetien 2) Französ[ische] Landw[irte] Kleinbauern diese die Masse der Nation daher nicht: Coalition v. Industrie, Handel u. Consumenten g[e]g[en] agrar[ische] Interessen sondern: Bauern müssen geschont werden 3) andres Verh[ältnis] zum Staat. In England Staat Interessenten-Ausschuß  Großgrundbes[itzer]   Fabrikanten u. Handel   Krone davon abhängig in Fr[ankreich] nicht. Größe Englands auf Privat-Initiative “ Fr[ankreich]s auf Staatspolitik.b

Dreiteilung Fr[ankreich]s bis zur Revolution: Pr[ovinces] des cinq grosses fermes (d[es] Innern) – hier relative W[irt­schafts-] Freiheit im Innern “ reputées étrangères – diese haben Zölle unter sich u. |:d[en]Verkehr:| mit Nachbarprovinz Étr[anger] effectif (Elsaß pp., Freihäfen) – freier Verkehr mit Ausland. Zollsystem: Ausfuhrzölle das Urspr[üngliche] – rein fiskalisch seit Colbert nur f[ür] Rohstoffe u. Lebensmittel, letztere periodisch    Fabrikat-Einfuhr-Zölle u. Prohibitionen    so 1701 g[e]g[en] engl[ische] Waaren   Verbot.             Erneut 1742  Daneben: 1. |:Handels- u.:| Fabrikationsprämien.   1788 ganze 4 Mill. ₤ pro Jahr   (davon 23/4 Mill. f[ür] Negerschiffsfahrt u. Import[)] 2. |:Bonifikationen: Insbes.:| Zucker〈-Bonifikation〉:   Monopolisierung des Colonialzuckers f[ür] Frankreich v. Raffinerien    Dies Conflikt mit Colonial-Interessen

a–a Zusatz am linken Blattrand.   b–b Einschub vom linken Blattrand gemäß Max ­Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1    Daher: Rückerstattung f[ür] Raffinade b[ei] Export    so bemessen, daß mehr erstattet.   Ähnlich Wachs. Umschlag der H[andels]Politik 1786 Engl[isch]-französ[ischer] H[andels]Vertrag    Bier 30%, Fabrikate 15%, Textilstoffe 12%    Siegreiches Vordringen der engl[ischen] Industrie Revolution: 1790 Binnenzölle beseitigt 1791 Industrie-freundl[ich], aber wesentl[ich] freihändl[erische] Tarife – Girondins (Handel) Rohstoffe frei, Manufakte 25% Nahrungsmittel Ausfuhrzoll Convent: 1. Consumentenstandp[unkt] 1792 Getreideausfuhrverbot bei Todesstrafe, Preismaxim[um]c Ebenso Tuche        2. Kampf g[e]g[en] England: Besitz aller engl[ischer] Waaren strafbar Manche W[aren] „gelten als engl[ische]“ (gewisse Textilwa[ren])d       |:Dad[urch] fakt[isch] Protektionismus höchster Potenz      Bonifikationen:  1. Fischfang 2. Zucker wie früher 3. Cattundruckerei im Elsaß (Concu[rren]ze g[e]g[en] England[)]:| | A 29v

Zunahme der Schutz-Prohibitionen (statt Schutz-Zoll) Napoleon I.: Planmäßiger W[irtschafts]-Kampf g[e]g[en] England Insbes. Decret v. Trianon 1810 riesenhafte Erhöhung, Verbot engl[ischer] Waaren Versuch, Süditalien z[um] Baumwollland zu machen Statt Baumwolle Flachs: 1 Mill. Prämie f[ür] Flachs-Spinn-Maschine Statt Colonialzucker Rübenzucker   Künstl[iche] Soda, – Tabak, Krapp-Kultur   Subvention v. 18 Mill. Fr. 1813 〈Verbot der〉 |:Zoll auf:| Getreide-Ausfuhr Einfuhr frei. Bourbons: wollen England zu Ges[??] Freihandel machen     1814 Decret v. Bordeaux 5% Garnabgabe, wenige Waaren 10–15%    Aber: Protest der Industrie, verlangt Schadenersatz (?)    1814 zurückgenommen   1816 Finanzzölle 1816–〈1828〉1826: stets s[ich] steigender Protektionismus:     Sliding scale f[ür] Getreide, nach Depots verschieden   Bei e[inem] gew[issen] niedrigen Niveau Einfuhr verboten   Ausfuhr bleibt beschränkt   Preisnotierung in kleinen Orten, dad[urch] Prot[ektionismus] gesteigert   (Hunger in Marseille trotz niedriger Notiz)

c  Textverderbnis in A; untere rechte Blattecke schadhaft.   d  Textverderbnis in A; untere rechte Blattecke schadhaft.   e  Textverderbnis; unterer Blattrand schadhaft.  

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   Viehzoll v. 3 auf 50 Fr pro Ochsen gesteigert (= Verbot)    Wollzoll – Restitution b[ei] Ausfuhr, fakt[isch] = Prämie     Garn, Fleisch, Leinwand, Zucker mit höheren Zöllen u. Drawbacks versehen    Industrie-Rohstoffe – Eisen zum ersten Mal – hoch bezollt, die Zölle zurück   erstattet     Schiffahrtsprotektionismus: Surt[axe] de pavillon “ d’entrepôt – 〈die〉 Landtransport erschwert Durchfuhr erschwert Niederlage nur in Häfen zugelassen Dad[urch] Abschließung von Deutschland 1836–48 Vergebliche Versuche, den Protektionismus zu schwächen    Nur an Belgien u. Sardinien aus polit[ischen] Gründen Conzessionen 1848 sofortige Steigerung der Produktion u. Prämien     Also: Versuch nationalen Abschlusses     u. dennoch der maritimen u. commerziellen Expansion    Dies populär.    Freihändler nur: Bordeaux u. die Seehäfen. Gemäßigt: agrarischer Süden | 2. Die Entstehung des Zollvereins.

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v. Festenberg Pakisch Gesch[ichte] d[es] Zollv[ereins] 18691 Aegidi A[us] d[er] Vorzeit des Z[oll]V[ereins] 1865 Emminghaus Entw[icklung], Krisis u. Zuk[unft] des d[eutschen] Zollv[ereins] 1863 v. Aufseß in Hirth’s Annalen 18862 fSeit

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Scheitern der Reichszollprojekte im 16. Jahrhundertf |:Deutschland aktionsunfähig:| 〈Nach der 〈Befr[eiung]〉 Kriegen〉 Art.  19 der d[eutschen] Bundesakte sieht Vereinbarungen vor zu G[unsten] der h[andels]pol[itischen] Einigung aber unmöglich – speziell f[ür] Österreich Bis Anf[ang] d[es] Jahrh. kein einheitl[iches] territoriales W[irtschafts]G[ebiet] in D[eutschland] Erst in den Rheinbundstaaten Binnenzölle beseitigt (Baden 1812) So auch: Preußen – Reine Fiskalzölle neben Resten des frideriz[ianischen] Merkantilismus 1815: fakt[isch] reiner Freihandel |:(f[ür] Rohstoffe schon seit Fr[iedrich] II.):| Zölle v. 6–81/3% ad val[orem] finanziell einträglich – Consumenten-Standp[unkt]. Eindringen engl[ischer] Waaren, Industrie-Krise Spezial-Comm[ission]: alle Ob[er]präs[identen] freihändlerisch (Consumenten)

f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   1  Gemeint ist: Festenberg-Packisch, Geschichte des Zollvereins. 2  Gemeint ist: Aufseß, Zölle.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Preußisches Zollgesetz von 1818: Beseitigung der Binnenzölle – Zollgrenze nur nach außen gTarif nach Gewicht Daneben fester Eingangszoll von 1/2 rtl. pro Ctr “ Ausgangszoll – aber die meisten zollfrei      Daneben: Accise bei Verkauf. E[ingangs]Zoll + Accise = wirkl[iche] Consum-Belastung E[ingangs-] + A[usgangs]Zoll = Transitzoll Also:g Starke Belastung des Transits: kein bes. Transitzoll sondern Erhebung des Ein- u. ev. Ausfuhrzolls

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〈Gewichtszollsystem – dadurch entspr[echend] der Entw[icklung] die MassengüterProd[uktion] begünstigt.〉

Einfuhr: Niedrige Fabrikatzölle – ca. 10% Finanzzölle auf Colonialwaren – ca. 20% Rohstoffe meist frei

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〈Ausfuhr:〉

Rein negative Vereinigung von Resten der Vergangenheit Positiv: Gedanke: Durch Transit-Belastung Druck auf die Kleinstaaten zum Anschluß an Preußen, aber: Politischer G[e]g[en]satz d[a]g[e]g[en] Gleichzeitig Fr[iedrich] List |:(Schwabe):| u. Nebenius |:(Baden):| agitieren f[ür] deutsche Zolleinigung auf Boden des Bundes Karlsbader Konferenzen u. Wiener Ministerconferenzen nehmen feindlich g[e-] g[en] Preußens isoliertes Vorgehen Stellung (angebl[ich] g[e]g[en] Art.  19 der Bundesakte verstoßend) Heidelberger Protokoll 1824 zw[ischen] Baden u. Hessen-D[armstadt]: nur gemeinsames Vorgehen Zollverein zw[ischen] Bayern u. Württemberg 1828: – aber: Dad[urch] Hessen-D[armstadt] zu Preußen getrieben, sonst eingekeilt. | A 30v

14.2.1828 Zolleinigungsvertrag mit Preußen. Erster großer Erfolg Pr[eußen]’s Bis dahin nur 1819 mit Schwarzb[urg]-Sondersh[ausen]3 Verteilung der Zollerträge nach der Bevölkerung Gleichmäßigkeit der Zollverwaltung unter g[e]g[en]seit[iger] Controlle Nun: Anschluß von Köthen, Dessau, Bernburg, Rudolstadt

g–g  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. 3  Schwarzburg-Sondershausen hatte als erster Kleinstaat, eine Enklave im preußischen Staatsgebiet, sich dem preußischen Zollgesetz von 1818 angeschlossen. Es folgten vor 1828 noch weitere enklavierte Kleinstaaten, wie z. B. 1822 Schwarzburg-Rudolstadt oder nach zähem Ringen 1826 Anhalt-Bernburg. Sie wurden zollrechtlich mediatisiert. Erst der Anschluß Hessen-Darmstadts führte zu einer Zollunion zweier souveräner Staaten.

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§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850

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Text 1

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Hiergegen: Mitteld[eutscher] Handelsverein 1828 aus polit[ischen] Gründen: Führung Preußens Sachsen, Kurhessen, Hannover u. Kleinstaaten Zweck: Vernichtung des preuß[ischen] Transithandels, um so Preußen zu nötigen, seine Angliederungspolitik aufzugeben hG[e]g[en]stand

des Kampfes: G[e]g[en]satz g[e]g[en] bundestägl[iche] Regelung: denn Preußen majorisiert so: Festklemmung der kleinen 〈auf〉 an preuß[isches] Absatzgebiet.h

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Dagegen: H[andels]Vertrag zw[ischen] Preußen u. Bayern-Württemberg: g[e]g[en]seit[ige] Zollfreiheit der Produkte des Inlandes Herabsetzung der Zölle f[ür] gewisse Fabrikwaaren zugleich Transit-Verträge mit Meiningen u. Gotha Entstehung großer nord-südlicher Handelsstraßen via Thüringen Folge: Kurhessen fürchtet Verlust des Transits tritt 1831 dem Zollverein zw[ischen] Preußen u. Hessen-D[armstadt] bei Dies der Todesstreich g[e]g[en] den mitteld[eutschen] Verein Isoliert: Baden – freihändlerische Zollpolitik Nassau – schließt mit Frankreich Vertrag über Nicht-Beitritt Frankfurt – schließt mit England H[andels]Vertrag 1832 Hansestädte. – Mecklenburg Jetzt löst s[ich] allmälig auch der mitteld[eutsche] Verein auf. Preußen hat gewonnenes Spiel 1833 Verhandlungen mit dem südd[eutschen] Verein u. mit Sachsen       22.3. mit Südd[eutschland], 30.3. mit Sachsen d[urch] Maaßen u. Eichhorn              abgeschlossen       11.5.: die Thüringer Staaten treten zum Zoll- u. H[andels]V[ertrag] der              Thür[ingischen] St[aaten] zus[ammen] u. dem              Z[oll]V[erein] bei. 1835 Beitritt von Baden u. Nassau, 1836 von Frankfurt 1841/2 Braunschweig, Lippe, Luxemburg iVerfassung

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des Z[oll]V[ereins] locker und schwerfällig: Generalconf[erenz] jährlich Souveränität der Einzelnen Daher: liberum veto der Einzelstaaten bei jeder Änderung – 〈daher stets〉 Verträge periodisch – 12 Jahre später

h–h  Zusatz am linken Blattrand parallel zum vorigen Absatz.   i–i  (S.  396)  Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Materiell dennoch starke Bindung: j1. Einschränkung der Gesetzgebung betr. Besteuerung Keine eigenen Zölle – nur best[immte] Oktroy’s u. Übergangsabgaben zulässig |:Gleichm[äßige] Verbrauchsbesteuerung.:| 〈Keine Accise auf [??] G[e]g[en-] stände〉

2.k Änderung im Wege der Kündigung d[urch] Preußen. Pr[eußen] führt allein. Andere Staaten abhängig d[urch] Absatzgebietj Hannover mit Oldenburg schloß Steuerverein Mecklenburg u. Hansestädte blieben isoliert Österreich stand außerhalb, behielt Binnenzölle etc. beii |

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A 31r 3. Die Entstehung der |:deutschen:| Schutzzoll-Theorie

Fr[iedrich] List 〈und H. C. Carey〉 Renaissance des Merkantilismus Fr[iedrich] List geb[oren] 1789 Reutlingen, Sohn e[ines] Gerbers 1816 Rechn[ungs]Rath, dann Prof[essor] in Tübingen 1819 Eingabe g[e]g[en] Binnenzölle, H[andels-] u. Gew[erbe]Verein, für deutsche Zolleinigung an B[undes]Tag u. südd[eutsche] Regierungen Entlassen, Abg[eordneter] 10 Monate Festung 1822, flieht America – hier Schutzzoll 1832 amerik[anischer] Consul in Berlin Inzw[ischen] Zollverein, aber auf preuß[ischer] Grundlage begründet Nun: Eisenbahn – deutsches E[isen]B[ahn-]System4 – aber: Preußen kein Geld Schutzzoll-Agitation |:1840 Nat[ionales] Syst[em] der Pol[itischen] Ök[onomie]5:| – 〈Reisen, materielle Sorgen, Leiden, – Selbstmord 1846 in Kufstein〉 Theorie: Überlegenheit der engl[ischen] Cultur – insbes. d[urch] Concurrenz g[e]g[en] d[eutsche] Industrie Worin diese? Äußere Merkmale: Export v. Fabrikaten Import v. Rohstoffen Verbrauch v. Colonialwaren D[a]g[e]g[en] Deutschland: exportiert Getreide importiert v. England Fabrikate (überschätzt) geringere Intensität der Arbeit dies das Entscheidende j–j  Umstellung der Gliederungspunkte gemäß Max Webers Umnumerierung und Markierung.  k A: 1. > 2.  i  (S.  395)–i Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   4  Anspielung auf Lists Eingabe an die höchsten sächsischen Behörden für einen Entwurf eines sächsischen Eisenbahnsystems als Grundlage für ein allgemeines deutsches Eisenbahnsystem. List, Sächsisches Eisenbahnsystem. 5  Gemeint ist: List, Nationales System. Das Werk erschien 1841, nicht 1840; Max Weber folgt hier vermutlich der Angabe von Eheberg, List, S.  1055.

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§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850

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               Natürl[iche] A[rbeits]T[eilung] zw[ischen] gemäßig  ter u. heißer Zone                Länder der gemäßigten Zone prädestiniert zu inten siver A[rbeit]                Stufenfolge: Agrarcultur – A[grarcultur-]Man[u  faktur] – A[grarcultur-]M[anufaktur-]Handelsstaat                Produkt e[ines] Erziehungsprozesses – E[rziehung]  zur Arbeit. E[rziehung] zum „Industriestaat“   = E[rziehung] der Nation zur wirtsch[aftlichen]   Macht                Wie diese Erziehung? – d[urch] Freihandel? – Nein | Freihandel nur historisch berechtigt 1. als Mittel, e[iner] Agriculturnation Bedürfnisse nach Manufaktur-Waaren anzuerziehen 2. für eine voll entwickelte Industrie-Nation, um freie Bewegung auf dem Markt zu haben. d[a]g[e]g[en] nicht: f[ür] e[ine] Nation mit erst entstehender Industrie. Diese muß die Industrie schützen Erst nach Vollendung |:der Erziehung:| wieder volle Freiheit. D[urch] diese Einschränkung der freien Concurrenz sicherlich zeitweise ökonom[ische] Verluste Irrationellere Bedarfsdeckung aber dies: Erziehungspreis List drückt dies so aus: Smith’sche Schule „Th[eorie] der Tauschwerthe“ seine Th[eorie]: Th[eorie] der „Produktivkräfte“6 diese – die natürl[ich] ausnutzbaren Bodenkräfte u. die Arbeitsfähigkeit der Nation sind Quellen des Reichtums, – sie zu entwickeln. Deutschland: eben im Begriff, aus Agricultur- zu A[gricultur-]Manuf[aktur-] Nation zu werden Bedrohung d[urch] England. Weltrepublik |:u. Frieden:| zu früh gefordert, Vorerst selbst erstarken, Industrie haben Dad[urch] auch Landwirtschaft: Weg mit Bauern, Großbetrieb Dadurch: Macht, denn Macht = Fähigkeit der Produktionsleistung Also: capitalistische Entwicklung aber: Handel suspekt (gleichviel ob Gifte oder Heilstoffe)7 (denkt an Importhandel der Hanseaten)

6  Vgl. dazu List, Nationales System, S.  201 ff., Zwölftes Kapitel: „Die Theorie der produktiven Kräfte und die Theorie der Werte“ mit einer Gegenüberstellung von Lists eigener Theorie zu der Theorie der (Tausch-)Werte von Adam Smith. 7  List kritisierte das Prinzip des Laissez-faire wie folgt: Dem Kaufmann sei es gleichgültig „in welcher Weise die von ihm importierten oder exportierten Waren auf die Moralität, den Wohlstand und die Macht der Nation wirken. Er importiert Gifte wie Heilstoffe. Ganze Nationen entnervt er durch Opium und gebrannte Wasser.“ List, Nationales System, S.  219.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 lD[a]g[e]g[en]

für nationalen Capitalismus: Colonien. Riesiger Optimismus – Greise, Frauen u. Kinder-Arbeit Industr[ielle] Arbeit Selbstzweck. Dadurch Hochkommen e[iner] Nation auf Kosten anderer. Also: Freihandel nach engl[ischer] Art Zweckl mG[e]g[en]satz List’s g[e]g[en] Preußen Erkennt nicht, daß Pr[eußen] seine Politik macht Reise, Sorgen, Leiden, – Selbstmord 1846 in Kufsteinm | A 32

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4. Die Zollvereinspolitik 1840–50. nMaßgebend

zunächst: Aktionsunfähigkeit des Zollvereins zuf[olge] liberum veto. Aber auch: positive Zollpolitik zunächst nicht nötig, denn:n Umgestaltung der Anfangs freihändlerischen Zollv[ereins]-Pol[itik] zuerst d[urch] Sinken der Preise |:zuf[olge] Gewichtszollsystem:| automatisch Eisenschutz von 15 auf 44% steigend – hier am stärksten Änderung: mit modernen Verkehrsmitteln Ende 30er, Anfang 40er Jahre Dad[urch] insbes. preuß[ische] Eisenindustrie betroffen – Consum noch gering: Messer u. Pflüge Großbetriebe nur Hochöfen (Roheisen-Prod[uktion]) – noch mit Holzkohle Eisenwaaren teils Handwerk, teils Hausindustrie die feine E[isen]Waaren exportiert Anteil der |:Hochöfen des:| Inlands an dem Verbrauch: 〈an〉 〈|:über 80%:|〉 aus dem Ausland ca. 12% importiert – dies bes. nach Nordosten hier Roheisen 1834–47 Steigerung des Consums v. 10 auf 28   pro Kopf 1840 Krisis in England, nun Export 1844 Anteil des Auslands von 12 auf 55% des Verbrauchs gestiegen durchweg Roheisen u. grobe Waare – Massen-Artikel Zugleich Entw[icklung] der Lancashire-Baumwoll-Industrie Kampf um Zoll: Preußen zunächst d[a]g[e]g[en] Finanzminister Consumenten, Handel, Landwirthe Südwestd[eutschland] für Zoll, speziell |:auch:| Eisenzoll 1844 nach heftigem Streit Einigung – Schutzzoll     oinsbes. Steigerung der Eisenzölle     Zum ersten Mal: Roheisenzollo

l–l  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  m–m Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n–n  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   o–o Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  9. Der Zollverein und die continentale Handelspolitik bis 1850

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Text 1

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Aber: sofort politisch gekreuzt: Belgien.      Will Zollv[ereinigung] mit Frankreich     dies controllieren – Fr[ankreich] noch zu schutzzöllnerisch     Zollv[erein] concediert Diff[erential]Zölle: 1/2 des Tarifs     Damit Englands Anteil Belgien zugewendet |:Schutzzoll wirkt als Mauer, hinter welcher sich die notwendige technische Umwälzung vollzog:| Rapide Entw[icklung] der Eisen-Großindustrie Grobe Gußwaaren; Draht, Blech, Stabeisen Übergang zum Cocks statt Holzkohle 1837–53: 10–43% |

3. [Buch] Handelspolitik §  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  10, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

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§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit [Deckblatt]

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 §  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit bis Mitte der 70er Jahre

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  1. Minister Gladstone

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  2. E  ntscheidend für die Freihandels-Propaganda die Politik Napoléons

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    Nun beiderseits autonome Weiterentwicklung gemäß Freihandelsdoktrin || Nun beiderseits autonom

A 34v

A 37r (1)

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  3. P  ropaganda des Freihandels in den 60er Jahren || 2. Propaganda 60er Jahre

A 35r

A 37r (1)

407

    Handelspolitik der deutschen Staaten || Frankreich und England mit Zollverein – Politisch

A 36r/v A 35v

A 37r (1) A 37v

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   Stürmische Propaganda des Freihandels in der öffentlichen Meinung

A 38r



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  4. Höhepunkt des Freihandels

A 38v



417

  5. Verbliebener Rückstand des Protektionismus

A 39r



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      Die nordamerikanische Schutzzolltheorie

A 39v



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Die „§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit “ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 33–A 39, lassen sich aus inhaltlichen wie formalen Gründen – mit Ausnahme von Blatt A 37r/v – zu einer Textfolge zuordnen. Text 1 umfaßt die Blätter A 33–A 36, A 38 und A 39, auf dem üblichen OktavPapierformat. A 34r trägt die Überschrift „§  10 Das Vordringen der Handelsfreiheit bis Mitte der 70er Jahre“. Die Anordnung der Blätter folgt der Blattzählung

Editorische Vorbemerkung zu §  10

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des Archivs. Davon ausgenommen ist A 37. Die Zuordnung der Blätter A 38 und A 39 zu Text 1 erfolgte aus formalen und inhaltlichen Gründen. Unübersichtlich, übersät mit Einschüben, nimmt sich A 36r vom Schriftbild her aus, nachdem Max Weber A 34r und A 35r noch recht ordentlich gestaltet hatte. Formal und inhaltlich unübersichtlich mutet A 38 an, insbesondere die Rückseite A 38v mit den zahlreichen Einschüben vom Blatt- und Textrand. A 38v ist überschrieben mit „3. Höhepunkt des Freihandels“. Hier übersah Weber sowohl seine Korrektur der Abschnittszählung auf A 34r von „1“ zu „2“ und auf A 35 von „2.“ zu „3. Propaganda des Freihandels in den 60er Jahren“ als auch die Fortführung dieser Zählung auf A 39r zu „4. Höhepunkt des Freihandels.“ Als er letztere Überschrift strich, nahm er die Zählung mit vier wieder auf: „4. Verbliebener Rückstand des Protektionismus“ – statt mit „5.“ fortzufahren.1 Um sich in seiner Textstruktur noch zurecht zu finden, fügte Max Weber auf A 38v und A 39r rückbezügliche Verweise ein.2 So ist, wenn auch entstehungsgeschichtlich A 39r vor A 38v geschrieben sein dürfte, die Blattabfolge A 38r, A 38v und A 39r eindeutig. Text 2 hat fragmentarischen Charakter und besteht lediglich aus der Vorderund Rückseite des Blattes A 37r/v. Es ist mit Bleistift auf einem Papier mit Son­ derformat verfaßt und von Max Weber selber mit „1“ paginiert worden. Inhaltlich stellt es eine stark komprimierte Fassung der Blätter A 34v–A 36v (Text 1) dar und war womöglich, wie das Fehlen einer Überschrift und der anknüpfungslose Gliederungspunkt „2. Propaganda 60er Jahre“ (A 37r) nahelegen, Teil einer ursprünglich umfangreicheren, aber nicht überlieferten Textfolge. Text 2 liefert häufig nur einzelne Stichworte, versehen mit ein, zwei Ergänzungen, wo in Text 1 noch weitere Ausführungen folgen, so etwa zu Beginn des Blattes A 37r (unten, S.  405), wo unter „England“, lediglich einige Jahreszahlen und das Stichwort „Seit 1866 nur Finanzzölle“ angegeben ist. Der Leser bleibt zum genaueren Verständnis auf den synoptisch angeordneten Text 1 verwiesen. Über die Frage nach einer Freiburger oder Heidelberger Entstehungszeit des §  10 geben weder Inhalt noch die zugrundeliegende Literatur eindeutig Aufschluß. Max Weber benutzte für die Abfassung höchstwahrscheinlich neben den bereits in §  9 erwähnten Werken von Festenberg-Packisch über den deutschen Zollverein3 und Lexis über die französischen Ausfuhrprämien4 vor allem die in §  12 eingangs empfohlenen Bände 49–51 und 57 der Schriften des Vereins für Socialpolitik. Sie stehen unter dem Obertitel „Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten“ und erschienen in den Jahren 1892/93. Dazu gehören als Band 4 und 2 auch die in den Editorischen Vorbemerkungen zu §  8 und §  9 bereits erwähnten Studien: Fuchs, Handelspolitik, und vor allem Lotz, Handelspolitik.5 Aus Band 1 und 3 kommen Beiträge zu verschiedenen Ländern von Auguste Devers (Frankreich), Werner Sombart (Italien), Henry Réus und G. S. Endt (Niederlande), Ernest Mahaim (Belgien), Pontus Fahlbeck (Norwegen, 1  Vgl. unten, S.  420 mit textkritischer Anm.  z. 2  Unten, S.  418 mit textkritischer Anm.  n, und S.  420 mit textkritischer Anm.  z. 3  Vgl. oben, S.  393 mit Anm.  1. 4  Vgl. oben, S.  391. 5  Vgl. oben, S.  378 und 389, und unten, S.  415 mit Anm.  8 bis 12.

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3. Buch: Handelspolitik

Schweden), William Scharling (Dänemark), Alexander Peez (Österreich), Emil Frey (Schweiz), Arthur Gwinner (Spanien), Valentin Wittschewsky (Rußland) sowie Richmond Mayo-Smith und Edwin R. A. Seligman (Nordamerika) hinzu. Vom Spätsommer bis zum Herbst 1897 unternahmen Max und Marianne Weber eine Urlaubsreise, die sie ab dem 7. September nach Spanien führte. Max Weber studierte dabei eingehend auch die wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes.6 Davon zeugen Briefe an seine Mutter Helene, deren Berichte manche Parallele zum Vorlesungsmanuskript bieten, etwa wenn Weber am 10. September 1897 schreibt, daß „noch immer […] die französische Reblaus Quelle des Wohlstands des Landes“ sei.7 Dies entspricht seinen Vorlesungsnotizen: „Aufschwung Spaniens durch Reblaus“.8 Darin kann ein Hinweis darauf gesehen werden, daß die Einschübe auf Blatt A 38v erst zum WS 1897/98 entstanden sind. Doch der Sache nach könnten die Stichworte zu Spanien auch auf Max Webers Lektüre von Gwinner, Handelspolitik Spaniens, S.  78, und Lotz, Handelspolitik, beruhen.

6  Briefe Max Webers an Helene Weber vom 10., 12. und 18.–20. September 1897, MWG II/3, S.  424–434 und S.  436–447. 7  Vgl. MWG II/3, S.  426. 8  Unten, S.  419 mit textkritischer Anm.  w.

§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

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§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit | Text 1 A 34r §  10. Das Vordringen der Handelsfrei­ heit 〈1850–80〉 |:bis Mitte der 70er

Jahre.:|

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1. Min[ister] Gladstone betrachtet jede Herabsetzung eines eigenen Zolls als Gewinn f[ür] England, auch ohne G[e]g[en]leistung – entspr[echend] der Freihandelsdoktrin – Gleichgültigkeit g[e]g[en] Colonien Beherrschende Stellung der eng­ l[ischen] Industrie, faktisch fast volles Monopol, läßt dies zu Hoffnung auf moralische Propaganda f[ür] Freihandel erfüllt sich zunächst. aConsequenzen der Peel’schen Politik f[ür] Industrie 1853 gezogen: 123 Art[ikel] frei, 146 ermäßigt: Freiheit der Roh- u. HalbFabr[ikate] Fabr[ikate] 10% ca. – Diff[er­ ential]Zölle zu Gunsten der Colonien bestanden noch forta 〈1.〉 2. Entscheidend für die Freih[an­

dels]-Prop[aganda] die Politik Napoléons.1 Überzeugter Freihändler Glaube, daß Billigkeit die unteren Classen beruhige (cf. England) ferner: Unmöglichkeit, die bisherige   Art aufrechtzuerhalten   Technik geändert   Zunahme des Verkehrs rings   um Frankreich, Isolierung Aussichtslosigkeit beim Corps légis­ l[atif]. Daher autokrat[isch] oktroyiert. (Ermächt[igung] v. 17.XII.[18]14: a–a  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   1  Napoleon III.

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vorläufig Lebensmittel  zu ermäßigen 〈[??]zölle〉  Rohstoffe  Genehmigung vorbeh[alten]2 1853–55 kaiserl[iche] Dekrete: ermäßigt. a) Consumartikel: Fleisch, Vieh, Wein, Sprit b) Rohstoffe: Kohle, Erz, Eisen, Stahl, Wolle, Farbhölzer etc. gesteigert d[urch] Ausstellung – 18553 – diese = Freih[andels]Propaganda 1856 d[urch] C[orps] législ[atif] genehmigt 1856: Versuch, Prohibition d[urch] Schutzzoll (20–50%) zu ersetzen Aufregung – Zurückziehung. Nun: Gedanken, vertragsmäßig weiterzukommen. H[andels]V[ertrag] mit England, Gegenleistungen Engl[ische] Manchester-Schule d[a]g[e]gen. bGegner in England: reine Freihändler Demokraten wegen Oktroyierung4 Disraeli Fabrikanten dafürb Aber: f[ür] Cobden polit[ische] Motive entscheidend (Bund der Westmächte) bekehrt sich V[on] franz[ösischer] Seite Chevalier, gewinnt den Kaiser, vertrauliche Verh[andlungen] b–b  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   2  Artikel 34 der „Loi relative aux Douanes“ vom 17. Dezember 1814 ließ es zu, daß die Regierung in dringenden Fällen Zölle für Rohstoffe und Lebensmittel vorläufig ermäßigte. Diese Möglichkeit nutzte Napoleon III., um die gesetzgebende Kammer (Corps législatif) zu umgehen. Vgl. dazu Lexis, Die französischen Ausfuhrprämien, S.  57 und S.  86. 3  Gemeint ist die Weltausstellung 1855 in Paris. 4  Die Demokraten warfen Richard Cobden vor, daß er mit der autokratischen Regierung Napoleons III. verhandelt habe, die den Vertrag in Frankreich gegen den Willen der parlamentarischen Mehrheit durchsetzte.

§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

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Text 2

mit Gladstone 1859, Abschluß d[urch] Napoleon5 1860 „Cobden-Vertrag“ Gewaltige Erregung | A 34v

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F[ür] England erst jetzt voller Freihandelc – alle Fabrikatzölle beseitigt, ebenso: Weinzölle nur Finanz- u. Ausgleichungs-Zölle. F[ür] Frankreich: Aufhören des Prohibitions-Systems – fallen alle Statt dessen Zölle ad val[orem] Maximum 30% bis 1864, dann 25% nach Vertrag Umrechnung in spezif[ische] Zölle vorbehalten Festgelegt: Kohle 15 cent. Eisen 7, dann ([18]64) 6 Fr. pro 100 kg Enquete behufs Festsetzung der spezif[ischen] Zölle 1860 Verh[andlungen] mit England – 〈vielfach〉 |:meist:| unter 25% erreicht, 15% viele, z. T. 10% E[in] Teil ohne Einigung: Töpfer[waren], Wäsche, Baumwoll-, Wollw[aren], Lederw[aren], Uhren, Messer Nicht ad val[orem] Nun beiderseits 〈a)〉 autonome Weiterentwicklung gemäß Freihandelsdoktrin, Feindschaft Gladstone’s g[e]g[en] H[andels-] Verträge. in England dConzession an Freih[andels]-Doktrin: allgemeine autonome Herabsetzung der Zölle auf das Niveau des

eNun

beiderseits autonom:

E[ngland] 1862, 64, 66 Seit 1866 nur Finanzzölle

c  In A folgt der Verweis: S[iehe] || (Frankr[eich] S.  2), der sich auf A 35r, unten, S.  407, Text 1, bezieht.   d–d (S.  406) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung und geschweifter Klammer hier eingefügt.   e–e  (S.  410)  Mit Bleistift.   5  Napoleon III.

A 37r (1)

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Text 1

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französ[ischen] H[andels-] Vertrages. Ferner:d 1862 Hopfenzoll beseitigt 1864 Ermäßigung, 1869 Auf  hebung der Getreideabgabe 1866 Aufhebung des Bauholz zolles Seitdem Zölle: Kakao, Chokolade Kaffee, Cichorien getrocknete Früchte Thee Tabak – Bau im Inland  verboten Wein, Bier, Sprit Spielkarten also die Massen-Luxus-Artikel daraus 1/4 der Einnahmen des Budgets, mehr als Schutzzollstaaten in Frankreich:   1861 weitere Herabsetzung   d[urch] Dekrete. f1863 abschließendes Gesetz: Ausfuhrzölle nur noch 3 Artikel “ prämien abzuschaffen Nur Schiffahrtsprotektionismus – s. u.6 –, aber auch dieser gemäßigt. Das französ[ische] Zollsystem seitdem nur noch gemäßigt schutzzöllnerisch, teilw[eise] geradezu freihändlerisch.f 〈Kohle〉 Cerealien – Abschaffung der gleitenden Scala, Ausfuhr frei, Einfuhr statist[ische] Gebühr, 1867 abgeschafft Rohstoffe der Industrie: Kohle, Häute, Garne, Hanf, Flachs, Rohmetall, 1862 Seide Alles oktroyiert, Genehmigung des Corps l[égislatif] oft nach 9–10 Jahren, Zuweilen direkt ungesetzlich. |

Text 2

Fr[ankreich] 1861 Getr[eide]Zoll herabges[etzt] 1867 aufgeh[oben] 1863 Abschluß Nur 3 Ausf[uhr]Zölle

gemäßigt-schutzz[öllnerische] Einf[uhr]z[ölle]

d–d (S.  405) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung und geschweifter Klammer hier eingefügt.   f–f  Einschub vom unteren linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   6  Unten, S.  418, Text 1.

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§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

Text 1 A 35r 〈2〉 3. Propaganda des Freihandels in den

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60er Jahren Neben autonomer Herabs[etzung] der Zölle 〈begann〉 |:setzte:| Frankreich consequent s[eine] Vertragspol[itik] fort. gFrankr[eich] „do ut des“: Dies G[e]g[en]satz zu Englandg Beginn des Abschlusses von H[andels-] Verträgen mit Dritten. Zuerst mit Italien hItal[ienische] H[andels]Pol[itik] Gedanke des ital[ienischen] Zollvereins – vor 1860 unmöglich (Österreich) Zölle der Einzelstaaten höchst verschieden: Süditalien u. Lombardei streng protektionistisch D[a]g[e]g[en] Piemont freihändlerisch: Cavour aus polit[ischen] Gründen: Anschluß an Frankreich u. England i1851/4 Kornzoll beseitigt Rohstoffzölle ermäßigt, ferner 〈bes.〉 Textilzöllei Nach 1860: Wegräumung der innern Schranken. 〈Außerdem〉 |:Planvolle:| Protektion bei Interessen[-] Conflikten kaum mögl[ich] 1861 Tarifgesetz, 〈u.〉 niedrige Zölle 1863 freih[ändlerischer] H[andels-] V[ertrag] mit Frankreich 414 von 591 Positionen der Einfuhr gebunden 6 von 9 Ausfuhrzöllen. FinanzAusfuhrzölle neben den Einfuhrzöllen Riesige Erwerbs-Revolution. Rein doktrinär.h Insbes. Meistbeg[ünstigungs-] Verträge.

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Text 2 2. Propaganda 60er Jahre

Frankr[eich] – Ital[ien] 1863 H[andels-] V[ertrag] g[e]g[en] Freih[andel]

g–g  Zusatz am linken Blattrand rechts von eckiger Klammer umfaßt.   h–h Einschub vom unteren Blattviertel gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   i–i Einschub vom rechten unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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Text 1

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Dad[urch] England benachteiligt. Hat nichts zu bieten, will principiell s[einen] Tarif nicht binden. Trotzdem Erfolge erzielt. Grund 1) Damals noch Zweifel an der Dauer des engl[ischen] Freihandels 2) Herrschaft der Freihandels[-] Doktrin, insbes. in Deutschland u. Belgien. Erster Erfolg: |:Englands:| H[andels-] V[ertrag] mit Belgien 1862 jBelg[ische] H[andels]Pol[itik]:j Meistbeg[ünstigungs]V[ertrag] – nur Baumwolle u. Garne im Umfang gebunden d[a]g[e]g[en] letztes wichtiges Zugeständnis Englands:   Verzicht auf differenzielle Beh[andlung] der Colonien u. in den Colonien Damit die Colonien h[andels-] politisch vom Mutterland gelöst |:, dann in andere H[andels-] V[erträge] d[urch] Meistbeg[ünstigung] aufgen[ommen]:| Grund: Glaube, daß 〈dies〉 |:auch polit[ische] Lösung:| ohnehin geschaffen werde geringes Gewicht auf polit[i­ schen] Zus[ammen]hang ökonom[isch] Diff[erential-] Behandlung g[e]g[en] Doktrin

Text 2

England – Belgien Meistbeg[ünstigungs-] V[ertrag]

Aber: Diff[erential]Z[ölle] der Colonien begrenzt

Grund: Abfall wird gesehen

〈Frankr[eich] [??] Italien 1863 H[andels]V[ertrag] |:[??] Englands:| mit Italien.〉 |:Eintritt

in französ[isch]-ital[ienischen] H[andels]V[ertrag] d[urch]:| M[eist]B[egünstigungs]V[ertrag] Entscheidend aber f[ür] Freih[andels]Prop[aganda,]

j–j  Zusatz am linken Blattrand; der zugehörige Absatz ist mit einem senkrechten Strich markiert.  

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§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

Text 1

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Text 2

wie sich der mittlere Continent verhalten werde, Deutschland u. Österreich. | A 36r 〈Frage der Propaganda des Freihandels in 5 der Welt.〉 〈3.〉 H[andels]Pol[itik] der deutschen

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Staaten. Politisch determiniert, ebenso wie franz[ösische] u. engl[ische] H[andels]Pol[itik] Nach Olmütz unter Schwarzenberg u. Bruck Beginn planvoller öster[reichischer] H[andels-]Pol[itik]. kBeseitigung der Binnenzölle, insbes. des Zolles zw[ischen] Österreich u. Ungarnk Erkenntnis der polit[ischen] Bedeutung des Zollvereins Anspruch, in ihn einzutreten – „70-Mill.“-Reich – D[eutschland] Österreich Oberitalien Von Preußen abgewiesen, – aber stete Gefahr f[ür] den Zollverein lKraft einseitigem Vertr[ag] Preußens 1851 Eintritt von Hannover u. Oldenburg in den Zollverein. Erkauft d[urch] Gewährung e[ines] Präcipuums von 75% an den ZollEinnahmen. Freiheit v. Schienen u. Schiffsbaumaterial Niedrig Colonialwaaren Stärkung der Freihandels-Interessen im Zollverein Trotzdem: Drängen Österreichs Die Mittelstaaten für Ö[sterreich] aus polit[ischen] Gründen Kündigung des Z[ollvereins-] V[ertrags] d[urch] Preußen auf 1.1.1854l

Fr[ankreich] u. E[ngland] mit Zollverein – Politisch Nach Olmütz Schwarzenberg – Bruck, Beginn der H[andels]Pol[itik]

Eintritt in Zollverein verlangt, 70 Mill. Reich

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Abgewiesen, – bleibt Gefahr mNun

Preußen freihändlerischm 1851 Hannover, Oldenburg, d[urch] Praecipuum v. 75%

Stärkung des Freihandels im H[andels]V[ertrag] Trotzdem: Mittelstaaten für Öst[erreich] 1853 nach Kündigung des Z[ollvereins]V[ertrages]

k–k Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l–l  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  m–m  Zusatz am linken Blattrand parallel zur folgenden Zeile.  

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1853 |:V[on] 1853–65 gültig:| Nachgeben Preußens: Diff[erential]Zollvertrag zw[ischen] Preußen (Zollverein) u. Österreich. Niemand darf günstiger als Öst[erreich] beh[andelt] werden. |:Bei Tarif-Ermäßigung eines Teils Zwischenzölle des andren. Dad[urch] gebunden.:| (Der V[ertrag] kam manchen deutschen Industrien, – so der Eisenind[ustrie] – zu Gute, da Österreich rückständig 〈)〉 – Österreichs Stimmung schutzzöllnerisch) 1860 sollte über Zollunion verhandelt werden. nAgrarzölle g[e]g[en] Österreich aufgehobenn

Text 2 Opfer: Diff[erential]Zollvertrag mit Österreich (gegen dessen Interessen)

qAufhebung

der Getreide-Zölle g[e-] g[en] Österreichq e | 5

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Nunmehr: preuß[ische] Regierung freihändlerisch, verlangt stets Tarifreform |:Situation:| ökonomisch: Landwirtschaft – Maschinen, Heer gegen Industrie (Arbeitermangel) oHauptconcurrent Österreich, hier nun sehr schutzloso Eisenwaarenindustrie        (noch a) Kleinbetrieb,       Rohstoffpreis ent      scheidend “ b) an der See im Osten ansässig[)] Textilindustrie ebenfalls aber auch: Maschinenbau (hier: Großindustrie) pConsumenten: Kleinbürger, Landwirthe

rVerschärfung

der Freih[andels]-Stimmung Preußens Ökonomisch: Für Freihandel: Landwirthe Eisenfabrikate (fremde u. billigere Rohstoffe) Textil (billiges Garn, Wolle) Maschinenbau sgleichz[eitig] Eisen d[urch] Abgaben-Herabsetzung Eisenbahnbau f[ür] Freih[andel] zu gewinnens

〈Consumenten

n–n  Einschub vom Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   o–o  Einschub vom Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   p–p (S.  411)  Einschub vom Text- und Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   q–q  Zusatz am untersten linken Blattrand parallel zu den beiden vorherigen Zeilen.   e  (S.  405)–e Mit Bleistift.   r–r  (S.  413)  Mit Bleistift.   s–s Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1

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[A 35v]

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(G[e]g[en]satz zur ProduzentenPol[itik] in England[)] Hier: die Großindustrie freihändlerisch In Deutschland Interessen der Großindustrie:p

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Text 2 „öff[entliche] Meinung“, Journalisten, Congreß d[er] Volksw[irthe]〉

tExport-Ind[ustrie]

damals: Wollindustrie,  diese haben Interesse an Baumwoll-Weberei u.  Markt-Expansion      -Wirkerei  Fein-Weberei hat teilw[eise] Halbseiden-Industrie  HandelsGen[ossenschaften] D[a]g[e]g[en] prekär: Eisen(RohE[isen])Produzenten – decken nicht den Inlandsbedarf an GießereiRoheisen Baumwoll-Spinner – decken nicht den Bedarf an feinen Garnen Für Eisen Reform der Bergwerks-  die Eisen-I[ndustrie] gesetzgebung unter Beseitigung  ist in Preußen  des Bergzehnten  conzentriert  ferner Eisenbahnbau Für Baumwolle kein Äquivalent möglich (zerstreut)t Schwerpunkt: politisch: los von Österreich f[ür] Preußen |:D[a]g[e]g[en] andre Staaten::| G[e]gen Freihandel: Südwesten (Baumwollspinnerei) Bedingt dafür: Baiern, 〈Sachsen, Textil-

D[a]g[e]g[en] Südwesten (Baumwolle)

schutz f[ür] Weber〉

|:Überwiegend dafür: Sachsen als Industriestaat.:| Öff[entliche] Meinung: d[urch] Consumenten-Interessen beherrscht: Prince Smith Journalisten, bürgerl[iche] Politiker, – spießbürgerl[icher] Charakter

uHauptträger: Consumenten

„Öff[entliche] Meinung“u

p (S.  410)–p  Einschub vom Text- und Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   t–t Einschub von A 35v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  u–u  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1

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Radikal: „Hund den Schwanz abhauen“7 „Congreß D[eutscher] Volkswirthe“ Erster Erfolg: 1860: Beseitigung der Durchfuhrzölle 1862: D[eutsch]-Fr[anzösischer] H[andels]V[ertrag]

Text 2

1860 Durchfuhrzölle beseitigt 1862 D[eutsch]-Fr[anzösischer] H[andels]Vertrag “ Preußen unter Kündigung

vInhalt

des französ[ischen] H[andels-] Vertrages: Vertragsm[äßige] Beseitigung der           Transit-Zölle “ [Beseitigung der]           Ausfuhr-Z[ölle] (die Wollindustrie pp. hatte auswärt[iges] Rohmaterial nötig) Meistbegünstigungsgrundsatz Nicht nur (wie zw[ischen] Frankr[eich] u. Belgien) direkter Verkehr, sondern Ursprungsort 〈begünstigt〉

wAusfuhrprämie

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nur in Höhe innerer Steuer (aber unklar gefaßt) Erhöhung der gebundenen Zölle nur zu Finanzzwecken, also nur mit gleichzeit[iger] innerer Steuer. F[ür] manche Objekte Steuer-Maximum (deutscher Weingeist u. Salz in Frankr[eich]) oder St[euer]F[inanz]zweck (fr[an]z[ösischer] Wein in Deutschland)w

v–v  (S.   413) Einschub von A 35v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   w–w  Einschub vom linken Blattrand in Einschub v–v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   7  Die Redewendung geht auf einen Diskussionsbeitrag von John Prince-Smith beim Kongreß des belgischen Freihandelsvereins 1847 in Brüssel zurück: „Permettez-moi une plaisanterie: le système d’abolition graduelle me rappelle cet homme qui, pour couper la queue de son chien sans lui faire de mal, lui en coupait tous les jours un petit morceau.“ Vgl. Congrès des Économistes. Réuni à Bruxelles par les soins de l’Association Belge pour la liberté commerciale. Session de 1847, Séances des 16, 17 et 18 septembre. – Bruxelles: Deltombe 1847, S.  192 f. Die Metapher ist fortan häufig im Zusammenhang mit der Zollpolitik gebraucht worden. Vgl. etwa Lotz, Handelspolitik, S.  15, Anm.  1.

§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

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Text 2

xTarife

nicht volle Reziprozität – wie zw[ischen] Frankr[eich] u. Belgien – aber ähnlich. Stete Ermäßigung.x

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〈Materielle Interessen bes. Deutschlands:〉v |

Einseitig v. Preußen geschlossen, unter Kündigung des Zollvereins |:auf das Jahr 1865:|, falls er nicht acceptiert werde. Preußen hatte s[ich] seinerseits fest gebunden Zollv[erein]-Krisis 1862–64. Conzessionen: 1. Weinsteuer beseitigt in Preußen 2. H[andels]Vertrag mit Österreich soll geschlossen werden. |

Der Zollverein setzt autonom seinen Tarif allgemein auf das preuß[isch]französ[ische] Niveau Alsdann: H[andels]Vertrag mit Österreich. Geringe Conzessionen beiderseits. Öst[erreich] aus seiner Machtstellung verdrängt. yTarife höher als die Diff[erential]Tarife.y Österreich schließt |:1865:|, entspr[echend] dem preuß[isch]französ[ischen] H[andels]V[ertrag] seinerseits mit England ab. aZweck: teils Gereiztheit g[e]g[en] 〈Deutschland〉 Preußen teils Creditbedarfa Bindung der Zölle auf Maximum von 25%, nach 3 J[ahren] 20%

Krisis Opfer Preußens: 1) Abschaffung der Weinsteuer 2) Zusage künftigen H[andels]V[ertrages] mit Österreich. Inhalt des H[andels]V[ertrags] Beseitigung der Transit- u. Ausfuhrz[ölle] Ausfuhrprämien nur f[ür] innere Steuer Nun: Zollv[erein] setzt autonomen Tarif allgemein herab auf das französ[ische] Niveau Damit Österreich geschlagen. Schließt nun H[andels-] V[ertrag] mit England (wegen Anleihe aber enttäuscht) dann mit Frankreich 1865: Zollverein mit England: Meistbeg[ünstigung], auch in Colonien Englandsr |

x–x  Einschub vom untersten Blattrand in Einschub v–v gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   v  (S.  412)–v  Einschub von A 35v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   y–y  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   a–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r  (S.  410)–r Mit Bleistift.  

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Text 1

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Herabs[etzung] der Wein- u. |:Beseitigung der:| Holzzölle als Conzessionen Englands – also agrarisch das österr[eichische] Parlament (Industrie-Interessen) grade suspendiert (Min[isterium] Belcredi) Also: österr[eichische] Industrie als Opfer des polit[ischen] Streits preisgegeben Große Getreideausfuhren nach England ließen 〈das Opfer weniger〉 den Vertrag anfangs günstig erscheinen. Engl[ischer] Markt giebt die Mittel nicht f[ür] Anleihe. Daher Vertrag mit Frankreich. Eingliederung in das west­ europ[äische] System. 〈Ebenso: der österreichische H[andels-] V[ertrag]〉 |:Ebenso:| schloß 1865 auch der Zollverein 〈Meistbeg[ünstigungs]〉 |:H[andels]:|Vertrag mit England ab. 〈E[ngland] hat nichts zu bieten, aber Doktrin kam ihm zu Gute außerdem Behand[lung]〉

Zollverein verlangt u. erhält: Zusage, daß kein Kohlen-Ausfuhr[-]Zoll erhoben werden soll (dies damals Conzession) Zusage der Gleichbeh[andlung] in den Colonien (wie Belgien) Von S[eiten] des Zollv[ereins] nur Meistbegünstigung zugesagt. Damit aber Conzessionen an Frankreich auch an England u. damit allgemein gemacht. b〈Politik

der übrigen europ[äischen] Staaten (s. umst[ehend])〉b

40

Nunmehr massenhafte MeistBeg[ünstigungs]Verträge mit den kleinen Staaten u. zw[ischen] den Großstaaten

b–b  Gestrichener Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

§  10. Das Vordringen der Handelsfreiheit

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Text 1

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Propaganda in der Form: Eckstein des Gebäudes: französ[isch]-engl[ischer]  u. französ[isch]-deutscher  H[andels]V[ertrag] daran einige andere Tarifverträge anschließend (öst[erreichisch]-engl[ischer] pp.) dann ein Netz von Meistbeg[ünstigungs]-Verträgen belg[isch]- u. deutsch-engl[ischer] schließen Diff[erential]Beg[ünstigung] in |:engl[ischen]:| Colonien aus |

A 38r Stürmische Propaganda des Freihandels in der öff[entlichen] Meinung. 10

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bes.: agrarisch, g[e]g[en] Eisenzoll. v. Blanckenburgc: Projekt e[ines] Freih[andels]Bundes der Landwirthe8 v. Bethusy-Huc „conservativ u. darum freihändlerisch“9 v. Behr: Axiom, daß Eisen zollfrei sein muß, beweist man nicht10 d„unverschämte Freihändler“ (selbst so genannt)d 11 eGegenbewegung: |:a):|f schutzzöllnerisch nur in Süddeutschland |:b):|g im Norden (Eisen) „gemäßigt freihändlerisch“ (Stumm)12 Gußstahlprod[uktion] an der Spitze der Welt.

c  A: Blankenhorn  d–d  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   e–e (S.  416)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   f  Mit Bleistift.   g  Mit Bleistift.   8  Nach Lotz, Handelspolitik, S.  92, erwog der Abgeordnete Moritz von Blanckenburg, „eine freihändlerische Interessenpartei zu begründen“. In seiner Reichstagsrede am 15. Juni 1869 hatte Blanckenburg eine solche parteiübergreifende Interessenbildung für möglich gehalten. Vgl. Sten.Ber., 1869, 1.  Band, S.  105–108, hier S.  106. 9  Sinngemäß zit. nach Lotz, Handelspolitik, S.  92. Lotz verweist auf einen norddeutschen Gutsbesitzer im Zollparlament, ohne aber dessen Namen zu nennen. Zuschreiben läßt sich das Zitat dem Abgeordneten Gerhard von Thadden. In seiner Reichstagsrede am 20. Mai 1868 heißt es u. a.: „Als Konservativer und deshalb Freihändler […]“. Vgl. Sten.Ber., 1868, 1.  Band, S.  314 f., hier S.  314. 10  Sinngemäß zit. nach Lotz, Handelspolitik, S.  105. Das Zitat stammt aus der Reichstagsrede von Carl von Behr-Behrenhoff am 10. Juni 1873. Er führte aus: „[…] daß mir Nichts ferner liegt, als Ihnen die Nothwendigkeit der Aufhebung der Eisenzölle beweisen zu wollen. Axiome, meine Herren, beweist man nicht! Ich meine aber, daß der Satz: ‚das Eisen muß zollfrei sein‘ mir und auch in den weitesten Kreisen des Vaterlandes ein Axiom geworden ist. Unsere Gegner haben zu beweisen, ob es noch länger nothwendig sei, Eisen zu besteuern. Ich erwarte einen solchen Beweis.“ Sten.Ber., 1873, 2.  Band, S.  1052–1054, hier S.  1052. 11 Nach Lotz, Handelspolitik, S.  96, Selbstbezeichnung der ostelbischen Agrarier, die zum geflügelten Wort wurde. 12  Nach Lotz, ebd., S.  92, Selbstbezeichnung der Befürworter des „sogenannten Freihandels auf Gegenseitigkeit“, für die der Abgeordnete Carl Ferdinand Freiherr von StummHalberg exemplarisch genannt wird.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Der Westen ist exportfähig Beginn des Großbetriebes in der Eisenwaarenfabrikation Stein des Anstoßes [??]: 1. nur do ut des (dies c/a radikalen Freihandel) 2. Eisen: sog. Ausfuhrprämien acquit à caution angebl[ich] gegen Vertrage 1869 neue Vorlage: – keine Eisenzollermäßigungen (Frankr[eich]) – aber: Diesmal Zollermäßigungen als Vorstufe vollen Freihandels mit reinen Finanzzöllen Aber: wieder Petroleumzoll – scheitert – 1870 nochmals. Inzwischen Camphausen Finanzminister. Die Liberalen günstiger gestimmt Statt Petroleum: Caffeezoll Liberale verlangen constitut[ionelle] Garantien Agrarier verlangen Herabsetzung des Eisenzolls – Süddeutsche verlangen Beibehaltung der Baumwollzölle Sieh geben den Ausschlag Roheisenzoll herabgesetzt autonom auf 1/2 Baumwollzoll bleibt bestehen Reiszoll 〈abgeschafft〉 |:herabgesetzt:| als 〈Consequenz〉 Compensation des Caffeezolls Keine Vorteile vom Ausland erlangt. Krieg mit Frankreich – sprengt den Eckstein des Gebäudes Frankf[urter] Frieden – E[lsaß]-Lothr[ingen] – schutzzöllnerische Baumwoll­ industrie incorporiert.  H[andels]V[ertrag] nicht erneuert Aber: Art.  11:13 ewige M[eist]B[egünstigung] bei V[erträgen] mit                         England Belgien u. Niederlanden Schweiz Öst[erreich]-Ungarn Rußland also nicht: Südeuropa Skandinavien Außereurop[äische] Länder Faktisch Bindung D[eutschland]’s dadurch noch stärker: kein centraleuro­ p[äischer] Zollbund möglich. Frankreich d[urch] V[ertrag] mit England u. Östreich gebunden an Freihandel Versucht v. Öst[erreich] Entbindung im Finanzinteresse Bismarck interveniert b[ei] Österreich im Freih[andels]Interesse e (S.  415)–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  h  Ein Pfeil weist auf Agrarier in der in A vorangehenden Zeile (oben, Z.  15).   13 Art.  11 des Friedens-Vertrags zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich vom 10. Mai 1871 enthielt die Zusicherung gegenseitiger Meistbegünstigung im Handelsverkehr (anstelle des durch den Krieg aufgehobenen Handelsvertrags zwischen dem Zollverein und Frankreich); vgl. Lotz, ebd., S.  99.

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„Pyrrhussieg des Freihandels“ 187314 v. Behr, Windthorst etc.: Antrag auf Aufhebung der Eisenzölle Östl[iche] Eisenindustrie, landw[irtschaftliche] Maschinen (fakt[isch] d[urch] Landw[irtschaft] nur 5–6% verbraucht) Lasker g[e]g[en] sofortige Beseitigung Großer Krach schon da – Mai [18]73 – als Antrag verhandelt. verlangt keinen Schutz         Stumm E[isen]I[ndustrie]   ungünstiger Moment – alles umsonst iB[undes]R[at] schlug vor: f[ür] Weißblech u. grobe Eisenwaaren Zoll bestehen lassen, – sonst alles frei R[eichs]T[ag] (Hammacher) weniger radikal: Roheisenzoll 1.10.1873 aufgeh[oben] Rest der Eisenzölle [von] 1.1.1877 ani jNun: 95% der deutschen Einfuhr zollfrei. 1876 Versuch der Regierung: Ausgleichungsabgaben g[e]g[en] Ausfuhrvergütungen „Schöne Maske“ (Bamberger)15 E[ugen] Richters Obstruktion.j | k4.l

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Höhepunkt des Freihandels:k

mD[eutscher]

Zollverein seit 1867 Einheitsstaat in wirtsch[aftlicher] Beziehung. Allerdings zeitl[ich] beschränkt: läuft 1877 ab. Zollbundesrath Zoll〈reichstag〉parlament (allg[emeine] Wahlen) Zölle u. innere W[aren]Steuern gemeinsam Tabak Zucker später Branntwein u. Bierm

i–i Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   k–k Wiederholung der Überschrift von A 39r, unten, S.  420, Text 1. Zur Entstehungs­ geschichte vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  401.   l A: 3.; vom Editor korrigiert gemäß Max Webers bisheriger und der folgenden gestrichenen Zählung, unten, S.  420.   m–m Einschub vom rechten und oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   14  Sinngemäß zit. nach Lotz, ebd., S.  102. 15  Zit. nach Lotz, ebd., S.  117. Das zum geflügelten Wort gewordene Zitat „Schöne Maske, wir kennen dich!“ aus den Memoiren der Kurtisane Ida Saint-Elme als Ausdruck für wechselnde Positionen hatte Ludwig Bamberger während seiner Reichstagsrede am 7. Dezember 1875, anläßlich der Debatte über die Einführung eines Eisenzolls, dem Freiherrn von Stumm-Halberg wegen seiner wechselnden Forderungen, mal gegen (Mai 1873), mal für einen Eisenschutzzoll (Dezember 1876), zur Erheiterung der Abgeordneten zugerufen. Reichstagsrede Ludwig Bambergers, in: Sten.Ber., 1875/76, 1.  Band, S.  450– 455, hier S.  454.

A 38v

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Eintreten 〈fast〉 aller westeurop[äischer] Staaten in das H[andels]Vertragssystem n o1) Niederlande – 〈urspr[ünglich] nur〉   Seit Niedergang der N[ieder]L[ande] Mitte 18. Jahrh. Aufgabe des Freihandels pSchiffahrtsprotektionismus 1816 surt[axe] de pavillon Schutz der nat[ionalen] Int[eressen] in Indien Daneben:p Combination v. Agrar- u. Industrieschutz. qVerstärkt d[urch] Belgiens Einverleibung u. Interesse der Continentalsperre-Industrie bes. Getreideschutz gesteigert, 1835 gleitende Scala (f[ür] Getreideh[andel] vernichtend)q 1850 erste Änderung – um Wirkung des engl[ischen] Freihandels f[ür] den holl[ändischen] Zwischenhandel zu beseitigen, Beseitigung des Schiffahrtsprot[ektionismus] Definitiv f[ür] das Mutterland 1865 – Voranstellung der Handelsinteressen Ebenso f[ür] Niederl[ändisch-]Indien – seit Sklaverei-Aufhebung Plantagenbau zurücktretend 2) Belgien – |:nach 1830:| kleiner Industriestaat – Leinenindustrie insbes. Am stärksten protektionist[ische] Periode 1840/50 als Repressalie g[e]g[en] Fr[ankreich] u. Z[oll]V[erein] Aber zugleich: Profitieren von der Umwerbung bei den H[andels]V[erträgen] v. 1842 + 44 Defin[itiver] Übergang zum Freihandel: Vertrag mit Frankreich 1861 – dann mit England u. Zollverein.o Schweizs: Gemeins[ames] Zollgebiet erst 1848. Liberale Reformen. H[andels]V[ertrag] mit Sardinien 1811, dann Frankr[eich] 1864 Deutschl[and] u. Öst[erreich] Ende 60er Jahre Sehr freihändlerisch Baumwolle u. Käse.r

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r3)

4)t Skandinavien. a) Dänemark seit 1797 Freih[andel] |:aber mäßige Schutz[-] u. Finanzzölle:| 1863 Gesetz, welches mäßigen Schutz bestehen ließ (Industrie der Herzogtümer), 〈nach〉 trat 1864 in Kraft, züchtete Industrie im K[öni]gr[eich]. Keine

n–n (S.   419) Die folgenden Gliederungspunkte 1) bis 5) sind links von einer eckigen Klammer umfaßt und mit dem Verweis: folg[ende] Seite versehen, der sich auf einen korrespondierenden Verweis auf A 39r, unten, S.  420, textkritische Anm.  z, bezieht.   o–o Umstellung der Reihenfolge gemäß Max Webers Numerierung und Markierung.  p–p Einschub gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   q–q Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r–r Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   s In A doppelt unterstrichen.   t A: 3) > 4)  

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H[andels]Verträge mit Tarifbindung (nur f[ür] russ[isches] Holz) weder vorher noch nachher b) Schweden – Diff[erential]Zoll zw[ischen] Schw[eden] u. Norw[egen] 1865 – seit 1874 Zwischenreichsgesetz Zollfreie Einfuhr der g[e]g[en]seit[igen] Landesprodukte außer einigen agrarischen 1823 erste freih[ändlerische] Reform in Schweden, 1857 Beseitigung der Schiffahrtsprotektion – Ind[ustrie]Benachteiligung in Frankreich. Dad[urch] z[um] H[andels]Vertrag mit Frankr[eich] genötigt 1865. Nach 1875 kleine autonome Reformen in Schw[eden]. Norwegen weit radikaler freih[ändlerisch]. 2/3 der Zoll[-]Einn[ahmen] aus Finanzzöllen. Nur aus Finanzgründen nicht voller Freihandel 5)u Spanien Im 18. Jahrh. Mercantil[ismus] endlich. Dies nach Verlust der C[olonien] fortgesetzt über 600 Prohibitionen noch 1825 Gewaltige Surt[axe] de pavillon, diese f[ür] alle Landtransporte (g[e]g[en] Frankreich) – hoher Agrarschutz (Getreideverbot) Freih[andels]Liga: H[andels]V[ertrag] mit Frankr[eich] erstrebt. Träger: Wein. v1865 H[andels]V[ertrag] mit Frankr[eich]: Wein nicht gebunden. Diff[erential-] Z[oll] f[ür] Landimport abgeschafft Revolution v. 1867 inf[olge] Hungersnot. Getreide〈zölle〉|:verbot:| suspendiert. 1869: autonomer Tarifrahmen Aufh[ebung] der Prohibitionen, gemäß[igter] Zollschutz Catalan[ische] Fabrikanten die Schutzzöllner Sie auch Träger des cuban[ischen] Systems. Monopol dort.v wAufschwung Spaniens d[urch] Reblaus. Fr[an]zös[ische] Produkt[ion] ging zurück. Export Spaniens stieg v. 9 auf 240 Mill. Pts in Wein.w n Führend: Radikales Vorgehen Deutschlands im Zollparlament u. R[eichs]Tag 1866–77 x1866 Wegfall der bisherigen außenpolitischeny Rücksichten auf Machtstellung g[e]g[en]über Österreich. Gesteigerte Aktionsfähigkeit d[urch] Zollparlament. 1868 |:neuer:| H[andels]V[ertrag] mit Österreich. Ö[sterreich] auf Weg des Freihandels gedrängt u  A: 4) > 5)  v–v Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   w–w  Einschub vom linken bis zum oberen Blattrand, längs des Haupttexts, gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n  (S.  418)–n  Die folgenden Gliederungspunkte 1) bis 5) sind links von einer eckigen Klammer umfaßt und mit dem Verweis: folg[ende] Seite versehen, der sich auf einen korrespondierenden Verweis auf A 39r, unten, S.  420, Text 1, textkritische Anm.  z, bezieht.   x–x  (S.  420)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   y A: außerpolitischen  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Grund: Dualismus Präzedenz Ungarns Aktionsfähigk[eit] gering, da Einigung nötig. D[eutschland]: Weinzoll |:u. Eisenzoll:| ermäßigt. Ö[sterreich]-U[ngarn]: feine Garne, Kurz- u. Luxuswaaren, Glaswaaren Zollverein generalisiert die Conzessionen V[ertrag] läuft bis 1877.x Autonome Freihandelspolitik unter Delbrück u. Michaelis (bisher Journalist, ständiger Referent des V[olks]W[irtschaftlichen] Congresses[)] Für Bismarck die Freihandelsfrage innere Machtfrage Die Liberalen nur wirtschaftlich, nicht politisch zur Macht berufen Tendenz B[ismarck]’s: Stärkung der vom Parlament unabhängigen Einnahmen statt Matrikular-Umlagen Insbes. Finanzzölle dafür bereit, Wegfall v. Schutzzöllen zu concedieren Theorie, daß |:e[in] gewisses:| Minimum an Zoll pro Kopf nötig u. garantiert werden sollte D[a]g[e]g[en] Liberale: Einnahmebewilligungsrecht. Erster Versuch: 1868 Vorschlag: Viehzölle u. Textil-Rohstoffzölle zu beseitigen, Tabaksteuer u. Petroleumzoll zu erhöhen Aber: unter starker Erregung abgelehnt. | A 39r

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〈4.z Höhepunkt des Freihandels Erste Hälfte der 70er Jahre.〉

|:5.a Verbliebener:| Rückstand des Protektionismus 1. |:Unvollständiges:| Eintreten von Rußland u. Nordamerika in den Kreis des 〈Freihandels freien〉 Verkehrs Rußland Protektionismus unter Graf Cancrin 1823–44 Prohibition auf 300 Artikel b[ei] Einfuhr, 22 b[ei] Ausfuhr 1850: Zollgrenze zw[ischen] Rußland u. Polen beseitigt. Damit nationales Interesse an Auslandszöllen geschwächt Riesenschmuggel Finanzinteresse an Zoll-Ertrag 1857–68 freih[ändlerische] Tarife: Lebensmittelzölle niedrig (Finanzinteresse)

x–x (S.  419) Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   z  In A gehen voran eine Verweismarkierung ohne klaren Bezug sowie der Verweis: S[iehe] sub 3 S.  1.: Angliederung der mittleren u. kleinen Staaten an den Freihandel:; er bezieht sich auf A 38v (oben, S.   419, Text 1, mit textkritischer Anm.   n): 3. [jetzt: 4.] Höhepunkt des Freihandels; vgl. hierzu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  401.   a A: 4.; vom Editor korrigiert gemäß Max Webers bisheriger Zählung.  

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Text 1 Garn, Gußeisen, chem[ische] Hülfsstoffe nicht selbst produziert teilw[eise] auch Fabrikatzölle noch immer höher als im Westen – kein Tarifvertrag geschlossen

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Nordamerika 1778 im Kriege Freihandel mit Frankreich Dann Finanzzölle der Einzelstaaten 1789 Bundesangelegenheit d[urch] Constitution Eigene Industrie d[urch] Krieg in Europa u. mit England 1. Schutzzoll Periode 1816–46 1828 „bill of abomination“ (Einfluß v. List u. Carey) Selbstgenügsamkeit erstrebt. Eisen, Wolle, Flachs, Hanf, Kohle, Zucker, Salz hoch. Kampf zw[ischen] Nord u. Süd: 〈1833〉 Nullifikation d[urch] Carolina versucht (Calhoun) Steigende Macht des Südens Wahl Polk’s 1844 1846 u. 57 Herabsetzung Keine Finanzzölle |:wie England:|: Thee u. Caffee frei (Consumenten) Umschlag 1860/1 vor Bürgerkrieg, um Pennsylvania zu gewinnen, im Norden Morrill’s bill. Nun: Finanz-Interesse an Zölle geknüpft Ausgleich innerer Abgaben d[urch] Zölle. Letzte Ermäßigung: 1872 – aber: wesentlich Finanzzölle, Tarif ermäßigt die Schutzzölle. bH[andels]V[erträge] der V[ereinigten] Staaten nur gering, Tarif-Bindungen möglichst wenig Meistbeg[ünstigungs]Clausel nur so interpretiert, daß M[eist]B[egünsti­ gung] g[e]g[en] Gegenleistungen So H[andels]V[ertrag] mit Preußen v. 1.V.[18]28b | Die nordamerikanische Schutzzolltheorie Carey, Henry C. geb[oren] 1793 in Philad[elphia] (Vater Ire Verleger)16 – Sohn übernahm Verlagsgeschäft, trat aber bald in das Privatleben  |:lernt List kennen. – Schutzzoll-Agitation:| Princ[iples] of pol[itical] ec[onomy] Phil[adelphia] 1837–4017 später umgearbeitet

b–b  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   16  Matthew Carey. 17  Gemeint ist: Carey, Principles.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Entscheidende Wendung Past present and future Phil[adelphia] [18]4818 |:Massenhafte Einzelbrochüren:| – † 1879 (In D[eutschland] d[urch] E[ugen] Dühring propagiert[)] 〈Grundgedanke:〉

Ausgehend v. Anschauung: daß hoher Zins u. dünne Bevölkerung die   Momente wirtsch[aftlichen] Rückstands in   N[ord]Amerika sind daß die engl[ische] Industrie überlegen ist –   u. zw[ar] dies wegen jener Momente.   also auch hier: England Feind   zugleich – aber beschränktes – Ideal Am stärksten ausgeprägt die amerikan[ische]   Eigenart in der Sklavenwirtsch[aft] des Südens   Fehlen lokaler A[rbeits]Teilung (Städtebildung)   u. lokaler Märkte – Einseitigk[eit] der Produktion  (agrarisch – einseitig, aber das Gleiche – auch   auf industr[iellem] Gebiet möglich) Lokale Annäherung v. Industrie u. Ackerbau  nicht Exportproduktion u. Consum importierter   Waaren, sondern nationale Pr[oduktion] u.  Consumtion Dad[urch]: Ersparung an Transportkosten u.  Zwischenhandelssystem   Vermeidung der Bodenerschöpfung d[urch]   lokale Stoff-Kreisläufe   „Assoziation“ der Menschen d[urch] unmittel  bare Beziehung  Intensive lokale A[rbeits]Teilung statt der Han delsconzentration   |:„Dezentralisation“ der Wirtschaft:|  Dad[urch] Vorteile trotz der u[nter] Umst[än  den] eintretenden größeren Kosten eines   spez[ifischen] Consumartikels Demgemäß: g[e]g[en] List: nicht nur Industrie  schutz, sondern auch Agrarschutz, falls nötig An Carey anschließend: nationale Propaganda der Nordstaaten f[ür] nationale Industrie    cSchlagworte 1)c Wirtsch[aftliche] Selbstgenügsamkeit Amerikas,   alles was möglich, selbst hervorbringen. |:2):|d Mit steigender Bedeutung der Arbeiterklasse:   Schutz der Arbeit auf ihrem hohen Standard   g[e]g[en] Concurrenz niedriger Löhne. |

c–c  Zusatz mit Bleistift.   d  Mit Bleistift.   18  Gemeint ist: Carey, Past.

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3. [Buch] Handelspolitik §  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  11, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Seite

§  11. T  echnik und Ökonomik der modernen Handelspolitik [Deckblatt]

A 46



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 Die Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

A 47r



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  I. Technik der Handelsverträge

A 47r



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   1. F  eststellung der Herkunft aus einem bestimmten Land

A 47r



425

   2. Bestätigt durch Freihandels-Entwicklung

A 47v



425

   3. F  ormen des Protektionismus dem Schwerpunkt nach: Tarif politik

A 48r



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    I. Art der Zollbemessung

A 48r/v



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    II. Systeme der Tarifpolitik

A 48r/2 A 48v

    III. Differenzialzölle

A 49



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     IV. Wirtschaftspolitische Zoll- und SteuerBefreiungen und Vergünstigungen

A 50r/v



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  II. Ökonomik

A 51



433

   1. Zweck des modernen Schutzzollsystems

A 51



433

   2. Allgemeine Wirkung des Zollschutzes

A 52 A 53v/r



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A 48r/1

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Dem §  11 wurden die Manuskriptblätter A 46–A 53 des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, zugeordnet. Im Archiv sind diese Blätter aufgrund der im Merseburger Archiv vorgenommenen Foliierung dem §  12, Blätter A 40–A 45, nachgestellt. Die Edition folgt der Gliederung Max Webers in Paragraphen und deren Unterteilung

424

3. Buch: Handelspolitik

und stellt §  11 vor §  12. Inhaltlich wirkt §  11, weil technischer und allgemeiner Natur, wie eine Unterbrechung der Erzählung im 3. Buch über die Entwicklung der einzelnen wirtschaftsgeschichtlichen Phasen der Handelspolitik. Eine Anordnung des §  11 an einer anderen Stelle – etwa vor §  10 oder nach §  12 – hätte diesen Sondercharakter nicht aufgehoben. Die „§  11. Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik“ (Deckblatt A 46) zugewiesenen Manuskriptblätter, notiert auf dem üblichen Oktav-Papierformat, lassen sich aus inhaltlichen und formalen Gründen – mit Ausnahme von Blatt A 48r/1 – einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Dabei wird der Archivanordnung gefolgt, jedoch am Ende die Seitenfolge von Blatt A 53r/v entsprechend der Hinweise Max Webers umgestellt.1 Vorder- und Rückseite sind bei der Foliierung im Archiv vertauscht worden. Text 2 besteht lediglich aus der linken Blattspalte von A 48r. Hier hat Max Weber mit Bleistift parallel zum (Lang-)Text in der rechten Blattspalte eine Kurzfassung hinzugefügt, wie er sie bisher nur auf separaten halbierten Blättern ausführte.2 Die Kurzfassung auf A 48r/1 ist hier, ebenso wie die Kurztexte der gehälfteten Blätter, synoptisch zu Text 1 angeordnet. Die Blätter des §  11 weisen zum Teil starke Überarbeitungen auf. Das betrifft insbesondere das Blatt A 48, aber auch A 49 und A 51. Über die Frage nach einer frühen oder späten, einer Freiburger oder Heidelberger, Entstehungszeit des §  11 geben weder die Inhalte der Blätter, noch die ihnen zugrunde gelegte Literatur näheren Aufschluß. Die späteste Erwähnung bezieht sich auf das Jahr 1892.3 Max Weber benutzte für §  11 die auf A 47r (unten, S.  425) von ihm angegebene Literatur, vor allem den Text von Max Schraut aus dem Jahr 1884. Bei Julius Lehr und Wilhelm Lexis hat er sich im Manuskript insbesondere an deren hier ein­ schlägige Artikel der 1. Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ gehalten, und zwar Lehr, Veredelungsverkehr (1894), und ders., Zölle und Zollwesen (1894), sowie Lexis, Differentialzölle (1891) und ders., Identitätsnachweis (1892). Ähnliche Ausführungen wie jene auf Blatt A 48r unter „II. Systeme der Tarifpolitik“ finden sich bereits in Webers Freiburger Vorlesungen über Finanzwissenschaft.4

1  Unten, S.  436, textkritische Anm.  t und u. 2  Ausführlich im Editorischen Bericht, oben, S.  104. 3  Vgl. unten, S.  427. 4  Vgl. MWG III/3, S.  289–292: 1. Abschnitt §  25. Zölle.

§  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

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Text 1

§  11 Technik u. Ökonomik der modernen H[andels]Politik. | Die Technik |:u. 〈Bedeutung〉 Ökonomik:| der |:modernen:| Handelspolitika

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A 46 A 47r

Schraut, Syst[em] der H[andels]V[erträge] und der M[eist]B[egünstigung] Lexis, Die französ[ischen] Ausfuhrprämien Lehr, Schutzzoll I. Technik der H[andels]Verträge

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1. Feststellung der Herkunft aus e[inem] best[immten] Land a) Wann handelt es s[ich] um Waren e[ines] Landes? Nicht jede Manipulation ausreichend. Mindestens: neue Tarifposition bZuweilen: Nationalisation d[urch] Bestehen von Importzöllen (Rumänien)b Oft vertragsmäßig: D[eutschland] Öst[erreich]: mindestens Bleichen, Färben, Dessins, Bedrucken, Appretieren Span[ien] D[eutschland]: Sprit, wenn aus deutschem Rohsprit. b) Feststellung der Herkunft: – insbes. bei Durchfuhr d[urch] e[in] Land schwierig Ev. d[urch] Consular-Attest Dies so lange v. Wichtigkeit, als Differentialbehandlung besteht, – z. B. f[ür] Nord­ amerika bei allgemeiner M[eist]B[egünstigung] zurücktretend | 2. Bestätigt d[urch] Freihandels-Entw[icklung] A 47v a) die Prohibitionen Reste: Regelm[äßig] nur noch: Einfuhr b[ei] Monopol aus sicherheitspol[itischem] Gr[und] “ sittenpoliz[eilichen] Gründen (Spanien) “ sanitären u. veterinär[ischen] Gr[ünden] (Vieh, oft = Schutz) Ausfuhr: Antiken Kriegsmaterial, Pferde, Hunde im Kriegsfall cSchiffahrt: d〈Verbot des H[andels] zw[ischen] Mutterland u. Colonien u. zw[ischen] Häfen des Mutterlands Häfen〉d

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Geblieben: Cabotage-Verbot (Küstenschiffahrt) Sonst nur: Diff[erential]Zölle s. u.1 c |:Sonstige:| 〈Ausfuhr〉 Verbote d[urch] H[andels]V[erträge] beseitigt. b) die Durchfuhrabgaben hatten Zweck 〈wenn geblieben, nur〉 Concurrenz auf drittem Markt zu beseitigen a  Am rechten Blattrand folgt mit Bleistift Hinweis: V[erte] und eine Markierung.   b–b Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   c–c  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  d–d  Streichung mit Bleistift.   1  Unten, S.  430 f.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1   teils d[urch] Gesetz (§  6 V[ereins]ZollG[esetz])   beseitigt. [” ] [” ] Vertrag (Frankf[urter] Frieden)  Transit ist zollfrei – zu dem Behuf entweder Plombierung oder zollfreie Transit-Niederlage c) Regelm[äßig] verabredet: a) Zulassung der g[e]g[en]seitigen Bürger zu Erwerb u. Niederlassung, keine Sonderbesteuerung pp. – immer vorbeh[altlich] Ausw[ärtigen] Rechts Grunderwerb regelm[äßig] in oriental[ischen] Staaten ausgeschl[ossen] (China, Japan, – Rußland) b) ev. Patent, Muster, Marke, Autorrechtsschutz | A 48r

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〈2. Generalprotektionismus 〈3. 〈|:Form des 〈Einfuhrzolls:|〉 〈Tarifpolitik:〉〉

3. Formen des Protektionismus dem Schwerpunkt nach: Tarifpolitik. [A 48v]

eI. Art

der 〈Tarif〉|:Zoll:|bemessung – Generalzollf a) Regel: spezielleg Aufführung der einzelnen Waaren Allg[emeine] Eingangsabgabe – früher |:α:| aus fiskal[ischen] Gründen |:β) als Generalprotektionismus:| Grundsatz: in dubio Alles steuerbar so noch: Zollverein: Satz v. 15 Sgr. pro Ctr. heute Grundsatz: in dubio Alles frei. b)h Werth- oder |:spezifische-:| 〈Gewichts〉Zoll-Systeme Fiskalisch die W[erth]Z[ölle]   vertretbar – schmiegen s[ich] der Tragfähigkeit an   daher das Ursprüngliche  stetiger – mit sinkenden Preisen steigt Einfuhr  Protektionistisch: die W[erth]Z[ölle] wirkungsloser: mit sinkenden Preisen sinkt der Schutz dazu Möglichkeit der Unterdeklaration. – Hierg[e]g[en]: Ankaufsr[echt] der Zollbehörde mit 10% Zuschlag aber riskant Daher: die Engländer f[ür] fremde Staaten f[ür] Werthzölle Die spezif[ischen] (heute meist Gewichts-)Zölle belasten bei sinkenden Preisen steigend die größten Waren stärker – daher Erziehung D[urch] Gliederung des Tarifs deren Annäherung an Werthzoll möglich. iHeute: in Europa nur in Belgien, Niederlanden, Spanien, Portugal sonst: Japan Werthzolls[ystem]i e |

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fSpezial

e–e  Einschub vom unteren Blattdrittel von A 48v (vgl. unten, S.  430, textkritische Anm.  w) gemäß Max Webers Verweis I. Techn[ische] Art der Zollbemessung s[iehe] f[olgende] Seite unten und einer Markierung in Form einer eckigen Klammer hier eingefügt.   f–f Zusatz mit Bleistift.  g  Unterstreichung mit Bleistift.  h  Überschrieben mit Bleistift.  i–i Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

Text 1 A 48r/2

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Text 2

j〈2)〉

II. Systeme der Tarifpolitikj – thats[ächlich] nur noch Einfuhr-Tarife kbeträchtl[ich] u. in Betracht kommend Ausfuhr zölle: wesentl[ich] fiskalisch in Colonien Industrie-Rohstoffe heute fast nirgends mehr (Deutschland: Lumpen bis 1879)k a) Zoll-Autonomie – b) Vertragspolitik.

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Ad a) |:heute regelmäßig:| nicht |:Fehlen von:| H[andels]V[ertrag] überhaupt |:– absolute Autonomie –:|, sondern: Fehlen vertragsm[äßiger] Bindung der Tarife – Tarif-Autonomie (〈G[e]g[en]satz〉 insbes.: bloße Meistbeg[ünsti             gungs]Verträge) 〈So Deutschland seit

mNur: Einfuhr

A 48r/1

Ausfuhr fiskal[isch] in Col[onien] Rohstoffe (Lumpen-Zoll) a) Autonomie – b)n Vertragsp[olitik]

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Aut[onomie]: Nicht absolut, – Tarif-A[utonomie]

1879 und 1892〉

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Autonomie |:kann sein:|: autonomer Freihandel so England, Frankreich |:unter Napoleon2:|, Deutschland unter B[ismarck] bis 1879 in der Freih[andels-]Epoche autonomer Schutzzoll so Deutschland unter Bismarck seit 1879 bis 1892 lAd

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b)l H[andels]Vertragspolitik: Interessencompromiß mit Ausland Streben nach Stetigkeit der Bedingungen der Concurrenz u. 〈Werth〉 des Arbeitens f[ür] fremde Märkte. Möglich: 1) als |:H[andels]V[ertrags]P[olitik] mit:| Differenzialzoll〈politik〉system grundsätzl[iche] Zugeständnisse nur individuell gemacht dem einzelnen Lande

aut[onomer] Freih[andel] – aut[onomer] Schutzzoll

H[andels]V[ertrag] Stetigkeit |:der Conc[urrenz]Bedingungen:|, daher Compromiß mit Ausland a) Differenzial –

j–j Am linken Blattrand.   k–k Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l–l  Fehlt in A; Ad b) vom Editor sinngemäß zu Ad a) ergänzt.  m–m (S.  429) Mit Bleistift; zur Blattaufteilung vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  424.   n  Fehlt in A; b) sinngemäß ergänzt.   2  Napoleon III.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 2

Text 1

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   2) als H[andels]V[ertrags]P[olitik] |:a):| mit |:allgemeiner:| |:vertragsmäßiger:| Meistbegünstigung〈sklausel〉   regelm[äßig] oder allgemein  M[eist]b[egünstigungs]Cl[ausel]   in Verträgen,   so daß Zugeständnisse an ein  Land allen Vertragsländern zu   Gute kommen. b) mit |:System:| autonomer Meistbegünstigung Gesetzl[ich] spontane Generalisierung der gemachten Zugeständnisse – dies Annäherung an autonomen Freihandel. oVerschiedenheit der Chancen b[ei] M[eist-] B[egünstigung] u. Diff[erential]Syst[em] M[eist]B[egünstigung]: mindert Bedeutung   v. Conzessionen f[ür]  Gegner   (geringere G[e]g[en-]  conzession) hindert u[nter] Um  st[änden] Möglich  keit v. Conzession,   weil Dritter partizi piertp  erstreckt Sondervor  teile, die |:nur:| der  |:bes.:| Lage entspre  chen, auf Dritte Diff[erential]System: Divergenz der Tarife,   schwer zu controllie  ren – dies allein schon   entscheidend b[ei]  Weltmarkt-Artikeln   zumal bei solchen, die  man braucht (Getreide) H[andels]Beziehungen   schwankend u. compli  ciert, dies f[ür] Export  land unmöglich

b) Meistbeg[ünstigung] α) vertragsm[äßig] –

β) autonom

Chancen: a) M[eist]b[egünstigung] = geringere Conzessionen f[ür] Gegner

größere f[ür] Controle (d[urch] Partic[ipation] Dritter v. Conzessionen gehindert)

b) Diff[erential]Z[oll]: schwer controllierbar bei Massen-Art[ikeln] wirkungslos

o–o (S.  429)  Einschub vom linken und untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   p  Parallel am linken Blattrand steht der Hinweis: Verte!  

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§  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

Text 2

Text 1  Jedes Exportland hat   seinerseits Interesse   an Propaganda der  M[eist]B[egünsti  gungs]Cl[ausel], da   differenzielle Beh[and  lung] schlimmer f[ür]   Export-Industrie als   absolut hoher Zoll.o qGroße Länder mit   wenigen natürl[ichen]   Monopolprodukten   können differenzie  ren, dad[urch] Maxi  mum der Conzessio  nen erlangen, f[ür] kleine Isolierungs  gefahr großq |

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Exportland Int[eresse] an M[eist-] b[egünstigung] (Diff[erential]Z[oll] schlimmer als hohe Z[ölle])

Nur große Länder mit wenigen Monopolartikeln können Diff[erential]Z[oll] habenm

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Text 1 20

〈Heuter regelm[äßig]〉 |:Tarifsysteme:| |:bei Vertrags-:|Meistbeg[ünstigungs]System: |:– heute herrschend:| – (〈Daher〉 Frage der Provenienz nicht mehr so wichtig) Technik der Zolltarife 〈darauf eingerichtet〉 〈Die |:〈modernen Tarife〉:| [??]sterer Staaten〉 s|:Ein

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mögliches System:| 〈aber〉: a) Einheitstarif mit b) Retorsionszöllen c) Von diesen dann individuell abgehandelt d[urch] H[andels]V[ertrag] tDies System nicht besonders geeignet, H[andels]V[erträge] zu erzwingen. Ferner:t Wo |:autonome:| Meistbeg[ünstigung] allgemein, 〈führt dies fakt[isch] dazu, daß nur zwei〉 ist der gesetzl[iche] T[arif] schließl[ich] bedeutungslos (bei uns T[arif] v. 1879) Wo vertragsm[äßig] M[eist]B[egünstigungs]Cl[auseln] generell, bedeutet es, daß zwei Tarife, einer, der für alle Vertragsstaaten gilt, – Conv[entional](Vertrags-)Tarif u. ein andrer, der f[ür] Nicht-Vertragsstaaten gilt. uDaher: Fortentwicklung 〈Deshal[b]:〉 inf[olge] modernem Parlamentarismus. Denn:u

o (S.  428)–o Einschub vom linken und untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   q–q Einschub vom untersten linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m  (S.  427)–m  Mit Bleistift; die linke Blattspalte endet hier.  r In A doppelt unterstrichen.   s–s (S.  430) Textpassage gemäß Max Webers Markierung von der Blattmitte hierher verschoben.   t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   u–u  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

A 48v

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 〈Nun:〉 Eigenart der H[andels]V[erträge], daß das Parlament sie ganz annehmen oder verwerfen muß also keinen Einfluß auf Einzelgestaltung der Tarife Deshalb: anderes System:s 〈Ein〉 System (das modernste) (Frankreich) doppelter Tarif: General[-] u. Conventionaltarif. („Max[imum-]“ u. „Min[imum-]“ T[arif]) Gen[eral]T[arif] f[ür] Staaten, mit denen kein H[andels]V[ertrag] zustande kommt Conv[entional]T[arif] bezeichnet Dasjenige, was in maximo conzediert wird den Staaten, welche genügend Conzessionen machen (Insbes. fixiert so das Parlament im Voraus, was die Regierung conzedieren darf) Daneben: Retorsionsbefugnis |:a):| bei differenzieller Beh[andlung] d[urch] Ausland |:b):| oder |:schon:| bei übermäßigen Zöllen des Auslands. Aber: u[nter] Umst[änden] auch hier Durchbrechung des Conv[entional]Tarifs d[urch] weitere Conzessionen.v Manche Staaten (Amerika) conzedieren trotz M[eist]B[egünstigungs-] Cl[auseln] die M[eist]B[egünstigung] nur g[e]g[en] Conzessionen. (Amerika)w |

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〈Spezialprotektionismus〉

|:III. Differenzialzölle:| a) zu G[unsten] gewisser Einfuhrwege z. B. versch[iedene] Gestaltung der Zölle |:je nach Land- oder See-Einfuhr (Schiffahrtsprot[ektionismus]) oder:| je nach Grenzstrecke (Prot[ektionismus] best[immter] Handelsplätze) Rußland: Einfuhr v. Schwarzen Meer oder v. betr. Küste. Österreich: Seeeinfuhr – Triest z[um] Nachteil deutscher Seeplätze u. Wasserstraßen b) zu G[unsten] der eigenen Flagge – surt[axe] de pavillon früher in Frankreich. – xF[ür] Länder nicht möglich, welche Retorsion fürchten müssen (Deutschland) 51% S[urtaxe de pavillon] zw[ischen] D[eutschland] u.  B[elgien] 41% zw[ischen] fremden Häfen Anf[ang] 80er Jahrex c) zum 〈G[unsten]〉 Nachteil des fremden Zwischenhandels – surt[axe] d’entrepôt s (S.  429)–s  Textpassage gemäß Max Webers Markierung von der Blattmitte hierher verschoben.  v In A folgt die verschobene Textpassage s–s, oben, S.  429.   w Text bricht ab, schließende Klammer fehlt in A. In A folgt die auf A 48r verschobene Textpassage e–e, oben, S.  426.   x–x  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

Text 1

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|:Holland s[einer] Z[eit] 3% Zuschlag – V[ereinigte] Staaten 10% noch jetzt b[ei] Waaren, die jenseits des Cap zu Häfen v. diesseits eingeführt werden3 – noch jetzt in Frankreich.:| „Unterscheidungszoll“4 – Zoll auf indirekte Einfuhr. In D[eutschland] y1845 v. Preußen u. Hansestädten befürwortet 1848 R[eichs]Fin[anz]Min[ister] Duckwitz5 (Bremen)y empfohlen von Mosle (Bremen)[:] zAlle außereurop[äischen] Produkte sollen mit Zuschlag belegt werden, 〈2. Ausfuhrprot[ektionismus]〉 bei Einfuhr aus europ[äischen] Plätzenz Kampf g[e]g[en] engl[ischen] Zwischenhandel “ g[e]g[en] holländisch-belgische Häfen f[ür] Hamburg u. Bremen. aGrade die hochwerthigen Produkte werden überwiegend aus europ[äischen] Entrepots eingeführta Aber: geograph[ische] Bedingungen ungünstig – ganzer Westen benachteiligt Retorsion gefährlich. – insbes. g[e]g[en] deutsche Flagge Hemmung der Beweglichkeit – Fehlen der Rückfracht. Dies in Ländern mit Colonien anders. Verteuerung der Rohstoffe, wo die Verpflegung nicht gelingt b〈Frankreich bezügl[ich]〉 Baumwolle, Wollmarkt in Liverpoolb | cIV. |:W[irtschafts]Politische

Zoll- u. Steuer-Befreiungen u. Vergünstigungen:|

〈Maßregeln zur Erholung der internat[ionalen] A[rbeits]Teilung trotz des Schutzzollsystems〉c 〈2. Ausfuhrprotektionismus〉

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a) Durchweg Export-Industrie, soweit Produktion exportiert, diese frei von inneren Verbrauchssteuern. Ev. steuerfreie Niederlagen, dahin verbracht steuerfrei. b) 〈Ausfuhrbegünstigung d[urch]〉 Aufhebung des Identitätsnachweises beim Transit.6 Normale Zollfreiheit des Transit: Plombierung bei Durchgang – wenn sofort oder zollfreie Niederlegung in e[inem] con  trollierten Lagerhaus bis zur Entscheidung,   ob Transit oder Verkauf im Inland. Stets: Identität festgehalten y–y Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers z–z Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers a–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers b–b Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers c–c  Einfügung und Streichung mit Bleistift  

Markierung Markierung Markierung Markierung

hier hier hier hier

eingefügt.   eingefügt.   eingefügt.   eingefügt.  

3  Gemeint ist ein Zoll auf Waren, die von östlich des Kaps der Guten Hoffnung stammen, aber aus einem Hafen westlich desselben verschifft werden. Vgl. Schraut, System, S.  65. 4  Vgl. Mosle, Unterscheidungszoll. 5  Arnold Duckwitz bekleidete vom 5. August 1848 bis 16. Mai 1849 im Gesamt-Reichsministerium der provisorischen Zentralgewalt das Amt des Reichsministers des Handels. 6  Vgl. dazu Lexis, Identitätsnachweis.

A 50r

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1  ufhebung: wo |:lediglich:| dasselbe Quantum |:nicht A dieselbe species:| ausgeführt werden muß Form entweder: a) wenn gleiches Quantum 〈aus〉 |:ausge:|führt, erhält   |:man:| Zoll zurück   d|:Zoll-Quittungen:|d oder: b) wenn Quantum ausgeführt, Recht gleiches Q[uantum]   zollfrei einzuführen e|:Einfuhr-Schein –:|e Dad[urch] Erhaltung der Möglichkeit, bzgl. Sorten u. Mischung internat[ionale] Bewegungsfreiheit trotz Zoll zu haben. Wichtigster Fall: Getreide. c) Veredelungsverkehr7 Fall: daß ein Teil des Prod[uktions]Prozesses im Inland, e[in] anderer im 〈Vertrags-〉 Ausland liegt: 〈d. h.〉 |:bes. bei Textil-Industrie häufig::| |:Waschen:| Bleichen, Appretieren, Färben 〈pp.〉, Drucken, Sticken Zollfreies Einlassen des fremden Rohstoffes oder Halbproduktes, wenn das Weiterprodukt ins |:Ausland:| 〈Aus〉 〈|:[??]:|〉f geht Zweck: Erhaltung der betr. Arbeit f[ür] das Inland. Entweder: nur direkter Veredelungsverkehr – hin u. zurück in dasselbe Land oder Transit-V[eredelungs]V[erkehr] – dieser oft fakt[isch] = Concurrenz mit Inland f[ür] den Export Identitätsnachweis 〈selbst〉 u. Zollcontrolle. z. B. Vertrag mit Schweiz 1881: Garn z[um] Verweben, Seide z[um] Färben, Häute z[um] Gerben, Reparaturen.g | A 50v

d) Zollrückvergütung f[ür] Industrien die mit fremdem zollpflichtigem Rohstoff arbeiten Rückerstattung des Zollbetrages des Rohstoffs bei Export des Fabrikats nach Verh[ältnis] des darin enthaltenen Rohstoffes (Rendement) 1. entweder individuell – die Identität des Rohstoffes festgehalten u.   controlliert – 〈Zollg[esetz]〉 2. oder die Identität nicht festgehalten Alsdann möglich: α) Zoll dem importierenden Fabrikanten nach Rendement erstattet h(Deutschl[and] Mehl)h   eini f[ür] allemal bei Export |: Jedem, der exportiert:| Zoll nach Rendement erstattet (= Prämie) β) oder bei Einfuhr Zollquittungen ausgestellt,   〈bei Ausfuhr der Fabrikate dem Exporteur g[e]g[en] Zollquittung〉   diese übertragbar, bei Export v. Fabrikaten g[e]g[en] Quittung Zoll   zurückgezahlt

d–d Mit Bleistift.   e–e Mit Bleistift.   f In A folgt: land  g In A steht am unteren linken Blattrand der Hinweis: Verte.  h–h  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   i  In A geht voraus: β) > α)   7  Vgl. dazu Lehr, Veredelungsverkehr.

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Text 1

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Drawbacksj Wirkung: Je knach demk Rohstoff auch im Inland produciert wird oder nicht verschieden Im 〈letzteren〉 |:ersten:| Fall der Fall z. B. = Exportprämien (Wolleinf[uhr]) der Fall z. B. = A[rbeits]Teilung zw[ischen]   Fabriken für Export u. für d[as] Inland   l(Häute, Blei, Kupfer, Messing, Schwefel,   Strohhüte usw.)l mDies System bes. in Frankreich ausgebildetm Erste kaufen die Quittungen, u. zwar billiger   als Zollbetrag – da stets mehr Q[uittungen]   angeboten. Damit Arbeiten f[ür] Export   erleichtert. Versteckte Prämien. e) Steuerrückvergütung da wo innere St[euer] den Rohstoff trifft – (entspr[echend] der Steuerfreiheit der Ausfuhr) Hauptbeispiel: Zucker. Je nach Rendement = Exportprämie. – Früher in D[eutschland] Zucker. f) direkte Export-Prämien – Zahlung f[ür] jedes exportierte Quantum Jetzt in D[eutschland] Zucker | II. Ökonomik Wie wirkt der Schutzzoll – wie soll er wirken wer trägt ihn.

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1. Zweck des modernen Schutzzollsystems kann different gedacht sein. Diff[erenz] besteht zw[ischen] List u. Carey Aber: bei beiden geht beides durcheinander Erziehungsprotektionismusn 1) 〈im〉 |:Schwerpunkt der:| List’schen 〈Sinn〉 |:Theorie:|: Erziehungszoll – Vorstufe des Freihandels Nicht: Ausschluß der fremden Conc[urrenz] |:als solcher:| – sondern nur: 〈Verbreitung〉 soweit die nat[ionale] Industrie ihr noch nicht gewachsen ist “ Beseitigung der internat[ionalen] A[rbeits]Teilung sondern nur: Verbreitung derselben, Fürsorge, daß die Nation die ihr d[urch]   die Natur zugewiesene Stelle darin einnehmen kann. oDadurch: 1) Internat[ionale] Bedarfsdeckung am wirtschaftlichsten 2) Entwicklung der natürl[ichen] Hilfsquellen der Nation u. ihres Reichtums (geldw[irtschaftliche] Erwerbskultur) am vollständigsten.o

j  In A folgt nach unten verschobene Zeile m–m.  k–k A: nachdem  l–l Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m–m  Zeile gemäß Max Webers Markierung hierher verschoben.   n  Am linken Blattrand diagonal zum folgenden Punkt.   o–o Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Daraus folgt: a) nach List nur die Gewerbe zu schützen, für welche der   nat[ionale] M[onopol]H[andel] v. Standp[unkt] der   Weltwirtschaft aus Standort ist. b) nach List Zollschutz nur soweit, daß Differenzen der   Prod[uktions]-Kosten eben ausgeglichen werden, so daß unter   |:annähernd:| gleichen Bedingungen, d. h. solchen concurriert   wird, daß   1. die nationale Industrie ihre technische Rückständigkeit   empfindet, aber:   2. sie dieselbe auszugleichen imstande ist.   Dafür sorgt dann die innere Concurrenz. pSchutz der nationalen Arbeitp 2) Davon abweichend: |:Schwerpunkt der:| amerikan[ischen] Th[eorie]

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〈anlehnend an Merkantilismus〉

ökonom[ische] Selbstgenügsamkeit der Nation – Unabhängigkeit vom Auslande qa) Diejenigen 〈Gewerbe〉 |:Prod[uktions]Zweige:|, welche   unentbehrl[iche] Bedürfnisse befriedigen, jedenfalls zu erhalten,   gleichviel ob Standort  (Agrarschutz) b) Export-Produktion nur auf den Prod[uktions]Gebieten, für welche   das Inland |:natürl[iches]:| Monopol besitzt, dulden   – sonst Abhängigk[eit] der Bev[ölkerung] v. fremden Markt c) Import nur soweit, als er dauernd aus den Export-Überschüssen von   Monopol-Produktionen (ad b) bestritten werden kann, – sonst   Abh[ängigkeit] v. fremden Überschüssenq Die Bedürfnisse, 〈die〉 |:welche:| die Nation nicht selbst zu decken vermag, soll sie |:nicht haben:| 〈unterlassen〉 Daraus folgt: 1. Zollschutz allgemein (nicht nur den Standort  〈Industrie〉|:Produktionen:|)   f[ür] alle Prod[uktions]Zweige, die notwendige   Bedürfnisse befriedigen   Je notwendiger, desto unbedingterer Schutz 2. Zollschutz nicht Vorstufe, sondern dauernde Kategorie,   so lange |:ohne Schutz aus dem Ausland bezogen würde:|   〈die Differenz der Prod[uktions]Chancen währt〉

3. Nicht nur bis zur Ausgleichung der Prod[uktions]  Chancen-Differenzen, sondern bis zum völligen Ausschluß   der Concurrenz. Zölle mit Prohibitiv-Charakter. |

p–p Am linken Blattrand diagonal zum folgenden Punkt.   q–q Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1 2. |:Allgemeine:| Wirkung des Zollschutzes 〈1. unmittelbare Wirkungen:〉 〈a)〉 1) schafft Preisdiff[erenz] zw[ischen] Weltmarktspreis der |:geschützten:| 5

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Importartikel u. Inlandspreis wenigstens normalerweise, d. h. wenn das Inland Import bedarf Alte Frage: Wer zahlt den 〈Preiszuschlag〉 |:Zoll:|? – In- oder Ausland? d. h.: geht ausl[ändischer] Exporteur mit Preisforderung herunter oder  muß inländ[ischer] Importeur mit Preisen heraufgehen    z. B. Getreide. – Regelm[äßig] zweiseitige Wirkung: Senkung der    Auslands- u. Hebung der Inlandspreise Dies je nach Conjunktur verschieden. Je vollständiger die inländ[ische] Versorgung ist (gute Ernte), desto weniger    dringend ist die Nachfrage, desto dringender das Angebot.    Alsdann trägt Ausland den größten Teil des Zolls. Je dringender der Inlandsbedarf (schlechte Ernte)[,] desto mehr muß     Inlands-Nachfrage s[ich] bequemen mehr zu bieten rAnnahme der List’schen Theorie: Ziel der Schutzzollpolitik: d[urch] innere Concurrenz die Preisdiff[erenzen] allmälig herabzudrücken,   immer vollständiger inländ[ische] Versorgung.   schließlich = 0, denn 〈Ziel der Schutz[zollpolitik]〉 Aufhebung = Ziel erreicht. Dies bei agrar[ischen] Prod[ukten] (speziell Getreide) nicht zutreffend, List dachte nur an Industriezöller 〈b)〉 2) schafft den Inlandsunternehmern Monopolrente – reservierter Markt. Dad[urch] kann er bestehen. List’sche Theorie: allmälig Monopol entbehrlich u. beseitigt d[urch] innere Concurrenz u. Preisdruck. Wenn soweit erzogen, Zoll überflüssig. Aber: Dies bei Produkt[ion] mit natürl[ichen] Monopolgütern (Getreide) nicht der Fall Ferner aber: ad s1) u. 2)s: Meinung, daß trotz Schutzzoll innere Conc[urrenz] fortdauern werde – wenigstens auf Gebiet der Industrie Dies irrig: Erscheinung der Kartelle, d[urch] Schutzzölle ermöglicht     Zusammenschluß der Unternehmer zur Exploitierung des    Monopolmarktes    Dad[urch] sogar billigeres Angebot im Ausland ermöglicht, also 3) zwar Ablenkung u. Erschwerung des Exports,     aber keineswegs dauernd, im G[e]g[en]teil u[nter] Umst[änden]     d[urch] Schutzzölle Export-Politik.

r–r  Einschub vom linken Blattrand über die Textmitte bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   s–s A: a u. b.; vom Editor korrigiert gemäß Max Webers überschriebener Zählung, oben, Z.  3 und Z.  25.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 4) Festklammerung v. Kapital u. Arbeit in den geschützten Branchen.      Dad[urch] feste protektionist[ische] Interessen gegeben, Erschwerung     der Änderungt | A 53v

A 53r

     Nichtu etwa:       Hemmung des Capitalismus        “ der Vermögens-Differenzierung       Sondern: nur Verschiebung seiner Richtung      〈Nicht〉 Verwertungsinteresse des Capitals bleibt maßgebend     Nur in andre Bahn gelenkt.       Nicht mehr: Expansion, neue Unternehmungen, dad[urch] Gewinn        sondern: Exploitierung des Monopolmarktes d[urch] Cartellierung u. Lohndruckv | 5) 〈allgem[eine]〉 Wirkungen auf die Volksw[irtschafts]Struktur Wer trägt die Kosten des Zollschutzes? D. h. werwird, um die Entfaltung der geschützten Industrie – Monopolrente – zu bestreiten, eingeengt? 2 Kategorien: 1. wenn Zollschutz im List’schen Sinne gedacht – Erziehungszoll also grundsätzl[ich] nur die Standort-Produktionen geschützt 〈nur〉 die |:inl[ändischen]:| Consumenten der betreffenden Waaren 〈zeitweise〉. die Produzenten anderer Waren – d[urch] verminderte Kaufkraft je unentbehrlicher die geschützten Produkte sind, desto mehr (Getreide muß gekauft werden) also: Hemmung u. Verlangsamung:                     der Bedarfsentfaltung                     der Marktentwicklung f[ür] die                      übrigen Produktionen              damit Erziehung der Standort-Produktion              erkauft 2. w  enn „Schutz der nat[ionalen] Arbeit“8 Generalschutz – insbes. Schutz der „notwendigen“ Produktionen a) Hemmung der Consum-Entfaltung – Nationalisierung   des Bedürfnisstandes   Conservierung desselben (Tradition)   insbes. des Massen-Consums

t  Gemäß Max Webers Markierung und Hinweis: zweitnächste Seite! folgt A 53v.   u  In A gehen eine Markierung und der Hinweis zu 4) voran.   v  In A folgt A 54r, unten, S.  457.   8  Vgl. dazu §  13, unten, S.  490.

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§  11 Technik und Ökonomik der modernen Handelspolitik

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Text 1

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  nicht notwendig: des C[onsums] der besitzenden Klassen   f[ür] diese nur Prohibitionen wirksam b) Hemmung der Standort-Produktionen   Diese zahlen die Kosten des Zolls, d. h. der Hemmung   der internat[ionalen] Prod[uktions]Teilung   (Frankreich: Wein    Deutschl[and]: Chemische Industrie)w |

w  In A folgt A 53v, oben, S.  436.  

3. [Buch] Handelspolitik §  12. Die Renaissance des Protektionismus Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  12, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

§  12. Die Renaissance des Protektionismus

A 40r

440

  1. Allgemeine Gründe des Rückschlages

A 40r

440

   a) Allgemeine Bedingungen der Freihandelspropaganda

A 41r

440

   b) Die Änderung der Lage

A 40r

441

   c) Vorboten des Rückschlages:

A 40v

441

    1. in Frankreich

A 40v

441

    2. in Rußland

A 40v

442

    3. Italien

A 40v

442

    4. Österreich

A 40v

442

  2. Deutschlands Übergang zum Schutzzollsystem

A 42r

443

   a. Die Interessenlage in Deutschland

A 42r/v

443

   b. Der Umschwung

A 43r/v

445

  3. Gang der Zollpolitik der Culturstaaten in den 80er Jahren

A 44r

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    1. in Österreich

A 44r

447

    2) in Frankreich

A 44r

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    Richtung [der] europäischen Handelsverhandlungen

A 44v

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    1) Zunahme der Getreideconkurrenz erste Hälfte der      80er Jahre

A 44v

449

     2) Zunahme des Protektionismus in Osteuropa und      Nordamerika

A 45r

450

     a) Lage der Russischen Industrie

A 45r

450

      Balkanstaaten

A 45v

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     b) Nordamerika

A 45r

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Editorische Vorbemerkung zu §  12

439

Die §  12 zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 40–A 45, lassen sich aus inhaltlichen und formalen Gründen einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Alle Blätter bestehen aus dem üblichen Oktav-Papierformat. Entgegen der Foliierung des Archivs, bei der §  12, A 40–A 45, an §  10, A 33– A 39, anschließt und §  11, A 46–A 53, erst folgt,1 stellt der Editor die Reihenfolge der Paragraphenzählung Max Webers wieder her. Hinsichtlich der Anordnung der Seiten von §  12 folgt die Edition den Verweisen Max Webers und stellt die von ihm beabsichtigte Textfolge her. Daher sind Blatt A 41r in Blatt A 40r und Blatt A 45v in Blatt A 45r integriert. A 41v besteht lediglich aus einer unvollständigen und überdies gestrichenen Überschrift und ist aus diesem Grund nicht in die Textfolge aufgenommen, sondern nur im textkritischen Apparat nachgewiesen.2 Die Blätter des §  12 wirken sehr ordentlich und weisen moderate Bearbeitungsspuren auf. Die Frage nach einer frühen oder späten, einer Freiburger oder Heidelberger, Entstehungszeit des §  12 läßt sich nicht beantworten, da Inhalt, angegebene und verwendete Literatur darüber keinen Aufschluß geben. Max Weber benutzte die von ihm genannten Schriften des Vereins für Sozialpolitik, die 1892 und 1893 erschienen: Fuchs, Handelspolitik,3 Lotz, Handelspolitik, und Sombart, Handelspolitik,4 ferner Poschinger, Dokumente I–V.5 Die von Weber eingeflochtenen Stellungnahmen und Aktionen deutscher Politiker und Funktionäre finden sich bei Lotz, Handelspolitik.

1  Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  11, oben, S.  423 f. 2  Vgl. unten, S.  440, textkritische Anm.  e. 3  Vgl. auch die Erwähnung von Fuchs, Handelspolitik, im Brief Max Webers an Adolph Wagner vom 1. Januar 1897, MWG II/3, S.  272. 4  Zitiert unten, S.  440. 5  Zitiert unten, S.  440, und offenbar Poschinger, Dokumente I, benutzt, unten, S.  446 mit Anm.  7.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 A 40r

§  12. Die Renaissance des Protektionismus aLitt[eratur]: Schriften

des Vereins f[ür] Soz[ial]Politik, Handelspolitik Fuchs, H[andels]P[olitik] Englands Lotz, Ideen der D[eutschen] H[andels]Politik Bd.  50. Sombart, H[andels]P[olitik] Italiens v. Matlekovits, 〈Gesch[ichte]〉 Die Zollp[olitik] der öst[erreichisch]    ung[arischen] Monarchie seit 1868 Poschinger, Dokum[ente] zur G[eschichte] der W[irthschafts]Pol[itik] in      Pr[eußen] u. im D[eutschen] R[eich] “ Fürst B[ismarck] als Volkswirth Th. Barth, Zur Entw[icklungs]G[eschichte] der heut[igen] reakt[ionären]     W[irtschafts]P[olitik] Öchelhäuser, Die Tarifreform v. 1879a

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1. Allgemeine Gründe des Rückschlages a) Allgemeine Bedingungen der Freihandelspropagandab [A 41r]

|:1.c In starkem Maße politische Momente mit beteiligt.:| 〈1.〉 2. Unhaltbarkeit der bisherigen internat[ionalen] A[rbeits]Teilung zuf[olge] Verkehrs-Umwälzung Negatives Moment: massenhafte Interessen-Collisionen 〈2.〉 3. 1/2–2/3 der continentalen Bevölkerung war landwirtschaftliche Bev[ölkerung] Diese damals durchweg freihändlerisch, wenigstens konnte sie es sein, mindestens neutral. Sie bildeten regelmäßig den Kitt der Freih[andels]Partei Engl[ischer] Markt stand ihnen offen. 〈3.〉 4. Beherrschung der Erde oder doch ausgiebigen Raumsd f[ür] die engl[ische] Industrie |:u. Schiffahrt:| b[ei] herrschendem Freihandel Daher England damals unwandelbarer Eckstein des Freihandels 5. Finanzielle Möglichk[eiten] des Freihandels Möglichk[eit] d[urch] wenige Finanzzölle den Finanzbedarf zu decken Dazu nötig: stark gesteigerte Massen-Kaufkraft, die Massenluxus provoziert Damals in den meisten Culturstaaten zunehmend. 6. Wirkl[ich] freier, d. h. |:nur:| auf den geographischen u. Culturbedingungen ruhender Austausch zw[ischen] mehreren W[irtschafts]Gebieten nur möglich bei Gleichheit der |:verkehrs:|technischen Grundlagen des Tauschverkehrs: Währungsgleichheit Damals anscheinend vorhanden | e a–a Einschub am rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b Einschub von A 41r gemäß Max Webers korrigiertem Hinweis in eckigen Klammern: umstehend 〈s. §  10 letzte Seite.〉; der gestrichene Verweis bezieht sich auf eine nicht überlieferte Textpassage.   c  In A geht die Wiederholung der Überschrift voraus: a) 〈d.〉 Bedingungen der Freihandelspropaganda  d A: Raum  e  In A folgt A 41v: 〈Definitive Errungenschaften des Freihandels und〉  

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§  12. Die Renaissance des Protektionismus

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Text 1 b) Die Änderung der Lage:

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1. Beginn der 〈überseeischen〉 Getreideconcurrenz seitens 1) Nordamerikas, später Argentiniens 2) Rußlandsf Dünnere Bevölkerung, daher billige Bodenpreise Geringere Prod[uktions]Kosten – |:teils:| niedrige A[rbeits]Löhne, geringe soziale Pflichten Möglichkeit des Raubbaus Damit Übergang der Agrarier zu den Schutzzöllnern Dies entscheidend – nur der agrar[ische] Kitt hält den Bund zusammen. Innerhalb der Industrie starke Interessen-G[e]g[en]sätze Verschärft d[urch] Währungs-Schwankungen der Agrar-Exportländer Damit Industrie-Export dorthin erschwert Agrar-Import dorther erleichtert Argentinien, Rußland, Österreich; Indien 2. Beginn der ökonomischen Großmachts-Entwicklung v. Rußland u. N[ord-] Amerika Damit Möglichk[eit] e[iner] ökonomischen Selbstgenügsamkeits-Politik auf andrem Boden – Contrast zu England Autarke Weltmächte, Binnenstaaten, neben dem auf der See schwimmenden England 3. Allgem[einer] polit[ischer], sozialpolit[ischer] u. ökonom[ischer] Rückschlag g[e]g[en] Liberalismus s. früher.1 | c) Vorboten des Rückschlages:

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[A 40r]

1. in Frankreich: gSchon 1868 Diskussion der kaiserl[ichen] Politik im C[orps] législ[atif] 1870 Enquêteg Thiers Präsident, Pouyer-Quertier Fin[anz]Min[ister] nach dem Krieg Finanz-Interessen h– Finanzzölle auf Zucker, Caffee, Thee, Wein etc. Versuch der Herstellung der surt[axe] de pav[illon] 1872 (d[urch] Verträge vorerst ausgeschlossen) Vorschlag Thiers |:Textil-:|Rohmaterial- u. Agrarzölle 20% Rohstoffzoll-Rückerstattung bei Fabrikatausfuhr Cas[imir]-Perier allgem[eine] fin[an]z[ielle] Abg[abe] v. 3% ohne drawback Commission eingesetzt Thiers demissioniert, wiedergewählth

f  A: Rußland  g–g Einschub vom rechten Text- und Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   h–h  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   1  Oben, S.  293–300: 1. Buch, §  4., 4. Die Rückschläge gegen den Liberalismus.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Aber: der Anlauf blieb vorerst ohne Folgen Commission kam zu keinem Resultat Rohstoffzölle unmöglich, so lange Fabrikate gebunden waren. Kündig[un]g des engl[ischen] u. belg[ischen] Vertrags Aber: mit Portugal bis 1879 gebunden. iNach Thiers Sturz Neuabschluß der gekündigten Verträge   Enquête des H[andels]Min[isters] Graf Meaux 1875 an H[andels-]  Kammern   62 K[ammern] f[ür] H[andels]Verträge |:(Paris, Reims, Marseille,  Bourdeaux):|   aber meist gegen Meistbeg[ünstigung]   14 f[ür] Autonomie (Rouen, Tourcoing, Roubaix) Revision des Zolltarifs 1876/7  Commission: Werthzölle beseitigt   Generaltarifsätze auf Basis v. 1860   1878 aber: 24% Aufschlag als Kampfzoll   Enquête, weiter erhöht   Also: Stimmung schwankendi 2. in Rußland: Goldzoll bei Papierentwerthung Dad[urch] Steigerung des Schutzes um ca. 13%2 3. Italien nach Gewerbeenquête v. 1871–74 1875 Kündigung des französ[isch]-ital[ienischen] V[ertrages]. Neuer Tarif 1878 Ziel: richtiges Verhältnis zw[ischen] Zollsätzen auf Roh- u. FertigProdukte, feine u. grobe W[aren] spezifische statt Werthzölle Finanzeinnahmen zu steigern Mäßiger Schutz. – Frankreich lehnt 1878 H[andels]V[ertrag] ab. nur modus vivendi 4. Österreich. – Politisch nicht mehr gebunden Industrie schwer geschädigt d[urch] Freihandel j1877 Ablauf des H[andels]V[ertrags] mit Deutschland   Nunmehr durchgesetzt:j 〈1878〉 mäßiges Erziehungszollsystem. Keine Eisenzölle (Rücksicht   auf Deutschland)  Nur Leder, Papier- u. Kurzwaaren, Gummi, irdene W[aren], Farben,   andre Metalle – aber sehr wenig.

i–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  j–j Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   2  Nach Wittschewsky, Russische Zoll- und Handelspolitik, S.  372, dem Weber hier vermutlich folgt, muß es „33%“ heißen.

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Text 1 k1877: Angebot

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e[ines] H[andels]Vertrags an Deutschland  Offenbar Wein- u. Getreide-Conzession verlangt, Bindung der Zölle   auf etwas erhöhtem Niveau angeboten (nicht näher bekannt[)]k  Auf Deutschlands Haltung kam es an.   Wenn acceptiert, Agrarschutz schwer möglich, damit auch   Industrieschutz nicht. | 2. Deutschlands Übergang zum Schutzzollsystem

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a. Die Interessenlage in Deutschland 1. Die Durchführung des Freihandels fiel in e[ine] Zeit schwerer wirtsch[aftlicher]   Krise. Abnahme der Kaufkraft Überproduktion 2. Auf dem Gebiet der Eisen-Industrie in e[ine] Zeit technischer Umwälzung:    Anbruch des Zeitalters des Stahls   Bessemer-Prozeß – Damit phosphorfreie〈s〉 (fremde〈s〉) 〈Roheisen〉 |:Eisen   erze:| gebraucht, bes. englische〈s〉    D[eutsche] Hochöfen bedrängt, müssen Gießerei-Roheisen producieren.   lHierin aber England noch überlegen (Gleichmäßigkeit der Erze größer)l    Deshalb 1877 Schutzzoll erwünscht   Aber: Thomas-Prozeß: Entphosphorung des Eisens möglich – damit deutsche   Erze exploitierbar    Also nur: Intermezzo 〈zw[ischen]〉 nach Bessemer u. vor Th[omas]-Prozeß.    Wirkung des Freih[andels]: 1877 Zunahme der Einfuhr, bes. v. Roheisen    |:Rückgang der Produktion Folge der Stahlfabrikation:|, aber schon 1878   wieder Pr[oduktion] über höchstem Stand    Anteil des Ausl[andes] 12–28%, nur in der 1871/3er Periode weit höher   Export-Entw[icklung] ganz gewaltig: 25% exportiert. 3. Die d[eutsche] Exportindustrie u. die Concurrenzfähigk[eit] der d[eutschen] Industrie beruhten zum großen Teil auf niederen Löhnen. Dies ändert sich d[urch] Lohn-Hausse 1870–73, verschärft Krise. Folge niederer Löhne, unvollkommene Betriebsform, extensive Arbeitsausbeutung Daher Concurrenz-Fähigkeit auf die Dauer gering, Waren z[um] Teil billiger Schund m〈5.〉 4. Rußland war protektionistisch geblieben    Dies das natürl[iche] Absatzgebiet der deutschen Industrie 〈4.〉 5. Die schutzzöllnerischen |:industriellen:| Interessen waren Großbetriebs  interessen

k–k Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   l–l Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m–m (S.  444)  Umstellung der Gliederungspunkte 4. und 5. gemäß Max Webers Umnumerierung und Markierung.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1

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   Träger die Massen-Halbfabrikate: Roheisen Garn Leder Papierm    Die freih[ändlerischen] Interessen teils (relativ) Kleinbetrieb, teils Hausindustrie: Eisenwaaren                        Baumwollweberei     Die Schutzzölle der Industrie im „CentralV[erband] d[er] D[eutschen]     Ind[ustriellen]“ (Bueck, Kardorff) | 6. Wandlung der landw[irtschaftlichen] Interessen.    Verschließung des engl[ischen] Marktes    Concurrenz des russ[ischen] Roggens „V[ereinigung] der Steuer- u. Wirtsch[afts]-Reformer“ (Niendorf, dann Mirbach u. Kardorff) Urspr[ünglich] freihändlerisch Kampf g[e]g[en] mobiles Kapital politisch u. wirtschaftlich Abwälzung der Grundsteuer u. der steigenden direkten Steuern überhaupt. Deshalb: für indirekte Steuern. Gedanke der „allg[emeinen] Eingangsabgabe“ 5% v. Werth                     (= 1 Mk Getreidezoll)3 Damit: Kampffront verändert. Kampf g[e]g[en] Großindustrie aufgegeben, Bündnis mit ihr. F[ür] Großindustrie dies Bündnis nötig    v. Kardorff „Wider den Strom“4 Vater desselben 7. Polit[ische] Stimmung: Liberalismus zunehmend schwächer mit sozialist[ischer]   Bewegung   speziell Nationalliberalismus geschwächt: Justizgesetze. Aufgaben   wesentl[ich] gelöst.   Gewaltiges Anwachsen des Centrums, der anti-kapitalist[ischen] Stim mung.    Diese identifiziert jetzt Freihandel mit Individualismus,   stimmungsmäßig für Schutzzoll, weil dieser 〈Staatsintervention〉 anti              individualistisch               Religiöse Interessen g[e]g[en] den Handel    Aus ähnl[ichen] Gründen: Conservatismus       Bisher antiliberal in allen anderen Dingen, aber freihändlerisch –          inconsequent.         Jetzt Parole: Schutz der „Schwachen“, auch in der              H[andels]Politik

m–m (S.  443)  Umstellung der Gliederungspunkte 4. und 5. gemäß Max Webers Umnumerierung und Markierung.   3  Auf 100 kg. Vgl. Lotz, Handelspolitik, S.  140. 4  Gemeint ist die schutzzöllnerische Flugschrift von 1875: Kardorff, Gegen den Strom.

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            Erhöhung der Staatsmacht u. Bedeutung des             Staates im W[irtschafts]Leben         Sozialpolit[ische] Stimmung in D[eutschland] hat als         Gegner die Vertreter des Freihandels         Nachwuchs d[urch] feudale Einflüsse gebildet:         Reserveoffiziertum         Verbindungswesen         andre Schätzung des Beamtentums              Der Idealismus auf Seiten der Reaktion. | b. Der Umschwung. Wiederum polit[ische] Momente. – Finanzbedarf des Reiches, Bismarcks Urteil 18775 Versuch der Aufnahme Bennigsens in das Ministerium – scheiterte am Verlangen: constitut[ionelle] Garantien f[ür] Finanzzölle Aufnahme noch Anderer Nun: Bruch mit den Liberalen, Abbruch der öst[erreichisch-]d[eutschen] H[andels]V[ertrags]Verhandlungen. Gedanke, vom Centrum Zölle zu erlangen, Folge der antiliberalen Stimmung, also Schutzzölle nTextil- u. Eisen-Enquête Nach Methode u. System nur als Partei-Ergreifen für den Schutzzoll angelegtn Sprengung der liberalen Mehrheit d[urch] R[eichs]T[ags]Auflösung nach den Attentaten 1878 oRückgang des Liberalismus bei den Wahlen Sozialistengesetz, damit definitive Scheidung der Arbeiter von den Liberaleno

n–n  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  o–o  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   5  Gemeint ist vermutlich das Urteil Bismarcks in seiner Reichstagsrede am 8. Mai 1879 (nicht 1877). Auf Eduard Laskers Rede gegen die Schutzzölle und seinen Angriff auf Bismarck, er würde aus der Position des Besitzenden Partei für Landwirtschaft und Industrie ergreifen, konterte Bismarck: „Ja, ich kann dem Herrn Abgeordneten Lasker ebenso gut sagen, er treibt die Finanzpolitik eines Besitzlosen; er gehört zu denjenigen Herren, die ja bei der Herstellung unserer Gesetze in allen Stadien der Gesetzmachung die Majorität bilden, von denen die Schrift sagt: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie weben nicht, sie spinnen nicht, und doch sind sie gekleidet. […]. Die Herren, die unsere Sonne nicht wärmt, die unser Regen nicht naß macht, wenn sie nicht zufällig ohne Regenschirm ausgegangen sind, die die Mehrheit bei uns in der Gesetzgebung bilden, die weder Industrie, noch Landwirthschaft, noch ein Gewerbe treiben, es sei denn, daß sie sich damit vollständig beschäftigt fühlen, das Volk nach verschiedenen Richtungen hin zu vertreten […].“ Sten.Ber. 1879, Bd.  3, S.  1060. Vgl. hierzu vor allem die Darstellung bei Lotz, Handelspolitik, S.  119.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1  Schutzzölle. Mehrheit: Erklärung von über 200 Abg[eordneten]                      (wirtschaftliche Vereinigung)         Zustimmungsschreiben des R[eichs]K[anzlers] an Varnbüler von [18]78 Rücktritt v. Delbrück u. Michaelis6 Zolltarif-Commission des B[undes]Raths Schreiben des R[eichs]K[anzlers] v. 12.12.[18]78:7 Generalschutz der gesammten Produktion Zollfrei sollen nur die in D[eutschland] gar nicht oder ungenügend vorhandenen Rohstoffe sein     (Baumwolle, Wolle, Steinkohle)     hier Erze Ergebnis der B[undes]R[aths]Beratungen:       Spezialschutz, aber sehr vielseitig.       pProdukt der Verständigung der Interessenten: C[entral-]       V[erband] D[eutscher] I[ndustrieller] hatte Entwurf       vorgelegt 〈Dag[e]g[en]〉:p        Eisenzoll von 1 Mk per 100 kg. (g[e]g[en] 0,50 bis 1873)       Getreidezoll v. 50 ₰ per 100 kg Weizen.       Holz- u. Viehzölle. Centrum geschlossen dafür Conservative gespalten – Wedell u. Maltzahn dag[e]g[en] |:g[e]g[en] Getreidezoll:| qStolberg: Einfuhr von Roheisen nach denr Ostprovinzen g[e]g[en] Erlaubnisscheinq Nationalliberale gespalten – Bennigsen dafür, Lasker dag[e]g[en] Nun Handel: 1 Mk Getreidezoll, dafür 1 Mk Eisenzoll u. Ablehnung des Stolberg’schen Amendments Constitut[ionelle] Garantien: Nat[ional]Liberale: bewegl[icher] Salz- u.                      Caffeezoll Centrum: Cl[ausula] Franckenstein: 130 Mill. aus Tabak u. Zöllen, + überweisen Conservative f[ür] dieses. Dabei formeller Bruch mit Nat[ional]Lib[eralen] d[urch] Bismarck. p–p  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  q–q  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  r A: der   6  Rudolph Delbrück trat am 1. Juni 1876 vom Amt des Präsidenten des Reichskanzleramts zurück. Sein vortragender Rat Otto Michaelis wurde versetzt als Direktor der Finanzabteilung. 7  Gemeint ist das Schreiben des Reichskanzlers Otto von Bismarck an den Bundesrat vom 15. Dezember 1878, in dem er seine leitenden Gesichtspunkte für die Zolltarifrevi­ sion darlegte, nachdem zuvor der Bundesrat am 12. November 1878 die Einsetzung einer Kommission zur Revision des Zolltarifs beschlossen hatte. Das Schreiben ist abgedruckt, in: Poschinger, Dokumente I, S.  170–177.

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8 Ergebnis:  Eisenschutz niedriger als 1844 aber höher als 1870–73, Erz frei, Roheisen 1 M  Wollindustrie (Export) Rohstoff frei |:(preisgegeben):|, Garne   relativ niedrig (England klimatisch überlegen) sehr mäßiger Baumwolle Rohstoff frei, Garne nach Qualität abgestuft – (Eng Zollschutz   land trotzdem überlegen, b[ei] Weberei geschädigt) (Export[)] Leinenind[ustrie] Flachszoll anfangs, aber gestrichen, Garn u.   Leinwand erhöht  Seide – Floretgarne verschont – (Export) Geschützt auch Papier, Leder, Glas, Holz-Industrie sAgrarzölle auf: Getreide   Vieh – bei Pferden hoch[,] sonst mäßig Holz – höchst bedenklich, nur f[ür] Großgrundbesitzer  (Bismarck persönlich dafürs[)] |

Zugleich Abwendung D[eutschland]’s von der Handelsvertragspolitik. A 43v Tarifbindungen erst wieder 1888 mit der Schweiz – geringfügige Conzessionen sonst nur: mit Südstaaten (Italien, Spanien, Griechenland) FinanzzollConzessionen Keine: an Eisen, Getreide, Textilprodukte. Diese Träger des Schutzzolls tNur |:a):| Meistbegünstigungsverträge     b) einzelne Verträge, d[urch] welche ohne deutsche Conzessionen jungen     Staaten (Rumänien, Serbien) Tarifbindungen auferlegt.t          〈Also〉 Zoll-Autonomie        Bismarck: „Qui trompe-t-on?“9 | 3. |:Gang der 〈europäisch[en]〉:| 〈Die〉 Zollpolitik |:der Culturstaaten:| 〈der Culturstaaten〉 |:〈des Auslands〉:| in den 80er Jahren Das Vorgehen D[eutschland]’s gab das Signal zum |:weiteren:| Umschwenken 1) in Österreich: H[andels]V[ertrag] abgelehnt d[urch] D[eutschland] – Zölle [von] [18]79 treffen Landwirtsch[aft], Glas- u. Textilindustrie

s–s  Einschub vom linken unteren Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt  t–t  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   8  Max Weber referiert wesentliche Ergebnisse des Zolltarifs (Gesetz vom 15. Juli 1879, betreffend den Zolltarif des Deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabacksteuer, in: RGBl, Nr.  27 vom 24. Juli 1879, S.  222–244) und folgt dabei vermutlich der Darstellung in Lotz, Handelspolitik, S.  174–182. 9  Zitat aus der Reichstagsrede des Reichskanzlers und Handelsministers Otto von Bismarck vom 2. Mai 1879 anläßlich der Verhandlungen über die künftige Schutzzollpolitik, in: Sten.Ber. vom 2. Mai 1879, Bd.  3, S.  931: „Der Weg der Handelsverträge ist ja unter Umständen ein sehr günstiger, es fragt sich nur bei jedem Vertrage: qui trompe-t-on ici? – wer wird übervortheilt?“; wiedergegeben bei Lotz, Handelspolitik, S.  167.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Nunmehr neue Zolltarife v. 1882–7: Eisenzölle erhöht Baumwoll- u. Wollgarne u. [-]Waren Papierwaren Schuhwaren Bier    Aber: Schutz zwar höhere Hürde als in D[eutschland] aber im Ganzen   mäßig   Eisen-Import stieg trotzdem 2) in Frankreich: Zolltarifrevision fortgesetzt: Méline tritt in den Vordergrund (Argument von der passiven H[andels]Bilanz) 1880/1 uP[ouyer-]Quertieru10 – landw[irtschaftliche] Krisis an der Spitze      aber: vorerst keine l[and]w[irtschaftlichen] Zölle gefordert (es       bestand eine statist[ische] Gebühr von 60 cent. pro 100 kg[)],      sondern Industriezölle. 1882er Tarif:11 Eingefügt: 1 . Viehzölle 2. Rosinen – g[e]g[en] Weinfälschung       Gewichtszollsystem Nunmehr: Scheitern des H[andels]V[ertrags] mit England       E[ngland] nur gesetzl[iche] Meistbegünstigung zugestanden          (aus alter Freundschaft) Dag[e]g[en] H[andels]V[ertrag] mit Italien 1882       Aber: Halbheiten – Frankreich schützt Wein                    Italien “ Seide, Leder, Porzellan            Deshalb sofort neue Enquête Dag[e]g[en]: Fortschritt der H[andels]Freiheit: Freih[andels]Pol[itik] Spaniens       erfolgte im Interesse der Weinproduzenten       1882 Z[oll]V[ertrag] mit Frankreich: Fr[ankreich] Weinzoll                         ermäßigt                         Span[ien] Fabrikate12                   Damals Differenzialzollsystem                  Spaniens, daher Fr[ankreich] darauf                  eingehend      Aber nun: autonom herabgesetzt allgemein, H[andels]V[ertrags-]          Pol[itik] fortgesetzt.           H[andels]V[ertrag]  mit Deutschland: Deutscher Sprit zum   Verschnitt zugelassen

u–u  Unsichere Lesung.   10 Der Industrielle Augustin Pouyer-Quertier war 1880/81 der Sprecher des französischen Senats bei den Verhandlungen um die Ausgestaltung neuer Handelsverträge. Laut Devers, Politique commerciale, S.  169, verwies er in den Verhandlungen auf den prekären Zustand der Landwirtschaft. 11  Gemeint ist der Tarif vom 7. Mai 1881 (nicht 1882). 12  Gemeint ist: Frankreich ermäßigte u. a. seinen Weinzoll auf spanischen Wein, und Spanien senkte seine Einfuhrzölle auf französische Fabrikate.

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Text 1

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  dag[e]g[en] span[ischer] Wein mit England: Heraufsetzung der Sprit  Grenze f[ür] Wein. vAlso: agrar[ischer] Freihandel Aber: Opposition der Industrie  (Catalonien)   Kohlen-Ausfuhr-Zoll sollte sie   schützen, wirkte nicht.v | Also: Schwebezustand, noch unsicher welche definitive Richtung die europ[äischen] A 44v H[andels]Verh[andlungen] einschlagen. Da: 1) Zunahme der Getreideconkurrenz erste Hälfte der 80er Jahre “ “ Wein “ in Frankreich “ “ Zucker “ d[urch] Prämiengesetzgebung – deutsche                           Conkurrenz, d[urch]                            Prämien Beginn der 〈Wein〉 Spritproduktion Spaniens f[ür] d[en] eigenen Bedarf – deutsche Conkurrenz Also: agrar[ische] Produkte, allgemeine Steigerung der protektionist[ischen] Stimmung       Folge: Erhöhung der deutschen Getreidezölle auf 3 Mk 1885                           auf 5 Mk 1887          Frankreich geht zum Agrarschutz über: – 3 u. 6 Fr. wGetreidezoll                              1887 weiter erhöhtw                          Spritzoll 1887                          Viehzölle erhöht                          Zuckerprämienpolitik nach                          d[eutschem] Muster          Italien – trotz agrarzollfeindl[icher] Ergebnisse der Enquête – geht zu Getreidezöllen |:u. Viehzöllen:| über Zolltarif: 1887: Textilzölle erhöht, Eisenzölle ebenso xItalien sucht gleichzeitig seine ganz unentwickelte Indu  strie zu schützen (kein Eisen, keine Kohle, Textilindustrie,   Handwerk u. Hausindustrie, Arbeiterausbeutung schran kenlos) und Getreidebau zu protegieren (Großbesitz)   giebt seine Gartenculturen preis resp. schwächt siex Zollverträge mit Österreich u. Schweiz binden nur wenig. Dag[e]g[en] Zollkrieg mit Frankreich.   F[ür] Italien gradezu vernichtend.

v–v Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   w–w Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   x–x  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1          Spanien: Verlangen u. Zusicherung, daß die H[andels]V[erträge]             gekündigt u. Agrarzölle eingeführt werden sollen Chikanierung des deutschen Sprits, steigende Tendenz zum Ausschluß – statt Schutz-Agitation 〈1892 Erfolg〉

         Belgien: Sieg der Clerikalen 1884             sind Mandatare der agrar[ischen] Provinzen verlangen Agrarschutz 1887: mäßige Zollerhöhung allgemein          ySchweiz 1887 mäßiger Industrieschutz             1887: Agrarschutz, nach Rückgang des Exports: Viehzölle          Schweden: Sieg der Agrarprotektionisten bei den Wahlen 1888            Getreidezölle          Norwegen bleibt freihändlerisch.            Agitation der Industrie f[ür] Schutzzoll abgeschlageny          Dänemark im Allg[emeinen] Stagnation – nur 1887 auf vermah           lene Gerste Zoll          Niederlande ebenfalls Bewegung für Agrarschutz – aber Handels           interessen überwogen          Also: Anschwellen der Agrarschutzbewegung in fast allen Cultur           staaten | A 45r

2) Zunahme des Protektionismus in 〈Rußland〉 |:Osteuropa:| u. Nordamerika. a) Lage der Russischen Industrie: Eisen: Die Bergwerke im Innern – die Fabriken u. Hochöfen in Polen – arbeiten auch mit fremdem Material nachdem Prohibition d[urch] Zoll ersetzt Daher Nationalismus g[e]g[en] diese soll in das Binnenland übersiedeln Daher: Kohlen- u. Eisenzoll 1884/1887 Textil 〈Roh〉Baumwolle u. Wolle Beides die glänzendsten Industrien – billige Massenprodukte – Centrum (Moskau), Polen Baumw[olle] zunehmend aus eigenem Rohstoff im C[entrum] – im W[esten] nicht Kammwolle stark steigender Import 1881, 82, 87 steigende Heraufsetzung der Rohbaumwoll- u. Rohwoll   Zölle.    Ebenso aber der Garnzölle. Gewaltige Expansion der Spinnerei    im Weichselgebiet 1885 Zollerhöhung um 20% |:Gegenschlag g[e]g[en] Getreidezölle:|:     Rubel sinkt, |:angebl[ich]:| zuf[olge] Industrie-Einfuhr, welche    H[andels]Bilanz bedroht (Fin[anz]Min[ister])

y–y  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.

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§  12. Die Renaissance des Protektionismus

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Text 1 1890 [Zollerhöhung um 20%]: Rubel steigt, daher Unfähigkeit der    Industrie zu concurrieren     Ausfluß allg[emeiner] protektionist[ischer] Stimmungz

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Balkanstaaten.     Gewerbe auf oriental[ischer] Stufe: Hausfleißprodukte verhausierta hie u. da Hausindustrie bErschließung d[urch] Strousberg’sche Bahnbauten: wesentl[ich] pro [??] Folge: Engl[ischer] Einfluß steigt. Nach Öst[erreich]: eisernes Thor Gebirge      Nach russ[isch-]türk[ischem] Kriege: Donau-Convention.      Freie internat[ionale] Wasserstraße      Sprengung des eisernen Thorsb Serbien bis Bahn nach Saloniki ganz auf Öst[erreich] angewiesen Bulgarien: mit Loslösung von Türkei Rückgang des Gewerbes – Agrarstaat Rumänien: zunächst mit franz[ösischen] Interessen.    Hauptexport-Artikel: Vieh, Rumänien Getreide. Öst[erreich] nutzte seine polit[ische] Macht aus, – commandierte stets fast nur:    Viehfreiheit       Mit Serbien Diff[erential]Zollvertrag – Zollverein d[urch] Skuptschina         abgelehnt       “ Rumänien freih[ändlerischer] Vertrag 〈der〉 von 1875     Nun aber : Veterinärcontrolle in Österreich Zugleich Überschwemmung mit billigen Massenartikeln d[urch] Österreich (Rum[änischer] Export nach Ö[sterreich] von 3 Mill. auf 18 000 herabges[unken] 1881/2)13 Linie nach Saloniki emancipiert Serbien (Seeweg) Wahrung der polit(ischen) Selbständigkeit Übergang zu selbst[ändiger] H[andels]Politik: Schutz der     groben Ind[ustrie]Artikel     c〈großes〉 Eigenes Gewerbe. Aber: nur in beschränktem     Maß möglich.     Keine Kohlen     Arbeitskräfte ungeeignetc z  Einschub von A 45v gemäß Max Webers Verweis Kleinstaaten am linken Blattrand hier eingefügt.  a  Unsichere Lesung.   b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   c–c Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. 13  Max Weber hat die Zahlen vermutlich nach Ströll, Handelspolitik der Balkanstaaten, S.  13, abgerundet. Ströll führt aus: Österreichs Grenzsperre gegen Vieh aus Rumänien habe zur Folge gehabt, daß der Wert der rumänischen „Viehausfuhr von 3  511 110 Franken im Jahre 1881 auf 18 120 Franken im Jahre 1882 herabgemindert wurde“.

A 45v

452

3. Buch: Handelspolitik

Text 1      Zollkrieg zw[ischen] Rumänien u. Österreich 1886     (H[andels]Beziehungen gradezu vernichtet) Deutschland zunehmender Export statt Österreich,     Nachtragscon[vention] v. 1887     Demnächst England – Kontrol[lierte] Absatzmenge     zur See     1891 autonomer rumän[ischer] Tarif | [A 45r]

b) Nordamerika. Seit 80er Jahren Finanz-Überschüsse. Riesenhafte Ansammlung von Edelmetall im Schatzamt – Geschrei über „zu wenig Geld“ Abhülfe dagegen mögl[ich] d[urch] Freihandel d[urch] Schutzzoll Agrar[ischer] Westen u. Süden zunehmend f[ür] Freih[andel] – Osten f[ür] Schutzzoll bei 1887/8 Präsidentschaftscampagne nach Parteien s[ich] scheidend Cleveland Freihandel Kampf um neuen Tarif im Congreß: Herabs[etzung] der Fabrikate, Freiheit der Rohstoffe 〈gewünscht〉                  oder: Generalschutz Mit Sieg der Republikaner 〈1890〉: Hochschutzzoll 1890 Mc Kinley-Tarif.   Textil- |:(Wolle 150–160%):| u. Glas-Zölle erhöht  Neue Ind[ustrie] zu schaffen gesucht   Finanzzölle ermäßigt (Zucker[)]   Eisen teilw[eise] herabgesetzt (Concurrenz nur in feinen Waren)   dAgrarzölle g[e]g[en] Canadad e1889 Blaine: Panamerik[anischer] Congreß   Amerikan[ischer] Zollverein  Silberwährung   Nähere Verkehrsbeg[ünstigung] Empfahl: N[ord]-S[üd]-Eisenbahn – Kosten  Verkehr mit Europa Währungsconferenz – nichts  stärker als mit  Patent unter Schutz – “  V[ereinigten] St[aaten] Panam[erikanische] Bank – “  Zollverein unmöglich, ebenso Freihandele |

d–d  Einschub vom untersten rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  e–e  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. [Buch] Handelspolitik §  13. Die Handelspolitik der Gegenwart Editorische Vorbemerkung Über die dem 3. Buch, §  13, zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Text 2

Seite

§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

A 54r



457

 llgemeine Wirkung des Protektionismus in   1. A Deutschland

A 54r



457

 ie mitteleuropäischen Handelsverträge des   2. D Jahres 1891

A 55



458

   Zollverträge von 1892

A 56r



459

   1) Conzessionen Deutschlands

A 56r



459

   2) Conzessionen an Deutschland

A 56r/v



460

 efinitiver Übergang Frankreichs und Spaniens   3. D zum Protektionismus

A 54v



461

  4. Der Abschluß des reinen Handelsvertragssystems

A 57r



462

  5. Handelspolitik Nordamerikas

A 57r/v



464

 er Eintritt Ostasiens in den occidentalen Cultur  6. D kreis || 6. Ostasien

A 58r

A 60r

465

  a) Japan || Japan

A 58r/v

A 60r

465

  b) China || China

A 59r/v

A 60v

472

  c) Neuste Phase der ostasiatischen Handelspolitik

A 59v



476

  7. Englands Handelspolitik

A 61r



477

  1. Handelspolitik der Colonien

A 61r



477

   a) Canada || 1. Canada

A 61r

A 62r

478

   b) Kap

A 61r



480

   c) Australien || 2. Australien

A 61r

A 62r

480

   d) Indien || 3. Indien

A 61v

A 62v

480

454

3. Buch: Handelspolitik Text 1

Text 2

Seite

  2. A  llgemeine Züge der Entwicklung des englischen Handels

A 61v



481

  3. Die neuste Handelspolitik Englands

A 63r/v



483

  8. Handelspolitische Strömungen in Deutschland

A 64r



487

  Umschlag gegen die Handelsvertragspolitik

A 64r



487

   Handelspolitische Agitation […] Postulate

A 64r/v



487

 ie theoretischen Argumente des modernen   9. D deutschen Protektionismus

A 65r



489

  a) Handelsbilanz

A 65r



489

  b) Pflege des inneren Marktes

A 65r



490

  c) Schutz der nationalen Arbeit

A 65r



490

  d) Gegen „Export-Politik“

A 65v



491

  10. Die allgemeine handelspolitische Lage

A 66



492

Die „§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A 54–A 66, lassen sich aus inhaltlichen und formalen Gründen im wesentlichen einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Lediglich zu den Abschnitten 6 und 7, über Ostasien und die englische Handelspolitik in den Kolonien, existiert jeweils ein weiteres inhaltlich parallel laufendes Blatt, das der Editor synoptisch als Text 2 angeordnet hat. Text 1 trägt die Überschrift „§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart“ (A 54r) und wird aus den Blättern A 54–A 59, A 61–A 66 auf dem üblichem Oktav-Papierformat konstituiert. Die Anordnung der Seiten folgt den verschiedenen Verweisen Max Webers und seiner Umnumerierung der Gliederungspunkte: A 54r, A 55, A 56r, A 56v, A 54v und weicht daher von der Foliierung des Archivs ab. Die Blätter weisen deutliche Bearbeitungsspuren auf, so daß die Textanordnung Max Webers gelegentlich unübersichtlich ist. Auf Blatt A 57r, A 64 und A 65 gibt es Zusätze mit Bleistift. Vermutlich besteht ein zeitlicher Entstehungszusammenhang dieser Zusätze mit den ebenfalls mit Bleistift geschriebenen Blättern A 60 und A 62, die Text 2 zugeordnet sind. Stark überarbeitet sind die Seiten A 57r, A 58r, A 59v, A 61r/v und A 65r/v, besonders unübersichtlich ist die Überarbeitung der Seite A 58v. Entsprechend seiner Neugliederung des Textes auf Blatt A 60 (Text 2) hat Max Weber auf Seite A 58v den Text der unteren Blatthälfte als Anfang, den Text der oberen Blatthälfte als Textende markiert.1

1  Vgl. die Faksimiles zu A 58v und 60r unten, zwischen S.  468 und S.  469.

Editorische Vorbemerkung zu §  13

455

Text 2, bestehend aus den Blättern A 60 und A 62, hat Weber mit Bleistift auf einem längs halbierten Papier abgefaßt. Sie bilden eine stark komprimierte Zusammenfassung der Seiten A 58r–A 59v (Text 1). Die in §  13, dem letzten Paragraphen des 3. Buches, berichteten Ereignisse sowie Teile der von Max Weber benutzten Literatur verweisen auf eine Entstehung im WS 1898/99. Weber unterrichtet über damals aktuelle Begebenheiten aus den Jahren 1896 bis 1898: über den Hamburger Hafenstreik von 1896/97 (A 65r, unten, S.  490),2 über einen Disput zum Industriestandort Deutschlands mit Karl Oldenberg auf dem 8. Evangelisch-sozialen Kongreß in Leipzig im Juni 1897 (A 65v, unten, S.  491),3 über den nordamerikanischen Dingley-Zolltarif vom 24. Juli 1897 (A 57v, unten, S.  464), über die Ergebnisse der Kolonialkonferenz in London im Sommer 1897 (A 63v, unten, S.  486), über den Wahlsieg des libe­ ralen Premierministers Wilfrid Laurier in Canada 1896 und sein Angebot einer Differentialbegünstigung gegen freie Zulassung kanadischer Waren im Jahre 1897 (A 61r, unten, S.  479) und über die damit verbundene Kündigung von Handelsverträgen, die zum 30. Juli 1898 wirksam wurde (A 63v, unten, S.  486), sowie schließlich über eine Erklärung der preußischen Regierung am 18. Januar 1898 im preußischen Abgeordnetenhaus (A 64v, unten, S.  489). Auch Max Webers Bemerkung zu Kuba: „jetzt Autonomie. – Thats[ächlich] dies = Angliederung an Nordamerika“ (A 54v, unten, S.  462), weist in das Jahr 1898, denn in der Folge des 1895 neu entflammten Unabhängigkeitskriegs mußte Spanien Kuba am 25. September 1897 schließlich weitgehend Autonomie zusichern. Mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg (23. April bis 12. August 1898) gewann Kuba zwar seine Unabhängigkeit von Spanien, geriet aber in die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika, so wie es Weber beschrieb. Über die in den 1890er Jahren eintretende „Entwertung der spanischen Valuta durch Krieg“ (A 54v, unten, S.  462) und den „latenten Staatsbankrott“ im Zuge des kubanischen Unabhängigkeitskrieges hatte Max Weber seiner Mutter von der Spanienreise im Spätsommer 1897 berichtet.4 Die während der Urlaubsreise gemachten Studien der wirtschaftlichen Verhältnisse in Spanien und die erworbenen Kenntnisse bei der Besichtigung einer baskische Eisenerzgrube5 floßen ebenfalls in die Vorlesungsnotizen ein (A 54v, unten, S.  462). Max Weber gibt in §  13 nur für den Teil über Ostasien Literaturhinweise (A 58r, unten, S.  465): Studien von Karl Rathgen zu Japan und Ferdinand von Richthofen über China. Unerwähnt ist hingegen die in München begonnene, dann in 2  Bezug auf den Hamburger Hafenarbeiterstreik hatte Max Weber zuvor schon einmal in einem Vortrag am 9. Januar 1897 im Handwerker-Verein St. Johann-Saarbrücken genommen, vgl. Weber, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands und ihre Bedeutung für die Bevölkerungs-Bewegung, MWG I/4, S.  814–818, hier S.  817. 3  Weber, Diskussionsbeitrag zu Oldenberg, MWG I/4, S.  623–640; vgl. auch die Einleitung, oben, S.  56 f. 4  Zitiert aus dem Brief Max Webers an Helene Weber vom 12. September 1897, MWG II/3, S.  431. 5  Vgl. Brief Max Webers an Helene Weber vom 18., 19. und 20. September 1897, MWG II/3, S.  443–445.

456

3. Buch: Handelspolitik

Freiburg 1895 eingereichte und schließlich 1896 erweitert publizierte Dissertation von Oscar Münstermann, Japans auswärtiger Handel von 1542 bis 1854. Münstermann hat in seiner Vorrede neben den Münchner Professoren Lujo Brentano und Walther Lotz auch Max Weber für die Förderung seiner Arbeit gedankt. 6 Max Weber hielt sich bei seinen Vorlesungsnotizen zu Japan zunächst vor allem an Karl Rathgen; auf A 58v (unten, S.  468–470) hat er aber auch Angaben nach Oscar Münstermann eingeflochten. Ansonsten benutzte Weber einerseits die schon zuvor angegebenen Studien von Lotz, Handelspolitik, und Fuchs, Handelspolitik, aus den Jahren 1892 bzw. 1893, wohl auch den Handwörterbuchartikel von August Oncken, Handelsverträge, andererseits auch neuere, d. h. 1898 erschienene, aber nicht explizit genannte Werke: Georg Tischert, Handelspolitik, vermutlich auch Sartorius von Waltershausen, Deutschland.

6  Münstermann, Japan, S.  X.

§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 1

§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart 1. |:Allgemeine:| Wirkung des Protektionismus in Deutschland

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D[eutschland] kein einheitl[iches] W[irtschafts]Gebiet bis dahin: Osten Industrie auf freih[ändlerischer] Grundl[age] |:nur:| lokal an |:der:| Küste u. in Oberschlesien Gewerbl[iche] Prod[ukte] aus England bezogen Westen f[ür] agrarische Prod[ukte] auf Import vom Ausland angewiesen Nun Versuch beide Hälften zusammenzukoppeln Erfolg: aGroßartige Ind[ustrie]Entwicklung Riesiger Aufschwung der Eisen-Industrie, mehr als Verdoppelung der Produktion Baumwolle ähnlich. Garnimport (feine No) bleibt, aber Waaren-Import nimmt ab Export nimmt zu Wollen-Industrie gewaltige Export-Zunahme Insbes. aber: Export gestützt b[ei] Eisen d[urch] Cartelle: Consum des Inlands zahlt Kosten für Exporta Die deutsche Ind[ustrie] des Westens eroberte den östl[ichen] Markt. Die Ansätze industr[ieller] Entw[icklung] im N[ord]Osten verkümmerten Die Handelsplätze des Ostens gingen zurück   Import abgegraben   Export = Mischungsproduktion von Getreide u. Mehl abgegraben Also: Steigerung der Differenzierung zwischen W[est] u. O[st] Zugleich aber: das östl[iche] Getreide eroberte den westl[ichen] Markt nicht. Grund liegt in s[einer] Qualität (Klebergehalt) Stets niedriger im W[esten] bewerthet als 〈im Ausland〉 der ausl[ändische] B[rot-]b Weizen Ferner: Eisenbahn-Frachten absorbieren den Zoll Abhilfe: d[urch] Staffeltarife d[urch] Zoll-Erhöhung – aber erst 1887er 5 Mk.-Zoll schlug durch Branntwein-Prod[uktion]: Spanien Hauptmarkt, geht zu eigener Pr[oduktion]    über Art der Besteuerung vernichtet die Industrie Zucker: ungeheurer Aufschwung zuf[olge] Prämien, aber Repressalien des     Auslands drohen. Finanziell auf die Dauer unmöglichc |

a–a  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  b  Unsichere Lesung bzw. Wortergänzung.   c  In A folgt A 54v mit dem Verweis auf 2 und dem Text zu 3. Definitiver Übergang […], unten, S.  461.  

A 54r

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 A 55 〈3.〉 2.d Die |:mitteleuropäischen:| Handelsverträge des Jahres 1891〈〈–91〉 〈92〉〉

Ende der 80er Jahre die französischen H[andels]V[erträge] mit Belgien, Schweden, Schweiz, Niederlanden, Österreich, u. zw[ischen] diesen 〈In D[eutschland] angebl[ich] schon Getreidezölle v. 1887 als Kampfmittel〉

eVor

deutschem H[andels]V[ertrag] liefen die mit Spanien u. Schweiz abe die Grundlage der h[andels]pol[itischen] Beziehungen D[eutschland] participierte an den meisten H[andels]V[erträgen] kraft Meistbegünstigung. 〈Viele〉 |:Die französischen H[andels]V[erträge]:| liefen 1.II.1892 ab, nach Kündigung |:D[eutschland] hatte:| |:bisher:| 〈Damit hatte es〉 |:auf:| selbständige 〈Leitung der〉 Teilnahme an der Lenkung der H[andels]Pol[itik] 〈|:bis dahin:|〉 verzichtet. Jetzt Entschluß nötig. – Inzwischen hatte die Bedeutung der deutschen Export-Industrie ungeheuer zugenommen (3400 Mill. M. im Jahr 1890) ebenso die Bev[ölkerung] überhaupt, speziell die Industriebevölkerung fAbsatzmärkte absolut notwendig, da nicht nur Getreide u. Vieh sondern alle Rohstoffe f[ür] Textilindustrie: Baumwolle, Jute, Wollen |:〈Industrie〉 |:Metalle:| 〈Eisen:〉: Erze, Zink, Kupfer:| zu importieren, also d[urch] Export zu bezahlen. Ebenso: Petroleum, Kaffee, Mais, Reisf Überall im Ausland Anwachsen der protektionist[ischen] Stimmung. In Österreich, Italien von Agrarschutz herüberschlagend auf Industrie. Gefahr e[ines] Kriegs Aller g[e]g[en] Alle unter Isolierung Deutschlands Dies f[ür] die Industrie unmöglich. Jedenfalls stabile Verhältnisse zu erstreben Günstig für H[andels]V[ertrags]Stimmung war: landw[irtschaftliches] Notjahr 1891. Russisches Ausfuhrverbot f[ür] Roggen. Technisch ungünst[ige] Lage D[eutschland]’s: Fehlen von Kampfzöllen, oder hohem Generaltarif etc. Aber dies bei Interesseng[e]g[en]satz nicht zu erlangen Daher direktes Vorgehen g[e]g[en] die großen Schutzzollstaaten unmöglich, bes. g[e]g[en] Rußland Chancen am meisten bei Österreich – schwächster Staat, da G[e]g[en]satz zw[ischen] Cisleithanien u. Ungarn. Demnächst Italien – Kampf g[e]g[en] Frankreich        Schweiz – ebenfalls g[e]g[en] Frankreich verstimmt, zugleich in Gefahr, z[u] Protekt[ionismus] überzugehen        Belgien – in ähnlicher Lage Daher Verh[andlungen] unter diesen Staaten eröffnet Dezember 1891: H[andels]V[ertrag] zw[ischen] ihnen u. mit Deutschland

d  Gemäß Max Webers Umnumerierung und zwei Verweisen – auf A 54v: 2 →; auf A 56v: 3 ← Frankr[eich] – folgen A 55–A 56v vor A 54v. Vgl. unten, S.  461, textkritische Anm.  i.   e–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier ein­ gefügt.  f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 1

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1. Ganz ungenügend vorbereitet. Keine Einvernehmung von Sachverständigen 2. Heftige Verhandlungen: – p  olitische Momente stark im Vordergrund – Bündnis, Vermeidung der Blamage Abschluß um jeden Preis – dies ausgenutzt Zu Grunde gelegt: Tarif von 1879 – darin abzubauen in S[taats]verhandl[ungen] nur: Agrarzölle – Wein, Vieh, Getreide

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    

    

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           Italien, Ungarn Ungarn            Textil (Garn) – Schweiz Opposition teils politisch   in Österreich Czechen (zugleich Industrielle)   in Italien Radikale   in Belgien die Wallonen   in Deutschland: Bismarck (Tributerhalt) Wirtschaftlich: Agrarier (Getreide u. Wein) u. elsäß[ische] Spinner in Deutschland (243 c/a 48 St[immen]) | Zollverträge v. 1892

A 56r

〈Österreich: Eisenzölle ermäßigt – nicht auf das Niveau deutscher, aber doch um 18% bei Schmiedeeisen, bis zu 50% bei feinen Eisenfabrikaten〉

                      Getreide u. Fleisch (Österreich) 1) |:Conzessionen:| Deutschlands: Ermäßigung des deutschen Agrarzollschutzes im Verh[ältnis] zu den Preisen: abgelöst: f[ür] 100 kg 5/ 1891 Weizen 28% 1892 22% Roggen Weizen, 3,50 Mk 20/ 1 “ Roggen 31 “ 1892 22 “ Fleisch 17 “ 30/ Ochsen 25 “ 6/ “ Schweine 5 〈Butter〉 gHolz: 1/ g 0,80 M sonst noch Molkereiprodukte (Schweiz) (Käse) für Wein (Italien): Faßwein 24/20 Mk faktisch DifferenzialVerschnittwein besonders verzollt  begünstigungen Italiens  eingestampfte Trauben: 10/4 M.  gegenüber Frankreich Angebl[ich] gegen Kunstwein Industriezölle 〈Schweiz〉: gewisse feine Garnnummern 〈– in diesem [??] [??]〉 ermäßigt diese für Halbseidenweberei (auch in D[eutschland] kaum herstellbar                   11/2–21/2% vom Werth)               

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g–g  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt. 1  Laut Tischert, Handelspolitik, S.  94 f., dem Max Weber hier folgt, setzte Deutschland den Zoll auf „ausgeschlachtetes, frisches Fleisch (Schweinefleisch ausgenommen)“ aus Österreich per 100 kg „von 20 auf 15 Mark“ herab, auf Schweinefleisch von 21 auf 17 Mark und bei Ochsen bzw. Schweinen im Stück von 30 auf 25 Mark bzw. von 6 auf 5 Mark.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 für: 〈Schneiderei〉 Stabeisen.   Strohbänder etc. – kleinere Conzessionen Ganzfabrikaten: eigene Möbel         Papier   Opposition nur: Papierindustrie – eine der stärksten Industrien, expandiert schon elsäß[ische] Feinspinnerei – minimales Interesse, schon früher im Rückgang        Sonst keine Opposition

A 56v

2) Conzessionen an D[eutschland]: Belgien: wesentl[iche] Bindungen v. Positionen, ermäßigt von erhebl[ichen] Artikeln nur: Hammel Österreich: Conz[essionen] sehr gering         teils unentbehrl[iche] Hülfsstoffe f[ür] öst[erreichische] Industrie:                Chemikalien  hier Höhe der Öst[erreichi        “ Rohstoffe u. Halbfabrikate:  schen] Einfuhr von Zoll nicht            Zink, Leder, Hohlglas  abhängig.      Wesentlich:      Eisenzölle Österreichs – von 5–50% bei feinen Waaren         18% bei Schmiedeeisen         Aber meist Waaren, die Österreich unbedingt braucht u.         selbst wenig hervorbringt. 〈Eigene Industrie〉         〈Roheisen〉      Textilzölle: Wollenwaaren – wichtigste – gar nicht         Baumwollwaaren etwas – aber ohne Belang – Garne fast         gar nichts      Keine der 29 öst[erreichischen] H[andels]Kammern war gegen         den Vertrag. Italien: Chemikalien – s. o.2         Textil fast gar nicht – nur Streichgarnwaaren        Eisen minim[al] – im Wesentl[ichen] status quo. Schweiz: auf Grund e[ines] „papierenen“ Tarifs verhandelt: höhere Zölle als     die bisherigen gebundenenh | Neben den |:Zoll:|Tarifen: Eisenbahntarifabreden     mit Belgien – z[um] Nachteil der deutschen Häfen – Conzession            D[eutschland]’s      mit Österreich – Durchfuhr nach dem Orient. Also: wesentl[ich] Hinderung des Kriegs Aller gegen Alle Aufrechterhaltung des status quo geringe Conzessionen an D[eutsche] Industrie |:Lediglich:| 〈Außer statt〉 unter taktisch ungünstigen Verhältnissen unter-

h  Gemäß Max Webers Hinweis: verte folgt A 56v.   2  Oben, S.  459.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 1 nommener Versuch, Frist für die definitive Gestaltung der deutschen Handelspolitik zu schaffen.i | 〈2.〉 3.j Definitiver Übergang Frankreichs u. Spaniens zum Protektionismus

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In Frankreich entscheidend: Übergang der Weinbauern zum Protektionismus    Produktion deckt Frankreichs Bedarf nicht mehr    Daher die Masse der ordinären Weinsorten an Zoll interessiert 1890 Jules Roche H[andels]Minister – Ablauf der H[andels]Verträge 1892 Vorlage e[ines] Maximal- u. Minimaltarifs Keine Vertragsbindung, nur gesetzl[ich] den Minimaltarif bieten denen, die Frankr[eich] mit M[eist]B[egünstigung] behandeln Méline 1891 Berichterstatter Erhöhung |:fast:| aller Sätze, spez[iell] Bezollung der Rohstoffe – außer Häute, Wolle, Baumwolle, Leinen insbes. Garnzölle mit Rückerstattung erhöht Erhöhte Weinzölle 1892 Gesetz – damit Rückschritt hinter 1860 definitiv kMaximaltarif g[e]g[en] Italien u. Spanien andre Großstaaten Minimaltarif vertragsmäßig Deutschland Österreich gesetzlich: Englandk l mConvention ohne H[andels]V[ertrags]Charakter mit Skandinavien u.m 〈Nun    ausgelaufen: H[andels]V[ertrag]〉 mit Rußland |:1893:| bindet einige Zölle    des letzteren, sonst nur Meistbegünstigung nDag[e]g[en] Zollkrieg mit der Schweiz   Mit dieser erst 1895 Convention unter geringen Conzessionen Mit Spanien schießl[ich] Verständigung:   Meistbeg[ünstigungs]V[ertrag] auf kurze Kündigung, ohne   erhebl[iche] Neuconzessionenn Rückstoß auf Spanien: Zolltarif v. 1890   Hier insbes. Spritzoll g[e]g[en] Deutschland   Damit Chance des H[andels]V[ertrags] sehr geschwächt.  Nach Scheitern Zollkrieg zw[ischen] Spanien u. Deutschland Erreichte erst 1896 sein Ende – ohne H[andels]V[ertrag] – d[urch]   Verständigung, indem Spanien seinen Minimaltarif verwendete,

i  Gemäß Max Webers Verweis auf dem linken unteren Blattrand 3 ← Frankr[eich] folgt A 54v; vgl. oben, S.  457, textkritische Anm.  c. In A folgt A 57r; vgl. unten, S.  462–464.   j In A geht voraus der Verweis 2. →; vgl. oben, S.  457, textkritische Anm.  c, und S.  458, textkritische Anm.  d und hier Anm.  i.   k–k Einschub vom rechten Blatt­ rand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   l–l (S.  462)  Ähnlich die gestrichenen Ausführungen unten, S.  463, textkritische Anm.  t–t.  m–m  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   n–n  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1   D[eutschland] die Zollzuschläge beseitigte u. Generaltarif   anwendete. – D[eutsche] Spritausfuhr vernichtet, span[ische] Weine   nicht in D[eutschland]l   Starke Lockerung der H[andels]Beziehungen   Entwertung der span[ischen] Valuta d[urch] Krieg   Dadurch Lockerung |:der h[andels]p[olitischen] Beziehungen:| noch   stärker    Allmäl[iges] Entstehen eigner Eisenindustrie in Nordspanien    (Basken)    Starke Entwicklung der Textil-Industrie in Catalonien, daneben in    Salamanca   Sonst:  Kupfer 〈u. Südfrüchte〉 im Süden – keine Industrie Südfrüchte Wein v. abnehmender Bedeutung     Schweres Siechtum des agrar[ischen] Inneren, nur an einigen      Küstenplätzen Industrie- u. Handels-Entwicklung   oZugleich: Separatist[ische] Bestrebungen Cubas H[andels]Pol[itisches] Verlangen: Beseitigung des Colonialmerkantilismus Freiheit des Verkehrs mit V[ereinigten] St[aaten] Speziell zu Gunsten der Zuckerproduzenten Schließl[ich] H[andels]Vertrag f[ür] Cuba notwendig, jetzt Autonomie. – Thats[ächlich] dies = Angliederung an Nordamerikao | A 57r

p〈4. Die Weiterführung

der H[andels]V[ertrags]P[olitik] in D[eutschland]〉

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4. Der Abschluß des reinen H[andels]V[ertrags]Systemsp Nachdem Rumänien am 21.III.[18]933 g[e]g[en] Erniedrigung einiger Industriezölle Bindung der d[eutschen] Agrarzölle erlangt hatte, d[urch] Meistbegünstigung ebenso Argentinien, Indien, Canada, V[ereinigte] Staaten |:(hier nach Aufhebung der Zuckerzölle):| eingetreten waren, war nur Rußland draußen qIn Rußland Protektionismus fortwährend im Wachsenq

l (S.  461)–l Ähnlich die gestrichenen Ausführungen unten, S.  463, textkritische Anm.  t–t.   o–o  Einschub vom linken und unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. In A folgt A 55; vgl. oben, S.  458 f.   p–p  Einschub vom oberen linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   q–q Einschub vom mittleren linken Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   3  Am 21. März 1893 fand im Reichstag die letzte Lesung des Gesetzentwurfs über einen Handelsvertrag zwischen Deutschland und Rumänen statt (Sten.Ber., 1893, Bd.  3, S.  1771 f.). Der Handels-, Zoll- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Rumänien wurde am 21. Oktober 1893 unterzeichnet. Abgedruckt in: RGBl, Nr.  1 vom 3. Januar 1894, S.  1–106.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 1

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Zunächst noch Ausfuhrverbot, aber 1893 Maximaltarif zu Kampfzwecken geschaffen, dag[e]g[en] 50% Zollerhöhung, hiergegen russ[ische] Zollzuschläge, schärfster Zollkrieg, angebl[ich] Bedrohung des Friedens. Schließlich: Russ[ischer] Vertrag: 10.4.18944 rDieser unter Zuziehung der Industrie-Experten Diese dabei sogar technisch leitendr Deutschland participiert an den Begünstigungen Frankreichs Ferner aber: Eisen, Stahl, Blech, manche feinen Eisenwaaren – hier Aufhebung    der differenziellen Landgrenzenzölle     Wollgarne, wollene Kleider    Leinwand, Jute, Hanf-Waaren    Knöpfe    Ca. 15–20% unter dem 1891er Tarif, 30–50% unter Generaltarif Deutscherseits: Agrarzölle auf allg[emeinem] Niveau     Sonst nur b[ei] Leder u. Jutegarn Ermäßigungen über die Conzessionen    an Österreich. Lage der Getreidepreise war ungünstiger geworden, große Ernte, daher lebhafter    Widerstand     d[urch] persönl[ichen] Druck des Kaisers5 durchgesetzt. Als Compensation: |:1):| Aufhebung des Identitätsnachweises f[ür] Getreide   Einfuhrscheine bei der Ausfuhr, diese übertragbar   Wirkung: Ausgleichung des Preisniveaus zw[ischen] W[est]   u. O[st]. 2) Übergang zum direkten Zuckerprämiensystem und zur   Contingentierung des Inlandsconsums für die bestehenden  Fabriken.   Also: Einschränkung der Zunahme der Produktion Frankreichs t〈schloß |:mit den meisten Staaten – so Belgien, Holland, England –:| keinen H[andels]V[ertrag] ab, sondern gewährte kraft gesetzl[icher] Ermächtigung die Meistbegünstigung z[um] Minimaltarif wo sie ihm gewährt wurde Nur mit |:Spanien:| Skandinavien neue Convention, aber 〈geringe Conz[essionen]〉 nur Meistbeg[ünstigungs]V[ertrag] auf Kündigung. Grund: spanischer Agrarschutz     Mit Schweiz Zollkrieg nach Scheitern       Erst 1895 Verständigung nach geringen – Conzessionen

r–r  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   s In A oberhalb dieses Stichwortes ein Bleistiftstrich zur Eingrenzung des Absatzes, am Ende dieses Absatzes am linken Blattrand mit Bleistift das Stichwort Frankreich wiederholt und mit Bleistift umrahmt, als untere Begrenzung, denn die Ausführungen zu Frankreich erfolgten bereits oben, S.  461 f., unter der Überschrift: 3. Definitiver Übergang Frankreichs u. Spaniens zum Protektionismus; vgl. auch die folgende textkritische Anm.   t–t  (S.  464)  Ähnlich bereits oben, S.  461, textkritische Anm.  l–l.   4  Der Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Rußland wurde am 10. Februar (nicht April) 1894 unterzeichnet. 5  Kaiser Wilhelm II.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1      u〈schloß 1895 mit Schweiz unter g[e]g[en]seitigen gemäßigten Conzessionen      Convention ab〉u     H[andels]V[ertrag] Deutschlands mit Spanien scheiterte, da Spanien deutschen Alkohol        nicht zuließ, inf[olge] dessen Zollkrieg.        In Italien gesteigerter Agrarschutz: Weizenzoll von 7 Lire 1894〉t

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5. H[andels]P[olitik] Nordamerikas: Sieg der Demokraten 1892

A 57v

    1894 Wilson[-]Tarif: Abminderung des Mc Kinley[-]Tarifs     Insbes. Beseitigung oder Herabsetzung der Rohstoffzölle Aber: Wiedereinführung der Zuckerzölle, u. z[war] mit Zuschlag g[e]g[en]   Prämienstaaten    Darunter Deutschland trotz Protestes gerechnet.v | Bei den folgenden Wahlen (1896) Währungsfrage im Mittelpunkt. Scheidung des republ[ikanischen] Ostens:       für Goldwährung u. Industrieprotektionismus “ des agrar[ischen] Westens       für Silber, dies = Agrarprotektionismus Folge: die Vertreter des Freihandels – Golddemokraten |:(Deutsche bes.):| –       fallen ganz aus        oder gehen zur republ[ikanischen] Partei über Also nur Wahl zw[ischen] Pol[itik] d[urch] Währungsverschlechterung,                   definitive Loslösung von Europa             u. “ “ Hochschutzzölle          Sieg Mc Kinley’s Dingley-Tarif 18976     Einführung einiger Finanzzölle     Eisenzölle nicht berührt Dag[e]g[en]: Textilzölle – bes. Wollwaaren     mit stark abgestuftem Tarif     (dies speziell g[e]g[en] Deutschland) Ferner: Zuckerzoll unter dem Einfluß des Trust stark erhöht    Dazu: Prämien. Ausgleichszuschläge     Frankreich, Deutschland, Österreich betroffen. Dies zweifellos Verletzung der Meistbegünstigung     (1828 Preuß[isch-]Amerik[anischer] H[andels]V[ertrag]) Verlangen des Zollkriegs v. agrar[ischer] Seite     Ca. 350 Mill. deutscher Import (= nach D[eutschland])     “ 500 “ amerikan[ischer] “ (= nach A[merika])

u–u Zusatz am linken Blattrand parallel zu dieser Textpassage.   t  (S.  463)–t Ähnlich bereits oben, S.  461, textkritische Anm.  l–l.  v  In A folgt am linken unteren Blattrand der Hinweis: verte   6  Zolltarif vom 24. Juli 1897.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Aber: Importw Amerikas |:nach Deutschland:|:      a) Rohstoffe (Häute, Kupfer, Baumwolle, phosph[orsaurer] Kalk) –     unentbehrlich     b) Agrarprodukte – aber: nicht mehr führend in Weizen |:(15% des      Imports):|, in Roggen gar nicht     Einzel-Zollkrieg = geht nach England, argentinisches geht nach     Deutschland Deutscher Importx nach Amerika: Industrieprodukte, bes. Wollindustrie      Hier Wirkung der Zollerhöhung d[urch] Dingley-Tarif |:nur     teilweise, z[um] Teil:| fast gar nicht     Grund: Trusts schrauben die Preise. Nur Preiserhöhung Zweck yAlso: d[urch] Cartelle herbeigeführt:  daß trotz Schutzzoll Export (Verschleuderung)  und trotz Schutzzoll Import (Hausse – Monopol)y zZollkrieg wäre z. Z. gewissenlosz | Text 1

A 58r 6. Der Eintritt Ostasiens in den occiden-

Text 2 e6.

Ostasien

talen Culturkreis av. Richthofen7

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Rathgen8 “ H[andel] mit China Schm[ollers] Jahrb[uch] 1892a 9 a) Japan seit 12. Jahrh. Feudalstaat, |:im 13. |:Entw[icklung]b:| abgeschlossen:|, Gefolgsleute der SippenHäuptlinge schließen s[ich] zu Kriegerkaste zusammen, cDaimyosd die Schloßbesitzer Samurai deren Vasallen u. Gefolgsleutec einheitl[ich] geleitet v. Shogun

Japan. Seit 12. Jahrh. bis 1869 Feudalstaat

w  Lies: Export  x Lies: Export  y–y Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   z–z Zusatz am linken Blattrand diagonal zum Einschub y–y.  a–a  Einschub vom rechten oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   b  In A wiederholt: abgeschlossen  c–c Einschub vom rechten Blatt­rand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d A: Daymios   e–e  (S.  477)  Mit Bleistift.   7  Gemeint ist: Richthofen, China. 8  Gemeint ist vermutlich Rathgen, Japans Volkswirtschaft. 9  Rathgen, Entwickelung.

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Sustentiert d[urch] Reisabgaben der Unterthanen Daneben Frohnde f[ür] öff[entliche] Zwecke Der Feudalismus nicht grundherrlich, sondern Bürger-f u. Gruppenf[eudalismus] Die Samurai sind nicht Grundherren, sondern Reisrentiers Die Daimyos Patrimonialherren mit öffentl[ichen] Rechten Familie in Yedo, Ehe- u. Adoptionsconsens, periodischer Domizilzwang in Yedo. Landw[irtschaft] u. Siedlung: dorfweise, – |:Kaum Viehhaltung – 27 St[ück] Rinder g[e]g[en] 345 in D[eutschland] auf 1000:| Kleinbetriebe, bewässern Reis, Betriebe v. 5 Ha = Großbetriebe gUnter Feudalismus: Teilungsverbot Bauernschutz Verbot der 〈Änderung〉 |:Minderung:| des Reisanbaus Reis-Handels- u. Ausfuhr-Verbot Noch heute:g Die Familien streng PrimogeniturAnerbenrecht. Das Haupt leitet sie u. haftet für sie Zerspaltung der Hausgemeinschaft d[urch] Begründung v. Nebenhäusern u. Abfindung der Jungen Noch: Landüberfluß – hHöchst arbeitsintensiver Betrieb. Läßt keine erhebl[iche] Überschußprod[uktion] zu. Nur als Naturalwirtschaft b[ei] Eigeninteresse möglich. Keine Großbetriebe in Reish 〈Ca. 10–12% der Reisprod[uktion]〉

f  Unsichere Lesung.   g–g Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   h–h  Einschub von der Blattmitte bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Überschuß über den Bedarf des Landes – Reis |:nicht sehr bedeutend– nur Seide u. Thee 〈f[ür] Absatz〉 über den Bedarf:| 〈Ca. 16–17% der Ausfuhr bestehen in Reis〉

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Gewerbe: andersartiges Kleingewerbe als bei uns – ganz anderer Bedürfnisstand iWohnung u. Möbel wenig gewöhnl[iche] Kleider d[urch] Hausfleiß Kleine Überschüsse f[ür] Absatz an andre Berufei Es fehlen: |:Waschfrau, Seifensieder, Schuster, Bäcker, Fleischer:| Maurer, Glaser, Schlosser, Ziegelbrenner, Möbeltischler, Schneider wenig – – also die Mehrzahl des Lokalgewerbes des M[ittel]A[lters]. Dag[e]g[en] vorhanden: Matten­ flechter, Sandalenmacher, Papiermacher, Kuchenbäcker, Sticker, Ciselierer – Großbetriebe: Sakebrauerei Daneben Export-Großbetriebe der Feudalzeit grundherrlich bzw. staatlich Seide, Porzellan, Papier, Kerzen, Matten, zuw[eilen] Weberei

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〈Der Handel nach außen seit Anf[ang] 17. Jahrh. geschlossen, Betreiben bei Todesstrafe verboten〉

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Es fehlt: die Stadt als rechtl[ich] gesonderter Organismus, insbes. fehlt: Autonomie Markt u. Masse

Fehlen der meisten europ[äischen] Lokalgewerbe (Bedarf anders) jMaurer Seifens[ieder] Schuster Bäcker Fleischer Glaser Schlosser  wenigj Möbeltischler  “ “ A[rbeits]-Teilung (Gew[erbe] = Hausfleiß neben Landw[irtschaft])

Fehlen der Stadt (Hausierer)

i–i  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  j–j  Einschub vom äußersten linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Scheidung von Gewerbe u. Landwirtschaft, |:berufl[iche]:| Monopolisierung des ersteren Schwerpunkt des Gewerbes: Nebenbetrieb Daher: ungeheure Expansion des Kleinhändlertums – Hausierer |:u. Pfandleiher:| ersetzen den Markt u. Credit In Tokyo 25 000. – In Japan 70 000 H[ändler] mit alten Sachen k〈Nur〉 Daher gewaltige Entwicklung der Beherbergungs- u. Reinigungs-Anstalten (27 000 Bäder, in Tokyo so viel wie in D[eutschland] 95 000 Restaurants – f[ür] feudale Institutionen: g[e-] g[en] 7000 unsittl[iche] Häuser f[ür] Herren[)].k |

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[A 58v]

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Text 2

lNachm

der Entdeckung anfangs (seit 1593) freier Handel, mit Spaniern, Engländern, Holländern – Keine eigne Flotte Träger die Daimio 1613 H[andels]V[ertrag] mit England, ebenso |:1617:| Holland. Alle Häfen geöffnet, engl[ischer] Faktor Behörde der Fremden nHauptträger des H[andels] jetzt der Shogun Controlle u. Eigenhandeln Streitigkeiten mit Spanien u. England o– Beschränkung auf wenige Häfen Christl[iche] Empörungen

1593–1640 wesentl[ich] freier Handel

k–k Einschub vom untersten linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Tinte z. T. sehr blaß.   l–l (S.  470) Text der unteren Blatthälfte (unterhalb einer Trennlinie) entsprechend Max Webers Gliederung in Text 2 an den Seitenanfang verschoben. Vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  454.   m  In A geht eine Markierung voraus, die sich vermutlich auf eine ältere, nicht überlieferte Textversion bezieht.   n–n Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   o–o (S.  469)  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 58v (nebenstehend Text 1 bis unten, S.  472)

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 60r (nebenstehend Text 2, S.  465–472)

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Gefahr des H[andels] d[urch] die Daimios Selbständigkeit, uncontrollierte Geldeinnahme Erschütterung der Tradition in der Bevölkerungo 1640: geschlossener H[andels]Staat H[andels]Monopol: Chinesen u. Holländer Nagasaki (Insel Desima) einziger H[andels]Platz Umzäuntes Ghetto Zweck u. G[e]g[en]stand des H[andels]: nur Consum des Hofes u. der Feudalklasse – bes. SeidenImport H[andels]Controlle: Zweck: Beschränkung der Silber-Ausfuhr. – Form des H[andels]: Auktion pVon holl[ändischer] Seite: Handel der Compagnie daneben H[andel] der Offizierep Daher Geldkammer: nur d[urch] Anweisung auf diese Zahlung zulässig. Fixierung des Umsatzquantums. Weitere Monopolisierung f[ür] Regierung: Ankauf |:der Waaren:| d[urch] Geldkammer selbst zu Taxpreisen, diese verkauft dann weiter Hiergegen Protest |:u. Streik:| – darauf aufgehoben |:1685:| V[erkauf] Aber: 1686 wieder Contingentierung – qCiehandel 260 000 T[aels] Privath[andel] |:der Angestellten der Cie:| 40 000 T[aels]10 Vermehrung d[urch] Geldkammer Ferner immer wieder Schiffszahl beschränkt

Text 2 Aber: Geldeinnahmen der Vasallen

daher Schließung. – Nagasaki Monopol der Chinesen u. Holländer        Nur: Bedarf der Feudal  klasse importiert  bes. Seide Silber-Ausfuhr verboten Staats-Controlle

o (S.  468)–o  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   p–p Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   q–q (S.  470)  Einschub vom Textrand bis zum äußersten rechten und unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   10  Vgl. Münstermann, Japan, S.  105.

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1743 auf 1 Schiff, Silberausfuhr ganz verbotenq ra) Privath[andel] innerhalb des   Quartiers frei    nach G[e]g[en]stand der   Einfuhr.   F[ür] Ausfuhr: Kupfer nur   d[urch] Cie r |:b):| H[andels]Cie: Feststellung, daß   1/3 Seide sein soll (feine Seide)    Recht der „Auswahl“ f[ür] die    Beamten der Regierung   Kupfer nur d[urch] Cie auszu   führen – fest contingentiert,   oft reduziert   〈Silberausfuhr ganz anders〉 So bis 1859 Einlaufen e[ines] amerika­ n[ischen] Schiffes |:1852:|11 Drohung Rußlands, Englands, Frankreichs sDer Shogun gestattet Handel in 5 Häfen |:1859:| Goldwechsel insbes. (Gold : Silber 5:1)s tMünzverwirrung, Goldexport, Opposition g[e]g[en] Fremde, Revolution des Hofes u. der Daimiost (Chines[ischer] Opiumkrieg) Beschießung v. Shimonoseki, Nachgeben – 1868 Sturz des Shogun

〈1859〉 1852 Amerikan[isches] Schiff

läuft ein Opiumkrieg mit China – Beschießung v. Shimonoseki 1859 5 Häfen

1868 Sturz des Shogun

〈1869 die Daimios auf Renten u. Rezeß〉l |

q (S.  469)–q Einschub vom Textrand bis zum äußersten rechten und unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r–r  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   s–s  Einschub von der unteren Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   t–t  Einschub vom untersten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   l  (S.  468)–l  Text der unteren Blatthälfte (unterhalb einer Trennlinie) entsprechend Max Webers Gliederung in Text 2 an den Seitenanfang verschoben. Vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  454.   11  Commander Matthew Perry landete am 8. Juli 1853 in der Nähe des heutigen Tokio, um die Öffnung Japans zu erzwingen.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

Text 1

Text 2

u1869

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die Daimyos in Rentner verwandelt – Rezeß zw[ischen] Staat u. Privatvermögen 1872 europ[äische] Rekrutierung. Die Shizoku Pensionäre, ihre Renten ablösbar. – 〈1889 Verfassung.〉u vBeginn der Seiden- u. -Wurmeier[-], Thee-Ausfuhr Import: Baumwoll- u. Wollstoffe Schiffahrt ausländisch 〈Drängen J[apan]s auf Revision der Verträge (Beseitigung der ConsularJurisd[iktion] u. der Exterritorialität der Reichsverträge〉v

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Ablösung der Feudalrechte, 1872 Rekrutierung

yNun

zunächst: Fremden-Exterritorialitäty

wSeide

u. keram[ische] Industrie das Wichtigste f[ür] Exportw

Deutsch-japanischer H[andels-] Vertrag: 1896 Zollvereinbarung: D[eutschland] gewährt 〈Conventionaltarif d[urch]〉 Meistbegünstigung Japan bindet best[immte] Produkte:  Baumwollwaaren, Leinwand,   Wollgewebe  10%  Chemikalien  best[immte] Eisenfabrikate   Zink Niedriger: Garne, Roheisen etc. Wichtiger: Aufgabe der Consularjuris-            diktion   “ “ Fremdenprivile-            gien xd[urch] Deutschlandx

1896 H[andels]V[ertrag] mit Deutschland D[eutschland] Meistbeg[ünstigung] Japan Baumwoll|:waaren:|z, Chemik[alien], Eisenfabr[ikate], Zink 10%12

Garne, Roheisen niedriger

u–u Zusatz am obersten Blattrand und Textbeginn der oberen Blatthälfte; vgl. oben, S.  468, textkritische Anm.  l–l.  v–v  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   w–w  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   x–x  In A rechts neben der geschweiften Klammer.   y–y  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  z A: Baumwolle|:Waaren:|   12 Laut Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 4. April 1896 zwischen dem Deutschen Reich und Japan sollte Zink nur zu 5%, verzinntes Blech hingegen zu 10% verzollt werden. RGBl, Nr.  37 vom 19. November 1896, Nr.  2346, S.  715–731.

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Text 1

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dag[e]g[en]: Zulassung dingl[icher] Rechte an Grundstücken außer Eigentum d[urch] Deutsche Dafür besondere Register zur Eintragung Nun: Beginn eigner Baumwollindustrie (Spinnerei zuerst, jetzt Weberei ebenfalls) – Import steigt trotzdem weiter Seidenweberei u. japan[ische] W[eberei] überhaupt d[urch] europ[äische] Kleidung bedrängt. Scharf nativistische Richtung aAber: Eisen nur z[um] kleinsten Teil selbst zu decken Wolle ebenso Arbeiter leistungsunfähiga b b) China Beamtenstaat ohne feudale Gliederung seit Mandschu-Eroberung Die gesammte Bev[ölkerung] gilt als Staatssklaven, Steuerquelle f[ür] Hof u. Mandarine Parcellenbesitz. – Auf Lößland der Berghänge Berieselungsdüngung, fast dunglose W[irtschaft] In der Ebene Fäkaliendüngung, Bindung der W[irtschaft] an persönl[iche] Arbeit Gewerbe als Hausfleiß, – Neben-Arbeit Absatz conzentriert s[ich] in den Bazaren der Städte, d. h. überdeckte Straßen mit Verkaufsstellen Aber: regelm[äßig] innerer Austausch: zw[ischen] Nord u. Süd, klimat[isch] bedingt

Text 2

Nativismus – Textil-Ind[ustrie]      aber Eisen nicht möglich |

China Beamtenstaat (wie Ägypten)

A 60v

cKohle-

u. Eisen-Gebiet in Shensi         versorgt Chinac

a–a  Einschub von der Blattmitte bis zum rechten Rand unterhalb einer Trennlinie gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   b  In A folgt Text der unteren Blatthälfte; vgl. oben, S.  468, Text 1, textkritische Anm.  l–l.  c–c  Entsprechung in Text 1, unten, S.  473, textkritische Anm.  d–d.  

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

Text 1

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Im Norden: kein Wald – Raubbau der Vergangenheit Holzimport aus Sibirien Prod[uktion] Weizen, Baumwolle, Hülsenfrüchte über Bedarf, Export nach Südchina Im Süden: Reis, Thee, Seide, Zuckerrohr, Baumöl, – Export nach Nordchina Strauchvegetation, deckt den Eigenbedarf dDaneben aber: 〈Industrie-〉 |:Kohlen- u. Eisen:|gebiet |:u. Thonwaarengewerbe:| in den Prov[inzen] Shansi u. Shensi13 (Bergwerksdistrikt Chinas)d           Fung-lai-hsien14 Bergwerke Kleinbetriebe |:Schwerpunkt der Kohle: Hausbrand zuf[olge] Entwaldung:| – Okkupation noch frei – genossenschaftlich, Familie, Hausgemeinschaft, Geheimnisse erblich.15 Fast kapitallos, mit Hand, Pferdeweiden Ebenso Eisenschmelzerei, Gießerei, Schmiederei Stahlproduktion – Kohle u. Eisen f[ür] China ausreichend Daneben Opium-Produktion Gewaltiger NahrungsmittelImport teils d[urch] Export von Bergwerksprodukten u. Opium bestritten teils d[urch] Geldsendungen auswärtiger Familienglieder

Text 2 Sonst: Im N[orden] keine Wasserstra             ßen –          Thiertransp[ort]     S[üden] nur [Wasserstraßen] –          sonst Mensch      Binnentausch:   Nord: Weizen, Baumwolle   Süd: Reis, Thee, Seide

d–d  Entsprechung in Text 2, oben, S.  472, textkritische Anm.  c–c.   13  Gemeint sind Shanxi und Shaanxi (Pinyin-Umschrift). 14 Gemeint ist das heutige Feng-lai oder Peng-lai. Das am Ortsnamen angehängte „hsien“ (Wade-Giles-Umschrift) heißt übersetzt Distrikt, Kreis. 15  Gemeint ist vermutlich, Erfindungen und Techniken geheim zu halten und zu vererben.

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3. Buch: Handelspolitik

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(die Shansi-Chinesen die typischen Kaufleute Chinas) Verkehr: im Norden: keine Wasserstraßen: 2rädriger Wagen mit Zugtieren, daneben Pferd, Maulesel, Kameel als Lasttiere        Süden:      nur a) Wasserstraßen          b) Saumpfade, Pferd u. Esel als Last-(nicht Zug-)Thiere Mensch mit Schubkarren.       Kleinbetrieb des       Handels, gewaltige        Transportleistungen       Aber: ungeheure       Kosten (schon bei       15 Meilen 50facher       Preis) |

A 59v 〈6. Die Wandlungen der englischen Handelspolitik.〉

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Außenhandel: In den ersten christl[ichen] Jahrh. Landhandel über „das fer[ne] Serica“: Seide v. Hüan-cyou-fu16 nach W[esten] M[arc] Aurel’s Gesandtschaft Alsdann Wechsel: 1. Tang Dynastie |:Aktiv-:|Seehandel nach Persien – 7. Jahrh. dann Malacca Treffpunkt v. Arabern u. Chinesen 2. Mongolenreich: Landhandel – Aktivh[andel] 3. 16. Jahrh. Portugiesen, dann      Spanier: Macao –      Passivhandel   17. “ Engländer u. Holländer 4. 18. Jahrh.: Russen zu Lande:      Passivhandel

Außenhandel

Tang-Dyn[astie] See-Aktivh[andel]

Mongolen: Land- “ “ 16. Jahrh.: See-Passiv (Macao) 18. “ : Land- “ (Russen)

16  Gemeint ist das heutige Quanzhou. In der Kolonialzeit war Hüan-cyou der größte Hafen, in dem China Fremde zuließ. Das am Ortsnamen angehängte „fu“ heißt übersetzt Präfektur.

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Steigende Bedeutung: d[urch] TheeConsum 18. Jahrh. Monopol der brit[isch]-ostind[i­ schen] Cie f[ür] Theehandel V[on] Chines[ischer] Seite: Beschränkung des Handels auf bestimmte Plätze u. Zeiten Zu Lande: Messen: Thor n[ach] Korea – neutrale Zone eImport: Häute, Papier, Blei, Menschenhaar Export nach K[orea]: Baumwollgewebe, Luxusartikele   Kiachta – mit Russen u. Mongolen   bes. Pelze g[e]g[en] Thee Zur See: 1755 auf Kanton beschränkt fThee-Export Opium-Importf gChines[ische] Monopolhändler „Hong“-Kaufleute haften f[ür] Abgabeng 〈Hier〉 |:Andrerseits:| d[urch] Supercargos der O[st-] I[ndischen]Cie Ein- u. Verkauf, Corporation seit 1770 diese dauernd ansässige Faktoren Ev. „Streiks“ der Händler seit 1800: Opium-Verbote der chines[ischen] Regierung 1834 Aufh[ebung] des Thee­ h[andels]-Monopols. Engl[ische] Staatsbeamte nach Hongkong Mit diesen Streit Krieg, – Frieden zu Nangking Hongkong englisch, – Freihafen 5 Häfen offen, dauernd Shanghai Niederlassungsrecht, Consulargericht.

Text 2

Thee brit[isch]-ostind[ische] C[ompagnie] Monopol daneben Russ[ische] Kadetten Beschränkt auf Messen: zu Lande

Kiachta zu See Kanton 1755

e–e Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   f–f Einschub vom rechten Bildrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   g–g  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Nun: Handel ohne Hong-Kaufleute Chines[isches] Personal „Comprador’s“ Von diesen der Chef zunehmend abhängig – bald Commissionär Hierin entsteht nationaler Handelsstand

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Anf[ang] 60er Jahre: Frankr[eich] u. Englands kriegerische Freihandelspropaganda 2ter Opiumkrieg – Einnahme von Peking 1861 H[andels]Verträge: Handelspässe nach Innen Export Peking hE[infuhr]Zollfreiheit best[imm­ ter] in China nicht hergestellter Waaren: Messer, Glas, Papier, Spirituosen, Kerzen, Tabak sonst Ein- u. Ausfuhrtarif, Fixierung der Transitzölle. Generalzoll 5% Opium: nur d[urch] chines[ische] Händler Transitzollerhöhung gestattet hoher Eingangszoll Goldausfuhrverboth Niederwerfung der nationalen Eisen- u. Kohlen-Industrie Chinas 1880 H[andels]V[ertrag] Deutschlands mit China

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Text 2

Öffnung zuerst zuf[olge] OpiumVerboten seit 1860 Dahin bis 1861 nach Einnahme v. Peking d[urch] Frankreich u. England jHandelspässe nach Innen

5

〈g[e]g[en] Staatsverträge〉j

Messer, Glas, Papier, Sprit, Tabak, Kerzen frei sonst gebundener Tarif

1880 mit Deutschland

ic)

Neuste Phase der ostasiat[ischen] H[andels]Pol[itik] 1889 japan[ische] Verfassung Drängen auf Abschaffung der Consulargerichtsbarkeit

h–h  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   i–i (S.  477)  Einschub vom linken bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j–j Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 2

Zugleich: Versuch, Korea zu okkupieren[,] um so Rußland entg[e]g[en-] zutreten 1894/5 Krieg mit China, Friede zu Shimonoseki Öffnung weiterer Häfen |:u. des Yangtsekiang:|, Anweisung v. Niederlassungen f[ür] Japan Zulassung der Japaner z[um] Gewerbebetrieb in China unter gleichen Rechten mit Chinesen Intervention Rußl[ands]:k wegen territorialer Expansion Japans Gleichberechtigung aller Fremden in China mit den Japanern Festsetzung v. Rußland u. Deutschland in China – Monopol c/a Verkehrsfreiheit: Rußland, Frankreich, Deutschland c/a Japan u. England 1896 Deutsch-japan[ischer] H[andels-] Vertragi lPässe auf 13 Monatel |

o1894/5

Japan[ischer] Krieg Vollst[ändige] Brechung des Abschlusses

Nun: Monopol c/a H[andels]Freiheito e |

A 61r 7. Englands H[andels]Politik m1. H[andels]P[olitik]

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der Colonienm

Seit Durham Report die |:großen:| Col[onien] |:der gemäß[igten] Zone:| autonom – Canada, Australien, Capland17 – nSubs[idiäre] Gesetzgebung – nicht geübt Veto – in Notfällen Controlle über Gouverneur – Regierung d[urch] Col[onial]Minister Handelsverträge d[urch] England zu schließen k  A: der Rußl.:  i  (S.  476)–i  Einschub vom linken bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l–l Einschub vom rechten Textrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   m–m  Am linken Blattrand.   n–n  (S.  478)  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   o–o Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   e  (S.  465)–e  Mit Bleistift.   17  Gemeint ist die Kap-Kolonie, heute Teil Südafrikas.

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Diff[erential]-Zölle verboten g[e-] g[en] Englandn Größte Kroncolonie Indien Die anderen teils Plantagen – Westindien |:hier Mitwirkung e[ines] gesetzg[ebenden] Körpers:| –, teils Handelsniederlassungen der Tropencolonien hier Regierung v. England aus Schon 1849 Beseitigung der Diff[erential]Begünstigung E[ngland]’s in Canada Seit 1865 definitiv Differenzialsystem aufgegeben – volle Durchführung des h[andels]polit[ischen] laissez faire Nun: Selbst[ändige] Zollpol[itik] der Colonien: a) Canada: 1854 G[e]g[en]seitigk[eits-] V[ertrag] d[urch] England f[ür] N[ord]Am[erikanische] Col[onien] mit V[ereinigten] St[aaten] geschlossen G[e]g[en]seit[ige] Freiheit der Rohstoffe. Damit thats[ächlich] Canada mit V[ereinigten] St[aaten] zusammengekoppelt 1850, 58, 59 Fabrikatzölle – damit Loslösung v. England |:– Quebec u. Ontario Industrie-Gebiete:| Eisen u. Textil Protest Englands vergebens Aber: 1865 Kündigung des G[e-] g[en]seit[igkeits]V[ertrags] d[urch] V[ereinigte] St[aaten] Nun: Canad[ischer] Zollverein |:1867:| – freihändlerisch, da neue Staaten (N[ew] Brunsw[ick] – N[ew] Scottl[and]) agrarisch

p1. Canada

Gegens[eitigkeits]V[ertrag] A 62r mit V[ereinigten] St[aaten] 1854   (Rohstoff-Freiheit[)]

50er Jahre Fabrikat-Zölle (trotz E[ngland]’s Protest)

1865 V[ereinigte] St[aaten] kündigen die Gegenseitigk[eit] 1867 Canad[ischer] Zollverein – freihändl[erisch] (Agrarstaaten neu)

n (S.  477)–n  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   p–p  (S.  485)  Mit Bleistift.  

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1878 Umschlag: V[ereinigte] St[aaten] concurrieren u. schließen s[ich] ab Daher: Zölle auf Getreide, Vieh, Holz, Salz, Kohlen außer Kraft zu setzen, sobald V[ereinigte] St[aaten] es thun Begünstigung Englands d[urch] Art der Werthzollberechnung (Transportkosten nicht eingerechnet) Zucker (g[e]g[en] Prämienländer), Salz (frei) Entstehen v. Baumwoll- u. WollIndustrien 1887: Eisenschutzzölle, g[e]g[en] V[ereinigte] St[aaten] – aber fakt[isch] auch g[e]g[en] England q1890/1 Streit zw[ischen] New Foundland, Canada u. Frankr[eich] betr. Fischerei. – Canada c/a N[ew] F[oundland] England zwingt N[ew] F[ound­ land] zu Schiedsgericht Zollkrieg zw[ischen] C[anada] u. N[ew] F[oundland] Mc Kinley Bill: Canad[ische] Liberale für Zollverein mit U[nited] S[taates] (agrarisch) Conserv[ative] Industrie Canadas schutzzöllnerisch, deshalb(!) englisch Wahlen: Sieg der Conservativen Aber: 1894 H[andels]V[ertrag] zw[ischen] Canada u. Frankreich d[urch] engl[ische] Vermittlung Wahlen: Sieg der Liberalen (Laurier) C[anada] bietet Diff[erential-] Begünstigung g[e]g[en] freie Zulassung canad[ischer] Waren bes. Getreide Holzq 1897

Text 2 1878 Zollkampf mit V[ereinigten] St[aaten]

   Nun: Baumwolle, Woll-Industrie     1887 auch Eisenzölle

1890 Zollkrieg mit N[ew] Foundland

Nach Mc Kinley: Liberale f[ür] Zollverein (agrarisch) = Anschluß an U[nited] St[ates] Conserv[ative] (Industrie) Schutzzoll, deshalb! englisch Sieg der Conserv[ativen] Aber 189418 Sieg der Liberalen Nun: Canada bietet: Diff[erential]-Zoll f[ür] England G[e]g[en] freie Zulassung canad[ischer] Waaren

〈1860/1 voller Freihandel〉

q–q  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   18  Die Liberalen siegten 1896 bei den Wahlen zum kanadischen Unterhaus.

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Kap: mäßige Zollerhöhung, zu stark agrarisch. Zollverein mit Oranje-Freistaat 1889 Bedenken Englands dag[e]g[en] wegen Meistbeg[ünstigungs]Clauselr

c) Australien Erste Zollmaßregeln nur Finanzzölle. 1860/1 voller Freihandel. sAntrag der austral[ischen] Colonien, 1870 ihre H[andels]Verträge unter einander mit |:Diff[erential-] Zöllen:| zu gestatten, v. Mutterland abgelehnt. Nur Zollverein sei zulässig. Protest der Colonien. Nun Verschiebung der W[irtschafts-] Politik:s Schutzzölle 1878 in Victoria,   Rohstoffe mit Rückvergütung Arbeiter die Träger: Schutz g[e]g[en] billige europ[äische] Arbeit.  tIndustriegebiete Australienst Freihandel in N[ew] S[outh] Wales – hat eigene Kohlen Victoria will intercolonialen Freihandel – entwickeltste Industrie aber die anderen dag[e]g[en]. Jetzt Vict[oria] schon Exportland, teils Arbeiter Tendenz z[um] Freihandel, aber schwach Aber: N[ew] S[outh] Wales 1892 Übergang z[um] Schutzzoll, jedoch bald umgestoßen Zollverein vorläufig unmöglich. |

2. Australien Freihandel 1860 – Entst[ehen] v. Industrie, daher: Antrag auf Zulassung v. H[andels-] V[ertrag] mit Diff[erential]-Zöllen 1870     Abgelehnt

d) In Indien bestimmt engl[ische] Regierung die H[andels]Pol[itik]. Urspr[ünglich] Finanzzölle, thats[ächlich] auch schützend Lancashire Industrie verlangt Beseitigung

3. Indien Auf Verlangen der engl[ischen] Industrie Zölle abgebaut 1871–79 1882 rein englisch

5

1878 Victoria Schutzzoll – d[urch] Arbeiter gezwungen

Für intercolonialen Freihandel. |

r–r  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   t–t  In A rechts neben der geschweiften Klammer.  

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Thats[ächlich] 1871–79 Abbau, gegen Votum des ind[ischen] Exec[utiv-] Comité, 1882: Tarif wie englischer Aber nun: Valuta-Entwertung (Silber) Indien in China überlegen bedroht angebl[ich] engl[ische] Industrie in England. Nach Währungs-Änderung: Verlangen der Inder nach Protektionismus (Losgerissen v. chines[ischen] Markt u. Bedrohung ihrer Industrie d[urch] England) Folge: Schutzzoll f[ür] ind[ische] Baumwoll-Industrie 1893 allgem[ein] Zölle in Indien Also: teils die engl[ischen]   Col[onien] Schutzzölle   gegen das Mutterland “ die [englische] Regie   rung genötigt ihnen    Schutzzoll zu geben

Text 2

Aber: Valuta – Indien exp[ortiert] nach China Engl[ische] Industrie für Währungsänderung Nach dieser: Indien verlangt Schutz 1893 concediert

Also: Protekt[ionismus] der Colonien

2. Allgem[eine] Züge der Entw[ick   lung] des engl[ischen] Handels: uBei

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brit[ischer] Ausfuhr beherrschend:19 Baumwollfabrikate 25% Eisen & Stahl 11% Wollfabrikate  9% B[aum]w[oll]Garne  61/2% Leinenfabr[ikate]  3,7[%] 55% steigend Baumwolle bis neustens, Eisen u. Stahl schwankend (Conjunktur) Wolle u. Leinen abnehmend

u–u (S.  482)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   19 Die folgenden Zahlen entnimmt Max Weber, teils ab- oder aufgerundet, von Fuchs, Handelspolitik, S.  110.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Engl[ischer] Transit abnehmend seit 1873

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Verh[ältnis] der Güterversorgung der Welt: Frankreich sinkend relativ, absolut fast nur in U[nited] S[tates] steigend England absolut steigend, – am stärksten, – aber dies nur d[urch] Colonien – relativ stetig sinkend V[ereinigte] Staaten in den meisten Art[ikeln] steigend Deutschland: relative Zunahme steht an der Spitze der Welt.u H[andels]Bilanz im Verh[ältnis] zu den einzelnen v〈Ländern〉 Gebieten:v 20 〈129,5〉 Europa: Ausfuhr betrug 1861/65 130% 1886/90 65w% der Einfuhr N[ord]Amerika:     “ “   70 “ 48 “ “ [“]   70 [“ ] “ 99 “ Colonien:     “ (also Gleichgewicht) [“ ] [“ ] Andre Länder     “ “   43 “ 134 also hier stärkste Ausfuhr-Marktentwicklung H[andel] mit an Einfuhr Colonien: an Ausfuhr

C[olonien] beteiligt mit je 22–23%    “ “ 28–29 “  

besonders Markt für Ganzfabrikate xKleider, Putzwaaren, Lederwaaren haupts[ächlich] in die Colonien. Baumwollganzf[abrikate], Eisen- u. Stahl-F[abrikate] fast ebenso viel in C[olonien] wie anders wohinx

u (S.  481)–u  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   v–v A: 〈Ländern〉: Gebieten  w A: 65,5 > 65  x–x  Einschub vom rechten Blatt­rand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   20 Die Zahlen zu den beiden Aufstellungen hat Weber nach Fuchs, Handelspolitik, S.  123–125 und S.  131, teils übernommen, teils errechnet.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

Text 1

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Aber: Haupthebel: Verschuldung der C[olonien] an England zahlen ihre Schulden d[urch] Waaren Anteil des Mutterlandes am H[andel] der Colonien steigt b[ei] N[eu] Seeland u. Capc[olonie]. stabil b[ei] Australien – hier   H[andel] unter den einst[i  gen] C[olonien] am schnell  sten steigend, aber auch   H[andel] mit andren Ländern b[ei] Canada Schwanken,   amerikan[ische] Politik  entscheidet b[ei] Indien: b[ei] ind[ischer]   Einfuhr steigt, b[ei] Ausfuhr   sinkt Anteil. bei allen Colonien zusammen: interbritischer H[andel] relativ abnehmend trotz absoluter Zunahme Status 1890: Einfuhr in Col[onien]: Reich/Ausland = 31/2:1, Ausfuhr aus C[olonien] 2:1 (also weniger) |

3. Die neuste H[andels]P[olitik] Englands Allmäl[ige] Umstimmung der öff[entlichen] Meinung zunächst in Bezug auf Colonien: leisten keinen Beitrag 〈auf〉 zu Flottenkosten haben keinen Einfluß auf H[andels]Politik u. Politik des Reiches 1884 Imp[erial] Feder[ation] League Ch. Dilke[,] Probl[ems] of Greater Britain

y  In A folgt eine horizontale Trennlinie.  

Text 2

    dabei:  relative Abnahme des  interbrit[ischen]  trotzdem die  Handels  Zwischenhandel H[andels-]  Bez[iehungen]  relativ abnehmend  noch weit inniger  Gesammtanteil an als mit Ausland  G[üter]Versorgung   relativ abnehmendy

Umstimmung der öff[entlichen] Meinung 1) bez[üglich] Colonien 1884   Imperial Federation League –   Flotte   Dilke, Problems

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1

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Der Centrale21 die politische Seite die wichtigste Den Colonien die handelspolitische. – Diese abgewiesen. Aber z1) Comité f[or] Depression of trade22 Minderheit: Diff[erential]Zölle des Reichs 10% g[e]g[en] nicht coloniale u. nicht engl[ische] Produktez 2) Colonialconf[erenz] 1887 Australien bietet Zuschuß zur Flotte an Kronkolonien sollen f[ür] Kohlenstationen zuschießen N[ew] S[outh] Wales verlangt: Ausschluß des Föderationsgedankens (weil dem Freihandel gefährlich) Also: Schutzzoll-Interessentena f[ür] Föderation, Freihandelb dagegen. cEs zeigt s[ich]: Die meisten Colonien verbinden Differenzialzollgedanken mit Föderation: Rückkehr zum alten Colonialsystemc Am schärfsten: Hofmeyr (Afrikander): 2% Diff[erential]Reichszoll f[ür] alle fremden Waaren,   daraus Flotte Also auch England Zoll

Text 2

Colonialconf[erenz] 1887

|:1):| Die schutzzöllner[ischen] Col[onien] für Federation

Hofmeyr: 2 % Reichszoll

z–z Am linken Blattrand parallel zu Gliederungspunkt 2).  a A: Schutzzoll-Interessen   b Lies: Vertreter des Freihandels  c–c Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   21  Gemeint ist die Zentralleitung der eben erwähnten Imperial Federation League im Vereinigten Königreich. 22  Gemeint ist die Royal Commission on the Depression in Trade and Industry.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

Text 1

Text 2

Dafür alle Colonien außer Tasmania u. N[ew] S[outh] Wales

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Verlangen der Australier: H[andels]V[erträge] selbständig, mit Consens Englands, schließen zu können. Dag[e]g[en] die übrigen, weil damit Sprengung der Chancen der R[eichs]Föderation Conferenz resultatlos: Australien will austral[ische] Union Canada Schutzzoll, deshalb Reichsunion Stimmung in England: noch rein freihändlerisch Cobden Club g[e]g[en] Hofmeyr’s Projekt Nun aber: Anwachsen der deutschen Concurrenz Indischer Cat[tun] g[e]g[en] Lancashire-Baumwollindustrie Beginn der „fair trade“-Bewegung, d. h. do ut des-Politik Damit auch: Stimmung für Differenzial-Colonial-System dUnited Empire Trade Leagued e1892 H[andels]K[ammer-] Congreß (alle, auch coloniale) Abst[immung] über H[andels-] Einigung des Reichs 58 dagegen, 33 dafür. Von 42 engl[ischen] 7 dafür und “ 22 canad[ischen] 19 dafür.e H[andels]K[ammern] Manchester u. London für Diff[erential]Zölle |

2) Australien will austral[ische] Union

2) bez[üglich] Freihandel – deutsche Conc[urrenz]     – „fair trade“[-]Bewegung H[andels]K[ammern] Manchester u. London für Diff[erential]-Zöllef p |

d–d Einschub vom untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   e–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier ein­ gefügt.  f In A folgt eine Markierung mit dem Hinweis: 4. Seite. Gemeint ist A 63v, unten, S.   486, Text 1, in A die 4. Seite des Abschnitts: 7. Englands Handelspolitik.   p  (S.  478)–p  Mit Bleistift.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 A 63v

Dauerndes Zurückziehen Englands aus der Bewegung 1893 Schutzzölle in Indien 1894 Spezial-H[andels]Verträge der Colonien mit Zustimmung Englands 1895 Zulassung differenzieller Behandlung der Colonien unter einander 1894 Conf[erenz] der Colonien in Ottawa Diff[erential]Zölle in England auf Colonial-Produkte   N[ew] S[outh] Wales, 〈Tasmania,〉 |:Queensland:|, N[ew] Sealand dag[e]g[en] Sieg der Conservativen in E[ngland]   Träger die Arbeiter: Protektionismus, Kampf g[e]g[en] Deutschland   Umschlag des Cobden-Clubs: f[ür] Reichseinigung 1897 Minister-Conferenz. Diesmal Imp[erial] Fed[eration] an der Spitze. gAnerkenntnis, daß canad[ische] Union damit verknüpft sein müsseg 1) Vorschlag Chamberlain’s: Interbrit[ischer] Freihandel Autonome |:Zollpolitik:| 〈Schutzzölle〉 nach außen – von jedem   Teilhaber zu gestalten nach Belieben  England muß Korn, Fleisch, Zucker, Wolle bezollen       Dies Maximum des Entg[e]g[en]Kommens Englands       schon schwerlich durchzusetzen     2) Entscheidend: Canada 1897: Bietet Diff[erential]Zölle f[ür] Länder an, die canad[ische]   Produkte frei lassen  Kam nur England u. N[ew] S[outh] Wales zu Gute   Damit aber: Verstoß g[e]g[en] H[andels]Verträge Colonien verlangen einstimmig die Kündigung   Cobden Club für Kündigung   Thats[ächlich] auf 30.VII.1898 erfolgt.     Deutscher Export nach engl[ischen] C[olonien] ca. 100 Mill. M. nach Canada ca. 4,8 [Mill.] $ = ca. 20 Mill. M. 31 Mill. $    hGr[eat] Brit[ain] nach C[olonien] V[ereinigte] St[aaten] 54 “ $h     Chanceder Reichseinigung in England gering – Zollverein unmöglich: Finanziell f[ür] Colonien nicht mögl[ich]: Einkommensteuer nötig Handelspolit[ische] Interessen zu g[e]g[en]sätzlich.   Australien förderiert s[ich] unter sich   Canada, sobald Amerika entgegenkommt, zu diesem   Indien verlangt Schutz gegen England. – nur das Kap (Rhodes)   dafür iEngl[ische] Diff[erential]Zölle würden Weizen u. Wolle verteuern.   – Sinken Englands beschleunigen Engl[ischen] Zwischenhandel schwer schädigeni | g–g Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   h–h  In A neben den beiden vorigen Zeilen.   i–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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Text 1 8. Handelspolit[ische] Strömungen in Deutschland jUmschlag

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gegen die H[andels]V[ertrags]Politik Gründe:k j a) H[andels]V[ertrag] erste Maßregel, die gegen die Junker gemacht wurde Starker Rückgang der Getreidepreise zuf[olge] guter Ernten Gründung des „Bundes der Landwirthe“ b) Schwächl[iche] Colonialpolitik Erbschaft des F[ürsten] Bismarck – Samoa – Ostafrika – Kamerun – Südwest­ afrika Unentwickelte maritime Machtstellung c) „Fiasko“ der |:bureaukratischen:| Sozialpolitik |:von 1890:| – „Dankbarkeitspolitik“ – diese in Combination mit H[andels]V[ertrags]Pol[itik] Anschwellen der Sozialdemokratie Damit Abwenden vom Interesse in den maßgebenden Kreisen d) Schwächung des Liberalismus d[urch] Spaltung in der Militärfrage

H[andels]Pol[itische] Agitation ausschließlich von agrarischer Seite betrieben l– trotzdem Lage günstiger (Ident[itäts]Nachweis)l Postulate a) Antrag Kanitz d. h. Einführung e[ines] Monopols des Reiches auf den H[andel] mit ausländischem Getreide m(Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen, Erbsen, Mais, Malz, Mehle)m Staat ausschließl[ich] kauft zum Marktpreis an Verkauf zu e[inem] gleichmäßigen Preise, der 〈zwischen bestimmten〉 in best[immter] Höhe fixiert wird u. zwar Durchschnittspreis von 1850–90 – bei höherem Einkaufs- höherer Verkaufspreis Daraus: a) Zahlung an R[eichs]Kasse = jetzige Zolleinnahmen      b) Getreidefonds f[ür] Krieg      c) Goldfonds f[ür] Zeiten hoher Preise nSelbstkostenpreis sei 15,1 M. b[ei] Roggen, bei 800 Mk f[ür] ha guten Boden   u. 4% Zinsen  Bedeutung: Weizen    unverzollt Hamburg 10 M. dz       G[ra]f Kanitz 21,50 “ “         Roggen: 8,20/16,50    Gewinn des Reichs ca. 230 Mill.

j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Markierung mit Bleistift.   k  Mit Bleistift.   l–l  Mit Bleistift.   m–m  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   n–n  (S.  488)  Einschub vom linken Blatt­rand über die Blattmitte bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.  

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1   Preis des Weizen + Roggen = Consum-Quantums in D[eutschland] von 869    auf 1801 Mill. Mk gehoben, jährlich + ca. 1 Milliarde, mit den anderen   Früchten 11/2 Mill[iarden] jährlich   Wenn 40% auf landw[irtschaftlichen] Eigenconsum, Zahlung der anderen    Schichten 900 Mill. M.   Der Osten umfaßt ca. 10 Mill. ha Ackerfläche, also zu 900 Mk pro ha in    10 Jahren den ganzen Osten auskaufen    Außerdem: Wahlkampf um den Brotpreisn b) Verlangen nach e[inem] Getreideeinfuhrverbot auf 6 Monate Ein Akt der Wuth, unvereinbar mit H[andels]Verträgen Außerdem ino e[inem] Zeitpunkt steigender Preise c) Kampf g[e]g[en] die Privattransitläger, d. h. a) g[e]g[en] die Einlagerung von Getreide unter Vorbehalt ob f[ür] In- oder Ausland b) die Creditierung des Zolls dabei Angebl[ich] – Preisdruck Thats[ächlich]: andernfalls Rotterdam – Kriegsfall – Einfluß minimal.p | A 64v

d) Beseitigung des Einflusses des Zwischenhandels. Börsengesetz. Spekulation Preisbildung Thats[ächlich] Amerika an Stelle von D[eutschland] gesetzt

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e) Verlangen nach autonomer H[andels]Politik. Keine bindenden Tarifvereinbarungen sondern nur Meistbegünstigungsverträge Verhalten der q〈Regierung:〉 |:Industrie:|q Motiviert r〈a)〉 |:d[urch]:|r sozialpolitisches |:Lage:|t   Die Industriellen wollen jedenfalls H[andels]Verträge,  um gegen Agrarier durchzusetzen, – Stütze links zu suchen     Also Conzessionen an Arbeiterschaft     Hiergegen die Führung der Industriellen –     C[entral]V[erband] D[eutscher] I[ndustrieller] Stumm,     Bueck   Deshalb: Bereitwilligkeit, H[andels]V[erträge] mit erhöhten     Getreidezöllen abzuschließen      Angebl[ich] unschädlich – thats[ächlich] nicht     (Minderconzessionen)

n (S.  487)–n  Einschub vom linken Blatt­rand über die Blattmitte bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   o  Zu erwarten wäre: zu  p Am linken unteren Blattrand: verte. / 15  q–q Streichung und Ergänzung mit Bleistift.   r–r  Streichung und Ergänzung mit Bleistift.   s Schluß-e mit Bleistift ergänzt.   t Mit Bleistift.  

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Text 1 u〈b)〉

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|:Verh[alten] der:|u Regierungv unter Miquèl Umschwenken nach Seiten der „Politik der Sammlung“     Offizielle Erklärung der preuß[ischen] Reg[ierung] im     Abg[eordneten]H[aus] Januar 189823 Zweck: Aufgeben des Antrages Kanitz u. der extremen agrar[ischen]          Forderungen. “ der Opposition g[e]g[en] Bindung des Flottenbauplans Hinderung des vollen Sieges der agrarisch-clerikalen  Combination   Sonst Rückschlag in polit[ischen] Radikalismus sicher. Also: auch jetzt politische Lage ausschlaggebend   Wird ausschlaggebend bleiben | 9. Die |:theoretischen:| Argumente des modernen deutschen Protektionismus

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a) Handelsbilanz – Aus Merkantilismus. – Heute regelmäßig Meinung: „Ungünst[ige] H[andels]Bilanz“ führt zur Verschuldung, daher Einfuhrbeschränkung w1. Unsichere Berechnung d[urch] Unvollk[ommenheiten] der Statistik 2. H[andels]B[ilanz] nicht mit einzelnem Land zu berechnen England bezahlt amerik[anisches] Getreide mit Gewinn am Handel in andren Gebietenw |:3.:| Heute H[andels]B[ilanz] nicht mehr in erster Linie maßgebend f[ür] ök[onomische] Lage der Nationen zu 〈g[e]g[en]〉 einander „Zahlungsbilanz“ weicht sehr weit v. H[andels]B[ilanz] ab. Componenten der Z[ahlungs]B[ilanz]: 1) Waarenaustausch („H[andels]B[ilanz]“)     2) internat[ionale] Schuldv[erhältnisse] (Anleihen, Zinsen) 3) Aus   l[ändischer] Capitalbesitz (U[nternehmens]Gewinn) 4) Fracht- u.    Zwischenhandelsverdienst 5) Reiseverkehr   Der Ausgleich erfolgt:    a) d[urch] Waaren – Kaufkraft des Ausl[ands] wirksam – „günstige“        H[andels]B[ilanz] Folge der Verschuldung an das Ausland. xAlle        reichen Länder haben „passive“ H[andels]B[ilanz]x   b) d[urch] Werthpapier-Sendungen – Capitalabfluß     c) d[urch] Wechsel u. – der Überschuß – d[urch] Geld.

u–u  Streichung und Ergänzung mit Bleistift; in A folgt: Die  v  Unterstreichung mit Bleistift.  w–w  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   x–x  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   23  Die hier gemeinte Regierungserklärung gab der preußische Vizepräsident des Staatsministeriums und Finanzminister Johannes von Miquel am 18. Januar 1898 während der Lesung des Etatgesetzes auf die Forderung der Agrarier nach verstärkter staatlicher Förderung der Landwirtschaft. Sten.Ber.pr.AH., Bd.  1, 1898, S.  82.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1 Spanieny „H[andels]B[ilanz]“ heute z|:– mehr als je –:|z wesentl[iches] Symptom. Streben nach günstiger H[andels]B[ilanz] kann nur bedeuten: Erhaltung der Förderung der inländ[ischen] Arbeit als Quelle des Reichtums u. der Möglichkeit, v. Ausland zu kaufen Hierzu aber: bald Schutzzoll[,] bald Freihandel das Mittel. b) Pflege des inneren Marktes Insbes. f[ür] die Industrie – Kaufkraft der Landwirtschaft Aber: 〈aus Taschen der Industrie bezahlt.〉 1) Was heißt „i[nnerer] M[arkt]“: höhere Verwerthung der landw[irtschaftlichen] Prod[uktion] – L[an]dw[irtschaft] kann mehr kaufen aVerschiebung der Kaufkrafta Aber: größern Teil des Einkommens der übrigen Bev[ölkerung] absorbiert – kann weniger kaufen dies übersteigt das +, denn: teils Tribut an Landwirthe außerdem aber an Fiskus 2) bedeutet: |:Industrie:|Arbeiter teuerere Lebensmittel, damit Landwirth |:Produkte des I[ndustriellen] = Unternehmers:| kaufen kann Also: Schärfung der Differenzierung Dies gesteigert: wo l[and]w[irtschaftlicher] Großbetrieb – diesem die Zölle zu Gute kommend Dessen Einkommen haupts[ächlich] gesteigert. Daher: Verschiebung der Prod[uktions]Richtung: Bedarf der oberen Klassen produciert, statt Massenprodukte. bRichtig |:nur:|: plötzl[iche] Calamität stört W[irtschafts]Leben. Insbes.: Vernichtung des Ostens Kann nur bedeuten: Schutz der bestehenden Eink[ommens]- u. Erwerbslage g[e]g[en] Katastrophen. cÜber-Wasser-Halten. Nicht mehrc b c) Schutz der nationalen Arbeit Wäre nur aufrichtig, wenn wirkl[ich] Arbeiter g[e]g[en] Concurrenz geschützt wären Aber: Polen-Zulassung Arbeiter-Import b[ei] Hafenstreik in Hamburg24

y  Zusatz und Markierung am linken Blattrand mit Bleistift neben den folgenden drei Zeilen.  z–z  Ergänzung mit Bleistift.   a–a  Zusatz am linken Blattrand mit Bleistift neben der folgenden Zeile, rechts von eckiger Klammer umfaßt.   b–b  Einschub vom linken Blatt­rand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   c–c  Mit Bleistift.   24  Gemeint ist der Streik von 1896/97.

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Text 1 Also: Schutz der d[eutschen] Grundrente. “ des d[eutschen] Unternehmensgewinns. G[e]g[en]teil: Schwindeld |

5

d) |:G[e]g[en] „Export-Politik“, denn::| eUnabhängigkeit vom Auslande (Oldenberg)25 Thats[ächlich] Ausbeutung der Welt Reichtum (Capitalbindung) 〈diese Bevölkerung〉

Gläubiger-Standpunkt Sinn möglich: a) |:Gefährlichkeit::| Abhängig d[urch] internat[ionalen] Verkehrf Von s[einer] Produktion: z. B. Getreideeinfuhr von s[einen] Märkten: Industrie-Absatz. Daher |:Gefahr:|: Mit Enge der Welt (Seltenheit des Getreides)         und mit Culturentwicklung (eigne Industrie des Auslands)         Abschneidung dieser ökonom[ischen] Unterlagen                    damit „Untergang“         Was heißt „Untergang“?      Bisherige Vorbilder: g„U[ntergang]“ bedeutet: |:äußerstenfalls:|:      Reichtumsrückgang, Rückzug der Capitalbildung,      Bevölk[erungs]Rückgang, Sinken des Lebensstandardsg      a) politisch u. als Volkstypus vergangen       Unvergänglich in dem, was sie der Welt geleistet haben       Es lohnt sich für sie, existiert zu haben      b) Ablösung d[urch] andre – Überholung, ohne       Zusammenbruch       Conf. Holland – Etwa hier besonderes Maß des Elends       Pol[itik] der Unabh[ängigkeit] muthet uns zu:      jetzt zu resignieren       – Capitalbildung hemmen       Bevölkerungs-Preisgabe –  kräftigste Elemente       Einengung der Bedarfsentfaltung  werden Culturträger. b) ander[er] Gesichtspunkt: Conservierung des nationalen |:Cultur-:|hTypus     daher g[e]g[en] Aufgehen in größerer Einheit der Wirtschaft.      Doppelt möglich:       entweder man conserviert den Typus als Binnentypus,       〈(Amerika)〉       Abwehr des Eindringens – Conservierung auf       traditionalist[ischem] Niveau

fdoppelter

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d  In A folgt am linken unteren Blattrand der Hinweis: verte  e–e  In A Unterstreichung mit Bleistift.   f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  g–g  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers Blase hier eingefügt.   h  Ergänzung mit Bleistift.   25  Gemeint ist: Oldenberg, Industriestaat.

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3. Buch: Handelspolitik

Text 1       iAbfluß der Kräftigsten       jdie schwächsten sind Träger des Typus.j i       |:Anders nur: bei colonialer Typen-Neubildung (Amerika):|       oder: Propaganda – Hinaustragen in die weite Welt       Die Kräftigsten sind Träger des Typus Richtig nur: a) Nicht planlos jede Marktgewinnung um ihrer selbst willen   Tausch bedeutet Wirtsch[afts]Gemeinschaft. Zu prüfen, ob   dabei Chance, daß der Markt dauernd zu behaupten sein  wird   Nur soweit W[irtschafts]G[emeinschaft] als D[eutschland]’s   Machtstellung dad[urch] gestärkt. kb) nicht jede Consumverbilligung ausnutzen, unter   Gefährdung der Stetigkeit der Entwicklungk c)l Waaren-Export nicht Selbstzweck. Nur statt Menschen  Export in fremde Länder. Ziel: W[aaren]Exp[ort]   Vorläufer des Menschen-Exports in eigne unbewohnte   Gebiete. Abwarten! |

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A 66 10. Die allgemeine handelspolitische Lage

Höhepunkt des Protektionismus: bei den größten compakten Wirtschaftsgebieten: Rußland, Nordamerika – Selbstgenügsamkeit beiderseits Versuch, damit ausbeutende Expansion zu verbinden:   Rußland Asien, politische Beherrschung  geographische   N[ord]Amerika Südamerika – ökono-  Bedingungen d[urch]  Nachbarschaft mische Beherrschung m|:Chancen f[ür] letzteres ungünstig – Nur d[urch] Freihandel möglich:|m Freihandel zwei Gruppen: 1) Splitterstaaten an der See: 〈Belgien,〉 Holland,   Norwegen,    abgemildert Belgien   Unmöglichkeit ernstlich selbstgenügsam zu sein 2) England – Gedanke, H[andels]-Interessen mit    selbstg[enügsamer] Pol[itik] zu verbinden    Chancen ungünstig, unaufhaltsam zurückebbend Von dem Rest: Frankreich: Versuch, protektionistisch, selbstgenügsam nmit colonialer Basis   〈ohne〉 |:nur teilw[eise]:| geographisch zwingende Grundlagen   – stabileo Bevölkerung Eigenart Romanische Staaten: scharf divergierende Interessen, nur partial Übergang    z[um] Industriestaat möglich.

i–i  Einschub vom rechten unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  j–j Mit Bleistift.   k–k Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Kammer hier eingefügt.   l A: b) > c)  m–m  Ergänzung mit hellerer Tinte.   n–n  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  o  In A doppelt unterstrichen.  

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§  13. Die Handelspolitik der Gegenwart

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Deutschland hat keine Wahl.   Protekt[ionismus] kann bei ihm nicht Zweck v. Politik der   Selbstgenügsamkeit haben   pUnmöglich, D[eutschland] aus eignem Getreide zu ernähren    Politik, die dies will, muß Landbevölkerung vermindern (cf.   Agrarpolitik)p 26 sondern nur: a) Übergangsmaßregel, zur Schonung u. Überleitung der    bestehenden wirtsch[aftlichen] Organisation    so: Agrarzölle   qUnmöglich sie fallen zu lassen: Stetigkeit der    Entwicklung    Aber: Unmöglichkeit, eine noch stärkere Belastung     dauernd zu ertragen     rNiedrig oder gar nicht.r   Hier f[ür] Deutschland Schwerpunkt des Protektionismus.     Wenn diese Frage erledigt, Alles erledigt.q b) Mittel, die Controlle und Leitung der Expansion    D[eutschland]’s in der Hand zu behalten.   Nicht Zügel schießen lassen    Exp[ansion] des Absatzes nicht Selbstzweck H[andels]Pol[itik] muß nur zum Ausdruck bringen, daß bürgerlichcapitalistische Entwicklung für absehbare Zeit Zukunft Deutschlands |

p–p Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt   q–q  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  r  In A zunächst mit Tinte unterstrichen (niedrig und nicht sogar doppelt), dann nochmals dick mit Bleistift.   26  Vgl. dazu die Nachschrift Else von Richthofens von Max Webers Vorlesung „Agrarpolitik“ im WS 1897/98, in: MWG III/5, hier S.  387.

4. [Buch] Verkehrspolitik a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 4. Buch, Abschnitt a) der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

A  164

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 Verkehrsmittel

A  272

496

  §  16. Das Transportmittelwesen

A  272

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  1. Die Eisenbahnen

A  272

496

     a) Entstehung und allgemeine Bedeutung

A  272

496

     b) Eisenbahnpolitik

A  273

497

      1. Frage des öffentlichen Betriebes

A  273

497

     2. Tarifwesen

A  273

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        a) Gütertarife

A  273

498

        b) Personentarife

A  274

499

  2. Die Wasserstraßen

A  275r/v A  276r

499

4. [Buch] Verkehrspolitik a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik [Deckblatt]

Mit dem 4. Buch über „Verkehrspolitik“ bricht die konkludente §§-Einteilung der Vorlesung ab. Über die konzeptionellen Veränderungen der Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ von der ersten Freiburger Vorlesung im SS 1895 bis zur letzten Heidelberger Vorlesung im WS 1898/99 unterrichtet der Editorische Bericht.1 Den Stoff des 4. Buches gliederte Max Weber in der Heidelberger Zeit neu und nahm eine Vorsortierung des Materials in die Teile 4 a) bis 4 e) – statt der sonst üblichen Paragraphen-Einteilung – vor, indem er insgesamt fünf Titelblätter

1  Vgl. oben, S.  83 f.

Editorische Vorbemerkung zu a)

495

als einheitlich gestaltete Mantelbögen (mit hellerem Papier) anlegte2 und in diese die entsprechenden Manuskriptteile einlegte. Die dem Abschnitt a) des 4. Buches zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, bestehen aus dem Deckblatt A  164 des Mantelbogens und den Blättern A  272–A  276r. Sie lassen sich zu einer Textfolge (Text 1) anordnen. Text 1 beginnt mit Blatt A  164, dem Deckblatt eines ansonsten leeren Mantelbogens, mit der Überschrift „4. Verkehrspolitik a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik“. Thematisch gehören Blatt A  272–A  276r mit der Überschrift „§  16. Das Transportmittelwesen“ auf Blatt A  272 in diesen Mantelbogen zu Beginn der Verkehrspolitik einsortiert. Es gibt folglich zwei konkurrierende Einteilungsprinzipien und Überschriften. Da nach §  16 eine konsekutive Paragraphenzählung abbricht, hat der Editor Webers letzte Unterteilung in die fünf Abschnitte a) bis e) über­ nommen. Text 1 besteht inhaltlich und formal betrachtet aus zwei Blattfolgen. Folge 1 umfaßt die nur einseitig beschriebenen Blätter A  272 bis A  274, ist im Oktavformat auf hellem Papier verfaßt, hat ein gut lesbares Schriftbild und weist nur spärliche Bearbeitungsspuren auf. Inhaltlich geht es um „1. Die Eisenbahnen“, ein Punkt, der in sich nochmals feiner untergliedert ist. Die Blätter A  275r/v und A  276r der Folge 2 haben Oktavformat, mit vergleichsweise stark vergilbtem Papier. Sie sind auf Vor- und Rückseite beschrieben, haben zwar ebenfalls ein gut lesbares Schriftbild, weisen aber stärkere Bearbeitungsspuren auf. Die Blattrückseite A  275v hat Weber für einen Einschub zu Blatt A  276r genutzt und somit beide Blätter eng miteinander verbunden. Zum anderen nutzte Weber die Rückseite des Blattes A  276, das ursprünglich die Funktion eines gefalteten Schutzumschlags hatte,3 für Literaturangaben zum Kartellwesen, die sachlich in den Abschnitt 4 d) gehören,4 sowie für Berechnungen, die nicht zur Vorlesung gehören und auch nicht ediert sind. Inhaltlich geht es auf den beiden Blättern A  275r/v und A  276 um „2. Die Wasserstraßen“, einem Punkt, der nicht weiter untergliedert ist. Anhand der von Weber in seinem Manuskript benutzten Literatur (v. d. Borght, Verkehrswesen; Lexis, Schiffahrt II), die aus den Jahren 1893/94 stammt, dürfte der Abschnitt 4 a) bzw. §  16 bereits in Freiburg abgefaßt worden sein. Vermutlich ist die 1. Blattfolge zu den Eisenbahnen dabei nochmals in Reinschrift auf helleres Papier übertragen und feiner gegliedert worden, die Folge zu den Wasserstraßen aber nicht mehr. Auf den Freiburger Entstehungskontext verweist Webers direkter Bezug auf seine Vorlesung über Finanzwissenschaft, die er in Heidelberg nicht mehr gehalten hat.5 Lediglich der hellere Mantelbogen A  164 ist aufgrund der Zählung als 4. Buch der Heidelberger Zeit zuzuordnen.

2  Vgl. unten, S.  496, 506, 531, 561 und 573. 3  Das ist an der stark verschmutzten Mittelfalte erkennbar. 4  Vgl. Editorische Vorbemerkung zu Buch 4 d) Unternehmungsformen, unten, S.  559. 5  Vgl. unten, S.  497 mit Anm.  6.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 A 164

4. Verkehrspolitik a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik |

A 272

Verkehrsmittel §  16. aDas Transportmittelwesena    v. d. Borght, Verkehrsw[esen] 1894. 1. Die Eisenbahnen |:a) Entstehung u. allg[emeine] Bedeutung:| In England am schnellsten An der Spitze der Entw[icklung] F. List in Deutschl[and] |:1833:|: Über e[in] sächs[isches] E[isen]b[ahn-]System    als Grundl[age] e[ines] d[eutschen] E[isen]b[ahn-]S[ystems] insbes.    e[iner] Bahn v. L[ei]pz[ig] n[ach] Dresd[en]. 1835 in der That Dresden-L[ei]pz[ig]1 dann Berlin-Hamburg. 1838 in Preußen Privatinitiative legalisiert. Sofort: die günstigen Linien gebaut. Verschiebung zu G[unsten] der günstigen Gegenden Erst Mitte 50er Jahre wirkl[iches] E[isen]b[ahn]Netz in Deutschland. 〈In der〉 Frankr[eich] d[a]g[e]g[en]: spät beginnend (Thiers: „engl[ische] Narrheit“)2 erst unter Napoleon3 stark. Damals Verschmelzung zu 6 großen Gesellschaften Grundlage: Staat u. Gemeinden Unterbau u. Hochbauten Private Oberbau[-] u. Betriebsmittel Dafür: Heimfallsrecht. bIn Amerika: auf Grundl[age] v. Landschenkungen privater Massenbauc, eilt der Cultur voran keine Landstraßenb Erst seit 1860er Jahren in Europa wirkl[ich] umfassender Bau Jetzt:4 |:auf der Erde:| 650 000 km mit 140 Milliarden Cap[ital]

a–a A: Die Transportmittel > Das Transportmittelwesen; 2. Worthälfte vom Editor ebenfalls hervorgehoben.  b–b  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   c  Zu erwarten wäre: massiver Ausbau der Eisenbahnlinien   1  1835 erzielte Friedrich List die Zeichnung für das Aktienkapital zum Bau der Eisenbahnlinie Dresden-Leipzig. Sie wurde 1839 eröffnet. 2  Max Weber zitiert vermutlich nach v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  288. 3  Gemeint ist: Napoleon III. 4  Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Jahr 1892; vgl. v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  289.

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a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik

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Wirkung: a) Gebundenheit der Verkehrswege u. fakt[isches] Monopol 〈des Straßenbau[s]〉 |:dessen:|, der die Bahn beherrscht. dGroße Kosten: In D[eutschland] 10 Milliarden Anlagecap[ital]   Schwankung nach Terrain: zw[ischen] 90 000 Mk u. 25 Mill. M.  |:(London-Blackwell):|  pro Meile schwankend Betriebskosten: pro 1 km. zw[ischen] 14 700 u. 21 100 Mk Unmöglichk[eit] „freier Concurrenz auf der Schiene“5   (noch 70er J[ahre] V[olks]W[irtschafts]Congreß)d       b) Schnelligk[eit] des Transports       c)  Verbilligung des Transports: ca. 1/4 im großen Durchschnitt. F[ür] manche Güter noch weit mehr Manche Güter erst durch sie transportfähig Hinderung der Beschränkung der techn[ischen] Fortschritte auf Küstencultur Begünstigung des Großbetriebs im Gewerbe Intensive Bev[ölkerungs]Mobilisierung. Durchschn[ittliche] Reise     jetzt: 27,4 km weit     1856: 37,5 “ “ Anschwellen der Großstädte, Verschärfung der Machtdifferenz | b) Eisenbahnpolitik. 1. Frage des öffentl[ichen] Betriebes: – im Einzelnen Finanzwissenschaft6 prakt[isch] zu dessen Gunsten entschieden Leider nicht das Reich, sondern Einzelstaaten übernommen. Schwer zu entscheiden die Wirkung. Bureaukrat[ische] Wagencontrolle Langsame Vermehrung des Wagenparks (Fiskalismus) Aber: g[e]g[en] Privatges[ellschaft] der Vorwurf nicht erhoben Langsamer Ausbau in Preußen. zu schneller in Baden (Abwälzung v. Prod[uktions]Kosten auf die Gesammtheit) techn[ische] Rückständigkeit?

d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   5  Die „freie Konkurrenz auf der Schiene“ war seit den Debatten zur gesetzlichen Regelung des Eisenbahnwesens im englischen Parlament 1840 zum geflügelten Wort geworden. Vgl. hierzu Cohn, Gustav, Untersuchungen über die Englische Eisenbahnpolitik. Die Entwickelung der Eisenbahngesetzgebung in England, 1. Band. – Leipzig: Duncker & Humblot 1874, S.  76 f. Max Weber stützt sich vermutlich auf v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  298: „[…] um so auffälliger war es, daß später die Frage einer ‚freien Konkurrenz‘ auf der Schiene in Deutschland wieder auftauchte und namentlich Anfang der 70er Jahre sehr ernsthaft erörtert wurde. Der volkswirtschaftliche Kongreß, der deutsche Handelstag und verschiedene Schriftsteller traten dafür ein.“ 6  Vgl. Weber, Finanzwissenschaft, MWG III/3, S.  192–195.

A 273

498

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 d[a]g[e]g[en] das Ineinandergreifen der Bahnen gebessert. „Verband d[eutscher] Eisenbahnges[ellschaften]“7 108 E[isen]B[ahn-] 〈Dir[ektionen]〉|:Verw[altungen]:| Vorsitz Kgl. Dir[ektion] Berlin D[eutsche], Öst[erreichische], 1 Russ[ische], niederl[ändische], belg[ische] aber doch unvollkommen 2. Tarifwesen. – Früher b[ei] Reich nur Beaufsichtigung ohne feste Grenze der Befugnisse Jetzt meist Mitberechnung d[urch] Verwaltungen der Interessenten bei den Staatsbahnen So Preußen u. Baden Urteil geteilt: oft unversöhnliche Interessen oft Lokal-Interessen

10

eGrundsatz: Selbsttragung

A 274

der Kostene Art der Tarifbemessung: sehr mannigfache Gesichtspunkte |:a) Gütertarife::|   〈a〉 |:1):| Entgelt nach Leistung – ergiebt Ungerechtigkeiten bzgl. der Entfernungs-Ausgleichung 2) Versuch mit: sog. „natürl[ichem] Tarifsystem“8   d. h. einfach nach Wagenraum, Gewicht u. Entfernung   dabei Compromiß zw[ischen] Wagenraum u. Gewicht   Erschwert den Transport der Massengüter   Deshalb doch stets Sondertarife für diese   So Elsaß-L[othringen] – Tonnenkilom[eter]Tarif – daneben  Spezialtarife 3) Werthtarife. – nach Werth u. Strecke – anschließend an   Tragfähigk[eit] des Gutes |   Geltende Art der Classifikation   Combination der mehreren a) nach Schnelligkeit – Eilzug b) nach Art der Aufgaben: Wagenladungen – Stückgut c) nach Menge: 2 Klassen, je fnach demf 5 oder 10 t d) nach Werth: Spezialtarife 1, 2, 3 (Fabr[ikate,] Halbfabr[ikate,]  Rohst[offe])   Neben der Fracht[-] Expeditionsgebühr

5

e–e  Einschub vom linken Blattrand.   f–f A: nachdem   7  Gemeint ist der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen. Er ging 1847 aus dem Verband der preußischen Eisenbahndirektionen hervor. 8  Vgl. v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  325: „gleichwohl hat ein Tarifsystem für sich in Anspruch genommen, das ‚natürliche‘ System zu sein“ – mit Bezug auf Lehr, Julius, Eisenbahntarifwesen und Eisenbahnmonopol. – Berlin: Springer 1879, S.  103–195.

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a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik

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Text 1

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35

   Besondere Tarifgestaltung:    |:Einheitstarif = Briefporto:|    |:Zonentarife: große statt der kleinen Einheitsstrecken zu Grunde gelegt, u. dabei mit sinkenden |:Zonen-:|Einheitssätzen für die Zone:|    Staffel tarife |:d[a]g[e]g[en]::| Einteilung in Zonen mit sinkenden Sätzen für die Entfernungseinheit je nach Entf[ernung] der Zonen Zweckmäßiger: plötzl[iche] Erhöhung an der Zonengrenze    Differ entialtarife – Begünstigung weiter liegender Orte: Durchgangsverkehr     Tarifrabatte – an große Versender     Bedenkl[iche] Erscheinung. b) Personentarife Thats[ächlich] zunächst an die Posttarife angelehnt, also sehr hoch   Auch – anders als Gütertarife – wenig ermäßigt Regel: Abstufung nach Entfernung u. Schnelligkeit   Klassenabstufung bei uns = Abstufung nach Leistungsfähigkeit Reformen: Kilometertarife. Noch schwerfällig Zonentarife – Perrot,9 Engel10 – nach P[errot] 2 Zonen, also   fast Einheitstarife   In Ungarn seit 1890: 25 Zonen mit sinkenden Sätzen11    Dies Annäherung an Entfernungstarif mit großen   Einheiten Regelmäßig damit verbunden: Verbilligung der Frachtsätze Dies der Grund der Verkehrssteigerung   gBelastung des Nahverkehrs zu G[unsten] des Fernverkehrs   Ev. grade das Umgekehrte.g | 2. Die Wasserstraßen Urspr[ünglich] Verkehrshindernisse. Die alten |:Binnen:|Handelsstraßen ziehen oben an den Bergen hin Später: Charakter der Cultur als Fluß〈schiffahrt-〉|:ufer-:| u. Küstencultur Flußschiffahrt. Technisch entsch[eidender] Fortschritt die |:bewegl[ichen]:| Wehre |:(1838):| u. Kammerschleusen (1618) Jetzt auch hydraul[ische] Schiffshebewerke. Dies alles auch dem Kanalbau zu Gute gek[ommen]. Früher an das Flachland gebunden g–g  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   9  Gemeint ist: Perrot, Penny-Porto-System. 10  Gemeint ist: Engel, Zonentarif. 11  Es gab in Ungarn seit dem 1. August 1889 sechzehn Zonen, deren erste reichte bis 25 km.

A 275r

500

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Bestand der Flotten:12 Seeschiffe: G[ehalt]h Welt 1879 79 000 Segler 141/2 Mill. RTi  9 700 Dampfer  41/2 “ “ 1890 38 000 S[egler] 101/2 “ “ 12 500 D[ampfer]   9 “ “



5

〈Binnenschiffe:〉

England: 5300 D[ampfer] V[ereinigte] St[aaten] 2100 “ D[eutschland]   700 “ Fr[ankreich]   580 “

jetzt:13 ca. 1000

10

jSchiffsbewegung

London – 15 Mill. RT

in Europa:14 Liverpool – Hamburg 12 Mill. 10 Mill.

8500 S[egler] 5000 S[egler] 1600 “ 1800 “ New York 12–13 Mill.j

Sehr schnelle Vermehrung der d[eutschen] Flotte neuerdings, ebenso der Bewegung.                       Tendenz: Übergang zu großen Schiffen Binnenschiffe: 21 000 S[egler] 1500 D[ampfer] (viel mehr als Fr[ankreich]) Arbeitsteilung zw[ischen] E[isen]b[ahnen] u. W[asser]St[raßen] – bei beiden der Schwerp[unkt] auf versch[iedenen] Straßenarten Selten wirkl[ich] direkte Concurrenz 〈Nicht so:〉 W[asser]St[raßen] wesentl[ich] billiger E[isen]b[ahn] schneller Nicht: Massengüter zu Wasser, andre zu Lande sondern: wo es auf Schnelligk[eit] ankommt zu Lande, bei Billigkeit zu Wasser | k

h  Fehlt in A; G[ehalt] vom Editor sinngemäß hierher verschoben, vgl. unten, textkritische Anm.  i und Anm.  12.   i A: RTG; G für G[ehalt] vom Editor verschoben, vgl. textkritische Anm.  h; dementsprechend 3. Wiederholungszeichen in der nachfolgenden Zeile nicht wiedergegeben.  j–j  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  k  In A folgt A  275v, ediert unten, S.  501.   12  Max Weber stützt sich bei den folgenden Kolumnen auf v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  227, und rundet sämtliche Angaben auf oder ab. Nach v. d. Borght erfolgt auch die Auflösung der von Max Weber im folgenden benutzten Abkürzung „G.“ zu „Gehalt“ und deren Verschiebung in den Kolumnentitel. Vgl. die textkritischen Anm.  h und i. 13  Die folgende gleichfalls gerundete Angabe bezieht sich auf Dampfer und galt für den 1. Januar 1893. Alle übrigen Angaben beziehen sich auf das Jahr 1890. Vgl. v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  227. 14 Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Jahr 1890; vgl. Lexis, Schiffahrt II, S.  565.

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a) Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik

501

Text 1

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20

Von den einzelnen Massengütern fast die gleichen %[-]Sätze auf Wasserstr[aßen] u. E[isen]B[ahnen] Z. B. Kohlen, Getreide, Kartoffeln, Holz, Steine:15 bei E[isen]B[ahn] 68 bei W[asser]Str[aßen] 67,6% des Verkehrs Kohlen am Rhein: beide ca. 60–70%.16 Also andere Momente maßgebend G[e]g[en]seitige Ergänzung beider. – Stetigkeit der Versorgung bei Wasser Billigkeit lUlrich

Staffeltarife u. Wasserstraßen g[e]g[en] die Abgaben des Concurrentenl

Finanzielle Ausnutzung der Wasserstraßen: Beim Meer (auch Norwegen) jetzt allgemeine Freiheit (seit Sundzoll 1856)17 Bei Flüssen Abgaben nur noch in Rußland Bei Canälen nicht immer die Tragfähigk[eit] gesichert. Das W[asser]Str[aßen]Netz im Ganzen soll s[ich] auch ungefähr tragen B[eim] Suezcanal sehr hohe Abg[aben] (9 Fr. pro RT.) trotzdem hohe Div[idende] B[eim] N[ord]OstSeeC[anal] die Abg[aben] zu hoch Canal v. Corinth: nicht voll bestritten mSchiffahrtspolitik.

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A 276r

Protektionist[isch] in England bis 1848 in Frankreich bis zu Nap[oleon] III., ebenso neuerdings wieder   Differentialzölle f[ür] Waaren auf fremden Schiffen (surt[axe] de pavillon) f[ür] Waaren, die indirekt eingef[ührt] wurden, aus Niederlagen   (surt[axe] d’entrepôt[)] teilw[eise] direkte Gesetzgebung g[e]g[en] den Zwischenhandel   (Waaren nicht aus England zu beziehen in Frankr[eich]) In Frankr[eich] teilw[eise] noch jetzt. in England beseitigt – im D[eutschen] R[eich] nie bestanden   Nur: Küstenhafen. – In Fr[ankreich] auch: Algerienm |

l–l  Zusatz am linken Blattrand parallel zum vorigen Absatz.   m–m  Einschub von Blatt A  275v gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   15  Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Jahr 1884; vgl. v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  238. 16  Die Angaben beziehen sich auf den Durchschnitt der Jahre 1886/87–1890/91; vgl. v. d. Borght, Verkehrswesen, S.  238. 17  Die im Januar 1856 in Kopenhagen tagende internationale Konferenz zur Abschaffung des von Dänemark seit 1425 erhobenen Sundzolls vereinbarte die Aufhebung zum 1. April 1857 gegen Zahlung einer beträchtlichen Entschädigung. Den Zoll hatten bis dahin alle die Meerenge passierenden Schiffe mit 1–1½ % vom Warenwert zu entrichten.

A 275v

502

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 A 276r Preisbildung bei den Verkehrsmitteln:

bei örtl[ichen] V[erkehrs]M[itteln] regelm[äßig] regulierter V[erkehr] –    Taxen pp. b[ei] Eisenbahnen: Monopolpreise – Aus diesem Grund Regulierung    Absolut regulierungsfrei 〈nur〉 |:auch nicht in:| Nordamerika – hier   Concurrenzpreise zeitw[eilig] b[ei] Wasserstraßen: Concurrenzpreise.    Im Seeverkehr überwiegend auf Grund v. Tarifen (Gewicht[-]                         u. Raumsystem)   im Binnen “ oft “ “ “ bes. Vereinbarung   Ungeheures Sinken der Frachten, insbes. der überseeischen Bedeutung: Begriff der „Natürlichkeit“ des Verkehrs |n

n  In A folgt Blatt A  276v, das ursprünglich die Funktion eines Schutzumschlags hatte, sowie ein Leerblatt; vgl. dazu die Ausführungen im Editorischen Bericht, oben, S.  104, resp. in der Editorischen Vorbemerkung, oben, S.  495. Die auf A  276v/1 genannten Literaturanga­ ben sind vom Editor sachgemäß zu §  15. Die Kartelle in Buch 4d), unten, S.  571, verschoben. Die am unteren Blattrand von A  276v auf dem Kopf stehenden Rechnungen Max Webers gehören nicht zur Vorlesung und sind daher nicht wiedergegeben.

5

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4. [Buch] Verkehrspolitik b) Währungs- und Zettelbankpolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 4. Buch, Abschnitt b) der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

A  165

506

  § 17. Z  ettelbankpolitik und Papiernoten bis 1875 [Deckblatt]

A  212

506

  1. A  llgemeine Entwicklung des Papiergeldes und der Banknoten

A  213r/v

506

  2. B  ankregulierung und Bankmonopole bis Anfang dieses Jahrhunderts

A  214r

508

   1) stadtwirtschaftliche Bankpolitik

A  214r

508

    a) Garantie der Redlichkeit

A  214r

508

    b) Währungspolitik

A  214r

508

    c) Fiskalismus

A  214r

509

   2) Merkantilismus

A  214r

509

    So: Bank von England

A  214r/v

509

    Bank von Frankreich

A  215r

511

    Preußische Bank

A  215v

512

  3. Allgemeine Gesichtspunkte der modernen Bankpolitik

A  216r

513

   a) Contor

A  216r

513

   b) Frage, ob […] Schranken der Emission

A  216r

513

   c) Centralisation oder Dezentralisation

A  216v

514

  4. B  ankpolitik und Papierwirtschaft der Groß-Staaten in der 1. Hälfte dieses Jahrhunderts

A  217

515

4. [Buch] Verkehrspolitik b) Währungs- und Zettelbank-Politik [Deckblatt]

504

4. Buch: Verkehrspolitik Text 1

Seite

   1. Bank von England

A  218r

515

   2. Die Bank von Frankreich

A  218v

516

   3. Preußische Bank- und Papiergeldpolitik

A  219r/v

517

   4. Die Vereinigten Staaten

A  220r

519

   5. Spezifische Papierländer

A  221r

521

    Österreich

A  221r

521

    Rußland

A  221v

522

   6. D  er Zustand des deutschen Bank- und Papiergeldwesens von 1875

A  222

523

Anhang

Text 1

Seite

  5. D  ie Papierwirtschaft der Großstaaten in diesem Jahrhundert

A  219r

525

Die dem Abschnitt b) des 4. Buches zugewiesenen Manuskriptblätter des Archiv­ bestandes Nr.  31, Bd.  3, bestehen aus dem Deckblatt A  165 eines abgerissenen Mantelbogens und den Blättern A  212–A  222. Sie lassen sich zu einer Textfolge (Text 1) anordnen. Im Anhang mitgeteilt wird eine längere gestrichene Textpassage von Blatt A  219r. Text 1 besteht aus Blatt A  165 mit der Überschrift „4. Verkehrspolitik b) Währungs- und Zettelbankpolitik“. Blatt A  212 ist ein weiteres Deckblatt mit der Überschrift „§ Zettelbankpolitik und Papiernoten bis 1875“. Der Editor hat sich – wie im Editorischen Bericht dargelegt1 – für die später erfolgte Einteilung in die Abschnitte 4 a) bis 4 e) und gegen die Paragrapheneinteilung entschieden. Die Blätter sind längs und meist auch quer gefaltet, was dafür spricht, daß sie dem Vorlesungsvortrag dienten. Einige Blätter weisen deutliche Überarbeitungsspuren auf, so die beiden auf vergilbtem Papier abgefaßten Blätter A  213r/v (Mittelfalte der Rückseite stark verschmutzt, Text der Rückseite möglicherweise eine spätere Ergänzung oder Überarbeitung) und A  214r/v (stark überarbeitet und durch Einschübe unübersichtlich). Auf der Vorderseite dieses durch Überarbeitung und Ergänzungen unübersichtlichem Blattes A  214r skizzierte Weber am Rand eine neue Gliederung und strukturierte den Inhalt dadurch neu.2 Das gleiche Verfahren wendete er auf Blatt A  217 an; durch die eingefügte Gliederung mit den entsprechenden Markierungsverweisen organisierte er die nachfolgenden Blätter A  218r/v bis A  220 zur Bankengeschichte neu.3 Ebenfalls für eine 1  Vgl. oben, S.  107. 2  Vgl. unten, S.  508 mit textkritischer Anm.  f. 3  Vgl. unten, S.  515 mit textkritischer Anm.  n.

Editorische Vorbemerkung zu b)

505

Überarbeitung sprechen die nachträglich eingefügten Überschriften und Zwischenüberschriften am oberen Blattrand, die ältere Manuskriptteile in die neue Gliederung einfügen, so z. B. auf Blatt A  216r, A  216v, A  217 und A  222.4 Gestrichen wurden längere Passagen zur Bankengeschichte einzelner Länder auf den Blättern A  218v (zu Frankreich), A  221r (zu Italien) und A  221v (zu den Vereinigten Staaten),5 daneben auch eine Passage zu Abschnitt 5 über „Die Papierwirtschaft der Großstaaten“ auf Blatt A  219r. Diese wurde als Vorfassung in den Anhang gestellt (s. u.). Einen anderen Charakter haben die Blätter A  215r/v und A  220 (etwas kürzer als die anderen Blätter): Sie wirken wie eine Reinschrift und sind auf hellem Papier abgefaßt (ebenso wie das Blatt A  212 mit der Paragraphenüberschrift) und wurden vermutlich für die Vorlesung im WS 1898/99 neu aufgesetzt. Die im Anhang mitgeteilte gestrichene Textpassage auf Blatt A  219r enthält eine weitere Überlieferung zur Bankgeschichte in England und Frankreich, die Max Weber ausführlicher auf den Seiten A  218r/v behandelt. Wie bereits dargelegt, bestehen die Blätter aus einer älteren Niederschrift, die für die Heidelberger Vorlesung im WS 1898/99 überarbeitet worden ist. Bei den älteren Ausführungen stützt sich Weber auf die einschlägigen Artikel zur Bankengeschichte der 1. Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“, erschienen 1891 und 1893, u. a. auf Nasse, Bank im Mittelalter und bis zum 17.  Jahrhundert,6 Nasse, Banken in Großbritannien und Irland,7 Philippovich, Banken in Frankreich,8 Philippovich, Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika,9 Lexis, Bank in Berlin,10 Lexis, Papiergeld,11 Ströll, Deutsche Banken,12 sowie Leonhardt, Österreichisch-ungarische Bank,13 und auf Ferraris, Bank in Italien.14 Direkte Indizien für die Heidelberger Überarbeitung finden sich auf Blatt A  214r in den Ausführungen zur Banca San Giorgio in Genua, die Ergebnisse aus der Habilitationsschrift von Sieveking, Finanzwesen, aufgreift, die Weber 1897 betreute,15 sowie die Bemerkung: „zuletzt bis 1897“.16

4  Vgl. unten, S.  513 mit textkritischer Anm.  y, S.  514 mit textkritischer Anm.  h, S.  515 mit textkritischer Anm.  k, und S.  523 mit textkritischer Anm.  y. 5  Vgl. unten, S.  516 f., 522 und 523. 6  Vgl. unten, S.  508 f. 7  Vgl. unten, S.  515 f.; dort auch zur Peel’schen Bankakte: Wagner, Bankacte; wie schon zuvor zur Currency-Schule, unten, S.  514 mit Anm.  6. 8  Vgl. unten, S.  511 f. und 516 f. 9  Vgl. unten, S.  519–521. 10  Vgl. unten, S.  512, Anm.  5. 11  Vgl. unten, S.  521 f. 12  Vgl. unten, S.  523 f. 13  Vgl. unten, S.  521 f. 14  Vgl. die gestrichene Passage, unten, S.  522. 15  Vgl. unten, S.  509, Z.  8, sowie hierzu die Briefe Max Webers vom 28. Januar 1897, 10. März 1897 und 20.  April 1897, MWG II/3, S.  285 f., 298 und 315 f. 16  Vgl. unten, S.  517, Z.  17.

506

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1

4. [Buch] Verkehrspolitik

A 165

b) Währungs- und Zettelbank-Politik | A 212 §

17a. Zettelbankpolitik

1875 |

u. Papiern[oten] bis 〈z[um] Anf[ang] dieses Jahrhunderts〉

A 213r 1. Allgemeine b〈Stellung〉 |:Entwicklung:|b des Papiergeldes u. der Banknoten

5

〈„Pap[ier]G[eld]“ –〉

Doppelte Quelle papierener Z[ahlungs]Mittel mit Geldfunktion: a) Zahlungsbedarf der Staaten b) Umlaufsmittelbedarf des Verkehrs Ad a Q[uelle] des Papiergeldes – Staat verleiht seine Schuldverschreibungen Zwangszahlkraft |:mit Verspr[echen] künftiger Einlösung:| – Creditgeld “  b “ der Banknote. – Banken setzen jederzeit |:aus ihren Fonds:| einlösl[iche] Zahlungsversprechen in Umlauf der Verkehr nimmt sie wegen Bequemlichkeit Maßgebendc Ad a: |:Staatspap[ier]Geld:| bis in dies Jahrh. nicht häufig – statt dessen Münzverschlechterung (Fr[iedrich] II.) Vorkommend schon vor Münzgeld   z. B. in Rußland – Tauschmittel best[immte] Pelze          Schnauzen von Mardern, deren Einlösung           die Reg[ierung] verspricht          Ähnl[ich]: Ledergeld in europ[äischen] Staaten           statt Baargeld 18. Jahrh.   Amerikan[ische] Colonien – eingelöst zu 1/11–1/20 des Werths,    im Unabh[ängigkeits]Krieg gar nicht   Frankreich unter Louis XV. (John Law) – um Einlösung   zu verschleppen    Verbot, daß Jemand über 500 ₤ Baargeld besäße   schließlich Verbot der Münzen   außer Scheidemünzen   Die Republik: Assignaten, sollten aus dem Erlös der confiscierten    Güter eingelöst werden, – faktisch nicht eingelöst.  Später doppelte Form des zinslosen Credits des Staates in   Krisenfällen   1. Staatspapiergeld    2. Confiskation des Bankbarfonds, Zwangscurs u.    Uneinlösbarkeit der Banknoten

a  Fehlt in A; 17 vom Editor entsprechend der vorangehenden §-Zählung, oben, S.  496, ergänzt.  b–b  Streichung und Einfügung mit blasser Tinte.   c  Am linken Blattrand mit sehr blasser Tinte.  

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

507

Text 1

5

Ad b Banknoten. Herausgewachsen aus der Funktion der Banken als Zahlungsvermittler   Urspr[üngliche] Bankgeschäfte:   Geldsortenwechsel (campsores)   Geld-Aufbewahrung (Depositen)    Anweisungsverkehr u. Cassawährung | 〈2. Die ältere Papierwirtschaft〉

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40

Damit Entstehung der Giro-Banken Zahlung d[urch] Umschreibung zwischen den |:Depositen-:|Kunden der Bank. Allmälig die gesammte Kaufmannschaft Kunde der Bank, zahlt d[urch] Giro Giro-Zahlung = „Bankgeld“ Nunmehr fest zu regulieren, wie die Bank die Geldsorten bei Ein- u. Auszahlung der Depositen bewerthet. Die Banken nehmen nur die vollwertigsten Stücke u. zahlen “ in “ “ Münzverschlechterungen machen sie nicht mit Dadurch die Währung auf Metallbarren gegründet d(der „Bankgulden“, die „Mark banco“ v. Metallquantum)d Die einzelnen Münzsorten je nach ihrem Metallgehalt darin classifizirt u. bewerthet Schwanken je nach Begehr im Curse – auch die einheimischen – das Bankgeld gilt als das Constante Die Bank setzte die Preise, zu denen sie die fremden Münzen hergab – „Bankspezie“ – je nach Vorrath fest. eTeilw[eise] – so Amsterdam – Usance, die Bankdepositen nicht zurückzufordern Also: fakt[isch] uneinlöslich So in Amsterdame Die Bank legt einen Teil der deponierten Gelder zinslos an – da nicht alle gleichzeitig zurückgefordert werden, der größte Teil ungenutzt liegt. So schon Italiener, ebenso Amsterdam. Übergang zum Zettelgeschäft: d[urch] Ausgaben von |:indossablen und:| Inhaberzahlungsversprechen, jederzeit einlösbar diese zirkulieren dann der Bequemlichkeit halber als Geld Änderung also nur: jetzt nicht mehr nur der Giro- u. Depositen-Kundenkreis beteiligt Nicht jedesmal Umschreibung bei Zahlung Vielleicht in Italien,

d–d  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Text zum Teil unter dem aufgeklebten Pergamentstreifen.   e–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

A 213v

508

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 angeblich in Schweden 17. Jahrh. sicher im 17. Jahrh. in England – die Goldschmiede Hier 1705 Regelung der sog. „promissory notes“   Zahlung = Geldzahlung, wenn nicht Einlösung in angemessener Zeit  versucht. Nunmehr Controlle der Geschäfte nötig. |

5

A 214r 〈3.〉 2. Bankregulierung u. Bankmonopole bis Anfang dieses Jahrhunderts f1)

stadtwirtschaftliche Bankpolitik: a) Redlichk[eits]-Garantie b) Währungspolitik c) Fiskalismus 2) Merkantilismus staatl[iche] Bankpolitik zunächst rein fiskalischf Grund der Entstehung staatl[icher] Bankregulierung g1) stadtwirtsch[aftliche] Bankpolitik:g ha) Garantie der Redlichkeit d[urch] ständische Controlle In Venedig: Conzession, Caution d[urch] Bürgen Verbot der Combination v. Geldwechsel u. Depositengeschäft Einschreiten g[e]g[en] Zahlungsverschleppung (Münzsorten Tageszeiten)h |:b):| Währungspolitiki |:Städtischej Banken Zweck::| |:α):| bei Handelsstädten |:〈α)〉 währungspolitisch:|: Girobanken inf[olge] der Münzverwirrung: B[anco] di Rialto in Venedig Barren-Rechnungswährung – Amsterdam Hamburg Dabei: Regelung der Verpflichtung der Bank, best[immte] Münzsorten       (Spezien) vorrätig zu halten “ der zulässigen Geschäfte, Art der Anlage der Bankfonds (Amsterdam nach Entwertung des Baargeldes)

f–f Einschub einer Gliederung (umfaßt von einer halbrunden Blase) von der Mitte des linken Blattrandes gemäß Max Webers Markierungszeichen am oberen linken Blattrand hier dem nachfolgenden Fließtext vorangestellt. Den Gliederungspunkten a)–c) und 2) folgen vier weitere Markierungszeichen, die den durch Überarbeitung und Einschübe von den Blatt- und Texträndern unübersichtlich gewordenen Fließtext neu strukturieren. Die Gliederungspunkte 1), b) und c) sowie 2) werden gemäß Max Webers Markierungszeichen an den markierten Textstellen wiederholt, vgl. unten, textkritische Anm.  g und i und S.  509, textkritische Anm.  k und n.   g–g  Gliederungspunkt und Überschrift gemäß Max Webers Gliederung, oben, textkritische Anm.  f, hier eingefügt.   h–h Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung und geschweifter Klammer hier eingefügt.  i  Überschrift gemäß Max Webers Gliederung, oben, textkritische Anm.  f, hier eingefügt.  j  In A mehrfache Unterstreichung mit blasser Tinte.  

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1 〈b) bei den Städten überzeugten〉 kc)

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Fiskalismusk β) aus fiskalischen Gründen, anschließend an Anleihe e[ine] Aufnahme l|:1.:| Rentengeschäft der Städte Verkauf von ewigen R[enten] u. Leibrenten g[e]g[en] Kapital Damit fakt[isch]: Hypoth[eken]Bankl |:2.:| Banken als Gläubiger-Genossenschaften 〈β)〉 Haupt-Beispiel: Banca San Giorgio in Genua Entstand d[urch] Verpfändung von Staatseinnahmen (Zöllen)   an die Gläubiger. Diese verwalten sie, zahlen Überschuß über best[immten] %[-]Satz   an die Staatskasse Beginnen später auch Bankgeschäfte zu treiben, – speziell  Girogeschäfte. |:〈Staatl[iche]m Banken im merkantilist[ischen] Zeitalter〉:| Anleihen unter Benutzung des Banknotencredits n2) Merkantilismus staatl[iche] Bankpolitik zunächst rein fiskalischn oEntwicklung: |:α):| 〈β〉 entweder: Staat macht e[ine] Anleihe bei der Bank |:(bestehend oder zu gründen):| u. verleiht ihr dafür Privilegien insbes. Monopol der Noten-Ausgabe β) oder (moderner): Er benutzt in normalen Zeiten die Bank als Vermittler z[ur] Partierung der Anleihe u. betrachtet den Bankfonds als Refugium f[ür] abnormere Zeiteno   Der Staat leiht bei der Bank   Die Bank erhält das |:Recht oder ev. das:| Monopol der Notenausgabe beschafft dadurch die Mittel. So: Bank v. England

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Geldwechselgeschäft urspr[ünglich] kgl. Monopol Seit H[einrich] VIII. in Händen der Goldschmiede – diese die Edelmetallhalter Karl I. versucht das Monopol wieder zu erlangen Raubt 1640 die im Tower deponierten 200 000 £ als „Darlehen“

k–k Gliederungspunkt und Überschrift gemäß Max Webers Gliederung, oben, S.  508, textkritische Anm.  f, hier eingefügt.   l–l Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   m  In A geht dem gestrichenen Text die ursprüngliche Gliederungsziffer c) voraus. Vom Editor gemäß Max Webers Gliederung, oben, S.  508, textkritische Anm.  f, gestrichen.   n–n  Gliederungspunkt und Überschrift gemäß Max Webers Gliederung, oben, S.   508, textkritische Anm.   f, hier eingefügt   o–o  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1

A 214v

Unter Cromwell wiederum die Goldschmiede allgemein: Cassenhalter – Depots, Zahlungen für Kunden u. von Kunden (Pachter etc.) (Kaufleute u. Grundbesitzer die Hauptkunden) Die Depots jederzeit kündbar, meist zinslos Notenausgabe – „goldsmiths’p notes“ – in England 1 200 000  £ tragen Zinsen. Unter Carl II.: Der König benutzt sie als Darlehensgeber. Zins der Noten correspondiert mit Zins des K[öni]gs (8%–6%) – 1672 Staatsbankrott (nur 6%) Krise. | Unter Will[iam] III.: 1694 Darlehen von 1 200 000 £ seitens e[ines] Consortium[s] Dies als Privatgesellschaft mit übertragbaren Anteilen constituiert Erhielt Recht der Noten-Ausgabe – auf 100 £ 2 ₰ tägl[ich] Zinsen (3%) die Annahme der Noten freiwillig Definitiv: 1708 die 〈ganze Staatsschuld〉 |:seitdem vergrößerte:|   Schuld des Staats mit 6% zu verzinsen.q Die Bank erhält |:relatives:| Monopol der Notenausgabe: nur Ges[ellschaften] v. weniger als 7 Personen sollen Noten ausgeben dürfen   Parlamentarisch festgestellt der Kreis ihrer Geschäfte (damit Noten einlösbar bleiben) Handel mit Wechseln, Gold- u. Silberbarren Darlehen geben |:(g[e]g[en] Pfand):| an K[öni]g nur mit Consens des P[arlaments] Boden-Ankauf u. -Verwaltung Andere Güter zu handeln verboten (Spekulationsrisiko) rZunehmend die ganze staatl[iche] Cassenverwaltung d[urch] Bank Zahlung von u. an den Staat u. zwischen Behörden d[urch] Check. Exchequer Conto Die Bank vermittelt die Unterbringung staatl[icher] Anleihenr Anfangs Ausgabe nur großer Noten: 20 £ 2te Hälfte 18. Jahrh. auch andre Daneben zahlreiche kleine Notenbanken (300 ca.) Im Krieg mit Frankreich: Bankrott von ca. 100 kleinen Notenbanken 1792/3 1797 großes Kriegsanlehen des Staates bei der Bank Dad[urch] Zahlungseinstellung – „restriction“ – Verbot der Bareinlösung Beschluß der Bankiers, die Noten zu nehmen   – kein Zwangscurs zunächst.      Sodann Papierwirtschaft – s.  u.1 – sEntwertung der Noten       stiegen erst nach dem Kriege wieder       1821 Aufnahme der Goldzahlungen u. Einlösungs p  A: „goldssmiths  q A: verzinsen,  r–r  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   s–s Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   1  Unten, S.  515.

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1

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1814 wiederum über 100 Privatbanken bankrott t1825 erneute schwere Krisis: Notenbank-Bankrotte Nunmehr:t 1829 Änderung des Bankprivilegs: Verbot v. Noten unter 5 £ Außerhalb 65 Meilen von London joint stock Banken |:von mehr als 6 Personen:| zulässig. Also: Monopol der Bank of E[ngland] innerhalb 65 M[eilen] 1833: nach run der Opposition auf die Bank:   die Banknoten legal tender, so lange einlöslich   Nur die Bank muß in Gold zahlen | Bank v. Frankreich:

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Vorläufer Caisse d’escompte v. 1776 15 Mill. M.2 Capital 10 Mill. im Staatsschatz als „Caution“ Notenausgabe Vorgeschriebene Geschäfte – nur stets fällige Verbindlichkeiten Wechsel-Discont Edelmetallhandel Cassaführung 1783 Darlehen v. 6 Mill. an die Regierung – Zahlungsstockung 1787 Vermehrung des Capitals auf 100 Mill.          Darlehen v. 70 Mill. an Staat        bis 〈1789〉 1790: 〈240〉 400 Mill. M.3 an Staat zu 5%              Nun:  Zahlung der Schuld des Staates in Assignaten Recht der Notenzahlung in Assignaten              Discreditierung, Verbot der Noten 1792, Aufhebungu 1793 1800 Gründung der Banque de France.   30 Mill. F. Capital – Staat [??]                   vBank hat Staatscassageschäfte Bank hat dem Staat Zahlungen zu leisten in Höhe   des Aktienbesitzes derselbenv Geschäfte: Gold- u. Silberhandel Wechsel-Discont 90 Tage Einziehung u. Beleihung v. Schuldt[iteln] Depositen u. C[on]to Corr[en]t

t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  u Lies: Aufhebung des Verbots  v–v Einschub am rechten Textrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   2  Statt „M[ark]“ müßte es hier „Livres“ für die damalige französische Währung heißen. Webers Referenzliteratur, Philippovich, Banken in Frankreich, S.  116, schreibt „Franken“, diese waren erst ab 1795 im Umlauf (1 Fr entsprach aber cum grano salis 1 Livre). 3  Auch hier müßte es „Livres“ heißen; vgl. oben, Anm.  2, sowie Philippovich, Banken in Frankreich, S.  117.

A 215r

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Noten-Ausgabe, |:Monopol f[ür] 15 Jahre 1803 Staatsgenehmigung f[ür] Bank-Errichtung:| – ohne best[immte] Schranken, so daß Einlösbarkeit gesichert sei Starke Darlehen an den Staat: 1805 3/4 Mill. bar    dag[e]g[en] 63 Mill. Fr. Noten         10 “ “ Depositen    Hinzögerung der Einlösung, dad[urch] Bankrott vermieden,     bis Staat |:etwas abzahlt:| 1806 Staat besetzt den Gouverneur    Kap[ital] 90 Mill. Nach dem Kriege Conzessionierung von Privat-Notenbanken in Bordeaux, Nantes, Rouen Für diese: Notenausgabe auf das 3fache des Akt[ien]Besitzes4 beschränkt. (dies bei B[an]k v. Fr[ankreich] nicht.[)] |

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Preußische Bank

A 215v w1765

„Kgl. Giro- u. Lombardbank in Berlin“w 5 Gründung Fr[iedrich]s II. – sollte Staats-Unternehmung sein. xAngebl[ich] Staatsfonds v. 8 Mill. tlr. (fakt[isch] nur 400 000) 〈[??]〉x Zweck: 1. Hebung des Credits der einheim[ischen] Kaufmannschaft 2. Schaffung fester Währungsunterlage f[ür] Großverkehr u. Ersparnis an baaren Geldmittel Daher: Girobank auf Grundlage des Goldes            1 Bankpfund = 1/4 Fr[iedrich] d’or. Das Bankpfund Rechnungswährung f[ür] preuß[ische] Kaufmannschaft Zwang zur Einlösung aller Wechsel d[urch] Bank-Umschreibung Erschwerung der Herausziehung der Depositen             (nur der Einleger selbst) Geschäfte der Bank: Wechseldiscont   g[e]g[en] Gutschrift Lombard  1766: Noten-Ausgabe – einlösb[ar] zuerst d[urch] bes. Contor dann in Berlin d[urch] Bank fester Cassa-Curs der Noten, – sonst kein Annahme-Zwang Zweck: Hebung des Silberwerthes im Verh[ältnis] zu Gold   (die Goldnotation des Fr[iedrich] d’ors war zu niedrig) Noten-Ausgabe blieb unerheblich, ebenso Discont u. Lombard   (unentwickelter Verkehr)

w–w Textpassage in A rechts neben der Überschrift.   x–x Einschub vom rechten Blatt­rand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   4  Richtig wäre „Barvorrat“ (nicht: „Aktienbesitz“); vgl. Philippovich, Banken in Frankreich, S.  119. 5  Eigentlich: „Königliche Giro- und Lehn-Banco in Berlin“; vgl. dazu Lexis, Bank in Berlin, S.  68.

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1

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1769: Anlegung der Pupillen-Gelder bei der Bank g[e]g[en] Zins Dad[urch] Geldmittel vermehrt, Charakter geändert: Die Bank legt sie in Hypotheken an.    Dad[urch] Einlösung der Noten gefährdet, als die Ausgabe zunahm     1805/6 rächte sich das | y3. Allgemeine

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Gesichtspunkte der modernen Bankpolitik.y

A 216r

a) Contor: Sicherung der jederzeitigen Einlösbarkeit der Banknoten Darauf beruht dann Credit Deshalb regelm[äßig]: Vorschrift über    Art der Geschäfte u. insbes.:   Art der Deckung der Banknoten:   zVolldeckung = Verschwendung   Teildeckung genügt, wenn Credit gut. Daher Frage nur:     wie soll Vertrauen auf jederzeitige Einlösung erhalten werden?    Zunächst: keine Geschäfte mit Risiko (Gründungen) – schon    d[urch] Banken-Verwaltung ausgeschlossenz Grundsatz |:f[ür] jedes Creditinstitut:|: Dera Art des genommenen Credits muß die Art des gegebenen entsprechen insbes. bezüglich der Rückzahlbarkeit Kurzfrist[iger] Credit = kurzfr[istige] Forderungen als Deckung Hypoth[eken]Banken, die Pfandbriefe geben können Hypotheken als Deckung haben Unsinn der Grundnoten Bedenklich schon: Sparkassen-Praxis Für Depositen- u. Noten-Banken Folgerung: nur jederzeit realisierbare Verm[ögens]Objekte kurzfristige 〈Credite〉 Forderungen als Anlageform Normale Hauptformen: Discont  a) kurzfristig Lombard  b) risikolos  c) über feste Beträge lautend Werthpapierbesitz schon problematischer |:(auch wo sicher, nicht jederzeit realisierbar):| – vollends Waaren-Besitz (zweifelh[afte] Realisierbarkeit) Ganz bedenklich Hypotheken (langfristig)   Wechsel = verkaufte Waare) b) Frage, ob daneben feste |:quantitative:| Schranken der Emission     Gefordert von Quantitäts-Th[eorie] „Currency“-Schule (England)    a) Vermehrung des Geldes = Steigung der Preise (Geldentwerthung), künstlich     b) “ derb Banknoten = V[ermehrung] des Geldes, soweit ungedeckt.     Daher: Agio-Entwertung   [“ ]        Krisen y–y  Überschrift mit blasserer Tinte am oberen Blattrand eingefügt.   z–z  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   a A: Die > Der  b  In A Wiederholungsstriche zur vorausgehenden Zeile für: des  

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 cauf Vermehrung zu schieben, trägt Geld aus dem Lande; strömt dahin, wo höher bewerthet ist.c    Heilmittel g[e]g[en] Krisen: „Contraktion“ – dad[urch] Preissteigerung   dDeshalb: feste Contingentierung der ungedeckten Banknotend   Irrtum:6 ad a: nachw[eisbarer] Zusammenhang zw[ischen] Geldmenge u. Preis          ad b:  Banknoten mit Geld identifiziert Bedarf des Verkehrs maßgebend f[ür] Ausgaben   (anders b[ei] Papiergeld,   ehier Papiergeldw[irtschaft]f der Staat[en])e Rückfließen der Elastizität – (anders Papiergeld) gVielmehr: Discontpolitik vor der Krise     Creditstützung d[urch] Vermehrung der      Umlaufsmittel bei der Krise.g |

A 216v

Centralisation oder Dezentralisationh |:Insbesondere:| 〈c)〉 „Bankfreiheit“ oder „Bankmonopol“. iErstere nirgends, auch nicht mehr möglich. Absolutes Monopol selten. Maß der Centralisation u. Dez[entralisation] verschieden (G[e]g[en]satz: Frankreich Schottland)i

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hc)

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〈Centralisation〉

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Nur Centralisation gestattet planvolle Discontpolitik jdad[urch] Regelung des Edelmetallumlaufs u. der Währungsverhältnisse.j Gegner Filialennetz, dadurch: Giro-Überweisung 〈Andrerseits nur b[ei] Decentralisation〉 Maximieren der Baargeld-Ersparnis

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〈der Bankbenutzung d[urch] Private (auch im Interesse der Erreichung der letzteren) cf. Schottland〉

Dies |:aber:|: d[urch] Notentausch-System der Notenbanken möglich auch   bei Dezentralisation (Schottland) Vorteil der Dezentralisation: sorgfältigere individuelle Pflege des  Kunden-Interesses   bes. des Depositen-Verkehrs  Dad[urch] Erziehung der Kunden Also: polit[isches] Moment entscheidend | c–c  Textpassage rechts der geschweiften Klammer, als Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d–d Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   e–e  Schrift verläuft am äußersten unteren und rechten Blattrand.   f Unsichere Lesung.   g–g Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   h–h  Zusatz am oberen Blattrand mit blasserer Tinte.   i–i Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j–j Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   6  Weber folgt der in Deutschland besonders von Wagner, Bankacte, S.  36 ff. und 62 ff., vorgetragenen Kritik an der Currency-Schule und der darauf aufsetzenden Politik der Peel’schen Bankpolitik (vgl. unten, S.  516), man verwechsele Banknoten mit (Papier-)Geld.

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1 k4.

Bankpolitik |:u. Papierwirtschaft:| der 〈auswärtigen〉 |:Groß-:| Staaten    in |:der 1. Hälfte:| dieses Jahrhundertsk

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〈5. Die moderne Papiergeldwirtschaft〉 lUnter

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Papierwirtschaft zu verstehen: Zustand dauernder Cirkulation von papiernen uneinlösb[aren] Zahlungsmitteln, die sich von |:der:| ursprüngl[ichen] Metallgrundlage vollständig losgelöst haben 〈Folge〉 |:Eintreten:| dieses Zustandes vollzieht sich so: die Chance der vollen Bareinlösung wird bei der Bewerthung des Papiergeldes nicht mehr calculiert. Es entscheidet |:nunmehr:| die Zahlungsbilanz des Papierwährungslandes u. dessen Geldbedarf über die Relation zw[ischen] Papier u. Metall. Daher: wenn Übergang zur Metallwährung u. -Zahlung, neue Basis der Relation zwischen beiden P[apier]W[ährung] in diesem Sinn, haben nichts gehabt von Großstaaten: England, Frankreich, Preußen Bei diesen nur transitorische Agio-Entwicklung in Notzeiten Spezif[ische] Papierländer: Österreich, Rußland, 〈V[ereinigte] Staaten〉 Italien, Südamerika 〈V[ereinigte] Staaten zeitw[eise] u. nicht vollständig.〉

Die V[ereinigten] Staaten zeitweise.l zu betrachten nur: die Staaten mit Metallwährung u. nur zeitweiliger Papierwährung Also: England, Frankreich, Preußen, Nordamerika Österreich bis 1848m

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mHier

25 n1)

B[an]k v. Englando folg[endes] Blatt “ “ Rückseite. 2) Bank v. Frankreichp 〈3. Nordamerikanische 〈|:Papiergeld- u.:|〉 Bankpolitik〉

3) Preußische Bank- u. Papiergeld-Politikq 2tes folg[endes] Blatt 4) Nordamerikan | 30

r1. Bank

v. Englandr

sZwangscursperiode

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A 218r 〈1792〉 1811

Damals der Preis f[ür] Unze Standardgold statt 77 sh: 90 sh (vorher nur sehr wenig) Damals: Verbot höherer Bewerthung der Guinee. Nun: Goldprämie f[ür] Barren. k–k  Überschrift am äußersten oberen Blattrand.   l–l  Einschub von der rechten Blatthälfte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   m–m Unten auf der rechten Blatthälfte.  n–n  Oben auf der linken Blatthälfte.   o  In A folgt eine Markierung Max Webers, korrespondierend zu Blatt A  218r, unten, textkritische Anm.  r.   p  In A folgt eine Markierung Max Webers, wiederholt sich nicht auf Blatt A  218v, unten, S.  516, jedoch die Gliederungsüberschrift.  q  In A folgt eine Markierung Max Webers, korrespondierend zu Blatt A  219r, unten, S.  517, textkritische Anm.  y.   r–r  Überschrift am äußersten linken oberen Blattrand, doppelt unterstrichen. Markierung Max Webers korrespondiert mit Blatt A  217, oben, textkritische Anm.  o.   s–s (S.  516)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Maximum 1814: 104 Dann sinkend. 〈Zwangscurs〉

Dies einzige Zwangscursperiode Agio-Erscheinungen gaben Anlaß zur Entstehung der Currency-Theorie (zu viel Banknoten der Grund) Nun:s 1839 falsche Politik: Discont nicht erhöht, schließl[ich] Anleihe v. 21/2 Mill. £ im Ausland Dad[urch] Agitation der C[urrenc]y Schule. 1844 unter dem Einfluß |:v. Jones Loyd:| Lord Overstone die Peel’sche Bankakte. 14 Mill. £ als Maximum des Notenumlaufs festgesetzt f[ür] Bank v. England Annahme, 〈daß es nicht nötig sei〉 dies sei der einzulösende Betrag Daher: Verbot der Neugründung v. Privat- u. joint stock B[an]ken Contingentierung der Noten auf den Durchschnitt des Umlaufs Wo verzichtet, Zuwachs an Bank v. England. Rückgang von 81/2 Mill. £ auf ca. 5 Mill. £. Zuwachs zu Bank v. E[ngland] um 21/2 Mill. £ Art der Einrichtung:

issue dept

Bank dept

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völlig getrennt.

    

    

A 218v



5

f[ür] Notenausg[abe] f[ür] Bank-G[eschäfte] Das Bank dt giebt dem issue dept f[ür] 14 Mill. £ sichere Papiere securities u. erhält dafür die Noten f[ür] mehr nur bei Zahlung v. Gold Die Banknoten behält das Bank dept u. setzt sie in Umlauf, behält e[inen] Teil davon in Reserve Folge war nicht die erwartete 1847 bei gutem Baarvorrath viel zu leichte Creditgaben. Dann plötzl[iches] Schwinden des Baarvorrathes u. der Notenreserve Steigerung der Panik. – Suspension für 8% in Credite Half sofort. 1857 u. 66 sofort Susp[ension] – Als selbstverst[ändlich] betrachtet. Spezif[ische] Eigenarten des engl[ischen] Bankwesens: 1) Arbeitsteilung zw[ischen] den Banken 2) Allgemeinheit der Benutzung zur Kassaführung 3) Darauf die ungeheure Durchf[ührung] der Abrechnung statt der Zahlung B[an]k v. England B[an]k der Staatskasse der Banken. Daher: abnehmender Bedarf nach Banknoten Seit 1834 v. 29 Mill. auf ca. 27 Mill. Umlauf gesunken |

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2. Die Bank v. Frankreich

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〈Erste caisse d’escompte nach Law 1776 mit Notenausgabe 〈Damit〉 Staat misbraucht, mit Assignaten gezahlt, 〈daß〉 1792 verboten die Ausg[abe] v. Noten

s–s (S.  515)  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1

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1800 Banque de Fr[ance] Wechseldiscont, Incasso, Lombard, Depots, C[on]to Corr[en]t, Sparkasse Notenausgabe – dies seit 1803 auf 15 J[ahre] Monopol Wieder Anlehen: 1805 mit 782 000 Fr |:baar:| für 63 Mill. Noten u. 10 Mill. Depots Verschleppung der Einlösung Fast völlig abhängig von d[er] Regierung – Gouverneur〉

Notenausg[abe] seit 1818 nicht mehr Monopol Depts Banken entstanden – 9 im Ganzen Aber: Diese 1848 fusioniert mit Bank v. Fr[ankreich] tZwangscurs der Noten 1848/9 mit Einlösungssuspensiont Notenumlauf war bei Zwangscurs auf 350 Mill. |:Maximum:| f[ür] Bank vonu Fr[ankreich] normiert. Seit Fusion 452 Mill. |:Damit auch hier absolute Schranke der Noten-Emission geschaffen, bei fakt[ischem] Monopol.:| Alsdann stete Erneuerung des Privilegs u. Erhöhung der Max[imal]Grenze zuletzt bis 1897 u. begr[enzt] 3500 Mill. Fr. 〈Legalcurs ist seit 1870 geblieben〉

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Colossale Inanspruchnahme d[urch] den Staat. Regelm[äßig] vCredit bis 140 Millionen zu 3% bis 60 Mill. zu 1% 〈bis〉 die restl[ichen] 80w v   1870/71 in 1 Jahr 11/2 Milliarden Darlehen bis 1879 getilgt. xZwangscurs, susp[endiert] Einlösung 1870–78. Agio nie über 10%. 1873 nur 1‰ 1879 Barzahlungen, Legalcurs blieb erhalten (wie Bank v. England)x Gewaltiger Baarvorrath: 21/2 Milliarden u. mehr in den letzten Jahren Starke Abh[ängigkeit] v. Staat: Gouverneur staatl[ich] angestellt | 3.y Preußische Bank- u. Papiergeldpolitik: 〈In Preußen〉 Tresorscheine Febr. 1806 (vor Krieg) als gesetzl[iches] Zahlungsmittel zaußer f[ür] Staatsanleihen Bank- u. Sachordnungz 1/ aller Abgaben darin zu zahlen, 4

t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  u A: f[ür]  v–v  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Text am äußersten Blattrand überklebt vom Pergamentstreifen.   w Lies: 80 Millionen Fr.  x–x Einschub vom rechten Text- bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Text am äußersten Blattrand überklebt vom Pergamentstreifen.  y In A geht gestrichener Text voraus, jetzt im Anhang, unten, S.  525; vgl. die Ausführungen in der Editorischen Vorbemerkung, oben, S.  505. In A geht ferner voraus: Markierung Max Webers korrespondierend zu Blatt A  217, oben, S.  515, textkritische Anm.  q.   z–z  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung eingefügt.  

[A 219r]

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1

A 219v

Realisationskassen in mehreren Städten zur Einlösung Schließung nach Kriegsausbruch. Kein Zwangscurs a1807 f[ür] Summen v. 5 u. mehr tlr. nach Kurswerth (auch an Kgl. Kassen nur) 1809 wieder 1/4 der Abgaben (Kassennominalcurs)a | Ende 1809 – um den Verkehr mit Papiergeld zu füttern 2 Mill. 1[-]tlr.[-]Scheine unter Einziehung v. |:Tresorscheinen:| sollten vom 15/2 1810 an eingelöst werden in Silber Neu-Ausgabe der einzelnen 〈Tresorscheine〉 größeren Stücke mit bes. Stempel bei Einführung der Vermögens- u. Eink[ommen]Steuer, mit Gewerbe, als Zahlmittel bei dieser zu dienen u. soweit im Verkehr bleibend gesetzl[iches] Zahlmittel allgemein. – Escomptierung der Steuer u. Wiedereinziehung. Zwangscurs der Tresorscheine allgemein wieder 19/1 [18]13, aber nur bis 15/3 bDann Contingentierung auf den damaligen Umlaufsbetrag und:b 〈Dann〉 nur Kassa-Minimalcurs v. 1/4 der Abgaben 1815 Beginn der Einlösung: Realisationskassen, zu 95% 1818 Einlösung an der Staatskasse 1824 Ersatz d[urch] einlösl[iche] Kassaanweisungen, Gesammtbetrag   11 242 000 tlr. ([??])   Kassa-Minimal-Curs – nicht ganz zweifelsfrei ob Zwangscurs   1/2 der Abgaben darin zu zahlen – Mehrfach Vermehrung 1850: |:rund:| 〈20〉 |:20,8:| Mill. tlr. davon vorhanden

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〈Inzwischen neu ausgegeben〉 cDie

Bank wurde d[urch] Präs[ident] Friese |:1817:| reconstruiert Rechnung nach Bankpfunden aufgegeben Banknoten-Ausgabe nicht fortgesetzt, damit nicht 2erlei Papiermittel Eingezogen, ersetzt d[urch] 3 Mill., später 6 Mill. Kassascheine, die der Bank gegeben wurden g[e]g[en] Hinterlegung v. Staatspapieren, mit Pflicht der Einlösung 1846 definitive Umgestaltung: Privat-Institut mit 10 Mill. tlr. Akt[ien]Capital 1 “ “ Staatsanteil (ebenso Anteil am Res[erve]Fonds) Staatl[iche] Beamte Zentral-Ausschuß v. Industrie u. Handel f[ür] best[immte] wichtige Beschlüsse Teilung des Ertrags Notenrecht 21 Mill. tlr.c dNur 21/ Millionen im Umlauf seit Notstand in Ostpreußen 4 Insgesamt 201/2 Millionen papierener (einlösb[arer]) Umlaufsmitteld a–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b–b Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   c–c  Einschub von linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  d–d  Einschub vom untersten linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt  

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1 eAußerhalb

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Preußens Notenbanken seit 1. Hälfte des Jahrh. (30er Jahre) in Bayern (b[ayerische] Hyp[otheken-] u. W[echsel-]B[an]k) u. Sachsen (Leipziger B[an]k)e Also nun: Kassaanweisung u. Banknoten neben einander. Dazu hieraus Darl[ehens]K[assa]Sch[eine] Zuerst 1848 |:„Darlehenskassascheine“ ausgegeben:| g[e]g[en] Verpfändung v. Waaren u. Werthpapieren Darlehen in Dar[lehens]K[assa]Sch[einen] gegeben. Staatsgarantie dafür. Annahme v. Staatskassen Kein Zwangscurs Keine Einlösbarkeit. Nur Einziehung binnen 3 Jahren |:nach Rückzahlung der Credite.:| Zweck: Schaffung v. Umlaufsmitteln f[ür] den Verkehr Einziehung erfolgte 1851 nicht Vielmehr blieben dieselben als |:unverzinsl[iche]:| Staatsschuld im Umlauf. Dieselben damit ca. 30 Mill. tlr. 1856 Umgestaltung der Bankverfassung Einziehung der 15 Mill. papierener Umlaufsmittel u. Ersatz d[urch] Banknoten 〈(s. u.)〉 fd[urch] die Bank 〈g[e]g[en]〉 Ausgabe v. Banknoten  Unbeschränktes Notenrecht seitdemf 〈Seitdem〉 |:Nach 1866:|: Vermehrung der Kassascheine um ca. 21/2 Mill. zur Einziehung v. Papiergeld der eroberten Staaten 1868 Darlehenskassenscheine 1866 – nicht genehmigte Verordnung – eingezogen | 4. Die Vereinigten Staaten Bankfrage Kampfobjekt zw[ischen] nationalist[ischen] Demokraten u. unionischen Republikanern. Streitig die constitutionelle Möglichkeit e[iner] V[ereinigte] Staaten-Bank. Erste Bank der V[ereinigten] Staaten 1791g wegen finanzieller Verlegenheiten Fundiert d[urch] Einzahlung von 1/4 Metall, Rest in Staatsschuldscheinen d[urch] Aktionäre Notenausgabe auf Fuße des Grundcapitals (10 Mill. M.)7 – 1811h Privileg nicht erneuert. Nun massenhafte Notenbanken, Banknoten u. sehr verschiedene Credite. Massenhaftes Disagio, da fast alle Banken 1814 inf[olge] Krise die Einlösung einstellten. Regierung hat Schatzscheine ausgegeben (f[ür] Kriegsbedarf) aufi diese Disagio e–e Einschub vom oberen linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung mit Pfeilen und dem vorausgehenden Hinweis: unten! hier eingefügt.   f–f  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   g A: 1891 > 1791  h A: 1810 > 1811  i A: auch   7  Gemeint sind – nach Philippovich, Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika, S.  166, dem Max Weber hier vermutlich folgt – 10 Millionen Dollar (nicht: Mark).

A 220r

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1

A 220v

Daher: Schatzamtj nimmt Banknoten nicht mehr von den Banken, die Schatzscheine nicht nehmen. Also Kampfzustand. Daher: 1816 Neue „Bank der V[ereinigten] St[aaten]“ – wieder finanziell 1/ des Capitals (35 Mill.) d[urch] Regierung in Staatsschuldscheinen 5 ebenso der größte Teil |:(4/5):| des Capitals überhaupt. Kassen nehmen ihre Noten an Kassenbestände des Staats bei ihr. Große faktische Machtstellung g[e]g[en]über den 〈Central〉 Staatsbanken Deren Credit hing von der Annahme ihrer Noten d[urch] die V[ereinigte] St[aaten-]Bank ab. 30er Jahre Kampf des Präs[identen] Jackson g[e]g[en] die Bank:   anticentralistisch –    anticapitalistisch – g[e]g[en] Papiergeld setzte 1 836 Nicht-Verlängerung des Privilegs durch. 1839 Bankrott der Bank, nachdem sie s[ich] als pennsylvan[ische]   Staatsbank umgestellt hatte. Nunmehr: Bankfreiheit, Fehlen v. Controlen bis 1860 entstanden ca. 1560k Banken Bei jeder Krise – trotz Controlle der Staaten – massenhafte Bankrotte. | Im Bürgerkrieg: Nordstaaten: Zuerst Anleihen bei den größten Notenbanken in New England Infolge dessen 1862 Einstellung der Einlösung – allg[emeine] Krise. Nunmehr: Staatspapiergeld mit Zwangscurs – sog. „Greenbacks“ Agio-Divergenzen zw[ischen] den verschiedenen Arten der Umlaufsmittel Infolge dessen 1863: Unions-Bankgesetz Keine Centralbank Nur: Vorschrift, daß 1/3 des Capitals in Staatsschuldscheinen zu hinterlegen ist, (dafür der Comptrollor of the currency) 90% des Kurses derselben darf in Banknoten ausgegeben werden. Diese v. Staat gedruckt, 〈gleichzeitig〉 u. an die Bank gegeben. lJe größer das Capital, desto kleinerm die % desselben , [] [desto kleiner] soll der Umlauf sein. Unter 500 000 $: 90% Über 3 Mill. “: 60%8 Kleine Banken begünstigtl Diese |:Noten:| in gesetzl[iche] Zahlungsmittel einzulösen (damals in Papier)

j  A: Schatz  k A: 1500 > 1560  l–l  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   m  In A doppelt unterstrichen.   8  Gemeint ist: Banken mit einem Grundkapital von 500 000 $ können einen Notenumlauf von 90 % ihres Kapitals haben; Banken mit einem Grundkapital von mehr als 3 Mill. 60 %; vgl. Philippovich, Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika, S.  173.

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1 〈Je größer〉

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Bedenken dieses Systems: Schwankende Absatzfähigk[eit] der Pfänder |:Ferner: Unrentabilität f[ür] Bank mit steigendem Curs der Staatspapiere. (Gefahr der Nennwerth-Einlösung[)]:| Später, nach Aufnahme der Baarzahlungen: 5% des Umlaufs im Schatzamt zu deponieren; hier Einlösungsstelle. Bankschatz f[ür] Banknoten nicht vorgeschrieben nur f[ür] Depositen Zahl der Banken: 3200 ca. Der Notenumlauf steigerte s[ich] nicht vermindert sich Depositen steigen Das Massengeld d[urch] Greenb[acks] etc., Münzscheine Gold[-] u. Silbermünzen verdrängt sien         Ferner: Curs der Staatsschuldscheine hob sich. | 5. Spezif[ische] Papierländer: Österreich, Rußland, neuerdings |:Italien u.:| Argentinien, zeitweise Ver[einigte] Staaten. Österreich: 〈Nach Staatsbankrott 1811 Vertrauen in Staatscredit〉 Staatsbankrott 1811, daher: An Stelle der Staatspap[iere] (Wiener Währungsgeld) einlösb[are] Banknoten der Nationalbank nach Freiheitskrieg. 1848 Einstellung der Einlösung u. Zwangscurs u. Emission verzinsl[icher] Kassenanweisungen, zuerst mit Kassacurs, dann allg[emeiner] Zwangscurs 〈Sturz〉 Großes Agio. Verschwinden alles Metallgeldes, auch Scheidemünzen Ausg[abe] v. Münzscheinen über 10 u. 5 Kr. – Ferner Salinenscheine, Hypothekenanweisungen unter Verpfändung der Saline Gmunden Gleichzeitig in Ungarn v. der revolution[ären] Regierung. 1849–51 Neuregelung. 〈Umgestaltung des [??]〉

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Endpunkt 1851: Maximum 〈200〉 o200 Mill.o |:staatl[iches]:| P[apier]G[eld] neben Banknoten 1854 Angst vor differierenden Cursen beider, deshalb Einziehung des St[aats-] P[apier]G[eldes] g[e]g[en] Ausgabe v. Banknoten – 1856/7 Einziehung der Münzscheine 1858〈/9〉 Aufnahme der Baarzahlungen. 1859 Krieg Einstellung der Baarzahlungen – Agio – Geldverschwinden Emission v. Münzscheinen zu 10 Kr.

n  Lies: die Banknoten  o–o Lies: 200 Mill. fl.  

A 221r

522

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 1862 Neuregelung. pZusage, daßp kein St[aats]P[apier]G[eld] auszugeben – Nahe an Aufnahme der Barzahlungen April [18]66 1866 Bruch dieser Zusage. Umwandlung der 〈Staats-〉 |:Bank:|noten in Staatsnoten Ausgabe v. Staatspapiergeld gegen das Versprechen trotz Protest. Zus[ammen] 400 Mill. Das Agio erreichte Maximum zuerst 1850 mit 50%, dann 1859 mit 53%[,] 1867 mit 30% Nachher Sinken 〈bis 1878 dann Überpari des Silbergeldes g[e]g[en] Bankrott〉 Dann ziemlich 〈bei Sperrung der Münzen.〉 stabil bleibend, da Quantum   des P[apier]G[eldes] stabil. 〈Italien. Zwangscurs zuerst 1866 f[ür] die Noten der 〈sardinischen〉 |:italienischen:| Nationalbank u. Aufrechterhaltung des schon bestehenden Legalcurses der Provinzialbanken 1874 Vereinigung der Banken als Consortium. Dieses hat insgesammt 〈der Staat〉 bis zu q1 Milliardeq Consortialnoten ausgegeben. 1881 Versuch zur Baarzahlung zurückzukehren. Baargeldanleihe. Staatspapiergeld f[ür] kleine Stücke r340 Millionenr sZwangscurs sollte 1883 aufhören. Aber: verlängert immer wieder bis 1891 Dann s. u.s〉 |

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A 221v Rußland

Erstes Creditgeld (analog Schweden) im 17. Jahrh. in Kupfer – 3fach übertaxiert 1768 Kupfer- u. Papierwährung, die Reichsassignaten in Kupfer einlöslich Maximum |:der Assignaten:| 1787 auf 100 Mill. festgesetzt aber – 1815 auf 761 Mill. fakt[isch] erhöht Gewaltiges Agio 1815 100 Silberrubel = 426 P[apier]Rubel 1839 Devalvieren 350 = 100. Darnach Einlösbarkeit 1843 einziger Pap[ier]Typus die R[eichs]Creditbillets – diese zur Einziehung der Creditrubel Der neue Creditrubel seitdem auf Pari 1854 Einstellung der Einlösung (faktisch) Steigerung 1854–57 v. 345 auf 713 Mill. So hoch (712 Mill.) 1867 Aber: Sinken des Baarfonds v. 124 Mill. auf 59 Mill. tSeit 1860 formell ausgesondert aus staatl[icher] Finanzverwaltung: Reichsbank (Staatsinstitut) mit P[apier]G[eld] betraut (s. u.)9 t

p–p A: Zusage daß,  q–q Lies: 1 Milliarde Lire  r–r Lies: 340 Millionen Lire  s–s Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Blatt an dieser Stelle eingerissen.   t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   9  Zum 31. Mai 1860 kam es zur Reorganisation des russischen Bankensystems und der Gründung einer Reichsbank, die u. a. für das Papiergeldwesen zuständig wurde.

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

523

Text 1 Bis 1890 auf über 1 Milliarde Emission gestiegen (seit Türkenkrieg) Davon seit 1887 780 Mill. definitive Emission 266 “ „zeitweilige“ Deckungsfonds angesammelt auf 211 Mill. 5

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〈Agio |:g[e]g[en] Gold:| im Maximum 1888: 68% – |:100:| Rubel = 164 Mk Von Silber seit Anfang der 80er Jahre losgelöst. 1891: 200–215, vorher höher (ca. 235) V[ereinigte] Staaten. Im Bürgerkrieg. Noten der Südstaaten ganz entwerthet Nordstaaten: 1861 zuerst 1862 vermehrt – Umtausch g[e]g[en] 6% Staatsschuldscheine steigerte uu. gesetzl[iches] Zahlmittel außer Zöllen u. Staatsschuldzinsenu weiter vermehrt, Maximum 1864 gesetzt 400 Mill. $ Agio 1862, Maximum 1864 185% Seitdem bis 1878 sinkend bis 2%. Einziehung 1865 beschlossen 1868 verhindert d[urch] Inflationisten (Suspension) “ 1875 bis auf 300 Mill. beschl[ossen] vEinlösung von 1879 an als pariv 1878 sistiert |:die Verminderung:| Seitdem 368 Mill.10 im Umlauf. wIm Schatzamt 100 Mill. Einlösungsfondsw xDie „greenbacks“ gesetzl[iches] Zahlungsmittel u. einlösl[ich] seitdem〉x | y6. Der

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Zustand des deutschen Bank- und Papiergeldwesens von 1875y    Kampf um Bankfreiheit oder Bankmonopol Preußen hatte 1848 Bankfreiheit bei Normativbest[immungen] gegeben. 7 Mill. tlr. Notenmaximum f[ür] Privatbanken Andrerseits Begünstigung der preuß[ischen] Bank: 1856 unbeschränkte Emission für sie. Massenhafte Bankgründungen in Süddeutschland u. Mitteldeutschland in den 50er Jahren Aber: starke Discreditierung d[urch] Krisen, die ihnen zugeschrieben Mit Nordd[eutschem] Bund Möglichk[eit] nordd[eutscher] Bankregelung Zuerst: Sperrgesetz v. 1870 – Notenbanken nur d[urch] Gesetz „Papiergeldsperrgesetz“ v. 1870 – Verbot einzelstaatl[ichen] P[apier]G[eldes] Nach 1871: Ausdehnung auf Südd[eutschland] 1872 Vorher schleunigst noch: Baden, Hessen, Württembergische Gründungen

u–u Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   v–v  Einschub von der untersten Blattrandmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   w–w  Einschub vom untersten rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt. Blatt an dieser Stelle eingerissen; Text am rechten Blattrand überklebt vom Pergamentstreifen.   x–x  Einschub vom unteren linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   y–y  Zusatz am oberen Blattrand.   10  Laut Lexis, Papiergeld, S.  116, blieben 1878 348,68 Mill. $ in Umlauf.

A 222

524

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 zWährend des Krieges: wieder Darl[ehens]Kassenscheine des N[ord]D[eutschen] B[undes] nicht sofort eingezogen Bestand der Kassenanw[eisungen] 181/4 Mill. tlr. Vertreten faktisch das Geld f[ür] Großzahlungenz Zustand 33 Banken mit Notenrecht. Zeit: teils kündbar (Preußen 1jährig) teils fester Endtermin (bis 1952) “ unbeschränkt Notenbetrag: teils fester Notenbetrag: Preußen Privatb[anken] 7.000.000a rtl.              Bayern 12 Mill. fl. teils im Verh[ältnis] z[um] Capital  u. unbegrenzt (Preuß[ische] Bank, auch andre: Gera, Bückeburg)   Deckung: teils 1/3[,] teils 1/4   Geschäfte höchst verschieden Daneben Staatspapiergeld v. 180 Mill. Mk. Arten der Papierzahlungsmittel weit über 100 Die einzelnen Staaten hatten g[e]g[en]seitig ihr P[apier]G[eld] verboten – wilder Kampfzustand |

z–z  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   a A: 7.000.000 > 1.000.000; Max Webers Sofortkorrektur vom Editor rückgängig gemacht, da sachlich richtig.  

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b) Währungs- und Zettelbank-Politik

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Text 1

Anhang

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〈〈5. Die Geschäfts-Phasen des P[apier]G[eldes]〉 |:Die Papierwirtschaft der Großstaaten:|    in diesem Jahrhundert〉 Ende des 17.[,] Anf[ang] 18. Jahrh. zuerst typisch. Dänemark, Schweden |: (hier auch Kupferplatten):|, Nordamerik[anische] Colonien – 〈ungeheure Agios – bis 1300% Regelm[äßig] devalviert〉 Frankreich: John Law 1716–20 〈Assignaten〉 Noten der Discontocasse Assignaten der Republik. John Law Niemals Papierwirtschaft gehabt[,] haben in diesem Jahrh. Frankreich, England, Preußen In Frankr[eich] Zwangscurs 1848/49  Noten der Bank v. Frankreich unter Einlösungs­  1870/78  suspension Das Agio stieg nun über 10% auf irgend erhebl[iche] Papiere           f[ür] 20 Frc[-]Stücke: Schon 1873 nur 1‰ In England Restriktionen Verbot der Einlösung der Noten u. der Metallzahlungen über 20 sh. seit 1797. – kein Zwangscurs Geringe Agio-Entwicklung. 〈statt 77 sh per Unze 77,9〉 |:bis 1800 gar nicht (Preis 77 sh 101/2 ₰), 1803 bis 1809 80a:| Zwangscurs 1811, nach Steigen auf 90 – Verbot die Guinee anders zu bewerthen Nun Prämien f[ür] Barrengold Maximum 1814: 104 dann bis 1821: 79,9. D[urch] Peel’sche Akte Beibehaltung des Zwangscurses, die Einlösung zu steigenden Cursen〉b

a  Lies: 80 sh.  b  In A folgt: 3. Preußische Bank- und Papiergeldpolitik, oben, S.  517.

A 219r

4. [Buch] Verkehrspolitik c) Börsenpolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 4. Buch, c) der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

A  236

531

Capitel IV. Verkehrspolitik

A  237

531

  §  13. Die Organisation des Verkehrs

A  237

531

  1. Die Börsen

A  237

531

   1. Begriff und äußere Organisation

A  237

531

    Die moderne Börsenverfassung

A  238 A  239

532

    Innere Gliederung der Börsenhändler     1. Makler, Sensale, Broker, Dealer

533 533

    2. Commissionäre

A  239 A  240 A  241 A  242

    Vorschläge der Commission betr. Organisation

A  243

536

   2. Zulassung zum Handel und Emissionswesen     Art des Vorgehens     Vorschläge der Commission

A  244r A  245 A  244v

537 538 539

   3. Die Börsengeschäfte     Cassa- und Lokogeschäfte     Termingeschäfte

A  246 539 A  246 539 A  246–248 539

Anhang

Text 1

Seite

Börsenwesen

A  249

545

  § 1. Begriff und Geschichte der Börsen

A  249

545

  1. Begriff. Die Börse ein Markt

A  249

545

    a) Zweck und Wesen des Marktes?

A  249

545

4. [Buch] Verkehrspolitik c) Börsenpolitik [Deckblatt]

536

527

Editorische Vorbemerkung zu c) Text 1

Seite

    b) Besondere Merkmale der Börse

A  249

546

  2. Geschichtliche Vorstadien der Börse

A  250r/v

546

  3. Die Entstehung und Entwicklung der Börsen.

A  251 A  252

549

  §  2. Innere Gliederung und äußere Organisation der Börsen

A  253

551

   Innere Gliederung des Börsenpersonals

A  253

551

   1. Der Makler

A  253 A  254

551

   2. Commissionär

A  255

553

  [Äußere Organisation und Börsenpersonal nach den Bestimmungen des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896]

A  256r (3) 553

    [1. Äußere Organisation der Börse]

A  256r (3) 553

   2. Börsenfunktionäre

A  256r (3) 554

   3. Comissionär

A  256v

554

  §  3. Verkehrs- und Geschäftsformen der Börse

A  257

555

   1. Hergang des Verkehrs im Allgemeinen

A  257

555

  2. Geschäftsformen

A  258

555

   3. D  ie herkömmlichen Hauptformen des deutschen Termingeschäfts

A  259

556

Das in einem Mantelbogen mit dem Titel „4. Verkehrspolitik c) Börsenpolitik“ (A  236) zusammengelegte Konvolut des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, umfaßt die Blätter A  237–A  259, alle im Oktavformat. Sie sind durchweg mit Tinte und in der Regel nur vorderseitig beschrieben, vereinzelt finden sich Einschübe, Ergänzungen und Skizzen auf Blattrückseiten (A  244v, 248v, 250v, 256v). Das Konvolut besteht aus zwei, in sich mehrfach bearbeiteten Textfolgen. Die erste, betitelt „Die Börsen“ (A  237), umfaßt die Blätter A  237–A  248v und wird als Text 1 ediert. Die zweite Textfolge, betitelt „Börsenwesen“ (A  249), umfaßt die Blätter A  249–A  259 und ist vom Editor in den Anhang gestellt worden. Zwischen beiden Textfolgen gibt es zwar inhaltliche Überschneidungen, etwa zwischen Blatt A  237 und A  249,1 jedoch nicht so, daß beide Textfolgen synoptisch darzustellen wären. Durch die Überschrift und Paragraphenzählung läßt sich die erste Textfolge eindeutig der „Verkehrspolitik“ und der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ zuordnen, während die zweite Textfolge „Börsenwesen“ 1  Vgl. unten, S.  531 und 546.

528

4. Buch: Verkehrspolitik

im Kontext von Webers Spezialvorlesung über „Geld-, Bank und Börsenwesen“ im Winter 1895/96 entstanden sein dürfte und dann für die angekündigte, letztlich aber nicht gehaltene Spezialvorlesung „Börsenwesen und Börsenrecht“ im WS 1896/97 bearbeitet und aktualisiert worden ist. Wegen der Überlieferungslage und der inhaltlichen Parallelen wird sie aber hier ebenfalls aufgenommen. Text 1: Die Blätter der Textfolge „Die Börsen“ sind mit Faden zusammengebunden und beginnen auf A  237 unter der Hauptüberschrift „Cap. IV. Verkehrspolitik §  13. Die Organisation des Verkehrs“. Auf Blatt A  243 bis A  247 werden die Ergebnisse der Börsenenquetekommission von 1893 ausführlich vorgestellt,2 was auf eine frühe Bearbeitung für das SS 1895 schließen läßt, als Weber seinen ersten Börsen-Artikel für das „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ abschloß.3 Damals hatte Weber in der Abfolge der Zweige der Praktischen Nationalökonomie die Verkehrspolitik noch – anders als zuletzt in Heidelberg – hinter der Gewerbepolitik angesiedelt, die damals die §§  10 bis 12 umfaßte und noch nicht mit §  15 endete.4 Mithin stellte damals der „§  13. Die Organisation des Verkehrs“ den direkten numerischen Anschluß in der Paragraphenzählung zur Gewerbepolitik her. Formal und inhaltlich gesondert zu betrachten ist Blatt A  248r/v (unten, S.  542– 544). Es wurde zwar von Heft A  237–A  247 von der Pergamentklebung abgerissen, aber nicht vollständig aus der Fadenbindung des Heftes herausgelöst.5 Ursprünglich hat es einen Rückumschlag gebildet, worauf die stärkere Verschmutzung, insbesondere der Mittelfalte, hinweist. Der Text auf Blatt A  248v wurde auf dem bereits verschmutzten Blatt nachgetragen und ergänzte den historischen „Gang der Gesetzgebung“ (A  248r) zum Terminhandel auf der Blattvorderseite um die „Jetzige Gesetzgebung“, und zwar bis hin zu den Vorschlägen der Börsenenquetekommission 1893 und der Anspielung auf den Börsengesetzentwurf vom 1. Juni 1895 bzw. dem, wie es auch auf A  248v heißt, „Gesetz“ vom 22. Juni 1896.6 Für den Gesetzentwurf spricht, daß Weber zu dem fraglichen Punkt des Börsenregisters kurz nach Vorlage des Gesetzentwurfes am 1. Juni 1895 eine entsprechende Ergänzung auf der Druckfahne seines Handwörterbuch-Artikels vorgenommen hat.7 Sofern Weber sich auf A  248v auf den Gesetzentwurf und

2  Vgl. unten, S.  536–542. 3  Vgl. Editorischer Bericht, oben, S.  89 mit Anm.  73, sowie Borchardt, Einleitung, in: MWG I/5, S.  102–108; Max Weber, Börsenwesen (Die Vorschläge der Börsenenquetekommission), HdStW1, 1. Supplementband (1895), in: MWG I/5, S.  558–613. 4  Zudem finden sich damals römisch gezählte Kapitel – die Gewerbepolitik dabei als Capitel III. – während Weber letzter Hand die Hauptabschnitte der „Praktischen Nationalökonomie“ nach Büchern und mit arabischen Ziffern notierte. Vgl. dazu die Editorischen Vorbemerkung zum 5. Buch, §  10, unten, S.  577, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  87 f. 5  Jedenfalls zeigen sich keine Ausrißspuren der Fadenbindung. 6  Vgl. dazu unten, S.  543 f., und zu den jeweils einschlägigen Gesetzesparagraphen unten, S.  544 mit Anm. 18. 7  Vgl. Weber, Börsenwesen, MWG I/5, S.  573 f.; sowie ebd., S.  558, und den zugehörigen Editorischen Bericht, ebd., S.  553–557. Sachlich ging der Gesetzentwurf – wie auch das spätere Gesetz – in puncto Börsenregister über die Vorschläge der Kommission hinaus,

Editorische Vorbemerkung zu c)

529

nicht das fertige Gesetz bezog, kann also auch Blatt A  248v noch im SS 1895 beschrieben worden sein. Umgekehrt ist eine Bearbeitung der Blätter A  237– A  248 für die nachfolgenden Heidelberger Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ auszuschließen, weil Weber 1898 über das seit Mitte 1896 vorliegende Gesetz gesprochen hätte, nicht aber in der vorliegenden Ausführlichkeit über die Ergebnisse der Enquetekommission referiert hätte.8 Möglich wäre dagegen, daß Weber diese Textfolge auch noch für seine Spezialvorlesung „Geld-, Bank- und Börsenwesen“ im WS 1895/96 genutzt hat. Der Anhang enthält die Textfolge „Börsenwesen“ der Blätter A  249–A  259 und besteht seinerseits aus drei fadengebundenen Hefteinheiten, die jeweils mit den Inhalten der (teilweise vom Editor ergänzten) Paragraphen 1 bis 3 korrespondieren. Heft 1: Blatt A  249–A  252 mit der Überschrift „[§] 1. Begriff und Geschichte der Börsen“, Heft 2: Blatt A  253–A  255 mit der Überschrift „§  2. Innere Gliederung und äußere Organisation der Börsen“ sowie Heft 3: Blatt A  256–A  259 mit der Überschrift „[§  3.] Verkehrs- und Geschäftsformen der Börse“ (A  257). Max Weber hat auf A  249 links oben am Blattrand seinen Ausführungen zum „Börsenwesen“ einen Gliederungsplan beigefügt,9 der stofflich alle nachfolgenden Blätter umfaßt. Entsprechend dieser Gliederungsvorgabe hat der Editor die Paragraphenzählung auf A  253 (§  2) um [§] 1 auf A  249 und um [§  3] auf A  257 ergänzt.10 Die in Webers Gliederungsplan auf A  249 gleichfalls angeführten Punkte zur Kursnotiz, dem Emissionswesen und eine volkswirtschaftliche Würdigung fehlen allerdings. Der vergleichsweise umfangreichere Gliederungsentwurf und die Unabgeschlossenheit des nachfolgenden Manuskripts sprechen für eine Konzeption des „Börsenwesens“ im Zusammenhang der angekündigten, letztlich aber nicht gehaltenen Spezialvorlesung „Börsenwesen und Börsenrecht“ im WS 1896/97. So finden sich hier Ausführungen zum Börsengesetz von 1896 (A  256r/v),11 während die Vorschläge der Enquete-Kommission von 1893 keinen Platz mehr haben. Auf A  256r gibt es zudem einen Hinweis auf den sich abzeichnenden Börsenstreik, der von den Börsenhändlern in Berlin am 18. Januar 1897 beschlossen worden war (A  256r/v).12

indem Entwurf und Gesetz ein Börsenregister für Termingeschäfte in Waren und Wertpapieren verbindlich machten. 8  Zumal Weber im Februar 1897 für den 2. Supplementband des HdStW einen Artikel über das „Börsengesetz“ beigesteuert hat; vgl. MWG I/5, S.  791–869. 9  Vgl. unten, S.  249 mit textkritischer Anm.  a. 10  Vgl. unten, S.  545 und 555. Auf A  256v unten (unten, S.  555) schrieb Weber in einer vorangeschickten Gliederungsskizze des auf A  257 zu behandelnden Inhalts selber noch „§  3. Verkehrsformen der Börse“. Die Überschrift hat er dann auf A  257 – um „Geschäftsformen“ ergänzt – wiederholt, allerdings ohne §-Zeichen oder sonstige Zählung. 11  Vgl. unten, S.  553 f., hier hat der Editor zur besseren Orientierung Zwischenüberschriften eingefügt, ebd. mit textkritischen Anm.  e und g. 12  Vgl. die Ausführungen im Editorischen Bericht, MWG I/5, S.  784 f. Auf die Entstehung dieser Blätter nach 1895 verweist auch die Erwähnung von Ehrenberg, Fugger II, aus dem Jahr 1896 (unten, S.  549) sowie die Bezüge auf ihn (unten, S.  545, Anm.  20).

530

4. Buch: Verkehrspolitik

Bei der Bearbeitung hat Max Weber vermutlich auf ältere Blätter zurückgegriffen, die bereits seiner Vorlesung „Geld-, Bank und Börsenwesen“ im Winter 1895/96 gedient hatten. So reihen sich auf Blatt A  257–A  259 Ausführungen älteren Ursprungs zur Bedeutung und Wirkung des Terminhandels – ohne einen Hinweis auf die rechtliche Gestaltung durch das Börsengesetz. Starke Überarbeitungsspuren zeigt vor allem das erste Heft (A  249–A  252). Hier hat Max Weber an den Blatträndern (A  249, A  250r, A  251)13 Gliederungen ergänzt, einerseits um den gesamten Stoff neu zusammenzustellen, andererseits um sich einen raschen Überblick auf den Stoff zu verschaffen. Das kann in Nachbearbeitung der Vorlesung „Geld-, Bank und Börsenwesen“ oder für die Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ im WS 1898/99 geschehen sein. Anzunehmen ist jedenfalls, daß Weber für diese letzte Vorlesung im Winter 1898/99 zumindest auf Blatt A  256 r/v des „Börsenwesens“ zurückgegriffen hat. Denn hier finden sich – übergangslos – Stichworte zur rechtlichen äußeren Organisation der Börsen nach Erlaß des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896.

13  Vgl. unten, S.  545 mit textkritischer Anm.  c, S.  546 mit textkritischer Anm.  f und g, S.  547, textkritische Anm.  h, und S.  549 mit textkritischer Anm.  l.

c) Börsenpolitik

531

Text 1

4. [Buch] Verkehrspolitik

A 236

c) Börsenpolitik |

Cap[itel] IV. Verkehrspolitik. §  13. Die Organisation des 〈Güteraustauschs〉 Verkehrs 1. Die Börsen.

5

  Struck, Die Eff[ekten]Börse.   Saling’s Börsenpapiere1   Ehrenberg Fondssp[ekulation] u. Gesetzgebung – |:Weber     Börsenenquete2   Ring Der Maklergesetzentwurf:|

10 a1. Begriff

15

20

25

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u. äußere Organisationa

Märkte z[um] Zweck des persönl[ichen] Abschlusses v. Kaufgeschäften unter Kaufleuten. Mangelnde Prüfung der Waare, Absatz nicht vom Produzenten u. an den Cons[umenten], sondern zwischen Zwischeninstanzen Urspr[ünglich] internat[ionale] Versammlungen der |:zugereisten:| Kaufleute dann Ausbildung ständigen Commissionärstandes mit Correspondenz Urspr[ünglich] völlig freier Markt mit freiem Zutritt Aller allmälig Abschließung der Berufshändler Unentbehrlich z. B. für Werthpapiere hier Reflektanten u. Anbieter unauffindbar Stelle f[ür] Zusammentreffen v. Angebot u. Nachfrage nötig. Entbehrlich |:rein technisch betrachtet:| f[ür] große Teile des Produktengeschäfts Hierarchie v. Berufshändlern hier nur: Interesse an Kenntnis der Preisentwicklungb, um Calcül zu ermöglichen u. nicht hinter Anderen benachteiligt zu seinb Daran anknüpfend Preisspekulation. F[ür] spekulativen H[andel] unentbehrlich Ökon[omische] Hauptfunktion die jedes Marktes:           „Preisbildung“ Die ermittelten (notierten) Preise maßgebend f[ür] Werthanschlag der außerhalb der B[örse] stehenden |

a–a  Am linken Blattrand.   b–b  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   1  Gemeint ist: Siegfried, Saling’s Börsenpapiere. 2  Gemeint ist: Weber, Ergebnisse der Börsenenquete, und Weber, Börsenwesen.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Die moderne Börsenverfassung:

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〈2〉 3 Typen: freier Markt〈versammlung〉 – Paris, Hansestädte

Zunft – England Amerika Institut der amtlichen Selbstverwaltungsinstanzen der Händlerschaft –   Preußen, Österreich 1) Englisch-amerik[anischer] Typus – Sonderorganisation nach Branchen des Handels London Stock Exch[ange] Liverp[ool] Cotton Ass[ociation] [–] Corn Ass[ociation]3 New York St[ock] Exch[ange] [–] Chicago corn Exch[ange] Numerus clausus der Stellen käuflich, dann bes. Zulassung bei Tod Werth ausbezahlt, ev. Aufnahme des Erben Vorauss[etzungen] des Eintritts vielf[ach]: Arbeiten als clerk b[ei] e[inem] Mitglied ferner: Caution − entweder Bürgen oder Realc[aution] f[ür] Insolvenzfall Faktisch völlige Autonomie Strenge Disciplin〈:〉, bes. in England – dish[onorable] conduct Ausschluß u. Nichtwiederaufnahme b[ei] Insolvenz Capitalist[ische] Zunft mit Monopolisirung des Handels 2) französ[isch]-hanseat[ischer] Typus   Paris, Hamburg pp. Völlig freier Zutritt f[ür] Jedermann Aber: innerhalb dieser Freiheit: Bildung v. Sonderverbänden mit fakt[ischem] Monopol Mittel dazu: die Liq[uidations]Cassen (Havre, Antwerpen, Hamburg) ferner: monopolist[ischer] Kern der französ[ischen] Börse: Monopolmakler, Ag[ents] de Change diese rechtl[iches] Monopol auf Vermittlung 3) |:Öst[erreichischer],:| Preuß[ischer] Typus Z[um] Teil wenigstens „Effekten“ u. „Produkten“ gesondert Wien räumlich [–] Berlin faktisch | A 239

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〈Autonomie beschränkt〉

Zulassung ohne Standesschranke, – moral[ische] Garantien – Empfehlungen „Gemischter“ Charakter der Zugelassenen – cCapitallose Intelligenz i[n] England in Contors4 b[ei] uns auf der Börsec Geringe Disciplin Wenig Autonomie c–c  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   3  Die Börse in Liverpool nannte sich Corn trade association.  4  Kontore großer Banken.

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c) Börsenpolitik

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Text 1 Innere Gliederung der Börsenhändler:

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– Keine feste Arbeitsteilung aber doch natürlich[,] daß sie stattfindet bei zünftigen Börsen sogar z. T. erzwungen dProdukte u. Werthp[apiere] durchlaufen e[ine] Anzahl Hände an der Börse. Die an den Endpunkten des Umlaufes stehen: Ex- u. Importhäuser u. Verbraucher (z. B. Mühlen) Aufkäufer v. Produzenten b[ei] Waaren Capitalisten u. Emittenten b[ei] Effekten Nicht die Regel, daß diese unmittelbar an die B[örse] gehen 〈(Banken〉 (England) Moment der berufsmäßigen Marktrunde begründet die Unentbehrlichkeit der Börsenhändler Gliederung 〈dieser〉 der Funktionen dieser letzterend 1. Eigenhandel: Arbitrage u. Spekulation Arbitrage die Ausnutzung u. Ausgleichung örtl[icher] Preisdifferenzen Der Arbitrageur kauft u. verkauft simultan, aber an versch[iedenen] Orten Auf mathemat[ischer] Grundlage – aber sehr anstrengend Spekulation – Arbitr[age] i[n] d[er] Zeit Ausnutzung u. Ausgl[eichung] zeitl[icher] Preisdifferenzen kauft u. verkauft zu versch[iedenen] Zeiten schiebt Angebot hinaus oder pronociert5 es 2. Vermittlungshandel Makelei u. Commission Makler: Vermittler zwischen präsenten Börsenhändlern nicht nach auswärts (teilw[eise] Arbitrage) nicht spekulativ – sucht alsbaldige Entlastung nach der andren Seite Comissionär: stellt Beziehung der Außenstehenden her mit der Börse. formell unentbehrlich b[ei] geschlossenen Börsen (England, aber auch Berlin) thats[ächlich] stets unentbehrl[ich] In Paris Makler, ebenso in Hamburg identisch damit Aber: differente Form der Geschäftsführung | 1. Makler, Sensale, Broker, Dealer Urspr[ünglich] bloße Vermittler |:im Rechtssinne:| – führen die Parteien zusammen, zugleich obrigkeitl[ich] angestellt u. vereidigt

d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   5  Hier im Sinne von: sich erklären.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Form des Gesch[äfts]Abschl[usses]: Schlußnote des Maklers mit Makler der Gegenpartei Journalisierung des Geschäftes Zw[ischen] den Maklern 〈Arbeit〉 Arbeitsteilung je nach Papieren, so in Frankfurt, Berlin Moderne Umgestaltung: sofortige Sicherheit über Curshöhe nötig f[ür] Spekul[ation] Unbekanntschaft mit dem Gegencontrahenten u. dessen Creditwürdigkeit Deshalb: 1. Cursgarantie des M[aklers] Der Makler übernimmt fest – schießt ev. die Differenz zu profitiert die Differenz Verpflichtet s[ich] zur Aufgabe des C[urses] Erster Schlußz[ettel]: „an Aufgabe“         zweiter: Bezeichnung des G[e]g[en]contrahenten „Aufgabemakler.“ 2. Aufgabe abgewiesen. Eignese 〈Credit〉 |:Eintreten:| des M[aklers] verlangt. Selbst[ändige] Zwischeninstanz zw[ischen] den Contrahenten. – „Propremakler“        G[e]g[en]contrahent bleibt anonym. Dazu Capital nötig: in England an der L[ondoner] Stock Exch[ange]: die Dealer formell-rechtl[ich]: Händler in Paris: Syndikat der Ag[ents] de Ch[ange] in Deutschland: Maklerbanken b[ei] Effekten Liq[uidations]Cassen b[ei] Produkten

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Rechtsstellung der Makler: urspr[ünglich] überall vereidigt in D[eutschland] noch rechtl[icher] Amtscharakter. Eigene Geschäfte verboten Das unmöglich durchzuführen In Hamburg u. Bremen Abschaffung der v[ereidigten] M[akler]. Nur unvereidigte M[akler] = Händler in Preußen beibehalten aber sehr zurücktretend, im Produktenhandel fast verschwunden im Effektenhandel Spekulationsgesch[äft] ihnen entzogen, f[ür] Effektivg[eschäft] v. Bedeutung | Wichtigste Aufgabe der privil[egierten] Makler:      Cursfeststellung Ermittlung u. Bekanntgabef der gehandelten Preise, – der Marktwerth der Waaren u. Papiere Bedeutung: auf Grund der Festst[ellung] Handel in den Provinzen Getreide, Sprit pp.

e  A: Eigner > Eignes  f A: Bekandtgabe  

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maßgebend f[ür] R[echts]Verh[ältnis] zw[ischen] Commissionär u. C[ontrah]ent d[urch] Selbsteintritt z[um] Börsenpreis also Außenstehenden oktroyiert außerdem der Bewerthungsthermometer f[ür] Waaren u. Papiere Regulator der Produktion Daher enorme Wichtigkeit der Correktheit gAn fast allen B[örsen] d[urch] offiziellen Curszettel (in Berlin f[ür] Effekten u. Produkten bes. in Hamburg nur f[ür] Effekten amtlich Produkte d[urch] die Vereine[)] Regelm[äßig] gesondert: Cassa[-] (Loko-) u. Terming[eschäfte] Notiert teils % des Nomin[al]Werthes teils pro Stück Verschieden behandelt die Zinsen u. Dividenden In Preis mit umfaßt Zu zahlen der Curs u. nichts sonst Steigen bis zu den Terminen dann 〈wieder〉 Sturz In Deutschl[and] meist Stückzinsen bes. daneben vergütet B[rief] – G[eld]g Die „Feststellung“ umfaßt 〈thats[ächlich]〉 |:u[nter] Umst[änden]:| zweierlei: „Formulierung“ des C[urses,] d. h. Bildung des Preises Zunächst: „Registrierung“ des C[urses] Ermittlung der gehandelten Preise u. dann Constatierung u. Publikation aber: damit verbunden oft: Schaffung eines einheitl[ichen] Preises Dies Sinn des Marktes Organisation der Concurrenz Form: a) Auktion – calls Fakt[isch] vollzieht s[ich] der Handel zum großen Teil in der Form des sich-Ansteigerns Bei uns: Calls in Hamburg – Dresden und Bremen    b) Einheitscurs – Berliner Cassacurs    c)  Dealer |:Angebot v. 2 Preisen:| – fakt[isch] e[in] großer Teil der Makler so. Wo dies nicht – entweder alle Preise reg[istriert] oder: „Marktlage“ Unklarer Zustand (Berlin, Produkten Quanta nicht notiert Hamburg, Frankfurt) Bei Termincursen meist die Schwankungen. Zeitpunkt nicht fixiert |

[

g–g  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 A 242

A 243

2. Comissionäre.   Entw[icklung] wie Makler Urspr[ünglich] einfach Vermittler – weisen G[e]g[en]contrah[enten] zu dies nicht mögl[ich] – G[e]g[en]contrahent anonym Recht des Selbsteintritts – dann Abrechnung zum Börsenpreis höchste Stufe: Produktencommissionär, der feste Offerten macht (hat mit Berufshändlern zu thun) Schranken des C[ommission]ärwesens: 1. „Cursmachen“ u. „Cursschnitt.“ Letzterer zuf[olge] Anrechnung des B[örsen]Preises b[ei] Termingeschäften Ersteres b[ei] „kleinen“ Papieren d[urch] sie beherrschende Bankhäuser Radikal nur zu beseitigen d[urch] Arbeitsteilung zw[ischen] Com[missionär] u. Eigenh[ändler]. 2. Depotwesen Von wann an Verpflichtung zur realen Vorhaltung der Stücke? 〈Unterschied〉 Nach Gerichtsentsch[eidung] e[in] Nummernverzeichnis     Wann dies? Ansichten der Bankiers geteilt:   ein Teil: wenn bezahlt ist, Vorhaltung bis dahin nicht – sondern nur wie ein Verkäufer verpflichtet.  große H[äuser]: vom Moment der Beschaffung an. reale Aussonderung Belastung mit dem Kaufpreise   Grund: Differenz des Betriebscapitals Nicht festlegen u. bevorschußen 3. Ein- u. Nachschüsse Regelm[äßig] Sicherheit v. Kunden verlangt   „Depot“ v. Werthpapieren oder Geldeinschuß  bei Cursänderung zu s[einem] Nachteil Einschuß   damit: Aus-dem-Engagement-Werfen d[urch] Machen des Curses u. Einforderung  hGrundübel: kleines Capital keine Arbeitsteilung g[e]g[en] Eigenhandel kleine Papiereh | Vorschläge der Commission6 betr. Organisation 1. Äußere Rechtsstellung u. Verfassung: nach Art der Berliner B[örse]

h–h  Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   6  Gemeint sind hier und unten, S.  539: die Vorschläge der Börsenenquetekommission, die Max Weber im Folgenden referierend oder zitierend kommentiert. Vgl. den Eintrag im Glossar, unten, S.  698. Die Vorschläge sind vollständig abgedruckt in: MWG I/5, S.  937–959 (Anhang).

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c) Börsenpolitik

Text 1 a) Zulassungsgarantien verstärkt in moral[ischer] Beziehung – |:Gewährsmänner:|[,] ev. Disciplinarregreß b) Ehrengerichtshof mit Staatscommissar als Staatsanwalt keine finanzielle Garantie 5

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2. Makler. Abschaffung der vereidigten Makler u. ihrer Lebenslänglichk[eit] Statt dessen nur die Privatm[akler] sogen. „Cursmakler“ auf Zeit z[um] Zweck der Cursermittlung Aufhebung des Verbots der Eigengeschäfte gestattet: zur „Ausführung“ Cursfeststellung: wirkl[iche] Marktlage an der aber d[urch] Cursm[akler] nur b[ei] Anmeldung (inconsequent) 〈Commissionäre〉 kein Syndikat 3. Commissionär. Nicht versucht Arbeitsteilung durchzusetzen – nicht Depotwesen Nur: Schein – Minimum zur Controlle: Börsenbuch des C[ommissionärs] Entscheidend: Organisation. Diese n[ur] d[urch] Steuer. Nicht moralisierend. | 2. Zulassung zum Handel u. Emissionswesen iLotz

Technik des d[eutschen] Emissionswesens Schmoll[ers] besser: Sydow Über Syndikate Gold[schmidts] Z[eitschrift]i 25

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A 244r

J[ahrbuch]7

An der B[örse] können an sich beliebige Gesch[äfte] geschlossen werden über bel[iebige] Objekte Auch faktisch so. Aber: G[e]g[en]stand der |:offiziellen:| Cursnotiz nur, was zugelassen Privatim gleichfalls an sich Alles An den B[örsen,] wo e[in] Makler, Erlaubnis an diesen, zu handeln „offizieller“ Verkehr, – G[e]g[en]satz „freier Markt“ Bei Waaren nicht wesentl[ich] – diese nicht an die B[örse] gebunden z[um] großen Teil außerhalb, nur Spekulation innerhalb D[a]g[e]g[en] f[ür] Werthpap[iere] notwendig. Entscheidend[,] ob notiert u. gehandelt In Berlin: off[izieller] Verkehr – fr[eier] V[erkehr] zum off[iziellen] Verkehr nach Prüfung auf Grund Prospektes zur amtl[ichen] Notiz, wenn erhebl[icher] Verkehr. Frage, welche Voraussetzungen der Zulassung Formelle Pr[üfung] der rechtl[ichen] Unterlagen des Papiers

i–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   7  Gemeint ist: Lotz, Technik des Emissionsgeschäfts.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Materielle Pr[üfung] der ökonomischen Qual[ität]? Praktisch: in extremen Fällen auch notariell. 〈[??]〉

Ökonomisch wichtigste Person bei der Zulassung: der oder die Emittenten Bankhäuser, welche dem Schuldner das An-den-Markt-Bringen abnehmen. Dies eine der Gewinn-bringendsten Bankthätigkeiten: Posten „aus Consortialgesch[äften]“ 〈Art der〉 Zwar möglich, die Banken zu umgehen, aber regelmäßig schwierig, auch nur f[ür] große u. bekannte Schuldner Sehr oft misglückt. Es bedarf der Marktbeobachtung u. -beeinflussung | j A 245 Art des Vorgehens: Syndikatsbildung Übernahme d[urch] Hauptbeteiligte zum „Übernahmepreis“ „Unter“ ihnen machen andre mit,    d. h. verpflichten s[ich,] d[urch] Consortialvertrag 〈zum〉 den nicht absetzbaren Rest der Papiere anteilsweise abzunehmen, 〈andrerseits〉 zum Consortialpreis. was über diesen hinaus erzielt wird[,] geht als Gewinn pro rata sie an. Nun öff[entliche] Subskription u. Einf[ührung] an der Börse. Auf Grund e[ines] Prospekts regelmäßig. Schon vorher Geschäfte „per Erscheinen“ diese beeinflußt à la hausse kZulassung an der Börse unentbehrlich Erfolgt heute auf Grund des Prospektes d[urch] Börseninstanzen  Keine materielle Prüfung – verschiedenes Verfahren Nur „Information“ des Publikums  dies kann nicht prüfen   verläßt sich auf „Emissionscredit“ Die Häuser prüfen wesentl[ich] nur Absatzchancen. Interesse an Renommée nur sekundär (kurzes Gedächtnis)k Für Subskription Vorbehalt, wie weit die Einzelnen befriedigt. Regelm[äßig] gleich wieder geschlossen Sperrung d[er] Stücke üblich: Bevorzugung derer, welche s[ich] zum Nichtwiederverkauf binnen best[immter] Frist verpflichten Dies damit nicht à la baisse d[urch] Angebote. Dann Beobachtung der Börse: wenn sinkende Curse, Interventionskäufe wenn steigende “ Abschieben u. Abwicklung Haftung heute nicht Frage[,] ob Aufsicht u. Haftung

j  In A folgt A  244v, unten, S.  539 mit textkritischer Anm.  o.   k–k  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1 lZwei

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|:u[nter] Umst[änden] bedenkl[iche]:| Kateg[orien] v. Emissionenl neben den soliden inl[ändischen] Anleihen oder gut fundierten Emittenten a) ausw[ärtige] Papiere. Große internat[ionale] Capitalbewegungen Hiervon große Verluste. mUnentbehrl[ich] (jährlich ca. 1 Milliarde erspart) Auch polit[isch] u[nter] Umst[änden] nötig. Dies geht vorm Mitversorgung der Welt d[urch] Capital beh[auptet] ökonom[ische] Macht. Machtstellung der d[eutschen] Börsen. b) innere Grundlage – Mobilisierung schon thätiger Capitalien nUmwandlung in börsenfähige Papiere, in Anlagecapitalien Dies namentl[ich] in großen Gründungsepochen Hier Schranke. Insbes. in der Capitalhöhe (Comm[ission]:8 3 Millionen f[ür] Berlin) Ferner: im Aktiengesetz.n oVorschl[äge] der Commission:9 Emissionsbehörde. Zweifelhaft f[ür] ausw[ärtige] Anleihen. Staatsbeh[örde] könnte die Verantwortung nicht übernehmen Wirksamer: offiziös. Prospektzwang u. materielle Prüfung Haftung der Emittenten bei „bösl[ichem] Verhalten“o |

3. Die Börsengeschäfte.

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Untersch[eidung] in Loko[-] (Cassa-) u. 〈Ultimo〉 |:Termin:|-Geschäfte Erstere die alsbald zu erfüllenden Letztere auf e[inen] best[immten] zukünftigen Termin abgestellt pArt des Zustandekommens jetzt meist: d[urch] Rufen u. Entg[e]g[en]steigern im offenen Markt, d[urch] Makler dann Schlußnote zur Beurkundungp qCassa-

u. L[oko]g[eschäfte].q Erstere „Effektiv“-G[eschäft] – Zur Deckung des Anlage-Bedarfs bzw. 〈[??]〉 Consum-Bedarfs nicht Spekulation Aber: man kann auch in ersterem spekulieren nur seit Terminhandel weniger. Wo dieser nicht, – New York

l–l  Zusatz von links.   m–m  Reihenfolge der Zeilen gemäß Max Webers Markierung geändert.  n–n  Einschub vom linken untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   o–o  Einschub vom unteren rechten Blattrand von Blatt A  244v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   p–p  Einschub vom oberen rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   q–q  Am linken Blattrand.   8  Gemeint ist die Börsenenquetekommission. 9  Max Weber referiert bzw. zitiert im Folgenden aus den Vorschlägen der Börsenenquetekommission, Abdruck in: MWG I/5, S.  937–959 (Anhang), hier S.  944.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 〈Teilw[eise] Loko u. Terminhandel An den Produktenbörsen〉

Nicht der ganze Verkehr geht d[urch] die Börsen, namentl[ich] nicht in Produkten. Hier vielfach Nebenbörsen (so Berliner Frühbörse) D[a]g[e]g[en] stets der Terminverkehr an der B[örse]

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Termingeschäfte.r sJacobson, Terminh[andel]

in Waaren.s

Technischet Eigenheiten: Sog. reines Diff[erenz]G[eschäft] kommt nicht vor, jedenfalls nicht an der Börse Geschäfte: uzu typischen Bedingungenu 〈auf〉 |:mit:| bestimmter typischer Erfüllungszeit über typische Güter “ typische Qualitäten (in Prod[ukten]) Wesentl[ich] wichtig: Erfüllungstermin, zu dem zu liefern u. zahlen ist. 〈per Ult[imo]〉 Fix auf e[inen] best[immten] Termin (Tag) oder auf Ankündigung innerhalb e[ines] best[immten] Zeitraums (Monat)   d[urch] Käufer oder Verkäufer   vielfache Combinationen kommen vor. Wichtigste Kategorien: 1) in Effekten: Ultimogeschäfte. vam Ultimo das Papier beziehen u. bezahlenw (wenn er nicht es weiterverkauft hat, definitiv)v 2) in Prod[ukten:] Gesch[äft] auf Monatstermin mit Ankündigung. Der Verk[äufer] „kündigt“ die gekommene Waare an d[urch] „Kündigungsschein“. Abnahme u. Bezahlung. | A 247

Art der Abwicklung der Termingeschäfte. Nur zum kleinsten Bruchteil d[urch] reale Lieferung u. Zahlung Regelm[äßig] weiter verkauft – dann den Kündigungsschein weiter quittiert dadurch vielfache Lieferungen erspart Zeitlich zusammengedrängt im Kündigungszimmer Ersparnis vielfacher Zahlungen. „Kündigungspreis“ zur Abrechnung festgestellt so: Effekten: London Produkten: Berlin pp.

r  Am linken Blattrand.   s–s  Am linken Blattrand, unterhalb der vorangehenden Zeile.   t  In A geht voraus: α); vom Editor emendiert, weil kein weiterer Gliederungspunkt folgt.   u–u  Einschub von der Blattmitte gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  v–v  Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  w A: bezahlen,  

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Also: stets nur d[urch] Differenzen liquidiert zw[ischen] Contrahenten Insbes. Ring10 bei Effekten in Berlin: Skontrierung Liquidationsverein. xPr[eis] 100 〈A – B 100 B – C 101 C – D 103 D – E 99〉 D – E 1 〈E – D〉 D–C4 〈C – B 1〉 D – C 1x 11

Garantien f[ür] die Termingeschäfte Folge der Creditübernahmeschaft: Ein- u. Nachschüsse deponiert Liquidationskassengarantie. |:Ergebnis:| 〈Also〉 „reines“ Diff[erenz]Geschäft. – Durchaus nicht immer u. überall (Müller)12 Bes. Arten der Termingeschäfte: Prämieng[eschäfte] Zweck Stellagen u. Nochs13 d[urch] Makler Die Erledigung und Hinausschiebung der Engagements Kost- und Report-Geschäft14 yf[ür]| ult[imo] Apr[il] A→B 10 à 210 L[iquidations]c[urs] 〈190〉 200 x–x  Zusatz am linken Blattrand.   y–y (S.  542)  Einschub in zwei Spalten vom rechten bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   10  Gemeint ist hier vermutlich die am linken Rand nebenstehende und von Max Weber teilweise wieder gestrichene Kette von Verkäufen und Käufen; vgl. Passage unten, mit textkritischer Anm.  x und Anm.  11. 11  Max Weber wollte die im Folgenden erläuterte Abwicklung einer Kette von Termingeschäften (Skontrierung) veranschaulichen. Die Buchstaben stehen für Käufer und Verkäufer, die Zahlen für den Kündigungspreis, zu dem realisiert werden muß; vgl. die ausführ­ lichere Darstellung in: Weber, Börse II, MWG I/5, S.  633–636. 12  Gemeint ist vermutlich Theodor Müller(-Fürer). Als er 1892/93 als Sachverständiger der Börsenenquetekommission zum Differenzgeschäft befragt wurde, schlug er vor, Termingeschäfte hoch zu besteuern und die Steuer zurückzuerstatten, falls eine reale Erfüllung des Geschäfts – und damit seiner Meinung nach eben kein reines Differenzgeschäft – stattgefunden habe. Vgl. Weber, Ergebnisse der Börsenenquete, MWG I/5, S.  537. 13  Gemeint sind Nochgeschäfte. 14  Verständlicher als im folgenden Zahlenbeispiel hat Max Weber die Kette von Käufen und Verkäufen erläutert, in: Weber, Ergebnisse der Börsenenquete, MWG I/5, S.  502–506, und in: Weber, Börse II, ebd., S.  636–639.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 zahlt er A Diff[erenz] 〈200> 100 Realis[iert] zu 220 2200 20051  195 〈5〉 4 Stückz[insen] 〈4〉 5 Prol[ongations]Zinsf[uß] zUlt[imo] 100z f[ür] ult[imo] Apr[il] – [??] B–C 10 à 〈190〉 200   〈2100〉 2000a  40 4 % Stückz[insen] v. 1000 〈190〉 =       12  100 c “ 〈1900〉 2000 =      5b %   12  60 zu wenigd         12 = e2 je 102e p[er] Stück.y | A 248r

Die Wirkungen des Terminhandels Personale Erweiterung des Spekulantenmarkts (geringes Capital)

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〈Qualitat[ive] Zunahme〉

Ermöglichung der Börsenspekulation (das Publ[ikum] à la hausse) fZun[ehmender] Preisdruck dadurch dies namentl[ich] bei Waaren (Getreide-Lieferungsqualität)f Zeitl[iche] Preisausgleichung – dies insbes. b[ei] Waarenhandel – (Anreiz zur Lagerung z. B.) Natürlich Grenzen (Ernte nicht zu ändern) aber auch: Oszillation Heftigk[eit] der Schwankung wegen kleiner Teilnahme Hinderung – aber auch Herbeiführung v. Preisringen (sog. „Schwänze“) Irrig: jedem Haussier entspricht ein Baissier (Realisierer) Kleine Händler Bei Waaren insbes.: Risikominderung – aber ev. auch Meisterung der Produktion Dies haupts[ächlich] da, wo die Produktion den Preisschwankungen schnell zu folgen vermag (Kammzug) Conzentration der Preisbildung, Abhängigkeit der kleinen Plätze von den Terminbörsen

z–z  Einschub von links gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt; Tinte z. T. verlau100     fen.  a A: 2100 > 2000  b A: 8 > 5  c A: 180   12 >   12   d  Unsichere Lesung.   e–e  Zahlen kaum lesbar, z. T. überschrieben, z. T. Streichungen und Tinte leicht verwischt.   y  (S.  541)–y Einschub in zwei Spalten vom rechten bis untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierungen hier eingefügt.   f–f  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1

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Bei Werthpapieren insbes.: gErleichterung internationaler Zahlungsausgleichungen  Beunruhigung der kleinen Loslösung der Bewerthung von der Güte  Händler  Irrationeller Zusammenfluß u.   u. Rentabilitätg  Allein die Absatzchance entscheidet  Wiederabfluß der Waaren. Gang der Gesetzgebung: F[ür] Werthpap[iere]: Ehrenberg, Fondssp[ekulation] u. Gesetzg[ebung]

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Eingreifen g[e]g[en] Baissespekulanten in staatl[ichen] u. staatl[ich] begünstigten Papieren Holland: Ostind[ische] Compagnie 1610 Verbot, nicht besessene Aktien zu verk[aufen] Frankr[eich]: John Law, Cie Occidentale,15 Prämiengesch[äfte] Zeitg[eschäft] verboten Amtl[iche] Makler, Börsencontrolle Engl[and] South Sea Bubbles Baisseg[eschäfte] u. Differenzregulierung verb[oten] (auf Staatsfonds interpretiert) 1733 (Barnard Act, aufgeh[oben]: 1860 von Börse nicht beachtet) Frankr[eich] Unmittelbar vor Revolution – Mirabeau g[e]g[en] Agiotage Todesstrafe auf Spekulation in Assignaten. Börsenschluß 1793 |

〈Bücher. hM[ax] W[eber].h Einl[eitung]            [??]〉 25

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Jetzige Gesetzgebung F[rankreich] Code civil 1965 (Dette du jeu u. pari keine Klage)16 – Folge 1885 (Bontoux): Verbot des Spieleinwands. Aber: trotzdem b[ei] Privatpubl[ikum]. Öst[erreich] 1875 ebenso Aber: trotzdem. b[ei] Commissionsgesch[äft]. D[eutschland] 1836. 40 Ausl[ändische] Werthpap[iere] in Berlin 1844 Aktien nur Einzahlung 1860 ausgef[ührt] Judikation: Ausschluß der realen Lief[erung] 1891 Umschwung: 〈Verw[??]〉 |:Pers[önliche]:| Verhältnisse

g–g  Reihenfolge der beiden Zeilen gemäß Max Webers Markierung geändert.   h–h Auflösung unsicher.   15  Gemeint ist die Compagnie d’Occident. 16  Max Weber zitiert aus Art.  1965 des Code Civil, Gesetz vom 10. März 1804: „La loi n’accorde aucune action pour une dette du jeu ou pour le paiement d’un pari.“ (Das Gesetz gewährt keine Klage für Spielschulden oder für die Begleichung einer Wette.)

A 248v

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 R[echts]Gefühl: Untersch[eidung] des Berufshändlers v. Publikum       B[örsen]Enq[uete]: „Verleitung“17 strafbar Terminregister g[e]g[en] Gebühr f[ür] Waaren.  (Gesetz: allgemein)18  hier ausgeschlossen bei Einwand. N[eue] E[ntwicklung] H[andels]Register – Kaufleute Andre: nur soweit voll gedeckt. |

17  Gemeint ist die Verleitung des Publikums zum Börsenspiel. Vgl. die Erläuterungen in: Weber, Ergebnisse der Börsenenquete, MWG I/5, S.  541–547. 18  Gemeint ist vermutlich §  51 des Börsengesetzentwurfs vom 1. Juni 1895, wohl noch nicht §  54 des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896, die die Einführung eines Börsenregisters für Termingeschäfte in Waren und Wertpapieren vorsahen.

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c) Börsenpolitik

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Text 1

Anhang Börsenwesen. aBegriff

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– Geschichte Funktion u. Innere Gliederung Äußere |:und rechtliche:| Organisation Geschäftsformen – insbes. Terminh[andel] Cursnotizen Emissionswesen. Allg[emeine] volksw[irtschaftliche] Würdigung.a §b 1. Begriff und Geschichte der Börsen

10 ca)

Markt α) Chance β) Bedingungen Ausgleichung Marktmeinungc

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1. Begriff. Die B[örse] e[in] Markt a) Zweck und Wesen des Marktes? „Angebot u. Nachfrage zusammenzuführen“19 – Was heißt das?d d. h. α) Erhöhung der Chance, |:überhaupt:| Abnehmer u. Abgeber in e[iner]   Waare zu finden β) sie zu |:den gesellschaftl[ich] möglichen:| günstigst mögl[ichen] Bedingungen zu finden Correlat der freien Concurrenz. hindert das absolute Chaos der Preisbildung rein nach individuellere Machtlage. Im Allg[emeinen] bei Anwesenheit der beteiligten Concurrenten Tendenz zur Ausgleichung der Preise. – Bildung der „Marktmeinung“20 Dann entspr[echend] auch der Zweck der Börse.

a–a  Zusatz am rechten oberen Blattrand.   b  Fehlt in A; § vom Editor gemäß §  2, unten, S.  551, ergänzt.   c–c  Wiederholung der Stichworte am linken Blattrand jeweils parallel zu den folgenden entsprechenden Begriffen, mit hellerer Tinte.   d  Fehlt in A; Fragezeichen vom Editor ergänzt.   e  In A doppelt unterstrichen mit hellerer Tinte.   19  Ökonomischer Allgemeinplatz; vermutlich folgt Max Weber an dieser Stelle aber Rathgen, Märkte und Messen, hier S.  1119: „Soll der Handel seine Aufgabe erfüllen, Produktion und Konsumtion auszugleichen, so bedarf er der Veranstaltung, mittels welcher Nachfrage und Angebot zusammengebracht werden. Derartige Veranstaltungen […] nennt man Märkte.“ 20  Max Weber zitiert aus Ehrenberg, Fugger II, S.  121.

A 249

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 fb)

Börse α) Personen β[)] Ständigkeit γ[)] Waarenf

b) Besondere Merkmale der Börse: – dient Zwecken des Großhandels in Massen­ artikeln α) die darauf verkehrenden Personen  Nicht die Produzenten   “ “ Consumenten sondern: Berufshändler das B[örsen]Publikum. |:Dies gemeinsam mit den Messen:| – u. zwar örtlich ansässige der Hauptsache nach. β) Die Ständigkeit – dies ebenfalls anders  〈Dies gemeinsam mit den Messen〉    als b[ei] Messen.  Dies anders als b[ei] Messen.   Keine größeren Perioden, sondern täglich      oder in sehr kurzen – wöchentlichen, bei manchen Kohlebörsen    vierzehntägige Zeiträume. γ) Die Waaren. – im G[e]g[en]satz zum gewöhnl[ichen] Markt nicht anwesende W[aaren] g[e]g[en] baar |:nach Ansicht:| sondern abwesende nach Typen (ev. Proben), also vertretbare G[e]g[en]stände Setzt best[immtes] Maß der Credit-Organisation u. Rechtssicherheit voraus Anders als die früheren Messen des M[ittel]A[lters]. |

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A 250r 2. Geschichtl[iche] Vorstadien der Börse.

   Rathgen Entst[ehung] der Märkte in Deutschland   Goldschmidt Der Geschäftsverkehr auf d[en] Champ[agne] Messen. Z. f. HR 40.21    R. Ehrenberg Makler 〈u.〉, Hosteliers u. Börse in Brügge. Z. f. HR XXX.

25

  (Näher in der theoret[ischen] N[ational]-Ö[konomie])22 gHandel

internat[ional] Träger wandernd Waaren Luxus Im Inneren kein 〈Tausch〉 Verkehr keine Concurrenzpreiseg Handel u. Markt urspr[ünglich] international – Träger der wandernde |:standortfremde:| Kaufmann G[e]g[en]stand Luxusgüter v. hohem Werth f–f Wiederholung der Stichworte am linken Blattrand jeweils parallel zu den folgenden entsprechenden Begriffen, mit hellerer Tinte.   g–g Wiederholung der Stichworte am linken Blattrand jeweils parallel zu den folgenden entsprechenden Begriffen, mit hellerer Tinte.   21  Gemeint ist: Goldschmidt, Geschäftsoperationen. 22  Verweis auf: Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, MWG III/1, S.  485– 493.

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c) Börsenpolitik

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Text 1 Im Innern der nat[ionalen] W[irtschafts]Gem[einschaft] kennt man den 〈Tausch als regelm[äßigen]〉 H[andels]Verkehr nicht. Somit Tausch, Festst[ellung] der Relation d[urch] Tradition, nicht Concurrenz. 5

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hMarkt international. Händler u. Kunden – Fernmarkt – fremde Produkte Daneben europ[äische] Marktformen: Stadtwirtschaft Binnenmarkt – (Asien nicht).   Produz[enten] u. Consumenten direkt. M[ittel]a[lterliche] Stadt: Combination.h

Schon früh mit Regelmäßigkeit des Verkehrs: Markt. Internationales Institut Schutz der Götter (Sakrosankt) Dies die eine Quelle des Marktes – Fremdenmarkt – iAusgleich der international verschiedenen Prod[uktions]Bedingungeni Tausch von Händlern an Consumenten u. Produzenten Zweitej dies Stadium der „Stadtwirtschaft“23 d. h. der Binnenmarkt auf Grund lokaler Prod[uktions]Teilung zwischen Landwirtschaft u. Gewerbe. Tausch zwischen Consumenten u. Produzenten direkt. Eliminierung der Zwischenglieder im M[ittel]A[lter] künstlich. Combination beider Märkte die m[ittel]a[lterliche] Stadt. Grundlage: lokale Prod[uktions]Teilung u. Lokalmarkt. Wegen Teilnahme an diesem der Bürger „mercator“ genannt. licencia emendi et vendendi, „Hanse“ Bürgervorrecht, Monopol. Ausschluß fremder Gewerbetreibender. – Wochenmarkt typische Form Daneben: Markt f[ür] fremde Waaren – Jahrmarkt Zu diesem sicheres Geleit |:Von:| 〈Staufern〉 Karolingerzeit bis spätem Sachsenkaiser: Marktgründung – dann Stadtgründung | Träger des |:internat[ionalen]:| H[andels]: Syrer, Griechen, Juden dann Lombarden u. Cawertschen – wandernd ansässig an Umschlagsplätzen

h–h  Wiederholung der Stichworte am linken Blattrand jeweils parallel zu den folgenden entsprechenden Begriffen, mit hellerer Tinte.   i–i  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j Lies: Zweite Quelle:   23  Gemeint ist im allgemeinen „Stadtwirtschaft“ im Sinne Karl Büchers (vgl. Einleitung, oben, S.  32); speziell folgt Max Weber hier Rathgen, Märkte und Messen, S.  1122 f.: „Die Stadt ist der dauernde Markt“.

A 250v

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Entscheidend Entwicklung: Beginn interlokaler Prod[uktions]Teilung – |:a):| auf Grundl[age] freier Arbeit (Handwerk) kb) f[ür] Massenartikel Getreide Tuch Leder – daneben: Spezereien u. Droguen Seidenstoffe.k Damit: Verlag-System Einheim[ischer] Kaufmannstand Judenverfolgungen g[e]g[en] Lombarden pp. F[ür] diesen Austausch: |:reisende:| factores der Kaufleute a) Lagerhäuser teils privat: Hostelier teils städtisch – venezian[isches] fondaco Mengen Controlle. Stapel- u. Umschlagsrechte. b) Messen. – Märkte v. Kaufleuten. unständig. Hauptp[latz]: Champagne-Messen.l A 251 〈Wandernde Kaufleute anfangs: Syrer, Griechen, Juden Träger im Karolingerreich. – Später 〈daneben〉 |:im Norden:| Lombarden und Cawertschen (v. Cahors). Allmäl[iger] Beginn e[iner] interlokalen u. internationalen Prod[uktions]Teilung, nicht mehr allein in Luxusartikeln, sondern Massenbedarf. m〈Damit: einheim[ischer] Kaufmannsstand Judenverfolgungen G[e]g[en]stand des Handels:〉m Getreide u. Tuche, 〈insbes.〉 Leder, Pelz, – daneben Spezereien Droguen Seidenstoffe. Für die Getreideversorgung meist amtl[iches] Eingreifen dag[e]g[en] die Bekleidungsartikel G[e]g[en]stand der Messen.〉

Insbes. Champagne-Messen. Florenz – Brabanter Austausch Lagny |:s[ur] M[arne]:| – Bar s[ur] A[ube] – Provins – Troyes – 6 Messen à 6 Wochen in 2 monatl[ichen] Zwischenräumen. Wesen: Freie Waarenzufuhr, Arrestfreiheit, sicheres Geleit. Zahlfristen auf der Messe, Arrestierung f[ür] diese Zahlungen. Besonderes Gericht f[ür] die Messe v. den Grafschaften Champ[agne] u. Brie bestellt k–k Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   l  In A folgen am unteren rechten Blattrand Stichworte; ediert unten, S.  549 mit textkritischer Anm.  n.   m–m  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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Text 1 3. Die Entstehung und Entwicklung der Börsen.      – R. Ehrenberg, Das Zeitalter der Fugger Band II 1896    Die B[örse] ist |:zuerst:| eine „ewige Messe“ – die das ganze Jahr dauert. nAnsässige

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Faktoren teils Einzelne teils Mehrere (Comissionäre) Gilden nach Nationen Consules Im S[üden] Ghetto-artig In den Niederlanden Freiheit.n

[A 250v]

Während urspr[ünglich] die Compagnons u. Faktoren periodisch reisten, haben später [A 251] mit intensiverem Verkehr die Geschäfte dauernd am auswärtigen Platz residierende |:eigne:| Faktoren 〈vertr[eten]〉 〈Sodann statt dieser 〈Beruf〉 |:〈statt die〉:| 〈oder〉 Comissionäre. 15

– Dies setzt entwickelte Credit- u. Rechts-Verhältnisse voraus〉

Sodann |:ausländische:| Faktoren, die mehreno Geschäften ihrer Landsleute dienten. Immer noch Ortsfremde 〈die Kaufleute, die〉 pDie

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einzelnen Nationen als Gilden organisiert, d[urch] Consules vertretenp Anfangs – so in Brügge |:13. Jahrh.:| – |:haben:| die Nationen je ihre gesonderte „Börse“, d. h. regelm[äßige] Versammlung – qbei ihren Absteigequartieren innerhalb ihrer Gilde[,]q wo dann die Makler der Einheimischen erscheinen u. gehandelt wird In den Mittelmeerplätzen diese Absteigequartiere Ghetto-artig abgesperrt – Fondaco dei Tedeschi   (cf. Simonsfeld, Der F[ondaco] dei T[edeschi]) zwecks Aufrechterhaltung des Levantehandels-Umschlages – Kein Umschlag von Fremden zu Fremden Im Norden 〈die〉 – den Niederlanden – dag[e]g[en] Freiheit der Bewegung. 〈Die Hosteliers die ältesten Lagerhalter u. Makler〉 rAufhören

des Kaufs nach Besicht. Waaren-Typen. Einbeziehung der Werthpapiere 〈Grund: Finanzen.〉r |

n–n Wiederholung der Stichworte am rechten Blattrand von Blatt A  250v im Übergang zum linken Blattrand von A  251 zu den folgenden entsprechenden Begriffen gemäß Max Webers Markierung und Pfeilen hier eingefügt.   o Lies: mehreren  p–p Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  q–q Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   r–r  Wiederholung der Stichworte vom rechten Blattrand von Blatt A  250v bis zum linken Blattrand von Blatt A  251 zum folgenden Absatz.  

[A 250v]

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 [A 251] Vorstufen der B[örse] die regelm[äßigen] Versammlungen der nationes – fremde

Kaufleute nationale Börsen der Fremden. In Antwerpen |:und Lyon:| zuerst Beginn internationaler Versammlungen mit voller Handelsfreiheit. Grund des Entstehens sa) Aufhören des Kaufs der Waaren nach Besicht u. des Transports an den Meßplatzs b) Erkenntnis der entstehenden Großstaaten von Bedeutung e[ines] starken Verkehrs f[ür] Credit-Möglichkeit. | A 252 Daraus Weiterentwicklung: a) Allmälig Zurückdrängung der fremden Kaufleute d[urch] einheim[ische] Comissionäre. Ersetzung des persönl[ichen] Verkehrs d[urch] Correspondenz. Damit Beginn der Entwicklung e[ines] am Ort ansässigen Berufshändlerstandes b) Beginn der Spekulation, insbes. der Werthpapier-Spekulation. tUrspr[ünglich] nur Wechsel-Handel. Jetzt Schuldscheine u. Aktient Diese d[urch] die Entw[icklung] der Finanzbedürfnisse der entstehenden Nationalstaaten Entwicklung: Aus der naturalw[irtschaftlichen] Deckung des Militär- u. Beamtenbedarfs zur geldwirtsch[aftlichen] Soldheere u. besoldete Beamte. Beginn der öffentlichen Verschuldung im großen Stil. Erste Folge: Aufsteigen der großen Finanzmächte: monarchische Capitalien Fugger, Welser etc. Nie wieder dagewesene Übermacht Einzelner. Aber bald von Einzelnen nicht zu bewältigen Zusammenbruch der Fugger. Die Masse muß es bringen. Angehen der Börsen in Antwerpen u. Amsterdam. Massenhafte Interessenten spekulativer Art. Erwerb zum Verkauf, nicht als Anlage. Damit Verbreitung des Marktes Militarismus schuf die Fondsbörse. – Erste: 1460 in Antwerpen (in Brügge nur Italienerb[örse)] Verbreitung im 17. Jahrh. nach Amsterdam 〈u.〉, London, Hamburg 18tes [”] nach Paris – B[örsen]O[rdnung] v. 1724.u v– Berlin B[örsen]O[rdnung] v. 1739w v       19tes [”] die übrigen großen Börsen.

s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer und Markierung hier eingefügt.   t–t  Einschub der Textzeile mit hellerer Tinte.   u Tintenfleck in A; Ziffer verschmiert.   v–v Ergänzung neben der folgenden Zeile; vom Editor aus sachlichen Gründen hier vorangestellt.   w  Tintenfleck in A; Ziffer verschmiert.  

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Text 1 xDie Comissionäre beginnen zu überwiegen        Beginn monopolist[ischer] Bestrebungen. Versch[iedenes] Verhalten der einzelnen Staaten g[e]g[en] die Börsex Exclusive Händler-Vereine. London 8 £ Entrée 1760. |

5

§  2. |:Innere Gliederung u. äußere Organisation der Börsen:| 〈Funktion u. Organisation〉 〈|:innere Gliederung:|〉 〈der Börsen〉

Innerey Gliederung des B[örsen]Personals: 〈Grundlage: a) Händler〉 10

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1. Berufshändler die einzigen ständigen Natürl[iches] Monopol – Marktkenntnis Deshalb auch[,] wo freier Zutritt, thatsächl[ich] ziemlich geschlossener Kreis e[ine] natürl[iche] Zunft Daher oft auch in der Verfassung als Zunft constituiert      〈b) Form des Verkehrs.〉 2. An der Börse Zusammenfluß v. Angebot u. Nachfrage, die außerhalb der B[örse] ihren Grund haben. Die B[örse] Zwischen-Instanz – 〈Organ des distributiven Handels〉 leitet Papiere aus d[er] Hand des Schuldners in die des Capitalisten [”] Getreide pp. v. Produzenten z[um] Consumenten

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〈Organ des Handels〉

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Daher: Vermittler die ältesten ständigen Figuren der Börse. Insbes. zwei: Makler u. Comissionäre. Begriff: Makler der Verm[ittler] 〈zwischen〉 auf der Börse    zwischen anwesenden Händlern Commissionär der Verm[ittler] zw[ischen] Außenstehenden u. der Börse. zLevy

v. Halle Der freie H[andels]Makler in Hamburg [” ] in Bremen 1892 Schmoller24 Ring Der Makler-Gesetzentwurfz 30

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1. Der Makler – sehr früh notwendig geworden. Aber: Urspr[ünglich] zu verkehrspolizeil[ichen] Zwecken gebraucht so in Venedig an den niederl[ändischen] B[örsen] losgelöst aus Identität mit Hostelier Von der |:B[örsen]:|Zunft benutzt zur Gleichstellung der Chancen aller Händler

x–x Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   y  In A geht voraus: A.; Ziffer vom Editor gestrichen, da eine Fortführung mit B etc. fehlt.   z–z  Zusatz am linken unteren Blattrand parallel zum folgenden Absatz.   24  Die beiden Aufsätze von Levy v. Halle erschienen 1892 und 1893 in Schmollers Jahrbuch.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1

A 254

A 255

u. der Rechtlichkeit des V[erkehrs] keine eigenen Geschäfte kein o[??]a Urkundenzwang: Buchführung Schlußnote. Bloßer uninteressierter Vermittler – erhält Courtage | Auf diesen Reminiszenzen der M[akler] des d[eutschen] HGB Aber: nicht zu halten. Entwicklung:b a) Möglich nur an kleinen Plätzen bei ruhigem Verkehr   u. bekanntem Publikum   bloße Vermittlung – M[akler] führt Parteien zusammen b) mit steigendem V[erkehr] wird Zeit kostbar.   Partei will wissen, woran sie ist, bezügl[ich] Preises.  Daher Garantie des Zustandek[ommens] v. Makler verlangt   „Preisgarantierender“ Makler   Abschluß unter Vorbehalt der „Aufgabe“   Aufg[abe]-Makler   Wenn Aufg[abe] nichtc conveniert  haftet er mit Courtage oder    wenn Preis nicht zu erlangen  Deckung    oft schon: Initiative ddes Maklersd – vorgehender Makler c) mit steigendem Publikum wird Creditwürdigkeit unbekannt.   Damit „Aufgabe“ unmöglich.   M[akler] trägt Risiko – will Gewinnchance.   läßt Aufgabe anonym – Propermakler  haftet juristisch allein.   Trägt Risiko – hat Gewinnchance   erhält keine Courtage mehr.   〈Warum no[ch]〉 Häufige Gestaltung: nennt doppelten Preis    auf Anfrage – deklariert Gewinn   Kunst dann: so zu stellen, daß er alles „glatt stellt“ Warum noch Makler? wegen Geschäftsmaxime der Glattstellung}  er spekuliert nicht.  ökonomisch vermittelt   er handelt nicht nach auswärts.  er nur 〈Aber〉 Dies zuf[olge] natürl[icher] Arbeitsteilung Aber: Grenzen jurist[isch] u. fakt[isch] flüssig.   Nicht mehr aufrecht zu erhalten. | Folgen: Bedürfnis nach Capitalkraft. Nur capitalstarke M[akler] sind Properm[akler] die minder starken Aufgabem[akler] Wo kein eignes C[apital] – Maklerbank als Rückhalt Garantiert Geschäft, das aufgegeben – ist „Aufgabe“ nimmt Courtage-Anteil.

a  Unsichere Lesung.    b Am linken Blattrand.    c In A kräftig unterstrichen.   d–d A: dem Makler  

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Text 1

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2. Comissionär – ähnlich Ursprung: aus Commende – unsteter Kaufmann. R[echts]Stellung: nach außen allein. – Gewinn z[u] treuer Hand. Gewinn-Anteil. Daraus abgespalten: Commandite Commission  formell allein berechtigt u. verpflichtet C[ommission]är führt aus, haftet f[ür] Sorgfalt,  alles Risiko dem C[ommitt]enten  aller Gewinn ihm (Ausrichtungspflicht)   legt Rechnung Moderner B[ankier] e[in] Commissionär: a) Kunde will nur mit ihm zu thun haben b) C[ommission]är kann u. will nicht speziell Rechnung legen Massen-Aufträge Posten-Combination – Eigne Vorräthe Einfluß auf Preis nicht immer so zu erledigen – nicht zu einem Curse Daher: |:(wie Makler):| Anonymität des Dritten – Folge: eigne Haftung g[e]g[en] Kaution – Ausf[ührung] zum Börsencurse Folge Recht des Selbsteintritts – Ausf[ührung] z[um] Börsencurse. Fiktion: Damit Interesse gewahrt. | e[Äußeref

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Organisation und Börsenpersonal nach den Bestimmungen des    Börsengesetzes vom 22.  Juni  1896]e

g[1. Äußere

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Organisation der Börse]g Möglichkeit des Streiks? Rechtl[ich] Begriff der Börse nicht festgestellt. Keine formalen Kennzeichen Ökonomische Konz[entration]. Vers[ammlung] v. Kaufl[euten] z[um] Abschluß von Kaufgeschäften über Massenartikel mit fakt[isch] ökonomischer Marktbildung Also: die fr[eie] V[ersammlung] betroffen.

e–e  Überschrift fehlt in A; vom Editor sinngemäß ergänzt; vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  529 mit Anm.  11.   f  Das Blatt ist am oberen rechten Blattrand von Max Weber mit 3 paginiert. Die Blätter 1 und 2 fehlen im Archivkonvolut und dürften verloren sein. In A geht ein unfoliiertes Leerblatt voraus, das mit einem gleichfalls unfoliierten Schlußblatt einen Mantelbogen für Blatt A  256–A  259 bildet und als Heft gebunden ist. Vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  529.   g–g Überschrift fehlt in A; vom Editor ergänzt; vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  529 mit Anm.  11.  

A 256r (3)

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Dag[e]g[en]: fr[eie] V[ersammlung] auf Boden des Vereinsrechts Aber: Nach Art.  4 Z[iffer] 16 Reichsverf[assung] geregelt.25 Frage ökonomisch. Freier Verein deshalb doch Börsen. Folgen: E[rrichtung] v. B[örsen] n[ach] Bedarf? cf. §  126 Darf ihnh schließen. (das[elbst])

5

〈Muß sie ihn schließen?〉

Darf Anordnung über Geschäftsverkehr treffen. Muß B[örsen]Ordnung verlangen Muß Staatscommissar bestellen. Was soll sein? Freier Markt 2. 〈Makler〉 B[örsen]Funktionäre. „Coursmakler“ statt v[ereidigte] Makler vereidigt v. Landesreg[ierung] bestellt Maklerkammer mit Vorschlagsrecht Stellung: Privileg: Nur d[urch] sie geschaffene Geschäfte müssen berücks[ichtigt] werden §  31 andere können. Pflichten: Selbständigkeit. (nicht Prokurist, Commanditist, Gewerbe) Buchführung wie H[andels]Makler. Schlußnotenzwang Eigene Gesch[äfte] nur zur Ausführung. | A 256v 3. Comissionär. Selbsteintritt §  71 gestattet. iMuß (§  74) ausdrückl[ich] erklärt werden darf nicht über den Tag der Ausf[ührungs]-Anzeige geschoben werdeni Bestimmungen über den zu berechnenden Curs absolutes Recht    Diese s.  u.27 Aber: nicht formal. Stets Pflicht der Interessen-Wahrnehmung Mangels Beziehung stets Haftung.j

h  Lies: den freien Verein  i–i Einschub von der Blattmitte bis zum rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   j  In A folgen ein Trennstrich und Stichworte zu §  3, unten, S.  555 mit textkritischer Anm.  m.   25  Art.  4 Ziffer 16 der Reichsverfassung von 1871 bestimmt, daß Presse- und Vereinswesen dem Reich und der Gesetzgebung desselben unterliegen. 26  Die Paragraphenangaben beziehen sich hier und im Folgenden auf das Börsengesetz vom 22. Juni 1896. 27  Laut Gliederung, oben, S.  545, textkritische Anm.  a, plante Max Weber Ausführungen über die „Cursnotizen“, die er jedoch nicht mehr ausführte.

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Text 1

§  3.k Verkehrs- u. Geschäftsformen der Börse

A 257

    〈Fuchs, Waaren-T[ermin]h[andel]〉l

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m§  3. Verkehrsformen

[A 256v]

〈1.〉n

[A 257]

der Börse. 1. Art des Gesch[äfts]abschlusses Ambulant Call Knäuel Maklerschrankenm |

1. Hergang des Verkehrs im Allgemeinen b[eim] Markte. – Hauptfunktionär Makler. Anfangs ambulant. Großer Verkehr, Proper-Makler steht. Damit Centrum des V[erkehrs] – Märkte f[ür] die einzelnen Objekte. Zeitersparnis – Rufen. B[??]ungo. Bes. bei Spekulation: Vermehrung der Chancen, Contrahenten zu finden Deshalb: typische Form des H[andels] Typ[isch] Quanta – Qualität – Bedingungen – 〈Termin〉   Auf dieser Unterlage dann:   g[e]g[en]seitiges sich ansteigern – Knäuel   organisiert im public call | 2. Geschäftsformen Cassag[eschäft] |:Lokog[eschäft]:| – Zeitg[eschäft] Gemeinsam beiden: – s. Aufg[abe] Zug um Zug. Nicht cessibel erfüllbar d[urch] u. an Dritte – f[ür] Rechnung u. Gefahr des Auftragg[ebers] Erfüllungszeitpunktp Verzug – 〈Mahnung bei Cassag[eschäft] ohne Mahnung bei Zeitg[eschäft] auf bestimmten Tag – bei vielen Zeitg[eschäften]                      „Anleitung“ oder ähnliches.〉

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Folge: anderweite Deckung „Zwangsregulierung“ real[isiert] anderweitig durch Zw[angs]Verkauf Fiktiv: – cf. Selbsteintritt – Differenz zw[ischen] Contraktspreis u. Durchschnittsnotierung     d[urch] Sachverständige entschieden

k  Fehlt in A; §  3. vom Editor ergänzt gemäß §  2., oben S.  551, und der Angabe §  3, unten, mit textkritischer Anm.  m.   l  In A folgt ein Leerraum; ev. um Literaturhinweise zu ergänzen.  m–m  Stichworte zu §  3 von Blatt A  256v hier eingefügt.   n  In A folgt ein Leerraum.  o  Unsichere Lesung.   p  Am linken Blattrand.  

A 258

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Lieferbarkeit Unterschied:q Cassag[eschäft] sofort fällig – Zeitg[eschäft] Zukunftstermin rentweder fix. E[rfüllung] best[immter] Tag oder 〈auf Ankündigung〉 d[urch] Kündigung    des Käufers: täglich    des Verkäufers: auf Ank[ündigung] als „fix u. täglich“ spätestens – frühestensr Verzugsvoraussetzungen: Mahnung – keine Mahnung bei best[immtem] Termin Ankündigung u. best[immter] [Termin] Voraussetzungen:

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〈bei Cassag[eschäft] sofortige Fälli[gkeit]〉

bei Cassag[eschäft] Nachfrist   wenn vergebl[ich] Zwangsregul[ierung]   oder Rücktritt vom Vertrage bei Zeitg[eschäft] nachträgl[iche] Erfüllung bes. zu verlangen kein Rücktrittsrecht. Wenn Zwangsreg[ulierung] sofort Anzeige. |

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A 259 3. Die herkömml[ichen] |:Haupt:|Formen d[es] d[eutschen] Termingeschäfts

f[ür] Effekten – Produkte – Fakt[isch] vorherrschende Geschäftstypen Effekten: H[andel] per ultimo fix Prod[ukte]:  H[andel] auf Ankündigung innerhalb e[ines] Monats- (früher Zwei-Monats-)Termins Art der Abwicklung:      d[urch] Überweisung (massenhafter Abschluß)  Form:s  Kündigungsschein, filiumt      Dieser im Umlaufe – uKündigungsgrund täglich.u Differenzausgleich       Dies bei Produkten in Deutschland u. N[ord]Amerika, überh[aupt] meist v– kurze Umlaufsfrist des K[ündigungs]Scheins   wer ihn behält[,] ist schwarzer Peter   Abnahme: entw[eder] vorher geprüft Receipt            oder nachträgl[ich]            Sachverst[ändigen]Commiss[ion]v bei Effekten in London. q  Wort vom Textrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   r–r  Einschub am linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   s  In A geht der Zusatz am linken Blattrand voraus: 10 St[ück] / A B C D E  t A: filium –; Gedankenstrich vom Editor gestrichen, da die beiden folgenden Worte gemäß Max Webers geschweifter Klammer in die folgende Zeile verschoben wurden, vgl. unten, textkritische Anm.  u.   u–u Einschub gemäß Max Webers geschweifter Klammer aus der vorigen Zeile hierher verschoben.  v–v  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  

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c) Börsenpolitik

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Text 1

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     sonst: bei Eff[ekten] Liquidationsverein simultan Erledigung Aller Scontrobogen – Liq[uidations]Curs. letzter Mann.       Also: Diff[erenz]Ausgleich kein Beweis f[ür] Unreellität Unsinn: Wettvertrag. Die Abwicklung ist      entweder definitive Abw[icklung] der Spek[ulation] d[urch] Gegengeschäft       oder Prolongation – Reportgeschäft Aufg[abe] v. Capitalisten[,] der abnimmt u. zurückliefert Spekulant hofft Cursänderung Capitalist sucht Anlage: Zinsentgelt. Je nach Andrang versch[ieden] hoch. wEffekten28 A–B  Nom[inell] W[ertpapier] 100 – z[u] 4%. p[er] u[ltimo] April  Prol[ongations]Z[ins]f[uß] 6 [%] 10 St[ück] à 210  Liq[uidations]Curs 200 —C leiht 〈zu Nov[ember]〉 2000 g[e]g[en] Stücke – 120 M Zinsen per St[ück] 120 M. erh[ält] Stückz[insen] 4% v. 100 = 4 M.w |

w–w  Zusatz am linken und unteren Blattrand.   28  Verständlicher als im folgenden Zahlenbeispiel hat Max Weber die Kette von Käufen und Verkäufen erläutert in: Weber, Ergebnisse der Börsenenquete, MWG I/5, S.  502–506, und in: Weber, Börse II, ebd., S.  636–639. Ähnlich, oben, S.  541 f. mit textkritischen Anm.  x und y.

4. [Buch] Verkehrspolitik d) Unternehmungsformen Editorische Vorbemerkung Über die dem 4. Buch, Abschnitt d) der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

A  260

561

  Organisation des Verkehrs

A  261r

561

  2. Die modernen Unternehmungsformen

A  261r/v

561

   Die Rechtsformen der Gesellschaftsbetriebe

A  262r

562

   Statistik der Aktiengesellschaft für Deutschland

A  263 A  262v

563

    Art der Funktionen der Aktienformen

A  264

565

   Gang der Gründungsthätigkeit

A  265r

566

   Spezialform für Bergwerke: Gewerkschaft

A  265v

567

   Genossenschaftliche Unternehmungsformen

A  266r

567

    Produktivgenossenschaft

A  266r

567

   Öffentliche Unternehmungen

A  266v

569

  Organisation des Verkehrs

A  271

570

  §  15. Die Kartelle

A  271

570

   1. Rechtslage

A  271

570

   2. Ökonomische Würdigung

A  271

570

   [Literatur]

A  276v

571

4. [Buch] Verkehrspolitik d) Unternehmungsformen [Deckblatt]

Die dem Abschnitt d) des 4. Buches zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, bestehen aus dem mit Faden gebundenen Heftchen Blatt A  260–A  266 sowie den Einzelblättern A  271 und A  276v. Blatt A  271, das Ausfüh-

Editorische Vorbemerkung zu d)

559

rungen zu den Kartellen enthält, ist im Archivkonvolut irrtümlich zwischen den Blättern A  268–A  270 zur „Versicherungspolitik“ und den Blättern A  272–A  276 „Verkehrsmittel. §  16. Das Transportmittelwesen“ eingebunden. Daß Weber die Kartelle aber im Abschnitt „Unternehmungsformen“ behandelt haben wollte, geht aus der Überschrift „Organisation des Verkehrs“1 und einer Gliederungsnotiz in §  11 der Gewerbepolitik hervor.2 Die auf der Rückseite des Blattes A  276 notierte Forschungsliteratur zum Kartellwesen ergänzt Webers Ausführungen und gehört gleichfalls in den Abschnitt d) des 4. Buches. Alle Blätter lassen sich aufgrund formaler und inhaltlicher Kriterien einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Text 1 beginnt mit Blatt A  260, das einen Mantelbogen mit der Überschrift „4. Verkehrspolitik d)  Unternehmungsformen“ bildet. Blatt A  261r ist oben mittig beschrieben mit „Organisation des Verkehrs“ und eine Zeile darunter, ebenfalls mittig, mit der unterstrichenen Überschrift „2. §  Die modernen Unternehmungsformen“, wobei nach dem Paragraphenzeichen Platz für eine Ziffer gelassen wurde. Die Titelei deutet auf eine ältere Gliederung der Verkehrspolitik hin,3 die mit „§  13. Die Organisation des Verkehrs. 1. Die Börsen“ (A  237) begann4 und nach den „Unternehmungsformen“ mit „Organisation des Verkehrs §  15. Die Kartelle“ fortgesetzt wurde. Vermutlich wäre damals also eine „14“ in der Leerstelle hinter dem §-Zeichen einzutragen gewesen. Die Notizen auf Blatt A  261r, A  264 und A  266r5 weisen starke Bearbeitungsspuren auf. Alle Blätter, ausgenommen Blatt A  264 und A  271, sind auch auf der Rückseite beschrieben und alle außer A  271 stark vergilbt. Kaum von Korrekturen gezeichnet und wie eine nachträgliche Reinschrift wirkt A  265r/v.6 Für letzteres spräche, daß Weber sich bei der Behandlung neuer Gesellschaftsformen, etwa das 1892 erlassene GmbH-Gesetz, vermutlich auch auf Rosenthal, Gesellschaften, stützt, einen Artikel aus dem erst Ende 1895 erschienenen 1. Supplementband des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“.7 Die Ausführungen über die genossenschaftlichen Unternehmungsformen (A  266r)8 hatte Weber offenbar zunächst in §  12 der Gewerbepolitik ansiedeln wollen. Das belegt der erst von ihm vorgesehene und dann wieder gestrichene Titel „§  12 Kleingewerbe und gewerbliche Genossenschaften in Deutschland“.9 Es existieren zudem gewisse Überschneidungen mit Ausführungen Webers zu den gewerblichen Genossen1  Vgl. unten, S.  570. 2  Vgl. unten, S.  610, Anm.  7. 3  Vgl. Editorische Vorbemerkung zu Buch 4 a), oben, S.  495, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  87 f. 4  Vgl. Editorische Vorbemerkung zu Buch 4 c), oben, S.  531. 5  Vgl. unten, S.  561 f., 565 f. und 567–569. 6  Vgl. unten, S.  566 f. 7  Da Weber zu diesem Band selber einen Beitrag („Börsenwesen“) geliefert hatte, dürfte ihm Rosenthals Mitarbeit bekannt gewesen sein. Nicht auszuschließen, daß Weber eine Gelegenheit nutzte, um dessen Artikel vorab zu studieren. 8  Vgl. unten, S.  567–569. 9  Vgl. unten, S.  618. Eine später in §  11 eingefügte Gliederungsskizze weist die Genossenschaften dem Abschnitt Unternehmungsformen in der Verkehrspolitik zu; vgl. unten, S.  610.

560

4. Buch: Verkehrspolitik

schaften und den darüber divergierenden Auffassungen darüber zwischen Hermann Schulze-Delitzsch und Ferdinand Lassalle in Webers Spezialvorlesung zur „Arbeiterfrage“ im Sommer 1895.10 Das aus A  266r dargebotene statistische Material zum Genossenschaftswesen findet sich allerdings nicht in Webers Vorlesung zur „Arbeiterfrage“, sondern nur in der „Praktischen Nationalökonomie“. Es stammt aus: Crüger, Produktivgenossenschaft (1893). Unabhängig von der Papierqualität (vergilbt oder nicht vergilbt) sind alle Blätter der Freiburger Zeit zuzuordnen. Die benutzte Literatur und die berichteten Daten weisen – abgesehen von der oben erwähnten Ausnahme auf Blatt A  265r/v – nicht über das Jahr 1893 hinaus. Möglicherweise hat Weber sogar auf Unterlagen aus seiner Berliner Lehrtätigkeit bis zum Sommersemester 1894 als Handelsrechtler11 zurückgreifen können. So etwa für das Blatt A  262r: „Die Rechtsformen der Gesellschaftsbetriebe“.12 Die Angaben zur Statistik der Aktiengesellschaften (A  263, A  265r)13 stammen, sofern nicht Band 1 der 1. Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ entnommen,14 aus der schon aus Berliner Zeiten, als Weber für Goldschmidts „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“ über die Ergebnisse der Börsenenquete berichtete, wohlbekannten Statistischen Anlage der Kommission.15 Auch bei der auf der Rückseite des Blattes A  27616 notierten Forschungsliteratur zum Kartellwesen handelt es sich durchweg um Literatur, die auch schon im Sommer 1895 vorlag. Dagegen ist die bei Weber abgelegte und 1897 publizierte Dissertation Robert Liefmanns, Unternehmerverbände, noch nicht erwähnt.

10  Vgl. unten, S.  568, sowie die Vorlesungsnachschrift vom Sommersemester 1895, in: MWG III/4, S.  296–302. 11  Vgl. die Übersicht über die Berliner Lehrveranstaltungen Max Webers in: MWG III/1, S.  53 f. 12  Vgl. unten, S.  562. 13  Vgl. unten, S.  563 f. mit den Anm.  2 bis 5, sowie S.  566 mit den Anm.  7 und 8. 14  Gemeint sind: v. d. Borght: Statistik der Aktiengesellschaften; v. d. Borght, Bedeutung der Aktiengesellschaften. 15  Gemeint sind hier: Wilhelm Christians, Statistik, sowie Theodor Hergenhahn, Statistik der Aktiengesellschaften. Zu Webers Beiträgen für Goldschmidts Zeitschrift vgl. Einleitung, oben, S.  65. 16  Vgl. unten, S.  571.

d) Unternehmungsformen

561

Text 1

4. Verkehrspolitik

A 260

d) Unternehmungsformen | |:Organisation des Verkehrs:| 2. §a Die |:modernen:| Unternehmungsformen 5 bUnternehmung

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35

im |:weitesten:| ökonom[ischen] Sinn: privatwirtsch[aftliche] Organisation der |:verkehrsw[irtschaftlichen]:| Bedarfsbefr[iedigung] Planv[olle] Verw[endung] v. Capital u. 〈„U[nternehmung]“ der wirt[schaftlichen]〉 Arbeit Kann sein: genossenschaftl[ich] öffentl[ich] (Städte) Einzel-U[nternehmung]. Diese histor[isches] Produkt der Sprengung des regul[ierten] Verkehrs d[urch] Volks- u. Weltw[irtschaft] Zuerst Handel, dann Produktion c|:G[e]g[en]satz |:a):| gemeinw[irtschaftlich] regulierte V[olks]W[irtschaft]   regulierter Verkehr:|b |:b) Versorgung der Consumenten als Kunden:|c Einzelunternehmung – gesellsch[aftliche] Unternehmung d[urch] Bet[eiligung] der Arbeitskraft u. des Kapitals mehrerer Entsch[eidend] f[ür] die Untern[ehmungs]F[ormen] zweierlei: 1. die Creditbasis – wo u. was haftet 2. die Art 〈der Negotiabilität〉 der Beteiligung. – Art der Beschaffung des Capitals   Art der Übertragbarkeit der Anteile. Arten der Creditbasis Im M[ittel]A[lter] zweierlei Formen der Unternehmung 1. die Commenda – überseeische |:Handels-:|Unternehmung d[urch] |:marktkundigen:| Geschäftsführer hier haftet das commendierte Gut 2. die „offene“ Gesellsch[aft], Firmengesellsch[aft] Form der Gewerbe-Unternehmung Hier haftet die Hausgemeinschaft (aus dieser) dann der mitarbeitende Genosse endlich: wer als socius hinter der Firma steht. a  In A folgt ein Spatium für die (nicht erfolgte) §-Bezifferung.   b–b  Einschub vom oberen linken Blattrand bis zur Mitte des Blattrandes mit dunklerer Tinte gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   c–c  Einfügung mit hellerer Tinte; die Einfügung von a) jedoch mit derselben dunklen Tinte wie die folgende Einfügung des Punktes b) Versorgung der […] Kunden.  

A 261r

562

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Dazu trat: Aktienges[ellschaft] –  |:zuerst:| Form der Beschaffung v.   Capital d[urch] öffentl[iche] Verbände.   dDabei wenig unterschieden:   Dividendenanspruch mit Risikoteilnahme   Zinsanspruch ohne R[isiko]Teiln[ahme]d dann zu Colonisationszwecken (Cypern, Ostindien pp.) eNunmehr Gestaltung: die Gesellschaft als |:collektive:| Person die Aktionäre Anteilhaber daneben weitere Capitalbeschaffung ohne Anteil u. Risikoe fVermischung der versch[iedenen] Formen: öff[entliche] Registerführung f[ür] Gesellschaften behufs Deklaration der rechtl[ichen] Grundlagef Allg[emeine] Grundlage der Creditbasis heute bei gesellsch[aftlichen] Unter­ nehmungen G[e]g[en]satz des engl[ischen] u. deutschen Rechts Im engl[ischen] R[echt]: Haftung jedes Partners Die Registrierung (c[om]p[any] limited)   bedeutet: Vorsicht. Im deutschen R[echt]: Keine Haftung. Nur die registrierten Ges[ellschaften] anders |

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A 261v Einzeluntern[ehmung]g

   Produkt des Bedarfs nach Organisatoren der V[olks]W[irtschaft] | A 262r Die Rechtsformen der Gesellschaftsbetriebe

G[e]g[en]satz der individualist[ischen] u. collektivist[ischen] Gesellschaftsformen     Offene H[andels]Ges[ellschaft]   einerseits     Commandite  Persönl[iche] Haftung mindestens Eines mit vollem Vermögen hb[ei] Comm[anditist] beschr[änkt] auf Einlageh Kleben am Individuum. Kein Wechsel der Anteilhaber Daher Formen, in denen die Berufshändler s[ich] assoziieren d[a]g[e]g[en] die collektivist[ische]: heute: Ausschluß pers[önlicher] Haftung Übertragbarkeit der Anteilrechte deshalb Form der Beteiligung des anlagesuchenden Publ[ikums] an den Unternehmungen

d–d  Einschub vom linken Blattrand gemäß korrigierter Markierung Max Webers hier eingefügt.  e–e  Einschub vom linken Blattrand gemäß Markierung Max Webers hier eingefügt.  f–f Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   g Am linken Blattrand.   h–h Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

25

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35

d) Unternehmungsformen

563

Text 1 Wicht[igste] Form: Aktienges[ellschaft] Daneben: Comm[anditgesellschaft] auf Aktien Ges[ellschaft] m[it] b[eschränkter] Haftung. 5

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Akt[ien]Ges[ellschaft]. iGes[ellschaft], bei welcher Beteiligung nur d[urch] Einlage g[e]g[en] Dividende (nur capitalistisch) g[e]g[en] Urkundenausgabe erfolgt ohne persönl[iche] Haftung als Creditbasis nur (regelm[äßig]) das sog. „Grundcapital“ gebunden (d[urch] Bilanzvorschriften) darf nicht ausbezahlt werdeni Privilegien ad hoc bis Mitte des Jahrh. Eisenbahnbau. Preuß[ische] Ges[ellschaft] v. 1838 H.G.B. seit 1861 in Preußen Landesgenehmigung blieb bestehen Aber daneben gestellt: Akt[ien]Comm[andit]Gesellschaft. jPersönl[ich] haftende Ges[ellschaft]j Diese vielfach freigegeben. Daher: Strohmänner als persönl[ich] Haftende. Aktiennovelle v. 1870 Allg[emeine] Freigabe der Gründung. Ausdehnung auch außerhalb des „Handels“ Rückschlag 1884k: „Verekelung“1 der Akt[ien]Ges[ellschaft] |l Statistik der Akt[ien]Ges[ellschaft] für D[eutschland] Deutschland: 2985m

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Ges[ellschaften] 〈1886/7〉 1892 |:5,6:| 〈4876〉2 Mill|:iarden:| Akt[ien]Cap[ital] – g[e]g[en] Anteile. |:Dies das versprochene Capital. Fragl[ich] wieviel         eingezahlt:| 1886/7: 4876 |:Cap[ital]Anteile:| 867 [Mill.] Obl[igationen]Cap[ital] – g[e]g[en] Zinsen Gewinn bei 1616 Ges[ellschaften] 330 Mill. Verlust “ 313 “ 45 “ Capitalgröße: Über 10 Mill.: 74 Ges[ellschaften] Unter 100 000 221 “ Schwerpunkt der Zahl um 1 Million herum.

i–i  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.  j–j  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  k  Sofortkorrektur in A: 1880 > 1884  l  In A folgt A  262v, unten, S.  564 mit textkritischer Anm.  p.   m  Überarbeitungskorrektur durch Überschreibung in A: 2143 > 2985   1  Anspielung auf die Wirkung der Aktienrechtsnovelle von 1884, mit der den Gründungsmißbräuchen in den Gründerjahren 1871–73 entgegengewirkt werden sollte. 2  Diese und die folgenden zum Teil gestrichenen Angaben zum Jahr 1886/7 zitiert Max Weber aus: v. d. Borght, Statistik der Aktiengesellschaften, S.  131. Die überarbeiteten Angaben zum Jahr 1892 übernimmt Max Weber von Christians, Statistik, S.  267.

A 263

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Schwerpunkt der Thätigkeit: früher: Banken noch jetzt 209 Ges[ellschaften] mit 1600n Mill. M.3 Vers[icherungs]Ges[ellschaften] (kleines Capital: 84o Mill. eingezahlt, 400 versprochen)    sodann: Verkehrswesen: 154 mit 800 Mill.4 bes. Eisenbahnen. Hier stark reduziert d[urch] Staat. abnehmend     Sonst: |:über 100 Mill. Akt[ien]Cap[ital]:|5    Bergwerke: 683 Mill.    Metallindustrie 191    Zuckerfabrik 131    Brauereien 202     Terrainspekulation u. Bau 126    Chemische 131     Textil 229 Also: der capitalintensive Großbetrieb auf industriellem Gebiet daneben: 〈u.〉 die Ausnutzung des Wohnbedarfs (Grundrentenspekulation) die Bergwerke pGesunde Form: bei allen Großbetrieben mit starkem stehendem Capital u. A 262v typischer Geschäftsgebahrung qHier teilw[eise] aber: Staatsbetrieb ebenbürtigq Unmöglich: bei Überwiegen des Arbeitsfaktors u. des umlaufenden Capitals, ebenso bei Spekulations- u. Conjunktur-Unternehmungen mangelhaft: bei Betrieben mit naturgemäß wechselndem Capital So Bergwerke: hierfür Form der Gewerkschaft Colonialges[ellschaft]. ungesund: bei Betrieben, die kein großes Capital erfordern.p |

n  Überarbeitungskorrektur durch Überschreibung in A: 1300 > 1600  o Sofortkorrektur in A: 46 > 84  p–p  Einschub von Blatt A  262v gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  q–q  Einschub vom linken Textrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   3  Max Weber zitiert diese Angaben mit den für ihn charakteristischen Auf- und Abrundungen aus zwei Tabellen bei v. d. Borght, Statistik der Aktiengesellschaften, S.  130 und 131, für die Jahre 1883 bzw. 1886/7. Danach hatten 1883 209 Banken ein Aktienkapital von 1360,2 Mill. M., im Jahr 1886/7 hatten 248 Banken ein Aktienkapital von 1598,0 Mill. M. Vgl. auch die Überarbeitungskorrekturen in den textkritischen Anmerkungen n und o. 4  Gemeint sind hier: 154 Verkehrsgesellschaften mit einem eingezahlten Kapital von insgesamt rund 800 Mio. Mark im Berichtsjahr 1883. Angaben zitiert nach v. d. Borght, Statistik der Aktiengesellschaften, S.  130. 5  Alle folgenden Angaben nach v. d. Borght, ebd., S.  131, sind bei Max Weber um die Nachkommastelle nach unten gerundet.

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d) Unternehmungsformen

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Text 1 |:Art der Funktionen:| 〈Vorgänge〉 der Aktienformen: rv. d. Borght

Statist[ische] Studien über die Bewährung der Akt[ien-] Ges[ellschaft] 1883 Glagau Der B[örsen-] u. Gr[ündungs]Schwindel in D[eutschland] L[ei]pz[ig] [18]766 Perrot Der Bank-, Börsen- u. Aktienschwindelr

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1. Zusammensetzung kleinerer Capitalien z[um] Zweck produkt[iver] Verwendung F[ür] größere Unternehmungen gradezu unentbehrl[iche] Form. sAndererseits: Dadurch leichte Möglichkeit der 〈Schaffung〉 |:Bildung u. Vergrößerung:| v. Unternehmungen Leichtigkeit, die Capitalien zu misleiten. Überproduktion erleichtert Unnötige Vergrößerung des Capitals provoziert D[a]g[e]g[en] geringere Versabilität im Betrieb[,] weil Capital festgelegts 2. Möglichkeit der Vermarktung capitalloser Intelligenz auch auf privatwirtsch[aftlichem] Interessengebiet Mangel der persönl[ichen] Abhängigkeit des capitallos Leitenden Unpersönlichkeit der Herrschaft des Besitzes über die Intelligenz über die Arbeit tAndererseits: Büreaukratischer Charakter der Verwaltung. Das Eigeninteresse im eigentl[ichen] Sinn fällt weg, das Interesse des Leiters collidiert u[nter] Umst[änden] mit dem des Unternehmenst 3. Positive Wirkung (ähnlich der vollen Durchführung maschineller Technik) Relative Stetigkeit der Unternehmung u. des festgelegten Capitals dies auch im Interesse der Arbeiter Relative Publicität der Gebahrung u〈Es

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hat am Gang des Untern[ehmens] allzu〉u

4. Trennung des Besitzes vom Betrieb. Fehlen des Eigeninteresses auch b[ei] Aktionär Absatzfähigkeit der Aktien das Wesentliche Dies insbes. in Epochen epidemischer Spielsucht Begrenzung des Risikos, Kleinheit der Einzahlungen verlockend Es hat am Gang des Untern[ehmens] überhaupt Niemand ein Interesse.

r–r  Zusatz am rechten oberen Blattrand gemäß Max Webers eckiger Klammer hier ein­ gefügt.  s–s  Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  t–t  Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   u–u Gestrichener Zusatz am linken Blattrand parallel zur folgenden Zeile.   6  Das Werk erschien 1877. Der erste Band: Glagau, Otto, Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin. – Leipzig: Paul Frohberg, war 1876 erschienen.

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Dies insbes. bei Gründungen hervortretend Hier nur bei Ges[ellschaften] größten Stils dauerndes Interesse an Dauerhaftigk[eit] der Unternehmung Sonst stets nur: Möglichk[eit] der Verwerthung des Unternehmens,        Absatzfähigk[eit] der Aktien mit Gewinn. Deshalb insbes.: Übernahme von Unternehmungen unter Überzahlung        Schaffung rein fiktiver Werthe        Ergebnis: Vermögensverschiebung        Grund: Spielsucht u. chronische Leichtgläubigkeit des Publikums Standp[unkt] der Gesetzgebung: nicht: Schutz des Publikums, sondern: Hinderung,       daß Private derartige Verm[ögens]Verschiebungen vornehmen. |

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A 265r Gang der Gründungsthätigkeit:7

vor 1871 235 gegr. mit 2 Milliarden Cap. durchschn. Cap. 8,82 Mill. M |:mit 2700 Mill. C[ap.]:| “ “ 2,25–3,85 Mill. M. 1871–1873 930v “ Gegründet bis 1892: 3546 Akt[ien]Ges[ellschaften] mit 7 Milliarden 1892 bestanden: 2985 Akt[ien]Ges[ellschaften] m[it] 5,6 Milliarden Durchschn[ittliches] Cap[ital] 1892 bei |:Neu-:|Gründungen |:nur    noch:|: 0,63 Mill. M.   stetig herabgegangen Schwerpunkt der Zahl nach zw[ischen] 100.000 u. 500.000 M.8 Nur 1888–90 noch Großgründungen. Im Allg[emeinen] aber Tendenz: Verbreitung nach unten zu. – Dies ungesund 2 Formen der Gründung: Simultan Successiv        Letztere als die verdächtige behandelt

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Art des Eingreifens der Gesetzgebung. 1. Vorschrift der Deklaration des Gründerloses u. formale Garantien Folge: Rückgang der Successivgr[ündungen] Grade die größten nicht mehr Gewinn d[urch] Agio-Verkauf 2. Prüfung (Revision) der sog. „qualificierten“ Grundlagen Aktien versch[iedenen] Ranges Übernahmen. Wirkungslos, weil formale Legalität geprüft. 3. Einzahlungs- u. Bilanzierungs-Vorschriften g[e]g[en] das amerikanische „watering the stock“ v  Sofortkorrektur in A: 923 > 930   7  Die folgenden Zahlen hat Max Weber der Tabelle bei Christians, Statistik, S.  267, entnommen. 8  Diese und die folgende Angabe sind entnommen: Hergenhahn, Statistik der Aktiengesellschaften, S.  218 und 220.

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d) Unternehmungsformen

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Text 1

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4. Schwerpunkt in der Aktien-Agiotage u. der Kleinheit der Beträge. wBezeichnung des Nominalbetrages der Aktien bedenklich Mindestbetrag der Inhaber-Aktien 1000 M. u[nter] Umst[änden] auf 200 M. herunterw xKeine |:Mindest-:|Grenze f[ür] Aktiencapital. Wünschenswerth: hohe Grenze u. alsdann Sonderformen f[ür] kleine Capitalienx Spezialform f[ür] Bergwerke: Gewerkschaft

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G[e]g[en]satz g[e]g[en] Akt[ien]Ges[ellschaft]: Creditbasis das Bergwerk, daher keine Fixierung des Grundcap[itals] u. Bindung zu G[unsten] der Ges[ellschaft] Sondern: Kux als Anteil – darauf Einzahlung nach Bedarf   u. Rückzahlung nach Möglichkeit Zubuße u. Ausbeute Recht des Abandons Damit größere Beweglichkeit. Forderung nach neuen Ges[ellschafts]Formen   Wegfall der Bilanzpflicht in spezif[ischer] Art der absoluten Gebundenheit des Apparats von Verwaltungspersonal der Gründungsschwierigk[eiten] für: Patente, Colonialges[ellschaften], sonst[ige] Stubenges[ellschaften] pp. Nachgegeben: Ges[ellschaft] m[it] beschr[änkter] Haftpfl[icht]: Möglichk[eit,]   Individualleistungen zu verbinden y(nicht rein capitalistisch) Keine Schranke der Verwendungy Haftung nur mit festgesetztem Betrag Bindung des eingezahlten Betrages stark eingeschränkt   Rückzahlung mögl[ich] Nachschußverfahren Möglichk[eit,] zu wirtschaften ähnlich der Gewerkschaft Aber: die Creditbasis fehlt Garantie: 20.000 M. Minimum = [??] [??] Wichtiger: Nicht-Negoziabilität Aber: die Gläubiger gefährdet Gute Conjunktur ausbeuten, dann verschwinden. Reform: d[urch] Beschränkung der Zwecke. | Genossenschaftl[iche] Unternehmungsformen

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A 265v

Produktivgenossenschaft zG[e]g[en]satz: England: Gen[ossenschaften] der Consumenten. Herstellung u. Besch[affung] des eigenen Bedarfs (christl[ich]) Gewinn nach Einkäufen

w–w Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   x–x Einschub vom untersten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   y–y Zusatz am rechten Blattrand.   z–z (S.  568) Einschub vom rechten oberen und rechten Blattrand hier eingefügt.  

A 266r

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4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Frankreich: Gen[ossenschaft] von Produzenten Rechtsformen |:bei uns:| geschaffen d[urch] Sch[ulze]-Delitzsch aAllg[emeine] persönl[iche] Haftung Creditbasis 1889: An die [??]b gesetzl[iche]: |:a):| Beschränkte direkte Haftung              und |:b):| Nachschußpflichta Erwerbs- u. W[irtschafts]Gen[ossenschaft] Anwendbar nur f[ür] gesetzl[iche] ges[ellschaftliche] Zwecke: Wohnungsbau, Consumverein – Bedarfsversorgung Credit, Magazine, Rohstoffe – Betriebe v. Kleinmeistern Produktiv-Gen[ossenschaft] Nur diese zu behandeln Nur sie Eliminierung des privaten Einzelunternehmens die andren nur: El[iminierung] v. Zwischeninstanzenz

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Crüger Die Erwerbs- u. W[irthschafts]Gen[ossenschaften] in den einzelnen Ländern 1892 Ges[ellschaft] zu gemeins[chaftlicher] Herstellung u. Vertrieb v. Waaren cChancen zunächst sehr skeptisch beurteilt Übergang zu Vermögensgesellsch[aft] oder Untergang Jetzt günstiger, offenbar seit Änderung der Rechtsformen. Gründe des Mislingens:  Capitalmangel Mangel an Unterordnung behinderte Aktionsfähigkeit Dies überall da am stärksten, wo f[ür] fremde Märkte. Anschluß an Eigenproduktion u. an Lokalmarkt erforderl[ich]c

15

Bedeutung |:der bestehenden Prod[uktiv]Gen[ossenschaften]:| verschieden: d1. Consumenten-Genossensch[aft] im Interesse der Versorgung des Eigenconsums (z. B. Bäckereien) Diese in England, in D[eutschland] wenige. Keine Unternehmungsform sondern Verdrängung der Unternehmungd 〈1〉 2. gedacht als Prod[uktiv]Gen[ossenschaft] der Arbeiter v. Sch[ulze]-Del[itzsch] eSollten den ganzen Prozeß der Produktion umfassene zum Ersatz des privaten Unternehmers. V[on] Lassalle: Staatsbeihilfe. Vielfach: Privatbeihilfe. Fragwürdig, im Allg[emeinen] zunächst gescheitert.

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a–a Einschub vom linken oberen Blattrand gemäß Max Webers geschweifter Klammer hier eingefügt.   b Wort überschrieben; nicht lesbar.   z  (S.  567)–z Einschub vom rechten oberen und rechten Blattrand hier eingefügt.   c–c Einschub vom unteren linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   d–d Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   e–e Einschub vom rechten Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  

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d) Unternehmungsformen

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Text 1 〈2〉 3. Pr[oduktiv]Gen[ossenschaften] im Anschluß an best[immte] 〈Kleinbetriebe〉

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Betriebe Übernehmen e[inen] Teil des Prod[uktions]Prozesses (z. B. Molkerei-Genossenschaften) Hier Schwerpunkt bei uns Statistik: |:Gewerbl[iche] Gen[ossenschaften]:|9 1875 Maximum der Zahl: 199 mit 233.000 M. Guth[aben] Seitdem zeitw[eise] Sinken / jetzt wieder Steigen 1891 151 mit 1801 Mitgl[iedern]10 u. 226.000 M. |:eigenem:| Capital                dazu 350.000 M. fremdes C[apital]               Umsatz 900.000 M. z. T. nicht wirkl[ich] Prod[uktiv]Genossenschaft Schwerpunkt quantitativ: Buch- u. Steindrucker: 11   (hier auch qualitativ) Tischler: 16 daneben noch: Spinner u. Weber 12 auch Bauhandwerker u. Cigarrenmacher. Erheblicher: die landw[irtschaftlichen] Genossensch[aften] Winzerverein mit Kelterung bes.: Molkereigenossenschaften ca. 1000 | Öffentl[iche] Unternehmungen

25

30

35

U[nternehmungen] v. Staat u. Gemeinde. Teils aus 〈histor[ischen]〉 der Vergangenheit überkommen (Stadtwirtschaft pp.) teils als Besteuerungsform neu eingeführt teils aus Interessen des allg[emeinen] Wohles – |:unter:| WohlfahrtsGesichtsp[unkten] geschaffen Oft diese Momente untrennbar: cf. Eisenbahnen: Preußen – Baden Post gewechselt. Teils in den Händen des Staates, teils der Gemeinde. Entw[icklungs]Tendenzen: Übergang an die Gemeinde: Massenversorgung mit unentbehrl[ichen] typischen Bedarfsartikeln, welche zugleich am Ort des Consums typisch produciert |:oder beschafft:| werden müssen. Gas, Wasser – Lokaltransportwesen etc. Darüber hinaus: Fleischversorgung z. B. pp. nur wo Massenartikel, einfache Technik, traditionelle Preisbildung

9  Die folgenden statistischen Angaben zitiert Max Weber mit den für ihn charakteristischen Auf- und Abrundungen bei den Kapitalangaben nach Crüger, Produktivgenossenschaft, S.  292. 10  Nach Crüger, ebd., waren es 1808 Mitglieder.

A 266v

570

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Übergang an den Staat: wo faktischesf Monopol mit typischer Gebahrung u. Bedarf coincidiert  Eisenbahnen   Bergwerke? Concurriert mit Akt[ien]-Ges[ellschaft]   Immerhin büreaukratischer    Gefahr für die Finanzen   Unerwünscht oft: Monopolhaltung des Staates,   wo Mitconcurrenz recht erwünscht.   Bestritten: Versorgungswesen |g A 271

5

10

Organisation des Verkehrs § 〈11〉 15. Die Kartelle. 1. Rechtslage. – 2. Ök[onomische] Würdigung: ganz naturgemäß: die Gew[erbe]Fr[eiheit] verschlingt ihre Kinder Versuch der Regulierung des Verkehrs Oft draußen bleiben: die ök[onomisch] stärksten u. technisch höchststehenden Fragl[ich,] ob dadurch |:technische:| Rückständigkeit zu befürchten Fragl[ich,] wie Produktionsinteresse der einheim[ischen] V[olks]W[irtschaft] Hiernach verschieden: Rohstoffe u. Fabrikate. Erstere Behinderung der industr[iellen] Entw[icklung] Grade sie aber stark zunehmend. Fragl[ich,] wie Concurrenzinteresse bei Schutzzollpolitik Politik der Cartelle: Billigere Leistung an das Ausland Schadloshaltung im Inland Dies versch[ieden] zu beurteilen: wenn bei Rohstoffen: Benachteiligung der inl[ändischen] V[olks-] W[irtschaft]   so: Kohlen wenn Fabrikate – je näherh das Gebrauchsgut je mehr Arbeit investiert.          Opfer der Consumenten Soziale Wirkung zweifelhaft. Sehr starke Arbeitercoalitionen nötig Polit[ische] Wirkung. „Aushöhlung“ des Staates Differenz der deutschen u. amerikan[ischen] Cartelle. Letztere verquickt mit gesamten Preisringen.

f  In A doppelt unterstrichen.   g  In A folgt A  267–A  270 (4. Verkehrspolitik e) Versicherungspolitik), unten, S.  573 f.   h  In A doppelt unterstrichen.  

15

20

25

30

35

d) Unternehmungsformen

571

Text 1

5

Cartellierung beginnt oft mit Aktienkauf u. Börsenmanöver Führt zu monarchischen Cartellen iBedenklich: die internat[ionalen] Kartelle. Schienenkartelle früher Petroleumkartelle jetzt. Verspätetes Eingreifen Beginnende Verkehrsregulierung. Jedenfalls: bei Rohstoffen Eingriffi | j [Literatur]

10

15

kLexis

A 276v/1

Gew[erk]V[ereine]!k

Kleinwächter 188311 St[einmann-]B[ucher] Nährstände 1886 Schönlank Br[auns] Archiv 189012 Die Industrie v. St[einmann-]B[ucher] Verh[andlungen] des V[ereins] f[ür] Soz[ial]P[olitik]13 Reforml m |

i–i Einschub vom linken unteren Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.  j In A folgt A  272–A  276r (Verkehrsmittel §  16. Das Transportmittelwesen), oben, S.  496–502.   k–k  Mit blasser Tinte.   l  Mit blasser Tinte; Lesung unsicher.   m In A folgen spiegelverkehrt Rechnungen Max Webers, die nicht im Kontext der Vorlesung stehen und daher nicht wiedergegeben sind. In A folgt A  277 (Deckblatt zum 5. Buch Gewerbepolitik), unten, S.  580.   11  Gemeint ist: Kleinwächter, Kartelle. 12  Gemeint ist: Schoenlank, Kartelle. 13  Gemeint sind: Verhandlungen VfSp 1894.

4. [Buch] Verkehrspolitik e) Versicherungspolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 4. Buch, e) Versicherungspolitik, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

A  267

573

  Versicherungspolitik

A  268

573

  Ökonomische Wirkung der privatwirtschaftlichen    Organisation der Versicherung

A  269

573

  Soziale Bedeutung der modernen Technik

A  269

574

   Gang der Versicherungsgesetzgebung

A  270

574

4. [Buch] Verkehrspolitik e) Versicherungspolitik [Deckblatt]

Die dem Abschnitt e) des 4. Buches zugewiesenen Manuskriptblätter des Archiv­ bestandes Nr.  31, Bd.  3, A  267–A  270, lassen sich einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Aus inhaltlichen Gründen sind die im Archiv ebenfalls dem Mantelbogen zu „e) Versicherungspolitik“ enthaltenen Blätter A  271–A  276 an anderer Stelle des 4. Buches ediert.1 Text 1 beginnt mit Blatt A  267, dem Deckblatt des Mantelbogens mit der Überschrift „4. Verkehrspolitik e) Versicherungspolitik“. Der Mantelbogen ist aus sehr hellem Papier. Die eingelegten Blätter sind hingegen stark vergilbt. Das erste eingelegte Blatt A  268 (unten, S.  573) greift die Überschrift „Versicherungspolitik“ auf. Den Text hat Max Weber nur leicht überarbeitet. Da Max Weber bereits in Berlin im SS 1892 „Versicherungsrecht“ und im SS 1894 „Versicherungsrecht und Versicherungswesen“ gelesen hat, besteht die Möglichkeit, daß sein für die „Praktische Nationalökonomie“ zusammengetragener Stoff auf seiner früheren Beschäftigung mit dem Thema beruht. Soweit nachvollziehbar, gehören dazu: Emminghaus, Versicherungswesen,2 sowie Wagner, Versicherungswesen3. 1  Vgl. die Übersichten in den Editorischen Vorbemerkungen zu 4 a) und 4 d), oben, S.  495 und 559. 2  Vgl. zu Webers Urteil über den „Gang der Versicherungsgesetzgebung“, unten, S.  574, Emminghaus, Versicherungswesen, S.  460 f. 3  Wagner, Versicherungswesen, S.  962–965, zu den Zahlen, unten, S.  573 f., und dessen Ausdruck „wirtschaftspädagogisch“, unten, S.  574, Z.  9.

e) Versicherungspolitik

573

Text 1

4. Verkehrspolitik

A 267

e) Versicherungspolitik. | Versicherungspolitik 5

10

15

20

25

30

Versicherung = Verteilung von Vermögensschäden auf 〈mehrere〉 e[ine] Mehrheit bedrohter Verm[ögen] im Wege der privaten Unternehmung. Doppelte Quelle Urspr[ünglich] Funktion von Genossenschaften, Gilden etc. g[e]g[en] Feuer, |:Schiffbruch,:| Tod pp. schon in Karls d. Gr. Zeit. Daneben die aleatorischen Privatunternehmungen (Seedarlehen etc.) Mit Zerfall der Genossenschaften übernimmt das Privatunternehmen die Funktion. Statt der realen Beihülfe nun capitalist[ischer] Schädensausgleich. aStatt Meidung u. Unterdrückung Vermögensausgleicha Statt der Aufbringung der Mittel im Fall eingetretenen Schadens häufig:   Ansammlung v. Fonds durch Beiträge der Bedrohten auf Grund Calcüls des zu erwartenden Schadens. Deckung: entweder d[urch] Umlage oder d[urch] feste Prämie (Deckung) Ersteres bei Gegenseitigkeitsges[ellschaft] letzteres “ Erwerbsges[ellschaft] Umlageverf[ahren] mögl[ich] bei öff[entlichen] |:u. gemeinwirtsch[aftlichen]:| Organisationen, nötig wo statist[ische] Grundlagen fehlen Deckung: bei langfristigen Risiken u. privatwirtsch[aftlichem] Betrieb. Versicherer sind: teils Zwangssozietäten (bes. Feuer) “ Gegenseitigkeitsges[ellschaften] (bes. Feuer u. Leben) “ Aktienges[ellschaften] (bei allen) Einzelversicherer – b[ei] Seevers[icherung] teilw[eise] (unter Rückversicherung) Technik am vollkommensten: Lebensvers[icherung] (statist[ische] Grundl[agen]) dann: 〈Schiffs〉 Seevers[icherung] (Schiffsclassifikation) “ Feuervers[icherung] b[ei] Immobilien | Ökonom[ische] Wirkung der privatwirtsch[aftlichen] Org[anisation] der Versicherung bKosten

35

A 268

der V[ersicherung]: Gewinn in den letzten Jahrzehnten: 18% (meist nur das versprochene Kapital gerechnet, dann natürl[ich] weniger 20% nur pflegt eingezahlt zu werden)

a–a Einschub vom linken Blattrand gemäß Max Webers Markierung hier eingefügt.   b–b (S.  574)  Gemäß Max Webers Markierung und Numerierung Absatz vom Seitenende hierher verschoben.  

A 269

574

4. Buch: Verkehrspolitik

Text 1 Dividende: Prämieneinnahmen: 3–4% der Prämien Bei G[e]g[en]seitigkeitsges[ellschaft] zunächst Schulden aufzunehmen Nicht schon entscheidend der kleinere Prämiensatz sondern: Art der Schädenregulierung. Diff[erenz] zw[ischen] V[ersicherungs-]   Summe u. gezahltem Betrag |:b[ei] Feuer:|   Betrag der verfallenen V[ersicherung] bei Lebensv[ersicherung]b cMeidung u. Unterdrückung der Gefahren e[in] w[irtschaftlich] |:nächster:| Zweck   Die V[ersicherung] substituiert Vermögensausgleich wirkt fördernd: wirtschaftspädagogisch d[urch] Bedingtheit der Leistung[,] d[urch] 〈Sicherungsmaßnahmen〉 |:Rettungsmaßnahmen:| direkte Verpflichtung dazu Gefahrenabstufung andererseits: größere Indifferenz insbes. b[ei] Übervers[icherung].c

5

10

15

Soziale Bedeutung der modernen Technik früher: 〈mindere〉 weniger Scheidung der „guten“ u. „schlechten“ Risiken damit Besteuerung der guten zu Gunsten der schlechten   (Brandkassen – Bauart   Lebensvers[icherung] – Gesundheit) Die mod[erne] Technik läßt die Risikodifferenzen d[urch] den Einzelnen tragen Dieser nicht immer schuld. a) in rückst[ändigen] Gegenden oft Rückständigk[eit] rationell. (Folge: Mangel jeder V[ersicherung]) b) Moment der Vermögensungleichheit verschärft („Communismus“) |

20

25

A 270 Gang der V[ersicherungs]Gesetzgebung

Bei uns: Privatrechtl[iche] S[icherung] ganz ungenügend codifiziert R[eichs]Ges[etze] 〈seit 1869〉 immer in Aussicht1 Öff[entlich] u. verw[altungs]-rechtl[ich] England u. Amerika: Fehlen der Controlle bis in neuste Zeit Amerika: Bankrott 1835 u. 1845 trotzdem 1849 frei |

b (S.  573)–b  Gemäß Max Webers Markierung und Numerierung Absatz vom Seitenende hierher verschoben.   c–c Gemäß Max Webers Markierung und Numerierung Absatz vom Seitenanfang hierher verschoben.   1  Erst am 12. Mai 1901 wurde das Gesetz über die Beaufsichtigung der privaten Versicherungsunternehmen erlassen, das dann zum 1. Januar 1902 in Kraft trat. Zugleich wurde ein Kaiserliches Aufsichtsamt für Privatversicherung in Berlin geschaffen. Am 30. Mai 1908 folgte das Gesetz über den Versicherungsvertrag, wirksam ab 1. Januar 1910.

30

5. [Buch] Gewerbepolitik §  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit Editorische Vorbemerkung Über die dem 5. Buch, §  10, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

5. [Buch] Gewerbepolitik [Deckblatt]

A  277

580

 Cap.   5. Gewerbepolitik

A  278r

580

  §   10  Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit

A  278r

580

   Im Altertum

A  278r

580

   Mittelalter

A  278r

580

   1. Die merkantilistische Gewerbepolitik

A  279r (1) 580

    a) Allgemeine Tendenzen

A  279r (1) 580

      1. D  urchbrechung der Schranken für technischen Fortschritt und Capitalismus

A  279r (1) 580

     2. Consumentenstandpunkt

A  279r (1) 580

    b) Status quo im 18. Jahrhundert

A  279v

581

     1) England       Frankreich

A  279v A  280 (2)

581 582

     2) Deutschland und Österreich

A  282r (3) 582

      Einzelstaaten        Preußen        Österreich

A  282v A  282v A  282v

583 583 584

   2. Der Übergang zur Gewerbefreiheit

A  281 (4)

584

    1) Frankreich

A  281 (4)

584

    2) England

A  281 (4)

584

576

5. Buch: Gewerbepolitik Text 1

Seite

    3) Österreich

A  281 (4)

585

    4) Preußen

A  283r (5) 585 A  283v

    5)  Die übrigen deutschen Staaten: Umschlag Anfang der 60er Jahre

A  283v

587

   a) Wirkung der Gewerbefreiheit auf zünftiges Handwerk

A  284 (1)

588

    1. capitallose Meister

A  284 (1)

588

     2. V  erschiebung in der Form des Absatzes der Handwerksprodukte

A  284 (1)

588

    3.  Durchbrechung der Arbeitsverfassung des Handwerks

A  284 (1)

588

     4. V  erschiebung in der Art der gewerblichen Arbeitsteilung

A  285 (2)

588

     5. W  irkung der Freiheit der Concurrenz der Hand­ werker unter einander

A  285 (2)

589

   b) Wirkung auf gewerbliche Arbeiterschaft

A  286 (3)

589

     1. S  chwinden des Patriarchalismus der ArbeitsBeziehungen

A  286 (3)

589

     2. B  eseitigung der Schranken in der Ausbeutung der Arbeitskraft

A  286 (3)

589

    3.  Förderung und Beschleunigung der Klassenentwicklung der Arbeiter

A  286 (3)

589

   c) D  ie Interessenlage der gewerblichen Klassen gegenüber der Gewerbegesetzgebung

A  287r (1) 590

    1. Die Arbeiterklasse

A  287r (1) 590 A  287v

    2. Das Kleingewerbe

A  288 (2)

592

  Litteratur

A  289 (2)

593

Anhang

Text 1

Seite

Faktischer Gehalt des durch die Zünfte geschaffenen Rechts

A  295r

594

3. Merkantilistischer Staat

A  295r

594

577

Editorische Vorbemerkung zu §  10 Text 1

Seite

  England

A  278v

594

  Österreich

A  278v

594

  Preußen

A  278v

595

 In Frankreich

A  295r

595

4. Der Übergang zur Gewerbefreiheit

A  296

595

 Zuerst: Frankreich

A  295v

595

  England

A  295v

596

  Österreich

A  295v

596

  Preußen

A  296

597

   Erster Rückschlag in Preußen

A  296

597

   Liberaler Rückschlag seit Anfang der 60er Jahre

A  297r

598

5. Der Rückschlag gegen die Gewerbefreiheit

A  297v

599

Das Archivkonvolut zum 5. und letzten Buch der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ ist mit einem Deckblatt „5. Gewerbepolitik“ versehen. Bereits mit dem 4. Buch bricht die konkludente Paragraphenzählung der Vorlesung ab,1 was sich bei dem hier edierten Text an der doppelten Betitelung zeigt. Auf Blatt A  278r heißt es zum einen: „§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit“ – dieser Titel ist zentral in der oberen Blattmitte positioniert und von Weber unterstrichen – und zum anderen: „§  14 Die Gewerbefreiheit“ – dieser Titel ist mit Bleistift am linken Blattrand offensichtlich später hinzugefügt worden und ebenfalls unterstrichen.2 Da es zwei Überschriften gibt, hatte der Editor zu entscheiden. Der nachfolgende Text weist Überarbeitungen auf, bleibt in seiner Grundanlage aber beim Thema „Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit“, mehr als es die Überschrift „Die Gewerbefreiheit“ täte. Deshalb bleibt der Editor bei §  10 und setzt das 5.  Buch danach mit §  11, §  12 und §  15 fort. Die dem „§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes und ihre Vergangenheit“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A  277–A  289, lassen sich insbesondere hinsichtlich inhaltlicher Kriterien einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Davon ausgenommen ist die Rückseite von A  278. Bei der Blattfolge 1  Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu 4. Buch a), oben, S.  494 f., zu Entstehung und Stellung des 5.  Buches innerhalb der Vorlesung „Praktische Nationalökonomie“ sowie zur Einteilung in Kapitel und Bücher den Editorischen Bericht, oben, S.  87 f. 2  Vgl. unten, S.  580 mit textkritischer Anm.  b.

578

5. Buch: Gewerbepolitik

A  295–A  297 – im Archiv irrtümlich dem §  15 zugeordnet – handelt es sich vermutlich um frühe Aufzeichnungen zu §  10, die sich aber nicht synoptisch zur Blattfolge A  277–A  289 abbilden ließen. A  278v sowie die Blätter A  295–A  297 sind daher dem Anhang zugewiesen. Text 1 besteht aus dem Deckblatt A  277 und Blatt A  278r, beide im Oktavformat und mit Tinte verfaßt, sowie aus der Blattfolge A  279r/v–A  289, diese im Dreiviertel-Oktavformat und mit Blau- bzw. Bleistift verfaßt. Dieses kleinere Blattformat nutzte Max Weber in der Regel zur Überarbeitung älterer Manuskriptteile. Die Blätter A  279–A  289 sind ihrerseits wiederum in mehreren Stufen überarbeitet. Mit den Überarbeitungen ist eine erweiterte, vertiefte und in weiten Teilen sehr viel ausführlichere Textfolge entstanden als die jetzt im Anhang wiedergegebene Blattfolge (A  278v, A  295r/v–A  297r/v), auch wenn von Text 1 zuweilen auf korrespondierende Stellen in der älteren Blattfolge verwiesen wird.3 Die Blätter A  279r/v–A  289 hat Max Weber alle eigenhändig am oberen Blattrand paginiert. Es entstehen somit drei Serien, die ev. drei Vorlesungseinheiten entsprochen haben könnten. Entsprechend dieser Vorgaben sind sie ediert, z. T. abweichend von der Archivfoliierung. Mit der Weber-eigenen Zählung korrespondiert der jeweils verwendete Stift: I. Serie mit Webers Seitenzählung 1–5 (A  279, A  280, A  282, A  281, A  283): Diese Blätter, einschließlich der Rückseiten (A  279v, A  282v und A  283v) sind mit Blaustift geschrieben, mit Bleistift paginiert. Überarbeitungen auf diesen Blättern erfolgten gleichfalls mit Bleistift. A  280 (unten, S.  582) ist nur mit Bleistift geschrieben und entstand also in dieser Überarbeitungsphase. Dieses Blatt (über Frankreich) ist offensichtlich nachträglich eingeschoben worden, da sich bei den nun folgenden Blättern die Seitenzählung verändert: Auf A  282v ist die Seitenangabe „1“ ersatzlos mit Bleistift gestrichen.4 Die Zählung „2“ auf A  282r ist von ursprünglich „2“ zu „3“ mit Bleistift korrigiert, ebenso bei A  281 von „3“ zu „4“ und bei A  283 von „4“ zu „5“.5 Alle diese Blätter entstanden gleichfalls mit der Überarbeitung in Bleistift und sind ihrerseits mit Tinte überarbeitet. II. Serie mit Webers Seitenzählung 1–3 (A  284, A  285, A  286): Diese Blätter sind nur vorderseitig beschrieben, mit Tinte verfaßt und paginiert, aber mit Bleistift überarbeitet. Sie sind also vermutlich mit der Überarbeitung von A  281 und A  283 entstanden. III. Serie mit Webers Seitenzählung 1–3 (A  287, A  288 und A  289): Diese Blätter sind mit Bleistift geschrieben, mit Tinte überarbeitet und paginiert. Sie sind somit zeitlich wie A  281 (4) und A  283 (5) entstanden und bearbeitet. Die Korrektur der Ziffern auf A  288 und A  289 nahm Weber mit hellerer Tinte vor. Die im Anhang mitgeteilten Oktavblätter A  295r/v–A  297r/v enthalten eine frühe Textfolge des §  10 und zwar im Anschluß an das Oktavblatt A  278r/v, wobei des3  So z. B. in A  281 (unten, S.  584 f. mit textkritischen Anm.  z und e) auf A  295v (unten, S.  596 mit textkritischen Anm.  j und k), und in A  283v (unten, S.  587 mit textkritischer Anm.  p) auf A  296 (unten, S.  597 mit textkritischer Anm.  m). 4  Vgl. unten, S.  583 mit textkritischer Anm.  o. 5  Vgl. unten, S.  582 mit textkritischer Anm.  h, S.  584 mit textkritischer Anm.  x, und S.  585 mit textkritischer Anm.  f.

Editorische Vorbemerkung zu §  10

579

sen Rückseite (A  278v) von Weber als Einschub zu A  295r gedacht war. Die beiden Blattseiten A  295v und A  296 sind Doppelseiten eines Bogens und durch Einschübe eng miteinander verbunden.6 Inhaltlich sind viele Stichworte redundant zu Text 1 (so in: A  278v, A  295r, A  296).7 Die Passagen zu den österreichischen Gewerbeordnungen von 1859 und 18838 finden sich nicht mehr in Text 1 des Anhangs, sondern werden – ausführlicher – an anderer Stelle behandelt.9 Max Weber hat seine Notizen zu §  10 großenteils nach den faktenreichen Beiträgen von Schönberg, Gewerbe, und Gewerbliche Arbeiterfrage im „Handbuch der politischen Ökonomie“ (1891) gefertigt.10 Daneben finden sich Übernahmen aus einigen Artikeln des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“, u. a. aus: Georg Meyer, Gewerbegesetzgebung in Deutschland (1892)11 und Friedrich v. Call, Gewerbegesetzgebung in Österreich (1892).12 Die Dreiviertel-Oktavblätter, also der größte Teil §  10, sind in Heidelberg entstanden. Das Literarturverzeichnis auf A  289 (unten, S.  593) führt neben anderen zwei Studien auf, die erst 1898 erschienen sind: Rohrscheidt, Vom Zunftzwange zur Gewerbefreiheit, und Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik. Dies gilt nicht für die im Anhang zu §  10 mitgeteilten Blätter. Sie stammen aus Max Webers Freiburger Zeit. So erklärt sich der fehlende Verweis auf die deutsche Gewerbeordnung vom 26. Juli 1897, den man im Kontext des Punktes „5. Der Rückschlag gegen die Gewerbefreiheit“ auf Blatt A  297v ansonsten erwartet hätte.13 Dort kann auch keine Verarbeitung von Literatur, die erst in Webers Heidelberger Zeit erschienen ist, nachgewiesen werden.

6  Vgl. unten, S.  595–598 mit den textkritischen Anm.  h und p. 7  Vgl. unten, S.  594 f. und 595 f. 8  Vgl. unten, S.  596 f. und 600. 9  Vgl. 5. Buch §  12b, unten, S.  631–636, sowie die Editorische Vorbemerkung zu §  12 b, unten, S.  629. 10  Vgl. unten, S.  580 ff. 11  Vgl. unten, S.  598 f. 12  Vgl. unten, S.  600. 13  Die Stichworte zum Handwerkerschutz, unten, S.  600, sind in Text 1 ausgegliedert. Die österreichische GewO von 1883, die in Blatt A  297v den größten Raum einnahm, wird nun in §  12b, unten, S.  634–636, behandelt, die in §  10 fehlende deutsche GewO von 1897 in §  12a, unten, S.  623 ff.

580

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 A 277

5. Gewerbepolitik |

A 278r

Cap[itel] 5a. Gewerbepolitik. b§  14c

Die Gewerbefreiheitb

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes 〈in der〉 |:u. ihre:| Vergangenheit Im Altertum. Regulierung im Allg[emeinen] nur im militär[ischen] u. polit[ischen] Interesse. collegia u. corpora Roms – die fabri in der Centuria Ökonomiehandwerker Ges[ondert] behandelt bei Aushebungen, Frohnden der Bürger Später Verfall jeder corporativen Ordnung Wiedereintritt erst in der Kaiserzeit wiederum aus militär[ischen] Gründen Lieferungspflichten der Bäcker, Lederfabrikanten etc. Diese dann auch für Steuerzwecke benutzt. Die Zunft |:([??]):| als obligo des Einzelnen betrachtet, d. h. er ressortierte vorw[iegend] rechtl[ich] v[on] ihr Dadurch faktisch erblich So in den Städten Auf dem Lande die unfreien Arbeitergenossenschaften   officia u. ministeria

5

M[ittel]A[lter] Nebeneinander: in den Dörfern freie Berufshandwerker, arbeiten f[ür] festen Kundenkreis auf den Gütern die Frohnhandwerker, arbeiten f[ür] 〈Gutsherren〉 Grundherrn mit dessen Erlaubnis auch f[ür] den Markt.

20

Dann Entstehung der Städte: zunächst Regulierung des Gewerbewesens d[urch] Stadtherrn (analog den Frohnherrn) faktisch volle Freiheit – rechtl[ich] liberales Conzessionssystem Später d[urch] den Rath der Stadt Usurpiert von den Zünften Allmäl[ige] Abschließ[ung], Corporative autonome Regulierung u. Monopolisierung | A 279r (1)

10

15

25

30

d1.

Die merkantilist[ische] Gewerbepolitik a) 〈England〉 Allgemeine Tendenzen: 1. Durchbrechung der Schranken f[ür] techn[ischen] Fortschritt u. Capitalismus   Daher: Privilegierung der Manufakturen, insbes der Export-Industrie, g[e]g[en-] über den Handwerks-Zünften

a  A: III. > 5.  b–b  Hinzufügung mit Bleistift.  c A: 10 > 14  d–d  (S.  586)  Mit Bleistift.  

35

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

581

Text 1 eKampf

g[e]g[en] Zünfte zu G[unsten] der Manufakture

〈Oft: Scheidung der Gewerbe in zünftige u. unzünftige Erstere die lokalen Bedarfsversorgungsgewerbe〉 5

10

15

20

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30

2. Consumentenstandpunkt a) Durchbrechung der Zunft-Autonomie staatl[iche] Preis- u. Produktionsregulierung staatl[iche] Gew[erbe]-Polizei b) bei den zünftigen Gewerben einerseits: Fürsorge f[ür] den Nahrungsstand   daher: die Zunftrechte teilw[eise] erhalten, z. T. verschärft (bes. Nachweis pp.) andrerseits: Niederhaltung des Monopolstrebens staatl[iche] Controlle der Zulassungsbedingungen endlich: Finanzquelle die Privilegien f[ür] Zünfte. | b) Status quo im 18. Jahrh. 1) England. Folge des Kampfes zw[ischen] Krone u. Parlament   Unter Jacob I. erklärt Parl[ament] alle Privil[egien] f[ür] nichtig (weil Geldquelle des K[öni]gs) Formell gilt Ges[etz] v[on] 1363 (Zunftzwang) in den Städten. Daher auf Land u. neuen Städten Faktisch ohne Bedeutung. Staatl[iche] Gesetzgebung 3erleif: 1. Sonntagsruhe 1678 Folge des Puritanismus Karls II. 2. Zulassung zum Gewerbe St[atute] of Apprenticeship Eliz[abeth] 1562 Alter der Lehrlinge (nicht über 21 J[ahre]) Vermögensnachweis Lehrzeit – 7 Jahre Zahl der Lehrlinge (auf 3 1 Geselle) 〈3.〉 Nur städt[ischer] Meister darf Lehrlinge halten 3. A[rbeits]Zeit u. A[rbeits]Lohn (Eliz[abeth]) A[rbeits]Tag von 5–6 bzw. 8 m[it] 2 ½ St[unden] Pause1   〈Erlös〉

e–e  Zusatz links neben dem vorangegangenen Gliederungspunkt.   f A: 2erlei > 3erlei   1  Gemeint ist: Die tägliche Arbeitszeit beginnt um 5 Uhr morgens und dauert bis 6 bzw. 8 Uhr abends, inklusive 2 ½ Stunden Pause. Dies galt allerdings nur von Mitte März bis Mitte September des Jahres; ansonsten galt eine Arbeitszeit von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang; vgl. Held, Zwei Bücher, S.  25; Schönberg, Gewerbe I, S.  554.

A 279v

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 gObrigkeitl[ich] reguliert Reg[ulierung] d[urch] Kampf verhindert Coal[itions]-Verboteg Lohn d[urch] Friedensrichter

Gerichte interpretieren ganze Regulierung (Stadt – Land) Kampf Ende 18. Jahrh. Spitalfields Seidenweber | A 280 (2)

Frankreich. Seit 16. Jahrh. a) lokale Monopole durchbrochen (nur Paris privilegiert) b) Staatsaufsicht über Zünfte (Steuer)

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Colbert 〈Ges[etz] v[on]〉 1) Obrigkeitl[iche] 〈[??]〉 Controlle der Produktion 2) Staatl[iche] Regulierung der Zulassung zur Zunft (erleichtert) nach ihm: Finanzquellen (Patentsteuer) | A 282r (3)

2)h Deutschland u. Österreich. Grundlegend 〈[??]〉 Reichsschluß v[on] 1731i 1. Aufh[ebung] der Zunft-Autonomie (Staatsaufsicht) Insbes. der Zunft-Gerichtsbarkeit (außer Polizeistrafen) 2. Controlle der Zulassung d[urch] Staat Meisterstücke, Gebühren Interlokale Anerkennung der Befähigungsnachweise 3. Coalitions-, Streik- u. Boykott-Verbot 4. 〈Kundschaft〉 |:Legitimation:| der Gesellen Geburtsschein, Lehrbrief, Kundschaft

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Daran anschließend territoriale Gesetze: Scheidung der Gewerbe in zünftige und unzünftige j1) Zünftige die herkömmlich handwerksmäßigen 〈Sonderst[ellung] hier:〉

Geschieden in: lokale u. nicht lokale Erstere: Monopol Zulassung u. Bedarfs-Nachweis Letztere: nur Befähigungs-Nachweisj k2) Unzünftigek   〈1)〉 Neben den letzteren regelm[äßig] |:die Großbetriebe:|. lDiese Geldquelle, daher kein privates Monopoll g–g  Einschub vom linken Blattrand.   h  In A geht voran: Korrektur der Seitenzahl am oberen rechten Blattrand: 2 > 3  i A: 1734 > 1731  j–j  Einschub vom linken Blattrand.   k–k  Hinzufügung in Zeilenzwischenraum.   l–l  Einschub vom rechten Blattrand.  

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

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Text 1

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|:1):| Die Fabrik diese auf staatl[ichem] Privileg ruhend 2) Die Hausindustrie – Mittelstellung Verleger: teils Differenzierung in der Zunft teils Händler außer der Zunft Arbeiter: teils Zunftmeister [teils] ländl[icher] Hausfleiß. Diese staatl[ich] = Qualitäts-Controlle Sonst kreuzendem Tendenzenn | Einzelst[aaten]o Preußen Gewerbeprivilegien der Innungen 1734–36p a) Zulassung: 1) Bauernkinder, Juden, Schinderkinder nicht         

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    nur bei Dispens 2) |:Eintritt::| 3 Lehrjahre, Lossprechung 3 Wanderjahre, Meisterstück, Gebühren 3) Nachwuchs: 1 Lehrling auf 2–3 Gesellen q4) Beschränkung der Produktion: Seidenmeister, Zeugmeister nur beschränkte Stuhlzahl erl[aubt]q r b) Monopol: 1) |:nur in der:| Stadt, – auf d[em] Lande nur best[immte] Lokalgew[erbe:] Bäcker, Schlachter, Schmiede pp. 2) staatl[iche] Abgrenzung der Gebiete der Gewerbe – aber größere Abteilungen s3) keiner aus fremder Stadt darf arbeiten. Nur bei Jahrmärkten 4) jede Innung darf nur ihre Produkte verbreiten 5) Ver- u. Aufkaufsverbots Entgegen dem Monopol: Fabriken rechtl[ich] Hausindustrie faktisch    auf dem Lande (teilw[eise] – so Schlesier [–] privilegiert) Abgeschwächt: g[e]g[en] Händler  Diesen gestattet Handel mit den meisten Handwerkswaaren  Nur Hausieren im Allg[emeinen] verboten c) Gesellen 1. Arbeitsvermittlung durch Herbergen 2. Begräbnis- u. Krankenkosten pp patriarchal u. in Anlehnung an R[eichs]G[esetz] v[on] 1731 m  Unsichere Lesung.   n  In A folgt der Hinweis: Verte  o  Zusatz in der linken oberen Blattecke; am rechten oberen Blattrand: 〈1〉.  p In A folgt eine kurze horizontale Linie.  q–q  Einschub vom linken Blattrand.   r  In A folgt eine Verweismarkierung mit unklarem Bezug.   s–s  Einschub vom linken Blattrand.  

A 282v

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 td)

Controlle 1) Werkstattvisitation d[urch] Magistrate 2) Insbes. best[immte] Güte des Materials (Salz, Wolle) 3) Vorschriften über Waarenqualität (Tuche)t 4) Controlle über Preiscontrolle 5) Zwang zu öffentl[ichem] Feilbieten uVerm[ögens]Nachweisu

Österreich Fabrik ganz frei v|:von Zunftzwang:|v – Privileg Handwerk: zünftige H[andwerke] Meisterrecht erworben (Mehrzahl) Vermögensnachweis bei lokalen Vers[orgungs]Gewerben: Bedarfsnachweis unzünftige fakt[ische] Freiheit (verschieden)w |

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A 281 (4) 2.x Der Übergang zur Gewerbefreiheit yGrund:

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1. Capital Interesse an Freiheit 2. Flüssigkeit der Technik u. Ökonomik 3. W[irtschafts]-Theorie f[ür] Freiheity 1) 〈England.〉 Frankreich. 〈Im G[e]g[en]satz zu Continent〉

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Erster Versuch: Turgot Lit de justice 1776 physiokr[atische] Gewerbefreiheit Sturz = Rücknahme Revolution: 1789 4/Aug[ust] c/a Privilegien März 1791 Zünfte aufgehoben nur Lösung des Gewerbescheins Juni 1791 Coalitionsverbot. zRückschlag: 1791 zuf[olge] Teuerung f[ür] Nahrungsmittelgew[erbe]z 2) England Kampf der Arbeiter-Coalition g[e]g[en] das Einschlagen der Staatsregulierung a1800 Allgemeines Coalitionsverbot g[e]g[en] Arbeitera

t–t  Einschub vom linken Blattrand.   u–u  Zusatz am rechten Blattrand mit dunklerem Stift.  v–v Einschub mit dunklerem Stift.   w In A folgt der Hinweis mit Tinte: Forts[etzung]: 4.  x  In A geht voran: Korrektur der Seitenzahl am oberen rechten Blattrand: 3 > 4  y–y Hinzufügung mit dünnerer Tinte in der rechten oberen Blattecke.   z–z  Hinzufügung mit Tinte in Zeilenzwischenraum. In A folgt eine Verweismarkierung, die mit einer Markierung auf Blatt A  295v (Anhang, unten, S.  596, textkritische Anm.  j) kor­res­ pondiert.  a–a  Einschub vom linken Blattrand.  

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

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Text 1 1814 Sieg der Unternehmer: Lehrlingsakte aufgeh[oben] (freier A[rbeits]Markt[)] 1835 formelle Aufh[ebung] der Zünfte. 5

bReste:

1. Aufsicht bei gefährl[ichen] Anlagen c2. Sicherheits- u. Veterinär-Polizei [–] Apotheker, Schornsteinf[eger], Abdeckerc 3.d Nahrungsmittelpolizei – Bäcker, Müller Brodstoffe, Gewichtskauf 10

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e3)

Österreiche b |

4)f Preußen – |:1):| schon unmittelbar vor dem Krieg im Interesse der ländl[ichen] Hausindustrie Leinen- u. Baumwoll-Weberei Die Beamten dafür, die Magistrate dagegen Ende Okt[ober] 1806 Aufhebung2 2) sodann im Interesse der Freiheit der Nahrungsmittelgewerbe 1808/9 Mühlenzwang  Monopol Bäcker, Schlächter, Höker  Freigabe des Zwischenhandels: Ver- u. Aufkaufsedikt von 1810 3) 1810 aus Finanzgründen – Gewerbesteueredikt. Zulassung zum Gewerbe g[e]g[en] Patentsteuer Faktisch Beseitigung aller Zunftmonopole gGanz unsicher, ob Conzession (Apotheken) etc.g h   Unsicher: wie es mit Entschädigung der Berechtigten u. Zünfte zu halten sei Fonds-Polizeii h Entscheidend: Hardenberg’s Ministerium 1810 (Stein kein Anhänger der Gew[erbe]-Freiheit)

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Nun: Verfassung, d[urch] Abgaben der nicht Realberechtigten die Mittel zur Entschädigung der Berechtigten zu gewinnen

b–b  Hinzufügung mit Tinte am unteren Blattrand.   c–c  Hinzufügung rechts neben 1. und 3.  d A: 2. > 3.  e–e  Hinzufügung in der linken unteren Blattecke. In A folgen 〈verte〉 und eine Verweismarkierung mit unklarem Bezug, die vermutlich auf Blatt A  278v (Anhang, unten, S.  594), verweist.   f  Fehlt in A; Gliederungsziffer 4) gemäß der Numerierung Max Webers von 1) – 3) vom Editor ergänzt. In A geht voran: Korrektur der Seitenzahl am oberen rechten Blattrand: 4 > 5  g–g Einschub vom linken Blattrand.   h–h  Einschub vom rechten Blattrand.   i  Unsichere Lesung.   2  Gemeint ist die Aufhebung des Zunftzwanges in einigen preußischen Provinzen.

A 283r (5)

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 jErgebnis: Gew[erbe]Pol[izei]Ges[etz]

v[om] 7/IX. 1811j a) Beseitigung der Regulierung v[on] Staatswegen Taxen beseitigt Hausierhandel: Genehmigung der Regierung b) Beseitigung der Monopole der Zünfte

5

〈Allg[emeines] Recht, Lehrlinge u. Gesellen zu haben〉

kZunftbann u. Zunftzwang beseitigt Nur freiwillige Innungenk   [Beseitigung] der Realzwistigkeitenl g[e]g[en] Ablösung d[urch] Abgabe u. Zuschuß der Stadt. c) Beseitigung der Regulierung des Eintritts u. der Lehre Freiheit der Annahme – Lehrzeugnis freiwillig.

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mRest

nur: Besch[äftigungs]Nachw[eis] aus polizeil[ichen] Gründen: Baugewerbe Apotheker aus Gr[ünden] der Redlichkeit des Werthes: Juweliere (Unbescholtenheit, Nachweis)m d |

A 283v

Nach 1813: versch[iedener] R[echts]Zustand im Land: Gew[erbe]Freiheit voll in Preuß[isch] Sachsen: Zunftzwang in Altpreußen: Zustand = 1811 Einheitl[iche] Gew[erbe]O[rdnung] 17/1 1845 1. Bes. Nachweis bei Baugewerbe Conzession bei Apothekern 2. Lehrlinge zu halten bei zahlreichen Gew[erben]   vom Eintritt in e[ine] Innung abhängig – dieser Eintritt nach Bef[ähigungs-] Nachw[eis] Monopol der Innung Dies bei nKleineisengewerbe Tischlerei, Zimmerei Leder-Kleinindustrie Buchbindereien u. verw[andten]o n Scharfer Rückschlag: Handw[erker]Bewegung v[on] 1848 H[andwerker]-Parlament. (Erstes großes Steigen der großen Industrie-Zölle)

j–j  Einschub vom mittleren linken Blattrand. In A folgt ein horizontaler und ein Parallelstrich in Tinte zur Textpassage a).  k–k Einschub vom unteren linken Blattrand.   l  Unsichere Lesung.   m–m  Einschub in Tinte vom rechten Blattrand entsprechend einer Einschubmarkierung.   d  (S.  580)–d  Mit Bleistift.   n–n  Aufzählung mit vertikaler Linie links hervorgehoben.   o  Unsichere Lesung.  

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

Text 1

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 Forderungen: 1. Meisterzahl schließen Monopol   Mehr als 2 Lehrlinge verboten   g[e]g[en]  Wanderzwang  Nachschub   Prüfung v[on] Innung  2. g[e]g[en] Fabrik: F[abrik]Steuer   Handw[erks]Arbeit nur durch Handwerks-Meister 3. g[e]g[en] Land – nur in Städten 4. g[e]g[en] Handel: Hausierverbot   Submissionsverbot (Verteilung)   Handel mit Handw[erks]Waaren nur d[urch] Handwerk Gew[erbe]O[rdnung] v[om] 9/2 [18]49 in Preußen a) Innungszwangp b) Gewerberäthe als communale Prüfungs- u. Aufs[ichts]-Instanzen Fabrik, Handel, Handwerk[vereine] qObstruktion der Büreaukratie: Die Gewerberäthe kommen nicht zu standeq 3 rc) Zulässig Kassenzwang f[ür] alle Arbeiter Zwangsunterstützungs-Anstalten d[urch] A[rbeit]-Geb[er] (Ortsstatut – [??])r 4 5)s Die übr[igen] d[eutschen] Staaten: Umschlag |:Anfang:| der 60er Jahre Baden 1862 Gew[erbe]Freiheit Österreich: Gew[erbe]O[rdnung] v[on] 1859t Nordd[eutscher] Bund. Freizügigkeit u. Gewerberecht in allen Staaten

 Abgrenzung  der Gewerbe   〈Prüfung z[um]  Meister〉

Damit Disparität unmöglich. Daher: Gew[erbe]-Notgesetz v[on] 1868: Gew[erbe]Freiheit. Daher Gew[erbe]O[rdnung] v[om] 21.6.[18]69u |

p  In A folgt eine Verweismarkierung, die mit einer Markierung auf Blatt A  296 (Anhang, unten, S.  597, textkritische Anm.  m) korrespondiert.   q–q Einschub vom linken Blattrand  r–r  Einschub vom unteren rechten Blattrand.   s  Fehlt in A; Gliederungsziffer 5) gemäß der Numerierung Max Webers von 1)–3), oben, S.  584 f., vom Editor ergänzt.   t  In A folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A  295v (Anhang, unten, S.  596, textkritische Anm.  k) korrespondiert.   u  In A folgt eine Markierung, die mit einer Markierung auf A  297r (Anhang, unten, S.  598, textkritische Anm.  s) korrespondiert.   3  Gewerberäte wurden zwar mit der genannten Gewerbeordnung vom 9. Februar 1849 eingeführt, aber sie waren, wie Schönberg, Gewerbe I, S.  509, auf den sich Weber in A  283v (vgl. Anm.  4) und in A  279r (oben, S.  581 mit Anm.  1) genauer bezieht, schreibt: „ein verunglücktes Experiment“: „Von einigen 90, die im Jahre 1849 gebildet wurden, bestanden im Anfang der sechziger Jahre nur noch ganz wenige.“ 4  Max Weber bezieht sich hier auf Gierke, Genossenschaftsrecht I, S.  960, und Schönberg, Gewerbe I, S.  509: „Durch Ortsstatut sollten Zwangsunterstützungskassen gebildet und den Arbeitgebern konnte für Unterstützungskassen von Gesellen, Lehrlingen, Fabrikarbeitern eine weitgehende Beitragspflicht auferlegt werden“.

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 A 284 (1)

a) Wirkung der G[ewerbe]Fr[eiheit] auf zünft[iges] Handwerk – nicht unmittelbar: leichtere Concurrenz der Fabrik 1. capitallose Meister – 〈Hausindustrie〉 a) Deklassierung. b) Hausindustrie – Creditbedarf etc.

5

2. Verschiebung in der Form des Absatzes der H[and]W[erks]Produkte Zünft[ige] Org[anisation]: Massen u. Märkte interlokal Meister selbst |:im Laden:| lokal Jetzt: Entw[icklung] des |:interlokalen:| Zwischenhandels mit Handw[erks]Waare Dadurch: a) interlokale A[rbeits]Teilung darin b) ” ” Preisausgleichung Folge: Entw[icklung] v[on] Produkt[ions]-Standorten (Tischlerei nahe dem Holz)   also: Durchbrechung der lokalen Bedarfsversorgung, Niedergang von Handwerkern |:(Tischler):| und: capitalist[ische] Organisation des |:interlokalen:| Exportgew[erbes] Ferner dadurch: Verschiebung der Bedarfsrichtung Durchbrechung der Tradition gefördert   d[urch] Produkt-Import Entwöhnung der Kunden vom Einkauf v[om] Handwerker |:u. nach Bestellung:| Beginn der Bazar-Entwicklung   fertige Waaren – Auswahl  dadurch gesteigerte Abscheidung vom Markt.

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3. Durchbrechung der Arbeitsverfassung des Handwerks Wegfall der Schranken f[ür] die Lehrlingshaltung     

 Dad[urch] Lehrlings-Züchtung statt der Voll-Arbeiter

d[urch] Eltern, weil Möglichkeit erleichtert d[urch] Handwerker, weil billiger

Der Lehrling fakt[isch] = Arbeiter Massenhafte Vermehrung der so gezüchteten gelernten Kräfte. |:(Gesellen):| Nur e[in] Minimum kann |:faktisch:| selbständig werden u. dabei bestehen trotz rechtl[icher] Freiheit Folge |:für die Meister:|: die besten gehen dem Handwerk verloren dahin, wo sie die höchsten Löhne erhalten, da der Reiz der Selbständigkeit wegfällt. Also: Absaugung der tüchtigen A[rbeits]-Kräfte Verbleib der billigen (u. daher schlechteren) | A 285 (2)

4. Verschiebung in der Art der |:gewerbl[ichen]:| A[rbeits]-Teilung letzter Grund: Versch[iebung] der Technik u. Ökonomik Diese Grund der Gew[erbe]-Freiheit. Aber: zuf[olge] Durchbrechung der Zunftgrenzen Beschleunigung Coordination mehrerer zünft[iger] Gewerbe (Tapezierer z. B.)

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

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Text 1

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5. Wirkung der Freiheit der Concurrenz der Handwerker unter einander (Beseitigung der Preisregulierung u. Monopole) gesteigerte Auslese a) der tüchtigsten – Verlust der Tradition, welche den mittelmäßigen stützt b) der capitalkräftigsten  Sinken der Anderen |:(Sitzgesellen, Hausindustrielle):| – Sprengung des StandesCharakters des Handwerks Unrichtig: Nur oder hauptsächlich d[urch] Gew[erbe]Freiheit 〈a)〉 Rückgang des Handwerks als Betriebsform an sich. Dies a) d[urch] capitalist[ische] Org[anisation] der Gesellschaft u. Flüssigkeit der Technikv    Prämien auf techn[ischen] Fortschritt  Produktion  im Großbetrieb Folge    ” ” Capitalkraft  b) d[urch] verschobene Consumtion  1.w Schwinden der Tradition der Bedürfnisse – Reflex zu 15  2.x d[urch] Schwinden der festen Kundenbeziehungen (Beweglichkeit der  Bevölkerung)   3. d[urch] Vermögens-Differenzierung der Kunden. | b) Wirkung auf gewerbl[iche] Arbeiterschaft 1. Schwinden des Patriarchalismus der A[rbeits]-Beziehungen Kampf dagegen, wo versucht sie zu behaupten

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2. Beseitigung der Schranken in der Ausbeutung der A[rbeits]-Kraft Wegfallen: Vorschriften über Gelerntheit (|:Monopol gegen:| Nachschub 〈Weiber   Kinder〉) Controlle der zünft[igen] Arbeitszeit (diese reflektiert auf Fabrik) ” ” Löhne d[urch] Staat (England insbes.) und dadurch Lohntradition (reflektiert auf Fabrik) 〈Wegfall der Berufsschranken der Arbeit〉

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Daher: Notwendigkeit des Kämpfens um die A[rbeits]-Bedingungen auf dem Markt Dazu: monopolist[ische] Organisation nötig 3. |:Förderung u. Beschleunigung der:| Klassenentwicklung der Arbeiter:   a) Wegfall der |:alten:| Berufsschranken der Arbeit, des Standescharakters der Gesellenschaft y〈Nächste Folge:〉 |:Förderung der:| Einheitlichkeit |:der:|y Klasse der Besitz­losen Kampf um A[rbeits]-Bedingungen Klassenkampf

v  Unsichere Lesung am Blattrand.   w A: b) > 1.  x A: 1. > 2.  y–y Streichung, Einfügungen und Unterstreichung mit Bleistift.   5  Bezug ist unklar.

A 286 (3)

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 z〈b)

dauernde, erbliche Klassen auch in den bisherigen Handwerken, nicht nur in der Fabrik〉z

Unrichtig   |:1) daß die Gew[erbe]Freiheit:| alleinige |:oder Haupt-:|Ursache der KlassenEntwicklung sei Stände auf Monopol ruhend Klassen auf wirtsch[aftlicher] Freiheit, von der Gew[erbe]Fr[eiheit] nur ein Teil. aständ[ische] Gliederung setzt stabile Technik vorausa 2. daß Gew[erbe]Fr[eiheit] Ursache ungünst[iger] Lage der A[rbeiter]schaft dies mindestens schief bDie moderne A[rbeiter]schaft nicht neben den Zünftenb: a) f[ür] zünftige A[rbeiter]schaft   das |:Zunft-:|Monopol schützt die Zugelassenen – aber auf Kosten anderer, die nicht zugelassen sind b) f[ür] A[rbeiter]-Schaft im Übrigen: Gew[erbe]Fr[eiheit] ganz untergeordnet  cDie A[rbeiter]Klasse ist ein Novum, nicht d[urch] Gew[erbe]Fr[eiheit] geschaffenc Wirkung der capitalist[ischen] Entw[icklung] complex, wechselnd   Je nach Maß des Monopols auf dem Markt – extensiv – intensiv: |:A[rbeiter]-Bewegung:| d〈Interessenlage der Arbeiter u. Handwerker differiert.〉d | A 287r (1)

c) Die Interessenlage der gewerbl[ichen] Klassen gegenüber der Gew[erbe-] 〈Freiheit〉|:Gesetzgebung:|

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1. Die Arbeiterklasse. eGegenstände ihres Interessese 〈G[e]g[en]stand des Kampfes:〉 〈1. Materiell: G[e]g[en]stand u. Consequ[enz] des Arb[eits]Vertrages〉

|:1) Arbeits-Bedingungen:| also: Lohn  A[rbeits]Zeit  Gerichtsbarkeit   sanitäre pp. Zustände der A[rbeits]stätte

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〈2) soziale Position im Verh[ältnis] der übr[igen] Ges[ellschafts]Kl[assen]〉 f2)

Proletar[ische] Existenz-Unsicherheit Krankheit, Unfall

z–z  Streichung mit Bleistift   a–a  Zusatz mit Bleistift am linken Blattrand.   b–b Einschub mit Bleistift vom linken Blattrand.    c–c Einschub vom linken Blattrand.   d–d Streichung mit Bleistift   e–e Einschub vom rechten Blattrand mit Bleistift.   f–f (S.  591)  Einschub vom rechten Blattrand. Darunter eine quer über das Blatt gezogene horizontale Linie.  

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

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Text 1 Invalidität, Alter Wittwen, Waisen Arbeitslosigkeit.f 5

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Mittel: 1) Kampf auf A[rbeits]Markt |:um A[rbeits]-Bedingungen:| – Organisation zwecks Monopolisierung Verkauf der A[rbeits]-Kraft zu günst[igeren] Bed[ingungen] g2) Organisierte Selbsthülfeg 3)h Beeinflussung der Rechtsordnung   i|:Also:| Bedürfnissei jAd 1 |:u. 2:|j: Coalitionsr[echt] u. Wegräumung der Schranken der Selbsthülfe 〈A[rbeits]Nachweis〉

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Beseitigung der Hemmnisse des organisierten Kampfes, daher:    a)k Kampf g[e]g[en] individuellen A[rbeits]Vertrag (Monopolismus), l|:daher:|: ” ” Patriarchalismus [” ] ” Heim-Arbeit      [” ] ” A[rbeits]-Buch |:(Controlle):|l         b)m Kampf g[e]g[en] Concurrenz minderwerthiger A[rbeits]-Kräfte    auf A[rbeits] Markt.     (Frauen, Kinder) Ad 3: Beeinflussung der Gesetzgebung 〈Dazu: polit[ische] Organisation der A[rbeiter]-Klasse〉

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Hauptpunkte: 1. Spezial-Gerichtsbarkeit 2. Regulierung des A[rbeits]-Verhältnisses (A[rbeiter]-Schutz) 3. Modifikation der spezif[isch] proletar[ischen] Existenz-Bed[ingungen]   Staatl[iche] Existenz-Garantieen   (ninsbes.o A[rbeiter]-Versicherungn, „R[echt] auf Arbeit“ etc.)p | Welches der Mittel – Kampf u. Selbsthülfe oder staatl[iche] Regulierung?

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A 287v

Allgem[eine] Stellung der A[rbeiter]schaft verschieden  darnach ihr Verlangen  in dieser Bez[iehung] ” ” der einzelnen Branchen ”  qA[rbeiter]schaft

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nichts Einheitliches Sehr verschieden Maß des natürl[ichen] Monopols darnach Stellung auf dem Markt („gelernte“ u. „ungelernte“ Arbeit)q

f (S.  590)–f  Einschub vom rechten Blattrand. Darunter eine quer über das Blatt gezogene horizontale Linie.  g–g Passage nachträglich in Zeilenzwischenraum eingefügt.   h A: 2) > 3)  i–i  Einfügung und Hinzufügung mit Bleistift am linken Blattrand.   j–j Unterstreichung mit Bleistift.   k  Gliederungsziffer mit Bleistift.   l–l  Hinzufügungen mit Bleistift.  m  Gliederungsziffer mit Bleistift.   n–n  Textpassage gemäß einer Markierung mit Bleistift an diese Stelle verschoben.   o  Mit Bleistift.   p  In A folgt der Hinweis: verte!  q–q  Einschub vom linken Blattrand.  

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Je stärker Stellung auf dem Markt – je mehr Monopol – desto weniger Ansprüche der staatl[ichen] Regulierung Je schwächer St[ellung] auf dem Markt desto mehr rein polit[ische] Organisation ” ausgiebiger legislative Forderungen z. B.: A[rbeiter]-Versicherung (Gew[erk]Vereine)    8st[ündiger] A[rbeits]-Tag (Kohlenarbeiter England – Druck auf  Industrie, Austral[ische] Arbeiter – einheitl[iche] Klasse, junge Cultur)

5

Differenz insbes. zw[ischen] engl[ischer] u. deutscher A[rbeiter]-Klasse. | A 288 (2)

r2.s

Das Kleingewerbe.r Kampf g[e]g[en] Capital Radikales Mittel nur:   Hemmung der techn[ischen] |:u. commerziellen:| Entwicklung von 〈Groß­ betrieben〉 Großproduktion, Großdetaillistenu u. Zwischenhandel Abgeschwächt: Monopol der bestehenden Betriebe – Innung Träger   a) g[e]g[en] Nachschub, nach außen 〈Träger die Innung〉   〈1.〉 Erschwerung des Zutritts   〈2.〉 „Befäh[igungs]-Nachweis“ Minimum   Form verschieden: Verwend[ungs]Nachw[eis]   b) nach unten   Monopol der Ausbeutung der Arbeit   1) Gesellen – Verwendungsnachweis   2) Lehrlinge – Monopol sie zu halten c) nach Innen:   Regulierung statt Concurrenz   1. bei Submission: Verteilung   2. Preisregulierung

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ta)

vMaß des Interesses am M[onopol] verschieden. Am größten bei 〈stark〉 fehlender Entwicklung (agrar[ische] G[e]g[en]d) Osten sonst oft hemmend wHier natürl[iche] Schranke d[urch] Kleincapitalbedarfw v

b) Kampf g[e]g[en] Arbeiter: Verteuerung der Arbeit trifft die schwächsten zuerstt

r–r  Hinzugefügte Überschrift und Unterstreichung von Kleingewerbe mit dünnerer Tinte; Unterstreichung der gesamten Überschrift mit Bleistift.   s  In A geht am linken oberen Blattrand voraus: 1  t–t  Textpassage auf oberer Blatthälfte mit Bleistift; einzelne Worte mit Tinte nachgeschrieben (dazu kein Detailnachweis).   u A: Großdetailisten   v–v  Einschub vom linken Blattrand.   w–w  Hinzufügung mit dickerer Tinte.  

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GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 288 (nebenstehend bis S.  593)

GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  31, Bd.  3, Blatt 286 (oben, S.  589 f.)

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

593

Text 1 xBetrachtung:

 1. 〈Richtung der sog[enannten] Sozialgesetzg[ebung]〉 Organisation der A[rbeiter-] schaft. 〈Verh[ältnis] zur A[rbeiter]-Klasse u. Coalitionsrecht.〉 5

10

15

2. A[rbeiter]-Schutz 3. A[rbeiter]Versicherung 4. 〈Innungspolitik〉 Kleingew[erbe]-Politik. 5. Gew[erbe]〈Bildung〉-Gericht 6. Gew[erbe]-Bildungx | Litteratur:y Gierke Das Genoss[enschafts]R[echt] Bd.  I Schmoller Brand[enburgisch-]Preuß[isches] Innungswesen 1640–1806 [Schmoller] Das deutsche Kleingewerbe 18696 K. v[on] Rohrscheidt V[om] Zunftzwang z[ur] Gew[erbe]freiheit in Preußen Waentig Gewerbl[iche] Mittelst[ands]Pol[itik] Engl[and] Brentano A[rbeiter]Gilden der G[e]g[en]wart Bd.  I. v[on] Bojanowski A[rbeiter] u. Untern[ehmer] nach engl[ischem] Recht 18777

20

Frankr[eich] Levasseur, Hist[oire] des classes ouvrières en France Farnam Innere fr[anzösische] Gew[erbe]Pol[itik] v[on] Colbert bis Turgot. | z

x–x  Unter einer in A mit Bleistift durchgezogenen horizontale Linie in dünnerer Tinte hinzugefügter Abschnitt.   y  In A geht am linken oberen Blattrand voraus: 2; dies stellt den Anschluß zu Blatt A  292, unten, S.  645 mit textkritischer Anm.  a, her.   z  In A folgt Blatt A  290r, unten, S.  649. 6  Schmoller, Deutsches Kleingewerbe, war 1870 erschienen. 7  Gemeint ist: Bojanowski, Unternehmer und Arbeiter.

A 289

594

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1

Anhang A 295r

Faktischer Gehalt des d[urch] die Zünfte geschaffenen Rechts. Zulassung zum Gewerbe: 1. Zunftzwang – nur Zunftzugehörige u. Zugelassene   städtische Bürger  (selten Zwang zur Zulassung, dieser meist nur f[ür]   Meistersöhne[)]  Oft Besitz best[immter] Häuser |:u. Läden:| pp. als  Erwerbstitel 2. Befähigungsnachweis   moralisch – dazu ehel[iche] Geburt u. makelloser Ruf   technisch – 〈Meisterstück〉 Lehrzeit               Wanderzeit               Meisterstück 3. 〈Zwangs〉 Zunftbann  Produktionsgebiete 〈[??]〉 garantiert   Örtl[ich] – die Bannmeile    Conzentration in den Städten     In Schlesien z. B. nicht (hier Grundherren)   personal – d[urch] Ausschluß Anderer 3. Merkantilist[ischer] Staat: Regelung des Gewerbewesens v[on] Staatswegen. 1. Staatl[iche] Regelung der Gewerbe als zünftige u. unzünftige. Bei ersterem neben dem Staat noch corporative Zuständigkeit Staatl[icher] Dispens v[om] Zwang 2. staatl[iche] Regelung des Bef[ähigungs]Nachw[eises] Jetzt ev. Zwang g[e]g[en] die Zunft, den befähigsten aufzunehmen Controlle der Prüfung 3. Bannrechte staatl[ich] reguliert.a

A 278v

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bEngland:

Reglementierung seit Elisabeth 1562 Durchbrochen zuf[olge] Interpretation Österreich: General-Zunftartikel v[on] 1739 Sprengung der absoluten Monopole: Zwang zur Zulassung bei Erfüllung der Vorbedingungen Beseitigung der interlokalen Schranken a  In A folgt am linken unteren Blattrand eine Verweismarkierung in Bleistift, die sich auf Blatt A  278v bezogen hat, das in einem früheren Textbearbeitungsstadium und einer älteren Archivfoliierung A  295 voranging (vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  578 f.).   b–b (S.  595)  Text in A auf dem unteren Blattrand; Anordnung beginnend mit England von rechts nach links.  

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35

§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

595

Text 1 Exemtum der Fabrikate „Polizei“, d. h. Nahrungsmittelgew[erbe] nach Ortsbedarf Preußen 1718 Princ[ipia] regulativa Unt[er] Fr[iedrich] II. Fabriken überall eximiert u. begünstigt. Ausschl[ießlich] staatl[iche] Reglementierungb |

5

cIn

Frankreichc  Zuerst bewußt in Frankreich. Hier zuerst Kampf der Könige g[e]g[en] den Adel, dann g[e]g[en] die Städte Johann I.8 versuchte Princip absoluter Freiheit durchzusetzen 1351 misglückt. Unter Ludwig XI. Begünstigung der Zünfte, aber staatl[ich] controlliert Sinken ihrer Macht im 16. Jahrh. Ordonnance Karl IX. 1567 u. bes. Henry III. 1581

10

[A 295r]

dZünftige Organisation: Zwangszünftee, aber: Sprengung der interlokalen Schranken Meister = in ganz Frankreich (nur Paris privilegiert) Colbert: Sprengung auch der Monopolrechte Die Zünfte nur noch Verw[altungs]Mittel Reglementierung des Betriebes Fabrikend |

15

20 f4.

Der Übergang zur Gewerbefreiheitf

A 296

〈4. Moderne Staaten〉:

  25

System der Gewerbefreiheit auf Grund Smith’scher Lehre Mercantilismus hat die Zünfte nach oben durchbrochen zu G[unsten] der Starken, die Gew[erbe]Freiheit nach unten, zu G[unsten] der Vermögenslosen u. des Nachwuchsesg

gDer

〈|:Frankreich in der Revolution England. Beseitig[ung] der Vereinsgesetze:|〉 hZuerst: |:Frankreich:|

30

Turgot: 1776 Oktr[oyiertes] Gesetz (g[e]g[en] das Parlament) Aufhebung der Zünfte

b (S.  594)–b  Text in A auf dem unteren Blattrand; Anordnung beginnend mit England von rechts nach links.   c–c  Zusatz mit Bleistift am linken Blattrand.   d–d  Einschub vom linken Blattrand.   e  In A erster Wortteil mit Tinte unterstrichen, dann zusätzliche Unterstreichung des ganzen Wortes mit Bleistift.   f–f  Einschub in dünnerer Tinte, zentriert am oberen Blattrand.   g–g  Einschub vom rechten Blattrand.   h–h  (S.  597)  Text von A  295v, der linken, gegenüberliegenden Seite des Doppelbogens, gemäß einer Einschubmarkierung hier eingefügt.   8  Gemeint ist: Johann II. Weber übernimmt die heute unübliche Zählung von Schönberg, Gewerbe I, S.  521.

A 295v

596

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Volle Freiheit des Gew[erbe]betriebes Opposition. Unter Clugny widerrufen Revolution Beschl[üsse] v. 4/VIII 1789   Betr. Gewerbefreiheit   Reaktion nur auf Gebiet des Nahrungsgewerbes ischon seit 1791 (g[e]g[en] Teuerung)i  Bäckerj u. Fleischer.   Numerus clausus.   Vorschrift betr. Mehlvorräthe   Vorschrift der Brod- u. Fleischpreise    Bezügl[ich] Fleischer 1858 beseitigt    Bäcker: Ges[etz] v. 1791 noch zu Recht bestehend

5

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  Ferner (poliz[eilich]) Drucker unter Napoleon bis 18709   Sonst nur: Anlage v. Dampfmaschinen u. gefährl[iche] Anlagen England:

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〈seit Elisabeth staatl[ich] reglementiert Arbeiter- u. Lehrlings-Akte v. 1562〉

El[izabeth] Akte[.] Faktisch durchbrochen u. 1814 beseitigt Gewerbefreiheit, vorbeh[altlich] gefährl[iche] Anlagen Nahrungsmittelpolizei: Brodstoffe vorgeschr[ieben] ebenso Kauf nach Gewicht ähnl[ich] Mühlen   sonst nur controlliert wesentl[ich]:    Apotheker, Schornsteinfeger, Abdecker

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25

Österreich:k kein Bruch mit den Traditionen der M[aria] Theresia bis 1859 Entscheidend die Praxis der Behörden Diese anfangs entschieden liberal, anders unter Metternich Entschiedener 〈Rückschlag〉 Übergang zur Gewerbefreiheit Gew[erbe]O[rdnung] v. 1859  1. 〈Aber:〉 einzelne Gewerbe 〈ausgeschl[ossen]〉 behielten den Befähigungsnachweis:   Baumeister, Bauhandwerker, Hufschmiede, Schornsteinfeger, |:Feuerwerker:|, Buchdrucker etc.   (sog. „conzessionierte“ Gewerbe) i–i  Einschub vom rechten Blattrand.   j  In A geht am linken Blattrand eine Verweismarkierung voran, die mit einer Markierung auf Blatt A  281 (oben, S.  584, Text 1, textkritische Anm.  z) korrespondiert.   k  In A geht eine Verweismarkierung voran, die mit einer Markierung auf Blatt A  283v (oben, S.  587, Text 1, textkritische Anm.  t) korrespondiert.   9  Gemeint ist das Dekret vom 5. Februar 1810, das die Freiheit der Druckereien einschränkte und bis 1870 galt; vgl. Schönberg, Gewerbe I, S.  531. Gemeint ist folglich: Napoleon I.

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

597

Text 1 2. Preistaxen bei Nahrungsmitteln zulässig. 3. Freigabe des A[rbeits]-Vertrags, aber: Arbeitsbuch 4. Zwangsinnung. (incl. Fabrikanten)h 5

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35

Preußen   Gesch[äfts]Instr[uktion] |:f[ür] die Regierungen:| v. 1808 zuerst das Princip garantiert Aufhebung der Bannrechte: Mühlen, Branntwein, Brauzwang dann Gewerbeedikt v. 1810 u. Ges[etz] v. 1811 Absolute Beseitigung aller Schranken des Unterschiedes zw[ischen] Stadt u. Land der Voraussetzungen f[ür] Gewerbebetrieb. Nur Lösung e[ines] Gewerbescheins Voraussetzung    (Steuer) lEbenso im Westen Nur Herzogt[um] Sachsen |:Lausitz:| pp. behielt Schranken (Zünfte pp.)l Im Nordwesten: Wiedereinführung der Zünfte nach 1815 (Hannover, Kurhessen) Ebenso überwiegend im Süden. Erster Rückschlag in Preußen: Gew[erbe]O[rdnung] v. 1845 (Zweck: Schaffung einheitl[ichen] Rechts) 1. Regelm[äßig] nur Wohnsitz- u. Anzeigepflicht Voraussetzung D[a]g[e]g[en] Prüfung wegen Gefährlichkeit:   Apotheker, Baumeister, Maurer, Steinhauer, Zimmerer, Schornstein­ feger, Feuerwerker, Bandagisten   Prüfung staatlich. 2. Betriebsanlage frei Nur b[ei] gefährl[ichen] pp. Betrieben anders 3. Innungen ohne Beitrittszwang aber z. T. mit |:ausschließl[icher]:| Befugnis, Lehrlinge auszubilden Mitgliedschaft dann: Befähigungsnachweis. 1848m Handwerkerparlament Frankf[urt] a. M. Festsetzung der Meisterzahl, Verbot des Hausierens Handwerkerarbeit in Fabriken nur d[urch] Meister, Fabriksteuer Beschränkung auf Städte, 〈Region〉 – keine Submission, sondern Verteilung nVerbot mehr als 2 Lehrl[inge] Wanderzwang Prüfungszwangn h (S.  595)–h  Text von A  295v, der linken, gegenüberliegenden Seite des Doppelbogens, gemäß einer Einschubmarkierung hier eingefügt.   l–l Einschub vom linken Blattrand   m  In A geht eine Verweismarkierung voran, die mit einer Markierung auf Blatt A  283v (vgl. oben, S.  587, Text 1, textkritische Anm.  p) korrespondiert.   n–n  Einschub vom rechten Blattrand.  

[A 296]

598

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 oGew[erbe]O[rdnung] v. |:9/ :| 1849 2   Ergebnis Mehrzahl der Gewerbe: Meisterprüfung oder Innungsmitgliedschaft als Voraussetzungo |

[A 295v]

A 297r

pM[eister]

Prüfung: 24 Jahre, Lehrling b[ei] Gew[erbe]treibenden Gesellenprüfung u. Triennium Nur Gew[erbe]Arbeiten des eigenen Gew[erbes] zu verrichten Nur |:gelernte:| Gesellen u. Lehrl[inge] des eigenen Gew[erbes] 〈[??]〉 verwenden Nur b[ei] Meister des eigenen Gew[erbes] eintreten Betroffene Gew[erbe] |:Alle bisher mit ind[iziertem] Inn[ungs]Zwang:| undq:   Goldarb[eiter], Nahrungsmittel |:(Müller, Bäcker, Fleischer, Conditoren):| Tucher u. Weber, Posam[entierer], ähnlich Maler, Eisenhandverarb[eitung] 〈[??]〉p | Auch Abhängigkeit v. |:kaufm[ännischen]:| Verlegern beschnitten Magazine zu halten verboten ohne Prüfung Gewerberäthe, zu 1/3 aus Handw[erkern] – Fabrik[anten] – H[andels]Stand gewählt Einige 90 – Ende der 60er J[ahre] auf wenige zus[ammen]geschrumpft. Dadurch die Controlle illusorisch Die Meisterprüfung Farce Die Ausschließlichkeit niemals ernst genommen.   Obstruktion der Behörden u. Gemeinden Liberaler Rückschlag seit Anfang der 60er Jahre  Ergebnisr die Gew[erbe]Ordnung v. 21.VI.[18]69 f[ür] den Nordd[eutschen] B[un]d, dann D[eutsches] Reich   Princip der „Gew[erbe]Freiheit“   d. h.s Fallenlassen jeder Controlle    a) bezügl[ich] der Voraussetzungen des Gew[erbe]Betr[iebs] der Art der Anlage u. des Betriebs    b) ” der beschäftigten Personen pp.   soweit nicht bes[ondere] Beschränkungen festgestellt Lediglich Anzeigepflicht u. b[ei] Buchdruckern Anzeige des Lokals Allg[emeine] Schranken nur:   1) im Patent-, |:Autor-[,] Muster- u.:| Marken-, u. Firmenrecht, u. in den Best[immungen] über den unlauteren Wettbewerb.

o–o Einschub vom rechten Blattrand.   p–p Einschub des in A eingekreisten Textes vom unteren rechten Blattrand von A  295v gemäß einer Markierung am unteren linken Blatt­rand von A  296.   q  Fehlt in A; und sinngemäß ergänzt.   r  In A geht eine Markierung mit einem kurzen horizontalen Strich mit Bleistift voran.   s  In A geht eine Verweismarkierung voran, die mit einer Markierung auf Blatt A  283v (vgl. oben, S.  587, Text 1, textkritische Anm.  u) korrespondiert.  

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§  10 Die rechtliche Ordnung des Gewerbes in der Vergangenheit

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Text 1

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  2) in den Schranken, die aus der Rechtsform der Unternehmung folgen (Akt[ien]Ges[etz])   3) In den |:sicherheits- u.:| sanitätspolizeil[ichen] Schranken   a) Sprengstoffe   b)t Nahrungsmittelgesetzgebung (einschl[ießlich] Tapeten,   Spielwaren, Geschirr pp.)   c)u §16–27 der Gew[erbe]O[rdnung]    Dampfkessel    Anlagen, die sicherheitsgefährd[end] pp. oder mit Belästigung    verbunden sind – insbes. Geräusch      Genehmigung erforderlich   4) Untersagungso[rdnung] g[e]g[en] Entschädigung b[ei] jeder   〈Gew[erbe]Betrieb〉 Anlage   5) vorbeh[altlich] Staatsregeln. – Transportgew[erbe] (Post)   v6) Steuergesetzgebung Zucker, Branntwein, Bier, Tabakv  7)w Arbeiterschutz- u. Lehrlingsgesetzg[ebung]   x8) Gewerbebetrieb im Umherziehen    Wandergewerbeschein. Zu versagen nur aus best[immten] sittl[ichen]   u. sicherheitspolizeil[ichen] Gründen   Ferner Versagung des Wanderanbietens einzelner Waarenx Spezielle Schranken:  1) Befähigungsnachweis |:u. Conzession:|: Apotheker    Ersteren: Hufbeschlag nach Landesgesetzen    Maschinisten u. |:gewisse Teile des:| Personals der Seeschiffe.   y2)z Gast- u. Schankwirtschaft  3)a Anlage v[on] Zündholzfabriken nur f[ür] solche   4) Kehrbezirke der Schornsteinfegery  5) 〈Brod〉 Zwang g[e]g[en] Bäcker zur Publ[ikation] v. Gewicht u. Preis | 5. Der Rückschlag g[e]g[en] die Gewerbefreiheit.

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35

  Ausgeschlossen |:Rückgängigmachung der:| Sprengung des Zunftcharakters d[urch] Eingreifen nach Oben hin, – Vorgehen g[e]g[en] die Fabriken. [Ge]g[en] diese nur d[urch] Gesetzgebung zu Gunsten des Arbeiterstandes.  Möglich nur: Monopolisierung nach unten d[urch] Erschwerung des Zutritts zum selbst[ändigen] Gewerbebetriebeb   d[urch] diese Monopolposition indirekt Stärkung der ök[onomischen] Position auch g[e]g[en] oben.

t  A: a) > b)  u A: b) > c)  v–v Einschub vom rechten Blattrand.   w A: 6) > 7)   x–x  Einschub vom linken Blattrand.   y–y  Einschub vom linken Blattrand.   z A: 3) > 2)  a A: 4) > 3)  b A: Gewerbebetriebes  

A 297v

600

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 In Deutschland u. Österreich energisch seit Anfang der 80er Jahre. Erfolge in beiden d[urch] die Gewerbenovelle v. 188310 Öst[erreichische] Gewerbenovelle v. [18]83: Scheidung der Gew[erbe] in freie, handwerksm[äßige] u. conzessionierte Freie: die weder conzessioniert, noch handwerksm[äßig] Conzessioniert:       Druckerei pp.   Dampf-Kesselbau       Baugewerbe    Hufbeschlag       Schornsteinfeger u. Feuerwerker       Gifteherstellung       〈Kunstwein〉 cHierfür vor[rangig] Conzessionierung Befähigungsnachweis Kunstwein auch Conz[ession], aber ohne Nachw[eis]d c Handwerksm[äßige] Gew[erbe] d[urch] Minister zu bezeichnen S[einer] Z[eit]: 〈Bäcker, Buchbinder〉 |:Anstreicher:|, 〈u. C[??]〉 Nahrungsmittel       Schuster, Schmiede, Handschuh-, Hutmacher       Friseure,       Schlosser, Goldarbeiter,       Tapezierer, Maler       (die Mehrzahl Aller) f[ür] diese: Befähigungsnachweis, Lehrlings- u. Gesellenzeit    Ferner: Lehr- u. Arbeitszeugnis oder Gewerbeschulzeugnis    Wer ihn beibringt, muß zugelassen werden Zwangsinnungen mit Beaufs[ichtigung] des Lehrlingswesens In Deutschland: Forderungen: Monopolinnungen mit Befähigungsnachweis Sondergerichte f[ür] Streitigkeiten |

c–c  Einschub vom rechten Blattrand.   d  Unsichere Lesung, da am Rand mit Leimverklebung.   10  Die gemeinte Novellierung erfolgte in Deutschland am 18. Juli 1881; vgl. unten, S.  618.

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5. [Buch] Gewerbepolitik §  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung und die sozialpolitischen Probleme der Gewerbepolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 5. Buch, §  11, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung und die sozialpolitischen Probleme der Gewerbepolitik

A  298r

604

 1. E  s giebt soziale Standorte der einzelnen Betriebssysteme

A  298r

604

  a) Hausfleiß

A  298r

604

  b) Lohnwerk

A  298r

604

  c) Handwerk

A  298r

604

  d) Hausindustrie

A  299 A  298v

605

  e) Bedingungen der Fabrik überall gegeben

A  299

605

 2. Ö  konomische Concurrenzverhältnisse zwischen den Betrieben

A  299 A  298v A  300

605

  3. Demgemäß Stellungnahme der Gewerbepolitik

A  301r

609

  1) Interesse an der ökonomischen Okkupation der Ver­ sorgung der Welt mit Gütern in Concurrenz mit anderen Nationen

A  301r/v

609

  2) Interesse an allmäligem Übergang, nicht stoßweises Proletarisieren

A  302r

610

  3) Qualitative Hebung der Handwerkerarbeit

A  302r

610

  4) Interesse am Typus der gewerblichen Bevölkerung

A  302r

610

  5) Beseitigung der „Fabrikfeudalität“

A  302r

611

  6) S  tellungnahme zu spontaner Entwicklung zu Betriebsformen, welche den Privatunternehmer beseitigen

A  302r

611

602

5. Buch: Gewerbepolitik Text 1

Seite

 [4.]   1) Gewerblicher Unterricht

A  303r A  303r A  302v

611 611

  2) Gewerbegerichte

A  303v

613

Die vom Editor „§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung und die sozialpolitischen Probleme der Gewerbepolitik“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A  298r–A  303v, sind in einer Textfolge (Text 1) angeordnet, was der Archivfoliierung entspricht. Die im Archiv dem §  11 ebenfalls zugeordneten, gehälfteten Blätter A  304 r/v über „Arbeiterschutz in England“ und A  305 über „b) Arbeiter-Kammern – Klassen-Organisation der Arbeiterschaft“ hat der Editor dem §  15 „Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse“ zugewiesen, eine Zuordnung, die im Fall von A  305 durch die Weber-eigene Paginierung „8“ gestützt wird.1 Text 1 ist durchgängig im Oktavformat und bis auf wenige Bleistift-Nachträge mit Tinte verfaßt und zunächst – mit der Ausnahme von A  303 – nur vorderseitig beschrieben. Die überlieferte Blattabfolge korrespondiert mit der Reihenfolge der von Max Weber auf der linken, oberen Blattecke von A  298r mit Bleistift hinzugefügten Kurzgliederung des §  11. Die zuvorderst genannten Stichworte „Standorte“ und „Concurrenz der Betriebsformen“ entsprechen den Gliederungspunkten „1. Es giebt soziale Standorte…“ und „2. Ökonomische Concurrenzverhältnisse …“.2 Die nachfolgenden Ausführungen zu den in der Kurzgliederung genannten Stichpunkten „Allgemeine Aufgaben des Staates“, „Gewerblicher Unterricht“ und „Gewerbliche Schiedsgerichte“ haben keine Gliederungsziffern.3 Diese sind vom Editor der Übersichtlichkeit halber nachträglich als „3.“ und „4.“ im Text und in der Inhaltsübersicht zu §  11 hinzugefügt worden. In einem weiteren Arbeitsgang ergänzte Max Weber den Text der Vorderseiten und nutzte dazu in einzelnen Fällen auch die gegenüberliegenden, bisher unbeschriebenen Blattrückseiten. Die auf A  298v notierten Absätze und statistischen Daten sind Einschübe zu Blatt A  299 und die Ausführungen auf A  302v sind eine Fortsetzung des laufenden Textes auf A  303r unten.4 Auch auf Blatt 301v (unten, S.  609 f.) notiert Weber Stichworte, die parallel zum gegenüberstehenden Text auf A  303r zu lesen sind. Zugleich hat Weber mit diesen Stichworten, die den Textfluß durchbrechen, einige Überlegungen zur Abgrenzung des in §  11 mitgeteilten 1  Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  15, unten, S.  643 f. 2  Vgl. unten, S.  604 und 605. 3  Auf A  301v (unten, S.  610) skizziert Weber das weitere Vorgehen zu §  11, unter den Stichworten „Gewerbliche Bevölkerung / Unterricht“ und „Gesonderte Judikation“. Den „Gewerblichen Unterricht“ hatte Weber, wie aus A  306r, unten, S.  618, hervorgeht, zunächst als §  12 abhandeln wollen. Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  12a, unten, S.  616. 4  Vgl. unten, S.  606 mit textkritischer Anmerkung j und S.  612 mit textkritischer Anm.  i.

Editorische Vorbemerkung zu §  11

603

Inhalts einerseits gegenüber den §§  12 und 15 des 5. Buches „Gewerbepolitik“ sowie andererseits, im Falle der Kartelle und der gewerblichen Genossenschaften, gegenüber dem 4. Buch „Verkehrspolitik“ angestellt.5 Der verarbeiteten Literatur nach kann §  11 bereits in Freiburger Zeit entstanden sein – worauf auch die Zählung „§  11“ im Anschluß an §  10 verweist.6 Mög­ licherweise stammen aber die Gliederungs-Überlegungen auf A  301v (unten, S.  610) aus der Heidelberger Zeit. Neben dem auf A  299 (unten, S.  606) genannten Aufsatz von Heinrich Albrecht über „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kleinkraftmaschinen“ aus dem Jahr 18897 benutzte Weber lediglich eine Reihe von Artikeln aus den 1891 und 1892 erschienenen Bänden 3 und 4 der ersten Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“. Dabei folgt er prinzipiell der auf Karl Bücher zurückgehenden fünfteiligen Stufenabfolge der gewerblichen Betriebssysteme, vom Hausfleiß bis zur Fabrik, wie Bücher sie im Handwörterbuchartikel „Gewerbe“ dargelegt hatte. Für die Abschnitte zum gewerblichen Unterricht und den Gewerbegerichten greift Weber auf die Handwörterbuchartikel von Carl Roscher „Gewerblicher Unterricht“ und Wilhelm Stieda „Gewerbegericht“ zurück. Die statistischen Angaben entnimmt Weber meist Paul Kollmanns Handwörterbuchartikel „Gewerbestatistik“,8 aber auch Sombarts „Hausindustrie“9 oder Lexis’ „Großbetrieb und Kleinbetrieb“. Dabei basieren die von Weber zur Erörterung einer Zurückdrängung des Kleinbetriebs herangezogenen Daten10 auf der deutschen Berufs- und Gewerbezählung vom 5.  Juni 1882. Die Ergebnisse der Zählung vom Juni 1895 waren ihm offenbar noch nicht bekannt. Im „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ finden sie sich erst 1897 – und das auch nur zum Teil.11

5  Auf A  301r unten (unten, S.  609 mit Anm.  4) auch gegenüber der Handelspolitik. 6  Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  10, oben, S.  577. 7  Ob er Albrechts Studie für diese Vorlesung zur Hand genommen hat, bleibt dahingestellt. Nachweislich benutzt hat er Wilhelm Lexis, Großbetrieb und Kleinbetrieb, einen Artikel, der sich wiederum auf Albrecht bezieht (vgl. ebd., S.  108 f.). 8  Vgl. etwa die Tabelle zu den „Unselbständigen“, unten, S.  606, mit der entsprechenden Tabelle in Kollmann, Gewerbestatistik, S.  1050. 9  Vgl. etwa die Daten zur Hausindustrie, unten, S.  605 mit Anm.  1, mit Bezug auf Sombart, Hausindustrie, S.  425 f. 10  Vgl. unten, S.  605 f. 11  Vgl. Kollmann, Berufs- und Gewerbestatistik, in: HdStW1, 2. Supplementband (1897), S.  180–191, hier S.  182.

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 A 298r

§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung u. die sozialpolit[ischen] Probleme der Gew[erbe]Pol[itik]           der Betriebsformen   Concurrenz  Allg[emeine] Aufgaben des Staates Gewerbl[icher] Unterricht [Gewerbliche] Schiedsgerichtea aStandorte

1. Es giebt soziale Standorte der einzelnen Betriebssysteme Hausfleiß – Lohnwerk – Handwerk – Hausindustrie – Fabrik. u. zw[ar] richtet sich dieserb nach agrarischer Unterlage. a) Hausfleiß   cunter rein agrar[ischen] Verh[ältnissen] insbes. bei stabilen Großbauerngütern hoch entwickelt Hier breite[,] s[ich] selbst genügende Wirtschaft. – Aber hier schwindend mit Verflechtung in die V[erkehrs]Wirtsch[aft] Bleibend d[a]g[e]g[en]:c da, wo agrarisch-proletarische Bev[ölkerung] Unfreiheit u. Gebundenheit in rein agrar[ischen] Verh[ältnissen] So im deutschen Osten bei vorherrschendem Großgrundbesitz. Herstellung v[on] Gespinst u. Gewebe früher auch f[ür] Gutsherrn Jetzt noch f[ür] eigenen Bedarf.   (deshalb hier kein Handwerk) Rohstoff aus Naturallieferung. Ökonomisch richtig, weil bei großen Gütern sonst Winter-Arbeitskraft brach liegt. Wo das System verlassen: Übergang zur Fabrik (nicht Handwerk) Grund: Ferne des Vertriebes: Hausieren. nur das, was gebracht[,] gekauft. Billigkeit allein maßgebend,   Qualität Nebensache. b) Lohnwerk –  unter mittleren bäuerl[ichen] Verh[ältnissen] bei dörflicher Siedlung rein agrar[ischer] Gegenden:   Feste Kundschaft, altgewurzelte Arbeitsteilung, örtl[iche] Nähe des verantwortl[ichen] Produzenten c) Handwerk:   |:bei:| denselben Bedingungen u. zünftiger städtischer Entwicklung (Südd[eutschland])

a–a Zusatz mit Bleistift in der linken, oberen Blattecke, links neben der §-Überschrift.   b Lies: der Standort  c–c  Einschub vom linken Blattrand.  

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§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung

605

Text 1   Denn in den Städten nicht zuerst Lokalversorgung d[urch] Fabrik okkupiert   bleibt dem Handwerk: genossensch[aftlicher] Zusammenhalt. Große Zahl u. Elastizität der Schuldner auf die E[innahmen] der Handw[erker] verteilt. Besteuerung derselben | 5

10

d) Hausindustrie dzu untersch[eiden]: 1. H[aus]I[ndustrie] d[urch] |:Haupt-:|Thätigk[eit] des Fam[ilien]Hauptes           ” Nebenth[ätigkeit] der Fam[ilien] Gliederd 2)e bei übervölkertem Parzellenbesitz mit ungenügendem Nahrungsspielraum.   Hier anhaltend Billigkeit der Arbeitskräfte. 3)f bei großen naturalw[irtschaftlichen] Bauernhöfen: gAllg[emeine]

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Betriebsverteilung demgemäß: zunehmend relative Dichtigkeit des Handwerks nach Westen u. Süden |:nicht genau statist[isch] erfaßbar:|   Hausindustrie bes. v. Glatz bis Fichtelgebirge – daneben Berlin (〈Textilind[ustrie]〉 Confektion) Sigmaringen, Aachen, Düsseldorf    1882 angebl[ich] (nach Arbeitern): 476 000 Hausindustrielle          nach Unternehmen 544  0001        〈10 ½ ‰〉 10½ ‰ der Bev[ölkerung]g e) Bedingungen der Fabrik überall gegeben. hTeure Arbeit – Stetigkeit der Bev[ölkerung]h

25

30

2. Ökonomische Concurrenzverhältnisse zwischen den Betrieben   Hinlängl[ich] statist[ische] Grundlagen f[ür] dies Maß der Zurückdrängung des Kleinbetriebes nicht vorhanden. Die Zählungen v. 1875 u. 1882 nicht vergleichbar, teilw[eise] ganz unsinnige Zahlen. Im Allg[emeinen] erscheint nach diesen Zahlen die Übermacht des Großbetriebes noch zu gering. Hausindustrie gar nicht |:genügend:| auszusondern, rangiert massenhaft unter Kleinbetrieb Zweifelloses Vorherrschen |:des Großbetriebes in Fabrik- u. Werkstattform:| nur    im Berg[-], Hütten-, Salinenbetrieb 〈und in〉    chemische Industrie – Zucker – polygraph[isches] Gewerbe    Maschinenindustrie u. Metallverarbeitung (excl. Eisen) – Schiffsbau

d–d  Einschub vom oberen Blattrand.   e A: 1); Ziffer vom Editor entsprechend der hinzugefügten Ziffer 1. geändert.   f A: 2); Ziffer vom Editor entsprechend der hinzugefügten Ziffer 1. geändert.   g–g Einschub von Blatt A  298v gemäß einer Pfeilmarkierung.   h–h  Zusatz mit Bleistift   1  Die Berufs- und Gewerbezählung vom 5. Juni 1882 zählte die Anzahl der hausindustriellen Betriebe und der dort Beschäftigten (hier von Weber gemeint) einmal nach den Angaben der Arbeiter und zum anderen nach den Angaben der Unternehmer. Im Schnitt rechnete man mit 10,5 Hausindustriellen auf 1.000 Einwohner; vgl. Sombart, Hausindustrie, S.  425 f.

A 299

A 298v

[A 299]

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 auch noch in:   Papierindustrie    Textilindustrie (Baumwollspinnerei namentl[ich], weniger: Flachsspinnerei,   Wollweberei u. Spinnerei) in diesen über 50% der Gewerbethätigen in Betrieben mit über 5 Gehilfen Textilindustrie 〈sehr stark〉 noch stark in Entwicklung – dies G[e]g[en]satz g[e]g[en] England Ebenso Eisenindustrie (hier am meisten: Gießerei u. Modellierung)  Ersterei 〈breit〉 stark hausindustriell durchsetzt (58 % der Betriebe, 31 [%] der Personen)[,] letztere Handwerk u. Hausind[ustrie] Holz- u. Schnitzstoff-Industrie Kampf mit Handwerk u. Hausindustrie Gesammtzahl 1882 der beschäft[igten] Personen:              in Betr[ieben] mit über 50 Pers[onen]: 1½ Millionen                Betr[iebe] mit über 5 [“] : 2 845 000 [“] : 4 476 000                 bis 5 einschl[ießlich] [A 298v]

jhöchste

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15

Prozentzahlen der Unselbständigen:

Bergbau u. Saline: über 99% Torfgraben 93 [%] Steine u. Erden 87 [%] chemische Ind[ustrie] 87 [%] polygraph[ische] 86 [%] Papier 84 [%] Metallverarb[eitung] excl. Eisen 78 [%] Maschinen pp. Bau 77 [%] Nahrungsmittel 70 [%] Baugewerbe 69 [%] Leder 63 [%] Eisenverarb[eitung] 62 [%] Textil 62 [%]j [A 299]

5

  Das Zurückweichen des Handwerks u. der Hausindustrie vor dem fabrikmäßigen Großbetrieb ist |:auch für die G[e]g[en]wart:| zweifellos, der Umfang ist nicht zu ermitteln. kGrund |:der Überlegenheit:|: 1. Örtl[iche] Zusammendrängung u. Disciplinierung bei Arbeitsteilung  Dies ev. d[urch] Selbstinteresse des H[and]W[erks] bei Berufsspezialisierung zu compensieren 2. Motor[isierte] Kräfte. Dies vielleicht d[urch] Kleinmotoren u. Centralkraftquellen   H. Albrecht. Die W[irtschaft] d[er] Kleinkraftm[aschinen]2 i  Lies: Die Textilindustrie  j–j  Einschub von Blatt A  298v entsprechend zweier miteinander korrespondierender Markierungen.    k–k (S.  607) Einschub vom linken unteren Blatt­rand.   2  Gemeint ist: Albrecht, Kleinkraftmaschinen.

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35

§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung

607

Text 1 3. Werkzeuge. Dies, wo Maschinen unersetzlich, wo entscheidend. 4. Kaufm[ännische] Form der Rohstoffbeschaffung. Dies denkbarer Weise d[urch] Cartelle pp. 5. Kaufm[ännische] Form des Absatzes u. der Unternehmungscombination   Unersetzlich – sonst der Kaufmann Verleger oder Beamter – deshalb b[ei] Exportgew[erbe] nur ausnahmsweise.k

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lG[e]g[en] Hausindustrie: die Momente ad 1–3 Auch wo dies nicht entscheidend |:mitspricht, stets:|: Gleichmäßigkeit der Arbeitsleistung Zeitliche Disciplinierung Hausind[ustrie] bei uns stark: Textil (bes. Weber) Bekleidungsgew[erbe], u. Holzschnitzer, teilw[eise] Eisenarbeitl |

Nicht immer Grund des Sieges des fabrikm[äßigen] Großbetriebes die techn[ische] u. kaufm[ännische] Überlegenheit teilw[eise] auch Aussterben der Arbeitskräfte (Bielefelder Leinen) |

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[A 299]

mNicht immer bei Entwicklung zum Großbetrieb die produktionstechnisch natür­ A 300 l[ichen] Grenzen innegehalten F[ür] jeden techn[ischen] Prozeß hört Vorteil bei e[inem] gewissen Maße des Umfanges auf, – rein technisch zuweilen schon bei relativ geringem Umfang, – theoretisch |:denkbarer Weise:| ev. sogar weitere Größe Nachteil – geringere Controlle, Abnehmen des Eigeninteressesm nHier

25

[A 298v]

privatwirtsch[aftliche] Momente, die in g[e]g[en]wärtiger Wirtschaftsordnung liegen[,] mitspielend. Privatwirtsch[aftlich] nützlich Leichtere Krisenüberwindung b[ei] Capitalconzentration geringere Profitraten (v. Sozialisten überschätzt)   Machtposition im Concurrenzkampf, – eben weil Kampf der Betriebe, nicht Zusammenwirken Dies drängt die Größenentwicklung der Betriebe über die technisch gebotenen, selbst nützl[ichen] Grenzen hinaus. Überall wo |:complicierte:| Maschinen u. Absatz über e[inen] |:annähernd:| fest übersehbaren Kundenkreis hinaus in Betracht kommen – u. dem Gebiet nach nicht abgeschlossen – gehört dem Großbetrieb die Zukunftn Gebiet des Handwerks f[ür] Zukunft:   a) Reparaturen |:hier: Lohnwerker:| – aber nicht mit Sicherheit: R[eparatur]-Werkstätten namentlich verknüpft mit zunehmender Billigkeit der Waare   hier Reparatur relativ zu kostspielig   b) Versorgung individueller Bedürfnisse u. Bedürfnisse hochstehender Gesellschaftsschichten

k (S.  606)–k  Einschub vom linken unteren Blatt­rand.   l–l  Einschub von Blatt A  298v gemäß Einschubmarkierung.   m–m  Zusatz am oberen Blattrand.   n–n  Einschub vom linken Blattrand.  

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1   Arbeit nach Bestellung z. B. Schuhmacherei – Amerika: Fabrik f[ür] Arbeiten nach Bestellung Schneiderei – desgl[eichen] hier gliedern sich höchstgelernte Kleinbetriebe ab f[ür] Bestellungsarbeit das andere ausgesucht v[on] Lager (cf. Militärstiefel)   Z[ur] Z[eit] ziffernmäßig unerheblich, aber mit steigendem st[andard] of l[iving] der Arbeiter pp. s[ich] verbreiternd Teilw[eise] auch 〈insb.〉 d[urch] individuelle Bedürfnisse hoher Kultur Handwerk zurückgedrängt |:d[urch] noch primitivere Formen:|: Eigen­ bäckerei in Amerika,   nur die Massen kaufen b[ei] Bäcker u. Conditor – Reinlichkeit   Ersatz d[urch] hochgelohnte Dienstboten c) Erfordernis individueller Arbeit – das Gebiet des Kunsthandwerks Mit steigendem Wohlstand erweitert s[ich] dessen Gebiet Freilich törichtes Schlagwort: „Handw[erk] muß Kunsth[and]w[erk] werden“3 Wieweit beide Momente ziffernmäßig ins Gewicht fallend, problematisch.   Vorläufig noch auf dem Weg der Entwicklung zur umfassenden Versorgung zunehmender Massen d[urch] lokale und personale Arbeits- u. Produktions­ teilung Relative Zurückdrängung der Luxusversorgung   Die eisernen Sklaven der Maschinen ermöglichen das. Vorerst trotz Arbeits­ ersparnis fortgesetzte enorme Vermehrung der Industriebevölkerung. Grund: Verbreitung der Bedürfnisse u. ihrer Befriedigung d[urch] Austausch u. Zunahme der Menschen oAuch relative Vermehrung Grund: Versorgung auch zunehmend fremder Märkteo   Denkbar, daß später auf Unterbau der |:gleichförmigen:| Massenversorgung d[urch] eiserne Sklaven Überbau der Befriedigung individueller Bedürfnisse s[ich] erhebt. Verbreiterung u. Individualisierung der Bed[ürfnisse] pAber Voraussetzung: Aufhören der rapiden Volksvermehrung.p | A 301r

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Jedenfalls nächste Zukunft: zunehmende Herrschaft des Großbetriebes, zunehmende Proletarisierung der gewerbl[ichen] Arbeiterschaft Prol[etarisierung] nicht = ökonomische Herabdrückung, Kleinmeister oft kümmerlicher  sondern soziale Verschiebung. Begründung e[ines] Herrschafts        verh[ältnisses],          Aufhören der äußerl[ichen] Selbständigkeit,          Ausstoßung aus e[inem] Stand, Eintritt in e[ine] Klasse.

o–o  Einschub vom mittleren Blattrand.   p–p  Einschub vom linken Blattrand.   3  Zitat nicht nachgewiesen.

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§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung

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Text 1

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Rapides Sinken – mindestens relativ – bisheriger Mittelklasse   überall da, wo nicht Elastizität der landw[irtschaftlichen] Besitzverteilung sie hält. Frage ihres Ersatzes d[urch] neue.  Fabrikbeamte – bei Akt[ien]Ges[ellschaft] sozial ca. zum Direktor in ähnl[ichem] Verh[ältnis]  qNur dünne Schicht   in Deutschland unter 7,3 Mill[ionen] Gewerbl[ichen] 205 000r.   Dabei die Werkführer pp. nicht inbegriffenq  Höchstes Schichten der gelernten Arbeiter in organisiertem Verband Bildl[ich]: diejenigen, die über der Maschine stehen, sie beaufsichtigen, im G[e]g[en]satz zu denen, welche sie bedienen. Aber mangelh[aftes] Bild – Analyse im Einzelnen nötig.   Soziale Analyse |:der Fabriken u. Betriebe:| auf technolog[ischer] Grundlage wesentl[iche] Aufgabe  Entstehung bei uns gehemmt: d[urch] agrar[ischen] Nachschub, welcher Organisation durchkreuzt, scheinbar billige Arbeitskräfte liefert u. Einheit des Proletariats schafft   G[e]g[en]satz g[e]g[en] England (ausgeschöpft) Frankreich (Boden verteilt)   Dies spezif[isch] deutsches Problem in der Arbeiterfrage.   Dies in letzter Linie agrarisch zu lösen. 3.t Demgemäß Stellungnahme der Gewerbepolitik:

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1) Interesse an der ökonom[ischen] Okkupation der Versorgung der Welt mit Gütern in Concurrenz mit anderen Nationen. Notwendig zur Ernährung unserer Bevölkerung   Aber: nicht Selbstzweck – dies v[on] beiden Seiten oft vergessen – nur im Interesse der Macht. Wahrung der Aktionsfreiheit      der ökonom[ischen] Unabhängigkeit von fremder Politik Erwägung, ob auch dauernde Bedingungen begründet.    Dies in die H[andels]Politik.4 | uProbleme

dreierlei: teils unmittelbar sozialpolitisch:

q–q  Einschub vom linken Blattrand.    r Lies: 205 000 Fabrikbeamte    s A: Höchsten   t  Fehlt in A; Gliederungsziffer 3. vom Editor gemäß Webers Zählung 1. und 2. sowie der von ihm, oben, S.  604, erstellten Kurzgliederung des §  11 eingefügt; vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  602.   u–u (S.  610) Stichworte auf Rückseite von Blatt A  301 für die weiteren Ausführungen auf Blatt A  302; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  11, oben, S.  602, Anm.  3.   4  Verweis auf das 3. Buch „Handelspolitik“, und hier insbes. auf §  13, S.  487–493.

A 301v

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1    a) bureaukrat[ische] u. autonome Org[anisation] des Arbeiterstandes   Fabrikgesetzg[ebun]g u. -Org[anisation]   Dies: Arb[eiter]Fr[age]5    b) teils Kleingew[erbe]Gesetzg[ebung] dies folgender §6 teils ökonomisch:    a) Frage der Unternehmungsform     Genossenschaft     Cartelle   dies in Verkehrspolitik7    b) Frage der techn[ischen] Ausbildung der Gew[erblichen]   Bev[ölkerung]     Unterricht – dies hier8 teils rechtspolit[isch] Gesonderte Judikation   dies hieru 9 | A 302r

  Jedenfalls im Interesse v[on] Export u. ökonom[ischer] Macht technische Entfaltung aller Kräfte.   Können ökonom[isch] rückständige Formen |:der Produktion im Gewerbe:| absichtlich künstlich halten. Insbes. nicht die Hausindustrie   Diese im G[e]g[en]teil gradezu bedenklichv 2)w

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Interesse an allmäl[igem] Übergang, nicht stoßweises Proletarisieren   Dies u[nter] Umst[änden] vital

3)x Qualitative Hebung der Handwerkerarbeit da, wo sie dauernd ihre Stätte hat   Zu diesem Behuf dort Einschränkung der absoluten Freiheit des Zutritts nicht zu scheuen. Schwerpunkt: Lehrlingsausbildung. Daneben: Genossenschaften y4)z

Interesse am Typus der gewerbl[ichen] Bevölkerung.   Der Typus des Kleinhandwerkers leidend, psycholog[isch] unerfreulich, sinkende Klasse. Auch ina der Theor[ie] nicht zu stützen. Zukunft beim Proletariat.y

u (S.  609)–u  Stichworte auf Rückseite von Blatt A  301 für die weiteren Ausführungen auf Blatt A  302; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zu §  11, oben, S.  602, Anm.  3.   v In A folgt verschobene Textpassage 4), vgl. unten, mit textkritischer Anm.  y.   w A: 3) > 2)  x A: 4) > 3)  y–y Gliederungspunkt gemäß der Neunumerierung Max Webers und einer Markierung verschoben.   z A: 2) > 4)  a A: ihn   5  Verweis einerseits auf Max Webers Vorlesungen zur „Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung“, ediert in: MWG III/4; insbesondere aber auf §  15 „Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse“, unten, S.  645–656. 6  Verweis auf §  12a „Deutsche Kleingewerbepolitik“, unten, S.  618–625. 7  Verweis auf das 4. Buch „Verkehrspolitik“, insbes. auf den Abschnitt 4d) „Unternehmensformen“ (oben, S.  558–571), und darin wiederum auf S.  567 ff. (Genossenschaften) und S.  570 ff. (§  15 Die Kartelle). 8  Verweis auf das nachfolgende Blatt A  303r (unten, S.  611 f.). 9  Verweis auf Blatt A  303v (unten, S.  613 f.).

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§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung

611

Text 1 5) Beseitigung der „Fabrikfeudalität“ in Deutschland behufs Vorbereitung seiner sozialen Einigung u. des Entstehens neuer Mittelstände, insbes. aber sanitäre Controlle des Typus der gewerbl[ichen] Bevölkerung. Unter diesem Gesichtsp[unkt] Arbeiterschutz u. Coalition Cooperation büreaukrat[ischer] u. autonomer Instanzen. Gewerbeinspektion Ausschüsse der Arbeiterschaft Organ der 〈Gewerkvereine〉 Arbeiterorganisationen.    Dies in der Arbeiterfrage10

5

〈 6) 〈[Gen?]〉〉

10

6) Stellungnahme zu spontaner Entwicklung zu Betriebsformen, welche den Privatunternehmer beseitigen oder beschränken a) Genossenschaften, insbes.  bdies b[ei] Verkehrspolitik  Produktivassoziationen wenigstens Produkt[iv]  Gen[ossenschaft] u. Cartelle.b 11 b) Monopol der Cartelle. 

15

  Folgende Betrachtung cnun nachf[olgend]c Kleingewerbe incl. |:gewerbl[iches]:| Genossenschaftswesen 〈2. Cartelle〉 din

diesen §: gewerbl[icher] Unterricht gewerbl[iche] Rechtspfleged | e

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4.f

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A 303r

1) Gewerbl[icher] Unterricht Sowohl vor Über- als vor Unterschätzung zu warnen Neue Industrie auf d[em] W[ege] des g[ewerblichen] U[nterrichts] zu schaffen sinnlos Erst Gipfel e[iner] spontanen industr[iellen] Entwicklung Aber andrerseits: sehr starkes Moment der Überlegenheit ceteris paribus   F[ür] Deutschland Unterricht auf den |:Universitäten u.:| techn[ischen] Hochschulen f[ür] viele Industrien[.] Moment ihres Ranges (chemische Ind[ustrie])   f[ür] Frankreich der seit Colbert fortgesetzte u. allseitig gepflegte Unterr[icht] überhaupt.   In Frankreich fast Übermaß der Gelehrten neuerdings, namentlich in großen Städten

b–b Zusatz mit dünnerer Tinte.   c–c Zusatz mit dünnerer Tinte.   d–d Zusatz mit dünnerer Tinte.   e  In A folgt A  302v (unten, S.  612 f.).   f  Fehlt in A; Gliederungsziffer 4. vom Editor gemäß Webers Zählung 1. und 2. sowie der von ihm, oben, S.  604, erstellten Kurzgliederung des §  11 eingefügt; vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  602.   10  Vgl. oben, S.  610, Anm.  5. 11  Vgl. oben, S.  610, Anm.  7.

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1   Für die Kunstindustrie unumgängl[ich], aber keine besitzlose Spezialgewerbefachbildung züchten     Gesundes Mittelmaß. In Deutschland stark vernachlässigt der mittlere u. niedere gewerbl[iche] Unterricht bes. in Preußen Am besten in Würtemberg   Höchste Etappe: Techn[ische] Hochschulen. Mittelinstanz zw[ischen] Universitäten u. Mittelgewerbeschulen Anschluß an eine von beiden? Am besten nicht in ihrem Interesse. An Universitäten der geeignetste, wenn überhaupt Anschluß. gDann Wegfall der Vorurteile an den Universitäteng   An Mittelgewerbeschulen höchstens so, daß nach bes. Zeugnissen der unteren Kategorien Eintritt möglich.   Die Aufnahme ungenügend Vorgebildeter schafft Klassendünkel auf Halbbildung Wesentl[ich] f[ür] Beamte der techn[ischen] Verwaltung v. Bedeutung Kunstgewerbeschulen: Zweck: Belebung des Stilgefühls u. der Verwendung künstlerischer Motive. –   Dies f[ür] dünne Schicht Gewerbl[iche] Mittelschulen – diese f[ür] Privatindustrie   Fehlen |:fast:| gänzlich in Preußen – hier infolge dessen Belastung der techn[ischen] Hochschulen – nur „höhere G[ewerbe]“ mit Vorbildung zu den techn[ischen] H[och]Sch[ulen]   „G[ewerbliche] M[ittel]Sch[ule]“ – eigentl[icher] Fachcursus nur e[in] Teil (2 Jahre umfassend) G[ewerbliche] Fortbildungsschule |:neben der allgemeinen F[ort]B[ildungs-] Sch[ule]:|   Elemente der allg[emeinen] Bildung u. Zeichnen zu bieten   Entscheidend, ob Sonntags oder in der Woche   In Preußen Schwierigkeiten  Zu verlangen Wochentags Zeit dafür hNiedere

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G[ewerbe]Sch[ule] [–] diese d[urch] Innungen pp.

Lehrwerkstätten – diese entziehen der Privatw[irtschaft] den Lehrlingh | A 302v

iForderungen:

a) Schulzwang f[ür] allg[emeine] F[ort]b[ildende] Schulen Besteht in einigen kleineren Staaten (Württemberg, Baden) Preußen nicht. f[ür] Spezialschulen nicht |:zu empfehlen:|: hemmt sie.

g–g Einschub vom linken Blattrand.    h–h Einschub vom linken unteren Blattrand.   i–i (S.  613)  Einschub vom unteren Rand des ansonsten unbeschriebenen Blatts A  302v.  

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§  11 Die Gliederung der gewerblichen Bevölkerung

613

Text 1

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  Seit 1891 kann allgemein (auch in Preußen) d[urch] Gemeinde Arbeiter bis 18 Jahre verpflichtet werden b) Unterricht in der Woche mit Zwang zur Freilassung der betr. Stunden. c) Mittel f[ür] die Schule. Früher in Preußen die Gemeinde Dadurch Entstehung gehindert Andrerseits kein Sinn, wenn auf Allgemeinheit abgewälzt – so in Österreich In W[ürttemberg] die richtige Mitte.i | 2) Gewerbegerichte A 303v Sondergerichte f[ür] Streitigk[eiten] zwischen Gewerbetreibenden u. Arbeitern unter Zuziehung v[on] Gewerbegenossen Vorteile:     a) Sachverständigkeit b) Schnelligkeit u. Billigkeit Die Innungsgerichte fielen mit Zunftverfassung In Deutschland im Mercantilstaat der Fabrikunternehmer wie Feudalherr behandelt Sondergerichte patrimonialer Art, daraus 1815 in Berlin das Fabrikengericht Arbeiterstreit, Contravention g[e]g[en] Fabrikgesetz 1829 allg[emein]: Fabrikengerichtsdeputationen – aber nur teilweise   Sodann inf[olge] der Innungsagitation 1849: Gewerbegerichte, entstanden nur in e[iner] Anzahl schlesischer Städte   |:Angeschlossen an:| Rheinland. Hier wiederum: Angeschlossen an die französ[ische] Form der prud’hommes Diese in Fr[ankreich] seit 1806 f[ür] Fabrikarb[eiter] u. Arbeiter-Streit. Bis 1846 in 68 Städten errichtet Gleiche Zahl v. Arbeitnehmern u. Arbeitgebern, gewählt v. Genossen   Aus der Mitte gewählt der Vorsitzende jSchwierigkeit mit den prud’hommes chefs d’ateliers der hausindustr[iellen] Handwerker. Für sie bes. Sektion seit 1848 Seitdem auch erst die Arbeiterklasse voll zugelassen Nachher unter Nap[oleon] III wieder beschränktj Schlichtung v[on] Streitigkeiten – zuerst Sühneversuch, dann Prozeß Berufung – H[andels]Gericht, wenn mehr als 200 fr[ancs] einzelne Verwaltungsfunktionen  In England Fehlen e[iner] offiziellen Instanz mit Exclusivcompetenz. Nur arbitration, Einigungsämter

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  In Deutschland: 1869: Gemeindebehörden. Rechtsweg erst, nachdem diese gesprochen hatten – also Verzögerung daneben 1881: Innungen, obligatorisch f[ür] Lehrlinge, fakultativ f[ür] Gesellenstreit. i (S.  612)–i  Einschub vom unteren Rand des ansonsten unbeschriebenen Blatts A  302v.   j–j  Einschub vom linken Blattrand.  

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Ges[etz] v. 29.VII.1890: Normalinstanz Gewerbegericht daneben einerseits: Innung anderseits: Gemeindevorstand  Können d[urch] Gemeinde u. Communalverbände errichtet werden, dann staatl[iche] Gerichte Zuständig Gew[erbe]G[erichte]: f[ür] alle gewerbl[ichen] Arb[eiter] es darf ausgedehnt w[erden] d[urch] Verwaltung f[ür] Bergarbeiter  Hausindustrie: bei Selbstbesch[affung] des Rohstoffes nur nach Anordnung der Gemeinde, sonst unterstellt Vorsitzender (v[on] Gemeinde bestellt), 2 Arbeiter, 2 Arbeitgeber Berufung bei mehr als 100 M.12 Kann s[ich] als Einigungsamt constituieren.

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kInnungsg[ericht]

schließt G[ewerbe]G[ericht] aus „Spruchbeh[örde]“ f[ür] Lehrlinge „Schiedsg[ericht]“ f[ür] Gesellen. Aber: stets Rechtsweg binnen 10 Tagen  Gemeindevorst[and] nur wo kein Gew[erbe]Ger[icht] u. nur vorläufig u. in eingeschränktem Umfang. Mangel namentl[ich]: Art der Berufsabgrenzungk |

k–k  Einschub vom linken unteren Blattrand.   12 Gemeint ist: Eine Berufung gegen das Urteil des Gewerbegerichts ist nur möglich, wenn der Streitwert mehr als 100 Mark beträgt; vgl. Stieda, Gewerbegericht, S.  955.

15

5. [Buch] Gewerbepolitik §  12 [a] Deutsche Kleingewerbepolitik Editorische Vorbemerkung Über die dem 5. Buch, §  12 a, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

§  12 [a] Deutsche Kleingewerbepolitik

A  306r

618

  1. Die Innungen

A  306r

618

  Privilegien

A  307

619

  2. Der Zutritt zum Gewerbe

A  309

621

  3. Das Lehrlingswesen

A  310r

622

  Neustens: Gesetz vom 26/7 1897

A  308r

623

  1. Handwerkskammern

A  308r

623

  2. Innungen

A  308r

623

  3. Meistertitel

A  308r

624

  4. Lehrlingswesen

A  308r/v

624

  Über das Handwerk: [Literatur]

A  310v

625

Anhang

Text 1

Seite

  Betriebscontrolle §  94

A  306v

626

  §  100 Zwangsinnung

A  306v

626

 Innungsverbände

A  306v

626

  Lehrlinge

A  306v

626

  Meistertitel

A  306v

627

Die vom Editor „§  12 [a] Deutsche Kleingewerbepolitik“ zugewiesenen Blätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A  306r–A  310v, sind aus formalen und inhaltlichen Gründen in einer Textfolge (Text 1) angeordnet und dabei ist Blatt A  306v mit

616

5. Buch: Gewerbepolitik

Notizen zum neuen Gewerbegesetz 1897 in den Anhang verwiesen worden. Die Anordnung der Blattfolge durch den Editor weicht von der Archivfoliierung ab. Max Weber betitelte §  12 zunächst als „Gewerblicher Unterricht“ und dann als „Kleingewerbe und gewerbliche Genossenschaften in Deutschland“, um dann jeweils beide Überschriften wieder zu tilgen und §  12 letztendlich mit „Deutsche Kleingewerbepolitik“ zu überschreiben.1 Damit einhergehend hatte Weber sich entschieden, den gewerblichen Unterricht in §  112 und die gewerblichen Genossenschaften in Buch 4 „Verkehrspolitik“ unter d) „Unternehmungsformen“3 zu behandeln. Die Entwicklung zu dieser Zuordnung geht aus Webers Stichworten in §  11 hervor.4 Ergänzend zu Max Webers eigener Gliederungsziffer bezeichnet der Editor den nachfolgenden Paragraphen als „§  12 [a] Deutsche Kleingewerbepolitik“, weil sich im Archivkonvolut Aufzeichnungen zur „Österreichischen Kleingewerbepolitik“ finden, die unten als „§  12 b“ ediert werden.5 Die Blätter zu Text 1 sind mit Tinte und, mit der Ausnahme von A  308 r/v, im Oktavformat verfaßt. Die Blätter A  306 und A  307 weisen mehrere Bearbeitungsstufen und Zusätze mit Bleistift und/oder anderer Tinte auf. Besonders unübersichtlich ist A  307 (unten, S.  619 f.), wo Max Weber zudem die Anordnung einzelner Absätze geändert und schließlich weite Teile des Textes wieder gestrichen hat – sehr wahrscheinlich, weil der dort skizzierte Stand der Diskussion, etwa zur Frage „Zwangsinnungen mit Monopolrecht“, mit der Novellierung der Gewerbeordnung am 26. Juli 1897, der sog. Handwerkergesetzgebung, überholt war. Weber fügte stattdessen seinem Manuskript eine Übersicht der neuen Bestimmungen hinzu, zunächst stichwortartig auf der Rückseite von A  306 (s. Anhang) und dann klarer gegliedert und inhaltlich etwas erweitert auf Blatt A  308r/v (unten, S.  623 ff.). Diese Ausführungen sind im Dreiviertel-Oktav – einem Format, welches Weber häufig für Überarbeitungen nutzte – abgefaßt. Blatt A  308r überschrieb Weber nachträglich mit Bleistift mit „Neustens: Gesetz vom 26/7 1897“. Inhaltlich berührt vom neuen Gesetz sind ebenfalls Webers Gliederungspunkt „1. Die Innungen“, „2. Der Zutritt zum Gewerbe“ (Meistertitel) und „3. Das Lehrlingswesen“. Der Editor hat Blatt A  308r/v deshalb nach A  310r (3. Lehrlingswesen) und vor dem Literaturverzeichnis (A  310v) einsortiert. Im Anhang wird die Rückseite von Blatt A  306 ediert. Sie enthält Notizen zur Novellierung der Gewerbeordnung am 26. Juli 1897. Die Blätter A  306r, 307, 309 und 310 dürften, von einigen Einschüben abgesehen, wohl noch in Freiburg entstanden sein. Dafür spricht auch die von Weber auf A  310v angegebene Literatur:6 Die dort genannten Werke sind alle vor 1895 erschienen. Nicht anders verhält es sich mit Schönberg, Gewerbe I, und den von Weber in §  12 a nachweislich benutzten Artikeln aus dem „Handwörterbuch der 1  Vgl. unten, S.  618. 2  Vgl. oben, S.  611–613. 3  Vgl. oben, S.  567–569. 4  Vgl. oben, S.  610 und 611, sowie die Editorische Vorbemerkung zu §  11, oben, S.  602. 5  Vgl. unten, S.  631–641, sowie die Editorische Vorbemerkung zu §  12 b, unten, S.  628 f. 6  Vgl. unten, S.  625.

Editorische Vorbemerkung zu §  12a

617

Staatswissenschaften“, etwa: Georg Meyer, „Gewerbegesetzgebung“ sowie Wilhelm Stiedas Beiträge: „Handwerk“, „Innungen“, und „Lehrlingswesen“.7 Dagegen können die Blätter A  306v und A  308r/v, die die Novellierung der Gewerbeordnung vom Juni 1897 behandeln, erst für die Heidelberger Vorlesungen zur „Praktischen Nationalökonomie“ gefertigt worden sein. Letzteres betrifft auch einen nachträglichen Einschub mit Bleistift auf A  307 bezüglich des §  88 der GewO von 1897.8

7  Vgl. etwa unten, S.  618 f.: hier folgt Weber Meyer, Georg, Gewerbegesetzgebung 1892, insbes. S.  977 ff. „11. Innungen von Gewerbetreibenden“, wo sich u. a. der von Weber (unten, S.  618, Z.  13 f.) zitierte Hinweis auf „Miquel in Osnabrück“ findet; vgl. weiterhin unten, S.  620, Anm.  5 und 7, mit Bezug auf Stieda, Innungen, und Stieda, Handwerk; zum Lehrlingswesen, unten, S.  622 f., vgl. Stieda, Lehrlingswesen, bes. S.  1015–1018. 8  Vgl. unten, S.  619 mit textkritischer Anm.  l.

618

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 〈§  12a Gewerblicher Unterricht

A 306r

§  12 Kleingewerbe und gewerbliche Genossenschaften in Deutschland〉 b§  12 ab

Deutsche Kleingewerbepolitik

Forderungen der G[ewerbe]V[erbände] in der G[e]g[en]wart zweierlei Art: a) Zwangsinnungen b) Befähigungsnachweis

5

1. Die Innungen. Thats[ächlicher] Zustand: Nach der G[ewerbe]O[rdnung] v. 1869 reine Privatvereine der Reichstag hatte selbst die Verwaltungsbeitreibung gestrichen f[ür] Beiträge cKeine Spezialisierung der Aufgaben – dreines Beratene d, keinerlei Vetorechte etc.c Erst Ende der 70er Jahre Ansätze zu e[iner] Innungsbewegung (Miquel in Osna­ brück) Ges[etz] v. 1881 schuf zuerst privilegierte Stellung – neuere I[nnungen] g[e]g[en] ältere Aber auch jetzt nicht: Zwang zum Eintritt   oder zur Beibehaltung der  Mitgliedschaft Monopol Gewerbepolizei dagegen: Aufnahmepflicht f[ür] jeden Qualifiziertenf gPrüfung zulässig , [] aber nur auf Befähigung z[um] Betriebeg Aufsicht der Behörde, – Gemeindebehörde

                

10

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bei beiden älteren u. neueren.

〈Privilegien der neuen Innungen〉

 Den neueren I[nnungen] beigelegt gewisse obligatorische Aufgaben. Genehmigung d[urch] Verw[altungs]Beh[örde] Nur wo sie s[ich] diesen unterziehen wollen, fallen sie unter das Gesetz

a  A: 11 > 12  b–b A: §  12; zusätzlicher Gliederungsbuchstabe vom Editor ergänzt; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  616.   c–c Einschub vom linken Blattrand.  d–d  Unterstrichen mit Bleistift.   e  Unsichere Lesung.   f  Unterstrichen mit Bleistift.  g–g  Einschub mit Bleistift von der Blattmitte.  

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§  12a Deutsche Kleingewerbepolitik

619

Text 1  

5

hNur

wo die Erfüllung derselben sichergestellt erscheint, Genehmigung d[urch] Verw[altungs]Beh[örde]h daran geknüpft 〈gewisse organisatorische Spezialitäten.〉 u. gewisse Privilegien. die obligator[ischen] Aufgaben: v[on] allgemeinen Redewendungen abgesehen Herbergswesen u. Arbeitsnachweis Regelung des Lehrlingswesens Entscheidung v[on] Streitigk[eiten] mit Lehrlingen iSie

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25

können ferner übernehmen: Schiedsgerichte f[ür] Gesellen. Fachschulen f[ür] Lehrlinge Ausbildungsanstalten f[ür] Meister Prüfungen zum Gesellen u. Meister u. Zeugnisse. Cassen Gemeins[ame] Gewerbebetriebei | j

Privilegien Gesetzl[ich] nur: Verwaltungsbeitreibung v[on] Beiträgen  „Innungsmeister“ alles andere kann d[urch] Verwaltung concediert werden Insbes.k 1) Zuständigk[eit] bei Lehrlingsstreit f[ür] Nichtmitgl[ieder] auf Anrufen eines Teils 2) Verbindlichk[eit] der Lehrlingsvorschriften der Innung  b[ei] Prüfungen jedoch ½ der Examination d[urch] Aufsichtsbehörde (§  100e)1   lNicht verboten ist: Benutzung der Innung zu Cartellbildungen (§  882 unbest[immt] gefaßt. Anträge gegen Cartelle abgelehnt)l Weitergreifend: Ges[etz] v. 1887:   Heranziehung v[on] Nichtmitgl[iedern] zu Kosten auf Veranl[assung] der Verw[altungs]Beh[örde] (Herberge, Arbeitsnachweis, Ausbildung)

30

Maximum der Privilegien: 1884:   Bei „Bewährung“ kann R[echt] ausschließl[icher] Lehrlingshaltung beigelegt werden (§  100 f.)3

h–h  Einschub vom linken Blattrand.   i–i  Einschub vom linken Blattrand.   j  In A folgt A  306v, ediert im Anhang, unten, S.  626 f.   k  Hinzufügung mit Bleistift.   l–l Einschub mit Bleistift vom linken Blattrand.   1  Gemeint ist §  100e der Gewerbeordnung (GewO) vom 18. Juli 1881. 2  Gemeint ist §  88 der GewO vom 26. Juli 1897. 3  Gemeint ist das Gesetz vom 8. Dezember 1884 betreffend die Abänderung des §  100e der Gewerbeordnung vom 18. Juli 1881. Die damit erfolgte Ergänzung gilt nach §  100e, Satz 1 nur unter der Bedingung, daß sich eine Innung auf dem Gebiet des Lehrlingswesens „bewährt“ habe.

A 307

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Fiktion: weil nur sie Lehrl[inge] ausbilden können thats[ächlich]: weil die Ausbildung schon Nebensache geworden ist mLeistungen:

vereinzelt 〈Schule〉 Bildungswesen öfter Arbeitsnachweis geglaubtn (charakt[eristisch]: jetzt in der Hand v[on] Meistern statt Gesellen)m

5

o〈Im

       

Übrigen〉 Keineswegs allseitige Begeisterung dafür, namentl[ich] f[ür] Innungen an sich Z[ur] Zeit ca. 1/10 des Handwerks in I[nnungen] vereinigt4 1890 etwa 10 000 Innungen mit 320 000 Mitgl[iedern] p1897 in Preußen rund 8000 [Innungen]p §  100e Anwendung beantragt in ca. 3000, genehmigt in ca. 1200 Fällen §  100 f. ” ” ” ” 138 ” ” ” 57 [Fällen]5 o

10

qInnungsverbände: ca. 80 000

Personen 1885   seitdem nicht festgestellt  Abgrenzung territorial oder fachlich.  Bedeutendste Territorien: Sachsen 10 000 Mitgl[ieder]q 6

15

r〈Weitere

Forderung: Zwangsinnung mit Monopolrecht   Allerdings nicht einheitl[ich]  Privil[egierte] Innung der Zentral  ausschuß  obligator[ische] der Handwerker bund7 unter Regulierung der Arbeitsteilung zw[ischen] den Berufen.

20

|:Letztere auch bei Beibehaltung des freien Zutritts möglich:|

m–m Einschub vom linken Blattrand.   n Unsichere Lesung.   o–o Abschnitt vom unteren Blattrand hierher verschoben.   p–p  Nachträglicher Einschub am rechten Blatt­ rand in etwas dunklerer Tinte.    q–q Einschub vom linken unteren Blattrand.   r–r (S.  621)  Gestrichene Passage in der Blattmitte   4  Weber bezieht sich auf eine bereits 1886 auf dem Handwerkertag in Kösen ausgesprochene Vermutung; vgl. Stieda, Innungen, S.  589. 5  Gemeint sind in der Zeile zuvor Anträge nach dem Gesetz von 8. Dezember 1884 zur Ergänzung des §  100e und dann Anträge nach dem Gesetz von 1887 (§  100 folgend); vgl. Stieda, Innungen, S.  591. 6  Zu den Angaben des Einschubs vgl. Stieda, ebd., S.  588: „Nach einer gelegentlichen Mitteilung auf dem ersten Innungstage in Berlin 1885 umfaßten die damals vorhandenen Verbände eine Mitgliederzahl von über 80 000 Personen.“ Zuvor hatte Stieda vom Sächsischen Innungsverband berichtet, daß dieser „zur Zeit“ – also um 1892 – „über 10.600 Mitglieder umfaßt“. 7  Gemeint ist: Der Handwerkerbund trat für obligatorische Innungen ein; der Zentralverband für fakultative, diese allerdings ausgestattet mit vielen Privilegien; vgl. Stieda, Handwerk, S.  379.

§  12a Deutsche Kleingewerbepolitik

621

Text 1

5

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|: Ferner: Innungsausschüsse, Innungsverbände, Innungskammern, Reichsinnungsamt   Diesen dann die Aufsichtsrechte über die Innungen in letzter Linie wohl die gesammte Gewerbepolizei:| Erschwert d[urch] moderne Technik u. Flüssigkeit der Arbeitsteilung Endlose Streitigkeiten in Österreich Zuzugeben, daß in e[inem] erhebl[ichen] Teil der Berufe an sich techn[isch] möglich. s〈Ferner〉 Aber: wie steht es mit Gesellen-Organisationen? Diese meist dunkel gelassen stets Zurücksetzung, niemals auf gleichem Fuß v[on] Macht zu betrachtent Arbeitsbuch verlangt v[on] Meisterns |:Vor Allem:| Aber: keinen Sinn, wenn nicht Existenzmöglichkeit garantiert, sonst nichts gewonnen. Diese nur d[urch] Schranke f[ür] den Zutritt (Bef[ähigungs]Nachweis) Gerechtfertigt: Regelung der Arbeitszeiten d[urch] Innungen verbindl[ich] f[ür] Alle〉r |

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2. Der Zutritt zum Gewerbe Forderung des Befähigungsnachweises. Von den Handwerkern regelm[äßig] gef[ordert] Bef[ähigungs]Nachw[eis] f[ür] Meisterqualität angebl[ich] wegen Gefährdung der Qualität der Arbeit in Wahrheit behufs Erschwerung des Zutrittes Für die Arbeitsqualität nur Befähigungsnachweis bei |:Beginn der:| Gesellenschaft möglich. Unmöglich die Prüfung den Innungen [??] selbst zu überlassen. Im Übrigen Achillesfersen in verschiedener Richtung: Befähigungsnachweis Farce, wenn nicht streng gehandhabt die Prüfung Berufsmonopole unmöglich durchführbar, wenn nicht lax gehandhabt.   Allgem[ein] |:oder annähernd allgem[ein]:| Befähigungsnachw[eis] hat stets Tendenz Charakter der Farce anzunehmen sei es positiv sei es negativ Handgriffe nicht vorzuführen (nur bei wenigen Gewerben) Theorie führt zum Blödsinn Zeichnen u. Bildungsexamen einzige mögl[iche] Maßstäbe. Dag[e]g[en] 〈führt〉 |:hat:| Berufsgl[iederung] stets die Tendenz zur kleinlichsten Strenge

s–s  Einschub vom linken Blattrand gemäß einer Markierung Max Webers.   r  (S.  620)–r  Gestrichene Passage in der Blattmitte.   t  Unsichere Lesung.  

A 309

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Umfang der Forderung verschieden:  weitergehend Ackermann (fast alle Handwerker)  enger Kardorff (engere Zahl)8 Ernstl[ich] in Frage kommend:   b[ei] Gewerben, wo ein sicherheitspolizeil[iches] Interesse an der Qualifikation des Arbeiters besteht.   Baugewerbe im weitesten Sinn   einschl[ießlich] Ofensetzerei, Schornsteinfeger Nachweis der Notwendigkeit nicht erbracht Strenge polizeil[iche] Controlle weit wirkungsvoller

5

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Wahrsch[einlich] erfolglos. – Enquete in Österreich. Ev. wirksam als Halt in den Gegenden mit kleinerem Grundbesitz. Aber: Unmöglich Durchbrechung der Einheit des Gewerberechtes | A 310r 3. Das Lehrlingswesen

Die G[ewerbe]O[rdnung] von 1869 beseitigte alle Controllen – nur 〈??〉 Auflösung des Lehrvertrages pp. uNur bei schwerer Bestrafung Unfähigkeitu insbes. auch die Schriftlichkeit u. Registrierung des Lehrvertrages   Zuchtlosigkeit u. Contraktbruch neben Ausbeutung der Lehrlinge – Übergang in Fabriken   Nur in wenigen Handwerken noch Lehrgeld – Uhrmacher, Buchdrucker, Schlosser, Schreiner (die damals noch kräftigsten)   meist umgekehrt. Seit 1878: Probezeit v. 4 Wochen Arbeitsbuch Regelung der Auflösungsgründe Zeugnis nach Abschluß, |:beglaubigt:| – bei Innungen Lehrbriefe Unfähigk[eit] zur Haltung von Lehrl[ingen] bei Bestrafung   vSchriftl[icher] Lehrvertrag privilegiert d[urch] Beschränkung der Zwangsrück­ führung pp. auf ihnv

u–u  Einschub vom rechten Blattrand.   v–v  Einschub vom rechten Blattrand.   8  Gemeint sind die Reichstagsabgeordneten Karl Gustav Ackermann und Wilhelm von Kardorff, die seit den 1880er Jahren mehrere Anträge in Sachen Befähigungsnachweis eingebracht hatten. Vgl. etwa den Antrag Ackermann u. a. vom 9. März 1887 auf Abänderung der Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 [https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt3_ k7_bsb00018469_00256.html (29.12.2019)] oder den Antrag Kardorff/ [Arnold] Lohren vom 11. März 1887 auf Abänderung der Gewerbeordnung [https://www.reichstagsproto kolle.de/Blatt3_k7_bsb00018469_00285.html (29.12.2019)].

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§  12a Deutsche Kleingewerbepolitik

623

Text 1

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1881 u. 1884 Privileg. Gerichtsstand der Innungen u. Privil[egien] in der Haltung v[on] Lehrlingen (s. o.)9 Aber: wenig geleistet, daher wenig „bewährt“, Privileg selten gegeben   Wo Großbetrieb eingreift: die im Kleinbetrieb ausgebildeten Lehrlinge von der Industrie aufgesogen   Dies sehr allgemein: im Großbetrieb Schwierigkeiten der Ausbildung, ev. nur sehr einseitige Ausbildung  Trotz Ersatzes der Handarbeit doch den allseitig ausgebildeten Handwerkslehrling gern genommen. wKurze Nachlehre in der Fabrikw Lehrzeit in Fabriken: in der Eisenindustrie |:u. Schnitzindustrie:| meist. Hier die Ausbildung z. T. sehr langwierig In der Textilindustrie z. B. nur zum kleinen Teil   (hier Ausbildung kurz. Nur [??] Qualitäten entscheidend bei complicierten Industrien) Wo Ausbildung schwierig u. Concurrenz der Großindustrie: Aufgabe der Lehre d[urch] die Handwerker. Erhebliche Gefahr für den Nachwuchs unter deutschen Verhältnissen

20

Auf die Dauer: Zwang zu Lehrwerkstätten neben den Fachcursen u. Fortbildungsschulen unumgänglich. Günstig gewesen auch (freiw[illige]) Lehrlingsprüfungen | x yNeustens: Ges[etz]

v. 26/7 1897y

z1.

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Handw[erks]Kammern Lehrlingswesen Gesellenprüfung Ausschüsse bestehena Gutachtenz

b2.

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Innungenb I) Zwangsinnung – d[urch] Verw[altungs]Beh[örde] cf[ür] Handwerk[er] Was Handwerk, d[urch] Verw[altungs]Beh[örde] im preuß[ischen] Entwurf (Berlepsch) die österr[eichischen] Kategorien aufgezähltc 10

w–w  Einschub vom rechten Blattrand.   x  In A folgt A  310v (unten, S.  625); vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  616.   y–y  Hinzufügung mit Bleistift am oberen Blattrand.  z–z Einschub vom oberen rechten Blattrand.   a  Unsichere Lesung.   b–b  Hinzufügung am linken Blattrand.   c–c  Einschub vom linken Blattrand.   9  Oben, S.  619. 10  Gemeint ist vermutlich nicht der vom preußischen Minister für Handel und Gewerbe Hans Freiherr von Berlepsch persönlich verfaßte und dem Oberpräsidenten 1893 zur Begutachtung vorgelegte Entwurf, sondern der im August 1896 im Bundesrat eingebrach-

A 308r

624

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 wenn: 〈1.〉 Mehrheit der öffentl[ich] z[ur] Abst[immung] Aufgef[orderten] dafür 〈2. Zahl ausreicht〉

Kann auf die 〈zur Zahlung〉 Gesellen u. Lehrlinge Haltenden beschränkt werden Nicht betroffen: Fabriken-Betriebe. II) f[ür] alle Innungen a) Organisation – Gesellenausschuß Lehrlingsw[esen]  Widerspruchs Gesellenprüfung Recht  w[o] Beiträge gezahlt  an Verwaltung in Minorität beteiligt b) Zuständigkeit: Betriebscontrolle §  94c11

5

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Innungsverbände – Innungsausschüsse zulässig d3.

Meistertitel nur nach Prüfungd

4.e Lehrlingswesen |:a) allgemeinf:| Schriftl[icher] Lehrvertrag – Lehrzeugnis 1) Verboten: ohne b[ürgerliche] Ehrenr[echte]  d[urch] Gebrechen körperl[ich] geist[ig]  Lehrlinge zu halten  grobe Pflichtverletzung  〈Dies f[ür] alle – auch Fabriken〉

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2) Contingentierung – bei zu großer Zahl zulässig (wenn Lehrerfolg gefährdet) §  12812 Dies f[ür] alle – auch Fabriken 〈Abschluß: Gesellenprüfung, nicht obligatorisch – aber privilegiert〉

b) f[ür] Handwerkg h§  129 f. noch

nicht in Krafth 13

1. Lehrzeit 3–4 (Max[imum]) Jahre 2. Gesellenprüfung – nicht obligatorisch

d–d Einschub vom linken Blattrand.   e A: 3. > 4.  f In A doppelt unterstrichen.   g  In A doppelt unterstrichen.   h–h  Einschub von der linken unteren Blattecke.   te preußische Gesetzentwurf, vgl. dazu Meyer, Georg, Gewerbegesetzgebung 1897, S.  364 ff.; zu den „österreichischen Kategorien“ vgl. unten, S.  635 f., im nachfolgend edierten §  12b. 11  Gemeint ist §  94c der GewO vom 26. Juli 1897. 12  Gemeint ist §  128 der GewO vom 26. Juli 1897. 13  Vgl. dazu die Übergangsbestimmungen in Art.  7 der GewO vom 26. Juli 1897.

25

§  12a Deutsche Kleingewerbepolitik

625

Text 1 Lehrlinge halten nur: a) 24 Jahre b) 3 Jahre Lehrzeit u. Prüfung als Geselle c) 5 Jahre Meister oder Werkmeisteri | 5

10

Nicht dabei: Gewerbe-Abgrenzung Wer |:mehrere betreibt, wenn:| auch nur f[ür] Eines Voraussetzung hat, f[ür] alle befugt Bedeutung wahrsch[einlich] geringfügig. Erheblich erst d[urch] Befähigungs-Nachweis Nur die Organe geschaffen – H[and]W[erks]Kammern – um Skandal dafür zu machen. | j Über das Handwerk:

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A 308v

Schmoller Z[ur] G[eschichte] der d[eutschen] Kleingewerbe 1870 Haushofer Das d[eutsche] Kleingewerbe 1885 Hitze Schutz dem Handwerk 1883 Hampke Der Befähigungsnachweis 1892 Lohren Wiederherstellung der Innungen 188014 Garbe Zeitgem[äßer] Ausbau des ges[amten] Lehrlingswesens f[ür] Industrie u. Gewerbe 1889 Schriften des V[ereins] f[ür] Sozialpolitik X u. XI15 Stieda in Hildebr[ands] Jahrb[üchern] N[eue] F[olge] II, XX16 |

i  In A folgt am unteren rechten Blattrand, kräftig eingerahmt, der Hinweis: verte  j  In A folgt A  309 (oben, S.  621 f.).   14  Gemeint ist: Lohren, Wiederbelebung. 15  Gemeint sind: Reform des Lehrlingswesens und Verhandlungen VfSp 1875. 16  Gemeint sind: Stieda, Zur gewerbepolitischen Literatur, und Stieda, Das gewerbliche Lehrlingswesen.

A 310v

626

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1

Anhang A 306v

Betriebscontrolle [§] 94c17 [§] 95 Gesellenausschuß – vollj[ährige] Gesellen Lehrlingsw[esen]  Zustimmung zu Beschlüssen der Gesellenpr[üfung]  Innungsversammlung wo Beiträge gezahlt  In Innungsvor[stand] 1 Mitglied [In Innungs]versammlung alle  |:Ausschußmitgl[ieder]:| mit Stimmrecht wo Beiträge gezahlt, gleiche Zahl   außer Vorsitzender

      

5

überall Minorität

§  100 Zwangsinnung 1. Mehrheit |:der öffentl[ich] zur Abstimmung Aufgeforderten:| 2. ausreichende Zahl Verw[altungs]Behörde Kann beschränkt werden auf die, welche Gesellen u. Lehrlinge halten Nicht dazu: Fabriken-Betrieb Innungsverbände Innungsausschuß Handwerkerkammern  Lehrlingswesen   Gesellenprüfung  Zwangsbefugnis   Gutachten 

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aLehrlinge

Vertreter: 1. allgemein bürgerl[icher] Char[akter] d[urch] körperl[iche] geist[ige] Gebrechen ungeeignet grobe Pflichtverletzungen bbei zu großer Zahl Zwang zur Entlassung Contingentierung d[urch] Verwaltung [§] 128b schriftl[icher] Lehrvertrag Lehrzeugnis beglaubigt v. Behörde 2. f[ür] Handwerk

a–a (S.  627)  Fortsetzung am unteren rechten Blattrand.   b–b  Einschub von der Blattmitte.   17  Die §§-Angaben beziehen sich alle auf die GewO vom 26. Juli 1897.

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§  12a Deutsche Kleingewerbepolitik

Text 1

5

1) Lehrlinge halten nur bei: 24 Jahre 3 Jahre Lehrzeit u. Gesellenprüfung 5 Jahre Meister oder Werkmeister 2) Lehrzeit normal 3 Jahre Maximum 4 Jahre

   noch nicht in   in Kraft  

Meistertitel nur nach Prüfunga |

a (S.  626)–a  Fortsetzung am unteren rechten Blattrand.  

627

5. [Buch] Gewerbepolitik [§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik] Editorische Vorbemerkung Über die dem 5. Buch, §  12 b, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1 [§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik]

Seite 631

Waentig

A  313r

631

  Versuche der Aufhebung der Zünfte schon 1527 in Österreich

A  313r

631

  Inhalt des Gewerberechts Mitte des 19. Jahrhunderts

A  313r

631

  Nach den Freiheitskriegen Kampf gegen den Industrialismus

A  313v

632

  1873 E  ntwurf einer vollständig liberalen Gewerbeordnung – verschwand in den Bureaus

A  314r

633

  Rechtsgrundsätze von 1883

A  314v

634

  Österreichische Gewerbeordnung 1883

A  311r

635

  1) Befähigungsnachweis

A  311r

635

   1) Vorbemerkung

A  311r

635

   2) Lehrlinge

A  311r

636

   3) Gesellen

A  311v

637

   4) Wirkung: Meister Befähigungsnachweis

A  311v

638

  2) Die Zwangsinnung

A  312r/v

639

 Combination der deutsch-nationalen (antisemitischen) Partei mit der Handwerkerbewegung

A  314v

640

Die Blätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A  311r/v–A  314r/v hat der Editor einem eigenen Paragraphen zugewiesen und mit der Überschrift „§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik“ versehen. Die Blätter sind zu einer Textfolge (Text 1) angeordnet, die aber von der Archivfoliierung abweicht. Im Archivkonvolut sind die Blätter A  311r bis A  314v unmittelbar hinter denen des „§  12 Deutsche

Editorische Vorbemerkung zu §  12b

629

Kleingewerbepolitik“ einsortiert. Der Hinweis „§  14 ‚Handwerksmäßig‘ = Gewerbe …“ am oberen Blattrand von A  311r (unten, S.  635) wurde vom Archivar offenbar als eine Paragraphenüberschrift Webers innerhalb des Buches zur Gewerbepolitik gedeutet, so daß es zu einer fälschlichen Foliierung kam.1 Inhaltlich handelt es sich um exzerptartige Notizen Max Webers zu Heinrich Waentigs 1898 erschienener Monographie „Gewerbliche Mittelstandspolitik. Eine rechtshistorisch-wirtschaftspolitische Studie aufgrund österreichischer Quellen“. Die Notizen bildeten vermutlich nur eine Vorstufe zu einem von Weber geplanten, aber nicht mehr vollständig ausgeführten Abschnitt zur österreichischen Kleingewerbepolitik. Der intensive Vergleich der österreichischen Gesetzgebung mit der Entwicklung in Deutschland schließt an Webers vorangehenden Paragraphen an.2 Die Blätter zu Text 1 sind im Oktavformat vor- und rückseitig mit Tinte beschrieben. Es handelt sich um zwei Doppelbögen à 4 Seiten: A  311r/v mit A  312r/v und A  313r/v mit A  314r/v. Ihr Erscheinungsbild ist von Bearbeitungsspuren gezeichnet. Es gibt zahlreiche Texteinschübe sowie horizontale und vertikale Linien, auch Kästen und Winkel, die einzelne Passagen voneinander abgrenzen und das Manuskript nachträglich strukturieren sollen. Zudem finden sich verstreute, die Textanordnung betreffende Numerierungen (1–3), die ebenso wie die Linien etc. in der Regel nachträglich und mit Bleistift eingefügt sind. Eine numerische Untergliederung hat Weber nur für die Blätter A  311/312 – und auch dort nur rudimentär und nachträglich mit dünnem Bleistift angelegt.3 Insofern hat der Editor die Textfolge – analog zu Waentigs Aufbau und entsprechend einer Weber-typischen chronologischen Ordnung – umgestellt. Der Abdruck beginnt mit Blatt A  313r, gestützt durch den Hinweis „Waentig“ am linken oberen Blattrand, der den Beginn der Aufzeichnungen anzeigt. Dementsprechend beziehen sich die Blätter A  313–A  314 auf den ersten, weitgehend entwicklungsgeschichtlichen Teil der Waentig-Studie (S.  5–220), vom ausgehenden Mittelalter bis in die damalige Gegenwart. Die Blätter A  311–A  312 haben dagegen den 2. Teil von Waentig (S.  221–483) zum Gegenstand, wo die Auswirkungen der neueren Gesetzgebung, insbesondere die der österreichischen Gewerbeordnung von 1883, dargelegt werden. 1  Tatsächlich bezog sich Weber aber auf §  14 der österreichischen Gewerbeordnung von 1883. 2  Vgl. §  12 a, oben, S.  618–627. 3  Dabei hat der Editor die Unterpunkte 1. 3. „Gesellen“ und 1. 4. „Wirkung“ analog der Gliederung Waentigs im „Zweiten Teil“ seiner Studie (S.  223 ff.) eingefügt. Waentigs „Zweiter Teil“ zerfällt in die Abschnitte 1. „Der Befähigungsnachweis“ (S.  223–350) und 2. „Die Zwangsgenossenschaft“ (S.  351–477). Der erstere Abschnitt wiederum in die „Vorbe­ merkung. Der Untersuchungsgegenstand“ (S.  223–227), 1. „Der Lehrling“ (S.  228–276), 2. „Der Geselle“ (S.  277–310), 3. „Der Meister“ (S.  310–334) und „Das Ergebnis“ (S.  334– 350). Weitaus weniger konsequent folgen Webers Abschnittsüberschriften (soweit überhaupt vorhanden) der Gliederungslogik Waentigs in dessen Ersten Teil und im Zweiten Abschnitt des Zweiten Teils („Die Zwangsgenossenschaften“), sodaß von dem Versuch einer analogen Übertragung der Waentig-Kapitelüberschriften in die Notizen Max Webers Abstand genommen wurde.

630

5. Buch: Gewerbepolitik

In einem nächsten Bearbeitungsschritt ordnet Max Weber dann den Stoff für sich neu an: Die oben auf A  311r mit „2)“ markierte Blattfolge bis A  312v – inhaltlich den Auswirkungen der Gewerbeordnung von 1883 gewidmet – soll dem auf A  314r mit „1)“ markierten Teil folgen, also inhaltlich hinter die „Rechtsgrundsätze von 1883“ in A  314v eingeschoben werden, eben dort, wohin sie – chronologisch gesehen – auch gehören. Teil 2) setzt dann mit dem unter 3) stehenden Rest-Text des Blattes A  314v fort – inhaltlich mit Stichworten zu den Gewerbetagen 1883 bis 1890 sowie zur Gewerbeenquete 1893. Weniger eindeutige Bearbeitungsspuren lassen vermuten, daß Max Weber zusätzlich kleinere Text-Verschiebungen vorzunehmen gedachte.4 Es könnte sich aber auch lediglich um Querbezüge zum weiteren Gang der Dinge handeln, so daß der Editor in diesen Fällen von einer Textverschiebung Abstand genommen hat. Gemäß dem Erscheinungsdatum der Studie Waentigs können die hier edierten Blätter nur für die letzte von Weber zur „Praktischen Nationalökonomie“ gehaltene Vorlesung im WS 1898/99 gedacht gewesen sein. An mindestens einer Stelle – auf A  313v unten (unten, S.  633) – bezieht sich Weber auf frühere Quellen: Dort sind mit Bleistift einige der laut Gewerbe-Ordnung 1859 „conzessionierten“ Gewerbe in Klammern nachträglich hinzugefügt worden. Diese finden sich auch in Max Webers früher Textfolge zu §  10 im 5. Buch – stammen letztlich aber aus Schönberg, Gewerbe I, S.  541.5

4  Vgl. unten, S.  636, textkritische Anm.  s (zu „verte 1)“) und u (zu „Wirkung s. umseitig“) zu unten, S.  638, textkritische Anm.  c („Wirkung“) und S.  639, textkritische Anm.  f (zu 1)). 5  Vgl. oben, S.  630, sowie die Editorische Vorbemerkung zu §  10, oben, S.  579.

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

631

Text 1 a[§  12 b

Österreichische Kleingewerbepolitik]a

Waentig

5

10

15

Versuche der Aufhebung der Zünfte schon 1527 in Österreich – Verbot, 1552 wiederholt Freiheit der Zulassung g[e]g[en] Gebühr, Freiheit der Gesellenzahl (dag[e-] g[en] nicht frei Betriebs- u. Verkaufsart) Aber [??] Fortbestehen. Der Merkantilismus g[e]g[en] die Zünfte. 1712 Kundschaft 1732 Handwerksjurisd[iktion] u. Zunftautonomie aufgehoben Seit M[aria] Theresia die Bestätigung der Privilegien verweigert. – Fiskalische Conzessionierung „Hoffreiheit“ – d. h. usurpiertes Recht des Kaisers, Freimeister zu conzessionieren   Daraus weiter die Fabrikprivilegien entwickelt    1672 Linzer Tuchfabrik, 1676 Manufakturhaus auf dem Tabor    seit Anfang 18. Jahrh. massenhaft  Sodann Schutzdekrete – den nicht ordnungsmäßig Gelernten pp. g[e]g[en] Steuer der Gewerbebetrieb gestattet   1725 f[ür] Wien

20

Privilegiengesetzgebung   Franz I. 1820 u. 1832: f[ür] Erfindungen u. Verbesserungen Privileg auf 15 Jahre.   dann ganz frei   Damit f[ür] die geringfügigste Änderung der Technik Emancipation von der Zunft.

25

Wesentl[ich] Produktionspolitik   1754 Scheidung der Exportgewerbe |:(Commerzialgewerbe):| – |:insbes.:| Textilu. 〈Eisen-〉 |:Mineralien-:| Industrie – von dem lokalen Bedarfsgewerbe  Für Lokalgewerbe Bedürfnisfrage geprüft  f[ür] Exportgew[erbe] Freiheit der Vermehrung, Conzessionierung an jeden, der seine Geschicklichkeit glaubhaft macht   1776: möglichst zu erleichternb 1

30

Inhalt des Gewerberechts Mitte des 19. Jahrh.: Einzelne Realgewerberechte

a–a  Fehlt in A; vom Editor sinngemäß eingefügte Überschrift. Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  628 f.   b  In A folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   1  Die von Weber hier eingefügte Linie (vgl. textkritische Anm.  b) korrespondiert mit dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Kapitels in Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik, S.  24.

A 313r

632

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Sonst 〈meist Regel〉:   polizeil[icher] Befähigungsnachweis, 10jähr[ige] Gesellenzeit, Meisterstück (ev. Dispens davon)  Großindustrielle nur auf Qualifikation zur Leitung zu prüfen  Händler auf Handelskenntnisse, 10jährige Servierzeit. 

5

cDies bei „zünftigen“ u. „befugten“ Gewerben Alle nicht darunter aufgeführten frei, bloße Anmeldungc |

Arbeitsvertrag: f[ür] zünftige Handwerke noch Lehrzwang Geregelte Christenlehre, Schulunterricht, – vor 12. Jahr nicht annehmen Fabrikkinder ärztlich, von Schule u. Kirche zu controllieren endgültige Regelung 1842 F[ür] Gesellen Wanderbücher 18272 Coalitionsverbot seit 1832 (Streik = Zusammenrottung) Sonntagsruhe nur wo kathol[ische] Bev[ölkerung] überwiegt, [??] 1850

A 313v

10

15

Zünfte: Vermögensverwaltung Freisprechen der Lehrlinge Prüfung der Meisterstücke

   behördlich controlliert    Hauptrechte, erstere ChikanenRekurs g[e]g[en] Meister-Conzessionierung   Mittel Aufsicht über unbefugten Gewerbebetrieb   g[e]g[en] Concurrenz Zunftzwang nur in den herkömmlichen zünftigen Handwerken



20

dNach

den Freiheitskriegen Kampf g[e]g[en] den Industrialismus, Franz I. sah die Industrie als gefährlich an e(dag[e]g[en] Bureaukratie streng liberal)e Anpassung der Conzessionierung an den Bedarf sei unmöglich. Gewerbeconzessionsgesetzentwurf v. 1835: freie 〈Gew[erbe]〉 Beschäftigungen – Gewerbe Bestens 92 conzessionspflichtig 3 Jahre Dienst, Befähigungsnachweis F[ür] Fabriken Capitalnachweis Nicht ratifiziert Faktisch fast volle Freiheit. Absoluteste Laxheit der Conzessionen.d

c–c  Durch Pfeil-Markierung als Zusatz links vom Klammertext ausgewiesen.   d–d  In A ist der folgende Abschnitt mit einer Winkel-Markierung in Bleistift vom vorangehenden abgesetzt.  e–e  Zusatz vom rechten Blattrand.   2  Zwar wurden die Kundschaften (vgl. Glossar-Eintrag, unten, S.  723), Abschiedszettel und Wanderpässe 1827 für Gesellen abgeschafft, die Wanderbücher ersetzen sie aber erst seit dem 1. Mai 1829; vgl. Waentig, ebd., S.  33.

25

30

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

633

Text 1

5

10

15

20

25

30

Gewerbepatent v. 1859 Nach 1848 der Adel Träger des Gründungsfiebers, daher nur theoretisch reaktionär, dag[e]g[en] der Clerus ernstlich rückschrittlich Erst nach dem ital[ienischen] Kriege plötzlicher Umschwung 1.f Volle Gewerbefreiheit, außer 14 speziellen „conzessionierten“g Gewerben h(Bauhandwerk, Hufschmied, Schornsteinf[eger], Feuerwerker, Buchdrucker[)]h i 2. Aber: Zwangsinnungj k(doch ohne Befähigungsnachweis)k lincl. Fabriken 3. Preistaxen bei Nahrungsgew[erben] 4. Freier A[rbeits]vertrag – aber: A[rbeits]Buchl | Judenpolitik. Große Judenverfolgung 1420 (nach mehreren schon seit 13. Jahrh.) Gänzl[iche] Austreibung, wiederholt im 16. Jahrh. Im 17. u. 18. [Jahrh.] dag[e]g[en] 〈feste〉 Zulassung, wenn sie Fabriken errichten Sonst Verbot der Landniederlassung Faktisch mit der Aristokratie herrschend 1867 emancipiert.m 1873 Entwurf e[iner] vollst[ändig] liberalen Gew[erbe]Ordnung – verschwand in den Bureaus. 1) Handw[erker]Bewegung. [??] H[and]W[erker]Tag 1881: Bef[ähigungs]nachweis, Bedürfnisfrage b[ei] Platzgewerbe etc. 2) Liechtenstein3. (Feudale) – Berufsständische Organisation Die Interessenten selbst verstehen ihre Interessen am besten – Staat soll nur vermitteln u. ausgleichen autonome Corporationen mit Befähigungsnachweis 3) Vogelsang (Christl[iche]): – Kampf g[e]g[en] Liberalismus nGes[ammelte] Aufsätze“4 (fast zerstreut, d[urch] Hitze5 berichtigt)n Erhaltung des Handwerks d[urch] Beschränkung des Absatzgebiets, dann:

f  Ziffer nachträglich mit Bleistift eingefügt.   g  Einfügung mit Bleistift.   h–h Hinzufügung mit Bleistift am rechten Blattrand.   i Ziffer nachträglich mit Bleistift eingefügt.   j Unterstreichung des ersten Wortteils mit Bleistift.   k–k Öffnende und schließende Klammer mit Bleistift; die öffnende Klammer ersetzt ein Komma.   l–l  Einfügung mit Bleistift.  m  In A folgt eine mit Bleistift durchgezogene horizontale Linie. Den darunter folgenden Abschnitt hat Weber, mit einer zentriert und ebenfalls mit Bleistift eingefügten 1 markiert.  n–n  Zusatz am linken Blattrand.   3  Gemeint ist: Aloys Prinz von und zu Liechtenstein. 4  Gemeint ist: Vogelsang, Gesammelte Aufsätze I. 5  Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik, S.  111, verweist auf folgende Schriften: Hitze, Sociale Frage, Hitze, Quintessenz, und Hitze, Kapital und Arbeit.

A 314r

634

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Dad[urch] die mit Massenproduktion verbundene Herrschaft     der Maschine über den Menschen  〈[??]〉 beschränkt. die übermäßige Spezialisierung der Arbeit    u. Degradierung der menschl[ichen] Würde  Rückkehr zur autonomen Sozialordnung des M[ittel]A[lters]

5

  Handwerkerbewegung zunächst heimlich g[e]g[en] Klerikale u. Feudale, weil demokratisch 1879 Min[ister] Taaffe, – „eiserner Ring“6 Gew[erbe]O[rdnung] Vorlage der Regierung 1880 – noch gew[erbe]freiheitlich Ausscheiden der Fabrikanten aus den Innungen Meister u. Gehilfen zusammen sollen die Verb[ands]leitung bilden   1882 Ausschußbericht – Graf Belcredi |:(ungebildeter Esel):| unter Einfluß R[udolf] Meyer’s   freie, conzesssionierte u. Handwerks-Gewerbe. F[ür] Letztere Bef[ähigungs]Nachweis

10

15

1. 1883 Handwerkergesetz 2. ” Gew[erbe]Inspektion 3. 1885 Arbeiterschutzgesetz. | A 314v

Rechtsgrundsätze v. 1883

20

  „selbst[ändiger]“ Gew[erbe]Betr[ieb] (Begriff nicht definiert) teils frei, teils an Rechtstitel gebunden an Conzession gebunden bei conzessionierten (schon bisher) ” handwerksmäßigen

25

  Über den Charakter e[ines] Betriebs entscheidet der H[andels]Minister u. Min[ister] d[es] Inneren Bei handwerksmäßigem Befähigungsnachweis: Lehrzeugnis Arbeitszeugnis über mehrjährige Verwendung

30

  Kinderschutz bis 12. (Fabriken 14.) Jahr 16.) [Jahr] nicht in gesundheitsgefährli  Jugendl[iche] bis 14. ( ” chen   Arbeitszeit – Maximum a[m] A[rbeits]Tag   Lehrling: obligator[ischer] Lehrvertrag

6  Der österreichische Ministerpräsident Eduard Graf Taaffe stützte sich auf eine rechtskonservative Koalition aus deutschen und slawischen (Polen, Tschechen) Parteien und klerikalen Kräften, ein Bündnis, das sich als dauerhaft erwies und als „eiserner Ring“ bezeichnet wurde. Weber übernimmt den Ausdruck von Waentig, Gewerbliche Mittel­stands­ politik, S.  114.

35

635

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

Text 1  Contractbruchstrafe   Arbeitsbuch beibehalten   Zwangsinnung nur noch f[ür] Handwerkero pÖst[erreichische]

5

q1)

Gew[erbe]Ordnung 1883p

A 311r

Bef[ähigungs]Nachweisq

r1) Vorbemerkungr 7

  §  14 „Handwerksmäßig“ = Gewerbe, die Erlernung u. längere Verwendung voraussetzen u. für welche diese regelm[äßig] ausreicht. V[erordnung] v. 1884 Handwerksmäßig: 38 Kategorien8 10

Bäcker

Buchbinder

Anstreicher

Fleischer etc.

Kartonnage

Lackierer

Ledergalanteriearbeiter Handschuh- u. Bandagenmacher Kamm- [u.] Fächermacher Lebzelter, Wachszieher

Glaser

15

20

Bürstenbinder

Musikinstru- Goldarbeiter m[ent]macher etc. Mechaniker, Optiker Vergolder 〈Grav[eur]〉 Uhrmacher

Seiler

Siebmacher

Schirmmacher

〈Posamentierer〉

Tapezierer Maler 25

Drechsler

Schmiede aller Friseur u. Faßbinder Art: Per[ücken]macher

〈Haffn[er]〉

o  In A folgt mit Bleistift oberhalb der nachfolgenden Textpassage die Markierung: 3). Die Textpassage der unteren Blatthälfte von A  314v ist unten, S.  640, ediert. Der Editor hat hier den von Weber mit 2) markierten Text von A  311r/v bis A  312r/v eingefügt.   p–p Zusatz am oberen linken Blattrand.   q–q  Zusatz am rechten oberen Blattrand.   r–r Gliederungsziffer mit Bleistift am linken Blattrand vor einer ebenfalls mit Bleistift gezogenen vertikalen Linie neben der nachfolgenden Textpassage. Überschrift fehlt in A; Vorbemerkung vom Editor gemäß 2) Lehrlinge (unten, S.  636) ergänzt.   7  Vgl. Waentig, ebd., S.  223–227: „Erster Abschnitt: Der Befähigungsnachweis. Vorbemerkung. Der Untersuchungsgegenstand“. 8  Gemäß der Minister-Verordnung vom Juni 1884 zählt Waentig, ebd., S.  223 f., 48 Gewerbezweige auf. Davon hat Weber nicht alle in sein Exzerpt übernommen, was vielleicht auch ein Übertragungsfehler sein könnte. Bei Call, Gewerbegesetzgebung in Österreich, S.  986, und Schönberg, Gewerbe I, S.  543, sind es mit Bezug auf Verordnungen vom November 1884 bzw. 1886 noch 47 Gewerbe.

636

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Meerschaum- u. Pfeifenbil[dner] Graveure

Kleidermacher Posamentierer

Kürschner pp. Rotgerber Weißgerber Schuster Taschner, Riemer, Sattler

Feinschmiede

Haffner

Kupferschmiede Grobschmiede Metall- u. Zinngießer Plattierer Schlosser

Korbflechter Tischler 5

Wagner Dachdecker

10

15

2 Jahre Lehrzeit, Lehrzeugnis, 2 Jahre Gehilfenzeit sNicht

anwendbar: auf Betrieb des Handels der Fabrik – Werkstätte mit 20 u. mehr Arbeitern der Hausindustrie – „nach örtl[icher] Gewohnheit“9 in ihren Wohnstätten von Personen ohne Gesellen, nur mit Familie betriebens

tAngeblich: Schutz



20

g[e]g[en] Schleuderproduktion ” unsolide Waare.

Faktisch: Hindrängen auf e[inen] best[immten] Bildungsgang Einfluß auf Verteilung vorhandener Erwerbsgelegenheit.

25

Wirkung s. umseitigu t 2)v wLehrlinge: Max[imal] zulässigw

3 Jahre in Fabriken, 4 f[ür] Handwerk, 3 Monate Probe

  Furchtbare Klagen aller Gew[erbe]Inspektoren, auch u. grade in den kleinen Orten, über Unterkünfte, Kost, Behandlung

s–s  Abschnitt in A links mit vertikalem Bleistiftstrich hervorgehoben. Es folgt am linken Blattrand mit Bleistift der Hinweis verte 1) mit vermutetem Bezug auf die Markierung 1) in A  312r (vgl. unten, S.  639, textkritische Anmerkung f); unter verte folgt eine mit Bleistift durchgezogene horizontale Linie.   t–t  Abschnitt ist oben und unten jeweils durch eine horizontal durgezogene Linie begrenzt.   u  Bezug auf den mit Wirkung überschriebenen Abschnitt auf A  311v (vgl. unten, S.  638, textkritische Anm.  c).   v  Gliederungs­ziffer mit Bleistift am linken Blattrand.   w–w  Textpassage in A mit Bleistift umrahmt.   9  Weber zitiert den Minister-Erlaß vom 16. September 1883 nach Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik, S.  225, Anm.  3.

30

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

637

Text 1

5

  Ungeheure Lehrlingszüchtung – ungesetzl[iche] Arbeitszeit – lernen nichts in den stark arbeitsteiligen Berufen Vorenthaltung der „Geheimnisse“ – z. B. des Maßnehmens bei Schneidern Ausdehnung der Lehrzeit, bes. wo kein Lehrgeld erhoben wird. 3–4 Jahre Regel Oft einfach als „jugendl[iche] Hilfsarbeiter“10 abgeschrieben. xHauptzuwanderung vom Lande. Gute Lehren nur, wo der Großbetrieb sie übernimmt (nicht oft)x | 3)y Gesellen.

10

Sehr hohe Arbeitslosigkeit   Günstig bei B  uchdruckern: 2–6 % je nach Saison Hutmachern: 5–21,2 %11 Massenhafte Ersetzung der gelernten d[urch] ganz ungelernte Kräfte wegen Billigkeit.

15

20

25

Statistisch zu constatieren:  stetig steigende Verjüngung der Altersklasse der Kleingewerbe bei den Krankenkassen   Ältere d[urch] Jüngere verdrängt.   Stetige Zunahme weibl[icher] Kräfte, selbst z. T. in der Schlosserei Ferner:  gewaltige Fluktuation |:der Arbeitskräfte:|: Tischler-Krankenkasse |:in Wien:| bei 11 000 Mitgliedern  1895            22  000 Anmeldungen,            23  000 Abmeldungen zGeringere

Sterblichkeit der großbetrieblichen Krankenkassenmitglieder Höheres Alter derselben Auslese der Kräftigsten für die Fabrik.z Keine Chance, daß Geselle in stark arbeitsteilgen Berufen Alles d[urch] Stellenwechsel lernt.

x–x  Zusatz am unteren linken Blattrand.   y  Fehlt in A; Gliederungsziffer 3) vom Editor gemäß der Ziffern 1) und 2) ergänzt.   z–z  Zusatz am linken Blattrand.   10  Waentig, ebd., S.  260, mit Verweis auf die Gewerkschaftsenquete 1892/93: „Soll doch sogar ein Genossenschaftsvorsteher seine Kollegen öffentlich aufgefordert haben, ihre überzähligen Lehrlinge künftig ‚als jugendliche Hilfsarbeiter eintragen zu lassen‘.“ 11  Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik, S.  303, bezeichnet die Lage bei den Buchdruckern als „glücklich“, bei den Hutmachern aber als mißlich. Bei den Buchdruckern schwanke die Arbeitslosigkeit saisonal zwischen 2 % im Februar und 6,7 % im September (ebd., S.  305); bei den Hutmachern zwischen 5,4 % im Oktober und 21,2 % im Dezember (ebd., S.  307).

A 311v

638

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1   Er wird Stelle keinenfalls aufgeben, die er hat, um andre zwecks Lernens zu suchena 4)b Wirkung:c Meister B[efähigungs]N[achweis]: Zunächst Mehr-Niederlassung – teils aus Furcht später nicht mehr zu können ” ” Hoffnung auf goldenen Boden   Auch vorher |:hatten:| fast alle Meister den Anforderungen des B[efähigungs-] N[achweises] genügt Der nicht Befähigte kann als Verleger u. Heimarbeiter Concurrenz machen Gew[erbe]Abgrenzung: Auch mehr aus steuerl[ichen] Gründen Gewerbe bestehend   Bei großen Gewerben – Tischler – fehlt jede Beziehung zw[ischen] Bef[ähigungs]Nachweis u. Befugnis z[um] Umfang des Betriebs   bei kleinen |:(Zuckerbäcker, Bürstenbinder):| ist der Spielraum minimal. – Meist ganz willkürlich geschieden. 〈[??]〉  

5

10

dFrey-Maresch

Sammlung v[on] Gutachten u. Entsch[eidungen] über Umfang der Gew[erbe]Rechted

Beispiel: Tischler als großes Gewerbe a) g[e]g[en] Bau- u. Zimmermeister in der Defensive g[e]g[en] Baumeister d[urch] Gesetz v[on] 1893 geschützt: die ganze Bautischlerei Tischlerarbeit. g[e]g[en] Zimmermeister – lange Streit   Endlich: Leim-Verwendung entscheidet. 〈b)〉 |:Ebenso::| g[e]g[en] Mühlenbau = Industrie ? – Maß der tech[nischen] Entwicklung             Einfache alte Most-Mühle = Tischler             größere Vervollkommnung: Spezialgewerbe   〈b)〉 |:Ebenso::| g[e]g[en] Sattler: Koffer Streitpunkt. – Montierung entscheidet, feine Koffer Sattlerarbeit b) g[e]g[en] Schlosser: – Anbringung der Schlösser ? – beide berechtigt. g[e]g[en] Tapezierer: – Polstermöbel – Chaos von Urteilen c) g[e]g[en] Drechsler  g[e]g[en] Einglaser  in der Zulassung – die Tischlerei hier fast g[e]g[en] Anstreicher  „Universalgewerbe“12 |  g[e]g[en] Vergolder 

a  In A folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   b  Fehlt in A; Gliederungsziffer 4) vom Editor gemäß der Ziffern 1) und 2) ergänzt.   c  Zusatz am linken Blattrand mit dünnerer Tinte direkt unter der durchgezogenen horizontalen Linie. Korrespondiert mit Max Webers Hinweis Wirkung s. umseitig in A  311r (vgl. oben, S.  636, textkritische Anm.  u).   d–d  Zusatz am linken Blattrand; parallel zu den nachfolgenden Ausführungen Beispiel: …   12  Vgl. Waentig, ebd., S.  330.

15

20

25

30

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

639

Text 1

  Das Verbot des Handels mit fremden Handwerksprodukten wirkt kundenentfremdend Der Kunde geht zum Händler, seine Bedarfsrichtung ändert sich eventuell Hypertrophie des Kleinhandels13 e 5

2) fDie Zwangsinnung. 1883: „Mitglied“ ist, wer das Gewerbe selbständig, gnicht fabrikmäßigg, betreibt „Angehöriger“ als Gehilfe u. Lehrlingf   Organisation der Genossenschaften bis 1894 in sehr versch[iedenem] Tempo. Massenhaft Weigerung, selten Interesse.

10

bis 1894 5317 Meistergen[ossenschaften] 3196 (60%) Gehilfenverbände.      Ca. ¼ noch 1894 nicht organisiert

15

 Reine Fachverbände um 10%  Verb[ände] verwandter Gewerbe 8%   ” mehrerer nicht verw[andter] Gewerbe 47%   Collektivverbände 34% 85h % umfassen mehrere Gemeinden

20

1894: 554 000 Mitglieder 518 000 Gehilfen 174 000 Lehrlinge

  1 247 00014   

i54% haben 30–150 Mitglieder, einige weniger  11% über 300–600, wenige mehr.i

25

30

Mit ganz vereinzelten Ausnahmen die Berichte über sie durchweg ungünstig. Am relativ entwickeltsten Alles in Wien.   1/3 der Wiener Genossenschaften hatte 1894 eine Plenarversammlung (zur Decharge), über ¾ nur 2, Maximum 5. ½ der Brünner [Genossenschaften hatte 1894 eine Plenarversammlung] Gehilfenvers[ammlungen] ähnlich schwach.

e  Es folgt eine durchgezogene horizontale Linie.   f–f  Der Abschnitt ist durch eine mit Bleistift eingefügte eckige Klammer am linken Blattrand markiert. Eine links von dieser Markierung mit Bleistift zugefügte 1) verweist vermutlich auf den korrespondierenden Vermerk verte 1) in A  311r (vgl. oben, S.  636, textkritische Anm.  s).   g–g  Mit Bleistift unterstrichen.  h A: 84 > 85  i–i  Zusatz am rechten Blattrand.   13  Vgl. Waentig, ebd., S.  348. 14  Die Differenz ergibt sich durch die von Max Weber vorgenommene Rundung; zu den exakten Zahlen vgl. Waentig, ebd., S.  388.

A 312r

640

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Von Strike-Friedensstiftungen pp. hält man 〈nichts〉 wenig 57 % haben schiedsrichterl[ichen] Ausschuß, aber die Anrufung nimmt ab. | A 312v

Lehrstellen-Vermittlung In Wien: Nur vereinzelt befriedigend Im Ganzen unter 1/10 der aufged[ungenen] Lehrlinge, – ferner: stark abnehmend Ferner: Bei 60 % der Genossenschaften mehr Lehrlinge als Gehilfen15   Lehrlingsprüfung – nur als Mittel, die Ausbeutung als Lehrling zu verlängern, benutzt Nur 2½ % der Gen[ossenschaften] kümmert s[ich] um Fortbildungsschulen   〈Arbeitslehrveranstaltung〉 Arbeitsvermittlung liegt im Argen, Ziffern unglaubwürdig, Institutionen minim[al]   Einrichtungen „zugunsten der Mitglieder“16 fast gar nicht – 31 werden aufgeführt Finanzen: ¾ aller Ausgaben der Genossenschaften „Verwaltungs-Ausgaben“ (die Einnahmen nicht unbedeutend, bes. in Wien: 500 000 Fl. ca. aus Umlagen, Vermögen, Einverleib[ungs]gebühren,  von Gehilfen u. Lehrlingen getragen Aufding- u. Freisprechgebühren  Erhebliche Vermögens-Anhäufung, da die Einnahmen nicht verwendet werden) | j

[A 314v]

5

10

15

20

Combinationk der deutsch-nationalen (antisemitischen) Partei mit der Handwerkerbewegung Verwandlung aus einer Standes- in eine Klassenbewegung. Gewerbe[tage] von 1883, [188]4, [188]7 Höhepunkt 1890 Resolutionen 1890: 1. Bef[ähigungs]Nachweis, 8jährige Arbeitszeit, Meisterprüfung Erweiterung der handwerksm[äßigen] Gewerbe.   Wirte, Modisten, Kaufleute, Weber, Tuchmacher, Färber etc. dazu 2. Umfang des Rechts nach genossenschaftl[ich] festzusetzenden „Normalien“ Hausindustrie in Handwerkswaaren untersagt Vertrieb grundsätzl[ich] nur von Handwerkern Lohnwerk f[ür] Händler zu verbieten j  In A folgt A  313r (oben, S.  631 f.).   k In A geht mittig oberhalb der nachfolgenden Textpassage voran: Ziffer 3 mit Bleistift. Der Text der oberen Blatthälfte ist oben, S.  634 f., ediert.   15 Bei Waentig, ebd., S.  424, heißt es: „Demnach überstieg bei […] 63,2 Prozent der Genossenschaften die Zahl der Lehrlinge die Durchschnittsrelation von 1 : 3 [Lehrlingen zu: Gehilfen]“. 16 Vgl. Waentig, ebd., S.  450. Es geht um die „Wirksamkeit der Genossenschaften zu Gunsten ihrer Mitglieder“.

25

30

§  12 b Österreichische Kleingewerbepolitik

641

Text 1 Filialen nur je 1 an 1 Ort, ev. auch diese zu verbieten Reisende etc. zu erschweren 3. Auch die Fabrikanten von Handwerkswaaren in die Genossenschaften Rekurs mit Suspensivkraft g[e]g[en] Concurrenten 5

10

Die Kirche bemächtigt sich der Bewegung d[urch] Alois Liechtenstein u. Lueger Antrag Liechtenstein 1891. Acceptiert die Resolution des Gewerbetages   Großindustrie in Handwerksprodukten soll contingentiert werden   Abschluß g[e]g[en] Außen d[urch] Schutzzölle. Dann Lohntaxen. Gewerbeenquete 1893.   Badeni’scher Entwurf: keine princip[iellen] Änderungen. Ablehnung der Liechtenstein’schen Anträge. Nur Einzelgesetze über kleinere Materien |

5. [Buch] Gewerbepolitik §  15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse Editorische Vorbemerkung Über die dem 5. Buch, §  15, der Vorlesung zugeordneten Blätter und ihre Anordnung durch den Editor unterrichtet die folgende Übersicht: Text 1

Seite

§  15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

A  292 (1)

645

  1. Periode der Coalitionsverbote

A  292 (1)

645

  Voranging: Frankreich 1791

A  292 (1)

645

  England: Coalitionsverbote von 1799/1800 noch vor     Gewerbefreiheit

A  293r (1) 646

  Preußen

A  293r (1) 646

  Österreich

A  293r (1) 647

  2. Übergang zur Coalitions-Freiheit

A  293v (2) 647

  Frankreich Napoleon

A  293v (2) 647

  England

A  293v (2) 648 A  290v (3)

  Nach Muster des englischen Gesetzes:   Frankreich: Privilegierung der Syndikate

A  290v (3) 649

  Österreich. Aufhebung des Coalitionsverbotes 1870

A  290r (4) 649

  Deutschland. Gewerbeordnung von 1869

A  290r (4) 649

   1) Coalitionsfreiheit

A  290r (4) 649

   2) Aufgehoben das Arbeitsbuch

A  290r (4) 650

   3) Aufgehoben die Contraktbruchstrafen

A  290r (4) 650

   4) Privatrechtliche Stellung

A  294v (5) 650

   5) B  estehen geblieben im Übrigen die landesgesetz­ liche Vereinsgesetzgebung

A  294v (5) 650 A  294r (6)

643

Editorische Vorbemerkung zu §  15 Text 1

Seite

  3. Moderne Zwangs-Organisationsform der Arbeiterschaft

A  291 (7)

651

  a) Arbeiter-Ausschüsse in Deutschland

A  291 (7)

651

  b) Arbeiter-Kammern

A  305 (8)

652

  c) Versicherung als Quelle der Organisation

A  305 (8)

653

  Anhang

Text 1

Seite

  Arbeiterschutz in England

A  304r

655

  a) Geschichtliche Entwicklung

A  304r/v

655

Die „§  15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse“ zugewiesenen Manuskriptblätter des Archivbestandes Nr.  31, Bd.  3, A  290r–A  294v und A  305,1 lassen sich einer Textfolge (Text 1) zuordnen. Sie sind in der Regel auf DreiviertelOktavformat verfaßt, nur das Blatt A  294 (unten, S.  650 f.) auf gehälfteten Papier. Im Falle von A  290, A  293 und A  294 sind Vorder- und Rückseite beschrieben. Alle Blätter weisen Bearbeitungsspuren auf, besonders ausgeprägt auf A  292, A  293 und A  305. Blatt A  304r/v nimmt eine Sonderstellung ein: Es ist inhaltlich Fragment geblieben, auf kleinerem Format geschrieben und nicht handschriftlich paginiert.2 Wegen der fehlenden Einbindung in das Textkonvolut wird es im Anhang ediert. Die vom Editor bestimmte Anordnung der Blätter in Text 1 weicht stark von der der Archivfoliierung ab und folgt der Paginierung Max Webers letzter Hand am oberen rechten Blattrand. Diese Zählung beginnt mit einer „1“ auf A  292 – dem Blatt mit der Paragraphenüberschrift –, es folgt A  293r, wiederum mit der Seitenzahl „1“, dann A  293v mit „2“, A  290v mit „3“, A  290r mit „4“, dann das eingeschobene, gehälftete Blatt A  294, und zwar A  294v mit „5“ und A  294r mit „6“, danach A  291 mit „7“ (eine überschriebene „5“) und schließlich Blatt A  305 mit „8“. Während die ersten Blätter mit Tinte paginiert sind, sind die beiden letzten Seitenzahlen („7“ und „8“) mit Bleistift eingefügt. Mit der Umstellung der Seiten ergibt sich eine formal und inhaltlich konkludente Textfolge. Weber hat die Weiterführung des Inhalts in Blatt A  293v („2“) auf A  290v („3“) zudem durch korrespondierende Textmarkierungen verdeutlicht. Der Übergang von A  290r („4“) auf A  294v („5“) erschließt sich inhaltlich durch die Untergliederung der Stichworte zu „Deutschland: Gewerbeordnung von 1869“, die auf A  290r mit 1) bis 3) beginnt und dann auf A  294v mit 4) und 5) fortgesetzt wird. Daß nach A  294r („6“) das Blatt A  291 („7“) folgen soll, ergibt sich inhaltlich durch Webers 1  Zur Einordnung der Blätter A  295 bis A  297 in den §  10 und zur Ausgliederung der Blätter A  304r/v und A  305 aus §  11 vgl. die entsprechenden Editorischen Vorbemerkungen zu den §§  10 und 11, oben, S.  577 f. und 602. 2  Statt einer Seitenzählung ist A  304r am oberen rechten Blattrand mit drei parallel verlaufenden, horizontalen Strichen markiert.

644

5. Buch: Gewerbepolitik

Angaben zur ersten Gliederungsebene des §  15: Nach „1. Periode der Coali­ tionsverbote“ (A  292) und „2. Übergang zur Coalitions-Freiheit“ (A  293v) folgt „3. Moderne Zwangs-Organisationsform der Arbeiterschaft“ (A   291). Auf der Untergliederungsebene wird der Punkt 3. a) „Arbeiter-Ausschüsse“ (A  291 („7“)) mit 3. b) „Arbeiter-Kammern“ und 3. c) „Versicherung…“ – beide auf Blatt A  305 („8“) – fortgeführt. Im Anhang wird Blatt A  304r/v über den „Arbeiterschutz in England“ wiedergegeben. Es ist weder in die Weber-eigene Paginierung integriert noch mit einer Paragraphen- noch Kapitelzählung überschrieben, sondern beginnt mit „a)   Geschichtliche Entwicklung“. Eine Fortsetzung b) fehlt aber ebenso wie Weber-typische analoge Darstellungen für Frankreich, Deutschland oder Österreich. Es bleibt damit ein Fragment.3 Zur Fertigung der Stichworte auf A  304r/v nutzte Max Weber Otto Richters Artikel „Die Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien“, erschienen 1898 im 1.  Band der 2.  Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“.4 Der unabgeschlossene Bogen ist mithin erst zur Vorbereitung der letzten Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im WS 1898/99 angelegt worden. Weite Teile des §  15, insbesondere der vordere Teil, und zwar bis einschließlich Punkt 2.3) „Aufgehoben die Contraktbuchstrafen“, also der Blätter A  292, A  293 und A  290, sowie die Blätter A  291 und A  294r, dürften angesichts der von Weber benutzten Quellen und mitgeteilten Daten bereits in der Freiburger Zeit entstanden sein. Weber stützt sich neben Schönberg, Gewerbe I, und Gewerbliche Arbeiterfrage von 1891, auf eine Reihe von Artikeln aus der 1. Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“: Stieda, Koalition und Koalitionsverbot von 1892; ders., Arbeitsbuch von 1890; sowie zum Oberthema „Die Gewerkvereine in den einzelnen Ländern“ auf die 1892 erschienenen Spezialartikel von Brentano, Gewerkvereine in England, Herkner, Gewerkvereine in Österreich, und v. d. Osten, Gewerkvereine in Frankreich; außerdem auf Edgar Loening, Vereins- und Versammlungsfreiheit. Eindeutig später entstanden sind die Blätter auf kleinerem Format, die Weber üblicherweise für Nachschübe verwendete, so Blatt A  294v (unten, S.  650 f.) – dort geht es um die Vereinsgesetzgebung im BGB vom 8.  August 1896 – zu spät für Webers Freiburger Vorlesung zur „Praktischen Nationalökonomie“ im SS 1895; ebenso Blatt A  304r/v, das, wie bereits oben erwähnt, auf der Basis eines Artikels aus dem 1.  Band der 2.  Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ von 1898, verfaßt worden ist. Dies gilt ebenso für das Blatt A  305, wo Weber dem im selben Band des Handwörterbuchs erschienen Artikel von Victor Mataja „Die Arbeiterkammern“ folgt. Beide Blätter können somit erst für die Heidelberger Vorlesung im WS 1898/99 gefertigt worden sein. 3  Vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S.  85. 4  Ein Textvergleich zeigt, daß Weber seine Stichworte weder aus Victor von Bojanowski, Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien, aus dem 1.  Band der 1. Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ von 1890 noch aus der Aktualisierung dieses Beitrags durch Otto Richter im 2. Supplementband der 1. Auflage von 1897 entnommen hat.

§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

645

Text 1

§a 15 〈Coalitionsrecht〉 Die Organisation der |:großindustriellen:| Arbeiterklasse 〈England〉b

1. Periode der Coal[itions]Verbote 5

10

15

|:Zerstörung jeder O[rdnung]:| Moderne Coalitionsverbote Folge der Theorie von der wirtsch[aftlichen] Freiheit als allein zul[ässiger] Regulator. Voranging: Frankreich 1791 Aufstand der Schneider u. verw[andten] Gew[erbe] Verbot Beschlüsse zu fassen ” Lohnabreden zu treffen („Chapelier“: Es giebt nur Sonderinteressen der Einzelnen u. Gemein­ interessen)1 ” der Verrufs-Erklärungen 1794 cDie

Revolution schuf den Schutz der A[rbeits]-Willigenc

1803 u. [18]10 verschärft   Unternehmer Gefängn[is] v[on] 6 Tagen – 1 Monat v[on] 1 Monat – 3 [Monate]   Arbeiter ”   Rädelsführer 2–5 Jahre u. Pol[izei]Aufsicht 20

1849 Gleichstellung beider.  Daneben Vereins-Gesetzgebung: |:Code pénal:| Alle V[ereine] von mehr als 20 Mitgl[iedern] |:mit regelm[äßigen] Versammlungen:| nur nach willkürlicher Genehmigung der Regierung zulässig

25

〈In England Coalitionsverbote 1799/1800 uneingeschränkt In Preußen noch in Gew[erbe]O[rdnung] v[on] 1845 A[rbeit]-Geber u. -Nehmer. 1854 auf ländl[iche] A[rbeiter] übertragen zuerst Rückführung〉

1848 aufgeh[oben], aber rückwirkend emittiertd nach Juni-Schlacht Unter Napoléon 1852 wieder Code pénal |

a  A: §. In A geht am linken oberen Blattrand voran: 4 > 3 ; dies stellt den Anschluß zu 2 links oben auf Blatt A  289, oben, S.  593 mit textkritischer Anm.  y, her.   b  In A folgt ein Doppelpunkt, der von Weber nicht gestrichen worden ist.   c–c  Zusatz am linken Blattrand.   d  Unsichere Lesung.   1  Gemeint ist: Isaac René Guy Le Chapelier, seit Frühjahr 1789 Abgeordneter der Generalstände. Stieda, Koalition und Koalitionsverbot, S.  692, zitiert ihn als Sprecher des Verfassungsausschusses (1791) wie folgt: „Es gibt keine Korporation mehr im Staate […] es giebt nur das Sonderinteresse jedes einzelnen und das Gemeininteresse“.

A 292 (1)

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 A 293r (1)

England:e Coal[itions]Verbote v. 1799/1800 noch vor Gew[erbe]Freiheit. 〈2. Übergang zur Coal[itions]Freiheit.〉 〈Vortritt England.〉 – Unmöglich G[ewerbe]V[ereine] auszurotten:   Eidschwur   Gewaltthaten

Antrag der Radikalen 1823: Aufh[ebung] der Coal[itions]Verb[ote] 〈cf. „Gewerkverein“〉 〈Grund:〉 Zweck: Beseitigung der Heimlichkeit der Organisation   1824 Coal[itions]Gesetz: Coal[ition] der Arbeiter f[ür] A[rbeits]-Bedingungen nicht strafbar – Nur Gewalt u. Drohungen   Folge zunächst: explosive Strikes 〈1824/5〉 1825 Unters[uchungs]Ausschuß: Änderung des Coal[itions]Ges[etzes]: Keine Interessenvertretung Dritter zulässig  Nur für die Anwesenden gültige Verabredungen   Nur f[ür] Arbeits-Lohn u. A[rbeits]-Zeit (unklagbar)   Jede Einwirkung auf Dritte verboten. D[a]g[e]g[en] Verschwörung:   Alle Verabredung v[on] Einwirkung auf nicht Anwesende    a) dies[elben] zum Streik zu veranlassen    b) mit dens[elben] nur unter best[immten] Bedingungen zus[ammen] zu arbeiten    c) g[e]g[en] A[rbeit]Geber b[e]z[üg]l[ich]f Zwang best[immte] Arbeiter alleine zu beschäftigen best[immte] Maschinen zu verwenden Hier Kernpunkt der „Gefahr“ gesucht Vereinbarung sonst als aussichtslos angesehen

5

10

15

20

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gFerner:

gesetzl[iche] Anerkennung der jur[istischen] Person fehlt. Vermögen schutzlos.g Preußen 1. Gew[erbe]O[rdnung] v. 1845: Strafen g[e]g[en] A[rbeit]-Geber u. -Nehmer hStraf-Verboth 2. Arbeitsbuch – vor Nachweis der Entlassung die Annahme verboten – in Rheinland u. Westfalen.  Ebenso Abkehri b[ei] Bergwerken (Ges[etz] v. 1865) jd[urch] Streikstrafe in Bergwerken.j k   Allgem[eines] A[rbeits]Buch in Sachsenk

e  In A geht am linken oberen Blattrand voran: 4; und am rechten oberen Blattrand: 2 > 1   f Unsichere Lesung.   g–g Einschub von der Blattmitte.   h–h Einschub mit unklarem Bezug.   i Lies: Abkehrscheine  j–j  Einschub vom linken Blattrand mit unklarem Bezug.  k–k  Einschub von der linken unteren Blattecke.  

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35

§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

647

Text 1 l3. 1854: Landarbeiter

5

10

Nur g[e]g[en] A[rbeit]-Nehmer bei Strafe.l 2 4.m Preuß[isches] Vereinsgesetz v. 1850 a) Geheime Ges[ellschaft] mit Ges[ellschafts]-Oberen Unbedingter Gehorsam. b) ungesetzl[iche] Mittel g[e]g[en] Verwaltungsmaßregeln c) polit[ische] Vereine   Keine Frauen   ” Minderjährigen  keine Verbindung unter einander n|Österreich:

15

|:Coalitionsverbot selbstverständlich:| V[ereins]G[esetz] v. 1867: Fremde und „staatsgefährd[ende]“ Vereine ver­boten, aber –   §  20 V[ereins]G[esetz]: Anmaßung v. Autorität in e[inem] Zweig der Executiv­ gewalt (Bäcker-Statistik verboten).   §  33 polit[ischen] Vereinen verboten, in Verbindung zu tretenn o | 2. Übergang zur Coalitions-Freiheitp.

20

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Frankr[eich] Napoleon.3 Begnadigung grundsätzl[ich] 1864 Ges[etz] betr. Coal[itions]Freiheit. qDie Art[ikel] des Code pénal aufgehoben f[ür] Gewerk-Vereineq strafbar nur:   Gewalt    Drohung g[e]g[en] freie Arbeitsausübung    betrügerische Vorspiegelung  〈cf. „Gewerkverein“〉4

30

ferner: Sperren, Bußen, Verrufs-Erklärungen   Coal[ition] sei e[ine] gemeinsch[aftliche] Ausübung e[ines] Rechts, welches jedem Einzelnen zusteht (Ollivier)

l–l Einschub von der linken unteren Blattecke.   m A: 3. > 4.  n–n Einschub quer zum mittleren linken Blattrand, gemäß Max Webers Einschubmarkierung hier eingefügt.   o In A folgt in der linken unteren Blattecke der doppelt unterstrichene Hinweis: verte   p  In A doppelte Unterstreichung von: Freiheit  q–q  Einschub vom linken Blattrand.   2  Während die GewO vom 17. Januar 1845 das Koalitionsverbot gegen gewerbliche Arbeitgeber wie Arbeitnehmer aussprach und unter Strafandrohung stellte, galt es nach dem Gesetz vom 24. April 1854 ergänzend auch auf dem Lande, hier aber nur für Arbeitnehmer, nicht für die Gutsherren; vgl. Stieda, Koalition und Koalitionsverbot, S.  694. 3  Gemeint ist: Napoleon III. 4  Möglicherweise ein Hinweis auf: v. d. Osten, Gewerkvereine in Frankreich, S.  31 f., dem Weber hier im wesentlichen folgt.

A 293v (2)

648

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 1868: offizielle |:ministerielle:| Erklärung der Duldung der Fachvereine  ferner: Gesetz 〈betr.〉: Anzeige statt Conzession f[ür] nicht-polit[ische] Vereine. |:〈Spezialgesetz von 1884 über die Syndikate〉:| Aber zunächst noch: Fortbestand der „Kundschaft“, des A[rbeits]-Buches, wiederholt eingeschärft 1853/54 mit Strafen g[e]g[en] Misbrauch. England. 1866 Sheffield-Gewaltthaten   Parlam[entarische] Enquete. 1869 Schutz des Eigentums5 g[e]g[en] Diebstahl         Trade Union Act 1871 mit Novelle 1876  Abschluß:          Verschwörungsakte 1875 

10

1. Spezial-Regelung der |:Arbeitgeber- u.:| Arbeiter-Coalitionen Verboten 〈bleibt〉 u. strafbar bleibt z[um] Schutz der Arbeitswilligen:       1) Drohung, Gewalt, Sachbesch[ädigung] z[um] Zweck des Zwangs         2) beständiges Folgen von Ort zu Ort  also       3)  rWegnahme v. Werkzeug u. Kleidung casuistische Bewachen des Hauses – wenn zu anderem Zweck als Nachrichten       4)   Regelung        zu empfangen |:gestattet also („Postenstehen“):|  s Verfolgung zu mehreren d[urch] mehrere Straßen in ungehöriger       5)         Weise.   

15

20

tverboten

u. strafbar bleibt: A[rbeits]-Einstellung mit Contraktbruch, welche zur Gefährdung der Gas- u. Wasser-Zufuhr führtt Streitig noch:   a) Grenze der „Einschüchterung“   b) Postenstehen (obwohl eigentlich gestattet)   c) „Verschwörung“, wenn über die Grenze der   Beteiligten hinaus 〈ergeben〉

A 290v (3)

5

    

Abbröckelungsversucheu |

Fernerv versucht: Schadenersatzklagen g[e]g[en] a) Arbeiter, die andere aus der Stelle drängen, indem sie nicht mit ihnen arbeiten wollen b) Gewerkvereinsbeamte wegen Auff[orderung] zum Streik. dies „Böswilligkeit“, weil nicht im eignen Interesse sind zugelassen worden.

r  A: 3); vom Editor gemäß Aufzählung geändert.   s A: 4); vom Editor gemäß Aufzählung geändert.   t–t  Einschub vom linken Blattrand   u  In A folgt eine Markierung mit Bezug auf A  290v, vgl. unten mit textkritischer Anm.  v.   v  Einfügung von A  290v gemäß Max Webers Markierung, die in A vorangeht und mit der Markierung auf A  293v, oben mit textkritischer Anm.  u, korrespondiert.   5  Gemeint ist das Eigentum der Gewerkvereine, vgl. Brentano, Gewerkvereine in England, S.  13.

25

30

§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

649

Text 1 〈2. persona standi〉

5

2.w Unklagbarkeit der Arbeiter-Coalitionen-Verabredungen Sie gelten nur „rebus sic stantibus“ 3. Rechtspersönlichkeit. Bodenerwerb Diebstahlschutz Prozeßfähigkeit Versuch sie für Streikschaden haftbar zu machen Dies gegen das Gesetz (jurist[ische] Person nicht straffähig)

10

Nach Muster des engl[ischen] Gesetzes: Frankreich: Privilegierung der Syndikate Ausg[enommen] v. Vereinsgesetz G[esetz] v. 1884 21/3 bei nur wirtschaftl[ichen] Zwecken

15

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Nur: Anmeldung Statutenangabe Angabe der Vorsitzenden (müssen Franzosen sein) Prozeß- und (b[e]z[üg]l[ich] Immobilien beschränkte) Vermögensfähigkeit   Recht der Sperren u. Convent[ional]-Strafen zur Erzwingung v. Beschlüssen (also weitergehend als England)   Abgelehnt |:1891:| Antrag: die Beteiligung zu schützen d[urch] Strafbarkeit der Versuche der Unternehmer, Austritt zur Bedingung zu machen x1889: Aufhebung des A[rbeits]-Buchs in jeder Form Arbeiter hat das Recht, Bescheinigung zu verlangen, nicht Pflichtx | Österreich. Aufh[ebung] des Coal[itions]Verbotes 1870 Aber: a) die Vereinsgesetze bestehen weiter b) das obligatorische Arbeitsbuch mit Führungs- u. Beschäftigungszeugnis besteht fort. c) Contraktbruchstrafe bleibt bestehen Deutschland. Gew[erbe]O[rdnung] v. 1869 y1) Coal[itions]Freiheity §  152  Aufgeh[oben] L[andes]Gesetze, die Vereinigungen u. Abreden f[ür] günst[ige] A[rbeits]Bedingungen strafen |:oder einschränken:|, auch d[urch] Streik (〈nicht〉 nicht betroffen: Lehrlinge)

w  A: 3. > 2.  x–x  Einschub vom linken unteren Blattrand.   y–y  Einschub vom linken Blattrand.  

A 290r (4)

650

5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 beseitigt also: Streik-Verbot 〈Anmeldungs〉

Conzessionszwang Überwachung der Versammlungen

5

zNur die gewerbl[ichen], nicht die landwirtsch[aftlichen] Arbeiter betroffen Ebenso nicht: das Gesindez

a) Aber: nur bei Bezugnahme auf e[in] conkretes A[rbeits]-Verh[ältnis] an e[inem] best[immten] Ort.  Nur conkreter Lohnkampf gesichert b) Die Vereinbarungen unklagbar. c) 〈§  153〉 Mittel des Kampfes: a) |:selbstverst[ändlich]:| alle an sich unerlaubten auch hier unerlaubt b) Ausnahmerecht §  153:      Gewalt  zwecks Erzwingung       Drohung  der Teilnahme       Verruf       Gefängnis bis zu 3 Monaten

A 294v (5)

2) Aufgeh[oben] das A[rbeits]-Buch, außer f[ür] jugendliche Arbeiter, (bis 16, seit 1878 bis 21 Jahre) 3) Aufgeh[oben] die Contraktbruchstrafen. Wiedereinführung 1873/4 v. R[eichs-] T[ag] abgelehnt | 4)a Privatrechtl[iche] Stellung: – bis jetzt ganz unsicher BGB: Nicht auf e[inen] Wirtsch[afts]Betrieb gerichteter Verein:   Vereinsregister bei A[mts]Gericht. §  55b Eintragung [Vereinsregister] – binnen 6 Wochen nach Anmeldung Einspruch der Verw[altungs]Beh[örde], bei sozialpolit[ischen] Vereinen arbiträr. 5)c Bestehen geblieben |:im Übrigen:| die landesgesetzl[iche] Vereinsgesetzg[ebung].    Verbot f[ür] 〈polit[ische]〉 Vereine |:die sich mit öff[entlichen]    Angel[egenheiten] beschäftigen:| in Verbindung zu treten    [Verbot für Vereine,] Frauen, Minderjährige pp. aufzunehmen    Anzeigepflicht, Überwachung Bes. aber: Auflösungsrecht g[e]g[en] nicht politische, wenn sie politisch werden. Damit: entscheidend: 1) was ist öff[entliche] Angelegenheit? 2) was ist „in Verbindung treten“6?

z–z  Einschub vom linken Blattrand.   a A: 3) > 4)  b A: §  56  c A: 4) > 5)   6  Im Preußischen Vereinsgesetz von 1850 heißt es in §  8: „Für Vereine, welche bezwecken, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern, gelten […] nachstehende Beschränkungen: […] b) sie dürfen nicht mit anderen Vereinen gleicher Art zu gemeinsamen

10

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§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

651

Text 1

5

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    Ferner: ad 3)7   Ad 1) Erzielung günstiger Löhne sei öffentl[iche] Angelegenheit (Gew[erbe]ord[nung])    Verb[oten]: „Zusammenschluß g[e]g[en] Capitalwucher“ (aufgelöst)d |    Ad 2: Delegierte z[um] Textil-Arbeiter-Congreß (Skatkongreß in Altenburg)

A 294r (6)

Ferner: Flüssig die Deutung des §  153:8 Vereinbarung 〈Auff[orderung)〉 z[um] Streik zulässig.   Aber (nach 〈Kammergericht〉 |:O[ber]L[andes]G[ericht] Brandenburg)    Auff[orderung] nicht zu streikene |:bei e[iner] Firma nach Streik-Aus  bruch:| nur Mittel, s[ich] g[e]g[en] Erfolglosigkeit zu schützen Ferner: „grober Unfug“ auf Postenstehen Verruf   〈Auf〉 Auff[orderung] z[um] Streik ev. = Auff[orderung] zu e[iner] Verletzung des Gesetzes (Contrakt)   also: ungesetzlicher Zweck Landfriedensbruch pp. Ferner: Sozialisten-Gesetz v. 1878 Vorwand zur Sprengung aller Gewerkschaften |

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3.f Moderne |:Zwangs-:|Organisationsform der Arbeiterschaft v. g〈4. Januar〉9

1890g

betr. Organisation der A[rbeiter-] Kaiserl[iches] Versprechen schaft a) Arbeiter-Ausschüsse in Deutschland        O[rganisation] der A[rbeiter] eines einzelnen Betriebes d  In A folgt ein auf A  294r verweisender Pfeil.   e  Unsichere Lesung.   f  In A geht am oberen rechten Blattrand mit Bleistift voran: 1 > 5 > 7  g–g  In A Streichung und Korrektur: 1891 > 1890 mit einem breiteren Stift.   Zwecken in Verbindung treten, insbesondere nicht durch Komités, Ausschüsse, Central­ organe oder ähnliche Einrichtungen oder durch gegenseitigen Schriftwechsel“ (zit. nach: Delius, Hans, Das preußische Vereins- und Versammlungsrecht unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes vom 11. März 1850. – Berlin: Hermanns 1891, S.  28 f.). So wurde die Vorläuferorganisation des Textilarbeiterverbandes 1887 zum politischen Verein erklärt und aufgelöst (vgl. den Glossar-Eintrag: Textil-Arbeiter-Congreß, unten, S.  743). 7  Bezug unklar. 8  Gemeint ist §  153 der GewO von 1869: „Wer andere durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder durch Verrufserklärung bestimmt oder zu bestimmen versucht, an solchen Verabredungen (§. 152.) Theil zu nehmen, oder ihnen Folge zu leisten, oder Andere durch gleiche Mittel hindert oder zu hindern versucht, von solchen Verabredungen zurückzutreten, wird mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft, sofern nach dem allgemeinen Strafgesetz nicht eine härtere Strafe eintritt.“ 9  Gemeint sind die „Februarerlasse“ von 1890, so daß es richtig „4. Februar“ hätte heißen müssen.

A 291r (7)

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Deutschland: Gew[erbe]O[rdnung] Novelle v. 1. Juni 1891 – fakultativ, nur bedingt notwendig α)h Vorschrift (§  134d), daß A[rbeits]-Ordnung den großjährigen A[rbeitern] vor Erlaß        zur Kenntnis mitzuteilen ist. dieser da, wo A[rbeiter]-Ausschuß besteht, d[urch] Anhörung genügt β)i Zustimmung nötig, wo   1. über Verhalten Minderjähriger außerhalb der Arbeit Vorschriften darin   2. über Verhalten zu Wohlfahrts-Einrichtungen Über Wahl etc. nichts vorgeschrieben

5

10

„Fabrik-Constitutionalismus“10

Dies angebl[lich] Ansatz zu Aber: Schein-Constitutionalismus, wo kein Gewerkverein Halb-Patriarchalismus schwächen die Arbeiter im Lohnkampf | A 305 (8)

jb) A[rbeiter]-Kammern

– Klassen-Organisation der A[rbeiter]schaftj

〈3. Die legislatorische Frage der A[rbeiter]-Organisation Gegensätze 〈der〉 |:in den:| allgem[einen] Grundprincipien: 1. Zwangs-Org[anisation] oder voluntarist[ische] Organisation Nur letztere principiell 〈[??]〉 gegeben, so lange Technik u. Ökonomik flüssig. Wenigstens so für wirtschaftl[iche] 〈Organisation〉 Interessenvertretung Verlangen der Arbeiter nach Zwangs-O[rganisation] nur f[ür] polit[ische] Zwecke      (Wahlrecht) oder f[ür] Fabrikaufsicht, da wo als Klasse organisiert. Betriebe 〈constitutionalismus〉 〈Organisation〉 als Grundlage 2. 〈Gewerbevereinsorganisation〉 |:Berufsgenossenschaften:| oder A[rbeiter]-Ausschüsse〉〉

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kZwangs-O[rganisations]-Gedanke:

Österreich: Arbeiterkammern Ges[etz]Entw[urf] der Liberalen 1886   f[ür] Statistik

h  A: a) > α)  i A: b) > β)  j–j  Hinzufügung am oberen Blattrand.   k–k  (S.  653)  Einschub vom linken Blattrand.   10  Damals u. a. von Max Weber, Schulze-Gaevernitz und Naumann benutzter Begriff zur Kennzeichnung eines Modells der Mitbestimmung der Arbeiterschaft in den Betrieben im Gegensatz zu dem von ihnen abgelehnten Fabrikfeudalismus – vgl. oben, S.  611 – oder des „Herr-im-Haus“-Standpunktes. Weber spielt hier vermutlich auf die Reichstagsrede August Bebels vom 15. April 1891 an, wo Bebel die Einführung der Arbeiterausschüsse 1891 als das „scheinkonstitutionelle Feigenblatt“ bezeichnete, „mit dem der Fabrikfeudalismus verdeckt werden soll“; hier zit. nach Teuteberg, Hans Jürgen, Geschichte der industriellen Mitbestimmung in Deutschland. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1961, S.  381.

30

§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

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Text 1   [für] Gutachten   [für] Schiedsgericht

5

Parlamentswahl (9 auf 353 Abg[eordnete])  Zugehörig:   24 Jahre   nicht Analphabeten   Krankenkassenmitglieder    seit 2 Jahren seßhaftl Erledigt d[urch] allg[emeine] Wählercurie v. 1896k

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mDeutschland:

Soz[ial]Dem[okratie] Antrag 1885  A[rbeits]Ämter  [Arbeits]Kammern   R[eichs]A[rbeits]Amt – Zweck insbes.:   A[rbeiter]Schutz-Controlle   Minimal-Löhnem Dies Organisation ohne berufl[iche] Gliederung. Nur f[ür] 〈berufl[iche]〉 polit[ische] Zwecke brauchbar, ev. für:   Controlle der A[rbeiter]-Versicherung    Wahlen in die Gewerbegerichte.   Ev. A[rbeiter]-Bildungswesen c) Versicherung als Quelle der O[rganisation] Krankenkassen s. u.11 nDiese nach Gewerbe12 A[rbeiter] und A[rbeit]Geber aber A[rbeiter] mindestens 2/3 n Wichtigste Zwangsgliederung o|:aber: zu durchbrechen:|o Ökonomische Interessen nur 〈aus〉 |:in:| Berufsgliederung pErstrebt:   a) v. Clerikalen   b) v. Reaktionären   „Gemeinsam“ mit A[rbeit]Gebern.p

l  In A folgt ein horizontaler Strich.    k  (S.  652)–k Einschub vom linken Blattrand.   m–m Einschub vom linken Blattrand.   n–n Einschub mit Bleistift von der Blattmitte.   o–o  Mit Bleistift.   p–p  Einschub vom linken Blattrand.   11  Weitere Ausführungen zu den Krankenkassen sind nicht überliefert. 12  Gemeint sind die für die Krankenversicherung zuständigen gewerblich organisierten Betriebs- und Innungskassen, im Gegensatz zu den regional organisierten Ortskrankenkassen.

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 Berufsgl[iederung] als Zwangsgl[iederung] nicht möglich. qNur auf Boden des Handwerks d[urch] Innungen Gesellenausschußq Stabile Technik nötig. Nur voluntarist[ische] Form denkbar. |

q–q  Einschub vom rechten Blattrand.  

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§ 15 Die Organisation der großindustriellen Arbeiterklasse

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Text 1

Anhang A[rbeiter]Schutza in England

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a) Geschichtl[iche] Entwicklung Charakteristikum:  Entstehung nicht nach einheitl[ichem] Plan |:f[ür] Gesammtheit der Industrie:|, sondern      d[urch] conkrete schreiende Schäden veranlaßt      f[ür] die einzelnen Zweige der Industrie. Stadien: b1. Kinderarbeit in der Baumwollspinnereib 〈1〉 a) 1802 Moral and Health Actc  Anlaß Armenkinder an Fabrikanten in Manchester gegeben an die Spinnmaschinen             ohne Lohn, nur als Versorgung             Krankheiten epidemisch – R[obert] Peel             A[rbeits]Tag             Bekleidung b) 1819 ergänzt |:(Peel):|: Verbot der Besch[äftigung] vor 9 Jahren             12 Stundentag bis 16 Jahre. 2. 〈Woll- Industrie〉 Chartismus – 10 Stunden-Tag-Agitation    Parlamentsreformkampf: die Conservativen suchen die Arbeiter zu  gewinnen   Daher die Whigs    um 10 St[unden-]Tag zu vermeiden:    Lord Althorps Act 1833 a) die ganze Textil-Industrie   Kinder – bis 13 Jahre – 8 Stunden   Jugendliche – ” 18 ” – 12 ”    Verbot der Nachtarbeit b) Fabrik-Inspektoren. Anfang 40er Jahre mit Kampf um Freihandel zugleich: Wiederbeginn der 10 Stunden-Bewegung 1842/3 Children Employmentd C[ommission] eNun zuerst: Bergwerke: Kinder nicht unter Tage. Fortdauer der Textil-Agitatione Peel gegen den 10 St[unden-]Tag

a  Am oberen rechten Blattrand befinden sich drei horizontale Linien.   b–b  Zusatz vom linken Blattrand.    c In A folgt die Wiederholung von: 1802    d A: Imployment   e–e  Einschub vom linken Blattrand.  

A 304r

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5. Buch: Gewerbepolitik

Text 1 〈Aber: [??] Sieg〉 1844:

Kinder 6½ Stunden  Beginn des Frauen-Schutzes  A 304v

f[ür] Textil-Industrief |

1847: 10-Stunden[-]Tag f[ür] Jugendl[iche] u. Frauen 1850 Endpunkt (g[e]g[en] Relais-System): 6 bis 6 Uhr mit 1½ St[unden] Pause Sonnabend Nachm[ittag] frei = 60 A[rbeits]Stunden die Woche. Dies f[ür] die ganze Textil-Ind[ustrie] Thats[ächlich] damit auch f[ür] erwachsene Arbeiter. Außerhalb der Textil-Ind[ustrie] fehlt fast aller Schutz. Erst 1861 neue Enquete: 2te Children Empl[oyment]’sg C[ommission] 60er Jahre Allmäl[ige] Ausdehnung: Hochöfen, Maschinenfabriken Fabr[iken] mit mehr als 50 Arbeitern 1867 zuerst über Fabriken hinaus auf „workshops“

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〈18〉

Erste Codifikation: Factory and w[orkshop] act 1878.   Seit den 80er Jahren: Allg[emeine] Zunahme der protektionist[ischen] u. staatssozialist[ischen] Gedanken in England Steigende Macht der A[rbeiter]-Klasse Beginnender Kampf der ungelernten Arbeit  (Dock-Streik)       Daher: Einsetzung der Royal C[ommission] on Labour 1891        zu Erhebungen – bes. des sweating system        A[rbeits]-Amt (Labour-Dep[artmen]tsh)      Gefahr:13 F[actor]y and W[orksho]p Act 1891 1895          Public Health Act-Revision. |

f  In A folgt am unteren linken Blattrand: verte  g A: Impl’s  h A: Labour-Deptt   13  Gemeint ist der Schutz gegen Betriebsgefahren.

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Verzeichnisse und Register

Personenverzeichnis

Dieses Verzeichnis berücksichtigt die Personen, die im Vorlesungsmanuskript Max Webers erwähnt sind, mit Ausnahme der Autoren, die in den Literaturangaben und in ankommentierter Literatur genannt werden. Fiktive Personen, Familien- und Dynastienamen finden sich im Glossar.

Ackermann, Karl Gustav (10.4.1820–1.3.1901). Jurist und Politiker. 1869–71 und 1877–1901 Mitglied der II. Kammer des Sächsischen Landtags, 1891–98 Präsident der Kammer; 1869–1901 MdR, 1880–83 zweiter Vizepräsident des Reichstags; zunächst Abgeordneter der Liberalen Reichspartei, dann der Deutschen Reichspartei und schließlich der Deutschkonservativen Partei. Kritiker der Gewerbefreiheit und Befürworter der Schutzzollpolitik. Albertus Magnus (um 1200–15.11.1280). Deutscher Gelehrter und Bischof. Wegbereiter des christlichen Aristotelismus im hohen Mittelalter; Lehrer des  Thomas von Aquin; 1622 selig- und 1931 von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Albrecht Markgraf von Brandenburg (28.6.1490–24.9.1545). Erzbischof von Mainz. Aus dem Haus Hohenzollern; zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Joachim Markgraf von Brandenburg; 1513 als Albrecht IV. Erzbischof von Magdeburg und als Albrecht V. Apostolischer Administrator für das vakante Halberstadt; 1514 Erzbischof von Mainz und als solcher Kurfürst und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches; 1518 Kardinal. Als Förderer des  Ablaßhandels (Glossar) und ranghöchster geistlicher Würdenträger des Deutschen Reiches einer der wichtigsten Gegenspieler  Martin Luthers. Alexander II. (29.4.1818–13.3.1881). Russischer Zar (seit 1855). Leitete nach dem Krimkrieg (1856), der Rußlands Rückständigkeit gezeigt hatte, wichtige Reformen ein, wie die Aufhebung der  Leibeigenschaft 1861 (Glossar), die Schaffung von Selbstverwaltungsorganen (Semstwo) sowie eine Reorganisation des Militärwesens. Starb durch ein Sprengstoffattentat der Untergrundorganisation Narodnaja Wolja. Alexander IV. (um 1199–25.5.1261). Papst (seit 1254). Eine ihm zugeschriebene Bulle aus dem Jahr 1257, die dem  Deutschen Ordens (Glossar) überall, wo es diesem geeignet erschien, den Warenhandel erlaubte, galt Ende des 19. Jahrhunderts als Fälschung des Ordens. Alkibiades (ca. 450–404 v.  Chr.). Athenischer Politiker und Feldherr. Neffe des  Perikles. Initiator des athenischen Angriffs auf Sizilien (415 v.  Chr.). Als Befehlshaber der nach Sizilien entsandten Flotte abberufen, darauf ins Exil geflohen.

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408/07 v.  Chr. wieder athenischer Stratege, danach erneut im Exil. 404 v.  Chr. im persischen Machtbereich in Kleinasien ermordet. Althorp, John Charles Viscount, 3. Earl Spencer (30.5.1782–1.10.1845). Britischer Politiker. Seit 1804 Parlamentsmitglied (mit kurzer Unterbrechung 1806), 1830–34 Sprecher des Unterhauses und ‚Chancellor of the Exchequer‘ unter Lord Grey und Lord Melbourne. Brachte als Sprecher der Whigs 1833 den Factory Act zur Begrenzung der (Kinder-)Arbeitszeit in der Baumwollindustrie ein, genannt Althorp’s Act; 1834 Mitglied des House of Lords; Präsident der Royal Agricultural Society. Ammon, Otto (7.12.1842–14.1.1916). Sozialanthropologe, Journalist und Zeitungsverleger. 1863–69 Ingenieur, dann Journalist; 1869–83 Besitzer und Redakteur der nationalliberalen Konstanzer Zeitung. Führte als Privatgelehrter u. a. statistische Erhebungen über die Physiognomie der badischen Bevölkerung durch. Verfechter sozialdarwinistischer Gesellschaftsmodelle. Antonin von Florenz (1.3.1389–2.5.1459). Moraltheologe. Seit 1405 Dominikanermönch; seit 1444 Erzbischof von Florenz; 1523 heiliggesprochen. Verfasser einer „Summa theologica“, in der spätscholastische Ideen zu Kapitalgewinn und Zins über  Thomas von Aquin hinaus weiterentwickelt wurden. Aristoteles (384–322 v.  Chr.). Griechischer Philosoph. Schüler und Gegenpol  Platons, Lehrer Alexanders des Großen. Unter seinen vielfältigen Schriften sind für die Wirtschaftslehre vor allem die „Politik“ und die „Nikomachische Ethik“ von Belang. Er unterschied zwischen der Ökonomik, als der natürlichen Kunst der Hauswirtschaft, und der Chrematistik, als einer Bereicherungslehre, die auf die ständige Geld- und Handelskapitalvermehrung gerichtet war. Dabei galt ihm insbesondere die Zinsnahme im Fall der Geldleihe als naturwidrig. Arkwright, Sir (1786) Richard (22.12.1732–3.8.1792). Englischer Industrieller und Erfinder. Erfinder u. a. der ersten Baumwollspinnerei 1769 und der ersten Kardiermaschine (Entwirrung und Zerlegung der Wollfasern) 1780. Gilt als einer der bedeutendsten Begründer des maschinengetriebenen Fabriksystems in der Textilindustrie. Badeni, Kasimir Felix Graf von (14.10.1846–9.7.1909). Österreichischer Politiker. Seit 1888 Statthalter in Galizien; 1895–97 Ministerpräsident und Innenminister Österreich-Ungarns. Leitete 1896 eine Wahlrechtsreform ein, die neben den bisherigen vier Wählerklassen (Grundbesitzer, Handelskammermitglieder, Stadtund Landbevölkerung) eine 5. Wählerklasse aller über 24 Jahre alten Männer, die nicht Bedienstete waren, schuf und so das Abgeordnetenhaus um 72 neue Mandate erweiterte. Davon profitierten insbesondere Sozialdemokraten und Christlichsoziale. Mußte im Verlauf des Nationalitätenstreits und einer Sprachenverordnung vom April 1897 zurücktreten.

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Baltimore, George Calvert Lord (um 1578–15.4.1632). Englischer Staatsmann. 1619–25 Staatssekretär  Jacobs I., trat zum Katholizismus über und wurde zum Baron erhoben. Von  Karl I. erbat er einen Freibrief für eine neue Kolonie am Potomac; die Urkunde wurde erst nach seinem Tod ausgestellt, und sein Sohn Cecelius gründete die Kolonie in einem von Virginia abgetrennten Landstrich (Maryland). Die 1729 dort angelegte Stadt wurde ihm zu Ehren Baltimore genannt. Bamberger, Ludwig (22.7.1823–14.3.1899). Politiker, Bankier und Publizist. Nahm 1848/49 am pfälzischen Aufstand teil; 1849 Mitglied der Nationalversammlung; 1868–93 MdR für die Nationalliberalen, ab 1881 für die Freisinnige Partei. Zunächst finanzpolitischer Berater  Bismarcks (Gründung der Reichsbank, Münzreform), stellte er sich entschieden gegen Bismarcks Schutzzoll- und Kolonialpolitik. Gehörte 1870 zu den Begründern der Deutschen Bank. Barnard, Sir John (1685–28.8.1764). Britischer Politiker. 1722–61 Mitglied des Unterhauses; 1736 Sheriff und 1737 Bürgermeister von London; setzte sich im Parlament ab 1733 für ein Gesetz „gegen die infamen Praktiken“ der Effektenspekulation ein, bekannt als „Sir John Barnard‘s Act“ und von 1734 bis 1860 in Kraft. Bastiat, Frédéric (30.6.1801–24.12.1850). Französischer Kaufmann, Politiker und volkswirtschaftlicher Schriftsteller. Führender Verfechter der manchesterliberalen Freihandelsdoktrin auf dem Kontinent. Hauptwerk: „Les harmonies économiques“ (1850). Behr(-Behrenhoff), Carl Felix Waldemar Graf von (23.7.1835–10.6.1906). Rittergutsbesitzer und Politiker. 1881–1905 Landrat in Greifswald; 1873–81 und 1878– 1893 MdprAH; 1878–81 und 1883–93 MdR für die Deutsche Reichspartei; 1895 MdprHH. Direktor der Greifswalder Mobiliar-, Brand- und Hagelschaden-Versicherungsgesellschaft; Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Alldeutschen Verbandes; 1892/93 Mitglied der Börsenenquetekommission. Belcredi, Egbert Graf (2.9.1816–11.10.1894). Österreichisch-tschechischer Politiker. 1879–91 Mitglied des österreichischen Reichsrats, zeitweilig Obmann des Gewerbeausschusses. 1860 Mitbegründer der Wiener konservativen Tageszeitung „Das Vaterland“ ( Vogelsang,  Rudolf Meyer). Älterer Bruder von  Graf Richard Belcredi. Belcredi, Richard Graf (12.2.1823–2.12.1902). Österreichischer Staatsmann. 1860–63 Landeshauptmann in Schlesien, 1864 Statthalter von Böhmen in Prag; 1865–67 österreichischer Ministerpräsident; 1881–95 Präsident der Verwaltungsgerichtshofs. Jüngerer Bruder von  Graf Egbert Belcredi. Bennigsen, Rudolf von (10.7.1824–7.8.1902). Politiker. 1859 Vorsitzender des Deutschen Nationalvereins, der für die deutsche Einigung unter Führung Preußens eintrat. 1867–83 MdprAH; 1867–83 und 1887–98 MdR und Vorsitzender der

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Nationalliberalen, die bis 1878 die stärkste Fraktion im Reichstag stellten; 1873– 1879 Präsident des Reichstags; 1888–97 Oberpräsident der Provinz Hannover. Führender Repräsentant des um Ausgleich mit  Bismarck bemühten Nationalliberalismus; 1877 bot Bismarck ihm ein Ministeramt an, verwehrte ihm aber zwei weitere Kabinettsposten. Die Abspaltung der linken Nationalliberalen ( Lasker,  Bamberger) infolge Bismarcks Wende zur Schutzzollpolitik und den Sozialistengesetzten (1878/79) konnte er nicht verhindern. 1883 Mandatsniederlegung. Berlepsch, Hans Frhr. von (30.3.1843–2.6.1926). Preußischer Minister und So­zialpolitiker. 1872 preußischer Verwaltungsbeamter, 1890 preußischer Minister für Handel und Gewerbe; vielfach an den Novellierungen der Gewerbeordnung beteiligt; 1896 im Zuge der sozialpolitischen Reaktion der „Ära  Stumm“ Ausscheiden aus dem Amt. 1900 Mitbegründer der „Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz“ und Vorsitzender der liberalkonservativen deutschen „Gesellschaft für soziale Reform“. Mitglied des Vereins für Socialpolitik. Bernhardin von Siena (8.9.1380–20.5.1444). Franziskanermönch. 1438–42 Generalvikar der Observanten, eines strenger an der Regel des hl. Franziskus ausgerichteten Zweigs des Ordens; 1450 heiliggesprochen. Entwickelte wie auch  Antonin von Florenz Gründe für die Rechtfertigung von Kapitalgewinn und Zins. Bessemer, Henry (19.1.1813–14.3.1898). Britischer Ingenieur und Erfinder. Entwickelte u. a. ein Verfahren, Stahl günstig zu produzieren, nach ihm als  Bessemer-Prozeß (Glossar) benannt. Bethusy-Huc, Eduard Georg Graf von (3.9.1829–19.11.1893). Konservativer Politiker und Großgrundbesitzer in Schlesien. 1862–79 MdprAH, 1874–79 Vizepräsident des Abgeordnetenhauses; 1867–80 MdR; Mitbegründer der Freikonservativen Partei, 1871 umbenannt in Deutsche Reichspartei. Mittler zwischen den liberalen Parteien und der preußischen Regierung. Bismarck, Otto Graf (seit 1865) von, (seit 1871) Fürst (1.4.1815–30.7.1898). Deutscher Reichskanzler und konservativer Politiker. Preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag, 1859–62 Gesandter in Petersburg, 1862 Botschafter in Paris und ab Oktober 1862 preußischer Ministerpräsident; 1867 Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes, 1871–90 Reichskanzler, 1880–90 zugleich preußischer Handelsminister. Architekt der deutschen Einigung unter der Hegemonie Preußens. Förderte die gegen Österreich gerichtete Zollvereinspolitik und damit den Freihandel. Die wirtschafts- und sozialpolitische Wende Ende der 1870er Jahre bedeutete dann zugleich eine Wende zur Schutzzollpolitik. Blaine, James Gillespie (31.1.1830–27.1.1893). Nordamerikanischer Politiker. 1863–76 Mitglied und 1869–75 Sprecher des Repräsentantenhauses; 1876–81 Senator für Maine; 1881 und 1889–92 Außenminister der Vereinigten Staaten von

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Amerika; 1884 Präsidentschaftskandidat der Republikaner, unterlag  Cleveland wegen massiven Korruptionsvorwürfen. Blanckenburg, Moritz von (25.5.1815–3.3.1888). Konservativer Politiker und Großgrundbesitzer in Pommern. 1852–67 MdprAH (Fraktion Gerlach), 1867–74 MdR; 1883 Generallandschaftsdirektor der Provinz Pommern. Jugendfreund  Bismarcks. Bontoux, Paul Eugène (20.12.1820–16.5.1904). Französischer Industrieller, Bankier und Politiker. 1878–82 Gründer und Leiter der Bank Union Générale, stark engagiert (gegen die Rothschilds) im damals hochspekulativen Eisenbahngeschäft; nach Bankrott der Union Générale 1883 wegen Betrugs zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. In Emile Zolas Roman „L’Argent“ Vorbild für die Figur Saccard. Boretius, Alfred (27.2.1836–1.8.1900). Historiker, Rechtswissenschaftler und Politiker. 1860–68 Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica; 1868 o. Professor für deutsches und öffentliches Recht in Zürich, 1871 o. Honorarprofessor in Berlin, 1874 o. Professor in Halle für deutsches und öffentliches Recht an. 1878–81 MdR für die Nationalliberalen; 1885–86 MdprAH. Der Schwerpunkt seiner Forschungen lag in der Erschließung der Kapitularien, der von  Karl d. Gr. und seinen Nachfolgern erlassenen Rechtsnormen. Bright, John (16.11.1811–27.3.1889). Britischer, liberaler Politiker. Seit 1843 Mitglied des Unterhauses, 1868–70 Handelsminister. Mitstreiter  Cobdens in der  Anti Corn Law League (Glossar) für den Freihandel. Setzte sich für eine Parlamentsreform ein. Als Sozialpolitiker vertrat er besonders Mittelstandsinteressen. Bruck, Karl Ludwig (seit 1844) von, (seit 1849) Frhr. von (18.10.1798–23.4.1860). Österreichischer Staatsmann und deutscher Kaufmann. Gründete 1832 den Triester (Österreichischen) Lloyd und die Triester Börse. 1848 Abgeordneter von Triest in der Nationalversammlung in Frankfurt a. M., Bevollmächtigter der provisorischen Reichsgewalt ebd.; 1848–51 österreichischer Handelsminister unter  Schwarzenberg; Engagement für einen einheitlichen mitteleuropäischen Wirtschaftsraum; 1855–60 Finanzminister. Nach Entlassung Freitod. Bueck, Henry Axel (12.10.1830–4.7.1916). Funktionär. 1873 Geschäftsführer des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen und der Nordwestlichen Gruppe des Vereins Deutscher Eisenund Stahlindustrieller; 1887 Geschäftsführer des  Centralverbands deutscher Industrieller (Glossar), für den er seit Gründung 1876 durch  Wilhelm von Kardorff tätig war; 1894 Mitglied der Silberkommission. Calhoun, John Caldwell (18.3.1782–31.3.1850). Nordamerikanischer Politiker. 1811–17 Abgeordneter im Kongreß; 1817–25 Kriegsminister; 1825–32 Vizepräsi-

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dent unter den Präsidenten John Quincy Adams und  Andrew Jackson; 1832– 1844 und 1845–50 Senator von South Carolina; 1844–45 Außenminister. Gegner der nordamerikanischen Schutzzollpolitik ( Nullifikation; Glossar). Bedeutender Vertreter der ‚Südstaatler‘ innerhalb der Demokratischen Partei und Befürworter der Sezession. Calvin, Johannes (Jean) (10.7.1509–27.5.1564). Französischer Theologe und Reformator, der vor allem in Genf wirkte. Kam nach humanistischen, juristischen und theologischen Studien in Frankreich in Berührung mit den Schriften  Luthers; seine Bekehrung zu den protestantischen Ideen zwang ihn 1534 zur Emigration in die Schweiz. Sein theologischer Einfluß, insbesondere seine Prädestinationslehre, prägte die reformatorische Entwicklung in weiten Teilen Europas. Campanella, Tommaso (5.9.1568–21.5.1639). Dominikaner und Philosoph aus Kalabrien (Italien). Wegen Ketzerei und politischem Aufruhrs ab 1591 mehrfach eingekerkert, 1626 nach Rom ausgeliefert und 1636 nach Paris geflohen. Entwarf während der Haft „La città del Sole“ (1602) (lat.: „Civitas solis“, 1612), die theokratische Utopie eines christlich-gemeinwirtschaftlichen Staates, in dem das Privateigentum, als Ursprung der Übel in der Gesellschaft, abgeschafft ist. Camphausen, Otto (seit 1896) von (21.10.1812–18.5.1896). Preußischer Politiker. 1845 als Geheimer Finanzrat im preußischen Finanzministerium; 1849–52 MdprAH für die gemäßigt liberale Partei; 1854 Präsident der Seehandlung; 1869– 1878 Finanzminister; 1873 Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. Bruder des preußischen Ministerpräsidenten Ludolf Camphausen. Cancrin, Georg (seit 1829) Graf von (26.11.1774–21.9.1845). Russischer Staatsmann deutscher Herkunft. 1797 nach Rußland; 1813–20 Generalintendant der Armee; 1821 Mitglied des Reichsrats; 1823–44 russischer Finanzminister, stabilisierte die Finanzen Rußlands (Geldreform 1839–44); Schutzzöllner. Canning, George (11.4.1770–8.8.1827). Britischer Staatsmann. 1794 Mitglied des Unterhauses als Anhänger  William Pitts; 1807–09 und ab 1822 Außenminister, 1827 Premierminister. Entschiedener Gegner der damals auf dem Festland herrschenden absolutistischen Tendenzen, leitete in Großbritannien den Übergang zu einer liberaleren Politik ein. Carey, Henry Charles (15.12.1793–13.10.1879). Amerikanischer Buchhändler und Privatgelehrter. Verfasser einflußreicher nationalökonomischer Werke. Widersprach dem Entwicklungspessimismus von  Malthus und  Ricardo. Wichtiger Ratgeber für  Morrill. Lernte  List während dessen Aufenthalt in Amerika kennen. Seine Schriften wurden in Deutschland vor allem durch  Dühring bekannt.

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Carey, Matthew (28.1.1760–16.9.1839). Amerikanischer, irisch-stämmiger Verleger. Seit 1784 als Verleger von Benjamin Franklin in den Vereinigten Staaten; u. a. Publikation der Douray-Rheims-Bibel (sog. Carey Bible); nationalökonomische Schriften. Unterstützer von Präsident  Jefferson. Vater von  Henry Charles Carey. Carl II.  Karl II. Carlyle, Thomas (4.12.1795–5.2.1881). Schottischer Schriftsteller und Historiker. Ein wichtiger Vertreter des schottischen Puritanismus; vertrat in seinen historischen Werken ein teleologisches Geschichtsbild (Biographien  Cromwells und  Friedrichs II.); verurteilte in „Past and Present“ (1843) scharf den Materialismus („Mammonismus“) seiner Zeit. Gegner des Utilitarismus und Manchesterliberalismus; beeinflußte  Schulze-Gaevernitz. Casimir-Périer, Auguste (20.8.1811–6.6.1876). Französischer Diplomat und Staatsmann. 1831–46 Gesandter u. a. in London, St. Petersburg und Hannover; 1846–48 Abgeordneter von Paris in der Deputiertenkammer, 1871 Abgeordneter und 1875 Senator der Nationalversammlung; 1871/72 und vom 18. bis 25.5.1873 Innenminister Frankreichs. Cavour, Camillo Benso Graf von (10.8.1810–6.6.1861). Italienischer Staatsmann und Publizist. Trat seit 1847 als Mitherausgeber der Zeitung ‚Il Risorgimento‘ für die Einheit Italiens ein; 1850–52 Handels- und Marine-, ab 1851 auch Finanzminister des Königreichs Sardinien-Piemont, 1852 Ministerpräsident daselbst; 1861 erster Ministerpräsident des Königreichs Italien. Betrieb eine gemäßigt freihändlerische Handelspolitik und gilt als Architekt der italienischen Verfassung. Chamberlain, Joseph (8.7.1836–2.7.1914). Britischer Staatsmann. Führer der Liberalen Partei in Birmingham; 1873–76 Bürgermeister ebd.; ab 1876 Abgeordneter im Unterhaus für die Liberalen; 1880–85 Handelsminister unter  Gladstone; 1885 als Gegenbewegung zu dessen Homerule-Politik in Irland Anführer der Unionisten, die sich von den Liberalen abspalteten und an die Konservativen anlehnten; 1895–1903 Kolonialminister unter den konservativen Premierministern Salisbury und Balfour; trat auf der Kolonialkonferenz 1897 für engere Handelsbeziehungen mit den „weißen“ Siedlungskolonien ein. Vertreter der britischen Imperialpolitik und Befürworter des Burenkriegs (1899–1902). Chapelier  Le Chapelier Charles I.  Karl I. Charles II.  Karl II. Chevalier, Michel (13.1.1806–18.11.1879). Französischer Ökonom. Unter  Napoleon III. Staatsrat und Senator (1860–70); bereitete 1860 zusammen mit 

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Cobden und  John Bright das Freihandelsabkommen zwischen Frankreich und Großbritannien vor, den bis heute sog.  Cobden-Chevalier-Vertrag (Glossar). Child, Sir Josiah (seit 1678) 1. Baronet (1630–22.6.1699). Englischer Kaufmann. Direktor und Gouverneur der Ostindischen Kompanie. Vertrat in seinen Schriften teils die (monopolistischen) Interessen seiner Gesellschaft, weshalb er als moderater Vertreter des Merkantilismus gilt, teils weit vorausgreifende Ideen über das Wirken freier Marktkräfte. Cleveland, Stephen Grover (18.3.1837–24.6.1908). Nordamerikanischer Staatsmann. 1883–85 Gouverneur von New York; 1885–89 und 1893–97 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Kämpfte 1884 im Wahlkampf gegen Korruption und die Macht der Monopole; trat für die Goldwährung ein. Es gelang ihm nach der Wahl nicht, eine Zollreform (Senkung der Zölle) größeren Stils durchzusetzen. Clugny, Jean Étienne de (20.10.1729–18.10.1776). Französischer Politiker. Von Mai bis Oktober 1776 Nachfolger  Turgots als Finanzminister unter  Ludwig XVI. Cobden, Richard (3.6.1804–2.4.1865). Englischer Wirtschaftspoltiker und Unternehmer. Zunächst Handelsreisender einer Manchester Kattunfabrik, 1831–49 Inhaber einer Calico-Druckerei; trat ab 1839 als Vertreter einer liberalen Wirtschaftspolitik („Manchesterliberalismus“) u. a. mit  Bright und  Villiers als Sprecher der freihändlerischen  Anti Corn Law League (Glossar) zur Abschaffung der Importzölle für Getreide hervor; ab 1841 Mitglied des Unterhauses; 1860 beteiligt an der Ausarbeitung des britisch-französischen Handelsvertrags auf freihändlerischen Grundsätzen, dem sog.  Cobden-Vertrag (Glossar).  auch: Cobden Club (ebd.). Colbert, Jean Baptiste (seit 1658) Marquis de Seignelay (29.8.1619–6.9.1683). Französischer Staatsmann. Seit 1661 Oberintendant der Finanzen, später auch der königlichen Bauwerke, der schönen Künste, der Fabriken und der Marine. Reformierte unter  Ludwig XIV. die Wirtschafts- und Finanzpolitik und förderte durch Maßnahmen effektiver staatlicher Lenkung von Binnen- und Außenwirtschaft, insbesondere auch der Kolonialpolitik, die Machtstellung Frankreichs. Nach ihm wurde das merkantilistisch geprägte französische Wirtschaftssystem auch als Colbertismus bezeichnet. Cromwell, Oliver (25.4.1599–3.9.1658). Englischer Heerführer und Staatsmann. Mitglied des Parlaments von 1628/29 und des „Langen Parlaments“ von 1640– 1653; im englischen Bürgerkrieg einer der Führer des königsfeindlichen Lagers; betrieb nach dem Sieg 1649 die Hinrichtung König  Karls I., proklamierte die Republik des „Commonwealth of England“ und stellte sich an die Spitze des Staatsrats; seit 1653 Rang und Titel eines „Lord Protector“. Seine protektionistische Außen- und Wirtschaftspolitik – insbesondere der Erlaß der Navigationsakte (1651) – führte zum ersten Englisch-Niederländischen Krieg (1652–1654).

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Delbrück, Rudolph (seit 1896) von (16.4.1817–1.2.1903). Preußischer Staatsmann. 1842 Hilfsarbeiter im Finanzministerium, 1844 im Handelsamt und 1848 im Handelsministerium, dort bald eigentlicher Leiter der Zollvereinspolitik; 1849 Vortragender Rat, 1859 Ministerialdirektor; 1867 Präsident des Bundeskanzleramts des Norddeutschen Bundes, 1871 des Reichskanzleramts, Vizekanzler  Bismarcks, 1869 auch preußischer Staatsminister; in Zusammenarbeit mit  Otto Michaelis verfolgte er eine liberale Wirtschaftspolitik, 1876 Rücktritt, als Bismarck diese nicht mehr mittrug und für eine Stärkung des Reichs gegenüber den Bundestaaten eintrat; 1878–81 MdR als Parteiloser; entschiedener Gegner der Bismarckschen Schutzzollpolitik. Dilke, Charles, 2. Baronet (4.9.1843–26.1.1911). Britischer Politiker und Publizist. Ab 1869 Abgeordneter der Liberal Party im House of Commons; 1880–82 Unterstaatssekretär im Außenministerium; ab 1882 im Privy Council unter  Gladstone, Kabinettsmitglied als Präsident des Local Government Board; leitete 1881 die britische Delegation bei den Verhandlungen über einen neuen Handelsvertrag mit Frankreich. Galt als Kandidat für die Nachfolge Gladstones als Premierminister. Seine politische Karriere endete 1885, als er in einen Scheidungsskandal verwickelt wurde. Warb in seinem Bestseller „Greater Britain“ (1868) für ein imperialistisches Großmachtstreben Großbritanniens. Dingley, Nelson Jr. (15.2.1832–13.1.1899). Nordamerikanischer Jurist und Politiker. 1874–76 Gouverneur von Maine; 1881–99 Mitglied des Repräsentantenhauses für die Republikaner. Nach ihm wurde 1897 ein Zolltarif, der  Dingley-Tarif (Glossar), benannt. Diocletian, Diokletian (nach 230–ca. 313). Römischer Kaiser (284–305, ab 286 auch im Osten). Sicherte die Reichsgrenzen gegen die Germanen und Perser, teilte die Mehrzahl der Provinzen in kleinere Verwaltungsgebiete auf, setzte eine Steuerreform und Münzordnung durch, erließ 301 ein Preis- und Lohnedikt zur Bekämpfung der Inflation. Die Christenverfolgung begann unter seiner Herrschaft mit mehreren Edikten aus dem Jahr 303. Disraeli, Benjamin, Earl of Beaconsfield (21.12.1804–19.4.1881). Englischer Staatsmann. Seit 1837 Mitglied des Unterhauses für die konservative Partei; ab 1852 mehrfach Schatzkanzler; 1868 und 1874–80 Premierminister. Gegner  Peels und des Freihandels. Vertreter einer imperialen Machtpolitik, die einen ihrer Höhepunkte in der Proklamation Königin  Victorias zur Kaiserin von Indien im Jahre 1876 fand. Domitian (Titus Flavius Domitianus), Beiname Germanicus (51–96 n.  Chr.). Römischer Kaiser (81–96). Per Edikt übertrug er den Pächtern die Eigentumsrechte am  ager publicus (Glossar).

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Duckwitz, Arnold (27.1.1802–19.3.1881). Kaufmann und Politiker. 1857–63 und 1866–69 Senator und Bürgermeister der Hansestadt Bremen; 1848–49 Reichshandelsminister und Verantwortlicher für die Marine in der provisorischen gesamtdeutschen Regierung; im Mai 1849 Rückkehr nach Bremen. Dühring, Eugen Carl (12.1.1833–21.9.1921). Nationalökonom und Philosoph. Nach juristischer Ausbildung 1861 Dr. phil. in Berlin; 1863 Habilitation in Philosophie, dann in Nationalökonomie ebd.; 1877 Entzug der Lehrbefugnis wegen Fehden mit Kollegen und Angriffen auf die Universität. Gilt als bedeutender Vertreter des deutschen Positivismus. Als Nationalökonom förderte er die Lehren  Lists und  Careys; erblickte im Sozialismus und in den christlichen und jüdischen Religionen die Hemmnisse einer ‚freien Gesellschaft‘; propagierte als erklärter Antisemit einen arischen Sozialismus. Friedrich Engels widmete ihm eine scharfe Kritik („Anti-Dühring“ 1878/79). Dunraven, Thomas, Lord Windham Wyndham-Quin, 4. Earl of Dunraven and Mount-Earl (12.2.1841–14.6.1926). Irischer Grundbesitzer, Journalist und Politiker. Seit 1871 Sitz im House of Lords; 1885/86 und 1886/87 Undersecretary of State for the Colonies unter Salisbury. Duns Scotus, Johannes (1265/66–8.11.1308). Franziskanermönch, Theologe und Philosoph. Lehrte in Cambridge, Oxford, Paris und Köln. Bedeutender Fortentwickler der scholastischen Wirtschaftslehre. Durham  Lambton, John George Eduard IV. (28.4.1442–9.4.1483). König von England (1461–70 und 1471–83). Eichhorn, Johann Albert Friedrich (2.3.1779–16.1.1856). Preußischer Jurist und Politiker. Trat 1816 in das preußische Außenministerium ein; dort maßgeblich betraut mit der politischen Vorbereitung des Zollvereins; ab Oktober 1840 preußischer Minister des Inneren, der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Geriet in den Ruf eines politischen und kirchlichen Reaktionärs und mußte im März 1849 zurücktreten. Elisabeth I., Elizabeth I. (7.9.1533–24.3.1603) . Königin von England (seit 1558). Förderte den Ausbau eines staatlich privilegierten Außenhandels, verbunden mit einer innerstaatlichen Monopolpolitik. Erlaß richtungsweisender Arbeits- und Sozialgesetze. Engel, Eduard (12.11.1851–23.11.1938). Deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler. 1871–1919 amtlicher Stenograph im Deutschen Reichstag und 1882–1904 Leiter desselben Büros. Bekannt wegen seiner Kampagnen zur „Reinigung der deutschen Sprache“ und seiner Schriften zur Eisenbahnpolitik.

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Epikur (341–271 v.  Chr.). Griechischer Philosoph. Begründer einer hedonistischen Lehre. Fawcett, Henry (26.8.1833–6.11.1884). Englischer Volkswirtschaftler und Politiker. 1858 erblindet, 1863 Professor in Cambridge; ab 1865 für die Liberalen im britischen Unterhaus; 1880 im Kabinett  Gladstone Generalpostmeister. Liberaler Freihändler; auf Deutsch erschien 1878 „Freihandel und Zollschutz“. Feilding, William (6.1.1836–25.3.1895). Britischer Offizier, Colonel. Einer der Direktoren der Emigrants and Colonists Aid Corporation, einer britischen Organisation, die versuchte, die Arbeitslosigkeit im Mutterland zu vermindern, indem sie die Auswanderung in die Kolonien, ab 1871 insbesondere nach Neuseeland förderte. Die Ortschaft Feilding auf der Nordinsel Neuseelands trägt seinen Namen. Franckenstein, Georg Arbogast von und zu (2.7.1825–22.1.1890). Deutscher Staatsmann. 1868–90 MdR für die Zentrumspartei, seit 1875 Fraktionsvorsitzender; 1879–87 Erster Vizepräsident des Reichstags; 1881–90 Präsident des bayerischen Reichsrats. Verfolgte zunächst einen partikularistischen Weg Bayerns; gehörte im Reichstag zu den Gegnern  Bismarcks im Kulturkampf; brachte 1879, als Bismarck zur Durchsetzung seiner Schutzzollpolitik die Zusammenarbeit mit der Zentrumspartei suchte, einen Kompromißantrag, die sog.  Clausula Franckenstein (Glossar), ein. Franz I. (12.9.1494–31.3.1547). König von Frankreich (seit 1515). Franz I. von Österreich (12.2.1768–2.3.1835). Als Franz II. letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1792–1806), als Franz I. (seit 1804) Kaiser von Österreich. Stützte den sozialkonservativen Kurs seines ersten Ministers Graf von  Metternich. Friedrich II., der Staufer (26.12.1194–13.12.1250). Römisch-deutscher König (seit 1196) und Kaiser (seit 1220), auch König von Sizilien (seit 1198) und von Jerusalem (seit 1229). Friedrich II., der Große (24.1.1712–17.8.1786). König von Preußen (seit 1740). Führte umfassende Reformen in Militärwesen, Verwaltung und Landwirtschaft durch und verfolgte eine merkantilistische Wirtschaftspolitik. Friedrich Wilhelm I. (Preußen) (14.8.1688–31.5.1740). König von Preußen (seit 1713). Bekannt als „Soldatenkönig“; Vater von  Friedrich II. von Preußen. Förderte den Bauernschutz und die Wiederbesiedlung der durch die Pest verödeten Gebiete Ostpreußens; Lenkung der Wirtschaft im Sinne des Merkantilismus. Friese, Karl Ferdinand (23.7.1770–5.1.1837). Preußischer Staatssekretär und Bankpräsident. 1796 Kriegs- und Domänenrat der westpreußischen Kammer in

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Marienwerder; 1805 Vortragender Rat im Departement des Generaldirektoriums in Westpreußen bzw. Berlin; ab 1808 im Innenministerium als Staatsrat; 1814 Leiter der Finanzen beim preußischen Generalgouvernemant in Dresden; 1817– 36 Staatssekretär bei der Oberexaminationskommission für Finanz- und Polizeiverwaltung; 1817–37 Präsident der Kgl. Preußischen (Haupt-)Bank. Froude, James Anthony (23.4.1818–20.10.1894). Britischer Historiker und Romancier. Reisen durch die britischen Kolonien (Südafrika, Australien, Neuseeland, Vereinigte Staaten von Amerika und die Karibik). Verfaßte hierzu Sachbücher, in denen er für die Kolonialidee warb. Fugger, Jakob (II.), „der Reiche“, (seit 1511) von, (seit 1514) Reichsgraf (6.3.1459–30.12.1525). Augsburger Handelsherr und Bankier. Baute das Familienunternehmen ( Fugger; Glossar) zum größten europäischen Bankhaus der Zeit aus; verhalf  Maximilian I. zum Besitz Tirols und finanzierte maßgeblich dessen Aufstieg sowie die Wahl dessen Enkels  Karls V.; 1517 am  Ablaßhandel (Glossar) beteiligt. Garrison, William Lloyd (12.12.1805–24.5.1879). Nordamerikanischer Schriftsteller und Vorkämpfer für die Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika. Gassendi, Pierre (22.1.1592–24.10.1655). Französischer Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler. Versuchte, einen gemäßigten Skeptizismus, antiken Atomismus, christlichen Glauben und die mechanistische Physik seiner Zeit zu vereinigen. Den Beweis für die Existenz Gottes sah er in der Harmonie der Natur. In der Ethik stellte er den Seelenfrieden und die Schmerzfreiheit als Ziel menschlichen Strebens dar, darin deutlich ein Anhänger  Epikurs. Gladstone, William Ewart (29.12.1809–19.5.1898). Englischer Staatsmann. Seit 1832 Mitglied des Unterhauses; 1843–45 Handelsminister; 1845–46 Kolonialminister; wechselte von den Konservativen zu den Liberalen; mehrfach Schatzkanzler; seit 1867 Führer der Liberalen Partei; 1868–74, 1880–85, Febr.–Juli 1886 und 1892–94 britischer Premierminister. Gaius Sempronius Gracchus (153–121 v.  Chr.). Römischer Staatsmann. 134–132 v.  Chr. Kriegstribun, 126 v.  Chr. Quästor, 125–124 v.  Chr. Proquästor in Sardinien, 123–122 v.  Chr. Volkstribun. Hochbegabter und wirkungsvoller Redner; suchte als jüngerer Bruder des  Tiberius Gracchus die begonnenen innenpolitischen Reformen fortzuführen, setzte dabei u. a. auf die Ritter als Gegengewicht zum Senat. Sein Versuch (121 v.  Chr.), zusammen mit seinen Anhängern die Aufhebung seiner Reformgesetze zu verhindern, wurde vom Senat niedergeschlagen. Tiberius Sempronius Gracchus (162–133 v.  Chr.). Römischer Staatsmann. 137 v.  Chr. Praetor, 133 v.  Chr. Volkstribun. Die Durchsetzung eines Ackergesetzes zur Ansiedlung depossedierter Kleinbauern, brachte ihn in Konflikt mit dem

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Senat. Als er seine (verfassungsrechtlich umstrittene) Wiederwahl zum Volks­ tribun durchsetzen wollte, wurde er von einer Gruppe Senatoren erschlagen. Gregor XVI. (18.9.1765–1.6.1846). Papst (seit 1831). Grotius, Hugo (Huigh de Groot) (10.4.1583–28.8.1645). Rechtsgelehrter und politischer Philosoph. Wirkte bis 1619 in politischen Ämtern in den Niederlanden, ab 1621 vornehmlich in Paris. Begründete mit seinem Hauptwerk „De jure belli ac pacis“ (1625) das Völkerrecht als selbständige Wissenschaft. Unterstützte mit seiner Schrift „Mare Liberum“ (1609) das niederländische Begehren – die Niederlande befanden sich zu dieser Zeit im Konflikt mit Spanien und Portugal über den Seehandel mit Indien – eines freien Handels zur See und lieferte dafür eine juristische Begründung. Hammacher, Friedrich (1.5.1824–11.12.1904). Jurist und Politiker. Seit 1844 im preußischen Justizdienst; 1848 Kontakt zu revolutionären Kreisen, 1849 inhaftiert und 1851 endgültig aus dem Staatsdienst entfernt. 1853–58 Stadtverordneter in Mülheim a. d. Ruhr und in Essen; 1863–98 MdprAH sowie 1869–79 und 1881–98 MdR, zunächst für die Fortschrittspartei, ab 1867 für die Nationalliberale Partei. Seit 1873 Wandel vom Freihändler zum gemäßigten Schutzzöllner. Hannibal (247/46–183 v.  Chr.). Karthagischer Feldherr. Oberbefehlshaber im Zweiten Punischen Krieg (218–201 v.  Chr.), Sieger in der Schlacht bei Cannae (216 v.  Chr.). Hardenberg, Karl August (seit 1814) Fürst von (31.5.1750–26.11.1822). Preußischer Staatsmann. Ab 1790 im preußischen Staatsdienst, 1804–06 und 1807 für vier Monate Außenminister, 1807 leitender Minister, führte ab 1810 als Staatskanzler die  Steinschen Reformen fort. Zu seinen wichtigsten Reformen gehören: die Einführung der Gewerbefreiheit (1810), die Säkularisierung des Kirchenguts und die Judenemanzipation (1812); er scheiterte bei der Durchsetzung der völligen Gleichbesteuerung am Widerstand des grundbesitzenden Adels, dem er auch bei der Fortführung der Bauernbefreiung 1811 und 1816 entgegenkommen mußte: Die Ablösung für die Bauern wurde begrenzt und an Landabgaben gebunden. Mit dem  Metternichschen System der Restauration und v. a. nach den Karlsbader Beschlüssen schwand sein Einfluß in Preußen. Heinrich III. (19.9.1551–2.8.1589). König von Frankreich (seit 1574). Heinrich IV. (13.12.1553–14.5.1610). König von Navarra (seit 1572) als Heinrich III., König von Frankreich (seit 1589). Zunächst Anführer der hugenottischen Partei, dann Übertritt zum Katholizismus und Versuch als König von Frankreich, das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land zu vereinen. Heinrich VI. (6.12.1421–21.5.1471). König von England (1422–61 und 1470/71). Heinrich VII. (28.1.1457–21.4.1509). König von England (seit 1485).

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Heinrich VIII. (28.6.1491–28.1.1547). König von England (1509). Henry III.  Heinrich III. Hitze, Franz (16.3.1851–20.7.1921). Katholischer Sozialpolitiker. 1878 Priesterweihe; 1893–1921 o. Professor für Christliche Gesellschaftslehre in Münster; 1880 Generalsekretär des Verbandes katholischer Arbeitgeber und Arbeiterfreunde „Arbeiterwohl“ in Mönchengladbach; 1890 Mitbegründer des „Volksvereins für das katholische Deutschland“; 1882–93 und 1898–1912 MdprAH; 1894– 1918, 1919/20 und 1920/21 MdR (Zentrum); setzte sich, u. a. beeinflußt von  Vogelsang, für eine staatliche Sozialpolitik ein. Hobbes, Thomas (5.4.1588–4.12.1679). Englischer Philosoph. Übertrug die mechanistisch-naturwissenschaftliche Methode auf die Staats- und Gesellschaftslehre. Theorie vom Naturzustand (homo homini lupus) und Staatsvertrag. Um einen Krieg ‚jeder gegen jeden‘ zu vermeiden, wird die Macht auf einen ‚Souverän‘ übertragen und auf das natürliche Recht des Individuums verzichtet. Bekannteste Schrift: Leviathan (1651). Hofmeyr, Jan Hendrik (genannt: Onze Jan) (4.7.1845–16.10.1909). Burischer Journalist und Politiker. Journalist und Herausgeber der Zeitschrift „Zuid-Afrikaan“; einflußreicher Führer der burischen Partei „Afrikaner Bond“, die die agrarischen Interessen der Buren in der britischen Kap-Kolonie vertrat; 1879–95 Abgeordneter des Parlaments der Kap-Kolonie; 1884 einige Monate Minister ohne Portofolio; vertrat 1887 die Kap-Kolonie auf der Kolonialkonferenz ( Colonialconferenz; Glossar) in London; unterstützte zeitweise die Regierung  Cecil Rhodes, um einen erneuten Konflikt zwischen Briten und Buren zu verhindern; verstarb 1909 während einer Delegation nach London, die der britischen Regierung den Gesetzentwurf zur Gründung Südafrikas (Vereinigung von Kap-Kolonie, Natal, Oranje Freistaat und Transvaal) überreichen sollte. Huskisson, William (11.3.1770–15.9.1830). Britischer Staatsmann. 1795–1801 Unterstaatssekretär im Kriegsministerium; 1795–1802, 1804–06, 1807–23 Mitglied des Unterhauses; 1804–06, 1807–09 Sekretär im Schatzamt; 1814 Generaldirektor der Forsten und Mitglied des Geheimen Rats; 1823 Präsident des Handelsamtes; 1827–28 Staatssekretär für die Kolonien. Gilt als Begründer der neueren Handelspolitik Englands: er gab den Handel mit den früher auf den Verkehr mit dem Mutterland beschränkten Kolonien allen Ländern frei, beseitigte einige Einfuhrzölle und milderte die Bestimmungen der Navigationsakte. Innozenz III. (1160/61–16.7.1216). Papst (seit 1198). Innozenz IV. (um 1195–7.12.1254). Papst (seit 1243). Jackson, Andrew (15.3.1767–8.6.1845). Nordamerikanischer Staatsmann. 1797 und 1823–25 Senator für Tennessee; Militärgouverneur von Florida. Scheiterte

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1824 als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen wegen Querelen in der Demo­ kratisch-Republikanischen Partei; wurde bei der anschließendenden Parteispaltung Anführer der Demokraten, während Adams, der Anführer der National Republican Party, Präsident wurde. Jackson gewann die nächsten Wahlen und wurde einer der prägenden Präsidenten der USA (1829–37). Zu seinen zentralen wirtschaftspolitischen Anliegen gehörte die Zerschlagung der amerikanischen Nationalbank; in seine Amtszeit fiel auch die  Nullifikationskrise 1832/33 (Glossar). Jakob I. (19.6.1566–27.3.1625). König von England (1603–25). Jakob II. (14.10.1633–16.9.1701). König von England (1685–88). Jefferson, Thomas (13.4.1743–4.7.1826). Nordamerikanischer Staatsmann. Führer der Unabhängigkeitsbewegung gegen Großbritannien, formulierte die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776; 1797–1801 Vizepräsident, 1801–09 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Johann II., der Gute (26.4.1319–8.4.1364). König von Frankreich (1332–50). Jones-Loyd, Samuel, (seit 1850) Baron Overstone (25.9.1796–17.11.1883). Britischer Banker und Politiker. 1819–26 Mitglied des Unterhauses (Whig). Zuerst Teilhaber, 1844 Alleininhaber der Bank seines Vaters, „Jones, Loyd & Co“, 1864 Übernahme durch die London and Westminster Bank. 1851–53 Präsident der Royal Statistical Society. Gilt als geistiger Urheber der  Peel’schen Bankreform von 1844, die die Macht der Banken beschnitt und das Recht der Banknotenausgabe exklusiv der Bank von England zuwies. Justi, Johann Heinrich Gottlob von (28.12.1717–21.7.1771). Kameralistischer Schriftsteller und Verwaltungsmann. Wirkte u. a. in Wien, Göttingen, Altona, Kopenhagen und Berlin, zuletzt als Berghauptmann. Bedeutendster Systematiker der zuvor unverbundenen Kameralwissenschaften. Kanitz(-Podangen), Hans Wilhelm Alexander Graf von (17.4.1841–30.6.1913). Gutsbesitzer und Politiker. 1868–77 Landrat des Kreises Sprottau (Schlesien); 1869–71 und 1889–1913 MdR und 1885–1913 MdprAH für die Deutschkonservative Partei. Setzte sich für ein Schutzzollsystem und die Interessen der Landwirtschaft ein. Hervorgetreten 1894–96 durch den „Antrag Kanitz“, einen mit Unterstützung des Bundes der Landwirte dreimal vergeblich in den Reichstag eingebrachten Gesetzentwurf zur Errichtung eines Reichsgetreidehandelsmonopols zum Erhalt der Getreidepreise auf einem hohen Niveau. 1892/93 Mitglied der Börsenenquetekommission, 1896 Mitglied des provisorischen und 1897 des definitiven Börsenausschusses. Kant, Immanuel (22.4.1724–12.2.1804). Deutscher Philosoph. Zur ‚Staatsvertragstheorie‘ bezieht sich Weber auf Kants Studie „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“ (1784).

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Kardorff(-Wabnitz), Wilhelm von (8.1.1828–21.7.1907). Landwirt und Politiker. 1866 MdprAH, 1868–1907 MdR für die Freikonservativen (später: Deutsche Reichspartei); 1884–95 Landrat des Kreises Oels (Schlesien). 1875/76 Mitbegründer des Centralverbandes deutscher Industrieller; Vertrauter  Bismarcks; bis 1902 Funktionär beim 1893 gegründeten Bund der Landwirte; von  Carey beeinflußter Schutzzöllner. Karl der Große (wohl 2.4.747–28.1.814). Fränkischer König (seit 768), König der Langobarden (seit 774), fränkischer Kaiser (seit 800). Karl Martell (um 688/89–22.10.741). Großvater von  Karl dem Großen. Fränkischer Hausmeier (seit 718). Karl I., Charles I. (19.11.1600–30.1.1649). König von England (seit 1625). Karl II., Carl II., Charles II. (29.5.1630–6.2.1685). König von England, Irland (seit 1660) und Schottland (bereits seit 1651). Karl V. (24.2.1500–21.9.1558). Deutscher König (bis 1530), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (seit 1530), spanischer König (seit 1516). Karl VI. (7.10.1685–20.10.1740). Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (seit 1711). Karl IX. (27.6.1550–30.5.1574). König von Frankreich (seit 1560). Katharina II., die Große (2.5.1729–17.11.1796). Kaiserin von Rußland (seit 1762). Kleon (gefallen 422 v.  Chr.). Athenischer Politiker. Zentrale Figur in der athenischen Öffentlichkeit nach dem Tod des  Perikles 429 v.  Chr.; fand, da aus der Schicht der Gewerbetreibenden (Gerber) stammend, vor allem Zustimmung beim einfachen Volk, vom Adel aber heftig bekämpft. Lambton, John George, (seit 1833) 1. Earl of Durham (12.4.1792–28.7.1840). Britischer Staatsmann. 1813 Mitglied des Unterhauses, 1828 des Oberhauses; 1830–33 Lordsiegelbewahrer; 1835–37 Botschafter in Rußland; 1838 Generalgouverneur in Britisch-Nordamerika, Rücktritt nach fünf Monaten. 1839 ging aus dieser Tätigkeit sein „Report on the Affairs of British North America“, der sog.  Durham Report (Glossar), hervor, in dem er vorschlug, den britischen und französischen Teil Kanadas unter einer autonomen Regierung zu vereinen. Las Casas, Batholomé de (1484–31.7.1566). Spanischer Dominikaner. Kam 1502 nach Hispaniola (heute Dominikanische Republik und Haiti) und erwarb Land, das von Indianern in Zwangsarbeit ( Encomienda; Glossar) bewirtschaftet wurde; 1506/07 Priesterweihe in Rom; entließ 1514 seine Sklaven und warb am Hof in Spanien für eine Bekämpfung der Zwangsarbeit und die Reform der India-

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nerschutzgesetzgebung; erwirkte 1542 die „Neuen Gesetze“, die das 1512 erstmals ausgesprochene Verbot der Indianersklaverei zwar bekräftigten, aber kaum Wirkung zeigten. Lasker, Eduard (14.10.1829–5.1.1884). Jurist und Politiker. 1865–79 MdprAH; 1867–84 MdR; bis 1866 Mitglied der Fortschrittspartei; 1866/67 Mitbegründer der Nationalliberalen Partei, dort Führer des linken Flügels und innerparteilicher Opponent  Bennigsens und dessen bismarckfreundlicher Politik; schied 1880 nach Bismarcks Übergang zum Schutzzollsystem aus der Fraktion aus und trat der liberalen Vereinigung („Sezession“) bei. Lassalle, Ferdinand (bis 1846: Lassal) (11.4.1825–31.8.1864). Publizist, Philosoph und sozialistischer Politiker. Bedeutender Redner und Organisator der frühen deutschen Arbeiterbewegung und einer ihrer Begründer; 1849 Mitarbeiter der von  Karl Marx herausgegebenen „Neuen Rheinischen Zeitung“; 1863 Begründer des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ und dessen Erster Präsident mit umfassenden Vollmachten; 1863/64 Hauptphase seiner Agitation für die Arbeiterbewegung; demokratisch-sozialistisches Programm; Verfechter der Schaffung von Produktivgenossenschaften mit Staatshilfe. Laurier, Sir Wilfrid (20.11.1841–17.2.1919). Kanadischer Staatsmann. 1871 Gründungsmitglied der Liberalen Partei; 1874 Abgeordneter im Unterhaus; 1877–78 Minister für Steuerfragen; 1887 Parteivorsitzender der Liberalen; 1896– 1911 Premierminister. Law, John (16.4.1671–21.3.1729). Schottischer Ökonom, Bankier und Projektemacher. Studien zum Handels- und Finanzwesen in Holland und Italien. Versuchte als zeitweiliger Generalkontrolleur der französischen Finanzen, durch Gründungen von Notenbanken (1716 Banque Générale, 1718 Umwandlung zur staatlichen Banque Royale) und von Kolonialgesellschaften (1717 Compagnie d‘Occident, die sog. ‚Mississippi-Gesellschaft‘) die Finanzprobleme Königs  Ludwigs XV. von Frankreich zu lösen, verursachte aber wesentlich unterstützt durch eine inflationäre Papiergeldausgabe eine riesige Aktienhausse. Der Zusammenbruch der Spekulationsblase 1720 führte am Ende zum Staatsbankrott; Law floh nach Venedig. Le Chapelier, Isaac René Guy Le (12.6.1754–22.4.1794). Französischer Anwalt und Politiker. Seit Frühjahr 1789 Abgeordneter der Generalstände; bis Juni 1790 Mitglied des Jakobinerklubs. Hatte erheblichen Anteil an der Ausarbeitung der Verfassung des 3. September 1791; brachte am 14. Juni 1791 das „Gesetz Le Chapelier“ ein, das Meistern, Gesellen und Arbeitern untersagt, sich zu organisieren (Koalitionsverbot); streikende Arbeiter wurden strafrechtlich verfolgt. Ab September 1791 wieder als Anwalt tätig. Im April 1794 in Paris enthauptet. Leo X. (11.12.1475–1.12.1521). Papst (seit 1513). Für den Neubau des Petersdoms förderte er den  Ablaßhandel, was  Martin Luther 1517 veranlaßte, seine 95 Thesen an der Schloßkirche zu Wittenberg bekannt zu geben.

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Leopold II. (5.5.1747–1.3.1792). Deutscher Kaiser (seit 1790). 1765 als Leopold I. Großherzog der Toskana: Beförderung der Landwirtschaft, der Manufakturen und des Handels, Aufhebung der Inquisition (1787). Sohn von  Maria Theresia. Liechtenstein, Aloys Prinz von und zu (18.11.1846–25.3.1920). Österreichischer Politiker. 1878–89 und 1891–1911 Mitglied des österreichischen Reichsrats, ab 1881 für den konservativen Zentrumsclub, ab 1891 für die Christlichsoziale Partei. Gemeinsam mit  Karl Lueger,  Karl von Vogelsang und Franz Martin Schindler Begründer der Christlichsozialen Bewegung Österreichs. Lincoln, Abraham (12.2.1809–15.4.1865). Nordamerikanischer Staatsmann. 1834–41 Abgeordneter in Illinois, 1847–48 im Kongreß; seit 1856 Republikaner in führendenden Positionen; 1861–65 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Wahl 1860 löste den Sezessionskrieg aus; Proklamation der Sklavenbefreiung am 1. Januar 1863; 1864 während des Bürgerkriegs von den Nordstaaten wiedergewählt; 1865 Abschaffung der Sklaverei für die nun neu vereinigten Nord- und Südstaaten. Im April 1865 von einem Südstaatler ermordet. List, Friedrich (6.8.1789–30.11.1846). Nationalökonom und Politiker. 1817–19 Professor der Staatspraxis in Tübingen, dann auf eigenen Wunsch entlassen. 1819 Mitbegründer des „Deutschen Handels- und Gewerbevereins“; 1820–22 Abgeordneter der württembergischen Kammer; 1825–32 Aufenthalt in den USA; 1834–37 amerikanischer Konsul für Baden und Leipzig; blieb später als Schriftsteller und Propagandist des Eisenbahnwesens sowie der deutschen Zolleinigung ohne feste Anstellung; starb 1846 durch Freitod. Stellte der klassischen Theorie eine Entwicklungstheorie entgegen, aus der er für zurückgebliebene Volkswirtschaften die Forderung nach übergangsweisen Schutzzöllen ableitete. Locke, John (29.8.1632–28.10.1704). Englischer Philosoph. Gilt als Begründer des Empirismus. Hauptwerk: „An essay concerning humane understanding“ (1689). In seinen „Treatise on government“ (1690) erklärte er Gleichheit, Freiheit und das Recht auf Unverletzlichkeit von Person und Eigentum zu obersten Rechtsgütern. Theorie des Gesellschaftsvertrags. Louis XIV.  Ludwig XIV. Louis XV.  Ludwig XIV. Ludwig XI. (3.7.1423–30.8.1483). König von Frankreich (seit 1461). Ludwig XIV., Louis XIV. (5.9.1638–1.9.1715). König von Frankreich (seit 1661), sog. „Sonnenkönig“. Vollendete den absolutistischen Machtstaat durch den Ausbau einer zentralistischen Verwaltung und eine staatlich gelenkte Wirtschaftspolitik, die sein Minister  Colbert prägte. Gegen Ludwigs expansive Außenpolitik, die ansteigenden Staatsschulden, die Unterdrückung der Parlamente und reli-

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giös Andersdenkender kündigten sich bereits zu seiner Regierungszeit Widerstände an. Ludwig XV., Louis XV. (15.2.1710–10.5.1774). König von Frankreich (seit 1715), bis 1723 unter der Regentschaft des Herzogs Philipp II. von Orléans. Dieser versuchte, mit dem Finanzsystem  John Laws die enormen Staatsschulden zu verringern, was jedoch nach einer großen Spekulationskrise zum Staatsbankrott führte. Lueger, Karl (24.10.1844–10.3.1910). Österreichischer Politiker. 1875–76 und 1878–1910 Mitglied des Wiener Gemeinderats; 1885–91 Mitglied des österreichischen Reichsrats; 1897–1910 Bürgermeister von Wien. Gemeinsam mit  Aloys von Liechtenstein,  Karl von Vogelsang und Franz Martin Schindler Begründer der Christlichsozialen Bewegung in Österreich und 1893 Begründer der Christlichsozialen Partei, die durch sein kommunalpolitisches Zusammengehen mit den Deutschnationalen antisemitisch ausgerichtet war. Luther, Martin (10.11.1483–18.2.1546). Deutscher Reformator. Lykurg. Angeblicher Schöpfer der spartanischen Verfassung. Seine in antiken Quellen zwischen dem 11. und dem 8. Jahrhundert v.  Chr. datierte Existenz bleibt fraglich. Lysandros, Lysander († 395 v.  Chr.). Spartanischer Staatsmann und Feldherr. Maaßen, Karl Georg (23. 8.1769–2.11.1834 in Berlin). Preußischer Jurist, Politiker und Mitinitiator des Deutschen Zollvereins. Ab 1816 im preußischen Finanzministerium, ab 1830 Finanzminister. Mago I. (550–530 v.  Chr.). König von Karthago. Begründete innen- und außenpolitisch die karthagische Macht, indem er Söldnerheere einsetzte und die Herrschaft auf Sardinien wieder herstellte. Malthus, Thomas Robert (14./17.2.1766–29.12.1834). Englischer Nationalökonom. Ab 1789 Inhaber verschiedener geistlicher Ämter, 1793–1804 Fellow am Jesus College in Cambridge, ab 1805 Professor der Geschichte und Politischen Ökonomie am College der East India Company. Veröffentlichte 1798 zunächst anonym die Streitschrift „An essay on the principles of population“, die seinen Ruhm begründete; ihre Thesen (Malthusianismus) blieben anhaltend umstritten. Späteres Hauptwerk: „On the Principles of Political Economy“ (1820). Maltzahn, Helmuth Frhr. von (6.6.1840–21.3.1923). Preußischer Jurist und Politiker. 1871–88 MdR für die Deutschkonservative Partei; 1888–93 Staatssekretär im Reichsschatzamt; 1899–1911 Oberpräsident der Provinz Pommern.

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Mandeville, Bernard (15.11.1670–21.1.1733). Niederländischer Arzt, Philosoph und Wirtschaftstheoretiker. Lebte seit 1696 in England. Formulierte in seiner „Bienenfabel“ (ab 1705) satirisch die später klassisch gewordene Auffassung der frühen Nationalökonomie, daß das höchste Gemeinwohl durch das Zusammenspiel selbstsüchtiger Einzelinteressen erzielt werde. Marc Aurel (26.4.121–17.3.180). Römischer Kaiser (seit 161). Angeblich soll 166 eine Gesandtschaft aus Rom am kaiserlichen Hof in China eingetroffen sein (so Ferdinand von Richthofen, gegen Rathgen, der meint, es könne sich auch um eine Gesellschaft syrischer Kaufleute gehandelt haben). Maria Theresia (13.5.1717–29.11.1780). Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen und Ungarn (seit 1740), als Frau von Franz I. Stephan von Lothringen auch Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches (seit 1745). Behauptete außenpolitisch den Gesamtherrschaftsanspruch des Hauses Habsburg. Begann 1740 mit der Reform des Heeres und betrieb 1749–61 eine umfassende, gegen den Widerstand des Adels durchgesetzte Reform der Staatsverwaltung. Milderte die bäuerliche Leibeigenschaft und die Frondienste; hob die Steuerfreiheit von Adel und Klerus auf. Gaius Marius (156–13.1.86 v.  Chr.). Römischer Feldherr und Staatsmann. Durchlief, obwohl nicht der Nobilität entstammend, eine beachtliche militärische und politische Karriere. 107 v.  Chr. erstmals zum Konsul gewählt; vergrößerte angesichts der äußeren Bedrohung (Numider, Kimbern, Teutonen) das Heer, indem er erstmals die besitzlosen Schichten („capite censi“ – „nach dem Kopf Geschätzte“) zum Kriegsdienst einzog und eine Berufsarmee schuf. Wegen seiner Erfolge sechsmal zum Konsul gewählt. Marx, Karl (5.5.1818–14.3.1883). Politischer Journalist, Philosoph und Nationalökonom. Nach dem Studium in Bonn und Berlin (1835–41), von kurzen Tätigkeiten als Journalist in Köln (1842/43 und 1848/49) abgesehen, im Exil in Paris, Brüssel und ab 1849 in London lebend. Verfaßte zusammen mit Friedrich Engels das „Manifest der kommunistischen Partei“ (1848 erschienen); danach vornehmlich Studien zu den Entwicklungsgesetzen der Geschichte und den Bewegungsgesetzen des Kapitalismus. Von seinem Hauptwerk „Das Kapital“ erschien zu seinen Lebzeiten 1867 nur der erste Band (Bände II und III, hg. von Friedrich Engels, 1885 und 1895). Maximilian I. (22.3.1459–12.1.1519). Römischer König (seit 1486) und Kaiser (seit 1508). Forderte 1507 auf dem Reichstag in Konstanz große Summen für seine Kriege in Italien und versuchte, die Mittel u. a. mit Zwangsanleihen bei den Augsburger Handelsgesellschaften einzutreiben, worauf sein Gläubiger  Jakob Fugger sich nicht wie gewünscht einließ. McKinley, William (29.1.1843–14.9.1901). Nordamerikanischer Staatsmann. 1877–83 und 1885–91 Mitglied des Repräsentantenhauses; 1891–96 Gouver-

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neur von Ohio; 1897–1901 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Vertrat eine strikte Schutzzollpolitik; brachte 1890 den nach ihm benannten McKinleyTarif und 1897 den  Dingley-Tarif (Glossar) durch. Unter seiner Präsidentschaft wurde Hawaii annektiert, Spanien im Krieg besiegt; mit der Übernahme der Philippinen, Guam, Puerto Rico und Kuba wurden die Vereinigten Staaten von Amerika zur Kolonialmacht. Starb an den Folgen eines Attentats. Meaux, Marie Camille Alfred Graf von (18.9.1830–4.11.1907). Französischer Staatsmann. 1871–76 Abgeordneter, 1876–79 Senator der Nationalversammlung; 1875/76 und 1877 Minister für Landwirtschaft und Handel während der Dritten Republik. Méline, Jules (20.5.1838–21.12.1925). Französischer Staatsmann. 1876–1903 Mitglied und 1888 Vorsitzender der Abgeordnetenkammer; 1883–85 und 1915/16 Landwirtschaftsminister, 1896–98 Premierminister; 1903–25 Senator für das Département Vosges. Setzte 1892 hohe Schutzzölle für Agrarprodukte durch (sog. Tarif Méline); 1894 maßgeblich an der Gründung der Bank Crédit Agricole beteiligt. Metternich, Klemens Wenzel Lothar von (15.5.1773–11.6.1859). Österreichischer Staatsmann. Meyer, Rudolf (10.12.1839–16.1.1899). Deutscher Nationalökonom und Journalist. 1867–74 Redakteur der „Berliner Revue“; 1873–74 Herausgeber der „Socialpolitischen Flugblätter“; 1877 wegen Beleidigung  Bismarcks in seiner Schrift „Politische Gründer und die Corruption in Deutschland“ zu Haft verurteilt, Flucht ins Ausland, u. a. nach Österreich, dort 1877–82 Wirtschaftsredakteur der Wiener Tageszeitung „Vaterland“ und dort auch Kontakt zu  Graf Egbert Belcredi. Vertrat eine konservative Sozialpolitik. Michaelis, Otto (26.9.1826–9.12.1890). Volkswirt und Politiker. 1851 Handelsredakteur der National-Zeitung; 1858 Mitbegründer des Kongresses deutscher Volkswirte; 1861–67 MdprAH für die Fortschrittspartei; 1867 MdR für die Nationalliberale Partei; 1867 vortragender Rat und enger Mitarbeiter  Rudolph Delbrücks im Bundes- resp. Reichskanzleramt bis zu dessen Ausscheiden; 1876 Direktor der Finanzabteilung ebd.; 1879 Präsident der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds. Miquel, Johannes (seit 1897) von (19.2.1828–8.9.1901). Jurist und Politiker. Als Student Kontakte zu  Karl Marx; bis 1852 Mitglied des Bundes der Kommunisten; ab 1854 Rechtsanwalt in Göttingen; 1865 Bürgermeister, 1876 Oberbürgermeister von Osnabrück, 1879 von Frankfurt a. M.; 1867 Mitbegründer der Nationalliberalen Partei; 1867–82 MdprAH; 1867–77 und 1887–90 MdR; 1882 MdprHH; 1882 Gründungsmitglied des Deutschen Kolonialvereins; 1890–1901 preußischer Finanzminister, in dieser Zeit: sog. „Miquelsche Steuerreform“, u. a. mit progressiver Einkommensteuer; 1897 Vizepräsident des Staatsministeriums.

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Mirabeau, Victor de Riquetti, Marquis de (9.3.1749–2.4.1791). Französischer Politiker und volkswirtschaftlicher Schriftsteller. Seine 1757 veröffentlichte Schrift „L’ami des hommes ou traité de la population“ folgte noch Richard Cantillon; wurde, von  Quesnay zur Physiokratie bekehrt, deren eifrigster Verfechter (zusammen mit Quesnay: Philosophie rurale ou Économie générale et particulière de l’agriculture, réduite à l’ordre immuable des lois physiques et morales qui assurent la prospérité des empires, Amsterdam, Paris 1763). Mirbach-Soquitten, Julius Frhr. von, (seit 1888) Graf (27.6.1839–26.6.1921). Rittergutsbesitzer und Politiker. 1874 MdprHH; 1878–81, 1886–98 MdR für die Deutschkonservative Partei; 1879–1919 Vorsitzender der Vereinigung der Steuerund Wirtschaftsreformer. Morrill, Justin Smith (14.5.1810–28.12.1898). Nordamerikanischer Staatsmann. Mitbegründer der Republikaner; 1855–67 Mitglied des Kongresses, ab 1867 Mitglied des Senats für Vermont; brachte, von  Carey beraten, einen Gesetzentwurf zur Erhebung sehr hoher Schutzzölle ein, der 1861 angenommen wurde ( Morrill’s bill; Glossar). Mosle, Alexander Georg (8.9.1827–21.8.1882). Kaufmann und Politiker. Zeitweise Bremer Generalkonsul für Brasilien; 1864–78 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft; 1881 MdprAH; 1871–81 MdR für die Nationalliberale Partei; trat 1879 für Schutzzölle („Der Unterscheidungszoll“, 1880) ein; verließ im Streit seine Partei. Müller(-Fürer), Theodor (29.1.1853–18.3.1913). Journalist. Dr. phil.; bis 1885 Geschichtslehrer in Gütersloh, dann Wechsel zur Journalistik; seit 1891 volkswirtschaftlicher Redakteur, Kunst- und Theaterkritiker der „Neuen Preußischen Zeitung“ (Kreuzzeitung), seit 1912 Chefredakteur ebd. 1892/93 Sachverständiger der Börsenenquetekommission. Mun, Thomas (17.6.1571–21.7.1641). Englischer Kaufmann und Autor einflußreicher wirtschaftlicher Texte. Seit 1615 im Vorstand der East India Company. Sein postum (1664) veröffentlichtes Werk „England’s Treasure by Forraign Trade, or the Ballance of our Forraign Trade is the Rule of our Treasure“ wurde der klassische Text des englischen Merkantilismus. Napoleon I. (15.8.1769–5.5.1821). Französischer Kaiser (1804–1814/15). Onkel von  Napoleon III. Napoleon III. (20.4.1808–9.1.1873). Französischer Staatspräsident (1848–52) und französischer Kaiser (1852–70). Nebenius, Karl Friedrich (29.9.1785–8.6.1857). Badischer Staatsmann. Trat 1807 in den badischen Finanzdienst ein und setzte sich dort für die Gründung eines deutschen Zollvereins ein; 1818 Erarbeitung der Verfassung Badens; schuf 1832

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in Karlsruhe die erste deutsche Technische Hochschule; 1838/39 und 1845/46 Innenminister Badens, 1846–49 Präsident des Staatsrats. Newton, Isaac (4.1.1643–31.3.1727). Englischer Physiker, Mathematiker und Astronom. Niendorf, Marc Anton (24.12.1826–12.6.1878). Schriftsteller und Politiker. 1869– 1871 MdR des Norddeutschen Bundes für die Deutsche Fortschrittspartei. Mitbegründer der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer (Agrarier). Ollivier, Émile (2.7.1825–20.8.1913). Französischer Staatsmann. 1857–70 Abgeordneter im Corps législatif, seit 1869 Führer der Liberalen, Januar bis August 1870 Ministerpräsident. Trat nach den ersten Niederlagen im Deutsch-Französischen Krieg im August 1870 zurück. Overstone  Jones-Loyd, Samuel Lord Parnell, Charles Stewart (27.6.1846–6.10.1891). Irischer Politiker. 1875–91 Mitglied des britischen Unterhauses; seit 1880 Vorsitzender der irischen Nationalist Party, ab 1882 der umgewandelten Irish Parliamentary Party; engagierte sich stark für die Landreform (Home rule) und die Selbstverwaltung Irlands. Peel, Sir Robert sen. (25.4.1750–3.5.1830). Britischer Politiker und Industrieller (Textil). 1790–1820 Mitglied des Unterhauses für die Tories; brachte dort 1792 den Health and Morals or Apprentices Act ein, der die zulässige Arbeitszeit für Lehrlinge (Kinder) senken sollte. Schlug 1815 Verschärfungen vor, 1819 wurde auf seine Initiative hin der ‚Cotton Mills and Factories Act‘ verabschiedet. Vater von  Robert Peel jun. Peel, Sir Robert jun. (5.2.1788–2.7.1850). Britischer Staatsmann. 1809 ins Unterhaus (Tory) gewählt; 1810 Unterstaatssekretär, 1812–18 Minister für Irland; 1822– 1827 und 1828–30 Innenminister; 1834–35 und 1841–46 Premierminister. Führte 1842 die Einkommensteuer wieder ein und schaffte 1846 die Getreidezölle ab, weshalb der gegen seine Bemühungen um eine Ausweitung des Freihandels gerichtete konservative Tory-Flügel noch im selben Jahr den Sturz seiner Regierung herbeiführte. In seine Amtszeit fiel auch die mit seinem Namen verbundene Bankreform 1844 (Peel’sche Bankakte). Penn, William (14.10.1644–30.7.1718). Quäker und Gründer von Pennsylvanien. Erbte 1670 durch den Tod seines Vaters u. a. eine Forderung an den Staat, die er 1681 gegen ein Gebiet in Nordamerika mit fast unumschränkten Hoheitsrechten tauschte: Pennsylvania (Penn’s Waldrevier); errichtet als „Holy Experiment“ nach den Grundsätzen der Quäker; 1682 verabschiedeten die Kolonisten auf einer Generalversammlung 24 Konstitutionsartikel; suchte zu den Indianern freundschaftliche Verbindung; gründete 1683 die Stadt Philadelphia; verkaufte 1712 seine Rechte an die Krone.

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Periander, griech. Periandros (627–586 v.  Chr.). Tyrann von Korinth. Brachte Korinth zu wirtschaftlicher Blüte. Bekannt für seine Agrarpolitik, die Einschränkung der Sklavenarbeit und die Beschränkungen für die Aristokratie (Luxuskontrolle); betrieb eine maritime Machtpolitik. Perikles (490–429 v.  Chr.). Führender Staatsmann und Feldherr Athens. Perrot, Franz (5.4.1835–10.11.1891). Journalist und Politiker. Militärlaufbahn, danach Verbandstätigkeit für die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft (1863–70) und den Mecklenburgischen Handelsverein (1870–75); seit 1875 Redakteur, u. a. bei der Kreuzzeitung, die er wegen seines Angriffs gegen  Bismarck und seiner antijüdischen Polemik verlassen mußte; 1881–84 MdR für die Deutschkonservative Partei. Peter I., der Große (9.6.1672–8.2.1725). Zar (seit 1682) und Kaiser von Rußland (seit 1721). Verfolgte die innenpolitische, wirtschaftliche und kulturelle Umgestaltung Rußlands nach westeuropäischem Vorbild, modernisierte die Staatsverwaltung und entmachtete den alten Adel; fügte die Kirche durch die Umwandlung des kirchlichen Patriarchats 1721 in den hl. Synod als eine dienstbare Behörde in den Staatsapparat ein und brach die Macht des Klerus durch Einführung weltlicher Schulen. Philipp II. (21.5.1529–15.9.1598). König von Spanien (seit 1556). Erhielt im Gegensatz zu seinem Vater  Karl V. nicht die Kaiserkrone; war während seiner Regierungszeit mehrfach gezwungen, seinen Gläubigern den Staatsbankrott zu erklären. Pitt, William, der Jüngere (28.5.1759–23.1.1806). Britischer Staatsmann. 1782 Schatzkanzler, 1783–1801 und 1804–06 Premierminister von Großbritannien. Platon (428/7–348/7 v.  Chr.) Griechischer Philosoph. Aus vornehmer Athener Familie; Gegner der Demokraten. Schüler des Sokrates und Lehrer des  Aristoteles. Polk, James Knox (2.11.1795–15.6.1849). Nordamerikanischer Staatsmann. 1825 demokratischer Abgeordneter im Kongreß, 1835 Sprecher des Repräsentantenhauses; 1839–41 Gouverneur von Tennessee; 1839 Präsidentschaftskandidat, 1845–49 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika; in seiner Regierungszeit 1846–48 Krieg gegen Mexiko, der Nordamerika einen gewaltigen Gebietszuwachs einbrachte; leitete Politik des Freihandels ein. Pouyer-Quertier, Augustin (2.9.1820–2.4.1891). Französischer Tuchhersteller und Staatsmann. Inhaber einer Baumwollweberei in Rouen; 1857–69 Abgeordneter; 1876–91 Senator des Departments Senine-Inférieure (Normandie); 1871– 1872 Finanzminister unter  Thiers.

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Prince-Smith, John (20.1.1809–3.2.1874). Britischer Ökonom und Politiker in Deutschland. 1831 als Sprachlehrer nach Deutschland; 1861–66 MdprAH als Mitglied der Fortschrittspartei; 1871–74 MdR für die Nationalliberalen. Vorsitzender der Deutschen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft und 1858 Mitbegründer des „Volkswirtschaftlichen Kongresses“ ( Congreß deutscher Volkswirthe; Glossar). Publizierte ökonomische Studien und übersetzte  Frédéric Bastiats Schriften ins Deutsche; seinerzeit die bedeutendste Persönlichkeit der deutschen Freihandelsbewegung. Prinz Rupert  Ruprecht von der Pfalz Quesnay, François (4.6.1694–16.12.1774). Französischer Arzt, Naturforscher und Ökonom. 1752 Hofarzt  Ludwigs XV. Im Alter intellektueller Führer der ersten theoriebasierten Schule der Nationalökonomie, der „Physiokraten“. Sein 1758 verfaßtes „Tableau économique“ gilt als frühester Versuch eines Produktion und Verteilung modellierenden gesamtwirtschaftlichen Modells. Forderte in liberalem Geist den Abbau merkantilistischer Regulierungen der Wirtschaft. Raleigh, Sir Walter (1552–29.10.1618). Englischer Seefahrer, Entdecker und Schriftsteller. Gewann die Gunst von Königin  Elisabeth, wurde u. a. Vizeadmiral von Cornwall und Devon und Kapitän der königlichen Leibwache; erhielt 1584 von Elisabeth ein Patent zur Entdeckung und Eroberung neuer Länder; gründete die ersten Siedlungen in der Kolonie Virginia; focht 1588 gegen die spanische Armada. Gehörte zu den Gegnern Jakobs I. und wurde von diesem der Verschwörung verdächtigt; ein 1603 gefälltes Todesurteil wurde nicht vollzogen, führte aber zur Inhaftierung im Tower bis 1616; danach brannten seine Schiffe eine spanische Kolonialstadt nieder, so daß er auf Forderung Spaniens verhaftet und 1618 hingerichtet wurde. Rhodes, Cecil John (5.7.1853–26.3.1902). Britischer Unternehmer und Staatsmann. 1870 in Südafrika; 1888 Mitbegründer der Firma „De Beers consolidates mines Ltd.“ mit dem Monopol für Diamantenproduktion im südlichen Afrika. 1881 Abgeordneter im Parlament, 1890–96 Premierminister der Kapkolonie; eroberte ab 1889 mit Billigung der britischen Krone und anfänglicher Unterstützung des ‚Afrikaner Bond‘ unter  Hofmeyr die nach ihm benannten Gebiete von Nordund Südrhodesien; war bestrebt, die südafrikanischen Republiken in einer Union unter britischer Fahne vereinigen, was zu Konflikten mit der burischen Republik Transvaal führte; nach dem 1895 gescheiterten Versuch, die Regierung im Transvaal zu stürzen, Rücktritt als Premierminister; fortan verstärkter Einsatz für die Entwicklung Rhodesiens. Ricardo, David (19.4.1772–11.9.1823). Englischer Nationalökonom. 1819–23 Mitglied des Unterhauses. Nach wichtigen Beiträgen zur Geldtheorie und Außenhandelspolitik gab er 1817 mit seinen „Principles of Political Economy and Taxation“ der politischen Ökonomie die klassische Gestalt und war bis weit in das

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19. Jahrhundert die beherrschende Figur sowohl für die Theorieentwicklung als auch in den wirtschaftspolitischen Debatten. Richard II. (1367–14.2.1400). Englischer König (seit 1377), Regierungsübernahme 1389. Richter, Eugen (30.7.1838–10.3.1906). Publizist und Politiker. 1867–1906 MdR, zunächst für die Fortschrittspartei, ab 1884 für die Deutsche Freisinnige Partei und 1893 für die Freisinnige Volkspartei; seit 1869 auch MdprAH; als Finanzexperte der Fortschrittspartei führender Oppositionspolitiker gegen  Bismarck; maßgeblich an den Spaltungen der Liberalen beteiligt. Roche, Jules (22.5.1841–8.4.1923). Französischer Staatsmann und Publizist. 1881–1919 Mitglied der Abgeordnetenkammer, 1890–92 Handelsminister. Rousseau, Jean-Jacques (28.6.1712–2.7.1778). Philosoph und Kulturkritiker. In seinem „Contrat social“ (1762) entwarf er eine normative Gesellschaftsordnung. Gesellschaft war für ihn das Ergebnis einer vertraglichen Übereinkunft von Individuen, wobei der Gesamtwille Recht und Gesetz bestimmen sollte. Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland, Earl of Holderness (17.12.1619– 29.11.1682). Generalissimus aller englischen Armeen. Leitete als Lord High Admiral die königliche Flotte; erster Gouverneur der 1670 gegründeten „Hudson’s Bay Company“, deren Territorium, gelegen im heutigen Kanada, trug ihm zu Ehren den Namen „Ruperts Land“. Schulze-Delitzsch, Franz Hermann (eigentlich: Schulze) (29.8.1808–29.4.1883). Politiker. Seit 1841 Patrimonialrichter, schied 1851 aus dem Staatsdienst aus; 1848 Mitglied der Verfassunggebenden Preußischen Nationalversammlung; 1861–73 MdprAH, 1867–83 MdR. 1858 Mitbegründer des „Congreß deutscher Volkswirthe“, 1859 des „Deutschen Nationalvereins“ und 1861 der „Deutschen Fortschrittspartei“. Maßgeblich an der Schaffung des deutschen Genossenschaftsrechts beteiligt. Schwarzenberg, Felix Fürst zu (2.10.1800–5.4.1852). Österreichischer Staatsmann. 1848–52 österreichischer Ministerpräsident; legte nach der Revolution von 1848, unterstützt von  Bruck, die Grundlagen für eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung der Habsburgermonarchie. Senior, Nassau William (26.9.1790–4.6.1864). Englischer Nationalökonom. 1825– 30 und 1847–52 Professor für Politische Ökonomie in Oxford; seit 1830 als Regierungsberater tätig. Einer der führenden Wirtschaftstheoretiker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; Gegner der pessimistischen malthusianischen Bevölkerungstheorie ( Malthus), der Arbeitsschutzgesetze und der Gewerkschaften.

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Shaftesbury, Anthony (26.2.1671–15.2.1713). Englischer Philosoph der Aufklärung. Trennung von Moralität und Religiösität durch die Annahme einer natürlichen Sittlichkeit. Smith, Adam (5.6.1723–17.7.1790). Schottischer Moralphilosoph und Nationalökonom. 1751 Professor für Logik in Glasgow, 1752–64 Professor für Moralphilosophie; 1778 Zollkommissar von Schottland in Edinburgh. Begründete mit seinem berühmten Werk „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ (1776) die klassische Nationalökonomie. Innovativ waren die Entwicklung einer Markt- und Preistheorie sowie die Hervorhebung der Arbeit als wertschöpfendem Faktor neben Kapital und Boden. Solms-Braunfels, Carl Prinz zu (27.7.1812–13.11.1875). Militär und Kolonialist. Gründungsmitglied des „Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas“ (daher sein Spitzname „Texas-Carl“); ging in dessen Auftrag in die Vereinigten Staaten; erreichte am 1. Juli 1844 Galveston in Texas und gründete in der Matagorda Bay „Carlshafen“ (später „Indianola“); empfing im Dezember die ersten 200 deutschen Familien; kaufte im März 1845 500 Hektar Land am Zusammenfluß vom Comal River und Guadalupe River an der Straße von San Antonio nach Austin und gründete dort die Ortschaft Neu-Braunfels (New Braunfels), die viertgrößte Stadt in Texas (1850er Jahre); im Mai 1845 Rückkehr nach Deutschland. Solon (um 640–ca. 560 v.  Chr.). Athenischer Politiker. 594/93 v.  Chr. Archon. Urheber von grundlegenden politischen, Sozial- und Wirtschaftsreformen sowie einer umfassenden Gesetzgebung. Mit einer Schuldentilgung befreite er Attika von den Hypothekensteinen und die Bürger von der Schuldknechtschaft. Somersett, Jim (eigentlich: James) (2. Hälfte 18.  Jh.). Afro-amerikanischer Sklave. 1749 von Charles Stewart in Virginia als Sklave gekauft und 1769 mit diesem nach England, dort im Oktober 1771 geflohen, aber wieder gefangen mit der Absicht, ihn nach Jamaika zu bringen. Wurde durch das 1772 unter Hilfe des Anti-Sklaverei-Aktivisten Granville Sharp erwirkte Urteil zusammen mit 14.000 in England ansässigen Sklaven für frei erklärt. Sonnenfels, Joseph von (1733/34–25.4.1817). Österreichischer Staatswissenschaftler und Beamter. 1763–91 erster Professor für Polizei- und Kameralwissenschaften in Wien; 1780 Hofrat an der Geheimen böhmischen und österreichischen Hofkanzlei; setzte die Abschaffung der Folter in Österreich durch. Sein kameralistisch geprägtes Lehrbuch „Grundsätze der Polizey-, Handlungs- und Finanzwissenschaften“ (3 Bände, 1763–67) war bis 1848 das Standardwerk des akademischen Unterrichts in Österreich. Stafford, William (1.3.1554–16.11.1612). Englischer Hofmann. Wurde 1586 der Teilnahme an einer Verschwörung gegen Königin  Elisabeth I. verdächtigt und bis 1588 inhaftiert. Die unter dem Namen „W. S. Gentlemen“ 1581 publizierte

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Schrift „A compendious or briefe examination of certayne ordinary complaints …“ wurde ihm noch zu Webers Zeit, möglicherweise fälschlich, zugeschrieben. Stammler, Rudolf (19.2.1856–25.4.1938). Rechtwissenschaftler und Rechtsphilosoph. 1882 a. o. Professor in Marburg, 1884 o. Professor in Gießen, 1885–1916 in Halle, 1916–21 in Berlin. Begründer einer neukantianischen Rechtsphilosophie. Stein, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom und zum (26.10.1757– 29.6.1831). Preußischer Staatsmann und Reformer. 1804–07 preußischer Finanzund Wirtschaftsminister, Entlassung und nach dem Frieden von Tilsit (Juli 1807) erneut Staatsminister, Beginn der gesellschaftspolitischen Reformen; als Gegner  Napoleons I. im November 1808 auf eigenen Antrag entlassen; 1812 im Dienst des Zaren. Zu den von ihm begonnenen „Preußischen Reformen“ gehören die Aufhebung der bäuerlichen Erbuntertänigkeit und der ständischen Beschränkungen sowie die Einführung der Selbstverwaltung. Stolberg-Wernigerode, Graf Udo zu (4.3.1840–19.2.1910). Majoratsherr und Politiker. Seit 1873 MdprHH; 1877–81, 1884–93 und 1895–1910 MdR für die Deutschkonservativen, 1901 1. Vize- und 1907–10 Präsident des Reichstags; 1881–85 Landrat des Kreises Landeshut (Schlesien), 1891–95 Oberpräsident der Provinz Ostpreußen. Strousberg, Bethel Henry (eigentlich: Baruch Hirsch Strousberg) (20.11.1823– 31.5.1884). Journalist, Verleger und Eisenbahnunternehmer. Kaufmännische Ausbildung in London; seit den 1860er Jahren Bau zahlreicher Privatbahnen in Preußen, Übernahme eines Berg- und Hüttenwerkes, Bau von Waggons und Lokomotiven; nach Fehlschlägen beim Bau der rumänischen Eisenbahn geriet sein Konzern 1870 in die Krise, 1872 einem Bankkonsortium unterstellt, 1875 Konkurs seines privaten Vermögens, derweil 1875–77 in Rußland inhaftiert, 1877 dank einer Intervention  Bismarcks Rückkehr nach Deutschland; weitere unternehmerische Tätigkeit ohne größeren Erfolg; starb verarmt. Stumm-Halberg, Carl Ferdinand (seit 1891) Frhr. (seit 1888) von (30.3.1836– 8.3.1901). Politiker und Schwerindustrieller. Inhaber des saarländischen StummKonzerns; 1867–70 MdprAH; 1867–81 und 1889–1901 MdR für die Freikonservative Partei bzw. Deutsche Reichspartei; seit 1882 MdprHH; 1890 Mitglied des preußischen Staatsrats. Vorkämpfer des schutzzöllnerischen Tarifs von 1879; Befürworter des Sozialistengesetzes, der Umsturz- und der Zuchthausvorlage: Während der 1890er Jahre einer der schärfsten Kritiker der evangelisch-sozialen Bewegung und des Vereins für Socialpolitik; in diesem Zusammenhang heftige Auseinandersetzung mit Max Weber. Mit seinem Namen ist die konservative Wende in der Sozialpolitik 1895 und die sich daran anschließende Phase (die sog. „Ära Stumm“) verknüpft.

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Sully, Maximilien von Béthune, duc de (13.12.1560–22.12.1641). Französischer Staatsmann. Enger Freund von  Heinrich IV.; 1597–1611 Finanzminister, 1599 Großmeister der Artillerie, 1604 Gouverneur von Poitou; von Ludwig XIII. 1634 zum Marschall von Frankreich ernannt. Unter seiner Ägide als Finanzminister umfassende Steuerreform und Sanierung der Staatsfinanzen; förderte den Ackerbau und die Weidewirtschaft sowie den Ausbau und die Verbesserung der Verkehrswege. Taaffe, Eduard Graf (24.2.1833–29.11.1895). Österreichischer Staatsmann. 1867 Minister für Landesverteidigung und Polizei; 1867, 1870–71, 1879 Innenminister; 1868–70, 1879–93 Ministerprä-sident; stützte sich auf eine aus slawischen und deutschen Parteien gebildete konservative Koalition, die von den Liberalen stark bekämpft wurde, sich aber als sehr stabil erwies. Tetzel, Johann (um 1465–4.7.1519). Dominikanerpater und Ablaßprediger. Seit 1516 Subkommissar des Erzbischofs von Mainz ( Albrecht Markgraf von Brandenburg) für den Ablaß. Seine Tätigkeit gab den äußeren Anlaß für  Luthers Protest gegen die Sündenvergebung durch Geldzahlungen. Thiers, Adolphe (17.4.1797–3.9.1877). Französischer Staatsmann und Historiker. Seit 1821 Führer der Liberalen, ab 1830 Abgeordneter und Mitglied des Staatsrats; 1832–36 mehrmals Minister, 1836–40 Ministerpräsident und Außenminister; widersetzte sich 1851 dem Staatsstreich  Napoleons III. und ging bis 1852 ins Exil; führte seit 1863 die liberale Opposition gegen Napoleon an; nach dessen Sturz 1871 Präsident der III. Republik; führte die Friedensverhandlungen mit  Bismarck und schlug den Aufstand der Pariser Kommune nieder; 1873 zurückgetreten. Thomas von Aquin (um 1225–7.3.1274). Theologe und Philosoph, Dominikaner. Schüler von  Albertus Magnus, lehrte in Paris, Köln, Orvieto, Viterbo, Rom und Neapel; 1323 heiliggesprochen. Verband den tradierten Augustinismus mit den erst zu seiner Zeit bekannt gewordenen Lehren des  Aristoteles zu einem einheitlichen System und wurde zum wirkungsmächtigsten Lehrer der Scholastik. Thomas, Sidney (16.4.1850–1.2.1885). Englischer Metallurg. Erfinder des nach ihm benannten Verfahrens, aus phosphorreichem Eisenerz Eisen und Stahl zu erzeugen ( Thomas-Prozeß; Glossar). Tuke, James Hack (13.9.1819–13.1.1896). Britischer Geschäftsmann und Philantroph. Setzte sich für Wirtschaftshilfen in Irland ein und förderte 1880–82 die irische Auswanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika und die britischen Kolonien. Turgot, Anne Robert Jacques, Baron de l’Aulne (10.5.1727–18.3.1781). Französischer Staatsmann und Ökonom. 1761–74 Intendant der Provinz Limoges; 1774–76 Finanzminister unter Ludwig XVI. Sympathisierte mit den Physiokraten

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und suchte, in seinen Ämtern liberale Reformen durchzusetzen; legte im Januar 1776 ein Edikt zur Aufhebung des Zunftzwangs vor. Jedermann sollte in jedem Beruf arbeiten können. Das Edikt wurde schließlich am 12. März gegen heftigen Widerstand im Parlament per  Lit de justice (Glossar) durchgesetzt. Lieferte als Wirtschaftstheoretiker früh grundlegende Beiträge zur Wert-, Kapital- und Zinstheorie sowie insbesondere zu den Erträgen variabler Proportionen des Einsatzes der Produktionsfaktoren (Ertragsgesetz). Varnbüler, Friedrich Gottlob Karl Frhr. von und zu Hemmingen (13.5.1809– 26.3.1889). Württembergischer Staatsmann. 1849–53 Leiter in seiner ererbten Maschinenfabrik in Wien; 1845–49 und 1850–89 Mitglied der Zweiten Kammer des württembergischen Landtages; 1864–70 württembergischer Staatsminister für Äußeres und des kgl. Hauses; 1868–71, 1873–81 MdR für die Freikonservativen; verfaßte 1878 zur Zoll- und Steuerreform eine Denkschrift, die er  Bismarck übergab und dessen Zustimmung fand; Mitglied und Berichterstatter der Zolltarif-Kommission des Reichstags, 1879 deren Vorsitzender; überzeugter Schutzzollanhänger. Victoria (24.5.1819–22.1.1901). Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland (seit 1837) und Kaiserin von Indien (seit 1876). Villiers, Charles Pelham (3.1.1802–16.1.1898). Britischer Rechtsanwalt und Politiker. 1835–98 Mitglied des Unterhauses für die Liberalen; bekämpfte mit  Cobden und  Bright gegen die Korngesetze ( Anti Corn Law League; Glossar); 1852–59 Generaladvokat für Schottland; seit 1853 Mitglied des Geheimen Rats;1859–66 Präsident des Armenamtes; lehnte 1885 die ihm angebotene Peerswürde ab. Vogelsang, Karl Frhr. von (3.9.1818–8.11.1890). Publizist und Politiker. Konvertierte 1850 zum Katholizismus; ab 1864 in Wien u. a. als Redakteur der Tageszeitung „Das Vaterland“ ( Graf Egbert Belcredi,  Rudolf Meyer). Kontakte zu Prinz Aloys von und zu  Liechtenstein. Neben  Karl Lueger Mitbegründer der (antisemitischen) christlich-sozialen Bewegung in Österreich; Theoretiker des christlichen Sozialismus. Einfluß auf die Sozialpolitik der Regierung  Taaffe. Wakefield, Edward Gibbon (20.3.1796–16.5.1862). Britischer Staatsmann und Kolonialpolitiker. 1814/15 Vertreter Großbritanniens beim Wiener Kongreß; 1827 wegen der Entführung eines reichen, jungen Mädchens zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Schrieb während der Haft das anonym publizierte Werk „A Letter from Syndey“ (1829), mit dem er sein ‚System der Colonisation‘ vorlegte. Danach sollte koloniales Land nicht länger frei verteilt, sondern verkauft werden, so daß der Erlös aus den Landverkäufen zur Anwerbung neuer Einwanderer zur Verfügung stünde. 1836 akzeptierte ein Auschuß des Unterhauses dieses Prinzip, das auch den australischen  Imperial Land Sales Act (Glossar) von 1842 beeinflußte. Durch die Gründung der New Zealand Association (1837) maßgeblich an der

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Kolonialisierung Neuseelands beteiligt; 1854 Mitglied der ersten gesetzgebenden Versammlung Neuseelands. 1862 in Wellington verstorben. Washington, George (22.2.1732–14.12.1799). Nordamerikanischer Staatsmann. Ab Juni 1775 Oberbefehlshaber der nordamerikanischen Revolutionstruppen; 1787 Präsident des Verfassungskonvents; 1789–97 erster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Wedell-Malchow, Friedrich von (23.4.1823–9.6.1890). Landwirt und Politiker. 1856 Ritterschaftsrat und 1875 Ritterschaftsdirektor der Uckermark; 1872 Vorsitzender des Deutschen Landwirtschaftsrats; 1866–90 MdprAH, 1871–74 und 1877–90 MdR für die konservative Partei. Whitney, Eli (8.12.1765–8.1.1825). Nordamerikanischer Fabrikant und Erfinder. Ihm wird die Entwicklung einer Baumwollentkörnungsmaschine ( cotton gin; Glossar) zugeschrieben. Wilberforce, William (24.8.1759–29.7.1833). Britischer Philantroph und Politiker. Seit 1780 Mitglied des Unterhauses, erreichte dort nach vielfachen Anläufen 1807 ein gesetzliches Verbot des Sklavenhandels auf britischen Schiffen. William III., Wilhelm III. von Oranien-Nassau (14.11.1650–19.3.1702). Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Niederlanden (seit 1672), König von England, Schottland und Irland (seit 1689). Thronerhebung infolge der „Glorious Revolution“ und nach Annahme der Bill of Rights, wodurch die Entwicklung zur konstitutionellen Monarchie eingeleitet wurde. 1694 wurde unter seiner Herrschaft die Bank of England gegründet, zur Finanzierung des Kampfs gegen Ludwig XIV. Wilson, William Lyne (3.5.1843–17.10.1900). Nordamerikanischer Jurist und Politiker. Teilnahme am Sezessionskrieg für die Konföderierten (konservativer Flügel); Zulassung als Anwalt; 1883–95 Mitglied des Repräsentantenhauses für die Demokraten; 1893–95 Vorsitzender des Committee on Ways and Means und Mitverfasser des sog. Wilson-Gorman Tariff Act ( Wilson-Tarif; Glossar), der die Zollsätze herabsetzte. Windthorst, Ludwig (17.1.1812–14.3.1891). Jurist und Staatsmann. 1836–48 und 1853–62 Rechtsanwalt, 1866 Oberstaatsanwalt, 1848–51 Appellationsrat in Celle; 1849 Mitglied und 1851 Präsident der zweiten Kammer im Königreich Hannover; vertrat dort als Führer der Regierungspartei eine großdeutsche, also antipreußische, Politik; 1851–53 und 1862–65 Jusitzminister in Hannover. 1867–91 MdprAH; 1867–91 MdR. 1870 Mitbegründer des Zentrums und dessen geistiger Führer. Gegenspieler  Bismarcks im Kulturkampf. Wolff, Christian (24.1.1679–9.4.1754). Philosoph, Mathematiker und Universalgelehrter. 1707–23 Professor der Mathematik, Philosophie und Naturlehre in Halle,

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1723–40 in Marburg, 1740–54 des Natur- und Völkerrechts in Halle. Bedeutendster deutscher Philosoph der Aufklärung. In seinen staatswissenschaftlichen Schriften Merkantilist und Fürsprecher eines eudämonistischen Wohlfahrtsstaats. Wullenweber (auch: Wullenwever), Jürgen (1488–24.9.1537). Kaufmann und Politiker. Vertreter der evangelischen Kaufmannschaft in Lübeck; 1535–37 Bürgermeister ebd. Suchte vergeblich, die Vormachtstellung der Hanse und Lübecks in der Ostseee wieder herzustellen. 1537 hingerichtet; später als Sozialrevolutionär verklärt. Xenophon (430 oder 425–355 v.  Chr.). Griechischer Feldherr, Politiker und Schriftsteller (Ökonomie, Geschichte, Philosophie). Schüler des  Sokrates. Zaleukos (7.  Jh. v.  Chr.). Griechischer Gesetzgeber in Lokroi (Unteritalien).

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Dieses Verzeichnis enthält Begriffe, Institutionen und Dynastien, die Max Weber in seinen Vorlesungsnotizen nennt. Die Einträge erfolgen in der Schreibung Max Webers.

Abandon. Bei der bergrechtlichen Gewerkschaft die Möglichkeit der Befreiung von einer unbeschränkten Nachschußpflicht ( Nachschuß) durch Preisgabe der Geschäftsanteile. Abkehrschein. Ein nach den §§  84, 85 des Allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 für alle Bergarbeiter vorgesehenes Zeugnis analog den Wanderbüchern im Handwerk und den gewerblichen Arbeitsbüchern. Der Bergwerksbesitzer muß dem abkehrenden Bergbauarbeiter fortan ein Zeugnis ausstellen, aus dem Art und Dauer seiner Beschäftigung und ev. auch die Art seiner Führung hervorgeht. Die Ortspolizei hat dieses Zeugnis zu beglaubigen. Ohne Abkehrschein darf kein Bergarbeiter seine Stelle wechseln bzw. vom Arbeitgeber eingestellt werden (Ausnahme: Berufsneulinge). Es ist ihm unbedingt zu verabfolgen, auch wenn er unter Kontraktbruch seine Arbeit verläßt.  auch: Arbeitsbuch;  Kundschaften. Ablaßhandel. Der Ablaß war im mittelalterlichen Bußsystem verwurzelt und gewährte den Erlaß der zeitlichen Sündenstrafen für Lebende, seit 1476 auch für Verstorbene. Den Ablaßhandel gab es seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Gegen Vorlage eines gekauften Ablaßbriefes während der Beichte wurde Absolution erteilt. Im Januar 1514 erließ Papst Leo X. zur Finanzierung des Petersdoms einen neuen Ablaß für diverse Kirchenprovinzen, u. a. für Mainz, Magdeburg und Brandenburg. Der Erzbischof und Kurfürst von Mainz Albrecht von Brandenburg sollte die Erhebung gegen die Hälfte der Einkünfte in diesen Provinzen organisieren. Mit diesem Anteil zahlte Albrecht seine Schulden bei den  Fuggern zurück. Die Ablaßpredigten Johann Tetzels bildeten den konkreten Anlaß für die 95 Thesen Martin Luthers vom Oktober 1517. Accise. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert indirekte Steuer auf den Verbrauch von Konsumgütern bzw. ein Binnenzoll. acquit (frz.). Quittung, Empfangsschein. acquit à caution (frz.). Geleitschein im Zollwesen. Technik der Zollrückvergütung, besonders in der französischen Eisenindustrie. Führte jemand ein bestimmtes Quantum an Fabrikaten aus Eisen oder Stahl, gleich welcher Herkunft, aus, bekam dieser eine Zoll-Quittung – den titre d‘acquit à caution –, die ihn berech-

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tigte, ein äquivalentes Quantum an Roheisen zollfrei einzuführen. Diese Titel waren frei handelbar. ad hoc (lat.). (Eigens) zu diesem Zweck. Admiralschaften. Konvoy. Im Hochmittelalter von Großkaufleuten betriebene bewaffnete Schiffskarawanen zum Schutz der Seefahrt und Hafenstädte gegen Piraterie. Sie unterstanden der Seegerichtsbarkeit ( consules). adsidui (lat.). Ansässige (auf eigenem Grund und Boden), Grundbesitzer. ad valorem (lat.). Hier: Besteuerung oder Zolltarifierung nach dem Wert der Güter. ad volumen (lat.). Hier: Besteuerung oder Zolltarifierung nach dem Volumen bzw. Gewicht der Güter. Afrikander. In den südafrikanischen britischen Kolonien geborener Bure, der Afrikaans, einen niederländischen Dialekt, spricht. Agents de change (frz.). Von der Regierung eingesetzte amtliche  Makler an den französischen Wertpapierbörsen. Sie besitzen formell das Monopol für die Vermittlung von Wertpapiergeschäften. An der Pariser Börse bilden sie den amtlichen Markt. ager publicus (lat.). Römisches Gemeindeland, insbesondere das eroberte Land als Ganzes. Agiotage (frz.). 1. Spekulationsgeschäfte, die in der Absicht unternommen werden, aus den Preisschwankungen bei Waren oder Wertpapieren innerhalb einer gewissen Frist Gewinne zu erzielen, speziell durch  Differenzgeschäft. Meist abwertend gemeint, steht der Begriff auch für Börsenspiel. 2. Kurstreiberei im Zusammenhang mit der Emission von Aktien, z. B. durch Einsperrung von Teilen des zu emittierenden Bestands. Agrarier. Von Max Weber häufig in einem engeren Sinne gemeinte Bezeichnung für Personen und Personengruppen, die die Interessen der Landwirtschaft, speziell der Großgrundbesitzer in Ost- und Norddeutschland vertraten. Vor allem die Mitglieder der 1876 gegründeten  Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer und des 1893 gegründeten  Bundes der Landwirthe.

ἄγροικος (griech.; Tl.: agroikos). Bauer, bäuerlich. Aktiv-Handel. Von den Kaufleuten eines Landes betriebener Außenhandel.

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à la baisse (frz.), à la baisse spekulieren. Die Erwartung des Baissespekulanten, Baissiers, aus dem Rückgang von Preisen bzw. Börsenkursen ( Börsencurs) Gewinn zu erzielen. Hierbei schließt er zu einem festen Kurs ein  Termingeschäft über den Verkauf von Waren oder Wertpapieren ab, die er in der Regel noch nicht besitzt, aber rechtzeitig vor dem Erfüllungstermin zu einem niedrigeren Kurs zu erwerben hofft. Baissespekulanten stehen vielfach unter dem Verdacht, das Sinken der Preise mit unlauteren Mitteln selbst herbeizuführen, indem sie etwa die Börsenmeinung durch Gerüchte, Scheinverkäufe u. a. beeinflussen. Gegensatz:  à la hausse spekulieren. à la hausse (frz.), à la hausse spekulieren. Die Erwartung des Haussiers, aus dem Anstieg von Preisen bzw. Börsenkursen ( Börsencurs) Gewinn zu erzielen. Zu diesem Zweck kauft er Wertpapiere oder Produkte auf einen späteren Liefertermin, in der Regel ohne die Mittel dazu schon zur Verfügung zu haben. Diese Mittel plus einen Gewinn erhofft er sich aus dem Verkauf der Wertpapiere oder Produkte zu höherem Preis bereits während des Engagements oder spätestens zur Erfüllungszeit. Gegensatz:  à la baisse spekulieren. Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch (HGB). Kodifikation des Handelsrechts der Mehrzahl deutscher Staaten, einschließlich Österreichs, eingeführt ab 1861, seit 1872 Reichsgesetz, 1900 abgelöst durch das 1897 verabschiedete neue Handelsgesetzbuch. Allmende, Allmendnutzung. Im deutschen Agrarrecht gemeinschaftliche Nutzung des zur Dorfmark gehörigen Landes. Amalgamated Engineers (engl.). Gemeint ist die 1851 aus dem Zusammenschluß diverser Arbeitnehmerverbände des Maschinenbaus und anderer metallverarbeitender Gewerbe hervorgegangene britische Gewerkschaft der Amalgamated Society of Engineers, ab 1920 Amalgamated Engineers Union. 1852 wurde dort nach einer großzügigen privaten Spende zu diesem Zweck ein Auswanderungsfonds eingerichtet. amtliche Notiz  Cursnotiz Anerbenrecht. Rechtsform, nach der einer der Miterben (Anerbe) das ungeteilte Gut erhält, z. B. der Erstgeborene (Primogenitur). Ankündigung. Im Zeitgeschäft die Anzeige des Verkäufers, daß er von seinem vereinbarten Recht, Waren oder Wertpapiere vor dem Erfüllungstermin zu liefern, Gebrauch macht. Anlehen. Älterer Ausdruck für Darlehen. Antecedens (lat.). Antezedenzien. Vorausgegangene Tatsachen, die für die Beurteilung einer gegenwärtigen von Bedeutung sind.

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Anti Corn Law League (engl.). Freihandelsverein in England zur Abschaffung der Getreidezölle. Von Fabrikanten und Kaufleuten aus Manchester (u. a.  Cobden,  Bright; Personenverzeichnis) gegründet, gewann die League ab 1839 landesweiten Einfluß, als sie sich über Zweigvereine, Versammlungen und Zeitungen ausbreitete. Nach dem Rücktritt des Whig-Kabinetts im Sommer 1841 traten die dissentierende Geistlichkeit, die irische Partei sowie ein Teil der Whigs der League bei, während letztere von der Grundaristokratie und dem  Chartismus bekämpft wurde. 1846 legte  Peel (Personenverzeichnis) einen Gesetzentwurf vor, wonach die Einfuhr aller Lebensmittel nach einer kurzen Übergangszeit freigegeben werden sollte. Der Entwurf ging durch, womit der Zweck der League erreicht war; sie löste sich 1849 auf. Anti-Zopfgesetz. Die sog. „Pigtail Ordinance“ oder auch „Queue Ordinance“ war eine Stadtverordnung für San Francisco, die von 1876 bis 1879 galt. Danach sollte jeder männliche, zu einer Gefängnisstrafe verurteilte Gefangene das Haar kurz geschoren bekommen. Häufig geschah dies schon in Untersuchungshaft. Für chinesische Männer hatte dies große Bedeutung, waren sie doch verpflichtet, ihre Loyalität mit dem Kaiserhaus durch das Tragen eines Zopfes Ausdruck zu verleihen. Appropriation (lat.). Aneignung, Besitzergreifung. Arbeitsbuch. Die Arbeitsbücher verzeichneten neben den Personalien des (Industrie-)Arbeiters, Angaben über Art und Dauer der aufeinander folgenden Arbeitsverhältnisse; zuweilen auch über die Art der Führung. Es muß bei Antritt einer Stelle dem Arbeitgeber ausgehändigt werden und verbleibt während der Dauer des Arbeitsverhältnisses in dessen Obhut. Nach Auflösung des Arbeitsverhältnisses wird es dem Arbeiter ausgehändigt, die Richtigkeit der Angaben muß von der Polizei beglaubigt werden. Das Arbeitsbuch entwickelte sich aus den  Kundschaften und Wanderbüchern der Handwerkergesellen. Obligatorisch galt es in der preußischen Rheinprovinz (ab 1803) und in Sachsen (ab 1861). Die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes von 1869 regelte deren Belange, sah aber – abgesehen von Jugendlichen (§  131) – von deren obligatorischen Führung des Arbeitsbuches ab bzw. hob letztere auf Antrag August Bebels auf (§  113). Für Bergarbeiter galt der  Abkehrschein. Arbitrage. Börsengeschäft, bei dem die Unterschiede zwischen den Preisen, die für ein Handelsobjekt (Wechsel, Effekten, Waren) zur selben Zeit auf verschiedenen Märkten zu erzielen sind, zur Gewinnerzielung genutzt werden. Das können verschiedene Marktorte, z. B. verschiedene Börsen, oder beim Warentermingeschäft Märkte mit verschiedenen Erfüllungsterminen sein. Trotz ihres risikolosen Charakters wurde die Arbitrage zur Zeit Max Webers von der Wissenschaft der Spekulation im weitesten Sinne zugerechnet. Arbitrageur. Börsenhändler, der Arbitrage-Geschäfte ( Arbitrage) macht.

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„armer weißer Dreck“ (engl.: „poor white trash“). Mitte des 19. Jahrhunderts im Süden der Vereinigten Staaten aufgekommene Bezeichnung für die dort lebende weiße Unterschicht. Arrestfreiheit. Der Verkehr auf den großen mittelalterlichen Märkten und Messen wurde durch eine Reihe von Maßnahmen begünstigt, so z. B. durch Befreiung des Marktbesuchers von Personal- und Güterarrest wegen früherer Verbindlichkeiten, es sei denn die Verbindlichkeiten wurden auf der Messe eingegangen. So konnten sogar Verbrecher, Gebannte und Geächtete die großen Messen besuchen;  auch: Marktfriede. ars (lat.). Hier: Handwerk. Asservationszwang. Die Verpflichtung, größerer Landbesitzer oder Pächter einen bestimmten Teil ihrer Getreideernte zur Verfügung des Staates zu einem bestimmten Preis aufzubewahren, damit dieser einer etwaigen Teuerung entgegenwirken kann. Assignaten. Anweisungen. Insbesondere das während der Französischen Revolution vom Staat ausgegebene Papiergeld (1790–97), das durch den Wert der eingezogenen geistlichen Pfründe und dann durch den der königlichen und Emigrantengüter gedeckt sein sollte. In Rußland hatte Katharina II. 1769 „Reichsassignaten“ eingeführt, um den Russisch-Türkischen Krieg zu finanzieren. Die russischen Assignaten wurden ab 1843 gegen Reichskreditbillets ( Creditrubel) eingetauscht und zum 1. Januar 1849 annulliert.

ἀστοί (griech.; Tl.: astoi). Stadtbürger. Aufgabe. Dem Auftraggeber eines Vermittlungsgeschäfts gegenüber die Benennung des Gegenkontrahenten durch den Vermittler. Aufgabemakler. Im Unterschied zum  Propermakler ein Vermittler, der für das angestrebte Geschäft einen Gegenkontrahenten beschaffen muß. Versäumt er es, einen solchen fristgerecht aufzugeben, kann er auf Erfüllung oder Geldersatz in Anspruch genommen werden. Im Gegensatz zu den Pfuschmaklern haben sich die Aufgabemakler auf den Terminhandel spezialisiert;  auch: Makler. Auktion. 1. In den japanischen Häfen übliches Verfahren der Preisermittlung für den Kauf und Verkauf der Im- und Exportwaren. 2. An der New Yorker Börse übliches Verfahren der Kursfeststellung in Form einer Auktion (call, public call), in Deutschland vornehmlich an Warenbörsen üblich. Dabei ruft der Makler einzelne Papiere bzw. Waren auf. Die Interessenten geben ihre Mengen- und Preisvorstellungen für Kauf oder Verkauf bekannt. Der Abschluß erfolgt entweder durch Zuruf verschiedener Kurse oder Einigung auf einen Einheitskurs ( Einheitscurs) bei Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Ohne Einigung erfolgt keine Notierung.

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Aus-dem-Engagement-werfen. Geschäftspraktik von Kommissionären ( Commissionär). Dabei schließt der Kommissionär für einen Kommittenten Wertpapiertermin- bzw. Kassageschäfte auf Kredit gegen Leistung geringer Einschüsse ab. Entwickeln sich die Kurse dann zuungunsten des Kommittenten, verlangt der Kommissionär so kurzfristig Nachschüsse, daß der Kommittent dieser Aufforderung nicht rechtzeitig nachkommen kann. Daraufhin schreitet der Kommissionär umgehend zur  Zwangsregulierung. Seit dem Erlaß des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896 verboten. „Ausführung“  Cursmakler

αυταρκεια (griech.; Tl.: autarkeia). Autarkie. Baissier, Baissespekulant  à la baisse Balance of trade, balance of bargain-System  Handelsbilanztheorie Banknoten. Anweisungen einer Notenbank auf sich selbst, auf runde Summen lautend, deren Betrag zur Zeit Max Webers dem Überbringer jederzeit bar, d. h. in Goldmünzen, ausbezahlt werden mußte. Die jederzeitige Einlösbarkeit unterschied Banknoten vom (Staats-)  Papiergeld. Bannrechte, Bannmeile. Zwangsrechte, insbesondere die Befugnis, die Anschaffung oder Zubereitung gewisser für den Haushalt oder Betrieb notwendigen Gegenstände bei jedem anderen als dem Inhaber der Rechte zu untersagen (z. B. Mühlen-, Bäckerei-, Braubann). Gilt innerhalb eines bestimmten Ortes und Umkreises (Bannmeile). Barbar (griech.). Ursprüngliche Bezeichnung im antiken Griechenland für alle diejenigen, die nicht (oder schlecht) griechisch sprachen (eigentlich: „der Stammler, Stotterer“) mit dem Nebensinn des Ungebildeten, Rohen und Grausamen. Bei den Römern Bezeichnung für die Angehörigen außerhalb des römischgriechischen Kulturkreises lebenden Völker. Barchent-Stoffe. Mischgewebe aus (damals kolonialem) Baumwollschuß auf Leinenkette, das nur auf einer oder aber auf beiden Seiten aufgeraut ist. Bauernbefreiung. Bezeichnet den Prozeß der Lösung der europäischen Bauern von allen herrschaftlichen Bindungen durch die Agrarreformen des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie umfaßte die persönliche Befreiung aus  Leibeigenschaft oder Erbuntertänigkeit, die Auflösung der  Grundherrschaft oder Gutsherrschaft, die Aufhebung der Gerichtsherrschaft, die Ablösung des Zehnten und anderer herrschaftlicher Berechtigungen. Die persönliche Freiheit stand in der Regel am Anfang der Bauernbefreiung, die in den meisten westeuropäischen Staaten bis Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen war, während sie in Ost-

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europa häufig erst begann (Aufhebung der Leibeigenschaft in Ungarn 1853, Rußland 1861, in Rumänien 1864). Bauernlegen. Die Einziehung gutszugehörigen Bauernlandes zur Gutswirtschaft sowie das Aufkaufen freier Bauernhöfe, oftmals unter Anwendung von Druckmitteln. Bauernschutz. Verbot, das einmal an Bauern zugewiesene Land vom Gutsherrn wieder in Gutsland umzuwandeln. Jede Bauernstelle mußte bei Ende des bisherigen Leihverhältnisses einem neuen Bauern zugewiesen werden, unabhängig vom jeweiligen Rechtsverhältnis des Bauern zum Gutsherrn. Beneficiate (lat.: Wohltaten). Im römischen und gemeinen Recht Gunst oder Wohltat, besonders seitens des Kaisers; im Frankenreich bezeichnete es jene Lehen, für die keinerlei Dienste und nur ein geringfügiger oder gar kein Zins zu leisten waren. Bergzehnt. Eine seit dem Mittelalter bekannte Bezeichnung für eine Abgabe – in der Regel 10 Prozent des Wertes ( Zehnt) der geförderten Bodenschätze – im Bergbau, meist im Zusammenhang mit der Verleihung eines entsprechenden landesherrschaftlichen Verfügungsrechts (Bergregal). Beschießung von Shimonoseki. Marineeinheiten aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Nordamerika öffneten 1864 durch die Beschießung der Stadt Shimonoseki die von den Japanern blockierte Straße zwischen Honshu¯ und Kyu¯shu¯. Vorausgegangen waren Attacken der Japaner auf europäische Schiffe, um die Europäer und Nordamerikaner wieder aus dem Land zu vertreiben. Bessemer-Prozeß. Verfahren, bei dem aus Roheisen Stahl erzeugt wird, benannt nach seinem Entwickler Henry Bessemer. Im Bessemer-Konverter wird Luft durch das im Hochofen geschmolzene, kohlenstoffreiche Roheisen geblasen. Der Kohlenstoff verbrennt, und die Temperatur steigt weit über die Schmelztemperatur des Roheisens bis auf die des Stahls. Sinkt der Kohlenstoffgehalt im Eisen unter einen bestimmten Wert, entsteht aus dem Roheisen Stahl. Bei dieser Methode muß das Roheisen phosphor- und schwefelarm sein, das Verfahren wurde noch im 19. Jahrhundert weitgehend durch den  Thomas-Prozeß ersetzt. bill of abomination (engl.). Abwertende Bezeichnung („Tarife der Scheußlichkeit“) für die am 19. Mai 1828 vom Kongreß der Vereinigten Staaten von Nordamerika erlassenen Zollgesetze zum Schutz der eigenen Industrie, vor allem gegen billige britische Importe. Von den Gegnern aus den Südstaaten ( Calhoun; Personenverzeichnis), die nun im Norden zu höheren Preisen kaufen sollten, beschimpft und abgelehnt ( Nullifikation).

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Bischofsscheffel. Eine Naturalabgabe, die die deutschen Kolonisten im Ordensland an den  Deutschen Orden zu entrichten hatten. Die Abgabe bestand aus einem  Scheffel Weizen und einem Scheffel Roggen von dem deutschen Pfluge, ein Ackermaß, das je nach Bodenqualität zwischen 3 ½ und 4 Hufen schwankte. Bönhasenjagd (ndt. Bön: (Dach-)Boden). Verfolgung von Handwerkern, die das Handwerk außerhalb der Zunft erlernt, und es, ohne einen Meistertitel erworben zu haben, heimlich auf einem Dachboden betrieben. Börsencurs. Der Börsenpreis eines Wertpapiers, in Deutschland gewöhnlich ausgedrückt in Prozent des Effektenwertes, sonst vielfach als Preis pro Stück. Im Unterschied zu den tatsächlichen Preisen, die an der Börse zustande kommen, werden Kurse durch dazu berufene Börsenorgane „gebildet“ bzw. „festgestellt“ (amtliche Kursfeststellung;  Cursfeststellung). Je nach Verfahren gibt es verschiedene Kurse. Man unterscheidet etwa a) Bildung von Kursen durch bloße Registrierung von Preisen; b) Bezeichnung des höchsten oder niedrigsten Preises nach Registrierung; c)  Einheitscurs; d) public call ( Auktion, 2.). Börsenenquete, Börsenenquetekommission. Vom Reichskanzler einberufene Sachverständigenkommission zur Untersuchung des Börsenwesens in Deutschland. Sie tagte vom 6. April 1892 bis zum 11. November 1893 in Berlin. Ihr Bericht mit Vorschlägen an den Reichskanzler wurde am 28. Dezember 1893 veröffentlicht und als Grundlage für die Erarbeitung eines Börsengesetzes herangezogen. bösliches Verhalten. Im Börsenwesen: die Haftung des Emittenten bei wissentlich oder grob verschuldeten unrichtigen Angaben im Emissionsprospekt zum Schaden der Erwerber des emittierten Wertpapieres; auf Vorschlag der  Börsenenquetekommission mit dem Börsengesetz vom 22. Juni 1896 eingeführt. Bounty(-Order). Prämie, oft: Ausfuhrprämie. Braut-Schutzzoll. Gemeint sind Zuzugsgelder oder sonstige Abgaben, die teilweise in deutschen Landen von einer ortsfremden Braut erhoben wurden. Solche Abgaben wurden mit dem Gesetz des Norddeutschen Bundes vom 4. Mai 1868 über die Aufhebung der polizeilichen Beschränkungen der Eheschließung verboten. Brief. 1. Börsenausdruck für „Angebot“. 2. Zusatz beim veröffentlichten Börsenkurs ( Börsencurs) gewöhnlich mit „B“ abgekürzt), der besagt, daß zu dem angegebenen Kurs (Briefkurs) ein Angebot vorhanden war, jedoch keine kaufbereite Nachfrage (Gegensatz:  Geld). Broker. 1. In Deutschland eine Bezeichnung für  Makler. 2. Der Broker an der Londoner Börse entspricht dem deutschen  Commissionär.

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Brüsseler Konferenz. Gemeint ist die Akte der Brüsseler Konferenz vom 2. Juli 1890 („Convention Relative to the Slave Trade and Importation into Africa of Firearms, Ammunition, and Spiritous Liquors“), die am 31. August 1891 mit dem Ziel in Kraft trat, den Sklavenhandel aus Afrika zu beenden. Zu den Unterzeichnerländern gehörten neben Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien, dem Kongo, Rußland, der Türkei und den Vereinigten Staaten auch Deutschland und Österreich. Bund der Landwirthe (BdL). Politischer Interessenverband der Landwirtschaft, gegründet 1893, dessen Führung weitgehend in Händen der ostelbischen Großgrundbesitzer lag. Der BdL versuchte sich zunächst erfolglos als politische Partei, verpflichtete dann Kandidaten der Rechtsparteien, besonders der Deutschkonservativen auf sein Programm. Der Bund bediente sich einer antiliberalen und antisemitischen Propaganda; agitierte u. a. für hohe Schutzzölle auf landwirtschaftliche Produkte und für ein Verbot von  Termingeschäften;  auch: Agrarier. Bürgergelder (auch: Anzugs- oder Einzugsgeld). Abgaben, die von Fremden, die sich in einer Gemeinde niederlassen wollten, für Aufnahme und Erwerb des Untertanen- bzw. Bürgerrechts zu zahlen waren. Das Anzugsgeld wurde schließlich mit dem Gesetz über die Freizügigkeit vom 1. November 1867 im Norddeutschen Bund, später im ganzen Deutschen Reich beseitigt. Cabotage (frz.). Der Ausdruck bedeutet im engeren Sinne Küstenschiffahrt, im weiteren Sinne das Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes, was nach nationalem Recht ausländischen Unternehmen verboten werden konnte. Caisse d’escompte (frz.: Diskonto-Kasse). 1776 in Paris gegründete französische Nationalbank, die Wechsel und andere Papiere diskontierte, mit Gold- und Silberbarren handelte und Noten ausgab, aber keine Darlehen aufnehmen durfte. Am 24. August 1793 durch den  Nationalkonvent aufgelöst. Vorläuferinstitut der im Jahr 1800 etablierten Bank von Frankreich. Calicos. Bezeichnung, abgeleitet von der Hafenstadt Calicut (heute Kozhikode, Bundesstaat Kerala, Indien), für feine, weiße, sehr dichte Webstoffe aus Baumwolle ähnlich Musselin, auch ein stark appretiertes und gekörntes Baumwollgewebe für die Buchbindung. Call  Auktion, 2. campsores (mlat., von altdt. kampen: kaufen, tauschen). (Geld-)Wechsler. Canonist, canonisches Recht. Lehrer des kanonischen Rechts, deren Quelle für das römisch-katholische Kirchenrecht vornehmlich das im 12. Jahrhundert zusammengefaßte Corpus juris canonici war.

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capitallose Intelligenz. Der Begriff geht auf Gustav Cohn (1868) zurück. Dieser hatte den Rückgang der Preisschwankungen beim Berliner Getreideterminhandel auf die spekulativen Leistungen der kapitallosen Intelligenz zurückgeführt. Der Begriff gehörte seitdem zum Repertoire der Verteidiger der bestehenden preußischen Börsenverhältnisse. capitulare de migrantibus der lex salica. Kapitel aus Titel 45 der  lex salica über die Beschränkung der Freizügigkeit von Zuwanderen. capitulare de villis (von lat. villae: Domänen, Kron-, Landgüter). Kurztitel der Landgüterordnung Karls des Großen. Casino  Staatstafel Cassacurs.  Börsencurs im  Cassageschäft. Cassageschäft. Börsengeschäft, das im Gegensatz zum  Termingeschäft noch am selben Tag (per Kasse) oder innerhalb weniger Tage (per morgen oder per einige Tage) zu erfüllen ist. An der Warenbörse wird es auch  Effektiv- oder  Lokogeschäft genannt. Cawertschen (von mlat. cavercinus, cawerschinus; afrz.: Chaorsin, cahorsin; mhd.: Kawertzin). Bezeichnung für bis ins 14. Jahrhundert nachweisbare Gruppe der durch Frankreich, England und Deutschland wandernden Kaufleute, die im 13./14. Jahrhundert schließlich synonym gebraucht wird für den trotz kanonischem Zinsverbot wuchertreibenden fremden Kaufmann. Sie geht vermutlich zurück auf den Ort Cahors. Caziken (span.). Eingeborener Vorsteher, Häuptling und Heerführer eines IndioDorfes in Südamerika. Die  Jesuiten ließen  corregidores als (leitende) Hilfsbeamte wählen, darunter auch Kaziken. Censor. Römischer Magistrat, der den  Census leitete und u. a. mit der Verpachtung staatlicher Ländereien betraut war. census (lat.). Von zwei  Censoren alle fünf Jahre (Census-Periode) nach  tribus erstellte Bürgerliste zum Zweck der Vermögenseinschätzung, Erstellung eines Katasters sowie der Feststellung der Wehrpflichtigkeit. Der Zensus erfaßte die gesamte römische Bürgerschaft, auch Frauen und nicht wehrpflichtige, nicht stimmberechtigte und steuerfrei gestellte Bürger. Centralverband deutscher Industrieller. Dachorganisation mehrerer Unternehmerverbände, besonders aus der Eisen- und Textilindustrie; gegründet am 15. Februar 1876 unter Führung von  Kardorff (Personenverzeichnis); trat besonders für die Durchführung der Schutzzollpolitik ein. Als Folge spaltete sich 1895

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der „Bund der Industriellen“ als Organisation der exportorientierten Fertigwarenindustrie ab. centuria fabrum (lat.). Organisierter Verband von Kriegshandwerkern in der römischen Antike. Diese gelten als Vorläufer späterer gewerblicher Verbände. cessibel (lat.). abtretbar. ceteris paribus (lat.). Unter sonst gleichen Bedingungen. Champagne-Messe  foire de Champagne Chartisten, Chartismus. Arbeiterbewegung in England in den 1830er bis 1850er Jahren. Sie faßte ihr Programm 1838 in die Form eines Gesetzentwurfs und bezeichnete es als „Charte“ in Anlehnung an die bedeutende englische Verfassungsurkunde (Magna Charta von 1215). Hauptziele waren: allgemeines Wahlrecht für Männer ab 21 Jahre, Zulassung von Gewerkschaften, Arbeitszeitverkürzung (10-Stundentag), bessere Arbeitszeitbedingungen und Aufhebung der Kornzölle. Chevaliers de l’ordre de mercerie (frz.). Nach Levin Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts I, 1891, S.  219, lautet der vollständige Name dieser „Ritterschaft der Kaufleute“: „Chevaliers de la milice militaire de l‘ordre de mercerie“. Solche Kaufleutegilden ließen sich, so Goldschmidt, im 14./15. Jahrhundert in verschiedenen Teilen Frankreichs nachweisen. Organisiert seien sie nach Art der Lehnsmiliz gewesen. Ihnen hätten „Kaufmannskönige“ (rois de merciers) vorgestanden, die vom königlichen Großkämmerer ernannt und mit Jurisdiktion für größere Distrikte ausgestattet gewesen seien. Ihr Ziel sei es gewesen, den Großhandel der Inländer gegenüber den Fremden zu fördern. Chrematismus (griech.). Gütertausch zum Zweck der Geld- und Gewinnerzielung, im Gegensatz zur Produktion zum Zweck der naturalen Bedarfsdeckung im  Oikos. Cisleithanien. Verwaltungsbezeichnung nach 1867 für die Kronländer der k. u. k. Monarchie diesseits der Leitha, die im Reichsrat in Wien vertreten waren: Österreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol mit Vorarlberg, Krain, österreichischillyrisches Küstenland, Böhmen, Mähren und Schlesien, Dalmatien, Galizien sowie die Bukowina. Davon ausgenommen waren die Länder der ungarischen Krone. cives proletarii (lat.)  proletarii Clausula Franckenstein. Bei der Verabschiedung des Schutzzollgesetzes im Deutschen Reichstag 1879 wurde ein Antrag des bayerischen Zentrumsabgeordneten  Georg Arbogast von und zu Franckenstein (Personenverzeichnis)

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angenommen, demzufolge die Abhängigkeit der Reichsfinanzen von den Matrikularbeiträgen der Bundesstaaten erhalten blieb, weil das Reich von den jährlichen Einnahmen aus Tabaksteuer und Zoll nur 130 Mill. Mark behalten durfte. Die diesen Betrag übersteigenden Einnahmen hatte das Reich an die Bundesstaaten zurück zu überweisen. Cobden Club, Cobden-Club. 1866 von Vertretern des Freihandels gegründeter politischer Klub, der sich nach  Richard Cobden (Personenverzeichnis) benannte und dessen Reden publizierte. Der Klub bestand bis Ende der 1970er Jahre. Cobden-Vertrag (auch: Cobden-Chevalier-Vertrag; benannt nach seinen Architekten  Richard Cobden und  Michel Chevalier; Personenverzeichnis). 1860 geschlossener Handelsvertrag zwischen Frankreich und Großbritannien nach dem Prinzip der gegenseitigen  Meistbegünstigung. Frankreich reduzierte seine Zölle auf englische Importe deutlich, Großbritannien schaffte diese im Verkehr mit Frankreich ganz ab. Der Vertrag währte bis 1892 und gilt als ein zentrales Kernstück liberaler Handelspolitik im 19. Jahrhundert. Code pénal. Das unter Napoleon I. geschaffene französische Strafgesetzbuch aus dem Jahr 1810. Collegium Corpus (lat.). Institution des antiken römischen Vereinswesens in der Form nichtstaatlicher Zusammenschlüsse, die aufgrund ihrer Aufgaben oft einen öffentlich-rechtlichen Charakter hatten. Hier: Von der Staatsgewalt eingesetzte und im Dienste der öffentlichen Verwaltung stehende gewerbliche Verbindungen, teils zur direkten Befriedigung des Staatsbedarfs oder zur Verrichtung von Diensten, welche sonst als allgemeine Gemeinde- und Bürgerlast von der Gesamtheit der Bürger zu leisten gewesen wären. Colonat (lat.). Form der römischen Grundherrschaft, bei der Klein- oder Parzellenpächter ( Colonen) in Abhängigkeit zum Großgrundbesitzer den Boden bewirtschaften. Colonen (von lat. coloni). Römische Klein-Parzellenpächter, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Großgrundbesitzer standen. Colonialconferenz (auch: Imperial Conference). Auf Initiative der  Imperial Federation League fand vom 4. April bis 6. Mai 1887 in London die erste Kolonialkonferenz zwischen dem Vereinigten Königreich und seinen Kolonien statt. Es ging um Fragen der gemeinsamen Verteidigung und ihrer Finanzierung sowie um die Förderung der Beziehung untereinander. Die Beschlüsse trugen lediglich empfehlenden Charakter. Commandite  Commenda

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Commenda (von lat. commendare: anvertrauen; bei Weber auch: Commandite). Typus der südeuropäischen mittelalterlichen Handelsgesellschaft, bei der ein Gesellschafter (Commendatar, später: Komplementär) das Geschäft führte und persönlich haftete, während die Haftung der anderen (Commandatoren, später: Kommanditisten) auf den Wert ihrer Einlagen (Geld oder Waren) beschränkt blieb, mit der sie am Geschäft beteiligt waren und am Gewinn partizipierten. Vorläufer der Kommanditgesellschaft. Commendatoren  Commenda commercial und landed interest. Gemeint ist die Zahlung von Getreideausfuhrprämien nach dem Gesetz von 1689 zum Ausgleich für die Einführung einer Grundsteuer und zum Dank der treuen Unterstützung des Oraniers Wilhelm III. Die Prämien versprachen steigende Exporte auf englischen Schiffen und höhere inländische Kornpreise. Damit entsprach das Gesetz den Wünschen der ländlichen Grundbesitzer und der Großkaufleute der City. Commission. 1. Im Handelsrecht der Auftrag zu einem Kommissionsgeschäft. 2.  auch: Börsenenquetekommission. Commissionär. Derjenige, der gewerbsmäßig Waren oder Wertpapiere im eigenen Namen für Rechnung des Kommittenten kauft oder verkauft und dafür Provision erhält. Er führt die Geschäfte derjenigen aus, die selbst nicht am Börsenhandel teilnehmen können. Committent. Auftraggeber eines Kommissionsgeschäfts. compagna communis (mlat.). Zuerst in Genua durch Eid beschworene, periodisch erneuerte Verbindung der Stadtbürger zum gegenseitigen Schutz ihrer Rechte gegen das Stadtregiment, der sich seefahrende Kaufleute und in den Handel investierende Angehörige des Adels anschlossen; schließlich mit der Kommune identisch. Compagnie d‘Occident (auch: „Mississippi-Compagnie“). Gegründet 1717 von  John Law (Personenverzeichnis). Die Gesellschaft erhielt von der französischen Regierung ein Handelsmonopol mit dem Mississippi-Gebiet und den französischen Antillen. Mit der Verleihung weiterer Privilegien stieg die Nachfrage nach Aktien der Gesellschaft und der Kurs der Papiere stark an – beflügelt von einer inflationären Papiergeldausgabe der unter Laws Leitung stehenden französischen Staatsnotenbank. Es entwickelte sich eine riesige Spekulationsblase, die nach ihrem Platzen 1719/20 zu einem Zusammenbruch der Notenbank und einer schweren Wirtschaftskrise in Frankreich führte. company limited (engl.; eigentlich: limited company). Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

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Comprador (von port.: Käufer). In der portugiesischen Kolonie Macau aufgekommene Bezeichnung für chinesischer Makler, die bei allen Handelsgeschäften fremder Kaufleute in China die Vermittlung und Geschäftsabwicklung übernahmen. Comptroller of the currency. Das Office of the Comptroller of the Currency ist eine Bundesbehörde in den Vereinigten Staaten im Geschäftsbereich des Finanzministeriums. Sie wurde 1863 im Zuge der damaligen Banken- und Währungsreformen (National Currency Acts) vom Kongreß eingerichtet. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Überwachung des nationalen Kreditwesens. Condottiere (ital. condottiero). Söldnerführer in den italienischen Kriegen des 14. und 15. Jahrhunderts, der sich mit auf eigene Rechnung angeworbenen Soldaten bei Städten und Fürsten verdingt. Congreß deutscher Volkswirthe (auch: Volkswirtschaftlicher Kongreß). Tagte erstmals 1858 in Gotha und zum 22. und letzten Mal 1885 in Nürnberg. Setzte sich nach dem Vorbild von Richard Cobdens  Anti Corn Law League für den Freihandel und die Liberalisierung des deutschen Wirtschaftslebens im Allgemeinen ein. connubium (lat.). Ehegemeinschaft. Möglichkeit des Eingehens einer rechtlich vollgültigen Ehe. Conquistadoren (span.). Eroberer, insbesondere die Teilnehmer der spanischen Eroberung in Mittel- und Südamerika während des 16. Jahrhunderts. Conseil du Prud’Hommes (frz.). Rat der klugen Männer. Für arbeitsrechtliche Streitigkeiten zuständiges, erstinstanzliches Gericht in Frankreich; besteht aus einer gleichen Anzahl von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Consortialnoten. Von einem Bankenkonsortium emittierte Banknoten. Consortialpreis. Bei der Emission von Aktien bedienen sich die Gesellschafter in der Regel eines Bankhauses, das ein Aktienpaket zu einer bestimmten garantierten Summe (Übernahmepreis) übernimmt, um dieses beim Publikum unterzubringen. Das Bankhaus (Consortialführer) bildet dazu häufig ein Emissionskonsortium ( Syndikat, 2.), deren Unterbeteiligte (Consorten) sich per Consortialvertrag mit bestimmten Quoten am Geschäft beteiligen. Dabei verpflichten sich die Consorten, ihre Aktienpakete zum Consortialpreis (Übernahmepreis plus Aufschlag) vom Consortialführer abzunehmen. Der Consortialführer erzielt Gewinn, soweit der Emissionspreis der Aktien den Übernahmepreis (plus Emissionskosten) übersteigt, die Consorten erst, wenn der Emissionspreis über dem Consortialpreis liegt.

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Constafeln. Rittergenossen, Junker. Als Konstafel, Konstofel oder auch Kunstabelen wurden Angehörige führender Geschlechter resp. ratsfähiger Bürger in niedersächsischen Städten, Straßburg oder auch in Zürich bezeichnet. Consular-Jurisdiktion, Consular-Gericht, Consular-Gerichtsbarkeit. Bezeichnung für die juristische Zuständigkeit der US-amerikanischen und europäischen Konsulate für Rechtssachen, von denen ihre Staatsbürger beim Aufenthalt in dem Gastland, hier: Japan oder China, betroffen waren. Sie stellte in der Praxis eine nahezu vollständige Immunität ihrer Bürger vor der Gerichtsbarkeit in den entsprechenden Ländern dar. Consulen, Consules (mlat.). Hier im Sinn von: „unter Konsulat“. Das Seegericht im Mittelmeerraum; von überregionaler Bedeutung war jenes von Barcelona dank seiner Rechtssammlung im 13./14. Jahrhundert. Contado (ital.). Stadtteil, Nachbarschaftsgemeinden (Siena). Continentalsperre. Von Napoleon I. betriebene handelspolitische Absperrung Englands vom europäischen Festland. Eingeleitet durch Berliner Dekret 1806, das allen Handel und Verkehr mit den britischen Inseln untersagte. Diese verboten daraufhin 1807 allen neutralen Schiffen das Einlaufen in einen französischen Hafen. Die Sperre betraf anfangs Frankreich, Holland, einen Teil Italiens und die Rheinbundstaaten. 1807 traten Preußen, Rußland, Dänemark, Spanien und 1808 Österreich bei. Da das Überhandnehmen des Schleichhandels besonders von Helgoland aus die Wirkung der Sperre zu unterlaufen drohte, erließ Napoleon 1810 das Dekret von Trianon, daß alle Kolonialwaren als aus dem englischen Handel herrührend betrachtete und mit 50 Prozent Kontinentalsteuer belegte. Die Sperre fiel 1812/13. Conto Corrent (ital.: laufende Rechnung). Hier: Der Bankkontokorrent im Rahmen des giralen Zahlungsverkehrs. Dabei werden Gutschriften und Belastungen auf einem Bankkonto laufend miteinander verrechnet und regelmäßig ein Saldo ermittelt. Contrahent. Partei eines Vertrages (Kontrakts). Contravention. Zuwiderhandlung. Convent  Nationalkonvent Conventsbeschluß 1794. Gemeint ist die Abschaffung der Sklaverei in den karibischen Besitzungen Frankreichs im Zuge der Französischen Revolution durch Beschluß des  Nationalkonvents am 4. Februar 1794. Corps législatif (frz.). Gesetzgebende Versammlung. Während der Französischen Revolution geschaffen, von Ludwig XVIII. 1814 durch die Chambre des

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députés ersetzt, von Napoleon III. 1852 wiedereingeführt, in der Dritten Republik erneut in Chambre des députés umbenannt. corregidor (von span. corregir: zurechtweisen). Königlicher oder bischöflicher Beamter, der als Visitator oder Richter in den Gemeinden die Verwaltung inspizieren sollte. In den spanischen Kolonien hatte er den Auftrag, in den Gemeinden und Städten die Herrschaft des  encomendero über die Indianer zu überwachen oder zu beaufsichtigen und gegebenenfalls einzuschränken. Cortes (span.). Ständeversammlungen mit Beratungs- und Gesetzgebungsfunktionen in Spanien und Portugal seit dem späten 12. Jahrhundert. cotton gin (engl.; gin von: engine). Mechanische Vorrichtung, die die Baumwollfasern von den Samenkapseln und manchmal klebrigen Samen trennt, ein zuvor sehr arbeitsintensiver Prozeß. Die Erfindung wird  Eli Whitney (Personenverzeichnis) zugeschrieben. Sie ermöglichte den nordamerikanischen Südstaaten die Baumwollproduktion im großen Stil und beförderte den Einsatz von Sklaven als Pflücker auf den Feldern. Coursmakler  Cursmakler Courtage (von frz. courir: laufen). Maklerlohn. An der Börse wird er sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer gezahlt. Creditrubel. Im Zuge der Ablösung der zunehmend entwerteten russischen  Assignaten wurden zwischen 1841 und 1852 die Assignaten gegen sog. Reichskreditbilletts mit unbeschränkter gesetzlicher Zahlungskraft eingetauscht, auch Creditrubel genannt. Die Reichskreditbilletts wurden 1843 zum alleinigen Papiergeld Rußlands erklärt. Sie stellten zunächst ein vollwertiges, in Silber und Gold einlösbares  Papiergeld dar, das bis 1917 zirkulierte. crofter (engl.). Kleinpächter in Nordschottland und auf den Hebriden, seit 1886 unter der Crofters’ Holdings Act. Cura der Annona (eigentlich: cura annonae (lat.), Fürsorge für den Jahresertrag). Eigentlich Getreideversorgung im antiken Rom; hier: Getreideversorgung der Stadt Rom durch die päpstliche Verwaltung im Mittelalter. Currency-Schule. Britische Richtung in der Geldtheorie, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts formierte. Ihr Denken basierte auf der Quantitätstheorie und übte maßgeblichen Einfluß auf die englische Bankreform von 1844 (Peel’sche Bankakte) aus. Damit wurde insbesondere die Macht des privaten Bankensystems zur Geldschöpfung stark beschnitten, weil man in der unregulierten Ausgabe von Banknoten eine der Hauptursachen für Inflation und Währungsverfall erblickte. Insbesondere wurde die Notenausgabe zentralisiert und die Emission neuer Banknoten daran gebunden, ein entsprechendes Wertäquivalent als Gold-

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reserve zu halten.  auch: Robert Peel,  Samuel Jones-Loyd (= Lord Overstone) (Personenverzeichnis). Cursfeststellung. Förmliches Verfahren, bei dem die Börsenpreise (Kurse) registriert werden. An der Feststellung eines amtlichen Börsenkurses ( Börsencurs) sind in der Regel die vereidigten Makler bzw. Kursmakler ( Cursmakler) beteiligt. Nicht alle festgestellten Kurse kommen zur Notiz, unbedingt aber die amtlichen Kurse.  auch: Cursnotiz. Cursmachen. Illegitimes Einwirken Einzelner auf den Kurs eines Wertpapiers durch gezielte Veränderung von Angebots oder Nachfragemengen. Cursmakler. Bezeichnung, vorgeschlagen von der  Börsenenquetekommission, für die durch das Börsengesetz vom 22. Juni 1896 eingeführten Nachfolger der vereidigten  Makler. Nur den durch sie vermittelten Geschäften steht der Anspruch auf Berücksichtigung bei der amtlichen Kursfeststellung ( Cursfeststellung) zu. Wenn es zur Ausführung der ihnen erteilten Aufträge nötig ist, dürfen sie auch, anders als zuvor die vereidigten Makler, Geschäfte auf eigene Rechnung machen. Anders als die Vorgänger stellen die Kursmakler die Kurse nicht mehr unter Aufsicht des Börsenkommissars fest, sondern liefern ihm, der die Kurse festzustellen hat, die hierzu nötigen Informationen. Cursnotiz. Feststellung und öffentliche Bekanntmachung des Börsenpreises (Kurses) von Wertpapieren durch Organe der Börse (amtliche Notiz) oder durch am Börsenhandel Interessierte (private Notiz). Cursschnitt. Schneiden am Kurs, Schnitt. Abrechnung eines Kommissionsgeschäfts, bei der der Kommissionär ( Commissionär) seinem Kommittenten ( Committent) einen schlechteren Kurs als den tatsächlich erzielten bzw. – im Falle des Selbsteintritts – erzielbaren in Rechnung stellt. Durch das Börsengesetz vom 22. Juni 1896 verboten. Daimio, Daimyo¯ (jap.). Seit dem 11. Jahrhundert die Bezeichnung für mächtige Grund- oder Militärherren in Japan. In der Zeit zwischen 1603–1867 unterlagen sie als Vasallen des  Sho¯gun empfindlichen Kontrollen seitens der Sho¯gunatsregierung. Aufgrund ihres Landbesitzes bildeten sie die oberste Schicht der Feudalgesellschaft. damnum (lat.). Einbuße, Verlust, Schaden. Dealer. 1. Händler. 2. An der Londoner Fondsbörse in der Funktion, die an deutschen Börsen ein  Makler ausübt. debere recipere centum non est habeas corpus (lat.). Sinngemäß: Hundert [Gulden] erhalten zu sollen, heißt nicht die Sache zu haben. Max Weber faßt so ein Argument von  Antonin von Florenz (Personenverzeichnis) für das Zinsnehmen

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zusammen, das auf den Unterschied des Wertes hinweist, den ein bloßes Recht auf eine Sache und der Besitz der letzteren bedeutet. Decharge (frz.). Entlastung (von Vorständen und Aufsichtsräten). Decret von Bordeaux. Noch vor der (ersten) Abdankung Napoleons I. erließ der Herzog von Anglouème am 24. März 1814 in Bordeaux ein Zollreglement, welches die Einfuhr vieler Waren deutlich erleichterte. Decret von Trianon 1810  Continentalsperre deo placere non potest (lat.). Man [der Kaufmann] kann Gott nicht gefällig sein. Depositen. Gelder, die als Geldanlage bei einem Kreditinstitut gegen Verzinsung eingelegt sind. Depossedierung (frz.). Enteignen, entrechten, entthronen. Depot. 1. Lagerstätte für Getreide. 2. Bei einer Bank zur Aufbewahrung, Verwaltung oder zur Sicherung eines Kredits hinterlegte Wertgegenstände und Wertpapiere. dette de jeu (frz.). Spielschuld. Deutsche Bundesakte. Die Verfassung des Deutschen Bundes, verabschiedet am 8. Juni 1815 während des Wiener Kongresses. Gemäß der Präambel beschlossen die souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands „von den Vorteilen überzeugt, welche aus ihrer festen und dauerhaften Verbindung für die Sicherheit und Unabhängigkeit Deutschlands, und die Ruhe und das Gleichgewicht Europas hervorgehen würden, […] sich zu einem beständigen Bunde zu vereinigen“. Artikel XIX besagt: „Die Bundesglieder behalten sich vor, bei der ersten Zusammenkunft der Bundesversammlung in Frankfurt wegen des Handels und Verkehrs zwischen den verschiedenen Bundesstaaten, sowie wegen der Schiffahrt nach Anleitung der auf dem Congreß zu Wien angenommenen Grundsätze in Berathung zu treten.“ Mit der Auflösung des Deutschen Bundes 1866 trat die Bundesakte außer Kraft. Deutscher Orden. Geistlicher Ritterorden, gegründet 1190 (zur Zeit der Kreuzzüge) mit zunächst dank Schenkungen, dann infolge von Eroberungen (Beteiligung an der Ostkolonisation) umfangreichen, international verstreut liegenden großen Besitzkomplexen. Die eroberten Gebiete Preußen und Livland wurden unter der Regentschaft des auf Lebenszeit gewählten Hochmeisters zu Herrschaftsgebieten ausgebaut (13. Jahrhundert). Teilnahme an den Auslandsprivilegien der  Hanse (14. Jahrhundert). Durch innere Ständekämpfe um die Mitwirkung der Städte und des Landadels an der geistlichen Regierung geschwächt (15. Jahrhundert), verlor der Deutsche Orden im Thorner Frieden von 1466 einen

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Großteil seiner preußischen Besitzungen an Polen; Anerkennung der polnischen Oberhoheit. Mit der Reformation Verlust seiner (Auslands-)Besitzungen (u. a. Preußen 1525, Livland 1561), konsolidierte sich aber im Reich und wirkt seitdem seelsorglich-karitativ mit Hauptsitz in Wien.  auch: Alexander IV. (Personenverzeichnis). Deutscher Zollverein. Preußisch dominierter Zusammenschluß von Staaten des Deutschen Bundes für den Bereich der Zoll- und Handelspolitik nach längerer Vorgeschichte mittels eines Zollvereinigungsvertrags mit Wirkung zum Januar 1834. Neben Preußen traten Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Bayern, Württemberg, Sachsen und die thüringischen Einzelstaaten bei. Bis 1836 kamen Baden, Nassau und Frankfurt hinzu, 1842 Luxemburg, Braunschweig und Lippe, 1854 folgten Hannover und Oldenburg. Ziel des Zollvereins war die Schaffung eines wirtschaftlichen deutschen Binnenmarkts, politisch wirkte der Verein auf die deutsche Einheit im Sinne der kleindeutschen Lösung hin. Nach Gründung des Norddeutschen Bundes wurde durch Verträge mit den süddeutschen Staaten ein Zollbundesrat und ein  Zollparlament errichtet und der Zollverein mit Wirkung zum 1. Januar 1868 erneut auf 12 Jahre geschlossen. Dieser nahm auf der Ebene der Zoll- und Handelspolitik einen einheitlichen Bundesstaat vorweg. Mit der Reichsgründung fiel die Zollpolitik in die Zuständigkeit des Reiches. Bremen und Hamburg schlossen sich erst 1888 dem deutschen Zollgebiet an. Devalvieren (lat.). Geld oder Währung abwerten. Differentialzoll  Differenzialzoll Differenzgeschäft. 1. Juristische Bezeichnung für ein  Termingeschäft, das nicht auf Effektiverfüllung, sondern auf Zahlung der Differenz zwischen dem Kurs zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und dem Erfüllungstermin gerichtet war. Gegen Termingeschäfte, bei denen die Effektiverfüllung zwischen den Parteien von vornherein ausgeschlossen wurde, konnte mit Erfolg der  Spieleinwand geltend gemacht werden. Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts von 1892 bedurfte es nicht einmal mehr des Nachweises des ausdrücklichen Ausschlusses der Effektiverfüllung. 2. Umgangssprachlich werden recht verschiedene Arten von Spekulationsgeschäften als Differenzgeschäft bezeichnet. Differenz- und Termingeschäft sind vielfach Synonyme. Differenzialzoll, Differenzialtarif. Unterscheidungszölle. Gleichartige Waren werden verschieden belastet aus zolltechnischen (Wasser- oder Landweg) oder zollpolitischen Gründen (Begünstigung eines Handelsweges, eines Landes, nach Flagge, Handelsverträgen etc.). auch:  droit de fret;  surtaxe d’entrepôt,  surtaxe de pavillon. Dingley-Tarif. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1897 eingeführter Zolltarif, benannt nach dem republikanischen Abgeordneten  Nelson Dingley (Personenverzeichnis) (Maine); löste während der Amtszeit von Präsident  McKin-

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ley (Personenverzeichnis) den sog.  Wilson-Gorman-Tarif von 1894 ab und setzte die Zölle auf viele Rohstoffe stark herauf. Mit durchschnittlichen Zoll-Sätzen von zu Beginn über 50 Prozent gilt er als der höchste Tarif der nordamerikanischen Geschichte. Discont(geschäft). Kurzfristiges Kreditgeschäft, bei dem später fällige Wechsel als Sicherheiten dienen. Ausgezahlt wird nur die um den (Discont-)Zinssatz verminderte Schuldsumme. Discontpolitik. Instrument der Geldpolitik, mit dem die Zentralbank über die Höhe des Diskontzinses die umlaufende Geldmenge und die Konjunktur zu steuern sucht.  auch: Discont(geschäft). distretto (ital.). Bezirk, Landkreis. do ut des (lat.). Ich gebe, damit du gebest. Rechtssatz im römischen Recht, nach dem durch die Leistung des einen die Gegenleistung des anderen verbindlich wird. Domäne. Land- und forstwirtschaftlich genutztes Gut in der Hand des Königs, Herrschers oder Staates. Donau Convention. In der Folge des Pariser Friedensvertrags 1856 wurde eine europäische Donaukommission eingesetzt, mit dem Auftrag die zur Erhaltung der Schiffbarkeit notwendigen Arbeiten auszuführen. Zudem vereinbarten die Anrainerstaaten 1857 die Donauschiffahrtsakte, welche die Freiheit der Schiffahrt auf der Donau gewährleisten und regeln sollte. drawbacks (engl.). Rückvergütungen von gezahlten Einfuhrzöllen: 1. Im Fall der Ausfuhr zuvor importierter und im Inland nur zwischengelagerter Rohstoffe. 2. Im Fall der Ausfuhr von Fabrikaten, bei deren Herstellung zollpflichtige Vorprodukte aus dem Ausland verwandt wurden. Erstattet wurden aber nur die tatsächlich entrichteten Importzölle. Insofern stellen Drawbacks keine Ausfuhrprämien im eigentlichen Sinne dar. Sie verloren mit der wachsenden Bedeutung von Freihäfen (z. B. in Hamburg) an Bedeutung. droit de fret (frz.).  Differenzialzoll, erstmals seit 1659 in französischen Häfen erhobene Abgabe von 50 Sous je Tonne von auswärtigen Schiffen. Dukat (lat.; auch: Zechine). Weit verbreitete europäische Goldmünze, geprägt zunächst in Venedig ab 1284. Benannt nach der Umschrift auf der damaligen Rückseite: „Sit tibi Christe datus quem tu regis iste ducatus“. Der Dukat wurde 1556 mit der Augsburger Reichsmünzordnung zur offiziellen Goldmünzeinheit des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und mit einem Feingehalt von 986/1000 und einem Feingewicht von 3,49 gr. noch bis 1806 geprägt.

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Durchschnittsnotierung. An einigen Börsen Feststellung (Notierung) eines Durchschnittspreises, der aus einzelnen Preisen abgeschlossener Geschäfte in einem bestimmten Wertpapier oder in einer bestimmten Ware ermittelt wurde. Durham Report. Der von  John George Lambton, Earl of Durham (Personenverzeichnis) verfaßte „Report on the Affairs of British North America“ (1839). Darin schlug Durham vor, die Kolonie Kanada zu vereinen und unter eine autonome Regierung zu stellen. Die Oberherrschaft sollte bei den Briten und Franzosen bleiben. Die Vereinigung Kanadas nach Durhams Plänen fand 1867 mit dem Britisch-Nordamerika-Vertrag statt. Das von ihm entwickelte Konzept einer kolonialen Selbstverwaltung unter britischer Oberhoheit wurde später in leicht abgewandelter Form zur Grundlage des britischen Commonwealth. Effekten. Wertpapiere, die entweder Anteilsrechte (Aktien, Kuxe) oder Forderungsrechte (Wechsel, Anleihen, Obligationen) verbriefen. An der Effektenbörse werden zudem  Papiergeld und Münzsorten gehandelt. Effektivgeschäft. Im Unterschied zum  Differenzgeschäft ein Geschäft (Kauf oder Verkauf), bei welchem die Lieferung der Ware entweder sofort oder doch nach einer gewissen Zeit tatsächlich erfolgt. Ehrengerichtshof. Ehrengericht. Von der  Börsenenquetekommission vorgeschlagenes und mit dem Börsengesetz vom 22. Juni 1896 eingeführtes Berufsstandesgericht. Es sollte Handlungen von Börsenbesuchern, die mit der Ehre und dem Anspruch auf kaufmännisches Vertrauen nicht vereinbar sind, untersuchen und gegebenenfalls ahnden.  auch: Staatscommissar beim Ehrengerichtshof. Eigengeschäft. Handelsgeschäft, das von einem Eigenhändler ( Propermakler) im eigenen Namen für eigene Rechnung betrieben wird. Gegensatz: Kommissionsgeschäft ( Commission). Einhegungen. Schon zu Zeiten der englischen Könige Heinrich VII. und Heinrich VIII. wurde die Getreideeinfuhr erleichtert und die Ausfuhr erschwert. In der Folge lohnte der Getreideanbau nicht, und viele Flächen wurden der Ackerbestellung der Bauern entzogen und eingehegt, sie dienten fortan der rentableren Schafweide. Einheitscurs. Kursnotierung an der Berliner und Münchner (Fonds)Börse; der für alle Geschäfte des Tages geltende amtliche Kassakurs ( Cassakurs) wird so errechnet, daß sich zu ihm die meisten Geschäfte realisieren ließen. Einschuß. Sicherheitsleistung in Form von Geld oder Wertpapieren für etwaige Kursverluste. Der Einschuß wird bei einer Liquidationskasse ( Liquidationscasse) oder einem Bankier, der für die Kunden  Termingeschäfte abschließt oder Wertpapiere auf Kredit kauft, hinterlegt.  auch: Nachschuß.

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Einwand  Differenzgeschäft;  Spieleinwand Eisernes Tor. Durchbruchstal an der Donau, gelegen in den südlichen Karpaten an der Grenze von Serbien und Rumänien. Einer der gefährlichsten Flußabschnitte der Donau, der nicht ohne ortskundige Lotsen passiert werden konnte. Bereits in den 1830er Jahren sollten Felssprengungen die Fahrrinne erweitern. Der Berliner Kongreß 1878 betraute Österreich-Ungarn mit weiteren Regulierungen. Die neue Donaustrecke am Eisernen Tor wurde am 27. September 1896 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet. Emissionscredit. Das in eine Bank (Emissionshaus) gesetzte Vertrauen (= Kredit), daß sie eine Emission erfolgreich unterbringen wird. Emittent. 1. Aussteller eines Wertpapiers. 2. Die Bank (Emissionshaus), die an der Emission mitwirkt. encomendero (span.). Bevollmächtigter; Gutsherr. encomiendas (von span. encomendar: anvertrauen). Rechtssystem, wonach die spanische Krone in ihren Kolonialgebieten Südamerikas einem  Conquistador bestimmte besiedelte Regionen zum Schutz und zur Christianisierung der Bevölkerung zuteilte. Formell war damit keine Besitzübertragung von Land verbunden, aber praktisch eignete sich der Konquistador das Land an und zog die indigene Bevölkerung zur Zwangsarbeit heran. English settlement act  Settlement Act von 1662 Entdecker-Privileg von 1498. Schutzbrief des englischen Königs Heinrich VII. für Giovanni („John“) Cabot und dessen drei Söhne mit der Erlaubnis, neues, den Christen bisher unbekanntes Land jenseits des Atlantiks entdeckten zu dürfen. Entreprise (frz.). Unternehmung. Entrepôt (frz.: Lager, Umschlagplatz). Zollniederlage,  Niederlage,  surtaxe d’entrepôt. enumerated articles (engl.). In der revidierten Navigationsakte von 1660 aufgeführte Artikel, die aus den Kolonien nur nach oder über England und anderen (englischen) Kolonien ausgeführt werden durften, etwa Baumwolle, Indigo, Tabak und Zucker.  auch: Stapelrecht equipierend, selbstequipierend. Sich selbst ausrüstende Soldaten.  auch: Hoplitenheer. equites (lat.). Ritter.

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Erfüllungstermin, Erfüllungszeit. Zeit, zu welcher eine geschuldete Leistung von den Kontrahenten ( Contrahent) erfüllt werden muß bzw. erfüllt werden darf. eudämonistisch (griech.). Sammelbegriff für unterschiedliche ethische Lehren seit der griechischen Antike, die das Glücklichsein als höchstes Gut betrachten. Hier gemeint ist insbesondere ein gesellschaftlicher Eudämonismus, der nach dem ‚größten Glück der größten Zahl‘ strebt. „ewige Messe“. Max Weber überträgt den kirchlichen Begriff – die Lesung einer gestifteten Messe zum jeweiligen Todestag eines Heiligen oder Gläubigen auf ewige Zeiten – auf den Markt, der auch als „Messe“ bezeichnet und ursprünglich an einem kirchlichen Feiertag in Kirchnähe abgehalten und in Gestalt der Börse zur festen, „ewig“ währenden Einrichtung wurde. ewige Rente. Wiederkehrende Auszahlung vom Zinsertrag einer festverzinslichen Geldanlage, deren Kapitalstock unverändert bleibt. Exchequer (engl.). Schatzamt, in England seit etwa 1100 oberste zentrale Finanzbehörde. fabri in der Centuria  centuria fabrum fair trade-Bewegung. Bezeichnung der 1879 von Irland ausgehenden agrarischen Bewegung für die Einführung von Schutzzöllen gegen die liberale Regierung in Großbritannien. Faktorei (mlat.). Handelsniederlassung einer großen Handelsgesellschaft an fremden (meist überseeischen) Handelsplätzen, in der Regel verbunden mit großen  Niederlagen für ein- und auszuführende Waren. Aus solchen sich ausdehnenden Niederlassungen konnten Kolonien entstehen. Faktoren. Handlungsgehilfen im Dienst eines Geschäftsinhabers. Auch Vertreter des Geschäftsherrn in einer auswärtigen Niederlassung.  auch: Faktorei,  Schäffer,  Lieger. Februarerlasse. Zwei Erlasse Kaiser Wilhelms II. vom 4. Februar 1890, in denen er eine neue Sozialpolitik ankündigte und u. a. einen verbesserten Arbeiterschutz sowie eine Arbeitervertretung in den Betrieben versprach. Feilding. Ortschaft auf der Nordinsel Neuseelands, benannt nach Colonel  William Feilding (Personenverzeichnis), Direktor der Emigrants and Colonists Aid Corporation, einer britischen Organisation, die Arbeitslosigkeit im Mutterland zu vermindern versuchte, indem sie die Auswanderung in die Kolonien förderte. Die ersten britischen Siedler erreichten Feilding 1874.

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Fideicommiß. Einrichtung des deutschen Rechts, welche die ganze oder teilweise Verpfändung oder Veräußerung des Familienvermögens, zumeist des Grundbesitzes, ausschloß. Der Inhaber des Fideikommisses durfte nur über den Ertrag frei verfügen. finniges (Fleisch). (Adjektiv zu Finne: Larve des Bandwurms). Mit Bandwurmlarven verseuchtes Fleisch. Fiskus 1. fiscus Caesaris. Seit Augustus eingerichtete Reichskasse, in die die Provinzialeinahmen, Bergwerkseinkünfte und gewisse Verbrauchssteuern einflossen. 2. Der Staat als Träger des staatlichen Vermögens im Unterschied zum Staat als Träger der Hoheitsrechte. flämische Vesper. Nach der sprichwörtlich gewordenen Bezeichnung der sizilianischen Vesper von 1282 ist damit ein mörderischer Volksaufstand gegen eine Fremdherrschaft gemeint, hier derjenige der Flamen gegen die Franzosen im Jahr 1302, in dem die Flamen ihre Freiheit verteidigten (Schlacht von Kortrijk). Florin (lat. Florenus; Abkürzung: fl). Eine von 1252 bis 1533 in Florenz geprägte Goldmünze, abgeleitet vom Gepräge, das die Lilie des Stadtwappens zeigt. Flurgemeinschaft. Hier gemeint: das gemeinwirtschaftlich gebundene Agrarwesen. Flurzwang. In Deutschland bis ins 19. Jahrhundert bestehender Zwang zur gemeinschaftlichen Bewirtschaftung der Gewanne in den Dorfgemarken. foire de Champagne (frz.), Champagne-Messen. Die seit dem 11. Jahrhundert unter dem Schutz des Grafen der Champagne abgehaltenen Messen entwickelten sich im 13. Jahrhundert zu international frequentierten Jahrmärkten und wurden mit sechs festen Terminen über das gesamte Jahr in vier Städten abgehalten. Sie gingen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein. Fondaco (dei Tedeschi) (arab./ital.). Deutsche Handelsniederlassung in Venedig in der Nähe der Rialtobrücke, urkundlich erstmals 1228 erwähnt. 1806 wurde sie unter der Besetzung Napoleons I. aufgelöst. Fondsbörse. Bezeichnung für eine Wertpapierbörse. Frankfurter Friede. Zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich am 10. Mai 1871 in Frankfurt a. M. unterzeichneter Frieden, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beendete. Frauenkaufsteuer. Aussteuer, Brautsteuer, Mitgift.  auch: Braut-Schutzzoll.

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Freisassen. Besitzer eines von Lehnspflichten und Abgaben freien Landgutes, namentlich ein Bauerngut, das von Frondiensten ( Frohn) und ähnlichen Lasten frei ist (Freihufe). Solche Freihufen wurden im Mittelalter vielfach zur Förderung der Kolonisation verliehen. freier Markt. Hier: 1. Allgemein der vom offiziellen Markt unterschiedene Teil der Börse. 2. Die Gesamtheit jener Personen an der Börse, die auf eigene Rechnung Geschäfte machen. Friedensrichter. Hier: Judges of peace. Im 14. Jahrhundert unter Eduard III. in England eingeführte Beamte, die das Polizeiwesen besorgten, sowie allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung (Anlage von Bauten, Steuerverteilung etc.). Sie wurden von der Regierung aus den angesehensten Grundbesitzern ernannt. Unter Elisabeth I. wurden Lohnregulierung und Armenverwaltung Sache der Friedensrichter. Friede von Shimonoseki. Beendete im April 1895 den Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg. Der Friede sah u. a. die Öffnung von vier chinesischen Häfen für den Handel mit Japan vor. Außerdem sollte China die Halbinsel Liaodong in der Mandschurei an Japan abtreten und die Autonomie Koreas anerkennen, was praktisch den Verlust des Protektorats bedeutete. Darauf intervenierten die Gesandten Rußlands, Frankreichs und Deutschlands und gaben dem japanischen Außenminister den „freundlichen Rat“, auf Liaodong zu verzichten. Japan konnte nicht auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Großbritanniens hoffen und nahm den „Rat“ der drei Mächte (Triple-Intervention) an. Friedrich d’or (auch: Friedrichsdor). Nach dem Vorbild des in Frankreich geprägten Louisdor zwischen 1741 und 1855 in verschiedenen Ausformungen geprägte preußische Goldmünze. Frohn, Frohnden, Frohndienste (von ahd. fro: Herr). 1. Allgemein: Herrendienst, Hand- und Spanndienste für den grundherrlichen Hof, die auf Leibeigenschaft, Hörigkeit oder Schutzherrschaft beruhten. 2. Übertragen auf antike römische Verhältnisse: freiwillige oder pflichtgemäße, befristete, außerordentliche oder stete Leistungen in Form von Schanzarbeiten, Wegebau oder öffentlichen Bauten, Militärdienst, Übernahme von zivilen Ämtern oder Geldleistungen (Leiturgien). Frohnhof. Herrenhof einer  Grundherrschaft, von Eigenleuten oder von Kolonen bzw. hörigen Bauern bewirtschaftet. Frühbörse. Vor den offiziellen Börsenstunden in den Räumen der Börse abgehaltener Markt in Produkten, an dem vornehmlich  Lokogeschäfte, aber auch  Termingeschäfte abgeschlossen werden. Organisatorisch ist die Vorbörse von der offiziellen Börse unabhängig.

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Fugger. Augsburger Handelsfamilie, begründet vom Webermeister und Kaufmann Jakob Fugger (1398–1469), dem Stammvater der Linie der „Fugger von der Lilie“. Dessen Handelsunternehmen baute sein Sohn Jakob Fugger der Reiche (1459–1525) zu dem weltweit größten Bankhaus seiner Zeit aus. Durch Geschäfte vor allem mit den Habsburgern wurde das Unternehmen politisch überaus einflußreich. Galeone. Spanisches dreimastiges Kriegsschiff, 16. Jahrhundert. Geld. Hier: 1. Ausdruck für „Nachfrage“ im Börsenwesen. 2. Zusatz beim veröffentlichten Börsenkurs ( Börsencurs) (gewöhnlich mit „G“ abgekürzt), der besagt, daß zu dem angegebenen Kurs (Geldkurs) Nachfrage vorhanden war, jedoch kein verkaufsbereites Angebot. Gegensatz:  Brief. Generalstaaten (ndl.: Staten-Generaal). Das aus zwei Kammern bestehende Parlament der Niederlande. Wegen seiner Bedeutung von „allgemeiner Ständeversammlung“ wird der Begriff auch mit „Generalstände“ übersetzt. Der Name Generalstaaten wird ferner vor allem in älteren Quellen als ein anderer Ausdruck für den Staatsnamen Republik der Sieben Vereinigten Niederlanden verwendet. Gerechtsame (auch: Gerechtigkeiten). Bis in das 19. Jahrhundert gebräuchlicher Ausdruck für rechtliche Befugnisse verschiedener Art, insbesondere für die aus den Regalien abgeleiteten und an Private verliehenen Rechte (z. B. Fischereigerechtsame) oder für die an einem Grundstück bestehenden Nutzungsrechte. Geschäfte „per Erscheinen“. Handel in einem Wertpapier vor Ausgabe der Stücke. Gewandschneider. Kaufleute, die Wolltuche in den in- und ausländischen Webereizentren ballenweise erwarben und stückweise verkauften. Über ihr Geschäft gerieten sie vielerorts in Streit mit den Webern,  Tuchern und Schneidern, welche den lukrativen Handel gerne selbst betrieben hätten. gilda mercatoria (mlat.). Eine der ältesten Kaufmannsgilden in England. Gilde (ndt.: Innung, Trinkgelage). Im Mittelalter genossenschaftliche Vereinigung zum wechselseitigen Schutz, für religiöse und gewerbliche Zwecke und zur Pflege der Geselligkeit. Girondins (frz.; dt. Girondisten). Die gemäßigten Republikaner zur Zeit der Französischen Revolution, benannt nach den Abgeordneten aus dem Department Gironde; meist Vertreter des liberalen Bürgertums und Befürworter einer freien Wirtschaft; stärkste Gruppierung in der gesetzgebenden Nationalversammlung 1791/92. Sie setzten zusammen mit den Jakobinern den Sturz des Königtums durch. Verloren im  Nationalkonvent die Macht an die radikale Bergpartei (Montagnards), die größere Eingriffe in die Wirtschaft forderte und durch Jakobiner

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und Sansculotten unterstützt wurde. 1793 wurden führende Vertreter der Gironde verhaftet und hingerichtet. glatt stellen, Glattstellung. Im Börsengeschäft die Lösung eines Engagements entweder durch effektive Annahme und Bezahlung der Stücke oder aber durch ein Gegengeschäft, nach dessen Ausführung feststeht, welcher Betrag der Händler dem  Makler oder Kommissionär ( Commissionär) schuldet oder von ihm zu verlangen hat. Golddemokraten. Seit der Abschaffung des Silbergeldes und der Etablierung eines alleinigen Goldstandards in den Vereinigten Staaten von Amerika 1873 ging über die Währungsfrage ein Riß quer durch die Parteien. Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten für die Präsidentschaftswahlen 1896 setzte sich schließlich William J. Bryan gegen den amtierenden Präsidenten Stephen G. Cleveland, den Führer der sog. „Golddemokraten“, durch. Bryan trat dagegen für die Wiederzulassung von Silber als zweites Währungsmetall (Bimetallismus) ein und stand damit für eine eher populistische, weil tendenziell inflationäre Wirtschaftspolitik. Er warnte davor, die arbeitende Bevölkerung unter ein „Kreuz aus Gold“ zu zwingen. Bryan, der von den „Silberrepublikanern“ unterstützt wurde, verlor 1896 schließlich denkbar knapp gegen den Republikaner William McKinley, der aufgrund seiner härteren Währungspolitik und als Anhänger der Goldwährung auch bei vielen Golddemokraten Zustimmung fand. Goldsmiths’ notes (engl.). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts eingeführte, später auch noch von der Bank of England in ihrer Gründungsphase (1794 ff.) gedruckte Schuldscheine der Goldschmiede für  Depositen. Ihre Einführung gilt als eine Wegmarke im Übergang zum  Papiergeld. Großer Seekrieg. Der von 1652 bis 1654 zwischen England und den  Generalstaaten geführte Krieg, aus dem England unter Lordprotector Cromwell als Sieger hervorging und damit die  Navigationsakte gegen Holland durchsetzte. Greenbacks (engl.). In den Vereinigten Staaten von Nordamerika während des Sezessionskrieges ausgegebenes  Papiergeld (Dollarnoten) mit grüner Rückseite. Grundherrschaft. Bezeichnung für die Verbindung von Schutz-, Personen- und Gerichtsrechten eines Grundherrn über die zu einem ländlichen Besitz gehörigen Bauern im Mittelalter. Guinee. Eine von 1663 bis 1814 geprägte britische Goldmünze von etwa 8,4 gr. Benannt nach der goldreichen Region Guinea in Afrika. Ursprünglich betrug ihr Nennwert 20 Schilling, also ein Pfund Sterling. Der Umrechnungskurs zum Silberpfund schwankte und stieg zeitweise auf beinahe 30 Schilling.

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Hafenstreik in Hamburg. Der Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1896/97 war einer der größten Arbeitskämpfe im Deutschen Kaiserreich. Er endete mit einer Niederlage der Streikenden. Zeitweilig sollten Tausende Ausländer als Streikbrecher eingesetzt werden. Im Januar 1897 erklärte eine Reihe von Politikern und Hochschulprofessoren in einem Aufruf ihre Solidarität mit den Hafenarbeitern, darunter Friedrich Naumann, Heinrich Herkner und Max Webers Cousin Otto Baumgarten. Hafner. Töpfer, Ofensetzer. Hagestolzensteuern. Besteuerung von Junggesellen, um die Eheschließung zu befördern. Handelsbilanztheorie. Eine im Merkantilismus vorherrschende ökonomische Doktrin zur Mehrung des Staatsschatzes bzw. des nationalen Wohlstandes. Eine systematische Darlegung lieferte 1664 der Brite  Thomas Mun (Personenverzeichnis). Danach sollte die Handelsbilanz eines Landes positiv sein, damit mehr Geld (Edelmetall) aus dem Ausland ins Inland fließt als umgekehrt. Um dies zu erreichen, sollten Exporte gefördert und Importe, etwa durch entsprechende Einfuhrzölle, gehemmt werden. Eine Vorstufe dieser Doktrin sah vor, daß solch ein Geldzufluß schon Ziel eines jeden einzelnen internationalen Tauschgeschäfts (balance of bargain) sein solle. Handelsgesetzbuch  Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch Hannibalischer Krieg. Mit der Überschreitung des Ebros (Spanien) löste der karthagische Feldherr und Staatsmann Hannibal den Zweiten Punischen Krieg (218–201 v.  Chr.) zwischen Rom und Karthago aus. Obwohl er mit seinen Eroberungszügen bis Nordapulien vordrang, konnte er die römische Herrschaft über Italien nicht gefährden. Hanse (von goth. Hansa: streitbare Schaar, geschlossene Vereinigung). Als kaufmännische Vereinigung mit bestimmten richterlichen Befugnissen ausgestattet, definierte die historische Forschung 1. die Vereinigung auswärtiger Kaufleute, die in der Fremde auf der Basis von (Auslands-)Privilegien Handel trieben, als (Kaufmanns)Hanse, und 2. als Institution und Organisation ausgehend von den regionalen und interregionalen Städtebünden des Hoch- und Spätmittelalters mit schließlich festen Einrichtungen (Kontoren, Hansetagen) die sog. Städtehanse (ab Mitte des 14. Jahrhunderts). Reichsrechtlich durch die Nennung im Westfälischen Friedensvertrag erstmals abgesichert, blieben nach dem letzten Hansetag 1669 Hamburg, Lübeck und Bremen in loser Verbindung als freie Hansestädte übrig und waren als solche Bundesstaaten des 1815 gegründeten Deutschen Bundes. Hansegraf. Beamter und Richter für Markt- und Handelsangelegenheiten in Seeund Binnenstädten auch außerhalb des hansischen Raums.

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Hausfleiß. In Anlehnung an industria (lat. Fleiß) Bezeichnung für die gewerbliche Tätigkeit innerhalb der Hauswirtschaft; verallgemeinert: Hausindustrie. Hausindustrie  Hausfleiß Haussier  à la hausse Heiliger Lenz, Institut des „heiligen Lenzes“ (eigentlich: lat. ver sacrum). Heiliger, gottgeweihter Frühling, als altitalischer Brauch überliefert. Alle Kinder, die in einem bestimmten Frühjahr geboren wurden, wurden einem Gott geweiht und mußten später, als Erwachsene, das Land verlassen. Heimfallsrecht der Eisenbahn. Nach Konzessionsablauf das Recht des Staates (oder einer öffentlichen Körperschaft), Privateisenbahnen ohne Entgelt in das Eigentum zurückzunehmen. Holgebot (auch: Holschuld). Ein Begriff aus dem Schuldrecht im Gegensatz zu Bringpflicht oder Bringschuld. Holschuld bedeutet, daß der Gläubiger das Geschuldete (Ware, Geld) beim Schuldner abzuholen hat. Homestead Act (engl.) Heimstättengesetz. 1862 in den Vereinigten Staaten von Nordamerika in Kraft getretenes Bundesgesetz zum Landerwerb, das die einzelstaatlichen Regelungen ergänzte und weitere Rechtssicherheit für die  Squatters schuf. Hong-Kaufleute (chin.). Bezeichnung für Kaufleute, die einer Gilde angehören. Hopliten, Hoplitenheer (griech.). Heer schwerbewaffneter Fußsoldaten, die im klassischen Griechenland zugleich sich selbst ausrüstende (equipierende) Vollbürger waren. Hostelier. Agent und Wirt im Gasthandel im Mittelalter; beherbergte auswärtige Händler, lagerte deren Waren, dolmetschte, vermittelte und taxierte den Verkehr zwischen fremden Kaufleuten und Einheimischen; daraus entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert zuerst in den oberitalienischen Stadtrepubliken und in Brügge der amtlich bestellte  Makler, der oft ein Monopol auf solche Geschäftsvermittlung besaß. Hüsung, „Kein Hüsung“. Titel der sozialkritischen Verserzählung von Fritz Reuter aus dem Jahr 1857. Weil sie vom Baron kein Wohnrecht erhalten, können Johann und Marie auf Erden nicht zusammenkommen. Imperial Federation League (engl.). Gegründet am 10. November 1884 in London durch eine parteienübergreifende Gruppierung von Politikern, Journalisten und Intellektuellen. Die League trat insbesondere für eine engere politische Verbindung zwischen dem Vereinigten Königreich und seinen Kolonien in Form einer

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Föderation mit gemeinsamer Bundesverfassung und Bundesverteidigung ein – allerdings unter Beibehaltung der bestehenden Rechte der lokalen Parlamente.  auch: Colonialconferenz 1887;  United Empire Trade League. Imperial Land Sales Act 1842 (engl.). Gesetzliche Regelung des Verkaufs von Kronländereien in den australischen Kolonien Großbritanniens. Danach erfolgte keine freie Landvergabe mehr, sondern das Land mußte an die Einwanderer und Siedler versteigert werden (Minimalgrundpreis 1 Pfund pro Acre). Von dem Erlös sollte die Hälfte zur Beförderung der Einwanderung verwendet werden, der Rest für öffentliche Arbeiten zur Erschließung des Landes. Incasso (lat.-ital.). Einziehung fälliger Forderungen. Indentures, Indenture-Contrakt, Indenture-Verträge (engl.). Im englischen Rechtssystem des 16. bis 19. Jahrhunderts vorkommende Form der Vertragsknechtschaft. Der indentured servant (wörtlich „gezahnter“ Knecht) war ein unter Vertrag stehender Arbeiter, der für eine bestimmte Zeit für eine andere Person oder ein anderes Unternehmen arbeitete, in der Regel gegen Unterkunft, Lebensmittel, Ausbildung oder Transport in ein anderes Land, z. B. in die Kolonien. Indisches Executive-Comité. Gemeint ist das Regierungskabinett Britisch-Indiens, das Executive Council des Vizekönigs und Generalgouverneurs nach dem Indian Council Act vom August 1861. indossabel. Übertragbarkeit aller Rechte – und damit auch der Haftungspflicht – aus einem Orderpapier (z. B. einem Wechsel) auf einen Dritten durch schriftliche Erklärung (als solche gilt z. B. die Unterschrift) des Berechtigten auf der Rückseite des Papiers (Indossament). Inhaber-Aktie. Im Unterschied zur Namensaktie ist keine bestimmte Person, sondern der Inhaber Berechtigter, er kann die mit der Aktie verbundenen Rechte geltend machen. Dadurch ist die Inhaberaktie formlos übertragbar. Inhaberzahlungsversprechen. Inhaberschuldverschreibung, bei der der Berechtigte namentlich nicht genannt wird, vielmehr jeder Inhaber darüber verfügen und die Rechte aus dem Papier (z. B. Zinsbezug) wahrnehmen kann. Sie ist durch einfache Übereignung übertragbar. Institut des „heiligen Lenz“  Heiliger Lenz Irländische Hungersnot. Die Große Hungersnot in Irland zwischen 1845 und 1852 war die Folge mehrerer durch die Kartoffelfäule ausgelöster Mißernten. Es starben damals zwischen einer und 1,5 Millionen Menschen, rund eine Million Iren emigrierten. Die Bevölkerung Irlands nahm um 20 bis 25 Prozent ab.

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Italienischer Krieg. Hier gemeint ist der Sardinische bzw. Zweite Italienische Unabhängigkeitskrieg von April bis Juli 1859 zwischen Österreich und SardinienPiemont, welches wiederum von Frankreich unterstützt wurde. Er endete mit einer militärischen Niederlage Österreichs. Jesuiten. Mitglieder der vom Hl. Ignatius von Loyola 1534 in Paris gegründeten Gesellschaft Jesu. Wirkte nach innen als prononcierter Teil der Gegenreformation und nach außen in der Mission, v. a. in Asien und Lateinamerika ( Reductiones). joint stock Banken (engl.-dt.). Aktienbanken. joint stock Company (engl.). Aktiengesellschaft. Judenschutz. Ein Hoheitsrecht (Regal), das zuerst allein dem Kaiser zustand, seit dem 13. Jahrhundert auch den Landesherren und Reichsstädten. Juni-Schlacht von 1848 in Frankreich. Ausgelöst durch die Bekanntgabe der Schließung der Nationalwerkstätten kam es zwischen dem 23. und 26. Juni 1848 zu erbitterten Straßenkämpfen in Paris und der blutigen Niederwerfung des Arbeiteraufstandes. Am 28. Juni 1848 folgte die Militärdiktatur des neuen Ministerpräsidenten Louis-Eugène Cavaignac. Bei der Präsidentenwahl am 10. Dezember 1848 unterlag dieser allerdings Louis Napoleon, dem späteren Napoleon III. justum pretium (lat.). Bezeichnet in der scholastischen Tradition einen nach ethisch-normativen Kriterien richtigen bzw. gerechten Preis. Er soll die als normal geltenden Herstellungs- und Beschaffungskosten decken und kann entsprechend der z. B. jahreszeitlich bedingten Knappheitsverhältnisse schwanken. Preiserhöhungen, die auf Monopollagen und Spekulation zurückgehen, werden nicht als gerecht empfunden. justum pretium supremum (lat.; auch: justum pretium maximum). Der höchste Preis ist gerecht. KC

καλoί κάγαθοί (griech.; Tl.: kaloi kagathoi). „Die Schönen und die Guten/Tüchtigen“. Mitglieder der Aristokratie.

Kammzug. Gereinigte und gekämmte Wolle; Ausgangsprodukt für die Weiterverarbeitung in Kammgarnspinnereien. Kasten-Feudalismus, Kastengliederung (von port. casta: Geschlecht). Gliederung einer antiken, spät- oder frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft in abgeschlossene Schichten, die sich voneinander streng durch Sitte und Gesetz absondern,

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ohne eine Möglichkeit der Vermischung oder des Aufstiegs von einer niederen in eine höhere Kaste. Kaufgilde  Gilde Kiachta. Vertrag von Kiachta. In der russischen Stadt wurde 1727 zwischen Rußland und China ein Vertrag unterzeichnet, der den Grenzverlauf südlich des Baikalsees und den Grenzhandel zwischen beiden Staaten regelte. Kiachta wurde als der Ort bestimmt, über den künftig der gesamte Handel zwischen Rußland und China abgewickelt werden sollte. Kirchenraub Karl Martells. Im Zuge des Krieges gegen die Mauren führte Karl Martell eine Heeresreform von großer Bedeutung durch: Er ließ eine schwere gepanzerte Reiterei aufstellen (im Gegensatz zu den bis dahin vorherrschenden freibäuerlichen Fußtruppen) und stattete die Ritter mit Lehen aus, womit er einen entscheidenden Impuls für die Herausbildung des Lehnswesens im Frankenreich gab. Zur Finanzierung zog er auch Kirchengüter heran. Karl Martell betrachtete dies nicht zuletzt als eine Maßnahme, um das Christentum militärisch verteidigen zu können.

κλἣρος (griech.; Tl: kleros). Acker-, Land‚los‘, im weiteren Sinn Erbteil, Erbe, Eigentum. Max Weber verwendet den Terminus in zweifacher Bedeutung: 1. das „Landlos“: das in der hellenischen Polis durch Auslosung unter den wehrfähigen Bürgern verteilte Land; und 2. das vom Herrscher an Soldaten vergebene Land, das diese als Gegenleistung für den Wehrdienst (dem Lehen vergleichbar) erhielten. Kopfsteuer. Steuer, die ohne Rücksicht auf die unterschiedliche individuelle Leistungsfähigkeit der Steuerpflichtigen in gleicher absoluter Höhe erhoben wurde. Kostgeschäft. Seinerzeit vor allem in Österreich gebräuchliche Bezeichnung für Prolongationsgeschäft. Der Hereingeber gibt Wertpapiere „in Kost“, der Hereinnehmer nimmt Wertpapiere „in Kost“. Krapp-Kultur. Sog. Färberkrapp, Pflanze, deren Wurzeln zum Rotfärben dienten. Kündigung im Warentermingeschäft, Kündigungsschein. 1. Erklärung des Verkäufers gegenüber dem Käufer, daß er über die verkaufte Ware verfüge und sie für den Käufer zur Abnahme bereit halte. 2. Ein streng geregeltes Verfahren der Abwicklung von Warentermingeschäften. Der Verkäufer stellt einen Kündigungsschein aus und gibt diesen innerhalb einer festgesetzten Frist während der Börsenzeit in einem bestimmten Raum seinem Käufer. Hatte dieser die Ware inzwischen weiter verkauft, leitet er den Schein mit seinem Indossament an seinen Käufer weiter. Der Vorgang wiederholt sich so oft, bis schließlich ein Käufer gefunden ist, der seinerseits nicht weiter verkauft hat. Dieser letzte Käufer hat dem ersten Verkäufer die Ware abzunehmen und den vom Börsenvorstand für

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die Abwicklung festgesetzten Preis ( Kündigungspreis) zu bezahlen. Anschließend haben alle beteiligten Händler untereinander die Preisdifferenzen zwischen ihrem jeweiligen Vertragspreis und dem Kündigungspreis zu begleichen. Wo ein  Kündigungszimmer besteht, beschleunigt und vereinfacht sich die Ermittlung der Kontrahenten ( Contrahent) und die Ausgleichung ihrer Lieferungsverbindlichkeiten durch  Skontrierung. Kündigungspreis. Entsprechend dem Liquidationskurs im Effektentermingeschäft ein von Börsenorganen in der Regel zwei Tage vor  Ultimo festgestellter Kurs, der der Abrechnung eines Warentermingeschäfts zugrunde gelegt wird.  Kündigung im Warentermingeschäft Kündigungszimmer. Im börsenmäßigen Produktenhandel Einrichtung zur Durchführung des Kündigungsverfahrens. In den Kündigungszimmern werden die Lieferungsverpflichtungen der an der Kündigung Beteiligten skontriert ( Skontrierung) und ev. auch die von den Beteiligten geschuldeten Differenzen ermittelt.  Kündigung im Warentermingeschäft Kundschaften. Im Jahre 1712 wurden in Österreich im Rahmen einer reformierten Gewerbeordnung „Abschiedszettel“ verbindlich eingeführt, die sog. Kundschaften. Ihr Wortlaut wurde reichsweit 1731 in der Reichszunftordnung festgelegt. Die Kundschaften sollten wandernden Handwerkergesellen von ihren Meistern als eine Art Zeugnis mitgegeben werden, und ohne Vorlage einer Kundschaft sollte kein anderer Meister die Gesellen einstellen dürfen. Während und nach den Napoleonischen Kriegen wurden die Kundschaften im Reich nach und nach abgeschafft und für Handwerksgesellen durch das Wanderbuch (in Bayern 1808, in Preußen 1831, Österreich 1829) ersetzt. Für Industriearbeiter gab es das  Arbeitsbuch, für Bergarbeiter den  Abkehrschein. Kux. 1. Anteil an einem in der Rechtsform der bergrechtlichen Gewerkschaft geführten Bergbauunternehmen und seinem Gewinn (Ausbeute). 2. Das fungible, auf den Namen des Anteilsinhabers ausgestellte Wertpapier. Der Inhaber muß, wenn es im Interesse des Bergwerks nötig ist, Zuschüsse leisten (Zubuße). Landtracht. Bei den Doriern für Bauern vorgeschriebene Tracht zur äußeren Unterscheidung von den Städtern. Lebzelter (süddt. für: Lebkuchenbäcker). Gewerbe, das sich mit der Herstellung und dem Verkauf von Lebkuchen sowie der Verarbeitung von Honig und Bienenwachs beschäftigt. legal tender (engl.). Gesetzliches Zahlungsmittel. Legen, Verbot des Legens  Bauernlegen

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Leibeigene, Leibeigenschaft. Als ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis vom Leibherrn grundsätzlich von der Sklaverei zu unterscheidende bäuerliche Unfreiheit mit Abgabe- und Dienstpflicht sowie Gebundenheit an die Scholle bei relativer Eigentumsfähigkeit; bestand in Rußland bis 1861.  auch: Bauernbefreiung. Leihepatent. Patent im Sinne von Privileg für Bodenleihe. lex salica (lat.). Rechtssammlung des Stammesrechts der Salfranken. Die Aufzeichnung des bis dahin mündlich überlieferten germanischen Rechts erfolgte zwischen 507 und 511 auf Anordnung des Merowingerkönigs Chlodwig I. und lag in der Gewinnung neuen Koloniallandes begründet, die das Bedürfnis nach verbindlich fixierten Rechtsgrundlagen hervorrief. Libertins, Libertiner. Eine Oppositionspartei gegen das tief ins Privatleben greifende theokratische System Calvins. Sie gewann 1553 kurzzeitig die Oberhand. Ihre Erhebung gegen Calvin wurde 1555 durch Hinrichtung von fünf Anführern unterdrückt. liberum arbitrium (lat.). Freier Wille, freies Ermessen. liberum veto (lat.). Hier gemeint ist das im  Deutschen Zollverein bis 1868 vorgesehene Vetorecht der Einzelstaaten.  auch: Vereins-Zollgesetz;  Zollparlament. Licences Act. Gemeint ist ein Gesetz von 1842 für die australischen Kolonien, welches die Verpachtung weiter Landstrecken zur Viehzucht unter günstigen Lizenz-Bedingungen einführte. licensis emendi et vendendi (lat.). Erlaubnis zu kaufen und zu verkaufen. Lieger. Leiter der im Ausland vom  Deutschen Orden unterhaltenen großen Ein- und Verkaufsstellen im hansischen Raum ( Hanse). Sie waren den  Schäffern rechenschaftspflichtig. Liquidationscasse. An einigen Produktenbörsen geschaffene Einrichtung. Sie dient zur Abwicklung und Sicherstellung von  Termingeschäften. Die Sicherung geschieht dadurch, daß die Liquidationskasse bei allen Geschäftsabschlüssen, welche die von ihr zugelassenen Makler vermitteln, als Selbstkontrahentin eintritt und für die Erfüllung der Geschäfte haftet – ähnlich wie die  Maklerbanken im Effektentermingeschäft. Dafür verlangt sie von den Kontrahenten ( Contrahent) bei Vertragsabschluß  Einschüsse und gegebenenfalls auch  Nachschüsse. Da die Kasse überall Gegenkontrahentin ist, geht auch die  Kündigung an sie selbst. Sie weist den eingereichten Kündigungsschein einem Käufer zu, der für den betreffenden Termin einen offenen Kontrakt hat.

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Liquidationscurs. Von den Börsenorganen in der Regel zwei Tage vor  Ultimo offiziell festgesetzter Preis, den der zur Lieferung von Wertpapieren oder Waren Verpflichtete von dem Berechtigten zu erhalten hat. Er dient auch zur Abrechnung unter allen Teilnehmern einer Skontration ( Skontrierung) über ein Liquidationsbüro. Jeder Käufer zahlt seinem Verkäufer die Differenz des vereinbarten Preises gegenüber dem Liquidationskurs bzw. empfängt diese Differenz von ihm, falls der Liquidationspreis niedriger ist als der vereinbarte Preis. Liquidationsverein. Von der Börsenkorporation unabhängige Vereinigung von Börsenhändlern. Ihr Zweck besteht in der vereinfachten und beschleunigten Liquidation von Wertpapiertermingeschäften. Sie sind in der Regel Träger der Liquidationsbüros. Lit de justice (frz.: Bett der Justiz). Vom Mittelalter bis zu Französischen Revolution der Sitz der Könige von Frankreich, auf dem sie, umgeben von ihren Baronen und Pairs, Gericht zu halten pflegten; später die feierliche Parlamentssitzung, in welcher der König persönlich erschien. Bei Erstarken der Parlamente bedienten sich die Könige solcher Sitzungen auch, um bestimmte Edikte durchzusetzen. Lohnwerk. Von Karl Bücher geprägter Begriff für die Tätigkeit eines Handwerkers ohne Betriebskapital, dem der zu bearbeitende Rohstoff von seinem Auftraggeber geliefert wird und der von diesem für seine Arbeit Lohn empfängt. Lokogeschäft. Sofort erfüllbares Tagesgeschäft, bei dem sich die Ware am Platz befindet. Im Effektenhandel entspricht dem Lokogeschäft das  Cassageschäft. Loose, Landloose  κλἣρος Lombard(geschäft). Kurzfristiges Kreditgeschäft, bei dem verpfändete Wertpapiere oder Waren als Sicherheiten dienen. Lombarden. Italienische Geldverleiher und Wechselhändler, die sich nach dem Niedergang der Champagne-Messen ( foire de Champagne) seit dem 14. Jahrhundert entlang des Rheintals bis nach England niederließen. Der Name wurde synonym mit Wucherer gebraucht. lucrum cessans (lat.). Entgangener Gewinn. Maestrazgos (span.). Ursprüngliche große territoriale Besitzungen der spanischen Ritterorden, die die Krone ihnen zur Kolonisation verödeter Landstriche übertragen hatte. Aus ihnen entstanden im Spätmittelalter die Herrschaftsbezirke der Krone und des Hochadels; im ausgehenden 15. Jahrhundert dem Kronbesitz zugeschlagen.

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Majorat. Familienfideikommiß ( Fideicommiß), bei dem derjenige zur Nachfolge berufen ist, der dem letzten Fideikommißbesitzer dem Verwandtschaftsgrad nach am nächsten steht; unter mehreren gleich nahen Verwandten der an Jahren ältere. Makler, Broker, Dealer, Sensale. Unterhändler, der gewerbsmäßig Geschäftsgelegenheiten nachweist und Geschäftsabschlüsse vermittelt, wofür er in der Regel  Courtage erhält. An den Börsen sind zu unterscheiden a) die amtlichen, vereidigten Makler, b) die freien, nicht vereidigten (Privat-)Makler. Die amtlichen, vereidigten Makler in Deutschland werden auch als Handelsmakler oder Sensale bezeichnet, seit dem Börsengesetz vom 22. Juni 1896 als Kursmakler ( Cursmakler). Aus der Zeit der beginnenden Konkurrenz zwischen den privilegierten (amtlichen) Maklern und anderen Geschäftsvermittlern stammt die Bezeichnung Pfuschmakler, die sich für die freien Makler erhalten hat. Freie Makler können  Propermakler oder  Aufgabemakler sein. Maklerbank. In der Rechtsform der Aktiengesellschaft geführtes Maklerunternehmen, das, wie auch der einzelne Makler, Börsengeschäfte vermittelt. Über die von ihr beschäftigten Makler (Agenten) ist sie jederzeit bereit, auch für eigene Rechnung zu kaufen und zu verkaufen, und sie garantiert, ähnlich wie die Liquidationskassen ( Liquidationscasse), die Erfüllung der von ihren Maklern vermittelten Geschäfte. Dank ihrer im Vergleich zu den einzelnen freien Maklern größeren Kapitalkraft bietet sie ihren Geschäftspartnern, den an der Börse handelnden Bankiers, zumeist eine größere Sicherheit. Die Kursrisiken tragen allerdings die einzelnen Makler selbst. Die Bank trägt das Delkredere. Die in ihrem Dienst befindlichen (freien) Makler erhalten die Hälfte der  Courtage und die Kursgewinne aus ihren Geschäften. Manchester-Schule. Meist abwertende Bezeichnung für die extrem liberale Richtung der englischen klassischen Ökonomie, wie sie von Richard Cobden und John Bright geleitete  Anti Corn Law League im Kampf gegen die Getreidezölle (1836–1846) erfolgreich propagierte; Freihandelsbewegung. Maravedi (arab.-span.). Spanische Kupfermünze, eingeführt von den Mauren, gültig bis 1848. Mark. Ursprünglich ein Gebiet, in dem alle vollberechtigten Mitglieder ( Markgenossen) dieselben Nutzungsrechte hatten und in dem es keinen Privat-, sondern nur Genossenschaftsbesitz gab. Mark banco. Rechnungseinheit in Hamburg, zwischen 1619 und 1870; keine ausgeprägte Münze. Bewertet mit einem gesetzlich bestimmten Gewicht an reinem Silber (ab 1770: 8,66 gr.). Markgenossen, Markgemeinschaft. Die zur Nutzung der  Mark Berechtigten.

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Marktfriede. Nach Verleihung des Marktrechtes der für Zeit und Ort eines Marktes vom König oder Fürsten zugesicherte Friede und Schutz der Marktbesucher im Mittelalter, auch Ortsfremder durch eine eigene Marktgerichtsbarkeit. Marktzwang. Allgemeiner oder auf bestimmte Personengruppen beschränkter Zwang, Waren nur an bestimmten öffentlichen Plätzen (Marktplätzen) und zu bestimmten Zeiten anzubieten. Matrikular-Umlagen. Nicht zweckgebundene Beiträge der Länder zum Haushalt des Deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1918, bemessen in erster Linie nach der Zahl der Einwohner. Die Matrikularbeiträge bildeten zunächst die Grundlage für die Einnahmen des Reiches. Der Drang nach eigenen Einnahmen war für die Reichsregierung mit ein Grund für die Einführung von (Schutz-)Zöllen nach 1878 sowie für die Einführung einer Tabaksteuer.  auch: Clausula Franckenstein. Maurenkriege. Hier: Die Rückeroberung der seit 711 von den Mauren besetzen iberischen Halbinsel durch die christlichen Heere. Sie endeten im Januar 1492 mit dem Sieg der vereinigten Truppen der katholischen Könige Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón über das muslimische Königreich Granada. McKinley-Tarif. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1890 eingeführter Zolltarif, benannt nach dem damaligen republikanischen Abgeordneten und späteren US-Präsidenten  William McKinley (Personenverzeichnis), Wortführer einer strikten Schutzzollpolitik. Die Zölle des McKinley-Tarifs wurden 1894 durch den seitens der Demokraten eingebrachten  Wilson-Gorman-Tarif wieder gesenkt. mediatisiert. Im römischen Reich war die Mehrzahl der Untertanen ( Colonen) dem Staat gegenüber nur mittelbar steuerpflichtig, da die Steuerverantwortung beim Großgrundbesitzer lag. Meistbegünstigung. Form des Handelsvertrages, bei dem sich die beteiligten Länder gegenseitig verpflichten, einander jeweils diejenigen Zoll- und Handelsvorteile einzuräumen, die sie auch Drittstaaten gewähren. Merchant Shipping Act (engl.). Gesetz bezüglich der Handelsschiffahrt, erstmals erlassen 1786, aufgehoben und neu gefaßt 1854 und 1894 ( Passengers Act). miles perpetuus (lat.). Stehendes Heer. ministeria (lat.). Abteilungen, in denen die römische Oberschicht ursprünglich unfreier Dienstleute, ihren Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdienst versah und dafür ihren Lebensunterhalt erhielt.

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Missouri-Compromiß. Regelte 1820 die Frage der Sklavenhaltung im Falle der Aufnahme von neuen Staaten in die Union. Missouri durfte Sklavenstaat bleiben, doch jeder neue Staat nördlich der Südgrenze Missouris (36° 30‘ Breitengrad) sollte sklavenfrei werden. Der Kompromiß wurde im Mai 1854 aufgehoben und 1857 für verfassungswidrig erklärt. montes (ital.; von lat. montes: Berge). 1. Bezeichnung für privilegierte Kooperationen privater Staatsgläubiger zur Finanzierung öffentlicher Unternehmungen. Entstanden nach 1300 in den bedeutenden italienischen Stadtstaaten Florenz, Venedig und Genua. Zur Sicherung der Zinszahlungen verpfändete der Staat den Montes gewisse Einnahmen. 2. Von kirchlicher Seite zur Bekämpfung von Wucher eingerichtete Institute, die gegen Pfand billige Darlehen gewährten (auch: montes piétatis). Morrill‘s bill (engl.). Schutzzolltarif von 1861, benannt nach dem damaligen Abgeordneten  Justin Smith Morrill (Personenverzeichnis); auf Anregung von  Matthew Carey (ebd.) eingebracht. Die Annahme der hohen Zölle zum Schutz der nordamerikanischen Industrie war möglich geworden, nachdem die Südstaaten ihre Sezession erklärt hatten. Mühlenbann  Bannrechte Muntmannen (von mhd. munt: Hand, Schutz). Diejenigen, die unter dem Schutz der Herrschaft stehen. mutuum date nihil inde sperantes (lat.). Leihet (Geld) aus, ohne etwas dafür/ davon zu erhoffen. Die Bibelstelle Lukas 6, 35 diente als Hauptquelle zur Begründung des kanonischen Zinsverbots. Nachschuß. Geldbetrag zur Verstärkung eines bereits geleisteten  Einschusses. Nachsteuer. Eine bei Abwanderung aus einem Herrschaftsbereich zu entrichtende Vermögenssteuer auf die der Besteuerung entzogenen Vermögenswerte. Nangking, Frieden zu  Opiumkrieg, 1. National Association for promoting State-directed Colonization (engl.). Gegründet 1883 als League for Promoting State-Emigration and Colonization. Erklärtes Ziel der privaten britischen Association war es, die staatliche Auswanderung und Kolonisation zu fördern, weil dies, wie es in der Gründungsresolution hieß, ein gangbarer Weg sei, um den arbeitslosen Armen zu helfen und die Kolonien zu entwickeln. Nationalkonvent. Volksvertretung im revolutionären Frankreich 1792–1795. Der Nationalkonvent war die verfassunggebende Versammlung aller Deputierten in

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der Französischen Revolution und ersetzte die am 3. September 1791 gewählte Nationalversammlung, die am 10. August 1792, nach dem Sturm auf die Tuilerien aufgelöst worden war. Nativismus. In der Politik bezeichnet man im 19. Jahrhundert mit Nativismus die Ansicht, wonach allen Eingeborenen der Vorzug gebührt. Hier gemeint: der Vorzug der eigenen japanischen Textilindustrie vor Importen aus dem Westen. Navigationsakte. Bezeichnung für das im Oktober 1651 vom englischen Parlament beschlossene Gesetz zur Förderung der englischen Schiffahrt und der militärischen Seemachtstellung Großbritanniens. Die Navigationsakte sollte die englische Schiffahrt gegenüber dem niederländischen Zwischenhandel begünstigen und die Abhängigkeit der Kolonien vom Mutterland festigen. Sie führte zum  Großen Seekrieg 1652–1654. Niederlage, Entrepôt. Freihandelszonen, vorzugweise Freihäfen, in denen unverzollte Waren aus dem Ausland unter Aufsicht des Staates (zwischen)gelagert oder weiterverarbeitet werden. Die Waren gelangen von dort entweder in das Inland und werden dabei zuvor zollamtlich abgefertigt ( surtaxe d’entrepôt) oder sie werden in das Ausland zurückbefördert. Im letzteren Fall werden sie so behandelt, als hätten sie das Zollgebiet niemals berührt. Niederländische Ostindien-Kompanie, Ostindische Compagnie. Ein am 20. März 1602 gegründeter und mit zahlreichen Privilegien ausgestatteter Zusammenschluß niederländischer Kaufmannskompanien. Sie war eine der größten Handelsunternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts und wohl das erste Unternehmen, das Aktien ausgab. Ihre wirtschaftliche Stärke beruhte vor allem auf der Kontrolle der Gewürzroute von Hinterindien nach Europa. Hier: Als im Streit ausgeschiedene Kaufleute eine Konkurrenzunternehmung in Frankreich planten, verkauften diese große Partien der Aktien der Kompanie auf Lieferung in blanco (d. h. ohne die Aktien zu besitzen) und drückten hierdurch den Aktienkurs. Zudem verbreiteten sie ungünstige Gerüchte. Nach einer diesbezüglichen Beschwerde der Kompaniedirektoren im Jahr 1609 gab die Provinz Holland dem Gesuch nach und untersagte am 24. Februar 1610 die Leerverkäufe. Nochs (auch: Nochgeschäfte). Eine Abart des  Prämiengeschäfts mit der Nebenabrede, daß der eine Teil am Erfüllungstag das zu liefernde oder abzunehmende Quantum an Waren oder Wertpapieren einseitig, in der Regel um ein Mehrfaches der ursprünglich kontrahierten Menge erhöhen kann, z. B. auf das Dreifache: Drei Mal Noch. Der Preis für die Nochs liegt in einem etwas höheren bzw. niedrigeren Tageskurs. Die Differenz ist die Prämie. Nullifikation. Konflikt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1832/33 aus Anlaß der Zollgesetze von 1828 ( bill of abomination) und 1832, die zugunsten des Nordens hohe Schutzzölle für Industrieprodukte einführten und im Süden auf Widerstand stießen. South Carolina unter  Calhoun (Personenverzeichnis) ver-

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trat die Auffassung, daß ein einzelner Bundesstaat das Recht habe, Bundesgesetze innerhalb seiner Staatsgrenzen aufzuheben (zu nullifizieren) und setzte diese Doktrin unter Androhung der Sezession in die Tat um. Präsident Andrew Jackson drohte daraufhin mit dem Einsatz militärischer Mittel. Ein Kompromiß sah schließlich die Senkung einiger Zölle sowie die Rücknahme der Nullifikation vor. numerus clausus (lat). Beschränkte Aufnahmezahl, z. B. bei Berufen. Nummernverzeichnis. Urkunde, in die ein Einkaufskommissionär (Bank) die für einen Auftraggeber beschafften Wertpapiere nach Art, Nennbetrag, Nummern einzutragen hat; das Stückeverzeichnis ist an den Kunden zu übersenden (Nummernaufgabe). Mit der Absendung gehen alle Wertpapiere in das Eigentum des Kommittenten ( Committent) über ( Depot). occupationes (lat). Besitzergreifungen, Inbesitznahmen, hier des  ager publicus. Octroy (frz.). Eine direkte Steuer, erhoben auf eingeführte Waren, z. B. bei Eintritt in das Hoheitsgebiet einer Stadt (am Stadttor). officia (lat.). Hier: Landwirtschaftlich arbeitende Sklavenabteilungen auf römischen Gütern. Oikos, οίκος (griech.). Großhaushalt in der Antike; bei Max Weber ganz allgemein der autoritär geleitete Großhaushalt eines Fürsten, Grundherrn oder Patriziers, in dem sich Produktion und Konsumtion vollziehen. Leitmotiv ist nicht Gelderwerb, sondern organisierte naturale Deckung des Bedarfs des Hauses. Ökonomiehandwerker. Gutshandwerker. Olmütz. Hier: Die Olmützer Punktation vom 29. November 1850. Darin erkannte Preußen die Bundesversammlung in Frankfurt a. M., in der Österreich den alleinigen Vorsitz führte, als zentrales Entscheidungsgremium des wiederhergestellten Deutschen Bundes an. Die Punktation bedeutete eine herbe Niederlage Preußens („Schande von Olmütz“) im Kampf um den Führungsanspruch unter den deutschen Bundesstaaten. Opiumkrieg. 1. Britisch-chinesischer Krieg 1840–1842, nachdem die chinesische Regierung versucht hatte, die Einfuhr von Opium zu unterbinden. Der Friedensvertrag von Nanking vom 29. August 1842 sicherte den Engländern das Recht auf Opiumhandel zu und öffnete mehrere chinesische Häfen für den freien Handel. Außerdem wurde Großbritannien das „ewige Besitzrecht“ an der Insel Hongkong übertragen. 2. Zweiter Opiumkrieg 1856–1860. Krieg Großbritanniens und Frankreichs gegen China. Endete am 18. Oktober 1860 nach der Einnahme Pekings mit der erneuten Niederlage Chinas.

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Ostindische Compagnie  Niederländische Ostindien-Kompanie Pacte colonial (frz.). 1670 in Kraft getretene französische Bestimmungen zur Regulierung und Monopolisierung der Schiffahrt und des Handels mit den französischen Kolonien, die mit einigen Erweiterungen bis 1861 in Kraft blieb. Palliengelder. Eine an den Papst zu zahlende Abgabe, die ein Erzbischof leisten mußte für die Entgegennahme des Palliums in Rom. Das Pallium – eine ringförmige Wollstola – war ein Ehrenzeichen der Erzbischöfe mit liturgischem Charakter, von deren Empfang die rechtmäßige Machtausübung abhing. Papiergeld, Staatspapiergeld. In der Terminologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts das vom Staat ausgegebene Geld; in Deutschland die Reichskassenscheine (Kassenanweisungen), die von allen öffentlichen Kassen angenommen wurden und nur von der Reichshauptkasse in Bargeld (Gold) eingelöst wurden. Im Privatverkehr war niemand zur Annahme verpflichtet. Dagegen galten  Banknoten, die auch aus Papier waren, als Geldsurrogate.  auch: Assignaten. Parceria (port.) Hier: brasilianisches Halbpachtsystem. Pari (frz.). 1. Wette. 2. (von lat. par: gleich, gleich stark). Hier ein Fachausdruck für den Kurs von Währungen ( Papiergeld,  Banknoten oder Münzen), der mit ihrem Nennwert identisch ist. Passengers Act (engl.). Das erste Auswandererschutzgesetz dieser Art datiert aus dem Jahre 1803. Es bestimmte u. a., daß britische Schiffe bei Fahrten nach überseeischen Ländern nicht mehr als eine Person auf zwei Tonnen umbauten Raum befördern durfte. Es folgten über die Jahrzehnte einige Verbesserungen und Erweiterungen, und die Kolonien erließen zum Teil parallel Beförderungsgesetze. Im August 1855 kam es dann zu einer für die Passagiere nachhaltig verbesserten Regelung, etwa hinsichtlich des Geltungsbereichs des Gesetzes, der Verpflegung der Passagiere, des zur Verfügung stehenden Raumes, der ärztlichen Versorgung und der Kontrollen. 1894 ging der Inhalt des Passenger Acts in den  Merchant Shipping Act über. Paulisten (port.: Paulistas). Hier: Die weißen Nachfahren der spanischen Eroberer und Einwohner der Provinz Sao Paulo in Brasilien.

πεδιακοί (griech.; Tl.: pediakoi). „Bewohner der Ebene“ in Attika, politische Gruppierung im 6. Jahrhundert v.  Chr. peleponnesischer Krieg. In der Zeit von 431–404 v.  Chr. zwischen Athen und Sparta geführter Krieg, in dem Athen seine Vormachtstellung im griechischen Raum an Sparta verlor.

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περίοικος (griech.; Tl. perioikos). Periöken. „Umwohner“, die in den lakonischen Landstädten wohnenden Bürger mit gegenüber den spartanischen Vollbürgern minderer Rechtsstellung und geringerer Wirtschaftskraft. peripetie (griech.). Entscheidender Wendepunkt, Umschwung. persona standi in judicio (mlat.). Prozeßfähigkeit, Rechtsfähigkeit. Pfahlbürger. Mittelalterliche Bezeichnung für Bewohner, die außerhalb der Pfahlund Schwanzwerke im städtischen Umland wohnten, und an den Privilegien der Bürgergemeinde teilhatten. Phyle (griech.: Stamm). Auf (fiktiver) Abstammungsgemeinschaft beruhende Unterabteilung der Bürgerschaften der  Polis; in Athen in klassischer Zeit rational konstruierte, für die Heeresorganisation und die Bestellung der Magistrate und Ratsherren eingerichtete Untergliederung der Bürgerschaft. plebs (lat.: Volksmenge). Ursprünglich die Gesamtbürgerschaft Roms außer dem patrizischen Adel, später die mittleren und unteren Schichten in der Stadt und im Reich.

πόλις, Polis (griech.). Stadt. πόλις νόμων (griech.: pólis nómon). Staat der Gesetze. πολίτεία (griech.; Tl.: politeia). Staat. Gemeinwohl. post quem (lat). Zeitpunkt „bis zu dem…“. Praecipuum, Präcipuum (lat.). Vorrecht, Vorzug. Hier: Preußen hatte den Beitritt Hannovers zum Zollverein damit ‚erkauft‘, daß es Hannover ein praecipuum an dessen Zolleinnahmen gewährte. Ansonsten wurden die gesamten Zollerträge nach Kopfzahl auf die Einzelstaaten umgelegt. Prämiengeschäft.  Termingeschäft, bei dem der Kontrahent ( Contrahent) sein Risiko dadurch begrenzt, daß er ein Wahlrecht zwischen zwei Arten der Erfüllung erwirbt. Dafür erhält der Gegenkontrahent, der Stillhalter, ein Entgelt, die Prämie. Käufer des Wahlrechts können sowohl Käufer als auch Verkäufer von Wertpapieren sein. Beim Kauf einer Vorprämie erwirbt der Käufer das Recht, entweder eine vereinbarte Menge von Wertpapieren zu einem vereinbarten Preis (in der Regel aktueller Terminkurs plus Aufgeld in Höhe der Prämie) abzunehmen oder die vereinbarte Prämie zu zahlen. Beim Kauf einer Rückprämie erwirbt der Käufer das Recht, Wertpapiere zu einem vereinbarten Preis (in der Regel aktueller Terminkurs minus Abschlag in Höhe der Prämie) zu liefern oder die vereinbarte Prämie zu zahlen. Der zur Wahl Berechtigte hat am Erklärungstag, wenige Tage vor dem Liefertermin, dem Gegenkontrahenten anzugeben, wie er das Prä-

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miengeschäft ausüben will. Der denkbar größte Verlust aus einem Prämiengeschäft ist für den zur Wahl Berechtigten auf die Höhe der Prämie beschränkt. Sonderformen des Prämiengeschäfts sind  Nochgeschäft und  Stellagegeschäft. Preemption. Vorkaufsrecht. Preisringe  Schwänze pretium justum  justum pretium Primogenitur  Anerbenrecht Principia regulativa. Hier: Erlassen in Preußen am 4. Juni 1718 unter Friedrich Wilhelm I. Regelte u. a. die Zulassung von Handwerk und Gewerbe auf dem Lande. Prinz Ruperts Land. Das um die Hudson Bay gelegene Territorium (Kanada) der gleichnamigen Hudson’s Bay Company war nach dem  Prinzen Ruprecht von der Pfalz (Personenverzeichnis), Herzog von Cumberland, so benannt worden. Privatmakler  Makler Produktenbörse, Produktenhandel. Zur Zeit Max Webers 1. Bezeichnung für eine Börse, an der börsenmäßige Geschäfte in Großhandelswaren (Produkten im Gegensatz zu  Effekten) gemacht wurden; und: 2. allgemein eine Bezeichnung für eine Börse oder einen weniger organisierten Großhandelsmarkt, an dem ausschließlich  Effektivgeschäfte in Agrarprodukten abgeschlossen wurden. Prohibition(en), Prohibitionismus, Prohibitions-System. Gemeint sind solche handels- bzw. zollpolitischen Maßnahmen, welche die Konkurrenz fremder Waren auf dem einheimischen Markt durch hohe Zölle (Prohibitivzölle) oder Einfuhr­ verbote unmöglich machen und wie eine Absperrung des inländischen Marktes wirken. proletarii (von lat. proletus: Kinder habend). Besitzlose, die über nichts als ihre Kinder verfügten; römische Bürger, die über kein steuerbares Vermögen verfügten, zugleich Angehörige der untersten der 193 Stimmeneinheiten der Centurienversammlung. Prolongation. Das Hinausschieben der Erfüllung eines spekulativen Ultimoengagements ( Ultimo) eines Spekulanten auf einen späteren Termin unter Einschaltung eines Dritten. Der Vorgang beim Prolongationsgeschäft ist folgender: Der Haussier ( à la hausse), der prolongieren will, sucht sich vor dem Erfüllungstag einen Baissier ( à la baisse) oder eine Bank, der bzw. die ihm in der laufenden Ultimoliquidation seine im Ursprungsgeschäft erworbenen Stücke

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abnimmt und dafür Geld gibt. Bei der nächsten oder einer späteren Ultimoliquidation leitet der Baissier bzw. die Bank das gleiche Quantum Stücke gegen Rückgabe des Geldes zurück. Stehen sich Haussier und Baissier gegenüber, so geschieht die Verrechnung der zu zahlenden Leistungen zwischen den Kontrahenten durch Saldierung. Ist der für das geliehene Geld errechnete Betrag der Geldzinsen höher als der der Stückzinsen, zahlt der Haussier den Report ( Reportgeschäft), ist der für die geliehenen Stücke errechnete Betrag der Stückzinsen höher, zahlt der Baissier den Deport. promissory notes (engl.). Schriftliches Zahlungsversprechen. Hier: als  Inhaberzahlungsversprechen (Schuldverschreibung) ausgestellt, also auf jedermann übertragbar, ähnlich den späteren Banknoten, in den weiteren rechtlichen Regelungen aber ähnlich wie inländisch gezogene Wechsel. Propermakler, Propremakler, Eigenhändler. Makler, der Geschäfte vermittelt, ohne seinen Auftraggebern die Gegenkontrahenten zu benennen (auch  Eigengeschäft). Er tritt ihnen gegenüber als Selbstkrontrahent auf und ist deshalb im Rechtssinne kein Makler, wohl aber der wirtschaftlichen Funktion nach. Prospekt (lat.: Fernsicht, Aussicht). Im Börsenwesen eine Offenlegung der Vermögensverhältnisse, Ertragsgrundlagen und -aussichten eines Unternehmens oder einer Körperschaft bei beabsichtigter Inanspruchnahme des Kapitalmarktes, insbesondere wenn Wertpapiere emittiert werden sollen. Vor dem Börsengesetz vom 22. Juni 1896 in das Belieben der einzelnen Börsen gestellt, muß seither an allen Börsen vor der Zulassung von Wertpapieren (Ausnahme: Papiere staatlicher Emittenten) der Prospekt als Bericht veröffentlicht werden (Prospektzwang). Bei unrichtigen Angaben haften sowohl das kapitalsuchende Unternehmen als auch die den Prospekt unterzeichnende(n) Bank(en) (Prospekthaftung). Prud’hommes (frz.: kluger, vorsichtiger Mann). Hier: die sachverständigen Mitglieder der französischen Gewerbegerichte, der Conseils de Prud’hommes. Das Gesetz vom 6. Juni 1848 schuf, neben den von den Unternehmern (patrons) und (gewöhnlichen) Arbeitern (ouvriers) gewählten Prud’hommes, eine dritte Kategorie für die Prud’hommes chefs d’ateliers oder hausindustriellen Arbeiter, die ihrerseits selbst gegen Lohn arbeiteten, aber auch Lohnarbeiter (unter)beschäftigten. Diese wurden je zur Hälfte von den Unternehmern und den Arbeitern gewählt. public call  Auktion, 2. Pupillengelder. Kapitalvermögen Unmündiger, das dem besonderen Schutz durch die Obrigkeit unterlag und von einem bestellten Vormund verwaltet werden mußte. Quarter (engl., hier: Imperial Quarter). Englisches Hohlmaß für Schüttwaren, insbesondere Getreide; entsprach knapp 291 Liter.

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Qui trompe-t-on? (frz.). Wer übervorteilt wen? Zitat aus einer Reichstagsrede Bismarcks über die Politik der Handelsverträge vom 2. Mai 1879. Realcaution. Sicherheitsleistung durch Hinterlegung eines Geldbetrages oder anderer unmittelbar verwertbarer Vermögensteile. rebus sic stantibus (lat.). Rechtsklausel. Vorbehalt, daß ein Schuldversprechen oder ein Geschäft bei Veränderung der Verhältnisse seine bindende Wirkung verliert. Receipt (engl.). Hier: Lagerschein. Reductiones (von span. Reducción: Siedlung, Niederlassung). Hier die von den  Jesuiten errichteten Missionssiedlungen für die indigene Bevölkerung in Südamerika, beginnend am Ende des 16. Jahrhunderts. Dabei wurden Hunderttausende der indigenen Bevölkerung in den Reduktionen zusammengeführt. Wegen der erlangten weitgehenden Unabhängigkeit von der spanischen Obrigkeit auch als „Jesuitenstaat“ bezeichnet. Reflektant. Bewerber, Kauflustiger. registriert  Cursfeststellung regulated company (engl). Reguliertes Unternehmen. Gemeint ist eine Handelsgesellschaft, die nach staatlicher Charta exklusive Handelsrechte mit bestimmten Ländern besitzt und einer Reihe von handelsbeschränkenden Vorschriften unterliegt. Im Falle der überseeischen Handelsgesellschaften oft eine Mischung aus Kapitalgesellschaft und einer gildenartigen Einrichtung. Reichsabschied. Als Reichsabschied, auch Reichsrezeß genannt, wird die Gesamtheit der auf einem Reichstag des Heiligen Römischen Reiches beratenen und erlassenen Bestimmungen bezeichnet, die der Kaiser am Ende zu verlesen hatte. Im Reichabschied 1530 wurde u. a. eine  Nachsteuer bei Abwanderung in einen anderen Herrschaftsbereich festgelegt. Reichsassignaten  Assignaten Reichscreditbillets  Creditrubel Reichspolizeiordnung von 1530. Justizgesetz zur allgemeinen Regelung der öffentlichen Ordnung von herausgehobener Bedeutung. Reichsschluß. Bezeichnung für ein vom immerwährenden Reichstag in Regensburg bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation verabschiedetes Schlußdokument. Mit dem von Max Weber erwähnten Reichsschluß von 1731 ist die sog. Reichszunft- bzw. Reichshandwerksordnung gemeint.

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Rendement (frz.: Ausbeute, Ertrag). Die bei chemisch-technischen Prozessen, insbesondere bei der Zuckerherstellung, ermittelte Ausbeute (z. B. Berechnung der aus dem Rohzucker zu gewinnenden Raffinade). Sie wurde bei der Berechnung von Zollsätzen zugrunde gelegt. Rentier. Im engeren Sinne zur Zeit Max Webers jemand, der vornehmlich Einkünfte aus der Verzinsung von Wertpapieren hat; im weiteren Sinne Bezieher von Einkünften aus Vermögen aller Art. Reportgeschäft. Geschäft, bei dem der Käufer von Wertpapieren oder Waren (Hereinnehmer) das gleiche Papier bzw. die gleichen Waren dem Verkäufer (einem Spekulanten) auf einen späteren Lieferungs- und Zahlungstermin zurückverkauft. Das Geschäft wird abgeschlossen zum  Liquidationskurs. Der Preis des zweiten, des entgegengesetzten Geschäfts ist derselbe, nur wird ein Zuschlag vereinbart, der Report. Zweck eines solchen Geschäfts ist in der Regel, eine Haussespekulation zu prolongieren.  auch: Prolongation ressortieren (frz.). zugehören, unterstehen. Retorsionszoll. Kampfzoll, der in Erwiderung auf die Handelspolitik eines anderen Landes eingeführt wird. Richerzeche. „Bruderschaft der Reichen“. Vom späten 12. Jahrhundert bis 1391 bestehender genossenschaftlicher Zusammenschluß des Kölner Patriziats, der maßgebliche Aufgaben der städtischen Selbstverwaltung (Schöffenamt, Bürgerrechtsverleihung etc.) übernahm, die andernorts vom Stadtrat ausgeübt wurden. Aus ihrer Korporation wurden jährlich zwei Bürgermeister gewählt. Royal Commission on the Depression in Trade and Industry (engl.). Eine Kommission des Vereinigten Königreichs, die im Zuge der anhaltenden Weltwirtschaftskrise 1873 ff. und aufkommender Zweifel an der britischen Freihandelsorthodoxie im August 1885 von der konservativen Minderheitsregierung unter Premierminister Lord Salisbury eingesetzt wurde. Sie legte ihren Abschiedsbericht im Dezember 1886 vor. Rubel. 1700 eingeführte russische Währungseinheit zu 100 Kopeken. Rückenbesitz. Vom Eigentümer selbst bewohnter Grundbesitz. Samurai (von jap. saburau: dienen, aufwarten). Bezeichnung für militärische Gefolgsleute in Japan, die durch einen besonderen Ehrenkodex an ihre Herren gebunden waren. Bis zum 16. Jahrhundert waren sie mit lokalen Landrechten ausgestattet; seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts wurden sie als Vasallen des  Sho¯gun oder der  Daimio in den Residenzen zusammengezogen und urbanisiert. Daraus folgte, daß ihre Lehen zum größten Teil in eine Reisrente umgewandelt und ihnen keine Herrenrechte mehr übertragen wurden.

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Schädelzüchtung. Die Selektion bestimmter Schädelformen gemessen am sog. Schädel-Index (Verhältnis der Breite zur Länge des Schädels). Einigen damaligen Sozialanthropologen galt die Schädelform als ein in gesellschaftlichen Fragen relevantes Rassemerkmal. So behauptete etwa  Otto Ammon (Personenverzeichnis), die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten ließen sich auf die Schädelform (Rundköpfe vs. Langköpfe) zurückführen. Schäffer (von mhd. Schaffaere: Verwalter). Hier eigentlich gemeint: Großschäffer, Handelsbeamte des  Deutschen Ordens in Königsberg und Marienburg, die die Ausfuhr der eigenen Produkte (v. a. Getreide, Bernstein) aus Preußen nach Westeuropa überwachten und dem Finanzwesen des Ordensstaates vorstanden.  auch: Lieger. Scharre, Scharren. Fleischbank, Verkaufsstand. Scheffel. Regional oder lokal abweichendes Hohlmaß für Schüttgut (Getreide etc.). In Danzig entsprach ein alter Scheffel etwa 51,5 Liter. Scheidemünze. Geldmünze, deren Nominalwert in der Regel nicht durch ihren Metallwert gedeckt und deren Ausprägung und/oder Annahmepflicht von daher gesetzlich kontingentiert ist. Schlußnote, Schlußschein, Schlußzettel. Vom Makler ausgestellte und unterschriebene Urkunde über einen von ihm vermittelten Geschäftsabschluß, die er beiden Vertragsparteien zuzustellen hat ( Schlußnotenzwang). Die Schlußnote enthält die Namen der beiden Parteien, die Bezeichnung des Handelsobjekts, den Preis und den Lieferungstermin. Bei  Termingeschäften werden die Schlußnoten ausgetauscht. Die Schlußnote dient nur als Beweismittel für das abgeschlossene Geschäft. Auf die Wirksamkeit des Geschäfts, das im Börsenhandel in der Regel mündlich abgeschlossen wird, hat es keinen Einfluß. Schlußnotenzwang. Gesetzliche Verpflichtung, über abgeschlossene Geschäfte  Schlußnoten auszustellen. Er gilt in Deutschland für die von Handelsmaklern an der Börse vermittelten Geschäfte, seit Einführung der Börsensteuer im Jahr 1885 für alle stempelsteuerpflichtigen Börsengeschäfte. Schollenfestigkeit, Schollenpflicht. Bindung des Colonen bzw. des Bauern an das von ihm bewirtschaftete Land (die Scholle) aufgrund von  Leibeigenschaft oder Steuerpflicht. Schröpfkopf (auch: Schröpfglas). Ein medizinisches Gerät in Form eines kleinen, kugelförmigen Glasgefäßes, das als Hilfsmittel zum Erzeugen eines Unterdruckes beim Schröpfen verwendet wird. Schuldknechtschaft. Im Altertum ein Exekutionsmittel zur Beitreibung von Schulden, vermöge dessen sich der Gläubiger den säumigen Schuldner zum Sklaven

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machen konnte. Hier gemeint: die Situation eines zahlungsunfähigen Kleinpächters, der gegenüber dem Gläubiger seine Arbeitskraft verpfändet. Daraus ergibt sich schnell ein sklavenähnliches Abhängigkeitsverhältnis. Schwänze, Preisringe, Corner. Bezeichnung für die von Haussespekulanten ( à la hausse) absichtlich und vielfach gemeinsam durch Aufkäufe herbeigeführte Verknappung von Waren oder Wertpapieren. Sie macht den Baissespekulanten ( à la baisse) zum Cornerer, dem es schwerfällt, genügend Ware bzw. Wertpapiere zum Abschluß der nötigen Deckungsgeschäfte zu finden. Die Cornerer müssen dann, in die Enge getrieben, jeden Preis akzeptieren. schwarzer Peter. Kartenspiel, bei dem derjenige, der als letzter noch eine Karte in der Hand hält, der Verlierer ist und mit einem schwarzen Punkt auf der Nase „bestraft“ wird. Scudo (ital.). Hier: Münzeinheit des Kirchenstaates vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Selbsteintritt. Ausführung des Auftrags, indem der Kommissionär ( Commissionär) das Gut, das er einkaufen soll, selbst als Verkäufer liefert, oder indem er das, was er verkaufen soll, selbst als Käufer übernimmt. Senioren-Herrschaft. Als Senior bezeichnet man einen fränkischen Grund- bzw. Lehnsherrn, der mit seinen eigenen Leuten zum Heeresaufgebot zu erscheinen hatte. Sensal (ital.). 1. Im Mittelalter: allgemein  Makler,  Unterkäufer. 2. Zur Zeit Max Webers süddeutsche und österreichische Bezeichnung für amtliche Makler an der Börse. Serica (von lat. sericum, abgeleitet von chin. seres: Seide). Lateinischer Name für China; in der Antike galt das ferne Serica als das östliche Ende der Welt. Settlement Act von 1662 (engl.; Kurzname für: An Acte for the better Releife of the Poore of this Kingdom). Der englische Settlement Act, erlassen 1662 unter Charles II., regelte die Pflicht der Gemeinden zur Unterstützung der Armen, indem er diese Pflicht auf die Heimatberechtigten begrenzte. Ortsfremde Bedürftige oder solche, die es zu werden drohten, konnten danach in ihre Heimatgemeinden ausgewiesen werden. Deshalb auch: Settlement and Removal Act. Shansi-Chinesen. Chinesen aus der im Norden gelegenen Provinz Shanxi, die zu den Wiegen der chinesischen Kultur zählt. Dabei übten die Shanxi-Kaufleute über die Jahrhunderte einen großen Einfluß in der chinesischen Wirtschaft aus. In der Zeit nach dem  Opiumkrieg schufen sie ein eigenes Bankensystem und bauten ein internationales Handelsnetzwerk auf.

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Shizoku (jap.). Krieger-Familien. Im Zuge der Meji-Restauration (ab 1868) gebildeter Stand, in dem die  Samurai nach Einführung der Wehrpflicht (1872) aufgingen. Es wurde ihnen eine Rente gewährt und erlaubt, andere Berufe zu ergreifen. 1876 wurde die Rente zu wenig vorteilhaften Konditionen abgelöst und zugleich das öffentliche Tragen der traditionellen Samurai-Tracht mit den zwei Schwertern untersagt. Shogun (jap. Sho¯gun). Feldherr, General. In Kriegszeiten übertrug der japanische Kaiser dem Sho¯gun sämtliche militärische Vollmachten. 1192 eignete sich der Sho¯gun auch die Zivilregierung an, so daß er bis 1867 faktisch die gesamte Regierungsgewalt innehatte. Formal blieb das Amt jedoch vom Kaiser abhängig; der Shogun war Lehnsmann des Kaisers und Lehnsherr der  Daimio. Skatkongreß. Der erste Skatkongreß mit dem Ziel der Festlegung einer allgemeinen deutschen Skatordnung fand vom 7. bis 9. August 1886 in thüringischen Altenburg statt. Skontrierung, Scontration. Der Ausgleich von Forderungen und Verbindlichkeiten in Geld oder Wertpapieren durch Abrechnung. Sie wird zur Erfüllung von Effektenengagements der Börsenhändler über ein Liquidationsbureau ( Kündigungszimmer) vorgenommen. Skupschina (serb. Skupština). Bezeichnung der serbischen Nationalversammlung. sliding scale (engl.: gleitende Skala). Hier: gestaffelte Zolltarife. societas (lat.). Erwerbs-, Handelsgesellschaft. socius (lat.). Gesellschafter, Genosse. Soldheer (auch: Söldnerheer). Es besteht aus angeworbenen und bezahlten Truppen; im Unterschied zum Lehnsheer. Solidarhaft der Stadtbürger. Gemeint im Sinne von Solidarhaftung. South Sea Bubbles (engl.: Südseeblase, Südseeschwindel). Eine bedeutende Spekulationsblase der frühen Neuzeit um die 1711 gegründete Londoner South Sea Company. Die englische Regierung verlieh der Aktiengesellschaft das Monopol im Handel mit Südamerika, inklusive naheliegender Inseln (damals: Südsee), während das Unternehmen einen Teil der Staatsschuld zu einer bestimmten Verzinsung übernahm und dafür weitere Aktien ausgeben durfte. Als sich die Gewinnerwartungen aus dem Handel mit Rohstoffen, exotischen Produkten und Sklaven nicht realisierten, platzte die Blase 1720 – kurz nach dem Mississippischwindel ( Compagnie d’Occident) in Frankreich.

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Sperrung von Stücken. Einschränkung des Angebots von Aktien neugegründeter Unternehmen oder von jungen Aktien durch die an der Emission beteiligten Banken, um nach einem späteren Anstieg des Börsenkurses aus dem Verkauf der (ein)gesperrten Stücke höhere Gewinne zu erzielen ( Agiotage). Spieleinwand. Differenzeinwand. Vor Gericht zu erhebender Einwand gegen Klagen auf Erfüllung von Verbindlichkeiten aus  Termingeschäften. Er stützt sich auf die zu beweisende Behauptung, das Geschäft habe nicht einen Kauf oder Verkauf ( Effektivgeschäft) zum Gegenstand gehabt, sondern in Wirklichkeit sei um eine aus der Kursbewegung sich ergebende Differenz gespielt worden ( Differenzgeschäft). Spitalfields-Gesetze. Verordnung von 1773 zur Regulierung der Arbeitslöhne der Londoner Seidenindustrie, gültig bis 1824. Benannt nach dem Londoner Stadtteil Spitalfields, in dem sich Ende des 17. Jahrhunderts Hugenotten aus Frankreich und mit ihnen eine bald aufstrebende Seidenindustrie angesiedelt hatten. Sprit. Kurzwort für Spiritus, Alkohol. Destillationsprodukt der Branntweinbrennerei. Squatters (engl.). Illegale Siedler auf unbebautem und ungenutztem Staatsland der Vereinigten Staaten von Amerika. Zur Wahrung des Besitzstandes wurde auf Unionsebene 1862 der  Homestead Act verabschiedet. Staatscommissar beim Ehrengerichtshof. Die  Börsenenquetekommission hatte einen  Ehrengerichtshof (dort: Börsendisziplinarhof) vorgeschlagen, dem auch ein von der jeweiligen Landesregierung zu bestellender Kommissar angehören sollte. Dieser Kommissar konnte u. a. die Einleitung einer Untersuchung verlangen und den Verhandlungen beiwohnen. Das Börsengesetz vom 22. Juni 1896 ging darüber hinaus und verankerte in §  2 zudem den Staatskommissar als eine den Börsenverkehr überwachende und berichtende Instanz überhaupt. Staatstafel, Casino (lat.). Gemeint sind die sog. Syssitien (griech.), die gemeinschaftlichen täglichen Männermahle, insbesondere in Sparta. Zur Teilnahme, samt einem Beitrag in Naturalien und Geld, waren alle Spartiaten vom 20. Jahr an verpflichtet. Hauptgericht war die berüchtigte „schwarze Suppe“: in Blut gekochtes, nur mit Essig und Salz gewürztes Schweinefleisch. Die Tischgenossen waren im Krieg auch Zeltgenossen. Stadtfeudalismus. Weber unterscheidet zwischen dem (antiken) Stadtfeudalismus und einem mittelalterlich-ländlichen Feudalismus. Stapelrecht, Stapelzwang (von ndt. Stapel: Niederlage, Verkaufsstelle). Im Mittelalter verliehenes oder auch durch korporativen Zwang durchgesetztes Recht gewisser Städte, das an- und durchreisende Kaufleute zwang, ihre mitgeführten Waren am Stapelplatz einige Tage öffentlich anzubieten. Im merkantilistischen

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Kolonialzeitalter wurden bestimmte (heimische) Häfen zu Stapelplätzen, d. h. monopolartigen Zwischenlagern für Colonialwaren erklärt. Nur von solchen inländischen Häfen aus durfte ein Export dieser Waren stattfinden.  auch: enumerated articles. Statute of employment (engl.). Bezeichnung für eine Reihe von Gesetzen, nach denen die gesamte für den Verkauf ihrer Waren von Engländern empfangene Geldsumme ausländischer Kaufleute wiederum Anlage (employment) im Inland finden mußte, vorzugsweise durch den Ankauf englischer Waren. Die strengste dieser Vorschriften war der Alien Merchants Act von 1439 unter Heinrich VI. Dieser besagte, daß der fremde Kaufmann seine gesamte Barschaft einem Hostelier übergeben mußte, der sie zunächst in englisches Geld ummünzen ließ und dann alle Ausgaben des Kaufmanns kontrollierte. Eduard IV. milderte 1477 die Vorschriften ein wenig. Stellage.  Prämiengeschäft, bei dem Vor- und Rückprämie kombiniert werden: Bei diesem Geschäft hat der Käufer der Stellage die Pflicht, Waren oder Wertpapiere entweder zum verabredeten höheren Preis abzunehmen oder zum verabredeten niedrigeren Preis zu liefern. Basis für beide Kurse ist der Tageskurs bei Abschluß des Geschäfts. Stoa, Stoiker. Griechische Philosophenschule um 300 v.  Chr. von Zenon in Athen gegründet; in Rom durch Cicero verbreitet, dort bedeutende Vertreter: Seneca und Epiktet. Streugrundherrschaft. Nicht zusammenhängende  Grundherrschaft des Königs, von Klöstern oder Adligen mit Eigenbetrieb im Zentrum. Stubengesellschaft. Private Vereinigungen bürgerlicher Honoratioren oder auch des Adels zum Zweck regelmäßiger geselliger Zusammenkünfte in einer vielfach gemeinsam unterhaltenen Trinkstube, religiösen Zusammenlebens, oft auch mit einem gemeinsam unterhaltenen Altar sowie politischer Einflußnahme. Solche Gesellschaften entstanden seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und erneut im 19. Jahrhundert (z. B. Burschenschaften). Durch die Zulassung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung durch das  Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch von 1897 erhielten diese Gesellschaften die rechtliche Möglichkeit, die unter den Mitgliedern aufgeteilten Geschäftsanteile zu veräußern oder zu vererben. Stückzinsen. Diejenigen Zinsen von festverzinslichen Wertpapieren, die zwischen dem Fälligkeitstag des letzten eingelösten Coupons bis zum Veräußerungstag anfallen. An deutschen Börsen werden die Stückzinsen getrennt vom Kurswert berechnet. Demgegenüber sind die Stückzinsen in den Notierungen zahlreicher ausländischer Börsen, so der Londoner und Pariser, in den Kursen der Papiere inbegriffen.

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Subskription. Zeichnung. Verfahren zur Unterbringung von  Effekten, bei dem das Publikum aufgefordert ist, die in einem  Prospekt beschriebenen Wertpapiere zu zeichnen, d. h. sich durch Unterschrift zu verpflichten, den gezeichneten Betrag abzunehmen. Sund-Öffnung. Als sich die holländischen Hafenstädte von der  Hanse lösten, begannen diese mit Billigung des dänisch-norwegisch-schwedischen Unionskönigs Erik VII., der Hanse das Monopol im Ostseehandel streitig zu machen. So kam es ab 1422 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Hanse und den Holländern. König Erik nutzte die Situation und verlangte ab 1426 von allen nicht-dänischen Schiffen, die auf dem Weg zwischen Ostsee und Nordsee das Nadelöhr des Öresunds passieren mußten, eine Abgabe, den sog. Sundzoll. Der daraus erwachsene Konflikt mit den Hansestädten eskalierte im Sundzollkrieg (1426–1435), zu dessen Ende die deutsche Hanse vom Sundzoll ausgenommen wurde. surtaxe d‘entrepôt (frz.). Zollaufschlag in Frankreich auf Waren, die – unter französischer Flagge – nicht direkt aus den Erzeugerländern, sondern über sog. Entrepôts ( Niederlagen) eingeführt wurden. surtaxe de pavillion (frz.). Zollaufschlag auf Waren, die unter fremder Flagge eingeführt wurden. sustenieren (lat.). Unterhalten. Syndikat. 1. Allgemein: Eine Vereinigung von Personen oder Unternehmen zur Wahrnehmung gleicher Interessen. 2. Eine Vereinigung von Banken u. a. zur Unterbringung (Emission) von Wertpapieren im Publikum. Das Konsortium garantiert dem  Emittenten die Beschaffung der gewünschten Summe und übernimmt die Wertpapiere im Ganzen, die es dann im Publikum unterbringt. 3. Spezielle Form der Gewerkschaftsbewegung, bes. in Frankreich. Syndikatsbildung. Hier im Sinne von Bildung eines Emissionssyndikats,  Syndikat, 2. Tael. Chinesische Währungseinheit, die im 17. Jahrhundert auch im Japanhandel gebräuchlich war. Der Tael schwankte je nach Zeit und Ort stark im Wert. Münstermann, Japan, dessen diesbezüglichen Angaben Weber folgt, rechnete für das Jahr 1686 mit einem Wert des Tael von 6,2 Silbermark zu 5,555 gr. Tang-Dynastie. Chinesische Kaiserdynastie von 618–907, unterbrochen 690– 705. Eine der bedeutendsten Dynastien, die über China geherrscht hat. Temporaliensperren (von lat. res temporalia: Gesamtbesitz der Kirche). Beschlagnahmung des kirchlichen Besitzes (Güter, Einkünfte) durch die Staatsgewalt.

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Termingeschäft, Börsentermingeschäft. Zeitgeschäft. 1. Im weiteren Sinne ein Börsengeschäft, bei dem (im Gegensatz zum  Loko- bzw.  Cassageschäft) die Lieferung, Abnahme und Bezahlung der Waren oder Wertpapiere zu einem späteren Termin, aber zu einem festen, bereits bei Vertragsabschluß vereinbarten Kurs erfolgt. 2. Im engeren Sinne diejenige Art des Zeitgeschäfts, welche in ganz bestimmten, durch Börsenusance, Börsenordnung oder Börsengesetz geregelten Formen abgewickelt wird. Terminregister (auch: Börsenregister). Im Gesetzentwurf vom 1. Juni 1895, wie später auch im Börsengesetz vom 22. Juni 1896 vorgesehenes Register, in das sich gegen Zahlung einer Gebühr, alle Personen eintragen sollten, die an der Börse rechtsverbindliche Geschäfte abschließen wollen. Wer sich eintragen ließ, sollte nicht auf die Zahlung der Differenz verklagt werden können. Damit war die Klagbarkeit solcher Börsengeschäfte anerkannt, zu deren Erfüllung die Zahlung der Differenz zwischen dem vereinbarten und dem tatsächlichen Preis zum Zeitpunkt der Lieferung gehörte ( Spieleinwand). Textil-Arbeiter-Congreß. Der erste deutsche Textilarbeiter- und Textilarbeiterinnen-Kongreß fand vom 29. bis 31. März 1891 in Pößneck statt und ging mit der Gründung des Deutschen Textilarbeiterverbandes einher. Die Vorläuferorganisation, der 1884 gegründete Deutsche Manufakturarbeiter und -arbeiterinnenverein, wurde 1887 von der Polizei zum politischen Verein erklärt und aufgelöst, der Vereinsvorstand wegen „in Verbindungtretens politischer Vereine“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Thomas-Prozeß. Verfahren zur Erzeugung von Stahl nach  Sidney Thomas (Personenverzeichnis) benannt. Dabei wird durch Bodendüsen des Konverters Luft in das flüssige Roheisen geblasen. Der Oxidationsprozeß senkt den Kohlenstoffanteil und liefert ausreichend Hitze, um den Stahl flüssig zu halten. Die ThomasBirne war mit einer basisch wirkenden Dolomitstein- oder Dolomit-Teer-Mischung ausgemauert und eignete sich vor allem für das Verarbeiten phosphorhaltigen Eisens. Es stellt an sich nur eine geringe Abwandlung des  Bessemer-Prozesses dar. Der oxidierte Phosphor wurde mit einem als Zuschlag beigefügten Kalkstein verschlackt und kam fein gemahlen unter der Bezeichnung Thomasmehl als Phosphatdünger in den Handel. tribus (lat.). Ursprünglich Landbezirk; Einteilung des Stadtgebiets Roms in vier Bodenbezirke, dem auch die Besitzer (Geschlechter) zugeordnet waren. Später die gleichfalls nach dem Territorialprinzip eingeteilten (schließlich insgesamt 35) Bezirke der römischen Bürgerschaft. Jeder Bürger wurde von den Zensoren ( Censor) einer Tribus zugeordnet, in der er sein Stimmrecht wahrnahm und seine Wehrpflicht erfüllte. Tribut. Von Weber für Abgaben in unterschiedlichen Herrschaftsbeziehungen (vornehmlich Steuern, Natural- und Geldleistungen an Grundherren), aber auch für Wertpapierzinsen verwendet.

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Tucher, Tuchmacher. Zünftiger Handwerker, der Tuche aus Wolle webt. Ultimo. Der letzte (Börsen-)Tag des Monats, an dem Ultimogeschäfte ( Termingeschäfte per ultimo fix) durch Lieferung und Zahlung zu erfüllen sind. United Empire Trade League (engl.). Fraktion innerhalb der  Imperial Federation League, die der Förderung des innerbritischen Handels, einschließlich bestimmter Schutzzölle im Sinne eines „Fair Trade“, Vorrang geben wollte. Gegründet 1891 auf Initiative des britischen konservativen Unterhausabgeordneten Sir Charles Edward Howard Vincent. Unterkäufer. Unterhändler, der im Mittelalter bei jedem Verkauf mit einem Fremden zum Messen und Wägen der Ware hinzugezogen werden mußte, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen, bei der Preisbestimmung zu vermitteln sowie die Ware auf etwaige Fehler zu prüfen hatte. Eigengeschäfte waren ihm verboten.  auch: Sensal. Unterscheidungszoll  surtaxe d‘entrepôt Unze. In England und den Vereinigten Staaten von Amerika gebräuchliches Gewichtsmaß, speziell für Edelmetalle und Apothekenbedürfnisse. Die hier gemeinte Feinunze (Troy) entsprach 31,1 gr. Valuta (ital.). Die in einem Land als gesetzliches Zahlungsmittel und als allgemeines Wertmaß anerkannte Geldeinheit, meist auf ausländische Währungen angewandt. Vasallen (mlat.). Eigentlich: Mann, Knecht, der in einem besonderen, durch einen symbolischen Übergabeakt bekräftigen Treuverhältnis zu seinem Schutzherrn steht. Er schuldet ihm lebenslänglich Treue und Dienste (Militärfolge, Rat), der Schutzherr ihm gleichfalls lebenslänglich Treue und Schutz. Als Gegenleistung kann der Schutzherr dem Vasallen ein Lehen ausgeben; hier  Daimio,  Samurai. Verein zum Schutz deutscher Einwanderer in Texas, auch „Mainzer Adelsverein“. Gegründet am 20. April 1842 von 21 Adligen – darunter  Carl Prinz zu SolmsBraunfels („Texas Carl“) (Personenverzeichnis) – in Biebrich. Ab 1844 Aktiengesellschaft mit Sitz in Mainz. Durch Vermittlung des Vereins wanderten zwischen 1844 und 1847 etwa 7.380 Deutsche in die Republik bzw. den US-Bundesstaat Texas aus. Mit einer deutschen Kolonie sollten neue Absatzmärkte für die heimische Wirtschaft eröffnet werden. Das texanische Abenteuer endete finanziell als ein Fiasko, der zahlungsunfähige Verein wurde im Mai 1848 aufgelöst. Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer. Ein 1876 in Berlin gegründeter Zusammenschluß vorwiegend von deutschen Landwirten, um die Interessen der Landwirtschaft in der Politik zu vertreten. Ihre Ziele bestanden u. a. darin, das

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Steuerrecht zugunsten der (Groß-)Grundbesitzer zu verändern und vor allem auf eine Zoll- und Handelspolitik hinzuwirken, die den heimischen Markt vor ausländischem Getreide schützen sollte.  auch: Agrarier Vereins-Zollgesetz. Zollgesetz des  Deutschen Zollvereins; hier: das VereinsZollgesetz vom 1. Juli 1869. Für die gemeinsame Zollgesetzgebung waren bis 1868 die Beschlüsse der Generalkonferenz bindend ( liberum veto) und benötigten keine weitere Ratifizierung durch die Einzelstaaten. Im Zuge der Neuorganisation nach Errichtung des Norddeutschen Bundes wurden Zollbundesrat und  Zollparlament zuständig. Verlagssystem. Kaufmännische Organisationsform eines Unternehmens der sog. Hausindustrie, in welchem durch Initiative des Inhabers und auf sein Risiko eine gewerbliche Produktion dezentralisiert in fremden Arbeitsstätten erfolgt, während er selbst (Verleger) in der Regel den Rohstoff bzw. das Vormaterial bereitstellt, auf jeden Fall aber den Absatz durchführt. Volkswirtschaftlicher Kongreß  Congreß deutscher Volkswirthe Waid. Färberwaid, falscher Indigo wurde zum Blaufärben von Tuchen verwendet, verlor mit der Einfuhr des aus englischen Kolonien importierten Indigo an Bedeutung. Wanderbuch  Kundschaften Wanderzwang. Im Zunftrecht seit dem 15. Jahrhundert eine Bestimmung, die Handwerksgesellen zwang, auf drei bis vier Jahre an verschiedenen Orten bei Meistern zu arbeiten, um die technischen und geschäftlichen Kenntnisse und Kunstgriffe zu erweitern. Später sollte durch die meist mehrjährige Wanderzeit die Selbständigmachung der Gesellen als Meister hinausgeschoben und die Konkurrenz vermindert werden. Der Wanderzwang wurde in Deutschland mit der Gewerbeordnung von 1869 aufgehoben. watering the stock (engl.: Kapitalverwässerung). Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe von Gratisaktien oder von Aktien unter dem Kurs oder dem Nominalwert der alten Aktien. Weberschlacht in Köln. Die besondere Exklusivität des Kölner Patriziats ( Richerzeche), die Weigerung, neue Elemente aufzunehmen, führten 1369–71 zu blutigen Auseinandersetzungen der Weberzunft mit diesem um die Teilhabe an der politischen Führung im Rat. Infolge dieser Auseinandersetzungen wurde die Vorherrschaft des Patriziats gebrochen. Welser. Schwäbische Patrizier- und Großhandelsfamilie. In Augsburg seit 1246 nachweisbar; unterhielt im Mittelalter zahlreiche  Faktoreien in Europa und

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gelangte im 16. Jahrhundert im Zuge von Kolonialgründungen in Venezuela zu großem Reichtum und politischem Einfluß. Werthzölle, Wertzollsystem  ad valorem Wilson-Tarif (eigentlich: Wilson-Gorman-Tarif). Zolltarif in den Vereinigten Staaten von Nordamerika von 1894, benannt nach den demokratischen Abgeordneten  William L. Wilson (Personenverzeichnis) und Senator Arthur P. Gorman. Das Gesetz senkte die Zollsätze des  McKinley-Tarifs und führte eine Einkommensteuer – ein Novum in Friedenszeiten – in Höhe von zwei Prozent für Einkommen über $ 4000 pro Jahr ein. Als Präsident Cleveland 1896 seinem republikanischen Herausforderer McKinley unterlag, folgten 1897 wiederum Zollerhöhungen ( Dingley Tarif). Wollschläger. Zünftiger Handwerker, der Wolle bereitet. Yedo (veraltete, anglisierte Bezeichnung von Edo (jap.), heute: Tokio). Edo war der Sitz des Tokugawa-Shogunats, das Japan von 1603 bis 1868 beherrschte, und gab dieser Periode der japanischen Geschichte den Namen Edo-Zeit. Zehnt. In vielen Kulturen übliche Abgabe an den Grundherrn, der meist den zehnten Teil des erwirtschafteten Ertrages aus Grund und Boden ausmachte.  auch: Bergzehnt. Zeitgeschäft  Termingeschäft Zollparlament. Nach Gründung des Norddeutschen Bundes etablierte Legislative des  Deutschen Zollvereins. Die getroffenen Mehrheitsbeschlüsse waren für alle Mitgliedsstaaten bindend, ein Veto ( liberum veto) gab es nicht mehr. Wie für das Parlament des Norddeutschen Bundes galt das allgemeine, gleiche und direkte Männerwahlrecht. Das erste Parlament bildete sich, indem zu den Abgeordneten des Reichstags des Norddeutschen Bundes die Vertreter aus Süddeutschland hinzugewählt wurden. Das Zollparlament trat zwischen 1868 und 1870 zu drei Sitzungsabschnitten zusammen. Dabei wurden Grundlagen für eine wirtschaftliche Einheit geschaffen, an die das Deutsche Kaiserreich direkt anknüpfen konnte. Zollverein  Deutscher Zollverein Zunftbann. Monopol innerhalb eines Gebiets, in dem kein Gewerbe betrieben werden darf außer den zünftigen Gewerben. Diese Maßregel richtet sich gegen Wandergewerbe und das ländliche Gewerbe, „daß sie die Konkurrenz auf dem Lande zu vernichten suchten“ (MWG III/6, S.  210).  auch: Bönhasenjagd. Zwangsanleihe. Vom Landesherrn oder Staat erzwungene Kreditgewährung bei seinen Bürgern.

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Zwangscurs. Gesetzlich festgelegter Kurs, zu dem bestimmte Zahlungsmittel (v. a.  Banknoten und  Papiergeld) angenommen werden müssen. Zwangsregulierung. Bei Verzug oder Zahlungseinstellung des Gegenkontrahenten Erstattung der Differenz zwischen Kontraktpreis und  Durchschnittsnotierung am Erfüllungstag nebst Anrechnung der üblichen Maklergebühr (fiktive Zwangsregulierung).

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Das Verzeichnis umfaßt die von Max Weber genannten Titel. Mit E gekennzeichnet sind vom Editor erschlossene Literaturangaben; mit * gekennzeichnete Titel sind Handexemplare Max Webers. In Klammern stehen die vom Editor verwendeten Kurztitel.

Adler, Georg, Die Fleisch-Teuerungspolitik der deutschen Städte beim Ausgange des Mittelalters. – Tübingen: H. Laupp 1893. (Adler, Fleischteuerungspolitik) Aegidi, Ludwig Karl, Aus der Vorzeit des Zollvereins. Beitrag zur Deutschen Geschichte. – Hamburg: Boyes & Geisler 1865. (Aegidi, Aus der Vorzeit) Albrecht, Heinrich, Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kleinkraftmaschinen, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, hg. von Gustav Schmoller, 13. Jg., 1889, S.  473–522. (Albrecht, Kleinkraftmaschinen) Ammon, Otto, Die Gesellschaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. – Jena: Gustav Fischer 1895. (Ammon, Gesellschaftsordnung) –, Die natürliche Auslese beim Menschen. Auf Grund der Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen der Wehrpflichtigen in Baden und anderen Materialien dargestellt. – Jena: Gustav Fischer 1893. (Ammon, Natürliche Auslese) Aristoteles, πολίτεία (politeia); (dt.) Politik, hg. von Franz Susemihl, 2 Theile. – Leipzig: W. Engelmann 1878. (Aristoteles, πολίτεία) E

Aschrott, Paul Felix, Armenwesen. III. Die Armengesetzgebung in den einzelnen Staaten. 3. Die Armengesetzgebung in Großbritannien, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  873–883. (Aschrott, Armengesetzgebung in Großbritannien) Aufseß, Otto Frhr. von und zu, Die Zölle und Steuern sowie die vertragsmäßigen auswärtigen Handelsbeziehungen des Deutschen Reiches (Sonderdruck aus: Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik. Staatswissenschaftliche Zeitschrift und Materialiensammlung, hg. von Georg Hirth und Max Seydel), 4. Bearb. – München, Leipzig: G. Hirth 1893. (Außseß, Zölle) Barth, Theodor, Zur Entwicklungsgeschichte der heutigen reactionären Wirthschaftspolitik (Volkswirthschaftliche Zeitfragen. Vorträge und Abhandlungen, hg. von der Volkswirthschaftlichen Gesellschaft in Berlin und der Ständigen Deputa-

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tion des Congresses Deutscher Volkswirthe, 1. Jg., 5. Heft). – Berlin: Leonhard Simion 1879. (Barth, Entwicklungsgeschichte) Bojanowski, Victor von, Unternehmer und Arbeiter nach englischem Recht. – Stuttgart: J. G. Cotta 1877. (Bojanowski, Unternehmer und Arbeiter) Boretius, Alfred (Hg.), Capitularia regnum francorum, Tomus 1 (Monumenta Germaniae Historica). – Hannoverai: Impensis Bibliopolii Hahniani 1883. (Boretius, Capitularia regnum francorum I) E

Borght, Richard van der, Aktiengesellschaften. II. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Aktiengesellschaften, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  111–123. (v. d. Borght, Bedeutung der Aktiengesellschaften) E –,

Aktiengesellschaften. III. Statistik der Aktiengesellschaften. 1. Die Aktiengesellschaften in Deutschland, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  123–134. (v. d. Borght, Statistik der Aktiengesellschaften) –, Statistische Studien über die Bewährung der Actiengesellschaften (Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des staatswissenschaftlichen Seminars zu Halle a. d. S., hg. von Johannes Conrad, Band 3, Heft 1). – Jena: Gustav Fischer 1883. (v. d. Borght, Statistische Studien) –, Das Verkehrswesen (Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften. In selbständigen Bänden, hg. von Kuno Frankenstein, Abt.  1, Band 7). – Leipzig: C. L. Hirschfeld 1894. (v. d. Borght, Verkehrswesen) Brentano, Lujo, Die Arbeitergilden der Gegenwart, Band 1: Zur Geschichte der englischen Gewerkvereine. – Leipzig: Duncker & Humblot 1871. (Brentano, Arbeitergilden I) E

–, Gewerkvereine in England, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  7–19. (Brentano, Gewerkvereine in England) –, Über den Einfluß der Grundherrlichkeit und Friedrichs des Großen auf das schlesische Leinen-Gewerbe. Eine Antwort an meine Collegen Grünhagen und Sombart in Breslau, in: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, Band 2, 1894, S.  295–376. (Brentano, Schlesisches Leinengewerbe) –, Über den grundherrlichen Charakter des hausindustriellen Leinengewerbes in Schlesien, in: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, Band 1, 1893, S.  318–340. (Brentano, Hausindustrielles Leinengewerbe) Bücher, Karl, Die Diokletianische Taxordnung vom Jahre 301, in: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft, Band 50, 1894, S.  189–219 und 672–717. (Bücher, Taxordnung)

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*–, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche. Zweite, stark verm. Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1898. (Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2) –, Gewerbe, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  922–950. (Bücher, Gewerbe) E

Call, Friedrich von, Die Gewerbegesetzgebung in Österreich, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  983–998. (Call, Gewerbegesetzgebung in Österreich) Campanella, Tommaso, Civitas solis [lat. Erstdruck]. – Frankfurt: o. V. 1623. (Campanella, Civitas solis) Carey, Henry Charles, The Past, the Present and the Future. – Philadelphia: Carey & Hart 1848. (Cary, Past) –, Principles of political economy, 3 vols. – Philadelphia: Carey & Blanchard 1837–40. (Carey, Principles I–III) Child, Josiah, Brief observations concerning trade, and the interest of money. – London: Elizabeth Calvert 1668. (Child, Observations concerning trade)

E

Christians, Wilhelm, Statistik der Gründungen von Aktiengesellschaften, in: Börsen-Enquete-Kommission, Statistische Anlagen. – Berlin: Reichsdruckerei 1893, S. 266–268. (Christians, Statistik)

Crüger, Hans, Die Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften in den einzelnen Ländern. – Jena: Gustav Fischer 1892. (Crüger, Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften) E

–, Produktivgenossenschaft, in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  285–295. (Crüger, Produktivgenossenschaft)

E Devers, Auguste, La politique commerciale de la France depuis 1860, in: Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien, Spaniens und Frankreichs in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 51: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Dritter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  125–208. (Devers, Handelspolitik)

Dilke, Charles, Problems of Greater Britain, 2 vols. – London, New York: Macmillan 1890. (Dilke, Problems I–II) Dühring, Eugen, Carey‘s Umwälzung der Volkswirthschaftslehre und Socialwissenschaft. Zwölf Briefe. – München: E. A. Fleischmann 1865. (Dühring, Carey)

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Dümmler, Ferdinand, Prolegomena zu Platons Staat und der platonischen und aristotelischen Staatslehre. – Basel: L. Reinhardt 1891. (Dümmler, Prolegomena zu Platons Staat) Durham, John George Lambton, Report and Despatches of the Earl of Durham, on British North America. – London: Ridgways 1839. (Durham Report) E Eheberg, Karl Theodor von, List, Friedrich, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  1053– 1057. (Eheberg, List)

Ehrenberg, Richard, Die Fondsspekulation und die Gesetzgebung. – Berlin: Julius Springer 1883. (Ehrenberg, Fondsspekulation) –, Makler, Hosteliers und Börse in Brügge vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von Levin Goldschmidt, Band 30, 1885, S.  403–468. (Ehrenberg, Makler) –, Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Creditverkehr im 16. Jahrhundert, 2 Bände. – Jena: Gustav Fischer 1896. (Ehrenberg, Fugger I–II) E

Elster, Ludwig, Bevölkerungswesen. III. Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  465–528. (Elster, Bevölkerungslehre) Emminghaus, Arwed, Entwicklung, Krisis und Zukunft des Deutschen Zollvereins. – Leipzig: Georg Wigand 1863. (Emminghaus, Entwicklung) E

–, Versicherungswesen, in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  449–464. (Emminghaus, Versicherungswesen) Endemann, Wilhelm, Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre bis gegen Ende des 17. Jahrhundert, 2 Bände. – Berlin: J. Guttentag (D. Collin) 1874–83. (Endemann, Studien I–II) Engel, Eduard, Der Zonentarif, 2.–5.  Aufl. – Jena: Constenoble 1890/91. (Engel, Zonentarif)

E

Fahlbeck, Pontus, Die Handelspolitik Schwedens und Norwegens, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  303–360. (Fahlbeck, Handelspolitik) Farnam, Henry W., Die innere französische Gewerbepolitik von Colbert bis Turgot. – Leipzig: Duncker & Humblot 1878. (Farnam, Innere französische Gewerbepolitik)

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Fawcett, Henry, Freihandel und Zollschutz. Eine Untersuchung der Ursachen, welche die allgemeine Annahme des Freihandels nach dessen Einführung in England verzögert haben. – Leipzig: Brockhaus 1878. (Fawcett, Freihandel und Zollschutz) E

Ferraris, Carlo F., Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 14. Die Bank in Italien (19. Jahrh.), in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  130–146. (Ferraris, Bank in Italien) Festenberg-Packisch, Hermann von, Geschichte des Zollvereins mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Entwickelung Deutschlands. – Leipzig: F. A. Brockhaus 1869. (Festenberg-Packisch, Geschichte des Zollvereins) E

Frey, Emil, Die schweizerische Handelspolitik der letzten Jahrzehnte, in: Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien, Spaniens und Frankreichs in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 51: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Dritter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  451–519. (Frey, Handelspolitik) Frey, Friedrich und Rudolf Maresch (Hg.), Sammlung von Gutachten und Entscheidungen über Umfang der Gewerberechte. Nach amtlichen Quellen. – Wien: Mor. Perles 1894. (Frey-Maresch, Sammlung) Fuchs, Carl Johannes, Die Handelspolitik Englands und seiner Kolonien in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 57: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Vierter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1893. (Fuchs, Handelspolitik) –, Der Waren-Terminhandel, seine Technik und volkswirtschaftliche Bedeutung, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, hg. von Gustav Schmoller, 15. Jg., 1891, S.  49–102. (Fuchs, WarenTerminhandel) Funk, Franz Xaver, Über die ökonomische Anschauungen der mittelalterlichen Theologen, in: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft, Band 25, 1869, S.  125–175. (Funk, Ökonomische Anschauungen) Garbe, Robert, Der zeitgemäße Ausbau des gesammten Lehrlingswesens für Industrie und Gewerbe. Vorschläge zur Erziehung und Ausbildung der gewerblichen Jugend entwickelt und besprochen nach gesammelten und auszüglich mitgetheilten in- und ausländischen Bestrebungen um die Hebung der Industrie, der Gewerbe und des Handwerkerstandes. – Berlin: Dierig & Siemens 1889. (Garbe, Zeitgemäßer Ausbau)

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Gierke, Otto, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band 1: Rechtsgeschichte der deutschen Genossenschaft. – Berlin: Weidmann 1868. (Gierke, Genossenschaftsrecht I) Glagau, Otto, Der Börsen- und Gründungsschwindel in Deutschland. – Leipzig: Paul Frohberg 1877. (Glagau, Börsen- und Gründungsschwindel) Goldschmidt, Levin, Die Geschäftsoperationen auf den Messen der Champagne. (Les divisions des foires de Champagne), in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von Levin Goldschmidt, Band 40, 1895, S.  1–32. (Goldschmidt, Geschäftsoperationen) Gothein, Eberhard, Der christlich-soziale Staat der Jesuiten in Paraguay (Staatsund socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Band 4, Heft 4). – Leipzig: Duncker & Humblot 1883. (Gothein, Staat der Jesuiten) Grotius, Hugo, Mare liberum sive de iure quod Batavis competit ad Indicana commeria. Dissertatio. – Lugundum Batavorum: Officina Ludovici Elzevirii 1559. (Grotius, Mare liberum) E

Grünberg, Carl, Unfreiheit, in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  321–337. (Grünberg, Unfreiheit)

E

Gwinner, Arthur, Die Handelspolitik Spaniens in den letzten Jahrzehnten, in: Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien, Spaniens und Frankreichs in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 51: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Dritter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  67–123. (Gwinner, Handelspolitik) Hampke, Thilo, Der Befähigungsnachweis im Handwerk. – Jena: Gustav Fischer 1892. (Hampke, Befähigungsnachweis) Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, 4 Bände (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49–51, 57). – Leipzig: Duncker & Humblot 1890–93. – Erster Band (49): Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, der Niederlande, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten sowie die deutsche Handelsstatistik von 1880 bis 1890. Berichte und Gutachten;  auch: Fahlbeck, Handelspolitik; Mahaim, Handelspolitik; Mayo-Smith/Seligman, Commercial Policy; Peez, Österreichische Handelspolitik; Réus/Endt, Handelspolitik; Scharling, Handelspolitik; Sombart, Handelspolitik; Wittschewsky, Handelspolitik;

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– Zweiter Band (50):  Lotz, Walther: Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860 bis 1891; – Dritter Band (51): Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien, Spaniens und Frankreichs in den letzten Jahrzehnten. Berichte und Gutachten;  auch: Devers, Handelspolitik; Frey, Handelspolitik; Gwinner, Handelspolitik; Ströll, Handelspolitik der Balkanstaaten; – Vierter Band (57):  Fuchs, Carl Johannes: Die Handelspolitik Englands und seiner Kolonien in den letzten Jahrzehnten. Hasbach, Wilhelm, Die allgemeinen philosophischen Grundlagen der von François Quesnay und Adam Smith begründeten politischen Ökonomie (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Band 10, Heft 2). – Leipzig: Duncker & Humblot 1890. (Hasbach, Grundlagen) E Hasse, Ernst, Kolonien und Kolonialpolitik, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  702– 779). (Hasse, Kolonien)

Haushofer, Max jr., Das Deutsche Kleingewerbe in seinem Existenzkampfe gegen die Großindustrie (Deutsche Zeit- und Streitfragen, Heft 218). – Berlin: C. Habel 1885. (Haushofer, Deutsches Kleingewerbe) E

Hehl, Rudolph A., Die Entwicklung der Einwanderungsgesetzgebung in Brasilien (Schriften des Vereins für Socialpolitik 72, III. Teil). – Leipzig: Duncker & Humblot 1896, S.  273–302. (Hehl, Einwanderungsgesetzgebung in Brasilien) Held, Adolf, Zwei Bücher zur socialen Geschichte Englands. Aus dem Nachlaß hg. von Georg Friedrich Knapp. – Leipzig: Duncker & Humblot 1881. (Held, Zwei Bücher) E

Hergenhahn, Theodor, Ergebnisse der Statistik der Aktiengesellschaften in systematischer Ordnung seit der Geltung des Reichsgesetzes vom 18. Juni 1884 bis Ende 1892, in: BörsenEnqueteKommission, Statistische Anlagen. − Berlin: Reichsdruckerei 1893, S.  216–265. (Hergenhahn, Statistik der Aktiengesellschaften) E

Herkner, Heinrich, Gewerkvereine in Österreich, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  25–30. (Herkner, Gewerkvereine in Österreich)

Heyd, Wilhelm, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter, 2 Bände. – Stuttgart: J. G. Cotta 1879. (Heyd, Geschichte des Levantehandels I–II) Heyking, Edmund Freiherr von, Zur Geschichte der Handelsbilanztheorie, Theil 1: Einleitendes. Ältere englische Systeme und Theorien. – Berlin: Puttkamer & Mühlbrecht 1880. (Heyking, Geschichte)

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E Hitze, Franz, Kapital und Arbeit und die Reorganisation der Gesellschaft. – Paderborn: Bonifacius Druckerei (J. W. Schröder) 1880. (Hitze, Kapital und Arbeit) E –,

Die Quintessenz der socialen Frage, ebd. 1880. (Hitze, Quintessenz)

–, Schutz dem Handwerk, ebd. 1883. (Hitze, Schutz dem Handwerk) E –,

Die sociale Frage und die Bestrebungen zu ihrer Lösung, ebd. 1877. (Hitze, Sociale Frage) Jacobson, Ed., Terminhandel in Waaren, übersetzt von Franz Stapff (Diss. Leiden). – Rotterdam: Verlag „Allgemeine Kaffee-Zeitung“ 1889. (Jacobson, Terminhandel) Justi, Johann Heinrich Gottlob von, Staatswirthschaft oder systematische Abhandlung aller Ökonomischen und Cameral-Wissenschaften, die zur Regierung eines Landes erfordert werden. In zween Theilen ausgefertiget. Erster Theil, Welcher die Lehre von Erhaltung und Vermehrung des Vermögens des Staats, Und mithin die Staatskunst, die Policey- und Commercien-Wissenschaft nebst der Haushaltungskunst in sich begreift. – Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf 1755. (Justi, Staatswirthschaft I) Kardorff[-Wabnitz], Wilhelm von, Gegen den Strom! Eine Kritik der Handelspolitik des deutschen Reichs an der Hand der Carey’schen Forschungen. – Berlin: Julius Springer 1875. (Kardorff, Gegen den Strom) Kleinwächter, Friedrich, Die Kartelle. Ein Beitrag zur Frage der Organisation der Volkswirtschaft. – Innsbruck: Wagner 1883. (Kleinwächter, Kartelle) E

–, Unternehmerverbände. 1. Die wirtschaftlichen Unternehmerverbände. (Kartelle, Trusts, Ringe und dgl.), in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  346–355. (Kleinwächter, Unternehmerverbände) E

Kollmann, Paul, Gewerbestatistik, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  1039–1055. (Kollmann, Gewerbestatistik)

E Krech, Johannes, III. Armengesetzgebung in den einzelnen Staaten. 1a) Armen-

gesetzgebung in Deutschland, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  842–855. (Krech, Armengesetzgebung in Deutschland). E Laves, Theodor, Anti-Corn-Law-League, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  336–345. (Laves, Anti-Corn-Law-League)

Lehr, Julius, Schutzzoll und Freihandel. – Berlin: Julius Springer 1877. (Lehr, Schutzzoll und Freihandel)

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–, Veredelungsverkehr, in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  415–422. (Lehr, Veredelungsverkehr) E

–, Zölle, Zollwesen, in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  827–859. (Lehr, Zölle, Zollwesen) E

Leonhardt, Gustav Ritter von, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 9. Die Österreichisch-ungarische Bank, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  97–111. (Leonhardt, Österreichisch-ungarische Bank)

E Leser, Eduard, Freihandelsschule, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.   665–672. (Leser, Freihandelsschule)

Levasseur, Émile, Histoire des classes ouvrières en France depuis 1789 jusqu’à nos jours. – Paris: L. Hachette 1867. (Levasseur, Histoire) [Levy] von Halle, Ernst, Baumwollproduktion und Pflanzungswirtschaft in den Nordamerikanischen Südstaaten, Erster Teil: Die Sklavenzeit. – Leipzig: Duncker & Humblot 1897. (Levy von Halle, Baumwollproduktion) –, Der freie Handelsmakler in Bremen, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, hg. von Gustav Schmoller, 17. Jg., 1893, S.  427–450. (Levy von Halle, Handelsmakler in Bremen) –, Der freie Handelsmakler in Hamburg und seine Stellung, in: ebd., 16. Jg., 1892, S.  1109–1176. (Levy von Halle, Handelsmakler in Hamburg) E

Lexis, Wilhelm, Ausfuhrprämien und Ausfuhrvergütungen, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  963–969. (Lexis, Ausfuhrprämien und Ausfuhrvergütungen)

E

–, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 6. Die Königliche Bank in Berlin (1765–1846), in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  68–71. (Lexis, Bank in Berlin) E

–, Differentialzölle, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  929–932. (Lexis, Differentialzölle) E

–, Eisen und Eisenindustrie. III. Zollgeschichtliches, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  143–146. (Lexis, Eisen)

–, Die französischen Ausfuhrprämien im Zusammenhange mit der Tarifgeschichte und Handelsentwicklung Frankreichs seit der Restauration. Volkswirthschaftliche Studien. – Bonn: Adolph Marcus 1870. (Lexis, Französische Ausfuhrprämien)

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–, Gewerkvereine und Unternehmerverbände in Frankreich. Ein Beitrag zur Kenntniß der socialen Bewegung (Schriften des Vereins für Socialpolitik 17). – Leipzig: Duncker & Humblot 1879. (Lexis, Gewerkvereine) E –, Großbetrieb und Kleinbetrieb, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  107–112. (Lexis, Großbetrieb und Kleinbetrieb) E

–, Handelspolitik, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  317–329. (Lexis, Handelspolitik)

E

–, Identitätsnachweis, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  554–556. (Lexis, Identitätsnachweis) E

–, Papiergeld, in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  96–117. (Lexis, Papiergeld)

E

–, Schiffahrt (Politik), in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  532–557. (Lexis, Schiffahrt I)

E

–, Schiffahrt (Statistik), in: HdStW1, Band 5, 1893, S.  558–566. (Lexis, Schifffahrt II) List, Friedrich, Das nationale System der politischen Ökonomie, 1.  Band: Der internationale Handel, die Handelspolitik und der deutsche Zollverein. – Stuttgart: J. G. Cotta 1841. (List, Nationales System) –, Über ein sächsisches Eisenbahn-System als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahn-Systems und insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden. – Leipzig: A. G. Liebeskind 1833. (List, Sächsisches Eisenbahnsystem) E

Loening, Edgar, Vereins- und Versammlungsfreiheit, in: HdStW1, Band 6, 1894, S.  422–431. (Loening, Vereins- und Versammlungsfreiheit) Lohren, Arnold, Die Wiederbelebung der Innungen und der Normalarbeitstag. – Potsdam: Gropius 1880. (Lohren, Wiederbelebung)

Lotz, Walther, Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860 bis 1891 (Schriften des Vereins für Socialpolitik 50: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Zweiter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892. (Lotz, Handelspolitik) –, Die Technik des deutschen Emissionsgeschäfts. Anleihen, Konversionen, und Gründungen, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, hg. von Gustav Schmoller, N. F., 14. Jg., 1890, S.  393–460. (Lotz, Technik des Emissionsgeschäfts) E

Mahaim, Ernest, La politique commerciale de la Belgique, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks,

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Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  195–238. (Mahaim, Handelspolitik) Malthus, Thomas Robert, An Essay on the Principle of Population or a View of its Past and Present Effects on Human Happiness, with an Inquiry into our Prospects Respecting the Future Removal or Mitigation of the Evils which it Occasions. – London: J. Johnson 1798. (Malthus, Essay) Marquardt, Joachim, Römische Staatsverwaltung, 2 Bände (ders. und Theodor Mommsen (Hg.), Handbuch der römischen Alterthümer, Band 4 und 5), 2.  Aufl. – Leipzig: S. Hirzel 1881/84. (Marquardt, Römische Staatsverwaltung I 2–II 2) E

Marx, Karl, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Erster Band, Buch I: Der Produktionsproceß des Kapitals. – Hamburg: Otto Meissner 1867 (MEGA II/5). (Marx, Kapital I/1)

E

Mataja, Victor, Die Arbeiterkammern, in: HdStW2, Band 1, 1898, S.  461–463. (Mataja, Arbeiterkammern)

Matlekovits, Alexander von, Die Zollpolitik der österreichisch-ungarischen Monarchie und des Deutschen Reiches seit 1868 und deren nächste Zukunft. – Leipzig: Duncker & Humblot 1891. (Matlekovits, Zollpolitik) E

Mayo-Smith, Richmond, Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika (Schriften des Vereins für Socialpolitik 72, II. Teil). – Leipzig: Duncker & Humblot 1896, S.  213–272. (Mayo-Smith, Einwanderung) E

– und Edwin R. A. Seligman, The Commercial Policy of the United States of America, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  1–74. (Mayo-Smith/Seligman, Commercial Policy)

Meyer, Eduard, Geschichte des Alterthums, Band 2: Geschichte des Abendlandes bis auf die Perserkriege. – Stuttgart: J. G. Cotta 1893. (Meyer, Geschichte des Alterthums II) –, Die wirtschaftliche Entwickelung des Altertums. Ein Vortrag, gehalten auf der dritten Versammlung Deutscher Historiker in Frankfurt a. M. am 20. April 1895. – Jena: Gustav Fischer 1895. (Meyer, Wirtschaftliche Entwickelung)

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E Meyer, Georg, Auswanderungsunternehmungen, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  1041–1043. (Meyer, Georg, Auswanderungsunternehmungen) E

–, Die Gewerbegesetzgebung in Deutschland, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  961–983. (Meyer, Georg, Gewerbegesetzgebung 1892)

E –, Gewerbegesetzgebung, in: HdStW1, Zweiter Supplementband, 1897, S.  361– 373. (Meyer, Georg, Gewerbegesetzgebung 1897)

Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Band 1–3 (8.  Aufl., 1888) und Band 5 (4.  Aufl., 1894). – Berlin: Weidmann 1888 und 1894. (Mommsen, Römische Geschichte I 8–III 8, V 4) –, Römisches Staatsrecht, Band 1 und 2 (Teile 1–2) (Handbuch der römischen Altertümer, hg. von Joachim Marquardt und Theodor Mommsen, Band 1–2), 3.  Aufl. – Leipzig: S. Hirzel 1887. (Mommsen, Römisches Staatsrecht I 3, II,13, II,2 3) –, dass., Band 3 (Teile 1–2) (Handbuch der römischen Altertümer, hg. von Joachim Marquardt und Theodor Mommsen, Band 3), 1.  Aufl. – Leipzig: S. Hirzel 1887–88. (Mommsen, Römisches Staatsrecht III,1–III,2) Mosle, Alexander G., Der Unterscheidungszoll. (La surtaxe d‘entrepot). – Bremen: Kühlmanns 1880. (Mosle, Unterscheidungszoll) Mun, Thomas, Englands Treasure by Forraign Trade. Or, the Balance of our Forraign Trade is the Rule of our Treasure, Published […] by John Mun. – London: Thomas Clark 1664. (Mun, Englands treasure by forraign trade) E

Münstermann, Oscar, Japans auswärtiger Handel von 1542 bis 1854 (Münchener Volkswirtschaftliche Studien, hg. von Lujo Brentano und Walther Lotz, 10. Stück). – Stuttgart: J. G. Cotta 1896. (Münstermann, Japan) E

Nasse, Erwin, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 2. Die Bank im Mittelalter und bis zum 17. Jahrhundert, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  47–54. (Nasse, Bank im Mittelalter und bis zum 17. Jahrhundert) E

–, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 3. Die Banken in Großbritannien und Irland, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  54–63. (Nasse, Banken in Großbritannien und Irland)

Naudé, Wilhelm, Deutsche städtische Getreidehandelspolitik vom 15.–17. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung Stettins und Hamburgs (Staats- und Socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Band 8, Heft 5) (Diss. Berlin). – Leipzig: Duncker & Humblot 1889. (Naudé, Städtische Getreidehandelspolitik)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

–, Die Getreidehandelspolitik der europäischen Staaten vom 13. bis zum 18. Jahrhundert als Einleitung in die Preußische Getreidehandelspolitik (Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. von der Königlichen Akademie der Wissenschaften). – Berlin: Paul Parey 1896. (Naudé, Getreidehandelspolitik) Oechelhäuser, Wilhelm, Die Tarifreform von 1879. – Berlin: Springer 1880. (Öchelhäuser, Tarifreform) Oldenberg, Karl, Deutschland als Industriestaat. Vortrag, auf dem Evangelischsozialen Kongreß in Leipzig am 10. Juni 1897. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1897. (Oldenberg, Industriestaat) E Oncken, August, Handelsverträge, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.   346–363. (Oncken, Handelsverträge)

–, Introduction, in: Quesnay, François, Œuvres économiques et philosophiques, hg. von August Oncken. – Francfort s. M.: Joseph Baer & Cie; Paris: Jules Peelman & Cie 1888, S. IX–XXVII. (Oncken, Quesnay) E

–, Die Maxime laissez faire und laissez passer, ihr Ursprung, ihr Werden. Ein Beitrag zur Geschichte der Freihandelslehre. – Bern: K. J. Wyß 1886. (Oncken, Maxime)

Oncken, Wilhelm, Die Staatslehre des Aristoteles in historisch-politischen Umrissen. Ein Beitrag zur Geschichte der hellenischen Staatsidee und zur Einführung in die aristotelische Politik, 2 Bände. – Leipzig: Wilhelm Engelmann 1870–75. (Oncken, Wilhelm, Staatslehre des Aristoteles I–II) E

Osten, [Max] von der, Die Gewerkvereine in Frankreich, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  30–35. (v. d. Osten, Gewerkvereine in Frankreich)

E

Peez, Alexander, Die österreichische Handelspolitik der letzten fünfundzwanzig Jahre, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  167–194. (Peez, Österreichische Handelspolitik) Perrot, Franz, Die Anwendung des Penny-Porto-Systems auf den Eisenbahntarif und das Packet-Porto. – Rostock: Ernst Kuhn 1872. (Perrot, Penny-Porto-System) –, Der Bank-, Börsen- und Actienschwindel. Eine Hauptursache der drohenden socialen Gefahr. Beiträge zur Kritik der politischen Öconomie, 3 Bände. – Rostock:

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

761

Ernst Kuhn 1873; Stillersche Hof- und Universitätsbuchhandlung 1874 und Wilhelm Werther 1876. (Perrot, Bank-, Börsen- und Actienschwindel I–III) E

Philippovich, Eugen von, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 11. Die Banken in Frankreich, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  116–123. (Philippovich, Banken in Frankreich)

E

–, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 13. Die Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  164–175. (Philippovich, Banken in den Vereinigten Staaten von Amerika) E

–, Grundriß der Politischen Ökonomie, Band 1: Allgemeine Volkswirthschaftslehre. – Freiburg i. B. und Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1893. (Philippovich, Grundriß I1) –, (Hg.), Auswanderung und Auswanderungspolitik in Deutschland. Berichte über die Entwicklung und den gegenwärtigen Zustand des Auswanderungswesens in den Einzelstaaten und im Reich (Schriften des Vereins für Socialpolitik 52). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892. (Philippovich (Hg.), Auswanderung) Platon, πολίτεία (Politeia); (dt.) Plato‘s Staat, übersetzt von Friedrich Schleiermacher und erläutert von Julius H. von Kirchmann (Philosophische Bibliothek oder Sammlung der Hauptwerke der Philosophie alter und neuer Zeit, Band 27). – Berlin: L. Heimann 1870. (Platon, πολίτεία) Pöhlmann, Robert, Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus, 1.  Band. – München: C. H. Beck 1893. (Pöhlmann, Antiker Kommunismus und Sozialismus I) Poschinger, Heinrich von (Hg.), Dokumente zur Geschichte der Wirthschaftspolitik in Preußen und im Deutschen Reich, 5 Bände, darunter: Fürst Bismarck als Volkswirth, Band 1–3. – Berlin: Hennig & Eigendorf 1889–91. (Poschinger, Dokumente I–V) – (Hg.), Fürst Bismarck als Volkswirth  Poschinger, Dokumente I–III E

Prince-Smith, John, Gesammelte Schriften, Band 2: Über den politischen Fortschritt Preußens. Handelsfeindseligkeit und Zollschutz. Über die englische Tarifreform. Vermischte volkswirthschaftliche Schriften, hg. von Karl Braun. – Berlin: Herbig 1879. (Prince-Smith, Gesammelte Schiften II) Rathgen, Karl, Die englische Auswanderung und Auswanderungspolitik im neunzehnten Jahrhundert (Schriften des Vereins für Socialpolitik 72, I. Teil). – Leipzig: Duncker & Humblot 1896, S.  3–211. (Rathgen, Auswanderung)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

–, Die Entstehung der Märkte in Deutschland (Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Staatswissenschaftlichen Doctorwürde in der rechts- und staatswissenschaftlichen Facultät der Universität Straßburg). – Darmstadt: G. Otto 1881. (Rathgen, Entstehung der Märkte) –, Die Entwickelung des Handels zwischen Europa und China. Akademische Antrittsvorlesung, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich, hg. von Gustav Schmoller, N. F., 16. Jg., 1892, S.  527–547. (Rathgen, Entwickelung) –, Japans Volkswirtschaft und Staatshaushalt (Staats- und Socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Band 10, Heft 4). – Leipzig: Duncker & Humblot 1891. (Rathgen, Japan) E

–, Märkte und Messen, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  1119–1129. (Rathgen, Märkte und Messen) Die Reform des Lehrlingswesens. Sechzehn Gutachten und Berichte (Schriften des Vereins für Socialpolitik 10). – Leipzig: Duncker & Humblot 1875. (Reform des Lehrlingswesens) E

Rehm, Hermann, Eheschließung, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  7–14. (Rehm, Eheschließung)

E

–, Freizügigkeit, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  672–678. (Rehm, Freizügigkeit)

E

Réus, Henry de, und G. S. Endt, Die Handelspolitik der Niederlande in den letzten Jahrzehnten, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  239–271. (Réus/Endt, Handelspolitik) E

Richter, Otto, Die Arbeiterschutzgesetzgebung. II. Die Arbeiterschutzgesetzgebung in den einzelnen Ländern. 4. Die Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien, in: HdStW2, Band 1, 1898, S.  523–539. (Richter, Arbeiterschutzgesetzgebung in Großbritannien) Richthofen, Ferdinand von, China. Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien, 3 Bände mit Atlas in 2 Teilen. – Berlin: Reimer 1877–85. (Richthofen, China I–III) Ring, Victor, Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Pflichten der Handelsmäkler, in: Archiv für Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handelsund Wechselrechts, 47.  Band, 1887, S.  122–166. (Ring, Maklergesetzentwurf)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Rodbertus(-Jagetzow), Johann Karl, Zur Geschichte der agrarischen Entwickelung Roms unter den Kaisern oder die Adscriptitier, Inquilien und Colonen (Untersuchungen auf dem Gebiete der Nationalökonomie des klassischen Alterthums, 1. Folge), in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 2, 1864, S.  206–268. (Rodbertus, Geschichte) Rohrscheidt, Kurt von, Vom Zunftzwange zur Gewerbefreiheit. Eine Studie nach den Quellen. – Berlin: Carl Heymann 1898. (Rohrscheidt, Vom Zunftzwange zur Gewerbefreiheit) E Roscher, Carl, Gewerblicher Unterricht, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  1088– 1105. (Roscher, Carl, Gewerblicher Unterricht) E

Rosenthal, Eduard, Gesellschaften mbH, in: HdStW1, 1. Supplementband, 1895, S.  337–344. (Rosenthal, Gesellschaften) Sartorius von Waltershausen, August, Die Chinesen in den Vereinigten Staaten von Amerika, in: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft, Band 39, 1883, S.  320–431. (Sartorius von Waltershausen, Chinesen)

E

–, Die Chinesenfrage, in: HdStW1, 1. Supplementband, 1895, S.  265–273. (Sartorius von Waltershausen, Chinesenfrage) E

–, Deutschland und die Handelspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika. – Berlin: Siemensroth & Troschel 1898. (Sartorius von Waltershausen, Deutschland) Schanz, Georg, Englische Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters der beiden ersten Tudors Heinrich VII. und Heinrich VIII., 2 Bände. – Leipzig: Duncker & Humblot 1881. (Schanz, Englische Handelspolitik I–II) E

Scharling, William, Die Handelspolitik Dänemarks 1864–1891, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  273–301. (Scharling, Handelspolitik) Schmoller, Gustav, Das brandenburgisch-preußische Innungswesen 1640–1806, hauptsächlich die Reform unter Friedrich Wilhelm I., in: Reinhold Koser, Friedrich Holtze, Gustav Schmoller, Adolf Stölzel, Adalbert v. Taysen, Heinrich v. Treitschke (Hg.), Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Erster Band. – Leipzig: Duncker & Humblot 1888, S.  57–109 und 305–383. (Schmoller, Brandenburgisch-preußisches Innungswesen)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

–, Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Statistische und nationalökonomische Untersuchungen. – Halle: Buchhandlung des Waisenhauses 1870. (Schmoller, Deutsches Kleingewerbe) –, Die Straßburger Tucher- und Weberzunft. Urkunden und Darstellung nebst Regesten und Glossar. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Weberei und des deutschen Gewerberechts vom XIII.–XVII. Jahrhundert. – Straßburg: Karl J. Trübner 1879. (Schmoller, Straßburger Tucher- und Weberzunft) –, Studien über die wirthschaftliche Politik Friedrichs des Großen und Preußens überhaupt von 1680–1786, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft im Deutschen Reich, N. F., 8. Jg., 1884, S.  1–61, 345–421 und 999–1091. (Schmoller, Studien) – und Otto Hintze, Die preußische Seidenindustrie im 18. Jahrhundert und ihre Begründung durch Friedrich den Großen, 3 Bände (Acta Borussica. Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. von der Königlichen Akademie der Wissenschaften). – Berlin: Parey 1892. (Schmoller/Hintze, Preußische Seidenindustrie I–III) Schoenlank, Bruno, Die Kartelle. Beiträge zu einer Morphologie der Unternehmerverbände, in: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik. Vierteljahresschrift zur Erforschung der gesellschaftlichen Zustände aller Länder, hg. von Heinrich Braun, Band 3, 1890, S.  489–538. (Schoenlank, Kartelle) Schönberg, Gustav (von), Zur wirthschaftlichen Bedeutung des deutschen Zunftwesens im Mittelalter, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 9, 1867, S.  1–72 und 97–167. (Schönberg, Bedeutung des Zunftwesens) –, Gewerbe. 1. Teil, in: Handbuch der politischen Ökonomie, hg. von dems., Band 2: Volkswirtschaftslehre, 3.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1891, S.  419–630. (Schönberg, Gewerbe) –, Gewerbe. 2. Teil: Die gewerbliche Arbeiterfrage, in: Handbuch der politischen Ökonomie, hg. von dems., Band 2: Volkswirtschaftslehre, 3.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1891, S.  631–778. (Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage) Schraut, Max von, System der Handelsverträge und der Meistbegünstigung. – Leipzig: Duncker & Humblot 1884. (Schraut, System) Schriften des Vereins für Socialpolitik, Handelspolitik  Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten E

Schulze-Gaevernitz, Gerhart von, Zum socialen Frieden. Eine Darstellung der socialpolitischen Erziehung des englischen Volkes im neunzehnten Jahrhundert,

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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2 Bände. – Leipzig: Duncker & Humblot 1890. (Schulze-Gaevernitz, Zum socialen Frieden I–II) –, Eine Studie zum osteuropäischen Merkantilismus, in: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Band 8, 1895, S.  436–473. (Schulze-Gävernitz, Studie) E

Sering, Max, Heimstättenrecht, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  449–459. (Sering, Heimstättenrecht)

Siegfried, Richard (Hg.), Saling‘s Börsen-Papiere. Erster (allgemeiner) Theil: Die Börse und die Börsengeschäfte. Ein Handbuch für Bankiers, Juristen und Capitalisten, 6.  Aufl. – Berlin: Haude & Spener (F. Weidling) 1892. (Siegfried, Saling‘s Börsenpapiere) Sieveking, Heinrich, Genueser Finanzwesen mit besonderer Berücksichtigung der Casa di S. Giorgio. 2 Teile (Volkswirtschaftliche Abhandlungen der Badischen Hochschulen, 1.  Band, 3. Heft). – Freiburg i. B., Leipzig und Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1898/99. (Sieveking, Finanzwesen I–II) Simonsfeld, Henry, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen. Quellen und Forschungen, 2 Bände. – Stuttgart: J. G. Cotta 1887. (Simonsfeld, Fondaco dei Tedeschi I–II) Smith, Adam, An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, 2 vols. – London: W. Strahan, and T. Cadell 1776. (Smith, Inquiry I–II) Sombart, Werner, Die Handelspolitik Italiens seit der Gründung des Königreichs, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, der Niederlande, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten, sowie die deutsche Handelsstatistik von 1880 bis 1890. (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  75–166. (Sombart, Handelspolitik) E

–, Hausindustrie, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  418–441. (Sombart, Hausindustrie) –, Ideale der Sozialpolitik, in: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Band 10, 1897, S.  1–48. (Sombart, Ideale der Sozialpolitik) E

Sonnenfels, Joseph von, Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanz. – Zu dem Leitfaden des politischen Studiums, 1. Theil. – Wien: Trattner 1765. (Sonnenfels, Grundsätze I)

766

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Stafford, William, A compendious or briefe examination of certayne ordinary complaints, of divers of our country men in these our days […]. – London: Thomas Marske 1581. (Stafford, Compendious) Stammler, Rudolf, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine sozialphilosophische Untersuchung. – Leipzig: Veit & Comp.  1896. (Stammler, Wirtschaft1) Steinmann-Bucher, Arnold, Die Nährstände und ihre zukünftige Stellung im Staate. Ein Beitrag zur Reform der industriellen, kleingewerblichen und landwirthschaftlichen Interessenvertretung, 2.  Aufl. – Berlin: Decker 1886. (SteinmannBucher, Nährstände) –, (Hg.), Die Industrie. Zeitschrift für die Interessen der deutschen Industrie und des Ausfuhrhandels. – Berlin: Steinmann-Bucher 1887. (Steinmann-Bucher, Industrie) E

Stieda, Wilhelm, Arbeitsbuch, in: HdStW1, Band 1, 1890, S.  598–604. (Stieda, Arbeitsbuch) E

–, Gewerbegericht, in: HdStW1, Band 3, 1892, S.  950–959. (Stieda, Gewerbegericht) –, Zur gewerbepolitischen Literatur der letzten Jahre in Deutschland, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, N. F., Band 2, 1881, S.  260–282. (Stieda, Gewerbepolitische Literatur) –, Das gewerbliche Lehrlingswesen, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, N. F., Band 20, 1890, S.  607–623. (Stieda, Das gewerbliche Lehrlingswesen) E

–, Handwerk, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  369–396. (Stieda, Handwerk)

E

–, Innungen, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  586–591. (Stieda, Innungen)

E –, Koalition und Koalitionsverbot, in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  690–697. (Stieda,

Koalition und Koalitionsverbot)

E

–, Lehrlingswesen (Moderne Zeit.), in: HdStW1, Band 4, 1892, S.  1014–1029. (Stieda, Lehrlingswesen)

E

Ströll, Moritz, Banken. III. Geschichte und gegenwärtiger Zustand des Bankwesens. 1. Die deutschen Banken im 19. Jahrhundert, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  71–84. (Ströll, Deutsche Banken)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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E

–, Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien u. Bulgarien, in: Die Handelspolitik der Balkanstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien, Spaniens und Frankreichs in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 51: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Dritter Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  1–65. (Ströll, Handelspolitik der Balkanstaaten) E

Struck, Emil, Börse, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  671–680. (Struck, Börse)

E

–, Börsengeschäfte, in: HdStW1, Band 2, 1891, S.  681–695. (Struck, Börsengeschäfte) –, Die Effektenbörse. Eine Vergleichung deutscher und englischer Zustände. Nebst einem Anhange: Die Entwickelung des Instituts der beeidigten Handelsmakler in Deutschland während des 19. Jahrhunderts (Staats– und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Band 3, Heft 3). – Leipzig: Duncker & Humblot 1881. (Struck, Effektenbörse) Sydow, Reinhold, Über Consortien oder sogenannte Syndicate zur Actienbegebung, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von Levin Goldschmidt, Band 19, 1874, S.  427–463. (Sydow, Über Syndikate) E

Tischert, Georg, Fünf Jahre deutscher Handelspolitik (1890–1894). – Leipzig: Friedrich Wilhelm Grunow 1898. (Tischert, Handelspolitik) Ulrich, Franz, Staffeltarife und Wasserstraßen. – Berlin: Julius Springer 1894. (Ulrich, Staffeltarife)

Verhandlungen der dritten Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik am 10., 11. und 12. October 1875 (Schriften des Vereins für Socialpolitik 11). – Leipzig: Duncker & Humblot 1875. (Verhandlungen VfSp 1875) Verhandlungen der am 28. und 29. September 1894 in Wien abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik über die Kartelle und über das ländliche Erbrecht (Schriften des Vereins für Socialpolitik 61). – Leipzig: Duncker & Humblot 1895. (Verhandlungen VfSp 1894) Vogelsang, Carl Freiherr von, Gesammelte Aufsätze über socialpolitische und verwandte Themata, Band 1. – Augsburg: Max Huttler 1886. (Vogelsang, Gesammelte Aufsätze I) Waentig, Heinrich, Gewerbliche Mittelstandspolitik. Eine rechtshistorisch-wirtschaftspolitische Studie aufgrund österreichischer Quellen. – Leipzig: Duncker & Humblot 1898. (Waentig, Gewerbliche Mittelstandspolitik)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

E

Wagner, Adolph, Die Geld- und Credittheorie der Peel‘schen Bankacte. – Wien: Braumüller 1862. (Wagner, Bankacte)

E

–, XXV. Versicherungswesen, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, hg. von Gustav von Schönberg, Volkswirtschaftslehre, Band 2, 3.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1891, S.  939–1028. (Wagner, Versicherungswesen)

Wakefield, [Edward Gibbon], A Letter from Sydney, the Principal Town of Australasia. Together with the Outline of a System of Colonization, ed. by Roger Gouger. – London: Joseph Cross 1829. (Wakefield, Letter from Sydney) Weber, Max, Agrarpolitik. Vorlesungen 1895 und 1897/98 (MWG III/5, S.  159–330 und S.  331–410). (Weber, Agrarpolitik) –, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie. Vorlesungen 1894–1898 (MWG III/1, S.  157–664). (Weber, Theoretische Nationalökonomie) –, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895–1898 (MWG III/4, S.  59–244 und S.  245–310). (Weber, Arbeiterfrage) –, Börsenwesen. (Die Vorschläge der Börsenenquetekommission.), in: HdStW1, 1. Supplementband, 1895, S.  214–252 (MWG I/5, S.  553–590). (Weber, Börsenwesen) –, Die Ergebnisse der deutschen Börsenenquete, 4 Teile, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von Levin Goldschmidt, Band 43, Heft 1, 1894, S.  83–219; Heft 3, 1895, S.  457–514; Band 44, Heft 1, 1895, S.  29–74, und Band 45, Heft 1, 1896, S.  69–156 (MWG I/5, S.  175–550). (Weber, Ergebnisse der Börsenenquete I–IV) –, Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894–1897 (MWG III/3, S.  91–337). (Weber, Finanzwissenschaft) –, Geld- und Bankwesen. Vorlesung 1898/99, angekündigt. (Weber, Geld- und Bankwesen) –, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1891 (MWG I/2). (Weber, Römische Agrargeschichte) –, Theoretische Nationalökonomie  Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie E

Wittschewsky, Valentin, Die russische Zoll- und Handelspolitik der letzten Jahrzehnte, in: Die Handelspolitik Nordamerikas, Italiens, Österreichs, Belgiens, den Niederlanden, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, Rußlands und der

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Schweiz in den letzten Jahrzehnten (Schriften des Vereins für Socialpolitik 49: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, Erster Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892, S.  361–449. (Wittschewsky, Handelspolitik) Zeller, Eduard, Grundriß der Geschichte der griechischen Philosophie. – Leipzig: Fues‘s Verlag (R. Reisland) 1883. (Zeller, Grundriß der griechischen Philosophie)

Personenregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Max Weber wird nur im Zusammenhang mit seinen Schriften aufgeführt. Ackermann, Karl Gustav 622, 659 Adler, Georg 24, 191, 193, 748 Aegidi, Ludwig Karl 393, 748 Albertus Magnus 202, 659 Albrecht Markgraf von Brandenburg 210, 659 Albrecht, Heinrich 603, 606, 748 Aldenhoff-Hübinger, Rita 5, 13, 24, 29 f., 55, 70, 78, 83, 89 Alexander II. (Russischer Zar) 291, 659 Alexander IV. (Papst) 220, 659 Alkibiades 176, 659 f. Althoff, Friedrich 4 Althorp, John Charles 655, 660 Ammon, Otto 41, 312, 660, 748 Amonn, Alfred 19 Antonin von Florenz 200, 203, 660 Aristoteles 176, 178, 202, 238, 660, 748 Arkwright, Sir Richard 380, 660 Arnsperger, Ludwig 9 Aschrott, Paul Felix 328, 748 Aufseß, Otto Frhr. von und zu 393, 748 Badeni, Kasimir Felix Graf von 641, 660 Baltimore, George Calvert Lord 274, 661 Bamberger, Ludwig 417, 661 Barnard, Sir John 543, 661 Barth, Theodor 440, 748 f. Bastiat, Frédéric 289, 661 Baumgarten, Hermann 4 Baumgarten, Otto 55 Bebel, August 69, 90, 652 Behr-Behrendorff, Carl Graf von 415, 417, 661 Belcredi, Egbert Graf 56, 634, 661 Belcredi, Richard Graf 414, 661 Bennigsen, Rudolf von 445 f., 661 f. Bentham, Jeremy 38, 309 Berlepsch, Hans Frhr. von 623, 662 Bernhardin von Siena 200, 662

Bessemer, Henry 54, 443, 662, 697 Bethusy-Huc, Eduard Georg Graf von 415, 662 Biesenbach, Friedhelm 6 Bismarck, Otto Fürst von 20, 53–55, 416, 420, 427, 445–447, 459, 487, 662 Blaine, James 452, 662 f. Blanckenburg, Moritz von 415, 663 Boese, Franz 19, 25 Böhm, Franz 8 Bojanowski, Victor von 593, 644, 749 Bontoux, Paul Eugène 543, 663 Borchardt, Knut 3, 6, 12, 14, 27, 64–67, 528 Boretius, Alfred 185, 663, 749 Borght, Richard van der 58, 99, 101, 495, 496, 497 f., 500 f., 560, 563 f., 565, 749 Böthlingk, Arthur 24 Brentano, Lujo 12, 19, 22, 25, 39, 54, 56, 81, 266, 456, 593, 644, 648, 749 Bright, John 385, 663 Bruck, Karl Ludwig Frhr. von 409, 663 Bruck, Robert 106, 135 Bücher, Karl 25, 32, 35 f., 41 f., 98, 135, 158, 547, 603, 749 f. Bueck, Henry Axel 444, 488, 663 Burger, Erwin 81 Calhoun, John Caldwell 373, 421, 663 f. Call, Friedrich von 579, 635, 750 Calvin, Johannes 50, 241, 664 Campanella, Tommaso 49 f., 201, 238, 664, 750 Camphausen, Otto von 416, 664 Cancrin, Georg Graf von 420, 664 Canning, George 383, 664 Caprivi, Leo von 53 f. Carey, Henry Charles 421 f., 433, 664, 750 Carey, Matthew 421, 665

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Personenregister

Carl II.  Karl II. Carlyle, Thomas 41, 325, 665 Casimir-Périer, Auguste 441, 665 Cavour, Camillo Benso Graf von 407, 665 Chamberlain, Joseph 486, 665 Chapelier  Le Chapelier, Isaac René Guy Charles II.  Karl II. Chevalier, Michel 404, 665 f. Child, Sir Josiah 247, 666, 750 Christians, Wilhelm 560, 563, 566, 750 Cleveland, Stephen G. 452, 666 Clugny, Jean Étienne de 596, 666 Cobden, Richard 94, 384–386, 387 f., 404 f., 485 f., 666, 702 Cohn, Gustav 16, 58, 97 f., 497, Colbert, Jean Baptiste 52, 136, 249, 252, 259 f., 265, 391, 582, 595, 611, 666 Conrad, Johannes 10 f., 45, 97 f. Conze, Friedrich 195 Cromwell, Oliver 52, 136, 248, 262, 510, 666 Crüger, Hans 59, 89, 100, 560, 568, 569, 750 Darwin, Charles 44 De Bow, J. D. B. 373 Deininger, Jürgen 3 Delbrück, Hans 90, 96 Delbrück, Rudolph von 420, 446, 667 Delius, Hans 651 Devers, Auguste 110, 401, 448, 750 Dilcher, Gerhard 93 Dilke, Charles 483, 667, 750 Dilthey, Wilhelm 31 Dingley, Nelson Jr. 455, 464 f., 667, 709 f. Diokletian 92, 165, 183, 185, 667 Disraeli, Benjamin 404, 667 Domitian 180, 667 Duckwitz, Arnold 431, 668 Dühring, Eugen 422, 668, 750 Dümmler, Ferdinand 170, 751 Dunraven, Thomas Lord 353, 668 Duns Scotus, Johannes 200, 202, 668 Durham  Lambton, John George (Earl of Durham) Eduard IV. (König von England) 245, 668

Eheberg, Karl Theodor von 97, 389, 396, 751 Ehrenberg, Richard 49, 90, 207, 210 f., 212, 529, 531, 543, 545, 546, 549, 751 Eichhorn, Johann Albert Friedrich 395, 668 Eisermann, Gottfried 1 f., 9, 26 Elisabeth I. (Königin von England) 136, 244, 248, 260, 263, 291, 581, 594, 596, 668 Elizabeth I.  Elisabeth I. Elster, Ludwig 10, 45, 328, 332, 344, 751 Emminghaus, Arwed 393, 572, 751 Endemann, Wilhelm 200, 751 Engel, Eduard 499, 668, 751 Endt, G. S. 401, 762 Epikur 38, 280, 669 Erlei, Mathias 3 Fahlbeck, Pontus 401, 751 Farnam, Henry W. 593, 751 Fawcett, Henry 386, 669, 752 Feilding, William 353, 669 Ferraris, Carlo F. 505, 752 Festenberg-Packisch, Hermann von 389, 393, 401, 752 Franckenstein, Georg Arbogast von und zu 446, 669, 701 f. Franz I. (König von Frankreich) 264, 669 Franz I. (von Österreich) 631 f., 669 Frey, Emil 402, 752 Frey, Friedrich 638, 752 Friedrich II., der Staufer 218 f., 367, 669 Friedrich II., der Große (König von Preußen) 61, 136, 265 f., 270, 333, 393, 506. 512, 595, 669 Friedrich Wilhelm I. (König von Preußen) 258, 266, 344, 669 Friese, Karl Ferdinand 518, 669 f. Froude, James Anthony 353, 670 Fuchs, Carl Johannes 11 f., 25, 54, 93, 101, 378, 382, 385, 387, 401, 439, 440, 456, 481 f., 555, 752 Fugger, Jakob 210, 670 Funk, Franz Xaver 200, 203, 752 Garbe, Robert 625, 752 Garrison, William L. 373, 670 Gassendi, Pierre 281, 670 Gierke, Otto 587, 593, 753 Gladstone, William Ewart 383, 403, 405, 670

Personenregister Glaeser, Johannes 27, 29, 39 f. Glagau, Otto 565, 753 Goldschmidt, Levin 3–6, 10, 65, 92 f., 102, 546, 560, 753 Goldschmidt, Richard B. 81 Gorges, Irmela 21 Gothein, Eberhard 49 f., 238, 753 Gournay, Vincent de 386 Gracchus (Gaius Sempronius Gracchus) 180 f., 670 Gracchus (Tiberius Sempronius Gracchus) 180, 670 f. Gregor XVI. (Papst) 370, 671 Grotius 245, 281 f., 671, 753 Grünberg, Carl 370, 753 Gwinner, Arthur 402, 753 Hales, John 247 Hammacher, Friedrich 417, 671 Hampke, Thilo 625, 753 Hannibal 180, 671, 718 Hardenberg, Karl August Fürst von 68, 585, 671 Hasbach, Wilhelm 16, 284, 285, 287, 754 Hasse, Ernst 5, 55, 360, 754 Haushofer, Max jr. 625, 754 Hausrath, Adolf 79 Hehl, Rudolph A. 342, 347, 754 Heilmann, Martin 2, 9, 17, 60, 88, 96 f., 99 Heinrich III. (König von Frankreich) 595, 671 Heinrich IV. (König von Frankreich) 264, 671 Heinrich VI. (König von England) 245, 671 Heinrich VII. (König von England) 245, 247 f., 254, 259, 274, 671 Heinrich VIII. (König von England) 259, 509, 672 Held, Adolf 53, 378, 379, 581, 754 Hennis, Wilhelm 2, 26, 30, 34, 42 f., 65 Henry III.  Heinrich III. Hentschel, Volker 8 f., 17, 19, 26, 78 Hergenhahn, Theodor 560, 566, 754 Herkner, Heinrich 11, 22, 24 f., 55, 644, 754 Herzog von York  Jakob II. Heuß, Alfred 3 Heyd, Wilhelm 198, 754 Heyking, Edmund Frhr. von 245, 247, 754 Hildebrand, Bruno 44

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Hintze, Otto 266, 764 Hitze, Franz 625, 633, 672, 755 Hobbes, Thomas 281, 672 Hofmeyr, Jan Hendrik 484 f., 672 Huskisson, William 383, 672 Innozenz III. (Papst) 202, 672 Innozenz IV. (Papst) 202, 672 Jacob I.  Jakob I. Jacobson, Bjarne 34 Jacobson, Ed. 540, 755 Jackson, Andrew 520, 672 f. Jaffé, Else  Richthofen, Else von Jakob I. (König von England) 581, 673 Jakob II. (König von England) 274, 673 Janssen, Hauke 2, 19, 36 Jaspers, Karl 30 Jefferson, Thomas 371, 673 Johann I.  Johann II. Johann II. (König von Frankreich) 595, 673 Jones-Loyd, Samuel Baron Overstone 516, 673 Justi, Johann Heinrich Gottlob 37, 40, 45, 271 f., 328, 332, 673, 755 Kaesler, Dirk 3 f., 6, 30 Kamm, Max 50 Kampschulte, Franz Wilhelm 50, 242 Kanitz(-Podangen), Hans Wilhelm Alexander Graf von 487, 489, 673 Kant, Immanuel 283, 673 Kardorff(-Wabnitz), Wilhelm von, Wilhelm von 444, 622, 674, 755 Karl der Große 92, 159, 165, 185, 216, 573, 674 Karl Martell 185 f., 674 Karl I. (König von England) 509, 674 Karl II. (König von England) 257, 263, 274, 510, 581, 674 Karl V. (Kaiser d. Hl. Röm. Reiches) 210, 212, 674 Karl VI. 266, 674 Karl IX. (König von Frankreich) 595, 674 Katharina II., die Große 266, 674 Kaube, Jürgen 25 Kirsch, Ludwig 16 Kleinwächter, Friedrich 99, 571, 755 Kleon 168, 674 Knapp, Georg Friedrich 5, 19, 25

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Personenregister

Knies, Karl 1 f., 19, 21, 26, 32, 35, 42, 63, 97 Kollmann, Paul 71, 603, 755 Krech, Johannes 328, 755 Krüger, Dieter 6, 23, 25, 41, 71 Krumeich, Gerd 8 Lachmann, Ludwig 3 Lamarck, Jean-Baptiste 44 Lambton, John George (Earl of Durham) 348, 477, 674, 751 Lange, Friedrich Albert 34 Las Casas, Bartholomé de 47, 226 f., 238, 369, 674 f. Lasker, Eduard 417, 445, 446, 675 Lassalle, Ferdinand 59, 89, 560, 568, 675 Laurier, Sir Wilfrid 455, 479, 675 Laves, Theodor 100, 378, 384, 755 Law, John 506, 516, 525, 543, 675 Le Chapelier, Isaac René Guy 645, 675 Lehr, Julius 424, 425, 432, 498, 755 f. Lenger, Friedrich 39, 48 Leo X. (Papst) 210, 675 Leonhardt, Gustav Ritter von 505, 756 Leopold II. (Deutscher Kaiser) 262, 676 Lepsius, M. Rainer 8, 28 Leser, Emanuel 65, 386, 756 Levasseur, Émile 593, 756 Levy von Halle, Ernst 47, 342, 371, 372 f., 551, 756 Lexis, Wilhelm 10 f., 61, 64, 70, 102, 378, 389, 391, 401, 404, 424, 425, 431, 495, 500, 505, 512, 523, 571, 603, 756 f. Liechtenstein, Aloys Prinz von und zu 633, 641, 676 Liefmann, Robert 13, 27, 59 f., 82, 87, 560 Lincoln, Abraham 373, 676 Lindenlaub, Dieter 25 List, Friedrich 31 f., 34, 42, 57, 296, 389, 394, 396–398, 421 f., 433–436, 496, 676, 757 Locke, John 281–283, 285, 676 Loening, Edgar 10, 644, 757 Lohren, Arnold 622, 625, 757 Lotz, Walther 12, 22, 25, 54, 389, 401 f., 412, 415–417, 439, 440, 444 f., 447, 456, 537, 757 Louis XIV.  Ludwig XIV. Louis XV.  Ludwig XV. Ludwig XI. (König von Frankreich) 595, 676

Ludwig XIV. (König von Frankreich) 332, 676 f. Ludwig XV. (König von Frankreich) 506, 677 Lueger, Karl 641, 677 Luther, Martin 236, 281, 677 Lykurg 176, 677 Lysandros 176, 677 Maaßen, Karl Georg 395, 677 Mago I. 174, 677 Mahaim, Ernest 401, 757 f. Malß, Carl 310 Malthus, Thomas Robert 45, 289, 306 f., 322, 328, 329, 333, 677, 758 Maltzahn, Helmuth Frhr. von 446, 677 Mandeville, Bernard 283–285, 678 Mann, Thomas 67 Marc Aurel 474, 678 Mardellat, Patrick 3, 26 Maresch, Rudolf 638, 752 Maria Theresia (Erzherzogin von Österreich) 136, 258, 266, 270, 596, 631, 678 Marius (Gaius Marius) 180, 678 Marquardt, Joachim 178, 758 Marx, Karl 47 f., 70, 291, 308, 323, 678, 758 Mataja, Victor 100, 644, 758 Matlekovits, Alexander von 440, 758 Maximilian I. (Römischer Kaiser) 210, 678 Mayo-Smith, Richmond 100, 341 f., 347, 362 f., 402, 758 McKinley, William 452, 464, 479, 678 f., 727 Meaux, Marie Camille Alfred Graf von 442, 679 Meitzen, August 3, 10 Méline, Jules 448, 461, 679 Menger, Carl 24, 26 Metternich, Klemens Wenzel Lothar von 596, 679 Meyer, Eduard 92, 165, 170, 172, 758 Meyer, Georg 356, 579, 617, 624, 759 Meyer, Rudolf 634, 679 Michaelis, Otto 420, 446, 679 Mill, John Stuart 38 Miquel, Johannes von 489, 617, 618, 679 Mirabeau, Victor de 332, 386, 543, 680

Personenregister Mirbach-Soquitten, Julius Graf von 444, 680 Mohl, Robert von 15 Mommsen, Theodor 178, 759 Mommsen, Wolfgang J. 1–4, 9, 11, 13, 26 f., 29 f., 32 f., 35, 48, 52, 60, 78, 81, 97, 102 Morley, John 385 Morrill, Justin Smith 421, 680, 728 Mosle, Alexander Georg 431, 680, 759 Müller, Adam 42 Müller, Hans-Peter 28 Müller(-Fürer), Theodor 541, 680 Mun, Thomas 246, 680, 759 Münstermann, Oscar 456, 469, 759 Napoleon I. 392, 596, 680 Napoleon III. 290, 292, 391, 403, 404, 405, 427, 496, 501, 613, 645, 647, 680 Nasse, Erwin 19, 61, 63, 505, 759 Nau, Heino Heinrich 29–31, 40 Naudé, Wilhelm 49, 165, 193, 194, 207, 218, 263, 378, 759 f. Naumann, Friedrich 55, 65, 69, 652 Nebenius, Karl Friedrich 394, 680 f. Newton, Isaac 284, 681 Niendorf, Marc Anton 444, 681 Nietzsche, Friedrich 34 Norkus, Zenonas 3 Oechelhäuser, Wilhelm 440, 760 Offenbacher, Martin 106, 135 Oldenberg, Karl 6, 25, 54, 56 f., 72, 90, 455, 491, 760 Ollivier, Émile 647, 681 Oncken, August 456, 760 Oncken, Wilhelm 170, 760 Oppenheim, Heinrich Bernhard 22 Osten, Max von der 644, 647, 760 Overstone, Lord  Jones-Loyd, Samuel Baron Overstone Parnell, Charles Stewart 352, 681 Peel, Sir Robert sen. 655, 681 Peel, Sir Robert jun. 290 f., 334, 383–386, 403, 505, 514, 516, 525, 655, 681 Peez, Alexander 402, 760 Penn, William 274, 681 Periander 92, 165, 172, 682 Perikles 176 f., 682 Perrot, Franz 499, 565, 682, 760 f.

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Perry, Matthew 470 Peter I., der Große (Kaiser von Rußland) 266, 269, 682 Peukert, Helge 3 Philipp II. (König von Spanien) 212, 682 Philippovich, Eugen von 6, 11, 16, 18, 40, 45, 57 f., 68, 97 f., 355, 505, 511 f., 519 f., 761 Pitt, William, der Jüngere 333, 682 Platon 34, 176, 178, 201, 238, 330, 682, 761 Pöhlmann, Robert 170, 761 Polk, James Knox 421, 682 Poschinger, Heinrich von 439, 440, 446, 761 Pouyer-Quertier, Augustin 441, 448, 682 Pribram, Karl 29 Priddat, Birger 17, 37 Prince-Smith, John 386, 411, 412, 683, 761 Prinz Rupert  Ruprecht von der Pfalz Quesnay, François 37, 283, 285, 683 Radkau, Joachim 5 f., 8, 12 f., 30, 34, 48 Raleigh, Sir Walter 254, 256, 274, 683 Ranke, Leopold 27 f. Rathgen, Karl 11, 341, 345, 347, 354, 455 f., 465, 545, 546, 547, 761 f. Rau, Karl Heinrich 7, 16–18, 26 f., 40, 45, 57, 77, 97 f. Rehm, Hermann 328, 342, 762 Réus, Henry 401, 762 Reuter, Fritz 335 Rhodes, Cecil John 486, 683 Ricardo, David 94, 289, 387 f., 683 f. Ricardo, John Lewis 388 Richard II. (König von England) 247, 684 Richter, Eugen 417, 684 Richter, Otto 68, 85, 644, 762 Richthofen, Elisabeth von 13, 81, 493 Richthofen, Ferdinand von 455, 465, 762 Rickert, Heinrich 8, 74, 81 Rieter, Heinz 24, 29 Ring, Victor 531, 551, 762 Roche, Jules 461, 684 Rockefeller, John D. 60 Rodbertus(-Jagetzow), Johann Karl 178, 763 Rohrscheidt, Kurt von 579, 593, 763

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Personenregister

Roscher, Carl 100, 603, 763 Roscher, Wilhelm 16, 19, 21, 35, 97 f. Rosenthal, Eduard 559, 763 Rousseau, Jean-Jacques 283, 684 Rudolf II. (Kaiser des Hl. Röm. Reiches) 244 Ruprecht von der Pfalz 252, 684, 733 Saint-Elme, Ida 417 Salin, Edgar 1, 21, 25, 29 Saling, August 531, 765 Satorius von Waltershausen, August 342 f., 374, 456, 763 Schanz, Georg 245, 763 Scharling, William 402, 763 Scheel, Hans von 15, 17 Schluchter, Wolfgang 10, 48, 51, 81 Schmoller, Gustav 2, 5 f., 11 f., 15, 17, 19–25, 27 f., 31 f., 40, 53 f., 56, 72, 81, 158, 266, 551, 593, 625, 763 f. Schoenlank, Bruno 571, 764 Schönberg, Gustav von 10–12, 15, 19 f., 22–24, 31, 45, 68 f., 98 f., 158, 579, 581, 587, 595 f., 616, 630, 635, 644, 764 Schraut, Max 424, 425, 431, 764 Schulze-Delitzsch, Hermann 59, 89, 560, 568, 684 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von 6, 8, 11, 22, 24 f., 41, 56, 69, 71, 73 f., 77 f., 81, 266, 652, 764 f. Schumpeter, Joseph A. 1, 25, 29, 386 Schwarzenberg, Felix Fürst zu 409, 684 Seligman, Edwin R. A. 93, 402, 758 Senior, Nassau William 289, 684 Sering, Max 90, 342, 361, 390, 765 Shaftesbury, Anthony 281 f., 284 f., 685 Shionoya, Yuichi 2 Siebeck, Paul 10, 29, 50, 81, 84 Siegfried, Richard 531, 765 Sieveking, Heinrich 81, 93, 110, 165, 505, 765 Sigmund, Steffen 28 Simonsfeld, Henry 549, 765 Smith, Adam 17 f., 28, 94, 284, 286–288, 387, 397, 595, 685, 765 Smith, Thomas Sir 247 Solms-Braunfels, Carl Prinz zu 356, 685 Solon 92, 165, 172, 685 Sombart, Werner 11 f., 19, 23, 25, 38–40, 48, 83, 303, 314, 401, 439, 440, 603, 605, 765

Sonnenfels, Joseph von 37, 271 f., 328, 332, 685, 765 Spiethoff, Arthur 25 Stafford, William 247, 685 f., 766 Stammler, Rudolf 311, 686, 766 Stein, Heinrich Friedrich Karl vom und zum 68, 585, 686 Stein, Lorenz von 20 Steinmann-Bucher, Arnold 571, 766 Stieda, Wilhelm 11, 100, 603, 614, 617, 620, 625, 644 f., 647, 766 Stolberg-Wernigerode, Graf Udo zu 446, 686 Stoltze, Friedrich 310 Streissler, Erich 16, 18 Ströll, Moritz 451, 505, 766 f. Strousberg, Bethel Henry 451, 686 Struck, Emil 65, 67, 99, 531, 767 Stumm-Halberg, Carl Ferdinand Frhr. von 22, 71, 415, 417, 488, 686 Sully, Maximilien de 260, 264, 687 Swedberg, Richard 2 f. Sydow, Reinhold 537, 767 Taaffe, Eduard Graf 634, 687 Tetzel, Johann 210, 687 Teuteberg, Hans Jürgen 69, 652 Thadden, Gerhard von 415 Thiers, Adolphe 441 f., 496, 687 Thomas von Aquin 92, 200, 202, 687 Thomas, Sidney 54, 443, 687, 743 Tischert, Georg 456, 459, 767 Tönnies, Ferdinand 22, 55 Tribe, Keith 3, 27 Tuke, James H. 352, 687 Turgot, Anne Robert Jacques, Baron de l’Aulne 584, 687 f. Ulrich, Franz 501, 767 Varnbüler, Friedrich Gottlob Karl Frhr. von 446, 688 Victoria (Königin von England) 365, 688 Villiers, Charles Pelham 384 f., 688 Vogelsang, Karl Frhr. von 633, 688, 767 Waentig, Heinrich 579, 593, 629 f., 631, 632–640, 767 Wagner, Adolph 2, 8, 10, 12, 19, 21–23, 25, 54, 56, 59, 62, 66, 72, 97, 378, 439, 505, 514, 572, 768

Personenregister Wakefield, Edward Gibbon 348, 350 f., 353, 366, 688 f., 768 Washington, George 371, 689 Weber, Adolf 20 Weber, Alfred 6, 10, 24, 30, 97, 102 Weber, Helene 1, 3 f., 6, 12 f., 73, 82, 84, 342, 402, 455 Weber, Marianne 1–6, 8 f., 12 f., 26, 30, 55, 73, 79, 81 f., 84, 87, 96 f., 103, 135, 342, 402 Weber, Max –, Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Vorlesung 1919/20) 90 –, Agrarpolitik (Vorlesungen 1895–1900) 7, 12–14, 24, 80, 86, 276, 493, 768 –, Agrarverhältnisse im Altertum1 (1897) 10, 92, 165 –, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie (Vorlesungen 1894–1898) 7, 9, 12–14, 26, 32, 45, 77–80, 87, 89–94, 96 f., 126, 127, 135, 165, 312, 546, 768 –, Antikritisches zum „Geist“ des Kapitalismus (1910) 48 –, Antrittsrede  Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik –, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung (Vorlesungen 1895–1898) 7, 13, 24, 31, 59, 70 f., 80, 83, 85, 87, 89, 560, 610, 768 –, Der Begriff der Produktivität (Diskussionsbeitrag 1909) 29 –, Beitrag zur Werturteildiskussion des Vereins für Sozialpolitik (1913) 29 f., 34 –, Beiträge zu den Verhandlungen des provisorischen Börsenausschusses im Reichsamt des Inneren (1896) 79 –, Die Börse I (1894) 65 f., 89 f. –, Die Börse II (1896) 66 f., 541, 557 –, Börsengesetz (1897) 10, 64 f., 89, 529 –, Börsenwesen (1895) 10, 65 f., 68, 89, 343, 528, 531, 559, 768 –, Börsenwesen und Börsenrecht (Vorlesung, angekündigt 1896/97) 64, 80, 529 –, Die bürgerliche Entwickelung Deutschlands (Rede 1897) 22 f., 25, 56 f., 73, 79, 90, 455 –, Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Hans Delbrück (1896) 90, 96

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–, Diskussionsbeiträge zum Vortrag von Karl Oldenberg (1897) 57, 72, 90, 455 –, Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes…? (Gutachten 1897) 41, 90, 342 –, Die Ergebnisse der deutschen Börsenenquete I-IV (1894–1896) 65 f., 531, 541, 544, 557, 560, 768 –, Erklärung gegen die Umsturzvorlage (1895) 22, 73, 90 –, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre (1898) 13, 26 –, Finanzwissenschaft (Vorlesungen 1894–1897) 7, 9, 79, 87, 89, 93, 96 f., 99, 101, 165, 495, 497, 768 –, Freiburger Antrittsrede  Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik –, Der Gang der wirthschaftlichen Entwicklung (Vorträge 1897) 36, 42 f., 60, 70 –, Geld-, Bank- und Börsenwesen (Vorlesung 1895/96) 7, 58, 60, 64 f., 80 f., 529 f. –, Geld- und Bankwesen (Vorlesung, angekündigt 1898/99) 60, 80, 83 f., 126, 127, 768 –, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter (1889) 3, 89, 92 f. –, Geschichte der Nationalökonomie (Vorlesung 1896) 79, 89, 91 f., 165 –, Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie (1898) 13, 94 –, Habilitationsgutachten Heinrich Sieveking (1897) 93, 165 –, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland (1892) 4 f., 21 –, Die ländliche Arbeitsverfassung (Referat und Diskussionsbeiträge 1893) 5 –, Die nationalen Grundlagen der Volkswirtschaft (Vortrag 1895) 25 –, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (Antrittsrede 1895) 4–7, 23 f., 29 f., 33 f., 38–40, 42 f., 45 f., 52, 71, 73, 79, 94 f., 98, 303, 312, 319

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Personenregister

–, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) 28 f., 31 f., 35, 40 –, Zur Polenfrage (Diskussionsbeitrag 1894) 5, 55 –, Das Polenthum in den deutschen Ostmarken (Vortrag 1897) 5, 55 –, Promotionsgutachten Robert Liefmann (1897) 27 –, Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus I (1904) 47 f., 51 –, Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus II (1905) 47 f., 51 –, [Rezension von:] Conze, Friedrich, Kauf nach hanseatischen Quellen (1890) 195 –, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht (1891) 89, 92, 178, 768 –, Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie I (1903) 21 –, Über die Schriftenreihe „Volkswirtschaftliche Abhandlungen“ (1898) 11 –, Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896) 33, 92, 165 –, Stellungnahme zur Flottenumfrage (1897) 52

–, Theoretische Nationalökonomie  Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie –, Versicherungsrecht (Vorlesung 1892) 572 –, Versicherungsrecht und Versicherungswesen (Vorlesung 1894) 58, 572 –, Wirtschaftsgeschichte  Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Weber, Max sen. 1 f., 4, 97 Wedell-Malchow, Friedrich von 446, 689 Whitney, Eli 371, 689 Wilberforce, William 370, 689 Wilbrandt, Robert 21, 28, 36 Wilhelm II. (deutscher Kaiser) 463 William III. (von Oranien-Nassau) 262, 510, 689 Wilson, William L. 464, 689, 746 Windthorst, Ludwig 417, 689 Winkel, Harald 2, 21, 29 Winkler, Heinrich August 20 Wittschewsky, Valentin 402, 442, 768 f. Wolff, Christian 37, 271 f., 689 f. Wullenweber, Jürgen 243, 690 Xenophon 176, 690 Zaleukos 92, 165, 172, 174, 690 Zeller, Eduard 170, 769

Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892 –1920

Dieses Verzeichnis umfaßt nur die von Max Weber nachweislich gehaltenen Vorlesungen, einschließlich derjenigen, die er vorzeitig beendet hat. Es informiert über die Zuordnung zu den Bänden der Abteilung III der MWG, in deren Rahmen die betreffende Vorlesung jeweils ediert oder bei fehlender direkter Überlieferung anhand von Mit- und Nachschriften präsentiert wird.

Berlin (Friedrich-Wilhelms-Universität): 1892 –1894 SS 1892 – Römisches Sachenrecht auf historischer und wirthschaftlicher Grundlage, 2-stündig – Versicherungsrecht, 1-stündig WS 1892/93 – Römische Rechtsgeschichte, 4-stündig – Handelsrecht, 1-stündig – Wechselrecht, 1-stündig SS 1893 – Handels- und Seerecht, 4-stündig WS 1893/94 – Geschichte des römischen Rechts, 4-stündig – Wechselrecht, 1-stündig SS 1894 – Handels- und Seerecht, 4-stündig – Agrarrecht und Agrargeschichte, 2-stündig – MWG III/5 – Handels- und Handelsrechtsgeschichte, 1-stündig – Versicherungsrecht und Versicherungswesen, 1-stündig Freiburg i.Br. (Albert-Ludwigs-Universität): 1894/95–1896/97 WS 1894/95 – Allgemeine und theoretische Nationalökonomie, 4-stündig – MWG III/1 – Finanzwissenschaft, 4-stündig – MWG III/3

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Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892 – 1920

SS 1895 – Praktische Nationalökonomie (Volkswirtschaftspolitik), 4-stündig – MWG III/2

– Die deutsche Arbeiterfrage in Stadt und Land, 2-stündig – MWG III/4 – Agrarpolitik, 2-stündig – MWG III/5 WS 1895/96 – Theoretische Nationalökonomie, 5-stündig – MWG III/1 – Geld-, Bank- und Börsenwesen, 2-stündig SS 1896 – Theoretische Nationalökonomie, 5-stündig – MWG III/1 – Geschichte der Nationalökonomie, 1-stündig – MWG III/1 WS 1896/97 – Nationalökonomie, 5-stündig – MWG III/1 – Finanzwissenschaft, 4-stündig – MWG III/3 Heidelberg (Ruprecht-Karls-Universität): 1897–1903 SS 1897 – Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, 6-stündig – MWG III/1 WS 1897/98 – Praktische Nationalökonomie: Handels-, Gewerbe- und Verkehrspolitik, 5-stündig – MWG III/2 – Agrarpolitik, 2-stündig – MWG III/5 SS 1898 – Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, mit Ausschluß der Littera­ turgeschichte, 5-stündig – MWG III/1 – Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung, 2-stündig – MWG III/4 WS 1898/99 – Praktische Nationalökonomie (außer Geld- und Bankwesen), Allgemeiner Teil: Bevölkerungs-, Handels-, Gewerbe-, Verkehrs- und Agrarpolitik, 5-stündig – MWG III/2 WS 1899/1900 – Agrarpolitik, 2-stündig – MWG III/5 Wien (K.K. Universität): 1918 SS 1918 – Wirtschaft und Gesellschaft (Positive Kri­­tik der materialistischen Geschichtsauffassung), 2-stündig

Chronologisches Verzeichnis der Vorlesungen Max Webers 1892 – 1920

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München (Ludwig-Maximilians-Universität): 1919 – 1920 SS 1919 – Die allgemeinsten Kategorien der Gesellschaftswissenschaft, 1-stündig WS 1919/20 – Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 4-stündig – MWG III/6

SS 1920 – Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie), 4-stündig – MWG III/7

– Sozialismus (Einführungsvorlesung), 2-stündig

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften

1. Aufbau der Gesamtausgabe Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Schriften und Reden Abteilung II: Briefe Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften

2. Aufbau der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften In Abteilung III werden Vorlesungsmanuskripte Max Webers, einschließlich der als Manuskript gedruckten Texte, veröffentlicht. Mit- und Nachschriften werden veröffentlicht, wenn autoreigene Zeugen nicht oder nur unvollständig überliefert sind und wenn sie eine wichtige Verständnishilfe bieten. Exzerpte aus der Literatur, die Max Weber für seine Vorlesungen angelegt hat, werden für die Edition herangezogen, aber nicht ediert. Für die Verteilung der Texte auf die Bände ist der Sachzusammenhang maßgeblich. Jeder Bandtitel enthält eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische Angabe wird entweder ein Titel Max Webers verwendet oder, wo dies wegen abweichender Bezeichnungen der Vorlesungen nicht möglich ist, ein übergreifender Titel gebildet. Die Abteilung III hat folgenden Aufbau: Band 1: Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie. Vorlesungen 1894 – 1898 Hg. von Wolfgang J. Mommsen

in Zusammenarbeit mit Cristof Judenau, Heino H. Nau, Klaus Scharfen und Marcus Tiefel; 2009

Band 2: Praktische Nationalökonomie. Vorlesungen 1895 – 1899 Hg. von Hauke Janssen

in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll und Ulrich Rummel; 2020

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MWG Abteilung III · Aufbau und Editionsregeln

Band 3: Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894 – 1897 Hg. von Martin Heilmann

in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll; 2017

Band 4: Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895 – 1898 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger

in Zusammenarbeit mit Silke Fehlemann; 2009

Band 5: Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894 – 1899

Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger; 2008

Band 6: Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und Nachschriften 1919/20 Hg. von Wolfgang Schluchter

in Zusammenarbeit mit Joachim Schröder; 2011

Band 7: Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie). Unvollendet. Mit- und Nachschriften 1920

Hg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Andreas Terwey; 2009

3. Aufbau der Bände Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, gegebenenfalls Mit- und Nachschriften, sowie Verzeichnisse und ein Personenregister. Für die Anordnung der Texte in den Bänden ist das Datum der Entstehung maßgeblich. Ist dies nicht eindeutig bestimmbar, entscheidet der Herausgeber aufgrund der jeweiligen Überlieferungslage.

4. Bandeinleitung Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschafts- und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Zusammenhang ein. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte und gegebenenfalls die Editorischen Vorbemerkungen.

5. Editorische Berichte Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der die konkreten Entstehungszusammenhänge darstellt („Zur Entstehung“) sowie über Überlieferung und editorische Entscheidungen informiert („Zur Überlieferung und Edition“). Bei

MWG Abteilung III · Aufbau und Editionsregeln

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komplexer Manuskriptüberlieferung kann ein Editorischer Gesamtbericht durch einzelne Editorische Vorbemerkungen ergänzt werden.

6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte Max Webers folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von diakritischen Zeichen, die über Streichungen und Einfügungen informieren, sowie mit Hilfe von zwei Apparaten: dem textkritischen Apparat und dem Erläuterungsapparat. Bei Mehrfachüberlieferung kann eine synoptische Darstellung gewählt werden. Ein vereinfachtes Verfahren gilt für die Präsentation der Vorlesungsmit- und -nachschriften (vgl. unten 6.3.2.). Textkritischer Apparat Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Nachweis der Texteingriffe und Dokumentation von Zusätzen im überlieferten Manuskript Max Webers. Bei den Vorlesungsmit- und -nachschriften wird generell auf einen textkritischen Apparat verzichtet. Texteingriffe Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang zerstören, sowie fehlerhaft geschriebene Namen. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. Ebensowenig wird eingegriffen, wenn Max Weber Groß- und Kleinschreibung vermengt, z. B. Kleinschreibung am Satzanfang. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z. B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht (z. B. auch: „2. Buch“ statt „2 Buch“). b) Bei Umlauten: Sie werden der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden zum besseren Verständnis der stichwortartigen Vorlesungsmanuskripte an Ort und Stelle in eckigen Klammern aufgelöst. Allgemein bekannte Abkürzungen können unaufgelöst bleiben, sofern sie im Siglen- und Abkürzungsverzeichnis aufgeführt werden.

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d) Bei offensichtlichen Schreibfehlern: Sie werden korrigiert (z. B. „Erleicherung“, „aucht“). e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß“-Sätzen korrigiert. Dies gilt auch bei Datumsangaben und Herrscherzählungen (z. B. „13 Jahrhundert“ oder „Wilhelm II“). f) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und vom Editor begründet. Dokumentation von Manuskriptzusätzen Bei den Manuskripten Max Webers werden Einschübe vom Blattrand, Zusätze am Blattrand sowie durch Markierungen vorgenommene Textverschiebungen gemäß seinen Anweisungen umgesetzt und textkritisch annotiert. Einfache Unterstreichungen werden kursiv gesetzt, doppelte Unterstreichungen textkritisch annotiert. Stiftwechsel (z. B. Bleistift/Feder) werden ebenfalls textkritisch vermerkt. Auf Zeichnungen und Skizzen wird hingewiesen, gegebenenfalls mit einer Kurzcharakteristik. Erläuterungsapparat Der Erläuterungsapparat zu den Texten Max Webers und den edierten Vorlesungsmit- und -nachschriften dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Literaturangaben. In Einzelfällen weist er Abweichungen zwischen Webers Manuskript und den überlieferten Mit- und Nachschriften oder zwischen den Mit- und Nachschriften nach. Er stellt eindeutig identifizierbare Sachirrtümer und terminologische Irrtümer in den Mit- und Nachschriften (z. B. „Stände und Kasten“ statt „Stände und Klassen“) gegebenenfalls richtig. Reine Sacherläuterungen sind nicht vorgesehen. Präsentation Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen die edierten Texte und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Um die Herausgeberrede vom edierten Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt. Edierter Text und Erläuterungsapparat sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Präsentation der Vorlesungsmanuskripte Max Webers Der stichwortartige Charakter der Vorlesungsmanuskripte wird beibehalten, es wird jedoch nicht der Versuch unternommen, die Gestaltung der Manuskripte im Druck genau abzubilden. Streichungen, mit Ausnahme von Wortbruchstücken, und Einschübe in den laufenden Text werden mittels diakritischer Zeichen nachgewiesen. Manuskriptzusätze, Textverschiebungen und -umstellungen werden dokumentiert (vgl. 6.1.2.).

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Kleine lateinische Buchstaben verbinden den edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge (amit Amerikaa). Präsentation der Mit- und Nachschriften Vorlesungsmit- und -nachschriften werden im Wortlaut unverändert ohne Nachweis von Korrekturen und Streichungen des Schreibers wiedergegeben. Einfügungen und Textumstellungen werden umgesetzt, aber nicht kenntlich gemacht. Offensichtliche Verschreibungen, z. B. von Autorennamen, werden stillschweigend verbessert. Verschreibungen, die zu Mißverständnissen führen könnten, werden vom Editor in eckigen Klammern richtig gestellt. Fehlende Worte werden, wenn dies zum Textverständnis notwendig ist, ebenfalls in eckigen Klammern ergänzt. Ansonsten gelten die unter 6.1.1. unter a) bis f) aufgeführten Regeln. Stenographische Passagen und Worteinfügungen werden gekennzeichnet.

7. Verzeichnisse und Register Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Personenregister: Es verzeichnet die von Weber und vom Editor erwähnten Personen, einschließlich der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. Das Register erfaßt Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. 4. Statt eines Sachregisters wird jedem Band eine CD-ROM mit Suchfunktion beigefügt. Einem Band können weitere Verzeichnisse beigefügt sein: a) Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. b) Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind die von Weber erwähnten Personen, mit Ausnahme der in Literaturangaben genannten Autoren sowie allgemein bekannter Persönlichkeiten. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt gegebenenfalls die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Der zeitliche Rahmen der Erfassung ist durch den Horizont des Bandes bzw. die Lebensdaten Max Webers bestimmt. c) Ein Glossar: Es erläutert von Max Weber verwendete Fachtermini oder fremd-

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MWG Abteilung III · Aufbau und Editionsregeln

sprachige Ausdrücke, sofern diese nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt werden können.

8. Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 …) in von Webers Text abweichender Schrifttype markieren die Erläuterungen des Editors. b) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c …) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: c) Das Zeichen  gibt den Seitenumbruch der Editionsvorlage (Manuskript oder Druckfassung) wieder. d) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor. Ferner: Aus drucktechnischen Gründen können von Weber verwendete Wiederholungszeichen nicht immer wiedergegeben werden. In diesen Fällen wird das betreffende Wort bzw. die Wortfolge vom Editor in [ ] eingesetzt. In Mit- und Nachschriften können geringfügige Fehlschreibungen oder fehlende Worte vom Editor in [ ] berichtigt bzw. ergänzt werden. e) Das Zeichen |: :| charakterisiert Texteinschübe Max Webers. f) Das Zeichen [??] gibt an, daß ein Wort Max Webers nicht lesbar ist, das Zeichen [?? ??], daß mehrere Wörter nicht lesbar sind. Eine textkritische Anmerkung kann den Sachverhalt erläutern. g) Das Zeichen 〈  〉 markiert von Max Weber gestrichene Textstellen. Um sie vom laufenden Text abzusetzen, werden sie in kleinerer Schrifttype wiedergegeben.

Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden

Band 1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889 – 1894 Hg. von Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius; 2008

Band 2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staatsund Privatrecht 1891 Hg. von Jürgen Deininger; 1986 (Studienausgabe: 1988)

Band 3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland 1892 Hg. von Martin Riesebrodt; 2 Halbbände, 1984

Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 – 1899 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff; 2 Halbbände, 1993

Band 5: Börsenwesen Schriften und Reden 1893 – 1898 Hg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll; 2 Halbbände, 1999/2000

Band 6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften und Reden 1893 – 1908 Hg. von Jürgen Deininger; 2006

Band 7: Zur Logik und Methodik der Sozialwissenschaften Schriften 1900 – 1907 Hg. von Gerhard Wagner in Zusammenarbeit mit Claudius Härpfer, Tom Kaden, Kai Müller und Angelika Zahn; 2018

Band 8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900 – 1912 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Peter Kurth und Birgitt Morgenbrod; 1998 (Studienausgabe: 1999); Ergänzungsheft 2005

Band 9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904 – 1911 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Ursula Bube; 2014

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MWG Abteilung I · Bandfolge

Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1905 – 1912 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann; 1989 (Studienausgabe: 1996)

Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908 – 1912 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 1995 (Studienausgabe: 1998)

Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908 – 1917 Hg. von Johannes Weiß in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 2018

Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1895 – 1920 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Heide-Marie Lauterer und Anne Munding; 2016

Band 14: Zur Musiksoziologie Nachlaß 1921 Hg. von Christoph Braun und Ludwig Finscher; 2004

Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914 – 1918 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger; 1984 (Studienausgabe: 1988)

Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918 – 1920 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker; 1988 (Studienausgabe: 1991)

Band 17: Wissenschaft als Beruf 1917/1919 – Politik als Beruf 1919 Hg. von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Birgitt Morgenbrod; 1992 (Studienausgabe: 1994)

Band 18: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904 – 1920 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Ursula Bube; 2016

MWG Abteilung I · Bandfolge

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Band 19: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko; 1989 (Studienausgabe: 1991)

Band 20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio; 1996 (Studienausgabe: 1998)

Band 21: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1911 – 1920 Hg. von Eckart Otto unter Mitwirkung von Julia Offermann; 2 Halbbände, 2005 (Studienausgabe: 2008)

Band 22: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaft­ lichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß

Teilband 1: Gemeinschaften Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Michael Meyer; 2001 (Studienausgabe: 2009)



Teilband 2: Religiöse Gemeinschaften Hg. von Hans G. Kippenberg in Zusammenarbeit mit Petra Schilm unter Mitwirkung von Jutta Niemeier; 2001 (Studienausgabe: 2005)



Teilband 3: Recht Hg. von Werner Gephart und Siegfried Hermes; 2010 (Studienausgabe 2014)



Teilband 4: Herrschaft Hg. von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll; 2005 (Studienausgabe: 2009)



Teilband 5: Die Stadt Hg. von Wilfried Nippel; 1999 (Studienausgabe: 2000)

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MWG Abteilung I · Bandfolge

Band 23: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie Unvollendet 1919 – 1920. Hg. von Knut Borchardt, Edith Hanke und Wolfgang Schluchter; 2013 (Studienausgabe: 2014)

Band 24: Wirtschaft und Gesellschaft. Entstehungsgeschichte und Dokumente Dargestellt und hg. von Wolfgang Schluchter; 2009

Band 25: Wirtschaft und Gesellschaft. Register Bearbeitet von Edith Hanke und Christoph Morlok; 2015

Bandfolge der Abteilung II: Briefe

Band 1: Briefe 1875–1886 Hg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Thomas Gerhards und Uta Hinz; 2017

Band 2: Briefe 1887 –1894 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger

in Zusammenarbeit mit Thomas Gerhards und Sybille Oßwald-Bargende; 2017

Band 3: Briefe 1895 –1902 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger in Zusammenarbeit mit Uta Hinz; 2015

Band 4: Briefe 1903 –1905 Hg. von Gangolf Hübinger und M. Rainer Lepsius

in Zusammenarbeit mit Thomas Gerhards und Sybille Oßwald-Bargende; 2015

Band 5: Briefe 1906 –1908 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1990

Band 6: Briefe 1909 –1910 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1994

Band 7: Briefe 1911 –1912 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1998

Band 8: Briefe 1913 –1914 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2003

Band 9: Briefe 1915 –1917 Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2008

Band 10: Briefe 1918 –1920 Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Uta Hinz, Sybille Oßwald-Bargende und Manfred Schön; 2012

Band 11: Briefe. Nachträge und Gesamtregister Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger und Edith Hanke; 2019