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German Pages 285 [298] Year 2009
Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von
Horst Baier, Gangolf Hübinger, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen †, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann † Abteilung I: Schriften und Reden Band 24
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Max Weber
Wirtschaft und Gesellschaft Entstehungsgeschichte und Dokumente
Dargestellt und herausgegeben von
Wolfgang Schluchter
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Redaktion: Ursula Bube – Edith Hanke – Anne Munding Die Herausgeberarbeiten wurden im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Baden-Württemberg sowie vom Freistaat Bayern gefördert.
ISBN 978-3-16-150058-9 Leinen / eISBN 978-3-16-157762-8 unveränderte ebook-Ausgabe 2019 ISBN 978-3-16-150060-2 Hldr Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2009 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Josef Spinner in Ottersweier.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX
Entstehungsgeschichte I. Vom „Schönberg“ über das „Handbuch der politischen Ökonomie“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“: Max Weber als Organisator und Redakteur des Sammelwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ über „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ zur „Soziologie“: Max Weber als Autor des Sammelwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Die Editionen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Marianne Weber: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Buch in drei Teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Johannes Winckelmann: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Buch in zwei Teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Projekt in zwei Fassungen . . . . . . . . . . . . . IV. Schlußbetrachtung: Die relative Integration der Vorkriegsmanuskripte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang zur Entstehungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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47 93
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Dokumente Vorbemerkung zu den Dokumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht über die Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Gliederungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Rundschreiben und Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Verlagsverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Notizen von Max Weber zu den Beiträgen anderer Autoren (Auswahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang zu den Dokumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
135 136 139 175 197
235 251
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Inhaltsverzeichnis
Register Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Bandfolge der Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften . 285
Vorwort
Bedenkt man die seit seiner Krankheit immer prekäre Arbeitsfähigkeit Max Webers, so erstaunt es im Rückblick, daß er im Jahre 1908 zwei Entscheidungen traf, die seine Arbeitskraft langfristig binden und erheblich in Anspruch nehmen mußten. Die erste: Nicht zuletzt aus Ärger über die ständige Vermischung von Tatsachenurteilen und Werturteilen im Verein für Sozialpolitik plädierte er für die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Soziologie und arbeitete dafür ein Forschungsprogramm aus, das, theoretisch-empirisch ausgerichtet, unter anderem eine Untersuchung des Zeitungs- und des Vereinswesens enthielt. Die zweite: Auf Drängen des Verlegers Paul Siebeck übernahm Weber die Schriftleitung der Neuausgabe des Handbuchs der politischen Ökonomie und entwickelte dafür eine Gesamtkonzeption, mit der er, ebenfalls theoretisch-empirisch ausgerichtet, eine umfassende Analyse des modernen Kapitalismus anregte, auf den neuesten Stand in Wirtschaftstheorie und Soziologie gestützt. Dieses Unternehmen hatte also einen Vorläufer – eben das von dem 1908 verstorbenen Gustav von Schönberg herausgegebene Handbuch, das in vier Auflagen erschienen war –, aber es sollte keine Fortführung dieses Vorläufers, sondern eine Neuschöpfung sein. Max Weber erklärte sich im Verlauf des Jahres 1908 bereit, diese Neuschöpfung, nach Rücksprache mit bedeutenden Fachvertretern, zu entwerfen. Daraus wurde schließlich das Sammelwerk Grundriß der Sozialökonomik. Max Weber suchte selbst unter Hintanstellung anderer Arbeiten diese Neuschöpfung voranzutreiben. Während er sich aus dem ersten Großprojekt, der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, aus Enttäuschung über die sich abzeichnende Entwicklung bald wieder zurückzog, hielt er dem zweiten trotz aller Widrigkeiten und trotz Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg die Treue. Mehr noch: Er verknüpfte einen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit mit diesem Großprojekt, indem er einen ständig wachsenden und in der Zielsetzung sich verändernden Beitrag dazu verfaßte, der unter dem Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ weltbekannt werden sollte. Obwohl Max Weber ursprünglich keineswegs die Absicht hatte, einen so umfassenden Beitrag für das Sammelwerk zu schreiben, entwickelte sich daraus schließlich seine Soziologie, die Konzeption einer verstehenden empirischen Wissenschaft vom menschlichen Handeln. Daß die äußerst verwickelte Entstehungsgeschichte dieses Beitrags lange weitgehend unbemerkt blieb, lag nicht zuletzt an seiner für gültig gehaltenen Edition, die, zunächst von Marianne Weber mit der Unterstützung von Melchior Palyi,
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Vorwort
dann, perfektioniert, von Johannes Winckelmann besorgt wurde. Diese Herausgeber betrachteten die von Max Weber noch zum Druck gegebenen und die im Nachlaß gefundenen Manuskripte als Texte zu einem Buch in drei (Marianne Weber) bzw. in zwei Teilen (Johannes Winckelmann). Es kann aber heute keinem Zweifel mehr unterliegen, daß sie weder das eine noch das andere sind. Es handelt sich vielmehr um Texte unterschiedlicher Provenienz zu einem Projekt, das unvollendet blieb und in der Zeit von 1910 bis 1920 seine Gestalt mehrmals veränderte. Wir sehen uns also keinem Buch, sondern einem Projekt in mehreren Fassungen gegenüber, von denen aufgrund der Überlieferungslage heute allerdings nur noch die neue von der alten Fassung eindeutig unterschieden werden kann. In der Folge wird die Entstehungsgeschichte des Sammelwerks sowie von Max Webers Beitrag dazu im Detail dargestellt und mit den uns überlieferten Dokumenten unterfüttert. Bei der Aufbereitung der Dokumente waren mir Björn Nepple und Edith Hanke eine unschätzbare Hilfe. Vor allem Edith Hanke trug mit ihrer editorischen Erfahrung und ihrer intimen Kenntnis der Archivbestände in München und Tübingen zu einer angemessenen Präsentation der Dokumente bei. Sie tat weit mehr, als den Band redaktionell zu betreuen. Beiden gilt mein besonderer Dank. Mein Dank gilt aber auch M. Rainer Lepsius, der weiterführende Bemerkungen zu einer ersten Fassung dieser Arbeit machte. Wie immer, drängte mich Brigitte Schluchter zu möglichst klaren Formulierungen. Selbstverständlich ist die vorliegende Darstellung aber allein von mir zu verantworten. Heidelberg, im Dezember 2008
Wolfgang Schluchter
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
. Seitenwechsel .: :. Einschub Max Webers > Im textkritischen Apparat: Textersetzung Max Webers 〈 〉 Von Max Weber gestrichene Textstelle [ ] Im edierten Text: Hinzufügung des Editors A1, A2, A3 Seiten- bzw. Blattzählung der Textvorlage [A1] Seiten- bzw. Blattzählung der Textvorlage bei unterbrochener Wiedergabe oder bei Nichtübereinstimmung von Seiten- und Textbeginn A 1, A 2 parallel überlieferte Textfassungen 1), 2), 3) Indices für Anmerkungen der Textvorlage 1, 2, 3 Indices für Anmerkungen des Editors a, b, c Indices für textkritische Anmerkungen a. . .a, b. . .b Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen §, §§ Paragraph, Paragraphen % Prozent & und + und, plus † gestorben a. c. Abs. Abt., Abtlg. AfSSp al. Allgem. a. M. Anm. antikap. APR. Art. Aufl.
anni currentis Absatz Abteilung Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik altera Allgemeine am Main Anmerkung antikapitalistisch(er) April Artikel Auflage
b b.Aut. Bd., Bde. Ber.Umf. bes. bezw., bzw. Bg. Bl. b.M. W. Br. BSB
bei beim Autor Band, Bände Bereichsumfang besonders beziehungsweise Bogen Blatt, Blätter bei Max Weber Brief Bayerische Staatsbibliothek
X
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
ca., cca Co.
circa Compagnie
d. Dec. ders. d. h. Dok. Dr.
der, des Dezember derselbe das heißt Dokument Doktor
Ebd., ebd. etc. ev.
Ebenda, ebenda et cetera eventuell
f., ff. FEB. Fn. Frhr.
folgend(e) Februar Fußnote Freiherr
GdS gefl. Geh. gel. Gesch. gesellschaftl. Gew., gew. gez. ggf. GStA PK
Grundriß der Sozialökonomik, Abteilung I–IX, 1. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914–1930 gefälligen Geheimer geliefert Geschichte gesellschaftlich(er) Gewerblicher, gewerblich(er) gezeichnet gegebenenfalls Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
H. d. St. HA herzl. hg., Hg.
Handwörterbuch der Staatswissenschaften Hauptabteilung herzlich(en) herausgegeben, Herausgeber
i. B., i. Br. i. d. impr. incl. insbes.
im Breisgau in der imprimatur inclusive insbesondere
Jg. jr.
Jahrgang junior
kap. Kap.
kapitalistisch(er) Kapitel
M. m.E.
Mark meines Erachtens
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
XI
mod. modern(er) MRZ. März Ms., Mscr. Manuskript m.W. meines Wissens MWG Max Weber-Gesamtausgabe; vgl. die Übersicht zu den Einzelbänden, unten, S. 276–279, 284 f. NB Nl. No, No Nov. Nr.
notabene Nachlaß numéro, Nummer November Nummer
Ökonom.
Ökonomisch(er)
p. Pfg. priv. wirtsch. Prof.
per, pro Pfennig privatwirtschaftlich(er) Professor
S. Seite Schluchter, Schluchter, Wolfgang, Grundlegungen der Soziologie. Eine Grundlegungen I Theoriegeschichte in systematischer Absicht, Band I. – Tübingen: Mohr Siebeck 2006 sog., sogen. sogenannt(er) Sollumf. Sollumfang Soz.pol. Sozialpolitik Sp. Spalte St. Sankt staatl. staatlich(er) städt. städtisch(er) s. u. siehe unten s.Z. seiner Zeit u. u. a. u.d. usw., u. s. w.
und unter anderem und der und so weiter
v. VA Verkehrsbed. vgl. Vorgesch.
von, vom Verlagsarchiv Verkehrsbedingungen vergleiche Vorgeschichte
Weber, Marianne, Lebensbild
Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild, 1. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Aufl., ebd. 1984)
XII
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Weber, Kategorien Weber, Max, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, in: Logos. Internationale Zeitschrift für Philo sophie der Kultur, Band 4, Heft 3, 1913, S. 253–294 (MWG I/12) Wirtsch. Wirtschaft WuG1 Weber, Max Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, Abteilung III), 1. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922 (MWG I/22-1 bis 6 und I/23) z. B. z. Z.
zum Beispiel zur Zeit
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
1
Entstehungsgeschichte
I. Vom „Schönberg“ über das „Handbuch der politischen Ökonomie“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“: Max Weber als Organisator und Redakteur des Sammelwerks Im Oktober 1903 war Max Weber nach schwerer Krankheit von seinem Lehramt als Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Universität Heidelberg zurückgetreten. Damit verlor er das Promotionsrecht sowie das Mitwirkungsrecht in der Fakultät. Er wurde zwar zum Honorarprofessor ernannt, und man erteilte ihm einen Lehrauftrag. Doch er nahm das damit eingeräumte Recht nicht wahr. Er empfand dieses Arrangement als demütigend. Sein Abschied von der Universität Heidelberg war also endgültig. Freilich hieß dies nicht, daß er damit auch Abschied von seiner Wissenschaft genommen hätte. Ganz im Gegenteil: Er blieb seinem Fach verpflichtet. Und selbst als Person ohne Amt war er in Angelegenheiten der Universität Heidelberg und darüber hinaus äußerst einflußreich. Im Jahr seines Rücktritts vom Lehramt hatte er wieder zu schreiben begonnen und sich bereit erklärt, zusammen mit Werner Sombart und Edgar Jaffé als Herausgeber des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik zu wirken. Diese aus dem Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, dem sogenannten Braunschen Archiv, hervorgegangene neue Zeitschrift wurde seit 1904 von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen verlegt.1 Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang entwickelte sich zwischen dem Besitzer und Leiter des Verlags, Paul Siebeck, und Max Weber ein Vertrauensverhältnis, von großem gegenseitigem Respekt getragen.2 Paul Siebeck suchte bald in wichtigen Verlagsangelegenheiten Max Webers fachlichen, teilweise auch seinen juristischen Rat. Im Jahre 1882 hatte der Vorgängerverlag ein Handbuch der Politischen Ökonomie veröffentlicht, von dem Tübinger Nationalökonomen Gustav von Schönberg unter seinem Namen in Verbindung mit vielen Fachwissenschaftlern herausgegeben. Dieses Handbuch, bald „der Schönberg“ genannt, erwies sich zunächst durchaus als ein verlegerischer Erfolg. Das Werk erlebte
1 Max Weber galt als der spiritus rector unter den Herausgebern. 2 Es ist vermutlich nicht allein darauf zurückzuführen. Bereits 1895, als Paul Siebeck noch in Freiburg lebte, hatte er Max Weber wohl bei seiner Antrittsvorlesung erlebt und diese dann auch verlegt.
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Entstehungsgeschichte
vier Auflagen innerhalb von 14 Jahren.3 Aber mit jeder Auflage wuchs nicht nur die Zahl der Mitarbeiter und die Zahl der Bände,4 sondern auch die Konkurrenz. Neue oder alte – auf den neuesten Stand gebrachte und erweiterte – Hand- und Lehrbücher erschienen, etwa der Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre von Gustav Schmoller seit 1900,5 das Lehr- und Handbuch der politischen Ökonomie von Adolf Wagner seit 18926 oder der Grundriß der politischen Ökonomie von Eugen von Philippovich seit 1893,7 ferner das von Johannes Conrad zusammen mit Ludwig Elster, Wilhelm Lexis und Edgar Loening herausgegebene Handwörterbuch der Staatswissenschaften seit 1890,8 das sich mit jeder weiteren Auflage immer mehr zu einer Enzyklopädie der Sozialwissenschaften entwickelte.9 Nach der Jahrhundertwende 3 Schönberg, Gustav (Hg.), Handbuch der Politischen Ökonomie. – Tübingen: Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung 1882. Die zweite, stark vermehrte Auflage erschien 1885, die dritte 1890 und die vierte 1896. 4 Das Handbuch hatte in der 1. Auflage neben Schönberg 21 Mitarbeiter und umfaßte zwei Bände. Der erste Band enthielt die Volkswirtschaftslehre, der zweite Band die Finanzwissenschaft und die Verwaltungslehre. In den folgenden Auflagen wurde diese Gliederung in Sachgebiete beibehalten, die Zahl der Mitarbeiter und damit die Zahl der Beiträge aber erhöht. An der 4. Auflage von 1896 waren neben Schönberg bereits 28 Mitarbeiter beteiligt. Einige der ursprünglichen Mitarbeiter waren inzwischen verstorben, ihre Artikel wurden aber weiterhin abgedruckt. Aus den beiden Bänden der 1. Auflage waren drei, genau genommen aber fünf geworden, denn man veröffentlichte die Bände zwei und drei jeweils in zwei Teilbänden. Die Gliederung in Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft und Verwaltungslehre aber blieb erhalten. Den größten Umfang hatte die Volkswirtschaftslehre, die in zwei Teilen, der erste Teil im ersten Band, der zweite Teil in zwei Halbbänden, veröffentlicht wurde. Dann folgte der dritte Band mit Finanzwissenschaft und Verwaltungslehre, wiederum in zwei Halbbände unterteilt. Schönberg verstand das Handbuch „als wissenschaftliches Lehrbuch und als praktisch brauchbares Nachschlagewerk“ in einem. Dazu Schönberg, Gustav (Hg.), Handbuch der Politischen Ökonomie, 4. Aufl. – Tübingen: Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung 1896, S. VIII. 5 Schmoller, Gustav, Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. – Leipzig: Dun cker & Humblot 1900. 6 Wagner, Adolf, Lehr- und Handbuch der politischen Ökonomie. – Leipzig: C. F. Winter’sche Verlagsbuchhandlung 1892. Es handelte sich hier allerdings ebenfalls um ein älteres Kollektivunternehmen, von dem es im Vorwort zur dritten Auflage aus dem Jahre 1892 heißt, diese sei „in der That eine wesentlich um-, theilweise ganz neu bearbeitete und stark erweiterte geworden.“ Im Rahmen dieses Werkes veröffentlichte Heinrich Dietzel im Jahre 1895 als Zweite Hauptabteilung eine „Theoretische Sozialökonomik“. 7 Philippovich, Eugen von, Grundriß der Politischen Ökonomie. – Freiburg i. B., Leipzig und Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1893. Die dritte Auflage erschien bereits 1899, die achte 1909. 8 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, hg. von Johannes Conrad u. a. – Jena: Verlag G. Fischer 1890 ff. Das Sachregister zur ersten Auflage erschien 1895, der zweite Supplementband 1897. 9 Die zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage, unter Mitwirkung von Wilhelm Lexis und Edgar Loening, erfolgte in den Jahren 1898 bis 1901, die dritte, abermals gänzlich
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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stand der Verleger deshalb vor der Frage, ob er eine weitere Auflage des „Schönberg“ wagen solle, zumal er ja mit dem Grundriß von Philippovich eine echte Alternative im Verlagsprogramm hatte, und wenn ja, welche der Beiträge noch übernommen werden könnten und welche auf den neuesten Stand gebracht oder überhaupt gänzlich neu geschrieben werden müßten. Selbst das Format des Handbuchs, sein Umfang und seine Stoffgliederung standen für den Verleger angesichts der neuen Diskussions- und Marktlage zur Disposition. Paul Siebeck hatte klare Vorstellungen davon, wie eine Neubearbeitung des „Schönberg“ aussehen müsse. In fünf Hinsichten sah er Änderungsbedarf: 1. Das inzwischen auf fünf Bände angewachsene Werk sollte wieder auf zwei Bände zurückgeführt werden. Das setzte thematische Konzentration voraus. 2. Die Beiträge der inzwischen verstorbenen Mitarbeiter sollten nicht einfach verbessert, sondern durch neue ersetzt werden. Dafür brauchte man neue Mitarbeiter. 3. Nicht nur der Umfang, auch die Einteilung des Gesamtwerks waren zu ändern. Nur so ließ sich den Entwicklungen Rechnung tragen, die inzwischen im Fach eingetreten waren. 4. Der Lehrbuchcharakter des Werkes sollte gestärkt werden. Das Handbuch sollte nicht auch noch ein Nachschlagewerk, schon gar nicht eine fachwissenschaftliche Enzyklopädie sein. 5. Der Kapitalismus als die maßgebende Wirtschaftsform der Gegenwart mußte sehr viel ausführlicher als bisher behandelt werden. Das Stichwort Kapitalismus, so Siebeck gegenüber Schönberg, komme, für einen Laien wie ihn doch einigermaßen überraschend, im Register des fünfbändigen Werkes überhaupt nicht vor.10 Von den fünf Punkten war dem Verleger zweifellos der vierte besonders wichtig, denn die allgemeine Entwicklung lief darauf hinaus, Nachschlagewerk und Lehrbuch stärker als zuvor üblich zu trennen. Der „Schönberg“ war gleichsam ein Zwitter, weder reines Nachschlagewerk noch reines Lehrbuch, vielmehr ein wenig von beidem, und deshalb weder in der einen noch in der anderen Hinsicht noch auf der Höhe der Zeit. Paul Siebeck war sich freilich darüber im klaren, daß seinen verlegerischen Wünschen nach einer grundlegenden Überarbeitung, ja nach einer Neugestaltung des „Schönberg“ Grenzen gesetzt sein würden. Diese lagen in erster Linie in der Person Gustav von Schönbergs selbst. Dieser, 1832 geboren, hatte inzwischen nicht nur große gesundheitliche Probleme, er gehörte auch, darüber gab es unter Kennern keinen Zweifel, geistig zu einer vergangenen wissenschaftlichen Epoche. Die neueren Entwicklungen im Fach nahm er umgearbeitete Auflage, nun auch unter Mitwirkung von Ludwig Elster, in den Jahren 1909 bis 1911. 10 Diese fünf Punkte lassen sich einem Brief entnehmen, den Paul Siebeck am 11. und 12. April an Max Weber in Sachen Schönberg schrieb. Darüber gleich mehr. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. und 12. April 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
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Entstehungsgeschichte
nicht mehr auf. Zudem lag ihm, wie Max Weber dies später formulierte, eine „sehr stark ‚gemäßigte‘ ‚Richtung‘“11 der politischen Ökonomie am Herzen. Deshalb akzeptierte er letztlich nur, was auf dieser Linie lag. Paul Siebeck stand also vor dem Problem, den „Schönberg“ unter Schönberg erneuern zu müssen, ohne mit dessen Bereitschaft dazu rechnen zu können. Aber der „Schönberg“ mußte erneuert werden, sonst konnte er angesichts des wissenschaftlichen Diskussionsstandes und der stärker gewordenen Konkurrenz auf dem Buchmarkt nicht mehr bestehen. Paul Siebeck suchte deshalb fachlichen Rat, und mit diesem Anliegen wandte er sich auch an Max Weber.12 Der genaue Zeitpunkt, zu dem dies geschah, ist nicht bekannt. Das erste überlieferte Zeugnis ist ein Brief von ihm an Max Weber vom 11. und 12. April 1905, dem aber bereits ein Austausch von Ansichten über den „Schönberg“ vorausging. Denn Paul Siebeck beginnt mit der rhetorischen Frage, ob er Weber noch einmal wegen des Schönbergschen Handbuchs befragen dürfe. Und er berichtet von dem Ergebnis seiner Verhandlungen mit Schönberg, denen möglicherweise bereits eine Empfehlung Max Webers zugrunde lag. Er betont, es habe großes diplomatisches Geschick verlangt, Schönberg von seinen Vorstellungen zu überzeugen. Immerhin, so Siebeck weiter, sei es ihm gelungen, den Umfang zwar nicht auf zwei, wohl aber auf drei Bände ‚herunterzuhandeln‘. Die Verwaltungslehre gebe Schönberg jetzt auf. Die drei Bände der 5. Auflage sollten lauten: I. Allgemeine Volkswirtschaftslehre, II. Spezielle Volkswirtschaftslehre, III. Finanzwissenschaft. Auch habe sein Gegenüber eingesehen, daß der Lehrbuchcharakter des Werkes stärker betont werden müsse. Schließlich sei er (Siebeck) sogar mit seiner Forderung,13 Kleinwächters Beitrag „Volkswirtschaftliche Probleme im Allgemeinen“ könne so nicht bleiben, überhaupt müsse der Kapitalismus viel intensiver behandelt werden, durchgedrungen, und Schönberg selbst habe darüber hinaus Adolf Wagners Artikel über „Kredit und Banken“ sowie über „Versicherungswesen“ kritisiert.14 Auch daß die Artikel der verstorbenen Mitarbeiter durch gänzlich neue ersetzt werden müßten, habe er zugestanden. Namen dafür habe er allerdings nicht genannt. Vielmehr habe er ihn (Siebeck) aufgefordert, geeignete Autoren zu nennen. Doch trotz dieser Zugeständnisse blieb der Verleger skeptisch. Er schien von dem Erfolg dieses Unternehmens nach wie vor nicht wirklich überzeugt. Aus 11 Brief Max Webers an Paul Siebeck, am oder nach dem 21. Mai 1906, MWG II/5, S. 96. 12 Andere wichtige Ratgeber waren Karl Bücher und Eugen von Philippovich. 13 Seit der ersten Auflage wurde der wichtige Artikel „Die volkswirthschaftliche Production im Allgemeinen.“ von Friedrich Kleinwächter, Professor in Czernowitz, bestritten, ein Artikel von etwa 60 Seiten. 14 Schönberg meinte laut Paul Siebeck, diese Artikel seien nicht genügend „systematisch-lehrbuchhaft“. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. und 12. April, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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der Korrespondenz gewinnt man den Eindruck, er sei entschlossen, gegenüber Schönberg letztlich eine harte Linie zu verfolgen. Denn er schreibt ausdrücklich, daß er Weber zwar um die Namen von „Ersatzmännern“ für die neu zu schreibenden Artikel bitte, daß er sich der „Unbescheidenheit dieser Bitte“ aber umso mehr bewußt sei, „als ich Sie vielleicht unnötig bemühe, denn ich bin fest entschlossen, das Werk nur dann noch einmal zu verlegen, wenn Sch[önberg] auf meine Bedingungen eingeht.“15 Allerdings schwächt er dann auch wieder ab: „Wäre Sch[önberg] nicht ein so guter, anständiger und nobler Mensch und – trotz seiner starken Eitelkeit – bei den Verhandlungen so nachgiebig, so würde ich sein ‚standard work‘, wie er es noch immer nennt, mit Stolz nennt, als den Mohren behandeln, der seinen Dienst gethan hat. Das wäre vielleicht das Richtige – geschäftlich jedenfalls –, aber es wäre meinerseits nicht anständig.“16 Max Weber reagierte auf diesen Brief mit detaillierten Vorschlägen zu den von Siebeck erbetenen „Ersatzmännern“.17 Um ihm diese Arbeit zu erleichtern, hatte dieser eine Liste der zu füllenden Lücken angelegt. Darin war allerdings bereits ein Name eingetragen, von dem er sagt, dieser verrate seinen stillen Wunsch und er entstamme zudem dem einzigen Vorschlag, den Schönberg in dem Gespräch gemacht habe. Der Name: Max Weber, dem damit, in der Nachfolge August Meitzens, der Artikel über Agrarpolitik angetragen war. Webers Vorschläge zu Personen und Themen bestechen durch die genaue Kenntnis der aktuellen Diskussionslage in der deutschsprachigen Nationalökonomie und durch eine erstaunliche Vertrautheit mit den Stärken und Schwächen der für die Neubearbeitung in Frage kommenden Personen. Hier wirkte zweifellos seine intensive Beschäftigung mit den Fragen seines Faches vor seinem gesundheitlichen Zusammenbruch nach. Immerhin hatte er sich ja seinerzeit vorgenommen, selbst ein Lehrbuch zu schreiben. Das Interesse an der Entwicklung seines Faches war offensichtlich nach wie vor ungetrübt. Aber so sehr Weber sich für Paul Siebeck und sein Anliegen engagierte, eine Mitwirkung am Handbuch lehnte er ab.18
15 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. und 12. April 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 16 Ebd. 17 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. April 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/4). 18 Dies ist umso erstaunlicher, als sich Max Weber gerade wieder intensiv mit Fragen der Agrarverfassung und der Agrarpolitik beschäftigt hatte: in dem großen Aufsatz über die Fideikommißgesetzgebung, in dem Vortrag auf der Weltausstellung in St. Louis und in einem der beiden Artikel für die Encyclopedia Americana. Dazu MWG I/8, S. 92 ff. und S. 212 ff., sowie MWG I/8, Ergänzungsheft, S. 25 ff. Zu der Diskussion zwischen Paul Siebeck und Max Weber über das Projekt im Jahre 1905 auch die Er-
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Entstehungsgeschichte
Am liebsten wäre es Paul Siebeck wohl gewesen, wenn Gustav von Schönberg von sich aus die Herausgeberschaft niedergelegt hätte, um den Weg für ein von Grund auf neues Handbuch als Lehrbuch frei zu machen. Auch Max Weber sah dies als die beste Lösung an. Aber Schönberg blieb in dieser Hinsicht unzugänglich, und Paul Siebeck wollte ihn, wie durch die oben zitierte Briefstelle bezeugt, aus Gründen der Pietät nicht einfach hinausdrängen. So verfiel er, wohl in Abstimmung mit seinen Beratern, auf die Idee, dem alten Herrn einen „Adlatus“ an die Seite zu geben, der die unerläßlichen Schritte zur Überarbeitung veranlassen sollte. Dies verband er mit der Überlegung, daß dieser nach Schönbergs Tod das Unternehmen weiterführen könnte, und zwar in und unter Schönbergs Namen. Doch wer konnte dieser „Adlatus“ und „Successor“ sein? Auch in Sachen „Adlatus“ wandte sich Paul Siebeck ratsuchend an Max Weber. In einem Brief vom 24. November 1905 bittet er ihn um Namen, wenn irgend möglich um die von Ordinarien. Denn er müsse befürchten, wenn er keinen überzeugenden Vorschlag mache, würde Schönberg „unseren hiesigen Harms“ benennen, was er offensichtlich verhindern wollte. Bernhard Harms war ein Schüler Schönbergs, der in Tübingen promoviert worden war und sich dort habilitiert hatte. In seinem Antwortschreiben vom 26. November 1905 zeigte sich auch Weber in Bezug auf Harms zurückhaltend.19 Er nannte statt seiner Hermann Schumacher in Bonn, Carl Johannes Fuchs in Freiburg und Walter Troeltsch in Marburg als mögliche Kandidaten.20 Aber darüber hinaus, so Weber, falle ihm „z. Z. kein rechter Name“ ein.21 Paul Siebeck hatte inzwischen, auf der Grundlage der Ratschläge von Max Weber sowie von Karl Bücher und Eugen von Philippovich, ein Exposé ausgearbeitet, mit dem er wohl Schönberg an die Grundsätze der von ihm gewünschten Neuausgabe binden wollte. Bevor er ihn damit konfrontierte, legte er auch dieses Exposé Max Weber zur kritischen Durchsicht vor. Weber antwortete umgehend, und Siebeck teilte ihm in seinem Brief vom 6. Dezember 1905 mit, er habe alle seine Ratschläge befolgt und das Exposé entsprechend verändert. Einen „Adlatus“ aber habe er nun doch noch nicht benannt. Bei dieser wichtigen Personalentscheidung wolle er Schönberg lieber nicht vorgreifen. Aber die Forderung nach einem „Adlatus“ habe er gestellt. Damit läuterung des Herausgebers zum Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. Januar 1909, in: MWG II/6, S. 15 f. 19 In dem Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1905, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/4), heißt es: „Die Persönlichkeit des Adlatus? – Ja, das ist schwierig, denn Harms ist natürlich dazu noch keineswegs reif.“ 20 Fuchs war Webers Nachfolger in Freiburg, Troeltsch ebenfalls ein Tübinger Produkt. 21 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/4).
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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machte Siebeck Schönberg unmißverständlich klar, daß er ihm allein die Neugestaltung der fünften Auflage nicht mehr zutraute. Und er schloß angesichts von Schönbergs Eitelkeit keineswegs aus, daß dieser darauf gekränkt und verletzt reagierte. Dies wollte er freilich, wenn irgend möglich, vermeiden. Und so erbat er auch in dieser Hinsicht Webers Rat.22 Aber trotz aller menschlichen Rücksichtnahme zeigte sich Paul Siebeck entschlossen, im ungünstigsten Fall auch den Bruch mit Schönberg zu wagen. Denn in dem Brief vom 6. Dezember heißt es, auf das Schönberg inzwischen zugestellte Exposé Bezug nehmend: „Was nun wird, ist ganz unberechenbar; es ist einfach alles möglich. Kommt es ja nicht zum Bruch, sondern zu Verhandlungen zwischen Sch[önberg] und mir, dann werden noch manche Schwierigkeiten zu überwinden sein mit einzelnen Mitarbeitern, mit der Gewinnung des Adlatus, aber daran will ich vorerst nicht herumgrübeln. Die Sache reißt mich ohnehin genug herum.“23 Schönberg akzeptierte offensichtlich die Idee eines „Adlatus“, der dann auch sein „Successor“ werden könnte. Wie Siebeck vorausgesagt hatte, waren aber akzeptable Kandidaten rar. Paul Siebeck wünschte sich auch hierfür wiederum Max Weber. So ergibt es sich aus dem Briefwechsel. Im Rückblick bestätigte Max Weber dies.24 Aber er lehnte auch in diesem Fall ab, obgleich ihn Schönberg, wohl zu seiner Überraschung, akzeptiert hätte.25 Weber nannte für die Ablehnung gesundheitliche Gründe. Aber man kann vermuten, daß ein anderer Grund überwog. Er betraf die Einschätzung von Schönbergs fachlicher Kompetenz und wissenschaftspolitischer Haltung. Solange dieser in irgend einer Form mitwirkte, so offensichtlich Webers Mei22 In dem Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 24. November 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, heißt es: „Wollten Sie die Güte haben, es [das Exposé] einmal zu lesen und mir, etwa in Randbemerkungen, zu sagen, was Sie davon halten? Ich sagte mir schließlich: es hilft alles nichts – ich muß Sch[önberg] sagen, daß er allein die Sache nicht mehr machen kann. Sollten Sie irgendwo etwas Kränkendes oder Verletzendes finden, dann machen Sie mich, bitte, darauf aufmerksam – schonungslos. Kränken will ich ihn nicht, aber die Wahrheit kann ich ihm nicht ersparen.“ 23 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 6. Dezember 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 24 Brief Max Webers an das „Soziologische Kränzchen“ vom 4. Januar 1913, MWG II/8, S. 38. Weber verändert im Rückblick die Reihenfolge: Erst kam die Anfrage wegen des Artikels, dann wegen des Adlatus. 25 Dazu der Brief Paul Siebecks an Gustav von Schönberg vom 19. Mai 1906, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 222, in dem jener Schönberg mitteilt, er habe, im Sinne ihrer Verabredung, Max Weber die Rolle des „Adlatus“ und „Successors“ angetragen, sei aber bei ihm, trotz des großen Vertrauens, das sich in diesem ehrenvollen Angebot ausdrücke, auf Ablehnung gestoßen; aus gesundheitlichen Gründen, wie Siebeck ausdrücklich vermerkt. Weber war über die positive Haltung von Schönberg zu seiner Person deshalb überrascht, weil er einst bei der Berufung nach Heidelberg Schönberg vorgezogen worden war. Er vermutete also auf Schönbergs Seite ihm gegenüber Animosität.
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nung, war an einen wirklichen Neuanfang nicht zu denken. Aber nicht nur Weber trat unter Schönberg nicht in das Unternehmen ein. Bei der gegebenen Konstellation schien es überhaupt fast unmöglich, einen kompetenten „Adlatus“ zu gewinnen. So schreibt Weber am 19. Mai 1906 an Paul Siebeck: „Schade, daß Sch[önberg] noch so lange leben wird (das soll man ja nicht sagen, sachlich aber ist es, unter uns, so) – sonst würden sich wohl ganz andre Leute finden, die die Sache übernehmen! – nach Eindrücken, die ich kürzlich hatte.“26 Ganz andere Leute – vielleicht am Ende Max Weber selbst? Paul Siebeck machte mehrere Versuche, nach der Absage Webers anderen die Rolle des „Adlatus“ anzutragen.27 Auch hier folgte er unter anderem Webers Rat. Dieser hatte bereits, wie zitiert, in dem Brief vom 26. November 1905 auf Hermann Schumacher in Bonn, den er offensichtlich favorisierte, und auf Walter Troeltsch in Marburg hingewiesen. Inzwischen kam Heinrich Herkner in Zürich hinzu. Aber entweder lehnten die Gefragten ab, oder Schönberg konnte sich mit dem Vorgeschlagenen nicht anfreunden. Bezeichnend ist, was Paul Siebeck Max Weber in seinem Brief vom 25. Mai 1906 berichtet, nachdem dieser von einem „lebhafte[n] Interesse“ Sombarts an der Rolle des „Adlatus“ und des „Successor[s]“ gesprochen hatte:28 „[. . .] das wäre freilich eine andere Perspektive für die Zukunft! Schönberg und Sombart zusammen“. Aber er weiß, daß dies nicht geht. So fährt er fort: „das ist ja aus geschlossen, hab’ ich doch nicht einmal die Candidatenliste Schumacher – Herkner – Troeltsch durchgesetzt, sondern mußte Herkner fallen lassen, da er – trotz all’ meiner Versicherungen, daß er sich nach rechts entwickele – Sch[önberg] zu radical ist; ‚Brentano-Schüler‘ und ‚Österreicher‘, Ordinarius an einer schweizerischen, nicht an einer deutschen Universität – das ist für Sch[önberg] zu viel auf einmal, gar jetzt, wo er – unter uns – immer mehr den Eindruck eines gebrochenen Mannes macht.“29 So lange Schönberg lebte, das wurde den Beteiligten immer klarer, blieb jede zukunftsträchtige Entwicklung des Handbuchs blockiert.
26 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 19. Mai 1906, MWG II/5, S. 93. 27 Ein Beispiel ist der Brief Paul Siebecks an Hermann Schumacher vom 25. Mai 1906, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 223. 28 Brief Max Webers an Paul Siebeck, am oder nach dem 21. Mai 1906, MWG II/5, S. 95. Hier heißt es weiter: „Man würde wohl ein Consortium zusammenbekommen, welches die Sache in die Hand nähme, – das ist mir klar. Aber natürlich nicht unter Sch[önberg]. Ließen Sie ihn doch ev. einen ganz jungen nehmen, der keinerlei ‚Ansprüche‘ macht und machen kann? Und bei dem Sie für künftig ungebunden bleiben? Freilich, – Das hat nun für die Gegenwart für Sie wieder seine Nachteile. Es wäre also wohl schon das beste, wenn Schumacher zu gewinnen wäre.“ (Ebd., S. 95 f.). 29 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 25. Mai 1906, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446; Teilabdruck in: MWG II/5, S. 95, Anm. 1.
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Die Neuauflage des „Schönberg“ ließ denn auch auf sich warten. Vorübergehend kam dann doch der von Siebeck nicht erwünschte Bernhard Harms ins Spiel.30 Aber Siebeck blieb wohl bei seiner ablehnenden Haltung.31 Weber hingegen schien ambivalent.32 Es kam dann zwar immerhin zu Gesprächen mit Harms, die aber zu keiner vertraglichen Regelung führten. Dann starb Schönberg am 3. Januar 1908. Damit schien der Weg für die angestrebte Neufassung des Handbuchs endlich frei. Nach Schönbergs Tod verstärkte Paul Siebeck im Jahre 1908 seine Bemühungen um eine Erneuerung des Handbuchs. Wiederum stand dabei Max Weber im Mittelpunkt. In mehreren Anläufen, über das Jahr verteilt, suchte er ihn abermals für das Unternehmen zu gewinnen. Diesmal war sein Bemühen von Erfolg gekrönt. Weber zögerte zwar zunächst, doch ließ er sich schließlich überzeugen. Er stellte freilich von vornherein klar, daß er weder als „Adlatus“ noch als „Successor“ von Schönberg, ja daß er überhaupt nicht, wie dieser, als Herausgeber fungieren wolle. Vielmehr bestand er auf einer Kollektivherausgeberschaft der Mitarbeiter mit ihm als Organisator und Redakteur. Den alten Titel „Handbuch der politischen Ökonomie“ wollte man zwar beibehalten, aber jeder Bezug auf Schönberg sollte entfallen. Für Webers schließliche Zusage war gewiß förderlich, daß er sich seit 1905 regelmäßig mit Paul Siebeck über den einzuschlagenden Weg bei der Neufassung des Handbuchs ausgetauscht hatte. Schon in dem Brief vom April 1905 heißt es, die Arbeit am Handbuch müsse einer „völligen Neuschöpfung äquivalent“ sein. Dies deckte sich mit Paul Siebecks Meinung, wie die fünf Punkte zeigen, von denen oben die Rede war. Freilich hatten die vor Schönbergs Tod angestellten Überlegungen zur Neuauflage des Handbuchs noch ein langes juristisches Nachspiel. Es führte schließlich dazu, daß auch die letzte Reminiszenz an den „Schönberg“, der Titel „Handbuch der politischen Ökonomie“, verschwand. Mit der Ersetzung des ursprünglichen Titels durch „Grundriß der Sozialökonomik“ im Jahre 1914 30 Harms war nach einer kurzen Zwischenstation in Jena 1906 zum ordentlichen Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim aufgestiegen. Ab 1908 wirkte er dann als ordentlicher Professor an der Universität Kiel. 31 Harms war Siebeck, wie er an Weber schrieb, „nicht sehr sympathisch“. Und er fuhr fort: „Harms ‚zieht‘ nicht, deckt das Manco ‚Sch[önberg]‘ nicht genug.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 25. Mai 1906, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. (MWG II/5. S. 95, Anm. 2). 32 In dem zitierten Brief Max Webers an Paul Siebeck, am oder nach dem 21. Mai 1906, heißt es: „Ich weiß nicht, wie viel Harms z. B. taugt.“ (MWG II/5, S. 95, Fn. 1). Er schloß ihn also nicht rundweg aus. Offenbar konnte er ihn sich zwar als „Adlatus“, nicht aber als „Successor“ vorstellen. In einem Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 5. Dezember 1906 heißt es: „Denn obwohl H[arms] als Sch[önberg]’s Adlatus gar nicht schlecht wäre, – als Sch[önberg]’s Nachfolger (was doch wohl sehr leicht darin läge) wäre er vielleicht doch vorerst nicht ganz ‚tanti‘, – man kann ja nicht wissen, wie er sich entwickelt.“ (MWG II/5, S. 197).
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sollte auch äußerlich sichtbar gemacht werden, daß zwischen dem „Schönberg“ und dem neuen Handbuch keinerlei Kontinuität bestehe. Dieses lange juristische Nachspiel wurde durch die Art und Weise vorbereitet, wie Schönberg im Zusammenhang mit der vierten Auflage ‚seines‘ Handbuchs seine intellektuellen, vor allem aber seine materiellen Interessen und die seiner Erben für diese und für alle weiteren Auflagen vertraglich sicherte. In dem von ihm handschriftlich gefertigten Vertrag mit Datum vom 16. Dezember 1895, am 28. Dezember 1895 von Gustav Kötzle, dem Inhaber der H. Lauppschen Buchhandlung und Paul Siebecks Schwager, auch unterschrieben, setzte er durch, daß seine eigenen Abhandlungen im Handbuch auch nach seinem Tode weiterhin in die neuen Auflagen aufzunehmen und entsprechend zu honorieren seien, ferner, daß von seinem stattlichen Honorar für die Herausgeberschaft und Redaktion – immerhin 4 500 Mark – bei jeder neu erscheinenden Auflage die Hälfte davon seinen Erben verbleiben solle.33 Bei der Vorbereitung der fünften Auflage sah sich Paul Siebeck offensichtlich mit diesen von seinem Schwager akzeptierten Regelungen konfrontiert. Dies erschwerte die schwierigen Verhandlungen mit Schönberg noch zusätzlich. In diesem Zusammenhang schreibt Paul Siebeck an Max Weber, diesen zu dem „ominösen § 6, Abs. 4 u. 5“ des Vertrags für die vierte Auflage um einen juristischen Rat bittend,34 wobei er zu erkennen gibt, daß er erhebliche Zweifel an dem korrekten Zustandekommen dieses Vertrages habe: „– die Sache 33 Vgl. § 6 des Vertrages. Die Überschrift lautet: „Vertrag zwischen Professor Dr. Gustav von Schönberg und der H. Laupp’schen Buchhandlung, beide zu Tübingen, über die weitere Herausgabe de[s] im Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung erscheinenden Handbuchs der Politischen Oekonomie“, VA Mohr/Siebeck, Tübingen. Der Schluß lautet. „Die Contrahenten haben diesen in zwei Exemplaren ausgefertigten Vertrag in rechtskräftiger Weise eigenhändig unterschrieben. Tübingen, 28. Dec. 1895 gez. H. Laupp’sche Buchh. G. Koetzle gez. Prof. Dr. G. Schönberg.“ Im Verlagsarchiv ist ferner eine Abschrift des in sieben Paragraphen gegliederten Vertrags überliefert. Sie ist mit Schönbergs Original identisch. Auch diese Abschrift ist von Hand geschrieben. 34 Die wichtigsten Passagen des § 6 lauten: „Für den Todesfall des Professor von Schönberg verpflichtet sich die Verlagshandlung [sic!] für sich und ihre Rechtsnachfolger an die Erben desselben von jeder neu erscheinenden Auflage die Hälfte des oben erwähnten Honorars[,] d. h. 2250 Mark (für jeden Band 750 Mark) beim Erscheinen der betreffenden Bände zu zahlen.“ Weiter: „Die Verlagshandlung und ihre Rechtsnachfolger verpflichten sich ferner[,] nach dem Tode des Professor von Schönberg dessen Abhandlungen auch in die neuen Auflagen des Handbuchs aufzunehmen und für dieselben p. Druckbogen des bisherigen Umfangs mindestens 50 Mark [von fremder Hand verändert in 60 Mark. W. S.] zu bezahlen“. Schließlich verpflichtet sich der Verlag, „falls der neue Herausgeber diese Abhandlungen durch neue ersetzt, was jedoch nur mit Zustimmung der Verlagshandlung erfolgen darf, an die Erben des Professor von Schönberg bei jeder neuen Auflage die Hälfte des Abhandlungenhonorars zu bezahlen, welches Professor von Schönberg in der letzten von ihm besorgten Auflage für seine in derselben publizierten Abhandlungen erhielt.“ Alle Zitate aus dem in Anm. 33 genannten Vertrag.
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wirft kein ganz gutes Licht auf Sch[önberg]. Etwa 12–13 Monate, nachdem mein Schwager den Vertrag unterzeichnet hatte, kam bei ihm [Schönberg, W. S.] Paralyse zum Ausbruch und es ist mal kaum ein Zweifel, wenn auch nicht beweisbar, daß die Anfänge der Krankheit stets sehr zurückreichen. Auffallend ist auch, daß der Vertrag ganz von Schönbergs Hand geschrieben ist und daß von den Angestellten meines Schwagers von diesem Vertrag niemand etwas wußte; alle anderen Verträge aus jener Zeit sind von Angestellten des Geschäfts geschrieben, soweit ich mich augenblicklich erinnere.“35 In seiner Antwort unterstützte Max Weber Paul Siebecks Zurückweisung von Schönbergs Forderungen mit Nachdruck. Am 26. November 1905 schreibt er an den Verleger: „Die Bestimmung des § 6 ist ja gradezu ungeheuerlich: mir ist für so etwas kein Praecedens bekannt und ich kann mir nicht denken, daß ein anständiger Mensch, wie Schönberg es m. W. ist, sich ganz klar darüber gewesen ist, was er hier Ihrem Schwager aufnötigte, und daß er jetzt, wo es ihm gesagt wird, darauf bestehen wollen wird: das würde auch ich für ein recht ungünstiges Symptom halten und mich an Ihrer Stelle nie darauf einlassen. M. E. kann an einem bestimmt formulierten Anspruch der Erben gar nicht festgehalten werden, es muß der freien Vereinbarung zwischen ihnen, dem Verlag und dem neuen Redakteur unterliegen, welchen Anteil seines Redaktionshonorars der letztere den ersteren für die Fortführung des Namens überläßt.“ Im übrigen ist Webers Urteil über den „Schönberg“ eindeutig: „das Handbuch hat seine Zeit gehabt“, ferner: „wissenschaftlich gehört Schönberg’s Name schon jetzt der Vergangenheit an.“36 Wir kommen auf das juristische Nachspiel, das die erwähnte Änderung des Titels zur Folge hatte, noch zurück. Man kann aus den Reaktionen von Max Weber auf die verschiedenen Anfragen von Paul Siebeck in der Zeit von 1905 bis 1908 schließen, daß ihn das Schicksal des „Schönberg“ keineswegs kalt ließ. Auch während der Suche nach einem „Adlatus“ erkundigte er sich immer wieder, wie der Stand der Dinge sei. So heißt es in einem Brief von Weber an Siebeck vom 11. September 1906: „Was macht der ‚Schönberg‘? Ist nun Harms der ‚Adlatus‘?“ Und auch am 13. April 1907 kommt er auf die Frage nach dem ‚Adlatus‘ zurück.37 Nach Schönbergs Tod heißt es in einem Brief an Oskar Siebeck: „Was macht denn nun der ‚Schönberg‘? Ob nicht doch Bücher für die Leitung
35 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 24. November 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Gustav Kötzle war am 5. August 1900 gestorben. Deshalb die Anfrage bei den damaligen Mitarbeitern. 36 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/4). 37 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 11. September 1906 und vom 13. April 1907, MWG II/5, S. 158 und 279 f. Weber macht hier abermals personelle Vorschläge.
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zu gewinnen wäre, wenn das noch möglich ist?“38 Und am 27. Juli 1908 lesen wir in einem Brief an Paul Siebeck: „Ist jetzt über Schönberg etwas bestimmt?“39 Es scheint, als sei Weber jedenfalls nicht grundsätzlich abgeneigt gewesen, die Aufgabe der Neugestaltung zu übernehmen, sofern er dabei auf Schönberg keine Rücksicht zu nehmen hatte. Mit dessen Tod war solche Rücksichtnahme nun gegenstandslos. Tatsächlich teilt Paul Siebeck denn auch am 1. August 1908 Max Weber mit, das Handbuch werde künftig nicht mehr unter der Flagge Schönberg segeln, und fragt an, ob er nicht unter diesen Umständen doch Organisation und Redaktion übernehmen könne.40 Weber erklärt jetzt seine grundsätzliche Bereitschaft, macht die endgültige Zusage aber von der Erfüllung von Bedingungen abhängig.41 Ein Teil dieser Bedingungen betrifft die Vorstellungen des Verlegers. Siebeck wiederholt seine Bitte am 3. Oktober 1908 und legt noch einmal seine Weber im Grunde schon bekannten verlegerischen Überlegungen dar.42 Ein anderer Teil dieser Bedingungen aber betrifft inhaltliche Fragen. Schon in einem Brief vom 26. Dezember 1908 an Paul Siebeck werden von Max Weber dazu Gedanken formuliert. Der entscheidende Punkt sei die Theorie, alles Übrige werde sich dann ergeben. Und weiter: „Aber für die 38 Brief Max Webers an Oskar Siebeck vom 10. Februar 1908, MWG II/5, S. 435. 39 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Juli 1908, MWG II/5, S. 609. 40 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 1. August 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 41 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. August 1908, MWG II/5, S. 648. Weber schreibt in der ihm in solchen Angelegenheiten eigenen zögerlichen Art: „Ihren gefl. Brief vom 1. 8. ließ ich bisher unbeantwortet. Erstens deshalb, weil Ihr Anerbieten bezüglich der Herausgeberschaft bei einem ganz neuen Handbuch mich in die Notwendigkeit sehr eingehender Erwägungen versetzte, die ich gern in die Form bestimmter sachlicher Vorschläge für die Art der wissenschaftlichen Anforderungen an ein solches gekleidet hätte, denen dann Ihrerseits Ihre eigenen Gedanken darüber und vor Allem die buchhändlerischen Erwägungen hätten entgegengestellt werden müssen. Dabei wäre auch zu erwägen, ob ich Ihnen nicht als bloßer Berather für die Festlegung der Grundlinien und Gewinnung der Bearbeiter dasselbe wie als ‚Herausgeber‘ geleistet hätte. Jedenfalls hätte das mündliche Erörterungen vorausgesetzt.“ Ferner auch die folgenden Briefe Paul Siebecks an Max Weber vom 29. August 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, und Max Webers an Paul Siebeck vom 30. August 1908, MWG II/5, S. 650 f. (mit einer wichtigen Bemerkung zu Bücher). 42 Diese werden ergänzt durch einen Brief vom 9. Oktober 1908, in dem Paul Siebeck, angeregt durch Max Weber (Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 5. Oktober 1908, MWG II/5, S. 668 f.), einen Vergleich des Umfangs verschiedener Lehrbücher (Marshall I, Roscher I-III, Cohn I und III, Philippovich I, II.1, II.2 und Schönberg von 1882 und von 1896) durchführt. In diesem Zusammenhang heißt es: „Wenn wir nun dem Programm des neuen Handbuchs – mit Ausschluß von Finanzwissenschaft und Verwaltungslehre – einen (Soll-) Umfang von 120 Bogen Schönberg oder auch Philippovich zugrunde legen, so dürften wir wohl das Richtige für ein Lehrbuch treffen.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 9. Oktober 1908, VA Mohr/Siebeck, BSB München, Ana 446.
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Theorie kommen nur: v. Wieser (Wien), Lexis u. vielleicht für einige Teile mein Bruder in Betracht“. Ferner müsse festgelegt werden, „in welchem Maße ‚Soziologie‘ hineinzuziehen“ sei. Aber diese und andere Fragen – Weber erwähnt noch Wirtschaftsgeschichte und Sozialpolitik – seien zweitrangig gegenüber der Rolle, welche die Theorie spiele. Weber wörtlich: „Davon, daß die gute Unterbringung dieser Partien gelingt, muß ich meinen definitiven Entschluß abhängig machen.“43 Daß für die Neugestaltung des Handbuchs Wirtschaftstheorie und Soziologie eine zentrale Rolle spielen sollten, kam Paul Siebecks Vorstellungen durchaus entgegen. So schreibt er am 28. Dezember 1908 an Max Weber, wohl als Reaktion auf dessen Brief vom 26. Dezember: „Käme für die Mitarbeit im theoretischen Teil vielleicht nicht auch Schumpeter in Betracht? Er ist m. W. auch nach der Soziologie hin orientiert, die wir, glaube ich, nicht beiseite lassen dürfen.“44 Zuvor hatte er noch einmal klargestellt, was Weber schon bekannt war: Der Umfang des neuen Handbuchs sei auf den der ersten Auflage des „Schönberg“ von 1882 zu begrenzen (2 Bände oder 120 Bogen), und dies erreiche man dadurch, daß man nicht nur die Verwaltungslehre, sondern auch die Finanzwissenschaft eliminiere und das Handbuch streng als Lehrbuch konzipiere.45 Freilich, mit solchen Äußerlichkeiten allein, darüber waren sich wohl beide einig, konnte man „das Spezifische des neuen Buchs (gegenüber der ‚Concurrenz‘)“, wie Weber sich ausdrückte, nicht erreichen.46 Dafür mußten neue Inhalte stehen. Diese aber waren mit Wirtschafts43 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. Dezember 1908, MWG II/5, S. 705. 44 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. Dezember 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 45 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 9. Oktober 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. In einem Brief vom 28. Dezember 1908 von Oskar Siebeck, dem Sohn von Paul Siebeck, der in die verlegerischen Überlegungen zum Handbuch einbezogen war, berichtet er Max Weber von einem Gespräch, das er mit Karl Bücher in Leipzig über die Zukunft des „Schönberg“ hatte. Dabei habe Bücher betont, bei dem revidierten Schönberg komme es vor allem auf die organische Ordnung des Stoffes, auf größtmögliche Einheitlichkeit an. Dem alten „Schönberg“ fehle diese, er sei voller Wiederholungen und Widersprüche. Auch habe sich die Vielzahl der Mitarbeiter nachteilig auf die Kohärenz des Ganzen ausgewirkt. Er empfehle deshalb, an ein arbeitsteiliges Sammelwerk mit nicht mehr als sechs bis acht Mitarbeitern zu denken, die sich wechselseitig die Dispositionen ihrer Beiträge vorlegten, damit eine Abstimmung in der Sache zwischen ihnen stattfinden könne. Dabei stand auch der Vergleich mit den „Konkurrenzwerken“ Roscher, Cohn und Marshall sowie dem Handwörterbuch der Staatswissenschaften zur Diskussion. Brief Oskar Siebecks an Max Weber vom 28. Dezember 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Weber hatte wohl schon zuvor, gelegentlich einer Ausschußsitzung des Vereins für Sozialpolitik am 12. Oktober in Berlin (MWG I/13), mit Karl Bücher über den Plan des neuen Handbuchs gesprochen. Vgl. dazu Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 9. Oktober 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 46 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. Oktober 1908, MWG II/5, S. 676 f.
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theorie und Soziologie verbunden. Darum vor allem sollte es in dem ersten Band des auf zwei Bände angelegten neuen Handbuchs gehen. Im Rückblick ist es erstaunlich, was sich Max Weber trotz prekärer Arbeitsfähigkeit in dieser Phase seines Lebens an Aufgaben zumutete. Die Neufassung seines Artikels über die „Agrarverhältnisse im Altertum“ für das Handwörterbuch der Staatswissenschaften, zunächst auf 1 ½-2 Bogen geplant, hatte sich zu Beginn des Jahres 1908 auf 8 ½ Bogen, also auf ein veritables Buch, ausgewachsen.47 Die „Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie“ im Verein für Sozialpolitik forderten ihn zu umfassenden methodischen Reflexionen sowie zu ausgreifenden Literaturstudien über Psychophysik, Vererbungstheorie und Experimentalpsychologie heraus. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse motivierten ihn zudem zu einer eigenen empirischen Studie, die er, ebenfalls nahezu in Buchlänge, 1908/09 unter dem Titel „Zur Psychophysik der industriellen Arbeit“ in mehreren Folgen im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik veröffentlichte.48 Die Kritik an seiner Studie über den asketischen Protestantismus, die 1907 begonnen hatte, nahm an Schärfe zu und verlangte immer anspruchsvollere Antikritiken aus seiner Feder. Außerdem hatten die Auseinandersetzungen während der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik im September 1905 in Mannheim sein Verlangen verstärkt, die theoriegeleitete ökonomische und soziologische Forschung von der werturteilsgeleiteten sozialpolitischen Stellungnahme auch institutionell zu trennen.49 Dies führte 1909 zur der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, an der er sich sowohl konzeptionell wie organisatorisch maßgeblich beteiligte. Mit der Schriftleitung des Handbuchs der politischen Ökonomie übernahm er gleichfalls den Großteil der für die Neufassung erforderlichen konzeptionellen und organisatorischen Arbeit. Vermutlich war sein Interesse an einer werturteilsfreien und theoriegeleiteten ökonomischen und soziologischen Forschung so ausgeprägt, daß er sich mit der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und dem Handbuch gleich für zwei Groß- und Dauerprojekte gewinnen ließ. Max Weber, das zeigt der Brief vom 26. Dezember 1908, hatte in Sachen Theorie von Beginn an eine Präferenz für Friedrich von Wieser. Dies aber heißt: In der Wirtschaftstheorie optierte er für die „Grenznutzenschule“ der „Österreicher“. Deren wichtigste Repräsentanten waren Carl Menger, Eugen von Böhm-Bawerk und Friedrich von Wieser. Von diesen drei war von Wieser derjenige, der als Wirtschaftstheoretiker der Soziologie am nächsten stand. Als Weber daranging, erste Überlegungen zur inhaltlichen Gestaltung des 47 Weber, Max, Agrarverhältnisse im Altertum, in: MWG I/6, S. 320–747. Dazu der „Editorische Bericht“ von Jürgen Deininger, ebd., S. 300 f. 48 Weber, Max, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, in: MWG I/11, S. 162–380. 49 Dazu MWG I/11, S. 8–12.
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Handbuchs anzustellen, hatte er gerade die „Österreicher“ gegen ihre geringschätzige Behandlung durch Lujo Brentano verteidigt.50 In einem Brief von Max Weber an Lujo Brentano vom 30. Oktober 1908, dem eine Reaktion Brentanos auf Webers Artikel über „Die Grenznutzlehre und das ‚psychophysische Grundgesetz‘“ vorausgegangen war, heißt es: „Ich bin der Ansicht: 1) daß Menger das, was er sagen will, etwas unbeholfen zwar, aber ohne Aufputz und schlicht und deutlich zum Ausdruck bringt, – 2) daß es ganz und gar unberechtigt ist, ihn einfach als einen Abklatsch Gossen’s oder wessen immer anzusehen, – was zu begründen hier zu weit führen würde. Er überschätzt sich selbst gewaltig, das ist richtig, aber er hat seine sehr beträchtlichen Verdienste, auch in dem Streit mit Schmoller in der Sache in den wichtigsten Punkten recht gehabt. Sie stehen ihm jetzt näher als früher, – warum haben Sie das Bedürfnis, ihn trotzdem zu ohrfeigen? Oder grade deswegen? Kurz, ich fand, daß Sie in diesem Punkt gegen den Mann – ein wunderlicher Kauz wie er ist – ungerecht waren u. sagte das.“51 Natürlich ging es Weber beim Handbuch nicht um Menger selbst, dessen Unterscheidung zwischen einer exakten, weil deduktiven, und realistischen, weil induktiven theoretischen Richtung er mit seiner Lehre vom Idealtypus überwunden hatte.52 Wohl aber ging es ihm um einen der Soziologie zugeneigten Vertreter der Österreichischen Schule. Diese war für seine Zwecke am besten durch Friedrich von Wieser repräsentiert. Es spricht deshalb vieles dafür, daß er ihn für die Neugestaltung des Handbuchs geradezu für unverzichtbar hielt. Daß dies keine bloße Spekulation ist, zeigt sich daran, wie intensiv er sich in der Folge um von Wieser bemühte und welche Privilegien er ihm gewährte. Die Korrespondenz mit ihm, die schließlich zu Wiesers Zusage mit Schreiben vom 13. Juli 1909 führte, erstreckte sich über ein halbes Jahr. Weber ließ von Wieser dabei völlige Freiheit, seinen Beitrag zur Wirtschaftstheorie zu gestalten, und dieser tat dies, wie sein Zusageschreiben ausweist.53 Darin finden sich bereits das methodische Vorgehen und der inhaltliche Aufbau seines späteren Beitrags für das Handbuch skizziert. Zugleich unterstützte Weber von Wiesers Wunsch, abweichend von der übrigen zeitlichen Planung, als Abgabetermin für sein Manuskript Ostern 1912 festzusetzen. Aber die letzte Entscheidung darüber stellte er dem Verleger anheim. Freilich tat er alles, um den Verleger dafür zu gewinnen. Weber schreibt am 15. Juli 1909 an Paul 50 Weber, Max, Die Grenznutzlehre und das „psychophysische Grundgesetz“, in: AfSSp, Bd. 27, Heft 2, 1908, S. 546–558 (MWG I/12). 51 Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 30. Oktober 1908, MWG II/5, S. 688 f. 52 Schluchter, Wolfgang, Unversöhnte Moderne. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1996, S. 148–154. 53 Brief Friedrich von Wiesers an Max Weber vom 13. Juli 1909, Abschrift in VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Der Brief ist auszugsweise abgedruckt in MWG II/6, S. 183, Anm. 1.
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Siebeck: „Für die Bejahung spricht, daß v. W[ieser] jetzt, nachdem er sich nach langem Zögern (er wollte eigentlich jetzt soziologisch arbeiten) die Sache zurechtgelegt hat, nach meiner Überzeugung das Buch höchst wahrscheinlich auf jeden Fall, und dann eben bei einem andren Verleger, schreibt. Für die Bejahung spricht ferner, daß die Verteilung der ‚Theorie‘ sich sehr schwierig gestalten würde, wenn man auf W[ieser] nicht reflektiert. Für die Bejahung spricht schließlich, daß Sie mit der Arbeit von v. W[ieser] jedenfalls Staat machen werden, daß sie in ganz andrem Sinn ein ‚Originalwerk‘ sein wird, welches internationale Beachtung findet, als irgend ein andrer Bearbeiter mit einem ‚Beitrag‘ zum Handbuch dies möglich machen könnte.“ Und weiter: Es sei so gut wie sicher, „daß 1) v. W[ieser] wirklich den Termin strikt einhält“, „2) daß bis dahin die andren, so viel leichteren Arbeiten sicher ebenfalls da sind, denn denen kann man Termine setzen.“54 Von diesen Gründen ließ sich Siebeck überzeugen. Mit Brief vom 17. Juli 1909 an Weber stimmte er dem Arrangement mit von Wieser zu.55 Aber selbst als die Zusage von Wieser vorlag, behandelte Max Weber seinen eigenen Status in dem Handbuch-Projekt gegenüber dem Verleger immer noch dilatorisch. Immerhin: Bereits in den ersten Monaten des Jahres 1909 ließ er sich intensiver auf die Verteilung des Stoffes und auf seine Zuweisung an geeignete Bearbeiter ein. In den Beratungen, die Max Weber nicht nur mit seinem Bruder Alfred, sondern vor allem auch mit Karl Bücher über die Neugestaltung pflegte, schälte sich immer mehr heraus, wie der erste Band aufgebaut sein könnte. Im April 1909, als die endgültige Zusage von Wieser noch nicht vorlag, hatte sich Karl Bücher bereits bereit erklärt, den ersten Artikel des ersten Bandes, „Volkswirtschaft, Wirtschaftsstufen“, zu schreiben. Weber teilte Paul Siebeck mit, er selbst wolle eventuell die „Methodologie“ übernehmen, „(ein[schließlich] der Beziehungen zu Jurisprudenz und Soziologie u. s. w.), ebenso den Schluß des Ganzen (‚Sozialphilosophie‘).“ Und für Schumpeter habe auch er eine gewisse Präferenz.56 Paul Siebeck treibt, und Max Weber läßt sich treiben. Bereits im Mai 1909 legte er ihm einen ersten, allerdings noch gänzlich provisorischen Stoffverteilungsplan vor.57 Den Umfang des Handbuchs kalkuliert er auf 160 Bogen
54 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. Juli 1909, MWG II/6, S. 184. 55 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 17. Juli 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 56 Brief Max Webers an Paul Siebeck, nach dem 20. April 1909, MWG II/6, S. 103–106, hier S. 105 f. 57 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. Mai 1909, MWG II/6, S. 132. Dieser provisorische Stoffverteilungsplan ist im Verlagsarchiv nicht nachgewiesen. Paul Siebeck hatte ihn an Max Weber zurückgesandt, ohne eine „Abschrift davon genommen zu haben“. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. Juni 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
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oder auf drei Bände,58 nicht auf 120 Bogen und zwei Bände, wie vom Verleger erwartet. Dieser scheint dagegen nicht zu protestieren, und in einem erläuternden Brief dazu macht Max Weber klar, was für ihn zunächst die Prioritäten sind. Sie lägen bei den umfangreicheren Artikeln, bei jenen, die auch für Separatausgaben in Frage kämen: Theorie, Wirtschaftsstufen, Dogmengeschichte, Agrarwesen, Gewerbe, Handelspolitik, Kolonialpolitik, Sozialpolitik, ökonomisches Wesen des Kapitalismus. Von seiner Soziologie ist hier noch keine Spur. Weniger wichtig, jedenfalls zunächst, seien die vielen kleineren Beiträge, die jederzeit umgruppiert oder zusammengefaßt werden könnten. Für sich selbst sieht Weber, außer der Methodologie, zu diesem Zeitpunkt noch keinen größeren Artikel, wohl aber mehrere kleinere Beiträge vor.59 Am 19. Juli teilt Max Weber Paul Siebeck mit, daß in der provisorischen Stoffverteilung „außer der Bücher’schen Einleitung, der abstrakten Theorie, der Handels-[,] Colonial- u. Wanderungs-Politik und der Gewerbepolitik [. . .] noch Alles frei“ sei.60 Aber die Lücken schließen sich Schritt für Schritt. Weber entfaltet eine umfängliche Korrespondenz, um Bearbeiter zu gewinnen. Paul Siebeck wird von ihm laufend über den neuesten Stand informiert. Je mehr Mitarbeiter gewonnen werden, desto dringender wird es, weitere Entscheidungen zu treffen. Die wichtigsten: Der Verlagsvertrag mit den Mitarbeitern und Max Webers endgültige formale Stellung im Gesamtprojekt. Die Ausarbeitung eines Verlagsvertrags für die Mitarbeiter am neuen Handbuch setzte zwei definitive Entscheidungen voraus, die der Tendenz nach allerdings bereits gefallen waren: die Ersetzung der Einzel- durch die Kollektivherausgeberschaft einerseits, die endgültige Loslösung des Titels von Schönbergs Namen andererseits. Ferner war zu klären, ob man dem Wunsch von Paul Siebeck, den Lehrbuchcharakter zu stärken, auch äußerlich Rechnung tragen solle oder ob es nicht genüge, von einem Sammelwerk zu sprechen. In allen drei Hinsichten bringt die zweite Hälfte des Jahres 1909 die notwendigen Klärungen. Weber schlägt schon im seinem Brief vom 31. Juli 1909 vor, das Handbuch „‚Siebeck’s Handbuch der Polit[ischen] Ökonomie‘“ zu nennen.61 Am 20. August folgt: „‚Siebeck ’s Handbuch der Sozialökonomik‘ (oder, in Gottes Namen, der ‚Poli[tischen] Ökonomie‘)“. Dies sei „das Richtigste und für Neuauflagen Beste.“62 Paul Siebeck reagiert zurückhaltend. Es sei noch genügend Zeit, schreibt er am 26. August 1909 an Max Weber, um über den Titel zu verhandeln. Immerhin stellt er fest: „Ich denke mir denselben nach Analogie des in meinem Verlag erscheinenden ‚Grundrisses der theologischen Wissenschaften‘. Dort sind auf dem Titel jedes Bandes sämtliche 58 Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor oder am 26. Mai 1909, MWG II/6, S. 133. 59 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 31. Mai 1909, MWG II/6, S. 136 f. 60 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 19. Juli 1909, MWG II/6, S. 194. 61 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 31. Juli 1909, MWG II/6, S. 211. 62 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 20. August 1909, MWG II/6, S. 230.
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Mitarbeiter genannt, aber kein Herausgeber. In Wirklichkeit fungiert Herr Professor Karl Müller genauso als Schriftleiter wie Sie.“63 Am 8. November 1909 schließlich, als der Verlagsvertrag im Entwurf schon vorlag, kam Weber abermals auf seine Titelvorschläge zu sprechen. Jetzt heißt es: „Ich schlage erneut als Titel vor: ‚Dr. Siebeck’s Handbuch [der] Pol[itischen] Ök[onomie]‘ (oder: der ‚Sozialökonomik‘), herausgegeben von: (Name aller Mitarbeiter alphabetisch).“ Und weiter: „Ich schreibe nötigenfalls ein ‚Vorwort‘. Es ist doch auch gut und in der Ordnung, wenn zum Ausdruck kommt, daß dies Werk an die Stelle des früheren tritt. Sie als Verleger haben zu beiden die Anregung gegeben. Also liegt darin nichts Unrechtes, im Gegenteil.“ Zugleich unterstreicht Weber, er könne sich mit der Bezeichnung des Werkes als Lehrbuch „nicht recht befreunden.“64 Er hat ersichtlich eine Präferenz für „Sammelwerk“. Tatsächlich enthält der Entwurf des Verlagsvertrags folgende Formulierung: „Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes Handbuch der politischen Ökonomie (Sozialökonomik?) in zwei Bänden.“65 Dies scheint der Kompromiß zwischen ihm und dem Verleger zu sein. Immerhin stand jetzt fest: Der Einzelherausgeber sollte fallen, das Werk, wie von Paul Siebeck von Anfang an geplant, zwei Bände umfassen und unter dem Titel „Handbuch der politischen Ökonomie“ erscheinen. Max Weber hatte sich selbst endgültig zum Organisator und Redakteur, zum „Schriftleiter“, wie Siebeck vorschlug, ‚herabgestuft‘.66 Dies hieß freilich nicht, daß er sich damit aus der inhaltlichen Gestaltung zurückgezogen hätte. Im Gegenteil: Er fügt selbst in den Vertragsentwurf, den Oskar Siebeck formuliert hatte und der ihm erhebliche Kompetenzen zuwies, Präzisierungen seiner zukünftigen Rolle ein. Sie bestanden hauptsächlich darin, deutlich zu machen, daß er nicht ‚aus eigenem Recht‘, sondern im Auftrag der Verlagsbuchhandlung handele. Doch die ihm vom Verlag zugewiesenen Kompetenzen schwächt er nicht ab. So heißt es in den von ihm korrigierten § 4: „Im Interesse der möglichsten Einheitlichkeit des Handbuchs sind die Herren Mitarbeiter untereinander und mit dem Verlag übereingekommen, mit Herrn Professor Max Weber über den Fortgang der Arbeiten derart in Korrespondenz zu bleiben, daß derselbe darüber informiert und in der Lage ist, gegebenen Falles ihnen Vorschläge zur möglichsten Beseitigung etwa entstehender Differenzen, Wiederholungen, Lücken und Widersprüche zu machen.“ Der § 6 lautet: „Im Inter63 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 26. August 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 64 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1909, MWG II/6, S. 313 f. 65 Der Vertragsentwurf ist abgedruckt unten, S. 197–202. 66 Weber wußte dabei allerdings zwischen Älteren und Jüngeren zu differenzieren: „Den jungen Leuten sage ich, wie sie es machen müssen u. controlliere sie. Mit den älteren geht das nicht.“ Dort auch eine wertschätzende Bemerkung über Eugen von Philippovich („ein glänzender Systematiker“). Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. September 1909, MWG II/6, S. 249.
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esse einer möglichst einheitlichen Bearbeitung des ganzen Sammelwerkes steht der Verlagsbuchhandlung auf Antrag des Herrn Professor Max Weber das Recht zu, Vorschläge zu etwaigen Streichungen oder Zusätzen zu machen. Sofern der dem Herrn Mitarbeiter zur Verfügung stehende Raum überschritten wird, ist die Verlagsbuchhandlung berechtigt, auf Antrag des Herrn Professor Max Weber Kürzungen zu verlangen und mangels Einigung den Vorschlägen des genannten Herrn gemäß selbst durchzuführen. Im letzteren Falle kann der Herr Mitarbeiter darauf bestehen, daß Herr Professor Max Weber in einer entsprechenden Bemerkung zu dem Gesammtwerk die Verantwortung dafür übernimmt.“ Und in § 7 liest man: „Wird das Manuscript nicht zu dem vertragsmäßigen Termin abgeliefert, so steht der Verlagsbuchhandlung das Recht zu, die Vorlegung des Manuscripts in dem Zustande, in welchem es sich dann befindet, zu verlangen. Die Frage, ob es verwerthet werden kann und ob[,] eventuell in welcher Höhe[,] eine Entschädigung für das unvollständige Manuscript geleistet werden kann, entscheidet die Verlagsbuchhandlung nach Anhörung des Herrn Professor Max Weber, der Dasselbe im Fall der Verwertung durch deutlich erkennbar zu machende Zusätze oder Streichungen druckfertig zu stellen oder stellen zu lassen berechtigt ist.“67 Diese Auszüge mögen genügen, um zu zeigen, welche Rolle Max Weber bei Konzeption und Ausführung des Handbuchs sich selbst zumaß: in der formalen Stellung bescheiden, in der materiellen Stellung außerordentlich stark. Dennoch blieb das Vertragsverhältnis zwischen Paul Siebeck und Max Weber eigentümlich in der Schwebe. Eines formalen Vertrags, so wohl die Meinung beider, bedürfe es zwischen ihnen nicht unbedingt. Im August 1909 hatten sie sich brieflich bereits über Höhe und Verwendungszweck des Redaktionshonorars verständigt. Jetzt, am 17. November 1909, schreibt Paul Siebeck ausdrücklich: „Wenn Sie die Leitung des ‚Handbuchs‘ in bindender Weise nur für eine Auflage übernehmen wollen, so ist der Abschluß eines Redaktionsvertrags vielleicht nicht notwendig. Über meine Gegenleistung für die Übernahme der Geschäftsleitung korrespondierten wir ja am 11. und 12. August a. c. Unsere brieflichen Vereinbarungen von damals können, wenigstens einstweilen, einen formellen Vertrag nach dieser Richtung ersetzen. Ich rekapituliere daher an dieser Stelle, daß ich Ihnen zugesagt habe, im Frühjahr 1910 und im Frühjahr 1911 je M. 1250.– an eine von Ihnen zu bestimmende 67 Der Entwurf des Verlagsvertrags von Oskar Siebeck und die von Max Weber vorgeschlagenen Änderungen sind abgedruckt unten, S. 197–202, hier S. 199. Bei der Wiedergabe in MWG II/6, S. 305–307, ist der Vergleich des Entwurfs und der Vorschläge Webers dadurch erschwert, daß sowohl Streichungen wie Umformulierungen kursiv gesetzt sind. Webers Änderungsvorschläge sind dem Brief vom 8. November 1909 zu entnehmen, abgedruckt in MWG II/6, S. 308–314, hier S. 311 ff. Der gemäß Webers Wünschen geänderte Vertrag ist im Dokumententeil ediert, unten, S. 197–202. Dort sind die Änderungen Max Webers zum ursprünglichen Entwurf des Verlages hervorgehoben und textkritisch annotiert.
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Adresse für die Zwecke der soziologischen Gesellschaft zu bezahlen.“68 Anders als Schönberg, ging es Weber also weniger um materiellen Gewinn als um die wissenschaftliche Gestalt des Projekts und um die Förderung der von ihm angeregten Projekte in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.69 Betrachtet man rückblickend die Entwicklung im Jahre 1909, so gewinnt man den Eindruck, Weber lasse sich zwar immer intensiver auf die Neugestaltung des Handbuchs ein, wolle sich aber nicht ein für allemal binden. Dies war gewiß auch Folge seiner seit der schweren Krankheit immer prekären Arbeitsfähigkeit.70 Der Verleger schien dafür großes Verständnis zu haben. Jedenfalls unterließ er alles, was Weber in Bedrängnis bringen konnte. Er insistierte nicht auf Formalem, räumte ihm großen inhaltlichen Gestaltungsspielraum ein. Das Wichtigste schien für ihn zu sein, Max Weber nicht wieder zu verlieren.71 Denn Paul Siebecks stiller Wunsch von 1905 war unerwartet in Erfüllung gegangen: Das neue Handbuch entwickelte sich nun tatsächlich zu einem gemeinsamen Projekt zwischen Max Weber und ihm. Man muß diese kongeniale Partnerschaft zwischen Paul Siebeck und Max Weber in Rechnung stellen, will man die Entwicklungen verstehen, die von 1910 bis 1914 stattfinden. Denn es sind Entwicklungen, welche die Geduld des Verlegers auf eine harte Probe stellen. Zunächst schien freilich alles einen erfreulichen Gang zu nehmen. Mit Karl Bücher und Friedrich von Wieser waren zwei herausragende Wissenschaftler für den ersten Band gewonnen, den Paul Siebeck 1905 noch als das „Schmerzenskind“ der Neuauflage des 68 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 17. November 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, abgedruckt in: MWG II/6, S. 318, Anm. 1. 69 Weber wollte einen Teil des Honorars für die von ihm vorgeschlagene „PresseErhebung“ verwenden. Als sich diese verzögerte, ließ er einen Teil des Geldes an seine Schwester Lili überweisen. Dazu Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 25. Oktober 1912, MWG II/7, S. 714. 70 Vgl. den Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1909, MWG II/6, S. 313: „Ich selbst möchte Sie nicht an mich als Redakteur späterer Auflagen binden, schon weil Niemand weiß, wie meine Gesundheit sich gestaltet und m. E. Sie (bezw. Ihr Herr Sohn künftig) das in der Hand haben müssen.“ Schönberg hatte da ganz anders argumentiert. 71 Daß hier Vorsicht geboten war, zeigt nicht zuletzt Webers Verhalten gegenüber der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, seinem zweiten Großprojekt. Als er feststellte, daß dem satzungsmäßig verankerten Grundsatz der Werturteilsfreiheit von seinen Kollegen nicht in ausreichendem Maße Genüge getan wurde, zog er sich zunächst aus dem Ausschuß zurück und trat dann aus der Gesellschaft aus. Dazu Brief Max Webers an Hermann Beck vom 22. Oktober 1912, MWG II/7, S. 709, und Brief Max Webers an Edgar Jaffé vom 22. Januar 1914, MWG II/8, S. 479–482 (mit Angabe der Gründe). Auch seine Mitherausgeberschaft im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik wäre er gerne losgeworden. Dazu außer dem letztgenannten Brief bereits der Brief Max Webers an Edgar Jaffé vom 21. November 1912, MWG II/7, S. 764. Hier blieb Weber, nicht zuletzt aus Rücksicht auf den Verleger, allerdings dann doch bis zum Ende seines Lebens dabei.
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„Schönberg“ bezeichnete hatte.72 Auch das Werben um Eugen von Philippovich, den Freund Paul Siebecks und den Dritten im Bunde, führte schließlich wenigstens zu einem Teilerfolg. Nachdem mehrere Möglichkeiten seiner Beteiligung erwogen worden waren, stimmte Philippovich schließlich zu, wenigstens die „Entwicklung der praktischen ökonomischen Ideale und Parteien“, später umbenannt in: „Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale“, zu übernehmen.73 Von dem ihm zunächst zugedachten und von ihm auch akzeptierten umfangreichen Artikel über die „Organisation der Volkswirtschaft“ (10 Bogen) dagegen trat er wieder zurück.74 Dafür spielten auch ungeklärte Abgrenzungsprobleme zwischen der Wirtschaftstheorie und diesem Artikel eine Rolle. Weber erläutert den Sachverhalt gegenüber Paul Siebeck wie folgt: Philippovich „wollte begreiflicherweise etwas in sich ‚Geschlossenes‘ machen, – und dadurch nahm er natürlich allen Einzelabschnitten die Gesichtspunkte fort – ich habe seinethalben alle Einzelpartien noch ohne ‚allgemeinen Teil‘ gelassen, damit er freie Hand habe.“ Aber diese gute Absicht, daran läßt Weber keinen Zweifel, habe Wieser durchkreuzt. Denn von ihm sei „mit keinem Wort Mitteilung über die Grenze, welche er seinem Artikel nach der ‚empirisch-realistischen‘ Seite hin ziehen wollte, zu erlangen“ gewesen, weil auch er freie Hand haben wollte, und dies habe Philippovich „die Freude an der Übernahme dieses Teils“ genommen. Und weiter: „Es ist mir das sehr leid und unangenehm, ich werde versuchen, ob es nicht dennoch möglich ist, ihm die Übernahme eines (einleitenden) Hauptteils des Artikels schmackhaft zu machen.“75 Aber auch dieser Versuch schlug fehl. Diese Äußerung Webers wirft ein Schlaglicht auf die Art und Weise, wie er die Konzeption des ersten Bandes anlegte. Offensichtlich steht dabei Mengers Unterscheidung zwischen dem abstrakten (exakten) und dem empirisch-realistischen Ansatz im Hintergrund. Wieser sollte die abstrakte Theorie entwickeln – übrigens von vornherein ohne die Dogmengeschichte –, an die dann empirisch-realistisch anzuschließen wäre. Eine ähnliche Überlegung hatte schon Webers Vorlesung über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ vor der Jahrhundertwende bestimmt. Damals ging es ihm zugleich darum, die abstrakte Theorie als die Theorie einer bestimmten Wirtschaft, der modernen Verkehrswirtschaft, historisch einzubetten.76 Vielleicht ist dies der
72 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. und 12. April 1905, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 73 Brief Eugen von Philippovichs an Paul Siebeck vom 31. Oktober 1909, VA Mohr/ Siebeck, Tübingen, Nr. 269, auszugsweise abgedruckt in MWG II/6, S. 308 f., Anm. 6. 74 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 13. September 1909, MWG II/6, S. 263. 75 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1909, MWG II/6, S. 309. 76 Dazu Schluchter, Grundlegungen I, S. 200 ff.
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Grund, weshalb er in seinen Überlegungen zum ersten Band die Theorie der Wirtschaftsstufen vor Wiesers abstrakte Wirtschaftstheorie stellt. Wieser sollte also die abstrakte Theorie entwickeln, an die sich empirischrealistisch anschließen ließe. Das damit gestellte Abgrenzungsproblem aber verschärfte sich dadurch, daß Wieser für die Verbindung von abstrakter und empirisch-realistischer Betrachtung eine eigenwillige Auffassung vertrat. Er nennt sie die Methode der abnehmenden Abstraktion, bei der man mit einer isolierten und idealisierten Ausgangssituation beginne und dann Schritt für Schritt, durch das Einführen neuer Faktoren, sich der empirischen Wirklichkeit nähere.77 Die wichtigsten Schritte skizzierte er schon in dem Schreiben, mit dem er den Abschnitt über Wirtschaftstheorie übernahm. Man könne mit dem homo oeconomicus in einer tauschlosen Wirtschaft beginnen. Dies sei gewissermaßen die höchste Form der Abstraktion. Daran lasse sich das Prinzip des natürlichen Werts, das Prinzip des Grenznutzens, entwickeln. Von der Theorie der einfachen Wirtschaft sei dann der Schritt zur Theorie der Tauschgemeinschaft zu tun. Später, in seiner für das Handbuch ausgearbeiteten „Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft“, spezifizierte Wieser die Schritte, die nach und nach zu einer immer komplexeren und zugleich immer realistischeren, wirklichkeitsnäheren Auffassung des Wirtschaftens führen: Die Arbeitsteilung zwischen mehreren Wirtschaftseinheiten, aber noch ohne Geld und Macht, die arbeitsteilige Tauschwirtschaft mit Geld und Macht, aber noch ohne Staat, die arbeitsteilige Tauschwirtschaft, in der sich Verkehrswirtschaft und Staatswirtschaft ergänzen oder wechselseitig begrenzen, und schließlich die Weltwirtschaft. Man sieht aber sofort: Wenn man abnehmende Abstraktion in diesem Sinne versteht, können zwar immer weitere Faktoren einbezogen, kann das Erklärungsmodell immer komplexer werden. Dies heißt aber nicht, daß sich damit das Verhältnis von Begriff und Begriffenem verändert und man deshalb auch schon der Lebenswirklichkeit näher kommt. Angesichts der methodologischen Position, die Max Weber in den Jahren 1903 bis 1909 entwickelt hatte, konnte ihn Wiesers Methode der abnehmenden Abstraktion wohl nicht überzeugen. Denn Isolieren und Idealisieren, also idealtypisch verfahren, ist das eine, die Faktorenkomplexität eines Erklärungsmodells zu steigern, das andere. Auch ein noch so komplexes Faktorenbündel, das der Wissenschaftler seiner Untersuchung der Wirklichkeit zugrunde legt, verlangt, so jedenfalls die Auffassung Webers, daß man die Wirklichkeit umbildet, denkend ordnet, und das heißt: Isolieren und Idealisieren. Es war deshalb wohl weniger der ‚neue‘ methodische Ansatz, als vielmehr der ‚neue‘ Inhalt, den Weber von Wieser erwartete. Was er inhaltlich erwarten durfte, ist dem Brief zu entnehmen, mit dem Wieser die Behandlung der Wirtschaftstheorie im Rahmen des neuen Handbuchs akzeptierte. Die 77 So wörtlich im Stoffverteilungsplan vom Mai 1910, unten, S. 145.
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wichtigste Frage für ihn, so schreibt er, sei: Wie entwickelt sich aus dem (natürlichen) Wert der Preis? Denn es seien offensichtlich nicht nur die „indivi duell-persönlichen Kräfte“, sondern vor allem die „gesellschaftlichen Mächte“, die die Preisbildung bestimmen. Damit aber gerate man auf das Gebiet der Klassen und Schichten, also der Einkommensverhältnisse, sowie der Machtverhältnisse, und damit auf das Gebiet der Soziologie. Methodisch ist für Wieser der Übergang vom Wert- zum Preisproblem ein zentraler Schritt im Rahmen seiner Methode der abnehmenden Abstraktion. Und er bekennt, daß er sich darüber, wie dieser Schritt getan werden müsse, noch keineswegs im klaren sei: „Was diesseits liegt, habe ich im ‚natürlichen Wert‘ darzustellen gesucht. Was jenseits liegt, ist mir auch heute nach soviel Jahren vielfach noch dunkel und ich könnte nicht mit jener innerlichen Beruhigung, ohne die ich mich zu keiner Veröffentlichung entschließen kann, an die Preislehre gehen, wenn ich nicht vorher mein soziologisches Gewissen noch einmal erforscht hätte.“78 Interessanterweise war Wieser gerade zu diesem Zeitpunkt mit einer Vorlesung über „Gesellschaft und Volkswirtschaft“ befaßt. Für eine Theorie der Tauschwirtschaft müsse also, im Unterschied zu einer Theorie der einfachen Wirtschaft, die Preisbildung zum Hauptthema werden, „wobei die geldwirtschaftliche Einkommensgestaltung (Grundrente, Zins, Lohn, Unternehmereinkommen) eingeschlossen wäre.“ Dies wiederum verlange eine allgemeine Lehre von Geld und Kredit. Wieser bekennt, daß er bisher absichtlich bei der Lehre vom natürlichen Wert halt gemacht und die Grenze zum Preisproblem nicht überschritten habe. Dieses Überschreiten sei für ihn jetzt die entscheidende Aufgabe. Dabei wolle er nicht nur den Schritt vom Wertproblem zum Preisproblem tun, sondern auch versuchen, „mit der Erklärung durchaus bis zum modernen Typus der Erscheinung zu gelangen, so daß jene Kluft überbrückt ist, die sich zwischen den allgemeinsten Tatbeständen, wie sie die reine Theorie voraussetzt, und den ganz konkret gefaßten Tatbeständen auftut, wie sie der Politiker vor sich hat.“ Und weiter: „Dieser Übergang von der reinen Theorie mit ihren vereinfachenden Annahmen bis zu den vollen Lebensverhältnissen ist besonders schwierig und die moderne Theorie hat ihn meines Erachtens bisher noch nicht recht zu vollziehen gewußt. Sie ist über ihre subjektiven Ausgangspunkte noch zu wenig hinausgekommen. Hier liegt nach meiner Empfindung der Schwerpunkt der theoretischen Arbeit unserer Zeit.“79 In seiner Lehre vom natürlichen Wert hatte Wieser freilich betont, die subjektiven Ausgangspunkte der Theorie seien ein entscheidender Fortschritt. Denn dogmengeschichtlich gesehen sei die letzte Stufe der Werttheorie erreicht, „sobald man als den Gegenstand der Werthdoctrin nicht mehr den 78 Brief Friedrich von Wiesers an Max Weber vom 13. Juli 1909, überliefert als Abschrift in VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 79 Ebd.
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Werth, sondern den subjectiven Act der Werthschätzung“ erkennt.80 Wert lasse sich dann verstehen als „ein menschliches Interesse“, das als „Zustand der Güter gedacht“ werde.81 Es gebe also einen Zusammenhang zwischen persönlichen Schicksalen und Güterschicksalen unter den Bedingungen der Eingeschränktheit des Gütervorrats einerseits, der Verfügungsgewalt über ihn andererseits. In diesem Zusammenhang formuliert er: „Der Werth eines einzelnen Gutes aus einem Vorrath wird durch das Interesse an derjenigen Nutzleistung bestimmt, welche unter den durch den ganzen Vorrath (einschließlich des fraglichen Stückes) gedeckten wichtigsten Nutzleistungen die mindest wichtige ist. Kurz gefaßt, der Werth der Gütereinheit wird durch die geringste unter den wirthschaftlich zulässigen Nutzleistungen der Einheit bestimmt.“82 Dies sei das Wertgesetz, das man auch als Grenznutzgesetz bezeichnen könne. Denn der Wert konvergiere mit dem Grenznutzen. Nehme die Gütermenge ab, so steige der Grenznutzen und damit der Wert der Güter. Nehme sie zu, so falle er. Ähnliches gelte, sofern sich die Bedürfnisse änderten. Diese Theorie des Grenznutzens aber sei „eine vollkommene Widerlegung der Nützlichkeitstheorien.“83 Es ist wichtig zu betonen: Wieser läßt die subjektiven Ausgangspunkte der Theorie unangetastet. Er sagt nur, daß damit allein nicht zu einer schlüssigen Preistheorie in einer Verkehrswirtschaft zu kommen sei. Er sagt darüber hinaus, daß dafür „die idealisierende Annahme des Homo oeconomicus nicht mehr ausreicht.“84 Dies ist eine Überlegung, die Max Weber überzeugt haben muß. Denn auch er hatte, nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit Rudolf Stammler, erkannt, daß diese idealisierende Annahme für eine Handlungswissenschaft zu eng ist.85 Wiesers Ansatz berührte also nicht nur das Verhältnis von abstrakter und realistischer Betrachtungsweise, sondern auch das von Wirtschaftstheorie und Soziologie. Auf Büchers Theorie der Wirtschaftsstufen und Wiesers abstrakte Theorie der Wirtschaft mußte also die empirisch-realistische Betrachtung der Wirtschaft folgen, die Wirtschaft gesehen unter den faktischen Bedingungen von Bedarf und Konsum, Natur, Technik, Arbeitsteilung und Gesellschaft. Tatsächlich baute Weber den allgemeinen Teil des neuen Handbuchs in diesem Sinne auf. Aber dies hätte noch keine ‚organische Ordnung‘ ergeben, wie sie
80 Wieser, Friedrich von, Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirthschaftlichen Werthes. – Wien: Alfred Hölder 1884, S. 35. 81 Ebd., S. 79. 82 Ebd., S. 127. 83 Ebd., S. 131. 84 Brief Friedrich von Wiesers an Max Weber vom 13. Juli 1909, Abschrift in VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 85 Dazu Schluchter, Grundlegungen I, S. 237 ff.
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Karl Bücher gegenüber Oskar Siebeck vorgeschlagen hatte,86 wären nicht Ausführungen zur Methodologie, zur Dogmengeschichte (unter Einschluß des Methodenstreits in der Nationalökonomie) und zu den wirtschafts- und sozialpolitischen Idealen hinzugekommen. Ohne diese Gesichtspunkte ergäbe sich kein umfassendes Bild des Verhältnisses der Wirtschaftswissenschaft zu ihrem Gegenstand. Man kann dies als die allgemeine Grundlegung der Wirtschaftswissenschaft bezeichnen, auf die Untersuchungen über die historische Eigenart der modernen Verkehrswirtschaft, des modernen Kapitalismus, folgen mußten, an die sich dann Spezialuntersuchungen über Aspekte dieser Wirtschaftsordnung wie Gewerbe, Handel usw. anschließen konnten. Wir erinnern uns: Paul Siebeck hatte am „Schönberg“ das Fehlen des Begriffs Kapitalismus im Register beklagt. Die Charakterisierung des modernen Kapitalismus als einer besonderen Gestalt des Wirtschaftslebens war also besonders wichtig. In diesem Zusammenhang schrieb Paul Siebeck am 11. Juni 1909 an Max Weber: „Hoffentlich übernimmt Ihr Herr Bruder den ‚Kapitalismus‘.“87 Diese Äußerung ist im doppelten Sinn bemerkenswert. Zum einen wäre natürlich Max Weber dafür der geeignete Autor gewesen. Das wußte Paul Siebeck, denn die Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ hatte große Aufmerksamkeit erregt, und Paul Siebeck hatte Max Weber schon mehrmals um Zustimmung für eine Separatausgabe gebeten, die dieser aber verweigerte. Vermutlich wollte er ihn auch hier nicht weiter bedrängen. So wählte er den Bruder und nicht ihn. Zum andern wäre neben Max Weber Werner Sombart ein naheliegender Kandidat gewesen. Aber Paul Siebeck blieb ihm gegenüber sehr zurückhaltend. Vermutlich waren dafür die Erfahrungen ausschlaggebend, die er mit ihm als Mitherausgeber des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik machte. Weber aber ordnete diesen wichtigen Text schließlich doch nicht seinem Bruder, sondern Sombart zu. Zu Beginn des Jahres 1910 waren die Vorklärungen so weit gediehen, daß der „Verlags-Vertrag“ und der „Stoffverteilungsplan“ ausgedruckt werden konnten. Der Verlagsvertrag trägt jetzt die Überschrift „Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Handbuch der politischen Ökonomie in zwei Bänden“. Weber hatte die endgültige Fassung – es gab insgesamt vier Entwürfe – noch einmal geprüft.88 Am 27. Februar 1910 sandte er sie, nachdem Karl Bücher, nach Einwänden gefragt, sich nicht mehr gemeldet hatte,
86 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. Dezember 1908, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Dazu ausführlich oben, S. 13, Anm. 44. 87 Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 11. Juni 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 88 Der Verlagsvertrag ist abgedruckt unten, S. 203–206. Max Weber erklärte sein Einverständnis mit Schreiben vom 15. Februar 1910, MWG II/6, S. 407.
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an Paul Siebeck.89 Dem folgte Anfang März die korrigierte Liste der Mitarbeiter, denen dieser Vertrag auszuhändigen war. Anders als Karl Bücher empfohlen hatte, enthielt diese Liste nicht etwa nur sechs bis acht Namen, sondern so viele wie beim „Schönberg“ der vierten Auflage. Am 23. März 1910 schrieb Max Weber dann an Paul Siebeck: „Jetzt sind endlich, nach endloser Schreiberei, alle Abschnitte des ‚Schönberg‘ vergeben, außer: 1) Gewerbegeschichte, gewerbliche Betriebsformen und Kleingewerbe – 2) Mittelstands politik – Prof. Fuchs, mit dem ich noch in Verhandlung bin.“90 Und er verband damit vermutlich die Hoffnung, das endlose Korrespondieren sei nun vorüber, „eine der übelsten Schindereien!“91 Max Weber hatte bei der Rekrutierung der Mitarbeiter auf eine Mischung aus Arrivierten und Nachwuchskräften geachtet. Auf die Vorgaben, die der Verleger für den Umfang gemacht hatte, achtete er allerdings nur sehr lässig. Die 120 Bogen, die Paul Siebeck einst angepeilt hatte, waren nicht etwa auf 160, sondern auf über 165 Bogen angewachsen, also auf ca. 2700 Seiten. Streng genommen war dies für den Verleger eine Zumutung. Auf dem Hintergrund der Umfangsüberschreitung traf Max Weber eine systematisch erstaunliche Entscheidung: Er zog seinen geplanten Beitrag zur Methodologie zurück: „Ich glaube, daß ich Ihnen später vorschlagen werde, die Logik u. Methodologie von mir fortzulassen, – ev. nur als Sonderbrochüre mit Vorzugspreis für Abnehmer des Handbuchs zu drucken – um Platz zu gewinnen für sachliche Artikel. Methodik ist ‚Wissenschaft über die Wissenschaft‘, gehört heut eigentlich nicht hinein.“92 Diesen Rückzug mit dem ausufernden Umfang in Verbindung zu bringen, ist natürlich wenig überzeugend. Wieviele Bogen hätte dies schon gebracht?93 Später, im Jahre 1914, gibt Weber dafür eine sehr viel plausiblere Begründung. Eine solche Abhandlung hätte den „unberechtigten Anschein“ erwecken können, die Mitherausgeber würden einen „gemeinsamen methodischen Standpunkt“ vertreten. Einen solchen aber gebe es nicht. Wir haben bereits auf die Spannung zwischen den methodologischen Auffassungen von Wieser und Max Weber verwiesen. Und dies war gewiß nicht die einzige. Die beiden vorgesehenen Bände des Handbuchs werden von Weber in fünf Bücher gegliedert. Maßgebend ist die Unterscheidung in generell-theoretische Probleme einerseits (Erstes Buch), Einzelprobleme andererseits (Zwei89 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Februar 1910, MWG II/6, S. 414. 90 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. März 1910, MWG II/6, S. 439. 91 Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor oder am 28. März 1910, MWG II/6, S. 447. 92 Ebd. 93 Am 1. Mai 1910 heißt es dann abermals in einem Brief an Paul Siebeck: „Was meinen Artikel über die Logik der Sozialwiss[enschaften] anlangt, so wird er nach Lage des Raums nicht im Handbuch bleiben können. Denn ich brauche noch mindestens 3 Bogen für Füll- und Ergänzungs-Artikel, die ich selbst schreibe. Sonst geht die Sache nicht.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 1. Mai 1910, MWG II/6, S. 485.
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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tes bis Fünftes Buch).94 Eine Art Zwischenstellung nimmt das „Zweite Buch“ ein, denn hier soll die moderne kapitalistische Wirtschaft in ihrer historischen Eigenart und insgesamt behandelt werden. In den Büchern drei bis fünf geht es dann um die einzelnen Bereiche kapitalistischen Wirtschaftens, die in Einzelabschnitten abzuhandeln sind. Sie werden zugleich in die „großen sachlich zusammengehörenden Problemgebiete gegliedert“. Diese wollte Weber ursprünglich in die Hand jeweils nur eines Bearbeiters geben. Dieses Ziel aber wurde schon 1910 nicht erreicht.95 Max Weber hatte sich selbst als Autor nicht nur für den dann zurückgezogenen Beitrag „Objekt und logische Natur der Fragestellungen“ in den „Stoffverteilungsplan“ eingetragen. Vielmehr wollte er darüber hinaus im „Ersten Buch“, dem allgemeinen Teil, die gesellschaftlichen Bedingungen der Wirtschaft („Wirtschaft und Gesellschaft“) in drei Schritten (Recht, soziale Gruppen, Kultur) sowie „Wirtschaft und Rasse“ behandeln, eine Aufgabe, die er schnell an Robert Michels abgab, in den folgenden vier Büchern, dem besonderen Teil, aber nicht weniger als zehn weitere Artikel schreiben, zwei mit anderen zusammen, die übrigen allein.96 Es ist unwahrscheinlich, daß er hier nur als Lückenbüßer auftrat.97 Vielmehr wählte er für sich durchweg Themen, die ihm am Herzen lagen, die er in seinen bisherigen Arbeiten schon berührt hatte, so daß er sich selbst ein riesiges Arbeitsprogramm aufbürdete. Er entpuppte sich also als ein Organisator und Redakteur, als ein Schriftleiter mit weitreichenden eigenen Ambitionen. Es ist deshalb kein Zufall, daß der Verleger, sozusagen Webers Vorschlag verkehrend, in der Folge häufig vom Weberschen Handbuch spricht. Der „Stoffverteilungsplan“ für das „Handbuch der politischen Ökonomie“, im Mai 1910 an die Mitarbeiter als Mitherausgeber versandt, enthält teilweise sehr detaillierte Aussagen über die beabsichtigte Gestaltung der einzelnen Artikel. In der „Vorbemerkung“ dazu, von Max Weber verfaßt, werden die wichtigsten Leitlinien für die Ausführung genannt. Die Statistik solle nur zur Illustration genutzt werden, die politischen Ansichten über praktische Probleme könnten zwar konstatiert, sollten aber nicht entschieden werden (Werturteilsfreiheit), die wichtigste Literatur sollte in Petitdruck vorangestellt, insgesamt eine lehrhafte Form der Darstellung angestrebt werden. Um den knapp bemessenen Umfang nicht zu überschreiten, sei auch stellenweise im Text 94 Zu dieser Unterscheidung auch der Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 18. Februar 1910, MWG II/6, S. 408 f. 95 Dazu „Vorwort“ zum Grundriß der Sozialökonomik vom 2. Juni 1914. Wir kommen darauf noch zurück, unten, S. 37 f. 96 Einen weiteren Artikel, den über „Die Tendenzen zur inneren Umbildung des Kapitalismus“, hatte er seinem Bruder Alfred zugewiesen, wollte ihn aber unter Umständen auch selbst übernehmen. 97 Dazu allerdings auch der oben, S. 25, Anm. 87, zitierte Brief.
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Petitdruck zu verwenden. Als Termin für die Abgabe der Manuskripte sei der 15. Januar 1912 festgesetzt. Wir wissen freilich aus der Sonderbehandlung von Wieser: Zu Ostern 1912, wahrscheinlich später, lag der voraussichtliche Druckbeginn. Halten wir an dieser Stelle kurz ein und reflektieren noch einmal auf die Kriterien, die Weber seinem „Stoffverteilungsplan“ zugrunde legte. Die wichtigsten sind die Unterscheidungen zwischen abstrakter und empirisch-realistischer Betrachtungsweise einerseits, zwischen den allgemeinen Problemen und den Einzelproblemen andererseits. Der gesamte Ansatz zielt auf eine detaillierte Analyse der modernen Verkehrswirtschaft, des modernen Kapitalismus. Historische Betrachtungen stehen nicht im Mittelpunkt. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die wirtschaftlichen und außerwirtschaftlichen Faktoren, die Struktur und Prozeß des modernen Kapitalismus beeinflussen, außer den innerwirtschaftlichen Faktoren vor allem Recht, Staat und Sozialstruktur. Vergleicht man dies mit dem Aufbau von Webers Vorlesung über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ von vor der Jahrhundertwende, die er bekanntlich zu einem Lehrbuch ausbauen wollte, so ergibt sich eine bemerkenswerte Verschiebung: Der historische Gedanke, der die Vorlesung leitete, tritt im „Stoffverteilungsplan“ gegenüber dem theoretischen Gedanken zurück. Es gibt zwischen beiden Dispositionen zwar gewisse Ähnlichkeiten, insbesondere im allgemeinen Teil, aber es überwiegen doch die Unterschiede. Dies läßt sich aus der folgenden groben Gegenüberstellung der beiden Dispositionen ersehen.
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
Stoffverteilungsplan 1910 mit handschriftlichen Zusätzen des Verlages Verlagsarchiv Mohr/Siebeck, Deponat Bayerische Staatsbibliothek München
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Die typischen Vorstufen der Volkswirtschaft. Die ältesten Existenzbedingungen der menschlichen Wirtschaft. Die primitiven menschlichen Gemeinschaftsformen. Die Siedelung und die Entwicklung des Eigentums. Die Entwicklung des Feudalismus und dessen Formen. Die typischen Entwicklungsstufen des Gewerbes. Die Entwicklung des Handels. Die Vorgeschichte und erste Entwicklung des Geldes. Die primitiven Formen der Unternehmung. Die Stadt und die Stadtwirtschaft. Stadtwirtschaft und Grundherrschaft (Oikos). Freie und unfreie Arbeit. 10. Die Anfänge der Entfaltung der Geldwirtschaft und des Credits.
§ 8.
§ 9.
Die ökonomische Entwicklung der antiken Küstenkultur.
Die Naturbedingungen der Wirtschaft. Die Bevölkerung. Die biologischen und anthropologischen Grundlagen der Gesellschaft. Verhältnis der Wirtschaft zu den übrigen Kulturerscheinungen, insbesondere zu Recht und Staat. Anhang. Der Begriff der Gesellschaft und der Gesellschaftswissenschaft.
§ 4. § 5. § 6.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Die Wirtschaft und ihre elementaren Erscheinungen. Die Volkswirthschaft und ihre elementaren Erscheinungen.
§ 2. § 3.
§ 7.
Aufgaben und Methoden der theoretischen Nationalökonomie.
§ 1.
Gliederung in Bücher (I–VI) und Paragraphen (1–20) durchgehend (Tiefengliederung nicht immer vollständig)
Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie (1898). Auszug
Übersicht 1:
I. Epochen und Stufen der Wirtschaft. (Karl Bücher) II. Wirtschaftstheorie. (Friedrich von Wieser) [Methode der abnehmenden Abstraktion unter Ausklammerung dynamischer Probleme] III. Wirtschaft, Natur und Gesellschaft. 1. Bedarf und Konsum als Bedingungen und Bestandteile der Wirtschaft. 2. Naturbedingungen der Wirtschaft. a) Geographische Bedingungen. b) Wirtschaft und Bevölkerung. 3. Technische Bedingungen der Wirtschaft. 4. Wirtschaft und Gesellschaft. (Max Weber) IV.
I. Buch Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre II. Buch Die natürlichen Grundlagen der Wirtschaft
[III.] Buch Die geschichtlichen Grundlagen der Volkswirtschaft
V. Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. (von Philippovich)
Wirtschaftswissenschaft. 1. Objekt und logische Natur der Fragestellungen. (Max Weber) 2. Epochen der allgemeinen Dogmen- und Methodengeschichte. (Joseph Schumpeter)
Erstes Buch. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft.
Einleitung
Gliederung in Bücher (1–5) und Abschnitte (nicht durchgehend)
Handbuch der politischen Ökonomie. Stoffverteilungsplan (1910). Auszug
30 Entstehungsgeschichte
§ 20.
§ 18. Verteilung und Konsum und ihre theoretischen Probleme. I. Der Besitz und die Rechtsordnung. II. Das Einkommen. [1.–2.] III. Der Güterverbrauch. § 19. Die regulierenden Prinzipien und Organisationsformen der verkehrs- und unternehmungsweisen Bedarfsdeckung in ihrer Funktion und ihren Entwicklungstendenzen. [1.–4.]
§ 17. Der Verkehr und seine theoretischen Probleme. I. Die Institutionen des Verkehrs. [1.–4.] II. Die Theorie der Preisbildung.
§ 16. Die Produktion und ihre theoretischen Probleme. [1.–3.]
§ 13. Die Wirtschaftswissenschaft bis zur Schaffung der liberalen Wirtschaftstheorie. [1.–3.] § 14. Die Wirtschaftstheorie der sogenannten klassischen Nationalökonomie. § 15. Die theoretischen Unterlagen des wissenschaftlichen Sozialismus. § 15a. Die modernen Hauptrichtungen der Theorie. (Verweis auf Einleitung und Buch I)
§ 11. Die Stadtwirtschaft u. der Ursprung der modernen Unternehmungsformen. 1. Vorstadien der Stadt. 2. Begriff und ökonomische Bedeutung der Stadt. 3. Das städtische Gewerbe und der Ursprung des gewerblichen Arbeiterstandes. . . . [4.–8.] § 12. Die Entstehung der Volkswirtschaft. [1.–6.]
§ 10. Die agrarischen Grundlagen der mittelalterlichen Binnenkultur. 1. Die Siedelungsformen im allgemeinen. 2. Die Entwicklung der Grundherrschaft und des Feudalismus.
VI. Buch Entwicklung und Analyse der ökonomischen und sozialen Ideale
V. Buch Theoretische Analyse der modernen Verkehrswirtschaft
IV. Buch Die Entwicklungsstadien der Wirtschaftstheorie
Fünftes Buch. Die gesellschaftlichen Beziehungen des Kapitalismus und die soziale Binnenpolitik des modernen Staates. [I –IX]
Viertes Buch. Außenwirtschaft und äußere Wirtschafts- und Sozialpolitik des modernen Staates. [I –IV]
Zweites Buch. Die spezifischen Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft. [I –XII; darunter: II. Rechtliche Grundlagen des modernen Kapitalismus] Drittes Buch. Die einzelnen Erwerbsgebiete der modernen Verkehrswirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik der modernen Staaten. [I –X]
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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Kehren wir zurück zum „Stoffverteilungsplan“ und zu Webers Hoffnung, das ewige Korrespondieren habe nun ein Ende. Dies erwies sich schnell als eine Illusion. Ärger war programmiert, denn angesichts der vielen Mitarbeiter als Mitherausgeber konnte nicht ausbleiben, daß einige ganz ausfielen, bei einigen sich die Fertigstellung des Manuskripts verzögerte, bei anderen wiederum, die rechtzeitig geliefert hatten, das Manuskript nicht gedruckt werden konnte, weil komplementäre Manuskripte fehlten: also Unmut bei den Mitherausgebern, Frustration bei Weber – und immer wieder seine Mahnung, vertragstreu zu sein. In einem Rundschreiben an die Mitherausgeber vom 8. Dezember 1913, von Weber entworfen und, anders als sonst üblich, nur von ihm unterzeichnet, wird seine Enttäuschung über den Gang der Dinge spürbar: „Ich kann wohl sagen, daß ich, hätte ich alle diese Erfahrungen vorausgesehen, nun und nimmer bereit gewesen wäre, jene Korrespondenz und redaktionelle Vermittlung, die ich auf Wunsch eines hochgeschätzten älteren Kollegen [gemeint ist Karl Bücher, W. S.] und aus Freundschaft für den Verleger übernahm, zu führen.“ Und dann als immer noch versöhnliche Geste: „Immerhin glaube ich, daß das Werk als Ganzes einen hohen Standard repräsentieren und die Herren Mitherausgeber, welche unter teilweise großen Opfern ihm treu geblieben sind, im großen und ganzen befriedigen wird.“98 Doch wir greifen vor. Denn die folgende Zeit, die Zeit nach 1910, sah nicht nur ständige Terminverschiebungen, sie war auch überschattet von jener juristischen Auseinandersetzung, von der oben bereits kurz die Rede war. Weber fühlte sich durch die Schriftleitung des „Handbuchs“, „diese gottverfluchte Tretmühle“, wie er sich einmal ausdrückte, dem Verlag und den Autoren nicht nur mit seiner „Ehre engagiert“, sie wurde ihm auch, wie er meinte, von Dritten in unziemlicher Weise abgeschnitten. Den Stein des Anstoßes, der Webers Erbitterung ins geradezu Gigantische steigerte, lieferte jener bereits erwähnte Bernhard Harms. Dieser habe, so berichtet Weber zu Beginn des Jahres 1913 Johann Plenge, zunächst die Unwahrheit verbreitet. Denn seine Behauptung, er „sei zu unlauteren Zwecken, um die Erben Schönberg’s zu benachteiligen, ‚aus seiner Stelle [als Adlatus, W. S.] verdrängt worden‘“, entspreche nicht den Tatsachen. In Wirklichkeit sei er es niemals geworden, denn er habe schlicht in der Sache versagt. Aber damit nicht genug. Er habe diese unwahre Behauptung darüber hinaus mit einer schweren Beleidigung Webers verbunden. Denn er habe über seine Krankheit gehöhnt und gespottet und hinzugefügt: „wenn diese Krankheit mich hindre, richtig zu disponieren, so hätte ich
98 Schreiben an die Mitherausgeber des Handbuchs vom 8. Dezember 1913, unten, S. 189 f.
I. Vom „Schönberg“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“
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diese Funktion (als Schriftleiter) aber nicht übernehmen sollen.“1 Das war, angesichts seines selbstlosen Engagements für das Handbuch, nun wirklich ein starkes Stück. Wer Max Webers hochgetriebenen Ehrbegriff kennt, kann sich nicht wundern, daß solches Gerede eines „unritterlichen Schufts“, wie er sich ausdrückte, für ihn Anlaß war, ihn zum Duell „auf Säbel“ zu fordern – eine Forderung, der sich Harms zwar grundsätzlich, aber nicht sofort stellte, was Weber damit quittierte, daß er dessen Begründung für den Aufschub als eines Ehrenmannes unwürdig erachtete und auf das Duell mit einer solch verachtenswerten Figur verzichtete.2 Wir interessieren uns nicht für den Vorgang als solchen, der noch dadurch Brisanz gewann, daß Schönbergs Erben, seine Kinder Gustav jr., Elsa und Marie-Leonore, wegen ihres angeblich entgangenen Erbes beim Verleger mit Honorarforderungen vorstellig wurden.3 Wir interessieren uns für die Folge1 Dazu der wichtige Brief Max Webers an Johann Plenge vom 21. Januar 1913, MWG II/8, S. 48–51. Alle Zitate aus diesem Brief. Dieser ist darüber hinaus ein einziger Appell, den Beitrag für das Handbuch abzuschließen. Denn Weber will alle Manuskripte nun spätestens bis Mai 1913 zusammenhaben. Aber auch dies klappte nicht. 2 Weber forderte Harms Ende 1912 für den 4./5. Januar in Kiel „auf Säbel“, dieser ließ aber mitteilen, er habe erst in den Osterferien dafür Zeit. Vgl. dazu Brief Max Webers an Fritz Keller vom 30. Dezember 1912, MWG II/7, S. 813. Die Affäre Harms, die damit begann, daß Harms mit einem Brief an Paul Siebeck vom April 1912 behauptete, er sei als Adlatus verdrängt worden, damit der Verlag Schönbergs Erben loswerde, ist ausführlich dargestellt in MWG II/8, S. 19 f. Dort wird auch über das Schicksal von Webers Duellforderung berichtet. Die abfälligen Äußerungen über Max Weber fielen in einem „Soziologischen Kränzchen“ in Kiel und wurden Max Weber von Otto Baumgarten zugetragen. Am 4. Januar 1913 schrieb Weber für dieses „Soziologische Kränzchen“ eine ausführliche Stellungnahme zur Entwicklung des Handbuchs seit 1905. Harms war in erster Linie von Bücher, aber auch, wie wir gesehen haben, von Siebeck und Weber als Adlatus abgelehnt worden. Brief Max Webers an das „Soziologische Kränzchen“ in Kiel vom 4. Januar 1913, MWG II/8, S. 25–41. 3 Der für unsere weitere Diskussion entscheidende Sachverhalt ist in einem Brief festgehalten, den Paul Siebeck am 19. März 1912 an Max Weber schickte und der zeigt, daß die Erben Schönbergs tatsächlich Ansprüche erhoben, was in der Titelfrage eine wichtige Reaktion auslöste: „Ich möchte Sie bitten, von dem anbei in Abschrift folgenden Briefwechsel mit Herrn Dr. G. Schönberg [dem Sohn Schönbergs, W. S.] Kenntnis zu nehmen. Ein Vertrag mit Herrn Professor Harms ist seiner Zeit, wie Ihnen bekannt, nicht zu Stande gekommen; auch wurde den Schönberg’schen Erben, die jetzt zum ersten Male etwas von sich hören lassen, keine Mitteilung in der Sache gemacht. Nach der Ansicht meines Rechtsanwalts war dies auch nicht geboten und habe ich den Erben gegenüber nach den vorliegenden Verträgen keinerlei Verpflichtung. Mein Anwalt rät indes für alle Fälle den Titel ‚Handbuch der politischen Ökonomie‘ zu umgehen. Ich habe darüber mit Philippovich gesprochen, und er schlug eine Anzahl Titel vor, die ich Ihnen hier unterbreite, natürlich ganz unmaßgeblich. Der Untertitel ‚Lehr- und Handbuch‘ wäre besser zu vermeiden, da in dem letzten Vertrag mit Schönberg gesagt worden ist, daß das Handbuch den Charakter eines Lehrbuchs annehmen solle.“ Es handelt sich um den Vertrag für die 4. Auflage, von dem oben, S. 10 f., im Zusammenhang mit dem ominösen § 6, die Rede war. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 19. März 1912, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Weber machte dann
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rungen, die man aus diesem Vorgang für das Handbuch zog. Die erste: Um jede, auch nur äußerliche Kontinuität mit dem „Schönberg“ zu tilgen, wurde der Begriff „politische Ökonomie“ im Titel endgültig aufgegeben. Er wurde durch den Begriff „Sozialökonomik“ ersetzt, der zuvor schon erwogen worden war. Zunächst schwankte man, ob man Handbuch oder Grundriß der Sozialökonomik sagen sollte. Schließlich entschloß man sich zu letzterem. Bezeichnend dafür ist das Rundschreiben an die Mitherausgeber des Sammelwerks, am 11. Juni 1912 vom Verlag entworfen, von Max Weber korrigiert und am 15. Juni 1912 verschickt, in dem es unter anderem heißt: „Das neue Werk schließt sich an das Schönberg’sche Handbuch in nichts an, weicht in Umfang, Inhalt, Disposition, Zweck und Käuferkreis, auf den gerechnet ist, von ihm offenkundig prinzipiell ab und teilt mit ihm überhaupt schlechthin nichts als den allgemeinen Charakter eines Sammelwerkes und (eventuell) das Format; auf dieses mußte seinerzeit, um den Umfang der Beiträge bemessen zu können, Bezug genommen werden [. . .]“. Also keine Neuauflage des „Schönberg“, sondern Ersatz. Und weiter: „Die endgültige Gestaltung des Titels des Handbuches (ob: ‚Politische Ökonomie‘ oder ‚Volkswirtschaftslehre‘ oder ‚Sozialökonomik‘) ist noch Gegenstand von Correspondenzen mit denjenigen Herren Mitherausgebern, welche in dieser Hinsicht Vorschläge gemacht haben. Wir [Weber und Siebeck, W. S.] möchten, um jede Möglichkeit von Mißverständnissen auch äußerlich auszuschließen, jetzt eher dem letzteren Vorschlag den Vorzug einräumen.“ Was, wie gesagt, denn auch geschah.4 Die Vorschläge für den Titel, die Paul Siebeck wiederum Eugen von Philippovich vorlegte. Dieser wählte aus der Liste Webers offenbar: „Lehr- und Handbuch der Sozialökonomik“ aus, was nicht unbedingt seiner ersten Einlassung entsprach. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 27. März 1912, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Man einigte sich dann zunächst auf „Handbuch der Sozialökonomik“, schließlich auf „Grundriß der Sozialökonomik“. – Zuvor hatte Max Weber bereits Paul Siebeck um Auskunft darüber gebeten, was „zwischen dem 22. XII. 07 (Brief von Harms an Sie) und dem 11. III. 09 (Brief an H[arms] über eine Rücksprache mit ihm, nachdem er offenbar schon zurückgetreten war) zwischen Ihnen in dieser Angelegenheit verhandelt worden“ ist? Paul Siebeck antwortete im oben zitierten Sinn. Dazu Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 28. Dezember 1912, MWG II/7, S. 811 f., und Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. Dezember 1912, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Das Rundschreiben ist ediert unten, S. 180–185. Es wurde ausgelöst durch das Gerücht, daß das geplante Sammelwerk „nicht, wie s. Z. mitgeteilt war, als ein auf völlig neuer Basis zu schaffender ‚Ersatz‘, sondern als eine ‚Neuauflage‘ des früheren Schönberg’schen Handbuchs gedacht sei.“ (unten, S. 183). Um ein für allemal Klarheit zu schaffen, bot der Verlag sogar denjenigen, die trotz anderweitiger Mitteilungen aus einem solchem Mißverständnis heraus sich vertraglich verpflichtet haben sollten, den Ausstieg an. Dies wurde aber offensichtlich von keinem der Mitherausgeber wahrgenommen. Dazu Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. Juni 1912, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 und Max Webers Antwort, vor oder am 5. Juli 1912, MWG II/7, S. 599.
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zweite Folgerung: Um auch nicht die kleinste Uneindeutigkeit aufkommen zu lassen, entschloß sich der Verlag auf Anraten des ihn in der ‚Erbschaftsangelegenheit‘ vertretenden Rechtsanwalts im Jahre 1914, die seit 1910 ausgestellten Mitarbeiterverträge einzuziehen und durch neue zu ersetzen. Der Kopf lautete jetzt: „Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Grundriß der Sozialökonomik“.5 Jeder dieser neuen Mitarbeiterverträge wurde auf das ursprüngliche Ausstellungsdatum rückdatiert und für die Bezeichnung der Beiträge die „Einteilung des Gesamtwerkes“ verwendet.6 Diesen neuen Verträgen lag also nicht mehr die Gliederung des „Stoffverteilungsplans“ von 1910 zugrunde. Denn im Frühjahr 1914 entwickelte Max Weber auch eine neue Einteilung des gesamten Stoffs. Zwar hielt er dabei an den fünf Büchern des „Stoffverteilungsplans“ fest. Doch stellte er dieser Hauptgliederung, die im „Ersten Buch“ die allgemeine Darstellung, ab dem „Zweiten Buch“ die Sonderdarstellungen bringen sollte, eine Einteilung in Abteilungen zur Seite, und zwar in neun Abteilungen, die also mit den Büchern nicht identisch sind. Außerdem nahm er im Vergleich zum „Stoffverteilungsplan“ kleinere Umstellungen vor und straffte teilweise die Überschriften der Beiträge. Wurde im „Stoffverteilungsplan“ noch mitunter von moderner Verkehrswirtschaft gesprochen, so wurden jetzt nur noch die Begriffe „moderne kapitalistische Wirtschaft“ oder „Kapitalismus“ gebraucht. Das „Erste Buch“, jetzt mit „Grundlagen der Wirtschaft“ überschrieben, umfaßte drei Abteilungen, diese mit Abschnitten identisch (I. A. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft; II. B. Die natürlichen und technischen Bedingungen der Wirtschaft; III. C. Wirtschaft und Gesellschaft). Die Dogmen- und Methodengeschichte wurde vorgezogen, der Eintrag von Webers methodologischem Beitrag („Objekt und logische Natur der Fragestellungen“), wie von ihm schon im März 1910 angekündigt, getilgt. Sonst lassen sich keine grundlegenden Änderungen erkennen. Die vierstufige Tiefengliederung: Buch (Erstes, Zweites etc.), Abteilung (I, II. etc.), Abschnitt (A., B. etc.), Beitrag (I., II., etc.) ist nur in den Büchern eins und drei konsequent durchgehalten. In den Büchern zwei, vier und fünf fallen Buch und Abteilung zusammen, und es wird die alte Einteilung aus dem „Stoffverteilungsplan“ benutzt.7 5 Vgl. unten, S. 215–218. 6 Weber selbst hielt diese Vorsichtsmaßnahme allerdings für überflüssig. Dazu Brief Max Webers an Paul Siebeck von Mitte Mai 1914, MWG II/8, S. 667. 7 In der Überschrift des „Dritten Buches“ ist die „moderne Verkehrswirtschaft“ ersetzt durch „kapitalistische Wirtschaft“, in der des „Vierten Buches“ „Außenwirtschaft“ durch „Kapitalistische Weltwirtschaftsbeziehungen“. Im „Ersten Buch“, Abschnitt B findet sich eine Besonderheit insofern, als der Beitrag „II. Wirtschaft und Bevölkerung“ noch einmal in a) und b) unterteilt ist und diese beiden Unterkapitel verschiedenen Autoren zugewiesen sind, nämlich Mombert bzw. Michels. Ansonsten ist jeder Beitrag mit einem Autor versehen. Dazu Bericht aus dem Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) und der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen, Nr. 4 vom 2. Juni 1914.
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Was bewog Max Weber und Paul Siebeck, den „Stoffverteilungsplan“ von 1910 durch die „Einteilung des Gesamtwerkes“ von 1914 zu ersetzen? Der Hauptgrund ist nicht systematischer, sondern pragmatischer Natur.8 Der zweimal verschobene Beginn des Drucks – vom Frühjahr 1912 auf Frühjahr 1913 und schließlich auf Frühjahr 1914 – in Verbindung mit dem ungleichzeitigen Eingang zusammengehörender Manuskripte ließ es geraten erscheinen, für die Veröffentlichung möglichst kleinteilig gegliederte, aber dennoch genügend umfangreiche Stoffgruppen von innerem Zusammenhang zu bilden. Dies leistete die Einführung von Abteilungen. Sie konnten als ‚selbständige‘ Bände publiziert und als solche dem Käufer angeboten werden. Die Vorstellung von Paul Siebeck, man könne das Werk als Ganzes publizieren, war längst passé. Angesichts der verstrichenen Zeit mußte jetzt alles getan werden, um mit den ersten Bänden auf den Markt zu kommen. Daß dies nur zwei sein dürften, wie Paul Siebeck einst wollte, auch diese Vorstellung war inzwischen passé. Schon am 26. Januar 1913, als er noch auf den Beginn des Drucks im April/Mai des Jahres 1913 hoffte, schrieb Max Weber an Johann Plenge, ihm und Siebeck würde „das Wasser am Halse“ stehen.9 Dies galt für das Frühjahr 1914 umso mehr.10 Die wichtigsten Ursachen, weshalb der Druck nicht beginnen konnte, lagen bei Karl Bücher und Friedrich von Wieser. Ohne deren Beiträge, darüber gab es weder bei Max Weber noch bei Paul Siebeck einen Zweifel, konnte die Publikation des Sammelwerks nicht beginnen, selbst wenn die Manuskripte für ein anderes Buch vollständig vorgelegen hätten. Denn diese Beiträge sollten, neben Webers eigenen, für das Spezifische des Handbuchs stehen. Büchers Beitrag war zugleich als Einleitung in das gesamte Unternehmen gedacht, und Wiesers abstrakte Theorie sollte, wie erwähnt, der empirischrealistischen Betrachtung vorausgehen. Ohne daß diese Beiträge des „Ersten Buches“ vorlagen, konnte man unmöglich auf den Markt. Bücher lieferte im Januar 1913, Wieser erst ein Jahr später. Und was Bücher lieferte, war so schwach, daß Weber darüber fast in Verzweiflung geriet. Am 28. Januar schreibt er an Paul Siebeck: „Eben geht ein sehr dürftiger Einleitungs-Artikel
8 Der schon 1910 entwickelte Aufbau: allgemeine Grundlagen, Eigenart des modernen Kapitalismus (spezifische Elemente), einzelne Erwerbsgebiete des modernen Kapitalismus, kapitalistische Wirtschaftsbeziehungen nach außen und nach innen, bleibt erhalten und wird nur in einzelnen Hinsichten präzisiert. 9 Brief Max Webers an Johann Plenge vom 26. Januar 1913, MWG II/8, S. 57. 10 Das treibende Element bei dieser Gruppierung des Stoffes in Abteilungen war vermutlich Paul Siebeck. Weber betont ihm gegenüber immer wieder, ihm sei alles recht. Paul Siebeck hatte den Vorschlag gemacht, „das Werk nicht in zwei Bänden auszugeben, sondern in einzelnen Abteilungen.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 31. Dezember 1913, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Dazu auch MWG II/8, S. 467 f., Anm. 2 und 7.
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Büchers ein, 37 Quartseiten lang, also schwerlich mehr als 1–1¼ Bogen!“11 Und sein Urteil über dieses Einleitungskapitel ist äußerst negativ: Es handle sich um eine „Minderleistung“, sowohl in quantitativer wie vor allem in qualitativer Hinsicht.12 An die Rückgabe des Artikels an den alten Herrn mit der Bitte um Revision aber dachte er letztlich nicht. Weber bemühte sich zwar, ihm gegenüber die Contenance zu wahren,13 aber er ärgerte sich erkennbar über den nun äußerst schwachen Anfang des Sammelwerks. Wieser wollte im Mai liefern, doch er brauchte abermals länger. Erst im Februar 1914, also zwei Jahre nach dem ursprünglich vereinbarten Abgabedatum, traf ein druckfertiges Manuskript bei Weber ein. Auch dieser Beitrag sei wieder ganz anders, als er erwartet habe. Doch in diesem Fall lag es weder an der Quantität noch an der Qualität.14 Am 4. Februar schreibt Max Weber an Paul Siebeck: „Ich meine: Druckanfang, sobald v. Wieser wirklich ganz vorliegt, also in ca 14 Tagen – 3 Wochen.“15 Und auf einer Karte vom 25. Februar an Edgar Jaffé heißt es dann: „Endlich ist das H[and-]B[uch] im Druck!“16 Max Weber hatte Paul Siebeck am 20. März 1914 noch einmal eine Aufstellung der Beiträge mit Umfangsangaben vorgelegt, da dieser sich, wie er klagte, inzwischen in der Stoffverteilung nicht mehr auskannte.17 Der Druck der Abteilungen I und II, zu denen die Manuskripte inzwischen vollständig vorlagen, konnte nun tatsächlich beginnen, und damit kam die Veröffentlichung des Handbuchs, 18 Jahre nach Erscheinen der 4. Auflage des „Schönberg“, endlich in Gang. Im „Vorwort“, das Max Weber verfaßt hatte und das er in Abstimmung mit Paul Siebeck mit Datum 2. Juni 1914 den Abteilungen I und II (je ein Band) voranstellte, wurde der weitere Zeitplan für die Publikation angegeben: Nach den Abteilungen I und II folge „zunächst Abteilung V (Buch III, erster Abschnitt), womit die Darstellung der Einzelprobleme (Buch III-V) anhebt. Abteilung V ist im Satz, Abteilung VI (Buch III, zweiter Abschnitt) und VII (Buch III, zweiter Abschnitt) kommen im August, Abteilung III (Buch I, dritter Abschnitt) im Oktober in Satz. Das Ganze soll im Laufe des Jahres
11 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 28. Januar 1913, MWG II/8, S. 60. 12 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. November 1913, MWG II/8, S. 344. 13 Brief Max Webers an Karl Bücher vom 28. Januar 1913, MWG II/8, S. 62. Bücher sollte ursprünglich auch den Artikel über „Handel“ schreiben. Nun ist Weber offensichtlich froh, daß er diesen inzwischen schon anderweitig vergeben hat, wahrt aber Bücher gegenüber den Schein. 14 Dazu die Briefe Max Webers an Paul Siebeck vom 15. März, vom 21. März, vom 2. April und vom 15. April 1914, MWG II/8, S. 553, 574, 587 und 623. 15 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 4. Februar 1914, MWG II/8, S. 501. 16 Karte Max Webers an Edgar Jaffé vom 25. Februar 1914, MWG II/8, S. 530. 17 Karte Max Webers an Paul Siebeck vom 20. März 1914, MWG II/8, S. 562 f., sowie die Beitragsübersicht, unten, S. 155–163.
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1915 gedruckt vorliegen.“18 Aber auch dies stellte sich dann als Illusion heraus. Das „Vorwort“ faßt noch einmal für den Leser zusammen, was Weber in der „Vorbemerkung“ zum „Stoffverteilungsplan“ von 1910 und in dem Rundschreiben „Handbuch der Sozialökonomik“ vom Dezember 1913 intern kommuniziert hatte: Daß es sich um ein Sammelwerk handle, das kein einheitliches Gesamtwerk darstelle, daß die großen zusammengehörenden Problemgebiete leider nicht immer von einem Bearbeiter hätten behandelt werden können, daß es um eine systematische Erforschung der „Sozialwirtschaft“ gehe, unter Berücksichtigung der veränderten Stellung von Theorie und Soziologie. Und weiter: Daß aufgrund dieser Zielsetzung allgemeine Wirtschaftsgeschichte, Finanzwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, aber auch Sozialpolitik weitgehend ausgeklammert blieben, daß für eine systematische Erkenntnistheorie der Sozialwissenschaften und für eine „materiale ökonomische Kultursoziologie“ ein Beiheft vorgesehen sei. Doch dann kommt eine Aussage, die in dieser Prägnanz neu ist. Denn es heißt: Ausgiebiger, als dies gewöhnlich geschehe, seien „in mehreren Sonderdarstellungen (in Buch I und III) die Beziehungen der Wirtschaft zur Technik und ebenso zu den gesellschaftlichen Ordnungen behandelt worden. Und zwar absichtlich so, daß dadurch auch die Autonomie dieser Sphären gegenüber der Wirtschaft deutlich hervortritt: Es wurde von der Anschauung ausgegangen, daß die Entfaltung der Wirtschaft vor allem als eine besondere Teilerscheinung der allgemeinen Rationalisierung des Lebens begriffen werden müsse.“19 Umfassende Kapitalismusanalyse unter dem Gesichtspunkt der Rationalisierung, dies also scheint, bei allen Unterschieden zwischen den Mitarbeitern in methodischen und praktischen Fragen, der gemeinsame Nenner des Sammelwerks zu sein. Als dieses „Vorwort“ entstand, war das Projekt eines „Schönberg revisus“ auf neun Bände unter Beteiligung von 44 Mitarbeitern gediehen. Beim „Schönberg“ der vierten Auflage hatten noch 5 Bände und 28 Mitarbeiter (ohne Schönberg) genügt. Wie wir gesehen haben, wollte Paul Siebeck von diesem Umfang und von dieser Zahl der Mitarbeiter herunter. Nun war er mit dem genauen Gegenteil konfrontiert.20 Zudem würden die Abteilungen I und II 18 „Vorwort“ zum „Grundriß der Sozialökonomik“, unten, S. 167. 19 Unten, S. 164. 20 Paul Siebeck machte am 28. März 1914 noch einmal einen freilich nur technischen Versuch, die entstandene Lage mit seinen ursprünglichen Absichten in Einklang zu bringen. So schreibt er an Max Weber: „Hochverehrter Herr Professor, da Sie bezüglich der Einteilung des ‚Handbuchs der Sozialökonomik‘ alles mir überlassen, bin ich nach reiflicher Überlegung zu folgendem Resultat gelangt. Wenn das Handbuch in zwei Bände eingeteilt werden soll, wie Sie auf dem Durchschlag des Stoffverteilungsplanes angeben, so würde sich technisch folgende Einteilung ergeben: I. Band, I. Halbband (I. Buch I-VIII) cca 49–50 Bogen; I. Band, II. Halbband (I. Buch IX und X, II. Buch) ca
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völlig ungleichmäßige Artikel enthalten. Einige waren aus den Fugen geraten, andere fast auf ein Nichts zusammengeschrumpft. Man vergleiche etwa die Artikel von Bücher und von Wieser in Abteilung I, von Gottl und von Michels in Abteilung II. Hinzu kam: Von den vielen Artikeln, die Max Weber selbst liefern wollte, hatte Paul Siebeck noch keinen einzigen zu Gesicht bekommen. Es ging nicht nur um „Wirtschaft und Gesellschaft“, inzwischen umbenannt in „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“, es ging um sieben weitere Artikel, die Weber aus dem „Stoffverteilungsplan“ verblieben waren: „Die moderne Staatsordnung und der Kapitalismus“, „Allgemeine Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens“, „Ökonomische und gesellschaftliche Hemmungen des Kapitalismus“, „Kapitalismus und Bevölkerungsgruppierung“, „Ökonomische und soziale Aristokratie im kapitalistischen Zeitalter“, „Der Bauernstand und die Bauernschutzpolitik“ sowie „Wesen und gesellschaftliche Lage der Arbeiterklasse“. Hinter all diesen Beiträgen stand in der „Einteilung des Gesamtwerkes“, die der Verlag zu Werbezwecken verbreitete, weiterhin der Name Max Weber.21 Über die Abteilungen freilich, in denen diese Beiträge erscheinen sollten, die Abteilungen IV und IX nämlich, schweigt sich das „Vorwort“ aus. Immerhin war klar: Nachdem alle Mitarbeiter der Abteilungen I bis III geliefert hatten, einschließlich Philippovich, dessen Manuskript über den „Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale“ inzwischen ebenfalls vorlag, mußte Weber seinen Beitrag „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“, den er in ein ergänzendes Verhältnis insbesondere zu den Beiträgen von Bücher und von Wieser gestellt hatte, spätestens im Oktober 1914 satzfertig haben. Dafür war nicht mehr viel Zeit. Hätte er das öffentlich deklarierte Ziel nicht erreicht, so hätte er seit dem Beginn seiner Arbeit am Handbuch zum ersten Mal erkennbar eine Verzögerung selbst verschuldet. Dies hätte vermutlich, wie er es zuvor gegenüber anderen formuliert hatte, bei den Mitarbeitern eine „berechtigte Mißstimmung“ erzeugt. Zudem hatte er ja bereits im Dezember 1913 mitgeteilt, er habe, um für Ausfall oder Minderwertiges Ersatz zu schaffen, „unter Opferung anderer, mir weit wichtigerer Arbeiten in dem Abschnitt ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ eine ziemlich umfassende soziologische Erörterung“ ausgearbeitet,22 so daß 60 Bogen; II. Band, I. Halbband (III. Buch) cca 60 Bogen; II. Band, II. Halbband (IV. und V. Buch) bis jetzt 38–40 Bogen. 60 Bogen wären technisch, d. h. für das Einbinden des Werkes in Bände, das noch Mögliche.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. März 1914, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 21 Zitiert nach der Verlagswerbung „Grundriß der Sozialökonomik“. – Tübingen: H. Laupp jr. 1918, Nr. 6. 22 Brief Max Webers an die Mitherausgeber des Handbuchs vom 8. Dezember 1913, unten, S. 188 f.
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die Mitarbeiter davon ausgehen konnten, sein wichtiger Beitrag – Theorie (Wieser) und Soziologie (Weber) waren ja der Kern – sei weitgehend fertig. Daß Weber den Termin Oktober 1914 erreichen wollte, kann eigentlich keinem Zweifel unterliegen.23 Sonst hätte er sich die Abteilung III nicht mit Philippovich geteilt. Daß er ihn erreichen könnte, wurde ihm selbst freilich immer unwahrscheinlicher.24 Aber unabhängig von dem Spielraum, den er sich subjektiv gewährte, stieg der Druck auf ihn jetzt beträchtlich, und am 27. Juli 1914, auf dem Höhepunkt der politischen Juli-Krise, die dann in den Krieg mündete, kam es gegenüber Paul Siebeck, der verständlicherweise nachfragte, wie es denn um seinen Beitrag stehe, zu einem wahren Ausbruch: „Ich habe diese Arbeit – das Unglück meines Lebens, denn sie zog mich von Dingen ab, die ich glatt erledigt hätte, Bücher und – Ihnen zu liebe ahnungslos übernommen. Jeder neue Beitrag schiebt mir neue Aufgaben zu, die der Mitarbeiter unerledigt gelassen hat. Ich bin ‚Mädchen für Alles‘. Seit nun drei Jahren arbeite ich nur aus diesem Grunde und nur dafür, unter Einsetzung meiner Gesundheit (das ist nicht zu viel gesagt). Wenn ich außer Gesundheit und Lebensfreude auch noch meinen guten Namen in dieser Sache lasse, – und das kann passieren! es sind die heikelsten und umstrittensten Dinge unsrer Disziplin und der Soziologie! – dann allerdings würde ich das Ihnen nie vergeben. Und Das tritt ein, wenn ich gedrängt werde. Natürlich kann ich Ihnen bald große Teile schicken. Aber sie stehen dann Monate im Satz! und bedrücken mich! Also! so geht das nicht.“25 Und dann, nachdem Siebeck eingewandt hatte, er habe ihn nicht gedrängt, er wolle ihn auch nicht drängen: „Aber ich muß vorbauen. Ich kann nicht garantieren, wann ich fertig bin.“26 Wir können nicht wissen, wann er es geschafft hätte. Denn am 1. August 1914 begann mit der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland der Krieg. Der Krieg aber warf alle Pläne über den Haufen. Max Weber trat bekanntlich kurz danach in die Heidelberger Reservelazarettverwaltung ein. Er führte ungefähr ein Jahr lang ein wissenschaftsfernes Leben. Der Grundriß und sein 23 Am 21. April heißt es in einem Brief Max Webers an Paul Siebeck, MWG II/8, S. 634: „Mein Mscr. wird 15. IX druckfertig werden, so daß der Satz beginnen kann“. 24 So heißt es zum Beispiel in einem Brief vom 21. Juni 1914, er „werde wohl im Winter anfangen, einen ziemlich umfangreichen Beitrag zum ‚Grundriß der Sozialwissenschaften‘ [sic!] drucken zu lassen“. Brief Max Webers an Georg von Below vom 21. Juni 1914, MWG II/8, S. 723 f. Am 19. Juni 1914 schreibt er an Paul Siebeck: „Ich nehme an, daß Abt. V-VII im November versandfertig sind, Abt. VIII (Rathgen) zum Januar/ Februar versandfertig wird, falls er rechtzeitig liefert. Parallel mit ihm wird mit Abt. III (meinem Beitrag) zu drucken begonnen werden können. Vorher – das bemerke ich ganz ausdrücklich – auf gar keinen Fall.“ Und er fügt hinzu, sein Beitrag werde „doch erst etwa Ostern“ erscheinen können. Also nahm er sich doch noch etwas Zeit. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 19. Juni 1914, MWG II/8, S. 721 f. 25 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Juli 1914, MWG II/8, S. 776. 26 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Juli 1914, MWG II/8, S. 778.
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Beitrag zu Abteilung III, von dem zunächst alles Weitere abhing, rückte von ihm ab. Am 3. Dezember 1914 schreibt er aus dem Reservelazarett: „Ich kann mich ganz unmöglich jetzt mit dem Grundriß auch nur in Gedanken befassen.“27 Und dann wieder, nachdem Paul Siebeck daraufhin tief betrübt das Scheitern des Grundrisses als besiegelt betrachtet hatte: „Werfen Sie doch nicht die Flinte so ins Korn! Der Grundriß wird gemacht.“28 Paul Siebeck bemühte sich in der Folge tatsächlich, den Grundriß am Leben zu erhalten. Im Jahre 1915 konnte die Abteilung V, II erscheinen, im Jahre 1918 die Abteilung V, I.29 Weber aber scheint während der Kriegszeit seine Schriftleiterfunktion nur noch sporadisch wahrgenommen zu haben.30 Zu sehr widerstrebte ihm wohl ein „zerhackte[s] Erscheinen“,31 zu sehr bedrückte ihn vermutlich auch die Erinnerung an die für ihn mit dem Projekt verbundene Last. In der Korrespondenz mit Paul Siebeck stehen jetzt die Aufsätze über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen im Zentrum. Der Grundriß tritt demgegenüber deutlich zurück. Mental hatte er die Weiterarbeit daran auf die Zeit nach dem Krieg verschoben. Dieser dauerte länger, als von allen erwartet, und solange er dauerte, ließ sich Weber gegenüber Paul Siebeck zwar auf manches, nicht aber seinen Grundrißbeitrag ein.32 Bezeichnend ist ein Brief Max Webers aus dem Mai 1916, in dem er dem „verehrten Freund“ Paul Siebeck auf dessen abermalige Nachfrage antwortet: „Meine ‚Soziologie‘? Du lieber Gott! Ich bin froh, wenn ich jetzt während des Krieges noch Ihnen die Aufsätze über die ‚Wirtschaftsethik der Weltreligionen‘ so fertig stellen kann, daß sie mit der ‚Protestantischen Ethik‘ zusammen herausgegeben werden können.“ Und dann: „Die Soziologie muß nach dem Krieg fertig gestellt werden. Sie wird fertig, davor haben Sie keine Angst.“33 Der Beitrag von Philippovich, der nach Webers eigenem Plan zusammen mit seinem veröffentlicht werden sollte, mußte also warten. Philippovich sollte die Veröffentlichung nicht mehr erleben. Er starb am 4. Juni 1917, bevor Weber zu seinem Beitrag in Abteilung III des Grundrisses zurückgekehrt war. 27 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. Dezember 1914, MWG II/8 S. 801. 28 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Dezember 1914, MWG II/8, S. 805. 29 Dazu Anhang zu den Dokumenten, unten, S. 252 f. 30 Immerhin zeigt die Korrespondenz zwischen Max Weber und Paul Siebeck aus dem Jahre 1917, daß Weber weiterhin um Beiträger bemüht war. Vgl. etwa Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 20. Februar 1917, MWG II/9, S. 599; vom 25. März 1917, MWG II/9, S. 604 f.; und vom 26. November 1917, MWG II/9, S. 821. 31 So im Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. Dezember 1914, MWG II/8, S. 801. 32 So bot Weber Paul Siebeck als Kompensation für den fehlenden Beitrag zum „Ersten Buch“ des Grundrisses seine Skizzen zur Wirtschaftsethik der Kulturreligionen an, die er 1913 entworfen hatte. Sie erschienen, teilweise in überarbeiteter Form, teilweise in Neufassung, ab 1915 im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. 33 Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor dem 10. Mai 1916, MWG II/9, S. 411.
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Nachdem der Krieg beendet und einige Zeit ins Land gegangen war, zog aber der Grundriß tatsächlich wieder Webers Interesse auf sich. Schon 1914 hatte er gegenüber Robert Michels geäußert, ein Jahr nach Ende des Krieges werde es damit wohl weitergehen.34 Jetzt suchte Paul Siebeck Max Weber zum ersten Mal auf der Grundlage der „Einteilung des Gesamtwerkes“ auch vertraglich zu binden, und zwar für seinen Beitrag in Abteilung III, für seine ‚Soziologie‘, nicht für die übrigen Beiträge, für die er ja immer noch vorgesehen war. Am 13. November 1919 verhandelten beide, und der Verlag entwarf daraufhin einen Vertrag, der Weber vorgelegt wurde. Nachdem dieser daran Korrekturen vorgenommen hatte – sie betrafen vor allem den Modus der Veröffentlichung in Gestalt von Lieferungen und die Gliederung des Beitrags in Kapitel, worauf bei den Lieferungen – maximal 10 Bogen – Rücksicht genommen werden sollte –, wurde der Vertrag am 5. Dezember 1919 von beiden Parteien unterzeichnet. Bemerkenswert ist, daß er weder eine Festlegung des Umfangs noch eines Termins enthält. Als Bestandteil des Vertrags wurde der Mitarbeitervertrag bezeichnet. Darin sind die im Vertrag vereinbarten Regelungen noch einmal notiert. Die Nomenklatur der wichtigsten Regelung in den beiden Schriftstücken ist allerdings verschieden. Im schreibmaschinengeschriebenen Vertrag heißt es: „§ 1. Herr Professor Max Weber übernimmt für das Sammelwerk ‚Grundriß der Sozialökonomik‘ die Abteilung über ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘.“ Im gedruckten Mitarbeitervertrag heißt es: „§ 1. Herr Professor Max Weber beteiligt sich an dem oben genannten, nach anliegender Einteilung erscheinenden Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“.35 Einmal ist also von Abteilung, einmal von Abschnitt die Rede. Doch ergibt sich hieraus in diesem Fall kein Widerspruch, denn in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ hatte Weber den Abteilungs- mit dem Abschnittstitel gleichgesetzt. („Abteilung III, Abschnitt C. Wirtschaft und Gesellschaft“). Wie das Titelblatt der ersten Lieferung von Webers Grundrißbeitrag ausweist, hielten sich Verlag und Autor bei der Veröffentlichung strikt an die „Ein34 Karte Max Webers an Robert Michels vom 18. Dezember 1914, MWG II/8, S. 804: „[. . .] natürlich wird der ‚Grundriß‘ fertig gemacht nebst Ihrem Beitrag. Aber wann? Ich selbst werde, wenn dieser Krieg vorbei ist, für lange Zeit zu jeder Arbeit unfähig sein. Andre Mitarbeiter sind im Feld; wer weiß ob sie wiederkehren und ob nicht Andre engagiert werden müssen. Also seien Sie ganz sicher: die Sache wird gemacht. Aber: 1 Jahr nach dem Ende des Krieges etwa kann der Band erscheinen. Anders ist’s nicht möglich.“ Michels’ zweiter Beitrag – der erste über „Wirtschaft und Rasse“ war bereits in der Abteilung II erschienen – war für Abteilung IX vorgesehen. Er wurde schließlich 1926 unter dem Titel „Psychologie der antikapitalistischen Massenbewegungen“, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. IX: Das soziale System des Kapitalismus, I. Teil: Die gesellschaftliche Schichtung des Kapitalismus. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926, S. 241–359, publiziert. 35 Vertragsentwurf und die beiden Verträge unten, S. 219–225; hier S. 220 f.
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teilung des Gesamtwerkes“. Links stehen alle Mitherausgeber, die Nummer und der Name der Abteilung (des Abschnitts) sowie die Nummer des Beitrags, rechts die Nummer und der Name der Abteilung, die Nummer des Beitrags, der Beitragstitel und der Bearbeiter. Das Titelblatt auf der rechten Seite lautet also: „Grundriß der Sozialökonomik. III. Abteilung. Wirtschaft und Gesellschaft. I. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Bearbeitet von Max Weber.“36 Für den zweiten Beitrag dieser Abteilung war weiterhin Eugen von Philippovich vorgesehen („II. Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. Bearbeitet von Eugen von Philippovich.“) Was allerdings an der für Webers Beitrag gewählten Titelei irritiert, ist, daß der Zusatz „Erster Teil“ auftaucht. Denn im Vertrag war zwar von „Lieferung“, nicht aber von „Teil“ die Rede. Und „Teil“ ist auch kein Gliederungsbegriff, der im „Stoffverteilungsplan“ oder in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ eine zentrale Rolle spielte. Er wurde erst sehr viel später, unter der Redaktion von Emil Lederer, systematisch verwendet.37 Es spricht allerdings vieles dafür, daß dieser Zusatz auch nicht von Max Weber stammt. Er wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von Marianne Weber, welche die Veröffentlichung der nachgelassenen Manuskripte vorbereitete, nach seinem Tod in das Titelblatt der im Druck befindlichen ersten Lieferung eingefügt. Weber starb am 14. Juni 1920, als diese Lieferung zwar größtenteils gesetzt und von ihm korrigiert, aber noch nicht veröffentlicht war.38 Marianne Weber wollte diese erste Lieferung mit den nachgelassenen Manuskripten vervollständigen, und zwar als „Teile“ eines geschlossenen Werkes, das aus ihrer Sicht den Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ trug. Wir verfolgen diese Problematik an dieser Stelle nicht weiter, auf die wir später zurückkommen, und werfen stattdessen noch einen Blick auf das weitere Schicksal des Grundrisses. Weber hatte ja nach Ende des Krieges nicht nur die Arbeit an seinem Beitrag, sondern auch die Schriftleitung des Grundrisses wieder aufgenommen. Er warb neue Mitarbeiter und nahm das ihm zustehende Entscheidungsrecht wahr. So schreibt zum Beispiel Paul Siebeck am 21. April 1920 an Erwin von Beckerath, Max Weber habe ihm gerade mitgeteilt, daß er (von Beckerath) den Abschnitt über das Transportwesen über-
36 Abdruck unten, S. 255. 37 Allerdings muß einschränkend gesagt werden, daß für die Veröffentlichung von Abteilung V schon 1915 „Teil“ verwendet wurde, und zwar vermutlich deshalb, weil von Abschnitt A: Güterverkehr, der Beitrag II. Bankwesen vorlag, die Beiträge I. Handel und III. Transportwesen aber nicht. Teile des Beitrags Handel wurden dann auch erst 1918 veröffentlicht. Doch sagt diese sporadische Verwendung von „Teil“ für den Fall von Webers Beitrag nichts aus. Wäre dies das Vorbild für Abteilung III gewesen, so hätte „Erster Teil“ vor dem Beitragstitel, nicht danach stehen müssen. 38 Die 1. Lieferung erschien erst im Februar 1921. Sie bricht mit dem nicht mehr zu Ende geschriebenen Kapitel IV ab.
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nehmen wolle.39 Und am 30. April antwortet er Otto von Zwiedineck-Südenhorst, der angefragt hatte, ob er einen bereits veröffentlichten Beitrag abermals im Grundriß veröffentlichen könne: „[. . .] über die Beiträge selbst steht einzig und allein Herrn Professor Dr. Max Weber die Entscheidung zu“.40 Nach Max Webers Tod mußte also entschieden werden, wer die Schriftleitung übernehmen sollte. Paul Siebeck wurde sofort aktiv. Er hatte sich zwar schon seit geraumer Zeit auf den Posten eines Seniorchefs zurückgezogen und seine Söhne Oskar und Werner Siebeck immer stärker an den Verlagsgeschäften beteiligt.41 Und Oskar Siebeck, der bei Karl Bücher promoviert worden war, übernahm 1920 zusammen mit seinem Bruder auch den Verlag. Oskar war zudem in der Vergangenheit immer wieder mit dem Handbuch befaßt gewesen. Aber Paul Siebeck lag der Grundriß nach wie vor am Herzen. Sofort nach Max Webers Tod nahm er deshalb mit Marianne Weber Kontakt in der Nachfolgefrage auf. Nach den überlieferten Dokumenten behandelte der Verlag Marianne Weber als Max Webers Erbin, der ein Mitspracherecht bei der Entscheidung über die Nachfolge zustand. Man einigte sich relativ schnell auf Emil Lederer. Schon in einem Brief vom 15. Juli 1920, also vier Wochen nach Max Webers Tod, schreibt Paul Siebeck an Emil Lederer: „wie mir Frau Professor Marianne Weber soeben mitteilt, ist sie mit meinem Vorschlag, Ihnen die Schriftleitung des ‚Grundrisses der Sozialökonomik‘ zu übertragen, sehr gerne einverstan den.“42 Dies brachte Emil Lederer freilich insofern in eine schwierige Lage, als Webers Tod auch Folgen für das Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik hatte. Dort war Lederer bereits seit längerer Zeit der Redakteur. Auch hier stand eine Neubesetzung an, hatte sich doch Werner Sombart schon vor Max Webers Tod aus dem Herausgeberkreis weitgehend zurückgezogen. Nun trat er auch förmlich aus diesem aus.43 Edgar Jaffé, immer noch schriftführender Herausgeber, war nach seinen Verwicklungen in der Revolutionszeit nicht mehr voll auf dem Posten. Er starb am 29. April 1921, geistig verwirrt. 39 Brief Werner Siebecks an Erwin von Beckerath vom 21. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Tübingen. Der Abschnitt V,III ist nicht erschienen. In der 2. Auflage wurde das Transportwesen mit Handel und Banken zusammengefaßt, aber nicht von Beckerath bearbeitet. 40 Brief Paul Siebecks an Otto von Zwiedineck-Südenhorst vom 30. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Tübingen. 41 Paul Siebeck war zum Zeitpunkt von Max Webers Tod 65 Jahre alt. Er starb am 20. November 1920. Mit dem Tod beider ging eine Epoche zu Ende. 42 Brief Paul Siebecks an Emil Lederer vom 15. Juli 1920, VA Mohr/Siebeck, Tübingen. 43 Ab dem 49. Band (1922) des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik hieß es dann: „Begründet von Werner Sombart, Max Weber und Edgar Jaffé. In Verbindung mit Joseph Schumpeter und Alfred Weber herausgegeben von Emil Lederer.“
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Emil Lederer zögerte zunächst, neben dem Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik auch noch den Grundriß der Sozialökonomik zu übernehmen. Schließlich rang er sich dazu durch und schloß im Juli 1922, nachdem er bereits zuvor Dispositionen für den Grundriß getroffen hatte, mit dem Verlag auch einen „Redaktions-Vertrag“. Der überlieferte Entwurf stammt vom 8. Juli 1922, am 13. Juli folgte, nachdem Lederer den einzelnen Bestimmungen zugestimmt hatte, die Reinschrift.44 Die unterschriebene Fassung fand sich nicht im Verlagsarchiv. Der Entwurf, wohl mit der Reinschrift identisch, enthält zwei bemerkenswerte Bestimmungen: „§ 1. Nachdem Herr Professor Max Weber, der bisher die Schriftleitung des ‚Grundriß der Sozialökonomik‘ geführt hat, gestorben ist, übernimmt Herr Professor Lederer im Einvernehmen mit Frau Dr. Marianne Weber die redaktionelle Leitung des genannten Sammelwerkes. § 2. Der ‚Grundriß der Sozialökonomik‘ soll in der ersten Auflage, mit Ausnahme der IX. Abteilung nach dem ursprünglichen Plan vollendet werden. Dagegen soll der IX. Abteilung schon in der ersten Auflage die von Herrn Professor Lederer entworfene, neue Disposition zu Grunde gelegt werden.“45 Diese neue Disposition für die IX. Abteilung „Die gesellschaftlichen Beziehungen des Kapitalismus und die soziale Binnenpolitik im modernen Staate“ war nicht zuletzt deshalb notwendig geworden, weil, wie Lederer am 28. Juni 1922 an Werner Sombart schrieb, um ihn für die Mitarbeit zu gewinnen, hierfür wesentliche Beiträge Max Webers vorgesehen waren, die nun anderweitig vergeben werden mußten. Wir wissen: Es waren immer noch fünf. Die von Lederer entworfene neue Disposition hatte folgendes Aussehen: „1. Die Umformung der feudalen Gesellschaft in geschichtlicher Darstellung. 2. Die Aristokratie im kapitalistischen Zeitalter. 3. Der Mittelstand im kapitalistischen Zeitalter. 4. Das Bauerntum im kapitalistischen Zeitalter. 5. Der neue Mittelstand. 6. Das Proletariat. 7. Die antikapitalistischen Massenbewegungen. 8. Die Tendenzen zur inneren Umbildung des Kapitalismus.“46 44 In einem Brief von Werner Siebeck an Emil Lederer vom 13. Juli 1922 heißt es: „Daß Sie mit dem Entwurf des Redaktionsvertrags für den GdS einverstanden sind, habe ich gerne vermerkt. Ich lasse Ihnen demnächst zwei Reinschriften des Vertrags zugehen.“ Brief Werner Siebecks an Emil Lederer vom 13. Juli 1922, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 404. 45 Redaktions-Vertrag zwischen Herrn Professor Dr. Emil Lederer in Heidelberg, als redaktionellem Leiter des ‚Grundriß der Sozialökonomik‘, und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen, ohne Datum, unten, S. 230–232. 46 Brief Emil Lederers an Werner Sombart vom 28. Juni 1922, GStA PK, VI. HA, Nl. Werner Sombart, 2a-b, Bl. 318–319. Lederer trug die ersten beiden Punkte Werner Sombart zur Bearbeitung an.
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Und noch eine Änderung lag nahe. Die 1. Auflage der I. und II. Abteilung des Grundrisses, 1914 in zwei Bänden erschienen, war inzwischen weitgehend verkauft. Man konnte also an eine 2. Auflage denken. Dadurch bot sich die Gelegenheit, die Beiträge zu den beiden Bänden zu überarbeiten47 und neu zu gruppieren. Letzteres betraf in erster Linie das sträflich vernachlässigte Manuskript von Eugen von Philippovich. Man konnte dieses in der I. Abteilung unterbringen, wo es auch sachlich hingehörte. Büchers Beitrag, den Weber ja für völlig unzureichend gehalten hatte, konnte man in die II. Abteilung verschieben, so daß er nicht länger an so prominenter Stelle stand. Die Aufnahme von Philippovich in die I. Abteilung war aber nicht nur sachlich geboten, sondern auch durch den Verlagsvertrag mit Marianne Weber vom 1. Juni 1921 erzwungen. Denn in § 2 des Vertrags heiß es, die gesamte III. Abteilung sei für die Manuskripte Max Webers reserviert. Damit konnte man den Abteilungs- (oder Abschnitts-)Titel zum Beitragstitel machen, was zwar mit dem „Stoffverteilungsplan“ übereinstimmte, nicht aber mit der „Einteilung des Gesamtwerkes“, die 1914 den „Stoffverteilungsplan“ abgelöst hatte. Ab der Ausgabe von 1922 lautete das Titelblatt denn auch: „Grundriß der Sozialökonomik. III. Abteilung. Wirtschaft und Gesellschaft. Bearbeitet von Max Weber“. Der „Erste Teil“ des ersten Titelblatts rutschte in das Inhaltsverzeichnis, das nun von Marianne Weber in drei Teile gegliedert war. Es dauerte allerdings dann noch bis 1924, ehe die 2. Auflage der I. Abteilung erscheinen konnte. Diese hatte man in „Historische und theoretische Grundlagen“ umbenannt und in einen I. und einen II. Teil unterteilt. Der Beitrag von Bücher, der ja noch lebte, blieb an seinem ursprünglichen Platz, Eugen von Philippovichs alten und teilweise veralteten Beitrag nahm man auf, ergänzte ihn aber durch einen Beitrag von Eduard Heimann, der sich über die jüngste Entwicklung der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale äußerte. Wiesers erfolgreicher Beitrag über Wirtschaftstheorie wurde unverändert als II. Teil publiziert, so daß er jetzt auch separat zu beziehen war. „Teil“ wurde generell als neues Gliederungsprinzip eingeführt. Die von Emil Lederer neu disponierte IX. Abteilung, die erst 1926/27 erschien, war nicht nur gegenüber dem ursprünglichen Konzept Max Webers, sondern auch gegenüber seinem eigenen geändert. Unter dem neuen Abteilungstitel „Das System des Kapitalismus“ gab es auch hier zwei Teile: „I. Teil: Die gesellschaftliche Schichtung des Kapitalismus“; „II. Teil. Die autonome und staatliche soziale Binnenpolitik im Kapitalismus“. Allein 15 Autoren beteiligten sich an diesen beiden Teilen. Weitere Abteilungen erschienen in 2. Auflage, die letzte Abteilung der 1. Auflage schließlich im Jahre 1930. Damit lagen nach 47 Wieser weigerte sich, seinen Beitrag zu überarbeiten, auch Bücher wollte wohl von der Sache nichts mehr wissen, einzig Schumpeter erklärte sich zu einer Überarbeitung bereit.
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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16 Jahren die neun Abteilungen des Grundrisses der Sozialökonomik ge schlossen vor. Emil Lederer suchte das Werk im Geiste Max Webers weiterzuführen. In dem bereits zitierten Brief vom 28. Juni 1922 an Werner Sombart heißt es, er habe „im Sinne von Max Weber und auf Ersuchen des Verlags die Weiterführung der Redaktion im Grundriß der Sozialökonomik übernommen.“48 Daß dies kein leeres Versprechen war, zeigt ein interessantes Detail. Auf den Vorschlag, man solle doch Rudolf Hilferding einen Beitrag übertragen, reagierte er mit dem Argument, dessen theoretische Ausrichtung passe nicht in den Grundriß. Die theoretischen Beiträge seien mit voller Absicht Vertretern der Grenznutzenschule anvertraut, und Hilferding vertrete eine andere theoretische Richtung. Also gehöre er nicht dazu.49 Der Grundriß wurde also zwar bis 1930 fortgeführt, und einige Abteilungen erlebten auch eine 2. Auflage. Doch seine Wirkung erwies sich als begrenzt. Wirtschaftswissenschaft und Soziologie gingen getrennte Wege. Die enge Verbindung beider, die besonders Wieser und Weber angestrebt hatten, blieb Desiderat. Von den Beiträgen des Grundrisses erlangte nur der von Max Weber Weltgeltung, die übrigen fielen, mit Ausnahme des Beitrags von von Wieser, weitgehend der Vergessenheit anheim. Was hat es mit dem Beitrag Max Webers auf sich, wie ist er entstanden? Dieser Frage wenden wir uns nun zu.
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ über „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ zur „Soziologie“: Max Weber als Autor des Sammelwerks Max Weber warb um Friedrich von Wieser als Autor für die Wirtschaftstheorie im Rahmen des Sammelwerks, weil er in ihm einen ‚Österreicher‘ sah, der die Grenzen des ökonomischen Paradigmas erkannt hatte und sich deshalb auch für die Rolle von Recht und Macht in der Wirtschaft interessierte. Tatsächlich hielt Wieser, nachdem seine Zusage zusammen mit dem Plan seines Beitrags vorlag, im September 1909 sechs Vorträge zu diesem Thema, die er 1910 unter dem Titel Recht und Macht veröffentlichte.1 Darin trat er zwar für eine individualistische Anlage der Wirtschaftstheorie ein – man könne den homo oeconomicus als mathematischen Menschen nicht entbehren –, kriti48 Brief Emil Lederers an Werner Sombart vom 28. Juni 1922, GStA PK, VI. HA, Nl. Werner Sombart, 2a-b, Bl. 318–319. 49 Neben den Vertretern der Grenznutzenschule bestritten vor allem Vertreter des linken Flügels des Vereins für Sozialpolitik das Sammelwerk. 1 Wieser, Friedrich von, Recht und Macht. Sechs Vorträge. – Leipzig: Duncker & Humblot 1910 (hinfort: Wieser, Recht und Macht).
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sierte aber vehement die rein individualistisch-utilitaristische Theorie, die übersehe, daß das Individuum häufig dann nicht berechnend seinen Vorteil verfolge, wenn es sich der größeren Kraft der Gesellschaft ein- oder unterordne. Zwischen privater und öffentlicher Sphäre existiere eine Kluft. In der öffentlichen Sphäre aber herrsche der Kampf um Macht, und dabei könne Ohnmacht in Macht und Übermacht umschlagen. Macht aber verlange Anerkennung, und deshalb sei Recht „die gesellschaftliche Krönung“ von Macht.2 Recht und die dadurch konstituierte Rechtsordnung aber müßten sowohl zweckmäßig wie gerecht sein, um die Interessen der Individuen zu binden. Der Wirtschaftstheoretiker dürfe nicht übersehen: Auch im Zeitalter des Individualismus werde „der Inhalt der Rechtssatzungen nach wie vor nicht individuell, sondern gesellschaftlich bestimmt.“3 Wieser entwickelte für die öffentliche Sphäre das „Gesetz der kleinen Zahl“, der Herrschaft der Minderheit über die Mehrheit, ähnlich dem Gesetz der Oligarchie, wie es Robert Michels für das Parteiwesen postuliert hatte.4 An diesem Punkt sah Wieser eine Verbindung seines Ansatzes mit der materialistischen Geschichtsauffassung. Die wirtschaftliche Produktion stelle den Unterbau von gesellschaftlichen Ideen dar, die sich dann „von ihrer Unterlage zu selbständiger Wirksamkeit ablösen.“5 Aber die wirtschaftliche Produktion lege immerhin den Grundstein, und man brauche nur noch „eine Theorie der Bildung der geschichtlichen Mächte und Widerstände, um den reichen Oberbau der Geschichte zu verstehen.“6 Es wäre natürlich abwegig, wollte man in dieser Skizze Wiesers zum Verhältnis von Wirtschaft, Macht und Recht den entscheidenden Grund dafür sehen, weshalb Weber auf ihn zuging. Denn erstens lag Webers Werbung vor dieser Skizze, und zweitens hatte er sich selbst bereits mit diesem Verhältnis im Zusammenhang mit der materialistischen Geschichtsauffassung auseinandergesetzt. Den Anlaß dafür bot ihm Rudolf Stammlers Buch Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung, 1906 in zweiter und, wie es hieß, verbesserter Auflage erschienen.7 Nicht zuletzt dieser Anspruch,
2 Ebd., S. 63. 3 Ebd., S. 73. 4 Michels, Robert, Die oligarchischen Tendenzen der Gesellschaft. Ein Beitrag zum Problem der Demokratie, in: AfSSp, Band 27, 1. Michels veröffentliche dann 1911 das Buch: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens. – Leipzig: Werner Klinkhardt 1911. 5 Wieser, Recht und Macht (wie oben, S. 47, Anm. 1), S. 114. 6 Ebd., S. 115. 7 Stammler, Rudolf, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine sozialphilosophische Untersuchung, 2., verbesserte Aufl. – Leipzig: Veit & Co 1906.
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zehn Jahre nach der ersten Auflage eine verbesserte Fassung vorgelegt zu haben, stachelte Max Weber zu einer teilweise unmäßigen Polemik an.8 Wie die meisten seiner methodologischen Polemiken, führte er auch diese nicht zu Ende. Er setzte sich darin zunächst mit Stammlers fehlgeleiteter ‚Erkenntnistheorie‘, dann mit seiner Verwirrung beim Regelbegriff auseinander – keine klaren Unterscheidungen zwischen Naturgesetz und Norm, Zweck- und Norm-Maxime, dogmatischer und empirischer Betrachtung von Normen, dies wirft er Stammler unter anderem vor. Diese Einwände finden sich in einem Aufsatz, im Februar 1907 im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik erschienen,9 der fortgesetzt werden sollte, was zunächst im vorgesehenen Rahmen nicht geschah. Der Grund dafür bestand nicht etwa darin, daß Weber das Interesse an der Sache verloren hätte. Ganz im Gegenteil: Am 30. Oktober 1908, als er Paul Siebecks Bitten, die Neufassung des Handbuchs zu übernehmen, bereits weitgehend nachgegeben hatte, schrieb er an Hermann Kantorowicz, diesem für die Zusendung eines Artikels über „Die Lehre vom Richtigen Recht“ dankend: „Wir stehen – da Sie Sich als ‚Positivisten‘ bekennen – in mancher Hinsicht auf verschiedenem Standpunkt [. . .]. Das hindert aber nicht im Mindesten, daß ich in der vorliegenden Frage durchaus Ihrer Ansicht bin und mich sehr freue, bei der Fortsetzung meiner Analyse von Stammler (an der ich durch Krankheit, dann durch andre Arbeiten gehindert wurde) nun der Aufgabe, den Unfug des ‚richtigen Rechts‘ auch noch totzuschlagen, durch die gründliche Arbeit eines Berufeneren enthoben zu sein.“10 Weber hatte tatsächlich das allergrößte Interesse, Stammler als Sozialtheoretiker ein für allemal wissenschaftlich „totzuschlagen“. Denn für ihn stand fest, daß dieser, wie er sich später ausdrückte, „als Jurist ebenso hervorragend, wie als Sozialtheoretiker unheilvoll verwirrungstiftend ist.“11 Als Weber daranging, den „Stoffverteilungsplan“ zusammenzustellen, hatte er, wie bereits berichtet, zunächst vor, einen Artikel „Objekt und logische Natur der Fragestellungen“ beizusteuern. In dem zitierten Brief an Paul Siebeck heißt es, daß er dabei auch die Beziehungen der Wirtschaftswissenschaft zu Jurisprudenz und Soziologie behandeln wolle, ebenso die Sozialphilosophie.12 Ist es völlig aus der Luft gegriffen, anzunehmen, daß er dabei auch an Stammlers falsches Verständnis dieser Beziehungen dachte? Das 8 Dazu ausführlich Schluchter, Grundlegungen I, S. 240 ff. 9 Weber, Max, R. Stammlers ‚Überwindung‘ der materialistischen Geschichtsauffassung, in: AfSSp, 24. Band, 1. Heft, 1907, S. 94–151 (MWG I/7). Der Nachtrag, der aus dem Nachlaß veröffentlicht wurde (Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Marianne Weber. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 556–579; MWG I/7), bringt diese Fortsetzung nicht. 10 Brief Max Webers an Hermann Kantorowicz vom 30. Oktober 1908, MWG II/5, S. 690. 11 Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1. 12 Brief Max Webers an Paul Siebeck, nach dem 20. April 1909, MWG II/6, S. 105 f.
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Verhältnis von Wirtschaftswissenschaft, Jurisprudenz, Soziologie und Sozialphilosophie stand in Stammlers Buch tatsächlich im Mittelpunkt. Als Weber seinen eigenen Beitrag für den „Stoffverteilungsplan“ konzipierte und darin verortete, war der Wunsch, die Stammlerkritik weiterzuführen, sicherlich noch äußerst mächtig. Diese Fortführung mußte ja nicht länger unbedingt erkenntnistheoretisch, sie konnte auch inhaltlich geschehen. Selbst wenn man auf den methodologischen Artikel verzichtete – und dies tat Weber bereits zu einem Zeitpunkt, als der „Stoffverteilungsplan“ noch nicht einmal an die Mitarbeiter verteilt war –, konnte man also die Stammlerkritik weiterführen. Die Inhaltsangabe des Beitrags „Wirtschaft und Gesellschaft“ weist denn auch eine erstaunliche Nähe zu Themen Stammlers auf. Weber wollte drei Themenbereiche behandeln: „a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands); b) Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat); c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materia lismus).“13 Es klingt tatsächlich so, als habe er dabei auch an Stammler gedacht. Diese Vermutung ist keineswegs ohne jegliche Fundierung. Es gibt nämlich einen Text, der zum ersten Themenbereich dieser Inhaltsangabe paßt und der eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Stammler enthält. Dieser Text ist in einer ursprünglichen, schreibmaschinengeschriebenen Fassung überliefert, in die dann handschriftlich erhebliche Erweiterungen und die soziologischen Begriffe des 1913 veröffentlichten Aufsatzes „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“ eingearbeitet wurden.14 Dieser Sachverhalt wird uns noch beschäftigen. Zunächst kann man die maschinengeschriebene Fassung als eine Fortsetzung der Stammlerkritik lesen. Denn Weber kritisiert die Art und Weise, wie Stammler die Rechtsnorm von der Konvention unterscheidet. Er hält diese Unterscheidung für „ganz unbrauchbar“. In der handschriftlich erweiterten Fassung verschärft er sogar seine Kritik an Stammler. So fügt er dem ursprünglichen Text folgende Passage ein. Bei Stammler gehe „zunächst die ideelle, vom Rechtsdogmatiker oder Ethiker wissenschaftlich deduzierbare ‚Geltung‘ einer ‚Norm‘ mit der zum Objekt einer empirischen Betrachtung zu machenden realen Beeinflussung des empirischen Handelns durch Vorstellungen vom Gelten der Normen durcheinander. Und weiterhin dann gar noch die normative ‚Geregeltheit‘ eines Verhaltens durch Regeln, welche als ‚gelten sollend‘ von einer Vielheit von Menschen faktisch behandelt werden, mit den faktischen Regelmäßigkeiten des menschlichen Verhaltens.“ Beides aber sei 13 Stoffverteilungsplan vom Mai 1910, unten, S. 145 f. 14 Dazu Weber, Max, Die Wirtschaft und die Ordnungen, WuG1, S. 368–385. Die Edition in MWG I/22-3 folgt dem Originalmanuskript, Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446.
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„begrifflich streng zu scheiden.“15 Und man kann hinzufügen: Hier zeigt sich, daß bei Stammler ‚erkenntnistheoretische‘ und ‚inhaltliche‘ Konfusion miteinander verbunden sind. Weber hatte ja bereits 1907 konstatiert, Stammler behandle das Verhältnis von Recht und Wirtschaft, allgemeiner: von Recht und sozialem Leben, von Grund auf falsch, weil er es mit der Unterscheidung zwischen Form und Inhalt gleichsetze. Eine solche Betrachtungsweise, die zugleich das Verhältnis von Rechtswissenschaft zu Wirtschaftswissenschaft und Soziologie berührte, wies er schon dort auf das Entschiedenste zurück. Bei der Überarbeitung gibt Weber dem Text die Überschrift „I. Die Wirtschaft und die Ordnungen“ und gliedert ihn in drei Abschnitte: „1. Rechtsordnung und Wirtschaftsordnung.“ „2. Rechtsordnung, Konvention und Sitte.“ „3. Bedeutung und Grenzen des Rechtszwangs für die Wirtschaft.“ Die Überschrift und die Abschnittsüberschriften werden in den maschinengeschriebenen Text handschriftlich eingefügt. Ebenfalls handschriftlich eingefügt ist die These, mit welcher der überarbeitete Text endet: Die universelle Herrschaft der Marktvergesellschaftung, also die Durchsetzung der modernen Verkehrswirtschaft, des modernen Kapitalismus, verlange „ein nach rationalen Regeln kalkulierbares Funktionieren des Rechts“ einerseits, eine „Monopolisierung und Reglementierung aller ‚legitimen‘ Zwangsgewalt durch eine universalistische Zwangsanstalt“, also den modernen Staat, andererseits.16 Weber sucht im Unterschied zu Stammler und anderen, zum Beispiel zu seinem Freund Georg Simmel, in „pedantische[r] Umständlichkeit“, wie er sagt, bei seinem Ansatz den „subjektiv gemeinten Sinn von dem objektiv gültigen scharf zu scheiden“.17 Dies ist der zentrale Gesichtspunkt seines Projekts einer verstehenden Soziologie als einer empirischen Wissenschaft vom Handeln. In dem Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ steht dieser Gesichtspunkt im Mittelpunkt. Er führt, im Vergleich zu Stammler, zu einer gänzlich anderen Bestimmung des Verhältnisses von Rechtswissenschaft und Sozialökonomik, von Recht und Wirtschaft. Es spricht vieles dafür, daß dieser Text einmal am Beginn des Beitrags „Wirtschaft und Gesellschaft“ für das Sammelwerk stand. Mehr noch: Er läßt sich tatsächlich als die beabsichtigte Fortführung der 1907 begonnenen Auseinandersetzung mit Rudolf Stammler deuten. Er dürfte auch noch in seiner überarbeiteten Fassung zu den frühen Texten von „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehören. Ob er in seiner ursprünglichen Fassung bereits vorlag, als Weber seine Inhaltsangabe für „Wirtschaft und Gesellschaft“ entwickelte, läßt sich nicht mehr sagen. Ausgeschlossen jedenfalls ist es nicht. „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ aber ist nicht der einzige Text, von dem man mit Gründen vermuten kann, daß er einmal zu den frühen Texten von 15 Ebd., S. 378. 16 Ebd., S. 385. 17 Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1.
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„Wirtschaft und Gesellschaft“ gehörte. Zwei weitere Texte kommen dafür in Frage, die dem zweiten Themenbereich, dem Verhältnis der Wirtschaft zu den sozialen Gruppen, zuzuordnen sind. Es handelt sich um die „Politischen Gemeinschaften“ sowie um „‚Klassen‘, ‚Stände‘ und ‚Parteien‘“.18 Hier wird einerseits dem Zusammenhang von Markterweiterung und Ausbildung des modernen Anstaltsstaats in historischer Betrachtung nachgegangen, andererseits die Rechtsordnung nun nicht allein in das Verhältnis zur Wirtschaftsordnung, sondern auch zur sozialen Ordnung und zur „Sphäre der Macht“ gesetzt. Daran könnte sich ein vierter, gleichfalls relativ früher Text angeschlossen haben, der über „Herrschaft“. Denn das „‚parteimäßige‘ Gemeinschaftshandeln“, das Weber in der Sphäre der Macht verortet, ist ihm nicht nur „stets eine Vergesellschaftung“, sondern in der Regel auch eine herrschaftliche Organisation.19 Für eine ‚Zusammengehörigkeit‘ dieser Texte oder Textfragmente spricht aber nicht nur ein inhaltlicher, sondern auch ein formaler Gesichtspunkt: Sie sind „kategorienstark“20 – oder, wie wir in der Folge sagen werden, kategorienreich. Dies gilt keineswegs für alle Texte oder Textfragmente, die wir zu den Vorkriegsmanuskripten für das Sammelwerk rechnen. Viele sind, gemessen am Kategorienaufsatz von Ende 1913, kategorienarm. Dies bedeutet: In diesen Texten oder Textfragmenten spielen die in diesem Aufsatz entwickelten soziologischen Kategorien eine vergleichsweise geringe Rolle. Es fehlen sogar einige der dort entwickelten Kategorien, obgleich der mit ihnen bezeichnete Sachverhalt darin erörtert wird. Überblickt man den von Weber im wesentlichen von 1910 bis 1914 produzierten Textbestand – und dazu gehören auch die religionssoziologischen Skizzen, die er 1913 niederschrieb und Freunden vorlas –,21 so fällt auf, daß er die soziologischen Kategorien des Kategorienaufsatzes jedenfalls höchst selektiv benutzte. Die gesamte Religionssoziologie, aber auch große Teile der Herrschaftssoziologie sowie der Soziologie der Gemeinschaften, sind kategorienarm. Dies gilt zwar nicht für Begriffe wie Gemeinschaftshandeln oder Vergesellschaftung, wohl aber für die ungewöhnliche Begriffsprägung des Einverständnishandelns, mit ihrer Differenzierung in Begriffe wie Einverständnisgemeinschaft, Einverständnisvergemeinschaftung, übergreifende Einverständnisvergemeinschaftung oder Legitimitäts-Einverständnis. Und dies, obgleich der damit bezeichnete Sachverhalt gerade in diesen Texten keineswegs am Rande steht. Der Kategorienaufsatz schließt ja mit einer weiteren prägnanten These, die in den Begriffen Vergesellschaftung und Einverständnishandeln formuliert ist, mit der These 18 MWG I/22-1, S. 200–217 und S. 248–272. 19 Ebd., S. 269. 20 Der Begriff stammt von Edith Hanke. Dazu MWG I/22-4, S. 119. 21 Hierzu MWG I/19, S. 83, Fn. 1. Der Text, der Freunden vorgelesen wurde, dürfte die „Einleitung“ in „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ gewesen sein.
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nämlich, daß in der historischen Entwicklung die Vergesellschaftung das Einverständnis ersetze. Der Weg führe zwar immer wieder „auch von konkreten rationalen zweckverbandsmäßigen Ordnungen zur Stiftung von ‚übergreifendem‘ Einverständnishandeln“. Aber im ganzen sei doch, „im Verlauf der für uns übersehbaren geschichtlichen Entwicklung, zwar nicht eindeutig ein ‚Ersatz‘ von Einverständnishandeln durch Vergesellschaftung, wohl aber eine immer weitergreifende zweckrationale Ordnung des Einverständnishandelns durch Satzung und insbesondere eine immer weitere Umwandlung von Verbänden in zweckrational geordnete Anstalten zu konstatieren.“22 Angesichts dieser Bedeutung der Kategorie des Einverständnishandelns und ihrer Komposita für Webers Projekt hätte man erwartet, daß er in den Texten zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ regen Gebrauch davon macht.23 Nun sagt Weber freilich selbst, die Begriffe, die er im Kategorienaufsatz gebildet habe, müsse man nicht bilden, und soziologische Begriffsbildung sei ohnehin „überaus weitgehend Zweckmäßigkeitsfrage“. Interessanterweise nennt er in diesem Zusammenhang einen solchen Zweck. Diese Begriffe seien nämlich „zum Teil entwickelt, um zu zeigen, was Stammler ‚hätte meinen sollen‘“. Was ist dies anderes als eine Fortsetzung der Stammlerkritik? Weil es ihm sicherlich nicht nur, aber eben auch darum ging, weisen seine soziologischen Begriffe, wie er bekennt, „Beziehungen äußerer Ähnlichkeit bei stärkstem innerlichem Gegensatz zu den Aufstellungen R. Stammlers (Wirtschaft und Recht)“ auf.24 Dies gilt zum Beispiel für das bereits erwähnte Verhältnis von Recht und Konvention, aber auch für die empirische Fassung der Geltung einer Ordnung und für die Art ihrer Garantie. Vielleicht erklärt sich aus dieser Zweckbestimmung ihre ungleichmäßige und selektive Verwendung im entstehenden Werk. Denn obgleich Weber Stammler als Sozialtheoretiker ein für allemal ‚totschlagen‘ wollte, ist sein Interesse bei der Ausarbeitung seines Ansatzes natürlich nicht ausschließlich darauf gerichtet. Mag die Stammlerkritik zunächst auch überwiegen, mit dem Wachstum von „Wirtschaft und Gesellschaft“ scheint diese hinter dem systematischen Interesse zurückzutreten, die methodische und inhaltliche Begründung einer verstehenden Soziologie auszuarbeiten, die nicht nur der Sozialtheorie Stammlers, sondern auch der anderer überlegen ist. Wir wissen allerdings nicht mit Bestimmtheit, wann Max Weber die soziologischen Begriffe entwickelte, die er in den genannten Texten verwendete und im Kategorienaufsatz dann Ende 1913 zum ersten Mal der wissenschaftlichen 22 Weber, Kategorien, S. 291 f. 23 Dies gilt z. B. für die gesamte Religionssoziologie, für die ‚systematische‘ Religionssoziologie sowohl wie für die historisch-vergleichenden Skizzen, für große Teile der Herrschaftssoziologie, ja selbst für die Gemeinschaften, mit Ausnahme des Textes über politische Gemeinschaften. Und auch in der „Stadt“ kommt der Begriff nicht vor. 24 Alle Zitate Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1.
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Öffentlichkeit vorstellte. In der erläuternden Fußnote zu diesem Aufsatz bemerkt er einigermaßen kryptisch, es handle sich bei dem „zweiten Teil“ um „ein Fragment aus einer schon vor längerer Zeit geschriebenen Darlegung, welche der methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen, darunter eines Beitrags (Wirtschaft und Gesellschaft) für ein demnächst erscheinendes Sammelwerk dienen sollte und von welcher andre Teile wohl anderweit gelegentlich publiziert werden“.25 Dies provoziert drei Fragen: 1. Welches ist dieser zweite Teil? Was heißt: vor längerer Zeit geschrieben? 3. Warum wird dieser Text noch vor der Veröffentlichung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ außerhalb des Sammelwerks publiziert? Beginnen wir mit der Antwort auf die dritte Frage. Sie fällt am leichtesten. Denn hierzu gibt es eindeutige Äußerungen Webers. So schreibt er am 7. Februar 1913 an Heinrich Rickert, der Verein für Sozialpolitik plane eine nichtöffentliche Sitzung, um „Fragen für die eigne (nationalökonomisch-soziologische) Disziplin und für Geschichte und Philosophie zur Diskussion“ zu stellen. Diese Fragen seien im einzelnen: „1) Wertung und Wertbeziehung als Objektsabgrenzung – 2) praktische Wertung (sittlicher und andrer Art) – 3) sog. ‚entwicklungsgeschichtliche Notwendigkeit‘ (No 2) ‚evolutionistische Wertung‘ in Wissenschaft und Unterricht.“ Und er fügt in einer Anmerkung hinzu: „oder wie man diesen Unsinn sonst formuliert!“26 Weber hoffte, Rickert für einen Beitrag zu dieser Sitzung gewinnen zu können, denn unter seinen Fachkollegen herrschten bei den Antworten auf diese Fragen gewaltige Konfusionen. Rickert allerdings, der sich zunächst wohl prinzipiell bereit erklärt hatte mitzumachen, zog sich schließlich doch zurück.27 So stand Weber auf der Ausschußsitzung, die am 5. Januar 1914 in Berlin stattfand und als Werturteilsstreit in die Wissenschaftsgeschichte einging, weitgehend allein. Er hatte zuvor schon seine Thesen in eine Art Gutachten gekleidet. Dieses, im Sommer 1913 niedergeschrieben, übersandte er am 14. August 1913 an Franz Boese, den Sekretär des Vereins.28 Aber dieses Gutachten brachte nur den logisch-werttheoretischen Aspekt seiner Position zum Ausdruck. Insofern bedurfte es der Ergänzung, und zwar durch einen Text, in dem darüber hinaus gezeigt wurde, wie eine verstehende Soziologie in seinem Sinn begrifflich operiert. Dies kommt in der Korrespondenz mit Heinrich Rickert unzweideutig zum Ausdruck. Am 5. September 1913 schreibt er abermals an Heinrich Rickert, sich seiner Unterstützung bei der Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes in der Zeitschrift Logos versichernd: „An sich ist objektiv wohl das Erscheinen des Ganzen und zwar jetzt – vor den Erörterungen des V[ereins]
25 Ebd. 26 Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 7. Februar 1913, MWG II/8, S. 84. 27 Dazu Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 23. März 1913, MWG II/8, S. 140. 28 Brief Max Webers an Franz Boese vom 14. August 1913, MWG II/8, S. 311.
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f[ür] Sozialpolitik über die ‚Werturteile‘ und andren Arbeiten Anderer – das Richtige.“29 „Das Erscheinen des Ganzen“ – dies führt uns zu einem Antwortversuch auf die erste Frage. Wir sagen Versuch, denn hier ist die Überlieferung nicht mehr ganz so eindeutig wie im ersten Fall. „Das Ganze“, soviel ist sicher, bestand im September 1913 gemäß der erwähnten Fußnote aus zwei Teilen, einem älteren, vor längerer Zeit geschriebenen, und einem neuen, vermutlich zwischen dem 3. Juli und dem 5. September 1913 verfaßten. Denn bereits am 3. Juli 1913 hatte Weber Heinrich Rickert mitgeteilt, diesmal ohne Bezug auf die anstehende Ausschußsitzung, er hätte „gern in einem Logos-Heft Raum für einen Aufsatz: ‚Zur Methodik der verstehenden Soziologie‘. (eine ziemlich kurze Sache. Ich schätze 1½ Bogen).“30 Und in einem Folgebrief fügte er hinzu: „Schicken kann ich das Mscr., nach wenigen Correkturen, jederzeit innerhalb 8 Tagen von Aufforderung an.“31 Sollte es im Logos in absehbarer Zeit keinen Platz dafür geben, so werde er es beim Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik versuchen. Aber der Logos ist ihm offensichtlich lieber. Es ist nicht klar, warum.32 Wie auch immer, entscheidend ist: Weber möchte den offensichtlich weitgehend fertigen Artikel jetzt, im September 1913, unbedingt außerhalb des Sammelwerks veröffentlichen, obgleich er zu diesem Zeitpunkt fest damit rechnet, daß dieses demnächst in Druck gehen werde. Dies läßt eigentlich nur den Schluß zu: Unabhängig vom Sammelwerk, zielte er auf eine möglichst große Wirkung für seinen Ansatz einer verstehenden Soziologie. Was läßt sich aus dieser Überlieferungslage schließen? Wir vermuten, daß es sich bei dem im Juli angekündigten Text von 1 ½ Bogen, also von etwa 24 Seiten, um den in der Fußnote genannten zweiten Teil des späteren Kategorienaufsatzes handelt. Dies würde auch erklären, weshalb Weber in der zitierten Fußnote von einer methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen spricht. In dem bereits zitierten Brief vom 5. September heißt es dann aber, er werde Richard Kroner, einem der beiden Herausgeber des Logos, den am 3. Juli avisierten Aufsatz zum 15. September schicken, „der fertig da liegt, in seinem ursprünglichen Teil schon seit 3/4 Jahren, jetzt durchgesehen und mit einigen ‚methodischen‘ Bemerkungen eingeleitet, unter absoluter ‚Minimisierung‘ jedoch alles rein Logischen“.33 Weber hätte also einen älteren 29 Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 5. September 1913, MWG II/8, S. 318. 30 Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 3. Juli 1913, MWG II/8, S. 260. 31 Brief Max Webers an Heinrich Rickert, nach dem 3. Juli 1913, MWG II/8, S. 261. 32 Ein Grund könnte gewesen sein, daß er damit einen anderen Leserkreis erreichte als über das Archiv. Hier kannte man ja seine Position. In demselben Heft erschienen übrigens Heinrich Rickerts „Vom System der Werte“ und Marianne Webers „Die Frau und die objektive Kultur“. 33 Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 5. September 1913, MWG II/8, S. 318.
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Aufsatz, welcher der methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen dienen sollte, mit „einigen ‚methodischen‘ Bemerkungen“ eingeleitet. Dies hört sich zunächst äußerst unplausibel an. Weshalb sollte man eine methodische Begründung sachlicher Untersuchungen mit weiteren methodischen Bemerkungen einleiten? Doch prüfen wir die briefliche Mitteilung genau. Weber gesteht nämlich, der ganze Aufsatz umfasse jetzt nicht mehr, wie zunächst angekündigt, nur 1½ Bogen, sondern 51 bis höchsten 53 „Maschinenschriftseiten“ oder 40 Logos-Seiten, also 2½ Bogen. Sieht man sich den Kategorienaufsatz daraufhin im Logos an, so stimmt sein Umfang ziemlich genau mit diesen Angaben überein. Er hat 41 Seiten. Die Abschnitte I-III ergeben etwa 12 Seiten, also etwas weniger als 1 Bogen, die Abschnitte IV-VII 29 Seiten, also etwas mehr als 1½ Bogen. Strenggenommen sind beide Teile tatsächlich methodisch, aber mit unterschiedlicher Zielsetzung. Die Abschnitte I-III enthalten methodische Bemerkungen zum Sinn der verstehenden Soziologie, zu ihrem Verhältnis zur Psychologie und zur Rechtsdogmatik. Bei diesen Erörterungen wird auf rein Logisches tatsächlich weitgehend verzichtet. Die logischen Probleme der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis hatte Weber ja bereits in mehreren Aufsätzen in der Zeit von 1903 bis 1907 dargetan.34 Der Inhalt dieser Abschnitte I-III verweist eindeutig auf die zweite Hälfte des Jahres 1913, denn darin finden sich der Entzauberungsbegriff, Nietzsches Theorie des Ressentiments und andere religionssoziologische Begriffe.35 Der Text ist also in zeitlicher Nähe zu den religionssoziologischen Arbeiten verfaßt. Dies stimmt zudem mit der Ankündigung gegenüber Rickert überein, er wolle ihm demnächst seine Religionssystematik übersenden. Die Abschnitte IV-VII dagegen enthalten eine methodische Begründung sachlicher Untersuchungen durch die Entfaltung soziologischer Begriffe wie Gemeinschaftshandeln, Gesellschaftshandeln und Einverständnishandeln sowie ihre weitere Ausdifferenzierung, und dabei sind im Abschnitt V, im Zusammenhang mit dem Begriff Gesellschaftshandeln, auch methodische Überlegungen eingeschaltet, so zum Verhältnis von Teilnehmer- und Beobachterperspektive, Real- und Erkenntnisgrund, zur empirischen Geltung einer Ordnung und zu 34 Hier sind zu nennen: „Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie“, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 27. Band, 4. Heft, 1903, S. 1–41, ebd., 29. Band, 4. Heft, 1905, S. 89–150, ebd., 30. Band, 1. Heft, 1906, S. 81–120 (MWG I/7); „Die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“, in: AfSSp, 19. Band, 1. Heft, 1904, S. 22–87 (MWG I/7); „Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik“, ebd., 22. Band, 1. Heft, 1906, S. 143–207 (MWG I/7) und „R. Stammlers ‚Überwindung‘ der materialistischen Geschichtsauffassung“, ebd., 24. Band, 1. Heft, 1907, S. 94–151 (MWG I/7). 35 Diese Bezüge finden sich alle in Abschnitt II des Kategorienaufsatzes. Auch die Literaturangaben in Fn. 1 verweisen auf Mitte 1913 (Rickert und Jaspers). Weber, Kategorien, S. 259 f. bzw. 253, Fn. 1.
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dem Nebeneinander verschiedener, teilweise widersprüchlicher Ordnungen.36 Diese methodischen Überlegungen sind für sachliche soziologische Untersuchungen, wie Max Weber sie durchführt, tatsächlich von großer Bedeutung. Wir behaupten deshalb: Die Abschnitte I-III bilden den in der Fußnote genannten ersten, neueren, die Abschnitte IV-VII den zweiten, älteren Teil. Aber wie passen die Zeitangaben in der Fußnote und in dem Brief über den zweiten, älteren Teil zusammen? Laut Fußnote wurde er „vor längerer Zeit geschrieben“, laut Brief vor „3/4 Jahren“. Es kommt nun alles darauf an, wie man diese Briefstelle interpretiert. Man hat die Wahl zwischen neun Monaten und drei bis vier Jahren. Im ersten Fall würde das Manuskript Ende 1912, im zweiten zwischen Ende 1909 und Ende 1910 entstanden sein. Würden wir von einem Manuskript, das wir vor neun Monaten geschrieben haben, sagen, es sei „vor längerer Zeit geschrieben“? Die Frage zu stellen heißt, sie zu verneinen. Plausibler scheint der zweite Zeitraum. Dies stimmte auch mit der Vermutung überein, die kategorienreichen Texte stammten aus der ersten Phase der Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“. Und dies erklärte auch den zeitlich eingeschränkten Gebrauch der Kategorien. Interpretierte man dagegen „schon vor 3/4 Jahren“ als vor neun Monaten, ergäbe sich keine so glatte Lösung. Freilich, Ende 1912 schlösse nicht aus, daß Weber seine soziologischen Kategorien bereits zuvor erfunden und gebraucht, nur noch nicht zusammenhängend formuliert hatte. Doch bliebe dann erklärungsbedürftig, weshalb er die Kategorien in den 1913 geschriebenen oder überarbeiteten Manuskripten für „Wirtschaft und Gesellschaft“ kaum und in den vergleichenden Skizzen zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen überhaupt nicht benutzt. Allerdings gilt es schon an dieser Stelle festzuhalten: In dem überarbeiteten Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ scheinen soziologische Begriffe des Kategorienaufsatzes auch noch Ende 1913/Anfang 1914 oder gar später eingefügt worden zu sein. Wie man es also dreht und wendet: Die Überlieferungslage ist nicht eindeutig. Wir greifen dieses Problem später noch einmal auf und sagen an dieser Stelle nur, die Maßgeblichkeit der soziologischen Kategorien des Kategorienaufsatzes sei jenseits der Stammlerkritik unsicher. Es muß auch seinen Grund haben, daß Weber sie später durch die „Soziologischen Grundbegriffe“ ersetzt.37 Weber schrieb also von 1910 bis 1914 kategorienreiche und kategorienarme Texte. Interessanterweise begann er schon 1913, den soziologischen Kategorien des Kategorienaufsatzes neue an die Seite zu stellen, die später die Führung übernehmen. So ist schon 1913 parallel zum „Gemeinschafts36 Ebd., S. 267–270. Interessant ist auch, daß Weber hier das Beispiel des Kartenspiels, wie im Stammler-Aufsatz, in den Mittelpunkt stellt. 37 Dabei gibt es aber Kontinuität zwischen den beiden Begriffssprachen. Dazu Schluchter, Grundlegungen I, S. 258 ff.
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handeln“ von „sozialem Handeln“ die Rede, und zwar in dem Gutachten für den Verein für Sozialpolitik.38 Dort heißt es nämlich von der Wirtschaftstheorie, sie frage, „wie sich das soziale Handeln von Menschen, wenn es strikt rational verliefe, unter diesen Voraussetzungen gestalten würde“. Zudem gibt Weber hier eine interessante Bestimmung des Verhältnisses von Wirtschaftstheorie und Soziologie. Er sagt, für seine verstehende Soziologie sei die „systematische Nationalökonomie“, mit gewissen Vorbehalten, ein Spezialfall derselben. Und weiter: „[. . .] die Nationalökonomie, speziell auch die historische, ist eine menschliches Handeln in seinen Motiven und Konsequenzen ‚verstehende‘ Wissenschaft, eben daher intim verknüpft mit der ‚verstehenden Soziologie‘.“39 Außerdem konstatiert er in diesem Gutachten, er habe die „große Komplikation der näheren Beziehungen zwischen dem Rationalen und dem Empirischen hier nur angedeutet“, und verweist auf den „gleichzeitig erscheinenden Aufsatz im ‚Logos‘“, in dessen erstem, nicht aber zweitem Teil er diese Problematik tatsächlich kurz behandelt.40 Gutachten und erster Teil des Kategorienaufsatzes, in zeitlicher Nähe geschrieben, sind aufeinander bezogen. Und der zweite Teil des Kategorienaufsatzes erfüllt nach wie vor die für Weber wichtige Funktion der Stammlerkritik. Am 29. Dezember 1913, nachdem die Sonderdrucke des Aufsatzes im Logos verschickt und die ersten Reaktionen darauf eingegangen sind, schreibt Weber an Hermann Kantorowicz, dem er einen Sonderdruck geschickt hatte und der auf den Inhalt offensichtlich mit Vorbehalten reagierte: „‚Verstehende Soziologie‘ – unverständlich? und Ihnen? – ‚wenn das am grünen Holz geschieht‘, – wie miserabel muß ich formuliert haben! Es ist der Versuch, alles ‚Organizistische‘, Stammlerische, Über empirische, ‚Geltende‘ (= Normhaft Geltende) zu beseitigen und die ‚sozio logische Staatslehre‘ als Lehre vom rein empirischen typischen menschlichen Handeln aufzufassen, – m. E. der einzige Weg – während die einzelnen Kategorien Zweckmäßigkeitsfragen sind.“41 Auf die Kennzeichnung seiner 38 Ein anderes Beispiel findet sich in MWG I/22-1, S. 79. Interessanterweise wird auch im „ersten Teil“ des Kategorienaufsatzes der Begriff Gemeinschaftshandeln umgangen, obgleich der damit gemeinte Sachverhalt verhandelt wird. Hier heißt es: „Das für die verstehende Soziologie spezifisch wichtige Handeln nun ist im speziellen ein Verhalten, welches 1. dem subjektiv gemeinten Sinn des Handelnden nach auf das Verhalten Anderer bezogen, 2. durch diese seine sinnhafte Bezogenheit in seinem Verlauf mitbestimmt und also 3. aus diesem (subjektiv) gemeinten Sinn heraus verständlich erklärbar ist.“ Weber, Kategorien, S. 255. 39 Weber, Max, Äußerungen zur Werturteildiskussion im Ausschuß des Vereins für Sozialpolitik. Als Manuskript gedruckt. – o.O., o.V. 1913, S. 83–120 (MWG I/12), hier: S. 119 f. 40 Ebd., S. 120, und z. B. Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1, sowie die Aussagen zur Richtigkeitsrationalität. 41 Brief Max Webers an Hermann Kantorowicz vom 29. Dezember 1913, MWG II/8, S. 442 f.
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verstehenden Soziologie als einer empirischen Wissenschaft des Handelns, nicht auf die Kategorien kam es Weber also an. Der Kategorienaufsatz ist zweifellos ein Schlüssel,42 die Frage ist nur, zu welchem Schloß. Es spricht einiges dafür, daß Max Weber, um im Bild zu bleiben, das Schloß während der stürmischen Phase des Jahres 1913 tauschte,43 so daß der alte Schlüssel nicht mehr paßte. Und ein neuer war noch nicht gemacht. Wie auch immer: Drei Vermutungen lassen sich aus dieser zweifellos unübersichtlichen und widersprüchlichen Überlieferungslage ableiten: 1. Der zweite Teil des Kategorienaufsatzes ist nicht der im „Stoffverteilungsplan“ von 1910 vorgesehene, dann zurückgezogene Beitrag „Objekt und logische Natur der Fragestellungen“. Denn diesen hatte Weber nicht „Wirtschaft und Gesellschaft“ zugeordnet, sondern der Wirtschaftswissenschaft insgesamt. 2. Der zweite Teil des Kategorienaufsatzes ist auch nicht die im „Vorwort“ zur „Einteilung des Gesamtwerkes“ erwähnte „systematische Erkenntnistheorie der Sozialwissenschaften“, die in einem Beiheft des Sammelwerks erscheinen sollte. Denn dann hätte er ihn nicht kurz vor Druckbeginn des Sammelwerks, mit dem er im Sommer 1913 für spätestens Ende 1913, Anfang 1914 rechnete, an anderer Stelle veröffentlicht. 3. Der zweite Teil des Kategorienaufsatzes ist schließlich mit großer Wahrscheinlichkeit auch kein Vorabdruck des Beginns von Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks. Denn dann hätte er in der erläuternden Fußnote anders formulieren müssen: nicht, daß das Fragment der „methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen, darunter eines Beitrags (Wirtschaft und Gesellschaft) für ein demnächst erscheinendes Sammelwerk dienen sollte [Hervorhebung, W. S.]“,44 sondern daß es diesem Zwecke diene. Webers Beitrag „Wirtschaft und Gesellschaft“ entwickelt sich also nicht nur inhaltlich, sondern auch begrifflich. Dies macht es nahezu unmöglich, die von Marianne Weber im Nachlaß gefundenen, von Weber nach dem Weltkrieg nicht mehr bearbeiteten Manuskripte genauer zu datieren, zumal sich mitunter auch Bearbeitungsschichten überlagern, die Texte also weder in einem begrifflichen noch in einem inhaltlichen Sinne durchgängig untereinander abgeglichen sind. Selbst die Untersuchung der Verweise in und zwischen den Texten zeitigt keine eindeutigen Resultate, obgleich die Überprüfung der Verweise unter den formalen Rekonstruktionsmethoden immer noch die ertragreichste ist.45 42 Schluchter, Individualismus, S. 179–189. 43 Im Jahr 1913 arbeitet Weber seinen Beitrag zu einer ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung‘ aus, wie er selbst sagt. Es ist das Jahr hauptsächlich der Religionssoziologie, aber auch der Herrschaftssoziologie. Dazu gleich mehr. 44 Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1. 45 Es ist das Verdienst von Hiroshi Orihara, die Weber-Forschung auf die Bedeutung der Textverweise für die Rekonstruktion der von Weber beabsichtigten Textabfolge
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Entstehungsgeschichte
Wir sind also bei der Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte von Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks neben den oft mehrdeutigen Verweisen hauptsächlich auf die wenigen, nicht immer aussagekräftigen Selbstzeugnisse und auf die Inhalte der Texte angewiesen. Aber wir wissen: Im Fortgang der Arbeiten an seinem Beitrag für das „Erste Buch“ verändert sich sein Fragehorizont. Was im vorherigen Kapitel über die Konzeption des Sammelwerks gesagt wurde, daß sie sich vom „Stoffverteilungsplan“ bis zur „Einteilung des Gesamtwerkes“ zwar formal, nicht aber inhaltlich ändert, gilt nicht für Max Webers Beitrag dazu. Im Gegenteil: Nach einer ersten Phase stellt Weber hier die Weichen anders, und sein Beitrag explodiert. Dies kann man schon rein äußerlich am Vergleich der Inhaltsangaben von 1910 und 1914 erkennen: Die Disposition von 1914 hat mit der von 1910 praktisch nichts mehr gemein. In diesem Prozeß fällt auch der alte Beitragstitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ und wird von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ abgelöst (Übersicht 2). Obgleich die Entwicklung, während der sich „Wirtschaft und Gesellschaft“ in „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ verwandelt, weitgehend im Dunkeln liegt, ist die Zeit von 1910 bis 1914, in der sie stattfindet, doch nicht gänzlich undurchdringlich. Es sind vor allem zwei Momente, die Max Webers ursprünglich verhältnismäßig bescheiden dimenaufmerksam gemacht zu haben. Dazu Orihara, Hiroshi, Über den ‚Abschied‘ hinaus zu einer Rekonstruktion von Max Webers Werk ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, 2. Teil, II. Das Authentizitätsproblem der Voraus- und Zurückverweisungen im Text des ‚2. und 3. Teils‘ der I. Auflage als eine Vorfrage zur Rekonstruktion des Manuskripts 1911–13, Working Paper, Nr. 36, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1993; ders., Über den ‚Abschied‘ hinaus zu einer Rekonstruktion von Max Webers Werk ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, 3. Teil, III. Wo findet sich der Kopf des ‚Torsos‘? – Die Terminologie Max Webers im ‚2. und 3. Teil‘ der 1. Auflage von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, Working Paper, Nr. 47, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1994; ders., Eine Grundlegung zur Rekonstruktion von Max Webers ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘. Die Authentizität der Verweise im Text des ‚2. und 3. Teils‘ der 1. Auflage, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 46. Jg., 1994, S. 103–121; ders., Rekonstruktion des ‚Manuskripts 1911–13‘ (Heft 1), Working Paper, Nr. 49, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1994; ders., Rekonstruktion des ‚Manuskripts 1911–13‘ (Heft 2). Working Paper, Nr. 51, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1994; ders., Rekonstruktion des ‚Manuskripts 1911–13‘ (Heft 3), Working Paper, Nr. 53, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1995; ders., Der Kopf des ‚Torsos‘ – Zur Rekonstruktion der begrifflichen Einleitung in das alte Manuskript 1911–13 von Max Webers ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, Working Paper, Nr. 57, hg. vom Department of Social and International Relations, University of Tokyo, Tokio 1995. Dazu kritisch Schluchter, Wolfgang, Zur Entwicklungsgeschichte von Max Webers Beitrag zum Handbuch der politischen Ökonomie, später: Grundriß der Sozialökonomik, in: ders., Individualismus, S. 179–236.
II. Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. (Eugen von Philippovich)
Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen. Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung. Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb. Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesinnung. 6. Die Marktvergemeinschaftung. 7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation. 8. Die Herrschaft: a) Die drei Typen der legitimen Herrschaft. b) Politische und hierokratische Herrschaft. c) Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte. d) Die Entwicklung des modernen Staates. e) Die modernen politischen Parteien.
I. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. (Max Weber)
a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands). (Prof. Max Weber.) b) Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat). (Prof. Max Weber.) c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus) (Prof. Max Weber.) 1. 2. 3. 4. 5.
Abteilung III, C. Wirtschaft und Gesellschaft (1914)
4. Wirtschaft und Gesellschaft (1910)
Übersicht 2: Vergleich der Dispositionen von Max Webers Beitrag 1910 und 1914
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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Entstehungsgeschichte
sionierten Beitrag immer stärker anwachsen lassen. Das eine Moment ist intern, das andere extern. Stellen wir sie kurz dar. Als Max Weber mit der Konzeption seines eigenen Beitrags zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks begann, spielte dafür die Differenzierungs- und Rationalisierungsproblematik in universalhistorischer Perspektive offensichtlich noch keine prominente Rolle. Zwar ging es ihm von Beginn an um die Untersuchung von Entstehung, Eigenart und Funktionsweise des modernen Kapitalismus sowie um die wissenschaftlichen Grundlagen seiner Untersuchung. Das betraf vor allem die Wirtschaftstheorie, aber, wie wir gesehen haben, auch die Soziologie. Es betraf aber auch das Verhältnis beider zueinander. Und die Frage war von Beginn an: Welche Art von Wirtschaftstheorie, welche Art von Soziologie? Die moderne kapitalistische Wirtschaft zu den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten unter dem Gesichtspunkt ihrer wechselseitigen Differenzierung und Autonomisierung umfassend und in universalhistorischer Perspektive in Beziehung zu setzen, darum war es 1910 noch nicht gegangen. Und auch die Rationalisierungsproblematik war noch nicht prominent. Daß bei der Entstehung der modernen kapitalistischen Wirtschaft Rationalisierungsprozesse eine Rolle spielten, das hatte Weber zwar schon in seiner Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ behauptet und in seinen Antikritiken verteidigt. Doch von einer allgemeinen Rationalisierung des Lebens war noch nicht die Rede. Beides aber rückt, je länger je mehr, in den Mittelpunkt, wie nicht zuletzt durch das „Vorwort“ zum Sammelwerk vom Juni 1914 bezeugt. Als Weber den „Stoffverteilungsplan“ entwarf, war die Frage, inwieweit Soziologie hereinzuziehen sei, zwar schon gestellt, die Soziologie aber stand noch nicht im Zentrum. Immerhin war Weber von ihrer Leistungsfähigkeit für die Klärung der gesellschaftlichen Bedingungen der Wirtschaft durchaus überzeugt. Er sah in der Soziologie einen Ansatz, der, insbesondere mit Hilfe der vergleichenden Betrachtung, Wichtiges leisten könne. Interessant ist, was er 1909, in gänzlich anderem Zusammenhang, über die Leistungsfähigkeit der Soziologie schreibt. In einem Brief an Georg Jellinek, den verehrten älteren Kollegen, der eine deutsch-amerikanische Akademie gründen wollte, gibt er nicht nur institutionelle, sondern auch inhaltliche Ratschläge. Sie betreffen mögliche Beiträge der Soziologie zu Jellineks Projekt. Diese sind: „1) Vergleichende Untersuchung der Quellen der öffentlichen Meinung (Presse, Nachrichten-Bureaus, Partei-constituencies, Vereine), welche für die internationalen Beziehungen bedeutsam wird[.] 2) Vergleichende Untersuchung der durch Rasse, Erziehung, Arbeitsorganisation und alle andren Einflüsse des Milieu gegebenen Grundlagen der Arbeitstüchtigkeit (fitness & efficiency), als bedeutsam für die handelspolitischen Beziehungen und für die Bedingungen des Austausches zwischen den Nationen[.] 3) Vergleichende Untersuchung der durch ökonomische, politische, pädagogische
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und andre Umstände bedingten Eigenart der höheren, gebildeten, intellektuellen Schichten, als Träger der geistigen und künstlerischen Cultur der einzelnen Länder in ihren Unterschieden und den Chancen ihrer Entwicklung. 4) Vergleichende Untersuchung der Degenerationsgefahren, denen die einzelnen modernen Völker ausgesetzt sind. 5) Vergleichende Untersuchung der Bureaukratie u. ihrer Rolle im Staats- und Gesellschaftsleben, als eins der wichtigsten Probleme der modernen Demokratien.“46 All dies sind Themen, die der ‚Nationalökonom‘ Max Weber entweder bereits bearbeitet hatte oder demnächst bearbeiten wollte. Aber universalgeschichtliche Probleme sind dies noch nicht. Natürlich hatte Max Weber sich schon zu diesem Zeitpunkt die Grundlagen einer verstehenden Handlungs- und Ordnungstheorie erarbeitet. Schließlich galt ihm die Nationalökonomie, sei sie als politische Ökonomie oder als Sozialökonomik verstanden, als eine Handlungs- und Ordnungswissenschaft. Auch die vergleichende Betrachtung war von Beginn Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit, ferner die historische Betrachtung. Aber trotz des ein oder anderen Ausflugs in andere Kulturkreise blieben seine Untersuchungen auf den mittelmeerisch-okzidentalen Kulturkreis beschränkt. Diesen selbst freilich hatte er von der Antike bis zur Gegenwart durchmustert. In der Zeit von 1910 bis 1914 ändert sich dies. Dafür war nicht zuletzt eine intellektuelle Erfahrung maßgebend. Marianne Weber nennt sie eine Entdeckung und schildert sie wie folgt: „Vor allem die abendländische Kultur wird in all’ ihren Formen entscheidend bestimmt durch eine zuerst im Griechentum entwickelte methodische Denkart, der sich im Zeitalter der Reformation auch eine an bestimmten Zwecken orientierte methodische Lebensführung zugesellt: Diese Vereinigung von theoretischem und praktischem Rationalismus scheidet die moderne Kultur von der antiken, und die Eigenart beider scheidet die moderne abendländische von der asiatischen Kultur.“ Und weiter: „Für Weber bedeutet diese Erkenntnis der Besonderheit des okzidentalen Rationalismus und der ihm zufallenden Rolle für die abendländische Kultur eine seiner wichtigsten Entdeckungen.“ Die damit verbundenen Fragen „beschäftigen ihn nun dauernd in dieser oder jener Form und drängen ihn aus dem Rahmen seines Fachs, ja jeder Fachgelehrsamkeit heraus zu welthaltiger Wirklichkeits erkenntnis.“47 Diese Beobachtung Marianne Webers wird von Max Weber bestätigt. Nachdem er 1910 die Kontroverse um seine Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ mit dem „Antikritischen Schlußwort“ für sich als beendet erklärt hatte, wandte er sich nicht, wie zunächst geplant, der Fortsetzung dieser Studien, sondern der Erforschung der universalhisto46 Brief Max Webers an Georg Jellinek vom 12. September 1909, MWG II/6, S. 261 f. 47 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 348 f.
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rischen Zusammenhänge von Religion und Gesellschaft zu.48 Das Interesse aber blieb nicht allein auf diese Zusammenhänge gerichtet. Es galt auch dem universalhistorischen Zusammenhang von Wirtschaft und Gesellschaft, wobei Weber die Gesellschaft zunehmend in verschiedene Ordnungen und Mächte auflöste, wie er sie dann in der ersten Fassung der „Zwischenbetrachtung“ aus dem Jahre 1913 benennt49 und im neuen Beitragstitel reflektiert. Die wirtschaftliche Ordnung und die wirtschaftlichen Mächte in ein Verhältnis zu den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten zu setzen, und zwar in vergleichender und in entwicklungsgeschichtlicher Perspektive – dieses Vorhaben wurde immer beherrschender und so auch zum organisierenden Prinzip von Max Webers Beitrag für das „Erste Buch“ des Sammelwerks. Weber erschloß sich immense Materialien, von denen er vermutlich zunächst nicht immer wußte, für welche Manuskripte und in welchen Zusammenhängen er sie gebrauchen würde. Jedenfalls ging es dabei von Beginn an nicht nur um „Wirtschaft und Gesellschaft“, wenngleich die Arbeit am Handbuch ein wichtiger Auslöser für diesen Rezeptionsschub war. Im April 1911, etwa ein Jahr, nachdem der „Stoffverteilungsplan“ für das Handbuch verschickt war, schrieb er an seine Frau, auf deren Geburtstagsbrief reagierend, in dem sie ihm gewünscht hatte, er möge Bleibendes schaffen: „Ich muß ja jetzt ohnehin an allerlei Arbeiten gehen, die, für das ‚Handbuch‘ bestimmt, Probleme aufrollen, aus denen dann etwas Weiteres werden kann. Nur wird Alles wohl langsam gehen, denn die Zeit der Rezeption hätte an sich noch länger sein müssen. Ich bin mit dem nun Aufgenommenen noch entfernt nicht zu Rande und ‚besitze‘ es noch nicht.“50 48 Weber, Max, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Band 1. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 205 f., Fn. 3 (MWG I/18). 49 MWG I/22-2, S. 367–411 („11. Religiöse Ethik und ‚Welt‘“). Hier fehlt allerdings noch die Sphäre der Wissenschaft. Sie ist in der Fassung von 1915 und von 1920 berücksichtigt, MWG I/19, S. 479–522, bes. S. 512–515. 50 Brief Max Webers an Marianne Weber vom 23. April 1911, MWG II/7, S. 201. Interessant ist auch der Brief, den Max Weber an Camilla Jellinek, die Witwe von Georg Jellinek, richtete, nachdem diese ihn gebeten hatte, die Neuauflage von dessen Allgemeiner Staatslehre zu betreuen. Hier heißt es zu einem Zeitpunkt, als der ursprüngliche Drucktermin für das Sammelwerk bereits nahte: „Es geht jetzt nicht, weil ich bindende und dringliche Verpflichtungen nach 2 Richtungen habe, für die ich schon seit 1½ Jahren arbeite, ohne sie entscheidend gefördert zu haben. Das Schönberg’sche Handbuch wird sich schon dadurch sehr zum Schaden von Herr Siebeck um viele Monate verzögern, daß ich so wenig produktiv war und bin. Und jetzt noch eine neue Arbeit, die mich ca. 2–3 Monate (mindestens!!) intensiv in Anspruch nehmen würde und müßte, das ist absolut unmöglich. Ich bin auf ca. 1½ Jahre hinaus zu jeder neuen Aufgabe außer stande, es ist schlimm genug, daß ich noch eine ältere (für den ‚Logos‘) neben meiner Hauptarbeit an mir hängen habe.“ Brief Max Webers an Camilla Jellinek vom 26. und 27. September 1911, MWG II/7, S. 278.
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Während der Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ für das Sammelwerk wird also Max Webers Interesse immer stärker auf universalgeschichtliche Probleme in vergleichender und entwicklungsgeschichtlicher Perspektive gezogen. Dieses Interesse aber wies über die ursprüngliche Konzeption weit hinaus. Zugleich, das haben wir gesehen, fühlte er sich für eine möglichst vollständige Umsetzung der von ihm entworfenen Konzeption des Sammelwerks verantwortlich. Wie es bereits in Webers Brief vom 1. Mai 1910 an Paul Siebeck hieß, wollte er, in Abhängigkeit von Umfang und Qualität der gelieferten Manuskripte, „Füll- und Ergänzungs-Artikel“ schreiben.51 Und in dem Rundschreiben an die Mitherausgeber vom 8. Dezember 1913 hieß es, er habe unter dem Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“ eine „ziemlich umfassende soziologische Erörterung“ geliefert, um für Ausfälle Ersatz zu schaffen und um die „Eigenart“ des Sammelwerks zu heben.52 Max Weber schrieb seinen Beitrag zum „Ersten Buch“ also auch in Abhängigkeit von der Entwicklung des Sammelwerks, insbesondere natürlich von der Entwicklung dieses „Ersten Buches“. Tatsächlich behauptete Max Weber im Jahre 1914 in einem Brief an Paul Siebeck, er habe seinen Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“ dreimal verändern und umstellen müssen. Anlaß für diese Äußerung gegenüber dem Verleger war der Beitrag von Friedrich von Wieser. Webers Urteil darüber schwankt zwar, doch eine Botschaft bleibt konstant. Nachdem dieser Beitrag im Frühjahr 1914 bei Weber endlich eingegangen war, heißt es in einem Brief an Paul Siebeck vom 15. März 1914: „Mein Beitrag muß, da v. Wieser auch wieder ganz anders ist, als ich dachte, gründlich umgestaltet werden.“53 Und am 21. März 1914 folgt die Mitteilung: „Wieser ist gut – aber doch nicht so präzis, wie ich dachte. Aber er entspricht dem Lehrbuch-Charakter. Ich muß nun aber doch sehen, aus meinem Abschnitt noch etwas mehr zu machen, das hilft nichts.“54 Und dann sein Urteil wieder einschränkend, aber auch in Grenzen präzisierend: „Was v. Wieser anlangt, so galt mein Urteil nur gewissen Partien, die ich damals grade las. In denen[,] die ich jetzt lese[,] ist er wieder ganz vortrefflich und erstklassig, sehr erfreulicherweise. Mich hat er dadurch in eine schwierige Lage gebracht, daß er die Erwartung erweckte, als ob er gewisse umfassend in seinen Werken behandelte soziologische Probleme mit behandeln würde. Das hat er nun aber nicht gethan. Ich kremple also meine Sache, sobald ich heim komme[,] zum 3. Male um und muß einen
51 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 1. Mai 1910, MWG II/6, S. 485. 52 Brief Max Webers an die Mitherausgeber des Handbuchs vom 8. Dezember 1913, unten, S. 189. 53 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. März 1914, MWG II/8, S. 553. 54 Karte Max Webers an Paul Siebeck vom 21. März 1914, MWG II/8, S. 574.
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ganzen dicken Abschnitt zufügen. Andres werde ich streichen können, so daß das Ganze an Umfang nicht zunimmt.“55 Diese enttäuschte Erwartung wird uns gleich noch beschäftigen. Zunächst versuchen wir herauszufinden, wer oder was der Anlaß für die beiden anderen Umarbeitungen war. Wir erinnern uns: Nach dem ursprünglichen Plan sollten die druckfertigen Manuskripte für das Sammelwerk spätestens Ende 1911 vorliegen. Wieser hatte man, wegen der Wichtigkeit seines Beitrags, außer der Reihe Ostern 1912 als Abgabetermin eingeräumt. Die übrigen Mitherausgeber dagegen hatten sich vertraglich auf den früheren Abgabetermin verpflichtet.56 Allerdings machten Verlag und Schriftleitung schon am 25. Juni 1911 in dieser Hinsicht eine Konzession. Man paßte sich an die mit von Wieser getroffene Vereinbarung an und verschob den Abgabetermin für alle auf Ostern 1912, um die Manuskripte gleichzeitig zur Verfügung zu haben.57 Doch die wenigsten hielten sich an diesen Termin. Auch Wieser blieb säumig, ebenso Karl Bücher und Eugen von Philippovich. Wie das Sammelwerk nach Umfang und Qualität schließlich aussehen würde, war Weber im Frühjahr 1912 also unbekannt. Er selbst, so unsere Vermutung, hatte sich auf diesen Termin mit einem Ensemble ‚kategorienreicher‘ Texte vorbereitet, die der Disposition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ im „Stoffverteilungsplan“ entsprachen. Dies heißt natürlich nicht, daß er damit fertig war. Schon vor Ostern 1912 hatten Oskar Siebeck und Max Weber gemeinsam ein weiteres Rundschreiben an die „Herren Mitarbeiter des Handbuchs der politischen Ökonomie“ aufgesetzt, in dem die Abgabe der Manuskripte auf das Ende des Sommersemesters, „äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912“ hinausgeschoben wurde.58 Weber bekannte gegenüber Oskar Siebeck offen, daß dieser Aufschub für ihn „eine Erlösung“ sei.59 Das Scheitern aber auch dieses Termins, von Weber nicht verschuldet, 55 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 2. April 1914, MWG II/8, S. 587 f. 56 In der Zusammenstellung der Zusagen für das „Handbuch der politischen Ökonomie“, die Paul Siebeck am 19. November 1909 an Max Weber sandte, steht bei von Wieser als Abgabetermin „Ostern 1912 spätestens“, bei anderen „1. XII. 1911“, unten, S. 140. 57 Dazu das Rundschreiben „An die Herren Mitherausgeber des Handbuchs der Politischen Ökonomie“ vom 25. Juni 1911, wiedergegeben unten, S. 175 f. 58 Ein Entwurf des Rundschreibens ist wiedergegeben unten, S. 178 f. Vgl. dazu auch Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 27. Februar 1912, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446: „Das Rundschreiben an die Mitarbeiter des ‚Handbuch der politischen Ökonomie‘ geht heute in der von Ihnen genehmigten Fassung an sämtliche an dem Werk beteiligten Herren.“ 59 Brief Max Webers an Oskar Siebeck vom 21. Februar 1912, MWG II/7, S. 425. Dort auch ein Entwurf des Rundschreibens an die Mitarbeiter, S. 427; dass. unten, S. 177– 179. Interessant ist, daß die Manuskripte an den Verlag geschickt werden sollten, nicht an Max Weber. Als Grund wird angegeben, daß zunächst der Umfang festgestellt werden müsse.
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verschaffte ihm unverhofft Zeit für die Ausarbeitung seines eigenen Beitrags, die ihm sonst gefehlt hätte. Es scheint, als habe er im Jahre 1912 die ursprüngliche Konzeption dafür zum ersten Mal umgebaut. Jedenfalls muß er im Jahre 1912 eine Richtung bei seiner Arbeit eingeschlagen haben, die er 1910 noch nicht verfolgte. Denn am 23. Januar 1913 schreibt er an Paul Siebeck: „Eine neue Karte B[ücher]’s stellt seinen Beitrag in 10–14 Tagen in Aussicht (Einleitung). Dann werde ich sehen, ob ich Ihnen meinen großen Beitrag (Wirtschaft und Gesellschaft – incl. Staat und Recht) jetzt in nächster Zukunft oder auch erst Ende April zusenden kann. Denn davon hängt das ab. Übrigens wird er, hoffe ich, zu den besseren oder besten Sachen gehören, die ich schrieb. Er giebt eigentlich eine vollständige soziologische Staatslehre im Grundriß und hat heißen Schweiß gekostet, das kann ich wohl sagen.“60 Daß Weber im Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“ das Verhältnis von Wirtschaft und Recht, dann auch das von Wirtschaft und Staat behandeln würde, war nach der Inhaltsangabe im „Stoffverteilungsplan“ zu erwarten. Daß daraus aber eine „vollständige soziologische Staatslehre im Grundriß“ werden würde, gewissermaßen Georg Jellineks Idee einer Soziallehre des Staates in universalhistorischer Perspektive aufgreifend und weiterführend, das war neu. Wir vermuten deshalb, daß die erste weitreichende Änderung in Webers „Sache“ 1912 stattfand, weniger extern, als vielmehr intern, durch Webers eigene gedankliche Entwicklung veranlaßt. Für eine externe Veranlassung jedenfalls gibt es von 1910 bis 1912 keinen Beleg. Man geht sicherlich nicht fehl, wenn man annimmt, Max Weber sei die immer weitere Verschiebung des Druckbeginns nicht ungelegen gekommen, trotz des Ärgers, den er sich damit als Schriftleiter einhandelte. Denn sein Bedürfnis nach weiterer Rezeption war gewiß auch im Frühjahr 1912 noch nicht gestillt. Außerdem mußte er seine Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ immer wieder aufgrund von Arbeitsunfähigkeit unterbrechen. Und auch die gerichtlichen und außergerichtlichen Auseinandersetzungen, die ‚Ehrenhändel‘, die er selbst anstieß oder in die er verstrickt wurde, kosteten Kraft und Zeit.61 Im Interesse des Sammelwerks mußte er drängen, im Interesse seines eigenen Beitrags Zeit gewinnen. Der Stand zu Beginn des Jahres 1913: Nachdem der Frühjahrstermin 1912 für den Beginn des Drucks verstrichen war und auch die Folgetermine nicht eingehalten wurden, nahmen Schriftleiter und Verleger jetzt das Frühjahr 1913 als Druckbeginn fest ins Visier.
60 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. Januar 1913, MWG II/8, S. 52 f. 61 Zu nennen sind die Auseinandersetzungen mit Arnold Ruge, Julius F. Wollf/Otto Bandmann, Adolf Koch und Bernhard Harms. Die ersten drei Auseinandersetzungen sind dokumentiert in MWG II/7, S. 816–988. Die Auseinandersetzung mit Bernhard Harms wurde bereits geschildert. Dazu MWG II/8, S. 19 ff.
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Entstehungsgeschichte
Am 28. Januar 1913 lieferte Karl Bücher, und Max Weber wandte sich sofort an Paul Siebeck: „Eben geht ein sehr dürftiger Einleitungs-Artikel Büchers ein, 37 Quartseiten lang, also schwerlich mehr als 1–1¼ Bogen! Jetzt muß ich in diese Bresche springen! Das kostet 2 Monate mindestens, also ist mein Artikel im Mai fertig.“62 Webers Enttäuschung über Bücher war groß. Sie hatte eine menschliche und eine fachliche Seite. Menschlich fühlte er sich von ihm im Stich gelassen. Am 26. Januar 1913 schreibt er an Johann Plenge, einen Schüler Büchers, der mit seinem Lehrer ebenfalls Schwierigkeiten hatte: „Bücher, um dessentwillen und auf dessen immer wiederholtes Ersuchen hin allein ich dies verfl. . . Geschäft übernahm, hat diese Sache sehr gewissenlos behandelt.“ Aber dann, den Altmeister auch wieder ‚entschuldigend‘: Bücher sei krank, sehe dem „öden Alter“ entgegen, sei ein „innerlich ganz gebrochener Mensch!“63 Doch der Ausfall in der Sache wog für Weber schwer. Denn Büchers schmalbrüstiger Artikel erfüllte aus seiner Sicht weder die Ansprüche an die Einleitung für das Sammelwerk, noch enthielt er eine differenzierte Wirtschaftsstufentheorie. Am 5. Mai heißt es: „Ich bin noch in scharfer Arbeit infolge von Bücher’s Versagen.“64 Welche Auswirkung hatte dieses Versagen auf die Gestaltung von „Wirtschaft und Gesellschaft“? Denn daß Weber inzwischen auf eine ‚Minderleistung‘ anderer nicht mehr, wie 1910 noch vorgesehen, mit einem gesonderten Ergänzungsartikel reagierte, sondern seinen eigenen Beitrag entsprechend umarbeitete, geht aus dem Briefwechsel hervor. Es ist nicht leicht, diese Auswirkung festzustellen. Denn Bücher hatte unter dem Titel „Epochen und Stufen der Wirtschaft“, der dann 1914 in „Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen“ umbenannt wurde,65 im Grunde nur den zu dieser Zeit verbreiteten Diskussionsstand dargestellt – wenn auch sehr schematisch und sprachlich hölzern. Aber der Inhalt des Artikels konnte Weber eigentlich nicht überraschen. Denn Bücher wiederholte, was er zuvor schon gesagt hatte: daß man, bezogen auf die „europäischen Kulturvölker“, zwischen geschlossener Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft und Volkswirtschaft unterscheiden könne. Dabei 62 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 28. Januar 1913, MWG II/8, S. 60. 63 Brief Max Webers an Johann Plenge vom 26. Januar 1913, MWG II/8, S. 58. Bereits im Juli 1912 hatte Weber bei Plenge vorgefühlt, ob dieser bereit wäre, im Fall des Falles den Abschnitt über Wirtschaftsstufen zu übernehmen, da er Zweifel an Büchers Leistungsfähigkeit hatte. Er selbst sehe sich dazu derzeit außer Stande. Brief Max Webers an Johann Plenge vom 4. Juli 1912, MWG II/7, S. 597. 64 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 5. Mai 1913, MWG II/8, S. 231. Der Brief enthält auch eine Aufstellung der zu diesem Zeitpunkt eingegangenen und zu erwartenden Manuskripte. 65 Bücher, Karl, Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: Grundriß der Sozialökonomik, I. Abteilung: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft, bearbeitet von K. Bücher, J. Schumpeter, Fr. Freiherrn von Wieser. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1–18.
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verfolgte er besonders die wachsende Arbeitsteilung und die damit verbundene Verlängerung des Wegs von der Hand (Produktion) in den Mund (Konsumption). Hätte Weber 1909 eine grundsätzlich andere Sichtweise gewollt, hätte er Bücher diesen Artikel nicht übertragen dürfen. Er tat es aber, und zwar keineswegs aus Pietät gegenüber dem Älteren. Ein Anstoß zu Webers Kritik könnte gewesen sein, daß Bücher seine Betrachtung, mit Ausnahme einer eher nichtssagenden Eröffnungspassage, auf die europäischen Kulturvölker beschränkte. Webers Vergleichshorizont war inzwischen weiter gesteckt. Ein weiterer Grund für Unzufriedenheit könnte gewesen sein, daß Weber inzwischen mit der überkommenen Wirtschaftsstufentheorie haderte. So heißt es in einem Brief an Johann Plenge vom 11. August 1913: „Meine persönlichen Ansichten über diesen Punkt sind z. Z. in starkem Wandel begriffen und – nachdem Bücher mich im Stich gelassen hat, denn was er lieferte, taugt nichts – werde ich frühestens bei einer etwaigen Neuauflage des ‚Handbuchs‘ in der Lage sein, zu meinem Teil etwas zu diesem Problem beizutragen, würde aber es lieber sehen, wenn Sie es thäten. Diesmal bietet mein Artikel ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ ganz andre Dinge als ‚Wirtschaftsstufen‘.“66 Damit ist zunächst klar, welche Veränderung Büchers ‚Minderleistung‘ bei Weber offensichtlich nicht auslöste: eine Neufassung der Stufentheorie. Man wird denn auch in den überlieferten Manuskripten zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ nach einer Stufentheorie im üblichen Sinn vergeblich suchen. Zwar bildet für Weber wie für Bücher die geschlossene Hauswirtschaft den ‚Ausgangspunkt‘, doch die Entwicklung verläuft bei ihm nicht mehr über die Stadtwirtschaft zur Volkswirtschaft, sondern, auf verschlungenen und sich kreuzenden Pfaden, zur Oikenwirtschaft oder zum fürstlichen Großhaushalt einerseits, zur Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb andererseits. Hinzu kommt der Einfluß der politischen Ordnung auf die Entwicklungschancen des Kapitalismus. In demselben Brief an Plenge findet sich ungeteilte Zustimmung zu dessen Beobachtung, daß die Art der politischen Ordnung die Entwicklung des Kapitalismus stark beeinflusse: „[. . .] einige Studien (d. h. Litteraturstudien) über die chinesische Entwicklung im Vergleich mit der des römischen Weltreichs“, so schreibt Weber, hätten auch ihm „die Überzeugung von der Bedeutung der ‚Weltreiche‘ (im alten Sinn: der orbis-terrarum-Reiche, in denen die Concurrenz der politischen Einheiten ausgeschaltet ist) für die Domestikation des Kapitals und dessen Ausschaltung verschafft“.67 Aus seiner Sicht verbessern sich die Entwicklungschancen des Kapitalismus dort, wo eine Konkurrenz zwischen politischen Einheiten, auf eigenen Füßen stehenden Mächten, existiert, wie er dies für Europa diagnostiziert. 66 Brief Max Webers an Johann Plenge vom 11. August 1913, MWG II/8, S. 305. 67 Brief Max Webers an Johann Plenge vom 11. August 1913, MWG II/8, S. 304.
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Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, daß Max Weber Karl Büchers Versagen auszugleichen versuchte, indem er seine Manuskripte über die Gemeinschaften überarbeitete und erweiterte, Manuskripte für jenen Themenbereich also, der im Inhaltsverzeichnis des „Stoffverteilungsplans“ mit „Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat)“ bezeichnet war. Daß er inzwischen das Verhältnis von Wirtschaft und Staat zu einer ‚vollständigen soziologischen Staatslehre im Grundriß‘ ausgearbeitet hatte, hatte er Paul Siebeck ja bereits stolz berichtet. Jetzt, Anfang Februar 1913, kalkuliert Weber zwei weitere Monate für die ‚Bücher-Kompensation‘. Aber auch der Mai 1913 verstreicht, ohne daß der Druck hätte beginnen können. Wiesers Beitrag, um nur den wichtigsten zu nennen, fehlte immer noch. Es dauerte noch bis Frühjahr 1914, bis dieser druckfertig vorlag. So bleiben Weber für seinen Beitrag 1913 nicht nur zwei Monate, sondern das gesamte Jahr. Es wird nun immer deutlicher, daß er daraus eine „umfassende soziologische Erörterung“ machen möchte.68 Sie wuchs und wuchs, umfaßte nicht mehr nur die Gemeinschaften, das Recht und den Staat, sondern inzwischen auch die Religion. Am 3. November 1913 heißt es in einem Brief an Paul Siebeck: „Ich selbst habe meinen Beitrag zu einer Soziologie ausgearbeitet, um Ersatz für Bücher’s Minderleistung zu bieten, habe daran noch zu thun. Darüber nächster Tage.“69 Und dann am 6. November 1913, abermals an den Verleger: „[. . .] ich möchte Ihnen vorschlagen: den Umfang der Abschnitte: ‚Wirtschaft und Technik‘ und ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ stark zu erweitern. Diese beiden Arbeiten bringen prinzipiell ganz Neues, was zu enthalten m. E. dem Werk sehr zum Vorteil gereichen wird. Das gilt für Gottl, dessen Beitrag ganz vortrefflich und höchst originell ist. Aber es gilt auch für meine ‚Soziologie‘, denn dazu wird der Abschnitt annähernd, obwohl ich ihn nie so nennen könnte.“70 Über das genaue Ausmaß der Umfangserweiterung freilich schwieg er sich aus.71 Weber hoffte nun, im Januar 1914 mit der Schlußredaktion zumindest des „Ersten Buches“ beginnen zu können. Aber alles hänge von Wieser ab. Aufgrund der inzwischen notorischen Verzögerungen gerieten Verleger und Schriftleiter immer stärker unter Druck von den Autoren, die bereits geliefert hatten. Weber suchte zu beruhigen, auch den Verleger vor Angriffen zu schützen. Ein Beispiel ist die Auseinandersetzung mit Gerhart von Schulze-Gae68 So die Formulierung im „Handbuch der Sozialökonomik“, dem Rundschreiben an die Mitherausgeber vom 8. Dezember 1913, unten, S. 189. 69 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. November 1913, MWG II/8, S. 344. 70 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 6. November 1913, MWG II/8, S. 349. Am selben Tag folgt die Mitteilung, wenn Paul Siebeck Webers Vorschlag folge, seien „nur die ethnographisch-urgeschichtlichen Teile der Soziologie nicht behandelt.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 6. November 1913 MWG II/8, S. 353. 71 Weber teilte Paul Siebeck am 3. November 1913 allerdings mit, er habe 8 Tage aufgewendet, um Gottls „um das 5 fache zu großes Mscr. zu kürzen“, MWG II/8, S. 343.
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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vernitz. Dieser hatte sich bei Paul Siebeck darüber beschwert, daß der Druck seines Manuskripts nicht beginne. Weber schreibt an Siebeck, er habe Schulze-Gaevernitz dargelegt, „daß wir ohne Vorliegen des Beitrags von Wieser (wenn ich von Bücher’s ‚Einleitung‘ ganz absehe) nicht drucken können und nicht verantwortlich sind, wenn Wieser 1¾ Jahre länger gebraucht hat als er selbst von sich aus als äußersten Termin in Aussicht nahm.“72 Und am 11. November 1913, wiederum an den Verleger: „Jetzt fehlen noch die entscheidenden Manuskripte“. Und weiter „[. . .] ohne Wieser’s Mscr. ist nichts zu machen, und ich hatte gerechnet, nach dessen Eingang noch ca 5 Monate Zeit zur Correspondenz und Ausgleichung zu haben.“ Dann aber folgt, in demselben Brief, wie es weitergehen könnte: „Ich schlage also vor: für den im Februar (Ende) beginnenden Druck in Aussicht zu nehmen: 1) Buch I, Abschnitt I, II, III, 1–3 (mein Abschnitt ‚Wirtschaft u. Gesellschaft‘ wird ohnehin ein Sonderabschnitt ‚IV‘). Das giebt eine ganz gute Abrundung. 2) Buch III, Abschnitt I-V. Giebt ebenfalls eine ganz gute Abrundung. An alle noch rückständigen Autoren dieser Partien ist geschrieben.“73 Dieser Vorschlag erfolgt zu einem Zeitpunkt, als der Kategorienaufsatz im Logos zwar im Druck, aber noch nicht erschienen ist. Zunächst gilt es festzuhalten: Weber orientiert sich beim Sammelwerk Ende 1913 immer noch am „Stoffverteilungsplan“. Doch er weicht in einem wichtigen Punkt davon ab. Er reklamiert für seinen Beitrag jetzt einen Sonderabschnitt und gibt ihm die Ziffer IV, die im „Stoffverteilungsplan“ für „Wirtschaftswissenschaft“ reserviert war. Den dort vorgesehenen Artikel „Objekt und logische Natur der Fragestellungen“ hatte er, wie gezeigt, bereits 1910 zurückgezogen. Aber den Artikel von Eugen von Philippovich, der ebenfalls unter der alten Ziffer IV stand, machte er damit gewissermaßen ‚heimatlos‘. Dann ist zu betonen: Es gelten immer noch die alten Mitarbeiterverträge, und wenn neue Verträge geschlossen werden, verwendet man die alten Formulare und die alten Bezeichnungen. Unverkennbar freilich ist: Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ war in der Zwischenzeit enorm gewachsen. Dieses Wachstum hat offensichtlich auch den 1910 vorgesehenen Umfang für das Gesamtwerk gesprengt. Weber teilt den Mitherausgebern in dem bereits zitierten Schreiben vom 8. Dezember dies fast beiläufig mit – er habe gemeint, in dem „Abschnitt ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ eine ziemlich umfassende soziologische Erörterung liefern zu sollen“.74 Dem folgt am 30. Dezember 1913 ein Brief an den Verleger, in dem er deutlicher wird. Es gebe zwar Umfangsüberschreitungen an allen Fronten, denn bereits die eingegangenen Beiträge seien in der Summe umfangreicher, als erwartet, aber die „Hauptattentäter“ 72 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 9. November 1913, MWG II/8, S. 371. 73 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 11. November 1913, MWG II/8, S. 373 f. 74 Rundschreiben an die Mitherausgeber vom 8. Dezember 1913, unten, S. 189.
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seien: „Gottl und ich.“ Gottl habe eine „geschlossene Theorie der Technik“ geliefert, die trotz Kürzungen – von ihm durchgeführt oder veranlaßt – doppelt so lang sei, wie ihm ursprünglich zugestanden. Dann folgt: „Und nun ich. Da Bücher ja – ‚Entwicklungsstufen‘ – ganz unzulänglich ist, habe ich eine geschlossene soziologische Theorie und Darstellung ausgearbeitet, welche alle großen Gemeinschaftsformen zur Wirtschaft in Beziehung setzt: von der Familie und Hausgemeinschaft zum ‚Betrieb‘, zur Sippe, zur ethnischen Gemeinschaft, zur Religion (alle großen Religionen der Erde umfassend: Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken, – was Tröltsch gemacht hat, jetzt für alle Religionen, nur wesentlich knapper)[,] endlich eine umfassende soziologische Staats- und Herrschafts-Lehre.“ Dann folgt der stolze Zusatz: „Ich darf behaupten, daß es noch nichts dergleichen giebt, auch kein ‚Vorbild‘.“ Weber will in 14 Tagen die neue Inhaltsübersicht seines Beitrags schicken und kalkuliert den Umfang jetzt auf mindestens 25 Bogen, also auf mehr als 400 Seiten. Was wunder, daß er dafür, abweichend vom „Stoffverteilungsplan“, einen Sonderabschnitt ins Auge faßt!75 Vergleicht man diese allgemeine Inhaltsangabe – eine detailliertere ist nicht überliefert – mit der aus dem „Stoffverteilungsplan“ und dem Brief vom 23. Januar 1913, in dem Weber eine ‚vollständige soziologischen Staatslehre im Grundriß‘ ankündigt, so werden die im Lauf des Jahres 1913 eingetretenen Erweiterungen deutlich: Sie betreffen hauptsächlich die Herrschaft, die Gemeinschaften und die Religion. Man könnte das Jahr 1913 geradezu als das Jahr der Religion bezeichnen: Hier werden die universalhistorischen Zusammenhänge zwischen Religion und Wirtschaft niedergeschrieben, deren geplante Erforschung Weber 1910 dazu motivierte, die Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ zunächst nicht weiterzuführen. Diese Niederschrift, natürlich nicht gänzlich auf 1913 begrenzt,76 erfolgt in zweierlei Gestalt. Zum einen geht es, wie dem Brief an Heinrich Rickert vom 3. Juli 1913 zu entnehmen ist, um die „Religionssystematik“,77 zum anderen um „Aufsätze über die Culturreligionen“. So unterscheidet Weber in einem Brief an Werner Sombart vom 2. Dezember 1913, in dem er auf dessen Angriff auf seine Protestantismusthese antwortet, ausdrücklich zwischen „Wirtschaft und Gesellschaft“ und diesen Aufsätzen, die er später, beginnend 1915, im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik veröffentlichen wird.78 Ob es sich bei der ‚Religionssystematik‘ um die Einlösung des im „Stoffverteilungsplan“ vorgesehenen Themenbereichs „Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus)“ handelt, läßt sich nicht mehr ermit75 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S. 449 f. 76 Folgt man Eckart Otto, so wurde das sogenannte Deponatsmanuskript, „Ethik und Mythik/rituelle Absonderung“, schon früher geschrieben. Dazu MWG I/21, S. 161–209. 77 Brief Max Webers an Heinrich Rickert, nach dem 3. Juli 1913, MWG II/8, S. 262. 78 Brief Max Webers an Werner Sombart vom 2. Dezember 1913, MWG II/8, S. 415.
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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teln, so wie offen bleiben muß, ob die „Aufsätze über die Culturreligionen“ ursprünglich für das Beiheft zum Grundriß der Sozialökonomik vorgesehen waren. Die Fußnote, die Weber 1915 der Veröffentlichung des ersten der 1913 geschriebenen „Aufsätze über die Culturreligionen“ beigibt, legt dies allerdings nahe. Denn dort heißt es, die Skizzen seien nebenbei auch bestimmt gewesen, „gleichzeitig (!) mit der im ‚Grundriß der Sozialökonomik‘ enthaltenen Abhandlung über ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ zu erscheinen, den religionssoziologischen Abschnitt zu interpretieren und zu ergänzen (allerdings auch in vielen Punkten durch ihn interpretiert zu werden).“79 Dies würde bedeuten, daß er sie als Beispiele für eine „materiale ökonomische Kultursoziologie“ verstand, wie es im „Vorwort“ zur „Einteilung des Gesamtwerkes“ heißt. Dafür gäbe es freilich auch andere Kandidaten, so seine geplanten Untersuchungen über Kulturinhalte, wie er sie im Gutachten für den Verein für Sozialpolitik andeutet und in dem nachgelassenen Manuskript über Musik zumindest ansatzweise exemplifiziert. In dem Brief an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913 heißt es ja: „Später hoffe ich Ihnen dann einmal eine Soziologie der Cultur-Inhalte (Kunst, Litteratur, Weltanschauung) zu liefern, außerhalb dieses Werkes [des Grundrisses, W. S.] oder als selbständigen Ergänzungsband.“80 Überhaupt läßt sich für das Jahr 1913 sagen: Weber entscheidet sich angesichts der Menge seiner Manuskripte für mehrere Publikationsforen und Adressaten. Seine Methodologie der verstehenden Soziologie, einschließlich der damit verbundenen zweckmäßigen Begriffe, wollte er im Vorfeld der anstehenden Debatte im Verein für Sozialpolitik verbreiten, und das Gutachten, das er speziell dafür vorlegte, stand mit diesem Aufsatz in engstem Zusammenhang. Für das Sammelwerk wollte er eine geschlossene soziologische Theorie und Darstellung vorlegen, die sich bis zu einem gewissen Grade der Konzeption dieses Sammelwerks fügte. Davon unterschied er die Aufsätze über die „Culturreligionen“, in denen er sein religionssoziologisches Interesse in Gestalt monographischer Skizzen zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen weitertrieb. Weder der Kategorienaufsatz noch die Aufsätze zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen wurden von ihm 1913 noch als Bestandteil seines Beitrags zum Sammelwerk verstanden. Zwar stand die Arbeit daran auch 1913 zweifellos im Zentrum. Und er klagt ja auch, daß er darüber „weit wichtigere Arbeiten“ habe hintanstellen müssen.81 Dennoch wäre es verfehlt, nur auf das Sammelwerk zu blicken. Die separate Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes zeigt das Gegenteil. In der erläuternden Fußnote zu diesem 79 MWG I/19, S. 83 f., Fn. 1. 80 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S. 450, Fn. 1. 81 Vgl. das Rundschreiben an die Mitherausgeber mit dem Titel „Handbuch der Sozialökonomik“ vom 8. Dezember 1913, unten, S. 189.
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Aufsatz heißt es ja darüber hinaus, daß von dem Beitrag, welcher der methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen dienen sollte, nicht nur das „Fragment“ des zweiten Teils des Kategorienaufsatzes, sondern auch „andre Teile“ „wohl anderweit gelegentlich“ publiziert würden.82 An welche Teile Weber dabei denkt, verrät er nicht. Ein möglicher Kandidat dafür ist der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“, der ja durch seine Überarbeitung mit dem zweiten Teil des Kategorienaufsatzes verzahnt worden war, wie noch darzulegen ist. Blickt man auf den Zeitraum von der Verteilung des „Stoffverteilungsplans“ bis zur Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes, also von Mitte 1910 bis Ende 1913, so fällt auf, daß Weber relativ wenig veröffentlichte, jedenfalls wenig von dem, was ihn zentral beschäftigte. Allenfalls die Diskussionsbeiträge auf dem Ersten Deutschen Soziologentag, insbesondere zu Sombart und Troeltsch, lassen ein wenig von der Richtung erkennen, in die Weber zu gehen gedenkt. Mit der Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes wird dieses ‚Schweigen‘ gebrochen. Damit präsentiert er der wissenschaftlichen Öffentlichkeit seinen Ansatz einer verstehenden Soziologie. Doch die Inhaltsangabe über „Wirtschaft und Gesellschaft“ in dem Brief vom Dezember 1913 erweist sich immer noch als vorläufig. Dasselbe gilt für den Titel des Sammelwerks und für den Titel von Webers eigenem Beitrag zum „Ersten Buch“. Nachdem Wieser endlich im Frühjahr 1914 seinen Theoriebeitrag geliefert hat, werden in allen drei Hinsichten endgültige Entscheidungen getroffen: Der Titel des Sammelwerks heißt fürderhin „Grundriß der Sozialökonomik“, und ihm wird eine neue „Einteilung des Gesamtwerkes“ beigegeben. Darin ist auch die Änderung von Webers Beitragstitel enthalten: statt „Wirtschaft und Gesellschaft“ jetzt „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“. „Wirtschaft und Gesellschaft“ avanciert zum Abteilungstitel und der kurzzeitig erwogene „Sonderabschnitt IV“ verschwindet wieder. Damit erhält der Beitrag von Eugen von Philippovich seinen alten Platz zurück. Schließlich läßt Weber im Rahmen der „Einteilung des Gesamtwerkes“ eine detaillierte Inhaltsangabe seines Beitrags zum „Ersten Buch“ drucken. Wir haben sie bereits oben mitgeteilt. Wir können uns die Veränderungen im Aufbau von Webers Beitrag am Vergleich der Dispositionen von Mai 1910, Dezember 1913 und Juni 1914 in der folgenden Übersicht noch einmal vor Augen führen (Übersicht 3). Weber entwarf die „Einteilung des Gesamtwerkes“ mit großer Wahrscheinlichkeit erst, nachdem Friedrich von Wieser seinen Beitrag geliefert hatte. Jedenfalls erwägt er noch bis weit in den März 1914 hinein Umstellungen. In einem Brief vom 25. Februar 1914 an Paul Siebeck bemerkt er, es sei „natür-
82 Weber, Kategorien, S. 253, Fn. 1
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
75
Übersicht 3: Vergleich der Dispositionen von Max Webers Beitrag aus den Jahren 1910 bis 1914 Wirtschaft und Gesellschaft
Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte
„Stoffverteilungsplan“
Brief an Paul Siebeck
„Einteilung des Gesamtwerkes“
1910
30. 12. 1913
1914
[Kategorien der verstehenden Soziologie]
1. Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen.
a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands). b) Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat).
c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus).
Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung.
Beziehung der großen Gemeinschaftsformen zur Wirtschaft
Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen.
Familie und Hausgemeinschaft Betrieb
2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb.
Sippe
3. Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde.
Ethnische Gemeinschaft
4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen.
Religion (Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken)
5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesinnung 6. Die Marktvergemeinschaftung. 7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation.
Soziologische Staats- und Herrschaftslehre
8. Die Herrschaft: a) Die drei Typen der legitimen Herrschaft. b) Politische und hierokratische Herrschaft. c) Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte. d) Die Entwicklung des modernen Staates. e) Die modernen politischen Parteien.
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Entstehungsgeschichte
licher, auf die ‚Entwicklungsstufen‘ der Volkswirtschaft die Entwicklung der V[olks]-W[irtschafts]-Lehre folgen zu lassen, und dann die Theorie der Wirtschaft.“1 Und im Brief vom 18. März an den Verleger heißt es dann: „Der Vorschlag der Neu-Einteilung von Buch I in die Abteilungen 1. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft/ Bücher – Schumpeter – Wieser/ 2. Natür[liche] u. techn[ische] Bedingungen der W[irtschaft]/ Oldenberg – Hettner – Mombert – Michels – Herkner – Gottl/ 3. Gesellschaftl[iche] Bedingungen der W[irt schaft]/ Weber – Philippovich/“ empfehle sich.2 Am 20. März sendet er dann eine von Paul Siebeck vorbereitete, von ihm (Weber) korrigierte Einteilung nach Abteilungen zurück an den Verleger.3 Weber wollte, wie bereits zitiert, fünf Monate Zeit, um vor Beginn des Drucks noch „Correspondenz und Ausgleichung“ durchführen zu können. Da für den Druckbeginn der III. Abteilung mit seinem Beitrag der Oktober 1914 ins Auge gefaßt wurde, blieb ihm zumindest für ‚Ausgleichung‘ im Rahmen seines Beitrags diese Zeit. Dieses „Vorwort“, in dem diese zeitliche Abfolge steht, sandte Max Weber am 15. April 1914 an den Verlag.4 Die Korrektur erstreckte sich über den Mai.5 Weber wollte die ihm verbleibende Zeit unter anderem dafür nutzen, auf Wiesers Beitrag zu reagieren. Nach den Umstellungen und Erweiterungen von 1912 und 1913 (Bücher) ist dies die dritte. Wir haben die entsprechenden Briefe, in denen er dies mitteilt, bereits zitiert. Anders als im Fall von Bücher ging es ihm hier aber nicht um den Ausgleich wegen einer ‚Minderleistung‘. Vielmehr sei Wiesers Beitrag, so Weber, in weiten Passagen „vortrefflich und erstklassig“, er (Wieser) habe bei ihm lediglich die Erwartung geweckt, „als ob er gewisse umfassend in seinen Werken behandelte soziologische Probleme mit behandeln würde“. Dies sei aber leider nicht geschehen. Deshalb müsse er (Weber) seinem Beitrag einen „ganzen dicken Abschnitt“ hinzufügen.6 Um welche soziologischen Probleme es sich handelt, sagt er nicht. Max Webers Reaktion ist einigermaßen erstaunlich. Zwar hatte sich Wieser bereits 1909 geweigert, eine genaue Abgrenzung seines Beitrags gegenüber anderen vorzunehmen. Und Weber kommt jetzt, 1914, auf diese Unterlassung zurück.7 Doch Wieser hatte 1909 eine Disposition für seinen Beitrag entwickelt, die er unzweifelhaft in seiner 1914 vorgelegten „Theorie der gesellschaft-
1 Karte Max Webers an Paul Siebeck vom 25. Februar 1914, MWG II/8, S. 531. 2 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 18. März 1914, MWG II/8, S. 558 f. 3 Dazu die Aufstellung unten, S. 155–162. 4 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 15. April 1914, MWG II/8, S. 624. 5 Abschließend, Karte Max Webers an Paul Siebeck vom 4. Juni 1914: „Das Vorwort und Alles macht sich jetzt gut!“, MWG II/8, S. 705. 6 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 2. April 1914, MWG II/8, S. 587 f. 7 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 2. April 1914, MWG II/8, S. 587: „[. . .] er war nicht zu genauer Angabe zu bewegen.“
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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lichen Wirtschaft“ einhielt.8 In welcher Hinsicht also wurde Max Weber enttäuscht? Daß ihm in Wiesers Beitrag soziologische Ausführungen über das Verhältnis von Wirtschaft und Recht fehlten, wie mitunter vermutet,9 ist gänzlich unplausibel. Wir haben diesen Punkt bereits berührt. Weber hatte ja seinen eigenen Artikel „Wirtschaft und Gesellschaft“ mit dem Verhältnis von Recht und Wirtschaft begonnen. Wozu hätte er zu diesem Punkt also Wieser gebraucht? Auch an Wiesers Ausführungen zu Macht und Staat kann es nicht gelegen haben. Denn Weber war ja stolz auf seine eigene umfassende soziologische Staats- und Herrschaftslehre, die bereits alles für ihn Notwendige enthielt. Nein, Weber dürfte von Wieser weder eine Rechts- noch eine Staatssoziologie, wohl aber eine gegenüber soziologischen Fragestellungen offene Wirtschaftstheorie erwartet haben. Und Wieser tat ihm tatsächlich diesen Gefallen, allerdings in einer Weise, die ihn offensichtlich nicht befriedigte. In seinem Exposé von 1909 hatte Wieser für den Übergang von der Wert- zur Preisfrage die Soziologie für notwendig gehalten. Dies implizierte, daß das Grenzprinzip für die Erklärung der Marktpreise nicht reiche. Wieser wollte eine Preistheorie entwickeln, in der Einkommens- und Machtverhältnisse eine Rolle spielten. Eine solche soziologische Analyse durfte Weber also von ihm erwarten. Wurde er darin enttäuscht? Werfen wir zur Beantwortung dieser Frage einen Blick auf Friedrich von Wiesers „Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft“. Zunächst erläutert er uns die (uns bereits bekannte) Methode der abnehmenden Abstraktion. Entsprechend dieser Methode ist sein Stoff gegliedert: 1. Theorie der einfachen Wirtschaft; 2. Theorie der Volkswirtschaft; 3. Theorie der Staatswirtschaft; 4. Theorie der Weltwirtschaft. Ausgehend von der Erzeugung und Verwendung der Güter eines Wirtschaftenden, Wieser sagt auch: eines geeinigten Volkes, vorgestellt als ein naturalwirtschaftlicher Prozeß,10 werden Arbeitsteilung, Recht und Macht, Geld und Kredit, schließlich Staat und die Konkurrenz der Staaten untereinander als konkretisierende Faktoren eingeführt und in ihrer Wirkung auf den Wirtschaftsprozeß gewürdigt. Wir konzentrieren uns auf den Übergang von der einfachen Wirtschaft zur Volkswirtschaft, weil dabei der Übergang vom Wert- zum Preisgesetz entwickelt wird. In seiner Theorie der einfachen Wirtschaft wiederholt Wieser, was er in seinen früheren Publikationen bereits entwickelt hatte: die Lehre vom wirtschaftlichen Wert und vom Grenzgesetz. Wirtschaftlicher Wert ist ihm die „Geltung, 8 Wieser, Friedrich von, Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, in: Grundriß der Sozialökonomik, I. Abteilung: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft, bearbeitet von K. Bücher, J. Schumpeter, Fr. Freiherrn von Wieser. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 125–444 (hinfort: Wieser, Theorie). 9 So im Kommentar zu dem oben zitierten Brief, MWG II/8, S. 588, Anm. 8. 10 Wieser, Theorie (wie oben, Anm. 8), S. 142.
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die beim Wirtschaften den verwendeten Teilgütern und Teilarbeiten assoziiert wird“,11 ist ihm interessierte Sachliebe, also eine „subjektivistische Konstruktion“. In der ursprünglichen Subjekt-Objekt-Relation übertrage das Subjekt, sei es als Individuum oder als Volk, seine Wertgefühle auf die Mittel für seine Bedürfnisbefriedigung und berechne dabei deren Nutzwert in der Weise, „daß alle Einheiten (Teilmengen, Stücke) eines Vorrates gleichmäßig mit dem Grenznutzen komputiert“ werden.12 Dies gelte zunächst unter Absehen von allen übrigen Faktoren, insbesondere von Arbeitsteilung, Recht und Macht. Denn „Wirtschaft entsteht überall, wo die Befriedigungsmittel für unsere Bedürfnisse im wirtschaftlichen Mengenverhältnisse gegeben sind, und sie hat den Zweck, den höchsten Nutzen zu sichern, der unter dem Drucke des wirtschaftlichen Mengenverhältnisses überhaupt zu erreichen ist.“13 Wieser spricht von „Komputationsregeln“, durch die die strenge Rechenhaftigkeit des Wertes gesichert werde. Die wichtigste dieser Regeln sei das Grenzgesetz.14 Eine kontrollierte Wirtschaftsrechnung, bei der der Nutzenzuwachs durch Produktion und der Nutzenentgang durch verwendete Produktionsmittel jeweils nach dem Grenznutzen ‚komputiert‘ werde, sei nicht an die Existenz von Geld gebunden. Auch wie der Ertrag auf die Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit zuzurechnen sei, hänge nicht davon ab. In der isoliert und idealisiert gedachten einfachen Wirtschaft sei allein das Grenzgesetz ausschlaggebend. Dieses lasse sich auch als subjektives Wertgesetz verstehen.15 Wieser geht nun von der einfachen Wirtschaft zur Volkswirtschaft, zu einer Vielzahl selbständiger Privatwirtschaften, über. Damit kommen bei ihm Arbeitsteilung, Recht und Macht, schließlich Geld und Kredit ins Spiel. Jede Privatwirtschaft sei in doppelter Weise in den jetzt nicht mehr naturalwirtschaftlichen, sondern volkswirtschaftlichen Prozeß verflochten: „einerseits zieht sie nachfragend naturale Werte aus ihm in ihre Haushaltung herein, andererseits treibt sie einen Erwerb, der ihm Produkte oder sonstige Werte anbietend zuführt. Diese beiden Bewegungen, die sich wechselseitig bedingen und die überdies noch von entsprechenden Gegenbewegungen des 11 Ebd., S. 230. 12 Ebd., S. 194. 13 Ebd., S. 229. 14 Wieser erwähnt neben dem Grenzgesetz das Gesetz des Vorrats, das Gesetz der Bedürfnisse und das Gesetz der Kapitalrechnung. 15 Wie Weber gegenüber Brentano betonte, ist das Grenzgesetz nicht einfach mit dem Gossenschen Gesetz identisch. Dies entspricht Wiesers Position. Dieser definiert das Gossensche Gesetz folgendermaßen: „Bei jedem teilbaren Bedürfnis wird innerhalb jedes Bedürfnisabschnittes der mit der ersten Verwendungseinheit vorzunehmende Befriedigungsakt mit der höchsten Intensität begehrt, jede Verwendung weiterer Einheiten derselben Art wird mit abnehmender Intensität begehrt, bis der Sättigungspunkt erreicht ist, darüber hinaus schlägt das Begehren in Widerwillen um.“ Wieser, Theorie, S. 148.
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
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Geldes begleitet sind, muß jede Privatwirtschaft, solange sie bestehen bleiben soll, in ununterbrochenem Kreislaufe aufrechterhalten.“16 Was ändert sich damit gegenüber der einfachen Wirtschaft? Zunächst nichts, denn auch für eine Volkswirtschaft, für einen arbeitsteiligen volkswirtschaftlichen Prozeß, gelte das in der Theorie der einfachen Wirtschaft entwickelte Grenzprinzip. Allerdings würden die Verhältnisse jetzt komplizierter. Denn der volkswirtschaftliche Prozeß sei ein gesellschaftlicher Prozeß und damit ein Machtprozeß, so daß die Wirtschaftstheorie zu einer Gesellschaftstheorie erweitert werden müsse. Wieser geht sogar so weit zu sagen: Die Wirtschaftstheorie sei „ein vorgeschobener Posten der Gesellschaftstheorie“.17 Ähnlich wie Weber in seinem Gutachten für den Verein für Sozialpolitik, bestimmt auch Wieser das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Soziologie so, daß jene in dieser gründet: „Eine Wirtschaftstheorie, die auch für unser Zeitalter genügen soll, ist nicht denkbar ohne eine Gesellschaftstheorie, die gegenüber dem Problem der Macht ihre Stellung findet.“18 Wieser sucht diesem soziologischen Gedanken Rechnung zu tragen, ohne die Universalität des Grenzprinzips aufzugeben. Das Machtgesetz überlagere zwar das Grenzgesetz, setze es aber nicht außer Kraft. Das Preisgesetz als die Verbindung von Grenzgesetz und Machtgesetz, durch das in einer Tauschgemeinschaft Angebot und Nachfrage zum Ausgleich gebracht würden, lasse sich für die Masse der Güter dahin fassen, „daß der Preis dem Grenzgebote der wirksamen Nachfrage folgt, d. h. dem niedrigsten Gebote, das noch zugelassen werden muß, damit das ganze Angebot ohne Rest abgesetzt werden könne.“19 Über die wirksame Nachfrage aber kämen die Machtfaktoren ins Spiel. Das Grenzgesetz werde nämlich kraft Vermachtung des Marktes in ein ‚geschichtetes Grenzgesetz‘ verwandelt. Unter Berücksichtigung dieser soziologischen Faktoren gelte das oben zitierte Preisgesetz. Es lasse sich auch wie folgt formulieren: „Der Preis stellt sich einheitlich für alle Einheiten der zum Absatz bestimmten Menge zwischen das Höchstgebot der niedrigsten Nachfragereihe, die zur Erwerbung noch zugelassen werden muß, damit das ganze Angebot abgesetzt werden kann, und das Höchstgebot der nächstfolgenden Nachfragereihe, das überboten werden muß, damit die höheren Reihen gegen ihre Mitbewerber gesichert seien. Die zur Erwerbung zugelassenen Nachfragereihen bilden die wirksame Nachfrage, die ausgeschlossenen bilden die nichtwirksame Nachfrage“.20 Und dieses Gesetz regiere alle Märkte, auch den Arbeitsmarkt.21 16 16 Ebd., Ebd., S. S. 2 233. 33. 17 17 Ebd., Ebd., S. S. 2 234. 34. 18 18 Ebd., Ebd., S. S. 2 236. 36. 19 19 Ebd., Ebd., S. S. 2 256. 56. 20 20 Ebd. Ebd. 21 21 Zur Zur Vermachtung Vermachtung des des Arbeitsmarkts Arbeitsmarkts und und seiner seiner dadurch dadurch bewirkten bewirkten Schichtung Schichtung ebd., ebd., S. S. 3 382 ff. 82 ff.
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Wieser bleibt also trotz der Öffnung der Wirtschaftstheorie gegenüber soziologischen Fragen ein strikter Vertreter der Grenznutzenlehre. Folgt man Schumpeter, so erstrebt diese Schule den Nachweis, „daß trotz des gegenteiligen Anscheins die Tatsache des Bedürfnisses und die auf ihr beruhende Nutzwirkung der Güter alle einzelnen Vorgänge der Wirtschaft beherrscht.“22 Gerade an der Erklärung der Preisbildung zeige sich, welche Möglichkeiten der Vereinheitlichung das Grenznutzenprinzip biete. Aber hat man damit nicht doch wieder letztlich die wirtschaftssoziologischen Probleme eliminiert? Blickt man von hier aus auf die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, wie sie Max Weber 1920 in den Druck gab, so gewinnt man den Eindruck, als habe er Wieser an diesem Punkte tatsächlich korrigieren wollen. Festzuhalten bleibt freilich, daß er diesen in diesem Text an keiner Stelle erwähnt. Dennoch erörtert er hier die Marktvorgänge, die Wieser in seiner zwar soziologisch informierten, aber immer noch dem Grenznutzprinzip verhafteten Preisbildungstheorie untersuchte. Weber wollte ursprünglich die Erörterung von Marktvorgängen ganz der Wirtschaftstheorie überlassen. In einem Textfragment, in MWG I/22-1 mit „Die Marktgemeinschaft“ überschrieben, das ebenfalls zu den frühen Manuskripten zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehören dürfte, heißt es noch: „Da die Erörterung der Marktvorgänge den wesentlichen Inhalt der Sozialökonomik bildet, sind sie hier nicht darzustellen.“23 Doch dies galt, nachdem Wieser geliefert hatte, offenbar nicht mehr. Allerdings reflektiert das Inhaltsverzeichnis für „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ keine Veränderung in dieser Hinsicht. Es findet sich dort zwar der Gliederungspunkt „Die Markt vergemeinschaftung“.24 Aber ob er hier 1914 seine Soziologie der Marktvorgänge unterbringen wollte, wissen wir nicht. Immerhin steht fest: Im Jahre 1920 werden sie in die Wirtschaftssoziologie aufgenommen. Ist es allzu verwegen, darin eine Reaktion auf Wieser zu vermuten? Sind etwa dies die sozio22 Schumpeter, Joseph, Epochen der Dogmen- und Methodengeschichte, in: Grundriß der Sozialökonomik, I. Abteilung: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft, bearbeitet von K. Bücher, J. Schumpeter, Fr. Freiherrn von Wieser. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 19–124, hier S. 120. Schumpeter zählt zu dieser Schule als Vorläufer Gossen, dann Walras, Menger, Jevons, Böhm-Bawerk und Wieser, aber auch Marshall und Philippovich. 23 MWG I/22-1, S. 193. 24 Dieser Titel ist zunächst insofern überraschend, als der Markt ein Ort der Vergesellschaftung ist, man also „Marktvergesellschaftung“, nicht „Marktvergemeinschaftung“ erwarten würde. Aber der Titel steht nicht in Widerspruch zu der Terminologie des Kategorienaufsatzes. Was später soziale Beziehung heißt, wird hier mit dem Begriff der Vergemeinschaftung eingefangen, der sich dann in die Begriffe Vergesellschaftung (streng genommen: Gesellschaftsvergemeinschaftung) und Einverständnisvergemeinschaftung verzweigt.
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logischen Probleme, die Wieser entgegen Webers Erwartung nicht behandelte? Wir sind tatsächlich dieser Meinung. Jedenfalls scheint uns dies die plausibelste Erklärung dafür, daß Weber nach dem Eingang von Wiesers Beitrag erneut Änderungsbedarf für seine ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ sah. Den von Wieser in den Mittelpunkt gerückten Begriff des wirtschaftlichen Wertes gänzlich vermeidend, bezweifelt Weber 1920 zunächst, daß in dem von Wieser geschilderten ‚naturalwirtschaftlichen Prozeß‘ eine Rechenhaftigkeit des wirtschaftlichen Handelns überhaupt aufkommen könne. Jedenfalls sei sie bei Naturalrechnung extrem eingeschränkt. Sie scheitere hauptsächlich wegen der fehlenden Geldpreise für die relevanten Objekte. Bei der Geldrechnung sei dies anders. Hier gelte es aber zwischen Geldwirtschaft und Kapitalismus zu unterscheiden. Unter den Bedingungen des ausgebildeten modernen Kapitalismus komme alles auf die Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb und von Haushaltsrechnung und Kapitalrechnung an. Gehe es um Versorgung, so werde, im Rationalitätsfall, tatsächlich das „in einer Rechnungsperiode verfügbare Geld für die begehrten Nutzleistungen nach dem Prinzip des Grenznutzens“ vergeben,25 gehe es dagegen um Gewinn, dann gelte, im Rationalitätsfall, „im Gegensatz zur Haushaltsrechnung, keine Orientierung am ‚Grenznutzen‘, sondern an der Rentabilität.“26 Diese sei zwar mitbedingt durch die Einkommensverhältnisse und damit „von den Grenznutzen-Konstellationen der verfügbaren Geldeinkommen bei den letzten Konsumenten der genußreifen Güter“ mit abhängig.27 Aber bei aller Bedeutung der wirksamen Nachfrage für die Befriedigung des Rentabilitätsinteresses bleibe zu beachten: „Technisch aber sind Erwerbsbetriebsrechnung und Haushaltsrechnung ebenso grundverschieden, wie Bedarfsdeckung und Erwerb“. Und weiter: „Für die ökonomische Theorie ist der Grenzkonsument der Lenker der Richtung der Produktion. Tatsächlich, nach der Machtlage, ist dies für die Gegenwart nur bedingt richtig, da weitgehend der ‚Unternehmer‘ die Bedürfnisse des Konsumenten ‚weckt‘ und ‚dirigiert‘ – wenn dieser kaufen kann.“28 Weber sieht also ähnlich wie Wieser die Marktverhältnisse als Machtverhältnisse und Preisbildung als Machtkampf. Doch anders als Wieser, verzichtet er bei dieser Betrachtung auf die Universalität des Grenzprinzips. Geldpreise sind ihm ausschließlich „Kampf- und Kompromißprodukte, also Erzeugnisse von Machtkonstellationen.“ Deshalb ist Geld für ihn auch nicht einfach ein Rechnungsmittel, mit dessen Hilfe der Tauschvorgang erleichtert wird: „‚Geld‘ ist keine harmlose ‚Anweisung auf unbestimmte Nutzleistungen‘, welche man 25 Weber, WuG1, Kapitel II, § 10, 5 (MWG I/23). 26 Ebd., § 11. 27 Ebd. 28 Ebd.
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ohne grundsätzliche Ausschaltung des durch Kampf von Menschen mit Menschen geprägten Charakters der Preise beliebig umgestalten könnte, sondern primär: Kampfmittel und Kampfpreis, Rechnungsmittel aber nur in der Form des quantitativen Schätzungsausdrucks von Interessenkampf chancen.“29 Wir haben an dieser Stelle bewußt auf das Kapitel II der Fassung von 1921 vorgegriffen. Denn wir verbinden mit Webers Äußerung, er habe nach Eingang von Wiesers Beitrag seine „Sache“ zum „3. Male“ umkrempeln und einen „dicken Abschnitt“ hinzufügen müssen, die Vermutung, daß sich dies in seiner Wirtschaftssoziologie niederschlug. Ob dies bereits 1914 zumindest in Ansätzen geschah oder aber erst später, läßt sich mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. Im Inhaltsverzeichnis von 1914 jedenfalls ist von „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ an keiner Stelle die Rede, was übrigens bei einem Beitrag erstaunt, der die wirtschaftliche Ordnung und die wirtschaftlichen Mächte in ein Verhältnis zu den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten setzen will. Und auch noch 1917, als es Gespräche darüber gab, ob Weber nicht mit einem Lehrauftrag für Soziologie an seine alte Fakultät in Heidelberg ‚zurückkehren‘ wolle, erwähnt er als mögliche Vorlesungen Allgemeine Soziologie, Staatssoziologie, Religionssoziologie und Rechtssoziologie, nicht aber Wirtschaftssoziologie.30 Ziehen wir an dieser Stelle ein Fazit. Was haben unsere Überlegungen zur Entstehung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, dann von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ erbracht? 1. Folgt man Webers Angaben, so können wir vier Phasen seiner Arbeit an dem Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks unterscheiden. In der ersten Phase folgt er der Disposition von 1910 und formuliert Texte, die sich hauptsächlich mit dem Verhältnis der Wirtschaft zum Recht sowie mit dem Verhältnis der Wirtschaft zu den Gemeinschaften, insbesondere zur politischen Gemeinschaft, zum Staat, beschäftigen. Daraus entsteht ein heute allerdings nicht mehr genau abgrenzbarer erster Textbestand von noch bescheidenem Umfang. Die Kandidaten dafür sind die ‚kategorienreichen‘ Manuskripte, von denen oben die Rede war („Die Wirtschaft und die Ordnungen“, „Stände, Klassen, Parteien“, „Politische Gemeinschaften“, „Herrschaft“). Weber setzt auf dieser Grundlage zum ersten Mal neu an, nachdem der Beginn des Drucks auch im Juli 1912 scheitert. Damit beginnt die zweite Phase, in der er hauptsächlich den Grundriß einer umfassenden soziologischen Staatslehre entwirft. Von ihm behauptet er am Beginn des Jahres 1913, er sei weitgehend fertig. Dann liefert Bücher, und sein schwacher Beitrag fordert Webers Reaktion heraus. Dies leitet die dritte Phase ein, in der er 29 Ebd., Kapitel II, § 13, 1. 30 Brief Max Webers an Victor Schwoerer vom 14. November 1917, MWG II/9, S. 812.
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seinen Beitrag erneut verändert. Da sich der Beginn des Drucks abermals hinauszögert, ‚gewinnt‘ Weber Zeit: Wie sich schließlich herausstellt, das gesamte Jahr 1913. Büchers ‚Minderleistung‘ regt ihn offenbar zu einer Erweiterung seiner Texte über die Gemeinschaften an. Die gewonnene Zeit ermöglicht es ihm darüber hinaus, seinen Beitrag um eine umfassende Religionssoziologie zu ergänzen. Dies führt zu der ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung‘, von der er in dem Brief vom 30. Dezember 1913 spricht. Gegenüber dem Verleger bekennt er, sein Beitrag sei inzwischen auf mindestens 25 Bogen angewachsen.31 Dann liefert Wieser, und Weber ändert seinen Beitrag zum dritten Mal. Es ist unklar, was er ändert. Wir vermuten, daß er seinem Beitrag eine Soziologie des Marktgeschehens hinzufügen will. Darauf hatte er zunächst verzichtet, weil er dies als die Aufgabe von Wieser ansah. Damit treten wir in die vierte Phase ein, in der nun endlich auch der Druck beginnt. Weber verpflichtet sich öffentlich dazu, seinen dreimal geänderten Beitrag im Oktober 1914 satzfertig zu haben. Er gesteht allerdings im Juli 1914 dem Verleger, er sei nicht sicher, ob er diesen Termin tatsächlich einhalten könne. Nach den Briefen aus den Monaten Juni und Juli zu urteilen, hatte er realistischerweise für seine „im Frühjahr erscheinende Darstellung“32 für sich bereits einen späteren Beginn der Drucklegung vorgesehen.33 2. Weber beginnt seine Arbeit für das „Erste Buch“ des Sammelwerks also relativ bescheiden, aber seine Manuskripte wachsen und wachsen. Innere und äußere Momente, sich wechselseitig verstärkend, wirken dabei mit. Zu den inneren gehört die Erkenntnis von der Bedeutung der Differenzierungsund Autonomisierungs- sowie der Rationalisierungsproblematik in universalhistorisch-vergleichender Perspektive, die 1913 in der ersten Fassung der „Zwischenbetrachtung“ ihren (später) sichtbaren Niederschlag findet.34 Die äußeren Faktoren haben mit den ständig verschobenen Druckterminen und mit den nicht immer zufriedenstellenden Beiträgen anderer zu tun. 3. Webers Arbeit an seinem Beitrag für das „Erste Buch“ steht zwar von 1910 bis 1914 bei ihm im Zentrum, aber er schreibt auch Manuskripte, die nicht dafür bestimmt sind. So machen die Manuskripte für „Wirtschaft und Gesellschaft“ nur eine Teilmenge seiner derzeitigen Produktion aus. Die 1913 niedergeschriebenen religionssoziologischen Skizzen zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen werden von ihm von vornherein nicht „Wirtschaft und Gesellschaft“ zugeschlagen. Sie werden, der ursprünglichen Absicht nach, allenfalls dem Sammelwerk in einem in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ 31 Am 16. Januar 1914 heißt es gar: „Von mir gilt: daß mein Gesammtbeitrag zu Buch I ca 30 Bogen in Maximo beträgt.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 16. Januar 1914, MWG II/8, S. 468. 32 Brief Max Webers an Georg von Below vom 10. Juli 1914, MWG II/8, S. 750. 33 Dazu oben, S. 40, Anm. 24. 34 MWG I/22-2, S. 367–414.
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nicht ausgewiesenen Beiheft assoziiert. Den zweiten Teil des Kategorienaufsatzes löst er gezielt aus seiner ursprünglichen Bindung an seinen Beitrag. Weber wollte also nicht alle Manuskripte, die in der Zeit von 1910 bis 1914 in mehr oder weniger engem Zusammenhang mit seiner Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ entstanden, auch im Rahmen des Sammelwerks veröffentlichen. 4. Obgleich Weber als Schriftleiter und Beiträger des Sammelwerks sich bemühen mußte, seinen Beitrag im vorgegebenen Rahmen zu halten, scheint ihm dies nicht zu gelingen. So wurde der sich abzeichnende Umfang – Ende 1913 spricht er schon von über 25 Bogen – zum Problem. Denn soviel Platz hatte er als Schriftleiter niemandem gewährt. Gerade deshalb scheint er sich zu zwingen, auch seinen Beitrag den Richtlinien, die er für das Sammelwerk entwickelt hatte, zu unterwerfen. Der beste Beweis dafür ist die Tatsache, daß er 1914 von der Vorstellung eines Sonderabschnitts für seinen Beitrag, den er kurzzeitig erwogen hatte, doch wieder Abstand nimmt. 5. Der Ausbruch des Krieges bringt für Weber einen radikalen Einschnitt. Er empfindet ihn als so tief, daß er die Vorstellung, man vermöge nach Ende des Krieges „Gedankenreihen aus der Zeit vorher wieder aufzunehmen“,35 für unrealistisch hält. Tatsächlich entscheidet er sich 1918/19/20, als er sich dem Sammelwerk und seinem Beitrag dazu wieder zuwendet, gegen eine Veröffentlichung seiner Vorkriegsmanuskripte. Vielmehr schreibt er seinen Beitrag auf der Grundlage der alten Manuskripte neu. Dabei zwingt er sich, das in der Zeit von 1910 bis 1914 entstandene, ausufernde Material begrifflich zu vereinheitlichen und gemäß den Richtlinien des Sammelwerks lehrbuchartig zu verdichten. Jetzt nennt er, was er schreibt, auch „meine Soziologie“.36 Er ist auch damit einverstanden, daß der Verlag diese Bezeichnung in der Werbung 35 So MWG I/19, S. 83, textkritische Anm. h. 36 In dem Briefwechsel zwischen Paul Siebeck und Max Weber nach Beginn des Weltkrieges ist immer wieder von Webers „Soziologie“ die Rede. So fragt Paul Siebeck in einem Brief vom 28. Dezember 1914 bei Max Weber an, ob er ihm nicht, „als Ersatz für das längere Warten auf die ‚Soziologie‘“, den unveränderten Abdruck der „Protestantischen Ethik“ genehmigen wolle. Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 28. Dezember 1914, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Überhaupt hätte er Weber gerne wieder für den Grundriß aktiviert. Dieser aber steckte bis über den Kopf in der Routine der Heidelberger Reservelazarettverwaltung und mochte an seine Soziologie nicht denken. So heißt es in einem Brief von Max Weber an Paul Siebeck vom 21. Februar 1915: „Wie soll denn nur daran gedacht werden, daß ich jetzt auch nur eine Zeile meiner ‚Soziologie‘ druckfertig stelle, korrigiere etc. Während des Krieges habe ich nicht eine Sekunde Zeit, weder Sonntags noch Alltags, weder Tag noch Nacht.“ MWG II/9, S. 21 f. Und vor dem 10. Mai 1916, in einem Brief Max Webers an Paul Siebeck heißt, es: „Meine ‚Soziologie‘? Du lieber Gott! Ich bin froh, wenn ich jetzt während des Krieges noch Ihnen die Aufsätze über die ‚Wirtschaftsethik der Weltreligionen‘ so fertig stellen kann, daß sie mit der ‚Protestantischen Ethik‘ zusammen herausgegeben werden können.“ MWG II/9, S. 411.
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verwendet,37 obgleich sie der nach wie vor verbindlichen „Einteilung des Gesamtwerkes“ nicht entspricht. Doch bevor wir zu der Situation nach dem Kriege kommen, kehren wir noch einmal zurück zu den Vorkriegsmanuskripten, und hier, wie angekündigt, zu dem Manuskript „Die Wirtschaft und die Ordnungen“. Es ist derjenige Textzeuge, der uns noch am besten hilft, die insgesamt eher dunkle Entstehungsgeschichte der Vorkriegsmanuskripte wenigstens ein wenig aufzuhellen. Wir fügen dem Gesagten noch eine bisher unterschlagene Beobachtung hinzu. Wir haben gesehen: Das ursprüngliche, maschinengeschriebene Manuskript enthält eine kritische Auseinandersetzung mit Stammler, die bei der Überarbeitung sogar verschärft wird. Wir haben aber absichtlich einen anderen Sachverhalt bisher noch nicht betont. Im maschinengeschriebenen Manuskript finden sich nämlich keinerlei Rück- oder Vorausverweise auf andere Manuskripte von „Wirtschaft und Gesellschaft“. Diese werden erst während der Überarbeitung eingefügt. Dabei fällt auf: Am stärksten verzahnt, und zwar sowohl formal wie inhaltlich, wird der überarbeitete Text mit dem zweiten Teil des Kategorienaufsatzes. Außerdem gibt Weber die Anweisung, große Teile des ursprünglichen Textes, der durch die Erweiterungen zwar ergänzt, aber im wesentlichen erhalten bleibt, in Petit zu setzen. Er macht ihn also, wenn man so will, durch die Verzahnung mit dem zweiten Teil des Kategorienaufsatzes für „Wirtschaft und Gesellschaft“ fit. Im ursprünglichen Manuskript sind natürlich bereits Begriffe verwendet, die auch in anderen Manuskripten vorkommen und bei der Überarbeitung nicht einfach verschwinden. Aber der ursprüngliche Begriffsapparat bleibt im wesentlichen auf Begriffe wie „Gemeinschaftshandeln“, „Vergesellschaftung“ und „politische Gemeinschaft“ beschränkt. Ferner ist von Zwangsapparat die Rede, um gegen Stammler Webers Sicht der Unterscheidung von Konvention und Recht zu verdeutlichen. Auch religiöse Gemeinschaft kommt vor. Aber die eigenwillige und höchst differenzierte Begriffssprache aus dem zweiten Teil des Kategorienaufsatzes ist noch nicht vorhanden. Die Rückverweise auf den zweiten Teil des Kategorienaufsatzes fehlen natürlich ebenfalls.38 37 Der Verlag hatte bereits 1914 im Juli-Heft des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 39. Band, Heft 1 Webers Beitrag für den Ersten Band des Grundrisses als Soziologie angekündigt, und auch in den Neuigkeiten des Verlags J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vom April 1920 heißt es im Zusammenhang mit Webers Beitrag zum Grundriß: „III. Abteilung: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie.“ 38 Der Begriffsapparat, mit dem Max Weber seine Diskussionsreden auf dem „Ersten Deutschen Soziologentag“ vom 19. bis 22. Oktober 1910 in Frankfurt bestreitet, erstreckt sich auf Kirche, Sekte, Anstalt, Verein, Zweckverband, Gemeinschaftsbildung, Gesellschaftsbildung, soziale Gebilde, soziale Gemeinschaften, Vergesellschaftung. Auch Stammler wird an verschiedenen Stellen kritisiert. Weber, Max, [Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Werner Sombart: Technik und Kultur], in: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.–22. Oktober 1910 in Frankfurt a. M. – Tü-
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Denn die Verzahnung setzt ja den zweiten Teil des Kategorienaufsatzes voraus, kann also erst stattgefunden haben, nachdem dieser vorlag. Das Datierungsproblem, das sich mit dem zweiten Teil verbindet, haben wir diskutiert. Man hat die Wahl: entweder Ende 1909 bis Ende 1910 oder Ende 1912. Optiert man für Ende 1912, so wäre die Verzahnung frühestens Ende 1912/Anfang 1913 erfolgt. Weber entschied sich Mitte 1913, den Kategorienaufsatz separat zu veröffentlichen. Er hätte also in diesem Fall die gerade erst vollzogene Verzahnung sofort wieder aufgelöst. Wie auch immer: Die Folgen der Entscheidung, den Kategorienaufsatz separat zu veröffentlichen, waren jedenfalls für „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ gravierend. Denn die in den ursprünglichen Text eingefügten Rückverweise liefen nun leer. Dies wirft die Frage auf: Wie hätte Weber im Oktober 1914 seinen Beitrag „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ begonnen? Hätte er dafür diesen Text verwendet und wenn, hätte er ihn dafür noch einmal revidiert? Dies ist nicht auszuschließen. Immerhin gibt es die Vermutung, Weber habe an diesem Text noch Ende 1913/ Anfang 1914, also nach Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes, gearbeitet. Dafür scheint eine Passage zu sprechen, die dem Abschnitt „Rechtsordnung, Konvention und Sitte“ hinzugefügt ist. Diese steht auf einem auf der linken Seite des maschinengeschriebenen Manuskripts angeklebten handgeschriebenen Zettel, dessen unteres Viertel durch einen weiteren aufgeklebten Zettel verdeckt ist. Auf der durch beide Zettel bewerkstelligten Erweiterung des ursprünglichen Manuskripts ist die Terminologie des Kategorienaufsatzes – Gemeinschaftshandeln, Einverständnishandeln, Gesellschaftshandeln, Verbandshandeln, Anstaltshandeln, auch verbandsgeregeltes Handeln – benutzt. Dies scheint zunächst keine Besonderheit, denn es entspricht dem, was wir über die Entstehung des Manuskripts „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ sagten, daß die Kategorien des Kategorienaufsatzes nachträglich in den ursprünglichen Text eingefügt wurden. Aber: Der zuunterst liegende Zettel enthält auf der Rückseite das Fragment eines Briefs oder eines Briefentwurfs, in dem von einer „Wiener Klinik“ die Rede ist. Daraus könnte man schließen, das Fragment hänge mit der Affäre Otto Gross zusammen, so daß es vermutbingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911, S. 95–101 (MWG I/12); ders., [Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Alfred Ploetz: Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und einige damit zusammenhängende Probleme], ebd., S. 151–165, 215 (MWG I/12); ders., [Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Andreas Voigt: Wirtschaft und Recht], ebd., S. 265–270 (MWG I/12); ders., [Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Hermann Kantorowicz: Rechtswissenschaft und Soziologie], ebd., S. 312, 323–330 (MWG I/12), und ders., [Diskussionsbeiträge zum Vortrag von Ernst Troeltsch: Das stoisch-christliche Naturrecht], ebd., S. 196–202, 210 f. (MWG I/9). Mit Ausnahme der Diskussionsrede zu Sombarts Vortrag über Technik und Kultur, die gewissermaßen auf das Gutachten zum Werturteilsstreit und auf die Studien zur Musik (MWG I/14) vorgreift, sind alle dabei behandelten Themen grundrißrelevant.
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lich Ende 1913/Anfang 1914 entstanden sei.39 Wäre dies zutreffend, so hätte man zumindest für die letzte Überarbeitung und Erweiterung eine einigermaßen exakte Datierung. Es würde bedeuten, daß Weber sich die „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ für die Endfassung seines Beitrags Ende 1913/Anfang 1914 tatsächlich noch einmal vornahm und sich für die Überarbeitung und Erweiterung weiterhin der Kategorien des Kategorienaufsatzes bediente, daß er also die in dem Text beschriebenen Abgrenzungen, in diesem Fall: die fließenden Übergänge zwischen Sitte, Konvention und Recht, in, wie es an anderer Stelle heißt, „unsere Terminologie übersetzt[e]“.40 Es könnte freilich auch bedeuten, wie oben bereits vermutet, daß er auch diesen Text, wie 39 Fragment zum Manuskript: Weber, Max, Die Wirtschaft und die Ordnungen, Bestand Max Weber, Deponat BSB München, Ana 446, Bl. 6; MWG I/22-3. Die erste Zeile des Fragments lautet: „in der Wiener Klinik zu . . .“. Diese Zeile ist, wie die meisten, nicht vollständig, weil der Zettel auf der rechten Seite senkrecht abgeschnitten oder abgerissen ist. Er enthält zudem weder ein Datum noch einen Adressaten, noch überhaupt einen Namen. Auch eine sichere Vervollständigung des Textes ist nicht möglich. – Die Vermutung, das Fragment könne wegen der Erwähnung einer „Wiener Klinik“ mit der Affäre Otto Gross zu tun haben, ist zunächst tatsächlich naheliegend. Otto Gross, mit dessen zur Weltanschauung aufgebauschter Sexualtheorie sich Weber bereits 1907 konfrontiert sah, wurde Ende 1913/Anfang 1914 auf Betreiben seines Vaters aus Berlin, wo er sich bei seinen anarchistischen Freunden aufgehalten hatte, nach Österreich ausgewiesen und durch Beschluß des Bezirksgerichts Graz unter Kuratel gestellt, d. h. zwangsweise in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, in eine Irrenanstalt, wie es damals hieß. Max Weber engagierte sich in diesem Zusammenhang seit Ende November 1913 für die Mutterrechte von Frieda Gross, der Ehefrau von Otto, von dem diese schon seit längerer Zeit getrennt lebte. Sie hatte sich in Ascona niedergelassen und war mit Ernst Frick, einem Anarchisten, liiert. Aus der regulären Ehe mit Otto Gross stammte der Sohn Peter, aus der „Gewissensehe“ mit Ernst Frick die Tochter Eva. Das Bestreben von Hans Gross, Professor in Graz und Vater von Otto, diesen nicht nur internieren, sondern auch entmündigen zu lassen, warf für Frieda Gross schwerwiegende Sorgerechts- und Erbschaftsfragen auf. Weber stand ihr darin mit juristischem und auch menschlichem Rat zur Seite. Seine teilweise sehr ausführlichen Briefe ziehen sich bis weit in das Jahr 1914 hinein. Zur Darstellung der Affäre Otto Gross, die auch in der Presse verhandelt wurde, die „Editorische Vorbemerkung“ zum Brief Max Webers an Frieda Gross vom 21. November 1913, MWG II/8, S. 386 f. – Otto Gross war freilich nicht in einer „Wiener Klinik“ interniert, sondern in einer Anstalt in Tulln bei Wien, später in Troppau. In einer „Wiener Klinik“, in der Anstalt „Steinhof“, hielt er sich 1911 zu einer Entziehungskur auf. Hier gibt es aber keine nachgewiesene direkte oder indirekte Verbindung zu Weber. Es ist also unklar, auf wen sich die „Wiener Klinik“ in dem Fragment tatsächlich bezieht. Immerhin ist nicht auszuschließen, daß die „Wiener Klinik“ im Zusammenhang mit der Bitte von Otto Gross an die Wiener Medizinische Fakultät steht, seinen Geisteszustand zu überprüfen. Diese Bitte wurde von der Fakultät wegen Überlastung abgelehnt. Es ist freilich unwahrscheinlich, daß Weber um diesen Vorgang wußte, weil Gross gegenüber der Außenwelt streng abgeschirmt wurde. In Webers Briefen wird der Vorgang nicht erwähnt. Wie auch immer: Das Fragment läßt sich jedenfalls zeitlich nicht eindeutig einordnen. Es ist also untauglich für eine exakte Datierung der letzten Überarbeitung und Erweiterung von „Die Wirtschaft und die Ordnungen“. 40 WuG1, S. 379 (MWG I/22-3).
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schon den Kategorienaufsatz, für eine separate Veröffentlichung vorbereitete. Denn die Überwindung Stammlers war ihm ja, wie nicht zuletzt der zitierte Brief an Hermann Kantorowicz, aber auch die späteren „Soziologischen Grundbegriffe“ zeigen, immer noch wichtig, und die Demonstration der Leistungsfähigkeit seiner verstehenden Soziologie gegenüber einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit natürlich auch. Wir können hier freilich nur spekulieren. Gesicherte Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Orientiert man sich allerdings am Inhaltsverzeichnis von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“, so spricht jedenfalls nichts dagegen, daß Weber „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ im Verbund seines Beitrags halten wollte. Denn dieser sollte mit „Kategorien gesellschaftlicher Ordnungen“ beginnen, und in diesem Zusammenhang war ein Text „Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung“ vorgesehen. Der heißeste Kandidat dafür aus dem überlieferten Textbestand ist tatsächlich die überarbeitete Fassung von „Die Wirtschaft und die Ordnungen“. Vielleicht sollte sie, selbst nach Ausgliederung des Kategorienaufsatzes, weiterhin an der allerdings noch zu formenden Spitze stehen.41 Daß der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ ‚kategorienreich‘ ist und daß dieser Charakter durch Einfügungen 1914 vermutlich noch verstärkt wurde, steht unserer These, der Text sei einer der frühesten und die soziologischen Begriffe des Kategorienaufsatzes seien relativ früh in ihn eingearbeitet worden, nicht entgegen, auch nicht der These, daß diese im Laufe der Zeit ihre Maßgeblichkeit für größere Teile der Manuskripte verloren. Denn dies heißt ja nicht, daß sie dort, wo sie einmal intensiv verwendet wurden, nun hätten getilgt werden müssen. Es heißt nur, daß sie in einer früheren Phase maßgeblicher waren als in einer späteren. Der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ ist auch ein Sonderfall insofern, als er offensichtlich von Beginn an für die Spitze des Beitrags bestimmt war und, nimmt man an, daß er doch nicht ausgegliedert werden sollte, dort auch blieb. Denn nicht nur im „Stoffverteilungsplan“, auch in der „Einteilung des Gesamtwerkes“, ist, wie gesagt, ein Text dieser Art für den Anfang vorgesehen. Das hatte nun zur Folge, daß die 1910 noch beabsichtigte und wohl auch durchgeführte zusammenhängende Betrachtung des Verhältnisses von Recht und Wirtschaft – „a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands)“ – nicht mehr beibehalten werden konnte. Daß diese zusammenhängende Betrachtung ursprünglich tatsächlich bestand, ist aber nicht nur durch die Disposition von 1910 nahegelegt, sondern vor allem durch eine den Rechtstexten zugrundeliegende kategorienfreie Typoskriptschrift bezeugt. 1914 aber werden Nr. 1 und Nr. 2 an verschiedenen Stellen des 41 Zur Frage des ‚Kopfs‘ des Manuskripts von 1914 Schluchter, Individualismus, S. 226 ff.
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Manuskriptaufbaus eingeordnet. Nr. 1 bleibt an der Spitze („Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung“), Nr. 2 dagegen kommt zum politischen Verband („Die Entwicklungsbedingungen des Rechts“). Auch die Durchdringung dieser beiden Rechtstexte mit den Kategorien des Kategorienaufsatzes ist verschieden. Während Weber Nr. 1, wie gezeigt, bei der Überarbeitung und Erweiterung durchgängig kategorienreich macht, läßt sich dies für Nr. 2 nicht in gleichem Maße sagen. Bei den späteren Überarbeitungen und Erweiterungen werden zwar auch die Kategorien des Kategorienaufsatzes verwendet, aber weniger, um die Grundschicht zu verändern, in der sie bereits vorkommen (§ 2), als vielmehr, um die enormen Ausweitungen zu formulieren, wobei wiederum auffällt, daß dies für die früheren mehr als für die späteren Überarbeitungen und Erweiterungen gilt.42 Vermutlich hätte der im Oktober 1914 vorzulegende Beitrag aus einer Mischung von kategorienreichen und kategorienarmen Texten bestanden, weil sie aus verschiedenen Phasen der Arbeit für das Sammelwerk stammten. Daß Weber die darin enthaltenen Begriffe noch untereinander abgestimmt hätte, ist unwahrscheinlich. Wissen können wir es nicht. Hätte er freilich den Begriffsapparat tatsächlich im Sinne des Kategorienaufsatzes (zweiter Teil) vereinheitlichen wollen, so hätte er diesen Text, wie gesagt, wohl kaum aus dem Manuskriptbestand von „Wirtschaft und Gesellschaft“ gelöst und mit dem Hinweis, daß er „der methodischen Begründung sachlicher Untersuchungen, darunter eines Beitrags (Wirtschaft und Gesellschaft) für ein demnächst erscheinendes Sammelwerk dienen sollte“, separat veröffentlicht. Wie im vorherigen Kapitel ausgeführt, nahm Max Weber nach Ende des Krieges die Arbeit an seinem Grundrißbeitrag für das „Erste Buch“ wieder auf und schloß darüber einen Vertrag mit Paul Siebeck. Der Inhalt des Vertrags wurde oben mitgeteilt. Inzwischen war er auch an die Universität München berufen und hatte eine reguläre Lehrtätigkeit nach nahezu 20 Jahren wieder aufgenommen. Die Themen, die er für seine Lehrveranstaltungen wählte, waren überwiegend mit der Arbeit an seinem Grundrißbeitrag koordiniert. Weber setzte ganz neu an, schrieb zunächst eine methodisch-begriffliche Einleitung, die den Kategorienaufsatz ersetzte. Auch dem Werkplan von 1914 folgte er nicht mehr. In mehreren Lieferungen, orientiert an der Einteilung in Kapitel, wollte er drucken lassen: Kapitel I: „Soziologische Grundbegriffe“; Kapitel II: „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“; Kapitel III: „Die Typen der Herrschaft“; Kapitel IV: „Stände und Klassen“; Kapitel V: „Soziologie der Gemeinschaften“, dann, ohne nähere Kapitelzuordnung, aber vermutlich jeweils als ein Kapitel, die „Religionssoziologie“, die „Rechtssoziologie“ und die „Staatssoziologie“. Auch ein Kapitel „über die Theorie der 42 Dazu der allerdings nicht eindeutige „Editorische Bericht“ zu „[Die Entwicklungsbedingungen des Rechts]“, in: MWG I/22-3.
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Entstehungsgeschichte
Übersicht 4: Vergleich der Dispositionen von Max Webers Beitrag aus den Jahren 1910 bis 1920 ältere Fassung
Wirtschaft und Gesellschaft 1910
1913
[Kategorien der verstehenden Soziologie]
a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwick lung des heutigenZustands).
b) Wirtschaft und soziale Gruppen. (Familien und Gemeinde verband, Stände und Klassen, Staat). c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus).
Beziehung der großen Gemeinschafts formen zur Wirtschaft Familie und Hausgemeinschaft Betrieb Sippe ethnische Gemeinschaft Religion (Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken)
Soziologische Staats und Herrschaftslehre
II. Von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zur „Soziologie“
jüngere Fassung
Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte
Soziologie
1914
1920
1. Kategorien der gesellschaftlichen Ord nungen.
I.
Soziologische Grundbegriffe
II.
Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens
III.
Die Typen der Herrschaft
VI.
Stände und Klassen
[V.
Soziologie der Gemeinschaften]
Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiel len Beziehung.
Wirtschaftliche Beziehungen der Ver bände im allgemeinen. 2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb. 3. Nachbarschaft, Sippe, Gemeinde. 4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen. 5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesin nung.
[VI. Religionssoziologie]
6. Die Marktvergemeinschaftung. 7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation. 8. Die Herrschaft.
[VII. Rechtssoziologie]
[VIII. Staatssoziologie]
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Entstehungsgeschichte
Umwälzungen“ oder die „Theorie des Umsturzes“ muß er geplant haben. Denn darauf gibt es in Kapitel III einen Verweis.43 Ferner scheint er die Kapitelfolge als den Gang vom Allgemeinen zum Besonderen oder Speziellen angelegt zu haben. Denn es heißt etwa, alle Einzelheiten gehörten „in die Sonderdarstellung weiter unten“,44 und eine Sonderdarstellung könnte ja zum Beispiel die Staatssoziologie im Verhältnis zu der Herrschaftssoziologie sein. Aber ein Werkplan, wie wir ihn aus den Jahren 1910 und 1914 kennen, ist nicht überliefert. Immerhin macht der Vergleich der gesicherten oder wahrscheinlichen Kapitelfolge mit den beiden anderen Werkplänen die tiefgreifenden Veränderungen sichtbar, die Weber bei der Wiederaufnahme seiner Arbeit für den Grundriß der Sozialökonomik vollzog (Übersicht 4). Weber starb, bevor er das Kapitel IV: Stände und Klassen, abschließen konnte. Aber aus den von ihm noch zum Druck gegebenen Kapiteln läßt sich zweifelsfrei erkennen, daß er die alten Texte nur noch als Vorarbeiten behandelte. Sie ließen sich nur veröffentlichen, nachdem sie begrifflich vereinheitlicht, gestrafft und in eine lehrhafte Form gebracht worden waren. Das beste Beispiel dafür ist das Kapitel III: Die Typen der Herrschaft. Hier werden die teilweise ausufernden, teilweise fragmentarischen, teilweise unabgestimmten alten Texte verdichtet und in eine kohärente Ordnung gebracht.45 Ähnlich wäre er mit den Texten über die Gemeinschaften, die Religion und das Recht verfahren. Er wollte also die alten Texte neu gestalten und, wie wohl im Fall der Staatssoziologie, neue erst schreiben. Deshalb muß man bei Max Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks von zwei Fassungen sprechen: einer älteren, die in sich selbst Textstufen aufweist und die nicht veröffentlicht wurde, und einer jüngeren, deren Veröffentlichung zwar begann, aber unvollendet blieb. Als Marianne Weber nach Max Webers Tod den überlieferten, aber unveröffentlichten Textbestand sichtete, stand sie vor der Frage, wie man den begonnenen Druck von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ weiterführen sollte. Dafür traf sie einige folgenschwere Entscheidungen. Sie prägten die Gestalt der Ausgaben von Max Webers „Wirtschaft und Gesellschaft“ auf Jahrzehnte. Ihr folgte Johannes Winckelmann als der zweite Editor dieses Werks. Er modifizierte zwar einige von Marianne Webers Entscheidungen, änderte aber nicht die von ihr eingeschlagene Richtung. Fragen wir also: Was waren diese Entscheidungen, und wohin führten sie?
43 WuG1, Kap. III, § 14 (MWG I/23). 44 Ebd., § 14 (MWG I/23). 45 Zu den ursprünglichen Texten über Herrschaft und ihre mangelnde interne Kohärenz die „Einleitung“ und die „Editorischen Berichte“ von Edith Hanke, MWG I/22-4.
III. Die Editionen von „Wirtschaft und Gesellschaft“
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III. Die Editionen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ 1. Marianne Weber: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Buch in drei Teilen Max Weber arbeitete bis zu seinem Tod intensiv an dem Doppelprojekt, das sich aus der Weichenstellung im Jahre 1913 ergeben hatte: an „Wirtschaft und Gesellschaft“, 1914 in „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ umbenannt, und an den Aufsätzen zu den Kulturreligionen, die er seit 1915 unter dem Titel „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik in Fortsetzungen veröffentlichte. Dieses religionssoziologische Projekt, das ihn neben seinem politischen Engagement und seiner journalistischen Tätigkeit seit 1915 kontinuierlich beschäftigte, war 1919 vom Konfuzianismus (1915) über den Hinduismus und Buddhismus (1916/17) bis zum antiken Judentum (1917 bis 1919) gediehen.1 Es sollte weitergeführt werden, und zwar über das talmudische Judentum, das antike Christentum, den Islam zum östlichen und vor allem zum westlichen Christentum.2 Für die Sammlung der geschriebenen und noch zu schreibenden Aufsätze hatte Weber eine „Vorbemerkung“ verfaßt sowie die Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ aus den Jahren 1904/1905 durchgesehen und erweitert. Diese Aufsatzfolge sollte, zusammen mit dem praktisch neu geschriebenen Aufsatz „Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus“, an der Spitze der vergleichenden religionssoziologischen Versuche stehen.3 Das Projekt war auf vier Bände angelegt, und hierfür hatte er auch die im Jahre 1915 erschienene Studie über den Konfuzianismus erheblich erweitert. Im Unterschied zu den religionssoziologischen Skizzen aber waren die 1914 vorhandenen Manuskripte für „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ während der Kriegszeit, nach allem, was wir wissen, weitgehend unberührt in der Schublade geblieben. Einzig für ein Gastsemester im Sommer 1918 in 1 Das Heft, in dem der Schluß des Aufsatzes über das antike Judentum erschien, wurde im Januar 1920 ausgeliefert. Aber geschrieben wurde er 1919. 2 Der Verlagsvertrag darüber wurde zwischen Paul Siebeck und Max Weber am 13. November 1919 abgeschlossen. Es heißt darin nur „Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie“ ohne Angabe der Zahl der Bände. Diese ergibt sich aus dem Briefwechsel und den Neuigkeiten des Verlags. Zum Gesamtprojekt Schluchter, Grundlegungen I, S. 300 f. 3 Vorläufer des Sektenaufsatzes sind die Skizzen über Kirchen und Sekten aus dem Jahr 1906. Im Unterschied zu der Aufsatzfolge und der Konfuzianismusstudie gibt es hier keine Textkontinuität. Dazu Weber, Max, ‚Kirchen‘ und ‚Sekten‘, in: Frankfurter Zeitung, 50. Jg., Nr. 102 vom 13. April 1906 und Nr. 104 vom 15. April 1906 (MWG I/9), sowie Weber, Max, ‚Kirchen‘ und ‚Sekten‘ in Nordamerika. Eine kirchen- und sozialpolitische Skizze, in: Die Christliche Welt. Evangelisches Gemeindeblatt für die Gebildeten aller Stände, 20. Jg., Nr. 24 vom 14. Juni 1906 und Nr. 25 vom 21. Juni 1906 (MWG I/9).
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Wien holte Max Weber seine Manuskripte über die Herrschafts- und die Religionssoziologie wieder hervor. Am 26. November 1917 schrieb er an Paul Siebeck: „Ich gehe im Sommer nach Wien, probeweise, mit Rücktrittsrecht bis Juli, falls ich die Sache dort zu strapazant und meine wissenschaftliche Arbeit schädigend finde. Ich lese: mein Buch für den Grundriß. Das wird ihm nützen und die Fertigstellung beschleunigen.“4 Zuvor hatte er gegenüber dem Verleger geklagt: „Ginge nur der Krieg zu Ende, daß ich an meinen Grundriß-Band käme! Es ist mir Das jetzt einfach nicht möglich innerlich und ich mache daher lieber an diesen Artikeln über Relig[ions-]Soziologie weiter. Aber meine Sehnsucht ist das Andre. Seien sie unbesorgt wegen der Fertigstellung.“ Und dann der bemerkenswerte Zusatz: „Ich habe den Wunsch, das Buch Ihnen, mit Ihrer Erlaubnis, zu widmen, und nicht zu spät!“5 Wien bedeutete also eine gewisse Wende, aber die eigentliche Neufassung der Vorkriegsmanuskripte begann wohl erst nach Ende des Krieges – als Weber eine Lehrtätigkeit in München aufgenommen und sich von der Tagespolitik abgekehrt hatte. Wie wir bereits gezeigt haben, baute er seinen Beitrag nun anders als 1914 auf. Zum Zeitpunkt seines Todes waren vier Kapitel dieser Neufassung im Satz, das Kapitel IV („Stände und Klassen“) noch nicht abgeschlossen. Als Kapitel V und wohl noch als Teil dieser ersten Lieferung, hatte er, das ergeben die Verweise, Erörterungen über den Familien- und Sippenverband, den Nach bar(schafts)verband, den Dorfverband, kurz: eine Soziologie der Gemeinschaften oder der Verbände vorgesehen.6 Wie er sich den weiteren Aufbau dachte, läßt sich aus den wenigen Verweisen nur erahnen. Wie bereits gesagt: Weber hinterließ dafür keine verbindliche Disposition. Als Marianne Weber daranging, den Nachlaß zu sichten und die Veröffentlichung der Manuskripte für „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ vorzubereiten, sah sie sich dieser Ausgangslage gegen-
4 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1917, MWG II/9, S. 821. 5 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 20. Februar 1917, MWG II/9, S. 599. Marianne Weber folgte übrigens diesem Wunsch Max Webers später nicht. Sie widmete „das Buch“ Max Webers Mutter Helene. 6 Es gibt zwei Arten von Verweisen: 1. auf die weiteren Kapitel; 2. auf die Sonderdarstellungen und Spezialerörterungen. So heißt es zum Beispiel: „gehören in die Sonderdarstellung weiter unten“, „alle Einzelheiten gehören in die Spezialerörterungen“, aber auch: davon ist „gesondert zu reden“, dies muß „besonderer Betrachtung vorbehalten bleiben“ oder „näher davon in anderem Zusammenhang“. Bei der zweiten Gruppe kann es sich also um beitragsinterne, grundrißinterne oder grundrißexterne Verweise handeln. Nach den beitragsinternen Verweisen zu urteilen, sollte das Kapitel V, über die Soziologie der Gemeinschaften oder Verbände, wohl noch im Rahmen der 1. Lieferung erscheinen, denn Kapitel V ist in den ersten vier Kapiteln mehrmals erwähnt, während bei Bezugnahmen auf die Religions-, Rechts- und Staatssoziologie keine Kapitelnummern angegeben sind.
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über. Offensichtlich hatte Max Weber auch ihr seine weiteren Absichten nicht mitgeteilt. Dies machte die Herausgabe des Nachlasses äußerst schwierig. Marianne Weber verhehlte diese Schwierigkeit der Leserschaft nicht. So schrieb sie in dem „Vorwort“ vom Oktober 1921, das sie der 2. Lieferung beigab und mit der sie den „Zweiten Teil“ von „Wirtschaft und Gesellschaft“ unter dem Titel „Typen der Vergemeinschaftung und der Vergesellschaftung“ eröffnete: „Für den Aufbau des Ganzen lag kein Plan vor. Der ursprüngliche, auf S. X und XI Band I des Grundrisses der Sozialökonomik skizzierte gab zwar noch Anhaltspunkte, war aber in wesentlichen Punkten verlassen. Die Reihenfolge der Kapitel mußte deshalb von der Herausgeberin und ihrem Mitarbeiter entschieden werden. Einige Abschnitte sind unvollendet und müssen so bleiben. Die Inhaltsangabe der Kapitel war nur für die ‚Rechtssoziologie‘ fixiert.“7 Der erwähnte Mitarbeiter war Melchior Palyi. Dieser, 1892 geboren, hatte unter anderem in München Rechtswissenschaft und Nationalökonomie studiert und war 1915 promoviert worden. 1921 habilitierte er sich in Göttingen mit einer Arbeit über Geldtheorie.8 Nach Max Webers Tod wurde er Marianne Webers wichtigste Stütze bei den anstehenden Editionsarbeiten zu „Wirtschaft und Gesellschaft“. Daneben gab er zusammen mit Siegmund Hellmann die im Wintersemester 1919/20 von Max Weber gehaltene, aus seinen wenigen Notizen und den Nachschriften von Hörern rekonstruierte Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ heraus.9 Wir besitzen keine genauere Beschreibung des Zustands, in dem sich der Nachlaß befand, als Marianne Weber ihn übernahm. Sicher freilich ist, daß manche dieser vorgefundenen Manuskripte noch nicht vollständig ‚abdiktiert‘ waren, also noch erhebliche handschriftliche Zusätze enthielten, ähnlich, wie 7 Die „Zweite Lieferung“ oder „Lieferung 2“ mit den Bogen 13 bis 23 und Zwischentiteln lautet im Deckblatt: III. Abteilung. Wirtschaft und Gesellschaft von Max Weber. Zweite Lieferung. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921. Innen heißt es: Zweiter Teil. Typen der Vergemeinschaftung und der Vergesellschaftung. Die Lieferung reicht bis zur Religionssoziologie. Das Vorwort, datiert mit Oktober 1921, steht auf S. III und wurde ohne Änderungen als „Vorwort“ zum Grundriß der Sozialökonomik. III. Abteilung. Wirtschaft und Gesellschaft von Max Weber. – Tübingen: Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, übernommen. Es blieb aber in der Erstauflage zwischen der 1. und 2. Lieferung, d. h. zwischen dem von Max Weber noch selbst in den Satz gegebenen und den von Marianne Weber herausgegebenen Texten, stehen. Vgl. dazu die Karte von Marianne Weber an den Verlag vom 7. September 1922, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Erst in der 2. Auflage 1925 rückt das „Vorwort zur ersten Auflage“ an den Anfang des Bandes. 8 Zu Melchior Palyi der Eintrag von Knut Borchardt in: Neue Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 20. Band. – Berlin: Duncker & Humblot 2001, S. 25 f. 9 Weber, Max, Wirtschaftsgeschichte. Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Aus den nachgelassenen Vorlesungen hg. von Prof. S. Hellmann und Dr. M. Palyi. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1923 (MWG III/6).
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uns dies bei „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ begegnete. Einzelne Manuskripte mußte man also zunächst druckfertig machen, dann mußte die Reihen folge aller Manuskripte bestimmt werden. Hier gab es, das zeigt die Korrespondenz zwischen Marianne Weber und dem Verlag, eine gewisse Ratlosigkeit, die sich in einer mehrmaligen Änderung der Reihenfolge niederschlug.10 Man vermutete im Rückblick, Melchior Palyi habe auf die endgültige Festlegung dieser Reihenfolge ungebührlichen und unheilvollen Einfluß genommen.11 Dieses harsche Urteil kommt nicht ganz von ungefähr. Schon während der Drucklegung äußerte sich der Verlag erstaunlich negativ über Palyis Wirken. Es sei bedauerlich, so in einem Brief vom 10. März 1922 an Marianne Weber, „daß bei der Korrekturarbeit des Herrn Dr. Palyi immer wieder Störungen und Irrtümer“ vorkämen“,12 und in einem Brief vom 9. August wird seine „saumselige Erledigung der Korrekturen des Werkes“ beklagt.13 Marianne Weber suchte ihn gegen Angriffe dieser Art zu verteidigen. Denn er habe „nicht nur Korrekturen gelesen, sondern einen Teil der Kapitel auch mit Überschriften versehen“.14 Und überhaupt sei sie ihm angesichts seiner selbstlosen Hilfe bei der Publikation von Max Webers Soziologie zu großem Dank verpflichtet.15 Tatsächlich ließ sie Melchior Palyi weitgehend gewähren, schätzte und befolgte seinen Rat. Es ist denn auch wahrscheinlich, daß sich bei dieser doppelten Umsetzung, der Transkription der Texte und der Bestimmung ihrer Reihenfolge, die eine oder andere Fehldeutung einschlich. Das 10 Die verschiedenen Änderungen in der Kapitelfolge sind gut dokumentiert in: Win ckelmann, Webers hinterlassenes Hauptwerk, VI. Die Erstausgabe von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ im Rahmen des GdS durch Marianne Weber und Melchior Palyi (1921/22), S. 84–121. Für Details sei auf diese Schrift verwiesen. Eine Zusammenstellung der sechs Kapitelfolgen nach Winckelmann findet sich im Anhang 2 zur Entstehungsgeschichte, unten, S. 130 f. 11 Ebd., S. 108. Winckelmann behauptet: „Das verwirrende Durcheinander bei der Festlegung der Kapitelfolge des Nachlaßmanuskripts“ sei hauptsächlich auf Melchior Palyi, nicht auf Marianne Weber zurückzuführen. 12 Brief des Verlags an Marianne Weber vom 10. März 1922, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 13 Brief des Verlags an Marianne Weber vom 30. August 1922, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 14 Brief Marianne Webers an Oskar Siebeck vom 9. August 1922, VA Mohr/Siebeck. Deponat BSB München, Ana 446. 15 Marianne Webers Wertschätzung der Arbeit von Melchior Palyi kommt in demselben Brief zum Ausdruck. Der Verlag hatte für die Erstellung der Register einen Herrn Kohler vorgeschlagen, um den Vorgang zu beschleunigen. Darauf reagierte Marianne Weber wie folgt: „[. . .] ich kann meine Zustimmung zu Herrn Kohlers Beauftragung nur geben, wenn zuvor Dr. Palyi erklärt hat, daß er nicht in der Lage ist, das Register innerhalb einer bestimmten Frist zu machen. Er hat doch voraussichtlich die Arbeit schon begonnen – wir können u. dürfen nicht über seinen Kopf fortgehen. Ich bin ihm zu viel Dank verpflichtet, ohne seine selbstlose Hilfe wäre die Soziologie nicht so gut bewältigt.“ Brief Marianne Webers an Oskar Siebeck vom 9. August 1922, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
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Urteil darüber aber ist schwierig, weil wir nur von wenigen Texten – in erster Linie von „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ und von den „Entwicklungsbedingungen des Rechts“ – die ursprünglichen, unter Umständen mehrmals überarbeiteten Manuskripte besitzen. Im übrigen sind, bis auf wenige Fragmente, die ursprünglichen Manuskripte verloren, so daß eine von Marianne Webers Editionstätigkeit unabhängige Textkonstitution und Festlegung der Kapitelfolge heute nicht mehr möglich sind.16 Wichtig ist zunächst der Vergleich zwischen dem Inhaltsverzeichnis der 1. Lieferung vom Februar 1921 und dem Inhaltsverzeichnis der 1. Auflage vom September 1922. Dabei zeigt sich, daß Marianne Weber unter Beteiligung von Melchior Palyi nicht nur über das Arrangement der Nachlaßmanuskripte bestimmte, sondern auch in die von Max Weber selbst noch zum Druck gegebene und korrigierte 1. Lieferung eingriff. Die Inhaltsverzeichnisse für die Kapitel I bis IV der 1. Lieferung und der 1. Auflage stimmen nicht überein. Diese Eingriffe sind zwar minimal, aber nicht ohne Bedeutung. Sie betreffen hauptsächlich die Verbalisierung der Paragraphen, die dann als Kolumnenüberschriften im ausgedruckten Text verwendet sind. Auch die Unterteilung in „I. Methodische Grundlagen“ und „II. Begriff des sozialen Handelns“ bei § 1 der „Soziologischen Grundbegriffe“, obgleich im Text vorhanden, erscheint nicht im Inhaltsverzeichnis der 1. Lieferung. Hier wird der § 1 unter „Begriff der Soziologie und des ‚Sinns‘ sozialen Handelns“ geführt. Es ist freilich eine offene Frage, ob die Verbalisierung der Paragraphen und damit die Kolumnentitel nicht bereits in der 1. Lieferung von Marianne Weber oder gar von Dritten stammen. Einiges jedenfalls spricht dafür. So heißt es in einem Brief von Marianne Weber an Werner Siebeck vom 3. Oktober 1920 im Zusammenhang mit der 1. Lieferung, sie erbitte vom „ganzen Buch“(!) noch eine Superrevision, „damit ich ein eingehendes Inhaltsverzeichnis an Hand der Paragraphen-Einteilung machen kann. Es sind dann auch noch einige Beziehungsstellen (sinngemäß auf §§) auszufüllen, bei denen mir ein hiesiger jüngerer Gelehrter [gemeint ist Melchior Palyi, W. S.] helfen muß.“17 Und dann am 1. November 1920 an Paul Siebeck, kurz vor dessen Tode: „In einigen 16 Insofern ist das Urteil, das Johannes Winckelmann über die Editionstätigkeit der Erstherausgeber fällte, wohl zu schroff. Er schreibt: „Wir können diesen Berichtsabschnitt [über die Erstausgabe von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, W. S.] nicht ohne den Versuch einer Verständlichmachung der Editionsbemühungen der Erstherausgeber schließen, einmal um ihren positiven Ergebnissen, zumal der Tatsache der grundsätzlichen Textkonservierung, so unvollkommen immer diese ausgefallen sein dürfte, Genüge zu tun, zum anderen um wenigstens bis zu einem gewissen Grade einsichtig zu machen, woran das Vorhaben im ganzen letzten Endes gescheitert ist.“ Winckelmann, Webers hinterlassenes Hauptwerk, S. 107. Winckelmann hielt sowohl Marianne Weber wie Melchior Palyi für fachlich inkompetent. 17 Brief Marianne Webers an Werner Siebeck vom 3. Oktober 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
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Tagen schicke ich den sorgfältig korrigierten ‚Grundriß‘ mit Inhaltsverzeichnis an Sie ab. Die Hälfte der Seiten ermangelt noch der Überschriften, ich nehme an, daß diese an der Hand des Inhaltsverzeichnisses von der Druckerei ergänzt werden?“18 Es scheint, als habe Max Weber aus drucktechnischen Gründen eine reine Paragraphenfolge bevorzugt, weil er dann in den Druckfahnen noch zusätzliche Paragraphen einfügen konnte, zum Beispiel durch Reihung oder Untergliederung von Paragraphen (§§ 11. 12. 12a. § 12b. § 12c.). In den Druckfahnen zu den „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ jedenfalls, von denen einige wenige überliefert sind, fehlen noch die Kolumnentitel, die dann in der gedruckten Fassung vorhanden sind. Daß Marianne Weber in die Titelei der 1. Lieferung den Zusatz „Erster Teil“ eingefügt haben dürfte, wurde bereits erörtert. Unsere Vermutung stützt sich auf die Überlegung, daß sie sich wohl schon früh entschloß, die begonnene Veröffentlichung von Max Webers „Hauptwerk“ (ihre Formulierung im „Vorwort“ zur 2. Lieferung) mit Hilfe der Nachlaßmanuskripte „fortzusetzen“, die Vorkriegsmanuskripte und das Nachkriegsmanuskript also als integrale Bestandteile eines Werks in Teilen anzusehen. Obgleich sie gegenüber dem unterschiedlichen Charakter der ihr vorliegenden Manuskripte keineswegs blind war – so nannte sie das von Max Weber noch zum Druck gebrachte Nachkriegsmanuskript den „systematischen Teil, der vermutlich noch fortgeführt worden wäre“, und unterschied diesen von den Vorkriegsmanuskripten, die der „mehr schildernden Darstellung soziologischer Erscheinungen“ gewidmet seien –, unterstellte sie, es handle sich insgesamt um ein Werk in Teilen. Um dies zu rechtfertigen, erfand sie die Unterscheidung in eine „abstrakte“ und eine „konkrete“ Soziologie. Dabei gestand sie zu, daß auch in der konkreten Soziologie „der riesenhafte Stoff schon ‚systematisch‘, d. h. im Unterschied zu bloß schildernder Darstellung, durch idealtypische Begriffe geordnet“ sei. Dies vermißte sie an dem Text „Die Stadt“, den sie als eine „bloß schildernde Darstellung“ einstufte und ihn deshalb zunächst nicht den Grundrißmanuskripten zuordnete, sondern Emil Lederer für die Veröffentlichung im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik übergab. Diese Entscheidung revidierte sie allerdings schnell wieder und ordnete auch diesen Text der „konkreten“ Soziologie von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu, in der mit idealtypischen Begriffen gearbeitet werde.19 So erschien „Die Stadt“, 18 Brief Marianne Webers an Paul Siebeck vom 1. November 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 19 In einem Brief an Werner Siebeck vom 7. November 1921 erweckt Marianne Weber allerdings den Eindruck, als habe sie nie beabsichtigt, „Die Stadt“ nicht im Grundriß zu veröffentlichen. Sie habe Emil Lederer das Manuskript nur unter der Voraussetzung übergeben, daß es „auch im Grundriß an passender Stelle aufgenommen werde“. Dies steht aber im Widerspruch zum „Vorwort“ der 2. Lieferung. Brief Marianne Webers an
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nach der Veröffentlichung im Archiv, im Rahmen der 3. Lieferung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ noch einmal. Marianne Weber gestaltete aus den gedruckten und noch nicht gedruckten Texten unter dem von ihr wiedererweckten Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ und unter Verwendung der Unterscheidung zwischen „abstrakter“ und „konkreter“ Soziologie drei Teile: „Erster Teil. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ (abstrakte Soziologie); „Zweiter Teil. Typen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung“ (konkrete Soziologie); „Dritter Teil. Typen der Herrschaft“ (konkrete Soziologie). Bereits am 16. Dezember 1920 hatte sie zu dem am 5. Dezember 1919 zwischen Paul Siebeck und Max Weber geschlossenen Verlagsvertrag einen Nachvertrag ausgehandelt, der aber nur aus einem Paragraphen bestand und Honorarfragen regelte.20 Dann, am 1. Juni 1921, schloß sie einen neuen Vertrag mit dem Verlag über die Veröffentlichung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, der ihrer Editionsstrategie entsprach. Dieser enthält unter anderem die folgenden Bestimmungen: „§ 1. Frau Marianne Weber überträgt auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bezw. ihre Rechtsnachfolger, das ausschließliche Verlagsrecht des von ihrem verstorbenen Gatten, Herrn Professor Max Weber für den ‚Grundriß der Sozialökonomik‘ bearbeiteten und nahezu druckfertig hinterlassenen Manuskriptes: ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ für die erste und alle folgenden Auflagen. § 2. In die III. Abteilung des ‚Grundrisses der Sozialökonomik‘ sollen auf keinen Fall andere Beiträge aufgenommen werden als der von Max Weber nachgelassene. Die Ausgabe erfolgt möglichst in 4 Lieferungen von annähernd gleichem Umfang. Die erste Lieferung ist Anfang 1921 ausgegeben worden. Die 2. Lieferung soll spätestens zu Anfang des Wintersemesters 1921/22 erscheinen. Für die Erscheinungstermine der 3. und 4. (Schluß)Lieferung bleiben besondere Vereinbarungen vorbehalten.“ In § 5 heißt es: „Frau Marianne Weber übernimmt die ausschließliche Verantwortung für die endgültige Redaktion des Manuskriptes und überwacht die Drucklegung. §§ 5 und 6 des am 5. Dezember 1919 mit Herrn Professor Max Weber abgeschlossenen Verlagsvertrages finden entsprechende Anwendung.“ Im übrigen wurden mit diesem neuen Vertrag die beiden vorangegangenen Verträge mit Max Weber bzw. Marianne Weber aufgehoben (§ 10).21 In den genannten §§ 5 und 6 des noch von Max Weber unterWerner Siebeck vom 7. November 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 20 Nachtrag zum Verlags-Vertrag zwischen Herrn Professor Dr. Max Weber in München und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen vom 5. Dezember 1919, mit Datum vom 16. Dezember 1920, unten, S. 226. 21 Verlags-Vertrag zwischen Frau Marianne Weber in Heidelberg als Rechtsnachfolgerin des verstorbenen Herrn Professor Max Weber einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen andererseits, vom 1. Juni 1921, unten, S. 227–229.
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zeichneten Vertrags ist nur die Handhabung der Korrektur- und Revisionsbogen sowie die Kostenverteilung bei über das übliche Maß hinausgehenden Korrekturen geregelt. Diese Regelungen galten für alle Mitherausgeber des Grundrisses, sind also in unserem Zusammenhang ohne Belang. Am 25. März 1921 schickte Marianne Weber die Nachlaßmanuskripte an den Verlag zusammen mit einem Verzeichnis der Kapitelfolge, „so, wie ich sie in Gemeinschaft mit Dr. M. Palyi festgestellt habe“.22 Am 29. März 1921 bestätigte der Verlag gegenüber Marianne Weber den „Eingang des angekündigten Manuskripts von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“ und stellte den Inhalt der Sendung fest: 23 „ 1. Die Wirtschaft und ihre Ordnungen 2. Rechtssoziologie 3. Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen 4. Hausgemeinschaften und Nachbarverband 5. Ethnische Gemeinschaften 6. Religionssoziologie [mit Inhaltsangabe]24 7. Markt fehlt Schluß 8. Herrschaft 9. Politische Gemeinschaften 10. Machtgebilde: ‚Nation‘ 11. Klasse, Stand, Parteien 12. Legitimität 13. Bürokratismus 14. Patrimonialismus 15. Charismatismus 16. Umbildung des Charisma (fehlt Schluß) 17. Feudalismus 18. Staat und Hierokratie 19. Die Stadt (bereits im Archiv für Soz[ial]w[issenschaft] gedruckt).“ Man sieht daran: Nahezu alles, was sich im Nachlaß fand, wurde von Marianne Weber als Bestandteil von „Wirtschaft und Gesellschaft“ behandelt. Es gab allerdings neben religionssoziologischen Textfragmenten, die eindeutig zum
22 Brief Marianne Webers an Werner Siebeck vom 25. März 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 23 Brief Oskar Siebecks an Marianne Weber vom 29. März 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 24 Die Inhaltsangabe, ebd., lautet: „1. –-/ 2. Zauber, Priester/ 3. Gottesbegriff, Ethik, Tabu/ 4. ‚Prophet‘/ 5. Gemeinde/ 6. Heil, Wissen, Predigt, Seelsorge/ 7. Stände und Klassen u. Religion/ 8 Theodizee/ 9. Erlösung und Wiedergeburt/ 10. Erlösungswege/ 11. Religiöse Ethik und ‚Welt‘/ 12. Die Kulturreligionen und die Welt (Unvollendet)“.
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anderen Projekt gehörten, drei Ausnahmen: 25 ein Textfragment über Stammler, in dem Max Weber dessen Ansicht über das Verhältnis von Kausalität und Telos angreift, ein Textfragment „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ und ein Manuskript über Musik. Das Textfragment über Stammler verstand Marianne Weber als Teil der Stammlerkritik von 1907, weshalb sie es als „Nachtrag“ zu dem Aufsatz „R. Stammlers ‚Überwindung‘ der materialistischen Geschichtsauffassung“ in die von ihr zusammengestellten und 1922 veröffentlichten Gesammelten Aufsätze zur Wissenschaftslehre aufnahm.26 Das Textfragment über die Herrschaft fand sie in einem Konvolut, das, wie sie berichtet, ausdrücklich nicht für „Wirtschaft und Gesellschaft“ bestimmt war. Dieses Fragment wurde von ihr 1922 in den Preußischen Jahrbüchern publiziert.27 Mit der Zuordnung der Ausführungen über Musik hatte sie Schwierigkeiten. Ähnlich wie bei der „Stadt“ entschied sie sich zunächst, sie separat zu veröffentlichen,28 um sie dann doch in die 2. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ aus dem Jahre 1925 aufzunehmen. In einem Nachvertrag zwischen dem Verlag und ihr vom 13. Februar 1925 wurde vereinbart, die „Musiksoziologie“ als „neue Einfügung“ an den Schluß des zweiten Halbbandes von „Wirtschaft und Gesellschaft“, aber noch vor das Register zu stellen, also auch diesen Text, den Weber vermutlich zu seinen Untersuchungen über „Culturinhalte“ zählte, als Bestandteil seines „Hauptwerkes“ zu erklären.29 Allerdings blieb seine Sonderstellung insofern erhalten, als er nicht als „Kapitel“, sondern als „Anhang“ gekennzeichnet ist. „Zur bequemeren Handhabung“ hatte man das Werk jetzt auch in zwei Halbbände gegliedert. Der 1. Halbband umfaßte den „Ersten Teil. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ sowie den „Zweiten Teil. Die Typen der Vergemeinschaftung und der Vergesellschaftung“, aber nicht die „Rechtssoziologie (Wirtschaft und Recht)“ und die „Die Stadt“. Diese wurden dem 2. Halbband zugeschlagen, der außer diesen beiden Kapiteln den „Dritten Teil. Typen der Herrschaft“ und den Anhang „Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik“ enthielt. Die Kapitelfolge der Teile begann jeweils mit I., die Para25 Wir lassen hier das Fragment über Simmel beiseite, ebenso alle Nachlaßmanuskripte, die eindeutig den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie zuzuordnen sind. 26 Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 556–579 (MWG I/7). 27 Weber, Max, Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft, MWG I/22-4, S. 717– 742. 28 Weber, Max, Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik. Mit einer Einleitung von Th. Kroyer. – München: Drei Masken Verlag 1921; jetzt Weber, Max, Zur Musiksoziologie. Nachlaß 1921, hg. von Christoph Braun und Ludwig Finscher (MWG I/14). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 2004. 29 Nachtragsvertrag zwischen Frau Dr. Marianne Weber in Heidelberg und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen, vom 13. Februar 1925, unten, S. 233 f.
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graphenfolge der Kapitel jeweils mit 1. Interessant ist: Marianne Weber ließ „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ noch im 1. Halbband, die „Rechtssoziologie (Wirtschaft und Recht)“ aber im 2. Halbband drucken, ordnete die beiden Rechtstexte zwar hintereinander, ließ sie aber äußerlich trennen. Auch mit der „Stadt“ verfuhr sie pragmatisch. Diese ordnete sie nach der von ihr so genannten „Rechtssoziologie“ und vor den „Typen der Herrschaft“ an.30 Die Gliederungsmerkmale verwandte sie systematisch: Halbband, Teil, Kapitel, Paragraph. Doch zurück zu den vier Lieferungen und der daraus gewonnenen 1. Auflage. Auf die 1. Lieferung vom Februar 1921, von Max Weber selbst noch zum Druck gegeben und korrigiert, folgte im November 1921 die 2. Lieferung, wie vertraglich vereinbart. Daran schloß sich im April/Mai 1922 die 3. und im September 1922 die 4. Lieferung an.31 Diese vier Lieferungen ergaben dann den Band der 1. Auflage, noch nicht in zwei Halbbände untergliedert. Der Weg zur ‚vollendeten‘ 1. Auflage war also steinig und lang. Auf diesem Weg, in der Zeit von Max Webers Tod bis Mitte 1922, schickten Marianne Weber und Melchior Palyi immer wieder die oben erwähnten Mitteilungen über Änderungen der jeweils noch verbliebenen Kapitelfolge.32 Dadurch wurden der Nachlaß oder Teile desselben mehrmals ‚umsortiert‘. Der Verlag zeigte sich darüber wenig erfreut, wie er überhaupt den langsamen Fortgang der Veröffentlichung beklagte. Dies veranlaßte Melchior Palyi am 6. September 1921, als immer noch nur die 1. Lieferung vorlag, zu einem bemerkenswerten Brief an den Verlag. Darin schildert er die enormen Schwierigkeiten, mit denen die Herausgeber konfrontiert waren: „Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der Arbeit am Max Weberschen Nachlaß, daß der Leser des fertigen Werkes von der Arbeit der Herausgeber sich keine rechte Vorstellung machen kann. Ich möchte die Arbeitsbelastung nicht noch damit vermehren, daß ich Ihnen in aller Breite die Meinung: die Zeit, die uns zur Verfügung stand, sei reichlich bemessen gewesen, ausführlich zu widerlegen versuche. Ich bitte Sie nur vielleicht gelegentlich einmal in einer Mußestunde den Versuch zu machen, irgend eine Seite etwa aus der Rechts- oder der Religionssoziologie rein textuel [sic!] und auf die Fremdwörter hin nachzuprüfen, und unsere Korrekturen nachzusehen. Dabei bitte ich zu beachten, daß nicht nur die korrigierten Stellen, sondern alle irgendwie zweifelhaften nachgeprüft werden mußten, auf 30 Dazu Inhaltsverzeichnis von Grundriß der Sozialökonomik, III. Abteilung: Wirtschaft und Gesellschaft von Max Weber, 2., vermehrte Aufl., 1. Halbband. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1925, S. IX-XII. 31 Daten nach den Verlagskorrespondenzen mit Marianne Weber über die Versendung der Freiexemplare. Abweichende Daten finden sich in dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 32 Deshalb verbliebene Kapitelfolge, weil mit jeder Lieferung ja die dafür getroffenen Entscheidungen nicht mehr abgeändert werden konnten.
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inhaltlichen Zusammenhang wie auf Rechtschreibung hin; ferner bitte ich zu beachten, um nur eines hervorzuheben, daß zu solchen Korrekturen vielfach weder unsere Kenntnisse noch auch die mir zugänglichen Handbücher ohne weiteres ausreichen, sondern eingehende fachmännische Beratung nötig ist; und schließlich darf ich wohl auch darauf hinweisen, daß ich diese Aufgabe, so ehrenvoll sie auch ist, doch nicht als meine einzige ansehen kann“.33 Der letzte Punkt galt nicht für Marianne Weber: Für sie war die Herausgabe der Schriften ihres Mannes für absehbare Zeit die einzige Aufgabe, der sie sich widmete.34 So wurde sie zur Bewahrerin dieses Werkes. Man kann sogar sagen, sie habe durch ihre Editionstätigkeit, die ja nicht nur Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie und die übrigen Aufsatzsammlungen sowie ihre Biographie über Max Weber einschloß, das Werk in seinem enormen Umfang für die Öffentlichkeit überhaupt zum ersten Mal sichtbar gemacht. Unbeschadet der Probleme bei der Drucklegung von Max Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Grundrisses entwickelte sich die Sache auch für den Verlag vielversprechend. Ende 1921 hatte er von der 1. Lieferung bereits 1462, von der 2. Lieferung bereits 1458 Exemplare abgesetzt.35 Dies war, bedenkt man die Kürze der Zeit, weit mehr als bei den übrigen Beiträgen. Allerdings hatte der Verlag auch jeweils etwa 4000 Exemplare gedruckt. Trotz der Verdienste, die sich Marianne Weber um das Werk ihres Mannes erwarb, gilt es nüchtern zu konstatieren: Sie traf zwei editorische Grundentscheidungen, die mit Max Webers Absichten nicht übereinstimmten: 1. Die Vor- und Nachkriegstexte wurden von ihr zwar unterschieden („abstrakte“ und „konkrete“ Soziologie), aber als Teile eines Werkes mit unterschiedlicher Zielsetzung behandelt. So schreibt sie: „Während aber im ersten, abstrakten Teil das auch dort überall herangezogene Historische wesentlich als Mittel zur Veranschaulichung der Begriffe dient, so treten nunmehr, umgekehrt, die idealtypischen Begriffe in den Dienst der verstehenden Durchdringung welthistorischer Tatsachenreihen, Einrichtungen und Entwicklungen.“36 Damit wandte sie Max Webers Unterscheidung zwischen Soziologie und Geschichte aus § 1, 11 der „Soziologischen Grundbegriffe“ auf seine Manuskripte zum
33 Brief Melchior Palyis an Oskar Siebeck vom 6. September 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 34 Dazu Hanke, Edith, ‚Max Webers Schreibtisch ist nun mein Altar‘. Marianne Weber und das geistige Erbe ihres Mannes, in: Karl-Ludwig Ay und Knut Borchardt (Hg.), Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung. – Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2006, S. 29–51, bes. S. 30. 35 Mitteilung des Verlags an Emil Lederer vom 15. Februar 1922, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 404. Dies war weit mehr, als von den anderen Beiträgen des Grundrisses in einem Jahr abgesetzt wurde. 36 Vorwort zur 2. Lieferung und zur ersten Auflage, vgl. dazu oben, S. 95, Anm. 7.
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„Ersten Buch“ des Sammelwerks an. Diese Unterscheidung mag zwar für das Verhältnis der systematischen Religionssoziologie zu den Aufsätzen über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen gelten, sie läßt sich aber nicht auf die Manuskripte zum „Ersten Buch“ des Sammelwerkes anwenden. Denn diese gehören alle, um Marianne Webers unglückliche Begriffswahl zu benutzen, zur ‚abstrakten Soziologie‘. Was sie unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie aus verschiedenen Phasen der Arbeit daran stammen, nicht aber, daß die einen „abstrakt“ und die anderen „konkret“, besser: die einen theoretisch und die anderen historisch wären. 2. Mit wenigen Ausnahmen wurden die im Nachlaß gefundenen Manuskripte von ihr „Wirtschaft und Gesellschaft“ zugeschlagen. Daß sie alle dazugehören, hatte Max Weber aber bereits 1913 öffentlich dementiert. Wir können also tatsächlich sagen: Marianne Weber traf zwei zentrale Editionsentscheidungen gegen den Willen ihres Mannes. Denn dieser wollte die Vorkriegsmanuskripte nach dem Krieg neu fassen, und außerdem wollte er Teile davon anderweit publizieren. In beiden Hinsichten folgte sie also seinen erkennbaren Absichten nicht. Dies gilt nun aber auch für die dritte Entscheidung, für die Wahl des Beitragstitels. Dazu wurde bereits das Nötige gesagt. Der Verlag hielt sich 1919/20 ohne Abstriche an die Entscheidungen, die 1914 für den Grundriß der Sozialökonomik getroffen worden waren: Der Titel für Max Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks lautet deshalb „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“, nicht „Wirtschaft und Gesellschaft“. Denn diesen Titel hatte Max Weber 1914 mit Absicht zum Abteilungs titel gemacht. Daß er auch nach dem Krieg daran festhielt, zeigt sich nicht zuletzt daran, daß er sich noch 1919 die III. Abteilung mit Eugen von Philippovich teilen wollte. Daß dessen Beitrag schließlich in der I. Abteilung landete, hat nicht Max Weber, sondern Marianne Weber arrangiert. Nun mag man zwar der Meinung sein, der 1914 gewählte Beitragstitel sei viel zu sperrig, um öffentlichkeitswirksam zu sein. „Wirtschaft und Gesellschaft“ sei doch die bessere Wahl. Auch seien Max Weber und der Verlag mit dem Beitragstitel von 1914 offensichtlich nicht glücklich gewesen. Denn sie hätten ja 1919/1920 mit dem Titel „Soziologie“ zumindest gespielt. Aber man kann es drehen und wenden, wie man will: Streng genommen trifft der sperrige Beitragstitel von 1914 die verhandelte Sache am besten. Denn Weber wollte in seinem Beitrag die Beziehungen der Wirtschaft zu den außerwirtschaftlichen Ordnungen und Mächten behandeln, in der Terminologie des Objektivitätsaufsatzes von 1904 gesprochen, Kulturerscheinungen unter dem Gesichtspunkt ihrer ökonomischen Bedingtheit und ihrer ökonomischen Relevanz erforschen.37
37 Dazu Schluchter, Grundlegungen I, S. 224 ff.
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Und noch eine vierte Editionsentscheidung darf nicht unterschlagen werden. Weil Marianne Weber „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Werk in drei Teilen ansah, nahm sie bei der äußeren Darstellung auch der nachgelassenen „Teile“ an der noch von Max Weber zum Druck gegebenen 1. Lieferung Maß. Dies bedeutete: Alle Texte waren in Kapiteln mit Überschriften unterzubringen und in Paragraphen zu gliedern. Das ging nicht ohne Ungereimtheiten ab. So tragen etwa der „Zweite Teil“ und das Kapitel II dieses „Zweiten Teils“ dieselbe Überschrift, nämlich „Typen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung“, abgesehen davon, daß diese Begriffe nicht den Vorkriegsmanuskripten, sondern dem Nachkriegsmanuskript entstammen. Für die „Ethnischen Gemeinschaften“ wiederum ist ein eigenes Kapitel eingerichtet, ebenso für die politische Gemeinschaft und für die Religion. Noch beliebiger ist die Anordnung der Texte zu den Typen der Herrschaft, die im „Dritten Teil“ präsentiert werden. Die Überlieferung war hier offenbar so heterogen, daß eine schlüssige Konzeption dafür nicht zu gewinnen war. Dies hielt Marianne Weber und Melchior Palyi allerdings nicht davon ab, die Kapitel auch dann in eine Paragraphenfolge zu bringen, wenn das überlieferte Manuskript keine hatte. Zwei Beispiele seien genannt. So hatte das Manuskript über Religion zwar ein Inhaltsverzeichnis, aber in römischen Zahlen und nicht in Paragraphen, und auch beim Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ gibt es keine Paragraphen, obgleich Weber dies zumindest für die handschriftlich eingefügte Überschrift einmal erwog.38 Es kann also keine Rede davon sein, daß Marianne Weber, wie es im Verlagsvertrag vom 1. Juni 1921 heißt, ein „nahezu druckfertig hinterlassenes Manuskript: ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“ vorgefunden hätte. Weder hieß dieses ‚hinterlassene Manuskript‘ „Wirtschaft und Gesellschaft“, noch lag es nahezu druckfertig vor. Vor allem aber: Die Manuskripte ‚gehorchten‘ nicht der von ihr erfundenen Unterscheidung. Sie ließen sich nicht aufteilen in Beiträge zu einer abstrakten und solche zu einer konkreten Soziologie. Damit aber blieb die vorgenommene Aufteilung ohne Berechtigung. Max Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks ist kein Werk in Teilen. Es ist vielmehr ein Projekt, das in mehreren Fassungen überliefert ist. 2. Johannes Winckelmann: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Buch in zwei Teilen Die genannten vier Editionsentscheidungen Marianne Webers bestimmten die Rezeptionsgeschichte. Sie überzeugte die wissenschaftliche Öffentlichkeit davon, daß Max Webers „Hauptwerk“ „Wirtschaft und Gesellschaft“ heiße und ein Buch in Teilen sei. Dies wirkte so prägend, daß auch der zweite Editor 38 In dem überlieferten Manuskript sind Paragraphenzeichen bei der Überschrift eingetragen, aber wieder gestrichen.
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von „Wirtschaft und Gesellschaft“, Johannes Winckelmann, sich dem nicht gänzlich entziehen konnte. Denn auch er hielt an der falschen These fest, Max Webers „Hauptwerk“ sei mit „Wirtschaft und Gesellschaft“ betitelt und sei gemäß zweier Zielsetzungen geteilt. Beim Titel änderte er am Ende seines Lebens zwar seine Meinung,39 nicht aber bei dem Teilungsgedanken. Allerdings faßte er diesen gegenüber Marianne Weber grundsätzlicher. Er sprach nicht von „abstrakter“ und „konkreter“ Soziologie, sondern von der „Begriffs typologie“ und von der „Darstellung der soziologischen Zusammenhänge und Entwicklungen“. Das Werk sei „in die ‚Soziologische Kategorienlehre‘ und in die Sachdarstellungen unter der Bezeichnung ‚Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte‘“ geteilt. Die ‚Soziologische Kategorienlehre‘ habe Weber nach dem Krieg geschrieben, die ‚Sachdarstellungen‘ aber vor dem Kriege. Damit machte er aus den drei „Teilen“ von Marianne Weber zwei. Mit dieser Zweiteilungsthese bestritt Johannes Winckelmann die von ihm verantwortete vierte Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ aus dem Jahre 1956. Und zu diesem, von Marianne Weber wiedererweckten Titel erfand er den Untertitel „Grundriß der verstehenden Soziologie“.40 Es wäre freilich falsch, würde man Johannes Winckelmann einfach zu einem Anhänger der Editionsstrategie von Marianne Weber stempeln. Im Gegenteil: Seine Kritik an deren Editionsstrategie ist scharf und nimmt über die Jahre an Schärfe zu. Weder sei bei ihr der Teilungsgedanke konsequent durchgeführt, noch habe sie das ‚dicke alte Manuskript‘, wie Max Weber die Vorkriegsmanuskripte einmal nannte, angemessen rekonstruiert. Vor allem auf diesen Punkt richtete sich Winckelmanns editorische Arbeit. Er bestritt Marianne Webers Behauptung, Max Weber habe den Werkplan von 1914 weitgehend verlassen. Vielmehr gelte für das ‚dicke alte Manuskript‘ dieser Werkplan fort. Und diese These ist ja keineswegs unplausibel. Denn das ‚dicke alte Manuskript‘ muß sich bei Ausbruch des Krieges im August 1914 in einem Zustand befunden haben, der eine baldige Publikation ermöglichte. Tatsächlich gab sich Johannes Winckelmann alle Mühe, den von ihm so genannten „Zweiten Teil“ anhand des Werkplans aus der „Einteilung des Gesamtwerkes“ aus dem Jahre 1914 so getreu wie möglich zu rekonstruieren. Dazu nahm er gegenüber der Edition von Marianne Weber Umstellungen von Kapiteln und entsprechende Änderungen in den Verweisen vor. So rückte er „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ an die Spitze der Nachlaßmanuskripte, die „Stadt“ aber an ihr Ende. Auch die Herrschaftssoziologie gliederte er neu. 39 Winckelmann, Webers hinterlassenes Hauptwerk, dort der Titel! 40 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Mit einem Anhang: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, 4., neu herausgegebene Auflage, besorgt von Johannes Winckelmann, 1. und 2. Halbband. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1956. Zitat aus dem „Vorwort zur vierten Auflage“, S. XII.
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Und nicht nur dies: Die Herrschaftssoziologie wurde von ihm auch um zwei ‚Texte‘ erweitert. Denn er nahm nicht nur den von Marianne Weber separat veröffentlichten Text „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ in seinen „Zweiten Teil“ auf, sondern ergänzte ihn auch um die im Werkplan von 1914 annoncierte Staats- und Parteiensoziologie. Die erste Entscheidung widersprach der Mitteilung Marianne Webers, sie habe diesen Text in einem Konvolut gefunden, das nicht zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehörte, die zweite Entscheidung war höchst ungewöhnlich insofern, als dafür kein Nachlaßtext von Max Weber zur Verfügung stand. Der Inhalt mußte deshalb, wie Johannes Winckelmann formuliert, „aus anderweitig veröffentlichten Textteilen Max Webers zusammengefügt, systematisiert und mit Überschriften versehen“ werden.41 Durch beide Entscheidungen erweiterte sich der Textbestand in der 4. Auflage gegenüber der 1. Auflage und der 2. Auflage abermals.42 Die 5. Auflage, die Johannes Winckelmann 1972 herausgab und um einen ein drucksvollen Erläuterungsband ergänzte, enthält das Textfragment „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ nicht mehr, den Anhang mit der Musiksoziologie übrigens auch nicht, wohl aber die von ihm kompilierte „Staats soziologie“.43 Johannes Winckelmanns Entscheidung, angeregt durch den Werkplan von 1914, einen Abschnitt „Die rationale Staatsanstalt und die modernen politischen Parteien und Parlamente (Staatssoziologie)“ in sechs Paragraphen aus anderen Texten Max Webers zusammenzustellen, zog schon früh Kritik auf sich.44 Daß er, übrigens trotz eigener Bedenken, ein solches Unternehmen wagte, hing auch mit seiner Einschätzung der Rolle von Max Webers „opus magnum“ zusammen. Es galt ihm als ein Lehrbuch von „ungeheurer Geschlossenheit“, dem leider der rechte Abschluß zur Vollendung fehle, ein Lehrbuch, dessen Kompositionsgedanken er als Erster aufgespürt habe und der in der Unterscheidung zwischen einem begrifflich-systematischen oder typologischen und einem genetischen Teil bestand. Im Vergleich damit erschienen ihm die 1. und die 2. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ als eine Ansammlung von Manuskripten, die diesen Kompositionsgedanken ver-
41 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft, 4. Auflage, S. 823. 42 Die 3. Auflage erschien als unveränderter Nachdruck der 2. Auflage im Jahre 1947. 43 Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5., revidierte Auflage, mit Textkritischen Erläuterungen herausgegeben von Johannes Winckelmann, 1. und 2. Halbband sowie Erläuterungsband. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976. 44 Ein Beispiel ist Conze, Werner, [Rezension zu Max Webers Staatssoziologie u. a.], in: Neue politische Literatur, 3. Jg., 1958, Sp. 896–900. Die Vorbehalte der Erben Max Webers schlagen sich in der Verlagskorrespondenz nieder, VA Mohr/Siebeck, Tübingen.
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deckte, als ein unlesbares Buch „ohne jede einsehbare und vertretbare Gliederung“, das deshalb neu zu gliedern und endlich lesbar zu machen war.45 Johannes Winckelmann, der eine ungeheure Arbeit in die Rekonstruktion von „Wirtschaft und Gesellschaft“ steckte, war von der Schlüssigkeit seines Ansatzes so überzeugt, daß er nicht nur die problematische Kompilation einer „Staatssoziologie“ wagte,46 sondern auch in erheblichem Umfang in die 1. und die 2. Auflage eingriff. Dies betraf nicht allein die Gliederung, sondern auch die Texte selbst. Es ist zweifellos sein Verdienst, für die 4. Auflage viele sinnentstellende Transkriptionen, Verschreibungen, Druckfehler – er spricht von über 2000 Errata – identifiziert und ausgemerzt zu haben. Aber seine Eingriffe gingen nicht nur im Fall der „Staatssoziologie“ zu weit. Auch im „Ersten Teil“, also in den von Max Weber noch selbst zum Druck gegebenen Kapiteln, finden sich Änderungen von seiner Hand, für die er keine Textgrundlage hatte. Vergleicht man das Inhaltsverzeichnis der Kapitel I bis IV der 1. Lieferung mit dem der 1. und der 4. Auflage, so zeigt sich, daß keines mit dem anderen übereinstimmt. Vor allem aber: Der Kompositionsgedanke, den Johannes Winckelmann entdeckt zu haben glaubte, existiert nicht. Weber wollte seine alten Texte mit den neuen nicht kombinieren, er wollte die alten durch die neuen ersetzen. Wie weit er dabei gegangen wäre, wissen wir nicht. Legt man die Herrschaftssoziologie zugrunde, so kann man vermuten, daß er dabei relativ weit gegangen wäre. Was er mit den alten Manuskripten gemacht 45 Dazu Brief Johannes Winckelmanns an Werner Conze vom 21. Dezember 1958, Privatbesitz. In diesem Brief reagiert Winckelmann auf die oben genannte Rezension. Zuvor hatte er in mehreren Aufsätzen seine Auffassung über „Wirtschaft und Gesellschaft“ entwickelt. Dazu Winckelmann, Johannes, Max Webers opus posthumum, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 105. Band, 1949, S. 368–387; ders., Max Webers große Soziologie, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 43. Band, 1957, S. 117–124; später das bereits zitierte „Vorwort zur vierten Auflage“ und die ebenfalls zitierte späte Rechtfertigungsschrift: Winckelmann, Webers hinterlassenes Hauptwerk. 46 Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der 4. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ erschien diese „Staatssoziologie“ als selbständige Broschüre bei Duncker & Humblot. Sie war ja aus der „Wirtschaftsgeschichte“, „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland“ und „Politik als Beruf“ zusammengestellt. Die Rechte für „Politik als Beruf“ lagen bei Duncker & Humblot. Um die „Schließung der vorhandenen Lücke“ und den „beabsichtigten Schluß“ der großen Soziologie Max Webers zu ermöglichen, mußte es zwischen den Verlagen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) und Duncker & Humblot zu einem Arrangement kommen. Wie Johannes Winckelmann berichtet, war dies schwierig zu erreichen und trug zur Verzögerung des Erscheinens der 4. Auflage bei. Denn er wollte diese unter keinen Umständen ohne seine „Staatssoziologie“ veröffentlichen. Dieser Schluß gehörte ja unverzichtbar zu seiner Rekonstruktion. Der Kompromiß bestand dann darin, daß der Berliner Verlag die „Staatssoziologie“ separat veröffentlichen durfte. Winckelmann gab ihr dann auch noch „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ bei. Weber, Max, Staatssoziologie. Mit einer Einführung und Erläuterungen hg. von Johannes Winckelmann. – Berlin: Duncker & Humblot 1956, die Zitate auf den Seiten 9 und 111.
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hätte, sofern sie nach der Neufassung noch existierten, wissen wir gleichfalls nicht. Man muß sich noch einmal in Erinnerung rufen: Weber wollte ja auch noch mehrere Artikel für die IX. Abteilung schreiben. Wie er seine Manuskripte für diese verschiedenen Zwecke eingesetzt hätte, ist unbekannt. Was wir allerdings mit Sicherheit sagen können: Wir haben uns sowohl von der Editionsstrategie Marianne Webers wie von der Johannes Winckelmanns zu verabschieden. Der Beitrag von Max Weber zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks ist kein Buch in drei oder zwei Teilen, und auch der Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ ist für seinen letztgültigen Beitrag zu diesem Sammelwerk nicht autorisiert. 3. Die Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe: „Wirtschaft und Gesellschaft“ als ein Projekt in zwei Fassungen Die Herausgeber der Gesamtausgabe der Werke, Briefe und Vorlesungen Max Webers konnten also bei der Edition von Max Webers Hauptbeitrag zum Sammelwerk weder Marianne Weber noch Johannes Winckelmann folgen. Sie mußten, auf der Grundlage der ersten vier Lieferungen, die, zusammengebunden und mit einem neuen Gesamtinhaltsverzeichnis versehen, die 1. Auflage von 1922 ergaben, sowie der wenigen überlieferten Manuskripte, neue Wege gehen. Dafür ließen sie sich von folgenden Überlegungen leiten: 1. Max Webers Beitrag zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks ist in mehreren Fassungen überliefert. Dabei kann man die Texte der jüngeren von denen der älteren Fassung eindeutig abgrenzen. Die jüngere Fassung besteht aus den von Max Weber selbst noch zum Druck gegebenen und korrigierten Kapiteln I bis IV der 1. Lieferung vom Februar 1921, die ältere Fassung aus einem nicht endgültig bestimmbaren ‚Rest‘. Es handelt sich dabei um diejenigen Manuskripte, die vor dem Krieg entstanden waren und teilweise mehrere Bearbeitungen erfahren hatten. Hier weitere Fassungen voneinander abzugrenzen ist heute nicht mehr möglich, so daß sie insgesamt zu Manuskripten der älteren Fassung erklärt werden müssen. Dafür ist der Textbestand maßgebend, den Marianne Weber für die Gestaltung der Lieferungen 2 bis 4, ihres „Zweiten“ und „Dritten Teils“ der 1. Auflage, festlegte. Gemäß dem Prinzip der Chronologie ist in der historisch-kritischen Edition die ältere (Band I/22) vor der jüngeren Fassung (Band I/23) präsentiert. 2. Der Beitragstitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ gilt ab 1910, aber nicht mehr ab 1914. Hier wurde er von Max Weber zum Abteilungstitel gemacht. Die Abteilung sollte seinen eigenen Beitrag und den von Eugen von Philippovich umfassen. Als neuen Titel seines Beitrags wählte er „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wurden für die ältere Fassung (Band I/22) Abteilungsund Beitragstitel von 1914 verbunden. Daraus ergibt sich der Titel: „Wirt-
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schaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“. Dieser Titel ist zweifellos autorisiert. Streng genommen gilt er auch noch für die neuere Fassung (Band I/23). Doch sollten beide Fassungen auch äußerlich unterscheidbar sein. Der Abteilungstitel wurde auch für die neuere Fassung beibehalten. Dies ist angesichts der Druckgeschichte zweifelsfrei. Die Frage war deshalb nur: Wie mit dem Beitragstitel verfahren? Die 1. Lieferung führte den Beitragstitel von 1914, ab der 2. Lieferung hatte Marianne Weber den Abteilungstitel wieder zum Beitragstitel gemacht. Die Herausgeber entschieden sich, dem nicht zu folgen und stattdessen als Beitragstitel „Soziologie“ zu wählen. Sie ließen sich dabei von dem Wissen leiten, daß Max Weber selbst diesen Titel erwog. Er wurde auch vom Verlag im Außenverhältnis verwendet. Dies führte zu dem Titel: „Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie“ für die neue Fassung (Band I/23). 3. Die ältere Fassung (Band I/22) mußte aufgrund des schieren Textumfangs in fünf Teilbände untergliedert werden. Die dabei gewählten thematischen Schwerpunkte wie auch die Abfolge der Teilbände – Gemeinschaften (I/22-1), Religiöse Gemeinschaften (I/22-2), Recht (I/22-3), Herrschaft (I/22-4), Die Stadt (I/22-5) – sind an der Disposition in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ von 1914 orientiert. Gemäß dem Prinzip der Pertinenz mußten für die Teilbände allerdings auch Texte zusammengestellt werden, die nach der Disposition von 1914 an verschiedenen Stellen stehen. Auch wurden solche Texte den Teilbänden zugeordnet, die sich zwar im Nachlaß fanden, die aber definitiv nicht zum Textbestand des Beitrags zum „Ersten Buch“ des Sammelwerks gehören. Dies ist in dem jeweiligen Teilband durch Abtrennung deutlich gemacht. 4. Unsere Gruppierung der Texte der älteren Fassung in thematische Komplexe bringt es mit sich, daß ihr interner Zusammenhang und der Grad ihrer Integration nicht in jedem Fall dem Stand entsprechen dürfte, den Weber bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs erreicht hatte. Doch wie dieser Stand genau aussah, läßt sich im Rückblick nicht mehr sicher sagen, da der Nachlaß offensichtlich mehrmals umsortiert wurde. Die größte Annäherung an diesen Stand erreicht man zweifellos mit Hilfe der Verweismethode. Sie wurde von Hiroshi Orihara zuerst umfassend entwickelt und ist in der Gesamtausgabe extensiv benutzt. Aber auch damit kommt man zu keinen sicheren Resultaten. Es läßt sich damit zwar zeigen, wo Johannes Winckelmann, nicht aber, wo Marianne Weber Verweise veränderte. Auch wissen wir nicht, welche der Vorkriegsmanuskripte Weber bereits für die Neufassung verwertete und ob er dabei das Vorkriegsmanuskript zugrunde legte, um es zu erweitern, wie wir es im Fall der „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ vermuten, oder ob er den Text gänzlich neu schrieb, wie es bei der Herrschaftssoziologie der Fall zu sein scheint. Die Gesamtausgabe kann also kein in sich geschlosse-
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nes und lesbar gemachtes Hauptwerk bieten, wie es sich Marianne Weber und mehr noch Johannes Winckelmann wünschten. 5. Die Gliederung der alten Fassung in fünf Teilbände darf aber auch nicht dahin mißverstanden werden, als handle es sich um spezielle Soziologien, die unverbunden nebeneinander stünden. Der Obertitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ für die Bände 22 und 23 verdeutlicht ihre Gemeinsamkeit, die Untertitel – „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ und „Soziologie“ – weisen auf ihre Differenz.
IV. Schlußbetrachtung: Die relative Integration der Vorkriegsmanu skripte Angesichts der geschilderten Entscheidungen der Herausgeber, die teilweise pragmatischer Natur sein mußten,1 ist es allerdings geboten, zum Abschluß doch noch der Frage nachzugehen, was wir zu der Druckreife und damit auch zu dem Integrationsgrad der Manuskripte der ersten Fassung bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges sagen können. In dem oben zitierten Vertrag, den Marianne Weber am 1. Juni 1921 mit dem Verlag schloß, ist ja von dem „nahezu druckfertig hinterlassenen Manuskript: ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“ die Rede. Und unmittelbar nach Max Webers Tod notierte sie nach Durchsicht des Nachlasses für Paul Siebeck: „Es ist offenbar druckfertig (sic!) vorhanden: Religionssoziologie, Rechtssoziologie, dann Formen der Gesellschaft: (Ethnische Gemeinschaft, Sippen[,] Nation[,] Staat u. Hierokratie etc.) – ferner Formen der Herrschaft: (Charismatismus[,] Patrimonialismus[,] Feudalismus[,] Bürokratismus) u. ein großes Konvolut: Formen der Stadt, u. schließlich ein höchst interessanter Abschnitt über Musiksoziologie“.2 Marianne Weber war also offenkundig der Meinung, ihr Mann hätte 1914 nur noch wenig tun müssen, um die von ihm angestrebte ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ abzuschließen und im Oktober 1914 in den Satz zu geben. Fragen wir: Was spricht dagegen, was dafür? Zunächst gilt es festzuhalten: Wenn Marianne Weber von einem nahezu druckfertigen Manuskript, oder besser: von nahezu druckfertigen Manuskripten, spricht, so handelt es sich um jene, die Max Weber in der Zeit von 1909/1910 bis Juli 1914, also in nahezu fünf Jahren, im Zusammenhang mit seinem Beitrag zum Ersten Buch des Handbuchs der politischen Ökonomie, später: Grundriß der Sozialökonomik, erarbeitet hatte. Diese Manuskripte waren also aus ihrer 1 Dazu auch die Ausführungen der Herausgeber „Zur Edition von ,Wirtschaft und Gesellschaft‘“, die jedem Teilband der alten Fassung und der neuen Fassung vorangestellt sind. 2 Brief Marianne Webers an Paul Siebeck vom 30. Juni 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.
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Sicht im Laufe des Jahres 1914 in eine beinahe endgültige Form gebracht worden. Man darf sich von den gewählten Bezeichnungen in dem Brief an Paul Siebeck nicht irritieren lassen. Wie wir gesehen haben, behandelte Marianne Weber die alte Fassung als eine Fortsetzung der neuen. Sie projizierte deshalb die von Max Weber in seiner neuen Fassung verwendeten Bezeichnungen für die bereits geschriebenen oder noch zu schreibenden ‚Soziologien‘ (Wirtschaftssoziologie, Herrschaftssoziologie, Soziologie der Klassen und Stände, Soziologie der Gemeinschaften, Religionssoziologie, Rechtssoziologie und Staatssoziologie) auf die Vorkriegstexte. Nun hatte Max Weber zwar in dem bekannten Brief an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913 von einer „geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung“ gesprochen und auch davon, daß sie unter anderem eine Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken sowie eine soziologische Staats- und Herrschaftslehre enthalte.3 Von Bereichssoziologien wie im Jahre 1920 aber sprach er nicht. Auch in der Disposition seines Beitrags „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ aus dem Jahre 1914 fehlen diese. Es gibt dort weder, wie in Marianne Webers Disposition von 1921/22, eine „Religionssoziologie“ noch eine „Rechtssoziologie“. Wir können mit Gründen vermuten, daß Max Weber gerade diese beiden ‚Soziologien‘, ähnlich wie die Herrschaftssoziologie, auf der Grundlage der alten Manuskripte nach dem Weltkrieg neu fassen wollte. Für die Religionssoziologie gibt es dafür auch einen Beleg. In der „Vorbemerkung“ zu den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie aus dem Jahre 1919/20, deren ersten Band er noch abschließen konnte, heißt es im Zusammenhang mit der Frage, wie stark in seiner Religionssoziologie noch die ethnographisch-volkskundlichen Tatbestände zu berücksichtigen seien: „Einiges zu ihrer Ausfüllung hoffe ich bei einer systematischen Bearbeitung der Religionssoziologie tun zu können.“4 Er hätte also den von Marianne Weber als „Religionssoziologie“ bezeichneten Text aus der Vorkriegszeit nach dem Krieg nicht unverändert publiziert. Vergleichbares läßt sich für die Rechtssoziologie sagen. Die Vorkriegsmanuskripte wurden Max Weber nach dem Krieg zum Material für die Verwirklichung seiner Neukonzeption. Daß Marianne Weber von einem nahezu druckfertig hinterlassenen Manuskript spricht, auf der anderen Seite aber behauptet, Max Weber habe nach dem Weltkrieg die Disposition von 1914 verlassen, ohne eine neue zu entwerfen (was ihr die Edition erheblich erschwert habe), ist einigermaßen erstaunlich.5 Wenn das hinterlassene Manuskript, wie sie sagt, vor Ausbruch des 3 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S. 449. 4 Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Band I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 15 (MWG I/18). 5 In ihrem „Vorwort zur ersten Auflage“ von „Wirtschaft und Gesellschaft“ schreibt sie: „Die Herausgabe dieses nachgelassenen Hauptwerkes des Verfassers bot naturgemäß manche Schwierigkeiten. Für den Aufbau des Ganzen lag kein Plan vor. Der
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Weltkriegs tatsächlich nahezu druckfertig war, dann mußte die Disposition von 1914 dafür auch maßgeblich sein. Sie spricht zwar von Anhaltspunkten, die diese Disposition nach wie vor biete, bestreitet aber ihre Relevanz für die Rekonstruktion des Textzusammenhangs und der Kapitelfolge des Nachlasses. Dies wäre aber nur dann plausibel, wenn Max Weber bereits während des Weltkriegs nicht nur sporadisch, sondern systematisch an seiner „Soziologie“ gearbeitet hätte. Dafür aber gibt es keinen Beleg. Auch die Vorlesung, die er im Sommer 1918 in Wien hielt und für die er zweifellos Manuskripte aus seiner „Soziologie“ benutzte,6 bot keine Gelegenheit, die Neubearbeitung seines Beitrags für das Erste Buch des Grundrisses entscheidend voranzutreiben. Dafür fehlten Ruhe und Zeit.7 Wir sind also mit der Tatsache konfrontiert, daß Marianne Weber das Nachlaßmanuskript oder besser: die Nachlaßmanuskripte, als weitgehend druckfertig erachtete, für den Textzusammenhang und die Kapitelfolge aber die Disposition von 1914 nicht mehr als maßgeblich ansah. Dies ist keine überzeugende Position. Es ist deshalb kein Zufall, daß sich daran eine Diskussion entzündete. Den ersten Anstoß dazu gab Johannes Winckelmann. Johannes Winckelmann fand, daß Marianne Weber zu Recht die Druckreife der nachgelassenen Manuskripte behauptete, zu Unrecht aber die Disposition von 1914 für nicht mehr maßgeblich erklärte. Da die bis Kapitel IV gediehene neue Fassung (Winckelmann spricht, wie bereits gesagt, vom ersten oder auch neueren Teil) von 1918 bis 1920 entstanden sei, die ältere Fassung (in Winckelmanns Terminologie, der zweite oder ältere Teil) aber von 1911 bis 1913 (sic!), ohne daß diese danach umgearbeitet worden wäre, könne es nicht wundernehmen, „daß (ihre) einzelnen Bestandteile mit dem ursprünglichen Plan übereinstimmen“.8 Deshalb sei dieser ursprüngliche Plan, die Disursprüngliche, auf S. X und XI Band I des Grundrisses der Sozialökonomik skizzierte gab zwar noch Anhaltspunkte, war aber in wesentlichen Punkten verlassen.“ (WuG1, zwischen S. 180 und 181). 6 Max Weber sollte auf Vorschlag der zuständigen Fakultät Nachfolger von Eugen von Philippovich an der Universität Wien werden, der 1917 gestorben war. Um seine Leistungsfähigkeit als akademischer Lehrer nach nahezu 20 Jahren Abstinenz vom Lehramt zu prüfen, sagte er für den Sommer 1918 ein Probesemester zu. Weber las mit dem Ziel, eine positive Kritik des historischen Materialismus zu liefern, und benutzte dazu wohl Teile seiner Herrschafts- und Religionssoziologie. Dazu Weber, Marianne, Lebensbild, S. 615–620. Über die Wirkung seiner Vorlesungen Heuss, Theodor, Erinnerungen 1905–1933. – Tübingen: Rainer Wunderlich Verlag 1963, S. 225 f. Vgl. auch MWG I/17, S. 16 f. 7 Marianne Weber schreibt: „Überhaupt: die bloße Technik des Lebens, die ihm hier niemand abnimmt, kostet so viel Kraft, und dann der bürokratische Schlendrian.“ Weber, Marianne, Lebensbild, S. 616 f. Aber wichtiger war: Weber ließ die (deutsche) Politik nicht los. 8 Winckelmann, Johannes, Vorwort zur vierten Auflage, in: Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft, 4. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1956, S. XI.
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position von 1914 also, maßgeblich für die Rekonstruktion dieses zweiten oder älteren Teils. Winckelmann suchte denn auch in seinen Editionen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ dieser Einsicht konsequent Rechnung zu tragen. Er folgte bei der Anordnung der Vorkriegstexte strikt der Disposition von 1914. Zwar vermochte er nicht alle nachgelassenen Manuskripte ‚dispositionsgerecht‘ unterzubringen, aber eine Annäherung an den Werkplan von 1914 erreichte er doch. Winckelmanns Rekonstruktionsstrategie wurde später von Hiroshi Orihara übernommen und mit Hilfe der Verweismethode verfeinert, was ihn zugleich in eine kritische Distanz zu jenem brachte.9 Doch die Unterschiede zwischen beiden sind nur gradueller Natur. Die von Marianne Weber produzierte ambivalente Ausgangslage gab aber Anlaß zu zwei Positionen: Winckelmann und Orihara repräsentieren die eine; die andere besteht darin, die Maßgeblichkeit der Disposition von 1914 grundsätzlich zu leugnen. Dies tat Wolfgang J. Mommsen, der zu dem Schluß kam, diese sei für Max Weber letztlich nie leitend gewesen. Webers Textproduktion sei dieser Vorgabe nicht gefolgt. Diese These verband er mit der anderen, Webers vor dem Krieg erarbeiteter Grundrißbeitrag sei ein „Torso“ geblieben. Er habe einen gigantischen Berg „von teils abgeschlossenen, überwiegend aber mehr oder minder halbfertigen Manuskripten“ hinterlassen.10 Es sei ihm selbst bis zum Ausbruch des Krieges unklar gewesen, wie aus diesen Manuskriptmassen ein für den Grundriß adäquater und integrierter Beitrag zu formen sei.11 Vollständige Integration versus loser Zusammenhang heterogener Manuskripte, dies scheint die Alternative. Ist sie überzeugend? Zweifel sind angebracht. Wie so oft, liegt die Wahrheit auch hier vermutlich in der Mitte. Also: Relative Integration. Um dies zu begründen, müssen wir uns auf die Entwicklung von 1909/10 bis 1914 rückbesinnen. Wir holen dazu noch einmal weiter aus und knüpfen an bereits Gesagtes an. Wir führten aus: Nachdem Weber sich gegenüber Paul Siebeck schließlich bereit erklärt hatte, bei der Neubearbeitung des Handbuchs der politischen Ökonomie als Organisator und Redakteur zu wirken, entwarf er nach Rücksprache vor allem mit Karl Bücher, Eugen von Philippovich und seinem Bruder Alfred einen „Stoffverteilungsplan“, der dann mehrmals revidiert wurde. Darin sah er auch eigene Artikel vor. Diese sollten kurz sein, und die Themen entstammten überwiegend seinen bisherigen Forschungsinteressen, galten also 9 Dazu die oben, S. 59 f., Anm. 45, genannte Literatur. 10 Mommsen, Wolfgang J., Zur Entstehung von Max Webers hinterlassenem Werk ‚Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie‘, Discussion Paper Nr. 42, Juni 1999, Europäisches Zentrum für Staatswissenschaften und Staatspraxis, S. 40. 11 Zur kritischen Auseinandersetzung mit Mommsens Position Schluchter, Wolfgang, Der Kategorienaufsatz als Schlüssel, in: ders., Individualismus, S. 184, Fn. 16 und S. 186, Fn. 1.
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vor allem der Entwicklung des Agrar- und Industriekapitalismus. Hinzu kam von Beginn an der Wunsch, im „Ersten Buch“ neben der Wirtschaftstheorie auch die Soziologie zu verankern. Aber auch diesen Wunsch befriedigte er zunächst gleichsam stückweise und kleinteilig. Es scheint im Rückblick kein Zufall, daß Weber seinen Namen nicht hinter den Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“, sondern hinter jeden der drei Unterabschnitte, also hinter „Wirtschaft und Recht“, „Wirtschaft und soziale Gruppen“ und „Wirtschaft und Kultur“, setzte.12 Man gewinnt also den Eindruck, dieser Abschnitt sei zunächst nicht als ein integriertes Ganzes konzipiert.13 Auch kann man zum Zeitpunkt der Abfassung des „Stoffverteilungsplans“ nicht sagen, das Hauptgewicht von Webers Selbstverpflichtung liege auf dem Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“. Denn außer den drei Artikeln dazu hatte er für sich, allerdings teilweise mit anderen zusammen, mindestens zehn weitere Artikel vorgesehen.14 Es ist nun bemerkenswert, daß sich in den folgenden Jahren Webers Interessen innerhalb des Sammelwerks immer stärker auf den Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“ verlagern. Hier und da scheint er auch Themen, die er im „Stoffverteilungsplan“ zunächst an eine andere Stelle gesetzt hatte, zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ herüberzuziehen. Dies kann man zum Beispiel für seine vorgesehenen Artikel über die Entwicklung des Kapitalismus und über das Verhältnis des modernen Staats zum Kapitalismus vermuten.15 Sicher jedenfalls ist: An den Artikeln außerhalb des „Ersten Buches“ arbeitet er nicht. Wie wir gesehen haben, gibt es auch im Jahre 1914 für das „Fünfte Buch“ (Abteilung IX), für das er mehrere Artikel beitragen sollte, noch keinen Publikationsplan. Es heißt zwar, „das Ganze“ solle im Laufe des Jahres 1915
12 Es gehört zu den Eigenarten der Textproduktion Max Webers, daß er meist den Aufsatz der durchorganisierten Monographie vorzieht, wobei sich dann ersteres häufig in letzteres verwandelt. Aber es ist kein Zufall, daß sich Marianne Webers Versuch, das intellektuelle Erbe ihres Mannes nach seinem Tode für die Öffentlichkeit zu sichern, vor allem in einer Serie „Gesammelter Aufsätze“ niederschlug. 13 Dafür spricht auch, daß Weber den Artikel „Wirtschaft und Rasse“ zwar selbst übernehmen wollte, ihn aber im „Stoffvereilungsplan“ außerhalb von „Wirtschaft und Gesellschaft“ ansiedelte, obgleich Ethnizität und ethnische Gemeinschaft in seiner Soziologie eine wichtige Rolle spielen. 14 Die Zahl der Artikel nimmt von 1910 bis 1914 ab. Weber vergab ja sehr schnell einige dieser Artikel an andere, so den Artikel über Wirtschaft und Rasse an Robert Michels und über die Lage der Arbeiterklasse an Robert Schachner. Den Artikel „Objekt und logische Natur der Fragestellungen“ hatte er, wie ausgeführt, bereits vor Versendung des „Stoffverteilungsplans“ im Mai 1910 zurückgezogen, obgleich er darin noch auftaucht. 15 Der Artikel „Der moderne Staat und der Kapitalismus“ war für das „Zweite Buch“, verschiedene Artikel über die Entwicklung des Kapitalismus waren für das „Fünfte Buch“ vorgesehen.
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vorliegen, aber ob sich „das Ganze“ nur auf die zuvor genannten Abteilungen oder auf den Grundriß insgesamt bezieht, ist nicht klar. Weber konzentrierte sich also zunehmend auf „Wirtschaft und Gesellschaft“ und auf die Weiterungen, die sich aus der Arbeit daran ergaben. Wie wir gesehen haben, betraf dies vor allem die Erforschung des Rationalismus in seinen ordnungsspezifischen Ausprägungen und in seinem universalgeschichtlichen Zusammenhang. Die Einsicht in die Relevanz dieses Problemzusammenhangs sprengte die Disposition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ aus dem Jahre 1910, ohne daß sofort eine neue an ihre Stelle getreten wäre. Man kann die verschiedenen brieflichen Mitteilungen Max Webers an Paul Siebeck auch als tastende Schritte auf dem Weg zu einer neuen Disposition verstehen. Max Weber arbeitete in den fünf Jahren aber keineswegs kontinuierlich an „Wirtschaft und Gesellschaft“. Er verfolgte auch noch andere Projekte, und seine literarische Produktion war oft unterbrochen, mitunter für längere Zeit. Es gab immer wieder Phasen der Arbeitsunfähigkeit, längere Reisen, Ehrenhändel und Gerichtsprozesse, die viel Zeit in Anspruch nahmen.16 Erschöpfungszustände und solche manischer Produktivität lösten sich ab. Auf diesem Leben lastete zudem die Erfahrung von der „Einsamkeit gegenüber allem Gesunden“, wie Max Weber es einmal gegenüber Mina Tobler ausdrückte.17 Der Schreibstil ist kontrolliert eruptiv. Manche der Texte, die zunächst übersichtlich angelegt sind, explodieren, ohne daß allerdings dabei ihre Ausgangsbasis verloren ginge. Es gehört zu den Eigentümlichkeiten von Webers Textproduktion, daß er ständig erweitert, aber kaum revidiert. Dabei können sich solche Erweiterungen mitunter auch verselbständigen. Dies läßt sich an den Manuskripten über das Recht, aber auch an den überlieferten Druckfah16 Dazu Lepsius, M. Rainer, Zur „Schreibgeschichte“ von Max Webers Beiträgen zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ 1908–1914, Manuskript, Heidelberg 2007. Aufgrund des Briefwechsels kommt Lepsius zu folgenden Feststellungen: Von Oktober 1910 bis März 1911 ist Weber weitgehend arbeitsunfähig. Im April 1911 hält er sich für vier Wochen in Vevey und Alassio auf. Im September folgen Reisen nach München und Paris, die fünf Wochen dauern. Man kann also vermuten, daß bis zum September 1911 die Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ nicht entscheidend vorankam. Ab Oktober 1911 ist er wieder arbeitsfähig. Aber schon im März 1912 folgt wieder eine Unterbrechung durch eine vierwöchige Reise nach Le Levandou und in die Provence. Von April 1912 bis September 1913 kann er offenbar kontinuierlich arbeiten. Dann folgt eine vierwöchige Reise nach Rom. Zu Beginn des Jahres 1914 ist Weber erschöpft und geht im März/ April für vier Wochen nach Ascona. Auch die vielen Prozesse kosten Zeit. Angesichts dieser äußeren Umstände ist es fast unbegreiflich, wie er so viele voluminöse Manuskripte verfassen konnte. Dabei handelt es sich ja nicht allein um „Wirtschaft und Gesellschaft“, sondern auch um die Aufsätze zur Wirtschaftsethik der Kulturreligionen und zu den Kulturinhalten, etwa zur Musik. 17 Brief Max Webers an Mina Tobler von ‚Samstag früh‘ [15. Juni 1918], Privatbesitz (MWG II/10).
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nen und dem Umbruch anderer Manuskripte studieren, an denen sich gleichfalls dieser mitunter geradezu unstillbare Drang zu erweitern noch während der Drucklegung zeigt.18 Als Weber die Disposition seines jetzt „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ betitelten Beitrags im Frühjahr 1914 entwarf, müssen ihm größere und auch zusammenhängende Texte zu den Gemeinschaften, zur Religion, zum Recht und zur Herrschaft vorgelegen haben. Dies ergab unsere Rekonstruktion der Entwicklung seines Beitrags zum „Ersten Buch“ des jetzt Grundriß der Sozialökonomik genannten Sammelwerks. Es ist allerdings nicht anzunehmen, daß diese Manuskripte, obgleich durch Verweise aufeinander bezogen und durch eine einheitliche Fragestellung miteinander verbunden, bis ins Detail aufeinander abgestimmt und im Umfang auf das Format des Grundrisses zugeschnitten gewesen wären. Aber dies heißt nicht, daß die Disposition von 1914 für die Gestaltung von Webers im Oktober 1914 fälligem Grundrißbeitrag nicht maßgeblich war. Im Gegenteil: Wir nehmen an, daß sie sein Vorhaben, eine ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ auszuarbeiten, tatsächlich leitete. Dafür sprechen sowohl ihre Übereinstimmung mit dem Brief vom 31. Dezember 1913 wie auch ihre Detailliertheit. Man muß sie nur mit den Dispositionen der übrigen Abteilungen vergleichen. Dann erkennt man, daß sie aus dem Rahmen fällt. Was ist die innere Logik dieser Disposition von 1914? Bei dieser Antwort sind wir nicht nur auf Vermutungen angewiesen. Denn an einer zentralen Stelle der nachgelassenen Texte gibt Max Weber eine Antwort darauf. Er sagt, er wolle zunächst die „allgemeinen Strukturformen menschlicher Gemeinschaften“ behandeln, soweit sie universell verbreitet und „zugleich ökonomisch relevant“ seien. Dann wolle er zu ihren Entwicklungsformen übergehen. Diese könnten allerdings „in einigermaßen präziser Art erst später im Zusammenhang mit der Kategorie der ‚Herrschaft‘ besprochen werden“.19 Daraus 18 Instruktiv sind die wenigen überlieferten Druck- und Umbruchfahnen zu den „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ (MWG I/23). An ihnen läßt sich Webers Arbeitsweise bei der Neufassung seines Grundrißbeitrags nachvollziehen. Ein Beispiel dafür ist sein Text über Kapitalgüter. Hier besitzen wir zwei Fahnenkorrekturen und die Druckfassung. Die erste überlieferte Druckfahne trägt den Stempel der Druckerei mit dem Datum 4. Februar 1920. Hier sind die Kapitalgüter noch als § 22 rubriziert. (Ob es davor schon eine Druckfahne gab oder nur das Manuskript, ist unbekannt.) Weber verlangt nun, den § 22 in § 24 umzubenennen. In der späteren Fahne, die keinen Stempel der Druckerei trägt, ist aus § 24 der § 27 geworden. So erscheint die Erörterung über die Kapitalgüter auch in der 1. Lieferung. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, Weber habe noch während der Drucklegung seinen Text erheblich erweitert. – Umbruchfahnen vom 24. April zu den Paragraphen 2 bis 11 zeigen zudem, daß Weber bis zuletzt korrigierte. Zwischen ihm und der Druckerei gingen die Vorlagen mehrere Male hin und her. Gleichzeitig scheint er weitergeschrieben zu haben. Jedenfalls laufen immer neue Fahnen für spätere Paragraphen bei ihm ein. 19 MWG I/22-1, S. 114.
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ergibt sich eine grobe Zweiteilung seiner Untersuchung: in die Strukturformen der verschiedenen Gemeinschaften und Verbände einerseits, ihre Entwicklungsformen im Zusammenhang mit den verschiedenen Herrschaftsformen andererseits.20 Es ist nun unsere Vermutung, daß Weber diese Kompositionsidee mit Hilfe der Disposition von 1914 tatsächlich verwirklichen wollte. Denn diese entspricht der Idee ziemlich genau. Wir interpretieren sie wie folgt: Man muß mit der Darstellung jener universell verbreiteten und ökonomisch relevanten Gemeinschaften und Verbände beginnen, die die Öffnung und Schließung sozialer Beziehungen, man kann auch sagen: die Inklusion und Exklusion, an partikularistische Kriterien knüpfen. Diese Gemeinschaften und Verbände behandelt Weber in jenen Texten, mit denen er, in begrifflich und inhaltlich konsistenter Weise, von den „Hausgemeinschaften“ bis zu den „ethnischen Gemeinschaften“ fortschreitet.21 Dabei geht es um solche Gemeinschaften und Verbände, die einen Dualismus von Binnen- und Außenmoral und damit eine nur eingeschränkte Solidarität praktizieren. Verglichen damit gehen manche religiösen Gemeinschaften einen Schritt weiter. Unter ihnen gibt es solche, die einer universalistischen Brüderlichkeitsethik anhängen und die 20 Dieser Anlage entspräche ein Anfang, in dem die wirtschaftlichen Gemeinschaften und Verbände behandelt werden. Ein Text dieser Art ist tatsächlich überliefert und unter dem Herausgebertitel „Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen“ in MWG I/22-1, S. 77–107, abgedruckt. Nicht zufällig sah Marianne Weber in diesem Text den ‚Kopf‘ der alten Fassung (die sie natürlich so nicht bezeichnete). Der vom Herausgeber gewählte Titel ist allerdings nicht identisch mit dem, der nach der Disposition dafür in Frage kommt: „Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen“ heißt es dort. Tatsächlich behandelt Weber in diesem Text in erster Linie die wirtschaftlichen Beziehungen jener Gemeinschaften in einem sehr allgemeinen Sinn, die gemäß Disposition „unter Verzicht auf jede systematische Klassifikation der einzelnen Gemeinschaftsarten nach Struktur, Inhalt und Mitteln des Gemeinschaftshandelns“ in der Folge dargestellt werden sollten (MWG I/22-1, S. 114). Aber Weber verwendet auch in diesem Text, wie in den Folgetexten, den Gemeinschaftsbegriff nicht exklusiv. Es ist von „Gemeinschaften“ und „Verbänden“, auch von „Vereinen“, die Rede, etwa von politischen Gemeinschaften und politischen Verbänden oder von religiösen Gemeinschaften und religiösen Verbänden (ebd., S. 92–95). In der gesamten Disposition von 1914 wird manchmal „Gemeinschaft“, manchmal „Verband“ gebraucht (z. B. Hausgemeinschaft, aber Nachbarschaftsverband). Im Kategorienaufsatz hatte Weber „Verband“ noch dem „Einverständnishandeln“ zugeordnet, „Zweckverein“ und „Anstalt“ aber dem Gesellschaftshandeln. Auch zweckverbandsmäßige Ordnung kommt vor. Hier spricht er unter anderem auch von „Zweckverband“ (ebd., S. 91), ein Begriff, der ursprünglich von Georg Simmel stammt. Aber die Spezialterminologie des Kategorienaufsatzes spielt in diesem Text keine Rolle. Er ist kategorienarm. Die Entstehungszeit läßt sich auch in diesem Fall nicht eindeutig klären. Vermutet werden kann, daß er vor Sommer 1913 entstanden ist (dazu MWG I/22-1, S. 74). Er könnte, wie andere Texte zu den Gemeinschaften auch, in dieser Gestalt Webers Reaktion auf Büchers Minderleistung sein. 21 Ebd., S. 114–190.
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damit eine von askriptiven Merkmalen unabhängige Inklusion verlangen. Diese entschränkte Solidarität wird vor allem von dem in Gemeinden organisierten Christentum praktiziert. Hier wird der Dualismus von Binnen- und Außenmoral im religiösen Bereich überwunden. Aber das Wechselspiel von Inklusion und Exklusion bleibt. Es erfolgt jetzt nur auf Grundlage von ‚religiöser Leistung‘. Denn es ist ein wichtiger Unterschied, ob die religiöse Gemeinschaft eine universalistische Gnadenanstalt, also eine Kirche, ist, in die man hineingeboren wird, oder aber ein voluntaristischer Verein, also eine Sekte, für die man sich kraft ‚religiöser Leistung‘ erst qualifizieren muß. Dem religiösen Universalismus steht nun aber ein ganz anderer Universalismus diametral gegenüber. Es ist der mehr oder weniger ausgeprägte Universalismus von Marktgemeinschaften, in denen sich die Vergesellschaftung durch Tausch auf einem Markt vollzieht.22 Hier kommt es zwar auch zu ‚übergreifenden Vergemeinschaftungen‘.23 Aber die mehr oder weniger rationale Vergesellschaftung auf einem Markt repräsentiert gegenüber den bis dahin behandelten Gemeinschaften ein neues gesellschaftliches Strukturprinzip. Es ist universalistisch, aber, anders als im Fall der Brüderlichkeitsethik, nicht material-, sondern formal-universalistisch.24 Nachdem dies klargestellt ist, folgen die politischen und rechtlichen Gemeinschaften und Verbände, die sowohl partikularistische und universalistische Inklusions- und Exklusionskriterien verwenden als auch Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung als gesellschaftliche Strukturprinzipien kombinieren. All dies wird dann in entwicklungsgeschichtlicher Perspektive unter die ‚Kategorie‘ der Herrschaft gerückt. Es ist also keineswegs ein Ausdruck von Unklarheit, wenn Weber unter den Strukturformen zunächst die politischen Gemeinschaften, dann unter den Entwicklungsformen den modernen Staat behandeln möchte. Dies ergibt sich vielmehr aus der inneren Logik dieser Disposition.25 22 Ebd., S. 193. 23 Dazu MWG I/22-1, S. 91: „an die Vergesellschaftung knüpft sich regelmäßig eine ‚übergreifende‘ Vergemeinschaftung. Natürlich nur bei einem Teil der Vergesellschaftungen, denjenigen nämlich, deren Gemeinschaftshandeln eine irgendwelche, nicht rein geschäftliche, ‚persönliche‘ gesellschaftliche Berührung voraussetzt“. Im Kategorienaufsatz spricht Weber denselben Sachverhalt an, aber in anderer Terminologie. Dort heißt es: „Und umgekehrt pflegt fast jeder Vergesellschaftung ein über den Umkreis ihrer rationalen Zwecke hinaus übergreifendes (‚vergesellschaftungsbedingtes‘) Einverständnishandeln zwischen den Vergesellschafteten zu entspringen.“ Weber, Kategorien, S. 283. 24 Dazu MWG I/22-1, S. 195: „Der Markt ist in vollem Gegensatz zu allen anderen Vergemeinschaftungen, die immer persönliche Verbrüderung und meist Blutsverwandtschaften voraussetzen, jeder Verbrüderung in der Wurzel fremd.“ 25 Die Scheidung von Struktur- und Entwicklungsformen ist allerdings nicht streng eingehalten. So ist ein zentraler Gesichtspunkt bei der Behandlung der Hausgemeinschaft deren Entwicklung zum Oikos einerseits, zur Trennung von Haushalt und Betrieb andererseits. Allerdings ist diese Entwicklung hier nur angedeutet. Sie wird noch ein-
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Freilich entsprechen die überlieferten Texte nur zum Teil dieser Kompositionsidee. Es gibt mehrere, die damit (noch) nicht kompatibel sind. Dies gilt vor allem für die kategorienreichen Texte, aber auch für die großen Blöcke über Religion und über Recht. Daß Weber 1914 die vorliegenden Texte vor allem hätte verdichten müssen, ergibt sich schlicht aus deren Umfang. Die längsten Texte im „Ersten Buch“, die von Wieser und Gottl, waren im Vergleich dazu geradezu moderat. Aber auch diese Texte, insbesondere der von Gottl, sprengten den vorgesehenen Umfang. Wie viele Bogen über das übliche und von Weber gegenüber den Mitherausgebern immer wieder angemahnte Maß hinaus hätten diese bei ihm toleriert? Was konnte er diesen letztlich zumuten? Das Nadelöhr wäre gewiß nicht Paul Siebeck gewesen, der von Weber nahezu alles annahm, sondern die sach- und grundrißgerechte Konzeption dieser Soziologie. Auch die Tatsache, daß Weber sich mit Eugen von Philippovich die Abteilung III teilte, verlangte Mäßigung beim Umfang. Die Korrespondenz mit Paul Siebeck in der ersten Hälfte des Jahres 1914 zeigt, daß er dazu willens war. Wir vermuten, daß Weber 1914 die endgültige Gestalt seiner ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung‘ gemäß der neuen Disposition erst noch finden mußte. Dafür gibt es auch ein interessantes Indiz. Am 29. Januar 1914 entwarf der Verlag ein Rundschreiben an die Herausgeber des Grundrisses, um über eine Änderung bei den geplanten Separatausgaben zu informieren. Wegen der allgemeinen Umfangsüberschreitungen, so Paul Siebeck, biete sich eine Revision der bereits abgeschlossenen Verträge an. Man wolle, anders als zunächst vereinbart, bei den Separatausgaben nun doch das Format des Grundrisses beibehalten; Max Weber unterstütze diesen Vorschlag.26 Wie immer hatte Paul Siebeck den Entwurf dieser Mitteilung27 Max Weber mit der Bitte übersandt, ihn zu korrigieren und seine Zustimmung zu geben. Dabei fügte er eine Weber betreffende Anmerkung an. Er, Paul Siebeck, gehe davon aus, daß auch von Webers „Soziologie“ eine Separatausgabe erscheinen solle. Weber reagiert darauf mit einer handschriftlichen Notiz: „Das möchte ich mir vorbehalten. Ich möchte diesen Abschnitt ausgestalten, so daß er in der zweiten Auflage als Separatdruck erscheinen könnte.“ Und dann folgt ein erstaunlicher Zusatz: „Noch lieber wäre mir eine Ausgabe meiner ‚gesammelten Aufmal, diesmal ausführlicher, unter der Kategorie Herrschaft behandelt, im Zusammenhang mit dem Übergang von der patriarchalen zur patrimonialen Herrschaft einerseits (fürstlicher Großhaushalt, Oikos), zur bürokratischen Herrschaft andererseits (Betrieb). Dazu MWG I/22-4, bes. S. 418 ff. bzw. S. 157 ff. 26 Entwurf eines Rundschreibens an die Mitarbeiter vom 29. Januar 1914. Der Verlag teilt mit, Max Weber halte diese Änderung „für durchaus zweckmäßig und nützlich“. Vgl. unten, S. 192. 27 Es war natürlich nicht für alle Herausgeber eine Separatausgabe ihrer Artikel vorgesehen. In dem Entwurf sind erwähnt: Wieser, Rathgen und Schulze-Gaevernitz. Weber fügt Gottl hinzu. Ebd.
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sätze‘ (aus dem Archiv und dem Handbuch).“28 Mit seiner ‚Soziologie‘ war er also noch nicht soweit. Aufsätze aus dem Archiv und dem Handbuch, das klingt nicht nach einem integrierten Ganzen, jedenfalls nicht in der ersten Auflage des Handbuchs.29 Offensichtlich war Weber realistisch genug, erst für die zweite Auflage auf die endgültige Gestalt seiner „Soziologie“ zu hoffen. Die erste Auflage blieb aus seiner Sicht offenbar noch ein Provisorium. Anders als Marianne Weber wähnte, waren die Manuskripte, zumindest zu Beginn des Jahres 1914, also noch in keinem druckfertigen Zustand. Ob die Zeit von Februar bis Oktober ausgereicht hätte, um diesen Mangel zu beheben, läßt sich nicht mehr sagen.30 Tatsächlich blieb Weber dann nur noch Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In diese Zeit fällt der Aufenthalt in Ascona, und folgt man dem Briefwechsel, so war Weber gerade damals ziemlich erschöpft. Daß er noch Ende Januar 1914 eine Präferenz für eine Aufsatzsammlung unter Einschluß von Beiträgen zum Handbuch gegenüber der dortigen ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung‘ äußert, könnte den Zustand mancher der im Nachlaß gefundenen Manuskripte erklären. Sie waren zwar teilweise bereits druckfertig gemacht, aber nicht ausschließlich für den Grundrißbeitrag, sondern auch für eine Veröffentlichung außerhalb. Tatsächlich fügen sich auch die 1914 möglicherweise noch bearbeiteten Texte zu keinem kohärenten Ganzen, wobei wir nicht wissen, welche davon er am Ende in seine ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ aufgenommen hätte. Wie bereits ausgeführt, schlug Marianne Weber, von drei Ausnahmen abgesehen, alle nachgelassenen Manuskripte „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu. Projiziert man den von ihr für „Wirtschaft und Gesellschaft“ gesicherten Textbestand auf die Disposition von 1914, so gibt es drei große Probleme, sei es wegen Lücken, sei es wegen unabgestimmter Manuskripte. Es fehlen Anfang und Schluß, und in der Mitte fehlt eine überzeugende Darstellung der politischen Gemeinschaften und ihrer Verbindung zum Recht. 28 Ebd. 29 Daß es sich dabei um Webers Beitrag zum Grundriß handeln muß, ergibt sich aus dem Kontext. Der Titel Handbuch der Sozialökonomik wurde ja noch im Dezember 1913 erwogen. Vgl. das Schreiben an die Mitherausgeber vom 8. Dezember 1913, unten, S. 187. Sonst käme allenfalls das Handwörterbuch der Staatswissenschaften in Frage, in dem Weber seinen großen Artikel über die Agrarverhältnisse im Altertum veröffentlicht hatte. Dazu MWG I/6, S. 320–747. Aber dies schließe ich hier aus. 30 Immerhin ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, daß Weber noch im November 1913 den Abgabetermin für das Manuskript von Othmar Spann, den er schließlich für den Beitrag „Konjunkturen und Krisen“ gewonnen hatte, auf den 1. Mai 1915 festsetzte. Trotz der öffentlich geäußerten Selbstverpflichtung, im Oktober 1914 zu liefern, gab es also immer noch einen gewissen Spielraum, der von ihm ohne größeren Gesichtsverlust hätte genutzt werden können. Dazu unten, S. 207–210.
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Entstehungsgeschichte
Texte, mit denen Max Weber nach der Disposition von 1914 den Schluß seiner ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Darstellung‘ bestreiten wollte, sind nicht überliefert. Keiner der dafür vorgesehenen Texte, „Die Entwicklung des modernen Staates“ und „Die modernen politischen Parteien“, war zum Zeitpunkt des Abbruchs der Arbeit am Grundrißbeitrag für das „Erste Buch“ skizziert. Auch der vorgesehene Text „Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte“ stellt ein Problem dar. Hier ist zwar ein Text, nämlich „Die Stadt“, überliefert. Aber die Frage lautet: Handelt es sich dabei um den für dieses Unterkapitel vorgesehenen Text? Nicht ohne Grund schwankte Marianne Weber. Erst gliederte sie diesen Text aus, dann wieder ein.31 Prüft man den Inhalt, so paßt dieser Text nur sehr bedingt zu der Disposition von 1914. Relevant scheinen allenfalls jene Passagen, in denen Weber die städtische Usurpation der Herrschaft im Mittelalter untersucht. Dies tut er nur auf wenigen Seiten. Diese stehen zudem mit der übrigen Herrschaftsproblematik in keinem direkten Zusammenhang. Auch ist der ausufernde Text „Die Stadt“ mit den übrigen Texten aus dem Nachlaß nur durch wenige und zudem wenig aussagekräftige Verweise verbunden.32 Allerdings besitzt die hier entwickelte Usurpationsthese Bedeutung für die Weiterentwicklung von Webers Herrschaftssoziologie. Sie eröffnet, positiv gewendet, einen Weg, um von einer dreigliedrigen zu einer viergliedrigen Herrschaftstypologie zu kommen.33 Diesen Schritt ging Max Weber aber offenbar erst später, am deutlichsten in einem Vortrag über „Probleme der Staatssoziologie“, den er am 25. Oktober 1917 in Wien hielt. Hier sieht er die okzidentale Stadt, sofern sie ein durch Schwurbrüderschaft zusammengeschlossener Wehrverband mit eigener Verwaltung, also autonom und autokephal, ist, als Träger der demokratischen Legitimität.34 In dem Text „Die Stadt“ steckt also zweifellos ein Element, das für die angestrebte ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ wichtig war. Von hier aus ließe sich auch eine Brücke zur Entwicklung des 31 Grundriß der Sozialökonomik. Einteilung des Gesamtwerkes, unten, S. 169 sowie Anhang 2 zur Entstehungsgeschichte, unten, S. 130 f. 32 Dazu MWG I/22-5, S. 47. Der Herausgeber, Wilfried Nippel, konstatiert in seiner „Einleitung“, daß sich nicht mehr eindeutig entscheiden lasse, „für welchen Kontext Weber die Studie geschrieben hat und wie er sie gegebenenfalls nach Fertigstellung hätte verwenden wollen.“ Ebd., S. 1. Zur Usurpationsproblematik ebd., S. 23–27 und S. 124–145. 33 Dazu Schluchter, Wolfgang, Religion und Lebensführung, Band 2. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1988, S. 473. 34 Dazu MWG I/22-4, S. 752–756, insbes. S. 755 f. Die Herausgeberin, Edith Hanke, konstatiert zu Recht, daß dieser nur indirekt überlieferte Text „ein wichtiges werkbiographisches Zwischenglied zwischen der Vorkriegs- und der Nachkriegsfassung der ‚Herrschaftssoziologie‘ bildet. Er liefert entscheidende Anhaltspunkte für inhaltliche und konzeptionelle Änderungen und markiert zugleich den Zeitpunkt, die zweite Jahreshälfte 1917, in der Max Weber die Fäden zur Weiterarbeit an seinem ‚Grundriß‘Beitrag wiederaufnahm.“ Ebd., S. 746.
IV. Schlußbetrachtung
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modernen Staates schlagen. Wir können also nicht gänzlich ausschließen, daß Weber diesen Text in seinen Grundrißbeitrag integriert hätte, dann allerdings vermutlich erheblich gestrafft. Für den mittleren Teil der Disposition existieren einige kleinerer Texte, teilweise unvollendet, die ähnliche oder gar dieselben Themen behandeln, ohne daß daraus ein kohärenter Textzusammenhang entstünde. Dies gilt streng genommen für alle Texte, die sich auf die politischen Gemeinschaften im weiteren Sinn beziehen. Ihr Umfang ist allerdings gering, so daß Weber wohl wenig Mühe gehabt hätte, aus ihnen einen kohärenten Text zu formen. Eine Komplikation ergibt sich daraus, daß hier kategorienreiche mit kategorien armen Texten zu verbinden sind. Wir sagten, jene würden der Disposition von „Wirtschaft und Gesellschaft“, diese der Disposition von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ nahestehen. Tatsächlich sind die aus dem Nachlaß überlieferten Texte nicht alle in derselben Begrifflichkeit verfaßt. Schon Johannes Winckelmann hatte Schwierigkeiten, gerade die kategorienreichen Texte in der Disposition von 1914 ‚dispositionsgerecht‘ unterzubringen.35 Zudem fällt auf, daß bei den kategorienreichen Texten der Ordnungsbegriff eine prominente Rolle spielt, während in der Disposition von 1914 der Gemeinschafts- und der Verbandsbegriff im Vordergrund stehen. Dies heißt natürlich nicht, daß diese Begriffe sich wechselseitig ausschlössen. Aber Hinweise auf Begriffs- und Interessenverschiebungen in den fünf Jahren Arbeit an dem Hauptbeitrag ergeben sich daraus schon. Erschwerend kommt hinzu, daß gerade die großen Textblöcke, also die über Religion, Recht und Herrschaft, teilweise Lücken aufweisen und teilweise so beginnen, als handle es sich um selbständige Abhandlungen. Für ersteres mag der § 12 der von Marianne Weber so genannten Religions soziologie,36 für letzteres der § 1 der von ihr so genannten Rechtssoziologie stehen.37 Auch die Texte über Herrschaft sind noch nicht abschließend gestaltet, insbesondere nicht jene über das Charisma,38 abgesehen davon, daß bei den übrigen (noch) nicht die Legitimationsproblematik, wie von der Disposition von 1914 gefordert („Die drei Typen der legitimen Herrschaft“), sondern die Verwaltungsproblematik im Vordergrund steht. Auch gibt es kaum Brücken zu den übrigen Herrschaftstexten. Gemessen an der Disposi-
35 Dazu die von Johannes Winckelmann herausgegebene 4. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“, Zweiter Teil, Kapitel VIII. 36 MWG I/ 22-2, S. 414–447. Die Einteilung in Paragraphen stammt nicht von Max, sondern von Marianne Weber. 37 Der Text beginnt mit der Unterscheidung zwischen Öffentlichem Recht und Privatrecht. Dies hat keinerlei Bezug zu Vorausgehendem. 38 MWG I/22-4, S. 454–578, insbesondere die Editorischen Berichte der Herausgeberin.
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Entstehungsgeschichte
tion von 1914 blieb für Weber also selbst bei der Staats- und Herrschaftslehre, auf die er ja so stolz war, noch einiges zu tun. Ein besonderes Problem aber ist der Anfang, und zwar in einem doppelten Sinn. Zum einen dürfte man in einem Beitrag mit dem Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ eine ausführliche Untersuchung der wirtschaftlichen Ordnungen und der wirtschaftlichen Mächte erwarten. Was dazu vorliegt, erscheint eher marginal. Zwei Texte kommen dafür in Frage, „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ sowie die „Wirtschaftlichen Beziehungen der Gemeinschaften (nach der Disposition: Verbände) im allgemeinen“. Sie sind nicht aufeinander abgestimmt. Zum anderen dürfte man am Beginn eines solchen Beitrags, in dem ja ein neues Verständnis von Soziologie präsentiert werden sollte, eine methodische und grundbegriffliche Einführung erwarten. Den dafür in Frage kommenden Text „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“ hatte Weber aber gerade im Logos separat publiziert. An dieser Stelle kehren wir zurück zu der bereits ausführlich diskutierten komplexen Überlieferungsgeschichte des Textes „Die Wirtschaft und die Ordnungen“. Hätte er Weber 1914 als ‚Kopf‘ des Gesamtmanuskripts gedient? Marianne Weber sagte nein, Johannes Winckelmann dagegen ja, und er nahm dafür, wie nicht anders zu erwarten, die Disposition von 1914 in Anspruch. Denn dort heißt es im 1. Kapitel unter den „Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen“ „Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung“. Und dieser Formulierung komme, so Winckelmann, der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ inhaltlich nah. Wir erinnern uns daran: Der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ gehört in seiner ursprünglichen Gestalt zu den ältesten Manuskripten, von denen wir im Zusammenhang mit der Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ wissen. Er begleitet gewissermaßen den gesamten Produktionsprozeß an diesem sich ständig erweiternden und verändernden Projekt. Wir erinnern uns ferner daran, daß Weber dessen ursprüngliche Gestalt enorm erweiterte und dabei die Begriffe des Kategorienaufsatzes einarbeitete. Wir erinnern uns schließlich auch daran, daß er diesen Text mit dem zweiten Teil des Kategorienaufsatzes durch Rückverweise verzahnte, diese Verbindung durch die separate Veröffentlichung des Kategorienaufsatzes aber wieder löste. Hätte dieser Text, der zudem zu den kategorienstärksten gehört, tatsächlich als ‚Kopf‘ getaugt? Das kann man mit Fug und Recht bezweifeln. Es hätte dazu zumindest eines neuen ‚Vorspanns‘, eines noch zu schreibenden Textes „Kategorien gesellschaftlicher Ordnungen“, bedurft. Eine andere Möglichkeit hätte darin bestanden, den gerade separat publizierten Kategorienaufsatz noch einmal zu verwenden und ihn zusammen mit dem Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ an die Spitze der ‚geschlossenen soziologischen Theorie und Dar-
IV. Schlußbetrachtung
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stellung‘ zu stellen. Dafür gibt es jedoch keinen Beleg.39 Zudem war Weber offensichtlich bereits auf dem Weg, die Terminologie seiner Grundbegriffe zu überdenken. Es ist bemerkenswert, daß bereits Ende 1913/Anfang 1914 an zwei Stellen statt von Gemeinschaftshandeln von sozialem Handeln die Rede ist.40 Es bleiben also, bezogen auf die Disposition von 1914, Lücken, die sich beim besten Willen mit den überlieferten Texten nicht schließen lassen. Es bleiben aber auch Texte, die gleichsam quer zu dieser Disposition stehen. Insgesamt sind die überlieferten Texte weder begrifflich noch formal vereinheitlicht. Es gibt kategorienreiche und kategorienarme Texte, solche, die mit Ziffern, und solche, die mit Paragraphen gegliedert sind. Es gibt Texte, welche mit den modernen Verhältnissen beginnen, wie die über Recht und Herrschaft, und solche, welche die urwüchsigen Verhältnisse an den Anfang stellen, wie die über Hausgemeinschaften und Religion. Man kann also nicht von einem nahezu druckfertigen Manuskript oder gar einem integrierten Ganzen sprechen. Aber ein bloßes Sammelsurium unabgeschlossener und unabgestimmter Manuskripte stellte der Nachlaß ebenfalls nicht dar. Wir haben deshalb von relativer Integration gesprochen. Insofern bleibt die Disposition von 1914 tatsächlich ein Maßstab für die Rekonstruktion der Vorkriegsfassung von Webers Beitrag zum Ersten Buch des Grundrisses der Sozialökonomik. Eine weitere relativierende Erwägung ist allerdings noch am Platze. Könnte Marianne Weber mit ihrer Bemerkung, Max Weber habe die Disposition von 1914 verlassen, nicht vielleicht doch Recht gehabt haben, wenn auch in einem von ihr nicht gemeinten Sinn? Oben sagten wir, bei einem Beitrag mit dem Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ sei es überraschend, wenn zwar die übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte, nicht aber die wirtschaftlichen ausführlich behandelt seien. Hätte Weber nicht eigentlich an diesem Punkt über die Disposition von 1914 hinausgehen müssen? Oder besser gefragt: Ging er an diesem Punkt nicht vielleicht tatsächlich darüber hinaus? 39 Dann hätte Weber die Fußnote 1 des Kategorienaufsatzes anders formulieren müssen. Es fehlt ja gerade ein Hinweis darauf, daß dieser Text nach wie vor als methodische Begründung der sachlichen Untersuchungen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ dient. Auch am Schluß dieses Textes gibt es keinen Hinweis darauf. Dort wird ja nur gesagt, daß die Frage, wie rationale Ordnungen und rationale kapitalistische Betriebe zusammenhängen, „an anderer Stelle“ erörtert werde. Weber, Kategorien, S. 294. Dies sind Äußerungen von Ende 1913! 40 Die eine Stelle findet sich in dem Gutachten zur Problematik der Werturteile in den Sozialwissenschaften, Ende 1913 für den Verein für Sozialpolitik erstattet, abgedruckt in: Max Weber, Werk und Person. Dokumente ausgewählt und kommentiert von Eduard Baumgarten. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1964, hier S. 138; die andere in dem Text „Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen“, MWG I/22-1, hier S. 79.
126
Entstehungsgeschichte
Wir haben ausführlich geschildert, wie Max Weber auf den Beitrag von Friedrich von Wieser reagierte: daß er, nachdem Wieser in seiner Darstellung der Wirtschaftstheorie entgegen seiner Erwartung gewisse soziologische Probleme nicht mitbehandelt habe, seiner „Sache“ „einen ganzen dicken Abschnitt zufügen“ müsse.41 Wir vermuteten, es handle sich dabei um eine Soziologie des Marktgeschehens. Tatsächlich ist nicht auszuschließen, daß Kapitel II der Neufassung, also die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, eine Vorkriegsfassung hatte.42 Wäre dem so, dann hätte 41 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 2. April 1914, MWG II/8, S. 587 f. 42 Ein Hinweis, der diese Vermutung stützt, ist der Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. April 1920, in dem es heißt: „‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ habe ich unter Ihrem Drängen s. Z. in rasender Hast fertiggestellt (das fertig daliegende Mscr. mußte umgestaltet werden). Daher jetzt bei den letzten §§ des Kap. II die Notwendigkeit der beiden eingeschobenen langen §§. Es geht nicht anders und bringt übrigens Das, was Fachleute an diesem Kap. II besonders reizen wird: Auseinandersetzung mit Knapp’s ‚Staatlicher Theorie des Geldes‘, die stets mißverstanden wird.“ Und er fügt hinzu, nun sei die Sache, also das Kapitel II der Neufassung, vollständig. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/10). Es kommt nun darauf an, wie man „s. Z.“ interpretiert: Bezieht es ich auf 1919 oder auf 1914? 1919 ist nicht sonderlich plausibel, denn das von Weber beklagte Drängen des Verlegers läßt sich zwar für 1914, nicht aber für 1919 nachweisen. Wie auch immer: Jedenfalls ist die Deutung 1914 nicht ausgeschlossen. Dann bezöge sich diese Äußerung auf die ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ von Ende 1913/Anfang 1914, die noch einmal habe umgestaltet werden müssen, weil von Wiesers Beitrag für das Handbuch nicht all das brachte, was Weber davon erwartet hatte. Unsere Vermutung war, diese enttäusche Erwartung betreffe eine Soziologie des Marktgeschehens. Auch die Vorlesung über Wirtschaftsgeschichte, die Max Weber auf Wunsch der Studenten im Wintersemester 1919/20 in München hielt, spricht dafür, daß zu diesem Zeitpunkt bereits ein wirtschaftssoziologisches Manuskript existierte. Denn in den ersten Vorlesungsstunden gibt er eine Kurzfassung seiner „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“. Im Mittelpunkt stehen auch hier die Lehre vom (friedlichen) Preiskampf in der modernen Verkehrswirtschaft – der Kampf des Menschen mit dem Menschen – und die Unterscheidung der beiden Grundtypen des Wirtschaftens, des Haushaltens nach dem Grenznutzenprinzip und des Erwerbens nach dem Rentabilitätsprinzip, ferner deren organisatorische Korrelate, der Haushalt (Einkommen und Vermögen) und der Erwerbsbetrieb (Gewinn), voneinander rechtlich getrennt. Weber, Max, Wirtschaftsgeschichte. Abriß der universalen Sozialund Wirtschaftsgeschichte. Aus den nachgelassenen Vorlesungen hg. von Prof. S. Hellmann und Dr. M. Palyi. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1923, bes. S. 6 ff. (MWG III/6). Davon, daß Marktpreisbildung „Resultante ökonomischen Kampfs (Preiskampfs)“ sei, sprach Weber übrigens schon 1898. Aber die Grundkategorien des Wirtschaftens, noch nicht: die soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens, sind dort anders als 1920 aufgebaut. Dazu Weber, Max, Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie, in: MWG III/1, S. 81–117. Zur Interpretation Schluchter, Wolfgang, Der Kapitalismus als universalhistorische Erscheinung. Max Webers institutionenbezogene Analyse, in: Stachura, Mateusz et al. (Hg.), Der Sinn der Institutionen. Mehr-Ebenen- und Mehr-Seiten-Analyse. – Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2009, S. 209–235.
IV. Schlußbetrachtung
127
Weber aufgrund dieses ‚dicken Abschnitts‘ unter dem Titel „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“ tatsächlich bereits vor dem Krieg die Disposition von 1914 ändern müssen, denn darin war ein solcher Abschnitt noch nicht vorgesehen. Schlüssig beweisen läßt sich dies freilich nicht. Eines dagegen ist gewiß: Weber tat gut daran, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neu anzusetzen: mit einer neuen Disposition, einer neuen Terminologie und dem Willen, die nach der alten Disposition verbliebenen Lücken zu schließen sowie den gesamten Stoff lehrbuchmäßig zu verdichten. Die neue Disposition, obgleich nicht als solche überliefert und nur aus den ersten vier Kapiteln und den darin enthaltenen Vorausverweisen rekonstruierbar, folgt offensichtlich einer anderen inneren Logik, als sie für die Disposition von 1914 charakteristisch war. Die Typen der Herrschaft, bei der Darstellung nun konsequent am Legitimationsproblem ausgerichtet, stehen nicht mehr am Ende, sondern werden vorgezogen. Die alte Kompositionsidee, derzufolge zunächst die Strukturformen von Gemeinschaften und Verbänden, dann ihre Entwicklungsformen im Zusammenhang mit der Kategorie der Herrschaft darzustellen waren, gilt nicht mehr. Auch der Anfang ist jetzt so gestaltet, wie man es bei einer soziologischen Untersuchung über die „Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ erwartet. Weber beginnt mit einer methodischen und begrifflichen Einleitung in die verstehende Soziologie als eine theoretische Erfahrungswissenschaft vom menschlichen Handeln, wobei er die Grundbegriffe Orientierung, Beziehung, Ordnung und Verband als eine logische Abfolge expliziert.43 Dadurch werden die „Kategorien einer verstehenden Soziologie“ mit ihrer Spezialterminologie (insbesondere dem Einverständnishandeln und seiner Komposita) aus dem Jahre 1913 durch eine klarere und auch verständlichere Terminologie abgelöst. Darauf folgen die „soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, die so angelegt sind, daß damit die verschiedenen Arten des Haushaltens und Erwerbens von der geschlossenen Hauswirtschaft bis zur relativ offenen modernen Verkehrswirtschaft zu erfassen sind. Damit ist der Wirtschaft der ihr gebührende Platz im Konzert der gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte zugewiesen. Wirtschaft und legitime Herrschaft – dies ist jetzt der Ausgangspunkt für das Weitere. Danach wird die Klassen- und Ständebildung behandelt. Dann erst kommen die Struktur- und Entwicklungsformen der Gemeinschaften, die nun, so kann man vermuten, unter Verwendung der bereits dargelegten soziologischen Kategorien des Wirtschaftens, der legitimen Herrschaft sowie der Klassen- und Ständebildung zu analysieren sind. Denn die historisch variierenden Lösungen des Knappheitsproblems (Wirtschaft) sowie des Legitimationsund Verwaltungsproblems (Herrschaft) hängen eng mit der Klassen- und Ständebildung zusammen: Appropriations- und Autoritätsverhältnisse erzeu43 Dazu ausführlich Schluchter, Grundlegungen I, S. 265–271.
128
Entstehungsgeschichte
gen Klassen und Stände und werden durch diese zugleich mit produziert. Vergleicht man die neu geschriebenen Kapitel über Wirtschaft und legitime Herrschaft mit den Vorkriegstexten, so ist man an die dort getroffene Unterscheidung zwischen einer Herrschaft kraft Interessenkonstellation und einer Herrschaft kraft Autorität erinnert. Jene illustrierte Weber am Markt, diese an der hausväterlichen, fürstlichen und amtlichen Gewalt.44 Das erste Verhältnis scheint nun im Rahmen einer umfassenden Wirtschaftssoziologie, das zweite im Rahmen einer umfassenden Herrschaftssoziologie in universalhistorischer Perspektive entfaltet. All dies sah 1914 noch anders aus. Allerdings geht es sowohl in der alten als auch in der neuen Fassung um die Antwort auf dieselbe Frage: Durch welche Ordnungskonfiguration wird eine eigendynamische wirtschaftliche Entwicklung begünstigt, durch welche wird sie obstruiert? Es geht aber auch um die weitere Frage, wie eine autonomisierte, ‚ausgebettete‘ kapitalistische Wirtschaft wieder in eine moderne Ordnungskonfiguration eingebettet werden könnte, in welcher Konstellation sie mit den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten in Grenzen ‚harmoniert‘. Leider bricht diese Neugestaltung mit dem begonnenen Kapitel IV ab, so daß wir nicht wissen können, wie Weber seine Argumentation weiterentwickelt hätte. So hinterließ er uns zwei unvollendete Fassungen eines Projekts, das ihn seit 1908 mit wachsender Intensität beschäftigt hatte: eine noch nicht druckreife und nur relativ integrierte Vorkriegsfassung und eine unvollendet gebliebene Nachkriegsfassung. Die ‚geschlossene soziologische Theorie und Darstellung‘ blieb also letztlich Desiderat.
44 MWG I/22-4, S. 129. In der neuen Fassung der Herrschaftssoziologie ist das Herrschaftsverhältnis allerdings terminologisch ganz mit dem Autoritätsverhältnis, dem „Obödienzverhältnis“, verbunden und dem bloßen autoritären Machtverhältnis, etwa dem kraft monopolistischer Lage auf einem Markt, unter Vermeidung des Herrschaftsbegriffs gegenübergestellt: also: Herrschaft (Autorität) versus Macht. Dazu WuG1, Kap. III, § 1, 2 (MWG I/23).
Anhang zur Entstehungsgeschichte
129
Anhang 1: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Mögliche Zuordnung überlieferter Texte zur Disposition von 1914. Disposition von 1914
Überlieferte Texte
Kategorienstärke und Ort in MWG
1. Kategorien der gesellschaftlichen Über einige Kategorien Ordnungen der verstehenden Soziologie
MWG I/12, kategorienreich, ausgegliedert
Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung
Die Wirtschaft und die Ordnungen
MWG I/22-3, Grundschicht ohne Kategorien, Erweiterung kategorienreich, möglicherweise ausgegliedert
Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen
Wirtschaftliche Beziehun- MWG I/22-1, kategorienarm gen der Gemeinschaften im allgemeinen
2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb
Hausgemeinschaften
MWG I/22-1, kategorienarm
3. Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde
Hausgemeinschaften
MWG I/22-1, kategorienarm
4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen
Ethnische Gemeinschaften
MWG I/22-1, kategorienarm
5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesinnung
Religiöse Gemeinschaften MWG I/22-5, kategorienarm
6. Die Marktvergemeinschaftung
Marktgemeinschaft
MWG I/22-1, kategorienreich
7. Der politische Verband
Politische Gemeinschaften
MWG I/22-1, kategorienreich
Die Entwicklungsbedingungen des Rechts
Die Entwicklungsbedingungen des Rechts
MWG I/22-3, Grundschicht ohne Kategorien, frühe Erweiterung mit Kategorien, spätere ohne
Stände, Klassen, Parteien
„Klassen“, „Stände“ und „Parteien“
MWG I/22-1, kategorienreich
Die Nation
Machtprestige und Nationalgefühl
MWG I/22-1, kategorienarm
8. Die Herrschaft
Herrschaft
MWG I/22-4, kategorienreich
a) Die drei Typen der legitimen Herrschaft
Bürokratismus, Patrimonialismus, Charismatismus, Umbildung des Charisma, Erhaltung des Charisma
MWG I/22-4, überwiegend kategorienarm
b) Politische und hierokratische Herrschaft
Staat und Hierokratie
MWG I/22-4, kategorienarm
c) Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte
Die Stadt
MWG I/22-5, kategorienarm
d) Die Entwicklung des modernen Text fehlt Staates e) Die modernen politischen Parteien
Text fehlt
130
Anhang zur Entstehungsgeschichte
Anhang 2: Die Anordnung der 19 Texte aus dem Nachlaß durch Marianne Weber und Melchior Palyi in der Zeit vom 25. März 1921 bis 25. Juli 1922 (2. bis 4. Lieferung) Zusammengestellt nach Johannes Winckelmann, Webers hinterlassenes Haupt werk, S. 94–105 25. März 1921
15. Juli 1921
3. August 1921
1 Die Wirtschaft und die Ordnungen
1 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
1 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
2 Rechtssoziologie
2 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
2 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
3 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
3 Ethnische Gemeinschaften
3 Ethnische Gemeinschaften
4 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
4 Religionssoziologie
4 Religionssoziologie
5 Ethnische Gemeinschaften
5 Markt
5 Markt
6 Religionssoziologie in 12 Abschnitten
6 Herrschaft
6 Herrschaft
7 Markt fehlt Schluß
7 Die Wirtschaft und die Ordnungen
7 Politische Gemeinschaften
8 Herrschaft
8 Rechtssoziologie
8 Machtgebilde: „Nation“
9 Politische Gemeinschaften
9 Politische Gemeinschaften
9 Klasse, Stand, Parteien
10 Machtgebilde: „Nation“
10 Machtgebilde: „Nation“
10 Legitimität
11 Klasse, Stand, Parteien
11 Klasse, Stand, Parteien
11 Bürokratismus
12 Legitimität
12 Legitimität
12 Patrimonialismus
13 Bürokratismus
13 Bürokratismus
13 Charismatismus
14 Patrimonialismus
14 Patrimonialismus
14 Umbildung des Charisma
15 Charismatismus
15 Charismatismus
15 Feudalismus
16 Umbildung des Charisma (fehlt Schluß)
16 Umbildung des Charisma
16 Staat und Hierokratie
17 Feudalismus
17 Feudalismus
17 Die Wirtschaft und die Ordnungen
18 Staat und Hierokratie
18 Staat und Hierokratie
18 Rechtssoziologie
19 Die Stadt bereits bei Siebeck u. im Archiv gedruckt
19 Die Stadt
19 Die Stadt
Anhang zur Entstehungsgeschichte
131
10. Oktober 1921
24. Januar 1922
25. Juli 1922
1 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
1 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
1 Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen
2 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
2 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
2 Hausgemeinschaft und Nachbarverband
3 Ethnische Gemeinschaften
3 Ethnische Gemeinschaften
3 Ethnische Gemeinschaften
4 Religionssoziologie
4 Religionssoziologie
4 Religionssoziologie
5 Markt
5 Markt
5 Markt
6 Die Stadt
6 Die Wirtschaft und die Ordnungen
6 Die Wirtschaft und die Ordnungen
7 Die Wirtschaft und die Ordnungen
7 Rechtssoziologie
7 Rechtssoziologie
8 Rechtssoziologie
8 Die Stadt
8 Die Stadt
9 Herrschaft
9 Herrschaft
9 Herrschaft
10 Politische Gemeinschaften
10 Politische Gemeinschaften
10 Politische Gemeinschaften
11 Machtgebilde: „Nation“
11 Machtgebilde: „Nation“
11 Machtgebilde: „Nation“
12 Klasse, Stand, Parteien
12 Klasse, Stand, Parteien
12 Klasse, Stand, Parteien
13 Legitimität
13 Legitimität
13 Legitimität
14 Bürokratismus
14 Bürokratismus
14 Bürokratismus
15 Patrimonialismus
15 Patrimonialismus
15 Patrimonialismus
16 Charismatismus
16 Charismatismus
16 Wirkungen des Patrimonalismus und Feudalismus
17 Umbildung des Charisma
17 Umbildung des Charisma
17 Charismatismus
18 Feudalismus
18 Feudalismus
18 Umbildung des Charisma
19 Staat und Hierokratie
19 Staat und Hierokratie
19 Staat und Hierokratie
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Anhang Entstehungsgeschichte zur Entstehungsgeschichte
Section 1
Dokumente
133
134
Dokumente
Übersicht über die Dokumente
135
Vorbemerkung zu den Dokumenten
In der Folge werden die Dokumente präsentiert, die Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des Sammelwerks und Max Webers Beitrag dazu erlauben. Es handelt sich überwiegend um solche, an deren Herstellung Max Weber direkt oder indirekt beteiligt war. Einige dieser Dokumente entstanden dadurch, daß der Verlag einen Entwurf ausarbeitete, den Weber korrigierte. Die korrigierte Fassung wurde dann vom Verlag, sei es im eigenen Namen oder im Namen von Verlag und Schriftleitung, an die Mitherausgeber verschickt oder der Öffentlichkeit präsentiert. In diesen Fällen, in denen der ursprüngliche Text kein Weber-Text und als solcher überliefert ist, wird er in Kleindruck dem Weber-Text unterlegt. Im übrigen gelten für die Textpräsentation die Regeln der Max Weber-Gesamtausgabe. Die Dokumente sind nach Pertinenzen geordnet. Sie reichen von 1909 bis 1920. Die Verlagsverträge gehen aber über 1920 hinaus. Denn es ist wichtig, sich klarzumachen, wie Marianne Weber den Nachlaß ihres Mannes verwaltete. Dies läßt sich unter anderem aus den von ihr geschlossenen Verlagsverträgen ersehen. Die mitgeteilten Notizen Webers zu den Beiträgen anderer Autoren sind nur kleinste Andeutungen seiner umfänglichen redaktionellen Arbeit. Nach allem, was wir wissen, griff er in manchen Fällen auch gestaltend in die Beiträge ein. Die Dokumente sind durchnumeriert und innerhalb der Pertinenzen chronologisch angeordnet sowie mit kurzen editorischen Vorbemerkungen versehen. Gemäß der Gepflogenheit der Max Weber-Gesamtausgabe werden, wenn nicht anders vermerkt, die Umlaute Ae, Oe, Ue stillschweigend in Ä, Ö, Ü sowie ss in ß umgewandelt und Hervorhebungen in den Dokumenten (Unterstreichungen, Sperr- und Fettdruck) kursiv wiedergegeben.
Übersicht über die Dokumente
I. Gliederungen 1. Zusagen für das „Handbuch der politischen Ökonomie“. November 1909. . . 2. „Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan“ und „Stoffverteilungsplan“ für das „Handbuch der politischen Ökonomie“. Mai 1910. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Einteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ mit handschriftlichen Korrekturen Max Webers. März 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Grundriß der Sozialökonomik „Vorwort“ und „Einteilung des Gesamtwerkes“. 2. Juni 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
139 142 155 163
II. Rundschreiben und Titel 5. Eigenhändiger Entwurf eines Rundschreibens an die Mitherausgeber des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“. 25. Juni 1911 . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Rundschreiben an die Herren Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“. Februar 1912. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Entwürfe zu einem Rundschreiben an die Mitherausgeber des Handbuchs. Juni 1912. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Rundschreiben an die Mitherausgeber des „Handbuchs der Sozialökonomik“. Dezember 1913. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Bemerkungen und Korrekturen zum Rundschreiben des Verlags über Separatausgaben von Beiträgen zum „Handbuch der Sozialökonomie“. Januar 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Bemerkungen und Korrekturen zu einem Brief des Verlags an Gustav von Schönberg jr. Mai 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
175 177 180 186 191 194
III. Verlagsverträge 11. Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des „Handbuchs der politischen Ökonomie (Sozialökonomik?)“. 1. Entwurf vom November 1909. . . . . . . . . . . 12. Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des „Handbuchs der politischen Ökonomie“. Fassung vom 22. Februar 1910. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Verlagsvertrag mit Othmar Spann. November 1913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes „Grundriß der Sozialökonomik“. 29. April 1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Rückdatierter Verlagsvertrag mit Karl Bücher. Oktober 1914 . . . . . . . . . . . . . 16. Verlagsvertrag mit Max Weber über seinen Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“. Entwurf vom 13. November 1919. . . . . . . 17. Verlagsvertrag mit Max Weber über seinen Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“. Reinschrift vom 5. Dezember 1919 . . . . . 18. „Nachtrag“ zum Verlagsvertrag mit Max Weber vom 5. Dezember 1919, abgeschlossen mit Marianne Weber. 16. Dezember 1920. . . . . . . . . . . . . . . . 19. Verlagsvertrag mit Marianne Weber über das hinterlassene Manuskript „Wirtschaft und Gesellschaft“. 1. Juni 1921. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
197 203 207 211 215 219 224 226 227
Übersicht über die Dokumente
137
20. Entwurf eines Redaktionsvertrages mit Emil Lederer über die Schriftleitung des „Grundrisses der Sozialökonomik“. Juli 1922. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 21. Nachtragsvertrag mit Marianne Weber über die Herausgabe der 2. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“. 13. Februar 1925 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
IV. Notizen von Max Weber zu den Beiträgen anderer Autoren (Auswahl) 22. Eigenhändige Fahnenkorrektur von Karl Büchers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“. März 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23. Eigenhändige Fahnenkorrektur von Heinrich Sievekings Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“. 28. März 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24. Randbemerkungen zur Fahnenrevision von Karl Büchers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“. 30. März 1914. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25. Randbemerkungen zur Fahnenrevision von Joseph Schumpeters Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“. 14. April 1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26. Randbemerkungen zum gesetzten Abkürzungsverzeichnis zum „Grundriß der Sozialökonomik“, Abteilung I. Mai 1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
235 239 241 244 248
Anhang zu den Dokumenten: 1. Übersicht über die unter der Schriftleitung von Max Weber erschienenen Abteilungen des „Grundrisses der Sozialökonomik“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 2. Titelblatt zur 1. Lieferung von Max Webers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ 1921. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 3. Titelblatt zur Erstausgabe von „Wirtschaft und Gesellschaft“ 1922. . . . . . . . . 256
138
Dokumente
I. Gliederungen – Dokument Nr. 1
139
I. Gliederungen
Nr. 1 Zusagen für das „Handbuch der politischen Ökonomie“ November 1909 Die erste Aufstellung zum „Handbuch der politischen Ökonomie“, die überliefert ist, datiert vom November 1909. Im Mai 1909 muß es aber bereits einen früheren, provisorischen Stoffverteilungsplan gegeben haben. Dieser wird in den Briefen Max Webers an Paul Siebeck vom 23. und 31. Mai 1909 erwähnt (MWG II/6, S. 132 und 136), läßt sich in der Verlagskorrespondenz aber nicht nachweisen. Man weiß nur soviel, daß Paul Siebeck den Plan am 11. Juni 1909 an Max Weber zurückgesandte, „ohne eine Abschrift davon genommen zu haben“ (Brief von Paul Siebeck an Max Weber vom 11. Juni 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, sowie zu den Hintergründen, oben, S. 66 mit Anm. 56). Am 8. November 1909 bat Max Weber den Verleger, Zusagen und Änderungen in der Beitragsvergabe zum Handbuch zu notieren, „Sich bemerken zu wollen“ (MWG II/6, S. 308). Darauf antwortete Paul Siebeck am 12. November mit einer dreiseitigen, maschinenschriftlichen Aufstellung über „Zusagen für das ‚Handbuch der politischen Ökonomie‘“ (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Am 19. November schickte Max Weber „die ergänzten Durchschläge Ihrer Listen zurück“ (MWG II/6, S. 318). Dem Abdruck liegt die von Webers Hand korrigierte Durchschrift zugrunde, die sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A). Die Seitenzählung im Original setzt auf Seite 2 ein und wird als A [1], A 2 etc. sigliert. Der maschinenschriftliche Text wird in kleinerer Schrifttype wiedergegeben. Sonst gelten die für die Textwiedergabe oben, S. 135, genannten Regeln. Doppelte Unterstreichungen in der maschinenschriftlichen Vorlage werden kursiv wiedergegeben, aber nicht zusätzlich ausgewiesen. Das erste Blatt trägt rechts oben den Zusatz „Max Weber“ von dritter Hand. Max Weber schrieb mit schwarzer Tinte sowie mit Rot- und Bleistift Zusätze in die Vorlage hinein. Diese Zusätze werden in größerer Schrifttype wiedergegeben und textkritisch annotiert.
140 A [1]
Dokumente Zusagen für das „Handbuch der politischen Ökonomie“.
Professor Dr. Friedrich Frhr. von Wieser in Wien: I. 3 Abstrakte Theorie ohne Dogmengeschichte (I. 2) Eine kurze methodische Einleitung. 2 Abschn. I. Theorie der einfachen Wirtschaft (Hauptthema: Wert) II. Th[eorie] der Tauschgemeinschaft (Hauptthema: Preis) einschließ lich: Einkommen[s]gestaltung, allgemeine Lehre vom Geld und vom Kredit. 15 Bogen Termin: Ostern 1912 spätestens.
5
10
Geh. Hofrat Professor Dr. K[arl] Bücher: I. 1 Einleitung (didaktische und histor[ische] Grundfragen). Professor Dr. H[einrich] Herkner: I. Arbeit. cca 2 Bogen
15
Professor Dr. Alfred Weber; Heidelberg: Standorte der Industrieen 1 Bogen. Dr. Hermann Mauer: II. Agrarcredit. 2 ½ Bogen (nach neueren Mitt[eilungen] von M. W. 2¾ Bogen) Termin: 1.XII.1911. Professor Hausrath, Karlsruhe: II. Forstwesen 3 Bogen. Termin: 1.XII.1911. A 2 Professor Moldenhauer in Köln: II. Versicherungswesen nach neueren Mitt[eilungen] 2¾ Bogen.
20
25
30
Geh.Hofrat Professor Dr. E[berhard]a Gothein in Heidelberg: II. Bergwesen 2 Bogen u. Binnenschiffahrt 1 Bogen b(noch vorbehalten)b c〈Hofrat Professor Dr. von Philippovich in Wien. II. Organisation der Volkswirtschaft, 10 Bogen.〉c
a A: G. b Eigenhändige Hinzufügung in schwarzer Tinte. c – c Von Max Weber gestrichen.
35
141
I. Gliederungen – Dokument Nr. 1 und Geschichte der wirtschaftspolitischen Systeme und Theorien. 2 Bogen
5
Professor Dr. K[arl] Oldenberg, Greifswald: Bedarf 1½ 1¾ Bogen Consum ¼ Professor Dr. Rathgen. Hamburg: Handelspolitik, Kolonien. 17 Bogen.
10
Dr. Josef Schumpeter: Dogmen- und Methodengeschichte 4 Bogen. A3
Privatdozent Dr. Brinkmann: Landwirtschaftl[iche] Betriebslehre 4 Bogen. 15
Privatdozent Dr. Mombert, Freiburg i. B.: Bevölkerungswesen dendgültig
nunmehr: 2e d Bogen. f g〈Dr.
20
Hermann Mauer, Berlin Agrarcredit – 2¾ Bogen〉g P[rivat-]D[ozent] Dr Plenge, Leipzig, Conjunkturen und Krisen Geld u. Notenbanken
25
3 Bogen
Prof. v. Schulze-Gävernitz: (Freiburg)
Creditbanken 4 Bogen
Prof. Schumacher (Bonn)
Börsenwesen 2½ Bogenf |
d Eigenhändige Hinzufügung mit Bleistift am linken Rand. e 3 von Max Weber mit doppelt unterstrichener Ziffer 2 überschrieben. Diese ist mit Rotstift geschrieben. f – f Eigenhändige Zusätze in schwarzer Tinte. g Hinzugefügte Passage von Max Weber selbst gestrichen.
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Dokumente
Nr. 2 „Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan“ und „Stoffverteilungsplan“ für das „Handbuch der politischen Ökonomie“ Mai 1910 Am 23. Mai 1910 erhielten die Mitherausgeber des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ vom Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) einen doppelt ausgefertigten Verlagsvertrag, einen Abzug des „Stoffverteilungsplans“ und eine Satzprobe (Brief von Oskar Siebeck an Karl Bücher vom 23. Mai 1910, VA Mohr/Siebeck, Tübingen). Seit März wurden Korrekturen des „Stoffverteilungsplans“ und der „Vorbemerkung“ zwischen dem Verlag und Max Weber in mehreren Arbeitsgängen abgestimmt (Briefe von Max Weber an Paul Siebeck vom 26. März, vor oder am 16. April, 1. und 2. Mai 1910, MWG II/6, S. 445, 474, 484 f. und 486). Am 16. Mai befand sich der Plan bereits im Druck, so daß erst einmal keine weiteren Korrekturen möglich waren, wie Weber Karl Bücher mitteilte (MWG II/6, S. 520). Der Plan diente dem Verlag auch als Übersicht über die vertraglichen Abmachungen mit den Autoren. Überliefert ist ein Exemplar mit handschriftlichen Zusätzen des Verlags über neu hinzugewonnene Autoren und veränderte Titel, aber auch mit Angaben zum Bogenumfang der Beiträge. Ab dem 16. Mai 1910 wurden Veränderungen, die Max Weber vorgenommen hatte, vom Verlag handschriftlich in dem gedruckten Exemplar vermerkt. Dieses sog. „Controll-Verzeichnis“ erhielt Max Weber am 24. Mai 1910 vom Verlag, weshalb sich auf dem hier edierten Exemplar der Zusatz „Zum Brief an Max Weber vom 24.5.10.“ findet (dazu auch der Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 25. Mai 1910, MWG II/6, S. 539). Dem Abdruck liegt die gedruckte, sechsseitige Fassung von „Vorbemerkung“ und „Stoffverteilungsplan“ zugrunde, die sich in VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A). Die Textwiedergabe erfolgt nach den oben, S. 135, genannten Regeln. Die Originalpaginierung, einsetzend mit Seite 2, ist als A [1], A 2 etc. sigliert. Da es sich um einen von Max Weber autorisierten Text handelt, wird dieser in normaler Schriftgröße ediert. Nicht berücksichtigt werden hier die nachträglichen handschriftlichen Zusätze von dritter Hand sowie der Zweispaltendruck des „Stoffverteilungsplans“.
I. Gliederungen – Dokument Nr. 2
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Handbuch der politischen Ökonomie. Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan.
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Die beifolgende Übersicht ist im einzelnen nicht unbedingt endgültig. Es ist hie und da notwendig, kleine ergänzende Artikel hinzuzufügen, gelegentlich auch die Reihenfolge zu ändern. Der Zweck der Aufstellung ist lediglich, den Herren Mitarbeitern einen Überblick über die voraussichtliche Gesamteinteilung, wie sie sich zurzeit nach den zum Teil langwierigen Korrespondenzen stellt, und die Möglichkeit einer Orientierung darüber zu geben, mit welchen andern Abschnitten sich die von jedem einzelnen Herrn übernommenen inhaltlich berühren. Lediglich diesen Zweck hat es auch, wenn bei einer größeren Anzahl von Einzelabschnitten ein Überblick über den, nach der Korrespondenz mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter, von ihm zu behandeln beabsichtigten Problemkreis gegeben worden ist. Dies bedeutet selbstredend keinerlei Einmischung in die Art, wie die Herren ihre Abschnitte ausgestalten. Wo bezüglich einiger Abschnitte die Verhandlungen noch schweben, ist der Name des Mitarbeiters offen gelassen. Soweit den Herren Mitarbeitern Probleme der Grenzregulierung und Stoffeinteilung auftauchen, oder soweit von ihnen Wiederholungen oder Lücken befürchtet werden, wird ergebenst anheimgestellt, sicha, soweit den Herren dies irgend nützlich erscheint, der Vermittlung von Professor Max Weber zu bedienen, der dazu jederzeit zur Verfügung steht und, wie bisher, für jeden Ratschlag und Hinweis dankbar bleibt. Eine Vergrößerung des Raums der Artikel über das vereinbarte Maß erscheint nach Lage der Dinge völlig ausgeschlossen, da hie und da bereits kleine nachträgliche Einschränkungen des Umfangs nötig waren. Was die Ablieferung der Manuskripte anlangt, so haben wir, um die vollkommene Sicherheit zu haben, daß der vereinbarte Termin innegehalten wird, diesen, angesichts der Bedenken einzelner Herren, auf den 15. Januar 1912 hinausgeschoben. Eine weitere Verlängerung ist unmöglich. – Es sei noch gestattet, in selbstverständlich durchaus unmaßgeblicher Weise, aus den geführten Besprechungen und Korrespondenzen
a A: Sich
A [1]
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A2
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einige Punkte herauszuheben, über welche eine gewisse Übereinstimmung zu bestehen schien: 1. Es galt – soweit darüber gesprochen oder geschrieben wurde – als der Sachlage entsprechend, daß die Statistik durchweg nicht um ihrer selbst willen, sondern nur – wo immer dazu Anlaß gegeben ist – illustrativ zur Geltung kommen solle. Dagegen dürfte wohl allerdings die Verweisung auf die statistischen Publikationen als Quelle in den Literaturübersichten (vgl. No. 4) den Interessen der Leser dienlich sein. 2. Der aus zwingenden buchhändlerischen Gründen unvermeidlich sehr knappe Raum dürfte nach Ansicht der meisten Herren eine ziemlich streng „lehrhafte“ Form der Darstellung bedingen. Unentbehrliche Auseinandersetzungen mit Gegenmeinungen dürften daher vielleicht zweckmäßig in besonderen (in Petit zu setzenden) Abschnitten zusammenzufassen sein. 3. Es wurde davon ausgegangen und dies in den Korrespondenzen auch mehrfach betont, daß der Zweck des Werkes kein politischer (im weitesten Sinne des Wortes) sein kann. Würde, wie zu hoffen, diese Ansicht allseitig akzeptiert, so dürfte sich daraus ergeben: daß die einander entgegenstehenden Ansichten über praktische Probleme nebst den dafür geltend gemachten Gründen zwar konstatiert und ihre Argumente entwickelt, nicht aber eine Entscheidung zwischen ihnen getroffen werden sollte. Daß dies letztere in den Stil dieses Werkes in der Tat nicht recht passen würde, dürfte sich schon aus den untereinander sehr verschiedenen praktischen Standpunkten der Herren Mitarbeiter ergeben. 4. Rein äußerlich endlich wurde vielfach als praktisch anerkannt, daß die Literatur tunlichst in Gestalt von kurzen kritischen Referaten über die Leistungen der Hauptvertreter der verschiedenen wissenschaftlichen Strömungen, welche den einzelnen Teilen, in welche die Darstellung von den Herren Mitarbeitern gegliedert wird, in Petitdruck vorangestellt werden könnten, behandelt werden möge. In der Tat dürfte vielleicht diese Form der Einführung des Lesers in die dogmatischen und methodischen Kontroversen der betreffenden Einzelprobleme besonders zweckmäßig sein. 5. Das Werk erscheint unter der Kollektiv-Titulatur aller Mitarbeiter (ohne sogen. „Herausgeber“).
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Stoffverteilungsplan. Erstes Buch. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft.
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I. II.
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III.
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Epochen und Stufen der Wirtschaft. (Prof. K[arl] Bücher.) Wirtschaftstheorie (Wert- und Preistheorie, sog. Verteilungstheorie, allgemeine Theorie vom indirekten Tausch [Geld]b, vom Kapital und Kredit und vom Aufbau der Erwerbswirtschaft. Die Darstellung soll mittelst abnehmender Abstraktion bis an die empirische Wirklichkeit herangeführt werden. Ausgeschlossen: „dynamische“ Probleme). (Prof. v. Wieser.) Wirtschaft, Natur und Gesellschaft. 1. Bedarf und Konsum als Bedingungen und Bestandteile der Wirtschaft. (Prof. Oldenberg.) 2. Naturbedingungen der Wirtschaft. a) Geographische Bedingungen (direkte – indirekte geographische Bedingtheit der Wirtschaft, Verteilung von Land und Meer, Küstengliederung, Vorkommen der Erze. – Wesen und Komponenten des Klimas, Klimatypen und ihre Beziehungen zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten). (Prof. Hettner.) b) Wirtschaft und Bevölkerung. Ökonomische Bevölkerungslehre (Bevölkerungsbewegung und -Verteilung, soweit sie ökonomisch relevant oder bedingt ist). (Prof. Mombert.) Wirtschaft und Rasse. (Prof. Max Weber.) 3. Technische Bedingungen der Wirtschaft. a) Wirtschaft und Technik (1. prinzipielle Beziehungen beider, 2. Epochen der c[ökonomisch relevanten]c Entwicklung der Technik). (Prof. v. Gottl.) b) Arbeit und Arbeitsteilung. (Prof. Herkner.) 4. Wirtschaft und Gesellschaft. a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands). (Prof. Max Weber.)
b [ ] in A. c [ ] in A.
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IV.
A3
V.
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b) Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat). (Prof. Max Weber.) c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus) (Prof. Max Weber.) Wirtschaftswissenschaft. 1. Objekt und logische Natur der Fragestellungen. (Prof. Max Weber.) 2. Epochen der allgemeinen Dogmen- und Methodengeschichte. (Prof. Schumpeter.) Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. (Prof. v. Philippovich.)
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Zweites Buch. Die spezifischen Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft. I. II.
III.
IV.
V.
Einleitung. Prinzipielle Eigenart des modernen Kapitalismus als historischer Erscheinung. (Prof. Sombart.) Rechtliche Grundlagen des modernen Kapitalismus. 1. Die moderne Privatrechtsordnung und der Kapitalismus. (Prof. G[erhard] A[lexander] Leist.) 2. Der moderne Staat und der Kapitalismus. (Prof. Max Weber.) Die Elemente des privatwirtschaftlichen Betriebs (Buchführung, Kalkulation, Erörterung der Grundlagen der Bilanzierung und Gewinnfeststellung und ihres sachlichen Sinnes). (Prof. Leitner.) Die moderne Erwerbswirtschaft in ihren allgemeinen Beziehungen zum Bedarf: Bedarfsdeckung und Erwerbswirtschaft: Eigenwirtschaft, Gemeinwirtschaft, Karitätswirtschaft, private Profitwirtschaft in ihrer relativen Bedeutung für die Bedarfsdeckung. (Dr. Steinitzer.) Haushalt, Betrieb, Unternehmung: Geschichte und System der Unternehmungsformen (Einzelunternehmung, Gesellschaft, Genossenschaft, halb und ganz öffentliche Unter-
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nehmung) und ihrer rechtlichen Regelung; im besondern: das Aktienrecht, sein wirtschaftlicher und organisatorischer Sinn. (Dr. Steinitzer.) VI. Vermögenskategorien und Einkommensformen in der modernen Wirtschaft (Analyse der charakteristischen empirisch gegebenen Vermögens- und Einkommenstypen im Vergleich mit der Vergangenheit). (Privatdozent Dr. Salz.) VII. Die Berufsgliederung in der modernen Wirtschaft (Bedeutung der Tatsache der Berufsgliederung für die Wirtschaft; Grundlagen und Typen der modernen Berufsgliederung im Verhältnis zur Vergangenheit). (Privatdozent Dr. Salz.) VIII. Technische Grundlagen des modernen Kapitalismus. 1. Betriebskräfte und Rohstoffe als spezifische technische Träger der modernen Wirtschaft. (Prof. v. Gottl.) 2. Die Maschine und die spezifischen Prinzipien der modernen Technik. (Prof. v. Gottl.) 3. Allgemeine Bedeutung der modernen Verkehrsbedingungen und des modernen Nachrichtendienstes für die kapitalistische Wirtschaft. (Prof. Max Weber.) IX. Kapitalbildung und Kapitalverwertung in der modernen Wirtschaft (Empirische Quellen der Kapitalbildung in der Gegenwart im Verhältnis zur Vergangenheit. Kategorien, Gliederung und Umschlag des Erwerbskapitals in der Privatwirtschaft[)]. (Privatdozent Dr. Salz.) X. Geld, Kredit und Kapitalmarkt in der modernen Wirtschaft. (1. Geld und Geldsurrogate: Aufbau und Gliederung des modernen Geldwesens; Funktion und Kreislauf in der modernen Wirtschaft; Geldgeschichte und staatliche Organisation des Geldwesens; Münze, Währung und moderne staatliche Währungspolitik; Geldwert in der modernen Wirtschaft; Geldsurrogate: Wechsel, Banknote, Bankguthabengeld, Scheck, Giro, Clearing; Mittel des internationalen Zahlungsausgleichs. 2. Kredit und Kapitalmarkt, insbesondere Funktionen und Arten des Kredits; Kapitalangebot und Nachfrage; Zinsbewegung; Effekten und Kursbewegung. 3. Funktionen der Zentralnotenbanken und staatliche Ordnung des Notenbankwesens.) (Prof. Plenge.)
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XI.
Die Preisbildung in der modernen Wirtschaft (Empirische Analyse der Sachgüterpreisbildung. Ausgeschlossen bleiben: Boden-, Transport- und Lohnpreisbildung, Preisbildung der Zahlungsmittel und des Kapitals). (Dr. Vogelstein.) XII. Produktion und Bedarf. (Konjunkturen und Krisen.) (Prof. Plenge.)
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Drittes Buch.
A4
Die einzelnen Erwerbsgebiete der modernen Verkehrswirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik der modernen Staaten. I.
Güterumsatz. 1. Epochen, Struktur und ökonomische Leistung des Handels. (Prof. Bücher.) 2. Organisation und Formen des Handels und staatliche Binnenhandelspolitik. (Bearbeiter noch unbestimmt.) 3. Börsenhandel im speziellen und Börsenwesen. (Prof. Schumacher.) II. Kreditbankwesen. 1. Vorgeschichte und Grundlagen des Bankbetriebs, Arten und wirtschaftliche Funktion der Bankgeschäfte. Mögliche Grundschemata der Bankorganisation. (Prof. Jaffé.) 2. Organisation der Kreditbanken, insbesondere der deutschen (reguläres und irreguläres Bankgeschäft.) (Prof. v. Schulze-Gävernitz.) III. Transportwesen (einschließlich der Seeschiffahrt). 1. Allgemeine Prinzipien der Transportpreisbildung. (Prof. Lotz.) 2. Vorgeschichte, Organisation, nationale und internationale Standorte, privatwirtschaftliche und staatliche Politik der modernen Transportunternehmungen (Post, Telegraph, Telephon, Eisenbahn, Binnenschiffahrt, Seeschiffahrt) einschließlich der Tarifpolitik und der Frage der Konkurrenz und des Zusammenwirkens der Verkehrsmittel. (Prof. Wiedenfeld.) IV. Gewerbe.
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1. Geschichte der gewerblichen Betriebsformen und der zünftigen, städtischen und staatlichen Gewerbepolitik. (Noch unbestimmt.) 2. Die modernen gewerblichen Betriebsformen. (Prof. Eug[en] Schwiedland.) 3. Standortslehre der kapitalistischen Industrie. (Prof. Alfred Weber.) 4. Ökonomische Eigenart der modernen gewerblichen Technik. (Vergleichende Analyse der technischen Grundlagen der modernen Hauptindustrien: technische Industrietypen; Konsequenzen dieser Grundlagen für die ökonomischen Sondereigenarten der Industrien. Insbesondere: technisch bedingtes Verhältnis von Bau- und Maschinenkapital zur Arbeiterzahl, der Lohnkosten zu den sonstigen Betriebsund Kapitalkosten in den einzelnen Industrien; technisch bedingte Verschiedenheiten des Kapitalumschlags in den einzelnen Industrien; Stellung der Industrien im Produktionsprozeß: Verhältnis der einzelnen Hauptindustrien zu den Rohstoffen und zum Bedarf, Zusammenhänge und Abhängigkeiten derselben von- und untereinander; technische Bedingungen der Massenerzeugung und Rückwirkung dieser auf die Technik; Maß der Durchführbarkeit und der faktischen Durchführung moderner technischer Prinzipien innerhalb der einzelnen Industrien: „Grenzen“ der modernen Technik in der heutigen Großindustrie). (Direktor Schiff.) 5. Betriebslehre der kapitalistischen Großindustrie. a) Besonderheiten der industriellen Kalkulation und Buchführung; Selbstkostenberechnung, Vor- und Nachkalkulation und ihre Schwierigkeiten (Unkostenverrechnung), je nach der Spezialisation und der sonstigen Eigenart der einzelnen Industrien; Stufen der Exaktheit der Selbstkostenkalkulation je nach dem Maße des Interesses daran: z. B. Einwirkung fester Kartellpreise auf Ersparnis an Kalkulationsgenauigkeit, und umgekehrt Einwirkung des Interesses an genauer Kalkulation auf die Spezialisierung; Bilanzierungsprinzipien,
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V. VI.
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typische Posten in industriellen Bilanzen in ihrem ökonomischen Sinn. b) Innere Betriebsorganisation in ihren Unterschieden und deren Gründe. c) Unterschiede in der Absatzweise der einzelnen Industrien. Handlungsreisende und Reklame. Art der Preisbemessung: z. B. Preise mit Spezifikationsvorbehalt, Rabattprinzipien; Verhältnis zu Grossisten, zu Detaillisten; Kreditgewährung an die Abnehmer). (Prof. Leitner.) 6. Kredit- und Kapitalbedarf, Finanzierung und großkapitalistische Organisation der modernen Großindustrie (Großindustrie und Banken. Kartelle, Trusts, Fusionen). (Dr. Vogelstein.) 7. Kombination und Spezialisierung der kapitalistischen Industrie. „Der Riesenbetrieb“ und seine Verbreitung. (Dr. Vogelstein.) 8. Arbeitsbedarf (qualitativ und quantitativ) und Lohnpolitik der modernen kapitalistischen Industrien. (Prof. v. Zwiedineck.) 9. Die „Grenzen“ des gewerblichen Großkapitalismus. (Umfang der Bedarfsdeckung durch das moderne Handwerk. Moderne Betriebsart und Kapitalbedarf des Handwerks; Arbeitskräfte des Handwerks (rechtlich und ökonomisch, nicht sozialpolitisch); Funktion der Handwerkergenossenschaften; Verschiedenheit der Existenzbedingungen des Handwerks je nach technischen, ökonomischen, sozialen und populationistischen Bedingungen). (Prof. Schwiedland.) Bergwesen. (Prof. Gothein.) Agrarwesen. 1. Epochen der Agrargeschichte (Geschichte der Betriebsund Besitzsysteme, Arten der Feldgemeinschaft, Reste derselben, Entwicklung der privatwirtschaftlichen und staatlichen Agrarpolitik). (Prof. Wittich.) 2. Betriebslehre der kapitalistischen Landwirtschaft (Besonderheiten der Kalkulation im Landwirtschaftsbetrieb; das Gesetz des abnehmenden Bodenertrags nach Sinn und
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Tragweite: die aus ihm und aus den spezifischen Naturbedingungen folgende technische Eigenart des Landwirtschaftsbetriebes; die Standorte der Wirtschaftssysteme, der Produktionsrichtungen, der Produktionsspezialisierungen und Kombinationen, der Betriebsintensitäten und Betriebsgrößen in der Landwirtschaft; Art und Maß der Kapitalverwertung, des Kapitals- und Arbeitsbedarfs in der Landwirtschaft). (Prof. Brinkmann.) 3. Bodenpreisbildung. (Noch unbestimmt.) 4. Agrarverfassung (konkrete rechtliche und ökonomische Bedingungen der historisch gegebenen Gliederung der Landwirtschaft). a) Verhältnis von Besitz und Betrieb; Verteilung von Besitz und Betrieb; Eigenwirtschaft und Pachtformen. b) Bodenumsatz; Erbrecht; Fideikommisse nach ökonomischen Bedingungen und Wirkungen. c) Arbeitsverfassung und allgemeine soziale Struktur der Landwirtschaft. (Prof. Grünberg.) 5. Agrarkredit (Arten des Kreditbedarfs; Organisationsformen des Agrarkredits; Einwirkung der Kreditorganisation auf die Agrarverfassung). (Dr. Mauer.) 6. Landwirtschaft und Absatz (Landwirtschaft und Handel, Kornhäuser, genossenschaftlicher Absatz, Organisationspläne). (Prof. Wygodzinski.) 7. Grenzen des Kapitalismus in der Landwirtschaft. (Prof. Max Weber.) VII. Forstwesen. (Prof. Hausrath.) VIII. Jagd und Fischerei. (Noch unbestimmt.) IX. Wohnungsproduktion (insbesondere: Unterschiede der Wohnungsgewohnheiten; Art der Beziehung zwischen Bauherr, Bauunternehmer, Bauhandwerker, Bau- und Bodenbank; städtische Boden- und Wohnungspreisbildung, Spekulation in Baugelände). (Prof. Adolf Weber.) X. Versicherungswesen (Funktion und kalkulatorische Grundlagen; die Versicherung als Erwerbsgeschäft und ihr Verhältnis zur gemeinwirtschaftlichen Schadendeckung; die einzelnen Hauptzweige der Versicherung und ihre spezifischen
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Unterlagen; die „Grenzen“ der Versicherung). (Prof. Moldenhauer.) Viertes Buch. Außenwirtschaft und äußere Wirtschafts- und Sozialpolitik des modernen Staates. I. II. III. IV.
Entwicklung des Außenhandels und Systeme der äußeren Handelspolitik. (Prof. Rathgen.) Kapitalanlage im Ausland. (Prof. Rathgen.) Außenwanderungen. (Prof. Rathgen.) Kolonialwesen und „Rassenpolitik“. (Prof. Rathgen.)
5
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Fünftes Buch.
A6
Die gesellschaftlichen Beziehungen des Kapitalismus und die soziale Binnenpolitik des modernen Staates. I. II. III. IV. V. VI.
Arten und Tragweite der Hemmungen, Reflexwirkungen und Rückschläge der kapitalistischen Entwicklung. (Prof. Max Weber.) Kapitalismus und Bevölkerungsgruppierung. a) Gewerblicher Kapitalismus und Bevölkerungsgruppierung. (Prof. Alfred Weber.) b) Agrarkapitalismus und Bevölkerungsgruppierung. (Prof. Max Weber.) Kapitalismus und Bevölkerungsqualität (moderne Degenerationsprobleme, soweit sie mit der Eigenart des Kapitalismus zusammenhängen). (Noch unbestimmt.) Kapitalismus und Einkommensverteilung. (Noch unbestimmt.) Kapitalismus und Konsumenten. 1. Konsumentenorganisationen. (Professor Schachner.) 2. Wohnungspolitik. (Prof. Adolf Weber.) Kapitalismus und Mittelstand. 1. Mittelstandsschutzpolitik (gewerbliche Zunftpolitik im weitesten Sinne des Wortes; Detaillistenpolitik; bäuerli-
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che Zunftpolitik; Inkorporations- und Schuldgrenzenpolitik; bäuerliche Stammgüter). (Prof. Schwiedland und Max Weber.) 2. Positive Mittelstandspolitik. a) Innere Kolonisationspolitik. (Prof. Max Weber.) b) Genossenschaften (Prinzipien, Struktur, Gesetzgebung, Bedeutung und Entwicklungsfähigkeit je nach den einzelnen Wirtschaftszweigen, tatsächliche Entwicklung in den einzelnen Ländern). (Noch unbestimmt.) 3. Der sog. neue Mittelstand. (Prof. Max Weber.) VII. Kapitalismus und Arbeit. 1. Die Lohnpreisbildung (Theorie und empirische Entwicklungstendenzen). (Prof. v. Zwiedineck.) 2. Wesen und gesellschaftliche Lage der Arbeiterklasse (a. Begriff des „Arbeiters“, materielle Klassenlage und materielle Klasseninteressen. b. Die gesellschaftliche Lage des Proletariats). (Prof. Max Weber.) 3. Arbeitsmarkt, Arbeitsvertrag, Lohnkämpfe und Klassenorganisation (Arbeitsnachweis, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Streiks, Tarifverträge, Einigungsämter, staatliche Organisationen: Arbeits- und Arbeiterkammern, Wohlfahrtseinrichtungen der Arbeitgeber, Kampfchancen der Arbeiterschaft je nach Lage des Arbeitsmarkts und der Bedingungen in den einzelnen Industrien, Projekte und Möglichkeiten der Organisation der Arbeiter. Sonderstellung: 1. der Landarbeiter, 2. der Handelsangestellten und technischen Angestellten, 3. der staatlichen Arbeiter.[)] (Prof. Wilbrandt.) 4. Arbeiterschutz. (Prof. Schachner.) 5. Arbeiterversicherung. (Prof. Schachner.) 6. Die „Grenzen“ der Sozialpolitik. (Bearbeiter noch unbestimmt.) VIII. Die antikapitalistischen Massenbewegungen der Gegenwart (sozialistische, sozialrevolutionäre, anarchistische Bewegung). (Prof. Michels.) IX. Die Tendenzen zur inneren Umbildung des Kapitalismus. (Monopolistische, gemeinwirtschaftliche und bureaukratisierende Entwicklungstendenzen in ihren gesellschaftlichen Rück-
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wirkungen; das Rentnertum; die Tendenzen der gesell schaftlichen Umgliederung.) (Prof. Alfred und event. Max Weber.) Index. |
I. Gliederungen – Dokument Nr. 3
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Nr. 3 Die Einteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ mit handschriftlichen Korrekturen Max Webers März 1914 Paul Siebeck bat Max Weber in seinem Brief vom 19. März 1914, „mir auf dem Ihnen vorgestern übersandten zweiten Durchschlag der Stoffeinteilung die Grenzen der einzelnen Bände anzugeben“ (VA Mohr Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Max Weber schickte laut Karte vom 20. März die gewünschte „Übersicht (nebst Bemerkungen)“ noch am selben Tag ab (MWG II/8, S. 563). Der von Weber handschriftlich korrigierte Durchschlag mit der Einteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (A). Das Schriftstück besteht aus acht Blät tern, die nicht paginiert sind. Der Herausgeber fügt Seitenzahlen in runden Klammern hinzu. Die Seiten sind querformatig mit Schreibmaschine beschrie ben, enthalten aber auch handschriftliche Zusätze von dritter Hand. Der Schreibmaschinentext und die fremden Zusätze werden in kleinerer Schrift type wiedergegeben, die Zusätze Max Webers in größerer Schrifttype und mit textkritischer Annotation. Von Max Weber Unterstrichenes ist kursiv gesetzt, während die Unterstreichungen von dritter Hand unberücksichtigt bleiben.
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Dokumente
Abschnitt Autor A (1)
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms wo?
I,1: a (I. Buch). bAbt.I von b Buch I
Epochen und Bücher 5 1 im Satz Stufen der Wirtschaft Epochen der Schumpeter 4 6 12 im Satz allgemeinen Dogmen- und Methodengeschichte
Wirtschafts- theorie
v.Wieser
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Wirtschaft, Bedarf und Konsum
Olden- berg 3.
2
3
Geographische Bedingungen der Wirtschaft
Hettner 1.
1
eAbt.II von e Buch I
Wirtschaft u. Bevölkerung 1. Bevölke- Mombert 2 3 4 rungslehre 2. 2. Wirtschaft Michels und Rasse
Arbeit und Ar- beitsteilung
Herkner 4.
2
2
b.M.W.
Wirtschaft und Technik
Gottl
9
11f
b.M.W.
I,2: c
5.
5
10
im Satz
10 im Satz 15
8
d1
12d b.M.W.
20
b.Aut. b.M.W. 25
a Eigenhändige Korrektur: ,1: > I,1: b Eigenhändige Klammer und Randbemerkung. c Eigenhändige Korrektur: ,2: > I,2: d Eigenhändiger Zusatz. e Eigenhändige Markie rung und Randbemerkung. f Eigenhändiger Zusatz.
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I. Gliederungen – Dokument Nr. 3 Abschnitt Autor
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms wo? A (2)
I,3: g
5
Abt.III von
Wirtschaft und Gesellschaft
M.Weber
i 〈Objekt
und logische Natur der Fragestellungen〉i
M.Weber
Entwicklung d. wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale
v.Philip- povich
2
8
Prinzipielle Eigenart d. mod. Kapitalismus
Sombart
2
8
Die moderne Privatrechtsordnung
Leist
1
jAbt.I
Der moderne Staat u. d. Kapitalismus
M.Weber
Buch I hfällt weg! h
g
10
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(II. Buch)
20
25
von Buch II1) (vom Gan zen; Abt. IV.)j
30
3
b. M.W.
12 b. uns
1
Die Elemente Leitner 1 1 d. priv. wirtsch. Betriebs
b.M.W.
b.M.W.
b.Lederer
30
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1)
NB! Die Einteilung in „Abteilungen“ ist hier willkürlich und nicht sehr erwünscht. Ich habe sie nur gemacht, weil man doch nicht die Bei träge der Abt. I auf Dr Gutmann warten lassen kann. – Ich würde vorzie hen, das Buch nicht zu teilen. Dann müßten eben die ersten Partien (au ßer Gutmann)k im Winter 14/15 oder Frühjahr 15 erscheinen, Gutmann im Sommer 15, beides als „Lieferungen“ dieses Buches, welches dann Abt. IV des Ganzen wäre. g Eigenhändige Randbemerkung zur großen eigenhändigen Klammer. h Eigenhändige Randbemerkung zur kleinen eigenhändigen Klammer. i Von Weber eigenhändig gestri chen. j Eigenhändige Klammer und Randbemerkung mit Fußnote. k Klammer fehlt in A.
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Dokumente
Abschnitt Autor
A (3) l(Even tuell
Sollumf. Bg. S.
Die moderne Erwerbswirt- Steinitzer schaft Haushalt, Be- – „ – 3 trieb, Unternehmung
Ber.Umf. Bg. S.
5
2
10 b.M.W.
Vermögenskate- gorien u. Einkommensformen
Salz
zusammen
Berufsgliede- rung
Salz
des Gan zen)m
M.Weber
s.Anmerkung auf vorigem Blatt!l
Allgem. Bedeu- tung d. mod. Verkehrsbed. Kapitalbildung und Kapitalverwertung
Salz
1
Geld, Kredit und Kapitalmarkt
Gutmann
10
Die Preisbil- dung i. d. mod. Wirtsch.
Vogelstein
2
beides
= Abt. IV
nAbt.II
von Buch II. (vom Gan zen: Abt V)n
Konjunkturen und Krisen
Ms wo?
2
b.Aut. 10
2
b.Aut.
15
b.Aut.
20
25
Spann
3
oHier
wollte pich Bandp II des Gesammtwerks beginnen lassen! So daß also dann die folgenden Abteilungen immer: Band II, Buch x, Abt. y heißen würden. Doch könnte man ja die Abteilungen durchnumme rieren.o
l – l Eigenhändige Klammer und Randbemerkung. m Klammer fehlt in A. n Eigenhändi ge Klammer und Randbemerkung. o– o Eigenhändiger Zusatz. p A: zweifach unterstri chen.
30
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I. Gliederungen – Dokument Nr. 3 Abschnitt Autor
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms wo?
III.1 (III. Buch)
5
10
15
25
30
35
Sieveking
2 2 2
Handel II Hirsch 2 qAbt. I
S. 1 – 20 bei uns
Schumacher
Organisation der Kreditban- ken
v.Schulze- G.
5
5
14
b.Aut. A (4)
Vorgesch. u. Grundlagen d. Bankbetriebs
Jaffé
1
1
12
b.uns
Allgem. Prinzi- pien d. Transportpreisbildung
Lotz
1
12
b.M.W.
Transportwesen
Wiedenfeld
7
Gesch. d. zünf- tigen, städt. u. staatl. Gewerbepolitik
Sieveking
1
b.M.W.
Die modernen gew. Betriebs- formen
Schwied- land
2
b.Aut.
Standortslehre der kap. Industrie
Alfr.Weber
1
von Buch III (Abt.VI – eventuell: „V“ – vom q Ganzen)
2
liefert i.d. nächsten Wochen
Ms im Satz
Börsenhandel und Börsenwesen
20
Universelle Stellung Gesch., Aufbau und Bedeutung d. Handels
8
q Eigenhändige Klammer und Randbemerkung.
8
1
10
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Dokumente
Abschnitt Autor
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms. wo?
3
3
b.Aut.
Ökonom. Eigen- art d. mod. gew. Technik
Weyermann
Betriebslehre d. kap. Großindustrie
Leitner
Kredit- und Ka- pitalbedarf
Vogelstein
Arbeitsbedarf und Lohnpolitik
Zwiedineck
1
Bergwesen
Gothein
2
Epochen der Agrarpolitik
Wittich
1
Betriebslehre d. kap. Landwirtsch.
Brinkmann
4
Bodenpreisbil- dung
Eßlen
4
Agrarverfassung
Grünberg
3
von s Buch III
Agrarkredit
Mauer
3
Landwirtschaft und Absatz
Wygodzin- ski
Grenzen d. Ka- pitalismus i. d. Landw.
M.Weber
Forstwesen
Hausrath
rAbt.II
von Buch III A (5) (Abt.VII – eventuell „VI“ – vom Gan r zen)
sAbt. II
A (6)
5
2
8
3
b.M.W.
2 10
8
1
12 b.Aut.
1
10 b.uns 15
5
10 b.uns
b.M.W. 20
8 1
8
6 b.uns 8
b.M.W. 25
3
2
10 b.uns
Jagd und Fi- ? scherei
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Wohnungspro- duktion
Ad.Weber
1
1
b.uns
Versicherungs- wesen
Molden- hauer
2
8 2
b.uns
r Eigenhändige Klammer und Randbemerkung. s Eigenhändige Klammer und Rand bemerkung.
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I. Gliederungen – Dokument Nr. 3 Abschnitt Autor
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms. wo?
(IV. Buch)
5
Außenwirtschaft und äußere Wirtschaftsund Soz.pol. d. mod. Staates
Rathgen
17
Arten und Trag- weite d. Hemmungen etc.
M.Weber
Gew. Kapitalis- mus und Bevölkerungsgruppierung
Alfr.Weber
Agrarkapitalismus und Be- völkerungsgruppierung
Kapitalismus ? und Bevölkerungsqualität
Kapitalismus ? und Einkommensverteilung
Kapitalismus und Konsumenten
Wilbrandt
Wohnungspolitik
Ad.Weber
(V. Buch). 10
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M. Weber
Mittelstands- schutzpolitik
Schwied- land und M.Weber
Swart
Innere Koloni- sationspolitik
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2
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b.M.W.
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b.M.W.
A (7)
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Dokumente
Abschnitt Autor
Sollumf. Bg. S.
Ber.Umf. Bg. S.
Ms wo?
Genossenschaf- Wygodzin- 1 1 8 b.Lede ten ski und rer Wilbrandt W. hat sein Ms. nicht gel.
Der sog. neue Mittelstand
Lederer
8
Die Lohnpreis- bildung
Zwiedineck
8
Wesen u. ge- sellschaftl. Lage d. Arbeiterklasse
M.Weber
Arbeitsmarkt, Arbeitsvertrag
Lederer
Arbeiterschutz
A (8)
5
b.M.W.
8 b.Aut. 10
Schachner – Lederer
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b.M.W.
Arbeiterversi- cherung
Lederer
Grenzen d. So- zialpolitik
Wilbrandt
Die antikapi- talist. Massenbewegungen
Michels
Die Tendenzen zur inneren Um- bildung des Kapitalismus
Alfr. und M.Weber
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3 25
I. Gliederungen – Dokument Nr. 4
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Nr. 4 Grundriß der Sozialökonomik „Vorwort“ und „Einteilung des Gesamtwerkes“ 2. Juni 1914 Einen Entwurf des „Vorworts“ übersandte Max Weber am 15. April 1914 an Paul Siebeck (MWG II/8, S. 624). Ein Durchschlag des Entwurfs wurde dann – mit dem Einverständnis Max Webers (MWG II/8, S. 625 f.) – vom Verleger am 20. April an den Stuttgarter Rechtsanwalt Ernst Kielmeyer zur juristischen Prüfung wegen des Streits mit den Erben Schönbergs weitergeleitet (dazu die Einleitung, oben, S. 33 ff.). In seiner Stellungnahme vom 25. April riet der Rechtsanwalt dringend von der „Erwähnung des Schönberg’schen Handbuchs“ ab und empfahl, „diese ganze Erwähnung aus dem Vorwort vollständig wegzulassen, zumal die Fassung des vorliegenden Entwurfs die Schönberg’schen Erben geradezu kränken muß“ (Brief von Ernst Kielmeyer an Paul Siebeck vom 25. April 1914, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 358). Im Verlauf des Monats Mai 1914 wurde das „Vorwort“ offenbar noch mehrfach verändert (Briefe und ein Telegramm Max Webers an Paul Siebeck vom 5., 22., 29., 30. und 31. Mai, MWG II/8, S. 655, 684, 686 f., 692, 694 f.). Parallel dazu sah Max Weber auch die „Einteilung des Gesamtwerkes“ durch und korrigierte sie (Brief an Paul Siebeck vom 18. Mai 1910, MWG II/8, S. 676). Ein Manuskript ist nicht überliefert, auch die verschiedenen Entwürfe zum „Vorwort“ sind nicht mehr vorhanden. Der Abdruck von „Vorwort“ und „Einteilung des Gesamtwerkes“ folgt dem Erstabdruck in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft, bearbeitet von Karl Bücher, Joseph Schumpeter, Friedrich Frhr. von Wieser. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. VII – XIII (A). Die Paginierung wird als A VII, A VIII etc. am Rand mitgeführt. Das „Vorwort“ ist mit „Schriftleitung und Verlag“ unterzeichnet und somit von Max Weber als dem Schriftleiter autorisiert. Für die im Anschluß abgedruckte „Einteilung des Gesamtwerkes“ trägt er ebenfalls die Mitverantwortung, so daß beide Texte in normaler Schriftgröße ediert werden. Für die Textwiedergabe gelten die oben, S. 135, genannten Regeln.
164 A VII
Dokumente
Vorwort. In das hiermit erscheinende Sammelwerk sind aus dem sonst übli chen Problemkreis vorerst nicht einbezogen worden: I. die Finanz lehre, 2. die Lehre vom Armenwesen. Beide deshalb, weil sie heute Gegenstand ganz selbständiger Disziplinen bilden. Soweit die Erscheinungen, welche von jenen Disziplinen behandelt werden, in die Gestaltung der Sozialwirtschaft eingreifen, sind diese Bezie hungen (in Buch II bzw. V dieses Werkes) zum Gegenstand von Sonderdarstellungen gemacht worden. Ebenso sind die Grundlagen der Privatwirtschaftslehre so weit einbezogen worden, als dies zum Verständnis der sozialökonomischen Zusammenhänge erforderlich schien. Ausgiebiger, als dies gewöhnlich geschieht, sind anderer seits in mehreren Sonderdarstellungen (in Buch I und III) die Beziehungen der Wirtschaft zur Technik und ebenso zu den gesell schaftlichen Ordnungen behandelt worden. Und zwar absichtlich so, daß dadurch auch die Autonomie dieser Sphären gegenüber der Wirtschaft deutlich hervortritt: Es wurde von der Anschauung ausgegangen, daß die Entfaltung der Wirtschaft vor allem als eine besondere Teilerscheinung der allgemeinen Rationalisierung des Lebens begriffen werden müsse. Dem allgemeinen Charakter des Werkes als einer systematischen Darstellung entsprechend ist vor erst unterlassen worden, ihm eine allgemeine Wirtschaftsgeschichte einzufügen. Statt dessen sind, neben einer einleitenden Skizze der „Entwicklungsstufen“ der Wirtschaft, den Darstellungen der ein zelnen sachlichen Teilgebiete der Sozialwirtschaft kurze historische Einleitungen vorangestellt. Wenn absichtlich auf Literaturnach weise bibliographischen Charakters verzichtet wurde und statt des sen, neben der allgemeinen Dogmengeschichte (in Buch I), jedem Sonderabschnitt eine lediglich die Einführung des Lesers in die Hauptströmungen der betreffenden speziellen Literatur bezwe ckende kritische Übersicht beigegeben wurde, so entspricht dies dem didaktischen Charakter des Werkes. Seiner Eigenschaft als Sammelwerk entspricht es, wenn vermie den worden ist, neben der rein historisch darstellenden Analyse der wissenschaftlichen Methoden der Sozialökonomik (in Buch I) auch eine systematische Erkenntnistheorie der Sozialwissen schaften – welche, ebenso wie die materiale ökonomische Kultur soziologie, einem besondern Beiheft vorbehalten bleibt – in das
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Werk selbst aufzunehmen. Hier hätte sie leicht den unberechtigten Anschein erweckt, als sei sie maßgebend für einen gemeinsamen methodischen Standpunkt der einzelnen Mitherausgeber. Einen solchen gemeinsamen Standpunkt aber gibt es nicht. Denn als Sammelwerk teilt der „Grundriß“ die in der Natur der Sache lie genden Eigenschaften eines solchen. Entgegen der ursprünglichen Absicht ist es nicht gelungen, die großen sachlich zusammengehö rigen Problemgebiete durchweg in der Hand je eines Bearbeiters zusammenzufassen. Die damit gegebene Notwendigkeit der Ver teilung unter zahlreiche Spezialisten bedingte in noch erhöhtem Grade den Verzicht auf „Einheit“ in der Methodik und vollends in der praktischen Stellungnahme. Um so mehr, als man leicht bemerken wird, daß die Mitherausgeber den methodisch und poli tisch verschiedensten Lagern zugehören. Es steht zu hoffen, daß der Gewinn an spezialistischer Beherrschung der Einzelprobleme jenen unvermeidlichen Verzicht einigermaßen wettmachen wird. Auf dem Gebiet der Methodik wird man sich im Bereich unse rer Disziplin ohnehin mehr an den Gedanken gewöhnen müssen: daß letztlich alle Wege wieder zusammenführen. Dem Opfer der an sich erwünschten Einheitlichkeit der Darstellungsmittel und der Terminologie könnte der Vorteil einer Bearbeitung der gleichen Probleme mit verschiedenen begrifflichen Hilfsmitteln gegenüber stehen. Und auch die Unterschiede der durch außerwissenschaft liche persönliche Voraussetzungen bedingten praktischen Stellung nahmen, – auf deren Mitteilung zu verzichten die Mitherausgeber, angesichts der Verschiedenheit ihrer Ansichten über diesen Punkt, sich gegenseitig nicht zugemutet haben, – könnte für die Allseitig keit der Betrachtung der Probleme gewisse Vorteile bieten. Inwie weit nun diese möglichen Vorzüge eines Sammelwerkes diesem Grundriß tatsächlich eigen sind, das zu entscheiden, ist hier nicht der Ort. Es ist bedauerlich, daß nicht, wie beabsichtigt, das ganze Werk geschlossen erscheint. Leider hatten aber einige der Mitherausgeber die für die Fertigstellung ihres Beitrages erforderliche Zeit, wie sich zu spät zeigte, sehr erheblich unterschätzt. Ferner haben ein Todes fall und mehrere Fälle schwerer und anhaltender Erkrankung von Mitherausgeber teils ganz bedeutende Verzögerungen, teils aber auch definitives Ausscheiden und damit, in schon vorgerücktem Stadium, die Notwendigkeit der Gewinnung neuer Teilnehmer, und
A VIII
166
A IX
Dokumente
zwar auch für grundlegend wichtige Abschnitte, zur Folge gehabt. Dadurch ergaben sich für die gegenseitige Verständigung und die Abstimmung der einzelnen Abschnitte auf einander erheblich grö ßere Schwierigkeiten, als schon in der Natur der Sache lagen. Es wurde namentlich die Gefahr von Lücken und sachlich vermeidba ren Wiederholungen gesteigert. Obwohl es nicht durchweg möglich war, dem schon für diese erste Auflage systematisch abzuhelfen, ist doch zu hoffen, daß diese widrigen Verhältnisse keine allzu tiefen Spuren in dem Werk hinterlassen haben. Die einzelnen Beiträge wollen zunächst als selbständige Einhei ten gelesen werden, für welche selbstverständlich in jeder Hinsicht die Verfasser allein die Verantwortung tragen. An der Beratung der Gesamtanlage haben sich verschiedene Mitherausgeber, spe ziell auch die Herren Professoren K[arl] Bücher und E[ugen] von Philippovich beteiligt. Alle Verantwortung für etwaige Mängel der Anlage und Stoffeinteilung fällt jedoch auf Professor Max Weber, welcher nach Vereinbarung für diese Auflage die Schriftführung übernommen hatte. Es sei immerhin daran erinnert, daß ein Lehr buch und zumal ein Sammelwerk sich nicht die Aufgabe stellen kann, ein theoretisches Muster einer Stoffgruppierung aufzustellen, sondern praktische Rücksichten dem theoretischen Ideal vorgehen lassen muß. Über die Art der Einteilung gibt die jeder Abteilung beigege bene Übersicht über das Gesamtwerk Aufschluß. Aus ihr schon erhellt, daß der in diesem Sammelwerk versuchte Querschnitt der jenigen Betrachtungen, die es mit der systematischen Erforschung der Sozialwirtschaft zu tun haben, zu früheren Versuchen dieser Art in keiner Beziehung steht. Dies trifft auch auf das „Hand buch der Politischen Ökonomie“ herausg[egeben] von G[ustav] v. Schönberg zu, das 1882 in erster, 1896 – 1898 in vierter Auflage im H. Laupp’schen, 1897 in die Hand des Inhabers der Firma J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) übergegangenen Verlag erschienen ist. Der ursprüngliche Plan des Verlags, das Schönberg’sche Handbuch in neuer Bearbeitung erscheinen zu lassen, worüber nach verschie denen Seiten hin langwierige Verhandlungen gepflogen wurden, mußte nach wiederholten vergeblichen Versuchen schließlich ganz aufgegeben werden. Auch die in zweiter Linie gehegte Hoffnung, das neue Werk, trotz des Fehlens einer Anlehnung an das ältere, wenigstens als eine Art „Ersatz“ dafür ausgestalten zu können,
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I. Gliederungen – Dokument Nr. 4
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erwies sich leider als undurchführbar. Der wesentlich didaktische Zweck, der mit Herausgabe des neuen Werkes verfolgt und der andere Leserkreis, auf den gerechnet wird, die, entsprechend der veränderten wissenschaftlichen Lage, veränderte Stellung zur Theo rie und Soziologie, die infolgedessen nach den Gebieten und Pro blemkreisen, welche einbezogen und nicht einbezogen sind, nach Problemstellung und Stoffverteilung gänzlich heterogene Anlage schlossen, wie sich bei Fortschreiten der Arbeit an dem Plan des Werkes sehr bald herausstellte, jede Anknüpfung dieses Grund risses an das Schönberg’sche Handbuch vollständig aus. Das hier vorgelegte Werk ist, äußerlich und innerlich, auf gänzlich anderer Grundlage entstanden und darf mithin keinerlei Beziehung zu dem früheren Schönberg’schen Werk für sich in Anspruch nehmen. Die Veröffentlichung beginnt mit Abteilung I (Buch I, ers ter Abschnitt) und Abteilung II (Buch I, zweiter Abschnitt), die gleichzeitig erscheinen. Danach folgt zunächst Abteilung V (Buch III, erster Abschnitt), womit die Darstellung der Einzelprobleme (Buch III-V) anhebt. Abteilung V ist im Satz, Abteilung VI (Buch III, zweiter Abschnitt) und VII (Buch III, zweiter Abschnitt) kom men im August, Abteilung III (Buch I, dritter Abschnitt) im Okto ber in Satz. Das Ganze soll im Laufe des Jahres 1915 gedruckt vor liegen. Außer den kurzen Sachregistern in jeder Abteilung wird zu dem Gesamtwerke ein ausführliches Generalregister erscheinen. Heidelberg und Tübingen, 2. Juni 1914. Schriftleitung und Verlag.
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Dokumente
Grundriß der Sozialökonomik.
AX
Einteilung des Gesamtwerkes. Erstes Buch. Grundlagen der Wirtschaft.
Abteilung I
Abteilung II
A. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft. I. Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen. II. Epochen der Dogmen- und Methoden geschichte. III. Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft. I. Theorie der einfachen Wirtschaft. II. Theorie der Volkswirtschaft. 1. Theorie der wirtschaftlichen Gesell schaft. 2. Die Bildungen des Tauschverkehres. 3. Der Aufbau der Erwerbsgemeinschaft und die Einkommensbildung. 4. Die private Wirtschaftsverfassung. III. Theorie der Staatswirtschaft. IV. Theorie der Weltwirtschaft. B. Die natürlichen und technischen Beziehungen der Wirtschaft. I. Die geographischen Bedingungen der menschlichen Wirtschaft. II. Wirtschaft und Bevölkerung. a) Bevölkerungslehre. b) Wirtschaft und Rasse. III. Die Konsumtion. IV. Arbeit und Arbeitsteilung. V. Wirtschaft und Technik. C. Wirtschaft und Gesellschaft. I. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte.
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Abteilung III 15
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1. Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen. Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung. Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen. 2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb. 3.a Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde. 4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen. 5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschafts gesinnung. 6. Die Marktvergemeinschaftung. 7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation. 8. Die Herrschaft: a) Die drei Typen der legitimen Herrschaft. b) Politische und hierokratische Herrschaft. c) Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte. d) Die Entwicklung des modernen Staates. e) Die modernen politischen Parteien. II. Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. Zweites Buch. Spezifische Elemente der modernen kapitalistischen Wirtschaft. I.
Prinzipielle Eigenart des modernen Kapitalismus.
a In A geht wegen des Seitenumbruchs voraus: Erstes Buch: C. Wirtschaft und Gesellschaft. (Fortsetzung).
A XI
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Abteilung IV
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II. Die moderne Privatrechtsordnung und der Kapitalismus. III. Die moderne Staatsordnung und der Kapitalismus. IV. Die Finanzen und Betriebe der öffentlichen Körperschaften und der Kapitalismus. V. Allgemeine Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens. VI. Die Elemente des privatwirtschaftlichen Betriebs. VII. Bedarfsdeckung und Erwerbswirtschaft. Haushalt, Betrieb, Unternehmung. VIII. Vermögenskategorien und Ein kommensformen. IX. Die Berufsgliederung. X. Kapitalbildung und Kapitalverwertung. XI. Geld und Kredit; Kapitalmarkt; Noten banken. XII. Die Preisbildung in der modernen Wirtschaft. XIII. Konjunkturen und Krisen. Drittes Buch. Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate.
Abteilung V
A XII
A. Güterverkehr. I. Handel. I. Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels. II.b Organisation und Formen des Handels und der staatlichen Binnenhandelspolitik. III. Börsenhandel und Börsenpolitik.
b In A geht wegen des Seitenumbruchs voraus: Drittes Buch: A. Güterverkehr. (Fortsetzung).
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I. Gliederungen – Dokument Nr. 4
II. Kreditbankwesen. I. Organisation der Kreditbanken. Deutsches Kreditbankwesen. II. Das englisch-amerikanische und das französische Bankwesen. III. Transportwesen. I. Die Transportmittel in ihrer wirtschaft lichen und sozialkulturellen Bedeutung. II. Die Organisation der Transportunter nehmungen. III. Die Transportmittel und die öffentlichen Gewalten. IV. Allgemeine Theorie der Preisbildung im Transportwesen. V. Die Entwicklung der modernen Trans portmittel und ihre Leistungen.
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Abteilung VI
B. Güterproduktion. I. Industrie, Bergwesen, Bauwesen. I. Geschichte der Betriebsformen und der zünftigen, städtischen und staatlichen Gewerbepolitik. II. Die Konkurrenz der gewerblichen Betriebsformen. III. Standortslehre der kapitalistischen Industrie. IV. Technische Betriebslehre der kapita listischen Industrie. V. Die ökonomische Eigenart der modernen gewerblichen Technik. VI. Die finanzielle Organisation der kapita listischen Industrie und die Monopol bildungen. VII. Arbeitsbedarf und Lohnpolitik der kapi talistischen Industrie. VIII. Bergwesen. IX. Wohnungsproduktion und städtische Bodenpreisbildung.
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II. Land- und forstwirtschaftliche Produktion. I. Epochen der Agrarpolitik. II. Betriebslehre der kapitalistischen Land wirtschaft. III. Ländliche Bodenpreisbildung. IV. Agrarverfassung. V. Agrarkredit. VI. Landwirtschaft und Absatz. VII. Forstwesen.
Abteilung VII
C. Versicherungswesen.
A XIII
Abteilung VIII
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Viertes Buch. Kapitalistische Weltwirtschaftsbeziehungen und äußere Wirtschafts- und Sozialpolitik im modernen Staate. Fünftes Buch. Die gesellschaftlichen Beziehungen des Kapitalismus und die soziale Binnenpolitik im modernen Staate.
Abteilung IX
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I. II. III. IV. V. VI.
Ökonomische und gesellschaftliche Hemmungen des Kapitalismus. Kapitalismus und Bevölkerungsgruppierung. Kapitalismus und Einkommensverteilung. Kapitalismus und Konsumenten. Konsumvereinspolitik. Wohnungspolitik. Ökonomische und soziale Aristokratie im kapitalistischen Zeitalter. Der Mittelstand im kapitalistischen Zeitalter. Mittelstandsschutzpolitik in Gewerbe und Handel.
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Der Bauernstand und die Bauernschutz- politik. Innere Kolonisationspolitik. Genossenschaftspolitik. Der sog. neue Mittelstand. VII. Wesen und gesellschaftliche Lage der Arbeiterklasse. VIII. Sozialpolitik und Karitätspolitik in geschichtlicher Entwicklung. Arbeitsmarkt und Arbeitsvertragsrecht. Klassenorganisationspolitik. Arbeiterschutzpolitik. Arbeiterversicherungspolitik. Grenzen der Sozialpolitik. IX. Die antikapitalistischen Massenbewe gungen. X. Die Tendenzen zur inneren Umbildung und die Zukunftschancen des Kapitalis mus.
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 5
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II. Rundschreiben und Titel
Nr. 5 Eigenhändiger Entwurf eines Rundschreibens an die Mitherausgeber des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“ 25. Juni 1911 Am 5. Juni 1911 schlug Max Weber Paul Siebeck vor, ein Rundschreiben zu verfassen, um die Mitherausgeber an den Abgabetermin ihrer Manuskripte zu erinnern (MWG II/7, S. 225). Siebeck erklärte sich in seinem Antwortschreiben vom 7. Juni 1911 damit einverstanden (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) und fragte an, ob Weber das Rundschreiben entwerfen wolle. Der eigenhändige Entwurf Max Webers befindet sich auf der Rückseite seines Briefes an Paul Siebeck vom 25. Juni 1911 (MWG II/7, S. 241f). Der genaue Zeitpunkt der Versendung des Rundschreibens ist nicht bekannt. Dem Abdruck liegt der handgeschriebene Text der Briefrückseite zugrunde, der sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A). Von Max Weber Unterstrichenes wird kursiv wiedergegeben, Zusätze und Änderungen werden in seinem Entwurf textkritisch nachgewiesen.
An die Herren Mitherausgebera des Handbuchs der Politischen Ökonomie.
5
Da die Herren Mitherausgeberb des „Handbuchs derc Politischen Ökonomie“d in dieser Zeit ihre Arbeitsdispositionene für Herbst und Winter treffen dürften, so gestatten wir uns im Interesse des gemeinsamen Unternehmens schon jetzt :an: das Herannahen des Termins für die Ablieferung der Manuskripte ergebenst zu erinnern. Auf sehr dringlichen Wunsch einiger Herren, welche besona Mitarbeiter > Mitherausgeber b Mitarbeiter > Mitherausgeber c für > der d In A folgt: 〈vermutlich〉 e In A folgt: 〈treffen〉
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Dokumente
ders umfangreiche Beiträge übernommen haben, ist derselbe, :umf auf jeden Fall ein gleichzeitiges Eingehen der Beiträge zu gewährleisten,: bis Ostern 1912 verschoben worden. Wir müssen nunmehr jedoch bemerken, daßg eine nicht pünktliche Ablieferung zu diesem äußersten Termine den Erfolg auf das empfindlichste 5 gefährden und daß :vollends: die Hinauszögerung der Ablieferung einzelner Artikel darüberh hinaus, der Verlagshandlung schwere Verluste eintrageni würdej. Der Druck der einzelnenk Bände muß erforderlichenfalls gleichzeitig neben einander erfolgen können. :Hochachtungsvoll: 10 Verlag und Schriftleitung des Handbuchs der Pol[itischen] Ökonomie
f In A folgt: 〈jedenfalls ein〉 g In A folgt: 〈wir〉 h In A folgt: 〈derselben〉 i In A folgt: 〈ka〉 j In A folgt: 〈, da〉 k beiden > einzelnen
II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 6
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Nr. 6 Rundschreiben an die Herren Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ Februar 1912 Am 16. Februar 1912 übersandte Paul Siebeck die „von Ihnen vorgeschlagene Mitteilung“ an Max Weber mit der Bitte, „mir den beiliegenden Entwurf mit Ihren eventuellen Änderungsvorschlägen wieder zukommen zu lassen“ (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Am 21. Februar schickte Max Weber den eigenhändig korrigierten Entwurf an Oskar Siebeck, dessen Namenskürzel sich auf dem maschinenschriftlichen Entwurf befand (MWG II/7, S. 425). Der von Weber korrigierte Entwurf wurde dann im Verlag bearbeitet und ging so am 22. Februar an Max Weber zurück mit der Bemerkung, „den beiliegenden zweiten Entwurf dieses Rundschreibens ebenfalls zu prüfen und mir mit Ihrer eventuellen Genehmigung wieder zugehen zu lassen“ (Brief von Oskar Siebeck an Max Weber vom 22. Februar 1912; VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Nachdem Weber am 24. Februar diese Genehmigung erteilt hatte, wurde der Rundbrief am 27. Februar an die Autoren des Handbuchs verschickt. Im Verlagsarchiv Mohr/ Siebeck in Tübingen finden sich Durchschriften an Heinrich Herkner, Robert Michels, Heinrich Sieveking und Kurt Wiedenfeld. Auf der linken Seite kommt der von Max Weber korrigierte und am 21. Februar an den Verlag zurückgesandte Entwurf zum Abdruck, der sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A), auf der rechten Seite die Reinschrift des Verlags, die auf der von Weber am 24. Februar autorisierten Fassung beruht. Sie befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Tübingen (B). Der Entwurf und die Reinschrift, beide in Maschinenschrift, werden in kleinerer Schrifttype wiedergegeben. In A sind Max Webers handschriftliche Korrekturen und Einfügungen durch die größere Schrifttype kenntlich gemacht, das von ihm Unterstrichene darüber hinaus kursiv. Alle Änderungen sind textkritisch annotiert. In A befinden sich auf dem Blatt Zusätze dritter Hand, rechts oben „sub Max Weber“ und unten von der Hand Oskar Siebecks: „Soll vielleicht der Stoffverteilungsplan, von dem noch reichlich Vorrat vorhanden ist und den gewiß manche Herren verlegt haben, mit diesem Anschreiben nochmals verschickt werden?“ Neben diese Frage setzte Max Weber einen senkrechten Doppelstrich und ein doppelt unterstrichenes „ja“. B enthält jeweils den Adressaten mit Anschrift sowie die Unterschrift von Oskar Siebeck.
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A (1) aEinverstanden
M.W.a
An die Herren Mitarbeiter des Handbuchs der politischen Ökonomie.
Im Einvernehmen mit Herrn Professor Dr. Max Weber gestatte ich mir, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß einige Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ durch Krankheit an rechtzeitiger Einlieferung ihrer Manuscripte verhindert worden sind. Wir haben uns daraufhin genötigt gesehen, den Termin für die Einsendung der Manuscripte bis Ende des Sommersemesters, also äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912 hinauszuschieben.
Manuskripteb müssen cbeim Eingang zunächstc auf dihren Umfangd hin berechnet werden. eWir bittene Sie daher freundlichst,f bis zu dem genannten Termin Ihr Manuscript gnicht, wie Anfangs erbeten, an Herrn Prof. Max Weber, sonderng an meineh Adresse einzusenden.
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bDie
In vorzüglicher Hochachtung ergebenst J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen, den …….
a Eigenhändiger Zusatz. b Ehe Herr Professor Max Weber die Manuscripte durchsieht, > Die Manuskripte c dieselben > beim Eingang zunächst d Eigenhändige Hervorhebung. e Ich bitte > Wir bitten f Komma eigenhändig eingefügt. g Eigenhändiger Zusatz. h Eigenhändige Hervorhebung.
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 6
179 27. Februar 1912. B (1)
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[Name, Anschrift]
Sehr verehrter Herr Professor, im Einvernehmen mit Herrn Professor Dr. Max Weber gestatte ich mir, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß einige Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ durch Krankheit an rechtzeitiger Einlieferung ihrer Manuscripte verhindert worden sind. Wir haben uns daraufhin genötigt gesehen, den Termin für die Einsendung der Manuscripte bis Ende des Sommersemesters, also äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912 hinauszuschieben. Die Manuscripte müssen beim Eingang zunächst auf ihren Umfang hin berechnet werden. Wir bitten Sie daher freundlichst, bis zu dem genannten Termin Ihr B (2) Manuscript nicht, wie Anfangs erbeten, an Herrn Professor Max Weber, sondern an meine Adresse einzusenden. In der letzten Zeit wurde ich von verschiedenen Herren um nochmalige Zustellung des Stoffverteilungsplanes gebeten. Für alle Fälle erlaube ich mir daher, auch Ihnen in der Anlage ein weiteres Exemplar der im Jahre 1910 verschickten Fassung desselben zu übergeben. Endlich wurde ich aus dem Kreise der Herren Mitarbeiter über das Verhältnis des Petitsatzes (Ziffer 2 der Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan) zum gewöhnlichen Satz befragt. Sowohl die Textschrift wie die kleinere (Petit-)Schrift sind so gewählt, daß der Seiteninhalt in beiden Fällen demjenigen der 4. Auflage von Schönberg‘s Handbuch der politischen Ökonomie entspricht. In vorzüglicher Hochachtung ergebenst J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Nr. 7 Entwürfe zu einem Rundschreiben an die Mitherausgeber des Handbuchs Juni 1912 Den Hintergrund des Rundschreibens bilden die Auseinandersetzungen des Verlags J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) mit Bernhard Harms, der Ansprüche aus seiner ‚entgangenen’ Mitherausgeberschaft des Schönberg’schen Handbuchs erhob, und mit den Erben von Gustav von Schönberg, die Ansprüche aus dem Vertrag über die 4. Auflage des Schönberg’schen Handbuchs herleiteten (dazu, oben, S. 34 f.). Am 7. Juni 1912 schrieb Paul Siebeck an Max Weber: „[…] nach reiflicher Erwägung muß ich Ihnen darin recht geben, daß es das Richtigste ist, den Mitarbeitern des neuen Handbuchs jetzt davon Kenntnis zu geben, daß über das Verhältnis dieses Unternehmens zum Schönberg’schen Handbuch Zweifel laut geworden sind“. In diesem Sinne wollte Paul Siebeck ein Rundschreiben verschicken. Deshalb übersandte er an Max Weber einen Entwurf dazu mit der Bitte, in den beigefügten Durchschlag „eventuelle Änderungsvorschläge zu notieren“ (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Der von Weber korrigierte und stark erweiterte Entwurf ist in der Verlagskorrespondenz ohne Begleitschreiben unter dem 11. Juni 1912 abgelegt. Aus dem von Weber geänderten Entwurf wurde vom Verlag eine Reinschrift erstellt und am 15. Juni 1912 an die Autoren des Handbuchs verschickt. Am 28. Juni 1912 bemerkte Paul Siebeck gegenüber Max Weber, „keiner der Herren Mitarbeiter“ habe sich zu dem Rundschreiben geäußert (ebd.). Zum Abdruck gelangt der zweiseitige maschinenschriftliche Entwurf des Verlages (A1) sowie dessen Fassung nach der Überarbeitung durch Max Weber (A2). Beide Fassungen befinden sich im VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die zweite Seite trägt eine maschinenschriftliche Seitenzahl; die Sigle für die Paginierung wird am Rand mitgeführt. A1 wird auf der linken Seite, A2 auf der rechten Seite abgedruckt. Abweichungen zwischen beiden Fassungen werden nicht gesondert ausgewiesen. Die maschinenschriftlichen und handschriftlichen Passagen, die auf den Verlag zurückgehen, werden in kleinerer Schrifttype wiedergegeben, Max Webers Zusätze in A2 erscheinen in normaler Schrifttype, und Streichungen in seinen Zusätzen sind textkritisch annotiert. Bei A2 findet sich auf dem
II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 7
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ersten Blatt ein handschriftlicher Kopfvermerk des Verlages „sub M. Weber 11.6.12“.
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Dokumente Heidelberg – Tübingen, den
Juni 1912.
An sämtliche Mitarbeiter des „Handbuchs der Sozialökonomik“ Es ist zu unserer Kenntnis gekommen, daß Mißverständnisse aufgetaucht sind, als ob das für den Mohr’schen Verlag geplante zweibändige Sammelwerk als eine Neubearbeitung des Schönberg’schen Handbuchs gedacht sei. Obwohl wir selbst bei Berücksichtigung der gesamten Sachlage eine solche mißverständliche Auffassung für ausgeschlossen gehalten hätten, legen wir doch Wert darauf, derselben entgegenzutreten, nachdem wir davon Kenntnis bekommen haben, daß vereinzelt solche Zweifel laut geworden sind.
Es ist selbstverständlich, daß wir, wenn eine Neubearbeitung des Schönberg’schen Werkes geplant gewesen wäre, das in der üblichen Weise zum Ausdruck gebracht hätten. Da es aber, nach dem, was wir neuerdings erfahren haben, immerhin nicht ganz ausgeschlossen wäre, daß der eine oder der andere der Herren Mitarbeiter sich in jenem Irrtum befunden hat, so erklären wir, daß wir bereit sind, diese Herren A1 2 von den unter irrtümlichen Voraussetzungen eingegangenen Verpflichtungen zu entbinden.
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 7 Heidelberg – Tübingen, den An sämtliche Herren
183 Juni 1912. A2 [1]
Mitherausgeber des Handbuchs
außerhalb und, angeblich, auch innerhalb des Kreises der Herren Mitherausgeber Mißverständnisse
Es ist zu unserer Kenntnis gekommen, daß 5
aufgetaucht sind, als ob das für den Mohr’schen Verlag geplante zweibändige Sammelwerk nicht, wie s. Z. mitgeteilt war, als ein auf völlig neuer Basis zu schaffender „Ersatz“, sondern als eine „Neuauflage“ des früheren Schönberg’schen Handbuchs gedacht sei. Obwohl wir selbst bei Berücksichtigung der
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objektiven Sachlage, namentlich aber auch der Erklärungen in den Vorbemerkungen des „Stoffverteilungsplans“ und des Inhalts des Verlagsvertrags, eine solche mißverständliche Auffassung für gänzlich ausgeschlossen gehalten hätten, legen wir doch Wert darauf, derselben auch ausdrücklich entgegenzutreten. Es ist selbstverständlich, daß wir, wenn eine Neuauflage des Schönberg’schen Werkes geplant gewesen wäre, das in der üblichen Weise, namentlich durch Beibehaltung des Namens des Herausgebers statt der aausdrücklich vorgesehenena Collektiv-Herausgeberschaft zum Ausdruck gebracht hätten. Da es aber denkbar wäre, daß der eine oder der andere der Herren Mitherausgeber sich dennoch in jenem Irrtum befunden hätte, so erklären wir für diesen Fall ausdrücklich, daß wir solche Herren, welche jenen Glaubenb etwa geteilt haben sollten, auf Verlangen noch jetzt von den unter irrtümlichen Voraussetzungen eingegangenen Verpflichtungen frei geben würden, natürlich, unter Vorbehalt ihrer etwac, falls ungenaue Ausdrucksweise unsererseits den Irrtum verschuldet haben sollte[,] entstandenen Ansprüche. Das neue Werk schließt sich an das Schönberg’sche Handbuch in nichts an, weicht in Umfang, Inhalt, Disposition, Zweck und Käuferkreis, auf den gerechnet ist, von ihm offenkundig prinzipiell ab und teilt mit ihm überhaupt schlechthin nichts als den allgemeinen Charakter eines Sammelwerkes undd (eventuell) das Format; auf diesese mußte seinerzeit, um den Umfang der Beiträge bemessen zu können, Bezug genommenf werden, und es ist dabei gelegentlich wohl auchg erwähnt worden: daß es bestimmt sei,h jenes, einer a jetzt beabsichtigten > ausdrücklich vorgesehenen b In A2 folgt: 〈gehegt haben, und〉 c In A2 folgt: 〈daraus〉 d In A2 folgt: 〈außer〉 e In A2 folgt: 〈ist daher〉 f In A2 folgt: 〈worden〉 g In A2 folgt: 〈gesagt〉 h In A2 folgt: 〈durch〉
A2 2
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:Ihre Antwort erbitten wir am ……. : Professor Dr. Max Weber.
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 7
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Neuauflage nach Lage der Zeitverhältnisse gar nicht mehr fähige, frühere Werk zu ersetzeni. Die endgültige Gestaltung des Titels des Handbuches (ob: „Politische Ökonomie“ oder „Volkswirtschaftslehre“ oder: „Sozialökonomik“) ist noch Gegenstand von Correspondenzen mit denjenigen Herren Mitherausgebern, welche in dieser Hinsicht Vorschläge gemacht haben. Wir möchten, um jede Möglichkeit von Mißverständnissen auch äußerlich auszuschließen, jetzt eher dem letzteren Vorschlag den Vorzug einräumen. Unterschriften
i In A2 folgt: 〈solle〉
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Nr. 8 Rundschreiben an die Mitherausgeber des „Handbuchs der Sozialökonomik“ Dezember 1913 Von dem Rundschreiben an die Mitherausgeber ist ein maschinenschriftlicher Entwurf mit Max Webers eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen überliefert. Im Unterschied zu den anderen Rundschreiben, die der Verlag und Max Weber gemeinsam unterzeichneten, fehlt in diesem Rundschreiben die Unterschrift des Verlags. Zudem ist der Text in Ich-Form gehalten, und die für den Entwurf benutzte Schreibmaschinentype unterscheidet sich von der des Verlags. Auch enthält der Entwurf viele Fehler. Vermutlich diktierte Weber den Text in Heidelberg und korrigierte ihn handschriftlich. Dann wurde er noch einmal abgetippt. Das in Tübingen überlieferte Exemplar umfaßt 4 Seiten, die Max Weber am Kopf eigenhändig paginierte. Das erste Blatt enthält Kopfvermerke des Verlags von dritter Hand: „Korrektur erbeten“ „Eilt“ und „Schreibmasch. Schrift“ „Post 40“. Diese Vermerke sprechen dafür, daß die unter dem Datum „8. Dezember 1913“ an die Autoren des Handbuchs verschickte Fassung von Weber noch einmal geprüft worden war. Korrespondenzen im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Rundschreibens fehlen. Dem Abdruck liegt die Reinschrift des Rundschreibens vom 8. Dezember 1913 zugrunde, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (B). Abweichungen vom maschinenschriftlichen Entwurf (A) und den dort eingetragenen handschriftlichen Korrekturen (A1) werden im textkritischen Apparat nachgewiesen. Der korrigierte Entwurf befindet sich ebenfalls im VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Der Entwurf ist von Max Weber eigenhändig unterschrieben, während die Reinschrift seine maschinenschriftliche Unterschrift trägt. Beide Fassungen sind somit von Max Weber autorisiert. Die Schreibmaschine der Entwurfsfassung führt kein ß und kein Ä; alle Unterstreichungen sind handschriftlich vorgenommen. Die Maschinenschrift in B führt ß, aber kein Ä; hier sind alle Unterstreichungen maschinenschriftlich. Während die Entwurfsfassung von Webers Hand paginiert ist, fehlt eine Paginierung in B. Diese wird vom Herausgeber in Klammern hinzugefügt.
II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 8 aHandbuch
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der Sozialökonomik.a
Nachdem endlich die nötigen Manuskripte für Anfang kommenden Jahres definitiv zur Verfügung stehen und dannb nur wenige äußere Punkte zu ordnen sind, cbeginnt im Februar der Druck des „Handbuchs der Sozialökonomik“c – so oder ähnlich schlagen wir vor,d das Werk zu nennen, um jeden auch nur äußeren Anschein eines Anschlusses an das heterogene frühere Schönberg’sche Sammelwerk zu vermeiden. Das Erscheinen soll e, in großen Abteilungen,e nach einander lieferungsweise vor sich fgehen, undf zwar sollg tunlichst jedesmal parallel eineh Abteilung des ersten und einei des zweiten Bandes nebeneinander kversendet werdenk. l(Der letztere beginnt bei Buch mIII, 1.m, Abschnitt: n„Handel“n.)l Druck und Versendung werden so ununterbrochen und rasch durchgeführt werden, als es irgendwie geschehen kann. Ich gestatte mir bei dieser Gelegenheit folgende Mitteilungen an die Herren Mitherausgeber: Für den otief beklagenswerteno Umstand, daß der Druck nicht früher beginnen konnte, trägt pkeine Personp eine q„Schuld“q. Ohner den Beitrag des Herrn Professor von Wieser (Buch I,s Abschnitt 2t) konnte offenbar unmöglich begonnen werden. Er hat aber, wie miru bekannt, mit Aufwand aller seiner verfügbaren Zeit und Kraft gearbeitet, speziellen Urlaub genommen, alle anderen Arbeiten zurückgestellt und nur ganz unabweisbare Arbeitspausen stattfinden lassen. Daß er sich nun seiner Zeit in dem von ihm selbst gestellten Termin der Ablieferung, der für alle anderen Verabredungen maßgebend sein mußte, um 1¾ Jahre geirrt hattev, hat in der erst bei Fortschreiten der Arbeit hervortretenden objektiven wissenschaftlichen Lage, dagegen in keinemw von ihm subjektiv zu vertretenden Umstand seinen Grund. Die Verzögerungenx in der Ablieferung anderer besonders umfangreicher Beiträgey seia A: Handbuch der Socialöconomie. b A: da c A: beginnt im Februar der Druck des Handbuchs der Sozialökonomik d Komma fehlt in A, A1. e Kommata fehlen in A. f A: gehen. Und g Fehlt in A. h A: mit je einer i Fehlt in A. k Fehlt in A. l – l Klammern fehlen in A. m A: III erster B: III, 1, n Anführungszeichen fehlen in A. o B: tiefbeklagenswerten p A: keine Person A1: keine Person q Anführungszeichen fehlen in A. r A: ohne. s Komma fehlt in A, A1. t A, A1: 2, u Fehlt in A. v A: hat w A: keinen x A: Verzögerung. y In A folgt: , welche ebenso für die Verzögerung verantwortlich ist, Gestrichene Korrektur in A1: ist > sind
A (1) A1 1 B (1)
B (2)
A (2) A1 2
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A (3) A1 3 B (3)
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tens anderer Autoren habena inb teilweisec dschweren Erkrankungend ihren Grund e, ebenso das definitive gänzliche Ausscheiden eines Herren, das teilweise eines anderene.f Dies alles ändert natürlich nichts daran, daß es uns allen überaus bedrückend gewesen ist, daß diejenigen der Herren Mitherausgeber, welche rechtzeitig abgeliefert hatten, nung ebenso lange ihre Manuskripte haben lagern lassen müssen,h und ich verstehe den mir aus ihren Reihen mehrfach zum Ausdruck gebrachten lebhaften Mißmut darüber natürlich sehr gut. Es ist mir persönlich natürlich iauch peinlichi, Herren wiederholt gemahnt zu haben, deren Manuskripte jetzt noch monatelang auf den Druck zu warten haben werden. Nur ist ebenk tatsächlich von ldem Verlage und mir nichtsl versäumt worden. Höchst unangenehm war, daß minfolge jener Umständem auch noch im Verlauf der letzten Zeit die Notwendigkeit eintrat,n einige umfangreiche Abschnitte der in Band I bezw. II je zuletzt erscheinenden Bücher o(II und V)o anderweitp neu zu vergeben. Dies ist der Grund dafür, daß nicht das gesamte Werk auf einmal, sondern q, wie angekündigt, die Abteilungenq der beiden Bände nacheinander erscheinen müssen. Nur so läßt sich jetzt unbedingt für die Herren Mitherausgeber wenigstens jedes zwecklose Warten auf die noch ausstehenden Manuskripte in den zuletzt erscheinenden Lieferungen vermeiden. Sehr schwere und,r wie ich nicht glaube verschweigen zu sollen, sehr berechtigtes Mißstimmung hat dat begreiflicherweise udas Vorkommnisu erregt, daßv kein Bedenken getragen wurdew, statt der zugesagten Beiträge x, welche ausblieben,x anderey Arbeiten zu fördern unda dicke Bücher zu produzierenb. Auch ich finde, daß dies auf keine Art mit der Pflicht der Vertragstreue zu vereinbaren ist. Der Verlag ist einem solchen Verhalten fast wehrlos ausgeliefert, während manc von ihmd Innehaltung der Termine verlangte. Die Folge ist, daß dief Herren Autoren der a A: hat b A1: in, c Fehlt in A. d A: schwerer Erkrankung A1: schweren Erkrankungen, e Fehlt in A. f A1: andren. – g A, A1: nun um h Komma fehlt in A, A1. i A: um so peinlicher k In A folgt: in dieser Hinsicht l A: niemandem etwas m A: infolge eines Todesfalls und einiger der erwähnten Krankheitsfälle noch nachträglich, und zwar n Komma fehlt in A. o Klammern fehlen in A. p A: anderweitig q A: die Abschnitte r Komma fehlt in A. s A: berechtigte t A: es u Fehlt in A. v in A folgt: einige der Krankheits halber nachträglich ausgeschiedenen oder rückständig gebliebenen Herren w A: haben x Fehlt in A. y A: andere a In A folgt: zum Teil b in A1 folgt: 〈, selb〉 c Fehlt in A. d In A folgt: innerhalb e In A folgt: wird f A: von den A1: einige der > die
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 8
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zuletztg erscheinenden Abteilungen, also inh Buch II die Herren Sombart, Leist, Altmann, Leitner (für den einen seiner Beiträge), Steinitzer, Salz, von Gottli (für den einen seiner Beiträge), Vogelstein (für den einen seiner Beiträge) nochj einige Zeit, die Herren Autoren für Buch V aber, also die Herren Alfred Weber (für den einen seiner Beiträge), Lederer, Adolf Weber (für den einen seiner Beiträge), Schwiedlandk (für den einen seiner Beiträge), Wygodzinski (für den einen seiner Beiträge),l Swartm, Wilbrandt, von Zwiedineck (für den einen seiner Beiträge), Michels (für den einen seiner Beiträge) noch längere Zeit auf den Druck werden warten müssen, welcher ja für diese Partien,n speziell Buch V, erst beginnen kann, wenn die gleichzeitigo erscheinenden Beiträgep eingegangenq sind. Von diesen sind aber außer den erst in letzter Zeit ersatzweise eingetretenen auch einige der ursprünglichen Herren Mitherausgeber jetzt, nach so langer Zeit, rnoch immerr in teilweisem Rückstands. Die Folge der unregelmäßigen Lieferung und vor allen Dingen des fast völligen Ausfalls mehrerer besonders wichtiger Beiträge istt auch sonst sehr unangenehm gewesen. Da für einige ein Ersatz überhaupt nicht zu schaffen war, habe ich geglaubt, für das Werk, um uihm einu anderweitiges Äquivalent zu liefern und so seine Eigenart zu heben, unter Opferung anderer, mir weit wichtigerer Arbeiten vin dem Abschnitt „Wirtschaft und Gesellschaft“v eine ziemlich umfassende soziologische Erörterungw liefernx zu sollen, eine Aufgabe, die ich sonst yin dieser Arty niemals übernommen hätte. Andererseits aber wird die gegenseitige Abgestimmtheit der einzelnen Teile aufeinander jetzt hie und da eine merklich schlechtere sein, als nach dem ersten Entwurf und denz entsprechenden Abmachungen mit den Herren Mitherausgebern.a Ich kann wohl sagen, daß ich, hätte ich alle diese Erfahrungen vorausgesehen, nun und nimmerb bereit gewesen wäre, cjene Kor-
A (4) A1 4 B (4)
g A: zuletzt h A: im i A: Gottel j in A folgt: um k A, A1: Schwiedland, l Komma fehlt in A, A1. m A: Zwart n A: Partie o A: vorher A1: vorher und gleichzeitig > gleichzeitig p A: Beiträge A1: Beiträge > Lieferungen > Beiträge q A: gedruckt r A: noch immer s in A folgt: geblieben t A, A1, B: sind u A: ihn für das entgehende einen v Fehlt in A. w In A1 folgt: 〈(Wirtschaft und Gesellschaft)〉 x A: schreiben y Fehlt in A. z In A folgt: erst a In A folgt: Der Verlag war in vielen Fällen gar nicht in der Lage, rück- A (4) ständige Herren ernstlich zu mahnen wenn zu gewärtigen war, daß sie nachher auf andere warten müßten. Ein Kontakt zwischen den Herren Autoren benachbarter Teilgebiete war aus dem gleichen Grunde ebenfalls oft nicht in die Wege zu leiten [.] b In A folgt: mehr c – c (S. 190) A: die unumgängliche
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respondenz undc redaktionelle Vermittlung, die ich auf Wunsch eines hochgeschätzten älteren Kollegen und aus Freundschaft für den Verleger übernahm, zu führen. Immerhin glaube ich, daß das Werk als Ganzesd einen hohen Standard repräsentieren und die Herren Mitherausgeber, welche unter teilweise großene Opfern ihm treu gebleiben sind, im großen und ganzen befriedigen wird. Außer für die Fassung des Titels darf ich wohl auch dafür die Zustimmung der Herren voraussetzen,f daß seiner Zeit in einer kurzen ununterzeichneten Vorrede einerseits der Charakter des Werks im Gegensatz zu anderen und früheren und die Beteiligung mehrerer der Herren Mitherausgeber an der Beratung des Verlags und den Schlußredaktionsarbeiten erwähnt, die Verantwortung für die einzelnen Beiträge den Herren Autoren überlassen und im übrigen gesagt wird,g daß für etwaige Mängel der Gesamtanlage, Lücken und Wiederholungen die Verantwortung mich zu treffen habeh. Das Werk erscheint, wie seiner Zeit vereinbarti, unter Kollektivherausgeberschaft aller Herren Mitherausgeber in alphabetischer, und innerhalb der Buchstaben Altersordnung der Namen. kHeidelberg, 8. Dezember 1913.k lMAX WEBER.l
d A: Ganzes e Fehlt in A. f A, A1: voraussetzen: g A, A1: wird: h A: hat i A: vorgeschlagen k Fehlt in A, A1. l Fehlt in A; A1: Max Weber
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 9
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Nr. 9 Bemerkungen und Korrekturen zum Rundschreiben des Verlags über Separatausgaben von Beiträgen zum „Handbuch der Sozialökonomie“ Januar 1914 Der Verlag hatte mit einzelnen Autoren Separatausgaben ihrer Beiträge vereinbart, die im Vergleich zum Original in kleinerem Format erscheinen sollten. Am 31. Dezember 1913 äußerte Paul Siebeck gegenüber Max Weber, daß er für die Separatausgaben nun doch das Format des Handbuchs beibehalten wolle (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Am 20. Januar 1914 bat er ihn, ein Rundschreiben des Verlags durchzusehen, das er an die Autoren zu richten gedenke, mit denen Separatausgaben vereinbart waren. Dies seien – so Paul Siebeck – „von Wieser, Schulze-Gävernitz und Rathgen“. Außerdem wolle er „bei dieser Gelegenheit beantragen, daß auch von Ihrer Soziologie eine Separat-Ausgabe erscheinen soll“ (Brief von Paul Siebeck an Max Weber vom 20. Januar 1914, ebd.). Max Weber versah den maschinenschriftlichen Entwurf und das Beiblatt „Bemerkungen zum Entwurf“ mit wenigen Korrekturen und Kommentaren. Er sandte den Entwurf offenbar ohne einen Begleitbrief vor dem 29. Januar an den Verlag zurück. Der Entwurf trägt den Kopfvermerk des Verlages „29.1.14“. Unter diesem Datum dankte Paul Siebeck auch für die Rücksendung des Entwurfs (ebd.). Das von ihm persönlich unterzeichnete Rundschreiben ging dann an Karl Rathgen, Gerhart von Schulze-Gaevernitz und Friedrich von Wieser (VA Mohr/Siebeck, Tübingen). Zum Abdruck kommt der von Weber korrigierte und kommentierte Entwurf Paul Siebecks, der sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A). Der maschinenschriftliche Entwurf wird in kleinerer Schrifttype abgedruckt. Er enthält handschriftliche Korrekturen des Verlages, die hier nicht gesondert ausgewiesen werden. Die Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Seine Fußnoten sind arabisch numeriert; die des Verlagsentwurfs entsprechend der Vorlage. Die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber.
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A (1) Entwurf aPardon
für die Verspätung! Ich hatte zu verreisen. Herzl. Gruß! Max Weber.a Auf Wunsch einiger Mitarbeiter des „Handbuchs der Sozialökonomie“ habe ich mich bereit erklärt, von Ihremb Beitrag eine Separatausgabe zu veranstalten. Laut Verlagsvertrag vom ......... trifft dies auch für Ihren Beitrag zu. In der Annahme, daß die Separatausgaben in dem Format des „Handbuchs“ einen im Verhältnis zum Format zu kleinen Umfang bekommen würden, ist in dem Vertrag über die Separatausgaben ein kleineres Format vereinbart worden. Jene Annahme erweist sich aber jetzt als unzutreffend. Der effektive Umfang der in Betracht kommenden Abschnitte geht c〈– mit einerd Ausnahme+) – 〉c über den seinerzeit in Aussicht genommenen Umfang meiste so weit hinaus, daß die in dem Vertrag über die Separatausgaben vorgesehene Änderung des Formats nicht mehr begründet ist. Aus Gründen des Vertriebs empfiehlt sich aber gleiches Format für alle Einzelausgaben++), und ich möchte daher für den Vertrag über die Separatausgaben eine Revision dahin beantragen, daß die Separatausgaben im Format des „Handbuchs“, je mit Seite 1 beginnend paginiert, erscheinen sollen.1)f Herr Professor Max Weber hat mich ermächtigt, Ihnen mitzuteilen, daß er meinen Vorschlag für durchaus zweckmäßig und nützlich hält. Ich würde mich freuen, wenn Sie mit der Änderung des Vertrags einverstanden wären, und begrüße Sie in größter Verehrung als Ihr ergebenster
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+) bei von Schulze: mit Ausnahme des Ihrigen ++) – „ – : , somit auch für diejenige Ihres Beitrags,
A (2) gNB!
Es sind doch noch mehr Leute als die drei: Wieser, Schulze, Rathgen, welche Separata erhalten? Insbes. Gottl. Aber auch noch Andre! Max Weber.g
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A (1) 1)
NB! Es fehlt eine Bemerkung über die Honorierung. Die Mitarbeiter werden annehmen, daß diese entsprechend sinken könne, wenn das Format sich vergrößert. Sonst einverstanden. Max Weber a Eigenhändiger Zusatz. b A: ihrem c – c Passus von Weber gestrichen. d Eigenhändige Hervorhebung. e Eigenhändiger Zusatz. f Index und Anmerkung eigenhändig. g – g Eigenhändiger Zusatz.
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II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 9
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Bemerkungen zu dem Entwurf.
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Soweit der Entwurf von Überschreitungen bei mehreren Abschnitten redet, setzt er stillschweigend voraus: daß auch von Ihrer Soziologie heine Separatausgabe erscheinth,2)i daß Rathgen auch überschreitet. Mit der Absendung der Zuschrift an Rathgen könnte wohl zugewartet werden, bis sein Manuscript vorliegt. A (2) 2)
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Das möchte ich mir vorbehalten. Ich möchte diesen Abschnitt so ausgestalten,k daß er in der zweiten Auflage als Separatabdruck erscheinen könnte. Noch lieber wäre mir eine Ausgabe meiner „gesammelten Aufsätze“ (aus dem Archiv und dem Handbuch) Max Weber.
h Eigenhändige Hervorhebung. i Index und Anmerkung eigenhändig. k In A folgt: 〈so〉
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Nr. 10 Bemerkungen und Korrekturen zu einem Brief des Verlags an Gustav von Schönberg jr. Mai 1914 Gustav von Schönberg hatte bei seinen Vertragsverhandlungen über die 4. Auflage des von ihm herausgegebenen und redaktionell betreuten „Handbuchs der politischen Ökonomie“ für diese und für alle folgenden Auflagen weitreichende Regelungen durchgesetzt, die auch Honorarfragen für den Fall seines Todes betrafen (oben, S. 10 f.). Seine Erben, vertreten durch Gustav von Schönberg jr., standen dieserhalb mit Paul Siebeck seit längerer Zeit in Korrespondenz. Paul Siebeck vertrat dabei den Standpunkt, daß zwischen dem von Schönberg herausgegebenen Handbuch und dem von Max Weber neu konzipierten und betreuten Handbuch keinerlei Kontinuität bestehe, so daß es keine Ansprüche der Erben an das neue Handbuch gebe. Um dies zu verdeutlichen, hatte man das Handbuch in „Grundriß der Sozialökonomik“ umbenannt. In diesem Zusammenhang übermittelte Paul Siebeck am 22. Mai 1914 an Max Weber den Entwurf eines Briefes, der für Gustav von Schönberg jr. bestimmt war, und bat ihn um seine Stellungnahme. Am selben Tag schickte Weber den korrigierten Briefentwurf zurück. Dabei erhob er Bedenken gegen den letzten Absatz des Entwurfs: „Ich widerrathe bestimmt, zu Schönberg von ‚Verhandlungen‘ zu sprechen. […]“ (MWG II/8, S. 684). Der Entwurf Paul Siebecks umfaßt nach Korrektur eine maschinenbeschriebene Seite, die neben Webers Zusätzen auch solche von dritter Hand enthält. Abgedruckt wird dieses Entwurfsexemplar, das sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A). Der Entwurf wird in kleinerer Schrifttype wiedergegeben, die Änderungen von dritter Hand werden mittels diakritischer Zeichen als Einfügungen oder Streichungen kenntlich gemacht. Max Webers Korrekturen und Zusätze werden in größerer Schrifttype wiedergegeben und zusätzlich textkritisch annotiert.
II. Rundschreiben und Titel – Dokument Nr. 10
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Entwurf. Dr. P.S.-wz. A.- :Einschreiben.:
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Tübingen, den 〈22.〉 :25. 26.: Mai 1914. :z.Z. Stuttgart:
Herrn Dr. Gustav Schönberg 10
in Basel. Aeschengraben 2.
Sehr verehrter Herr Doktor, im Verfolg unserer Korrespondenz aus dem Jahre
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teile ich Ihnen ergebenst mit, daß demnächst zwei Abteilungen vom
„Grundriß der Sozialökonomik“ erscheinen werden. Ich erlaube mir, im Einvernehmen mit Herrn Professor Max Weber, Ihnen
〈zunächst〉b
die für den Sortimentsbuchhandel bestimmte Ankündigung des Sammelwerkes cin Reindruck, 15
Vorwort und Titel in letzter Korrektur zur Kenntnisnahmec zu über-
senden, und werde :das: fürs Publikum bestimmte :Rundschreiben: sofort nach Druckvollendung folgen lassen. Jede Abteilung des Werkes 〈lasse ich〉 :wird: Ihnen nach Erscheinen 〈zustellen〉 :zugehen:.
d〈Zu 20
etwaigen direkten Verhandlungene mit Ihnen finden Sie mich gerne und jederzeit bereit, dagegen ist für mich jeglicher briefliche und persönliche Verkehr mit Herrn Professor Bernhard Harms in fdiesen Sachenf ausgeschlossen〉.d :In vorzüglicher Hochachtung:
a Eigenhändige Korrektur zu 1912. Doppelter Senkrechtstrich am linken Rand mit der Zahl 1911, wobei 11 doppelt unterstrichen ist. b Von Max Weber gestrichen. c Eigenhändiger Zusatz (dieser ist von dritter Hand unten auf dem Blatt wiederholt) und eigenhändige Randbemerkung: wenn Sie so wollen. Sonst auch mit jetziger Fassung einverstanden. d – d Passage von Max Weber gestrichen; zusätzlich am Rand: unterstrichenes Löschsymbol und Ausrufezeichen. e Eigenhändige Hervorhebung und Fragezeichen. f Eigenhändige Korrektur zu: dieser Sache.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 11
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III. Verlagsverträge
Nr. 11 Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des „Handbuchs der politischen Ökonomie (Sozialökonomik?)“ 1. Entwurf vom November 1909 Am 23. Oktober 1909 erhielt Max Weber vom Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) den ersten Entwurf eines Verlagsvertrages für die Mitherausgeber des Handbuchs zugeschickt (Brief von Paul Siebeck an Max Weber vom 23. Oktober 1909, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Am 8. November schrieb Weber an Paul Siebeck: „Nun zum Verlagsvertrag, – ich nehme an, daß Sie Abschrift Ihres Entwurfs zurückbehalten haben.“ Dann folgt die Liste der Änderungsvorschläge (MWG II/6, S. 311–313). Die Änderungen wurden vom Verlag in eine Durchschrift des Entwurfs von Oskar Siebeck eingearbeitet. Dieses Exemplar befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, und liegt dem Abdruck hier zugrunde (A). Der ursprüngliche Entwurf umfaßte sieben maschinenbeschriebene Seiten. Von den Änderungen Max Webers wurden die kleineren von Hand in die Durchschrift eingetragen, die längeren Passagen abgetippt und auf gesonderten Blättern dem Entwurf beigefügt. Die zusätzlichen drei Blätter werden hier vom Herausgeber als A (2a), A (3a) etc. gezählt. Die Änderungen Max Webers sind in größerer Type und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. In den Fällen, in denen die Abschrift des Verlages von Max Webers brieflicher Vorlage abweicht, wird der Wortlaut des Briefes nach MWG II/6, S. 311–313, eingefügt. Auf dem ersten Blatt findet sich am oberen rechten Rand der Zusatz von dritter Hand „sub Max Weber“ sowie der Hinweis neben dem Titel „s.u. Br. v. 6.11.09“. Unterstreichungen und weitere Randbemerkungen, die auf den Verlag zurückgehen, bleiben unberücksichtigt.
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Dokumente Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes Handbucha der politischen Ökonomie (Sozialökonomik?) in zwei Bänden. Zwischen Herrn ………………………………… einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), vertreten durch ihren Besitzer, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen, als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden.
§ 1. Herr ............ bbeteiligt sichb auf Grund vorausgegangener Verständigung mit Herrn Professor Dr. Max Weber in Heidelberg an dem oben genannten Sammelwerkc und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes ...................... Er überträgt sein Urheberrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bezw. ihre Rechtsnachfolger. § 2. Der Umfang des Abschnittes ………… soll ..….......... Druckbogen nicht überA 2 schreiten. Das „Handbuchd der politischen Ökonomie“ erscheint in der Satzeinrichtung der dem Vertrag beigefügten Satzprobe.
A 2a
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§ 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.–, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten Satzeinrichtung, zahlbar bei Ausgabe eines jeden Bandes. An diesen Honorarsatz von M. 140.– für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfanges für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, verpflichtet sich Herr ............ den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fäll zu überschreiten.
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§ 4. eIm Interesse der möglichsten Einheitlichkeit des Handbuchs
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sind die Herren Mitarbeiter untereinander und mit dem Verlage übereingekommen, mit Herrn Prof[essor] M[ax] W[eber] über den Fortgang der Arbeiten derart in Correspondenz zu bleiben, daß derselbe darüber informiert und in der Lage ist, gegebenenfalls a Handbuch > Handbuch b arbeitet > beteiligt sich c Im Entwurf folgt: mit d „Handbuch > „Handbuch“; Fragezeichen am Rand. e – e (S. 199) Der Passus lautete im Entwurf: Damit Wiederholungen und Wiedersprüche [sic!] in den verschiedenen Abschnitten des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ nach Möglichkeit vermieden werden, werden die Herren Mitarbeiter Herrn Professor Max Weber möglichst bis zum …… genaue Dispositionen der von ihnen übernommenen Abschnitte vorlegen. Herr Professor Max Weber wird alsdann den Herren Mitarbeitern, soweit das im Interesse der Einheitlichkeit des Werkes erforderlich ist, Vorschläge für Abänderung oder Ergänzung der Dispositionen machen.
III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 11
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ihnen Vorschläge zur möglichsten Beseitigung etwa entstehender Differenzen, Wiederholungen, Lücken und Widersprüche zu machen.e 5
§ 5. Herr …………… verpflichtet sich, sein Manuscript in gut leserlichem und druck- A 3 fertigem Zustande mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben spätestens bis zum ............ an Herrn Professor Max Weber abzuliefern. § 6. Im Interesse einer möglichst einheitlichen Bearbeitung des ganzen Sammel- A 3a werkes steht fder
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Verlagsbuchhandlung auf Antrag desf Herrn Professor Max Weber das Recht zu,g Vorschläge zu etwaigen Streichungenh oder Zusätzen zu imachen. Soferni der dem Herrn Mitarbeiter zur Verfügung stehende Raum überschritten wird j, ist die Verlagsbuchhandlung berechtigt, auf Antrag von Prof[essor] M[ax] W[eber]j Kürzungen zu verlangen und kmangels Einigung den Vorschlägen des genannten Herrn gemäßk selbst durchzuführen. Im letzteren Falle kann der Herr Mitarbeiter darauf bestehen, daßl Herr
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Professor Max Weber min
einer entsprechenden Bemerkung zu dem Gesammtwerkm die Verantwortung dafürn übernimmt.
§ 7. Wird das Manuscript nicht zu dem vertragsmäßigen Termin abgeliefert, so steht der Verlagsbuchhandlung das Recht zu, odie 20
Vorlegung des Manuscriptso in dem Zustande, in welchem es sich dann befindet, pzu verlangenp. Die Frage, ob qes verwerthet werden kann und ob[,]q eventuell in welcher Höhe[,] eine
Entschädigung für das unvollständige Manuscript geleistet werden kann, entscheidet rdie
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Verlagsbuchhandlung nach Anhörung des Herrnr Professor Max Weber, sder Dasselbe im Fall der Verwertung durch deutlich erkennbar zu machende Zusätze oder Streichungen druckfertig zu stellen oder stellen zu lassen berechtigt ist.s f Zusatz Max Webers. g Im Entwurf folgt: das Manuscript durchzusehen, h Im Entwurf: Änderungen i Im Entwurf: machen, und, sofern j Zusatz Max Webers. k Im Entwurf: nötigenfalls l Im Entwurf folgt: der m Im Entwurf: im Vorwort ausdrücklich n Im Entwurf: für die betreffenden Stellen o Im Entwurf: eine Frist zu bestimmen, nach deren Ablauf das Manuskript p Im Entwurf: abzuliefern ist q Im Entwurf: und r Im Entwurf: Herr s – s Im Entwurf: dem im Falle der Erwerbung des Manuscripts durch die Verlagsbuchhandlung das Recht der freien Verfügung darüber im Einvernehmen mit der Verlagsbuchhandlung zusteht. Über die Art der Benutzung ist an geeigneter Stelle Rechenschaft zu geben. Wird der Ablieferungstermin überschritten, so wird eine Nachfrist bis zu 6 Monaten bewilligt. A 4 Nach Ablauf der Frist steht es der Verlagsbuchhandlung frei, vom Vertrage zurückzutreten. Herr Professor Max Weber wird dann im Einverständnis mit der Verlagsbuchhandlung einen anderen Bearbeiter berufen.
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[A 4] § 8. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen: letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet.
§ 9. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbezw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderung rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt und nur wegen eventuellen Ersatzes weiterer Korrekturkosten Verhandlungen sich vorbehält. A 5 Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeitert durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden. § 10. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes und 6 geheftete Freiexemplare des ganzen Handbuches, sowie 24 Freiexemplare der von ihm bearbeiteten Abteilung, etwaige weitere Exemplare derselben oder des ganzen Werkes laut § 26 des Verlagsrechtsgesetzes zum günstigsten Buchhändlerpreis. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Recensionsexemplare, die an Dozenten zur Verteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalb der kontraktlichen Auflage drucken. Diejenigen Werke des Mohr’schen und Laupp’schen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreis u(Zeitschriften ausgeschlossen)u. § 11. Für Übersetzungen des Handbuchs oder einzelner Teile desselben in fremde Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die A 6 Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bezw. den Herrn Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Verlagsbuchhandlung andererseits, geteilt. § 12. So lange der Abschnitt ............ im „Handbuch der politischen Ökonomie“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf das Sammelwerk der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrages ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung an einem ähnlichen bezw. an einem konkurrierenden Sammelwerk vmit Artikeln über den gleichen Gegenstandv sich nicht zu beteiligen. t Im Entwurf folgt: auf Wunsch u Im Entwurf: Die Zeitschriften der beiden Verlage sind bei dieser Begünstigung eingeschlossen v Zusatz Max Webers.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 11 w§13.
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Im Fall einer neuen Auflage kann die Verlagshandlung den Artikel eines Bearbeiters ausscheiden: 1. wenn eine Änderung im Plan des Gesammtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt. 2. wenn der Bearbeiter es ablehnt oder gesundheitlich oder durch Alter daran gehindert erscheint, den Artikel, eventuell gänzlich neu, dem neusten Stand der Forschung entsprechend, umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raum-Vorschriften innezuhalten nicht bereit ist. Die Verlagshandlung darf dabei, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen, daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichenfalls unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen. Sie darf im Fall des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters den Artikel sowohl ausscheiden wie durch einen Dritten, unter Kenntlichmachung der Änderungen, umarbeiten lassen. In diesem Fall steht den Erben bezw. dem Mitarbeiter ein angemessener, nicht unter ein Viertel bleibender und die Hälfte nicht überstei-
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w – w (S. 202) Im Entwurf lautet § 13: Von dem Bedürfnis einer neuen Auflage des Handbuchs, für die die Verlagsbedingungen besonders zu vereinbaren sind, werden die Herren Mitarbeiter von der Verlagsbuchhandlung rechtzeitig in Kenntnis gesetzt. Die Herren Mitarbeiter sind alsdann verpflichtet, die neue Auflage nach dem neuesten Stande der wissenschaftlichen Forschung zu bearbeiten. Ergibt sich bei der Inangriffnahme einer neuen Auflage, daß ein Beitrag zu dem Handbuch nicht paßt, oder dem Charakter des Gesamtwerkes nicht mehr entspricht, so ist nach § 19 des Verlagsrechtsgesetzes die Verlagsbuchhandlung im Einverständnis mit Herrn Professor Max Weber berechtigt, den betreffenden Beitrag auszuscheiden und eventuell seine Ersetzung A7 durch die Arbeit eines anderen herbeizuführen. Für jede neue Auflage wird daher die Mitarbeiterschaft neu vereinbart. Kommt keine Vereinbarung zustande, so kann der betreffende Herr Mitarbeiter, bezw. dessen Rechtsnachfolger, über den ausgeschiedenen Beitrag frei verfügen. Sollte ein Mitarbeiter durch Krankheit oder sonstige Umstände verhindert sein, eine neue Auflage rechtzeitig zu bearbeiten, so steht der Verlagsbuchhandlung das Recht zu, einen neuen Bearbeiter für den Abschnitt zu suchen. Wird der Abschnitt ……. in den durch den vorhergehenden Absatz vorgesehenen Fällen nicht von dem betreffenden Herrn Mitarbeiter selbst, sondern für ihn von einem Dritten herausgegeben, so werden die Honorarverhältnisse für die Auflage, bei der dieser Fall eintritt, in der Weise geregelt, daß der für die Bearbeitung zu zahlende Beitrag von dem Honorar abzuziehen ist, welches dem früheren Mitarbeiter, bezw. seinen Erben und Rechtsnachfolgern, zusteht. Doch soll dieser Abzug im Krankheitsfalle nicht mehr als die Hälfte des in § 3 festgesetzten Honorars betragen.
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gender Teil des Honorars oder statt dessen eine angemessene Vergütung zu.w A 7 § 14. Die Verlagsbedingungen für die von dem Abschnitt ...... geplante Sonderausgabe werden durch besondere Vereinbarungen festgesetzt.
Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 12
Nr. 12 Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ Fassung vom 22. Februar 1910 Am 27. Februar 1910 sandte Max Weber ein mit seinem „Einverstanden“ versehenes Exemplar des gesetzten Verlagsvertrages für die Mitherausgeber des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ an Paul Siebeck zurück (MWG II/6, S. 414). Das Exemplar trägt den Druckereistempel „22 FEB. 1910“. Es handelte sich um die vierte Fassung des Verlagsvertrags (dazu MWG II/6, S. 407, Anm. 1). Zum Abdruck kommt hier das dreiseitige Exemplar vom 22. Februar 1910, das sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, befindet (A) und den Vermerk von dritter Hand trägt „sub Max Weber“. Der gedruckte Vertragstext wird in kleinerer Schrifttype, die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrift und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Der Zweispaltendruck des Vertragstextes bleibt unberücksichtigt. Der dreiseitige Vertragstext ist nicht paginiert; die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber. A (1)
Vertraulich. aEinverstanden
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Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Handbuch der politischen Ökonomie in zwei Bänden Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
Max Webera
Zwischen Herrn ................................... einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vertreten durch ihren Besitzer, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen, als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden: a Eigenhändiger Zusatz.
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§ 1. Herr . . . . . . . . . . . beteiligt sich auf Grund vorausgegangener Verständigung mit Herrn Professor Dr. Max Weber in Heidelberg an dem oben genannten Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Er überträgt das Verlagsrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bzw. ihre Rechtsnachfolger.
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§ 2. Der Umfang des Abschnittes . . . . . . . . . . . . . . soll in der Satzeinrichtung der beiliegenden Satzprobe . . . . . . . . . . . . . . Druckbogen nicht überschreiten. § 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.–, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten SatzA (2) einrichtung, zahlbar bei Ausgabe eines jeden Bandes. An diesen Honorarsatz von M. 140.– für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Sollte die Verlagsbuchhandlung durch inzwischen eingetretene Steigerungen der Herstellungskosten gezwungen sein, die Auflage zu erhöhen, so steigt das Honorar in dem in Absatz 1 vereinbarten Verhältnis. Jedoch soll die erste Auflage auf keinen Fall mehr als 4000 Exemplare betragen. Das Honorar würde in diesem Falle M. 224.– pro Druckbogen betragen. § 4. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfangs und des für die Ablieferung des Manuskriptes vereinbarten Termins für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, so wird ausdrücklich vereinbart: I. Herr ...................... verpflichtet sich, den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fall zu überschreiten. Sollte dies doch der Fall sein, so wird er einem Ersuchen des Herrn Professor Max Weber um entsprechende Kürzung des Beitrags nachkommen. II. Herr ...................... verpflichtet sich, sein Manuskript in gut leserlichem und druckfertigem Zustand mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben, spätestens bis zum b1. Nov. 1911b an Herrn Professor Max Weber abzuliefern. Eine Nichteinlieferung des Manuskriptes zu diesem Termin gilt als Nichteinhaltung des Vertrags. Die Verlagsbuchhandlung behält sich vor, alsdann nach Belieben zu verfahren.
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§ 5. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen; letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet. § 6. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbzw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderungen rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten b Eigenhändiger Zusatz und Randbemerkung Max Webers: NB! Für Herrn von Wieser: 1. April 1912 (laut Ihrer mitgeteilter besonderer Vereinbarung)
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 12
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und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt. Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeiter durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden. § 7. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes Freiexemplar des ganzen „Handbuchs“, sowie 20 Freiexemplare des von ihm bearbeiteten Abschnittes, etwaige weitere Exemplare desselben oder des ganzen Werkes zu dem gegenüber dem Ordinärpreis um 331/3% ermäßigten Mitarbeiterpreis. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Rezensionsexemplare, die an Dozenten zur Verteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalb der kontraktlich vereinbarten Auflage drucken lassen. Sie ist jedoch verpflichtet, Herrn Professor Max Weber auf Verlangen Nachweis über die Verwendung dieser Exemplare zu geben. Diejenigen Werke des Mohrschen und Lauppschen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreise (Zeitschriften ausgeschlossen). § 8. Für Übersetzungen des Handbuchs oder einzelner Teile desselben in fremde Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bzw. den Herrn Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Ver- A (3) lagsbuchhandlung andererseits, geteilt. § 9. Solange der Abschnitt ...................... im „Handbuch der politischen Ökonomie“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf denselben der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrags ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung für ein ähnliches bzw. für ein konkurrierendes Sammelwerk Artikel über den gleichen Gegenstand nicht zu übernehmen; die beim Abschluß dieses Vertrags vorhandenen Wörterbücher sind davon ausgenommen. § 10. Im Falle einer neuen Auflage kann die Verlagsbuchhandlung den Abschnitt eines Mitarbeiters ausscheiden: I. wenn eine Änderung des Planes des Gesamtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt; II. wenn der Bearbeiter es ablehnt, oder gesundheitlich oder durch sonstige Umstände daran gehindert erscheint, den Abschnitt dem neuesten Stande der Forschung entsprechend umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raumvorschriften inne zu halten nicht bereit ist. Die Verlagsbuchhandlung darf, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen, daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichen Falles unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen.
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§ 11. Im Falle des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters darf die Verlagsbuchhandlung seinen Abschnitt in einer neuen Auflage sowohl unverändert beibehalten, falls eine solche Verwendung nicht durch eine Willenserklärung des Verfassers ausdrücklich ausgeschlossen ist, als auch ausscheiden oder durch einen Dritten unter Kenntlichmachung der Änderungen umarbeiten lassen. Wenn der Abschnitt in der neuen Auflage beibehalten wird, so gelten für seine Honorierung die folgenden Vereinbarungen: I. Wenn der Abschnitt unverändert übernommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den Herrn Verfasser bzw. an seine Rechtsnachfolger das volle dann geltende Honorar auszubezahlen. II. Wenn der Abschnitt in einer Umarbeitung, die mit unter dem Namen des bisherigen Herrn Verfassers erscheint, aufgenommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorares auszubezahlen. III. Wenn der Abschnitt lediglich durch kleinere Zusätze auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden muß, so ist die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen. Der Abzug soll jedoch höchstens die Hälfte des dann geltenden Honorars betragen. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag .................. den .................. Tübingen, den ..................
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 13
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Nr. 13 Verlagsvertrag mit Othmar Spann November 1913 Im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck in Tübingen findet sich in den Verlagskorrespondenzen mit Othmar Spann auch der Verlagsvertrag zum „Handbuch“, ausgestellt und vom Verlag unterschrieben am 25. November 1913. Der Vertragstext enthält handschriftliche Eintragungen des Verlages und von Max Weber. Vermutlich wurde ein neues Exemplar für Othmar Spann ausgefertigt und ihm zugeschickt, während man das korrigierte Exemplar zu den Akten nahm. Der von Othmar Spann übernommene Beitrag war ursprünglich Johann Plenge unter dem Titel „Produktion und Bedarf (Konjunkturen und Krisen)“ zugewiesen. Nachdem Plenge am 2. November 1913 abgesagt hatte, wandte sich Max Weber zunächst an Franz Eulenburg, nach dessen Ablehnung an Spann, der den Beitrag Ende November 1913 übernahm (MWG II/8, S. 345 f.). Den Verlagsvertrag mit Othmar Spann sandte Paul Siebeck am 25. November 1913 zur Begutachtung an Max Weber, der das von ihm korrigierte Exemplar am 26. November 1913 an Paul Siebeck zurückschickte. Der ausgefertigte Vertrag ging Spann schließlich am 27. November 1913 zu (MWG II/8, S. 404). Der Vertrag wurde zu einem Zeitpunkt ausgestellt, als die Frage, welchen Titel das „Handbuch“ schließlich führen solle, noch nicht endgültig entschieden war, und auch die spätere „Einteilung des Gesamtwerkes“ noch nicht existierte. Daraus erklärt sich das Schwanken bei der Formulierung des Handbuchtitels. Für die Einordnung des Abschnitts in den Gesamtplan ist noch die Nummerierung des „Stoffverteilungsplans“ benutzt. Zum Abdruck kommt das korrigierte Exemplar, das sich in VA Mohr/Siebeck, Tübingen, befindet (A). Der Vertragstext und die Zusätze des Verlages werden in kleinerer Schrifttype wiedergegeben, die Korrekturen und Zusätze Max Webers in größerer Schrift und mit textkritischer Annotation. Für die Textwiedergabe gelten die oben, S. 135, genannten Regeln. Die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber.
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A (1) Vertraulich.
Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Handbuch der 〈politischen〉 :Sozial-:Ökonomika in zwei Bänden. Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Zwischen Herrn :Professor Dr. O. Spann in Brünn: einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vertreten durch ihren Besitzer, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen, als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden: § 1. Herr :Professor Dr. Spann: beteiligt sich auf Grund vorausgegangener Verständigung mit Herrn Professor Dr. Max Weber in Heidelberg an dem oben genannten Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: b〈(〉 Konjunktu-
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ren und Krisen 〈)〉b
Er überträgt das Verlagsrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bzw. ihre Rechtsnachfolger. § 2. Der Umfang des Abschnittes cII. XII.c soll in der Satzeinrichtung der beiliegenden Satzprobe :drei: Druckbogen nicht überschreiten. § 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.–, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten SatzeinA (2) richtung, zahlbar bei Ausgabe eines jeden Bandes. An diesen Honorarsatz von M. 140.–, für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Sollte die Verlagsbuchhandlung durch inzwischen eingetretene Steigerungen der Herstellungskosten gezwungen sein, die Auflage zu erhöhen, so steigt das Honorar in dem in Absatz 1 vereinbarten Verhältnis. Jedoch soll die erste Auflage auf keinen Fall mehr als 4000 Exemplare betragen. Das Honorar würde in diesem Falle M. 224.– pro Druckbogen betragen. § 4. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfangs und des für die Ablieferung des Manuskriptes vereinbarten Termins für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, so wird ausdrücklich vereinbart: I. Herr :Professor Dr. Spann: verpflichtet sich, den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fäll zu überschreiten. a Ökonomie eigenhändig verbessert zu Ökonomik. Das k ist mehrfach unterstrichen. b : Produktion und Bedarf: von Max Weber geändert zu: Konjunkturen und Krisen. c Eigenhändiger Zusatz.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 13
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Sollte dies doch der Fall sein, so wird er einem Ersuchen des Herrn Professor Max Weber um entsprechende Kürzung des Beitrags nachkommen. II. Herr :Professor Dr. Spann: verpflichtet sich, sein Manuskript in gut leserlichem und druckfertigem Zustand mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben, spätestens bis zum :1. Maid 1915: an Herrn Professor Max Weber abzuliefern. Eine Nichteinlieferung des Manuskriptes zu diesem Termin gilt als Nichteinhaltung des Vertrags. Die Verlagsbuchhandlung behält sich vor, alsdann nach Belieben zu verfahren. § 5. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen; letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet. § 6. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbzw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderungen rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt. Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeiter durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden. § 7. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes Freiexemplar des ganzen „Handbuchs“, sowie 20 Freiexemplare des von ihm bearbeiteten Abschnittes, etwaige weitere Exemplare desselben oder des ganzen Werkes zu dem gegenüber dem Ordinärpreis um 331/3% ermäßigten Mitarbeiterpreis. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Rezensionsexemplare, die an Dozenten zur Verteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalb der kontraktlich vereinbarten Auflage drucken lassen. Sie ist jedoch verpflichtet, Herrn Professor Max Weber auf Verlangen Nachweis über die Verwendung dieser Exemplare zu geben. Diejenigen Werke des Mohrschen und Lauppschen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreise (Zeitschriften ausgeschlossen). § 8. Für Übersetzungen des Handbuchs oder einzelner Teile desselben in fremde Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bzw. den Herrn Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Ver- A (3) lagsbuchhandlung andererseits, geteilt. d Eigenhändige Korrektur von April zu Mai und doppelter Senkrechtstrich am Rand und Wiederholung: 1. Mai
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§ 9. Solange der Abschnitt eII. XII.e im „Handbuch der politischen Ökonomie“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf denselben der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrags ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung für ein ähnliches bzw. für ein konkurrierendes Sammelwerk Artikel über den gleichen Gegenstand nicht zu übernehmen; die beim Abschluß dieses Vertrags vorhandenen Wörterbücher sind davon ausgenommen. § 10. Im Falle einer neuen Auflage kann die Verlagsbuchhandlung den Abschnitt eines Mitarbeiters ausscheiden: I. wenn eine Änderung des Planes des Gesamtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt; II. wenn der Bearbeiter es ablehnt, oder gesundheitlich oder durch sonstige Umstände daran gehindert erscheint, den Abschnitt dem neuesten Stande der Forschung entsprechend umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raumvorschriften inne zu halten nicht bereit ist. Die Verlagsbuchhandlung darf, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen, daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichen Falles unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen. § 11. Im Falle des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters darf die Verlagsbuchhandlung seinen Abschnitt in einer neuen Auflage sowohl unverändert beibehalten, falls eine solche Verwendung nicht durch eine Willenserklärung des Verfassers ausdrücklich ausgeschlossen ist, als auch ausscheiden oder durch einen Dritten unter Kenntlichmachung der Änderungen umarbeiten lassen. Wenn der Abschnitt in der neuen Auflage beibehalten wird, so gelten für seine Honorierung die folgenden Vereinbarungen: I. Wenn der Abschnitt unverändert übernommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den Herrn Verfasser bzw. an seine Rechtsnachfolger das volle dann geltende Honorar auszubezahlen. II. Wenn der Abschnitt in einer Umarbeitung, die mit unter dem Namen des bisherigen Herrn Verfassers erscheint, aufgenommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorares auszubezahlen. III. Wenn der Abschnitt lediglich durch kleinere Zusätze auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden muß, so ist die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen. Der Abzug soll jedoch höchstens die Hälfte des dann geltenden Honorars betragen. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag :Brünn:, den :25. November 1913: Tübingen, den :25. November 1913 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).:
e Eigenhändiger Zusatz.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 14
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Nr. 14 Verlagsvertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes „Grundriß der Sozialökonomik“ 29. April 1914 Der Verlag gab im Einvernehmen mit Max Weber dem Sammelwerk einen neuen Titel, nämlich „Grundriß der Sozialökonomik“, um damit den Unterschied zu dem von Schönberg herausgegebenen „Handbuch der politischen Ökonomie“ äußerlich sichtbar zu machen. Deshalb wurde auch ein neues Formular des Verlagsvertrags entworfen, welches das seit 1910 für die Mitherausgeber verwendete ablösen sollte (dazu oben, S. 35 f.). Das überlieferte neue Formular trägt den Druckereistempel „29 APR. 1914“ und den Verlagsvermerk „16.V.14 in Heidelberg mündlich erledigt“. Auf dem ersten Blatt findet sich ein Brief Webers an Paul Siebeck, der entsprechend des Verlagsvermerks vor dem 16. Mai 1914 geschrieben sein muß. Darin äußerte Weber seine Bedenken gegen einen neuen Vertrag, gab aber dann doch seine Zustimmung (MWG II/8, S. 667). Das überlieferte Exemplar enthält Webers handschriftliche Korrekturen am Vertragstext. Der neue weicht aber nicht wesentlich von dem seit 1910 verwendeten ab. Das hier mitgeteilte Exemplar vom 29. April 1914 befindet sich im VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (A). Der gedruckte Vertragstext wird in kleinerer Schrifttype, die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrift und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Der Zweispaltendruck des Vertragstextes bleibt unberücksichtigt. Der dreiseitige Vertragstext ist nicht paginiert; die Seitenangaben in runden Klammern stammen vom Herausgeber. A (1)
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Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Grundriß der Sozialökonomik Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Zwischen Herrn . . . . . . . . . . . . . . einerseits
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Dokumente und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vertreten durch ihren Besitzer, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen, als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden:
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§ 1. Herr .................... beteiligt sich an dem oben genannten, nach anliegendem Einteilungsplana erscheinenden Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: ............................................................ Er überträgt das Verlagsrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bzw. ihre Rechtsnachfolger.
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§ 2. Der Umfang des Abschnittes .................... soll in der ersten Auflage des Werkes nach der beiliegenden Satzprobe .................... Druckbogen nicht überschreiten. § 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.-, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten SatzeinA (2) richtung, zahlbar bei Ausgabe einer jeden Abteilung. An diesen Honorarsatz von M. 140.– für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Sollte die Verlagsbuchhandlung durch inzwischen eingetretene Steigerungen der Herstellungskosten gezwungen sein, die Auflage zu erhöhen, so steigt das Honorar in dem in Absatz 1 vereinbarten Verhältnis. Jedoch soll die erste Auflage auf keinen Fall mehr als 4000 Exemplare betragen. Das Honorar würde in diesem Falle M. 224.– pro Druckbogen betragen. § 4. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfangs und des für die Ablieferung des Manuskriptes vereinbarten Termins für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, so wird ausdrücklich vereinbart: I. Herr .................... verpflichtet sich, den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fall zu überschreiten. Sollte dies doch der Fall sein, so wird er einem Ersuchen b〈des Herrn Professor Max Weber〉b um entsprechende Kürzung des Beitrags nachkommen. II. Herr .................... verpflichtet sich, sein Manuskript in gut leserlichem und druckfertigem Zustande mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben, spätestens bis zum .................... an den Verlag abzuliefern. Eine Nichteinlieferung des Manuskriptes zu diesem Termin gilt als Nichteinhaltung des Vertrags. Die Verlagsbuchhandlung behält sich vor, alsdann nach Belieben zu verfahren. § 5. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen; letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet. a Handschriftliche Bemerkung Max Webers: Beizulegen wäre 〈der〉 eventuell 〈der〉 ein Abzug der „Einteilung“, wie sie am Schluß der Abteilungen erscheinen soll. b Passage von Max Weber gestrichen.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 14
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§ 6. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbzw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderungen rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt. Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeiter durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden. § 7. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes Exemplar des ganzen „Grundrisses“, sowie 20 Separatabzüge des von ihm bearbeiteten Abschnittes unberechnet, etwaige weitere Separatabzüge, die rechtzeitig bei der Rücksendung der Korrektur bestellt werden müssen, zum Preise von 8 Pfg. für den vollen Druckbogen oder für einen Teil eines Druckbogens. Etwaige weitere Exemplare des ganzen Werkes oder der Abteilung, worin sein Abschnitt erhalten ist, erhält jeder Mitarbeiter zu dem gegenüber dem Ordinärpreise um 331/3% ermäßigten Mitarbeiterpreise. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Rezensionsexemplare, die an Dozenten zur cVerteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalbc der kontraktlich vereinbarten Auflage drucken lassen. Sie ist jedoch verpflichtet, Herrn Professor Max Weber auf Verlangen Nachweis über die Verwendung dieser Exemplare zu geben. dFalls das Handbuch in Lieferungen ausgegeben wird, steht es der Verlagsbuchhandlung frei, zu Vertriebszwecken bis zu 10 Druckbogen in beliebiger Anzahl außerhalb der kontraktlichen Auflage honorarfrei zu drucken.d Diejenigen Werke des Mohrschen und Lauppschen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreise (Zeitschriften ausgeschlossen). § 8. Für Übersetzungen des Grundrisses oder einzelner Teile desselben in fremde A (3) Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bzw. den Herren Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Verlagsbuchhandlung andererseits, geteilt.
c – c Passage von Max Weber durch zwei Senkrechtstriche am Rand markiert. d – d Passage von Max Weber mit einem Senkrechtstrich markiert und mit Randbemerkung versehen: werde ich auch ohne neuen Vertrag genehmigen, kraft vorstehender Bestimmung. M. W. Von dieser führt ein Pfeil auf die Markierung des vorangehenden Absatzes.
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§ 9. Solange der Abschnitt .................... im „Grundriß der Sozialökonomik“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf denselben der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrags ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung für ein ähnliches bzw. für ein konkurrierendes Sammelwerk Artikel über den gleichen Gegenstand nicht zu übernehmen; die beim Abschluß dieses Vertrags vorhandenen Wörterbücher sind davon ausgenommen. § 10. Im Falle einer neuen Auflage kann die Verlagsbuchhandlung den Abschnitt eines Mitarbeiters ausscheiden: I. wenn eine Änderung des Planes des Gesamtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt; II. wenn der Bearbeiter es ablehnt, oder gesundheitlich oder durch sonstige Umstände daran gehindert erscheint, den Abschnitt dem neuesten Stande der Forschung entsprechend umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raumvorschriften inne zu halten nicht bereit ist. Die Verlagsbuchhandlung darf, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen, daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichen Falles unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen. § 11. Im Falle des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters darf die Verlagsbuchhandlung seinen Abschnitt in einer neuen Auflage sowohl unverändert beibehalten, falls eine solche Verwendung nicht durch eine Willenserklärung des Verfassers ausdrücklich ausgeschlossen ist, als auch ausscheiden oder durch einen Dritten unter Kenntlichmachung der Änderungen umarbeiten lassen. Wenn der Abschnitt in der neuen Auflage beibehalten wird, so gelten für seine Honorierung die folgenden Vereinbarungen: I. Wenn der Abschnitt unverändert übernommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den Herrn Verfasser bzw. an seine Rechtsnachfolger das volle dann geltende Honorar auszubezahlen. II. Wenn der Abschnitt in einer Umarbeitung, die mit unter dem Namen des bisherigen Herrn Verfassers erscheint, aufgenommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorars auszubezahlen. III. Wenn der Abschnitt lediglich durch kleinere Zusätze auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden muß, so ist die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen. Der Abzug soll jedoch höchstens die Hälfte des dann geltenden Honorares betragen. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag .................. den ............... Tübingen, den ............... |
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 15
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Nr. 15 Rückdatierter Verlagsvertrag mit Karl Bücher Oktober 1914 Dem hier abgedruckten Verlagsvertrag mit Karl Bücher liegt das Ende April 1914 erstellte Formular des „Verlags-Vertrags über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Grundriß der Sozialökonomik“ zugrunde (oben, Nr. 14). Dieser neue Vertrag, der den mit Bücher 1910 geschlossenen Vertrag ablösen sollte, ist auf den 23. Mai 1910, das Datum des ursprünglichen Vertragsabschlusses, rückdatiert. Am 14. Oktober sandte Paul Siebeck den neuen Vertrag an Karl Bücher mit der Bitte, diesen zu unterzeichnen und den alten Vertrag zurückzusenden (Brief von Paul Siebeck an Karl Bücher vom 14. Oktober 1914, VA Mohr/Siebeck, Tübingen). Am 26. Oktober 1914 bestätigte Paul Siebeck gegenüber Bücher den Empfang des unterzeichneten neuen Vertrags, erinnerte ihn aber noch einmal daran, daß der alte Vertrag zurückzugeben sei (Karte von Paul Siebeck an Karl Bücher vom 26. Oktober 1914, VA Mohr/Siebeck, Tübingen). Der Verlag verfuhr offensichtlich mit allen alten Verträgen auf diese Weise. Sie wurden auf den neuen Titel und auf die „Einteilung des Gesamtwerkes“ umgestellt. Das hier abgedruckte Exemplar befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Tübingen. Die handschriftlichen Einfügungen des Verlages sowie die Unterschrift Karl Büchers werden durch diakritische Zeichen kenntlich gemacht. Ort und Datum der Unterschriftenzeile stammen vom Verlag. Die Textwiedergabe folgt den oben, S. 135, genannten Regeln. Der Vertrag enthält keine Seitenzahlen; diese werden vom Herausgeber in runden Klammern hinzugefügt. (1)
Vertraulich.
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Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Grundriß der Sozialökonomik Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Zwischen Herrn :Geh. Hofrat Professor Dr. K. Bücher in Leipzig: einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vertreten durch ihren Besitzer, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen, als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden:
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§ 1. Herr :Geh. Hofrat Professor Bücher: beteiligt sich an dem oben genannten, nach anliegender Einteilung erscheinenden Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: :Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen: Er überträgt das Verlagsrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bzw. ihre Rechtsnachfolger.
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§ 2. Der Umfang des Abschnittes :Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen: soll in der ersten Auflage des Werkes nach der Satzeinrichtung der beiliegenden Satzprobe :ein 1/8: Druckbogen nicht überschreiten. § 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.–, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten Satzein(2) richtung, zahlbar bei Ausgabe einer jeden Abteilung. An diesen Honorarsatz von M. 140.– für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Sollte die Verlagsbuchhandlung durch inzwischen eingetretene Steigerungen der Herstellungskosten gezwungen sein, die Auflage zu erhöhen, so steigt das Honorar in dem in Absatz 1 vereinbarten Verhältnis. Jedoch soll die erste Auflage auf keinen Fall mehr als 4000 Exemplare betragen. Das Honorar würde in diesem Falle M. 224.– pro Druckbogen betragen. § 4. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfangs und des für die Ablieferung des Manuskriptes vereinbarten Termins für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, so wird ausdrücklich vereinbart: I. :Herr Geh. Hofrat Professor Bücher: verpflichtet sich, den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fall zu überschreiten. Sollte dies doch der Fall sein, so wird er einem Ersuchen um entsprechende Kürzung des Beitrags nachkommen. II. :Herr Geh. Hofrat Professor Bücher: verpflichtet sich, sein Manuskript in gut leserlichem und druckfertigem Zustande mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben, spätestens bis zum :31. August 1912: an den Verlag abzuliefern. Eine Nichteinlieferung des Manuskriptes zu diesem Termin gilt als Nichteinhaltung des Vertrags. Die Verlagsbuchhandlung behält sich vor, alsdann nach Belieben zu verfahren.
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§ 5. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen; letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet. § 6. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbzw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderungen rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 15
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Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeiter durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden.
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§ 7. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes Exemplar des ganzen „Grundrisses“, (3) sowie 20 Separatabzüge des von ihm bearbeiteten Abschnittes unberechnet, etwaige weitere Separatabzüge, die rechtzeitig bei der Rücksendung der Korrektur bestellt werden müssen, zum Preise von 8 Pfg. für den vollen Druckbogen oder für einen Teil eines Druckbogens. Etwaige weitere Exemplare des ganzen Werkes oder der Abteilung, worin sein Abschnitt enthalten ist, erhält jeder Mitarbeiter zu dem gegenüber dem Ordinärpreise um 33 1/3 % ermäßigten Mitarbeiterpreise. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Rezensionsexemplare, die an Dozenten zur Verteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalb der kontraktlich vereinbarten Auflage drucken lassen. Sie ist jedoch verpflichtet, Herrn Professor Max Weber auf Verlangen Nachweis über die Verwendung dieser Exemplare zu geben. Falls das Handbuch in Lieferungen ausgegeben wird, steht es der Verlagsbuchhandlung frei, zu Vertriebszwecken bis zu 10 Druckbogen in beliebiger Anzahl außerhalb der kontraktlichen Auflage honorarfrei zu drucken. Diejenigen Werke des Mohrschen und Lauppschen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreise, (Zeitschriften ausgeschlossen). § 8. Für Übersetzungen des Grundrisses oder einzelner Teile desselben in fremde (4) Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bzw. den Herren Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Verlagsbuchhandlung andererseits, geteilt. § 9. Solange der Abschnitt :I. A I.: im „Grundriß der Sozialökonomik“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf denselben der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrags ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung für ein ähnliches bzw. für ein konkurrierendes Sammelwerk Artikel über den gleichen Gegenstand nicht zu übernehmen; die beim Abschluß dieses Vertrags vorhandenen Wörterbücher sind davon ausgenommen. § 10. Im Falle einer neuen Auflage kann die Verlagsbuchhandlung den Abschnitt eines Mitarbeiters ausscheiden: I. wenn eine Änderung des Planes des Gesamtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt; II. wenn der Bearbeiter es ablehnt, oder gesundheitlich oder durch sonstige Umstände daran gehindert erscheint, den Abschnitt dem neuesten Stande der Forschung entsprechend umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raumvorschriften inne zu halten nicht bereit ist. Die Verlagsbuchhandlung darf, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen,
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daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichen Falles unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen. § 11. Im Falle des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters darf die Verlagsbuchhandlung seinen Abschnitt in einer neuen Auflage sowohl unverändert beibehalten, falls eine solche Verwendung nicht durch eine Willenserklärung des Verfassers ausdrücklich ausgeschlossen ist, als auch ausscheiden oder durch einen Dritten unter Kenntlichmachung der Änderungen umarbeiten lassen. Wenn der Abschnitt in der neuen Auflage beibehalten wird, so gelten für seine Honorierung die folgenden Vereinbarungen: I. Wenn der Abschnitt unverändert übernommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den Herrn Verfasser bzw. an seine Rechtsnachfolger das volle dann geltende Honorar auszubezahlen. II. Wenn der Abschnitt in einer Umarbeitung, die mit unter dem Namen des bisherigen Herrn Verfassers erscheint, aufgenommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorars auszubezahlen. III. Wenn der Abschnitt lediglich durch kleinere Zusätze auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden muß, so ist die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen. Der Abzug soll jedoch höchstens die Hälfte des dann geltenden Honorares betragen.
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Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag :Leipzig:, den :23. Mai 1910: :Prof. Dr. K. Bücher.: Tübingen, den :23. Mai 1910: :J. C. B. Mohr Paul Siebeck:
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 16
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Nr. 16 Verlagsvertrag mit Max Weber über seinen Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“ Entwurf vom 13. November 1919 Im November 1919 kam es zwischen Paul Siebeck und Max Weber zu einer förmlichen Vertragsverhandlung über dessen Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“. Der Vertragsentwurf des Verlags besteht aus einem einseitigen maschinenschriftlichen Text und dem gedruckten Vertragsformular, das für alle Mitherausgeber verwendet wurde. Beide Texte versah Max Weber mit handschriftlichen Zusätzen. Vom Verlag sind beide Dokumente mit dem Datum 13. November 1919 versehen. Max Weber korrigierte beide Entwürfe und unterzeichnete das Vertragsformular unter dem 1. Dezember 1919. Die hier abgedruckten Texte befinden sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Das maschinenschriftliche Exemplar wird als A1, das gedruckte als A2 sigliert. Die maschinenschriftliche und die gedruckte Vorlage des Verlags werden in kleinerer Schrifttype, die handschriftlichen Zusätze Max Webers in größerer Schrift und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Maschinenschriftliche Zusätze des Verlags in A2 sind durch Einschubzeichen kenntlich gemacht. In beiden Textentwürfen ist die Angabe der Druckbogen pro Lieferung mit Rotstift eingetragen. Diese Zusätze stammen vom Verlag, wie dem Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. Dezember 1919 zu entnehmen ist (ebd.). Dort heißt es: „Ihrem Wunsche gemäß habe ich in den einzelnen Verträgen den Umfang eingesetzt“. Die Texte sind nicht paginiert; die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber. A1 (1)
Entwurf.-st.– aZusatz
= Vorschläge in den Entwürfen! Max Webera Verlags-Vertrag.
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Zwischen Herrn Professor Dr. Max Weber in München a Eigenhändiger Zusatz in schwarzer Tinte.
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Dokumente und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen, vertreten durch ihren Seniorchef, Herrn Dr. Paul Siebeck, ist heute nachstehender Verlags-Vertrag abgeschlossen worden.
§ 1. Herr Professor Max Weber übernimmt für das Sammelwerk „Grundriß der Sozialökonomik“ die Abteilung über „Wirtschaft und Gesellschaft“.
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§ 2. Die 1. Auflage dieser Abteilung wird auf 4000 Exemplare festgesetzt. Der Herr Verfasser erhält für diese Auflage ein Honorar von Mk. 224.–, mit Worten Mark zweihundert vier und zwanzig, pro Druckbogen, zahlbar nach Druckvollendung bjeder
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§ 3. Außerdem erhält der Herr Verfasser 50 Freiexemplare. Die Verlagsbuchhandlung ist berechtigt, diese 50 Frei-, sowie 50 Recensionsexemplare außerhalb der Auflage von 4000 Exemplaren zu drucken.
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Lieferung, die jeweils etwa 10c Druckbogen umfassen und (tunlichst) sich an die Kapiteleinteilung des Werks halten soll.b
§ 4. Im übrigen gelten die Bestimmungen des angehefteten Mitarbeiter-Vertrags zum Grundriß der Sozialökonomik. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlags-Vertrag dM. W.d München, den Tübingen, den 13. November 1919
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A2 (1) Entwurf.
Verlags-Vertrag über die Mitherausgabe des Sammelwerkes: Grundriß der Sozialökonomik Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
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Zwischen Herrn :Professor Dr. Max Weber in München: einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vertreten durch ihren Seniorchef, Herrn Dr. Paul Siebeck, in Tübingen,
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b – b Eigenhändiger Zusatz in schwarzer Tinte. c Freilassungszeichen Max Webers von dritter Hand mit der Ziffer 10 in Rotstift überschrieben. d Eigenhändiger Zusatz in schwarzer Tinte.
III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 16
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als Verlagseigentümerin des Sammelwerkes andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden:
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§ 1. Herr :Professor Max Weber: beteiligt sich an dem oben genannten, nach anliegender Einteilung erscheinenden Sammelwerk und übernimmt die Bearbeitung des Abschnittes: :„Wirtschaft und Gesellschaft“: Er überträgt das Verlagsrecht für die erste und alle folgenden Auflagen auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bzw. ihre Rechtsnachfolger. § 2. Der e〈Umfang des〉 Abschnitt〈es〉e |:„Wirtschaft und Gesellschaft“:| soll in der ersten Auflage des Werkes f〈nach der Satzeinrichtung der beiliegen-
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den Satzprobe .......................... Druckbogen nicht überschreiten〉 in Lieferungen erscheinen.f
§ 3. Das Honorar beträgt für die erste Auflage von 2500 Exemplaren M. 140.–, mit Worten einhundertundvierzig Mark pro Druckbogen der in § 2 genannten Satzeinrichtung, zahlbar bei Ausgabe einer jeden Abteilung. An diesen Honorarsatz von M. A2 (2) 140.– für den Druckbogen ist die Verlagsbuchhandlung jedoch den Herren Mitarbeitern gegenüber nur innerhalb der in § 2 vereinbarten Umfangsgrenze gebunden. Sollte die Verlagsbuchhandlung durch inzwischen eingetretene Steigerungen der Herstellungskosten gezwungen sein, die Auflage zu erhöhen, so steigt das Honorar in dem in Absatz 1 vereinbarten Verhältnis. Jedoch soll die erste Auflage auf keinen Fall mehr als 4000 Exemplare betragen. Das Honorar würde in diesem Falle M. 224.– pro Druckbogen betragen g, zahlbar nach Erscheinen jeder Lieferung.
Eine Lieferung soll ungefähr 10h Druckbogen umfassen und (tunlichst) 〈sich〉 auf die Gliederung des Werkes in Kapitel Rücksicht nehmen.g 25
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§ 4. Da die Einhaltung des vorgesehenen Umfangs und des für die Ablieferung des Manuskriptes vereinbarten Termins für das Gelingen des Werkes von entscheidender Bedeutung ist, so wird ausdrücklich vereinbart: I. Herr .........˙/. i............ verpflichtet sich, den in § 2 für die von ihm übernommenen Abschnitte festgesetzten Maximalumfang auf keinen Fall zu überschreiten. Sollte dies doch der Fall sein, so wird er einem Ersuchen um entsprechende Kürzung des Beitrags nachkommen. II. Herr .........˙/. j ......... verpflichtet sich, sein Manuskript in gut leserlichem und druckfertigem Zustande mit breitem Rand, einseitig und möglichst gleichmäßig beschrieben, spätestens bis zum .........˙/. k ......... an den Verlag abzuliefern. Eine Nichteinlie-
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e Streichungen Max Webers mit Bleistift. f Streichung und eigenhändiger Zusatz mit Bleistift. g – g Eigenhändiger Zusatz in schwarzer Tinte. h Freilassungszeichen Max Webers von dritter Hand mit der Ziffer 10 in Rotstift überschrieben. i Handschriftliche Einfügung; von der Hand Max Webers? j Handschriftliche Einfügung; von der Hand Max Webers? k Handschriftliche Einfügung; von der Hand Max Webers?
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ferung des Manuskriptes zu diesem Termin gilt als Nichteinhaltung des Vertrags. Die Verlagsbuchhandlung behält sich vor, alsdann nach Belieben zu verfahren. § 5. Die erste Korrektur wird in der Buchdruckerei, die zweite und etwaige weitere Korrekturen werden von dem Herrn Mitarbeiter unentgeltlich gelesen; letzterer ist zu umgehender Erledigung und Rücksendung der Korrekturen verpflichtet. § 6. Nimmt ein Mitarbeiter nach dem Beginn der Drucklegung in den Korrekturbzw. Revisionsbogen Änderungen vor, welche das übliche Maß übersteigen, so ist er verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen; die Ersatzpflicht liegt ihm nicht ob, wenn Umstände, die inzwischen eingetreten sind, die Änderungen rechtfertigen (Verlagsrechtsgesetz vom 19. Juni 1901). Dem „üblichen Maß“ trägt die Verlagsbuchhandlung dadurch Rechnung, daß sie von dem Zeitaufwand, der durch nachträgliche, von der Druckerei nicht verschuldete Satzänderungen in der zweiten und den folgenden Korrekturen verursacht wird, die Kosten für durchschnittlich sechs Stunden pro Bogen auf ihr Konto übernimmt. Von dem auf Autorenkorrekturen ihrer Beiträge entfallenden Zeitaufwand werden die Herren Mitarbeiter durch Zettel in Kenntnis gesetzt, die von der Druckerei jeweils dem nächstfolgenden Korrekturabzuge aufgeklebt werden. § 7. Jeder Mitarbeiter erhält ein gebundenes Exemplar des ganzen „Grundrisses“, sowie 20 Separatabzüge des von ihm bearbeiteten Abschnittes unberechnet, etwaige weitere Separatabzüge, die rechtzeitig bei der Rücksendung der Korrektur bestellt werden müssen, zum Preise von 8 Pfg. für den vollen Druckbogen oder für einen Teil des Druckbogens. Etwaige weitere Exemplare des ganzen Werkes oder der Abteilung, worin sein Abschnitt enthalten ist, erhält jeder Mitarbeiter zu dem gegenüber dem Ordinärpreis um 331/3% ermäßigten Mitarbeiterpreise. Die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, die Rezensionsexemplare, die an Dozenten zur Verteilung gelangenden Einführungsexemplare, sowie den erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte etc. darf die Verlagsbuchhandlung außerhalb der kontraktlich vereinbarten Auflage drucken lassen. Sie ist jedoch verpflichtet, Herrn Professor Max Weber auf Verlangen Nachweis über die Verwendung dieser Exemplare zu geben. Falls das Handbuch in Lieferungen ausgegeben wird, steht es der Verlagsbuchhandlung frei, zu Vertriebszwecken bis zu 10 Druckbogen in beliebiger Anzahl außerhalb der kontraktlichen Auflage honorarfrei zu drucken. Diejenigen Werke des Mohrschen und Lauppschen Verlags, welche von den Herren Mitarbeitern zu der Ausarbeitung ihrer Beiträge benötigt werden, liefert ihnen die Verlagsbuchhandlung zum Buchhändler-Nettopreise (Zeitschriften ausgeschlossen). A2 (3) § 8. Für Übersetzungen des Grundrisses oder einzelner Teile desselben in fremde Sprachen bleibt die Zustimmung der Verlagsbuchhandlung vorbehalten, welche die Verhandlungen im Einvernehmen mit dem betreffenden Herrn Mitarbeiter führen wird. Werden für Übersetzungen irgend welche Entschädigungen erzielt, so wird die Einnahme zu gleichen Teilen zwischen dem beteiligten Herrn Mitarbeiter, bzw. den Herren Mitarbeitern gemeinschaftlich pro rata ihrer Beiträge einerseits und der Verlagsbuchhandlung andererseits, geteilt.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 16
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§ 9. Solange der Abschnittl .................. im „Grundriß der Sozialökonomik“ erscheint, bleibt das ausschließliche Verlagsrecht auf denselben der Verlagsbuchhandlung für die erste und alle folgenden Auflagen gewahrt. Die Herren Mitarbeiter verpflichten sich, während der Dauer dieses Vertrags ohne Zustimmung der Verlagsbuchhandlung für ein ähnliches bzw. für ein konkurrierendes Sammelwerk Artikel über den gleichen Gegenstand nicht zu übernehmen; die beim Abschluß dieses Vertrags vorhandenen Wörterbücher sind davon ausgenommen. § 10. Im Falle einer neuen Auflage kann die Verlagsbuchhandlung den Abschnitt eines Mitarbeiters ausscheiden: I. wenn eine Änderung des Planes des Gesamtwerkes beabsichtigt ist, welche seine Verwendung ausschließt; II. wenn der Bearbeiter es ablehnt, oder gesundheitlich oder durch sonstige Umstände daran gehindert erscheint, den Abschnitt dem neuesten Stande der Forschung entsprechend umzuarbeiten oder die etwa erforderlichen neuen Raumvorschriften inne zu halten nicht bereit ist. Die Verlagsbuchhandlung darf, wenn Änderungen in der Zusammensetzung des Werkes oder seiner Disposition eintreten sollen, verlangen, daß der Mitarbeiter die Behandlung eines bestimmt zu bezeichnenden Unterteils seines Themas erforderlichen Falles unterlasse. Daß er neue Themata einbeziehe, darf sie nicht verlangen. § 11. Im Falle des Todes oder der Erkrankung eines Mitarbeiters darf die Verlagsbuchhandlung seinen Abschnitt in einer neuen Auflage sowohl unverändert beibehalten, falls eine solche Verwendung nicht durch eine Willenserklärung des Verfassers ausdrücklich ausgeschlossen ist, als auch ausscheiden oder durch einen Dritten unter Kenntlichmachung der Änderungen umarbeiten lassen. Wenn der Abschnitt in der neuen Auflage beibehalten wird, so gelten für seine Honorierung die folgenden Vereinbarungen: I. Wenn der Abschnitt unverändert übernommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den Herrn Verfasser bzw. an seine Rechtsnachfolger das volle dann geltende Honorar auszubezahlen. II. Wenn der Abschnitt in einer Umarbeitung, die mit unter dem Namen des bisherigen Herrn Verfassers erscheint, aufgenommen wird, so hat die Verlagsbuchhandlung an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorars auszubezahlen. III. Wenn der Abschnitt lediglich durch kleinere Zusätze auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden muß, so ist die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen. Der Abzug soll jedoch höchstens die Hälfte des dann geltenden Honorares betragen. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag München, den m1.XII.1919 Tübingen, den |:13. November 1919
Max Weberm
J. C. B. Mohr Paul Siebeck Dr. P. Siebeck:|
l Handschriftliche Markierung ohne Randtext; von der Hand Max Webers? m Eigenhändiger Zusatz in schwarzer Tinte.
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Nr. 17 Verlagsvertrag mit Max Weber über seinen Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“ Reinschrift vom 5. Dezember 1919 Die Reinschrift des korrigierten Vertragsentwurfs vom 13. November 1919 (oben, Nr. 16) besteht aus einem zweiseitigen maschinenschriftlichen Text, der mit einem handschriftlichen Zusatz und der Unterschrift beider Vertragsparteien unter dem Datum 5. Dezember 1919 versehen ist. Die handschriftlichen Änderungen Max Webers vom November sind berücksichtigt. Dieser Reinschrift des Verlagsvertrags ist das unter Nr. 16 (oben, S. 220–223) abgedruckte Vertragsformular für die Mitherausgabe des Sammelwerks beigegeben, in das die getroffenen Regelungen eingetragen sind. Das hier abgedruckte Exemplar des Vertrags befindet sich im Privatbesitz der Familie Weber-Schäfer. Es wird nach einer Kopie der Max Weber-Arbeitsstelle, Bayerische Akademie der Wissenschaften München, ediert (A). Der maschinenschriftliche Text ist in kleinerer Schrifttype, die handschriftlichen Zusätze Max Webers sind in größerer Schrift und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Da die Seiten im Original keine Paginierung aufweisen, fügt der Herausgeber eine Seitenzählung in runden Klammern ein. A (1)
Verlags-Vertrag. Zwischen Herrn Professor Dr. Max Weber in München und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen, vertreten durch ihren Seniorchef, Herrn Dr. Paul Siebeck,
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ist heute nachstehender Verlags-Vertrag abgeschlossen worden. § 1. Herr Professor Max Weber übernimmt für das Sammelwerk „Grundriß der Sozialökonomik“ die Abteilung über „Wirtschaft und Gesellschaft“. § 2. Die 1. Auflage dieser Abteilung wird auf 4000 Exemplare festgesetzt. Der Herr Verfasser erhält für diese Auflage ein Honorar von Mk. 224.-, mit Worten Mark zweihundert vier und zwanzig, pro Druckbogen, zahlbar nach Druckvollendung jeder
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 17
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Lieferung, die jeweils etwa 7-a10 Druckbogen umfassen und (tunlichst) sich an die Kapiteleinteilung des Werkes halten soll.
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§ 3. Außerdem erhält der Herr Verfasser 50 Freiexemplare. Die Verlagsbuchhandlung ist berechtigt, diese 50 Frei-, sowie 50 Recensionsexemplare außerhalb der Auflage von 4000 Exemplaren zu drucken. § 4. Im übrigen gelten die Bestimmungen des angehefteten Mitarbeitervertrags zum Grundriß der Sozialökonomik. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden A (2) Exemplaren ausgefertigten Verlags-Vertrag
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München, den 5. Dezember 1919 bMax Weberb Tübingen, den 5. Dezember 1919 J. C. B. Mohr Paul Siebeck.
a Eigenhändiger Zusatz. b Eigenhändige Unterschrift.
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Nr. 18 „Nachtrag“ zum Verlagsvertrag mit Max Weber vom 5. Dezember 1919, abgeschlossen mit Marianne Weber 16. Dezember 1920 Der Vertrag betrifft die Erhöhung des Honorars für die „Erste Lieferung“ von Max Webers Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“ und wurde vom Verlag mit Marianne Weber als der Rechtsnachfolgerin ihres Mannes abgeschlossen. Der nachfolgend abgedruckte Vertragstext besteht aus einer maschinenbeschriebenen Seite. Das Exemplar befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Es ist unter dem 16. Dezember 1920 datiert und nur vom Verlag unterzeichnet. Der Text ist in kleinerer Schrifttype und nach oben, S. 135, aufgestellten Regeln wiedergegeben. Nachtrag. zum Verlags-Vertrag zwischen Herrn Professor Dr. Max Weber in München und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen vom 5. Dezember 1919.
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Einziger Paragraph. Zwischen Frau Professor Marianne Weber, als Rechtsnachfolgerin des Herrn Professor Dr. Max Weber, und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) wird der unter dem 5. Dezember 1919 abgeschlossene Verlagsvertrag dahin abgeändert, daß das Honorar für die erste Auflage des 1. Bandes der Abteilung „Wirtschaft und Gesellschaft“ für das Sammelwerk: „Grundriß der Sozialökonomik“ auf Mk. 300.–, mit Worten dreihundert Mark pro Druckbogen, zahlbar nach Druckvollendung, erhöht werden soll. Die übrigen Vereinbarungen bleiben unverändert bestehen. Für den 2. Band behalten sich die Kontrahenten besondere Vereinbarungen vor. Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Nachtrag zum Verlags-Vertrag München, den 16. Dezember 1920 Tübingen, den 16. Dezember 1920
J. C. B. Mohr Paul Siebeck.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 19
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Nr. 19 Verlagsvertrag mit Marianne Weber über das hinterlassene Manuskript „Wirtschaft und Gesellschaft“ 1. Juni 1921 Nach Max Webers Tod war dem Verlag und Marianne Weber daran gelegen, den begonnenen Druck von Max Webers Beitrag zu Abteilung III des „Grundrisses der Sozialökonomik“ weiterzuführen. Deshalb schloß der Verlag mit Marianne Weber als der Rechtsnachfolgerin Max Webers über die Herausgabe der nachgelassenen Manuskripte einen Vertrag. Er betraf die weiteren Lieferungen, die dann als „Zweite Lieferung“ im November 1921, als „Dritte Lieferung“ im April 1922 und als „Vierte Lieferung“ im September 1922 unter der Verantwortung von Marianne Weber erschienen. Der vierseitige Vertragstext wurde zwischen Marianne Weber und Oskar Siebeck ausgehandelt. Die Reinschrift des Vertrages befindet sich im Privatbesitz der Familie Weber-Schäfer; der Abdruck erfolgt nach einer Kopie des Originals, die in der Max Weber-Arbeitsstelle, Bayerische Akademie der Wissenschaften München, aufbewahrt wird. Der Text ist in kleinerer Schrifttype und nach den oben, S. 135, aufgestellten Regeln wiedergegeben. Die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber. Verlags-Vertrag
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zwischen Frau Marianne Weber in Heidelberg als Rechtsnachfolgerin des verstorbenen Herrn Professor Max Weber einerseits und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen andererseits ist heute nachstehender Verlagsvertrag abgeschlossen worden: § 1. Frau Marianne Weber überträgt auf die Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), bezw. ihre Rechtsnachfolger, das ausschließliche Verlagsrecht des von ihrem verstorbenen Gatten, Herrn Professor Max Weber für den „Grundriß der Sozialökonomik“ bearbeiteten und nahezu druckfertig hinterlassenen Manuskriptes: „Wirtschaft und Gesellschaft“ für die erste und alle folgenden Auflagen.
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§ 2. In die III. Abteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ sollen auf keinen Fall andere Beiträge aufgenommen werden als der von Max Weber nachgelassene. Die Ausgabe erfolgt möglichst in 4 Lieferungen von annähernd gleichem Umfang. Die 1. Lieferung ist Anfang 1921 ausgegeben worden. Die 2. Lieferung soll spätestens zu Anfang des Wintersemesters 1921/22 erscheinen. Für die Erscheinungstermine der 3. und 4. (Schluß-) Lieferung bleiben besondere Vereinbarungen vorbehalten. § 3. Die Höhe der ersten Auflage ist auf 4000, mit Worten viertausend Exemplare (2) nebst dem erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte usw. festgesetzt. Frau Marianne Weber erhält von der ersten Auflage 25 Freiexemplare, alle weiteren Exemplare zu dem gegenüber dem Ladenpreis um 331/3 % ermäßigten Mitarbeiterpreis. Die Verlagsbuchhandlung ist berechtigt, diese 25 Freiexemplare sowie 75 Rezensionsexemplare außerhalb der Auflage von 4000 Exemplaren drucken zu lassen. § 4. Als Honorar erhält Frau Marianne Weber für die erste Auflage eine Entschädigung von 10%, mit Worten zehn vom Hundert, des Subskriptionspreises des broschierten Exemplares. Diese Entschädigung ist grundsätzlich nach Maßgabe des jährlichen Absatzes zahlbar. Jedoch verpflichtet sich die Verlagsbuchhandlung, alsbald nach Druckvollendung einer Lieferung jeweils für jeden Druckbogen derselben ein Honorar von M. 300.–, mit Worten dreihundert Mark auszuzahlen. Das restliche Honorarguthaben soll längstens in 5 gleichen Jahresraten ausbezahlt werden: die erste Jahresrate ist spätestens 6 Monate nach Abschluß desjenigen Kalenderjahres auszubezahlen, in dem die III. Abteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ vollständig wird. Die zweite Jahresrate ist spätestens 6 Monate nach Abschluß des folgenden Kalenderjahres fällig, die dritte Jahresrate ein Jahr später und so fort. Sollte sich nach Maßgabe des jährlichen Absatzes eine raschere Ausbezahlung des restlichen Honorarguthabens ergeben, so ist die Entschädigung für die im Laufe eines Jahres abgesetzten Exemplare jeweils spätestens 6 Monate nach Jahresschluß fällig. § 5. Frau Marianne Weber übernimmt die ausschließliche Verantwortung für die endgültige Redaktion des Manuskriptes und überwacht die Drucklegung. § 5 und 6 des (3) am 5. Dezember 1919 mit Herrn Professor Max Weber abgeschlossenen Verlagsvertrages finden entsprechende Anwendung.
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§ 6. Die Verlagsbuchhandlung übernimmt ferner die Honorierung des Herrn Dr. Palyi, der Frau Marianne Weber in der Erledigung der Korrekturen unterstützt und ein ausführliches Register im Gesamtumfang von 1–2 Druckbogen bearbeitet. § 7. Für die Festsetzung der Höhe der zweiten und etwaiger weiterer Auflagen sowie für deren Honorierung behalten sich die Kontrahenten besondere Vereinbarungen vor. § 8. Die Verlagsbuchhandlung setzt den Subskriptionspreis der III. Abteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ im Einvernehmen mit Frau Marianne Weber fest. Für die Festsetzung des Ladenpreises für den Einzelverkauf hat die Verlagsbuchhandlung freie Hand, jedoch darf bei der III. Abteilung die Spanne zwischen Einzelpreis und Subskriptionspreis nicht außerhalb der bei den andern Abteilungen des „Grundrisses“ angenommenen Proportion liegen.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 19
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§ 9. Verhandlungen über die Vergebung des Übersetzungsrechtes in fremde Sprachen führt die Verlagsbuchhandlung im Einvernehmen mit Frau Marianne Weber oder deren Rechtsnachfolger. Entschädigungen, die für Übersetzungen erzielt werden, sind zwischen Frau Marianne Weber und der Verlagsbuchhandlung hälftig zu teilen. 5
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§ 10. Mit Abschluß dieses Verlagsvertrages gilt der zwischen Frau Marianne Weber und der Verlagsbuchhandlung am 16. Dezember 1920 abgeschlossene und der zwischen Herrn Professor Max Weber am 5. Dezember 1919 abgeschlossene Verlagsvertrag als aufgehoben, mit Ausnahme derjenigen Bestimmungen des letztgenannten (4) Vertrages, auf die in § 5 des vorliegenden Vertrages ausdrücklich Bezug genommen ist. Hiermit allenthalben einverstanden, unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Verlagsvertrag Heidelberg, den 1. Juni 1921. Tübingen, den 1. Juni 1921.
:Marianne Weber: :J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).:
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Nr. 20 Entwurf eines Redaktionsvertrages mit Emil Lederer über die Schriftleitung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ Juli 1922 Nach dem Tod Max Webers trug Paul Siebeck bereits im Juli 1920 im Einvernehmen mit Marianne Weber Emil Lederer die Nachfolge als Schriftleiter des „Grundrisses des Sozialökonomik“ an. Nach anfänglichem Zögern akzeptierte Lederer schließlich und schloß im Juli 1922 mit dem Verlag einen „Redaktions-Vertrag“ (oben, S. 44 f.). Ein unterschriebenes Exemplar ist nicht nachgewiesen. Zum Abdruck gelangt hier der Entwurf, der sich im VA Mohr/ Siebeck, Tübingen, Nr. 404, befindet. Er trägt den handschriftlichen Kopfvermerk „Lederer“. Der Text ist in kleinerer Schrifttype und nach den oben, S. 135, aufgestellten Regeln wiedergegeben. Die handschriftlichen Korrekturen des Verlags im maschinenschriftlichen Entwurf werden nicht nachgewiesen. Die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber. (1)
Redaktions-Vertrag. Zwischen Herrn Professor Dr. Emil Lederer in Heidelberg, als redaktionellem Leiter des „Grundriß der Sozialökonomik“, und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen, als Verlagseigentümerin des genannten Verlagswerkes, ist heute auf Grund mündlicher Verhandlungen für sie und ihre Rechtsnachfolger nachstehender Redaktionsvertrag abgeschlossen worden. § 1. Nachdem Herr Professor Max Weber, der bisher die Schriftleitung des „Grundriß der Sozialökonomik“ geführt hat, gestorben ist, übernimmt Herr Professor Lederer im Einvernehmen mit Frau Dr. Marianne Weber die redaktionelle Leitung des genannten Sammelwerkes. § 2. Der „Grundriß der Sozialökonomik“ soll in der ersten Auflage, mit Ausnahme der IX. Abteilung nach dem ursprünglichen Plan vollendet werden. Dagegen soll der IX. Abteilung schon in der ersten Auflage die von Herrn Professor Lederer entworfene, neue Disposition zu Grunde gelegt werden.
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 20
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§ 3. Mit der redaktionellen Leitung des Unternehmens sind im wesentlichen folgende Obliegenheiten verbunden: Herr Professor Lederer gewinnt im Einvernehmen mit der Verlagsbuchhandlung die Bearbeiter der noch nicht besetzten Beiträge. Er besorgt die Verteilung der einzel nen Beiträge auf die Mitarbeiter, bestimmt im Einvernehmen mit der Verlagsbuch handlung den Umfang der einzelnen Beiträge und die Ablieferungstermine für die Manuskripte. Die endgültigen Vereinbarungen mit den einzelnen Mitarbeitern über die einzelnen (2) Beiträge, über deren Umfang und über den Termin, zu dem dieselben abzuliefern sind, teilt er der Verlagsbuchhandlung mit, die alsdann mit den Herren Mitarbeitern Verträge nach dem beiliegenden Muster abschließen wird. § 4. Herr Professor Lederer wird bei allen redaktionellen Maßnahmen, insbesondere in den in § 13 Abs. 1 des Mitarbeitervertrages vorgesehenen Fällen, mit der Verlags buchhandlung Fühlung behalten.
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§ 5. Herr Professor Lederer wird die Mitarbeiter zur pünktlichen Einhaltung der in den Mitarbeiterverträgen für die Ablieferung der Manuskripte festgesetzten Termine anhalten. Sobald er Grund zu der Befürchtung hat, daß ein Mitarbeiter seinen Bei trag nicht rechtzeitig abliefert, wird er gemäß § 8 Ziffer 2 des Mitarbeitervertrags für Neubesetzung Sorge tragen.
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§ 6. Bei der Weitergabe der Manuskripte an die Verlagsbuchhandlung wird Herr Pro fessor Lederer dieselben auf ihre äußerliche Druckfertigkeit, sowie auf die Einhal tung des vertraglich vereinbarten Höchstumfangs prüfen. Bei der Berechnung der Manuskripte wird die Verlagsbuchhandlung jede gewünschte technische Hilfe leisten. Im Falle einer Überschreitung wird Herr Professor Lederer gemäß § 7 Absatz 2 des Mitarbeitervertrags die Kürzung des Beitrages bewirken.
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§ 7. Im Interesse einer möglichst einheitlichen technischen Gestaltung des Ganzen überwacht Herr Professor Lederer die Drucklegung; auch wird er von jedem Bogen eine Revision lesen. (Vgl. § 10 des Mitarbeitervertrages)
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§ 8. Die von Herrn Professor Lederer selbst verfaßten Beiträge werden nach den für die Mitarbeiter geltenden Bestimmungen honoriert. (§ 3 –6 des Mitarbeiterver trages) Das Redaktionshonorar des Herrn Professor Lederer beträgt für jeden Druckbo gen 25%, mit Worten fünfundzwanzig vom Hundert, des Mitarbeiterhonorars. Das (3) auf jede Abteilung entfallende Redaktionshonorar ist alsbald nach Druckvollendung einer jeden Abteilung zahlbar. § 9. Sollte die Verlagsbuchhandlung genötigt sein, die Auflage für einzelne Abteilun gen über die in § 2 des Mitarbeitervertrages vorgesehene Grenze hinaus zu erhöhen, so wird sie darüber Herrn Professor Lederer Mitteilung machen. Die Verlagsbuch handlung ist berechtigt, die Freiexemplare der Herren Mitarbeiter, sowie bis zu 5% der Auflage als Rezensionsexemplare nebst dem erforderlichen Zuschuß für Druck defekte außerhalb der Auflage zu drucken.
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§ 10. Sollte Herr Professor Lederer durch zwingende Gründe verhindert sein, seine Obliegenheiten als redaktioneller Leiter des Werkes zu erfüllen, so erhält Herr Pro fessor Lederer bzw. seine Erben das vereinbarte Redaktionshonorar für die von ihm redigierten Abteilungen nach Abzug der durch die Vollendung der Redaktionsge schäfte erwachsenden Kosten ausbezahlt. Über die Nachfolge des Herrn Professor Lederer als redaktionellen Leiter wird die Verlagsbuchhandlung nicht entscheiden, ohne ihn bzw. seine Erben gehört zu haben. § 11. Das ausschließliche Verlagsrecht auf alle Abteilungen des „Grundriß der Sozial ökonomik“ bleibt für alle Auflagen der Verlagsbuchhandlung bzw. deren Rechtsnach folgern gewahrt. |
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III. Verlagsverträge – Dokument Nr. 21
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Nr. 21 Nachtragsvertrag mit Marianne Weber über die Herausgabe der 2. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ 13. Februar 1925 Der Vertrag über die Herausgabe der 2. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ unter Einbeziehung der „Musiksoziologie“ wurde am 13. Februar 1925 unterzeichnet. Er besteht aus zwei maschinenbeschriebenen Blättern. Das Original des Vertrages befindet sich im Privatbesitz der Familie WeberSchäfer; dem Abdruck hier liegt eine Kopie zugrunde, die in der Max WeberArbeitsstelle, Bayerische Akademie der Wissenschaften München, aufbewahrt wird. Der Text ist in kleinerer Schrifttype und nach den oben, S. 135, aufgestellten Regeln wiedergegeben. Die Seitenzahlen in runden Klammern stammen vom Herausgeber.
Nachtragsvertrag.
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Zwischen Frau Dr. Marianne Weber in Heidelberg und der Verlagsbuchhandlung J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen ist heute auf Grund mündlicher und schriftlicher Verhandlungen nachstehender Nachtragsvertrag zum Verlagsvertrag vom 1. Juni 1921 abgeschlossen worden. § 1. Die Vertragschließenden sind übereingekommen, von dem als Abteilung III des „Grundriß der Sozialökonomik“ erschienenen Werk Max Webers
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„Wirtschaft und Gesellschaft“ eine zweite Auflage zu veranstalten. Die neue Auflage erscheint in zwei Halbbänden, deren zweiter mit der Rechtssoziologie beginnen und von eins an neu paginiert werden soll. Das „Vorwort zur zweiten Lieferung der ersten Auflage“ soll gleich hinter die Titelblätter und die Widmung des ersten Halbbandes zu stehen kommen. Auf dieses Vorwort soll ein von Frau Dr. Weber verfaßtes kurzes „Vorwort zur zweiten Auflage“ folgen. Als neue Einfügung kommt bei der zweiten Auflage an den Schluß des zweiten Halbbandes vor das Register (ohne in dieses eingearbeitet zu werden) die „Musiksoziolo-
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gie“ zu stehen, über deren Wiederabdruck Frau Dr. Weber nach dem mit dem Verleger dieser Schrift abgeschlossenen Verlagsvertrag zu verfügen berechtigt ist. § 2. Die Höhe der zweiten Auflage wird auf zweitausend (2000) Exemplare festgesetzt. Frau Dr. Weber erhält 20 Freiexemplare, die die Verlagsbuchhandlung ebenso wie 80 zu Rezensionszwecken bestimmte Exemplare samt dem erforderlichen Zuschuß für Druckdefekte usw. außerhalb der vereinbarten Auflage drucken lassen darf. (2) § 3. Das Honorar für die zweite und etwaige weitere Auflagen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ beträgt fünfzehn vom Hundert (15%) von demjenigen Ladenpreis für broschierte Exemplare, der beim Verkauf eines jeden Exemplares maßgebend war. Für die ersten vierhundert (400) Exemplare ist das Honorar alsbald nach Druckvollendung auszubezahlen, wobei der Berechnung je zur Hälfte der Subskriptionspreis und der erhöhte Ladenpreis zu Grunde gelegt wird. Der Rest der Auflage wird jeweils nach Maßgabe des tatsächlichen Absatzes honoriert und zwar erfolgt die Abrechnung monatlich in gleicher Weise wie bei den übrigen Werken Max Webers.
§ 4. Die als Anlage diesem Vertrag angefügten „Vertragsnormen und Auslegungsgrundsätze für Verlagsverträge über wissenschaftliche Werke“ gelten als Bestandteil dieses Vertrages, soweit sie nicht durch die obigen Bestimmungen abgeändert oder erläutert sind. § 5. Wegen etwaiger Meinungsverschiedenheit oder Streitigkeiten aus diesem Vertrag ist die Anrufung des ordentlichen Gerichtes erst zulässig, wenn der Versuch einer Erledigung des Streites im Wege des Güteverfahrens ergebnislos geblieben ist.
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Hiermit allenthalben einverstanden unterzeichnen diesen in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten Nachtragsvertrag zum Verlagsvertrag vom 1. Juni 1921 Heidelberg, den :Dr. Marianne Weber. Tübingen, den 13. Februar 1925 :J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).:
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IV. Notizen von Max Weber zu anderen Beiträgen – Dokument Nr. 22
IV. Notizen von Max Weber zu den Beiträgen anderer Autoren (Auswahl)
Nr. 22 Eigenhändige Fahnenkorrektur von Karl Büchers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ März 1914 Überliefert sind zwei Seiten mit Korrekturen Max Webers aus den Druckfahnen des Beitrags von Karl Bücher, Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1–18 (S. 4–5, später S. 13–16). Die korrigierten Druckfahnen stammen vom März 1914 und befinden sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Die handschriftlichen Zusätze des Verlags sind durch diakritische Zeichen kenntlich gemacht und werden ebenso wie der Text der Druckfahne unverändert in kleinerer Schrifttype abgedruckt. a〈:- 4 -:〉
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:Bücher, Entwicklungsstufen:
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zwischen ihnen Platz greift. Die Ausbildung des Städtezwangs und des Kommerzilenrechts endlich sorgte dafür, daß dem städtischen Gewerbe auf dem Lande kein unbequemer Wettbewerb erwachse. Dem Fremden gegenüber, der auf den städtischen Markt Ueberschüsse seiner Land[-] und Forstwirtschaft oder Handelswaren brachte, ging das Streben der Stadtobrigkeit darauf hinaus, zu sorgen, dass Zufuhr reichlich zu Markte komme und dass sich der städtische Verbraucher mit ihr genügend versorgen könne. Das Stapelrecht, das Verbot des Verkaufs in den Landorten und vor den Stadttoren hatten keinen anderen Zweck. Wiederverkäufer, Handwerker und Fremde durften erst kaufen, nachdem die Konsumenten befriedigt waren. Die Wiederausfuhr bereits zu Markte gestandener Güter war untersagt oder an Beschränkungen gebunden. Der Tauschverkehr mit Fremden konnte in sehr vielen Fällen nur durch Vermittlung der Untera Eigenhändiger Zusatz, dieser ersetzt die handschriftlich eingefügte Seitenangabe des Verlages. b Eigenhändiger Zusatz, von Weber wieder gestrichen.
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käufer erfolgen: öffentliche Messer und Wieger hatten dafür einzustehen, dass jedem das richtige Maß zuteil wurde. Durchbrochen wurde dieses System autonomer Güterversorgung nur an e i n e r Stelle. Gewisse Erzeugnisse lokalen Vorkommens wie Salz, Gewürze, Südfrüchte, Pelze, Salzfische waren in den allgemeinen Bedürfniskreis eingetreten. Sie wurden durch den wandernden Großhandel herbeigeführt und der städtischen Bevölkerung im sesshaften Kleinhandelsbetrieb vermittelt. Letzterer hatte sich auch für die ärmeren Klassen der Landesprodukte bemächtigt, welche die Wohlhabenden auf dem Markte kauften. Außerdem finden sich, wie überall auf dieser Kulturstufe, ein entwik kelter Verkehr in bereits gebrauchten Gegenständen. Allein diese Ausnahme berührt die Stadtwirtschaft doch bloß an der Oberfläche und konnte wenig an der Tatsache ändern, daß jede Stadt mit ihrem Landgebiet unter den damaligen Verkehrsverhältnissen eine autonome Wirtschaftsgemeinschaft bildete, innerhalb deren der Verlauf des ökonomischen Lebens in selbständiger Ordnung sich vollzog. Diese Ordnung war durch eigene Münze, eigenes Maß und Gewicht gegeben. Nur vereinzelt hat sich das tatsächliche ökonomische Zwangsverhältnis zwischen Stadt und Land durch Bildung von Stadtstaaten zu einem rechtlichen Zwangsverhältnis ausgewachsen. Es ist leicht ersichtlich, daß der wirtschaftliche Erscheinungskreis der Stadtwirtschaft gegenüber der vorigen Stufe reicher geworden ist. Es gibt jetzt zwei Arten von Wirtschaften, Land- und Stadtwirtschaften, von denen jede nur einen Teil des Produktionsprozesses vollzieht. In jeder dieser Wirtschaftsarten schließt sich die Organisation der Produktion noch eng an die Familienverfassung an; die Produktionsgemeinschaft fällt noch mit der Konsumtionsgemeinschaft zusammen: es gibt keine Unternehmung. Den Tausch durchläuft nur ein relativ kleiner Teil des Gesamtprodukts; aber sein Weg ist ein kleiner: er geht, wenn wir vom Handel absehen, direkt vom Produzenten zum Konsumenten. Unternehmungskapital findet sich nur als Ausnahme, beim Sklavenhandel; das Handwerk ist fast kapitallos. Das Kreditgeschäft kleidet sich durchweg in die Form des Kaufes (Satzung, Rentkauf, Wiederkaufsgülte, Leibrente); statt des Verkaufspfandes herrscht das Verfallpfand, das auch an Stelle des Kaufpreises im Warenverkehr tritt. Im ganzen überwiegt der Konsumtivkredit. Ein großer Teil der ökonomischen Beziehungen ist noch an den Boden gebunden. Die Grundrente ist bereits vorhanden, zumeist in Gestalt der Naturalrente. Der Lohn ist vorzugsweise Handwerkslohn; der Arbeitslohn ist erst in den Anfängen nachweisbar. Von Unternehmergewinn läßt sich kaum beim Handel reden; mindestens weist er eine starke Beimischung von Arbeitslohn auf. Ueberhaupt ist der Begriff des Einkommens noch unentwickelt. Wo sich in den Städten eine direkte Besteuerung gebildet hat, nimmt sie die Form der Vermögenssteuer an. Wenn man demnach auch die Städte als „Inseln des Geldverkehrs“ hat bezeichnen wollen, so darf man doch ihr Korrelat, das Land, nicht übersehen, das in großer Ausdehnung noch den agrarischen Lebenszuschnitt der vorigen Stufe aufweist. c4
(Seitenzahl des Beitrages, also: Büchers!)c
c Eigenhändiger Zusatz.
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:Gewerbefreiheit:
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Bauernbefreiung, die Gemeinheitsteilungen, die Ablösung der Reallasten und der prekären Bodenbesitzrechte, die Einführung der Freizügigkeit und der Gewerbefreiheit, die Aufhebung von Taxordnungen und Zinswuchergesetzen beseitigen die Schranken, welche Person und Eigentum bis dahin umgaben und erzeugen eine neue Welt, innerhalb deren Menschen und Güter sich ungehindert bewegen konnten, von keinem andern Antrieb bestimmt, als von dem zum Regulator des gesamten Wirtschaftslebens werdenden freien Wettbewerb. Negativ ausgedrückt bedeuten diese Reformen eine Auflösung des Wirtschaftskörpers in seine einfachsten Elemente, eine Entkleidung des Staates von seinen gemeinwirtschaftlichen Funktionen, eine Loslösung des Menschen vom Grundeigentum, positiv eine Mobilisierung dieser Produktionselemente, eine Befähigung derselben, durch den Verkehr überall dahin gelenkt zu werden, wo sie in der Privatwirtschaft am vorteilhaftesten Verwendung finden können. Die Volkswirtschaft erschien in dieser neuen Welt als ein Nebeneinander von Einzelwirtschaften, deren jede selbständig in ihrem Handeln und allein verantwortlich für dessen Erfolg ist. Diesen Wirtschaften ist die Güterversorgung der Nation, welche im merkantilistischen System der Staat ordnete und lenkte, in der Weise überlassen, daß jeder frei bestimmt, was und wie er produzieren will. Sein Selbstinteresse aber wird ihn treiben, das zu produzieren, was für ihn den höchsten Vorteil verspricht. Dies wird in der Regel auch das sein, was die Gesellschaft am meisten bedarf, darum am dringendsten verlangt und am höchsten zu vergelten bereit ist. So wird das Selbstinteresse der Individuen die ökonomischen Kräfte der Nation immer dahin lenken, wo sie am meisten nötig sind: kein legitimes Bedürfnis wird unbefriedigt bleiben, kein richtig wirtschaftender Produzent wird seines Lohnes darben. Die Einzelwirtschaften finden ihre Verknüpfung durch das gemeinsame Organ des Marktes, auf welchem das Prinzip des freien Vertrages herrscht. Auf ihm bilden und treffen sich Angebot und Nachfrage in freier Konkurrenz, regeln sich die Bedingungen unter denen die Vertragsabschlüsse über Preis, Lohn, Pacht, Miete, Zins erfolgen. Durch diese erstrecken sich die Wirkungen dieses Systems bis ins Innere jeder Einzelwirtschaft und verändern vollständig deren Organisation. Es trennt sich die Haushaltung von der Erwerbswirtschaft und letztere verselbständigt sich in der U n t e rn e h m u n g , einem sozialen Gebilde, das alle familienhaften Elemente abstreift und in der Verteilung von Gefahr und Verlust sich der verschiedensten Rechtsformen fähig erweist. Die Unternehmung hat ein eigenes dem Erwerbe gewidmetes Vermögen: das Kapital, in dessen vorteilhaftem Umschlag sie ihr Endziel findet. Genaue Verrechnung von Kosten und Ertrag wird zum Gradmesser des Erfolges. Schließlich durchdringt das kapitalistische Unternehmerprinzip alle Gebiete des wirtschaftlichen Lebens, und es bleiben nur schwache Reste der älteren familienhaften Wirtschaftsweise. Das Kapital wird zur herrschenden Macht, die alle menschlichen Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse bestimmt wie in der älteren Zeit der Grund und Boden. Und da im Verkehr das Kapital seine Stärke offenbart, wird das Recht, das ehemals ein Besitzwechsel war, ein Verkehrsrecht. Auf die Wirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems kann hier nur ganz im allgemeinen eingegangen werden. Sie zeigen sich zunächst in einer Umschichtung d Eigenhändiger Zusatz, von Weber wieder gestrichen. e Eigenhändiger Zusatz, dieser ersetzt die handschriftlich eingefügte Seitenangabe des Verlages.
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der Bevölkerung, einer veränderten Verteilung derselben auf Stadt und Land, einem Wechsel in ihrer beruflichen Zusammensetzung und ihrer sozialen Berufsstellung, namentlich in der gewaltigen Vermehrung der Arbeiterklasse. Sie offenbaren sich aber auch in tiefgreifenden Umwälzungen im Bestande und in der Verteilung des Eigentums. Im Bestande insofern, als sich ebensowohl das Realkapital als auch das fiktive Kapital fortgesetzt bedeutend vermehrt, in der Verteilung insofern, als durch unser Kreditsystem sich eine fortgesetzte Expropriation der grundbesitzenden Klassen und eine gewaltige Akkumulation des rentegebenden Vermögens in verhältnismäßig wenigen Händen vollzieht. Die Herrschaft des Kapitals wird durch ein sehr verwickeltes System von Abhängigkeitsverhältnissen ausgeübt. Sie besteht bei
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IV. Notizen von Max Weber zu anderen Beiträgen – Dokument Nr. 23
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Nr. 23 Eigenhändige Fahnenkorrektur von Heinrich Sievekings Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ 28. März 1914 Überliefert ist die erste Seite mit Korrekturen Max Webers zu dem Beitrag von Heinrich Sieveking, Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. V. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918, S. 1–37. Die korrigierte Druckfahne trägt den Druckereistempel „28 MRZ. 1914“ und befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit Annotation wiedergegeben. Der Text der Druckfahne wird unverändert in kleinerer Schrifttype abgedruckt.
III. Buch I. H. S i evek i ng, a 〈Handel〉a
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1 b〈Der
Titel ist: Allgemeine 〈St〉 Bedeutung und Organisation des Handels. (NB: ebenso über den Seiten〉b
cTitel
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lautet: „Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels“ (ebenso über den Seiten)c
a Von Max Weber gestrichen. b – b Eigenhändiger Zusatz, von Weber wieder gestrichen. c – c Eigenhändiger Zusatz, der sich auf die Streichung von Handel bezieht; vgl. textkritische Anm. a und d.
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I. 〈Handel.〉d
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Von H ei n r i c h S i ev e k i n g. Inhaltsverzeichnis.
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Seite § 1. Die Stellung des Handels in der Arbeitsteilung und der Verkehrs wirtschaft 3 § 2. Entwicklungsmöglichkeiten eines selbständigen Handelsstandes 4 § 3. Die psychologischen Grundlagen des Handelsverkehrs 6 1. Machtstreben und Rechtsbewußtsein 6 2. Treu und Glauben im Handelsverkehr 8 3. Die rechnerische Durchdringung der Wirtschaft 9 a) Geldwirtschaft 10 b) Buchführung 10 c) Wertpapiere 11 § 4. Die Ausbildung der Betriebsformen des Handels: Arbeits Vereinigung, Arbeitsteilung nach Wegen, Waren und Geschäfts arten, Großhandel und Kleinhandel, Großbetrieb und Klein betrieb im Handel, die Bedeutung individueller Geschäfts führung, des umlaufenden Kapitals und des Kredits im Handel 13 § 5. Gegenstände, Wege und Standorte des Handels 20 § 6. Die Organisation des Handels 26 § 7. Die Würdigung des Handels in den verschiedenen Epochen des Wirtschaftslebens 34 eIm
Übrigen ist Sieveking von mir aus druckfertig M. W.e
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d Von Max Weber gestrichen. e – e Eigenhändiger Zusatz. f Eigenhändiger Zusatz.
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IV. Notizen von Max Weber zu anderen Beiträgen – Dokument Nr. 24
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Nr. 24 Randbemerkungen zur Fahnenrevision von Karl Büchers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ 30. März 1914 Überliefert sind die beiden Schlußseiten mit Korrekturen und Randbemerkungen Max Webers zu dem Beitrag von Karl Bücher, Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1–18, hier S. 17 und 18. Die korrigierten Druckfahnen tragen den Druckereistempel „30 MRZ. 1914“ und befinden sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit Annotation wiedergegeben. Der Text der Druckfahne wird unverändert in kleinerer Schrifttype abgedruckt. § 7
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S. 25, 30. S. 23 ff: Über 〈[Lauf]〉 die rechte Seite den 〈Pa〉 Kapitel-Titel, also hier: „I. Die Entw[icklung] der Soz[ial]ök[onomik] z[ur] Wissenschaft“. Sodann, (vorbehaltlich ev. Superrevision durch Prof. Dr Schumpeter) impr. Weber.a § 7. Parallelen.
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Ueberblicken wir zum Schlusse die ganze Entwicklung, so erkennen wir leicht, wie in ihrem Verlaufe die Bedürfnisbefriedigung des Einzelnen immer reicher und mannigfaltiger, aber auch immer komplizierter wird. Die Menschen werden immer abhängiger von einander, der Kreis der Wirtschaftsgemeinschaft wird immer größer; immer mehr verflicht sich das Lebensschicksal vieler Einzelnen miteinander. Zugleich offenbart sich eine Reihe durchgehender Züge. Auf der Stufe der Hauswirtschaft ist jede E i n z e l w i r t s c h a f t zugleich Produktions- und Konsumtionsgemeinschaft; in der Stadtwirtschaft bedarf sie für einen Teil ihres Verbrauchs fremder Hilfe; in der Volkswirtschaft ist sie entweder Produka – a Eigenhändiger Zusatz. Darunter folgt die handschriftliche Bemerkung von Paul Siebeck: Die Seitenüberschriften (Col[umnen-]Titel) der ungeraden Seiten fügt am besten der Herr Autor (möglichst kurz gefaßt) ein. Dr. P. S.
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tions- oder Konsumtionsgemeinschaft. Die anfänglich vereinigten Teile sind auseinandergetreten und haben sich verselbständigt. Von der reinen Eigenproduktion führt der Weg über die Kundenproduktion zur Warenproduktion. Erscheint der Erwerb zuerst als Funktion der Familie, so wird er auf der zweiten Stufe zur „Nahrung“, um auf der dritten in der auf dem Grunde des freien Vertrags ruhenden Unternehmung eine eigene Verfassung anzunehmen und den Familienzusammenhang auf den bloßen Verbrauch der Haushaltung einschrumpfen zu lassen. Produktion und Konsumtion entfernen sich immer weiter von einander. Die P r o d u k t i o n trägt auf der Stufe der Hauswirtschaft durchweg individuellen Charakter; in der Stadtwirtschaft ist sie von persönlicher Verantwortung getragen; in der Volkswirtschaft streift sie alles Persönliche ab, sie wird Ware, die in bestimmten Sorten zirkuliert. In der Hauswirtschaft erfordert die Sicherheit der Versorgung das Halten von Vo r r ä t e n in jeder Familie; in der Stadtwirtschaft läßt die Möglichkeit der Heranziehung fremder Produktion diese Notwendigkeit zurücktreten, in der Volkswirtschaft bildet der Handel das Reservoir der Vorrathaltung für alle Einzelwirtschaften. Die Gliederung der A r b e i t ist zuerst auf die Angehörigen der Familie beschränkt, wird sodann eine Funktionsteilung zwischen Land und Stadt und in letzterer eine Berufsbetätigung; in der Volkswirtschaft scheidet sie die ganze Bevölkerung nach Berufsklassen. Zuerst kauft die Wirtschaft den Arbeiter oder er ist an den Boden gebunden, dann kauft man die Arbeitsleistung oder das Einzelprodukt und schließlich wird das Produkt Ware. Dienende Arbeit steht zur leitenden zuerst im Zwangsverhältnis (Sklaven, Hörige), dann im Dienstverhältnis, schließlich im Vertragsverhältnis. K a p i t a l im Sinne eines dem Erwerbe dienenden Gütervorrats gibt es auf der Stufe der Hauswirtschaft gewöhnlich nicht, sondern nur Gebrauchsgüter auf verschiedenen Stufen der Genußreife; in der Stadtwirtschaft ist bloß das Werkzeug Kapital in der Hand des Produzenten, in der Volkswirtschaft lösen sich alle Produktionselemente in Kapital auf, und dieses wird zur herrschenden Macht. Wirtschaftsüberschüsse müssen auf der ersten Stufe verzehrt oder verschenkt werden, auf der zweiten werden sie in Renten immobilisiert, auf der dritten dienen sie der kapitalistischen Akkumulation. Die Hauswirtschaft ist wesentlich Naturalwirtschaft; G e l d , wo es auftritt, dient zugleich dem unmittelbaren Gebrauche und der Schatzbildung; die Stadtwirtschaft hängt am Bargeschäft; die Volkswirtschaft ist in weitem Maße Kreditwirtschaft; Geld ist Umlaufs- und Erwerbsmittel. E i n k o m m e n und Vermögen bilden zuerst eine ununterscheidbare Masse; in der Stadtwirtschaft zeigen sich grundrentenartige Einkommenselemente; auf der Stufe der Volkswirtschaft, wo fast der ganze Wirtschaftsertrag durch den Verkehr läuft, treten die verschiedenen Einkommensarten deutlich auseinander. Es bilden sich eigene Konsumtionsfonds, und nur ihre Ueberschüsse wachsen dem Vermögen zu. G e w e r b e ist in der Hauswirtschaft eigenwirtschaftliche Stoffveredlung,
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IV. Notizen von Max Weber zu anderen Beiträgen – Dokument Nr. 24 18
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I. Buch I. K . B ü c h e r , Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen.
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bloßer Hausfleiß, in der Stadtwirtschaft Lohn- oder Handwerk, in der Volkswirtschaft Verlag oder Fabrik. Auf der Stufe der Hauswirtschaft ist der H a n d e l zumeist interlokaler oder internationaler Wanderhandel, der die Lücken der Eigenproduktion auszufüllen hat; aber er kann wegen der natürlichen Schwäche der Einzelwirtschaft unter Umständen weitere Ausdehnung annehmen als in der Stadtwirtschaft, deren größere Menschenzahl eine reichere lokale Bedürfnisbefriedigung gestattet. Wo er hier auftritt, nimmt er die Form des Markthandels und als Ergänzung dazu die der Krämerei und Hökerei an. Vom Transport ist er nicht getrennt. Auf der Stufe der Volkswirtschaft wird er zur Notwendigkeit und entwickelt sich immer mehr zur allgemeinen Liquidationsanstalt der Produktion. Er ist großenteils stehender Handel und vom Transport geschieden, der sich in großartigen Verkehrsanstalten organisiert hat. Diese Vergleichungen ließen sich noch sehr weit fortsetzen. Sie können zeigen, wie sich die Menschheit im Verlaufe ihrer wirtschaftlichen Entwicklung immer höhere Ziele steckt und die Mittel dazu in einer stets fortschreitenden Verteilung der Arbeitslast findet, die schließlich das ganze Volk ergreift und ein gegenseitiges Eintreten aller für alle hervorruft, das keine Grenze findet. Stets aber werden diese Unterschiede nur dem voll zum Bewußtsein gelangen, der die auf jeder Stufe vor herrschende Art zu wirtschaften, das Normale allein ins Auge faßt. Daß die einzelnen Stufen vielfältig in einander übergreifen, kann nicht auffallen; eher müßte das Gegenteil Wunder nehmen.
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Nr. 25 Randbemerkungen zur Fahnenrevision von Joseph Schumpeters Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ 14. April 1914 Überliefert sind Randbemerkungen von Max Weber zu den Seiten 113/114 des Beitrags von Joseph Schumpeter, Epochen der Dogmen- und Methodengeschichte, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 19–124. Die Druckfahne von Seite 113 trägt den Druckereistempel „14 APR. 1914“ und befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit textkritischer Annotation wiedergegeben. Der Text der Fahne wird unverändert in kleinerer Schrifttype abgedruckt.
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pp für den ganzen Artikel erbat ich schon mehrfach die Paragraphentitel über die rechte Seite! Im Übrigen: „impr.“ Weber wenden!a
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nicht in ein Konglomerat selbständiger Wirtschaftssubjekte auflösen lasse und daß die volkswirtschaftlichen Erscheinungen keine bloßen Resultanten individueller Komponenten seien. Für die methodische Berechtigung, die diese Auffassung trotzdem für die reine Theorie haben könnte, hat sie kein Verständnis gezeigt. Dieser Gesichtspunkt wurde nun ursprünglich in der Form vorgetragen – im Anschluß an A. Müller –, daß die Volkswirtschaft etwas außer und über den Einzelwirtschaften Existierendes sei. Aber heute ist diese Auffassung so ziemlich überwunden und es ist (vgl. v. Schmoller, Art. Volkswirtschaft im H. d. St.) die Betonung der Tatsache getreten, daß die Einzelwirtschaften, die eine Volkswirtschaft ausmachen, in engen Wechselbeziehuna – a Eigenhändiger Zusatz.
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gen stehen, deren Bedeutung weit über die von der ökonomischen Theorie beschriebenen Beziehungen hinausgeht, die das einzelne Wirtschaftssubjekt formen und die ein anders geartetes und anders zu erklärendes Verhalten der Wirtschaftssubjekte erzwingen als das, von dem die Theorie spricht. Eine Theorie dieses Verhaltens gibt aber nicht die Geschichte an sich sondern die allerdings auch mit historischem Material arbeitende, von historischer Seite sympatisch begrüßte Massenpsychologie. Und da die Gesamtheit jener Wechselbeziehungen auch die „reinwirtschaftlichen“ umfaßt, so kommt jene Formulierung des Wesens der Volkswirtschaft nur darauf hinaus, daß die Theorie nur einen Teil der Erklärungsmomente sozialen Geschehens behandelt, was von ihren überzeugtesten Vertretern ja stets hervorgehoben wird. Wenngleich das aber jener Formulierung ihre kritische Spitze nimmt, so ändert es doch nichts an ihrer positiven Bedeutung. – Die Natur der Methode der Detailforschung bringt es mit sich, daß man nicht in Kürze über ihre Resultate referieren kann. Wir wollen uns denn auch den Vorgängen auf dem Gebiet der Theorie zuwenden. 8. Der neue Aufschwung der theoretischen Analyse, der in den 70er Jahren begann und in den 90er Jahren den weitesten Kreisen ersichtlich hervortrat, änderte nichts daran, daß die Theorie gegenüber dem Interesse an den Untersuchungen individueller Tatsachen und die wirtschaftliche Theorie im Besonderen gegenüber der Fülle andersgearteter sozialwissenschaftlicher Problemgruppen nicht mehr jene Rolle einnimmt wie in der klassischen Zeit, wo die Oekonomik die einzige ausgebildete Sozialwissenschaft war und außerdem so schöne, kurze und peremptorische Antworten auf Fragen gab, deren Schwierigkeit man unterschätzte. Der Nationalökonom, der etwas über Zeitfragen oder über die Fragen des sozialen Geschehens sagen wollte, muß nun andere sozialwissenschaftliche Gebiete betreten und erwirbt leicht eine Art von Geringschätzung für das rein ökonomische Gebiet, dessen relativ geringer Umfang nun klar ist. Das verhinderte nicht, daß sich die Oekonomik auch weiter als eine Spezialdisziplin entwickelte, aber es erschwerte ihren Weg und ihr Verständnis seitens weiterer Kreise und entzog ihr Arbeitskräfte. Das tritt schon äußerlich hervor, aber tatsächlich ist es noch mehr der Fall: Nationalökonomen, die der theoretischen Oekonomik erklärtermaßen ganz ferne stehen, sind selten, aber jene, deren Beziehung zu ihr nur eine lose ist und nur in der Kenntnisnahme und Beurteilung gewisser Grundzüge besteht, die Mehrheit, jene, die sich mit ganzer Energie mit ihr beschäftigen, eine kleine Minorität. Das ist wesentlich zum Verständnis des Gangs der theoretischen Oekonomik in dieser Epoche. Das neue Ferment, das die Theorie von heute in ihrem inneren Räderwerk zu etwas anderem macht als uns die der Klassiker war und das die Seele jenes Aufschwungs bildet, ist die sog. Grenznutzenlehre. Anklänge an die von ihr ausgestalteten Gedanken finden wir sehr weit zurück, schon bei den Scholastikern (z. B. Biel) und dann im Naturrecht (z. B. bei Pufendorf). Das ist ganz verständlich, da wie fast alle wissenschaftlichen „Grundgedanken“ auch der der Grenznutzenlehre an sich und ohne das, was sich an ihn anschließt, überaus einfach ist. Mehr finden wir bei Genovesi und Galiani, aber vor allem bei C o n d i l l a c 1). Im 19. Jahrhundert ______________ 1) Le commerce et le gouvernement considerés relativement l’un à l’autre 1776, eines der originellsten Werke des 18. Jahrhunderts. Als Nationalökonom steht Condillac auf den
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bA.
(wie bei Wieser!) für den ganzen Artikel!b 114
I. Buch
II. J. S c h u m p e t e r , Dogmen- und Methodengeschichte.
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standen viele deutsche Nationalökonomen, vor allem v. Hermann, auf halbem Weg zur Grenznutzentheorie und hier finden wir in dem phantastischen aber großzügigen Buch von H . H . G o s s e n (Gesetze des menschlichen Verkehrs 1836) die erste mit dem Bewusstsein ihrer Bedeutung vorgetragene Formulierung der Grenznutzentheorie, die völlig unbeachtet blieb. Kaum weniger Bedeutung kommt D u p u i t zu (zwei Artikel in den Annales des Pont et Chansséés 1844 und 1849) und A . W a l r a s . Hierher gehört auch R. J e n n i n g s (Natural Elements of Political Economy 1855), bei dem sich ebenfalls das Gesetz der Bedürfnissättigung – inmitten einer Masse von wenig wertvollen Phrasen und Vorschlägen, worin der Autor Gossen merkwürdig gleicht – ausgesprochen findet und H . D . M c l e o d . Im sechsten Jahrzehnt wurden dann jene Werke ausgearbeitet, die das System der Grenznutzenlehre begründeten: K a r l M e n g e r ’ s Grundsätze der Volkswirtschaftslehre erschienen 1871, W. S t . J e v o n s ’ Theory of Political Economy wurde 1871 (nachdem er schon im Jahre 1862 seine Grundgedanken in einem im Journal der R. Sta. Soc. publizierten Vortrag dargelegt hatte), W a l r a s ’ Eléments d’économie politique pure 1874 (Die entscheidenden Punkte schon in einem Memoir 1873) veröffentlicht. Es folgten im achten Jahrzehnt v. B ö h m - B a w e r k (Grundzüge der Theorie des wirtschaftlichen Güterwerts, Conrad Jahrb. 1886; Kapital und Kapitalzins 2 Bde. In erster Auflage 1884 und 1888, I. Bd. zweite Auflage 1902, II. Bd. dritte Auflage 1912 und v. W i e s e r (Ursprung und Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes 1884; Der natürliche Wert 1889). Diese Richtung traf in ihren Anfängen etwa folgende Verhältnisse im Kreise der Theoretiker an: In Frankreich herrschte eine Richtung, die geradenwegs von Say abstammte und daher von vornherein der Grenznutzentheorie nicht schroff gegenüberstand. Die meisten Autoren wie z. B. B l o c k (Progrès de la science écon. depuis A. Smith 1891). M o l i n a r i , Y. G u y o t , L e r o y B e a u l i e u usw. nahmen deren Grundprinzip anstandslos auf, allerdings mit einer gewissen Apathie, die es zunächst zu keiner Weiterentwicklung kommen ließ und mit ausdrücklichen Verwahrungen gegen Walras’ mit Mißtrauen betrachteter Mathematik, welches Mißtrauen diesen letzteren für lange ganz einflußlos machte. In Deutschland hätte man ähnliches erwarten können, aber jene Richtung, deren Höhepunkt Hermann und Thünen waren, hatte um jene Zeit ihre Stellung eingebüßt unter dem Eindruck der Werke Rodbertus und Marx, der auch eine Renaissance Ricardos zur Folge hatte: Es entwickelte sich schnell eine orthodoxe Marxschule unter der Führung von Engels und Kautsky und auch die ihr nicht angehörigen, sich für Theorie interessierenden Geister wandten sich wesentlich an Rodbertus und die englischen Klassiker, vor allem an Ricardo. Sie erblickten in der Grenznutzentheorie eine Neuerung zweifelhaften Wertes und nahmen einen prinzipiellen Kampf gegen sie auf. Dabei gehörten ihnen b– b Eigenhändiger Zusatz, bezieht sich auf II. im Kolumnentitel.
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die Sympathien der nicht primär an der theoretischen Arbeit teilnehmenden Fachgenossen, die einem neuen theoretischen Gebäude nicht günstig gegenüberstanden, während sie bei aller prinzipiellen Gegnerschaft das alte doch in seiner historischen Rolle würdigten. In England hatte der Angriff Jevons‘auf Ricardo und Mill die Theoretiker zunächst nur verstimmt und gerade bewirkt, daß sich die wenigen – und wenig angesehenen – Vertreter der klassischen Theorie nur um so fester um jene beiden Namen rallierten, wenn er auch in weiteren Kreisen Beifall fand, freilich fast nur für die Tatsache des Angriffs an sich. Nur die italienische Nationalökonomie, der ja von früher die Gedanken der Grenznutzentheorie nahelagen und bei der keine starke „eingeborene“ Richtung zu überwinden war, und die amerikanische, in der gerade Careys Einfluß abflaute und so ein Raum geschaffen war, akzeptierten die neue Lehre nach einiger Zeit im großen und ganzen ohne weiteres und begannen bald mit einer in vielen Beziehungen originellen Ausarbeitung. Dasselbe taten die Niederländer. ______________ Schultern der Physiokraten, deren Lehre er gerade in ihrem schwächsten Punkt, der Werttheorie glücklich ergänzt. Doch hatte das Buch nur geringen äußern Erfolg.
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Nr. 26 Randbemerkungen zum gesetzten Abkürzungsverzeichnis zum „Grundriß der Sozialökonomik“, Abteilung I Mai 1914 Auf einer Druckfahne zum Abkürzungsverzeichnis, erschienen in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. XIV, sind Randbemerkungen von Max Weber und Paul Siebeck erhalten. Die Druckfahne liegt in der überlieferten Verlagskorrespondenz im VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, auf ein Telegramm des Verlages an Max Weber vom 29. Mai 1914 folgend. Die handschriftlichen Zusätze Max Webers werden in größerer Schrifttype und mit Annotation wiedergegeben. Seine Anmerkungsindizierung wird hier mit arabischer Ziffer wiedergegeben, der Text der Druckfahne unverändert in kleinerer Schrifttype abgedruckt. XIV aEinverstanden.
M. W.a
Abkürzungen.1)b H e r m a n n , Untersuchungen = v. Hermann, Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 2. Aufl. 1870. K n i e s , Pol. Oek. = K. Knies, Die politische Oekonomie vom Standpunkt der geschichtlichen Methode, 2. Aufl. Braunschweig, 1882 (1. Aufl. 1853).
M i l l , Pol. Oek. = J. St. Mill, Grundsätze der politischen Oekonomie übers. v. Soetbeer. R o s c h e r , System I (bzw. II, III, IV) = W. Roscher, System der Volkswirtschaft; I. Grundlagen der Nationalökonomie, 23.
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NB! Gehört das hierher? Soll es universell für alle Mitarbeiter gelten? Oder hat ein einzelner Mitarbeiter es so angegeben? 〈Dann〉 Antwort 1)
von Paul Siebeck: Nein nur zur Füllung der Bogen. Eine leere Seite sieht ja schlecht aus.
Bitte aber ohne nochmalige Rückfrage zu erledigen. Denn mir ist es recht. M. W. Es folgt die Randnotiz von Paul Siebeck: Ist von mir gemacht worden – lediglich damit bei Abt. I 16, bei Abtlg. II 12 Seiten, voll werden. P. S. a Eigenhändiger Zusatz. b Eigenhändiger Index und Zusatz auf der unteren Blatthälfte.
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Aufl. 1900; II. Nationalökonomik des Ackerbaues, 13. Aufl. 1903, herausgegeben von D a d e ; III. Nationalökonomik des Handels und Gewerbefleißes, 7. Aufl. 1899, herausgegeben von S t i e d a ; IV. System der Finanzwissenschaft, 5. Aufl. 1901. S c h ä f f l e , Bau und Leben = A. E. F. Schäffle, Bau und Leben des sozialen Körpers. 4 Bde., 1874–1878. S c h m o l l e r , Grundriß I, II = G. Schmoller, Grundriß d. allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Erster Teil 1900, Zweiter Teil 1904. – –, F. = G. Schmoller, Staats- und sozialwisenschaftliche Forschungen. S c h ö n b e r g s HdB. I (bzw. II1, II2, III1, III2) = Handbuch der Politischen Oekonomie, herausgegeben von G. Schönberg; I und II1, II2 Volkswirtschaftslehre; III1 und III2 Finanzwissenschaft und Verwaltungslehre, 4. Aufl. 1896–1898. HdW. d. Stw. = Handwörterbuch der Staatswissenschaften, herausgegeben von J. Conrad, L. Elster, W. Lexis und Edgar Loening, 3. Aufl. E. d. VL. = Die Entwicklung der deut-
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schen Volkswirtschaftslehre im neunzehnten Jahrhundert, 2 Teile, 1908. (40 Abhandlungen zur Literaturgeschichte der Nationalökonomie.) Schr. d. V. f. S. = Schriften des Vereins für Sozialpolitik. W. d. V. = Wörterbuch der Volkswirtschaft, herausgegeben von L. Elster. 3. Aufl. W. d. d. St. u. V. R. = Wörterbuch des deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. 2. Aufl. d. v. Stengel herausgeg. Wtb. Archiv = Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Neue Folge des Archivs für Soziale Gesetzgebung und Statistik. Jahrb. f. N. = Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. J. f. G. V. = Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich Z. f. S. = Zeitschrift für Sozialwissenschaft. Z. f. Stw. = Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Z. f. Volksw. = Zeitschrift f. Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung.
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Anhang zu den Dokumenten
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1. Übersicht über die unter der Schriftleitung von Max Weber erschie nenen Abteilungen des „Grundrisses der Sozialökonomik“ I. Abteilung Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft (1914) Bearbeitet von K. Bücher, J. Schumpeter, Fr. Freiherrn von Wieser. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914. Erstes Buch: Grundlagen der Wirtschaft A. Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft I. Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen. Von Karl Bücher, S. 1–18 II. Epochen der Dogmen- und Methodengeschichte. Von Joseph Schumpeter, S. 19–124 III. Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft. Von Friedrich Freiherrn von Wieser, S. 125–444 II. Abteilung Die natürlichen und technischen Beziehungen der Wirtschaft (1914) Bearbeitet von Fr. von Gottl-Ottlilienfeld, H. Herkner, A. Hettner, R. Michels, P. Mombert, K. Oldenberg. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914. Erstes Buch: Grundlagen der Wirtschaft B. Die natürlichen und technischen Beziehungen der Wirtschaft I. Die geographischen Bedingungen der menschlichen Wirtschaft. Von Alfred Hettner, S. 1–31 II. Wirtschaft und Bevölkerung a) Bevölkerungslehre. Von Paul Mombert, S. 32–96 b) Wirtschaft und Rasse. Von Robert Michels, S. 97–102 III. Die Konsumtion. Von Karl Oldenberg, S. 103–164 IV. Arbeit und Arbeitsteilung. Von Heinrich Herkner, S. 165–198 V. Wirtschaft und Technik. Von Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld, S. 199–381 VI. Abteilung Industrie, Bergwesen, Bauwesen (1914) Bearbeitet von E. Gothein, Fr. Leitner, E. Schwiedland, H. Sieveking, Th. Vogelstein, Adolf Weber, Alfred Weber, M. Weyermann, O. von Zwiedineck-Südenhorst. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914.
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Drittes Buch: Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate B. Güterproduktion I. Industrie, Bergwesen, Bauwesen
I. Geschichte der gewerblichen Betriebsformen und der zünftigen, städtischen und staatlichen Gewerbepolitik. Von Heinrich Sieveking, S. 1–23 II. Der Wettkampf der gewerblichen Betriebsformen. Von Eugen Schwiedland, S. 24–53 III. Industrielle Standortslehre. (Allgemeine und kapitalistische Theorie des Standortes.) Von Alfred Weber, S. 54–82 IV. Betriebslehre der kapitalistischen Großindustrie. Von Friedrich Leitner, S. 83–135 V. Die ökonomische Eigenart der modernen gewerblichen Technik. Von Moritz Rudolf Weyermann, S. 136–186 VI. Die finanzielle Organisation der kapitalistischen Industrie und die Monopolbildungen. Von Theodor Vogelstein, S. 187– 246 VII. Arbeitsbedarf und Lohnpolitik der modernen kapitalistischen Industrien. Von Otto von Zwiedineck-Südenhorst, S. 247–281 VIII. Bergbau. Von Eberhard Gothein, S. 282–349 IX. Die Wohnungsproduktion. Von Adolf Weber, S. 350–368
V. Abteilung Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und (1915) die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate II. Teil: Bankwesen Bearbeitet von G. v. Schulze-Gaevernitz, E. Jaffé. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915 Drittes Buch: Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate A. Güterverkehr II. Bankwesen
I. Die deutsche Kreditbank. Von Gerhart v. Schulze-Gaevernitz, S. 1–189 II. Das englisch-amerikanische und das französische Bankwesen. Von Edgar Jaffé, S. 191–222
V. Abteilung Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und (1918) die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate I. Teil: Handel 1. 2 Bearbeitet von H. Sieveking, J. Hirsch. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918
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Drittes Buch: Die einzelnen Erwerbsgebiete in der kapitalistischen Wirtschaft und die ökonomische Binnenpolitik im modernen Staate A. Güterverkehr I. Handel
I. Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels. Von Heinrich Sieveking, S. 1–38 II. Organisation und Formen des Handels und der staatlichen Binnenhandelspolitik. Von Julius Hirsch, S. 39–235
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2. Titelblatt zur 1. Lieferung von Max Webers Beitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ 1921
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3. Titelblatt zur Erstausgabe von „Wirtschaft und Gesellschaft“ 1922
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
Personenregister
Auf Personen in den Texten des Herausgebers wird mit kursiven Seitenzahlen, in den Dokumenten mit geraden Seitenzahlen hingewiesen.
Altmann, Sally 189 Ay, Karl-Ludwig 103 Bandmann, Otto 67 Baumgarten, Eduard 125 Baumgarten, Otto 33 Beck, Hermann 20 Beckerath, Erwin von 43 f. Below, Georg von 40, 83 Boese, Franz 54 Böhm-Bawerk, Eugen von 14, 80 Borchardt, Knut 95, 103 Braun, Christoph 101 Brentano, Lujo 8, 15, 78 Brinkmann, Theodor 141, 151, 160 Bücher, Karl 4, 6, 11–13, 16 f., 20, 24–26, 30, 32 f., 36 f., 39 f., 44, 46, 66–70, 72, 76 f., 80, 82 f., 114, 118, 140, 142, 145, 148, 156, 163, 166, 215 f., 218, 235, 236, 241, 243, 251 Cohn, Gustav 12 f. Conrad, Johannes 2 Conze, Werner 107 f. Deininger, Jürgen 14 Elster, Ludwig 2 f. Eßlen, Joseph Bergfried 160 Eulenburg, Franz 207 Finscher, Ludwig 101 Frick, Ernst 87 Fuchs, Carl Johannes 6, 26 Gossen, Hermann Heinrich 15, 78, 80 Gothein, Eberhard 140, 150, 160, 251 f. Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von 39, 70, 72, 76, 120, 145, 147, 156, 189, 192, 251 Gross, Eva Verena 87 Gross, Frieda 87
Gross, Hans 87 Gross, Otto 86 f. Gross, Peter 87 Grünberg, Karl 151, 160 Gutmann, Franz 157, 158 Hanke, Edith 52, 92, 103, 122 Harms, Bernhard 6, 9, 11, 32–34, 67, 180, 195 Hausrath, Hans 140, 151, 160 Heimann, Eduard 46 Hellmann, Siegmund 95, 126 Herkner, Heinrich 8, 76, 140, 145, 156, 177, 251 Hettner, Alfred 76, 145, 156, 251 Heuss, Theodor 113 Hilferding, Rudolf 47 Hirsch, Julius 159, 252 f. Jaffé, Edgar 1, 20, 37, 44, 148, 159, 252 Jaspers, Karl 56 Jellinek, Camilla 64 Jellinek, Georg 62- 64, 67 Jevons, William Stanley 80 Kantorowicz, Hermann 49, 58, 86, 88 Keller, Fritz 33 Kielmeyer, Ernst 163 Kleinwächter, Friedrich 4 Knapp, Georg Friedrich 126 Koch, Adolf 67 Kohler, Ernst 96 Kötzle, Gustav 10 f. Kroner, Richard 55 Kroyer, Theodor 101 Lederer, Emil 43–47, 98, 103, 157, 162, 189, 230–232 Leist, Gerhard Alexander 146, 157, 189 Leitner, Friedrich 146, 150, 157, 160, 189, 251 f.
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Register
Lepsius, M. Rainer 116 Lexis, Wilhelm 2, 13 Loening, Edgar 2 Lotz, Walther 148, 159 Marshall, Alfred 12 f., 80 Mauer, Hermann 140, 141, 151, 160 Meitzen, August 5 Menger, Carl 14 f., 21, 80 Michels, Robert 27, 35, 39, 42, 48, 76, 115, 153, 156, 162, 177, 189, 251 Moldenhauer, Paul 140, 152, 160 Mombert, Paul 35, 76, 141, 145, 156, 251 Mommsen, Wolfgang J. 114 Müller, Adam 244 Müller, Karl 18 Nietzsche, Friedrich 56 Nippel, Wilfried 122 Oldenberg, Karl 76, 141, 145, 156, 251 Orihara, Hiroshi 59 f., 110, 114 Otto, Eckart 72 Palyi, Melchior 95–97, 100, 102 f., 105, 126, 228 Philippovich, Eugen von 2–4, 6, 12, 18, 21, 30, 33 f., 39–41, 43, 46, 61, 66, 71, 74, 76, 80, 104, 109, 113 f., 120, 140, 146, 157, 166 Plenge, Johann 32 f., 36, 68 f., 141, 147 f., 207 Ploetz, Alfred 86 Rathgen, Karl 40, 120, 141, 152, 161, 191, 192, 193 Rickert, Heinrich 54–56, 72 Roscher, Wilhelm 12 f., 56 f. Ruge, Arnold 67 Salz, Arthur 147, 158, 189 Schachner, Robert 115, 152 f., 162 Schäfer, Lili, geb. Weber 20 Schiff, Walter 149 Schluchter, Wolfgang 15, 21, 24, 49, 57, 59 f., 88, 93, 104, 114, 122, 126 f. Schmoller, Gustav von 2, 15, 244 Schönberg, Elsa 33, 163, 180, 194 Schönberg, Gustav jr. 33, 163, 180, 194, 195 Schönberg, Gustav von 2–13, 17, 20 f., 26,
32–34, 37 f., 163, 166, 167, 179, 180, 182, 183, 187, 194, 211 Schönberg, Marie-Leonore 33, 163, 180, 194 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von 70 f., 120, 141, 148, 159, 191, 192, 252 Schumacher, Hermann 6, 8, 141, 148 , 159 Schumpeter, Joseph 13, 16, 30, 44, 46, 68, 76 f., 80, 141, 146, 156, 163, 241, 244, 246, 251 Schwiedland, Eugen 149, 150, 153, 159, 161, 189, 251 f. Schwoerer, Victor Frhr. von 82 Siebeck, Oskar 11–13, 18 f., 25, 44, 66, 96, 100, 103, 142, 177, 197, 227 Siebeck, Paul 1, 3–13, 15–21, 25–27, 33–42, 44, 49, 64–68, 70–76, 83 f., 89, 93 f., 97, 99, 111 f., 114, 116, 120, 126, 139, 142, 155, 163, 175, 177, 180, 191, 194, 197, 198, 203, 207, 208, 211, 212, 215, 219, 220, 223 f., 230, 241, 248 Siebeck, Werner 44 f., 97–100 Sieveking, Heinrich 159, 177, 239, 240, 251–253 Simmel, Georg 51, 101, 118 Sombart, Werner 1, 8, 25, 44 f., 47, 72, 74, 86, 146, 157, 189 Spann, Othmar 121, 158, 207, 208 f. Stachura, Mateusz 126 Stammler, Rudolf 24, 48–51, 53, 56–58, 85, 88, 101 Steinitzer, Erwin 146 f., 158, 189 Swart, Otto (eigentl. Friedrich) 161, 189 Tobler, Mina 116 Troeltsch, Ernst 72, 74, 86 Troeltsch, Walter 6, 8 Vogelstein, Theodor 148, 150, 158, 160, 189, 251 f. Voigt, Andreas 86 Wagner, Adolf 2, 4 Walras, Léon 80 Weber, Adolf 151 f., 160 f., 189, 251 f. Weber, Alfred 13, 16, 25, 27, 44, 114, 140, 149, 152, 154, 159, 161 f., 189, 251 f. Weber, Helene 94 Weber, Lili Schäfer, Lili Weber, Marianne 43–46, 55, 59, 63 f., 92–107, 109–115, 121–125, 135, 226–230, 233 f.
Personenregister Weber, Max –, Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Vorlesung 1919/20) 95, 126 –, Agrarverhältnisse im Altertum3 (1908) 14, 121 –, Agriculture and Forestry (1907/08) 5 –, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie (Vorlesungen 1894–1898) 21, 28, 30 f., 126 – als Autor des Handbuchs/GdS (eingeplante Beiträge) –, Agrarkapitalismus und Bevölkerungsgruppierung 152, 161 –, Allgemeine Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens 39, 170 –, Allgemeine Bedeutung der modernen Verkehrsbedingungen und des modernen Nachrichtenwesens für die kapitalistische Wirtschaft 147 –, Arten und Tragweite der Hemmungen, Reflexwirkungen und Rückschläge der kapitalistischen Entwicklung 152 –, Der Bauernstand und die Bauernschutzpolitik 39, 173 –, Grenzen des Kapitalismus in der Landwirtschaft 151, 160 –, Innere Kolonisationspolitik 153 –, Kapitalismus und Bevölkerungsgruppierung 39, 152 –, Mittelstandsschutzpolitik 152 f., 161 –, Der moderne Staat und der Kapitalismus 115, 146 –, Die moderne Staatsordnung und der Kapitalismus 39, 170 –, Der sog. neue Mittelstand 153, 173 –, Objekt und logische Natur der Fragestellungen 27, 30, 35, 49, 59, 71, 115, 146, 157 –, Ökonomische und gesellschaftliche Hemmungen des Kapitalismus 39, 172 –, Ökonomische und soziale Aristokratie im kapitalistischen Zeitalter 39, 170 –, Die Tendenzen zur inneren Umbildung des Kapitalismus 27, 45, 153 f., 162 –, Wesen und gesellschaftliche Lage der Arbeiterklasse 39, 153, 173 –, Wirtschaft und Rasse 27, 42, 115, 145
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– als Redakteur und Organisator des Handbuchs/GdS 9, 12, 18–20, 27, 114, 190, 236–249 – als Schriftleiter des Handbuchs/GdS 14, 18 f., 27, 32 f., 41, 43, 67, 70, 84, 163, 167, 176, 230–232, 251–253 –, Antikritiken (1907–1910) 14, 62 f. –, Antikritisches Schlußwort zum „Geist“ des Kapitalismus (1910) 63 –, Äußerungen zur Werturteildiskussion im Ausschuß des VfSp (1913) 58, 79 –, Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie (1908) 14 –, Exzerpt zu Simmel (1908) 101 –, Die Grenznutzlehre und das „psychophysische Grundgesetz“ (1908) 15 –, Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie (1898) 30 f. – in der Heidelberger Reservelazarettverwaltung 40 f., 84 –, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie (1913) 50, 51–59, 70, 73 f., 80, 84–89, 114, 118 f., 124 f. –, Kirchen und Sekten in Nordamerika (1906) 93 –, Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik (1906) 56 –, Zur Musiksoziologie (Nachlaß 1921) 101, 107, 111, 233 –, Nachtrag zu dem Aufsatz über R. Stammlers „Überwindung“ der materialistischen Geschichtsauffassung (1922) 101 –, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) 56, 104 –, Politik als Beruf (1919) 108 –, Probleme der Staatssoziologie (Vortrag 1917) 122 –, Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus (1904/05) 25, 41, 62–64, 72, 84, 93 –, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit (1908/09) 14 –, The Relations of the Rural Community to Other Branches of Social Science (1904/06) 5
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Register
–, Roscher und Knies I-III (1903–1906) 56 –, R. Stammlers „Überwindung“ der materialistischen Geschichtsauffassung (1907) 24, 48–50, 53, 56–58, 101 –, Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft 101, 102, 106–108 –, VfSp/Generalversammlung 1905 14 –, Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages (1910) 74, 85 –, Vorbemerkung zu GARS (1919/20) 112 –, WEWR (1915–1920) 41, 52, 57, 72 f., 83 f., 93, 104 –, WEWR/Das antike Judentum 93 –, WEWR/Hinduismus und Buddhismus 93 –, WEWR/Konfuzianismus und Taoismus 93 –, WEWR/Zwischenbetrachtung 64 –, Wien/Gastprofessur (1918) 93 f., 113 –, WuG (Beitrag allgemein) 27, 35, 39, 42 f., 50, 59–61, 64, 66, 73, 75, 82, 89 f., 92 f., 95 f., 98 f., 101–106, 108–110, 112, 115 f., 121, 123, 125, 145, 157, 168, 189, 220 f., 224, 226 f. –, WuG/Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte (ältere Fassung; MWG I/22–1 bis 22–6) 39, 51–54, 57, 60 f., 65, 67–69, 71 f., 74 f., 77, 80, 83–86, 88, 91–94, 100–103, 116, 121, 123, 125, 127, 129–131, 168 f. –, WuG/Gemeinschaften 52 f., 58, 61, 70, 75, 94, 99, 110 f., 117–119 –, WuG/Gemeinschaften/Ethnische Gemeinschaften 75, 105, 111, 118 –, WuG/Gemeinschaften /Marktgemeinschaft 80, 119 –, WuG/Gemeinschaften/Hausgemeinschaften 118 f., 125 –, WuG/Gemeinschaften /“Klassen“, „Stände“ und „Parteien“ 52, 82, 91, 94 –, WuG/Gemeinschaften /Politische Gemeinschaften 52, 82, 105, 119 –, WuG/Gemeinschaften /Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen 118, 124
–, WuG/Religiöse Gemeinschaften 52 f., 56, 59, 61, 64, 72, 75, 91, 94, 102, 104 f., 110 f., 117–120, 123 –, WuG/Recht 50, 59, 61, 75, 89, 91, 94 f., 97, 101 f., 110 f., 117, 120, 125 –, WuG/Recht/Die Wirtschaft und die Ordnungen 50 f., 60, 74 f., 80, 82, 85–88, 92–94, 96 f., 102, 105 f., 124 –, WuG/Recht/Entwicklungsbedingungen des Rechts 89, 91, 97 –, WuG/Herrschaft 52 f., 59, 61, 72, 75, 82, 91, 94, 99, 101, 105–107, 110 f., 117, 120, 122 f., 125 f., 128 –, WuG/Die Stadt 53, 61, 98, 101 f., 106, 109, 110 f., 122 –, WuG/1. Lieferung (jüngere Fassung; MWG I/23) 43, 81, 91 f., 94, 97–99, 102 f., 105, 108–110, 117, 128, 254 –, WuG/1. Lieferung/Soziologische Grundbegriffe 57, 88 f., 97, 103 –, WuG/1. Lieferung/Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens 80, 82, 89, 98, 110, 117, 126, 127 –, WuG/1. Lieferung/Typen der Herrschaft 89, 91 f., 99, 101 f., 105, 127 –, WuG/1. Lieferung/Klassen und Stände 112, 127 f. –, Wirtschaft und Gesellschaft. Positive Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung (Vorlesung 1918) 113 Weyermann, Moritz Rudolf 160, 251 f. Wiedenfeld, Kurt 148, 159, 177 Wieser, Friedrich Freiherr von 13–16, 20–24, 26, 28, 30, 36 f., 39 f., 46–48, 65 f., 68, 70, 74, 76–83, 120, 126, 140, 145, 156, 163, 187, 191, 192, 204, 246, 251 Wilbrandt, Robert 153, 161 f., 189 Winckelmann, Johannes 92, 96 f., 105–111, 113 f., 123 f. Wittich, Werner 150, 160 Wollf, Julius F. 67 Wygodzinski, Willy 151, 160 f., 189 Zwiedineck-Südenhorst, Otto von 44, 150, 153, 160, 162, 189, 251 f.
Sachregister
Auf Sachbegriffe in den Texten des Herausgebers wird mit kursiven Seitenzahlen, in den Dokumenten mit geraden Seitenzahlen hingewiesen. Personenbezogene Angaben zu Max Webers Funktion als Autor, Redakteur und Schriftleiter des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“ bzw. des „Grundrisses der Sozialökonomik“ finden sich im Personenregister. Schlagworte aus den Fremdtexten, die im Dokumententeil abgedruckt sind, sind nur auswahlweise aufgenommen.
Abgabetermin Termin (für die Manuskriptablieferung) Abgrenzungsproblem 22 Abstraktion, abnehmende Methode der abnehmenden Abstraktion Abteilungen „Grundriß der Sozialökonomik“, Abteilung III und Einteilung in Abteilungen Adlatus (des Handbuchs) 6–9, 11 Agrarkapitalismus 115, 152, 161 Agrarpolitik 5, 150, 160, 172 Agrarverfassung 5, 151, 160, 172 Agrarwesen 17, 150 Akademie, deutsch-amerikanische 62 Ansatz –, abstrakter (exakter) 21 –, empirisch-realistischer 21 Anstaltshandeln 86 Anstaltsstaat, moderner 52 Appropriationsverhältnisse 127 Arbeiterklasse 39, 116, 153, 162, 173 Arbeitsteilung 22, 24, 77, 145, 168 –, wachsende 69 Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik 1 Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 1, 14, 25, 44 f., 49, 55, 72, 93, 98 f. „Aufsätze über die Culturreligionen“ 72 f. Automatisierung(sproblematik) 62, 83 Autoritätsverhältnisse 127 f. Außenmoral 118 f. Bearbeiter des Handbuchs/GdS Mitarbeiter Bedarf und Konsum 24, 141, 145, 156 Bedingtheit, ökonomische 104 Bedürfnisse Gesetz der Bedürfnisse
Begriff und Begriffenes (Verhältnis von) 22 Begriffstypologie 105 Beitrag, Beiträge (Max Webers zum Handbuch/GdS) –, eingeplante Weber, Max als Autor des Handbuchs/GdS (Personenregister) –, gedruckter „Wirtschaft und Gesellschaft“ Beitragsdispositionen 13, 76 auch: Disposition, Dispositionen des Handbuchs/GdS; „Wirtschaft und Gesellschaft“, Dispositionen Beitragstitel (Max Webers) „Wirtschaft und Gesellschaft“, Titel; „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ Beitragsumfang 21, 37, 70, 120, 143, 156–162, 178 f., 183, 192, 231 – rechtliche Regelungen zum 198, 204, 208, 212, 216, 221 auch: „Wirtschaft und Gesellschaft“, Beitragsumfang Beobachterperspektive 56 Betrachtung, Betrachtungsweise –, abstrakte 22, 24, 28 –, dogmatische 49 –, empirisch-realistische 22, 24, 28, 36 –, empirische 49 f. –, historische 52, 63 –, vergleichende 62 f. Betrieb 72, 120, 169 – Trennung von Haushalt und 81, 119 Betriebswirtschaftslehre 38 Beziehungen, soziale 127 – Öffnung und Schließung der 118
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Binnenmoral 118 f. Brüderlichkeitsethik, universalistische 118 f. Buddhismus 93 Charisma 123 Christentum 119 –, antikes 93 –, östliches 93 –, westliches 93 Deutsche Gesellschaft für Soziologie 14, 20 Differenzierung(sproblematik) 62, 83 Disposition, Dispositionen (des Handbuchs/GdS) 28, 34, 60 f., 74 f., 183 – Änderungen in 201, 205, 210, 214, 217, 223 –, neue (nach Webers Tod) 45, 230 – von 1910 Stoffverteilungsplan – von 1914 „Einteilung des Gesamtwerkes“ auch: Beitragsdispositionen Dogmengeschichte 17, 25 Dogmen- und Methodengeschichte 35, 141, 146, 156, 168 Dorfverband 94 „Dr. Siebeck’s Handbuch der Politischen Ökonomie“ 18 Drucktermin 64, 83 Einkommensverhältnisse 23, 77 „Einteilung des Gesamtwerkes“ 35 f., 39, 42 f., 46, 59 f., 73 f., 83, 85, 88, 91, 106, 110, 122, 163, 166, 168–173, 212, 216, 221 auch: Stoffeinteilung, Aufstellung März 1914; Werkplan von 1914 Einverständnis 53 auch: Legitimitätseinverständnis Einverständnishandeln 52 f., 56, 86, 118, 127 –, übergreifendes (vergesellschaftungsbedingtes) 119 Einverständnisgemeinschaft 52 Einverständnisvergemeinschaftung 52, 80 –, übergreifende 52 Einzelherausgeberschaft 17 f. Einzelprobleme 26, 28, 37, 144, 165, 167 Entwicklungsformen 117 f., 127 Entwicklungsstufen – der Wirtschaft 164
–, volkswirtschaftliche 72, 78, 168, 216 auch: Wirtschaftsstufen Entzauberungsbegriff 56 Erfahrungswissenschaft 127 Erkenntnisgrund 56 Erkenntnistheorie, systematische 38, 59, 164 Erlösungslehren 72, 112 Erscheinungstermin 99, 228 Erwerben 126 f. Erwerbsbetrieb 126 – Trennung von Haushalt und 69, 81 Ethiken, religiöse 72, 112 auch: Brüderlichkeitsethik Exklusion 118 f. Experimentalpsychologie 14 Familie 72 Familienverband 50, 70, 94, 146 Finanzwissenschaft, Finanzlehre 2, 4, 12 f., 38, 164 Geld 22 f., 77 f., 81, 140, 145 Geldrechnung 81 Geldwirtschaft 23, 81 Geltung, empirische 53, 56 Gemeindeverband 50, 70, 146 Gemeinschaften 70, 72, 82, 117 f. – allgemeine Strukturformen menschlicher 117 –, ethnische 72, 118 –, politische 85, 118 f., 121, 123 –, rechtliche 119 –, religiöse 85, 118, 169 – Struktur- und Entwicklungsformen der 127 auch: Haus-; Marktgemeinschaften; Soziologie der Gemeinschaften Gemeinschaftsbegriff 123 Gemeinschaftsbeziehungen, ethnische 169 Gemeinschaftshandeln 52, 56, 85 f., 125 –, parteimäßiges 52 Geschichtsauffassung, materialistische 48 auch: Kritik des historischen Materialismus „geschlossene soziologische Theorie und Darstellung“ „Wirtschaft und Gesellschaft“ als „geschlossene soziologische Theorie und Darstellung“ Gesellschaft 24, 145 auch: Wirtschaft und Gesellschaft
Sachregister Gesellschaftshandeln 56, 86 Gesellschaftstheorie 79 Gesetz – der Bedürfnisse 78 – der Kapitalrechnung 78 – der kleinen Zahl 48 – der Oligarchie 48 – des Vorrats 78 auch: Gossensches Gesetz, Grenznutzengesetz Gewalt –, amtliche 128 –, fürstliche 128 –, hausväterliche 128 Gewerbe 17, 25, 148 Gnadenanstalt, universalistische 119 Gossensches Gesetz 78 Grenznutzen 78 Grenz(nutzen)gesetz 24, 77–79 –, geschichtetes 79 Grenznutzenlehre 80 Grenznutzenschule 14, 47 Grenz(nutzen)prinzip 22, 77, 79–81, 126 – Universalität des 79, 81 Großhaushalt, fürstlicher 69, 120 Grundbegriffe, soziologische 88 „Grundriß der Sozialökonomik“ 9, 34, 40–47, 73 f., 92, 95, 100, 104, 111, 113, 116 f., 194, 195, 209, 211, 214 f., 217, 220, 223 f., 226 f., 230, 232 f. – Abteilung III 39–43, 46, 76, 85, 95, 99, 102, 104, 120, 168 f., 228, 233 – Einteilung in Abteilungen 35 f., 42, 76, 157 – Erscheinen in Lieferungen 157, 187 f., 213, 217, 222 – Vorwort zum (1914) 27, 38, 163, 164–167, 195 auch: „Einteilung des Gesamtwerkes“ „Grundriß der theologischen Wissenschaften“ 17 „Handbuch der Politischen Ökonomie“ 1, 9, 14, 27, 111, 114, 140, 143, 166, 175, 178 f., 185, 198, 200, 203, 205, 210 – Titel 18, 25, 33 – Zusagen (1909) 66, 140 f. auch: Schönbergs Handbuch; Schriftleitung; Stoffverteilungsplan (1910) „Handbuch der Sozialökonomie“ 192, 208
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„Handbuch der Sozialökonomik“ 34, 38, 121, 182, 185, 187, 198, 208 „Handbuch der Volkswirtschaftslehre“ 185 Handel 25, 148, 159, 170, 187, 239 f. Handeln 50, 58 –, soziales 58, 97, 125 –, verbandsgeregeltes 86 –, wirtschaftliches 81 – Wissenschaft vom 51, 59, 127 auch: Anstalts-; Einverständnis-; Gemeinschafts-; Gesellschafts-; Verbandshandeln Handelspolitik 17, 141, 152 Handlungstheorie, verstehende 63 Handlungswissenschaft 24 auch: Handeln, Wissenschaft vom „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ 2, 13 f., 121 Hausgemeinschaften 72, 118 f., 169 Haushalt 126, 170 – Trennung vom (Erwerbs-)Betrieb 69, 81, 119 auch: Großhaushalt Haushalten 126 f. Haushaltsrechnung 81 Hauswirtschaft, geschlossene 68 f., 127 Herausgeberschaft 6, 9 f., 12 auch: Einzel-; Kollektivherausgeberschaft; Mitherausgeber Herrschaft 48, 72, 117, 122 f., 127 f., 169 –, bürokratische 120 – Kategorie der 117, 119 f., 127 – kraft Autorität 128 – kraft Interessenkonstellation 128 –, legitime 101, 127 f., 169 –, patriarchale 120 –, patrimoniale 120 – Typen der 127, 169 Herrschaftslehre 124 –, soziologische 72, 112 auch: Staats- und Herrschaftslehre Herrschaftssoziologie 52 f., 92, 94, 106 f., 110, 112 f., 122, 128 Herrschaftstypologie –, dreigliedrige 122 –, viergliederige 122 Hinduismus 93 homo oeconomicus 22, 24, 47 Honorar, Honorierung – der Mitarbeiter/Bearbeiter des Hand-
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buchs/GdS 99, 194, 198, 202, 204, 206, 210, 214, 218, 220 f., 223, 226, 228 – der Herausgeber- und Redaktionsarbeiten Max Webers 10 f., 19 f. – der Separatausgaben 192 auch: Redaktionshonorar Ideal, Ideale –, theoretisches 166 –, wirtschafts- und sozialpolitische 25, 146, 157, 169 Idealtypus, idealtypisch 15, 22, 98, 103 Industriekapitalismus 115 Inklusion 118 f. Integration, Integrationsgrad (der Vorkriegsmanuskripte) 110 f. –, relative 114, 125 Interessenkonstellation 128 Judentum –, antikes 93 –, talmudisches 93 Jurisprudenz 16, 49 f. Kapitalismus 3 f., 25, 35, 69, 81, 115, 151 f., 157, 160 f., 170, 172 –, moderner 25, 28, 36, 51, 62, 81, 146 f., 157, 169 –, ökonomisches Wesen des 17 auch: Agrar-; Industriekapitalismus Kapitalismusanalyse 38 Kapitalrechnung 81 – Gesetz der 78 Kategorie, Kategorien 53, 57–59, 86 f., 89, 117, 119 f., 127, 147, 169 –, soziologische 52, 57, 127 kategorienarm 52, 57, 89, 118, 123, 125, 129 kategorienfrei 88 Kategorienlehre, soziologische 106 kategorienreich 52, 57, 66, 82, 88 f., 120, 123, 125, 129 kategorienstark 52, 124 Kirche 85, 119 Klassen 50, 70, 92, 112, 169 – und Schichten 23 – und Stände 128, 146 auch: Arbeiterklasse Klassenbildung 127 Knappheitsproblem 127 Komputationsregeln 78 Konfuzianismus 93
Konsum Bedarf und Konsum Konvention 50, 53, 85, 87 Kollektivherausgeberschaft 9, 17, 144, 183, 190 Kolonialpolitik 17 Kolumnentitel 97 f. Konstruktion, subjektivistische 78 Korrespondenzen zum Handbuch/GdS 15, 17 f., 32, 41, 143 f., 185, 189 f., 198 Kredit 23, 77 f., 140, 145 Kritik des historischen Materialismus 50, 72, 113, 146 Kulturkreis, mittelmeerisch-okzidentaler 63 Kulturreligionen 100, 169 auch: „Aufsätze über die Culturreligionen“ Kultursoziologie, materiale ökonomische 38, 73, 164 Legitimationsproblem 127 Legitimationsproblematik 123 Legitimität, demokratische 122 Legitimitätseinverständnis 52 Lehrbuch(-Charakter) des Handbuchs 2 f., 12 f., 17 f., 33, 65, 84, 127, 144, 166 Lieferungen, lieferungsweises Erscheinen „Grundriß der Sozialökonomik“ und „Wirtschaft und Gesellschaft“, Erscheinen in Lieferungen logisch-werttheoretischer Aspekt 54 Logos 54 f., 58, 64, 71, 124 Macht 22, 47 f., 52, 77–79 Mächte –, außerwirtschaftliche 104 –, gesellschaftliche 23, 62, 64, 82, 125, 127 f. –, wirtschaftliche 64, 82, 124 Machtgesetz 79 Machtkampf 48, 81 Machtverhältnis 23, 77, 81, 128 Manuskripte kategorienarm; kategorienreich Markt, Marktgeschehen/-vorgänge 52, 79 f., 83, 119, 126, 128 – Vermachtung des 79 Marktgemeinschaften, Universalismus von 119 Marktpreise 77 Marktvergemeinschaftung 80, 169 Marktvergesellschaftung 51, 80, 119
Sachregister Marktverhältnisse als Machtverhältnisse 81 Materialismus Geschichtsauffassung, materialistische; Kritik des historischen Materialismus Methode – der abnehmenden Abstraktion (v. Wieser) 22 f., 77, 145 – der Sozialökonomik 164 Methodenfragen (zum Handbuch/GdS) 26, 38, 144, 164 f. Methodik 26, 165 – der verstehenden Soziologie 55 „Methodologie“ (Beitrag Webers) 16 f., 26, 35, 50 Methodologie, methodologische Position 22, 25, 73 Mitarbeiter/Bearbeiter des Handbuchs 17, 26, 38–40, 43, 50, 143 f., 178 f., 248 – als Mitherausgeber 27, 32 auch: Mitherausgeber; Kollektivherausgeberschaft – Auswahl der 12, 16 f., 27, 38, 165, 199, 231 – des „Schönberg“ 2 f., 7, 13 auch: Honorar, Honorierung; Rundschreiben Mitarbeiterverträge Verlagsverträge für die Mitarbeiter des Handbuchs/ GdS Mitherausgeber 9, 18, 26 f., 32, 34, 43, 65 f., 71, 100, 120, 165 f., 175, 178 f., 183, 185, 187–190 Nachbar(schafts)verband 94, 118, 169 Nachfrage 79, 147 –, wirksame 79, 81 Nachschlagewerk 2 f. Nationalökonomie 25 – als Handlungs- und Ordnungswissenschaft 63 –, deutschsprachige 5 –, historische 58 –, systematische 58 auch: Österreichische Schule Natur 24, 145 Naturalrechnung 81 Naturalwirtschaft 77 f., 81 Naturgesetz 49 Norm, Normen 49 f., 58 – dogmatische und empirische Betrachtung von 49
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Norm-Maxime 49 Obödienzverhältnis 128 Öffentliches Recht 123 Öffnung (sozialer Beziehungen) 118 Oikenwirtschaft 69 Oikos 119 f., 169 Ökonomie, politische 4, 63 Oligarchie 48 Österreichische Schule 8, 14 f., 47 Ordnung, Ordnungen 64, 127 –, außerwirtschaftliche 104 – Garantie der 53 – Geltung (empirische) einer 53, 56 –, gesellschaftliche 38, 62, 82, 125, 127 f., 164, 169 – Nebeneinander verschiedener/widersprüchlicher 57 –, politische 69 –, soziale 52 –, wirtschaftliche 64, 82, 124 –, zweckverbandsmäßige 53, 118 Ordnungsbegriff 123 Ordnungskonfiguration 128 Ordnungstheorie 63 Organisation – des Handbuchs 12, 14 auch: Weber, Max als Redakteur und Organisator des Handbuchs (Personenregister) –, herrschaftliche 52 Orientierung 127 Parteien 169 Parteiensoziologie 107 Perspektive –, entwicklungsgeschichtliche 119 –, universalhistorisch-vergleichende 83 –, universalhistorische 62, 67, 128 –, vergleichende und entwicklungsgeschichtliche 64 f. auch: Beobachter-; Teilnehmerper spektive Petitdruck, Petitsatz 27 f., 85, 144, 179 Preisbildung 23, 80, 148, 158, 170 – als Machtkampf 81 Preisbildungstheorie 80, 171 Preisfrage/-problem 23, 77, 140 Preisgesetz 77, 79 Preiskampf 126 Preislehre 23 Preistheorie 24, 77, 145
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„Preußische Jahrbücher“ 101 Privatrecht 123 Probleme –, allgemeine 28 –, generell-theoretische 26 –, soziologische 65, 76, 80 f., 126 –, universalgeschichtliche 63, 65 –, wirtschaftssoziologische 80 auch: Einzelprobleme Problemstellung 167 Prozeß –, gesellschaftlicher 79 –, naturalwirtschaftlicher 77, 81 –, volkswirtschaftlicher 78 f. Psychologie 56 auch: Experimentalpsychologie Psychophysik 14
–, systematische 104 Religionssystematik 56, 72 Rentabilität 81 Rentabilitätsprinzip 126 Ressentimenttheorie 56 Richtung –, exakte 15 –, realistische 15 –, theoretische 15, 47 Rundschreiben (an die Mitarbeiter/Mitherausgeber) – Juni 1911 66, 175 f. – Februar 1912 66, 178 f. – Juni 1912 34, 182–185 – Dezember 1913 32, 38, 65, 70 f., 73, 187–190 – Januar 1914 120, 192 f.
Rationalisierung 38, 164 Rationalismus 63, 116 –, okzidentaler 63 Rationalisierungsproblematik 62, 83 Rationalisierungsprozeß 62 Realgrund 56 Rechenhaftigkeit 78, 81 Recht 27 f., 53, 87, 117, 120 f., 123, 169 – und Konvention 50, 53, 85 – und Macht 47 f., 77 f. – und Staat 67, 70 auch: Öffentliches –; Privatrecht; Wirtschaft und Recht Rechtsdogmatik 56 Rechtsnachfolge – Max Webers 99, 226 f. – Schönbergs 10 auch: Schönberg Erben –, vertragliche Bestimmungen 201, 206, 210, 214, 218, 223, 229 Rechtsordnung 48, 51 f. Rechtssoziologie 82, 89, 95, 112, 123 Rechtswissenschaft 51 auch: Jurisprudenz Redaktion (des Handbuchs) 10 f., 43 f., 47, 70, 190, 228 auch: Weber, Max als Redakteur des Handbuchs (Personenregister) Redaktionshonorar 11, 19, 231 f. Redaktionsvertrag 19, 45, 230–232 Relevanz, ökonomische 104, 117, 118, 145 Religion 64, 70, 72, 117, 120, 123, 125, 169 Religionssoziologie 52, 59, 82 f., 89, 94, 112, 123
Sachdarstellungen 106 Sammelwerk – Charakter des Handbuchs als 13, 17 f., 34, 38, 164–166 – Konzeption des 65, 73 – Mitherausgabe des Verlagsverträge für die Mitarbeiter – Richtlinien für 84 Schichten 23 Schließung (sozialer Beziehungen) 118 „Schönberg revisus“ 38 Schönberg Erben 10 f., 32 f., 163, 180, 194 Schönbergs Handbuch 1 f., 6, 9 f., 21, 25 f., 34, 37 f., 64, 163, 166 f., 179, 180, 182 f., 187, 194, 211 Schriftleiterfunktion 33, 41 auch: Weber, Max als Schriftleiter des Handbuchs (Personenregister) Schriftleitung (des Handbuchs) 14, 32, 43 f., 66, 163, 166 f., 176, 230 Sekten 85, 93, 119 Separatausgaben (der Handbuchbeiträge) 17, 120, 191, 192 f., 202 „Siebeck’s Handbuch der Politischen Ökonomie“ 17 f. „Siebeck’s Handbuch der Sozialökonomik“ 17 f. Sippe 72, 169 Sippenverband 94 Sitte 87 Sonderausgaben Separatausgaben Soziallehre des Staates 67 Sozialökonomik 51, 63, 80, 241 – Methoden der 164
Sachregister Sozialphilosophie 49 Sozialpolitik 13, 17, 38, 152 f., 172 f. Sozialtheorie (Stammlers) 49, 53 Sozialwirtschaft 38, 164, 166 Sozialwissenschaften 2, 40, 125 –, systematische Erkenntnistheorie der 38, 59, 164 Soziologentag (Erster Deutscher) 74, 85 Soziologie 13 f., 23 f., 38, 40, 47, 50 f., 62, 70, 77, 79, 103, 115, 124, 167 –, „abstrakte“ 98 f., 103 f. –, Allgemeine 82 – der Cultur-Inhalte 73 – der Erlösungslehren 72, 112 – der Gemeinschaften 52, 89, 94, 112 – der Marktvorgänge 80 – der religiösen Ethiken 72, 112 – der Verbände 94 – des Marktgeschehens 83, 126 –, „konkrete“ 98 f., 103, 105 f. – und Wirtschaftstheorie 58 – und Wirtschaftswissenschaft 49 –, verstehende „verstehende Soziologie“ auch: Herrschafts-; Kultur-; Parteien-; Rechts-; Religions-; Staats-; Wirtschaftssoziologie „Soziologie“ (Max Webers) 41 f., 70, 84 f., 96, 113, 115, 121 – als Separatausgabe 120, 191, 193 „Soziologisches Kränzchen“ 7, 33 Staat, Staaten 28, 50, 67, 70, 77, 82, 146 – Konkurrenz der 77 –, moderner 51, 115, 119, 122 f., 146, 152, 157, 161, 169, 172 auch: Anstaltsstaat; Soziallehre des Staates Staatslehre, vollständige soziologische im Grundriß 67, 70, 72, 82 Staats- und Herrschaftslehre 124 –, soziologische 112 –, umfassende soziologische 72, 77 Staatssoziologie 77, 82, 89, 92, 94, 107 f., 112 Staatswirtschaft 22, 68 – Theorie der 77, 168 Stadt, okzidentale 122 Stadtwirtschaft 68 f. Stände 70, 112, 128, 146, 169 Ständebildung 127 Stoffeinteilung 143 – Anlage der 166
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– Aufstellung März 1914 37 f., 76, 155, 156–162 auch: „Einteilung des Gesamtwerkes“ Stoffverteilung 16, 37, 167 Stoffverteilungsplan (1910) 25, 27 f., 30 f., 35 f., 38 f., 43, 46, 49 f., 59 f., 64, 66 f., 70 f., 74 f., 82, 88, 90, 114 f., 142, 145–154, 177, 179, 207 –, provisorischer 16 f., 139 – Vorbemerkung zum 27, 38, 142, 143 f., 179, 183 Strukturformen 117 f., 127 Strukturprinzip, gesellschaftliches 119 Stufentheorie 69 auch: Wirtschaftsstufentheorie Successor (des Handbuchs) 6 f., 9 Tausch – Theorie des 145 – Vergesellschaftung durch 119 Tauschgemeinschaft 79 – Theorie der 22, 140 Tauschwirtschaft –, arbeitsteilige 22 – Theorie der 23 Technik 24, 38, 70, 145, 147, 156, 164, 168 – geschlossene Theorie der 72 Teilnehmerperspektive 56 Termin (für die Manuskriptablieferung) 15 f., 28, 40, 42, 66 f., 71, 83, 121, 140, 175 f., 178 f., 187 f., 204 –, vereinbarter 143, 204, 208, 212, 216, 221 –, vertragsmäßiger 19, 199 auch: Druck-; Erscheinungstermin Terminverschiebungen 32 Terminverzögerungen 165 Textklassifikation kategorienarm, kategorienreich Textkonstitution Integration (der Vorkriegsmanuskripte) Textverweise (Untersuchung der) 59 f., 85 f., 92, 94, 106, 110, 117, 122, 124, 127 auch: Verweismethode Theorie 12 f., 16 f., 23 f., 38, 40, 167 f. –, abstrakte 17, 21 f., 24, 36, 140 – der einfachen Wirtschaft 77, 79, 140 – der Staatswirtschaft 77, 168 – der Tauschgemeinschaft 22 – der Volkswirtschaft 77, 168 –, individualistisch-utilitaristische 48 auch: Erkenntnis-; Gesellschafts-; Handlungs-; Ordnungs-; Preis-;
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Preisbildungs-; Ressentiment-; Sozial-; Vererbungs-; Wirtschafts-; Wirtschaftsstufentheorie; sowie „Wirtschaft und Gesellschaft“ als „geschlossene soziologische Theorie und Darstellung“ Titel, Titelfrage (Handbuch/GdS) 9, 11, 17 f., 33 f., 74, 121, 142, 185, 190, 195, 207, 211, 215 auch: Abteilungs-; Beitrags-; Kolumnentitel Titelblatt „Wirtschaft und Gesellschaft“, Titelblatt Transportwesen 43, 148, 159, 171 Umfang – der Beiträge Beitragsumfang – des Handbuchs/GdS 13, 16 f., 26 f., 34, 66, 71, 183 – des „Schönberg“ 2 f., 10, 12, 38 universalhistorisch, universalgeschichtlich 62 f., 67, 72, 116, 128 universalhistorisch-vergleichend 83 Verband, Verbände 53, 118 f., 124, 127, 169 –, politische 89, 118 f., 169 –, religiöse 118 – Strukturformen der 118, 127 auch: Dorf-; Familien-; Gemeinde-; Nachbar-; Sippen-; Wehrverband sowie Soziologie der Verbände Verbandsbegriff 123 Verbandshandeln 86 Verein 62, 85, 118 –, voluntaristischer 119 „Verein für Sozialpolitik“ 13 f., 47, 54 f., 57, 73, 79, 125 Vererbungstheorie 14 Vergemeinschaftung 80, 119 –, übergreifende 119 auch: Einverständnis-; Marktvergemeinschaftung Vergesellschaftung 52 f., 80, 85, 119 auch: Marktvergesellschaftung Verkehrswirtschaft, moderne 21, 25, 28, 35, 51, 126 f., 148 Verlagsverträge – für die Mitarbeiter/Mitherausgeber des Handbuchs/GdS 17, 197–218, 220 – 1909 (Entwurf) 18 f., 198–202 – 1910 25 f., 35, 71, 142, 183, 203–206, 208–210
– – –
- 1914 35, 71, 211–218 mit Emil Lederer 45, 230–232 mit Schönberg 1895 10 f., 33, 180, 194 mit Marianne Weber 46, 99, 101, 105, 111, 226–229, 233 f. – mit Max Weber 19, 42 f., 89, 99 f., 219–225 –, rückdatierter 215 – über Separatausgaben 120, 192 Verleger 3 f., 11 f., 15 f., 20, 26 f., 32 f., 65, 67, 70 f., 76, 83, 94, 126, 190, 234 „verstehende Soziologie“ 51, 53 f., 58 f., 74, 88 – als empirische Wissenschaft vom Handeln 51, 59 – als theoretische Erfahrungswissenschaft vom menschlichen Handeln 127 – Methodologie der 73 Verteilungstheorie 145 Verwaltungslehre 2, 4, 12 f. Verwaltungsproblem/-problematik 123, 127 Verweise (in den Texten Max Webers) Textverweise Verweismethode 110, 114 Volkswirtschaft 16, 68 f., 77 f., 140 – Theorie der 77, 168 Volkswirtschaftslehre 2, 4, 76, 185 Vorrat 24 – Gesetz des 78 Vorwort „Grundriß der Sozialökonomik“, Vorwort; Stoffverteilungsplan, Vorbemerkung; „Wirtschaft und Gesellschaft“, Vorwort Wehrverband 122 Weltwirtschaft, Theorie der 77, 168 Werkplan von 1914 89, 106 f., 114 auch: „Einteilung des Gesamtwerkes“ Wert 24, 78, 140 – Lehre vom 23, 77 –, natürlicher 22 f. –, wirtschaftlicher 77, 81 Wertfrage, Wertproblem 23, 77 Wertgefühle 78 Wertgesetz 24, 77 –, subjektives 78 Werttheorie, werttheoretisch 23, 54, 145 Werturteile 55 Werturteilsfreiheit 27 Werturteilsstreit 54, 86 Wirtschaft
Sachregister –, kapitalistische 128 –, moderne kapitalistische 27, 35, 62, 146, 169 –, tauschlose 22 – Theorie der einfachen 22, 77, 140, 168 – Theorie der gesellschaftlichen 168 – und Gesellschaft 145, 157, 168 – und gesellschaftliche Bedingungen 27, 62 – und gesellschaftliche Ordnungen 164 – und Kultur 50, 72, 115, 146 – und Macht 48 – und Recht 48, 50 f., 67, 77, 82, 88 f., 115, 145, 169 – und Religion 72 – und soziale Gruppen/Gemeinschaften 50, 52, 70, 72, 115, 146 – und Staat 67, 70 – und Technik 38, 70, 145, 156, 164, 168 auch: Geld-; Haus-; Oiken-; Staats-; Stadt-; Tausch-; Verkehrs-; Volks-; Weltwirtschaft „Wirtschaft und Gesellschaft“ – als Abschnitt(stitel) 42, 46, 221 – als Abteilung(stitel) 42, 46, 74, 104, 109 f., 220, 224, 226, 228 auch: „Grundriß der Sozialökonomik“, Abteilung III – als umfassende soziologische Erörterung 189 – als „geschlossene soziologische Theorie und Darstellung“ 59, 72 f., 81, 83, 111 f., 117, 120 f., 124 f., 126, 128 – als Werk in drei Teilen 105 – als Werk in zwei Fassungen 109 – als Werk in zwei Teilen 105 f. – Beitragsumfang 42, 70, 72, 82 f., 103, 120, 219, 221, 228 – Dispositionen 61, 66, 74 f., 82, 88, 90 f., 94, 112–114, 116–125, 127, 129–131, 145 f., 168 f. – Erscheinen in Lieferungen 42 f., 89, 94 f., 99, 102 f., 220 f., 225, 227, 228
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– Inhaltsverzeichnis (gedrucktes) 46, 97 f., 108 f. – postume Ausgaben 93–109 – Titel, Titelfrage 42 f., 46, 60, 64, 74, 95, 98 f., 104, 106, 109 f., 125 – Titelblatt zur 1. Lieferung 42 f., 254 f. – Titelblatt zur Erstausgabe 46, 233, 256 f. – Vorwort Marianne Webers 95, 233 auch: Integration (der Vorkriegsmanuskripte); kategorienarm; kategorienreich; „Soziologie“; Textverweise; Verlagsverträge „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ (als Beitragstitel) 39, 43, 60 f., 74 f., 93, 99, 104, 106, 109–112, 117, 124 f., 168 Wirtschaften, soziologische Grundkategorien des 127 Wirtschaftsethik 41 Wirtschaftsgeschichte 13, 38, 126, 164 Wirtschaftsgesinnung 169 Wirtschaftsordnung 25, 52 Wirtschaftssoziologie 80, 82, 112, 128 Wirtschaftsstufen 16 f., 69, 145, 156, 168 auch: Entwicklungsstufen Wirtschaftsstufentheorie 22, 24, 68 f. Wirtschaftstheorie 13 f., 21 f., 46 f., 58, 62, 76 f., 79 f., 115, 126, 145, 156 –, individualistische Anlage der 47 Wirtschaftswissenschaft 47, 49, 51, 59, 71, 145 f., 168 Zwangsanstalt, universalistische 51 Zwangsapparat 85 Zweck-Maxime 49 Zweckverband 85, 118 auch: Ordnung, zweckverbandsmäßige Zweckverein 118 Zweiteilungsthese 106 auch: „Wirtschaft und Gesellschaft“, als Werk in zwei Teilen
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
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Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe Abteilung I: Schriften und Reden
1. Aufbau der Gesamtausgabe In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nach gelassenen Texte Max Webers mit Ausnahme seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur dann wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur dann berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem Band ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Schriften und Reden Abteilung II: Briefe Abteilung III: Vorlesungen
2. Aufbau der Abteilung I: Schriften und Reden Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden dann in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der Sachzusammenhang und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische Angabe wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, wo dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wortgebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Ent stehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, als auch für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht annähernd ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Reli gionssoziologie“ und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft“ an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden Aufbau: Band 1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889 – 1894
Hg. von Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius; 2008
Band 2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891
Hg. von Jürgen Deininger; 1986 (Studienausgabe 1988)
Band 3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892
Hg. von Martin Riesebrodt; 2 Halbbände, 1984
Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 – 1899
Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff; 2 Halbbände, 1993
Band 5: Börsenwesen Schriften und Reden 1893 – 1898
Hg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll; 2 Halbbände, 1999, 2000
Band 6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften und Reden 1893 – 1908
Hg. von Jürgen Deininger; 2006
MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
Band 7: Zur Logik und Methodik der Sozialwissenschaften Schriften 1900 – 1907 Band 8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900 – 1912
Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Peter Kurth und Birgitt Morgenbrod; 1998 (Studienausgabe 1999); Ergänzungsheft 2005
Band 9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904 – 1911 Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1905 – 1912
Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann; 1989 (Studienausgabe 1996)
Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908 – 1912
Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 1995 (Studienausgabe 1998)
Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908 – 1917 Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1908 – 1920 Band 14: Zur Musiksoziologie Nachlaß 1921
Hg. von Christoph Braun und Ludwig Finscher; 2004
Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914 – 1918
Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger; 1984 (Studienausgabe 1988)
Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918 – 1920
Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker; 1988 (Studienausgabe 1991)
Band 17: Wissenschaft als Beruf 1917/1919 – Politik als Beruf 1919
Hg. von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Birgitt Morgenbrod; 1992 (Studienausgabe 1994)
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Band 18:
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904 – 1920
Band 19:
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915 – 1920
Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko; 1989 (Studienausgabe 1991)
Band 20:
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916 – 1920
Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio; 1996 (Studienausgabe 1998)
Band 21:
Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1911 – 1920
Hg. von Eckart Otto unter Mitwirkung von Julia Offermann; 2 Halbbände, 2005 (Studienausgabe 2009)
Band 22:
Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaft lichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß 22-1: Gemeinschaften
Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Michael Meyer; 2001 (Studienausgabe 2009)
22-2: Religiöse Gemeinschaften Hg. von Hans G. Kippenberg
in Zusammenarbeit mit Petra Schilm unter Mitwirkung von Jutta Niemeier; 2001 (Studienausgabe 2005)
22-3: Recht 22-4: Herrschaft
Hg. von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll; 2005 (Studienausgabe 2009)
22-5: Die Stadt Hg. von Wilfried Nippel; 1999
(Studienausgabe 2000)
22-6: Register Band 23:
Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie Unvollendet 1919 – 1920
MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
Band 24:
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Wirtschaft und Gesellschaft. Entstehungsgeschichte und Dokumente Dargestellt und hg. von Wolfgang Schluchter; 2009
3. Aufbau der Bände Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register. Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind Anhänge beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, gegebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.
4. Bandeinleitung Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Zusammenhang ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z. B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.
5. Editorische Berichte Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung“ und „Zur Überlieferung und Edition“ gegliedert. 5.1 „Zur Entstehung“ Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Ent-
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
stehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben. 5.2 „Zur Überlieferung und Edition“ Dieser Abschnitt informiert über Textbefund und Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem auch die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.
6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat. 6.1 Textkritischer Apparat Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe. 6.1.1 Textentwicklung Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet. 6.1.2 Texteingriffe Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang zerstören. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat dann Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen:
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a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z. B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden – soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik sind – der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z. B. „Erleicherung“, „aucht“). e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß“-Sätzen korrigiert. In allen anderen Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht dadurch eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet 6.2 Erläuterungsapparat Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung. 6.2.1 Zitate Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen“. 6.2.2 Literaturangaben Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere Angaben auf Literatur, so ist sie, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen. Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet. 6.2.3 Sacherläuterung Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Perso-
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
nenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinaus gehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien. 6.3 Präsentation Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge (amit Amerikaa). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung auf einanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sach lichen Zusammenhang mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt.
7. Verzeichnisse und Register Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit Ausnahme allgemein bekannter (z. B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandt-
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schaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. 5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen und besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von 1920 (z.B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z. B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein.
8. Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer (1), 2), 3) ...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.
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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
Bandfolge der Abteilung II: Briefe
Band Band Band Band Band
1: Jugendbriefe bis 1886 2: Briefe 1887 –1894 3: Briefe 1895–1902 4: Briefe 1903–1905 5: Briefe 1906–1908
Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1990 Band 6: Briefe 1909 –1910
Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1994 Band 7: Briefe 1911 –1912
Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2 Halbbände, 1998 Band 8: Briefe 1913 –1914
Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2003 Band 9: Briefe 1915 –1917
Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2008
Band 1 0: Briefe 1918 –1920 Band 1 1: Nachträge und Gesamtregister
MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln
Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften
Band 1: Allgemeine („theroretische“) Nationalökonomie. Vorlesungen 1894 – 1898 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Cristof Judenau, Heino H. Nau, Klaus Scharfen und Marcus Tiefel; 2009
Band 2: Praktische Nationalökonomie. Vorlesungen 1895 – 1899 Band 3: Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894 –1897 Band 4: Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895 – 1898 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger in Zusammenarbeit mit Silke Fehlemann; 2009
Band 5: Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894–1899 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger; 2008
Band 6: Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und Nachschriften 1919 –1920 Hg. von Bertram Schefold in Zusammenarbeit mit Joachim Schröder
Band 7: Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie). Mit- und Nachschriften 1920 Hg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Andreas Terwey; 2009
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