Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/23: Wirtschaft und Gesellschaft: Soziologie, Unvollendet 1919–1920 3161502922, 9783161502927

Max Webers Wirtschaft und Gesellschaft ist kein Buch in Teilen, sondern ein Projekt in mehreren Fassungen. Nach der Edit

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German Pages 825 [874] Year 2013

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“
Vorwort
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Einleitung
Editorischer Bericht
Text
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I. Soziologische Grundbegriffe
Kapitel II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens
Kapitel III. Die Typen der Herrschaft
Kapitel IV. Stände und Klassen
Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung
Verzeichnisse und Register
Personenverzeichnis
Glossar
Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
Personenregister
Sachregister
Seitenkonkordanzen
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
Bandfolge der Abteilung II: Briefe
Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften
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Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/23: Wirtschaft und Gesellschaft: Soziologie, Unvollendet 1919–1920
 3161502922, 9783161502927

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Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier, Gangolf Hübinger, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen †, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann † Abteilung I: Schriften und Reden

Band 23

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Max Weber Wirtschaft und Gesellschaft Soziologie Unvollendet 1919 –1920

Herausgegeben von

Knut Borchardt, Edith Hanke und

Wolfgang Schluchter

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Redaktion: Ursula Bube – Edith Hanke – Anne Munding Die Herausgeberarbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Nordrhein-Westfalen sowie vom Freistaat Bayern gefördert.

ISBN 978-3-16-150292-7 Leinen / eISBN 978-3-16-157749-9 unveränderte ebook-Ausgabe 2019 ISBN 978-3-16-150294-1 Hldr Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2013 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohr.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer-tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruck papier. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Josef Spinner in Ottersweier.

Inhaltsverzeichnis

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ Allgemeine Hinweise der Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXI Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Anhänge zum Editorischen Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

Text Kapitel I. Soziologische Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Kapitel II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens . 216 Kapitel III. Die Typen der Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 Kapitel IV. Stände und Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 Anhang Korrekturfahnen zur 1. Lieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601 Verzeichnisse und Register Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 721 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738 Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur . . . . . . . . . . . 754 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771

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Inhaltsverzeichnis

Seitenkonkordanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 837 Bandfolge der Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846 Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungs­ nachschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 847

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ Allgemeine Hinweise der Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe*

Die Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ steht im Rahmen der Max Weber-Gesamtausgabe vor einem umfangreichen und komplexen Text­ bestand, dem nicht abgeschlossenen Ergebnis einer zehnjährigen Schaffensperiode Max Webers. Über den Entstehungszusammenhang, die „Werk­idee“ und die Anordnung der einzelnen Texte wird seit langem eine zum Teil kontroverse Debatte geführt, ohne daß für alle offenen Fragen eine eindeutige Antwort gefunden worden wäre. Von Max Weber ist keine letztgültige Disposition überliefert, und die im Nachlaß vorhandenen Texte befanden sich in einem zum Teil fragmentarischen Zustand. Die von Marianne Weber begründeten und von Johannes Winckelmann revidierten Editionen haben trotz unterschiedlicher Textanordnung eine Werkgestalt geschaffen, die die Rezeptionsgeschichte bestimmt hat. Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage haben die Herausgeber der Max WeberGesamtausgabe eine Reihe von Entscheidungen treffen müssen, über die im folgenden kurz berichtet wird. Werkgeschichte Als Max Weber zum Jahresbeginn 1909 das Angebot Paul Siebecks annahm, an der Herausgabe eines neuen „Handbuch(s) der politischen Ökonomie“ federführend mitzuwirken, begann er ein Projekt, das ihn bis zu seinem Tode beschäftigte. Als Koordinator des Handbuches sorgte er zusammen mit Paul Siebeck dafür, den Stoff zu gliedern, die Mitarbeiter zu gewinnen, deren Beiträge aufeinander abzustimmen und auf die Fertigstellung zu drängen. Als Autor arbeitete er über zehn Jahre an seinem eigenen Beitrag. In dem von ihm entworfenen „Stoffverteilungsplan“1 für das „Handbuch der politischen Ökonomie“ vom Mai 1910 hatte er sich verschiedene Artikel, vor allem das Kapitel „Wirtschaft und Gesellschaft“, zugeordnet. Dieser Beitrag war für den III. Abschnitt des Ersten Buches *  Die „Hinweise“ von 1999 wurden aktualisiert. 1  Abgedruckt als Dokument Nr. 2, in: MWG I/24. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 2009, S. 145–154, und mit handschriftlichen Zusätzen in: Winckelmann, Johannes, Max Webers hinterlassenes Hauptwerk: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Entstehung und gedanklicher Aufbau. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1986, S. 151 – 155.

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Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

vorgesehen, in dem Natur, Technik und Gesellschaft als Rahmenbedingungen der Wirtschaft dargestellt werden sollten. Für seinen Beitrag hatte Weber drei Gegenstandsbereiche ausgewählt: „a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands). b) Wirtschaft und soziale Gruppen (Familien- und Gemeindeverband, Stände und Klassen, Staat). c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus).“ Dieser nach Inhalt und Umfang begrenzte Beitrag sollte bis zu den festgesetzten Ablieferungsterminen – zunächst Herbst 1911, dann Juli 1912 – fertiggestellt sein. Das war die Ausgangslage für sein Projekt „Wirtschaft und Gesellschaft“. Da die meisten Autoren auch den Herbst 1912 als Ablieferungstermin nicht einhielten, verschob sich der Beginn der Drucklegung schließlich auf den Sommer 1914. Zu diesem Zeitpunkt war auch der neue Titel des Handbuchs, „Grundriß der Sozialökonomik“ (GdS), festgelegt. Dadurch sollte jeder Anschein einer Kontinuität des neuen Handbuchs mit dem „Handbuch der politischen Ökonomie“ vermieden werden, das, von Gustav von Schönberg herausgegeben, in den Jahren 1882 bis 1896 in vier Auflagen im Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung von Paul Siebeck erschienen war.   Dem ersten Band des GdS wurden 1914 ein „Vorwort“ und eine „Einteilung des Gesamtwerkes“ vorangestellt. Letztere unterscheidet sich erheblich vom „Stoffverteilungsplan“ des Jahres 1910 und gibt die inzwischen eingetretenen Veränderungen in der Gliederung des Gesamtwerkes wieder. Weber hatte mehrere Beiträge, die er zunächst sich zugeordnet hatte, an andere Autoren abgegeben und konzentrierte sich auf eine wesentlich erweiterte Abhandlung in der Abteilung III „Wirtschaft und Gesellschaft“ des Ersten Buches „Grundlagen der Wirtschaft“. Für diesen Beitrag findet sich in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ folgende Gliederung: „1. Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen. Wirtschaft und Recht in ihrer prinzipiellen Beziehung. Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen. 2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb. 3. Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde. 4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen. 5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesinnung. 6. Die Marktvergemeinschaftung. 7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation. 8. Die Herrschaft: a) Die drei Typen der legitimen Herrschaft, b) Politische

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

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und hierokratische Herrschaft, c) Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte, d) Die Entwicklung des modernen Staates, e) Die modernen politischen Parteien.“2 Diese gegenüber dem „Stoffverteilungsplan“ erweiterte Konzeption hatte Max Weber dem Verleger Paul Siebeck bereits im Brief vom 30. Dezember 1913 angedeutet. Er habe, so schrieb er, „eine geschlossene soziologische Theorie und Darstellung ausgearbeitet, welche alle großen Gemeinschaftsformen zur Wirtschaft in Beziehung setzt: von der Familie und Hausgemeinschaft zum ,Betrieb‘, zur Sippe, zur ethnischen Gemeinschaft, zur Religion (alle großen Religionen der Erde umfassend: Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken, – was Tröltsch gemacht hat, jetzt für alle Religionen, nur wesentlich knapper), endlich eine umfassende soziologische Staats- und Herrschafts-Lehre. Ich darf behaupten, daß es noch nichts dergleichen giebt, auch kein ,Vorbild‘.“3 Diese veränderte Konzeption war das Ergebnis der Schaffensperiode von 1912 bis Ende 1913, insbesondere der Konstruktion der drei Typen der legitimen Herrschaft und der Studien über die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Weber wollte diese Fassung seines Beitrages bis Ende 1914 ausarbeiten und 1915 erscheinen lassen. Eine durchgehend ausformulierte, druckfertige Fassung lag bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch nicht vor, obgleich die Ausarbeitung, wie der Brief an Paul Siebeck zeigt, relativ weit gediehen war. Die nachgelassenen Schriften zeigen, daß Max Weber bei Kriegsausbruch, als er die Arbeit an diesen Manuskripten unterbrach, seinen Beitrag erneut wesentlich erweitert hatte. Dies gilt insbesondere für die „Rechtssoziologie“, die nach der „Einteilung des Gesamtwerkes“ nur ein Unterabschnitt des Kapitels über den politischen Verband sein sollte. Wenngleich Max Weber 1917 und 1918 in Vorträgen und Aufsätzen mehrfach Themen aus seinen Beiträgen zum Grundriß aufgriff,4 so arbeitete er doch erst 1919 wieder intensiv an seinem Beitrag für den „Grundriß der Sozialökonomik“. Aus den von ihm 1920 zum Druck gegebenen Kapiteln läßt sich ersehen, daß er nun nicht mehr der Gliederung von 1914 folgte. 2  Die „Einteilung des Gesamtwerkes“ mit der Spezifizierung des Inhaltes von Webers Beitrag ist abgedruckt in: GdS, Abt. I. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. X f., sowie als Dokument Nr. 4, in: MWG I/24, S. 168 f. 3  Brief an Paul Siebeck vom 30. Dez. 1913, MWG II/8, S. 448 – 450, Zitat: S. 449 f. 4  So in einem Vortrag am 25. Oktober 1917 in Wien, von dem nur ein Pressebericht überliefert ist (MWG I/22-4), und in seiner Vorlesung im Sommersemester 1918 in Wien unter dem Titel „Positive Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung“. In einer Artikelserie für die Frankfurter Zeitung, die in der Zeit von April bis Juni 1917 erschien und unter dem Titel „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland“ 1918 gesondert veröffentlicht wurde (MWG I/15, S. 432 – 596), behandelte er Themen, die in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ 1914 unter den Stichworten „Entwicklung des modernen Staates“ und „Moderne politische Parteien“ angekündigt waren.

X

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

  In den Jahren von 1910 bis 1920 hatte Weber für seinen unter dem Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ geführten Beitrag unterschiedliche Konzeptionen vor Augen. Die erste, die er 1910 im „Stoffverteilungsplan“ skizziert hatte, ersetzte er durch eine neue, die der „Einteilung des Gesamtwerkes“ vom 2. Juni 1914 zugrunde liegt. In diese zweite Konzeption fügen sich die bei Kriegsausbruch 1914 vorliegenden umfangreichen Abhandlungen über „Religionssoziologie“, „Rechtssoziologie“ und „Die Stadt“ nur sehr bedingt ein. In den Jahren 1919 und 1920 setzte er abermals neu an. Drei Kapitel brachte er zum Druck, das vierte Kapitel blieb unvollendet, und über den beabsichtigten Fortgang der Darstellung gibt es nur sehr allgemeine Hinweise. Die von Marianne Weber und Johannes Winckelmann präsentierte Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ enthält daher Texte aus einem langen Arbeitsprozeß, in dem sich Konzeption und Darstellungsart mehrmals änderten.   Nach dem Tode Max Webers stellte sich Marianne Weber sofort tatkräftig in den Dienst des Werkes ihres Mannes. Gleichzeitig besorgte sie die Drucklegung der „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie“ und der „Gesammelten Politischen Schriften“, die schon in den Jahren 1920 und 1921 erschienen, und bemühte sich um die Weiterführung von „Wirtschaft und Gesellschaft“. Der von Max Weber noch zum Druck gegebenen 1. Lieferung ließ sie in den Jahren 1921 und 1922 drei weitere Lieferungen aus nachgelassenen Manuskripten folgen. Von diesen schied sie die „Musiksoziologie“, die Abhandlung „Die Stadt“ und den Aufsatz „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ aus und ließ sie an anderer Stelle drucken.5 Von den übrigen Manuskripten nahm sie an, daß sie, mit wenigen Ausnahmen, im Zusammenhang mit Webers Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ stünden. Die Herausgabe der nachgelassenen Schriften bot, wie sie schrieb, „naturgemäß manche Schwierigkeiten. Für den Aufbau des Ganzen lag kein Plan vor. Der ursprüngliche, auf S. X und XI, Band I des Grundrisses der Sozialökonomik6 skizzierte gab zwar noch Anhaltspunkte, war aber in wesentlichen Punkten verlassen. Die Reihenfolge der Kapitel mußte deshalb von der Herausgeberin und ihrem Mitarbeiter entschieden werden. Einige Abschnitte sind unvollendet und müssen so bleiben. Die Inhaltsangabe der Kapitel war nur für die ,Rechtssoziologie‘

5  Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik. Mit einer Einleitung von Th. Kroyer. – München: Drei Masken Verlag 1921 (MWG I/14). – Die Stadt. Eine soziologische Untersuchung, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 47. Band, Heft 3, 1921, S. 621 – 772 (MWG I/22 – 5). – Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft, in: Preußische Jahrbücher, Band 187, Heft 1, 1922, S. 1 – 12 (MWG I/22–4, S. 717–742). 6  Gemeint ist die „Einteilung des Gesamtwerkes“ von 1914.

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

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fixiert.“7 Unter Mitwirkung von Melchior Palyi veröffentlichte sie 1921 bis 1922 das Gesamtwerk, gliederte es in drei Teile, denen sie eigene Titel gab, und fügte „Die Stadt“ wieder ein. Sie war der Meinung, daß damit der Intention ihres Mannes für sein Projekt „Wirtschaft und Gesellschaft“ entsprochen sei. Den Unterschied zwischen den 1919/1920 geschriebenen und den älteren Manuskripten übersah sie zwar nicht, doch glaubte sie, daß zwischen beiden eine Beziehung bestehe, die eine Zusammenführung der heterogenen Texte in einem Buch rechtfertige. Sie sah in dem 1919 und 1920 neugefaßten Text der 1. Lieferung den „systematischen“ und „abstrakten“ Teil des Buches, dem sich ihrer Meinung nach ein „konkreter“, „mehr schildernder“ Teil anschloß. Im Vorwort vom Oktober 1921 schrieb sie: „Während aber im ersten, abstrakten Teil das auch dort überall herangezogene Historische wesentlich als Mittel zur Veranschaulichung der Begriffe dient, so treten nunmehr, umgekehrt, die idealtypischen Begriffe in den Dienst der verstehenden Durchdringung welthistorischer Tatsachenreihen, Einrichtungen und Entwicklungen.“8   Auf dieser Grundentscheidung basiert die seit 1922 überlieferte Werkgestalt von Max Webers „Wirtschaft und Gesellschaft“. Sie liegt der Rezeptionsgeschichte und den Übersetzungen des Werkes in andere Sprachen zugrunde. Auch Johannes Winckelmann schloß sich dieser Auffassung an. Durch Umstellungen und Hinzufügungen in den von ihm besorgten 4. und 5. Auflagen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ (1956 und 1972) glaubte er, der Intention Webers noch besser als Marianne Weber entsprechen zu können. Er wollte „eine zuverlässige Rekonstruktion der disponierenden Kompositionsgedanken des Autors gewinnen“, „die immanente Stoffgliederung von Max Webers eigenem Text herauspräparieren“ und damit das Opus magnum „in einer von Max Weber beabsichtigten und vorbereiteten Gestalt wieder herstellen“.9 Die Bemühungen von Johannes Winckelmann, aus „Wirtschaft und Gesellschaft“ ein in sich geschlossenes Werk zu machen, waren von Anfang an umstritten und erfüllten die Ansprüche an eine historisch-kritische Edition nicht. Sie führten auch dazu, daß die verschiedenen Auflagen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ nach Textbestand und Textanordnung erhebliche Unterschiede aufweisen. So stehen die Abhandlung „Die Stadt“, die Abschnitte „Die Wirtschaft und die Ordnungen“, „Politische Gemeinschaften“, „Nation“ und „Klasse, Stand, Parteien“ in der Edition von Marianne Weber an anderer Stelle als in der von Johannes Winckelmann, ganz abgesehen davon, daß der von ihm neu komponierte Abschnitt „Die rationale Staatsanstalt und die modernen 7  Vorwort zur ersten Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ vom Oktober 1921; abgedruckt auch in allen späteren Auflagen. 8  Dieses Vorwort ist in allen Auflagen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ abgedruckt. 9  Winckelmann, Max Webers hinterlassenes Hauptwerk, S. 3.

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Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

politischen Parteien und Parlamente (Staatssoziologie)“ kein authentischer Webertext, sondern eine Textmontage ist. Schließlich hatte Marianne Weber die Abhandlung „Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik“ der 2. Auflage als Anhang beigefügt, was Johannes Winckelmann in der 5. Auflage wieder rückgängig machte. Auch bei den Überschriften der „Teile“, der Kapitel und der Paragraphen bestehen große Abweichungen. Die Mehrzahl dieser Überschriften und Paragraphen ist nicht von Max Weber autorisiert. Sie wurden nach unterschiedlichen Gesichtspunkten von den beiden Herausgebern eingefügt.   Bei den überkommenen Editionen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ handelt es sich um unterschiedliche Zusammenstellungen von heterogenen Textbeständen, die aus wenigstens drei Bearbeitungsphasen stammen. Die letzte Phase mündet in die Fassung, die Weber selbst 1920 als 1. Lieferung seines Beitrags zum „Grundriß der Sozialökonomik“ zum Druck gab. Aus der zweiten Bearbeitungsphase stammen jene Texte, die er im wesentlichen in der Zeit von 1912 bis Mitte 1914 für die von ihm für 1915 geplante Veröffentlichung vorbereitet hatte. Die früheste Bearbeitungsphase ist durch Texte repräsentiert, die von 1909 bis 1912 entstanden sind und zu denen auch der 1913 publizierte Aufsatz „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“10 gehört. Diese frühen Texte lassen sich nur schwer bestimmen, da die Manuskripte nicht überliefert sind. Außerdem dürften sie zumeist für die für 1915 geplante Veröffentlichung überarbeitet worden sein, ohne daß dies im Detail heute noch nachgewiesen werden kann. Die Texte, die sich im Nachlaß fanden, weisen einen sehr unterschiedlichen Bearbeitungszustand auf. So wurde die Erstfassung der „Rechtssoziologie“, von der ein Typoskript überliefert ist, von Weber überarbeitet, wohingegen andere Texte unvollendet und redaktionell unbearbeitet überliefert sind. In dieser Form hätte Max Weber die Masse seiner nachgelassenen Texte wohl kaum zum Druck gegeben.   Der Edition der Max Weber-Gesamtausgabe liegen die überlieferten Manuskripte und Typoskripte zum Kapitel „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ sowie zu den §§ 1 – 7 der „Rechtssoziologie“ zugrunde. Letztere sind von Max Weber handschriftlich korrigiert und durch handschriftlich verfaßte Deckblätter zu den §§ 1 – 6 mit entsprechenden Überschriften und Inhaltsübersichten ergänzt worden. Ferner wurde 1996 ein sechsseitiges Manuskript zum Kapitel „Staat und Hierokratie“ aufgefunden. Insgesamt basiert die Edition der älteren, postum veröffentlichten Texte zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu über einem Fünftel auf einer durch Manuskripte oder 10  Zuerst in: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur, Band 4, Heft 3, 1913, S. 253 – 294 (MWG I/12); später in: Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 1. Aufl. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 403 – 450.

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

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­ yposkripte gesicherten Textvorlage. Der Herstellungsprozeß der von Max T Weber noch in den Druck gegebenen 1. Lieferung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ läßt sich anhand der überlieferten Fahnenkorrekturen Max Webers aus dem Frühjahr 1920 dokumentieren. Editionsplan Eine historisch-kritische Edition präsentiert Texte in ihrer überlieferten Form. Die Herausgeber machen sich dies zur Maxime. Sie wollen Max Webers unvollendetes Hauptwerk nicht rekonstruieren und geben daher die in der Rezeptionsgeschichte verbreitete Vorstellung von einem in sich geschlossenen Buch auf. Sie unterscheiden zunächst zwischen dem Text, den Weber selbst zum Druck gab, und den Texten, die sich in seinem Nachlaß fanden. Dementsprechend werden die nachgelassenen Texte im Band MWG I/22 mit den Teilbänden MWG I/22 – 1 bis 22 – 5 und die 1919/1920 für den Druck vorbereiteten Texte der 1. Lieferung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ im Band MWG I/23 ediert. Dadurch wird die von Weber autorisierte Fassung letzter Hand von den früheren Texten deutlich abgehoben. Der unterschiedliche Entstehungszusammenhang, die veränderte Konzeption und Begrifflichkeit werden dadurch herausgehoben. Auch die inhaltlichen Verdoppelungen bei den Darstellungen der Herrschaftstypen und der Klassen und Stände, die sich in beiden Textbeständen finden, werden erklärlich. Die Edition des Bandes MWG I/23 hat es mit einem zwar unvollständigen, aber von Weber für den Druck autorisierten Text zu tun, die Edition des Bandes MWG I/22 hingegen mit Texten aus verschiedenen Arbeitsgängen und von unterschiedlichen Bearbeitungsstufen, die zum Teil fragmentarisch geblieben sind und über deren Zuordnung Max Weber noch keine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Im übrigen fehlt diesen Manuskripten auch ein Anfang. Die für die Fassung von 1912 vermutlich vorgesehene systematische Einleitung ist durch die separate Veröffentlichung des „Kategorienaufsatzes“ aufgelöst und nicht ersetzt worden. Beide Bände tragen den durch Zusätze spezifizierten Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“, wodurch der thematische Zusammenhang zwischen den älteren und jüngeren Texten dokumentiert wird.   Im folgenden wird die Gliederung der Edition kurz geschildert. Die bandspezifischen editorischen Fragen werden in den Einleitungen zu den einzelnen Bänden und Teilbänden besprochen. Die Entwicklungsgeschichte des „Handbuch(es) der politischen Ökonomie“, später „Grundriß der Sozialökonomik“, sowie der dazu von Weber verfaßten Beiträge ist gesondert im Band MWG I/24 dargestellt. Dort sind auch die dafür relevanten Dokumente ediert.

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Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

MWG I/22 Der Band MWG I/22 umfaßt die im Zusammenhang von „Wirtschaft und ­Gesellschaft“ entstandenen nachgelassenen Schriften. Die in der 2. bis 4. Auflage als Anhang beigefügte Abhandlung „Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik“ ist im Band MWG I/14 gesondert ediert. Angesichts des Umfangs der Texte und des editorischen Apparates – im Satz der Max Weber-Gesamtausgabe mehr als 3000 Seiten – müssen Teilbände gebildet werden. Sie umfassen thematisch unterscheidbare Werkteile und tragen von den Herausgebern gewählte Bandtitel. Für den Teilband MWG I/22 – 5 wurde auf die Überschrift der Erstveröffentlichung „Die Stadt“ zurückgegriffen.   Durch die Publikation der nachgelassenen Texte zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ in verschiedenen, thematisch homogenen Bänden soll nicht der Eindruck erweckt werden, es handele sich um eine Sammlung von unverbundenen Texten, gewissermaßen um Darstellungen von „speziellen Soziologien“. Auch wenn einige Texte den Charakter umfangreicher Monographien annahmen, so waren sie doch von Weber im Zusammenhang seines Projekts „Wirtschaft und Gesellschaft“ entworfen. Die Teilbände stehen in einem konzeptionellen Zusammenhang, den Weber schon im Stoffverteilungsplan von 1910 skizzierte und im Vorwort zum 1. Band des GdS 1914 formulierte.11 Band MWG I/22 – 1: Gemeinschaften enthält die nachgelassenen Texte zu folgenden Abschnitten aus der „Einteilung des Gesamtwerkes“: Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen; Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb; Nachbarschaftsverband, Sippe, Gemeinde; Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen; Marktvergemeinschaftung; politischer Verband, Stände, Klassen, Parteien; Nation. Band MWG I/22 – 2: Religiöse Gemeinschaften enthält den in der Disposition von 1914 vorgesehenen Abschnitt „Reli­giöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und 11  „Ausgiebiger, als dies gewöhnlich geschieht, sind […] die Beziehungen der Wirtschaft […] zu den gesellschaftlichen Ordnungen behandelt worden. Und zwar absichtlich so, daß dadurch auch die Autonomie dieser Sphären gegenüber der Wirtschaft deutlich hervortritt: Es wurde von der Anschauung ausgegangen, daß die Entfaltung der Wirtschaft vor allem als eine besondere Teilerscheinung der allgemeinen Rationalisierung des Lebens begriffen werden müsse.“ Grundriß der Sozialökonomik, I. Abteilung, Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. VII (MWG I/24, S. 164).

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

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Wirtschaftsgesinnung“. Dieser wird aus der ursprünglichen Abfolge der Gemeinschaftsformen gelöst und in einem eigenen Teilband ediert. Band MWG I/22 – 3: Recht enthält die nach Umfang und Inhalt wesentlich erweiterte „Rechts­soziologie“, die in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ nur einen Abschnitt im Kapitel „Politischer Verband“ darstellen sollte. Diesem Band ist auch der Text „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ zugewiesen. Er stammt vermutlich aus der Arbeitsphase von vor 1912 und steht in einem engen Zusammenhang mit dem 1913 gesondert veröffentlichten Aufsatz „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“. Die Edition basiert mit Ausnahme des § 8 der „Rechtssoziologie“ auf den überlieferten Manuskripten. Band MWG I/22 – 4: Herrschaft enthält die nachgelassenen Texte zum Kapitel „Die Herrschaft“ aus der Disposition von 1914. Der dort angekündigte Abschnitt „Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte“ hat sich zu der hinterlassenen Abhandlung „Die Stadt“ ausgeweitet und ist gesondert in Band MWG I/22 – 5 ediert. Zu den ebenfalls angekündigten Abschnitten über „Die Entwicklung des modernen Staates“ und „Die modernen politischen Parteien“ haben sich keine Texte im Nachlaß gefunden. Diesem Band wurde der Text „Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft“ zugeordnet, den Marianne Weber im Nachlaß vorfand, aber gesondert in den Preußischen Jahrbüchern, Band 187, 1922, S. 1 – 12, veröffentlichte. Band MWG I/22 – 5: Die Stadt enthält den Text „Die Stadt“, postum veröffentlicht in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 47, Heft 3, 1921, S. 621 – 772. Der im Plan von 1914 innerhalb des Kapitels „Die Herrschaft“ ausgewiesene Abschnitt „Die nichtlegitime Herrschaft. Typologie der Städte“ hat sich im nachgelassenen Manuskript zu einer nicht abgeschlossenen, umfangreichen Abhandlung entwickelt, die auch angesichts der unsicheren Zuordnung innerhalb von „Wirtschaft und Gesellschaft“ im letzten Teilband gesondert veröffentlicht ist. Band MWG I/24 und I/25: Materialien und Register enthalten eine Darstellung der Entstehungsgeschichte von Max Webers Beiträgen zum „Handbuch der politischen Ökonomie“, später „Grundriß

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Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

der Sozialökonomik“, die Edition der dafür relevanten Dokumente und das Gesamtregister zu den Bänden MWG I/22 und I/23. Titel Der Band MWG I/22 trägt den Titel „Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß“. Der zusätzliche Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ ist von Weber durch die Druckfassung der „Einteilung des Gesamtwerkes“ 1914 autorisiert. Er wurde eingeführt, als der Abteilung „Wirtschaft und Gesellschaft“ der zuvor an anderer Stelle eingeordnete Beitrag von Eugen von Philippovich, „Entwicklungsgang der wirtschaftsund sozialpolitischen Systeme und Ideale“, der schon 1912 fertiggestellt war, zugewiesen wurde. Dadurch umfaßte die Abteilung „Wirtschaft und Gesellschaft“ nunmehr zwei Abhandlungen, so daß für Webers Beitrag ein eigener Titel erforderlich wurde. Der Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ charakterisiert Webers Konzeption aus dem Jahre 1914, in deren Rahmen die nachgelassenen Texte entweder entstanden sind oder überarbeitet wurden. Marianne Weber verwandte ihn als Überschrift für die von ihr als I. Teil bezeichnete Lieferung, die Max Weber noch zum Druck gegeben hat, Johannes Winckelmann als Titel der von ihm als II. Teil zusammengefaßten nachgelassenen Schriften. Schon 1913 bezeichnete Max Weber seinen Beitrag für „Wirtschaft und Gesellschaft“ als „meine ,Soziologie‘“,12 und in einer Verlagsanzeige des Grundrisses der Sozialökonomik aus dem Jahre 1914 wird der Beitrag in der Abteilung III mit dem Titel „Soziologie“ angekündigt.13 Man könnte daher für den Band MWG I/22 auch den Untertitel „Soziologie“ wählen. Doch angesichts der Vorbehalte, die Weber zu diesem Zeitpunkt gegen diese Bezeichnung seines Beitrages äußerte,14 haben sich die Herausgeber für den Titel entschieden, der in der „Einteilung des Gesamtwerkes“ erscheint. Ist der eine zwar autoreigen, so ist der andere durch den Autor formal autorisiert.

MWG I/23 Der Band MWG I/23 enthält die 1. Lieferung des 1919/1920 neu bearbeiteten Beitrages von Max Weber für den „Grundriß der Sozialökonomik“. 12  Brief an Paul Siebeck vom 6. Nov. 1913, MWG II/8, S. 348 f., Zitat: S. 349. 13  Verlagsanzeige im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 39. Band, 1. Heft (Juli-Heft 1914). 14  Im Brief an Paul Siebeck vom 6. Nov. 1913, MWG II/8, S. 348 f., Zitat: S. 349, schreibt Weber, daß er seine „Soziologie“ nie so nennen könnte.

Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“

XVII

Die Edition basiert auf den zum größten Teil von Weber handschriftlich korrigierten Druckbogen. Die ersten beiden Kapitel „Soziologische Grundbegriffe“ und „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“ finden in den nachgelassenen Manuskripten keine Vorfassungen. Kapitel III, „Typen der Herrschaft“, stellt eine überarbeitete und auf ein Viertel des Umfangs verdichtete Neufassung der älteren Texte zum Kapitel „Die Herrschaft“ dar. Der nachgelassene Text zu „Klasse, Stand, Parteien“ findet nur teilweise und in neuer begrifflicher Schärfung Eingang in das unvollendete Kapitel IV der 1. Lieferung. Nach Konzeption und Darstellungsform unterscheidet sich diese Fassung grundlegend von früheren Fassungen. Sie enthält einen neuen Anfang mit einer Theorie des Handelns, sozialen Handelns und, darauf aufbauend, der sozialen Beziehungen, der gesellschaftlichen Ordnungen und der Verbände. In der Darstellungsweise ist der Text lehrbuchartig in Paragraphen gegliedert, klassifikatorisch ausdifferenziert und gerafft. Über die von Weber beabsichtigte Fortsetzung dieser Neufassung seines Beitrages gibt es nur wenige Hinweise in den gedruckten Kapiteln, so auf ein geplantes Kapitel V, das sich mit Typen der Gemeinschaften („Formen der Verbände“) befassen sollte, sowie auf eine Religions-, Rechtsund Staatssoziologie. Als sicher kann gelten, daß er die älteren Texte aus den Jahren 1910 bis 1914 nicht unverändert in die folgenden Lieferungen übernommen hätte, dies zeigt die Neufassung der „Herrschaftssoziologie“. Titel Der Band MWG I/23 trägt den Titel „Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie. Unvollendet 1919 – 1920“. Damit wird er in den Zusammenhang des 1909 unter diesem Titel begonnenen Projekts gestellt und der Titelgebung im Verlagsvertrag Webers entsprochen. Zur Unterscheidung zum Band MWG I/22 ist der Zusatz „Soziologie“ angefügt. Die Herausgeber begründen diese Entscheidung mit den „Neuigkeiten“ des Verlags J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom April 1920, also noch zu Webers Lebzeiten, in denen der Beitrag Max Webers zum „Grundriß der Sozialökonomik“ wie folgt angekündigt wird: „III. Abteilung: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie“. Der Ausdruck Soziologie ist darüber hinaus schon seit 1913 als ein autoreigener Begriff nachgewiesen. Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter

Vorwort

In dem hier vorgelegten Band werden die Texte ediert, die Max Weber 1919/20 für die Abteilung „Wirtschaft und Gesellschaft“ des „Grundrisses der Sozialökonomik“, teilweise auf der Grundlage älterer Manuskripte, neu verfaßte und zum Druck gab. Sie bilden den Inhalt der „1. Lieferung“.1 Ihr sollten weitere „Lieferungen“ folgen, deren Texte aber wegen Webers Tod nicht mehr geschrieben wurden. Bereits das Kapitel IV dieser „1. Lieferung“ bricht nach wenigen Seiten ab. Max Webers Neufassung seines Beitrags zum „Grundriß der Sozialökonomik“ blieb also unvollendet. Allerdings korrigierte er noch die Druckfahnen der „1. Lieferung“, so daß deren Texte als autorisiert gelten können. Die Edition folgt den von den Herausgebern der Max Weber-Gesamtausgabe entwickelten Prinzipien zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“.2 Diese „1. Lieferung“ besteht aus drei Kapiteln und dem begonnenen vierten Kapitel. Kapitel I enthält die berühmten „Soziologischen Grundbegriffe“, mit denen Max Weber seine „verstehende Soziologie“ begründet, Kapitel II die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, in dessen Mittelpunkt der Begriff des wirtschaftlichen Handelns und seine Ausdifferenzierung stehen. Es ist das mit Abstand längste Kapitel und in der Rezeption bisher vernachlässigt. In Kapitel III „Die Typen der Herrschaft“ verdichtet Max Weber seine verschiedenen Texte zur Herrschaftssoziologie in neuer Systematik. Im begonnenen Kapitel IV über „Stände und Klassen“ entwirft er die Grundbegriffe einer Theorie der Ungleichheit, die in der Soziologie große Wirkung entfaltete. Diese Kapitel wurden von den Editoren textkritisch überprüft, mit Sacherläuterungen versehen und in wissenschafts- und zeitgeschichtliche Zusammenhänge gestellt. Dadurch soll ein neuer Zugang zu diesem Werk Max Webers eröffnet werden. Der Band enthält auch Korrekturfahnen. Sie werden zum gedruckten Text in Beziehung gesetzt. Obgleich sie unvollständig sind, lassen sie Max Webers Arbeitsweise während des Druckvorgangs deutlich erkennen.

1  Zur Publikation des Beitrags in „Lieferungen“ vgl. den Entwurf des Verlagsvertrages vom 13. November 1919 und den Verlagsvertrag vom 5. Dezember 1919, in: MWG I/24, S.  219–225, bes. S.  221 und S.  224 f. 2  Zur Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“. Allgemeine Hinweise der Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe vgl. oben, S.  VII–XVII.

XX

Vorwort

Die Edition des Bandes ist eine Gemeinschaftsarbeit. „Einleitung“, „Editorischer Bericht“ und die Kommentierung von Kapitel I stammen von Wolfgang Schluchter, die Kommentierung von Kapitel II besorgte Knut Borchardt, die von Kapitel III und dem begonnenen Kapitel IV Edith Hanke, die den Band auch redaktionell betreute sowie die Anhänge und Verzeichnisse überarbeitete. Die drei Editoren unterzogen ihre Vorlagen einer intensiven wechselseitigen Kritik, verantworten aber ihren Teil jeder für sich. Anke Hoffstadt erstellte die Vorlage zu den Anhängen und führte die verschiedenen Korrekturschichten in einem Variantenapparat zusammen. Diese Arbeit war sehr aufwendig und erforderte Sorgfalt, Präzision und Geduld. Ihr sei besonders gedankt. Diemut Moosmann entzifferte zuverlässig die handschriftlichen Korrekturen und Zusätze Max Webers in den überlieferten Korrekturfahnen. Ingrid Pichler erstellte in bewährter Form das Personenregister und übernahm die technischen Arbeiten zum Sachregister. Daß Korrekturfahnen vorgelegt werden können, ist dem verstorbenen Wolfgang J. Mommsen zu danken, der Teile derselben sicherte und aufbewahrte, sowie dem Verleger Georg Siebeck, der die im Verlag gefundenen Korrekturfahnen zur Verfügung stellte. M. Rainer Lepsius förderte die Edition mit Rat und konstruktiver Kritik. Heidelberg, München im April 2013

Knut Borchardt, Edith Hanke, Wolfgang Schluchter

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| Seitenwechsel / im Anmerkungsapparat: Zeilenwechsel [ ] Hinzufügung des Editors [. . .] Auslassungen in Zitaten /: :/ Einschub Max Webers > im textkritischen Apparat: Textersetzung Max Webers < > von Max Weber gestrichene Textstelle A Sigle für die Textfassung A 1, A 2, A 3 Seitenzählung der Textvorlage [A 1] Seitenzählung der Textvorlage bei unterbrochener Wiedergabe K, K1, K2, K3 Sigle für die Korrekturfahnen K1 45, K1 46 Seitenzählung der Korrekturfahnen 1, 2, 3 Indices für Anmerkungen des Editors a, b, c Indices für textkritische Anmerkungen a. . . a, b. . .b Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen & und §, §§ Paragraph, Paragraphen % Prozent † gestorben → siehe a.a.O. am angegebenen Ort Abs. Absatz Abschn. Abschnitt Abt. Abteilung a.d.S., a.S. an der Saale AfSSp Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik AG Aktiengesellschaft ahd. althochdeutsch altnord. altnordisch a.M. am Main a.N. am Neckar a.o. außerordentlicher Anm. Anmerkung apl. außerplanmäßig APR. April arab. arabisch Art. Artikel Aufl. Auflage Aug. August BA Bundesarchiv BAdW Bayerische Akademie der Wissenschaften

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Siglen, Zeichen, Abkürzungen

BayHStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv Bd., Bde. Band, Bände bearb. bearbeitet bes. besonders betr. betrifft, betreffend BGB Bürgerliches Gesetzbuch Bl. Blatt BSB Bayerische Staatsbibliothek Bspe. Beispiele bzw. beziehungsweise c. capitulum (Kapitel) ca, ca. circa, zirka cf. confer (vergleiche) Chr. Christus Cie, Co., Comp. Compagnie, Company d. der, des D., Dr., Dr Doktor d. Ä. der Ältere dass. dasselbe DDP Deutsche Demokratische Partei ders. derselbe Dez. Dezember d. h. das heißt DNVP Deutschnationale Volkspartei Dr. jur. doctor juris Dr. med. doctor medicinae Dr. oec. publ. doctor oeconomiae publicae Dr. phil. doctor philosophiae Dr. rer. pol. doctor rerum politicarum dt. deutsch durchges. durchgesehene ebd. ebenda Ed., ed. Editor, edited eigentl. eigentlich engl. englisch erhebl. erhebliche erw. erweiterte etc. et cetera etw. etwas evtl. eventuelle f., ff, ff. folgender, folgende f. für Fass. Fassung Feb., FEB. Februar Fn. Fußnote Frhr. Freiherr frz. französisch

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

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GARS I

Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Band   I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1920 GdS, GdSÖ, GSÖ, Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I-IX, 1.  Aufl. – Tübingen:    G.d.S., G.d.S. Ö. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914–1930 Gebr. Gebrüder gen. genitivum gest. gestorben ggf. gegebenenfalls gr. Gramm griech. griechisch GStA PK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz HA Hauptabteilung HdStW3, 4 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3.   Aufl., hg. von Johannes Conrad, Ludwig Elster, Wilhelm Lexis, Edgar Loening, 8 Bände. – Jena: Gustav Fischer 1909–1911; 4.  Aufl., hg. von Ludwig Elster, Adolf Weber, Friedrich von Wieser, 9  Bände, ebd., 1923–1929 Helfferich, Helfferich, Karl, Das Geld (Hand- und Lehrbuch der Staats  Das Geld 2 wissenschaften, I. Abt., VIII. Band, Teil  I), 2.  Aufl. – Leipzig: C. L. Hirschfeld 1910 Hg., hg. Herausgeber, herausgegeben Hg.-Anm. Herausgeber-Anmerkung HWB. Handwörterbuch HZ Historische Zeitschrift i.B., i.Br. im Breisgau i. e. S. im engeren Sinne i. Ggs. im Gegensatz insbes. insbesondere ital. italienisch japan. japanisch Jahrh. Jahrhundert jdm. jemandem Jg. Jahrgang jun. junior K., Kap. Kapitel kelt. keltisch Kg., Kge. König, Könige k. k., k. u. k. kaiserlich (und) königlich km2 Quadratkilometer KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie lat. lateinisch lit., litt. litera, littera (Buchstabe) Ltd. Limited m. M, M., Mk.

masculinum, männlich Mark

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Siglen, Zeichen, Abkürzungen

Mass. Massachusetts max. maximal mdh. mittelhochdeutsch MdR Mitglied des Reichstags m. E. meines Erachtens MEGA Marx-Engels-Gesamtausgabe Mio. Millionen mlat. mittellateinisch Mög. Möglichkeiten mongol. mongolisch Mrd. Milliarden MRZ. März Mscr., Mskr. Manuscript, Manuskript MSPD Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands MWG Max Weber-Gesamtausgabe; zu den einzelnen Bänden vgl. die Übersichten unten, S.  838–841, 846 und 847. n. Chr. nach Christus neubearb. neubearbeitete N. F. Neue Folge Nl. Nachlaß No., Nr. Number, Nummer Nov. November N. Y. New York o. ordentlicher o.g. oben genannte o.J. ohne Jahr Okt. Oktober o.O. ohne Ort pers. persisch Pl. Plural pp. pergite (und so weiter) Prof. Professor Ps. Pseudonym RCPO, RZPO. Reichscivilprozeßordnung, Reichszivilprozeßordnung resp. Respektive Rev. lt. Revision laut RGG1 Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 5 Bände, 1.  Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909–1913 russ. russisch s. siehe S. Seite S. A. Sonder-Ausgabe Schmollers Jb. Schmollers Jahrbuch (= Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche) Skt. Sanskrit

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

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s. o. siehe oben sog. sogenannt(e, er) Sombart, Der moderne Sombart, Werner, Der moderne Kapitalismus. Historisch-sys  Kapitalismus I2, II2 tematische Darstellung des gesamteuropäischen Wirtschaftslebens von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 2 Bände, 2., neubearb. Aufl. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1916, 1917 Sp. Spalte SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands St. Sankt Str. Straße s. u. siehe unten Sup. Super s. Z. seiner Zeit Textgl. Textgliederung textkrit. textkritisch(e) TH Technische Hochschule tibet. tibetisch Tl. Transliteration Ts. Transkription u. und UA Universitätsarchiv u. a. unter anderem, unter anderen, und andere u. ä. und ähnliches umgearb. umgearbeitete unveränd. unveränderte US, USA United States of America USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands usw., u. s. w. und so weiter u. U. unter Umständen v. von VA Verlagsarchiv v.Chr. vor Christus verb. verbesserte verm. vermehrte vgl. vergleiche vol., vols. volume, volume, volumes Vorbem. Vorbemerkung VSWG Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte WbVW3 Weber, Marianne,    Lebensbild

Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, hg. von Ludwig Elster, 3.  Aufl. – Jena: Gustav Fischer 1911 Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck 1926 [= 3.  Aufl., Tübingen 1984]

XXVI Weber, „Energetische“    Kulturtheorien Weber, Grenznutzlehre Weber, Roscher   und Knies I–III

Wieser, Theorie WuG WuG1, 2

Siglen, Zeichen, Abkürzungen Weber, Max, „Energetische“ Kulturtheorien. Wilhelm Ostwald: Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaft, in: AfSSp, Band  29, Heft 2, 1909, S.  575–598 (MWG I/12) Weber, Max, Die Grenznutzlehre und das „psychophysische Grundgesetz“, in: AfSSp, Band  27, Heft 2, 1908, S.  546–558 (MWG I/12) Weber, Max, Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie [1. Artikel], in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, hg. von G. Schmoller, 27. Jg., Heft 4, 1903, S.  1–41 (= S.  1181–1221); dass., [2. Artikel] II. Knies und das Irrationalitätsproblem, ebd., 29. Jg., Heft 4, 1905, S.  89–150 (= S.  1323–1384); dass., [3. Artikel] II. Knies und das Irrationalitätsproblem (Fortsetzung.), ebd., 31. Jg., Heft 1, 1906, S.  81–120 (MWG I/7) Wieser, Friedrich von, Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, in: GdS, Abt. I: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S.  125–444 Wirtschaft und Gesellschaft Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der So­zial­ ökonomik, Abt. III), 1.  Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921/22 (MWG I/22–1 bis 5 und I/23); 2., vermehrte Aufl. in 2 Halbbänden, ebd., 1925

Z. Zeile z. B. zum Beispiel Ziff. Ziffer zs. zusammen zr.Z., zr. Zt., z.Z. zur Zeit z. T. zum Teil Zwüber. Zwischenüberschrift

Einleitung

1. Abschied von „Wirtschaft und Gesellschaft“? S.  1. – 2. Die Entwicklung von Max Webers Beitrag „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ zum Grundriß der Sozialökonomik während der Kriegszeit, S.  5. – 3. Die Rückkehr an die Universität und das Eintreten für ein ‚hybrides‘ Fach, S.  18. – 4. München – die Konzentration auf das Werk, S.  27. – 5. Soziologie, wie Max Weber sie nicht betreiben will, S.  3 0. – 6. Methode und allgemeine Grundbegriffe der verstehenden Soziologie (Kapitel I), S.  3 6. – 7. Besondere Grundbegriffe der verstehenden Soziologie (Kapitel II bis IV), S.  4 0. – 7.1. Die Typen der Herrschaft (Kapitel III), S.  41. – 7.2. Stände und Klassen (Kapitel IV), S.  4 8. – 7.3. Soziolo­ gische Grundkategorien des Wirtschaftens (Kapitel II), S.  52. – 8. Soziologische Typisierung und dynamische Analyse, S.  69. – 9. Aktuelle Bezüge, S.  71. – 10. Schlußbemerkung, S.  76.

1.  Abschied von „Wirtschaft und Gesellschaft“? In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts begann man „Abschied von Wirtschaft und Gesellschaft“ zu nehmen. Mit diesem provokativen Titel seines Aufsatzes leitete Friedrich H. Tenbruck die Debatte um die angemes­ sene Edition des einen der beiden Hauptwerke Max Webers ein.1 Bis dahin war man der zuerst von Marianne Weber vertretenen These gefolgt, „Wirt­ schaft und Gesellschaft“ sei ein Buch in Teilen, einer These, die aber erst Johannes Winckelmann, nach sorgfältiger editorischer Arbeit und in kritischer Auseinandersetzung mit Marianne Webers Ausgaben, konsequent umsetzte.2 Seine Edition der 4. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ aus dem Jahre

1  Tenbruck, Friedrich H., Abschied von Wirtschaft und Gesellschaft, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd.  133, 1977, S.  703–736. Zuvor schon ders., Das Werk Max Webers, in: KZfSS, Jg. 27, 1975, S.  6 63–702. Als das andere Hauptwerk können die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie gelten (MWG I/19, I/20 und I/21). Tenbruck hatte behauptet, die Bände über die Wirtschaftsethik der Weltreli­ gionen enthielten Max Webers Hauptwerk, nicht aber Wirtschaft und Gesellschaft. Gegenargumente, basierend auf der Komplementaritätsthese, sind entwickelt in: Schluchter, Wolfgang, Die Religionssoziologie. Eine werkgeschichtliche Rekonstrukti­ on, in: ders., Religion und Lebensführung, Band  2. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1988 (hinfort: Schluchter, Lebensführung II), S.  5 57 ff., insbes. S.  5 88 („Die Komplementari­ tät der beiden Großprojekte“). 2  Dies betraf außer der Textkritik besonders die Komposition und innere Kohärenz des zweiten Teils.

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Einleitung

1956 galt als maßgeblich 3 und war auch die Grundlage für Übersetzungen.4 Mit der 4. Auflage sei der Absicht, welche Max Weber mit diesem Werk ver­ band, endlich entsprochen, und dies war nicht nur die Überzeugung von Johannes Winckelmann, sondern auch der meisten, die sich für Webers Werk interessierten. Die 5. Auflage 1976, gegenüber der 4. Auflage revidiert und von einem eindrucksvollen Ergänzungsband mit „textkritischen Erläute­ rungen“ von über 300 Seiten begleitet, vervollständigte und festigte dieses Bild.5 Friedrich H. Tenbrucks Provokation zeitigte freilich langfristige Wirkung. Sie forderte natürlich auch Johannes Winckelmann selbst heraus. In einer groß angelegten Untersuchung über die Werkgeschichte suchte er seine Edition zu verteidigen.6 Er machte zwar Konzessionen beim Titel – statt „Wirtschaft und Gesellschaft“ jetzt „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ –, nicht aber bei der Behauptung, Webers Hauptbeitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ sei ein Buch in zwei Teilen. Der erste, zeitlich spätere Teil enthalte eine „umfassende, wenngleich unvollendet gebliebene, klassifikatorische Kategorienlehre“, in der die „allgemeinsten Kategorien der Gesellschaftswissenschaft“ entwickelt würden, von den „minima socialia“ bis zu den „umgreifenden“ Vergemeinschaftungen und Vergesellschaftungen; der zweite, zeitlich frühere Teil bestehe aus den „konkret-empirischen Analy­

3  Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Mit einem Anhang: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, 4., neu hg. Aufl., besorgt von Johannes Winckelmann, 2 Halbbände. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1956. Die Unterteilung in Halbbände fällt nicht mit der Untertei­ lung in „Teile“ zusammen. 4  Dies gilt vor allem für die von Guenther Roth und Claus Wittich besorgte erste voll­ ständige englischsprachige Ausgabe, die in enger Abstimmung mit Johannes Win­ ckelmann erfolgte, was auch Rückwirkungen auf dessen 5. Auflage hatte. Vgl. Weber, Max, Economy and Society. An Outline of Interpretive Sociology, ed. by Guenther Roth and Claus Wittich, 3 vols. – New York: Bedminster Press 1968; dazu auch das „Preface to the 1978 Re-Issue“ zur Paperback-Ausgabe (dass., 2 vols., Berkeley, Los Angeles, London: University of California Press 1978, S.  X XIX–XXX), in dem die Zu­ sammenarbeit mit Johannes Winckelmann noch einmal unterstrichen wird (ebd., S.  X XIX). Interessanterweise hielten Roth und Wittich zwar an der Zweiteilungsthese fest, druckten aber Auszüge des Kategorienaufsatzes im Anhang mit ab (Weber, Eco­ nomy and Society III, S.  1375–80), zeigten also ein Gespür für die Veränderung der Begrifflichkeit zwischen dem „ersten“ und dem „zweiten Teil“. 5  Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5., revidierte Aufl., mit Textkritischen Erläuterungen hg. von Johannes Winckelmann. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976, zwei Halbbände und ein Erläuterungs­ band. 6 Winckelmann, Johannes, Max Webers hinterlassenes Hauptwerk. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1986.

Einleitung

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sen der gesellschaftlichen Sonderformen“, aus den Sachanalysen.7 Der erste Teil sei typologisch, der zweite bestehe in der Darstellung historischer Ent­ wicklungen. Aber dem unbefangenen und aufmerksamen Leser mußte unab­ hängig von Tenbruck schon an der 4. Auflage auffallen, daß dies nicht stim­ men konnte, weil beide Teile mehr oder weniger typologisch angelegt sind, weil Weber in beiden Teilen teilweise dieselben Problemfelder behandelt und weil er dabei verschiedene Grundbegriffe verwendet: Im ‚früheren Teil‘, wenn auch nicht durchgängig, die Begriffe des Kategorienaufsatzes aus dem Jahre 1913,8 im ‚späteren Teil‘ von 1919/20 die „Soziologischen Grundbegriffe“.9 Diese konnten also im ‚früheren Teil‘ gar nicht auftauchen und deshalb auch nicht die begriffliche Grundlegung für diesen sein. Auch eine genauere Prüfung der Werkgeschichte weckte Zweifel an der These von einem Buch in zwei Teilen. Diese Zweifel wurden in einer Bera­ tungsvorlage für die Erarbeitung einer Editionsstrategie im Rahmen der Max Weber-Gesamtausgabe ausführlich dargelegt.10 Nach eingehender Diskus­ sion entschieden sich die Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe, bei der Neuedition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ nicht Johannes Winckel­ mann zu folgen, sondern von der von ihm so eindrucksvoll entwickelten und perfektionierten These von einem Buch in zwei Teilen Abschied zu nehmen. Es war freilich, um einen Aufsatztitel von Guenther Roth zu variieren, ein

7  Dazu das Vorwort zur fünften Auflage (Sommer 1976) und das Vorwort zur vierten Auflage (Sommer 1955), beide von Johannes Winckelmann, abgedruckt in der fünf­ ten Auflage, S.  XI ff. bzw. S.XXV ff., hier S.  X VI f. und S.  X XV. 8 Weber, Kategorien, S.  253–294. In der erläuternden Fußnote zum Titel heißt es: „Der zweite Teil des Aufsatzes ist ein Fragment aus einer schon vor längerer Zeit ge­ schriebenen Darlegung, welche der methodischen Begründung sachlicher Untersu­ chungen, darunter eines Beitrags (Wirtschaft und Gesellschaft) für ein demnächst erscheinendes Sammelwerk dienen sollte und von welcher andre Teile wohl ander­ weit gelegentlich publiziert werden.“ Ebd., S.  253, Fn.  1. 9  Dazu unten, S.  147–215. 10  Schluchter, Wolfgang, ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘. Das Ende eines Mythos, in:, Schluchter, Lebensführung II (wie oben, S.  1, Anm.  1), S.  5 97 ff. Inzwischen wurden die damaligen Argumente weiter vertieft und mit Quellen untermauert in: Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  1–131, insbes. „II: Von ‚Wirtschaft und Ge­ sellschaft‘ über ‚Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte‘ zur ‚Soziologie‘: Max Weber als Autor des Sammelwerks“, S.  47 ff. Der Unterschied zwischen den Editionsstrategien von Marianne Weber und Johannes Winckelmann einerseits und denen der Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe andererseits ist in „III. Die Editionen von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“, ebd., S.  9 3 ff., dargelegt. Zu den Entscheidungen der Herausgeber ebd., S.  109 ff. Vgl. auch „Zur Edition von ‚Wirt­ schaft und Gesellschaft‘. Allgemeine Hinweise der Herausgeber der Max Weber-Ge­ samtausgabe“, oben, S.  VII–XVII, einen Text, der allen Bänden und Teilbänden der neuen Edition von Webers Hauptbeitrag zum „Grundriß der Sozialökonomik“ beigege­ ben ist.

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Abschied mit Wiedersehen.11 „Wirtschaft und Gesellschaft“ ist zwar kein Buch in zwei Teilen, wohl aber ein Projekt in zwei Fassungen, einer Vorkriegsfas­ sung, die noch einmal in sich ‚Bearbeitungsstufen‘ aufweist, von 1909/10 bis 1914 entstanden, und einer Nachkriegsfassung, vermutlich hauptsächlich 1919/20, teilweise auf der Grundlage der Vorkriegsmanuskripte, verfaßt.12 Dies ist das Wiedersehen, das die Max Weber-Gesamtausgabe bietet, aller­ dings unter einem veränderten Titel. Denn auch der Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ stimmt für die Nachkriegsfassung nur bedingt. Die Herausge­ ber der Max Weber-Gesamtausgabe haben angesichts dieser Lage vier Fol­ gerungen gezogen: die Vorkriegsfassung von der Nachkriegsfassung auch äußerlich deutlich zu trennen (MWG I/22-1 bis 5 für die Vorkriegsfassung, MWG I/23 für die Nachkriegsfassung), die Vorkriegsfassung vor die Nach­ kriegsfassung zu stellen und für die Nachkriegsfassung den Zusatztitel „Sozi­ ologie“ zu wählen, um beide Fassungen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ auch im Titel zu unterscheiden („Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ für die Vorkriegsfassung, „Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie“ für die Nachkriegsfassung.)13 Die vierte Folgerung besteht darin, als zu edierenden Text der Nachkriegsfassung die „1. Lieferung“ von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu verwenden, die Max Weber selbst noch korrigierte und teilweise für den Druck freigab. Auf eine lieferungsweise Veröffentlichung des Werkes hatten sich Max Weber und der Verleger Paul Siebeck vertraglich geeinigt. Die „1. Lieferung“ erschien im Februar 1921, noch bevor Marianne Weber diese um drei weitere Lieferungen aus dem Nachlaß ergänzte und man alle vier Lieferungen schließlich zur 1. Auflage von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zusammenband.14 11  Roth, Guenther, Abschied oder Wiedersehen? Zur fünften Auflage von Max We­ bers ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, in: KZfSS, Jg. 31, 1979, S.  318–327. 12  Man muß allerdings den Begriff Nachkriegsfassung cum grano salis nehmen. Wir wissen nämlich nicht genau, wann Weber mit der Niederschrift dieser Fassung be­ gann. Dazu auch der Editorische Bericht, unten, S.  79. 13  Dies wird auch durch die Verlagsankündigung von Webers Beitrag für den Grund­ riß der Sozialökonomik vom April 1920 bestätigt. In den „Neuigkeiten“ des Verlags heißt es: „III. Abteilung: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie. Von Max Weber.“ Dazu auch Editorischer Bericht, unten, S.  79 ff. 14  Bei der Datierung der Lieferungen gibt es eine Diskrepanz zwischen den Daten, die sich aus dem Briefwechsel zwischen dem Verlag und Marianne Weber ergeben, und denen, die im Börsenblatt des deutschen Buchhandels aufgeführt sind. Nach dem Börsenblatt erschien die 1. Lieferung erst am 17. März 1921, nach dem Brief­ wechsel bereits im Februar. Die „2. Lieferung“ erschien laut Börsenblatt im Dezember 1921, laut Briefwechsel bereits im November 1921, die „3. Lieferung“ laut Börsenblatt im Juni 1922, laut Briefwechsel bereits im Mai 1922. Noch deutlicher ist die Diskre­ panz bei der „4. Lieferung“. Sie ist laut Börsenblatt erst im Dezember 1922 erschie­ nen, laut Briefwechsel aber bereits im September 1922. Die vier Lieferungen wurden dann zur 1. Auflage zusammengebunden und mit dem bei den Grundrißbänden üb­ lichen Einband versehen. Marianne Weber hatte zuvor mit dem Verlag vertraglich ver­

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Wie ist diese neue Fassung entstanden und worin unterscheidet sie sich von der alten? Diesen beiden Fragen wenden wir uns nun zu.

2.  Die Entwicklung von Max Webers Beitrag „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ zum Grundriß der Sozialökonomik während der Kriegszeit Mit Beginn des Ersten Weltkrieges legte Max Weber seine für eine baldige Veröffentlichung vorgesehenen wissenschaftlichen Manuskripte beiseite. Seit er im Jahre 1909 die Schriftleitung des Handbuchs der politischen Ökonomie, später: Grundriß der Sozialökonomik, übernommen hatte,15 wurden diese immer umfänglicher und thematisch weiter gespannt.16 Drei Schwer-

einbart, die Abteilung III des Grundrisses der Sozialökonomik, die sich ursprünglich Max Weber und Eugen von Philippovich teilen sollten, ganz für die Texte Max Webers zu reservieren, den Abteilungstitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ als Beitragstitel zu verwenden und die „1. Lieferung“ mit „Erster Teil“ zu bezeichnen. Dazu ausführlich: Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  97 ff. und Dokument Nr.  19, ebd., S.  2 27 ff. Marianne Weber stellte der „2. Lieferung“ ein Vorwort voran, in dem sie ihre Sicht der Sachlage wie folgt darstellt: „Die in dieser [gemeint ist die „Zweite Liefe­ rung“, W. S.] und den beiden folgenden Lieferungen erscheinende Fortsetzung von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ fand sich im Nachlaß des Verfassers. Diese Schriften sind vor dem Inhalt der ersten Lieferung: der systematischen soziologischen Begriffs­ lehre fixiert, wesentlich, d. h. bis auf einige später eingeschobene Ergänzungen in den Jahren 1911–13. Der systematische Teil, der vermutlich noch fortgeführt worden wäre, setzte ja für den Forscher die Bewältigung des empirischen Stoffs, den er in eine möglichst prägnante soziologische Begriffslehre einbauen wollte, voraus; dage­ gen wird deren Verständnis und Aufnahme für den Leser wesentlich erleichtert durch die mehr schildernde Darstellung soziologischer Erscheinungen. Auch in diesen Tei­ len, die als ‚konkrete‘ Soziologie im Unterschied zur ‚abstrakten‘ des ersten Teils be­ zeichnet werden könnten, ist der riesenhafte historische Stoff schon ‚systematisch‘, d. h. im Unterschied zu bloß schildernder Darstellung, durch ‚idealtypische‘ Begriffe geordnet“ (Weber, Marianne, Vorwort, in: WuG1, S.  III). Sie hatte also in Bezug auf den methodischen Status der ‚Teile‘ eine durchaus zutreffende Einsicht, zog aber daraus die falsche editorische Konsequenz. Vgl. auch unten, S.  76 f. Nach der Zusammen­ stellung der Lieferungen zur ersten Auflage im Jahre 1922 besorgte Marianne Weber dann eine „Zweite, vermehrte Auflage“ im Jahre 1925. Diese wurde 1947 als 3. Aufla­ ge nachgedruckt. Über die vierte und fünfte Auflage vgl. oben, S.  2, Anm.  3 und 5. 15  Zur Entstehungsgeschichte des Sammelwerks und zu Webers ursprünglich ge­ planten Beiträgen dazu vgl. Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  3 9. 16  Es ist bemerkenswert, daß Weber, nachdem er im September 1910 mit dem „An­ tikritischen Schlußwort zum ‚Geist des Kapitalismus‘“ (in: AfSSp, Band  31, Heft 2, 1910, S.  5 54–599; MWG I/9) die 1907 ausgebrochene Kontroverse um seine Studie über den asketischen Protestantismus für sich als beendet erklärt hatte, bis zum Aus­ bruch des Weltkriegs wenig publizierte. Die wichtigen Ausnahmen: Weber, Katego­ rien (1913), und Weber, Äußerungen zur Werturteildiskussion im Ausschuß des Ver­

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punkte lassen sich im Rückblick ausmachen: erste Niederschriften zu einer Soziologie der Kulturinhalte, hauptsächlich zu den rationalen Grundlagen der akkordharmonischen Musik;17 Skizzen über die Wirtschaftsethik der Weltreli­ gionen, Konfuzianismus, Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Islam und Christentum umfassend; und schließlich Manuskripte für seinen Hauptbeitrag zum Grundriß der Sozialökonomik, zunächst „Wirtschaft und Gesellschaft“, dann „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ genannt. Als Weber die Arbeit an diesen drei wissenschaftlichen Projekten einstellte, um sich einer wissenschaftsfernen Tätigkeit in der Heidelberger Lazarettverwaltung zuzuwenden, hatte er sich kurz zuvor gegenüber dem Verleger und der Leserschaft auf ein Veröffentlichungsdatum für sein drittes Projekt, seinen Hauptbeitrag zum Grundriß der Sozialökonomik, verpflichtet:18 Dieser sollte im Frühjahr 1915 erscheinen. Doch zumindest gegenüber Paul Siebeck behielt er sich auch ein späteres Erscheinungsdatum vor.19 Der Aus­ bruch des Krieges machte diesen Zeitplan zunichte. Vor allem aber: Er zog Max Weber auch mental von diesem wissenschaftlichen Großprojekt ab. „Ich kann mich ganz unmöglich jetzt mit dem Grundriß auch nur in Gedanken befassen“, schreibt er am 3. Dezember 1914 aus dem Reservelazarett Hei­ delberg an seinen Verleger, und er fügt hinzu, daß angesichts der allgemei­ nen Lage mit einer „Lektüre des Buchs“ jetzt sowieso nicht zu rechnen sei.20 Der Verleger reagierte enttäuscht, denn er nahm an, Weber wolle sich von dem über lange Jahre mit viel Geduld gemeinsam betriebenen Projekt verab­ schieden. Daraufhin bekräftigte dieser seine gegenüber Paul Siebeck einge­ gangene Verpflichtung erneut: „Verehrter Freund! Werfen Sie doch nicht die Flinte so ins Korn! Der Grundriß wird gemacht. Aber es darf nicht auf die Zeit ankommen.“ Und dann, den Verleger für den unvermeidlichen Aufschub um Verständnis bittend: „[.  .  .] es ist wirklich schlechterdings unmöglich für unser­ einen und die meisten unsrer Mitarbeiter, jetzt auch nur mit einem Gedanken bei dieser Sache zu sein.“21 eins für Sozialpolitik. Als Manuskript gedruckt – o.O., 1913, S.  8 3–120 (MWG I/12; hinfort: Weber, Gutachten). Diese Äußerungen wurden aber nur intern verteilt. 17  Dazu Weber, Zur Musiksoziologie, MWG I/14. Marianne Weber datiert die Entste­ hung des musiksoziologischen Manuskripts auf „um 1910“ (Weber, Marianne, Le­ bensbild, S.  3 49). Dazu auch: Weber, [Debattenbeitrag zu:] Werner Sombart: Technik und Kultur, in: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.–22. Oktober 1910 in Frankfurt a. M. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911, S.  9 5– 101 (MWG I/12; hinfort: Weber, Debattenbeitrag zu Sombart). 18  Dazu Schriftleitung und Verlag, Vorwort, in: MWG I/24, S.  164–167, hier S.  167, wo der Veröffentlichungsplan für die noch fehlenden Bücher des Grundrisses der Sozial­ ökonomik, einschließlich Buch III, mitgeteilt ist. 19  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Juli 1914: „Ich kann nicht garantieren, wann ich fertig bin.“ MWG II/8, S.  7 78. 20  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 3. Dezember 1914, MWG II/8, S.  8 01. 21  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Dezember 1914, MWG II/8, S.  8 05.

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Der Krieg, den Max Weber, da er Solidarität stifte,22 zunächst „bei aller Scheußlichkeit doch groß und wunderbar“ nannte,23 dauerte länger, als er wohl erwartet hatte, und die Scheußlichkeit nahm zu.24 Je länger aber dieser scheußliche und für Deutschland schließlich desaströse Krieg dauerte, desto intensiver engagierte sich Weber politisch, um die „entsetzliche Unfähigkeit unserer Diplomatie“, der er schon 1914 den deutschen Kriegseintritt zuschrieb, zu bekämpfen,25 als Redner, Berater oder Artikel- und Eingabenschreiber. Auch nach Ausscheiden aus der Lazarettverwaltung am 30. September 1915 kehrte er nicht einfach zu wissenschaftlicher Arbeit zurück. Die Soziologie der Kulturinhalte blieb in der Schublade, desgleichen der Grundrißbeitrag. Aller­ dings: Für die „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ nahm sich Weber neben der Politik wieder Zeit. Dies freilich nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm von offizieller Seite keine politische Verwendung angeboten wurde, die seinen Ambitionen entsprochen hätte.26 Immerhin profitierte diese Aufsatzfolge, die dann in die auf vier Bände angelegte Sammlung von Aufsätzen zur Religionssoziologie mündete, von diesem unfreiwilligen Verzicht. Tatsächlich blieb Max Weber trotz seiner Leidenschaft für Politik und seiner wachsenden Sorge über den außenpolitischen Dilettantismus der Reichs­ spitze, der ihn zu immer heftigeren öffentlichen Interventionen bewog,27 auch während des Krieges fest bei seinen wissenschaftlichen Plänen. Unter den gegebenen Bedingungen traute er sich aber nicht mehr zu als die schritt­ weise Publikation seiner vergleichenden religionssoziologischen Studien in 22  Über die solidaritätsstiftende Rolle des Krieges generell die entsprechenden Pas­ sagen in der „Zwischenbetrachtung“, MWG I/19, S.  4 92. Hier geht es um die Fremd­ heit der Sphären Politik und Religion, insbesondere bei voller Rationalisierung beider, und auch darum, daß mit dem Krieg die Politik in ein direktes Konkurrenzverhältnis zur religiösen Ethik tritt: „Der Krieg als die realisierte Gewaltandrohung schafft, gera­ de in den modernen politischen Gemeinschaften, ein Pathos und ein Gemeinschafts­ gefühl und löst dabei eine Hingabe und bedingungslose Opfergemeinschaft der Kämpfenden und überdies eine Arbeit des Erbarmens und der alle Schranken der naturgegebenen Verbände sprengenden Liebe zum Bedürftigen als Massenerschei­ nung aus, welcher die Religionen im allgemeinen nur in Heroengemeinschaften der Brüderlichkeitsethik ähnliches zur Seite zu stellen haben.“ (ebd.). 23  Brief Max Webers an Ferdinand Tönnies vom 15. Oktober 1914, MWG II/8, S.  799. 24  Die Euphorie, die am Beginn des Krieges herrschte, verflog bald. Am 5. April 1916 bemerkt Weber gegenüber seiner Frau, er habe „die vielen Phrasen der ‚Ideen von 1914‘ gründlich satt“. Brief Max Webers an Marianne Weber vom 5. April 1916, MWG II/9, S.  372. 25  Ebd. Entsprechend fallen die Urteile über die handelnden Personen aus, die We­ ber in seinen Briefen fällte. So heißt es z. B. in einem Brief an Franz Boese vom 27. Oktober 1916: „Bethmann ist für uns ein schlimmes Schicksal.“ „Jagow, diese blöde Null, ist unser Unstern. Der müßte fort.“ MWG II/9, S.  5 53. Sein Urteil über den poli­ tisch dilettierenden Kaiser ist hinlänglich bekannt. 26  Dazu Schluchter, Einleitung, in: MWG I/17, S.  5 f. 27  Dokumentiert in Weber, Zur Politik im Weltkrieg, MWG I/15.

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Aufsatzform. Sie dienten ihm auch dazu, seine mit dem politischen Geschäft verbundenen Frustrationen auszugleichen. So heißt es, nachdem er drei Monate in Berlin vergeblich auf eine amtliche Stellung gewartet hatte, am 14. Mai 1916 in einem Brief an Marianne Weber: „Ich fühle mich so wohl und arbeitsfähig, sobald ich mit chinesischen und indischen Sachen zu schaffen habe; sehne mich sehr danach. Halb-Beschäftigung [gemeint ist: in der Poli­ tik, W. S.] ist unerträglich.“28 Wenig später heißt es in einem Brief an Mina Tobler: „Ich sitze täglich – jetzt wegen der Juden – auf der Bibliothek, da ich nun doch mal in der Kriegsverwaltung nicht verwendet werde.“29 Dafür mischte er sich als Privatperson in das politische Geschehen ein. Nachdem Paul Siebeck zu der Einsicht gelangt war, Max Weber werde in absehbarer Zeit zu seinem Grundrißbeitrag nicht kommen, bat er ihn, ihm wenigstens eine Separatausgabe seiner inzwischen berühmten Aufsatzfolge „Die protestan­ tische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ zu gestatten. Weber hatte diese von Siebeck bereits zuvor mehrmals geäußerte Bitte stets dilatorisch behan­ delt.30 Auch diesmal ging er auf den Vorschlag nicht ein. Wohl um die Enttäu­ schung des Verlegers über seine Zurückhaltung in Grenzen zu halten, machte er ihm allerdings ein Angebot, das diesen offensichtlich mit der eingetretenen Situation einigermaßen versöhnte. Am 22. Juni 1915 schreibt Max Weber an Paul Siebeck: „Ich wäre bereit, dem ‚Archiv‘ eine Reihe von Aufsätzen über die ‚Wirtschaftsethik der Weltreligionen‘ zu geben, welche seit Kriegsanfang hier liegen und nur stilistisch durchzusehen sind – Vorarbeiten und Erläute­ rungen der systematischen Religions-Soziologie im ‚G.d.S.Ö‘. Sie müssen so erscheinen wie sie sind – fast ohne Fußnoten, da ich jetzt keinen Strich daran arbeiten kann. Sie umfassen Konfuzianismus (China), Hinduismus und Bud­ dhismus (Indien), Judentum, Islam, Christentum. Ich schmeichle mir, daß diese Aufsätze, welche die allgemeine Durchführung der Methode in dem Aufsatz ‚Protest[antische] Ethik und Geist des Kapitalismus‘ bringen, den betreffenden Heften s.Z. starken Absatz bringen. Später können sie ja, wenn 28  Brief Max Webers an Marianne Weber vom 16. Mai 1916, MWG II/9, S.  420. Er­ schwerend kam hinzu, daß Max Weber in dieser Angelegenheit in einer latenten Kon­ kurrenz mit seinem Bruder Alfred stand, mit dessen Neigung zur Theatralik er Schwie­ rigkeiten hatte, so daß er es vorzog, nachdem dieser erfolgreicher als er war, ihm das Feld zu überlassen. Zu Webers Haltung gegenüber dem Bruder auch ebd., S.  417, 423 ff., 426. 29  Brief Max Webers an Mina Tobler vom 11. August 1916, MWG II/9, S.  4 92. Weber arbeitete intensiv an seinen Studien über das antike Judentum. 30  Der erste Vorschlag Paul Siebecks, eine Sonderausgabe der Artikel zu veranstal­ ten, stammt vom 17. Juli 1906. Vgl. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 24. Juli 1906, MWG II/5, S.  119, Hg.-Anm.  3. Die Verhandlungen zogen sich bis zum Mai 1907 hin, und obgleich Weber am 10. Mai 1907 versprach, jetzt an die Durchsicht des Textes zu gehen (vgl. MWG II/5, S.  3 00), blieb letztlich alles beim Alten. Auch spätere Versicherungen, endlich etwas in der Sache zu tun, blieben folgenlos. Näheres dazu in der Einleitung zu MWG I/9.

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Sie dazu bereit sind, zusammen mit jenem Aufsatz gesondert erscheinen. Jetzt nicht. Denn in der jetzigen Form eignen sie sich nur für Zeitschriften-Auf­ sätze.“ Und weiter: „Die Aufsätze sind ziemlich umfangreich. Etwa 4 Aufsätze à 4–5 Bogen. Es wird dem G.d.S.Ö. zu Gute kommen, wenn sie bald gedruckt werden, wenigstens einige von ihnen. Denn die Darstellung im G.d.S.Ö. muß viel gedrängter und ‚systematisch‘ sein.“31 Max Weber betont also die Komplementarität von Grundrißbeitrag und Auf­ satzfolge, aber auch, daß er, jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt, weder diese Aufsätze verbessern noch an der Serie weiterarbeiten könne. Doch dies ändert sich schnell.32 Nachdem er „Einleitung“, „Konfuzianismus“ und „Zwi­ schenbetrachtung“, mit großer Wahrscheinlichkeit in ihrer Vorkriegsfassung, im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik veröffentlicht hatte,33 entwi­ ckelte er spätestens ab 1916 die vergleichenden religionssoziologischen Skiz­ zen auf der Grundlage der alten Manuskripte intensiv weiter. Aus den 16 bis 20 Bogen, also den etwa 250 bis 320 Seiten, von denen im Brief die Rede war, werden bis zum Ende des Weltkriegs etwa 800 Seiten im Druckspiegel des Archivs. Bis zum Abbruch der Serie im Januar 1920, als der erste Band der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie bereits im Druck war, kommen noch einmal über 100 Seiten hinzu. Im Vergleich dazu ‚ruhten‘ die Soziologie der Kulturinhalte und der Grundrißbeitrag – aber wohl nicht die gedankliche Auseinandersetzung mit ihnen. Darauf gibt es Hinweise. So enthält die über­ arbeitete Fassung des Gutachtens über die Rolle der Werturteile in den So­zial­ wissenschaften Betrachtungen über eine empirische Soziologie der Kunst im Umfang von sechs Seiten. Diese Passagen über Architektur, Musik und Male­ rei verweisen auf sein andauerndes Interesse an diesem Gegenstandsbe­

31  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 22. Juni 1915, MWG II/9, S.  6 9 f. 32  Äußerlich war dafür wichtig, daß Weber mit Wirkung vom 1. Oktober 1915 seinen Dienst in der Heidelberger Lazarettverwaltung quittiert hatte und sich wieder anderen Aufgaben, auch politischen, zuwenden konnte. Zu dem Hintergrund des Vorgangs Weber, Marianne, Lebensbild, S.  5 43 f. 33 Die drei Texte erschienen im 41. Band des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, der erste Artikel (Einleitung, Der Konfuzianismus I, II) ausgeliefert am 14. Oktober 1915, der zweite Artikel (Der Konfuzianismus III, IV, Zwischenbetrachtung) ausgeliefert am 23. Dezember 1915 (vgl. Editorischer Bericht, MWG I/19, S.  6 0 f.). Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß Weber an diesen Vorkriegsmanuskripten be­ reits kleinere Veränderungen vornahm. Daß er Teile daraus während oder unmittelbar nach seinem Lazarettdienst erst schrieb, ist dagegen unwahrscheinlich. Auch in der Fußnote betont er ausdrücklich, daß die Artikel unverändert so erscheinen würden, wie vor zwei Jahren, also 1913, „niedergeschrieben und Freunden vorgelesen“ (MWG I/19, S.  8 3, Fn.  1). Für eine solche ‚Vorlesung‘ kommen natürlich vor allem „Einleitung“ und „Zwischenbetrachtung“ in Betracht.

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reich.34 Dies gilt erst recht für den Grundrißbeitrag. Auch hier steht die gedank­ liche Arbeit natürlich nicht still. Dies zeigt sich zum Beispiel an dem Vortrag, den Weber im Herbst 1917 in Wien über „Probleme der Staatssoziologie“ hielt und über den ein Zeitungsbericht vorliegt. Hier wird die dreigliedrige Herr­ schaftstypologie, die er übrigens in der „Einleitung“ zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ zum ersten Mal öffentlich gemacht hatte, in eine viergliedrige überführt.35 Die komplementären Projekte „Die Wirtschaft und die gesell­ schaftlichen Ordnungen und Mächte“ und „Die Wirtschaftsethik der Weltreli­ gionen“ – die Soziologie der Kulturinhalte, die nicht weitergeführt werden konnte, lassen wir in der Folge beiseite 36 – entwickeln sich also, kriegsbedingt, asymmetrisch. Die Wirtschaftsethik läuft gewissermaßen voraus, der Grund­ rißbeitrag hängt zurück. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, daß Weber bei der Wirtschaftsethik kein gravierendes Kompositionsproblem hatte. Hier ging es nicht um ‚Systematik‘, sondern um typologisch kondensierte historische Darstellung. Gewiß mußte er diese Darstellungsform methodisch und die Aus­ wahl sowie die Anordnung der dargestellten Religionen systematisch begrün­ den. Auch einige Grundbegriffe waren zu erläutern, weil der Grundrißbeitrag, dem diese Aufgabe zufiel, ja noch nicht verfügbar war. Aber dies stellte Weber vor keine großen Probleme. Sie wurden denn auch in der „Einleitung“ zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ und in der „Zwischenbetrachtung“ ele­ gant gelöst.37 Es ist kein Zufall, daß sie die größte Nähe zum noch unveröffent­

34 Weber, Max, Der Sinn der ‚Wertfreiheit‘ der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften, in: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur, Band  7, Heft 1, 1917, S.  4 0–88, hier S.  6 8 ff. (MWG I/12). 35  Die „Einleitung“ von 1915 enthält die erste Veröffentlichung der drei Typen der Herrschaft (MWG I/19, S.  119–126), der Vortrag in Wien den Übergang von der dreigliedrigen zur viergliedrigen Herrschaftstypologie (MWG I/22-4, S.  752–756). Die Herausgeberin Edith Hanke sieht in diesem Vortrag vom Oktober 1917 einen Anhalts­ punkt dafür, daß Weber in der zweiten Jahreshälfte 1917 die Arbeit an seinem Grund­ rißbeitrag wieder aufnahm, ebd., S.  746. 36  Weber holte das vor dem Krieg begonnene Manuskript über die akkordharmo­ nische Musik nach dem Krieg noch einmal hervor, um über den Stoff zu dozieren. Dazu der Editorische Bericht in MWG I/14, S.  131–134. Ferner die Briefe an Marianne Weber vom 23. Juli 1919, an Else Jaffé vom 10. August 1919 und an Mina Tobler vom 16. August 1919, MWG II/10, S.  702 f., 715 und 723. 37  Weber schreibt im Januar 1916, kurz nach Erscheinen von „Einleitung“, „Konfuzi­ anismus“ und „Zwischenbetrachtung“, an Heinrich Rickert: „Von meinem Aufsatz sollten Sie nur die ‚Zwischenbetrachtung‘ – S.  3 87 ff. – lesen, die eine rationale ‚Welt­ anschauungs‘-Systematik (religiösen Gepräges) als Idealtypik für meine Zwecke ent­ hält.“ Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 11. Januar 1916, MWG II/9, S.  258. Jahre vorher hatte er schon Rickerts Versuch, ein System der Werte aufzustellen, kommentiert und seine „(empirische) Casuistik der Contemplation und aktiven Religi­ osität“, also die „Zwischenbetrachtung“, in Aussicht gestellt. Brief Max Webers an Heinrich Rickert von Ende November 1913, MWG II/8, S.  411.

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lichten Grundrißbeitrag aufweisen, insbesondere zu dem Abschnitt über „Reli­ giöse Gemeinschaften“.38 Die „religionssoziologischen Skizzen“, wie er sie im Untertitel von 1915 noch bescheiden nannte, dienten Weber dazu, seine These aus der Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ aus den Jahren 1904/05 in einen weiteren religionsgeschichtlichen Zusammenhang zu stel­ len.39 Wenn man so will, steht im Mittelpunkt das dort aufgeworfene histo­ rische Erklärungsproblem. Es interessieren ihn deshalb nur jene „für die Wirt­ schaftsethik wichtigen Züge der Religionen“, die zum ökonomischen Rationa­ lismus in Beziehung gesetzt werden können, und zwar, wie er präzisiert, „zum ökonomischen Rationalismus von demjenigen Typus, der den Okzident als eine Teilerscheinung der dort heimisch gewordenen Art der bürgerlichen Lebensrationalisierung seit dem 16. und 17. Jahrhundert zu beherrschen begann.“40 Methodisch gesehen sollen diese Skizzen weder eine systema­ tische Typologie der Religionen liefern noch rein historische Darstellungen einzelner Religionen. Vielmehr gehe es, wie schon in der Studie über den asketischen Protestantismus, um die Frage, wie eine bestimmte Religion eine Wirtschaftsgesinnung geprägt habe, also um jene Züge, „welche der einzel­ nen Religion im Gegensatz zu anderen eigen und zugleich für unsere Zusam­ menhänge wichtig sind“.41 Dieses Erklärungsziel erlaubte es Weber, die Reli­ gionen individuell und nacheinander zu betrachten. Daß er für die Serie die wirkungsmächtigsten Religionen wählte, hatte rein pragmatische Gründe,42 38  Dazu die Fußnote 1 der „Einleitung“ von 1915, in der Sache 1920 nicht verändert, MWG I/19, S.  8 3 f. Zur ‚systematischen‘ Religionssoziologie MWG I/22-2. Die größte Ähnlichkeit besteht zwischen „11. Religiöse Ethik und ‚Welt‘“ und der „Zwischenbe­ trachtung“ sowie zwischen „7. Stände, Klassen und Religion“ und der „Einleitung“. Aber auch „10. Die Erlösungswege und der Einfluß auf die Lebensführung“ steht der „Einleitung“ nah. 39  Weber begründete später seine Entscheidung, die Studien zum asketischen Pro­ testantismus nicht, wie noch 1910 geplant, sofort weiterzuführen, unter anderem mit der Absicht, sie „ihrer Isoliertheit zu entkleiden und in die Gesamtheit der Kulturent­ wicklung hineinzustellen.“ Dazu wollte er „zunächst die Resultate vergleichender Stu­ dien über die universalgeschichtlichen Zusammenhänge von Religion und Gesell­ schaft niederschreiben.“ Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapita­ lismus, in: GARS I, S.  17–206, hier S.  2 06, Fn.  1 (MWG I/18). Dies ist dann in Gestalt der „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ und der „Religiösen Gemeinschaften“ auch geschehen. Dazu auch die Einleitung in MWG I/18. 40  Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  117. 41  Ebd., S.  116. 42 Dazu der Beginn der „Einleitung“: „Unter ‚Weltreligionen‘ werden hier, in ganz wertfreier Art, jene fünf religiösen oder religiös bedingten Systeme der Lebensregle­ mentierung verstanden, welche besonders große Mengen von Bekennern um sich zu scharen gewußt haben: die konfuzianische, hinduistische, buddhistische, christliche, islamitische religiöse Ethik.“ MWG I/19, S.  8 3. Als sechste mit zu behandelnde Religi­ on trete das Judentum hinzu, aber nicht, weil es Massen mobilisiert habe, sondern

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daß ihre Anordnung mit dem Konfuzianismus beginnt und über Hinduismus und Buddhismus, Judentum und den Islam bis zum Christentum fortschreitet, besser: fortschreiten sollte,43 ist weder einem geographischen noch gar einem evolutionistischen Gesichtspunkt geschuldet, sondern folgt ausschließ­ lich aus „innere[n] Zweckmäßigkeitsgründe[n] der Darstellung“.44 Diese Dar­ stellung ist letztlich auf die religiös gezüchteten Motive der Weltbejahung oder der Weltverneinung gerichtet und, im Falle der Weltverneinung darauf, ob diese zur Weltabwendung oder zur Weltzuwendung führt. Da in der Serie dieser spezielle Gesichtspunkt betont werden soll, ist auch die ungleichmä­ ßige typologische Darstellung der einzelnen Religionen für Weber gerechtfer­

wegen seiner historischen Bedeutung für Christentum und Islam. Weber nennt wohl deshalb die Serie mitunter auch „Aufsätze über die Culturreligionen“, so z. B. gegen­ über Werner Sombart. Brief Max Webers an Werner Sombart vom 2. Dezember 1913, MWG II/8, S.  415, Fn.  1. 43  Tatsächlich kam Weber im Rahmen der Aufsatzfolge im „Archiv für Sozialwissen­ schaft und Sozialpolitik“ nur bis zum antiken Judentum. Da die Sammlung dieser Auf­ sätze und ihre Fortführung bis zum Christentum schon im Mai 1917 mit dem Verlag fest vereinbart waren, schwenkte Weber jetzt auf die Vorbereitung dieser Sammlung um. So heißt es in einem Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 24. Mai 1917: „Ich gedenke, diese Aufsatz-Serie in diesem Band abzuschließen [gemeint ist Band  4 4, W. S.]. Die Um- und Ausarbeitung der ersten Aufsätze für die Gesammtausgabe (wenn Sie wollen: der ‚Gesammelten Aufsätze‘, zusammen mit ‚Kapitalismus und Pro­ testantismus‘) nach dem Krieg ist im Gang.“ (MWG II/9, S.  6 48). Weber veröffentlichte 1919 einen Gesamtplan für dieses Projekt, der tatsächlich bis zum Christentum reichte. Über Plan und Ausführung die Übersicht in: Schluchter, Wolfgang, Grundle­ gungen der Soziologie. Eine Theoriegeschichte in systematischer Absicht, Band  1. – Tübingen: Mohr Siebeck 2006, S.  3 00 f. (hinfort: Schluchter, Grundlegungen I). – Die Publikation der Serie im „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ endete aller­ dings nicht mit Heft 1 von Band  4 4, sondern zog sich noch über Heft 2 und Heft 3 sowie im 46. Band über die Hefte 1, 2 und 3 hin. Schon der zweite Artikel endet mit „Schluß folgt“, der darauf folgende dagegen mit „Fortsetzung folgt“. Das spricht nicht für den Abdruck eines abgeschlossenen Manuskripts, sondern für eine Fortschrei­ bung nach 1917. Man muß allerdings in Rechnung stellen, daß es kriegsbedingt Schwierigkeiten mit der Papierversorgung gab und deshalb nicht alle Hefte im zu­ nächst vorgesehenen Umfang erscheinen konnten. Übrigens fügte Weber dem ersten Abschnitt eine interessante Fußnote bei: „Die nachstehende Darstellung wird hier un­ ter Fortlassung der Erörterung der ägyptischen, babylonischen und persischen Ver­ hältnisse publiziert. Bei einer künftigen Sammlung und umgearbeiteten (und für China mit Quellenzitaten versehenen und ergänzten) Veröffentlichung dieser in Verbindung mit andern älteren und einigen noch unpublizierten Aufsätzen wird der fehlende Teil eingefügt werden.“ Weber, Das antike Judentum, MWG I/21, S.  234, textkritische Anm.  g (= AfSSp, 44. Band, Heft 1, 1917/18, S.  52, Fn.  1). 44  Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  119, Fn.  3. Weber betont, die behandelten Religi­ onen seien nicht „einfach in eine Kette von Typen, deren jeder gegenüber dem an­ dern eine neue ‚Stufe‘ bedeutet, einzugliedern. Sondern sie sind sämtlich historische Individuen höchst komplexer Art“. Ebd., S.  116.

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tigt. Das sähe bei einer Religionssystematik, einer „systematische[n] ‚Typolo­ gie‘ der Religionen“,45 anders aus. Im Unterschied zu der Aufsatzserie mußte Weber um die Kompositionsidee für seinen Hauptbeitrag zum Grundriß der Sozialökonomik offenbar lange rin­ gen. Das zeigt sich schon daran, daß er den Titel änderte. Aus „Wirtschaft und Gesellschaft“ (1910) wurde „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ (1914). Aber bereits 1914 stellte sich die Frage, ob nicht „Soziologie“ die angemessene Bezeichnung sei. Weber hatte gegen­ über der Fachbezeichnung Soziologie zwar lange Zeit Vorbehalte, weil er sein eigenes wissenschaftliches Tun nicht mit den in seinen Augen dilettantischen Versuchen anderer auf diesem Gebiet identifiziert sehen wollte. Aber schon bei der Konzeption des Handbuchs der politischen Ökonomie im Jahre 1909 spielte das Verhältnis von Nationalökonomie und Soziologie eine wichtige Rol­ le,46 und schließlich gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahre 1909, der er die Durchführung von zwei sozio­ logischen Enqueten, über das Zeitungs- und das Vereinswesen, empfahl.47 Auch hatte er 1913 einen Aufsatz mit dem Titel „Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“ veröffentlicht, wo er gegenüber der Rechtswissen­ schaft wie der Psychologie für eine eigenständige empirische Wissenschaft vom menschlichen Handeln eintritt.48 Und im Werturteilsgutachten von 1913 ist das fruchtbare Zusammenspiel von Nationalökonomie, Soziologie und Geschichtswissenschaft ausdrücklich betont.49 Zwar dachte er über die Leistungsfähigkeit der Soziologie im Konzert der Disziplinen auch jetzt sehr bescheiden. Dies wird besonders deutlich in einem Brief, den er im Sommer 1914 an Georg von Below schrieb. Nachdem er dessen Buch Der deutsche Staat des Mittelalters gelesen hatte, teilt er ihm mit, er wolle demnächst einen „ziemlich umfangreichen Beitrag“ über die politischen Verbände veröffentli­ chen, und zwar „vergleichend und systematisch“, im Rahmen einer Soziolo­ gie, „wie ich sie verstehe“.50 Er wisse, daß er sich damit dem Spott, nur Dilet­ tanten würden vergleichen, aussetze. Aber seine Soziologie müsse eben eine 45 Ebd. 46  Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  12–14. 47  Dazu Weber, Max, Geschäftsbericht der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, in: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.–22. Oktober in Frankfurt a. M. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911, S.  3 9–62 (MWG I/13). 48  Weber, Kategorien, S.  253–294. 49  Weber, Gutachten (wie oben, S.  6 f., Anm.  16). Die entsprechenden Passagen, die in der überarbeiteten Fassung von 1917 weggelassen sind, finden sich am Ende des Gutachtens. Hier heißt es unter anderem: „Denn die Nationalökonomie, speziell auch die historische, ist eine menschliches Handeln in seinen Motiven und Konsequenzen ‚verstehende‘ Wissenschaft, eben daher intim verknüpft mit der ‚verstehenden Sozio­ logie‘.“ Ebd., S.  120. 50 Brief Max Webers an Georg von Below vom 21. Juni 1914, MWG II/8, S.  723 f. Weber verteidigt dabei die vergleichende Betrachtung gegenüber von Below, die frei­

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vergleichende Wissenschaft sein. Als Paul Siebeck im Mai 1916 wieder einmal vorfühlte, wie es denn um Webers Grundrißbeitrag, um seine Soziologie, stünde, antwortete dieser ganz in diesem neuen Verständnis: „Meine ‚Sozio­ logie‘? Du lieber Gott! Ich bin froh, wenn ich jetzt während des Krieges noch Ihnen die Aufsätze über die ‚Wirtschaftsethik der Weltreligionen‘ so fertig stel­ len kann, daß sie mit der ‚Protestantischen Ethik‘ zusammen herausgegeben werden können!“ Und weiter: „Die Soziologie muß nach dem Krieg fertig gestellt werden. Sie wird fertig, davor haben Sie keine Angst. Aber es wäre ewig schade, sie vor der Zeit zu publizieren. Es ist sehr viel Litteratur erschie­ nen inzwischen.“51 Er akzeptiert also die lange gemiedene Bezeichnung So­zio­logie für seine eigene Arbeit, schiebt aber ihre Veröffentlichung und damit die Demonstration ihrer Leistungsfähigkeit gegenüber anderen soziolo­ gischen Ansätzen und der Nationalökonomie weiter hinaus. Ist der entscheidende Grund dafür tatsächlich die Notwendigkeit, weitere Literatur zu rezipieren? Das schwierigste noch zu lösende Problem scheint die Textkomposition gewesen zu sein. Vergleicht man die Disposition von 1910 („Wirtschaft und Gesellschaft“) mit der von 1914 („Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“) und diese wiederum mit den aus dem Nachlaß überlieferten Manuskripten, so gab es bei Ausbruch des Krieges nicht nur unklare Zuordnungen, sondern auch Lücken. Weber hatte eine ihn selbst überzeugende Gestaltung seines Beitrags im Jahre 1914 noch nicht erreicht. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, daß er, als er mit einer baldigen Ver­ öffentlichung seines Beitrags im Rahmen des Grundrisses fest rechnen mußte, auf Siebecks Bitte, für seine „Soziologie“ doch von vornherein auch eine Separatausgabe ins Auge zu fassen, äußerst zurückhaltend reagierte. So heißt es in einer Notiz: „Das möchte ich mir vorbehalten. Ich möchte diesen Abschnitt so ausgestalten, daß er in der zweiten Auflage als Separatabdruck erscheinen könnte.“52 Erst in der zweiten Auflage – was heißt dies anderes, als daß er für die definitive Gestaltung dieser Soziologie noch Zeit brauchte, daß die gedankliche Organisation des dafür herangezogenen riesigen Stoffes noch nicht abgeschlossen war? Tatsächlich zeigt ein Vergleich der Dispositi­ onen von Webers Hauptbeitrag zu dem Sammelwerk aus den Jahren 1910, 1914 und 1920, wie stark sich im Laufe der Jahre die Kompositionsidee wan­ delte.53 Während die Disposition von 1914 aus der von 1910 gleichsam Schritt für Schritt herauswächst, gibt es 1919/20 gegenüber 1914 zwei einschnei­ lich, wie er zugibt, dem Spezialisten, dessen Gebiet dabei mit herangezogen werde, zumindest in dieser Hinsicht als dilettantisch erscheinen müsse. 51  Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor dem 10. Mai 1916, MWG II/9, S.  411. 52  Weber, Bemerkungen und Korrekturen zum Rundschreiben des Verlags über Se­ paratausgaben von Beiträgen zum „Handbuch der Sozialökonomie“, MWG I/24, S.  190–193, Zitat: S.  193. 53  Der Vergleich der Dispositionen findet sich unten, S.  16.

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dende Veränderungen: Weber schreibt ein umfängliches Kapitel über „So­zio­ logische Grundkategorien des Wirtschaftens“, ein Thema, das er 1914 noch stiefmütterlich behandelt hatte, und er komprimiert seine Manuskripte zu einer Soziologie der Herrschaft und plaziert sie nicht mehr, wie 1914, am Ende, als den Teil, auf den alles zuläuft, sondern zieht sie nach vorne. Er stellt sie damit gewissermaßen gleichrangig in die typologische Behandlung der Orientie­ rungen, Beziehungen, Ordnungen und Verbände von Handlungen in univer­ salhistorischer Perspektive, um die es in der neuen Fassung zunächst in erster Linie geht.54 (Siehe Übersicht 1) Doch wir greifen vor, müssen zunächst noch zu klären versuchen, wann nach der kriegsbedingten Pause Webers Weiterarbeit an seinem Grundrißbei­ trag vermutlich einsetzte. Ein erstes Indiz haben wir bereits genannt. Es ist der Vortrag über die „Probleme der Staatssoziologie“ am 25. Oktober 1917 vor der „Soziologischen Gesellschaft“ zu Wien. Hier gestaltet er seine hauptsäch­ lich 1912/13 entworfene Herrschaftssoziologie neu, indem er sie auf das Legi­ timitätskriterium zentriert und den drei Typen der Herrschaft – der Herrschaft der „vereinbarten oder oktroyierten rationalen Regeln“, der Herrschaft „kraft traditioneller Autorität“ und der charismatischen Herrschaft – einen vierten hinzufügt, die demokratische Herrschaft, deren Legitimität sich aus dem Wil­ len der Beherrschten speist.55 Diesen letzten Typus benötige man, so Weber, 54  Dies hängt auch damit zusammen, daß in der neuen Fassung im Vergleich zur alten der entwicklungsgeschichtliche Gedanke hinter den typologischen, der dyna­ mische hinter den strukturellen Gedanken zurücktritt. In der Vorkriegsfassung hatte Weber den Übergang von den Struktur- zu den Entwicklungsformen an die Erörterung der Herrschaftsformen gebunden: „Die Erörterung der speziellen, oft höchst verwi­ ckelten Wirkungen der Bedarfsdeckung der Gemeinschaften gehört nicht in diese allgemeine, auf alles einzelne nur exemplifizierende Betrachtung. Wir wenden uns vielmehr, unter Verzicht auf jede systematische Klassifikation der einzelnen Gemein­ schaftsarten nach Struktur, Inhalt und Mitteln des Gemeinschaftshandelns – welche zu den Aufgaben der allgemeinen Soziologie gehört – zunächst einer kurzen Feststel­ lung des Wesens der für unsere Betrachtung wichtigsten Gemeinschaftsarten zu.“ Er wolle also zunächst die „allgemeinen Strukturformen menschlicher Gemeinschaften“ erörtern. Dies geschehe „nur in allgemeiner Charakteristik, während [.  .  .] ihre Entwick­ lungsformen in einigermaßen präziser Art erst später im Zusammenhang mit der Ka­ tegorie der ‚Herrschaft‘ besprochen werden können.“ Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22-1, S.  114. Das sieht 1919/20 anders aus. 55  Weber, Probleme der Staatssoziologie, MWG I/22-4, Zitate: S.  753 f. – Weber hatte zwar Ende 1913 an Paul Siebeck geschrieben, er habe „eine umfassende soziolo­ gische Staats- und Herrschafts-Lehre“ entwickelt, und hinzugefügt: „Ich darf behaup­ ten daß es noch nichts dergleichen giebt, auch kein ‚Vorbild‘.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S.  4 50. Aber die Edition der im Nachlaß gefundenen Manuskripte zeigt, daß diese bei Ausbruch des Krieges keines­ wegs ein kohärentes Ganzes bildeten. Weder sind die drei Typen der legitimen Herr­ schaft konsequent am Geltungsgedanken ausgerichtet, wie im „Eingangskapitel“ angekündigt – der Text über Bürokratismus enthält zwar alles über Organisation, aber nichts über Geltungsgründe –, noch sind die Texte über charismatische Herrschaft

c) Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus).

7. Der politische Verband. Die Entwicklungsbedingungen des Rechts. Stände, Klassen, Parteien. Die Nation.

6. Die Marktvergemeinschaftung.

5. Religiöse Gemeinschaften. Klassenbedingtheit der Religionen; Kulturreligionen und Wirtschaftsgesin­ nung.

Soziologische Staats- und Herrschafts­ 8. Die Herrschaft. lehre

Religion (Soziologie der Erlösungslehren und der religiösen Ethiken)

Familie und Hausgemeinschaft Betrieb Sippe Ethnische Gemeinschaft



2. Hausgemeinschaft, Oikos und Betrieb. 3. Nachbarschaft, Sippe, Gemeinde. 4. Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen.

Wirtschaftliche Beziehungen der Verbände im allgemeinen.

Beziehung der großen Gemeinschafts­ formen zur Wirtschaft

b) Wirtschaft und soziale Gruppen.

(Familien- und Gemeinde­verband, Stand und Klassen, Staat).

Wirtschaft und Recht in ihrer prinzi­ piellen Beziehung.

a) Wirtschaft und Recht (1. prinzipielles Verhältnis, 2. Epochen der Entwicklung des heutigen Zustands).

1. Kategorien der gesellschaftlichen Ordnungen.

1914

1913

1910

[Kategorien der verstehenden Soziologie]

Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte

Wirtschaft und Gesellschaft

  Vorkriegsfassungen

[VIII. Staatssoziologie]

[VII. Rechtssoziologie]

[VI. Religionssoziologie]

[V. Soziologie der Gemeinschaften]

IV. Stände und Klassen

III. Die Typen der Herrschaft

II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

I. Soziologische Grundbegriffe

1920

Soziologie

  Nachkriegsfassung

Übersicht 1: Vergleich der Dispositionen von Max Webers Projekt „Wirtschaft und Gesellschaft“ aus den Jahren 1910 bis 1920

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um die modernen politischen Herrschaftsformen untersuchen zu können, die aus dem kontingenten Zusammenwirken von obrigkeitsstaatlicher Bürokratie, marktgesteuertem Kapitalismus und städtischer Autonomie hervorgegangen seien.56 Dieser Gedanke ist neu.57 Ein zweiter Hinweis auf zumindest gedankliche Weiterarbeit am Grundriß­ beitrag läßt sich Max Webers Wunsch nach einer Sammlung seiner methodo­ logischen Schriften entnehmen. Auch er fällt in das Jahr 1917. Am 24. Mai fragt er bei Paul Siebeck an, ob außer der Sammlung religionssoziologischer Aufsätze auch die seiner „Aufsätze zur Methodologie der Sozialwiss[enschaft] (im Archiv, bei Schmoller, im Logos etc.) möglich“ wäre.58 Der Verlag zeigte sich geneigt und fragte an, ob er dabei auch an den Kategorienaufsatz aus dem Jahre 1913 denke. Weber bejahte dies, kündigte aber eine Überarbei­ tung an. Er wolle diesen Text „in etwas geänderter (gemeinverständlicherer) Form“ präsentieren.59 Aber es ging inzwischen wohl nicht mehr nur um die aufeinander abgestimmt. Dazu Edith Hanke, Einleitung und Editorische Berichte zu MWG I/22-4. Zum Eingangskapitel, das relativ isoliert steht, Weber, Herrschaft, ebd., S.  127 ff., hier bes. S.  147. 56  Laut Zeitungsbericht unterstrich Weber in seinem Vortrag die entscheidende Rol­ le der okzidentalen Stadt für diese Entwicklung, in interessantem Unterschied zu der Disposition von 1914, wo die Stadt noch unter dem Titel „nichtlegitime Herrschaft“ fi­ guriert. Auch der aus dem Nachlaß veröffentlichte Text „Die drei reinen Typen der le­ gitimen Herrschaft“, der nach der Herausgeberin „zwischen dem Sommer 1917 und der Neufassung von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ 1919/20 entstanden“ sein dürfte (dazu MWG I/22-4, S.  722), spricht dafür, daß Weber an seiner Herrschaftssoziologie weiter feilte. Hier verwendet er übrigens bereits die Unterscheidung Vergemeinschaf­ tung-Vergesellschaftung, wie sie dann in den „Soziologischen Grundbegriffen“ aus­ buchstabiert wird. Dazu Weber, Probleme der Staatssoziologie, MWG I/22-4, S.  726– 742, bes. S.  729, 734 und 739. 57 Herrschaftssoziologische Betrachtungen finden sich natürlich auch in den schließlich als Broschüren veröffentlichten politischen Schriften „Wahlrecht und De­ mokratie in Deutschland“ aus dem Jahre 1917 und „Parlament und Regierung im neu­ geordneten Deutschland“ aus dem Jahre 1918, beide in MWG I/15, S.  3 47–396 bzw. S.  4 32–596, die Weber selbst aber nicht als herrschaftssoziologische Abhandlungen im Sinne seiner Soziologie, sondern als staatstechnische Schriften einstuft, die, wie es im zweiten Text heißt, keinem staatsrechtlichen Fachmann etwas Neues sagten und sich auch „nicht mit der Autorität einer Wissenschaft“ begründeten, ebd., S.  4 32. In diesem Zusammenhang ist auch die Broschüre „Politik als Beruf“ relevant. Zur Charakterisierung Schluchter, Einleitung, in: MWG I/17, bes. S.  18 f. 58  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 24. Mai 1917, MWG II/9, S.  6 49. Max We­ ber wiederholt diese Frage am 8. November 1919 in einem Brief an Paul Siebeck, MWG II/10, S.  8 33. 59  Brief Max Webers an Werner Siebeck vom 1. Dezember 1917, MWG II/9, S.  829. Dies war offensichtlich auch eine Reaktion auf die Rezeption, die seine damalige Veröffentlichung erfuhr. So heißt es schon Ende 1913 in einem Brief an Hermann Kan­ torowicz, der den Aufsatz offensichtlich kritisch kommentiert hatte: „‚Verstehende So­ ziologie‘ – unverständlich? und Ihnen? – ‚wenn das am grünen Holz geschieht‘ – wie miserabel muß ich formuliert haben!“ Brief Max Webers an Hermann Kantorowicz vom

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Verbesserung einzelner Formulierungen, sondern um eine Neufassung der allgemeinen Grundbegriffe seiner verstehenden Soziologie selbst. Dies fiel zusammen mit dem Erfordernis, für den Grundrißbeitrag einen überzeu­ genden ‚Kopf‘ zu formen. Denn dieser hatte bei Ausbruch des Krieges ja noch gefehlt.60 Wir können für das Jahr 1917 erkennen, daß Weber sein Grundrißbeitrag „Wirtschaft und Gesellschaft“ in Gedanken beschäftigte. Ob er allerdings auch daran schrieb, wissen wir nicht. Mit ziemlicher Sicherheit kann man es für die Jahre 1915 (Lazarettverwaltung) und 1916 (Hinduismus und Buddhis­ mus, Judentum) ausschließen. Die Zeit von „Wirtschaft und Gesellschaft“, seiner Soziologie, kommt offenbar erst in den Jahren von 1918 bis zum Tod 1920. Weber kehrt an die Universität zurück, scheidet, nicht zuletzt wegen der gescheiterten Kandidatur für die Nationalversammlung,61 aus der ‚Politik‘ aus und konzentriert sich ganz auf die Publikation seiner beiden Hauptwerke. Die­ sen Entwicklungen wenden wir uns zunächst zu.

3.  Die Rückkehr an die Universität und das Eintreten für ein ‚hybrides‘ Fach Max Weber war im Laufe des Jahres 1917 wieder verstärkt in das universitäre Berufungsgeschehen verwickelt, und zwar nicht nur als Gutachter für andere, der er seit seinem Ausscheiden aus dem Lehramt oft gewesen war, sondern auch als Kandidat für eine Professur. In Heidelberg gab es die Überlegung, ihn, nach seinem Rückzug im Jahre 1903, wieder enger an die Fakultät zu binden.62 In München stand die Nachfolge von Lujo Brentano an. Bei den 29. Dezember 1913, MWG II/8, S.  4 42. Weber spielt hier auf Lukas 23, 21 an: „Wenn das an grünem Holz geschieht, was soll aus diesem werden?“ 60  Zur Problematik des ‚Kopfes‘ Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  124 f. Ausführlich wird diese Problematik erörtert auch in meiner Auseinanderset­ zung mit Hiroshi Orihara, in: Schluchter, Wolfgang, Individualismus, Verantwortungs­ ethik und Vielfalt. – Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2000, S.  179–236. 61  Weber, Erklärung zum Scheitern der Kandidatur für die Wahlen zur Nationalver­ sammlung im Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau), MWG I/16, S.  152–156. Dazu Schluch­ ter, Einleitung, in: MWG I/17, S.  19 f. 62 Dies war wohl bereits eine Reaktion auf die Wiener Entwicklung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Brief, den Weber am 14. November 1917 an den Hoch­ schuldezernenten des badischen Ministeriums für Justiz und Unterricht schrieb. Darin warf er unter anderem die für ihn entscheidende Frage auf, „ob ich sachlich und persönlich richtiger tue, als Gelehrter hier zu verbleiben und möglicherweise einmal in begrenztem Umfang hier Soziologie zu lehren oder die dortige unzweifelhaft verlo­ ckende Stellung mit voller Lehrpflicht für Staatswissenschaften zu übernehmen.“ Sollte er in Heidelberg bleiben und seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen, so wolle er mit einer zweistündigen Lehrtätigkeit beginnen und diese im Lauf der Zeit auf vier

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ersten Versuchen, eine Berufungsliste zustande zu bringen, spielte auch Webers Name eine Rolle. Doch zu einer Berufung kam es zunächst nicht.63 In Wien mußten die beiden Ordinariate für Staatswissenschaften wieder besetzt werden, die nach dem Tod von Eugen von Philippovich und der Ernennung von Friedrich von Wieser zum Handelsminister verwaist waren. Man suchte nach prominenten Nachfolgern, und Weber war ohne sein Zutun auch hier schnell im Gespräch. Man machte ihm ein Angebot, und er verband

Stunden erweitern. Als Vorlesungen kämen „neben der ‚Allgemeinen Soziologie‘: ‚Staatssoziologie‘, ‚Religionssoziologie‘ und ‚Rechtssoziologie‘ in Betracht“. Brief Max Webers an Victor Schwoerer vom 14. November 1917, MWG II/9, S.  8 09–812, hier S.  8 09 f. und S.  812. Weber stand ja immer noch in einem Beamtenverhältnis zum Ba­ dischen Staat, weshalb das Ministerium über die Wiener Vorgänge unterrichtet wurde. Höchst interessant ist, was die Heidelberger Philosophische Fakultät unter dem De­ kanat von Eberhard Gothein über ihren in den Ruhestand versetzten Ordentlichen Honorarprofessor formulierte. Er habe epochemachende Leistungen auf dem Gebiet der Soziologie erbracht, heißt es, in einem Fach, das die Universität auszugestalten wünsche. Und weiter: „Die Wissenschaft der Soziologie oder allgemeinen Gesell­ schaftslehre hat im letzten Jahrzehnt einen außerordentlichen Aufschwung genom­ men. Sie hat sich als eine unentbehrliche Grundlegung der Volkswirtschaftslehre und der Staatswissenschaft erwiesen; sie hat reiche Früchte für Philosophie und Religi­ onsgeschichte, wie die Arbeiten von Simmel und Troeltsch zeigen, bereits jetzt getra­ gen. In erster Linie ist es der unermüdlichen wissenschaftlichen Arbeit von Max We­ ber zu danken, die unserer Universität von Neuem einen großen und dauernden Ein­ fluß im gesamten Gebiet der Geisteswissenschaften sichert.“ Antrag von Eberhard Gothein vom 8. Oktober 1917, hier zitiert aus dem Kommentar zum oben genannten Brief, für den die Fakultätsakten ausgewertet wurden, ebd., S.  811, Hg.-Anm.  10. 63  Weber schreibt am 27. Mai 1917 an Mina Tobler: „Ich bin in München an 1. Stelle vorgeschlagen“, MWG II/9, S.  6 52. Am 10. Juli 1917 heißt es in einem Brief an Ludo Moritz Hartmann: „Man hatte mich in München für Brentano vorgeschlagen. Aber die Regierung hat gesagt: ‚als remunerierter freier Lehrer ja, als Ordinarius nein‘. Als ‚frei­ er Lehrer‘ aber würde ich wohl nur für Soziologie dort hin gegangen sein, weiß also nicht, ob, wenn das an mich kommen sollte, es etwas wird.“ Ebd., S.  6 87–689. Weber war wohl von Brentano ins Spiel gebracht worden, zusammen mit Gerhart von Schulze-Gaevernitz und Moritz Julius Bonn, nachdem eine erste Berufungsliste ge­ scheitert war. Aber auch dies führte nicht zum Erfolg. Die Regelung der Nachfolge von Lujo Brentano war politisch höchst umstritten. Weber und Schulze-Gaevernitz galten insbesondere im konservativen Lager als wirtschaftspolitisch links stehende Kandidaten, und man berief den politisch angeblich unverdächtigen Reichsrat Prof. Dr. Georg von Schanz aus Würzburg, der aber ablehnte. Bis zu der dann doch er­ folgten Berufung Max Webers im Frühjahr 1919 – dazu weiter unten – blieb Brentanos Lehrstuhl vakant. Über die verschiedenen Anläufe, Brentanos Nachfolge zu regeln, MWG II/9, S.  6 87 f., Hg.-Anm.  2. Brentano wollte übrigens Max Weber bereits 1904, nach dessen Ausscheiden aus dem Lehramt in Heidelberg, für den Lehrkörper der Universität München gewinnen. Dazu der Brief von Lujo Brentano an Max Weber vom 29. März 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, sowie den Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 28. März 1904, BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr.  67, Bl.  167–168 (MWG II/4).

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den oben genannten Vortrag über die „Probleme der Staatssoziologie“ mit der Berufungsverhandlung. Man einigte sich schließlich auf ein Probesemester und eine Ausstiegsklau­ sel, da Weber sich seiner Leistungsfähigkeit nicht sicher war. Im Herbst 1917 verband er mit dieser Herausforderung auch eine Erwartung. Am 26. Novem­ ber 1917 heißt es in einem Brief an den Verleger: „Ich gehe im Sommer nach Wien, probeweise, mit Rücktrittsrecht bis Juli, falls ich die Sache dort zu stra­ pazant und meine wissenschaftliche Arbeit schädigend finde. Ich lese: mein Buch für den Grundriß. Das wird ihm nützen und die Fertigstellung beschleu­ nigen.“64 Obwohl es aus arbeitsökonomischen Gründen nahegelegen hätte, der Vor­ lesung die vergleichenden religionssoziologischen Studien zugrunde zu legen, an denen er ja ständig weitergeschrieben hatte, trug er wohl tatsäch­ lich nicht daraus, sondern aus seinem ‚Buch‘ vor. Darauf deutet nicht nur der Brief, sondern auch der Titel der Vorlesung hin. Weber wählte „Wirtschaft und Gesellschaft (Positive Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung)“,65 und die Klammer erinnert an die Disposition von 1910, wo der dritte Abschnitt „Wirtschaft und Kultur (Kritik des historischen Materialismus)“ lautete.66 Das spricht dafür, daß er auch die ‚Religionssystematik‘ aus „Wirtschaft und Gesellschaft“ mit heranzog, was der kurze Stimmungsbericht über die Vorle­ sung, den wir von Theodor Heuss besitzen, ebenfalls nahelegt.67 Aber er dürfte darüber hinaus auch über seine Herrschaftssoziologie, vielleicht sogar über seine Überlegungen zu einer Soziologie des Wirtschaftens gesprochen haben. Genaues freilich wissen wir nicht. Vielleicht betonte er in der Ankündi­ gung seine Absicht, eine positive Kritik der materialistischen Geschichtsauf­ fassung vortragen zu wollen, auch deshalb, weil in Wien nicht nur die Öster­ 64  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1917, MWG II/9, S.  821. 65  Anhang zur Einleitung: Die Lehrveranstaltungen Max Webers 1918–1920, MWG III/7, S.  40. 66 Stoffverteilungsplan für das „Handbuch der politischen Ökonomie“ Mai 1910, MWG I/24, S.  146. 67  Zur Stimmung während der Vorlesung die Bemerkungen von Theodor Heuss, der an mehreren Sitzungen teilnahm. Vgl. Heuss, Theodor, Erinnerungen 1905–1933. – Tübingen: Rainer Wunderlich Verlag 1963, S.  2 25 f. Er deutet an, daß Weber auch über Religion vorgetragen hat. Sofern dies der Fall gewesen sein sollte, konnte Weber sich natürlich auch auf seine „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ stützen. Immerhin ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, daß an dem Abschnitt „Religiöse Ge­ meinschaften“ aus dem Grundrißbeitrag nach Ende 1913 vermutlich keine Ände­ rungen mehr vorgenommen wurden. Im Editorischen Bericht zu MWG I/22-2 heißt es: „Bei der editorischen Arbeit an dem Text konnte kein einziger Titel ermittelt werden, der aus dem Zeitraum nach 1913 stammt“, ebd., S.  8 9. Weber erklärte 1920, er wolle die systematische Religionssoziologie noch überarbeiten, Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  15 (MWG I/18). Man muß also konstatieren, daß sich die Arbeit in Wien je­ denfalls in diesem überlieferten Text noch nicht niederschlug.

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reichische Schule der Nationalökonomie, der er ja nahestand, sondern auch der Austromarxismus beheimatet war.68 „Positive Kritik“ heißt, etwas Besseres an die Stelle des Kritisierten zu setzen, ohne dessen relatives Recht gänzlich zu leugnen. Dies hatte Weber schon in seiner Studie über den asketischen Protestantismus getan.69 Es könnte ihn also gereizt haben, seine verstehende Soziologie im Spannungsfeld von Grenznutzenlehre und transzendentaler Begründung des Sozialen zu exponieren, zwischen der Position von Menger, Böhm-Bawerk und Wieser einerseits und der von Max Adler andererseits.70 68  Dazu zählte Max Adler. Dieser suchte eine ungewöhnliche Verbindung von Marx und Kant dadurch herzustellen, daß er die Marxsche Analyse vom Fetischcharakter der Ware und die Kantsche Analyse vom Bewußtsein überhaupt parallel setzte: Bei Marx verschleiere die Warenform die Sozialverhältnisse, indem sie diese als Sachver­ hältnisse erscheinen lasse, bei Kant die subjektive Ich-Form die Sozialverhältnisse, indem sie die Vergesellschaftung des Bewußtseins und damit seinen überindividu­ ellen Charakter subjektiviere. Marx decke den Schein der Warenproduktion auf, Kant den Schein des Paralogismus. Es sei deshalb fruchtbar, beide aufeinander zu bezie­ hen. Adler will Naturform und Sozialform transzendentallogisch begründen, um damit Natur- und Geisteswissenschaft logisch zu fundieren. Dabei geht er auch kritisch auf den südwestdeutschen Neukantianismus ein. Man könne Erkennen nicht auf ein Sol­ Ien gründen, wie es Windelband und Rickert mit ihrer Wertphilosophie täten. Den Wert der Wahrheit anzuerkennen, gehöre nicht in die Erkenntnislogik, sondern in die Erkenntnispsychologie. Denknotwendigkeit und Handlungsmöglichkeit dürfte man nicht verwechseln. Sonst komme es zu einer Überdehnung des Zweckbegriffs und der teleologischen Urteilskraft. Wer Erkennen auf Anerkennen gründe, verwische die­ sen Unterschied zwischen Müssen und Sollen. Dazu Adler, Max, Kausalität und Tele­ ologie im Streit um die Wissenschaft, in: Marx-Studien. Blätter zur Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus, hg. von Dr. Max Adler und Dr. Rudolf Hilferding, Erster Band. – Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1904, S.  195–433, hier vor allem S.  325 ff. und 373 ff. Weber hätte sich eigentlich für diese methodologische Position interessieren müssen, zumal Adler auch noch vom „epo­ chemachenden“ Buch von Rudolf Stammler sprach (ebd., S.  2 07). Ob Weber bei Wei­ terführung seiner abgebrochenen Stammler-Kritik auch darauf eingegangen wäre, läßt sich nicht mehr sagen. Immerhin ging es ja auch dabei um das Verhältnis von Kausalität und Teleologie. 69  Weber räumte dem historischen Materialismus ein triviales Recht ein. Allerdings sei mit ihm allein, ohne Ergänzung, der historischen Wahrheit nicht gedient. Dasselbe gelte für den historischen Idealismus, den Spiritualismus. Auch im Stoffverteilungs­ plan von 1910 stellte er bei der beabsichtigten Behandlung des Verhältnisses von Wirtschaft und Kultur die Kritik des historischen Materialismus ins Zentrum, MWG I/24, S.  146. Ferner seine Äußerungen zum Vortrag von Werner Sombart auf dem Er­ sten Deutschen Soziologentag in Frankfurt a. M. 1910, Weber, Debattenbeitrag zu Sombart (wie oben, S.  7, Anm.  17). 70  Daß Weber in Wien neben vielen anderen auch mit Menger, Wieser und Max Adler Kontakt hatte, ist durch den Briefwechsel bezeugt. Max Adler läßt er sogar Sonder­ drucke seiner Aufsätze zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ zukommen. In sei­ nem Brief an Marianne Weber vom 6. Juni 1918 heißt es: „Kannst Du wohl meine ‚Weltreligionen‘ (alle Artikel) zusammenfinden und an Dr. Max Adler, VIII, Josefstädter Str. 43 schicken? Er ersuchte mich darum.“, MWG II/10, S.  184.

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Webers Auftritt an der Universität Wien war ein großer Erfolg beschieden. Aber die Lehre strengte ihn nach eigenem Bekunden übermäßig an. Noch vor Beginn der Vorlesung am 28. April 1918 schrieb er abermals an Paul Siebeck: „Hier hoffe ich nun das große Buch stark zu fördern“.71 Er sprach auch von „täglich 10 Stunden in der Bibliothek“.72 Doch er beklagte die schlechten Bibliotheksverhältnisse, die schlampige Verwaltung und das ewige Laufen, um die Kollegen zu besuchen. Dies tat er offensichtlich sehr intensiv. Aber subjektiv war das Gefühl vorherrschend, er habe durch Krankheit und Alter seine Fähigkeit, auch Lehrer zu sein, weitgehend verloren. Er schätzte seine Leistung in der Vorlesung trotz übermäßiger Anstrengung und im Unterschied zu seinen Hörern als nur mittelmäßig ein. Am 7. Mai 1918 schreibt es an seine Frau. „Nein – ich bin für die Feder geboren, und für die Rednertribüne, nicht für [das] Katheder.“73 Nach dieser Erfahrung hielt er die Übernahme eines Ordinariats für Staatswissenschaften, mit Schwerpunkt Nationalökonomie und einem Lehrdeputat von 8 bis 10 Semesterwochenstunden, für ein Ding der Unmöglichkeit. Auch der gutgemeinte Versuch eines Kollegen, für ihn Sonderkonditionen zu erwirken und die Bezeichnung des Ordinariats in Gesellschaftslehre umzuwandeln, scheiterte wohl schon im Vorfeld, weil er keine Sonderkonditionen wollte. Im Übrigen hielt er dieses Fach für „noch viel zu hybrid, um als Lehrfach eines Ordinarius und vollends: als Prüfungsfach (was dann wohl die Folge sein würde) konstituiert werden zu können oder auch nur zu dürfen.“74 Wie wir sehen werden, hört sich dies freilich schon wenig später anders an. Hinzu kam die politikferne Existenz, die er in Wien führte, ja führen mußte, und die für ihn etwas Unwirkliches hatte: „Ein merk­ würdiges ‚Abenteuer‘ ist so das Ganze geworden, fast unwirklich und gespen­ stisch, zumal auf diesem Hintergrund des Krieges, Sieges, Hungers, und aller denkbaren Außeralltäglichkeiten.“75 Schnell stand die Entscheidung fest: Er sagte Wien ab.76 Ob Weber dies von vornherein vorhatte, also die Wiener Alternative nie ernsthaft erwog, läßt sich im Rückblick schwer sagen. Manches im Ton des Briefwechsels spricht dafür. Freilich war mit diesem Rückzug auch nichts ver­ loren. Denn die Angebote, an die Universität zurückzukehren, häuften sich. Nach Wien und Heidelberg kam der Vorschlag, an der Berliner Handelshoch­ 71  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 18. April 1918, MWG II/10, S.  127. 72  Brief Max Webers an Marianne Weber vom [14. April 1918], MWG II/10, S.  124. 73  Brief Max Webers an Marianne Weber vom 7. Mai 1918, MWG II/10, S.  166. 74  Dazu das Schreiben Max Webers an das k. k. Ministerium für Kultus und Unter­ richt in Wien vom 5. Juni 1918, in dem er seine Ablehnung begründet, abgedruckt in: MWG II/10, S.  179–182, Zitat: S.  181. 75  Brief Max Webers an Mina Tobler vom 1. Juni 1918, MWG II/10, S.  175. 76  Weber bot der Fakultät allerdings an, jedes 2. Semester 4 Stunden zu unterrich­ ten. Dazu sein Brief an Marianne Weber vom 6. Juni 1918, MWG II/10, S.  183. Dazu kam es aber nicht.

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schule die Nachfolge von Werner Sombart anzutreten, dann meldete sich Frankfurt, schließlich gab es auch noch ein sehr attraktives Angebot aus Bonn. Aber auch München stand immer noch oder wieder in Aussicht, uner­ warteterweise, denn die Berufung mußte inzwischen von der Revolutionsre­ gierung ausgesprochen werden, der Kurt Eisner vorstand. Und Weber und Eisner trennte politisch begründete gegenseitige Abneigung.77 Dennoch wurde ihm überraschenderweise die Nachfolge Lujo Brentanos an der Uni­ versität München angeboten, und dies, obgleich ihn die Fakultät nicht an erster Stelle vorgeschlagen hatte.78 Am 31. Januar 1919 schreibt Max Weber an seine Mutter: „Berlin lehnte ich ab, ebenso voraussichtlich Frankfurt. Es wird wohl München werden, wenn es gesundheitlich geht.“79 Es wurde tat­ sächlich München, nicht zuletzt, weil ihn dies in die räumliche Nähe zu Else Jaffé brachte und auch Marianne Weber einwilligte,80 vor allem aber, weil die Fachzuordnung und die Lehrbelastung seinen wissenschaftlichen Interessen entsprachen. In diesem Zusammenhang ist interessant, was Weber auf das Angebot des Unterstaatssekretärs im Preußischen Kultusministerium Carl Heinrich Becker, an der Juristischen Fakultät der Universität Bonn ein Ordinariat für Staatslehre und Politik zu übernehmen, über seine gewünschte Fachzuordnung an den Dekan der dortigen Fakultät äußert. Er könne nicht beanspruchen, Staats­ rechtslehrer zu sein, obgleich er sich schon seit längerer Zeit „mit sehr umfas­ senden, hoffentlich bald vollendeten Arbeiten über Staatslehre (‚Staats-Sozio­ logie‘)“ befasse. Aber seine Art, die Probleme des Staates zu behandeln, passe nicht in eine Juristische Fakultät. Und weiter: „Mir liegt, wenn ich in ein akademisches Lehramt wieder eintrete, daran, die ‚Gesellschaftswissen­ 77  Zu Eisners Haltung zur Berufung Webers der Brief von Max Weber an Carl Hein­ rich Becker vom 9. Februar 1919, MWG II/10, S.  4 35–437, zu Webers Einschätzung von Eisner der Brief an Else Jaffé vom 18. Februar 1919: „Er ist ein Demagoge ohne alles politische Gewissen.“ MWG II/10 S.  4 65. Ferner Editorischer Bericht zu Weber, Politik als Beruf“, in: MWG I/17, S.  119 ff. und Schluchter, Wolfgang, Die Entzauberung der Welt. Sechs Studien zu Max Weber. – Tübingen: Mohr Siebeck 2009, S.  97 ff. (hinfort: Schluchter, Entzauberung). 78 Der Beschluß, mit Max Weber Berufungsverhandlungen aufzunehmen, wurde vom Ministerrat in Abwesenheit von Kurt Eisner am 18. Januar 1919 gefaßt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß insbesondere Edgar Jaffé als Finanzminister im Kabinett Eisner die Dinge so beeinflußte. Jaffé war gewissermaßen der Gewährsmann sowohl von Eisner wie von Weber. Eisner akzeptierte dann auch die Entscheidung seiner Kolle­ gen, obgleich er einen linksgerichteten Kandidaten lieber gesehen hätte, aber wohl keinen vorweisen konnte. Die Berufung Max Webers löste denn auch in der linken Szene Proteste aus. Dazu: Lepsius, Einleitung, in: MWG II/10, S.  16, und der Kommen­ tar zu Weber, Wissenschaft als Beruf, MWG I/17, S.  7 7, Hg.-Anm.  11 mit Verweis auf das Ministerratsprotokoll. 79  Brief Max Webers an Helene Weber vom 31. Januar 1919, MWG II/10, S.  418. 80  Brief Marianne Webers an Else Jaffé vom 9. Juni 1920. Der Brief ist abgedruckt in der „Einleitung“ zu MWG II/10, S.  31.

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schaft‘ (Soziologie) in ihrem vollen Umkreis, vor Allem freilich die Rechts- und Staats-Soziologie, zu traktieren. Ich bilde mir thatsächlich ein, die äußerst dilettantische Art, wie diese beiden Fächer (und die Soziologie überhaupt) heute vielfach, zumal von Nicht-Juristen, aber gelegentlich auch von Juristen, behandelt und dadurch diskreditiert worden sind, durch eine schärfere und ganz klare Scheidung juristischer und soziologischer Betrachtungsweise ver­ drängen zu können.“81 Zu den erstgenannten dürfte er wohl Othmar Spann wegen seiner ‚organischen Soziologie‘ zählen, zu den zweitgenannten zwei­ fellos Rudolf Stammler. Wir kommen darauf zurück. Folgerichtig stellte er vor der Rufannahme an die Universität München die Bedingung, sein Lehrauftrag müsse auf Gesellschaftswissenschaft und Nationalökonomie lauten, und er verband dies mit der Erwartung, „später ganz vorwiegend das erstere, jetzt an der Universität München ganz und gar in Verfall geratene Fach zu vertre­ ten, die Nationalökonomie nur zur Ergänzung der beiden andren Ordinari­ en“.82 Später erweiterte er diese gewünschte Denomination um Wirtschafts­ geschichte, so daß der ihm übertragene Lehrauftrag „Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte, Nationalökonomie“ heißen sollte.83 Dieser Wunsch wurde akzeptiert.84 Die Reihenfolge ist Programm. Was geschah in der Zwischenzeit mit dem Grundrißbeitrag? Nach der Rückkehr aus Wien, wo er, wie gesagt, möglicherweise daran gearbeitet hatte, klagte er über große Erschöpfung und mangelnde Produktivität. Dann kam die Novemberrevolution. Weber wurde erneut tief in das politische Geschehen hineingezogen, schrieb Artikel, hielt Reden, beteiligte sich an der Ausarbeitung der neuen Verfassung, machte Wahlkampf, kandidierte für die Nationalversammlung, erfolglos, was für ihn subjektiv ein schwerer Rück­ schlag war. Damit trat in Webers Lebensführung „Politik als Beruf“ gegenüber „Wissenschaft als Beruf“ wieder zurück. Zugleich arbeitete er diese beiden, später berühmt gewordenen Reden für die Veröffentlichung aus, die dann

81  Brief Max Webers an Josef Heimberger vom 5. Februar 1919, MWG II/10, S.  429. 82  Brief Max Webers an Franz Matt vom 2. Februar 1919, MWG II/10, S.  426. 83  Brief Max Webers an Franz Matt vom 19. Februar 1919, MWG II/10, Zitat: S.  4 66. 84  Max Weber wurde mit Wirkung vom 1. April 1919 „Im Namen der Regierung des Volksstaates Bayern“ gemäß Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Un­ terricht und Kultus an den Senat der Universität München „zum ordentlichen Profes­ sor der Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie in der staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität München mit einem jährlichen Ge­ halte von 12500 M in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt.“ BayHStA, MK 35787. Nach­ dem er bereits in München lehrte, schlug er vor, zwei Ordinariate für Volkswirtschafts­ lehre neu zu besetzen und ihn zum Extraordinarius mit Lehrauftrag für Soziologie und Wirtschaftsgeschichte zurückzustufen. Der Plan realisierte sich nicht. Dazu Brief Max Webers an das Bayerische Unterrichtsministerium vom 13. November 1919, MWG II/10, S.  8 37–839. Aber der Plan zeigt, wie wichtig ihm inzwischen die Soziologie war. Dazu auch: Schluchter, Einleitung, in: MWG III/6, S.  1 ff.

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auch als Broschüren erschienen.85 Blieb in dieser Phase nach Wien und vor München für die intensive Arbeit an dem Grundrißbeitrag überhaupt Zeit und Kraft? Mit der Entscheidung für München trat Max Weber in eine neue, letzte Lebensphase ein, die allerdings nicht lange währen sollte.86 Sie war geprägt vom Verzicht auf politische Betätigung und der Konzentration auf das Werk. Am 18. März 1919 heißt es in einem Brief an Else Jaffé: „am ‚Kolleg‘-Arbeiten bin ich schon! Alle Politik ist jetzt zu Ende.“87 Das erwies sich freilich als vor­ eilig, denn, nachdem er die Münchner Berufung angenommen hatte, fuhr er als Sachverständiger und als Mitglied der deutschen Delegation zu den Frie­ densverhandlungen des Deutschen Reiches mit den Alliierten nach Ver­ sailles.88 Aber Wissenschaft als Beruf und das Werk waren nun, gewisserma­ ßen konkurrenzlos, in den Mittelpunkt getreten. Der Lehrauftrag ließ sich glücklicherweise so gestalten, daß der Grundrißbeitrag Thema und Inhalt der Vorlesungen weitgehend bestimmen konnte. Über die Belastung durch die Lehre allerdings klagt Weber ähnlich wie in Wien. Er beginnt in dem wegen der politischen Unruhen verspätet einsetzenden Münchener Sommerseme­ ster 1919 mit „Die „allgemeinsten Kategorien der Gesellschaftswissen­ schaft“,89 also dem revidierten Kategorienaufsatz von 1913, wovon schon 1917 die Rede war. Es folgt im Wintersemester 1919/20 ein „Abriß der univer­ salen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“, der im Ausgangspunkt immerhin auf der Linie der Grundrißarbeit liegt.90 Denn in der „Begrifflichen Vorbemer­ 85  Ediert in MWG I/17. 86  Allgemein dazu Lepsius, M. Rainer, Max Weber in München: Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel, in: ders., Interessen, Ideen und Institutionen. – Opla­ den: Westdeutscher Verlag 1990, S.  9 –30, und ders., Münchens Beziehungen zu Max Weber und die Pflege seines Werkes, in: Ay, Karl-Ludwig und Knut Borchardt (Hg.), Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung. – Konstanz: UVK Ver­ lagsgesellschaft 2006, S.  17–27. Ferner die Einleitung in MWG II/10, S.  21 ff. 87  Brief Max Webers an Else Jaffé vom 18. März 1919, MWG II/10, S.  526. 88  Dazu Mommsen, Wolfgang J., Einleitung und die „Beiträge zur amtlichen Politik in den Friedensverhandlungen von Versailles“, in: MWG I/16, S.  19–33 und 285–355. 89  Im Mai 1919 herrschte in Bayern nach der Niederwerfung der Räterepublik noch der Ausnahmezustand. Der Rektor der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, Friedrich Müller, informierte die Professoren und Dozenten in einem Rundbrief vom 28. Mai 1919 darüber, daß das Sommerhalbjahr erst am 16. Juni beginne und Ende August ende (UA München, Sen 415). Weber meldete seine Veranstaltungen dem Rektorat erst am 16. Juni 1919 (Brief Max Webers an das Rektorat der Universität München vom 16. Juni 1919, MWG II/10, S.  6 46). Diese finden sich deshalb auch nicht im gedruckten Vorlesungsverzeichnis, in dem man noch von einem Semester­ beginn am 6. Mai ausgegangen war. (Ludwig-Maximilians-Universität München, Ver­ zeichnis der Vorlesungen Sommer-Halbjahr 1919. – München: J. Lindauer-M. Rieger 1919, S.  3). Weber begann mit seinem Kolleg am 24. Juni (Brief Max Webers an Mari­ anne Weber vom 25. Juni 1919, MWG II/10, S.  6 63). 90  Hierzu Schluchter, Einleitung, in: MWG III/6, bes. S.  13 ff.

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kung“ für die Vorlesung scheint er aus Kapitel II zu schöpfen. Jedenfalls zeigt diese „Begriffliche Vorbemerkung“ im Aufbau eine große Ähnlichkeit mit den ersten 26 Paragraphen von Kapitel II.91 Im Sommersemester 1920 folgen dann „Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie)“, also im Wesent­ lichen die Herrschaftssoziologie, an der er weitergearbeitet hatte.92 Daneben behandelt er den Sozialismus.93 Mitten in dieser euphorischen Arbeitsphase kommt der Tod. Die ‚Bücher‘ bleiben unvollendet zurück. Fassen wir das bisher Gesagte zusammen. Als der Krieg ausbrach, hatte Weber umfangreiche Manuskripte für eine baldige Veröffentlichung vorgese­ hen. Die eine Manuskriptgruppe trug den Titel „Die Wirtschaft und die gesell­ schaftlichen Ordnungen und Mächte“, die er im Rahmen des Grundrisses für Sozialökonomik veröffentlichen wollte, die andere den Titel „Die Wirtschafts­ ethik der Weltreligionen“, für die zunächst ein Beiheft des Grundrisses vorge­ sehen war. Beide Textkonvolute standen, wie Weber 1915 noch einmal aus­ drücklich betonte, in einem komplementären Verhältnis zueinander.94 Aber sie entwickelten sich während der Kriegszeit mit unterschiedlicher Geschwindig­ keit: Die Produktion der „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“, die schließlich in die auf vier Bände angelegten Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie münden sollte, schritt zügig voran, der Grundrißbeitrag, die Soziologie, dagegen hing zurück. Wenn überhaupt, brachte hier erst der Aufenthalt in Wien eine Änderung. Bei den religionssoziologischen Aufsätzen beginnt die Weiterarbeit, wie gezeigt, an der Jahreswende 1915/16. Hier sind Vorkriegsund Nachkriegsphase kontinuierlich verzahnt. Dies ist beim Grundrißbeitrag anders. Zwar gibt es aus dem Jahre 1917 die Hinweise auf eine Erweiterung der Herrschaftssoziologie und auf die Notwendigkeit einer Revision des Kate­ gorienaufsatzes sowie aus Wien die Mitteilung, er werde aus seinem ‚Buch‘ lesen. Aber darüber hinaus bleiben die Quellen stumm. Wir besitzen keinerlei Belege dafür, daß Weber vor seiner Münchner Verpflichtung an der Revision seines Grundrißbeitrags zusammenhängend geschrieben hätte. Allerdings sprechen Umfang und Dichte des Textes, der bei Webers Tod vorlag, nicht dafür, daß dies alles in der Zeit von Juni 1919 bis Juni 1920 neben dem 1. Band der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie entstanden ist. 91  Dazu der Vergleich der Dispositionen in MWG III/6, S.  8 f. Vom zeitlichen Ablauf her gesehen könnte zwar die „Begriffliche Vorbemerkung“ der Vorlesung auch die Grundlage für Kapitel II gewesen sein. Denn die Drucklegung von Kapitel II beginnt erst nach diesem Teil der Vorlesung. Aber der Briefwechsel spricht eine andere Spra­ che. Danach muß Weber Ende September zumindest im Besitz eines ‚Urmanuskripts‘ über das Wirtschaften und die Wirtschaft gewesen sein. Dazu auch Editorischer Be­ richt, unten, S.  8 3. 92  Hierzu MWG III/7. 93  Zu den Lehrveranstaltungen unter Einschluß der Veranstaltungen in Wien: der An­ hang zur Einleitung, in: MWG III/7, S.  4 0 f. 94  Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  8 3 f., Fn.  1.

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4.  München – die Konzentration auf das Werk Am 10. Juni 1919 brach Weber sein Schweigen gegenüber Paul Siebeck, mit dem er sich seit Wien nicht mehr über seine ‚Bücher‘ ausgetauscht hatte. Er teilte mit, er werde jetzt nach München übersiedeln und ihm von dort aus zusenden: „1. Wirtschaftsethik (für die S. A.)[,] 2. Anfang von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ (G.d.S.Ö.)“. In sechs Wochen seien die Manuskripte beim Ver­ lag.1 Dann klagte er über große Akklimatisierungsschwierigkeiten, was die Abgabe der Manuskripte verzögere, doch er sei fest bei der Arbeit.2 So sandte er denn auch am 11. September die ersten Manuskripte für die Religi­ onssoziologie an den Verlag. Die Überarbeitung des ursprünglichen Textes „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ sei abgeschlos­ sen. Dies solle der erste Aufsatz „für die ‚Gesammelten Aufsätze zur Soziolo­ gie der Kulturreligionen‘“ sein. In acht Tagen werde der umgearbeitete Sek­ tenaufsatz folgen. Dann kämen die Aufsätze zur „Wirtschaftsethik der Weltre­ ligionen“: „China (Confuzianismus) ist schon teilweise ergänzt, bedarf aber weiterer Arbeit von einigen Wochen. Indien ist so gut wie druckreif so wie es ist, nach Durchkorrektur. Dann ist ein Aufsatz einzuschieben, der noch zu schreiben ist (im Kopf fertig) über die allgemeine Grundlage der occidentalen Sonderentwicklung. Dann folgt das Judentum (ist nur durchzukorrigieren).“3 Am folgenden Tag teilte er mit, er werde noch eine kurze Einleitung in die Sammlung liefern.4 Das erste Projekt ist also auf die Schiene gesetzt. Auch mit dem zweiten Projekt scheint Weber voranzukommen. Die neue Kompositionsidee ist gefunden, der Anfang, die „Soziologischen Grundbe­ griffe“, formuliert.5 Zugleich gibt Weber Auskunft über sein weiteres Vorgehen. In dem Brief vom 25. September 1919 an Paul Siebeck heißt es: „Ihrem Wunsch entsprechend schicke ich hier den Anfang des Mscr. ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘. Grade der unmittelbar folgende Teil (‚Wirtschaftliche Grundbe­ griffe[‘]) bedarf noch einmal der Durchsicht, kommt also erst in einigen Wochen, bei Semesteranfang. Dann auch der dann folgende Teil (Wirtschaft und Herrschaft). Dann freilich wird das Semester in der weiteren Endredaktion

1  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 10. Juni 1919, MWG II/10, S.  6 36. Mit „S. A.“ ist die Sammlung der Aufsätze zur Religionssoziologie gemeint. 2  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 22. August 1919, MWG II/10, S.  734. Die Aussage bezieht sich sicherlich nicht nur auf das Wetter, sondern wohl auch auf die schwierigen Lebensumstände in München im Jahre 1919. Zu diesen Lebensumstän­ den die „Einleitung“ zu MWG II/10, S.  21 ff. 3  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 11. September 1919, MWG II/10, S.  7 71. 4  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 12. September 1919, MWG II/10, S.  7 72. Mit „Einleitung“ dürfte Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  1–16 (MWG I/18), gemeint sein. 5  Zu den Einzelheiten der Editorische Bericht, unten, S.  79 ff.

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des dann Folgenden eine Pause herbeiführen, bis etwa Weihnachten. Ich stelle lieferungsweises Erscheinen anheim (wohl sehr zu empfehlen).“6 Obgleich die neue Kompositionsidee klar ist, scheint der Umfang des ‚Buches‘ noch offen. Weber schreibt am 27. Oktober an Paul Siebeck, er sitze über dem alten Manuskript, das „ganz gründlich umgestaltet werden“ müsse. Er könne ihm natürlich eine Inhaltsübersicht – wohl über das Ganze – schi­ cken. Entscheidend aber sei: „Das Buch wird jetzt kürzer zusammengefaßt, als ursprünglich, und streng lehrbuchhaft gefaßt.“7 Offensichtlich hatte Weber seine Vorlesung im Sommersemester 1919 mit der Neukonzeption des Kategorienaufsatzes, mit den „Soziologischen Grund­ begriffen“, bestritten (Kapitel I). Die „Wirtschaftlichen Grundbegriffe“, im Druck mit „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“ überschrie­ ben, waren zumindest im Entwurf vorhanden (Kapitel II). Dies erklärt auch, daß er sie, wie bereits erwähnt, zu Beginn des Wintersemesters in seiner Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ in Kurz­ form verwenden konnte.8 Mit „Wirtschaft und Herrschaft“, später „Die Typen der Herrschaft“ (Kapitel III), sind wohl die „sehr umfassenden, hoffentlich bald vollendeten Arbeiten über Staatslehre (‚Staats-Soziologie‘)“ gemeint, von denen er in dem Brief an den Bonner Dekan Josef Heimberger gesprochen hatte und die er dann auch seiner Vorlesung im Sommersemester 1920 zugrunde legte.9 Er hatte sie, wie ausgeführt, zuvor schon für seinen Vortrag in Wien 1917 und vermutlich auch für die Vorlesung an der Universität Wien 1918 benutzt. Die Vorlesung über Sozialismus, ebenfalls für das Sommerse­ mester 1920 angekündigt und im Mai begonnen, gab möglicherweise auch Gelegenheit, „Stände und Klassen“ mitzubehandeln (Kapitel IV), für die er zuvor eine eigene Vorlesung vorgesehen hatte, die er dann aber der Wirt­ schaftsgeschichte opferte.10 Der Anfang des Manuskripts mit dem im Ver­ 6  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 25. September 1919, MWG II/10, S.  789. 7  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Oktober 1919, MWG II/10, S.  826. 8  Also ab 20. Oktober, der ersten Vorlesungsstunde. Dazu der Editorische Bericht, in: MWG III/6, S.  52. 9  Brief Max Webers an Josef Heimberger vom 5. Februar 1919, MWG II/10, S.  429. Dazu Hübinger, Einleitung, in: MWG III/7, S.  3 3–39. Der vorgetragene Stoff umfaßt bis zum Abbruch der Vorlesung nahezu ausschließlich die Herrschaftssoziologie. Da die Vorlesung aufgrund von Webers Krankheit und Tod mitten im Semester endet, muß offen bleiben, ob er noch eine Spezifikation der Herrschaftssoziologie zur Staatssozi­ ologie vorgenommen hätte. Die in den Vorlesungsnachschriften mitgeteilte Dispositi­ on der Vorlesung (MWG III/7, S.  6 6 f.) schließt dies jedenfalls nicht aus. 10 Weber hatte zunächst vor, im Wintersemester 1919/20 eine Vorlesung mit dem Titel „Staaten, Klassen, Stände“ zu halten, neben einer Vorlesung „Wirtschaftsge­ schichte (I. Teil)“. Jede Vorlesung sollte zweistündig sein. Er entschied sich dann aber, die erste Vorlesung fallen zu lassen und stattdessen die Wirtschaftsgeschichte unter dem Titel „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ vierstündig zu lesen. Dazu der Editorische Bericht, in: MWG III/6, S.  4 9.

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gleich zu 1914 neuen Aufbau stand also fest, der Umfang nicht nur des ganzen Buches, auch der einzelnen Kapitel war immer noch offen. Das zeigen die Verhandlungen über den Verlagsvertrag. Nachdem Weber die ersten Manuskripte für die beiden ‚Bücher‘ beim Ver­ lag eingeliefert hatte, hielt Paul Siebeck es für angebracht, jetzt auch in ein förmliches Vertragsverhältnis darüber einzutreten. Bisher hatte die Zusam­ menarbeit zwischen beiden weitgehend auf mündlichen Absprachen beruht. Weber stimmte dem Abschluß von Verträgen zu, wobei er betonte, daß er diese, angesichts des Vertrauensverhältnisses zwischen ihnen, im Grunde für überflüssig halte. Bei den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie – so jetzt der endgültige Titel – einigte man sich schnell. Beim Grundrißbeitrag dagegen mußte erst noch festgelegt werden, wie die Manuskripte, die ja über­ wiegend noch zu bearbeiten waren, erscheinen sollten. Man wählte, abwei­ chend von dem im Grundriß Üblichen, die Erscheinungsweise in Lieferungen. Dies kam Webers Arbeitsweise entgegen, der ja die Gewohnheit hatte, noch während des Drucks gestaltend in seine Texte einzugreifen – was er denn auch hier wieder ausgiebig tat.11 Bei der Umfangsbestimmung der ersten Lieferung, welche die im Brief genannten Kapitel enthalten sollte, war sich Weber noch bei Vertragsabschluß, also Ende November, Anfang Dezember 1919, nicht sicher. Er schätzte zunächst den ‚Rest‘ der 1. Lieferung, also die Kapitel II und III, auf etwa 5 bis 7 Bogen.12 Das hätte, zusammen mit den „Soziologischen Grundbegriffen“, etwa 7 bis 9 Bogen ergeben. Siebeck setzte in den Entwurf des Vertrags die Zahl 10. Weber korrigierte in 7 bis 10, ließ sich also einen relativ großen Spielraum. Später, in der gedruckten Fas­ sung, wurden etwas mehr als 11 Bogen daraus.13 Während die Genese von Kapitel I und III sowie des begonnenen Kapitels IV offen zutage liegt – aus dem Kategorienaufsatz werden die „Soziologischen Grundbegriffe“, aus „8. Die Herrschaft“ der Disposition zur alten Fassung „Die Typen der Herrschaft“, aus „Stände, Klassen, Parteien“ der alten Fassung „Stände und Klassen“ –, liegt die des Kapitels II mit den soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens im Dunkeln. Wie aus dem Nichts taucht dieser kasuistisch unerhört differenzierte, mit 90 Druckseiten umfangreichste Text der Neufassung auf. Es gibt keinen erkennbaren Vorläufer in der Vor­ kriegsfassung und auch keinen Hinweis darauf, daß Weber nach Ausbruch des Weltkriegs an einem solchen Text gearbeitet hätte. In seinen verschie­ denen Einlassungen zur Gestaltung seines Lehrauftrags sprach er zwar von

11  Dazu der Editorische Bericht, unten, S.  8 5 ff. 12  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1919, MWG II/10, S.  8 33. Ein Bogen umfaßte 16 Druckseiten. Weber ging also zu diesem Zeitpunkt noch von einer 1. Lieferung im Umfang von 112 bis 160 Seiten aus. 13  Vgl. auch Editorischer Bericht, unten, S.  8 4 f.

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Staats-, Rechts- und Religionssoziologie, wofür ja auch umfangreiche Manu­ skripte bereits existierten, niemals aber von Wirtschaftssoziologie.14 Unstrittig freilich sollte sein, daß es sich bei den Kapiteln I bis III und dem begonnenen Kapitel IV, die Weber hauptsächlich vom Sommer 1919 bis zu seinem Tod in die uns überlieferte Gestalt brachte, seinem Selbstverständnis nach um die Bausteine einer Soziologie handelt, darum, dieses ‚hybride‘ Fach endlich „streng fachlich-wissenschaftlich zu behandeln statt der Dilet­ tanten-Leistungen geistreicher Philosophen.“15 Diese Soziologie sollte eine empirische Wissenschaft vom Handeln und als solche verstehend sein. Weber klärt also erst die methodischen Grundlagen dieser Erfahrungswissen­ schaft,16 dann den Begriff des Handelns. Darauf baut er dann seine weiteren Grundbegriffe, die allgemeinen und die besonderen, auf.

5.  Soziologie, wie Max Weber sie nicht betreiben will Bevor wir uns näher mit der Anlage dieser Grundbegriffe und der darauf fol­ genden Kapitel beschäftigen,17 kommen wir zurück auf die Ansätze anderer, von denen Weber sich mit seiner ‚Soziologie‘ absetzen möchte. Wer ist damit gemeint? Wir haben oben schon zwei Namen genannt, Othmar Spann und Rudolf Stammler, die auch in Kapitel I zur Abgrenzung herangezogen wer­

14  Einer der wenigen Hinweise auf eine „Wirtschaftssoziologie“ findet sich in der Fuß­ note, die Weber der Veröffentlichung seiner 1913 entworfenen Skizzen zur „Wirt­ schaftsethik der Weltreligionen“ Ende 1915 beigab. Dazu Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  8 4, Fn.  1. Ob Weber ein wirtschaftssoziologisches Manuskript als Reaktion auf Wiesers Beitrag noch vor Ausbruch des Krieges begann, ist ausführlich erörtert in Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  8 0 ff. Ferner ders., Einleitung, in: MWG III/6, S.  12 ff. 15  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1919, MWG II/10, S.  8 33. 16 Weber kommt übrigens in diesem Zusammenhang auf den Plan zurück, eine Sammlung seiner „methodologisch-logischen Aufsätze“ zu veranstalten (ebd., S.  8 33). Das ist zu seinen Lebzeiten nicht mehr geschehen. Erst Marianne Weber konnte diesen Wunsch ihres Mannes erfüllen, indem sie diese Aufsätze unter dem Titel Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre 1922 herausbrachte. Im Verlags­ vertrag hieß es noch „Gesammelte Aufsätze zu Geschichte und Methode der Sozial­ wissenschaft“. Heinrich Rickert riet übrigens von „Wissenschaftslehre“ ab. Dies ge­ mahne an Fichte, und dies bezeichne nicht, was Weber wolle. Sein Vorschlag: Gesammelte Aufsätze zur Logik der Kulturwissenschaft. Der Titel Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre stammt übrigens nicht von Marianne Weber, sondern wurde von Oskar Siebeck vorgeschlagen. Er gab dafür verlegerische Gründe an. Brief Os­ kar Siebecks an Marianne Weber vom 10. März 1922, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 17 Dabei bleibt die Druckgeschichte zunächst unberücksichtigt. Sie ist im Edito­ rischen Bericht, unten, S.  8 0–93, dargelegt.

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den. Tatsächlich stehen sie in Webers Augen für zwei Weisen, wie er Soziolo­ gie nicht betreiben will. Die Kritik an Rudolf Stammler beginnt 190718 und erstreckt sich über das Textfragment „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ und den Kategorienaufsatz von 1913 bis zu den „Soziologischen Grundbegriffen“ von 1919/20. Weber ärgert besonders, daß Stammler das Verhältnis von sozialem Leben und Recht mißversteht. Recht gelte ihm als die Form, das soziale Leben als deren Inhalt. Aber das Recht bilde nur einen Teil der Normen, an denen sich das Handeln orientiert. Ohne diese Einsicht müsse man auch das Verhältnis von Rechtswissenschaft und Soziologie von Grund auf falsch bestimmen. Weber will mit seinen 1913 entworfenen Kategorien der verstehenden Soziologie unter anderem zeigen, was Stammler „hätte meinen sollen“. Denn dieser habe „unheilvoll verwirrungstiftend“ gewirkt.19 In den „Soziologischen Grundbegrif­ fen“ wiederholt er diese Aussage. Hier spricht er von Stammlers „stark irre­ führende[m] Buch“ und verweist auf seine Kritik von 1907, „welche die Grund­ lagen des Nachfolgenden vielfach schon enthielt“.20 Die Soziologie sei eben, anders als die Rechtswissenschaft, keine normative Disziplin, die mit Katego­ rien der ‚Geltungssphäre‘ arbeite. Sie verwende Idealtypen, die zwar im Ein­ zelfall durchaus nach den Kategorien der ‚Geltungssphäre‘ geformt sein könnten, aber sie erfüllten dann, wie auch die Idealtypen als „sublimierte Fak­ tizität“, eine rein heuristische Funktion.21 Weber demonstriert dies an der Rechtsregel, also an einer Norm, die man einmal unter dem Gesichtspunkt ihrer Gültigkeit, einmal unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirksamkeit betrachten könne. Tue man das Letztere, so verwandle man die Norm in eine konventio­ nelle Gepflogenheit. Eine Norm werde wirksam, wenn die Handelnden von ihrer Geltung überzeugt seien. Dies sei die soziologische Betrachtungsweise. Die Brücke zwischen Gültigkeit und Wirksamkeit werde mittels der Geltungs­ vorstellungen der Handelnden geschlagen, ohne daß deshalb die Differenz zwischen soziologischer und rechtswissenschaftlicher Betrachtungsweise verschwände. Diesen entscheidenden Sachverhalt habe Stammler verkannt. 18  Es handelt sich um eine äußerst polemische Rezension der 2. Auflage von Rudolf Stammler, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine sozialphilosophische Untersuchung. – Leipzig: Veit & Co 1906. Die im Februar 1907 erschienene Rezension, Weber, R. Stammlers ‚Überwindung‘ der materialis­ tischen Geschichtsauffassung, in: AfSSp, Band  24, Heft 1, 1907, S.  9 4–151 (MWG I/7), wurde, wie die meisten methodologischen Abhandlungen Webers, nicht zu Ende ge­ führt. 19  Beide Zitate in: Weber, Kategorien, S.  253, Fn.  1. 20  Kap.  I, Vorbemerkung, unten, S.  148. 21  Dazu Weber, Kategorien, S.  2 63. Weber stellt hier noch den Richtigkeitstypus, ge­ formt auf Basis einer gültigen Norm, dem Irrtumstypus, geformt aus sublimierter Fak­ tizität, kontrastierend gegenüber. Wir kommen darauf zurück. Diese Terminologie gibt er aber in den „Soziologischen Grundbegriffen“ auf.

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In den „Soziologischen Grundbegriffen“ heißt es, die alte Kritik aufnehmend: „Bei Stammler ist nicht nur das empirische und das normative Gelten nicht geschieden, sondern überdies verkannt, daß das soziale Handeln sich nicht nur an ‚Ordnungen‘ orientiert; vor allem aber ist in logisch völlig verfehlter Weise die Ordnung zur ‚Form‘ des sozialen Handelns gemacht und dann in eine ähnliche Rolle zum ‚Inhalt‘ gerückt, wie sie die ‚Form‘ im erkenntnistheo­ retischen Sinn spielt (von andern Irrtümern ganz abgesehen).“22 Die Kritik an Othmar Spann hat im Werk nicht die gleiche prominente Stel­ lung wie diese Kritik an Rudolf Stammler. In den „Soziologischen Grundbe­ griffen“ scheint Weber Spann gar zu loben: Seine Arbeiten seien „oft reich an guten Gedanken“.23 Doch dieses Lob täuscht. In einem Brief an seinen ehe­ maligen Schüler Robert Liefmann 24 heißt es, nachdem dieser Webers Absti­ nenz in der wirtschaftswissenschaftlichen Theoriebildung beklagt hatte: „Daß ich so wenig oder fast nichts für die Theorie habe tun können, bedaure ich selbst, aber man kann nicht alles. Es ist keine Minderschätzung der Theorie. Die anderen Dinge wollen halt auch getan sein. Gerade weil Sie mit Ihrer Kritik an Spann (diese Art von Soziologie ist mir fürchterlich, Sie werden schon

22  Kap.  I, §  5, 3, unten, S.  184 f. Weber entschuldigt sich für seine in der Form viel­ leicht zu scharf geratene Kritik von 1907, die aus dem Verdruß über die von Stammler angerichtete Verwirrung entstanden sei. 23  Kap.  I, §  1, 9, unten, S.  166. 24  Liefmann hatte sich mit einem umfangreichen theoretischen Werk, in dem er sich auch von der Österreichischen Schule absetzt, als Theoretiker unter den Nationalöko­ nomen der Zeit zu profilieren versucht. Liefmann, Robert, Grundsätze der Volkswirt­ schaftslehre, I. Band: Grundlagen der Wirtschaft und II. Band: Grundlagen des Tauschverkehrs. – Stuttgart und Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1917 und 1919 (hin­ fort: Liefmann, Grundlagen I–II). Er trat mit einem unmäßigen Anspruch auf und kriti­ sierte alles und jeden. Auch die Soziologie verfiel seiner Kritik. Er bestritt die „ge­ samte Grundlage der bisherigen ökonomischen Theorie“ und hoffte, mit seinem Werk „die Grundlage für die ökonomische Theorie wenigstens der nächsten Jahrzehnte“ zu schaffen, verstand sich als der Ricardo des 20. Jahrhunderts (Vorwort, ebd., Band  I, S.  X X f.). Die „Aufstellung eines einheitlichen theoretischen Systems zur Erklärung der tauschwirtschaftlichen Erscheinungen auf psychischer Grundlage“ war sein Ziel (ebd., Band  I, S.  2 27). Weber hatte durchaus eine gewisse Sympathie für Liefmanns Ansatz, denn dieser vertrat eine individualistische Betrachtungsweise, die, von den Bedürfnissen und Erwägungen des Wirtschaftenden ausgehend, die Beziehungen der Einzelwirtschaften im Tauschverkehr in den Mittelpunkt rückte. Bei Liefmann heißt es: „Ich will mit diesem Werke ein geschlossenes einheitliches ökonomisches System auf neuer Grundlage aufstellen, welches meines Erachtens die Hauptprobleme des Tauschverkehrs so viel besser erklärt, viele damit zusammenhängende Streitfragen so einfach löst, daß es mir berufen scheint, in absehbarer Zeit die bisherigen Systeme völlig zu verdrängen.“ Ebd., Band  I, S.  2 23. Freilich distanzierte sich Weber von dem Psychologismus, der in Liefmanns Ansatz steckt.

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sehen warum!) ganz recht haben, muß man da richtig arbeiten. Das versuche ich zu tun.“25 Warum ist Spanns Ansatz für Weber ‚so fürchterlich‘, trotz mancher guter Gedanken? Das muß wohl daran liegen, daß Spann Tatsachenurteile und Werturteile ständig vermischt, das Verhältnis von Nationalökonomie und Sozio­logie falsch bestimmt und sich daher die Soziologie als eine übergrei­ fende Wissenschaft vom Ganzen vorstellt. Spann hatte unter dem Titel „Wirt­ schaft und Gesellschaft“ eine dogmenkritische Betrachtung angestellt, die er als eine Einleitung in die Gesellschaftslehre verstanden wissen wollte. Diese Untersuchung war methodologischer Natur. Es ging Spann dabei um die Bestimmung des Verhältnisses der Wirtschaft zu den übrigen gesellschaft­ lichen Erscheinungen, also um die Frage, „ob das Objekt der Nationalökono­ mie die ganze empirische Wirtschaft in ihrem historisch-gesellschaftlichen Zusammenhange oder ein reiner, abstrakter Teil-Inhalt der Gesellschaft sei?“26 Spann nahm von diesem Ausgangspunkt aus zum Methodenstreit in der deutschsprachigen Nationalökonomie Stellung, indem er behauptete, die­ ser drehe sich um die falsche Frage. Nicht Induktion oder Deduktion sei das Problem, sondern das Verhältnis des Wirtschaftlichen zum Gesellschaft­ lichen.27 Die historische Schule habe das Wirtschaftliche schon immer als Teil des Gesellschaftlichen verstanden, während die theoretische Schule vom Gesellschaftlichen abstrahiere. Spann fordert, diesem Grundgedanken zu folgen und die Gesellschaft in „Objektivationssysteme“ zu zergliedern, in „Systeme gleichartiger Handlungen der Individuen und der Verhältnisse, die sich dabei ergeben“.28 Die Wirtschaft sei nur ein Objektivationssystem unter anderen, mit denen sie in Wechselwirkung steht. Dies hört sich zunächst an wie Max Weber, und dieser könnte ihm wohl auch folgen, wenn bei Spann nicht ein weiterer Schritt hinzukäme. Dieser lautet: Analyse der „Funktion jedes Objektivationssystems im Ganzen der Gesellschaft“29 und Unterscheidung zwischen einem formalen und einem materialen Gesellschaftsbegriff. Denn die Konstruktion der Objektivationssy­ steme und ihres Verhältnisses zueinander sei ein Problem, „das vom Stand­ punkte der Einzelwissenschaften aus unlösbar ist, da es prinzipiell unter der Bedingung des Begriffes vom gesellschaftlichen Ganzen“ stehe.30 Deshalb müsse es einen doppelten Gesellschaftsbegriff geben: einen formalen, der 25 Brief Max Webers an Robert Liefmann vom 12. Dezember 1919, MWG II/10, S.  862. 26 Spann, Othmar, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine dogmenkritische Untersu­ chung. – Dresden: O. V. Böhmert 1907, S.  1. 27  Ebd., S.  22. 28  Ebd., S.  6 (im Original gesperrt). 29  Ebd., S.  131. 30  Ebd., S.  138 (im Original gesperrt).

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als Oberbegriff gegenüber der sozialen Erscheinungswelt diene, und einen materialen, der die aus dem Oberbegriff deduzierten Objektivationssysteme umfasse.31 Nach Spann hat die Soziologie also die Aufgabe, diesen doppelten Begriff von Gesellschaft als obersten Zweckbegriff der Sozialwissenschaften zu ent­ wickeln und die Gesellschaft als „ein System funktionell ineinandergreifender Komponenten“ darzustellen.32 Sie müsse zeigen, daß die Objektivationssy­ steme funktionelle Teilsysteme eines Ganzen seien, die sich aus relativ selb­ ständigen Zielen menschlichen Handelns ergeben. So sei das Ziel des Objek­ tivationssystems Wirtschaft die Güterversorgung, das des Objektivationssy­ stems Familie die Liebe der Geschlechter. Man sieht sofort: Bei äußeren Ähnlichkeiten zu Webers Ansatz besteht größte innere Differenz. Weber kennt keinen doppelten Gesellschaftsbegriff, ja er definiert Gesellschaft überhaupt nicht. Seine grundbegriffliche Reihe beginnt mit dem Handeln und endet mit dem Verband. Eine funktionale Analyse taugt in seinen Augen allenfalls zur Klärung einer „Vorfragestellung“. Für die eigentliche soziologische Analyse, in der es um das „Verstehen des Handelns von typisch differenzierten einzelnen Menschen“ gehe, tauge sie nicht.33 Daß Max Weber es ablehnt, den Form-Inhalt-Dualismus als konstitutiv für die Soziologie anzusehen, erklärt auch, weshalb er sich von dem Ansatz sei­ nes Freundes Georg Simmel distanzierte, dessen Arbeiten er im übrigen auf­ grund ihres Gedankenreichtums außerordentlich schätzte. Simmel hatte das Eigenrecht der Soziologie im Konzert der Sozialwissenschaften damit begrün­ det, daß sie zwar kein besonderes Objekt habe, aber eine besondere Betrach­ tungsweise: „Nicht ihr Objekt, sondern ihre Betrachtungsweise, die besondre, von ihr vollzogene Abstraktion differenziert sie von den übrigen historisch-so­ zialen Wissenschaften“, heißt es im Ersten Kapitel seiner Soziologie.34 Diese besondere Betrachtungsweise sei der Blick auf die Wechselwirkung oder Ver­ gesellschaftung zwischen den Menschen, und zwar auf deren Form, nicht auf deren Inhalt. Nur so lasse sich eine neue Linie durch die bekannten Tatsachen legen, die von den übrigen Sozialwissenschaften bereits untersucht wür­ den.35 Die Soziologie habe die Formen der Vergesellschaftung zu ermitteln, in die sich historisch variierende Inhalte fügten. Dabei lasse sich die Form verstehen als die objektive Gestaltung einer überpersönlichen Einheit. Dies 31  Ebd., S.  140. 32  Ebd., S.  2 23 (im Original gesperrt). 33  Kap.  I, §  1, 9, unten, S.  166 f. 34  Simmel, Georg, Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaf­ tung. – Leipzig: Duncker & Humblot 1908, S.  2 3 (hinfort: Simmel, Soziologie); eine Teilkopie des Handexemplars von Max Weber befindet sich in der Max Weber-Ar­ beitsstelle, BAdW München. 35  Ebd., S.  4 f.

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führe zu einer „eigentümliche[n] Verschlingung des subjektiven und des objektiven Charakters, des Persönlichen und des Überpersönlich-Gene­ rellen“, wie es Simmel an Mehrfachbeziehungen, aber auch an Zweierbezie­ hungen, wie etwa der Ehe, demonstriert.36 Für Simmel ist die Soziologie zwar keine allumfassende Wissenschaft wie etwa für Spann, aber er hält die Gesell­ schaft, besser: die Vergesellschaftung, verstanden als Wechselwirkung, für einen besonderen und zugleich leistungsfähigen Gesichtspunkt. Dies ver­ neinte Weber schon früh. Noch vor Erscheinen von Simmels Soziologie, die dieser allerdings in Gestalt von Aufsätzen gewissermaßen vorveröffentlicht hatte, betonte Weber, die Ausweitung einer besonderen und deshalb einsei­ tigen Betrachtungsweise zu einer allgemeinen Sozialwissenschaft kranke daran, „daß der Gesichtspunkt des ‚Sozialen‘, also der Beziehung zwischen Menschen, nur dann irgend welche zur Abgrenzung wissenschaftlicher Pro­ bleme ausreichende Bestimmtheit besitzt, wenn er mit irgend einem spezi­ ellen inhaltlichen Prädikat versehen ist“.37 Dies aber ließ Simmels formale Soziologie per definitionem nicht zu. Für Weber ist deshalb Simmels Ansatz mit drei Problemen behaftet. 1. Gesellschaft oder Vergesellschaftung (Wech­ selwirkung) sei kein tragfähiger Gesichtspunkt, um Soziologie als eine empi­ rische Sozialwissenschaft zu begründen; 2. Simmels Methode verlange gerade keine strikte Scheidung zwischen dem subjektiven und dem objek­ tiven Sinn, die er „oft absichtsvoll ineinander fließen“ lasse.38 3. Simmels Ansatz trage dem historischen Gedanken nicht genügend Rechnung. Die Soziologie sei eben keine Geometrie des Sozialen, wie Simmel meine,39 son­ dern eine historische und theoretische Sozialwissenschaft. In einem Manu­ skriptfragment, unter dem Titel „Georg Simmel als Soziologe und Theoretiker der Geldwirtschaft“ überliefert40 und vermutlich nach Erscheinen von Sim­ mels Soziologie geschrieben, macht sich Weber interessanterweise sogar Argumente von Spann gegen Simmel zunutze. Jener hatte in äußerst scharf­ sinniger Weise sowohl die erkenntnistheoretische wie die sachliche Unzu­ länglichkeit des Begriffs der Wechselwirkung für die Begründung der Sozio­ logie als selbständiger Wissenschaft dargetan.41 Spann kritisiert dabei nicht die angestrebte Trennung von Form und Inhalt, sondern sucht zu zeigen, daß Simmel sie nicht in überzeugender Weise zustande bringe, daß sein Ansatz „die erkenntnistheoretisch-methodologischen Bedingungen, die ein formaler Sozialbegriff zu erfüllen hätte, in keiner Weise zu erfüllen imstande ist. Eben­ 36  Ebd., S.  89, Fn.  2. 37  Weber, Objektivität, S.  41. 38  Kap.  I, Vorbemerkung, unten, S.  148. 39  Simmel, Soziologie, S.  12. 40  Weber, Max, Georg Simmel als Soziologe und Theoretiker der Geldwirtschaft, De­ ponat Max Weber, BSB München, Ana 446, OM 4 (MWG I/12; hinfort: Weber, Simmel). 41  Dazu Spann, Wirtschaft und Gesellschaft, S.  189–220.

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sowenig natürlich die eines materiellen Gesellschaftsbegriffes.“42 Bei Simmel stehe entweder die Form zum Inhalt wie das Prinzip zum Akzidenz oder die Form sei ein Spezialfall von Inhalt.43 Der Form-Inhalt-Dualismus sei also falsch gefaßt. Weber stellt gleichfalls den Begriff der Wechselwirkung ins Zentrum seiner Kritik, dessen Untauglichkeit er am Herrschaftsverhältnis illustriert. Zugleich wendet er sich gegen Simmels Neigung, Analogien anstelle von kausalen Zurechnungen zu verwenden. Dies werde dem historischen Gedan­ ken in den Sozialwissenschaften nicht gerecht. Am Beginn dieses Fragments bringt Weber aber trotz seines „überwiegend antagonistischen Standpunkts“ auch seine Wertschätzung von Simmel als Autor zum Ausdruck. Er nennt dessen Darstellungsweise „schlechthin glänzend“, gepaart mit einer Fülle „von prinzipiell wichtigen neuen Gedanken und feinsten Beobachtungen“.44 Weber distanziert sich also sowohl von der Methode der organischen Sozio­ logie Othmar Spanns als auch von der der formalen Soziologie Georg Sim­ mels. Aber die Abgrenzung gegenüber einer organischen Soziologie ist ihm das Wichtigere.

6.  Methode und allgemeine Grundbegriffe der verstehenden Soziologie (Kapitel I) Webers soziologischer Ansatz ist also antiorganizistisch.45 Er befolgt eine „‚individualistische‘ Methode“ mit dem Ziel, Lehrsätze oder ‚Gesetze‘ aufzu­ stellen, die „durch Beobachtung erhärtete typische Chancen eines bei Vorlie­ gen gewisser Tatbestände zu gewärtigenden Ablaufes von sozialem Handeln [beschreiben], welche aus typischen Motiven und typisch gemeintem Sinn der Handelnden verständlich sind“.46 Dieser Ansatz ist aber auch ‚nicht-funk­ tionalistisch‘ insofern, als er sich mit der bloßen „Feststellung von funktio­ nellen Zusammenhängen und Regeln (‚Gesetzen‘)“ nicht begnügt, sondern darüber hinaus etwas erstrebt, was „aller ‚Naturwissenschaft‘ (im Sinn der Aufstellung von Kausalregeln für Geschehnisse und Gebilde und der ‚Erklä­ rung‘ der Einzelgeschehnisse daraus)“ unzugänglich bleiben müsse: „eben das ‚Verstehen‘ des Verhaltens der beteiligten Einzelnen, während wir das Verhalten z. B. von Zellen nicht ‚verstehen‘, sondern nur funktionell erfassen und dann nach Regeln seines Ablaufs feststellen können“.47 Schon früh, als 42  Ebd., S.  211. 43  Ebd., S.  216–218. 44  Weber, Simmel (wie oben, S.  3 5, Anm.  4 0), S.  I. 45 Diese Tendenz läßt sich bereits im Roscher-Aufsatz erkennen. Dazu Weber, Roscher und Knies I; zur „‚organischen‘ Gesellschaftstheorie“ insbes. S.  11 ff. 46  Kap.  I, §  1, 10, unten, S.  167 f. 47  Kap.  I, §  1, 9, unten, S.  163.

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aus seiner Sicht die Theorie der Deutung noch in den Anfängen steckte, ver­ wies er auf diese Mehrleistung, welche die Soziologie (aber auch die Natio­ nalökonomie) erbringen könne: die deutende und nicht bloß beobachtende Erklärung. Hier wird sie als „gerade das dem soziologischen Erkennen Spe­ zifische“ angeführt.48 Aber sind Verstehen und Erklären nicht unvereinbare Methoden? Hatte Wil­ helm Dilthey mit seiner Schrift über die beiden Psychologien, die erklärende und die verstehende, nicht eine Grenze zwischen beiden gezogen, die die Vorstellung einer deutenden Erklärung, eines verstehenden Erklärens oder erklärenden Verstehens, geradezu verbot?49 Weber wendet sich an dieser Stelle gegen Dilthey. Schon im Kategorienaufsatz hatte er sich gegen die Annahme gewehrt, „daß ‚Verstehen‘ und kausales ‚Erklären‘ keine Beziehung zueinander hätten“, obgleich er zugestand, „daß sie durchaus am entgegen­ gesetzten Pol des Geschehens mit ihrer Arbeit“ begännen, das eine bei den Motivationsverkettungen, das andere bei den statistischen Häufigkeiten.50 Aber nur die Verbindung beider führe die Soziologie zum Ziel. Jetzt betont er, das soziologische Erkennen müsse darauf verpflichtet werden, immer eine Kongruenz zwischen Sinnadäquanz und Kausaladäquanz herzustellen. Aber auch die Kosten verschweigt er nicht: „Diese Mehrleistung der deutenden gegenüber der beobachtenden Erklärung ist freilich durch den wesentlich hypothetischeren und fragmentarischeren Charakter der durch Deutung zu gewinnenden Ergebnisse erkauft.“51 Weber plädiert also für eine antiorganizistische und auf funktionale Analyse nicht eingeschränkte verstehende Soziologie, für eine empirische Wissen­ schaft vom Handeln, die mit Typenbegriffen arbeitet und generelle Regeln des Geschehens aufspürt. Sie ist ihm eine „generalisierende Wissenschaft“.52 Als solche stellt sie der Geschichtswissenschaft eindeutige Begriffe bereit, die durch ein „möglichstes Optimum von Sinnadäquanz erreicht“ werden.53 Dadurch erleichtert sie dieser die kausale Zurechnung. Sie muß also einen Begriffsapparat entwickeln, der dieser Aufgabe gerecht wird. Auf dieses Ziel hin ist jetzt der Grundrißbeitrag konzipiert. Nicht alles Verstehen ist freilich auch erklärend, also kausal ausgerichtet. Es gibt auch Textverstehen, allgemeiner: Symbolverstehen. Textverstehen ist akausal, entfaltet sich im hermeneutischen Zirkel. Nur Handlungsverstehen ist 48  Kap.  I, §  1, 9, unten, S.  163. 49  Dilthey, Wilhelm, Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie, in: Gesammelte Schriften, V. Band, 5., unveränderte Aufl. – Stuttgart: B. G. Teubner Verlagsanstalt 1968, S.  139–240 (ursprünglich 1894). 50  Weber, Kategorien, S.  2 61. 51  Kap.  I, §  1, 8, unten, S.  163. 52  Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  170. 53  Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  170.

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kausal, entfaltet sich im Motivzusammenhang. Weber vertritt einen hand­ lungstheoretischen Ansatz, der Gründe als Ursachen behandelt. Motiv ist definiert als sinnhafter Grund. Dabei kann Handlungsverstehen „aktuell“ oder „motivationsmäßig“ sein,54 und wenn motivationsmäßig, pragmatisch oder psychologisch. Aber in all diesen Fällen geht es um die Perspektive des Teil­ nehmers, um dessen subjektiv gemeinten Sinn. An diesen muß der wissen­ schaftliche Beobachter anschließen. Dies kann nur dann erfolgreich gelingen, wenn Teilnehmer und Beobachter ein symbolisches Universum teilen. Inso­ fern kann man sagen, Webers Soziologie sei im Kern Kulturwissenschaft.55 Wir erkennen also, weshalb Weber seinen Grundrißbeitrag mit der Defini­ tion eröffnet, Soziologie sei für ihn eine Wissenschaft, „welche soziales Han­ deln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären“ wolle.56 In diese Definition ist zugleich der Unterschied zwischen Handlungsmotiv und Handlungsfolge, sei diese gewollt oder unge­ wollt, mit eingebaut. Von diesem Grundbegriff des sozialen Handelns, dem der des Handelns vorausliegt, nimmt alles Weitere seinen Ausgang. Sozial ist dabei noch unspezifisch gefaßt. So ist zum Beispiel wirtschaftliches Handeln natürlich Handeln, häufig auch soziales Handeln, aber nicht alles Handeln oder soziales Handeln auch wirtschaftliches Handeln. Und so durch alle Lebensbereiche hindurch. Weber bringt nun seine „Soziologischen Grundbegriffe“, seine „allgemein­ sten Kategorien“, wie es im Titel der Vorlesung vom Sommersemester 1919 heißt, in eine Folge.57 Es ist wichtig sich klarzumachen, daß dies keine gene­ tische, sondern eine logische Folge ist. Sie beginnt mit den Begriffen Han­ deln/soziales Handeln, schreitet fort über den Begriff der sozialen Beziehung zum Begriff der sozialen Ordnung und endet mit dem Begriff des Verbandes. Das Folgende impliziert dabei das Vorausgegangene. So gibt es Handeln oder soziales Handeln ohne soziale Beziehung, nicht aber das Umgekehrte, und so weiter. Ein Verband schließt immer Ordnung, Beziehung und Handeln/ soziales Handeln mit ein. Die Begriffsfolge endet nicht mit dem Begriff der 54  Kap.  I, §  1, 5, unten, S.  155. 55  Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  169 f. 56  Kap. I, §  1, unten, S.  149. 57  Weber verwendet „Kategorie“ und „Grundbegriff“ austauschbar. „Kategorie“ fin­ det sich 1913 („Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie“), 1919 (Vorle­ sung „Die allgemeinsten Kategorien der Gesellschaftswissenschaft“) und 1920 (in Kapitel II „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“, wobei Grundkategorie streng genommen ein Pleonasmus ist); „Grundbegriff“ findet sich 1919 („Wirtschaft­ liche Grundbegriffe“ im Brief vom 25. September 1919) und 1919/20 (in Kapitel I „So­ ziologische Grundbegriffe“). „Kategorie“ ist natürlich nicht im Sinn von Kant gemeint. Hinzu kommt der „Typus“. In den Überschriften der ersten drei Kapitel finden alle drei Bezeichnungen Verwendung: „Grundbegriff“ in Kapitel I, „Kategorie“ in Kapitel II, „Ty­ pus“ in Kapitel III. Dazu auch Editorischer Bericht, unten, S.  9 3 f.

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Gesellschaft, sondern mit einer Typologie der Verbände. Tatsächlich gelingt es Weber auf diese Weise, ohne den Gesellschaftsbegriff im Sinn eines über­ greifenden und einheitsstiftenden Gesamtbegriffs auszukommen. Dies ver­ bindet er mit einer Kritik an Ansätzen, die mit Kollektivbegriffen arbeiten, also einer organizistischen Auffassung von sozialen Gebilden huldigen.58 Dieser logische Aufbau der „Soziologischen Grundbegriffe“ wird äußerlich dadurch verdeckt, daß Weber seine Paragraphenfolge nicht strikt daran aus­ richtet. So stellt er den Beziehungsbegriff zwar vor den Ordnungsbegriff, behandelt nach diesem jedoch abermals Beziehungen (§§  8 bis 11). Ähn­ liches gilt für den Verbandsbegriff (§  16). Dieser logische Aufstieg zum Ver­ bandsbegriff zeigt, daß Weber alle sozialen Gebilde an das Handeln der Ein­ zelnen bindet. Denn ein soziales Gebilde heißt nur die Chance, daß ein bestimmt geartetes Handeln in einem bestimmten Umfang tatsächlich erfolgt. Ist dies nicht (mehr) der Fall, so existiert es aus soziologischer Sicht nicht (mehr). Ist Max Weber mit den „Soziologischen Grundbegriffen“ tatsächlich die beabsichtigte Verbesserung des Kategorienaufsatzes gelungen? Das kann man wohl uneingeschränkt bejahen. Vier wichtige Veränderungen des neuen gegenüber dem alten Text lassen sich feststellen: 1. Weber ersetzt den Begriff „Gemeinschaftshandeln“ durch den Begriff „soziales Handeln“, worin das „Unterlassen oder Dulden“ einbezogen ist.59 2. Die Gegenüberstellung von „Gesellschaftshandeln“ und „Einverständnishandeln“, die den Begriffsaufbau des Kategorienaufsatzes bestimmt hatte, gibt er auf, und der Begriff „Einver­ ständnishandeln“ samt all seinen Komposita verschwindet gänzlich. Nun sind „Vergesellschaftung“ und „Vergemeinschaftung“ Fälle sozialer Beziehungen. 3. Die Zuordnung von „Zweckverein“ und „Anstalt“ zu „Vergesellschaftung“ und von „Verband“ zu „Einverständnishandeln“ wird beseitigt. Stattdessen rückt der Begriff „Verband“ ins Zentrum, und „Anstalt“ und „Verein“ werden zu Fällen von Verbänden gemacht.60 4. Die methodischen Grundlagen der ver­ stehenden Soziologie sind konsistent und konsequent entwickelt. Im Katego­ rienaufsatz waren Methode und Grundbegriffe noch nicht konsequent getrennt.61 Marianne Weber sah dies ähnlich: „Diese 10 Seiten sind das prä­ ziseste u. schärfste[,] was der Verfasser über die Methode der verstehenden Soziologie niedergelegt hat“, heißt es in einem Brief an den Verlag, in dem sie 58  Weber bestreitet nicht, daß man auch Begriffe für Kollektive benötigt. Aber jede damit verbundene Substantialisierung, wie besonders in organischen Gesellschafts­ theorien üblich, lehnt er ab. 59  Kap.  I, §  1, II, 1, unten, S.  149. 60  Dazu ausführlich Schluchter, Grundlegungen I (wie oben, S.  12, Anm.  4 3), S.  158 und ders., Entzauberung (wie oben, S.  2 3, Anm.  7 7), S.  123–128. 61  Das hat mit der Zweiteilung dieses Aufsatzes und der unterschiedlichen Entste­ hungszeit der beiden Teile zu tun. Dazu Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  52 ff. und ders., Entzauberung (wie oben, S.  2 3, Anm.  7 7), S.  113–117.

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für die Aufnahme auch dieses Textes in die Gesammelten Aufsätze zur Wissenschaftslehre eintritt.62 Auch Weber selbst zeigt sich von seinen „Soziolo­ gischen Grundbegriffen“ sehr überzeugt. Am 26. April 1920 schreibt er an Heinrich Rickert, der um einen Beitrag für den Logos nachgefragt hatte: „Was nun meine Ansichten vom ‚sozialen Handeln‘ anlangt, so ist dies ein wertfreier Begriff. Denn stets ist der subjektiv gemeinte Sinn des Handelns der Einzel­ nen allein in Betracht gezogen; dieser kann sich (‚wertrational‘) subjektiv an der Vorstellung von ‚geltenden Normen‘ oder ‚gültigen Werten‘ orientieren – oder auch rein ‚emotional‘, oder rein ‚traditional‘, oder rein ‚zweckrational‘: (konkrete Zwecke ohne Reflexion über ‚Wert‘-Gehalt, mit rationalen Mitteln) orientiert sein. Der für die Staatssoziologie wichtigste (aber auch sonst wich­ tige) Fall ist: daß das Handeln seinem subjektiv gemeinten Sinn nach (auch! – nicht: nur!) orientiert ist an der Vorstellung von der Geltung einer ‚Ordnung‘, und daß Menschen da sind, welche – als ‚Leiter‘ oder ‚Verwaltungsstab‘ [–] ihr Handeln darauf einstellen: diese ‚Ordnung‘ als empirisch ‚geltend‘ durchzusetzen. Dies sind die Grundbegriffe, mit denen man fast gänzlich auskommt; wie Sie sehen werden. Wertende Menschen als Objekt der Betrachtung haben wir natürlich vor uns, – aber wir sind nicht genötigt, zu werten.“63

7.  Besondere Grundbegriffe der verstehenden Soziologie (Kapitel II bis IV) „Fast gänzlich auskommt“, aber eben nur „fast“. Denn Ziel ist ja ein Begriffsap­ parat, mit dessen Hilfe die Wirtschaft in ihrem Verhältnis zu den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten in universalhistorischer Perspek­ tive untersucht werden kann. Die Kapitel II, III und das begonnenen Kapitel IV, wohl auch die geplanten, aber nicht mehr geschriebenen Kapitel über die Gemeinschaften, die Religion, das Recht und den Staat dienen dazu, diesen erweiterten Begriffsapparat zu entwickeln. Dabei geht es jeweils um die Spe­ zifikation des subjektiv gemeinten Sinns. Denn Objekte und Vorgänge erhal­ ten nach Webers verstehender Soziologie „ihr Gepräge als solche gänzlich durch den Sinn“, welchen menschliches Handeln ihnen zuspricht. Es ist also

62  Brief von Marianne Weber an den Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vom 5. Mai 1922, VA Mohr/Siebeck, BSB Deponat München, Ana 446. Marianne Weber hatte in den Gesammelten Aufsätzen zur Wissenschaftslehre, die §§  1–6 von Kap.  I, WuG, S.  1–19, nochmals abgedruckt. 63  Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1040. Weber teilt auch mit, er sei mit seinem Buch beschäftigt, das im Herbst erscheine, und er könne die inzwischen niedergelegten Kapitel nicht gleichzeitig in dem Buch und im Logos erscheinen lassen.

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der „besondersartige gemeinte Sinn“, der bei dieser Spezifikation leitend sein muß.64 Mit dem Wirtschaften als Haushalten und Erwerben, dem Herrschen als Befehlen und Verwalten, aber auch mit dem Öffnen und Schließen sozialer Beziehungen, das sich in der Formation von Ständen und Klassen äußert, werden Handlungszusammenhänge bezeichnet, die auf solchem ‚besonders gearteten gemeinten Sinn‘ beruhen. Sie verlangen deshalb auch jeweils eine begriffliche Bearbeitung. Wir verstehen die Kapitel II, III und das begonnene Kapitel IV in diesem Sinne. Hier werden besondere soziologische Grundbe­ griffe entwickelt, durch deren Verbindung man dann auch Gesamtzusammen­ hänge des Handelns untersuchen kann. So müssen etwa alle komplexeren sozialen Gebilde wirtschaften (wirtschaf­ tender Verband), sich herrschaftlich organisieren (Herrschafts- und Verwal­ tungsverband) und Ungleichheiten zwischen ihren Mitglieder bewältigen (geschichteter Verband). Eine Kirche etwa ist ein wirtschaftender Verband, der ohne finanzielle Beiträge welcher Art auch immer nicht lebensfähig ist; sie spendet Heilsgüter, was die „Grundlage geistlicher Herrschaft über Men­ schen“ bildet;65 und sie ist ein geschichteter Verband, in religiöse Virtuosen und religiöse Massen geteilt. Was hier für den Verband Kirche gesagt wurde, läßt sich für alle komplexeren sozialen Gebilde sagen. Um sie untersuchen zu können, bedarf es neben den allgemeinen Grundbegriffen besonderer Grundbegriffe, organisiert um den jeweils ‚besondersartigen gemeinten Sinn‘. Abweichend von Max Webers Aufbau beginnen wir mit den Kapiteln III und IV, weil uns zunächst interessiert, wie er seine gegenüber Paul Siebeck geäu­ ßerte Absicht wahr machte, er müsse das „dicke alte Manuskript“ gründlich umgestalten und es dabei knapper und lehrbuchhafter fassen.66 Denn für Kapitel III und IV existieren Texte aus der Vorkriegszeit, an denen diese Umge­ staltung vorgenommen wurde. 7.1  Die Typen der Herrschaft (Kapitel III) Bei dem ‚dicken alten Manuskript‘ handelt es sich in Wahrheit freilich nicht um ein Manuskript, sondern, gerade im Fall der Herrschaftssoziologie, um meh­ rere Manuskripte, die bei Ausbruch des Krieges noch nicht völlig aufeinander abgestimmt waren.67 Als Weber dann im Jahre 1915 die Grundzüge seiner Herrschaftssoziologie in der „Einleitung“ zu den Skizzen über die „Wirtschafts­ 64  Kap.  II, §  1, 2, unten, S.  217. 65  Kap.  I, §  17, 4, unten, S.  214. 66  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Oktober 1919, MWG II/10, S.  826. 67  Dazu der von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll herausgegebene Teilband: Herrschaft, MWG I/22-4, besonders die Texte über Charisma („Charismatis­ mus“, „Umbildung des Charisma“, „Erhaltung des Charisma“; ebd., S.  4 54–563).

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ethik der Weltreligionen“ zum ersten Mal veröffentlicht, bietet er ein Konden­ sat dieser Manuskripte. Dabei geht er hier vom Charisma und den damit ver­ bundenen Herrschaftsbeziehungen aus.68 Durch Veralltäglichung des Cha­ rismas entwickle sich die „‚traditionalistische Autorität‘“, ausgeprägt vor allem im Pietätsprinzip des Patriarchalismus.69 Daran knüpft er die These, die „cha­ rismatische Herrschaft, die auf dem Glauben an die Heiligkeit oder den Wert des Außeralltäglichen ruht, und die traditionalistische (patriarchale) Herr­ schaft, die auf den Glauben an die Heiligkeit des Alltäglichen sich stützt, teilten in früher Vergangenheit die wichtigsten Arten aller Herrschaftsbezie­ hungen unter sich auf.“70 Erst später trete neben diese beiden Arten der „rationale Typus der Herrschaft“, dessen „historisch wichtigste Spielart die bureaukratische Herrschaft war und ist.“71 Die drei Typen der Herrschaft sind also formuliert, doch in einer Terminologie, die noch nicht genau dem ent­ spricht, was wir aus der Neufassung kennen. Außerdem ist die Reihenfolge der Typen gegenüber den Vorkriegsmanuskripten hier umgekehrt. Dort sollte zunächst das bürokratische Strukturprinzip, dann sollten die vorbürokra­ tischen Strukturprinzipien behandelt werden.72 Unter diese fielen die patriar­ chale, die patrimoniale und die feudale Herrschaftsbeziehung. Die charisma­ tische bildete in dieser Anlage der Typologie den Schluß.73 Weber betont in Kapitel I, soziologische Kasuistik sei „nur vom reinen (‚Ideal‘-)Typus her“ möglich. Je schärfer und eindeutiger, je „weltfremder“ also Idealtypen konstruiert seien, „desto besser leisten sie ihren Dienst, terminolo­ gisch und klassifikatorisch sowohl wie heuristisch.“74 Klassifikatorisch nicht zuletzt deshalb, weil sich dann neben Subtypen auch Mischtypen konstruie­ ren lassen, solche, in denen Merkmale der reinen Typen miteinander verbun­ den sind (z. B. Patrimonialbürokratie). Kapitel III, überschrieben „Die Typen der Herrschaft“, bietet nun eine gänz­ liche Neufassung der alten ‚Herrschaftssoziologie‘ aus der Zeit vor dem Kriege und der Teilveröffentlichung von 1915. Für die Vorkriegsmanuskripte gilt dies zunächst rein quantitativ, denn Weber kondensiert die nahezu 175 Seiten, welche die alten Manuskripte zur Herrschaft (ohne das Manuskript 68  In den Vorkriegsmanuskripten war die Reihenfolge umgekehrt. Vgl. insbesondere ebd., S.  148 f. und den Aufbau des gesamten Teilbandes. 69  Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  121. Zitiert wird nach der Fassung von 1915, nicht nach der von 1920. 70  Ebd., S.  122. 71  Ebd., S.  124. In der Fassung 1915 heißt es noch „rationaler“, nicht – wie in der späteren Fassung von 1920 – „legaler“ Typus der Herrschaft. 72 Zum Begriff der vorbürokratischen Strukturprinzipien Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  247. 73  Das Manuskript über „Staat und Hierokratie“ (MWG I/22-4, S.  5 64 ff.) fällt aus die­ ser Typologie heraus. 74  Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  170 f.

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„Die Stadt“) ausmachten, auf knapp 55 Seiten.75 Es gilt aber auch kasuistisch und terminologisch, und zwar sowohl für die Vorkriegsmanuskripte wie für die Veröffentlichung von 1915. Denn Weber richtet seine reine Typologie konse­ quent an dem Prinzip der Legitimitätsgeltung und der Form der Verwaltung aus.76 Diese beiden Gesichtspunkte für die Bestimmung von Herrschafts­ strukturen sind bei ihm zwar nicht neu,77 wohl aber die Konsequenz, mit der er sie zur Unterscheidung der drei reinen Typen der Herrschaft verwendet. Dabei dient die Form der Verwaltung auch dazu, innerhalb des reinen Typus Subtypen zu bilden, was insbesondere für die traditionale Herrschaft gilt. Unter der neuen Terminologie „traditionale Herrschaft“78 werden die in den Vorkriegsmanuskripten unter den Namen Patriarchalismus, Patrimonialismus und Feudalismus behandelten Herrschaftsstrukturen neu gefaßt und im Fall des Feudalismus auch neu angeordnet. Die in Kapitel I getroffene Unterschei­ dung zwischen einem Herrschaftsverband ohne und mit einem Verwaltungs­ stab leitet dabei die interne begriffliche Differenzierung an.79 Auf diese Weise lassen sich Gerontokratie und primärer Patriarchalismus vom Patrimonialis­ mus unterscheiden. Dieser wiederum kann, abhängig von der Struktur, der Rekrutierung und der Stellung des Verwaltungsstabs, Sultanismus oder stän­ dische Herrschaft sein. Entscheidend aber ist, daß Weber den Feudalismus jetzt nicht mehr auf eine Linie mit diesen Subtypen traditionaler Herrschaft stellt. Er führt ihn absichtlich erst nach dem Typus charismatische Herrschaft und nach der Veralltäglichung des Charismas ein. Denn mit Feudalismus, sei er Lehens- oder Pfründen-Feudalismus, werde die Struktur eines Herrschafts­ verbandes bezeichnet, „welche vom Patrimonialismus ebenso wie vom genu­ inen oder Erb-Charismatismus verschieden“ sei.80 Insbesondere der okziden­ tale Lehensfeudalismus läßt sich als eine Verbindung von patrimonialen und charismatischen Merkmalen (beneficium und homagium) verstehen. Der Typus charismatische Herrschaft wiederum ist so konzipiert, daß er nicht nur auf frühe Strukturformen der Herrschaft zutrifft. Die Veralltäglichung des Cha­ 75  Es ist allerdings schwierig, diesen Umfangsvergleich wegen des Petitdrucks und der Paragrapheneinteilung in der Neufassung einigermaßen exakt vorzunehmen. 76 Dies war bei der Behandlung des bürokratischen Strukturprinzips in dem Text über den Bürokratismus aus der Zeit vor dem Krieg nicht so. Dazu Weber, Bürokratis­ mus, MWG I/22-4, S.  157 ff. 77  Sie finden sich bereits in dem vermutlich ältesten Text über Herrschaft unter der Überschrift „Herrschaft durch ‚Organisation‘. Geltungsgründe“, wobei die drei Prin­ zipien der Legitimation schon genannt sind, wenn auch noch nicht exakt in der spä­ teren Terminologie. Dazu Weber, Herrschaft, MWG I/22-4, S.  145–149. 78 Diese neue Terminologie: „traditionale“ statt „traditionelle“ oder „traditionalis­ tische“ Herrschaft, wird allerdings bereits in „Politik als Beruf“ verwendet. Dazu We­ ber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  160 ff. 79 Weber, Soziologische Grundbegriffe, unten, S.   211, dann aufgenommen in: Kap.  III, §  7, unten, S.  469. 80  Kap.  III, §  12b, unten, S.  513.

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rismas kann so Ursprung sowohl traditionaler wie legaler Herrschaft sein. Mit dem Konzept der Veralltäglichung des Charismas werde, so Weber, zudem der „Anschluß an die empirischen Herrschaftsformen wesentlich gestei­ gert“.81 Dieser Anschluß verlange ganz generell die Kombination von Merk­ malen, die in den reinen Typen und ihren Subtypen in Kontrast zueinander stehen. Dies sei ja gerade der Vorteil solcher Vorgehensweise, „daß sie im Einzelfall an einer Herrschaftsform angeben kann: was ‚charismatisch‘, ‚erb­ charismatisch‘ (§§  10, 11), ‚amtscharismatisch‘, ‚patriarchal‘ (§  7), ‚bureaukra­ tisch‘ (§  4), ‚ständisch‘ usw. ist oder sich diesem Typus nähert“.82 Dies heißt zugleich, daß Weber in Kapitel III es bei der bloßen abstrakten Kasuistik der Herrschaftsformen nicht belassen möchte, sondern auch den Anschluß an die empirischen Verhältnisse in der Vergangenheit und vor allem in der Gegen­ wart sucht. Die Präsentation der drei reinen Typen der Herrschaft folgt dabei keinem entwicklungsgeschichtlichen Schema. Weber geht „von der spezifisch modernen Form der Verwaltung“ aus, um, wie bereits in den Vorkriegsmanuskripten, die anderen Formen damit zu kontrastieren.83 Die Wahl dieses Ausgangs­ punktes dient also einem heuristischen Zweck. Wer eine soziologische Kasuistik der Herrschaft ausarbeiten möchte, muß solche Kontraste zwischen den reinen Typen betonen. Nur dann kann deren Kombination für die empi­ rische Forschung nützlich sein. Anders als in dem erwähnten Wiener Vortrag verzichtet Weber allerdings darauf, einen vierten Legitimitätstyp, den demokratischen, ‚gleichrangig‘ neben die drei reinen Typen zu stellen. Er widmet diesem (vierten) Legitimi­ tätsprinzip aber einen eigenen Abschnitt, den er „Die herrschaftsfremde Umdeutung des Charisma“ überschreibt.84 Diese antiautoritäre Umdeutung des Charismas, wie es auch heißt,85 ist sowohl von den reinen Typen und deren Subtypen wie von der Veralltäglichung des Charismas zu unterschei­ den. Insofern kommt die Wiener Einsicht, daß es sich bei der demokratischen Legitimität um einen weiteren eigenständigen Herrschaftstypus handelt, in der Neufassung der Herrschaftssoziologie durchaus zu ihrem Recht. Weber unterscheidet also reine Typen, Subtypen innerhalb der reinen Typen und Übergänge des einen Typus in einen anderen. Wohl deshalb plant er auch ein Kapitel über Revolution, über eine „Theorie des Umsturzes“,86 für das vermutlich eine Charakterisierung des Unterschieds zwischen traditiona­ listischen und modernen Revolutionen vorgesehen war. Vielleicht wollte er 81  82  83  84  85  86 

Kap.  III, §  2, unten, S.  455. Kap.  III, §  2, unten, S.  455. Kap.  III, §  3, unten, S.  455. Kap.  III, §  14, unten, S.  5 33 ff. Kap.  III, §  13, unten, S.  533. Kap.  III, §  14, unten, S.  532.

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dieses Kapitel seiner „Staatssoziologie“ vorordnen, auf die er in der „Herr­ schaftssoziologie“ häufiger hinweist.87 Es ist allerdings nicht klar, ob und, wenn ja, wie er die Staatssoziologie von der Herrschaftssoziologie abzu­ grenzen gedachte. In seiner Disposition von 1914 jedenfalls deutet er bereits einen Unterschied zwischen beiden an. Denn auf die Herrschaftssoziologie sollte dort eine Staatssoziologie folgen, die Entwicklung des modernen Staates und der modernen politischen Parteien umfassend.88 Im Außenver­ hältnis, wie ja auch der oben zitierte Brief an Heinrich Rickert zeigt, spricht er aber stets nur von seiner Staatssoziologie. Auch seine Vorlesung vom Som­ mersemester 1920, unter dem Titel „Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie)“, gibt über dieses Verhältnis keinen Aufschluß. Die überlie­ ferten Nachschriften von Erwin Stölzl und Hans Ficker zeigen, daß Weber, von aktuellen Beispielen abgesehen, im wesentlichen den Definitionen und dem Aufbau der Kapitel I und III seines Grundrißbeitrags folgte – solange er lesen konnte, bevor die tödliche Krankheit ausbrach.89 Aber in der Disposition der Vorlesung waren darüber hinausgehende Erörterungen vorgesehen.90 Eine weitere wichtige Veränderung bleibt anzumerken. Weber löst den Abschnitt über Parteien aus dem Verbund mit Klassen und Ständen, in dem er in der alten Fassung stand,91 und gliedert ihn der Herrschaftssoziologie ein. Dabei wird zugleich die Typologie der Parteien erweitert. Im Mittelpunkt steht die Unterscheidung zwischen einer formal-legal und einer nicht for­ mal-legal organisierten Partei. Da Parteien für Weber begrifflich nur innerhalb eines Verbandes möglich sind, was ihre Internationalisierung natürlich nicht ausschließt,92 sind sie immer auf die Eroberung der Herrschaft desjenigen Verbandes bezogen, innerhalb dessen sie operieren. Aber auch dort, wo dies ein legaler Herrschaftsverband ist, wie etwa in modernen Demokratien, muß die Partei nicht zwingend auch formal-legalen Charakters sein. Es kann sich vielmehr – außer um formal-legale Patronage-, Klassen- oder Weltanschau­ ungsparteien – um charismatische, traditionalistische, Glaubens- oder reine Appropriationsparteien handeln.93 Dieser Paragraph 18 von Kapitel III gibt 87  Kap.  III, §  18, unten, S.  568. 88 Grundriß der Sozialökonomik. Einteilung des Gesamtwerkes (1914), MWG I/24, S.  169. 89  Zu den Nachschriften MWG III/7, S.  6 6 ff. 90  Dazu MWG III/7, S.  6 6 f. So etwa über politische und hierokratische Gewalt. Dazu unten mehr. Zur Vorlesung auch Hübinger, Einleitung, ebd., S.  3 3 ff. 91  Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  252–272. 92 Zu verbandsübergreifenden, internationalen Parteibildungen vgl. Weber, „Klas­ sen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  271 f. 93  Weber benutzte die Unterscheidung zwischen Patronage-, Klassen- und Weltan­ schauungspartei in seinen politischen Stellungnahmen vor dem Kriege, etwa im Zu­ sammenhang mit der SPD und dem Zentrum in Deutschland und den Parteien in den USA. Unklar ist der im Text nahegelegte Unterschied zwischen einer Patronage- und einer Appropriationspartei, Kap.  III, §  18, unten, S.  5 66–568.

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tatsächlich kaum mehr als „ein Gerippe“, wie es an anderer Stelle heißt.94 Weber sagt denn auch, „alles Nähere (Materiale) gehört in die Staatssoziolo­ gie“.95 Freilich sind die Ausführungen über demokratische Herrschaft reicher, als man es bei dem äußerlichen Fehlen eines reinen Typus ‚demokratische Legi­ timität‘ vermuten würde. Sie finden sich eingebettet in die Ausführungen über monokratische und kollegiale Herrschaft einerseits, herrschaftsfremde (unmit­ telbare) und repräsentative (mittelbare) Verbandsverwaltung andererseits. Es geht dabei nicht um die Satzungs-, Traditions- oder Sendungsgebundenheit der Herrschaft, um deren immanente Schranken, die aus dem jeweils geglaub­ ten Legitimitätsprinzip resultieren, sondern „um spezifische, die Herrschaft beschränkende soziale Beziehungen und Verbände“.96 Deshalb stehen hier Alternativen wie ständische oder konstitutionelle Gewaltenteilung, monokra­ tische oder kollegiale Herrschaftsausübung, gebundene oder ungebundene Repräsentation der Beherrschten, imperatives oder freies Mandat der Vertre­ ter, aber auch moderne Regierungsformen wie parlamentarische Kabinetts­ regierung oder plebiszitäre Präsidialregierung und deren Mischformen im Mittelpunkt. Dabei geht es auch hier zunächst um Begriffsbildung, nicht um politische Stellungnahmen zu aktuellen Fragen. Freilich spielen diese mit hinein. Weber schrieb diese Passagen in einer Phase fundamentaler poli­ tischer Umwälzungen, nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in Rußland und in Ungarn.97 Immer wieder kommt deshalb auch die sozialis­ tische Alternative in den Blick. Aber im Mittelpunkt bleibt die Entwicklung eines Begriffsapparats für universalhistorische Vergleiche. So sagt Weber bei der Darstellung der Typen der Kollegialität ausdrücklich, daß Kollegialität kei­ neswegs, wie man denken könnte, etwas spezifisch Modernes oder gar spe­ zifisch ‚Demokratisches‘ sei.98 Monokratische und kollegiale Herrschaftsaus­ übung finde sich im Rahmen sowohl der traditionalen als auch der legalen Herrschaft.99 Dennoch interessiert ihn auch hier zugleich das Spezifische des 94  Kap.  II, §  15, unten, S.  299. 95  Kap.  III, §  18, unten, S.  568. 96  Kap.  III, §  15, unten, S.  542. 97  Zu Ungarn hatte er einen persönlichen Bezug: Georg Lukács. Vgl. auch den Brief Max Webers an den Vater von Georg Lukács, József von Lukács, vom 9. Januar 1920, MWG II/10, S.  8 82–885. 98  Kap.  III, §  15, unten, S.  553. 99  Am ausführlichsten behandelt Weber die verschiedenen Typen der Kollegialität und dabei die Frage, was sie gegenüber der Monokratie ‚leisten‘ könne (unten, S.  5 43–562). Letztlich geht es ihm dabei um die technische Überlegenheit der mono­ kratischen gegenüber der kollegialen Leitung. Die verschiedenen Typen der Kollegi­ alität förderten zwar in mehr oder weniger großem Maße die gründliche Beratung und konsensuelle Entscheidungsfindung, doch bedeute dies in der Regel auch, daß es hier nicht zu präzisen und schnellen Entscheidungen komme, ganz zu schweigen von der Diffusion der Verantwortung.

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Okzidents. Nicht zufällig endet Kapitel III mit einer Feststellung, die das unter­ streicht und sowohl die Verbindung zum Ende des ersten Kapitels herstellt als auch den Ausblick auf das vierte Kapitel eröffnet: „Sowohl die genuine parla­ mentarische Repräsentation mit voluntaristischem Interessentenbetrieb der Politik, wie die daraus entwickelte plebiszitäre Parteiorganisation mit ihren Folgen, wie der moderne Gedanke rationaler Repräsentation durch Interes­ senvertreter sind dem Okzident eigentümlich und nur durch die dortige Stände- und Klassen-Entwicklung erklärlich, welche schon im Mittelalter hier, und nur hier, die Vorläufer schuf. ‚Städte‘ und ‚Stände‘ (rex et regnum), ‚Bür­ ger‘ und ‚Proletarier‘ gab es nur hier.“1 Bei der Besprechung moderner Regierungsformen greift Weber teilweise auf Schriften zurück, die er in der Auseinandersetzung um die Reform der Verfassung des Deutschen Reiches und um die Neuordnung Deutschlands als Streitschriften verfaßt hatte.2 Dies bedeutet aber keinen Wechsel ins Nor­ mative, denn auch diese Streitschriften waren in erster Linie staatstechnisch angelegt. Anders als der erste Teil von Kapitel III, in dem die drei reinen Typen der Herrschaft sowie die mit ihnen verbundenen immanenten Legitimitätsschran­ ken im Mittelpunkt der Betrachtung stehen (§§  1 bis 14), ist der zweite Teil, über die organisatorischen Beschränkungen von Herrschaft (§§  15 bis 22), weit weniger durch Vorkriegsmanuskripte vorgeprägt, aber auch weniger kon­ sistent entwickelt. Hier nehmen auch die aktuellen Bezüge zu. Man gewinnt den Eindruck, als sei dieser Teil bei Weber noch ‚in der Entwicklung‘. Den­ noch ist er für das Verständnis seiner Herrschaftssoziologie insgesamt essen­ tiell, weil hier die Herrschaftssoziologie systematisch um den wichtigen Gesichtspunkt der ‚Gewaltenteilung‘ erweitert wird. Verglichen mit den Vorkriegsmanuskripten zur Herrschaft bringt also das Kapitel III tatsächlich eine lehrbuchartige Darstellung mit terminologischen und klassifikatorischen Präzisierungen sowie insgesamt eine argumentative Verdichtung. Ein Vorkriegsmanuskript allerdings, über „Staat und Hierokra­ tie“,3 das in der Disposition von 1914 nach den drei Typen der legitimen Herr­ schaft angeordnet war und auch in der Vorlesung über Staatssoziologie wohl verwendet werden sollte, findet in der Neufassung der Herrschaftssoziologie noch keinen Platz. Vielleicht wollte Weber das spannungsreiche Verhältnis zwischen politischer und hierokratischer Herrschaft in der Religionssoziologie oder in der Staatssoziologie oder in einer Verbindung beider behandeln. In der Neufassung der Herrschaftssoziologie jedenfalls kommen das Verhältnis 1  Kap.  III, §  2 2, unten, S.  5 91. Ähnlich Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  3 und S.  9. (MWG I/18). 2  Weber nennt hier (Kap.  III, §  21, unten, S.  5 83) ausdrücklich seine Schrift „Parla­ ment und Regierung im neugeordneten Deutschland“, in: MWG I/15, S.  4 33–596. 3  Weber, Staat und Hierokratie, MWG I/22-4, S.  579–679.

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zwischen politischer Herrschaft und Religion sowie die verschiedenen Aus­ prägungen dieses Verhältnisses (Theokratie, Cäsaropapismus, Dualismus) nicht vor. Im Mittelpunkt steht vielmehr die spannungsreiche Beziehung zwi­ schen politischer Herrschaft und Wirtschaft. Dabei wird die Wirtschaft einmal als führend, wie etwa bei der Veralltäglichung des Charismas, einmal als geführt vorgestellt.4 Als Wirtschaft figuriert überwiegend das formal-rationale Wirtschaften, dessen optimale Voraussetzungen Weber in Kapitel II erörtert, wobei hier die Frage im Mittelpunkt steht: Durch welche politische Herr­ schaftsform wurde dieses an rationaler Geldrechnung kontrollierte Haushal­ ten und Erwerben in seiner Entwicklung begünstigt, durch welche obstruiert? 7.2.  Stände und Klassen (Kapitel IV) Wir sehen an den Kapiteln I und III, für die es überlieferte Vorläufer aus der Vorkriegszeit gibt, wie ernst es Max Weber mit seiner Aussage war, er müsse das „dicke alte Manuskript“ gründlich umgestalten.5 Auch auf das begon­ nene, aber nicht mehr abgeschlossene Kapitel IV, überschrieben „Stände und Klassen“, trifft dies zu. Wie im Fall der Kapitel I und III, lag Weber auch hier ein Text aus der Vorkriegszeit vor, den er der Neufassung zugrunde legte.6 Man kann sogar mit Gründen vermuten, daß es sich bei diesem Vor­ kriegstext um eines der frühesten Ergebnisse seiner Arbeit für das „Erste Buch“ des Sammelwerks handelt, als noch der „Stoffverteilungsplan“ galt und „Wirtschaft und Gesellschaft“ in drei Abschnitte gegliedert war. Folgt man dieser Gliederung von 1910, so wollte Weber nach „Wirtschaft und Recht“ und nach den „Familien- und Gemeindeverbänden“ „Stände und Klassen“ behandeln. Darauf sollte der „Staat“ folgen.7 Auch noch 1914, nach der Veränderung des Beitragstitels und dieser Gliederung, blieb diese Abfolge im Grundsatz bestehen. Jetzt freilich war die Behandlung der Stände und Klassen der des politischen Verbands zugeordnet und um die Behand­ lung der Parteien erweitert, aber immer noch, wie schon 1910, auf die Rechts­ ordnung bezogen.8 Der überlieferte Vorkriegstext beginnt nicht zufällig mit der Feststellung: „Jede (nicht nur die ‚staatliche‘) Rechtsordnung wirkt durch ihre Gestaltung direkt auf die Machtverteilung innerhalb der betreffenden Gemeinschaft ein“.9 Wolle man diese Machtverteilung und ihre Wirkung

4  Zur Unterscheidung von „führend“ und „geführt“ Kap.  III, §  12 a, unten, S.  512. 5  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 27. Oktober 1919, MWG II/10, S.  826. 6  Es handelt sich um Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, ediert in: MWG I/221, S.  248–272. 7  Stoffverteilungsplan 1910, MWG I/24, S.  145 f. 8  Einteilung des Gesamtwerkes 1914, MWG I/24, S.  169. 9  Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  252.

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innerhalb einer Gemeinschaft klären, so fuhr Weber vor dem Krieg fort, müsse man die „Phänomene“ Klassen, Stände und Parteien analysieren. Er ordnet dabei die Klassen der Wirtschaftsordnung, die Stände der sozialen Ordnung und die Parteien der „Sphäre der ‚Macht‘“, treffender: der poli­ tischen Ordnung, zu.10 Er verbindet dies mit der These, Klassenlage sei letzt­ lich Marktlage, dagegen bedeute die ständische Gliederung einer Gemein­ schaft immer auch eine „Hemmung der freien Marktentwicklung“.11 Klassen seien normalerweise keine Gemeinschaften. Ob aus einer Klassenlage nicht nur bloßes Massenhandeln, sondern auch Gemeinschaftshandeln oder gar eine Vergesellschaftung hervorgehe, sei von vielen zusätzlichen Bedin­ gungen abhängig.12 Stände dagegen seien von Natur aus Gemeinschaften, 10  Ebd., S.  2 69 (Zitat). Treffender deshalb, weil ja alle drei gemäß Definition als Phä­ nomene der Macht behandelt werden. 11  Ebd., MWG I/22-1, S.  2 67. 12  Weber geht also davon aus, daß Klassen nicht per se Handlungseinheiten sind, sondern erst dazu gemacht werden. Es ist aus seiner Sicht ein weiter Weg von der Klassenlage zum Klassenkampf. Im Vorkriegsmanuskript heißt es pointiert: „Der Grad, in welchem aus dem ‚Massenhandeln‘ der Klassenzugehörigen ein ‚Gemein­ schaftshandeln‘ und eventuell ‚Vergesellschaftungen‘ entstehen, ist an allgemeine Kulturbedingungen, besonders intellektueller Art, und an den Grad der entstandenen Kontraste, wie namentlich an die Durchsichtigkeit des Zusammenhangs zwischen den Gründen und den Folgen der ‚Klassenlage‘ gebunden. Eine noch so starke Diffe­ renzierung der Lebenschancen an sich gebiert ein ‚Klassenhandeln‘ (Gemeinschafts­ handeln der Klassenzugehörigen) nach allen Erfahrungen keineswegs. Es muß die Bedingtheit und Wirkung der Klassenlage deutlich erkennbar sein. Denn dann erst kann der Kontrast der Lebenschancen als etwas nicht schlechthin Gegebenes und Hinzunehmendes, sondern entweder 1. aus der gegebenen Besitzverteilung oder 2. aus der Struktur der konkreten Wirtschaftsordnung Resultierendes empfunden und dagegen nicht nur durch Akte eines intermittierenden und irrationalen Protestes, son­ dern in Form rationaler Vergesellschaftung reagiert werden.“ MWG I/22-1, S.  256. In der Neufassung wird derselbe Gedanke, nun aber ohne jeden Bezug auf die alten Begriffe und in systematisierter Form, wie folgt ausgedrückt: „Vergesellschaftetes Klassenhandeln ist am leichtesten zu schaffen a) gegen den unmittelbaren Interes­ sengegner (Arbeiter gegen Unternehmer, nicht: Aktionäre, die wirklich ‚arbeitsloses‘ Einkommen beziehen, auch nicht: Bauern gegen Grundherren), b) nur bei typisch massenhaft ähnlicher Klassenlage, c) bei technischer Möglichkeit leichter Zusam­ menfassung, insbesondere bei örtlich gedrängter Arbeitsgemeinschaft (Werkstattge­ meinschaft), d) nur bei Führung auf einleuchtende Ziele, die regelmäßig von Nicht-Klassenzugehörigen (Intelligenz) oktroyiert oder interpretiert werden.“ Kap.  IV, §  2, unten, S.  5 97 f. Weber sieht also das Problem der Klasseneinheit sehr viel diffe­ renzierter als Marx, der allerdings seine Untersuchung dieses Problems nicht mehr abschließen konnte. Ähnlich erging es Max Weber, der aber schon vom Ansatz her die Marxsche Klassentheorie hinter sich läßt. Weber spricht denn auch, bezogen auf den modernen Kapitalismus, von vier sozialen Klassen: 1. der „Arbeiterschaft als Ganzes, je automatisierter der Arbeitsprozeß wird“; 2. dem „Kleinbürgertum“; 3. der „besitzlose[n] Intelligenz und Fachgeschultheit“, wozu er „Techniker, kommerzielle und andere ‚Angestellte‘“, ferner das Beamtentum rechnet, wobei diese Kategorien untereinander sozial durchaus geschieden sein könnten, „je nach den Schulungs­

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denn ihnen lägen Prozesse der Öffnung und Schließung sozialer Bezie­ hungen, der Inklusion und Exklusion von Handelnden, zugrunde. Weber untersucht vor dem Krieg beide „Phänomene“, Klassen und Stände, interes­ santerweise mit Hilfe des Machtbegriffs.13 Anders verfährt er beim „Phäno­ men“ Parteien, das für eine angemessene Analyse den Herrschaftsbegriff verlange. Denn das „‚parteimäßige‘ Gemeinschaftshandeln“, das, anders als das von Klassen und Ständen, „stets eine Vergesellschaftung“ darstelle, hänge in seiner Struktur nicht nur von der klassenmäßigen oder ständischen Gliederung einer Gemeinschaft, sondern auch von ihrer „Struktur der ‚Herr­ schaft‘“ ab. Eine Partei, „stets ein um Herrschaft kämpfendes Gebilde“ und „daher selbst, oft sehr straff, ‚herrschaftlich‘ organisiert“, werde von der Herr­ schaftsstruktur der sie umfassenden Gemeinschaft beeinflußt,14 und dies gelte auch dann, wenn ihr Aktionsradius über eine einzelne Gemeinschaft hinausreiche. Mit dieser Bemerkung leitet Weber im Vorkriegsmanuskript zu seiner Herrschaftssoziologie über – auf die ja dort die gesamte Argumenta­ tion hingeordnet war.15 Es ist deshalb kein Zufall, im Grunde nicht einmal ein neuer Gedanke, daß mit dem Vorziehen der Herrschaftssoziologie 1919/20 gegenüber 1914 die Ausführungen über die Parteien, wie bereits gesagt, auch dorthin wandern, also aus dem Verbund mit den Ständen und Klassen gelöst werden, in den sie vor dem Krieg geraten waren. Ihr systematischer Ort ist in der Herrschafts­ soziologie. Da in der Neufassung des Kapitels über Klassen und Stände nach dem Kriege der Bezug zur Rechtsordnung entfällt – diese sollte erst später behandelt werden –, steht auch das Verhältnis von Rechtsordnung, Wirt­ schaftsordnung, sozialer Ordnung und politischer Ordnung jetzt nicht mehr im Zentrum. Vielmehr geht es ganz allgemein um Strukturen der Ungleichheit, seien sie durch Klassenlage oder durch ständische Lage oder durch eine

kosten“; 4. „die Klassen der Besitzenden und durch Bildung Privilegierten“. Kap.  IV, §  3, unten, S.  5 96. Für Marx waren einige davon nur Zwischen- und Übergangsklas­ sen, die durch die Weiterentwicklung des Kapitalismus untergehen würden. 13  Dabei definiert er Macht hier wie folgt: „Unter ‚Macht‘ wollen wir dabei hier ganz allgemein die Chance eines Menschen oder einer Mehrzahl solcher verstehen, den eigenen Willen in einem Gemeinschaftshandeln auch gegen den Widerstand anderer daran Beteiligter durchzusetzen“. Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  252. In den „Soziologischen Grundbegriffen“ werden dann Macht, Herr­ schaft und Disziplin durch Qualifikation der Gehorsamschance begrifflich differen­ ziert (Kap.  I, §  16, unten, S.  210 f). 14  Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  2 69 f. 15  Dies deutet übrigens darauf hin, daß der kurze Abschnitt über die Parteien dem vermutlich früheren Text über die Stände und Klassen erst später hinzugefügt wurde. Denn in dem alten Text wird zwar Macht, nicht aber Herrschaft definiert. Als Weber die Arbeit an dem Projekt begann, war die Herrschaftssoziologie noch nicht entwi­ ckelt.

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Kombination beider bedingt, was dann auch zu verschiedenartigen sozialen Klassen führen kann. „Allgemein“ heißt, daß Ungleichheit in Gemeinschaften und Verbänden gleich welcher Art auftritt. Zwar verankert Weber die Klassen­ lage weiterhin in der Wirtschaftsordnung, aber auch die ständische Lage gilt ihm als ökonomisch bedingt. Denn Stände, so heißt es 1920 „entstehen und bestehen [.  .  .] vorzugsweise auf dem Boden der monopolistisch leiturgischen oder der feudalen oder der ständisch patrimonialen Bedarfsdeckung von Ver­ bänden“,16 während Klassen auf „Maß und Art der Verfügungsgewalt (oder des Fehlens solcher) über Güter oder Leistungsqualifikationen und aus der gegebenen Art ihrer Verwertbarkeit für die Erzielung von Einkommen oder Einkünften“ beruhen.17 Wie in den anderen neugefaßten Texten, tritt auch hier das Interesse an Entwicklung zurück hinter das Interesse an Typologisierung. In der alten Fas­ sung war es umgekehrt. Die Terminologie des Kategorienaufsatzes, die in der alten Fassung gerade dieses Textes über „‚Klassen‘, ‚Stände‘ und ‚Parteien‘“ besonders prominent ist und ihn gedanklich und begrifflich in die Nähe von „Die Wirtschaft und die Ordnungen“ rückt,18 ist in der Neufassung gänzlich verschwunden. Im Mittelpunkt steht die Unterscheidung zwischen Besitzklas­ sen- und Erwerbsklassengliederung einerseits, geburtsständischer und berufsständischer Gliederung oder Gliederung nach Lebensführungen ande­ rerseits. Darüber hinaus interessieren bei der Klassengliederung die „Mittel(stands)klassen“ sowie die Verhältnisse, in denen Klassenlagen und stän­ dische Lagen einander begünstigen oder obstruieren. Bei der Klassengliede­ rung kommt unter der Kategorie der „sozialen Klasse“ der Gesichtspunkt der Mobilität, also die Chance eines Wechsels zwischen Klassenlagen, sei es persönlich oder in der Generationenfolge, hinzu.19 Entscheidend ist, daß die Überlegungen zu den Klassen- und Ständegliederungen jetzt vor dem Kapitel über die Gemeinschaften und Verbände stehen. Man kann es auch so sagen: Will man Gemeinschaften und Verbände gleich welchen Zuschnitts soziolo­ gisch untersuchen, so muß man auf den Zusammenhang der Herrschaftsund Verwaltungsverhältnisse mit den Klassen- und Ständeverhältnissen ach­ ten. Im Kapitel III und in dem begonnenen Kapitel IV wird dafür ein Begriffsap­ parat, eine „soziologische Typisierung“, bereitgestellt.20

16  Kap.  IV, §  3, unten, S.  599. 17  Kap.  IV, §  1, unten, S.  592. 18  Dieser Text ist ediert in: MWG I/22-3, S.  191–247. 19  Kap. IV, §  1, unten, S.  5 92. Weber spricht ausdrücklich von „drei Klassenkatego­ rien“. Zu den „sozialen Klassen“ auch oben, S.  4 9, Anm.  12. 20  So die Formulierung in Kapitel II, §  15, unten, S.  2 99.

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7.3.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens (Kapitel II) Will man Gemeinschaften und Verbände soziologisch untersuchen, so muß man sie aber darüber hinaus zur ‚Wirtschaft‘ in Beziehung setzen. Nicht ohne Grund hatte Weber ja für die Vorkriegsfassung im Jahre 1914 den Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ gewählt. Auch die Neufassung steht noch im Zeichen dieses Titels. In der Vorkriegsfassung fiel allerdings die Behandlung der ‚Wirtschaft‘ spärlich aus. Für Kapitel II wis­ sen wir von keinem Vorkriegsmanuskript, das Weber 1919/20 hätte überar­ beiten können. Es gibt unter den Vorkriegsmanuskripten zwar den kurzen Text über die wirtschaftlichen Beziehungen der Gemeinschaften und Ver­ bände21 sowie den noch kürzeren über die Marktgemeinschaft,22 und die Klassifikation der wirtschaftlichen Orientierung von Verbänden – wirtschaf­ tender Verband, Wirtschaftsverband, wirtschaftsregulierender Verband, Ord­ nungsverband –, die Weber in §  5 von Kapitel II vornimmt, baut vermutlich auf dem erstgenannten Text auf.23 Aber wir können bei Kapitel II nicht von der Neufassung eines Vorkriegsmanuskripts sprechen. Vielmehr müssen wir annehmen, daß dieser Text irgendwann zwischen 1914 und 1919/20 entstan­ den ist. Möglicherweise wurden das Manuskript oder Teile davon tatsächlich erst 1919/20 geschrieben.24 Sollte Weber bereits im März/April 1914, wie der Briefwechsel mit Paul Siebeck über Wiesers Beitrag immerhin nahelegt, auf dessen Beitrag mit einer Erweiterung seines eigenen Beitrags um eine ‚Wirt­ schaftssoziologie‘ reagiert haben, so fand dies jedenfalls keinen Eingang mehr in die Disposition von „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ord­ nungen und Mächte“ aus dem März 1914.25 Weber beließ es damals offen­ 21  Weber, Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen, MWG I/22-1, S.  77–107. 22  Weber, Marktgemeinschaft, MWG I/22-1, S.  193–199. Dieser Text steht im Zusam­ menhang mit der Unterscheidung von Gemeinschaften. Dabei wird die Marktgemein­ schaft als ein ‚sachliches‘ Gebilde den übrigen Gemeinschaften als ‚persönlichen‘ Gebilden gegenübergestellt, als der Typus des rationalen Gesellschaftshandelns, als „Vergesellschaftung durch Tausch auf dem Markt “, ebd., S.  193. Dieser noch in den Kategorien des Kategorienaufsatzes formulierte kurze Text gehört wohl zu der ersten Phase der Arbeit an „Wirtschaft und Gesellschaft“ und ist vermutlich schon 1914 überholt 23 Kap.  II, §  5, unten, S.  232 f. An diesem Paragraphen machte Weber vermutlich noch später Wortkorrekturen. Dazu Editorischer Bericht, unten, S.  8 8. 24  Es widerspricht allerdings dem gesunden Menschenverstand, daß Weber die von wahrer Klassifikationswut geprägten Passagen, wie etwa die §§  15 bis 26, ohne eine Vorlage, gewissermaßen aus dem Kopf, in wenigen Wochen niedergeschrieben ha­ ben soll, neben all den Texten, an denen er sonst noch arbeitete. Aber ausschließen kann man es nicht. 25  Die Einteilung des „Grundrisses der Sozialökonomik“ mit handschriftlichen Kor­ rekturen Max Webers. März 1914, in: MWG I/24, S.  155–162, bes. S.  157. Dazu auch: Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  74 ff.

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sichtlich bei der ursprünglich angestrebten arbeitsteiligen Verbindung zwi­ schen Wirtschaftstheorie und Soziologie, also zwischen Wiesers Beitrag und seinem eigenen.26 Dies scheint auch 1919/20 noch so. Denn Weber stellt in der „Vorbemerkung“ zu Kapitel II fest, er wolle „keinerlei ‚Wirtschaftstheorie‘ betreiben, sondern nur „gewisse allereinfachste soziologische Beziehungen innerhalb der Wirtschaft“ feststellen.27 Es geht ihm also um eine „soziologische Theorie der Wirtschaft“,28 nicht um eine ökonomische. Es ist dabei allerdings eine offene Frage, was Weber hier unter Wirtschafts­ theorie versteht. Folgt man der „Vorbemerkung“ weiter, so hält er sich zugute: „Der viel umstrittene Begriff ‚Wert‘ konnte terminologisch ganz umgangen werden.“29 Dies ist zweifellos auf dem Hintergrund der wirtschaftstheore­ tischen Debatte seiner Zeit gesagt. Daß Weber einen ökonomischen Wertbe­ griff in seiner soziologischen Theorie der Wirtschaft terminologisch und wohl auch in der Sache umgeht, heißt natürlich nicht, der Wertbegriff allgemein spiele in seiner Soziologie keine Rolle. Im Gegenteil: Er ist ein zentraler Begriff sowohl seiner Kulturtheorie wie seiner soziologischen Grundbegriffe. Dort spricht er von religiösen Werten, von ethischen Werten, aber auch von Kultur­ werten sowie von Wertsphären und den Konflikten zwischen ihnen, hier von Wertrationalität. Man könnte nun die Frage nach der Wirtschaftstheorie dahin­ gestellt sein lassen, denn Weber will ja seine eigenen, davon unabhängigen soziologischen Begriffe für die Untersuchung des Wirtschaftens schaffen – für das Haushalten und das Erwerben, für den Haushalt und den Erwerbsbe­ trieb,30 für die planwirtschaftliche und die verkehrswirtschaftliche Bedarfsdek­ kung, für die Natural- und die Geldrechnung bis hin zur rationalen Haushaltsund Kapitalrechnung,31 aber auch für die Vielgestaltigkeit der Appropriations26  Dazu ebd., S.  12 ff. Man dachte ursprünglich an ein Ergänzungsverhältnis. 27  Kap.  II, Vorbemerkung, unten, S.  216. 28  Kap.  II, §  1, 7, unten, S.  2 23. 29  Kap.  II, Vorbemerkung, unten, S.  216. 30  Genauer wäre Erwerbsunternehmung, weil eine Unternehmung mehrere Betriebe, verstanden als technische Einheiten, umfassen kann. Zur Unterscheidung zwischen „Unternehmung“ und „Betrieb“ und zu der Notwendigkeit, sie zu beachten, Kap.  II, §  15,2, unten, S.  2 99–301. Weber spricht aber meist verkürzt von „Erwerbsbetrieb“. 31  Kap.  II, §§  1 bis 14, unten, S.  216–295. Man kann darin geradezu eine Aufstufung im Sinne der „Soziologischen Grundbegriffe“ sehen, in diesem Fall in der Reihenfolge Handlung, Verband, Ordnung. Es gibt weitere Begriffsbestimmungen, die mit diesen polaren Typen verbunden werden, z. B. die Unterscheidung zwischen Orientierung an Bedarfsdeckung und an Gewinn, zwischen Vermögen und Kapital. Dabei sagt Weber ausdrücklich, diese Klassifikation sei nicht vollständig, Kap.  II, §  15, unten, S.  2 97 ff. Dort auch die bereits erwähnte Unterscheidung zwischen „Unternehmung“ und „Be­ trieb“. Er hält sie aber wohl für zweckmäßig, weil es ihm nicht nur um die begriffliche, sondern auch um die historische ökonomische Trennung von „Haushalt“ und „Er­ werbsbetrieb“ geht. Neben der Rationalisierung des Rechnungswesens (doppelte Buchführung) gilt ihm die ökonomische Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb als eine wichtige Voraussetzung für ein formal-rationales kapitalistisches Wirtschaf­

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und Marktbeziehungen, die mit dem Produktionsprozeß verbunden sind.32 Hinzu kommen soziologische Begriffe für die verschiedenen Formen des Handels unter Einschluß von Banken und Börsen 33 sowie für die Geld- und Finanzverfassungen, mittels deren die wirtschaftlichen Verbände insbeson­ dere mit den politischen Verbänden in Beziehung gesetzt werden.34 Und all dies letztlich unter der Fragestellung, worin die optimalen Vorbedingungen für formal-rationales Wirtschaften bestehen.35 Die Frage nach der Wirtschafts­ theorie offen zu lassen, geht aber schon deshalb nicht, weil Weber betont, sie bilde für die Wirtschaftssoziologie „die Grundlage“.36 Ein solcher Bezug auf die Wirtschaftstheorie wird denn auch an anderer Stelle wiederholt. So stellt Weber bei der Behandlung der verkehrswirtschaftlichen Bedarfsdeckung fest, die Verkehrswirtschaft sei „die weitaus wichtigste Art alles an ‚Interessen­ lage‘ orientierten typischen und universellen sozialen Handelns“, welches auf Bedarfsdeckung ziele. Als solche sei sie „Gegenstand der Erörterungen der Wirtschaftstheorie und hier im Prinzip als bekannt vorauszusetzen“.37 Wie also sieht Weber das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftssoziologie? Es ist nicht leicht, darüber Klarheit zu gewinnen, denn Webers Äußerungen dazu sind spärlich. Daß Wirtschaftssoziologie für ihn nicht einfach Wirtschafts­ geschichte ist, versteht sich von selbst. Ein Vergleich der Anlage von Kapitel II mit der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ zeigt denn auch, wo er den Unterschied zwischen beiden verortet: in der Erkenntnisabsicht, in der Zielsetzung.38 Man kann den Akzent auf die Begriffs­ bildung oder auf die Begriffsanwendung legen. Beides bedingt sich zwar wechselseitig, bleibt aber ein ‚arbeitsteiliges‘ Bemühen. Hier gilt, was Weber über das Verhältnis von Soziologie und Geschichte in Kapitel I allgemein formuliert: „Die Soziologie bildet – wie schon mehrfach als selbstverständlich vorausgesetzt – Typen-Begriffe und sucht generelle Regeln des Gesche­ hens. Im Gegensatz zur Geschichte, welche die kausale Analyse und Zurech­ nung individueller, kulturwichtiger, Handlungen, Gebilde, Persönlichkeiten ten. Weitere Voraussetzungen werden in §  3 0, unten, S.  375 ff., aufgeführt. – Weber betont auch ausdrücklich, die Frage, ob man bei einem wirtschaftlichen Handeln von Haushalten oder von Erwerben sprechen könne, hänge für den Beobachter häufig erst vom letzten Handlungsakt ab. Die organisatorische Trennung von Haushalten und Erwerben, also die Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb, ist bei seinem Erkenntnisinteresse von größter Relevanz. 32  Kap.  II, §§  15 bis 26, unten, S.  2 95–363. 33  Kap.  II, §§  27 bis 29, unten, S.  3 63–375. 34  Kap.  II, §§  32 bis 41, unten, S.  3 82–448. 35  Dazu insbesondere die §§  9, 30 und 31, unten, S.  251 f., 375–378 und 379–382. Ferner auch die Bemerkung in Kap.  II, §  15, unten, S.  3 03. 36  Kap.  II, §  1, 7, unten, S.  2 23. 37  Kap.  II, §  14, 1, unten, S.  2 90. 38  Dazu ausführlich Schluchter, Einleitung, in: MWG III/6, S.  13 ff.

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erstrebt.“39 Bereits im Objektivitätsaufsatz findet sich diese Verhältnisbestim­ mung von theoretischer und historischer Betrachtung: „theoretische Konstruk­ tionen unter illustrativer Benutzung des Empirischen – geschichtliche Unter­ suchung unter Benutzung der theoretischen Begriffe als idealer Grenzfälle“.40 Ginge es um das Recht, also um das Verhältnis von Rechtswissenschaft und Rechtssoziologie, so ließe sich das Verhältnis beider Wissenschaften zueinander einfach bestimmen. Denn Rechtswissenschaft ist für Weber eine dogmatische, Rechtssoziologie aber eine empirische Disziplin. Wie wir sahen, kam Weber über seine Kritik an Stammler zu der Position, die Rechtswissen­ schaft bestimme das normativ Gültige, die Soziologie das empirisch Gel­ tende, wobei sich die Rechtssoziologie der rechtsdogmatischen Begriffe zu heuristischen Zwecken bedienen könne. Insofern seien Rechtswissenschaft und Soziologie zwar aufeinander bezogen, aber ihre Betrachtungsweisen blieben verschieden, und das dabei gewonnene Wissen lasse uns den nor­ mativen Anspruch und die Wirksamkeit einer Rechtsordnung besser verste­ hen. Was für die Rechtswissenschaft gilt, kann man für alle normativen Wis­ senschaften im Verhältnis zur Soziologie sagen. Aber die Wirtschaftstheorie ist auch für Weber keine normative Disziplin. Jedenfalls ist sie es nicht in dem gleichen Sinn, wie dies für die Rechtswissenschaft festgestellt wurde. Was folgt daraus? Weber beschäftigte dieses Problem im Jahre 1913 ganz beson­ ders intensiv, als er sein Gutachten über Werturteilsfreiheit vorbereitete. Seine ‚Lösung‘ bestand dort darin, daß er die Wirtschaftstheorie so behandelte, als ob sie eine Dogmatik hätte, wenn auch eine solche besonderer Art: „Die öko­ nomische Theorie ist eine ‚Dogmatik‘ in einem logisch sehr anderen Sinn als die Rechtsdogmatik; sie gebiert keinerlei praktische ‚Kunstlehre‘ aus sich; ihre Begriffe verhalten sich zur ökonomischen Realität spezifisch anders als die­ jenigen der Rechtsdogmatik zur empirischen Rechtsgeschichte. Aber wie jene als ‚Idealtypen‘ für die letztere verwertet werden können und müssen, so ist diese Art der Verwendung der geradezu ausschließliche Sinn der reinen ökonomischen ‚Theorie‘.“41 Nun löst diese Aussage unser Problem deshalb nicht, weil ja auch die Sozi­ ologie mit Idealtypen arbeitet und auf generelle Regeln des Geschehens aus 39  Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  169. 40  Weber, Objektivität, S.  78. Dort auch die ganze „Musterkarte“ von „gedankliche[n] Bildungen“. 41  Weber, Gutachten (wie oben, S.  5 f., Anm.  16), S.  119. Weber sagt übrigens an die­ ser Stelle auch, dies sei bei der rationalen Kalkulationslehre anders. Ihr komme für die Einzelwirtschaft in der Erwerbswirtschaft der Status einer echten Dogmatik zu. Des­ halb lasse sich daraus auch eine Kunstlehre mit normativ-praktischen Zwecken ent­ wickeln. Er macht also einen Unterschied zwischen der volkswirtschaftlichen und der betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise. Die betriebswirtschaftliche Kalkulations­ lehre steht deshalb zur Soziologie in einem ähnlichen Verhältnis wie die Rechtswis­ senschaft. Ebd., S.  118.

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ist. Weber hat denn auch 1913 die „systematische Nationalökonomie“, wenn auch mit Vorbehalten, zu einem Spezialfall der verstehenden Soziologie erklärt.42 Wirtschaftstheorie und soziologische Theorie der Wirtschaft (Wirt­ schaftssoziologie), so könnte man schließen, folgen zwar vielleicht verschie­ denen Erkenntnisinteressen, haben aber vergleichbare Erkenntnisabsichten: Beide streben nach Idealtypen generellen Charakters, nach generellen Regeln des Geschehens.43 Es ist deshalb folgerichtig, wenn Weber mit seinen soziologischen Grund­ kategorien des Wirtschaftens weder Wirtschaftstheorie betreiben noch diese kritisieren möchte. Sie bleibt für ihn ein Gesprächspartner,44 sofern sie in einer verstehenden Theorie des Handelns fundiert ist und eine individualistische Methode praktiziert. Dies grenzt allerdings den Kreis der für Weber relevanten wirtschaftstheoretischen Positionen nur ungefähr ein. Immerhin wird daran deutlich, weshalb er den Vertretern der Österreichischen Schule der National­ ökonomie mit Sympathie begegnet, aber auch seinem Schüler Robert Lief­ mann, den er allerdings wegen seiner Neigung zum Psychologismus zugleich kritisiert.45 Denn man dürfe weder die Wirtschaftstheorie noch die Soziologie 42  Ebd., S.  119. 43  Daß Weber auch 1920 noch so dachte, ergibt sich aus Kap.  I, §  1, 6, unten, S.  155 f. Dort wird die Wirtschaftstheorie zur Illustration der idealtypischen Begriffsbildung he­ rangezogen und dem verstehenden Soziologen geradezu als Vorbild vorgeführt: „Sol­ che idealtypische Konstruktionen sind z. B. die von der reinen Theorie der Volkswirt­ schaftslehre aufgestellten Begriffe und ‚Gesetze‘. Sie stellen dar, wie ein bestimmt geartetes, menschliches Handeln ablaufen würde, wenn es streng zweckrational, durch Irrtum und Affekte ungestört, und wenn es ferner ganz eindeutig nur an einem Zweck (Wirtschaft) orientiert wäre. Das reale Handeln verläuft nur in seltenen Fällen (Börse) und auch dann nur annäherungsweise so, wie im Idealtypus konstruiert.“ Vgl. auch Kap.  I, §  1, 11, unten, S.  170 ff. 44  Ein schönes Beispiel dafür ist die Passage über Zins auf geliehenes Kapital in einem Erwerbsbetrieb, Kap. II, §  11, unten, S.  168 f. Wie darf der Unternehmer hoffen, „bei Zahlung dieses Entgelts an die Darleihenden dennoch Rentabilität zu erzielen“? Antwort der ökonomischen Theorie: „Grenznutzrelation künftiger im Verhältnis zu ge­ genwärtigen Gütern“. Den Soziologen dagegen interessiert: In welchem Handeln von Menschen kommt „diese angebliche Relation“ so zum Ausdruck, „daß sie die Konsequenzen dieser Differenzialschätzung in der Form eines ‚Zinses‘ ihren Operati­ onen zugrunde legen können. Denn wann und wo dies der Fall ist, das wäre nichts weniger als selbstverständlich.“ Also doch: Quasidogmatik gegen Wirksamkeitsana­ lyse? 45  Dazu der wichtige Brief von Max Weber an Robert Liefmann, in dem er die ersten 240 Seiten von Liefmann, Grundlagen I, kritisch kommentiert: „Zunächst Ihr Kampf gegen die ‚Soziologie‘, ich verstehe dies schon – will aber bemerken: wenn ich jetzt nun einmal Soziologe geworden bin (laut meiner Anstellungsurkunde!) dann wesent­ lich deshalb, um dem immer noch spukenden Betrieb[,] der mit Kollektivbegriffen ar­ beitet, ein Ende zu machen. Mit anderen Worten: auch Soziologie kann nur durch Ausgehen vom Handeln des oder der, weniger oder vieler Einzelner, strikt ‚individua­ listisch‘ in der Methode also, betrieben werden.“ Und weiter: „Unbegreiflich ist mir,

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auf Psychologie gründen. Das hatte Weber bereits in seiner Auseinanderset­ zung mit Lujo Brentano über den Status der Grenznutzenlehre der Österrei­ cher ausgeführt.46 Verstehe man das Grenznutzgesetz richtig, so sei kein Gran Psychologie darin enthalten. Es handele sich vielmehr um eine Maxime, deren Befolgung, die technischen Mittel vorausgesetzt (z. B. Geldrechnung und Preise), zu einem relativ rationalen Wirtschaften führt. In den „Soziolo­ gischen Grundbegriffen“ bringt Weber das „Prinzip des Grenznutzens“ in einen Zusammenhang mit der zweckrationalen Handlungsorientierung. Denn der Handelnde könne „die konkurrierenden und kollidierenden Zwecke ohne wertrationale Orientierung an ‚Geboten‘ und ‚Forderungen‘ einfach als gege­ bene subjektive Bedürfnisregungen in eine Skala ihrer von ihm bewußt abgewogenen Dringlichkeit bringen und darnach sein Handeln so orientieren, daß sie in dieser Reihenfolge nach Möglichkeit befriedigt werden“.47 In Kapitel II beschränkt er diese Handlungsorientierung auf das rationale Haushalten und stellt es dem rationalen Erwerben gegenüber: „Die Kapitalrechnung und Kal­ kulation des Marktunternehmers kennt, im Gegensatz zur Haushaltsrech­ nung, keine Orientierung am ‚Grenznutzen‘, sondern an der Rentabilität.“48 Es ist darüber hinaus folgerichtig, wenn Weber mit dem Kapitel II keine wirtschaftsgeschichtlichen Betrachtungen verbindet. Es gibt vielmehr theore­ tische Konstruktionen unter illustrativer Benutzung des Empirischen.49 Er nennt seine Darstellung, die von den „Beziehungen innerhalb der Wirtschaft“50 (hauptsächlich die §§  1 bis 31), aber auch von den Beziehungen zwischen der Wirtschaft und politischen Verbänden handelt (hauptsächlich die §§  32 bis 41), bescheiden eine „allgemeine Vorbemerkung“51 für die soziologische Untersuchung des Wirtschaftens, in der historische Erklärungen noch keine daß Sie als ein streng rationaler Theoretiker (ein anderer als ein solcher ist gar nicht möglich!) irgend etwas von der Psychologie erwarten.“ Brief Max Webers an Robert Liefmann vom 9. März 1920, MWG II/10, S.  9 46–954, hier S.  9 46 und 953. Liefmann hatte unter anderem formuliert: Das Einheitliche in wirtschaftlichen Handlungen und Beziehungen liege „nicht in der Sachgüterbeschaffung, sondern in einer besonderen Art von Erwägungen, die auf einem Gegenüberstellen und Vergleichen von Nutzen und Kosten, rein psychisch aufgefaßt, mit dem Ziel eines möglichst großen Nutzen­ überschusses, Genusses, beruhen.“ Liefmann, Grundlagen I, S.  115. §  1 von Kapitel II enthält ebenfalls eine Auseinandersetzung mit Liefmann, unten, S.  217–221. 46 Weber, Grenznutzlehre, S.  5 46 ff. Dazu auch der Brief von Max Weber an Lujo Brentano vom 30. Oktober 1908, MWG II/5, S.  6 88 f., in dem er Menger gegen den Angriff von Brentano verteidigt. 47  Kap.  I, §  2, 4, unten, S.  176. 48  Kap.  II, §  11, unten, S.  261. 49  Man kann sogar sagen, der Wechsel zwischen Normaldruck und Petitdruck in der äußeren Textgestaltung reflektiere den Unterschied zwischen der theoretischen Kon­ struktion und der illustrativen Benutzung des Empirischen. Allerdings ist dies nicht immer streng durchgehalten. 50  Kap.  II, Vorbemerkung, unten, S.  216. 51  Kap.  II, §  15, 1, unten, S.  2 98.

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Rolle spielten. Wollte man sie geben, so müßte beispielsweise eine Preis- und Geldtheorie entwickelt sein. Solches aber sei nicht beabsichtigt. Und dies gelte auch für Erklärungen der Entstehung des modernen Kapitalismus, auf den Webers Erkenntnisinteresse natürlich in besonderem Maße gerichtet ist. Erklärungen von dessen Entstehen etwa im Zusammenhang mit der dunklen Epoche vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, mit der Preisrevolution im 16. Jahr­ hundert oder mit der englischen Handelspolitik zur Herstellung von Massen­ märkten blieben absichtlich in dieser „allgemeinen Vorbemerkung“ ausge­ klammert, weil sie sich im Rahmen dieser „schematischen Systematik“, dieser „soziologischen Typisierung“, (noch) nicht prüfen ließen. Ihr Zweck sei viel­ mehr Begriffskasuistik. Wolle man Erklärungen dieser Art, so brauche man Tatbestände: „Denn nur ökonomische Tatbestände liefern das Fleisch und Blut für eine wirkliche Erklärung des Ganges auch der soziologisch relevanten Entwicklung“, heißt es explizit. Doch eine Voraussetzung dafür seien klare Begriffe: „Es soll eben vorerst hier nur ein Gerippe gegeben werden, hinläng­ lich, um mit leidlich eindeutig bestimmten Begriffen operieren zu können.“52 Und dies gilt für die anderen Kapitel auch. An dieser Stelle lohnt sich ein kurzer vergleichender Blick auf drei wirt­ schaftsbezogene Texte in Webers Werk, die in der Sache zusammenhängen, aber verschiedene Zwecke erfüllen: die Vorlesung(en) über „Allgemeine (‚the­ oretische‘) Nationalökonomie“ aus der Zeit vor der Jahrhundertwende,53 die Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ aus dem Wintersemester 1919/20 54 und die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, die Weber der Münchner Vorlesung teilweise zugrunde legte, an denen er aber parallel dazu vermutlich weiterschrieb.55 Zunächst fällt auf, daß sich gegenüber der Zeit vor der Jahrhundertwende Webers Vergleichsho­ rizont auch bei der Untersuchung wirtschaftlicher Sachverhalte enorm erwei­ tert hat. Der historische Blick ist nicht mehr vornehmlich auf die vorderasia­ tisch-okzidentale Entwicklung gerichtet, sondern erfaßt jetzt alle großen Zivi­ lisationen, insbesondere auch China und Indien.56 Dies ist auch Resultat der 52 Kap.  II, §  15, 1, unten, S.  2 99. Man kann sich allerdings fragen, ob die eindeutig bestimmten Begriffe auch immer einen soziologischen Gehalt besitzen. Denkt man etwa an Webers Übernahme der Kunstbegriffe von Knapp, so kommen Zweifel auf. 53  MWG III/1. 54  MWG III/6. 55  Die „Wirtschaftlichen Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen“, MWG I/22-1, S.  7 7–107, bleiben unberücksichtigt, weil dieser Zwischentext in seinen zentra­ len Aussagen in die „Grundkategorien“ übernommen ist. Vgl. oben, S.  52 mit Anm.  21. Der Vergleich zwischen den drei Texten ist ausführlich entwickelt in Schluchter, Ein­ leitung, in: MWG III/6, S.  7 ff. Dort auch die Gegenüberstellung der Dispositionen S.  8 f. 56  Weber überarbeitete ja in demselben Zeitraum seine 1915 veröffentlichte Studie über Konfuzianismus für die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie, wobei er

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Beschäftigung mit der vergleichenden und entwicklungsgeschichtlich ausge­ richteten Religionssoziologie, in der ja nicht nur religiöse, sondern auch wirt­ schaftliche und herrschaftliche Sachverhalte eine Rolle spielen. Dann kann man konstatieren, daß sich Webers Interesse an der kulturellen Prägung von ‚Gesinnungen‘, von ‚Mentalitäten‘, seit der Jahrhundertwende verstärkt hat. Dies ist natürlich Resultat seiner historisch angelegten Studie über die Präge­ kraft des asketischen Protestantismus. In der Vorlesung von 1919/20 spielen Ausführungen zu dieser Problematik eine wichtige Rolle: Im „Vierten Kapitel“ ist der §  9 „Die Entfaltung der kapitalistischen Gesinnung“ überschrieben,57 und die Vorlesung endet mit Ausführungen über die mentale Seite der Ent­ wicklung, die zum modernen Kapitalismus führt. Auch in den „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ werden die kulturellen Einflüsse auf die Bildung von Motiven beachtet, etwa bei der Gegenüberstellung verkehrswirt­ schaftlicher und planwirtschaftlicher Bedarfsdeckung,58 insofern der Wirt­ schaftende dort durch das Unversorgtheitsrisiko, hier durch „ideale Antriebe ‚altruistischen‘ Charakters“ in seinem Handeln bestimmt werde,59 oder bei der Diskussion der Arbeitswilligkeit, die über Anreize oder Wertorientierung zustande kommen könne, man kann auch sagen: erfolgsorientiert (im Ratio­ nalitätsfall: zweckrational) oder eigenwertorientiert (im Rationalitätsfall: wert­ rational).60 In beiden Hinsichten, beim Vergleichshorizont und bei der Gewich­ tung mentaler Faktoren, stehen die beiden späten Texte einander näher, als jedem von den frühen. Hier wirkt sich die ‚Entdeckung‘ aus, die Weber zwi­ schen 1910 und 1914 machte und die sein Erkenntnisinteresse auf die Ratio­ sie, nunmehr unter dem Titel „Konfuzianismus und Taoismus“, nahezu auf die dop­ pelte Länge brachte, indem er insbesondere die „Soziologischen Grundlagen“, also Untersuchungen über die politische und wirtschaftliche Verfassung des kaiserlichen Chinas, hinzufügte. Dies ergibt schon der Vergleich der beiden Inhaltsverzeichnisse. Dazu MWG I/19, S.  7 7–79. 57  Weber, Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  3 80 und 525; dazu: Schluchter, Ein­ leitung, ebd., S.  4 0 ff. 58  Weber stellt dabei das Haushalten und das Erwerben auch auf der Ebene der Wirtschaftsordnung einander gegenüber. Der verkehrswirtschaftlichen Bedarfsde­ ckung entspricht auf der Verbandsebene die Trennung des Haushalts, der sein Wirt­ schaften am Grenznutzenprinzip ausrichtet, vom Erwerbsbetrieb, der sich an Renta­ bilität orientiert. Dies ist in seinen Augen eine Konstellation, die der formalen Rationa­ lität des Wirtschaftens, also der Steigerung der Rechenhaftigkeit wirtschaftlicher Vorgänge, besonders günstig ist. Bei der planwirtschaftlichen Bedarfsdeckung dage­ gen wird die materiale Rationalität des Wirtschaftens betont, was zwingend zu einer Minderung der formalen Rationalität führt. Dazu ausführlich Schluchter, Entzaube­ rung (wie oben, S.  2 3, Anm.  7 7), S.  78 ff. 59  Kap.  II, §  14, unten, S.  288 ff., Zitat: S. 290. 60  Kap.  II, §  25, unten, S.  3 55 ff. Weber hat hier auch seine Untersuchungen über die „Psychophysik der industriellen Arbeit“ im Hintergrund. Dazu Weber, Psychophysik, MWG I/11, S.  150–380, dort besonders „Akkordverdienste und Leistungsdifferenzen“, S.  2 94 ff.

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nalisierungsproblematik im universalhistorischen Kulturvergleich lenkte, aber auch seine schon früh formulierte Einsicht, daß die ökonomischen Faktoren um die außerökonomischen ergänzt werden müssen, wenn man ein zutref­ fendes Bild der wirtschaftlichen Zusammenhänge gewinnen will.61 Trotz der Distanz der späten Texte zu den frühen steht die Vorlesung über universale Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, anders als die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“, den Theorievorlesungen vor der Jahr­ hundertwende dennoch relativ nahe. Dies hängt vor allem damit zusammen, daß auch diese frühen Vorlesungen trotz ihres Theorieanspruchs stark wirt­ schaftsgeschichtlich ausgerichtet sind. Das zeigt der Vergleich des Aufbaus dieser Vorlesungen mit den Standardwerken des Faches. Webers Aufbau weicht deutlich von diesen ab, gibt der historischen Sicht weit mehr Raum.62 Nachdem er sich durchaus intensiv mit dem ökonomischen Wertbegriff und dem ökonomischen Wertgesetz auseinandergesetzt hat, geht er zur Untersu­ chung der vorderasiatisch-okzidentalen Wirtschaftsentwicklung über,63 wobei er im Wesentlichen der im Fach verbreiteten Wirtschaftsstufentheorie folgt, wie sie in glänzender Form vor allem Karl Bücher vorgelegt hatte.64 Auch in der Vorlesung über Sozial- und Wirtschaftsgeschichte geht er dieser Ent­ wicklung nach, allerdings nicht mehr im alten Schema der Wirtschaftsstufen­ theorie. Stattdessen spricht er von vorkapitalistischem und kapitalistischem Zeitalter und skizziert die Entwicklung vom ersten zum zweiten für die ver­ schiedenen Wirtschaftszweige. Doch er benutzt immer noch das alte Mate­ rial, freilich ergänzt und um die außereuropäischen Zivilisationen erweitert, und fügt es in diese elementare Unterscheidung der Zeitalter ein. Dies ist bei den „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ anders. Hier geht es nicht um eine wie auch immer geartete historische Gliederung des Stoffs. Es geht aber auch nicht um jene Art von Theorie, die Weber in den Vorle­ sungen zur theoretischen Nationalökonomie vor der Jahrhundertwende betrieben hatte. Dort setzte er sich ausführlich mit der ökonomischen Wert­ 61  Dazu ausführlich Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  6 3 ff. Diese Ausweitung ist allerdings bereits in den Vorlesungen vor der Jahrhundertwende an­ gedeutet, als Weber in §  7 (6) das „Verhältnis der Wirtschaft zu den anderen Culturer­ scheinungen, insbesondere Recht und Staat“ diskutiert. Weber, Allgemeine („theore­ tische“) Nationalökonomie, MWG III/1, S.  3 64–370. 62  Schluchter, Grundlegungen I (wie oben, S.  12, Anm.  4 3), S.  2 07, Anm.  21 mit Be­ zug auf Knut Borchardt. Die Gliederung des Lehrbuchs von Eugen von Philippovich wird der der Vorlesung von Max Weber gegenübergestellt in MWG III/1, Anhang 4 (S.  6 9–79). 63  Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie §  7, MWG III/1, S.  374–407. 64  Zu Büchers Stufentheorie: Bücher, Karl, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vor­ träge und Versuche, 2., stark vermehrte Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1898, insbes. S.  4 9–124 (hinfort: Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft 2); 1.  Aufl. 1883. Zitiert wird nach der 2. Auflage, zu der ein Handexemplar Max Webers vorliegt, Max Weber-Ar­ beitsstelle, BAdW München.

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problematik der abstrakten Wirtschaftstheorie auseinander, von der tauschlo­ sen Wirtschaft bis zur Verkehrswirtschaft.65 Zur Klärung der dabei aufgewor­ fenen theoretischen Fragen bediente er sich des Grenznutzenprinzips, ganz im Sinne der Österreichischen Schule.66 Allerdings wollte er bereits hier sei­ nen Hörern den Sinn des Satzes, Angebot und Nachfrage bestimmten den Preis eines Gutes, nicht in erster Linie werttheoretisch, sondern konflikttheo­ retisch erläutern. Denn er konstatiert, Angebot und Nachfrage seien „nichts Einfaches, sondern complexe Erscheinungen, hinter denen Personen mit dif­ ferenten Interessen“ stünden, „keine Güterquanten, die gegeneinander agie­ ren, sondern Menschen, die einander gegenüberstehen mit höchst mannig­ fachen Interessen.“ Es handle sich also bei der Preisbildung nach Angebot und Nachfrage um „keine naturgesetzlich funktionierenden Vorgänge“, son­ dern um „von Menschen bewußt nach ihren Interessen regulierte.“67 Und das sagt er auch 1919/20 in seiner soziologischen Theorie der Wirtschaft, nun allerdings im Rahmen seines in den „Soziologischen Grundbegriffen“ defi­ nierten Kampfbegriffs.68 Die Konkurrenz, auch die geregelte Konkurrenz auf dem Markt ist ihm „Marktkampf “, Geldpreise sind ihm nicht allein Folge von Einkommens- und den damit verbundenen Kaufkraftverhältnissen, sondern immer auch Folge von Machtkonstellationen: „‚Geld‘ ist keine harmlose ‚Anweisung auf unbestimmte Nutzleistungen‘, welche man ohne grundsätz­ liche Ausschaltung des durch Kampf von Menschen mit Menschen geprägten Charakters der Preise beliebig umgestalten könnte, sondern primär: Kampf­ mittel und Kampfpreis, Rechnungsmittel aber nur in der Form des quantita­ tiven Schätzungsausdrucks von Interessenkampfchancen.“69 Tatsächlich zeigt sich der Unterschied zwischen der Theorievorlesung und Kapitel II auch im Aufbau der „Soziologischen Grundkategorien des Wirt­ schaftens“. Während Weber als ein Vertreter der ökonomischen Theorie der Wirtschaft vor der Jahrhundertwende von der Definition der Wirtschaft (des Wirtschaftens) und der idealtypischen Konstruktion des homo oeconomicus über die wirtschaftlichen Bedürfnisse, den wirtschaftlichen Güterbegriff zum wirtschaftlichen Wertbegriff fortschritt, geht er jetzt als der Vertreter der soziologischen Theorie der Wirtschaft nach der Definition des Wirtschaftens (der Wirtschaft) zur Definition des Güterbegriffs über. „Eine soziologische Theorie der Wirtschaft“, so heißt es in den „Soziologischen Grundkategorien des Wirt­ schaftens“, sei „genötigt, alsbald den ‚Güter‘-Begriff in ihre Kategorien einzu­ stellen (wie dies §  2 geschieht). Denn sie hat es mit jenem ‚Handeln‘ zu tun, 65 Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, MWG III/1, §  1, S.  2 00 ff. und §  2, S.  273 ff. 66  Ebd., S.  248. 67  Ebd., S.  288. 68  Kap.  I, §  8, unten, S.  192. 69  Kap.  II, §  13, 1, unten, S.  286.

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dem das Resultat der (nur theoretisch isolierbaren) Überlegungen der Wirt­ schaftenden seinen spezifischen Sinn verleiht.“70 Die ökonomische Theorie, so Weber weiter, könne hier vielleicht anders verfahren.71 Warum und wie, sagt er allerdings nicht. Während also vor der Jahrhundertwende Werttheorie und Wirtschaftsstu­ fentheorie bei Weber noch eine prominente Rolle spielten, liegt der Akzent in der Wirtschaftssoziologie weder auf dem einen noch auf dem anderen. Aber der Unterschied zwischen einer historischen und einer theoretischen Betrach­ tung der Wirtschaft bleibt. Jene ist kausal zurechnend, diese typologisch. Dabei folgt die soziologische Theorie der Wirtschaft einem anderen Erkennt­ nisinteresse als die ökonomische. Soweit die Wirtschaftstheorie abstrakte Theorie ist – und dies scheint diejenige Auffassung von ökonomischer Theorie zu sein, die sich im Werk durchhält –, operiert sie mit der Kunstfigur des nut­ zenkalkulierenden homo oeconomicus. Für die Wirtschaftssoziologie ist dies aber nur eine Handlungsorientierung unter anderen. Diese geht auch beim Wirtschaften von einem Handelnden aus, der traditional, affektuell, zweckra­ tional oder wertrational orientiert sein kann. Der rationale Nutzenkalkulierer ist ihr also nicht der allgemeine Fall, sondern, wenn man so will, der Ausnahme­ fall. Es werden also in diesen drei Kapiteln und in dem begonnenen vierten Kapitel die empirisch-historischen Fragen (noch) nicht aufgeworfen. Aber auch „die typisch-genetische Aufeinanderfolge der einzelnen möglichen For­ men“, so Weber, komme hier (noch) nicht zu ihrem Recht.72 Im Zentrum stehe vielmehr die Begriffskasuistik. Dabei betont er ja immer wieder: Welche Begriffe man bilde, sei reine Zweckmäßigkeitsfrage, wie man sie bilde, dage­ gen nicht. Man habe zwar sehr oft nur die Wahl zwischen unklaren und klaren Begriffen, aber wenn man klare Begriffe wolle, müsse man Idealtypen bilden, in der Wirtschaftstheorie genauso wie in der Wirtschaftssoziologie und in der Soziologie insgesamt.73 Wie man Begriffe bildet, ist also das eine, welche man bildet, das andere. Beim ersten sind wir als Wissenschaftler festgelegt, beim zweiten aber frei. Welche Begriffe wir bilden, hängt ab von unserem Erkenntnisinteresse, Weber sagt noch mit Rickert: von der gewählten Wertbeziehung. Entscheidend ist, ob die Begriffe, bezogen auf dieses Erkenntnisinteresse, zweckmäßig sind oder nicht. An dieser Stelle scheinen sich nun Wirtschaftstheorie und Wirt­ schaftssoziologie auch thematisch zu verzweigen, scheinen in verschiedene Richtungen zu gehen. In der Auseinandersetzung mit Robert Liefmann, der Weber Interesse nur an speziellen Zusammenhängen statt an der allgemei­ 70  Kap.  II, §  1, 7, unten, S.  2 23. 71  Dazu der Kommentar unten, S.  2 23, Hg.-Anm.  17. 72  Kap.  II, §  15, 1, unten, S.  2 99. 73  Kap. I, §  1, 11, unten, S.  172.

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nen Theorie vorgeworfen hatte, repliziert er: „Ja, wenn man die Frage: Warum nur im Occident rationaler (Rentabilitäts-)Kapitalismus entstanden ist, einen ‚speziellen‘ Zusammenhang nennt!“ Und weiter: „Es muß doch auch Leute geben, die dieser Frage nachgehen.“74 Einer dieser Leute, die sich für die Entstehungsgeschichte des rationalen Kapitalismus interessieren, will er sein. So kann man sagen, die soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens (und natürlich auch die des Befehlens und Verwaltens sowie der Ungleichheit) haben den Zweck, die Untersuchung der okzidentalen Sonderentwicklung in vergleichender Perspektive auf eine sichere begriffliche Grundlage zu stellen. Deren Erkenntnis zu ermöglichen, ist auch der Zweck dieser Begriffsbil­ dung.75 Gleichzeitig mit der Arbeit am Grundrißbeitrag – erinnert sei an die Komple­ mentaritätsthese76 – entsteht die „Vorbemerkung“ zu den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie,77 mit der Weber seine Studien über den aske­ tischen Protestantismus mit denen über die Wirtschaftsethik der Weltreligi­ onen zusammenbindet.78 Dort ist dieses Interesse in aller wünschenswerten Klarheit formuliert. Er wolle zentrale kulturgeschichtliche Unterschiede unserer Kultur zu anderen Kulturen herausarbeiten, und dazu müsse man für die wich­ tigsten Kulturkreise erkunden, „welche Sphären und in welcher Richtung sie rationalisiert wurden“. Letztlich erstrebe er, „die besondere Eigenart des okzidentalen und, innerhalb dieses, des modernen okzidentalen, Rationalis­ mus zu erkennen und in ihrer Entstehung zu erklären.“79 Dies erfordere einen auf dieses Erklärungsproblem zugeschnittenen Begriffsapparat. Tatsächlich geht es in Kapitel II letztlich auch um den typologischen Ort des modernen Kapitalismus unter den vielen Arten des erwerbsmäßigen und des haushaltsmäßigen Wirtschaftens,80 so wie es in Kapitel III um den typolo­ 74  Brief Max Webers an Robert Liefmann vom 9. März 1920, MWG II/10, S.  9 49. In diesem Zusammenhang heißt es auch: „Daß Soziologie und Wirtschaftsgeschichte Theorie [gemeint ist Wirtschaftstheorie, W. S.] nie ersetzen, ist eine meiner Grund­ überzeugungen“. 75  So endet der Teil von Kapitel II, der gewissermaßen die Behandlung der innerwirt­ schaftlichen Beziehungen abschließt. Weiter geht es mit der Beziehung der Wirt­ schaft zu den selbständigen politischen Verbänden, mit den verschiedenen Arten kapitalistischer Erwerbsorientierung unter Berücksichtigung der Sonderstellung des Okzidents. Kap.  II, §  31, unten, S.  379 ff. 76  Vgl. oben, S.  9 ff. 77  Werner Siebeck bestätigt am 24. September 1919, das Manuskript der „Vorbe­ merkung“ im Umfang von 10 Blatt sei eingegangen. Brief Werner Siebecks an Max Weber vom 24. September 1919, VA Mohr/Siebeck, BSB Deponat München, Ana 446. Wenige Tage später ist auch Kapitel I zum „Grundriß“ beim Verlag. 78  Dazu ausführlich Weber, Einleitung, MWG I/19, S.  8 3 ff. 79  Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  12 (MWG I/18). 80  Beispiele sind etwa die geschlossene Hauswirtschaft und die Oikenwirtschaft mit ihren verschiedenen Varianten, die Weber im Zusammenhang mit der Unterschei­

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gischen Ort des modernen Staates unter den vieler Arten des Befehlens und Verwaltens und in Kapitel IV um die modernen Klassen- und Ständeverhält­ nisse unter den vielen Arten sozialer Ungleichheit geht. Das zweckrationale wirtschaftliche Handeln, die durch Geld vermittelte und marktgesteuerte Tauschbeziehung, der auf Geldrechnung beruhende rationale Haushalt und der davon getrennte, auf Kapitalrechnung beruhende rationale Erwerbsbe­ trieb, die verkehrswirtschaftliche Bedarfsdeckung als Ordnungsrahmen, all dies fügt sich zu einem Wirtschaften zusammen, das, wie Weber in seiner Vorlesung über Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sagt, namentlich dank dem Durchdringen der Buchführung „in hohem Grade rationalisiert“ sei. Und er geht dort so weit zu sagen, daß „in gewissem Sinn und in gewissen Grenzen [.  .  .] die gesamte Wirtschaftsgeschichte die Geschichte des heute zum Siege gelangten ökonomischen, auf Rechnung aufgebauten Rationalismus“ sei.81 Die moderne Wirtschaft wird denn auch in Kapitel II in komplexer Weise von anderen Wirtschaften unterschieden und das Verhältnis von Wirtschaftsver­ bänden, der ‚Wirtschaft‘, zu den „(primär) außerwirtschaftlich orientierten Ver­ bänden“, insbesondere zu den politischen Verbänden, beschrieben.82 Dabei steht neben der Geldverfassung die Finanzverfassung, die Art der Finanzie­ rung politischer Verbände, im Mittelpunkt. Dies schließt auch die Frage ein, welche Rückwirkungen sich aus den bestehenden Regelungen für die Wirt­ schaftsverbände ergeben, für ihr autonomes Wirtschaften einerseits, für die formale Rationalisierung ihres Wirtschaftens andererseits.83 In Kapitel III wird dung von Natural- und Geldrechnung behandelt. Dazu Kap.  II, §  12, unten, S.  273 ff. Über die „untereinander artverschiedene[n] typische[n] Richtungen ‚kapitalistischer‘ (d. h. im Rationalitätsfall: kapitalrechnungsmäßiger) Orientierung des Erwerbs“ Kap. II, §  31, unten, S.  379. Hier ist die Überwindung der Naturalrechnung durch Geldrech­ nung Voraussetzung. Insgesamt geht es auch in Kapitel II immer wieder um die „op­ timalen Vorbedingungen formaler Rationalität der Wirtschaft“, ebd., §  15, 4, unten, S.  303. 81  Weber, Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  9 4. Ähnliche Formulierungen lassen sich auch in Kap.  II finden, so etwa, wenn es in §  15, 4, unten, S.  3 03, heißt: „Zweck der Erörterung ist auch hier [!] vor allem: Feststellung der optimalen Vorbedingungen formaler Rationalität der Wirtschaft und ihrer Beziehung zu materialen ‚Forderungen‘ gleichviel welcher Art.“ Auf die spannungsreiche Beziehung zwischen formaler und materialer Rationalität weist Weber auch in der Vorlesung hin und fügt hinzu, die Wirt­ schaft sei keineswegs das „einzige Kulturgebiet, auf dem sich dieser Kampf der for­ malen mit der materialen Rationalität“ abspiele, Weber, Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  9 5. Und er geht denn auch in Kap.  III am Beispiel der Herrschaftsverhältnisse wieder darauf ein (Kap.  III, §  5, unten, S.  4 65). Weber spricht dort sogar von „eine[r] jener großen Irrationalitäten: Antinomie der formalen und materialen Rationalität“, von denen „die Soziologie so viele zu konstatieren“ habe. 82  Kap.  II, §  38, unten, S.  428. 83  Hierzu in Kapitel II vor allem die §§  3 0 und 31 in Verbindung mit den folgenden Paragraphen, insbesondere mit den §§  37 ff. (unten, S.  375–382 und 427–448). Die Ausführungen sind nicht auf politische Verbände beschränkt. Weber will damit aber

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das vertieft. Denn die Besprechung der Typen der Herrschaft endet regelmä­ ßig, wie schon gesagt, mit der Frage, wie sich der dargestellte Herrschaftsty­ pus zur Wirtschaft verhält, insbesondere ob er formal rationale Wirtschaften begünstigt oder obstruiert. Doch trotz der gemeinsamen Zwecksetzung der ersten vier Kapitel und der Verknüpfungen zwischen ihnen steht Kapitel II wie ein erratischer Block in Webers intellektueller Landschaft. Es ist kein Zufall, daß es in der Sekundär­ literatur meist umgangen wird. Aber das Kapitel ist weder gänzlich isoliert, noch ist es der Schlüssel für das Werk als Ganzes. Es ist vielmehr ein unver­ zichtbarer Bestandteil einer die verschiedenen Sphären des Handelns durch­ dringenden soziologischen Typisierung, die auch die Beziehungen zwischen ihnen, den „Gesamtzusammenhang von Handeln“,84 bearbeiten will. Dabei sind auch ungleiche und ungleichzeitige Entwicklungen, aber auch struktu­ relle Unvereinbarkeiten zwischen den verschiedenen Sphären des Handelns zu beachten. Allerdings besitzt dieses Kapitel nicht dieselbe übersichtliche Gliederung wie Kapitel I und Kapitel III.85 Dies mag auch damit zusammen­ hängen, daß Weber hier noch während des Drucks den Text über das übliche Maß hinaus verändert und erweitert. So werden zwei lange Paragraphen über die Geldverfassung noch nachgeschoben, als der Druck bereits weit fortge­ schritten ist. Wie im Editorischen Bericht dargelegt, geht die Erweiterung sogar darüber hinaus.86 Weber entschuldigt sich dafür beim Verleger mit fol­ gender Begründung: „‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ habe ich unter Ihrem Drängen s. Z. in rasender Hast fertig gestellt (das fertig da liegende Mscr. mußte umgestaltet werden). Daher jetzt, bei den letzten §§ des Kap.  II, die Notwendigkeit der beiden eingeschobenen langen §§. Es geht nicht anders und bringt übrigens Das, was die Fachleute an diesem Kap.  (II) besonders reizen wird: Auseinandersetzung mit Knapp’s ‚Staatliche Theorie des Geldes‘,

nicht die Theorie der Wirtschaftsstufen wiederbeleben, die einst Karl Bücher in seiner Aufsatzsammlung so glänzend vorgetragen und, allerdings in einer ausgedünnten Fassung, für Abteilung I des Ersten Buches des Grundrisses der Sozialökonomik ge­ liefert hatte. Weber zeigte sich von diesem Beitrag sehr enttäuscht. Bücher, Entste­ hung der Volkswirtschaft 2; und ders., Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S.  1–18. Zur Problematik der Theorie der Wirtschaftsstufen, der „ökonomischen ‚Ent­ wicklungsstufen‘“, auch Kap.  II, §  15, 3, unten, S.  3 02. 84  Formulierung übernommen aus Kap.  II, §  1, 4, unten, S.  219, wo es um den Zu­ sammenhang von Technik und Wirtschaft geht. 85 Im Unterschied zu den übrigen Kapiteln verzichtete Weber hier auch auf Zwi­ schenüberschriften. Dazu Editorischer Bericht, unten, S.  9 3 f. Es spricht auch nicht für eine überlegte Gliederung, wenn z. B. die Kapitalrechnung an drei verschiedenen Stellen erörtert wird (§  11, §  27, §  3 0, unten, S.  259 ff, 363–365 und 375–378). 86  Dazu der Editorische Bericht, unten, S.  8 9 f.

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die stets mißverstanden wird. Aber nun ist die Sache endgültig vollständig und sie geht übermorgen oder Montag an Sie ab.“87 Nun wird man kaum behaupten wollen, das Kapitel II verlöre an Substanz, würde die Auseinandersetzung mit Knapp fehlen, so interessant sie auch für die Zeitgenossen gewesen sein mag.88 Zudem wirkt der „Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes“ wie ein Fremdkörper in einem sowieso schon relativ unübersichtlichen Text.89 Gewiß, Weber verwendet Knapps eigenwil­ lige Terminologie in §  6 (Tauschmittel), dann in den §§  32 ff. (Geldverfassung und Geldpolitik), so daß eine Erläuterung von dessen Ansatz durchaus am Platze ist. Und er kündigt auch mehrmals an, er werde Knapps Theorie – „das großartigste Werk des Fachs“ – später noch eingehender behandeln, weil es zwar die formale Seite des Geldproblems glänzend löse, nicht aber die mate­ riale. Aber es zeugt nicht gerade von überlegter Textkomposition, dies dann in nachgeschobenen Paragraphen und in einem mit dem übrigen Text nur locker verbundenen Exkurs tun zu müssen.90 Die kompositorischen Schwierigkeiten,91 aber auch die Feststellung in dem Brief an Paul Siebeck, dieser habe ihn bei seiner Arbeit am Grundrißbeitrag 87  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. April 1920, MWG II/10, S.  1027 f. 88  Dies betrifft insbesondere die Ansätze zu einer Theorie der Inflation. Davon spä­ ter. 89  Kap.  II, §  36, unten, S.  415–427. 90 Möglicherweise hatte Weber zunächst gar nicht vor, Knapp diese prominente Stellung in seinen Überlegungen zur Geldverfassung einzuräumen. Dazu Editorischer Bericht, unten, S.  8 9 f. Zudem verwundert in diesem Zusammenhang die Kombination von Knapps staatlicher Theorie des Geldes mit der Geldtheorie von Ludwig von Mises. Von dieser sagt Weber, sie sei ihm für die von Knapp nicht gelösten materialen Probleme „die im ganzen annehmbarste“, Kap.  II, §  6 (S.  4 0). Mises aber hatte Knapps These, der Staat ‚proklamiere‘ die Geltung des Geldes als gebietsuniversales Zirkula­ tionsmittel mittels Recht und setze seine Akzeptanz mittels Sanktionen durch, scharf angegriffen: „Nicht der Staat, sondern die auf dem Markt Tauschenden in ihrer Ge­ samtheit schaffen Geld.“ Mises, Ludwig von, Theorie des Geldes und der Umlaufmit­ tel. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1912, S.  6 8. Während Knapp in seiner Geldtheorie den Bezug zur Rechtsordnung und zur Rechtsgeschichte herstellt, unter­ scheidet von Mises scharf zwischen einer rechtswissenschaftlichen und einer wirt­ schaftswissenschaftlichen Betrachtungsweise. Geldgeschichte dürfe man nicht als Rechtsgeschichte verstehen. Knapp gibt eine genetische und eine funktionelle Eintei­ lung der Geldarten, die sehr differenziert ist. Die entscheidende Aussage lautet: Es gibt kein vom Staat unabhängiges Geld. Knapp, Georg Friedrich, Staatliche Theorie des Geldes, 2.  Aufl. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1918 (hinfort: Knapp, Staatliche Theorie 2) (1.  Aufl. 1905), Knapps Übersichten S.  6 4 und S.  8 4 ff. 91  Sie zeigen sich übrigens auch darin, daß die vier Kapitel trotz der Paragraphenfol­ ge äußerlich uneinheitlich bleiben: Die Kapitel I und II beginnen jeweils mit einer Vor­ bemerkung und haben keine Zwischenüberschriften; bei Kapitel III und dem begon­ nenen Kapitel IV wählt Weber zusätzlich zu den Paragraphen Zwischenüberschriften, verzichtet aber auf Vorbemerkungen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, daß zumin­ dest Kapitel III zu einem früheren Zeitpunkt als Kapitel I und II für die neue Fassung

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zu ‚rasender Hast‘ angetrieben, führt noch einmal zurück zu der Frage, ob für Kapitel II nicht doch ein Text aus der Vorkriegsfassung als Vorlage diente. Was heißt in diesem Brief ‚seiner Zeit‘? Daß Siebeck Weber 1914 drängte, endlich seinen Beitrag abzuschließen und abzuliefern, läßt sich hinreichend belegen. Das spräche für ein älteres Manuskript als Grundlage der Wirtschaftssoziolo­ gie. Es kann aber auch sein, daß Weber mit ‚seiner Zeit‘ den Sommer 1919 oder das Frühjahr 1920 meinte.92 Denn zu dieser Zeit stand Siebeck als Unter­ nehmer vor der Frage, wie er angesichts der sich verschlechternden wirt­ schaftlichen Verhältnisse seinen Betrieb aufrechterhalten konnte. Um Mitar­ beiter nicht entlassen zu müssen, benötigte er kontinuierliche und angemes­ sene Aufträge für die Druckerei. Dazu mußten aber Manuskripte rechtzeitig ‚zufließen‘. Das war nach aller Erfahrung bei Weber nicht immer der Fall. So schreibt Paul Siebeck am 5. August 1919 an ihn: „Bei dieser Gelegenheit möchte ich mir die höfliche Anfrage erlauben, bis wann etwa ich die von Ihnen in Aussicht gestellten Manuskripte erwarten darf. Zur Beschäftigung der Set­ zer in der Druckerei von Laupp jr. wäre mir ein baldiges Eintreffen der Manu­ skripte erwünscht.“93 Schwierigkeiten bei der Papierbeschaffung verschärf­ ten die Lage. Für Webers Grundrißbeitrag hatte man eigens eine größere Menge Spezialpapier zurückgehalten,94 und die Nichtverwendung dieser kostbaren Ressource schädigte den Verlag. Am 5. März 1920 entschließt sich fertiggestellt wurde. Man erfährt über die Genese dieses Kapitels im Briefwechsel mit dem Verleger ja auch praktisch nichts. Allerdings sind auch hier Veränderungen im April/Mai 1920 wahrscheinlich. Dazu der Editorische Bericht, unten, S.  8 6 ff. 92  Bezieht man das Drängen nicht nur auf den Grundrißbeitrag, sondern auch auf die geplanten Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie, so ließen sich noch frühere Daten nennen. So schreibt etwa Paul Siebeck am 26. November 1918 an We­ ber: „Hochverehrter Freund, die Demobilisierung macht es notwendig, daß das aus dem Feld zurückkehrende Personal der Druckereien beschäftigt wird. Ein Mittel dazu ist das Freiwerden stehenden Satzes für die Hand der Setzer. Es wäre daher er­ wünscht, daß die Separatausgabe Ihrer Aufsätze im Archiv, die im Satze stehen, so­ gleich nach Eintreffen des Papieres gedruckt werden können.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 26. November 1918, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Und am 21. Februar 1919 heißt es: „Noch ein Anderes liegt mir heute am Herzen, die Arbeitslosigkeit der Setzer. Die hiesige Druckerei hat, wie der Arbeiterrat mir mit­ geteilt hat, in erschreckendem Masse Kündigungen vorgenommen, was natürlich sehr unzeitgemäß ist. Um sie nun zur Rücknahme der Kündigung veranlassen zu kön­ nen, sollte ich wegen der augenblicklichen Not möglichst viel Manuscripte der hie­ sigen Druckerei zuteilen können, und da kam ich auf den Gedanken, ob es nicht möglich wäre, mit dem unveränderten Neusatz Ihrer Abhandlungen im ‚Archiv für Sozialwissenschaft‘ Band  2 0, Heft 1 und Band  21, Heft 1 zu beginnen.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 21. Februar 1919, ebd. Weber ging in beiden Fällen darauf nicht ein, spürte aber sicherlich den damit verbundenen und in der Sache gerechtfertigten Druck. 93  Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. August 1919, VA Mohr/Siebeck, Depo­ nat BSB München, Ana 446. 94  Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 13. September 1919, ebd.

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Paul Siebeck gar zu folgendem Brandbrief an Max Weber: „Hochverehrter Freund, die Lage auf dem Papiermarkt wird immer schwieriger. Daher muß ich sehen, daß ich die bei mir lagernden Papiere möglichst rasch verwende. Zu den Papieren, die ich schon längere Zeit auf Lager habe, gehört einmal das für den GdS bestellte und auch das Papier für Ihre ‚Gesammelten Aufsätze‘. Ich verkenne durchaus nicht, daß Sie mit den Lieferungen der Manuscripte Ihr Möglichstes tun, aber wenn wir an dem GdS nicht bald weiterdrucken können, so muß ich, so leid mir es tut, das für den GdS bestimmte Papier anderweitig verwenden. Sie können mir glauben, daß ich mich zu diesem Briefe nur sehr schwer entschlossen habe, aber die große Notlage, in der wir uns mit der Papierbeschaffung befinden, hat mich die Bedenken, die ich gegen einen solchen Brief habe, überwinden lassen.“95 Wir müssen also abermals feststellen, daß es keine gesicherte Antwort auf die Frage gibt, ob Weber bei der Konzeption und Niederschrift von Kapitel II ein Vorkriegsmanuskript benutzte. Denn das „seiner Zeit“ im Brief kann sich sowohl auf 1914 wie auf Sommer 1919 oder Frühjahr 1920 beziehen. Außer Frage steht allerdings, daß Weber auf Vorkriegswissen zurückgreifen konnte, auch auf solches, das er als nationalökonomischer Lehrer erworben hatte.96 Doch dieses entfaltet sich nun in einem soziologischen Zusammenhang, im Aufbau einer Wirtschaftssoziologie. Kapitel I enthält also die allgemeinen Kategorien der verstehenden Sozio­ logie, Kapitel II Kategorien des Haushaltens und Erwerbens, Kapitel III Kate­ gorien des Befehlens und Verwaltens, Kapitel IV Kategorien der sozialen Ungleichheit. Aber dieses Vorgehen ist kein Selbstzweck. Es ist die begriff­ liche Vorarbeit dafür, daß die Eigenart des okzidentalen, und innerhalb die­ ses, des modernen okzidentalen Rationalismus erkannt und in ihrem Entste­ hen erklärt werden kann. Aber es ist selbst noch keine Erklärung. Dafür mußten Tatbestände herangezogen werden, über das zur Illustration der Begriffe verwendete empirisch-historische Material hinaus.97 Begriffsentwick­ lung und Begriffsanwendung, diese beiden Forschungsabsichten galt es zwar gleichermaßen zu verfolgen. Aber der Grundrißbeitrag ist in erster Linie der Ort der Begriffsentwicklung, die Aufsätze zur Religionssoziologie der Ort der Begriffsanwendung. Dies motivierte Weber vermutlich dazu, sein Doppel­ projekt, den Grundrißbeitrag und die Gesammelten Aufsätze zur Religionsso95  Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. März 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 96  Hier kommen hauptsächlich seine Vorlesungen über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ aus den Jahren 1894 bis 1898 (MWG III/1) in Frage. 97 Das ist eingelöst z. B. in der Aufsatzfolge „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ aus den Jahren 1904 und 1905, die Weber ja gleichzeitig mit dem Grundrißbeitrag in erweiterter Fassung neu vorlegte. Dazu MWG I/9 und MWG I/18.

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ziologie, mit der gleichen Intensität zu verfolgen. Man sollte sie nicht unab­ hängig voneinander betrachten, weil sie in Wechselwirkung stehen.

8.  Soziologische Typisierung und dynamische Analyse Anders als bei den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie, für die wir eine Gesamtdisposition von Webers Hand besitzen, fehlt eine solche für den neu gefaßten Grundrißbeitrag. Weber hatte sie Siebeck zwar verspro­ chen, aber offenbar nicht vorgelegt. Wir können deshalb nur aus Verweisen in den ersten Kapiteln schließen, wie es vermutlich weitergegangen wäre. Kapitel IV war, wie gezeigt, schon begonnen, aber über die Paragraphen 1 bis 3 nicht hinausgelangt. Kapitel V sollte eine soziologische Typisierung der Gemeinschaften und Verbände bringen, wohl mit Hausgemeinschaft und Nachbarschaftsverband beginnend. Dann hören Hinweise auf die weitere Kapitelfolge auf. Es ist nur noch von einer Religions-, einer Rechts- und einer Staatssoziologie die Rede.1 Auch ein Kapitel über Revolutionen, über eine „Theorie des Umsturzes“, schien, wie bereits erwähnt, geplant.2 Für die Reli­ gions- und Rechtssoziologie gab es Vorlagen aus der alten Fassung. Von der Religionssoziologie läßt sich sicher sagen, daß er sie umgearbeitet hätte,3 von der Rechtssoziologie weiß man es nicht. Über das Problem der Staatsso­ ziologie haben wir gesprochen. Vielleicht dachte Weber, wie schon 1914, an eine Entstehungsgeschichte des modernen Staates und der modernen poli­ tischen Parteien, also an eine historisch ausgerichtete Betrachtung der poli­ tischen Verbände in Verbindung mit der Rechtsgeschichte, unter Einschluß einer Theorie der Demokratie.4 In Kapitel III finden sich mehrere Bemer­ kungen dazu, etwa in Gestalt der Gegenüberstellungen von plebiszitärer Führerdemokratie und führerloser Demokratie,5 von unmittelbarer und reprä­ sentativer Demokratie 6 sowie der Vielfalt ihrer repräsentativen Formen.7 Aber dies ist Spekulation. 1  Dazu die Übersicht im Anhang zum Editorischen Bericht, unten, S.  108 ff. 2  Kap.  III, §  14, unten, S.  532. 3 Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  15 (MWG I/18), wo er von einer noch zu leistenden „systematischen Bearbeitung der Religionssoziologie“ spricht. 4  Hinweise darauf Kap.  III, §  1, 7, unten, S.  4 53 und §  5, unten, S.  4 68. 5  Kap.  III, §  14, unten, S.  5 33 ff. 6  Kap.  III, §  19, unten, S.  574 f. 7 Kap.  III, §  21, 4, unten, S.  5 81 ff. Weber scheint hier besonders die Arbeiten von Wilhelm Hasbach im Blick zu haben, der sich unter anderem mit der Entwicklung der demokratischen und liberalen Ideen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert sowie mit der parlamentarischen Entwicklung vor allem in England beschäftigt hatte. Dazu Has­ bach, Wilhelm, Die moderne Demokratie. Eine politische Beschreibung. – Jena: Gustav Fischer 1912, sowie ders., Die parlamentarische Kabinettsregierung. Eine po­ litische Beschreibung. – Stuttgart und Berlin: Deutsche Verlagsanstalt 1919 (hinfort:

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Dies wirft das interessante Problem auf, wie konsequent Weber auch in der Folge seinen Grundrißbeitrag auf reine Begriffsarbeit beschränkt hätte. Es heißt an der oben zitierten Stelle wohl nicht ohne Absicht „vorerst“. Und auch in der „Vorbemerkung“ zu Kapitel II formuliert er, daß „vorerst“ jegliche Dyna­ mik beiseite gelassen sei.8 Dieses „Vorerst“ wiederholt sich immer wieder. Dies spricht dafür, daß nicht nur soziologische Typisierung vorgesehen war. In den Vorkriegsmanuskripten hatte er zwischen Strukturformen und Entwick­ lungsformen unterschieden und die Entwicklungsformen auf die Herrschafts­ soziologie bezogen. Dies ist jetzt anders, aber deshalb ist diese Unterschei­ dung nicht obsolet. In einer Notiz an den Verlag von Anfang Januar 1920 liest man, das Buch wolle insgesamt „keineswegs ‚dürr‘ und ‚abstrakt‘ sein“.9 Was folgt daraus? Wir können auch hier wieder nur mehr oder weniger plausible Vermutungen anstellen. Immerhin spricht Weber außer von weiteren Kapiteln und Soziolo­ gien (Religion, Recht, Staat) auch von soziologischen Einzelanalysen, von zahlreichen in der Einzelanalyse festzustellenden Sonderumständen, von Eigenarten, über die später gesondert geredet werden müsse, auch davon, daß auf etwas gesondert näher eingegangen werde oder daß etwas einer besonderen Betrachtung vorbehalten sei.10 Obgleich solche Verweise mitun­ ter mehrdeutig sind – sie können auch auf etwas außerhalb des Buches ver­ weisen –, lassen sie doch vermuten, daß er dynamische wirtschafts-, reli­ gions-, rechts- und staatssoziologische Betrachtungen im Rahmen des Grundrißbeitrags nicht gänzlich ausschloß. Eine aufschlußreiche Stelle in die­ ser Hinsicht findet sich am Ende von Kapitel II. Dort heißt es: „Ehe auf die Entwicklungsstufen und Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft zurückge­ kommen wird, muß erst die rein soziologische Erörterung der außerwirtschaft­ lichen Komponenten vorgenommen werden.“11 Dies ist vielleicht der stärkste Beleg dafür, daß die ‚Dynamik‘ nur zunächst ausgeklammert war. Dies gilt aber wohl nicht allein für die Wirtschaft und die wirtschaftlichen Mächte, son­ dern auch für die übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Viel­ leicht haben Hinweise dieser Art Marianne Weber dazu angeregt, von einer abstrakten und einer konkreten Soziologie innerhalb des Grundrißbeitrags zu Hasbach, Kabinettsregierung). Diese Arbeit wird von Weber auch ausdrücklich zitiert, ebd., §  21, 4, unten, S.  5 82 f. 8  Kap.  II, Vorbemerkung, unten, S.  216. 9  Notiz Max Webers an den Verlag, vor dem 9. Januar 1920, MWG II/10, S.  8 81. Die Druckerei hatte die Vorbemerkung zu Kap.  I so gesetzt, als würde sie für die gesamte 1. Lieferung gelten. Dies wurde von Weber korrigiert. 10  Belegstellen dazu im Anhang zum Editorischen Bericht, unten, S.  108 ff. 11 Kap.  II, §  3 9, 3, unten, S.  4 40. Weber deutet übrigens an, wie eine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklungsstufen angelegt sein könnte, nämlich als Theorie der Leistungsspezialisierung und -verbindung, also als Theorie der Struktur der Wirt­ schaft.

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sprechen12 und daraus eine Konzeption für ihre Edition von Wirtschaft und Gesellschaft zu gewinnen, die es ihr erlaubte, die von ihrem Mann zum Druck gegebenen und korrigierten Kapitel mit den im Nachlaß gefundenen Vor­ kriegsmanuskripten zu einem Buch zu verbinden. Daß dies allerdings ein Irr­ weg war, hat die Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte des Grundrißbei­ trags gezeigt.13 Aber selbst wenn man nur auf die drei Kapitel und das begonnene vierte blickt, wird deutlich, daß Weber tatsächlich über bloße soziologische Typisie­ rung hinausgeht. An manchen Stellen tauchen schon hier Aussagen zwar nicht zu konkret historischen, wohl aber zu strukturellen Dynamiken auf. Es werden Grundspannungen in den verschiedenen Sphären des Handelns gezeigt, in der wirtschaftlichen Sphäre sowohl wie in der politischen und der sozialen. In Kapitel II hebt Weber die Grundspannung zwischen Appropria­ tions- und Marktbeziehungen, in Kapitel III die zwischen Herrn und Verwal­ tungsstab, in Kapitel IV die zwischen Klassen- und Ständelage hervor. Je nachdem, wie diese Spannungen ‚ausgeglichen‘ werden, entstehen verschie­ dene Wirtschafts-, Herrschafts- und Ungleichheitsformen. Und wo immer dabei Rationalisierungsprozesse angestoßen werden, führt dies zu der Anti­ nomie von formaler und materialer Rationalität.14 Ein weiterer Hinweis auf das Interesse an Dynamik läßt sich entdecken. Der Beitrag, so haben wir bereits mehrmals betont, wurde 1914 nicht grundlos „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ genannt. Dieser Titel wurde von Weber 1919/20 auch keineswegs verworfen, obgleich ihm der Titel „Soziologie“, wie gezeigt, wohl inzwischen näher lag. Der ältere Titel macht deutlich, daß es ihm nicht nur um Spannungen in den Ordnungen, sondern vor allem um die Spannungen zwischen ihnen zu tun war. „Die Zusammenhänge der ökonomischen Dynamik mit der Gesellschaftsordnung werden s. Z. stets erneut erörtert werden“, heißt es am Schluß des Kapitels II.15 Die Wirtschaft und die wirtschaftlichen Mächte in ihrem spannungsreichen Verhältnis zu den übrigen gesellschaftlichen Ordnungen und Mächten zu ana­ lysieren, das war die Zielsetzung 1914, und sie ist es noch 1919/20.

9.  Aktuelle Bezüge Die Texte enthalten auch viele aktuelle Bezüge. Dies ist nicht verwunderlich, denn Max Weber schrieb sie in einer Zeit der fundamentalen politischen und ökonomischen Umwälzung. Schon während der Kaiserzeit, vor allem aber 12  Weber, Marianne, Vorwort zur 2. Lieferung, in: WuG1, S.  III, vor S.  181. 13  Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, bes. S.  9 3 ff. 14  So die Formulierung in Kap.  III, §  5, unten, S.  4 65. 15  Kap.  II, §  41, unten, S.  448.

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während der Revolutionszeit setzte sich Weber in Wort und Schrift für eine Neuordnung Deutschlands ein, gegen die politischen Kräfte von links und von rechts.16 Nach dem Untergang des Kaiserreichs schwebte ihm ein ‚freier Volksstaat‘ vor, eine föderale Republik mit zwei Kammern, dem aus allgemei­ nen Wahlen hervorgegangenen Reichstag, der die Reichsregierung wählen und kontrollieren sollte, und dem Bundesrat, über den die Länder an der Gesetzgebung mitwirken sollten, sowie einem Reichspräsidenten an der Spitze, direkt vom Volk gewählt.17 Zwei dieser aktuellen Bezüge, die sich im Grundrißbeitrag finden, seien beispielhaft herausgegriffen, einer aus Kapitel II, einer aus Kapitel III. Wir dürfen bei Weber in einem wissenschaftlichen Text allerdings keine poli­ tischen Werturteile erwarten, sondern wissenschaftlich fundierte Tatsachen­ urteile, allenfalls verbunden mit technischer Kritik. Weber unterschied ja sau­ ber zwischen der Rolle des Wissenschaftlers und der des Politikers, und er praktizierte diese Rollentrennung. Der Wissenschaftler, so seine Überzeu­ gung, kann nur sagen, was man kann, unter Umständen auch, was man will, aber, anders als der Politiker, nicht, was man soll. Für die Wirtschaft standen in Deutschland nach Krieg und Revolution die Konversion zur Friedenswirtschaft und die wirtschaftliche Wiederaufrichtung auf der Tagesordnung. Dabei stellte sich unter anderem die Frage, ob Sozia­ lisierung dafür ein geeignetes Mittel sei. Am 20. Dezember 1918 hatte der Allgemeine Deutsche Rätekongreß gefordert, zur Lösung der deutschen Wirt­ schaftsprobleme „mit der Sozialisierung aller hierzu reifen Industrien, insbe­ sondere des Bergbaus, zu beginnen“.18 Weber, der Politiker, war offensicht­ lich anderer Meinung. Zwar könne man über die Sozialisierung in einzelnen Bereichen durchaus reden, doch er fürchtete um die Kreditwürdigkeit Deutschlands im Ausland, sollten das Privateigentum an Produktionsmitteln und das freie Unternehmertum abgeschafft werden. Er fürchtete aber auch

16  Auf der Linken waren die wichtigsten Gegner der linke Flügel der USPD und der Spartakusbund, auf der Rechten die annexionistischen und die antisemitischen Strö­ mungen sowie die DNVP. Dazu aus den vielen Reden, die allerdings überwiegend nur indirekt überliefert sind, etwa die Rede vom 17. Januar 1919 in Heidelberg, Weber, Der freie Volksstaat, MWG I/16, S.  4 61–474. Dazu auch das Stichwortmanuskript ebd., S.  160–176. 17 Hierzu die verschiedenen verfassungspolitischen Vorschläge, abgedruckt in MWG I/16, darunter besonders die als Sonderabdruck aus der Frankfurter Zeitung erschienene Broschüre „Deutschlands künftige Staatsform“, ebd., S.  9 8–146, und der Artikel „Der Reichspräsident“, ebd., S.  2 00–224. 18  Zitat aus den Stenographischen Berichten des Allgemeinen Kongresses der Ar­ beiter- und Soldatenräte Deutschlands vom 16.–21. Dezember 1918, hier nach MWG I/16, S.  423 Hg.-Anm.  3.

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um das Handwerk, den Kleinhandel und die Bauern, also um den wirtschaft­ lichen Mittelstand.19 Weber, der Wissenschaftler, erörtert solche Fragen nicht politisch, sondern technisch. Er bettet sie in die Unterscheidung zwischen verkehrswirtschaft­ licher und verwaltungs- oder planwirtschaftlicher Bedarfsdeckung sowie in die zwischen Naturalrechnung und Geldrechnung ein. Er fragt, wieviel ‚Sozi­ alisierung‘ mit welcher Form der Bedarfsdeckung verträglich ist und was die eine oder die andere Lösung ‚kostet‘. Ob man aber bei Abwägung dieser ‚Kosten‘ für oder gegen Sozialisierung eintreten soll, das sagt er nicht. Er zeigt sich sogar davon überzeugt, daß man mit dem Nachweis, was man bei einer Sozialisierung der Wirtschaft ‚in Kauf nehmen müßte‘, keinen Gesinnungsso­ zialisten umstimmen könne. Denn das sei etwas, was „keine Wissenschaft vermag“.20 In diesem Zusammenhang hält Weber auch Überlegungen von Otto Neu­ rath für interessant, die dieser vor allem während der Revolutionszeit vorge­ tragen hatte.21 Neurath forderte eine Vollsozialisierung der Wirtschaft. Damit verband er bewußt die Rückkehr zu einer Naturalwirtschaft. Gehe man von der Verkehrswirtschaft zur Verwaltungswirtschaft und damit von der Unternut­ zung der wirtschaftlichen Kräfte zu ihrer Vollnutzung, von der Herrenwirtschaft zur Gemeinwirtschaft, über, was bedeute, eine sozialistische Verwaltungswirt­ schaft einzuführen, die sowohl Produktion wie Konsum regle,22 dann müsse 19  Dazu z. B. die Rede Max Webers, Deutschlands Wiederaufrichtung, MWG I/16, S.  410–428. 20  Kap II, §  12, 1, unten, S.  280. 21  Hier vor allem Neurath, Otto, Durch die Kriegswirtschaft zur Naturalwirtschaft. – München: Georg D. W. Callwey 1919 (hinfort: Neurath, Kriegswirtschaft). Es handelt sich um eine Aufsatzsammlung mit Beiträgen, die bis in das Jahr 1909 zurückreichen. Im „Geleitwort“ sind Neuraths Absichten klar formuliert. Seine Arbeiten seien von dem Gedanken getragen, „die Zeit der freien Verkehrswirtschaft gehe zu Ende, die Zeit der Verwaltungswirtschaft beginne, die Geldwirtschaft löse sich auf, um einer durchorga­ nisierten Naturalwirtschaft Platz zu machen.“ Die Revolution biete die Chance „für eine durchgreifende Sozialisierung“, dafür, daß „der Wirtschaftsplan den Reingewinn ersetzen könne.“ Ebd., S.  VII. Neurath wollte diese Chance auch praktisch ergreifen, als Präsident des Zentralwirtschaftsamtes, ein Amt, das er allerdings nur 6 Wochen innehatte (vom 31. März bis 14. Mai 1919). In diesem Amt war er mit der Sozialisierung Bayerns betraut. Zu Neuraths Vorschlägen während der Revolutionszeit auch Neu­ rath, Otto, Vollsozialisierung. Von der nächsten und übernächsten Zukunft (Deutsche Gemeinwirtschaft, hg. von Erich Schairer, Heft 15). – Jena: Eugen Diederichs 1920 (hinfort: Neurath, Vollsozialisierung). Neurath hatte zunächst Arbeiterräte beraten, so etwa in München. Dazu Neurath, Otto, Wesen und Weg der Sozialisierung. Gesell­ schaftstechnisches Gutachten, vorgetragen in der 8. Vollsitzung des Münchner Ar­ beiterrates am 25. Januar 1919. – München: Georg D. W. Callwey 1919. 22  Für Neurath ist der Zusatz ‚sozialistisch‘ wichtig. Er will nicht bloß eine Verwal­ tungswirtschaft, die ja immer noch eine Herrenwirtschaft sein könne, sondern eine Gemeinwirtschaft. Im übrigen hält er die Verkehrswirtschaft für eine Wirtschaftsord­

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an die Stelle der Geldwirtschaft die Naturalwirtschaft treten. Neurath ging aber nicht so weit, auch die Geldrechnung abschaffen zu wollen: „Wir spre­ chen [.  .  .] zweckmäßig von einer Naturalwirtschaft mit Geldrechnung.“23 Für Weber ist aber die formale Rationalität der Geldrechnung an materiale Bedin­ gungen gebunden,24 die in Neuraths sozialistischer Verwaltungswirtschaft nicht existieren würden, für ihn eines der Beispiele dafür, daß in der Wirtschaft generell „materiale und (im Sinn exakter Rechnung:) formale Rationalität“ weitgehend auseinanderfallen, eine, wie Weber sagt „grundlegende und letztlich unentrinnbare Irrationalität der Wirtschaft“, die er übrigens für „eine der Quellen aller ‚sozialen‘ Problematik, vor allem: derjenigen alles Sozialis­ mus“ hält.25 Weber als Politiker will keine Sozialisierung mit Verwaltungswirtschaft, son­ dern eine Verkehrswirtschaft.26 Dies schon deshalb, weil er im formal-ratio­ nalen Wirtschaften an Märkten ein Gegengewicht zu der universellen Büro­ kratisierung sieht. Schon während seines Probesemesters in Wien im Jahre 1918, bei einem Vortrag über den Sozialismus vor österreichischen Offizieren, verwies er auf diese Zusammenhänge. Der verwirklichte Sozialismus mit sei­ ner ‚Gemeinwirtschaft‘ führe eben keine Herrschaft der Arbeiter, sondern die Diktatur der (Partei-)Bürokratie herauf.27

nung, die nicht nur Riesenreichtümer mit Massenarmut verbinde, sondern auch das wirtschaftliche Potential eines Volkes nicht voll nutze: „Die überlieferte Wirtschaftsord­ nung erscheint unwirtschaftlicher, als eine sozialistische Wirtschaft, welche die Voll­ nutzung an die Stelle der Unternutzung setzen könnte [.  .  .]. Die freie Verkehrswirt­ schaft verschwendet Kräfte, die der Erzeugung von Verbrauchsgegenständen dienen könnten, um z. B. eine Überzahl von Verkaufsstellen offenzuhalten, in denen zahl­ reiche Personen nur ungenügend beschäftigt ihre Zeit verbringen. Eine Unmenge an Rohstoffen und Kräften dient der Reklame, von den Plakaten und Litfaßsäulen ange­ fangen bis zu den Scharen der Geschäftsreisenden, die das Land überschwemmen.“ Neurath, Vollsozialisierung, S.  9. 23  Neurath, Vollsozialisierung, S.  15. 24  Kap.  II, §  13, unten, S.  285 ff. 25  Kap.  II, §  14, unten, S.  290. 26  Zur verkehrswirtschaftlichen Bedarfsdeckung Kap.  II, §  14, unten, S.  288–290. 27  Weber, Der Sozialismus, MWG I/15, S.  5 99–633, bes. S.  621. Der Begriff „Gemein­ wirtschaft“ findet sich ebd., S.  613. Der Begriff „Deutsche Gemeinwirtschaft“ geht vermutlich auf Wichard von Moellendorff zurück. Dazu Moellendorff, Wichard von, Deutsche Gemeinwirtschaft. – Berlin: Karl Siegismund 1916. Im Jahre 1917 begann der Verlag Eugen Diederichs in Jena eine Reihe unter diesem Titel, in der Autoren wie Wichard von Moellendorff, Rudolf Wissell, Walther Rathenau, aber auch Otto Neurath publizierten. Die Reihe wurde mit einer Schrift von Wichard von Moellendorff, Von Einst zu Einst. Der alte Fritz, J. G. Fichte, Freiherr vom Stein, Friedrich List, Fürst Bis­ marck, Paul Lagarde über Deutsche Gemeinwirtschaft. – Jena: Eugen Diederichs 1917, eröffnet. Otto Neuraths Studie über die Vollsozialisierung war bereits die Nr.  15 in dieser Reihe.

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Auch den Exkurs zu Knapps staatlicher Theorie des Geldes nutzt Weber gleichzeitig für eine Kritik an Knapp und für eine aktuelle Analyse. Sie betrifft das von Knapp aus Webers Sicht unzureichend behandelte Problem der Infla­ tion.28 In seinen politischen Stellungnahmen der Zeit zeichnet Weber die wirt­ schaftliche Situation Deutschlands äußerst düster: sinkende Arbeitsprodukti­ vität, mangelnde Arbeitsdisziplin, wachsende Rohstoffknappheit, große Ver­ mögensverschiebungen, fehlende Kreditwürdigkeit, enorme Kriegsschulden – und dazu noch Inflation. Es sei theorieimmanent zwar verständlich, aber in der Sache dennoch bedenklich, „daß Knapp für moderne Verkehrswirtschaf­ ten die Möglichkeit einer planvollen, rationalen, auf einer der ‚Devisenpolitik‘ an Rechenhaftigkeit irgendwie ähnlichen Grundlage ruhenden Preispolitik durch Inflation ganz außer Betracht“ lasse.29 Aber diese Möglichkeit sei histo­ risch immer wieder ergriffen worden – und, so kann man Weber interpretieren, gerade auch in Deutschland wieder aktuell. Leidtragende solcher Preis-, Geld- und Devisenpolitik seien all jene, die ein „nominal gleichgebliebenes Einkommen oder ein Nominal-Wertpapiervermögen haben (vor allem: der feste Rentner[,] dann: der ‚fest‘ – d. h. nur durch langes Lamentieren erhöhbar – besoldete Beamte, aber auch: der ‚fest‘ – d. h. nur durch schweren Kampf beweglich – entlohnte Arbeiter).“30 Auch in dem Kapitel III, über die Typen der Herrschaft, lassen sich viele aktuelle Bezüge erkennen. In der Umbruchsituation stellte sich natürlich die Frage: Was ist die angemessene Organisationsform für eine Massendemokra­ tie? Wie für die wirtschaftliche Ordnung die „Sozialisierung“ heiß diskutiert wurde, so für die politische Ordnung die „Räte-Verfassung“. Die Arbeiter- und Soldatenräte hatten in der Novemberrevolution und in der darauf folgenden Übergangszeit ja eine große Rolle gespielt.31 Weber, der Politiker, beklagt ihren Dilettantismus, spricht gar von der „Miß- und Schandwirtschaft in Ber­ 28  Das ändert nichts an Webers allgemeiner Wertschätzung von Knapps Werk. We­ ber hatte sich gegenüber Knapp bereits nach Lektüre der 1. Auflage anerkennend über den fachlichen Gehalt des Buches geäußert, wenngleich er eine noch klarere Trennung zwischen der rechtsdogmatischen und der rechtshistorischen oder natio­ nalökonomischen Betrachtungsweise, zwischen der juristischen und der soziolo­ gischen Begriffsbildung, vorgezogen hätte, ein Thema, das ihn zu diesem Zeitpunkt besonders beschäftigte. Dazu der Brief Max Webers an Georg Friedrich Knapp vom 22. Juli 1906, MWG II/5, S.  115–117. Der Brief enthält übrigens bereits den Tenor, in dem Weber dann 1920 seinen Exkurs anlegt: „Genug, – die Gedanken Ihres Buches werden sich m. E. siegreich durchsetzen; nur wird man vielleicht bestreiten, daß die ‚staatliche‘ Theorie des Geldes die ganze Theorie des Geldes sei“. Ebd., S.  117. 29  Kap.  II, §  3 6, Exkurs, unten, S.  422. 30  Kap.  II, §  3 6, Exkurs, unten, S.  420. 31  Der Rätegedanke war so mächtig, daß er auch in die Weimarer Reichsverfassung Eingang fand. Art.  165 sah neben „Betriebsarbeiterräten sowie nach Wirtschaftsge­ bieten gegliederten Bezirksarbeiterräten“ auch einen „Reichsarbeiterrat“, ferner „Be­ zirkswirtschaftsräte“ und einen „Reichswirtschaftsrat“ vor.

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lin“,32 die Deutschland schweren Schaden zugefügt habe. Er hält das Räte­ modell nicht für die angemessene politische Organisation in einer Massende­ mokratie. Dabei hat er als Wissenschaftler durchaus ein Interesse daran, die Möglichkeiten und Grenzen einer „herrschaftsfremde[n] Verbandsverwaltung“ auszuloten.33 Diese organisatorische Vorkehrung zur Minimierung der Herr­ schaft funktioniere aber nur in kleinen, überschaubaren Herrschaftsverbän­ den, in denen eine effektive Genossenversammlung eingerichtet werden kann.34 Beispiele dafür seien das „nordamerikanische town-ship“ und der „schweizerische Kleinkanton“.35 Aber selbst diese hätten bereits eine Größe erreicht, jenseits derer die Genossenversammlung nicht mehr effektiv funkti­ oniere. Die herrschaftsfremde Verbandsverwaltung könne in einer Massende­ mokratie generell nicht jene positive Wirkung entfalten, die sie in kleinen, überschaubaren Verbänden durchaus haben könne. Die Massendemokratie verlange eine repräsentative Demokratie, unter Umständen um plebiszitäre Elemente ergänzt. Weber resümiert seine Auffassung in allgemeiner Form in Kapitel III mit folgenden Worten: „Sowohl die genuine unmittelbare Demokra­ tie wie die genuine Honoratiorenverwaltung versagen technisch, wenn es sich um Verbände über eine gewisse (elastische) Quantität hinaus (einige Tausend vollberechtigte Genossen) oder um Verwaltungsaufgaben handelt, welche Fachschulung einerseits, Stetigkeit der Leitung andrerseits erfordern.“36

10. Schlußbemerkung Als Max Weber stirbt, sind Kapitel I bis III und der Anfang von Kapitel IV gesetzt, umbrochen und korrigiert. Damit ist der Textbestand für eine 1. Lie­ ferung gesichert und autorisiert. Paul Siebeck läßt diese 1. Lieferung gemäß der „Einteilung des Gesamtwerkes“ von 1914 unter dem alten Titel für die Veröffentlichung vorbereiten, und so erscheint sie im Februar 1921, nachdem inzwischen auch Paul Siebeck gestorben war. Zu diesem Zeitpunkt hatte Marianne Weber bereits eingegriffen und zwei strategische Entscheidungen vorbereitet: Erstens ließ sie unter den Titel der 1. Lieferung „Erster Teil“ set­ 32  Weber, Diskussionsbeitrag zur Rede des badischen Justizministers Ludwig Ma­ rum über „Das neue Deutschland und seine Zukunft“ am 3. Januar 1919 in Heidel­ berg, MWG I/16, S.  4 31 f., Zitat: S.  4 31. 33  Kap. III, §  19, unten, S.  573. 34  Kap.  III, §  19, unten, S.  574. Dies ist allerdings keine neue Position. Weber vertrat sie bereits in den Vorkriegsmanuskripten. Dazu Weber, Herrschaft, MWG I/22-4, S.  139–145. Daran zeigt sich abermals, daß die neue Fassung auf der alten aufbaut, die neue aber knapper und präziser ist. 35  Kap.  III, §  19, unten, S.  574. Weber erwähnt Glarus, Schwyz und die beiden Ap­ penzell. 36  Kap.  III, §  20, unten, S.  577.

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zen, weil sie die Vorkriegsmanuskripte als „Zweiten Teil“ bzw. „Dritten Teil“ an die 1. Lieferung anschließen wollte; zweitens arbeitete sie darauf hin, die Abteilung III des Grundrisses der Sozialökonomik, die, nach der „Einteilung des Gesamtwerkes“, in die Beiträge von Max Weber und Eugen von Philippo­ vich unterteilt war, ganz für Webers nachgelassene Grundrißmanuskripte frei zu machen, was ihr mit dem Verlagsvertrag vom 1. Juni 1921 auch gelang.37 Damit konnte sie auch den alten Abteilungstitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ zum Beitragstitel machen. So entstand das Buch Wirtschaft und Gesellschaft zunächst in drei, dann, durch die Arbeit von Johannes Winckelmann, in zwei Teilen – und als ein Buch in Teilen bestimmte es die Rezeption.38 Wir müssen auf diese Zusammenhänge hier nicht weiter eingehen, weil sie am Anfang dieser Einleitung und vor allem in Band  I/24 der Max Weber-Ge­ samtausgabe ausführlich dargestellt wurden. Doch eine rückblickende Betrachtung sei noch erlaubt. Weber brach im Jahre 1909/10 keineswegs auf, um im Rahmen des von ihm organisierten und redaktionell betreuten Handbuchs der politischen Ökonomie, später umbenannt in Grundriß der Sozial­ ökonomik, eine „Soziologie“ zu schreiben. Dies ergab sich erst in den fol­ genden Jahren, und zwar Schritt für Schritt. Aber auch noch 1914 fühlte er sich nicht in der Lage, diese Soziologie in einer Form zu veröffentlichen, die ihn befriedigt hätte. Dies gelang ihm erst 1919/20. Jetzt skizzierte er die methodischen und grundbegrifflichen Umrisse einer verstehenden Soziologie in lehrhafter Form, die keine normativen Ansprüche stellt und sowohl organi­ zistische wie funktionalistische Irrwege vermeidet. Es ist eine Soziologie, die die Verbindung mit der Wirtschaftstheorie aufrechterhalten will. Sein allzu frü­ her Tod verhinderte, daß sie vollendet wurde. Sie blieb Fragment. Das hat freilich nicht gehindert, daß sie eine mächtige Wirkung entfaltete, die einzige deutsche Soziologie des 20. Jahrhunderts, bei der man von Weltgeltung spre­ chen kann.

37 Verlagsvertrag mit Marianne Weber über das hinterlassene Manuskript „Wirt­ schaft und Gesellschaft“ vom 1. Juni 1921, in: MWG I/24, S.  2 27–229. 38  Dazu oben, S.  1 ff.

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I.  Zur Entstehung Wie in Band  I/24 der Max Weber-Gesamtausgabe dargelegt, wollte Max Weber seinen Hauptbeitrag zu dem 1914 in Grundriß der Sozialökonomik umbenannten Sammelwerk, das ursprünglich den Titel Handbuch der politischen Ökonomie trug, im Frühjahr 1915 veröffentlichen.1 Um diesen Termin zu erreichen, hätte sein Manuskript im Herbst 1914 druckfertig sein müssen. Dieses Manuskript, oder besser: diese Manuskripte, hatte er unter dem Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“, dann unter dem Titel „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ seit 1910 entwickelt. Sie waren ihm immer umfänglicher gediehen. Im Sommer 1914 hatte er sie noch nicht in eine Fassung gebracht, die ihn befriedigt hätte.2 Der Ausbruch des Krieges verhinderte zunächst die Weiterarbeit an diesem Projekt. In der Einleitung ist bereits ausgeführt,3 daß Max Weber sich während der Kriegszeit zwar gedanklich mit seinem Hauptbeitrag für das Sammelwerk beschäftigte, ihn aber textlich vermutlich noch nicht für die Veröffentlichung neu faßte. Wir haben jedenfalls kein Zeugnis, in dem von einer Niederschrift der Neufassung die Rede ist. Zwar könnte er insbesondere während seines Probesemesters im Sommer 1918 in Wien, bei dem er der Vorlesung sein „Buch für den Grundriß“ zugrunde legte,4 mit dieser Neufassung begonnen haben. Aber Genaueres wissen wir darüber nicht. Anders jedenfalls als die gleichfalls vor dem Krieg entworfenen Skizzen für eine Wirtschaftsethik der Weltreligionen, die er während des Krieges intensiv förderte und, ausgereift, kontinuierlich publizierte, blieb der Grundrißbeitrag unveröffentlicht. Da Weber offensichtlich früh zu der Auffassung gelangt war, er könne ihn in der Fassung von 1914 nicht publizieren, sondern müsse ihn gründlich umgestalten, wies er alle Anfragen seines Verlegers Paul Siebeck, ob denn nicht bald gedruckt 1 Dazu Dokument Nr.  4, Vorwort zu „Grundriß der Sozialökonomik“, in: MWG I/24, S.  167. Weber wollte neben diesem Beitrag für Abteilung III des Grundrisses noch weitere Beiträge, insbesondere in Abteilung IX, veröffentlichen. Diese Abteilung wurde erst nach Webers Tod von Emil Lederer neu organisiert. Dazu Schluchter, Entstehungsgeschichte, ebd., S.  4 5 f. 2  Dazu Dokument Nr.  9, Bemerkungen und Korrekturen zum Rundschreiben des Verlags über Separatausgaben von Beiträgen zum „Handbuch der Sozialökonomie“. Januar 1914, in: MWG I/24, S.  193. 3  Oben, S.  5–18. 4  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. November 1917, MWG II/9, S.  821.

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werden könne, in der Zeit vom August 1914 bis zum Ende des Krieges mit mehr oder weniger stichhaltigen Argumenten zurück. Erst in einem Brief vom 10. Juni 1919 kam dann die für den Verleger erlösende Mitteilung,5 der Druck könne demnächst beginnen. So schreibt Max Weber unter diesem Datum noch aus Heidelberg an Paul Siebeck: „Verehrter Freund! Ich übersiedele nun nach München (Pension Gartenheim, Ludwigstraße neben der Ludwigskirche), wo ich am 21/VI eintreffe. Ich schreibe von dort über die Mscr.[,] die ich Ihnen zusenden werde: 1. Wirtschaftsethik (für die S. A.) [gemeint sind die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie, W. S.][,] 2. Anfang von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ (G.d.S.Ö.) und die in ca 6 Wochen in Ihrer Hand sind.“6 Die angekündigten 6 Wochen waren längst verstrichen, ohne daß Weber ein Manuskript eingeliefert hätte. Am 22. August schließlich, also nach ca. 10 Wochen, teilt er Paul Siebeck mit, „große klimatische Akklimatisationsschwierigkeiten“ in München hätten ihn daran gehindert, die „Mscr.[-]Anfänge“ wie versprochen zu schicken.7 Denn die Arbeit sei erst gar nicht in Gang gekommen und gehe auch jetzt nur langsam voran.8 Aber er wolle sich beeilen. 5  Erlösend, denn Paul Siebeck hatte lange auf Webers Manuskript warten und dabei sehr viel Geduld aufbringen müssen. Erlösend aber auch deshalb, weil die im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik veröffentlichten Aufsätze zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen für den Neudruck in Buchform noch im Bleisatz standen, was dem Verlag erhebliche Kosten verursachte. Zudem wurde die wirtschaftliche Lage des Verlags immer schwieriger. Vor allem die Papierversorgung entwickelte sich zum Problem. Paul Siebeck drängte deshalb in der Folge immer wieder darauf, die zu druckenden Manuskripte kontinuierlich zu liefern. Am 5. März 1920 entschloß er sich zu einem Brandbrief an den „hochverehrten Freund“. Die Lage auf dem Papiermarkt werde immer schwieriger, und er müsse darauf sehen „daß ich die bei mir lagernden Papiere möglichst rasch verwende. Zu den Papieren, die ich schon längere Zeit auf Lager habe, gehört einmal das für den GdS bestellte und auch das Papier für Ihre ‚Gesammelten Aufsätze‘. Ich verkenne durchaus nicht, daß Sie mit den Lieferungen der Manuscripte Ihr Möglichstes tun, aber wenn wir an dem GdS nicht bald weiterdrucken können, so muß ich, so leid es mir tut, das für den GdS bestimmte Papier anderweitig verwenden. Sie können mir glauben, daß ich mich zu diesem Briefe nur sehr schwer entschlossen habe, aber die große Notlage, in der wir uns mit der Papierbeschaffung befinden, hat mich die Bedenken, die ich gegen einen solchen Brief habe, überwinden lassen.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. März 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 6  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 10. Juni 1919, MWG II/10, S.  6 36. 7  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 22. August 1919, MWG II/10, S.  734. 8  Am 28. Juni hatte Max Weber an Marianne Weber geschrieben: „Mit dem ‚Arbeiten‘ geht es sehr mäßig: 1–2 Stunden am Tag. Man ist erstaunlich zerschlagen, der Kopf in übler Verfassung. Aber es wird schon gehen und die langsame ‚Eingewöhnung‘ ist wohl der einzige Weg, es wieder zu können [bezieht sich auf die Vorlesung, die am 24. Juni begonnen hatte, W. S.]. Ich nehme jetzt die ‚Protestant[ische] Ethik‘ vor, zur Vorbereitung für den Druck. Dann: die ‚Wirtschaftsethik‘. Nebenher die Soziologie, die ja (die Einleitung) = dem Kolleg ist. Abwarten, wie es geht! Ich bin halt nun einmal

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Siebeck bekomme die Anfänge „baldigst! Ich tue nichts Andres“,9 heißt es weiter in diesem Brief. Es dauerte dann aber noch einmal mehr als vier Wochen, bis der Verlag das Manuskript für die ersten Seiten der „Soziologie“ tatsächlich vorliegen hatte.10 So heißt es am 25. September: „Verehrter Freund, Ihrem Wunsch entsprechend schicke ich hier den Anfang des Mscr. ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“. Dieser Anfang trifft dann auch wenig später beim Verlag ein. In einer internen Verlagsmitteilung an Paul Siebeck ist festgehalten: „von Max Weber heute der Anfang seines Manuskripts zum GdS eingetroffen“.11 Am 2. Oktober geht die Nachricht an die Geschäftsstelle in Berlin.12 In einem Brief des Verlags an Max Weber vom 3. Oktober 1919 wird ihm bestätigt, die „ersten 48 Manuskriptblätter zu Abteilung 3 des Grundrisses der Sozialökonomik“ lägen dem Verlag vor, und „Herr Dr. Paul Siebeck und Herr Dr. Oskar Siebeck in Berlin [seien] sofort von dem Eintreffen des Manuskriptes“ unterrichtet worden.13 Paul Siebeck, der sich auf die Position des Seniorchefs zurückgezogen und seinen Söhnen Oskar und Werner das Alltagsgeschäft übertragen hatte, aber die Korrespondenz mit Max Weber nicht aus der Hand geben wollte,14 merkte an: „Erfreulich – aber die Korrekturen!“ ein Mann der Feder, nicht des Katheders. Aber was sein muß, muß sein.“ Brief Max Webers an Marianne Weber vom 28. Juni 1919, MWG II/10, S.  6 67. 9  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 22. August 1919, MWG II/10, S.  734. 10  Am 11. September hatte Weber im Zusammenhang mit der Übersendung des Anfangs der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie – „Umarbeitung des ‚Geist des Kapitalismus‘ als des ersten, an die Spitze zu stellenden, Aufsatzes“ – mitgeteilt: „Von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ (GSÖ) könnte ich auch den Anfang schicken, aber die Fortsetzung muß unbedingt noch durchredigiert werden.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 11. September 1919, MWG II/10 S.  7 71. Vgl. auch den Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 21. September 1919: „Das gewünschte Mscr. ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, 1. Lieferung, sende ich von München; es bedarf nochmaliger genauer Durchsicht.“ Ebd., S.  786. 11  Brief des Verlags an Herrn Verlagsbuchhändler D. Dr. Paul Siebeck, zr. Zt. Kuranstalt Schloss Hornegg bei Gundelsheim a.N., Staatsbibliothek zu Berlin, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck). Die Anmerkung Paul Siebecks stammt vom 2. Oktober. Im Verlag war es inzwischen üblich, interne Schriftstücke mit einer Randspalte zu versehen, in die der Senior seine Bemerkungen zum laufenden Geschäftsbetrieb eintragen konnte. Dies tat er denn auch regelmäßig. 12  Brief des Verlags vom 2. Oktober 1919 an die Geschäftsstelle in Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck). 13  Brief des Verlags an Max Weber vom 3. Oktober 1919, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Paul Siebeck befand sich zu diesem Zeitpunkt in Kur, Oskar und Werner Siebeck hielten sich in Berlin auf. Die Korrespondenz führten, wenn die Chefs nicht anwesend waren oder aus anderen Gründen nicht konnten, der Prokurist R[ichard] Wille und R[ichard] Pflug. 14  Bezeichnend ist ein Vorgang aus dem April 1920, ausgelöst durch das Angebot Max Webers, in Zukunft die Korrespondenz mit den Söhnen zu führen, um Paul Siebeck angesichts seiner angegriffenen Gesundheit zu entlasten. Siebeck antwortete daraufhin dem „hochverehrten Freund“: „Ich freue mich über jeden Brief von Ihnen

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Er ahnte aus leidvoller Erfahrung, was da kommen werde.15 Doch die Freude überwog.16 Die 48 Manuskriptseiten wurden von der Druckerei offensichtlich schnell gesetzt17 und ergaben nicht ganz zwei Bogen, also etwa 30 Seiten.18 Am 13. Dezember 1919 teilte Werner Siebeck dies Max Weber mit und fragte an, ob er nicht das weitere Manuskript „vielleicht im Voraus zur Verfügung stellen“ könne, um die noch leeren eineinhalb Seiten zu füllen, „damit der Bogen nach Erledigung der Korrekturen auch gedruckt werden kann.“19 Dazu mußte Weber den Beginn von Kapitel II liefern. Aus der weiteren Verlagskorrespondenz geht hervor, daß am 30. Januar 1920 der 1. Bogen nach erfolgter Korrektur Weber erneut vorgelegt wurde. Bereits vor dem 9. Januar 1920 hatte Weber den Verlag angewiesen, die „Vorbemerkung“ zu Kapitel I nicht vor, sondern hinter die Überschrift zu setzen. Denn es handle sich um eine „Vorbemerkung“ zum Kapitel, nicht zum ganzen Buch. Dies bezog sich bereits auf die 2. oder eine spätere Korrektur.20 Am 11. Februar 1920 schickte der Verlag den korrigierten 2. Bogen an Weber, so daß im Februar die Korrektur der

und würde es schmerzlich bedauern, wenn Ihre Briefe nicht mehr durch meine Hände gingen. Bin ich einmal nicht frei genug, um mich mit der Beantwortung geschäftlicher Fragen zu befassen, so kann ich ja immer meinen Sohn Werner (Tübingen) damit betrauen. Also schreiben Sie, bitte, ruhig hierher. Ihre opera werden ja hier gedruckt.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 29. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die Alternative wäre gewesen, die Korrespondenz mit Oskar Siebeck in Berlin zu führen. Weber schrieb weiterhin nach Tübingen. 15  Paul Siebeck hatte wohl die komplizierte Drucklegung der beiden Aufsätze „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ in den Jahren 1904 und 1905 in Erinnerung. Dazu der Editorische Bericht zum zweiten Aufsatz der „Protestantischen Ethik“ in: MWG I/9. 16  Oskar Siebeck, der die Dependance des Verlags in Berlin leitete, stimmte wenig später ein in die väterliche Freude. „Daß Herr Professor Max Weber den Anfang seines Manuskriptes ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ abgeliefert hat, ist mir eine schöne Sonntagsfreude“, notierte er am 4. Oktober in seinem Wochenbericht. Wochenbericht vom 4. Oktober 1919, Staatsbibliothek zu Berlin, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), A 389, Siebeck, 4. Okt. 1919. 17  In dem Brief von Paul Siebeck an Max Weber vom 21. Oktober heißt es: „nachdem der Anfang Ihrer ‚Soziologie‘ der Druckerei übergeben ist, möchte ich mir die höfliche Anfrage erlauben, ob Sie damit einverstanden sind, wenn wir nunmehr einen Vertrag über das Buch abschließen.“ VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Zu den Phasen des Druckvorgangs und zum Begriff „Reindruck“, unten, S.  8 3 ff. 18  Ein Bogen umfaßt 16 Druckseiten. 19  Brief von Werner Siebeck an Max Weber vom 13. Dezember 1919, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 20  Notiz Max Webers an den Verlag, vor dem 9. Januar 1920, MWG II/10, S.  8 81, in der es heißt: „Nachträglich frage ich mich: ob die ‚Vorbemerkung[‘] zu Kap.  I nicht richtiger hinter der Kapitelüberschrift stünde. Da stand sie im Mscr. (ohne den erst von mir wieder in der 1. Korrektur beigefügten Zusatz ‚zu Kap.  I ‘)“.

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„Soziologischen Grundbegriffe“ abgeschlossen gewesen sein dürfte und der „Reindruck“ beginnen konnte, unter Einschluß des Beginns von Kapitel II.21 In dem erwähnten Brief vom 25. September 1919 hatte Max Weber Paul Siebeck auch seine weiteren Schritte angekündigt: „Grade der unmittelbar folgende Teil (‚Wirtschaftliche Grundbegriffe[‘]) bedarf noch einmal der Durchsicht, kommt also erst in einigen Wochen, bei Semesteranfang. Dann auch der dann folgende Teil (Wirtschaft und Herrschaft). Dann freilich wird das Semester [gemeint ist das am 13. Oktober beginnende Wintersemester 1919, W. S.] in der weiteren Endredaktion des dann Folgenden eine Pause herbeiführen, bis etwa Weihnachten. Ich stelle lieferungsweises Erscheinen anheim (wohl sehr zu empfehlen).“22 Weber konnte diesen neuen Zeitplan abermals nicht einhalten. Am 8. November schreibt er an Paul Siebeck: „Das Mscr. für den ‚Grundriß‘-Band wird etwas langsam eingehen, die Fortsetzung erst etwa zu Weihnachten, der Schluß für die Lieferung 1 (ca 5–7 Bogen im Ganzen) erst gegen Ende Januar.“23 Am 25. September hatte er ‚lieferungsweises Erscheinen‘ empfohlen, 21  Briefe des Verlags an Max Weber vom 30. Januar und 11. Februar 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Im ersten Verlagsbrief heißt es: „[.  .  .] den ersten Bogen Ihrer Abteilung des Grundrisses der Sozialökonomik habe ich durch meinen Korrektor nochmals durchlesen lassen. Dabei wurden einige Stellen korrigiert, die noch Ihrer Kontrolle bedürfen. Ich gestatte mir daher, Ihnen Bogen 1 anbei nochmals vorzulegen, ehe der Bogen gedruckt wird.“ Im zweiten Verlagsbrief heißt es: „Den zweiten Bogen des Grundrisses gestatte ich mir Ihnen anbei mit der Bitte zu übersenden, Sie möchten die darin angebrachten Änderungen meines Korrektors freundlichst nachprüfen und mir den Bogen sodann mit Ihren definitiven Vorschriften freundlichst wieder zugehen lassen.“ Am 26. April 1920 heißt es allerdings in einem Brief an Heinrich Rickert, er, Weber, habe noch keine Reindrucke in Händen. Nach dem Inhalt des Briefes muß sich diese Aussage auf die „Soziologischen Grundbegriffe“ beziehen. Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1040. Tatsächlich erbittet Weber am selben Tag von Paul Siebeck die Bogen 1 und 2, also die ersten 32 Seiten der Neufassung, möglichst in Gestalt des Reindrucks: „Nun bitte ich nur nochmal um Zustellung von entweder a) Korrekturen von Bogen 1 und 2 (falls vorhanden), oder b) von Reindrucken (Aushängebogen) von Bogen 1 und 2 (in Anrechnung auf die Zahl meiner Frei-Exemplare). Ich brauche sie, wenn möglich, für Kolleg-Zwecke sehr nötig, auch um in den späteren Abschnitten richtig zurückzuverweisen. Ich habe jetzt von diesen Bögen nichts in der Hand.“ Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1042. Bei dem ‚Kolleg‘ handelt es sich um die für das Sommersemester angekündigte 4-stündige Vorlesung „Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie)“, die Weber dann tatsächlich in den ersten Stunden mit den Definitionen aus Kapitel I bestritt. Dazu MWG III/7, S.  70–76. 22  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 25. September 1919, MWG II/10, S.  789. 23  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. November 1919, MWG II/10 S.  8 33. Weber fügt hinzu: „Ich kann es nicht ändern, weil ich total durch Kolleg und Examinieren pp. aufgefressen werde und die vorliegende Fassung genau nachgeprüft werden muß, grade weil ich der Sache die ‚lehrhafte‘ Form gebe, die ich für der Sache ange-

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jetzt spricht er von „Lieferung 1“, einer im Rahmen des Grundrisses sonst nicht praktizierten Publikationsweise. Wie kam es dazu? Auf Anregung von Paul Siebeck waren er und Max Weber im November in eine förmliche Vertragsverhandlung eingetreten. Dabei räumte der Verleger Weber als dem Schriftleiter des Sammelbands diese Sonderkondition ein. Das Buch nicht als Ganzes, sondern Schritt für Schritt, gewissermaßen in Broschüren zu veröffentlichen, um diese hinterher zu einem Buch zusammenzubinden und mit dem Einband des Grundrisses zu versehen, kam Webers Arbeitsweise entgegen, aber auch dem Interesse des Verlegers, der auf die „Endredaktion“ des gesamten Buches vermutlich sonst abermals lange hätte warten müssen.24 Im Verlagsvertrag vom 5. Dezember 1919 vereinbarte man denn auch, wie von Max Weber gewünscht, das Werk lieferungsweise erscheinen zu lassen, in Lieferungen von etwa 7 bis 10 Druckbogen (das entspricht 112 bis 160 Seiten), diese an der Kapiteleinteilung ausgerichtet.25 Man kann also davon ausgehen, daß Weber in dem Brief vom 25. September bereits den Inhalt der 1. Lieferung voraussah, aber erst einen Teil des gesamten Manuskripts druckfertig hatte.26 Der genaue Umfang dieser 1. Lieferung jedenfalls stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest. In einem Schreiben an Paul Siebeck vom 8. Dezember 1919, das Weber dem unterschriebenen Vertrag beilegte, führte er aus: „Die erste Lieferung wird wohl etwas unter 10 Bogen bleiben müssen, um nicht mitten in einem Kapitel abzubrechen. Wie gesagt, stockt die Mscr.[-] Lieferung, bis ich etwas ‚Atem‘ habe (Weihnachten, dann wieder 1. Februar).“

messen halte, um endlich ‚Soziologie‘ streng fachlich-wissenschaftlich zu behandeln statt der Dilettanten-Leistungen geistreicher Philosophen.“ 24  Paul Siebeck hatte Weber schon am 5. November wissen lassen, wie er sich die vertragliche Vereinbarung über „Wirtschaft und Gesellschaft“ dachte: „Über ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ werden wir es wohl bei dem Vertrag des ‚Grundrisses der Sozialökonomik‘ [gemeint ist der Einheitsvertrag, W. S.] belassen müssen. Ich hätte für Ihre Abteilung des Grundrisses an eine Auflage von 4000 Exemplaren und dabei an ein Bogenhonorar von Mk. 224.– gedacht. Darf ich Sie bitten, mir mitzuteilen, ob Sie mit den beiden Vorschlägen einverstanden sind? Wie ich Ihnen schon früher schrieb, stimme ich dem lieferungsweisen Erscheinen von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ gerne zu.“ Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. November 1919, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 25 Die verschiedenen Schritte zum Verlagsvertrag sind dargestellt in: Einleitung, oben, S.  2 9. Der Entwurf des Verlagsvertrags vom 13. November 1919 und die Reinschrift sind abgedruckt in: MWG I/24, S.  219–225. 26  Bemerkenswert sind auch die Unterschiede zwischen der Beschreibung des Manuskripts im genannten Brief und dem gedruckten Text: „Teil“ statt „Kapitel“, „Wirtschaftliche Grundbegriffe“ statt „Soziologische Kategorien des Wirtschaftens“, „Wirtschaft und Herrschaft“ statt „Die Typen der Herrschaft“. Es ist also Ende September noch vieles vorläufig.

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Und es folgt der Zusatz: „Daher die Änderung in ‚7–10‘“ im Vertrag.27 Schließlich umfaßten die drei Kapitel sogar 11 Bogen. Dies spricht für eine intensive Weiterarbeit an dem Manuskript während der Weihnachtszeit und ab Februar. Wie Weber in einem Brief an seine Schwester Lili vom 19. Dezember 1919 notierte, wollte er die Weihnachtszeit, dann die Monate Februar, März und den Beginn des Aprils für seine wissenschaftliche Arbeit reservieren. Das betraf nicht nur den Grundrißbeitrag, sondern auch die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie.28 Immerhin scheint er bis Anfang April mit seinem Grundrißbeitrag entscheidend vorangekommen zu sein. Zunächst läßt sich sagen, daß die ersten Manuskriptseiten für Kapitel II, also für den 3. Bogen, frühestens nach Weihnachten 1919, vermutlich in der ersten Januarhälfte, an den Verlag gegangen sein dürften. Dafür spricht nicht nur die oben erwähnte Bitte des Verlags, für den Abschluß des 2. Bogens weitere Manuskriptseiten zu liefern, sondern auch die Mitteilung Webers an den Verlag von Anfang Januar. Dort heißt es: „Fortsetzung des Mscr. liegt bei, Weiteres folgt in ca 8 Tagen!“29 Am 8. März ist dann von baldiger Manuskriptfortsetzung die Rede.30 Allerdings scheint wegen Krankheit (Grippe) abermals eine Verzögerung eingetreten zu sein.31 Doch Ende März bestätigt der Verlag „den Empfang der 3 Manuskriptsendungen zum Grundriß der Sozialökonomik, enthaltend das 3. Kapitel und zwar einmal Blatt 1–28, sodann Blatt 1–27 und endlich die Schlußblätter“.32 Am 1. April 1920 heißt es schließlich in einem Brief Max Webers an Paul Siebeck: „Hochverehrter Freund, Sie haben (laut Brief) also: Wirtschaft u. Gesellschaft: Schluß-§ zu Kap.  II, Kap.  III, Anfang von Kap.  IV“,33 darüber hinaus auch Korrekturen von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘.34 Fügt man das Kapitel I hinzu, das zu diesem Zeitpunkt ja bereits abgesetzt gewesen sein dürfte, so scheint der Verlag Anfang April 1920 also tatsächlich im Besitz des gesamten Manuskripts der 1. Lieferung gewesen zu sein. Das heißt nun freilich nicht, Weber habe an dem eingelieferten Manuskript während des Druckvorgangs außer Korrekturen keine Änderungen mehr vorgenommen. Eine wichtige Änderung ist für das Kapitel II bezeugt. Zunächst 27  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. Dezember 1919, MWG II/10, S.  8 59. Zum Verlagsvertrag (Entwurf und Reinschrift) die Dokumente Nr.  16 und Nr.  17, in: MWG I/24, S.  219–225. 28  Brief Max Webers an Lili Schäfer vom 19. Dezember 1919, MWG II/10, S.  8 68. 29  Notiz Max Webers an den Verlag, vor dem 9. Januar 1920, MWG II/10, S.  8 81. 30  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 8. März 1920, MWG II/10, S.  9 44. 31  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 18. März 1920: „[.  .  .] da ich an Grippe lag, zögert sich die Mscr.[-]Sendung für den G.d.S. noch um 5–6 Tage hinaus“, MWG II/10, S.  959. 32  Brief des Verlags an Max Weber vom 31. März 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 33  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 1. April 1920, MWG II/10, S.  9 63. 34  Eine Korrekturfahne von S.  3 3 (3. Bogen) ist mit Druckereistempel 30. März 1920 und der Aufschrift „Super-Revision“ überliefert. Vgl. Anhang, unten, S.  6 05.

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informierte Weber Paul Siebeck am 21. April darüber, er wolle hier noch erweitern: „Von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ fehlt mir noch Korrektur von Blatt 82–89. Es kommt noch eine Einschiebung am Schluß dieses Kapitels, vor dem letzten §, daher [warte] ich auch sehr auf diese Bogen. Alles ging s.Z. sehr eilig, weil Sie so drängen mußten.“35 Am 23. April, als die Revision des Umbruchs von Teilen des Kapitels II über die ersten beiden Seiten hinaus in der Druckerei bereits in Arbeit war,36 kommt die Rechtfertigung für solche nachträgliche Erweiterung: „‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ habe ich unter Ihrem Drängen s.Z. in rasender Hast fertig gestellt (das fertig da liegende Mscr. mußte umgestaltet werden). Daher jetzt, bei den letzten §§ des Kap.  II, die Notwendigkeit der beiden eingeschobenen langen §§. Es geht nicht anders und bringt übrigens Das, was die Fachleute an diesem Kap.  (II) besonders reizen wird: Auseinandersetzung mit Knapp’s ‚Staatliche Theorie des Geldes‘, die stets mißverstanden wird.“ Nun aber sei die Sache „endgültig vollständig“ und gehe „übermorgen oder Montag an Sie ab.“37 Am 26. April meldet er dann gegenüber Paul Siebeck Vollzug: „Verehrtester Freund, die gesammte Rest-Korrektur von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ ist an Sie abgegangen (eingeschrieben). Sollte sich zeigen, daß dadurch ein Bogen (am Schluß) nicht ganz, aber fast ganz (3–4 Seiten fehlend) voll wird, so werde ich entsprechend nachliefern. Das wird sich ja erst seinerzeit ergeben, wenn Alles umbrochen ist.“38 Doch ist dies nicht die einzige Änderung, die Weber an dem im Druck befindlichen Manuskript vornimmt. Dies können wir den Fahnen und Umbruchseiten entnehmen, die wir von der 1. Lieferung besitzen. Diese werden im Anhang mitgeteilt.39 Sie sind nicht vollständig, für Kapitel I fehlen sie gänzlich. Auch für Kapitel III gibt es nur Fahnen zu den Druckseiten 163 bis 168, die keine sehr weitgehenden Aussagen erlauben. Anders steht es mit Fahnen und Umbruchseiten zu Kapitel II. Sie lassen vermuten, daß Weber sein Manuskript während des Druckvorgangs über die oben genannten beiden langen Paragraphen hinaus erweiterte. Die ersten Fahnen aus diesem Kapitel tragen den 4. Februar 1920 als Datum (Stempel der Druckerei). Aus der Abfolge der weiteren Fahnen gewinnt man den Eindruck, als habe zu diesem Zeitpunkt noch nicht das gesamte 35  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 21. April 1920, MWG II/10, S.  1021 f. 36  Die Revision des Umbruchs von Bogen 3 trägt den Druckereistempel 24. April 1920. 37  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 23. April 1920, MWG II/10, S.  1027 f. Über Siebecks Drängen oben, S.  8 0, Anm.  5. Über Webers Reaktion darauf ausführlich die Einleitung, oben, S.  6 5 ff. 38  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1042. Vgl. auch den Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor dem 26. April 1920, MWG II/10, S.  1036. 39  Anhang mit Editorischer Vorbemerkung, unten, S.  6 01–718.

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Manuskript für Kapitel II vorgelegen. Auch später, noch am 20. April 1920, spricht der Verlag, bezogen auf dieses Kapitel, von Neusatz. Auf Anfrage Webers teilt Werner Siebeck unter diesem Datum mit, „daß von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ die Revisionsfahnen 75–81 am 17. und 82 bis 89 heute an Sie abgegangen sind. Im Anschluß an diese Revisionsfahnen wurde der Neusatz mit 90 ff nummeriert.“ Und weiter: „Sobald die Sendung vom 17. und 20. (wie oben erwähnt) und die Sendung mit den Revisionsfahnen 93–110 der Aufsätze [gemeint sind die Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie, W. S.] in Ihren Händen ist, werden Sie den Text beider Werke lückenlos besitzen.“40 Aber dies heißt natürlich nicht, daß, sofern die Druckerei einen Text nicht bereits abgesetzt hatte, deshalb keine Änderungen mehr möglich gewesen wären. Dies gilt nur für die Aushängebogen. Nicht nur die Fahnen, sondern auch die Umbruchseiten konnten also unter Umständen noch Gegenstand von mehr oder weniger extensiver Korrektur sein.41 Wie aus anderen Zusammenhängen bekannt, hatte Weber zum Leidwesen des Verlags die Gewohnheit, noch während des Druckvorgangs in den bereits gesetzten Text auch gestaltend einzugreifen, indem er noch umstellte und erweiterte. Wegen seiner schwer leserlichen Handschrift führte dies mitunter zu einer erheblichen Verlängerung des Druckvorgangs. Auf die 1. Korrektur konnte eine Revision und auf diese eine Superrevision folgen, und auch beim Umbruch waren mehrere Korrekturvorgänge keineswegs unüblich. All dies kann man auch aus den überlieferten Fahnen und Korrekturseiten ersehen. Dennoch läßt sich daraus kein vollständiges Bild gewinnen. Es gibt zu viele Lücken. Doch so viel kann man sagen: In der Zeit vom 4. Februar bis 24. April, dem Zeitpunkt, als nicht nur die ersten beiden Seiten, sondern weitere Teile 40  Brief des Verlags an Max Weber vom 20. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Die Fahnen sind handschriftlich numeriert, vermutlich vom Verlag. Vgl. auch Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung, unten, bes. S.  6 64 ff. 41  Die Drucklegung konnte folgende Stadien durchlaufen: Manuskript an Druckerei – 1. Fahne – Korrektur durch Autor – 2. Fahne (Revision) – Korrektur durch Autor – 3. Fahne (Superrevision) – Korrektur durch Autor – Umbruch – 1. Korrektur durch Autor – 2. Korrektur durch Autor – Imprimatur durch Autor – Aushängebogen (nicht mehr veränderbar) – Endausdruck. Bevor die korrigierte Fahne oder der korrigierte Umbruch an den Autor zurückging, schaltete der Verlag noch einen Verlagskorrektor ein. Werner Siebeck teilte Max Weber am 29. Dezember 1919 mit, er habe „die druckfertigen Bogen der Gesammelten Aufsätze“ von einem pensionierten Theologen „auf etwaige Druckversehen hin kontrollieren lassen“ und fragte an, ob Weber mit der Fortführung dieser Arbeit einverstanden sei. Brief Werner Siebecks an Max Weber vom 29. Dezember 1919, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Das war offensichtlich der Fall und wurde auf den Grundrißbeitrag ausgedehnt, wie sich aus dem Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 12. März 1920, ebd., ergibt. Dort heißt es: „Vor einigen Wochen übersandte ich Ihnen Bogen 2 vom Grundriß der Sozialökonomik nochmals mit der höflichen Bitte, die Korrekturen des Herrn Dekan Zeller nachkontrollieren zu wollen.“ So erklärt sich auch der Brief von Max Weber an Paul Siebeck vom 12. Mai 1920, MWG II/10, S.  1086. Dazu unten, S.  91 mit Anm. 59.

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von Kapitel II bereits umbrochen waren,42 gab es für einzelne Passagen bis zu drei Fahnenkorrekturen. Sie waren teilweise so eingreifend, daß zum Beispiel die Ausführungen über Kapitalgüter, die zunächst unter §  22 standen, schließlich unter §  27 geführt werden, ob als Folge von Umnumerierung, von Umstellung oder von Erweiterung wissen wir allerdings nicht. An den überlieferten Umbruchseiten kann man zudem einen weiteren interessanten Vorgang erkennen. Er betrifft den 3. Bogen, also die Seiten 33 bis 48 der Druckfassung. Von diesem bereits umbrochenen und auch im Umbruch korrigierten Bogen erbat sich Weber, vermutlich am 25. April, noch einmal die Seiten 37 f., um Korrekturen nachzutragen. In dem Brief an Paul Siebeck heißt es: „Ich habe an der Partie Blatt 37 f. noch einige Wortkorrekturen vorzunehmen. Diese bitte ich daher, umbrochen oder nicht, mir bald noch zukommen zu lassen.“43 Am 26. April schreibt Weber an Siebeck, er habe den „umbrochenen Bogen 3 von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘“ an ihn zurückgeschickt.44 Sollten die Datierungen stimmen, so müßte er allerdings den korrigierten 3. Bogen in dem Wissen zurückgeschickt haben, noch nicht alles korrigiert zu haben. Denn erst am 28. April reagiert der Verlag auf die oben genannte Bitte: „Sie wünschen Blatt 37 f. vom GdS nochmals zu erhalten. Ich nehme an, daß Sie damit die Seiten 37 f. meinen, die in Bogen 3 enthalten sind, und werde dafür besorgt sein, daß Ihnen von diesem Bogen möglichst bald eine weitere Revision zugeschickt wird.“45 Wie auch immer man den zeitlichen Ablauf dieses Vorgangs deutet: Es muß zwei Korrekturen des bereits umbrochenen Bogens 3 von „Wirtschaft und Gesellschaft“ gegeben haben, die vom 26. April und eine spätere. Warum ist diese Feststellung wichtig? Dies hat mit der Nachgeschichte des 3. Bogens zu tun. Als Marianne Weber nach Max Webers Tod den Nachlaß sichtete, fand sie auch den oben erwähnten umbrochenen 3. Bogen mit Webers handschriftlichen Korrekturen. Bei einem Vergleich mit dem Ausdruck stellte sie fest, daß nicht alle geforderten Korrekturen übernommen waren. Auf Anfrage bestätigte Werner Siebeck diesen Sachverhalt: „In dem von Ihnen übersandten Bogen drei finden sich noch verschiedene Korrekturen von der Hand Ihres verstorbenen Herrn Gemahls; leider muß ich Ihnen mitteilen, daß 42 Dazu Webers Brief an Paul Siebeck vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1042: „Ebenso ging Korrektur des umbrochenen Bogen 3 von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ an Sie zurück (Superrevision behufs Kontrolle der Zitate aus dem noch nicht Umbrochenen).“ 43  Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor dem 26. April 1920, MWG II/10, S.  1036. Dieser Brief ist vermutlich am 25. April geschrieben, da Weber im Brief angibt, die Korrekturen zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ würden „morgen“ abgeschickt. Dies tat er am 26. April. 44  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. April 1920, MWG II/10, S.  1042. 45  Brief des Verlags (Wille und Pflug) an Max Weber vom 28. April 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446.

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dieser dritte Bogen schon längere Zeit ausgedruckt vorliegt. Soweit ich aber feststellen konnte, ist der größere Teil der nachträglich gemeldeten Korrekturen berücksichtigt.“46 Tatsächlich zeigt ein Vergleich der Seiten 39 und 40 des Umbruchs mit der Druckfassung, daß nicht alle dort geforderten Korrekturen übernommen wurden.47 Der Grund dafür aber ist einfach: Bei dem von Marianne Weber übersandten Bogen kann es sich nicht um Max Webers Letztkorrektur gehandelt haben. Das läßt sich aus dem oben zitierten Briefwechsel, dem Fehlen der Kolumnenüberschriften und weiteren Indizien schließen. In der gedruckten Fassung finden sich zudem Änderungen, die in der überlieferten Umbruchkorrektur noch nicht gefordert sind. Es handelt sich um solche, die vermutlich durch die in dem Brief vom 23. April erwähnten Erweiterungen motiviert sind. Sie beziehen sich, diesem Brief zufolge, hauptsächlich auf die Geldtheorie von Georg Friedrich Knapp. Dies ergibt sich auch aus dem Vergleich zwischen der Umbruchseite 40 vom 24. April 1920 und der Seite 40 des gedruckten Textes. In diesem findet sich nämlich der Einschub, Knapps Buch über die staatliche Theorie des Geldes sei „das großartigste Werk des Fachs“. Und dieser fehlt in der Umbruchseite 40 vom 24. April. Auch hieß es dort, die „sehr denkenswerte und terminologisch wertvolle Kasuistik“ des Buches werde „hier beiseite gelassen“, während in der Druckfassung „denkens-“ zu „dankenswerte“ korrigiert und das Wörtchen „noch“ eingeschoben ist, um darauf vorzubereiten, daß in den hinteren Teilen des Kapitels, den späteren Paragraphen 32 bis 36, die Knappschen Begriffe noch reichlich verwendet werden.48 Interessant ist schließlich auch, wie sich der Aufbau von Kapitel II wegen dieser Erweiterungen unter Einschluß des Exkurses über Knapp ändert. Die 46  Brief Werner Siebecks an Marianne Weber vom 8. Oktober 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 47  So ist die Korrekturforderung vom 24. April 1920 auf S.  3 9 unten, den Schluß von „2. ‚gesperrtes‘ oder ‚Verwaltungsgeld‘“ um den Zusatz „(als ‚Verwaltungs-Zahlmittel‘)“ zu ergänzen, nicht in die Druckfassung übernommen. Dazu Anhang, unten, S.  619 mit textkritischer Anm.  a). Ob es sich dabei um ein Übersehen des Setzers handelt oder ob Weber diese Forderung bei einer abermaligen Korrektur rückgängig machte oder ob es sich bei dieser Korrekturfahne nur um ein Zweitexemplar Max Webers mit extensiveren Korrekturen handelte, die aber von ihm nicht an den Verlag geschickt wurden, läßt sich nicht mehr entscheiden. 48  Vgl. den Anhang, unten, S.  621 mit textkritischer Anm.  g und h. So heißt es in den Ausführungen über Geldverfassung ausdrücklich in §  32, unten, S.  3 93: „Die Terminologie lehnt sich an Knappsche Begriffe an. Das Folgende erst recht.“ In §  3 5 findet sich auch folgende Lobeshymne auf Knapp: „Auch dies und das Folgende durchaus gemäß Knapp. Das Buch ist formell und inhaltlich eines der größten Meisterstücke deutscher schriftstellerischer Kunst und wissenschaftlicher Denkschärfe. Die Augen fast aller Fachkritiker aber waren auf die (relativ wenigen, freilich nicht ganz unwichtigen) beiseite gelassenen Probleme gerichtet.“ Unten, S.  405. Ob auch dies ein Nachtrag ist, läßt sich nicht mehr feststellen, weil zu dieser Passage keine Korrekturfahnen überliefert sind.

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überlieferten Revisionsfahnen vom 27. Mai 1920 beginnen mit dem Exkurs zu Knapp, auf den in der Bezifferung der Fahnen die Paragraphen 31 bis 35 folgen.49 In der Druckfassung rückt dieser Block unverändert um sechs Plätze weiter, so daß die vormaligen Paragraphen 31 bis 35 jetzt als Paragraphen 37 bis 41 gezählt sind. Nimmt man den Brief vom 23. April wörtlich, in dem Weber von den „beiden eingeschobenen langen §§“ spricht,50 so kommen dafür die Paragraphen 32 und 36 infrage. Allerdings spricht gegen einen nachträglichen Einschub von §  32, daß die folgende Argumentation auf ihm beruht. Außerdem ‚fehlen‘ unabhängig davon noch vier weitere Paragraphen. Es ist anzunehmen, daß sie nach §  27 und vor dem Exkurs über Knapp eingeschoben worden sind. Denn der Vergleich von älteren Fahnen mit der Druckfassung ergibt, daß nach der ersten Umnumerierung des Paragraphen über die Kapitalgüter (statt §  22 jetzt §  27) sich daran nichts mehr ändert.51 Die Erweiterungen, die Weber an Kapitel II gemäß Brief vom 23. April vornahm, dürften sich also auf die Paragraphen 28 bis 36 der Druckfassung bezogen haben.52 Während es über Webers Arbeit an Kapitel II in der Zeit von Weihnachten 1919 bis April 1920 also immerhin einige Informationen gibt, erfährt man über die Arbeit an Kapitel III, „Die Typen der Herrschaft“, fast nichts. Allerdings hatte Max Weber ja über die Jahre an seiner Herrschaftssoziologie ständig gefeilt, sie in Vorträgen und Vorlesungen verwendet. Man denke an den Wiener Vortrag von 1917, an die Wiener Vorlesung von 1918, aber auch an „Politik als Beruf“ aus dem Frühjahr 1919.53 Die Herrschaftssoziologie ist gewissermaßen ein konsolidiertes Lehrstück, was man von den soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens und der Wirtschaft nicht sagen kann. Doch es spricht einiges dafür, daß Weber auch dieses Kapitel noch im April und Mai teilweise änderte, teilweise erweiterte. Dafür gibt es mehrere Indizien. Zunächst fällt auf, daß Weber gerade in Kapitel III Ziffern bei Zwischenüberschriften zweimal vergibt, zum einen die 6 („6. Feudalismus“ und „6. Die herrschaftsfremde Umdeutung des Charisma“), zum anderen die 9 („9. Herrschaftsfremde Verbandsverwaltung und Repräsentanten-Verwaltung“ und „9. Repräsentation“).54 Das könnte eine Folge von Einschiebungen sein. Vor 49  Vgl. Anhang, unten, S.  6 89–709. 50  Vgl. oben, S.  8 6 mit Anm.  37. 51  In den überlieferten Korrekturfahnen vom 4. Februar 1920 wurde §  2 2 in §  27 geändert; diese Zählung findet sich auch noch in der Revision vom 17. April 1920. Dazu der Anhang, unten, S.  6 86 mit textkrit. Anm.  o. 52  Vgl. unten, S.  3 65–427. Dies legt auch die Mitteilung von Werner Siebeck an Weber vom 20. April 1920 nahe, wo von Neusatz mit der Numerierung 90 ff. die Rede ist, oben, S.  87 mit Anm.  4 0. 53  Dazu Weber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  160 f., wo Weber für die drei reinen Typen der Herrschaft bereits die Terminologie von Kapitel III verwendet. Dazu ausführlich die Einleitung, oben, S.  42 ff. 54  Unten, S.  513 und 533 sowie S.  573 und 579.

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allem aber: Ein Vergleich der vom Verlag am 31. März bestätigten Zahl der Manuskriptseiten mit den hochgerechneten Druckseiten ergibt beim Druck eine Umfangserweiterung.55 Auch der Vergleich der wenigen überlieferten Fahnen mit dem Druck deutet darauf hin, daß Weber noch relativ spät während des Drucks inhaltliche Ergänzungen vorgenommen haben muß.56 Trotz der vielen Korrekturen mit Umstellungen und Erweiterungen zeigte sich Paul Siebeck über die Gesamtentwicklung durchaus erfreut, drängte aber zugleich, die „1. Lieferung Ihrer Soziologie“ möglichst bald abzuschließen und herauszubringen. Er habe die Druckerei beauftragt „die Korrekturen so rasch als möglich zu liefern. Es wäre mir sehr wertvoll, wenn Sie die Ihnen zugehenden Korrekturen so bald als möglich wieder zurücksenden könnten.“57 Soweit wir wissen, entsprach Weber dieser Bitte weitgehend. Aber er schien Ende April, Anfang Mai in Korrekturen – nicht allein des Grundrißbeitrags, sondern auch der Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie – geradezu zu ertrinken.58 Und das Sommersemester 1920 begann. Am 12. Mai 1920 warnte er Paul Siebeck: „Korrekturen gehen jetzt von mir etwas langsamer (Semester-Beginn) bis Pfingsten. Je mehr ich aber da habe, desto umfassender kann ich jede freie Stunde ausnutzen. Bogen 3 des GdSÖ (Wirtsch[aft] u. Recht) bat ich durch Ihren vorzüglichen Herrn Vertrauensmann nach Kontrolle mit Autor-‚impr[imatur]‘ versehen zu lassen (mit Bleistiftnotiz darauf)“.59 Paul Siebeck nahm es gelassen. Dies sollte allerdings die letzte Korrespondenz zwischen ihnen über Max Webers Grundrißbeitrag sein.

55 Vgl. dazu die oben, S.  8 5 mit Anm.  32, genannten Angaben von (28+27 =) 55 Manuskript- und weiteren Schlußblättern im Vergleich zu 54 Druckseiten. Zum Verhältnis von Manuskript- zu Druckseiten vgl. die Angaben oben, S.  82 mit Anm.  18. 56  Vgl. Anhang, unten, S.  710–718, z. B. S.  715, textkrit. Anm. p. 57  Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 21. April 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 58  Dazu die Briefe an Marianne Weber vom 26. und 30. April sowie vom 9./10. Mai 1920, alle in MWG II/10. Am 26. April (ebd., S.  1046) heißt es: „Ich bin jetzt, nach etwas Erschlaffung, wieder ‚oben‘, habe Korrekturen gelesen Tagaus Tagein, fast Alles fertig (noch nicht ganz, aber beinahe, d. h. in erster Korrektur)“. 30. April (ebd., S.  1057): „[.  .  .] das Semester fängt erst am 11. (Dienstag über 8 Tage) an. War recht erwünscht, da bisher stets Korrekturen (einfach Kilogramm-weise!)“. Und am 9. und 10. Mai (ebd., S.  1079), kurz vor Beginn der Vorlesungen: „Immer noch so viel zu korrigieren – das wird Pfingsten die Hauptarbeit sein.“ 59  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 12. Mai 1920, MWG II/10, S.  1086. Der Vertrauensmann war Dekan Zeller, dem der Verlag offensichtlich Aufgaben auch bei der Drucklegung des Grundrißbeitrags übertrug. Vgl. oben, S.  87, Anm.  41. Die Formulierung „Wirtschaft und Recht“ ist verwirrend, weil sie an die Rechtssoziologie denken läßt, die aber im Bogen 3, also auf den Seiten 33 bis 48, nicht verhandelt wird – wahrscheinlich eine Verschreibung. Weber hatte ja den bereits umbrochenen Bogen 3 zur Nachkorrektur noch einmal verlangt. Vgl. oben, S.  8 8 f.

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Als Weber am 1. Juni seine Lehrtätigkeit wegen einer Krankheit abbrechen mußte, von der er nicht mehr genesen sollte, waren also die drei Kapitel und das begonnene vierte Kapitel gesetzt, großenteils umbrochen und teilweise sogar endgültig ausgedruckt. Es ist freilich nicht klar, ob Weber den gesamten Textbestand endgültig zur 1. Lieferung rechnete. Folgt man dem Verlagsvertrag, in dem bestimmt war, daß eine Lieferung 7 bis 10 Bogen und ganze Kapitel umfassen sollte, so hätte die 1. Lieferung vermutlich mit Kapitel III enden müssen. Aufgrund der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte zählen wir aber alles, was Weber noch zum Druck gab und selbst korrigierte, zur 1. Lieferung.60 Fassen wir zusammen, was wir über die, wie Weber sagt, „Endredaktion“ des Manuskripts für die neue Fassung wissen. Die Informationen sind spärlich und zudem nicht immer eindeutig. Am 25. September 1919 übergibt Weber dem Verlag 48 Manuskriptseiten, die, umbrochen, knapp zwei Bogen, etwa 30 Seiten, ergeben. Es handelt sich um Kapitel I. Damit der 2. Bogen voll wird und ausgedruckt werden kann, muß Weber die Fortsetzung des Manuskripts liefern, also die ersten beiden Seiten von Kapitel II. Das geschieht vermutlich um die Weihnachtszeit. Am 20. Oktober beginnt er seine 4-stündige Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ mit einer „Begrifflichen Vorbemerkung“, die stichwortartig den Aufbau von Kapitel II bis Paragraph 26 spiegelt.61 Ob dies der Tatsache geschuldet ist, daß er zu diesem Zeitpunkt bereits ein größeres Manuskript zu diesem Themenkreis hat, auf das er zurückgreift, oder ob er diese Stichworte dann erst zu einem größeren Manuskript ausarbeitet, läßt sich im Rückblick nicht mehr sagen. Wahrscheinlicher allerdings ist, daß er dabei ein bereits vorhandenes Manuskript, d. h. Teile aus Kapitel II, benutzt. Ende November/Anfang Dezember handeln Max Weber und Paul Siebeck den Verlagsvertrag aus, der, auf Webers Wunsch, eine lieferungsweise Veröffentlichung des Manuskripts vorsieht. Für die ersten drei Kapitel, mit denen die 1. Lieferung bestritten werden soll, denkt Weber zu diesem Zeitpunkt an einen Umfang von weniger als 10 Bogen. Am 25. September 1919, als er diese 1. Lieferung zum ersten Mal beschreibt, schätzt er diesen Umfang auf 7 bis 9 Bogen, 2 Bogen für Kapitel I und 5 bis 7 Bogen für den Rest.62 Tatsächlich werden es dann, ohne das begonnene

60  Es könnte auch sein, daß Weber den Beginn des Kapitels IV bereithielt, um – wenn nötig – den letzen Bogen füllen zu können. Dazu der Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 26. April 1920, oben, S.  8 6 mit Anm.  3 8. 61  Dazu der Vergleich der Dispositionen von Vorlesung und Kapitel II in: Schluchter, Einleitung, MWG III/6, S.  8 f. Für den von Weber gewählten Aufbau der Vorlesung vgl. die Vorlesungsnachschrift von Erwin Stölzl, ebd., S.  4 09 ff. Zum Vorlesungsbeginn vgl. den Editorischen Bericht, ebd., S.  52. 62  Dazu die Einleitung, oben, S.  2 9.

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Kapitel IV, 11 Bogen. Das spricht dafür, daß er bei seiner „Endredaktion“ nicht nur Vorhandenes lehrbuchartig faßte und dabei kürzte, sondern auch Vorhandenes erweiterte und Neues konzipierte. Im Januar 1920 geht die Zufuhr von Manuskriptseiten weiter. Mit ziemlicher Sicherheit liegt dem Verlag jetzt der Beginn von Kapitel II vor, das Weber nicht wie im Brief von 25. September 1919, mit „Wirtschaftliche Grundbegriffe“,63 sondern mit „Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens“ überschreibt. Die Bogen 1 und 2 werden möglicherweise bereits im Februar 1920 ausgedruckt, und dazu war der Anfang von Kapitel II erforderlich, sonst wäre der 2. Bogen nicht voll gewesen. Es folgen dann weitere Sendungen zu Kapitel II, wie man auch an den überlieferten Fahnen erkennt. Die ersten Fahnen, die wir besitzen, betreffen dieses Kapitel und tragen das Datum vom 4. Februar 1920 (Stempel der Druckerei). Weitere Manuskriptlieferungen ohne Spezifikation sind im Briefwechsel mit dem Verlag für den Monat März bezeugt. Ende März geht dann der Text für Kapitel III beim Verlag ein, das jetzt nicht mehr, wie im Brief vom 25. September, „Wirtschaft und Herrschaft“ heißt, sondern „Die Typen der Herrschaft“. Am 1. April 1920 ist der Text der 1. Lieferung beim Verlag. Es folgen noch Ergänzungen, z. B. am 26. April zu Kapitel II, auch zu Kapitel III sind sie wahrscheinlich. Der Korrekturvorgang zieht sich über mehrere Phasen hin und ist noch nicht abgeschlossen, als Weber erkrankt und an dieser Krankheit stirbt. Max Weber hatte bereits vor dem Krieg die Absicht bekundet, mit seinem Grundrißbeitrag eine „geschlossene soziologische Theorie und Darstellung“ vorzulegen.64 Dieses Ziel hatte er bei Kriegsausbruch noch nicht erreicht. Mit der geänderten Disposition und der Neufassung der Manuskripte auf der Grundlage der alten wollte er diesem Ende 1913 formulierten Anspruch nun besser genügen. Daß ihm dies weitgehend gelang, wurde in der Einleitung zu zeigen versucht.65 Allerdings fällt auf, daß auch dieses von Weber verbesserte und für druckreif erachtete Manuskript immer noch Unstimmigkeiten aufweist. Er gliedert seinen Text durchgängig in Paragraphen. Für die Kapitel I und II schreibt er jeweils eine Vorbemerkung, für die Kapitel III und IV aber nicht. In Kapitel I, III und IV wählt er zusätzlich zu den Paragraphen Zwischenüberschriften, in Kapitel II nicht. In der Überschrift von Kapitel I spricht er von „Grundbegriffen“, in Kapitel II von „Grundkategorien“ und in Kapitel III von „Typen“, während im begonnenen Kapitel IV keine derartige Bezeichnung im Titel steht. Zudem kann man sich fragen, ob er denn in allen Kapiteln tatsächlich auch eine innere Einheitlichkeit erreicht. Bei Kapitel II etwa scheint ein

63  Dazu die Einleitung, oben, S.  27 f. mit Anm. 6. 64  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S.  4 49. 65  Oben, S.  3 0 ff.

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Einschnitt bei §  15 zu liegen, ab dem er eine „Kasuistik der technischen, betriebsmäßigen Appropriations- und Marktbeziehungen“ entwickelt, die äußerst differenziert ist und von der er selbst sagt, nur einige der hier genannten Möglichkeiten spielten in der Geschichte auch eine „beherrschende Rolle“.66 Diese Kasuistik von Appropriations- und Marktbeziehungen steht nur in einem losen Zusammenhang mit dem Vorhergehenden und dem Nachfolgenden.67 Auch in Kapitel III scheint es einen gewissen Bruch zu geben. Die Darstellung der drei reinen Typen der legitimen Herrschaft mit ihren Varianten (Subtypen, Mischtypen) und die Ausführungen über Kollegialität und Gewaltenteilung stimmen im Duktus nicht überein, wenn auch diese Unterteilung des Kapitels selbst durch die Unterscheidung zwischen den immanenten Legitimitätsschranken und den immanenten Organisationsschranken eines Herrschaftsverbandes systematisch begründet ist. Dennoch läßt sich zusammenfassend sagen: Die angestrebte äußere und innere Einheitlichkeit der Darstellung ist nur annähernd erreicht.

II.  Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript ist nicht überliefert. Der Edition liegt der Text der 1. Lieferung zugrunde. Sie erschien als: Wirtschaft und Gesellschaft. I Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Erster Teil (Grundriß der Sozialökonomik, Abt. III). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921, S.  1–180 (A). Die 1. Lieferung wurde Anfang Februar 1921 ausge-

66  Kap.  II, §  24a, unten, S.  345. 67 Es ist allerdings interessant, daß die „Begriffliche Vorbemerkung“ in der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ und die „Soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ bis hierher weitgehend parallel laufen. Dort ist diese „Begriffliche Vorbemerkung“ in „I. Grundbegriffe“, „II. Typen der wirtschaftlichen Leistungsgliederung“ und „III. Charakter der Wirtschaftsgeschichte“ unterteilt (Inhaltsverzeichnis, MWG III/6, S.  71). I. entspricht in etwa den §§  1 bis 14, II. in etwa den §§  15 bis 24 der „soziologischen Grundkategorien des Wirtschaftens“ (unten, S.  216–295 und 295–345. Die in der Erstausgabe der „Wirtschaftsgeschichte“ vorgenommene Unterteilung in I. „Grundbegriffe“ und II. „Typen“ stammt wohl von Hellmann und Palyi, welche die Vorlesung aus Mit- und Nachschriften rekonstruierten. In der Gliederung, die Stölzl in seiner Nachschrift mitteilt und die vermutlich von Weber stammt, findet sie sich so nicht. Dort werden die Begriffsdefinitionen ohne Überschrift angeführt, dann wird von „Typen und Gliederung der wirtschaf­t[en­den] Menschen“ und „Problemen der Wirtschaftsgeschichte“ gesprochen (MWG III/6, S.  4 09– 417).

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liefert1 und umfaßte neben dem Titelblatt eine Widmung und ein Inhaltsverzeichnis. Zu einigen Teilen von Kapitel II und III sind Korrekturfahnen aus dem Zeitraum vom 4. Februar bis 27. Mai 1920 überliefert. Sie werden nicht als Textvarianten behandelt, sondern im Anhang gesondert abgedruckt.2 Dort sind die Abweichungen vom Edierten Text textkritisch nachgewiesen. Eine mitlaufende Randpaginierung im Anhang weist auf die Seiten des hier Edierten Textes und ermöglicht einen direkten Vergleich. Weitere Informationen finden sich in der Vorbemerkung zum Anhang.3

1.  Zur Überlieferung a)  Die Druckfassung Der Text der 1. Lieferung wurde von Max Weber selbst ab September 1919 zum Druck gegeben und bis zum Ausbruch seiner tödlichen Krankheit mehrfach korrigiert und während des Druckvorgangs teilweise verändert und auch erweitert. Er ist also von ihm autorisiert. Nach seinem Tod lag die endgültige Fertigstellung dieser 1. Lieferung zwar beim Verlag und bei Marianne Weber. Die von Max Weber autorisierte Textfassung und Textabfolge aber standen aus deren Sicht wohl nicht zur Disposition. Das unterscheidet die 1. Lieferung von den folgenden Lieferungen, die von November 1921 bis September 1922 erschienen.4 Diese drei folgenden Lieferungen präsentieren die nachgelassenen Manuskripte zu „Wirtschaft und Gesellschaft“, über deren endgültige

1  Marianne Weber fragt am 11. Februar 1921 im Verlag nach: „Wie ich höre[,] ist ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ schon heraus. Ich bitte nun[,] von den mir zustehenden Freiexemplaren an die einliegenden Adressen zu schicken (17 Exemplare) u. zwar ‚im Auftrag von Marianne Weber‘. Die übrigen 8 Exemplare erbitte ich hierher, eins davon für mich gebunden.“ Brief von Marianne Weber an Werner Siebeck vom 11. Februar 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Im Börsenblatt des deutschen Buchhandels ist die 1. Lieferung allerdings mit 17. März 1921 datiert. 2  Vgl. den Anhang, unten, S.  6 01–718. 3  Unten, S.  601–604. 4  Auch hier gibt es eine Diskrepanz zwischen den Erscheinungsdaten, die sich aus dem Briefwechsel zwischen Marianne Weber und dem Verlag ergeben, und den Daten im Börsenblatt des deutschen Buchhandels. So wird im Börsenblatt die 4. Lieferung auf Dezember 1922 datiert, während Marianne Weber bereits Ende September 1922 im Besitz eines Exemplars dieser Lieferung war. So schreibt Werner Siebeck am 20. September 1922 an Marianne Weber: „[.  .  .] gestern abend hat die Buchbinderei die ersten Exemplare der Schlußlieferung von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ abgeliefert. Ich habe sogleich ein Exemplar im voraus an Ihre Adresse abgehen lassen. Vielleicht darf ich Sie bei dieser Gelegenheit freundlichst bitten, mir die Adressen anzugeben, an welche die Freiexemplare der vierten Lieferung zu versenden sind.“ Brief von Werner Siebeck an Marianne Weber vom 20. September 1922, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Damit lag die 4. Lieferung, wie vom Verlag geplant,

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Textgestalt und vor allem Textabfolge Max Weber zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht entschieden hatte. Hier griff Marianne Weber zusammen mit Melchior Palyi denn auch insbesondere in die Textabfolge ein.5 Auf diesen Unterschied zwischen der 1. Lieferung und den folgenden Lieferungen verwies Marianne Weber in ihrem Vorwort zur 2. Lieferung.6 Als die vier Einzellieferungen zu einem Band zusammengebunden wurden, blieb dieses Vorwort an seiner ursprünglichen Stelle.7 Die Max Weber-Gesamtausgabe beachtet diesen Unterschied zwischen der von Weber autorisierten 1. Lieferung und den von Marianne Weber und Melchior Palyi aus dem Nachlaß zusammengestellten Lieferungen, indem sie die 1. Lieferung in Gestalt von Band  I/23 von den übrigen Lieferungen in Gestalt der Bände I/22-1 bis 5 auch äußerlich trennt.8 Zwischen Webers Tod am 14. Juni 1920 und dem Erscheinen der 1. Lieferung lagen mehr als sieben Monate. Dies wirft die Frage auf: Hat Marianne Weber vor Publikation der 1. Lieferung zwar nicht in die Textabfolge, wohl aber in den Textbestand eingegriffen? Sie hatte ja unmittelbar nach Webers Tod damit begonnen, mit der Hilfe von Melchior Palyi den Nachlaß zu erschließen und sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Text der 1. Lieferung unter Verwendung des Nachlasses, möglicherweise mit Rückwirkungen auf diese 1. Lieferung, ‚fortführen‘ könne.9 Was also passierte mit der von Max Weber noch selbst korrigierten 1. Lieferung nach seinem Tod? Man muß zunächst daran erinnern, daß sich Marianne Weber nach dem Tod ihres Mannes als Sachwalterin seines gesamten Werkes verstand, geleitet von

zum Dritten Deutschen Soziologentag vor, der am 24. und 25. September 1922 in Jena stattfand. 5  Dazu Anhang zur Entstehungsgeschichte, MWG I/24, S.  130 f., wo die Änderungen in der Textabfolge dargestellt sind. 6  Am 24. Oktober 1921 sandte Werner Siebeck das gesetzte Vorwort zur 2. Lieferung an Marianne Weber (Brief vom 24. Oktober 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Am 9. September 1922, kurz vor Abschluß der 4. Lieferung und damit der Auslieferung des Gesamtbandes, stellte der Verlag nochmals fest: „Da Sie dem Gesamttitel von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ ein Vorwort nicht beigeben wollen, habe ich den Titelbogen gestern in Korrektur an Sie zur Absendung bringen lassen.“ Brief des Verlages an Marianne Weber vom 9. September 1922, ebd. Zu Marianne Webers Vorwort auch die Einleitung, oben, S.  5, Anm.  14. 7 Abdruck nach dem Zwischenblatt zur 2. Lieferung auf S.  III, eingeschoben zwischen WuG1, S.  180 und S.  181, d. h. der letzten Seite von Kapitel IV und der ersten Seite des Kapitels „Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen“. 8  Vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  1 ff. 9  Für diese ‚Fortführung‘ der 1. Lieferung um weitere Lieferungen, bestückt aus dem Nachlaß, hatte Marianne Weber zunächst die vertraglichen Voraussetzungen geschaffen. Dazu der Verlagsvertrag zwischen ihr und dem Verlag vom 1. Juni 1921, Dokument Nr.  19, in: MWG I/24, S.  2 27–229. Ferner die Einleitung, oben, S.  76 f.

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seinen Absichten, soweit sie ihr bekannt waren.10 So wurde sie auch im Außenverhältnis gesehen und anerkannt. In diesem Zusammenhang erwog sie zunächst, einen Teil der Schriften Ihres Mannes bei Duncker & Humblot herauszugeben. Dort waren ja die Reden „Wissenschaft als Beruf“ und „Politik als Beruf“ als Broschüren erschienen, und der Verlag machte offenbar ein großzügiges Angebot. Paul Siebeck warb jedoch dafür, alle wissenschaftlichen Schriften Max Webers in seinem Verlag erscheinen zu lassen. Marianne Weber stimmte unter der Voraussetzung zu, daß die Publikation der Schriften kontinuierlich erfolge und angemessen honoriert werde, und sie trat darüber mit Werner Siebeck in Verhandlungen ein. Am 14. September 1920 formulierte sie folgende Vereinbarung mit dem Verlag, die auf mündlichen Absprachen beruhte und an die sich dann eine Vertragsverhandlung anschloß, die allerdings zunächst nicht zum Erfolg führte: „1) Von den Schriften Max Webers sollen die drei Bände religionssoziologische Aufsätze und der erste Band ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ des ‚Grundrißes‘ im Laufe dieses Winters erscheinen. 2) Die sonstigen Schriften meines Mannes sollen in einem Zeitraum von 2–3 Jahren erscheinen, und zwar soll der Druck des 2. Bandes von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ des ‚Grundrißes‘ im kommenden Frühjahr begonnen werden, gleichzeitig mit der Drucklegung der methodologisch-philosophischen Schriften.“11 Sie hatte also zu diesem Zeitpunkt für den Grundrißbeitrag zwei Bände vorgesehen. Der Verlag ließ sich auf diese ungewöhnliche Terminologie ein, die mit dem zwischen Paul Siebeck und Max Weber abgeschlossenen Vertrag nicht übereinstimmte. Werner Siebeck antwortete auf die Anfrage Marianne Webers, wann denn der „erste Band“ von „Wirtschaft und Gesellschaft“ erscheinen könne, mit der bewußt vage gehaltenen Aussage: Hoffentlich noch in diesem Jahr. Zugleich gab er genaue Auskunft darüber, wie weit der Druck der 1. Lieferung zu Max Webers Lebzeiten gediehen war: „Von diesem Band sind die Bogen 1–3 ausgedruckt, während ich Bogen 4 und 5 in Superrevision, und Bogen 6–16 (sic!) in Revision versandt und bisher nicht zurückerhalten habe.“12 Daraufhin äußerte Marianne Weber sich etwas verunsichert: „Ich war der Meinung, daß alle Bögen völlig super-

10  Zur Rolle Marianne Webers Hanke, Edith, ‚Max Webers Schreibtisch ist nun mein Altar‘. Marianne Weber und das geistige Erbe ihres Mannes, in: Ay, Karl Ludwig und Knut Borchardt (Hg.), Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung. – Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2006, S.  2 9–51. 11  Brief Marianne Webers an Werner Siebeck vom 14. September 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Dazu auch die Einleitung, oben, S.  2 6, Anm.  94. 12  Brief Werner Siebecks an Marianne Weber vom 17. September 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Bei der Angabe 6–16 dürfte es sich um einen Fehler handeln. Von Weber durchgesehen waren allenfalls etwas mehr als 11 Bogen, der Umfang der 1. Lieferung.

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revidiert seien von meinem Mann“.13 Und Werner Siebeck antwortete beruhigend: „Die Fahnen vom ‚Grundriß‘ sind mindestens einmal von Ihrem Herrn Gemahl selbst korrigiert worden.“14 Marianne Weber kümmerte sich daraufhin um die liegengebliebenen Bogen. Am 3. Oktober kündigte sie gegenüber dem Verlag an, sie werde neben der „Korrektur des Judenbuches nebst Widmung und Vorwort“ „den korrigierten ‚Grundriß‘“, also die korrigierte 1. Lieferung, übersenden. Sie erbitte nun vom ganzen Buch einen Ausdruck, damit sie das Inhaltsverzeichnis anhand der Paragraphen erstellen und die noch offenen Verweisungsstellen ausfüllen könne, wobei ihr ein jüngerer Gelehrter helfen müsse.15 Dieser junge Gelehrte war Melchior Palyi. Am 8. Oktober 1920 antwortete Werner Siebeck, er lasse ihr „nochmals eine Superrevision“ des ganzen Grundrisses, der 1. Lieferung also, zugehen. Am 1. November war Marianne Weber dann mit ihrer Durchsicht nahezu fertig: „In einigen Tagen schicke ich den sorgfältig korrigierten ‚Grundriß‘ mit Inhaltsverzeichnis an Sie ab. Die Hälfte der Seiten ermangelt noch der Überschriften, ich nehme an, daß diese an der Hand des Inhaltsverzeichnisses von der Druckerei ergänzt werden?“16 In seinem Antwortbrief vom 5. November bestätigte Paul Siebeck, daß er die noch fehlenden Kolumnenüberschriften anhand des Inhaltsverzeichnisses von der Druckerei durchführen lasse und fragte an, ob Marianne Weber das Ergebnis kontrollieren wolle.17 Dies ist vermutlich geschehen. Was bedeutet all dies für die Antwort auf unsere Frage? Die Antwort lautet, daß Marianne Weber zwar das fehlende Inhaltsverzeichnis und die zur Hälfte noch fehlenden Kolumnenüberschriften nachträglich erstellte, ferner die noch offenen Verweise auflöste, die ein oder andere kleinere Korrektur vornahm, soweit die Seiten nicht bereits endgültig ausgedruckt waren, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber nicht entscheidend in den von Max Weber autorisierten Textbestand der 1. Lieferung eingriff. Sie beließ ihn vielmehr weitgehend so, wie sie ihn bei seinem Tod vorfand. Manche Fehler konnte sie nicht korrigieren, weil der Text bereits abgesetzt war, als sie ihn für die Veröffentlichung noch einmal überprüfte.18 Aber auch dort, wo dies möglich gewesen wäre, griff sie nicht ein. Weber hatte eine Gliederung der Kapitel 13  Karte von Marianne Weber an Werner Siebeck vom 19. September 1920, ebd. 14  Brief Werner Siebecks an Marianne Weber vom 8. Oktober 1920, ebd. 15  Brief Marianne Webers an Werner Siebeck vom 3. Oktober 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 16 Brief Marianne Webers an Paul Siebeck vom 1. November 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 17 Brief Paul Siebecks an Marianne Weber vom 5. November 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 18  So etwa „Sinnadäquenz“ statt „Sinnadäquanz“ in §  1, Nr.  7, WuG1, S.  5, und unten, S.  159. Dieser Fehler konnte von Marianne Weber erst in ihrer 2. Auflage von Wirtschaft und Gesellschaft korrigiert werden.

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in Paragraphen gewählt, um sowohl den lehrhaften Charakter seines Beitrags zu betonen als auch sich Freiheit bei der Textgestaltung zu erhalten. Die Unstimmigkeiten, die dabei an einigen Stellen auftraten, ließ sie stehen. Erst in der 2. Auflage von 1925 konnte Marianne Weber dann auch die Fehler tilgen, die sich in die abgesetzten ersten drei Bogen eingeschlichen hatten. Ihre Eingriffe in der 2. Auflage werden hier nicht eigens nachgewiesen. Eine Änderung allerdings muß berücksichtigt werden, die Widmung betreffend. Max Weber hatte 1917 an Paul Siebeck geschrieben, er wolle ihm seinen „Grundriß-Band“ widmen,19 was gewiß angesichts der freundschaftlichen Zusammenarbeit über die Jahre und Paul Siebecks nimmermüder Unterstützung mehr als berechtigt war. Nun schreibt Marianne Weber am 12. August 1920 an den Verlag: „Sehr geehrter Verlag! Ich sehe heute zu meinem Schrecken, daß eine Anordnung meines Mannes aus seinen letzten Tagen Ihnen noch nicht übermittelt ist. Ich hatte angenommen[,] es sei längst durch Dr. Jaffé geschehen. Mein Mann hat bestimmt, daß der erste Band seiner Soziologie seiner Mutter gewidmet wird, der erste Band der religionssoziolog[ischen] Schriften mir, wie Sie schon wissen. Die Widmung für seine Mutter soll folgendermaßen lauten: Dem Andenken meiner Mutter Helene Weber geb. Fallenstein 1845–1919. Ich bitte diese Widmung in die Mitte des Blattes zu rücken u. ich bitte mir sowohl die Widmungen wie die Titelblätter beider Werke noch vor dem Ausdrucken vorzulegen.“20 Paul Siebeck sollte die Veröffentlichung der 1. Lieferung nicht mehr erleben. Ob er von der Umwidmung noch erfuhr, wissen wir nicht. Jedenfalls ist das Widmungsblatt Marianne Weber erst Ende Dezember in Korrektur vorgelegt worden. Dies deutet darauf hin, daß auch die Vorbereitung für den endgültigen Druck der gesamten 1. Lieferung erst Ende des Jahres 1920 abgeschlossen war.21 Um unser Wissen über die Drucklegung nach Max Webers Tod zusammenzufassen: Weber lieferte sein Manuskript von Ende September 1919 bis Ende April 1920 weitgehend ‚kontinuierlich‘ ein, freilich nicht ohne Veränderungen und auch Erweiterungen (Einschübe) an dem dann gesetzten Text vorzunehmen. Die Bogen 1 bis 3 waren im April/Mai 1920 abgesetzt und ausgedruckt, die Fahnen zu Bogen 4 und 5 von ihm einer Superrevision, der Rest einer 19  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 20. Februar 1917, MWG II/9, S.  5 99. 20  Brief Marianne Webers an den Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) vom 8. August 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. Else Jaffé berichtet über die letzten Anweisungen Max Webers in der Sterbephase: „Der erste Band der Soziologie soll der Mutter gewidmet sein. Er überlegt noch, ob er den Geburts[tag] u. Ort des Todes dazu setzen soll, aber da es nicht ‚Heidelberg‘ ist, läßt er es bem Namen bewenden.“ Else Jaffé, Aufzeichnungen aus den letzten Krankheitstagen Max Webers, Deponat Eduard Baumgarten, BSB München, Ana 446. 21  Brief Oskar Siebecks an Marianne Weber vom 21. Dezember 1920, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446: „Das Widmungsblatt für GdS erlaube ich mir in Korrektur beizufügen.“

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Revision unterzogen. Es ist also wahrscheinlich, daß er die Fahnen zu den Bogen 4 und 5 mindestens zweimal und die zu den Bogen 6 bis 12 einmal Korrektur gelesen hat. Die Seiten 1–48 lagen also bei seinem Tod ausgedruckt vor und konnten nicht mehr verändert werden (gilt für das Kapitel I vollständig und von Kapitel II für die §§  1–10 mit dem Anfang von §  11). Die von Marianne Weber gefundenen Korrekturen zu Bogen 3 sind nicht Max Webers Letztkorrekturen dieses Bogens. Diese sandte Weber am 12. Mai an den Verlag.22 Ferner waren die Seiten 49–80 (Kapitel II, §§  11–24, Anfang) superrevidiert, die nachfolgenden Seiten 81–180 (Kapitel II, §§  24–41, Kapitel III, §§  1–22 und Kapitel IV, §§  1–3) revidiert.23 Vom 12. Bogen waren nur die ersten Seiten gesetzt. Marianne Webers Mitteilung an den Verlag vom 3. Oktober 1920, sie müsse noch „ein eingehendes Inhaltsverzeichnis an der Hand der Paragraphen-Einteilung machen“ und „einige Beziehungsstellen“ ausfüllen,24 während der Verlag anhand ihres Inhaltsverzeichnisses die Kolumnentitel nachtragen könne – sie fehlten ja noch für die „Hälfte der Seiten“25 –, läßt sich anhand der überlieferten Korrekturfahnen zu den Druckseiten 109–121 und 163–168 bestätigen. Dort fehlen die Kolumnentitel, teilweise auch die §§-Ziffern und einige Auflösungen von Verweisen. Max Weber hatte die Fahnen zu Kapitel III, Seiten 163–168 (Stempel der Druckerei „23 APR. 1920“) ganz offensichtlich selbst noch einmal bearbeitet und erweitert, bevor er erkrankte.26 Das ergibt ein Vergleich mit der Druckfassung. Auch muß er die Korrekturfahnen zum Schluß von Kapitel II, Seiten 109–121 (Stempel der Druckerei „27 MAI 1920“) noch durchgesehen haben, denn der Exkurs zu Knapp und die Paragraphen 31 bis 35 sind in der Druckfassung nach hinten verschoben, um für die Einschübe Platz zu machen. Am Text selbst allerdings ist nur noch wenig verändert.27 Verweisblockaden sind aufgelöst,28 kleinere Rechtschreibfehler und stili-

22  Dazu oben, S.  91. 23  Korrekturfahnen sind überliefert zu Kap.  II, S.  8 0–89, vom 17.4.20 (Revision), und zu S.  109–121 vom 27.5.20 (Revision), ferner zu Kap.  III, S.  163–168, vom 23.4.20 (Korrektur). Vgl. dazu den Anhang, unten, S.  6 64–718. 24  Brief von Marianne Weber an Werner Siebeck vom 3. Oktober 1920, VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446. 25  Brief von Marianne Weber an Paul Siebeck vom 1. November 1920, ebd. 26  Dort finden sich neben reinen Rechtschreib- und Satzkorrekturen inhaltliche Präzisierungen und Erweiterungen, vgl. z. B. im Anhang, unten, S.  715 mit textkrit. Anm.  j und p. 27  Vgl. dazu den Anhang, unten, S.  6 96, Anm. g, S. 698, Anm. b, c, S. 703, Anm. a und S. 704, Anm. b. Zu §  41 findet sich eine Blockade (unten, S.  705, Anm. c). 28  Vgl. im Anhang, unten, S.  6 97, Anm. f, S. 699, Anm. e, S. 705, Anm. d und S. 708, Anm. h. Davon wurden zwei Verweise durch die Edition der MWG anders aufgelöst, unten, S.  6 99, Anm. e: §  12 statt §  37, und S.  708, Anm. h: §  17 statt §  11.

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stische Unebenheiten behoben und Satzzeichen korrigiert. Eine verderbte Textstelle blieb stehen.29 Insgesamt bleibt festzuhalten: Auch für die 1. Lieferung übernahm Marianne Weber zwar einige redaktionelle Arbeiten: vom Korrekturlesen über die Blockadenauflösung bis hin zum Inhaltsverzeichnis. Ferner geht vermutlich der ein oder andere kleinere Texteingriff in den Bogen 4 bis 12 auf sie zurück.30 Dennoch können Textbestand und Textabfolge der 1. Lieferung als von Max Weber autorisiert gelten. Wo es zwischen Druckfassung und den uns überlieferten Fahnen und Umbruchseiten Änderungen gibt, sind auch diese noch auf Max Weber selbst zurückzuführen – wie etwa bei den Korrekturfahnen vom April 1920 im Vergleich zu dem gedruckten Kapitel II, S.  3 3–48 und S.  8 0–89.31

2.  Zur Edition Nach der geschilderten Überlieferung sind Textfassung und Widmung autorisiert, nicht aber Titel und Inhaltsverzeichnis. In Bezug auf die Letzteren konnte für die Bandeditoren die 1. Lieferung nicht bindend sein. a)  Der Titel Die Titelei der 1. Lieferung lautet: „Grundriß der Sozialökonomik, III. Abteilung, Wirtschaft und Gesellschaft. I Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Bearbeitet von Max Weber. Erster Teil.“ „I“ ergibt sich daraus, daß die III. Abteilung nach der immer noch gültigen „Einteilung des Gesamtwerkes“ von 1914 zwei Beiträge umfassen sollte und daß unter „II“ immer noch der längst vorliegende Beitrag des inzwischen verstorbenen Eugen von Philippovich vorgesehen war. Wie in der Einleitung und in MWG I/24 dargelegt, stammt der Zusatz „Erster Teil“ von Marianne Weber.32 Sie wählte diesen Zusatz, um die 1. Lieferung von den folgenden Lieferungen zu unterscheiden. Mit der Preisgabe der Zweiteilungsthese wird dieser Zusatz obsolet. Er bleibt deshalb bei der Wahl des Titels unberücksichtigt. An der Unterscheidung zwischen Abteilungstitel und Beitragstitel dagegen, die Max Weber 1914 getroffen hatte, hält die Edition fest. Um die Vorkriegsfassung von der Nachkriegsfassung auch im Titel zu unterscheiden, sind ihnen von den Herausgebern der Max Weber-Gesamtausgabe verschiedene spezifizie29  Vgl. unten, S.  702 mit textkrit. Anm.  b. 30  Die Vereinheitlichung der Rechtschreibung dagegen dürfte vom Verlag veranlaßt sein, z. B. „giebt“ wurde zu „gibt“ im Druck; vgl. Mskr. S.  75a vom 17.  April 1920 betr. WuG1, S.  82, unten, S. 668 mit textkrit. Anm. l. 31  Vgl. dazu den Anhang, unten, S.  6 05–663 und 664–688. 32 Einleitung, oben, S.   4  f., und Schluchter, Entstehungsgeschichte, MWG I/24, S.  42 f.

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rende Titel beigegeben: der Vorkriegsfassung „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“, der Nachkriegsfassung „Soziologie“. Mit dem Titel „Soziologie“ wird, wie in der Einleitung dargelegt, der Intention entsprochen, die Max Weber mit der Neufassung verfolgte.33 Er läßt sich zudem auf ein Rundschreiben des Verlags vom 30. April 1920 stützen, mit dem dieser für die im Druck befindliche 1. Lieferung warb. Dort heißt es: „III. Abteilung: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie. Von Max Weber“. Der Verlag hätte den Titel „Soziologie“ wohl kaum verwendet, wäre Weber damit nicht einverstanden gewesen. Die beiden Fassungen sind durch den Obertitel „Wirtschaft und Gesellschaft“ verbunden. Damit soll unterstrichen werden: Die Fassungen gehören zu demselben Projekt.34 b)  Inhaltsverzeichnis und Kolumnentitel Das Inhaltsverzeichnis ist in zwei leicht voneinander abweichenden Versionen überliefert. Die frühere Version findet sich in der 1. Lieferung, die spätere in der 1. Auflage, die alle vier Lieferungen umfaßt. Beide Inhaltsverzeichnisse stammen von Marianne Weber, die dafür die Kolumnentitel nutzte, soweit sie überliefert waren.35 Der Rest wurde von ihr hinzugefügt. Die Inhaltsverzeichnisse können also nicht als autorisiert gelten. Die beiden Verzeichnisse werden im Anhang synoptisch abgedruckt.36 Die Bandeditoren entschieden sich, keinem der Inhaltsverzeichnisse von Marianne Weber zu folgen, sondern ein neues zu erstellen, bei dem allerdings berücksichtigt ist, daß die Kolumnentitel auf jeden Fall bis zum Ende des 3. Bogens (bis S.  4 8 des Erstdrucks) von Weber autorisiert sind, vermutlich aber auch noch für die superrevidierten Bögen 4 und 5 (bis S.  80 des Erstdrucks).37 Das neue Inhaltsverzeichnis ist als Herausgeber-Zusatz gekennzeichnet. In der Max Weber-Gesamtausgabe gibt es für die Gestaltung der Kolumnentitel keine Regel. Die Bandeditoren übernehmen das in der Druckfassung der 1. Lieferung verwendete Schema: Angabe des Kapitels als linken Kolumnentitel, Angabe der jeweiligen §§-Ziffern, verbunden mit einem Stichwort, als rechten Kolumnentitel. Mit den Stichworten folgen sie bis S.  8 0 der 1. Lieferung, allerdings mit Modifikationen, danach nicht mehr. Die Kolumnentitel oder die Teile derselben, die vom Herausgeber stammen, sind in eckige Klammern gesetzt. 33  Dazu Einleitung, oben, S.  3 0 ff. 34 Dazu „Zur Edition von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘. Allgemeine Hinweise der Her­ausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe“, oben, S.  X VII. 35  Marianne Weber hatte im Brief an Paul Siebeck vom 1. November 1920 angegeben, daß die „Hälfte der Seiten“ noch nicht mit „Überschriften“, womit sie wohl die Kolumnentitel meinte, versehen sei. Dazu das vollständige Briefzitat, oben, S.  9 8 mit Anm.  16. 36  Vgl. Anhang II zum Editorischen Bericht, unten, S.  118–121. 37  Dazu oben, S.  97 mit Anm.  12.

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c) Textgestaltung Max Weber wählte für die Textgestaltung eine Gliederung in Kapitel, Paragraphen und thematische Abschnitte. Die gesamte 1. Lieferung ist in Paragraphen unterteilt. Zusätzlich sind die Kapitel III und IV in Abschnitte gegliedert, mit Zwischenüberschriften. Das Kapitel III weist 11 Zwischenüberschriften, das unvollendete Kapitel IV eine Zwischenüberschrift auf.38 In Kapitel I wird §  1 in „I. Methodische Grundlagen“ und „II. Begriff des sozialen Handelns“ unterteilt. Diese Unterteilung ist zudem durch die gewählte Schriftgröße der Zwischenüberschriften stark hervorgehoben.39 Zusätzlich sind den Kapiteln I und II Vorbemerkungen vorangestellt, ebenso dem §  3 in Kapitel III.40 Pro Kapitel setzt eine neue §§-Zählung ein (Kapitel I, §§  1–17; Kapitel II, §§  1–41; Kapitel III, §§  1–22; Kapitel IV §§  1–3). Teilweise wird die ziffernmäßige Zählung durch Buchstabenzählung erweitert, wie in Kapitel II §  24a und §  2 9a, in Kapitel III §  7a, §  9a und §  12a, §  12b, §  12c.41 Die Paragraphen weisen weitere Untergliederungen auf, zuweilen bis zu neun Ebenen.42 Mitunter wird ein Thema in mehreren Paragraphen behandelt, so daß sich eine Gliederung über mehrere Paragraphen erstreckt, wie in Kapitel II, §§  16–21, §§  32–34 oder in Kapitel III, §§  7a-9, §§  15–16, §§  21–22 oder in Kapitel IV, §§  1–2.43 An einigen Stellen finden sich Doppeltverwendungen derselben Gliederungsziffer,44 manchmal auch Brüche in der Gliederungsart (Buchstaben- wird zu Ziffernzählung oder umgekehrt).45 Problematisch sind besonders die Fälle, wo Weber dieselbe Gliederungsart innerhalb eines Paragraphen zweimal verwendet.46 Auch kann die Bezifferung des Haupttextes und des dazugehörenden Kleindrucktextes identisch sein, obgleich zwischen beiden keine

38  Vgl. unten, S.  4 49, 455, 468, 490, 497, 513, 533, 542, 566, 573, 579 und  5 92. 39  Vgl. unten, S.  149 und 172. 40  Vgl. unten, S.  147 f., 216 und 455. 41  Vgl. unten, S.  3 39, 370, 475, 485, 507, 513 und 520. 42  Zur Gliederungsstruktur von Kap.  I –IV vgl. die schematische Übersicht in Anhang III zum Editorischen Bericht, unten, S.  122–141. 43 Unten, S.  303–334, 382–404 und S.  475–485, 542–564, 579–591 und S.  592– 598. 44  Kap.  III, unten, S.  513 mit Hg.-Anm.  1, S.  5 62 mit Hg.-Anm.  72 und S.  573 mit Hg.Anm.  27. 45  Z. B. Kap.  III, §  11, unten, S.  5 02 mit Hg.-Anm.  4 0. 46  Z. B. in Kap.  II, §  19 a)-b) für Gliederungsebene 5 und 6 (unten, S.  319); in Kap.  II, §  24a a)-b) für Gliederungsebenen 2 und 3 und auch für 2 und 4 (unten, S.  3 45–351 mit Hg.-Anm.  8 8 und 3); in Kap.  III, §  21 arabische Zählung zweimal verwendet (unten, S.  579–582).

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inhaltliche Parallelität besteht.47 Einen Sonderfall stellt der §  12b über den Lehnsfeudalismus in Kapitel III dar: Dort setzt Weber ohne erkennbaren Bezug auf eine höhere Gliederungsebene mit einer „AA“- bzw. „BB“-Gliederung ein und verwendet auch doppelte Buchstaben zur weiteren Untergliederung.48 In der Edition werden die überlieferten Gliederungsstrukturen und die Art der Gliederungsgestaltung belassen und nur in begründeten Fällen in sie eingegriffen.49 Auch bei Doppelungen oder unklaren Gliederungsanschlüssen bleibt der Text unverändert, es wird aber eine Sacherläuterung angefügt.50 Dies schien den Editoren das angemessene Verfahren für einen Text, den Max Weber insgesamt korrigierte. Um die optische Lesbarkeit des Textes zu verbessern, sind die §§-Ziffern fett gedruckt. Der Anfang eines Paragraphen ist durch einen größeren Durchschuß deutlich markiert. An wenigen Stellen wurden Durchschüsse in den Text eingefügt. Dies erfolgt mit textkritischem Nachweis.51 Fehlende Punkte bei Gliederungsziffern oder -buchstaben sind stillschweigend ergänzt.52 Der Wechsel von Klammer zu Punkt ist jedoch textkritisch nachgewiesen.53 Weber verwendet bei der Gestaltung des Textes eine normale und eine deutlich kleinere Schrifttype im Wechsel. Bereits als Redakteur des geplanten

47  Vgl. z. B. Kap.  II, §  10 mit der Untergliederung in 1. bis 5. (unten, S.  252 f.) und die Petitdruckpassage mit der Untergliederung 1.–6. (unten, S.  257 f.) ohne inhaltliche Parallelführung. Zur erklärenden Vernetzung von Grundtext und Petitdruckpassagen vgl. S.  325–331, Hg.-Anm.  2 3, 32, 36, 39 und 41. 48  Vgl. unten, S.  513–519 mit der Hg.-Anm.  4 auf S.  513. 49  Ergänzungen bei fehlenden Bezifferungen wurden vorgenommen in Kap.  II, §  2 0, unten, S.  326 mit textkrit. Anm.  i; Kap.  II, §  24a, unten, S.  350 mit textkrit. Anm. q; Kap.  II, §  2 9, unten, S.  3 68 mit textkrit. Anm.  g, S. 369 mit textkrit. Anm. h und i; Kap.  II, §  32, unten, S.  3 82 mit textkrit. Anm.  b. Korrekturen wurden vorgenommen in Kap.  II, §  1, unten, S.  217 mit textkrit. Anm.  b (Emendation von „2.“); Kap.  II, §  3 3, unten, S.  3 98 mit textkrit. Anm.  x und y (Korrektur von „a und b“ zu „α und β“); Kap.  III, §  11, unten, S.  5 02 mit textkrit. Anm.  e (Korrektur von „6.“ zu „f)“); Kap.  III, §  12b, unten, S.  518 mit textkrit. Anm.  m (Korrektur von „gg)“ zu „aa)“) und Kap.  IV, §  2, unten, S.  5 96 mit textkrit. Anm.  b (Korrektur von „d)“ zu „δ.“), dasselbe auch Kap.  IV, §  3, unten, S.  5 98 mit textkrit. Anm.  k. 50  Vgl. dazu die Erläuterungen in Kap.  II, unten, S.  2 95, Hg.-Anm.  2 6; S.  3 03, Hg.Anm.  51; S.  308, Hg.-Anm.  61; S.  315, Hg.-Anm.  81; S.  323, Hg.-Anm.  16; S.  333, Hg.Anm.  49; S.  348, Hg.-Anm.  88; S.  351, Hg.-Anm.  3; S.  353, Hg.-Anm.  12; S.  368, Hg.Anm.  51. Zu Kap.  III vgl. oben, S.  9 0, Anm.  5 4. 51 Vgl. z. B. in Kap.  II, §  24a, unten, S.  3 52, textkrit. Anm. r (vor „Entwicklung zum Kapitalismus“) und 353, textkrit. Anm. v (vor „Von diesen verschiedenen Typen“). 52  So in Kap.  II, bei §§  2 0 und 21, unten, S.  323, Z. 22 und S.  3 33, Z. 5. 53  Vgl. unten, S.  3 49 mit textkrit. Anm.  o: „β)“ zu „β.“.

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Handbuchs der politischen Ökonomie, später: Grundriß der Sozialökonomik, legte er im Mai 1910 fest, die „streng ‚lehrhafte‘ Form der Darstellung“ der Beiträge solle sich auch in der Verwendung von zwei verschiedenen Schrifttypen niederschlagen. Der Kleindruck sei für die Darstellung des Forschungsstandes, für die „unentbehrliche[n] Auseinandersetzungen mit Gegenmeinungen“,54 aber auch „für Spezialausführungen“ reserviert.55 Max Weber setzte die beiden Schrifttypen in der 1. Lieferung gezielt ein, um die Hauptaussagen von historischen Illustrationen und Literaturbesprechungen zu trennen. Da dies ein freilich nicht immer sauber durchgehaltenes Darstellungsprinzip ist, bleibt hier, im Unterschied zu anderen Bänden der Max Weber-Gesamtausgabe, der Wechsel zwischen Normalschrift und Petit erhalten. Um die Lesbarkeit des Petit optisch zu erleichtern, sind beide Schriften etwas größer als sonst. d)  Texteingriffe und Spracheigentümlichkeiten Der Text der 1. Lieferung wurde einschließlich seiner Gliederungsstruktur textkritisch geprüft. Dabei konnten sich die Bandeditoren auch auf die Korrekturen stützen, die Johannes Winckelmann für die 4. und 5. Auflage seiner Edition von „Wirtschaft und Gesellschaft“ vornahm.56 Ein überliefertes Exemplar zur 4. Auflage mit den Korrekturen von seiner Hand war dabei besonders hilfreich.57 Die Bandeditoren verdanken Johannes Winckelmanns gründlicher Prüfung des Textes sehr viel, haben aber gemäß den Editionsregeln der MWG eigene textkritische Entscheidungen getroffen. Daher wird bei der Textkritik nicht explizit auf die Korrekturen von Johannes Winckelmann hingewiesen. Der Weber-Text wurde in der Regel so belassen, wie er nach der 1. Lieferung überliefert ist. Stillschweigend wurden jedoch – entsprechend den Editionsregeln – die Umlaute Ae, Oe, Ue in Ä, Ö, Ü abgeändert und Kommata vor Relativ- und daß-Sätzen, aber auch bei der Verbindung zweier Hauptsätze durch „und“ eingefügt. Ebenfalls stillschweigend verbessert wurden reine 54  Handbuch der politischen Ökonomie. Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan, in: MWG I/24, S.  143 f., Zitat: S.  144; dazu auch: Schluchter, Entstehungsgeschichte, S.  27 f. 55  Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 31. Januar 1912, MWG II/7, S.  418. 56  Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Mit einem Anhang: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, 4., neu hg. Aufl., besorgt von Johannes Winckelmann, 1. Halbband. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1956; Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5., revidierte Aufl., hg. von Johannes Winckelmann. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976. 57  Winckelmann trug seine Korrektur in das Exemplar ein: Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, Abt. III), 3.  Aufl., 1. Halbband. – Tübingen. J. C. B. (Paul Siebeck) 1947 (Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München).

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Editorischer Bericht

Druckfehler, wie z. B. „Sinnadäquenz“ (unten, S.  159, Z. 27), „Rationnalitätsgrenze“ (S.  278, Z. 9 f.), „fronberrlichen“ (S.  3 39, Z. 28) oder „grunherrliches“ (S.  4 83, Z. 6). Stillschweigend vereinheitlicht wurde auch die drucktechnisch unterschiedliche Wiedergabe von griechischen (Gliederungs-)Buchstaben in den Petitdruckpassagen, wo sie im Erstdruck teilweise kursiv, teilweise recte gesetzt wurden. Die Editoren haben sich entschieden, sie durchgängig recte zu setzen. Ansonsten werden Sperrdruck oder andere Hervorhebungen der Druckvorlage als Kursivdruck wiedergegeben. Texteingriffe mit textkritischem Nachweis wurden bei der Verschreibung von Fachbegriffen und Fremdwörtern vorgenommen, wie z. B. „pentapolisch“ (richtig: „pantopolisch“), „Schapun“ (richtig: „Shogun“) oder „cahiers des doléances“ (richtig: „de doléances“),58 aber auch bei sinnentstellenden Verschreibungen, wie z. B. „Darleiher“ (richtig: „Darlehnsempfänger“), „Finanzen“ (richtig: „Finanzer“), „Geld“ (richtig: „Gold“), „Verwalten“ (richtig: „Vorwalten“) oder „Arbeitswertung“ (richtig: „Arbeitswerbung“).59 An manchen Stellen ließen sich Textverderbnisse mittels Eingriffen oder Lesehilfen bessern,60 an anderen Stellen mußten sich die Bandeditoren mit einem Hinweis auf die fehlerhafte Satzkonstruktion begnügen.61 Teilweise konnten in Kapitel II mithilfe der überlieferten Korrekturfahnen Textverderbnisse behoben werden,62 besonders gilt dies für die unnötige Doppelung von Satzzeichen, z. B. von Komma und Klammer bei Einschüben. Nicht eingegriffen wurde, wie bereits ausgeführt, bei Inkonsistenzen in den Gliederungen und bei Spracheigentümlichkeiten. Dies gilt auch für zeitbedingte Schreibweisen, wie z. B. „bureaukratisch“ (unten, S.  4 55), „das Kompromiß“ (S.  229) oder „eines Steuerpauschale“ (S.  523), „Syndiken“ (S.  578), den wechselnden Gebrauch von „Obödienz“ und „Obedienz“ (S.  4 68/475), von „Zahlmittel“ und „Zahlungsmittel“ (S.  239), von „lehenmäßig“ und „lehensmäßig“ (S.  514), aber auch Webers Eigenheiten, wie seine Verwendung von „Appropriation“.63 Schließlich beachtet Weber nicht immer die grammatisch

58  Vgl. unten, S.  3 90 mit textkrit. Anm.  l u. ö.; S.  519 mit textkrit. Anm.  n; S.  5 81 mit textkrit. Anm.  d. 59  Vgl. unten, S.  2 67 mit textkrit. Anm.  m; S.  3 37 mit textkrit. Anm.  r; S.  3 84 mit textkrit. Anm.  d u. ö.; S.  4 87 mit textkrit. Anm.  m; S.  571 mit textkrit. Anm.  r. 60  Im textkritischen Apparat erfolgt der Hinweis „Lies“ oder „Zu erwarten wäre“. 61  Z. B. Kap.  III, §  9 a, unten, S.  4 85 mit textkrit. Anm.  h; Kap. III, §  10, unten, S.  4 95 mit textkrit. Anm.  w und Kap.  IV, §  2, unten, S.  5 97 mit textkrit. Anm. g. 62  Z. B. in Kap.  II, §  3 9, unten, S.  4 37 mit textkrit. Anm.  n, fanden sich über mehrere Zeilen widersprüchliche Satzaussagen. Diese wurden gestrichen. In den Korrekturfahnen zeigte sich, daß Weber an diesen Stellen offenbar Korrekturen angebracht hatte, die aber nicht richtig ausgeführt wurden. 63  „Appropriation“ wird von Weber im Sinne von Aneignung (sich etw. aneignen) und im Sinne von Zueignung (jdm. etw. zueignen) verwendet.

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gebotene Kongruenz von Subjekt und Prädikat. In solchen Fällen wird, sofern dies nicht zu Ambivalenzen führt, ebenfalls nicht eingegriffen. e) Sacherläuterungen Auf die Erläuterung der von Weber selbst eingeführten und definierten Begriffe wurde bewußt verzichtet. Nur bei wiederholtem Gebrauch ist u. U. ein Rückverweis auf die Definition Max Webers eingefügt. Der Sacherläuterungsapparat dient vorrangig der Entschlüsselung oder der Richtigstellung von Zitaten und Literaturangaben, der Erläuterung von unbekannten Sachverhalten, der Auflösung von textinternen und teilweise auch textüberschreitenden Verweisen und – wie oben erwähnt – der Klärung von Gliederungsabfolgen. Bei der Kommentierung wurde vornehmlich die zeitgenössische Literatur herangezogen und somit der Wissensstand zu Webers Zeit reflektiert. Sich wiederholende erklärungsbedürftige Begriffe sind im Glossar erläutert. Das gilt insbesondere für zahlreiche webertypische Fremdwörter und die künstlichen Begriffe zum Geldwesen, die Weber von Georg Friedrich Knapp übernahm oder in Anlehnung an ihn bildete. Der Leser sei auf die Verzeichnisse am Ende des Bandes verwiesen. Dort finden sich außer dem Glossar ein Personenverzeichnis mit biographischen Angaben zu den von Max Weber genannten Personen (mit Ausnahme allgemein bekannter) sowie ein Literaturverzeichnis mit den vollständigen bibliographischen Angaben der von Max Weber zitierten Literatur.

Anhänge zum Editorischen Bericht

Anhang I:  Hinweise auf Weiterführung des „Grundriß“-Beitrags a) Kapitel und weitere Soziologien Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Kapitel IV ständische oder nationale oder Klassengemeinschaft (falls diese letzteren Tatbestände über bloße Gemeinsamkeiten hinaus „soziales Handeln“ erzeugen, – wovon später)

Kap. I, §  1

S.  177

55

Typische Berufe und typische Arten von Einkommens-Erwerbschancen stehen im Zusammenhang miteinander, wie bei Besprechung der „ständischen“ und „Klassenlagen“ zu erörtern sein wird.

Kap. II, §  24

S.  339

57

Über „Berufsstände“ und Klassen im allgemeinen s. Kap. IV.

Kap. II, §  24

S.  339

57

dies Gehalt ist abgestuft [.  .  .] im übrigen nach dem Prinzip der „Standesgemäßheit“ (Kap. IV)

Kap. III, §  4

S.  460

22

Selbstverständlich sind moderne Offiziere eine Kap. III, §  4 mit ständischen Sondermerkmalen, von denen andern Orts (Kap. IV) zu reden ist, ausgestattete Kategorie von ernannten Beamten

S.  462

33

Appropriation der Stellen oder Herrengewalten [.  .  .] an eine ständisch (Kap. IV) qualifizierte Schicht

Kap. III, §  7a

S.  477

70

es kann die ständische Qualifikation und also: Standesehre gefordert werden (s. über den Begriff des „Standes“ Kap. IV).

Kap. III, §  8

S.  4 81

81

Lehen und Militär-Pfründe gehen oft bis zur Ununterscheidbarkeit ineinander über. (Darüber die Erörterung des „Standes“ Kap. IV.)

Kap. III, §  8

S.  482

82

Noviziate gehören [.  .  .] (s. über die charismatische Erziehung Kap. IV)

Kap. III, §  12

S.  504

46

109

Anhang I: Weiterführung des GdS-Beitrags Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Kapitel IV alle fest privilegierten „Geburtsstände“ (darüber Kap. IV)

Kap. III, §  12

S.  505

54

rein militaristischer Stände. Davon ist in Kap. IV zu reden.

Kap. III, §  12c S.  527

43

Auslese der Delegierten nach dauernder ständischer oder Klassenlage (s. Kap. IV)

Kap. III, §  15

S.  550

27

Reichtum, dessen Besitz allein oft „Häuptlings“-Qualität gibt (Bedingungen s. Kap. IV)

Kap. III, §  2 0

S.  576

36

Hinweise auf: Kapitel V Appell an Brüderlichkeitspflichten (darüber bei Erörterung des Nachbarschaftsverbandes Kap. V)

Kap. II, §  7

S.  247

7

Über das Eindringen der Rechenhaftigkeit in den urwüchsigen Familienkommunismus s. unten Kap. V.

Kap. II, §  12

S.  285

95

in primitiven Hauswirtschaften, in welchen – vorbehaltlich der typischen Arbeitsteilung der Geschlechter (davon in Kap. V)

Kap. II, §  16

S.  304

52

Die – im Prinzip, nicht notwendig „ursprünglich“ oder tatsächlich (s. Kap. V) kommunistische – Hauswirtschaft

Kap. II, §  2 0

S.  324

19

Träger des Betriebes sind normalerweise die Kap. II, §  2 0 Hausgemeinschaften (über deren Entwicklung Kap. V)

S.  327

28

ob [.  .  .] diese Herrenlage ihre Quelle in Kap. II, §  2 0 primärer Sippenhauptsstellung oder Häuptlingswürde mit Bittarbeitsansprüchen (Kap. V) [.  .  .] hat

S.  327

30

S.  215

20

die Beseitigung der Wirtschaftsfremdheit des Kap. III, §  12a S.  507 Charisma [.  .  .]. Typisch bei den Buddhisten und hinduistischen Sekten zu beobachten (s. Religionssoziologie).

62

Hinweise auf: Religionssoziologie Das Nähere [zu „Kirche“ und „Sekte“] gehört in die Religionssoziologie.

Kap. I, §  17

Hinweise auf: Rechtssoziologie daß also Ordnungen von jener juristisch-orien- Kap. I, §  1 tierten Art gelten. Darüber später.

S.  162

27

110

Anhänge zum Editorischen Bericht Belegstellen

Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Rechtssoziologie Geltender „Rechtssatz“ und „Rechtsentscheidung“ [.  .  .]. Alles Nähere gehört in die Rechtssoziologie.

Kap. I, §  6

S.  188 f.

73

Legitime Geltung [.  .  .] einer Ordnung [.  .  .]. Alles Nähere gehört (vorbehaltlich einiger noch weiter zu definierender Begriffe) in die Herrschafts- und Rechtssoziologie.

Kap. I, §  7

S.  190 f.

74

Der Tatbestand der „Vertretung“ besteht typisch bei Zweckvereinen und gesatzten Verbänden, insbesondere dann, wenn ein „Zweckvermögen“ (darüber später in der Rechtssoziologie) gesammelt und verwaltet wird.

Kap. I, §  11

S.  2 03 f.

3

Die Legitimität des Mehrheitsentscheids ist Kap. I, §  13 daher (s. später bei der Soziologie der Herrschaft und des Rechts) in langen Epochen [.  .  .] oft nicht anerkannt oder problematisch gewesen.

S.  2 07 f.

9

Im allgemeinen [.  .  .] fällt die Grenze der Verwaltungs- und der Regulierungsordnung mit dem zusammen, was man im politischen Verband als „öffentliches“ und „Privatrecht“ scheidet. (Das Nähere darüber in der Rechtssoziologie.)

Kap. I, §  14

S.  209

14

Der Gegensatz zwischen Wirtschaftsregulierung und bloßem Ordnungsverband ist flüssig. [.  .  .] Zahlreiche moderne gesetzliche Bestimmungen, welche sich als reine „Ordnungs“-Normen geben, sind in der Art ihrer Gestaltung darauf zugeschnitten, einen solchen Einfluß zu üben (davon in der Rechtssoziologie).

Kap. II, §  5

S.  234

50

Nur pflegt sich dieser materiale Utilitarismus [der Beamten] in der Richtung der Forderung entsprechender – ihrerseits wiederum: formaler und in der Masse der Fälle formalistisch behandelter – Reglements zu äußern. (Darüber in der Rechtssoziologie).

Kap. III, §  5

S.  467

46

111

Anhang I: Weiterführung des GdS-Beitrags Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

S.  537

72

Hinweise auf: Rechtssoziologie Die nach materialen Gerechtigkeitsgründen, utilitarischen Zwecken und Staatsnutzen verfahrende Justiz und Verwaltung der patriarchalen Herrschaft findet in den [.  .  .] materialen Gerechtigkeitspostulaten der radikalen Demokratie [.  .  .] ihre entsprechende Parallele (wovon in der Rechtssoziologie zu handeln ist).

Kap. III, §  14

Hinweise auf: Staatssoziologie Der Organisation nach können Parteien den gleichen Typen angehören wie alle andren Verbände [.  .  .]. Alles Nähere (Materiale) gehört in die Staatssoziologie.

Kap. III, §  18

S.  568

5

Wirtschaftlich ist die Partei-Finanzierung eine für die Art der Einflußverteilung und der materiellen Richtung des Parteihandelns zentral wichtige Frage [.  .  .] auch diese Problematik gehört aber im einzelnen in die Staatssoziologie.

Kap. III, §  18

S.  568

6

Ihren modernen Typus nehmen die Parteien erst im legalen Staat mit Repräsentativverfassung an. Die Darstellung erfolgt weiterhin in der Staatssoziologie.

Kap. III, §  18

S.  570

13

Kap. III, §  13

S.  532

55

Umstürze von Herrschaften aus der Initiative Kap. III, §  13 der Verwaltungsstäbe haben unter sehr verschiedenen Bedingungen in der Vergangenheit stattgefunden (s. darüber das Kapitel über die Theorie des Umsturzes).

S.  532

56

S.  216

3

Hinweise auf: Theorie des Umsturzes Die Vorbedingungen in allen früheren Fällen von Revolutionen waren sehr verschiedene (s. darüber das Kapitel über die Theorie der Umwälzungen).

Hinweise auf: Wirtschaftssoziologie Jegliche ‚Dynamik‘ bleibt vorerst noch beiseite.

Kap. II, §  1

112

Anhänge zum Editorischen Bericht Belegstellen

Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Wirtschaftssoziologie Die außerordentliche Bedeutung optimaler Berechenbarkeit als Grundlage optimaler Kapitalrechnung wird uns in der Erörterung der soziologischen Bedingungen der Wirtschaft stets neu entgegentreten.

Kap. II, §  11

S.  2 61

35

[…] und ähnliche Obstruktionen formal rationaler Institutionen auch durch kapitalistische Gewinninteressen werden uns oft begegnen […]

Kap. II, §  4 0

S.  4 41

32

die anderen Arten von Renten und Gewinnen können sowohl das eine wie das andere sein (eine Kasuistik ist hier noch nicht beabsichtigt).

Kap. II, § 41

S.  4 47

48

Die Zusammenhänge der ökonomischen Dynamik mit der Gesellschaftsordnung werden s. Z. stets erneut erörtert werden.

Kap. II, § 41

S.  448

52

113

Anhang I: Weiterführung des GdS-Beitrags

b) Sachverhalte Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Entwicklung zum modernen Kapitalismus Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion Kap. II, §  3 9 marktorientierter kapitalistischer Entwicklung durch Abgaben-Verpfründung ist China, durch Abgaben-Verleihung (damit vielfach identisch): Vorderasien seit dem Khalifenreich (darüber an seinem Ort).

S.  439

22

Kap. II, §  3 9

S.  440

25

Der historisch wichtigste Fall der monopolisKap. II, §  3 9 tischen Ablenkung des Kapitalismus ist [.  .  .] die Epoche des fürstlichen Monopol- und Monopolkonzessionserwerbs im Beginn der Neuzeit [.  .  .], wovon an seinem Ort zu reden sein wird.

S.  440

28

Kap. II, §  3 9

S.  440

29

Das Gesagte [zum Zusammenhang von Kap. III, §  9 a Wirtschaft und traditionaler Herrschaft] muß hier genügen, da darauf in den verschiedensten Zusammenhängen eingehender zurückgekommen wird.

S.  487

4

Der moderne, spezifisch okzidentale Kapitalis- Kap. III, §  9 a mus [.  .  .] entwickelte sich vom 16.–18. Jahrhundert [.  .  .] in den rein patrimonialen oder feudal-ständisch beeinflußten Staaten des Kontinents ganz ebenso wie die Stuartschen Monopolindustrien [.  .  .] (auch darüber gesondert).

S.  4 89 f.

11

Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion der kapitalistischen Entwicklung überhaupt durch leiturgische Bedarfsdeckung ist die Spätantike [.  .  .]. Auch davon an seinem Ort.

Ehe auf die Entwicklungsstufen und Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft zurückgekommen wird, muß erst die rein soziologische Erörterung der außerwirtschaftlichen Komponenten vorgenommen werden.

Hinweise auf: Wirtschaft und Herrschaft

114

Anhänge zum Editorischen Bericht Belegstellen

Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: Wirtschaft und Herrschaft Im übrigen läßt sich etwas ganz Allgemeines [.  .  .] über die Beziehungen der verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten [der charismatischen Herrrschaft] zur Wirtschaft nicht wohl sagen: dies muß der besonderen Betrachtung vorbehalten bleiben.

Kap. III, §  12a S.  512

83

Über die Ökonomik von (charismatischen) Revolutionen ist s. Z. gesondert zu reden.

Kap. III, §  12a S.  513

84

von den verschiedenen Arten der Pfründen ist erst später bei der Einzeldarstellung zu reden.

Kap. III, §  12b S.  513

3

Alle Einzelheiten der Zusammenhänge [der Kap. III, §  14 plebiszitären Herrschaft] mit der Wirtschaft gehören in die Sonderdarstellung weiter unten, nicht hierher.

S.  542

88

Alle Einzelheiten [zu Kollegialität und Wirtschaft] gehören in die Spezialerörterungen.

Kap. III, §  17

S.  566

83

Zusammenhang [von Repräsentation] mit der Wirtschaft: Dieser ist höchst kompliziert und späterhin gesondert zu erörtern.

Kap. III, §  21

S.  586

67

S.  600

18

Jede ständische Gesellschaft [.  .  .] hindert auf Kap. IV, §  3 diese Art durch monopolistische Appropriationen und durch Ausschaltung der freien Verfügung über die eigne Erwerbsfähigkeit die freie Marktbildung. Davon gesondert. Hinweise auf: staatssoziologische Themen Die legale Herrschaft kann sehr verschiedene Formen annehmen, von denen später gesondert zu reden ist.

Kap. III, §  3

S.  459

19

Die patrimonialen „Diener“ [.  .  .] und die kapitalistischen Heeresunternehmer sind ebenso wie, oft, die kapitalistischen Privatunternehmer Vorläufer der modernen Bureaukratie gewesen. Davon später im einzelnen.

Kap. III, §  4

S.  463

36

Der Begriff des „Lehens“ kann erst im Zusammenhang mit dem Begriff des „Staats“ näher erörtert werden.

Kap. III, §  8

S.  483

85

115

Anhang I: Weiterführung des GdS-Beitrags Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

S.  4 84 f.

90

Die Entstehung eines solchen [fachgeschulten Kap. III, §  9 a Beamtentums] innerhalb des okzidentalen Patrimonialismus ist, wie sich zeigen wird, durch einzigartige Bedingungen herbeigeführt, die nur hier bestanden

S.  488

8

Der moderne, spezifisch okzidentale Kapitalis- Kap. III, §  9 a mus ist vorbereitet worden in den (relativ) rational verwalteten spezifisch okzidentalen städtischen Verbänden (von deren Eigenart später gesondert zu reden sein wird)

S.  489

9

Die Patrimonialstaaten des Mittelalters Kap. III, §  9 a unterschieden sich durch die formal rationale Art eines Teils ihres Verwaltungsstabes [.  .  .] prinzipiell von allen andern Verwaltungsstäben aller politischen Verbände der Erde. Auf die Quelle dieser Entwicklung und ihre Bedeutung wird näher gesondert einzugehen sein.

S.  490

12

Es pflegt sich für die verbandsmäßigen Befehlsgewalten die volle Appropriation nach Art derjenigen verlehnter Vermögensrechte nur mit mannigfachen – später gesondert zu besprechenden – Übergängen und Rückständen durchzusetzen.

Kap. III, §  12b S.  517

12

Dafür waren neben rein historisch gegebenen Machtkonstellationen im Okzident ökonomische Bedingungen, vor allem: die Entstehung des Bürgertums auf der Grundlage der (nur dort im okzidentalen Sinne entwickelten) Städte und dann die Konkurrenz der Einzelstaaten um Macht durch rationale (das hieß: bureaukratische) Verwaltung und fiskalisch bedingtes Bündnis mit den kapitalistischen Interessenten entscheidend, wie später darzulegen ist.

Kap. III, §  12b S.  520

23

Hinweise auf: staatssoziologische Themen Ständische Gewaltenteilung [.  .  .] Der Typus ist voll nur im Okzident entwickelt. Über seine nähere Eigenart und den Grund seiner Entstehung dort ist später gesondert zu sprechen.

Kap. III, §  9

116

Anhänge zum Editorischen Bericht Belegstellen

Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

der Charakter derjenigen Schicht von [.  .  .] Kap. III, §  13 Beamten [.  .  .]: rituelle Literaten, Kleriker, rein weltliche Klienten, Ministeriale[,] juristisch geschulte Literaten, fachmäßige Finanzbeamte, private Honoratioren (über die Begriffe später)

S.  530

47

Über die eigenartige Struktur des sog. „Ständestaats“ später Näheres.

Kap. III, §  15

S.  5 51

28

Einen Sondercharakter hat die Abstimmungskollegialität gewählter parlamentarischer Repräsentanten, von der daher gesondert zu handeln sein wird.

Kap. III, §  15

S.  552

36

Überall ist daher – auch aus s. Z. zu erörternden ökonomischen und technologischen Gründen – in Massenstaaten mit Beteiligung an der großen Politik die Kollegialität, wo sie erhalten blieb, abgeschwächt worden zugunsten der prominenten Stellung des politischen Führers (leader, Ministerpräsident)

Kap. III, §  15

S.  559

61

S.  5 59 f.

63

Kap. III, §  15

S.  560

64

Über die Organisationsformen der Parteien ist Kap. III, §  18 s. Z. gesondert zu handeln.

S.  571

17

Kap. III, §  18

S.  572

24

Im englischen Parlament führte die (s. Z. zu Kap. III, §  21 besprechende) Art der Zusammensetzung und Geschäftsführung […]

S.  584

55

S.  5 84 f.

61

Hinweise auf: staatssoziologische Themen

Die Kollegialität nur beratender Körperschaf- Kap. III, §  15 ten hat zu allen Zeiten bestanden [.  .  .]. Entwicklungsgeschichtlich sehr wichtig (wie an seinem Ort zu erwähnen) Unter Kollegialität ist hier stets Kollegialität der Herrschaft verstanden [.  .  .]. Das Verhalten von ständischen oder parlamentarischen Versammlungen gehört, wie im Text angedeutet, noch nicht hierher.

(Caucus, über den Begriff später)

Die Art, wie der englische König [.  .  .] allmählich expropriiert wurde, und die Gründe für diese an sich singuläre [.  .  .], aber universell bedeutsam gewordene Entwicklung sind hier noch nicht zu erörtern.

Kap. III, §  21

117

Anhang I: Weiterführung des GdS-Beitrags Belegstellen Texthinweise

Kapitel

MWGSeite

Hg.Anm.

Hinweise auf: staatssoziologische Themen Die sog. „konstitutionelle“ Monarchie [.  .  .]. Über die Einzelheiten später.

Kap. III, §  21

S.  585

64

Ebenso stark aber trägt dazu die Bureaukratisierung der Parteien (Caucus-System) bei, welche spezifisch plebiszitären Charakters ist und den Abgeordneten aus einem „Herren“ des Wählers zum Diener der Führer der Parteimaschine macht. Davon wird gesondert zu reden sein.

Kap. III, §  21

S.  587

68

Kap. III, §  1

S.  453

7

die Bureaukratisierung, die überall der Kap. III, §  5 unentrinnbare Schatten der vorschreitenden „Massendemokratie“ ist, – wovon eingehender in anderem Zusammenhang.

S.  467

45

Hinweise auf: Theorie der Demokratie Es wird von den materialen Tatbeständen der sogenannten „Demokratie“ später gesondert zu reden sein.

Unterstützung findet diese Tendenz zur materialen Rationalität von seiten aller derjenigen Beherrschten [.  .  .]. Die daher rührende Problematik gehört in die Theorie der „Demokratie“.

Kap. III, §  5

S.  4 67 f.

o.A.

Grenze der Möglichkeit „unmittelbar demokratischer“ Verwaltung (deren Technik hier nicht auseinandergesetzt werden soll)

Kap. III, §  19

S.  575

31

118

Anhänge zum Editorischen Bericht

Anhang II:  Synopse der Inhaltsverzeichnisse 1921 und 1922 GdS, Abt. III, 1. Lieferung, 1921, S.  VII–VIII

GdS, Abt. III, 1922, S.  VII–IX

ohne Angabe der Seitenzahlen

ohne Angabe der Seitenzahlen

Inhaltsverzeichnis 1921

Inhaltsverzeichnis 1922 Erster Teil: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte.

Kapitel I. Soziologische Grund­ begriffe

Kapitel I. Soziologische Grund­ begriffe

§  1. Begriff der Soziologie und des „Sinns“ sozialen Handelns §  2. Bestimmgründe sozialen Handelns §  3. Die soziale Beziehung §  4. Typen sozialen Handelns: Brauch, Sitte §  5. Begriff der legitimen Ordnung §  6. Arten der legitimen Ordnung: Konvention und Recht §  7. Geltungsgründe der legitimen Ordnung: Tradition, Glauben, Satzung §  8. Begriff des Kampfs §  9. Vergemeinschaftung und Vergesell­ schaftung §  10. Offene und geschlossene Bezie­ hungen §  11. Zurechnung des Handelns. Vertre­ tungsbeziehungen §  12. Begriff und Arten der Verbände §  13. Ordnungen eines Verbandes §  14. Verwaltungsordnung und Regulie­ rungsordnung §  15. Betrieb und Betriebsverband, Verein, Anstalt §  16. Macht, Herrschaft §  17. Politischer Verband, Hierokratischer Verband

§  1. I. Methodische Grundlagen II. Begriff des sozialen Handelns §  2. Arten des sozialen Handelns §  3. Die soziale Beziehung §  4. Typen des sozialen Handelns, Brauch, Sitte §  5. Begriff der legitimen Ordnung §  6. Arten der legitimen Ordnung: Konvention und Recht §  7. Legitime Ordnung

§  12. Begriff und Arten der Verbände §  13. Ordnungen eines Verbandes §  14. Verwaltungsordnung und Regulie­ rungsordnung §  15. Betrieb und Betriebsverband, Verein, Anstalt §  16. Macht und Herrschaft §  17. Politischer Verband, Hierokratischer Verband

Kapitel II. Soziologische Grund­ kategorien des Wirtschaftens

Kapitel II. Soziologische Grund­ kategorien des Wirtschaftens

§  1. Begriff des Wirtschaftens §  2. Begriff der Nutzleistung §  3. Wirtschaftliche Orientierung des Handelns

§  1. Begriff des Wirtschaftens §  2. Begriff der Nutzleistung §  3. Wirtschaftliche Orientierung des Handelns

§  8. Begriff des Kampfes §  9. Vergemeinschaftung und Vergesell­ schaftung §  10. Offene und geschlossene Bezie­ hungen §  11. Vertretungsgewalt

Anhang II: Synopse der Inhaltsverzeichnisse

119

Inhaltsverzeichnis 1921

Inhaltsverzeichnis 1922

§  4. Typische Maßregeln rationalen Wirtschaftens §  5. Arten wirtschaftlicher Verbände §  6. Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld §  7. Primäre Konsequenzen typischen Geldgebrauchs. Kredit §  8. Marktlage, Marktgängigkeit, Markt­ freiheit, Marktregulierung §  9. Formale und materiale Rationalität der Wirtschaft §  10. Rationalität der Geldrechnung

§  4. Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens §  5. Arten wirtschaftlicher Verbände §  6. Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld §  7. Primäre Konsequenzen typischen Geldgebrauchs, Kredit §  8. Markt

§  11. Begriff und Arten des Erwerbens, Kapitalrechnung §  12. Naturalrechnung und Naturalwirt­ schaft §  13. Bedingungen der formalen Rationa­ lität der Geldrechnung §  14. Verkehrswirtschaft und Planwirt­ schaft §  15. Typen wirtschaftlicher Leistungsver­ teilung (Allgemeines) §§  16. 17. Arten der technischen Leistungsgliederung §  18. Soziale Arten der Leistungsteilung §  19. Appropriation der Leistungsverwer­ tung §  20. Appropriation der Beschaffungsmit­ tel §  21. Appropriation der disponierenden Leistung §§  22. 23. Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln §  24. Beruf und Arten der Berufsgliede­ rung §  24a. Hauptformen der Appropriationsund Marktbeziehungen §  25. Bedingungen rechnungsmäßiger Leistung: Angepaßtheit, Arbeits­ übung, Arbeitsneigung usw. §  26. Rechnungsfremde Leistungsverge­ meinschaftung: Formen des Kommu­ nismus §  27. Kapitalgüter, Kapitalrechnung §§  28. 29. 29a. Begriff und Formen des Handels

§  9. Formale und materiale Rationalität der Wirtschaft §  10. Rationalität der Geldrechnung, Haushalt §  11. Begriff und Arten des Erwerbens, Kapitalrechnung §  12. Naturalrechnung §  13. Formale und materiale Rationalität der Geldwirtschaft §  14. Verkehrswirtschaft und Planwirt­ schaft §  15. Typen wirtschaftlicher Leistungsver­ teilung (Allgemeines) §§  16. 17. Typen technischer Leistungs­ verteilung §  18. Soziale Leistungsverteilung §  19. Appropriation der Arbeitsverwer­ tung §  20. Appropriation der Beschaffungsmit­ tel §  21. Appropriation der Leistung §§  22. 23. Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln §  24. Beruf und Arten der Berufsgliede­ rung §  24a. Hauptformen der Appropriationsund Marktbeziehungen §  25. Bedingungen rechnungsmäßiger Leistung: Angepaßtheit, Arbeits­ übung, Arbeitsneigung usw. §  26. Rechnungsfremde Leistungsverge­ meinschaftung §  27. Kapitalgüter, Kapitalrechnung §§  28. 29. 29a. Begriff und Formen des Handels

120

Anhänge zum Editorischen Bericht

Inhaltsverzeichnis 1921 §  30. Bedingungen formal höchster Rationalität der Kapitalrechnung §  31. Typische Richtungen „kapita­ listischer“ Orientierung des Erwerbs §  32. Die Geldverfassung des modernen Staats und die verschiedenen Geldarten: Kurantgeld §  33. Sperrgeld §  34. Notales Geld §  35. Formale und materiale Geltung des Geldes §  36. Mittel und Ziele der Geldpolitik. Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes §  37. Außermonetäre Bedeutung poli­ tischer Verbände für die Wirtschaft §  38. Die Finanzierung politischer Verbände §  39. Rückwirkung auf die Privatwirt­ schaften §  40. Einfluß der Wirtschaft auf die Verbandsbildung §  41. Die Triebfeder des Wirtschaftens

Inhaltsverzeichnis 1922 §  30. Höchstmaß formaler Rationalität der Kapitalrechnung §  31. Typische Richtungen „kapita­ listischer“ Orientierung des Erwerbs §  32. Die Geldverfassung des modernen Staats und die verschiedenen Geldarten. Kurantgeld §  33. Sperrgeld §  34. Notales Geld §  35. Formale und materiale Geltung des Geldes §  36. Mittel und Ziele der Geldpolitik. Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes §  37. Außermonetäre Bedeutung politischer Verbände für die Wirt­ schaft §  38. Finanzierung politischer Verbände §  39. Rückwirkung auf die Privatwirt­ schaften §  40. Einfluß der Wirtschaft auf die Verbandsbildung §  41. Die Triebfeder des Wirtschaftens

Kapitel III. Die Typen der Herr­ schaft

Kapitel III. Die Typen der Herr­ schaft

§  1. Definition, Bedingung und Arten der Herrschaft. Legitimität §  2. Die drei reinen Typen legitimer Herrschaft: Rationale, traditionale, charismatische Herrschaft §§  3. 4. Legale Herrschaft: Reiner Typus mittels bureaukratischen Verwal­ tungsstabes §  5. Die bureaukratisch-monokratische Verwaltung §§  6. 7. Traditionale Herrschaft §§  7a. 8. Gerontokratie, Patriarchalismus, Patrimonialismus

§  1. Definition, Bedingung und Arten der Herrschaft. Legitimität §  2. Die drei reinen Typen legitimer Herrschaft

§  9. Ständisch-patrimoniale Herrschaft §  9a. Traditionale Herrschaft und Wirtschaft

§§  3. 4. Legale Herrschaft: Reiner Typus mittels bürokratischen Verwaltungs­ stabes §  5. Die bürokratisch-monokratische Verwaltung §§  6. 7. Traditionale Herrschaft §  7a. Gerontokratie, Patriarchalismus, Patrimonialismus §  8. Unterhalt des patrimonialen Dieners §  9. Ständisch-patrimoniale Herrschaft §  9a. Traditionale Herrschaft und Wirtschaft

Anhang II: Synopse der Inhaltsverzeichnisse

Inhaltsverzeichnis 1921

121

Inhaltsverzeichnis 1922

§  10. Charismatische Herrschaft, ihre §  10. Charismatische Herrschaft, ihre Merkmale und Vergemeinschaftungen Merkmale und Vergemeinschaf­ tungen §§  11. 12. 12a. Die Veralltäglichung des §§  11. 12. 12a. Die Veralltäglichung des Charisma und ihre Wirkungen Charisma und ihre Wirkung §  12b. Feudalismus, Lehensfeudalismus §  12b. Feudalismus, Lehensfeudalismus §  12c. Pfründen- und sonstiger Feudalis­ §  12c. Pfründen- und sonstiger Feudalis­ mus mus §  13. Vermischung der verschiedenen §  13. Vermischung der verschiedenen Herrschaftstypen Herrschaftstypen §  14. Die herrschaftsfremde Umdeutung §  14. Die herrschaftsfremde Umdeutung des Charisma des Charisma §  15. Kollegialität und Gewaltenteilung §  15. Kollegialität und Gewaltenteilung §  16. Spezifizierte Gewaltenteilung §  16. Spezifizierte Gewaltenteilung §  17. Beziehungen der politischen §  17. Beziehungen der politischen Gewaltenteilung zur Wirtschaft Gewaltenteilung zur Wirtschaft §  18. Begriff und Wesen der Parteien §  18. Begriff und Wesen der Parteien §  19. Herrschaftsfremde Verbandsverwal­ §  19. Herrschaftsfremde Verbandsverwal­ tung und Repräsentantenverwaltung tung und Repräsentantenverwaltung §  20. Honoratiorenverwaltung §  20. Honoratiorenverwaltung §  21. Wesen und Formen der Repräsenta­ §  21. Wesen und Formen der Repräsenta­ tion tion §  22. Repräsentation durch Interessenver­ §  22. Repräsentation durch Interessen­ treter vertreter

Kapitel IV. Stände und Klassen

Kapitel IV. Stände und Klassen

§  1. Begriffe §  2. Bedeutung der Erwerbsklasse §  3. Begriff der ständischen Lage, des Standes

§  1. Begriffe: Klassenlage, Klasse usw. §  2. Bedeutung der Erwerbsklasse §  3. Ständische Lage, Stand

Vorbem. 147–148

§  1

I

I

§  2

§  3

§  4

§  5

§  6

§  7

§  8

§  9

I

I

I

I

I

I

I

I

keine

keine

keine

keine

keine

194–198 keine

192–194 keine

189–191 a)-d)

1

6

7

8

183–185

180–182

177–179

175–177

172–175

149–172

9 Seite

d) α)-β)

195–198

192–194

190–191

186–189

5

II. a)-b)

4

keiner

3

Petitdruck

I., 1.–3.

2

Gliederungsebenen

185–189 I.-II.

182–185

179–182

177–179

175–177

Zwüber. 149 + 172

149–175

§§  1–17 147–215

Seite

I

Kap. §§-Nr.

Legende: * = unklare oder sich widersprechende Untergliederungen

Anhang III: Gliederungsstruktur von WuG, Kapitel I–IV

Zuordnung

1.–4.

1.–3.

1.–6.

1.–4.

1.–3.

1.–4.

1.–7.

1.–5.

II., 1.–4.

I., 1.–11.

Untergliederung

122 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  12

§  13

§  14

§  15

§  16

§  17

§§  1–41 216–448 plus §  2 4a (S.  3 45), §  2 9a (S.  370)

Vorbem. 216

§  1

§  2

I

I

I

I

I

I

II

II

II

II

keine

keine

223–225 keine

216–223 keine

212–215

210–211 keine

209–210 keine

209

207–208 keine

204–207 keine

202–204 keine

§  11

I

4

198–202 keine

3

§  10

2

I

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 5

6

7

8

Petitdruck

224–225

217–223

1.–3.

1.–7. *(2x 2.)

1.–4.

1.–2.

211 212–215

1.–2.

1.–4.

1.–2.

211

210

209

1.–4.

keine 207–208

1.–3.

1.–4.

1.–4.; 1. a)-d)

Untergliederung

206–207

Zuordnung

204–205

203–204

199–202

9 Seite

Anhang III: Gliederungsstruktur

123

§  4

§  5

§  6

§  7

§  8

§  9

§  10

§  11

§  12

§  13

§  14

II

II

II

II

II

II

II

II

II

II

II

288–295 keine

285–287 1.–3.

273–285 a)-b)

258–272 keine

252–258 1.–5.

251–252 keine

248–251 1.–4.

α.-β.

1.–3.

a)-b)

244–247 1.–8.

1.–2.

α.-γ.

235–244 a)-b)

232–235 a)-d)

227–232 1.–4.

225–227 keine

§  3

II

1

2

a)-b)

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

zu b) 1.–2.

zu a) α.-β.

4

5

6

7

8

1.–4.

1.–5.

1.–6.

1.–3.

1.–2.

290–295 zu  § §  13 1.–6. und 14

→ §  14

280–285

264–272

257–258

251–252

249–251

1.–5.

246–247

1.–9.

1.–7.

1.–7.

1.–3.

Untergliederung

keine

Zuordnung

245

239–244

233–235

230–232

225–227

9 Seite

Petitdruck

124 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  16

§  17

II

II

306–308 I.

303–306 I.

1.–3.

295–303 a)-b)

§  15

II

1

B.

A.

A)-B)

2

1.–3.

1.–2.

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

a)-b)

a)-b)

4

αα)-gg)

αα)-γγ) 1.–2.

α.-g.

α.-β.

5

6

7

8

Petitdruck

zu I. A.1.a

Zuordnung

keine

1.–4.

keine

Untergliederung

zu I. B.3.

zu I. B.2

307 308

zu keine I. B.1.b.

307

keine

keine

zu keine I. B.1.a.

zu 1.–3. I. A.2.b.

306 306

zu keine I. A.2.a.

305

304–305 zu keine I. A.1.b.

304

297–303

296

9 Seite

Anhang III: Gliederungsstruktur

125

§  19

II

314–322 II.

308–314 II.

§  18

II

1

B.

A.

2

1.–3.

1.–2.

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

a)-d)= 4 Mög.

a)-b)

I.-II.

1.–2.

zu 1. I.-II.

a)-b)

4

5

keine zu II. B.1.– 3.

d) α.-β.

c) a)-b) α.-β.

αα)-ββ) 1.–2.

zu keine II. B.1.d. 321–323 zu II. B. 1.–2. 1.I.-II.

320

319–320 zu keine II. B.1.c)

b) α.-β. αα.-ββ. 317–318 zu a)-b) II. B.1.b) (2x)

zu keine II. B.1.b)

316 α.-β.

315

1.–4.

310–314 zu II. A.2.

Untergliederung keine

Zuordnung zu II. A.1.

309

9 Seite

b) α.-β. a)-b)

8

315–316 zu keine II. B.1.a)

I.-II.

7

a) α.-γ.

α.-β.

6

Petitdruck

126 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  21

§  22

§  23

§  24

II

II

II

II

1.–2.

339–345 1.–3.

337–339 1.–2.

334–336

333–334 II.

323–333 II.

§  20

II

1

α.-γ.

α.-β.

3

zu 3. 1.–3.

zu 2. a)-c)

4

2. α.-β. β. a)-b) αα)-ββ)

zu b) I.-II.

1. a)-b) zu a) α I.-II.

a)-b)

a)-e)

B.

B.

2

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr.

αα)-ββ)

a)-b)

zu c) α.-β.

αα)-ββ)

keiner

343

342

339–341

keiner

keiner

334

keiner

zu 1.b.

zu 1.a.

keine

keine

1.–3.; 4 Ebenen

zu II. B. keine 3.a.-b.

keiner

1. α.-β. αα)-ββ) I.-II.

Untergliederung

324–325 zu keine II. B.2.a.

Zuordnung

326–333 zu 1.–6. II. B.2.b) (*2x1.; 2x2.); 4 Ebenen ααα)βββ)

Petitdruck 9 Seite

1. α.-z.

8

zu b) 1.–2.

7

αα)-ββ) 1.–2.

6

zu a) α.-β.

5

Anhang III: Gliederungsstruktur

127

Forts.

§  24

§  24a

§  25

§  26

§  27

§  28

§  29

II

II

II

II

II

II

II

a)-d)

a)-b)

8

keiner

keiner

keiner

keiner

9 Seite

keiner

367–370 zu 4.

365–367 1.–6.

363–365 keine

360–363 1.–3.

355–360 I.-II.

keiner

a)-d)

a)-b)

a)-b)

a) 1.–3.

α.-β.

Zuordnung

zu b)

367 keiner

zu a)

367

366–367 zu 1.–5.

365

361–362

keiner

1.–3. a)-c)

keiner

I., 1.–3. Zu 1.– 3.;1.–2.

a)-e)

1.–2.

keiner

7

c) *a)-c)

6

keiner

5

b) *a)-b)

α.-g.

β. I.-II.

2. a)-c) α.-β.

4

g) a)-b) α.

3

1. a)-h) α.-δ.

α)-β)

2

Petitdruck

α.-ε.

1

Gliederungsebenen

345–355 1.–2.

Seite

Kap. §§-Nr.

keine

keine

keine

zu a-c

Untergliederung

128 Anhänge zum Editorischen Bericht

Forts.

§  29

§  29a

§  30

§  31

§  32

II

II

II

II

II

382–397 1.–7.

1.–2.

379–382 1.–6.

375–378 1.–8.

a)-c)

1

Petitdruck

keiner

keine

384 keiner keiner

1. a)-b) b) α.-β. b) α.-g.

1. 1.–2.

382–383

keiner

380–381

keine

*1.–2.

keine

376–378 zu 3. + 7. 1.–2.

375

1. a)-c) c) α.-β.

a)-b)

α.-d.

keine

zu b)a) keine β.ββ)

369

Untergliederung

zu b)a) keine β.αα)

Zuordnung

368

9 Seite

373

8

a)-b)

7

keiner

6

α.-β.

αα)-gg)

5

zu b) 1.–3.

ααα)βββ)

4

keiner

α)-gg)

b) a)-b) α.-β.

3

zu b) 1.–2.

α.-γ.

2

Gliederungsebenen

370–375 a)-b)

Seite

Kap. §§-Nr.

Anhang III: Gliederungsstruktur

129

Forts.

§  32

§  33

§  34

§  35

§  36

II

II

II

II

II

A.

404–427 I.-II.

404–407 keine

400–404 B.*

1

1.–3.

a)-b)

a)-c)

II.

I.

1. 1.–3.

2

1.–2. α.-β.

αα)-gg) b) α.-β.

aa)-bb)

4

α.-β.

3

a)-c)

a)-b)

Gliederungsebenen

397–400 A.*

Seite

Kap. §§-Nr. 5

6

7

8

keine

391–392 zu 3. 393

keine

396–397 zu b)

keine keiner

keine 405

keine

1.–2.

404

403–404

402

keiner

keine

400

zu c)

keine

398–399 zu a)

keiner

keine

zu b)

396

keine

zu 2.

389

zu 6.

keine

zu 2.

388

1.–2.

keine

zu 2.

387

Untergliederung keine

Zuordnung

386–387

9 Seite

Petitdruck

130 Anhänge zum Editorischen Bericht

Forts.

§  36

§  37

§  38

§  39

§  40

§  41

II

II

II

II

II

II

A.-B.

442–448

A.-B.

440–441 keine

437–440 keine

428–437 I.-II.

1

a) α.-g.

αα)-gg)

6

7

8

Petitdruck

keiner

9 Seite

I.-II.

keine

keine

Untergliederung

1.–4.

keine

441

keiner

keiner

keine

1.–2., 1.–3. 441

439–440

Zu C.

αα)-ββ)

C. α.-γ

Zu A. Zu B.

434–437 zu II.

zu I.b.

430

keine

zu I.a)β. keine

429

keiner

B. α.-β. αα)-ββ)

II. A.-C. A. a)-b) α.-g.

I. a)-b)

zu B.

zu A.

Zuordnung

415–427 Knapp keine -Exkurs

415

5

B.

4

412

3

A. 1.–4.

1.–2. (2x)

2

Gliederungsebenen

427–428 1.–6.

Seite

Kap. §§-Nr.

Anhang III: Gliederungsstruktur

131

7

8

9 Seite

§  3

III

1.–8.

455–459 1.–5.

zu 4.

456

zu 2.

zu 3.

Zuordnung

456

454–455

459

Vorbem. 455

III

453–455 1.–3.

4. a)-b)

2. Zwischenüberschrift (S.  4 55) zu §§  3.–5.

III

457

§  2

III

450–453

448

2. a)-c)

§  1

III

449–453 keine

§§  1–22 449–591 plus §  7a (S.  475), §  9 a (S.  4 85), §  12a (S.  5 07), §  12b (S.  513), §  12c (S.  520)

12.1.–2.

keiner

6

B.II.6.– 11.a)-b) 12.

5

keiner

4

Petitdruck

B. I.1.– 5.

3

1. Zwischenüberschrift (S.  4 49) zu §§  1.–2.

2

III

Forts.

§  41

II.

1

Gliederungsebenen

III

Seite

Kap. §§-Nr.

keine

keine

keine

keine

1.–2.

1.–7.

keine

Untergliederung

132 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  5

3. Zwischenüberschrift (S.  4 68) zu §§  6.–9a.

§  6

§  7

§  7a

III

III

III

III

1.–6.

475–481 1.–3.

a)-e)

469–474 1.–2.

468–469 1.–2.

463–468 1.–3.

459–463 1.–10.

§  4

III

6

7

8

Petitdruck

keiner

460–463

9 Seite

471

b) α.-g.

keiner

478

3. a)-b) α.-g. 4. a)-b)

keiner

3. a)-b)

zu 3.

476–477 zu 2.

2.

zu e)

474

475–476 zu 1.

zu d)

474

1. a)-b)

keine

zu b)

473

keine

keine

keine

keine

keine

keine

b)α.-g.

a)α.-e.

1.–9.

Untergliederung

472–473 zu a)

zu b)

470–471 zu a)

Zuordnung

a) α.-z.

zu a)-e) α.-β.

a)-b)

keiner

5

keiner

4

a)-b)

3

a)-b)

2

III

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr.

Anhang III: Gliederungsstruktur

133

§  8

§  9

§  9a

4. Zwischenüberschrift (S.  4 90) zu §  10.

§  10

5. Zwischenüberschrift (S.  4 97) zu §§  11–12a.

III

III

III

III

III

III

4.*(§  7a)

490–497 1.–5.

485–490 1.–2.

483–485

481–483 a)-e)

Forts.

§  7a

3

7

8

Zuordnung

keine keine keine keine keine

zu 1. 492–493 zu 2. zu 3.

492

495

496–497 zu 4.

1.–2.

keine

1.–2.

1.–3.

keine

1.–2.

1.–2.

Untergliederung

491–492

zu 2b)

487–488 zu 1. a)-d)*

484–485 zu 4.

484

482–483

479–481

9 Seite

489–490

6

2. a)-d)

5

488

4

Petitdruck

2. a)-d)

3. a)-b)

1. 1.–3. 1. α.-β.

1. a)-c) α.-β.

5. α.-β.

2

III

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr.

134 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  12

§  12a

III

III

507–513

keine

1.–3.

503–506 1.–2.

a)-f)* [6.]

497–503 a)-b)

§  11

III

1

3. a)-c) zu a) α.-d.

1. a)-b)

b) 1.–2.

2

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

4

5

6

7

8

keine

zu d) zu e) zu e)

500 501 502

502–503 zu f)*

1.–6.

508–512

keine keine

zu 3)c.

506

wie Textgl.

keine

keine

keine

keine

keine

507

zu 3) a.α.-d.

zu 2

505 506

zu 1b)

504

keiner

keine

zu c)

500

keine

zu b)

499

keine

Untergliederung

zu a)

Zuordnung

499

9 Seite

Petitdruck

Anhang III: Gliederungsstruktur

135

§  12c

520–527 A.-C.

6

7

8

513

9 Seite

zu AA.

Zuordnung

A. cc) aaa)aa)-cc) αα)-ββ) ddd)

BB. bb) aaa)aa)*-cc) αα)-ee) bbb)

keine

zu A.bb)

521

keine 519–520 zu BB.cc) gg)

keine

keine zu BB.cc) αα)

519

520–521 zu A.

keine zu BB.aa) αα)

keine

keine

keine

Untergliederung

518

516–517 zu BB.

5

BB. aa)-ff)

4

514

3

Petitdruck

AA. aa) α.-g. aaa)aa)-ee) bbb)

III

513–520 AA.BB.*

6. Zwischenüberschrift (S.  513) zu §§  12b.-13

§  12b

2

III

Forts.

§  12a

III

1

Gliederungsebenen

III

Seite

Kap. §§-Nr.

136 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  13

7. Zwischenüberschrift (S.  5 33) zu §  14

§  14

III

III

III

533–542

527–532 1.–2.

Forts.

§  12c

C. 1.–3.

2

III

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

4

5

6

7

8

Petitdruck

zu B.

524

535–538

530–532

525–526 zu C.

keine zu A.cc) ββ)

524

1.–2.

1.–5.

1.–3. (Bspe.)

keine

keine 523–524 zu A.cc) αα) ddd)

keine zu A.cc) αα)ccc) 523

Untergliederung

keine zu A.cc) αα)aaa)

Zuordnung

522

9 Seite

Anhang III: Gliederungsstruktur

137

§  15

III

542–562

8. Zwischenüberschrift (S.  5 42) zu §§  15–17

III

1.–3.

1.–3.

Forts.

§  14

α.-g. α.-β.

3. i) 3. k)

3. a)-m) α.-β.

2. a)-c)

2

III

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

αα)-ββ) 1.–2.

4

5

6

7

8

keine

zu 3.f)

zu 3.g) keine keine

zu 3.e)

zu 3.h)

545 546 546 547

547–548 zu 3.i)

zu 3.k) zu 3.l)

551 552

549–550 zu 3.i) α.-g.

zu 3.d) keine

544

keine

keine

keine

keine

keine

keine

zu 3.c)

544

keine

keine

1.–3. (Textgl.)

Untergliederung

zu 3.a)

Zuordnung

543

542

539–542

9 Seite

Petitdruck

138 Anhänge zum Editorischen Bericht

§  17

9. Zwischenüberschrift (S.  5 66) zu §  18

§  18

III

III

III

§  20

III

576–578 1.–2.

573–575 a)-h)

10. Zwischenüberschrift (S.  573) zu §§  19–20

§  19

III

III

a)-d)

566–573 a)-d)

564–566 1.–2.

562–564 [4.]*

§  16

α.-β.

III

3. m)

Forts.

§  15

2

III

1

Gliederungsebenen

Seite

Kap. §§-Nr. 3

4

5

6

7

8

Petitdruck Untergliederung

1.–3. keine keine

578 578

1.–3. 576–577

574–575

568–573

1.–4.*; 2x 3.; 2x 4.

keine

566

keiner

keine

565

1.–3.

1.–2.

561–562 562–564

a)-b); 1.–3.; 1. α.-e.

zu 3. m) keine

Zuordnung

555–560

554

9 Seite

Anhang III: Gliederungsstruktur

139

§  22

§§  1–3

1. Zwischenüberschrift (S.  5 92) zu §§  1–3

§  1

IV

IV

IV

f) α.-γ.

7

8

keiner keiner keiner

c) α.-β. zu a) α.-e. zu a) I.-II.

a)-c)

I. a)-g)

keiner

1.–3.

1.–5. keiner

keine

580–581 zu 3.

583–586

keine

zu 2.

582–583 zu 4.

keine

zu 1.

keine

Untergliederung

580

Zuordnung

579

9 Seite

589–591

6

a)-b)

5

keiner

4

1.–3.

3

Petitdruck

592–595 1.–3.

592–600

587–591 5.*

4. 1.–2.

III

1.–6.

579–587 1.–4.

§  21

2

III

1

Gliederungsebenen

11. Zwischenüberschrift (S.  579) zu §§  21–22

Seite

III

Kap. §§-Nr.

140 Anhänge zum Editorischen Bericht

Forts.

§  1

§  2

§  3

IV

IV

IV

7

8

595

keiner

9 Seite

keiner keiner

keiner

a)-c)

keiner

b) α.-β.

keiner

a)-d)

c) α.-[d.]*

596–597

keiner

6

II. a)-c)

5

keiner

4

I. a)-g)

II. a)-d)

3

zu c) α.-[d.]*

zu b) α.-β.

zu a) 1.–2.

2

Petitdruck

a)-b)

1

Gliederungsebenen

598–600 a)-c)

595

Seite

Kap. §§-Nr. Zuordnung

keine

keine

Untergliederung

Anhang III: Gliederungsstruktur

141

Inhaltsverzeichnis

Bei dem folgenden Inhaltsverzeichnis orientierten sich die Editoren am Druck der 1. Lieferung. Kapitel- und Zwischenüberschriften stammen von Max Weber, die §§-Überschriften aber nur zum Teil, wobei zu berücksichtigen ist, daß sie zum Zeitpunkt seines Todes nur in Gestalt von Kolumnentiteln vorhanden waren. Die fehlenden §§-Überschriften ergänzte Marianne Weber und nahm sie in ihr Inhaltsverzeichnis der 1. Lieferung auf. Dieses ist also nicht insgesamt autorisiert. Näheres dazu im Editorischen Bericht, oben, S.  102. Die von den Editoren in Bezug auf die Kolumnentitel geänderten oder hinzugefügten §§-Überschriften sind in [ ] gestellt.

Kapitel I. Soziologische Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . 147–215 §  1. I. Methodische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 §  1. II. Begriff des sozialen Handelns . . . . . . . . . . . . . . . . 172 §  2. Arten des sozialen Handelns . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 §  3. Soziale Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 §  4. Brauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 §  5. Begriff der sozialen Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 §  6. Konvention und Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 §  7. Legitime Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 §  8. Kampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 §  9. Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung . . . . . . . . . 194 §  10. Offene und geschlossene Beziehungen . . . . . . . . . . . . 198 §  11. Vertretungsgewalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 §§  12. 13. Verband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 §  14. [Verwaltungs- und Regulierungsordnung] . . . . . . . . . . 209 §  15. [Betrieb, Verein, Anstalt] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 §  16. Macht und Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 §  17. [Politischer und hierokratischer Verband] . . . . . . . . . . 212

Kapitel II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216–448 §  1. Wirtschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 §  2. [Nutzleistung, Gut, Leistung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 §  3. Arten des Wirtschaftens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

144

Inhaltsverzeichnis

§  4. [Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens] . . . . . 227 §  5. [Arten wirtschaftlich orientierter Verbände] . . . . . . . . . 232 §  6. [Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld] . . . . . . . . . . . . . . 235 §  7. [Geldgebrauch und Kredit] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 §  8. Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 §  9. [Formale und materiale Rationalität des Wirtschaftens] . . . 251 §  10. [Geldrechnung. Haushalt] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 §  11. [Erwerben, Erwerbstätigkeit, Kapitalrechnung] . . . . . . . 258 §  12. [Naturalrechnung, Naturalwirtschaft] . . . . . . . . . . . . . 273 §  13. [Formale und materiale Rationalität der Geldrechnung] . . 285 §  14. Verkehrswirtschaft und Planwirtschaft . . . . . . . . . . . . 288 §  15. [Verteilung und Verbindung von Leistungen] . . . . . . . . 295 §  16. [Technische Leistungsgliederung A] . . . . . . . . . . . . . 303 §  17. [Technische Leistungsgliederung B] . . . . . . . . . . . . . . 306 §  18. Soziale Leistungsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 §  19. [Appropriation der Arbeitsverwertungschancen] . . . . . . 314 §  20. Appropriation der Beschaffungsmittel . . . . . . . . . . . . 323 §  21. [Appropriation der disponierenden Leistungen] . . . . . . 333 §  22. [Expropriation des einzelnen Arbeiters von den Beschaffungsmitteln] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 §  23. [Expropriation aller Arbeiter von den Beschaffungsmitteln] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 §  24. Beruf, Berufsverteilung, Berufsgliederung . . . . . . . . . . 339 §  24a. Hauptformen der Appropriations- und Marktbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 §  25. [Rechnungsmäßige Leistungsoptima ausführender Arbeit] . 355 §  26. [Rechnungsfremde, kommunistische Leistungsvergemeinschaftung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 §  27. Kapitalgüter, Kapitalrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 §  28. [Arten der Vermittlung des Tauschs von Verfügungsgewalt]. 365 §  29. [Formen des Handels] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 §  29a. [Banken, Finanzgeschäfte] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 §  30. [Bedingungen formal höchster Rationalität der Kapitalrechnung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 §  31. Typische Richtungen „kapitalistischer“ Orientierung des Erwerbs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 §  32. [Die Geldverfassung des modernen Staats. Geldarten: Kurantgeld I.] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 §  33. [Kurantgeld II: Sperrgeld] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 §  34. [Notales Geld] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 §  35. [Formale und materiale Geltung einer Geldart] . . . . . . . 404 §  36. Mittel und Ziele der Geldpolitik. . . . . . . . . . . . . . . . 407

Inhaltsverzeichnis

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Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes . . . . . . . . . 415 §  37. [Außermonetäre Bedeutung politischer Verbände für die Wirtschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 §  38. [Die Ordnung der Finanzierung politischer Verbände] . . . 428 §  39. [Rückwirkung auf die Gestaltung der Privatwirtschaften] . 437 §  40. [Einfluß ökonomischer Interessen auf die Verbandsbildung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440 §  41. [Die letzte Triebfeder des wirtschaftlichen Handelns. Formen und Quellen des Einkommens] . . . . . . . . . . . . . 442

Kapitel III. Die Typen der Herrschaft . . . . . . . . . . . . . . 449–591 1. Die Legitimitätsgeltung §  1. [Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 §  2. [Die drei reinen Typen legitimer Herrschaft] . . . . . . . . . 453 2. Die legale Herrschaft mit bureaukratischem Verwaltungsstab §  3. [Legal-rationale Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 §  4. [Die bureaukratisch-monokratische Verwaltung] . . . . . . . 459 §  5. [Bedeutung der Bureaukratie] . . . . . . . . . . . . . . . . . 463 3. Traditionale Herrschaft §  6. [Traditionale Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468 §  7. [Traditionale Herrschaft mit Verwaltungsstab] . . . . . . . . 469 §§  7a. 8. 9. [Typen traditionaler Herrschaft] . . . . . . . . . . . . 475    1. [Gerontokratie und primärer Patriarchalismus] . . . . . . 475    2. [Patrimonialismus und Sultanismus] . . . . . . . . . . . . . 476    3. [Ständische Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477    4. [Ständische Gewaltenteilung] . . . . . . . . . . . . . . . . 484 §  9a. Traditionale Herrschaft und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . 485 4. Charismatische Herrschaft §  10. [Charismatische Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490 5. Die Veralltäglichung des Charisma §  11. [Die Veralltäglichung der Charisma. Die Nachfolgefrage] . 497 §  12. [Veralltäglichungsinteressen des Verwaltungsstabes] . . . . 503 §  12a. [Übergang in die Alltagsherrschaft] . . . . . . . . . . . . . 507

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6. Feudalismus §  12b. [Lehensfeudalismus] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 §  12c. [Pfründen-, Polis- und sonstiger Feudalismus] . . . . . . . 520 §  13. [Mischformen der Herrschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . 527 6. Die herrschaftsfremde Umdeutung des Charisma §  14. Die herrschaftsfremde Umdeutung des Charisma . . . . . . 533 7. Kollegialität und Gewaltenteilung §§  15. 16. [Kollegialität und Gewaltenteilung] . . . . . . . . . . . 542    1. [Ständische Gewaltenteilung] . . . . . . . . . . . . . . . . 542    2. [Behörden zu Eigenrecht] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542    3. [Kollegialität] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543    3. [Spezifizierte Gewaltenteilung] . . . . . . . . . . . . . . . 562 §  17. [Beziehungen zur Wirtschaft] . . . . . . . . . . . . . . . . . 564 8. Parteien §  18. [Parteien, Parteiorganisation, Parteifinanzierung] . . . . . . 566 9. Herrschaftsfremde Verbandsverwaltung und Repräsentanten-Verwaltung §  19. [Herrschaftsfremde Verbandsverwaltung] . . . . . . . . . . 573 §  20. [Honoratioren-Verwaltung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576 9. Repräsentation §§  21. 22. [Repräsentation] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579    1. [Appropriierte Repräsentation] . . . . . . . . . . . . . . . 579    2. [Ständische (eigenrechtliche) Repräsentation] . . . . . . . 580    3. [Gebundene Repräsentation] . . . . . . . . . . . . . . . . 580    4. [Freie Repräsentation] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581    5. [Repräsentation durch Interessenvertreter] . . . . . . . . 587

Kapitel IV. Stände und Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592–600 1. Begriffe §§  1. 2. [Klassenlage und Klasse] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 §  3. [Ständische Lage und Stand] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598

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Vorbemerkung. Die Methode dieser einleitenden, nicht gut zu entbehrenden, aber unvermeidlich abstrakt und wirklichkeitsfremd wirkenden Begriffsdefinition beansprucht in keiner Art: neu zu sein. Im Gegenteil wünscht sie nur in – wie gehofft wird – zweckmäßigerer und etwas korrekterer (eben deshalb freilich vielleicht pedantisch wirkender) Ausdrucksweise zu formulieren, was jede empirische Soziologie tatsächlich meint, wenn sie von den gleichen Dingen spricht. Dies auch da, wo scheinbar ungewohnte oder neue Ausdrücke verwendet werden. Gegenüber dem Aufsatz im Logos IV (1913, S.  253 ff.a)1 ist die Terminologie tunlichst vereinfacht und daher auch mehrfach verändert, um möglichst leicht verständlich zu sein. Das Bedürfnis nach unbedingter Popularisierung freilich wäre mit dem Bedürfnis nach größtmöglichster Begriffsschärfe nicht immer vereinbar und muß diesem gegebenenfalls weichen. Über „Verstehen“ vgl. die „Allgemeine Psychopathologie“ von K[arl] Jaspers2 (auch einige Bemerkungen von Rickert in der 2.  Aufl. der „Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung“3 und namentlich von Simmel in den „Problemen der Geschichtsphilosophie“4 gehören dahin). a A: f. 1  Weber, Kategorien, S.  253–295. 2  Jaspers, Psychopathologie. Zum Begriff des Verstehens bei Karl Jaspers, den er im Dialog mit Max Weber ausarbeitete, insbes. ebd., S.  12–23 und S.  145–153. 3  Rickert, Grenzen2, insbes. S.  521 ff. 4  Simmel, Probleme2, entwickelt im ersten Kapitel eine Theorie des historischen Verstehens im Rahmen der Frage nach der Möglichkeit der historischen Erkenntnis überhaupt, nach dem „Apriori des geschichtlichen Erkennens“ (ebd., S.  V). Dieses Kapitel war nach Weber für eine Theorie des Verstehens besonders relevant. Das konstatiert er bereits 1905: „Die logisch weitaus entwickeltsten Ansätze einer Theorie des ‚Verstehens‘ finden sich in der zweiten Auflage von Simmels ‚Probleme der Geschichtsphilosophie‘ (S.  27–62).“ (Weber, Roscher und Knies II, S.  137). Weber würdigt vor allem Simmels Verdienst, „das objektive ‚Verstehen‘ des Sinnes einer Äußerung von der subjektiven ‚Deutung‘ der Motive eines (sprechenden oder handelnden) Menschen klar geschieden zu haben“. Er stellt aber gegenüber Simmel korrigierend fest, das Verstehen des Sinns einer Äußerung sei nicht, wie bei diesem, auf die theoretische Erkenntnis beschränkt, sondern betreffe auch Befehle, Appelle an das Gewissen, Werturteile und Wertgefühle, kurz: alles „Geäußerte“ (ebd., S.  139). Die Unterscheidung der beiden Arten des Verstehens findet sich bei Simmel, Probleme2, S.  28. Weber bezieht sich an zwei weiteren Stellen in Kapitel I auf Simmels Theorie des historischen Verstehens, so in §  1, Nr.  2 und Nr.  4, unten, S.  150 und S.  153. Für Weber ist die 2. Auflage von Simmels Arbeit auch deshalb attraktiv, weil sie „durch und durch unter dem Einfluß Rickert’scher Gedanken“ stehe. Vgl. dazu den Brief Max Webers an Franz Eulen-

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Methodisch weise ich auch hier, wie schon öfter, auf den Vorgang von F[riedrich] Gottl in der freilich etwas schwer verständlich geschriebenen und wohl nicht überall ganz zu Ende gedanklich durchgeformten Schrift: „Die Herrschaft des Worts“ hin.5 Sachlich vor allem auf das schöne Werk von F[erdinand] Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft.6 Ferner auf das stark irreführende Buch von R[udolf] Stammler, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung und meine Kritik dazu im Archiv f[ür] Sozialwissensch[aft] XXIV (1907),7 welche die Grundlagen des Nachfolgenden vielfach schon enthielt. Von Simmels Methode (in der „Soziologie“ und in „Philos[ophie] des Geldes“)b weiche ich durch tunlichste Scheidung des gemeinten von dem objektiv gültigen „Sinn“ ab, die beide Simmel nicht nur nicht immer scheidet, sondern oft absichtsvoll ineinander fließen läßt.8 b  In A folgt ein Komma. burg vom 10. April 1905, GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr.  30, Bd.  4, Bl.  113–114 (MWG II/4). 5  Gottl, Herrschaft. Weber würdigt dieses Werk in seinem Aufsatz über Roscher und Knies wegen der selbständigen Behandlung der Probleme der Begriffsbildung in der Nationalökonomie, kritisiert aber neben der „fast bis zur Unverständlichkeit sublimierten Sprache“ den dabei eingenommenen „psychologistischen erkenntnistheoretischen Standpunkt“. Nach der Veröffentlichung von Heinrich Rickerts Kapitel 4 und 5 seiner „Grenzen“ im Jahre 1902 sei denn auch Gottls Ansatz „in manchen [.  .  .] Punkten“ überholt (Weber, Roscher und Knies I, S.  4, Fn.  1). Gottls Buch bleibt für Weber aber unabhängig davon wegen der darin enthaltenen Theorie der Deutung wichtig, eines Themas, das Rickert 1902 noch ausgespart hatte. Gottl habe „die umfassendste methodologische Verwertung der Kategorie [der Deutung]“ durchgeführt (ebd. II, S.  137 f.). Im übrigen unterstreicht Weber bei aller Kritik immer wieder seine Wertschätzung der methodologischen Arbeit dieses Autors. Er gebe eine „in ihrer Eigenart feine und geistvolle Beleuchtung des Problems“ (ebd. I, S.  4, Fn.  1), seine Arbeit enthalte „viele vortreffliche Bemerkungen“ (ebd. II, S.  141, Fn.  2). Zu Webers ausführlicher Kritik an Gottls Verstehenstheorie ebd. II, S.  141–143, Fn.  2. Es kostete Weber allerdings große Mühe, Gottls Beitrag gerecht zu werden. In einem Brief an ihn gesteht er, er habe die Arbeit „4 Mal lesen müssen“, um das Gemeinte zu erfassen. Dazu Brief Max Webers an Friedrich Gottl vom 8. April 1906, MWG II/5, S.  69–72, Zitat: S.  70. 6  Tönnies, Gemeinschaft. Die zweite Auflage von 1912 versah Tönnies mit dem neuen Untertitel „Grundbegriffe der reinen Soziologie“ (vgl. Tönnies, Gemeinschaft2). Weber grenzt sich allerdings von Tönnies’ Terminologie ab, vgl. Kap. I, §  9, Nr.  1, unten, S.  195; ferner den Brief Max Webers an Ferdinand Tönnies vom 29. August 1909, MWG II/6, S.  237 f. 7  Stammler, Wirtschaft und Recht2; Weber, Stammlers Überwindung, S.  94–151. Webers Handexemplar von Stammlers Buch (Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München) weist Anstreichungen und Randnotizen auf nahezu jeder Seite auf. 8 Simmel, Soziologie; Simmel, Philosophie des Geldes2. Webers Aussage scheint sich nicht auf eine einzelne Textstelle zu beziehen. Sie gilt vielmehr dem Ansatz von Simmels Soziologie allgemein. Von Simmels soziologischer Methode im engeren Sinn distanziert Weber sich. Generell wirft er ihm eine Neigung zu einer „psychologisti-

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§  1. Soziologie (im hier verstandenen Sinn dieses sehr vieldeutig gebrauchten Wortes) soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. „Handeln“ soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. „Soziales“ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.

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1. „Sinn“ ist hier entweder a) der tatsächlich α. in einem historisch gegebenen Fall von einem Handelnden oder β. durchschnittlich und annähernd in einer gegebenen Masse von Fällen von den Handelnden oder b) derc in einem begrifflich konstruierten reinen Typus von dem oder den als Typus gedachten Handelnden subjektiv gemeinte Sinn. Nicht etwa irgendein objektiv „richtiger“ oder ein metaphysisch ergründeter „wahrer“ Sinn. Darin liegt der Unterschied der empirischen Wissen|schaften vom Han- A 2 deln: der Soziologie und der Geschichte, gegenüber allen dogmatischen: Jurisprudenz, Logik, Ethik, Ästhetik, welche an ihren Objekten den „richtigen“, „gültigen“, Sinn erforschen wollen. 2. Die Grenze sinnhaften Handelns gegen ein bloß (wie wir hier sagen wollen:) reaktives, mit einem subjektiv gemeinten Sinn nicht verbundenes, Sichverhalten ist durchaus flüssig. Ein sehr bedeutender Teil alles soziologisch relevanten Sichverhaltens, insbesondere das rein traditionale Handeln (s. u.)9 steht auf der Grenze beider. Sinnhaftes, d. h. verstehbares, Handeln liegt in manchen Fällen psychophysischer Vorgänge gar nicht, in andren nur für den Fachexperten vor;10 mystische und daher in Worten c  Fehlt in A; der sinngemäß ergänzt; vgl. dazu auch die Einteilung unten, S.  155 f., Nr.  6. schen Formulierungsweise“ vor (Weber, Roscher und Knies II, S.  140). Dazu ausführlich die Einleitung, oben, S.  34 ff. 9  Kap. I, §  2, Nr.  4, unten, S.  176. 10  Weber stützt sich hier auf die psychologische und psychopathologische Literatur der Zeit, insbesondere auf die Arbeiten von Emil Kraepelin und seiner Schule. Im Zusammenhang mit den „Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie“ im Verein für Sozialpolitik schrieb Weber eine kritische Literaturübersicht unter dem Titel „Zur Psy-

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nicht adäquat kommunikable Vorgänge sind für den solchen Erlebnissen nicht Zugänglichen nicht voll verstehbar. Dagegen ist die Fähigkeit, aus Eignem ein gleichartiges Handeln zu produzieren, nicht Voraussetzung der Verstehbarkeit: „man braucht nicht Cäsar zu sein, um Cäsar zu verstehen.“11 Die volle „Nacherlebbarkeit“ ist für die Evidenz des Verstehens wichtig, nicht aber absolute Bedingung der Sinndeutung.12 Verstehbare und nicht verstehbare Bestandteile eines Vorgangs sind oft untermischt und verbunden. 3. Alle Deutung strebt, wie alle Wissenschaft überhaupt, nach „Evidenz“. Evidenz des Verstehens kann entweder: rationalen (und als dann entweder: logischen oder mathematischen) oder: einfühlend nacherlebenden: emotionalen, künstlerisch-rezeptiven Charakters sein. Rational evident ist auf dem Gebiet des Handelns vor allem das in seinem gemeinten Sinnzusammenhang restlos und durchsichtig intellektuell Verstandene. Einfühlend evident ist am Handeln das in seinem erlebten Gefühlszusammenhangd voll Nacherlebte. Rational verständlich, d. h. also hier: unmittelbar und eindeutig intellektuell sinnhaft erfaßbar[,] sind im Höchstmaß vor allem die im Verhältnis mathematischer oder logischer Aussagen zueinander stehend A: Gefühlzusammenhang chophysik der industriellen Arbeit“, in die er die Ergebnisse einer kleinen eigenen empirischen Untersuchung in der Weberei seiner Verwandten in Örlinghausen einschaltete (vgl. dazu MWG I/11, S.  162–380 und die Einleitung des Herausgebers, ebd., bes. S.  20 ff.). Bereits in der Studie über den asketischen Protestantismus hatte er sich mit Literatur dieser Art beschäftigt, was ihn zu dem Urteil führte: „Der einigermaßen gesicherte Begriffsvorrat der Psychologie reicht vorerst entfernt nicht aus, um für die Zwecke der historischen Forschung auf dem Gebiet unserer Probleme nutzbar gemacht zu werden.“ Weber, Max, Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus. II. Die Berufsidee des asketischen Protestantismus, in: AfSSp, Band  21, 1905, S.  1–110 (MWG I/9), Zitat: S.  45, Fn.  79a. 11  Weber gibt eine Formulierung von Simmel verkürzt wieder. Bei diesem heißt es: „Und dennoch sind wir überzeugt, daß man kein Cäsar zu sein braucht, um Cäsar wirklich zu verstehen, und kein zweiter Luther, um Luther zu begreifen.“ Simmel, Probleme2, S.  57. Das Zitat verwendet Weber bereits in Roscher und Knies II, S.  146, Fn.  1. 12  Weber bezieht sich hier vermutlich auf Gottl. Dieser hatte behauptet, alles Handlungsgeschehen sei Erlebnis. Wir nähmen es „geradeaus als Miterleben entgegen, auf dem Umwege der Sprache als Nacherlebtes“. Es treffe „mit diesem Erleben zusammen, daß uns alles Geschehen des Handelns gleich mit einem Gehalte zufällt.“ (Gottl, Herrschaft, S.  78). Weber bestreitet zwar nicht die erkenntnispsychologische Rolle der nacherlebenden Deutung, wohl aber die von Gottl behauptete Einheit von evidenter Deutung und empirischer Geltung. Der Grundirrtum der von Gottl und von anderen akzeptierten Erkenntnistheorie bestehe darin, „daß sie das Maximum ‚anschaulicher‘ Evidenz mit dem Maximum von (empirischer) Gewißheit verwechselt.“ (Weber, Roscher und Knies III, S.  92). Zum logischen Charakter des Nacherlebens ebd., S.  96 f.

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dene Sinnzusammenhänge. Wir verstehen ganz eindeutig, was es sinnhaft bedeutet, wenn jemand den Satz 2 × 2 = 4 oder den pythagoreischen Lehrsatz denkend oder argumentierend verwertet, oder wenn er eine logische Schlußkette – nach unseren Denkgepflogenheiten: – „richtig“ vollzieht. Ebenso, wenn er aus uns als „bekannt“ geltenden „Erfahrungstatsachen“ und aus gegebenen Zwecken die für die Art der anzuwendenden „Mittel“ sich (nach unsern Erfahrungen) eindeutig ergebenden Konsequenzen in seinem Handeln zieht. Jede Deutung eines derart rational orientierten Zweckhandelns besitzt – für das Verständnis der angewendeten Mittel – das Höchstmaß von Evidenz. Mit nicht der gleichen, aber mit einer für unser Bedürfnis nach Erklärung hinlänglichen Evidenz verstehen wir aber auch solche „Irrtümer“ (einschließlich der „Problemverschlingungen“),13 denen wir selbst zugänglich sind oder deren Entstehung einfühlend erlebbar gemacht werden kann. Hingegen manche letzten „Zwecke“ und „Werte“, an denen das Handeln eines Menschen erfahrungsgemäß orientiert sein kann, vermögen wir sehr oft nicht voll evident zu verstehen, sondern unter Umständen zwar intellektuell zu erfassen, dabei aber andrerseits, je radikaler sie von unsren eigenen letzten Werten abweichen, desto schwieriger uns durch die einfühlende Phantasie nacherlebend verständlich zu machen. Je nach Lage des Falles müssen wir dann uns begnügen, sie nur intellektuell zu deuten, oder unter Umständen, wenn auch das mißlingt, geradezu: sie als Gegebenheiten einfach hinnehmen, und aus ihren soweit als möglich intellektuell gedeuteten oder soweit möglich einfühlend annäherungsweise nacherlebten Richtpunkten den Ablauf des durch sie motivierten Handelns uns verständlich machen. Dahin gehören z. B. viele religiöse und ­karitative Virtuosenleistungen für den dafür Unempfänglichen. Ebenso auch extrem rationalistische Fanatismen („Menschenrechte“) für den, der diese Richtpunkte seinerseits radikal perhorresziert.14 – Aktuelle e A: stehende 13 Zur Rolle der Evidenz im Erkenntnisprozeß vgl. oben, S.  150, Hg.-Anm.  12. Der Ausdruck „Problemverschlingung“ stammt von Windelband (vgl. Windelband, Wilhelm, Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 4., durchgesehene Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1907, S.  11–13 (§  2, Abschn. 4 und 5)). Er bezeichnet damit ein Problem der Philosophiegeschichtsschreibung. Eine systematische Geschichte der Philosophie sei damit konfrontiert, daß „Fragen, die an sich nichts miteinander zu tun haben, vermischt und in ihrer Lösung voneinander abhängig gemacht werden.“ Ein „äußerst wichtiges und häufig wiederkehrendes Hauptbeispiel“ hierfür sei „die Einmischung ethischer und ästhetischer Interessen in die Behandlung theoretischer Probleme“ (ebd., S.  12). Weber verwendet den Ausdruck auch unten, S.  159 mit Hg.-Anm.  26. 14  In seinen Studien zum Recht während der Vorkriegszeit behandelt Weber die Menschenrechte im Kontext des Code civil. Diesen hält er für ein Produkt rationaler Ge­ setzgebung mit „formellen Qualitäten“, „welche eine außerordentliche Durchsichtigkeit und präzise Verständlichkeit der Bestimmungen teils wirklich enthalten, teils vortäu-

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Affekte (Angst, Zorn, Ehrgeiz, Neid, Eifersucht, Liebe, Begeisterung, Stolz, Rachedurst, Pietät, Hingabe, Begierden aller Art) und die (vom rationalen Zweckhandeln aus angesehen:) irrationalen aus ihnen folgenden Reaktionen vermögen wir, je mehr wir ihnen selbst zugänglich sind, desto evidenter emotional nachzuerleben, in jedem Fall aber, auch wenn sie ihrem Grade nach unsre eignen Möglichkeiten absolut übersteigen, sinnhaft einfühlend zu verstehen und in ihrer Einwirkung auf die Richtung und Mittel des Handelns intellektuell in Rechnung zu stellen. Für die typenbildende wissenschaftliche Betrachtung werden nun alle irrationalen, affektuell bedingten, Sinnzusammenhänge des Sichverhaltens, die das Handeln beeinflussen, am übersehbarsten als „Ablenkungen“ von einem konstruierten rein zweckrationalen Verlauf desselben erforscht und dargestellt. Z. B. wird bei einer Erklärung einer „Börsenpanik“ zweckmäßigerweise zunächst festgestellt: wie ohne Beeinflussung durch irrationale Affekte das Handeln abgelaufen wäre, und dann werden jene irrationalen Komponenten als „Störungen“ eingetragen. Ebenso wird bei einer politischen oder militärischen Aktion zunächst zweckmäßigerweise festgestellt: wie das Handeln bei Kenntnis aller Umstände und aller Absichten der Mitbeteiligten und bei streng zweckrationaler, an der uns gültig scheinenA 3 den Erfahrung | orientierter, Wahl der Mittel verlaufen wäre. Nur dadurch wird alsdann die kausale Zurechnung von Abweichungen davon zu den sie bedingenden Irrationalitäten möglich. Die Konstruktion eines streng zweckrationalen Handelns also dient in diesen Fällen der Soziologie, seiner evidenten Verständlichkeit und seiner – an der Rationalität haftenden – Eindeutigkeit wegen, als Typus („Idealtypus“), um das reale, durch Irrationalitäten aller Art (Affekte, Irrtümer)f beeinflußte Handeln als „Abweichung“ von dem bei rein rationalem Verhalten zu gewärtigenden Verlaufe zu verstehen. Insofern und nur aus diesem methodischen Zweckmäßigkeitsgrunde ist die Methode der „verstehenden“ Soziologie „rationalistisch“. Dies Verfahren darf aber natürlich nicht als ein rationalistisches Vorurteil der Soziologie, sondern nur als methodisches Mittel verstanden und also nicht etwa zu dem Glauben an die tatsächliche Vorherrschaft des Rationalen über das Leben umgedeutet werden. Denn darüber, inwieweit in der Realität rationale Zweckerwägungen das tatsächliche Handeln bestimmen und inwief  In A folgt ein Komma. schen.“ Diese „spezifische Art von Rationalismus“, der mitunter die „juristische Sublimierung“ der plastischen Gestaltung opfere, führe zu einer „epigrammatische[n] Theatralik“, die auch die „Menschen- und Bürgerrechte in den amerikanischen und französischen Verfassungen“ kennzeichne (Weber, Die Entwicklungsbedingungen des Rechts, MWG I/22-3, S.  593 f.). Dies steht in Zusammenhang mit Webers Auffassung, daß die Rechnung des Rationalismus nirgends voll aufgehe.

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weit nicht, soll es ja nicht das Mindeste aussagen. (Daß die Gefahr rationalistischer Deutungen am unrechten Ort naheliegt, soll damit nicht etwa geleugnet werden. Alle Erfahrung bestätigt leider deren Existenz.) 4. Sinnfremde Vorgänge und Gegenstände kommen für alle Wissenschaften vom Handeln als: Anlaß, Ergebnis, Förderung oder Hemmung menschlichen Handelns in Betracht. „Sinnfremd“ ist nicht identisch mit „unbelebt“ oder „nichtmenschlich“. Jedes Artefakt, z. B. eine „Maschine“, ist lediglich aus dem Sinn deutbar und verständlich, den menschliches Handeln (von möglicherweise sehr verschiedener Zielrichtung) der Herstellung und Verwendung dieses Artefakts verlieh (oder verleihen wollte); ohne Zurückgreifen auf ihn bleibt sie gänzlich unverständlich. Das Verständliche daran ist also die Bezogenheit menschlichen Handelns darauf, entweder als „Mittel“ oder als „Zweck“, der dem oder den Handelnden vorschwebte und woran ihr Handeln orientiert wurde. Nur in diesen Kategorien findet ein Verstehen solcher Objekte statt. Sinnfremd bleiben dagegen alle – belebten, unbelebten, außermenschlichen, menschlichen – Vorgänge oder Zuständlichkeiten ohne gemeinten Sinngehalt, soweit sie nicht in die Beziehung vong „Mittel“ und „Zweck“ zum Handeln treten, sondern nur seinen Anlaß, seine Förderung oder Hemmung darstellen. Der Einbruch des Dollart Anfang des 12. Jahrhunderts hat (vielleicht!) „historische“ Bedeutung als Auslösung gewisser Umsiedelungsvorgänge von beträchtlicher geschichtlicher Tragweite.15 Die Absterbeordnung und der organische Kreislauf des Lebens überhaupt: von der Hilflosigkeit des Kindes bis zu der des Greises, hat natürlich erstklassige soziologische Tragweite durch die verschiedenen Arten, in welchen menschliches Handeln sich an diesem Sachverhalt orientiert hat und orientiert. Eine wiederum andere Kategorie bilden die nicht verstehbaren Erfahrungssätze über den Ablauf psychischer oder psycho-physiologischer Erscheinungen (Ermüdung, Übung, Gedächtnis usw., ebenso aber z. B. typische Euphorien bei bestimmten Formen der Kasteiung, typische Unterschiede der Reaktionsweisen nach Tempo, Art, Eindeutigkeit usw.).16 Letztlich ist der Sachverhalt aber der gleiche wie bei andern unverstehbaren Gegebenheiten: wie der praktisch Handelnde, so nimmt die verstehende Betrachtung sie als „Daten“ hin, mit denen zu rechnen ist. g A: vom 15  Der Dollart, eine annähernd 100  km2 große Meeresbucht westlich der Emsmündung gegenüber der Seehafenstadt Emden, entstand, als sich das Land plötzlich senkte und durch das Meer überflutet wurde. Wann dies geschah, ist umstritten. Das von Weber genannte Datum läßt sich nicht nachweisen. Meist werden die Jahre 1277 oder 1287 genannt. Weber erwähnt den Vorgang bereits in Roscher und Knies II, S.  144. 16  Vgl. dazu die Erläuterung oben, S.  149 f., Hg.-Anm.  10.

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Die Möglichkeit ist nun gegeben, daß künftige Forschung auch unverstehbare Regelmäßigkeiten für sinnhaft besondertes Verhalten auffindet, so wenig dies bisher der Fall ist. Unterschiede des biologischen Erbguts (der „Rassen“)17 z. B. würden – wenn und soweit der statistisch schlüssige Nachweis des Einflusses auf die Art des soziologisch relevanten Sichverhaltens, also: insbesondere des sozialen Handelns in der Art seiner Sinnbezogenheit, erbracht würde, – für die Soziologie als Gegebenheiten ganz ebenso hinzunehmen sein, wie die physiologischen Tatsachen etwa der Art des Nahrungsbedarfs oder der Wirkung der Seneszenz18 auf das Handeln. Und das Anerkenntnis ihrer kausalen Bedeutung würde natürlich die Aufgaben der Soziologie (und der Wissenschaften vom Handeln überhaupt): die sinnhaft orientierten Handlungen deutend zu verstehen, nicht im mindesten ändern. Sie würde in ihre verständlich deutbaren Motivationszusammenhänge an gewissen Punkten nur unverstehbare Tatsachen (etwa: typische Zusammenhänge der Häufigkeit bestimmter Zielrichtungen des Handelns, oder des Grades seiner typischen Rationalität, mit Schädelindex19 oder Hautfarbe oder welchen andren physiologischen Erbqualitäten immer) einschalten, wie sie sich schon heute (s. o.)20 darin vorfinden. 17  Mit den Ansprüchen der Rassentheorien setzt sich Weber bereits vor der Jahrhundertwende kritisch auseinander. Sein Urteil dort: die Bedeutung der üblichen Rassenmerkmale für ökonomische und kulturelle Fragen werde überschätzt (vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  356). Im Objektivitätsaufsatz dient ihm die Anthropologie als ein Beispiel dafür, wie man anstelle von Fachwissen Weltanschauung produzieren könne. Wie alle Theorien der letzten Instanz, eigne auch der Anthropologie ein monistischer und gegen sich gänzlich unkritischer Grundzug. Gesellschaftstheorien auf anthropologischer und damit naturwissenschaftlicher Grundlage – gemeint sind insbesondere die Arbeiten von Otto Ammon – seien eher Ausdruck von Nichtwissen (Weber, Objektivität, S.  42 f.). Weber hielt an der skeptischen Einschätzung der Erklärungskraft rassentheoretischer Ansätze für soziale und kulturelle Fragen auch noch 1919/20 fest. In der „Vorbemerkung“ zu den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie“ heißt es: „Der Verfasser bekennt: daß er persönlich und subjektiv die Bedeutung des biologischen Erbgutes hoch einzuschätzen geneigt ist. Nur sehe ich, trotz der bedeutenden Leistungen der anthropologischen Arbeit, z. Z. noch keinerlei Weg, seinen Anteil an der hier untersuchten Entwicklung nach Maß und – vor allem – nach Art und Einsatzpunkten irgendwie exakt zu erfassen oder auch nur vermutungsweise anzudeuten.“ Weber, Vorbemerkung, GARS I, S.  15 (MWG I/18). 18 Seneszenz (von lat. senescere, alt werden, altern), in Medizin und Biologie ein Fachbegriff für das Altern und die damit verbundenen organischen Prozesse. 19  Mit dem Schädel-Index hatten vor allem Otto Ammon und George Vacher de Lapouge bei gesellschaftstheoretischen Fragen operiert. Ammon etwa behauptete, der Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten lasse sich auf die Schädelform zurückführen (Rundköpfe versus Langköpfe). Dazu Ammon, Otto, Die natürliche Auslese beim Menschen. Aufgrund der anthropologischen Untersuchungen der Wehrpflichtigen in Baden und anderer Materialien dargestellt. – Jena: Gustav Fischer 1893; Weber kritisiert Ammon bereits in seinen nationalökonomischen Vorlesungen (MWG III/1, S.  355–357).

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5. Verstehen kann heißen: 1) das aktuelle Verstehen des gemeinten Sinnes einer Handlung (einschließlich: einer Äußerung). Wir „verstehen“ z. B. aktuell den Sinn des Satzes 2 × 2 = 4, den wir hören oder lesen (rationales aktuelles Verstehen von Gedanken)[,] oder einen Zornausbruch, der sich in Gesichtsausdruck, Interjektionen, irrationalen Bewegungen manifestiert (irrationales aktuelles Ver|stehen von Affekten)[,] oder das Verhalten eines A 4 Holzhackers oder jemandes, der nach der Klinke greift[,] um die Tür zu schließen[,] oder der auf ein Tier mit dem Gewehr anlegt (rationales aktuelles Verstehen von Handlungen). – Verstehen kann aber auch heißen: 2) erklärendes Verstehen. Wir „verstehen“ motivationsmäßig, welchen Sinn derjenige, der den Satz 2 × 2 = 4 aussprichth oder niedergeschrieben hat, damit verband, daß er dies gerade jetzt und in diesem Zusammenhang tat, wenn wir ihn mit einer kaufmännischen Kalkulation, einer wissenschaftlichen Demonstration, einer technischen Berechnung oder einer anderen Handlung befaßt sehen, in deren Zusammenhang nach ihrem uns verständlichen Sinn dieser Satz „hineingehört“, das heißt: einen uns verständlichen Sinnzusammenhang gewinnt (rationales Motivationsverstehen). Wir verstehen das Holzhacken oder Gewehranlegen nicht nur aktuell, sondern auch motivationsmäßig, wenn wir wissen, daß der Holzhacker entweder gegen Lohn oder aber für seinen Eigenbedarf oder zu seiner Erholung (rational), oder etwa „weil er sich eine Erregung abreagierte“ (irrational), oder wenn der Schießende auf Befehl zum Zweck der Hinrichtung oder der Bekämpfung von Feinden (rational) oder aus Rache (affektuell, also in diesem Sinn: irrational) diese Handlung vollzieht. Wir verstehen endlich motivationsmäßig den Zorn, wenn wir wissen, daß ihm Eifersucht, gekränkte Eitelkeit, verletzte Ehre zugrunde liegt (affektuell bedingt, also: irrational motivationsmäßig). All dies sind verständliche Sinnzusammenhänge, deren Verstehen wir als ein Erklären des tatsächlichen Ablaufs des Handelns ansehen. „Erklären“ bedeutet also für eine mit dem Sinn des Handelns befaßte Wissenschaft soviel wie: Erfassung des Sinnzusammenhangs, in den, seinem subjektiv gemeinten Sinn nach, ein aktuell verständliches Handeln hineingehört. (Über die kausale Bedeutung dieses „Erklärens“ s. Nr.  6.) In all diesen Fällen, auch bei affektuellen Vorgängen, wollen wir den subjektiven Sinn des Geschehens, auch des Sinnzusammenhanges als „gemeinten“ Sinn bezeichnen (darin also über den üblichen Sprachgebrauch hinausgehend, der von „Meinen“ in diesem Verstand nur bei rationalem und zweckhaft beabsichtigtemi Handeln zu sprechen pflegt). 6. „Verstehen“ heißt in all diesen Fällen: deutende Erfassung: a) des im Einzelfall real gemeinten (bei historischer Betrachtung) oder b) des durch20

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h A: ausspricht,  i A: beabsichtigten 20  Siehe oben, S.  149 mit Hg.-Anm.  10.

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schnittlich und annäherungsweise gemeinten (bei soziologischer Massenbetrachtung) oder c) des für den reinen Typus (Idealtypus) einer häufigen Erscheinung wissenschaftlich zu konstruierenden („idealtypischen“) Sinnes oder Sinnzusammenhangs. Solche idealtypische Konstruktionen sind z. B. die von der reinen Theorie der Volkswirtschaftslehre aufgestellten Begriffe und „Gesetze“. Sie stellen dar, wie ein bestimmt geartetes, menschliches Handeln ablaufen würde, wenn es streng zweckrational, durch Irrtum und Affekte ungestört, und wenn es ferner ganz eindeutig nur an einem Zweck (Wirtschaft) orientiert wäre. Das reale Handeln verläuft nur in seltenen Fällen (Börse) und auch dann nur jannäherungsweise so,j wie im Idealtypus konstruiert. (Über den Zweck solcher Konstruktionen s. Archiv f[ür] Sozialwiss[enschaft] XIX S.  64 ff. und unten Nr.  8).21 Jede Deutung strebt zwar nach Evidenz. Aber eine sinnhaft noch so evidente Deutung kann als solche und um dieses Evidenzcharakters willen noch nicht beanspruchen: auch die kausal gültige Deutung zu sein. Sie ist stets an sich nur eine besonders evidente kausale Hypothese. a) Es verhüllen vorgeschobene „Motive“ und „Verdrängungen“ (d. h. zunächst: nicht eingestandene Motive) oft genug gerade dem Handelnden selbst den wirklichen Zusammenhang der Ausrichtung seines Handelns derart, daß auch subjektiv aufrichtige Selbstzeugnisse nur relativen Wert haben. In diesem Fall steht die Soziologie vor der Aufgabe, diesen Zusammenhang zu ermitteln und deutend festzustellen, obwohl er nicht oder, meist: nicht voll als in concreto „gemeint“ ins Bewußtsein gehoben wurde: ein Grenzfall der Sinndeutung. b) Äußeren Vorgängen des Handelns, die uns als „gleich“ oder „ähnlich“ gelten, können höchst verschiedene Sinnzusammenhänge bei dem oder den Handelnden zugrunde liegen, und wir „verstehen“ auch ein sehr stark abweichendes, oft sinnhaft geradezu gegensätzliches Handeln gegenüber Situationen, die wir als unter sich „gleichartig“ ansehen (Beispiele bei Simmel, Probl[eme] der Geschichtsphil[osophie]).22 c) Die handelnden Menschen sind gegebenen Situationen gegenüber sehr oft gegensätzlichen, miteinander kämpfenden Antrieben ausgesetzt, die wir sämtlich „verstehen“. In welcher relativen Stärke aber die verschiedenen im „Moti-

j A: annäherungsweise, so 21  Weber, Objektivität, S.  64 ff., sowie unten, S.  160. 22  Die Beispiele finden sich in Simmel, Probleme2, S.  9–14. Simmel unterscheidet zwischen „äußerlichen“ oder „äußeren“ historischen Handlungen und Situationen und den „untergelegten psychologischen Voraussetzungen“ sowie den verschiedenen möglichen Deutungen des Handelns. Er illustriert dies am Verhältnis von Robespierre und den Hebertisten, an den Adelsfehden in Ravenna im Trecento, am Handeln von Regierungen in demokratisch verfaßten Staaten mit zwei politischen Hauptparteien und an den Folgen der Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland und Preußen.

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venkampf“23 liegenden uns untereinander gleich verständlichen Sinnbezogenheiten im Handeln sich auszudrücken pflegen, läßt sich, nach aller Erfahrung, in äußerst vielen Fällen nicht einmal annähernd, durchaus regelmäßig aber nicht sicher, abschätzen. Der tatsächliche Ausschlag des Motivenkampfes allein gibt darüber Aufschluß. Kontrolle der verständlichen Sinndeutung durch den Erfolg: den Ausschlag im tatsächlichen Verlauf, ist also, wie bei jeder Hypothese, unentbehrlich. Sie kann mit relativer Genauigkeit nur in den leider wenigen und sehr besondersartigen dafür ge|eigneten Fällen im psychologischen Experiment erreicht werden. Nur in A 5 höchst verschiedener Annäherung in den (ebenfalls begrenzten) Fällen zählbarer und in ihrer Zurechnung eindeutiger Massenerscheinungen durch die Statistik. Im übrigen gibt es nur die Möglichkeit der Vergleichung möglichst vieler Vorgänge des historischen oder Alltagslebens, ­welche sonst gleichartig, aber in dem entscheidenden einen Punkt: dem jeweils auf seine praktische Bedeutsamkeit hin untersuchten „Motiv“ oder „Anlaß“, verschieden geartet sind: eine wichtige Aufgabe der vergleichenden Soziologie. Oft freilich bleibt leider nur das unsichere Mittel des „gedanklichen Experiments“, d. h. des Fortdenkens einzelner Bestandteile der Motivationskette und der Konstruktion des dann wahrscheinlichen Verlaufs, um eine kausale Zurechnung zu erreichen. Das sog. „Greshamsche Gesetz“24 z. B. ist eine rational evidente Deutung menschlichen Handelns bei gegebenen Bedingungen und unter der 23  Vermutlich Anspielung auf Arthur Schopenhauer. Dieser spricht in seiner Ethik vom „Konflikt der Motive“, der sich im menschlichen Bewußtsein mit seiner Deliberationsfähigkeit abspiele, und dieser Konflikt währe so lange, „bis zuletzt das entschieden stärkste Motiv die andern aus dem Felde schlägt und den Willen bestimmt“ (vgl. Schopenhauer, Arthur, Preisschrift über die Freiheit des Willens, in: ders., Die beiden Grundprobleme der Ethik, behandelt in zwei akademischen Preisschriften. – Frankfurt a. M.: Joh. Christ. Hermannsche Buchhandlung (F. E. Suchsland) 1841, S.  1–100, Zitat: S.  38). Schopenhauer geht dabei auch auf die nicht eingestandenen und vorgeschobenen Motive ein: „Hiezu kommt noch, daß der Mensch die Motive seines Thuns oft vor allen Andern verbirgt, bisweilen sogar vor sich selbst, nämlich da, wo er sich scheut zu erkennen, was eigentlich es ist, das ihn bewegt, Dieses oder Jenes zu thun“ (ebd., S.  42 f.). Von „Motivenkampf“ spricht auch Willy Hellpach im Zusammenhang mit der Unterscheidung von Triebhandlung, Willkürhandlung und Wahlhandlung. Hellpach, Willy, Die Grenzwissenschaften der Psychologie. – Leipzig: Verlag der Dürr’­ schen Buchhandlung 1902, S.  10 (das Exemplar in der Universitätsbibliothek Heidelberg enthält Anstreichungen von Webers Hand). 24  Das Greshamsche Gesetz wird gemeinhin wie folgt wiedergegeben: „Das ‚schlechte‘ Geld verdrängt das ‚gute‘ aus dem Umlauf.“ Das Gesetz gilt bei einer Doppelwährung (also bei Bimetallismus, aber auch bei Plurimetallismus), zum Beispiel bei einer Währung mit Münzen aus Gold und mit Münzen aus Silber. Das festgesetzte, tarifierte Wertverhältnis zwischen den Münzen aus Gold und aus Silber und das durch den Markt bestimmte Preisverhältnis von Gold und Silber als Waren müssen nicht übereinstimmen. In einem solchen Fall verdrängen die, gemessen am Marktwert ihres Metalls,

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idealtypischen Voraussetzung rein zweckrationalen Handelns. Inwieweit tatsächlich ihm entsprechend gehandelt wird, kann nur die (letztlich im Prinzip irgendwie „statistisch“ auszudrückende) Erfahrung über das tatsächliche Verschwinden der jeweils in der Geldverfassung zu niedrig bewerteten Münzsorten aus dem Verkehr lehren: sie lehrt tatsächlich seine sehr weitgehende Gültigkeit. In Wahrheit ist der Gang der Erkenntnis der gewesen: daß zuerst die Erfahrungsbeobachtungen vorlagen und dann die Deutung formuliert wurde. Ohne diese gelungene Deutung wäre unser kausales Bedürfnis offenkundig unbefriedigt. Ohne den Nachweis andrerseits, daß der – wie wir einmal annehmen wollen – gedanklich erschlossene Ablauf des Sichverhaltens auch wirklich in irgendeinem Umfang eintritt, wäre ein solches an sich noch so evidentes „Gesetz“ für die Erkenntnis des wirklichen Handelns eine wertlose Konstruktion. In diesem Beispiel ist die Konkordanz von Sinnadäquanz und Erfahrungsprobe durchaus schlüssig und sind die Fälle zahlreich genug, um die Probe auch als genügend gesichert anzusehen. Die sinnhaft erschließbare, durch symptomatische Vorgänge (Verhalten der hellenischen Orakel und Propheten zu den Persern) gestützte geistvolle Hypothese Ed[uard] Meyers über die kausale Bedeutung der Schlachten von Marathon, Salamis, Plataiai für die Eigenart der Entwicklung der hellenischen (und damit der okzidentalen) Kultur25 ist nur durch diejenige Probe zu erhärten, welche an den Beispielen des Verhaltens der Perser im Falle des Sieges (Jerusalem, Ägypten, Kleinasien) gemacht werden kann und in vieler Hinsicht notwendig unvollkommen bleiben muß. Die bedeutende rationale Evidenz der Hypothese muß hier notgedrungen als Stütze nachhelfen. In sehr vielen Fällen sehr evident scheinender historischer Zurechnung fehlt aber jede Möglichkeit auch nur einer solchen Probe, wie sie in diesem Fall noch möglich war. Alsdann bleibt die Zurechnung eben endgültig „Hypothese“.

zu hoch tarifierten Münzen („schlechtes“ Geld) die zu niedrig tarifierten („gutes“ Geld), weil der zweckrational orientierte Geldbesitzer die letzteren zurückbehält und nur die ersteren im Umlauf verwendet. Deshalb spricht Weber davon, bei einer Geldverfassung dieser Art würden die zu niedrig bewerteten Münzsorten aus dem Verkehr verschwinden. Dazu auch seine Ausführungen in Kap. II, §  32, unten, S.  386 und 395 mit den Hg.-Anmerkungen. Zu Thomas Gresham (1519–1579) und dem ihm zugeschriebenen Gesetz Lotz, Walther, Greshamsches Gesetz, in: WbVW3, Band   1, 1911, S.  1191 f. 25 Zu Eduard Meyers Deutung der Perserkriege siehe Meyer, Eduard, Geschichte des Altertums, 2.  Aufl., Band  2. – Stuttgart: Cotta 1928, S.  444–448. Von der welthistorischen Bedeutung der Perserkriege und speziell der Schlachten bei Marathon und Salamis handelt Weber bereits in dem Aufsatz „Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik“, in: AfSSp, Band  22, Heft 1, 1906, S.  143–207 (MWG I/7), hier S.  192. Dabei kritisiert er Eduard Meyers Auffassung von der historischen Methode.

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7. „Motiv“ heißt ein Sinnzusammenhang, welcher dem Handelnden selbst oder dem Beobachtenden als sinnhafter „Grund“ eines Verhaltens erscheint. „Sinnhaft adäquat“ soll ein zusammenhängend ablaufendes Verhalten in dem Grade heißen, als die Beziehung seiner Bestandteile von uns nach den durchschnittlichen Denk- und Gefühlsgewohnheiten als typischer (wir pflegen zu sagen: „richtiger“) Sinnzusammenhang bejaht wird. „Kausal adäquat“ soll dagegen ein Aufeinanderfolgen von Vorgängen in dem Grade heißen, als nach Regeln der Erfahrung eine Chance besteht: daß esk stets in gleicher Art tatsächlich abläuft. (Sinnhaft adäquat in diesem Wortverstand ist z. B. die nach den uns geläufigen Normen des Rechnens oder Denkens richtige Lösung eines Rechenexempels. Kausal adäquat ist – im Umfang des statistischen Vorkommens – die nach erprobten Regeln der Erfahrung stattfindende Wahrscheinlichkeit einer – von jenen uns heute geläufigen Normen aus gesehen – „richtigen“ oder „falschen“ Lösung, also auch eines typischen „Rechenfehlers“ oder einer typischen „Problemverschlingung“).26 Kausale Erklärung bedeutet also die Feststellung: daß nach einer irgendwie abschätzbaren, im – seltenen – Idealfall: zahlenmäßig angebbaren, Wahrscheinlichkeitsregel auf einen bestimmten beobachteten (inneren oder äußeren) Vorgang ein bestimmter anderer Vorgang folgt (oder: mit ihm gemeinsam auftritt). Eine richtige kausale Deutung eines konkreten Handelns bedeutet: daß der äußere Ablauf und das Motiv zutreffend und zugleich in ihrem Zusammenhang sinnhaft verständlich erkannt sind. Eine richtige kausale Deutung typischen Handelns (verständlicher Handlungstypus) bedeutet: daß der als typisch behauptete Hergang sowohl (in irgendeinem Grade) sinnadäquat erscheint wie (in irgendeinem Grade) als kausal adäquat festgestellt werden kann. Fehlt die Sinnadäquanz, dann liegt selbst bei größter und zahlenmäßig in ihrer Wahrscheinlichkeit präzis angebbarer Regelmäßigkeit des Ablaufs (des äußeren sowohl wie des psychischen) nur eine unverstehbare (oder nur unvollkommen verstehbare) statistische Wahrscheinlichkeit vor. Andererseits bedeutet für die Tragweite soziologischer Erkenntnisse selbst die evidenteste Sinnadäquanz nur in dem Maß eine richtige kausale Aussage, als der Beweis für das Bestehen einer (irgendwie | angebbaren) A 6 Chance erbracht wird, daß das Handeln den sinnadäquat erscheinenden Verlauf tatsächlich mit angebbarer Häufigkeit oder Annäherung (durchschnittlich oder im „reinen“ Fall) zu nehmen pflegt. Nur solche statistische Regelmäßigkeiten, welche einem verständlichen gemeinten Sinn eines sozialen Handelns entsprechen, sind (im hier gebrauchten Wortsinn) verständliche Handlungstypen, also: „soziologische Regeln“. Nur solche rationalen k A: sie 26  Zur „Problemverschlingung“ vgl. oben, S.  151, Hg.-Anm.  13.

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Konstruktionen eines sinnhaft verständlichen Handelns sind soziologische Typen realen Geschehens, welche in der Realität wenigstens in irgendeiner Annäherung beobachtet werden können. Es ist bei weitem nicht an dem: daß parallel der erschließbaren Sinnadäquanz immer auch die tatsächliche Chance der Häufigkeit des ihr entsprechenden Ablaufs wächst. Sondern ob dies der Fall ist, kann in jedem Fall nur die äußere Erfahrung zeigen. – Statistik gibt es (Absterbestatistik, Ermüdungsstatistik, Maschinenleistungsstatistik, Regenfallstatistik) von sinnfremden Vorgängen genau im gleichen Sinn wie von sinnhaften. Soziologische Statistik aber (Kriminalstatistik, Berufsstatistik, Preisstatistik, Anbaustatistik) nur von den letzteren (Fälle, welche beides enthalten: etwa Erntestatistik, sind selbstredend häufig). 8. Vorgänge und Regelmäßigkeiten, welche, weil unverstehbar, im hier gebrauchten Sinn des Wortes nicht als „soziologische Tatbestände“ oder Regeln bezeichnet werden, sind natürlich um deswillen nicht etwa weniger wichtig. Auch nicht etwa für die Soziologie im hier betriebenen Sinne des Wortes (der ja eine Begrenzung auf „verstehende Soziologie“ enthält, welche niemandem aufgenötigt werden soll und kann). Sie rücken nur, und dies allerdings methodisch ganz unvermeidlich, in eine andere Stelle als das verstehbare Handeln: in die von „Bedingungen“, „Anlässen“, „Hemmungen“, „Förderungen“ desselben. 9. Handeln im Sinn sinnhaft verständlicher Orientierung des eignen Verhaltens gibt es für uns stets nur als Verhalten von einer oder mehreren einzelnen Personen. Für andre Erkenntniszwecke mag es nützlich oder nötig sein, das Einzelindividuum z. B. als eine Vergesellschaftung von „Zellen“ oder einen Komplex biochemischer Reaktionen, oder sein „psychisches“ Leben als durch (gleichviel wie qualifizierte) Einzelelemente konstituiert aufzufassen. Dadurch werden zweifellos wertvolle Erkenntnisse (Kausalregeln) gewonnen. Allein wir verstehen dies in Regeln ausgedrückte Verhalten dieser Elemente nicht. Auch nicht bei psychischen Elementen, und zwar: je naturwissenschaftlich exakter sie gefaßt werden, desto weniger: zu einer Deutung aus einem gemeinten Sinn ist gerade dies niemals der Weg. Für die Soziologie (im hier gebrauchten Wortsinn, ebenso wie für die Geschichte) ist aber gerade der Sinnzusammenhang des Handelns Objekt der Erfassung. Das Verhalten der physiologischen Einheiten, etwa: der Zellen[,] oder irgendwelcher psychischer Elemente können wir (dem Prinzip nach wenigstens) zu beobachten oder aus Beobachtungen zu erschließen suchen, Regeln („Gesetze“) dafür gewinnen und Einzelvorgänge mit deren Hilfe kausal „erklären“, d. h.: unter Regeln bringen. Die Deutung des Handelns nimmt jedoch von diesen Tatsachen und Regeln nur soweit und nur in dem Sinn Notiz, wie von irgendwelchen anderen (z. B. von physikalischen, astronomischen, geologischen, meteorologischen, geographi-

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schen, botanischen, zoologischen, physiologischen, anatomischen, von sinnfremden psychopathologischen oder von den naturwissenschaftlichen Bedingungen von technischen) Tatbeständen. Für wiederum andere (z. B. juristische) Erkenntniszwecke oder für praktische Ziele kann es andererseits zweckmäßig und geradezu unvermeidlich sein: soziale Gebilde („Staat“, „Genossenschaft“, „Aktiengesellschaft“, „Stiftung“) genau so zu behandeln, wie Einzelindividuen (z. B. als Träger von Rechten und Pflichten oder als Täter rechtlich relevanter Handlungen). Für die verstehende Deutung des Handelns durch die Soziologie sind dagegen diese Gebilde lediglich Abläufe und Zusammenhänge spezifischen Handelns einzelner Menschen, da diese allein für uns verständliche Träger von sinnhaft orientiertem Handeln sind. Trotzdem kann die Soziologie auch für ihre Zwecke jene kollektiven Gedankengebilde anderer Betrachtungsweisen nicht etwa ignorieren. Denn die Deutung des Handelns hat zu jenen Kollektivbegriffen folgende beidenl Beziehungen: a) Sie selbst ist oft genötigt, mit ganz ähnlichen (oft mit ganz gleichartig bezeichneten) Kollektivbegriffen zu arbeiten, um überhaupt eine verständliche Terminologie zu gewinnen. Die Juristen- sowohl wie die Alltagssprache bezeichnet z. B. als „Staat“ sowohl den Rechtsbegriff wie jenen Tatbestand sozialen Handelns, für welchen die Rechtsregeln gelten wollen. Für die Soziologie besteht der Tatbestand „Staat“ nicht notwendig nur oder gerade aus den rechtlich relevanten Bestandteilen. Und jedenfalls gibt es für sie keine „handelnde“ Kollektivpersönlichkeit. Wenn sie von „Staat“ oder von „Nation“ oder von „Aktiengesellschaft“ oder von „Familie“ oder von „Armeekorps“ oder von ähnlichen „Gebilden“ spricht, so meint sie damit vielmehr lediglich einen bestimmt gearteten Ablauf tatsächlichen, oder als möglich | konstruierten sozialen Handelns einzelner, schiebt also dem juri- A 7 stischen Begriff, den sie um seiner Präzision und Eingelebtheit willen verwendet, einen gänzlich anderen Sinn unter. – b) Die Deutung des Handelns muß von der grundlegend wichtigen Tatsache Notiz nehmen: daß jene dem Alltagsdenken oder dem juristischen (oder anderem Fach-)Denken angehörigen Kollektivgebilde Vorstellungen von etwas teils Seiendem, teils Geltensollendem in den Köpfen realer Menschen (der Richter und Beamten nicht nur, sondern auch des „Publikums“) sind, an denen sich deren Handeln orientiert[,] und daß sie als solche eine ganz gewaltige, oft geradezu beherrschende, kausale Bedeutung für die Art des Ablaufs des Handelns der realen Menschen haben. Vor allem als Vorstellungen von etwas Gelten- (oder auch: Nicht-Gelten-)Sollendem. (Ein moderner „Staat“ besteht zum nicht unerheblichen Teil deshalb in dieser Art: – als Komplex eines spezifischen Zusammenhandelns von Menschen, – weil bestimmte l Lies: drei

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Menschen ihr Handeln an der Vorstellung orientieren, daß er bestehe oder so bestehen solle: daß also Ordnungen von jener juristisch-orientierten Art gelten. Darüber später.)27 Während für die eigene Terminologie der Soziologie (litt. a) es möglich, wennschon äußerst pedantisch und weitläufig, wäre: diese von der üblichen Sprache nun einmal nicht nur für das juristische Geltensollen, sondern auch für das reale Geschehen gebrauchten Begriffe ganz zu eliminieren und durch ganz neu gebildete Worte zu ersetzen, wäre wenigstens für diesen wichtigen Sachverhalt natürlich selbst dies ausgeschlossen. – c) Die Methode der sogenannten „organischen“ Soziologie (klassischer Typus: Schäffles geistvolles Buch: Bau und Leben des sozialen Körpers)28 sucht das gesellschaftliche Zusammenhandeln durch Ausgehen vom „Ganzen“ (z. B. einer „Volkswirtschaft“) zu erklären, innerhalb dessen dann der einzelne und sein Verhalten ähnlich gedeutet werdenm, wie etwa die Physiologie die Stellung eines körperlichen „Organs“ im „Haushalt“ des Organismus (d. h. vom Standpunkt von dessen „Erhaltung“ aus) behandelt. (Vgl. das berühmte Kolleg-Diktum eines Physiologen: „§  x: Die Milz. Von der Milz wissen wir nichts, meine Herren. Soweit die Milz!“29 Tatsächlich „wußte“ natürlich der Betreffende von der Milz ziemlich viel: Lage, Größe, Form usw. – nur die „Funktion“ konnte er nicht angeben, und dies Unvermögen nannte er „Nichtswissen“). Inwieweit bei andren Disziplinen diese Art der funktionalen Betrachtung der „Teile“ eines „Ganzen“ (notgedrungen) definitiv sein muß, bleibe hier unerörtert: es ist bekannt, daß die biochemische und biomechanische Betrachtung sich grundsätzlich nicht damit begnügen möchte. Für eine deutende Soziologie kann eine solche Ausdrucksweise 1) praktischen Veranschaulichungs- und provisorischen Orientierungszwecken dienen (und in dieser Funktion höchst nützlich und nötig – aber freilich auch, bei Überschätzung ihres Erkenntniswerts und falschem Begriffsrealismus: höchst nachteilig – sein). Und 2): Sie allein kann uns unter Umständen dasjenige soziale Handeln herausfinden helfen, dessen deutendes Verstehen für die Erklärung eines Zusammenhangs wichtig ist. Aber an diesem Punkt beginnt erst die Arbeit der Soziologie (im hier verstandenen Wortsinn). Wir sind ja bei „sozialen m A: wird 27  Kap. I, §  6, unten, S.  185–189. Ferner die geplante Neufassung der Rechtssoziologie. Vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S.  110 f. 28  Schäffle, Bau I, II2. In seinen Vorlesungen „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ hielt Weber Schäffles Buch freilich keineswegs für geistvoll, sondern für eine „Misgeburt“ und fragte: „Was hilft die Analogie v[on] Telegraphen u. Nerven“? (vgl. MWG III/1, S.  369). Zur „organischen Soziologie“ der Zeit vgl. auch Barth, Paul, Philosophie der Geschichte als Soziologie, Erster Teil: Grundlegung und kritische Übersicht, 2., durchges. und sehr erw. Aufl. – Leipzig: Reisland 1915, „Dritte Abteilung. Die biologische Soziologie“, S.  243–403; zu Schäffle bes. ebd., S.  352–362. 29  Das Zitat konnte nicht nachgewiesen werden.

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Gebilden“ (im Gegensatz zu „Organismen“) in der Lage: über die bloße Feststellung von funktionellen Zusammenhängen und Regeln („Gesetzen“) hinaus etwas aller „Naturwissenschaft“ (im Sinn der Aufstellung von Kausalregeln für Geschehnisse und Gebilde und der „Erklärung“ der Einzelgeschehnisse daraus) ewig Unzugängliches zu leisten: eben das „Verstehen“ des Verhaltens der beteiligten Einzelnen, während wir das Verhalten z. B. von Zellen nicht „verstehen“, sondern nur funktionell erfassen und dann nach Regeln seines Ablaufs feststellen können. Diese Mehrleistung der deutenden gegenüber der beobachtenden Erklärung ist freilich durch den wesentlich hypothetischeren und fragmentarischeren Charakter der durch Deutung zu gewinnenden Ergebnisse erkauft. Aber dennoch: sie ist gerade das dem soziologischen Erkennen Spezifische. Inwieweit auch das Verhalten von Tieren uns sinnhaft „verständlich“ ist und umgekehrt: – beides in höchst unsicherm Sinn und problematischem Umfang, – und inwieweit also theoretisch es auch eine Soziologie der Beziehungen des Menschen zu Tieren (Haustieren, Jagdtieren) geben könne (viele Tiere „verstehen“ Befehl, Zorn, Liebe, Angriffsabsicht und reagieren darauf offenbar vielfach nicht ausschließlich mechanisch-instinktiv, sondern irgendwie auch bewußt sinnhaft und erfahrungsorientiert), bleibt hier völlig unerörtert. An sich ist das Maß unsrer Einfühlbarkeit bei dem Verhalten von „Naturmenschen“ nicht wesentlich größer. Wir haben aber sichere Mittel, den subjektiven Sachverhalt beim Tier festzustellen, teils garnicht, teils in nur sehr unzulänglicher Art: die Probleme der Tierpsychologie sind bekanntlich ebenso interessant wie dornenvoll.30 Es bestehen insbesondere bekanntlich Tiervergesellschaftungen der verschiedensten Art: monogame und polygame „Familien“, Herden, Rudel, endlich funktionsteilige „Staaten“. (Das Maß der Funktionsdifferenzierung dieser Tiervergesellschaftungen geht keineswegs parallel mit dem Maß der Organ- | oder der morphologischen Entwicklungs-Differenzierung der A 8 betreffenden Tiergattung. So ist die Funktionsdifferenzierung bei den Termiten und sind infolgedessen deren Artefakte weit differenzierter als bei 30  Bei den folgenden Ausführungen über Tiergesellschaften hält sich Max Weber vor allem an das unten (S.  164 mit Hg.-Anm.  33) zitierte Buch von Escherich, Termiten. Ein Exemplar fand sich in Webers Handbibliothek (Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München), mit Anstreichungen vor allem in der „Einleitung“ sowie im „Ersten“ und im „Zweiten Kapitel“. Zur Frage der Funktionsdifferenzierung in Tiergesellschaften heißt es dort: „Daraus erklärt sich auch, daß zwischen der Höhe der staatlichen Organisation und der systematischen Stellung der betreffenden Tiere keine direkten Relationen bestehen, so daß also im System tiefstehende Tiere höhere soziale Äußerungen erkennen lassen können, als hochstehende.“ (ebd., S.  5). Zur Tierpsychologie: „Vor allem fehlt uns noch fast jeglicher Einblick in die Termitenpsyche.“ Und weiter: „Die Termitenpsychologie ist noch völlig eine terra incognita, die der gründlichen Bearbeitung in erster Linie bedarf.“ (ebd., S.  5).

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den Ameisen und Bienen). Hier ist selbstverständlich die rein funktionale Betrachtung: die Ermittlung der für die Erhaltung[,] d. h. die Ernährung, Verteidigung, Fortpflanzung, Neubildung[,] der betreffenden Tiergesellschaften entscheidenden Funktionen der einzelnen Typen von Individuen („Könige“, „Königinnen“, „Arbeiter“, „Soldaten“, „Drohnen“, „Geschlechts­tiere“, „Ersatz-Königinnen“ usw.)[,]31 sehr oft mindestens für jetzt das Definitive, mit dessen Feststellung sich die Forschung begnügen muß. Was darüber hinausging, waren lange Zeit lediglich Spekulationen oder Untersuchungen über das Maß, in welchem Erbgut einerseits, Umwelt andererseits an der Entfaltung dieser „sozialen“ Anlagen beteiligt sein könnten. (So namentlich die Kontroversen zwischen Weismann – dessen „Allmacht der Naturzüchtung“ in ihrem Unterbau stark mit ganz außerempirischen Deduktionen arbeitete – und Götte).32 Darüber aber, daß es sich bei jener Beschränkung auf die funktionale Erkenntnis eben um ein notgedrungenes und, wie gehofft wird, nur provisorisches Sichbegnügen handelt, ist sich die ernste Forschung natürlich völlig einig. (S[iehe] z. B. für den Stand der Termiten-Forschung die Schrift von Escherich 1909).33 Man möchte eben nicht nur die ziemlich leicht erfaßbare „Erhaltungswichtigkeit“ der Funktionen jener einzelnen differenzierten Typen einsehen und die Art, wie, ohne Annahme der Vererbung erworbener Eigenschaften 31  Zitate aus Escherich, Termiten, S.  42 ff. 32  Weismann, Naturzüchtung, vertrat in der Auseinandersetzung mit Herbert Spencer, der ihm gegenüber die natürliche Selektion bezweifelt hatte, die These, es sei tatsächlich schwierig, „sich diesen Selectionsprocess wirklich im Einzelnen vorzustellen“ (ebd., S.  31). Man könne nur „im Allgemeinen mit Darwin sagen, daß Selection durch Häufung ‚kleinster Variationen‘ arbeitet, und daraus schließen, daß diese ‚kleinsten Variationen‘ Selectionswerth besitzen müssen“ (ebd., S.  35). Ein stringenter Beweis aber fehle noch, und es sei eine offene Frage, ob er sich jemals führen lasse. Dies berechtige allerdings nicht dazu, an die Stelle der natürlichen Selektion die Vererbung erworbener Eigenschaften zu setzen. Weismann behauptet, daß uns die Naturzüchtung als Erklärungsprinzip durch die „Macht der Logik“ aufgezwungen sei (ebd., S.  42). Auch Alexander Goette folgte in dieser Frage eher Darwin als Lamarck, obgleich er starke Zweifel an Darwins Erklärung der Entstehung neuer Arten hegte. Er suchte die Ursachen dafür nicht in zufälligen äußeren Einflüssen und im Nützlichkeitsprinzip, sondern „im variierenden Organismus selbst.“ Dazu Goette, Alexander, Lehrbuch der Zoologie. – Leipzig: Wilhelm Engelmann 1902, S.  21. Eine Kontroverse zwischen beiden, die Weber behauptet, ließ sich nicht nachweisen. Weber diskutiert Weismanns Position bereits in seinen Vorlesungen „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“, MWG III/1, S.  351 f. 33 Escherich, Termiten. Wenn Weber davon spricht, daß sich die zeitgenössische zoologische Erforschung von Tiergesellschaften auf „funktionale“ Fragestellungen beschränke, meint er wohl dieses Buch. Ein Desiderat der zoologischen Forschung sah Escherich darin, „eine brauchbare Methode für die experimentelle Forschung“ zu finden (ebd., S.  5). Zur „funktionalen“ Analyse von Termitengesellschaften siehe ebd., S.  8–30, insbes. S.  24–30 (Kap. „Funktionen der einzelnen Kasten“).

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oder umgekehrt im Falle dieser Annahme (und dann: bei welcher Art von Deutung dieser Annahme), jene Differenzierung erklärlich ist, dargelegt erhalten, sondern auch wissen: 1. was denn den Ausschlag der Differenzierung aus dem noch neutralen, undifferenzierten, Anfangsindividuum entscheidet, – 2. was das differenzierte Individuum veranlaßt, sich (im Durchschnitt) so zu verhalten[,] wie dies tatsächlich dem Erhaltungsinteresse der differenzierten Gruppe dient. Wo immer die Arbeit in dieser Hinsicht fortschritt, geschah dies durch Nachweis (oder Vermutung) von chemischen Reizen oder physiologischen Tatbeständen (Ernährungsvorgänge, parasitäre Kastration usw.)34 bei den Einzelindividuen auf experimentellem Wege. Inwieweit die problematische Hoffnung besteht, experimentell auch die Existenz „psychologischer“ und „sinnhafter“ Orientierung wahrscheinlich zu machen, könnte heute wohl selbst der Fachmann kaum sagen. Ein kontrollierbares Bild der Psyche dieser sozialen Tierindividuen auf der Basis sinnhaften „Verstehens“ erscheint selbst als ideales Ziel wohl nur in engen Grenzenn erreichbar. Jedenfalls ist nicht von da aus das „Verständnis“ menschlichen sozialen Handelns zu erwarten, sondern grade umgekehrt: mit menschlichen Analogien wird dort gearbeitet und muß gearbeitet werden.35 Erwartet darf vielleicht werden: daß diese Analogien uns einmal für die Fragestellung nützlich werden: wie in den Frühstadien der menschlichen sozialen Differenzierung der Bereich rein mechanischinstinktiver Differenzierung im Verhältnis zum individuell sinnhaft Verständlichen und weiter zum bewußt rational Geschaffenen einzuschätzen ist. Die verstehende Soziologie wird sich selbstverständlich klar sein müssen: daß für die Frühzeit auch der Menschen die erstere Komponente schlechthin überragend ist[,] und auch für die weiteren Entwicklungsstadien sich ihrer steten Mitwirkung (und zwar: entscheidend wichtigen Mitwirkung) bewußt bleiben. Alles „traditionale“ Handeln (§  2)36 und breite Schichten des „Charisma“ (K. III)37 als des Keims psychischer „Anstekkung“38 und dadurch Trägers soziologischer „Entwicklungsreize“ stehen n A: Grenze 34  Dazu Escherich, Termiten, S.  23, der geneigt war, „der Nahrung den vornehmsten Einfluß auf die Entwicklungsrichtung zuzuschreiben.“ Zur „parasitären Kastration“ – Parasiten im Darm verhindern bei Arbeiterlarven die Ausbildung der Genitalanlagen – ebd. 35  Escherich warnt zwar davor, Tiergesellschaften zu vermenschlichen, weil Tiergesellschaften ausschließlich instinktgesteuert seien, was für Menschengesellschaften nicht zutreffe (Escherich, Termiten, S.  42 ff. und S.  119). Dennoch benutzte er für die Beschreibung dieser Tiergesellschaften menschliche Analogien. Dazu oben, S.  164 mit Hg.-Anm.  31. 36  Kap. I, §  2, unten, S.  175. 37  Kap. III, §  10 ff., unten, S.  490 ff. 38  Von „psychischer Ansteckung“ spricht Gustave Le Bon in seinen Ausführungen

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solchen nur biologisch begreifbaren, nicht oder nur in Bruchstücken verständlich deutbaren und motivationsmäßig erklärbaren, Hergängen mit unmerklichen Übergängen sehr nahe. Das alles entbindet aber die verstehende Soziologie nicht von der Aufgabe: im Bewußtsein der engen Schranken, in die sie gebannt ist, zu leisten, was eben wieder nur sie leisten kann. Die verschiedenen Arbeiten von Othmar Spann, oft reich an guten Gedanken neben freilich gelegentlichen Mißverständnissen und, vor allem, Argumentationen auf Grund nicht zur empirischen Untersuchung gehöriger reiner Werturteile, haben also unzweifelhaft recht mit der freilich von niemand ernstlich bestrittenen Betonung der Bedeutung der funktionalen Vorfragestellung (er nennt dies: „universalistische Methode“) für jede Soziologie.39 Wir müssen gewiß erst wissen: welches Handeln funktional, vom Standpunkt der „Erhaltung“ (aber weiter und vor allem eben doch auch: der Kultureigenart!) und: einer bestimmt gerichteten Fortbildung eines sozialen Handelnstyps wichtig ist, um dann die Frage stellen zu können: wie kommt dies Handeln zustande? welche Motive bestimmen es? Man muß erst wissen: was ein „König“, „Beamter“, „Unternehmer“, „Zuhälter“, „Magier“ leistet: – welches typische „Handeln“ (das allein ja ihn zu einer dieser Kategorien stempelt) also für die Analyse wichtig ist über die Masse, Le Bon, Psychologie, bes. S.  11–22 und S.  27–37. In der Masse veränderten sich die Reaktionen des Individuums: „Dans une foule, tout sentiment, tout acte est contagieux, et contagieux à ce point que l’individu sacrifie très facilement son intérêt personnel à l’intérêt collectif“ (ebd., S.  18). Für Le Bon hängt die Ansteckung auf das engste mit der „suggestibilité“ zusammen: „Je veux parler de la suggestibilité, dont la contagion mentionnée plus haut n’est d’ailleurs qu’un effet“ (ebd.). Weber benutzte möglicherweise nicht das französische Original, sondern die deutsche Übersetzung (Le Bon, Psychologie der Massen), die 1908 in der Reihe Philosophisch-soziologische Bücherei bei Klinkhardt in Leipzig erschienen war, übrigens zusammen mit der Übersetzung von Gabriel Tardes Schrift „Die sozialen Gesetze. Skizze zu einer Soziologie“ und Émile Durkheims Schrift „Die Methode der Soziologie“. Zweck der Reihe war es u. a., Autoren aus dem Ausland in Deutschland bekannt zu machen. 39  Spann legt seine „universalistische Methode“ beispielsweise in dem Buch „Kurzgefaßtes System der Gesellschaftslehre“ dar, dort bes. „Erstes Buch. Einleitung. Methodische Vorfragen der Gesellschaftslehre“ (Spann, System, S.  1–20) und „Drittes Buch, II. Kapitel. Der Universalismus“ (ebd., S.  244–284). Spanns Methode ist bereits entwickelt in Spann, Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses Buch benutzt Weber in seiner begonnenen, aber nach wenigen Seiten abgebrochenen Kritik an dem soziologischen Ansatz von Georg Simmel. Vgl. Weber, Max, Georg Simmel als Soziologe und Theoretiker der Gesellschaft, Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446, OM 4 (MWG I/7). Im Manuskript heißt es: „Es kann dabei in manchen wesentlichen Punkten an die scharfsinnige Kritik angeknüpft werden, welche Dr O[thmar] Spann, allerdings vor Erscheinen des letzten Werkes [gemeint ist die „Soziologie“ von Simmel] an Simmel’s Begriffen von ‚Gesellschaft‘ und ‚Soziologie‘ geübt hat. Ich verweise auf dessen Ausführungen in seinem Buch: Wirtschaft und Gesellschaft, Dresden 1907[,] speziell S.  192 ff.[,] und bemerke, daß ich dieselbe[n] im Folgenden nicht zu jedem einzelnen Satz erneut zitiere.“ (ebd., S.  III). Dazu auch die Einleitung, oben, S.  30 ff.

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und in Betracht kommt, ehe man an diese Analyse gehen kann („Wertbezogenheit“ im Sinn H[einrich] Rickerts).40 Aber erst diese Analyse leistet ihrerseits das, was das soziologische Verstehen des Handelns von typisch | differenzierten einzelnen Menschen (und: nur bei den Menschen) leisten A 9 kann und also: soll. Das ungeheure Mißverständnis jedenfalls, als ob eine „individualistische“ Methode eine (in irgendeinem möglichen Sinn) individualistische Wertung bedeute, ist ebenso auszuschalten, wie die Meinung: der unvermeidlich (relativ) rationalistische Charakter der Begriffsbildung bedeute den Glauben an das Vorwalten rationaler Motive oder gar: eine positive Wertung des „Rationalismus“. Auch eine sozialistische Wirtschaft müßte soziologisch genau so „individualistisch“, d. h.: aus dem Handeln der Einzelnen: – der Typen von „Funktionären“, die in ihr auftreten, – heraus[,] deutend verstanden werden, wie etwa die Tauschvorgänge durch die Grenznutzlehre41 (oder eine zu findende „bessere“, aber in diesem Punkt ähnliche Methode). Denn stets beginnt auch dort die entscheidende empirischsoziologische Arbeit erst mit der Frage: welche Motive bestimmten und bestimmen die einzelnen Funktionäre und Glieder dieser „Gemeinschaft“, sich so zu verhalten, daß sie entstand und fortbesteht? Alle funktionale (vom „Ganzen“ ausgehende) Begriffsbildung leistet nur Vorarbeit dafür, deren Nutzen und Unentbehrlichkeit – wenn sie richtig geleistet wird – natürlich unbestreitbar ist. 10. Die „Gesetze“, als welche man manche Lehrsätze der verstehenden Soziologie zu bezeichnen gewohnt ist, – etwa das Greshamsche „Gesetz“ 40  Zum Begriff der theoretischen Wertbeziehung, die sich sowohl auf die Auswahl wie auf die Konstitution des historischen Objekts („historisches Individuum“) bezieht, vgl. Rickert, Grenzen2, Viertes Kapitel, III, S.  333 ff.; zuvor schon S.  316 ff., bes. S.  325. 41  Für Weber gehört die „Grenznutzlehre“ zum Kernbestand der abstrakten Theorie in der Nationalökonomie. Er identifiziert diese hauptsächlich mit den Werken der Österreichischen Schule, insbesondere mit den Arbeiten von Carl Menger und Friedrich von Wieser. Methodisch teilt er deren individualistischen und subjektivistischen Ansatz: Der Wert einer Nutzleistung für den Wirtschaftenden hänge von dessen subjektiver Bedürfnis- und Sättigungsskala ab: Je stärker das Bedürfnis nach einer Nutzleistung, desto höher die Wertschätzung, je gesättigter das Bedürfnis, desto geringer. In den Vorlesungen über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ formuliert Weber das sich daraus ergebende subjektive Wertgesetz wie folgt: „Werthschätzung bei begrenzten Gütern nach Grenznutzen, bei vermehrbaren Gütern nach Grenznutzen u. Grenzkosten.“ Und er fügt hinzu: „nicht weil etwas kostet, werthvoll, sondern weil werthvoll, nimmt man die Kosten in Kauf.“ (MWG III/1, S.  253). Bei Wieser findet sich unter anderem folgende Formulierung: „Bei jedem teilbaren Bedürfnis wird innerhalb jedes Bedürfnisabschnittes der mit der ersten Verwendungseinheit vorzunehmende Befriedigungsakt mit der höchsten Intensität begehrt, jede Verwendung weiterer Einheiten derselben Art wird mit abnehmender Intensität begehrt, bis der Sättigungspunkt erreicht ist, darüber hinaus schlägt das Bedürfnis in Widerwillen um.“ (Wieser, Theorie, S.  148). Das Wertgesetz bildet bei Wieser die Grundlage für das Preisgesetz; vgl. dazu Schluchter, Entstehungsgeschichte, in: MWG I/24, S.  22–24.

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– sind durch Beobachtung erhärtete typische Chancen eines bei Vorliegen gewisser Tatbestände zu gewärtigenden Ablaufes von sozialem Handeln, welche aus typischen Motiven und typisch gemeintem Sinn der Handelnden verständlich sind.42 Verständlich und eindeutig sind sie im Höchstmaß soweit, als rein zweckrationale Motive dem typisch beobachteten Ablauf zugrunde liegen (bzw. dem methodisch konstruierten Typus aus Zweckmäßigkeitsgründen zugrunde gelegt werden), und als dabei die Beziehung zwischen Mittel und Zweck nach Erfahrungssätzen eindeutig ist (beim „unvermeidlichen“ Mittel). In diesem Fall ist die Aussage zulässig: daß, wenn streng zweckrational gehandelt würde, so und nicht anders gehandelt werden müßte (weil den Beteiligten im Dienste ihrer – eindeutig angebbaren – Zwecke aus „technischen“ Gründen nur diese und keine anderen Mittel zur Verfügung stehen). Gerade dieser Fall zeigt zugleich: wie irrig es ist, als die letzte „Grundlage“ der verstehenden Soziologie irgendeine „Psychologie“ anzusehen.43 Unter „Psychologie“ versteht heute jeder etwas anderes. Ganz bestimmte methodische Zwecke rechtfertigen für eine naturwissenschaftliche Behandlung gewisser Vorgänge die Trennung 42  Zum Greshamschen Gesetz vgl. oben, S.  157 mit Hg.-Anm.  24. Ein soziologisches Gesetz stellt nach Max Weber nicht nur den (statistischen) Zusammenhang zwischen zwei Größen fest, sondern auch die diesem zugrundeliegenden Motive der Handelnden. Vgl. dazu die Bemerkungen zum Verhältnis von Sinnadäquanz und Kausaladäquanz in Kap. I, §  1, Nr.  7, oben, S.  159 f. An anderer Stelle beschreibt Weber den Charakter ökonomischer Gesetze wie folgt: Sie seien „Schemata rationalen Handelns [.  .  .], die nicht durch psychologische Analyse der Individuen, sondern durch idealtypische Wiedergabe des Preiskampfs-Mechanismus aus der so in der Theorie hergestellten objektiven Situation deduziert werden, welche da, wo sie ‚rein‘ zum Ausdruck kommt, dem in den Markt verflochtenen Individuum nur die Wahl läßt zwischen der Alternative: ‚teleologische‘ Anpassung an den ‚Markt‘ oder ökonomischer Untergang.“ Weber, Roscher und Knies III, S.  115 f. 43 Weber wendet sich sowohl gegen eine psychologistische Erkenntnistheorie als auch gegen eine psychologische Fundierung von Einzelwissenschaften wie Soziologie und Ökonomik. Erkenntnispsychologie und Erkenntnislogik seien scharf zu trennen, und unter den empirischen Wissenschaften gebe es keine Hierarchie. Der Neigung etwa in der Ökonomik, eine psychologische Begründung der (subjektiven) Werttheorie zu suchen, „‚psychologische‘ Abstraktionen“ an die Stelle der Analyse einer „generell gegebenen (‚objektiven‘) Situation“ zu setzen (vgl. Weber, Roscher und Knies III, S.  93, Fn.  5), könnten selbst Vertreter der Österreichischen Schule nicht widerstehen. Im Aufsatz über Roscher und Knies heißt es kategorisch: „Mit irgend welcher ‚Psychologie‘, sei sie ‚Individual‘- oder ‚Sozial‘-Psychologie, hat die ‚Grenznutzlehre‘ auch nicht das allergeringste zu schaffen“ (Weber, Roscher und Knies III, S.  93 f., Fn.  5). Diese Ablehnung einer Sonderrolle der Psychologie bedeutet freilich nicht, wie Weber dort bereits betont, daß man die wissenschaftlichen Erkenntnisse der empirischen Psychologie, wie auch die jeder anderen Einzelwissenschaft, für die Lösung ökonomischer und soziologischer Erklärungsprobleme nicht verwenden solle. Sie bedeutet auch keine Ablehnung des psychologischen Verstehens in Ökonomik und Soziologie.

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„Physischem“o und „Psychischem“, welche in diesem Sinn den Disziplinen vom Handeln fremd ist.44 Die Ergebnisse einer wirklich nur das im Sinn naturwissenschaftlicher Methodik „Psychische“ mit Mitteln der Naturwissenschaft erforschenden und also ihrerseits nicht – was etwas ganz andres ist – menschliches Verhalten auf seinen gemeinten Sinn hin deutenden psychologischen Wissenschaft, gleichviel wie sie methodisch geartet sein möge, können natürlich[,] genau ebenso wie diejenigen irgendeiner anderen Wissenschaft, im Einzelfall Bedeutung für eine soziologische Feststellung gewinnen und haben sie oft in hohem Maße. Aber irgendwelche generell näheren Beziehungen als zu allen anderen Disziplinen hat die Soziologie zu ihr nicht. Der Irrtum liegt im Begriff des „Psychischen“: Was nicht „physisch“ sei, sei „psychisch“. Aber der Sinn eines Rechenexempels, den jemand meint, ist doch nicht „psychisch“. Die rationale Überlegung eines Menschen: ob ein bestimmtes Handeln bestimmt gegebenen Interessen nach den zu erwartenden Folgen förderlich sei oder nicht[,] und der entsprechend dem Resultat gefaßte Entschluß werden uns nicht um ein Haar verständlicher durch „psychologische“ Erwägungen. Gerade auf solchen rationalen Voraussetzungen aber baut die Soziologie (einschließlich der Nationalökonomie) die meisten ihrer „Gesetze“ auf. Bei der soziologischen Erklärung von Irrationalitäten des Handelns dagegen kann die verstehende Psychologie in der Tat unzweifelhaft entscheidend wichtige Dienste leisten. Aber das ändert an dem methodologischen Grundsachverhalt nichts. 11. Die Soziologie bildet – wie schon mehrfach als selbstverständlich vorausgesetzt – Typen-Begriffe und sucht generelle Regeln des Geschehens. Im Gegensatz zur Geschichte, welche die kausale Analyse und Zurechnung individueller, kulturwichtiger, Handlungen, Gebilde, Persönlichkeiten erstrebt. Die Begriffsbildung der Soziologie entnimmt ihr Material, als Paradigmata, sehr wesentlich, wenn auch keineswegs ausschließlich, den auch unter den Gesichtspunkten der Geschichte relevanten Realitäten des Handelns. Sie bildet ihre Begriffe und sucht nach ihren Regeln vor allem auch unter dem Gesichtspunkt: ob sie damit der historio A: vom „Physischen“ 44  Weber folgt hier dem Vorschlag Heinrich Rickerts, bei der Einteilung der Wissenschaften logischen Kriterien Vorrang vor ontischen zu geben und bei den ontischen nicht nach physisch-psychisch, sondern nach sinnfrei-sinnhaft zu fragen. Entscheidend ist also nicht, ob Objekte und Vorgänge physischer oder psychischer Natur sind, sondern ob sie als Träger von Sinn betrachtet werden. Dazu insbesondere Webers Auseinandersetzung mit Rudolf Stammler, wo er vier Begriffe von ‚Natur‘ unterscheidet: Natur als Komplex von Objekten, Natur als Betrachtungsweise, Natur als die Gesamtheit des Empirischen und Natur als das Sinnlose, „richtiger: ‚Natur‘ wird ein Vorgang, wenn wir bei ihm nach einem ‚Sinn‘ nicht fragen.“ Weber, Stammlers Überwindung, S.  119 f. und S.  127 f., Zitat: S.  128.

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schen kausalen Zurechnung der kulturwichtigen Erscheinungen einen Dienst leisten kann. Wie bei jeder generalisierenden Wissenschaft bedingt die Eigenart ihrer Abstraktionen es, daß ihre Begriffe gegenüber der konkreten Realität des Historischen relativ inhaltsleer sein müssen. Was sie A 10 dafür zu | bieten hat, ist gesteigerte Eindeutigkeit der Begriffe. Diese gesteigerte Eindeutigkeit ist durch ein möglichstes Optimum von Sinnadäquanz erreicht, wie es die soziologische Begriffsbildung erstrebt. Diese kann – und das ist bisher vorwiegend berücksichtigt – bei rationalen (wert- oder zweckrationalen) Begriffen und Regeln besonders vollständig erreicht werden. Aber die Soziologie sucht auch irrationale (mystische, prophetische, pneumatische, affektuelle) Erscheinungen in theoretischen und zwar sinnadäquaten Begriffen zu erfassen. In allen Fällen, rationalen wie irra­ tionalen, entfernt sie sich von der Wirklichkeit und dient der Erkenntnis dieser in der Form: daß durch Angabe des Maßes der Annäherung einer historischen Erscheinung an einen oder mehrere dieser Begriffe diese eingeordnet werden kann. Die gleiche historische Erscheinung kann z. B. in einem Teil ihrer Bestandteile „feudal“, im anderen „patrimonial“, in noch anderen „bureaukratisch“, in wieder anderen „charismatisch“ geartet sein.45 Damit mit diesen Worten etwas Eindeutiges gemeint sei, muß die Soziologie ihrerseits „reine“ („Ideal“-)Typen von Gebilden jener Arten entwerfen, welche je in sich die konsequente Einheit möglichst vollständiger Sinnadäquanz zeigen, eben deshalb aber in dieser absolut idealen reinen Form vielleicht ebensowenig je in der Realität auftreten, wie eine physikalische Reaktion, die unter Voraussetzung eines absolut leeren Raums errechnet ist.46 Nur vom reinen („Ideal“-)Typus her ist soziologische Kasuistik möglich. Daß die Soziologie außerdem nach Gelegenheit auch den Durchschnitts-Typus von der Art der empirisch-statistischen Typen verwendet: – ein Gebilde, welches der methodischen Erläuterung nicht besonders bedarf, versteht sich von selbst. Aber wenn sie von „typischen“ Fällen spricht, meint sie im Zweifel stets den Idealtypus, der seinerseits rational oder irrational sein kann, zumeist (in der nationalökonomischen Theorie z. B. immer) rational ist, stets aber sinnadäquat konstruiert wird. Man muß sich klar sein, daß auf soziologischem Gebiete „Durchschnitte“ und also „Durchschnittstypen“ sich nur da einigermaßen eindeutig bilden lassen, wo es sich nur um Gradunterschiede qualitativ gleichartigen sinnhaft bestimmten Verhaltens handelt. Das kommt vor. In der Mehrzahl der Fälle ist aber das historisch oder soziologisch relevante Handeln von qualitativ heterogenen Motiven beeinflußt, zwischen denen ein „Durchschnitt“ im eigentlichen Sinn gar nicht zu ziehen ist. Jene idealtypi45  Vgl. dazu Kap. III, bes. §  13, unten, S.  527 ff. 46  Weber entwickelt diesen Zusammenhang bereits in Roscher und Knies III, S.  106 f.

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schen Konstruktionen sozialen Handelns, welche z. B. die Wirtschaftstheorie vornimmt, sind also in dem Sinn „wirklichkeitsfremd“,47 als sie – in diesem Fall – durchweg fragen: wie würde im Fall idealer und dabei rein wirtschaftlich orientierter Zweckrationalität gehandelt werden, um so das realep, durch Traditionshemmungen, Affekte, Irrtümer, Hineinspielen nicht wirtschaftlicher Zwecke oder Rücksichtnahmen mindestens mitbestimmte Handeln 1. insoweit verstehen zu können, als es tatsächlich ökonomisch zweckrational im konkreten Falle mitbestimmt war, oder – bei Durchschnittsbetrachtung – zu sein pflegt, 2. aber auch: gerade durch den Abstand seines realen Verlaufes vom idealtypischen die Erkenntnis seiner wirklichen Motive zu erleichtern. Ganz entsprechend würde eine idealtypische Konstruktion einer konsequenten mystisch bedingten akosmistischen Haltung zum Leben (z. B. zur Politik und Wirtschaft) zu verfahren haben. Je schärfer und eindeutiger konstruiert die Idealtypen sind: je weltfremder sie also, in diesem Sinne, sind, desto besser leisten sie ihren Dienst, terminologisch und klassifikatorisch sowohl wie heuristisch. Die konkrete kausale Zurechnung von Einzelgeschehnissen durch die Arbeit der Geschichte verfährt der Sache nach nicht anders, wenn sie, um z. B. den Verlauf des Feldzuges von 1866 zu erklären, sowohl für Moltke wie für Benedek zunächst (gedanklich) ermittelt (wie sie es schlechthin tun muß):48 wie jeder von ihnen, bei voller Erkenntnis der eigenen und der Lage des Gegners, im Fall idealer Zweckrationalität disponiert haben würde, um damit zu vergleichen: wie tatsächlich disponiert worden ist[,] und dann gerade p A: reine 47  Nach Weber operiert die abstrakte Wirtschaftstheorie mit einem konstruierten Wirtschaftssubjekt. Es handle sich um „einen unrealistischen Menschen, analog einer mathematischen Idealfigur.“ (Weber, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  122 f.). Solche Idealtypen haben für ihn rein heuristischen Charakter und sind mehr oder weniger nützlich. In der Methode der Idealtypenbildung sind sich Nationalökonomie und Soziologie gleich. In dem Aufsatz „Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik“ heißt es lapidar: „Um die wirklichen Kausalzusammenhänge zu durchschauen, konstruieren wir unwirkliche.“ (Weber, Kritische Studien, in: AfSSp, Band  22, Heft 1, 1906, S.  143–207, Zitat: S.  204; MWG I/7). 48  Im Jahre 1866 standen sich in der Schlacht bei Königgrätz Helmuth von Moltke als Oberbefehlshaber auf preußischer Seite und Ludwig von Benedek als Oberbefehlshaber auf österreichischer Seite gegenüber. Benedek wurde am 3. Juli vernichtend geschlagen. Während Moltkes Strategie hoch gelobt wurde, galt die Strategie Benedeks als wenig planvoll und entschlossen. Schon in dem Aufsatz „Roscher und Knies“ wählt Weber Moltkes Strategie als Beispiel für erfolgreiches Handeln. Dabei dient ihm die idealtypisch gefaßte Kriegskunstlehre nicht nur als heuristisches Mittel für die kausale Zurechnung, sondern auch als Maßstab für die Beurteilung der Entscheidungen der Heerführer. Dies ist zugleich ein Beispiel für technische Kritik (Weber, Roscher und Knies III, S.  100 f., Fn.  1).

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den beobachteten (sei es durch falsche Information, tatsächlichen Irrtum, Denkfehler, persönliches Temperament oder außerstrategische Rücksichten bedingten) Abstand kausal zu erklären. Auch hier ist (latent) eine idealtypische zweckrationale Konstruktion verwendet. – Idealtypisch sind aber die konstruktiven Begriffe der Soziologie nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Das reale Handeln verläuft in der großen Masse seiner Fälle in dumpfer Halbbewußtheit oder Unbewußtheit seines „gemeinten Sinns“. Der Handelnde „fühlt“ ihn mehr unbestimmt[,] als daß er ihn wüßte oder „sich klar machte“, handelt in der Mehrzahl der Fälle triebhaft oder gewohnheitsmäßig. Nur gelegentlich, und bei massenhaft gleichartigem Handeln oft nur von Einzelnen, wird ein (sei es rationaler[,] sei es irrationaler) Sinn des Handelns in das Bewußtsein gehoben. Wirklich effektiv, d. h. voll bewußt und klar, sinnhaftes Handeln ist in der Realität stets nur ein Grenzfall. Auf diesen Tatbestand wird jede historiA 11 sche und soziologische Betrachtung bei Analyse der Realität stets Rück|sicht zu nehmen haben. Aber das darf nicht hindern, daß die Soziologie ihre Begriffe durch Klassifikation des möglichen „gemeinten Sinns“ bildet, also so, als ob das Handeln tatsächlich bewußt sinnorientiert verliefe. Den Abstand gegen die Realität hat sie jederzeit, wenn es sich um die Betrachtung dieser in ihrer Konkretheit handelt, in Betracht zu ziehen und nach Maß und Art festzustellen. Man hat eben methodisch sehr oft nur die Wahl zwischen unklaren oder klaren, aber dann irrealen und „idealtypischen“ Termini. In diesem Fall aber sind die letzteren wissenschaftlich vorzuziehen. (S[iehe] über all dies Arch[iv] f[ür] Sozialwiss[enschaft] XIX a.a.O.)49

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II.  Begriff des sozialen Handelns. 1. Soziales Handeln (einschließlich des Unterlassens oder Duldens) kann orientiert werden am vergangenen, gegenwärtigen oder für künftig erwarteten Verhalten anderer (Rache für frühere Angriffe, Abwehr gegenwärtigen Angriffs, Verteidigungsmaßregeln gegen künftige Angriffe). Die „anderen“ können Einzelne und Bekannte oder unbestimmt Viele und ganz Unbekannte sein („Geld“ z. B. bedeutet ein Tauschgut, welches der Handelnde beim Tausch deshalb annimmt, weil er sein Handeln an der Erwartung orientiert, daß sehr zahlreiche, aber unbekannte und unbestimmt viele Andre es ihrerseits künftig in Tausch zu nehmen bereit sein werden).

49  Gemeint ist: Weber, Objektivität, S.  22–88; bereits oben, S.  156 mit Hg.-Anm.  21, zitiert.

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§ 1.  II. Begriff des sozialen Handelns

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2. Nicht jede Art von Handeln – auch von äußerlichem Handeln – ist „soziales“ Handeln im hier festgehaltenen Wortsinn. Äußeres Handeln dann nicht, wenn es sich lediglich an den Erwartungen des Verhaltens sachlicher Objekte orientiert. Das innere Sichverhalten ist soziales Handeln nur dann, wenn es sich am Verhalten anderer orientiert. Religiöses Verhalten z. B. dann nicht, wenn es Kontemplation, einsames Gebet usw. bleibt. Das Wirtschaften (eines einzelnen) erst dann und nur insofern, als es das Verhalten Dritter mit in Betracht zieht. Ganz allgemein und formal also schon: indem es auf die Respektierung der eignen faktischen Verfügungsgewalt über wirtschaftliche Güter durch Dritte reflektiert. In materialer Hinsicht: indem es z. B. beim Konsum den künftigen Begehr Dritter mitberücksichtigt und die Art des eignen „Sparens“ daran mitorientiert. Oder indem es bei der Produktion einen künftigen Begehr Dritter zur Grundlage seiner Orientierung macht usw. 3. Nicht jede Art von Berührung von Menschen ist sozialen Charakters, sondern nur ein sinnhaft am Verhalten des andern orientiertes eignes Verhalten. Ein Zusammenprall zweier Radfahrer z. B. ist ein bloßes Ereignis wie ein Naturgeschehen. Wohl aber wärenq ihr Versuch, dem andern auszuweichen[,] und die auf den Zusammenprall folgende Schimpferei, Prügelei oder friedliche Erörterung „soziales Handeln“. 4. Soziales Handeln ist weder identisch a) mit einem gleichmäßigen Handeln mehrerer noch b) mit jedem durch das Verhalten anderer beeinflußten Handeln. a) Wenn auf der Straße eine Menge Menschen beim Beginn eines Regens gleichzeitig den Regenschirm aufspannen, so ist (normalerweise) das Handeln des einen nicht an dem des andern orientiert, sondern das Handeln aller gleichartig an dem Bedürfnis nach Schutz gegen die Nässe. – b) Es ist bekannt, daß das Handeln des einzelnen durch die bloße Tatsache, daß er sich innerhalb einer örtlich zusammengedrängten „Masse“ befindet, stark beeinflußt wird (Gegenstand der „massenpsychologischen“ Forschung, z. B. von der Art der Arbeiten Le Bon’s): massenbedingtes Handeln.50 Und auch zerstreute Massen können durch ein simultan oder sukzessiv auf den einzelnen (z. B. durch Vermittlung der Presse) wirkendes und als solches empfundenes Verhalten Vieler das Verhalten der einzelnen massenbedingt werden lassen. Bestimmte Arten des Reagierens werden durch die bloße Tatsache, daß der Einzelne sich als Teil einer „Masse“ fühlt, erst ermöglicht, andre erschwert. Infolgedessen kann dann ein bestimmtes Ereignis oder menschliches Verhalten Empfindungen der verschiedensten Art: Heiterkeit, Wut, Begeisterung, Verzweiflung und Leidenschaften aller Art hervorrufen, welche bei Vereinzelung nicht (oder q A: wäre 50  Le Bon, Psychologie. Vgl. dazu auch oben, S.  165 f., Hg.-Anm.  38.

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nicht so leicht) als Folge eintreten würden, – ohne daß doch dabei (in vielen Fällen wenigstens) zwischen dem Verhalten des einzelnen und der Tatsache seiner Massenlage eine sinnhafte Beziehung bestände. Ein derart durch das Wirken der bloßen Tatsache der „Masse“ rein als solcher in seinem Ablauf nur reaktiv verursachtes oder mitverursachtes, nicht auch darauf sinnhaft bezogenes Handeln würde begrifflich nicht „soziales Handeln“ im hier festgehaltenen Wortsinn sein. Indessen ist der Unterschied natürlich höchst flüssig. Denn nicht nur z. B. beim Demagogen, sondern oft auch beim Massenpublikum selbst kann dabei ein verschieden großes und verschieden deutbares Maß von Sinnbeziehung zum Tatbestand der „Masse“ bestehen. – Ferner würde bloße „Nachahmung“ fremden Handelns (auf deren Bedeutung G[abriel] Tarde berechtigtes Gewicht legt)51 begrifflich dann nicht spezifisch „soziales Handeln“ sein, wenn sie lediglich reaktiv, ohne sinnhafte Orientierung des eigenen an dem fremden Handeln, erfolgt. Die Grenze ist derart flüssig, daß eine Unterscheidung oft kaum möglich A 12 erscheint. Die bloße Tatsache aber, daß jemand | eine ihm zweckmäßig scheinende Einrichtung, die er bei andren kennen lernte, nun auch bei sich trifft, ist nicht in unserem Sinn: soziales Handeln. Nicht am Verhalten des andern orientiert sich dies Handeln, sondern durch Beobachtung dieses Verhaltens hat der Handelnde bestimmte objektive Chancen kennen gelernt, und an diesen orientiert er sich. Sein Handeln ist kausal, nicht aber sinnhaft, durch fremdes Handeln bestimmt. Wird dagegen z. B. fremdes Handeln nachgeahmt, weil es „Mode“ ist, als traditional, mustergültig oder als ständisch „vornehm“ gilt oder aus ähnlichen Gründen, so liegt die Sinnbezogenheit – entweder: auf das Verhalten der Nachgeahmten, oder: Dritter, oder: beider – vor. Dazwischen liegen naturgemäß Übergänge. Beide Fälle: Massenbedingtheit und Nachahmung sind flüssig und Grenzfälle sozialen Handelns, wie sie noch oft, z. B. beim traditionalen Handeln (§  2) begegnen werden. Der Grund der Flüssigkeit liegt in diesen wie andren Fällen darin, daß die Orientierung an fremdem Verhalten und der Sinn des eigenen Handelns ja keineswegs immer eindeutig feststellbar oder auch nur bewußt und noch seltener: vollständig bewußt sindr. Bloße „Beeinflussung“ und sinnhafte „Orientierung“ sind schon um deswillen nicht immer sicher zu scheiden. Aber begrifflich sind sie zu trennen, obwohl, selbstredend, die nur „reaktive“ Nachahmung mindestens die gleiche soziologische Tragweite hat wie diejenige, welche „soziales Handeln“ im eigentlichen Sinn darstellt. Die Soziologie hat es eben keineswegs nur mit „sozialem Handeln“ zu tun, sondern dieses bildet nur (für die hier betriebene Art von r A: ist 51  Tarde, L’imitation. Eine deutsche Ausgabe dieses Werks lag zu Webers Lebzeiten nicht vor.

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§ 2.  Arten des sozialen Handelns

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Soziologie) ihren zentralen Tatbestand, denjenigen, der für sie als Wissenschaft sozusagen konstitutiv ist. Keineswegs aber ist damit über die Wichtigkeit dieses im Verhältnis zu anderen Tatbeständen etwas ausgesagt.

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§  2. Wie jedes Handeln kann auch das soziale Handeln bestimmt sein 1. zweckrational: durch Erwartungen des Verhaltens von Gegenständen der Außenwelt und von andren Menschen und unter Benutzung dieser Erwartungen als „Bedingungen“ oder als „Mittel“ für rational, als Erfolg, erstrebte und abgewogene eigne Zwecke, – 2. wertrational: durch bewußten Glauben an den – ethischen, ästhetischen, religiösen oder wie immer sonst zu deutenden – unbedingten Eigenwert eines bestimmten Sichverhaltens rein als solchen und unabhängig vom Erfolg, – 3. affektuell, insbesondere emotional: durch aktuelle Affekte und Gefühlslagen, – 4. traditional: durch eingelebte Gewohnheit. 1. Das streng traditionale Verhalten steht – ganz ebenso wie die rein reaktive Nachahmung (s. vorigen §)52 – ganz und gar an der Grenze und oft jenseits dessen, was man ein „sinnhaft“ orientiertes Handeln überhaupt nennen kann. Denn es ist sehr oft nur ein dumpfes in der Richtung der einmal eingelebten Einstellung ablaufendes Reagieren auf gewohnte Reize. Die Masse alles eingelebten Alltagshandelns nähert sich diesem Typus, der nicht nur als Grenzfall in die Systematik gehört, sondern auch deshalb, weil (wovon später)53 die Bindung an das Gewohnte in verschiedenem Grade und Sinne bewußt aufrecht erhalten werden kann: in diesem Fall nähert sich dieser Typus dem von Nr.  2. 2. Das streng affektuale Sichverhalten steht ebenso an der Grenze und oft jenseits dessen, was bewußt „sinnhaft“ orientiert ist; es kann hemmungsloses Reagieren auf einen außeralltäglichen Reiz sein. Eine Sublimierung ist es, wenn das affektual bedingte Handeln als bewußte Entladung der Gefühlslage auftritt: es befindet sich dann meist (nicht immer) schon auf dem Wege zur „Wertrationalisierung“ oder zum Zweckhandeln oder zu beiden. 3. Affektuelle und wertrationale Orientierung des Handelns unterscheiden sich durch die bewußte Herausarbeitung der letzten Richtpunkte des Handelns und konsequente planvolle Orientierung daran bei dem letzteren. Sonst haben sie gemeinsam: daß für sie der Sinn des Handelns nicht in dem jenseits seiner liegenden Erfolg, sondern in dem bestimmt gearte52  Oben, S.  172. 53  Kap. III, §  6, unten, S.  468 ff.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

ten Handeln als solchems liegt. Affektuell handelt, wer sein Bedürfnis nach aktueller Rache, aktuellem Genuß, aktueller Hingabe, aktueller kontemplativer Seligkeit oder nach Abreaktion aktueller Affekte (gleichviel wie massiver oder wie sublimer Art) befriedigt. Rein wertrational handelt, wer ohne Rücksicht auf die vorauszusehenden Folgen handelt im Dienst seiner Überzeugung von dem, was Pflicht, Würde, Schönheit, religiöse Weisung, Pietät, oder die Wichtigkeit einer „Sache“ gleichviel welcher Art ihm zu gebieten scheinen. Stets ist (im Sinn unserer Terminologie) wertrationales Handeln ein Handeln nach „Geboten“ oder gemäß „Forderungen“, die der Handelnde an sich gestellt glaubt. A 13 Nur soweit menschliches Handeln sich an solchen | Forderungen orientiert – was stets nur in einem sehr verschieden großen, meist ziemlich bescheidenen, Bruchteil der Fall ist –[,] wollen wir von Wertrationalität reden. Wie sich zeigen wird, kommt ihr Bedeutung genug zu, um sie als Sondertyp herauszuheben, obwohl hier im übrigen nicht eine irgendwie erschöpfende Klassifikation der Typen des Handelns zu geben versucht wird. 4. Zweckrational handelt, wer sein Handeln nach Zweck, Mittelnt und Nebenfolgen orientiert und dabei sowohl die Mittel gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen die Nebenfolgen, wie endlich auch die verschiedenen möglichen Zwecke gegeneinander rational abwägt: also jedenfalls weder affektuell (und insbesondere nicht emotional) noch traditional handelt. Die Entscheidung zwischen konkurrierenden und kollidierenden Zwecken und Folgen kann dabei ihrerseits wertrational orientiert sein: dann ist das Handeln nur in seinen Mitteln zweckrational. Oder es kann der Handelnde die konkurrierenden und kollidierenden Zwecke ohne wertrationale Orientierung an „Geboten“ und „Forderungen“ einfach als gegebene subjektive Bedürfnisregungen in eine Skala ihrer von ihm bewußt abgewogenen Dringlichkeit bringen und darnach sein Handeln so orientieren, daß sie in dieser Reihenfolge nach Möglichkeit befriedigt werden (Prinzip des „Grenznutzens“).54 Die wertrationale Orientierung des Handelns kann also zur zweckrationalen in verschiedenartigen Beziehungen stehen. Vom Standpunkt der Zweckrationalität aus aber ist Wertrationalität immer, und zwar je mehr sie den Wert, an dem das Handeln orientiert wird, zum absoluten Wert steigert, desto mehr: irrational, weil sie ja um so weniger auf die Folgen des Handelns reflektiert, je unbedingter allein dessen Eigenwert (reine Gesinnung, Schönheit, absolute Güte, absolute Pflichtmäßigkeit) für sie in Betracht kommt. Absolute Zweckrationalität des Handelns ist aber auch nur ein im wesentlichen konstruktiver Grenzfall. s A: solchen  t A: Mittel 54  Zum „Prinzip des Grenznutzens“ vgl. unten, S.  227 mit Hg.-Anm.  30. Friedrich von Wieser spricht vom „Gesetz des Grenznutzens“ (vgl. Wieser, Theorie, S.  194).

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§ 3.  Soziale Beziehung

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5. Sehr selten ist Handeln, insbesondere soziales Handeln, nur in der einen oder der andren Art orientiert. Ebenso sind diese Arten der Orientierung natürlich in gar keiner Weise erschöpfende Klassifikationen der Arten der Orientierung des Handelns, sondern für soziologische Zwecke geschaffene begrifflich reine Typen, denen sich das reale Handeln mehr oder minder annähert oder aus denen es – noch häufiger – gemischt ist. Ihre Zweckmäßigkeit für uns kann nur der Erfolg ergeben.

§  3. Soziale „Beziehung“ soll ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer heißen. Die soziale Beziehung besteht also durchaus und ganz ausschließlich: in der Chance, daß in einer (sinnhaft) angebbaren Art sozial gehandelt wird, einerlei zunächst: worauf diese Chance beruht. 1. Ein Mindestmaß von Beziehung des beiderseitigen Handelns aufeinander soll also Begriffsmerkmal sein. Der Inhalt kann der allerverschiedenste sein: Kampf, Feindschaft, Geschlechtsliebe, Freundschaft, Pietät, Marktaustausch, „Erfüllung“ oder „Umgehung“ oder „Bruch“ einer Vereinbarung, ökonomische oder erotische oder andre „Konkurrenz“, ständische oder nationale oder Klassengemeinschaft (falls diese letzteren Tatbestände über bloße Gemeinsamkeiten hinaus „soziales Handeln“ erzeugen, – wovon später).55 Der Begriff besagt also nichts darüber: ob „Solidarität“ der Handelnden besteht oder das gerade Gegenteil. 2. Stets handelt es sich um den im Einzelfall wirklich oder durchschnittlich oder im konstruierten „reinen“ Typus von den Beteiligten gemeinten, empirischen, Sinngehalt, niemals um einen normativ „richtigen“ oder metaphysisch „wahren“ Sinn. Die soziale Beziehung besteht, auch wenn es sich um sogenannte „soziale Gebilde“, wie „Staat“, „Kirche“, „Genossenschaft“, „Ehe“ usw. handelt, ausschließlich und lediglich in der Chance, daß ein seinem Sinngehalt nach in angebbarer Art aufeinander eingestelltes Handeln stattfand, stattfindet oder stattfinden wird. Dies ist immer festzuhalten, um eine „substanzielle“ Auffassung dieser Begriffe zu vermeiden. Ein „Staat“ hört z. B. soziologisch zu „existieren“ dann auf, sobald die Chance, daß bestimmte Arten von sinnhaft orientiertem sozialem Handeln ablaufen, geschwunden ist. Diese Chance kann eine sehr große oder eine verschwindend geringe sein. In dem Sinn und Maße, als sie tatsächlich (schätzungsweise) bestand oder besteht, bestand oder besteht auch die 55  Kap. IV, unten, S.  592 ff., das allerdings von Weber nicht mehr abgeschlossen werden konnte.

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betreffende soziale Beziehung. Ein anderer klarer Sinn ist mit der Aussage: daß z. B. ein bestimmter „Staat“ noch oder nicht mehr „existiere“, schlechthin nicht zu verbinden. 3. Es ist in keiner Art gesagt: daß die an dem aufeinander eingestellten Handeln Beteiligten im Einzelfall den gleichen Sinngehalt in die soziale Beziehung legen oder sich sinnhaft entsprechend der Einstellung des Gegenpartners innerlich zu ihm einstellen, daß also in diesem Sinn „Gegenseitigkeit“ besteht. „Freundschaft“, „Liebe“, „Pietät“, „Vertragstreue“, A 14 „nationales Gemeinschaftsgefühl“ | von der einen Seite kann auf durchaus andersartige Einstellungen der anderen Seite stoßen. Dann verbinden eben die Beteiligten mit ihrem Handeln einen verschiedenen Sinn: die soziale Beziehung ist insoweit von beiden Seiten objektiv „einseitig“. Aufeinander bezogen ist sie aber auch dann insofern, als der Handelnde vom Partner (vielleicht ganz oder teilweise irrigerweise) eine bestimmte Einstellung dieses letzteren ihm (dem Handelnden) gegenüber voraussetzt und an diesen Erwartungen sein eignes Handeln orientiert, was für den Ablauf des Handelns und die Gestaltung der Beziehung Konsequenzen haben kann und meistu wird. Objektiv „beiderseitig“ ist sie natürlich nur insoweit, als der Sinngehalt einander – nach den durchschnittlichen Erwartungen jedes der Beteiligten – „entspricht“, also z. B. der Vatereinstellung die Kindeseinstellung wenigstens annähernd so gegenübersteht, wie der Vater dies (im Einzelfall oder durchschnittlich oder typisch) erwartet. Eine völlig und restlos auf gegenseitiger sinnentsprechender Einstellung ruhende soziale Beziehung ist in der Realität nur ein Grenzfall. Fehlen der Beiderseitigkeit aber soll, nach unserer Terminologie, die Existenz einer „sozialen Beziehung“ nur dann ausschließen, wenn sie die Folge hat: daß ein Aufeinanderbezogensein des beiderseitigen Handelns tatsächlich fehlt. Alle Arten von Übergängen sind hier wie sonst in der Realität die Regel. 4. Eine soziale Beziehung kann ganz vorübergehenden Charakters sein oder aber auf Dauer, d. h. derart eingestellt sein: daß die Chance einer kontinuierlichen Wiederkehr eines sinnentsprechenden (d. h. dafür geltenden und demgemäß erwarteten) Verhaltens besteht. Nur das Vorliegen dieser Chance: – der mehr oder minder großen Wahrscheinlichkeit also, daß ein sinnentsprechendes Handeln stattfindet[,] und nichts darüber hinaus – bedeutet der „Bestand“ der sozialen Beziehung, was zur Vermeidung falscher Vorstellungen stets gegenwärtig zu halten ist. Daß eine „Freundschaft“ oder daß ein „Staat“ besteht oder bestand, bedeutet also ausschließlich und allein: wir (die Betrachtenden) urteilen, daß eine Chance vorliegt oder vorlag: daß auf Grund einer bestimmt gearteten Einstellung bestimmter Menschen in einer einem durchschnittlich gemeinten Sinn nachv angebu  Zu ergänzen wäre: haben  v A: noch

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§ 4.  Brauch

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baren Art gehandelt wird, und sonst gar nichts (vgl. Nr.  2 a[m] E[nde]).56 Die für die juristische Betrachtung unvermeidliche Alternative: daß ein Rechtssatz bestimmten Sinnes entweder (im Rechtssinn) gelte oder nicht, ein Rechtsverhältnis entweder bestehe oder nicht, gilt für die soziologische Betrachtung also nicht. 5. Der Sinngehalt einer sozialen Beziehung kann wechseln: – z. B. eine politische Beziehung aus Solidarität in Interessenkollision umschlagen. Es ist dann nur eine Frage der terminologischen Zweckmäßigkeit und des Maßes von Kontinuität der Wandlung, ob man in solchen Fällen sagt: daß eine „neue“ Beziehung gestiftet sei oder: daß die fortbestehende alte einen neuen „Sinngehalt“ erhalten habe. Auch kann der Sinngehalt zum Teil perennierend, zum Teil wandelbar sein. 6. Der Sinngehalt, welcher eine soziale Beziehung perennierend konstituiert, kann in „Maximen“ formulierbar sein, deren durchschnittliche oder sinnhaft annähernde Innehaltung die Beteiligten von dem oder den Partnern erwarten und an denen sie ihrerseits (durchschnittlich und annähernd) ihr Handeln orientieren. Je rationaler – zweckrationaler oder wertrationaler – orientiert das betreffende Handeln seinem allgemeinen Charakter nach ist, desto mehr ist dies der Fall. Bei einer erotischen oder überhaupt affektuellen (z. B. einer „Pietäts“-)Beziehung ist die Möglichkeit einer rationalen Formulierung des gemeinten Sinngehalts z. B. naturgemäß weit geringer als etwa bei einem geschäftlichen Kontraktverhältnis. 7. Der Sinngehalt einer sozialen Beziehung kann durch gegenseitige Zusage vereinbart sein. Dies bedeutet: daß die daran Beteiligten für ihr künftiges Verhalten (sei es zu einander[,] sei es sonst) Versprechungen machen. Jeder daran Beteiligte zählt dann – soweit er rational erwägt – zunächst (mit verschiedener Sicherheit) normalerweise darauf, daß der andre sein Handeln an einem von ihm (dem Handelnden) selbst verstandenen Sinn der Vereinbarung orientieren werde. Er orientiert sein eignes Handeln teils zweckrational (je nachdem mehr oder minder sinnhaft „loyal“) an dieser Erwartung, teils wertrational an der „Pflicht“[,] auch seinerseits die eingegangene Vereinbarung dem von ihm gemeinten Sinn gemäß zu „halten“. Soviel hier vorweg. Im übrigen vgl. §  9 und §  13.57

§  4. Es lassen sich innerhalb des sozialen Handelns tatsächliche Regelmäßigkeiten beobachten, d. h. in einem typisch gleichartig gemeinten Sinn beim gleichen Handelnden sich wiederholende oder (eventuell auch: zugleich) bei zahlreichen Handelnden ver56  Oben, S.  177 f. 57  Kap. I, §  9, unten, S.  194 ff., und §  13, unten, S.  207 f.

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breitete Abläufe von Handeln. Mit diesen Typen des Ablaufs von Handeln befaßt sich die Soziologie, im Gegensatz zur Geschichte als der kausalen Zurechnung wichtiger, d. h. schicksalhafter, Einzelzusammenhänge. | Eine tatsächlich bestehende Chance einer Regelmäßigkeit der Einstellung sozialen Handelns soll heißen Brauch, wenn und soweit die Chance ihres Bestehens innerhalb eines Kreises von Menschen lediglich durch tatsächliche Übung gegeben ist. Brauch soll heißen Sitte, wenn die tatsächliche Übung auf langer Eingelebtheit beruht. Sie soll dagegen bezeichnet werden als „bedingt durch Interessenlage“ („interessenbedingt“), wenn und soweit die Chance ihres empirischen Bestandes lediglich durch rein zweckrationale Orientierung des Handelns der einzelnen an gleichartigen Erwartungen bedingt ist. 1. Zum Brauch gehört auch die „Mode“. „Mode“ im Gegensatz zu „Sitte“ soll Brauch dann heißen, wenn (gerade umgekehrt wie bei Sitte) die Tatsache der Neuheit des betreffenden Verhaltens Quelle der Orientierung des Handelns daran wird. Sie hat ihre Stätte in der Nachbarschaft der „Konvention“, da sie wie (meist) diese ständischen Prestigeinteressen entspringt. Hier wird sie nicht näher behandelt. 2. „Sitte“ soll uns eine im Gegensatz zu „Konvention“ und „Recht“ nicht äußerlich garantierte Regel heißen, an welche sich der Handelnde freiwillig, sei es einfach „gedankenlos“ oder aus „Bequemlichkeit“ oder aus welchen Gründen immer, tatsächlich hält und deren wahrscheinliche Innehaltung er von andren diesem Menschenkreis Angehörigen aus diesen Gründen gewärtigen kann. Sitte in diesem Sinn wäre also nichts „Geltendes“: es wird von niemandem „verlangt“, daß er sie mitmache. Der Übergang von da zur geltenden Konvention und zum Recht ist natürlich absolut flüssig. Überall ist das tatsächlich Hergebrachte der Vater des Geltenden gewesen. Es ist heute „Sitte“, daß wir am Morgen ein Frühstück ungefähr angebbarer Art zu uns nehmen; aber irgendeine „Verbindlichkeit“ dazu besteht (außer für Hotelbesucher) nicht; und es war nicht immer Sitte. Dagegen ist die Art der Bekleidung, auch wo sie aus „Sitte“ entstanden ist, heut in weitem Umfang nicht mehr nur Sitte, sondern Konvention. Über Brauch und Sitte sind die betreffenden Abschnitte aus Iherings „Zweck im Recht“ (Band  II) noch heut lesenswert.58 Vgl. auch P[aul]a Oertmann, a A: K. 58  Ihering, Zweck II, untersucht die Entstehung der Sitten und unterscheidet dabei zwischen Brauch, Sitte, Mode, Moral und Recht. Die Sitte grenzt er einerseits gegen

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§ 4.  Brauch

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Rechtsregelung und Verkehrssitte (1914) und neustens: E[rnst] Weigelin, Sitte, Recht und Moral, 1919 (übereinstimmend mit mir gegen Stammler).59 3. Zahlreiche höchst auffallende Regelmäßigkeiten des Ablaufs sozialen Handelns, insbesondere (aber nicht nur) des wirtschaftlichen Handelns, beruhen keineswegs auf Orientierung an irgendeiner als „geltend“ vorgestellten Norm, aber auch nicht auf Sitte, sondern lediglich darauf: daß die Art des sozialen Handelns der Beteiligten, der Natur der Sache nach, ihren normalen, subjektiv eingeschätzten, Interessen so am durchschnittlich besten entspricht und daß sie an dieser subjektiven Ansicht und Kenntnis ihr Handeln orientieren: so etwa Regelmäßigkeiten der Preisbildung bei „freiem“ Markt.60 Die Marktinteressenten orientieren eben ihr Verhalten, als „Mittel“, an eignen typischen subjektiven wirtschaftlichen Interessen als „Zweck“ und an den ebenfalls typischen Erwartungen, die sie vom voraussichtlichen Verhalten der anderen hegen, als „Bedingungen“, jenen Zweck zu erreichen. Indem sie derart, je strenger zweckrational sie handeln, desto ähnlicher auf gegebene Situationen reagieren, entstehen Gleichartigkeiten, Regelmäßigkeiten und Kontinuitäten der Einstellung und des Handelns, welche sehr oft weit stabiler sind, als wenn Handeln sich an Normen und Pflichten orientiert, die einem Kreise von Menschen tatsächlich für „verbindlich“ gelten. Diese Erscheinung: daß Orientierung an der nackten eignen und fremden Interessenlage Wirkungen hervorbringt, welche jenen gleichstehen, die durch Normierung – und zwar sehr oft vergeblich – zu erzwingen gesucht werden, hat insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet große Aufmerksamkeit erregt: – sie war geradezu eine der Quellen des Entstehens der Nationalökonomie als Wissenschaft.61 Sie gilt den Brauch, andererseits gegen die Moral ab. Als Abgrenzungskriterium dient ihm der Grad der sozialen Verpflichtung (ebd., S.  230 f.). 59  Oertmann, Verkehrssitte, und Weigelin, Sitte. Oertmann und Weigelin zitieren allerdings in ihren Arbeiten Weber nicht, wie es die Formulierung nahelegen könnte. Sie kritisieren aber Stammler in ähnlicher Weise wie dieser (vgl. auch oben, S.  148, Hg.Anm.  7, und unten, S.  184, Hg-Anm.  64, sowie die Einleitung, oben, S.  30 ff.). Weigelin etwa diskutiert Brauch, Mode, Sitte, Recht und Moral im Gegenzug zu Stammler als zwar voneinander abgrenzbare, aber dennoch zusammengehörende Phänomene imperativen und zwingenden Charakters, die als Aspekte einer einheitlichen Lebensordnung begriffen werden müßten. Oertmann bestreitet Stammlers Behauptung, die Sittenregel lasse sich von der Rechtsregel dadurch unterscheiden, daß jene eine bloße Einladung an den Handelnden sei, die er auch ausschlagen könne, ohne Sanktionen zu erleiden. Dagegen Oertmann: die Verletzung einer Sittenregel werde häufig härter bestraft als die einer Rechtsregel. Weigelin bezieht sich übrigens auch explizit auf die von Weber weiter unten (S.  188, Hg.-Anm.  69 bzw. 71) herangezogenen rechtlichen Bestimmungen: RCPO §  888 sowie BGB §§  157 und 242. 60  Zum „freien“ Markt vgl. unten, S.  248 und 264. 61  In seiner Vorlesung „Geschichte der Nationalökonomie“ aus dem Sommersemester 1896 in Freiburg sieht Weber eine der Quellen der Nationalökonomie in der Ablösung des Merkantilismus durch den ökonomischen Individualismus (MWG III/1,

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aber von allen Gebieten des Handelns in ähnlicher Art. Sie bildet in ihrer Bewußtheit und inneren Ungebundenheit den polaren Gegensatz gegen jede Art von innerer Bindung durch Einfügung in bloße eingelebte „Sitte“, wie andererseits gegen Hingabe an wertrational geglaubte Normen. Eine wesentliche Komponente der „Rationalisierung“ des Handelns ist der Ersatz der inneren Einfügung in eingelebte Sitte durch die planmäßige Anpassung an Interessenlagen. Freilich erschöpft dieser Vorgang den Begriff der „Rationalisierung“ des Handelns nicht. Denn außerdem kann diese positiv in der Richtung der bewußten Wertrationalisierung, negativ aber außer auf Kosten der Sitte auch auf Kosten affektuellen Handelns, und endlich auch zugunsten eines wertungläubigen[,] rein zweckrationaA 16 lenb auf Kosten von wertrational gebundenem | Handeln verlaufen. Diese Vieldeutigkeit des Begriffs der „Rationalisierung“ des Handelns wird uns noch öfter beschäftigen. (Begriffliches dazu am Schluß!)62 4. Die Stabilität der (bloßen) Sitte beruht wesentlich darauf, daß derjenige, welcher sein Handeln nicht an ihr orientiert, „unangepaßt“ handelt, d. h. kleine und große Unbequemlichkeiten und Unzuträglichkeiten mit in den Kauf nehmen muß, so lange das Handeln der Mehrzahl seiner Umwelt nun einmal mit dem Bestehen der Sitte rechnet und darauf eingestellt ist. Die Stabilität der Interessenlage beruht, ähnlich, darauf, daß, wer sein Handeln nicht an dem Interesse der andern orientiert, – mit diesen nicht „rechnet“ – deren Widerstand herausfordert oder einen von ihm nicht gewollten und nicht vorausgesehenen Erfolg hat und also Gefahr läuft, an eignem Interesse Schaden zu nehmen.

§  5. Handeln, insbesondre soziales Handeln und wiederum insbesondre eine soziale Beziehung, könnenc von Seiten der Beteib  Zu ergänzen wäre: Handelns  c  Zu erwarten wäre: kann S.  689 ff., §§  2 und 3). Als Triebkräfte gelten ihm dort der Physiokratismus in Frankreich und der Smithianismus in England. Über Adam Smith heißt es: „Dag[e]g[en] Interessenharmonie u. Concurrenzmaxime v[on] Physiokraten übernommen / Grund: Verkehr der Bevormundung entwachsen / Form der Theorie: der Eigennutz steht im Dienst der Gesamtheit“ (ebd., S.  697). Das habe verschiedene Interpretationen des Individualismus in Gestalt des Liberalismus ausgelöst und schließlich zur Kritik des ökonomischen Individualismus durch den wissenschaftlichen Sozialismus geführt. Eine anders akzentuierte Betrachtung der Entstehungsbedingungen der Nationalökonomie findet sich im Objektivitätsaufsatz (Weber, Objektivität, S.  60 f.). 62  Worauf sich der interne Verweis bezieht, ist unklar. Am Schluß von Kapitel I findet sich Begriffliches dazu nicht. In den folgenden Kapiteln II und III verwendet Weber allerdings die Unterscheidung zwischen formaler und materialer Rationalität, so zum Beispiel in Kap. II in den §§  9 (S.  251 f.), 13 (S.  285 ff.), 30 (S.  375 f.), 35 (S.  404 ff.) und in Kap. III in §  5 (S.  448).

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§ 5.  Begriff der sozialen Ordnung

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ligten an der Vorstellung vom Bestehen einer legitimen Ordnung orientiert werden. Die Chance, daß dies tatsächlich geschieht, soll „Geltung“ der betreffenden Ordnung heißen. 5

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1. „Gelten“ einer Ordnung soll uns also mehr bedeuten als eine bloße, durch Sitte oder Interessenlage bedingte Regelmäßigkeit eines Ablaufs sozialen Handelns. Wenn Möbeltransportgesellschaften regelmäßig um die Zeit der Umzugstermine inserieren, so ist diese Regelmäßigkeit durch „Interessenlage“ bedingt. Wenn ein Höker63 zu bestimmten Monats- oder Wochentagen eine bestimmte Kundschaft aufsucht, so ist das entweder eingelebte Sitte oder ebenfalls Produkt seiner Interessenlage (Turnus in seinem Erwerbssprengel). Wenn ein Beamter aber täglich zur festen Stunde auf dem Büro erscheint, so ist das (auch, aber:) nicht nur durch eingelebte Gewöhnung (Sitte) und (auch, aber:) nicht nur durch eigne Interessenlage bedingt, der er nach Belieben nachleben könnte oder nicht. Sondern (in der Regel: auch) durch das „Gelten“ der Ordnung (Dienstreglement) als Gebot, dessen Verletzung nicht nur Nachteile brächte, sondern – normalerweise – auch von seinem „Pflichtgefühl“ wertrational (wenn auch in höchst verschiedenem Maße wirksam) perhorresziert wird. 2. Einen Sinngehalt einer sozialen Beziehung wollen wir a) nur dann eine „Ordnung“ nennen, wenn das Handeln an angebbaren „Maximen“ (durchschnittlich und annähernd) orientiert wird. Wir wollen b) nur dann von einem „Gelten“ dieser Ordnung sprechen, wenn diese tatsächliche Orientierung an jenen Maximen mindestens auch (also in einem praktisch ins Gewicht fallenden Maß) deshalb erfolgt, weil sie als irgendwie für das Handeln geltend: verbindlich oder vorbildlich, angesehen werden. Tatsächlich findet die Orientierung des Handelns an einer Ordnung naturgemäß bei den Beteiligten aus sehr verschiedenen Motiven statt. Aber der Umstand, daß neben den andern Motiven die Ordnung mindestens einem Teil der Handelnden auch als vorbildlich oder verbindlich und also geltensollend vorschwebt, steigert naturgemäß die Chance, daß das Handeln an ihr orientiert wird, und zwar oft in sehr bedeutendem Maße. Eine nur aus zweckrationalen Motiven innegehaltene Ordnung ist im allgemeinen weit labiler, als die lediglich kraft Sitte, infolge der Eingelebtheit eines Verhaltens, erfolgende Orientierung an dieser: die von allen häufigste Art der inneren Haltung. Aber sie ist noch ungleich labiler als eine mit dem Prestige der Vorbildlichkeit oder Verbindlichkeit, wir wollen sagen: der „Legitimität“, auftretende. Die Übergänge von der bloß traditional oder bloß 63  Aus dem Plattdeutschen übernommene, veraltete Bezeichnung für Kleinhändler, die auf lokalen Märkten, auf der Straße oder im Haus des Kunden ihre (in der Hucke) mit sich geführten Waren anbieten.

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zweckrational motivierten Orientierung an einer Ordnung zum Legitimitäts-Glauben sind natürlich in der Realität durchaus flüssig. 3. An der Geltung einer Ordnung „orientieren“ kann man sein Handeln nicht nur durch „Befolgung“ ihres (durchschnittlich verstandenen) Sinnes. Auch im Fall der „Umgehung“ oder „Verletzung“ ihres (durchschnittlich verstandenen) Sinnes kann die Chance ihrer in irgendeinem Umfang bestehenden Geltung (als verbindliche Norm) wirken. Zunächst rein zweckrational. Der Dieb orientiert an der „Geltung“ des Strafgesetzes sein Handeln: indem er es verhehlt. Daß die Ordnung innerhalb eines Menschenkreises „gilt“, äußert sich eben darin, daß er den Verstoß verhehlen muß. Aber von diesem Grenzfall abgesehen: sehr häufig beschränkt sich die Verletzung der Ordnung auf mehr oder minder zahlreiche Partialverstöße, oder sie sucht sich, mit verschiedenem Maß von Gutgläubigkeit, als legitim hinzustellen. Oder es bestehen tatsächlich verschiedene Auffassungen des Sinnes der Ordnung nebeneinander, die dann – für die Soziologie – jede in dem Umfang „gelten“, als sie das tatsächliche Verhalten bestimmen. Es macht der Soziologie keine Schwierigkeiten, das Nebeneinandergelten verschiedener einander widersprechender Ordnungen innerhalb des gleichen Menschenkreises anzuerkennen. Denn sogar der einzelne kann sein Handeln an einander widersprechenden Ordnungen orientieren. | A 17 Nicht nur sukzessiv, wie es alltäglich geschieht, sondern auch durch die gleiche Handlung. Wer einen Zweikampf vollzieht, orientiert sein Handeln am Ehrenkodex, indem er aber dies Handeln verhehlt oder umgekehrt: sich dem Gericht stellt, am Strafgesetzbuch. Wenn freilich Umgehung oder Verletzung des (durchschnittlich geglaubten) Sinns einer Ordnung zur Regel geworden sind, so „gilt“ die Ordnung eben nur noch begrenzt oder schließlich gar nicht mehr. Zwischen Geltung und Nichtgeltung einer bestimmten Ordnung besteht also für die Soziologie nicht, wie für die Jurisprudenz (nach deren unvermeidlichem Zweck) absolute Alternative. Sondern es bestehen flüssige Übergänge zwischen beiden Fällen, und es können, wie bemerkt, einander widersprechende Ordnungen nebeneinander „gelten“, jede – heißt dies dann – in dem Umfang, als die Chance besteht, daß das Handeln tatsächlich an ihr orientiert wird. Kenner der Literatur werden sich an die Rolle erinnern, welche der Begriff der „Ordnung“ in R[udolf] Stammlers zweifellos – wie alle seine Arbeiten – glänzend geschriebenem, aber gründlich verfehltem und die Probleme verhängnisvoll verwirrendem, in der Vorbemerkung zitiertem Buch spielt. (Vgl. dazu meine ebendort zitierte – im Verdruß über die angerichtete Verwirrung leider in der Form etwas scharf geratene – Kritik).64 Bei Stammler ist nicht nur das empirische und das normative 64  Gemeint sind: Stammler, Wirtschaft und Recht2, und Weber, Stammlers Überwindung, bereits oben, S.  148 mit Hg.-Anm.  7 und S.  169 mit Hg.-Anm.  44, zitiert. Vgl. ferner unten, S.  186, Hg.-Anm.  67.

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Gelten nicht geschieden, sondern überdies verkannt, daß das soziale Handeln sich nicht nur an „Ordnungen“ orientiert; vor allem aber ist in logisch völlig verfehlter Weise die Ordnung zur „Form“ des sozialen Handelns gemacht und dann in eine ähnliche Rolle zum „Inhalt“ gerückt, wie sie die „Form“ im erkenntnistheoretischen Sinn spielt (von andern Irrtümern ganz abgesehen). Tatsächlich orientiert sich z. B. das (primär) wirtschaftliche Handeln (K. II)65 an der Vorstellung von der Knappheit bestimmter verfügbarer Mittel der Bedarfsbefriedigung im Verhältnis zum (vorgestellten) Bedarf und an dem gegenwärtigen und für künftig vorausgesehenen Handeln Dritter, die auf die gleichen Mittel reflektieren; dabei aber orientiert es sich natürlich außerdem in der Wahl seiner „wirtschaftlichen“ Maßregeln an jenen „Ordnungen“, welche der Handelnde als Gesetze und Konventionen „geltend“ weiß, d. h. von denen er weiß, daß ein bestimmtes Reagieren Dritter im Fall ihrer Verletzung eintreten wird. Diesen höchst einfachen empirischen Sachverhalt hat Stammler in der hoffnungslosesten Weise verwirrt und insbesondere ein Kausalverhältnis zwischen „Ordnung“ und realem Handeln für begrifflich unmöglich erklärt. Zwischen dem juristisch-dogmatischen, normativen Gelten der Ordnung und einem empirischen Vorgang gibt es ja in der Tat kein Kausalverhältnis, sondern nur die Frage: wird der empirische Vorgang von der (richtig interpretierten) Ordnung juristisch „betroffen“? soll sie also (normativ) für ihn gelten? und, wenn ja, was sagt sie als für ihn normativ geltensollend aus? Zwischen der Chance aber, daß an der Vorstellung vom Gelten einer durchschnittlich so und so verstandenen Ordnung das Handeln orientiert wird, und dem wirtschaftlichen Handeln besteht selbstverständlich (gegebenenfalls) ein Kausalverhältnis im ganz gewöhnlichen Sinn des Worts. Für die Soziologie aber „ist“ eben lediglich jene Chance der Orientierung an dieser Vorstellung „die“ geltende Ordnung.

§  6. Die Legitimität einer Ordnung kann garantiert sein: I. rein innerlich und zwar 1. rein affektuell: durch gefühlsmäßige Hingabe; 2. wertrational:d durch Glauben an ihre absolute Geltung als Ausdruck letzter verpflichtender Werte (sittlicher, ästhetischer oder irgendwelcher andrer); 3. religiös: durch den Glauben an die Abhängigkeit eines Heilsgüterbesitzes von ihrer Innehaltung; d  Doppelpunkt fehlt in A. 65  Kap. II, §§  1, 3, 4, unten, S.  216–223, 225–232, bes. aber S.  218 f.

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II. auch (oder: nur) durch Erwartungen spezifischer äußerer Folgen, also: durch Interessenlage; aber: durch Erwartungen von besonderer Art. Eine Ordnung soll heißen: a) Konvention, wenn ihre Geltung äußerlich garantiert ist durch die Chance, bei Abweichung innerhalb eines angebbaren Menschenkreises auf eine (relativ) allgemeine und praktisch fühlbare Mißbilligung zu stoßen, – b) Recht, wenn sie äußerlich garantiert ist durch die Chance einese (physischen oder psychischen) Zwanges durch ein auf Erzwingung der Innehaltung oder Ahndung der Verletzung gerichtetes Handeln eines eigens darauf eingestellten Stabes von Menschen. Über Konvention s. neben Ihering a.a.O. Weigelin a.a.O. und F[erdinand] Tönnies, Die Sitte (1909).66 | 1. Konvention soll die innerhalb eines Menschenkreises als „geltend“ A 18 gebilligte und durch Mißbilligung gegen Abweichungen garantierte „Sitte“ heißen. Im Gegensatz zum Recht (im hier gebrauchten Sinn des Worts) fehlt der speziell auf die Erzwingung eingestellte Menschenstab. Wenn Stammler die Konvention vom Recht durch die absolute „Freiwilligkeit“ der Unterwerfung scheiden will, so ist das nicht im Einklang mit dem üblichen Sprachgebrauch und auch für seine eigenen Beispiele nicht zutreffend.67 Die Befolgung der „Konvention“ (im üblichen Wortsinn) – etwa: des üblichen Grüßens, der als anständig geltenden Bekleidung, der Schranken des Verkehrs nach Form und Inhalt – wird dem einzelnen als verbinde  Fehlt in A; eines sinngemäß ergänzt. 66  Zu Ihering, Zweck, und Weigelin, Sitte, siehe oben, S.  180 mit Hg.-Anm.  58; ferner Tönnies, Sitte; ein Handexemplar mit einigen Anstreichungen befindet sich in der Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München. Vgl. dazu auch den Brief Max Webers an Ferdinand Tönnies vom 29. August 1909, MWG II/6, S.  237. 67  Stammler unterscheidet „zwei Klassen sozialer Regeln“, die „rechtlichen Satzungen“ oder Rechtsregeln und die „Konventionalregeln“. Die Konventionalregeln bilden ihm die „Masse jener Normen, die in den Weisungen von Anstand und Sitte, in den Forderungen der Etikette und den Formen des geselligen Verkehres im engeren Sinne, in der Mode und den vielfachen äußeren Gebräuchen, wie in dem Kodex der ritterlichen Ehre uns entgegentreten.“ (Stammler, Wirtschaft und Recht2, S.  121). Mit den beiden Regelarten seien unterschiedliche Geltungsansprüche verbunden. Während das Recht den Anspruch erhebe, „zu gebieten, ganz unabhängig von der Zustimmung des Rechtsunterworfenen“, enthalte die Konventionalregel eine „bedingungsweise Einladung“. Sie beanspruche lediglich, „zu gelten zufolge der Einwilligung des Unterstellten“ (ebd., S.  124 f.).

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lich oder vorbildlich durchaus ernstlich „zugemutet“ und durchaus nicht, – wie etwa die bloße „Sitte“, seine Speisen in bestimmter Art zu bereiten, – freigestellt. Ein Verstoß gegen die Konvention („Standessitte“) wird oft durch die höchst wirksame und empfindliche Folge des sozialen Boykotts der Standesgenossen stärker geahndet[,] als irgendein Rechtszwang dies vermöchte. Was fehlt, ist lediglich der besondre, auf ein spezifisches, die Innehaltung garantierendes Handeln eingestellte Stab von Menschenf (bei uns: Richter, Staatsanwälte, Verwaltungsbeamte, Exekutoren usw.). Aber der Übergang ist flüssig. Der Grenzfall der konventionellen Garantie einer Ordnung im Übergang zur Rechtsgarantie ist die Anwendung des förmlichen, angedrohten und organisierten, Boykotts. Dieser wäre für unsre Terminologie bereits ein Rechtszwangsmittel. Daß die Konvention außer durch die bloße Mißbilligung auch durch andre Mittel (etwa: Gebrauch des Hausrechts bei konventionswidrigem Verhalten) geschützt wird, interessiert hier nicht. Denn entscheidend ist: daß eben dann der einzelne, und zwar infolge der konventionellen Mißbilligung, diese (oft drastischen) Zwangsmittel anwendet, nicht: ein Stab von Menschen eigens dafür bereit steht. 2. Uns soll für den Begriff „Recht“ (der für andre Zwecke ganz anders abgegrenzt werden mag) die Existenz eines Erzwingungs-Stabes entscheidend sein. Dieser braucht natürlich in keiner Art dem zu gleichen, was wir heute gewohnt sind. Insbesondere ist es nicht nötig, daß eine „richterliche“ Instanz vorhanden sei. Auch die Sippe (bei der Blutrache und Fehde) ist ein solcher Stab, wenn für die Art ihres Reagierens Ordnungen irgendwelcher Art tatsächlich gelten. Allerdings steht dieser Fall auf der äußersten Grenze dessen, was gerade noch als „Rechtszwang“ anzusprechen ist. Dem „Völkerrecht“ ist bekanntlich die Qualität als „Recht“ immer wieder bestritten worden, weil es an einer überstaatlichen Zwangsgewalt fehle. Für die hier (als zweckmäßig) gewählte Terminologie würde in der Tat eine Ordnung, die äußerlich lediglich durch Erwartungen der Mißbilligung und der Repressalien des Geschädigten, also konventionell und durch Interessenlage, garantiert ist, ohne daß ein Stab von Menschen existiert, dessen Handeln eigens auf ihre Innehaltung eingestellt ist, nicht als „Recht“ zu bezeichnen sein. Für die juristische Terminologie kann dennoch sehr wohl das Gegenteil gelten. Die Mittel des Zwangs sind irrelevant. Auch die „brüderliche Vermahnung“, welche in manchen Sekten als erstes Mittel sanften Zwangs gegen Sünder üblich war, gehört – wenn durch eine Regel geordnet und durch einen Menschenstab durchgeführt – dahin. Ebenso z. B. die zensorische Rüge68 als Mittel, „sittliche“ Normen des Verhaltens zu garanf A: Menschen, 68  Mißbilligung des Verhaltens bestimmter Personen durch einen Zensor. Das Amt

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tieren. Erst recht also der psychische Zwang durch die eigentlichen kirchlichen Zuchtmittel. Es gibt also natürlich ganz ebenso ein hierokratisch wie ein politisch oder ein durch Vereinsstatuten oder durch Hausautorität oder durch Genossenschaften und Einungen garantiertes „Recht“. Auch die Regeln eines „Komments“ gelten dieser Begriffsbestimmung als „Recht“. Der Fall des §  888 Abs.  2 RZPO. (unvollstreckbare Rechte)69 gehört selbstverständlich dahin. Die „leges imperfectae“ und die „Naturalobligationen“ sind Formen der Rechtssprache, in welchen indirekt Schranken oder Bedingungen der Zwangsanwendung ausgedrückt werden.70 Eine zwangsmäßig oktroyierte „Verkehrssitte“ ist insoweit Recht (§§  157, 242 BGB.).71 Vgl. über den Begriff der „guten Sitte“ (= billigenswerte und daher vom Recht sanktionierte Sitte) Max Rümelin in der „Schwäb[ischen] Heimatsgabe für Th[eodor] Häring“ (1918).72 3. Nicht jede geltende Ordnung hat notwendig generellen und abstrakten Charakter. Geltender „Rechtssatz“ und „Rechtsentscheidung“ eines konkreten Falles z. B. waren keineswegs unter allen Umständen so voneinander geschieden, wie wir dies heute als normal ansehen. Eine „Ordnung“ kann also auch als Ordnung lediglich eines konkreten Sachverhalts auftredes Zensors gab es z. B. im alten Rom (u. a. zur Sittenaufsicht) und im kaiserlichen China (zur Beurteilung des Kaisers und der Beamten). Dazu Weber, Recht, MWG I/22– 3, S.  377 bzw. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  177 f., mit Fn.  77 und 78. 69  §  888 der Reichscivilprozeßordnung (RCPO) vom 30. Januar 1877 in der Fassung von 1900 lautet: „Kann eine Handlung durch einen Dritten nicht vorgenommen werden, so ist, wenn sie ausschließlich vom Willen des Schuldners abhängt, auf Antrag von dem Prozeßgericht erster Instanz zu erkennen, daß der Schuldner zur Vornahme der Handlung durch Geldstrafen bis zum Gesammtbetrage von fünfzehnhundert Mark oder durch Haft anzuhalten sei. – Diese Bestimmung kommt im Falle der Verurtheilung zur Eingehung einer Ehe, im Fall der Verurtheilung zur Herstellung des ehelichen Lebens und im Fall der Verurtheilung zur Leistung von Diensten aus einem Dienstvertrage nicht zur Anwendung.“ 70  Mit dem aus dem römischen Recht stammenden Begriff „leges imperfectae“ (lat., Pl. von lex imperfecta, unvollkommenes Gesetz) werden Rechtsvorschriften bezeichnet, an die der Gesetzgeber keine Rechtsfolgen, z. B. Strafen, geknüpft hat. Unter „Naturalobligationen“ werden Verbindlichkeiten verstanden, die nicht im Prozeßwege durchgesetzt werden können, z. B. verjährte Forderungen oder Spiel- und Wettschulden. Vgl. dazu Klingmüller, Fritz, Die Lehre von den natürlichen Verbindlichkeiten. Eine historisch-dogmatische Untersuchung. – Berlin: Guttentag 1905. 71 Der juristische Begriff der „Verkehrssitte“ bezeichnet die ständige Übung eines bestimmten Verhaltens im Rechtsverkehr. Die Verkehrssitte ist im Gegensatz zum Gewohnheitsrecht keine Rechtsnorm, wird jedoch bei der nach „Treu und Glauben“ vorzunehmenden Auslegung von Verträgen herangezogen. Die von Weber zitierten §§  157 und 242 des BGB vom 18. August 1896, 1900 in Kraft getreten, lauten: „§  157. Verträge sind so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.“ „§  242. Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.“ 72  Rümelin, Sittengesetz, S.  133–148.

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ten. Alles Nähere gehört in die Rechtssoziologie.73 Wir werden vorerst, wo nichts andres gesagt ist, zweckmäßigerweise mit der modernen Vorstellungsweise über die Beziehung von Rechtssatz und Rechtsentscheidung arbeiten. 4. „Äußerlich“ garantierte Ordnungen können außerdem auch noch „innerlich“ garantiert sein. Die Beziehung zwischen Recht, Konvention und „Ethik“ ist für die Soziologie kein Problem. Ein „ethischer“ Maßstab ist für sie ein solcher, der eine | spezifische Art von wertrationalem Glau- A 19 ben von Menschen als Norm an menschliches Handeln legt, welches das Prädikat des „sittlich Guten“ in Anspruch nimmt, ebenso wie Handeln, welches das Prädikat „schön“ in Anspruch nimmt, dadurch an ästhetischen Maßstäben sich mißt. Ethische Normvorstellungen in diesem Sinn können das Handeln sehr tiefgehend beeinflussen und doch jeder äußeren Garantie entbehren. Letzteres pflegt dann der Fall zu sein, wenn durch ihre Verletzung fremde Interessen wenig berührt werden. Sie sind andrerseits sehr oft religiös garantiert. Sie können aber auch (im Sinn der hier gebrauchten Terminologie) konventionell: durch Mißbilligung der Verletzung und Boykott[,] oder auch noch rechtlich, durch strafrechtliche oder polizeiliche Reaktion oder zivilrechtliche Konsequenzen, garantiert sein. Jede tatsächlich – im Sinne der Soziologie – „geltende“ Ethik pflegt weitgehend durch die Chance der Mißbilligung ihrer Verletzung, also: konventionell, garantiert zu sein. Andrerseits beanspruchen aber nicht (mindestens: nicht notwendig) alle konventionell oder rechtlich garantierten Ordnungen den Charakter ethischer Normen, die rechtlichen – oft rein zweckrational gesatzten – im Ganzen noch weit weniger als die konventionellen. Ob eine unter Menschen verbreitete Geltungsvorstellung als dem Bereich der „Ethik“ angehörig anzusehen ist oder nicht (also „bloße“ Konvention oder „bloße“ Rechtsnorm ist), kann für die empirische Soziologie nicht anders als nach demjenigen Begriff des „Ethischen“ entschieden werden, der in dem in Frage stehenden Menschenkreise tatsächlich galt oder gilt. Allgemeines läßt sich darüber deshalb für sie nicht aussagen.

§  7. Legitime Geltung kann einer Ordnung von den Handelnden zugeschrieben werden: a) kraft Tradition: Geltung des immer Gewesenen; b) kraft affektuellen (insbesondre: emotionalen) Glaubens: Geltung des neu Offenbarten oder des Vorbildlichen; 73  Die Neufassung des Kapitels über Recht ist nicht überliefert. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  69, und die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  109–111.

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c) kraft wertrationalen Glaubens: Geltung des als absolut gültig Erschlossenen; d) kraft positiver Satzung, an deren Legalität geglaubt wird. Diese Legalität kann als legitim gelten α) kraft Vereinbarung der Interessenten für diese; β) kraft Oktroyierung auf Grund einer als legitim geltenden Herrschaft von Menschen über Menschen und Fügsamkeit. Alles Nähere gehört (vorbehaltlich einiger noch weiter zu definierender Begriffe) in die Herrschafts- und Rechtssoziologie.74 Hier sei nur be­­merkt: 1. Die Geltung von Ordnungen kraft Heilighaltung der Tradition ist die universellste und ursprünglichste. Angst vor magischen Nachteilen verstärkte die psychische Hemmung gegenüber jeder Änderung eingelebter Gepflogenheiten des Handelns, und die mannigfachen Interessen, welche sich an Erhaltung der Fügsamkeit in die einmal geltende Ordnung zu knüpfen pflegen, wirkten im Sinn ihrer Erhaltung. Darüber später in Kap. III.75 2. Bewußte Neuschöpfungen von Ordnungen waren ursprünglich fast stets prophetische Orakel oder mindestens prophetisch sanktionierte und als solche heilig geglaubte Verkündigungen, bis herab zu den Statuten der hellenischen Aisymneten.76 Die Fügsamkeit hing dann am Glauben an die Legitimation des Propheten. Ohne Neuoffenbarung von Ordnungen war in Epochen der Geltung des strengen Traditionalismus die Entstehung neuer Ordnungen, d. h. solcher, die als „neu“ angesehen wurden, nur so 74 Zur Herrschaftssoziologie siehe Kap. III, bes. §§   1–2, unten, S.   449–455; zur Rechtssoziologie vgl. die vorangehende Anm.  73, oben, S.  189. 75  Kap. III, §§  6–9, unten, S.  468–485. 76  Aisymnet war in der griechischen Antike die Bezeichnung für einen Schiedsrichter, der zunächst bei Sportwettkämpfen und bei Rechtsstreitigkeiten, dann zunehmend auch bei sozialen und politischen Konflikten innerhalb der Stadtstaaten (Poleis) eingesetzt wurde. Die Aisymnetie galt als eine besondere Form der politischen Herrschaft, bei der, außerhalb der üblichen Verfahren, häufig ‚von außen‘, aus einer befreundeten Stadt, ein Schlichter mit weitgehenden Vollmachten bestimmt wurde, um den Stadtfrieden wiederherzustellen. Weber nennt in seiner Religionssoziologie den Aisymneten einen Gesetzgeber und grenzt ihn typologisch vom Propheten und vom Tyrannen ab. Diese usurpieren die Herrschaft, während der Aisymnet von den Betroffenen auf Zeit eingesetzt wird. Weber spricht deshalb auch von dem „legalen Aisymneten“. Dazu Weber, Religiöse Gemeinschaften, MWG I/22-2, S.  185. Der Aisymnet soll aber nicht einfach die alte Ordnung wiederherstellen, sondern eine neue schaffen: Er „soll den Ständeausgleich vollziehen und ein für immer gültiges neues ‚heiliges‘ Recht schaffen und göttlich beglaubigen lassen.“ Ebd., S.  182. Schon Aristoteles behandelte die Ai­ sym­netie als eine besondere Herrschaftsform, nennt sie allerdings „eine auf Wahl beruhende Tyrannis“. Dazu Aristoteles, Politik. – Hamburg: Felix Meiner 1958, Zitat: S.  110 (1285a).

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möglich, daß diese als in Wahrheit von jeher geltend und nur noch nicht richtig erkannt oder als zeitweise verdunkelt und nunmehr wiederentdeckt behandelt wurden. 3. Der reinste Typus der wertrationalen Geltung wird durch das „Naturrecht“ dargestellt. Wie begrenzt auch immer gegenüber seinen idealen Ansprüchen, so ist doch ein nicht ganz geringes Maß von realem Einfluß seiner logisch erschlossenen Sätze auf das Handeln nicht zu bestreiten und sind diese sowohl von dem offenbarten wie vom gesatzten wie vom traditionalen Recht zu scheiden. 4. Die heute geläufigste Legitimitätsform ist der Legalitätsglaube: die Fügsamkeit gegenüber formal korrekt und in der üblichen Form zustandegekommenen Satzungen. Der Gegensatz paktierter und oktroyierter Ordnungen ist dabei nur relativ. Denn sobald die Geltung einer paktierten Ordnung nicht auf einmütiger Vereinbarung beruht, – wie dies in der Vergangenheit oft für erforderlich zur wirklichen Legitimität gehalten wurde, – sondern innerhalb eines Kreises von Menschen auf tatsächlicher Fügsamkeit abweichend Wollender gegenüber | Majoritäten – wie es sehr oft A 20 der Fall ist, – dann liegt tatsächlich eine Oktroyierung gegenüber der Minderheit vor. Der Fall andrerseits, daß gewaltsame oder doch rücksichtslosere und zielbewußtere Minderheiten Ordnungen oktroyieren, die dann auch den ursprünglich Widerstrebenden als legitim gelten, ist überaus häufig. Soweit „Abstimmungen“ als Mittel der Schaffung oder Änderung von Ordnungen legal sind, ist es sehr häufig, daß der Minderheitswille die formale Mehrheit erlangt und die Mehrheit sich fügt, also: die Majorisierung nur Schein ist. Der Glaube an die Legalität paktierter Ordnungen reicht ziemlich weit zurück und findet sich zuweilen auch bei sog. Naturvölkern: fast stets aber ergänzt durch die Autorität von Orakeln. 5. Die Fügsamkeit gegenüber der Oktroyierung von Ordnungen durch einzelne oder mehrere setzt, soweit nicht bloße Furcht oder zweckrationale Motive dafür entscheidend sind, sondern Legalitätsvorstellungen bestehen, den Glauben an eine in irgendeinem Sinn legitime Herrschaftsgewalt des oder der Oktroyierenden voraus, wovon daher gesondert zu handeln ist (§§  13, 16 und K. III).77 6. In aller Regel ist Fügsamkeit in Ordnungen außer durch Interessenlagen der allerverschiedensten Art durch eine Mischung von Traditionsgebundenheit und Legalitätsvorstellung bedingt, soweit es sich nicht um ganz neue Satzungen handelt. In sehr vielen Fällen ist den fügsam Handelnden dabei natürlich nicht einmal bewußt, ob es sich um Sitte, Konvention oder Recht handelt. Die Soziologie hat dann die typische Art der Geltung zu ermitteln. 77  Kap. I, §  13, unten, S.  207 f., Kap. I, §  16, unten, S.  210 f., Kap. III, dort bes. §§  1–2, unten, S.  449–455.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

§  8. Kampf soll eine soziale Beziehung insoweit heißen, als das Handeln an der Absicht der Durchsetzung des eignen Willens gegen Widerstand des oder der Partner orientiert ist. „Friedliche“ Kampfmittel sollen solche heißen, welche nicht in aktueller physischer Gewaltsamkeit bestehen. Der „friedliche“ Kampf soll „Konkurrenz“ heißen, wenn er als formal friedliche Bewerbung um eigne Verfügungsgewalt über Chancen geführt wird, die auch andre begehren. „Geregelte Konkurrenz“ soll eine Konkurrenz insoweit heißen, als sie in Zielen und Mitteln sich an einer Ordnung orientiert. Der ohne sinnhafte Kampfabsicht gegeneinander stattfindende (latente) Existenzkampf menschlicher Individuen oder Typen um Lebens- oder Überlebenschancen soll „Auslese“ heißen: „soziale Auslese“, sofern es sich um Chancen Lebender im Leben, „biologische Auslese“, sofern es sich um Überlebenschancen von Erbgut handelt. 1. Vom blutigen, auf Vernichtung des Lebens des Gegners abzielenden, jede Bindung an Kampfregeln ablehnenden Kampf bis zum konventional geregelten Ritterkampf (Heroldsruf vor der Schlacht von Fontenoy: „Messieurs les Anglais, tirez les premiers“)78 und zum geregelten Kampfspiel (Sport), von der regellosen „Konkurrenz“ etwa erotischer Bewerber um die Gunst einer Frau, dem an die Ordnung des Markts gebundenen Konkurrenzkampf um Tauschchancen, bis zu geregelten künstlerischen „Konkurrenzen“ oder zum „Wahlkampf“ gibt es die allerverschiedensten lückenlosen Übergänge. Die begriffliche Absonderung des gewaltsamen Kampfes rechtfertigt sich durch die Eigenart der ihm normalen Mittel und die daraus folgenden Besonderheiten der soziologischen Konsequenzen seines Eintretens (s. K. II und später).79 2. Jedes typisch und massenhaft stattfindende Kämpfen und Konkurrieren führt trotz noch so vieler ausschlaggebender Zufälle und Schicksale

78  Der Bericht der Episode geht auf Voltaire zurück. In der Schlacht von Fontenoy im Jahre 1745, die im Rahmen des österreichischen Erbfolgekriegs ausgetragen wurde, standen sich ein französisches und ein englisch-hannoveranisches Heer gegenüber. Während eines Frontalangriffes soll Lord Charles Hay den Franzosen Comte d’Anterroche und seine Truppen aufgefordert haben: „Messieurs des gardes-françaises, tirez“, worauf dieser geantwortet haben soll: „Messieurs, nous ne tirons jamais les premiers; tirez vous-mêmes“. Voltaire, Précis du siècle de Louis XV. – Paris: L’imprimerie des Frères Mame 1808, Kap.  15, S.  107–124, Zitat: S.  114. 79  Kap. II, §  1, unten, S.  218 f., Abschnitt 2 und 3. „Später“ bezieht sich möglicherweise auf das geplante, aber nicht überlieferte Kapitel über den Staat (Staatssoziologie).

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doch auf die Dauer im Resultat zu einer „Auslese“ derjenigen, welche die für den Sieg im Kampf durchschnittlich wichtigen persönlichen Qualitäten in stärkerem Maße besitzen. Welches diese Qualitäten sind: ob mehr physische Kraft oder skrupelfreie Verschlagenheit, mehr Intensität geistiger Leistungs- oder Lungenkraft und Demagogentechnik, mehr Devotion gegen Vorgesetzte oder gegen umschmeichelte Massen, mehr originale Leistungsfähigkeit oder mehr soziale Anpassungsfähigkeit, mehr Qualitäten, die als außergewöhnlich oder solche, die als nicht über dem Massendurchschnitt stehend gelten: – darüber entscheiden die Kampf- und Konkurrenzbedingungen, zu denen, neben allen denkbaren individuellen und Massenqualitäten auch jene Ordnungen gehören, an denen sich, sei es traditional[,] sei es wertrational oder zweckrational, das Verhalten im Kampf orientiert. Jede von ihnen beeinflußt die Chancen der sozialen Auslese. Nicht jede soziale Auslese ist in unsrem Sinn „Kampf“. „Soziale Auslese“ bedeutet vielmehr zunächst nur: daß bestimmte Typen des Sichverhaltens und also, eventuell, der persönlichen Qualitäten, bevorzugt sind in der Möglichkeit der Gewinnung einer bestimmten sozialen Beziehung (als „Geliebter“, „Ehemann“, „Abgeordneter“, „Beamter“, „Bauleiter“, „Generaldirektor“, „erfolgreicher Unternehmer“ usw.). Ob diese soziale Vorzugschance durch „Kampf“ | realisiert wird, ferner aber: ob sie auch die A 21 biologische Überlebenschance des Typus verbessert oder das Gegenteil, darüber sagt sie an sich nichts aus. Nur wo wirklich Konkurrenz stattfindet, wollen wir von „Kampf“ sprechen. Nur im Sinn von „Auslese“ ist der Kampf tatsächlich, nach aller bisherigen Erfahrung, und nur im Sinn von biologischer Auslese ist er prinzipiell unausschaltbar. „Ewig“ ist die Auslese deshalb, weil sich kein Mittel ersinnen läßt, sie völlig auszuschalten. Eine pazifistische Ordnung strengster Observanz kann immer nur Kampfmittel, Kampfobjekte und Kampfrichtung im Sinn der Ausschaltung bestimmter von ihnen regeln. Das bedeutet: daß andre Kampfmittel zum Siege in der (offenen) Konkurrenz oder – wenn man sich (was nur utopistisch-theoretisch möglich wäre) auch diese beseitigt denkt – dann immer noch in der (latenten) Auslese um Lebens- und Überlebenschancen führen und diejenigen begünstigen, denen sie, gleichviel ob als Erbgut oder Erziehungsprodukt, zur Verfügung stehen. Die soziale Auslese bildet empirisch, die biologische prinzipiell, die Schranke der Ausschaltung des Kampfes. 3. Zu scheiden von dem Kampf der einzelnen um Lebens- und Überlebenschancen ist natürlich „Kampf“ und „Auslese“ sozialer Beziehungen. Nur in einem übertragenen Sinn kann man hier diese Begriffe anwenden. Denn „Beziehungen“ existieren ja nur als menschliches Handeln bestimmten Sinngehalts. Und eine „Auslese“ oder ein „Kampf“ zwischen ihnen bedeutet also: daß eine bestimmte Art von Handeln durch eine andere, sei

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es der gleichen oder anderer Menschen, im Lauf der Zeit verdrängt wird. Dies ist in verschiedener Art möglich. Menschliches Handeln kann sich a) bewußt darauf richten: bestimmte konkrete, oder: generell bestimmt geordnete, soziale Beziehungen[,] d. h. das ihrem Sinngehalt entsprechend ablaufende Handeln[,] zu stören oder im Entstehen oder Fortbestehen zu verhindern (einen „Staat“ durch Krieg oder Revolution oder eine „Verschwörung“ durch blutige Unterdrückung, „Konkubinate“ durch polizeiliche Maßnahmen, „wucherische“ Geschäftsbeziehungen durch Versagung des Rechtsschutzes und Bestrafung)g oder durch Prämierung des Bestehens der einen Kategorie zuungunsten der andern bewußt zu beeinflussen: Einzelne sowohl wie viele verbundene Einzelne können sich derartige Ziele setzen. Es kann aber auch b) der ungewollte Nebenerfolg des Ablaufs sozialen Handelns und der dafür maßgebenden Bedingungen aller Art sein: daß bestimmte konkrete, oder bestimmt geartete, Beziehungen (d. h. stets: das betreffende Handeln) eine abnehmende Chance haben, fortzubestehen oder neu zu entstehen. Alle natürlichen und Kultur-Bedingungen jeglicher Art wirken im Fall der Veränderung in irgendeiner Weise dahin, solche Chancen für die allerverschiedensten Arten sozialer Beziehungen zu verschieben. Es ist jedermann unbenommen, auch in solchen Fällen von einer „Auslese“ der sozialen Beziehungen – z. B. der staatlichen Verbände – zu reden, indemh der „Stärkere“ (im Sinn des „Angepaßteren“) siege. Nur ist festzuhalten, daß diese sog. „Auslese“ mit der Auslese der Menschentypen weder im sozialen noch im biologischen Sinn etwas zu tun hat, daß in jedem einzelnen Fall nach dem Grunde zu fragen ist, der die Verschiebung der Chancen für die eine oder die andere Form des sozialen Handelns und der sozialen Beziehungen bewirkt, oder eine soziale Beziehung gesprengt, oder ihr die Fortexistenz gegenüber andern gestattet hat, und daß diese Gründe so mannigfaltig sind, daß ein einheitlicher Ausdruck dafür unpassend erscheint. Es besteht dabei stets die Gefahr: unkontrollierte Wertungen in die empirische Forschung zu tragen und vor allem: Apologie des im Einzelfall oft rein individuell bedingten, also in diesem Sinn des Wortes: „zufälligen“, Erfolges zu treiben. Die letzten Jahre brachten und bringen davon mehr als zuviel. Denn das oft durch rein konkrete Gründe bedingte Ausgeschaltetwerden einer (konkreten oder qualitativ spezifizierten) sozialen Beziehung beweist ja an sich noch nicht einmal etwas gegen ihre generelle „Angepaßtheit“.

§  9. „Vergemeinschaftung“ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns – im g  In A folgt ein Komma.  h A: in dem ; mögliche Lesart auch: in der

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Einzelfall oder im Durchschnitt oder im reinen Typus – auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht. „Vergesellschaftung“ soll eine soziale Beziehung heißen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- oder zweckrational) motiviertem Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht. Vergesellschaftung kann typisch insbesondre (aber nicht: nur) auf rationaler Vereinbarung durch gegenseitige Zusage beruhen. Dann wird das vergesellschaftete Handeln im Rationalitätsfall orientiert a) wertrational[,] | an dem Glauben an die eigne Verbindlichkeit, – b) zweckrational[,] an der Erwartung der Loyalität des Partners. 1. Die Terminologie erinnert an die von F[erdinand] Tönnies in seinem grundlegenden Werk: Gemeinschaft und Gesellschaft, vorgenommene Unterscheidung.80 Doch hat T[önnies] für seine Zwecke dieser Unterscheidung alsbald einen wesentlich spezifischeren Inhalt gegeben, als hier für unsre Zwecke nützlich wäre. Die reinsten Typen der Vergesellschaftung sind a) der streng zweckrationale frei paktierte Tausch auf dem Markt: – ein aktuelles Kompromiß entgegengesetzt, aber komplementär, Interessierter; – b) der reine, frei paktierte, Zweckverein, eine nach Absicht und Mitteln rein auf Verfolgung sachlicher (ökonomischer oder anderer) Interessen der Mitglieder abgestellte Vereinbarung kontinuierlichen Handelns;i – c) der wertrational motivierte Gesinnungsverein: die rationale Sekte, insoweit, als sie von der Pflege emotionaler und affektueller Interessen absieht und nur der „Sache“ dienen will (was freilich nur in besondern Fällen in ganz reinem Typus vorkommt). 2. Vergemeinschaftung kann auf jeder Art von affektueller oder emotionaler oder aber traditionaler Grundlage ruhen: eine pneumatische Brüdergemeinde,81 eine erotische Beziehung, ein Pietätsverhältnis, eine „nationale“ Gemeinschaft, eine kameradschaftlich zusammenhaltende Truppe. Den Typus gibt am bequemsten die Familiengemeinschaft ab. Die große Mehrzahl sozialer Beziehungen aber hat teils den Charakter der Veri A: Handelns, 80  Vgl. dazu oben, S.  148, Hg.-Anm.  6. 81  Von pneumatischen Gemeinschaften handelt Weber am Beispiel des Täufertums und der daraus hervorgegangenen Sekten der Baptisten, Mennoniten und Quäker und sieht darin eine „Renaissance urchristlicher pneumatisch-religiöser Gedanken“. Vgl. Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: GARS I, S.  150 ff., Zitat: S.  154 (MWG I/18).

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gemeinschaftung, teils den der Vergesellschaftung. Jede noch so zweckrationale und nüchtern geschaffene und abgezweckte soziale Beziehung (Kundschaft z. B.) kann Gefühlswerte stiften, welche über den gewillkürten Zweck hinausgreifen. Jede über ein aktuelles Zweckvereinshandeln hinausgehende, also auf längere Dauer eingestellte, soziale Beziehungen zwischen den gleichen Personen herstellende und nicht von vornherein auf sachliche Einzelleistungen begrenzte Vergesellschaftung – wie etwa die Vergesellschaftung im gleichen Heeresverband, in der gleichen Schulklasse, im gleichen Kontor, der gleichen Werkstatt – neigt, in freilich höchst verschiedenem Grade, irgendwie dazu. Ebenso kann umgekehrt eine soziale Beziehung, deren normaler Sinn Vergemeinschaftung ist, von allen oder einigen Beteiligten ganz oder teilweise zweckrational orientiert werden. Wie weit z. B. ein Familienverband von den Beteiligten als „Gemeinschaft“ gefühlt oder als „Vergesellschaftung“ ausgenutzt wird, ist sehr verschieden. Der Begriff der „Vergemeinschaftung“ ist hier absichtlich noch ganz allgemein und also: sehr heterogene Tatbestände umfassend, definiert. 3. Vergemeinschaftung ist dem gemeinten Sinn nach normalerweise der radikalste Gegensatz gegen „Kampf“. Dies darf nicht darüber täuschen, daß tatsächlich Vergewaltigung jeder Art innerhalb auch der intimsten Vergemeinschaftungen gegenüber dem seelisch Nachgiebigeren durchaus normal ist, und daß die „Auslese“ der Typen innerhalb der Gemeinschaften ganz ebenso stattfindet und zur Verschiedenheit der durch sie gestifteten Lebens- und Überlebenschancen führt wie irgendwo sonst. Vergesellschaftungen andrerseits sind sehr oft lediglich Kompromisse widerstreitender Interessen, welche nur einen Teil des Kampfgegenstandes oder der Kampfmittel ausschalten (oder: dies doch versuchen), den Interessengegensatz selbst und die Konkurrenz um die Chancen im übrigen aber bestehen lassen. „Kampf“ und Gemeinschaft sind relative Begriffe; der Kampf gestaltet sich eben sehr verschieden, je nach den Mitteln (gewaltsame oder „friedliche“) und der Rücksichtslosigkeit ihrer Anwendung. Und jede wie immer geartete Ordnung sozialen Handelns läßt, wie gesagt, die reine tatsächliche Auslese im Wettbewerb der verschiedenen Menschentypen um die Lebenschancen irgendwie bestehen. 4. Keineswegs jede Gemeinsamkeit der Qualitäten, der Situation oder des Verhaltens ist eine Vergemeinschaftung. Z. B. bedeutet die Gemeinsamkeit von solchem biologischen Erbgut, welches als „Rassen“-Merkmal angesehen wird, an sich natürlich noch keinerlei Vergemeinschaftung der dadurch Ausgezeichneten. Durch Beschränkung des commercium und connubium seitens der Umwelt können sie in eine gleichartige – dieser Umwelt gegenüber isolierte – Situation geraten. Aber auch wenn sie auf diese Situation gleichartig reagieren, so ist dies noch keine Vergemeinschaftung, und auch das bloße „Gefühl“ für die gemeinsame Lage und

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§ 9.  Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung

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deren Folgen erzeugt sie noch nicht. Erst wenn sie auf Grund dieses Gefühls ihr Verhalten irgendwie aneinander orientieren, entsteht eine soziale Beziehung zwischen ihnen – nicht nur: jedes von ihnen zur Umwelt – und erst soweit diese eine gefühlte Zusammengehörigkeit dokumentiert, „Gemeinschaft“. Bei den Juden z. B. ist dies – außerhalb der zionistisch orientierten Kreise und des Handelns einiger andrer Vergesellschaftungen für jüdische Interessen – nur in relativ sehr geringem Maße der Fall, wird von ihnen vielfach geradezu abgelehnt.82 Gemeinsamkeit der Sprache, geschaffen durch gleichartige Tradition von seiten der Familie und | Nach- A 23 barumwelt, erleichtert das gegenseitige Verstehen, also die Stiftung aller sozialer Beziehungen, im höchsten Grade. Aber an sich bedeutet sie noch keine Vergemeinschaftung, sondern nur die Erleichterung des Verkehrs innerhalb der betreffenden Gruppen, also: der Entstehung von Vergesellschaftungen. Zunächst: zwischen den einzelnen und nicht in deren Eigenschaft als Sprachgenossen, sondern als Interessenten sonstiger Art: die Orientierung an den Regeln der gemeinsamen Sprache ist primär also nur Mittel der Verständigung, nicht Sinngehalt von sozialen Beziehungen. Erst die Entstehung bewußter Gegensätze gegen Dritte kann für die an der Sprachgemeinsamkeit Beteiligten eine gleichartige Situation, Gemeinschaftsgefühl und Vergesellschaftungen, deren bewußter Existenzgrund die gemeinsame Sprache ist, stiften. – Die Beteiligung an einem „Markt“ (Begriff s. K. II)83 ist wiederum anders geartet. Sie stiftet Vergesellschaftung zwischen den einzelnen Tauschpartnern und eine soziale Beziehung (vor allem: „Konkurrenz“) zwischen den Tauschreflektanten, die gegenseitig ihr Verhalten aneinander orientieren müssen. Aber darüber hinaus entsteht Vergesellschaftung nur, soweit etwa einige Beteiligte zum Zweck 82  Die Emanzipation der Juden war im 19. Jahrhundert in den verschiedenen europäischen Ländern, wenn auch unterschiedlich weit, vorangekommen, erlitt aber insbesondere ab den 1870er Jahren Rückschläge. In Deutschland organisierte sich der Antisemitismus in Parteien, in Rußland gab es Pogrome, in Frankreich erschütterte die Dreyfus-Affäre die Öffentlichkeit. Nicht zuletzt Ereignisse dieser Art stärkten die zionistische Bewegung, das Streben nach einem eigenen jüdischen Staat. Diese Bewegung erfaßte aber nur eine Minderheit der Juden, war in sich nicht einheitlich und wurde von assimilationsbereiten Juden, die sich in die deutsche Gesellschaft integrieren wollten, abgelehnt. Erst durch Theodor Herzls Schrift „Der Judenstaat“ und die ab 1897 stattfindenden Zionistenkongresse in Basel gewann der Zionismus eine gewisse Einheitlichkeit. Herzl hatte postuliert, die Judenfrage sei keine soziale oder religiöse, sondern eine nationale Frage. Schließlich einigte man sich auf Palästina als Territorium für diesen Staat. Vgl. hierzu Battenberg, Friedrich, Das europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas. – Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1990, S.  208 ff. Weber beurteilte die Erfolgsaussichten einer säkularen zionistischen Bewegung skeptisch. Dazu sein Brief an Ernst J. Lesser vom 18. August 1913, MWG II/8, S.  312–315. 83  Kap. II, §  8, unten, S.  248 ff.

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erfolgreicheren Preiskampfs, oder: sie alle zu Zwecken der Regelung und Sicherung des Verkehrs, Vereinbarungen treffen. (Der Markt und die auf ihm ruhende Verkehrswirtschaft ist im übrigen der wichtigste Typus der gegenseitigen Beeinflussung des Handelns durch nackte Interessenlage, wie sie der modernen Wirtschaft charakteristisch ist.)

§  10. Eine soziale Beziehung (gleichviel ob Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung) soll nach außen „offen“ heißen, wenn und insoweit die Teilnahme an dem an ihrem Sinngehalt orientierten gegenseitigen sozialen Handeln, welches sie konstituiert, nach ihren geltenden Ordnungen niemand verwehrt wird, der dazu tatsächlich in der Lage und geneigt ist. Dagegen nach außen „geschlossen“[,] kdann, insoweit und in dem Grade, alsk ihr Sinngehalt oder ihre geltenden Ordnungen die Teilnahme ausschließen oder beschränken oder an Bedingungen knüpfen. Offenheit und Geschlossenheit können traditionell oder affektuell oder wert- oder zweckrational bedingt sein. Die rationale Schließungl insbesondere durch folgenden Sachverhalt: Eine soziale Beziehung kann den Beteiligten Chancen der Befriedigung innerer oder äußerer Interessen eröffnen, sei es dem Zweck oder dem Erfolg nach, sei es durch solidarisches Handeln oder durch Interessenausgleich. Wenn die Beteiligten von ihrer Propagierung eine Verbesserung ihrer eignen Chancen nach Maß, Art, Sicherung oder Wert erwarten, so sind sie an Offenheit, wenn umgekehrt von deren Monopolisierung, so sind sie an Schließung nach außen interessiert. Eine geschlossene soziale Beziehung kann monopolisierte Chancen den Beteiligten a) frei oder b) nach Maß und Art reguliert oder rationiert oder c) den einzelnen oder Gruppen von ihnen dauernd und relativ oder völlig unentziehbar appropriiert garantieren (Schließung nach innen). Appropriierte Chancen sollen „Rechte“ heißen. Die Appropriation kann gemäß der Ordnung 1) an die an bestimmten Gemeinschaften und Gesellschaften – z. B. Hausgemeinschaften – Beteiligten oder 2) an Einzelne und in diesem Fall a: rein persönlich oder b: so erfolgen, daß im Todesfall ein oder mehrere durch eine soziale Beziek–k Lies: wenn, insoweit und in dem Grade als,  l  Zu ergänzen wäre: oder Öffnung

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§ 10.  Offene und geschlossene Beziehungen

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hung oder durch Gebürtigkeit (Verwandtschaft) mit dem bisherigen Genießer der Chance Verbundenem oder der oder die von ihm zu bezeichnenden Anderen in die appropriierten Chancen einrücken (erbliche Appropriation). Sie kann endlich 3) so erfolgen, daß der Genießer die Chance a): bestimmten oder endlich b): daß er sie beliebigen anderen durch Vereinbarung mehr oder minder frei abtreten kann (veräußerliche Appropriation). Der an einer geschlossenen Beziehung Beteiligte soll Genosse, im Fall der Regulierung der Beteiligung aber, sofern diese ihm Chancen appropriiert, Rechtsgenosse genannt werden. Erblich an Einzelne oder an erbliche Gemeinschaften oder Gesellschaften appropriierte Chancen sollen: Eigentum (der einzelnen oder der betreffenden Gemeinschaften oder Gesellschaften), veräußerlich appropriierte: freies Eigentum heißen. Die scheinbar nutzlos „mühselige“ Definition dieser Tatbestände ist ein Beispiel dafür: daß gerade das „Selbstverständliche“ (weil anschaulich Eingelebte) am wenigsten „gedacht“ zu werden pflegt. | 1. a) Traditional geschlossen pflegen z. B. Gemeinschaften zu sein, deren A 24 Zugehörigkeit sich auf Familienbeziehungen gründet. b) Affektuell geschlossen zu sein pflegen persönliche Gefühlsbeziehungen (z. B. erotische oder – oft – pietätsmäßige). c) Wertrational (relativ) geschlossen pflegen strikte Glaubensgemeinschaften zu sein. d) Zweckrational typisch geschlossen sind ökonomische Verbände mit monopolistischem oder plutokratischem Charakter. Einige Beispiele beliebig herausgegriffen: Offenheit oder Geschlossenheit einer aktuellen Sprachvergesellschaftung hängt von dem Sinngehalt ab (Konversation im Gegensatz zu intimer oder geschäftlicher Mitteilung). – Die Marktbeziehung pflegt primär wenigstens oft offen zu sein. – Bei zahlreichen Vergemeinschaftungen und Vergesellschaftungen beobachten wir einen Wechsel zwischen Propagierung und Schließung. So z. B. bei den Zünften, den demokratischen Städten der Antike und des Mittelalters, deren Mitglieder zeitweise, im Interesse der Sicherung ihrer Chancen durch Macht, die möglichste Vermehrung, zu anderen Zeiten, im Interesse des Wertes ihres Monopols, Begrenzung der Mitgliedschaft erstrebten. Ebenso nicht selten bei Mönchsgemeinschaften und Sekten, die von religiöser Propaganda zur Abschließung im Interesse der Hochhaltung des ethischen Standards oder auch aus materiellen Grünm A: Verbundenen

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den übergingen. Verbreiterung des Marktes im Interesse vermehrten Umsatzes und monopolistische Begrenzung des Marktes stehen ähnlich nebeneinander. Sprachpropaganda findet sich heute als normale Folge der Verleger- und Schriftsteller-Interessen gegenüber den früher nicht seltenen ständisch geschlossenen und Geheimsprachen. 2. Das Maß und die Mittel der Regulierung und Schließung nach außen können sehr verschieden sein, so daß der Übergang von Offenheit zu Reguliertheit und Geschlossenheit flüssig ist: Zulassungsleistungen und Noviziate oder Erwerb eines bedingt käuflichen Mitgliedsanteils, Ballotage84 für jede Zulassung, Zugehörigkeit oder Zulassung kraft Gebürtigkeit (Erblichkeit) oder kraft jedermann freistehender Teilnahme an bestimmten Leistungen oder – im Fall der Schließung und Appropriation nach innen – kraft Erwerbs eines appropriierten Rechts und die verschiedensten Abstufungen der Teilnahmebedingungen finden sich. „Reguliertheit“ und „Geschlossenheit“ nach außen sind also relative Begriffe. Zwischen einem vornehmen Klub, einer gegen Billet zugänglichen Theatervorstellung und einer auf Werbung ausgehenden Parteiversammlung, einem frei zugänglichen Gottesdienst, demjenigen einer Sekte und den Mysterien eines Geheimbundes bestehen alle denkbarenn Übergänge. 3. Die Schließung nach innen – unter den Beteiligten selbst und im Verhältnis dieser zueinander – kann ebenfalls die verschiedenste Form annehmen. Z. B. kann eine nach außen geschlossene Kaste, Zunft oder etwa: Börsengemeinschaft ihren Mitgliedern die freie Konkurrenz miteinander um alle monopolisierten Chancen überlassen oder ein jedes Mitglied streng auf bestimmte, ihm lebenslang oder auch (so namentlich in Indien) erblich und veräußerlich appropriierte Chancen, so z. B. Kundschaften oder Geschäftsobjekte, beschränken, eine nach außen geschlossene Markgenossenschaft85 dem Markgenossen entweder freie Nutzung oder ein n A: denkbare 84  Aus dem Französischen stammender Begriff für ein Abstimmungsverfahren, bei dem in der Regel weiße und schwarze Kugeln verwendet werden, wobei die weiße Kugel für Zustimmung, die schwarze für Ablehnung steht. Das Verfahren wurde hauptsächlich für die Aufnahme neuer Mitglieder in exklusive Gemeinschaften verwendet. Angeblich haben dieses auch „Kugelung“ genannte Verfahren zuerst die Benediktiner im Mittelalter bei der Bestimmung ihrer Äbte praktiziert. 85  Markgenossenschaft, auch Markgemeinschaft oder Markverband, ist im Rahmen von Webers Verbandstheorie eine jener historischen Erscheinungsformen, die er zusammen mit Hausgemeinschaft, Nachbarschaftsverband, Dorfgemeinschaft, Sippenverband und Stamm behandelt. Sie tritt insbesondere in der Frühzeit der Besiedelung eines Gebietes auf, wenn die Siedelnden noch von ‚freiem‘ Wald und Ödland umgeben sind. Mit enger werdendem Nahrungsspielraum tendiert die Markgenossenschaft zu einer Schließung nach außen, der dann auch eine Schließung nach innen folgen kann. Die Stadien der Schließung nach außen und nach innen behandelt Weber als Stadien der Appropriation. Vgl. unten, S.  202, Z. 3 ff.; und u. a. die Vorkriegstexte

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§ 10.  Offene und geschlossene Beziehungen

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streng an den Einzelhaushalt gebundenes Kontingent, ein nach außen geschlossener Siedlungsverband freie Nutzung des Bodens oder dauernd appropriierte feste Hufenanteile zubilligen und garantieren, alles dies mit allen denkbaren Übergängen und Zwischenstufen. Historisch z. B. haben die Schließung der Anwartschaften auf Lehen, Pfründen und Ämter nach Innen und die Appropriation an die Inhaber höchst verschiedene Formen angenommen, und ebenso könneno – wozu die Entwicklung der „Betriebsräte“ der erste Schritt sein könnte (aber nicht: sein muß) – die Anwartschaft auf und die Innehabung von Arbeitsstellen sich vom closed shop bis zum Recht an der einzelnen Stelle (Vorstufe: Verbot der Entlassung ohne Zustimmung der Vertreter der Arbeiterschaft) steigern.86 Alle Einzelheiten gehören in die sachliche Einzelanalyse. Das Höchstmaß dauernder Appropriation besteht bei solchen Chancen, welche dem einzelnen (oder bestimmten Verbänden einzelner, z. B. Hausgemeinschaften, Sippen, Familien) derart garantiert sind, daß 1. im Todesfall der Übergang in bestimmte andere Hände durch die Ordnungen geregelt und garantiert ist, – 2. die Inhaber der Chance dieselbe frei an beliebige Dritte übertragen können, welche dadurch Teilhaber der sozialen Beziehung werden: diese ist also, im Fall solcher vollen Appropriation nach innen, zugleich eine nach außen (relativ) offene Beziehung (sofern sie den Mitgliedschafts-Erwerb nicht an die Zustimmung der andern Rechtsgenossen bindet). 4. Motiv der Schließung kann sein a) Hochhaltung der Qualität und (eventuell) dadurch des Prestiges und der daran haftenden Chancen der Ehre und (eventuell) des Gewinnes. Beispiele: Asketen-, Mönchs- (ins­o A: kann „Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen“, MWG I/22-1, S.   77–107, bes. S.   79 ff., und das Stichwortmanuskript „Hausverband, Sippe und Nachbarschaft“, ebd., S.  291–327. Weber stellt in den Vorkriegsmanuskripten allerdings noch Verband und Verein typologisch einander gegenüber. Diese Gegenüberstellung gibt er hier auf. Dazu auch unten, S.  213, Hg.-Anm.  18. 86  Nach heftigen Auseinandersetzungen um die Stellung der Belegschaft im Betrieb wurde am 4. Februar 1920 das „Betriebsrätegesetz“ erlassen. Es schrieb für jeden Betrieb ab einer Größe von zwanzig Beschäftigten vor, eine Betriebsvertretung in Gestalt eines Betriebsrats (Arbeiterrat und Angestelltenrat) zu bilden, der unter anderem bei Entlassungen mitwirkte (vgl. Reichs-Gesetzblatt Jg. 1920, hg. im Reichsministerium des Innern, Berlin 1920, S.  147–174 (hinfort: Betriebsrätegesetz); sowie Max Webers kritischen Kommentar zu dem Gesetz in seinem Brief an Carl Petersen vom 14. April 1920, MWG II/10, S.  985 f.). Unter „closed shop“ versteht man eine Schließung sozialer Beziehungen, die dadurch zustande kommt, daß sich Arbeitgeber und Gewerkschaft darauf einigen, nur Mitglieder der vereinbarenden Gewerkschaft in einem Betrieb zuzulassen. Diese Praxis war bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in England in einigen Gewerben verbreitet, in Deutschland wurde sie erstmals 1906 von der Tarifgemeinschaft der Buchdrucker eingeführt. Das oben genannte Betriebsrätegesetz verbot solche Vereinbarungen (§  81).

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besondere auch z. B. in Indien: Bettelmönchs-), Sekten- (Puritaner!), Krie-

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(z. B. in der Antike), Handwerkereinungen; b) Knappwerden der Chancen im Verhältnis zum (Konsum-)Bedarf („Nahrungsspielraum“): Konsum­ tionsmonopol (Archetypos: die Markgemeinschaft); c) Knappwerden der Erwerbschancen („Erwerbsspielraum“): Erwerbsmonopol (Archetypos: die Zunft- oder die alten Fischereiverbände usw.). Meist ist das Motiv a mit b oder c kombiniert.

§  11. Eine soziale Beziehung kann für die Beteiligten nach traditionaler oder gesatzter Ordnung die Folge haben: daß bestimmte Arten des Handelns a) jedes an der Beziehung Beteiligten allen Beteiligten („Solidaritätsgenossen“) oder qb) das Handeln bestimmter Beteiligterq („Vertreter“) den andern Beteiligten („Vertretenen“) zugerechnet wird, daß also sowohl die Chancen wie die Konsequenzen ihnen zugute kommen bzw. ihnen zur Last fallen. Die Vertretungsgewalt (Vollmacht) kann nach den geltenden Ordnungen – 1. in allen Arten und Graden appropriiert (Eigenvollmacht) oder aber – 2. nach Merkmalen dauernd oder zeitweise zugewiesen sein – oder 3. durch bestimmte Akte der Beteiligten oder Dritter, zeitweilig oder dauernd, übertragen werden (gesatzte Vollmacht). Über die Bedingungen, unter denen soziale Beziehungen (Gemeinschaften oder Gesellschaften) als Solidaritäts- oder als Vertretungsbeziehungen behandelt werden, läßt sich generell nur sagen, daß der Grad, in welchem ihr Handeln entweder a) auf gewaltsamen Kampf oder b) auf friedlichen Tausch als Zweck ausgerichtet ist, dafür in erster Linie entscheidend ist, daß aber im übrigen zahlreiche erst in der Einzelanalyse festzustellende Sonderumstände dafür maßgebend waren und sind. Am wenigsten pflegt naturgemäß diese Folge bei den rein ideelle Güter mit friedlichen Mitteln verfolgendenr einzutreten. Mit dem Maß der Geschlossenheit nach außen geht die Erscheinung der Solidarität oder Vertretungsmacht zwar oft, aber nicht immer, parallel. p A: politischen  q–q Lies: b) bestimmter Beteiligter  r  Zu ergänzen wäre: sozialen Beziehungen

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§ 11.  Vertretungsgewalt

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1. Die „Zurechnung“ kann praktisch bedeuten: a) passive und aktive Solidarität: Für das Handeln des einen Beteiligten gelten alle ganz wie er selbst als verantwortlich, durch sein Handeln andrerseits alle ebenso wie er als legitimiert zur Nutzung der dadurch gesicherten Chancen. Die Verantwortlichkeit kann Geistern oder Göttern gegenüber bestehen, also religiös orientiert sein. Oder: Menschen gegenüber, und in diesem Fall konventional für und gegen Rechtsgenossen (Blutrache gegen und durch Sippengenossen, Repressalien gegen Stadtbürger und Konnationale)1 oder rechtlich (Strafe gegen Verwandte, Hausgenossen, Gemeindegenossen, persönliche Schuldhaftung von Hausgenossen und Handelsgesellschaftern füreinander und zugunsten solcher). Auch die Solidarität den Göttern gegenüber hat historisch (für die altisraelitische, altchristliche, altpuritanische Gemeinde) sehr bedeutende Folgen gehabt. b) Sie kann andrerseits (Mindestmaß!) auch nur bedeuten: daß nach traditionaler oder gesatzter Ordnung die an einer geschlossenen Beziehung Beteiligten eine Verfügung über Chancen gleichviel welcher Art (insbesondere: ökonomische Chancen), welche ein Vertreter vornimmt, für ihr eignes Verhalten als legal gelten lassen. („Gültigkeit“ der Verfügungen des „Vorstandes“ eines „Vereins“ oder des Vertreters eines politischen oder ökonomischen Verbandes über Sachgüter, die nach der Ordnung „Verbandszwecken“ dienen sollen.) 2. Der Tatbestand der „Solidarität“ besteht typisch a) bei traditionalen Gebürtigkeits- oder Lebens-Gemeinschaften (Typus: Haus und Sippe), – b) bei geschlossenen Beziehungen, welche die monopolisierten Chancen durch eigne Gewaltsamkeit behaupten (Typus: politische Verbände, insbesondere in der Vergangenheit, aber in weitestem Umfang, namentlich im Kriege, auch noch der Gegenwart), – c) bei Erwerbs-Vergesellschaftungen mit persönlich durch die Beteiligten geführtem Betrieb (Typus: offene Handelsgesellschaft), – d) unter Umständen bei Arbeitsgesellschaften (Typus: Artjel).2 – Der Tatbestand der „Vertretung“ besteht typisch bei Zweckvereinen und gesatzten Verbänden, insbesondere dann, wenn ein

1  „Konnationale“ sind Angehörige einer Nation, die auf einem anderen Staatsgebiet leben. Zusammengehörigkeit und rechtliche Behandlung gleichnationaler Gruppen über Staatsgrenzen hinweg war zu Webers Zeit eine wichtige Frage der Politik gegenüber Minderheiten (Volksgruppen). 2  „Artjél“ (russ.) „Genossenschaft“: Assoziation von gleichberechtigten Personen, die Arbeit und Dienste übernahmen, die von Einzelnen nicht zu verrichten waren. Sie schlossen sich entweder allein mit ihrer Arbeitskraft oder auch mit Kapitaleinlagen zusammen, hafteten solidarisch und teilten den Ertrag. Dazu Apostol, Paul, Das Artjél. Eine wirtschaftsgeschichtliche Studie (Münchener Volkswirtschaftliche Studien, hg. von Lujo Brentano und Walther Lotz, Stück 25). – Stuttgart: J. G. Cotta 1898. Diese Schrift nennt Max Weber bereits im „Grundriß zu den Vorlesungen über „Allgemeine (,theoretische‘) Nationalökonomie“, MWG III/1, S.  98.

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„Zweckvermögen“ (darüber später in der Rechtssoziologie)3 gesammelt und verwaltet wird. 3. Nach „Merkmalen“ zugewiesen ist eine Vertretungsgewalt z. B., wenn sie nach der Reihenfolge des Alters oder nach ähnlichen Tatbeständen zuständig wird. 4. Alles Einzelne dieses Sachverhalts läßt sich nicht generell, sondern erst bei der soziologischen Einzelanalyse darlegen. Der älteste und allgemeinste hierher gehörige Tatbestand ist die Repressalie, als Rache sowohl wie als Pfandzugriff. | A 26

§  12. Verband soll eine nach außen regulierend beschränkte oder geschlossene soziale Beziehung dann heißen, wenn die Innehaltung ihrer Ordnung garantiert wird durch das eigens auf deren Durchführung eingestellte Verhalten bestimmter Menschen: eines Leiters und, eventuell, eines Verwaltungsstabes, der gegebenenfalls normalerweise zugleich Vertretungsgewalt hat. Die Innehabung der Leitung oder einer Teilnahme am Handeln des Verwaltungsstabes – die „Regierungsgewalten“ – können a) appropriiert oder b) durch geltende Verbandsordnungen bestimmten oder nach bestimmten Merkmalen oder in bestimmten Formen auszulesenden Personen dauernd oder zeitweise oder für bestimmte Fälle zugewiesen sein. „Verbandshandeln“ soll a) das auf die Durchführung der Ordnung bezogene[,] kraft Regierungsgewalt oder Vertretungsmacht legitime Handeln des Verwaltungsstabs selbst, b) das von ihm durch Anordnungen geleitete Handeln der Verbandsbeteiligten heißen. 1. Ob es sich um Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung handelt, soll für den Begriff zunächst keinen Unterschied machen. Das Vorhandensein eines „Leiters“: Familienhaupt, Vereinsvorstand, Geschäftsführer, Fürst, Staatspräsident, Kirchenhaupt, dessen Handeln auf Durchführung der Verbandsordnung eingestellt ist, soll genügen, weil diese spezifische Art von Handeln: ein nicht bloß an der Ordnung orientiertes, sondern auf deren Erzwingung abgestelltes Handeln, soziologisch dem Tatbestand der geschlossenen „sozialen Beziehung“ ein praktisch wichtiges neues Merkmal hinzufügt. Denn nicht jede geschlossene Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung ist ein „Verband“: z. B. nicht eine erotische Beziehung oder eine Sippengemeinschaft ohne Leiter. 3  Zur Rechtssoziologie vgl. die Einleitung, oben, S. 69.

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2. Die „Existenz“ des Verbandes haftet ganz und gar an dem „Vorhandensein“ eines Leiters und eventuell eines Verwaltungsstabes. D. h. genauer ausgedrückt: an dem Bestehen der Chance, daß ein Handeln angebbarer Personen stattfindet, welches seinem Sinn nach die Ordnungen des Verbandes durchzuführen trachtet: daß also Personen vorhanden sind, die darauf „eingestellt“ sind, gegebenenfalls in jenem Sinn zu handeln. Worauf diese Einstellung beruht: ob auf traditonaler oder affektueller oder wertrationaler Hingabe (Lehens-, Amts-, Dienst-Pflicht) oder auf zweckrationalen Interessen (Gehaltsinteresse usw.), ist begrifflich vorerst gleichgültig. In etwas anderem als der Chance des Ablaufes jenes, in jener Weise orientierten, Handelns „besteht“, soziologisch angesehen, der Verband also für unsere Terminologie nicht. Fehlt die Chance dieses Handelns eines angebbaren Personenstabes (oder: einer angebbaren Einzelperson), so besteht für unsere Terminologie eben nur eine „soziale Beziehung“, aber kein „Verband“. So lange aber die Chance jenes Handelns besteht, so lange „besteht“, soziologisch angesehen, der Verband trotz des Wechsels der Personen, die ihr Handeln an der betreffenden Ordnung orientieren. (Die Art der Definition hat den Zweck: eben diesen Tatbestand sofort einzubeziehen). 3. a) Außer dem Handeln des Verwaltungsstabes selbst oder unter dessen Leitung kann auch ein spezifisches an der Verbandsordnung orientiertes Handeln der sonst Beteiligten typisch ablaufen, dessen Sinn die Garantie der Durchführung der Ordnung ist (z. B. Abgaben oder leiturgische persönliche Leistungen aller Art: Geschworenendienst, Militärdienst usw.). – b) Die geltende Ordnung kann auch Normen enthalten, an denen sich in andern Dingen das Handeln der Verbandsbeteiligten orientieren soll (z. B. im Staatsverband das „privatwirtschaftliche“, nicht der Erzwingung der Geltung der Verbandsordnung, sondern Einzelinteressen dienende Handeln: am „bürgerlichen“ Recht). Die Fälle a kann man „verbandsbezogenes Handeln“, sdiejenigen der Fälles b verbandsgeregeltes Handeln nennen. Nur das Handeln des Verwaltungsstabes selbst und außerdem alles planvoll von ihm geleitete verbandsbezogene Handeln soll „Verbandshandeln“ heißen. „Verbandshandeln“ wäre z. B. für alle Beteiligten ein Krieg, den ein Staat „führt“[,] oder eine „Eingabe“, die ein Vereinsvorstand beschließen läßt, ein „Vertrag“, den der Leiter schließt und dessen „Geltung“ den Verbandsgenossen oktroyiert und zugerechnet wird (§  11),4 ferner der Ablauf aller „Rechtsprechung“ und „Verwaltung“. (S[iehe] auch §  14.)5 s–s Lies: die Fälle 4  Oben, S.  202 f. 5  Unten, S.  209.

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Ein Verband kann sein: a) autonom oder heteronom, b) autokephal oder heterokephal. Autonomie bedeutet, daß nicht, wie bei Heteronomie, die Ordnung des Verbands durch Außenstehende gesatzt wird, sondern durch Verbandsgenossen kraft dieser ihrer Qualität (gleichviel wie sie im übrigen erfolgt). Autokephalie be|deutet: daß der Leiter und der Verbandsstab nach eignen Ordnungen des Verbandes, nicht, wie bei Heterokephalie, durch Außenstehende bestellt wird (gleichviel wie sonst die Bestellung erfolgt). Heterokephalie besteht z. B. für die Ernennung der governors der kanadischen Provinzen (durch die Zentralregierung von Kanada).6 Auch ein heterokephaler Verband kann autonom und ein autokephaler heteronom sein. Ein Verband kann auch, in beiden Hinsichten, teilweise das eine und teilweise das andre sein. Die autokephalen deutschen Bundesstaaten waren trotz der Autokephalie innerhalb der Reichskompetenz heteronom, innerhalb ihrer eignen (in Kirchen- und Schulsachen z. B.) autonom.7 Elsaß-Lothringen war in Deutschland in beschränktem Umfang autonom, aber heterokephal (den Statthalter setzte der Kaiser eina).8 Alle diese a  Fehlt in A; ein sinngemäß ergänzt. 6  Die Provinzen von „British North America“ wurden durch den „Constitution Act“ des britischen Parlaments im Jahre 1867 zu einer Union zusammengeschlossen („An Act for the Union of Canada, Nova Scotia, and New Brunswick, and the Government there­ of“). Es folgten weitere Akte, mit denen das britische Parlament die Verfassung Kanadas schuf. In Nr.  58 der so entstandenen Verfassung ist die Ernennung der Governors wie folgt geregelt: „For each Province there shall be an Officer, styled the Lieutenant Governor, appointed by the Governor General in Council by Instrument under the Great Seal of Canada“. Der „Governor General“ wiederum handelte im Namen der Königin, welche die Exekutive verkörperte. Nr.  9 lautet: „The Executive Government and Authority of and over Canada is hereby declared to continue and be vested in the Queen.“ Handschug, Stephan, Einführung in das kanadische Recht. – München: C. H. Beck 2003, Anhang A: Verfassungsdokumente im Auszug, S.  112 ff. 7  Die Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871 besiegelte den „ewigen Bund“ der Staaten, die sich „zum Schutze des Bundesgebietes“ und „zur Pflege der Wohlfahrt des Deutschen Volkes“ zusammengeschlossen hatten. Sie unterwarfen sich in bestimmten Angelegenheiten der Reichsgesetzgebung. Diese sind in Art.  4 aufgeführt. Dazu gehörten jedoch nicht Kirchen- und Schulangelegenheiten. Sie blieben der Landesgesetzgebung vorbehalten. 8  Elsaß-Lothringen wurde nach dem deutsch-französischen Krieg von Frankreich abgetreten und als „Reichsland“ dem Deutschen Reich eingegliedert. Als solches war es anders gestellt als die Bundesstaaten. Die Staatsgewalt übte der Kaiser aus, der sie ab 1879 einem von ihm eingesetzten Statthalter übertrug. Auch die landesgesetzliche Autonomie, der sich die Bundesstaaten erfreuten, war eingeschränkt, allerdings nicht völlig versagt. Zum Status von Elsaß-Lothringen als „Reichsland“ vgl. Bruck, Ernst,

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Sachverhalte können auch teilweise vorliegen. Ein sowohl völlig heteronomer wie heterokephaler Verband wird (wie etwa ein „Regiment“ innerhalb eines Heeresverbandes) in aller Regel als „Teil“ eines umfassenderen Verbandes zu bezeichnen sein. Ob dies der Fall ist, kommt aber auf das tatsächliche Maß von Selbständigkeit der Orientierung des Handelns im Einzelfall an und ist terminologisch reine Zweckmäßigkeitsfrage.

§  13. Die gesatzten Ordnungen einer Vergesellschaftung können entstehen a) durch freie Vereinbarung oder b) durch Oktroyierung und Fügsamkeit. Eine Regierungsgewalt in einem Verbande kann die legitime Macht zur Oktroyierung neuer Ordnungen in Anspruch nehmen. Verfassung eines Verbandes soll die tatsächliche Chance der Fügsamkeit gegenüber der Oktroyierungsmacht der bestehenden Regierungsgewalten nach Maß, Art und Voraussetzungen heißen. Zu diesen Voraussetzungen könnenb nach geltender Ordnung insbesondere die Anhörung oder Zustimmung bestimmter Gruppen oder Bruchteile der Verbandsbeteiligten, außerdem natürlich die verschiedensten sonstigen Bedingungen, gehören. Ordnungen eines Verbandes können außer den Genossen auch Ungenossen oktroyiert werden, bei denen bestimmte Tatbestände vorliegen. Insbesondere kann ein solcher Tatbestand in einer Gebietsbeziehung (Anwesenheit, Gebürtigkeit, Vornahme gewisser Handlungen innerhalb eines Gebiets) bestehen: „Gebietsgeltung“. Ein Verband, dessen Ordnungen grundsätzlich Gebietsgeltung oktroyieren, soll Gebietsverband heißen, einerlei inwieweit seine Ordnung auch nach innen: den Verbandsgenossen gegenüber, nur Gebietsgeltung in Anspruch nimmt (was möglich ist und wenigstens in begrenztem Umfang vorkommt). 1. Oktroyiert im Sinn dieser Terminologie ist jede nicht durch persönliche freie Vereinbarung aller Beteiligten zustandegekommene Ordnung. Also auch der „Mehrheitsbeschluß“, dem sich die Minderheit fügt. Die Legitimität des Mehrheitsentscheids ist daher (s. später bei der Soziologie b A: kann Das Verfassungs- und Verwaltungsrecht von Elsaß-Lothringen, 3 Bände. – Straßburg: Trübner 1908–1910.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

der Herrschaft und des Rechts)9 in langen Epochen (noch im Mittelalter bei den Ständen, und bis in die Gegenwart in der russischen Obschtschina)10 oft nicht anerkannt oder problematisch gewesen. 2. Auch die formal „freien“ Vereinbarungen sind, wie allgemein bekannt, sehr häufig tatsächlich oktroyiert (so in der Obschtschina). Dann ist für die Soziologie nur der tatsächliche Sachverhalt maßgebend. 3. Der hier gebrauchte „Verfassungs“-Begriff ist der auch von Lassalle verwendete.11 Mit der „geschriebenen“ Verfassung, überhaupt mit der Verfassung im juristischen Sinn, ist er nicht identisch. Die soziologische Frage ist lediglich die: wann, für welche Gegenstände und innerhalb welcher Grenzen und – eventuell – unter welchen besonderen Voraussetzungen (z. B. Billigung von Göttern oder Priestern oder Zustimmung von Wahlkörperschaften usw.) fügen sich dem Leiter die Verbandsbeteiligten und steht ihm der Verwaltungsstab und das Verbandshandeln zu Gebote, wenn er „Anordnungen trifft“, insbesondere Ordnungen oktroyiert. 4. Den Haupttypus der oktroyierten „Gebietsgeltung“ stellen dar: Strafrechtsnormen und manche andere „Rechtssätze“, bei denen Anwesenheit, Gebürtigkeit, Tatort, Erfüllungsort usw. innerhalb des Gebietes des Verbandes Voraussetzungen der Anwendung der Ordnung sind, in politischen Verbänden. (Vgl. den Gierke-Preußschen Begriff der „Gebietskörperschaft“.)12 9  Kap. III, unten, S.  500 und 582; zur Soziologie des Rechts vgl. die Einleitung, oben, S.  69 und den Editorischen Bericht, oben, S.  109–111. 10  Als Obschtschina oder Obšcˇ  ina bezeichnet man die russische Bauerngemeinde, die ihre Angelegenheiten selbst verwaltete (Landumteilung, Ordnung innerhalb des Dorfes) und bis 1903 kollektiv für die Steuerzahlung verantwortlich war. 11  Lassalle grenzt sich von juristischen Verfassungsbegriffen ab und sieht die Verfassung eines Landes als den Ausdruck von Machtverhältnissen: „Wir haben jetzt also gesehen [.  .  .], was die Verfassung eines Landes ist, nämlich: die in einem Lande bestehenden thatsächlichen Machtverhältnisse“ (Lassalle, Über Verfassungswesen, S.  481). In seinen Vorlesungen „Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung“ von 1895 und 1898 hatte sich Weber ausführlich mit Lassalle beschäftigt, und zwar in „§  11. Ferdi­ nand Lassalle und die Entstehung der deutschen Sozialdemokratie“, MWG III/4, S.  203–216. Zur Rede „Über Verfassungswesen“ heißt es (ebd., S.  210): „Betonung der Bedeutung der realen Machthaltenden“. 12  Gierke, Otto, Das deutsche Genossenschaftsrecht, 4 Bände. – Berlin: Weidmann 1868–1913, insbes. Band  2: Geschichte des deutschen Körperschaftsbegriffs, 1873; sowie Preuß, Hugo, Gemeinde, Staat, Reich als Gebietskörperschaften. Versuch einer deutschen Staatskonstruktion auf Grundlage der Genossenschaftstheorie. – Berlin: Springer 1889. Hugo Preuß übertrug die Genossenschaftstheorie Otto Gierkes auf das Staatsrecht, korrigierte dessen Ansatz dabei insofern, als er die Vereinbarkeit von Genossenschafts- und Souveränitätstheorie bestritt, die Gierke behauptet hatte (Preuß, Gebietskörperschaften, Kap. V). Preuß entwickelt ein Staatsrecht ohne den Souveränitätsbegriff. Im Mittelpunkt steht die Körperschaft, in der sich nach seiner Auffassung die gegensätzlichen Prinzipien von Genossenschaft und Anstalt verbinden (ebd.,

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§ 14.  Verwaltungs- und Regulierungsordnung

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§  14. Eine Ordnung, welche Verbandshandeln regelt, soll Verwaltungsordnung heißen. Eine Ordnung, welche andres soziales Handeln regelt und die durch diese Regelung eröffneten Chancen den Handelnden garantiert, soll | Regulierungsordnung heißen. Insoweit ein Verband lediglich an Ordnungen der ersten Art orientiert ist, soll er Verwaltungsverband, insoweit lediglich an solchen der letzteren, regulierender Verband heißen. 1. Selbstverständlich ist die Mehrzahl aller Verbände sowohl das eine wie das andere; ein lediglich regulierender Verband wäre etwa ein theoretisch denkbarer reiner „Rechtsstaat“ des absoluten laissez faire (was freilich auch die Überlassung der Regulierung des Geldwesens an die reine Privatwirtschaft voraussetzen würde). 2. Über den Begriff des „Verbandshandelns“ s. §  12, Nr.  3.13 Unter den Begriff der „Verwaltungsordnung“ fallen alle Regeln, die gelten wollen für das Verhalten sowohl des Verwaltungsstabs, wie der Mitglieder „gegenüber dem Verband“, wie man zu sagen pflegt, d. h. für jene Ziele, deren Erreichung die Ordnungen des Verbandes durch ein von ihnen positiv vorgeschriebenes planvoll eingestelltes Handeln seines Verwaltungsstabes und seiner Mitglieder zu sichern trachtenc. Bei einer absolut kommunistischen Wirtschaftsorganisation würde annähernd alles soziale Handeln darunter fallen, bei einem absoluten Rechtsstaat andrerseits nur die Leistung der Richter, Polizeibehörden, Geschworenen, Soldaten und die Betätigung als Gesetzgeber und Wähler. Im allgemeinen – aber nicht immer im einzelnen – fällt die Grenze der Verwaltungs- und der Regulierungsordnung mit dem zusammen, was man im politischen Verband als „öffentliches“ und „Privatrecht“ scheidet. (Das Nähere darüber in der Rechtssoziologie.)14

§  15. Betrieb soll ein kontinuierliches Zweckhandeln bestimmter Art, Betriebsverband eine Vergesellschaftung mit kontinuierlich zweckhandelndem Verwaltungsstab heißen. c A: trachtet S.  253). Gemeinde, (Bundes-)Staat und Reich seien Körperschaften (S.  257), genauer: Gebietskörperschaften (S.  261), die „eine aufsteigende Reihe von der Ortsgemeinde bis zum Reich“ bildeten (S.  418 f.). Diese Gebietskörperschaften müsse man als Glieder eines Organismus, einer rechtlich organisierten Gesamtperson, verstehen. 13  Kap. I, §  12, oben, S.  205. 14 Zur Behandlung von öffentlichem und privatem Recht vgl. Weber, Recht, MWG I/22-3, S.  274 ff.; eine Neufassung der Rechtssoziologie ist jedoch nicht überliefert, vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  69.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

Verein soll ein vereinbarter Verband heißen, dessen gesatzte Ordnungen nur für die kraft persönlichen Eintritts Beteiligten Geltung beanspruchen. Anstalt soll ein Verband heißen, dessen gesatzte Ordnungen innerhalb eines angebbaren Wirkungsbereiches jedem nach bestimmten Merkmalen angebbaren Handeln (relativ) erfolgreich oktroyiert werden. 1. Unter den Begriff des „Betriebs“ fällt natürlich auch der Vollzug von politischen und hierurgischen Geschäften, Vereinsgeschäften usw., soweit das Merkmal der zweckhaften Kontinuierlichkeit zutrifft. 2. „Verein“ und „Anstalt“ sind beide Verbände mit rational (planvoll) gesatzten Ordnungen. Oder richtiger: soweit ein Verband rational gesatzte Ordnungen hat, soll er Verein oder Anstalt heißen. Eine „Anstalt“ ist vor allem der Staat nebst allen seinen heterokephalen Verbänden und – soweit ihre Ordnungen rational gesatzt sind – die Kirche. Die Ordnungen einer „Anstalt“ erheben den Anspruch zu gelten für jeden, auf den bestimmte Merkmale (Gebürtigkeit, Aufenthalt, Inanspruchnahme bestimmter Einrichtungen) zutreffen, einerlei ob der Betreffende persönlich – wie beim Verein – beigetreten ist und vollends: ob er bei den Satzungen mitgewirkt hat. Sie sind also in ganz spezifischem Sinn oktroyierte Ordnungen. Die Anstalt kann insbesondere Gebietsverband sein. 3. Der Gegensatz von Verein und Anstalt ist relativ. Vereinsordnungen können die Interessen Dritter berühren, und es kann diesen dann die Anerkennung der Gültigkeit dieser Ordnungen oktroyiert werden, durch Usurpation und Eigenmacht des Vereins sowohl wie durch legal gesatzte Ordnungen (z. B. Aktienrecht). 4. Es bedarf kaum der Betonung: daß „Verein“ und „Anstalt“ nicht etwa die Gesamtheit aller denkbaren Verbände restlos unter sich aufteilen. Sie sind, ferner, nur „polare“ Gegensätze (so auf religiösem Gebiet: „Sekte“ und „Kirche“).15

§  16. Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eignen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden; Disziplin soll heißen die Chance, kraft eingeübter Einstellung für 15  Zur Definition von „Kirche“ und „Sekte“ vgl. unten, S.  214 f., Abschnitt 4.

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einen Befehl prompten, automatischen und schematischen Gehorsam bei einer angebbaren Vielheit von Menschen zu finden. 5

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1. Der Begriff „Macht“ ist soziologisch amorph. Alle denkbaren Qualitäten eines Menschen und alle denkbaren Konstellationen können jemand in die Lage versetzen, | seinen Willen in einer gegebenen Situation durch- A 29 zusetzen. Der soziologische Begriff der „Herrschaft“ muß daher ein präziserer sein und kann nur die Chance bedeuten: für einen Befehl Fügsamkeit zu finden. 2. Der Begriff der „Disziplin“ schließt die „Eingeübtheit“ des kritikund widerstandslosen Massengehorsams ein.

Der Tatbestand einer Herrschaft ist nur an das aktuelle Vorhandensein eines erfolgreich andern Befehlenden, aber weder unbedingt an die Existenz eines Verwaltungsstabes noch eines Verbandes geknüpft; dagegen allerdings – wenigstens in allen normalen Fällen – an die eines von beiden. Ein Verband soll insoweit, als seine Mitglieder als solche kraft geltender Ordnung Herrschaftsbeziehungen unterworfen sind, Herrschaftsverband heißen. 1. Der Hausvater herrscht ohne Verwaltungsstab. Der Beduinenhäuptling, welcher Kontributionen von Karawanen, Personen und Gütern erhebt, die seine Felsenburg passieren, herrscht über alle jene wechselnden und unbestimmten, nicht in einem Verband miteinander stehenden Personen, welche, sobald und solange sie[,] in eine bestimmte Situation geraten sind, kraft seiner Gefolgschaft, die ihm gegebenenfalls als Verwaltungsstab zur Erzwingung dient. (Theoretisch denkbar wäre eine solche Herrschaft auch seitens eines einzelnen ohne allen Verwaltungsstab.) 2. Ein Verband ist vermöge der Existenz seines Verwaltungsstabes stets in irgendeinem Grade Herrschaftsverband. Nur ist der Begriff relativ. Der normale Herrschaftsverband ist als solcher auch Verwaltungsverband. Die Art wie, der Charakter des Personenkreises, durch welchend, und die Objekte, welche verwaltet werden, und die Tragweite der Herrschaftsgeltung bestimmen die Eigenart des Verbandes. Die ersten beiden Tatbestände aber sind im stärksten Maß durch die Art der Legitimitätsgrundlagen der Herrschaft begründet (über diese s. u. Kap. III.).16 d  Zu ergänzen wäre: verwaltet wird 16  Kap. III, §  1, unten, S.  449–455.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

§  17. Politischer Verband soll ein Herrschaftsverband dann und insoweit heißen, als sein Bestand und die Geltung seiner Ordnungen innerhalb eines angebbaren geographischen Gebiets kontinuierlich durch Anwendung und Androhung physischen Zwangs seitens des Verwaltungsstabes garantiert werden. Staat soll ein politischer Anstaltsbetrieb heißen, wenn und insoweit sein Verwaltungsstab erfolgreich das Monopol legitimen phy­ sischen Zwanges für die Durchführung der Ordnungen in Anspruch nimmt. – „Politisch orientiert“ soll ein soziales Handeln, insbesondere auch ein Verbandshandeln, dann und insoweit heißen, als es die Beeinflussung der Leitung eines politischen Verbandes, insbesondere die Appropriation oder Expropriation oder Neuverteilung oder Zuweisung von Regierungsgewalten, bezweckt. Hierokratischer Verband soll ein Herrschaftsverband dann und insoweit heißen, als zur Garantie seiner Ordnungen psychischer Zwang durch Spendung oder Versagung von Heilsgütern (hierokratischer Zwang) verwendet wird. Kirche soll ein hierokratischer Anstaltsbetrieb heißen, wenn und soweit sein Verwaltungsstab das Monopol legitimen hierokratischen Zwanges in Anspruch nimmt. 1. Für politische Verbände ist selbstverständlich die Gewaltsamkeit weder das einzige, noch auch nur das normale Verwaltungsmittel. Ihre Leiter haben sich vielmehr aller überhaupt möglichen Mittel für die Durchsetzung ihrer Zwecke bedient. Aber ihre Androhung und, eventuell, Anwendung ist allerdings ihr spezifisches Mittel und überall die ultima ratio, wenn andre Mittel versagen. Nicht nur politische Verbände haben Gewaltsamkeit als legitimes Mittel verwendet und verwenden sie, sondern ebenso: Sippe, Haus, Einungen, im Mittelalter unter Umständen: alle Waffenberechtigten. Den politischen Verband kennzeichnet neben dem Umstand: daß die Gewaltsamkeit (mindestens auch) zur Garantie von „Ordnungen“ angewendet wird, das Merkmal: daß er die Herrschaft seines Verwaltungsstabes und seiner Ordnungen für ein Gebiet in Anspruch nimmt und gewaltsam garantiert. Wo immer für Verbände, welche Gewaltsamkeit anwenden, jenes Merkmal zutrifft – seien es Dorfgemeinden oder selbst einzelne Hausgemeinschaften oder Verbände von Zünften oder von Arbeiterverbänden („Räten“)17 – müssen sie insoweit politische Verbände heißen. | 17  Vermutlich Anspielung auf das in der Zeit viel diskutierte Rätesystem als ökono-

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2. Es ist nicht möglich, einen politischen Verband – auch nicht: den A 30 „Staat“ – durch Angeben des Zweckes seines Verbandshandelns zu definieren.18 Von der Nahrungsfürsorge bis zur Kunstprotektion hat es keinen Zweck gegeben, den politische Verbände nicht gelegentlich, von der persönlichen Sicherheitsgarantie bis zur Rechtsprechung keinen, den alle politischen Verbände verfolgt hätten. Man kann daher den „politischen“ Charakter eines Verbandes nur durch das – unter Umständen zum Selbstzweck gesteigerte – Mittel definieren, welches nicht ihm allein eigen, aber allerdings spezifisch und für sein Wesen unentbehrlich ist: die Gewaltsamkeit. Dem Sprachgebrauch entspricht dies nicht ganz; aber er ist ohne Präzisierung unbrauchbar. Man spricht von „Devisenpolitik“ der Reichsbank, von der „Finanzpolitik“ einer Vereinsleitung, von der „Schulpolitik“ einer Gemeinde und meint damit die planvolle Behandlung und Führung einer bestimmten sachlichen Angelegenheit. In wesentlich charakteristischerer Art scheidet man die „politische“ Seite oder Tragweite einer Angelegenheite oder den „politischen“ Beamten, die „politische“ Zeitung, die „politische“ Revolution, den „politischen“ Verein, die „politische“ Partei, die „politische“ Folge von andren: wirtschaftlichen, kulturlichen, religiösen usw. Seiten oder Arten der betreffenden Personen, Sachen, Vorgänge, – und meint damit alles das, was mit den Herrschaftsverhältnissen innerhalb des (nach unsrem Sprachgebrauch:) „politischen“ Verbandes: des Staats, zu tun hat, deren Aufrechterhaltung, Verschiebung, Umsturz herbeiführen oder hindern oder fördern kann, im Gegensatz zu Personen, Sachen, Vorgängen, die damit nichts zu schaffen haben. Es wird also auch in diesem Sprachgebrauch das Gemeinsame in dem Mittel: „Herrschaft“: in der Art e A: Angelegenheit, misch-politische Ordnung: Die Arbeiter eines Betriebs wählen ihre Repräsentanten direkt. Diese haben ein imperatives Mandat, sind also der Basis rechenschaftspflichtig und jederzeit abrufbar. Das System setzt sich fort auf der Bezirks-, Landes- und nationalen Ebene, und zwar durch Delegation von unten nach oben, so daß sich die Repräsentanten gegenüber den Repräsentierten nicht verselbständigen können. Die Gewaltenteilung ist aufgehoben. Dieses Rätesystem ließ sich nirgends dauerhaft verwirklichen. Eine Schrumpfversion überlebte in Art.  165 der Weimarer Reichsverfassung, nun aber auf das Gebiet der Wirtschaft beschränkt. 18  Eine Zwecklehre des Staates war Bestandteil der überkommenen Staatslehren. So auch noch bei Georg Jellinek, dessen Allgemeine Staatslehre für Webers Herrschaftssoziologie von grundlegender Bedeutung ist. Dazu Jellinek, Georg, Allgemeine Staatslehre, 2.  Aufl. – Berlin: O. Häring 1905, Achtes Kapitel (Die Lehre vom Zweck des Staates), S.  223–258 (hinfort: Jellinek, Staatslehre2). Möglicherweise folgt Weber hier Hugo Preuß, der mit seinem staatsrechtlichen Ansatz nicht nur den Souveränitätsbegriff, sondern auch den Zweckbegriff überwinden wollte (vgl. oben, S.  208 f., Hg.Anm.  12). Anders als Preuß, stellt Weber allerdings nicht Genossenschaft und Anstalt, sondern Verein und Anstalt einander gegenüber. Beide fallen bei ihm unter die allgemeine Kategorie des Herrschaftsverbands.

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Kapitel I.  Soziologische Grundbegriffe

nämlich, wie eben staatliche Gewalten sie ausüben, unter Ausschaltung des Zwecks, dem die Herrschaft dient, gesucht. Daher läßt sich behaupten, daß die hier zugrunde gelegte Definition nur eine Präzision des Sprachgebrauchs enthält, indem sie das tatsächlich Spezifische: die Gewaltsamkeit (aktuelle oder eventuelle) scharf betont. Der Sprachgebrauch nennt freilich „politische Verbände“ nicht nur die Träger der als legitim geltenden Gewaltsamkeit selbst, sondern z. B. auch Parteien und Klubs, welche die (auch: ausgesprochen nicht gewaltsame) Beeinflussung des politischen Verbandshandelns bezwecken. Wir wollen diese Art des sozialen Handelns als „politisch orientiert“ von dem eigentlich „politischen“ Handeln (dem Verbandshandeln der politischen Verbände selbst im Sinn von §  12 Nr.  3)19 scheiden. 3. Den Staatsbegriff empfiehlt es sich, da er in seiner Vollentwicklung durchaus modern ist, auch seinem modernen Typus entsprechend – aber wiederum: unter Abstraktion von den, wie wir ja gerade jetzt erleben, wandelbaren inhaltlichen Zwecken – zu definieren. Dem heutigen Staat formal charakteristisch ist: eine Verwaltungs- und Rechtsordnung, welche durch Satzungen abänderbar istf, an der der Betrieb des Verbandshandelns des (gleichfalls durch Satzung geordneten) Verwaltungsstabes sich orientiert und welche Geltung beansprucht nicht nur für die – im wesentlichen durch Geburt in den Verband hineingelangenden – Verbandsgenossen, sondern in weitem Umfang für alles auf dem beherrschten Gebiet stattfindende Handeln (also: gebietsanstaltsmäßig). Ferner aber: daß es „legitime“ Gewaltsamkeit heute nur noch insoweit gibt, als die staatliche Ordnung sie zuläßt oder vorschreibt (z. B. dem Hausvater das „Züchtigungsrecht“ beläßt, einen Rest einstmaliger eigenlegitimer, bis zur Verfügung über Tod und Leben des Kindes oder Sklaven gehender Gewaltsamkeit des Hausherren). Dieser Monopolcharakter der staatlichen Gewaltherrschaft ist ein ebenso wesentliches Merkmal ihrer Gegenwartslage wie ihr rationaler „Anstalts“- und kontinuierlicher „Betriebs“-Charakter. 4. Für den Begriff des hierokratischen Verbandes kann die Art der in Aussicht gestellten Heilsgüter – diesseitig, jenseitig, äußerlich, innerlich – kein entscheidendes Merkmal bilden, sondern die Tatsache, daß ihre Spendung die Grundlage geistlicher Herrschaft über Menschen bilden kann. Für den Begriff „Kirche“ ist dagegen nach dem üblichen (und zweckmäßigen) Sprachgebrauch ihr in der Art der Ordnungen und des Verwaltungsstabs sich äußernder (relativ) rationaler Anstalts- und Betriebscharakter und die beanspruchte monopolistische Herrschaft charakteristisch. Dem normalen Streben der kirchlichen Anstalt nach eignet ihr hierokratische Gebietsherrf A: sind 19  Kap. I, §  12, oben, S.  205.

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schaft und (parochiale) territorale Gliederung, wobei im Einzelfall die Frage sich verschieden beantwortet: durch welche Mittel diesem Mono­pol­ anspruch Nachdruck verliehen wird. Aber derart wesentlich wie dem politischen Verband ist das tatsächliche Gebietsherrschaftsmonopol für die Kirchen historisch nicht gewesen und heute vollends nicht. Der „Anstalts“Charakter, insbesondere der Umstand, daß man in die Kirche „hineingeboren“ wird, scheidet sie von der „Sekte“, deren Charakteristikum darin liegt: daß sie „Verein“ ist und nur die religiös Qualifizierten persönlich in sich aufnimmt. (Das Nähere gehört in die Religionssoziologie.)20 |

20  Weber wollte auch sein Vorkriegsmanuskript über religiöse Gemeinschaften (MWG I/22-2) für diese neue Fassung überarbeiten. Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. Vgl. die Einleitung, oben, S.  69, und die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  109–111.

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Kapitel II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens. Vorbemerkung. Nachstehend soll keinerlei „Wirtschaftstheorie“ getrieben, sondern es sollen lediglich einige weiterhin oft gebrauchte Begriffe definiert und gewisse allereinfachste soziologische Beziehungen innerhalb der Wirtschaft festgestellt werden. Die Art der Begriffsbestimmung ist auch hier rein durch Zweckmäßigkeitsgründe bedingt. Der viel umstrittene Begriff „Wert“1 konnte terminologisch ganz umgangen werden. – Gegenüber der Terminologie K[arl] Büchers2 sind hier in den betreffenden Partien (über die Arbeitsteilung) nur solche Abweichungen vorgenommen, welche für die hier verfolgten Zwecke wünschenswert schienen. – Jegliche „Dynamik“ bleibt vorerst noch beiseite.3

§  1. „Wirtschaftlich orientiert“ soll ein Handeln insoweit heißen, als es seinem gemeinten Sinne nach an der Fürsorge für einen Begehr nach Nutzleistungen4 orientiert ist. „Wirtschaften“ soll eine friedliche Ausübung von Verfügungsgewalt heißen, welche primär, „rationales Wirtschaften“ eine solche, welche zweckrational, also planvoll, wirtschaftlich orientiert ist. „Wirtschaft“ 1  „Die Lehre vom Wert steht sozusagen im Mittelpunkt der gesamten nationalökonomischen Doktrin. [.  .  .] Trotz unzähliger Bestrebungen war und blieb die Lehre vom Wert eine der unklarsten, verworrensten und strittigsten Partien unserer Wissenschaft. Sie ist es auch noch heute.“ Vgl. Böhm-Bawerk, Eugen von, Grundzüge der Theorie des wirtschaftlichen Güterwertes, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, N. F. Band  13, 1886, S.  1–82, Zitat: S.  3. Als „berüchtigten ‚Grundbegriff‘ der Nationalökonomie“ und als „Schmerzenskind unserer Disziplin“ hat Max Weber den wirtschaftlichen Wert schon 1904 bezeichnet, vgl. Weber, Objektivität, S.  70 und 83. 2  Max Weber schließt sich insbesondere in den §§  15 bis 18, unten, S.  295–314, weitgehend der Terminologie Büchers an und nennt dort (unten, S.  297 mit Hg.-Anm.  35) als Referenztexte Bücher, Gewerbe3 und Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2. Büchers Werk „Die Entstehung der Volkswirtschaft“ wird hier und im Folgenden nicht nach der 1. Auflage von 1893, sondern nach der 2. Auflage von 1898 zitiert, zu der ein mit Marginalien versehenes Handexemplar Max Webers überliefert ist (Max WeberArbeitsstelle, BAdW München). 3  Der in der seinerzeitigen Fachsprache unterschiedlich verwendete Begriff „Dynamik“ wird in Kap.  II nicht erläutert. Am Schluß des Kapitels (unten, S.  448 mit Hg.Anm.  52) findet sich ein weiterer (nicht eingelöster) Verweis auf eine spätere Behandlung der „ökonomischen Dynamik“. 4  Max Weber definiert den von Eugen von Böhm-Bawerk geprägten Begriff „Nutzleistungen“ unten, S.  223.

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§ 1.  Wirtschaften

soll ein autokephal, „Wirtschaftsbetrieb“ ein betriebsmäßig geordnetes kontinuierliches Wirtschaften heißen.

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1. Es wurde schon oben (zu §  1, II, 2 S.  173a) hervorgehoben, daß Wirtschaften an sich nicht schon soziales Handeln sein muß. Dieb Definition des Wirtschaftens hat möglichst allgemein zu sein und hat zum Ausdruck zu bringen, daß alle „wirtschaftlichen“ Vorgänge und Objekte ihr Gepräge als solche gänzlich durch den Sinn erhalten, welchen menschliches Handeln ihnen – als Zweck, Mittel, Hemmung, Nebenerfolg – gibt. – Nur darf man das doch nicht so ausdrücken, wie es gelegentlich geschieht: Wirtschaften sei eine „psychische“ Erscheinung.5 Es fällt ja der Güterproduktion oder dem Preis oder selbst der „subjektiven Bewertung“ von Gütern – wenn anders sie reale Vorgänge sind – gar nicht ein, „psychisch“ zu bleiben. Gemeint ist mit diesem mißverständlichen Ausdruck aber etwas Richtiges: sie haben einen besondersartigen gemeinten Sinn: dieser allein konstituiert die Einheit der betreffenden Vorgänge und macht sie allein verständlich. – Die Definition des „Wirtschaftens“ muß ferner so gestaltet werden, daß sie die moderne Erwerbswirtschaft mit umfaßt, darf also ihrerseits zunächst nicht von „Konsum-Bedürfnissen“ und deren „Befriedigung“ ausgehen,6 sondern einerseits von der – auch für das nackte 7

a A: 11 unten  b  In A geht voraus: 2.7 5  Dies ist von zahlreichen Ökonomen ganz unterschiedlicher Richtungen behauptet und von Max Weber mehrfach kritisiert worden, vgl. u. a. Weber, Objektivität, S.  63 ff.; Weber, Grenznutzlehre, S.  546 ff.; Weber, „Energetische“ Kulturtheorien, S.  586 ff. Als „psychologisch“ bezeichnete auch Robert Liefmann die Theorie, die er in zwei Max Weber zugeschickten Bänden seiner „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre“ entwickelt hat (vgl. Liefmann, Grundsätze I, S.  9). Weber hat einen großen Teil des 1. Bandes während der Drucklegung seines hier edierten Textes gelesen und sich brieflich dazu geäußert: „Unbegreiflich ist mir, daß Sie als streng rationaler Theoretiker (ein anderer als ein solcher ist gar nicht möglich) irgend etwas von der Psychologie erwarten. Die Theorie ist eine idealtypische Konstruktion, der sich die Realitäten in verschiedenfachem Grade fügen. Für die irrationalen Abweichungen vom Rationalen könnte vielleicht eine Psychologie Nutzen stiften, aber was soll ein nach Mitteln und Zweck streng determiniertes Handeln, welches wir rational verstehen, denn von irgendeiner ‚Psychologie‘ zu erwarten haben? Da stecken m. E. noch starke Rückstände (Irrtümer auch vieler Grenznutzler).“ Vgl. den Brief Max Webers an Robert Liefmann vom 9. März 1920, MWG II/10, S.  953. 6  Insbesondere in der deutschen Nationalökonomie war eine Definition dieser Art üblich, vgl. z. B.: „W[irtschaft] nennen wir die geregelte Tätigkeit und Fürsorge des Menschen zur Beschaffung und zweckmäßigen Verwendung der Mittel zur Befriedigung seiner Bedürfnisse.“ Lexis, W[ilhelm], Wirtschaft, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  1373 f., Zitat: S.  1373. 7  Die Ziffer 2. ist im Erstdruck versehentlich zur Kennzeichnung dieses und des nächsten Absatzes (unten, S.  218) doppelt vergeben worden. Sachlich gehört das im ersten und zweiten Absatz Ausgeführte zusammen. Deshalb ist hier die Ziffer 2 als Mar-

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Geldgewinnstreben zutreffenden – Tatsache: daß Nutzleistungen begehrt werden, andrerseits von der – auch für die reine, schon die ganz primitive, Bedarfsdeckungswirtschaft zutreffenden – Tatsache: daß für diesen Begehr eben durch eine (und sei es noch so primitive und traditional eingelebte) Fürsorge Deckung zu sichern versucht wird. 2. „Wirtschaftlich orientiertes Handeln“ im Gegensatz zu „Wirtschaften“ soll jedes Handeln heißen, welches a) primär an andern Zwecken orientiert ist, aber auf den „wirtschaftlichen Sachverhalt“ (die subjektiv erkannte Notwendigkeit der wirtschaftlichen Vorsorge) in seinem Ablauf Rücksicht nimmt, oder welches b) primär daran orientiert ist, aber aktuelle Gewaltsamkeit als Mittel verwendet. Also: alles nicht primär oder nicht friedlich sich wirtschaftlich orientierende Handeln, welches durch jenen A 32 Sachverhalt mitbestimmt ist. „Wirtschaften“ soll also die | subjektive und primäre wirtschaftliche Orientierung heißen. (Subjektiv: denn auf den Glauben an die Notwendigkeit der Vorsorge, nicht auf die objektive Notwendigkeit, kommt es an.) Auf den „subjektiven“ Charakter des Begriffs: darauf, daß der gemeinte Sinn des Handelns dies zum Wirtschaften stempelt, legt R[obert] Liefmann mit Recht Gewicht, nimmt aber meines Erachtens zu Unrecht bei allen andern das Gegenteil an.8 3. Wirtschaftlich orientiert kann jede Art von Handeln, auch gewaltsames (z. B. kriegerisches) Handeln sein (Raubkriege, Handelskriege). Dagegen hat namentlich Franz Oppenheimer mit Recht das „ökonomische“ Mittel dem „politischen“ gegenüberstellt.9 In der Tat ist es zweckmäßig, kierung eines neuen Abschnitts emendiert worden. Die folgenden Absatzziffern bleiben unverändert. 8  Als „Wirtschaften“ bezeichnet Robert Liefmann im Gegensatz zu den meisten Nationalökonomen nicht die „Sachgüterbeschaffung“ oder ähnliche objektive Tätigkeiten, sondern eine spezifische Art von „Erwägungen“, insbesondere Nutzen-Kosten-Vergleiche. „Wirtschaftliche Handlungen“ nennt er solche, die von derartigen Erwägungen geleitet sind (vgl. Liefmann, Grundsätze I, u. a. S.  115). Mit diesem Ansatz beanspruchte Liefmann, eine Auffassung zu vertreten, „die von der bisher üblichen vollkommen verschieden ist und unsere Lehre zu einer völligen Neubegründung der ökonomischen Theorie macht.“ (ebd., S.  110). In zwei Briefen an Liefmann hat Max Weber die Überlastung des Werkes mit Kritik und Polemik beklagt und zahlreiche Einwände erhoben, zugleich aber Liefmanns „Streben im Kern ganz außerordentlich berechtigt“ befunden. Vgl. die Briefe Max Webers an Robert Liefmann vom 12. Dezember 1919 und 9. März 1920, MWG II/10, S.  862 und 946 ff., Zitat: S.  953 f. 9  Bei Oppenheimer heißt es: „Ich habe [.  .  .] vorgeschlagen, die eigne Arbeit und den äquivalenten Tausch eigner gegen fremde Arbeit das ,ökonomische Mittel ‘, und die unentgoltene Aneignung fremder Arbeit das ,politische Mittel ‘ der Bedürfnisbefriedigung zu nennen.“ (Oppenheimer, Der Staat, S.  14; Handexemplar Max Webers in der Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München). Systematisch entwickelt ist die Unterscheidung in: Oppenheimer, Franz, Theorie der reinen und politischen Ökonomie. Ein Lehr- und Lesebuch für Studierende und Gebildete, 3., unveränd. Aufl. – Berlin und Leipzig: de Gruyter 1919. Max Weber ist auf Oppenheimers Unterscheidung bereits früher eingegangen, vgl. Weber, Marktgemeinschaft, MWG I/22–1, S.  199.

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§ 1.  Wirtschaften

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das letztere gegenüber der „Wirtschaft“ zu scheiden. Das Pragma der Gewaltsamkeit ist dem Geist der Wirtschaft – im üblichen Wortsinn – sehr stark entgegengesetzt. Die unmittelbare aktuelle gewaltsame Fortnahme von Gütern und die unmittelbar aktuelle Erzwingung eines fremden Verhaltens durch Kampf soll also nicht Wirtschaften heißen. Selbstverständlich ist aber der Tausch nicht das, sondern nur ein ökonomisches Mittel, wennschon eins der wichtigsten. Und selbstverständlich ist die wirtschaftlich orientierte, formal friedliche Vorsorge für die Mittel und Erfolge beabsichtigter Gewaltsamkeiten (Rüstung, Kriegswirtschaft) genau ebenso „Wirtschaft“ wie jedes andere Handeln dieser Art. Jede rationale „Politik“ bedient sich wirtschaftlicher Orientierung in den Mitteln, und jede Politik kann im Dienst wirtschaftlicher Ziele stehen. Ebenso bedarf zwar theoretisch nicht jede Wirtschaft, wohl aber unsre moderne Wirtschaft unter unsern modernen Bedingungen der Garantie der Verfügungsgewalt durch Rechtszwang des Staates. Also: durch Androhung eventueller Gewaltsamkeit für die Erhaltung und Durchführung der Garantie formell „rechtmäßiger“ Verfügungsgewalten. Aber die derart gewaltsam geschützte Wirtschaft selbst ist nicht: Gewaltsamkeit. Wie verkehrt es freilich ist, gerade für die (wie immer definierte) Wirtschaft in Anspruch zu nehmen, daß sie begrifflich nur „Mittel“ sei – im Gegensatz z. B. zum „Staat“c usw. –[,] erhellt schon daraus, daß man gerade den Staat nur durch Angeben des von ihm heute monopolistisch verwendeten Mittels (Gewaltsamkeit) definieren kann. Wenn irgend etwas, dann bedeutet, praktisch angesehen, Wirtschaft vorsorgliche Wahl grade zwischen Zwecken, allerdings: orientiert an der Knappheit der Mittel, welche für diese mehrerend Zwecke verfügbar oder beschaffbar erscheinen. 4. Nicht jedes in seinen Mitteln rationale Handeln soll „rationales Wirtschaften“ oder überhaupt „Wirtschaften“ heißen. Insbesondre soll der Ausdruck „Wirtschaft“ nicht identisch mit „Technik“ gebraucht werden. „Technik“ eines Handelns bedeutet uns den Inbegriff der verwendeten Mittel desselben im Gegensatz zu jenem Sinn oder Zweck, an dem es letztlich (in concreto) orientiert ist, „rationale“ Technik eine Verwendung von Mitteln, welche bewußt und planvoll orientiert ist an Erfahrungen und Nachdenken, im Höchstfall der Rationalität: an wissenschaftlichem Denken. Was in concreto als „Technik“ gilt, ist daher flüssig: der letzte Sinn eines konkreten Handelns kann, in einen Gesamtzusammenhang von Handeln gestellt, „technischer“ Art, d. h. Mittel im Sinn jenes umfassenderen Zusammenhanges sein; für das konkrete Handeln ist aber dann diese (von jenem aus gesehen:) technische Leistung der „Sinn“, und die von ihm dafür

c A: Staat“  d A: mehrere

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

angewendeten Mittel sind seine „Technik“. Technik in diesem Sinn gibt es daher für alles und jedes Handeln: Gebetstechnik, Technik der Askese, Denk- und Forschungstechnik, Mnemotechnik, Erziehungstechnik, Technik der politischen und hierokratischen Beherrschung, Verwaltungstechnik, erotische Technik, Kriegstechnik, musikalische Technik (eines Virtuosen z. B.), Technik eines Bildhauers oder Malers, juristische Technik usw., und sie alle sind eines höchst verschiedenen Rationalitätsgrades fähig. Immer bedeutet das Vorliegen einer „technischen Frage“: daß über die rationalsten Mittel Zweifel bestehen. Maßstab des Rationalen ist dabei für die Technik neben andren auch das berühmte Prinzip des „kleinsten Kraftmaßes“: Optimum des Erfolges im Vergleich mit den aufzuwendenden Mitteln (nicht: „mit den – absolut – kleinsten Mitteln“). Das scheinbar gleiche Prinzip gilt nun natürlich auch für die Wirtschaft (wie für jedes rationale Handeln überhaupt). Aber: in anderem Sinn. Solange die Technik in unserem Wortsinn reine „Technik“ bleibt, fragt sie lediglich nach den für diesen Erfolg, der ihr als schlechthin und indiskutabel zu erstreben gegeben ist, geeignetsten und dabei, bei gleicher Vollkommenheit, Sicherheit, Dauerhaftigkeit des Erfolges vergleichsweise kräfteökonomischsten Mitteln. Vergleichsweise, nämlich soweit überhaupt ein unmittelbar vergleichbarer Aufwand bei Einschlagung verschiedener Wege vorliegt. Soweit sie dabei reine Technik bleibt, ignoriert sie die sonstigen Bedürfnisse. Ob z. B. ein technisch erforderlicher Bestandteil einer Maschine aus Eisen oder aus A 33 Platin herzustellen sei, würde sie – wenn | efin concretof von dem letzteren genügende Quantitäten für die Erreichung dieses konkreten Erfolgs vorhanden sein sollten, – nur unter dem Gesichtspunkt entscheiden: wie der Erfolg am vollkommensten erreicht wird und bei welchem von beiden Wegen die sonstigen vergleichbaren Aufwendungen dafür (Arbeit z. B.) am geringsten sind. Sobald sie aber weiter auch auf den Seltenheits-Unterschied von Eisen und Platin im Verhältnis zum Gesamtbedarf reflektiert, – wie es heut jeder „Techniker“, schon im chemischen Laboratorium, zu tun gewohnt ist, – ist sie nicht mehr (im hier gebrauchten Wortsinn): „nur technisch“ orientiert, sondern daneben wirtschaftlich. Vom Standpunkt des „Wirtschaftens“ aus gesehen bedeuten „technische“ Fragen: daß die „Kosten“ erörtert werden: eine für die Wirtschaft stets grundlegend wichtige, aber: eine Frage, die ihrem Problemkreis stets in der Form angehört: wie stellt sich die Versorgung anderer (je nachdem: qualitativ verschiedener jetziger oder qualitativ gleichartiger zukünftiger) Bedürfnisse, wenn für dies Bedürfnis jetzt diese Mittel verwendet werden. (Ähnlich die Aus-

e–e  (S.  303) Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang unten, S.  605–663.  f A: inconcreto

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§ 1.  Wirtschaften

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führungen von v. Gottl, dieser Grundriß Bd.  II,10 jetzt während des Druckes: – ausführlich und sehr gut – die Erörterungen von R[obert] Liefmann, gGrunds[ätze] d. V[olks]W[irtschafts]L[ehre]g S.  336 f.,11 in der Sache nicht neu gegenüber v. Gottl. Irrig ist die Reduktion aller „Mittel“ auf „letztlich Arbeitsmühe“.12) Denn die Frage: was, vergleichsweise, die Verwendung verschiedener Mittel für einen technischen Zweck „kostet“, ist letztlich verankert an der Verwendbarkeit von Mitteln (darunter vor allem auch: von Arbeitskraft) für verschiedene Zwecke. „Technisch“ (im hier gebrauchten Wortsinn) ist das Problem z. B.: welche Arten von Veranstaltungen getroffen werden müssen, um Lasten bestimmter Art bewegen oder um Bergwerksprodukte aus einer gewissen Tiefe fördern zu können, und welche von ihnen am „zweckmäßigsten“, d. h. u. a. auch: mit dem vergleichsweisen (zum Erfolg) Mindestmaß von aktueller Arbeit zum Ziele führen. „Wirtschaftlich“ wird das Problem bei der Frage: ob – bei Verkehrswirtschaft: –h sich diese Aufwendungen in Geld, durch Absatz der Güter bezahlt machen, ob – bei Plan­wirtschaft:13 – die dafür nötigen Arbeitskräfte und Produktionsmittel ohne Schädigung von andern, für wichtiger gehaltenen Versorgungsinteressen zur Verfügung gestellt werden können? – was beide Male ein Problem der Vergleichung von Zwecken ist. Wirtschaft ist primär orientiert am Verwendungszweck, Technik am Problem der (bei gegebenem Ziel) zu verwendenden Mittel. Daß ein bestimmter Verwendungszweck überhaupt dem technischen Beginnen zugrunde liegt, ist für die Frage der technischen Rationalität rein begrifflich (nicht natürlich: tatsächlich) im Prinzip gleichg–g A: Grundz. d. A. W. W. L.  h  Gedankenstrich fehlt in A; sinngemäß ergänzt. 10  Gemeint ist: Gottl-Ottlilienfeld, Wirtschaft und Technik, bes. Kapitel I: Die grundsätzlichen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Technik, S.  205–226. Dem Verleger gegenüber nannte Max Weber Gottls Beitrag für den „Grundriß der Sozialökonomik“ „eine ganz vorzügliche geschlossene Theorie der Technik“; vgl. den Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 30. Dezember 1913, MWG II/8, S.  449. 11  Die (fehlerhafte) Angabe bezieht sich auf Robert Liefmann, Grundsätze I, Dritter Teil; Kapitel V: Wirtschaft und Technik, S.  325–354. Liefmann zitiert Gottl-Ottlilienfeld, kann aber nicht finden, „daß die bisherigen Unterscheidungen von Wirtschaft und Technik auch nur einigermaßen dem Wesen der Sache nahe gekommen wären“ (ebd. S.  334). – Der bereits 1917 erschienene Band  I von Liefmanns Grundsätzen wurde Max Weber erst Ende 1919 – zusammen mit dem 1919 erschienenen Band  II: Grundlagen des Tauschverkehrs – vom Verfasser zugeschickt. Vgl. den Brief Max Webers an Robert Liefmann vom 12. Dezember 1919, MWG II/10, S.  862; darin sagt Max Weber die Lektüre „kurz nach Semesterschluß“ zu. 12  Vermutlich bezieht sich Max Weber auf Robert Liefmanns „psychischen Kostenbegriff“. Danach seien alle aufzuwendenden Mittel „letzten Endes Arbeitsmühe“. Vgl. Liefmann, Grundsätze I, S.  301. 13  Max Weber definiert und erläutert „Verkehrs-“ und „Planwirtschaft“ unten, S.  288.

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gültig. Rationale Technik gibt es nach der hier gebrauchten Definition auch im Dienst von Zwecken, für die keinerlei Begehr besteht. Es könnte z. B. jemand etwa, um rein „technischer“ Liebhabereien willen, mit allem Aufwand modernster Betriebsmittel atmosphärische Luft produzieren, ohne daß gegen die technische Rationalität seines Vorgehens das geringste einzuwenden wäre: wirtschaftlich wäre das Beginnen in allen normalen Verhältnissen irrational, weil irgendein Bedarf nach Vorsorge für die Versorgung mit diesem Erzeugnis nicht vorläge (vgl. zum Gesagten: v. GottlOttlilienfeld im G[rundriß] [der] S[ozial-]Ö[konomik] II).14 Die ökonomische Orientiertheit der heute sog. technologischen Entwicklung an Gewinnchancen ist eine der Grundtatsachen der Geschichte der Technik. Aber nicht ausschließlich diese wirtschaftliche Orientierung, so grundlegend wichtig sie war, hat der Technik in ihrer Entwicklung den Weg gewiesen, sondern z. T. Spiel und Grübeln weltfremder Ideologen, z. T. jenseitige oder phantastische Interessen, z. T. künstlerische Problematik und andre außerwirtschaftliche Motive. Allerdings liegt von jeher und zumal heute der Schwerpunkt auf der ökonomischen Bedingtheit der technischen Entwicklung; ohne die rationale Kalkulation als Unterlage der Wirtschaft, also ohne höchst konkrete wirtschaftsgeschichtliche Bedingungen, würde auch die rationale Technik nicht entstanden sein. Daß hier nicht gleich in den Anfangsbegriff das für den Gegensatz gegenüber der Technik Charakteristische ausdrücklich aufgenommen ist, folgt aus dem soziologischen Ausgangspunkt. Aus der „Kontinuierlichkeit“ folgt für die Soziologie pragmatisch die Abwägung der Zwecke gegeneinander und gegen die „Kosten“ (soweit diese etwas anderes sind als Verzicht auf einen Zweck zugunsten dringlicherer). Eine Wirtschaftstheorie würde im Gegensatz dazu wohl gut tun, sofort dies Merkmal einzufügen. 5. Im soziologischen Begriff des „Wirtschaftens“ darf das Merkmal der Verfügungsgewalt nicht fehlen, schon weil wenigstens die Erwerbswirtschaft sich ganz und gar in Tauschverträgen, also planvollem Erwerb von Verfügungsgewalt, vollzieht. (Dadurch wird die Beziehung zum „Recht“ hergestellt.) Aber auch jede andre Organisation der Wirtschaft würde irgendeine tatsächliche Verteilung der Verfügungsgewalt bedeuten, nur A 34 nach ganz andern Prinzipien als die heutige Privatwirtschaft, | die sie autonomen und autokephalen Einzelwirtschaften rechtlich garantiert. Entweder die Leiter (Sozialismus)15 oder die Glieder (Anarchismus) müssen auf Verfügungsgewalt über die gegebenen Arbeitskräfte und Nutzleistungen zählen können: das läßt sich nur terminologisch verschleiern, aber nicht fortinterpretieren. Wodurch – ob konventional oder rechtlich – diese Ver14  Vgl. Gottl-Ottlilienfeld, Wirtschaft und Technik, S.  218–226. 15  Zu Max Webers Begriff vom (planwirtschaftlichen) Sozialismus vgl. unten, S.  291.

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§ 2.  Nutzleistung, Gut, Leistung

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fügung garantiert oder ob sie etwa äußerlich gar nicht garantiert ist, sondern nur kraft Sitte oder Interessenlage auf die Verfügung faktisch (relativ) sicher gezählt werden kann, ist an sich begrifflich irrelevant, so zweifellos für die moderne Wirtschaft die Unentbehrlichkeit der rechtlichen Zwangsgarantien sein mag: Die begriffliche Unentbehrlichkeit jener Kategorie für die wirtschaftliche Betrachtung sozialen Handelns bedeutet also nicht etwa eine begriffliche Unentbehrlichkeit der rechtlichen Ordnung der Verfügungsgewalten, mag man diese empirisch für noch so unentbehrlich ansehen. 6. Unter den Begriff „Verfügungsgewalt“ soll hier auch die – faktische oder irgendwie garantierte – Möglichkeit der Verfügung über die eigne Arbeitskraft gefaßt werden (sie ist – bei Sklaven – nicht selbstverständlich). 7. Eine soziologische Theorie der Wirtschaft ist genötigt, alsbald den „Güter“-Begriff in ihre Kategorien einzustellen (wie dies §  2 geschieht).16 Denn sie hat es mit jenem „Handeln“ zu tun, dem das Resultat der (nur theoretisch isolierbaren) Überlegungen der Wirtschaftenden seinen spezifischen Sinn verleiht. Anders kann (vielleicht) die Wirtschaftstheorie verfahren,17 deren theoretische Einsichten für die Wirtschaftssoziologie – so sehr diese nötigenfalls sich eigne Gebilde schaffen müßte – die Grundlage bilden.

§  2. Unter „Nutzleistungen“ sollen stets die von einem oder mehreren Wirtschaftenden als solche geschätzten konkreten einzelnen zum Gegenstand der Fürsorge werdenden (wirklichen oder vermeintlichen) Chancen gegenwärtiger oder künftiger Verwendungsmöglichkeiten gelten, an deren geschätzter Bedeutung als Mittel für Zwecke des (oder der) Wirtschaftenden sein (oder ihr) Wirtschaften orientiert wird.18 16  Unten, S.  224. 17  Der Begriff „Gut“ gehörte in der deutschen Volkswirtschaftslehre im allgemeinen zu den Grundbegriffen (vgl. Weber, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  124 ff., und Wieser, Friedrich von, Gut, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  205–209). Es war Robert Liefmann, der die herrschende Übung als „quantitativ-materialistisch“ ablehnte und ein Lehrgebäude errichtete, in dem für eine „Güterlehre“ kein Platz war (vgl. Liefmann, Grundsätze I, S.  244–249). 18  Wie von Weber unten (S.  224) zitiert, schließt er sich im Wesentlichen an BöhmBawerk, Rechte, an, der den Begriff „Nutzleistungen“ geprägt und seine theoretische Funktion in der genannten Schrift ausführlich erläutert hat. Anders als Böhm-Bawerk nimmt Weber die persönlichen „Leistungen“ nicht als eine Kategorie in die Liste der Güter auf (Böhm-Bawerk, Rechte, S.  31), sondern betont die Unterscheidung zwischen (Sach-)Gütern und Leistungen.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Die Nutzleistungen können Leistungen nicht menschlicher (sachlicher) Träger oder Leistungen von Menschen sein. Die im Einzelfall sprachgebräuchlich gemeinten Träger möglicher sachlicher Nutzleistungen gleichviel welcher Art sollen „Güter“, die menschlichen Nutzleistungen, sofern sie in einem aktiven Handeln bestehen, „Leistungen“ heißen. Gegenstand wirtschaftender Vorsorge sind aber auch soziale Beziehungen, welche als Quelle gegenwärtiger oder künftiger möglicher Verfügungsgewalt über Nutzleistungen geschätzt werden. Die durch Sitte, Interessenlage oder (konventionell oder rechtlich) garantierte Ordnung zugunsten einer Wirtschaft in Aussicht gestellten Chancen sollen „ökonomische Chancen“ heißen. Vgl. v. Böhm-Bawerk, Rechte und Verhältnisse vom Standpunkt19 der volksw[irthschaftlichen] Güterlehre (Innsbruck 1881). 1. Sachgüter und Leistungen erschöpfen nicht den Umkreis derjenigen Verhältnisse der Außenwelt, welche für einen wirtschaftenden Menschen wichtig und Gegenstand der Vorsorge sein können. Das Verhältnis der „Kundentreue“ oder das Dulden von wirtschaftlichen Maßnahmen seitens derer, die sie hindern könnten[,] und zahlreiche andere Arten von Verhaltensweisen können ganz die gleiche Bedeutung für das Wirtschaften haben und ganz ebenso Gegenstand wirtschaftender Vorsorge und z. B. von Verträgen werden. Es ergäbe aber unpräzise Begriffe, wollte man sie mit unter eine dieser beiden Kategorien bringen. Diese Begriffsbildung ist also lediglich durch Zweckmäßigkeitsgründe bestimmt. 2. Ganz ebenso unpräzis würden die Begriffe werden (wie v. BöhmBawerk richtig hervorgehoben hat),20 wenn man alle anschaulichen Einheiten des Lebens und des Alltagssprachgebrauches unterschiedslos als „Güter“ bezeichnen und den Güterbegriff dann mit den sachlichen Nutzleistungen gleichstellen wollte. „Gut“ im Sinn von Nutzleistung im strengen Sprachgebrauch ist nicht das „Pferd“ oder etwa ein „Eisenstab“, ­sondern deren einzelne als begehrenswert geschätzte und geglaubte Verwendungsmöglichkeiten, z. B. als Zugkraft oder als Tragkraft oder als was immer sonst. Erst recht nicht sind für diese Terminologie die als wirtschaftliche Verkehrsobjekte (bei Kauf und Verkauf usw.) fungierenden Chancen wie: „Kundschaft“, „Hypothek“, „Eigentum“[,] Güter. Sondern die Leistungen, welche durch diese von seiten der Ordnung (traditionaler oder 19 Im Originaltitel heißt es: Standpunkte. Die Literaturangabe bezieht sich auf §  2, Abs.  1, oben, S.  223. 20  Böhm-Bawerk, Rechte, S.  28 ff. und 51 ff.

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§ 3.  Arten des Wirtschaftens

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statutarischer) in | Aussicht gestellten oder garantierten Chancen von Ver- A 35 fügungsgewalten einer Wirtschaft über sachliche und persönliche Nutzleistungen dargeboten werden, sollen der Einfachheit halber als „ökonomische Chancen“ (als „Chancen“ schlechtweg, wo dies unmißverständlich ist) bezeichnet werden. 3. Daß nur aktives Handeln als „Leistung“ bezeichnet werden soll (nicht ein „Dulden“, „Erlauben“, „Unterlassen“), geschieht aus Zweckmäßigkeitsgründen. Daraus folgt aber, daß „Güter“ und „Leistungen“ nicht eine erschöpfende Klassifikation aller ökonomisch geschätzten Nutzleistungen sind. Über den Begriff „Arbeit“ s. u. §  15.21

§  3. Wirtschaftliche Orientierung kann traditional oder zweckrational vor sich gehen. Selbst bei weitgehender Rationalisierung des Handelns ist der Einschlag traditionaler Orientiertheit relativ bedeutend. Die rationale Orientierung bestimmt in aller Regel primär das leitende Handeln (s. §  15),22 gleichviel welcher Art die Leitung ist. Die Entfaltung des rationalen Wirtschaftens aus dem Schoße der instinktgebundenen reaktiven Nahrungssuche oder der traditionalistischen Eingelebtheit überlieferter Technik und gewohnter sozialer Beziehungen ist in starkem Maß auch durch nicht ökonomische, außeralltägliche, Ereignisse und Taten, daneben durch den Druck der Not bei zunehmender absoluter oder (regelmäßig) relativer Enge des Versorgungsspielraums bedingt gewesen. 1. Irgendeinen „wirtschaftlichen Urzustand“ gibt es für die Wissenschaft natürlich prinzipiell nicht. Man könnte etwa konventionell sich einigen, den Zustand der Wirtschaft auf einem bestimmten technischen Niveau: dem der (für uns zugänglichen) geringsten Ausstattung mit Werkzeugen, als solchen zu behandeln und zu analysieren. Aber wir haben keinerlei Recht, aus den heutigen Rudimenten werkzeugarmer Naturvölker zu schließen: daß alle im gleichen technischen Stadium befindlichen Menschengruppen der Vergangenheit ebenso (also nach Art der Weddah23 oder 21  Kap. II, §  15, unten, S.  296 f. 22  In Kap. II, §  15, unten, S.  296, unterscheidet Max Weber „disponierende“ von „an Dispositionen“ orientierten Leistungen. In §  16, unten, S.  303, unterscheidet er „leitende“ von „ausführenden“ Leistungen. 23 Mit den australischen Aborigines verwandte Ureinwohner Ceylons (Sri Lankas). Max Weber bezieht sich wiederholt auf die Weddah und ihre instrumentenlose Musik

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gewisser Stämme Innerbrasiliens)24 gewirtschaftet hätten. Denn rein wirtschaftlich war in diesem Stadium sowohl die Möglichkeit starker Arbeitskumulation in großen Gruppen (s. unten §  16)25 wie umgekehrt starker Vereinzelung in kleinen Gruppen gegeben. Für die Entscheidung zwischen beiden konnten aber neben naturbedingten ökonomischen auch außer­ ökonomische (z. B. militaristische) Umstände ganz verschiedene Antriebe schaffen. 2. Krieg und Wanderung sind zwar selbst nicht wirtschaftliche (wennschon gerade in der Frühzeit vorwiegend wirtschaftlich orientierte) Vorgänge, haben aber zu allen Zeiten oft, bis in die jüngste Gegenwart, radikale Änderungen der Wirtschaft im Gefolge gehabt. Auf zunehmende (klimatisch oder durch zunehmende Versandung oder Entwaldung bedingte) absolute Enge des Nahrungsspielraums haben Menschengruppen, je nach der Struktur der Interessenlagen und der Art des Hineinspielens nichtwirtschaftlicher Interessen, sehr verschieden, typisch freilich durch Verkümmerung der Bedarfsdeckung und absoluten Rückgang der Zahl, auf zunehmende Enge des relativen (durch einen gegebenen Standard der Bedarfsversorgung und der Verteilung der Erwerbschancen – s. u. §  1126 – bedingten) Versorgungsspielraums zwar ebenfalls sehr verschieden, aber (im ganzen) häufiger als im ersten Fall durch steigende Rationalisierung der Wirtschaft geantwortet. Etwas Allgemeines läßt sich indessen selbst darüber nicht aussagen. Die (soweit der „Statistik“ dort zu trauen ist) ungeheure Volksvermehrung in China seit Anfang des 18. Jahrhunderts27 hat entgegengesetzt gewirkt als die gleiche Erscheinung gleichzeitig (vgl. Weber, Zur Musiksoziologie, MWG I/14; zu seinen Quellen ebd., S.  180, Hg.Anm.  97). 24  Die primitive Wirtschaft innerbrasilianischer Stämme erwähnt Max Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  212 f., unter Bezugnahme auf Steinen, Karl von, Durch CentralBrasilien. Expedition zur Erforschung der Schingú im Jahre 1884. – Leipzig: F. A. Brockhaus 1886. 25  Ohne dort den Begriff „Arbeitskumulation“ zu benützen, führt Max Weber in Kap. II, §  16, unten, S.  305, als Beispiel für „Leistungshäufung“ in Ägypten das Zusammenspannen Tausender von Zwangs-Arbeitern an Stricken für den Transport von Kolossen an. 26  Kap. II, §  11, unten, S.  258, wo der Begriff „Erwerben“ definiert wird als an den Chancen der Gewinnung von neuer Verfügungsgewalt über Güter orientiertes Handeln. 27  Unter Hinweis auf die Unsicherheit der Quellen berichtet Max Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  217, von einem Anstieg der chinesischen Bevölkerung „von Mitte des 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts von 60 auf etwa 350–409 Millionen“. Nach späteren, noch immer unsicheren Schätzungen ist die chinesische Bevölkerung zwischen 1700 und 1850 von ca. 150 Mio. auf ca. 430 Mio. Einwohner gestiegen. Vgl. Ping-ti Ho, Studies on the Population of China, 1368–1953. – Cambridge, Mass.: Harvard University Press 1959, S.  256, 281 f.

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§ 4.  Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens

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in Europa28 (aus Gründen, über die sich wenigstens einiges aussagen läßt), die chronische Enge des Nahrungsspielraumes in der arabischen Wüste nur in einzelnen Stadien die Konsequenz einer Änderung der ökonomischen und politischen Struktur gehabt, am stärksten unter der Mitwirkung außerökonomischer (religiöser) Entwicklung. 3. Der lange Zeit starke Traditionalismus der Lebensführung z. B. der Arbeiterschichten im Beginn der Neuzeit hat eine sehr starke Zunahme der Rationalisierung der Erwerbswirtschaften durch kapitalistische Leitung nicht gehindert, ebenso aber z. B. nicht: die fiskal-sozialistische Rationalisierung der Staatsfinanzen in Ägypten.29 (Immerhin war jene traditionalistische Haltung im Okzident etwas, dessen wenigstens relative Überwindung die weitere Fortbildung zur spezifisch modernen kapitalistisch rationalen Wirtschaft erst ermöglichte.)

§  4. Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens sind: 1. planvolle Verteilung solcher Nutzleistungen, auf deren Verfügung der Wirtschaftende gleichviel aus welchem Grunde zählen zu können glaubt, auf Gegenwart und Zukunft (Sparen); | 2. planvolle Verteilung verfügbarer Nutzleistungen auf mehrere Verwendungsmöglichkeiten in der Rangfolge der geschätzten Bedeutung dieser: nach dem Grenznutzen.30

28  Nach zeitgenössischen Schätzungen ist die Bevölkerung Europas von 1800 bis 1910 von 187 Mio. auf 448 Mio. angestiegen. Vgl. Elster, Ludwig, Der Bevölkerungsstand und die Bevölkerungsbewegung der neuesten Zeit bis zum Ausbruch des Weltkrieges, in: HdStW4, Band  2, 1924, S.  687–689. 29  Bei Weber, Agrarverhältnisse3 (MWG I/6, S.  365) heißt es: „Abgabe- und Robotpflichten der Untertanen können bis zum fast völligen Staatssozialismus (Ägypten) führen“. Wie Jürgen Deininger (ebd., S.  405, Hg.-Anm.  16) nachweist, spricht der französische Ägyptologe Revillout im Zusammenhang mit Ägypten von „socialisme d’Etat“; vgl. Revillout, Eugène, Précis du droit égyptien, comparé aux autres droits de l’antiquité, vol. 1. – Paris: V. Giard & E. Brière 1903, S.  31. 30  Max Weber bezieht sich auf ein theoretisches Kalkül einzelwirtschaftlicher Nutzenmaximierung, speziell auf das sogenannte Zweite Gossensche Gesetz vom Ausgleich der Grenznutzen (vgl. Wieser, Friedrich von, Grenznutzen, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  56–66). Den Begriff „Grenznutzen“ und die entsprechenden Theoreme hat Weber in seinen frühen Vorlesungen „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ und in dem zugehörigen gedruckten Manuskript „Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre“ behandelt (vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  234 ff. und 127 ff.). Zu Webers Verständnis der Grenznutzentheorie vgl. auch den Aufsatz von 1908: Weber, Grenznutzlehre.

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Diese (am strengsten: „statischen“)31 Fälle kamen in Friedenszeiten in wirklich bedeutsamem Umfang, heute meist in Form von Geldeinkommensbewirtschaftung vor.32 3. planvolle Beschaffung – Herstellung und Herschaffung33 – solcher Nutzleistungen, für welche alle Beschaffungsmittel sich in der eignen Verfügungsgewalt des Wirtschaftenden befinden. Im Rationalitätsfall erfolgt eine bestimmte Handlung dieser Art, sofern die Schätzung der Dringlichkeit des Begehrs dem erwarteten Ergebnis nach die Schätzung des Aufwands, das heißt: 1. der Mühe der etwa erforderlichen Leistungen, – 2. aber: der sonst möglichen Verwendungsarten der zu verwendenden Güter und also: ihres technisch andernfalls möglichen Endprodukts übersteigt (Produktion im weiteren Sinn, der die Transportleistungen einschließt); 4. planvoller Erwerb gesicherter Verfügungsgewalt oder Mitverfügungsgewalt über solche Nutzleistungen, welche α. selbst oder β. deren Beschaffungsmittel sich in fremder Verfügungsgewalt befinden oder welche

31  Die Begriffe „Statik“ bzw. „statisch“ bezeichneten in der zeitgenössischen Nationalökonomie u. a. Aussagen über wirtschaftliche Erscheinungen oder Prozesse, bei denen sich die betrachteten Variablen auf den selben Zeitpunkt oder den selben Zeitraum beziehen. Im Gegensatz zu den zuvor unter 1. genannten Entscheidungen, die sich auf verschiedene Zeiträume beziehen, ist dies hinsichtlich der unter 2. aufgeführten grenznutzentheoretischen Erwägung der Fall. 32  Der Sinn dieser Aussage liegt nicht offen zutage. In den überlieferten Korrekturfahnen ist dieser Satz mehrfach geändert worden; auch hat es noch weitere Änderungen im Ausdruck der 1. Lieferung gegeben, deren Urheber nicht bekannt ist. Auffällig ist eine Umkehrung des Sinnes gegenüber der Aussage in der ersten überlieferten Korrekturfahne, wo es heißt: „Diese (am strengsten „statischen“) Fälle kamen in ihrer Reinheit in wirklich bedeutsamem Umfang kaum vor, dürfen deshalb theoretisch aber nicht vernachlässigt werden.“ Vgl. Anhang, unten, S.  612, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  95. 33  Max Weber faßt hier und im Folgenden – ebenfalls in Wortverbindungen wie „Beschaffungsmittel“, „Beschaffungsbetrieb“ – die seit dem 19. Jahrhundert allgemein übliche Bedeutung „Her(bei)schaffung, Anschaffung“ zusammen mit der sprachgeschichtlich ursprünglichen Bedeutung „Erschaffung“, im Sinne von lat. creare (vgl. Grimm, Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, I. Band. – Leipzig: S. Hirzel 1854, Sp.  1543). In ähnlicher Weise ersetzt Franz Oppenheimer den allgemein verwendeten Begriff „Produktion“ durch „Beschaffung“; vgl. Oppenheimer, Theorie, S.  197 ff.

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§ 4.  Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens

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γ. fremder, die eigne Versorgung gefährdender Beschaffungs-

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konkurrenz ausgesetzt sind, – durch Vergesellschaftung mit dem derzeitigen Inhaber der Verfügungsgewalt oder Beschaffungskonkurrenten. Die Vergesellschaftung mit fremden derzeitigen Inhabern der Verfügungsgewalt kann erfolgen a) durch Herstellung eines Verbandes, an dessen Ordnung sich die Beschaffung oder Verwendung von Nutzleistungen orientieren soll; b) durch Tausch. Zu a): Sinn der Verbandsordnung kann sein: α. Rationierung der Beschaffung oder der Benutzung oder des Verbrauchs zur Begrenzung der Beschaffungskonkurrenz (Regulierungsverband); β. Herstellung einer einheitlichen Verfügungsgewalt zur planmäßigen Verwaltung der bisher in getrennter Verfügung befindlichen Nutzleistungen (Verwaltungsverband). Zu b): Tausch ist ein Interessenkompromiß der Tauschpartner, durch welches Güter oder Chancen als gegenseitiger Entgelt hingegeben werden. Der Tausch kann 1.34 traditional oder konventional, also (namentlich im zweiten Fall) nicht wirtschaftlich rational, – oder 2. wirtschaftlich rational orientiert erstrebt und geschlossen werden. Jeder rational orientierte Tausch ist Abschluß eines vorhergehenden offenen oder latenten Interessenkampfes durch Kompromiß.35 Der Tauschkampf der Interessenten, dessen Abschluß das Kompromiß bildet, richtet sich einerseits stets, als Preiskampf, gegen den als Tauschpartner in Betracht kommenden Tauschreflektanten (typisches Mittel: Feilschen), andrerseits gegebenenfalls, als Konkurrenzkampf, gegen wirkliche oder mögliche dritte (gegenwärtige oder für die Zukunft zu erwar34  Zu erwarten wären hier – wie zuvor bei „zu a)“ – die Gliederungsbuchstaben α und β. Wie im Editorischen Bericht, oben, S.  103 f., ausgeführt, sind Inkonsistenzen der Bezeichnung der Gliederungsebenen in Kapitel II nicht selten. Sie werden nur dann korrigiert, wenn sie das Verständnis des Texts erheblich erschweren. 35  Zu „Interessenkampf“ und „Interessenkompromiß“ sowie „Marktkampf“ vgl. unten, S.  262 und S.  286.

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tende) Tauschreflektanten, mit denen Beschaffungskonkurrenz besteht (typisches Mittel: Unter- und Überbieten). 1. In der Eigenverfügung eines Wirtschaftenden befinden Nutzleistungen (Güter, Arbeit oder andre Träger von solchen) sich dann, wenn tatsächlich nach (mindestens: relativ) freiem Belieben ohne Störung durch Dritte auf ihren Gebrauch gezählt werden kann, einerlei ob diese Chance auf Rechtsordnung oder Konvention oder Sitte oder Interessenlage beruht. A 37 Keineswegs ist gerade nur die rechtliche Siche|rung der Verfügung die begrifflich (und auch nicht: die tatsächlich) ausschließliche, wennschon die heute für die sachlichen Beschaffungsmittel empirisch unentbehrliche Vorbedingung des Wirtschaftens. 2. Fehlende Genußreife kann auch in örtlicher Entferntheit genußreifer Güter vom Genußort bestehen. Der Gütertransport (zu scheiden natürlich vom Güterhandel, der Wechsel der Verfügungsgewalt bedeutet) kann hier daher als Teil der „Produktion“ behandelt werden. 3. Für die fehlende Eigenverfügung ist es prinzipiell irrelevant, ob Rechtsordnung oder Konvention oder Interessenlage oder eingelebte Sitte oder bewußt gepflegte Sittlichkeitsvorstellungen den Wirtschaftenden typisch hindern, die fremde Verfügungsgewalt gewaltsam anzutasten. 4. Beschaffungskonkurrenz kann unter den mannigfachsten Bedingungen bestehen. Insbesondere z. B. bei okkupatorischer Versorgung: Jagd, Fischfang, Holzschlag, Weide, Rodung. Sie kann auch und gerade innerhalb eines nach außen geschlossenen Verbandes bestehen. Die dagegen gerichtete Ordnung ist dann stets: Rationierung der Beschaffung, regelmäßig in Verbindung mit Appropriation der so garantierten Beschaffungschancen für eine fest begrenzte Zahl von einzelnen oder (meist) von Hausverbänden. Alle Mark- und Fischereigenossenschaften, die Regulierung der Rodungs-, Weide- und Holzungsrechte auf Allmenden und Marken, die „Stuhlung“ der Alpenweiden36 usw. haben diesen Charakter. Alle Arten erblichen „Eigentums“ an nutzbarem Grund und Boden sind dadurch propagiert worden. 5. Der Tausch kann sich auf alles erstrecken, was sich in irgendeiner Art in die Verfügung eines andern „übertragen“ läßt und wofür ein Partner Entgelt zu geben bereit ist. Nicht nur auf „Güter“ und „Leistungen“ also, sondern auf ökonomische Chancen aller Art, z. B. auf eine rein kraft Sitte oder Interessenlage zur Verfügung stehende, durch nichts garantierte „Kundschaft“. Erst recht natürlich auf alle irgendwie durch irgendeine Ordnung garantierten Chancen. Tauschobjekte sind also nicht nur aktuelle 36  Bei der „Stuhlung“ wird die Alpweide in eine Zahl von „Stößen“, d. h. von Flächen, geteilt, die ein Stück Vieh im Jahr als Weideland benötigt. Vgl. Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  106.

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§ 4.  Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens

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Nutzleistungen. Als Tausch soll für unsre Zwecke vorläufig, im weitesten Wortsinn, jede auf formal freiwilliger Vereinbarung ruhende Darbietung von aktuellen, kontinuierlichen, gegenwärtigen, künftigen Nutzleistungen von welcher Art immer gegen gleichviel welche Art von Gegenleistungen bezeichnet werden. Also z. B. die entgeltliche Hingabe oder Zurverfügungstellung der Nutzleistung von Gütern oder Geld gegen künftige Rückgabe gleichartiger Güter ebenso wie das Erwirken irgendeiner Erlaubnis, oder einer Überlassung der „Nutzung“ eines Objekts gegen „Miete“ oder „Pacht“, oder die Vermietung von Leistungen aller Art gegen Lohn oder Gehalt.37 Daß heute, soziologisch angesehen, dieser letztgenannte Vorgang für die „Arbeiter“ im Sinn des §  1538 den Eintritt in einen Herrschaftsverband bedeutet, bleibt vorläufig noch ebenso außer Betracht wie die Unterschiede von „Leihe“ und „Kauf“ usw. 6. Der Tausch kann in seinen Bedingungen traditional und, in Anlehnung daran, konventional, oder aber rational bestimmt sein. Konventionale Tauschakte waren der Geschenkaustausch unter Freunden, Helden, Häuptlingen, Fürsten (cf. den Rüstungstausch des Diomedes und Glau­ kos),39 nicht selten übrigens (vgl. die Tell-el-Amarna-Briefe)40 schon sehr stark rational orientiert und kontrolliert. Der rationale Tausch ist nur möglich, wenn entweder beide Teile dabei Vorteil zu finden hoffen, oder eine durch ökonomische Macht oder Not bedingte Zwangslage für einen Teil 37  Max Weber geht hier noch von der einstmals das Gemeine Recht beherrschenden römisch-rechtlichen Vorstellung der „Dienstmiete“ aus. Ihr zufolge war der „Vermieter“ einer Dienstleistung verpflichtet, die versprochenen Dienste zu leisten, der „Mieter“ war verpflichtet, das Mietgeld bzw. den Mietlohn zu zahlen (vgl. Windscheid, Bernhard, Lehrbuch des Pandektenrechts, Band  2, 9.  Aufl. bearbeitet von Theodor Kipp. – Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1906, S.  744). Das 1900 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch spricht nicht mehr von einem Mietverhältnis, sondern von einem Dienstvertrag, allerdings noch ohne Unterscheidung zwischen Verträgen mit Selbständigen (Angehörigen freier Berufe) und Verträgen mit Abhängigen, den Arbeitsverträgen. Vgl. auch unten, S.  376: „Miete gegen Lohn“, „Arbeitsmiete“. 38  In Kap. II, §  15, unten, S.  296, wird der Begriff „Arbeit“ definiert. Der Begriff „Arbeiter“ erscheint in §  15 nur einmal beiläufig (unten, S.  301). 39  Max Weber bezieht sich auf das in Homers Ilias im VI. Gesang, Verse 119 ff., geschilderte Zusammentreffen von Glaukos, dem König der Lykier, und Diomedes, dem Führer der Aitolier, in der Schlacht um Troja. In Erinnerung an einen einstmals von ihren Großvätern geschlossenen Freundschaftsbund tauschten sie ihre Rüstungen, wobei Glaukos seine goldene gegen die eiserne Rüstung von Diomedes hingab, im Werte hundert Stiere gegen neun vertauschend (Verse 234–6). 40 1884 auf dem Ruinenhügel von Amarna in Mittelägypten entdecktes Tontafelarchiv, das die diplomatische Korrespondenz der Könige Amenophis III. (1402–1364 v. Chr.) und Amenophis IV-Echnaton (1364–1347 v. Chr.) enthielt. An anderer Stelle berichtet Max Weber unter Hinweis auf die Amarna-„Briefe“, daß der Handel in Ägypten lange die Form des Geschenkaustausches zwischen Staatshäuptern bewahrt habe (vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  430, mit Hg.-Anm.  77 zu Webers Quelle).

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vorliegt. Er kann (s. §   11)41 entweder: naturalen Versorgungs- oder: Erwerbszwecken dienen, also: an der persönlichen Versorgung des oder der Eintauschenden mit einem Gut oder: an Marktgewinnchancen (s. §  11)42 orientiert sein. Im ersten Fall ist er in seinen Bedingungen weitgehend individuell bestimmt und in diesem Sinn irrational: Haushaltsüberschüsse z. B. werden in ihrer Wichtigkeit nach dem individuellen Grenznutzen der Einzelwirtschaft geschätzt und eventuell billig abgetauscht, zufällige Begehrungen des Augenblicks bestimmen den Grenznutzen der zum Eintausch begehrten Güter unter Umständen sehr hoch.43 Die durch den Grenznutzen bestimmten Tauschgrenzen sind also hochgradig schwankend. Ein rationaler Tauschkampf entwickelt sich nur bei marktgängigen (über den Begriff s. §  8)44 und im Höchstmaß bei erwerbswirtschaftlich (Begriff s. §  11)45 genutzten oder abgetauschten Gütern. 7. Die zu a α genannten Eingriffe eines Regulierungsverbandes sind nicht etwa die einzig möglichen eines solchen, aber diejenigen, welche, als am unmittelbarsten aus Bedrohung der Bedarfsdeckung als solcher hervorgehend, hierher gehören. Über die Absatzregulierung s. später.46

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§  5. Ein wirtschaftlich orientierter Verband kann, je nach seinem Verhältnis zur Wirtschaft, sein: a)47 wirtschaftender Verband, – wenn das an seiner Ordnung orientierte primär außerwirtschaftliche Verbandshandeln ein Wirtschaften mit umschließt; | b) Wirtschaftsverband, – wenn das durch die Ordnung geregelte Verbandshandeln primär ein autokephales Wirtschaften bestimmter Art ist;

41  Kap. II, §  11, unten, S.  258. 42  Kap. II, §  11, unten, S.  258 f. 43  Max Weber bezieht sich auf Carl Menger, der die Frage nach den „Grenzen des ökonomischen Austausches von Gütern“ zunächst am Modell des isolierten Tausches zwischen zwei Personen grenznutzentheoretisch abhandelt; vgl. Menger, Carl, Grundsätze der Volkswirthschaftslehre, Erster Allgemeiner Teil. – Wien: Wilhelm Braumüller 1871, S.  160–179. 44  Max Weber definiert „Marktgängigkeit“ in Kap. II, §  8, unten, S.  248. 45  Kap. II, §  11, unten, S.  258. 46 Zu Absatz- und (allgemeiner) zu Marktregulierungen siehe Kap. II, §  8, unten, S.  248–250. 47  Max Weber bezeichnet in der Mehrzahl der Paragraphen die erste Gliederungsebene mit arabischen Ziffern. Wie im Editorischen Bericht, oben, S.  104, ausgeführt, werden, wo Weber anders verfährt, in der Regel keine Angleichungen vorgenommen.

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c) wirtschaftsregulierender Verband, – wenn und insoweit als an den Ordnungen des Verbandes sich das autokephale Wirtschaften der Verbandsglieder material heteronom orientiert. d) Ordnungsverband, – wenn seine Ordnungen das autokephale und autonome Wirtschaften der Verbandsmitglieder nur formal durch Regeln normieren und die dadurch erworbenen Chancen garantieren. Materiale Wirtschaftsregulierungen haben ihre faktischen Schranken da, wo die Fortsetzung eines bestimmten wirtschaftlichen Verhaltens noch mit vitalem Versorgungsinteresse der regulierten Wirtschaften vereinbar ist. 1. Wirtschaftende Verbände sind der (inicht sozialistischei oder kommunistische) „Staat“ und alle anderen Verbände (Kirchen, Vereine usw.) mit eigner Finanzwirtschaft, aber auch z. B. die Erziehungsgemeinschaften,48 die nicht primär ökonomischen Genossenschaften usw. 2. Wirtschaftsverbände sind natürlich, im Sinn dieser Terminologie, nicht nur die üblicherweise so bezeichneten, wie etwa Erwerbs-(Aktien-)gesellschaften, Konsumvereine, Artjels,49 Genossenschaften, Kartelle, sondern alle das Handeln mehrerer Personen umfassenden wirtschaftlichen „Betriebe“ überhaupt, von der Werkstattgemeinschaft zweier Handwerker bis zu einer denkbaren weltkommunistischen Assoziation. 3. Wirtschaftsregulierende Verbände sind z. B. Markgenossenschaften, Zünfte, Gilden, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kartelle und alle Verbände mit einer material den Inhalt und die Zielrichtung des Wirtschaftens regulierenden: „Wirtschaftspolitik“ treibenden Leitung, also: die Dörfer und Städte des Mittelalters ebenso wie jeder eine solche Politik treibende Staat der Gegenwart. 4. Ein reiner Ordnungsverband ist z. B. der reine Rechtsstaat, welcher das Wirtschaften der Einzelhaushalte und -betriebe material gänzlich autonom läßt und nur formal im Sinne der Streitschlichtung die Erledigung der frei paktierten Tauschverpflichtungen regelt. i–i A: nichtsozialistische 48  Das Gemeinte ist nicht eindeutig zu identifizieren. In der Korrekturfahne K3 ändert Max Weber eigenhändig „Hausgemeinschaft der Familie“ in „Erziehungsgemeinschaften“ (vgl. Anhang, unten, S. 615). Zur Idee der Erziehungsgemeinschaft in der Jugend- und reformstudentischen Bewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts vgl. u. a. Bias-Engels, Sigrid, Zwischen Wandervogel und Wissenschaft. Zur Geschichte von Jugendbewegung und Studentenschaft 1896–1920. (Archiv der deutschen Jugendbewegung, Band  4). – Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1988, S.  108, 110 f. 49  Zum Ausdruck „Artjel“ vgl. oben, S.  203, Hg.-Anm.  2.

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5. Die Existenz von wirtschaftsregulierenden und Ordnungsverbänden setzt prinzipiell die (nur verschieden große) Autonomie der Wirtschaftenden voraus. Also: die prinzipielle, nur in verschiedenem Maße (durch Ordnungen, an denen sich das Handeln orientiert) begrenzte, Freiheit der Verfügungsgewalt der Wirtschaftenden. Mithin: die (mindestens relative) Appropriation von ökonomischen Chancen an sie, über welche von ihnen autonom verfügt wird. Der reinste Typus des Ordnungsverbandes besteht daher dann, wenn alles menschliche Handeln inhaltlich autonom verläuft und nur an formalen Ordnungsbestimmungen orientiert ist, alle sachlichen Träger von Nutzleistungen aber voll appropriiert sind, derart, daß darüber, insbesondere durch Tausch, beliebig verfügt werden kann, wie dies der typischen modernen Eigentumsordnung entspricht. Jede andere Art von Abgrenzung der Appropriation und Autonomie enthält eine Wirtschaftsregulierung, weil sie menschliches Handeln in seiner Orientierung bindet. 6. Der Gegensatz zwischen Wirtschaftsregulierung und bloßem Ordnungsverband ist flüssig. Denn natürlich kann (und muß) auch die Art der „formalen“ Ordnung das Handeln irgendwie material, unter Umständen tiefgehend, beeinflussen. Zahlreiche moderne gesetzliche Bestimmungen, welche sich als reine „Ordnungs“-Normen geben, sind in der Art ihrer Gestaltung darauf zugeschnitten, einen solchen Einfluß zu üben (davon in der Rechtssoziologie).50 Außerdem aber ist eine wirklich ganz strenge Beschränkung auf reine Ordnungsbestimmungen nur in der Theorie möglich. Zahlreiche „zwingende“ Rechtssätze – und solche sind nie zu entbehren – enthalten in irgendeinem Umfang auch für die Art des materialen Wirtschaftens wichtige Schranken. Grade „Ermächtigungs“-Rechtssätze aber enthalten unter Umständen (z. B. im Aktienrecht) recht fühlbare Schranken der wirtschaftlichen Autonomie.51 7. Die Begrenztheit der materialen Wirtschaftsregulierungen in ihrer Wirkung kann sich a) im Aufhören bestimmter Richtungen des Wirtschaf-

50 Eine Neufassung der Rechtssoziologie ist nicht überliefert, vgl. dazu auch die Einleitung, oben, S.   69. In den älteren Fassungen von Webers Rechtssoziologie (vgl. Weber, „Recht“, MWG I/22–3) finden sich zum Gegensatz zwischen wirtschaftsregulierendem und bloßem Ordnungsverband noch keine systematischen Ausführungen. 51  Gemäß Aktiengesetz von 1884 war die Ermächtigung zur Gründung einer Aktiengesellschaft, einer Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit bei nur begrenzter Haftung der Aktionäre, verbunden mit einer Fülle von Regelungen zum Schutz von Gläubigern und Anlegern. Zu den durch Ermächtigungsnormen gesetzten Schranken autonomen Handelns und zu Beispielen aus dem Aktienrecht hierfür vgl. Weber, Die Entwicklungsbedingungen des Rechts, MWG I/22–3, S.  339–343.

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tens (Bestellung von Land nur zum Eigenbedarf bei Preistaxen) oder b) in faktischer Umgehung (Schleichhandel) äußern.52

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§  6.53 Tauschmittel soll ein sachliches Tauschobjekt insoweit heißen, als dessen Annahme beim Tausch in typischer Art primär an der Chance für | den Annehmenden orientiert ist, daß dauernd – das heißt: für die in Betracht gezogene Zukunft – die Chance bestehen werde, es gegen andre Güter in einem seinem Interesse entsprechenden Austauschverhältnis in Tausch zu geben, sei es gegen alle (allgemeines Tauschmittel), sei es gegen bestimmte (spezifisches Tauschmittel).54 Die Chance der Annahme in einem abschätzbaren Tauschverhältnis zu anderen (spezifisch angebbaren) Gütern soll materiale Geltung des Tauschmittels im Verhältnis zu diesen heißen, formale Geltung die Verwendung an sich.55 Zahlungsmittel soll ein typisches Objekt insoweit heißen, als für die Erfüllung bestimmter paktierter oder oktroyierter Leistungspflichten die Geltung seiner Hingabe als Erfüllung konventional oder rechtlich garantiert ist (formale Geltung des 52  Zur prekären Wirksamkeit von behördlich angeordneten Preisen im Allgemeinen vgl. Weber, Die Wirtschaft und die Ordnungen, MWG I/22–3, S.  243 f. Für die von Weber hier geschilderten Ausweichreaktionen lieferte die Höchstpreispolitik im Ersten Weltkrieg massenhaft Beispiele. Vgl. Rohrscheidt, Kurt von, Preistaxen (Geschichtliches), in: HdStW4, Band  6, 1925, S.  1068–1074. 53  In der Entfaltung der Begrifflichkeit der formalen Aspekte des Geldwesens folgt Max Weber in diesem und den nachfolgenden Paragraphen vielfach, aber keineswegs durchgehend Georg Friedrich Knapp, Staatliche Theorie des Geldes (1.  Aufl. 1905; 2., durchgesehene und vermehrte Aufl. 1918), worauf er unten, S.  239 f., ausdrücklich hinweist. Knapp erklärt den eigentümlichen Charakter der von ihm neu geprägten Begriffe wie folgt: „Für meinen Zweck, die metallistische Auffassung durch eine staatswissenschaftliche zu ersetzen, war ich genötigt, eine ausgebildete Kunstsprache zu schaffen. Ob man die neuen Ausdrücke in deutscher Sprache hätte bilden können, weiß ich nicht. Viel wichtiger schien es mir für dies Wissensgebiet, das gar nichts Nationales an sich hat, Ausdrücke zu schaffen, die leicht in jede Sprache übergehen können, weil sie, wie ich zugebe, gelehrt und nicht volkstümlich sind. Dadurch habe ich, mit einigem Bedauern, die Vorzüge einer lobenswerten Schreibart preisgegeben, hoffentlich aber den größeren Vorzug einer theoretischen Behandlung errungen.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  VII (Hervorhebung des Hg.). 54  Zu den Begriffen „Tauschmittel“ und „Zahlungsmittel“ vgl. Webers Erläuterungen unten, S.  241 f., Ziffern 1–4. 55 Zur Unterscheidung von „formaler“ und „materialer“ Geltung vgl. auch unten, S.  388 f. und S.  404.

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­ ahlungsmittels, die zugleich formale Geltung als Tauschmittel Z bedeuten kann). Chartal 56 sollen Tauschmittel oder Zahlungsmittel heißen, wenn sie Artefakte sind, kraft der ihnen gegebenen Form ein konventionelles, rechtliches, paktiertes oder oktroyiertes Ausmaß formaler Geltung innerhalb eines personalen oder regionalen Bereichsj haben und gestückelt sind, das heißt: auf bestimmte Nennbeträge oder Vielfache oder Bruchteile von solchen lauten, so daß rein mechanische Rechnung mit ihnen möglich ist. Geld soll ein chartales Zahlungsmittel heißen, welches Tauschmittel ist. Tauschmittel-, Zahlungsmittel- oder Geld-Verband soll ein Verband heißen mit Bezug auf Tauschmittel, Zahlungsmittel oder Geld, welche und soweit sie innerhalb des Geltungsbereichs seiner Ordnungen durch diese in einem relevanten Maß wirksam als konventional oder rechtlich (formal) geltend oktroyiert sind: Binnengeldk bzw. Binnen-Tausch- bzw. -Zahlungsmittel. Im Tausch mit Ungenossen verwendete Tauschmittel sollen Außen-Tauschmittel heißen. Naturale Tausch- oder Zahlungsmittel sollen die nicht chartalen heißen. In sich sind sie unterschieden: a) 1. technisch: je nach dem Naturalgut, welches sie darstellt (insbesondere: Schmuck, Kleider, Nutzobjekte und Geräte) –, oder nachl 2. der Verwendung in Form der Wägung (pensatorisch)57 oder nicht; b) ökonomisch: je nach ihrer Verwendung 1. primär für Tauschzwecke oder für ständische Zwecke (Besitzprestige),

j A: Gebiets  k A: Binnengeld,  l  Fehlt in A; nach sinngemäß ergänzt. 56  Wie Max Weber unten, S.  243, erklärt, ist „chartal“ ein Ausdruck von Knapp. Dieser hat ihn in Anlehnung an das lateinische Wort charta (Blatt, dünne Platte) geprägt. Zu den Gründen für diese Benennung vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  27. 57  Abgeleitet aus lat. pensare (wägen, abwiegen), sind pensatorische Zahlungsmittel solche, die bei Hingabe gewogen werden müssen, weil sie keine eindeutigen Zeichen ihrer (materialen) Geltung tragen. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  22–24.

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2. primär als Binnen- oder als Außentausch- bzw. Zahlungsmittel. Zeichenmäßig heißen Tausch- und Zahlungsmittel oder Geld insoweit, als sie primär eine eigene Schätzung außerhalb ihrer Verwendung als Tausch- oder Zahlungsmittel nicht (in der Regel: nicht mehr) genießen, stoffmäßigm insoweit, als ihre materiale Schätzung als solche durch die Schätzung ihrer Verwendbarkeit als Nutzgüter beeinflußt wird oder doch werden kann. Geld ist entweder: a) monetär: Münze, oder b) notal: Urkunde.58 Das notale Geld pflegt durchweg in seiner Form einer monetären Stückelung angepaßt oder im Nennbetrag historisch auf eine solche bezogen zu sein. Monetäres Geld59 soll heißen: 1. „freies“ oder „Verkehrsgeld“,60 wenn von der Geldausgabestelle auf Initiative jedes Besitzers des monetären Stoffs dieser in beliebigen Mengen in chartale „Münz“-Form verwandelt wird, material also die Ausgabe an Zahlungsbedürfnissen von Tauschinteressenten orientiert ist, – 2. „gesperrtes“ oder „Verwaltungsgeld“,61 – wenn die Verwandlung in chartale Form nach dem formell freien, material m A: Stoffmäßig 58  Hinsichtlich der Unterscheidung der Geldarten nach ihrem stofflichen Charakter weicht Max Weber von Knapp ab. Knapp unterscheidet „bares“ und „notales“ Geld. Bares Geld waren nach seinen Definitionsmerkmalen (Knapp, Staatliche Theorie, S.  53 f.) vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland nur Goldmünzen. Die nicht-baren Geldarten nennt Knapp notal, „gleichgültig ob sie Münzen sind oder Scheine.“ (Knapp, Geldtheorie, staatliche, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  610–618, Zitat S.  613). 59  In Kap. II, §  32, unten, S.  393 f., bezeichnet Weber die im Folgenden aufgeführten drei (Münz-)Geldarten als „effektives Kurantgeld“ bzw. „effektives Währungsgeld“. Die zweitgenannte Geldart wird dort als „unreguliertes Verwaltungsgeld“ bezeichnet. 60  Auf Eigenschaften und Bedeutung des „freien Verkehrsgeldes“ geht Max Weber ausführlich in Kap. II, §  32, unten, S.  394 ff., ein. 61  Auf Eigenschaften und Bedeutung des „Sperrgelds“, das nicht von beliebigen Personen in beliebiger Menge durch Hingabe von Münzmetall frei geschaffen werden kann, geht Max Weber in Kap. II, §  33, unten, S.  397–400, ausführlich ein. Die Begriffe „Sperrgeld“ und „Verwaltungsgeld“ sind nicht dem System von Knapp entnommen.

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primär an Zahlungsbedürfnissen der Verwaltungsleitung eines Verbandes orientierten, Belieben dieser erfolgt, – 3. „reguliertes“,62 wenn sien zwar gesperrt, die Art und das Ausmaß ihrer Schaffung aber durch Normen wirksam geregelt ist. | Umlaufsmittel 63 soll eine als notales Geld fungierende Urkunde64 heißen, wenn ihre Annahme als „provisorisches“ Geld65 sich an der Chance orientiert: daß ihre jederzeitige Einlösung in „definitives“: Münzen oder pensatorische Metalltauschmittel[,] für alle normalen Verhältnisse gesichert sei. Zertifikat dann, wenn dies durch Regulierungen bedingt ist, welche Vorratshaltung im Betrag voller Deckung in Münze oder Metall sicherstellen. Tausch- oder Zahlungsmittelskalen sollen die innerhalb eines Verbandes konventionalen oder rechtlich oktroyierten gegenseitigen Tarifierungen der einzelnen naturalen Tausch- und Zahlungsmittel heißen. Kurantgeld sollen die von der Ordnung eines Geld-Verbands66 mit nach Art und Maß unbeschränkter Geltung als Zahlungsn Lies: die Verwandlung in chartale Form Von „gesperrter Prägung“ zu sprechen, war verbreitet (vgl. Helfferich, Das Geld2, S.  79 ff.). Der von Weber gebrauchte Begriff Verwaltung meint in diesem Zusammenhang die mit der Emission des Geldes befaßten Autoritäten. 62  Gemeint ist: reguliertes Verwaltungsgeld. 63  Im System Knapps gibt es den Begriff „Umlaufsmittel“ nicht. Er spielt eine erhebliche Rolle bei Ludwig von Mises. Dieser definiert: „Das Umlaufsmittel ist [.  .  .] eine nicht durch Gelddepots gedeckte, jederzeit fällige Forderung auf Auszahlung eines bestimmten Geldbetrages, die vermöge ihrer rechtlichen und technischen Ausstattung geeignet ist, an Stelle des Geldes in Erfüllung von auf Geld lautenden Zahlungsverpflichtungen gegeben und genommen zu werden.“ (vgl. Mises, Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, S.  318). Anders als bei Max Weber, der auf Giralgeld nicht eingeht, gehört dieses bei Mises ebenfalls zu den Umlaufsmitteln. 64  Max Weber korrigierte im Prozeß der Drucklegung „Geldforderung“ in „Urkunde“ (vgl. den Anhang, unten, S.  619). Zur Bedeutung dieser Änderung vgl. Kap. II, §  34, unten, S.  402. 65  Vgl. die Definition Max Webers in Kap. II, §  32, unten, S.  393, sowie Knapp, Staatliche Theorie, S.  92–95. 66  Während Max Weber den „politischen Verband“ oben, S.  212, definiert, wird der von ihm eingeführte Begriff „Geld-Verband“ nicht explizit definiert. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde es selbstverständlich, daß die staatliche Obrigkeit eine Geldordnung festlegte. Dies konnte aber auch – wie die Lateinische Münzunion (vgl. unten, S.  396) zeigt – eine überstaatliche sein.

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mittel ausgestatteten Geldarten heißen, Geldmaterial das Herstellungsmaterial eines Geldes, Währungsmetall das gleiche bei Verkehrsgeld, Geldtarifierung die bei der Stückelung und Benennung zugrunde gelegte Bewertung der einzelnen untereinandero stoffverschiedenen Verkehrs-p oder Verwaltungsgeldarten, Währungsrelation das gleiche zwischen stoffverschiedenen Verkehrsgeldarten. Intervalutarisches Zahlungsmittel soll dasjenige Zahlungsmittel heißen, welches zum Ausgleich des Zahlungssaldos zwischen verschiedenen Geldverbänden jeweils letztlich – das heißt[,] wenn nicht durch Stundung die Zahlung hinausgeschoben wird – dient. – Jede neugeschaffene Verbandsordnung des Geldwesens legt unvermeidlich die Tatsache zugrunde: daß bestimmte Zahlmittel67 für Schulden verwendet wurden. Sie begnügt sich entweder mit deren Legalisierung als Zahlungsmittel oder – bei Oktroyierung neuer Zahlungsmittel – rechnet bestimmte bisherige naturale oder pensatorische oder chartale Einheiten in die neuen Einheiten um (Prinzip der sogenannten „historischen Definition“ des Geldes als Zahlungsmittel,68 von der hier völlig dahingestellt bleibt, wieweit sie auf die Austauschrelation des Geldes als Tauschmittel zu den Gütern zurückwirkt). Es sei nachdrücklich bemerkt: daß hier nicht eine „Geldtheorie“ beabsichtigt ist, sondern eine möglichst einfache terminologische Feststellung von Ausdrücken, die später öfter gebraucht werden. Weiterhin kommt es vorerst auf gewisse ganz elementare soziologische Folgen des Geldgebrauchs an. (Die mir im ganzen annehmbarste materiale Geldtheorie ist die von Mises.69 Die „Staatliche Theorie“ G[eorg] F[riedrich] Knapps – das o A: unter einander  p A: naturalen 67 Zur synonymen Verwendung von „Zahlungsmittel“ und „Zahlmittel“ in §  6 und §§  32 ff. vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  106. 68  Max Weber folgt Knapp. Bei Einführung neuer Zahlungsmittel müsse der Staat in Hinblick auf die Regelung von bestehenden Schulden die neue Werteinheit im Verhältnis zur alten festlegen: „Eine andere als die historische Definition der neuen Werteinheit gibt es im allgemeinen nicht.“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  18). Nach Knapp gilt grundsätzlich, „daß die Geltung der Zahlungsmittel nicht an den stofflichen Gehalt gebunden und daß die Werteinheit nur historisch definiert ist.“ (ebd., S.  20). 69  Max Weber bezieht sich auf Mises, Theorie des Geldes von 1912. Mises bezeichnete als den Kern seiner Aufgabe, die Gesetze zu entwickeln, „die das zwischen dem

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großartigste Werk des Fachs – löst ihre formale Aufgabe in ihrer Art glänzend.70 Für materiale Geldprobleme ist sie unvollständig: s. später.71 Ihre sehr dankenswerte und terminologisch wertvolle Kasuistik wurde hier noch beiseite gelassen).72

Gelde und den übrigen wirtschaftlichen Gütern bestehende Austauschverhältnis bestimmen; dies und nichts anderes ist die Aufgabe der nationalökonomischen Theorie des Geldes“ (ebd., S.  33). Mises suchte zu erklären, wie individuelle Nutzenvorstellungen und das Geldangebot auf die Güterpreise einwirken. Dabei gab er der alten Quantitätstheorie eine neue Begründung, bewies zugleich aber auch Nichtneutralität des Geldes in Hinblick auf die relativen Preise. Seine Theorie ruht auf von Carl Menger entwickelten Einsichten hinsichtlich der Entstehung des Geldes aus an Märkten gehandelten Gütern. Daß der Staat gleichsam Geld aus dem Nichts schaffen könne, bestritt er. Geldpolitisch war er ein radikaler Verfechter der Goldwährung und – zur Vermeidung von Inflationsgefahren – der 100-Prozent-Deckung von Banknoten. Zu Mises vgl. Pallas, Carsten, Ludwig von Mises als Pionier der modernen Geld- und Konjunkturlehre. Eine Studie zu den monetären Grundlagen der Austrian Economics. – Marburg: Metropolis-Verlag 2005. 70  Gemeint ist: Knapp, Staatliche Theorie. Die in Gedankenstrichen gesetzte, lobende Formulierung ist erst nach der letztüberlieferten Korrekturfahne eingefügt worden (vgl. Anhang, unten, S.  620, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  89). Weber wiederholt das Lob des Werkes mehrfach (vgl. unten, S.  388, 405 und S.  415). Das Wesent­ liche seiner Theorie faßt Knapp zusammen in: Geldtheorie, staatliche, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  610–618. Im Mittelpunkt des Werkes von Knapp steht die Erfassung der Gründe, weshalb Zahlungsmittel die Chance haben, verwendet zu werden – in der Terminologie Webers: „formale Geltung“ zu gewinnen. Die Zentralthese ist: „Das Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung.“ (vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  1). Zu Knapp vgl. Trautwein, Hans-Michael, G. F. Knapp: An Economist with Institutional Complexion, in: Samuels, Warren (Ed.), European Economists of the Early 20th Century, vol. 2: Studies of Neglected Continental Thinkers of Germany and Italy. – Cheltenham: Edward Elgar 2003, S.  167–178. Angeregt durch eine im wesentlichen positive Besprechung des Werkes von James Bonar im Economic Journal, vol. 32, 1922, S.  39–47, und auf Empfehlung von John Maynard Keynes veranlaßte die Royal Economic Society die Anfertigung und Veröffentlichung einer gekürzten englischen Ausgabe der 4.  Aufl. der Staatlichen Theorie auf Kosten der Gesellschaft. Vgl. Knapp, Georg Friedrich, The State Theory of Money. – London: Macmillan & Company Ltd. 1924, S.  V f. 71  Dieser Satz findet sich noch nicht in der Korrekturfahne K3 (vgl. den Anhang, unten, S.  621). – Bereits 1906 hat Max Weber in einem Brief an Knapp neben großem Lob auch Bedenken zum Ausdruck gebracht: „[.  .  .] nur wird man vielleicht bestreiten, daß die ‚staatliche‘ Theorie des Geldes die ganze Theorie des Geldes sei.“ (Vgl. Brief Max Webers an Georg Friedrich Knapp vom 22. Juli 1906, MWG II/5, S.  117). – Entgegen seiner Absicht, keine „Geldtheorie“ betreiben zu wollen, geht Max Weber unten, S.  404 ff., und insbesondere im „Exkurs“, unten S.  415–427, auf materiale Geldprobleme ein. 72  Knapps „Kasuistik“ – Weber hatte sie in der letztüberlieferten Korrekturfahne noch als „denkenswert“ und nicht „dankenswert“ bezeichnet (vgl. Anhang, unten, S. 621) – dient Max Weber bei der Behandlung der formalen Probleme der Geld- und Währungsordnung in Kap. II, §§  32–36, unten, S.  382–427.

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1. Tauschmittel und Zahlungsmittel fallen historisch zwar sehr oft, aber doch nicht immer zusammen. Namentlich nicht auf primitiven Stufen. Die Zahlungsmittel für Mitgiften, Tribute, Pflichtgeschenke, Bußen, Wergelder z. B. sind oft konventional oder rechtlich eindeutig, aber ohne Rücksicht auf das tatsächlich umlaufende Tauschmittel bestimmt. Nur bei geldwirtschaftlichem Verbandshaushalt ist die Behauptung von Mises, Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel (München 1912) richtig, daß auch der Staat die Zahlungsmittel nur als Tauschmittel begehre.73 Nicht für Fälle, wo der Besitz bestimmter Zahlungsmittel primär ständisches Merkmal war. (S[iehe] dazu H[einrich]q Schurtz, Grundriß einer Entstehungsgeschichte des Geldes, 1898r).74 – Mit dem Beginn staatlicher Geldsatzungen wird Zahlungsmittel der rechtliche, Tauschmittel der ökonomische Begriff. 2. Die Grenze zwischen einer „Ware“, welche gekauft wird[,] nur weil künftige Absatzchancen in Betracht gezogen werden, und einem „Tauschmittel“ ist scheinbar flüssig. Tatsächlich pflegen aber bestimmte Objekte derart ausschließlich die Funktion als Tauschmittel zu monopolisieren, – und zwar schon unter sonst primitiven Verhältnissen –, daß ihre Stellung als solche eindeutig ist. („Terminweizen“ ist dem gemeinten Sinn nach bestimmt, einen endgültigen Käufer zu finden, also weder ein „Zah­ lungs-“s noch gar „Tauschmittel“, noch vollends „Geld“).75 3. Die Art der Tauschmittel ist, solange chartales Geld nicht besteht, in ihrer Entstehung primär durch Sitte, Interessenlage und Konventionen aller Art bestimmt, an denen sich die Vereinbarungen der Tauschpartner orientieren. Diese hier nicht näher zu erörternden Gründe, aus denen Tauschmittel primär diese Qualität | erlangten, waren sehr verschiedene, A 41 und zwar auch nach der Art des Tausches, um den es sich typisch handelte. Nicht jedes Tauschmittel war notwendig (auch nicht innerhalb des Persoq A: K.  r A: 1918  s A: „Zahlungs“73  Bei Mises, Theorie des Geldes, S.  56, heißt es: „Die Stellung des Staates auf dem Markte ist in keiner Weise von der der anderen am Verkehre teilnehmenden Subjekte verschieden. Wie diese schließt auch der Staat Tauschgeschäfte ab, bei denen das Austauschverhältnis dem Preisgesetze unterliegt.“ 74  Schurtz führt zahlreiche Beispiele dafür an, daß primitive Geldarten wie das Muschelgeld nicht unmittelbar dem Tauschverkehr, sondern vornehmlich dem Schmuck und damit der Betonung des Ranges bzw. der Geltung von Personen dienten. Vgl. Schurtz, Grundriß, S.  86–102. Das Werk war 1898 und nicht 1918 erschienen, wie es im gedruckten Text und der Korrekturfahne K3 (unten, S.  621) heißt. 75  „Terminweizen“ meint die Kontrakte, die an der Terminbörse für Weizen gehandelt werden. Weil die Kontrakte bis zu ihrer Fälligkeit u. U. durch viele Hände gegangen sind, konnte die Idee aufkommen, sie mit Zahlungsmitteln zu vergleichen. Max Weber hat die Vorgänge am Terminmarkt für Waren bzw. Wertpapiere und Devisen beschrieben in: Weber, Die technische Funktion des Terminhandels, MWG I/5, S.  597–613, und Weber, Die Börse. II. Der Börsenverkehr, MWG I/5, S.  619–657.

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nenkreises, der es als solches verwendete) universell für Tausch jeder Art anwendbar (z. B. war Muschel-„Geld“ nicht spezifisches Tauschmittel für Weiber und Vieh).76 4. Auch „Zahlungsmittel“, welche nicht die üblichen „Tauschmittel“ waren, haben in der Entwicklung des Geldes zu seiner Sonderstellung eine beachtliche Rolle gespielt. Die „Tatsache“, daß Schulden existierten (G[eorg] F[riedrich] Knapp):77 – Tributschulden, Mitgift- und Brautpreisschulden, konventionale Geschenkschulden an Könige oder umgekehrt von Königen an ihresgleichen, Wergeldschulden78 und andre – und daß diese oft (nicht immer) in spezifischen typischen Güterarten abzuleisten waren (konventional oder kraft Rechtszwangs), schuf diesen Güterarten (nicht selten: durch ihre Form spezifizierten Artefakten) eine Sonderstellung. 5. „Geld“ (im Sinne dieser Terminologie) könnten auch die „Fünftelschekelstücke“ mit dem Stempel des (Händler-)Hauses sein, die sich in babylonischen Urkunden finden.79 Vorausgesetzt, daß sie Tauschmittel waren. Dagegen rein „pensatorisch“ verwendete, nicht gestückelte Barren sollen hier nicht als „Geld“, sondern als pensatorisches Tausch- und Zahlungsmittelt bezeichnet werden, so ungemein wichtig die Tatsache der Wägbarkeit für die Entwicklung der „Rechenhaftigkeit“ war. Die Übergänge (Annahme von Münzen nur nach Gewicht usw.) sind natürlich massenhaft.

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t A: Tauschmittel80 76  Vgl. auch Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  288 f. Anders jedoch Heinrich Schurtz. Er schreibt, daß auf einer Insel in Papua-Neuguinea eine wertvollere Art Muscheln „hauptsächlich zum Kaufen von Frauen“ benützt worden sei, die wertvollste „besonders zum Kaufen von Frauen, Kanus usw.“ (vgl. Schurtz, Grundriß, S.  82 f.). 77  Von „der Tatsache, daß es Schulden gibt“, spricht Knapp im Zusammenhang mit der historischen Definition der Werteinheit von Zahlungsmitteln (vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  9). 78 Vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  752, sowie ausführlicher Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  291 f. 79  Max Weber hat sich auf „Fünftel-S(ch)ekel-Stücke mit dem Stempel der Firma X“ in verschiedenen Zusammenhängen bezogen. In einem Brief an Georg Friedrich Knapp dienen sie ihm zum Beweis seiner Kritik an Knapps Behauptung, daß (erst) der Staat den Begriff der Werteinheit schaffe. Vgl. den Brief Max Webers an Georg Friedrich Knapp vom 22. Juli 1906, MWG II/5, S.  116 mit Hg.-Anm. zur Sache und zu Webers Quelle; vgl. auch Weber, Agrarverhältnisse1,2, MWG I/6, S.  165, und Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  395 f., ebenfalls mit Erläuterungen. 80 Vgl. hierzu den Anhang, unten, S.  622, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  106. Wie es zur – hier emendierten – Korrektur in „Tauschmittel“ gekommen ist, ist nicht zu ermitteln.

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§ 6.  Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld

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6. „Chartal“ ist ein Ausdruck, den Knapps „Staatliche Theorie des Geldes“ eingeführt hat.81 Alle Arten durch Rechtsordnung oder Vereinbarung mit Geltung versehene gestempelte und gestückelte Geldsorten,82 metallische ebenso wie nichtmetallische, gehören nach ihm dahin. Nicht abzusehen ist, warum nur staatliche Proklamation,83 nicht auch Konvention oder paktierter Zwang zur Annahme für den Begriff ausreichen sollen. Ebensowenig könnte natürlich die Herstellung in Eigenregie oder unter Kontrolle der politischen Gewalt – die in China wiederholt ganz fehlte, im Mittelalter nur relativ bestand, – entscheidend sein, sofern nur Normen für die entscheidende Formung bestehen. (So auch Knapp.)84 Die Geltung als Zahlungs- und die formale Benutzung als Tauschmittel im Verkehr innerhalb des Machtgebietes des politischen Verbandes kann durch die Rechtsordnung erzwungen werden. S[iehe] später.85 7. Die naturalen Tausch- und Zahlungsmittel sind primär teils das Eine, teils das Andere, teils mehr Binnen-[,] teils mehr Außen-Tausch- und Zahlungs-Mittel. Die Kasuistik gehört nicht hierher. Ebenso – noch nicht86 – die Frage der materialen Geltung des Geldes. 8. Ebensowenig gehört eine materiale Theorie des Geldes in bezug auf die Preise schon an diese Stelle (soweit sie überhaupt in die Wirtschaftssoziologie gehört). Hier muß zunächst die Konstatierung der Tatsache des Geldgebrauchs (in seinen wichtigsten Formen) genügen, da es auf die ganz allgemeinen soziologischen Konsequenzen dieser an sich, ökonomisch angesehen, formalen Tatsache ankommt. Festgestellt sei vorerst nur, daß „Geld“ niemals nur eine harmlose „Anweisung“ oder eine bloß nominale „Rechnungseinheit“ sein wird und kann, solange es eben: Geld ist. Seine Wertschätzung ist (in sehr verwickelter Form) stets auch eine Seltenheits81  Vgl. hierzu oben, S.  236, Hg.-Anm.  56. 82  Unter „Geldsorten“ verstand man, wie heute noch, ausländische Banknoten und Münzen. In den überlieferten Korrekturfahnen ist in Übereinstimmung mit dem Sprachgebrauch bei Knapp von „Geldarten“ die Rede (vgl. Anhang, unten, S.  622). Zu derartigen Unterschieden zwischen den letzten überlieferten Korrekturfahnen und der gedruckten Fassung vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  100 f. 83 „Geltung durch Proklamation“ spielt im System von Knapp als Gegensatz zur „pensatorischen Auffindung der Geltung“ für die „Chartalität“ eine entscheidende Rolle (vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  25). Knapp spricht in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich vom Staat als dem Proklamierenden, sondern von der „Rechtsordnung“. 84  Möglicherweise bezieht sich Weber auf Aussagen von Knapp wie die folgende: „In dem Augenblicke, als durch die Entscheidung des Richters die Chartalität der Zahlungsmittel entstand [.  .  .].“ (Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  30). 85  Kap. II, §§  32 ff., unten, S.  382 ff. 86  Max Weber geht unten, S.  404 ff. und 415 ff., auf Aspekte der von Knapp nicht behandelten „materialen Geltung“ ein, behandelt jedoch dort „die Frage der materialen Geltung des Geldes“ nicht systematisch.

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(oder bei „Inflation“:87 Häufigkeits-) Wertschätzung, wie gerade die Gegenwart,88 aber auch jede Vergangenheit zeigt. Eine sozialistische, etwa auf dem Grund von (als „nützlich“ anerkannter) „Arbeit“ eines bestimmten Maßes emittierte „Anweisung“ auf bestimmte Güter könnte zum Gegenstand der Thesaurierung oder des Tausches werden, würde aber den Regeln des (eventuell: indirekten) Natural­ tausches folgen.89 9. Die Beziehungen zwischen monetärer und nicht monetärer Benutzung eines technischen Geldstoffes lassen sich an der chinesischen Geldgeschichte in ihren weittragenden Folgen für die Wirtschaft am deutlichsten verfolgen, weil bei Kupferwährung mit hohen Herstellungskosten und stark schwankender Ausbeute des Währungsmaterials die Bedingungen dort besonders klar lagen.90

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§  7. Die primären Konsequenzen typischen Geldgebrauches sind: 1. der sogenannte „indirekte Tausch“ als Mittel der Bedarfsversorgung von Konsumenten. Das heißt die Möglichkeit: a) örtlicher, b) zeitlicher, c) personaler, d) (sehr wesentlich auch:) mengenhafter Trennung der jeweils zum Abtauschen bestimmten Güter von den zum Eintausch begehrten. Dadurch: die außerordentliche Ausweitung der jeweils gegebenen Tauschmöglichkeiten, und, in Verbindung, damit: 2. die Bemessung gestundeter Leistungen, insbesondere: Gegenleistungen beim Tausch (Schulden), in Geldbeträgen; | 3. die sogenannte „Wertaufbewahrung“, das heißt: die Thesaurierung von Geld in naturau oder von jederzeit einzufordernu A: Natura 87  Zum Begriff „Inflation“ bei Weber vgl. unten, S.  410, Hg.-Anm.  8. 88  Im Verlauf der Jahre 1919 und 1920 erhöhte sich in Deutschland der Bargeldumlauf um 51 bzw. 63 Prozent. Vgl. Deutsche Bundesbank (Hg.), Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876–1975. – Frankfurt a. M.: Fritz Knapp 1976, S.  14. 89  Der systematische Ort dieses Absatzes ist fraglich. In der Korrekturfahne K2 steht der Text zunächst nach Absatz 9 unter der fortlaufenden Numerierung 10. Jedoch hat Max Weber die Gliederungsziffer 10 eigenhändig gestrichen und die Verschiebung des Absatzes nach oben markiert (vgl. den Anhang, unten, S.  623). 90  In China gehörte über Jahrhunderte hin Kupfer zu den Münzmetallen. Wann immer ein besonderer Bedarf an metallischem Kupfer, z. B. für Kriegszwecke, bestand, verminderte sich die Menge umlaufender Münzen drastisch. Nach Herstellung des Friedens wurde das Land regelmäßig mit Kupfermünzen überschwemmt. Vgl. hierzu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  138–141; zu Webers Quellen ebd., S.  133.

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den Geldforderungen als Mittel der Sicherung von künftiger Verfügungsgewalt über Eintauschchancen; 4. die zunehmende Verwandlung ökonomischer Chancen in solche: über Geldbeträge verfügen zu können; 5. die qualitative Individualisierung und damit, indirekt, Ausweitung der Bedarfsdeckung derjenigen, die über Geld oder Geldforderungen oder die Chancen von Gelderwerb verfügen, und also: Geld für beliebige Güter und Leistungen anbieten können; 6. die heute typische Orientierung der Beschaffung von Nutzleistungen am Grenznutzen jener Geldbeträge, über welche der Leiter einer Wirtschaft in einer von ihm übersehbaren Zukunft voraussichtlich verfügen zu können annimmt. Damit: 7. Erwerbsorientierung an allen jenen Chancen, welche durch jene zeitlich, örtlich, personal und sachlich vervielfältigte Tauschmöglichkeit (Nr.  1) dargeboten werden. Dies alles auf Grund des prinzipiell wichtigsten Moments von allen, nämlich: 8. der Möglichkeit der Abschätzung aller für den Abtausch oder Eintausch in Betracht kommenden Güter und Leistungen in Geld: Geldrechnung. Material bedeutet die Geldrechnung zunächst: daß Güter nicht nur nach ihrer derzeitigen, örtlichen und personalen, Nutzleistungsbedeutung geschätzt werden. Sondern daß bei der Art ihrer Verwendung (gleichviel zunächst ob als Konsum- oder als Beschaffungsmittel) auch alle künftigen Chancen der Verwertung und Bewertung, unter Umständen durch unbestimmt viele Dritte für deren Zwecke, insoweit mit in Betracht gezogen werden, als sie sich in einer dem Inhaber der Verfügungsgewalt zugänglichen Geldabtauschchance ausdrücken. Die Form, in welcher dies bei typischer Geldrechnung geschieht, ist: die Marktlage. Das Vorstehende gibt nur die einfachsten und wohlbekannten Elemente jeglicher Erörterung über „Geld“ wieder und bedarf daher keines besonderen Kommentars. Die Soziologie des „Marktes“ wird an dieser Stelle noch nicht verfolgt (s. über die formalen Begriffe §§v 8, 10).1 v A: § 1  Kap. II, §  8, unten, S.  626–628, und §  10, unten, S.  629–634.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

„Kredit“ im allgemeinsten Sinn soll jeder Abtausch gegenwärtig innegehabter gegen Eintausch der Zusage künftig zu übertragender Verfügungsgewalt über Sachgüter gleichviel welcher Art heißen. Kreditgeben bedeutet zunächst die Orientierung an der Chance: daß diese künftige Übertragung tatsächlich erfolgen werde. Kredit in diesem Sinn bedeutet primär den Austausch gegenwärtig fehlender, aber für künftig im Überschuß erwarteter Verfügungsgewalt einer Wirtschaft über Sachgüter oder Geld – gegen derzeit vorhandene, nicht zur eignen Verwertung bestimmte Verfügungsgewalt einer andern. Wovon im Rationalitätsfall beide Wirtschaften sich günstigere Chancen (gleichviel welcher Art) versprechen, als sie die Gegenwartsverteilung ohne diesen Austausch darböte. 1. Die in Betracht gezogenen Chancen müssen keineswegs notwendig wirtschaftlicher Art sein. Kredit kann zu allen denkbaren Zwecken (karitativen, kriegerischen) gegeben und genommen werden. 2. Kredit kann in Naturalform oder in Geldform und in beiden Fällen gegen Zusage von Naturalleistungen oder von Geldleistungen gegeben und genommen werden. Die Geldform bedeutet aber die geldrechnungsmäßige Kreditgewährung und Kreditnahme mit allen ihren Konsequenzen (von denen alsbald zu reden ist).2 3. Im übrigen entspricht auch diese Definition dem Landläufigen. Daß auch zwischen Verbänden jeder Art, insbesondere: sozialistischen oder kommunistischen Verbänden, Kredit möglich (und bei Nebeneinanderbestehen mehrerer nicht ökonomisch autarker Verbände dieser Art unumgänglich) ist, versteht sich von selbst. Ein Problem bedeutete dabei freilich im Fall völligen Fehlens des Geldgebrauches die rationale Rechnungsbasis.3 Denn die bloße (unbestreitbare) Tatsache der Möglichkeit des „Kompensationsverkehrs“4 würde, zumal für langfristigen Kredit, für die 2  Der Ankündigung genau entsprechende Ausführungen befinden sich nicht in Kap. II. Zum aktiven und passiven Bankkredit in Geldform vgl. §  29a, unten, S.  370 ff. 3  Die sich aus dem Fehlen eines Rechnungssystems in der Naturaltauschwirtschaft ergebenden Probleme behandelt Max Weber ausführlich in Kap. II, §  12, unten, S.  644–652. 4  Max Weber erweitert die Bedeutung dieses Begriffs, der zunächst nur für Abmachungen über den zwischenstaatlichen Austausch bestimmter Warenarten und Waren­mengen im Verlauf des Ersten Weltkrieges verwendet wurde. Weber folgt möglicherweise Otto Neurath (vgl. unten, S.  280, Hg.-Anm.  79), der den Kompensationsverkehr in den Zusammenhang seiner Theorie der Naturalwirtschaft gestellt hat; vgl. Neurath, Otto, Grundsätzliches über den Kompensationsverkehr im internationalen Warenhandel, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Band  13, 1918, S.  23–35.

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Beteiligten noch nichts über die Rationalität der gewährten Bedingungen aus|sagen. Sie wären etwa in der Lage, wie in der Vergangenheit Oiken- A 43 wirtschaften (s. später),5 welche ihre Überschüsse gegen Bedarfsartikel abtauschten. Mit dem Unterschied jedoch, daß in der Gegenwart ungeheure Masseninteressen und dabei: solche auf lange Sicht, im Spiel wären, während für die schwach versorgten Massen grade der Grenznutzen der aktuellen Befriedigung besonders hoch steht.6 Also: Chance ungünstigen Eintausches dringend bedurfter Güter. 4. Kredit kann zum Zweck der Befriedigung gegenwärtiger unzulänglich gedeckter Versorgungsbedürfnisse (Konsumtivkredit) genommen werden. Im ökonomischen Rationalitätsfall wird er auch dann nur gegen Einräumung von Vorteilen gewährt. Doch ist dies (bei dem geschichtlich ursprünglichen Konsumtions-, insbesondre beim Notkredit) nicht das Ursprüngliche, sondern der Appell an Brüderlichkeitspflichten (darüber bei Erörterung des Nachbarschaftsverbandes Kap. V).7 5. Die allgemeinste Grundlage des entgeltlichen Sach- oder Geld-Kredits ist selbstverständlich: daß bei dem Kreditgeber infolge besserer Versorgtheit (was, wohl zu beachten, ein relativer Begriff ist) meist der Grenznutzen der Zukunftserwartung höher steht als beim Kreditnehmer.8

5  Zu Oikenwirtschaft, Oikos siehe unten, S.  273 und 312. 6  Max Weber formuliert im Sinne des sog. Ersten Gossenschen Gesetzes. Demzufolge sinkt bei steigendem Konsum eines Gutes dessen Grenznutzen. Entsprechend wäre bei einem geringen Versorgungsgrad des Individuums der Grenznutzen relativ hoch. Vgl. Wieser, Friedrich von, Grenznutzen, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  56–66, hier S.  57. 7  Ausführungen zu Kapitel V liegen nicht vor; vgl. dazu den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  109. 8  „Grenznutzen der Zukunftserwartung“ ist eine Wortschöpfung Webers – erst in der Korrekturfahne K2 hat Weber eigenhändig von „Zukunftswertung“ in „Zukunftserwartung“ geändert (vgl. Anhang, unten, S.  625). Der genaue theoretische Sinn der Formulierung kann nur vermutet werden. Max Weber scheint auch hier – in Übereinstimmung mit dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens (vgl. oben, Hg.-Anm.  6) – zu unterstellen, daß der aktuell besser versorgte Kreditgeber typischerweise einen niedrigen und der bedürftige Kreditnehmer einen hohen Grenznutzen der aktuellen Konsumsumme hat. Zudem scheint er, in Übereinstimmung mit anderen Autoren der Zeit, anzunehmen, daß das von Eugen von Böhm-Bawerk formulierte Theorem von der „Minderschätzung künftiger Bedürfnisse“ besonders für die schlechter Versorgten gilt (vgl. Böhm-Bawerk, Eugen von, Kapital und Kapitalzins, 2. Abteilung: Positive Theorie des Kapitals, 3.  Aufl. – Innsbruck: Wagner’sche Universitäts-Buchhandlung 1909, S.  266– 273, 293 f.). Demgemäß schätzen diese den Nutzen der Zukunftsgüter noch geringer ein als die besser Versorgten (vgl. Wieser, Theorie, S.  32). Aus beiden Annahmen folgt, daß der Kreditgeber eine größere Veränderung seines Nutzens in der Zukunft erwartet als der Kreditnehmer. Max Weber kommt wiederholt auf die Frage zurück, warum, rationales Handeln vorausgesetzt, Darlehen gegen Zins gegeben und genommen werden, vgl. unten, S.  268 und S.  269 f.

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§  8. Marktlage eines Tauschobjektes soll die Gesamtheit der jeweils für Tauschreflektanten bei der Orientierung im Preisund Konkurrenzkampf erkennbaren Aus- und Eintauschchancen desselben gegen Geld heißen, – Marktgängigkeit das Maß von Regelmäßigkeit, mit welcher jeweils ein Objekt marktmäßiges Tauschobjekt zu werden pflegt, – Marktfreiheit der Grad von Autonomie der einzelnen Tauschreflektanten im Preis- und Konkurrenzkampf, – Marktregulierung dagegen der Zustand: daß für mögliche Tauschobjekte die Marktgängigkeit oder für mögliche Tauschreflektanten die Marktfreiheit material durch Ordnungen wirksam beschränkt ist. – Marktregulierungen können bedingt sein: 1. nur traditional: durch Gewöhnung an überlieferte Schranken des Tauschs oder an überlieferte Tauschbedingungen; 2. konventional:w durch soziale Mißbilligung der Marktgängigkeit bestimmter Nutzleistungen oder des freien Preis- oder Konkurrenzkampfs in bestimmten Tauschobjekten oder für bestimmte Personenkreise; 3. rechtlich: durch wirksame rechtliche Beschränkung des Tausches oder der Freiheit des Preis- oder Konkurrenzkampfes, allgemein oder für bestimmte Personenkreise oder für bestimmte Tauschobjekte, im Sinne: der Beeinflussung der Marktlage von Tauschobjekten (Preisregulierung) oder der Beschränkung des Besitzes oder Erwerbes oder Abtauschs von Verfügungsgewalt über Güter auf bestimmte Personenkreise (rechtlich garantierte Monopole oder rechtliche Schranken der Freiheit des Wirtschaftens); 4. voluntaristisch:9 durch Interessenlage: materiale Marktregulierung bei formaler Marktfreiheit. Sie hat die Tendenz zu entstehen, wenn bestimmte Tauschinteressenten kraft ihrer faktisch ganz oder annähernd ausschließlichen Chance des Besitzes w A: konventional, 9  Als „voluntaristisch“ bezeichnet Max Weber am anderen Ort „auf dem Boden der freien Eigeninitiative […] geschaffene Organisationen“. Vgl. Weber, Wahlrecht und Demokratie in Deutschland, MWG I/15, S. 364.

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§ 8.  Markt

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oder Erwerbes von Verfügungsgewalt über bestimmte Nutzleistungen (monopolistischenx Lage) imstande sind: die Marktlage unter tatsächlicher Ausschaltung der Marktfreiheit für andere zu beeinflussen. Insbesondere können sie zu diesem Zweck untereinander oder (und eventuell: zugleich) mit typischen Tauschpartnern marktregulierende Vereinbarungen (voluntaristische Monopole und Preiskartelle) schaffen. 1. Von Marktlage wird zweckmäßigerweise (nicht: notwendigerweise) nur bei Geldtausch gesprochen, weil nur dann ein einheitlicher Zahlenausdruck möglich ist. Die naturalen „Tauschchancen“ werden besser mit diesem Wort bezeichnet. Marktgängig waren und sind – was hier nicht im einzelnen auszuführen ist – bei Existenz des typischen Geldtauschs die einzelnen Arten von Tauschobjekten in höchst verschiedenem und wechselndem Grade. Generell nach Sorten angebbare Massenproduktions- und -Verbrauchsgegenstände im Höchstmaß, einzigartige Objekte eines Gelegenheitsbegehrs im Mindestmaß, Versorgungsmittel mit langfristiger und wiederholter Ge- und Verbrauchsperiode und Beschaffungsmittel mit langfristiger Verwendungs- und Ertragsperiode, vor allem: land- oder vollends | forstwirtschaftlich nutzbare Grundstücke in weit geringerem Maß A 44 als Güter des Alltagsverbrauchs in genußreifem Zustand, oder Beschaffungsmittel, welche schnellem Verbrauch dienen, oder nur einer einmaligen Verwendung fähig sind oder baldigen Ertrag geben. 2. Der ökonomisch rationale Sinn der Marktregulierungen ist geschichtlich mit Zunahme der formalen Marktfreiheit und der Universalität der Marktgängigkeit im Wachsen gewesen. Die primären Marktregulierungen waren teils traditional und magisch, teils sippenmäßig, teils ständisch, teils militärisch, teils sozialpolitisch, teils endlich durch den Bedarf von Verbandsherrschern bedingt, in jedem Fall aber: beherrscht von Interessen, welche nicht an der Tendenz zum Maximum der rein zweckrationalen marktmäßigen Erwerbs- oder Güterversorgungschancen von Marktinteressenten orientiert waren, oft mit ihm kollidierten. Sie schlossen entweder 1. wie die magischen oder sippenmäßigen oder ständischen Schranken (z. B. magisch: Tabu, sippenmäßig: Erbgut, ständisch: Ritterlehn) bestimmte Objekte von der Marktgängigkeit dauernd oder, wie teuerungspolitische Regulierungen (z. B. für Getreide), zeitweise aus. Oder sie banden ihren Absatz an Vorangebote (an Verwandte, Standesgenossen, Gilde- und Zunftgenossen, Mitbürger) oder Höchstpreise (z. B. Kriegspreisregulierungen) oder umgekehrt Mindestpreise (z. B. ständische Honorartaxen von Magiern, Anwälten, Ärzten). Oder 2. sie schlossen gewisse Kategorien von x Lies: kraft ihrer monopolistischen

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Personen (Adel, Bauern, unter Umständen Handwerker) von der Beteiligung an marktmäßigem Erwerb überhaupt oder für bestimmte Objekte aus. Oder 3. sie schränkten durch Konsumregulierung (ständische Verbrauchsordnungen, kriegswirtschaftliche oder teuerungspolitische Rationierungen) die Marktfreiheit der Verbraucher ein. Oder 4. sie schränkten aus ständischen (z. B. bei den freien Berufen) oder konsumpolitischen, erwerbspolitischen, sozialpolitischen („Nahrungspolitik der Zünfte“)10 Gründen die Marktfreiheit der konkurrierenden Erwerbenden ein. Oder 5. sie behielten der politischen Gewalt (fürstliche Monopole) oder den von ihr Konzessionierten (typisch bei den frühkapitalistischen Monopolisten) die Ausnutzung bestimmter ökonomischer Chancen vor. Von diesen war die fünfte Kategorie von Marktregulierungen am meisten, die erste am wenigsten marktrational, d. h. der Orientierung des Wirtschaftens der einzelnen am Verkauf und Einkauf von Gütern auf dem Markt interessierten Schichten an Marktlagen förderlich, die anderny, in absteigender Reihenfolge, hinderlich. Marktfreiheitsinteressenten waren diesen Marktregulierungen gegenüber alle jene Tauschreflektanten, welche am größtmöglichen Umfang der Marktgängigkeit der Güter, sei es als Verbrauchs-, sei es als Absatzinteressenten ein Interesse haben mußten. Voluntaristische Marktregulierungen traten zuerst und dauernd weitaus am stärksten auf seiten der Erwerbsinteressenten auf. Sie konnten im Dienst von monopolistischen Interessen sowohl nur 1. die Absatz- und Eintauschs-Chancen regulieren (typisch: die universell verbreiteten Händlermonopole), als 2. die Transporterwerbschancen (Schiffahrts- und Eisenbahnmonopole), als 3. die Güterherstellung (Produzentenmonopole), als 4. die Kreditgewährung und Finanzierung (bankmäßige Konditions-Monopole) erfassen. Die beiden letzteren bedeuteten am meisten eine Zunahme verbandsmäßiger, jedoch – im Gegensatz zu den primären, irrationalen Marktregulierungen – einer planmäßig an Marktlagen orientierten Regulierung der Wirtschaft. Die voluntaristischen Marktregulierungen gingen naturgemäß regelmäßig von solchen Interessenten aus, deren prominente tatsächliche Verfügungsgewalt über Beschaffungsmittel ihnen monopolistische Ausbeutung der formalen Marktfreiheit gestattete. Voluntaristische Verbände der Konsum­ interessenten (Konsumvereine, Einkaufsgenossenschaften) gingen dagegen regelmäßig von ökonomisch schwachen Interessenten aus und very  Zu ergänzen wäre: waren 10  Die auf der Zielsetzung beruhende Politik der Zünfte, daß alle Vollmeister die für den Unterhalt eines Handwerkshaushalts nötigen Erwerbseinkünfte erzielen sollten. Vgl. auch unten, S.  313. Insbesondere Werner Sombart hat behauptet, daß die „Idee der Nahrung“ aller vorkapitalistischen Wirtschaftsgestaltung ihr Gepräge gegeben habe. Vgl. Sombart, Der moderne Kapitalismus I2, S.  34 f.

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§ 9.  Formale und materiale Rationalität des Wirtschaftens

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mochten daher zwar Kostenersparnisse für die Beteiligten, eine wirksame Marktregulierung aber nur vereinzelt und lokal begrenzt durchzusetzen.

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§  9. Als formale Rationalität eines Wirtschaftens soll hier das Maß der ihm technisch möglichen und von ihm wirklich angewendeten Rechnung bezeichnet werden. Als materiale Rationalität soll dagegen bezeichnet werden der Grad, in welchem die jeweilige Versorgung von gegebenen Menschengruppen (gleichviel wie abgegrenzter Art) mit Gütern durch die Art eines wirtschaftlich orientierten sozialen Handelns sich gestaltet unter dem Gesichtspunkt bestimmter (wie immer gearteter) wertender Postulate, unter welchen sie betrachtet wurde, wird oder werden könnte.11 Diese sind höchst vieldeutig. 1. Die vorgeschlagene Art der Bezeichnung (übrigens lediglich eine Präzisierung dessen, was in den Erörterungen über „Sozialisierung“[,] „Geld“und „Natural“-|Rechnung als Problem immer wiederkehrt) möchte ledig- A 45 lich der größeren Eindeutigkeit in der sprachgebräuchlichen Verwendung des Wortes „rational“ auf diesem Problemgebiet dienen. 2. Formal „rational“ soll ein Wirtschaften je nach dem Maß heißen, in welchem die jeder rationalen Wirtschaft wesentliche „Vorsorge“ sich in zahlenmäßigen, „rechenhaften“, Überlegungen ausdrücken kann und ausdrückt (zunächst ganz unabhängig davon, wie diese Rechnungen technisch aussehen, ob sie also als Geld- oder als Naturalschätzungen vollzogen werden). Dieser Begriff ist also (wenn auch, wie sich zeigen wird, nur relativ) eindeutig wenigstens in dem Sinn, daß die Geldform das Maximum dieser formalen Rechenhaftigkeit darstellt (natürlich auch dies: ceteris paribus!)[.] 3. Dagegen ist der Begriff der materialen Rationalität durchaus vieldeutig. Er besagt lediglich dies Gemeinsame: daß eben die Betrachtung sich mit der rein formalen (relativ) eindeutig feststellbaren Tatsache: daß zweckrational, mit technisch tunlichst adäquaten Mitteln, gerechnet wird, nicht begnügt, sondern ethische, politische, utilitarische, hedonische, ständische, egalitäre oder irgendwelche anderen Forderungen stellt und daran die Ergebnisse des – sei es auch formal noch so „rationalen“, d. h. rechenhaften – Wirtschaftens wertrational oder material zweckrational bemißt. 11  Formale und materiale Rationalität stellt Max Weber auch gegenüber in: Weber, Zwischenbetrachtung, Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung, MWG I/19, S.  488. Der bezügliche Satz stand noch nicht in der Erstfassung des Textes von 1915.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Der möglichen, in diesem Sinn rationalen, Wertmaßstäbe sind prinzipiell schrankenlos viele, und die unter sich wiederum nicht eindeutigen sozialistischen und kommunistischen, in irgendeinem Grade stets: ethischen und egalitären, Wertmaßstäbe sind selbstverständlich nur eine Gruppe unter dieser Mannigfaltigkeit (ständische Abstufung, Leistung für politische Macht-, insbesondere aktuelle Kriegszwecke und alle denkbaren sonstigen Gesichtspunkte sind in diesem Sinn gleich „material“). – Selbständig, gegenüber auch dieser materialen Kritik des Wirtschaftsergebnisses, ist dagegen überdies eine ethische, asketische, ästhetische Kritik der Wirtschaftsgesinnung sowohl wie der Wirtschaftsmittel möglich, was wohl zu beachten ist. Ihnen allen kann die „bloß formale“ Leistung der Geldrechnung als subaltern oder geradezu als ihren Postulaten feindlich erscheinen (noch ganz abgesehen von den Konsequenzen der spezifisch modernen Rechnungsart). Hier ist nicht eine Entscheidung, sondern nur die Feststellung und Begrenzung dessen, was „formal“ heißen soll, möglich. „Material“ ist hier also auch selbst ein „formaler“, d. h. hier: ein abstrakter[,]12 Gattungsbegriff.

§  10. Rein technisch angesehen, ist Geld das „vollkommenste“ wirtschaftliche Rechnungsmittel, das heißt: das formal rationalste Mittel der Orientierung wirtschaftlichen Handelns. Geldrechnung, nicht: aktueller Geldgebrauch, ist daher das spezifische Mittel zweckrationaler Beschaffungswirtschaft.13 Geldrechnung bedeutet aber im vollen Rationalitätsfall primär: 1. Schätzung aller für einen Beschaffungszweck jetzt oder künftig als benötigt erachteten[,] wirklich oder möglicherweise verfügbaren oder aus fremder Verfügungsgewalt beschaffbaren, in Verlust geratenen oder gefährdeten, Nutzleistungen oder Beschaffungsmittel, und ebenso aller irgendwie relevanten ökonomischen Chancen überhaupt, nach der (aktuellen oder erwarteten) Marktlage; 2. zahlenmäßige Ermittelung a) der Chancen jeder beabsichtigten und b) Nachrechnung des Erfolges jeder vollzogenen Wirtschaftshandlung in Form einer die verschiedenen Möglichkeiten vergleichenden „Kosten-“ und „Ertrags“-Rechnung in 12  Zum eingefügten Komma vgl. Korrekturfahne K3 im Anhang, unten, S.  629. 13 Zu Max Webers Begriff „Beschaffung“ vgl. Kap. II, §  4, oben, S.  228 mit Hg.Anm.  33. In Kap. II, §  32, unten, S.  381 f., spricht Weber sowohl von „Güterherstellung“ als auch von „Güterbeschaffungswirtschaften“.

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Geld und vergleichende Prüfung des geschätzten „Reinertrags“14 verschiedener möglicher Verhaltungsweisen an der Hand dieser Rechnungen; 3. periodischer Vergleich der einer Wirtschaft insgesamt verfügbaren Güter und Chancen mit den bei Beginn der Periode verfügbar gewesenen, beide Male in Geld geschätzt; 4. vorherige Abschätzung und nachträgliche Feststellung derjenigen aus Geld bestehenden oder in Geld schätzbaren Zugänge und Abgänge, welche die Wirtschaft, bei Erhaltung der Geldschätzungssumme ihrer insgesamt verfügbaren Mittel (Nr.  3), die Chance hat, während einer Periode zur Verwendung verfügbar zu haben; 5. die Orientierung der Bedarfsversorgung an diesen Daten (Nr.  1–4) durch Verwendung des (nach Nr.  4) in der Rechnungsperiode verfügbaren Geldes für die begehrten Nutzleistungen nach dem Prinzip des Grenznutzens.15 | Die kontinuierliche Verwendung und Beschaffung (sei es durch Produktion oder Tausch) von Gütern zum Zweck 1. der eignen Versorgung oder 2. zur Erzielung von selbst verwendeten anderen Gütern heißt Haushalt. Seine Grundlage bildet für einen einzelnen oder eine haushaltsmäßig wirtschaftende Gruppe im Rationalitätsfall der Haushaltsplan, welcher aussagt: in welcher Art die vorausgesehenen Bedürfnisse einer Haushaltsperiode (nach Nutzleistungen oder selbst zu verwendenden Beschaffungsmitteln) durch erwartetes Einkommen gedeckt werden sollen. Einkommen eines Haushalts soll derjenige in Geld geschätzte Betrag von Gütern heißen, welcher ihma16 bei Rechnung nach dem in Nr.  4 angegebenen Prinzip in einer vergangenen Periode a A: ihr 14  In Korrekturfahne K3 verbessert Weber „Nutzens“ zu „Reinertrags“ (vgl. Anhang, unten, S.  630). 15  Zum Gemeinten vgl. Kap. II, §  4, oben, S.  227 mit Hg.-Anm.  30. 16  In der Druckfassung bezieht sich Weber mit „ihr“ vermutlich auf die „haushaltsmäßig wirtschaftende Gruppe“. Weil aber, wie ebenfalls oben ausgeführt, auch Einzelne einen Haushalt führen können, wurde hier und im folgenden die neutralere Formulierung „ihm“ bzw. „er“ für den Haushalt, sei es ein Einzelner oder eine Gruppe, gewählt. Vgl. auch textkritische Anm.  a–d.

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bei rationaler Schätzung zur Verfügung gestanden hat, oder mit dessen Verfügbarkeit erb für eine laufende oder künftige Periode bei rationaler Schätzung rechnen zu können die Chance hat. Die Gesamtschätzungssumme der in der Verfügungsgewalt eines Haushalts befindlichen, von ihmc zur – normalerweise – dauernden unmittelbaren Benutzung oder zur Erzielung von Einkommen verwendeten Güter (abgeschätzt nach Marktchancen, Nr.  3) heißt: seind Vermögen.17 Die Voraussetzung der reinen Geld-Haushalts-Rechnung ist: daß das Einkommen und Vermögen entweder in Geld oder in (prinzipiell) jederzeit durch Abtausch in Geld verwandelbaren, also im absoluten Höchstmaß marktgängigen, Gütern besteht. Haushalt und (im Rationalitätsfall) Haushaltsplan kennt auch die weiterhin noch zu erörternde Naturalrechnung.18 Ein einheitliches „Vermögen“ im Sinn der Geldabschätzung kennt sie so wenig wie ein einheitliches (d. h. geldgeschätztes) „Einkommen“. Sie rechnet mit „Besitz“ von Naturalgütern und (bei Beschränkung auf friedlichen Erwerb) konkreten „Einkünf­ ten“19 aus dem Aufwand von verfügbaren Gütern und Arbeitskräften in Naturalform, die sie unter Abschätzung des Optimums der möglichen Bedarfsdeckung als Mittel dieser verwaltet. Bei fest gegebenen Bedürfnissen ist die Art dieser Verwendung so lange ein relativ einfaches rein technisches Problem, als die Versorgungslage nicht eine genaue rechnerische Feststellung des O ­ ptimums des Nutzens der Verwendung von Bedarfsdeckungsmitteln unter Vergleichung sehr heterogener möglicher Verwendungsarten erfordert. Andernfalls treten schon an den b A: sie  c A: ihr  d A: ihr 17 Mit der Einschränkung, daß nur Haushalte Träger von Vermögen sein können, weicht Max Weber vom seinerzeit üblichen Sprachgebrauch ab, dem er auch in seinen nationalökonomischen Vorlesungen noch gefolgt ist. Vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S. 151, und Lexis, Wilhelm, Vermögen, in: WbVW3, Band 2, 1911, S. 1169. 18  Weber verweist auf das unmittelbar Folgende und auf Kap. II, §  12, unten, S.  273– 285. 19  Zum Unterschied von „Einkommen“ und (naturalwirtschaftlichen) „Einkünften“ vgl. unten, S.  443 f.

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einfachen tauschlosen Einzelhaushalt Anforderungen heran, deren (formal exakte) rechnungsmäßige Lösung enge Schranken hat und deren tatsächliche Lösung teils traditional, teils an der Hand sehr grober Schätzungen zu geschehen pflegt, welche freilich bei relativ typischen, übersehbaren, Bedürfnissen und Beschaffungsbedingungen auch völlig ausreichen. Besteht der Besitz aus heterogenen Gütern (wiee es im Fall tauschlosen Wirtschaftens der Fall sein muß), so ist eine rechnerische, formal exakte Vergleichung des Besitzes am Beginn und Ende einer Haushaltsperiode ebenso wie eine Vergleichung der Einkünftechancen nur innerhalb der qualitativ gleichen Arten von Gütern möglich. Zusammenstellung zu einem naturalen Gesamtbesitzstand und Auswerfung naturaler Verbrauchs-Deputate, die ohne Minderung dieses Besitzstandes voraussichtlich dauernd verfügbar sind, ist dann typisch. Jede Änderung des Versorgungsstandes (z. B. durch Ernteausfälle) oder der Bedürfnisse bedingt aber neue Dispositionen, da sie die Grenznutzen verschiebt. Unter einfachen und übersehbaren Verhältnissen vollzieht sich die Anpassung leicht. Sonst technisch schwerer als bei reiner Geldrechnung, bei welcher jede Verschiebung der Preis­ chancen (im Prinzip) nur die mit den letzten Geldeinkom­mens­ einheiten zu befriedigenden Grenzbedürfnisse der Dringlichkeitsskala beeinflußt. Bei ganz rationaler (also nicht traditionsgebundener) Naturalrechnung gerät überdies die Grenznutzrechnung, welche bei Verfügung über Geldvermögen und Geldeinkommen relativ einfach – an der Hand der Dringlichkeitsskala der Bedürfnisse20 – verläuft, in eine starke Komplikation. Während dort als e  Klammer fehlt in A. 20  Im Rahmen seiner Ausführungen zum zweckrationalen Handeln führt Max Weber in Kap. I, oben, S.  176, aus, wie die subjektiven Bedürfnisregungen in eine „Skala ihrer von ihm [dem Handelnden] bewußt abgewogenen Dringlichkeit“ gebracht werden und danach das Handeln so orientiert wird, „daß sie in dieser Reihenfolge nach Möglichkeit befriedigt werden (Prinzip des ‚Grenznutzens‘).“ Das Konzept der Dringlichkeitsskala bzw. Bedürfnisskala wurde entwickelt, um dem gegen die Grenznutzentheorie erhobenen Einwand zu begegnen, daß das Bedürfnis resp. der Nutzen nicht direkt meßbar seien. Wohl aber sollen sich Intensitätsgrößen gegeneinander abschätzen lassen. Vgl. Wieser, Theorie, S.  149 ff. und 215 f.

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„Grenz“-|Frage lediglich Mehrarbeit oder: die Befriedigung bzw. Opferung eines Bedürfnisses zugunsten eines (oder mehrerer) anderer auftaucht (denn darin drücken sich im reinen Geldhaushalt letztlich die „Kosten“ aus), findet sie sich hier in die Nötigung versetzt: neben der Dringlichkeitsskala der Bedürfnisse noch zu erwägen: 1. mehrdeutige Verwendbarkeit der Beschaffungsmittel einschließlich des bisherigen Maßes von Gesamtarbeit, also eine je nach der Verwendbarkeit verschiedene (und: wandelbare) Relation zwischen Bedarfsdeckung und Aufwand, also: 2. Maß und Art neuer Arbeit, zu welcher der Haushalter behufs Gewinnung neuer Einkünfte genötigt wäre, und: 3. Art der Verwendung des Sachaufwands im Fall verschiedener in Betracht kommender Güterbeschaffungen. Es ist eine der wichtigsten Angelegenheiten der ökonomischen Theorie, die rational mögliche Art dieser Erwägungen zu analysieren,21 der Wirtschaftsgeschichte: durch den Verlauf der Geschichts­ epochen hindurch zu verfolgen, in welcher Art tatsächlich sich das naturale Haushalten damit abgefunden hat. Im wesentlichen läßt sich sagen: 1. daß der formale Rationalitätsgrad tatsächlich (im allgemeinen) das faktisch mögliche (vollends aber: das theoretisch zu postulierende) Niveau nicht erreichte, daß vielmehr die Naturalhaushaltsrechnungen in ihrer gewaltigen Mehrzahl notgedrungen stets weitgehend traditionsgebunden blieben, 2. also: den Großhaushaltungen, gerade weil die Steigerung und Raffinierung von Alltagsbedürfnissen unterblieb, eine außeralltägliche (vor allem: künstlerische) Verwertung ihrer 21 Die von Weber ins Auge gefaßte Theorie ist die auf der Hypothese sinkenden Grenznutzens beruhende, im deutschen Sprachraum mit den Namen Menger, Wieser und Böhm-Bawerk verbundene neue Mikroökonomie. Sie war keineswegs die seinerzeit in Deutschland herrschende Theorie. Weber hatte sich, soweit es um die „abstrakte Theorie“ ging, schon in seinen Vorlesungen zur ‚Theoretischen Nationalökonomie‘ zu ihr bekannt. Dort hat er auch die Erwägungen in einer isolierten Wirtschaft ohne inneren und äußeren Tauschverkehr und ohne Geld skizziert (vgl. Weber, Die wirtschaftliche Wertschätzung in der isolierten Wirtschaft, in: ders., Erstes Buch, §  2. Die Wirtschaft und ihre elementaren Erscheinungen, MWG III/1, S.  127–131). In seinem Beitrag zum GdS hat Friedrich von Wieser der „Theorie der einfachen Wirtschaft“ eine umfassende Darstellung gewidmet (vgl. Wieser, Theorie, S.  17–108). Weber und Wieser meinen, daß sich die Überlegungen eines Robinson und eines „freien sozialistischen Zukunftsstaates“ (Wieser, ebd., S.  65) bzw. einer „etwaige[n] communistische[n] Zukunftsgesellschaft“ (Weber, MWG III/1, S.  127) nicht unterscheiden würden.

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Überschußversorgtheit nahelag (Grundlage der künstlerischen, stilgebundenen Kultur naturalwirtschaftlicher Zeitalter).

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1. Zum „Vermögen“ gehören natürlich nicht nur Sachgüter. Sondern: alle Chancen, über welche eine[,] sei es durch Sitte, Interessenlage, Konvention oder Recht oder sonstwie verläßlich gesicherte[,] Verfügungsgewalt besteht (auch „Kundschaft“ eines Erwerbsbetriebs gehört – sei dies ein ärztlicher, anwältlicher oder Detaillisten-Betrieb – zum „Vermögen“ des Inhabers, wenn sie aus gleichviel welchen Gründen stabil ist: im Fall rechtlicher Appropriation kann sie ja nach der Definition im Kap. I §  10 „Eigentum“ sein).22 2. Die Geldrechnung ohne aktuellen Geldgebrauch oder doch mit Einschränkung desselben auf in natura unausgleichbare Überschüsse der beiderseitigen Tauschgütermengen findet man typisch in ägyptischen und babylonischen Urkunden, die Geldrechnung als Bemessung einer Naturalleistung in der z. B. sowohl im Kodex Hammurabi23 wie im vulgärrömischen24 und frühmittelalterlichen Recht typischen Erlaubnis an den Schuldner,f den Geldrechnungsbetrag zu leisten: „in quo potuerit“.25 (Die Umrechnung kann dabei nur auf der Basis traditionaler oder oktroyierter Binnenpreise vollzogen worden sein.) 3. Im übrigen enthalten die Darlegungen nur Altbekanntes im Interesse einer eindeutigen Feststellung des Begriffs des rationalen „Haushalts“ gegenüber dem gleich zu erörternden26 gegensätzlichen Begriff der rationalen Erwerbswirtschaft. Zweck ist die ausdrückliche Feststellung: daß beide in rationaler Form möglich sind, „Bedarfsdeckung“ nicht etwas, im Rationalitätsfall, „Primitiveres“ ist als: „Erwerb“, „Vermögen“ nicht eine notwendig „primitivere“ Kategorie als: „Kapital“, oder „Einkommen“ als: „Gewinn“. Geschichtlich und hingesehen auf die in der Vergangenheit vorwaltende Form der Betrachtung wirtschaftlicher Dinge geht allerdings, und selbstverständlich, „Haushalten“ voran.

f A: Schuldner: 22  Kap. I, §  10, oben, S.  199. 23 Auf die 1901/02 aufgefundene Stele mit Rechtsaufzeichnungen des babylonischen Königs Hammurabi geht Max Weber mehrfach, u. a. in seinem Beitrag „Agrarverhältnisse im Altertum“ ein (vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, insbes. S.  395 mit Hg.-Anm.  32 zu Webers Quelle). 24  Als Vulgarrecht wird das gegenüber dem klassischen römischen Recht stark vereinfachte spätantike west-römische Recht des 3.–5. Jahrhunderts bezeichnet. 25  lat., „worin er kann“; gemeint ist: in welcher Form der Schuldner leisten kann. 26  Im folgenden §  11, unten S.  259, spricht Max Weber nicht von „rationaler Erwerbswirtschaft“, wohl aber vom „rationalen wirtschaftlichen Erwerben“.

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4. Wer Träger des „Haushalts“ ist, ist gleichgültig. Ein staatlicher „Haushaltsplan“ und das „Budget“ eines Arbeiters fallen beide unter die gleiche Kategorie. 5. Haushalten und Erwerben sind nicht exklusive Alternativen. Der Betrieb eines „Konsumvereins“ z. B. steht im Dienst (normalerweise) des Haushaltens, ist aber kein Haushalts-, sondern nach der Form seines Gebarens ein Erwerbsbetrieb ohne materialen Erwerbszweck. Haushalten und Erwerben können im Handeln des einzelnen derart ineinandergreifen (und dies ist der in der Vergangenheit typische Fall), daß nur der Schlußakt (Absatz hier, Verzehr dort) den Ausschlag für den Sinn des Vorgangs gibt (bei Kleinbauern insbesondere typisch). Der haushaltsmäßige Tausch (Konsumeintausch, Überschuß-Abtausch) ist Bestandteil des Haushalts. Ein Haushalt (eines Fürsten oder Grundherren) kann Erwerbsbetriebe im Sinn des folgenden §27 einschließen und hat dies in typischer Art früher getan: ganze Industrien sind aus solchen heterokephalen und heteronomen „Nebenbetrieben“ zur Verwertung von eignen Forst- und Feldprodukten A 48 von Grundherren, Klöstern, | Fürsten entstanden. Allerhand „Betriebe“ bilden schon jetzt den Bestandteil namentlich kommunaler, aber auch staatlicher, Haushaltungen. Zum „Einkommen“ gehören natürlich bei rationaler Rechnung nur die für den Haushalt verfügbaren „Rein-Erträge“ dieser Betriebe. Ebenso können umgekehrt Erwerbsbetriebe sich, z. B. für die Ernährung ihrer Sklaven oder Lohnarbeiter, fragmentarische heteronome „Haushaltungen“ („Wohlfahrtseinrichtungen“, Wohnungen, Küchen) angliedern. „Rein-Erträge“ sind (Nr.  2) Geldüberschüsse abzüglich aller Geldkosten.28 6. Auf die Bedeutung der Naturalrechnung für die allgemeine Kulturentwicklung konnte hier nur mit den ersten Andeutungen eingegangen werden.

§  11. Erwerben soll ein an den Chancen der (einmaligen oder regelmäßig wiederkehrenden: kontinuierlichen) Gewinnung von neuer Verfügungsgewalt über Güter orientiertes Verhalten, Erwerbstätigkeit die an Chancen des Erwerbes mitorientierte Tätigkeit, wirtschaftliches Erwerben ein an friedlichen Chancen orientiertes, marktmäßiges Erwerben ein an Marktlagen orien27  Kap. II, §  11, unten. 28  „Nr.  2“ bezieht sich auf Ziffer 2 in Kap. II, §  10, oben, S.  253. Die Definition von „Rein-Erträgen“ ist von Weber eigenhändig in die Korrekturfahnen eingefügt worden (vgl. Anhang, unten, S.  634). Inhaltlich ist sie bedenklich: Der Kostenabzug muß eigentlich erfolgt sein, bevor von einem Überschuß gesprochen werden kann.

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tiertes, Erwerbsmittel solche Güter und Chancen, welche dem wirtschaftlichen Erwerben dienstbar gemacht werden, Erwerbstausch ein an Marktlagen zu Erwerbszwecken orientierter Ab- oder Eintausch im Gegensatz zum Ab- und Eintausch für Bedarfsdeckungszwecke (haushaltsmäßigem Tausch), Erwerbskredit der zur Erlangung der Verfügungsgewalt über Erwerbsmittel gegebene und genommene Kredit heißen. Dem rationalen wirtschaftlichen Erwerben ist zugehörig eine besondre Form der Geldrechnung: die Kapitalrechnung.29 Kapitalrechnung ist die Schätzung und Kontrolle von Erwerbschancen und -erfolgen durch Vergleichung des Geldschätzungsbetrages einerseits der sämtlichen Erwerbsgüter (in Natur oder Geld) bei Beginn und andererseits der (noch vorhandenen und neu beschafften) Erwerbsgüter bei Abschluß des einzelnen Erwerbsunternehmens oder, im Fall eines kontinuierlichen Erwerbsbetriebes: einer Rechnungsperiode, durch Anfangs- bzw. AbschlußBilanz. Kapital heißt die zum Zweck der Bilanzierung bei Kapitalrechnung festgestellte Geldschätzungssumme der für die Zwecke des Unternehmens verfügbaren Erwerbsmittel,30 Ge29  Der in diesem Kapitel 54 mal verwendete Begriff „Kapitalrechnung“ erscheint im Werk Max Webers sonst nur in der 1919 verfaßten „Vorbemerkung“ zu den „Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie“ und in den Aufzeichnungen zu seiner Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ (vgl. Weber, Vorbemerkung, GARS I, S.  4 f. (MWG I/18) und Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  86 f., 89, 228, 248, 301, 318 f., 322 f.). Der Begriff war zu Webers Zeit wenig gebräuchlich. In Lehrbüchern des betrieblichen Rechnungswesens betraf er, wenn er überhaupt gebraucht wurde, recht Verschiedenes: die Erstellung von Inventaren und ihren Vergleich, die Buchführung im Ganzen, die Bilanz, spezielle Abschluß(Kapital-)konten bei der Bilanzierung u. a. Friedrich von Wieser handelt in seiner „Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft“ unter der Kapitelüberschrift „Die Kapitalrechnung“ die Ermittlung des Wertes der Kapitalgüter ab und meint, es gehöre „heute zur Ordnung jeder einzelnen Unternehmung [.  .  .], genaue Kapitalrechnung zu führen“ (vgl. Wieser, Theorie, S.  224–229, Zitat: S.  224). Eine große Rolle spielt der Begriff im Werk Robert Liefmanns. Kapitalrechnung ist hier Definitionsmerkmal für den Begriff Unternehmung, damit verbunden der „kapitalistischen Epoche“ und des Kapitalismus. Vgl. Liefmann, Robert, Kapital und Kapitalismus, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Band  72, 1916, S.  328–366, und Band  73, 1917, S.  45–100, bes. S.  62 und 93; Liefmann, Grundsätze I, bes. S.  588–600, und ders., Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Band  II: Grundlagen des Tauschverkehrs. – Stuttgart und Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1919, bes. S.  562–566. 30  Max Weber erläutert seinen, von dem in der Nationalökonomie seiner Zeit herrschenden Sprachgebrauch abweichenden Kapitalbegriff unten, S.   264 f. mit Hg.Anm.  41.

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winn bzw. Verlust der durch die Abschlußbilanz ermittelte Mehrbzw. Minderbetrag der Schätzungssumme gegenüber derjenigen der Anfangsbilanz, Kapitalrisiko die geschätzte Chance bilanzmäßigen Verlustes, wirtschaftliches Unternehmen ein an Kapitalrechnung autonom orientierbares Handeln.31 Diese Orientierung erfolgt durch Kalkulation: Vorkalkulation des bei einer zu treffenden Maßnahme zu erwartenden Risikos und Gewinns, Nachkalkulation zur Kontrolle des tatsächlich eingetretenen Gewinn- oder Verlust-Erfolges. Rentabilität bedeutet (im Rationalitätsfall) 1. den, als möglich und durch die Maßregeln des Unternehmers zu erstrebendeng, durch Vorkalkulation errechneten –, 2. den laut Nachkalkulation tatsächlich erzielten und ohne Schädigung künftiger Rentabilitätschancen für den Haushalt des (oder der) Unternehmer verfügbaren Gewinn einer Periode, ausgedrückt üblicherweise im Quotienten- (heute: Prozent-) Verhältnis zum bilanzmäßigen Anfangskapital.32 Kapitalrechnungsmäßige Unternehmungen können an Markt­ erwerbschancen oder an der Ausnutzung anderer – z. B. durch Gewaltverhältnisse bedingter (Steuerpacht-, Amtskauf-)33 – Erwerbschancen orientiert sein. Alle Einzelmaßnahmen rationaler Unternehmen werden durch Kalkulation am geschätzten Rentabilitätserfolg orientiert.34 Kapitalrechnung setzt bei Markterwerb voraus: 1. daß für g A: erstrebend 31  In den Korrekturfahnen K2 und K3 ist von einem an Kapitalrechnung „orientierte[n]“ – und noch nicht von einem „orientierbare[n]“ – Handeln die Rede (vgl. Anhang, unten, S.  635). Wie es zu der sachlich bemerkenswerten Änderung kam, ist unbekannt. Die geänderte Terminologie könnte eine Erklärung in einer späteren Bemerkung Max Webers finden: „Entscheidend ist also nicht die empirische Tatsache, sondern die prinzipielle Möglichkeit der materialen Kapitalrechnung.“ (vgl. unten, S.  365). 32  Der Bezug des Gewinns auf das „Anfangskapital“ (ohne Unterscheidung von Eigen- und Fremdkapital) deutet darauf hin, daß Max Weber das im Sinn hat, was der von ihm unten, S.  264, als Autor einschlägiger Texte genannte Friedrich Leitner als Rentabilität der Unternehmung, im Gegensatz zur Rentabilität des Unternehmerkapitals bezeichnet. Vgl. Leitner, Betriebslehre, S.  104. 33  Zu Steuerpacht und Amtskauf vgl. unten, S.  379, sowie S.  444 f., und die dortigen Erläuterungen. 34  In Korrekturfahne K2 heißt es statt „rationaler Unternehmen“ noch: „des Erwerbsunternehmens“ (vgl. Anhang, unten, S.  636). Nicht in Hinblick auf die Definition eines Idealtyps, sondern hinsichtlich der tatsächlichen Verbreitung systematischen Kalkulie-

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die Güter, welche der Erwerbsbetrieb beschafft, hinlänglich breite und gesicherte, durch Kalkulation abschätzbare, Absatzchancen bestehen, also (normalerweise): Marktgängigkeit, 2. daß ebenso die Erwerbsmittel: sachliche Beschaffungsmittel und Arbeitsleistungen, hinlänglich sicher und mit durch Kalkulation errechenbaren „Kosten“ auf dem Markt zu erwerben sind, endlich: 3. daß auch die technischen und rechtlichen Bedingungen der mit den Beschaffungsmitteln bis zur Absatzreife vorzunehmenden Maßregeln (Transport, Umformung, Lagerung usw.) prinzipiell berechenbare (Geld-) Kosten entstehen lassen. – Die außer|ordentliche Bedeutung optimaler Berechenbarkeit als Grundlage optimaler Kapitalrechnung wird uns in der Erörterung der soziologischen Bedingungen der Wirtschaft stets neu entgegentreten.35 Weit entfernt, daß hier nur wirtschaftliche Momente in Betracht kämen, werden wir sehen, daß äußere und innere Obstruktionen verschiedenster Art an dem Umstand schuld sind, daß Kapitalrechnung als eine Grundform der Wirtschaftsrechnung nur im Okzident entstand. Die Kapitalrechnung und Kalkulation des Marktunternehmers kennt, im Gegensatz zur Haushaltsrechnung, keine Orientierung am „Grenznutzen“, sondern an der Rentabilität. Deren Chancen sind ihrerseits letztlich von den Einkommensverhältnissen und durch diese von den Grenznutzen-Konstellationen der verfügbaren Geldeinkommen bei den letzten Konsumenten der genußreifen Güter (an deren „Kaufkraft“ für Waren der betreffenden Art, wie man zu sagen pflegt) bedingt. Technisch aber sind Erwerbsbetriebsrechnung und Haushaltsrechnung ebenso grundverschieden, wie Bedarfsdeckung und Erwerb, denen sie dienen. Für die ökonomische Theorie ist der Grenzkonsument der Lenker der Richtung der Produktion. Tatsächlich, nach der Machtlage, ist dies für die Gegenwart nur bedingt richtig, da weitgehend der „Unternehmer“ die Bedürfnisse des rens hat Weber an anderer Stelle ausgeführt: „Denn [.  .  .] kalkuliert wird heute auch in der Industrie nur soweit, als es der Unternehmer für notwendig hält, und das hängt teils von äußeren Situationen, teils von Traditionen ab.“ Vgl. Weber, Probleme der Arbeiterpsychologie, MWG I/11, S.  409–425, Zitat: S.  418. 35  Max Weber verweist auf für später Geplantes (vgl. dazu den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  111 f.). In Kapitel II findet sich Entsprechendes noch nicht.

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Konsumenten „weckt“ und „dirigiert“, – wenn dieser kaufen kann.36 Jede rationale Geldrechnung und insbesondere daher jede Kapitalrechnung ist bei Markterwerb orientiert an Preischancen, die sich durch Interessenkampf (Preis- und Konkurrenzkampf) und Interessenkompromiß auf dem Markt bilden. Dies tritt in der Rentabilitätsrechnung besonders plastisch bei der technisch (bisher) höchst entwickelten Form der Buchführung (der sog. „doppelten“ Buchführung) darin hervor: daß durch ein Kontensystem37 die Fiktion von Tauschvorgängen zwischen den einzelnen Betriebsabteilungen oder gesonderten Rechnungsposten zugrunde gelegt wird, welches technisch am vollkommensten die Kontrolle der Rentabilität jeder einzelnen Maßregel gestattet. Die Kapitalrechnung in ihrer formal rationalsten Gestalt setzt daher den Kampf des Menschen mit dem Menschen voraus. Und zwar unter einer weiteren sehr besondersartigen Vorbedingung. Für keine Wirtschaft kann subjektiv vorhandene „Bedarfsempfindung“ gleich effektivem, das heißt: für die Deckung durch Güterbeschaffung in Rechnung zu stellendemh, Bedarf sein. Denn ob jene subjektive Regung befriedigt werden kann, hängt von der Dringlichkeitsskala einerseits, den (vorhandenen, oder, in aller Regel, dem Schwerpunkt nach: erst zu beschaffenden) zur Deckung schätzungsweise verfügbaren Gütern andrerh A: stellenden 36  Schon in seinen frühen Vorlesungen hat Max Weber dargelegt, daß zu den nicht hinterfragten Grundannahmen der Grenznutzentheorie der „gegebene Bedürfnisstand“ gehöre (vgl. u. a. Weber, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  128). Die Art der Umgestaltung der Bedürfnisstände zu erörtern, bezeichnete Weber als „die fundamentale Aufgabe der historischen Betrachtung.“ (Ebd., S.  141). 37 Das Prinzip der in Ansätzen schon früher praktizierten doppelten Buchführung wurde erstmals in systematischer Form von dem Mathematiker Luca Pacioli (1445– 1509) beschrieben. Es erfordert die Aufzeichnung aller in Geld bewerteten Geschäftsvorfälle in mindestens zwei Büchern bzw. Konten, die jeweils „belastet“ (debitiert) oder „entlastet“ (kreditiert) werden. In der modernen Buchführungslehre bedeutet es aber auch, daß „man neben den Konten für sämtliche Vermögensbestandteile noch die Konten über den Bestand, die Zu- und Abnahme des reinen Vermögens einführt.“ Vgl. Schär, Johann Friedrich, Einfache und doppelte Buchhaltung (Maier-Rothschild Bibliothek, Band  6/7), 4.  Aufl. – Berlin: Verlag für Sprach- und Handelswissenschaft S. Simon 1909, S.  87.

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seits ab. Die Deckung bleibt versagt, wenn Nutzleistungen für diese Bedarfsdeckung nach Deckung der an Dringlichkeit vorgehenden nicht vorhanden und gar nicht oder nur unter solchen Opfern an Arbeitskraft oder Sachgütern zu beschaffen wären, daß künftige, aber schon in ihrer Gegenwartsschätzung dringlichere Bedürfnisse leiden würden. So in jeder Konsumwirtschaft, auch einer kommunistischen. In einer Wirtschaft mit Kapitalrechnung, also: mit Appropriation der Beschaffungsmittel an Einzelwirtschaften, also: mit „Eigentum“ (s. Kap. I §  10)[,]38 bedeutet dies Abhängigkeit der Rentabilität von den Preisen, welche die „Konsumenten“ (nach dem Grenznutzen des Geldes gemäß ihrem Einkommen) zahlen können und wollen: es kann nur für diejenigen Konsumenten rentabel produziert werden, welche (nach eben jenem Prinzip) mit dem entsprechenden Einkommen ausgestattet sind. Nicht nur wenn dringlichere (eigne) Bedürfnisse, sondern auch wenn stärkere (fremde) Kaufkraft (zu Bedürfnissen aller Art) vorgeht, bleibt die Bedarfsdeckung aus. Die Voraussetzung des Kampfes des Menschen mit dem Menschen auf dem Markt als Bedingung der Existenz rationaler Geldrechnung setzt also weiter auch die entscheidende Beeinflussung des Resultates durch die Überbietungsmöglichkeiten reichlicher mit Geldeinkommen versorgter Konsumenten und die Unterbietungsmöglichkeit vorteilhafter für die Güterbeschaffung ausgestatteter – insbesondere: mit Verfügungsgewalt über be|schaffungswichtige Güter oder Geld ausgestatteter – Produzenten absolut voraus. Insbesondere setzt sie effektive – nicht konventionell zu irgendwelchen rein technischen Zwecken fingierte – Preise und also effektives, als begehrtes Tauschmittel umlaufendes Geld voraus (nicht bloße Zeichen für technische Betriebsabrechnungen). Die Orientierung an Geldpreischancen und Rentabilität bedingt also:i 1. daß die Unterschiede der Ausstattung der einzelnen Tauschreflektanten mit Besitz an Geld oder an spezifisch markti  Doppelpunkt fehlt in A. 38  Kap. I, §  10, oben, S.  199.

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gängigen Gütern maßgebend werdenj für die Richtung der Güterbeschaffung, soweit sie erwerbsbetriebsmäßig erfolgt: indem nur der „kaufkräftige“ Bedarf befriedigt wird und werden kann. Sie bedingt also: 2. daß die Frage, welcher Bedarf durch die Güterbeschaffung gedeckt wird, durchaus abhängig wird von der Rentabilität der Güterbeschaffung, welche ihrerseits zwar formal eine rationale Kategorie ist, aber eben deshalb materialen Postulaten gegenüber sich indifferent verhält, falls diese nicht in Form von hinlänglicher Kaufkraft auf dem Markt zu erscheinen fähig sind. Kapitalgüter (im Gegensatz zu Besitzobjekten oder Vermögensteilen) sollen alle solche Güter heißen, über welche und solange über sie unter Orientierung an einer Kapitalrechnung verfügt wird.39 Kapitalzins soll – im Gegensatz zum Leihezins der verschiedenen möglichen Arten – 1. die in einer Rentabilitätsrechnung den sachlichen Erwerbsmitteln als normal angerechnete Mindest-Rentabilitätschance, – 2. der Zins, zu welchem Erwerbsbetriebe Geld oder Kapitalgüter beschaffen, heißen. Die Darstellung enthält nur Selbstverständlichkeiten in einer etwas spezifischeren Fassung. Für das technische Wesen der Kapitalrechnung sind die üblichen, zum Teil vortrefflichen, Darstellungen der Kalkulationslehre (Leitner, Schär usw.)40 zu vergleichen. 1. Der Kapitalbegriff ist hier streng privatwirtschaftlich und „buchmäßig“ gefaßt, wie dies zweckmäßigerweise zu geschehen hat. Mit dem üblij A: wird 39  Max Webers Begriff „Kapitalgut“ darf nicht verwechselt werden mit dem, was seinerzeit in der herrschenden Lehre unter „Kapital im volkswirtschaftlichen Sinne“ verstanden wurde, nämlich „produzierte Produktionsmittel“. Vgl. Böhm-Bawerk, Eugen von, Kapital, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  777 f.; Lexis, Wilhelm, Kapital, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  14–16. Weder muß das Kapitalgut Produktionsmittel noch muß es produziert sein. Nach Weber können auch Geld sowie Grund und Boden Kapitalgüter sein, vgl. unten, S.  267 zu Geld und S.  378 zu Boden. 40  Gemeint sind: Leitner, Selbstkosten-Berechnung; Leitner, Grundriß I und II; Leitner, Betriebslehre; sowie Schär, Buchhaltung. Friedrich Leitner und Johann Friedrich Schär waren die führenden Autoritäten im deutschen Sprachraum. Der Begriff „Kapitalrechnung“ kommt in ihren Schriften nur selten und nie in der von Weber oben, S.  259, geprägten Form vor. – Im kaufmännischen Sprachgebrauch der Zeit bedeutete „Kalkulation“ die Ermittlung der Selbstkosten eines Erzeugnisses und unter Umständen auch die Abschätzung des zu erzielenden Preises. Max Webers oben, S.  260, definierter Begriff „Kalkulation“ geht erheblich weiter. Er bezieht sich auf die Abschätzung von Erfolg und Risiken von Entscheidungen aller Art.

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chen Sprachgebrauch kollidiert diese Terminologie weit weniger als mit dem leider mehrfach wissenschaftlich üblich gewesenen, freilich in sich bei weitem nicht einheitlichen.41 Um den jetzt zunehmend wieder wissenschaftlich benutzten streng privatwirtschaftlichen Sprachgebrauch42 in seiner Verwendbarkeit zu erproben, braucht man nur etwa sich folgende einfache Fragen zu stellen: Was bedeutet es, wenn 1. eine Aktiengesellschaft ein „Grundkapital“ von 1 Million hat, wenn 2. dies „herabgesetzt“ wird, wenn 3. die Gesetze über das Grundkapital Vorschriften machen und etwa angeben: was und wie etwas darauf „eingebracht“ werden darf?43 Es bedeutet, daß (zu 1) bei der Gewinnverteilung so verfahren wird, daß erst derjenige durch Inventur und ordnungsmäßige Geldabschätzung ermittelte Gesamtmehrbetrag der „Aktiva“ über die „Passiva“, der über 1 Million beträgt, als „Gewinn“ gebucht und an die Beteiligten zur beliebigen Verwendung verteilt werden darf (bei einem Einzelunternehmen: daß erst dieser Überschußbetrag für den Haushalt verbraucht werden darf), daß (zu 2) bei starken Verlusten nicht gewartet werden soll, bis durch Gewinste und deren Aufspeicherung, vielleicht nach langen Jahren, wieder ein Gesamtmehrbetrag von mehr als 1 Million errechnet wird, sondern schon bei einem niedrigeren Gesamtmehrbetrag „Gewinn“ verteilt werden kann: 41  Wie Max Weber im Folgenden anhand von Beispielen aus dem Wortschatz der Praktiker erläutert, entspricht sein oben, S.   259 f., definierter Kapitalbegriff dem Sprachgebrauch der Kaufleute. Im Sinne der seinerzeitigen Unterscheidung von Volks- und Privatwirtschaftslehre ist er „privatwirtschaftlich“. „Buchmäßig“ ist er insofern, als in der Buchhaltung und Bilanz von Unternehmen der Begriff Kapital ausschließlich im Sinne von Geldwertsummen verwendet wird. – In der Volkswirtschaftslehre „wissenschaftlich üblich“, ja herrschend, war zu Webers Zeit der von Eugen von Böhm-Bawerk geprägte Kapitalbegriff als „produziertes Produktionsmittel“. Zu Kapital im volkswirtschaftlichen und privatwirtschaftlichen Sinn vgl. Lexis, Wilhelm, Kapital, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  14–16. Zum „Sprachbegriff des Kapitals“ im Unterschied zum „wissenschaftlichen“ vgl. auch Wieser, Theorie, S.  331 ff. 42  Unter den anerkannten Theoretikern war es vor allem Joseph Schumpeter, der sich hinsichtlich des Begriffs Kapital ebenfalls auf den Sprachgebrauch des täglichen Lebens berufen hat, allerdings in einem anderen Sinne als Weber. Vgl. Schumpeter, Joseph, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. – Leipzig: Duncker & Humblot 1912, S.  236; ders., Der heutige Stand der Diskussion. Nachtrag zu: Böhm-Bawerk, Eugen von, Kapital, in: HdStW4, Band  5, 1923, S.  582–584. 43  Die die Aktiengesellschaft in Deutschland betreffenden Normen enthielt das Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897. Als Grundkapital bezeichnet das Gesetz das in einer Geldsumme ausgedrückte Einlagekapital der Aktiengesellschaft. Es wird von den Gründern oder – bei späteren Kapitalerhöhungen – von den jeweiligen und auch von neuen Aktionären „eingebracht“. Das Grundkapital ist die öffentlich versprochene Kreditbasis der Gesellschaft. Die Erlangung des Grundkapitals in der Gründungsphase und dessen Erhaltung werden durch eingehende Vorschriften über Gründerverantwortlichkeit und Haftung aus Erwerb der Anteile sowie durch Normen für die Erstellung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung geregelt. Vgl. Ring, V., Aktiengesellschaften (Aktienrecht in Deutschland), in: HdStW3, Band  1, 1909, S.  256–274.

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dazu muß eben das „Kapital“ herabgesetzt werden, und dies ist der Zweck der Operation,44 – 3. der Zweck von Vorschriften über die Art, wie das Grundkapital durch Einbringung „gedeckt“ und wann und wie es „herabgesetzt“ oder „erhöht“ werden darf, ist: den Gläubigern und Aktienerwerbern die Garantie zu geben, daß die Gewinnverteilung nach den Regeln der rationalen Betriebsrechnung „richtig“ erfolgt: so also, daß a) die Rentabilität nachhaltig bleibt, b) sie nicht die Haftobjekte der Gläubiger schmälert. Die Vorschriften über die „Einbringung“ sind sämtlich Vorschriften über die „Anrechnung“ von Objekten als „Kapital“.45 – 4. Was bedeutet es, wenn gesagt wird: „das Kapital wendet sich anderen Anlagen zu“ (infolge Unrentabilität)? Entweder ist hier „Vermögen“ gemeint.46 Denn „Anlegen“ ist eine Kategorie der Vermögensverwaltung, nicht des Erwerbsbetriebs. Oder (selten) es heißt: daß Kapitalgüter dieser Eigenschaft teils durch Veräußerung der Bestände als Alteisen und Ramschware entkleidet werden, teils anderweit sie neu gewinnen. – 5. Was bedeutet es, wenn von „Kapitalmacht“ gesprochen wird? Daß die Inhaber der Verfügungsgewalt über Erwerbsmittel und ökonomischek Chancen, welche als Kapitalgüter in einem Erwerbsbetrieb verwendbar sind, kraft dieser A 51 Verfügungsge|walt und kraft der Orientierung des Wirtschaftens an den Prinzipien kapitalistischer Erwerbsrechnung eine spezifische Machtstellung gegenüber andern einnehmen. Schon in den frühesten Anfängen rationaler Erwerbsakte taucht das Kapital (nicht unter diesem Namen!) als Geldrechnungsbetrag auf: so in der Commenda.47 Güter verschiedener Art wurden einem reisenden Kaufmann zur Veräußerung auf fremdem Markt und – eventuell – Einkauf anderer für den einheimischen Markt gegeben, der Gewinn und Verlust zwischen dem reisenden und dem kapitalgebenden Interessenten des Unternehmens dann in bestimmtem Verhältnis geteilt. Damit aber dies geschehen konnte, mußten sie in Geld geschätzt – also: eine Anfangs- und eine Abschlußbilanz des Unternehmens aufgestellt – werden: das „Kapik A: ökonomischen 44  Eine von einer qualifizierten Mehrheit der Aktionäre zu beschließende Herabsetzung des Grundkapitals ist entweder eine nominelle oder eine effektive. Die nominelle dient dem bilanziellen Ausgleich von Verlusten. Die effektive erfolgt zum Zwecke der Kapitalrückzahlung an die Aktionäre oder der Umwandlung von Grundkapital in offene Rücklagen. 45  Max Weber bezieht sich u. a. auf die §§  186 und 279 des Handelsgesetzbuchs von 1897, in denen die Einbringung von Wirtschaftsgütern im Fall der Gründung und der Kapitalerhöhung einer Aktiengesellschaft geregelt war. 46  Max Weber definiert „Vermögen“ oben, S.  254. 47  Vgl. hierzu das Erstlingswerk Max Webers, Geschichte der Handelsgesellschaften, MWG I/1, S.  157 ff. et passim, sowie den Glossar-Eintrag, unten, S.  741.

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tal“ der Commenda (oder societas maris)48 war dieser Schätzungsbetrag, der ganz und gar nur Abrechnungszwecken zwischen den Beteiligten und keinen anderen diente. Was bedeutet es, wenn man von „Kapitalmarkt“ spricht? Daß Güter – insbesondre: Geld – zu dem Zwecke begehrt werden, um als Kapitalgüter Verwendung zu finden, und daß Erwerbsbetriebe (insbesondere: „Banken“ bestimmter Art) bestehen, welche aus der betriebsweisen Beschaffung dieser Güter (insbesondre: von Geld) für diesen Zweck Gewinn ziehen. Beim sog. „Leihkapital“: – Hergeben von Geld gegen Rückgabe des gleichen Nennbetrags mit oder ohne „Zinsen“l – werden wir von „Kapital“ nur für den reden, dem das Darleihen Gegenstand seines Erwerbsbetriebes bildet, sonst aber nur von „Geldleihe“. Der vulgäre Sprachgebrauch pflegt von „Kapital“ zu reden, sofern „Zinsen“ gezahlt werden, weil diese als eine Quote des Nennbetrags berechnet zu werden pflegen: nur wegen dieser rechnerischen Funktion heißt der Geldbetrag des Darlehens oder Deposits49 ein „Kapital“. Freilich ist dies Ausgangspunkt des Sprachgebrauchs (capitale = Hauptsumme des Darlehens, angeblich – nicht: nachweislich – von den „Häuptern“ der Viehleihverträge). Indessen dies ist irrelevant. Schon die geschichtlichen Anfänge zeigen übrigens die Hergabe von Naturalgütern zu einem Geldrechnungsbetrag, von dem dann der Zins berechnet wurde, so daß auch hier „Kapitalgüter“ und „Kapitalrechnung“ in der seither typischen Art nebeneinander standen. Wir wollen bei einem einfachen Darlehen, welches ja einen Teil einer Vermögensverwaltung bildet, auf seiten des Darleihenden nicht von „Leihkapital“ reden, wenn es Haushaltszwecken dient. Ebensowenig natürlich beim Darlehnsempfängerm. – Der Begriff des „Unternehmens“50 entspricht dem Üblichen, nur daß die Orientierung an der Kapitalrechnung, die meist als selbstverständlich vorausgesetzt wird, ausdrücklich hervorgehoben ist, um damit anzudeuten: daß nicht jedes Aufsuchen von Erwerb als solches schon „Unternehmung“ heißen soll, sondern eben nur sofern es an Kapitalrechnung (einerlei ob groß- oder „zwerg“-kapitalistisch) orientierbar ist. Ob diese Kapitalrechnung auch tatsächlich rational vollzogen und eine Kalkulation nach ratio50

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l A: „Zinsen“,  m A: Darleiher51 48  Speziell auf die Bedürfnisse des Seehandels abgestellte mittelalterliche Form der Kapitalbeteiligung in Gesellschaftsform; vgl. Weber, Geschichte der Handelsgesellschaften, MWG I/1, S.  165–169. 49  Englische Bezeichnung eines Depositums, hier: (Bank-)Einlage. 50 Max Weber bezieht sich auf die Definition des wirtschaftlichen Unternehmens oben, S.  260. 51  Vom „Darleihenden“ ist unmittelbar zuvor die Rede, weshalb hier zu „Darlehnsempfänger“ emendiert worden ist.

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nalen Prinzipien durchgeführt wird, soll dagegen indifferent sein.52 Von „Gewinn“ und „Verlust“ soll ebenfalls nur in Kapitalrechnungs-Unternehmungen die Rede sein. Auch der kapitallose Erwerb (des Schriftstellers, Arztes, Anwalts, Beamten, Professors, Angestellten, Technikers, Arbeiters) ist uns natürlich „Erwerb“, aber er soll nicht „Gewinn“ heißen (auch der Sprachgebrauch nennt ihn nicht so). „Rentabilität“ ist ein Begriff, der auf jeden mit den Mitteln der kaufmännischen Rechnungstechnik selbständig kalkulierbaren Erwerbsakt (Einstellung eines bestimmten Arbeiters oder einer bestimmten Maschine, Gestaltung der Arbeitspausen usw.) anwendbar ist. Für die Bestimmung des Kapitalzins-Begriffs kann zweckmäßigerweise nicht vom bedungenen Darlehens-Zins ausgegangen werden. Wenn jemand einem Bauernn mit Saatgetreide aushilft und sich dafür einen Zuschlag bei der Rückleistung ausbedingt, oder wenn das gleiche mit Geld geschieht, welches ein Haushalt bedarf, ein anderer hergeben kann, so wird man das zweckmäßigerweise noch nicht einen „kapitalistischen“ Vorgang nennen. Der Zuschlag (die „Zinsen“) wird – im Falle rationalen Handelns – bedungen, weil der Darlehensnehmer den Unterschied seiner Versorgungschance für den Fall des Darlehens um mehr als den zugesagten Zuschlag verbessert zu sehen erwartet, gegenüber denjenigen Chancen seiner Lage, die er für den Fall des Verzichts auf das Darlehen voraussieht, der Darlehensgeber aber diese Lage kennt und ausnutzt in dem Maße, daß der Grenznutzen der gegenwärtigen eignen Verfügung über die dargeliehenen Güter durch den geschätzten Grenznutzen des für die Zeit der Rückgabe bedungenen Zuschlags überboten wird.53 Es handelt sich dabei noch um Kategorien des Haushaltens und der Vermögensverwaltung, nicht aber um solche der Kapitalrechnung. Auch wer von einem „Geldjuden“54 sich ein Notdarlehen für Eigenbedarfszwecke geben läßt, „zahlt“ im Sinn dieser Terminologie keinen „Kapitalzins“ und der Darleihende empfängt keinen, – sondern: Darlehensentgelt. Der betriebsmäßig Darleihende rechnet sich von seinem Geschäftskapital (bei rationaler Wirtschaft) „Zins“ an und hat mit A 52 „Verlust“ | gewirtschaftet, wenn durch Ausfälle von Darlehens-Rückzahn A: Bauer 52  Ähnlich unten, S.  365: „Entscheidend ist also nicht die empirische Tatsache, sondern die prinzipielle Möglichkeit der materialen Kapitalrechnung.“ 53  Zu einer anderen grenznutzentheoretischen Erklärung Webers für das Geben und Nehmen von Darlehen gegen Zins vgl. oben, S.  247. 54  Seit dem 18. Jahrhundert verwendeter Begriff zur Bezeichnung jüdischer Geldverleiher, zunehmend mit antisemitischem Unterton. Hier speziell bezogen auf die Tatsache, daß vor Aufkommen eines anstaltlich organisierten Marktes für Konsumkredit Juden am Darlehens-Geschäft mit kleinen Leuten auf dem Lande einen auffällig großen Anteil hatten.

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lungeno dieser Rentabilitätsgrad nicht erreicht wird. Dieser Zins ist uns „Kapitalzins“, jener andre einfach: „Zins“. Kapitalzins im Sinn dieser Terminologie ist also stets Zins vom Kapital, nicht Zins für Kapital, knüpft stets an Geldschätzungen und also an die soziologische Tatsache der „privaten“, d. h. appropriierten Verfügungsgewalt über marktmäßige oder andre Erwerbsmittel an, ohne welche eine „Kapital“rechnung, also auch eine „Zins“rechnung gar nicht denkbar wäre. Im rationalen Erwerbsbetrieb ist jener Zins, mit welchem z. B. ein als „Kapital“ erscheinender Posten rechnungsmäßig belastet wird, das Rentabilitäts-Minimum, an dessen Erzielung oder Nichterreichung die Zweckmäßigkeit der betreffenden Art von Verwendung von Kapitalgütern geschätzt wird („Zweckmäßigkeit“ natürlich unter Erwerbs-[,] d. h. Rentabilitäts-Gesichtspunkten). Der Satz für dieses Rentabilitätsminimum richtet sich bekanntlich nur in einer gewissen Annäherung nach den jeweiligen Zinschancen für Kredite auf dem „Kapitalmarkt“, obwohl natürlich deren Existenz ebenso der Anlaß für diese Maßregel der Kalkulation ist, wie die Existenz des Markttausches für die Behandlung der Buchungen auf den Konten. Die Erklärung jenes Grundphänomens kapitalistischer Wirtschaft aber: daß für „Leihkapitalien“ – also von Unternehmern – dauernd Entgelt gezahlt wird, kann nur durch Beantwortung der Frage gelöst werden: warum die Unternehmer durchschnittlich dauernd hoffen dürfen, bei Zahlung dieses Entgelts an die Darleihenden dennoch Rentabilität zu erzielen, bzw. unter welchen allgemeinen Bedingungen es eben durchschnittlich zutrifft: daß der Eintausch von gegenwärtigen 100 gegen künftige 100 + x rational ist. Die ökonomische Theorie wird darauf mit der Grenznutzrelation künftiger im Verhältnis zu gegenwärtigen Gütern antworten wollen.55 Gut! Den Soziologen würde dann interessieren: in welchem Handeln von Menschen diese angebliche Relation derart zum Ausdruck kommt: daß sie die Konsequenzen dieser Differenzialschätzung in der Form eines „Zinses“ ihren Operationen zugrunde legen können. Denn wann und wo dies der Fall ist, das wäre nichts weniger als selbstverständlich. Tatsächlich geschieht es bekanntlich in den Erwerbswirtschaften. Dafür aber ist primär die ökonomische Machtlage maßgebend zwischen einerseits den Erwerbsunternehmen und andrerseits den Haushaltungen, sowohl den die dargebotenen Güter kon­ o A: Darlehen-Rückzahlungen 55  Max Weber bezieht sich auf die aus den Grundannahmen der österreichischen Grenznutzentheorie von Eugen von Böhm-Bawerk entwickelte Agiotheorie. Sie war eine unter mehreren der seinerzeit diskutierten Zinstheorien. Vgl. Böhm-Bawerk, Eugen von, Zinstheorie, in: HdStW3, Band  8, 1911, S.  1004–1017. Schon Friedrich von Wieser hat sich Böhm-Bawerk nicht angeschlossen; vgl. Wieser, Theorie, S.  153 ff. und 224 ff.

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sumierenden, wie den gewisse Beschaffungsmittel (Arbeit vor allem) darbietenden. Nur dann werden Unternehmungen begründet und dauernd (kapitalistisch) betrieben, wenn das Minimum des „Kapitalzins“ erhofft wird. Die ökonomische Theorie – die höchst verschieden aussehen könnte – würde dann wohl sagen: daß jene Ausnutzung der Machtlagep – eine Folge des Privateigentums an den Beschaffungsmitteln und Produkten – nur dieser Kategorie von Wirtschaftssubjekten ermögliche: so zu sagen „zinsgemäß“ zu wirtschaften. 2. Vermögensverwaltung und Erwerbsbetrieb können sich einander äußerlich bis zur Identität zu nähern scheinen. Die erstere ist in der Tat nur durch den konkreten letzten Sinn des Wirtschaftens von dem letzteren geschieden: Erhöhung und Nachhaltigkeit der Rentabilität und der Marktmachtstellung des Betriebes auf der einen Seite, – Sicherung und Erhöhung des Vermögens und Einkommens auf der anderen Seite. Dieser letzte Sinn muß aber keineswegs in der Realität stets in der einen oder anderen Richtung exklusiv entschieden oder auch nur entscheidbar sein. Wo das Vermögen eines Betriebsleiters z. B. mit der Verfügungsgewalt über die Betriebsmittel und das Einkommen mit dem Gewinn völlig zusammenfällt, scheint beides völlig Hand in Hand zu gehen. Aber: persönliche Verhältnisse aller Art können den Betriebsleiter veranlassen: einen, von der Orientierung an der Betriebsrationalität aus gesehen,q irrationalen Weg der Betriebsführung einzuschlagen. Vor allem aber fällt Vermögen und Verfügung über den Betrieb sehr oft nicht zusammen. Ferner übt oft persönliche Überschuldung des Besitzers, persönliches Bedürfnis hoher Gegenwarts­ einnahmen, Erbteilung usw. einen, betriebsmäßig gewertet, höchst irrationalen Einfluß auf die Betriebsführung aus, was ja oft zur Ergreifung von Mitteln Anlaß gibt, diese Einflüsse ganz auszuschalten (Aktiengründung von Familienunternehmen z. B.).56 Diese Tendenz zur Scheidung von Haushalt und Betrieb ist nicht zufällig. Sie folgt eben daraus: daß das Vermögen und seine Schicksale vom Standpunkt des Betriebs aus und die jeweiligen Einkommensinteressen der Besitzer vom Standpunkt der Rentabilität aus irrational sind. So wenig wie die Rentabilitätsrechnung eines Betriebs etwas Eindeutiges über die Versorgungschancen der als Arbeiter oder als Verbraucher interessierten Menschen aussagt, ebensowenig liegen die Vermögens- und Einkommensinteressen eines mit der Verfügungs­gewalt über den Betrieb ausgestatteten Einzelnen oder Verbandes notwendig in der p A: Machtlage:  q A: gesehen: 56  Gemeint ist die Umwandlung einer Einzelunternehmung oder einer aus Familienmitgliedern bestehenden Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft. Dies allein hat jedoch nie zur dauerhaften Ausschaltung von irrationalen Einflüssen der Familie geführt.

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Richtung des nachhaltigen Betriebs-Rentabilitätsoptimums und der Marktmachtlage. (Natürlich auch dann nicht – und gerade dann oft nicht –[,] wenn der Erwerbsbetrieb in der Verfügungsgewalt einer „Produktivgenossenschaft“ steht.)r | Die sachlichen Interessen einer modernen rationalen A 53 Betriebsführung sind mit den persönlichen Interessen des oder der Inhaber der Verfügungsgewalt keineswegs identisch, oft entgegengesetzt: dies bedeutet die prinzipielle Scheidung von „Haushalt“ und „Betrieb“ auch da, wo beide, auf die Inhaber der Verfügungsgewalt und auf die Verfügungsobjekte hin angesehen, identisch sind. Die Scheidung von „Haushalt“ und „Erwerbsbetrieb“ sollte zweckmäßigerweise auch terminologisch scharf festgehalten und durchgeführt werden. Ein Ankauf von Wertpapieren zum Zweck des Genusses der Geld­ erträge seitens eines Rentners ist keine „Kapital“-, sondern eine Vermögensanlage. Ein Gelddarlehen seitens eines Privatmanns zum Zweck des Erwerbes der Zinsansprüche ist von einem Gelddarlehen einer Bank an ganz denselben Empfänger vom Standpunkt des Gebers verschieden; ein Gelddarlehen an einen Konsumenten oder an einen Unternehmer (für Erwerbszwecke) sind voneinander vom Standpunkte des Nehmers verschieden: im ersten Fall Kapitalanlage der Bank, im letzten Kapitalaufnahme des Unternehmers. Die Kapitalanlage des Gebers im ersten Fall kann aber für den Nehmer einfache haushaltsmäßige Darlehensaufnahme, die Kapitalaufnahme des Nehmers im zweiten für den Geber einfache „Vermögensanlage“ sein. Die Feststellung des Unterschieds von Vermögen und Kapital, Haushalt und Erwerbsbetrieb ist nicht unwichtig, weil insbesondre das Verständnis der antiken Entwicklung und der Grenzen des damaligen Kapitalismus ohne diese Scheidung nicht zu gewinnen ist (dafür sind die bekannten Aufsätze von Rodbertus, trotz aller seiner Irrtümer und trotz ihrer Ergänzungsbedürftigkeit, immer noch wichtig57 und mit den zutreffenden Ausführungen K[arl] Büchers58 zusammenzuhalten). r  Klammer fehlt in A. 57  Gemeint sind: Rodbertus, Untersuchungen I und II aus den Jahren 1864 bis 1867. In diesen Aufsätzen hat Rodbertus das für die Wirtschaft der Antike Typische darin gesehen, daß Haushalt und Erwerbsbetrieb noch nicht getrennt gewesen seien. Alle Bedürfnisse seien durch Eigenproduktion im „Oikos“ befriedigt worden (vgl. auch Webers Ausführungen in §  18, unten, S.  312). An der Diskussion über diese Theorie hat sich auch Max Weber beteiligt, vgl. Weber, Die römische Agrargeschichte, MWG I/2, bes. S.  317, und Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, bes. S.  327 f., 727. 58  Karl Bücher hat sich – trotz der inzwischen an Rodbertus geäußerten Kritik – diesem im wesentlichen angeschlossen. Im Rahmen seiner Stufenlehre der wirtschaftlichen Entwicklung ordnet er auch die Wirtschaft der Antike der „Stufe der geschlossenen Hauswirtschaft (reine Eigenproduktion, tauschlose Wirtschaft)“ zu. Vgl. Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2, S.  58–86.

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3. Keineswegs alle Erwerbsbetriebe mit Kapitalrechnung waren und sind „doppelseitig“ marktorientiert in dem Sinn, daß sie sowohl die Beschaffungsmittel auf dem Markt kaufen, wie die Produkte (oder Endleistungen) dort anbieten. Steuerpacht und Finanzierungen verschiedenster Art werden mit Kapitalrechnung betrieben, ohne das letztere zu tun. Die sehr wichtigen Konsequenzen sind später zu erörtern.59 Dies ist dann: nicht marktmäßiger kapitalrechnungsmäßiger Erwerb. 4. Erwerbstätigkeit und Erwerbsbetrieb sind hier, aus Zweckmäßigkeitsgründen, geschieden. Erwerbstätig ist jeder, der in einer bestimmten Art tätig ist mindestens auch, um Güter (Geld oder Naturalgüter), die er noch nicht besitzt, neu zu erwerben. Also der Beamte60 und Arbeiter nicht minder als der Unternehmer. Markt-Erwerbsbetrieb aber wollen wir nur eine solche Art von Erwerbstätigkeit nennen, welche kontinuierlich an Marktchancen orientiert ist, indem sie Güter als Erwerbsmittel darauf verwendet, um a) durch Herstellung und Absatz begehrter Güter, – oder b) um durch Darbietung begehrter Leistungen Geld zu ertauschen, es sei durch freien Tausch oder durch Ausnutzung appropriierter Chancen, wie in den in der vorigen Nummer bezeichneten Fällen. Nicht „erwerbstätig“ ist im Sinn dieser Terminologie der Besitz-Rentner jeder Art, mag er noch so rational mit seinem Besitz „wirtschaften“. 5. So selbstverständlich theoretisch festzuhalten ist, daß die je nach dem Einkommen sich gestaltenden Grenznutzen-Schätzungen der letzten Konsumenten die Rentabilitätsrichtung der Güterbeschaffungs-Erwerbsbetriebe bestimmen, so ist soziologisch doch die Tatsache nicht zu ignorieren: daß die kapitalistische Bedarfsdeckung a) Bedürfnisse neu „weckt“s und alte verkümmern läßt, – b) in hohem Maß, durch ihre aggressive Reklame, Art und Maß der Bedarfsdeckung der Konsumenten beeinflußt.61 Es gehört dies geradezu zu ihren wesentlichen Zügen. Richtig ist: daß es sich dabei meist um Bedürfnisse nicht ersten Dringlichkeitsgrades handelt. Indessen auch die Art der Ernährung und Wohnung wird in einer kapitalistischen Wirtschaft sehr weitgehend durch die Anbieter bestimmt. s A: „weckt“, 59  In Kap. II, §  32, unten, S.  379, und Kap. III, §  9a, unten, S.  486, stellt Weber die Steuerpacht in den Zusammenhang seiner Überlegungen zum „politischen Kapitalismus“. 60  Max Weber verwendet den Begriff „Beamter“ für Inhaber sehr verschiedener Ämter. Hier sind alle Arbeitnehmer von privaten Unternehmen gemeint, die nicht Lohnarbeiter sind. Das entsprach gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich der Begriff Angestellter noch nicht durchgesetzt hatte, dem Sprachgebrauch. Vgl. Potthoff, Heinz, Privatbeamte, in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  1208–1218. 61  Max Weber bezieht sich auf das oben, S.  261 f., Ausgeführte; vgl. dort auch Hg.Anm.  36.

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§  12. Naturalrechnung kann in den verschiedensten Kombinationen vorkommen. Man spricht von Geldwirtschaft im Sinn einer Wirtschaft mit typischem Geldgebrauch und also: Orientierung an geldgeschätzten Marktlagen, von Naturalwirtschaft im Sinn von Wirtschaft ohne Geldgebrauch, und kann darnach die historisch gegebenen Wirtschaften je nach dem Grade ihrer Geldoder Naturalwirtschaftlichkeit scheiden. Naturalwirtschaft aber ist nichts Eindeutiges, sondern kann sehr verschiedener Struktur sein. Sie kann a) absolut tauschlose Wirtschaft bedeuten oder b) eine Wirtschaft mit Naturaltausch ohne Gebrauch von Geld als Tauschmittel. Im ersten Fall (a) kann sie sowohl | α. eine 1. vollkommunistisch oder eine 2. genossenschaftlich (mit Anteilsrechnung) wirtschaftende Einzelwirtschaft und in beiden Fällen ohne alle Autonomie oder Autokephalie einzelner Teile: geschlossene Hauswirtschaft,62 sein, wie β. eine Kombination verschiedener sonst autonomer und autokephaler Einzelwirtschaften, alle belastet mit naturalen Leistungen an eine (für herrschaftliche oder für genossenschaftliche Bedürfnisse bestehende) Zentralwirtschaft: Naturalleistungswirtschaft („Oikos“,63 streng leiturgischer64 politischer Verband). In beiden Fällen kennt sie, im Fall der Reinheit des Typus (oder soweit dieser reicht)[,] nur Naturalrechnung.t Im zweiten Fall (b) kann sie α. Naturalwirtschaft mit reinem Naturaltausch ohne Geldgebrauch und ohne Geldrechnung (reine Naturaltauschwirtschaft) sein oder t  Absatz fehlt in A. 62 Max Weber übernimmt den Begriff von Karl Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2, S.  58 ff. 63  Anders als Karl Bücher unterscheidet Max Weber „geschlossene Hauswirtschaft“ und „Oikos“. Während erstere von Weber auch als „autonome ‚Einheitswirtschaft‘“ bezeichnet wird (vgl. unten, S.  309, ist „Oikos“ für ihn ein aus Einzelwirtschaften bestehender, autoritär geleiteter Großhaushalt, wie z. B. der des ägyptischen Pharao. Ausführlich hierzu Weber, Hausgemeinschaften, in: MWG I/22-1, S.  155–161; auch Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  196, 198 und 203. 64  Zum Begriff „leiturgisch“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  746.

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β. Naturaltauschwirtschaft mit (gelegentlicher oder typischer)

Geldrechnung (typisch im alten Orient nachweisbar,65 aber sehr verbreitet gewesen). Für die Probleme der Naturalrechnung bietet nur der Fall a, α in seinen beiden Formen oder aber eine solche Gestaltung des Falles a, β Interesse, bei welcher die Leiturgien in rationalen Betriebseinheiten abgeleistet werden, wie dies bei Aufrechterhaltung der modernen Technik bei einer sog. „Vollsozialisie­ rung“66 unvermeidlich wäre. Alle Naturalrechnung ist ihrem innersten Wesen nach am Konsum: Bedarfsdeckung, orientiert. Selbstverständlich ist etwas dem „Erwerben“ ganz Entsprechendes auf naturaler Basis möglich. Entweder so, daß a) bei tauschloser Naturalwirtschaft: verfügbare naturale Beschaffungsmittel und Arbeit planvoll zur Güterherstellung oder Güterherbeischaffung verwendet werden auf Grund einer Rechnung, in welcheru der so zu erzielende Zustand der Bedarfsdeckung mit dem ohne diese oder bei einer andern Art der Verwendung bestehenden verglichen und als haushaltsmäßig vorteilhafter geschätzt wird. Oder daß b) bei Naturaltauschwirtschaft im Wege des streng natu­ralen Abtauschs und Eintauschs (eventuell: in wiederholten Akten) eine Güterversorgung planmäßig erstrebt wird, welche, mit der ohne diese Maßregeln vorher bestehenden verglichen, als eine ausgiebigere Versorgung von Bedürfnissen bewertet wird. Nur bei Unterschieden qualitativ gleicher Güter aber kann dabei eine ziffermäßige Vergleichung eindeutig und ohne ganz subjektive Bewertung durchgeführt werden. Natürlich kann man typische KonsumDeputate zusammenstellen, wie sie den Naturalgehalts- und Naturalpfründen-Ordnungen besonders des Orients zugrunde u A: welchem 65  Für Beispiele im alten Orient vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  395, 402, 420. 66  Max Weber definiert „Vollsozialisierung“ unten, S.  291, als „rein haushaltsmäßige Planwirtschaft“. Zu dem u. a. von Otto Neurath in der aktuellen Sozialisierungsdiskussion vertretenen Konzept der „Vollsozialisierung“ im Unterschied zu den vielen Formen von „Teilsozialisierung“ vgl. Heimann, Eduard, Die Sozialisierung, in: AfSSp, Band  45, Heft 3, 1919, S.  527–590, insbes. S.  557–563. Zu Neurath vgl. unten, S.  280.

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lagen (sogar Gegenstände des Tauschverkehrs, wie unsre Staatspapiere, wurden).67 Bei typisch sehr gleichartigen Gütern (NiltalGetreide) war Lagerung mit Giroverkehr (wie in Ägypten) natürlich technisch ebenso möglich,68 wie für Silberbarren bei Bankowährungen.69 Ebenso kann (und dies ist wichtiger) ziffermäßig der technische Erfolg eines bestimmten Produktionsprozesses ermittelt und mit technischen Prozessen anderer Art verglichen werden. Entweder, bei gleichem Endprodukt, nach der Art des Beschaffungsmittelbedarfs nach Art und Maß. Oder, bei gleichen Beschaffungsmitteln, nach den – bei verschiedenem Verfahren – verschiedenen Endprodukten. Nicht immer, aber oft, ist hier ziffermäßiger Vergleich für wichtige Teilprobleme möglich. Das Problematische der bloßen „Rechnung“ beginnt aber, sobald Produktionsmittel verschiedener Art und mehrfacher Verwendbarkeit oder qualitativ verschiedene Endprodukte in Betracht kommen. Jeder kapitalistische Betrieb vollzieht allerdings in der Kalkulation fortwährend Naturalrechnungsoperationen: Gegeben ein Webstuhl bestimmter Konstruktion, Kette und Garn70 bestimmter Qualität. Festzustellen: bei gegebener Leistungsfähigkeit der Maschinen, gegebenem Feuchtigkeitsgehalt der Luft, gegebenem Kohlen-, Schmieröl-, Schlichtmaterial- usw. Verbrauch: die 67 Über Naturaldeputate zur Alimentierung der Beamten und Arbeiter, die u. U. – auch in Bruchteilen – handelbar und so Vorläufer moderner Staatsschuldpapiere waren, vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  296. 68  Ägyptische „Getreidegirobanken“ erwähnt Weber auch in der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“. Bauern lieferten nicht nur ihre Naturalabgaben, sondern ihre gesamte Produktion an die Speicher des Pharao, um dann „Schecks“ darauf zu ziehen (vgl. Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  145). Wie dort aus einer Nachschrift hervorgeht (ebd., S.  439), hat Weber als Quelle genannt: Preisigke, Friedrich, Girowesen im griechischen Ägypten, enthaltend Korngiro, Geldgiro, Girobanknotariat mit Einschluß des Archivwesens. Ein Beitrag zur Geschichte des Verwaltungsdienstes im Altertum. – Straßburg: Schlesier & Schweikhardt 1910. 69 Banco/Banko-Geld war in Deutschland eine bis 1873 gebräuchliche Verrechnungseinheit (Mark Banco) für den bargeldlosen Zahlungsverkehr auf der Grundlage von bei der Hamburger Girobank errichteten Edelmetalldepots. Eine entsprechend durch Umbuchungen zirkulierende Mark-Valuta gab es bis 1874 auch in Schweden. Max Weber verallgemeinert den Begriff, so daß dieser – wie in China – auch durch Edelmetall gedeckte Zertifikate von Bankiers umfaßt. Vgl. unten, S.  371 mit Hg.Anm.  61 sowie S.  373 mit Hg.-Anm. 67. 70  Weber meint hier das „Schuß-Garn“. Vgl. dazu die nachfolgende Erläuterung.

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Schußzahl pro Stunde und Arbeiter, – und zwar für den einzelnen Arbeiter – und darnach das Maß der in der Zeiteinheit von ihm fälligen Einheiten des erstrebten Produkts.71 Derartiges | ist für Industrien mit typischen Abfall- oder Nebenprodukten ohne jede Geldrechnung feststellbar, und wird auch so festgestellt. Ebenso kann, unter gegebenen Verhältnissen, der bestehende normale Jahresbedarf des Betriebes an Rohstoffen, bemessen nach seiner technischen Verarbeitungsfähigkeit, die Abnutzungsperiode für Gebäude und Maschinen, der typische Ausfall durch Verderb oder andern Abgang und Materialverlust naturalrechnungsmäßig festgestellt werden, und dies geschieht. Aber: die Vergleichung von Produktionsprozessen verschiedener Art und mit Beschaffungsmitteln verschiedener Art und mehrfacher Verwendbarkeit erledigt die Rentabilitätsrechnung der heutigen Betriebe für ihre Zwecke spielend an der Hand der Geldkosten, während für die Naturalrechnung hier schwierige, „objektiv“ nicht zu erledigende, Probleme liegen. Zwar – scheinbar ohne Not – nimmt die tatsächliche Kalkulation in der Kapitalrechnung eines heutigen Betriebs die Form der Geldrechnung tatsächlich schon ohne diese Schwierigkeiten an.v Aber mindestens zum Teil nicht zufällig. Sondern z.  B. bei den „Abschreibungen“ deshalb, weil dies diejenige Form der Vorsorge für die Zukunftsbedingungen der Produktion des Betriebes ist, welche die maximal anpassungsbereite Bewegungsfreiheit (die ja bei jeder realen Aufspeicherung von Vorräten oder gleichviel welchen anderen rein naturalen Vorsorgemaßregeln ohne dieses Kontrollmittel irrational und schwer gehemmt wäre) mit maximaler Sicherheit verbindet.72 Es ist schwer abzusehen, welche v A: an, 71  Im Webstuhl werden die längsverlaufenden Kettfäden (Kette) mit den querverlaufenden Schußfäden (Weber nennt sie „Garn“) verwoben. Die Schußzahl gibt an, wie oft der Weber in einer Zeiteinheit die Garnspule mit dem Schußfaden durch die geöffneten Fächer der Kettfäden „schießt“. – Max Weber hat einen Leinenwebereibetrieb bei seinen Verwandten in Oerlinghausen kennengelernt und die hier gewonnenen Erfahrungen in die Serie seiner 1908/09 veröffentlichten Literaturberichte über die „Psychophysik der industriellen Arbeit“ eingearbeitet. Vgl. Weber, Psychophysik, MWG I/11, S.  162 ff., und Weber, Marianne, Lebensbild, S.  397 f. 72  „Abschreibung“ (vom Ausgangswert) wird die rechnerische Berücksichtigung der im Laufe der Nutzungsdauer von betrieblichen Anlagegegenständen durch Verschleiß

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Form denn bei Naturalrechnung „Rücklagen“ haben sollten, die nicht spezifiziert wären. Ferner aber ist innerhalb eines Unternehmens die Frage: ob und welche seiner Bestandteile, rein technisch-natural angesehen, irrational (= unrentabel) arbeiten und weshalb?[,] d. h. welche Bestandteile des naturalen Aufwandesw (kapitalrechnerisch: der „Kosten“)x zweckmäßigerweise erspart oder, und vor allem: anderweit rationaler verwendet werden könnten? zwar relativ leicht und sicher aus einer Nachkalkulation der buchmäßigen „Nutzen“- und „Kosten“-Verhältnisse in Geld, – wozu als Index auch die Kapitalzinsbelastung des Kontos gehört,73 – äußerst schwer aber und überhaupt nur in sehr groben Fällen und Formen durch Naturalrechnung gleichviel welcher Art zu ermitteln. (Es dürfte sich schon hierbei nicht um zufällige, durch „Verbesserungen“ der Rechnungsmethode zu lösende, sondern um prinzipielle Schranken jedes Versuchs wirklich exakter Naturalrechnung handeln. Doch könnte dies immerhin bestritten werden, wenn auch natürlich nicht mit Argumenten aus dem Taylor-System und mit der Möglichkeit, durch irgendwelche Prämien- oder Point-Rechnung „Fortschritte“ ohne Geldverwendung zu erzielen.74 Die Frage wäre ja gerade: w A: Aufwandes,  x A: „Kosten“), oder auf andere Weise eintretenden Wertminderungen genannt. Unmittelbar dienen Abschreibungen der korrekten Ermittlung des Periodengewinns. Vorsorge für die Aufrechterhaltung der Produktionskapazität in der Zukunft kann dadurch getroffen werden, daß die Abschreibungssummen in der Bilanz einem „Erneuerungsfonds“ bzw. einer (offenen) „Rücklage“ zugeführt werden. 73  Gemeint ist vermutlich, daß ein Zins auf die eingesetzten Kapitalgüter zu berechnen wäre, wie dies ebenfalls Friedrich von Wieser im Falle eines naturalwirtschaftlich organisierten „sozialen Musterstaats“ unter planwirtschaftlicher Leitung für erforderlich hält (vgl. Wieser, Theorie, S.  144 und 224 ff.). Die Bedeutung von „Index“ in diesem Zusammenhang ist unklar. 74 Der amerikanische Ingenieur Frederick Winslow Taylor, Begründer der wissenschaftlichen Betriebslehre, hat ein System der Steuerung von Arbeitsabläufen entwickelt, das unter dem Namen Taylorismus auch in Deutschland große Beachtung gefunden hat. Im Zentrum standen Zeit- und Bewegungsstudien zur Leistungsmessung und ein darauf aufbauendes Entlohnungs-, Prämien- und Kontrollsystem (vgl. Taylor, Frederick Winslow, The Principles of Scientific Management. – New York, London: Harper & Brothers 1911; dt.: Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung, übersetzt und hg. von Rudolf Roesler. – München, Berlin: Oldenbourg 1913). Max Weber bezieht sich wahrscheinlich auf Ausführungen von Otto Neurath (zu diesem unten, S.  280). Dieser hat dem Taylor-System und seinen speziellen Methoden des Leistungsanreizes

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wie man entdeckt, an welcher Stelle eines Betriebs diese Mittel eventuell in Ansatz zu bringen wären, weil gerade an dieser Stelle noch zu beseitigende Irrationalitäten stecken, – die ihrerseits exakt zu ermitteln die Naturalrechnung eben auf Schwierigkeiten stößt, welche einer Nachkalkulation durch Geldrechnung nicht erwachsen). Die Naturalrechnung als Grundlage einer Kalkulation in Betrieben (die bei ihr als heterokephale und heteronome Betriebe einer planwirtschaftlichen Leitung der Güterbeschaffung zu denken wären) findet ihre Rationalitätsgrenze am Zurechnungsproblem, welches für sie ja nicht in der einfachen Form der buchmäßigen Nachkalkulation, sondern in jener höchst umstrittenen Form auftritt, die es in der „Grenznutzlehre“ besitzt.75 Die Naturalrechnung müßte ja zum Zwecke der rationalen Dauerbewirtschaftung von Beschaffungsmitteln „Wert-Indices“ für die einzelnen Objekte ermitteln, welche die Funktion der „Bilanz-Preise“ in der heutigen Kalkulation zu übernehmen hätten. Ohne daß abzusehen wäre, wie sie denn entwickelt und kontrolliert werden könnten: einerseits für jeden Betrieb (standortmäßig) verschieden, andrerseits einheitlich unter Berücksichtigung der „gesellschaftlichen Nützlichkeit“, d. h. des (jetzigen und künftigen) Konsumbedarfs? Mit der Annahme, daß sich ein Rechnungssystem „schon finden“ bzw. erfinden lassen werde, wenn man das Problem der geldlosen Wirtschaft nur resolut anfasse, | ist hier nicht geholfen: das Problem ist ein Grundproblem aller „Vollsozialisierung“, und von einer rationalen „Planwirtschaft“ jedenfalls kann keine Rede sein, solange in dem alles entscheidenden Punkt kein Mittel zur rein rationalen Aufstellung eines „Planes“ bekannt ist.76 eine Rolle auch in einer auf Naturalrechnung gegründeten Wirtschaft zugewiesen. Vgl. Neurath, Kriegswirtschaft, S.  217 und 224. 75  Im Anschluß an Carl Menger haben u. a. Eugen von Böhm-Bawerk und Friedrich von Wieser die von Menger nicht überzeugend behandelte Frage zu beantworten gesucht, nach welchen Gesetzmäßigkeiten sich die Anteile bestimmen, die vom (grenznutzentheoretisch bestimmten) Wert der Produkte den zu ihrer Erzeugung dienenden Produktionsmitteln „zuzurechnen“ seien. Die verschiedenen vorgeschlagenen Lösungen blieben umstritten, wie auch die von einer anderen theoretischen Basis, nämlich der Grenzproduktivitätstheorie, aus entwickelten Lösungen des „Zurechnungsproblems“. Vgl. Mayer, Hans, Zurechnung: in: HdStW4, Band  8, 1928, S.  1206–1228. 76  Max Weber definiert „Planwirtschaft“ unten, S.  288.

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Die Schwierigkeiten der Naturalrechnung wachsen weiter, wenn ermittelt werden soll: ob ein gegebener Betrieb mit konkreter Produktionsrichtung an dieser Stelle seinen rationalen Standort habe oder – stets: vom Standpunkt der Bedarfsdeckung einer gegebenen Menschengruppe – an einer andern, ­möglichen, Stelle, und ob ein gegebener naturaler Wirtschaftsverband vom Standpunkt  rationalster Verwendung der Arbeitskräfte und Rohmaterialien, die ihm verfügbar sind, richtiger durch „Kompensationstausch“ mit andern oder durch Eigenherstellung sich bestimmte Produkte beschafft. Zwar sind die Grundlagen der Standortsbestimmung natürlich rein naturale, und auch ihre einfachsten Prinzipien sind in Naturaldaten formulierbar (s. darüber Alfred Weber in diesem Grundriß).77 Aber die konkrete Feststellung: ob nach den an einem konkreten Ort gegebenen standortswichtigen Umständen ein Betrieb mit einer bestimmten Produktionsrichtung oder ein anderer mit einer modifizierten rational wäre, ist – von absoluter Ortsgebundenheit durch Monopolrohstoffvorkommen abgesehen – naturalrechnungsmäßig nur in ganz groben Schätzungen möglich, geldrechnungsmäßig aber trotz der Unbekannten, mit denen stets zu rechnen ist, eine im Prinzip stets lösbare Kalkulationsaufgabe. Die davon wiederum verschiedene Vergleichung endlich der Wichtigkeit, d. h. Begehrtheit, spezifisch verschiedener Güterarten, deren Herstellung oder Eintausch nach den gegebenen Verhältnissen gleich möglich ist: ein Problem, welches in letzter Linie in jede einzelne Betriebskalkulation mit seinen Konsequenzen hineinreicht, unter Geldrechnungsverhältnissen die Rentabilität entscheidend bestimmt und damit die Richtung der Güterbeschaffung der Erwerbsbetriebe bedingt, ist für eine Naturalrechnung prinzipiell überhaupt nur löslich in Anlehnung entweder: an die Tradition, oder: an einen diktatorischen Machtspruch, der den Konsum eindeutig (einerlei ob ständisch verschieden oder egalitär) reguliert und: Fügsamkeit findet. Auch dann aber bliebe die Tatsache bestehen: daß die Naturalrechnung das Problem der Zurechnung der Gesamtleistung eines 77  Gemeint ist: Weber, Alfred, Standortslehre.

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Betriebes zu den einzelnen „Faktoren“ und Maßnahmen nicht in der Art zu lösen vermag, wie dies die Rentabilitätsrechnung in Geld nun einmal leistet, daß also gerade die heutige Massenversorgung durch Massenbetriebe ihr die stärksten Widerstände entgegenstellt. 1. Die Probleme der Naturalrechnung sind anläßlich der „Sozialisierungs“Tendenzen in letzter Zeit,78 besonders eindringlich von Dr. O[tto] Neurath, in seinen zahlreichen Arbeiten,79 angeregt worden. Für eine „Vollsozialisierung“, d. h. eine solche, welche mit dem Verschwinden effektiver Preise rechnet, ist das Problem in der Tat durchaus zentral. (Seine rationale Unlösbarkeit würde, wie ausdrücklich bemerkt sei, nur besagen: was alles, auch rein ökonomisch, bei einer derartigen Sozialisierung „in den Kauf zu nehmen“ wäre, nie aber die „Berechtigung“ dieses Bestrebens, sofern es sich eben nicht auf technische, sondern, wie aller Gesinnungs-Sozialismus, auf ethische oder andre absolute Postulate stützt, „widerlegen“ können: – was keine Wissenschaft vermag. Rein technisch angesehen, wäre aber die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß auf Gebieten mit nur auf der Basis exakter Rechnung zu unterhaltender Volksdichte die Grenze der möglichen Sozialisierung nach Form und Umfang durch den Fortbestand effektiver Preise gegeben wäre. Doch gehört das nicht hierher. Nur sei bemerkt: daß die begriffliche Scheidung von „Sozialismus“ und „Sozialreform“, wenn irgendwo, dann gerade hier liegt.)80 2. Es ist natürlich vollkommen zutreffend, daß „bloße“ Geldrechnungen, sei es von Einzelbetrieben, sei es noch so vieler oder selbst aller Einzelbetriebe[,] und daß auch die umfassendste Güterbewegungsstatistik usw. in Geld noch gar nichts über die Art der Versorgung einer gegebenen Menschengruppe mit dem, was sie letztlich benötigt: Naturalgütern, aussagen, 78  Zu einer Frage der praktischen Politik ist die Idee der Sozialisierung erst am Ende des Weltkriegs geworden. Zu den unterschiedlichen Konzepten und den konkreten Durchsetzungsversuchen vgl. Novy, Klaus, Strategien der Sozialisierung. Die Diskussion der Wirtschaftsreform in der Weimarer Republik. – Frankfurt a. M.: Campus 1978. 79  Vgl. Neurath, Kriegswirtschaft; Neurath, Vollsozialisierung, und Neurath, System der Sozialisierung. Der 1917 in Heidelberg habilitierte Privatdozent Otto Neurath war herausragender nicht-marxistischer Vertreter der Idee einer „Vollsozialisierung“. Er war vom 31. März bis 14. Mai 1919 Leiter des auf seinen Vorschlag hin in Bayern errichteten Zentralwirtschaftsamts. Über Webers Verhältnis zu Neurath und seine Einschätzung von dessen Planwirtschaftsidee vgl. Weber, Zeugenaussage im Prozeß gegen Otto Neurath, MWG I/16, S.  492–495, einschließlich des Editorischen Berichts, und den Brief Max Webers an Otto Neurath vom 4. Oktober 1919, in: MWG II/10, S.  798 ff. Vgl. auch Merz, Johannes, Zur Sozialisierungsbewegung 1918/19. Konzep­ tion und Wirksamkeit Otto Neuraths in Österreich, Sachsen und Bayern, in: Historisches Jahrbuch, Jg. 121, 2001, S.  267–285. 80  Max Weber erläutert den Unterschied unten, S.  282.

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daß ferner die vielberedeten „Volksver|mögens“-Schätzungen in Geld81 A 57 nur soweit ernst zu nehmen sind, als sie fiskalischen Zwecken dienen (und also: nur das steuerbare Vermögen feststellen). Für Einkommensstatistiken in Geld gilt jedoch das gleiche, auch vom Standpunkt der naturalen Güterversorgung, schon bei weitem nicht in gleichem Maße, wenn die Güterpreise in Geld statistisch bekannt sind. Nur fehlt auch dann jegliche Möglichkeit einer Kontrolle unter materialen Rationalitätsgesichtspunkten. Richtig ist ferner (und an dem Beispiel der römischen Campagna von Sismondi und W[erner] Sombart vortrefflich dargelegt),y daß befriedigende Rentabilität (wie sie die höchst extensive Campagna-Wirtschaft zeigte, und zwar für alle Beteiligten) in zahlreichen Fällen nicht das mindeste mit einer, vom Standpunkt optimaler Nutzung gegebener Güterbeschaffungsmittel für einen Güterbedarf einer gegebenen Menschengruppe befriedigenden Gestaltung der Wirtschaft gemein hat;82 die Art der Appropriationa (insbesondre – wie, insoweit, F[ranz] Oppenheimer schlechthin zuzugeben ist: – der Bodenappropriation,83 aber freilich: nicht nur dieser)b stiftet Rentenund Verdienstchancen mannigfacher Art, welche die Entwicklung zur y A: dargelegt:),  a A: Appropriation,  b A: dieser), 81  Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche Schätzungen des deutschen Volksvermögens vorgelegt worden (vgl. Winkler, Wilhelm, Volksvermögen, in: HdStW4, Band  8, 1929, S.  770–786). Vielberedet waren derartige Rechnungen, seit im Friedensvertrag von Versailles in den Artikeln 231–247 die Pflicht Deutschlands zur Wiedergutmachung von Schäden festgelegt worden war und nach Kriterien für die Zahlungsfähigkeit des Reiches gesucht wurde. – Bereits in seinen frühen Vorlesungen hat Weber die Rede von einem Volks- oder Nationalvermögen kritisiert; vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  305; Weber, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, MWG III/1, S.  152. 82  Gemeint sind: Sismondi, Études II, S.  1–79 und 80–141 (= 11. Essay „Comment rappeler la population et la culture dans la campagne de Rome); Sombart, Römische Campagna. Die römische Campagna war ein dünn besiedeltes, größten Teils aus Weideland bestehendes Gebiet. Wie Sismondi und Sombart herausgefunden haben, war das hier entwickelte System extensiver Bewirtschaftung für die Eigentümer riesiger Ländereien und deren Großpächter rentabel. Beide Autoren haben den Gegensatz von privatwirtschaftlicher Rentabilität und ethisch-politischen Zielsetzungen betont. – Auf Sombarts Studie hat sich Weber in seiner Debattenrede auf der Tagung des Vereins für Sozialpolitik berufen, um die Problematik des Begriffs „Volkswohlstand“ zu erörtern. Vgl. Weber, Max, [Über die Produktivität der Volkswirtschaft], in: Verhandlungen des Vereins für Socialpolitik, Generalversammlung in Wien, 27., 28. und 29. September 1909 (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Band  132). – Leipzig: Duncker & Humblot 1910, S.  580–585, 603–607 (MWG I/12), hier S.  581. 83  Im Zentrum der Lehre Franz Oppenheimers steht die Idee, daß die ursprünglich aus Gewalt erwachsenen Eigentumsrechte an Boden Quelle dauerhafter MonopolRenten seien. Wegen der damit verbundenen Folgen für die Lage der Arbeiter sei die „Bodensperre“ das Grundübel des modernen Kapitalismus. Vgl. Oppenheimer, Großgrundeigentum; Oppenheimer, Theorie, S.  254–289.

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technisch optimalen Verwertung von Produktionsmitteln dauernd obstruieren können. (Allerdings ist dies sehr weit davon entfernt, eine Eigentümlichkeit gerade der kapitalistischen Wirtschaft zu sein: – insbesondre die vielberedeten Produktionseinschränkungen im Interesse der Rentabilität beherrschten gerade die Wirtschaftsverfassung des Mittelalters restlos,84 und die Machtstellung der Arbeiterschaft in der Gegenwart kann Ähnliches zeitigen. Aber unstreitig existiert der Tatbestand auch in ihrer Mitte.) – Die Tatsache der Statistik von Geldbewegungen oder in Form von Geldschätzungen hat aber doch die Entwicklung einer Naturalstatistik nicht etwa, wie man nach manchen Ausführungen glauben sollte, gehindert, man mag nun von idealen Postulaten aus deren Zustand und Leistungen im übrigen tadeln wie immer. Neun Zehntel und mehr unserer Statistik sind nicht Geld-, sondern Naturalstatistik.85 Im ganzen hat die Arbeit einer vollen Generation letztlich fast nichts andres getan, als eine Kritik der Leistungen der reinen Rentabilitäts-Orientiertheit der Wirtschaft für die naturale Güterversorgung (denn darauf lief alle und jede Arbeit der sog. „Kathe­der­ sozialisten“86 doch letztlich, und zwar ganz bewußt, hinaus): nur hat sie allerdings als Beurteilungsmaßstab eine sozialpolitisch – und das heißt im Gegensatz gegen die Naturalrechnungswirtschaft: eine an fortbestehenden effektiven Preisen – orientierte Sozialreform, nicht eine Vollsozialisierung, für das (sei es derzeit, sei es definitiv) in Massenwirtschaften allein mögliche angesehen. Diesen Standpunkt für eine „Halbheit“ zu halten,87 steht

84  Daß es zum Wesen der mittelalterlichen Zünfte gehörte, die Produktion zu regulieren, war unumstritten. Umstritten war der Charakter des Monopolismus der Zünfte. Werner Sombart sah das Handwerk vom „Bedarfsdeckungsprinzip“, der „Idee der Nahrung“, beherrscht. Seine Kritiker (u. a. Georg von Below, Lujo Brentano, Gustav Schmoller) betonten die Evidenz von Erwerbsorientierung. Vgl. hierzu unten, S.  313 f., Hg.-Anm.  76. „Rentabilität“ hat Max Weber oben, S.  260 und 268, in einer Weise definiert, die die Verwendung des Begriffs hier problematisch erscheinen läßt. 85  Die Begriffe „Geldstatistik“ und „Naturalstatistik“ sind keine eingeführten Fachbegriffe. Die Amtsstatistik unterscheidet zwischen Angaben in Mengen und Werten bzw. Preisen. Im Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich, 35. Jg., 1914, entfallen fast 50 Prozent der Seiten auf Tabellen mit Werten bzw. Preisen. Berücksichtigt man die umfangreichen Angaben zum auswärtigen Handel nicht, verbleiben noch gut 30 Prozent für „Geldstatistik“. 86  Der Begriff „Kathedersozialismus“ ist ein 1871 von Heinrich Bernhard Oppenheim geprägter Spottname für Professoren, die sich für Eingriffe des Staates auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftspolitik aussprachen. „Kathedersozialist“ ist alsbald von den Betroffenen, die sich im Verein für Socialpolitik engagiert hatten, als ehrenvolle Selbstbezeichnung übernommen worden. Vgl. Lexis, Wilhelm, Kathedersozialismus, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  804–806. 87  Möglicherweise bezieht sich Max Weber auf Otto Neurath, der vor „Unsicherheit und Halbheit“ warnt. Vgl. Neurath, Otto, Wesen und Weg der Sozialisierung, in: Neurath, Kriegswirtschaft, S.  218.

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natürlich frei; nur war er an sich nicht in sich widersinnig. Daß den Problemen der Naturalwirtschaft und insbesondre der möglichen Rationalisierung der Naturalrechnung nicht sehr viel Aufmerksamkeit, jedenfalls im ganzen nur historische, nicht aktuelle, Beachtung geschenkt worden ist, trifft zu. Der Krieg hat – wie auch in der Vergangenheit jeder Krieg – diese Probleme in Form der Kriegs- und Nachkriegs-Wirtschaftsprobleme mit gewaltiger Wucht aufgerollt. (Und unzweifelhaft gehört zu den Verdiensten des Herrn Dr. O[tto] Neurath eine besonders frühe und eindringliche, im einzelnen sowohl wie im Prinzipiellen gewiß bestreitbare, Behandlung eben dieser Probleme.88 Daß „die Wissenschaft“ zu seinen Formulierungen wenig Stellung genommen habe,89 ist insofern nicht erstaunlich, als bisher nur höchst anregende, aber doch mehr Kapitelüberschrift-artige Prognosen vorliegen, mit denen eine eigentliche „Auseinandersetzung“ schwer ist. Das Problem beginnt da, wo seine öffentlichen Darlegungen – bisher – enden). 3. Die Leistungen und Methoden der Kriegswirtschaft können nur mit großer Vorsicht für die Kritik auch der materialen Rationalität einer Wirtschaftsverfassung verwendet werden. Kriegswirtschaft ist an einem (im Prinzip) eindeutigen Zwecke orientiert und in der Lage, Machtvollkommenheiten auszunutzen, wie sie der Friedenswirtschaft nur bei „Staatssklaverei“ der „Untertanen“ zur Verfügung stehen. Sie ist ferner „Bankerotteurswirtschaft“ ihrem innersten Wesen nach: der überragende Zweck läßt fast jede Rücksicht auf die kommende Friedenswirtschaft schwinden. Es wird nur technisch präzis, ökonomisch aber, bei allen nicht mit völligem Versiegen bedrohten Materialien und vollends mit den Arbeitskräften, nur 88  Schon vor dem Ersten Weltkrieg hat Otto Neurath für eine „Kriegswirtschaftslehre“ als Sonderdisziplin neben der auf die Verkehrswirtschaft konzentrierten Nationalökonomie geworben (vgl. Neurath, Otto, Die Kriegswirtschaftslehre als Sonderdisziplin, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Band  1, 1913, S.  343–348). Dieser und weitere Beiträge zur theoretischen und praktischen Behandlung der Kriegswirtschaft sind veröffentlicht in: Neurath, Kriegswirtschaft. Max Weber hatte Neurath für die Abfassung eines Artikels über die Kriegswirtschaft für den GdS ins Auge gefaßt; vgl. den Brief Max Webers an Paul Siebeck, vor dem 14. April 1916, in: MWG II/9, S.  384 f. 89  Max Weber bezieht sich möglicherweise auf die Feststellung Neuraths: „Jedenfalls haben wir gesehen, daß eine ganze Reihe von Erscheinungen den Eindruck erweckt, die naturale Verwaltungswirtschaft sei in der Ausdehnung begriffen [.  .  .]. Wenn all das heute von der Wissenschaft nicht beachtet wird, so erklärt sich dies ähnlich, wie die anfangs erwähnte Nichtverwendung der Erfahrungen der Napoleonischen Zeit. Spricht die gegenwärtige Wirtschaftslehre von Naturalwirtschaft, so tut sie dies meist nur mit einem mitleidigen Achselzucken“. Vgl. Neurath, Otto, Krieg und Naturalwirtschaft. Vortrag, gehalten am 27.  3. 1917 in der 243. Plenarversammlung der Gesellschaft österreichischer Volkswirte, in: Jahrbuch der Gesellschaft österreichischer Volkswirte, Wien, 1918, S.  43–51; wieder abgedruckt in: Neurath, Otto, Gesammelte ökonomische, soziologische und sozialpolitische Schriften, Teil  II (Gesamtausgabe, Band  5), hg. von Rudolf Haller und Ulf Höfer. – Wien: Hölder-Pichler-Tempsky 1998, S.  582 (Hervorhebung im Original).

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im groben „gerechnet“c. Die Rechnungen haben daher vorwiegend (nicht: ausschließlich) technischen Charakter; soweit sie wirtschaftlichen Charakter haben, d. h. die Konkurrenz von Zwecken – nicht nur: von Mitteln zum gegebenen Zweck – berücksichtigen, begnügen sie sich mit (vom Standpunkt jeder genauen Geldkalkulation aus gesehen) ziemlich primitiven Erwägungen und Berechnungen nach dem Grenznutzprinzip, sind dem Typus nach „Haushalts“-Rechnungen und haben gar nicht den Sinn, dauernde Rationalität der gewählten Aufteilung von Arbeit und Beschaffungsmitteln zu garantieren. Es ist daher, – so belehrend gerade die Kriegswirtschaft und Nachkriegswirtschaft für die Erkenntnis ökonomischer „Möglichkeiten“ ist, – bedenklich, aus den ihr gemäßen naturalen Rech-| A 58 nungsformen Rückschlüsse auf deren Eignung für die NachhaltigkeitsWirtschaft des Friedens zu ziehen. Es ist auf das bereitwilligste zuzugestehen: 1. daß auch die Geldrechnung zu willkürlichen Annahmen genötigt ist bei solchen Beschaffungsmitteln, welche keinen Marktpreis haben (was besonders in der landwirtschaftlichen Buchführung in Betracht kommt), – 2. daß in abgemindertem Maß etwas Ähnliches für die Aufteilung der „Generalunkosten“90 bei der Kalkulation insbesondre von vielseitigen Betrieben gilt, – 3. daß jede, auch noch so rationale, d. h. an Marktchancen orientierte, Kartellierung sofort den Anreiz zur exakten Kalkulation schon auf dem Boden der Kapitalrechnung herabsetzt, weil nur da und soweit genau kalkuliert wird, wo und als eine Nötigung dafür vorhanden ist.91 Bei der Naturalrechnung würde aber der Zustand zu 1 universell bestehen, zu 2 jede exakte Berechnung der „Generalunkosten“, welche immerhin von der Kapitalrechnung geleistet wird, unmöglich und, – zu 3 jeder Antrieb zu exakter Kalkulation ausgeschaltet und durch Mittel von fraglicher Wirkung (s. o.)92 künstlich neu geschaffen werden müssen. Der Gedanke einer Verwandlung des umfangreichen, mit Kalkulation befaßten Stabes „kaufmännischer Angestellter“ in ein Personal einer Universalstatistik, von der geglaubt wird, daß sie die Kalkulation bei Naturalrechnung ersetzen könne,93 verkennt nicht nur die c A: gerechnet“ 90  Früher gebräuchliche Bezeichnung für Kosten, die nicht für einzelne Aufträge erfaßt werden können und bei der Kalkulation nach Schlüsseln umgelegt werden müssen. Heute: Gemeinkosten. 91  Max Weber verschärft, was er 1911 behutsamer formuliert hat: „Wenn ich in einem Kartell sitze, warum soll ich da eigentlich noch die Kosten kalkulieren? wird sich ein erheblicher Teil der kartellierten Unternehmungen fragen.“ Weber, Probleme der Arbeiterpsychologie, MWG I/11, S.  419. 92  Kap. II, §  12, oben, S.  273 ff. 93  Otto Neurath hat mehrfach die Notwendigkeit einer „Universalstatistik“ betont. Sie sollte, als Grundlage für eine naturale Wirtschaftsplanung, jeder Einzelstatistik Sinn und Bedeutung verleihen. Vgl. u. a. Neurath, Kriegswirtschaft, S.  212 und 226 f.

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grundverschiedenen Antriebe, sondern auch die grundverschiedene Funktion von „Statistik“ und „Kalkulation“. Sie unterscheiden sich wie Bureaukrat und Organisator. 4. Sowohl die Naturalrechnung wie die Geldrechnung sind rationale Techniken. Sie teilen keineswegs die Gesamtheit alles Wirtschaftens unter sich auf. Vielmehr steht daneben das zwar tatsächlich wirtschaftlich orientierte, aber rechnungsfremde Handeln. Es kann traditional orientiert oder affektuell bedingt sein. Alle primitive Nahrungssuche der Menschen ist der instinktbeherrschten tierischen Nahrungssuche verwandt. Auch das voll bewußte, aber auf religiöser Hingabe, kriegerischer Erregung, Pietätsempfindungen und ähnlichen affektuellen Orientierungen ruhende Handeln ist in seinem Rechenhaftigkeitsgrad sehr wenig entwickelt. „Unter Brüdern“ (Stammes-, Gilde-, Glaubens-Brüdern) wird nicht gefeilscht,94 im Familien-, Kameraden-, Jüngerkreise nicht gerechnet oder doch nur sehr elastisch, im Fall der Not, „rationiert“: ein bescheidener Ansatz von Rechenhaftigkeit. Über das Eindringen der Rechenhaftigkeit in den urwüchsigen Familienkommunismus s. unten Kap. V.95 Träger des Rechnens war überall das Geld, und dies erklärt es, daß in der Tat die Naturalrechnung technisch noch unentwickelter geblieben ist[,] als ihre immanente Natur dies erzwingt (insoweit dürfte O[tto] Neurath Recht zu geben sein).96 Während des Druckes erscheint (im Archiv f[ür] Sozialwiss[enschaft] 47) die mit diesen Problemen befaßte Arbeit von L[udwig] Mises.97

§  13. Die formale „Rationalität“ der Geldrechnung ist also an sehr spezifische materiale Bedingungen geknüpft, welche hier soziologisch interessieren, vor allem: 94  In ähnlichem Zusammenhang formuliert Max Weber: „Wo ein Tausch stattfindet, gilt der Satz: ‚Unter Brüdern feilscht man nicht‘, der das rationale ‚Marktprinzip‘ für die Preisbestimmung ausschaltet“. (Vgl. Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22-1, S.  123). Laut Hg.-Anm.  16, ebd., handelt es sich bei dem Zitat um eine sprichwörtliche Abwandlung von Bestimmungen in der Bibel, z. B. 3. Mose 25,14 und 1. Thessaloniker 4,6. 95  Ausführungen zu Kapitel V liegen nicht vor; vgl. dazu den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  109. 96  Max Weber bezieht sich möglicherweise auf Aussagen Otto Neuraths wie die folgende: „Die bisherige volkswirtschaftliche Theorie steht meist in einem überengen Zusammenhang mit der Geldwirtschaft und hat bisher die Naturalwirtschaft fast ganz vernachlässigt.“ Vgl. Neurath, Otto, Die Naturalwirtschaftslehre und der Naturalkalkül, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Band  1916 II, Heft 2, S.  245–258, Zitat: S.  246. 97  Gemeint ist: Mises, Wirtschaftsrechnung. Das Archiv-Heft vom April 1920 ist kurz vor Webers Tod ausgeliefert worden. Als Mitherausgeber des AfSSp hat Max Weber wahrscheinlich schon das Manuskript lesen können. Wann es eingereicht worden ist, ist nicht bekannt.

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1. den Marktkampf  1 (mindestens: relativ) autonomer Wirtschaften. Geldpreise sind Kampf- und Kompromißprodukte, also Erzeugnisse von Machtkonstellationen. „Geld“ ist keine harmlose „Anweisung auf unbestimmte Nutzleistungen“,2 welche man ohne grundsätzliche Ausschaltung des durch Kampf von Menschen mit Menschen geprägten Charakters der Preise beliebig umgestalten könnte, sondern primär: Kampfmittel und Kampfpreis, Rechnungsmittel aber nur in der Form des quantitativen Schätzungsausdrucks von Interessenkampfchancen. 2. Das Höchstmaß von Rationalität als rechnerisches Orientierungsmittel des Wirtschaftens erlangt die Geldrechnung in der Form der Kapitalrechnung, und dann unter der materialen Voraussetzung weitestgehender Marktfreiheit im Sinn der Abwesenheit sowohl oktroyierter und ökonomisch irrationaler wie voluntaristischer und ökonomisch rationaler (d. h. an Markt­ chancen orientierter) Monopole. Der mit diesem Zustand verknüpfte Konkurrenzkampf um Abnahme der Produkte erzeugt, insbesondre als Absatzorganisation und Reklame (im weitesten Sinn), eine Fülle von Aufwendungen, welche ohne jene Konkurrenz (also bei Planwirtschaft oder rationalen Vollmonopolen) fortfallen. Strenge Kapitalrechnung ist ferner sozial an „Betriebsdisziplin“ und Appropriation der sachlichen Beschaffungsmittel, also: an den Bestand eines Herrschaftsverhältnisses, gebunden.3 | 1  Während die sich um 1900 herausbildende neoklassische Theorie das Modell der „vollkommenen Konkurrenz“ an statischen Gleichgewichts-Märkten in den Mittelpunkt stellt, unterstellt Max Weber, modelltheoretisch gesprochen, oligopolistische Strukturen mit strategischem Verhalten der Marktteilnehmer. 2  Friedrich Bendixen bezeichnete „Geld [als] eine Anweisung seines Besitzers auf Güter“ (vgl. Bendixen, Friedrich, Das Wesen des Geldes. Zugleich ein Beitrag zur Reform der Reichsbankgesetzgebung, 2.  Aufl. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1918, S.  23). Ihm folgend spricht Joseph Schumpeter von „Anweisungen“, die „nicht auf bestimmte Objekte, sondern auf Anteile an einer Gütermasse lauten.“ Vgl. Schumpeter, Joseph, Das Sozialprodukt und die Rechenpfennige. Glossen und Beiträge zur Geldtheorie von heute, in: AfSSp, Band  44, Heft 3, Juli 1918, S.  627–715, Zitat: S.  648. 3  Vgl. hierzu Weber, Erhaltung des Charisma, MWG I/22–4, S.  557 f.: „Die Betriebsdisziplin ruht, im Gegensatz zur Plantage, hier [im kapitalistischen Werkstattbetrieb, Hg.] völlig auf rationaler Basis, sie kalkuliert zunehmend, mit Hilfe geeigneter Messungsmethoden, den einzelnen Arbeiter ebenso, nach seinem Rentabilitätsoptimum, wie irgendein sachliches Produktionsmittel.“ Zur Betriebsdisziplin als Grundlage des tech-

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3. Nicht „Begehr“ an sich, sondern: kaufkräftiger Begehr nach Nutzleistungen regelt durch Vermittlung der Kapitalrechnung material die erwerbsmäßige Güterbeschaffung. Es ist also die Grenznutzen-Konstellation bei der letzten jeweils nach der Art der Besitzverteilung noch für eine bestimmte Nutzleistung typisch kaufkräftigen und kaufgeneigten Einkommensschicht maßgebend für die Richtung der Güterbeschaffung. In Verbindung mit der – im Fall voller Marktfreiheit – absoluten Indif­ ferenz gerade der formal vollkommensten Rationalität der Ka­pitalrechnung gegen alle, wie immer gearteten, materialen Postulate begründen diese im Wesen der Geldrechnung liegenden Umstände die prinzipielle Schranke ihrer Rationalität. Diese ist eben rein formalen Charakters. Formale und materiale (gleichviel an welchem Wertmaßstab orientierte) Rationalität fallen unter allen Umständen prinzipiell auseinander, mögen sie auch in noch so zahlreichen (der theoretischen, unter allerdings völlig irrealen Voraussetzungen zu konstruierenden, Möglichkeit nach selbst: in allen) Einzelfällen empirisch zusammentreffen. Denn die formale Rationalität der Geldrechnung sagt an sich nichts aus über die Art der materialen Verteilung der Naturalgüter. Diese bedarf stets der besonderen Erörterung. Vom Standpunkt der Beschaffung eines gewissen materiellen Versorgungs-Minimums einer Maximal-Zahl von Menschen als Rationalitätsmaßstab treffen allerdings, nach der Erfahrung der letzten Jahrzehnte, formale und materiale Rationalität in relativ hohem Maße zusammen, aus Gründen, die in der Art der Antriebe liegen, welche die der Geldrechnung allein adäquate Art des wirtschaftlich orientierten sozialen Handelns in Bewegung setzt. Aber unter allen Umständen gilt: daß die formale Rationalität erst in Verbindung mit der Art der Einkommensverteilung etwas über die Art der materiellen Versorgung besagt.4

nischen Funktionierens im Herrschaftsverband eines kapitalistischen Betriebs vgl. Weber, Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft, MWG I/22–4, S.  727. 4  Max Webers Kommentare zu §  13 finden sich im Anschluß an die Ausführungen zu §  14, unten, S.  290 ff.

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§  14. „Verkehrswirtschaftliche“ Bedarfsdeckung soll alle, rein durch Interessenlage ermöglichte, an Tauschchancen orientierte und nur durch Tausch vergesellschaftete wirtschaftliche Bedarfsdeckung heißen. „Planwirtschaftliche“ Bedarfsdeckung5 soll alle an gesatzten, paktierten oder oktroyierten, materialen Ordnungen systematisch orientierte Bedarfsdeckung innerhalb eines Verbandes heißen. Verkehrswirtschaftliche Bedarfsdeckung setzt, normalerweise und im Rationalitätsfall, Geldrechnung und, im Fall der Kapitalrechnung, ökonomische Trennung von Haushalt und Betrieb voraus. Planwirtschaftliche Bedarfsdeckung ist (je nach ihrem Umfang in verschiedenem Sinn und Maß) auf Naturalrechnung als letzte Grundlage der materialen Orientierung der Wirtschaft, formal aber, für die Wirtschaftenden, auf Orientierung an den Anordnungen eines, für sie unentbehrlichen, Verwaltungsstabes angewiesen. In der Verkehrswirtschaft orientiert sich das Handeln der autokephalen Einzelwirtschaften autonom: beim Haushalten am Grenznutzen des Geldbesitzes und des erwarteten Geldeinkommens, beim Gelegenheitserwerben an den Marktchancen, in den Erwerbsbetrieben an der Kapitalrechnung. In der Planwirtschaft wird alles wirtschaftliche Handeln – soweit sie durchgeführt ist – streng haushaltsmäßig und heteronom an gebietenden und verbietenden Anordnungen, in Aussicht gestellten Belohnungen und Strafen orientiert. Soweit als Mittel der Weckung des Eigeninteresses in der Planwirtschaft SonderEinkunftchancen in Aussicht gestellt sind, bleibt mindestens die Art und Richtung des dadurch belohnten Handelns material heteronom normiert. In der Verkehrswirtschaft kann zwar, aber in formal voluntaristischer Art, weitgehend das gleiche geschehen. Überall da nämlich, wo die Vermögens-, insbesondere die Kapitalgüter-Besitzdifferenzierung die Nichtbesitzenden zwingt, sich Anweisungen zu fügen, um überhaupt Entgelt für die von ihnen angebotenen Nutzleistungen zu erhalten. Sei es dend Anweisungen eines vermögenden Hausherrn, oder den an einer d  Fehlt in A; den sinngemäß ergänzt. 5  Max Weber erläutert die Entscheidung für diesen Begriff unten, S.  290 f.

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Kapitalrechnung orientierten Anweisungen von KapitalgüterBesitzenden (oder der von diesen zu deren Verwertung designierten Vertrauensmänner). | Dies ist in der rein kapitalistischen Betriebswirtschaft das Schicksal der gesamten Arbeiterschaft. Entscheidender Antrieb für alles Wirtschaftshandeln ist unter verkehrswirtschaftlichen Bedingungen normalerweise 1. für die Nichtbesitzenden: a) der Zwang des Risikos völliger Unversorgtheit für sich selbst und für diejenigen persönlichen „Angehörigen“ (Kinder, Frauen, eventuell Eltern), deren Versorgung der einzelne typisch übernimmt, b) – in verschiedenem Maß – auch innere Eingestelltheit auf die wirtschaftliche Erwerbsarbeit als Lebensform, – 2. für die durch Besitzausstattung oder (besitzbedingte) bevorzugte Erziehungsausstattung tatsächlich Privilegierten: a) Chancen bevorzugter Erwerbseinkünfte, b) Ehrgeiz, c) die Wertung der bevorzugten (geistigen, künstlerischen, technisch fachgelernten) Arbeit als „Beruf“, – 3. für die an den Chancen von Erwerbsunternehmungen Beteiligten: a) eignes Kapitalrisiko und eigne Gewinnchancen in Verbindung mit b) der „berufsmäßigen“ Eingestelltheit auf rationalen Erwerb als α) „Bewährung“ der eignen Leistung und β) Form autonomen Schaltens über die von den eignen Anordnungen abhängigen Menschen, daneben γ) über kultur- oder lebenswichtige Versorgungschancen einer unbestimmten Vielheit: Macht. Eine an Bedarfsdeckung orientierte Planwirtschaft muß – im Fall radikaler Durchführung – von diesen Motiven den Arbeitszwang durch das Unversorgtheits-Risiko mindestens abschwächen, da sie im Fall materialer Versorgungsrationalität jedenfalls die Angehörigen nicht beliebig stark unter der etwaigen Minderleistung des Arbeitenden leiden lassen könnte. Sie muß ferner, im gleichen Fall, die Autonomie der Leitung von Beschaffungsbetrieben sehr weitgehend, letztlich: vollkommen, ausschalten, kennt das Kapitalrisiko und die Bewährung durch formal autonomes Schalten ebenso wie die autonome Verfügung über Menschen und lebenswichtige Versorgungschancen entweder gar nicht oder nur mit sehr stark beschränkter Autonomie. Sie hat also neben (eventuell) rein materiellen Sondergewinn-

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chancen wesentlich ideale Antriebe „altruistischen“ Charakters (im weitesten Sinn) zur Verfügung, um ähnliche Leistungen in der Richtung planwirtschaftlicher Bedarfsdeckung zu erzielen, wie sie erfahrungsgemäß die autonome Orientierung an Erwerbschancen innerhalb der Erwerbswirtschaft in der Richtung der Beschaffung kaufkräftig begehrter Güter vollbringt. Sie muß dabei ferner[,] im Fall radikaler Durchführung, die Herabminderung der formalen, rechnungsmäßigen Rationalität in Kauf nehmen, wie sie (in diesem Fall) der Fortfall der Geld- und Kapitalrechnung unvermeidlich bedingt. Materiale und (im Sinn exakter Rechnung:) formale Rationalität fallen eben unvermeidlich weitgehend auseinander: diese grundlegende und letztlich unentrinnbare Irrationalität der Wirtschaft ist eine der Quellen aller „sozialen“ Problematik, vor allem: derjenigen alles Sozialismus. Zu §§  13 und 14: 1. Die Ausführungen geben offensichtlich nur allgemein bekannte Dinge mit einer etwas schärferen Pointierung (s. die Schlußsätze von §  14) wieder. Die Verkehrswirtschaft ist die weitaus wichtigste Art alles an „Interessenlage“ orientierten typischen und universellen sozialen Handelns. Die Art, wie sie zur Bedarfsdeckung führt, ist Gegenstand der Erörterungen der Wirtschaftstheorie und hier im Prinzip als bekannt vorauszusetzen. Daß der Ausdruck „Planwirtschaft“ verwendet wird, bedeutet natürlich keinerlei Bekenntnis zu den bekannten Entwürfen des früheren Reichswirtschaftsministers;6 der Ausdruck ist aber allerdings deshalb gewählt, weil er, an sich nicht sprachwidrig gebildet, seit diesem offiziellen Gebrauch sich

6  Im Mai 1919 hat der damalige sozialdemokratische Reichswirtschaftsminister Rudolf Wissell (1869–1962) dem Reichskabinett eine Denkschrift zur wirtschaftspolitischen Lage vorgelegt. Ihr war ein „Wirtschaftsprogramm des Reichswirtschaftsministeriums“ beigefügt. Es wendete sich gegen alle Verstaatlichungspläne und empfahl eine als „Gemeinwirtschaft“ bezeichnete Organisation der Wirtschaft. In ihr sollten paritätisch besetzte Selbstverwaltungskörper der Wirtschaftszweige eine „gebundene Planwirtschaft“, jedoch ohne zentrale Lenkungsbehörde, herbeiführen (Vgl. Wissel, Rudolf und Wichard von Moellendorf, Wirtschaftliche Selbstverwaltung (Deutsche Gemeinwirtschaft, hg. von E. Schairer, Heft 10). – Jena: Eugen Diederichs 1919). Der Begriff „Planwirtschaft“ wurde insbesondere von den Gegnern gemeinwirtschaftlicher Ideen rasch in polemischer Absicht aufgenommen und von Rudolf Wissell später nicht verteidigt.

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vielfach eingebürgert hat (statt des von O[tto] Neurath gebrauchten, an sich auch nicht unzweckmäßigen Ausdrucks „Verwaltungswirtschaft“).7 2. Nicht unter den Begriff „Planwirtschaft“ in diesem Sinn fällt alle Verbandswirtschaft oder verbandsregulierte Wirtschaft, die an Erwerbschancen (zunftmäßig oder kartellmäßig oder trustmäßig) orientiert ist. Sondern lediglich eine an Bedarfsdeckung orientierte Verbandswirtschaft. Eine an Erwerbschancen orientierte, sei es auch noch so straff regulierte oder durch einen Verbandsstab geleitete Wirtschaft setzt stets effektive „Preise“, gleichviel wie sie formell entstehen (im Grenzfall des Pankartellismus:8 durch interkartellmäßiges Kompro|miß, Lohntarife von „Arbeitsgemein­ A 61 schaften“9 usw.), also Kapitalrechnung und Orientierung an dieser voraus. „Vollsozialisierung“ im Sinn einer rein haushaltsmäßigen Planwirtschaft und Partialsozialisierung (von Beschaffungsbranchen) mit Erhaltung der Kapitalrechnung liegen trotz Identität des Ziels und trotz aller Mischformen technisch nach prinzipiell verschiedenen Richtungen. Vorstufe einer haushaltsmäßigen Planwirtschaft ist jede Rationierung des Konsums, überhaupt jede primär auf die Beeinflussung der naturalen Verteilung der Güter ausgehende Maßregel. Die planmäßige Leitung der Güterbeschaffung, einerlei ob sie durch voluntaristische oder oktroyierte Kartelle oder durch staatliche Instanzen unternommen wird, geht primär auf rationale Gestaltung der Verwendung der Beschaffungsmittel und Arbeitskräfte aus und kann eben deshalb den Preis nicht – mindestens (nach ihrem eigenen Sinn:) noch nicht – entbehren. Es ist daher kein Zufall, daß der „Rationie7  Bei Neurath heißt es: „Wir haben nicht einmal einen allgemeinen Namen dafür, daß nicht der Einzelne durch seine Tauscherwägungen den Ausschlag gibt, sondern eine Zentralstelle, welche unter Umständen die Willensentschließungen aller vereinigen mag. Wir bringen dafür den Ausdruck ‚Verwaltungswirtschaft‘ in Vorschlag.“ Vgl. Neurath, Kriegswirtschaft, S.  148. 8  So nannte erstmals Wilhelm Neurath (1840–1901), der Vater Otto Neuraths, eine von Verbänden regulierte Wirtschaft; vgl. Neurath, Wilhelm, Gemeinverständliche nationalökonomische Vorträge. Geschichtliche und letzte eigene Forschungen, hg. v. Edmund v. Lippmann. – Braunschweig: Vieweg 1902, S.  271. 9  Unter dem Eindruck der Revolution ist in Deutschland am 15. November 1918 von Industriellen und Gewerkschaftsführern die „Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands“ gegründet ­worden. Ihr Zweck war die Regelung bislang heftig umstrittener Fragen der Wirtschafts- und Sozialordnung, insbesondere des Verhältnisses von Gewerkschaften und Arbeitgebern, bei Aufrechterhaltung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Der abgeschlossene Vertrag sah u. a. die Gründung von branchenbezogenen, paritätisch besetzten Reichsarbeitsgemeinschaften vor. Mitte 1920 gab es 14 Reichsarbeitsgemeinschaften. Die Verabredung von Lohntarifen gehörte nicht zu ihren Aufgaben. Sie blieb der direkten Aushandlung der jeweiligen Tarifpartner vorbehalten. Vgl. Feldman, Gerald D. und Irmgard Steinisch, Industrie und Gewerkschaften 1918–1924. Die überforderte Zentralarbeitsgemeinschaft (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band  50). – Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1985.

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rungs“-Sozialismus10 mit dem „Betriebsrats“-Sozialismus,11 der (gegen den Willen seiner rationalsozialistischen Führer)12 an Appropriationsinteressen der Arbeiter anknüpfen muß, sich gut verträgt. 3. Die kartell-, zunft- oder gildenmäßige wirtschaftliche Verbandsbildung, also die Regulierung oder monopolistische Nutzung von Erwerbs­ chancen, einerlei ob oktroyiert oder paktiert (regelmäßig: das erstere, auch wo formal das letztere vorliegt)[,] ist an dieser Stelle nicht besonders zu erörtern. Vgl. über sie (ganz allgemein) oben Kap. I §  1013 und weiterhin bei Besprechung der Appropriation ökonomischer Chancen (dieses Kapitel, §§e  19 ff.).14 Der Gegensatz der evolutionistisch und am Produktionsproblem orientierten, vor allem: marxistischen, gegen die von der Verteilungsseite ausgehende, heute wieder „kommunistisch“ genannte ratioe A: § 10  Der von Max Weber gebildete Begriff nimmt eine Idee des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Paul Lensch auf. Dieser sah in der kriegswirtschaftlichen Güterzuteilung, insbesondere der Einführung der Brotkarte, den bisher größten Schritt zu einer Durchorganisierung der Wirtschaft im sozialistischen Sinn. Vgl. Lensch, Paul, Die deutsche Sozialdemokratie und der Weltkrieg. Eine politische Studie. – Berlin: Paul Singer 1915; ders., Die Sozialdemokratie, ihr Ende und ihr Glück. – Leipzig: S. Hirzel 1916. 11  Insbesondere von Arbeiter- und Soldatenräten ist in der Revolution 1918/19 die Forderung erhoben worden, Betriebs-Räten die Kontrolle, gar die Leitung von Unternehmen zu übergeben. Die vom Rat der Volksbeauftragten am 23. Dezember 1918 erlassene „Verordnung über Tarifverträge, Arbeiter- und Angestelltenausschüsse und Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten“ sah jedoch für Betriebsräte in wirtschaftlichen Angelegenheiten nur Informationsrechte vor. In der Folgezeit blieb die Rolle von Betriebsräten in Deutschland heftig umstritten. Das am 13. Januar 1920 verabschiedete Betriebsrätegesetz übertrug ihnen lediglich sozialpolitische und begrenzte tarifpolitische Aufgaben. 12  Zum Begriff „rationalsozialistisch“ vgl. die Formulierung Webers im folgenden Absatz: „heute wieder ‚kommunistisch‘ genannte rational-planwirtschaftliche Form des Sozialismus“. Max Weber bezieht sich wahrscheinlich auf Lenin und Trotzki, die bereits 1918 wegen der Versorgungslage und den katastrophalen Verhältnissen in der industriellen Produktion in Rußland die Arbeiterkomitees entmachteten und die Verstaatlichung der Industrie mit zentraler Lenkung der Betriebe und der Verteilung ihrer Produktion durchsetzten. Ihre programmatischen Reden wurden rasch in Übersetzungen bekannt. Vgl. Lenin, N., Die nächsten Aufgaben der Sowjet-Macht. – Belp-Bern: Promachos-Verlag 1918; Trotzki, L., Arbeit, Disziplin und Ordnung werden die sozialistische Sowjet-Republik retten. Vortrag auf der Moskauer städtischen Konferenz der Russischen Kommunistischen Partei am 28. März 1918. – Basel: Verlag der Buchhandlung des Arbeiterbundes 1918. Diese Reden werden auch von Eduard Heimann zitiert, der sich sehr kritisch über die „Führungskompetenzen“ der Betriebsräte geäußert hat, vgl. Heimann, Eduard, Die Sozialisierung, in: AfSSp, Band  45, Heft 3, 1919, S.  527–590, hier S.  580 mit Anm.  52. 13  Kap. I, §  10, oben, S.  198 ff. 14  Gemeint ist Kap. II, §§  19–24a, unten, S.  314–355.

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nal-planwirtschaftliche Form des Sozialismus15 ist seit Marx’ Misère de la philosophie (in der deutschen Volksausgabe der „Intern[ationalen] Bibl[io­ thek]“ vor allem S.  38 und vorher und nachher)16 nicht wieder erloschen; der Gegensatz innerhalb des russischen Sozialismus mit seinen leidenschaftlichen Kämpfen zwischen Plechanoff und Lenin17 war letztlich ebenfalls dadurch bedingt, und die heutige Spaltung des Sozialismus ist zwar primär durch höchst massive Kämpfe um die Führerstellungen (und: -Pfründen), daneben und dahinter aber durch diese Problematik bedingt, welche durch die Kriegswirtschaft ihre spezifische Wendung zugunsten des Planwirtschaftsgedankens einerseits, der Entwicklung der Appropriationsinteressen andrerseits, erhielt. – Die Frage: ob man „Planwirtschaft“ (in gleichviel welchem Sinn und Umfang) schaffen soll, ist in dieser Form natürlich kein wissenschaftliches Problem. Es kann wissenschaftlich nur gefragt werden: welche Konsequenzen wird sie (bei gegebener Form) voraussichtlich haben, was also muß mit in den Kauf genommen werden, wenn der Versuch gemacht wird. Dabei ist es Gebot der Ehrlichkeit, von allen Seiten zuzugeben, daß zwar mit einigen bekannten, aber mit ebensoviel teilweise unbekannten Faktoren gerechnet wird. Die Einzelheiten des Pro15 Der Begriff „Kommunismus“ bzw. „kommunistisch“ war im deutschsprachigen Raum um 1900 praktisch aus der politischen Diskussion verschwunden. Mit der von Lenin vorgenommenen Unterscheidung von „Sozialismus“ und „Kommunismus“ kam es zu einer unerwarteten Wiederbelebung. In diesem Zusammenhang ist als Merkmal vor allem betont worden, daß im Kommunismus nicht nur die Produktionsmittel, sondern auch die Konsumtionsmittel der Verfügung einzelner Personen entzogen wären. So formulierte Robert Liefmann: „Kommunismus ist nach der zweckmäßigsten Abgrenzung eine Wirtschaftsordnung, bei welcher der ganze Konsum einheitlich und für alle gleich geregelt ist. Das braucht beim Sozialismus [gekennzeichnet durch die Verstaatlichung der Produktionsmittel, Hg.] nicht der Fall zu sein.“ Liefmann, Robert, Bringt uns der Krieg dem Sozialismus näher? (Der Deutsche Krieg. Politische Flugschriften, hg. v. Ernst Jäckh, Heft 56). – Stuttgart, Berlin: Deutsche Verlagsanstalt 1915, S.  10. Zur Begriffsgeschichte vgl. Schieder, Wolfgang, Kommunismus, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hg. von Otto Brunner u. a., Band  3. – Stuttgart: Klett-Cotta 1982, S.  455– 529. 16  Bei Marx, Elend der Philosophie, heißt es: „In einer künftigen Gesellschaft, wo der Klassengegensatz verschwunden ist, wo es keine Klassen mehr giebt, würde der Gebrauch nicht mehr von dem Minimum der Produktionszeit abhängen, sondern die Produktionszeit, die man den verschiedenen Gegenständen widmet, würde bestimmt werden durch ihre gesellschaftliche Nützlichkeit.“ (Ebd., S.  38). Weber hat Marx, „Misère de la philosophie“ von 1847 bereits in seinen frühen Vorlesungen nach der deutschen Ausgabe zitiert, vgl. Weber, Grundriß zu den Vorlesungen, MWG III/1, S.  107. 17  Über die Auseinandersetzungen zwischen dem ersten Parteiführer der russischen Sozialdemokratie G. W. Plechanow (1856–1918) und W. I. Lenin (1870–1924) sowie die Spaltung der russischen Sozialdemokratie in Menschewiki und Bolschewiki vgl. Weber, Zur Lage der bürgerlichen Demokratie in Rußland, MWG I/10, S.  165 ff.

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blems können in dieser Darstellung materiell entscheidend überhaupt nicht und in den hergehörigen Punkten nur stückweise und im Zusammenhang mit den Formen der Verbände (des Staates insbesondre) berührt werden.18 An dieser Stelle konnte nur die (unvermeidliche) kurze Besprechung der elementarsten technischen Problematik in Betracht kommen. Das Phänomen der regulierten Verkehrswirtschaft ist hier, aus den eingangs dieser Nr. angegebenen Gründen, gleichfalls noch nicht behandelt.19 4. Verkehrswirtschaftliche Vergesellschaftung des Wirtschaftens setzt Appropriation der sachlichen Träger von Nutzleistungen einerseits, Marktfreiheit andererseits voraus. Die Marktfreiheit steigt an Tragweite 1. je vollständiger die Appropriation der sachlichen Nutzleistungsträger, insbesondre der Beschaffungs- (Produktions- und Transport-) Mittel ist. Denn das Maximum von deren Marktgängigkeit bedeutet das Maximum von Orientierung des Wirtschaftens an Marktlagen. Sie steigt aber ferner 2. je mehr die Appropriation auf sachliche Nutzleistungsträger beschränkt ist. Jede Appropriation von Menschen (Sklaverei, Hörigkeit) oder von ökonomischen Chancen (Kundschaftsmonopole) bedeutet Einschränkung des an Marktlagen orientierten menschlichen Handelns. Mit Recht hat namentlich Fichte (im „Geschlossenen Handelsstaat“) diese Einschränkung des „Eigentums“-Begriffs auf Sachgüter (bei gleichzeitiger Ausweitung des im Eigentum enthaltenen Gehalts an Autonomie der Verfügungsgewalt) als Charakteristikum der modernen verkehrswirtschaftlichen Eigentumsordnung bezeichnet.20 An dieser Gestaltung des Eigentums waren alle Markt­ interessenten zugunsten der Unbeengtheit ihrer Orientierung an den Gewinnchancen, welche die Marktlage ergibt, interessiert, und die Entwicklung zu dieser Ausprägung der Eigentumsordnung war daher vornehmlich das Werk ihres Einflusses. 5. Der sonst oft gebrauchte Ausdruck „Gemeinwirtschaft“21 ist aus Zweckmäßigkeitsgründen vermieden, weil er ein „Gemeininteresse“ oder 18 Entsprechende Ausführungen liegen nicht vor; vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  69. 19  Zur regulierten Verkehrswirtschaft finden sich im Folgenden keine systematischen Ausführungen; eine knappe Erwähnung unten, S.  443. Gründe für die aufschiebende Behandlung des Themas werden oben, S.  292, Ziffer 3, nicht genannt. 20  Bezug genommen wird auf Fichte, Handelsstaat, Buch I, 7. Kapitel, S.  470 ff.: „Weitere Erörterungen der hier aufgestellten Grundsätze über das Eigentumsrecht“. In gleichem Sinne bereits Weber, Die Wirtschaft und die Ordnungen, MWG I/22–3, S.  232 f. 21  Zur Geschichte und Vielfalt der Bedeutungen des Begriffs „Gemeinwirtschaft“ in der Nationalökonomie und in der politischen Rede vgl. Ritschl, Gemeinwirtschaft, in: HdStW4, Band  4, S.  331–346. – Max Weber hat in den frühen Vorlesungen zur Nationalökonomie noch „Verkehrswirtschaft“ und „organisierte Wirtschaft: Gemeinwirtschaft“ einander gegenüber gestellt; vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  274 f.

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„Gemeinschaftsgefühl“ als normal vortäuscht, welches begrifflich nicht erfordert ist: die Wirtschaft | eines Fronherren oder Großkönigs (nach Art A 62 des pharaonischen im „Neuen Reich“) gehört, im Gegensatz zur Verkehrswirtschaft, zur gleichen Kategorie wie die eines Familienhaushalts. 6. Der Begriff der „Verkehrswirtschaft“ ist indifferent dagegen, ob „kapitalistische“, d. h. an Kapitalrechnung orientierte[,] Wirtschaften und in welchem Umfang sie bestehen. Insbesondre ist dies auch der Normaltypus der Verkehrswirtschaft: die geldwirtschaftliche Bedarfsdeckung. Es wäre falsch, anzunehmen, daß die Existenz kapitalistischer Wirtschaften proportional der Entfaltung der geldwirtschaftlichen Bedarfsdeckung stiege, vollends: in der Richtung sich entwickelte, welche sie im Okzident angenommen hat. Das Gegenteil trifft zu. Steigender Umfang der Geldwirtschaft konnte 1. mit steigender Monopolisierung der mit Großprofit verwertbaren Chancen durch einen fürstlichen Oikos Hand in Hand gehen: so in Ägypten in der Ptolemäerzeit bei sehr umfassend – nach Ausweis der erhaltenen Haushaltsbücher – entwickelter Geldwirtschaft:22 diese blieb eben haushaltsmäßige Geldrechnung und wurde nicht: Kapitalrechnung; – 2. konnte mit steigender Geldwirtschaft „Verpfründung“23 der fiskalischen Chancen eintreten, mit dem Erfolg der traditionalistischen Stabilisierung der Wirtschaft (so in China, wie am gegebenen Ort zu besprechen sein wird);24 – 3. konnte die kapitalistische Verwertung von Geldvermögen Anlage in nicht an Tauschchancen eines freien Gütermarkts und also nicht an Güterbeschaffung orientierten Erwerbsgelegenheiten suchen (so, fast ausschließlich, in allen außer den modern okzidentalen Wirtschaftsgebieten, aus weiterhin zu erörternden Gründen).25

§  15.26 Jede innerhalb einer Menschengruppe typische Art von wirtschaftlich orientiertem sozialem Handeln und wirtschaftlicher Vergesellschaftung bedeutet in irgendeinem Umfang eine

22  Vgl. hierzu Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  553–556, wo Weber – gestützt auf Untersuchungen von Ulrich Wilcken – Informationen aus erhaltenen Ostraka und Fragmenten von Wirtschaftsbüchern des 3. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. behandelt. 23  Max Weber definiert und erläutert den Begriff „Verpfründung“ unten, S.  432 und den Begriff „Pfründe“, unten, S.  481. 24  Weber gibt einen Hinweis auf die geplante Fortsetzung des Werkes. Ausführungen hierzu finden sich in Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, u. a. S.  219–226 und 282–284. 25  Entsprechende Ausführungen liegen in Kap. II nicht vor. 26  Mit §  15 beginnt eine bis §  24, unten, S.  355, reichende Kategorisierung von Typen der technischen und sozialen Leistungsverteilung und Leistungsverbindung. Eine knappe Zusammenfassung dessen hat Max Weber in der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ (MWG III/6, S.  87–94) vorgetragen.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

besondere Art von Verteilung und Verbindung menschlicher Leistungen zum Zweck der Güterbeschaffung. Jeder Blick auf die Realitäten wirtschaftlichen Handelns zeigt eine Verteilung verschiedenartiger Leistungen auf verschiedene Menschen und eine Verbindung dieser zu gemeinsamen Leistungen in höchst verschiedenen Kombinationen mit den sachlichen Beschaffungsmitteln. In der unendlichen Mannigfaltigkeit dieser Erscheinungen lassen sich immerhin einige Typen unterscheiden.f Menschliche Leistungen wirtschaftlicher Art können unterschieden werden als a) disponierende,27 oder b) an Dispositionen orientierte: Arbeit (in diesem, hier weiterhin gebrauchten, Sinne des Wortes). Disponierende Leistung ist selbstverständlich auch und zwar im stärksten denkbaren Maße Arbeit, wenn „Arbeit“ gleich Inanspruchnahme von Zeit und Anstrengung gesetzt wird. Der nachfolgend gewählte Gebrauch des Ausdrucks im Gegensatz zur disponierenden Leistung ist aber heute aus sozialen Gründen sprachgebräuchlich und wird nachstehend in diesem besonderen Sinne gebraucht. Im allgemeinen soll aber von „Leistungen“ gesprochen werden.

Die Arten, wie innerhalb einer Menschengruppe Leistung und Arbeit sich vollziehen können, unterscheiden sich in typischer Art: 1. technisch, – je nach der Art, wie für den technischen Hergang von Beschaffungsmaßnahmen die Leistungen mehrerer Mitwirkender untereinander verteilt und unter sich und mit sachlichen Beschaffungsmitteln verbunden sind;28 2. sozial, – und zwar: A) je nach der Art, wie die einzelnen Leistungen Gegenstand autokephaler und autonomer Wirtschaften29 sind oder nicht, f  Durchschuß fehlt in A. 27  Zur Appropriation disponierender Leistungen vgl. §  21, unten, S.  333 f. 28  Vgl. hierzu die Ausführungen in den folgenden §§  16 und 17, unten, S.  303–308. Max Weber teilt den Stoff auf zwei Paragraphen auf, ohne schon hier die maßgeblichen Gliederungsbuchstaben A und B einzuführen. 29  Vgl. hierzu die Ausführungen in §  18, unten, S.  308–314.

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und je nach dem ökonomischen Charakter dieser Wirtschaften; – damit unmittelbar zusammenhängend: B) je nach Maß und Art, in welchen a) die einzelnen Leistungen,30 – b) die sachlichen Beschaffungsmittel,31 – c) die ökonomischen Erwerbschancen (als Erwerbsquellen oder -Mittel) appropriiert sind oder nicht[,]32 und der dadurch bedingten Art α) der Berufsgliederung (sozial)33 und β) der Marktbildung (ökonomisch). Endlich 3. muß bei jeder Art der Verbindung von Leistungen unter sich und mit sachlichen Beschaffungsmitteln und bei der Art ihrer Verteilung auf | Wirtschaften und Appropriation ökonomisch gefragt werden: handelt es sich um haushaltsmäßige oder um erwerbsmäßige Verwendung?34 Zu diesem und den weiter folgenden §§ ist vor allem zu vergleichen die dauernd maßgebende Darstellung von K[arl] Bücher in dem Art. „Gewerbe“ im HWB. d. Staatswiss[enschaften] und von demselben: „Die Entstehung der Volkswirtschaft“:35 grundlegende Arbeiten, von deren Terminologie und Schema nur aus Zweckmäßigkeitsgründen in manchem abgewichen wird. Sonstige Zitate hätten wenig Zweck, da im nachstehenden ja keine neuen Ergebnisse, sondern ein für uns zweckmäßiges Schema vorgetragen wird. 1. Es sei nachdrücklich betont, daß hier nur – wie dies in den Zusammenhang gehört – die soziologische Seite der Erscheinungen in tunlichster Kürze rekapituliert wird, die ökonomische aber nur so weit, als sie eben in formalen soziologischen Kategorien Ausdruck findet. Material ökonomisch würde die Darstellung erst durch Einbeziehung der bisher lediglich theoretisch berührten Preis- und Marktbedingungen. Es ließen sich diese materialen Seiten der Problematik aber nur unter sehr bedenklichen Einseitig30  Vgl. hierzu die Ausführungen in §  19, unten, S.  314–323. 31  Vgl. hierzu die Ausführungen in §  20, unten, S.  323–333. 32 Zur Expropriation des einzelnen Arbeiters von den sachlichen Beschaffungs(Produktions-) Mitteln vgl. die Ausführungen in §  22, unten, S.  334–336; zur Expropriation aller Arbeiter vgl. §  23, unten, S.  337–339. 33  Vgl. zur Berufsgliederung die Ausführungen in §  24, unten, S.  339–345. 34 Die Frage der haushaltsmäßigen oder erwerbswirtschaftlichen Verwendung behandelt Weber nicht in einem eigenen Paragraphen, sondern in den folgenden Paragraphen am gegebenen Ort mit. 35  Gemeint sind: Bücher, Gewerbe3, und Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2; zu den Ausgaben vgl. oben, S.  216, Hg.-Anm.  2.

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keiten in Thesenform in eine derartige allgemeine Vorbemerkung hineinarbeiten. Und die rein ökonomischen Erklärungsmethoden sind ebenso verführerisch wie anfechtbar. Beispielsweise so: Die für die Entstehung der mittelalterlichen, verbandsregulierten, aber „freien Arbeit“ entscheidende Zeit sei die „dunkle“ Epoche vom 10.–12. Jahrhundert und insbesondre die an Rentenchancen der Grund-, Leib- und Gerichtsherren – lauter partikulärer, um diese Chancen konkurrierender Gewalten – orientierte Lage der qualifizierten: bäuerlichen, bergbaulichen, gewerblichen Arbeit.36 Die für die Entfaltung des Kapitalismus entscheidende Epoche sei die große chronische Preisrevolution des 16. Jahrhunderts.37 Sie bedeute absolute und relative Preissteigerung für (fast) alle (okzidentalen) Bodenprodukte, damit – nach bekannten Grundsätzen der landwirtschaftlichen Ökonomik38 – sowohl Anreiz wie Möglichkeit der Absatzunternehmung und damit des teils (in England) kapitalistischen, teils (in den Zwischengebieten zwischen der Elbe und Rußland) fronhofsmäßigen großen Betriebs. Andrerseits bedeute sie zwar teilweise (und zwar meist) absolute, nicht aber (im allge36  Max Weber spricht mehrere Themen an, darunter die seinerzeit heftig umstrittene Frage der Entstehung freier Arbeit und der Zünfte sowie die Bedeutung des Grundrentenbezugs als Quelle der Nachfrage nach den Produkten unfreier und freier Arbeit. Speziell könnte er sich hier auf die sog. „hofrechtliche Theorie“ beziehen, deren Pro­ tagonist Karl W. Nitzsch gewesen ist und der sich u. a. Gustav Schmoller angeschlossen hat, während Georg von Below zu den entschiedensten Gegnern gehörte. Vgl. Nitzsch, K[arl] W., Ministerialität und Bürgerthum im 11. und 12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur deutschen Städtegeschichte (Vorarbeiten zur Geschichte der staufischen Periode, Band  1). – Leipzig: B. G. Teubner 1859; Below, G[eorg] von, Zünfte, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  1384–1495; dazu auch Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  212–219. 37 Maßgebend hierfür Wiebe, Georg, Zur Geschichte der Preisrevolution des XVI. und XVII. Jahrhunderts (Staats- und socialwissenschaftliche Beiträge, hg. v. August von Miaskowski, 2. Band, 2. Heft). – Leipzig: Duncker & Humblot 1895. Vgl. auch Sommerlad, Theo, Preis (Mittelalter), Abschnitt 5: Preisrevolution und Geldentwertung im 16. und 17. Jahrhundert, in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  1178–1181. In der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ hat Max Weber das hier konjunktivisch Formulierte als eigene Auffassung vorgetragen; vgl. Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  347 f. 38  Albrecht Daniel Thaers „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“, 4 Bände. – Berlin: Realschulbuchhandlung 1809–1812, standen in Deutschland am Anfang einer naturwissenschaftliche und ökonomische Kenntnisse verbindenden Landwirtschaftswissenschaft. In seinen Vorlesungen zur Theoretischen Nationalökonomie stützte sich Max Weber bei der Behandlung der Landwirtschaft vornehmlich auf Johann Heinrich von Thünen (vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  584–586). Die entscheidende Rolle der Preise für die Bodennutzung, insbesondere auch für die Ausbildung von Großbetrieben mit überwiegender Marktproduktion, betonte zur Zeit Webers vor allem Friedrich Aereboe (1865–1942); vgl. Aereboe, Friedrich, Die Bewirtschaftung von Landgütern und Grundstücken. Ein Lehrbuch für Landwirte, Volkswirte, Verwaltungsbeamte und Studierende, I. Teil. Allgemeine landwirtschaftliche Betriebslehre. – Berlin: Paul Parey 1917; 4.  Aufl. 1919.

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meinen) relative Preissteigerung, sondern umgekehrt in typischer Art relative Preissenkung von wichtigen gewerblichen Produkten und damit, soweit die betriebsmäßigen und sonstigen äußeren und inneren Vorbedingungen dazu gegeben waren, – was in Deutschland, dessen „Niedergang“ ökonomisch eben deshalb damit einsetze, nicht der Fall gewesen sei: – Anreiz zur Schaffung konkurrenzfähiger Marktbetriebsformen. Weiterhin später in deren Gefolge: der kapitalistischen gewerblichen Unternehmungen. Vorbedingung dafür seig die Entstehung von Massenmärkten. Dafür, daß diese im Entstehen gewesen seienh, seien vor allem bestimmte Wandlungen der englischen Handelspolitik ein Symptom (von andern Erscheinungen abgesehen). – Derartige und ähnliche Behauptungen müßten zum Beleg theoretischer Erwägungen über die materialen ökonomischen Bedingtheiten der Entwicklung der Wirtschaftsstruktur verwertet werden. Das aber geht nicht an. Diese und zahlreiche ähnliche, durchweg bestreitbare, Thesen können nicht in diese absichtlich nur soziologischen Begriffe hineingenommen werden, auch soweit sie nicht ganz falsch sein sollten. Mit dem Verzicht auf diesen Versuch in dieser Form verzichten aber die folgenden Betrachtungen dieses Kapitels auch (ganz ebenso wie die vorangegangenen durch den Verzicht auf Entwicklung der Preis- und Geldtheorie) vorerst bewußt auf wirkliche „Erklärung“ und beschränken sich (vorläufig) auf soziologische Typisierung. Dies ist sehr stark zu betonen. Denn nur ökonomische Tatbestände liefern das Fleisch und Blut für eine wirkliche Erklärung des Ganges auch der soziologisch relevanten Entwicklung. Es soll eben vorerst hier nur ein Gerippe gegeben werden, hinlänglich, um mit leidlich eindeutig bestimmten Begriffen operieren zu können. Daß an dieser Stelle, also bei einer schematischen Systematik, nicht nur die empirisch-historische, sondern auch die typisch-genetische Aufeinanderfolge der einzelnen möglichen Formen nicht zu ihrem Recht kommt, ist selbstverständlich. 2. Es ist häufig und mit Recht beanstandet worden, daß in der nationalökonomischen Terminologie „Betrieb“ und „Unternehmung“ oft nicht getrennt werden. „Betrieb“ ist auf dem Gebiet des wirtschaftlich orientierten Handelns an sich eine technische, die Art der kontinuierlichen Verbindung bestimmter Arbeitsleistungen untereinander und mit sachlichen Beschaffungsmitteln bezeichnende Kategorie. Sein Gegensatz ist: entweder a) unstetes oder b) technisch diskontinuierliches Handeln, wie es in jedem rein empirischen Haushalt fortwährend vorkommt. Der Gegensatz zu „Unternehmen“: einer Art der wirtschaftlichen Orien|tierung (am A 64 Gewinn) ist dagegen: „Haushalt“ (Orientierung an Bedarfsdeckung). Aber der Gegensatz von „Unternehmen“ und „Haushalt“ ist nicht erschöpfend. g A: seien  h A: sei

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Denn es gibt Erwerbshandlungen, welche nicht unter die Kategorie des „Unternehmens“ fallen: aller nackte Arbeitserwerb, der Schriftsteller-, Künstler-, Beamten-Erwerb sind weder das eine noch das andre. Während der Bezug und Verbrauch von Renten offenkundig „Haushalt“ ist. Vorstehend ist, trotz jener Gegensätzlichkeit, von „Erwerbsbetrieb“ überall da gesprochen worden,39 wo ein kontinuierlich zusammenhängendes dauerndes Unternehmerhandeln stattfindet: ein solches ist in der Tat ohne Konstituierung eines „Betriebes“ (eventuell: Alleinbetriebes ohne allen Gehilfenstab) nicht denkbar. Und es kam hier hauptsächlich auf die Betonung der Trennung von Haushalt und Betrieb an. Passend (weil eindeutig) ist aber – wie jetzt festzustellen ist – der Ausdruck „Erwerbsbetrieb“ statt: kontinuierliches Erwerbsunternehmen nur für den einfachsten Fall des Zusammenfallens der technischen Betriebseinheit mit der Unternehmungseinheit. Es können aber in der Verkehrswirtschaft mehrere, technisch gesonderte, „Betriebe“ zu einer „Unternehmungseinheit“ verbunden sein. Diese letztere ist dann aber natürlich nicht durch die bloße Personalunion des Unternehmers, sondern wird durch die Einheit der Ausrichtung auf eineni irgendwie einheitlich gestalteten Plan der Ausnutzung zu Erwerbszwecken konstituiert (Übergänge sind daher möglich). Wo nur von „Betrieb“ die Rede ist, soll jedenfalls darunter immer jene technisch – in Anlagen, Arbeitsmitteln, Arbeitskräften und (eventuell: heterokephaler und heteronomer) technischer Leitung – gesonderte Einheit verstanden werden, die es ja auch in der kommunistischen Wirtschaft (nach dem schon jetzt geläufigen Sprachgebrauch)40 gibt. Der Ausdruck „Erwerbsbetrieb“ soll fortan nur da verwendet werden, wo technische und ökonomische (Unternehmungs-)Einheit identisch sind. Die Beziehung von „Betrieb“ und „Unternehmung“ wird terminologisch besonders akut bei solchen Kategorien wie „Fabrik“41 und „Hausin­ dustrie“.42 Die letztere ist ganz klar eine Kategorie der Unternehmung. i A: einem 39  Oben, S.  258 f., 261, 264, 269–272. 40 Wie oben, S.  293, Hg.-Anm.  15, erläutert, hat der Begriff „Kommunismus“ bzw. „kommunistisch“ durch Lenin eine Wiederbelebung und spezifische Deutung erfahren. Die Oktoberrevolution in Rußland und die Programmatik kommunistischer Parteien in mehreren Ländern brachten es mit sich, daß der Begriff „kommunistische Wirtschaft“ im Sinne einer zentral verwalteten Wirtschaft innerhalb kurzer Zeit geläufig wurde. 41  Zu Max Webers Begriff „Fabrik“, insbesondere zu Merkmalen der ‚heutigen‘ Fabrik, vgl. unten, S.  331 ff., sowie Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  227–229. 42  Max Weber weicht von Karl Bücher ab. Dieser hat den Begriff „Hausindustrie“ als „mißverständlich“ bezeichnet und spricht von „Verlagssystem“ (vgl. Bücher, Ent­ stehung der Volkswirtschaft2, S.  151). In diesem Kapitel bevorzugt Weber durchge-

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„Betriebsmäßig“ angesehen stehen ein kaufmännischer Betrieb und Betriebe als Teil der Arbeiterhaushaltungen (ohne – außer bei Zwischenmeisterorganisation43 – Werkstattarbeit) mit spezifizierten Leistungen an den kaufmännischen Betrieb und umgekehrt dieses an jene nebeneinander; der Vorgang ist also rein betriebsmäßig gar nicht verständlich, sondern es müssen die Kategorien: Markt, Unternehmung, Haushalt (der Einzelarbeiter), erwerbsmäßige Verwertung der entgoltenen Leistungen dazutreten. „Fabrik“ könnte man an sich – wie dies oft vorgeschlagen ist44 – ökonomisch indifferent insofern definieren, als die Art der Arbeiter (frei oder unfrei), die Art der Arbeitsspezialisierung (innere technische Spezialisierung oder nicht) und der verwendeten Arbeitsmittel (Maschinen oder nicht) beiseite gelassen werden kann. Also einfach: als Werkstattarbeit. Immerhin muß aber außerdem die Art der Appropriation der Werkstätte und der Arbeitsmittel (an einen Besitzer) in die Definition aufgenommen werden, sonst zerfließt der Begriff wie der des „Ergasterion“.45 Und geschieht einmal dies, dann scheint es prinzipiell zweckmäßiger, „Fabrik“ wie „Hausindustrie“ zu zwei streng ökonomischen Kategorien der Kapitalrechnungsunternehmung zu stempeln. Bei streng sozialistischer Ordnung würde die „Fabrik“ dann so wenig wie die „Hausindustrie“ vorkommen, sondern nur: naturale Werkstätten, Anlagen, Maschinen, Werkzeuge, Werkstatt- und Heimarbeitsleistungen aller Art.

hend den Begriff „Hausindustrie“, während er in der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ zumeist von „Verlagssystem“ redet; vgl. Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  219–227. 43  In den hausindustriellen Organisationen des 19. Jahrhunderts traten häufig, insbesondere im Bekleidungsgewerbe, zwischen den Verleger und die Heimarbeiter Personen, Zwischenmeister genannt, die die Aufträge und evtl. Rohstoffe auf die von ihnen organisierten Heimarbeiter verteilten und deren Produkte wieder einsammelten und sie gegebenenfalls vor Ablieferung beim Verleger noch in ihrer eigenen Werkstatt weiter verarbeiteten. Vgl. Bücher, Gewerbe3, S.  867 f. 44  In der nationalökonomischen Fachliteratur sind derartige Vorschläge nicht nachweisbar. Max Weber bezieht sich vermutlich auf Historiker wie Hugo Blümner, Eduard Meyer, Julius Beloch und Walter Otto, welche hellenisch-byzantinische Werkstätten als „Fabrik“ bezeichnet haben. Vgl. Blümner, Hugo, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, 4 Bände. – Leipzig: B. G. Teubner 1875–1887; Meyer, Eduard, Die Sclaverei im Altertum. Vortrag, gehalten in der GeheStiftung zu Dresden am 15. Januar 1898 (Vorträge der Gehe-Stiftung, 16). – Dresden: Zahn & Jaensch 1898, S.  13; Beloch, Julius, Großindustrie im Altertum, in: Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band  2, 1899, S.  17–26. Max Weber kritisiert dies mehrfach in: Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6 u. a. S.  329 f., 523, 528. 45 Zum Begriff und zur Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen des Ergasterions (griech. Werkstätte) vgl. unten, S.  331, sowie Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  199 ff.

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3. Es ist nachstehend über das Problem der ökonomischen „Entwick­ lungsstufen“46 noch nichts bzw. nur soweit nach der Natur der Sache absolut unvermeidlich und beiläufig etwas zu sagen. Nur soviel sei hier vorweg bemerkt: Mit Recht zwar unterscheidet man neuerdings genauer: Arten der Wirtschaft und Arten der Wirtschaftspolitik. Die von Schönberg präludierten Schmollerschen und seitdem abgewandelten Stufen: Hauswirtschaft, Dorfwirtschaft – dazu als weitere „Stufe“: grundherrliche und patrimonialfürstliche Haushalts-Wirtschaft –, Stadtwirtschaft, Territorialwirtschaft, Volkswirtschaft waren in seiner Terminologie bestimmt durch die Art des wirtschaftsregulierenden Verbandes.47 Aber es ist nicht gesagt, daß auch nur die Art dieser Wirtschaftsregulierung bei Verbänden verschiedenen Umfangs verschieden wäre. So ist die deutsche „Territorialwirtschaftspolitik“ in ziemlich weitgehendem Umfang nur eine Übernahme der stadtwirtschaftlichen Regulierungen gewesen und waren ihre neuen Maßnahmen nicht spezifisch verschieden von der „merkantilistischen“48 Politik spezifisch patrimonialer, dabei aber schon relativ rationaler Staatenverbände (also insoweit „Volkswirtschaftspolitik“ nach dem üblichen, wenig glückli-

46  Das Konzept der Entwicklungsstufen war ein zu Webers Zeit heftig umstrittener Gegenstand. Vorstellungen von einer Abfolge von Produktionsweisen oder Arten der wirtschaftlichen Vergemeinschaftung gibt es seit der Antike. Im 19. Jahrhundert, insbesondere bei Friedrich List und Karl Marx sowie Hauptvertretern der Historischen Schule der Nationalökonomie, rückte die Frage nach der zweckmäßigen Typisierung der Phasen wirtschaftlicher Entwicklung und der Gesetzmäßigkeit ihrer Abfolge in den Vordergrund. Vgl. Schönberg, Gustav von, Die Volkswirtschaft, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, 3.  Aufl., 1. Band. – Tübingen: H. Laupp’sche Buchhandlung 1890, S.   1062–1065; Below, Georg von, Wirtschaftsstufen, in: WbVW3, Band   2, 1911, S.  1382–1384; Bücher, Karl, Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: GdS, Abt. I, 1914, S.  1–18. 47  Gustav Schönberg beschrieb 1867 eine Abfolge von drei „Wirtschaftszuständen“: Haus-, Stadt- und Volkswirtschaft. Hieran anknüpfend unterschied Gustav Schmoller vier „Grundstufen“: Dorf-, Stadt-, Territorial- und Volkswirtschaft. Vgl. Schönberg, Gustav, Zur wirthschaftlichen Bedeutung des deutschen Zunftwesens im Mittelalter, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band  9, 1867, S.  1–72 u. 97–169; Schmoller, Gustav, Studien über die wirthschaftliche Politik Friedrichs des Großen und Preußens überhaupt von 1680 bis 1786. II. Das Merkantil-System in seiner historischen Bedeutung: städtische, territoriale und staatliche Wirthschaftspolitik, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, N. F. 8. Jg., Heft 1, 1884, S.  15–61. 48  Als Merkantilsystem bzw. Merkantilismus wird einerseits ein Konglomerat nationalökonomischer Lehren des 16. bis 18. Jahrhunderts bezeichnet, andererseits die fiskal-, geld-, handels- und gewerbepolitische Praxis der absolutistisch regierten Territorialstaaten Europas in diesem Zeitraum. Vgl. Leser, Emanuel, Merkantilsystem, in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  650–658; Lexis, Wilhelm, Merkantilsystem, WbVW3, Band  2, 1911, S.  374–377.

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chen Ausdruck).49 Vollends aber ist nicht gesagt, daß die innere Struktur der Wirtschaft: die Art der Leistungsspezifikation oder -Spezialisierung50 und -Verbindung, die Art der Verteilung dieser Leistungen auf selbständige Wirtschaften und die Art | der Appropriation von Arbeitsverwertung, A 65 Beschaffungsmitteln und Erwerbschancen mit demjenigen Umfang des Verbandes parallel ging, der (möglicher!) Träger einer Wirtschaftspolitik war und vollends: daß sie mit dem Umfang dieses immer gleichsinnig wechsle. Die Vergleichung des Okzidents mit Asien und des modernen mit dem antiken Okzident würde das Irrige dieser Annahme zeigen. Dennoch kann bei der ökonomischen Betrachtung niemals die Existenz oder NichtExistenz material wirtschaftsregulierender Verbände – aber freilich nicht nur gerade: politischer Verbände – und der prinzipielle Sinn ihrer Regulierung beiseite gelassen werden. Die Art des Erwerbs wird dadurch sehr stark bestimmt. 4. Zweck der Erörterung ist auch hier vor allem: Feststellung der optimalen Vorbedingungen formaler Rationalität der Wirtschaft und ihrer Beziehung zu materialen „Forderungen“ gleichviel welcher Art.

§  16. I.51 Technisch unterscheiden sich die Arten der LeistungsGliederung: A. je nach der Verteilung und Verbindung der Leistungen. Und zwar: 1. je nach der Art der Leistungen, die ein und dieselbe Person auf sich nimmt. Nämlich: a) entweder liegen in ein und derselben Hand α. zugleich leitende und ausführende, oder β. nur das eine oder das andere, –e

e  (S.  220)–e  Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  605–663. 49  Konkrete Anhaltspunkte dafür, warum Weber den Begriff „Volkswirtschaftspolitik“, den er in seiner Freiburger Antrittsrede „Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“ (MWG I/4, S.  543 ff.) ohne jede Einschränkung verwendet hat, wenig glücklich nennt, lassen sich in seinem Werk nicht nachweisen. Weil Weber häufig von „Wirtschaftspolitik“ ohne Einschränkungen spricht, ist zu vermuten, daß der Grund für seine Kritik in dem Begriffselement „Volk“ und den mit ihm verbundenen Unklarheiten liegt. Hierzu vgl. u. a. Weber, Roscher und Knies I, S.  9 ff. 50  Zu Max Webers Unterscheidung zwischen Leistungsspezifikation (auch Leistungsspezifizierung genannt) und Leistungsspezialisierung vgl. unten, S.  304 und 339. 51  Zum Gliederungszusammenhang vgl. oben, S.  296 f.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Zu a: der Gegensatz ist natürlich relativ, da gelegentliches „Mitarbeiten“ eines normalerweise nur Leitenden (großen Bauern z. B.) vorkommt. Im übrigen bildet jeder Kleinbauer oder Handwerker oder Kleinschiffer den Typus von α.

b) entwederj vollzieht ein und dieselbe Person α. technisch verschiedenartige und verschiedene Endergebnisse hervorbringende Leistungen (Leistungskombination) und zwar entweder αα) wegen mangelnder Spezialisierung der Leistung in ihre technischen Teile, ββ) im Saison-Wechsel, – oder γγ) zur Verwertung von Leistungskräften, die durch eine Hauptleistung nicht in Anspruch genommen werden (Nebenleistung). Oder es vollzieht eine und dieselbe Person β. nur besondersartige Leistungen, und zwar entweder αα) besondert nach dem Endergebnis: so also, daß der gleiche Leistungsträger alle zu diesem Erfolg erforderlichen, technisch untereinander verschiedenartigen simultanen und sukzessiven Leistungen vollzieht (so daß also in diesem Sinn Leistungskombination vorliegt): Leistungsspezifizierung; – oder ββ) technisch spezialisiert nach der Art der Leistung, so daß erforderlichenfalls das Endprodukt nur durch (je nachdem) simultane oder sukzessive Leistungen mehrerer erzielt werden kann: Leistungsspezialisierung. Der Gegensatz ist vielfach relativ, aber prinzipiell vorhanden und historisch wichtig. Zu b, α: Der Fall αα besteht typisch in primitiven Hauswirtschaften, in welchen – vorbehaltlich der typischen Arbeitsteilung der Geschlechter (davon in Kap. V)52 – jeder alle Verrichtungen je nach Bedarf besorgt. Für den Fall ββ war typisch der Saison-Wechsel zwischen Landwirtschaft und gewerblicher Winterarbeit.

j A: Entweder 52  Ein entsprechendes Kapitel liegt nicht vor; vgl. den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  109.

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Für γγ der Fall ländlicher Nebenarbeit von städtischen Arbeitern und die zahlreichen „Nebenarbeiten“, die – bis in moderne Büros hinein – übernommen wurden, weil Zeit frei blieb. Zu b, β: Für den Fall αα ist die Art der Berufsgliederung des Mittelalters typisch: eine Unmasse von Gewerben, welche sich je auf ein Endprodukt spezifizierten, aber ohne alle Rücksicht darauf, daß technisch oft heterogene Arbeitsprozesse zu diesem hinführten, also: Leistungskombination bestand. Der Fall ββ umschließt die gesamte moderne Entwicklung der Arbeit. Doch ist vom streng psychophysischen | Standpunkt aus kaum A 66 irgendeine[,] selbst die höchstgradig „spezialisierte“ Leistung wirklich bis zum äußersten Maße isoliert; es steckt immer noch ein Stück LeistungsSpezifikation darin, nur nicht mehr orientiert nach dem Endprodukt, wie im Mittelalter.

Die Art der Verteilung und Verbindung der Leistungen (siehe oben A)53 ist ferner verschieden: 2. Je nach der Art, wie die Leistungen mehrerer Personen zur Erzielung eines Erfolges verbunden werden. Möglich ist: a) Leistungshäufung: technische Verbindung gleichartiger Leistungen mehrerer Personen zur Herbeiführung eines Erfolges: α. durch geordnete, technisch unabhängig voneinander verlaufende Parallel-Leistungen, – β. durch technisch zu einer Gesamtleistung vergesellschaftete (gleichartige) Leistungen. Für den Fall α können parallel arbeitende Schnitter54 oder Pflästerer,55 für den Fall β die, namentlich in der ägyptischen Antike im größten Maßstab (Tausende von Zwangs-Arbeitern) vorkommenden Transportleistungen von Kolossen durch Zusammenspannen zahlreicher die gleiche Leistung (Zug an Stricken) Vollbringender als Beispiele gebraucht werden.

b) Leistungsverbindung: technische Verbindung qualitativ verschiedener, also: spezialisierter (A 1 b β, ββ) Leistungen zur Herbeiführung eines Erfolges: 53  Max Weber verweist auf den Anfang von Kap. II, §  16, oben, S.  303. 54  Auf großen Ackerflächen arbeiteten bei der Getreideernte u. U. eine größere Zahl von mit der Sense Mähenden hintereinander gestaffelt in parallelen Streifen im selben Tempo. 55  Bei der Verlegung eines aus einzelnen Steinen bestehenden Straßenpflasters waren in der Regel mehrere Arbeiter gestaffelt in parallelen Bahnen tätig.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

α. durch technisch unabhängig voneinander   αα) simultan, also: parallel –   ββ) sukzessiv spezialisiert vorgenommene Leistungen, oder β. durch technisch vergesellschaftete spezialisierte (technisch

komplementäre) Leistungen in simultanen Akten.

1. Für den Fall α, αα sind die parallel laufenden Arbeiten etwa des Spinnens an Kette und Schuß ein besondersk einfaches Beispiel,56 dem sehr viele ähnliche, letztlich alle schließlich auf ein Gesamt-Endprodukt hinzielenden[,] nebeneinander technisch unabhängig herlaufenden Arbeitsprozesse zur Seite zu stellen sind. 2. Für den Fall α, ββ gibt die Beziehung zwischen Spinnen, Weben, Walken, Färben, Appretieren das übliche und einfachste, in allen Industrien sich wiederfindende Beispiel. 3. Für den Fall β gibt, von dem Halten des Eisenstücks und dem Hammerschlag des Schmiedes angefangen (das sich im großen in jeder modernen Kesselschmiede wiederholt), jede Art des einander „In-die-HandArbeitens“ in modernen Fabriken – für welche dies zwar nicht allein spezifisch, aber doch ein wichtiges Charakteristikum ist – den Typus. Das Ensemble eines Orchesters oder einer Schauspielertruppe sind ein außerhalb des Fabrikhaften liegender höchster Typ.

§  17. (noch: I. vgl. §  16).57 Technisch unterscheiden sich die Arten der Leistungs-Gliederung ferner: B. je nach Maß und Art der Verbindung mit komplementären sachlichen Beschaffungsmitteln. Zunächst, 1. je nachdem sie a) reine Dienstleistungen darbieten; Beispiele: Wäscher, Barbiere, künstlerische Darbietungen von Schauspielern usw.

k A: besonderes 56  Zu Kette und Schuß vgl. oben, S.  276, Hg.-Anm.  71. Weil Kett- und Schußfäden beim Weben unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt sind, werden sie grundsätzlich in verschiedenen Spinnprozessen hergestellt. 57 Gemeint ist die Fortsetzung des in §  16 mit I A Begonnenen, oben, S.  303. Zur Aufteilung des Stoffes zu Abschnitt I auf zwei Paragraphen vgl. oben, S.  296, Hg.Anm.  28.

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b) Sachgüter herstellen oder umformen, also: „Rohstoffe“ bearbeiten, oder transportieren. Näher: je nachdem sie α. Anbringungsleistungen, oder β. Güterherstellungsleistungen, oder γ. Gütertransportleistungen sind. Der Gegensatz ist durchaus flüssig. | Beispiele von Anbringungsleistungen: Tüncher, Dekorateure, Stukka- A 67 teure usw.

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Ferner: 2. je nach dem Stadium der Genußreife, in welches sie die beschafften Güter versetzen. – Vom landwirtschaftlichen bzw. bergbaulichen Rohprodukt bis zum genußreifen und: an die Stelle des Konsums verbrachten Produkt.

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3. endlich: je nachdem sie benützen: a) „Anlagen“ und zwar: αα) Kraftanlagen, d. h. Mittel zur Gewinnung von verwertbarer Energie und zwar   1. naturgegebener (Wasser, Wind, Feuer), – oder   2. mechanisierter (vor Allem: Dampf- oder elektrischer oder magnetischer) Energie; ββ) gesonderte Arbeitswerkstätten, b) Arbeitsmittel,58 und zwar αα) Werkzeuge, ββ) Apparate, γγ) Maschinen, eventuell: nur das eine oder andere oder keine dieser Kategorien von Beschaffungsmitteln. Reine „Werkzeuge“ sollen solche Arbeitsmittel heißen, deren Schaffung an den psychophysischen Bedingungen menschlicher Handarbeit orientiert ist, 58  Der Begriff „Arbeitsmittel“ ist von Karl Marx in die politische Ökonomie eingeführt und wie folgt definiert worden: „Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Thätigkeit auf diesen Gegenstand dienen.“ Vgl. Marx, Karl, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, 3 Bände, Band  1: Der Produktionsproceß des Capitals, 3.  Aufl. – Hamburg: Otto Meissner 1883, S.  157. Die von Weber davon unterschiedenen „Anlagen“ hat Marx in seine Darstellung der Elemente des Arbeitsprozesses nicht einbezogen.

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„Apparate“ solche, an deren Gang menschliche Arbeit sich als „Bedienung“ orientiert, „Maschinen“: mechanisierte Apparate. Der durchaus flüssige Gegensatz hat für die Charakterisierung bestimmter Epochen der gewerblichen Technik eine gewisse Bedeutung.59 Die für die heutige Großindustrie charakteristische mechanisierte Kraftanlagen- und Maschinen-Verwendung ist technisch bedingt durch a) spezifische Leistungsfähigkeit und Ersparnis an menschlichem Arbeitsaufwand, und b) spezifische Gleichmäßigkeit und Berechenbarkeit der Leistung nach Art und Maß. Sie ist daher rational nur bei hinlänglich breitem Bedarf an Erzeugnissen der betreffenden Art. Unter den Bedingungen der Verkehrswirtschaft also: bei hinlänglich breiter Kaufkraft für Güter der betreffenden Art, also: entsprechender Geldeinkommengestaltung. Eine Theorie der Entwicklung der Werkzeug- und Maschinentechnik und -Ökonomik könnte hier natürlich nicht einmal in den bescheidensten Anfängen unternommen werden. Unter „Apparaten“ sollen Arbeitsgeräte wie etwa der durch Treten in Bewegung gesetzte Webstuhl und die zahlreichen ähnlichen verstanden werden, die immerhin schon die Eigengesetzlichkeit der mechanischen Technik gegenüber dem menschlichen (oder: in andern Fällen: tierischen) Organismus zum Ausdruck brachten und ohne deren Existenz (namentlich die verschiedenen „Förderungsanlagen“ des Bergbaues gehörten dahin) die Maschine in ihren heutigen Funktionen nicht entstanden wäre. (Lionardo’s „Erfindungen“ waren „Apparate“.)60

§  18. II.61 Sozial unterscheidet sich die Art der Leistungsverteilung: 59  Dafür, daß die Besonderheit der Maschine in ihrem epocheprägenden Charakter erfaßt worden ist, gibt es zahlreiche literarische Beispiele, z. B. Suttner, Bertha von, Das Maschinenzeitalter. Zukunftsvorlesungen über unsere Zeit. – Zürich: Verlags-Union 1889; Schmoller, Gustav von, Über das Maschinenzeitalter in seinem Zusammenhang mit dem Volkswohlstand und der sozialen Verfassung der Volkswirtschaft. – Berlin: Julius Springer 1903. 60  Von Lionardo oder Leonardo da Vinci ist eine Fülle von Zeichnungen technischen Inhalts überliefert, in denen Ideen für neuartige Gerätschaften zu erkennen sind. Vgl. dazu Feldhaus, Franz Maria, Leonardo der Techniker und Erfinder. – Jena: Eugen Diederichs 1913. 61  Folgt Abschnitt I in den §§  16 und 17, oben, S.  303 ff. Zum Gliederungszusammenhang vgl. oben, S.  296 f.

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A. je nach der Art, wie qualitativ verschiedene oder wie insbesondere komplementäre Leistungen auf autokephale und (mehr oder minder) autonome Wirtschaften verteilt sind und alsdann weiterhin ökonomisch, je nachdem diese sind: a) Haushaltungen, b) Erwerbsbetriebe.62 Es kann bestehen: 1. Einheitswirtschaft mit rein interner, also: völlig heterokephaler und heteronomer, rein technischer, Leistungsspezialisierung (oder: -Spezifizierung) und Leistungsverbindung (einheitswirtschaftliche Leistungsverteilung). Die Einheitswirtschaft kann ökonomisch sein: a) ein Haushalt, b) ein Erwerbsunternehmen. Ein Einheits-Haushalt wäre im größten Umfang eine kommunistische Volkswirtschaft, im kleinsten war es die primitive Familienwirtschaft, welche alle | oder die Mehrzahl aller Güterbeschaffungsleistungen umschloß A 68 (geschlossene Hauswirtschaft).63 Der Typus des Erwerbsunternehmens mit interner Leistungsspezialisierung und -Verbindung ist natürlich die kombinierte Riesenunternehmung bei ausschließlich einheitlichem händlerischem Auftreten gegen Dritte. Diese beiden Gegensätze eröffnen und schließen (vorläufig) die Entwicklung der autonomen „Einheitswirtschaften“.

2. Oder es besteht Leistungsverteilung zwischen autokephalen Wirtschaften. Diese kann sein: a) Leistungsspezialisierung oder -Spezifizierung zwischen heteronomen, aber autokephalen Einzelwirtschaften, welche sich an einer paktierten oder oktroyierten Ordnung orientieren. Diese Ordnung kann, material, ihrerseits orientiert sein: 1. an den Bedürfnissen einer beherrschenden Wirtschaft, und zwar entweder: α. eines Herrenhaushalts (oikenmäßige Leistungsverteilung), oder β. einer herrschaftlichen Erwerbswirtschaft;l l A: Erwerbswirtschaft. 62 Entsprechend der von Max Weber oben, S.  299 f., getroffenen Unterscheidung zwischen „Betrieb“ und „Unternehmen“ würde man hier „Erwerbsunternehmen“ erwarten, wie Weber auch im Folgenden formuliert hat. 63  Zum Begriff „geschlossene Hauswirtschaft“ vgl. oben, S.  273.

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2. an den Bedürfnissen der Glieder eines genossenschaftlichen Verbandes (verbandswirtschafliche Leistungsverteilung), und zwar, ökonomisch angesehen, entweder α. haushaltsmäßig, oder β. erwerbswirtschaftlich. Der Verband seinerseits kann in allen diesen Fällen denkbarer Weise sein: I. nur (material) wirtschaftsregulierend, oder II. zugleich Wirtschaftsverband. – Neben allem dem steht b) Verkehrswirtschaftliche Leistungsspezialisierung zwischen autokephalen und autonomen Wirtschaften, welche sich material lediglich an der Interessenlage, also formal lediglich an der Ordnung eines Ordnungsverbandes (mII §  5m, d)64 orientieren. 1. Typus für den Fall I: nur wirtschaftsregulierender Verband, vom Charakter 2 (Genossenverband) und α (Haushalt): das indische Dorfhandwerk („establishment“);65 für den Fall II: Wirtschaftsverband, vom Charakter 1 (Herrenhaushalt) ist es die Umlegung fürstlicher oder grundherrlicher oder leibherrlicher Haushaltsbedürfnisse (oder auch, bei Fürsten: politischer Bedürfnisse) auf Einzelwirtschaften der Untertanen, Hintersassen, Hörigen oder Sklaven oder Dorfkötter66 oder demiurgischenn (s. u.)67 Dorfhandwerker, die sich in der ganzen Welt urwüchsig fand. Nur wirtschaftsregulierend (1) im Fall 1 waren oft z. B. die kraft Bannrechts des Grundherren, im Fall 2 die kraft Bannrechts der Stadt gebotenen Gewerbeleistungeno (soweit sie, wie häufig, nicht materiale, sondern lediglich fiskalische Zwecke verfolgten). Erwerbswirtschaftlich (Fall a 1 β): Umlegung hausindustrieller Leistungen auf Einzelhaushalte. m A: I §  15  n A: demiurgische  o A: Gewerbeleistungen, 64  Oben, S.  233. Die Verweisangaben im Erstdruck wurden emendiert; Kap. I, §  15, d, gibt es nicht. Die Referenzstelle befindet sich in Kap. II, §  5. 65 Zum Charakter des indischen Dorfhandwerks und der besonderen Rolle jener Handwerker, die für ihre Leistungen nicht im einzelnen entlohnt wurden, sondern kleine Landparzellen zu erblichem Besitz nutzten und darüber hinaus Ernteanteile oder Deputate erhielten (in englischer Terminologie „establishment“) vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  118 f., und Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  115 f. 66 In Norddeutschland Bezeichnung für Dorfbewohner, die einen Kotten, d. h. ein kleines landwirtschaftliches Anwesen, bewirtschafteten, welches zu ihrem Lebensunterhalt beitrug. Vornehmlich waren sie Arbeitskräfte auf dem Herrenhof und bei Bauern, vielfach auch handwerklich tätig. 67  Unten, S.  311.

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Der Typus für a 2 β im Falle II sind alle Beispiele oktroyierter Leistungsspezialisierung in manchen sehr alten Kleinindustrien. In der Solinger Metallindustrie war ursprünglich genossenschaftlich paktierte Leistungsspezialisierung vorhanden, die erst später herrschaftlichen (Verlags-)Charakter annahm.68 Für den Fall a 2 β I (nur regulierender Verband) sind alle „dorf“- oder „stadtwirtschaftlichen“ Ordnungen des Verkehrs, soweit sie material in die Art der Güterbeschaffung eingriffen, Typen. Der Fall 2 b ist der der modernen Verkehrswirtschaft. Im einzelnen sei noch folgendes hinzugefügt: 2. Hauswirtschaftlich orientiert sind die Verbandsordnungen im Fall a 2 α I in besonderer Art: dadurch, daß sie am vorausgesehenen Bedarf der einzelnen Genossen orientiert sind, nicht an Haushaltszwecken des (Dorf-) Verbandes. Derartig orientierte spezifizierte Leistungspflichten sollen demiurgische Naturalleiturgien heißen, diese Art der Bedarfsvorsorge: demiurgische Bedarfsdeckung.69 Stets handelt es sich um verbandsmäßige Regulierungen der Arbeitsverteilung und – eventuell – Arbeitsverbindung. Wenn dagegen (Fälle 2 a II) der Verband selbst (sei es ein herrschaftlicher oder genossenschaftlicher) eine eigene Wirtschaft hat, für welche Leistungen spezialisiert umgelegt werden, so soll diese Bezeichnung nicht verwendet werden. Für diese Fälle bilden die Typen die spezialisierten oder spezifizierten Naturalleistungsordnungen von Fronhöfen, Grundherrschaften70 und anderen Großhaushaltungen. Aber auch die von Fürsten, 68 Solingen war seit dem 13. Jahrhundert ein Zentrum der Schwert- und Messerschmiede. Bis zum 16. Jahrhundert bestand das Gewerbe aus zahlreichen horizontal und vertikal hoch spezialisierten Werkstätten von Handwerksmeistern, die in Zünften organisiert waren. Im 17. Jahrhundert vollzog sich ein Wechsel des Betriebssystems hin zur Hausindustrie, in der die Meister Lohnempfänger der Verleger wurden. Dabei entwickelte sich in Solingen eine eigentümlich-herrschaftliche Verfassung des Arbeitsmarktes. Vgl. Thun, Alphons, Die Industrie am Niederrhein und ihre Arbeiter, 2. Theil: Die Industrie des bergischen Landes (Solingen, Remscheid und Elberfeld-Barmen) (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. v. Gustav Schmoller, Band  II, Heft 3). – Leipzig: Duncker & Humblot 1879, S.  5–105; Dransfeld, Friedrich Wilhelm, Solinger Industrie-Verhältnisse im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zum Kapitel: Kampf zwischen Kapital und Arbeit. – Solingen: Schmitz & Olbert 1914. 69  In „Agrarverhältnisse im Altertum“ beschreibt Max Weber den Demiurgos (griech. Handwerker) als einen auf gewerblichem Gebiet „für das Volk“, d. h. für jeden, der sein Kunde werden will, arbeitenden Berufshandwerker. Dabei greife der Ausdruck „von jeher viel weiter als unser ‚Handwerk‘, er umfaßt allen Erwerb aus Dienst für eine unbestimmte Vielheit, auch den der Ärzte, Sänger, Wahrsager usw.“ Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  475–477, Zitate: S.  476 und 477. Über demiurgische Leistungen für einen Konsumenten-Verband vgl. auch unten, S.  349 f. 70  Zum Begriff vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S. 743; zu den Strukturmerkmalen der Grundherrschaft vgl. unten, S.  327 f. und 347. Max Weber hat Probleme der Grundherrschaft wiederholt ausführlich behandelt, vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22–

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politischen und kommunalen oder anderen primär außerwirtschaftlich orientierten Verbänden für den herrschaftlichen oder Verbandshaushalt umgelegten Leistungen. Derart qualitativ spezifizierend geordnete RobottA 69 oder Lieferungs|pflichten von Bauern, Handwerkern, Händlern sollen bei persönlichen Großhaushaltungen als Empfängern oikenmäßige, bei Verbandshaushaltungen als Empfängern verbandsmäßige Naturalleiturgien heißen, das Prinzip dieser Art von Versorgung des Haushalts eines wirtschaftenden Verbandes: leiturgische Bedarfsdeckung. Diese Art von Bedarfsdeckung hat eine außerordentlich bedeutende historische Rolle gespielt, von der noch mehrfach zu sprechen sein wird.71 In politischen Verbänden hat sie die Stelle der modernen Finanzen72 vertreten, in Wirtschaftsverbänden bedeutete sie eine „Dezentralisierung“ des Großhaushalts durch Umlegung des Bedarfs desselben auf nicht mehr im gemeinsamen Haushalt unterhaltene und verwendete, sondern je ihre eignen Haushaltungen führende, aber dem Verbandshaushalt leistungspflichtige, insoweit also von ihm abhängige, Fron- und Naturalzins-Bauern, Gutshandwerker und Leistungspflichtige aller Art. Für den Großhaushalt der Antike hat Rodbertus zuerst den Ausdruck „Oikos“ verwendet, dessen Begriffsmerkmal die – prinzipielle – Autarkie der Bedarfsdeckung durch Hausangehörige oder haushörige Arbeitskräfte, welchen die sachlichen Beschaffungsmittel tauschlos zur Verfügung stehen, sein sollte.73 In der Tat stellen die grundherrlichen und noch mehr die fürstlichen Haushaltungen der Antike (vor allem: des „Neuen Reichs“ in Ägypten)74 in einer allerdings sehr verschieden großen Annäherung (selten: reine) Typen solcher, die Beschaffung des Großhaushaltsbedarfs auf abhängige Leistungspflichtige (Robott- und Abgabepflichtige) umlegende Haushaltungen dar. Das gleiche findet sich zeitweise in China und Indien und, in geringerem Maß, in unserem Mittelalter, vom Kapitulare de villis angefangen:75 Tausch nach 4, S.  235–370; Weber, Feudalismus, MWG I/22–4, S.  371–453, Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  149–157. 71  Max Weber verweist nach unten, S.  339, 341, 433 und 438. 72  Zu den „Finanzen“ im weiten, auch die Naturalbeschaffung einbeziehenden, und im modernen Sinn vgl. unten, S.  429 ff. 73  Zum Begriff „Oikos“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  748. Auf Karl Rodbertus, dessen Leistung und zugestandene Irrtümer weist Max Weber schon oben (S.  271) hin, ohne dort den Begriff „Oikos“ zu erwähnen; zu den Quellen vgl., ebd., Hg.Anm.  57. 74  Hinsichtlich der Chronologie der ägyptischen Geschichte folgt Max Weber, Agrarverhältnisse3 (MWG I/6, S.  300–747), der Einteilung von: Erman, Adolf, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Band  1. – Tübingen: H. Laupp 1885, S.  63. Danach erstreckte sich das Neue Reich, die 18. bis 20. Dynastie umfassend, über den Zeitraum von etwa 1530–1050 v.Chr. (vgl. MWG I/6, S.  418, Hg.-Anm.  15). 75  Das „capitulare de villis vel curtis imperialibus bzw. imperii“ ist eine in Kapitel unterteilte, um 800 vermutlich von Karl dem Großen erlassene Instruktion für die Ord-

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außen fehlte meist dem Großhaushalt nicht, hatte aber den Charakter des haushaltsmäßigen Tausches. Geldumlagen fehlten ebenfalls oft nicht, spielten aber für die Bedarfsdeckung eine Nebenrolle und waren traditional gebunden. – Tausch nach außen fehlte auch den leiturgisch belasteten Wirtschaften oft nicht. Aber das Entscheidende war: daß dem Schwerpunkt nach die Bedarfsdeckung durch die als Entgelt der umgelegten Leistungen verliehenen Naturalgüter: Deputate oder Landpfründen erfolgte. Natürlich sind die Übergänge flüssig. Stets aber handelt es sich um eine verbandswirtschaftliche Regulierung der Leistungsorientierung hinsichtlich der Art der Arbeitsverteilung und Arbeitsverbindung. 3. Für den Fall a 2 I (wirtschaftsregulierender Verband) sind für den Fall β (erwerbswirtschaftliche Orientierung) diejenigen Wirtschaftsregulierungen in den okzidentalen mittelalterlichen Kommunen, ebenso in den Gilden und Kasten von China und Indien ein ziemlich reiner Typus, welche die Zahl und Art der Meisterstellen und die Technik der Arbeit, also: die Art der Arbeitsorientierung in den Handwerken regulierten. Soweit der Sinn nicht: Versorgung des Konsumbedarfs mit Nutzleistungen der Handwerker, sondern, – was nicht immer, aber häufig der Fall war: – Sicherung der Erwerbschancen der Handwerker war: insbesondre Hochhaltung der Leistungsqualität und Repartierung der Kundschaft. Wie jede Wirtschaftsregulierung bedeutete selbstverständlich auch diese eine Beschränkung der Marktfreiheit und daher der autonomen erwerbswirtschaftlichen Orientierung der Handwerker: sie war orientiert an der Erhaltung der „Nahrung“ für die gegebenen Handwerksbetriebe76 und also insoweit der hausnung und den Betrieb seiner Krongüter. Sie enthält u. a. Aufstellungen zur Ausstattung der Güter, die Aufsichtspflichten der Verwalter und die Organisation der landwirtschaftlichen und gewerblichen Arbeit. Vgl. die Landgüterordnung Kaiser Karls des Grossen. (Capitulare de villis vel curtis imperii). Textausgabe mit Einleitung und Anmerkungen hg. von Karl Gareis. – Berlin: J. Guttentag 1895. Max Weber hat das capitulare de villis bereits in seinen Vorlesungen über „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ (MWG III/1, S.   450) behandelt. Im Manuskriptbestand zu diesen Vorlesungen findet sich ein Exzerpt aus der Übersetzung und dem Kommentar von Benjamin-Edme-Charles Guérard, Explication du Capitulaire de Villis, in: Mémoires de l’Institut impérial de France, Académie des inscriptions et belles-lettres, Tome 21,I, 1857, S.  165–309. Vgl. hierzu: MWG I/22–4, S.  260 f., Hg.-Anm.  32. 76  Es war ein wichtiges Ziel der Regelungen des Handwerksbetriebs im Mittelalter und der frühen Neuzeit, den Zunftgenossen ein standesgemäßes Einkommen und die wirtschaftliche Selbständigkeit zu sichern. Dafür stand in den Quellen häufig der Begriff „Nahrung“. Werner Sombart sah in der „Idee der Nahrung“ ein wesentliches Merkmal der „Idee des Handwerks“ überhaupt (vgl. Sombart, Werner, Der moderne Kapitalismus, Band  I: Die Genesis des Kapitalismus. – Leipzig: Duncker & Humblot 1902, S.  86–88; ausführlicher Sombart, Der moderne Kapitalismus I2, S.  188). Sombarts Ansicht, daß die „Idee der Nahrung“ der vorkapitalistischen Wirtschaftsgestaltung ihr Gepräge verliehen habe, ist Gegenstand anhaltender Auseinandersetzungen gewe-

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haltswirtschaftlichen Orientierung trotz ihrer erwerbswirtschaftlichen Form doch innerlich material verwandt. 4. Für den Fall a 2 II im Fall β sind außer den schon angeführten reinen Typen der Hausindustrie vor allem die Gutswirtschaften unseres Ostens mit den an ihren Ordnungen orientierten Instmanns-Wirtschaften,77 die des Nordwestens mit den Heuerlings-Wirtschaften78 Typen. Die Gutswirtschaft sowohl, wie die Verlagswirtschaft sind Erwerbsbetriebe des Gutsherrn bzw. Verlegers; die Wirtschaftsbetriebe der Instleute und hausindustriellen Arbeiter orientieren sich in der Art der ihnen oktroyierten Leistungsverteilung und Arbeitsleistungsverbindung sowohl wie in ihrer Erwerbswirtschaft überhaupt primär an den Leistungspflichten, welche ihnen die Arbeitsordnung des Gutsverbandes bzw. die hausindustrielle Abhängigkeit auferlegt. Im übrigen sind sie: Haushaltungen. Ihre Erwerbsleistung ist nicht autonom, sondern heteronome Erwerbsleistung für den Erwerbsbetrieb des Gutsherrn bzw. Verlegers. Je nach dem Maß der materialen Uniformierung dieser Orientierung kann der Tatbestand sich der rein technischen Leistungsverteilung innerhalb eines und desselben Betriebes annähern, wie sie bei der „Fabrik“ besteht.

§  19. (noch: II[,] vgl. §  18).79 Sozial unterscheidet sich die Art der Leistungsverteilung ferner: B. je nach der Art, wie die als Entgelte bestimmterp Leistungen bestehenden Chancen appropriiertq sind. Gegenstand der Appropriation können sein: | p A: bestimmten  q A: appropriert sen, eingeleitet mit einer scharfen Kritik Georg von Belows. Vgl. Below, Georg von, Die Entstehung des modernen Kapitalismus, in: HZ, Band  41, 1903, S.  432–485. 77 Instleute waren auf ostdeutschen Gütern kontraktlich gebundene Landarbeiter. Das Instenverhältnis beruhte auf gegenseitiger Hilfe und Interessengemeinschaft. Der Instmann stellte sich sowie u. U. weitere Personen dem Gutsherrn als Arbeitskräfte zur Verfügung. Er erhielt dafür neben einem vergleichsweise geringen Tagelohnsatz Land zur eigenen Bebauung, Viehweide, Futter sowie Anteil am Gesamtertrag des ausgedroschenen Getreides der Gutswirtschaft. Der besondere Typ der ostdeutschen Gutswirtschaft ist von Max Weber erstmals in „Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland“ behandelt worden (vgl. MWG I/3 passim). Vgl. auch Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  169–172. 78  Im deutschen Nordwesten vorkommender Typ eines auf einem Bauernhof tätigen Landarbeiters und Kleinpächters. Der Heuerling pachtete gegen geringe Bezahlung Land und Unterkunft vom Bauern, der ihm mit dem Gespann bei der Bewirtschaftung half. Als Gegenleistung erbrachte der Heuerling eine bestimmte Anzahl von Arbeitstagen für den Bauern. 79 Gemeint ist die Fortsetzung des in §  18 mit II Begonnenen, oben, S.  308. Zum Gliederungszusammenhang vgl. oben, S.  296 f.

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1. Leistungsverwertungschancen, – 2. sachliche Beschaffungsmittel, – 3. Chancen von Gewinn durch disponierende Leistungen. 5

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Über den soziologischen Begriff der „Appropriation“ s. oben Kap. I §  10.r 80

1.81 Appropriation von Arbeitsverwertungschancen: Möglich ist dabei: I. daß die Leistung an einen einzelnen Empfänger (Herren) oder Verband erfolgt, II. daß die Leistung auf dem Markt abgesetzt wird. In beiden Fällen bestehen folgende vier einander radikal entgegengesetztes Möglichkeiten:t Erste Möglichkeitu: a) Monopolistische Appropriation der Verwertungschancen an den einzelnen Arbeitenden („zünftig freie Arbeit“), und zwar: α. erblich und veräußerlich, oder β. persönlich und unveräußerlich, oder γ. zwar erblich, aber unveräußerlich, – in allen diesen Fällen entweder unbedingt oder an materiale Voraussetzungen geknüpft. Für 1 a α sind für I indische Dorfhandwerker, für II mittelalterliche „Real“-Gewerberechte,82 für 1 a β in dem Fall I alle „Rechte auf ein 83

r  In A folgt nach einem Absatz: Erste Möglichkeit: ; es folgt ein weiterer Absatz.83  s A: entgegengesetzten  t Absatz und Durchschuß fehlen in A.  u Fehlt in A; Möglichkeit sinngemäß ergänzt. 80  Kap. I, §  10, oben, S.  198 f. 81  Max Weber beginnt hier die bis §  21, unten, S.  334, reichende Erörterung der zuvor genannten drei Objekte der Appropriation. Zu den nachfolgenden Punkten vgl. §  20, unten, S.  323 ff. (2. Appropriation sachlicher Beschaffungsmittel) und §  21, unten, S.  333 ff. (3. Appropriation der disponierenden Leistungen). 82  Im Unterschied zur Befugnis, die eine Person als solche zum Betrieb eines Gewerbes besaß, war das Realgewerberecht in der Regel mit dem Besitz eines Grundstücks oder Hauses verbunden (Mühle, Brauerei, Apotheke). Es war veräußerlich und erblich. 83  Die im Erstdruck erwähnte Angabe „Erste Möglichkeit:“ wird später, wo es entsprechend der Systematik notwendig gewesen wäre (am Beginn der §§  20 und 21), nicht durch eine „zweite“ oder „dritte Möglichkeit“ fortgeführt. Zudem verwirrt an dieser Stelle, daß Weber die Bezeichnungen „Erste“ bis „vierte Möglichkeit“ sogleich in einer

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Amt“,84 für 1 a γ I und II gewisse mittelalterliche, vor allem aber indische Gewerberechte und mittelalterliche „Ämter“ verschiedenster Art85 Beispiele.

Zweite Möglichkeit:86 b) Appropriation der Verwertung der Arbeitskraft an einen Besitzer der Arbeiter („unfreie Arbeit“) α. frei, d. h. erblich und veräußerlich (Vollsklaverei), oder β. zwar erblich, aber nicht oder nicht frei veräußerlich, sondern z. B. nur mit den sachlichen Arbeitsmitteln – insbesondere Grund und Boden – zusammen (Hörigkeit, Erbuntertänigkeit).

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Die Appropriation der Arbeitsverwertung an einen Herren kann material beschränkt sein (b, β: Hörigkeit). Weder kann dann der Arbeiter seine Stelle einseitig verlassen, noch kann sie ihm einseitig genommen werden.

Diese Appropriation der Arbeitsverwertung kann vom Besitzer benutzt werden a) haushaltsmäßig und zwar α. als naturale oder Geld-Rentenquellev, oder β. als Arbeitskraft im Haushalt (Haus-Sklaven oder Hörige); b) erwerbsmäßig α. als αα. Lieferanten von Waren oder ββ. Bearbeiter gelieferten Rohstoffes für den Absatz (unfreie Hausindustrie),w β. als Arbeitskraft im Betrieb (Sklaven- oder Hörigenbetrieb). v A: Geld Rentenquelle  w A: Hausindustrie,) anderen Gliederungsebene benutzt. Deshalb wurde die Angabe „Erste Möglichkeit“ hier emendiert. 84  Zur Entwicklung von „Ämtern“ sowie zur Versorgung von Amtsträgern und in diesem Zusammenhang zu persönlichen Besitz-Rechten auf ein Amt seit dem Altertum vgl. die ausführliche Darstellung in: Weber, Bürokratismus, MWG I/22–4, S.  168–182, und Weber, Patrimonialismus, MWG I/22–4, S.  285 ff. 85 Über das indische Gewerbe vgl. Webers Ausführungen in „Hinduismus“, MWG I/20, S.  171–181; zur Erblichkeit der Stellen vor allem S.  179. – Im Mittelalter gab es eine Vielzahl von erblichen, aber unveräußerlichen Positionen, die monopolistische Arbeitsverwertungschancen boten; u. a. vielfach als Ämter bezeichnete Meisterstellen im Handwerk und die Zunft als Zwangsverband, dessen Mitgliedschaft Voraussetzung für die Ausübung eines Gewerbes war. Zum Amtsbegriff in diesem Zusammenhang vgl. Keutgen, F[riedrich], Ämter und Zünfte. Zur Entstehung des Zunftwesens. – Jena: Gustav Fischer 1903, S.  138 f. u. 183 f. 86 Die hier genannte „zweite Möglichkeit“ bezieht sich auf die oben, S.  315, Zeile 11 f., erwähnten vier Möglichkeiten.

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Unter „Besitzer“ wird hier und weiterhin stets ein (normalerweise) nicht als solcher notwendig, sei es leitend, sei es arbeitend, am Arbeitsprozeß Beteiligter bezeichnet. Er kann, als Besitzer, „Leiter“ sein; indessen ist dies nicht notwendig und sehr häufig nicht der Fall. Die „haushaltsmäßige“ Benützung von Sklaven und Hörigen (Hintersassen jeder Art): nicht als Arbeiter in einem Erwerbsbetriebe: sondern als Rentenquelle, war typisch in der Antike und im frühen Mittelalter. Keilschriften kennen z. B. Sklaven eines persischen Prinzen, die in die Lehre gegeben werden, vielleicht, um für den Haushalt als Arbeitskraft tätig zu sein, vielleicht aber auch, um gegen Abgabe (griechisch „ἀ�οφορά“, russisch „obrok“, deutsch „Hals“- oder „Leibzins“) material frei für Kunden zu arbeiten.87 Das war bei den hellenischen Sklaven geradezu die (freilich nicht ausnahmslose) Regel, in Rom hat sich die selbständige Wirtschaft mit peculium oder merx peculiaris88 (und, selbstverständlich, Abgaben an | den Herrn) zu Rechtsinstituten verdichtet. Im Mittelalter ist die Leibherr- A 71 schaft vielfach, in West- und Süddeutschland z. B. ganz regelmäßig, in ein bloßes Rentenrecht an im übrigen fast unabhängigen Menschen verküm­ mert,89 in Rußland die tatsächliche Beschränkung des Herren auf obrokBezug von tatsächlich (wenn auch rechtlich prekär) freizügigen Leibeigenen sehr häufig (wenn auch nicht die Regel) gewesen. Die „erwerbsmäßige“ Nutzung unfreier Arbeiter hatte insbesondre in den grundherrlichen (daneben wohl auch in manchen fürstlichen, so vermutlich den pharaonischen) Hausindustrien die Form angenommen entweder:

87  Wie sich aus Parallelstellen ergibt, dürfte Weber hier einen Vertrag des persischen Kronprinzen Kambyses (um 558–522 v. Chr.) meinen (vgl. Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22–1, S.  160 mit der direkten Erwähnung, und Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  399 mit dem Nachweis des Vertrages in Hg.-Anm.  60). Zu den verschiedenen Abgabeformen vgl. die Glossar-Einträge, unten, S.  738 (Apophora), 746 (Leibzins) und 747 (obrok). 88  peculium (lat.: Viehbesitz, auch Vermögen, Eigentum), hier im Sinn von Sondervermögen: Vom Herrn dem Sklaven zur eigenen Bewirtschaftung überlassenes, jedoch im Eigentum des Herrn verbleibendes Gut. merx peculiaris (lat.: zu Eigenbesitz gehörende Ware) bezeichnet Güter, die der Besitzer einem anderen zum Gebrauch überläßt, z. B. Werkzeuge. Vgl. auch Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22–1, S.  160 f., Hg.-Anm.  90 und 91. 89  Leibherrschaft in dem von Weber gemeinten Sinn bezeichnet ein Herrschaftsverhältnis, in dem der Leibeigene einem Herren zu Diensten und/oder Abgaben verpflichtet war (vgl. dazu auch den Glossar-Eintrag, unten, S.  746). Leibeigenschaft war in der Regel erblich, sodaß noch im 18. Jahrhundert in Westdeutschland selbst hochgestellte Personen wegen der Leibeigenschaft ihrer Vorfahren zu fortgesetzten, wenn auch geringfügigen Abgaben an einen Herren verpflichtet sein konnten.

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a) des unfreien Lieferungsgewerbes: der Abgabe von Naturalien, deren Rohstoff (etwa: Flachs) die Arbeiter (hörige Bauern) selbst gewonnen und verarbeitet hatten, oder b) des unfreien Verwertungsgewerbes: der Verarbeitung von Material, welches der Herr lieferte. Das Produkt wurde möglicherweise, wenigstens teilweise, vom Herren zu Geld gemacht. In sehr vielen Fällen (so in der Antike) hielt sich aber diese Marktverwertung in den Schranken des Gelegenheitserwerbes, – was in der beginnenden Neuzeit namentlich in den deutsch-slavischen Grenzgebieten nicht der Fall war: besonders (nicht: nur) hier sind grund- und leibherrliche Hausindustrien entstanden. – Zu einem kontinuierlichen Betrieb konnte der leibherrliche Erwerb sowohl in Form a) der unfreien Heimarbeit wie b) der unfreien Werkstattarbeit werden. Beide finden sich, die letztere als eine der verschiedenen Formen des Ergasterion in der Antike, in den pharaonischen und Tempel-Werkstätten und (nach Ausweis der Grabfresken)90 auch privater Leibherren, im Orient, ferner in Hellas (Athen: Demosthenes),91 in den römischen Gutsnebenbetrieben (vgl. die Darstellung von Gummerus),92 in Byzanz, im karolingischen „genitium“ (= Gynaikeion)93 und in der Neuzeit z. B. in der russischen Leibeignenfabrik (vgl. v. Tugan-Baranowskis Buch über die russische Fabrik).94

90  Ein entsprechender Quellenbeleg konnte nicht gefunden werden. 91  Max Weber bezieht sich auf die häufig zitierten Werkstätten des Vaters von Demosthenes (383–322 v. Chr.). Ausführlicher Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22– 1, S.  157–160, sowie Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  199. 92  Herman Gummerus wendete sich insbesondere gegen die Charakterisierung des römischen Gutsbetriebs als „geschlossene Hauswirtschaft“ (vgl. Gummerus, Römischer Gutsbetrieb, S.  1–14, bes. S.  6 f.). Auf dieses Werk stützte sich Max Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  678–680, 746. 93  Im karolingischen „capitulare de villis vel curtis imperialibus“ (vgl. oben, S.  312 mit Hg.-Anm.  74) sind „genitia“ erwähnt. Der Begriff ist von verschiedenen Kommentatoren als lateinische Anverwandlung des griechischen „gynaikeion“, Frauengemach, Weiberhaus, Arbeitsraum der Frauen, gedeutet worden. Dem ist Max Weber bereits 1896 in seinem Aufsatz „Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur“ (MWG I/6, S.  113) gefolgt. Frauen verrichteten damals typischerweise die Arbeit des Spinnens und auch noch des Webens, was später ein Männerhandwerk war. 94 Gemeint ist: Tugan-Baranowsky, Russische Fabrik. Anders als Weber schreibt, hatte Michail Tugan-Baranowskij kein Adelsprädikat. – Zum Begriff „leibeigene Fabrik“ vgl. ebd. S.  97. Die von Tugan-Baranowskij „Fabrik“ genannten Betriebe waren bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Manufakturen, d. h. (Groß-)Betriebe mit Handarbeit.

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Dritte Möglichkeit: c) Fehlen jeder Appropriation (formal „freie Arbeit“ in diesem Sinn des Wortes): Arbeit kraft formal beiderseits freiwilligen Kontraktes. Der Kontrakt kann dabei jedoch material in mannigfacher Art reguliert sein durch konventional oder rechtlich oktroyierte Ordnung der Arbeitsbedingungen. Die freie Kontraktarbeit kann verwertet werden und wird typisch verwendet a) haushaltsmäßig: α. als Gelegenheitsarbeit (von Bücher „Lohnwerk“ genannt);1 αα) im eignen Haushalt des Mieters:2 Stör;3 ββ) vom Haushalt des Arbeiters aus (von Bücher „Heimwerk“ genannt);4 β. als Dauerarbeit αα) im eignen Haushalt des Mieters (gemieteter Hausdienstbote); ββ) vom Haushalt des Arbeiters aus (typisch: Kolone);5 b) erwerbsmäßig und zwar α. als Gelegenheits- oder β. als Dauerarbeit, – in beiden Fällen ebenfalls entweder 1. vom Haushalt des Arbeiters aus (Heimarbeit), oder 2. im geschlossenen Betrieb des Besitzers (Guts- oder Werkstattarbeiter, insbesondere: Fabrikarbeiter). Im Fall a steht der Arbeiter kraft Arbeitskontrakts im Dienst eines Konsumenten, welcher die Arbeit „leitet“, im zweiten im Dienst eines Erwerbsunternehmers: ein, bei oft rechtlicher Gleichheit der Form, ökonomisch 1  Der von Karl Bücher im Rahmen seiner Stufenlehre der gewerblichen Betriebssysteme geprägte Begriff „Lohnwerk“ bezeichnet gewerbliche Berufsarbeit, bei welcher der Rohstoff dem Kunden, das Werkzeug dem Arbeiter gehört. Vgl. Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2, S.  141–149. 2  Zum Begriff „Mieter“ vgl. oben, S.  231, Hg.-Anm.  37. 3  Wie Max Weber unten, S.  342, ausführt, handelt es sich um ein reines Wanderhandwerk oder um „seßhafte, aber in einem örtlichen Kreis von Haushaltungen ambulante Arbeit.“ 4  Vgl. Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2, S.  142. 5  Zum Begriff „Kolone“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S. 745. Zu den wirtschaftlichen Aufgaben und Rechtsverhältnissen der römischen coloni vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  680 ff.

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grundstürzender Unterschied. Kolonen können beides sein, sind aber typisch Oiken-Arbeiter.

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Vierte Möglichkeit: d) Die Appropriation von Arbeitsverwertungschancen kann endlich erfolgen an einen Arbeiterverband ohne jede oder doch ohne freie Appropriation an die einzelnen Arbeiter, durch α. absolute oder relative Schließung nach außen; | β. Ausschluß oder Beschränkung der Entziehung der Arbeitserwerbschancen durch den Leiter ohne Mitwirkung der Arbeiter. Jede Appropriation an eine Kaste von Arbeitern oder an eine „Berggemeinde“ von solchen (wie im mittelalterlichen Bergbau)6 oder an einen hofrechtlichen Ministerialenverband7 oder an die „Dreschgärtner“8 eines Gutsverbandes gehört hierher. In unendlichen Abstufungen zieht sich diese Form der Appropriation durch die ganze Sozialgeschichte aller Gebiete. – Die zweite, ebenfalls sehr verbreitete Form ist durch die „closed shops“ der Gewerkschaften, vor allem aber durch die „Betriebsräte“, sehr modern geworden.9

Jede Appropriation der Arbeitsstellen von Erwerbsbetrieben an Arbeiter, ebenso aber umgekehrt die Appropriation der Verwertung von Arbeitern („Unfreien“) an Besitzer, bedeutet eine Schranke freier Rekrutierung der Arbeitskräfte, also: der Auslese nach dem technischen Leistungsoptimum der Arbeiter, und 6  Berg- und Hüttenleute genossen im hohen Mittelalter wegen ihrer Seltenheit erhebliche Privilegien. Dazu gehörte das Recht, sich an ihren Arbeitsorten außerhalb von Grundherrschaften und bäuerlichen Gemeinden zum Zwecke des Abbaus von Erzen zu genossenschaftlichen Verbänden der Arbeiter zusammenzuschließen, den Berggemeinden. Vgl. hierzu Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  246– 248; Gothein, Eberhard, Bergbau, in: GdS, Abt. VI, 1914, S.  282–349, hier S.  299. 7  Zum Begriff „Ministerialen“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  747. Sie unterstanden einem besonderen, sich aus der Hausherrschaft ergebenden Hofrecht. Zu Herkunft, Stellung, Aufgaben gemäß Dienstordnungen sowie zur Bildung monopolistischer Rechtsgemeinschaften (Verbänden) der Dienstleute vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22–4, S.  286–290. 8  Bezeichnung für Landarbeiter, vornehmlich in Schlesien, die kleine Hofstellen mit Gärten und Ackerflächen besaßen, aus denen sie einen Teil ihres Unterhalts erwirtschafteten. Für ihre Beteiligung an den Ernte- und Drescharbeiten auf den Gütern erhielten sie Anteile des Rohertrags. Auf Dreschgärtner geht Max Weber u. a. ein in: Weber, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland, MWG I/3, S.  594 ff. 9  Zu den „closed shops“ und den Regelungen des Betriebsrätegesetzes vom 4. Februar 1920 vgl. oben, S.  201 mit Hg.-Anm.  86.

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also eine Schranke der formalen Rationalisierung des Wirtschaftens. Sie befördert material die Einschränkung der technischen Rationalität, sofern I. die Erwerbsverwertung der Arbeitserzeugnisse einem Besitzer appropriiert ist: a) durch die Tendenz zur Kontingentierung der Arbeitsleistung (traditional, konventional oder kontraktlich), – b) durch Herabsetzung oder – bei freier Appropriation der Arbeiter an Besitzer (Vollsklaverei) – völliges Schwinden des Eigeninteresses der Arbeiter am Leistungsoptimum, – II. bei Appropriation an die Arbeiter: durch Konflikte des Eigeninteresses der Arbeiter an der traditionalen Lebenslage mit dem Bestreben des Verwertenden a) zur Erzwingung des technischen Optimums ihrer Leistung oder b) zur Verwendung technischer Ersatzmittel für ihre Arbeit. Für den Herren wird daher stets die Verwandlung der Verwertung in eine bloße Rentenquelle naheliegen. Eine Appropriation der Erwerbsverwertung der Erzeugnisse an die Arbeiter begünstigt daher, unter sonst dafür geeigneten Umständen, die mehr oder minder vollkommene Expropriation10 des Besitzers von der Leitung. Weiterhin aber regelmäßig: die Entstehung von materialen Abhängigkeiten der Arbeiter von überlegenen Tauschpartnern (Verlegern) als Leitern.11 1. Die beiden formal entgegengesetzten Richtungen der Appropriation: der Arbeitsstellen an Arbeiter und der Arbeiter an einen Besitzer, wirken praktisch sehr ähnlich. Dies hat nichts Auffallendes. Zunächst sind beide sehr regelmäßig schon formal miteinander verbunden. Dies dann, wenn Appropriation der Arbeiter an einen Herren mit Appropriation der Erwerbschancen der Arbeiter an einen geschlossenen Verband der Arbeiter zusammentrifft, wie z. B. im hofrechtlichen Verbande.12 In diesem Fall 10  Zum Begriff „Expropriation“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  742, sowie unten, S.  334. 11  Max Weber spricht die Verhältnisse im Verlagssystem bzw. der Hausindustrie an. Die Leitung und Verwertung der dezentralisiert in den Betriebsstätten der Arbeiter stattfindenden Produktion erfolgt durch den disponierenden Kaufmann, den Verleger. Vgl. oben, S.  300 f., Hg.-Anm.  42. 12  Nicht nur die oben, S.  320, erwähnten Ministerialen, sondern alle an Fürstenhöfen und Fronhöfen von Grundherren lebenden freien, minderfreien und unfreien Leute unterlagen einem besonderen Verbandsrecht. Es regelte die Rechtsverhältnisse des

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

ist weitgehende Stereotypierung der Verwertbarkeit der Arbeiter, also Kontingentierung der Leistung, Herabsetzung des Eigeninteresses daran und daher erfolgreicher Widerstand der Arbeiter gegen jede Art von technischer „Neuerung“, selbstverständlich. Aber auch wo dies nicht der Fall ist, bedeutet Appropriation von Arbeitern an einen Besitzer tatsächlich auch das Hingewiesensein des Herren auf die Verwertung dieser Arbeitskräfte, die er nicht, wie etwa in einem modernen Fabrikbetrieb, durch Auslese sich beschafft, sondern auslesefrei hinnehmen muß. Dies gilt insbesondre für Sklavenarbeit. Jeder Versuch, andre als traditional eingelebte Leistungen aus appropriierten Arbeitern herauszupressen, stößt auf traditionalistische Obstruktion und könnte nur durch die rücksichtslosesten und daher, normalerweise, für das Eigeninteresse des Herren nicht ungefährlichen, weil die Traditionsgrundlage seiner Herrenstellung gefährdenden Mittel erzwungen werden. Fast überall haben daher die Leistungen appropriierter Arbeiter die Tendenz zur Kontingentierung gezeigt, und wo diese durch die Macht der Herren gebrochen wurde (wie namentlich in Osteuropa im Beginn der Neuzeit)[,]13 hat die fehlende Auslese und das fehlende Eigeninteresse und Eigenrisiko der appropriierten Arbeiter die Entwicklung zum technischen Optimum obstruiert. – Bei formaler Appropriation der Arbeitsstellen an die Arbeiter ist der gleiche Erfolg nur noch schneller eingetreten. | A 73 2. Der im letzten Satz bezeichnete Fall ist typisch für die Entwicklung des frühen Mittelalters (10.–13. Jahrhundert). Die „Beunden“14 der Karolingerzeit und alle andern Ansätze landwirtschaftlicher „Großbetriebe“ Herren zu seinen Leuten sowie die Beziehungen der Leute untereinander. Vgl. Maurer, Georg Ludwig von, Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe und der Hofverfassung in Deutschland, 4 Bde. – Erlangen: Ferdinand Enke 1862–63. 13  Im 16. und 17. Jahrhundert vollzog sich in Ostdeutschland und im weiteren Osteuropa ein grundlegender Wandel der feudalen Abhängigkeitsverhältnisse. Während im altdeutschen Gebiet die Grundherrschaft weitgehend erhalten blieb, in der die Bauern erbliche Ansprüche an den Boden hatten und zu in der Regel fixierten Abgaben verpflichtet waren, dehnte sich im Osten im Wege der Verschlechterung der Rechtsstellung der Bauern die Eigenwirtschaft der Herren auf ihren Gütern aus. Die „Gutsherren“ waren vornehmlich an der Arbeitsleistung (Fronen) ihrer bäuerlichen Untertanen interessiert. Nach Verlust ihres Rechts auf Freizügigkeit waren die Bauern als erbuntertänig der kaum kontrollierten Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und der ihrer Kinder (Gesindezwangsdienst) unterworfen. In Polen sind die Bauern im 16. Jahrhundert, in Rußland im 17. Jahrhundert in völlige Leibeigenschaft geraten. Vgl. Wittich, Werner, Gutsherrschaft (Grundherrschaft, Leibeigenschaft, Eigenbehörigkeit, Erbuntertänigkeit), in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  209–216; Knapp, Georg Friedrich, Bauernbefreiung in den östlichen Provinzen des preußischen Staates, in: HdStW3, Band  1, 1909, S.  541–543; Simkhowitsch, Wladimir G., Die Bauernbefreiung in Rußland, in: HdStW3, Band  1, 1909, S.  602–605. 14  Bezeichnung für ein im 8. bis 10. Jahrhundert häufig durch Rodung entstandenes, eingezäuntes Landstück des Grundherren, das außerhalb der gemeinen Mark in sei-

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schrumpften und verschwanden. Die Rente des Bodenbesitzers und des Leibherren stereotypierte sich, und zwar auf sehr niedrigem Niveau, das naturale Produkt ging zu steigenden Bruchteilen (Landwirtschaft, Bergbau), der Erwerbsertrag in Geld (Handwerk) fast ganz in die Hände der Arbeiter über. Die „begünstigenden Umstände“ dieser so nur im Okzident eingetretenen Entwicklung waren: 1. die durch politisch-militärische Inanspruchnahme der Besitzerschicht, und – 2. durch das Fehlen eines geeigneten Verwaltungsstabes geschaffene Unmöglichkeit: ihrerseits die Arbeiter anders denn als Rentenquelle zu nutzen, verbunden – 3. mit der schwer zu hindernden faktischen Freizügigkeit zwischen den um sie konkurrierenden partikularen Besitzinteressenten, – 4. den massenhaften Chancen der Neurodung und Neuerschließung von Bergwerken und lokalen Märkten, in Verbindung mit – 5. der antiken technischen Tradition. – Je mehr (klassische Typen: der Bergbau und die englischen Zünfte) die Appropriation der Erwerbschancen an die Arbeiter an die Stelle der Appropriation der Arbeiter an den Besitzer eintrat und dann die Expropriation der Besitzer zunächst zu reinen Rentenempfängern (schließlich auch schon damals vielfach die Ablösung oder Abschüttelung der Rentenpflicht: „Stadtluft macht frei“)15 vorschritt, desto mehr begann, fast sofort, die Differenzierung der Chancen, Marktgewinn zu machen in ihrer (der Arbeiter) eignen Mitte (und: von außen her durch Händler).

§  20. (noch: II B[,] vgl. a§  19a).16 2. Appropriation der zur Arbeit komplementären sachlichen Beschaffungsmittel. Sie kann sein Appropriation a A: §§  18, 19 nem Sondereigentum stand. Es wurde durch frondienstpflichtige Bauern bestellt. Seit dem 12. Jahrhundert waren Beunden zumeist verpachtet. 15 Seit dem 12. Jahrhundert ist der Rechtssatz bezeugt, daß der leibeigene oder hörige Zuwanderer einer Stadt, der sich durch „Jahr und Tag“ dort aufhält, ohne von seinem Herren in Anspruch genommen zu werden, die persönliche Freiheit erwirbt. Die nach einem Rechtssprichwort klingende Formel „Stadtluft macht frei“ ist erst von der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts geprägt worden. Vgl. Brunner, Heinrich, Luft macht eigen. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung, in: Festgabe der Berliner juristischen Fakultät für Otto Gierke zum Doktor-Jubiläum 21. August 1910. – Breslau: M. & H. Marcus 1910, S.  1–46, sowie Weber, Die Stadt, MWG I/22–5, S.  104 f. mit Hg.Anm.  13. 16  Fortsetzung der in §  19 (oben, S.  314) begonnenen Ausführungen zu II B, der Art, in der als Entgelte bestimmter Leistungen bestehende Chancen appropriiert sind. Es folgt der 2. der S.  315 genannten Gegenstände der Appropriation, die sachlichen Beschaffungsmittel. Die Angabe „§§  18,19“ in der Druckfassung wurde emendiert (vgl. textkritische Anm.  a).

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

a) an Arbeiter, einzelne oder Verbände von solchen, oder b) an Besitzer oder c) an regulierende Verbände Dritter.b Zu a) Appropriation an Arbeiter. Sie ist möglich α. an die einzelnen Arbeiter, die dann „im Besitz“ der sachlichen Beschaffungsmittel sind, β. an einen, völlig oder relativ, geschlossenen Verband von Arbeitenden (Genossen), so daß also zwar nicht der einzelne Arbeiter, aber ein Verband von solchen im Besitz der sachlichen Beschaffungsmittel ist. Der Verband kann wirtschaften: αα) als Einheitswirtschaft (kommunistisch), ββ) mit Appropriation von Anteilen (genossenschaftlich). Die Appropriation kann in all diesen Fällen 1. haushaltsmäßig, oder 2. erwerbsmäßig verwertet werden. Der Fall α bedeutet entweder volle verkehrswirtschaftliche Ungebundenheit der im Besitz ihrer sachlichen Beschaffungsmittel befindlichen Kleinbauern oder Handwerker („Preiswerker“ der Bücherschen Termino­ logie)17 oder Schiffer oder Fuhrwerksbesitzer. Oder es bestehen unter ihnen wirtschaftsregulierende Verbände s. u.18 Der Fall β umschließt sehr heterogene Erscheinungen, je nachdem haushaltsmäßig oder erwerbsmäßig gewirtschaftet wird. Die – im Prinzip, nicht notwendig „ursprünglich“ oder tatsächlich (s. Kap. V)19 kommunistische – Hauswirtschaft kann b A: Dritter;  Durchschuß fehlt in A. 17  Bei Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2, S.  149, heißt es: „Man könnte es [das Handwerk, Hg.] auch Preiswerk nennen, um den Gegensatz gegen das Lohnwerk zu markieren. Denn der Handwerker unterscheidet sich von dem Lohnwerker nur dadurch, daß er im Besitze sämtlicher Produktionsmittel ist und daß er das fertige Produkt, welches aus dem von ihm gelieferten Rohstoff und der darin verkörperten Arbeit zusammengesetzt ist, um einen bestimmten Preis verkauft, während der Lohnwerker bloß Vergütung für seine Arbeit empfängt.“ Vgl. auch Bücher, Gewerbe3, S.  861 f. 18  „Wirtschaftsregulierende Verbände“ definiert Max Weber Kap. II, §  5, oben, S.  233; im Fortgang von Kap. II geht er, von der Erwähnung auf dieser Seite abgesehen, nicht näher auf sie ein. – In älteren Ausführungen spricht Weber in ähnlichem Zusammenhang von „wirtschaftsregulierenden Gemeinschaften“. Vgl. Weber, Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen, MWG I/22–1, S.  80. 19 Ein entsprechendes Kapitel liegt nicht vor. Vgl. dazu den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  109.

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rein eigenbedarfsmäßig orientiert sein. Oder sie kann, zunächst gelegentlich, Überschüsse anc durch Standortsvorzüge (Rohstoffe spezifischer Art) oder spezifisch fachgelernte Kunstübung monopolistisch von ihr dhergestellten Erzeugnissend durch Bedarfstausch absetzen. Weiterhin kann sie zum regelmäßigen Erwerbstausch übergehen. Dann pflegen sich „Stammesgewerbe“ mit – da die Absatzchancen auf Monopol und, meist, auf ererbtem Geheimnis ruhen – interethnischer Spezialisierung und interethnischem Tausch zu entwickeln,20 die dann entweder zu Wandergewerben und Pariagewerben oder (bei Vereinigung in einem politischen Verband) zu Kasten (auf der Grundlage interethnischer ritueller Fremdheit) werden, wie in Indien. – Der Fall ββ ist der Fall der „Produktivgenossenschaft“. Hauswirtschaften können sich, bei Eindringen der Geldrechnung, ihm nähern. Sonst findet er sich, als Arbeiterverband, als Gelegenheitserscheinung. In typischer Art wesentlich in einem freilich wichtigen Fall: bei den Bergwerken des frühen Mittelalters.21 | eZu

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b)e Appropriation an Besitzer oder Verbände solcher kann – da die Appropriation an einen Arbeiterverband schon besprochen ist22 – hier nur bedeuten: Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln, nicht nur als Einzelne, sondern als Gesamtheit. Appropriiert sein können dabei 1. an Besitzer alle oder einige oder einer der folgenden Posten: α. der Boden (einschließlich von Gewässern)[,] β. die unterirdischen Bodenschätze, γ. die Kraftquellen, δ. die Arbeitswerkstätten, ε. die Arbeitsmittel (Werkzeuge, Apparate, Maschinen), ζ. die Rohstoffe. Alle können im Einzelfall in einer und derselben Hand oder sie können auch in verschiedenen Händen appropriiert sein. 23

c A: einer  d–d A: hergestellte Erzeugnisse  e A: b)23 20  Max Weber definiert unten, S.  349, „Stammesgewerbe“ als Hausgewerbe mit „interethnischer Leistungsspezialisierung“. Bei Karl Bücher meint „Stammgewerbe“ die auf jeweils besondere Naturbedingungen an den Wohnorten von Stämmen zurückgehende Spezialisierung mit Austausch der Überschußproduktion. Vgl. Bücher, Gewerbe3, S.  853. 21  Vgl. dazu oben, S. 320, Hg.-Anm.  6. 22  Oben, S.  324. 23  Analog zu „Zu a)“, oben, S.  324, Zeile 4, ergänzt.

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Die Besitzer können die ihnen appropriierten Beschaffungsmittel verwerten α. haushaltsmäßig, αα. als Mittel eigner Bedarfsdeckung, ββ. als Rentenquellen, durch Verleihen und zwar I. zu haushaltsmäßiger Verwendung, II. zur Verwertung als Erwerbsmittel, und zwar ααα) in einem Erwerbsbetrieb ohne Kapitalrechnung, βββ) als Kapitalgüter (in fremder Unternehmung), endlich β. als eigne Kapitalgüter (in eigner Unternehmung).f Möglich ist ferner: 2. Appropriation an einen Wirtschaftsverband, für dessen Gebarung dann die gleichen Alternativen wie bei 1g bestehen.h c)i Endlich ist möglich: Appropriationj an einen wirtschaftsregulierenden Verband, der die Beschaffungsmittel weder selbst als Kapitalgüter verwertet noch zu einer Rentenquelle macht, sondern den Genossen darbietet.

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1.24 Bodenappropriation findet sich an Einzelwirtschaften primär: a) auf die Dauer der aktuellen Bestellung bis zur Ernte, b) soweit der Boden Artefakt war, also: α. bei Rodung, β. bei Bewässerung für die Dauer der kontinuierlichen Bestellung. Erst bei fühlbarer Bodenknappheit findet sich c) Schließung der Zulassung zur Bodenbestellung, Weide- und Holznutzung und Kontingentierung des Maßes der Benutzung für die Genossen des Siedelungsverbandes. Träger der dann eintretenden Appropriation kann sein 1. ein Verband, – verschieden groß je nach der Art der Nutzbarkeit (für Gärten, Wiesen, Äcker, Weiden, Holzungen: Verbände aufsteigender Größe von den Einzelhaushaltungen bis zum „Stamm“). 25

f A: Unternehmung);  g A: b  h  Durchschuß fehlt in A.  i  Fehlt in A; Zu c) ergänzt.25  j  In A geht voran: 3. 24  Das in Ziffer 1 Ausgeführte bezieht sich auf II B, 2, b), 1 a „der Boden“, oben, S.  325. 25  Analog zu „Zu a)“, oben, S.  324, Zeile 4, ergänzt.

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Typisch: a) ein Sippen- (oder: daneben) b) ein Nachbarschaftsverband (normal: Dorfverband) für die Äcker, Wiesen und Weiden, c) ein wesentlich umfassenderer Markverband26 verschiedenen Charakters und Umfanges für die Holzungen, d) die Haushaltungen für Gartenland und Hofstätte unter anteilsmäßiger Beteiligung an Acker und Weiden. Diese anteilsweise Beteiligung kann ihren Ausdruck finden α. in empirischer Gleichstellung bei den Neubrüchen bei ambulantem Ackerbau (Feldgraswirtschaft),27 β. in rationaler systematischer Neuumteilung bei seßhaftem Ackerbau: regelmäßig erst Folge α. fiskalischer Ansprüche mit Solidarhaft der Dorfgenossen, oder β. der politischen Gleichheitsansprüche der Genossen. | Träger des Betriebes sind normalerweise die Hausgemeinschaften (über A 75 deren Entwicklung Kap. V).28 2. Ein Grundherr,29 gleichviel ob (was später zu erörtern ist) diese Herrenlage ihre Quelle in primärer Sippenhauptsstellung oder Häuptlingswürde mit Bittarbeitsansprüchen (Kap. V)30 oder in fiskalischen oder militärischen Oktroyierungen oder systematischen Neubrüchen oder Bewässerungen hat. Die Grundherrschaft kann genutzt werden: a) mit unfreier (Sklaven- oder Hörigen-)Arbeit 1. haushaltsmäßig α. durch Abgaben β. durch Dienstleistungen; 2. erwerbsmäßig: 26  Diesem Verband mehrerer Dörfer oblag vor allem die Regelung der gemeinsamen Nutzung der außerhalb der Dorfländereien und Dorfallmenden liegenden Wald- und Weideflächen (Mark), somit auch des Holzeinschlags. Vgl. den Glossar-Eintrag zu „Markgenossenschaft“, unten, S.  747. 27  „Ambulanten Ackerbau“ definiert Max Weber unten, S.  346, als solchen, bei dem „nach Ausnutzung des Bodens“ der Standort gewechselt wird. Bei Feldgraswirtschaft werden nicht die Hofstätten gewechselt, sondern nur die Nutzungsweisen des verfügbaren Bodens. Dabei erfolgt ein – „geregelter“ oder „wilder“ – Wechsel zwischen der Nutzung als Ackerfläche (Feld) und einer längeren Ruhephase, in der der Boden sich mit Gras und anderen Grünpflanzen überzieht. Vgl. Goltz, Theodor von der, Landwirtschaft. I. Teil, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, Band  2, 3.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp’sche Buchhandlung 1891, S.  1–126, hier S.  16 f. 28 Ein entsprechendes Kapitel liegt nicht vor. Vgl. dazu den Anhang zum Editorischen Bericht, oben, S.  109. 29  Zu Grundherr und Grundherrschaft vgl. oben, S.  311 f., Hg.-Anm.  70. 30  Wie oben, Hg.-Anm.  28.

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als Plantage[;] b) mit freier Arbeit: I. haushaltsmäßig als Rentengrundherrschaft αα) durch Naturalrenten (Naturalteilbau oder Naturalabgabe) von Pächtern, ββ) durch Geldrenten von Pächtern. Beides: ααα) mit eignem Inventar (Erwerbspächter), βββ) mit grundherrlichem Inventar (Kolonen); II. erwerbsmäßig: als rationaler Großbetrieb. Im Fall a, 1 pflegt der Grundherr in der Art der Ausnutzung traditional gebunden zu sein sowohl an die Person der Arbeiter (also: ohne Auslese) wie an ihre Leistungen. Der Fall a, 2 ist nur in den antik-karthagischen und römischen, in den kolonialen und in den nordamerikanischen Plantagen, der Fall b, II nur im modernen Okzident eingetreten. Die Art der Entwicklung der Grundherrschaft (und, vor allem, ihrer Sprengung) entschied über die Art der modernen Appropriationsverhältnisse. Diese kennen im reinen Typus nur die Figuren des a) Bodenbesitzers – b) kapitalistischen Pächters – c) besitzlosen Landarbeiters. Allein dieser reine Typus ist nur die (in England bestehende) Ausnahme.31 2.32 Bergbaulich nutzbare Bodenschätze sind entweder a) dem Grundbesitzer (in der Vergangenheit meist: Grundherren) oder b) einem politischen Herren (Regalherren)33 appropriiert, oder c) jedem „Finder“ abbauwürdigen Vorkommens („Bergbaufreiheit“)[,] oderk d) einem Arbeiterverband[,] oderl k  Fehlt in A; oder sinngemäß ergänzt.  l  Fehlt in A; oder sinngemäß ergänzt. 31  Am Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in weiten Teilen Englands (nicht überall) die folgende Funktions-, Besitz- und Einkommensverteilung: Eine kleine Gruppe z. T. sehr reicher Landeigentümer stellte den Boden und das in den Farmen investierte Anlagekapital zur Verfügung. Sie erhielt von den Farmern bzw. Pächtern Rente. Diese bewirtschafteten den Boden, hatten das Betriebskapital (Vieh, Vorräte etc.) beizubringen und trugen das unternehmerische Risiko. Sie bezogen Unternehmerlohn und allen Gewinn. Die Masse der Arbeit wurde von landlosen Arbeitskräften verrichtet, die dafür kontraktliche Löhne erhielten. 32  Das in Ziffer 2 Gesagte bezieht sich auf den Ordnungsbuchstaben β in der Gliederung zu b) 1. „unterirdische Bodenschätze“, oben, S.  325. 33  Das Recht, gewisse Mineralien unter Ausschluß jedes anderen, auch der Grundeigentümer, entweder selbst zu gewinnen oder – was weit überwiegend der Fall gewesen ist – ihre Gewinnung gegen Abgaben Dritten zu überlassen, stand ursprünglich dem König zu; daher der Name Regal. Seit dem 12. Jahrhundert waren Regalherren faktisch und schließlich auch förmlich zunehmend die Landesherren. Vgl. Arndt, Adolf, Zur Geschichte und Theorie des Bergregals. – Halle: Pfeffer 1879; 2.  Aufl., Freiburg: J. Bielefelds Verlag 1916.

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e) einer Erwerbs-Unternehmung. Grund- und Regalherren konnten die ihnen appropriierten Vorkommen entweder in eigner Regie abbauen (so im frühen Mittelalter gelegentlich) oder als Rentenquelle benutzen, also verleihen, und zwar entweder α. an einen Verband von Arbeitern (Berggemeinde), – Fall d – oder β. an jeden (oder jeden einem bestimmten Personenkreis zugehörigen) Finder (so auf den „gefreiten Bergen“ im Mittelalter,34 von wo die Bergbaufreiheit ihren Ausgang nahm). Die Arbeiterverbände nahmen im Mittelalter typisch die Form von Anteilsgenossenschaften mit Pflicht zum Bau (gegenüber den an der Rente interessierten Bergherren oder den solidarisch haftenden Genossen) und Recht auf Ausbeuteanteil, weiterhin von reinen Besitzer-„Genossenschaften“ mit Anteilen an Ausbeute und Zubuße an. Der Bergherr wurde zunehmend zugunsten der Arbeiter expropriiert, diese selbst aber mit zunehmendem Bedarf nach Anlagen von Kapitalgüter besitzenden Gewerken, so daß als Endform der Appropriation sich die kapitalistische „Gewerkschaft“ (oder Aktiengesellschaft) ergab.35 3.36 Beschaffungsmittel, welche den Charakter von „Anlagen“ hatten (Kraftanlagen, besonders Wasserkraftanlagen, „Mühlen“ aller Arten von Zweckverwendung,37 und Werkstätten, eventuell mit stehenden Apparaten) sind in der Vergangenheit, besonders im Mittelalter, sehr regelmäßig appropriiert worden: 34 Mittelalterliche Bezeichnung für eine Gegend, in der abbauwürdige Mineralien nachgewiesen waren oder vermutet wurden und für die der Grund- oder Landesherr jedermann das Aufsuchen und Abbauen der Mineralien – gegen Abgaben – erlaubte; Vorstufe der später in Deutschland allgemein geltenden „Bergbaufreiheit“, welche den Findern von Mineralvorkommen das Recht des Abbaus einräumte, dem sich der Grundeigentümer nicht entgegenstellen konnte. Ausführlich hierzu Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  246. 35 Die „kapitalistische“, mit der Aktiengesellschaft vergleichbare Unternehmungsform der bergrechtlichen Gewerkschaft ist 1865 in den §§  94 ff. des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes kodifiziert und anschließend auch in anderen deutschen Staaten eingeführt worden. Danach blieb die Gewerkschaft Personengesellschaft ohne festgelegtes Grundkapital, wurde aber – wie die Aktiengesellschaft – Körperschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit. Auch wurden nun die Anteile an der Gewerkschaft (Kuxe) übertragbar wie bewegliche Sachen und an Börsen gehandelt. 36  Das in Ziffer 3 Gesagte bezieht sich auf die Ordnungsbuchstaben γ, δ und ε in der Gliederung zu b) 1., oben, S.  325. 37  Der Begriff „Mühle“ bezog sich ursprünglich auf eine Vorrichtung zum Mahlen von Getreide und anderen Materialien. Seit dem Mittelalter wurden auch Räderwerke zum Sägen, Schneiden, Schleifen, Stampfen, Bohren, Walken, Zwirnen „Mühlen“ genannt. Im Englischen bezeichnet „mill“ bis heute eine Fabrik. Über die Besitzverhältnisse und die herrschaftliche bzw. landesherrliche Regulierung der Nutzung von Mühlen sprach Max Weber in seiner Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“, MWG III/6, S.  230 f.

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a) an Fürsten und Grundherren (Fall 1), b) an Städte (Fall 1 oder 2), c) an Verbände der Arbeitenden (Zünfte, Gewerkschaften, Fall 2), ohne daß ein Einheitsbetrieb hergestellt worden wäre. Sondern im Fall a und b findet sich dann Verwertung als Rentenquelle durch Gestattung der Benutzung gegen Entgelt und sehr oft mit Monopolbann und -Zwang zur Nutzung. Die Nutzung erfolgte im Einzelbetrieb reihum oder nach Bedarf, unter Umständen war sie ihrerseits Monopol eines geschlossenen Regulierungsverbandes. Backöfen, Mahlmühlen aller Art (für Getreide und Öl), Walkmühlen, auch Schleifwerke, Schlachthäuser, Färbekessel, Bleichanlagen (z. B. klösterliche), Hammerwerke (diese allerdings regelmäßig zur Verpachtung an Betriebe), ferner Brauereien, Brennereien und andre Anlagen, insbesondre auch Werften (in der Hansa A 76 städtischer Besitz)38 und Verkaufsstände aller Gattungen waren | in dieser Art präkapitalistisch durch Gestattung der Nutzung durch Arbeiter gegen Entgelt, also als Vermögen des Besitzers, nicht als Kapitalgut, von diesem (einem einzelnen oder einem Verband, insbesondre einer Stadt) genutzt. Diese Herstellung und haushaltsmäßige Ausnutzung als Rentenquelle besitzender Einzelner oder Verbände oder die produktivgenossenschaftliche Beschaffung ging der Verwandlung in „stehendes Kapital“ von Eigenbetrieben voran. Die Benutzer der Anlagen ihrerseits nutzten sie teils haushaltsmäßig (Backöfen, auch Brauanlagen und Brennanlagen) teils erwerbswirtschaftlich. 4.39 Für die Seeschiffahrt der Vergangenheit war die Appropriation des Schiffs an eine Mehrheit von Besitzern (Schiffspartenbesitzern),40 die ihrerseits zunehmend von den nautischen Arbeitern getrennt waren, typisch. Daß die Seefahrt dann zu einer Risiko-Vergesellschaftung mit den Befrachtern führtem und daß Schiffsbesitzer, nautische Leiter und Mannschaft auch als Befrachter mitbeteiligt waren, schuf keine prinzipiell abweichenden Appropriationsverhältnisse, sondern nur Besonderheiten der Abrechnung und also der Erwerbschancen. m A: führte, 38  Zur Zeit der Deutschen Hanse (12.–17. Jahrhundert) hat es Werften als dauerhafte Werkstätten noch nicht gegeben. Wohl aber waren die „Lastadie“ genannten Bauplätze, auf denen allein die Zimmermeister die Schiffe bauen durften, städtischer Grundbesitz. Für die Nutzung hatten die Meister in den meisten Städten Abgaben bzw. Pacht zu zahlen. 39  Nach der Gliederung oben, S.  325, und dem Vorhergehenden wären hier Erläuterungen zu „Arbeitswerkstätten“ zu erwarten. Über sie sowie „Anlagen“ und „Betriebsmittel“ spricht Max Weber in den folgenden Ziffern 5 und 6. Zu Webers Unterscheidung von Anlagen (Kraftanlagen, gesonderte Arbeitswerkstätten) und Betriebsmitteln (Werkzeuge, Apparate, Maschinen) vgl. oben, S.  307 f. 40  Zu „Schiffsparten“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  750.

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5.41 Daß alle Beschaffungsmittel: Anlagen (jeder Art) und Werkzeuge in einer Hand appropriiert sind, wie es für die heutige Fabrik konstitutiv ist, war in der Vergangenheit die Ausnahme. Insbesondre ist das hellenischbyzantinische Ergasterion (römisch: ergastulum) in seinem ökonomischen Sinn durchaus vieldeutig, was von Historikern beharrlich verkannt wird.42 Es war eine „Werkstatt“, welche 1. Bestandteil eines Haushalts sein konnte, in welcher a) Sklaven bestimmte Arbeiten für den Eigenbedarf (z. B. der Gutswirtschaft) des Herrn verrichteten, oder aber b) Stätte eines „Nebenbetriebes“ für den Absatz, auf Sklavenarbeit ruhend. Oder 2. die Werkstatt konnte als Rentenquelle Bestandteil des Besitzes eines Privatmanns oder eines Verbandes (Stadt – so die Ergasterien im Peiraieus)43 sein, welche gegen Entgelt vermietet wurde an einzelne oder an Arbeitergenossenschaften. – Wenn also im Ergasterion (insbesondere im städtischen) gearbeitet wurde, so fragt es sich stets: wem gehörte das E[rgasterion] selbst? wem die sonstigen Beschaffungsmittel, die bei der Arbeit verwendet wurden? Arbeiteten freie Arbeiter darin? auf eigne Rechnung? Oder: Sklaven? eventuell: wem gehörten die Sklaven, die darin arbeiteten? arbeiteten sie auf eigne Rechnung (gegen Apophora)44 oder auf Rechnung des Herrn? Jede Art von Antwort auf diese Fragen ergab ein qualitativ radikal verschiedenes wirtschaftliches Gebilde. In der Masse der Fälle scheint das Ergasterion – wie noch die byzantinischen und islamischen Stiftungen zeigen45 – als Rentenquelle gegolten zu haben, war also etwas grundsätzlich anderes als jede „Fabrik“46 oder selbst deren Vorläufer, an ökonomischer Vieldeutigkeit am ehesten den verschiedenen „Mühlen“-Arten des Mittelalters vergleichbar. 6. Auch wo Werkstatt und Betriebsmittel einem Besitzer appropriiert sind und er Arbeiter mietet, ist ökonomisch noch nicht jener Tatbestand erreicht, welchen wir üblicherweise heute „Fabrik“ nennen, solange 1. die mechanische Kraftquelle, 2. die Maschine, 3. die innere Arbeitsspezialisierung und Arbeitsverbindung nicht vorliegen. Die „Fabrik“ ist heute eine 41  Max Webers Erläuterungen in den Ziffern 5 und 6 sind nicht einzelnen Buchstaben der Gliederung S.  325 zuzuordnen, sondern betreffen γ, δ und ε gemeinsam. 42  Vermutlich bezieht sich Max Weber u. a. auf die oben, S.  301 in Hg.-Anm.  44, genannten Historiker. 43  Zu dem erwähnen Sachverhalt konnte kein Quellenbeleg gefunden werden. 44  Zu „Apophora“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  738. 45 Zum Charakter der byzantinischen Klosterstiftungen und islamischen „Wakuf“Stiftungen vgl. Weber, Staat und Hierokratie, MWG I/22–4, S.  628 f. 46  Zum Begriff „Fabrik“ vgl. Max Webers Ausführungen oben, S.  300 f. In den historischen Quellen bezeichnet „Fabrik“ ganz Unterschiedliches, z. B. auch gewerbliche Kleinbetriebe, wenn sie außerhalb der Zunftordnung standen. Zur seinerzeitigen Fachdiskussion über Begriff und Wesen der modernen Fabrik vgl. Stieda, Wilhelm, Fabrik, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  1–15, hier S.  1–6.

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Kategorie der kapitalistischen Wirtschaft. Es soll der Begriff auch hier nur im Sinn eines Betriebes gebraucht werden, der Gegenstand einer Unternehmung mit stehendem Kapital sein kann, welcher also die Form eines Werkstattbetriebes mit innerer Arbeitsteilung und Appropriation aller sachlichen Betriebsmittel, bei mechanisierter, also Motoren- und Maschinen-orientierter Arbeit besitzt. Die große, von Zeitdichtern besungene Werkstatt des „Jack of Newbury“ (16. Jahrhundert),47 in welcher angeblich hunderte von Hand-Webstühlen standen, die sein Eigentum waren, an welchen selbständig, wie zu Hause, nebeneinander gearbeitet und die Rohstoffe für den Arbeiter vom Unternehmer gekauft wurden und allerhand „Wohlfahrtseinrichtungen“ bestanden, entbehrte aller dieser Merkmale. Ein im Besitz eines Herren von (unfreien) Arbeitern befindliches ägyptisches, hellenistisches, byzantinisches, islamisches Ergasterion konnte – solche Fälle finden sich unzweifelhaft – mit innerer Arbeitsspezialisierung und Arbeitsverbindung arbeiten. Aber schon der Umstand, daß auch in diesem Fall der Herr sich gelegentlich mit Apophora (von jedem Arbeiter, vom Vorarbeiter mit erhöhter Apophora) begnügte (wie die griechischen Quellen deutlich ergeben),48 muß davor warnen, es einer „Fabrik“, ja selbst nur einem Werkstattbetriebe von der Art des „Jack of Newbury“, ökonomisch gleichzusetzen. Die fürstlichen Manufakturen, so die kaiserlich chinesische Porzellanmanufaktur und die ihr nachgebildeten europäischen Werkstattbetriebe für höfische Luxusbedürfnisse, vor allem aber: für Heeresbedarf, stehen der „Fabrik“ im üblichen Wortsinn am nächsten. Es kann niemand verwehrt werden, sie „Fabriken“ zu nennen. Erst recht nahe standen äußerlich der modernen Fabrik die russischen Werkstattbetriebe mit Leibeigenenarbeit. Der Appropriation der Beschaffungsmittel trat hier die Appropriation der Arbeiter hinzu. Hier soll der Begriff „Fabrik“ aus dem angegebenen Grunde nur für Werkstattbetriebe mit 1. an Besitzer voll A 77 appropriierten sachlichen Beschaffungsmitteln, | ohne Appropriation der 47  Die angeblich 100 bis 200 Webstühle umfassenden Werkstätten des John Winchcombe (gest. 1519), genannt „Jack of Newbury“, sind in phantasievollen Texten aus dem 16. und 17. Jahrhundert beschrieben. In einem findet sich ein Gedicht, in dem ein angeblich mehr als tausend Personen beschäftigender Tuchmacherbetrieb in allen seinen Produktionsstufen vom Wollzupfen bis zum Färben und Walken geschildert wird. Das Gedicht ist häufiger nachgedruckt worden. Max Weber könnte es gekannt haben aus Ashley, William James, Englische Wirtschaftsgeschichte. Eine Einleitung in die Entwickelung von Wirtschaftsleben und Wirtschaftslehre, Band  2: Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert (Sammlung älterer und neuerer staatswissenschaftlicher Schriften des In- und Auslandes, hg. v. Lujo Brentano und Emanuel Leser, Nr.  8). – Leipzig: Duncker & Humblot 1896, S.  241 f. und S.  270 f. 48  Worauf sich Max Weber bezieht, ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Für Hinweise auf griechische Quellen vgl. den Artikel „άποφορά“ in: Paulys Real-Enzyklopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung, hg. von Georg Wissowa, Bd.  1,2. – Stuttgart: J. B. Metzler 1896, Sp.  174.

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§ 21.  Appropriation der disponierenden Leistungen

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Arbeiter, – 2. mit innerer Leistungsspezialisierung, – 3. mit Verwendung mechanischer Kraftquellen und Maschinen, welche „Bedienung“ erfordern, gebraucht werden. Alle andren Arten von „Werkstattbetrieben“ werden mit diesem Namen und entsprechenden Zusätzen bezeichnet.

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§  21. (noch: II nB, vgl. §§  19, 20n). 3.49 Appropriation der disponierenden Leistungen. Sie ist typisch: 1. für alle Fälle der traditionalen Haushaltsleitung; a) zugunsten des Leiters (Familien- oder Sippenhaupt) selbst, b) zugunsten seines für die Leitung des Haushalts bestimmten Verwaltungsstabs (Dienstlehen der Hausbeamten).50 Sie kommt vor: 2. für die Erwerbsbetriebe a) im Falle völligen (oder annähernd völligen) Zusammenfalles von Leitung und Arbeit. Sie ist in diesem Fall typisch identisch mit der Appropriation der sachlichen Beschaffungsmittel an die Arbeiter (Bo, 2, a).51 Sie kann in diesem Fall sein: α. unbeschränkte Appropriation, also vererblich und veräußerlich garantierte Appropriation an die einzelnen, αα) mit, oder ββ) ohne garantierte Kundschaft, oder β. Appropriation an einen Verband, mit nur persönlicher oder material regulierter und also nur bedingter oder an Voraussetzungen geknüpfter Appropriation an die einzelnen, mit der gleichen Alternative; b) bei Trennung der Erwerbsleitung und der Arbeit kommt

n–n A: B 1, §§  18, 19  o  Klammer fehlt in A. 49  Das im Folgenden Ausgeführte wird von Max Weber in seiner Gliederung oben, S.  314 f., genannt: „Gegenstand der Appropriation können sein: [.  .  .] 3. Chancen von Gewinn durch disponierende Leistungen.“ Das dort (§  19) Begonnene wird hier fortgesetzt; die Angabe „II B 1, §§  18, 19“ in der Druckfassung wurde emendiert. 50  Im Lehensfeudalismus ist die verbreitete Form der Sicherung des Unterhalts des zum Dienst berufenen Verwaltungsmannes seine Ausstattung mit Rechten, insbesondere an Grund und Boden (Lehen), aus deren Nutzung der Belehnte jene Einkünfte bezieht, die ihm den Dienst ermöglichen. Vgl. hierzu Kap. III, §  8, unten, S.  481 ff., sowie Weber, Feudalismus, MWG I/22–4, S.  382. 51  Siehe oben, S.  323 f.

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sie vor als monopolistische Appropriation von Unternehmungs­ chancen in ihren verschiedenen möglichen Formen durch α. genossenschaftliche – gildenmäßige – oder β. von der politischen Gewalt verliehene Monopole. 3. Im Fall des Fehlens jeder formalen Appropriation der Leitung ist die Appropriation der Beschaffungsmittel – oder der für die Beschaffung der Kapitalgüter erforderlichen Kreditmittel – praktisch, bei Kapitalrechnungsbetrieben, identisch mit Appropriation der Verfügung über die leitenden Stellen an die betreffenden Besitzer. Diese Besitzer können diese Verfügung ausüben a) durch Eigenbetrieb, b) durch Auslesep (eventuell, bei mehreren Besitzern: Zusammenwirken bei der Auslese) des Betriebsleiters. –

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Ein Kommentar erübrigt sich wohl bei diesen Selbstverständlichkeiten.

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Jede Appropriation der sachlichen komplementären Beschaffungsmittel bedeutet natürlich praktisch normalerweise auch mindestens entscheidendes Mitbestimmungsrecht auf die Auslese der Leitung und die (mindestens relative) Expropriation der Arbeiter von diesen. Aber nicht jede Expropriation der einzelnen Arbeiter bedeutet Expropriation der Arbeiter überhaupt, sofern ein Verband von Arbeitern, trotz formaler Expropriation in der Lage ist, material die Mitleitung oder Mitauslese der Leitung zu erzwingen.

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§  22. Die Expropriation des einzelnen Arbeiters vom Besitz der sachlichen Beschaffungsmittel ist rein technisch bedingt: a) im Fall die Arbeitsmittel die simultane und sukzessive Bedienung durch zahlreiche Arbeiter bedingen, b) bei Kraftanlagen, welche nur bei simultaner Verwendung für zahlreiche einheitlich organisierte gleichartige Arbeitsprozesse rational auszunutzen sind,52 p A: Auslese, 52  Max Weber hat die seinerzeit übliche Technik zentraler Kraftanlagen vor Augen. Insbesondere Wasserräder und Dampfmaschinen haben häufig über ein System von Transmissionsapparaturen eine Vielzahl von Maschinen angetrieben.

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c) wenn die technisch rationale Orientierung des Arbeitsprozesses nur in Verbindung mit komplementären Arbeitsprozessen unter gemeinsamer kontinuierlicher Aufsicht erfolgen kann, | d) wenn das Bedürfnis gesonderter fachmäßiger Schulung für die Leitung von zusammenhängenden Arbeitsprozessen besteht, welche ihrerseits nur bei Verwertung im großen rational voll auszunutzen ist, e) durch die Möglichkeit straffer Arbeitsdisziplin und dadurch Leistungskontrolle und dadurch gleichmäßiger Produkte im Fall der einheitlichen Verfügung über Arbeitsmittel und Rohstoffe. Diese Momente würden aber die Appropriation an einen Verband von Arbeitern (Produktivgenossenschaft) offen lassen, also nur die Trennung des einzelnen Arbeiters von den Beschaffungsmitteln bedeuten. Die Expropriation der Gesamtheit der Arbeiter (einschließlich der kaufmännisch und technisch geschulten Kräfte) vom Besitz der Beschaffungsmittel ist ökonomisch vor allem bedingt: a) allgemein durch die unter sonst gleichen Umständen größere Betriebsrationalität bei freier Disposition der Leitung über die Auslese und die Art der Verwendung der Arbeiter, gegenüber den durch Appropriation der Arbeitsstellen oder der Mitleitungsbefugnis entstehenden technisch irrationalen Hemmungen und ökonomischen Irrationalitäten, insbesondre: Hineinspielen von betriebsfremden Kleinhaushalts- und NahrungsGesichtspunkten, b) innerhalb der Verkehrswirtschaft durch überlegene Kreditwürdigkeit einer durch keine Eigenrechte der Arbeiter in der Verfügung beschränkten, sondern in uneingeschränkter Verfügungsgewalt über die sachlichen Kredit-(Pfand-)Unterlagen befindlichen Betriebsleitung durch geschäftlich geschulte und als „sicher“ geltende, weil durch kontinuierliche Geschäftsführung bekannte, Unternehmer. c) Geschichtlich entstand sie innerhalb einer sich seit dem 16. Jahrhundert durch extensive und intensive Markterweiterung entwickelnden Wirtschaft durch die absolute Überlegenheit und tatsächliche Unentbehrlichkeit der individuell marktorientiert

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disponierenden Leitung einerseits, durch reine Machtkonstellationen andererseits. Über diese allgemeinen Umstände hinaus wirkt die an Marktchancen orientierte Unternehmung aber im Sinn jener Expropriation: a) durch Prämiierung der qrational technischq nur bei Vollappropriation an Besitzer möglichen Kapitalrechnung gegenüber jeder rechnungsmäßig minder rationalen Wirtschaftsgebarung, b) durch Prämiierung der rein händlerischen Qualitäten der Leitung gegenüber den technischen, und der Festhaltung des technischen und kommerziellen Geheimwissens, c) durch die Begünstigung spekulativer Betriebsführung, welche jene Expropriation voraussetzt. Diese wird letztlich ohne Rücksicht auf den Grad ihrer technischen Rationalität ermöglicht: d) durch die Überlegenheit, welche α. auf dem Arbeitsmarkt, jede Besitzversorgtheit als solche, gegenüber den Tauschpartnern (Arbeitern), β. auf dem Gütermarkt die mit Kapitalrechnung, Kapitalgüterausstattung und Erwerbskredit arbeitende Erwerbswirtschaft über jeden minder rational rechnenden oder minder ausgestatteten und kreditwürdigen Tauschkonkurrenten besitzt. – Daß das Höchstmaß von formaler Rationalität der Kapitalrechnung nur bei Unterwerfung der Arbeiter unter die Herrschaft von Unternehmern möglich ist, ist eine weitere spezifische materiale Irrationalität der Wirtschaftsordnung.53 Endlich e) ist die Disziplin bei freier Arbeit und Vollappropriation der Beschaffungsmittel optimal. q–q Lies: rationalen, technisch 53  Den Begriff „Wirtschaftsordnung“ definiert Max Weber in diesem Kapitel nicht, jedoch an anderer Stelle: „Die durch die Art des Interessenausgleichs jeweils einverständnismäßig entstandene Verteilung der faktischen Verfügungsgewalt über Güter und ökonomische Dienste und die Art, wie beide kraft jener auf Einverständnis ruhenden faktischen Verfügungsgewalt dem gemeinten Sinn nach faktisch verwendet werden, nennen wir ‚Wirtschaftsordnung‘.“ Vgl. Weber, Die Wirtschaft und die Ordnungen, in: MWG I/22–3, S.  192 f.; zur Entstehung dieser speziellen Formulierung vgl. den textkritischen Apparat ebd.

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§ 23.  Expropriation aller Arbeiter von den Beschaffungsmitteln

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§  23. Die Expropriation aller Arbeiter von den Beschaffungsmitteln kann praktisch bedeuten: | 1. Leitung durch den Verwaltungsstab eines Verbandes: auch (und gerade) jede rational sozialistische Einheitswirtschaft würde die Expropriation aller Arbeiter beibehalten und nur durch die Expropriation der privaten Besitzer vervollständigen; – 2. Leitung kraft Appropriation der Beschaffungsmittel an Besitzer durch diese oder ihre Designatäre.54 Die Appropriation der Verfügung über die Person des Leitenden an Besitzinteressenten kann bedeuten: a) Leitung durch einen (oder mehrere) Unternehmer, die zugleich die Besitzer sind: unmittelbare Appropriation der Unternehmerstellung. Sie schließt aber nicht aus, daß tatsächlich die Verfügung über die Art der Leitung kraft Kreditmacht oder Finanzierung (s. später!)55 weitgehend in den Händen betriebsfremder Erwerbsinteressenten (z.  B. kreditgebender Banken oder Finanzer r) 56 liegt; b) Trennung von Unternehmerleitungs und appropriiertem Besitz, insbesondere durch Beschränkung der Besitzinteressenten auf die Designierung des Unternehmers und anteilsmäßige freie (veräußerliche) Appropriation des Besitzes nach Anteilen des Rechnungskapitals (Aktien, Kuxe). Dieser Zustand (der durch Übergänge aller Art mit der rein persönlichen Appropriation verbunden ist) ist formal rational in dem Sinn, als ert – im Gegensatz zur dauernden und erblichen Appropriation der Leitung selbst an den zufällig ererbten Besitzu – die Auslese des r A: Finanzen  s A: Unternehmerleistung  t A: er,  u A: Besitz, 54  Die von den Besitzern der Beschaffungsmittel für die Leitung des Unternehmens Designierten, d. h. ausgewählten und bestimmten Personen, wie nachfolgend unter b) von Max Weber erläutert. 55  Auf Finanzinstitute geht Max Weber unten, S.  370 ff., auf die Finanzierung politischer Verbände unten, S.  428–437, ein. 56  Gemeint sind Personen oder Personengruppen (Finanzkonsortien), die Max Weber unten, S.  373 und S.  375, explizit „Finanzer“ nennt, so daß hier „Finanzen“ im Erstdruck entsprechend geändert worden ist. Weber unterscheidet die „Finanzer“ wegen ihrer speziellen Finanzierungsgeschäfte, nämlich des Erwerbs von Unternehmensanteilen, von den Banken.

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(vom Rentabilitätsstandpunkt aus) qualifizierten Leiters gestattet. Aber praktisch kann dies verschiedenerlei bedeuten: α. die Verfügung über die Unternehmerstellung liegt kraft Besitzappropriation in den Händen von betriebsfremden Vermögensinteressenten: Anteilsbesitzern, die vor allem: hohe Rente suchen, β. die Verfügung über die Unternehmerstellung liegt kraft temporären Markterwerbs in den Händen von betriebsfremden Spekulationsinteressenten (Aktienbesitzern, die nur Gewinn durch Veräußerung suchen), γ. die Verfügung über die Unternehmerstellung liegt kraft Markt- oder Kreditmacht in den Händen von betriebsfremden Erwerbsinteressenten (Banken oder Einzelinteressentenv – z. B. den „Finanzern“w –[,] welche ihren, oft dem Einzelbetrieb fremden, Erwerbsinteressen nachgehen). „Betriebsfremd“ heißen hier diejenigen Interessenten, welche nicht primär an nachhaltigerx Dauer-Rentabilität des Unternehmens orientiert sind. Dies kann bei jeder Art von Vermögensinteresse eintreten. In spezifisch hohem Maß aber bei Interessenten, welche die Verfügung über ihren Besitz an Anlagen und Kapitalgütern oder eines Anteils daran (Aktie, Kux) nicht als dauernde Vermögensanlage, sondern als Mittel: einen rein aktuell spekulativen Erwerbsgewinn daraus zu ziehen, verwenden. Am relativ leichtesten sind reine Renteninteressen (α) mit den sachlichen Betriebsinteressen (das heißt hier: an aktueller und Dauer-Rentabilität) auszugleichen. Das Hineinspielen jener „betriebsfremden“ Interessen in die Art der Verfügung über die leitenden Stellen, gerade im Höchstfall der formalen Rationalität ihrer Auslese, ist eine weitere spezifische materiale Irrationalität der modernen Wirtschaftsordnung (denn es können sowohl ganz individuelle Vermögensinteressen wie: an ganz andern, mit dem Betrieb in keinerlei Verbindung stehenden, Zielen orientierte Erwerbsinteressen, wie endlich: reine Spiel-Interessen sich der appropriierten Besitzanteile bemächtigen und über die Person des Leiters und v A: Einzelinteressenten,  w A: „Finanzen“  x A: nachhaltige

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– vor allem – die ihm oktroyierte Art der Betriebsführung entscheiden). Die Beeinflussung der Marktchancen, vor allem der Kapitalgüter und damit der Orientierung der erwerbsmäßigen Güterbeschaffung durch betriebsfremde, rein spekulative Interessen ist eine der Quellen der als „Krisen“ bekannten Erscheinungen der modernen Verkehrswirtschaft (was hier nicht weiter zu verfolgen ist). | §  24. Beruf soll jene Spezifizierung, Spezialisierung und Kombinationy von Leistungen einer Person heißen, welche für sie Grundlage einer kontinuierlichen Versorgungs- oder Erwerbschance ist. Die Berufsverteilung kann 1. durch heteronome Zuteilung von Leistungen und Zuwendung von Versorgungsmitteln innerhalb eines wirtschaftsregulierenden Verbandes (unfreie Berufsteilung), oder durch autonome Orientierung an Marktlagen für Berufsleistungen (freie Berufsteilung) geschehen, – 2. auf Leistungsspezifikationa oder auf Leistungsspezialisierung beruhen, – 3. wirtschaftlich autokephale oder heterokephale Verwertung der Berufsleistungen durch ihren Träger bedeuten. Typische Berufe und typische Arten von Einkommens-Erwerbschancen stehen im Zusammenhang miteinander, wie bei Besprechung der „ständischen“ und „Klassenlagen“ zu erörtern sein wird. Über „Berufsstände“ und Klassen im allgemeinen s. Kap. IV.57 1.58 Unfreie Berufsteilung: leiturgisch oder oikenmäßig durch Zwangsrekrutierung der einem Beruf Zugewiesenen innerhalb eines fürstlichen, staatlichen, fronherrlichen, kommunalen Verbandes. – Freie Berufsteilung: kraft erfolgreichen Angebots von Berufsleistungen auf dem Arbeitsmarkt oder erfolgreicher Bewerbung um freie „Stellungen“.

y A: Kombination,  a A: Leitungsspezifikation 57  Beginn des nicht abgeschlossenen Kapitels, unten, S.  592–600. 58 Die Ausführungen beziehen sich auf Punkt 1. (oben, Z.  12), die nachfolgenden Punkte 2. und 3. stellen ebenfalls Erläuterungen zu den oben genannten Punkten dar.

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2. Leistungsspezifikation, wie schon §  16 bemerkt:59 die Berufsteilung des Gewerbes im Mittelalter, Leistungsspezialisierung: die Berufsteilung in den modernen rationalen Betrieben. Die Berufsteilung in der Verkehrswirtschaft ist, methodisch angesehen, sehr vielfach technisch irrationale Leistungsspezifikation und nicht rationale Leistungsspezialisierung schon deshalb, weil sie an Absatzchancen und deshalb an Käufer-, also Verbraucher-Interessen orientiert ist, welche das Ensemble der von einem und demselben Betrieb angebotenen Leistungen abweichend von der Leistungsspezialisierung determinieren und zu Leistungsverbindungen methodisch irrationaler Art nötigen. 3. Autokephale Berufsspezialisierung: Einzelbetrieb (eines Handwerkers, Arztes[,] Rechtsanwalts, Künstlers). Heterokephale Berufsspezialisierung: Fabrikarbeiter, Beamter. Die Berufsgliederung gegebener Menschengruppen ist verschieden: a) je nach dem Maß der Entwicklung von typischen und stabilen Berufen überhaupt. Entscheidend dafür ist namentlich α. die Bedarfsentwicklung, β. die Entwicklung der (vor allem:) gewerblichen Technik,b cγ. die Entwicklung entweder αα) von Großhaushalten: – für unfreie Berufsverteilung, oder ββ) von Marktchancen: – für freie Berufsverteilung;d b) je nach dem Grade und der Art der berufsmäßigen Spezifikation oder der Spezialisierung der Wirtschaften. Entscheidend dafür ist vor allem α. die durch Kaufkraft bestimmte Marktlage für die Leistungen spezialisierter Wirtschaften, β. die Art der Verteilung der Verfügung über Kapitalgüter; c) je nach dem Maße und der Art der Berufskontinuität oder des Berufswechsels. Für diesen letztgenannten Umstand sind entscheidend vor allem α. das Maß von Schulung, welches die spezialisierten Leistungen voraussetzen, β. das Maß von Stabilität oder Wechsel der Erwerbschancen, welches abhängig ist von dem Maß der Stabilität einerseits der Einkommensverteilung und von deren Art, andererseits von der Technik.

b A: Technik.  c–c  (S.  365) Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  664–688.  d A: Berufsverteilung, 59  Kap. II, §  16, oben, S.  304, A.1.b. β mit Definitionen.

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Für alle Gestaltungen der Berufe ist schließlich wichtig: die ständische Gliederung mit den ständischen Chancen60 und Erziehungsformen, welche sie für bestimmte Arten gelernter Berufe schafft. Zum Gegenstand selbständiger und stabiler Berufe werden nur Leistungen, welche ein Mindestmaß von Schulung voraussetzen und für welche kontinuierliche Erwerbschancen bestehen. Berufe können traditional (erblich) überkommen oder aus zweckrationalen (insbesondre: Erwerbs-) Erwägungen gewählt oder charismatisch eingegeben oder affektuell, insbesondere aus ständischen („Ansehens“-)Interessene 61 ausgeübt werden. Die individuellen Berufe waren primär durchaus charismatischen (magischen) Charakters, der gesamte Rest der Berufsgliederung – soweit Ansätze einer solchen überhaupt bestanden – traditional bestimmt. Die nicht spezifisch persönlichen charismatischen Qualitäten wurden entweder Gegenstand von traditionaler | Anschulung in geschlossenen Verbänden oder A 81 erblicher Tradition. Individuelle Berufe nicht streng charismatischen Charakters schufen zunächst – leiturgisch – die großen Haushaltungen der Fürsten und Grundherren, dann – verkehrswirtschaftlich – die Städte. Daneben aber stets: die im Anschluß an die magische oder rituelle oder klerikale Berufsschulung entstehenden literarischen und als vornehm62 geltenden ständischen Erziehungsformen.

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Berufsmäßige Spezialisierung bedeutet nach dem früher Gesagten nicht notwendig: kontinuierliche Leistungen entweder 1. leiturgisch für einen Verband (z. B. einen fürstlichen Haushalt oder eine Fabrik)63 oder 2. für einen völlig freien „Markt“. Es ist vielmehr möglich und häufig:

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e A: („Ansehens“)-Interessen 60  In der überlieferten Korrekturfahne K2 heißt es statt „ständischen Chancen“ noch „Prestige-Chancen“. Vgl. Anhang, unten, S.  665 mit textkrit. Anm. d. 61  In der Korrekturfahne K2 heißt es statt „(‚Ansehens-‘)Interessen“ noch „PrestigeInteressen“. Vgl. Anhang, unten, S.  665 mit textkrit. Anm. e. 62  In den Korrekturfahnen K2 statt „vornehm“ noch: „wissenschaftlich“. Vgl. Anhang, unten, S.  665 mit textkrit. Anm. c. 63  Gemeint sind vermutlich die zuvor erwähnte russische „Leibeigenenfabrik“ (oben, S.  318) und die in der Literatur auch „Fabriken“ genannten Werkstätten im antiken Griechenland (oben, S.  331). In diesen Fällen hat es auch leiturgische Leistungserbringung gegeben, nicht aber in der modernen Fabrik, die nach Weber „eine Kategorie der kapitalistischen Wirtschaft“ ist. Vgl. oben, S.  331 f.

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1. daß besitzlose64 berufsspezialisierte Arbeiter je nach Bedarf nur als Gelegenheitsarbeitskräfte verwendet werden, von einem relativ gleichbleibenden Kreis a) von haushaltsmäßigenf Kunden (Konsumenten) oder b) von Arbeitgeberkunden65 (Erwerbswirtschaften). Zu a) In Haushaltungen: dahin gehört α. bei Expropriation mindestens: der Rohstoffbeschaffung, also: der Verfügung über das Erzeugnis, vom Arbeiter: I. Die „Stör“ αα) als reiner Wanderbetrieb, ββ) als seßhafte, aber in einem örtlichen Kreis von Haushaltungen ambulante Arbeit; II. das „Lohnwerk“: seßhafte Arbeit, in eigner Werkstatt (bzw. Haushalt) für einen Haushalt arbeitend.66 In allen Fällen liefert der Haushalt den Rohstoff; dagegen pflegen die Werkzeuge dem Arbeiter appropriiert zu sein (Sensen den Schnittern, Nähwerkzeug der Näherin, alle Arten von Werkzeugen den Handwerkern). Das Verhältnis bedeutet in den Fällen Nr. I den temporären Eintritt in den Haushalt eines Konsumenten.

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Dem gegenüber ist von K[arl] Bücher der Fall der vollen Appropriation aller Beschaffungsmittel an den Arbeiter als „Preiswerk“ bezeichnet worden.67

Zu b) Gelegenheitsarbeit berufsspezialisierter Arbeiter für Erwerbswirtschaften: f A: haushaltmäßigen 64  Das Adjektiv „besitzlose“ wurde von Max Weber eigenhändig in Korrekturfahne K2 eingefügt. Vgl. Anhang, unten, S.  666. 65  Als Nachfrager am Arbeitsmarkt sind auch Arbeitgeber „Kunden“. Dies zu betonen, war vermutlich die Absicht von Max Weber, als er in der Korrekturfahne K 2 das ursprüngliche „Abnehmer“ eigenhändig erst in „Kunden“ und dann in „Arbeitgeberkunden“ korrigierte. Vgl. Anhang, unten, S.  666. 66  Anders als oben, S.  319, „Dritte Möglichkeit“ a), weicht Max Weber hier von Büchers Begrifflichkeit ab. Oben und bei Bücher ist „Lohnwerk“ der Oberbegriff zu „Stör“ und „Heimwerk“. Vgl. auch Bücher, Karl, Gewerbe, in: WbVW3, Band  1, 1911, S.  1066– 1082, hier S.  1072. 67  In der Regel spricht auch Bücher von „Handwerk“. Jedoch hat er, wo es auf die Unterscheidung zu „Lohnwerk“ ankam, das Handwerk auch als „Preiswerk“ bezeichnet. Vgl. oben, S.  324, Hg.-Anm.  17.

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bei Expropriation mindestens der Rohstoffbeschaffung, also: der Verfügung über das Erzeugnis, vom Arbeiter: I. Wanderarbeit in wechselnden Betrieben von Arbeitgebern, II. gelegentliche oder Saison-Heimarbeit für einen Arbeitgeber in eigner Haushaltung. Beispiel zu I: Sachsengänger,68 zug II: jede gelegentlich ergänzend zur Werkstattarbeit tretende Heimarbeit.

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2. Das Gleiche bei Wirtschaften mit appropriierten Beschaffungsmitteln: α. Bei Kapitalrechnung und partieller, insbesondere: auf die Anlagen beschränkter Appropriation der Beschaffungsmittel an Besitzer; Lohnwerkstattbetriebe (Lohnfabriken) und vor allem: verlegte Fabriken – erstere seit langem, letztere neuerdings häufig vorkommend.69 β. Bei voller Appropriation der Beschaffungsmittel an Arbeiter a) kleinbetrieblich, ohne Kapitalrechnung: αα) für Haushaltungen: Kundenpreiswerker ββ) für Erwerbsbetriebe: Hausindustrie ohne Expropriation der Beschaffungsmittel, also formal ungebundene[,] aber tatg A: Zu 68  Ursprünglich Bezeichnung für aus dem Osten kommende Landarbeiter, die in der preußischen Provinz Sachsen und im Königreich Sachsen regelmäßig im Sommer in der dort intensiv betriebenen Landwirtschaft, vor allem dem Zuckerrübenanbau, Beschäftigung fanden. Um 1900 ist „Sachsengängerei“ ein Ausdruck für alle Art saisonaler Wanderung von Landarbeitern. Über die Probleme der „Sachsengängerei“ vgl. Weber, Die Lage der Landarbeiter, MWG I/3, passim; ders., Landarbeiterfrage, MWG I/4, passim. 69  „Lohnwerkstattbetriebe“ hießen Arbeitsstätten, wie sie insbesondere in der Hausindustrie (Verlagssystem) seit langem vorkamen (vgl. oben, S.  300 f., Hg.-Anm.  42 und 43). „Lohnfabriken“ hießen gewerbliche Großbetriebe, die für wechselnde Auftraggeber die von diesen gelieferten Rohstoffe bearbeiteten, ohne daran Eigentum zu erwerben und das Fertigprodukt selbst auf den Markt zu bringen. Handelte es sich immer um denselben Auftraggeber und übernahm dieser auch weitere kaufmännische Funktionen, so sprach man von „verlegten Fabriken“. Zu den Beziehungen zwischen Handel und Fabrikindustrie und dem neuen Typus des „Fabrikverlegers“ vgl. Hirsch, Julius, Organisation und Formen des Handels und der staatlichen Binnenhandelspolitik, in: GdS, Abt. V, 1. Teil, 1918, S.  39–235 (hinfort: Hirsch, Organisation), hier S.  85 f.

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sächlich an einen monopolistischen Kreis von Abnehmern absetzende Erwerbsbetriebe, | b) großbetrieblich mit Kapitalrechnung: Beschaffung für einen festen Abnehmerkreis: – Folge (regelmäßig, aber nicht: nur) von kartellmäßigen Absatzregulierungen.70 Es ist schließlich noch festzustellen:71 daß weder a) jeder Erwerbsakt Bestandteil eines berufsmäßigen Erwerbens ist, – noch b) alle noch so häufigen Erwerbsakte begriffsnotwendig ir­gendeiner kontinuierlichen gleichsinnigen Spezialisierung zugehören. Zu a: Es gibt Gelegenheitserwerb:h α) der Überschüsse des Hausfleißes abtauschenden Hauswirtschaft. Ebenso zahlreiche ihnen entsprechende großhaushaltungsmäßige, namentlich grundherrliche, Gelegenheits-Erwerbsabtausche. Von da führt eine kontinuierliche Reihe von möglichen „Gelegenheitserwerbsakten“ bis: β) zur Gelegenheitsspekulation eines Rentners, dem Gelegenheitsabdruck eines Artikels, Gedichtes usw. eines Privaten und ähnlichen modernen Vorfällen. – Von da wieder bis zum „Nebenberuf“. Zu b: Es ist ferner zu erinnern: daß es auch vollkommen wechselnde und in ihrer Art absolut unstete, zwischen allen Arten von Gelegenheitserwerb und zwar eventuell auch zwischen normalen Erwerbsakten und Bettel, Raub, Diebstahl wechselnde Formen der Existenzfristung gibt. h A: Gelegenheitserwerb; 70  Absatzregulierungen, die sich auf die Verteilung der Produktion von Kartellmitgliedern auf bestimmte Abnehmer bezogen, waren typisches Kennzeichen der sog. Kartelle höherer Ordnung. Bekannteste Beispiele in Deutschland waren das RheinischWestfälische Kohlensyndikat und der Stahlwerksverband. Vgl. Liefmann, Robert, Kartelle und Trusts. – Stuttgart: Ernst Heinrich Moritz 1905; 3.  Aufl. unter dem Titel: Kartelle und Trusts und die Weiterbildung der volkswirtschaftlichen Organisation, ebd., 1918. 71  Die Ausführungen bis zum Ende von §  24, unten, S.  345, beruhen auf nachträglichen Einfügungen Max Webers in die Korrekturfahnen K2. Zum ersten Teil (bis unten, Zeile 26) ist ein handschriftliches Zusatzblatt überliefert. Vgl. den Anhang, unten, S.  668.

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Eine Sonderstellung nehmen ein a) rein karitativer Erwerb, b) nicht karitativer Anstaltsunterhalt (insbesondre: strafweiser), c) geordneter Gewalterwerb,i d) ordnungsfremder (krimineller) Erwerb durch Gewalt oder List.j Die Rolle von b und d bietet wenig Interesse. Die Rolle von a war für die hierokratischen Verbände72 (Bettelmönchtum), die Rolle von c für die politischen Verbände (Kriegsbeute) und in beiden Fällen für diesk Wirtschaften oft ganz ungeheuer groß. Die „Wirtschaftsfremdheit“ ist in diesen beiden Fällen das Spezifische. Deshalb ist eine nähere Klassifikation hier nicht am Platz. Die Formen werden anderwärts zu entwickeln sein.73 Aus teilweise (aber nur teilweise) ähnlichen Gründen ist der Beamtenerwerb (einschließlich des Offizierserwerbes, der dazu gehört) unten (§  41l)74 nur zwecks „systematischerm Ortsbezeichnung“ als Unterart des Arbeitserwerbes genannt, ohne vorerst näher kasuistisch erörtert zu sein. Denn dazu gehört die Erörterung der Art der Herrschaftsbeziehung,75 in welcher diese Kategorien stehen. §  24a.76 Die Kasuistik der technischen, betriebsmäßigen Appropriations- und Marktbeziehungen ist also nach den von §  1577 i A: Gewalterwerb:  j  Absatz fehlt in A.  k Lies: dieses  l A: 39  m A: „systematische 72  Zum Begriff „hierokratischer Verband“ vgl. Kap. I, oben, S.  212. 73  Eine kurze Erwähnung der „Wirtschaftsfremdheit“ findet sich bei der Darstellung der charismatischen Herrschaftsformen (Kap. III, §  10, unten, S.  495). Ausführlichere Darlegungen liegen nicht vor. 74  Eine entsprechende kurze Erwähnung der Beamtengehälter findet sich in Kap. II, §  41 (nicht „§  39“, wie in der Druckfassung angegeben), unten, S.  444. 75  Kap. III, unten, S.  449–539. 76  Im Druck von Korrekturfahne K1 fehlt jegliche Paragraphenangabe, hier fügte Weber handschriftlich „§  24“ ein. Die Korrektur ist übernommen in Korrekturfahne K2 und wurde von Weber nicht neuerlich korrigiert. Vgl. Anhang, unten, S.  669 mit textkrit. Anm.  5. Ob die Änderung in „§  24a“ von Weber selbst in einem weiteren Korrekturdurchgang vorgenommen wurde oder postum erfolgt ist, ließ sich nicht ermitteln. 77  Kap. II, §  15, oben, S.  295.

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angefangen bis hier entwickelten theoretischen Schemata eine höchst vielseitige. Tatsächlich spielen von den zahlreichen Möglichkeiten nur einige eine beherrschende Rolle.78 1. Auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Bodens: a) ambulanter, d. h. nach Ausnutzung des Bodens den Standort wechselnder Ackerbau: Hauswirtschaft mit Appropriation des Bodens an den Stamm und – zeitweilig oder dauernd – der Nutzung an Nachbarschaftsverbände mit nur zeitweiser Appropriation der Bodennutzung an Haushaltungen. Die Größe der Haushaltsverbände ist regelmäßig entweder α. große Hauskommunion,79 oder β. organisierte Sippenwirtschaft, oder γ. Großfamilienhaushalt, oder δ. Kleinfamilienhaushalt.

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„Ambulant“ ist der Ackerbau regelmäßig nur in bezug auf den bebauten Boden, weit seltener und in größeren Perioden: für Hofstätten. | A 83

b) Seßhafter Ackerbau: mark- und dorf-genossenschaftliche Regulierung der Nutzungsrechte an Äckern, Wiesen, Weiden, Holzungen, Wasser mit (normalerweise) Kleinfamilienhaushaltungen. Appropriation von Hofgütern und Gärten an Kleinfamilien; Acker, (meist) Wiesen, Weiden an den Dorfverband; Holzungen an größere Markgemeinschaften. Bodenumteilungen sind dem Recht nach ursprünglich möglich, aber nicht systematisch organisiert und daher meist obsolet. Die Wirtschaft ist meist durch Dorfordnung reguliert (primäre Dorfwirtschaft).

78  Unten, S.  353–355, läßt Max Weber der im Folgenden entwickelten komprimierten Typologie ebenso knappe Hinweise auf die Verbreitung der genannten Typen in Zeit und Raum folgen. 79 Eine Haus- und Familiengemeinschaft (vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  743). Sie übt ihre wirtschaftliche Tätigkeit im gemeinsamen Haushalt und zu gemeinsamem Nutzen aus. Spuren einer solchen Ordnung in der Familie sind bei vielen Völkern nachzuweisen. Typisch war sie bei den Südslawen. Vgl. Markovic´, Milan, Die serbische Hauskommunion (zadruga) und ihre Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart. – Leipzig: Duncker & Humblot 1903. Zum Vorkommen dieses Typs vgl. unten, S.  353.

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Die Sippengemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft besteht nur ausnahmsweise (China),80 und dann in rationalisierter Verbandsform n(Sippenvergesellschaftung), fortn.81 c) Grundherrschaft82 und Leibherrschaft83 mit grundherrlichem Fronhof und gebundenen Naturalgüter- und Arbeits-Leistungen der abhängigen Bauernbetriebe. Gebundene Appropriation: des Bodenbesitzes und der Arbeiter an den Herren, der Bodennutzung und der Rechte auf die Arbeitsstellen an die Bauern (einfacher grundherrlicher Naturalleistungsverband). d) α) Grundherrschaftliches oder β) fiskalisches Bodenmonopol mit Solidarhaft der Bauerngemeindeverbände für fiskalische Lasten. Daher: Feldgemeinschaft und systematisierte regelmäßige Neuverteilung des Bodens:84 oktroyierte dauernde Appropriation des Bodens als Korrelat der Lasten an den Bauerngemeindeverband, nicht an die Haushaltungen, an diese nur zeitweise und vorbehaltlich der Neuumteilung zur Nutzung. Regulierung der Wirtschaft durch Ordnungen des Grundherrn

n–n A: (Sippenvergesellschaftung) 80  Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  273 ff.; Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  135 f., dort wird die „halbkommunistische Sippenwirtschaft“ in China beschrieben: „Die Sippe besitzt innerhalb des einzelnen Dorfes Schulen und Magazine, hält die Feldbestellung aufrecht, greift in den Erbgang ein und ist dem Gerichte für die Untaten ihrer Mitglieder verantwortlich; die ganze ökonomische Existenz des einzelnen beruht auf seiner Zugehörigkeit zu ihr; Kredit ist normalerweise immer Sippenkredit“. 81  Der erst in die Korrekturen eingefügte Begriff „Sippenvergesellschaftung“ kommt bei Max Weber nur hier vor. Durch die handschriftliche Begriffseinfügung in Korrekturfahne K2 ist das ursprüngliche Satzende „, fort“ offenbar übersehen worden. Zu den Überarbeitungen in den Korrekturfahnen in diesem Bereich vgl. den Anhang, unten, S.  670. 82  Über Bedingungen und die Entwicklung der Grundherrschaft ausführlich Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  150–157, und zum Begriff „Grundherrschaft“ der Glossar-Eintrag, unten, S.  743. 83  Vgl. den Glossar-Eintrag „Leibherrschaft“, unten, S.  746. 84  Max Weber verwendet den Begriff „Feldgemeinschaft“ hier wie auch an anderen Stellen zunächst im weiten Sinne, für gemeinschaftlichen Besitz der Dorfbewohner an der Ackerfläche mit den daraus folgenden, für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Landwirtschaft typischen Nutzungsregeln. Die von ihm als hinzutretend angesprochene systematisierte regelmäßige Neuverteilung des Bodens bildet den Kern eines engeren Begriffs Feldgemeinschaft, für den der russische Mir das bekannteste Beispiel ist. Vgl. Meitzen, August, Feldgemeinschaft, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  56–71.

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oder politischen Herrn (grundherrliche oder fiskalische Feldgemeinschaft). e) Freie Grundherrschaft mit haushaltsmäßiger Nutzung der abhängigen Bauernstellen als Rentenquelle[.] Also: Appropriation des Bodens an den Grundherren, aber: α. Kolonen, oder β. Teilpacht- oder γ. Geldzinsbauern85 als Träger der Wirtschaftsbetriebe. f) Plantagenwirtschaft:86 freie Appropriation des Bodens und der Arbeiter (als Kaufsklaven) an den Herren als Erwerbsmittel in einem kapitalistischen Betrieb mit unfreier Arbeit. g) Gutswirtschaft:87 Appropriation des Bodens α. an Bodenrentenbesitzer, Verleihung an Großpächterwirtschaften. Oder β. an die Bewirtschafter als Erwerbsmittel. Beidemal mit freien Arbeitern, in a)88 eignen oder b) vom Herrn gestellten Haushaltungen, in beiden Fällen 85 Der ungewöhnliche Begriff „Geldzinsbauern“ faßt Pächter („Pachtzins-Bauern“) und „Erbzinsbauern“ zusammen. (Zur ursprünglichen Gestalt des Absatzes und Webers Korrekturen in K1 und K2 vgl. den Anhang, unten, S.  671.) In der Fachsprache bezeichnete man als Zinsbauern Bauern mit guten, d. h. erblichen Besitzrechten an dem ihnen überlassenen Boden, wofür sie Abgaben, den (Erb-)Zins, zu zahlen hatten. 86  Max Weber bildet den vom seinerzeitigen Sprachgebrauch abweichenden Begriff Plantagenwirtschaft, der auf Zwangsarbeit abstellt, in Anlehnung an Karl Bücher, Die Aufstände der unfreien Arbeiter 143–129 v.Chr. – Frankfurt a. M.: J. C. Sauerländer 1874, S.  13 („Plantagensystem“). Ausführlich zu diesem Typ Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  161–166. 87  Indem Max Weber „Gutswirtschaft“ als landwirtschaftlichen Großbetrieb mit freien Arbeitern definiert, hat er – anders als oben, S.  314 und S.  331 – die Verhältnisse nach der Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert im Auge. (In den Korrekturfahnen heißt es hier zwischenzeitlich sogar „Freie Gutswirtschaft“, vgl. Anhang, unten, S.  671.) In der Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ nennt Weber pointiert „Gutswirtschaft“ „einen auf den Absatz eingerichteten kapitalistischen Großbetrieb“ (vgl. Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  166). In der Agrarverfassungsgeschichte werden auch die mit Unfreien betriebenen Eigenwirtschaften von Guts- und Grundherren als Gutswirtschaft bezeichnet; vgl. Wittich, W[erner], Gutsherrschaft, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  208–216. 88  Bei den Ordnungsbuchstaben a) und b) handelt es sich um die Untergliederungsebene zu „β.“, weshalb hier abweichende Ordnungsbuchstaben erforderlich gewesen wären. Zu den Mehrfachkorrekturen dieser Textpassage vgl. den Anhang, unten, S.  671.

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α. mit landwirtschaftlicher Erzeugung oder – Grenzfall – β.o

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ohne alle eigne Gütererzeugung. h) Fehlen der Grundherrschaft: bäuerliche Wirtschaft mit Appropriation des Bodens an die Bewirtschafter (Bauern). Die Appropriation kann praktisch bedeuten: α. daß tatsächlich vorwiegend nur erblich erworbener Boden oder β. umgekehrt, daß Parzellenumsatz besteht, ersteres bei Einzelhofsiedelung und Großbauernstellen, letzteres bei Dorfsiedelung und Kleinbauernstellen typisch. Normale Bedingung ist für den Fall e[,] γ ebenso wie für den Fall h, β die Existenz ausreichender lokaler Marktchancen für bäuerliche Bodenprodukte. 2. Auf dem Gebiet des pGewerbes (einschließlich des Bergbaues), Transportsp und Handels: a) Hausgewerbe, primär als Mittel des Gelegenheitstausches, sekundär als Erwerbsmittel mit α. interethnischer Leistungsspezialisierung (Stammesgewerbe). Daraus erwachsen: | β. Kastengewerbe.89 In beiden Fällen primär: Appropriation der Rohstoffquellen und also der Rohstofferzeugung; Kauf der Rohstoffe oder Lohngewerbe erst sekundär. Im ersten Fall oft: Fehlen formaler Appropriation. Daneben, und im zweiten Fall stets: erbliche Appropriation der leistungsspezifizierten Erwerbschancen an Sippen- oder Hausverbände. b) Gebundenes Kundengewerbe: Leistungsspezifikation für einen Konsumenten-Verband: 90

o A: β)  p–p A: Gewerbes und Transports (einschließlich des Bergbaues)90 89  Zur Entstehung der dem indischen Kastenwesen eigentümlichen Berufsspezifizierung, derzufolge die Ausübung eines Gewerbes ausschließlich den Angehörigen einer Kaste oblag, vgl. oben, S.  325, sowie Weber, Hinduismus, MWG I/20, u. a. S.  185 ff.; Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  195 f. und 389. 90  In der Korrekturfahne K1 änderte Weber „des Gewerbes und Transports“ handschriftlich zu: „des Gewerbes (einschließlich des Bergbaues), Transports und Handels“. Durch die etwas mißverständlichen Korrekturzeichen ist daraus der in A (und K2) überlieferte Text geworden. Hier wurde nach K1 emendiert. Vgl. dazu auch den Anhang, unten, S.  672.

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α. einen herrschaftlichen (oikenmäßig, grundherrlich) – β. einen genossenschaftlichen (demiurgisch). Kein Markterwerb. Im Fall α haushaltsmäßige Leistungsver-

bindung, zuweilen Werkstattarbeit im Ergasterion des Herren. Im Fall β erbliche (zuweilen: veräußerliche) Appropriation der Arbeitsstellen, Leistung für appropriierte (Konsumenten-) Kundschaft – kärgliche Fortentwicklungen: I. Erster Sonderfall: Appropriierte (formal unfreie) leistungsspezifizierte Träger des Gewerbes α. als Rentenquelle der Herren, dabei aber als, trotz der formalen Unfreiheit, material freie (meist) Kundenproduzenten (Rentensklaven),1 β. als unfreie Hausgewerbetreibende für Erwerbszwecke, γ. als Werkstatt-Arbeiter in einem Ergasterion des Herren für Erwerbszwecke (unfreie Hausindustrie). II. Zweiter Sonderfall: leiturgische Leistungsspezifikation für fiskalische Zwecke: Typus dem Kastengewerbe (a, β) gleichartig. Entsprechend auf dem Gebiet des Bergbaues: fürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit Unfreien: Sklaven oder Hörigen. Entsprechend auf dem Gebiet des Binnentransports: a) grundherrliche Appropriation der Transportanlagen als Rentenquelle: Umlegung demiurgischer Leistungen auf die dafür bestimmten qKleinbauernstellen;2 b) genossenschaftlichq regulierte Kleinhändlerkarawanen. Die Ware war ihnen appropriiert. Auf dem Gebiet des Seetransports: a) oikenmäßiger oder grundherrlicher oder patrizischer Schiffsbesitz mit Eigenhandel des Herren; q–q A: Kleinbauernstellen. Genossenschaftlich ; Absatz und Ordnungsbuchstabe fehlen in A; sinngemäß ergänzt. 1  „Rentensklave“ ist eine Wortschöpfung, die sich noch nicht in den Korrekturfahnen K1 und K2 findet (vgl. Anhang, unten, S.  674). Zum Sachverhalt vgl. oben, S.  317, sowie Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  201. 2  Im Mittelalter haben die Grundherren für die Benützung der in ihrem Besitz befindlichen Straßen und Brücken Abgaben erhoben. Die Anlage und der Unterhalt derselben gehörten zu den drückendsten Lasten der zu diesen Arbeiten verpflichteten Bauern.

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b) genossenschaftlicher Schiffsbau und Schiffsbesitz, Schiffsführer und Mannschaft als Eigenhändler beteiligt, interlokal reisende Kleinhändler neben ihnen als Befrachter, Risikovergesellschaftung aller Interessenten, streng regulierte Schiffskarawanen. In allen Fällen war dabei „Handel“ mit interlokalem Handel, also Transport, noch identisch. c)3 Freies Gewerbe: Freie Kundenproduktion als a) Stör, oder b) Lohnwerk4 bei Appropriation der Rohstoffe an den Kunden (Konsumenten), der Arbeitswerkzeuge an den Arbeiter, der etwaigen Anlagen an Herren (als Rentenquelle) oder Verbände (zur ReihumBenutzung), oder c) „Preiswerk“, mit Appropriation der Rohstoffe und Arbeitswerkzeuge, damit auch: der Leitung, an Arbeiter, etwaiger Anlagen (meist) an einen Arbeiterverband (Zunft). In allen diesen Fällen typisch: Erwerbsregulierung durch die Zunft. Im Bergbau: Appropriation des Vorkommens an politische oder Grundherren als Rentenquelle; Appropriation des Abbaurechts an einen Arbeiterverband; zünftige Regelung des Abbaus als Pflicht gegen den Bergherren als Renteninteressenten und gegen die Berggemeinde als jenem solidarisch haftend und am Ertrag interessiert. – | Auf dem Gebiet des Binnen-Transports: Schiffer- und Frachtfahrer-Zünfte mit festen Reihefahrten5 und Regulierung ihrer Erwerbschancen.

3  Der Ordnungsbuchstabe c) bindet nicht an die unmittelbar vorausgehenden a) und b) an, sondern gehört zu der oben, S.  349, beginnenden übergeordneten Gliederung „a) Hausgewerbe, b) Gebundenes Kundengewerbe“. 4  Zu Webers von Bücher abweichender Definition von „Lohnwerk“ vgl. oben, S.  342, Hg.-Anm.  66 und 67. 5 Bezeichnung für eine bis in das 19. Jahrhundert von Schiffergilden organisierte konkurrenzausschließende Zuteilung von Fracht an jene Schiffer, die „an der Reihe“ waren. Ausführlich hierzu Sombart, Der moderne Kapitalismus II2, S.  350–352.

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Auf dem Gebiet der Seeschiffahrt: Schiffspartenbesitz, Schiffskarawanen, reisende Kommendahändler.r 6 Entwicklung zum Kapitalismus: α. tatsächliche Monopolisierung der Geldbetriebsmittel durch Unternehmer als Mittel der Bevorschussung der Arbeiter. Damit Leitung der Güterbeschaffung kraft Beschaffungskredits und Verfügung über das Produkt trotz formal fortbestehender Appropriation der Erwerbsmittel an7 die Arbeiter (so im Gewerbe und Bergbau). β. Appropriation des Absatzrechtes von Produkten auf Grund vorangegangener tatsächlicher Monopolisierung der Marktkenntnis und damit der Marktchancen und Geldbetriebsmittel kraft oktroyierter monopolistischer s(Gilden-)Verbandsordnungs oder Privilegs der politischen Gewalt (als Rentenquelle oder gegen Darlehen). γ. Innere Disziplinierung der hausindustriell abhängigen Arbeiter: Lieferung der Rohstoffe und Apparate durch den Unternehmer. Sonderfall: Rationale monopolistische Organisation von Haus­industrien auf Grund von Privilegien im Finanz- und populationistischen t(Erwerbsversorgungs-)Interesset. Oktroyierte Regulierung der Arbeitsbedingungen mit Erwerbskonzessionierung. δ. Schaffung von Werkstattbetrieben ohne rationale8 Arbeitsspezialisierung im Betriebe bei Appropriation sämtlicher sachlicher Beschaffungsmittel durch den Unternehmer. Im Bergbau: Appropriation der Vorkommen, Stollen und Apparate durch r  Durchschuß fehlt in A.  s–s A: (Gilden)-Verbandsordnung  t–t A: (Erwerbsversorgungs)Interesse9 6  In den Korrekturfahnen K1 und K2 hat Max Weber sich an dieser Stelle auch zum Handel (Detail- und Fernhandel) geäußert. Zu den mannigfach überarbeiteten, am Ende aber gestrichenen Passagen vgl. den Anhang, unten, S.  676. 7  Wie auch in der Druckfassung unten in Absatz δ stand in den Korrekturfahnen K1 und K2 zunächst „Appropriation .  .  . durch die Arbeiter.“ Max Weber hat dies in K2 eigenhändig in „an“ geändert. Vgl. Anhang, unten, S.  677. 8  In K1 und K2 zunächst „mit rationaler“; von Weber eigenhändig geändert in „ohne rationale“, vgl. Anhang, unten, S.  677. 9  Emendation nach Korrekturfahnen K1 und K2, unten, S.  677.

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Besitzer. Im Transportwesen: Reedereibetrieb durch Großbesitzer. Folge überall: Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln. ε. Als letzter Schritt zur kapitalistischen Umwandlung der Beschaffungsbetriebe: Mechanisierung der Produktion und des Transports. Kapitalrechnung. Alle sachlichen Beschaffungsmittel werden u(„stehendes“ oder Betriebs-)Kapital u .10 Alle Arbeitskräfte: „Hände“. Durch Verwandlung der Unternehmungen in Vergesellschaftungen von Wertpapierbesitzern wird auch der Leiter expropriiert und formal zum „Beamten“,11 der Besitzer material zum Vertrauensmann der Kreditgeber (Banken).v Von diesen verschiedenen Typen ist 1. auf dem Gebiet der Landwirtschaft der Typus a12 überall, aber in der Form α (Hauskommunion und Sippenwirtschaft) in Europa nur stellenweise, dagegen in Ostasien (China) typisch vertreten gewesen, – der Typus b (Dorf- und Markgemeinschaft) in Europa und Indien heimisch gewesen, – der Typus c (gebundene Grundherrschaft) überall heimisch gewesen und im Orient teilweise noch jetzt heimisch, – der Typus d in den Formen α und β (Grundherrschaft und Fiskalherrschaft mit systematischer Feldumteilung der Bauern) in mehr grundherrlicher Form russisch und (in abweichendem Sinn: Bodenrentenumteilung) indisch, in mehr fiskalischer Form ostasiatisch und vorderasiatisch-ägyptisch gewesen. Der Typus e (freie Renten-Grundherrschaft mit Kleinpächtern) ist typisch in Irland, kommt in Italien u–u A: („stehendes“ oder Betriebs)-Kapital ; lies: „stehendes“ Kapital oder Betriebs-Kapital  v  Durchschuß fehlt in A. 10  Als „stehendes“ Kapital wurden alle Kapitalgüter bezeichnet, die im Produktionsprozeß wiederholt eingesetzt werden (Anlagen, Maschinen, Werkzeuge); „Betriebskapital“ oder „Umlaufkapital“ hießen Kapitalgüter, die bei einmaliger Verwendung in der Produktion verbraucht werden (Roh- und Hilfsstoffe), vielfach auch Halb- und Fertigerzeugnisse sowie Kassenbestände. Letztere gehen bei Verbrauch mit ihrem vollen Wert in die Kostenrechnung ein, stehendes Kapital nur mit Zinsen und Abschreibungen. 11  §  622 des Bürgerlichen Gesetzbuchs vom 1. Januar 1900 bezeichnet die „mit festen Bezügen zur Leistung von Diensten höherer Art Angestellten“ in der Privatwirtschaft als „Privatbeamte“. Vgl. auch oben, S.  272, Hg.-Anm.  60. 12  Max Weber bezieht sich auf die oben, S.  346, beginnende Kasuistik mit den entsprechenden Gliederungsziffern- und Buchstaben.

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und Südfrankreich, ebenso in China und im antikhellenistischen Orient vor. Der Typus f (Plantage mit unfreier Arbeit) gehörte der karthagisch-römischen Antike, den Kolonialgebieten und den Südstaaten der amerikanischen Union an, der Typus g (Gutswirtschaft) in der Form α (Trennung von Bodenbesitz und Betrieb) England, in der Form β (Betrieb des Bodenbesitzers) dem östlichen Deutschland, Teilen von Österreich, Polen, Westrußland, der Typus h (bäuerliche Besitzer-Wirtschaft) ist in Frankreich, Süd- und Westdeutschland, Teilen Italiens, Skandinavien, ferner (mit Einschränkungen) in Südwestrußland und besonders im modernen China und Indien (mit Modifikationen) heimisch. Diese starken Verschiedenheiten der (endgültigen) Agrarverfassung sind nur zum Teil auf ökonomische Gründe (Gegensatz der Waldrodungs- und der Be|wässerungskultur), zum andern auf historische Schicksale, insbesondere die Form der öffentlichen Lasten und der Wehrverfassung, zurückzuführen. 2. Auf dem Gebiet des Gewerbes – die Transport- und Bergverfassung ist noch nicht universell genug geklärt13 – ist a) der Typus a, α (Stammesgewerbe) überall verbreitet gewesen. b) Der Typus a, β (Kastengewerbe) hat nur in Indien universelle Verbreitung erlangt, sonst nur für deklassierte („unreine“) Gewerbe. c) Der Typus b, α (oikenmäßigew Gewerbe) hat in allen Fürstenhaushalten der Vergangenheit, am stärksten in Ägypten, geherrscht, daneben in den Grundherrschaften der ganzen Welt, in der Form b, β (demiurgische Gewerbe) ist er vereinzelt überall (auch im Okzident), als Typus aber nur in Indien, verbreitet gewesen. Der Sonderfall I (Leibherrschaft als Rentenquelle) herrschte in der Antike, der Sonderfall II (leiturgische Leiw  Klammer fehlt in A. 13  In den Korrekturfahnen K1 und K2 stand zunächst: „Auf dem Gebiet des Gewerbes, Transport- und Bergwesens“. Weber ändert in K2 eigenhändig in die vorliegende Fassung (vgl. Anhang, unten, S.  679) und weist somit auf die Forschungsdefizite bei der Transport- und Bergverfassung hin. – Die nach Gliederungsziffer 2, oben, S.  349, zu erwartenden Beispiele zum Handel fehlen.

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stungsspezifikation) in Ägypten, dem Hellenismus, der römischen Spätantike und zeitweise in China und Indien. d) Der Typus c14 findet seine klassische Stätte als herrschender Typus im okzidentalen Mittelalter und nur dort, obwohl er überall vorkam und insbesondere die Zunft universell (namentlich: in China und Vorderasien) verbreitet war, – freilich gerade in der „klassischen“ Wirtschaft der Antike völlig fehlte. In Indien bestand statt der Zunft die Kaste. e) Die Stadien der kapitalistischen Entwicklung fanden beim Gewerbe außerhalb des Okzidents nur bis zum Typus β15 universelle Verbreitung. Dieser Unterschied ist nicht ausschließlich durch rein ökonomische Gründe zu erklären.16 §  25. I. Zur Erreichung von rechnungsmäßigen Leistungsoptima der ausführenden Arbeit (im allgemeinsten Sinn) gehört außerhalb des Gebiets der drei typisch kommunistischen Verbände,17 bei welchen außerökonomische Motive mitspielen:18 1. Optimum der Angepaßtheit an die Leistung, 2. Optimum der Arbeitsübung, 3. Optimum der Arbeitsneigung. Zu 1. Angepaßtheit (gleichviel inwieweit durch Erbgut oder Erziehungs- und Umweltseinflüsse bedingt) kann nur durch Probe festgestellt werden. Sie ist in der Verkehrswirtschaft bei

14  Gemeint ist das freie Gewerbe, vgl. oben, S.  351. 15  Vgl. oben, S.  352: „Appropriation des Absatzrechtes“. 16  In der Korrekturfahne K1 lautet der Satz noch: „Diese Unterschiede der (endgültigen) Gewerbe-, Bergbau-, Transport- und Handelsverfassung sind nicht durch rein ökonomische Gründe zu erklären, sondern daneben durch gesonderte historische Schicksale, Formen der politischen Verfassung und der höchst verschieden, in starkem Maße aber religiös bedingten Lebensführungs- und Erkenntnisformen, welche die Art der Orientierung der Erwerbschancen bedingten.“ Diese Passage hat Weber in K2 eigenhändig gestrichen. Vgl. Anhang, unten, S.  680. 17  Unten, S.  361, führt Weber drei Arten kommunistischer Leistungsvergemeinschaftung oder -vergesellschaftung auf: Hauskommunismus der Familie, Kameradschaftskommunismus des Heeres, Liebeskommunismus der (religiösen) Gemeinde. 18  Hinweis auf die „außer-ökonomischen Motive“ von Weber erst in Korrekturfahne K2 handschriftlich eingefügt; vgl. Anhang, unten, S.  680.

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Erwerbsbetrieben in Form der „Anlerne“-Probe19 üblich. Rational will sie das Taylor-System durchführen. Zu 2. Arbeitsübung ist im Optimum nur durch rationale und kontinuierliche Spezialisierung erreichbar. Sie ist heute nur wesentlich empirisch, unter Kostenersparnis-Gesichtspunkten (im Rentabilitätsinteresse und durch dieses begrenzt) vorgenommene Leistungsspezialisierung. Rationale (physiologische) Spezialisierung liegt in den Anfängen (Taylor-System).20 Zu 3. Die Bereitwilligkeit zur Arbeit kann ganz ebenso orientiert sein wie jedes andre Handeln (s. Kap. I, §  2).21 Arbeitswilligkeit (im spezifischen Sinn der Ausführung von eignen Dispositionen oder von solchen anderer Leitender) ist aber stets entweder durch starkes eignes Interesse am Erfolg oder durch unmittelbaren oder mittelbaren Zwang bedingt gewesen; in besonders hohem Maß Arbeit im Sinn der Ausführung der Disposition anderer. Der Zwang kann bestehen entweder 1. in unmittelbarer Androhung von physischer Gewaltsamkeit oder anderen Nachteilen, oder 2. in der Chance der Erwerbslosigkeit im Falle ungenügender Leistung. Da die zweite Form, welche der Verkehrswirtschaft wesentlich ist, ungleich stärker an das Eigeninteresse sich wendet und die Freiheit der Auslese nach der Leistung (in Maß und Art) erzwingt (natürlich: unter Rentabilitätsgesichtspunkten), wirkt sie formal rationaler (im Sinn des technischen Optimums) als jeder unmittel|bare Arbeitszwang. Vorbedingung ist die Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln und ihre Verweisung auf Bewerbung um Arbeitslohnverdienstchancen, also: gewaltsamer Schutz der Appropriation der Beschaffungsmittel an Besitzer. Gegenüber dem unmittelbaren Arbeitszwang 19  Gemeint ist die Praxis, die Einstellung einer Arbeitskraft, die für die gedachte Tätigkeit noch Fähigkeiten erlernen muß, von der Bewährung in der sog. Anlernzeit abhängig zu machen. 20  In Korrekturfahne K1 lautete der von Weber in K2 verkürzte Satz: „Eine systematische Prüfung der Eignung und rationale (physiologische) Spezialisierung liegt in den Anfängen (in Amerika: Taylor-System) und ist in ihrer Anwendung auf RentabilitätsBetriebe begrenzt.“ Vgl. Anhang, unten, S.  680. 21  Kap. I, §  2, oben, S.  175, wo Max Weber die Typen der Bestimmungsgründe des sozialen Handelns entfaltet.

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ist damit außer der Sorge für die Reproduktion (Familie) auch ein Teil der Sorge um die Auslese (nach der Art der Eignung) auf die Arbeitsuchenden selbst abgewälzt. Außerdem ist der Kapitalbedarf und das Kapitalrisiko gegenüber der Verwertung unfreier Arbeit beschränkt und kalkulierbar gemacht, endlich – durch massenhaften Geldlohn – der Markt für Massengüter verbreitert. Die positive Arbeitsneigung ist nicht dergestalt obstruiert, wie – unter sonst gleichen Verhältnissen – bei unfreier Arbeit, freilich besonders bei weitgehender technischer Spezialisierung auf einfache (taylorisierte)22 monotone Verrichtungen auf die rein materiellen Lohnchancen beschränkt. Diese enthalten nur bei Lohn nach der Leistung (Akkordlohn) einen Anreiz zu deren Erhöhung. – Akkordlohnchancen und Kündigungsgefahr bedingen in der kapitalistischen Erwerbsordnung primär die Arbeitswilligkeit. Unter der Bedingung der freien, von den Beschaffungsmitteln getrennten, Arbeit gilt im übrigen folgendes: 1. Die Chancen affektueller Arbeitswilligkeit sind – unter sonst gleichen Umständen – bei Leistungsspezifikation größer als bei Leistungsspezialisierung,23 weil der individuelle Leistungserfolg dem Arbeitenden sichtbarer vor Augen liegt. Demnächst, naturgemäß, bei allen Qualitätsleistungen. 2. Traditionale Arbeitswilligkeit, wie sie namentlich innerhalb der Landwirtschaft und der Hausindustrie (unter allgemein traditionalen Lebensbedingungen) typisch ist, hat die Eigenart: daß die Arbeiter ihre Leistung entweder: an nach Maß und Art stereotypen Arbeitsergebnissen oder aber: am traditionalen Arbeitslohn orientieren (oder: beides), daher schwer rational verwertbar und in ihrer Leistung durch Leistungsprämien (Akkordlohn) nicht zu steigern sind. Dagegen können traditional patriarchale Beziehungen zum Herren (Besitzer) die affektuelle Arbeitswilligkeit erfahrungsgemäß hoch halten. 22  Zu den von Frederick Winslow Taylor (vgl. oben, S.  277) propagierten Empfehlungen an das Management gehört die Zerlegung der Arbeit in kleinste Einheiten, die keine Denkleistung fordern und sich wegen ihres geringen Umfangs rasch wiederholen lassen. 23  Zu Webers Unterscheidung von Leistungsspezifikation und Leistungsspezialisierung vgl. oben, S.  339.

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3. Wertrationale Arbeitswilligkeit ist in typischer Art entweder religiös bedingt, oder durch spezifisch hohe soziale Wertung der betreffenden spezifischen Arbeit als solcher. Alle andren Anlässe dazu sind, nach allerx Erfahrung, Übergangserscheinungen. Selbstverständlich enthält die „altruistische“ Fürsorge für die eigne Familie eine typische Pflichtkomponente der Arbeitswilligkeit. –y II. Die Appropriation von Beschaffungsmitteln und die (sei es noch so formale) Eigenverfügung über den Arbeitshergang bedeutet eine der stärksten Quellen schrankenloser Arbeitsneigung. Dies ist der letzte Grund der außerordentlichen Bedeutung des Klein- und zwar insbesondere: des Parzellenbetriebs in der Landwirtschaft, sowohl als Kleineigentümer, wie als Kleinpächter (mit der Hoffnung künftigen Aufstiegs zum Bodeneigentümer). Das klassische Land dafür ist: China; auf dem Boden des fachgelernten leistungsspezifizierten Gewerbes vor allem: Indien; demnächst alle asiatischen Gebiete, aber auch das Mittelalter des Okzidents, dessen wesentliche Kämpfe um die (formale) Eigenverfügung geführt worden sind. Das sehr starke Arbeits-Mehr, welches der (stets, auch als Gärtner: leistungsspezifizierte, nicht: -spezialisierte) Kleinbauer in den Betrieb steckt[,] und die Einschränkung der Lebenshaltung, die er sich im Interesse der Behauptung seiner formalen Selbständigkeit auferlegt, verbunden mit der in der Landwirtschaft möglichen haushaltsmäßigen Ausnutzung von erwerbsmäßig, also im Großbetrieb, nicht verwertbaren Nebenerzeugnissen und „Abfällen“ aller Art[,] ermöglichenz seine Existenz gerade wegen des Fehlens der Kapitalrechnung und der Beibehaltung der Einheit von Haushalt und Betrieb. Der Kapitalrechnungsbetrieb in der Landwirtschaft ist – im Fall des Eigentümerbetriebs – nach allen Ermittlungen (s. meine Rechnungen in den Verh[andlungen] |

x A: alter  y  Durchschuß fehlt in A.  z A: ermöglicht

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§ 25.  Rechnungsmäßige Leistungsoptima ausführender Arbeit

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des D[eutschen] Juristentags XXIV)24 ungleich Konjunkturenempfindlichera als der Kleinbetrieb. Auf dem Gebiet des Gewerbes bestand die entsprechende Erscheinung bis in die Zeit mechanisierter und streng spezialisierter arbeitsverbindender Betriebe. Betriebe, wie die des „Jack of Newbury“25 konnte man noch im 16. Jahrhundert einfach, ohne Katastrophe für die Erwerbschancen der Arbeiter, verbieten (wie es in England geschah).26 Denn die Zusammenziehung von, dem Besitzer appropriierten, Webstühlen nebst ihren Arbeitern in einer Werkstatt ohne wesentliche Steigerung der Spezialisierung und Verbindung der Arbeit bedeutete unter den gegebenen Marktverhältnissen keineswegs eine derartige Steigerung der Chancen für den Unternehmer, daß das immerhin größere Risiko und die Werkstattkosten dadurch mit Sicherheit gedeckt worden wären. Vor allem aber ist im Gewerbe ein Betrieb mit hohem Kapital von Anlagen („stehendem“ K[apital]) nicht nur, wie auch in der Landwirtschaft, konjunkturempfindlich, sondern im Höchstmaß empfindlich gegen jede Irrationalität (Unberechenbarkeit) der Verwaltung und Rechtspflege, wie sie, außerhalb des modernen Okzidentes, überall bestand. Die dezentralisierte Heimarbeit hat hier, wie in Konkurrenz mit den russischen „Fabriken“27 und überall sonst, das Feld behaupten a Lies: konjunkturempfindlicher 24  Anhand der Statistik von Zwangsvollstreckungen in Preußen führt Max Weber den Nachweis, daß der landwirtschaftliche Großbetrieb als „Conjuncturen-Betrieb“ in stärkerem Maße von Zwangsvollstreckungen betroffen gewesen sei als kleinere Betriebe (vgl. Weber, Heimstättenrecht, in: MWG I/4, S.  645–666; insbes. S.  646 ff., Zitat: S.  649). Es handelte sich um ein Gutachten für den vierundzwanzigsten Deutschen Juristentag 1898. 25  Zu der legendären Wollmanufaktur des „Jack of Newbury“ vgl. oben, S.  332, Hg.Anm.  47. 26 1555 untersagte eine Parlamentsakte, daß Wollweber mehr als zwei Webstühle hielten und Weber zugleich Tücher walkten. Weitere Gesetze ähnlichen Inhalts folgten. Vgl. Ashley, Englische Wirtschaftsgeschichte (wie oben, S.  332, Hg.-Anm.  47), dort S.  244–248; sowie Lohmann, Friedrich, Die staatliche Regelung der englischen Wollindustrie vom XV. bis zum XVIII. Jahrhundert (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. v. Gustav Schmoller, 18. Band, 1. Heft). – Berlin: Duncker & Humblot 1900. 27  Auf die Konkurrenz der russischen „Sklavenfabriken“ mit den in Heimarbeit tätigen Bauern im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert geht Weber unten, S.  377 f., näher ein. Zu seiner Quelle vgl. oben, S.  318, Hg.-Anm.  94.

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können, bis – noch vor Einfügung der mechanisierten Kraftquellen und Werkzeugmaschinen – das Bedürfnis nach genauer Kostenkalkulation und Standardisierung der Produkte zum Zweck der Ausnutzung der verbreiterten Marktchancen, in Verbindung mit technisch rationalen Apparaten, zur Schaffung von Betrieben mit (Wasser- oder Pferdegöpel und) innerer Spezialisierung führte, in welche dann die mechanischen Motoren und Maschinen eingefügt wurden. Alle vorher, in der ganzen Welt, gelegentlich entstandenen großen Werkstattbetriebe konnten ohne jede nennenswerte Störung der Erwerbschancen aller Beteiligten und ohne daß die Bedarfsdeckung ernstlich gefährdet worden wäre, wieder verschwinden. Erst mit der „Fabrik“ wurde dies anders. Die Arbeitswilligkeit der Fabrikarbeiter aber war primär durch einen mit Abwälzung des Versorgungsrisikos auf sie kombinierten sehr starken indirekten Zwang (englisches Arbeitshaussystem!)28 bedingt und ist dauernd an der Zwangsgarantie der Eigentumsordnung orientiert geblieben, wie der Verfall dieser Arbeitswilligkeit in der Gegenwart im Gefolge des Zerbrechens der Zwangsgewalt in der Revolution zeigte.29 §  26. Kommunistische und dabei rechnungsfremde Leistungsvergemeinschaftung oder -vergesellschaftung gründet sich nicht auf Errechnung von Versorgungsoptima, sondern auf unmittel28  Gemäß der Armengesetzgebung erhielten in England seit dem 16. Jahrhundert arbeitsfähige Arme nur als Insassen von Arbeitshäusern Unterstützung. Auch noch nach den 1834 verabschiedeten New Poor Laws stand das Arbeitshaus im Mittelpunkt der Armenfürsorge für jene, die als arbeitsfähig galten. Vgl. Webb, Sidney, und Beatrice Webb, English Poor Law Policy. – London u. a.: Longmans, Green and Co. 1910; 2.  Aufl. 1913. 29  In einer Rede auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Demokratischen Partei in Heidelberg am 15. Februar 1919 hat Max Weber „das völlige Verschwinden der Arbeitsdisziplin“ als viel schlimmer bezeichnet als „Geldpanik“ und „Lohnpanik“ (vgl. Weber, Die gegenwärtige Lage der Deutschen Demokratischen Partei, in: MWG I/16, S.  475–481, Zitat: S.  480). Noch im September 1919 hat Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt (SPD) in einer „Wirtschaftspolitischen Richtlinie“ festgestellt: „Das Kernproblem der deutschen Wirtschaft liegt in der Wiedergewinnung der Arbeitswilligkeit und Arbeitsleistung der handarbeitenden Klassen.“ Vgl. Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik, hg. für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Karl Dietrich Erdmann, für das Bundesarchiv von Hans Booms: Das Kabinett Bauer. 21. Juni 1919 bis 27. März 1920, bearbeitet v. Anton Golecki. – Boppard am Rhein: Boldt 1980, Nr.  65, S.  261.

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§ 26.  Rechnungsfremde, kommunistische Leistungsvergemeinschaftung

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bar gefühlte Solidarität. Geschichtlich ist sie daher – bis zur Gegenwart – aufgetreten auf der Grundlage von primär außerwirtschaftlich orientierten Gesinnungs-Einstellungen, nämlich: 1. als Hauskommunismus der Familie, – auf traditionaler und affektueller Grundlage, 2. als Kameradschaftskommunismus des Heeres, – 3. als Liebeskommunismus der (religiösen) Gemeinde, in diesen beiden Fällen (2 und 3) primär auf spezifisch emotionaler (charismatischer) Grundlage. Stets aber entweder: a) im Gegensatz zur traditional oder zweckrational, und dann rechenhaft, leistungsteilig wirtschaftenden Umwelt: entweder selbst arbeitend, oder grade umgekehrt: rein mäzenatisch sustentiert30 (oder beides); – oder b) als Haushaltsverband von Privilegierten, die nicht einbezogenen Haushaltungen beherrschend und mäzenatisch oder leiturgisch durch sie erhalten, – oder c) als Konsumentenhaushalt, getrennt von dem Erwerbsbetriebe und sein Einkommen von ihm beziehend, also mit ihm vergesellschaftet. Der Fall a ist typisch für die religiös oder weltanschauungsmäßig kommunistischen Wirtschaften (weltflüchtige oder arbeitende Mönchsgemeinschaften, Sektengemeinschaften, ikarischer Sozialismus).31 | Der Fall b ist typisch für die militaristischen[,] ganz oder teilweise A 89 kommuni­stischen Gemeinschaften32 (Männerhaus,33 spartiatische Syssiti30  Von lat. sustentare abgeleitet, unterhalten, unterstützt, ernährt. 31  Ikarische Sozialisten bzw. Kommunisten nannten sich die Anhänger von Étienne Cabet (1788–1856), eines französischen revolutionären Publizisten. In seinem 1842 veröffentlichten Werk „Voyage en Icarie, roman philosophique et sociale“ entwarf er ein utopisches Gemeinwesen. Dieses suchten seine Anhänger 1848–1856 in Nord­ amerika zu realisieren, woran sie scheiterten (vgl. Lux, Heinrich, Etienne Cabet und der Ikarische Kommunismus (Internationale Bibliothek, Band  18). – Stuttgart: J. H. W. Dietz 1894). Max Weber hat den Ikarischen Kommunismus 1895 in seiner Vorlesung „Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung“ behandelt; vgl. Weber, Arbeiterfrage, MWG III/4, S.  160 und 283 f. 32  Die folgenden Beispiele finden sich – in ähnlicher Reihenfolge – ausführlicher behandelt in Weber, Erhaltung des Charisma, MWG I/22-4, S.  551 f. 33  Von dem Ethnologen Heinrich Schurtz geprägter Begriff für die Form des Zusammenlebens von Kriegern in kaum oder einfach strukturierten Gesellschaften. Vgl. Schurtz, Heinrich, Altersklassen und Männerbünde. Eine Darstellung der Grundformen der Gesellschaft. – Berlin: Georg Reimer 1902 (hinfort: Schurtz, Altersklassen), sowie Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  130 f.

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en,34 liparischeb Räubergemeinschaft,35 Organisation des Khalifen Omar,36 Konsum- und – partieller – Requisitionskommunismus von Heereskörpern im Felde in jeder Epoche), daneben für autoritäre religiöse Verbände (Jesuitenstaat in Paraguay,37 indische und andre aus Bettelpfründen lebende Mönchsgemeinschaften). Der Fall c ist der typische Fall aller familialen Haushaltungen in der Verkehrswirtschaft.

Die Leistungsbereitschaft und der rechnungsfremde Konsum innerhalb dieser Gemeinschaften ist Folge der außerwirtschaftlich orientierten Gesinnung und gründet sich in den Fällen 2 und 338 zum erheblichen Teil auf das Pathos des Gegensatzes und Kampfes gegen die Ordnungen der „Welt“. Alle modernen b A: ligurische 34  Syssition, griech. Essensgemeinschaft. In Sparta war seit Lykurg die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft Voraussetzung für das volle Bürgerrecht. Die Mitglieder hatten Beiträge an Naturalien zu leisten. Max Weber behandelte Syssitien schon in seiner Vorlesung zur Theoretischen Nationalökonomie als Beispiel des „naturalwirtschaftl[i­ chen] Stadtfeudalismus“ in Griechenland. Vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  417 f. 35  Die Sizilien vorgelagerten liparischen Inseln waren von ca. 575 bis 252 v. Chr. griechische Kolonie. Mit ihrer Kriegsflotte betrieben die Kolonisten auch die Kaperei. Wegen des gemeinsamen Vermögens, Bodenbesitzes, der gemeinsamen Mahlzeiten und der Teilung aller Erträge aus Landwirtschaft und Kaperei galt die Gemeinschaft zu Webers Zeit als „kommunistisch“. Vgl. das Kapitel „Der Kommunistenstaat auf Lipara“, in: Pöhlmann, Robert von, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, Band  1, 2.  Aufl. – München: C. H. Beck 1912, S.  44–51. – Die im Text überlieferte Verschreibung „ligurische Räubergemeinschaft“ wurde emendiert. 36  Kalif Omar I. (um 592–644) organisierte die arabisch-muslimischen Truppen, indem er sie in Korps unterteilte und ihnen feste Militärlager zuwies. Entsprechend der Anweisung des Propheten Mohammed wurde die in seinen Feldzügen gemachte Beute zu vier Fünfteln unter den Kriegern verteilt und das weitere Fünftel zur Unterstützung von Armen und Waisen verwendet. Von „Beutekommunismus des Kalifen Omar“ spricht Max Weber bereits in: Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung in der deutschen Literatur des letzten Jahrzehnts, MWG I/6, S.  259. 37  Die vom Jesuitenorden in seiner Provinz Paraguay zum Zwecke der Mission eingerichteten Guarani-Reduktionen bildeten von 1609 bis 1767 einen von Ordensangehörigen geleiteten Verband, der wegen seiner relativen Unabhängigkeit von der spanischen Oberhoheit vielfach als Jesuitenstaat bezeichnet wird. Die Siedlungen waren im wesentlichen landwirtschaftliche Großkommunen unter geistlicher Leitung. Wegen des Fehlens von Geldwirtschaft und Privateigentum an Produktionsmitteln fanden sie besonderes Interesse bei Kritikern des Kapitalismus. Vgl. Gothein, Eberhard, Der christlich-sociale Staat der Jesuiten in Paraguay (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. v. Gustav Schmoller, Band  4, Heft 4). – Leipzig: Duncker & Humblot 1883. 38  Bezug ist der „Kameradschafts-“ und „Liebeskommunismus“, oben, S.  361.

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§ 27.  Kapitalgüter, Kapitalrechnung

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kommunistischen Anläufe sind, sofern sie eine kommunistische Massenorganisation erstreben, für ihre Jüngerschaft auf wertrationale, für ihre Propaganda aber auf zweckrationale Argumentation, in beiden Fällen also: auf spezifisch rationale Erwägungen und – im Gegensatz zu den militaristischen und religiösen außeralltäglichen Vergemeinschaftungen – auf Alltags-Erwägungen angewiesen. Die Chancen für sie liegen daher unter Alltagsverhältnissen auch innerlich wesentlich anders als für jene außeralltäglichen oder primär außerwirtschaftlich orientierten Gemeinschaften. §  27. Kapitalgüter treten typisch im Keim zuerst auf als interlokal oder interethnisch getauschte Waren, unter der cVoraussetzung (s. §  29),c 39 daß der „Handel“ von der haushaltsmäßigen Güterbeschaffung getrennt auftritt[.] Denn der Eigenhandel der Hauswirtschaften (Überschuß-Absatz) kann eine gesonderte Kapitalrechnung nicht kennen. Die interethnisch abgesetzten Produkte des Haus-, Sippen-, Stammesgewerbes sind Waren, die Beschaffungsmittel, solange sie Eigenprodukte bleiben, sind Werkzeuge und Rohstoffe, nicht: Kapitalgüter. Ebenso wie die Absatzprodukte und die Beschaffungsmittel des Bauern und Fronherren, solange nicht auf Grund von Kapitalrechnung (sei es auch primitiver Form) gewirtschaftet wird (wofür z. B. bei Cato schon Vorstufen bestehen).40 Daß alle internen Güterbewegungen im Kreise der Grundherrschaft und des Oikos, auch der Gelegenheits- oder der typische interne Austausch von Erzeugnissen, das Gegenteil von Kapitalrechnungswirtschaft sind, versteht sich von selbst. Auch der Handel des Oikos (z. B. c–c A: Voraussetzung, (s. §  29) 39  Kap. II, §  29, unten, S.  367. 40  Der römische Geschichtsschreiber und Staatsmann Cato der Ältere hat in seinem Werk „De agricultura“ aus eigener Erfahrung gewonnene und teilweise auf exakte Geldrechnungen gestützte Ratschläge zur Führung eines landwirtschaftlichen Gutsbetriebs aufgezeichnet (vgl. Gummerus, Römischer Gutsbetrieb). In einer kritischen Bemerkung zu Ausführungen Sombarts über den Rationalismus Catos hebt Weber als charakteristisch für Cato hervor: „daß das Landgut als Objekt einer Vermögens,Anlage‘ gewertet und beurteilt wird.“ Vgl. Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: GARS I, S.  39, Fn.  1 (MWG I/18).

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des Pharao) ist, selbst wenn er nicht reiner Eigenbedarfshandel, also: haushaltsmäßiger Tausch, ist, sondern teilweise Erwerbszwecken dient, im Sinn dieser Terminologie so lange nicht kapitalistisch, als er nicht an Kapitalrechnung, insbesondre an vorheriger Abschätzung der Gewinnchancen in Geld orientierbar ist.41 Dies war bei den reisenden Berufshändlern der Fall, gleichviel ob sie eigne oder kommendierte oder gesellschaftlich zusammengelegte Waren absetzten. Hier, in der Form der Gelegenheitsunternehmung, ist die Quelle der Kapitalrechnung und der Kapitalgüterqualität. Leibherrlich und grundherrlich als Rentenquelle benutzte Menschen (Sklaven, Hörige) oder Anlagen aller Art sind selbstverständlich nur rententragende Vermögensobjekte, nicht Kapitalgüter, ganz ebenso wie heute (für den an der Rentenchance und allenfalls einer Gelegenheitsspekulation orientierten Privatmann – im Gegensatz zur zeitweiligen Anlage von Erwerbsbetriebskapital darin –) Renten42 oder Dividenden tragende Papiere. Waren, die der Grundherr oder Leibherr von seinen Hintersassen kraft seiner Herrengewalt als Pflichtabgaben erhält und auf den Markt bringt, sind für unsre Terminologie: Waren, nicht Kapitalgüter, da die rationale Kapitalrechnung (Kosten!) prinzipiell (nicht nur: faktisch) fehlt. Dagegen sind bei Verwendung von Sklaven als Erwerbsmitteln (zumal: bei Existenz eines Sklavenmarktes und typischer Kaufsklaverei) in einem Betriebe diese: Kapitalgüter. Bei Fronbetrieben43 mit nicht frei käuflichen und verkäuflichen (Erb-)

41  In der Korrekturfahne K1 korrigiert Max Weber „orientiert“ in „orientierbar“. Dem entspricht die den Paragraphen abschließende Bemerkung, daß es hier um „die prinzipielle Möglichkeit der materialen Kapitalrechnung“ geht, vgl. unten, S.  365. 42  Umgangssprachlich für sogenannte Rentenpapiere, d. h. festverzinsliche Wertpapiere (Staats- und Kommunalanleihen, Hypothekenpfandbriefe und Industrieobligationen). 43  Zum Begriff „Fron“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  742. Max Weber bezieht sich terminologisch auf eine in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grund- und Gutsherrschaft verbreitete Verpflichtung der Untertanen zu Arbeitsleistungen an den Herrenhöfen und in deren Wirtschaften. Wo Arbeit vornehmlich von Frondienst Leistenden erbracht wurde, wie z. B. auf den Gütern in Ostdeutschland seit dem 16. Jahrhundert, spricht Max Weber von „Fronbetrieb“ als einem speziellen Typ von „Erwerbswirtschaft.“ Vgl. Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  437. Wesentlich bleibt das Unterscheidungsmerkmal der Unfreiheit, doch waren die Hörigen keine Sklaven. Sie hatten

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§ 28.  Arten der Vermittlung des Tauschs von Verfügungsgewalt

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Untertanen wollen wir nicht von kapitalistischen Betrieben, sondern nur von Erwerbsbetrieben mit gebundener Arbeit sprechen (Bindung auchc | des Herren an die Arbeiter ist das Entscheidende!), einerlei ob es sich um landwirtschaftliche Betriebe oder um unfreie Hausindustrie handelt. Im Gewerbe ist das „Preiswerk“ „kleinkapitalistischer“d Betrieb,44 die Hausindustrie dezentralisierter, jede Art von wirklich kapitalistischem Werkstattbetrieb zentralisierter kapitalistischer Betrieb. Alle Arten von Stör, Lohnwerk und Heimarbeit sind bloße Arbeitsformen, die beiden ersteren im Haushalts-, die letzte im Erwerbsinteresse des Arbeitgebers. Entscheidend ist also nicht die empirische Tatsache, sondern die prinzipielle Möglichkeit der materialen Kapitalrechnung.

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§  28. Neben allen früher besprochenen45 Arten von spezialisierten oder spezifizierten Leistungen steht in jeder Verkehrswirtschaft (auch, normalerweise: einer material regulierten): die Vermittlung des Abtauschse eigner oder des Eintauschsf fremder Verfügungsgewalt. Sie kann erfolgen: 1. durch die Mitglieder eines Verwaltungsstabes von Wirtschaftsverbänden, gegen festen oder nach der Leistung abgestuften Natural- oder Geld-Entgelt; 2. durch einen eigens für die Ein- oder Abtauschbedürfnisse der Genossen geschaffenen Verband dieser (genossenschaftlich) oder 46

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c  (S.  340)–c  Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.   664–688.  d A: kleinkapitalistischer“  e A: Eintauschs46  f A: Abtauschs vielfach erbliche Rechte an ihren (Bauern)Stellen und Anspruch auf die Fürsorge des Herrn. 44  Zu „Preiswerk“ vgl. Büchers Ausführungen, oben, S.  324, Hg.-Anm.  17. „Kleinkapitalistisch“ ist eine Charakterisierung Max Webers. Sie findet sich nicht bei Bücher. 45  Max Weber verweist auf seine Ausführungen in den §§  16–18, 21 und 24–25, oben, S.  303–314, 333 f. und 339–360. 46  Anders als hier versehentlich, verwendet Max Weber die Begriffe „Abtausch“ für das Hingeben eines Tauschgutes und „Eintausch“ für die Annahme eines Tauschgutes oben, S.  245 und 254, korrekt.

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3. als Erwerbsberuf gegen Gebühr ohne eignen Erwerb der Verfügungsgewalt (agentenmäßig), in sehr verschiedener rechtlicher Form; 4. als kapitalistischer Erwerbsberuf (Eigenhandel): durch gegenwärtigen Kauf in der Erwartung gewinnbringenden künftigen Wiederverkaufs oder Verkauf auf künftigen Termin in der Erwartung gewinnbringenden vorherigen Einkaufs, entweder a) ganz frei auf dem Markt, oder b) material reguliert; 5. durch kontinuierlich geregelte entgeltliche Expropriation von Gütern und deren entgeltlichen – freien oder oktroyierten – Abtausch seitens eines politischen Verbandes (Zwangshandel); 6. durch berufsmäßige Darbietung von Geld oder Beschaffung von Kredit zu erwerbsmäßigen Zahlungen oder Erwerb von Beschaffungsmitteln durch Kreditgewährung an: a) Erwerbswirtschaften, oder b) Verbände (insbesondere: politische): Kreditgeschäft. – Der ökonomische Sinn kann sein α. Zahlungskredit, oder β. Kredit für Beschaffung von Kapitalgütern. Die Fälle Nr.  4 und 5, und nur sie, sollen „Handel“ heißen, der Fall 4 „freier“ Handel, der Fall 5 „zwangsmonopolistischer“ Handel. Fall 1: a) Haushaltswirtschaften: fürstliche, grundherrliche, klösterliche „negotiatores“ und „actores“,47 – b) Erwerbswirtschaften: „Kommis“. Fall 2: Ein- und Verkaufs-Genossenschaften (einschließlich der „Konsumvereine“). Fall 3: Makler, Kommissionäre, Spediteure, Versicherungs- und andere „Agenten“. Fall 4: a) moderner Handel, 47 In seiner Vorlesung „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ (MWG III/6, S.  255) bezeichnet Max Weber als negotiator (Pl. negotiatores, (lat.), Kaufmann, Händler), wie hier, denjenigen, der gegen Lehen, Deputat usw. die Erzeugnisse der klösterlichen Herrschaft auf den Markt bringt. Dort erscheint der actor (Pl. actores, (lat.), Verwalter, Vermittler, Besorger) als derjenige, der in der Antike im Namen des Grundherrn Geschäfte abschließt. An gleicher Stelle werden beide als „angestellte Kommis“ charakterisiert.

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§ 29.  Formen des Handels

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b) heteronom oktroyierte oder autonom paktierte Zuweisung von Einkauf oder Absatz von oder an Kunden, oder Einkauf oder Absatz von Waren bestimmter Art, oder materiale Regulierung der Tauschbedingungen durch Ordnungen eines politischen oder Genossen-Verbandes. Fall 5: Beispiel: staatliches Getreidehandelsmonopol.48 |

§  29. Freier Eigenhandel (Fall 4)49 – von dem zunächst allein die Rede sein soll – ist stets „Erwerbsbetrieb“, nie „Haushalt“, und also unter allen normalen Verhältnissen (wenn auch nicht unvermeidlich): Geldtauscherwerb in Form von Kauf- und VerkaufVerträgen. Aber er kann sein: a) „Nebenbetrieb“ eines Haushalts, Beispiel: Abtausch von Hausgewerbe-Überschüssen durch eigens dafür bestimmte Hausgenossen auf deren Rechnung. Der bald von diesen[,] bald von jenen Genossen betriebene Abtausch ist dagegen nicht einmal „Nebenbetrieb“. Wenn die betreffenden Genossen sich auf eigene Rechnung nur dem Abtausch (oder Eintausch) widmen, liegt der Fall Nr.  4 (modifiziert) vor, wenn sie auf Rechnung der Gesamtheit handeln, der Fall Nr.  1.

b) untrennbarer Bestandteil einer Gesamtleistung, welche durch eigene Arbeit (örtliche) Genußreife herstellt. 20

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Beispiel: Die Hausierer und die ihnen entsprechenden mit den Waren reisenden, primär die örtliche Bewegung an den Marktort besorgenden Kleinhändler, die deshalb früher unter „Transport“ miterwähnt sind.50 Die reisenden „Kommendahändler“ bilden zuweilen den Übergang zu Nr.  3. Wann die Transportleistung „primär“ ist, der „Handelsgewinn“ sekundär und wann umgekehrt, ist ganz flüssig. „Händler“ sind alle diese Kategorien in jedem Fall.

Eigenhandel (Fall 4) wird betrieben stets auf Grundlage der Appropriation der Beschaffungsmittel, mag die Verfügungsgewalt auch durch Kreditnahme beschafft sein. Stets trifft das 48  Staatliche Getreidehandelsmonopole waren zu Webers Zeit nicht nur Gegenstand historischen Interesses, sondern auch akuter politischer Auseinandersetzungen. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie in Deutschland aus konservativ-agrarischer und aus sozialistischer Richtung gefordert, im Weltkrieg als Bewirtschaftungsinstrument gehandhabt. Vgl. Dietze, Constantin von, Getreidemonopol, in: HdStW4, Ergänzungsband, 1929, S.  296–308. 49  Siehe oben, S.  366. 50  Siehe oben, S.  351.

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Kapitalrisiko den Eigenhändler als Eigenrisiko, und stets ist ihm die Gewinnchance, kraft Appropriation der Beschaffungsmittel, appropriiert. Die Spezifizierung und Spezialisierung innerhalb des freien Eigenhandels (Fall 4) ist unter sehr verschiedenen Gesichtspunkten möglich. Es interessieren ökonomisch vorerst nur die Arten: a)51 nach dem Typus der Wirtschaften, von denen und an welche der Händler tauscht. 1. Handel zwischen Überschußhaushaltungen und Konsumhaushaltungen. 2. Handel zwischen Erwerbswirtschaften („Produzenten“ oder „Händlern“) und Haushaltungen: „Konsumenten“, mit Einschluß, natürlich, aller Verbände, insbesondere: der politischen. 3. Handel zwischen Erwerbswirtschaften und anderen Erwerbswirtschaften. Die Fälle 1 und 2 entsprechen dem Begriff „Detailhandel“, der bedeutet: Absatz an Konsumenten (einerlei: woher gekauft), der Fall 3 entspricht dem Begriff „Großhandel“ oder „Kaufmannshandel“. b)g Der Handel kann sich vollziehen a) marktmäßig α. auf dem Markt für Konsumenten, normalerweise in Anwesenheit der Ware (Marktdetailhandel), β. auf dem Markt für Erwerbswirtschaften,   αα) in Anwesenheit der Ware (Meßhandel),52 Meist, aber nicht begriffsnotwendig, saisonmäßig. g  Fehlt in A; b) sinngemäß ergänzt. 51 Die auf a) folgenden Unterscheidungen des freien Handels sind ohne Gliederungsbuchstaben geblieben. Zur Erleichterung des Überblicks sind die entsprechenden Buchstaben mit Nachweis (vgl. textkritische Anm.  g, h, i) hinzugefügt, nicht aber die weiteren Untergliederungen vereinheitlichend angepaßt worden. 52  Die Anwesenheit der Ware war Kennzeichen der Messen vom 11. bis 19. Jahrhundert. Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts setzte sich nach dem Vorbild Leipzigs im internationalen Handel für Halb- und Fertigwaren der Abschluß der Geschäfte nach dem ausgestellten Produktmuster durch (Mustermesse). Vgl. Hirsch, Organisation (wie oben, S.  343, Hg.-Anm.  69), S.  99 f.

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  ββ) in Abwesenheit der Ware (Börsenhandel); Meist, aber nicht begriffsnotwendig, ständig.

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b) kundenmäßig, bei Versorgung fester Abnehmer, und zwar entweder α. Haushaltungen (Kundendetailhandel), oder | β. Erwerbswirtschaften, und zwar entweder   αα) produzierende (Grossist),53 oder   ββ) detaillierende (Engrossortimenter),54 oder endlich   γγ) andere grossierende: „erste“, „zweite“ usw. „Hand“ im Großhandel (Engroszwischenhandel). c)h Er kann sein, jei nach dem örtlichen Bezug der am Ort abgesetzten Güter: a)55 interlokaler Handel, b) Platzhandel. d)j Der Handel kann material oktroyieren a)56 seinen Einkauf den an ihn kundenmäßig absetzenden Wirtschaften (Verlagshandel), b) seinen Verkauf den von ihm kaufenden Wirtschaften (Absatzmonopolhandel). Der Fall a steht der Verlagsform des Gewerbebetriebs nahe und ist meist mit ihr identisch. Der Fall b ist material „regulierter“ Handel (Nr.  4 Fall b).57 Der eigne Güterabsatz ist selbstverständlich Bestandteil jedes marktmäßigen Erwerbsbetriebes, auch eines primär „produzierenden“. Dieser Absatz aber ist nicht „Vermittlung“ im Sinne der Definition, solange nicht eigens dafür spezialisiert bestimmte Verwaltungsstabsmitglieder (z. B.: „Kommis“) vorhanden sind,

h  Fehlt in A; c) sinngemäß ergänzt.  i A: e  j  Fehlt in A; d) sinngemäß ergänzt. 53  Abgeleitet aus „en gros“, frz., für Handel im Großen, Großhändler. 54  Ein an Kleinhändler (Detaillisten) liefernder Großhändler, der durch Einkauf im Großen ein breites Warenangebot aufgebaut hat (Sortiment), aus dem der Kleinhändler das für seinen Absatz Gewünschte auswählt. Vgl. Hirsch, Organisation (wie oben, S.  343, Hg.-Anm.  69), S.  89 ff. 55  a) und b) sind Untergliederungen zu c). 56  a) und b) sind Untergliederungen zu d). 57  Vgl. Webers Schema oben, S.  366.

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also eine eigene berufsmäßige „händlerische“ Leistung stattfindet. Alle Übergänge sind völlig flüssig. Die Kalkulation des Handels soll „spekulativ“ in dem Grade heißen, als sie an Chancen sich orientiert, deren Realisierung als „zufällig“ und in diesem Sinn „unberechenbar“ gewertet wirdk und daher die Übernahme eines „Zufalls-Risikos“l bedeutet. Der Übergang von rationaler zu (in diesem Sinn) spekulativer Kalkulation ist völlig flüssig, da keine auf die Zukunft abgestellte Berechnung vor unerwarteten „Zufällen“ objektiv gesichert ist.58 Der Unterschied bedeutet also nur verschiedene Grade der Rationalität. Die technische und ökonomische Leistungs-Spezialisierung und -Spezifikation des Handels bietet keine Sondererscheinungen. Der „Fabrik“ entspricht – durch ausgiebigste Verwendung innerer Leistungsspezialisierung – das „Warenhaus“.59 §  29a.60 Banken sollen jene Arten von erwerbsmäßigen Händlerbetrieben heißen, welche berufsmäßig Geld a) verwalten, b) beschaffen. Zu a): Geld verwalten α. für private Haushaltungen (Haushaltsdepositen, Vermögensdepots), β. für politische Verbände (bankmäßige Kassenführung für Staaten), k A: werden  l A: „Zufalls-Risiko“ 58  Frank H. Knight hat 1921, im Jahr des Erscheinens der 1. Lieferung, in die ökonomische Theorie die Unterscheidung zwischen kalkulierbarem, weil mit Wahrscheinlichkeiten versehenem, Risiko und Ungewißheit eingeführt. Vgl. Knight, Frank H., Risk, Uncertainty and Profit. – Cambridge: Houghton Mifflin 1921. 59  In Hinblick auf die Bestrebungen, die Ausbreitung von Warenhäusern gesetzlich zu verhindern, ist seinerzeit die Abgrenzung gegenüber dem „Kaufhaus“ von politischem und wissenschaftlichem Interesse gewesen. Biermer, [Magnus], Warenhäuser und Warenhaussteuer, in: HdStW3, Band  8, 1911, S.  590–615, hier S.  591, nennt Warenhäuser „solche mit großem Kapital, einem riesenhaften Angestelltenapparat betriebenen, durch alle Mittel der neuzeitlichen Reklame und Kulanz in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigerten Großmagazine, die den ganzen Detailhandel an sich zu reißen suchen“. 60  Zur Paragraphenbezifferung vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  103.

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γ. für Erwerbswirtschaften (Depots der Unternehmungen,

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laufende Rechnungen derselben). – Zu b): Geld beschaffen α. für Haushaltungsbedürfnisse:   αα) Privater (Konsumkredit),   ββ) politischer Verbände (politischer Kredit); β. für Erwerbswirtschaften:   αα) zu Zahlungszwecken an Dritte:     ααα) Geldwechsel,     βββ) Giro oder bankmäßige Überweisung;   ββ) als Bevorschussung von künftig fälligen Zahlungen von Kunden. Hauptfall: die Wechseldiskontierung;   γγ) zu Kapitalkreditzwecken. Gleichgültig ist formal, ob sie 1. dies Geld aus eigenem Besitz vorstrecken oder vorschießen oder versprechen, | es auf Erfordern bereit zu stellen („laufende Rechnung“), ebenso ob mit oder ohne Pfand oder andere Sicherheitsleistung des Geldbedürftigen, oder ob sie 2. durch Bürgschaft oder in anderer Art andere veranlassen, es zu kreditieren. Tatsächlich ist das Erwerbswirtschaften der Banken normalerweise darauf eingestellt: durch Kreditgabe mit Mitteln, welche ihnen selbst kreditiert worden sind, Gewinn zu machen. Das kreditierte Geld kann die Bank beschaffen entweder: 1. aus pensatorischen Metall- oder aus den Münzvorräten der bestehenden Geldemissionsstättenm, die sie auf Kredit erwirbt, oder 2. durch eigene Schaffung von α. Zertifikaten (Banko-Geld)n,61 oder β. Umlaufsmitteln (Banknoten). Oder: m A: Geldemissionstätten  n  Öffnende Klammer fehlt in A. 61  Der Begriff „Zertifikat“ hat ein weites Spektrum von Bedeutungen. Die hier gemeinte definiert Max Weber oben, S.  238, und unten, S.  401. Bei dem von Girobanken in Europa im 17.–19. Jahrhundert geschaffenen „Banko-Geld“ geschah die Übertragung der Einlagen zunächst vornehmlich durch Umbuchungen auf Konten (Buch- oder Giralgeld), erst später regelmäßig durch Weitergabe der Depotbescheinigungen (Zertifikate) (vgl. Ehrenberg, Richard, Die Banken vom 11. bis zum 17. Jahrhundert, in: HdStW3, Band  2, 1909, S.  360–366, hier S.  363–365). Zertifikate spielten um 1900 im

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3. aus Depositen anderer ihr von Privaten kreditierten Geldmittelo. In jedem Fall, in welchem die Bank a) selbst Kredit in Anspruch nimmt, oder b) Umlaufsmittel schafft, ist sie bei rationalem Betrieb darauf hingewiesen, durch „Deckung“, d. h. Bereithaltung eines hinlänglich großen Einlösungsgeldbestandes oder entsprechende Bemessung der eigenen Kreditgewährungsfristen[,] für „Liquidität“, d. h. die Fähigkeit, den normalen Zahlungsforderungen gerecht zu werden, Sorge zu tragen. In aller Regel (nicht: immer) ist für die Innehaltung der Liquiditätsnormen bei solchen Banken, welche Geld schaffen (Notenbanken)[,] durch oktroyierte Regulierungen von Verbänden (Händlergilden oder politischen Verbänden) Sorge getragen.62 Diese Regulierungen pflegen zugleich orientiert zu sein an dem Zweck: die einmal gewählte Geldordnung eines Geldgebiets gegen Änderungen der materialen Geltung des Geldes tunlichst zu schützen und so die (formal) rationalen wirtschaftlichen Rechnungen der Haushaltungen, vor allem: derjenigen des politischen Verbandes, und ferner: der Erwerbswirtschaften, gegen „Störung“ durch (materiale) Irrationalitäten zu sichern; insbesondere pflegt aber ein tunlichst stabiler Preis der eigenen Geldsorten in den Geldsorten anderer Geldgebiete, mit denen Handels- und Kreditbeziehungen bestehen oder gewünscht werden („fester Kurs“, „Geldpari“),63 angestrebt zu werden. o A: Geldmitteln europäischen Zahlungsverkehr keine Rolle mehr, wohl aber als Gold- oder Silberzertifikate in den USA. 62  Die Bestimmungen über die Notendeckung dienten vornehmlich der Begrenzung der Geldschöpfungsmacht dieser Banken, nicht der Sicherung ihrer Liquidität. Zu den im Verlauf des 19. Jahrhunderts für nahezu alle Banken mit dem Recht der Notenausgabe formulierten gesetzlichen Regeln der Notenemission vgl. Schanz, Georg von, Noten- oder Zettelbank, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  442–481. 63  Pari, aus dem ital., al pari, d. h. gleich, abgeleitete umgangssprachliche Bezeichnung für das den jeweiligen Edelmetallgehalten oder anderen gesetzlichen Festlegungen entsprechende Kursverhältnis von Währungen. Die Währungsordnung vor dem Ersten Weltkrieg war durch in der Regel feste Wechselkurse zwischen den verschiedenen Währungen gekennzeichnet. Zu Webers Geldbegriff vgl. oben, S.  236.

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Diese gegen Irrationalitäten des Geldwesens gerichtete Politik soll „lytrische Politik“ (nach G[eorg] F[riedrich] Knapp) heißen.64 Sie ist beim reinen „Rechtsstaat“ (laissez-faire-Staat) die wichtigste überhaupt von ihm typisch übernommene wirtschaftspolitische Maßregel.65 In rationaler Form ist sie dem modernen Staat durchaus eigentümlich. Die Maßregeln der chinesischen Kupfermünz- und Papiergeldpolitik und der antik-römischen Münzpolitik werden an gegebenem Ort erwähnt werden.66 Sie waren keine moderne lytrische Politik. Nur die BankogeldPolitik der chinesischen Gilden (Muster der Hamburger Mark-BankoPolitik)67 waren in unserem Sinn rational.

Finanzierungsgeschäfte sollen alle jene – einerlei ob von „Banken“ oder von anderen (als Gelegenheits- oder privater Nebenerwerb, oder Bestandteil der Spekulationspolitik eines „Finanzers“) – betriebenen Geschäfte heißen, welche orientiert werden an dem Zweck der gewinnbringenden Verfügung über Unternehmungserwerbschancen:

64  Ableitend aus lytron (griech. Lösegeld, Loskauf, Zahlungsmittel), definiert Knapp: „Die lytrische Politik ist die Politik, welche die Einrichtung der Zahlungsmittel betrifft; sie umfaßt alles, was darüber durch Gesetze, Verordnungen oder Verfügungen angeordnet ist und beschränkt sich keineswegs, wie die Metallisten glauben, auf die Herstellung der Zahlungsmittel.“ Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  199. 65  Vgl. hierzu Kap. I, §  14, oben, S.  209. Dort knüpft Max Weber den Begriff eines „theoretisch denkbare[n] reine[n] ‚Rechtsstaat[es]‘ des absoluten laissez faire“ an die Voraussetzung der „Überlassung der Regulierung des Geldwesens an die reine Privatwirtschaft.“ 66  Das in Aussicht Gestellte hat Weber nicht mehr ausführen können. Vgl. aber zur Münzpolitik Roms Webers Darstellung in „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“, MWG III/6, S.  295 f.; über chinesisches Kupfer- und Papiergeld vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  132–147. 67  In „Konfuzianismus“ bezeichnet Weber in China gegen Metalleinlagen ausgegebene Zertifikate wiederholt als „Banko-Währung“ (vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  123 f. und 145 ff.). Daß die von chinesischen Bankiers-Gilden geschaffenen Einrichtungen und ihr „Banko-Geld“ Vorbild für die europäischen Girobanken gewesen seien, sagt Weber auch in „Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“, MWG III/6, S.  300. Wahrscheinlich stützt er sich auf Edkins, J[oseph], Banking and Prices in China. – Shanghai: Presbyterian Mission Press 1905, S.  1, und Morse, Hosea Ballou, The Trade and Administration of the Chinese Empire. – Shanghai, Hongkong u. a.: Kelly and Walsh Ltd. 1908, S.  161. In „Konfuzianismus“ (vgl. oben) hat Weber ausführlich aus diesen Werken zitiert. Doch sind deren diesbezüglichen Behauptungen aus europäischen Quellen nicht zu belegen.

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a) durch Verwandlung von Rechten an appropriierten Erwerbschancen in Wertpapiere („Kommerzialisierung“) und durch Erwerb von solchen, direkt oder durch im Sinn von c68 „finanzierte“ Unternehmungen, – b) durch systematisierte Darbietung (und eventuell: Verweigerung) von Erwerbskredit, – | c) (nötigen- oder erwünschtenfalls) durch Erzwingung einer Verbindung zwischen bisher konkurrierenden Unternehmungen α. im Sinn einer monopolistischen Regulierung von gleichstufigen Unternehmungen (Kartellierung), oder β. im Sinn einer monopolistischen Vereinigung von bisher konkurrierenden Unternehmungen unter einer Leitung zum Zweck der Ausmerzung der mindestp rentablen (Fusionierung), oder γ. im Sinn einer (nicht notwendig monopolistischen) Vereinigung sukzessiv = stufig spezialisierter Unternehmungen in einer q„Kombination“,69 oderq δ. im Sinn einer durch Wertpapieroperationen erstrebten Beherrschung massenhafter Unternehmungen von einer Stelle aus (Vertrustung)70 und – erwünschtenfalls – der planmäßigen Schaffung von neuen solchen zu Gewinn- oder zu reinen Machtzwecken (Finanzierung i[m] o[bigen] S[inn]).71 p Lies: wenigst  q A: „Kombination“. 68  Gemeint ist c) δ, unten, Zeilen 19–23. 69  In der Fachsprache der Zeit war „Kombination“ ein Oberbegriff 1. für den Zusammenschluß von Unternehmungen jeglicher Art und 2. für die Angliederung vor- und/ oder nachgelagerter Stufen der Produktion an ein Unternehmen wie das seinerzeit beobachtete Ausgreifen der Eisen- und Stahlindustrie einerseits in den Kohlenbergbau und andererseits in den Maschinenbau und die Werftindustrie. Auf Letzteres bezieht sich Max Weber. 70  Der aus Amerika übernommene Begriff „Vertrustung“ bezeichnet die Bildung von wirtschaftlichen Einheiten aus formal selbständig bleibenden Unternehmen. Typisch war hierfür die Errichtung einer Gesellschaft, die die Eigentumsanteile anderer Gesellschaften erwarb und auf dieser Grundlage die wirtschaftliche Kontrolle und Leitung über eine unter Umständen große Zahl von Unternehmen ausübte (vgl. Liefmann, Robert, Trust, in: HdStW3, Band  7, 1911, S.  1274–1292). Der Begriff Trust wurde in der deutschen Fachsprache abgelöst durch „Konzern“. 71  Siehe oben, S.  373.

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„Finanzierungsgeschäfte“ werden zwar oft von Banken, ganz regelmäßig, oft unvermeidlich, unter deren Mithilfe, gemacht. Aber gerade die Leitung liegt oft bei Börsenhändlern (Harriman),72 oder bei einzelnen Großunternehmern der Produktion (Carnegie), bei Kartellierung ebenfalls oft bei Großunternehmern (Kirdorf73 usw.), bei „Vertrustung“ von besonderen „Finanzern“ (Gouldr, Rockefeller, Stinnes, Rathenau).74 (Näheres später.)75

§  30. Das Höchstmaß von formaler Rationalität der Kapitalrechnung von Beschaffungsbetrieben ist erreichbar unter den Voraussetzungen: 1. vollständiger Appropriation aller sachlichen Beschaffungsmittel an Besitzer und vollkommenen Fehlens formaler Appropriation von Erwerbschancen76 auf dem Markt (Gütermarktfreiheit); 2. vollkommener Autonomie der Auslese der Leiter durch die Besitzer, also vollkommenen Fehlens formaler Appropriation der Leitung (Unternehmungsfreiheit); 3. völligen Fehlens der Appropriation sowohl von Arbeitsstellen und Erwerbschancen an Arbeiter wie umgekehrt der Arbeiter an Besitzer (freie Arbeit, Arbeitsmarktfreiheit und Freiheit der Arbeiterauslese); 4. völligen Fehlens von materialen Verbrauchs-, Beschaffungsoder Preisregulierungen oder anderen die freie Vereinbarung r A: Graed 72 Zu Harriman und den nachfolgend genannten Unternehmern und Industriellen, Carnegie, Kirdorf, Gould, Rockefeller, Stinnes und Rathenau, vgl. die Eintragungen im Personenverzeichnis, unten, S.  725, 722, 726, 724, 732, 735 und 731. 73  Emil Kirdorf fällt insofern aus der von Weber zusammengestellten Gruppe heraus, als er zwar Unternehmen geleitet, aber nie besessen hat. 74  Die Leistungen Goulds, Rockefellers und John Pierpont Morgans (1837–1913) bezeichnete Weber in anderem Zusammenhang „nach jeder konsequenten sozialistischen Entwicklungstheorie in eminentem Sinn als ‚Vorfrüchte‘ des Sozialismus“. Vgl. Weber, „Energetische“ Kulturtheorien, S.   576. Dort auch die Begründung für die Emendation von „Graed“ zu „Gould“. 75 Auf Finanzierungsgeschäfte und damit zusammenhängende Probleme ist Max Weber in diesem Kapitel nicht mehr eingegangen. 76  Zur Definition appropriierter Chancen als „Rechte“ am Gewerk vgl. oben, S.  198. Zu Marktfreiheit und ihren Beschränkungen vgl. oben, S.  248 f.

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der Tauschbedingungen einschränkenden Ordnungen (materiale wirtschaftliche Vertragsfreiheit); 5. völliger Berechenbarkeit der technischen Beschaffungsbedingungen (mechanisch rationale Technik); 6. völliger Berechenbarkeit des Funktionierens der Verwaltungs- und Rechtsordnung und verläßlicher rein formaler Garantie aller Vereinbarungen durch die politische Gewalt (formal rationale Verwaltung und formal rationales Recht); 7. möglichst vollkommener Trennung des Betriebs und seines Schicksals vom Haushalt und dem Schicksal des Vermögens, insbesondere der Kapitalausstattung und des Kapitalzusammenhalts der Betriebe von der Vermögensausstattung und den Erbschicksalen des Vermögens der Besitzer. Dies wäre generell für Großunternehmungen formal optimal der Fall: 1. in den Rohstoffe verarbeitenden und Transportunternehmungen und im Bergbau in der Form der Gesellschaften mit frei veräußerlichen Anteilen und garantiertem Kapital ohne Personalhaftung,77 2. in der Landwirtschaft in der Form (relativ) langfristiger Großpacht; 8. möglichst formaler rationaler Ordnung des Geldwesens.

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Der Erläuterung bedürfen nur wenige (übrigens schon früher berührte)78 Punkte. 1. Zu Nr.  3. Unfreie Arbeit (insbesondre Vollsklaverei) gewährte eine formal schrankenlosere Verfügung über die Arbeiters als die Miete gegen Lohn.79 Allein a) war der erforderliche in Menschenbesitz anzulegende Kapitalbedarf für Anschaffung und Fütterung der Sklaven größer als bei A 95 Arbeitsmiete, – b) war das Menschenkapital|risiko spezifisch irrational (durch außerwirtschaftliche Umstände aller Art, insbesondere aber im höchsten Grad durch politische Momente stärker bedingt als bei Arbeitsmiete), – c) war die Bilanzierung des Sklavenkapitals infolge des schwans A: Arbeiter, 77  Die genannten Merkmale trafen im deutschen Recht im Regelfall auf die Aktiengesellschaft zu. Doch konnte auch hier im Gesellschaftsvertrag eine Einschränkung der freien Verfügbarkeit über die Gesellschaftsanteile vorgesehen werden. 78  Im folgenden (bis S.  378) bezieht sich Weber in Ziffer 1 auf Ausführungen, oben, S.  316 ff., und in Ziffer 2 auf oben, S.  328. 79  Im römischen Recht war das vertragliche Arbeitsverhältnis eines Freien Miete, lat. locatio conductio operarum. Vgl. auch oben, S.  231, Hg.-Anm.  37.

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kenden Sklavenmarkts und der darnach schwankenden Preise irrational, – d) aus dem gleichen Grund auch und vor allem: die Ergänzung und Rekrutierung (politisch bedingt), – e) war die Sklavenverwendung im Falle der Zulassung von Sklaven-Familien belastet mit Unterbringungskosten, vor allem aber mit den Kosten der Fütterung der Frauen und der Aufzucht der Kinder, für welche nicht schon an sich eine ökonomisch rationale Verwertung als Arbeitskräfte gegeben war, – f) war volle Ausnutzung der Sklavenleistung nur bei Familienlosigkeit und rücksichtsloser Disziplin möglich, welche die Tragweite des unter d angegebenen Moments noch wesentlich in ihrer Irrationalität steigerte, – g) war die Verwendung von Sklavenarbeit an Werkzeugen und Apparaten mit hohen Anforderungen an die Eigenverantwortlichkeit und das Eigeninteresse nach allen Erfahrungen nicht möglich, – h) vor allem aber fehlte die Möglichkeit der Auslese: Engagement nach Probe an der Maschine und Entlassung bei Konjunkturschwankungen oder Verbrauchtheit. Nur bei a) der Möglichkeit sehr billiger Ernährung der Sklaven, – b) regelmäßiger Versorgung des Sklavenmarkts, – c) plantagenartigen landwirtschaftlichen Massenkulturen oder sehr einfachen gewerblichen Manipulationen hat sich der Sklavenbetrieb rentiert. Die karthagischen, römischen, einige kolonialet und die nordamerikanischen Plantagen und die russischen „Fabriken“80 sind die wichtigsten Beispiele dieser Verwertung. Das Versiegen des Sklavenmarkts (durch Befriedung des Imperium) ließ die antiken Plantagen schrumpfen; in Nordamerika führte der gleiche Umstand zur stetigen Jagd nach billigem Neuland, da neben der Sklavennicht noch eine Grundrente möglich war;81 in Rußland konnten die Sklavenfabriken die Konkurrenz des Kustar (Hausindustrie)82 nur sehr schwer und die Konkurrenz der freien Fabrikarbeit gar nicht aushalten, petitio-

t A: kolonialen 80  Zu den russischen „Leibeigenen-Fabriken“ vgl. oben, S. 318 mit Hg.-Anm.  94. 81 Die landwirtschaftliche Grundrente ist Ergebnis der absoluten und relativen Knappheit von bebaubarem Boden. Weil in Nordamerika bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein im Indianerland des Westens eine Vermehrung des Kulturbodens möglich war, schien keine absolute Rente anzufallen. Differentialrenten, die sich aus der relativen Knappheit, nämlich der unterschiedlichen Fruchtbarkeit der Böden und ihrer unterschiedlichen Lage ergeben, beachtet Max Weber hier nicht. Vgl. aber seine Behandlung der Grundrente in Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  642–644. 82  Kustar (Tl.  (russ.): kustar’); ein Bauer, der in Heimarbeit tätig ist. Die Kustar-Industrie war in Rußland von großer Bedeutung, vor allem in der Textil-, Metall- und Holzindustrie. Oftmals schlossen sich die kustari zu freiwilligen Kooperativ-Organisationen (Artjel) zusammen, die einen gewählten Ältesten an der Spitze hatten.

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nierten schon vor der Emanzipation ständig um Erlaubnis zur Freilassung der Arbeiter und verfielen mit Einführung der freien Werkstattarbeit.83 Bei der Lohnarbeitermiete ist a) das Kapitalrisiko und der Kapitalaufwand geringer, – b) die Reproduktion und Kinderaufzucht ganz dem Arbeiter überlassen, dessen Frau und Kinder ihrerseits Arbeit „suchen“ müssen, – c) ermöglicht deshalb die Kündigungsgefahr die Herausholung des Leistungsoptimums, – d) besteht Auslese nach der Leistungsfähigkeit und -willigkeit. 2. Zu Punkt 7. Die Trennung der Pachtbetriebe mit Kapitalrechnung von dem fideikommissarisch gebundenen Grundbesitz in England84 ist nichts Zufälliges, sondern Ausdruck der dort (wegen des Fehlens des Bauernschutzes:85 Folge der insularen Lage) seit Jahrhunderten sich selbst überlassenen Entwicklung. Jede Verbindung des Bodenbesitzes mit der Bodenbewirtschaftung verwandelt den Boden in ein Kapitalgut der Wirtschaft, steigert dadurch den Kapitalbedarf und das Kapitalrisiko, hemmt die Trennung von Haushalt und Betrieb (Erbabfindungen fallen dem Betrieb als Schulden zur Last), hemmt die Freiheit der Bewegung des Kapitals des Wirtschafters, belastet endlich die Kapitalrechnung mit irrationalen Posten. Formal also entspricht die Trennung von Bodenbesitz und Landwirtschaftsbetrieb der Rationalität der Kapitalrechnungsbetriebe (die materiale Bewertung des Phänomens ist eine Sache für sich und kann je nach dem maßgebenden Bewertungsstandpunkt sehr verschieden ausfallen).

83  Anders als in Westeuropa geriet in der Konkurrenz der Betriebsformen zunächst weniger die Hausindustrie in Schwierigkeiten als der mit Leibeigenen arbeitende Großbetrieb. Deshalb gingen schon vor Aufhebung der Leibeigenschaft durch Zar Alexander II. 1861 zahlreiche Fabrikanten zu freier Lohnarbeit über. 84  Das Institut des Fideikommisses, bei dem durch Willenserklärung des Stifters der Grundbesitz für eine Familie auf Dauer gebunden, in seiner Gesamtheit unteilbar, unveräußerlich und unverschuldbar sowie einer bestimmten Erbfolge unterworfen ist, war seit dem Mittelalter in England nicht zugelassen. Doch ließ sich durch jeweils zeitbeschränkte, aber wiederholte Stiftungen der jeweils Erbenden (strict family settlement) ein ähnlicher Bindungseffekt erzielen. Vgl. Dietze, Constantin von, Fideikommisse, in: HdStW4, Band  3, 1926, S.  996. 85  Anders als in England hatten die auf grundherrlichem Boden wirtschaftenden Bauern in Kontinentaleuropa vielfach Rechte, die sie davor schützten, vom Grundherren zugunsten der Erweiterung von dessen Eigenbetrieb aus ihrem Besitz vertrieben zu werden. Zudem haben Landesfürsten insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert im Interesse der Steuer- und Wehrkraft mit gesetzlichen Maßnahmen die Zahl der Bauernstellen zu halten oder gar auszudehnen versucht. Vgl. Hötzsch, Otto, Der Bauernschutz in den deutschen Territorien vom 16. bis ins 19. Jahrhundert, in: Schmollers Jb., Band  26, Heft 2, 1902, S.  239–272 (1137–1169).

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§  31. Es gibt untereinander artverschiedene typische Richtungen „kapitalistischer“ (d. h. im Rationalitätsfall: kapitalrechnungsmäßiger) Orientierung des Erwerbs: 1. Orientierung a) an Rentabilitätschancen des kontinuierlichen Markterwerbs und -absatzes („Handel“) bei freiem (formal: nicht erzwungenem, material: wenigstens relativ freiwilligem) Ein- und Abtausch, – b) an Chancen der Rentabilität in kontinuierlichen Güter-Beschaffungsbetrieben mit Kapitalrechnung. 2. Orientierung an Erwerbschancen a) durch Handel und Spekulation in Geldsorten, Übernahme von Zahlungsleistungen aller Art und Schaffung von Zahlungsmitteln; b) durch berufsmäßige Kreditgewährung α) für Konsumzwecke, β) für Erwerbszwecke. 3. Orientierung an Chancen des aktuellen Beuteerwerbs von politischen oder politisch orientierten Verbänden oder Personen: Kriegsfinanzierung oder Revolutionsfinanzierung oder Finanzierung von Parteiführern durch Darlehen und Lieferungen. | 4. Orientierung an Chancen des kontinuierlichen Erwerbs kraft gewaltsamer, durch die politische Gewalt garantierter Herrschaft: a) kolonial (Erwerb durch Plantagen mit Zwangslieferung oder Zwangsarbeit, monopolistischer und Zwangshandel); b) fiskalisch (Erwerb durch Steuerpacht und Amtspacht, einerlei ob in der Heimat oder kolonial).86 5. Orientierung an Chancen des Erwerbs durch außeralltägliche Lieferungen politischer Verbände.87 86  Gegen feste Geldzahlungen (Pacht) erhielten der Steuer- oder der Amtspächter das Recht, die von der Obrigkeit festgesetzten Zwangsabgaben (Steuern) auf eigene Rechnung einzutreiben bzw. die mit der Führung des Amtes verbundenen Einnahmen (Gebühren, Sporteln etc.) für sich zu behalten. Zu den Erscheinungsweisen und Gründen dieser Form erwerbswirtschaftlicher Nutzung von Gewaltverhältnissen hat sich Max Weber wiederholt geäußert, vgl. u. a. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  338 und 352; Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  172 f.; Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  146, 324, 366 f., sowie Kap. III, unten, S.  480 f. Zur Geschichte der Steuerpacht in Europa vgl. Sombart, Der moderne Kapitalismus I2, S.  628–635. 87  Der Text läßt verschiedene Deutungen zu. Dafür, daß Lieferungen der Verbände gemeint sind, könnte sprechen, daß Max Weber oben, S.  256 f., von einer „außer­ alltägliche[n] (vor allem: künstlerische[n]) Verwertung [der] Überschußversorgtheit“,

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6. Orientierung an Chancen des Erwerbs a) durch rein spekulative Transaktionen in typisierten Waren oder wertpapiermäßig verbrieften Anteilen an Unternehmungen; b) durch Besorgung kontinuierlicher Zahlungsgeschäfte der öffentlichen Verbände; c) durch Finanzierung von Unternehmungsgründungen in Form von Wertpapierabsatz an angeworbene Anleger; d) durch spekulative Finanzierung von kapitalistischen Unternehmungen und Wirtschaftsverbandsbildungen aller Art mit dem Ziel der rentablen Erwerbsregulierung oder: der Macht. Die Fälle unter Nr.  1 und 6 sind dem Okzident weitgehend eigentümlich. Die übrigen Fälle (Nr.  2–5) haben sich in aller Welt seit Jahrtausenden überall gefunden, wo (für 2) Austauschmöglichkeit und Geldwirtschaft und (für 3–5) Geldfinanzierung stattfand. Sie haben im Okzident nur lokal und zeitweilig (besonders: in Kriegszeiten) eine so hervorragende Bedeutung als Erwerbsmittel gehabt wie in der Antike. Sie sind überall da, wo Befriedung großer Erdteile (Einheitsreich: China, Spätrom) bestand, auch ihrerseits geschrumpft, so daß dann nur Handel und Geldgeschäft (Nr.  2) als Formen kapitalistischen Erwerbs übrig blieben. Denn die kapitalistische Finanzierung der Politik war überall Produkt: a) der Konkurrenz der Staaten untereinander um die Macht, b) ihrer dadurch bedingten Konkurrenz um das – zwischen ihnen freizügige – Kapital. Das endete erst mit den Einheitsreichen. Dieser Gesichtspunkt ist, soviel ich mich entsinne, bisher am deutlichsten von J[ohann] Plenge (Von der Diskontpolitik zur Herrschaft über den Geldmarkt, Berlin 1913) beachtet.88 Vgl. vorher nur meine Ausführungen hier allerdings von Großhaushaltungen redet. Der Herausgeber der späteren Auflagen von „Wirtschaft und Gesellschaft“, Johannes Winckelmann, nimmt an, es handle sich um einen Schreib- oder Druckfehler. Er verweist darauf, das Weber häufig von „Staatsaufträgen“, „Staatslieferanten“, „Staatslieferungen“ spricht und korrigiert in: „Lieferungen [an] politische Verbände.“ Vgl. Winckelmann, Johannes, Erläuterungsband zu Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5.  Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1976, S.  42. 88  Bei Plenge, Diskontpolitik, S.  28, heißt es: „Keines der großen Reiche der Mitte, die eine ganze Kultur zusammenfaßten, weder China noch das kaiserliche Rom ist zum Kapitalismus fortgeschritten. Der Kapitalismus braucht zu seinem Gedeihen die Konkurrenz eines festgewordenen Staatensystems auf gleichmäßiger und zusammenhän-

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im Artikel „Agrargeschichte, Altertum“ H[and]W[örterbuch] d. St[aats-] W[issenschaften] 3.  Aufl. Bd.  I.89

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Nur der Okzident kennt rationale kapitalistische Betriebe mit stehendem Kapital, freier Arbeit und rationaler Arbeitsspezialisierung und -verbindung und rein verkehrswirtschaftliche Leistungsverteilung auf der Grundlage kapitalistischer Erwerbswirtschaften. Also: die kapitalistische Form der formal rein voluntaristischen Organisation der Arbeit als typische und herrschende Form der Bedarfsdeckung breiter Massen, mit Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln, Appropriation der Unternehmungen an Wertpapierbesitzer. Nur er kennt öffentlichen Kredit in Form von Rentenpapieremissionen,90 Kommerzialisierung, Emissions- und Finanzierungsgeschäfte als Gegenstand rationaler Betriebe, den Börsenhandel in Waren und Wertpapieren, den „Geld“- und „Kapitalmarkt“, die monopolistischen Verbände als Form erwerbswirtschaftlich rationaler Organisation der unternehmungsweisen Güterherstellung (nicht nur: des Güterumsatzes). Der Unterschied bedarf der Erklärung, die nicht aus ökonomischen Gründen allein gegeben werden kann. Die Fälle 3–5 sollen hier als politisch orientierter Kapitalismus zusammengefaßt werden. Die ganzen späteren Erörterungen gelten vor allem auch diesem Problem. Allgemein ist nur zu sagen: 1. Es ist von vornherein klar: daß jene politisch orientierten Ereignisse, welche diese Erwerbsmöglichkeiten bieten, ökonomisch: – von der Orientierung an Marktchancen (d. h. Konsumgender Kulturunterlage: Gegensatz in der Gemeinschaft. Wettrüsten auf der Unterlage des Wirtschaftsverkehrs, das war der Sinn des Merkantilismus und durch den Merkantilismus ist der Kapitalismus in seinen zartesten Jahren großgezogen.“ Max Weber hatte das ihm gewidmete Buch von Plenge bereits in den Korrekturfahnen gelesen und in einem Dankbrief die Übereinstimmung mit eigenen, beim Studium der chinesischen Verhältnisse gewonnenen Überzeugungen begrüßt (vgl. die Briefe Max Webers an Johann Plenge vom 22. März 1913 und 11. Aug. 1913, MWG II/8, S.  137–139 und 303–310). Auch in der Überarbeitung der Aufsatzfolge „Konfuzianismus und Taoismus“ hat Max Weber auf Plenges Gedankengänge zum „Zusammenbruch des (politisch orientierten) Kapitalismus“ hingewiesen. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  283. 89  Gemeint ist: Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, bes. S.  715 f. 90  Zu „Rentenpapier“ vgl. oben, S.  364, Hg.-Anm.  42.

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bedarf von Wirtschaftshaushaltungen) her gesehen, irrational sind. 2. Ebenso ist offenbar, daß die rein spekulativen Erwerbschancen (2, a und 6, a) und der reine Konsumtivkredit (2, b, α) für die Bedarfsdeckung und für die Güter|beschaffungswirtschaften irrational, weil durch zufällige Besitz- oder Marktchancen-Konstellationen bedingt[,] sind und daß auch Gründungs- und Finanzierungschancen (6 b, c und d) es unter Umständen sein können, aber allerdings nicht: sein müssen. Der modernen Wirtschaft eigentümlich ist neben der rationalen kapitalistischen Unternehmung an sich 1. die Art der Ordnung der Geldverfassung[,] 2. die Art der Kommerzialisierung von aUnternehmungsanteilen ina Wertpapierformen. Beides ist hier noch in seiner Eigenart zu erörtern.91 Zunächst: Die Geldverfassung. §  32.92 1. Der moderne Staat hat sich zugeeignet a) durchweg: das Monopol der Geldordnung durch Satzungen, b) in fast ausnahmsloser Regel: das Monopol der Geldschaffung1 (Geldemission), mindestens für Metallgeld. 1.b

Für diese Monopolisierung waren zunächst rein fiskalische Gründe maßgebend (Schlagschatz und andere Münzgewinne). Daher – was hier beiseite bleibt – zuerst das Verbot fremden Geldes. 2

a A: Notenrechnungsanteilen und2  b  Fehlt in A; 1. sinngemäß ergänzt. 91 Die angekündigte Erörterung zu Ziffer 2 hat Max Weber aus nicht erkennbaren Gründen unterlassen. 92  In diesem und den folgenden §§  33–36 entfaltet Max Weber eine weitgehend an Georg Friedrich Knapp angelehnte Systematik des Geld- und Währungswesens, einschließlich der vielfach eigentümlichen Begrifflichkeit Knapps. Weber führt fort, was in §  6, oben, S.  235–244, begonnen worden ist. 1  Wie oben, S.  236, definiert, versteht Max Weber im Anschluß an Knapp unter Geld ein chartales Zahlungsmittel, welches Tauschmittel ist. Das seinerzeit schon in großem Umfang dem Zahlungsverkehr dienende nicht-chartale Buch- oder Giralgeld war im Verständnis Knapps und der meisten Zeitgenossen nicht „Geld“. Es spielt deshalb in den Ausführungen Max Webers über die Geldordnung keine Rolle. 2  Zur Emendation vgl. die kurze Erwähnung, oben, S.  374, Zeile 1 ff.

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2. Die Monopolisierung der Geldschaffung hat bis in die Gegenwart nicht überall bestanden (in Bremen bis zur Münzreform kursierten als Kurantgeld ausländische Goldmünzenc).3

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Ferner: c) ist er, mit steigender Bedeutung seiner Steuern und Eigenwirtschaftsbetriebe, entweder durch seine eigenen oder durch die für seine Rechnung geführten Kassen4 (beides zusammen soll: „regiminale Kassen“5 heißen) α. der größte Zahlungsempfänger, β. der größte Zahlungsleister. Auch abgesehen von den Punkten a und b ist daher gemäß Punkt c für ein modernes Geldwesen das Verhalten der staatlichen Kassen zum Geld, vor allem die Frage, welches Geld sie tatsächlich („regiminal“) 1. zur Verfügung haben, also hergeben können, 2. dem Publikum, als legales Geld, aufdrängen, – andererseits die Frage, welches Geld sie tatsächlich (regiminal) c A: Geldmünzen 3  Der Stadtstaat Bremen war von 1760 bis zu den Münzreformen im Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871/73 der einzige deutsche Staat mit einer gesetzlich verordneten, aber nicht mit eigenen Münzen realisierten Goldwährung. Im Barzahlungsverkehr wurden bis 1873 – wie in anderen Ländern auch – Gold-, Silber- und Scheidemünzen aus deutschen und nichtdeutschen Staaten verwendet. Vgl. Helfferich, Karl, Die Reform des deutschen Geldwesens nach Gründung des Reiches, Band  I: Geschichte der deutschen Geldreform. – Leipzig: Duncker & Humblot 1898, S.  192–197. 4  Max Weber beachtet hier den Unterschied zwischen den Staatskassen im engeren Sinne und den Kassen von staatlichen Eigenbetrieben wie Reichspost und Telegraphenverwaltungen, Staatseisenbahnen, staatlichen Berg- und Hüttenbetrieben, Staatsforsten etc. Obwohl aus praktischen Gründen gesondert geführt, gehören sie zum „großen Kassenverband für thatsächliche Geldmanipulationen (Einnahmen und Ausgaben).“ Vgl. Wagner, Adolph, Die Ordnung der Finanzwirtschaft und der öffentliche Kredit, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, Band  3, 3.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp’sche Buchhandlung 1891, S.  545. 5  Max Weber übernimmt das von frz. régime (Ordnung, Staatsform, Verwaltung) abgeleitete Kunstwort „regiminal“ von Knapp. Gemeint sind Behörden und deren Gesetze, Verordnungen, aber auch praktische Maßnahmen. „[.  .  .] wir reden daher von regiminalen Vorschriften, um anzudeuten, daß wir nicht den staatsrechtlichen Charakter derselben unterscheiden, sondern nur die faktische Wirksamkeit im Auge haben.“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  85). Max Weber gebraucht im Folgenden „regiminal“ und „tatsächlich“ synonym.

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1. nehmen, 2. ganz oder teilweise repudiieren, von entscheidender Bedeutung für das Geldwesen. Teilweise repudiiert ist z. B. Papiergeld, wenn Zollzahlung in Goldd verlangt wird,6 voll repudiiert wurden (schließlich) z. B. die Assignaten der französischen Revolution,7 das Geld der Sezessionsstaaten8 und die Emissionen der chinesischen Regierung in der Taiping-Rebellionszeit.9

Legal kann das Geld nur als „gesetzliches Zahlungsmittel“, welches jedermann – also auch und vor allem die staatlichen Kassen – zu nehmen und zu geben, in bestimmtem Umfang oder unbeschränkt, „verpflichtet“ ist, definiert werden. Regiminal kann das Geld definiert werden als jenes Geld, welches Regierungskassen annehmen und aufdrängen, – legales Zwangsgeld ist insbesondere dasjenige Geld, welches sie aufdrängen. Das „Aufdrängen“ kann a) kraft von jeher bestehender legaler Befugnis erfolgen zu währungspolitischen Zwecken (Taler und Fünffrankenstücke d A: Geld 6  Im ausgehenden 19. Jahrhundert war es nicht selten, daß Behörden, insbesondere Zollämter, das in ihren Staaten gebräuchliche Papiergeld, selbst wenn es gesetzliches Zahlungsmittel war, nicht annahmen, sondern international gültige Valuta, also Goldoder Silbermünzen verlangten. Bekanntestes Beispiel waren die USA, wo dies bis 1927 ausdrücklich auf der Rückseite der Geldscheine vermerkt war: „This note is legal tender for all debts public and private, except duties on imports and interest on the public debts and is redeemable on payment of all loans made to the United States.“ 7  frz. assignats: Anweisungen, das Papiergeld der französischen Revolution. Ab 1790 verlor es rasch an Wert und wurde noch vor seiner formalen Außerkraftsetzung (1796) vom Publikum kaum noch angenommen. Vgl. Ehrenberg, Richard, Assignaten, in: HdStW3, Band  2, 1909, S.  217–219. 8  Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) haben beide Kriegsparteien ihren Finanzbedarf zu erheblichen Teilen durch Ausgabe von Papiergeld finanziert. Die von der Union abgefallenen Südstaaten, die Sezessionsstaaten, waren wegen ihres rückständigen Finanzsystems weit mehr als die Nordstaaten auf die Papiergeldschöpfung angewiesen. Ihr Geld wurde praktisch wertlos und verschwand aus dem Verkehr, während sich das Geld der Nordstaaten (nur) um 70 Prozent entwertete. 9  Die 1850 beginnende, zunächst sehr erfolgreiche, erst 1865 endgültig niedergeschlagene politisch-religiöse Rebellion unter der Führung des Sektengründers und selbsternannten Kaisers Hung Hsiu-ch’üan, der ein „Himmlisches Reich“ (T’ai-p’ing) errichten wollte, behandelt Max Weber ausführlich in „Konfuzianismus“ (MWG I/19, S.  438–446). Im Zusammenhang mit einem Überblick über die chinesische Geldgeschichte spricht Weber davon, daß die Emission von Staatsnoten in dieser Zeit „mit assignatenartiger Entwertung und Repudiation“ geendet habe (ebd., S.  146; dort auch Webers Quelle).

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nach der Einstellung der Silberprägung, – ese erfolgte bekanntlich nicht!).10 Oder aber es kann: b) das Aufdrängen erfolgen kraft Zahlungsunfähigkeit in den andern Zahlmitteln,11 welche dazu führt, daß entweder α. von jener legalen Befugnis jetzt erst regiminal Gebrauch gemacht werden muß oder daß | β. ad hoc eine formale (legale) Befugnis der Aufdrängung eines neuen Zahlmittels geschaffen wird (so fast stets bei Übergang zur Papierwährung). Im letzten Fall (b β) ist der Verlauf regelmäßig der, daß ein bisheriges (legal oder faktisch) einlösliches Umlaufsmittel, mochte es vorher legal aufdrängbar sein, nun effektiv aufgedrängt wird und effektiv uneinlöslich bleibt.12 Legal kann ein Staat beliebige Arten von Objekten als „gesetzliches Zahlungsmittel“ und jedes chartale Objekt als „Geld“ im Sinn von „Zahlungsmittel“ bestimmen. Er kann sie in beliebige Werttarifierungen, bei Verkehrsgeld:13 Währungsrelationen, setzen. Was er auch an formalen Störungen der legalen Geldverfassung nur sehr schwer oder gar nicht herbeiführen kann, ist a) bei Verwaltungsgeld:14 die Unterdrückung der dann fast stets sehr rentablen Nachahmung, b) bei allem Metallgeld e A: sie 10 Bis zur Einführung der Goldwährung im Deutschen Reich hatte jedermann das Recht, bei der Berliner Münze Silber anzuliefern und sich zum festgelegten Kurs Silber-Taler aushändigen zu lassen. Dieses Recht hob die preußische Regierung im Juli 1871 auf. In ähnlicher Weise stellte Frankreich 1876 die bis dahin noch freie Ausprägung von Silbermünzen, insbesondere des Fünffrankenstücks, ein. Die einmal geprägten Münzen verblieben noch einige Jahrzehnte als gesetzliche Zahlungsmittel im Umlauf. In größeren Mengen wurden sie aber von den staatlichen Kassen nicht mehr aufgedrängt. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  313–315 und 327–330. 11 In diesem Kapitel spricht Weber mehrheitlich von „Zahlungsmittel“. Doch findet sich, wie gleich im Folgenden wiederholt, auch die Schreibweise „Zahlmittel“. Sie wird, weil weber-typisch, nicht korrigiert. 12  Max Weber beschreibt den u. a. bei der Einführung der Assignaten und des Geldes der amerikanischen Südstaaten beobachteten Vorgang. 13  Vgl. Webers Definition oben, S.  237. 14  Vgl. Webers Definition oben, S.  237 f.

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α. die außermonetäre Verwendung des Metalls als Rohstoff,

falls die Produkte einen sehr hohen Preis haben; dies insbesondere dann nicht, wenn eine für das betreffende Metall ungünstige Währungsrelation besteht (s. γ); β. die Ausfuhr in andere Gebiete mit günstigerer Währungsrelation (bei Verkehrsgeld); γ. die Anbietung von legalem Währungsmetall zum Ausprägen bei einer im Verhältnis zum Marktpreis zu niedrigen Tarifierung des Metallgeldes im Verhältnis zum Kurantgeld (Metallgeld oder Papiergeld). Beif Papiergeld wird die Tarifierung: ein Nominale Metall gleich dem gleichnamigen Nominale Papier immer dann zu ungünstig für das Metallgeld, wenn die Einlösung des Umlaufmittels eingestellt ist: denn dies geschieht bei Zahlungsunfähigkeit in Metallgeld. Währungsrelationen mehrerer metallener Verkehrsgeldarten können festgestellt werden 1. durch Kassenkurstarifierung im Einzelfall (freie Parallel­ währung),15 2. durch periodische Tarifierung (periodisch tarifierte Parallelwährung), 3. durch legale Tarifierung für die Dauer (Plurametallismus, z. B.: Bimetallismus).16 Bei Nr.  1 und 2 ist durchaus regelmäßig nur ein Metall das regiminale und effektive Währungsmetall (im Mittelalter: Silber), das andre: Handelsmünze (Friedrichsd’or, Dukaten)17 mit Kassenkurs. Völlige Scheidung der f A: Zu 15  Der Begriff „Parallelwährung“ ist um 1900 in verschiedenen Bedeutungen verwendet worden. Zumeist wurde darunter eine Geldordnung verstanden, bei welcher Goldund Silbermünzen frei ausgeprägt wurden und gleichberechtigt in Umlauf waren, ohne daß zwischen ihnen ein fest tarifiertes Wertverhältnis bestand. Der Tauschkurs mußte beim einzelnen Geschäft vereinbart werden. 16  Der Begriff „Plurametallismus“ (im Unterschied zu „Monometallismus“, bei dem es nur ein Währungsmetall gibt) ist eine Neuschöpfung Webers. Er hat sich, wohl auch weil mehr als zwei Metalle sehr selten in legal fester Tarifierung verbunden waren, in der Fachsprache nicht durchgesetzt. Zu einem solchen Fall (Kupfer, Silber und Gold) in China vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  132 f. 17  Friedrichsd’or, von 1740 bis 1855 in Preußen geprägte Münze von 6 gr. Feingold, auf deren Vorderseite der Kopf des Königs zu sehen war. Sie gehörte zur Familie des

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spezifischen Verwertbarkeit von Verkehrsgeld ist im modernen Geldwesen selten, war aber früher (China, Mittelalter) häufig.

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2. Die Definition des Geldes als gesetzliches Zahlungsmittel und Geschöpf der „lytrischen“ (Zahlmittel-) Verwaltung ist soziologisch nicht erschöpfend. Sie geht von der „Tatsache aus, daß es Schulden gibt“ (G[eorg] F[riedrich] Knapp),18 insbesondere Steuerschulden an die Staaten und Zinsschulden der Staaten. Für deren legale Ableistung ist das gleichbleibende Geldnominale (mag auch der Geldstoff inzwischen geändert sein) oder, bei Wechsel des Nominale, die „historische Definition“19 maßgebend. Und darüber hinaus schätzt der einzelne heute die Geldnominaleinheit als aliquoten20 Teil seines Geldnominaleinkommens, nicht: als chartales metallisches oder notales Stück. Der Staat kann durch seine Gesetzgebung und der Verwaltungsstab desselben durch sein tatsächliches (regiminales) Verhalten formal in der Tat die geltende „Währung“ des von ihm beherrschten Geldgebiets ebenfalls beherrschen. Wenn er mit modernen Verwaltungsmitteln arbeitet. China z. B. konnte es nicht.21 Weder früher: dazu waren die „apozentrischen“ und „epizentrischen“ Zahlungen22 (Zahlungen „von“ und „an“ Staatskassen) zu unbedeutend im Verhältnis zum Gesamtverkehr. Noch neuerdings: es scheint, daß es Silber nicht zum | Sperrgeld23 mit Goldreserveg machen konnte, da A 99 die Machtmittel gegen die dann ganz sichere Nachprägung nicht ausreichen. g A: Geldreserve seit 1640 in Frankreich geprägten Louisd’or. – Golddukaten mit einem Gewicht von etwa 3,5 gr. wurden seit dem 13. Jahrhundert geprägt. Die Reichsmünzordnung von 1559 erklärte den Dukaten zur Hauptgoldmünze des Reiches, doch verlor er im 17. und 18. Jahrhundert im Handelsverkehr an Bedeutung. 18  Max Weber zitiert aus einer Formulierung von Knapp: „Der Grund dafür, daß die Werteinheit nicht immer technisch, aber ohne alle Ausnahme, bei jeder Verfassung des Zahlungsmittels, auf andere Weise, nämlich historisch definiert ist, liegt in der Tatsache, daß es Schulden gibt.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  9. 19  Vgl. das Zitat aus Knapp in Hg.-Anm.  18. 20  Abgeleitet aus lat. aliquot: einige, ein paar; in umgangssprachlicher Bedeutung: anteilsmäßig, ohne Rest teilend. 21  Max Weber bezieht sich auf die Ergebnisse der Umstellung der Währung in China 1910, auf die er unten, S.  398 f., zurückkommt. Vgl. dort Hg.-Anm.  61. 22  Zu den von ihm geprägten Begriffen vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  87 f. 23  Geld, das im Zahlungsverkehr unbeschränkt Geltung hatte, jedoch nicht frei ausgeprägt werden durfte. Zum Sperrgeld vgl. unten, S.  397–400.

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Allein es gibt nicht nur (schon bestehende) Schulden, sondern auch aktuell Tausch und Neukontrahierung von Schulden für die Zukunft. Dabei aber erfolgt die Orientierung primär an der Stellung des Geldes als Tauschmittel – und das heißt: an der Chance, daß es von hunbestimmt Anderenh zu bestimmten oder unbestimmt gedachten Gütern künftig in einer (ungefähr geschätzten) Preisrelation in Abtausch werde genommen werden. 1. Zwar unter Umständen auch primär an der Chance, daß dringliche Schulden an den Staat oder Private mit dem Erlös abgetragen werden könnten. Doch darf dieser Fall hier zurückgestellt werden, denn er setzt „Notlage“ voraus. 2. An diesem Punkte beginnt die Unvollständigkeit der im übrigen völlig „richtigen“ und schlechthin glänzenden, für immer grundlegenden, „Staatlichen Theorie des Geldes“ von G[eorg] F[riedrich] Knapp.24

Der Staat seinerseits ferner begehrt das Geld, welches er durch Steuern oder andere Maßregeln erwirbt, zwar nicht nur als Tauschmittel, sondern oft sehr stark auch zur SchuldzinsenZahlung. Aber seine Gläubiger wollen es dann eben doch als Tauschmittel verwenden und begehren es deshalb. Und fast stets begehrt es der Staat selbst auch, sehr oft aber: nur als Tauschmittel für künftig auf dem Markt (verkehrswirtschaftlich) zu deckende staatliche Nutzleistungsbedürfnisse. Also ist die Zahlmittelqualität, so gewiß sie begrifflich zu sondern ist, doch nicht das Definitivum.25 Die Tauschchance eines Geldes zu bestimmten anderen Gütern, beruhend auf seiner Schätzung im Verhältnis zu Marktgütern, soll materiale Geltung (gegenüber 1. der formalen, legalen, als Zahlmittel und 2. dem oft bestehenden legalen Zwang zur formalen Verwendung eines Geldes als Tauschmittel) heißen.26 „Materiale“ Schätzung gibt es als feststellbare Einzeltatsache prinzipiell 1. nur im Verhältnis zu 27

h A: unbestimmten Arten27 24  Vgl. Webers Charakterisierung des Werkes von Knapp als in Hinblick auf materiale Geldprobleme „unvollständig“, oben, S.  240 mit Hg.-Anm.  71. 25 Weil Knapp davon überzeugt ist, vermeidet dieser konsequent den Begriff „Tauschmittel“. 26  Vgl. auch die Definition oben, S.  235. 27  Zur Emendation vgl. die ähnliche Formulierung oben, S.  172, Zeile 35.

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bestimmten Arten von Gütern und 2. für jeden einzelnen, als dessen Schätzung auf Grund des Grenznutzens des Geldes (je nach seinem Einkommen) für ihn.28 Dieser wird – wiederum für den einzelnen – natürlich durch Vermehrung des ihm verfüg­ baren Geldbestandes verschoben. Primär sinkt daher der Grenznutzen des Geldes für die Geldemissionsstelle (nicht nur, aber:), vor allem dann, wenn sie Verwaltungsgeld schafft und „apozentrisch“ als Tauschmittel verwendet oder als Zahlungsmittel aufdrängt. Sekundär für diejenigen Tauschpartner des Staats, in deren Händen infolge der ihnen (gemäß der gesunkenen Grenznutzenschätzung der Staatsverwaltung) bewilligten höheren Preise eine Vermehrung des Geldbestandes eintritt. Die so bei ihnen entstehende „Kaufkraft“, – das heißt: der nunmehr bei diesen Geldbesitzern sinkende Genznutzen des Geldesi –[,] kann alsdann wiederum bei ihren Einkäufen die Bewilligung höherer Preise im Gefolge haben usw. Würde umgekehrt der Staat das bei ihm eingehende Notalgeld teilweise „einziehen“, d. h. nicht wieder verwenden (und: vernichten), so müßte er seine Ausgaben entsprechend der für ihn nunmehr gestiegenen Grenznutzenschätzung seiner gesunkenen Geldvorräte einschränken, seine Preisangebote also entsprechend herabsetzen. Dann würde die genau umgekehrte Folge eintreten. Verkehrswirtschaftlich kann also (nicht nur, aber:) vor allem Verwaltungsgeld in einem einzelnen Geldgebiet preisumgestaltend wirken. Auf welche Güter überhaupt und in welchem Tempo, gehört nicht hierher.

3. Universell könnte eine Verbilligung und Vermehrung oder umgekehrt eine Verteuerung und Einschränkung der Währungsmetall-Beschaffung eine ähnliche Folge für alle betreffeni A: Geldes, 28  Ohne den Begriff „Geldwert“ oder „Tauschwert“ zu benützen, folgt Max Weber im Ansatz der insbesondere von Friedrich von Wieser formulierten subjektiven Wertlehre der Grenznutzentheoretiker auch hinsichtlich des Geldes. Danach bestimmt der antizipierte Grenznutzen der für das Geld anzuschaffenden Güter den persönlichen (subjektiven) Tauschwert des Geldes und gilt das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Vgl. Wieser, Friedrich von, Der natürliche Wert. – Wien: Alfred Hölder 1889, S.  46 u. a.; Wieser, Theorie, S.  286–290.

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den Verkehrsgeld-Länder29 haben. Monetäre und außermonetäre Verwendung der Metalle stehen nebeneinander. Aber nur bei Kupfer | (China) war die außermonetäre Verwertung zeitweilig maßgebend für die Schätzung.30 Bei Goldk ist die äquivalente Bewertung in der nominalen Gold-Geldeinheit abzüglich der Prägekosten so lang selbstverständlich, solange es intervalutarisches Zahlmittel und zugleich: in dem Geldgebiet führender Handelsstaaten Verkehrsgeld ist, wie heute.31 Bei Silber war und wäre es im gleichen Fall noch heute ebenso. Ein Metall, welches nicht intervalutarisches Zahlmittel, aber für einige Geldgebiete Verkehrsgeld ist, wird natürlich nominal gleich mit der dortigen nominalen Geldeinheit geschätzt, – aber diese ihrerseits hat eine je nach den Ergänzungs-Kosten und Quantitäten und je nach der sogenannten „Zahlungsbilanz“32 („pantopolisch“)l 33 schwankende intervalutarische Relation. Dasjenige Edelmetall schließlich, welches universell zwar für regulierte (also: begrenzte) Verwaltungsgeldprägung verwendet wird, aber nicht Verkehrsgeld (sondern: Sperrgeldm, s. den folgenden Paragraphen)34 ist, wird durchaus primär nach der außermonetären Schätzung bewertet. Die Frage ist stets: ob und wieviel des k A: Geld  l A: („pentapolisch“)  m A: Spargeld 29 Gemeint sind Länder gleichen, frei ausprägbaren Metallgelds, wie es z. B. bis 1914 die Länder mit Goldwährung waren. 30 Die gewerbliche, künstlerische und militärische Verwendung von Kupfer führte häufig dazu, daß der Marktwert über dem Nominalwert der Münzen lag und diese aus dem Verkehr gezogen wurden. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  138–142. 31  Max Weber beschreibt die Verhältnisse bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach Aufhebung der Goldeinlösungspflicht verschwanden Goldmünzen in den meisten am Krieg beteiligten und auch in neutralen Staaten aus dem inneren Zahlungsverkehr, blieben aber (gesuchtes) internationales Zahlungsmittel. 32  „Zahlungsbilanz“ war zu Webers Zeit noch kein eindeutiger Begriff. Vielfach bezog er sich nur auf den vermuteten Saldo von Verpflichtungen und Forderungen eines Landes auf das Ausland, mehr und mehr auf die Abschätzung aller Wertübertragungen zwischen Inland und Ausland. Eine vollständige Zahlungsbilanz wurde für das Deutsche Reich erstmals auf das Jahr 1924 aufgestellt. 33  „pantopolisch“ (und nicht „pentopolisch“, wie es im überlieferten Text hieß), ist ein von Knapp gebildetes Kunstwort: „Das Wort soll bedeuten, daß es sich [bei den Wechselkursen, Hg.] um eine Preisbildung handelt; die valutarische Geldart des einen Landes erhält an der Börse des anderen Landes einen Preis; dieser aber bestimmt sich durch die Gesamtheit der Zahlungsverpflichtungen und durch die Stimmungen, welche jeder Preisbildung zugrunde liegen.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  209 f. 34  Kap. II, §  33, unten, S.  397.

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betreffenden Edelmetalls rentabel produziert werden kann. Bei voller Demonetisierung richtet sie sich lediglich nach der Relation der im intervalutarischen Zahlmittel geschätzten Geldkosten zu der außermonetären Verwendbarkeit. Im Fall der Verwendung als universelles Verkehrsgeld und intervalutarisches Zahlmittel natürlich nach der Relation der Kosten primär zu der monetären Verwendbarkeit. Im Fall endlich der Verwendung als partikuläres Verkehrsgeld35 oder als Verwaltungsgeld auf die Dauer nach derjenigen „Nachfrage“, welche die Kosten, in dem intervalutarischen Zahlmittel ausgedrückt, ausgiebiger zu überbieten vermag. Dies wird bei partikulärer Verkehrsgeldverwendung auf die Dauer schwerlich die monetäre Verwendung sein, da die intervalutarische Relation des nur partikulären Verkehrsgeldgebiets sich auf die Dauer für dieses letztere zu senken die Tendenz haben wird und dies nur bei vollständiger Absperrung (China, Japan früher, jetzt: alle gegeneinander noch faktisch kriegsabgesperrten Gebiete)36 nicht auf die Inlandspreise zurückwirkt. Auch im Fall bloßer Verwertung als reguliertes Verwaltungsgeld würde diese fest begrenzte monetäre Verwertungsgelegenheit nur bei ungemein hoher Ausprägungsrate entscheidend mitspielen, dann aber – aus den gleichen Gründen wie im Fall partikulärer freier Prägung – ähnlich enden. Der theoretische Grenzfall der Monopolisierung der gesamten Produktion und – monetären wie nicht-monetären – Verarbeitung des Geldmetalls (in China temporär praktisch geworden)37 eröffnet bei Konkurrenz mehrerer Geldgebiete und: bei Verwendung von Lohnarbeitern keine so neuen Perspektiven, wie vielleicht geglaubt wird. Denn wenn für alle apozentrischenn Zahlungen das betreffende Metallgeld verwertet würde, so würde bei jedem Versuch, die Ausmünzung einzuschränken oder aber fiskalisch n A: apozentrische 35  Partikulär ist ein Verkehrsgeld, das nur in einem oder wenigen Ländern gilt. 36  Im Verlauf des Ersten Weltkriegs kam es in zahlreichen Ländern zu Ausfuhrverboten für Edelmetalle sowie zu behördlichen Einschränkungen des Devisenhandels bis hin zur Monopolisierung des Auslands-Zahlungsverkehrs in der Hand des Staates oder der von ihm hierzu befugten Organe. Die Regelungen galten z. T. noch einige Jahre über das Kriegsende hinaus. 37  Für dies und die folgenden, die Verhältnisse in China betreffenden Mitteilungen vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  132–147; dort auch Nachweise von Webers Quellen.

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sehr hoch zu verwerten (ein bedeutender Gewinn wäre sehr wohl zu erzielen), das gleiche eintreten, wie es bei den hohen chinesischen Schlagschätzen geschah. Das Geld würde, zunächst, im Verhältnis zum Metall, sehr „teuer“, daher die Bergwerksproduktion (bei Lohnarbeit) weitgehend unrentabel. Mit ihrer zunehmenden Einschränkung würde dann umgekehrt die Wirkung einer „Kontra-Inflation“ („Kontraktion“)38 eintreten und dieser Prozeß sich (wie in China, wo er zu zeitweiliger völliger Freigabe der Prägung geführt hat) bis zum Übergang zu Geldsurrogaten und zur Naturalwirtschaft fortsetzen (wie dies in China die Folge war). Bei fortbestehender Verkehrswirtschaft könnte also die lytrische Verwaltung auf die Dauer kaum grundsätzlich anders verfahren, wie wenn „freie Prägung“ legal bestände, – nur daß nicht mehr „Interessenten“betrieb herrschte, über dessen Bedeutung später zu reden ist.39 Bei Vollsozialisierung andererseits wäre das „Geld“-Problem beseitigt undo Edelmetalle schwerlich Gegenstände der Produktion.

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4. Die Stellung der Edelmetalle als normale Währungsmetalle und Geldmaterialien ist zwar rein historisch aus ihrer Funktion als Schmuck und daher typisches Geschenkgut erwachsen, war aber neben ihrer rein technischen Qualität durch ihre Eigenschaft als spezifisch nach Wägung umgesetztep Güter bedingt. Ihre Erhaltung in dieser Funktion ist, da heute im Verkehr bei Zahlungen über etwa | 100 M. Vorkriegswährung jedermann normalerweise mit Notalzahlmitteln (Banknoten vor allem) zahlte und Zahlung begehrte,40 nicht selbstverständlich, aber allerdings durch gewichtige Motive veranlaßt.41 o  Zu ergänzen wäre: wären  p A: umgesetzter 38  Hinsichtlich der Bezeichnung des Gegenteils von Inflation (zum Begriff vgl. unten, S.  410) gab es lange Zeit keine Übereinkunft im Fach. Der Begriff „Deflation“ wurde vielfach abgelehnt: „Von ‚Deflation‘, als Gegensatz zu Inflation sollte nicht gesprochen werden; das Wort ist unschön und bildwidrig und kann leicht durch das ältere ‚Kontraktion‘ ersetzt werden [.  .  .]“. Vgl. Singer, Kurt, Inflation, in: HdStW4, Band  5, 1923, S.  445. 39 Bei freier Prägung von Münzen erfolgt die Geldschöpfung auf Initiative privater Interessenten. Siehe unten, S.  411. 40  Max Weber beschreibt hier (unter Außerachtlassung von Zahlungen in Giralgeld) die Verhältnisse in der Vorkriegszeit, als Papiergeld tatsächlich nur für Zahlungen großer Beträge verwendet wurde, zumal der geringste Wert einer Note der Reichsbank bis 1906 100 M und bis 1913 20 M betrug. Entsprechend bestand Ende 1913 die Bargeldmenge im Deutschen Reich zu 56 Prozent aus Münzen (Gold- und Scheidemünzen) und zu 44 Prozent aus Papiergeld, vor allem Banknoten. Als Max Weber an der Druckfassung seines Beitrags arbeitete, war im Zuge der Inflation der Geldwert gegenüber der Vorkriegszeit bereits auf mehr als ein Zehntel gesunken. Es gab prak-

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5. Auch die notale Geldemission ist in allen modernen Staaten nicht nur legal geordnet, sondern durch den Staat monopolisiert. Entweder in Eigenregie des Staates oder in einer (oder einigen) privilegierten und durch oktroyierte Normen und durch Kontrolle staatlich reglementierten Emissionsstelle (Notenbanken). 6. Regiminales Kurantgeld soll nur das von jenen Kassen faktisch jeweils aufgedrängte Geld heißen, anderes, faktisch nicht von jenen Kassen, dagegen im Verkehr zwischen Privaten kraft des formalen Rechts aufgedrängtes Währungsgeld soll akzessorisches Währungsgeld heißen.42 Geld, welches nach legaler Ordnung nur bis zu Höchstbeträgen im Privatverkehr aufgedrängt werden darf, soll Scheidegeld heißen. 41

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Die Terminologie lehnt sich an Knappsche Begriffe an. Das Folgende erst recht. 15

„Definitives“ Kurantgeld soll das regiminale Kurantgeld, „provisorisches“ jedes tatsächlich (gleichviel bei welchen Kassen) jederzeit effektive durch Einlösung oder Umwechslung in solches umwandelbare Geld heißen.43 tisch nur noch Papiergeld. Vgl. Deutsche Bundesbank (Hg.), Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen. – Frankfurt a. M.: Fritz Knapp 1976, S.  14. 41  Welche Gründe Weber bei der Abfassung dieses Textes im Auge hatte, läßt sich nur vermuten. Unten, S.  415–427, speziell S.  418 f., entwickelt Max Weber ausführlich, warum einer Papierwährung die Tendenz zu inflatorischem Mißbrauch innewohne und es gute Gründe gebe, an Edelmetallen als Währungsmetall und Geldmaterial festzuhalten. 42  Georg Friedrich Knapp unterscheidet „valutarisches“ und „akzessorisches“ Geld. Valutarisch nennt er eine Geldart, die a) definitiv, d. h. nicht in Währungsmetall einlösbar ist, b) für Zahlungen der öffentlichen Kassen stets bereit gehalten und c) als aufdrängbar behandelt wird. Wenn eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist, nennt er die betrachtete Geldart – sofern es sich um Geld in dem von ihm definierten Sinn handelt – akzessorisch. Vor dem Ersten Weltkrieg entsprachen im Deutschen Reich die Reichskassenscheine den Bedingungen b) und c), nicht aber a); die Silbertaler entsprachen den Bedingungen a) und b), nicht aber c). Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  95 und 98. 43  „Wenn eine Zahlung in definitivem Geld geleistet wird, so ist dies Geschäft vollkommen erledigt und zwar nach drei Seiten hin: erstens für den Geber, zweitens für den Empfänger und drittens für den Emittenten des Geldes.“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  92). Im Deutschen Reich waren bis 1914 Goldmünzen definitives Geld. – „Ist eine Zahlung in einlösbarem Gelde erfolgt, so hat der Empfänger zwar vom Geber nichts weiter zu fordern; aber dem Empfänger bleibt noch eine Forderung an den Emittenten des Geldes; der Inhaber kann vom Emittenten denselben Betrag in defini-

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7. Regiminales Kurantgeld muß natürlich auf die Dauer das gleiche wie effektives, nicht also das etwa davon abweichende „offizielle“, nur legal geltende, Kurantgeld sein. „Effektives“ Kurantgeld ist aber, wie früher erörtert (§  6 oben),44 entweder 1. freies Verkehrsgeld oder 2. unreguliertes oder 3. reguliertes Verwaltungsgeld. Die staatlichen Kassen zahlen nicht etwa nach ganz freien, an irgendeiner ihnen ideal scheinenden Geldordnung orientierten, Entschlüssen, sondern verhalten sich so, wie es ihnen 1. eigene finanzielle, – 2. die Interessen mächtiger Erwerbsklassen oktroyieren.q Seiner chartalen Form nach kann effektives Währungsgeld sein: A.45 Metallgeld. Nur Metallgeld kann freies Verkehrsgeld sein. Aber Metallgeld muß dies keineswegs sein. Es ist: I. freies Verkehrsgeld dann, wenn die lytrische Verwaltung jedes Metallquantum Währungsmetall ausprägt oder in char­ talen Stücken (Münzen) einwechselt: Hylodromie.46 Je nach der Art feinen Währungsmetalls herrscht dann effektive freie Gold-r, Silber- oder Kupfer-Verkehrsgeldwährung. Ob die lytrische Verwaltung Hylodromien effektiv walten lassen kann, hängt nicht von ihrem freien Entschluß, sondern davon ab, ob Leute am Ausprägen interessiert sind. a) Die Hylodromie kann also „offiziell“ bestehen, ohne „effektiv“ zu sein. Sie ist nach dem Gesagten trotz offiziellen Bestehens nicht effektiv:47 q  Durchschuß fehlt in A.  r A: Geldtivem Gelde verlangen.“ (Knapp, ebd., S.  93). Im Deutschen Reich waren Banknoten, Reichskassenscheine und Scheidemünzen provisorisches Geld. 44  Max Weber entwickelt die Systematik oben, S.  238 f., ohne dort von „effektivem“ Kurantgeld zu sprechen. 45  Der dem Abschnitt A entsprechende Abschnitt B „Notales Geld“ beginnt in §  34, unten, S.  400. 46  Mit dem von ihm erfundenen Kunstwort „Hylodromie“ bezeichnet Georg Friedrich Knapp die „bewußte Befestigung des Preises eines hylischen Metalles [durch eine Geldverwaltung, Hg.].“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  70). Zum Begriff vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S. 744. 47  Max Weber skizziert im Folgenden Beobachtungen in der Geschichte von Doppelwährungen bzw. des Bimetallismus (vgl. oben, S.  386 f.), wenn das verordnete Wert-

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aa) wenn für mehrere Metalle tarifiert legale Hylodromie besteht (Plurametallismus), dabei aber eines (oder einige) dieser im Verhältnis zum jeweiligen Marktpreis des Rohmetalls zu niedrig tarifiert ist (sind). Denn dann wird nur das jeweils zu hoch tarifierte Metall von Privaten zur Ausprägung dargeboten und von den Zahlenden zur Zahlung verwendet. Wenn sich die öffentlichen Kassen dem entziehen,48 so „staut“49 sich bei ihnen das zu hochs tarifierte Geld so lange an, bis auch ihnen andere Zahlungsmittel nicht bleiben. Bei hinlänglicher Preissperrung50 können dann die Münzen aus dem zu niedrig tarifierten Metall eingeschmolzen oder nach Gewicht als Ware gegen Münzen des zu hocht tarifierten Metalls verkauft werden;51 bb) wenn die Zahlenden, insbesondere aber notgedrungen (s. aa) die staatlichen Kassen andauernd und massenhaft von dem ihnen formal zustehenden oder usurpierten Recht Gebrauch machen, ein anderes, metallenes oder notales Zahlungsmittel aufzudrängenu, welches nicht nur provisorisches Geld ist, sondern entweder 1. akzessorisch | oder 2. zwar provisorisch gewesen, aber infolge Zahlungsunfähigkeit der Einlösungsstelle nicht mehr einlöslich ist. In dem Fall aa immer, in den Fällen bb Nr.  1 und namentlich 2 bei starkem und anhaltendem Aufdrängen der akzessorischen bzw. nicht mehr effektiv provisorischen Geldarten hört die frühere Hylodromie auf. Im Fall aa tritt ausschließlich Hylodromie des übertarifierten Metalls, welches nun allein freies Verkehrsgeld wird, auf, also: eine neue Metall-(Verkehrsgeld-)Währung; in den Fällen bb wird das „akzessorische“ Metall- bzw. das nicht mehr effektiv s A: niedrig  t A: niedrig  u A: aufdrängen verhältnis der (Gold-, und Silber-)Münzen nicht dem Verhältnis der Marktwerte ihrer Metalle bzw. ihrem Wertverhältnis in (großen) anderen Ländern entsprach. 48  Gemeint ist: Wenn die öffentlichen Kassen nach wie vor auch in niedrig tarifierter Münze zahlen, aber vom Publikum vornehmlich das zu hoch tarifierte Zahlungsmittel erhalten. 49  Max Weber übernimmt den Begriff von Knapp, Staatliche Theorie, S.  164 ff. 50  Gemeint ist vermutlich: Wenn das offizielle Wertverhältnis voraussehbar anhaltend nicht dem Wertverhältnis der Metalle entspricht. 51  Für das, was Weber hier beschreibt, hat sich in der Nationalökonomie der Begriff „Greshamsches Gesetz“ eingebürgert, das Weber oben, S.  157, erwähnt.

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provisorische Notal-Geld Währungsgeld (im Fall 1: Sperrgeld-, im Fall 2: Papiergeldwährung). b) Die Hylodromie kann andererseits „effektiv“ sein, ohne „offiziell“, kraft Rechtssatz, zu gelten. Beispiel: Die rein fiskalisch, durch Schlagschatz-Interessen, bedingte Konkurrenz der Münzherren des Mittelalters[,] nur möglichst mit Münzmetall zu prägen, obwohl eine formelle Hylodromie noch nicht bestand. Die Wirkung war trotzdem wenigstens ähnlich.

Monometallisches (je nachdem: Gold-v, Silber- oder Kupfer-) Währungsrecht wollen wir im Anschluß an das Gesagte den Zustand nennen, wo ein Metall legal hylodromisch ist, plurametallisches (je nachdem: bi- oder trimetallisches) Währungsrecht, wo legal mehrere Metalle in fester Währungsrelation hylodromisch sein sollen, Parallelwährungsrecht, wo legal mehrere Metalle ohne feste Währungsrelation hylodromisch sein sollen. Von „Währungsmetall“ und „Metall“- (je nachdem: Gold-, Silber-, Kupfer-, Parallel-) „Währung“ soll nur für dasjenige Metall jeweils geredet werden, welches effektiv hylodromisch, also: effektiv „Verkehrsgeld“ ist (Verkehrsgeldwährung). „Legal“ bestand Bimetallismus in allen Staaten des lateinischen Münzbundes bis zur Einstellung der freien Silberprägung nach der deutschen Münzreform.52 Effektives Währungsmetall war in aller Regel – denn die Relationsstabilisierung hat so stark gewirkt, daß man die Änderung sehr oft gar nicht bemerkte und effektiver „Bimetallismus“ herrschte – jeweils aber nur das des, nach den jeweiligen Marktverhältnissen, jeweilig zu hoch tarifierten, daher allein hylodromischen, Metalls. Das Geld aus demw anderen wurde: „akzessorisches Geld“. (In der Sache ganz mit Knapp über­ v A: Geld-  w A: den 52  In der 1865 zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz abgeschlossenen Münzkonvention (frz. Union latine), der 1867 Griechenland beitrat, vereinbarten die beteiligten Staaten eine gleichartige Ausprägung von Gold- und Silbermünzen und die wechselseitige volle Anerkennung derselben im Zahlungsverkehr. Dabei sollte ein Wertverhältnis von 1 : 15 ½ gelten, jedoch sollten nur die Fünffrankenstücke in Silber frei ausprägbar sein. Nachdem in Deutschland 1871 die freie Ausprägung der Silbertaler eingestellt worden war und weltweit der Kurs des Silbers sank, wurde 1874 auch in der Lateinischen Münzunion die Ausprägung der Fünffrankenstücke eingeschränkt, später ganz aufgehoben. Vgl. Lexis, Wilhelm, Münzbund (lateinischer), in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  812–816.

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einstimmend.)53 „Bimetallismus“ ist also – mindestens bei Konkurrenz mehrerer autokephaler und autonomer Münzstätten – als effektives Währungssystem stets nur ein transitorischer und im übrigen normalerweise ein rein „legaler“, nicht effektiver Zustand. Daß das zu niedrig bewertete Metall nicht zur Prägestätte gebracht wird, ist natürlich kein „regiminaler“ (durch Verwaltungsmaßregeln herbeigeführter) Zustand, sondern Folge der (nehmen wir an: veränderten) Marktlage und der fortbestehenden Relationsbestimmung. Freilich könnte die Geldverwaltung das Geld als „Verwaltungsgeld“ mit Verlust prägen, aber sie könnte es, da die außermonetäre Verwertung des Metalls lohnender ist, nicht im Verkehr halten.

§  33. II.54 Sperrgeld55 soll jedes nicht hylodromisch metallische Geld dann heißen, wenn es Kurantgeld ist. Sperrgeld läuft um entweder: α. als „akzessorisches“, d. h. in einem anderen Kurantgeld des gleichen Geldgebiets tarifiertes Geld, αα) in einem anderen Sperrgeld, ββ) in einem Papiergeld, γγ) in einem Verkehrsgeld. Oder es läuft um als: β. „intervalutarisch orientiertes“ Sperrgeld. Dies dann, wenn es zwar als einziges Kurantgeld in seinem Geldgebiet umläuft, aber Vorkehrungen getroffen sind, für Zahlungen in andern Geldgebieten das intervalutarische Zahlmittel (in | Barren- oder 53  Max Weber folgt hier zunächst nur den Darlegungen Knapps hinsichtlich der Funktionsweise historischer Doppelwährungen (vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  58 ff., 103 ff., 150 ff.). Die Doppelwährung bzw. der Bimetallismus hat die für die Geltung der chartalen Theorie Knapps entscheidende Frage aufgeworfen, ob es einen allen Erscheinungen gerecht werdenden einheitlichen Geldbegriff gibt. Die Tatsache, daß im Fall der Doppelwährung nicht der Staat (die regiminale Behörde), sondern der Verkehr entscheidet, was letztlich valutarisch ist, galt als ein fundamentaler Einwand der Kritiker Knapps. Vgl. Palyi, Melchior, Der Streit um die Staatliche Theorie des Geldes. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1922, S.  10–26 (hinfort: Palyi, Streit). 54  Max Weber setzt die in §  32 unter Ziffer A I (oben, S.  393) begonnenen Ausführungen zum Metallgeld als chartaler Form effektiven Währungsgeldes fort. 55  „Sperrgeld“ in dem von Weber definierten Sinn ist keine eigene Kategorie im System von Georg Friedrich Knapp. Doch spricht Knapp, wie andere Theoretiker auch, von „sperren“, wenn es nicht im Belieben Privater steht, bei der Prägeanstalt Edelmetall in unbeschränkter Menge in Münzen zu tauschen. Beispiele nennt Weber unten, S.  398 f.

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Münzform) verfügbar zu halten (intervalutarischer Reservefonds): intervalutarische Sperrgeldwährung. a) Partikuläres Sperrgeld soll Sperrgeld dann heißen, wenn es zwar einziges Kurantgeld, aber nicht intervalutarisch orientiert ist. Das Sperrgeld kann dann entweder ad hoc, beim Ankauf des intervalutarischen Zahlmittels oder der „Devise“,56 im Einzelfall, oder – für die zulässigen Fälle – generell regiminal in dem intervalutarischen Zahlmittel tarifiert werden. (Zu αx und βy): Valutarisch tarifiertes Sperrgeld waren die Taler57 und sind die silbernen Fünffrankenstücke,58 beide „akzessorisch“. „Intervalutarisch orientiert“ (an Gold) sind die silbernen holländischen Gulden (nachdem sie kurze Zeit nach der Sperrung der Ausprägung „partikulär“ gewesen waren),59 jetzt auch die Rupien;60 „partikulär“ würden nach der x A: a  y A: b 56 Als „Devisen“ wurden zu Webers Zeit im kaufmännischen Verkehr Wechsel bezeichnet, die auf ausländische Plätze gezogen und dort in fremder Währung zahlbar waren. 57  Bis zum Übergang auf die Mark-Währung waren (Silber-)Taler in Norddeutschland valutarisches Geld, d. h. frei ausprägbar. Nachdem Preußen 1871 die freie Ausprägung eingestellt hatte, blieb der Taler trotz des ständig sinkenden Metallwerts von Silber gesetzliches Zahlungsmittel in fester Relation zur Goldmark. Weil er von den öffentlichen Kassen dem Publikum nicht aufgedrängt wurde, war er akzessorisches Geld. Ab 1900 fand eine beschleunigte Einziehung statt; 1907 wurden die noch umlaufenden Taler außer Kurs gesetzt und bis 1908 eingezogen. 58  Die Fünffrankenstücke der Lateinischen Münzunion (vgl. oben, S.  384 f. mit Hg.Anm.  10) wurden seit 1878 in den beteiligten Staaten nicht mehr frei ausgeprägt, blieben aber bei der festgelegten Wertrelation von 15 ½ : 1 zum Gold gesetzliche Zahlungsmittel. Formal waren sie auch nach dem Ersten Weltkrieg noch in Geltung, obgleich sie faktisch Scheidemünzen waren und von einer Gemeinsamkeit des Münz­ umlaufs nicht mehr die Rede sein konnte. Vgl. Esslen, J. B., Münzbund, in: HdStW4, Band  6, 1925, S.  664–669. 59  1873 haben die Niederlande die unbeschränkte Ausprägung des Silberguldens eingestellt, ohne einen weiteren Schritt der Währungsreform zu tun. Im Sinne der Definition oben unter a) waren die Gulden „partikuläres“ Geld, bis 1877 die Niederlande zur Goldwährung übergingen. Dabei wurde der Kurs des Silberguldens zum Goldgulden gesetzlich festgelegt, ohne daß die Regierung die Verpflichtung übernahm, Silbergulden in Goldgulden einzulösen. 60  1893 stellte die indische Regierung die freie Ausprägung der silbernen Rupie ein, um den Nachteilen der anhaltenden Entwertung ihrer Währung gegenüber der Goldwährung im britischen Mutterland zu entgehen. Durch Knapphaltung der behördlich gelenkten Ausprägung gelang es in den folgenden Jahren, den Kurs der Rupie zu heben. Seit 1899 blieb er dank der sich am Wechselkurs zum britischen Pfund orientierenden Emissionspolitik stabil, ohne daß dies gesetzlich festgelegt war. Damit war Indien faktisch auf dem Goldstandard, obgleich das vorherrschende Münzmetall Sil-

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Münzordnung vom 24. V. 10 die chinesischen „Yuan“ (Dollars) so lange sein, als die im Statut nicht erwähnte Hylodromie wirklich nicht bestehen sollte (eine intervalutarische Orientierung, wie sie die amerikanische Kommission vorschlug, wurde abgelehnt).61 (Zeitweise waren es die holländischen Gulden, s. oben.)

Bei Sperrgeld wäre die Hylodromie für die Edelmetallbesitzer privatwirtschaftlich sehr lohnend. Trotzdem (und: eben deshalb) ist die Sperrung verfügt, damit nicht, bei Einführung der Hylodromie des bisherigen Sperrgeldmetalls, die Hylodromie des nunmehr in ihnen in zu niedriger Relation tarifierten andren Metalls als unrentabel aufhört und der monetäre Bestand des aus diesem Metall hergestellten, nunmehr obstruierten Sperrgeldes (s. gleich) zu außermonetären, rentableren, Zwecken verwendet werde. Der Grund, weshalb dies zu vermeiden getrachtet wird, ist bei rationaler lytrischer Verwaltung: daß dies andere Metall intervalutarisches Zahlmittel ist. b) Obstruiertes Verkehrsgeld soll Sperrgeld (also: Kurantgeld) dann heißen, wenn gerade umgekehrt wie bei a die freie Ausprägung zwar legal besteht, privatwirtschaftlich aber unrentabel ist und deshalb tatsächlich unterbleibt. Die Unrentabilität beruht dann auf entweder: α. einer im Verhältnis zum Marktpreis zu ungünstigen Währungsrelation des Metalls zum Verkehrsgeld, oder β. zu Papiergeld. ber war. Vgl. Bothe, M[oritz], Die indische Währungsreform seit 1893 (Münchener volkswirtschaftliche Studien, hg. von Lujo Brentano und Walther Lotz, 67. Stück). – Stuttgart: Cotta 1904; Keynes, John Maynard, Indian Currency and Finance. – London: Macmillan 1913. 61  Das Münzstatut vom 24. Mai 1910 bestimmte den Silber-Dollar (yuan) – mit definiertem Silbergehalt – zum Standard des chinesischen Währungssystems und entzog zugleich der Jahrhunderte lang bestehenden Recheneinheit tael die amtliche Anerkennung (vgl. Wei, Wen-Pin, The Currency Problem in China (Studies in History, Economics and Public Law, ed. by the Faculty of Political Sciences of Columbia University, Vol.  59, No.  2). – New York: Columbia University and Longmans, Green & Co. Agents 1914, S.  128 ff.; von Max Weber in der überarbeiteten Fassung von „Konfuzianismus und Taoismus“ herangezogen, vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  133, Fn.  5). Das Statut ist abgedruckt bei Wei (S.  148–154). Von einer „amerikanischen Kommission“ berichtet Wei nicht, wohl aber davon, daß der Präsident der Bank of Java, der als auswärtiger Berater die Reform begleitete, als langfristiges Ziel die Anlehnung an den Goldstandard empfohlen habe.

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Derartiges Geld ist einmal Verkehrsgeld gewesen, aber entweder bei α: bei Plurametallismus Änderungen der Marktpreisrelation, – oder bei β: bei Mono-z oder Plurametallismus Finanzkatastrophen, welche die Metallgeldzahlung den staatlichen Kassen unmöglich machten und sie nötigten, notales Geld aufzudrängen und dessen Einlösung zu sistieren, haben die privatwirtschaftliche Möglichkeit effektiver Hylodromie unmöglich gemacht. Das betreffende Geld wird (mindestens rational) nicht mehr im Verkehr verwendet. c) Außer Sperrkurantgeld (hier allein „Sperrgeld“ genannt) kann es gesperrtes metallenes Scheidegeld geben, d. h. Geld mit einem auf einen „kritischen“ Betrag begrenzten Annahmezwang als Zahlmittel. Nicht notwendig, aber regelmäßig ist es dann im Verhältnis zu den Währungsmünzen absichtlich „unterwertig“ ausgeprägt (um es gegen die Gefahr des Einschmelzens zu bewahren) und dann meist (nicht: immer): provisorisches Geld, d. h. einlösbar bei bestimmten Kassen. Der Fall gehört der alltäglichen Erfahrung an und bietet kein besonderes Interesse.

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Alles Scheidegeld und sehr viele Arten von metallischem Sperrgeld stehen dem rein notalen (heute: Papier-) Geld in ihrer Stellung im Geldwesen nahe und sind von ihm nur durch die immerhin etwas ins Gewicht fallende anderweitige Verwertbarkeit des Geldstoffs verschieden. Sehr nahe steht metallisches Sperrgeld | den Umlaufsmitteln62 dann, wenn es „provisorisches Geld“ ist, wenn also hinlängliche Vorkehrungen zur Einlösung in Verkehrsgeld getroffen sind. §  34. B.63 Notales Geld ist natürlich stets: Verwaltungsgeld. Für eine soziologische Theorie ist stetsa genau die Urkunde bestimmz A: Mone-  a A: stets, 62  Zum Begriff „Umlaufsmittel“ vgl. oben, S.  238. 63  Max Weber setzt die in §  32 (oben, S.  393) begonnenen Ausführungen zur chartalen Form des effektiven Währungsgeldes fort, nachdem in den §§  32 und 33 „A. Me-

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ter chartaler Formen (einschließlich des Aufdrucks bestimmten formalen Sinnes) das „Geld“, nie: die etwaige – keineswegs notwendig – wirklich durch sie repräsentierte „Forderung“64 (die ja bei reinem uneinlöslichen Papiergeld völlig fehlt). Es kann formal rechtlich eine, offiziell, einlösliche Inhaberschuldurkunde: a) eines Privaten (z. B. im 17. Jahrhundert in England eines Goldschmieds),65 b) einer privilegierten Bank66 (Banknoten), c) eines politischen Verbandes (Staatsnoten)67 sein. Ist es „effektiv“ einlöslich, also nur Umlaufsmittel, und also „provisorisches Geld“, so kann es sein: 1. voll gedeckt: Zertifikat,

tallgeld“ abgehandelt worden ist. Zu Webers von Knapp abweichender Definition des „notalen“ Geldes vgl. §  5, oben, S.  237, mit Anm.  58. 64  Max Weber bezieht sich auf die seinerzeit umstrittene Frage, ob Forderungen auf „Währungsgeld“ ihrerseits zum Geld bzw. zu den Umlaufsmitteln zu rechnen seien. Banknoten stellten bis zur Aufhebung der Einlösungspflicht regelmäßig ein Zahlungsversprechen bzw. eine Forderung dar. Weber folgt mit seiner Festlegung, die Urkunde als solche sei Geld, Knapp, Staatliche Theorie, S.  119 ff. Zur Diskussion vgl. Helfferich, Das Geld2, S.  226 ff. 65  Seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und insbesondere im 18. Jahrhundert gaben reiche Personen in England Teile ihrer Vorräte an Münzen und Edelmetallbarren Goldschmieden zur Aufbewahrung und erhielten dafür Depositenscheine. Weil diese in zunehmend größeren Kreisen als Zahlungsmittel akzeptiert wurden, entwickelte sich die Gewohnheit, die Urkunden in Teilbeträgen auf runde Summen auszustellen, „Goldsmith’s Notes“. 66  Außer in Ländern der „Notenbankfreiheit“ (z. B. England und Schottland bis 1844, USA bis 1863) und in Ländern mit Staatsbanken (Schweden, Rußland, Bulgarien) bedurften Banken, die Banknoten in Verkehr brachten, der staatlichen Konzessionierung. Im Deutschen Reich regelte das Bankgesetz von 1875 das Notenbankwesen. Neben einer in spezieller Weise privilegierten Zentralnotenbank, der Reichsbank, behielt eine kleine Zahl bereits bestehender Banken ihr hinsichtlich des Emissionsbetrags kontingentiertes Privileg bis über den Ersten Weltkrieg hinweg. Vgl. Schanz, Georg von, Noten- oder Zettelbank, in: WbVW3, Band  2, 1911, S.  442–481. 67 Einlösliche Staatsnoten (Staatspapiergeld) waren z. B. die in Preußen seit 1806 ausgegebenen Tresorscheine bzw. Kassenanweisungen und insbesondere die nach dem Gesetz vom 30. April 1874 ausgegebenen Reichskassenscheine. Diese haben in der geldtheoretischen und geldpolitischen Diskussion der Zeit eine große Rolle gespielt. Sie wurden jederzeit bei der Reichshauptkasse gegen Goldgeld eingelöst und von den öffentlichen Kassen zum Nennwert akzeptiert. Vgl. Lexis, Wilhelm, Papiergeld, in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  984–1007.

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2. nur nach Kassenbedarf gedeckt: Umlaufsmittel.68 Die Deckung kann geordnet sein: α. durch pensatorisch normierte Metallbestände (Bankowährung),69 β. durch Metallgeld. Primär emittiert worden ist notales Geld ganz regelmäßig als provisorisches (einlösbares) Geld, und zwar in modernen Zeiten typisch als Umlaufsmittel, fast immer als: Banknote, daher durchweg auf schon vorhandene Nominale von Metallwährungen lautend. 1. Natürlich gilt der erste Teil des letzten Satzes nicht in Fällen, wo eine notale Geldart durch eine neue ersetzt wurde, Staatsnoten durch Banknoten oder umgekehrt. Aber dann ist eben keine primäre Emission vorhanden. 2. Zum Eingangssatz von B: Gewiß kann es Tausch- und Zahlmittel geben, die nicht chartal, also weder Münzen noch Urkunden noch andere sachliche Objekte sind: das ist ganz zweifellos. Aber diese wollen wir dann nicht „Geld“, sondern – je nachdem – „Rechnungseinheit“ oder wie immer ihre Eigenart dies nahe legt, nennen. Dem „Gelde“ ist eben dies charakteristisch: daß es an Quantitäten von chartalen Artefakten gebunden ist, – eine ganz und gar nicht „nebensächliche“ und nur „äußerliche“ Eigenschaft.

Im Fall der faktischen Sistierung der Einlösung von bisher provisorischem Gelde ist zu unterscheiden, ob dieselbe von dem Interessenten eingeschätzt wird: – „gilt“: a) als eine transitorische Maßregel, – b) als für absehbare Zeit definitiv. Im ersten Fall pflegt sich, da ja Metallgeld oder Metallbarren zu allen intervalutarischen Zahlungen gesucht sind, ein „Dis­ agio“70 der notalen Zahlmittel gegen die im Nominal gleichen metallischen einzustellen; doch ist dies nicht unbedingt notwen-

68  Max Weber gebraucht den Begriff „Umlaufsmittel“, indem er jetzt Zertifikate ausschließt, in einer anderen Bedeutung als am Anfang des Satzes, wo er seiner Definition S.  238 folgt. 69  Zu „Bankowährung“ vgl. oben, S.  275 mit Hg.-Anm.  69, und S.  371 mit Hg.-Anm.  61. 70  „Disagio“ bezeichnet hier den Betrag, um den eine Geldsorte oder ein Wertpapier im Verkehr niedriger bewertet wird, als der Nennwert bzw. der Zwangskurs beträgt.

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dig, und das Disagio pflegt (aber auch dies wiederum: nicht notwendig, da jener Bedarf ja sehr akut sein kann) mäßig zu sein. Im zweiten Fall entwickelt sich nach einiger Zeit definitive („autogenische“)71 Papiergeldwährung. Von „Disagio“ kann man dann nicht mehr sprechen, sondern (historisch!) von „Entwertung“. Denn es ist dann sogar möglich, daß das Währungsmetall jenes früheren, jetzt des obstruierten Verkehrsgeldes, auf welches die Noten ursprünglich lauteten, aus gleichviel welchen Gründen auf dem Markt sehr stark im Preise gegenüber den intervalutarischen Zahlungsmitteln sinkt, die Papierwährung aber in geringem Grade. Was die Folge haben muß (und in Österreich und Rußland gehabt hat): daß schließlich die frühere Nominalgewichtseinheit (Silber) zu einem „geringeren“ Nominalbetrag in den inzwischen „autogenisch“ gewordenen Noten käuflich war.72 Das ist völlig verständlich. Wenn also auch das Anfangsstadium der reinen Papierwährung intervalutarisch wohl ausnahmslos eine Niedrigerbewertung der Papiernominale | gegenüber der gleichnamigen Silbernominale bedeutete, A 105 – weil sie stets Folge von aktueller Zahlungsunfähigkeit ist, – so hing z. B. in Österreich und Rußland73 die weitere Entwicklung doch 1. von den intervalutarisch sich entwickelnden sog. „Zahlungsbilanzen“, welche die Nachfrage des Auslands nach einheimischen Zahlmitteln bestimmen, – 2. von dem Maß der Papiergeldemissionen, – 3. von dem Erfolg der Emissionsstelle: intervalutarische Zahlungsmittel zu beschaffen (der sog. „Devisenpolitik“) ab. Diese drei Momente konnten und können sich so gestalten und gestalteten sich in diesem Fall so, daß die Schätzung des betreffenden Papiergelds im „Weltmarktverkehr“, d. h. in seiner Relation zum intervalutarischen Zahlmittel (heute: Goldb) sich im Sinn zunehmend stabiler, b A: Geld 71  Knapp, Staatliche Theorie, S.  29 f., 51–56, unterscheidet zwei Arten von chartalen Zahlungsmitteln (Geld): hylogenische und autogenische. Bei hylogenischen erwächst die Geldqualität aus dem stofflichen Gehalt. Bei autogenischen ist der stoffliche Gehalt der Stücke für die Geltung nicht wesentlich. 72  Österreich und Rußland hatten im 19. Jahrhundert, auf Silberwährungen folgend, die sie aus politischen Gründen nicht halten konnten, uneinlösliches Papiergeld. Als am Ende des 19. Jahrhunderts Silber drastisch im Werte sank, ist der Wechselkurs des vom Silber gelösten österreichischen und russischen Papiergeldes gegenüber Goldwährungen stabil geblieben. Für G. F. Knapp war Österreich ein Beweis für die Richtigkeit seiner chartalen Theorie. Im Folgenden schildert Weber in Anlehnung an Knapp die Gründe. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  355 ff.; konzentrierter in: Knapp, Geldtheorie, staatliche, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  613–616. 73  Vgl. dazu Helfferich, Das Geld2, S.  77 ff.

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zeitweise wieder: steigender Bewertung entwickelte, während das frühere Währungsmetall aus Gründen a) der vermehrten und verbilligten Silberproduktion, – b) der zunehmenden Demonetialisierung74 des Silbers zunehmend im Preise, am Gold gemessen, sank. Eine echte („autogenische“) Papierwährung ist eben eine solche, bei welcher auf eine effektive „Restitution“ der alten Einlösungsrelation in Metall gar nicht mehr gezählt wird.

§  35. Daß die Rechtsordnung und Verwaltung des Staats die formale legale und auch die formale regiminale Geltung einer Geldart als „Währung“ im Gebiet ihrer Zwangsgewalt heute bewerkstelligen kann, falls sie selbst in dieser Geldart überhaupt zahlungsfähig bleibt, ist richtig. Sie bleibt es nicht mehr, sobald sie eine bisher „akzessorische“ Geldart oder „provisorische“ zu freiem Verkehrsgeld (bei Metallgeld) oder zu autogenem Papiergeld (bei Notalgeld) werden läßt, weil dann diese Geldarten sich bei ihr so lange aufstauen, bis sie selbst nur noch über sie verfügt, also sie bei Zahlungen aufdrängen muß.

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Von Knapp richtig als das normale Schema der „obstruktionalen“ Währungsänderung dargelegt.75

Damit ist aber natürlich über dessen materiale Geltung, d. h. darüber: in welcher Tauschrelation es zu anderen, naturalen Gütern genommen wird, noch nichts gesagt, also auch nicht darüber: ob und wieweit die Geldverwaltung darauf Einfluß gewin74 Ungewöhnliche Bezeichnung Webers für die Aufhebung der gesetzlichen Zahlkraft von Münzen, eines bestimmten Metalls bzw. den Ausschluß eines Metalls von der weiteren Verwendung zu Münzzwecken. Unten, S.  417, spricht Max Weber von „Demonetisation“; in der Fachsprache waren auch „Demonetarisierung“ oder „Demonetisierung“ gebräuchlich. 75  Georg Friedrich Knapp unterscheidet zwei Arten des Übergangs eines Landes zu einer neuen Währung: die „exaktorische“ und die „obstruktionelle“. Die exaktorische beruht auf freien Entschlüssen der Obrigkeit hinsichtlich der Durchsetzung eines als zweckmäßig erkannten neuen valutarischen Geldes. Die obstruktionelle ist eine durch die Umstände herbeiführte Änderung der Währung. In diesem Fall hat der Staat akzessorisches Geld für Zahlungen an sich zugelassen, ist aber seinerseits verpflichtet, auf Anforderung in valutarischem, endgültigem Geld zu zahlen. Wenn Zahlungen an den Staat vornehmlich in akzessorischem Geld eingehen, kommt es zu der oben, S.  395, beschriebenen „Stauung“ (Obstruktion, Verstopfung), mit der Folge, daß der Staat seinen Verpflichtungen, in valutarischem Geld zu zahlen, nicht nachkommen kann. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  164–202.

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nen kann. Daß die politische Gewalt durch Rationierungen des Konsums, Produktionskontrolle und Höchst- (natürlich auch: Mindest-) Preis-Verordnungen weitgehend auch darauf Einfluß nehmen kann, soweit es sich um im Inland schon vorhandene oder im Inland hergestellte Güter (und: Arbeitsleistungen im Inland) handelt, ist ebenso erfahrungsmäßig beweisbar wie: daß dieser Einfluß auch da seine höchst fühlbaren Grenzen hat76 (worüber anderwärts).77 Jedenfalls aber sind solche Maßnahmen ersichtlich nicht solche der Geldverwaltung. Die modernen rationalen Geldverwaltungen stecken sich vielmehr, der Tatsache nach, ein ganz anderes Ziel: die materiale Bewertung der Inlandswährung in ausländischer Währung, den „Valutakurs“ genannten Börsenpreis der fremden Geldsorten also[,] zu beeinflussen, und zwar, in aller Regel, zu „befestigen“, d. h. möglichst stetig (unter Umständen: möglichst hoch) zu halten. Neben Prestige- und politischen Machtinteressen sind dabei Finanzinteressen (bei Absicht künftiger Auslandsanleihen), außerdem die Interessen sehr mächtiger Erwerbsinteressenten: der Importeure, der mit fremden Rohstoffen arbeitenden Inlandsgewerbe, endlich Konsuminteressen der Auslandsprodukte begehrenden Schichten maßgebend. „Lytrische Politik“ ist unstreitig heute,78 der Tatsache nach, primär intervalutarische Kurspolitik. Auch dies und das Folgende durchaus gemäß Knapp. Das Buch ist formell und inhaltlich eines der größten Meisterstücke deutscher schriftstellerischer Kunst und wissenschaftlicher Denkschärfe. Die Augen fast aller Fachkritiker aber waren auf die (relativ wenigen, freilich nicht ganz unwichtigen) beiseite gelassenen Probleme gerichtet.79 76  Max Weber bezieht sich vermutlich auf Erfahrungen mit der massenhaften Umgehung der staatlichen Preissetzung und den Bewirtschaftungsregeln im Ersten Weltkrieg. 77  Entsprechende Ausführungen liegen nicht vor. 78  Diese, sich an eine zentrale These Knapps anlehnende Behauptung (vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  262 ff.) hatte nur Geltung bis zum Kriegsausbruch 1914. 1919/20 verfolgten die Geldverwaltungen bei flexiblen Wechselkursen primär fiskalische sowie wirtschafts- und sozialpolitische Ziele. Zum Begriff „lytrisch“ vgl. den Glossar-Eintrag, unten, S.  746. 79  Knapps Werk ist von Anfang an auf heftige Kritik und relativ wenig Zustimmung gestoßen. Die Diskussion ist zusammenfassend dargestellt worden in Palyi, Streit (wie

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Während England s. Z. noch vielleicht halb widerwillig in die Goldwährung hineingeriet, weil das als Währungsstoff gewünschte Silber in der Währungsrelation | zu niedrig tarifiert war,80 sind alle anderen modern organisierten und geordneten Staaten unzweifelhaft deshalb entweder zur reinen Goldwährung oder zur Goldwährung mit akzessorischem Silbersperrgeld, oder zur Sperrgeldsilberwährung oder regulierten Notalwährung mit (in beiden Fällen) einer auf Goldbeschaffung für Auslandszahlungen gerichteten lytrischen Politik übergegangen, um eine möglichst feste intervalutarische Relation zum englischen Goldgeld zu erhalten. Fälle des Übergangs zur reinen Papierwährung sind nur im Gefolge politischer Katastrophen, als eine Form der Abhilfe gegen die eigene Zahlungsunfähigkeit im bisherigen Währungsgeld[,] aufgetreten,81 – so jetzt massenhaft.82 Es scheint nun richtig, daß für jenen intervalutarischen Zweck (fester Kurs[,] heute:83 gegen Gold) nicht ausschließlich die eigene effektive Gold-Hylodromie (Chrysodromie)84 das mögliche Mittel ist. Auch das Münzpari chrysodromer chartaler Münzsorten kann aktuell sehr heftig erschüttert werden, – wenn auch die Chance, eventuell durch Versendung und Umprägung

oben, S.  397, Hg.-Anm.  53). Im Vordergrund der Kritik stand, was Friedrich von Wieser wie folgt formulierte: „Der Fortschritt der Knappschen nominalistischen Theorie ist aber damit erkauft, daß sie das Problem der Geldtheorie auf das engste einschränkt.“ Wieser, Theorie, S.  321. 80  Theoretisch wäre eine zu niedrige Tarifierung des Silbers kein Argument dafür gewesen, zur Goldwährung überzugehen. Zu den tatsächlichen Gründen vgl. Helfferich, Das Geld2, S.  64 ff. 81  „Reine Papierwährung“ meint ein System, in dem uneinlösliches Papiergeld gesetzliches Zahlungsmittel ist. In der Regel war Papiergeld zunächst einlöslich, wurde dann aber im Gefolge der Überbeanspruchung der Emission uneinlösliches gesetzliches Zahlungsmittel, wie in den napoleonischen Kriegen in England. Zu Österreich und Rußland vgl. oben, S.  403 mit Hg.-Anm.  72 und 73. 82  Seit 1914, dem Beginn des Ersten Weltkriegs, haben nahezu alle Staaten die ursprünglich vorgesehene Einlösung von Banknoten ausgesetzt, zudem neue Papiergeldarten mit gesetzlicher Zahlkraft eingeführt und den freien internationalen Verkehr mit Edelmetallen unterbunden. 83  Gemeint ist ein etwa zwei Jahrzehnte umfassender Zeitraum vor dem Weltkrieg. 84  Zu „Hylodromie“ vgl. oben, S.  394, sowie den Glossar-Eintrag, unten, S.  744. Den Begriff „Chrysodromie“ (abgeleitet aus chrysos, dem griechischen Wort für Gold, und dromos „Lauf“) prägte Knapp für den Fall, daß die Hylodromie Gold betraf. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  109.

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von Goldc intervalutarische Zahlungsmittel für Leistungen vom ausländischen Verkehr zu erlangen, durch eigene Chrysodromie immerhin sehr stark erleichtert wird und, solange diese besteht, nur durch natürliche Verkehrsobstruktion oder durch Goldausfuhrverbot zeitweise stark gestört werden kann. Andererseits kann aber erfahrungsgemäß85 unter normalen Friedensverhältnissen recht wohl auch ein Papierwährungsgebiet mit geordnetem Rechtszustand, günstigen Produktionsbedingungen und planvoll auf Goldbeschaffungd für Auslandszahlungen gerichteter lytrischer Politik einen leidlich stabilen „Devisenkurs“ erreichen, – wenn auch, ceteris paribus, mit merklich höheren Opfern für: die Finanzen,86 oder: die Goldbedürftigen. (Ganz ebenso läge es natürlich, wenn das intervalutarische Zahlungsmittel Silber wäre, also „Argyrodromie“87 in den Haupthandelsstaaten der Welt herrschte.) §  36. Die typischen elementarsten Mittel der intervalutarischen lytrischen Politik (deren Einzelmaßnahmen sonst hier nicht erörtert werden können) sind: I. in Gebieten mit Gold-Hylodromie: 1. Deckung der nicht in bar1 gedeckten Umlaufsmittel prinzipiell durch Waren-Wechsel, d. h. Forderungen über verkaufte Waren, aus welchen „sichere“ Personen (bewährte Unternehmer) haften, unter Beschränkung der auf eigenes Risiko gehenden Geschäfte der Notenbanken tunlichst auf diese und auf Warenpfandgeschäfte, Depositenannahme- und, daran anschliec A: Geld  d A: Geldbeschaffung 85  Max Weber bezieht sich auf die oben (S.  403) und unten (S.  416) herangezogenen Erfahrungen in Österreich, die von Knapp, Staatliche Theorie, S.  353–394, ausführlich analysiert worden sind. 86  Unten, S.  429, bezeichnet Weber das „Handeln des Verwaltungsstabs als solchem und das von ihm geleitete Handeln“ als „Finanzen“ im weitesten Wortsinn. 87  Ableitend aus dem griechischen argyros: Silber, und dem griechischen dromos: Lauf, prägte Knapp für den Fall, daß Silber das hylische Metall war, diesen Begriff. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  108 f. 1  Als Deckung in „bar“ galten vornehmlich Goldbarren und Goldmünzen mit einem bestimmten Feingehalt. Deutsche Notenbanken durften nach dem Bankgesetz von 1875 darüber hinaus auch Reichskassenscheine und Noten anderer deutscher Notenbanken in die Bardeckung einrechnen.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

ßend, Girozahlungsgeschäfte, endlich: Kassenführung für den Staat; – 2. „Diskontpolitik“ der Notenbanken, d. h. Erhöhung des Zinsabzugs für angekaufte Wechsel im Fall der Chance, daß die Außenzahlungen einen Bedarf nach Goldgeld ergeben, der den einheimischen Goldbestand, insbesondere den der Notenbank, mit Ausfuhr bedroht, – um dadurch Auslandsgeldbesitzer zur Ausnutzung dieser Zinschance anzuregen und Inlandsinanspruchnahme zu erschweren. II. in Gebieten mit nicht goldener Sperrgeldwährung2 oder mit Papierwährung: 1. Diskontpolitik wie bei Nr. I, 2, um zu starke Kreditinanspruchnahme zu hemmen; außerdem: 2. Goldprämienpolitik, – ein Mittel, welches auch in Goldwährungsgebieten mit akzessorischem Silbersperrgeld häufig ist,3 – 3. planvolle Goldankaufspolitik und planvolle Beeinflussung der „Devisenkurse“ durch eigene Käufe oder Verkäufe von Auslandswechseln. Diese zunächst rein „lytrisch“ orientierte Politik kann aber in eine materiale Wirtschaftsregulierung umschlagen. Die Notenbanken können, durch ihre große Machtstellung innerhalb der Kredit gebenden Banken, welche in sehr vielen Fällen ihrerseits auf den Kredit der Notenbank angewiesen sind, dazu beitragen, die Banken zu veranlassen: den „Geldmarkt“, d. h. die Bedingungen kurzfristigen (Zahlungs- und Betriebs-) Kredits einheitlich zu regulieren und von da aus zu einer planmäßigen Regulierung des Er|werbskredits, dadurch aber: der 2  Gemeint sind Länder mit Silberwährung, in denen die Ausprägung des Silbers und damit die Bestimmung der Menge des im Umlauf befindlichen Währungsgeldes ausschließlich in der Hand der Geldbehörden liegt, wie seit 1893 in Britisch-Indien (vgl. oben, S.  398 mit Hg.-Anm.  60). 3  Goldprämienpolitik ist vor dem Weltkrieg vornehmlich von Frankreich, einem Goldwährungsland mit akzessorischem Sperrgeld in Gestalt der Fünffrankenstücke, betrieben worden. Um eine Goldausfuhr zu behindern, wurden von der französischen Zentralbank ihre Noten oder die Fünffrankenstücke nicht ohne weiteres in die Goldmünzen des betreffenden Staates, sondern nur in Barren oder unter Umständen in abgenützten Münzen fremder Staaten eingelöst und dabei indirekt ein Preiszuschlag erhoben. Doch hat es auch direkte Zuschläge auf den an sich gesetzlich festgelegten Goldpreis gegeben. Vgl. Mises, Theorie des Geldes, S.  449–458.

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Richtung der Gütererzeugung, fortzuschreiten:4 die bisher am stärksten einer „Planwirtschaft“ sich annähernde Stufe5 kapitalistischer, formal voluntaristischere,6 materialer Ordnung des Wirtschaftens innerhalb des Gebiets des betreffenden politischen Verbandes. Diese vor dem Kriege typischen Maßregeln bewegten sich alle auf dem Boden einer Geldpolitik, die primär von dem Streben nach „Befestigung“, also Stabilisierung, wenn aber eine Änderung gewünscht wurdef (bei Ländern mit Sperrgeld- oder Papierwährung)[,] am ehesten: glangsame Hebungg, des intervalutarischen Kurses ausging, also letztlich an dem hylodromischen Geld des größten Handelsgebiets7 orientiert war. Aber es treten an die Geldbeschaffungsstellen auch mächtige Interessenten heran, welche durchaus entgegengesetzte Absichten verfolgen. Sie wünschen eine lytrische Politik, welche 1. den intervalutarischen Kurs des eigenen Geldes senkth, um Exportchancen für Unternehmer zu schaffen, und welche 2. durch Vermehrung der Geldemissionen, also: Argyrodromie neben (und das hätte bedeutet: statt) Chrysodromie und eventuell: planvolle Papiergeldemissionen[,] die Austauschrelation des Geldes gegen Inlandsgüter senkt, was dasselbe ist: den Geld-(Nominal-)Preis der Inlandsgüter steigert. Der Zweck war: Gewinnchancen für die erwerbsmäßige Herstellung solcher Güter, deren Preishebung, berechnet in Inlandnominalen, als wahrscheinlich schnellste Folge der Vermehrung des Inlandgeldes und damit seiner Preissenkung in der intervalutarischen

e A: valutaristischer  f A: wurde –  g Lies: nach langsamer Hebung  h A: senkte 4  Das von Max Weber Gemeinte ist ausführlich in dem Max Weber gewidmeten Werk von Plenge, Diskontpolitik, behandelt worden. 5  Die Zeitangabe „bisher“ läßt vermuten, daß der Text noch vor den Erfahrungen mit der Planwirtschaft im Weltkrieg verfaßt worden ist. 6 „Voluntaristisch“ nennt Weber oben, S.  248, eine durch Interessenlage herbeigeführte materiale Marktregulierung bei formaler Marktfreiheit. „Valutarisch“ in der überlieferten Druckfassung wurde emendiert. 7  Gemeint ist das britische Pfund, in dem der größte Teil des internationalen Handels abgerechnet wurde.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

Relation angesehen wurde. Der beabsichtigte Vorgang wird als „Inflation“ bezeichnet.8 Es ist nun einerseits: 1. zwar (der Tragweite nach) nicht ganz unbestritten, aber sehr wahrscheinlich: daß auch bei (jeder Art von) Hylodromie im Fall sehr starker Verbilligung und Vermehrung der Edelmetallproduktion (oder des billigen Beuteerwerbs von solchen) eine fühlbare Tendenz zu einer Preishebung wenigstens für viele, vielleicht: in verschiedenem Maß für alle, Produkte in den Gebieten mit Edelmetallwährung entstand.9 Andererseits steht als unbezweifelte Tatsache fest: 2. daß lytrische Verwaltungen in Gebieten mit (autogenischem) Papiergeld, in Zeiten schwerer finanzieller Not (insbesondere: Krieg) in aller Regel ihre Geldemissionen lediglich an ihren finanziellen Kriegsbedürfnissen orientieren. Ebenso steht freilich fest, daß Länder mit Hylodromie oder mit metallischem Sperrgeld in solchen Zeiten nicht nur – was nicht notwendig zu einer dauernden Währungsänderung führte – die Einlösung ihrer notalen Umlaufsmittel sistierteni, sondern ferner auch durch rein finanziell (wiederum: kriegsfinanziell) orientierte Papiergeldemissionen zur definitiven reinen Papierwährung übergingen und dann das akzessorisch gewordene Metallgeld

i A: zu sistieren 8  Der Begriff „Inflation“, in den 1860er Jahren in den USA geprägt, ist in Deutschland erst im Verlauf des Krieges in Wissenschaft und Umgangssprache gebräuchlich geworden. Gemeint war meist eine politisch gewollte Geldvermehrung, noch nicht ein Ansteigen der Güterpreise bzw. Sinken des Wechselkurses der Währung. Diese wurden als Wirkung von Inflation (im Sinne der bewußten Geldvermehrung) verstanden. Zur Begriffsgeschichte und zum Stand der Diskussion bei Kriegsende vgl. Eulenburg, Franz, Inflation. (Zur Theorie der Kriegswirtschaft. II), in: AfSSp, Band  45, Heft 3, 1919, S.  477–526 (hinfort: Eulenburg, Inflation); Singer, Kurt, Inflation, in: HdStW4, Band  5, 1923, S.  444–446. 9  Max Weber bezieht sich auf die anhaltende Fachdiskussion über die Ursachen der seit dem 16. Jahrhundert wiederholt beobachteten Phasen auffälliger allgemeiner Preissteigerungen. Diese schienen mit der Erschließung neuer Edelmetallvorkommen zusammenzufallen, im 19. Jahrhundert insbesondere 1850 bis 1873 nach der Entdeckung der reichen Goldlager in Kalifornien und Australien und 1895 bis 1914 nach den Funden in Südafrika. Vgl. u. a. Lexis, Wilhelm, Gold und Goldwährung, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  32–44; Helfferich, Das Geld2, S.  88–116.

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infolge der Ignorierung seines Agio10 bei der Tarifierung im Verhältnis zum Papiernominale lediglich außermonetär verwertet werden konnte und also monetär verschwand.11 Endlich steht fest: daß in Fällen eines solchen Wechsels zur reinen Papierwährung und hemmungslosen Papiergeldemission der Zustand der Inflation mit allen Folgen tatsächlich in kolossalem Umfang eintrat.12 Beim Vergleich aller dieser Vorgänge (1 und 2) zeigt sich: A. Solange freies Metall-Verkehrsgeld besteht, ist die Möglichkeit der „Inflation“ eng begrenzt: 1. „mechanisch“ dadurch: daß das jeweilig für monetäre Zwecke erlangbare Quantum des betreffenden Edelmetalls, wenn auch in elastischer Art, so doch letztlich fest begrenzt ist, – 2. ökonomisch (normalerweise) dadurch: daß die Geldschaffung lediglich auf Initiative von privaten Interessenten erfolgt, also das Ausprägungsbegehren an Zahlungsbedürfnissen der marktorientierten Wirtschaft orientiert ist. 3. Inflation ist dann nur durch Verwandlung bisherigen MetallSperrgeldes (z. B. heute: Silbers in den Goldwährungsländern) in freies Verkehrsgeld | möglich, in dieser Form allerdings bei stark verbilligter und gesteigerter Produktion des Sperrgeldmetalls sehr weitgehend. 4. Inflation mit Umlaufsmitteln ist nur als sehr langfristige, allmähliche Steigerung des Umlaufs durch Kreditstundung 10 Agio (ital.), Aufgeld, Betrag, um den eine Geldsorte oder ein Wertpapier höher bezahlt wird, als dem Nennwert entspricht. 11 Weber faßt die bereits oben in verschiedenen Zusammenhängen angedeuteten Erfahrungen mit der Finanzierung von Kriegen in Preußen, Österreich, Großbritannien, Rußland, China und den USA zusammen. 12 Neben der französischen Assignatenwirtschaft und der Papiergeldwirtschaft im amerikanischen Bürgerkrieg (vgl. oben, S.  348, Hg.-Anm.  7 und 8) sind vermutlich die im Weltkrieg beginnenden und sich in Rußland, Deutschland und den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach Friedensschluß beschleunigenden Inflationen gemeint. Bis März/April 1920 (Termin für die Ablieferung der korrigierten Druckfahnen) war der Index der Großhandelspreise im Deutschen Reich auf das 17-Fache der Preise zu Kriegsbeginn gestiegen. Vgl. Zahlen zur Geldentwertung in Deutschland 1914 bis 1923. Bearbeitet im Statistischen Reichsamt (Sonderhefte zu Wirtschaft und Statistik, 5. Jg., Sonderheft 1). – Berlin: Reimar Hobbing 1925 (hinfort: Zahlen zur Geldentwertung), S.  5 und 16.

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denkbar, und zwar elastisch, aber letztlich doch fest durch die Rücksicht auf die Solvenz der Notenbank begrenzt.13 Akute Inflationschance liegt hier nur bei Insolvenzgefahr der Bank vor, also normalerweise wiederum: bei kriegsbedingter Papiergeldwährung.

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Sonderfälle, wie die durch Kriegsexporte bedingte „Inflation“ Schwedens mit Gold sind so besonders gelagert, daß sie hier beiseite gelassen werden.14

B. Wo einmal autogenische Papierwährung besteht, ist die Chance vielleicht nicht immer der Inflation selbst, – denn im Krieg gehen fast alle Länder bald zur Papierwährung über, – wohl aber meist der Entfaltung der Folgen der Inflation immerhin merklich größer. Der Druck finanzieller Schwierigkeiten und derk infolge der Inflationspreise gestiegenen Gehalt- und Lohnforderungen und sonstigen Kosten begünstigt recht fühlbar die Tendenz der Finanzverwaltung, auch ohne absoluten Zwang der Not und trotz der Möglichkeit, sich durch starke Opfer ihnen zu entziehen, die Inflation weiter fortzusetzen. Der Unterschied ist – wie die Verhältnisse der Entente15 einerseits, Deutschlands zweitens, Österreichs und Rußlands drittens zeik A: die 13  Das von Weber mit „Kreditstundung“ (bei Emission von Banknoten) Gemeinte ist nicht mit Sicherheit zu erschließen. Ludwig v. Mises nennt als ausschlaggebenden Grund für die Regel, nur Wechsel (Kredite kurzer Frist) zur kreditären Deckung von Banknoten zuzulassen, daß damit eine gewisse Begrenzung der Höhe der Emission gewährleistet sei. „Wären Hypotheken und Staatsrenten ohne weiteres als geeignete Grundlage für die Ausgabe von Umlaufsmitteln anerkannt, dann würde die Ausgabe der Umlaufsmittel ins Schrankenlose gehen.“ Vgl. Mises, Theorie des Geldes, S.  390. 14  Schweden hatte während des Weltkriegs einen Exportüberschuß, der zunächst zu erheblichen Teilen in Gold ausgeglichen wurde. Doch war der Anstieg der Großhandelspreise auf das Dreifache nur zum geringen Teil auf die Goldzufuhr zurückzuführen. Vgl. Neustätter, Hanna, Schwedische Währung während des Weltkrieges. – München: Drei Masken Verlag 1920; Cassel, Gustav, Das Geldwesen nach 1914 (Schriften des Weltwirtschafts-Instituts der Handels-Hochschule Leipzig, Band  1). – Leipzig: G. A. Gloeckner 1925 (hinfort: Cassel, Geldwesen), S.  63–74. 15  Im engeren Sinn das 1904 geschlossene Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich (Entente cordiale) bzw. das 1907 durch Einbeziehung Rußlands in die Triple Entente verwandelte Militärbündnis, dem im Verlauf des Krieges weitere Gegner der Mittelmächte beitraten; schließlich umgangssprachlich alle Kriegsgegner der Mittelmächte, auch wenn sie der Entente nicht förmlich angehörten.

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genl – gewiß nur ein quantitativer, aber immerhin doch fühlbar.16 Lytrische Politik kann also, insbesondere bei akzessorischem Metallsperrgeld oder bei Papierwährung[,] auch Inflationspolitik (sei es plurametallistische oder sei es „papieroplatische“)17 sein. Sie ist es in einem am intervalutarischen Kurs relativ so wenig interessierten Lande, wie Amerika, eine Zeitlang in ganz normalen Zeiten ohne alles und jedes Finanzmotiv wirklich gewesen.18 Sie ist es heute unter dem Druck der Not in nicht wenigen Ländern, welche die Kriegszahlmittelinflation über sich ergehen ließen, nach dem Krieg geblieben. Die Theorie der Inflation ist hier nicht zu entwickeln. Stets bedeutet sie zunächst eine besondere Art der Schaffung von Kaufkraft bestimmter Interessenten. Es soll nur festgestellt werden: daß die material planwirtschaftliche rationale Leitung der lytrischen Politik, die scheinbar bei Verwaltungsgeld, vor allem Papiergeld, weit leichter zu entwickeln wäre, doch gerade besonders leicht (vom Standpunkt der Kursstabilisierung aus) irrationalen Interessen dient. l A: zeigen, 16  In den USA und England setzte sich der dort relativ milde Inflationsprozeß bis 1920 fort. Frankreich und Italien erleichterten sich die finanzielle Liquidation des Krieges, indem sie ihre Währungen erst 1926 bzw. 1927 (auf dem Niveau von 20 bis 25 Prozent des Vorkriegswertes) stabilisierten. Österreich, Ungarn, Polen und die Sowjetunion befanden sich 1920 bereits im Stadium der Hyperinflation, während sich in Deutschland das Inflationstempo nach Kriegsschluß zwar erhöht hatte, die Hyperinflation mit völliger Entwertung der Mark aber erst 1922 einsetzte. Vgl. Cassel, Geldwesen (wie oben, S.  412, Hg.-Anm.  14); Nurkse, Ragnar, The Course and Control of Inflation. A Review of Monetary Experience in Europe after World War I. (League of Nations. Economic, Financial and Transit Department). – o.  O.: League of Nations 1946, S.  87 ff. 17  Georg Friedrich Knapp unterscheidet „metalloplatisches“ und „papiroplatisches“ Geld. „Platisch“ bezieht sich auf die Gestalt aller chartalen Zahlungsmittel, deren Wertzeichen sich nach Knapp auf „Platten“ – aus Metall oder Papier – befinden. Knapp gibt den ausdrücklichen Hinweis: „lies papyroplatisches Geld“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  396). Ob Max Weber absichtlich „papieroplatisch“ schrieb oder es sich um einen Druckfehler handelt, läßt sich nicht mehr feststellen. 18  Zu den wirtschaftlichen Zielen der von den „Inflationisten“ in den USA gewünschten Vermehrung von Papiergeld bzw. Wiedereinführung der freien Ausprägung von Silber vgl. Prager, Max, Die Währungsfrage in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Eine wirtschaftsgeschichtliche Studie (Münchener Volkswirtschaftliche Studien, hg. von Lujo Brentano und Walther Lotz, Band  23). – Stuttgart: Cotta 1897; Mises, Theorie des Geldes, S.  262–279.

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Denn formale verkehrswirtschaftliche Rationalität der lytrischen Politik und damit: des Geldwesens könnte, entsprechend dem bisher durchgehend festgehaltenen Sinn, nur bedeuten: die Ausschaltung von solchen Interessen, welche entweder 1. nicht marktorientiert sind, – wie die finanziellenm, – oder 2. nicht an tunlichster Erhaltung stabiler intervalutarischer Relationen als optimale Grundlage rationaler Kalkulation interessiert sind, – sondern im Gegenteil an jener bestimmten Art der Schaffung von „Kaufkraft“ jener Kategorien von Interessenten durch das Mittel der Inflation und ihrer Erhaltung auch ohne Zwang der Finanzen. Ob dieser letzte Vorgang zu begrüßen oder zu tadeln ist, ist natürlich keine empirisch zu beantwortende Frage. Aber sein empirisches Vorkommen steht fest. Und darüber hinaus: eine an materialen sozialen Idealen orientierte Anschauung kann sehr wohl gerade die Tatsache: daß die Geld- und Umlaufsmittelschaffung in der Verkehrswirtschaft Angelegenheit des nur nach „Rentabilität“ fragenden Interessentenbetriebs ist, nicht aber orientiert ist an der Frage nach dem „richtigen“ Geldquantum und der „richtigen“ Geldart, zum Anlaß der Kritik nehmen. Nur das Verwaltungsgeld kann man, würde sie mit Recht argumentieren, „beherrschen“, nicht: das Verkehrsgeld. Also ist ersteres, vor allem aber: das billig in beliebigen Mengen und Arten zu schaffende Papiergeld, das spezifische Mittel, überhaupt Geld unter – gleichviel welchen – material rationalen Gesichts|punkten zu schaffen. Die Argumentationn – deren Wert gegenüber der Tatsache: daß „Interessen“ der einzelnen, nicht „Ideen“ einer Wirtschaftsverwaltung, künftig wie heut die Welt beherrschen werden, natürlich seineo Schranken phat –p ist doch formal logisch schlüssig. Damit aber ist der mögliche Widerstreit der (im hier festgehaltenen Sinn) formalen und der (gerade für eine von jeder hylodromischen Rücksicht auf das Metall völlig qgelöste lytrischeq Verwaltung theoretisch konstruierbaren) materialen Rationalität auch an diesem Punkt gegeben; und darauf allein kam es an. m Lies: staatsfinanziellen  n A: Argumentation,  o A: ihre  p A: hat,  q A: gelösten lytrischen

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§ 36.  Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes

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Ersichtlich sind diese gesamten Auseinandersetzungen eine freilich nur in diesem Rahmen gehaltene und auch innerhalb seiner höchst summarischer, alle Feinheiten ganz beiseite lassendes Diskussion mit G[eorg] F[riedrich] Knapps prachtvollem Buch: „Staatliche Theorie des Geldes“ (1.  Aufl. 1905, inzwischen 2.  Aufl.).19 Das Werk ist sofort, entgegen seiner Absicht, aber vielleicht nicht ganz ohne seine Schuld, für Wertungen ausgeschlachtet und natürlich besonders von der „papieroplatischen“20 lytrischen Verwaltung Österreichs stürmisch begrüßt worden.21 Die Ereignisse haben der Knappschen Theorie in keinem Punkte „Unrecht“ gegeben, wohl aber gezeigt, was ohnehin feststand: daß sie allerdings nach der Seite der materialen Geldgeltung unvollständig ist. Dies soll nachfolgend etwas näher begründet werden. aExkurs

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über die staatliche Theorie des Geldes.

Knapp weist siegreich nach:22 daß jede sowohl unmittelbar staatliche als staatlich regulierte „lytrische“ (Zahlmittel-)Politik der letzten Zeit beim Bestreben zum Übergang zur Goldwährung oder einer ihr möglichst nahestehenden, indirekt chrysodromischen, Währung „exodromisch“:23 durch Rücksicht auf den Valutakurs der eignen in fremder, vor allem: englischer, r A: summarischen  s A: lassenden  a–a  (S.  447) Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  689–709. 19 Knapp, Staatliche Theorie2, war 1918 erschienen. Der Text der ersten Auflage blieb nahezu unverändert. Nachträge betreffen die österreichischen Zollzahlungen, Änderungen im österreichischen und deutschen Geldwesen bis 1914 sowie ergänzende Begründungen, warum die „Staatliche Theorie“ den Begriff Geldwert nicht braucht. In einem Anhang führt Knapp die ihm bekannt gewordene Literatur über die „Staatliche Theorie“, einschließlich kritischer Besprechungen auf. 20  Zu Begriff und Schreibweise vgl. oben, S.  413, Hg.-Anm.  17. 21  Max Weber bezieht sich vermutlich auf eine Bemerkung Knapps im oben (Hg.Anm.  19) erwähnten Anhang in der 2. Auflage: „Die früheste lebhafte Zustimmung rührt von Dr. L. Calligaris her, der als Beamter in der Österreich-ungarischen Bank in Wien tätig war und über das österreichische Geldwesen geschrieben hat.“ (Knapp, Staatliche Theorie2, S.  446). Vgl. Calligaris, Ludwig, Staatliche Theorie des Geldes. Ein wissenschaftliches Urteil über die Währungsreform, in: Österreichische Rundschau, Band  7, Heft 80 vom 10. Mai 1906, S.  43–50; ders., Helfferich über Knapp, in: BankArchiv, 5. Jg., 1911, S.  268–270. Zur österreichischen Papiergeldwährung vgl. oben, S.  403, Hg.-Anm.  73. 22  Daß sich die Gedanken des Buches von Knapp „siegreich durchsetzen“ werden, schrieb Max Weber dem Autor bereits nach der Lektüre der Erstauflage. Vgl. Brief Max Webers an Georg Friedrich Knapp vom 22. Juli 1906, MWG II/5, S.  117. 23  „Exodromisch bedeutet, daß es sich um die Bewegung des Kurses zwischen dem Inlande und dem Auslande handelt.“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  231). Unten, S.  418, definiert Max Weber: am intervalutarischen Kurs orientiert.

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Währung, bestimmt war.24 Wegen des „Münzparis“ mit dem größten Handelsgebiet und dem universellsten Zahlungsvermittler im Weltverkehr, dem Goldwährungslande England[,] demonetisierte zuerst Deutschland das Silber, verwandelten dann Frankreich, die Schweiz und die anderen Länder des „Münzbundes“, ebenso Holland, schließlich Indien, ihr bis dahin als freies Verkehrsgeld behandeltes Silber in Sperrgeld und trafen weiterhin indirekt chrysodromische Einrichtungen für Außenzahlungen, taten Österreich und Rußland das gleiche, trafen die „lytrischen“ Verwaltungen dieser Geldgebiete mit „autogenischem“ (nicht einlöslichemb, also selbst als Währung fungierendemc) Papiergeld ebenfalls indirekt chrysodromische Maßregeln, um wenigstens ins Ausland tunlichst jederzeit in Gold zahlen zu können.25 Auf den (tunlichst) festen intervalutarischen Kurs allein also kam es ihnen in der Tat an. Deshalb meint Knapp: nur diese Bedeutung habe die Frage des Währungsstoffs und der Hylodromie überhaupt. Diesem „exodromischen“ Zweck aber genügten, schließt er, jene anderen indirekt chrysodromischen Maßregeln (der Papierwährungsverwaltungen) ebenso wie die direkt hylodromischen Maßregeln (siehe Österreich und Rußland!). Das ist zwar – ceteris paribus – für die Hylodromien keineswegs unbedingt wörtlich richtig. Denn solange keine gegenseitigen Münzausfuhrverbote zwischen zwei gleichsinnig hylodromischen (entweder beide chryso- oder beide argyrodromischen) Währungsgebieten bestehen, erleichtert dieser Tatbestand der gleichsinnigen Hylodromie die Kursbefestigung doch unzweifelhaft ganz erheblich. Aber soweit es wahr ist – und es ist unter normalen Verhältnissen in der Tat weitgehend wahr –, beweist es doch noch nicht: daß bei der Wahl derd „Hyle“ (Stoff)26 des Geldes, heute also vor allem der Wahl einerseits zwischen metallischem (heute vor allem: goldenem oder silbernem Geld) und andererseits notalem Gelde (die Spezialitäten des Bimetallismus und des Sperrgeldes, die

b A: einlöslichen  c A: fungierenden  d A: des 24  Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  266: „Nicht die Goldwährung als solche breitete sich seit 1871 aus, sondern die englische Geldverfassung tat es – und sie war sozusagen zufällig Goldwährung.“ 25 Max Weber faßt den Inhalt von Knapps Ausführungen zu den Änderungen der Währungsordnungen der genannten Länder in Hinblick auf den Anschluß an das Goldwährungsland England zusammen. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  203–287, sowie die Detailschilderungen zu Frankreich (S.  305 ff.), Deutschland (S.  324 ff.) und Österreich (S.  353 ff.). Die Maßnahmen sind zum Teil von Weber oben in den §§  32 ff., S.  382 ff., angesprochen worden. Zum Münzbund vgl. oben, S.  396 mit Hg.-Anm.  52. 26  Zu Knapps Begriff „Hylodromie“ vgl. oben, S.  394, Hg.-Anm.  46, sowie den Glossar-Eintrag, unten, S.  744. Max Weber verwendet den Begriff „Hyle“ hier anders, bezogen auf jeglichen Geldstoff, also auch Papier. Doch räumt er sogleich ein, daß Papier nicht hylodromisch sein könne.

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früher besprochen sind,27 lassen wir jetzt füglich einmal beiseite)[,] nur jener Gesichtspunkt in Betracht kommen könne. Das hieße: daß Papierwährung im übrigen der metallischen Währung gleichartig fungiere. Schon formell ist der Unterschied bedeutend: Papiergeld ist stets das, was Metallgeld nur sein kann, nicht: sein muß, „Verwaltungsgeld“; Papiergeld kann (sinnvollerweise!) nicht hylodromisch sein. Der Unterschied zwischen „entwerteten“ Assignaten und künftig vielleicht, bei universeller Demonetisation, einmal ganz zum industriellen Rohstoff „entwerteten“ Silber ist nicht gleich Null (wie übrigens auch Knapp gelegentlich zugibt).28 Papier war und ist gerade jetzt (1920) so gewiß wenig wie ein Edelmetall ein „beliebig“ jederzeit vorrätiges Gut.29 Aber der Unterschied 1. der objektiven Beschaffungsmöglichkeit und 2. der Kosten der Beschaffung im Verhältnis zum in Betracht kommenden Bedarf ist dennoch so kolossal, die | Metalle sind an die gegebenen Bergvorkommnisse immerhin relativ so A 110 stark gebunden, daß er den Satz gestattet: Eine „lytrische“ Verwaltung konnte (vor dem Kriege!) papierenes Verwaltungsgeld (verglichen sogar mit kupfernem – China –, vollends: mit silbernem, erst recht: mit goldenem) unter allen normalen Verhältnissen wirklich jederzeit, wenn sie den Entschluß faßte, in (relativ) „beliebig“ großen Stück-Quantitäten herstellen. Und mit (relativ) winzigen „Kosten“. Vor allem: in rein nach Ermessen bestimmter nominaler Stückelung, also: in beliebigen, mit dem Papierquantum außer Zusammenhang stehenden Nominalbeträgen. Das letztere war offenbar bei metallischem Gelde überhaupt nur in Scheidegeldform, also nicht entfernt in gleichem Maß und Sinn der Fall. Bei Währungsmetall nicht. Für dieses war die Quantität der Währungsmetalle eine elastische, aber doch schlechthin „unendlich“ viel festere Größe als die der Papierherstellungsmöglichkeit. Also schuf sie Schranken. Gewiß: wenn sich die lytrische Verwaltung ausschließlich exodromisch, am Ziel des (möglichst) festen Kurses orientierte, dann hatte sie gerade bei der Schaffung notalen Geldes wenn auch keine „technischen“, so doch normativ fest gegebene Schranken: das würde Knapp wohl einwenden.30 Und darin hätte er formal 27  Siehe oben, S.  396–400. 28 Ein entsprechendes Zitat konnte nicht nachgewiesen werden. In ähnlichem Zusammenhang sagt Weber unten, S.  423: „Daß gar kein Unterschied zwischen der ‚Entwertung‘ des Silbers und der ‚Entwertung‘ von Assignaten stattfinde, wird gerade Knapp nicht behaupten.“ 29  Die im Krieg einsetzende Verknappung von Papier beeinflußte auch den Druck der 1. Lieferung des GdS; vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  80. 30  So hat es Knapp vielfach behauptet, ohne für eine Papierwährung zu werben. „Wir schlagen es [uneinlösliches Papiergeld, Hg.] durchaus nicht vor, sondern behaupten nur, daß man sich’s denken kann – und daß alsdann der intervalutarische Kurs fest wäre, so lange man diese Einrichtung beibehielte.“ (Knapp, Staatliche Theorie, S.  280). „Aber kehren wir auf den festen Boden der Wirklichkeit zurück. Nicht alles,

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– aber eben nur formal – recht. Wie stand es mit „autogenischem“ Papiergeld? Auch da, würde Knapp sagen, die gleiche Lage (siehe Österreich und Rußland): „Nur“ die technisch-„mechanischen“ Schranken der Metallknappheit fehlten. War das bedeutungslos? Knapp ignoriert die Frage.31 Er würde wohl sagen, daß „gegen den Tod“ (einer Währung) „kein Kraut gewachsen ist“. Nun aber gab und gibt es (denn wir wollen von der momentanen absoluten Papierherstellungsobstruktion hier einmal absehen) unstreitig sowohl 1. eigne Interessen der Leiter der politischen Verwaltung – die auch Knapp als Inhaber oder Auftraggeber der „lytrischen“ Verwaltung voraussetzt –, wie 2. auch private Interessen, welche beide keineswegs primär an der Erhaltung des „festen Kurses“ interessiert, oft sogar – pro tempore wenigstens – geradezu dagegen interessiert sind. Auch sie können – im eigenen Schoß der politisch-lytrischen Verwaltung oder durch einen starken Druck von Interessenten auf esie –e wirksam auf den Plan treten und „Inflationen“ – das würde für Knapp (der den Ausdruck streng vermeidet)32 nur heißen dürfen: anders als „exodromisch“ (am intervalutarischen Kurs) orientiertef und darnach „zulässige“ notale Emissionen –g vornehmen. Zunächst finanzielle Versuchungen: eine durchschnittliche „Entwertung“ der deutschen Mark durch Inflation auf 1/20 im Verhältnis zu den wichtigsten naturalen Inlandsvermögensstücken würde, wenn erst einmal die „Anpassung“ der Gewinne und Löhne an diese Preisbedingungen hergestellt, also alle Inlandskonsumgüter und alle Arbeit 20 mal so hoch bewertet würden (nehmen wir hier an!), für alle diejenigen, die in dieser e A: sie,  f A: orientierten  g  Gedankenstrich fehlt in A; sinngemäß ergänzt. was möglich oder denkbar ist, kann empfohlen werden. Die Theorie muß auch zeigen, was unter dem Möglichen das Zweckmäßige ist. Und dies wird leicht zu sagen sein. Es ist durchaus das Beste, beim hylogenischen Gelde zu bleiben, so lange es geht.“ Ebd., S.  282. 31  Knapp spricht das Thema indirekt an. Der seiner Meinung nach einzig haltbare Grund an einer Metallwährung festzuhalten, sei, daß bei ihr der Glaube aller Beteiligten an die Einhaltung eines bestimmten Wechselkurses ein festerer ist. Und sei es aus den falschen, von den „Metallisten“ behaupteten Gründen. „Wenn es aber klar ist, daß wir die Geldsysteme aus exodromischen Gründen wählen, dann sind zwar alle Methoden zur Befestigung des intervalutarischen Kurses zulässig, aber diejenige Methode verdient einen Vorzug, welche am leichtesten von allen Seiten gebilligt wird – und politisch ist es gleichgültig, ob dabei auch Vorurteile mitspielen.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  283. 32  Knapp war kein Sonderfall. Auch Helfferich, Das Geld2, Mises, Theorie des Geldes und Wieser, Theorie, sprechen nicht von „Inflation“, allenfalls – in polemischer Absicht – von „Inflationismus“. Mises äußert noch 1925 erhebliche Bedenken gegen den Begriff (vgl. Mises, Ludwig von, Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, 2. neubearb. Aufl. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1924, S.  224 f.). Zur Verwendung des Begriffs „Inflation“ vor dem Weltkrieg vgl. oben, S.  410, Hg.-Anm.  8.

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glücklichen Lage wären, ja eine Abbürdung der Kriegsschulden33 in Höhe von 19/20h sein. Der Staat aber, der nun von den gestiegenen (Nominal-) Einkommen entsprechend gestiegene (Nominal-)Steuern erhöbe, würde wenigstens eine recht starke Rückwirkung davon spüren. Wäre dies nicht verlockend? Daß „jemand“ die „Kosten“ zahlen würde[,] ist klar. Aber nicht: der Staat oder jene beiden Kategorien.34 Und wie verlockend wäre es gar, eine alte Außenschuld den Ausländern in einem Zahlmittel, das man beliebig höchst billig fabriziert, zahlen zu können! Bedenken stehen – außer wegen möglicher politischer Interventionen – bei einer reinen Außenanleihe freilich wegen Gefährdung künftiger Kredite im Wege, – aber das Hemd ist ja doch recht oft dem Staat näher als der Rock. Und nun gibt es Interessenten unter den Unternehmern, denen eine Preissteigerung ihrer Verkaufsprodukte durch Inflation auf das Zwanzigfache nur recht wäre, falls dabei – was sehr leicht möglich ist – die Arbeiter, aus Machtlosigkeit oder weil sie die Lage nicht übersehen oder warum immer, „nur“ 5- oder „nur“ 10 „mal so hohe“ (Nominal-) Löhne erhalten. Derartige rein finanzmäßig bedingte akute „Inflationen“ pflegen von den Wirtschaftspolitikern stark perhorresziert zu werden. In der Tat: mit exodromischer Politik Knappscher Art sind sie nicht vereinbar. Während im Gegensatz dazu eine planmäßige ganz allmähliche Vermehrung der Umlaufsmittel, wie sie unter Umständen die Kreditbanken durch Erleichterung des Kredits vornehmen, gern angesehen wird als im Interesse vermehrter „Anregung“ des spekulativen Geistes – der erhofften Profitchancen, heißt das –: damit der Unternehmungslust und also der kapitalistischen Güterbeschaffung durch Anreiz zur „Dividenden-Kapitalanlage“ statt der „Rentenanlage“ von freien Geldmitteln.35 Wie steht es aber bei ihr mit der h A: 1/20 33  Gemeint sind die in allen kriegführenden Staaten aufgenommenen Schulden zur Finanzierung der Ausgaben – noch ohne die Reparationsschulden der Kriegsverlierer. Die deutsche Reichsregierung schätzte im März 1919, daß die Reichsschuld von Ende 1913 bis Ende 1918 von 5 Mrd. Mark auf ca. 150 Mrd. Mark gestiegen sei. Vgl. Denkschrift des Reichsministers der Finanzen Schiffer über „Die Finanzen des deutschen Reiches in den Rechnungsjahren von 1914 bis 1918.“ Vom 12. März 1919. Drucksachen der Verfassunggebenden Nationalversammlung Nr.  158; abgedruckt in: FinanzArchiv, Jg. 36, Heft 2, 1919, S.  233–257, bes. S.  248. 34  Auf welche „beiden Kategorien“ sich Max Weber bezieht, ist nicht mit Sicherheit zu erschließen. Vermutlich meint er die zuvor erwähnten Gewinne aus dem Verkauf von Inlandskonsumgütern und die Löhne – unter der oben erwähnten Bedingung, daß die Anpassung an die Preiserhöhungen gelingt. Daß damit in der Realität kaum zu rechnen war, wird im Folgenden ausgeführt. 35 In ähnlichem Sinne vgl. Eulenburg, Inflation (wie oben, S.   410, Hg.-Anm.   8), S.  511 ff. Der Engländer Thomas Attwood (1783–1856) gilt als der erste, der sich für eine flexibel gesteuerte Papiergeldemission zum Zwecke der Belebung der Wirtschaftsaktivität eingesetzt hat. Seine Ideen galten bis in die Zeit nach dem Ersten

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exodromischen Orientiertheit? Ihre eigene Wirkung aber: jene „Anregung der Unternehmungslust“ mit ihren Folgen vermag die sogenannte „Zahlungsbilanz“ („pantopolisch“)i im Sinn der Steigerung oder doch der Hinderung der Senkung des Kurses der eigenen Währung zu beeinflussen. Wie oft? wie stark? ist eine andere Frage. Ob eine finanzmäßig bedingte, nicht A 111 akute Steigerung des Währungsgeldes | ähnlich wirken kann, sei hier nicht erörtert. Die „Lasten“ dieser exodromisch unschädlichen Anreicherungen des Währungsgeldvorrats zahlt in langsamem Tempo die gleiche Schicht, welche im Fall der akuten Finanzinflation material „konfiskatorisch“ betroffen wird: alle diejenigen, die ein nominal gleichgebliebenes Einkommen oder ein Nominal-Wertpapiervermögen haben (vor allem: der feste Rentner[,] dann: der „fest“ – d. h. nur durch langes Lamentieren erhöhbar –k besoldete Beamte, aber auch: der „fest“ – d. h. nur durch schweren Kampf beweglich – entlohnte Arbeiter). – Man wird also Knapp jedenfalls nicht dahin verstehen dürfen: daß für die Papierwährungspolitik immer nur der exodromische Gesichtspunkt: „fester Kurs“ maßgebend sein könne (das behauptet er nicht) und nicht für wahrscheinlich halten, daß – wie er glaubt – eine große Chance sei, daß nur er es sein werde.36 Daß erl es bei einer völlig in seinem Sinn rational, d. h. aber (ohne daß er dies ausspricht): im Sinn der möglichsten Ausschaltung von „Störungen“ der Preisrelationen durch Geldschaffungsvorgänge, orientierten lytrischen Politik sein würde, ist nicht zu leugnen. Keineswegs aber wäre zuzugestehen – Knapp sagt auch das nicht –, daß die praktische Wichtigkeit der Art der Währungspolitik sich auf den „festen Kurs“ beschränke. Wir haben hier von „Inflation“ als einer Quelle von Preisrevolutionen oder Preisevolutionen geredet, auch davon: daß sie durch das Streben nach solchen bedingt sein kann. Preisrevolutionäre (notale) Inflationen pflegen natürlich auch den festen

i A: („pentopolisch“)  k  Gedankenstrich fehlt in A; sinngemäß ergänzt.  l  Fehlt in A; er sinngemäß ergänzt. Weltkrieg, als die Diskussion neuerlich aufgenommen wurde, als abwegig. Vgl. Mises, Theorie des Geldes, S.  265 ff. 36  Eine Bemerkung, aus der zu entnehmen ist, daß Knapp an eine „große Chance“ für die alleinige Orientierung am Wechselkurs glaube, findet sich nicht im Werk Knapps. Dieser betont den theoretischen Charakter seiner Vorstellungen in folgendem Sinn: „[…] es soll ja gar nicht zu einer solchen Neuerung [Einführung der allgemeinen Papiergeldwährung, Hg.] geschritten werden. Es soll nur zu künftiger Erinnerung hier stehen, daß Geldverfassungen möglich sind, die sogar feste Kurse zwischen verschiedenen Ländern gewähren, ohne daß hylogenische Einrichtungen beibehalten werden. Man muß es dem Theoretiker gestatten, diese letzte Folgerung zu ziehen, damit man die Tragweite der Theorie danach ermißt.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  282. Vgl. auch oben, S.  417, Hg.-Anm.  30.

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Kurs zu erschüttern (preisevolutionäre Geldvermehrungen, sahen wir,37 nicht notwendig). Knapp wird das zugeben. Er nimmt offenbar, und mit Recht, an, daß in seiner Theorie kein Platz für eine valutarisch bestimmte Warenpreispolitik sei (revolutionäre[,] evolutionäre oder konservative). Warum nicht? Vermutlich aus folgendem formalen Grund: Das Valutapreisverhältnis zwischen zwei oder mehreren Ländern äußert sich täglich in einer sehr kleinen Zahl (formal) eindeutiger und einheitlicher Börsenpreise, an denen man eine „lytrische Politik“ rational orientieren kann. Es läßt sich ferner auch für eine „lytrische“, insbesondere eine Umlaufsmittelverwaltung schätzen, – aber nur (an der Hand vorhandener, durch periodischen Begehr darnach sich äußernder, Tatbestände) schätzen: – welche Schwankungen eines gegebenen Zahlungsmittelvorrats (zu reinen Zahlungszwecken), für eine bestimmte verkehrswirtschaftlich verbundene Menschengruppe in absehbarer Zukunft, bei annähernd gleichbleibenden Verhältnissen, „erforderlich“ sein werden. Hingegen welches Maß von preisrevolutionären oder preisevolutionären oder (umgekehrt) preiskonservativen Wirkungen eine Inflation oder (umgekehrt) eine Einziehung von Geld in einer gegebenen Zukunft haben werde, läßt sich nicht im gleichen Sinn berechnen. Dazu müßte man bei Erwägung einer Inflation (die wir hier allein in Betracht ziehen wollen) kennenm: 1. die gegenwärtige Einkommensverteilung. – Daran anschließend 2. die gegenwärtig darauf aufgebauten Erwägungen der einzelnen Wirtschaftenden, – 3. die „Wege“ der Inflation, d. h.: den primären und weiteren Verbleib der Neuemissionen. Dies wiederum hieße aber: die Reihenfolge und das Maß der Erhöhung von Nominaleinkommen durch die Inflation. Dann 4. die Art der Verwendung (Verzehr, Vermögensanlage, Kapitalanlage) der dadurch wiederum verursachten Güternachfrage nach Maß und vor allem: Art (Genußgüter oder Beschaffungsmittel in all ihren Arten). Endlich 5. die Richtung, in welcher dadurch die Preisverschiebung und durch diese wiederum die Einkommensverschiebung fortschreitet, – und die zahllosen nun weiter anschließenden Erscheinungen von „Kaufkraft“-Verschiebung, auch das Maß der (möglichen) „Anregung“ der naturalen Gütermehrbeschaffung. Alles das wären Dinge, die ganz und gar durch künftige Erwägungen einzelner Wirtschaftendern gegenüber der neu geschaffenen Lage bestimmt wären und ihrerseits wieder auf Preisschätzungen von anderen solchen Einzelnen zurückwirken würden: diese erst würden dann im Interessenkampf die künftigen „Preise“ ergeben. Hier kann in der Tat von „Berechnung“: (etwa: 1 Milliarde Mehr-Emission voraussichtlich gleich Eisenpreis m A: kommen  n A: Wirtschaftenden 37 Vermutlich bezieht sich Max Weber auf das oben, S.  419, Zeile 20 f., zu einer „planmäßige[n] ganz allmähliche[n] Vermehrung der Umlaufsmittel“ Gesagte.

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von + x, Getreidepreis von + y usw.) gar keine Rede sein. Um so weniger, als zwar temporär für reine Binnenprodukte wirksame Preisregulierungen möglich sind, aber nur als Höchst-, nicht als Mindestpreise und mit bestimmt begrenzter Wirkung. – Mit der (empirisch unmöglichen) Berechnung der „Preise“ an sich wäre überdies noch nichts gewonnen. Denn sie würde allenfalls die als reines Zahlmittel erforderte Geldmenge bestimmen. Aber daneben und weit darüber hinaus würde Geld als Mittel der Kapitalgüterbeschaffung, in Kreditformen, neu und anderweit beansprucht werden. Hier würde es sich aber um mögliche Folgen der beabsichtigten Inflation handeln, die sich jeglicher näheren „Berechnung“ überhaupt entzögen. Es ist also, alles in allem (denn nur dies sollten diese höchst groben Ausführungen illustrieren) verständlich, daß Knapp für moderne Verkehrswirtschaften die Möglichkeit einer planvollen, rationalen, auf einer der A 112 „Devisenpolitik“ an Rechenhaftigkeit irgendwie | ähnlichen Grundlage ruhenden Preispolitik durch Inflation ganz außer Betracht ließ. Aber sie ist historische Realität. Inflation und Kontra-Inflation sind – in recht plumper Form freilich – in China unter wesentlich primitiveren Verhältnissen der Geldwirtschaft wiederholt, aber mit erheblichen Mißerfolgen, in der Kupferwährung versucht worden.38 Und sie ist in Amerika empfohlen worden.39 Knapp begnügt sich aber in seinem offenbar nur mit, in seinem Sinn, „beweisbaren“ Annahmen operierenden Buch mit dem Rat: der Staat solle „vorsichtig“ bei der Emission autogenen Papiergelds sein.40 Und da er sich ganz und gar am „festen Kurs“ orientiert, scheint dies auch leidlich eindeutig: Inflationsentwertung und intervalutarische Entwertung hängen meist sehr eng zusammen. Nur sind sie nicht identisch und ist vor allem nicht etwa jede Inflationsentwertung primär intervalutarisch bedingt. Daß tatsächlich preispolitisch orientierte inflationistische lytrische Verwaltung gefordert worden ist, und zwar nicht nur von den Silberbergwerksbesitzern bei der Silberkampagne, von den Farmern für Greenbacks,41 gibt Knapp 38  Auf die z. T. heftigen, auch mit fiskalischen Interessen verbundenen Veränderungen der Geldmenge (Kupfer- und Papiergeld) geht Max Weber ein in Weber, Konfu­ zianismus, MWG I/19, S.  138–142. Zu seinen Quellen vgl. die dortigen Hg.-Anmerkungen. 39  In den USA ist nach dem Bürgerkrieg die Forderung der „Inflationisten“, sei es durch Schaffung zusätzlichen Papiergeldes, sei es durch Erweiterung der Silberausprägung, die Geldmenge zu erhöhen, Gegenstand heftiger parteipolitischer Auseinandersetzungen gewesen. Vgl. oben, S.  413, Hg.-Anm.  18, und das Folgende. 40  Ein wörtliches Zitat kann in Knapp, Staatliche Theorie, nicht nachgewiesen werden. 41  In den USA haben sich seit 1875 bis in die neunziger Jahre insbesondere auch – aber nicht nur – die Eigentümer von Silberbergwerken, die unter dem starken Fall des Weltmarktpreises für Silber litten, für die Wiedereinführung von Silber als gesetzliches Zahlungsmittel und die Ausdehnung seines Umlaufs eingesetzt. Nahezu gleichzeitig kämpfte eine Farmer-Lobby, die sich vorübergehend auch als „Greenback-Party“ or-

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nicht ausdrücklich zu, bestreitet es aber auch nicht.42 Sie ist – das beruhigte ihn wohl – jedenfalls nie dauernd geglückt. – Aber so einfach liegen die Dinge vielleicht doch nicht. Einerlei ob als Preismaßregel beabsichtigt, haben Inflationen (im obigen Sinn)43 jedenfalls oft tatsächlich stattgefunden, und Assignatenkatastrophen sind in Ostasien wie in Europa nicht unbekannt geblieben.44 Damit muß sich die materiale Geldtheorie doch befassen. Daß gar kein Unterschied zwischen der „Entwertung“ des Silbers und der „Entwertung“ von Assignaten stattfinde, wird gerade Knapp nicht behaupten. Schon formal nicht: entwertet ist das nicht in Münzform gebrachte, sondern umgekehrt das für industriale Zwecke angebotene, rohe, Silber, nicht notwendig die (gesperrte) chartale Silbermünze (oft im Gegenteil!). Entwertet wird dagegen nicht das für industriale Zwecke angebotene rohe „Papier“, sondern (natürlich) gerade die chartale Assignate. Endgültig, auf Null oder den „Sammler“- und „Museums“-Wert, allerdings (wie Knapp mit Recht sagen würde) erst: wenn sie von den Staatskassen repudiiert wird: also sei auch dies immerhin „staatlich“, durch regiminale Verfügung, bedingt. Das trifft zu. Aber auf winzige Prozente ihrer einstigen materialen Geltung (ihrer Preisrelation zu beliebigen Gütern) trotz nominaler „epizentrischer“ Weitergeltung oft schon lange vorher. Aber von diesen Katastrophen ganz abgesehen, gab es sonst der Inflationen und andererseits (in China) der „Währungsklemmen“ durch außermonetäre Verwertung des Währungsmetalls genug in der Geschichte.45 Und da nehmen wir nicht nur davon Notiz: daß dann unter Umständen (gar nicht immer) eben gewisse Geldarten „akzessorisch“ werden, die es nicht waren, sich in den Staatskassen „stauen“ und „obstruktionale“ Währungsänderungen erzwingen. Sondern die materiale Geldlehre müßte natürlich auch die Frage nach der Art der Beeinflussung der Preise und ganisierte, für eine erhebliche Ausdehnung der Papiergeldemission. Damit sollte dem anhaltenden Druck auf die Agrarpreise begegnet werden. Vgl. oben, S.  413, Hg.Anm.  18, und oben, S.  422, Hg.-Anm.  39. „Greenback“ war zunächst der Spottname des von den Nordstaaten im Bürgerkrieg 1861 erstmals ausgegebenen grünfarbigen Papiergeldes, er hat sich für die inzwischen von der Federal Reserve Bank emittierten Noten bis in die Gegenwart erhalten. 42  Georg Friedrich Knapp geht in der „Staatlichen Theorie“ nicht auf Probleme der Geldordnung in den USA ein. Das von Max Weber Gemeinte kann sich nur auf die Hauptaussage, nicht auf das Beispiel beziehen. 43  Oben, S.  410 mit Hg.-Anm.  8. 44 Zu den Assignaten der französischen Revolution vgl. oben, S.  384, Hg.-Anm.  7. Von „assignatenartig[er]“ Entwertung des chinesischen Papiergeldes, gar „Assignatenbankerott“ spricht Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  143 f. Vgl. hierzu oben, S.  417 mit Hg.-Anm.  28. 45  Zur außermonetären Verwendung des Währungsmetalls Kupfer in China vgl. oben, S.  390, Hg.-Anm.  30.

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Einkommen und dadurch der Wirtschaft in solchen Fällen wenigstens stellen, zweifelhaft aus den früher erwähnten Gründen vielleicht –: wieweit sie theoretisch zu beantworten wäre.46 Und ebenso wollen wir, wenn infolge Sinkens des Gold- oder Silberpreises (im anderen Metall ausgedrückt) im formal bimetallistischen Frankreich material bald Gold allein, bald Silber allein effektiv valutarisches Geld, das andere Metall „akzessorisch“ wird, nicht nur darauf verweisen, daß jene Preisverschiebungen eben „panto­ polisch“o bedingt seien.47 Ebenso nicht in sonstigen Fällen von Geldstoff­ änderungen. Sondern wir wollen auch fragen: Liegt in Fällen der Vermehrung eines Edelmetalls Beutegewinn (Cortez, Pizarro)48 oder Anreicherung durch Handel (China im Anfang unserer Ära und seit 16. Jahrhundert)49 oder Mehrproduktion vor? Wenn letzteres, hat sich die Produktion nur vermehrt oder auch (oder nur) verbilligt und warum? Welche Verschiebungen in der Art der nicht monetären Verwendung haben etwa mitgewirkt? Ist etwa ein für dies Wirtschaftsgebiet (z. B. das antik mittelländische)50 definitiver Export in ein ganz fremdes (China, Indien) eingetreten (wie in den ersten Jahrhunderten nach Chr.)?51 Oder liegen die Gründe nur (oder auch) auf seiten einer „pantopolisch“p bedingten Verschiebung der monetären Nachfrage (Art des Kleinverkehrsbedarfs)?q Mindestens diese und

o A: „pentopolisch“  p A: „pentopolisch“   q A: Kleinverkehrsbedarfs?). 46  Max Weber skizziert oben, S.  421 f., die Fragen, die im einzelnen konkret beantwortet werden müßten, wollte man das Maß der Wirkungen einer politisch gezielten Geldvermehrung im voraus berechnen. Daraus ergeben sich gleichsam von selbst die Gründe, weshalb er solche Berechnungen für empirisch unmöglich hielt. 47  Gemäß seiner Definition valutarischen Geldes entschieden bei Knapp streng genommen nicht die Marktverhältnisse (pantopolisch) über die Frage, welches Metall im bimetallistischen System Frankreichs valutarisch war, sondern die regiminalen Kassen, je nachdem, welches Geld sie annahmen bzw. aufdrängten. Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  106–109 und 307. 48 Der Eroberer Mexikos Fernando Cortez und der Entdecker und Eroberer Perus Francisco Pizarro erbeuteten in ihren Herrschaftsgebieten große Mengen Goldes und Silbers. Die Schätzungen über den Umfang des Gewonnenen gingen weit auseinander. Vgl. Lexis, Wilhelm, Gold und Goldwährung, in: HdStW3, Band  5, 1910, S.  34 f.; ders., Silber und Silberwährung, in: HdStW3, Band  7, 1911, S.  516 und 529. 49  So auch Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  135 f.; zu den Quellen ebd. 50  In Anlehnung an die alte Bezeichnung „mare mediterraneum“ von Weber wiederholt gebrauchte Bezeichnung für die nördlichen Anrainerstaaten des Mittelmeers. 51  Das römische Reich bezog in der Kaiserzeit insbesondere Luxusgüter aus China und Indien. Deren Wert überstieg den der Exporte in diese Länder. Zum Ausgleich erhielten diese Edelmetall in gemünzter und ungemünzter Form. Plinius d. Ä. (23–79) klagte, „daß jährlich 50 Millionen Sesterzen in bar nach Indien flößen.“ Lexis, Wilhelm, Handel, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, hg. von Gustav v. Schönberg, 3.  Aufl., Band  2. – Tübingen: Laupp 1891, S.  816.

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andere verschiedene Möglichkeiten müssen in der Art, wie sie zu wirken pflegen, erörtert werden. Schließlich noch ein Blick auf die verkehrswirtschaftliche Regulierung des „Bedarfs“ an „Geld“ und das, was dieser Begriff in ihr bedeutet. Das ist klar: Aktueller Zahlmittel-„Bedarf“ von Markt-Interessenten bestimmt die Schaffung „freien Verkehrsgelds“ („freie Prägung“). Und: aktueller Zahlmittel- und vor allem Kreditbedarf von Markt-Interessenten in Verbindung mit Beachtung der eigenen Solvenz und der zu diesem Zweck oktroyierten Normen sind es, welche die Umlaufsmittel-Politik der modernen Notenbanken bestimmen. Immer also herrscht heute primär Interessentenbetrieb, – dem allgemeinen Typus unserer Wirtschaftsordnung entsprechend. | Nur das kann also in unserer (formal legalen) Wirtschaftsordnung A 113 „Geldbedarf“ überhaupt heißen. Gegen „materiale“ Anforderungen verhält sich auch dieser Begriff – wie der der „Nachfrage“ (des „kaufkräftigen Bedarfs“) nach „Gütern“ – also ganz indifferent. In der Verkehrswirtschaft gibt es eine zwingende Schranke der Geldschaffung nur für Edelmetallgeld. Die Existenz dieserr Schranke aber bedingt eben, nach dem Gesagten, gerade die Bedeutung der Edelmetalle für das Geldwesen. Bei Beschränkung auf „hylisches“ Geld aus einem (praktisch) nicht „beliebig“ vermehrbaren Stoff, insbesondere aus Edelmetall, und daneben: auf gedeckte Umlaufsmittel ist jeder Geldschaffung eine – gewiß: elastische, evolutionäre Bankinflation52 nicht gänzlich ausschließende, aber: immerhin innerlich recht feste – Grenze gesetzt. Bei Geldschaffung aus einem im Vergleich dazu (praktisch) „beliebig“ vermehrbarens Stoff, wie: Papier, gibt es eine solche mechanische Grenze nicht. Hier ist dann wirklich der „freie Entschluß“ einer politischen Verbandsleitung, das heißt aber: es sind dann, wie angedeutet, deren Auffassungen von den Finanz-Interessen des Herren, unter Umständen sogar (Gebrauch der Notenpresse durch die roten Horden!)53 ganz persönliche Interessen ihres Verwaltungsstabes die von jenen mechanischen Hemmungen gelösten Regulatoren der Geldquantität. In der Ausschaltung, richtiger: da der Staat ja von ihnen zur Aufgabe der Metall- und zum Übergang zur Papierwährung gedrängt werden kann – in einer gewissen Hemmung dieser Interessen also besteht heute noch die Bedeutung der Metallwährungen: der Chryso- und Argyrodromie, welche – trotz des höchst mechanischen Charakters dieses Sachverhalts – immerr A: diese  s A: vermehrbarem 52  Gemeint ist: „Banknoteninflation“. 53  Bereits vor der Oktoberrevolution 1917 ist in Rußland kriegsbedingt ein Inflationsprozeß in Gang gekommen. Nach Wegfall nahezu aller Steuereinnahmen war die Papiergeldschöpfung im Bürgerkrieg Hauptfinanzierungsquelle für die Ausgaben der Sowjets. Vgl. Malle, Silvana, The Economic Organization of War Communism. 1918– 1921. – Cambridge: University Press 1985, S.  153–201.

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hin ein höheres Maß formaler, weil nur an reinen Tauschchancen orientierter, verkehrswirtschaftlicher Rationalität bedeuten. Denn die finanzmäßig bedingte lytrische Politik von Geldverwaltungen bei reiner Papierwährung ist zwar, wie oben zugegeben: – Österreich und Rußland haben es bewiesen54 – nicht notwendig rein an persönlichen Interessen des Herrn oder Verwaltungsstabs oder an rein aktuellen Finanzinteressen und also an der möglichst kostenlosen Schaffung von soviel Zahlmitteln wie möglich, einerlei was aus der „Gattung“ als Tauschmittel wird, orientiert. Aber die Chance, daß diese Orientierung eintritt, ist unbestreitbar chronisch vorhanden, während sie bei Hylodromie („freiem Verkehrsgeld“) in diesem Sinn nicht besteht. Diese Chance ist das – vom Standpunkt der formalen Ordnung der Verkehrswirtschaft aus gesehen – (also ebenfalls formal) „Irrationale“ der nicht „hylodromischen“ Währungen, so sehr zuzugeben ist, daß sie selbst durch jene „mechanische“ Bindungt nur eine relative formale Rationalität besitzen. Dies Zugeständnis könnte – und sollte – G[eorg] F[riedrich] Knapp machen.55 Denn so unsäglich plump die alten „Quantitätstheorien“u waren,56 so sicher ist die „Entwertungsgefahr“ bei jeder „Inflation“ mit rein finanzmäßig orientierten Notalgeldemissionen, wie ja doch niemand, auch Knapp nicht, leugnet. Sein „Trost“ dem gegenüber ist durchaus abzulehnen. Die „amphitropische“ Stellung „aller“ (!) einzelnen aber, die bedeutet: – jeder sei ja sowohl Gläubiger wie Schuldner,57 – die Knapp allen Ernstes zum Nachweis der absoluten Indifferenz jeder „Entwertung“ vorführt,58 ist, wir t A: Bindung,  u A: Quantitätstheorien“ 54 Zur Papierwährung in Österreich und Rußland in der Vorkriegszeit vgl. oben, S.  403, Hg.-Anm.  72 und 73. 55 Zu entsprechenden Erklärungen Knapps vgl. oben, S.  417 f., Hg.-Anm.  30 und 31. 56  Unter dem Oberbegriff „Quantitätstheorie“ wird eine Vielzahl von im einzelnen unterschiedlichen Theorien hinsichtlich der Wirkung von Änderungen der Geldmenge verstanden. Max Weber bezieht sich vermutlich auf im 18. und frühen 19. Jahrhundert gelegentlich vertretene mechanistische Formen. Danach führt jede Vermehrung der Geldmenge zu einer proportionalen Erhöhung der Preise. Vgl. Altmann, Sally P., Quantitätstheorie, in: HdStW3, Band  6, 1910, S.  1257–1265. 57  Vgl. Knapp, Staatliche Theorie, S.  40: „Jede Person aber hat im Verkehr eine amphitropische Stellung, das heißt, sie ist nach vielen Richtungen Schuldner und zugleich nach vielen Richtungen Gläubiger.“ Das von Knapp geprägte Kunstwort setzt sich aus den griechischen Wortelementen „amphi“ (beid(seitig), doppel(seitig)) und „trope“ (Wendung) zusammen und bedeutet „sich nach beiden Seiten wendend“. 58  Knapps „Staatliche Theorie“ vermeidet konsequent die Anerkennung eines Geldwertproblems, somit auch die Vorstellung einer „Entwertung“ des Geldes. Doch könnte Weber sich auf Knapps Behauptung beziehen, daß der Übergang von einer Währung zu einer anderen für den Einzelnen wegen seiner amphitropischen Stellung (vgl. Hg.-Anm.  57) immer unschädlich sei: „Ist die Änderung absteigend, so wird der

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alle erleben es jetzt: Phantom. Wo ist sie nicht nur beim Rentner, sondern auch beim Festbesoldeten, dessen Einnahmen nominal gleichbleiben (oder in ihrer Erhöhung auf vielleicht das Doppelte von der finanziellen Konstellation und: von der Laune der Verwaltungen abhängen), dessen Ausgaben aber nominal sich vielleicht (wie jetzt) verzwanzigfachen?59 Wo bei jedem langfristigen Gläubiger? Derartige starke Umgestaltungen der (materialen) Geltung des Geldes bedeuten heute: chronische Tendenz zur sozialen Revolution, mögen auch viele Unternehmer intervalutarische Gewinne zu machen in der Lage sein und manche (wenige!) Arbeiter die Macht haben, sich nominale Mehrlöhne zu sichern. Diesen sozialrevolutionären Effekt und damit die ungeheure Störung der Verkehrswirtschaft mag man je nach dem Standpunkt nun für sehr „erfreulich“ halten. Das ist „wissenschaftlich“ unwiderlegbar. Denn es kann (mit Recht oder Unrecht) jemand davon die Evolution aus der „Verkehrswirtschaft“ zum Sozialismus erwarten. Oder den Nachweis: daß nur die regulierte Wirtschaft mit Kleinbetrieben material rational sei, einerlei, wieviel „Opfer“ auf der Strecke bleiben. Aber die demgegenüber neutrale Wissenschaft hat jenen Effekt zunächst jedenfalls so nüchtern als möglich zu konstatieren, – und das verhüllt die in ihrer Allgemeinheit ganz falsche „Amphitropie“-Behauptung Knapps.60 Neben Einzel-Irrtümern scheint mir in dem vorstehend Gesagten die wesentlichste Unvollständigkeit seiner Theorie zu liegen, – diejenige, welche ihr auch Gelehrte zu „prinzipiellen“ Gegnern gemacht hat, welche dies durchaus nicht sein müßten.61 |

§  37. Abgesehen von der Geldverfassung liegt die Bedeutung der Tatsache, daß selbständige politische Verbände existieren, für die Wirtschaft, primär in folgenden Umständen:

scheinbare Verlust beim Nehmen ausgeglichen durch den entsprechenden Gewinn beim Geben. Ist die Änderung aufsteigend, so wird der scheinbare Gewinn beim Nehmen wieder ausgeglichen durch den entsprechenden Verlust beim Geben.“ Knapp, Staatliche Theorie, S.  198. 59  Preisindices der Lebenshaltung sind seinerzeit auf sehr unsicherer Datenbasis erhoben worden. Für Februar/März 1920 errechnete das Statistische Reichsamt aus dem vorhandenen Material einen Anstieg der Preise für Nahrungsmittel, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und Wohnung in Deutschland gegenüber 1913/14 auf das Neun- bis Zehnfache. Darunter waren aber zahlreiche Güter mit staatlich regulierten Höchstpreisen. Ein Index der (freieren) Großhandelspreise wies für März 1920 einen Anstieg auf das 17-Fache aus. Vgl. Zahlen zur Geldentwertung (wie oben, S.  411, Hg.Anm.  12), S.  16 f., 33. 60  Zum Begriff vgl. oben, Hg.-Anm.  57. 61  Zur Kritik an Knapp vgl. oben, S.  405, Hg.-Anm.  79.

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1. darin, daß sie für den Eigenbedarf an Nutzleistungen die eignen Angehörigen unter annähernd gleichen Umständen als Lieferanten zu bevorzugen pflegen. Die Bedeutung dieses Umstandes ist um so größer, je mehr die Wirtschaft dieser Verbände Monopolcharakter oder haushaltsmäßigen Bedarfsdeckungscharakter annimmt, steigt also derzeit dauernd;62 – 2. in der Möglichkeit, den Austauschverkehr über die Grenzen hinweg nach materialen Gesichtspunkten planmäßig zu begünstigen oder zu hemmen oder zu regulieren („Handelspolitik“); – 3. in der Möglichkeit und den Unterschieden der formalen und materialen Wirtschaftsregulierung durch diese Verbände nach Maß und Art; – 4. in den Rückwirkungen der sehr starken Verschiedenheiten der Herrschaftsstruktur, der damit zusammenhängenden verwaltungsmäßigen und ständischen Gliederung der für die Art der Gebarung maßgebenden Schichten und der daraus folgenden Haltung zum Erwerbe; – 5. in der Tatsache der Konkurrenz der Leitungen dieser Verbände um eigne Macht und um Versorgung der von ihnenv beherrschten Verbandsangehörigen rein als solchenw mit Konsum- und Erwerbsmitteln, und den daraus für diesex folgenden Erwerbschancen, 6. aus der Art der eignen Bedarfsdeckung dieser Verbände: siehe den folgenden Paragraphen. §  38. Am unmittelbarsten ist die Beziehung zwischen Wirtschaft und (primär) außerwirtschaftlich orientierten Verbänden bei der Art der Beschaffung der Nutzleistungen für das Verbandsv A: ihr  w A: solcher  x A: diesen 62 Der von Max Weber angesprochene langfristige Anstieg ist erstmals 1863 von Adolph Wagner behauptet und später in unterschiedlichen begrifflichen Fassungen zum „Gesetz“ erhoben worden. Zum „Gesetz der wachsenden Ausdehnung der öffentlichen, besonders der Staatstätigkeiten“ vgl. Wagner, Adolph, Grundlagen der Volkswirtschaft (Lehr- und Handbuch der politischen Ökonomie), 1. Theil, 2. Halbband, 3.  Aufl. – Leipzig: C. F. Winter’sche Buchhandlung 1893, S.  892–908, sowie ders., Staat (in nationalökonomischer Hinsicht), in: HdStW3, Band  7, 1911, S.  734–736.

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handeln: das Handeln des Verwaltungsstabs als solchem und das von ihm geleitete Handeln (Kap. I §  12),63 selbst („Finanzen“ ima weitesten, auch die Naturalbeschaffung einbeziehenden Wortsinn). Die „Finanzierung“, d. h. die Ausstattung mit bewirtschafteten Nutzleistungen, eines Verbandshandelns, kann – in einer Übersicht der einfachsten Typen – geordnet sein I. unstet, und zwar: a) auf Grundlage rein freiwilliger Leistungen, und dies α. mäzenatisch: durch Großgeschenke und Stiftungen: für karitative, wissenschaftliche und andre nicht primär ökonomische oder politische Zwecke typisch;b β. durch Bettel: für bestimmte Arten asketischer Gemeinschaften typisch;c Doch finden sich in Indien auch profane Bettlerkasten, anderwärts besonders in China Bettlerverbände.64 Der Bettel kann dabei weitgehend (sprengelhaft) und monopolistisch systematisiert werden und, infolge der Pflichtmäßigkeit oder Verdienstlichkeit für die Angebettelten, material aus dem unsteten in den Abgabencharakter übergehen.

γ. durch formal freiwillige Geschenke an politisch oder sozial als übergeordnet Geltende: Geschenke an Häuptlinge, Fürsten, Patrone, Leib- und Grundherren, die durch Konventionalität material dem Charakter von Abgaben nahestehen können, regelmäßig aber nicht zweckrational, sondern durch Gelegenheiten (bestimmte Ehrentage, Familienereignisse, politische Ereignisse) bestimmt sind. Die Unstetheit kann ferner bestehen: b) auf Grundlage erpreßter Leistungen.

a A: in  b A: typisch.  c A: typisch. 63  Kap. I, §  12, oben, S.  204 f. 64  Indische Bettlerkasten erwähnt Max Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  187, und Bettlerverbände („Kung kun“) in China in Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  270 f., sowie Bettelsprengel, ebd., S.  489.

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Typus: die Camorra in Süditalien, die Mafia in Siziliend 65 und ähnliche Verbände in Indien: die rituell besonderten sog. „Diebs-“e und „Räuberka­ sten“,66 in Chinaf Sekten und Geheimverbände mit ähnlicher ökonomiA 115 scher Versorgung.67 Die Leistungen sind | nur primär, weil formal „unrechtlich“: unstet; praktisch nehmen sie oft den Charakter von „Abonnements“ an, gegen deren Entrichtung bestimmte Gegenleistungen, namentlich: Sicherheitsgarantie, geboten werden (Äußerung eines Neapolitaner Fabrikanten vor ca. 20 Jahren zu mir,68 auf Bedenken wegen der Wirksamkeit der Camorra auf Betriebe: „Signore, la Camorra mi prende X lire nel mese, ma garantisce la sicurezza, – lo Stato me ne prende 10 x X e garantisce – gniente“).69 Dieg namentlich in Afrika typischen Geheimklubs (Rudimente des einstigen „Männerhauses“)70 fungieren ähnlich (Vehme-artig)71 und garantieren so die Sicherheit. Politische Verbände können (wie der liparischeh Räuberstaat)72 primär (nie dauernd ausschließlich) auf reinem Beutegewinn ruhen.

Die Finanzierung kann geordnet sein II. stetig, und zwar: d A: Sizilien,  e A: „Diebs“-  f A: China,  g–g A: niente. (Die  h A: ligurische 65  Camorra und Mafia waren, die einen in Neapel und Umgebung, die anderen im ländlichen Raum Siziliens, angesichts der anhaltenden Schwäche der staatlichen Organe im 18. und frühen 19. Jahrhundert zu erheblicher Wirksamkeit gelangte politische Geheimbünde mit anerkannten Ordnungsfunktionen. Zu Webers Zeit waren es sich vornehmlich aus den unteren Schichten rekrutierende, straff organisierte Verbände, die Einkünfte aus (Schutzgeld-)Erpressungen, Diebstahl und Schmuggel bezogen. 66  Vgl. dazu Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  144, Fn.  61. 67  Die Organisation der Bettler und Besitzlosen in China verglich Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  271, Fn.  26, bereits explizit mit Camorra und Mafia. 68  Max und Marianne Weber haben im April/Mai 1901 von Rom aus eine Reise durch Süditalien unternommen und sich dabei auch in Neapel aufgehalten (vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.  262 f.). Der Name des Fabrikanten konnte nicht ermittelt werden. 69  Deutsch: „Mein Herr, die Camorra nimmt von mir x Lire im Monat, aber garantiert die Sicherheit, – der Staat nimmt mir 10 mal x, und garantiert – nichts.“ 70  Zu Geheimklubs in Westafrika, die Schutz der persönlichen Sicherheit und Ordnung gewährleisten, vgl. Weber, Politische Gemeinschaften, MWG I/22-1, S.  209 ff. Zum „Männerhaus“ vgl. oben, S.  361, Hg.-Anm.  33. 71  Vehme-(Fem-) oder Freigerichte waren im späten Mittelalter über das Reich verbreitete, in der Regel geheime Gerichte. Bei verweigerter Rechtshilfe durch die ordentliche Gerichtsbarkeit fällten und vollstreckten Vehmegerichte Urteile bei todeswürdigen Verbrechen. War ein Beschuldigter nicht greifbar, konnte er „verfemt“, d. h. geächtet, und bei späterer Ergreifung hingerichtet werden. 72  Zum „liparischen Räuberstaat“ bzw. zur „Räubergemeinschaft“ vgl. oben, S.  362, Hg.-Anm.  35. Die im Text überlieferte Verschreibung „der ligurische Räuberstaat“ wurde emendiert.

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A. ohne wirtschaftlichen Eigenbetrieb: a) durch Abgabe in Sachgütern: α. rein geldwirtschaftlich: Erwerb der Mittel durch Geldabgaben und Versorgung durch Geldeinkauf der benötigten Nutzleistungen (reine Geldabgaben-Verbandswirtschaft). Alle Gehälter des Verwaltungsstabs sind Geldgehälter. β. Rein naturalwirtschaftlich (s. §  12i):73 Umlagen mit Naturallieferungsspezifikation (reine Naturalleistungsverbandswirtschaftj). Möglichkeiten: αα) Die Ausstattung des Verwaltungsstabs erfolgt durch Natu­ ralpräbenden,74 und die Deckung des Bedarfs erfolgt in naturak. Oder ββ) die in Naturalien erhobenen Abgaben werden ganz oder teilweise durch Verkauf zu Geld gemacht, und die Bedarfsdeckung erfolgt insoweit geldwirtschaftlich. Die Abgaben selbst, sowohl in Geld wie in Naturalien, können in allen Fällen in ihren ökonomisch elementarsten Typen sein α. Steuern, d. h. Abgaben von αα) allem Besitz oder, geldwirtschaftlich, Vermögen, ββ) allen Einkünften oder, geldwirtschaftlich, Einkommen,75 γγ) nur vom Beschaffungsmittelbesitz oder von Erwerbsbetrieben bestimmter Art (sogenannte „Ertragsabgaben“).76 – Oder sie können sein:

i A: 37  j A: Naturalleistungsverbandwirtschaft  k A: Natura 73  Kap. II, §  12 (nicht: §  37, wie im überlieferten Text angegeben), oben, S.  237 ff. 74 Im strengen Sinne bezeichnet „Präbende“ das Recht geistlicher Würdenträger, aus dem Kirchenvermögen feste und regelmäßige Einnahmen zu erhalten, sei es in Form von Erträgen einer landwirtschaftlichen Nutzfläche, sei es aus Abgaben. Weber benutzt den Begriff hier und an anderen Stellen synonym zu „Pfründe“. Vgl. auch Kapitel III, §  8, unten, S.  481. 75  Zu Max Webers Unterscheidung von Besitz und Vermögen bzw. Einkünften und Einkommen vgl. oben, S.  253 f. 76  Im Unterschied zu den unter αα und ββ genannten Abgaben, die in der zeitgenössischen Finanzwissenschaft unter dem Begriff „Subjektsteuern“ zusammengefaßt wurden, wird bei den auch „Objektsteuern“ genannten Ertragsabgaben der Ertrag eines der Einnahmeerzielung dienenden Objekts (z. B. landwirtschaftlicher und städtischer Boden, Gebäude, Gewerbebetrieb) zur Besteuerung herangezogen. Dabei spielen

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β. Gebühren, d. h. Leistungen aus Anlaß der Benutzung oder

Inanspruchnahme von Verbandseinrichtungen, Verbandsbesitz oder Verbandsleistungen. – Oder: γ. Auflagen auf: αα) Ge- und Verbrauchshandlungen spezifizierter Art, ββ) Verkehrsakte spezifizierter Art.  Vor allem: 1. Gütertransportbewegungen (Zölle), 2. Güterumsatzbewegungen (Akzisen und Umsatzabgaben). Alle Abgaben können ferner: 1. in Eigenregie erhoben, oder 2. verpachtet oder 3. verliehen oder verpfändet werden. Die Verpachtung (gegen Geldpauschale) kann fiskalisch rational, weil allein die Möglichkeit der Budgetierung bietend,77 wirken. Verleihung und Verpfändung sind fiskalisch meist irrational bedingt, und zwar durch α. finanzielle Notlage, oder β. Usurpationen des Verwaltungsstabes: Folge des Fehlens eines verläßlichen Verwaltungsstabes. Dauernde Appropriation von Abgabenchancen durch Staatsgläubiger, private Garanten der Militär- und Steuerleistung, unbezahlte Kondottiere und Soldaten, „endlich“ Amtsanwärter soll „Verpfründung“78 heißen. Sie kann die Form annehmen 1. der individuellen Appropriation, oder |

die persönlichen Verhältnisse des Eigentümers keine Rolle. Vgl. Schanz, Georg, Ertragssteuern, in: HdStW3, Band  3, 1909, S.  1102–1106. 77  Steuerverpachtungen sind vor allem in Staaten der Antike und in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert verbreitet gewesen. Im Vergleich zu den aus vielen Gründen unsicheren Nettoeinnahmen aus Besteuerung stellte die vereinbarte Pachtsumme eine kalkulierbare Geldquelle des Verbandshaushalts dar. Zu Vorkommen und Bedeutung vgl. Webers Erläuterungen unten, S.  437 und S.  439; sowie Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  172 f.; Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  392 f. und die dort vom Herausgeber zitierte Literatur. 78 Zum Institut der Pfründe und zur Verpfründung vgl. u. a. Kap. III, §  8, unten, S.   483 ff.; §   12c, unten, S.   520–525, sowie Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  296–312.

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2. der kollektiven Appropriation (mit freier Neubesetzung aus dem Kreise der kollektiv Appropriierendenl). Die Finanzierung ohne wirtschaftlichen Eigenbetrieb (II A)79 kann ferner erfolgen: b) durch Auflage persönlicher Leistungen: unmittelbare persönliche Naturaldienste mit Naturalleistungsspezifikation. – Die stetige Finanzierung kann des weiteren, im Gegensatz zu den Fällen II A: II. B. durchm wirtschaftlichen Eigenbetrieb: α. haushaltsmäßig (Oikos, Domänen), β. erwerbswirtschaftlich αα) frei, also in Konkurrenz mit andren Erwerbswirtschaften und ββ) monopolistisch erfolgen. Wiederum kann die Nutzung im Eigenbetrieb oder durch Verpachtung, Verleihung und Verpfändung erfolgen. – Sie kann endlich, anders als in den Fällen sowohl II A wie II B, erfolgen: II. C. leiturgisch durch privilegierende Belastung:80 α. positiv privilegierend: durch Lastenfreiheit spezifizierter Menschengruppen von bestimmten Leistungen, oder (damit eventuell identisch): β. negativ privilegierend: durch Vorbelastung spezifizierter Menschengruppen – insbesondre bestimmter αα) Stände, oder ββ) Vermögensklassen – mit bestimmten Leistungen, – oder: γ. korrelativ: durch Verknüpfung spezifizierter Monopole mit der Vorbelastung durch spezifizierte Leistungen oder Lieferungen. Dies kann geschehen: αα) ständisch: durch Zwangsgliederung der Verbandsgenossen in (oft) erblich geschlossenen leiturgischen Besitz- und Berufsverbänden mit Verleihung ständischer Privilegien,

l A: Appropriierten  m A: Durch 79  Max Weber verweist auf den Beginn des Abschnitts, oben, S.  431. 80  Die leiturgische Belastung von Personen ergibt sich aus der leiturgischen Bedarfsdeckung eines Verbandshaushalts, die Weber oben, S.  312, definiert.

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ββ) kapitalistisch: durch Schaffung geschlossener Gilden oder

Kartelle mit Monopolrechten und mit Vorbelastung durch Geldkontributionen.

Zu II:1 Die (ganz rohe) Kasuistik gilt für Verbände aller Art. Hier wird nur an den politischen Verbänden exemplifiziert. Zu A, a, α: Die moderne staatliche Steuerordnung auch nur in Umrissen zu analysieren, liegt an dieser Stelle natürlich ganz fern. Es wird vielmehr erst weiterhin der „soziologische Ort“, d. h. jener Typus von Herrschaftsverhältnis, der bestimmten Abgabenarten (z. B. den Gebühren, Akzisen, Steuern) typisch zur Entstehung verhalf, zu erörtern sein.2 Die Naturalabgabe, auch bei Gebühren, Zöllen, Akzisen, Umsatzabgaben ist noch im ganzen Mittelalter häufig gewesen, ihr geldwirtschaftlicher Ersatz relativ modern. Zu a, β. Naturallieferungen: Typisch in Form von Tributen und Umlagen von Erzeugnissen auf abhängige Wirtschaften. Die Naturalversendung ist nur bei kleinen Verbänden oder sehr günstigen Verkehrsbedingungen möglich (Nil, Kaiserkanal).3 Sonst müssen die Abgaben in Geld verwandelt werden, um an den letzten Empfänger zu gelangen (so vielfach in der Antike), oder sie müssen je nach der Entfernung in Objekten verschiedenen spezifischen Preises umgelegt werden (so angeblich im alten China).4 Zu A, b. Beispiele: Heeresdienst-, Gerichtsdienst-, Geschworenen-, Wege- und Brückenbau-, Deich-, Bergarbeits-Pflicht und alle Arten von Robott für Verbandspflichten bei Verbänden aller Art. Typus der Fronstaaten: Altägypten (neues Reich), zeitweise China, in geringerem Maß Indien und in noch geringerem das spätrömische Reich und zahlreiche Verbände des frühen Mittelalters. –

1  Das Folgende bezieht sich auf §  38, Abschnitt II, beginnend oben, S.  430. 2  Systematische Ausführungen Max Webers hierzu liegen nicht vor und waren womöglich der nicht überlieferten „Staatssoziologie“ vorbehalten. Vgl. dazu auch die Einleitung, oben, S.  69. Gelegentliche Hinweise finden sich in Kap. III, unten, S.  449 ff. 3  Der „Kaiserkanal“, auch: „Großer Kanal“, war ein System von Wasserwegen, das der Nord-Süd-Verbindung im chinesischen Reich diente. Begonnen im 5. Jahrhundert v. Chr., wurde die Verbindung vom Huang ho (Gelben Fluß) bis nach Peking 1292 fertiggestellt. Max Weber erwähnt den Kanal im Zusammenhang mit der Versendung von (naturalen) Tributleistungen mehrfach; vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, u. a. S.  153, 211, 224. 4  Vgl. hierzu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  214.

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Typus der Verpfründung:5 1. an die Amtsanwärterschaft kollektiv: China,6 – 2. an private Garanten der Militär- und Steuerleistungen: Indien,7 – 3. an unbezahlte Kondottiere und Soldaten: das späte Khalifat und die Mamelukenherrschaft,8 – 4. an Staatsgläubiger: der überall verbreitete Ämterkauf.9 Zu B, α. Beispiele: Domänenbewirtschaftung für den Haushalt in eigner Regie, Benutzung der Robottpflicht der Untertanen zur Schaffung von Bedarfsdeckungs|betrieben (Ägypten)10 für Hofhalts- und politische A 117 Zwecke, modern etwa: Korps-Bekleidungsämter11 und staatliche Munitionsfabriken. Zu B, β. Für den Fall αα nur Einzelbeispiele (Seehandlung12 usw.). Für den Fall ββ zahlreiche Beispiele in allen Epochen der Geschichte, Höhepunkt im Okzident: 16. bis 18. Jahrhundert.13 5  Die Verpfründung hat Max Weber in der Systematik A, a) zugeordnet, vgl. oben, S.  431. 6  Vgl. hierzu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, u. a. S.  224. 7  Vgl. hierzu Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  137 f. 8  Zur Rolle und zu den Einnahmequellen der Kaufsklavenarmeen, insbesondere den (ursprünglich türkischen) Mameluken im abassidischen Kalifat (750–1258) und in der anschließenden Mamelukenherrschaft vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  265 ff., mit den Hg.-Anm.  41 und 42 zu dem Gemeinten und zu Webers Quellen. Die hier als „Kondottiere“ Bezeichneten nennt Weber (ebd., S.   266) „Offiziere“ oder (S.  341) „Sklavengenerale“. 9  Mit „Ämterkauf“ wird in der Wissenschaftssprache nicht nur ein „Kauf“ im strengen Sinne des Wortes bezeichnet. Bis in der Neuzeit tatsächlich Kauf die vorherrschende Form des Erwerbs solcher Ämter war, lagen ihm häufig Pacht oder Pfandbesitz von Gläubigern an den Einkünften aus Ämtern zugrunde. Entsprechend hat Max Weber an anderer Stelle „Ämterkauf“ weit definiert als „die Auslese der Beamten nach dem Geldbesitz“; vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  184. 10  Zu Oiken bzw. Domänen, die in Ägypten für den Hofhalts- und Staatsbedarf produzieren, vgl. Weber, Agrarverhältnisse, MWG I/6, S.  152 ff. (1. und 2. Fass.), 415 f., 419, 423 f. (3. Fass.). Dort auch Nachweise zu Webers Quellen. 11  Seit 1890 im Deutschen Reich Dienststellen eines Armeekorps zur Beschaffung von Tuch, Leder und Wäsche sowie zur Verwaltung der Vorräte. In eigenen Werkstätten wurden Bekleidung und Schuhe für die Truppe hergestellt und repariert. 12  Die 1772 ursprünglich zum Zwecke der Förderung des preußischen Überseehandels gegründete „Societé de Commerce Maritime“ war später unter dem Namen „Generaldirection der Seehandlungssocietät“ ein Institut des Staates, das eine bedeutende Rolle in der preußischen Industriepolitik gespielt hat. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beschränkte es sich auf das Bankgeschäft, ohne daß der Begriff „Seehandlung“ aus dem – mehrfach wechselnden – Firmennamen verschwand. Vgl. Lexis, Wilhelm, Seehandlung, in: HdStW3, Band  2, 1911, S.  751–753. 13  Im 16.–18. Jahrhundert, dem Zeitalter des Merkantilismus, ist in Westeuropa eine Vielzahl fürstlicher bzw. staatlicher Produktionsbetriebe (Manufakturen) und Handelsgesellschaften errichtet worden. Das Ziel, nennenswerte Einnahmen für den Staatshaushalt zu erwirtschaften, haben sie zumeist verfehlt. Vgl. u. a. Sombart, Der moderne Kapitalismus I2, S.  375–381; dass. II2, S.  175–181; 847–851.

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Zu C. Für α: Beispiele: Die Entlastung der Literaten von den Fronden in China,14 privilegierter Stände von den sordida munera15 in aller Welt, der Bildungsqualifizierten vom Militärdienst in zahlreichen Ländern.16 Für β: einerseits Vorbelastung der Vermögen mit Leiturgien in der antiken Demokratie; andererseits: der von den Lasten in den Beispielen unter α nicht entlasteten Gruppen. Für γ: Der Fall αα ist die wichtigste Form systematischer Deckung der öffentlichen Bedürfnisse auf anderer Grundlage als der des „Steuerstaates“.17 China sowohl wie Indien und Ägypten, also die Länder ältester (Wasserbau-)Bureaukratie[,] haben die leiturgische Organisation als NaturallastenLeiturgie gekannt, und von da ist sie (teilweise) im Hellenismus und im spätrömischen Reich verwertet worden, freilich dort in wesentlichen Teilen als geldwirtschaftliche Steuer-, nicht als Naturallasten-Leiturgie. Stets bedeutet sie berufsständische Gliederung. In dieser Form kann sie auch heute wiederkehren, wenn die steuerstaatliche öffentliche Bedarfsdeckung versagen und die kapitalistische private Bedarfsdeckung staatlich reguliert werden sollte. Bisher ist bei Finanzklemmen der modernen Art der öffentlichen Bedarfsdeckung der Fall ββ adäquat gewesen: Erwerbsmonopole gegen Lizenzen und Kontribution (einfachstes Beispiel: Zwangskontrollierung von Pulverfabriken mit Monopolschutz gegen Neugründungen und hoher laufender Kontribution an die Staatskasse in Spanien).18 Es liegt der Gedanke sehr nahe, die „Sozialisierung“ der einzelnen Branchen von 14  Vgl. hierzu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  315. 15  Im spätrömischen Reich „schmutzige, unreine“ Dienste bzw. Leistungen, von denen höhergestellte Personengruppen befreit waren (Codex Theodosianus XI, 16.18). Max Weber erwähnt „sordida munera“ u. a. in: Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  721. 16  Im Deutschen Reich verkürzte sich in Friedenszeiten die Dienstzeit Wehrpflichtiger im Heer auf ein Jahr (gegenüber sonst zwei Jahren), wenn sie den erfolgreichen Abschluß der 5. Jahrgangsstufe der höheren Schule nachweisen konnten und sich verpflichteten, für Unterkunft, Verpflegung und Ausrüstung selbst aufzukommen. Max Weber war „Einjährig-Freiwilliger“ (vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S.  75–83). Ähnliche Regelungen gab es in anderen europäischen Ländern. 17  Der Begriff „Steuerstaat“ ist bis 1917, abgesehen von beiläufigen Erwähnungen, u. a. bei Lorenz von Stein, selten und nur zur Bezeichnung der Tatsache verwendet worden, daß der moderne Staat auf Steuereinnahmen angewiesen ist. 1917–19 war er Gegenstand einer lebhaften Auseinandersetzung zwischen Rudolf Goldscheid und Joseph Schumpeter. In diesem Zusammenhang nannte Schumpeter den Begriff ein Kind der „Auffassung des Staates, seines Wesens, seiner Formen, seiner Schicksale von der finanziellen Seite her“. Vgl. Schumpeter, Joseph, Die Krise des Steuerstaates (Zeitfragen aus dem Gebiete der Soziologie, Heft 4). – Graz und Leipzig: Leuschner & Lubensky 1918, Zitat: S.  8; Goldscheid, Rudolf, Staatssozialismus oder Staatskapitalismus. Ein finanzsoziologischer Beitrag zur Lösung des Staatsschulden-Problems. – Wien, Leipzig: Anzengruber Verlag Gebrüder Suschitzky 1917. 18  Der Sachverhalt konnte nicht aufgeklärt werden.

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§ 39.  Rückwirkung auf die Gestaltung der Privatwirtschaften

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Erwerbsbetrieben, von der Kohle angefangen, in dieser Art: durch Verwendung von Zwangskartellen oder Zwangsvertrustungen als Steuerträgern, fiskalisch nutzbar zu machen, da so die (formal) rationale preisorientierte Güterbeschaffung bestehen bleibt.19

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§  39. Die Art der Deckung des Verbandsbedarfs der politischen (und hierokratischen) Verbände wirkt sehr stark auf die Gestaltung der Privatwirtschaften zurück. Der reine Geldabgabenstaat mit Eigenregie bei der Abgabeneinhebung (und nur bei ihr) und mit Heranziehung naturaler persönlicher Dienste nur: zu politischen und Rechtspflegezwecken, gibt dem rationalen, marktorientierten Kapitalismus optimale Chancen.n Der Geldabgabenstaat mit Verpachtung begünstigt den politisch orientierten Kapitalismus, dagegen die marktorientierte Erwerbswirtschaft nicht. Die Verleihung und Verpfründung von Abgaben hemmt normalerweise die Entstehung des Kapitalismus durch Schaffung von Interessen an der Erhaltung bestehender Sportelund Abgabequellen und dadurch: Stereotypierung und Traditionalisierung der Wirtschaft. Der reine Naturallieferungsverband befördert den Kapitalismus nicht und hindert ihn im Umfang der dadurch erfolgenden 20

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n  In A folgt eine verderbte Textpassage: Der Geldabgabenstaat mit Verpachtung begünstigt den politisch orientierten Kapitalismus nicht, dagegen die marktorientierte Erwerbswirtschaft. Die Verleihung und Verpfründung von Abgaben Dienstleistungen nur zu politischen und Rechtspflegezwecken gibt – soweit dafür die Verbandsbedarfsdeckung in Betracht kommt – dem rationalen, marktorientierten Kapitalismus optimale Chancen.20 19  Es ist zu vermuten, daß Max Weber die Beispiele aus dem Kali- und Kohlenbergbau Preußens vor Augen gestanden haben. Der preußische Fiskus war Gründer und Mitglied des seit den 1880er Jahren bestehenden Kalisyndikats, an dessen Stelle 1910 durch Reichsgesetz ein Zwangssyndikat errichtet wurde. Speziell im Interesse der Gewinne der staatlichen Werke sind seinerzeit die vom Kartell gesetzten Preise weit über den Kosten gehalten worden. Der Versuch des preußischen Staates 1904/05, durch Erwerb der Aktienmehrheit an der Bergwerksgesellschaft Hibernia, was einer Verstaatlichung („Sozialisierung“) gleich gekommen wäre, auch Einfluß auf das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat zu gewinnen, gelangte erst 1915/17 an sein Ziel. Vgl. Gothein, Eberhard, Bergbau, in: GdS, Abt. VI, 1914, S.  308 f.; Liefmann, Robert, Kaliindustrie, in: HdStW4, Band  5, 1923, S.  563–567. 20  Aus den Korrekturfahnen vom 27. Mai 1920 geht hervor, daß hier ein Textverderbnis (vermutlich durch eine fehlerhafte Einfügung von Korrekturen Max Webers) entstanden und nicht mehr abgeglichen worden ist. Vgl. Anhang, unten, S.  702.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

tatsächlichen – erwerbswirtschaftlich irrationalen – Bindungen der Beschaffungsrichtung der Wirtschaften. Der reine Naturaldienstverband hindert den marktorientierten Kapitalismus durch Beschlagnahme der Arbeitskräfte und Hemmung der Entstehung eines freien Arbeitsmarktes, den politisch orientierten Kapitalismus durch Abschneidung der typischen Chancen seiner Entstehung. Die monopolistisch erwerbswirtschaftliche Finanzierung, die Naturalabgabenleistung mit Verwandlung der Abgabegüter in Geld und die leiturgisch den Besitz vorbelastende Bedarfsdeckung haben gemeinsam, daß sie den autonom marktorientierten Kapitalismus nicht fördern, sondern durch fiskalische, also marktirrationale Maßregeln: Privilegierungen und Schaffung marktirrationaler Gelderwerbschancen, | die Markterwerbs­ chancen zurückschieben. Sie begünstigen dagegen – unter Umständen – den politisch orientierten Kapitalismus. Der Erwerbsbetrieb mit stehendem Kapital und exakter Kapitalrechnung setzt formal vor allem Berechenbarkeit der Abgaben, material aber eine solche Gestaltung derselben voraus, daß keine stark negative Privilegierung der Kapitalverwertung, und das heißt vor allem: der Marktumsätze eintritt. Spekulativer Handelskapitalismus ist dagegen mit jeder nicht direkt, durch leiturgische Bindung, die händlerische Verwertung von Gütern als Waren hindernden Verfassung der öffentlichen Bedarfsdeckung vereinbar. Eine eindeutige Entwicklungsrichtung aber begründet auch die Art der öffentlichen Lastenverfassung, so ungeheuer wichtig sie ist, für die Art der Orientierung des Wirtschaftens nicht. Trotz (scheinbaren) Fehlens aller typischen Hemmungen von dieser Seite hat sich in großen Gebieten und Epochen der rationale (marktorientierte) Kapitalismus nicht entwickelt; trotz (scheinbar) oft sehr starker Hemmungen von seiten der öffentlichen Lastenverfassung hat er sich anderwärts durchgesetzt. Neben dem materialen Inhalt der Wirtschaftspolitik, die sehr stark auch an Zielen außerwirtschaftlicher Art orientiert sein kann[,] und neben Entwicklungen geistiger (wissenschaftlicher und technologischer) Art haben auch Obstruktionen gesinnungsmäßiger

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(ethischer, religiöser) Natur für die lokale Begrenzung der auto­ chthonen kapitalistischen Entwicklung moderner Art eine erhebliche Rolle gespielt. Auch darf nie vergessen werden: daß Betriebs- und Unternehmungsformen ebenso wie technische Erzeugnisse „erfunden“ werden müssen, und daß dafür sich historisch nur „negative“, die betreffende Gedankenrichtung erschwerende oder geradezu obstruierende, oder „positive“, sie begünstigende, Umstände, nicht aber ein schlechthin zwingendes Kausalverhältnis angeben läßt, sowenig wie für streng individuelle Geschehnisse irgendwelcher Natur überhaupt. 1. Zum Schlußsatz: Auch individuelle reine Naturgeschehnisse lassen sich nur unter sehr besonderen Bedingungen exakt auf individuelle Kausalkomponenten zurückführen: darin besteht ein prinzipieller Unterschied gegen das Handeln nicht. 2. Zum ganzen Absatz: Die grundlegend wichtigen Zusammenhänge zwischen der Art der Ordnung und Verwaltung der politischen Verbände und der Wirtschaft können hier nur provisorisch angedeutet werden. 1. Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion marktorientierter kapitalistischer Entwicklung durch Abgaben-Verpfründung ist China, durch Abgaben-Verleihung (damit vielfach identisch): Vorderasien seit dem Khalifenreich21 (darüber an seinem Ort).22 Abgaben-Verpachtung findet sich in Indien, Vorderasien, dem Okzident in Antike und Mittelalter, ist aber für die okzidentale Antike besonders weitgehend für die Art der Orientierung des kapitalistischen Erwerbs (römischer Ritterstand)23 maßgebend gewesen, während sie in Indien und Vorderasien mehr die Entstehung von Vermögen (Grundherrschaften) beherrscht hat.24 21 Zu Gebühren- und Steuerverpfründungen in China vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  222, 257 f., 282 f. Hinsichtlich der Entwicklung in Vorderasien dürfte sich Weber auf den Aufsatz von Becker, Carl Heinrich, Steuerpacht und Lehnswesen, in: Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients, Band  5, 1914, S.  81–92, stützen. Vgl. dazu Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  392–394. 22  Max Weber verweist auf einen noch zu verfassenden Text. Unten, S.  440, Zeilen 11 ff., wird angekündigt, daß Weber „auf die Entwicklungsstufen und Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft“ zurückkommen werde. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  70. 23  Zur Förderung des kapitalistischen Erwerbs der römischen Ritterschaft durch das Institut der Steuerpacht im 2. und 1. vorchristlichen Jahrhundert vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  672. 24  Zu Vorkommen und Wirkung der Abgaben- und Steuerverpachtung in Indien, Vorderasien sowie dem Okzident in Antike und Mittelalter äußert sich Max Weber vielfach.

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2. Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion der kapitalistischen Entwicklung überhaupt durch leiturgische Bedarfsdeckung ist die Spätantike, vielleicht auch Indien in nachbuddhistischer Zeit und, zeitweise, China. Auch davon an seinem Ort.25 3. Der historisch wichtigste Fall der monopolistischen Ablenkung des Kapitalismus ist, nach hellenistischen (ptolemäischen) Vorläufern, die Epoche des fürstlichen Monopol- und Monopolkonzessionserwerbs im Beginn der Neuzeit (Vorspiel: gewisse Maßregeln Friedrichs II. in Sizilien, vielleicht nach byzantinischem Muster,26 prinzipieller Schlußkampf: unter den Stuarts),27 wovon an seinem Ort zu reden sein wird.28 Die ganze Erörterung ist hier, in dieser abstrakten Form, nur zur einigermaßen korrekten Problemstellung vorgenommen. Ehe auf die Entwicklungsstufen und Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft zurückgekommen wird,29 muß erst die rein soziologische Erörterung der außerwirtschaftlichen Komponenten vorgenommen werden.

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§  40. Für jede Verbandsbildung hat ferner die Wirtschaft dann eine ganz allgemeine soziologische Konsequenz, wenn die Leitung und der Verwaltungs|stab, wie in aller Regel, entgolten werden. Dann ist ein überwältigend starkes ökonomisches Interesse mit dem Fortbestand des Verbandes verknüpft, einerlei ob seine

Zu den Verhältnissen in Indien vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  138–144 u. a.; in Vorderasien vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  352, 355 f., 398, 564 f. 25  Vgl. dazu oben, S.  439, Hg.-Anm.  22. 26  Friedrich II. (1194–1250), König von Sizilien und römisch-deutscher Kaiser, errichtete im Königreich Sizilien ein Staatswesen, in dem vielfach moderne Züge erkannt worden sind. Zu seiner an fiskalischen Interessen orientierten Handelspolitik und (Produktions-)Monopolpolitik vgl. Maschke, Erich, Die Wirtschaftspolitik Kaiser Friedrichs II. im Königreich Sizilien, in: VSWG, Band  53, 1966, S.  289–328. 27  Über den Kampf der 1603–1648 und 1660–1688 in England regierenden Könige aus dem Hause Stuart mit dem Parlament, in dem die Monopole einen Hauptstreitpunkt bildeten und der mit dem Zusammenbruch der autokratisch geförderten Monopolindustrie endete, handelt Max Weber an verschiedenen Stellen seines Werks und stützt sich dabei auf Levy, Hermann, Die Grundlagen des ökonomischen Liberalismus in der Geschichte der englischen Volkswirtschaft. – Jena: Gustav Fischer 1912. Vgl. dazu u. a. Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  433, und die überarbeitete Fassung von „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, in: GARS I, S.  73 u. 291 f. (MWG I/18). 28  Vgl. dazu oben, S.  439, Hg.-Anm.  22. 29  Zum Konzept „ökonomischer Entwicklungsstufen“ vgl. oben, S.  302. Entsprechende Ausführungen liegen nicht vor. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  70.

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§ 40.  Einfluß ökonomischer Interessen auf die Verbandsbildung

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vielleicht primär ideologischen Grundlagen inzwischen gegenstandslos geworden sind.

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Es ist eine Alltagserscheinung, daß, nach der eigenen Ansicht der Beteiligten „sinnlos“ gewordene, Verbände aller Art nur deshalb weiterbestehen, weil ein „Verbandssekretär“ oder anderer Beamter „sein Leben (materiell) daraus macht“30 und sonst subsistenzlos würde.

Jede appropriierte, aber unter Umständen auch eine formal nicht appropriierte Chance kann die Wirkung haben, bestehende Formen sozialen Handelns zu stereotypieren. Innerhalb des Umkreises der (friedlichen und auf Alltagsgüterversorgung gerichteten) wirtschaftlichen Erwerbschancen sind im allgemeinen nur die Gewinnchancen von Erwerbsunternehmern aut­ ochthone, rational revolutionierende Mächte. Selbst diese aber nicht immer. Z. B. haben die Courtage-Interessen der Bankiers lange Zeit die Zulassung des Indossements obstruiert,31 und ähnliche Obstruktionen formal rationaler Institutionen auch durch kapitalistische Gewinninteressen werden uns oft begegnen,32 wenn sie auch sehr wesentlich seltener sind als namentlich die präbendalen, ständischen und die ökonomisch irrationalen Obstruktionen.

30 Von Max Weber wiederholt zitierte Redeweise. Gemeint ist, daß eine Person in solchen Tätigkeiten ein zur Lebensführung hinreichendes Einkommen erzielt; vgl. auch Kap. III, §  12, unten, S.  503, und Weber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  168. 31 Indossament, auch in der zu Webers Zeit noch gebräuchlichen Form Indossement, ist ein Vermerk, in der Regel auf der Rückseite (ital. in dosso) eines Wertpapiers, das zugunsten einer namentlich genannten Person ausgestellt ist. Mit dem Vermerk werden die Rechte an dem Papier, speziell das Eigentum, auf einen anderen als den ursprünglich Berechtigten übertragen. Beim Wechsel widersprach die Tatsache, daß durch wiederholtes Indossieren Zahlungen geleistet werden konnten, ohne daß man neuerlich die Dienste eines Bankiers in Anspruch nehmen mußte, deren Interessen an der bei der Ausstellung und Einlösung von Wechseln üblichen Provision bzw. Courtage (von Courtier, frz. Makler). Nicht zuletzt auf ihr Drängen ist vom 16. bis 18. Jahrhundert in Italien und Deutschland vielfach das Indossieren verboten worden. Vgl. Schaps, Georg, Zur Geschichte des Wechselindossaments. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1892, u. a. S.  89, 149. Max Weber hat das Werk 1893 in der „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“ besprochen; vgl. Weber, [Rezension von] Georg Schaps, Zur Geschichte des Wechselindossaments, MWG I/1, S.  468–474. 32  Entsprechende Ausführungen liegen nicht vor.

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§  41. Alles Wirtschaften wird in der Verkehrswirtschaft von den einzelnen Wirtschaftenden zur Deckung eigner, ideeller oder materieller, Interessen unternommen und durchgeführt. Auch dann natürlich, wenn es sich an den Ordnungen von wirtschaftenden, Wirtschafts- oder wirtschaftsregulierenden Verbänden orientiert, – was merkwürdigerweise oft verkannt wird. In einer sozialistisch organisierten Wirtschaft33 wäre dies nicht prinzipiell anders. Das Disponieren freilich würde in den Händen der Verbandsleitung liegen, die Einzelnen innerhalb der Güterbeschaffung auf lediglich „technische“ Leistungen: „Arbeit“ in diesem Sinn des Worts (oben §  15)34 beschränkt sein. Dann und solange nämlich, als sie „diktatorisch“, also autokratisch verwaltet würden, ohne gefragt zu werden. Jedes Recht der Mitbestimmung würde sofort auch formell die Austragung von Interessenkonflikten ermöglichen, die sich auf die Art des Disponierens, vor allem aber: auf das Maß des „Sparens“ (Rücklagen) erstrecken würden. Aber das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist: daß der einzelne auch dann primär fragen würde: ob ihm die Art der zugewiesenen Rationen und der zugewiesenen Arbeit, verglichen mit anderem, seinen Interessen entsprechend erscheine. Darnach würde er sein Verhalten einrichten, und gewaltsame Machtkämpfe um Änderung oder Erhaltung der einmal zugewiesenen Rationen (z. B. Schwerarbeiterzulagen), Appropriation oder Expropriation beliebter, durch die Entgeltrationierung oder durch angenehme Arbeitsbedingungen beliebter Arbeitsstellen, Sperrung der Arbeit (Streik oder Exmission aus den Arbeitsstellen), Einschränkung der Güterbeschaffung zur Erzwingung von Änderungen der Arbeitsbedingungen bestimmter Branchen, Boykott und gewaltsame Vertreibung unbeliebter Arbeitsleiter, – kurz: Appropriationsvorgänge aller Art und Interessenkämpfe wären auch dann das Normale. Daß sie meist verbandsweise ausgefochten werden, daß dabei die mit besonders „lebenswichtigen“ Arbeiten 33 Wie dem folgenden Absatz, unten, S.  443, zu entnehmen ist, bezieht sich Max Weber hier auf eine „vollsozialistische (‚Plan‘-) Wirtschaft.“ „Vollsozialisierung“ ist oben, S.  291, definiert als rein haushaltsmäßige Planwirtschaft. 34  Kap. II, §  15, oben, S.  296.

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Befaßten und die rein körperlich Kräftigsten bevorzugt wären, entspräche dem bestehenden Zustand[.] Immer aber stände dies Interesse des einzelnen – eventuell: die gleichartigen[,] aber gegen andere antagonistischen Interessen vieler einzelner –o hinter allem Handeln. Die Interessenkonstellationen wären abgeändert, die Mittel der Interessenwahrnehmung andre, aber jenes Moment würde ganz ebenso zutreffen. So sicher es ist, daß rein ideologisch an fremden Interessen orientiertes wirtschaftliches Handeln | vorkommt, so sicher ist auch: daß die Masse der Menschen nicht so handelt und nach aller Erfahrung nicht so handeln kann und also: wird. In einer vollsozialistischen („Plan“-)Wirtschaft wäre Raum nur für: a) eine Verteilung von Naturalgütern nach einem rationierten Bedarfsplan, – b) eine Herstellung dieser Naturalgüter nach einem Produktionsplan. Die geldwirtschaftliche Kategorie des „Einkommens“ müßte notwendig fehlen. Rationierte Einkünfte wären möglich.35 In einer Verkehrswirtschaft ist das Streben nach Einkommen die unvermeidliche letzte Triebfeder alles wirtschaftlichen Handelns. Denn jede Disposition setzt, soweit sie Güter oder Nutzleistungen, die dem Wirtschaftenden nicht vollverwendungsbereit zur Verfügung stehen, in Anspruch nimmt, Erwerbung und Disposition über künftiges Einkommen, und fast jede bestehende Verfügungsgewalt setzt früheres Einkommen voraus. Alle erwerbswirtschaftlichen Betriebs-Gewinne verwandeln sich auf irgendeiner Stufe in irgendeiner Form in Einkommen von Wirtschaftenden. In einer regulierten Wirtschaft ist die Sorge der Regulierungsordnung[,] normalerweise, die Art der Verteilung des Einkommens. (In Naturalwirtschaften ist hier nach der festgestellten Terminologie kein „Einkommen“, sondern sind Ein-

o  Gedankenstrich fehlt in A; sinngemäß ergänzt. 35  Zu Max Webers Unterscheidung zwischen Einkünften und (in Geld geschätztem) Einkommen vgl. oben, S.  253 f.

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künfte in Naturalgütern und -leistungen da, welche nicht in ei­nemp Einheitstauschmittel abschätzbar sind). Einkommen und Einkünfte können – soziologisch angesehen – folgende Hauptformen annehmen und aus folgenden typischen Hauptquellen fließen:36 A. Leistungs-Einkommen und -Einkünfte (geknüpft an spezifizierte oder spezialisierte Leistungen)q. I. Löhne:37 1. frei bedungene feste Lohn-Einkommen und -Einkünfte (nach Arbeitsperioden berechnet); 2. skalierte feste Einkommen und Einkünfte (Gehälter, Deputate von Beamten38); 3. bedungene Akkordarbeitserträge angestellter Arbeiter;39 4. ganz freie Arbeitserträge.40 II. Gewinne: 1. freie Tauschgewinne durch unternehmungsweise Beschaffung von Sachgütern oder Arbeitsleistungen; 2. regulierte Tauschgewinne ebenso. p A: ein  q  Schließende Klammer fehlt in A. 36  Max Weber lehnt sich im Folgenden an die Ordnung der Einkommensarten bei Robert Liefmann an. Dieser trifft zwei Unterscheidungen: 1. zwischen Leistungs- (oder Arbeits-)Einkommen und Besitz- (oder Kapital-)Einkommen, 2. zwischen „bedungenen“, d. h. der Höhe nach vereinbarten, und „nicht bedungenen“ Einkommen. Hinsichtlich der Begrifflichkeit im einzelnen weicht Weber wiederholt von Liefmann ab. Liefmann spricht z. B. nicht von „Renten“, weder im nationalökonomisch-theoretischen noch (wie Weber) im umgangssprachlichen Sinn. Vgl. Liefmann, Grundsätze II, S.  444–453 und passim. Vgl. auch Webers Urteil über Liefmanns Einkommenslehre, unten, S.  448 mit Hg.-Anm.  51. 37  In seinen Vorlesungen zur „Allgemeinen (‚theoretischen‘) Nationalökonomie“ hat Max Weber für die im Folgenden genannten Einkommensarten den im Fachschrifttum üblichen Oberbegriff „Arbeitseinkommen“ verwendet. Arbeitslohn nannte er (nur) jene Einkommensform, „wo continuierliche Zahlung für Verfügung über die Arbeitskraft“ vorliegt. Vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  649. 38  Zum zeitgenössischen Sprachgebrauch des Begriffs „Beamter“ vgl. oben, S.  272, Hg.-Anm.  60, und Webers Definition unten, S.  457 f. 39  In der Formulierung setzt sich Max Weber nur scheinbar über den seinerzeit schon bedeutsamen Unterschied zwischen „Arbeitern“ und „Angestellten“ hinweg. Umgangssprachlich war (und ist) es möglich, von der „Anstellung“ von Arbeitern zu sprechen. 40  Gemeint sind – bedungene, der Höhe nach vereinbarte – Einkommen (Reinerträge) aus selbständiger bzw. freiberuflicher Tätigkeit.

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In diesen Fällen (1 und 2): Abzug der „Kosten“: „Reinerträge“.41 3. Beutegewinne; 4. Herrschafts-, Amtssportel-, Bestechungs-, Steuerpacht- und ähnliche Gewinne aus der Appropriation von Gewaltrechten. Kostenabzug in den Fällen 3 und 4 bei dauerndem betriebsmäßigem Erwerb dieser Art, sonst nicht immer. B. Besitzeinkommen und -Einkünfte (geknüpft an die Verwertung von Verfügungsgewalt über wichtige Beschaffungsmittel). I. Normalerweise „Reinrenten“ nach Kostenabzug:42 1. Menschenbesitzrenten (von Sklaven oder Hörigen oder Freigelassenen), in naturar oder Geld, fest oder in Erwerbsanteilen (Abzug der Unterhaltskosten); 2. appropriierte Herrschaftsrenten (Abzug der Verwaltungskosten), ebenso: 3. Grundbesitzrenten (Teilpacht, feste Zeitpacht, in naturas oder Geld, grundherrliche Renteneinkünfte – Abzug der Grundsteuerkosten und Erhaltungskosten), ebenso 4. Hausrenten (Abzug der Unterhaltungskosten), ebenso r A: Natura  s A: Natura 41 Mit „Ertrag“ wurde in der Volkswirtschaftslehre üblicherweise das Ergebnis der Produktion einer gegebenen Wirtschaftsperiode bezeichnet. Dabei konnte Verschiedenes gemeint sein: 1. Eine Menge von Gütern (in naturalen Einheiten), 2. Eine Geldsumme der mit Preisen bewerteten erzeugten Produkte. In seiner Vorlesung „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“ spricht Max Weber in Hinblick auf den erst im Tausch, d. h. durch die Preisbildung realisierten Geldwert der Produkte, in origineller Weise von „Tauschertrag“, vgl. Weber, Theoretische Nationalökonomie, MWG III/1, S.  641. Entsprechend wird hier in Ziff. 1 und 2 der Gewinn, ermittelt als Differenz zwischen (Tausch-)Ertrag und Kosten, als „Tauschgewinn“ und zugleich als „Reinertrag“ bezeichnet. 42  Max Weber knüpft hinsichtlich des Begriffs „Rente“ nicht ausschließlich an den in der Nationalökonomie insbesondere für Einkommen aus der Nutzung des Produktionsfaktors Boden entwickelten wissenschaftlichen Rentenbegriff (Grundrente) an. Er verwendet einen in der Umgangssprache seiner Zeit für eine Vielzahl von Einkommen aus Besitz unterschiedlicher Art eingeführten Rentenbegriff. In den unter I aufgeführten Fällen sieht Weber sich veranlaßt, den ungewöhnlichen, in Analogie zu „Reinertrag“ gebildeten Begriff „Reinrente“ einzuführen. Erst nach Abzug der im Zusammenhang mit dem Erwerb der (Brutto-)“Renten“ entstehenden Kosten ergeben sich die Einkünfte bzw. Einkommen.

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5. Renten aus appropriierten Monopolen (Bannrechten,43 Patenten – Abzug der Gebühren), ebenso II. normalerweise ohne Kostenabzug: 6. Anlagerenten (aus Hingabe der Nutzung von „Anlagen“ (oben §  17t)44 gegen sogenannten „Zins“45 an Haushaltungen oder Erwerbswirtschaften). | 7. Viehrenten,46 ebenso 8. Naturaldarlehens-„Zinsen“ und bedungene Deputatrenten, in naturau, 9. Gelddarlehens-„Zinsen“, 10. Hypothekenrenten, in Geld, 11. Wertpapierrenten, in Geld und zwar: a) feste (sog. „Zinsen“), b) nach einem Rentabilitätsertrag schwankende (Typus: sog. Dividenden). 12. Andre Gewinnanteile (s. A. II, 1): 1. Gelegenheitsgewinnanteile und rationale Spekulationsgewinnanteile, 2. rationale Dauer-Rentabilitätsgewinnanteile an Unternehmen aller Art. Alle „Gewinne“ und die „Renten“ aus Wertpapieren sind nicht bedungene bzw. nur in den Voraussetzungen (Tauschpreisen, Akkordsätzen) bedungene Einkommen.47 Feste Zinsen und t A: 11  u A: Natura 43  Befugnisse eines Gewerbetreibenden, an einem Ort jedermann die Anschaffung eines Gutes oder die Annahme einer Leistung von anderen als ihm selbst zu untersagen, z. B. Mühlenzwang, Brauereigerechtsame, Schornsteinfegergerechtigkeit. 44 In Kap. II, §  17 (und nicht: §  11, wie im überlieferten Text angegeben), oben, S.  307, und §  20, oben, S.  329, beschreibt Max Weber Anlagen (Kraftanlagen, Mühlen aller Art, Werkstätten mit stehenden Apparaten) als Beschaffungsmittel besonderer Art. Zur Verleihung als Quelle von Renteneinkommen vgl. oben, S.  326. 45  Gemeint ist: Mietzins. 46  Eine tarifierte und geregelte Viehleihe in Mesopotamien erwähnt Max Weber in: Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  392 und 394. Er bezieht sich auf Hainisch, Michael, Die Entstehung des Kapitalzinses, in: Festgabe für Adolph Wagner zur siebenzigsten Wiederkehr seines Geburtstages. – Leipzig: C. F. Winter 1905, S.  293–331. Vgl. auch Weber, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S.  141 f. und 315. 47 Warum Max Weber die oben unter B. II. Ziffer 11. aufgeführten zwei Arten von „Wertpapierrenten“ unterschiedslos zu den „nicht bedungenen“ zählt, ist unklar.

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Löhne, Grundbesitzpachten, Mieten sind bedungene Einkommen, die Herrschafts-, Menschenbesitz-, Grundherrschafts- und Beutegewinne gewaltsam appropriierte Einkommen oder Einkünfte. Besitzeinkommen kann berufloses Einkommen sein, falls der Beziehende den Besitz durch andere verwerten läßt. Löhne, Gehälter, Arbeitsgewinne, Unternehmergewinne sind Berufseinkommen; die anderen Arten von Renten und Gewinnen können sowohl das eine wie das andere sein (eine Kasuistik ist hier noch nicht beabsichtigt).48 Eminent dynamischen – wirtschaftsrevolutionierenden – Charakters49 sind von allen diesen Einkommensarten die aus Unternehmergewinn (A II, 1) und bedungenen oder freien Arbeitserträgen (A I, 3 und 4) abgeleiteten, demnächst die freien Tausch- und, in anderer Art, unter Umständen: die Beutegewinne (A II, 3).a Eminent statisch – wirtschaftskonservativ – sind skalierte Einkommen (Gehälter), Zeitlöhne, Amtsgewaltgewinne, (normalerweise) alle Arten von Renten. Ökonomische Quelle von Einkommen (in der Tauschwirtschaft) ist in der Masse der Fälle die Tauschkonstellation auf dem Markt für Sachgüter und Arbeit, also letztlich: Konsumentenschätzungen, in Verbindung mit mehr oder minder starker natürlicher oder gesatzter monopolistischer Lage des Erwerbenden. Ökonomische Quelle von Einkünften (in der Naturalwirtschaft) ist regelmäßig monopolistische Appropriation von Chancen: Besitz oder Leistungen gegen Entgelt zu verwerten. Hinter allen diesen Einkommen steht nur die Eventualität der Gewaltsamkeit des Schutzes der appropriierten Chancen (s.

a(S.  415)–a Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  689–709. Schon im folgenden Satz werden „feste Zinsen“ zu den bedungenen Einkommen gerechnet. 48  Entsprechende Ausführungen liegen nicht vor. 49  Zu einer ähnlichen, den Begriff „dynamisch“ definierenden Formulierung vgl. Kap. IV, unten, S.  594.

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Kapitel II.  Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens

oben dies Kap. §  1 Nr.  2).50 Die Beute- und die ihnen verwandten Erwerbsarten sind Ertrag aktueller Gewaltsamkeit. Alle Kasuistik mußte bei dieser ganz rohen Skizze vorerst noch ausgeschaltet werden. Ich halte von R[obert] Liefmanns Arbeiten bei vielen Abweichungen der Einzelansichten die Partien über „Einkommen“ für vmit amv wertvollsten.51 Hier soll auf das ökonomische Problem gar nicht näher eingegangen werden. Die Zusammenhänge der ökonomischen Dynamik mit der Gesellschaftsordnung werden s. Z. stets erneut erörtert werden.52 |

v A: eine der 50  In Kap. II, §  1, bezieht sich Weber in dem mit Nr.  2 bezifferten Absatz auf die „Gewaltsamkeit“ (oben, S.  218). Inhaltlich zutreffender sind aber die Aussagen in Absatz Nr.  3, ebd. 51  Vgl. vor allem Liefmann, Ertrag und Einkommen; Liefmann, Grundsätze II, S.  369– 528. Max Weber hat den 1919 erschienenen Band nachweislich gelesen und darüber mit Liefmann korrespondiert, vgl. oben, S.  217, Hg.-Anm.  5, und S.  218, Hg.-Anm.  8. 52  Bereits zu Beginn des Kapitels (oben, S.  216) erklärt Max Weber, jegliche „Dynamik“ vorerst beiseite lassen zu wollen. Entsprechende Ausführungen liegen – außer einer speziellen Erwähnung in Kap. IV, unten, S.  594 – nicht vor. Joseph Schumpeter schreibt im „Grundriß der Sozialökonomik“, John St. Mill habe den Begriff in die Ökonomie eingeführt, diesen aber bereits von Auguste Comte übernommen. Vgl. Schumpeter, Joseph, Epochen der Dogmen- und Methodengeschichte, in: GdS, Abt. I, 1914, S.  19–124, hier S.  67.

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Kapitel III. Die Typen der Herrschaft. 1. Die Legitimitätsgeltung. 5

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§  1. „Herrschaft“ soll, definitionsgemäß (Kap. I, §   16)1[,] die Chance heißen, für spezifische (oder: für alle) Befehle bei einer angebbaren Gruppe von Menschen Gehorsam zu finden. Nicht also jede Art von Chance, „Macht“ und „Einfluß“ auf andere Menschen auszuüben. Herrschaft („Autorität“) in diesem Sinn kann im Einzelfall auf den verschiedensten Motiven der Fügsamkeit: von dumpfer Gewöhnung angefangen bis zu rein zweckrationalen Erwägungen, beruhen. Ein bestimmtes Minimum an Gehorchenwollen, also: Interesse (äußerem oder innerem) am Gehorchen, gehört zu jedem echten Herrschaftsverhältnis. Nicht jede Herrschaft bedient sich wirtschaftlicher Mittel. Noch weit weniger hat jede Herrschaft wirtschaftliche Zwecke. Aber jede Herrschaft über eine Vielzahl von Menschen bedarf normalerweise (nicht: absolut immer) eines Stabes von Menschen (Verwaltungsstab, s. Kap. I, §  12),2 d. h. der (normalerweise) verläßlichen Chance eines eigens auf Durchführung ihrer generellen Anordnungen und konkreten Befehle eingestellten Handelns angebbarer zuverlässig gehorchender Menschen. Dieser Verwaltungsstab kann an den Gehorsam gegenüber dem (oder: den) Herren rein durch Sitte oder rein affektuell oder durch materielle Interessenlage oder ideelle Motive (wertrational) gebunden sein. Die Art dieser Motive bestimmt weitgehend den Typus der Herrschaft. Rein materielle und zweckrationale Motive der Verbundenheit zwischen Herrn und Verwaltungsstab bedeuten hier wie sonst einen relativ labilen Bestand dieser. Regelmäßig kommen andere – affektuelle oder wertrationale – hinzu. In außeralltäglichen Fällen können diese allein 1  Kap. I, §  16, oben, S.  210 f. 2  Kap. I, §  12, oben, S.  204 ff.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

ausschlaggebend sein. Im Alltag beherrscht Sitte und daneben: materielles, zweckrationales, Interesse diese wie andere Beziehungen. Aber Sitte oder Interessenlage so wenig wie rein affektuelle oder rein wertrationale Motive der Verbundenheit könnten verläßliche Grundlagen einer Herrschaft darstellen. Zu ihnen tritt normalerweise ein weiteres Moment: der Legitimitätsglaube. Keine Herrschaft begnügt sich, nach aller Erfahrung, freiwillig mit den nur materiellen oder nur affektuellen oder nur wertrationalen Motiven als Chancen ihres Fortbestandes. Jede sucht vielmehr den Glauben an ihre „Legitimität“ zu erwecken und zu pflegen. Je nach der Art der beanspruchten Legitimität aber sinda auch der Typus des Gehorchens, des zu dessen Garantie bestimmten Verwaltungsstabes und der Charakter der Ausübung der Herrschaft grundverschieden. Damit aber auch ihre Wirkung. Mithin ist es zweckmäßig, die Arten der Herrschaft je nach dem ihnen typischen Legitimitätsanspruch zu unterscheiden. Dabei wird zweckmäßigerweise von modernen und also bekannten Verhältnissen ausgegangen. | A 123

1. Daß dieser und nicht irgendein anderer Ausgangspunkt der Unterscheidung gewählt wird, kann nur der Erfolg rechtfertigen. Daß gewisse andre typische Unterscheidungsmerkmale dabei vorläufig zurücktreten und erst später eingefügt werden können, dürfte kein entscheidender Mißstand sein. Die „Legitimität“ einer Herrschaft hat – schon weil sie zur Legitimität des Besitzes sehr bestimmte Beziehungen bbesitzt –b eine durchaus nicht nur „ideelle“ Tragweite. 2. Nicht jeder konventional oder rechtlich gesicherte „Anspruch“ soll ein Herrschaftsverhältnis heißen. Sonst wäre der Arbeiter im Umfang seines Lohnanspruchs „Herr“ des Arbeitgebers, weil ihm auf Verlangen der Gerichtsvollzieher zur Verfügung gestellt werden muß. In Wahrheit ist er formal ein zum Empfang von Leistungen „berechtigter“ Tauschpartner desselben. Dagegen soll es den Begriff eines Herrschaftsverhältnisses natürlich nicht ausschließen, daß es durch formal freien Kontrakt entstanden ist: so die in den Arbeitsordnungen und -anweisungen sich kundgebende Herrschaft des Arbeitgebers über den Arbeiter, des Lehensherrn über den frei in die Lehensbeziehung tretenden Vasallen. Daß der Ge­horsam kraft militärischer Disziplin formal „unfreiwillig“, der kraft Werkstattdiszia A: ist  b A: besitzt,

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§ 1.  Herrschaft

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plin formal „freiwillig“ ist, ändert an der Tatsache, daß auch Werkstattdisziplin Unterwerfung unter eine Herrschaft ist, nichts. Auch die Beamtenstellung wird durch Kontrakt übernommen und ist kündbar, und selbst die „Untertanen“-Beziehung kann freiwillig übernommen und (in gewissen Schranken) gelöst werden. Die absolute Unfreiwilligkeit besteht erst beim Sklaven. Allerdings aber soll andrerseits eine durch monopolistische Lage bedingte ökonomische „Macht“, d. h. in diesem Fall: Möglichkeit, den Tauschpartnern die Tauschbedingungen zu „diktieren“, allein und für sich ebensowenig schon „Herrschaft“ heißen, wie irgendein anderer: etwa durch erotische oder sportliche oder diskussionsmäßige oder andere Überlegenheit bedingter „Einfluß“. Wenn eine große Bank in der Lage ist, andren Banken ein „Konditionenkartell“3 aufzuzwingen, so soll dies so lange nicht „Herrschaft“ heißen, als nicht ein unmittelbares Obödienzverhältnis derart hergestellt ist: daß Anweisungen der Leitung jener Bank mit dem Anspruch und der Chance, rein als solche Nachachtung zu finden, erfolgen und in ihrer Durchführung kontrolliert werden. Natürlich ist auch hier, wie überall, der Übergang flüssig: von Schuldverpflichtung zur Schuldverknechtung finden sich alle Zwischenstufen. Und die Stellung eines „Salons“ kann bis hart an die Grenze einer autoritären Machtstellung gehen, ohne doch notwendig „Herrschaft“ zu sein. Scharfe Scheidung ist in der Realität oft nicht möglich, klare Begriffe sind aber dann deshalb nur umso nötiger. 3. Die „Legitimität“ einer Herrschaft darf natürlich auch nur als Chance, dafür in einem relevanten Maße gehalten und praktisch behandelt zu werden, angesehen werden. Es ist bei weitem nicht an dem: daß jede Fügsamkeit gegenüber einer Herrschaft primär (oder auch nur: überhaupt immer) sich an diesem Glauben orientierte. Fügsamkeit kann vom einzelnen oder von ganzen Gruppen rein aus Opportunitätsgründen geheuchelt, aus materiellem Eigeninteresse praktisch geübt, aus individueller Schwäche und Hilflosigkeit als unvermeidlich hingenommen werden. Das ist aber nicht maßgebend für die Klassifizierung einer Herrschaft. Sondern: daß ihr eigner Legitimitätsanspruch der Art nach in einem relevanten Maß „gilt“, ihren Bestand festigt und die Art der gewählten Herrschaftsmittel mit bestimmt. Eine Herrschaft kann ferner – und das ist ein praktisch häufiger Fall – so absolut durch augenfällige Interessengemeinschaft des Herrn und 3  Als Konditionenkartelle werden unter Wettbewerbern abgeschlossene Verträge zur Regelung der von den Beteiligten im Verkehr mit den Kunden anzuwendenden allgemeinen Geschäfts-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen bezeichnet. Sie schränken den Wettbewerb in Industrie und Handel zumeist wenig ein und gelten deshalb als Kartelle niederer Ordnung. Anders im Bankwesen, wo Zinsen und Provisionen zwar begrifflich zu den Konditionen zählen, aber ökonomisch Preise der angebotenen Bankleistungen und damit die entscheidenden Aktionsparameter im Wettbewerb sind.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

seines Verwaltungsstabs (Leibwache, Prätorianer, „rote“ oder „weiße“ Garden)4 gegenüber den Beherrschten und durch deren Wehrlosigkeit gesichert sein, daß sie selbst den Anspruch auf „Legitimität“ zu verschmähen vermag. Dann ist noch immer die Art der Legitimitätsbeziehung zwischen Herrn und Verwaltungsstab je nach der Art der zwischen ihnen bestehenden Autoritätsgrundlage sehr verschieden geartet und in hohem Grade maßgebend für die Struktur der Herrschaft, wie sich zeigen wird. 4. „Gehorsam“ soll bedeuten: daß das Handeln des Gehorchenden im wesentlichen so abläuft, als ob er den Inhalt des Befehls um dessen selbst willen zur Maxime seines Verhaltens gemacht habe, und zwar lediglich um des formalen Gehorsamsverhältnisses halber, ohne Rücksicht auf die eigene Ansicht über den Wert oder Unwert des Befehls als solchen. 5. Rein psychologisch kann die Kausalkette verschieden aussehen, insbesondre: „Eingebung“ oder „Einfühlung“5 sein. Diese Unterscheidung ist aber hier für die Typenbildung der Herrschaft nicht brauchbar. 6. Der Bereich der herrschaftsmäßigen Beeinflussung der sozialen Beziehungen und Kulturerscheinungen ist wesentlich breiter, als es auf den ersten Blick scheint. Beispielsweise ist es diejenige Herrschaft, welche in der Schule geübt wird, welche die als orthodox geltende Sprach- und A 124 Schreibform prägt. Die als Kanzlei|sprachen der politisch autokephalen Verbände, also ihrer Herrscher, fungierenden Dialekte sind zu diesen orthodoxen Sprach- und Schreibformen geworden und haben die „nationalen“ Trennungen (z.  B. Hollands von Deutschland)6 herbeigeführt. 4  Während der revolutionären Umbrüche im und nach dem Ersten Weltkrieg standen sich in bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen bewaffnete Milizen gegenüber. „Rote Garden“ bezeichneten die Anhänger der sozialistischen und kommunistischen Revolution, die „Weißen“ die regierungstreuen und gegenrevolutionären Truppen. Während der Februarrevolution 1917 waren zuerst in St. Petersburg Rote Garden entstanden. Sie dienten den neuen Machthabern als Kampfeinheiten und Sicherheitsmilizen. In Deutschland kamen sie kurzzeitig und lokal begrenzt vor, z. B. während der bayerischen Räterepublik im April 1919. 5  „Eingebung“ und „Einfühlung“ sowie die hier nicht genannte „Einredung“ wurden von dem Psychologen Willy Hellpach als „Kategorien von Möglichkeiten seelischer Übermittlung“ eingeführt und unter dem Aspekt massenpathologischer Auswirkungen beschrieben. Vgl. Hellpach, Willy, Die geistigen Epidemien (Die Gesellschaft. Sammlung sozialpsychologischer Monographien, hg. von Martin Buber, Band  11). – Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1906, S.  46, Handexemplar, Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München, sowie die Parallelerwähnungen in Weber, Recht, MWG I/22-3, S.  215 f. (mit explizitem Bezug auf Hellpach) und Weber, Herrschaft, MWG I/22-4, S.  136 (mit allen drei Übermittlungsformen). 6  Im ausgehenden 16. Jahrhundert forcierte die Unabhängigkeitsbewegung der niederländischen Generalstände die Eigenständigkeit der niederländischen Sprache. Damit wurde eine Entwicklung besiegelt, die das Niederländische als eine Mischung aus dem Niederfränkischen und anderen germanischen Dialekten von der Entwicklung zum Neuhochdeutschen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ab-

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§ 2.  Die drei reinen Typen legitimer Herrschaft

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Elternherrschaft und Schulherrschaft reichen aber weit über die Beeinflussung jener (übrigens nur scheinbar:) formalen Kulturgüter hinaus in der Prägung der Jugend und damit der Menschen. 7. Daß Leiter und Verwaltungsstab eines Verbandes der Form nach als „Diener“ der Beherrschten auftreten, beweist gegen den Charakter als „Herrschaft“ natürlich noch gar nichts. Es wird von den materialen Tatbeständen der sogenannten „Demokratie“ später gesondert zu reden sein.7 Irgendein Minimum von maßgeblicher Befehlsgewalt, insoweit also: von „Herrschaft“, muß ihnen aber fast in jedem denkbaren Falle eingeräumt werden.

§  2. Es gibt drei reine Typen legitimer Herrschaft. Ihre Legitimitätsgeltung kann nämlich primär sein: 1. rationalen Charakters: auf dem Glauben an die Legalität gesatzter Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung der Herrschaft Berufenen ruhen (legale Herrschaft) – oder 2. traditionalen Charakters: – auf dem Alltagsglauben an die Heiligkeit von jeher geltender Traditionen und die Legitimität der durch sie zur Autorität Berufenen ruhen (traditionale Herrschaft), – oder endlich 3. charismatischen Charakters: auf der außeralltäglichen Hingabe an die Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person und der durch sie offenbarten oder geschaffenen Ordnungen (charismatische Herrschaft). Im Fall der satzungsmäßigen Herrschaft wird der legal gesatzten sachlichen unpersönlichen Ordnung und dem durch sie bestimmten Vorgesetzten kraft formaler Legalität seiner Anordnungen und in deren Umkreis gehorcht. Im Fall der traditionalen Herrschaft wird der Person des durch Tradition berufenen und an die Tradition (in deren Bereich) gebundenen Herrn kraft grenzte. Die politische Trennung wurde 1648 durch den Westfälischen Frieden besiegelt. Vgl. dazu auch Weber, Herrschaft, MWG I/22-4, S.  126. 7 Mit „sogenannter Demokratie“ meint Weber alle Formen demokratischer Herrschaftsausübung, die jenseits der unmittelbar demokratischen Verwaltung liegen (vgl. Weber, Herrschaft, MWG I/22-4, S.  144, und Weber, Staatssoziologie, MWG III/7, S.  115). Von den materialen Tatbeständen der Demokratie wird das Wahlbeamtentum unten, S.  534 f., behandelt, eine umfassende Behandlung wäre aber in der projektierten „Staatssoziologie“ zu erwarten gewesen.

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Pietät im Umkreis des Gewohnten gehorcht. Im Fall der charismatischen Herrschaft wird dem charismatisch qualifizierten Führer als solchem kraft persönlichen Vertrauens in Offenbarung, Heldentum oder Vorbildlichkeit im Umkreis der Geltung des Glaubens an dieses sein Charisma gehorcht. 1. Die Zweckmäßigkeit dieser Einteilung kann nur der dadurch erzielte Ertrag an Systematik erweisen. Der Begriff des „Charisma“ („Gnadengabe“) ist altchristlicher Terminologie entnommen.8 Für die christliche Hierokratie hat zuerst Rudolf Sohms Kirchenrecht9 der Sache, wenn auch nicht der Terminologie nach den Begriff, andre (z. B. Holl in „Enthusiasmus und Bußgewalt“)10 gewisse wichtige Konsequenzen davon verdeutlicht. Er ist also nicht Neues.

8  „Charisma“ als „Geistes-“ oder „Gnadengabe“ wurde in den einschlägigen theologischen Lexika der Zeit – neben einer Stelle bei Philon von Alexandrien und dem 1. Petrusbrief (4,10) – ausschließlich dem „paulinischen Sprachgebrauch“ zugewiesen. Vgl. Cremer, Hermann, Art. Geistesgaben, Charismata, in: Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche, Band  6, 3.  Aufl. – Leipzig: J. C. Hinrichs 1899, S.  460–463; mit anderer Akzentuierung Seifenberger, Art. Charismen, in: Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon oder Encyclopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften, Band  3, 2.  Aufl. – Freiburg i.Br.: Herder 1884, Sp.  81–89. 9  Gegen die herrschende Lehre vertrat Rudolph Sohm 1892 im ersten Band seines nicht vollendeten Werks „Kirchenrecht“ die These, daß die Organisation der frühen Kirche bis zum 2. und 3. Jahrhundert „nicht rechtliche, sondern charismatische Organisation“ gewesen sei (Sohm, Kirchenrecht, S.  26). Durch die „Verteilung der Gnadengaben (Charismen)“ seien einzelne Christen zu „leitender, führender, verwaltender Tätigkeit“ in der Christenheit berufen gewesen (ebd., S.  26 f.). Mit dem Aufkommen des Episkopats und einer regulierten Aufgaben- und Ämterzuweisung habe die Verrechtlichung der Kirche eingesetzt. Obwohl Sohm den charismatischen Charakter der frühen Kirchenorganisation in seiner späteren Schrift, Wesen und Ursprung des Katholizismus. – Leipzig, Berlin: Teubner (1.  Aufl.) 1909, (2.  Aufl.) 1912, präziser faßte, bezieht sich Max Weber hier explizit auf die Erstdarstellung von 1892. 10 Karl Holl zeigt in seiner Habilitationsschrift „Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mönchtum“ 1898 ausgehend von den Schriften des Mönchs Symeon (ca. 963–1041/42), wie sich das griechische Mönchtum als einen mit besondertem Charisma versehenen Stand betrachtete und daraus die Legitimation zur alleinigen Ausübung der Bußgewalt ableitete. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts nahm es die Binde- und Lösegewalt wahr, die danach ausschließlich dem Priesteramt vorbehalten wurde. Nach Holl leitete sich die Sonderstellung des Mönchs daraus ab, daß sein Charisma als „echtes Charisma im alten Sinn“ galt und von den Gläubigen als solches anerkannt wurde (Holl, Enthusiasmus und Bußgewalt, S.  153; dort mit Anstreichungen in dem von Max Weber intensiv bearbeiteten Exemplar, Universitätsbibliothek Heidelberg). Das griechische Mönchtum konnte sich somit als genuin „charismatische Gottesgefolgschaft“ sehr lange gegen die Ansprüche der Hierokratie behaupten – dies im Gegensatz zum abendländischen Mönchtum (Zitat aus: Weber, Staat und Hierokratie, MWG I/22-4, S.  594).

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§ 3.  Legal-rationale Herrschaft

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2. Daß keiner der drei, im folgenden zunächst zu erörternden, Idealtypen historisch wirklich „rein“ vorzukommen pflegt, darf natürlich hier sowenig wie sonst die begriffliche Fixierung in möglichst reiner Ausprägung hindern. Weiterhin (§§c  11 ff.)11 wird die Abwandlung des reinen Charisma durch Veralltäglichung erörtert und dadurch der Anschluß an die empirischen Herrschaftsformen wesentlich gesteigert werden. Aber auch dann gilt für jede empirische historische Erscheinung der Herrschaft: daß sie „kein ausgeklügelt Buch“12 zu sein pflegt. Und die soziologische Typologie bietet der empirisch historischen Arbeit lediglich den immerhin oft nicht zu unterschätzenden Vorteil: daß sie im Einzelfall an einer Herrschaftsform angeben kann: was „charismatisch“, „erbcharismatisch“ (§§d  10, 11),13 „amtscharismatisch“, „patriarchal“ (§  7),14 „bureaukratisch“ (§  4),15 „ständisch“ usw. ist oder sich diesem Typus nähert, und daß sie dabei mit leidlich eindeutigen Begriffen arbeitet. Zu glauben: die historische Gesamt­realität lasse sich in das nachstehend entwickelte Begriffsschema „einfangen“, liegt hier so fern wie möglich.

2. Die legale Herrschaft mit bureaukratischem Verwaltungsstab. 20

Vorbemerkung: Es wird hier absichtlich von der spezifisch modernen Form der Verwaltung ausgegangen, um nachher die andern mit ihr kontrastieren zu können. |

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§  3. Die legale Herrschaft beruht auf der Geltung der folgenden untereinander zusammenhängenden Vorstellungen, 1. daß beliebiges Recht durch Paktierung oder Oktroyierung rational, zweckrational oder wertrational orientiert (oder: beides)[,] gesatzt werden könne mit dem Anspruch auf Nachachtung mindestens durch die Genossen des Verbandes, regelmäßig aber auch: durch Personen, die innerhalb des Machtbereichs des c  A: (§  d  A: (§ 11  Kap. III, §  11, unten, S.  497–513. 12  Zitat aus: Meyer, Conrad Ferdinand, Huttens letzte Tage. Eine Dichtung. – Leipzig: H. Haessel 1887, S.  IX. 13  In Kap. III, §  10, unten, S.  492 f., findet sich nur eine kurze Erwähnung, die eigentlichen Ausführungen zum „Erbcharisma“ dagegen in Kap. III, §  11 e), unten, S.  501 f. 14  Die Ausführungen finden sich erst in Kap. III, §  7a, unten S.  475–481. 15  Kap. III, §  4, unten, S.  459–463.

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Verbandes (bei Gebietsverbänden: des Gebiets) in bestimmte von der Verbandsordnung für relevant erklärte soziale Beziehungen geraten oder sozial handeln; – 2. daß jedes Recht seinem Wesen nach ein Kosmos abstrakter, normalerweise: absichtsvoll gesatzter Regeln sei, die Rechtspflege die Anwendung dieser Regeln auf den Einzelfall, die Verwaltung die rationale Pflege von, durch Verbandsordnungen vorgesehenen, Interessen, innerhalb der Schranken von Rechtsregeln, und: nach allgemein angebbaren Prinzipien, welche Billigung oder mindestens keine Mißbilligung in den Verbandsordnungen finden; – 3. daß also der typische legale Herr: der „Vorgesetzte“, indem er anordnet und mithin befiehlt, seinerseits der unpersönlichen Ordnung gehorcht, an welcher er seine Anordnungen orientiert, –

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Dies gilt auch für denjenigen legalen Herrn, der nicht „Beamter“ ist, z. B. einen gewählten Staatspräsidenten.

4. daß – wie man dies meist ausdrückt16 – der Gehorchende nur als Genosse und nur „dem Recht“ gehorcht. Als Vereinsgenosse, Gemeindegenosse, Kirchenmitglied, im Staat: Bürger.

5. gilt in Gemäßheit von Nr.  3 die Vorstellung, daß die Verbandsgenossen, indem sie dem Herren gehorchen, nicht seiner Person, sondern jenen unpersönlichen Ordnungen gehorchen und daher zum Gehorsam nur innerhalb der ihm durch diese zugewiesenen rational abgegrenzten sachlichen Zuständigkeit verpflichtet sind. Die Grundkategorien der rationalen Herrschaft sind also 1. ein kontinuierlicher regelgebundener Betrieb von Amtsgeschäften, innerhalb: 2. einer Kompetenz (Zuständigkeit), welche bedeutet: 16  Weber spielt hier auf die Genossenschaftstheorie an, die durch Otto Gierke geprägt worden ist. Vgl. Gierke, Otto, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band  2. – Berlin: Weidmann 1873, S.  865 ff. zum Genossenschaftsbegriff; dort auch zu der Konstruktion, wie der Einzelne durch einen freien Willensakt Teil der genossenschaftlichen Korporation wird und sich als Genosse an deren Ordnungen bindet.

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a) einen kraft Leistungsverteilung sachlich abgegrenzten Bereich von Leistungspflichten, – b) mit Zuordnung der etwa dafür erforderlichen Befehlsgewalten und c) mit fester Abgrenzung der eventuell zulässigen Zwangsmittel und der Voraussetzungen ihrer Anwendung. Ein derart geordneter Betrieb soll „Behörde“ heißen. „Behörden“ in diesem Sinn gibt es in großen Privatbetrieben, Parteien, Armeen natürlich genau wie in „Staat“ und „Kirche“. Eine „Behörde“ im Sinne dieser Terminologie ist auch der gewählte Staatspräsident (oder das Kollegium der Minister oder gewählten „Volksbeauftragten“).17 Diese Kategorien interessieren aber jetzt noch nicht. Nicht jede Behörde hat in gleichem Sinne „Befehlsgewalten“; aber diese Scheidung interessiert hier nicht.

Dazu tritt 3. das Prinzip der Amtshierarchie, d. h. die Ordnung fester Kontroll- und Aufsichtsbehörden für jede Behörde mit dem Recht der Berufung oder Beschwerde von den nachgeordneten an die Vorgesetzten. Verschieden ist dabei die Frage geregelt, ob und wann die Beschwerdeinstanze die abzuändernde Anordnung selbst durch eine „richtige“ ersetzt oder dies dem ihr untergeordneten Amt, über welches Beschwerde geführt wird, aufträgt. | 4. Die „Regeln“, nach denen verfahren wird, können a) technische Regeln, – b) Normen sein. Für deren Anwendung ist in beiden Fällen, zur vollen Rationalität, Fachschulung nötig. Normalerweise ist also zur Teile A: Beschwerdedistanz 17 „Volksbeauftragte“ hießen die Inhaber von Regierungsgewalt im revolutionären Rußland (1917), Ungarn (1919) und Deutschland (1918/19), teilweise auch in den deutschen Einzelstaaten, wie z. B. den Freistaaten Bayern, Braunschweig und Sachsen. Ihre Legitimation leiteten die Volksbeauftragten von der Wahl, Akklamation oder Bestätigung durch die Arbeiter- und Soldatenräte ab. Der „Rat der Volksbeauftragten“, die deutsche, provisorische Regierung nach der Novemberrevolution, trat am 9. November 1918 zusammen und ließ sich einen Tag später auf einer Großversammlung der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte bestätigen. In Bayern wurden nach Ausrufung der Räterepublik in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1919 Volksbeauftragte (anstatt der vormaligen Minister) gewählt.

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nahme am Verwaltungsstab eines Verbandes nur der nachweislich erfolgreich Fachgeschulte qualifiziert und darf nur ein solcher als Beamter angestellt werden. „Beamte“ bilden den typischen Verwaltungsstab rationaler Verbände, seien dies politische, hierokratischef, wirtschaftliche (insbesondre: kapitalistische) oder sonstige. 5. Es gilt (im Rationalitätsfall) das Prinzip der vollen Trennung des Verwaltungsstabs von den Verwaltungs- und Beschaffungsmitteln. Die Beamten, Angestellten, Arbeiter des Verwaltungsstabs sind nicht im Eigenbesitz der sachlichen Verwaltungs- und Beschaffungsmittel, sondern erhalten diese in Natural- oder Geldform geliefert und sind rechnungspflichtig. Es besteht das Prinzip der vollen Trennung des Amts- (Betriebs-) Vermögens (bzw. Kapitals) vom Privatvermögen (Haushalt) und der Amtsbetriebsstätte (Bureau) von der Wohnstätte. 6. Es fehlt im vollen Rationalitätsfall jede Appropriation der Amtsstelle an den Inhaber. Wo ein „Recht“ am „Amt“ konstituiert ist (wie z. B. bei Richtern und neuerdings zunehmenden Teilen der Beamten- und selbst der Arbeiterschaft),18 dient sie normalerweise nicht dem Zweck einer Appropriation an den Beamten, sondern der Sicherung der rein sachlichen („unabhängigen“), nur normgebundenen Arbeit in seinem Amt. 7. Es gilt das Prinzip der Aktenmäßigkeit der Verwaltung, auch da, wo mündliche Erörterung tatsächlich Regel oder geraf A: hierokratische“ 18  Ein „Recht am Amt“ stand in Deutschland den Richtern insoweit zu, als sie unabsetzbar und unversetzbar waren, was der „Unabhängigkeit“ der Rechtsprechung dienen sollte. Ein solcher rechtlicher Anspruch auf Ausübung einer einmal übernommenen Tätigkeit stand den anderen Beamten nicht zu. Im Zuge der politischen Umwälzungen im November 1918 forderte der Vorsitzende des neu gegründeten Deutschen Beamtenbundes von der Reichsregierung eine Garantie der Rechte der Beamten, insbesondere die lebenslängliche Anstellung. Durch die Festlegung in Art.  129, Abs.  1, Satz 3 der Weimarer Reichsverfassung: „Die wohl erworbenen Rechte der Beamten sind unverletzlich“, galt das „Recht am Amt“ den meisten Juristen als unbestreitbar (vgl. Triepel, Heinrich, Das preußische Gesetz über die Einführung einer Altersgrenze, in: Archiv für Öffentliches Recht, 40. Jg., 1921, S.  349–377, bes. S.  368, gegen die ältere Ansicht, vor allem bei Jellinek, Georg, System der subjektiven öffentlichen Rechte, 2.  Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1905, S.  177 ff.). Zu den „Vorstufen“ eines gesetzlichen Kündigungsschutzes für Angestellte und Arbeiter durch das Betriebsrätegesetz vom 4. Februar 1920 vgl. oben, S.  201 mit Hg.-Anm.  86.

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§ 4.  Die bureaukratisch-monokratische Verwaltung

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dezu Vorschrift ist: mindestens die Vorerörterungen und Anträge und die abschließenden Entscheidungen, Verfügungen und Anordnungen aller Art sind schriftlich fixiert. Akten und kontinuierlicher Betrieb durch Beamte zusammen ergeben: das Bureau, als den Kernpunkt jedes modernen Verbandshandelns. 8. Die legale Herrschaft kann sehr verschiedene Formen annehmen, von denen später gesondert zu reden ist.19 Im folgenden wird zunächst absichtlich nur die am meisten rein herrschaftliche Struktur des Verwaltungsstabes: des „Beamtentums“, der „Bureaukratie“, idealtypisch analysiert. Daß die typische Art des Leiters beiseite gelassen wird, erklärt sich aus Umständen, die erst später ganz verständlich werden.20 Sehr wichtige Typen rationaler Herrschaft sind formal in ihrem Leiter andern Typen angehörig (erbcharismatisch: Erbmonarchie, charismatisch: plebiszitärer Präsident), andere wieder sind material in wichtigen Teilen rational, aber in einer zwischen Bureaukratie und Charismatismus in der Mitte liegenden Art konstruiert (Kabinettsregierung), noch andre sind durch die (charismatischen oder bureaukratischen) Leiter anderer Verbände („Parteien“) geleitet (Parteiministerien). Der Typus des rationalen legalen Verwaltungsstabs ist universaler Anwendung fähig, und er ist das im Alltag Wichtige. Denn Herrschaft ist im Alltag primär: Verwaltung.

§  4. Der reinste Typus der legalen Herrschaft ist diejenige mittelst bureaukratischen Verwaltungsstabs. Nur der Leiter des Verbandes besitzt seine Herrenstellung entweder kraft Appropriation oder kraft einer Wahl oder Nachfolgerdesignation. Aber auch seine Herrenbefugnisse sind legale „Kompetenzen“. Die Gesamtheit des Verwaltungsstabes besteht im reinsten Typus aus Einzelbeamten (Monokratie, im Gegensatz zur „Kollegialität“, von der später zu reden ist),21 welche 1. persönlich frei nur sachlichen Amtspflichten gehorchen,

19  Der Verweis könnte sich auf die rational geregelten Formen der Kollegialität und der Repräsentation (unten, S.  573–575 und S.  581 f.) beziehen. Wegen der Formulierung „später gesondert“ vermutlich Hinweis auf die angekündigte „Staatssoziologie“. 20  Weber dürfte hier an die systematische Behandlung der charismatisch legitimierten Leiter denken, vgl. unten, S.  490–497. 21  Kap. III, §  15. „Kollegialität und Gewaltenteilung“, unten, S.  542–562.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

2. in fester Amtshierarchie, 3. mit festen Amtskompetenzen, 4. kraft Kontrakts, also (prinzipiell) auf Grund freier Auslese nach | 5. Fachqualifikationg – im rationalsten Fall: durch Prüfung ermittelter, durch Diplom beglaubigter Fachqualifikation – angestellt (nicht: gewählt) sind, – 6. entgolten sind mit festen Gehältern in Geld, meist mit Pensionsberechtigung, unter Umständen allerdings (besonders in Privatbetrieben) kündbar auch von seiten des Herrn, stets aber kündbar von seiten des Beamten; dies Gehalt ist abgestuft primär nach dem hierarchischen Rang, daneben nach der Verantwortlichkeit der Stellung, im übrigen nach dem Prinzip der „Standesgemäßheit“ (Kap. IV),22 7. ihr Amt als einzigen oder Haupt-Beruf behandeln, 8. eine Laufbahn: „Aufrücken“ je nach Amtsalter oder Leistungen oder beiden, abhängig vom Urteil der Vorgesetzten, vor sich sehen, 9. in völliger „Trennung von den Verwaltungsmitteln“ und ohne Appropriation der Amtsstelle arbeiten, 10. einer strengen einheitlichen Amtsdisziplin und Kontrolle unterliegen. Diese Ordnung ist im Prinzip in erwerbswirtschaftlichen oder karitativen oder beliebigen anderen private ideelle oder materielle Zwecke verfolgenden Betrieben und in politischen oder hierokratischen Verbänden gleich anwendbar und auch historisch (in mehr oder minder starker Annäherung an den reinen Typus) nachweisbar. 1. Z. B. ist die Bureaukratie in Privatkliniken ebenso wie in Stiftungsoder Ordenskrankenhäusern im Prinzip die gleiche. Die moderne sogen. „Kaplanokratie“:23 die Enteignung der alten weitgehend appropriierten g A: Fachqualifikation, 22  In Kap. IV, unten, S.  598–600, behandelt Weber die „ständische Lage“ und die mit ihr verbundene Art der Lebensführung. 23  „Kaplanokratie“ war ein Kampfbegriff gegen das konservative Bündnis von Junkertum und Priestern (vgl. Mommsen, Theodor, Was uns noch retten kann, in: Die Nation, 20. Jg., 1902/03, Nr.  11 vom 13. Dez. 1902, S.  163). Weber faßt darunter den bürokratisch-zentralistischen Aufbau der katholischen Kirche, die seit dem Ersten

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Kirchenpfründen, aber auch der Universalepiskopat (als formale universale „Kompetenz“)24 und die Infallibilität (als materiale universale „Kompetenz“, nur „ex cathedra“, im Amt, fungierend, also unter der typischen Scheidung von „Amt“ und „Privat“-Tätigkeit)25 sind typisch bureaukratische Erscheinungen. Ganz ebenso der großkapitalistische Betrieb, je größer desto mehr, und nicht minder der Parteibetrieb (von dem gesondert zu reden sein wird)26 oder das durch, „Offiziere“ genannte, militärische Beamte besonderer Art geführte moderne bureaukratische Heer. 2. Die bureaukratische Herrschaft ist da am reinsten durchgeführt, wo das Prinzip der Ernennung der Beamten am reinsten herrscht. Eine Wahlbeamten-Hierarchie gibt es im gleichen Sinne wie die Hierarchie der ernannten Beamten nicht: schon die Disziplin vermag ja natürlich niemals auch nur annähernd die gleiche Strenge zu erreichen, wo der unterstellte Beamte auf Wahl ebenso zu pochen vermag wie der übergeordnete und nicht von dessen Urteil seine Chancen abhängen. (S[iehe] über die Wahlbeamten unten §  14.)27 3. Kontrakts-Anstellung, also freie Auslese, ist der modernen Bureaukratie wesentlich. Wo unfreie Beamte (Sklaven, Ministeriale) in hierarchischer Gliederung mit sachlichen Kompetenzen, also in formal bureaukratischer Art, fungieren, wollen wir von „Patrimonialbureaukratie“ sprechen. 4. Das Ausmaß der Fachqualifikation ist in der Bureaukratie in stetem Wachsen. Auch der Partei- und Gewerkschaftsbeamte bedarf des fachmäßigen (empirisch erworbenen) Wissens. Daß die modernen „Minister“ und „Staatspräsidenten“ die einzigen „Beamten“ sind, für die keine Fachqualifikation verlangt wird, beweist: daß sie Beamte nur im formalen, nicht im Vatikanum (1869/70) die Bischöfe und Priester zu dienstbaren Hilfsbeamten (Kaplänen) der „kurialen Zentralgewalt“ gemacht habe und in Deutschland mit diesem Apparat die Zentrumspartei unterstütze (vgl. Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  451 (Zitat) und S.  459, sowie Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  205 f.). 24  „Universalepiskopat“ bedeutete zunächst, daß jeder Bischof ein Nachfolger Petri und insofern Bischof der ganzen Kirche sei. Mit dem Ersten Vatikanum fixierte die katholische Kirche den Primat des Papstes in diesem Gesamtvertretungsanspruch endgültig; das galt auch für alle Verwaltungs- und Rechtsfragen der Kirche. Vgl. Sohm, Kirchenrecht, S.  249 f. 25  Die „Infallibilität“ wurde in der „Constitutio de ecclesia Christi“ vom Ersten Vatikanum am 18. Juli 1870 zum Dogma erhoben. Es besagt, daß die Äußerungen des Papstes in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre unfehlbar sind, wenn er „ex cathedra“, d. h. in seiner amtlichen Eigenschaft als Lehrer der Christenheit und in „Vollgewalt seiner apostolischen Autorität“, spricht. Das bedeutet nicht, daß er als Privatperson und in anderen Dingen unfehlbar ist. 26  „Parteien“ werden zwar in Kap. III, §  18, unten, S.  566–573, behandelt, aber auch dort (S.  571 mit Hg.-Anm. 17) wird auf eine gesonderte Abhandlung über die Organisationsformen der Parteien verwiesen, die nicht überliefert ist. 27  Kap. III, §  14, unten, S.  534 f. und 539 f.

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materialen Sinne sind, ganz ebenso wie der „Generaldirektor“ eines großen Privataktienbetriebs. Vollends der kapitalistische Unternehmer ist ebenso appropriiert wie der „Monarch“. Die bureaukratische Herrschaft hat also an der Spitze unvermeidlich ein mindestens nicht rein bureaukratisches Element. Sie ist nur eine Kategorie der Herrschaft durch einen besonderen Verwaltungsstab. 5. Das feste Gehalt ist das Normale. (Appropriierte Sporteleinnahmen wollen wir als „Pfründen“ bezeichnen: über den Begriff s. §  7).28 Ebenso das Geldgehalt. Es ist durchaus nicht begriffswesentlich, entspricht aber doch am reinsten dem Typus. (Naturaldeputate haben „Pfründen“-Charakter. Pfründe ist normalerweise eine Kategorie der Appropriation von Erwerbschancen und Stellen.) Aber die Übergänge sind hier völlig flüssig, wie gerade solche Beispiele zeigen. Die Appropriationen kraft Amtspacht, Amtskauf, Amtspfand gehören einer andern Kategorie als der reinen Bureaukratie an (§  7, 1).29 6. „Ämter“ im „Nebenberuf“ und vollends „Ehrenämter“ gehören in später (§  14 unten)30 zu erörternde Kategorien. Der typische „bureaukratische“ Beamte ist Hauptberufsbeamter. | A 128 7. Die Trennung von den Verwaltungsmitteln ist in der öffentlichen und der Privatbureaukratie (z. B. im großkapitalistischen Unternehmen) genau im gleichen Sinn durchgeführt. 8. Kollegiale „Behörden“ werden weiter unten (§  15) gesondert betrachtet werden.31 Sie sind in schneller Abnahme zugunsten der faktisch und meist auch formal monokratischen Leitung begriffen (z. B. waren die kollegialen „Regierungen“ in Preußen längst dem monokratischen Regierungspräsidenten gewichen).32 Das Interesse an schneller, eindeutiger, daher von Meinungskompromissen und Meinungsumschlägen der Mehrheit freier Verwaltung ist dafür entscheidend. 9. Selbstverständlich sind moderne Offiziere eine mit ständischen Sondermerkmalen, von denen andern Orts (Kap. IV) zu reden ist,33 ausgestattete Kategorie von ernannten Beamten, ganz im Gegenteil zu Wahl­

28  Der Begriff „Pfründe“ wird erst in Kap III, §  8, unten, S.  481–483, erläutert. 29 Diese Formen der Appropriation behandelt Weber erst in Kap. III, §  7a, unten, S.  477–481. 30  Dazu äußert sich Weber erst in Kap. III, §§  19 und 20, S.  573–578. 31  Kap. III, §  15, unten, S.  542–562. 32  Im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen wurden die kollegialischen Kriegsund Domänenkammern als Träger der preußischen Provinzialverwaltung 1808 durch die Behörde des Regierungspräsidenten abgelöst. Der Regierungspräsident fungierte als leitender Beamter eines Regierungsbezirks und war dem Innenministerium in Berlin direkt unterstellt. 33  Im unvollendeten Kap. IV liegen entsprechende Ausführungen nicht vor.

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führernh einerseits, charismatischen (§   10)34 Kondottieren andererseits, ka­ pitalistischen Unternehmeroffizieren (Soldheer) drittens, Offizierstellen-Käufern (§  8)35 viertens. Die Übergänge können flüssig sein. Die patrimonialen „Diener“, getrennt von den Verwaltungsmitteln[,] und die kapitalistischen Heeresunternehmer sind ebenso wie, oft, die kapitalistischen Privatunternehmeri Vorläufer der modernen Bureaukratie gewesen. Davon später im einzelnen.36

§  5. Die rein bureaukratische, also: die bureaukratisch-monokratische aktenmäßige Verwaltung ist nach allen Erfahrungen die an Präzision, Stetigkeit, Disziplin, Straffheit und Verläßlichkeit, also: Berechenbarkeit für den Herren wie für die Interessenten, Intensität und Extensität der Leistung, formal universeller Anwendbarkeit auf alle Aufgaben, rein technisch zum Höchstmaß der Leistung vervollkommenbare, in all diesen Bedeutungen: formal rationalste, Form der Herrschaftsausübung. Die Entwicklung „moderner“ Verbandsformen auf allen Gebieten (Staat, Kirche, Heer, Partei, Wirtschaftsbetrieb, Interessentenverband, Verein, Stiftung und was immer es sei) ist schlechthin identisch mit Entwicklung und stetiger Zunahme der bureaukratischen Verwaltung: ihre Entstehung ist z. B. die Keimzelle des modernen okzidentalen Staats. Man darf sich durch alle scheinbaren Gegeninstanzen, seien es kollegiale Interessentenvertretungen oder Parlamentsausschüsse oder „Räte-Diktatu­ ren“37 oder Ehrenbeamte oder Laienrichter oder was immer (und vollh  Zu erwarten wäre: Jagdführern  i A: Privatunternehmer, 34  In Kap. III, §  10, unten, S.  490–497, allerdings ohne jeden Bezug auf Kondottiere, dagegen auf Jagdführer und Kriegshelden (S.  490, Z.  22). – Der Ausdruck „Wahlführer“ kommt im Gesamtwerk Max Webers sonst nicht vor. Gemeint ist der gewählte Führer eines Heeres oder Heereskontingents. Dies war in früher Zeit der „Jagdführer“; vgl. dazu auch die textkritische Anm.  h. 35  Der Sachverhalt wird in Kap. III, §  7a, unten, S.  481, Z.  1 f,, kurz erwähnt. 36  Zur Bürokratisierung der Heeresverwaltung findet sich lediglich ein Exkurs in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, Weber, Bürokratismus, MWG I/224, S.  198–200. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 37  Während der revolutionären Umbruchphase stützten sich in Deutschland (im Gegensatz zur Sowjetrepublik) die meisten der durch die Räte legitimierten Regierungen auf den alten Verwaltungsapparat. Vgl. dazu die Ausführungen Max Webers, unten, S.  531 f. mit Hg.-Anm.  53 und 57 zu Rußland.

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ends durch das Schelten über den „hl. Bureaukratius“)38 nicht einen Augenblick darüber täuschen lassen, daß alle kontinuierliche Arbeit durch Beamte in Bureaus erfolgt. Unser gesamtes Alltagsleben ist in diesen Rahmen eingespannt. Denn wenn die bureaukratische Verwaltung überall die – ceteris paribus! – formal-technisch rationalste ist, so ist sie für die Bedürfnisse der Massenverwaltung (personalen oder sachlichen) heute schlechthin unentrinnbar. Man hat nur die Wahl zwischen „Bureaukratisierung“ und „Dilettantisierung“ der Verwaltung, und das große Mittel der Überlegenheit der bureaukratischen Verwaltung ist: Fachwissen, dessen völlige Unentbehrlichkeit durch die moderne Technik und Ökonomik der Güterbeschaffung bedingt wird, höchst einerlei[,] ob diese kapitalistisch oder – was, wenn die gleiche technische Leistung erzielt werden sollte, nur eine ungeheure Steigerung der Bedeutung der Fachbureaukratie bedeuten würde – sozialistisch organisiert istk. Wie die Beherrschten sich einer bestehenden bureaukratischen Herrschaft normalerweise nur erwehren können durch Schaffung einer eigenen, ebenso der Bureaukratisierung ausgesetzten Gegenorganisation, so ist auch der bureaukratische Apparat selbst durch zwingende Interessen materieller und rein sachlicher, also: ideeller Art an sein eigenes Weiterfunktionieren gebunden: Ohne ihn würde in einer Gesellschaft mit Trennung des Beamten, Angestellten, Arbeitersl von den Verwaltungsmitteln und Unentbehrlichkeit der Disziplin und Geschultheit die moderne Existenzmöglichkeit für alle außer die noch im Besitz der Versorgungsmittel befindlichen (die Bauern) aufhören. Er funktioniert für die zur Gewalt gelangte Revolution und für den okkupierenden Feind normalerweise einfach weiter wie für die bisher legale Regierung. Stets ist die Frage: wer beherrscht den bestehenden bureaukratischen Apparat? Und stets ist seine Beherrschung dem Nicht-|Fachmann nur begrenzt möglich: der Fach-Geheimrat ist dem Nichtfachk A: sind  l A: Arbeiters, 38  Zitat aus der 1900 erstmals gespielten Komödie „Flachsmann als Erzieher“ von Otto Ernst (Ps. für O. E. Schmidt) und 1912 als „geflügeltes Wort“ aufgenommen bei: Büchmann, Georg, Gefügelte Worte. Zitatenschatz des deutschen Volkes, 25.  Aufl., bearb. von Bogdan Krieger. – Berlin: Haude & Spener 1912, S.  266.

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mann als Minister auf die Dauer meist überlegen in der Durchsetzung seines Willens. Der Bedarf nach stetiger, straffer, intensiver und kalkulierbarer Verwaltung, wie ihn der Kapitalismus – nicht: nur er, aber allerdings und unleugbar: er vor allem – historisch geschaffen hat (er kann ohne sie nicht bestehen) und jeder rationale Sozialismus39 einfach übernehmen müßte und steigern würde, bedingt diese Schicksalhaftigkeit der Bureaukratie als des Kerns jeder Massenverwaltung. Nur der (politische, hierokratische, vereinliche, wirtschaftliche) Kleinbetrieb könnte ihrer weitgehend entraten. Wie der Kapitalismus in seinem heutigen Entwicklungsstadium die Bureaukratie fordert – obwohl er und sie aus verschiedenen geschichtlichen Wurzeln gewachsen sind –, so ist er auch die rationalste, weil fiskalisch die nötigen Geldmittel zur Verfügung stellende, wirtschaftliche Grundlage, auf der siem in rationalster Form bestehen kann. Neben den fiskalischen Voraussetzungen bestehen für die bureaukratische Verwaltung wesentlich verkehrstechnische Bedingungen. Ihre Präzision fordert Eisenbahn, Telegramm, Telephon und ist zunehmend an sie gebunden. Daran könnte eine sozialistische Ordnung nichts ändern. Die Frage wäre (s. Kap. II, §  12),40 ob sie in der Lage wäre, ähnliche Bedingungen für eine rationale, und das hieße gerade für sie: straff bureaukratische Verwaltung zu noch festeren formalen Regeln zu schaffen, wie die kapitalistische Ordnung. Wenn nicht, – so läge hier wiederum eine jener großen Irrationalitäten: Antinomie der formalen und materialen Rationalität, vor, deren die Soziologie so viele zu konstatieren hat. Die bureaukratische Verwaltung bedeutet: Herrschaft kraft Wissen: dies ist ihr spezifisch rationaler Grundcharakter. Über die durch das Fachwissen bedingte gewaltige Machtstellung hinaus hat die Bureaukratie (oder der Herr, der sich ihrer bedient), m A: er 39  Zum Begriff „rationaler Sozialismus“ bzw. „rationalsozialistisch“ vgl. Kap. II, oben, S.  292 mit Hg.-Anm.  12. 40  Mit dem Verweis auf Kap. II, §  12, oben, S.  273–285, dürfte Weber insbes. die Auseinandersetzung mit den Sozialisierungsthesen von Otto Neurath (oben, S.  280–285) meinen. Fortgesetzt wird die Problemstellung Verkehrs- versus Plan- bzw. Verwaltungswirtschaft in Kap. II, §§  13 und 14, oben, S.  285–295.

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die Tendenz, ihre Macht noch weiter zu steigern durch das Dienstwissen: die durch Dienstverkehr erworbenen oder „aktenkundigen“ Tatsachenkenntnisse. Der nicht nur, aber allerdings spezifisch bureaukratische Begriff des „Amtsgeheimnisses“41 – in seiner Beziehung zum Fachwissen etwa den kommerziellen Betriebsgeheimnissen gegenüber den technischen vergleichbar – entstammt diesem Machtstreben. Überlegen ist der Bureaukratie an Wissen: Fachwissen und Tatsachenkenntnis, innerhalb seines Interessenbereichs, regelmäßig nur: der private Erwerbsinteressent. Also: der kapitalistische Unternehmer. Er ist die einzige wirklich gegen die Unentrinnbarkeit der bureaukratischen rationalen Wissens-Herrschaft (mindestens: relativ) immune Instanz. Alle anderen sind in Massenverbänden der bureaukratischen Beherrschung unentrinnbar verfallen, genau wie der Herrschaft der sachlichen Präzisionsmaschine in der Massengüterbeschaffung. Die bureaukratische Herrschaft bedeutet sozial im allgemeinen: 1. die Tendenz zur Nivellierung im Interesse der universellen Rekrutierbarkeit aus den fachlich Qualifiziertesten, 2. die Tendenz zur Plutokratisierung im Interesse der möglichst lang (oft bis fast zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts) dauernden Facheinschulung,42 3. die Herrschaft der formalistischen Unpersönlichkeit: sine ira et studio,43 ohne Haß und Leidenschaft, daher ohne „Liebe“ und „Enthusiasmus“, unter dem Druck schlichter Pflichtbegriffe; „ohne Ansehen der Person“,44 formal gleich für „jeder-

41  Der Begriff des „Amtsgeheimnisses“ stammt aus der Zeit des Absolutismus, aber auch die modernen Staaten verpflichten die Beamten zur Amtsverschwiegenheit, so z. B. im Deutschen Kaiserreich durch §  11 des Reichsbeamtengesetzes von 1873, der auch in der Weimarer Republik (Gesetz vom 21. Juli 1922) Gültigkeit behielt. Die Verletzung der Schweigepflicht kann dienst-, arbeits- und ggf. auch strafrechtlich geahndet werden. 42  Gemeint ist die Alimentierung der Ausbildungszeit durch das Privatvermögen. 43  Der Ausdruck findet sich zuerst bei Tacitus, Annales 1,1, der beanspruchte, die Geschichte Roms „ohne Zorn und Eifer“ darzustellen. 44  Dem Neuen Testament entnommener Ausdruck: „ohne Ansehen der Person richtet [Gott] nach eines jeglichen Werk“ (1. Brief des Petrus 1,17).

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mann“, d. h. jeden in gleicher faktischer Lage befindlichen Interessenten, waltet der ideale Beamte seines Amtes. Wie aber die Bureaukratisierung ständische Nivellierung (der normalen, historisch auch als normal erweislichen Tendenz nach) schafft, so fördert umgekehrt jede soziale Nivellierung, indem sie den ständischen, kraft Appropriation der Verwaltungsmittel und der Verwaltungsgewalt, Herrschenden und[,] im Interesse der „Gleichheit“, den kraft Besitz zu „ehrenamtlicher“ oder „nebenamtlicher“ | Verwaltung befähigten Amtsinhaber beseitigt, die Bureaukratisierung, die überall der unentrinnbare Schatten der vorschreitenden „Massendemokratie“ ist, – wovon eingehender in anderem Zusammenhang.45 Der normale „Geist“ der rationalen Bureaukratie ist, allgemein gesprochen: 1. Formalismus, gefordert von allen an Sicherung persönlicher Lebenschancen gleichviel welcher Art Interessierten, – weil sonst Willkür die Folge wäre, und der Formalismus die Linie des kleinsten Kraftmaßes ist. Scheinbar und zum Teil wirklich im Widerspruch mit dieser Tendenz dieser Art von Interessen steht 2. die Neigung der Beamten zu material-utilitarisch gerichteter Behandlung ihrer Verwaltungsaufgaben im Dienst der zu beglückenden Beherrschten. Nur pflegt sich dieser materiale Utilitarismus in der Richtung der Forderung entsprechender – ihrerseits wiederum: formaler und in der Masse der Fälle formalistisch behandelter – Reglements zu äußern. (Darüber in der Rechtssoziologie.)46 Unterstützung findet diese Tendenz zur materialen Rationalität von seiten aller derjenigen Beherrschten, welche nicht zu der unter Nr.  147 bezeichneten Schicht der

45 In der älteren Fassung der Herrschaftssoziologie, Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  201 f., angesprochen. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert, vgl. dazu die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  111 und 114–117. 46  In der älteren Fassung der Rechtssoziologie wird das Reglement vor dem Hintergrund der Scheidung in öffentliches und privates Recht behandelt, Weber, Recht, MWG I/22-3, S.  275 f., 280–282. Hier als Hinweis auf eine neue Fassung der „Rechtssoziologie“ zu lesen. 47  Oben, Zeile 15 ff.

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an „Sicherung“ nbesessener Chancen Interessiertenn gehören. Die daher rührende Problematik gehört in die Theorie der „Demokratie“.

3. Traditionale Herrschaft. §  6. Traditional soll eine Herrschaft heißen, wenn ihre Legitimität sich stützt und geglaubt wird auf Grund der Heiligkeit altüberkommener („von jeher bestehender“) Ordnungen und Herrengewalten. Der Herr (oder: die mehreren Herren) sind kraft traditional überkommener Regel bestimmt. Gehorcht wird ihnen kraft der durch die Tradition ihnen zugewiesenen Eigenwürde. Der Herrschaftsverband ist, im einfachsten Fall, primär ein durch Erziehungsgemeinsamkeit bestimmter Pietätsverband. Der Herrschende ist nicht „Vorgesetzter“, sondern persönlicher Herr, sein Verwaltungsstab sindo primär nicht „Beamte“, sondern persönliche „Diener“, die Beherrschten nicht „Mitglieder“ des Verbandes, sondern entweder: 1. „traditionale Genossen“ (§  7)48 oder 2. „Untertanen“. Nicht sachliche Amtspflicht, sondern persönliche Dienertreue bestimmten die Beziehungen des Verwaltungsstabes zum Herrn. Gehorcht wird nicht Satzungen, sondern der durch Tradition oder durch den traditional bestimmten Herrscher dafür berufenen Person, deren Befehle legitim sind in zweierlei Art: a) teilweise kraft eindeutig den Inhalt der Anordnungen bestimmender Tradition und in deren geglaubtem Sinn und Ausmaß, welches durch Überschreitung der traditionalen Grenzen zu erschüttern für die eigene traditionale Stellung des Herrn gefährlich werden könnte, b) teilweise kraft der freien Willkür des Herren, welcher die Tradition den betreffenden Spielraum zuweist. Diese traditionale Willkür beruht primär auf der prinzipiellen Schrankenlosigkeit von pietätspflichtmäßiger Obedienz. Es existiert also das Doppelreich n–n A: Interessierten gegen besessene Chancen  o  Fehlt in A; sind sinngemäß ergänzt. 48  Der Sachverhalt wird erst in Kap. III, §  7a, unten, S.  475, angesprochen.

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a) des material traditionsgebundenen Herrenhandelns, b) des material traditionsfreien Herrenhandelns. Innerhalb des letzteren kann der Herr nach freier Gnade und Ungnade, persönlicher Zu- und Abneigung, und rein persönlicher, insbesondere auch durch Geschenke – die Quellen der „Gebühren“ – zu erkaufender Willkür „Gunst“ erweisen. Soweit er da nach Prinzipien verfährt, sind dies solche der materialen ethischen Billigkeit, Gerechtigkeit oder der utilitarischen Zweckmäßigkeit, nicht aberp – wie bei der legalen Herrschaft: – formale Prinzipien. Die tatsächliche Art der Herrschaftsausübung richtet sich darnach: was üblicherweise der Herr (und sein Verwaltungsstab) sich gegenüber der traditionalen Fügsamkeit der Unter|tanen gestatten dürfen, ohne sie zum Widerstand zu reizen. Dieser Widerstand richtet sich, wenn er entsteht, gegen die Person des Herren (oder: Dieners), der die traditionalen Schranken der Gewalt mißachtete, nicht aber: gegen das System als solches („traditionalistische Revolution“).49 Recht oder Verwaltungsprinzipien durch Satzung absichtsvoll neu zu „schaffen“, ist bei reinem Typus der traditionalen Herrschaft unmöglich. Tatsächliche Neuschöpfungen können sich also nur als von jeher geltend und nur durch „Weistum“ erkannt legitimieren. Als Orientierungsmittel für die Rechtsfindung kommen nur Dokumente der Tradition: „Präzedenzien und Präjudizien“ in Frage. §  7. Der Herr herrscht entweder 1. ohne oder 2. mit Verwaltungsstab. Über den ersten Fall s. §  6 Nr.  1.50 Der typische Verwaltungsstab kann rekrutiert sein aus:

p A: aber, 49  Der Begriff wird trotz Ankündigung (unten, S.  471 mit Hg.-Anm.  54) nicht erläutert. In einer Nachschrift zu Webers Vorlesung Staatssoziologie 1920 heißt es zu traditionalistischen Revolutionen: „An die Stelle des alten Herrn, der die Tradition übertritt, wird ein neuer, aber ebenso traditionaler Beamter gesetzt, der die Tradition anerkennt! China, Großwezir“ (Weber, Staatssoziologie, MWG III/7, S.  84). 50  Zur Herrschaft ohne persönlichen Verwaltungsstab siehe Kap. III, §  7a, Nr.  1, unten, S.  475 f.

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a) traditional, durch Pietätsbande, mit dem Herren Verbundenen („patrimonial rekrutiert“): α. Sippenangehörigen, β. Sklaven, γ. qhaushörigen Hausbeamtenq, insbesondere: „Ministerialen“, δ. Klienten, ε. Kolonen, ζ.r Freigelassenen; b) („extrapatrimonial rekrutiert“ aus:) α. persönlichen Vertrauensbeziehungen (freie „Günstlinge“ aller Art) oder β. Treubund mit dem zum Herrn Legitimierten s(Vasallen), endlichs γ. tfreien, in das Pietätsverhältnis zu ihm eintretenden Beamtent. Zu a α) Es ist ein sehr oft sich findendes Verwaltungsprinzip traditionalistischer Herrschaften, die wichtigsten Stellungen mit Angehörigen der Herrensippe zu besetzen. Zu a β): Sklaven und (a ζ) Freigelassene finden sich in patrimonialen Herrschaften oft bis in die höchsten Stellungen (frühere Sklaven als Großveziere waren nicht selten).51 Zu a γ) Die typischen Hausbeamten: Seneschall (Großknecht), Marschall (Pferdeknecht), Kämmerer, Truchseß, Hausmeier (Vorsteher des Gesindes und eventuell der Vasallen) finden sich in Europa überall. Im Orient treten als besonders wichtig der Großeunuch (Haremswächter), bei den Negerfürsten oft der Henker, außerdem überall oft der Leibarzt, Leib­ astrologe und ähnliche Chargen hinzu. Zu a δ) Die Königsklientel ist in China wie in Ägypten die Quelle des patrimonialen Beamtentums gewesen.

q A: haushörige Hausbeamte  r A: ξ.  s–s A: (Vasallen) endlich.  t–t A: freie, in das . . . eintretende Beamte 51 Von den Großwesiren im Osmanischen Reich waren Sklaven bzw. Freigekaufte beispielsweise Ibrahim Pascha, Großwesir unter Süleyman dem Prächtigen 1523– 1536, der die Verhandlungen mit den Habsburgern wegen der Belagerung Wiens führte, oder noch im 19. Jahrhundert Ibrahim Edhem Pascha aus Chios unter Sultan Abdülhamid II. (1877/78) oder Khereddin Pascha, tscherkessischer Herkunft und vom Sultan zur Reform des Staats- und Finanzwesens berufen (1878/79).

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Zu a ε) Kolonenheere hat der ganze Orient, aber auch die Herrschaft der römischen Nobilität gekannt.52 (Noch der islamische Orient der Neuzeit kannte Sklavenheere.)53 Zu b α) Die „Günstlings“-Wirtschaft ist jedem Patrimonialismus spezifisch und oft Anlaß „traditionalistischer Revolutionen“ (Begriff s. am Schluß des §).54 Zu b β) Über die „Vasallen“ ist gesondert zu sprechen.55 Zu b γ) Die „Bureaukratie“ ist in Patrimonialstaaten zuerst entstanden, als Beamtentum mit extrapatrimonialer Rekrutierung. Aber diese Beamten waren, wie bald zu erwähnen,56 zunächst persönliche Diener des Herren.

Es fehlt dem Verwaltungsstab der traditionalen Herrschaft im reinen Typus: a) die feste „Kompetenz“ nach sachlicher Regel, b) die feste rationale Hierarchie, c) die geregelte Anstellung durch freien Kontrakt und das geregelte Aufrücken, d) die Fachgeschultheit (als Norm), e) (oft) der feste und (noch öfter) der in Geld gezahlte Gehalt. Zu a) An Stelle der festen sachlichen Kompetenz steht die Konkurrenz der vom Herren zunächst nach freier Willkür gegebenen jeweiligen, dann dauernd werdenden, schließlich oft traditional stereotypierten Aufträge und Vollmachten unter|einander, die insbesondre durch die Konkurrenz um die ebenso den Beauftragten wie dem Herren selbst bei Inanspruchnahme ihrer Bemühungen zustehenden Sportelchancen geschaffen wird: durch solche Interessen werden oft erstmalig die sachli52 Kolonenaufgebote der römischen Großgrundbesitzer hat es – wie Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  278 mit Hg.-Anm.  223, erwähnt – noch in der Bürgerkriegszeit gegeben. 53 Als Sklavenheer können die Janitscharen, die als Elitetruppe im Osmanischen Reich vom 14. Jahrhundert bis 1826 existierten, bezeichnet werden. Die Truppe beruhte auf Zwangsrekrutierung und -bekehrung von christlichen Knaben, wodurch sie zu Sklaven des Sultans wurden. Vgl. dazu auch Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  268 f. 54  Der Begriff wird weder am Ende des §  7 noch an anderer Stelle in Kap. III erläutert. 55  Dazu in Kap. III, §  12 b „Feudalismus“, unten, S.  513–520. Aus der Verweisformulierung geht hervor, daß Ausführungen über das Lehnswesen zunächst offenbar nicht als Teil von Kap. III geplant waren. 56 Zum Hinweis auf die Pfründner als extrapatrimonial rekrutierte Beamte unten, S.  473 f., unter „Zu c)“.

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chen Zuständigkeiten und damit die Existenz einer „Behörde“ konstituiert. Alle mit Dauerzuständigkeit versehenen Beauftragten sind zunächst Hausbeamte des Herren, ihre nicht hausgebundene („extrapatrimoniale“) Zuständigkeit ist eine an ihren Hausdienst nach oft ziemlich äußerlichen sachlichen Verwandtschaften des Tätigkeitsgebiets angelehnte oder nach zunächst ganz freiem Belieben des Herren, welches später traditional stereotypiert wird, ihnen zugewiesene Zuständigkeit. Neben den Hausbeamten gab es primär nur Beauftragte ad hoc. Der fehlende „Kompetenz“-Begriff ergibt sich leicht bei Durchmusterung etwa der Liste der Bezeichnungen altorientalischer Beamter.57 Es ist – mit seltenen Ausnahmen – unmöglich, eine rational abgegrenzte sachliche Tätigkeitssphäre nach Art unserer „Kompetenz“ als dauernd feststehend zu ermitteln. Die Tatsache der Abgrenzung faktischer Dauerzuständigkeiten durch Konkurrenz und Kompromiß von Sportelinteressen ist insbesondere im Mittelalter zu beobachten. Die Wirkung dieses Umstandes ist eine sehr weitreichende gewesen. Sportelinteressen der mächtigen Königsgerichte und des mächtigen nationalen Anwaltsstandes haben in England die Herrschaft des römischen und kanonischen Rechts teils vereitelt, teils begrenzt.58 Die irrationale Abgrenzung zahlreicher Amtsbefugnisse aller Epochen war

57  Eine solche Liste mit ca. 200 Beamtentiteln ist aus neuassyrischer Zeit überliefert. Die sog. „große Beamtenliste“ galt in der zeitgenössischen Forschung als die „einzige zusammenfassende Aufzählung von Berufs- und Beamtennamen aus assyrischer Zeit“ (vgl. Klauber, Ernst, Assyrisches Beamtentum nach Briefen aus der Sargonidenzeit. – Leipzig: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1910, S.  2 f.). Feste Amtskompetenzen gab es nicht, wie Klauber betont (ebd., S.  37), so daß beispielsweise der Mundschenk auch mit besonderen Missionen und Feldzügen betraut werden konnte (ebd., S.  73 f.). Vgl. dazu auch Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  293 mit Hg.-Anm.  17. 58  Die großen Gerichtshöfe (Common Pleas, King’s Bench, Court of Exchequer und Chancery) folgten dem Gewohnheitsrecht (Common law) oder der Billigkeitsgerichtsbarkeit (Equity). Den Widerstand der Richter und Anwälte gegen den Fremdeinfluß des römischen und kanonischen Rechtes erklärt Julius Hatschek auch durch den „Brodneid der Juristen des Common law“ (vgl. Hatschek, Julius, Englisches Staatsrecht mit Berücksichtigung der für Schottland und Irland geltenden Sonderheiten, 2 Bde. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1905/06, Band  1, S.  11; hinfort: Hatschek, Englisches Staatsrecht I-II). Im Gegensatz zu dem nach römischem Recht verfahrenden Admiralitätshof, dem nur ein Richter vorsaß, waren die o.g. Gerichtshöfe mit bis zu neun Richtern besetzt (ebd., Band  2, S.  160). Die Ausbildung der Anwälte erfolgte nicht an Universitäten, sondern durch die Anwaltsinnungen.

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durch die einmal gegebene Abgrenzung der Sportelinteressensphären stereotypiert.

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Zu b) Die Bestimmung, ob und uan welcheu Beauftragten oder ob von dem Herren selbst die Entscheidung eines Gegenstandes oder einer Beschwerde dagegen erledigt werden soll, ist entweder α. traditional, zuweilen unter Berücksichtigung der Provenienz bestimmter von außen her übernommener Rechtsnormen oder Präzedenzien (Oberhof-System)59 geregelt, oder β. völlig dem jeweiligen Belieben des Herrn anheimgestellt, dem, wo immer er persönlich erscheint, alle Beauftragten weichen. Neben dem traditionalistischen Oberhof-System steht das aus der Sphäre der Herrenmacht stammende deutschrechtliche Prinzip: daß dem anwesenden Herrn alle Gerichtsbarkeit ledig wird,60 das aus der gleichen Quelle und der freien Herrengnade stammendev jus evocandi61 und sein moderner Ableger: die „Kabinettsjustiz“.62 Der „Oberhof“ ist im Mittelalter besonders oft die Rechtsweisungsbehörde, von welcher aus das Recht eines Orts importiert ist.

Zu c) Die Hausbeamten und Günstlinge sind sehr oft rein patrimonial rekrutiert: Sklaven oder Hörige (Ministerialen) des Herren. Oder sie sind, wenn extrapatrimonial rekrutiert, Pfründu–u  Zu erwarten wäre: von welchen  v A: stehende 59  Der Oberhof, ein von Schöffen oder Ratsleuten besetztes Gericht, erteilte auf Anfrage Rechtsweisungen und entwickelte sich zu einer Art Berufungsgericht für andernorts gefällte Urteile. Durch Gewohnheit oder landesherrliche Zuweisung entstanden somit im Spätmittelalter Rechtskreise oder sog. ‚Stadtrechtsfamilien‘, wie das Lübische oder das Magdeburgische Recht. Man kann von einem eigenen Rechtsverfahren sprechen, das vor allem mit der Entwicklung des Städtewesens zusammenhing. 60  Der Ausdruck, daß einem etwas ledig wird, stammt aus dem Lehnsrecht und bedeutet, daß dem Lehnsherrn ein Lehen wieder zufällt. Bei persönlicher Anwesenheit des Herrn fiel die Gerichtsgewalt an ihn zurück und er hatte über alle noch anhängigen Streitigkeiten zu entscheiden. 61  Im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) besaß der König das Recht, jedes Verfahren, das an einem lokalen Gericht anhängig war, an seinen Gerichtshof (Reichsgerichtshof) oder an ein anderes Reichsgericht zu ziehen („ius evocandi“). 62  Bezeichnung für die unmittelbare Einmischung des Herrschers oder seines Kabinetts in die allgemeine Rechtspflege, speziell in anhängige Rechtsstreitigkeiten vor Gericht.

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ner (s. u.),63 die er nach formal freiem Ermessen versetzt. Erst der Eintritt freier Vasallen und die Verleihung der Ämter kraft Lehenskontrakts ändert dies grundsätzlich, schafft aber, – da die Lehen keineswegs durch sachliche Gesichtspunkte in Art und Ausmaß bestimmt werden, – in den Punkten a und b keine Änderung. Ein Aufrücken gibt es, außer unter Umständen bei präbendaler Struktur des Verwaltungsstabes (s. §  8),64 nur nach Willkür und Gnade des Herren. Zu d) Rationale Fachgeschultheit als prinzipielle Qualifikation fehlt primär allen Hausbeamten und Günstlingen des Herren. Der Beginn der Fachschulung der Angestellten (gleichviel welcher Art) macht überall Epoche in der Art der Verwaltung. Ein gewisses Maß empirischer Schulung ist für manche Ämter schon sehr früh erforderlich gewesen. Indessen vor allem die Kunst zu lesen und zu schreiben, ursprünglich wirklich noch eine „Kunst“ von hohem Seltenheitswert, hat oft – wichtigstes Beispiel: China – durch die Art der Lebensführung der Literaten die ganze Kulturentwicklung entscheidend beeinA 133 flußt und die intrapatrimo|niale Rekrutierung der Beamten beseitigt, dadurch also die Macht des Herren „ständisch“ (s. Nr.  3)65 beschränkt.

Zu e) Die Hausbeamten und Günstlinge werden primär am Tisch des Herrn und aus seiner Kammer verpflegt und equipiert. Ihre Abschichtung vom Herrentisch bedeutet in aller Regel Schaffung von (zunächst: Natural-) Pfründen, deren Art und Ausmaß sich leicht stereotypiert. Daneben (oder statt ihrer) stehen den außerhaushaltsmäßig beauftragten Organen des Herren regelmäßig ebenso wie ihm selbst „Gebühren“ zu (oft ohne jede Tarifierung von Fall zu Fall mit den um eine „Gunst“ sich Bewerbenden vereinbart). Über den Begriff der „Pfründe“ s. gleich.66

63  Unten, Kap. III, §  8, S.  481. 64  Unten, Kap. III, §  8, S.  481–483. 65  Kap. III, §  7a, Nr.  3, unten, S.  477–479. 66  Kap. III, §  8, unten, S.  481.

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§  7a. 1. Die primären Typen der traditionalen Herrschaft sind die Fälle des Fehlens eines persönlichen Verwaltungsstabs des Herrn: a) Gerontokratie und b) primärer Patriarchalismus. Gerontokratie heißt der Zustand, daß, soweit überhaupt Herrschaft im Verband geübt wird, die (ursprünglich im wörtlichen Sinn: an Jahren) Ältesten, als beste Kenner der heiligen Tradition, sie ausüben. Sie besteht oft für nicht primär ökonomische oder familiale Verbände. Patriarchalismus heißt der Zustand, daß innerhalb eines, meist, primär ökonomischen und familialen (Haus-)Verbandes ein (normalerweise) nach fester Erbregel bestimmter einzelner die Herrschaft ausübt. Gerontokratie und Patriarchalismus stehen nicht selten nebeneinander. Entscheidend ist dabei: daß die Gewalt der Gerontokraten sowohl wie des Patriarchen im reinen Typus an der Vorstellung der Beherrschten („Genossen“) orientiert ist: daß diese Herrschaft zwar traditionales Eigenrecht des Herren sei, aber material als präeminentes Genossenrecht, daher in ihrem, der Genossen, Interesse ausgeübt werden müsse, ihm also nicht frei appropriiert sei. Das, bei diesen Typen, völlige Fehlen eines rein persönlichen („patrimonialen“) Verwaltungsstabs des Herren ist dafür bestimmend. Der Herr ist daher von dem Gehorchenwollena der Genossen noch weitgehend abhängig, da er keinen „Stab“ hat. Die Genossen sind daher noch „Genossen“, und noch nicht: „Untertanen“. Aber sie sind „Genossen“ kraft Tradition, nicht: „Mitglieder“ kraft Satzung. Sie schulden die Obödienz dem Herren, nicht der gesatzten Regel. Aber dem Herren allerdings nur: gemäß Tradition. Der Herr seinerseits ist streng traditionsgebunden. Über die Arten der Gerontokratie s. später.67 Primärer Patriarchalismus ist ihr insofern verwandt, als die Herrschaft nur innerhalb des Hauses obli-

a A: Gehorchen wollen 67  Der Bezug ist unklar; Ältestenräte werden beispielsweise in Kap. III, §  15, unter h), unten, S.  546 f., genannt.

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gat, im übrigen aber – wie bei den arabischen Schechsb 68 – nur exemplarisch, also nach Art der charismatischen durch Beispiel, oder aber: durch Rat und Einflußmittel wirkt.

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2. Mit dem Entstehen eines rein persönlichen Verwaltungs(und: Militär-)Stabes des Herren neigt jede traditionale Herr- 5 schaft zum Patrimonialismus und im Höchstmaß der Herrengewalt: zum Sultanismus: die „Genossen“ werden nun erst zu „Untertanen“, das bis dahin als präeminentes Genossenrecht gedeutete Recht des Herren zu seinem Eigenrecht, ihm in (prinzipiell) gleicher Art 10 appropriiert wie irgendein Besitzobjekt beliebigen Charakters, verwertbar (verkäuflich, verpfändbar, erbteilbar) prinzipiell wie irgendeine wirtschaftliche Chance. Äußerlich stützt sich die patrimoniale Herrengewalt auf (oft: gebrandmarkte) Sklavenoder Kolonen- oder gepreßte Untertanen-c oder – um die Inter- 15 essengemeinschaft gegenüber den letzteren möglichst unlöslich zu machen – Sold-Leibwachen und -Heere (patrimoniale Heere). Kraft dieser Gewalt erweitert der Herr das Ausmaß der traditionsfreien Willkür, Gunst und Gnade auf Kosten der | patriarchalen und gerontokratischen Traditionsgebundenheit. 20 Patrimoniale Herrschaft soll jede primär traditional orientierte, aber kraft vollen Eigenrechts ausgeübte, sultanistische eine in der Art ihrer Verwaltung sich primär in der Sphäre freier traditionsungebundener Willkür bewegende Patrimonialherrschaft heißen. Der Unterschied ist durchaus fließend. Vom primären 25 Patriarchalismus scheidet beide, auch den Sultanismus, die Existenz des persönlichen Verwaltungsstabs. Die sultanistische Form des Patrimonialismus ist zuweilen, dem äußeren Anscheine nach, – in Wahrheit: nie wirklich – völlig traditionsungebunden. Sie ist aber nicht sachlich rationalisiert, sondern es ist in ihr nur die Sphäre

b  Nebenform von: Scheichs  c A: Untertanen 68  Der Schech (oder: Scheich; „Ältester“, „Greis“) war bei den arabischen Beduinen das Stammesoberhaupt, im Gegensatz zum Muchtâr, dem Familienoberhaupt. Wie Weber, Das antike Judentum, MWG I/21, S.  252, schreibt, hing seine Vorrangstellung im Stamm von besonderer kriegerischer Leistung oder „schiedsrichterliche[r] Weisheit“ ab.

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der freien Willkür und Gnade ins Extrem entwickelt. Dadurch unterscheidet sie sich von jeder Form rationaler Herrschaft.

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3. Ständische Herrschaft soll diejenige Form patrimonialer Herrschaft heißen, bei welcher dem Verwaltungsstab bestimmte Herrengewalten und die entsprechenden ökonomischen Chancen appropriiert sind. Die Appropriation kann – wie in allen ähnlichen Fällen (Kap. II, §  19):69 a) deinem Verbande oder einer durch Merkmale ausgezeichneten Kategorie von Personend, oder b) individuell und zwar: nur lebenslänglich oder auch erblich oder als freies Eigentum erfolgen. Ständische Herrschaft bedeutet also a) stets Begrenzung der freien Auslese des Verwaltungsstabes durch den Herren, durch die Appropriation der Stellen oder Herrengewalten: α. an einen Verband, β. an eine ständisch (Kap. IV)70 qualifizierte Schicht, – oder b) oft – und dies soll hier als „Typus“ gelten – ferner: α. Appropriation der Stellen, also (eventuell) der durch ihre Innehabung geschaffenen Erwerbschancen und β. Appropriation der sachlichen Verwaltungsmittel, γ. Appropriation der Befehlsgewalten: an die einzelnen Mitglieder des Verwaltungsstabs. Die Appropriierten können dabei historisch sowohl 1. aus dem vorher nicht ständischen Verwaltungsstab hervorgegangen sein, wie 2. vor der Appropriation nicht dazu gehört haben. Der appropriierte ständische Inhaber von Herrengewalten bestreitet die Kosten der Verwaltung aus eignen und ungeschieden ihm appropriierten Verwaltungsmitteln. Inhaber von militärischen Herrengewalten oder ständische Heeresangehörige equipieren sich selbst und eventuell die von ihnen zu stellenden patrimonial oder wiederum ständisch rekrutierten Kontingente d–d Zu erwarten wäre: an einen Verband oder eine durch Merkmale ausgezeichnete Kategorie von Personen 69  Kap. II, §  19, oben, S.  314–323. 70  Kap. IV, §  3, unten, S.  598–600.

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(ständisches Heer). Oder aber: die Beschaffung der Verwaltungsmittel und des Verwaltungsstabs wird geradezu als Gegenstand einer Erwerbsunternehmung gegen Pauschalleistungen aus dem Magazin oder der Kasse des Herren appropriiert, wie namentlich (aber nicht nur) beim Soldheer des 16. und 17. Jahrhunderts in Europa (kapitalistisches Heer). Die Gesamtgewalt ist in den Fällen voller ständischer Appropriation zwischen dem Herren und den appropriierten Gliedern des Verwaltungsstabs kraft deren Eigenrechts regelmäßig geteilt, oder aber es bestehen durch besondere Ordnungen des Herren oder besondere Kompromisse mit den Appropriierten regulierte Eigengewalten. Fall 1 z. B. Hofämter eines Herren, welche als Lehen appropriiert werden. Fall 2 z. B. Grundherren, welche kraft Herren-Privileg oder durch Usurpation (meist ist das erste die Legalisierung des letzteren) Herrenrechte appropriierten. | A 135

Die Appropriation an die einzelnen kann beruhen auf: 1. Verpachtung, 2. Verpfändung, 3. Verkauf, 4. persönlichem oder erblichem oder frei appropriiertem, unbedingtem oder durch Leistungen bedingtem Privileg, gegeben: a) als Entgelt für Dienste oder um Willfährigkeit zu erkaufen oder b) in Anerkennung der tatsächlichen Usurpation von Herrengewalten. 5. Appropriation an einen Verband oder eine ständisch qualifizierte Schicht, regelmäßig Folge eines Kompromisses von Herren und Verwaltungsstab odere einer vergesellschafteten ständischen Schicht; es kann α. dem Herren volle oder relative Freiheit der Auswahl im Einzelfall lassen, oder β. für die persönliche Innehabung der Stelle feste Regeln satzen, – e A: oder,

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6. auf Lehenf, worüber besonders zu reden sein wird.71

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1. Die Verwaltungsmittel sind – der dabei herrschenden, allerdings meist ungeklärten Vorstellung nach – bei Gerontokratie und reinem Patriarchalismus dem verwalteten Verband oder dessen einzelnen an der Verwaltung beteiligten Haushaltungen appropriiert: „für“ den Verband wird die Verwaltung geführt. Die Appropriation an den Herren als solchen gehört erst der Vorstellungswelt des Patrimonialismus an und kann sehr verschieden voll – bis zu vollem Bodenregal72 und voller Herrensklaverei der Untertanen („Verkaufsrecht“ des Herren) – durchgeführt sein. Die ständische Appropriation bedeutet Appropriation mindestens eines Teils der Verwaltungsmittel an die Mitglieder des Verwaltungsstabes. Während also beim reinen Patrimonialismus volle Trennung der Verwalter von den Verwaltungsmitteln stattfindet, ist dies beim ständischen Patrimonialismus gerade umgekehrt: der Verwaltende ist im Besitz der Verwaltungsmittel, aller oder mindestens eines wesentlichen Teils. So war der Lehensmann, der sich selbst equipierte, der belehnte Graf, der die Gerichts- und andern Gebühren und Auflagen für sich vereinnahmte und aus eigenen Mitteln (zu denen auch die appropriierten gehörten) dem Lehensherrn seine Pflicht bestritt, der indische jagirdar, der aus seiner Steuerpfründe sein Heereskontingent stellte,73 im Vollbesitz der Verwaltungsmittel, dagegen der Oberst, der ein Söldnerregiment in eigner Entreprise aufstellte und dafür bestimmte Zahlungen aus der fürstlichen Kasse erhielt und sich für das Defizit durch Minderleistung und aus der Beute oder durch Requisitionen bezahlt machte, im teilweisen (und: regulierten) Besitz der Verwaltungsmittel. Während der Pharao, der Sklaven- oder Kolonen-Heere aufstellte und durch Königsklienten führen ließ, sie aus seinen Magazinen kleidete, ernährte, bewaffnete, als Patrimonialherr im vollen Eigenbesitz der Verwaltungsmittel war. Dabei ist die formale Regelung nicht immer das Ausschlaggebende: die Mameluken waren formal Sklaven, rekrutierten sich

f A: Lehre 71  Kap. III, §  12 b, unten, S.  513–520. 72  Königliches, später auch landesherrliches Vorrecht, über (herrenlosen) Grund und Boden zu verfügen. Zum Regal vgl. auch die Erläuterung oben, S.  328, Anm.  33. 73  Der jagirdar war zunächst ein einfacher Militärpfründner, der „die Gestellung eines bestimmten Kontingents übernahm und dafür mit den entsprechenden Eingängen für Sold, Rationen und sonstige Gebührnisse“ beliehen wurde, später dann auch mit jagir (steuerfreiem Apanagenland oder Ödland). Das sog. jagirdar-System entwickelte sich unter der Herrschaft der muslimischen Mogul-Dynastie (16.–19. Jahrhundert) und diente der Landverwaltung zu militärischen Zwecken. Vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  137.

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formal durch „Kauf“ des Herren,74 – tatsächlich aber monopolisierten sie die Herrengewalten so vollkommen, wie nur irgendein Ministerialenverband die Dienstlehen. Die Appropriation von Dienstland an einen geschlossenen Verband, aber ohne individuelle Appropriation, kommt vor, sowohl mit innerhalb des Verbands freier Besetzung durch den Herrn, (Fall a, α des Textes),75 wie mit Regulierung der Qualifikation zur Übernahme (Fall a, β des Texts),76 z. B. durch Verlangen militärischer oder anderer (ritueller) Qualifikation des Anwärters und andrerseits (bei deren ­Vorliegen) Vorzugsrecht der nächsten Blutsverwandten. Ebenso bei hofrechtlichen oder zünftigen Handwerker- oder Bauernstellen, deren Leistungen militärischen oder Verwaltungsbedürfnissen zu dienen bestimmt sind. 2. Appropriation durch Verpachtung (Steuerpacht insbesondere), Verpfändung oder Verkauf waren dem Okzident, aber auch dem Orient und Indien bekannt; in der Antike war Vergebung durch Auktion bei Priesterstellen nicht selten.77 Der Zweck war bei der Verpachtung teils ein rein aktuell finanzpolitischer (Notlage besonders infolge von Kriegskosten), teils ein finanztechnischer (Sicherung einer festen, haushaltsmäßig verwendbaren Geldeinnahme), bei Verpfändung und Verkauf durchweg der erstgenannte, im Kirchenstaat auch: Schaffung von Nepoten-Renten.78 Die Appropriation durch Verpfändung hat noch im 18. Jahrhundert bei der Stellung der Juristen (Parlamente) in Frankreich eine erhebliche Rolle

74 Die Mameluken waren ursprünglich Sklaven, meist türkischer und tscherkessischer Herkunft, die durch einen hohen Beamten des Sultans, den „Käufer der Mamlûken“, eingekauft und zu Leibgardisten ausgebildet wurden. In Ägypten entwickelten sie sich zur militärischen Oberschicht und eigneten sich unter der Herrschaft der Aijubiden (1171–1250) die Macht an. Vgl. Becker, Carl Heinrich, Egypten, in: Enzyklopädie des Islam, Band  2. – Leiden: E. J. Brill, Leipzig: Otto Harrassowitz 1927, S.  4–24, bes. S.  9 f., und Kramers, Johannes Hendrik, Mamlûken, ebd., Band  3, 1936, S.  235– 241, Zitat: S.  236. 75  Der Bezug ist 3. a) α, oben, S.  477, Z.  16. 76  Der Bezug ist 3. a) β, oben, S.  477, Z.  17. 77  Nachgewiesen ist der Verkauf von Priesterstellen in hellenistischer Zeit insbesondere für die griechischen Kolonien auf den ionischen Inseln und an der kleinasiatischen Küste. Max Weber erklärt die Besetzung von Priesterstellen durch Versteigerung andernorts als „Endresultat“ einer Entwicklung, in der die Stadtstaaten „im hellenischen Mutterlande und vollends in den Kolonien [.  .  .] Herr über das Göttervermögen und die Priesterpfründen“ geworden seien (vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  184 f. mit Hg.-Anm.  144). 78  Gemeint ist die Versorgung von Angehörigen der Kurie durch die „massenhafte Schaffung von Sportelpfründen als Sinekuren“, d. h. von Amtseinnahmen ohne Amtsverpflichtung, die insbesondere vom 15. bis zum 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand. Vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  298 f.

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gespielt,79 die Appropriation durch (regulierten) Kauf von Offizierstellen im englischen Heer noch bis in das 19. Jahrhundert.80 Dem Mittelalter war das Privileg, als Sanktion von Usurpation oder als Lohn oder Werbemittel für politische Dienste, im Okzident ebenso wie anderwärts geläufig. | 5

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§  8. Der patrimoniale Diener kann seinen Unterhalt beziehen a) durch Versorgung am Tisch des Herren, – b) durch (vorwiegend Natural-)Deputate aus Güter- und Geld-Vorräten des Herren, – c) durch Dienstland, – d) durch appropriierte Renten-, Gebühren- oder Steuer-Einkunftschancen, – e) durch Lehen. Die Unterhaltsformen b bis d sollen, wenn sie in einem nach Umfang (b und c) oder Sprengel (d) traditionalen Ausmaß stets neu vergeben und individuell, aber nicht erblich appropriiert sind, „Pfründen“ heißen, die Existenz einer Ausstattung des Verwaltungsstabes prinzipiell in dieser Form: Präbendalismus. Dabei kann ein Aufrücken nach Alter oder bestimmten objektiv bemeßbaren Leistungen bestehen, und es kann die ständische Qualifikation und also: Standesehre gefordert werden (s. über den Begriff des „Standes“ Kap. IV).81 Lehen sollen appropriierte Herrengewalten heißen, wenn sie kraft Kontrakts an individuell Qualifizierte primär vergeben werden und die gegenseitigen Rechte und Pflichten primär an konventionalen ständischen, und zwar: militaristischen Ehrbe79  Gemeint ist die Sicherung einer Stelle in den höchsten Gerichtshöfen (parlements) – besonders für den Erben – durch die jährliche Zahlung einer Pachtgebühr, die den sechzigsten Teil des Amtskaufpreises betrug. Die sog. Paulette wurde von 1604 bis 1789 für Beamte und Parlementsmitglieder erhoben. Vgl. Holtzmann, Robert, Französische Verfassungsgeschichte von der Mitte des neunten Jahrhunderts bis zur Revolution. – München, Berlin: R. Oldenbourg 1910 (hinfort: Holtzmann, Französische Verfassungsgeschichte), S.  343–345, und ausführlicher in Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  299 f. 80  Im Jahr 1871 wurde durch königliche Prärogative und gegen den Widerstand des Oberhauses der Kauf von Offizierspatenten in der englischen Armee abgeschafft. Vgl. Low, Sidney, Die Regierung Englands. Übersetzt von Johannes Hoops. Mit einer Einleitung von Georg Jellinek. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1908, S.  246 (hinfort: Low, Regierung Englands). 81  Kap. IV, §  3, unten, S.  599.

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griffen orientiert werden. Das Bestehen eines primär mit Lehen ausgestatteten Verwaltungsstabes soll Lehensfeudalismus heißen. Lehen und Militär-Pfründe gehen oft bis zur Ununterscheidbarkeit ineinander über. (Darüber die Erörterung des „Standes“ Kap. IV).82 In den Fällen d und e, zuweilen auch im Fall c, bestreitet der appropriierte Inhaber der Herrengewalten die Kosten der Verwaltung, eventuell: Equipierung, in der schon angegebenen Art, aus den Mitteln der Pfründe bzw. des Lehens. Seine eigne Herrschaftsbeziehung zu den Untertanen kann dann patrimonialen Charakter annehmen (also: vererblich, veräußerlich, erbteilbar werden). 1. Die Versorgung am Tisch des Herren oder nach dessen freiem Ermessen aus seinen Vorräten war sowohl bei fürstlichen Dienern wie Hausbeamten, Priestern und allen Arten von patrimonialen (z. B. grundherrlichen) Bediensteten das Primäre. Das „Männerhaus“, die älteste Form der militärischen Berufsorganisation (wovon später gesondert zu reden sein wird)[,]83 hatte sehr oft den Charakter des herrschaftlichen Konsumhaushalts-Kommunismus. Abschichtung vom Herren-g (oder: Tempel- und Kathedral-) Tisch und Ersatz dieser unmittelbaren Versorgung durch Deputate oder Dienstland ist keineswegs stets als erstrebenswert angesehen worden, war aber bei eigener Familiengründung die Regel. Naturaldeputate der abgeschichteten Tempelpriester und Beamten waren im ganzen vorderasiatischen Orient die ursprüngliche Form der Beamtenversorgung und bestanden ebenso in China, Indien und vielfach im Okzident. Dienstland findet sich gegen Leistung von Militärdiensten im ganzen Orient seit der frühen Antike, ebenso im deutschen Mittelalter als Versorgung der ministerialen und hofrechtlichen Haus- und anderer Beamten. Die Einkünfte der türkischen Sipahi ebenso wie der japanischen Samurai und zahlreicher ähnlicher orientalischer Ministerialen und Ritter sind – in unserer Terminologie – „Pfründen“, nicht Lehen, wie später zu erörtern sein wird.84 Sie können g A: Herren 82  In dem unvollendeten Kapitel IV finden sich keine entsprechenden Ausführungen. 83  Eine kurze Erwähnung des „Männerhauses“ als militaristische Organisationsform findet sich in Kap. II, oben, S.  361 mit Hg.-Anm.  33. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. Denkbar ist, daß Weber das Thema im geplanten Kap. V behandelt hätte, vgl. dazu die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  109. 84  Kap. III, §  12 c, unten, S.  520–527; dort (S.  524 mit Hg.-Anm.  35) verweist Weber allerdings noch auf weitere Erörterungen.

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sowohl auf bestimmte Landrenten, wie auf Steuereinkünfte von Bezirken angewiesen sein. Im letzteren Fall sind sie nicht notwendig, wohl aber der allgemeinen Tendenz nach, mit Appropriation von Herrengewalten in diesen Bezirken verbunden oder ziehen diese nach sich. Der Begriff des „Lehens“ kann erst im Zusammenhang mit dem Begriff des „Staats“ näher erörtert werden.85 Sein Gegenstand kann sowohl grundherrliches Land (also eine Patrimonialherrschaft), wie die verschiedensten Arten von Renten- und Gebühren-Chancen sein. 2. Appropriierte Renten-, Gebühren- und Steuer-Einkunftschancen finden sich als Pfründen und Lehen aller Art weit verbreitet, als selbständige Form und in hoch entwickelter Weise besonders in Indien:86 Vergebung von Einkünften gegen Gestellung von Heereskontingenten und Zahlung der Verwaltungskosten.

§  9. Die patrimoniale und insbesondere die ständisch-patrimoniale Herrschaft behandelt, im Fall des reinen Typus, alle Herrengewalten und ökonomischen Herren|rechte nach Art privater appropriierter ökonomischer Chancen. Das schließt nicht aus, daß sie sie qualitativ unterscheidet. Insbesondre indem sie einzelne von ihnen als präeminent in besonders regulierter Form appropriiert. Namentlich aber, indem sie die Appropriation von gerichts- oder militärherrlichen Gewalten als Rechtsgrund ständisch bevorzugter Stellung des Appropriierten gegenüber der Appropriation rein ökonomischer (domanialer87 oder steuerlicher oder Sportel-) Chancen behandelt und innerhalb der letzteren wieder die primär patrimonialen von den primär extrapatrimonialen (fiskalischen) in der Art der Appropriation scheidet. Für unsere Terminologie soll die Tatsache der prinzipiellen Behandlung von Herrenrechten und der mit ihnen ver85  Zum „Lehen“ Kap. III, §  12 b, unten, S.  513–520; jedoch ohne vorherige Erläuterung des „Staats“. Zur geplanten Staatssoziologie vgl. die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  109, 114–117. 86  Besonders unter der Mogul-Herrschaft (1526–40 und 1555–1857) entwickelte sich in Indien ein Verwaltungssystem, das durch die Vergabe von Land- und Steuerpfründen an Jagirdar, Talukdar und Zamindar getragen wurde. Vgl. dazu Weber, Hinduismus, MWG I/20, bes. S.  137–139, sowie oben, S.  479 mit Hg.-Anm.  73 und unten, S.  523 mit Hg.-Anm.  30. 87  Als „domanial“ bezeichnet Weber hier die Abgaben und Dienste (servitia), die allgemein einem Grundherrn (nicht speziell dem König) von den von ihm abhängigen Hufenbauern und Höfen zu leisten waren.

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knüpften Chancen jeden Inhalts nach Art privater Chancen maßgebend sein. Durchaus mit Recht betont z. B. v. Below (der deutsche Staat des Mittelalters) scharf, daß namentlich die Appropriation der Gerichtsherrlichkeit gesondert behandelt wurde und Quelle ständischer Sonderstellungen war, daß überhaupt ein rein patrimonialer oder rein feudaler Charakter des mittelalterlichen politischen Verbandes sich nicht feststellen lasse.88 Indessen: soweit die Gerichtsherrlichkeit und andere Rechte rein politischen Ursprungs nach Art privater Berechtigungen behandelt wurden, scheint es für unsre Zwecke terminologisch richtig, von „patrimonialer“ Herrschaft zu sprechen. Der Begriff selbst stammt bekanntlich (in konsequenter Fassung) aus Haller’s Restauration der Staatswissenschaften.89 Einen absolut idealtypisch reinen „Patrimonial“staat hat es historisch nicht gegeben.

4. Ständische Gewaltenteilung soll der Zustand heißen, bei dem Verbände von ständisch, durch appropriierte Herrengewalten Privilegierten durch Kompromiß mit dem Herren von Fall zu Fall politische oder Verwaltungssatzungen (oder: beides) oder konkrete Verwaltungsanordnungen oder Verwaltungskontrollmaßregeln schaffen und eventuell selbst, zuweilen durch eigne Verwaltungsstäbe mit, unter Umständen, eignen Befehlsgewalten, ausüben. 1. Daß auch nicht ständisch privilegierte Schichten (Bauern) unter Umständen zugezogen werden, soll am Begriff nichts ändern. Denn das Eigenrecht der Privilegierten ist das typisch Entscheidende. Das Fehlen

88  „Gerichtsbesitz adelt“, schreibt v. Below, Staat des Mittelalters, S.  247. Damit meint er, daß mit dem Erwerb eines öffentlichen Gerichtsbezirks „eine Standeserhöhung“ einhergegangen sei. Im letzten Teil seines Buches wägt v. Below die patrimonialen und feudalen Elemente der Reichsverfassung gegeneinander ab und bilanziert, daß das mittelalterliche Reich weder als Patrimonial- noch als Lehnsstaat, sondern als „Feudalstaat“ im eingeschränkten Sinne zu bezeichnen sei (ebd., S.  312–322). 89 Gemeint ist v. Haller, Restauration der Staatswissenschaft. In dem 5-bändigen Werk, das 1816 ff. zuerst erschienen war, beschreibt v. Haller den Patrimonialstaat als diejenige Staatsform, die dem „Verhältniß eines begüterten Haus- und Grundherren zu seinen Kindern, Dienern und andern Hörigen“ gleiche (ebd., Band  II, S.  12 f.). v. Below kritisierte v. Hallers Theorie des Patrimonialstaates wegen des rein privatrechtlichen Charakters der Herrschaftsbeziehungen, der weder mit dem öffentlich-rechtlichen Aspekt des Staatsbegriffs noch mit der Realität der mittelalterlichen Verfassung vereinbar sei (vgl. v. Below, Staat des Mittelalters, S.  6–8). Weber bezieht die Kritikpunkte v. Belows ein, hält aber am „Begriff des ‚Patrimonialismus‘“ fest, wie er dies schon v. Below brieflich am 21. Juni 1914 mitteilte (vgl. MWG II/8, S.  725).

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aller ständisch privilegierten Schichten würde ja offensichtlich sofort einen anderen Typus ergeben. 2. Der Typus ist voll nur im Okzident entwickelt. Über seine nähere Eigenart und den Grund seiner Entstehung dort ist später gesondert zu sprechen.90 3. Eigner ständischer Verwaltungsstab war nicht die Regel, vollends mit eigner Befehlsgewalt die Ausnahme.

§  9a. Auf die Art des Wirtschaftens wirkt eine traditionale Herrschaft in aller Regel zunächst und ganz allgemein durch eine gewisse Stärkung der traditionalen Gesinnung, am stärksten die gerontokratische und rein patriarchale Herrschaft, hwelche ganz und gar auf die durch keinen im Gegensatz zu den Genossen des Verbandes stehenden Sonderstab des Herren gestützt, also in ihrer eigenen Legitimitätsgeltung am stärksten auf Wahrung der Tradition in jeder Hinsicht hingewiesen sindh. Im übrigen richtet sich die Wirkung auf die Wirtschaft 1. nach der typischen Finanzierungsart des Herrschaftsverbandes (Kap. II, §  36).1 Patrimonialismus kann in dieser Hinsicht höchst Verschiedenes bedeuten. Typisch aber ist namentlich: a) Oikos des Herren mit ganz oder vorwiegend natural-leiturgischer Bedarfsdeckung (Naturalabgaben und Fronden). In diesem Fall sind die Wirtschaftsbeziehungen streng traditionsgebunden, die Marktentwicklung gehemmt, der Geldgebrauch ein wesentlich naturaler und Konsum-orientierter, Entstehung von Kapitalismus unmöglich. In diesen Wirkungen steht diesem Fall nahe der ihm verwandte: b) miti ständisch privilegierender Bedarfsdeckung. Die Marktentwicklung ist auch hier, wenn auch nicht notwendig in gleichem Maße, begrenzt durch diek die | „Kaufkraft“ beeinträchtigende naturale Inanspruchnahme des Güterbesitzes und der h–h  Satzkonstruktion in A defekt.  i Lies: Oikos des Herrn mit  k A: die, 90  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 1  Gemeint ist Kap. II, §  38 (nicht: §  36), oben, S.  428–437. Zur Erweiterung von Kapitel II vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  89 f.

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Leistungsfähigkeit der Einzelwirtschaften für Zwecke des Herrschaftsverbandes. Oder der Patrimonialismus kann sein: c) monopolistisch mit teils erwerbswirtschaftlicher, teils gebührenmäßiger, teils steuerlicher Bedarfsdeckung. In diesem Fall ist die Marktentwicklung je nach der Art der Monopole stärker oder schwächer irrational eingeschränkt, die großen Erwerbschancen in der Hand des Herren und seines Verwaltungsstabes, der Kapitalismus in seiner Entwicklung daher entweder α. bei voller Eigenregie der Verwaltung unmittelbar gehemmt oder aber β. im lFall, daßl Steuerpacht, Amtspacht oder -Kauf und kapitalistische Heeres- oder Verwaltungs-Beschaffung als Finanzmaßregeln bestehen, auf das Gebiet des politisch orientierten Kapitalismus (Kap. II, §  31)2 abgelenkt. Die Finanzwirtschaft des Patrimonialismus, und vollends des Sultanismus, wirkt, auch wo sie geldwirtschaftlich ist, irrational: 1. durch das Nebeneinander von α. Traditionsgebundenheit in Maß und Art der Inanspruchnahme direkter Steuerquellen, und β. völliger Freiheit, und daher: Willkür in Maß und Art der 1. Gebühren- und 2. Auflagenbemessung und 3. Gestaltung der Monopole. All dies besteht jedenfalls dem Anspruch nach; effektiv ist es historisch am meisten bei 1 (dem Prinzip der „bittweisen Tätigkeit“3 des Herren und des Stabes gemäß), weit weniger bei 2, verschieden stark bei 3. 2. Es fehlt aber überhaupt für die Rationalisierung der Wirtschaft die sichere Kalkulierbarkeit der Belastung nicht nur, sondern auch des Maßes privater Erwerbsfreiheit. l A: Fall  ; , daß sinngemäß ergänzt. 2  Kap. II, §  31, oben, S.  379–382. 3  „bittweise“ (lat. precarius), auf dem Gnadenwege, aber ohne rechtsgültigen Kontrakt. Max Weber verwendete den Ausdruck in Bezug auf die spätrömische Verwaltung: „Die steuerliche Autonomie der stipendiären Gemeinden hatte immer nur precario bestanden, auch wo ihnen die Aufbringung ihres Steuersolls überlassen worden war.“ Vgl. Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S.  283.

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3. Im Einzelfall kann allerdings der patrimoniale Fiskalismus durch planvolle Pflege der Steuerfähigkeit und rationale Monopolschaffung rationalisierend wirken. Doch ist dies ein durch historische Sonderbedingungen, die teilweise im Okzident bestanden, bedingter „Zufall“. Die Finanzpolitik bei ständischer Gewaltenteilung hat die typische Eigenschaft: durch Kompromiß fixierte, also: kalkulierbare Lasten aufzuerlegen, die Willkürlichkeit des Herren in der Schaffung von Auflagen, vor allem aber auch von Monopolen, zu beseitigen oder mindestens stark zu beschränken. Inwieweit die materiale Finanzpolitik dabei die rationale Wirtschaft fördert oder hemmt, hängt von der Art der in der Machtstellung vorwaltenden Schicht ab, vor allem: ob a) feudale, oder b) patrizische. Das Vorwalten der ersteren pflegt kraft der normalerweise überwiegend patrimonialen Struktur der verlehnten Herrschaftsrechte die Erwerbsfreiheit und Marktentwicklung fest zu begrenzen oder geradezu absichtsvoll, machtpolitisch, zu unterbinden, das Vorwaltenm der letzteren kann entgegengesetzt wirken. 1. Das Gesagte muß hier genügen, da darauf in den verschiedensten Zusammenhängen eingehender zurückgekommen wird.4 2. Beispiele für a)5 (Oikos): Altägypten und Indien.n Für b) erhebliche Gebiete des Hellenismus, das spätrömische Reich, China, Indien, teilweise Rußland und die islamischen Staaten. Für c) das Ptolemäerreich, Byzanz (teilweise), in anderer Art die Herrschaft der Stuarts.

m A: Verwalten  n A: Indien, 4  Auf den Zusammenhang von Wirtschaftsordnung und traditionalen Herrschaftsformen kommt Weber in den sich anschließenden Passagen der sog. Ersten Lieferung nicht mehr zu sprechen. Ausführlich hatte er das Thema mit Bezug auf die Entwicklung des modernen Kapitalismus in der älteren Fassung der Herrschaftssoziologie behandelt, vgl. Weber, Patrimoniale und feudale Strukturformen der Herrschaft in ihrem Verhältnis zur Wirtschaft, MWG I/22-4, S.  418–453. 5  Bezug sind die Ausführungen unter 1. a), oben, S.  485, Z.  21 ff.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Für d)6 die okzidentalen Patrimonialstaaten in der Zeit des „aufgeklärten Despotismus“ (insbesondere des Colbertismus).7

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2. Der normale Patrimonialismus bereitet nicht nur durch seine Finanzpolitik der rationalen Wirtschaft Hemmungen, sondern vor allem durch die allgemeine Eigenart seiner Verwaltung. Nämlich: | a) durch die Schwierigkeit, die der Traditionalismus formal rationalen und in ihrer Dauer verläßlichen, daher in ihrer wirtschaftlichen Tragweite und Ausnutzbarkeit kalkulierbaren Satzungen bereitet, – b) durch das typische Fehlen des formal fachgeschulten Beamtenstabs, Die Entstehung eines solchen innerhalb des okzidentalen Patrimonialismus ist, wie sich zeigen wird,8 durch einzigartige Bedingungen herbeigeführt, die nur hier bestanden, und war primär gänzlich anderen Quellen entwachsen.

c) durch den weiten Bereich materialer Willkür und rein persönlicher Beliebungen des Herren und des Verwaltungsstabes, – wobei die eventuelle Bestechlichkeit, die ja lediglich die Entartung des unreglementierten Gebühren-Rechts ist, noch die relativ geringste, weil praktisch kalkulierbare, Bedeutung hätte, wenn sie eine konstante Größe und nicht vielmehr einen mit der Person des Beamten stets wechselnden Faktor darstellen würde. Herrscht Amtspacht, so ist der Beamte auf die Herauswirtschaftung seines Anlagekapitals durch beliebige, noch so irrational wirkende, Mittel der Erpressung ganz unmittelbar angewiesen; d) durch die allem Patriarchalismus und Patrimonialismus innewohnende, aus der Art der Legitimitätsgeltung und dem Interesse an der Zufriedenheit der Beherrschten folgende Ten6  Bezug sind die Ausführungen unter „3.“, oben, S.  487, Z.  1 ff. 7 Französische, besondere Form des Merkantilismus, die nach dem Staatsmann Jean-Baptiste Colbert (1619–1683) benannt ist. 8 Es ist anzunehmen, daß Max Weber die spezifischen Entwicklungsbedingungen des modernen fachgeschulten Beamtentums in der angekündigten „Staatssoziologie“ dargestellt hätte. Vgl. dazu die konzeptionellen Stichworte in Weber, Vorbemerkung, in: GARS I, S.  3 (MWG I/18), sowie in Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  191 f., und Weber, Recht §  4, MWG I/22-3, S.  484 f.

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denz zur material – an utilitarischen oder sozialethischen oder materialen „Kultur“-Idealen – orientierten Regulierung der Wirtschaft, also: Durchbrechung ihrer formalen, an Juristenrecht orientierten, Rationalität. Im Höchstmaß ist diese Wirkung bei hierokratisch orientiertem Patrimonialismus entscheidend, während der reine Sultanismus mehr durch seine fiskalische Willkür wirkt. Aus allen diesen Gründen ist unter der Herrschaft normaler patrimonialer Gewalten zwar a) Händler-Kapitalismus, – b) Steuerpacht-, Amtspacht-, Amtskauf-Kapitalismus, – c) Staatslieferanten- und Kriegsfinanzierungs-Kapitalismus, – d) unter Umständen: Plantagen- und Kolonial-Kapitalismus bodenständig und oft in üppigster Blüte, dagegen nicht die gegen Irrationalitäten der Rechtspflege, Verwaltung und Besteuerung, welche die Kalkulierbarkeit stören, höchstempfindliche, an Marktlagen der privaten Konsumenten orientierte Erwerbsunternehmung mit stehendem Kapital und rationaler Organisation freier Arbeit. Grundsätzlich anders steht es nur da, wo der Patrimonialherr im eigenen Macht- und Finanzinteresse zu rationaler Verwaltung mit Fachbeamtentum greift. Dazu ist 1. die Existenz von Fachschulung, – 2. ein hinlänglich starkes Motiv in aller Regel: scharfe Konkurrenz mehrerer patrimonialer Teilgewalten innerhalb des gleichen Kulturkreises, – 3. ein sehr besondersartiges Moment: die Einbeziehung städtischer Gemeindeverbände als Stütze der Finanzmacht in die konkurrierenden Patrimonialgewalten erforderlich. 1. Der moderne, spezifisch okzidentale Kapitalismuso ist vorbereitet worden in den (relativ) rational verwalteten spezifisch okzidentalen städtischen Verbänden (von deren Eigenart später gesondert zu reden sein wird);9 er entwickelte sich vom 16.–18. Jahrhundert innerhalb derp ständio A: Kapitalismus,  p A: des 9  Vermutlich Hinweis auf die angekündigte „Staatssoziologie“. Überliefert ist nur die Vorkriegsfassung, vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5. Zur Bedeutung der Stadt für die okzidentale Entwicklung vgl. die kurzen Ausführungen in Weber, Probleme der Staatssoziologie, MWG I/22-4, S.  755 f.

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schen holländischen und englischen, durch Vorwalten der bürgerlichen Macht-q und Erwerbsinteressen ausgezeichneten politischen Verbände primär, während die fiskalisch und utilitarisch bedingten sekundären Nachahmungen in den rein patrimonialen oder feudal-ständisch beeinflußten Staaten des Kontinents ganz ebenso wie die Stuartschen Monopolindustrien10 nicht in realer Kontinuität mit der später einsetzenden autonomen kapitalistischen Entwicklung standen, obwohl einzelne (agrar- und gewerbepolitische) Maßregeln, soweit und dadurch daß sie an englischen, holländischen oder, später, französischen Vorbildern orientiert waren, sehr wichtige Entwicklungsbedingungen für sein Entstehen schufen (auch darüber gesondert).11 | A 140 2. Die Patrimonialstaaten des Mittelalters unterschieden sich durch die formal rationale Art eines Teils ihres Verwaltungsstabes (vor allem: Juristen, weltliche und kanonische) prinzipiell von allen andern Verwaltungsstäben aller politischen Verbände der Erde. Auf die Quelle dieser Entwicklung und ihre Bedeutung wird näher gesondert einzugehen sein.12 Hier mußten die am Schluß des Textes gemachten allgemeinen Bemerkungen vorläufig genügen.

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4. Charismatische Herrschaft. §  10. „Charisma“ soll eine als außeralltäglich (ursprünglich, sowohl bei Propheten wie bei therapeutischen wie bei RechtsWeisen wie bei Jagdführern wie bei Kriegshelden: als magisch bedingt) geltende Qualität einer Persönlichkeit heißen, um derentwillen sie als mit übernatürlichen oder übermenschlichen oder mindestens spezifisch außeralltäglichen, nicht jedem andern zugänglichen Kräften oder Eigenschaften begabtr oder als gottgesendet oder als vorbildlich und deshalb als „Führer“ gewertet wird. Wie die betreffende Qualität von irgendeinem ethischen, ästhetischen oder sonstigen Standpunkt aus „objektiv“ richtig q A: Macht  r  Fehlt in A; begabt sinngemäß ergänzt. 10  Zur Monopolpolitik der Stuarts vgl. die Erläuterung oben, S.  440, Anm.  27. 11  Ausführungen zur Genese des modernen Kapitalismus in Zusammenhang mit den Herrschaftsformen finden sich nur in der älteren Fassung der „Herrschaftssoziologie“; vgl. insbes. Weber, Patrimoniale und feudale Strukturformen der Herrschaft in ihrem Verhältnis zur Wirtschaft, MWG I/22-4, S.  418–453. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 12  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert.

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zu bewerten sein würde, ist natürlich dabei begrifflich völlig gleichgültig: darauf allein, wie sie tatsächlich von den charismatisch Beherrschten, den „Anhängern“, bewertet wird, kommt es an. 5

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Das Charisma eines „Berserkers“ (dessen manische Anfälle man, anscheinend mit Unrecht, der Benutzung bestimmter Gifte zugeschrieben hat:13 man hielt sich in Byzanz im Mittelalter eine Anzahl dieser mit dem Charisma der Kriegs-Tobsucht Begabten als eine Art von Kriegswerkzeugen),14 eines „Schamanen“ (Magiers, für dessen Ekstasen im reinen Typus die Möglichkeit epileptoider Anfälle als eine Vorbedingung gilts),15 oder etwa des (vielleicht, aber nicht ganz sicher, wirklich einen raffinierten Schwindlertyp darstellenden) Mormonenstifters,16 oder eines den eigenen demagogischen Erfolgen preisgegebenen Literaten wie Kurt Eisner17 wirdt s A: gelten  t A: werden 13  Der Indogermanist Hermann Güntert war der weitverbreiteten Ansicht entgegengetreten, daß die Berserkerwut durch „den Genuß berauschender Getränke, Wurzeln oder Pilze“, insbesondere durch Vergiftung mit Fliegenschwamm künstlich ausgelöst worden sei. Güntert vermutete eher eine psychische Erkrankung – wie bei den Amokläufern – als Ursache. Vgl. Güntert, Hermann, Über altisländische Berserker-Geschichten (Beilage zum Jahresbericht des Heidelberger Gymnasiums 1912). – Heidelberg: J. Hörning 1912, S.  24. 14  Weber könnte hier die Warägergarde der byzantinischen Kaiser meinen; die nordischen Kämpfer, die mit einer Axt bewaffnet waren, bildeten zwischen 988 und 1204 den Kern der Leibgarde. An parallelen Stellen sprach Weber von „nordischen Wilden“ oder „blonden Bestien“. Vgl. Weber, Das antike Judentum, MWG I/21, S.  375, Fn.  104, und Weber, Charismatismus, MWG I/22-4, S.  460 f. 15  Die These, daß die schamanische Ekstase von einer „konstitutionellen Epilepsie“ abhängig gewesen und schon ihr erstes Auftreten einer Berufung zum Schamanen gleichgekommen sei, findet sich in: Chantepie de la Saussaye, Pierre Daniël, unter Mitwirkung von Thomas Achelis, Die sogenannten Naturvölker, in: Lehrbuch der Religionsgeschichte, hg. von Pierre Daniël Chantepie de la Saussaye, Band  1, 3.  Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1905, S.  17–56, Zitat: S.  54. 16  Im Jahr 1830 gründete der Landarbeiter Joseph Smith jun. (1805–1844) in Lafayette (N. Y.) die Sekte der Mormonen („Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“). Nach eigenen Angaben beruhte sein „Book of Mormon“ (1830) auf einer Offenbarung. Nachdem Smith die Polygamie ebenfalls als göttliche Offenbarung verkündet hatte, wurde er inhaftiert und im Gefängnis ermordet. Vgl. Meyer, Eduard, Ursprung und Geschichte der Mormonen. Mit Exkursen über die Anfänge des Islâms und des Christentums. – Halle a.S.: Max Niemeyer 1912, S.  14 ff. 17  Kurt Eisner trat in der Umbruchphase 1918/19 als politischer Redner der USPD bei Massenkundgebungen auf. Als Ministerpräsident des Freistaates Bayern veröffentlichte er am 23. November 1918 Dokumente zum Kriegsausbruch, mit denen die Kriegsschuld Deutschlands belegt werden sollte. Weber verurteilte dieses Verhalten auf das Schärfste. Vgl. bes. Weber, Zum Thema der „Kriegsschuld“, MWG I/16, S.  177–190, mit der Zurückweisung „dies Literatenvolk ist nicht Deutschland“ (ebd.,

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

von der wertfreien Soziologie mit dem Charisma der nach der üblichen Wertung „größten“ Helden, Propheten, Heilande durchaus gleichartig behandelt.

1. Über die Geltung des Charisma entscheidet die durch Bewährung – ursprünglich stets: durch Wunder – gesicherte freie, aus Hingabe an Offenbarung, Heldenverehrung, Vertrauen zum Führer geborene, Anerkennung durch die Beherrschten. Aber diese ist (bei genuinem Charisma) nicht der Legitimitätsgrund, sondern sie ist Pflicht der kraft Berufung und Bewährung zur Anerkennung dieser Qualität Aufgerufenen. Diese „Anerkennung“ ist psychologisch eine aus Begeisterung oder Not und Hoffnung geborene gläubige ganz persönliche Hingabe. Kein Prophet hat seine Qualität als abhängig von der Meinung der Menge über ihn angesehen, kein gekorener König oder charismatischer Herzog die Widerstrebenden oder abseits Bleibenden anders denn als Pflichtwidrige behandelt: die Nicht-Teilnahme an dem formal voluntaristisch rekrutierten Kriegszug eines Führers wurde in aller Welt mit Spott entgolten.

2. Bleibt die Bewährung dauernd aus, zeigt sich der charismatische Begnadete von seinem Gott oder seiner magischen oder Heldenkraft verlassen, bleibt ihm der Erfolg dauernd versagt, vor allem: bringt seine Führung kein Wohlergehen für die Beherrschten, so hat seine charismatische Autorität die Chance, zu schwinden. Dies ist der genuine charismatische Sinn des „Gottesgnadentums“. vor.18

Selbst für altgermanische Könige kommt ein „Verschmäher“ Ebenso massenhaft bei sog. primitiven Völkern. Für China war die (erbS.  180); sowie Weber, Das neue Deutschland, ebd., S.  376–395, bes. S.  381; oder auch die private Äußerung: „Er [Eisner] ist ein Demagoge ohne alles politische Gewissen.“ (Brief an Else Jaffé vom 18. Februar 1919, MWG II/10, S.  465). 18  Als einschlägig gilt die Aussage des spätrömischen Geschichtsschreibers Ammianus Marcellinus 28, 5, 14 über die Burgunden: „Er [der König] muß nach alter Sitte sein Amt niederlegen, wenn das Kriegsglück sich gegen ihn erklärt hat, oder der Boden eine reichliche Ernte verweigert hat“ (vgl. Auszüge aus Ammianus Marcellinus, übersetzt von D. Coste (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung unter dem Schutze Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hg. von G. H. Pertz [u. a.]). – Leipzig: Franz Duncker 1879, S.  68). In Burgund gab es aber kein institutionalisiertes Absetzungsverfahren mit einem Gesetzsprecher wie in den nordischen Ländern, weshalb es im Text besser „ein ‚Verschmähen‘“ heißen

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charismatisch unmodifizierte s. §  11)19 charismatische Qualifikation des Monarchen so absolut festgehalten worden, daß jegliches, gleichviel wie geartete, Mißgeschick: nicht nur Kriegsunglück, sondern ebenso: Dürre, Überschwemmungen, unheilvolle astronomische Vorgänge usw. ihn zu öffentlicher Buße, eventuell zur Abdankung zwangen. Er hatte dann das | Charisma der vom Himmelsgeist verlangten (klassisch determinierten) A 141 „Tugend“ nicht und war also nicht legitimer „Sohn des Himmels“.20

3. Der Herrschaftsverband Gemeinde: ist eine emotionale Vergemeinschaftung. Der Verwaltungsstab des charismatischen Herren ist kein „Beamtentum“[,] am wenigsten ein fachmäßig eingeschultes. Er ist weder nach ständischen noch nach Gesichtspunkten der Haus- oder persönlichen Abhängigkeit ausgelesen. Sondern er ist seinerseits nach charismatischen Qualitäten ausgelesen: dem „Propheten“ entsprechen die „Jünger“, dem „Kriegs­fürsten“ die „Gefolgschaft“, dem „Führer“ überhaupt: „Vertrauensmänner“. Es gibt keine „Anstellung“ oder „Absetzung“, keine „Laufbahn“ und kein „Aufrücken“. Sondern nur Berufung nach Eingebung des Führers auf Grund der charismatischen Qualifikation des Berufenen. Es gibt keine „Hierarchie“, sondern nur Eingreifen des Führers bei genereller oder im Einzelfall sich ergebender charismatischer Unzulänglichkeit des Verwaltungsstabes für eine Aufgabe, eventuell auf Anrufen. Es gibt keine „Amtssprengel“ und „Kompetenzen“, aber auch keine Appropriation von Amtsgewalten durch „Privileg“. Sondern nur (möglicherweise) örtliche oder sachliche Grenzen des Charisma und der „Sendung“. Es gibt keinen „Gehalt“ und keine „Pfründe“. Sondern die Jünger oder Gefolgen leben (primär) mit dem Herren in Liebes- bzw. Kameradschaftskommunismus aus den mäzenatisch beschafften Mitteln. Es gibt keine feststehenden „Behörden“, sondern nur charismatisch, im Umfang des Auftrags des müßte (vgl. dazu Brunner, Heinrich, Deutsche Rechtsgeschichte, Band  1, 2.  Aufl. – Leipzig: Duncker & Humblot 1906, S.  170). 19  Kap. III, §  11, dort speziell unter e), unten, S.  501 f. 20  Die charismatische Stellung des chinesischen Kaisers erklärt Max Weber in seiner Konfuzianismus-Studie (MWG I/19, S.  176 f.) aus den ins Ethische gewendeten magisch-religiösen Wurzeln seiner ursprünglichen Rolle als „Regenmacher“. Die Vertreter der konfuzianischen Orthodoxie (insbes. an der Han-lin-Akademie) wachten über die Tugenden des Kaisers. Beispiele für öffentliche Schuldbekenntnisse finden sich in der Feudalzeit bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Herren und: des eigenen Charisma, beauftragte Sendboten. Es gibt kein Reglement, keine abstrakten Rechtssätze, keine an ihnen orientierte rationale Rechtsfindung, keine an traditionalen Präzedenzien orientiertenu Weis­tümer und Rechtssprüche. Sondern formal sind aktuelle Rechtsschöpfungen von Fall zu Fall, ursprünglich nur Gottesurteile und Offenbarungen maßgebend. Material aber gilt für alle genuin charismatische Herrschaft der Satz: „es steht geschrieben, – ich aber sage euch“;21 der genuine Prophet sowohl wie der genuine Kriegsfürst wie jeder genuine Führer überhaupt verkündet, schafft, fordert neue Gebote, – im ursprünglichen Sinn des Charisma: kraft Offenbarung, Orakel, Eingebung oder: kraft konkretem Gestaltungswillen, der von der Glaubens-, Wehr-, Partei- oder anderer Gemeinschaft um seiner Herkunft willen anerkannt wird. Die Anerkennung ist pflichtmäßig. Sofern der Weisungv eine konkurrierende Weisung eines andern mit dem Anspruch auf charismatische Geltung entgegentritt, liegt ein letztlich nur durch magische Mittel oder (pflichtmäßige) Anerkennung der Gemeinschaft entscheidbarer Führerkampf vor, bei dem notwendig auf der einen Seite nur Recht, auf der andren nur sühnepflichtiges Unrecht im Spiel sein kann. Die charismatische Herrschaft ist, als das Außeralltägliche, sowohl der rationalen, insbesondere der bureaukratischen, als der traditionalen, insbesondre der patriarchalen und patrimonialen oder ständischen, schroff entgegengesetzt. Beide sind spezifische Alltags-Formen der Herrschaft, – die (genuin) charismatische ist spezifisch das Gegenteil. Die bureaukratische Herrschaft ist spezifisch rational im Sinn der Bindung an diskursiv analysierbare Regeln, die charismatische spezifisch irrational im Sinn der Regelfremdheit. Die traditionale Herrschaft ist gebunden an die Präzedenzien der Vergangenheit und insoweit ebenfalls regelhaft orientiert, die charismatische stürzt (innerhalb ihres Bereichs) die Vergangenheit um und ist in diesem Sinn spezifisch

u A: orientierte  v  In A folgt: nicht 21  Bei Matthäus 5, 21–22 heißt es: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist [.  .  .]. Ich aber sage euch [.  .  .].“

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revolutionär. Sie kennt keine Appropriation der Herrengewalt nach Art eines Güterbesitzes, weder an den Herren noch an ständische Gewalten. Sondern legitim ist sie nur soweit und solange, als das persönliche Charisma kraft Bewährung „gilt“, wdas heißt: Anerkennung findet und „brauchbar“ xist fürx Vertrauensmänner, Jünger, Gefolge, nur auf die Dauer seiner charismatischen Bewährtheitw. Das Gesagte dürfte kaum einer Erläuterung benötigen. Es gilt für den rein „plebiszitären“ charismatischen Herrscher (Napoleons „Herrschaft des Genies“,22 | welche Plebejer zu Königen und Generälen machte)23 A 142 ganz ebenso wie für den Propheten oder Kriegshelden.

4. Reines Charisma ist spezifisch wirtschaftsfremd. Es konstituiert, wo es auftritt, einen „Beruf“ im emphatischen Sinn des Worts: als „Sendung“ oder innere „Aufgabe“. Es verschmäht und verwirft, im reinen Typus, die ökonomische Verwertung der Gnadengaben als Einkommenquelle, – was freilich oft mehr Anforderung als Tatsache bleibt. Nicht etwa, daß das Charisma immer auf Besitz und Erwerb verzichtete, wie das unter Umständen (s. gleich)24 Propheten und ihre Jünger tun. Der Kriegsheld und seine Gefolgschaft suchen Beute, der plebiszitäre Herrscher oder charismatische Parteiführer materielle Mittel ihrer Macht, w–w  Satzkonstruktion in A defekt.  x A: der  ; ist für sinngemäß ergänzt. 22  Der Ausdruck findet sich bei Friedrich von Wieser als Anspruch des Genies auf Führerschaft gegenüber den Massen, allerdings ohne direkten Bezug auf Napoleon I. (v. Wieser, Friedrich, Über die gesellschaftlichen Gewalten. Rectoratsrede in der Aula der k.k. deutschen Carl-Ferdinands-Universität in Prag am 6. November 1901. – Prag: Selbstverlag der k.k. deutschen Carl-Ferdinands-Universität 1901, S.  27). Napoleon I. ist als militärisches Genie, auch als Genie in der Auswahl seiner Vertrauten bezeichnet worden. Eine legitimatorische Theorie der „Herrschaft des Genies“ entwickelte Napoleon III. Vgl. dazu Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  165 f. mit Hg.-Anm.  15. 23  Von den Generälen, die Napoleon I. auszeichnete, stammten einige aus sehr einfachen Verhältnissen. André Masséna stieg vom Schiffsjungen zum Herzog von Rivoli und Fürsten von Eßling auf. Er galt als „Heldenlump“ unter den in den Marschallsrang erhobenen Generälen. Ebenso zu nennen sind: Joachim Murat (Sohn eines Gastwirts, Schwager Napoleons und von diesem zum König von Neapel ernannt), Michel Ney (Sohn eines Böttchers, zum Herzog von Elchingen und Fürst von der Moskwa ernannt) sowie Charles-François-Pierre Augereau (Sohn eines Obsthändlers, zum Herzog von Castiglione ernannt). Vgl. Bleibtreu, Carl, Marschälle, Generale, Soldaten Napoleons I. – Berlin: Alfred Schall 1898, Zitat: S.  386; dort auch des öfteren „Genie Bonapartes“ in Bezug auf Napoleons Auswahl von Führungspersonal, z. B. S.  379, 432. 24  Unten, S.  496 f., Zeile 19 ff.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

der erstere außerdem: materiellen Glanz seiner Herrschaft zur Festigung seines Herrenprestiges. Was sie alle verschmähen – solange der ygenuin charismatischey Typus besteht – ist: die traditionale oder rationale Alltagswirtschaft, die Erzielung von regulären „Einnahmen“ durch eine darauf gerichtete kontinuierliche wirtschaftliche Tätigkeit. Mäzenatische – großmäzenatische (Schenkung, Stiftung, Bestechung, Großtrinkgelder) – oder: bettelmäßige Versorgung auf der einen, Beute, gewaltsame oder (formal) friedliche Erpressung auf der andren Seite sind die typischen Formen der charismatischen Bedarfsdeckung. Sie ist, von einer rationalen Wirtschaft her gesehen, eine typische Macht der „Unwirtschaftlichkeit“. Denn sie lehnt jede Verflechtung in den Alltag ab. Sie kann nur, in voller innerer Indifferenz, unsteten Gelegenheitserwerb sozusagen „mitnehmen“. „Rentnertum“ als Form der Wirtschaftsenthobenheit kann – für manche Arten – die wirtschaftliche Grundlage charismatischer Existenzen sein. Aber für die normalen charismatischen „Revolutionäre“ pflegt das nicht zu gelten. Die Ablehnung kirchlicher Ämter durch die Jesuiten25 ist eine rationalisierte Anwendung dieses „Jünger“-Prinzips. Daß alle Helden der Askese, Bettelorden und Glaubenskämpfer dahin gehören, ist klar. Fast alle Propheten sind mäzenatisch unterhalten worden. Der gegen das Missionarsschmarotzertum gerichtete Satz des Paulus: „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, bedeutet natürlich keinerlei Bejahung der „Wirtschaft“, sondern nur die Pflicht, gleichviel wie, „im Nebenberuf“ sich den notdürftigen Unterhalt zu schaffen,26 weil das eigentlich charismatische Gleichnis von y A: genuincharismatische 25  Der Begründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, hatte den Orden als Priester-Vereinigung und Miliz des Papstes konzipiert. Die Übernahme kirchlicher Ämter abzulehnen, erhob er zum Grundsatz, der allerdings nicht in die Konstitutionen des Ordens aufgenommen wurde. v. Loyola wollte damit die Selbständigkeit und Einheit des Ordens erhalten und die Mitglieder flexibel, insbesondere für die Missions- und Bildungsarbeit, einsetzen können. So entstand eine vom Ordensgeneral und dem Papst zu steuernde Organisation, die unabhängig von der bestehenden Ämterverfassung der Kirche war. Vgl. Gothein, Eberhard, Ignatius von Loyola. – Halle: Verein für Reformationsgeschichte 1885, bes. S.  69, 89 ff. 26  2. Thessalonicher 3, 10: „Und da wir bei euch waren, geboten wir euch solches, daß, so jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen“. Weber geht es hier um den frühchristlichen, aus dem Judentum stammenden und von vielen Mönchsorden befolgten Grundsatz von der Unentgeltlichkeit der Verkündigung. Apostel, Propheten

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den „Lilien auf dem Felde“27 nicht im Wortsinn, sondern nur in dem des Nichtsorgens für den nächsten Tag durchführbar war. – Auf der andren Seite ist es bei einer primär künstlerischen charismatischen Jüngerschaft denkbar, daß die Enthebung aus den Wirtschaftskämpfen durch Begrenzung der im eigentlichen Sinn Berufenen auf „wirtschaftlich Unabhängige“ (also: Rentner) als das Normale gilt (so im Kreise Stefan Georges, wenigstens der primären Absicht nach).28

5. Das Charisma ist die große revolutionäre Macht in traditional gebundenen Epochen. Zum Unterschied von der ebenfalls revolutionierenden Macht der „ratio“, die entweder geradezu von außen her wirkt: durch Veränderung der Lebensumstände und Lebensprobleme und dadurch, mittelbar[,] der Einstellungen zu diesen, oder aber: durch Intellektualisierung, kann Charisma eine Umformung von innen her sein, die, aus Not oder Begeisterung geboren, eine Wandlung der zentralen Gesinnungs- und Tatenrichtung unter völliger Neuorientierung aller Einstellungen zu allen einzelnen Lebensformen und zur „Welt“ überhaupt bedeutet. In vorrationalistischen Epochen teilen Tradition und Charisma nahezu die Gesamtheit der Orientierungsrichtungen des Handelns unter sich auf.

5. Die Veralltäglichung des Charisma. §  11. In ihrer genuinen Form ist die charismatische Herrschaft spezifisch außeralltäglichen Charakters und stellt eine streng und Lehrer sollten auf ihren Missionsreisen entweder von ihrer Hände Arbeit oder von dem freiwillig Gegebenen leben. Vgl. Weber, Religiöse Gemeinschaften, MWG I/22-2, S.  180 f., und Weber, Die Phärisäer, MWG I/21, S.  794 f. 27  Matthäus 6, 28: „Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.“ 28  In der Anfangszeit waren die meisten Kreismitglieder, ebenso wie Stefan George selbst, ohne Erwerbsberuf. Wie einer der engsten George-Anhänger berichtete, soll Stefan George in einem (undatierten) Gespräch mit Max Weber bestritten haben, von wirtschaftlichen Bedingungen abhängig zu sein (vgl. Wolters, Friedrich, Stefan George und die Blätter für die Kunst. Deutsche Geistesgeschichte seit 1890. – Berlin: Georg Bondi 1930, S.  476, sowie Weber, Charismatismus, MWG I/22-4, S.  465 mit Hg.Anm.  14). – In der 2. Auflage fügte Marianne Weber an dieser Stelle eine erläuternde Fußnote ein: Weber habe bei dem Beispiel „vermutlich nicht an die auf arbeitslosem Einkommen beruhende, sondern an die den ökonomischen Gütererwerb ablehnende Seite des Rentnertums gedacht“ (WuG2, S.  142, Fn.  1).

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persönlich, an die Charisma-Geltung persönlicher Qualitäten und deren Bewährung, geknüpfte soziale Beziehung dar. Bleibt diese nun aber nicht rein ephemer, sondern nimmt sie | den Charakter einer Dauerbeziehung: – „Gemeinde“ von Glaubensgenossen oder Kriegern oder Jüngern, oder: Parteiverband, oder politischer, oder hierokratischer Verband – an, so muß die charismatische Herrschaft, die sozusagen nur in statu nascendi in idealtypischer Reinheit bestand, ihren Charakter wesentlich ändern: sie wird traditionalisiert oder rationalisiert (legalisiert) oder: beides in verschiedenen Hinsichten. Die treibenden Motive dafür sind die folgenden: a) das ideelle oder auch materielle Interesse der Anhängerschaft an der Fortdauer und steten Neubelebung der Gemeinschaft, – b) das noch stärkere ideelle und noch stärkere materielle Interesse des Verwaltungsstabes: der Gefolgschaft, Jüngerschaft, Parteivertrauensmännerschaft usw., daran: 1. die Existenz der Beziehung fortzusetzen, – und zwar sie 2. so fortzusetzen, daß dabei die eigne Stellung ideell und materiell auf eine dauerhafte Alltagsgrundlage gestellt wird: äußerlich Herstellung der Familien-Existenz oder doch der saturierten Existenz an Stelle der weltenthobenen familien-a und wirtschaftsfremden „Sendungen“. Diese Interessen werden typisch aktuell beim Wegfall der Person des Charisma-Trägers und der nun entstehenden Nachfolgerfrage. Die Art, wie sie gelöst wird – wenn sie gelöst wird und also: die charismatische Gemeinde fortbesteht (oder: nun erst entsteht) – ist sehr wesentlich bestimmend für die Gesamtnatur der nun entstehenden sozialen Beziehungen. Sie kann folgende Arten von Lösungen erfahren. a) Neu-Aufsuchen eines als Charisma-Träger zum Herren Qualifizierten nach Merkmalen.

a A: Familien- ; lies: familienfremden

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Ziemlich reiner Typus: das Aufsuchen des neuen Dalai Lama (eines nach Merkmalen der Verkörperung des Göttlichen auszulesenden Kin­ des,29 ganzb der Aufsuchung des Apis-Stiers ähnlich).30

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Dann ist die Legitimität des neuen Charisma-Trägers an Merk­ male, also: „Regeln“, für die eine Tradition entsteht, geknüpft (Traditionalisierung), also: der rein persönliche Charakter zurückgebildet. b) Durch Offenbarung: Orakel, Los, Gottesurteil oder andre Techniken der Auslese. Dann ist die Legitimität des neuen Charisma-Trägers eine aus der Legitimität der Technik abgeleitete (Legalisierung). Die israelitischen Schofetim31 hatten zuweilen angeblich diesen Charakter. Das alte Kriegsorakel bezeichnete angeblich Saul.32 b A: (ganz 29  Nach lamaistischer Auffassung ging nach dem Tod des Dalai Lama die in ihm inkarnierte Seele des Bodhisattva Avalokites’  vara auf ein Kind über, das dann durch die Befragung von Orakeln aufgefunden wurde. Man suchte in ganz Tibet nach Neugeborenen, die mit besonderen Körpermalen oder unter besonderen Begleitumständen zur Welt gekommen waren. Das als Wiedergeburt erkannte Kind wurde in ein Kloster in Lhasa gebracht, wo es im Alter von sieben oder acht Jahren als Dalai Lama inthronisiert wurde. Vgl. Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  494 f. mit Hg.Anm.  25. 30  Der Apisstier (altägyptisch: H.api, „lebendiger Stier“) wurde im ägyptischen Memphis als Gott verehrt. Nach Herodot 3,28 mußte der Stier schwarz sein, auf der Stirn einen viereckigen weißen Fleck, auf dem Rücken das Bild eines Adlers, im Schweif doppeltes Haar und unter der Zunge das Bild eines Käfers aufweisen. 31  Max Weber spielt hier auf die Deutung der „schofetim“ („Richter“) als erfolgreiche, charismatische Heerführer der alten Bundeszeit an, deren Aufgabe es war, politischmilitärische Entschließungen auszugeben, um Israel aus schwerer Kriegsnot zum Sieg über seine Feinde zu führen. Zur Auseinandersetzung über Bezeichnung und Funktion der „schofetim“ vgl. Weber, Antikes Judentum, MWG I/21, S.  360–364, mit bes. Referenz auf Schwally, Friedrich, Semitische Kriegsaltertümer. – Leipzig: Dieter’sche Verlagsbuchhandlung 1901, S.  99 f. 32  Nach 1 Samuel 14,37 wurde das Kriegsorakel befragt und ermöglichte Saul nach einem Sühneopfer den Sieg Israels über die feindlichen Heere (vgl. Schwally, Semitische Kriegsaltertümer, S.  17 f.). Saul markiert den Übergang vom alten Prophetentum zum Königtum. Andere Überlieferungen sehen seine Legitimierung durch Los der israelitischen Stämme und ihren Tausendschaften (1 Samuel 10,17 ff.), durch Offenbarung und Salbung durch den „Seher“ Samuel (1 Samuel 9, 15.16) oder durch seine Erwählung durch den Geist Gottes (1 Samuel 11). Vgl. dazu Budde, Karl, Die altisraelitische Religion, 3.  Aufl. – Gießen: Alfred Töpelmann 1912, S.  52 ff., sowie die entsprechenden Ausführungen in Weber, Antikes Judentum, MWG I/21, S.  380 f. mit Hg.Anm.  44.

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c) Durch Nachfolgerdesignation seitens des bisherigen Charisma-Trägers und Anerkennung seitens der Gemeinde. Sehr häufige Form. Die Kreation der römischen Magistraturen (am deutlichsten erhalten in der Diktatoren-Kreationc und in der Institution des „interrex“)33 hatte ursprünglich durchaus diesen Charakter.

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Die Legitimität wird dann eine durch die Designation erworbene Legitimität. d) Durch Nachfolgerdesignation seitens des charismatisch qualifizierten Verwaltungsstabs und Anerkennung durch die Gemeinde. Die Auffassung als „Wahl“ bzw. „Vorwahl“- oder „Wahlvorschlagsrecht“ muß diesem Vorgang in seiner genuinen Bedeutung durchaus ferngehalten werden. Es handelt sich nicht um freie, sondern um streng pflichtmäßig gebundene Auslese, nicht um Majoritätsabstimmungen, sondern um richtige Bezeichnung, Auslese des Richtigen, des wirklichen Charisma-Trägers, den auch die Minderheit zutreffend herausgefunden haben kann. Die Einstimmigkeit ist Postulat, das Einsehen des Irrtums Pflicht, das Verharren in | ihm schwere Verfehlung, eine „falsche“ Wahl ein zu sühnendes (ursprünglich: magisches) Unrecht. Aber allerdings scheint die Legitimität doch leicht eine solche des unter allen Kautelen der Richtigkeit getroffenen Rechtserwerbs, meist mit bestimmten Formalitäten (Inthronisation usw.). Dies der ursprüngliche Sinn der Bischofs- und Königs-Krönung durch Klerus oder Fürsten mit Zustimmung der Gemeinde im Okzident und zahlreicher analoger Vorgänge in aller Welt. Daß daraus der Gedanke der „Wahl“ entstand, ist später zu erörtern.34 c A: Diktaten-Kreation 33  Weber bezieht sich hier auf die Zustände in der römischen Republik. Der interrex (eigentlich: Zwischenkönig) wurde vom Senat als Wahlleiter eingesetzt, wenn die beiden amtshabenden Consuln die Wahlen ihrer Nachfolger nicht selber durchführen konnten. In Notlagen konnte einer der beiden Consuln einen mit allen Befehlsgewalten ausgestatteten Dictator für maximal sechs Monate ernennen. Weber betont hingegen (wie Theodor Mommsen) den Designationsgedanken als eigenständigen Teil des Ernennungsverfahrens: „die Kandidatenzulassung und die Kreation des neuen Beamten durch den alten [galten] als Vorbedingung gültiger Einsetzung“, wobei der römischen Gemeinde nur die Akklamation, später die Wahl zwischen den vorgestellten Kandidaten zufiel. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  189 mit Hg.-Erläuterungen. 34  Gemeint ist Kap. III, §  14, unten, S.  533–542.

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e) Durch die Vorstellung, daß das Charisma eine Qualität des Blutes sei und also an der Sippe, insbesondre den Nächstversippten, des Trägers hafte: Erbcharisma. Dabei ist die Erbordnung nicht notwendig die für appropriierte Rechte, sondern oft heterogen, oder es muß mit Hilfe der Mittel unter a–d der „richtige“ Erbe innerhalb der Sippe festgestellt werden. Zweikampf von Brüdern kommt bei Negern vor.35 Erbordnung derart, daß die Ahnengeisterbeziehung nicht gestört wird (nächste Generation), z. B. in China.36 Seniorat oder Bezeichnung durch die Gefolgschaft sehr oft im Orient (daher die „Pflicht“ der Ausrottung aller sonst denkbaren Anwärter im Hause Osmans).37

Nur im mittelalterlichen Okzident und in Japan, sonst nur vereinzelt, ist das eindeutige Prinzip des Primogeniturerbrechts an der Macht durchgedrungen38 und hat dadurch die Konsolidierung der politischen Verbände (Vermeidung der Kämpfe mehrerer Prätendenten aus der erbcharismatischen Sippe) sehr gefördert. Der Glaube gilt dann nicht mehr den charismatischen Qualitäten der Person, sondern dem kraft der Erbordnung legitimen Erwerb. (Traditionalisierung und Legalisierung.) Der Begriff des „Gottesgnadentums“ wird in seinem Sinn völlig verändert und bedeutet nun: Herr zu eignem, nicht von Anerkennung der 35  Zu Zweikämpfen unter „Thronprätendenten von Negerstämmen (namentlich zwischen Brüdern)“ vgl. Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  499 mit Hg.Anm.  39. 36  Der Zusammenhalt der Sippe, auch der kaiserlichen, basierte auf dem stark ausgeprägten Ahnenkult. Nach dem traditionellen chinesischen Glauben hatten die Ahnengeister eine „Vermittler-Rolle für Wünsche der Nachfahren beim Himmelsgeist oder -Gott“. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  261; dort mit einem Beispiel aus dem klassischen Urkundenbuch Shu-ching. 37  Der Brudermord war im Osmanischen Reich vom 15. bis 17. Jahrhundert bei der Herrschernachfolge durchaus verbreitet, um Mitbewerber aus der Familie auszuschalten und die Einheit des Reichs zu wahren. Sultan Mehmet II. (1451–1481) erlaubte in einem „Kanun [Gesetz] zur Sicherung der Thronherrschaft“ den Brudermord unter seinen Nachkommen, wenn es „zur Sicherheit der Ruhe der Welt“ zweckmäßig sei. Vgl. Hammer[-Purgstall], Joseph von, Des osmanischen Reichs Staatsverfassung und Staatsverwaltung, dargestellt aus den Quellen seiner Grundgesetze, 1. Theil: Die Staatsverfassung. – Wien: Camesinasche Buchhandlung 1815, S.  98. 38  Die Thronfolge des Erstgeborenen wurde rechtlich festgelegt für das Heilige Römische Reich deutscher Nation in der Goldenen Bulle 1356 und in Japan mit einem 1889 verkündeten Hausgesetz.

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Beherrschten abhängigem, Recht. Das persönliche Charisma kann völlig fehlen. Die Erbmonarchie, die massenhaften Erbhierokratien Asiens und das Erbcharisma der Sippen als Merkmal des Ranges und der Qualifikation zu Lehen und Pfründen (s. folgenden §)39 gehörend dahin.

f)e40 Durch die Vorstellung, daß das Charisma eine durch hierurgische Mittel seitens eines Trägers auf andre übertragbare oder erzeugbare (ursprünglich: magische) Qualität sei: Versachlichung des Charisma, insbesondere: Amtscharisma. Der Legitimitätsglaube gilt dann nicht mehr der Person, sondern den erworbenen Qualitäten und der Wirksamkeit der hierurgischen Akte. Wichtigstes Beispiel: Das priesterliche Charisma, durch Salbung, Weihe oder Händeauflegung, das königliche, durch Salbung und Krönung übertragen oder bestätigt. Der character indelebilis bedeutet die Loslösung der amtscharismatischen Fähigkeiten von den Qualitäten der Person des Priesters.41 Eben deshalb gab er, vom Donatismus42 und Montanismus43 anged A: gehört  e A: 6. 39  Siehe besonders Kap. III, §§  12 b und c, unten, S.  513–527. 40  Zur Aufzählung der einzelnen Lösungen des Nachfolgeproblems sind die Buchstaben a) bis e) verwendet worden. Die Ziffer 6 ist daher in den 6. Buchstaben des Alphabets, also „f“, geändert worden. Ein Rückverweis auf §  11, Nr.  5 (statt e), unten, S.  504, Z.  21, legt die Vermutung nahe, daß §  11 (ebenso wie §  10) zunächst mit Ziffern und nicht mit Buchstaben untergliedert war. Vgl. dazu auch den Editorischen Bericht, oben, S.  104. 41  Nach katholischer Lehre erhält der Geistliche durch das Sakrament der Priesterweihe ein unauslöschliches Merkmal („character indelebilis“), das er – selbst im Fall persönlicher Verfehlungen – nicht mehr verliert. 42  Die Donatisten, die im 4./5. Jahrhundert von Nordafrika aus gegen die römische Kirche opponierten, vertraten die Ansicht, daß nur bei sittlicher Würdigkeit des Priesters die von ihm im Namen der Kirche gespendeten Gnadenmittel wirksam seien. 43 Die Montanisten – Anhänger einer chiliastischen, asketischen religiösen Bewegung in der Kirche des ausgehenden 2. und beginnenden 3. Jahrhunderts – widersetzten sich der Verdrängung der charismatischen Prediger durch die kirchlichen Amtsträger. Insbesondere glaubten sie, daß „Geistesträger“ die Gabe besäßen, Sünden zu vergeben, ohne ein kirchliches Amt innezuhaben. Diese Gabe hafte, so Adolf Harnack, nicht „an der Amtsübertragung“. Vgl. Harnack, Adolf, Dogmengeschichte, 2., neu bearb. Aufl. – Freiburg i.B. und Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1893, S.  78; an dieser Stelle annotiert Weber in seinem Handexemplar (Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München): „Anstalts-Gnadenspendung oder Gnadenspendung d[urch] individuelle Charismata“.

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fangen bis zur puritanischen (täuferischen) Revolution,44 Anlaß zu steten Kämpfen (der „Mietling“ der Quäker45 ist der amtscharismatische Prediger).

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§  12. Mit der Veralltäglichung des Charisma aus dem Motiv der Nachfolger-Beschaffung parallel gehen die Veralltäglichungsinteressen des Verwaltungsstabes. Nur in statu nascendi und solange der charismatische Herr genuin außeralltäglich waltet, kann der Verwaltungsstab mit diesem aus Glauben und Begeisterung anerkannten Herren mäzenatisch oder von Beute oder Gelegenheitserträgen leben. Nur die kleine begeisterte Jüngerund Gefolgen-Schicht ist dazu an sich dauernd bereit, „macht“ ihr Leben aus ihrem „Beruf“ nur „ideell“. | Die Masse der Jünger und Gefolgen will ihr Leben (auf die Dauer) auch materiell aus dem „Beruf“ machen und muß dies auch, soll sie nicht schwinden. Daher vollzieht sich die Veralltäglichung des Charisma auch 1. in der Form der Appropriation von Herrengewalten und Erwerbschancen an die Gefolgschaft oder Jüngerschaft und unter Regelung ihrer Rekrutierung. 2. Diese Traditionalisierung oder Legalisierung (je nachdem: ob rationale Satzung oder nicht) kann verschiedene typische Formen annehmen:

44 Die „Puritanische Revolution“ ist eine durch den englischen Historiker Samuel Rawson Gardiner (1829–1902) popularisierte Bezeichnung für die Verbindung von politischem und religiösem Kampf in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (vgl. Gardiner, Samuel Rawson, The First Two Stuarts And The Puritan Revolution 1603–1660. – London: Longmans, Green & Co. 1876). Weber rechnet den Puritanern die später sogenannten „Täufer“ (Baptisten, Quäker usw.) zu. Die Puritaner wandten sich gegen die bischöfliche Verfassung der anglikanischen Kirche und setzten sich für eine Rückkehr zum Prediger- und Ältestenamt ein, über das die Einzelgemeinde zu befinden habe. 45  Als „Mietlinge“ bezeichnete der Begründer der Quäker, George Fox (1624–1691), Priester, die nicht allein aufgrund einer unmittelbaren göttlichen Erleuchtung frei predigten, sondern als theologisch gebildete Berufsprediger besoldet wurden. Vgl. Bernstein, Eduard, Sozialismus und Demokratie in der großen englischen Revolution, 3.  Aufl. – Stuttgart: J. H. W. Dietz Nachfolger 1919, S.  298 f., sowie Weber, Max, Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus, in: GARS I, S.  230 (MWG I/18).

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1. Die genuine Rekrutierungsart ist die nach persönlichem Charisma. Die Gefolgschaft oder Jüngerschaft kann bei der Veralltäglichung nun Normen für die Rekrutierung aufstellen, insbesondere: a) Erziehungs-, b) Erprobungs-Normen. Charisma kann nur „geweckt“ und „erprobt“, nicht „erlernt“ oder „eingeprägt“ werden. Alle Arten magischer (Zauberer-, Helden-) Askese und alle Noviziate gehören in diese Kategorie der Schließung des Verbandes des Verwaltungsstabes (s. über die charismatische Erziehung Kap. IV).46 Nur der erprobte Novize wird zu den Herrengewalten zugelassen. Der genuine charismatische Führer kann sich diesen Ansprüchen erfolgreich widersetzen, – der Nachfolger nicht, am wenigsten der (§  13, Nr.  4)47 vom Verwaltungsstab gekorene.

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Alle Magier- und Krieger-Askese im „Männerhaus“, mit Zöglingsweihe und Altersklassen gehört hierher. Wer die Kriegerprobe nicht besteht, bleibt „Weib“,48 d. h. von der Gefolgschaft ausgeschlossen.

2. Die charismatischen Normen können leicht in traditional ständische (erbcharismatische) umschlagen. Gilt Erbcharisma (§  11, Nr.  5)49 des Führers, so liegt Erbcharisma auch des Verwaltungsstabes und eventuell selbst der Anhänger als Regel der Auslese und Verwendung sehr nahe. Wo ein politischer Verband von diesem Prinzip des Erbcharisma streng und völlig erfaßt ist: alle Appropriation von Herrengewalten, Lehen, Pfründen, Erwerbschancen aller Art darnach sich vollziehen, besteht der Typus des „Geschlechterstaats“. Alle Gewalten und Chancen 46  Im unvollendeten Kap. IV, unten, S.  592–600, nicht ausgeführt. Aussagen zur charismatischen Erziehung finden sich in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, vgl. Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  530–535. 47  Der Verweis kann sich auf Kap. III, §  13, Nr.  4, unten, S.  532, oder, wenn man analog zum nächsten Verweis „§  11, Nr.  5“ (unten mit Hg.-Anm.  49) einen Lesefehler (11 statt 13) in Kombination mit einer Umnumerierung annimmt, auch auf Kap. III, §  11 d), oben, S.  500, beziehen. 48 Max Weber zitiert hier aus der Studie von Heinrich Schurtz, Altersklassen (wie oben, S.  361, Anm.  33), S.  100. 49  Gemeint ist Kap. III, §  11, e), oben, S.  501 f. Zur uneinheitlichen Untergliederung des §  11 vgl. oben, S.  502, Anm.  40.

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jeder Art werden traditionalisiert. Die Sippenhäupter (also: traditionale, persönlich nicht durch Charismen legitimierte Gerontokraten oder Patriarchen) regulieren die Ausübung, die ihrer Sippe nicht entzogen werden kann. Nicht die Art der Stellung bestimmt den „Rang“ des Mannes oder seiner Sippe, sondern der erbcharismatische Sippenrang ist maßgebend für die Stellungen, die ihm zukommen. Hauptbeispiel: Japan vor der Bureaukratisierung,50 zweifellos in weitem Maße auch China (die „alten Familien“) vor der Rationalisierung in den Teilstaaten,51 Indien in den Kastenordnungen,52 Rußland vor der Durchführung des Mjestnitschestwo und in anderer Form nachher,53 ebenso: alle fest privilegierten „Geburtsstände“ (darüber Kap. IV)54 überall.

3. Der Verwaltungsstab kann die Schaffung und Appropriation individueller Stellungen und Erwerbschancen für seine Glieder fordern und durchsetzen. Dann entstehen, je nach Traditionalisierung oder Legalisierung: a) Pfründen (Präbendalisierung, – siehe oben),55 b) Ämter (Patrimonialisierung und Bureaukratisierung, – siehe oben),56 50  Der Umbruch von der alten Geschlechterverfassung zum bürokratisch verwalteten Einheitsstaat in Japan wird mit dem Taika-Edikt (645/646) datiert. Es leitete umfassende Reformen von Verfassung, Verwaltung und Religion nach chinesischem Vorbild ein. 51  Bis zur Reichseinigung Chinas, die Weber auf die Taten Shih Huang-ti’s (246–210 v. Chr.) zurückgeführt hat, war – namentlich in den Teilstaaten Tschu, Han und Wei – die Vorherrschaft der alten Sippen ungebrochen (vgl. dazu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  183 f., mit den entsprechenden Nachweisen). Der Ausdruck „alte Familien“ für die mächtigen Sippen der Frühzeit ist belegt bei: Plath, Johann Heinrich, Über die Verfassung und Verwaltung China’s unter den drei ersten Dynastieen, in: Abhandlungen der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-philologische Classe, Band  10, 2. Abt. – München: Verlag der K. Akademie 1865, S.  451– 592, hier S.  476. 52 Den engen Zusammenhang von „Gentilcharismatismus“ (diesen Ausdruck verwendet Weber hier nicht) und Kastenordnung beschreibt Weber, Hinduismus, MWG I/20, bes. S.  116 und 185 ff. 53  Durch das „mestnicˇ  estvo“, ein kompliziertes System von Rang- und Ämterzuweisungen nach Herkunft und Verdiensten, wurde im 15. Jahrhundert der alte russische Geburtsadel abgelöst. Peter der Große ersetzte es schließlich 1722 durch die sog. Rangtabelle, die auf einer Kombination von Dienst und Leistung beruhte. 54  In dem unvollendeten Kap. IV findet sich nur eine kurze Erwähnung der „Geburtsstände“, unten, S.  599. 55  Kap. III, §  8, oben, S.  481–483. 56  Kap. III, §  7, oben, S.  469–474.

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c) Lehen (Feudalisierung), welche nun statt der ursprünglichen rein akosmistischen57 Versorgung aus mäzenatischen Mitteln oder Beute appropriiert werden. Näher zu a: α. Bettelpfründen, β. Naturalrentenpfründen, | γ. Geldsteuerpfründen, δ. Sportelpfründen, durch Regulierung der anfänglich rein mäzenatischen (α) oder rein beutemäßigen (β[,] γ) Versorgung nach rationaler Finanzorganisation. zu α. Buddhismus, – zu β. chinesische und japanische Reispfründen,58 – zu γ. die Regel in allen rationalisierten Erobererstaaten, – zu δ. massenhafte Einzelbeispiele überall, insbesondere: Geistliche und Richter, aber in Indien auch Militärgewalten.59

Zu b: Die „Veramtung“ der charismatischen Sendungen kann mehr Patrimonialisierung oder mehr Bureaukratisierung sein. Ersteres ist durchaus die Regel, letzteres findet sich in der Antike und in der Neuzeit im Okzident, seltener und als Ausnahme anderwärts. Zu c: α. Landlehen mit Beibehaltung des Sendungscharakters der Stellung als solcher, – β. volle lehenmäßige Appropriation der Herrengewalten. Beides schwer zu trennen. Doch schwindet die Orientierung am Sendungscharakter der Stellung nicht leicht ganz, auch im Mittelalter nicht.

57  Hier im ursprünglichen Sinn von griech.: akosmos, „ungeordnet“. 58  In China und Japan wurden die Pfründen für die Beamten und Soldaten in Reis berechnet und zum Teil auch in Reis ausgezahlt („Reisrentenpfründen“). Für China galt dies seit der Ch’in-Herrschaft bis zum Ende der Ch’ing-Dynastie, d. h. vom 3. Jahrhundert v.Chr. bis ins 20. Jahrhundert n.Chr.; in Japan seit dem 17. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  184, und Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  386, 391 (Zitat). 59  Weber meint hier vermutlich die „jagir-Pfründen“. Vgl. dazu oben, S.  479 mit Hg.Anm.  73.

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§  12a. Voraussetzung der Veralltäglichung ist die Beseitigung der Wirtschaftsfremdheit des Charisma, seine Anpassung an fiskalische (Finanz-) Formen der Bedarfsdeckung und damit an steuer- und abgabefähige Wirtschaftsbedingungen. Die „Laien“ der zur Präbendalisierung schreitenden Sendungen stehen dem f„Klerus“, dem (mit „Anteil“, κλῆρος, beteiligten)f Mitglied des charismatischen, nun veralltäglichten Verwaltungsstabes (Priestern der entstehenden „Kirche“),60 die „Steueruntertanen“ den Vasallen, Pfründnern, Beamten des entstehenden politischen Verbandes, im Rationalitätsfall: „Staats“ oder etwa den statt der „Vertrauensmänner“ jetzt angestellten Parteibeamten61 gegenüber. Typisch bei den Buddhisten und hinduistischen Sekten zu beobachten (s. Religionssoziologie).62 Ebenso in allen zu Dauergebilden rationalisierten Eroberungsreichen. Ebenso bei Parteien und andern ursprünglich rein charismatischen Gebilden.

Mit der Veralltäglichung mündet also der charismatische Herrschafts-Verband weitgehend in die Formen der Alltagsf–f A: „Klerus“ (dem mit „Anteil“, κλῆρος) beteiligten 60  Klerus bzw. Kleros (wörtlich „Los“) bedeutet im übertragenen Sinn Anteil, Erbe, Eigentum, bezeichnet hier diejenigen, die Eigentum Gottes sind. Sohm beschreibt, wie sich bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts die Begriffsverwendung verengt: von der Gesamtgemeinde zur ausschließlichen Bezeichnung für die Amtsträger, den Bischof, die Ältesten und Diakone. Neben dieser „eucharistischen Beamtenschaft“ standen noch eine Weile die charismatisch begabten Laien, die aber zunehmend vom Dienst ausgeschlossen wurden. Vgl. Sohm, Kirchenrecht, S.  235–247, Zitat: S.  239. 61  Weber spielt hier auf den Gegensatz von Honoratioren- und modernen, durchorga­ nisierten Massenparteien an. Im Kaiserreich waren die ehren- oder nebenamtlich arbeitenden Vertrauensmänner und Obleute zumeist das Bindeglied zwischen Wählern und Partei (vgl. Weber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  167 f. mit Hg.-Anm.  8). Die Sozialdemokratie hatte als eine der ersten Parteien 1904 beschlossen, hauptamtliche Par­ teisekretäre einzustellen. Sie verfügte bereits 1914 über 157 Parteisekretäre. Die linksliberalen Parteien folgten später, sie erreichten 1919 mit 118 Parteisekretären einen Höchststand. Vgl. Schröder, Wilhelm Heinz, Politik als Beruf? Ausbildung und Karrieren von sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, in: Parteien im Wandel. Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, hg. von Dieter Dowe, Jürgen Kocka, Heinrich August Winkler. – München: Oldenbourg 1999, S.  27–84, hier S.  53, sowie Hettling, Manfred, Partei ohne Parteibeamte. Parteisekretäre im Linksliberalismus von 1900 bis 1933, in: ebd., S.  109–134, hier S.  121 f. 62 Der Verweis dürfte sich auf ein neu zu fassendes Kapitel „Religionssoziologie“ beziehen.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

herrschaft: patrimoniale, insbesondere: ständische, oder bureaukratische, ein. Der ursprüngliche Sondercharakter äußert sich in der erbcharismatischen oder amtscharismatischen ständischen Ehre der Appropriierten, des Herren wie des Verwaltungsstabs, in der Art des Herren-Prestiges also. Ein Erbmonarch „von Gottes Gnaden“ ist kein einfacher Patrimonialherr, Patriarch oder Schechg, ein Vasall kein Ministeriale oder Beamter. Das Nähere gehört in die Lehre von den „Ständen“.63 Die Veralltäglichung vollzieht sich in der Regel nicht kampflos. Unvergessen sind anfänglich die persönlichen Anforderungen an das Charisma des Herren, und der Kampf des Amtsoder Erb- mit dem persönlichen Charisma ist ein in der Geschichte typischer Vorgang. 1. Die Umbildung der Bußgewalt (Dispensation von Todsünden) aus einer nur dem persönlichen Märtyrer und Asketen zustehenden Herrengewalt in eine Amtsgewalt von Bischof und Priester ist im Orient weit langsamer erfolgt als im Okzident unter dem Einfluß des römischen „Amts“Begriffs.64 Charismatische Führerrevolutionen gegen erbcharismatische oder gegen Amtsgewalten finden sich in allen Verbänden, von dem Staate bis zu den Gewerkschaften (gerade jetzt!).65 Je entwickelter aber die zwischen-wirtschaftlichen Abhängigkeiten der Geldwirtschaft sind, desto stärA 147 ker wird der Druck der Alltagsbedürfnisse der Anhängerschaft und | damit die Tendenz zur Veralltäglichung, die überall am Werk gewesen ist und, in aller Regel schnell, gesiegt hat. Charisma ist typische Anfangserscheinung religiöser (prophetischer) oder politischer (Eroberungs-) Herrschaften, g  Nebenform zu: Scheich 63  Im unvollendeten Kap. IV sind nur kurze Ausführungen zur Entstehung von Ständen überliefert, unten, S.  599, Z.  5 ff. 64  Max Weber referiert hier die These von Karl Holl, Enthusiasmus und Bußgewalt (vgl. dazu oben, S.  454 mit Hg.-Anm.  10). Im Gegensatz zum Orient wurde in der römischen Kirche die bischöfliche Bußgewalt – einschließlich der Absolution von Todsünden – bereits um 220 durch ein Edikt von Calixt I. festgeschrieben und gegen die Novatianer (Schisma von 251) behauptet. Vgl. Sohm, Kirchenrecht, S.  222 f. 65  Charismatische Führergestalten der Revolutionszeit waren für Max Weber der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (vgl. oben, S.  491, Z. 13), aber auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg (vgl. Weber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  223). Innerhalb der Gewerkschaftsbewegung traten besonders in den Großstädten revolutionäre Obleute als Streikorganisatoren hervor, die sich gegen die Kompromißpolitik der Funktionäre wandten, so z. B. der Führer der Berliner Obleute und Erste Vorsitzende des Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte Großberlins, Richard Müller (1880–1943).

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weicht aber den Gewalten des Alltags, sobald die Herrschaft gesichert und, vor allem, sobald sie Massencharakter angenommen hat. 2. Ein treibendes Motiv für die Veralltäglichung des Charisma ist natürlich in allen Fällen das Streben nach Sicherung, und das heißt: Legitimierung der sozialen Herrenpositionen und ökonomischen Chancen für die Gefolgschaft und Anhängerschaft des Herren. Ein weiteres aber die objektive Notwendigkeit der Anpassung der Ordnungen und des Verwaltungsstabes an die normalen Alltagserfordernisse und -bedingungen einer Verwaltung. Dahin gehören insbesondre Anhaltspunkte für eine Verwaltungs- und hRechtsprechungs-Traditionh, wie sie der normale Verwaltungsstab ebenso wie die Beherrschten benötigen. Ferner irgendwelche Ordnung der Stellungen für die Mitglieder der Verwaltungsstäbe. Endlich und vor allem – wovon später gesondert zu sprechen ist66 – die Anpassungen der Verwaltungsstäbe und aller Verwaltungsmaßregeln an die ökonomischen Alltagsbedingungen: Deckung der Kosten durch Beute, Kontributionen, Schenkungen, Gastlichkeit, wie im aktuellen Stadium des kriegerischen und prophetischen Charisma, sind keine möglichen Grundlagen einer Alltags-Dauerverwaltung. 3. Die Veralltäglichung wird daher nicht nur durch das Nachfolgerproblem ausgelöst und ist weit entfernt, nur dies zu betreffen. Im Gegenteil ist der Übergang von den charismatischen Verwaltungsstäben und Verwaltungsprinzipien zu den alltäglichen das Hauptproblem. Aber das Nachfolgerproblem betrifft die Veralltäglichung des charismatischen Kerns: des Herren selbst und seiner Legitimität[,] und zeigt im Gegensatz zu dem Problem des Übergangs zu traditionalen oder legalen Ordnungen und Verwaltungsstäben besondersartige und charakteristische, nur aus diesem Vorgang verständliche, Konzeptionen. Die wichtigsten von diesen sind die charismatische Nachfolgerdesignation und das Erbcharisma. 4. Für die Nachfolgerdesignation durch den charismatischen Herren selbst ist das historisch wichtigste Beispiel, wie erwähnt,67 Rom. Für den rex wird sie durch die Überlieferung behauptet, für die Ernennung des Diktatorsi und des Mitregenten und Nachfolgers im Prinzipat steht sie in historischer Zeit fest;68 die Art der Bestellung aller Oberbeamten mit h A: Rechtssprechungs-Tradition  i A: Diktator 66  Wie aus dem weiteren Verweis, unten, S.  512 mit Hg.-Anm.  83, hervorgeht, hatte Weber eine „besondere Betrachtung“ der „verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten“ geplant. Ausführungen dazu sind nicht überliefert. 67  Kap. III, §  11, c), oben, S.  500 mit Hg.-Anm. 33. 68  Servius Tullius, nach der Sage der 6. König Roms, soll der einzige König gewesen sein, der sich selber zum König designiert habe und wählen ließ, so die Überlieferung bei Cicero, Livius und Dionysios von Halikarnaß (vgl. Mommsen, Theodor, Römisches Staatsrecht, 3 Bde., 3.  Aufl. – Berlin: Hirzel 1887/88 (hinfort: Mommsen, Römisches

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

imperium69 zeigt deutlich, daß auch für sie die Nachfolgerdesignation durch den Feldherren, nur unter Vorbehalt der Anerkennung durch das Bürgerheer, bestand. Denn die Prüfung und ursprünglich offenbar willkürliche Ausschließung der Kandidaten durch den amtierenden Magistrat ergibt die Entwicklung deutlich.70 5. Für die Nachfolgerdesignation durch die charismatische Gefolgschaft sind die wichtigsten Beispiele die Bestellung der Bischöfe, insbesondere des Papstes[,] durch – ursprünglich – Designation seitens des Klerus und Anerkennung seitens der Gemeinde und die (wie U[lrich] Stutz wahrscheinlich gemacht hat)71 nach dem Beispiel der Bischofsbestellung später umgebildete Kürung des deutschen Königs: Designation durch gewisse Fürsten und Anerkennung durch das (wehrhafte) „Volk“. Ähnliche Formen finden sich sehr oft. 6. Für die Entwicklung des Erbcharisma war das klassische Land Indien. Alle Berufsqualitäten und insbesondre alle Autoritätsqualifikationen und Herrenstellungen galten dort als streng erbcharismatisch gebunden. Der Anspruch auf Lehen an Herrenrechten haftete an der Zugehörigkeit zur Königssippe, die Lehen wurden beim Sippenältesten gemutet.72 Alle hierokratischen Amtsstellungen, einschließlich der ungemein wichtigen und Staatsrecht I-III,23), hier: Band  I3, S.  212 f., Anm.  1 mit den Detailnachweisen). Gaius Julius Caesar machte die Diktatur zum Jahresamt und bestimmte sich selbst zum Nachfolger für das jeweils folgende Amtsjahr (ebd., S.  579, Anm.  2). Im Prinzipat machte der Amtsinhaber seinen Sohn oder Adoptivsohn zum Mitregenten und versuchte dadurch, die Nachfolge festzulegen (ebd., Band  II,13, S.  1135 ff.). 69  D.h. mit der obersten Militär- und Gerichtsgewalt. Vgl. auch den Glossar-Eintrag, unten, S.  744. 70  In der römischen Republik konnte der wahlleitende Consul z. B. „einzelne Kandidaten zurückweisen und die auf sie fallenden Stimmen unbeachtet lassen, anfangs auch noch die Wahl auf eine von ihm entworfene Kandidatenliste beschränken“. Vgl. Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Band  1, 9.  Aufl. – Berlin: Weidmann 1902, S.  251, sowie oben, S.  500, Anm.  33. 71  Ulrich Stutz, Erzbischof, S.  107–116, weist auf das Bestreben des Kurfürstenkollegiums hin, sich dem kirchlichen Wahlverfahren anzupassen. Die deutschen Königswahlen waren seit der Wahl Rudolfs von Habsburg (1273) bis zur Einführung der Mehrheitswahl (1338) den Bischofswahlen insofern nachgebildet, als ein Wähler im Auftrag und Namen anderer die „electio communis“ vollzog. Der Gesamtspruch dieser „fürstlichen Vorwählerschaft“ wurde dann von dem betreffenden Kurfürsten, dem „Kürsprecher“, dem Volk zugerufen (Kürruf). Vgl. auch Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  497 f. 72  Die Lehnsmutung war nach abendländischem Lehnsrecht das förmliche Gesuch auf Erhalt eines Lehens. Die „Belehnung“ in Indien erfolgte „durch das Haupt der Phratrie (den Radscha) oder auch durch den Stammeskönig (Maharadscha)“ nur an die Blutsverwandten ihrer Sippe, wie Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  115, mit Bezug auf Baden-Powell, Baden Henry, Indian Village Community, examined with reference to the physical, ethnographic, and historical conditions of the provinces; chiefly on the basis of the revenue-settlement records and district manuals. – London, New York,

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§ 12a.  Übergang in die Alltagsherrschaft

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einflußreichen Guru- (Directeur de kl’âme-) Stellungk, alle repartierten Kundschaftsbeziehungen, alle Stellungen innerhalb des Dorf-Establishment (Priester, Barbier, Wäscher, Wachmann usw.) galten als erbcharismatisch gebunden.73 Jede Stiftung einer Sekte bedeutete Stiftung einer Erbhierarchie.74 (So auch im chinesischen Taoismus.)75 Auch im japanischen „Geschlechterstaat“ (vor dem nach chinesischem Muster eingeführten Patrimonialbeamtenstaat, der dann zur Präbendalisierung und Feudalisierung führte)76 war die soziale Gliederung rein erbcharismatisch (näher davon in anderem Zusammenhang).77 Dies erbcharismatische Recht auf die Herrenstellungen ist ähnlich in der ganzen Welt entwickelt worden. Die Qualifikation kraft Eigenleistung wurde durch die Qualifikation kraft Abstammung ersetzt. Diese Erscheinung liegt überall der Geburtsstands-Entwicklung zugrunde, bei der römischen Nobilität78 ebenso wie im Begriff der „stirps regia“ bei den Germanen nach Tacitus,79 wie bei den Turnier- und Stiftfähigkeitsregeln des k A: l’âme)-Stellung Bombay: Longmans, Green 1896, S.  28 und 198 f., ausführt. Vgl. dazu auch Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  387 mit Hg.-Anm.  24. 73  In den Dörfern Indiens waren Handwerker und Gewerbetreibende abhängig Beschäftigte der Dorfgemeinschaft, deren Stellungen erblich gebunden und unabhängig vom Marktabsatz waren. Vom Dorf wurden sie mit erblichen Landparzellen ausgestattet oder auf feste Ernteanteile oder Deputate gesetzt (vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  93, 118 f., sowie zum Begriff „establishment“ oben, S.  310 mit Hg.-Anm.  65). Von einer „erbcharismatischen“ Bindung kann man bei herausgehobenen Handwerkergruppen sprechen, die – als „Träger magischer Kunst“ – auch als Gurus (und „Seelenführer“) in Anspruch genommen wurden (vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  127). 74  In Indien hätten, so Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  496 f., die vischnuitischen Sekten die Gurus als erbliche Hierarchen eingesetzt. 75  In China wurde das Oberhaupt der bedeutendsten taoistischen Sekte seit dem 2. Jahrhundert n.Chr. von der Sippe Chang gestellt. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  400 und 553, außerdem Hackmann, Heinrich, Taoismus, in: RGG1, Band  5, 1913, Sp.  1073–77, bes. Sp.  1076 f. 76  Zur Ablösung des „Geschlechterstaates“ durch das Taika-Edikt 645/646 vgl. oben, S.  505, Anm.  50. 77  Entsprechende Ausführungen finden sich in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, vgl. Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  518–520. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 78  Der aus der römischen Altbürgerschaft sich entwickelnde Erbadel, der in der Römischen Republik die höchsten Ämter monopolisierte und teilweise gleichbedeutend mit dem Senatorenstand war. Vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht III,13 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), S.  458 ff. 79  Als Letzter aus der „stirps regia“ (lat.: königlicher Stamm) der Cherusker wurde Italicus im Jahr 47 n.Chr. von Kaiser Claudius als König über den Volksstamm eingesetzt (vgl. Tacitus, Annales, 11,16,1).

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späten Mittelalters,80 wie bei den modernen Pedigree-Studien der amerikanischen Neuaristokratie[,]81 wie überhaupt überall, wo „ständische“ Differenzierung (darüber s. u.)82 eingelebt ist. | A 148

Beziehung zur Wirtschaft: Die Veralltäglichung des Charisma ist in sehr wesentlicher Hinsicht identisch mit Anpassung an die Bedingungen der Wirtschaft als der kontinuierlich wirkenden Alltagsmacht. Die Wirtschaft ist dabei führend, nicht geführt. In weitestgehendem Maße dient hierbei die erb- oder amtscharismatische Umbildung als Mittel der Legitimierung bestehender oder erworbener Verfügungsgewalten. Namentlich das Festhalten an Erbmonarchien ist – neben den gewiß nicht gleichgültigen Treue-Ideologien – doch sehr stark durch Erwägungen mitbedingt: daß aller ererbte und legitim erworbene Besitz erschüttert werde, wenn die innere Gebundenheit an die Erbheiligkeit des Thrones fortfalle[,] und ist daher nicht zufällig den besitzenden Schichten adäquater als etwa dem Proletariat. Im übrigen läßt sich etwas ganz Allgemeines (und zugleich: sachlich Inhaltliches und Wertvolles) über die Beziehungen der verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten zur Wirtschaft nicht wohl sagen: dies muß der besonderen Betrachtung vorbehalten bleiben.83 Die Präbendalisierung und Feudalisierung und die erbcharismatische Appropriation von Chancen aller Art kann in allen Fällen ihre stereotypierenden Wirkungen bei Entwicklung aus dem Charisma ganz ebenso üben wie bei Entwicklung aus patrimonialen und bureaukratischen Anfangszuständen und dadurch auf die Wirtschaft zurückwirken. Die regelmäßig auch wirtschaftlich gewaltig revolutionierende – zunächst oft: zerstö80  Seit dem 15. Jahrhundert wurden die Zugehörigkeit zu den kirchlichen Stiften und die Teilnahme an ritterlichen Turnieren durch den Nachweis einer festgelegten Anzahl von adeligen Vorfahren begrenzt. Vgl. dazu Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  106 f., und Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  403. 81  Der Ausdruck „pedigree“ bezeichnete ursprünglich den urkundlich nachgewiesenen Stammbaum eines Pferdes. In den USA beobachtete Max Weber die Tendenz der amerikanischen „Plutokratie“, Agenturen mit der Ergründung ihrer Stammbäume zu beauftragen. Dabei galt es als vornehm, von den Pilgrim Fathers oder einer Indianerprinzessin abzustammen. Vgl. dazu die Bemerkungen in der Überarbeitung der „Protestantischen Ethik“, GARS I, S.  215, Fn.  1 (MWG I/18). 82  Kap. IV, §  3, unten, S.  598–600. 83  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert.

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rende, weil (möglicherweise): neu und „voraussetzungslos“ orientierende – Macht des Charisma wird dann in das Gegenteil ihrer Anfangswirkung verkehrt. 5

Über die Ökonomik von (charismatischen) Revolutionen ist s.Z. gesondert zu reden.84 Sie ist überaus verschieden.

6.1 Feudalismus.

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§  12b. Gesondert zu sprechen ist noch von dem letzten in §  12 Nr.  3 genannten Fall (c: Lehen).2 Und zwar deshalb, weil daraus eine Struktur des Herrschaftsverbandes entstehen kann, welche vom Patrimonialismus ebenso wie vom genuinen oder Erb-Charismatismus verschieden ist und eine gewaltige geschichtliche Bedeutung gehabt hat: der Feudalismus. Wir wollen Lehensund Pfründen-Feudalismus als echte Formen unterscheiden. Alle andern, „Feudalismus“ genannten, Formen von Verleihung von Dienstland gegen Militärleistungen sind in Wirklichkeit patrimonialen (ministerialischen) Charakters und sind hier nicht gesondert zu behandeln. Denn von den verschiedenen Arten der Pfründen ist erst später bei der Einzeldarstellung zu reden.3 AA.4 Lehen bedeutet stets: aa) die Appropriation von Herrengewalten und Herrenrechten. Und zwar können als Lehen appropriiert werden α. nur eigenhaushaltsmäßige, oder β. verbandsmäßige, aber nur ökonomische (fiskalische), oder auch γ. verbandsmäßige Befehlsgewalten. 84  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 1  Die Gliederungsziffer 6. ist doppelt vergeben, vgl. auch unten, S.  533, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  104 mit Anm.  50. 2  Kap. III, §  12, oben, S.  506. 3  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 4 Es ist nicht ersichtlich, weshalb hier ein doppelter Gliederungsbuchstabe eingeführt wird. Eine übergeordnete Gliederungsebene A, B etc. findet sich nicht in §§  12, 12a,12b, sondern nur in §  12c. Zur Gliederungsproblematik vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  103 f.

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Die Verlehnung erfolgt durch Verleihung gegen spezifische, normalerweise: primär militaristische, daneben verwaltungsmäßige Leistungen. Die Verleihung erfolgt in sehr spezifischer Art. Nämlich: bb) primär rein personal, auf das Leben des Herrn und des Lehensnehmers (Vasallen). Ferner: cc) kraft Kontrakts, also mit einem freien Mann, welcher (im Fall der hier Lehensfeudalismus genannten Beziehung) dd) eine spezifische ständische (ritterliche) Lebensführung besitzt. ee) Der Lehenkontrakt ist kein gewöhnliches „Geschäft“, sondern eine Verbrüderung zu (freilich) ungleichem Recht, welche beiderseitige Treuepflichten zur Folge hat. Treuepflichten, welche | αα) auf ständische (ritterliche) Ehre gegründet sind, und ββ) fest begrenzt sind. Der Übergang vom Typus „α“ (oben bei der Erörterung „zu c“)5 zum Typus „β“ vollzieht sich, wo aaa) die Lehen erblich, nur unter Voraussetzung der Eignung und der Erneuerung des Treuegelöbnisses an jeden neuen Herrn durch jeden neuen Inhaber appropriiert werden, und außerdem bbb) der lehensmäßige Verwaltungsstab den Leihezwang durchsetzt, weil alle Lehen als Versorgungsfonds der Standeszugehörigen gelten. Das erste ist ziemlich früh im Mittelalter, das zweite im weiteren Verlauf eingetreten. Der Kampf des Herren mit den Vasallen galt vor allem auch der (stillschweigenden) Beseitigung dieses Prinzips, welches ja die Schaffung bzw. Erwirkung einer eigenen patrimonialen „Hausmacht“ des Herren unmöglich machte.

BB. Lehenmäßige Verwaltung (Lehens-Feudalismus) bedeutet bei voller – in dieser absoluten Reinheit ebenso wenig wie der reine Patrimonialismus jemals zu beobachtender – Durchführung: aa) alle Herrengewalt reduziert sich auf die kraft der Treuegelöbnisse der Vasallen bestehenden Leistungschancen, – 5  Gemeint ist Kap. III, §  12, Nr.  3 c), oben, S.  506, Z. 23 ff.

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bb) der politische Verband ist völlig ersetzt durch ein System rein persönlicher Treuebeziehungen zwischen dem Herren und seinen Vasallen, diesen und ihren weiterbelehnten (subinfeudierten) Untervasallen und weiter den eventuellen Untervasallen dieser. Der Herr hat Treueansprüche nur an seine Vasallen, diese an die ihrigen usw. cc) Nur im Fall der „Felonie“ kann der Herr dem Vasallen, können diese ihren Untervasallen usw. das Lehen entziehen. Dabei ist aber der Herr gegen den treubrüchigen Vasallen auf die Hilfe der andern Vasallen oder auf die Passivität der Untervasallen des „Treubrechers“ angewiesen. Jedes von beiden ist nur zu gewärtigen, wenn die einen bzw. die andern auch ihrerseits Felonie ihres Genossen bzw. Herren gegen seine Herren als vorliegend ansehen. Bei den Untervasallen des Treubrechers selbst dann nicht, es sei denn, daß der Herr wenigstens die Ausnahme dieses Falls: Kampf gegen den Oberherren des eigenen Herren, bei der Subinfeudation durchgesetzt hat (was stets erstrebt, nicht immer aber erreicht wurde). dd) Es besteht eine ständische Lehens-Hierarchie (im Sachsenspiegel: die „Heerschilde“)6 je nach der Reihenfolge der Subinfeudation. Diese ist aber kein „Instanzenzug“ und keine „Hierarchie“. Denn ob eine Maßregel oder ein Urteil angefochten werden kann und bei wem, richtet sich prinzipiell nach dem „Oberhof“-, nicht nach dem lehenshierarchischen System (der Oberhof kann – theoretisch – einem Genossen des Inhabers der Gerichtsgewalt verlehnt sein, wenn dies auch faktisch nicht der Fall zu sein pflegt).7 6  Heerschild bezeichnete zunächst eine bewaffnete Kriegerschar, dann das Lehnsaufgebot eines Lehnsherren und dessen Recht, Vasallen zu haben, schließlich eine Rangstufe in der Lehensordnung. Im Sachsenspiegel Eike von Repgows, entstanden etwa 1220–1234, wurde das Rangverhältnis in der lehnsrechtlichen Ständeordnung durch die Einteilung in sieben Heerschilde festgelegt. An der Spitze stand der König mit seinen Mannen. Es folgten die Heerschilde der Bischöfe und Äbte, der weltlichen Fürsten, des sonstigen Adels, der Freien etc. 7 Bei Oberhöfen (zum Begriff vgl. oben, S.  473, Anm.  59) bildete sich ein eigener Rechtszug aus, der unabhängig von den Lehnsabhängigkeiten war. Weber spielt hier auf den Fall an, daß ein Lehnsabhängiger gegebenenfalls über seinen Lehnsherrn zu Gericht sitzen könnte. Wer bei Rechtsstreitigkeiten die letzte Berufungsinstanz war, Lehns- bzw. Landesherr oder der Oberhof, war letztlich eine Machtfrage. Vgl. dazu Brünneck, Wilhelm von, Zur Geschichte des kulmer Oberhofes, in: Zeitschrift der

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ee) Die nicht als Lehensträger von patrimonialen oder verbandsmäßigen Herrengewalten in der Lehenshierarchie Stehenden sind: „Hintersassen“, d. h. patrimonial Unterworfene. Sie sind den Belehnten soweit unterworfen, als ihre traditionale, insbesondere: ständische, Lage bedingt oder zuläßt, oder als die Gewalt der militaristischen Lehensinhaber es zu erzwingen weiß, gegen die sie weitgehend wehrlos sind. Es gilt, wie gegen den Herren (Leihezwang), so gegen die Nicht-Lehensträger, der Satz: nulle terrel sans seigneur.8 – Der einzige Rest der alten unmittelbaren verbandsmäßigen Herrengewalt ist der fast stets bestehende Grundsatz: daß dem Lehensherren die Herren-, vor allem: die Gerichtsgewalten, zustehen da, wo er gerade weilt.9 ff) Eigenhaushaltsmäßige Gewalten (Verfügungsgewalt über Domänen, Sklaven, Hörige), verbandsmäßige fiskalische Rechte (Steuer- und Abgabenrechte) und verbandsmäßige Befehlsgewalten (Gerichts- und Heerbanngewalt, also: Gewalten über „Freie“) werden zwar beide10 gleichartig Gegenstand der Verlehnung. | Regelmäßig aber werden die verbandsmäßigen Befehlsgewalten Sonderordnungen unterworfen. In Altchina wurden reine Rentenlehen und Gebietslehen auch im Namen geschieden.11 Im okzidentalen Mittelalter nicht, wohl aber in der l  A: Legre Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Band  34, 1913, S.  1–48, bes. S.  32 ff. 8  Weber bezieht sich hier auf das vollentwickelte Lehnsrecht, in dem der Lehnsherr das bei Mannfall (Tod des Belehnten) an ihn zurückgefallene Gut innerhalb einer Frist wieder vergeben mußte und umgekehrt der Grundsatz „nulle terre sans seigneur“ (kein Land ohne Lehnsherrn) galt. Darin spiegelt sich die französische Rechtsauffassung wider, nach der der König oberster Lehnsherr allen Landes war. Vgl. dazu auch Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  401. 9  Dies zeigt sich beispielsweise in der Formel der anglonormannischen Könige „ubicunque fuerimus in Anglia“, die Ausdruck der personalen Ausübung der Gerichtsgewalt ohne Bindung an eine feste Residenz oder einen festen Gerichtsort war. Vgl. dazu Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  316 mit Hg.-Anm.  74. 10  Weber zählt hier drei verschiedene verlehnbare Gewalten und Rechte auf, vermutlich will er aber mit der Formulierung „beide“ den Gegensatz von eigenhaushaltsmäßigen Gewalten und verbandsmäßigen Befehlsgewalten betonen. 11  In einer chinesischen Inschrift aus dem Jahre 219 v.Chr. werden zwei unterschiedliche Fürstentitel aufgeführt: „lieh-hou“ waren diejenigen, die Landpfründen besaßen,

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ständischen Qualität und zahlreichen, hier nicht behandelten Einzelpunkten.

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Es pflegt sich für die verbandsmäßigen Befehlsgewalten die volle Appropriation nach Art derjenigen verlehnter Vermögensrechte nur mit mannigfachen – später gesondert zu besprechenden12 – Übergängen und Rückständen durchzusetzen. Was regelmäßig bleibt, ist: der ständische Unterschied des nur mit haushaltsmäßigen oder rein fiskalischen Rechten und des mit verbandsmäßigen Befehlsgewalten: Gerichtsherrlichkeit (Blutbann vor allem) und Militärherrlichkeit (Fahnlehen13 insbesondere) Beliehenen (politische Vasallen). Die Herrengewalt ist bei annähernd reinem Lehensfeudalismus selbstverständlich, weil auf das Gehorchenwollen und dafür auf die reine persönliche Treue des, im Besitz der Verwaltungsmittel befindlichen, lehensmäßig appropriierten Verwaltungsstabs angewiesen, hochgradig prekär. Daher ist der latente Kampf des Herren mit den Vasallen um die Herrengewalt dabei chronisch, die wirklich idealtypische lehensmäßige Verwaltung (gemäß aa–ff)14 nirgends durchgesetzt worden oder eine effektive Dauerbeziehung geblieben. Sondern[,] wo der Herr konnte, hat er die nachfolgenden Maßregeln ergriffen:

während die „luen-hou“ bzw. „kuan-nei hou“ in der Hauptstadt lebten und durch Rentenpfründen versorgt wurden. Diese Unterscheidung findet sich auch noch unter der Han-Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.). Vgl. Mémoires historiques de Se-ma Ts’ien. Traduits et annotés par Édouard Chavannes, tome second. – Paris: Ernest Leroux 1897, S.  149 mit Anm.  2, S.  529; sowie Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  184 mit Hg.-Anm.  16. 12  Entsprechende Ausführungen über die Appropriation von Herrschaftsrechten und die daraus entstehenden Übergangs- und Mischformen der Herrschaft finden sich nur in der älteren Fassung, vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  290 ff. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 13  Fahnlehen waren die reichsunmittelbaren Lehen, die vom König mittels einer Fahne als Investitursymbol an die weltlichen Fürsten vergeben wurden. Fürst war, wer nur und direkt vom König ein Lehen erhielt und selbst Vasallen hatte. 14  Oben, S.  514, Z. 34 ff.

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aa)m15 Der Herr sucht, gegenüber dem rein personalen Treueprinzip (cc und dd)16 durchzusetzen entweder: αα) Beschränkung oder Verbot der Subinfeudation; Im Okzident häufig verfügt, aber oft gerade vom Verwaltungsstab, im eigenen Machtinteresse (dies in China in dem Fürstenkartell von 630 v. Chr.).17

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ββ) die Nichtgeltung der Treuepflicht der Untervasallen gegen

ihren Herren im Fall des Krieges gegen ihn, den Oberlehensherren; – wenn möglich aber: γγ) die unmittelbare Treuepflicht auch der Untervasallen gegen ihn, den Oberlehensherren. bb) Der Herr sucht sein Recht zur Kontrolle der Verwaltung der verbandsmäßigen Herrengewalten zu sichern durch: αα) Beschwerderecht der Hintersassen bei ihm, dem Oberlehensherren und Anrufung seiner Gerichte; ββ) Aufsichtsbeamte am Hofe der politischen Vasallen; γγ) eigenes Steuerrecht gegen die Untertanen aller Vasallen; δδ) Ernennung gewisser Beamter der politischen Vasallen; εε) Festhaltung des Grundsatzes:     aaa) daß alle Herrengewalten ihm, dem Oberlehensherren, ledig werden bei Anwesenheit,18 darüber hinaus aber Aufstellung des anderen, m  A: gg) 15  Im Erstdruck wird an dieser Stelle die Untergliederung mit „gg)“ fortgeführt, dann erfolgt aber in Zeile 12 und S.  519, Z. 6, eine Neuzählung mit bb) und cc). Da mit den nachfolgenden Ausführungen systematisch ein neuer Abschnitt beginnt (Abwandlung der reinen Lehnsverwaltung) wurde an dieser Stelle zu aa) emendiert. 16  Das reine Treueprinzip wird oben, S.  514 f., bei den Unterpunkten aa) und bb) angesprochen. Der Verweis geht aber auf die unter cc) und dd), oben, S.  515, Z. 7 ff, genannten Sonderfälle des Treubruchs und der u. U. konkurrierenden Treueversprechen. 17  Mit „Fürstenkartell“ dürfte ein um 650 v.Chr. (nicht: 630 v.Chr.) datiertes Fürstenkonzil gemeint sein, das von Max Weber als ein Zusammenschluß mächtiger Fürsten umschrieben wird (vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.   190). In Guizhou (Kweichow, Kuei-Chou) beschworen die fünf mächtigsten Vasallen eine 5-Punkte-Verordnung, die u. a. die Ämtererblichkeit und Mehrfachbelehnungen von Untervasallen sowie die „Belehnung ohne Ankündigung“, d. h. ohne Meldung beim Kaiser, verbot. Vgl. die durch Mencius überlieferte Fassung bei: Faber, Ernst, Eine Staatslehre auf ethischer Grundlage oder Lehrbegriff des chinesischen Philosophen Mencius. – Elberfeld: R. L. Friderichs 1877, S.  174. 18  Vgl. dazu oben, S.  473, Hg.-Anm.  60.

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    bbb)  daß er, als Lehensherr, jede Angelegenheit nach Ermessen vor sein Gericht ziehen könne. Diese Gewalt kann der Herr gegenüber den Vasallen (wie gegen andere Appropriierte von Herrengewalten) nur dann gewinnen oder behaupten, wenn: cc) der Herr einen eigenen Verwaltungsstab sich schafft oder wieder schafft oder ihn entsprechend ausgestaltet. Dieser kann sein: αα) ein patrimonialer (ministerialistischer), So vielfach bei uns im Mittelalter, in Japan im Bakufu des Shogunn, welches die Daimyo’s sehr empfindlich kontrollierte.19

ββ) ein extrapatrimonialer, ständisch literatenmäßiger, |

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Kleriker (christliche, brahmanische und Kayasth’s,20 buddhistische, A 151 lamaistische, islamische) oder Humanisten (in China: Konfuzianische Literaten)o. Über die Eigenart und die gewaltigen Kulturwirkungen s. Kap. IV.21

γγ) ein fachmäßig, insbesondere: juristisch und militaristisch geschulter.

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In China vergeblich durch Wang Anp Schi im 11. Jahrhundert vorgeschlagen (aber damals nicht mehr gegen die Feudalen, sondern gegen die Literaten).22 Im Okzident für die Zivilverwaltung dieq Universitätsschun  A: Schapun  o  Klammer fehlt in A.  p  A: Au  q  A: der 19  Die Regierung des Shôgun (bakufu) setzte sich unter der Herrschaft der Tokugawa-Shôgune (1603–1867) aus direkten Gefolgsleuten und Verwandten des Shôgun zusammen. In diese Zeit fielen auch die scharfen Kontrollmaßnahmen gegen die Grund- und Militärherren, Daimyô, wie z. B. die jährlich wechselnde Residenzpflicht am Hof des Shôgun mit der Gestellung von Familienangehörigen als Geiseln (sankinkôtai) oder Gebietstausch bzw. Strafversetzung (kunigaye). Vgl. dazu Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  391 und 317. 20  Die Kaste der Schreiber (Kayastha) stammt nach der hinduistischen Mythologie direkt von einem vedischen Gott ab und war zunächst für den Gottesdienst zuständig. Zum umstrittenen Kastenrang der Schreiberkaste zwischen Brahmanen (Glossareintrag, unten, S.  740) und Kschatriya vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  146 f. 21  In dem unvollendeten Kap. IV finden sich keine entsprechenden Ausführungen. 22  Der Versuch, die Examina für Beamte zu reformieren und das Heerwesen neu zu organisieren, stand im Zusammenhang mit einer großangelegten Staatsreform durch Wang An-shih (Kanzler 1070–76). Die konfuzianisch-literarischen Prüfungsgegenstände sollten zugunsten juristisch-praktischer Ausbildung der Beamten zurückgestellt, die besoldeten Truppen durch ein diszipliniertes Volksheer ersetzt werden. Ein Großteil der Reformen wurde wegen der großen Widerstände 1086, nach Wang An-shihs

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lung in Kirche (durch das kanonische Recht) und Staat (durch das Römische Recht, in England: das durch römische Denkformen rationalisierte Common Law, durchgesetzt: Keime des modernen okzidentalen Staats). Für die Heeresverwaltung im Okzident: durch Expropriation der als Vorstufe dafür an Stelle des Lehensherrn getretenen kapitalistischen Heeresunternehmer (Kondottieren) durch die Fürstengewalt mittelst der fürstlichen rationalen Finanzverwaltung seit dem 17. Jahrhundert (in England und Frankreich früher) durchgesetzt.

Dieses Ringen des Herren mit dem lehensmäßigen Verwaltungsstab – welches im Okzident (nicht: in Japan) vielfach zusammenfällt, ja teilweise identisch ist mit seinem Ringen gegen die Macht der Stände-Korporationen – hat in moderner Zeit überall  r mit dem Siege des Herren, und das hieß: der bureaukratischen Verwaltung, geendet, zuerst im Okzident, dann in Japan, in Indien (und vielleicht: in China) zunächst in der Form der Fremdherrschaft. Dafür waren neben rein historisch gegebenen Machtkonstellationen im Okzident ökonomische Bedingungen, vor allem: die Entstehung des Bürgertums auf der Grundlage der (nur dort im okzidentalen Sinne entwickelten) Städte und dann die Konkurrenz der Einzelstaaten um Macht durch rationale (das hieß: bureaukratische) Verwaltung und fiskalisch bedingtes Bündnis mit den kapitalistischen Interessenten entscheidend, wie später darzulegen ist.23 §  12c. Nicht jeder „Feudalismus“ ist Lehens-Feudalismus im okzidentalen Sinn. Sondern daneben steht vor allem A. der fiskalisch bedingte Pfründen-Feudalismus. Typisch im islamischen Vorderasien und Indien der Mogul-Herrschaft.24 r  In A folgt: , zuerst im Okzident, Rücktritt und Tod, wieder rückgängig gemacht. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  244–247 und 349, 356. 23  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 24  Die auf Steuerpacht beruhende Militärpfründe des islamischen Orients beschrieb Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  392 f., mit Referenz auf Becker, Steuerpacht und Lehnswesen, S.  81–92. Die Grundlagen des Verwaltungssystems der muslimischen Mogul-Dynastie, die in Indien – mit einer kurzen Unterbrechung – von 1526 bis 1857 herrschte, behandelt Weber, Hinduismus, I/20, S.  137 f., mit Referenz auf Baden-Powell, Baden Henry, The Land-Systems of British India. Being a Manual of the Land-

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Dagegen war der altchinesische, vor Schi Hoang Ti bestehende, Feudalismus wenigstens teilweise Lehensfeudalismus, neben dem allerdings Pfründen-Feudalismus vorkam.25 Der japanische ist bei den Daimyo’s stark durch Eigenkontrolle des Herrn (Bakufu) temperierter Lehensfeudalismus, die Lehen der Samurai und Bukes aber sind (oft: appropriierte) Ministerialenpfründen (nach der Kokudakat – dem Reisrentenertrag – kata­ striert).26

Von Pfründen-Feudalismus wollen wir da sprechen, wo es sich aa) um Appropriation von Pfründen handelt, also von Renten, die nach dem Ertrage geschätzt und verliehen werden, – ferner bb) die Appropriation (grundsätzlich, wenn auch nicht immer effektiv) nur personal, und zwar je nach Leistungen, eventuell also mit Aufrücken erfolgt, – So die türkischen Sipahi-Pfründen wenigstens legal.27 s  A: Bake  t  A: Kakadaka Tenures and of the Systems of Land-Revenue Administration Prevalent in the Several Provinces, vol. II. – Oxford: University Press 1892, S.  200 ff. 25  Die Beseitigung des Feudalismus der Teilstaatenzeit wurde von der Annalistik dem Reichseiniger Shih Huang-ti zugeschrieben und auf das Jahr 221 v.Chr. datiert. Wie Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  193, anführt, muß es aber in dem von Shih Huang-ti regierten Teilstaat Ch’in bereits vorher neben den Vasallen auch direkt vom Fürsten ausgestattete Beamte und Soldaten gegeben haben. Vgl. dazu auch Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  398. 26  Zu den strikten Kontrollen der Daimyô durch die Regierung des Shôgun vgl. oben S.  519 mit Hg.-Anm.  19. Die unter den Daimyô stehenden Krieger – die vornehmlich aus dem Provinzadel stammenden „buke“ und die Samurai – erhielten ein Renten­ lehen. Es berechtigte zum Bezug einer bestimmten Menge Reis aus einzelnen ­Grundstücken oder Bezirken. Die Menge war seit der Landvermessung und Ertrags­ einschätzung unter Toyotomi Hideyoshi (1536–1598) festgelegt. Das „koku­ daka“System bemaß den grundsteuerpflichtigen Ertrag der Felder in „koku“, einem Hohlmaß für Reis, das 180,39 Litern entsprach. Vgl. Yoshida, Sakuya, Geschichtliche Entwickelung der Staatsverfassung und des Lehnwesens von Japan. – Den Haag: M. M. Couvée o.J. [1890], S.  99 f., sowie Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  386. 27  Die osmanischen Reiter (Sipahi) erhielten zur Bestreitung ihrer Ausrüstung ein Aufgebotslehen (Timar), das an aktive Kriegsdienste gebunden und weder übertragbar noch vererblich war. Dies besagen die überlieferten Gesetze, vor allem aus der Regierungszeit von Süleyman dem Prächtigen (1520–1566). (Vgl. dazu Hammer-Purgstall, Joseph von, Des Osmanischen Reichs Staatsverfassung und Staatsverwaltung, dargestellt aus den Quellen seiner Grundgesetze, Band  1. – Wien: Camesinasche Buchhandlung 1815, S.  337 ff.) Das System zerfiel im 17. Jahrhundert, die Bestimmungen wurden von beiden Seiten nicht mehr beachtet. Vgl. dazu auch Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  389 f., 394.

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voru allem aber: cc) nicht primär eine individuelle, freie, personale Treuebeziehung durch Verbrüderungskontrakt mit einem Herren persönlich hergestellt und daraufhin ein individuelles Lehen vergeben wird, sondern primäre fiskalische Zwecke des im übrigen patrimonialen (oft: sultanistischen) Abgabenverbandes des Herren stehen. Was sich (meist) darin ausdrückt: daß katastermäßig abtaxierte Ertragsobjekte vergeben werden. | Die primäre Entstehung des Lehens-Feudalismus erfolgt nicht notwendig, aber sehr regelmäßig aus einer (fast) rein naturalwirtschaftlichen, und zwar: personalen Bedarfsdeckung des politischen Verbandes (Dienstpflicht, Wehrpflicht) heraus. Sie will vor allem: statt des ungeschulten und ökonomisch unabkömmlichen und nicht mehr zur vollwertigen Selbstequipierung fähigen Heerbannes28 ein geschultes, gerüstetes, durch persönliche Ehre verbundenes Ritterheer. Die primäre Entstehung des Pfründen-Feudalismus ist regelmäßig eine Abwandlung geldwirtschaftlicher Finanzgebarung („Rückbildung“ zur Naturalleistungsfinanzierung) und kann erfolgen: αα) zur Abwälzung des Risikos schwankender Einnahmen auf Unternehmer (also: als eine Art von Abwandlung der Steuerpacht), also: aaa) gegen Übernahme der Gestellung von bestimmten Kriegern (Reiter, eventuell Kriegswagen, Gepanzertea, Train, eventuell Geschütze) für das patrimonial-fürstliche Heer. So in China im Mittelalter häufig: Deputate von Kriegern der einzelnen Gattungen auf eine Flächeneinheit.29 u  A: Vor  a  A: Gepanzerten 28  „Heerbann“ ist hier in der Bedeutung des germanischen Heerbanns gemeint: als die Gesamtheit der zum Kriegsdienst aufgebotenen, waffenfähigen Freien. Zu Webers kritischer Einschätzung, was dessen Beständigkeit anging vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  160 mit Hg.-Anm.  55. 29  Als „Mittelalter“ bezeichnet Weber die feudale Teilstaatenzeit in China vom 9. bis 3. Jahrhundert v. Chr (vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  186–188). Die Lehengröße und die dafür zu erbringenden Aufwendungen schwankten. Als Beispiel fügt Weber (ebd., S.  233, Fn.  10) Informationen aus dem „konfuzianischen Musterstaat“ Lu (855–250 v.Chr.) an, in dem auf eine Katastereinheit „1 Kriegswagen, 4 Pferde, 10 Haupt Rindvieh, 3 Gepanzerte, 64 (nicht gepanzerte) Fußsoldaten“ fielen.

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Eventuell außerdem oder auch: nur: bbb) Bestreitung der Kosten der Zivilverwaltung, und ccc) Abführung eines Steuerpauschale an die fürstliche Kasse. So in Indien oft.30 5

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Dagegen wird natürlich gewährt (schon um diesen Verbindlichkeiten nachkommen zu können): ddd) Appropriation von Herrenrechten verschiedenen Umfangs, zunächst regelmäßig kündbar und rückkäuflich, in Ermangelung von Mitteln aber faktisch oft: definitiv. Solche definitiven Appropriatoren werden dann mindestens: Grundherren, oft gelangen sie auch in den Besitz von weitgehenden verbandsmäßigen Herrengewalten. So, vor allem, in Indien, wo die Zamindar-b, Jagirdar- und cTalukdarGrundherrschaftenc durchweg so entstanden sind.31 Aber auch in großen Teilen des vorderasiatischen Orient, wie C[arl] H[einrich] Becker (der den Unterschied gegen das okzidentale Lehenswesen zuerst richtig dsah) ausgeführt hatd.32 Primär ist sie Steuerpacht, sekundär wird daraus „Grundb  A: Zamindor-  c–c  A: Tulukdar-Grundherrschaften  d–d  A: sah, ausgeführt hat) 30  Die Steuerpauschale – Weber verwendet hier die seltenere Neutrumform – wurde insbesondere unter der Mogulherrschaft (16.–19. Jahrhundert) solidarisch von den Dörfern oder von einem Mittelsmann, dem Lambardar, Talukdar oder Zamindar, erbracht. Vgl. dazu Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  149–151 und 139, besonders gestützt auf Baden-Powell, Baden Henry, The Land-Systems of British India. Being a Manual of the Land-Tenures and of the Systems of Land-Revenue Administration Prevalent in the Several Provinces, vol. I. – Oxford: Clarendon Press 1892, S.  152 ff. und 501 ff. 31  Weber beschreibt hier den Zustand unter der britischen Kolonialherrschaft, wo die früheren Steuerpächter (Zamindari und Talukdari) und Militärpfründner (Jagirdari) zu erblichen Grundherren aufgestiegen waren. Bereits während der Fremdherrschaft der Mogul-Dynastie konnten die Steuerpächter, „welche die Kosten der Verwaltung ihrer Bezirke, die Garantie für alle militärischen und finanziellen Leistungen zu übernehmen“ hatten, sich nahezu ohne Einschränkungen seitens der Regierung Rechte aneignen. Erst unter der britischen Verwaltung galten sie als Grundherren im engeren Wortsinn, weil sie für die Steuersumme ihres Bezirks zu haften hatten und als dessen „Eigentümer“ betrachtet wurden (vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  138 f., dort auch das Zitat). 32  Becker, Steuerpacht und Lehnswesen, beschreibt die Entwicklung des orientalischen Lehnswesens seit den Eroberungen der Araber aus der Institution der Steuerpacht. Die Vereinnahmung der Steuererträge durch die Belehnten machte der Seldschuken-Wesir Nizam al-Mulk im Jahr 1087 zum Gesetz und verpflichtete sie im Gegenzug zur Heerfolge. Dadurch wurden die Steuerpächter zu Grundherren. Vgl. dazu auch die ausführlichere Darstellung in Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  392– 394.

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herrschaft“. Auch die rumänischen „Bojaren“ sind Abkömmlinge der gemischtesten Gesellschaft der Erde: Juden, Deutsche, Griechen usw., die zuerst als Steuerpächter Herrenrechte appropriierten.33

ββ) Es kann die Unfähigkeit der Soldzahlung an ein patrimoniales Heer und dessen (nachträglich legalisierte) Usurpation zur Appropriation der Steuerquellen: Land und Untertanen, an Offiziere und Heer führen. So die berühmten großen Khanen im Khalifenreich, die Quelle oder das Vorbild aller orientalischen Appropriationen bis auf die des MamelukenHeeres (welches ja formal ein Sklavenheer war).34

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Nicht immer führt das zu einer katastermäßig geordneten Pfründen-Verlehnung, aber es steht ihm nahe und kann dahin führen. Inwieweit die türkischen Sipahi-Lehen dem „Lehen“ oder der „Pfründe“ näher stehen, ist hier noch nicht zu erörtern:35 legal kennen sie das „Aufrücken“ nach der „Leistung“.

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Es ist klar, daß die beiden Kategorien durch unmerkliche Übergänge verbunden sind und eine eindeutige Zuteilung an den einen oder anderen nur selten mög|lich ist. Außerdem steht 33  Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an entwickelten sich die „Bojaren“ (eigentlich: „Kämpfer“; Kriegsgenossen) durch die ihnen von wechselnden Fürsten übertragenen Ländereien und Verwaltungsaufgaben zur mächtigen Großgrundbesitzerschicht der Moldau und Walachei. Als Steuerpächter erreichten sie den Höhepunkt ihrer Macht im 16. Jahrhundert. Ihre Namen verweisen auf ihre Herkunft als Flüchtlinge, darunter Griechen, Deutsche, Ruthenen, Ungarn, Serben und Bulgaren (Juden werden in der Literatur nicht genannt). Vgl. Jorga, Nicolae, Geschichte des rumänischen Volkes im Rahmen seiner Staatsbildungen. – Gotha: Friedrich Andreas Perthes 1905, Band  1, S.  328 f. (zur Herkunft) und Band  2, S.  66 f. (zur Steuereintreibung). 34 Max Weber bezieht sich hier offenbar auf die Entwicklung seit dem Kalifat der Abbasiden (750–1258), deren Reich seit dem 9. Jahrhundert zunehmend in politisch autonome Emirate und Teilreiche zerfiel und von den mächtigen persischen Buyiden, den türkischen Seldschuken bis hin zu den Mameluken beherrscht wurde. Letztere übten von 1250–1517 die Herrschaft über Ägypten und Syrien aus. Zur verwaltungstechnischen Seite vgl. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  267, und Weber, Feudalismus, ebd., S.  393. – Der Ausdruck „große Khane“ in Bezug auf das Kalifenreich ist nicht üblich, da es sich um einen zentralasiatischen, durch die Mongolen verbreiteten Titel handelt. Es dürften die großen Statthalter und Emire gemeint sein. 35  Der Bezug ist unklar. Dieselbe Aussage zum legalen „Aufrücken“ findet sich bereits oben, S.  521, Z. 15 f. Eine ausführlichere Darlegung liegt nur in der älteren Fassung, Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  388–394, vor.

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der Pfründen-Feudalismus der reinen Präbendalisierung sehr nahe, und auch da existieren fließende Übergänge. Nach einer ungenauen Terminologie steht neben dem LehensFeudalismus, der auf freiem Kontrakt mit einem Herren ruht, und neben dem fiskalischen Pfründen-Feudalismus noch: B. der (sogenannte) Polis-Feudalismus,36 der auf (realem oder fiktivem) Synoikismus von Grundherren zu unter sich gleichem Recht mit rein militaristischer Lebensführung und hoher ständischer Ehre ruht. Ökonomisch bildet der „Kleros“[,] das nur personal und für Einzelerbfolge Qualifizierter appropriierte Landlos, bestellt durche die Dienste der (als Standesbesitz repar­ tierten) Versklavten,f die Grundlage der Selbstequipierung.37 Nur uneigentlich kann man diesen nur in Hellas (in voller Entwicklung nur in Sparta) nachweislichen, aus dem „Männerhaus“ erwachsenen Zustand, wegen der spezifischen ständischen Ehrekonventionen und der ritterlichen Lebensführung dieser Grundherren, „Feudalismus“ nennen.38 In Rom entspricht der Ausdruck „fundus“ (= Genossenrecht) zwar dem hellenischen κλῆρος, aber keine Nachrichten liegen über Verfassungen der e  Fehlt in A; durch sinngemäß ergänzt.  f  A: Versklavten und 36 „Polis-“ oder „Stadtfeudalismus“ meint die Zusammensiedelung von Berufskriegern in befestigten Orten, die Land und politische Rechte für sich appropriierten. Er war eine verbreitete Form in der Frühzeit des hellenischen Altertums (ca. 11. bis 7. Jahrhundert v.Chr.). Weber nennt anderenorts als Beispiele des „naturalwirtschaft[lichen] Stadtfeudalismus“ Sparta, Kreta und die liparischen Inseln. Vgl. Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, §  8, MWG III/1, S.  417 (Zitat); dass. auch in Weber, Agrarverhältnisse, MWG I/6, S.  148 (1. und 2. Fass.) und S.  323 (3. Fass.). Ein Beleg für die Herkunft des Ausdrucks konnte nicht gefunden werden. 37  Max Weber schließt sich hier der u. a. von Eduard Meyer, Geschichte des Alter­ thums, Band  2, 1.  Aufl. – Stuttgart: J. G. Cotta 1893, S.  297 ff. (mit Anstreichungen im Handexemplar, Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München; hinfort: Meyer, Geschichte des Alterthums II1), und Georg Busolt, Griechische Staatskunde, 1. Hälfte (Handbuch der Altertumswissenschaft, 4. Abt., 1. Teil, 1. Band). – München: C. H. Beck 1920, S.  141 f., vertretenen These an, daß das nach der dorisch-ionischen Landnahme verteilte Land privatrechtlichen Charakter hatte und insofern persönlich gebunden war und vererbt werden konnte. Es war trotzdem in den meisten Stadtstaaten unveräußerlich, da es Grundlage der Selbstausrüstung war und somit die Wehrfähigkeit der Gemeinde garantierte. Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  480 f., sowie Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  383. 38  Zur einschränkenden Anwendung des Feudalismusbegriffs auf die Herrenschicht Spartas, die Spartiaten, schreibt Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  483, daß „der feudale Unterbau hier nicht einer durch Geschlecht, sondern lediglich durch Erziehung ausgelesenen Klasse diente“. Der Begriff „Männerhaus“ geht auf Heinrich Schurtz zurück, vgl. dazu oben, S.  361 mit Hg.-Anm.  33.

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curia (co-viria = ὰνδρεῖον-Männerhaus) hier vor,39 die ähnlich gestaltet gewesen wären.

Im weitesten Sinn pflegt man alle ständisch privilegierten militaristischen Schichten, Institutionen und Konventionen „feudal“ zu nennen. Dies soll hier als ganz unpräzis vermieden werden. C. Aus dem umgekehrten Grund: weil zwar das verlehnte Objekt (Lehen) da ist, aber 1. nicht kraft freien Kontrakts (Verbrüderung, weder mit einem Herren noch mit Standesgenossen), sondern kraft Befehls des eigenen (patrimonialen) Herren, oder aber zwar frei, aber 2. nicht auf Grund vornehmer ritterlicher Lebensführung, übernommen wird, oder 3. beides nicht, sind auch zu 1: die Dienstlehen ritterlich lebender, aber abhängiger, ebenso zu 2: die Dienstlehen an frei geworbene, nicht ritterliche Krieger, endlich zu 3: die Dienstlehen an Klienten, Kolonen, Sklaven, welche als Krieger benutzt werden für uns: Pfründen. Beispiel zu 1: okzidentale und orientalische Ministerialen, Samurai in Japan; Beispiel zu 2: kam im Orient vor; z. B. wohl bei den ptolemäischen Kriegern ursprünglich.40 Daß später infolge der erblichen Appropriationg des g  A: Appropriierten 39  Weber vergleicht hier griechische und römische Formen der Boden-, Sozial- und Wehrverfassung. „fundus“ setzt er mit „kleros“ gleich und, indem er „fundus“ als „Zugehörigkeit zu den Flurgenossen“ übersetzt (vgl. Weber, Agrarrecht, MWG III/5, S.  88), bedeutet der Besitz eines „vollen Ackerloses“ zugleich die Zugehörigkeit zum Bürgerverband (vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  68). Ebenso stellt Weber „andreion“ und „curia“ (beides als „Männerhaus“ übersetzt) als „Unterabteilungen der zur Polis verbrüderten Wehrgemeinde“ nebeneinander (vgl. ebd., S.  180 f., dort auch mit den Belegstellen für die Begriffsverwendungen). Die Ursprünge der Kurien-Verfassung liegen, wie Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  614, ausführt, „nach dem Eingeständnis der Fachmänner“ im Dunkeln. 40  Unter den ersten vier ptolemäischen Königen (323/305–205 v.Chr.) wurde ein Teil der als „misthophoroi“ bezeichneten fremden Söldner in Militärkolonien angesiedelt

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Dienstlandes auch die Krieger als Beruf appropriiert galten, ist typisches Entwicklungsprodukt zum Leiturgiestaat; Beispiel zu 3: typisch für die sog. „Kriegerkaste“ in Altägypten,41 die Mameluken im mittelalterlichen Ägypten, die gebrandmarkten orientalischen und chinesischen (nicht immer, aber nicht selten mit Land beliehenen) Krieger42 usw.

Von „Feudalismus“ spricht man auch dabei durchaus ungenau im Sinn der Existenz – in diesem Fall: (mindestens formal) negativ privilegierter – rein militaristischer Stände. Davon ist in Kap. IV zu reden.43 §  13. Das Gesagte kann keinen Zweifel darüber gelassen haben: daß Herrschaftsverbände, welche nur dem einen oder dem andern der bisher erörterten „reinen“ Typen44 angehören, höchst selten sind. Zumal, namentlich bei der legalen und traditionalen Herrschaft, wichtige Fälle: Kollegialität, Feudalprinzip, noch garnicht oder nur in vagen Andeutungen erörtert sind.45 und mit einem Landlos ausgestattet. Vgl. Meyer, Paul Martin, Das Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Ägypten. – Leipzig: B. G. Teubner 1900, S.  7, 16, mit Belegen für Thera (S.  21 f.) und Fayum (S.  33). 41  Der Ausdruck „Kriegerkaste“ geht auf Herodot, Historien, 2, 164, zurück. Die Krieger (machimoi) hatten zu Herodots Zeit zinsfreie Ackerlose „von gemäßigtem Umfang“, wie Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  420, mitteilt. Vgl. auch Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  270 f. 42  Weber meint hier offenbar Soldaten zur Zeit Hammurabis, die mit einem Dienstlehen ausgestattet und – wie eine Interpretation des Hammurabi-Codex nahelegte – mit einem eingebrannten Mal versehen waren (vgl. dazu Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  381). Für China berichtet Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  244, über zwangsweise Rekrutenaushebungen und Brandmarkungen unter der Sung-Dynastie (960–1279). Über Dienstlehen äußert er sich nicht, könnte aber die in diesem Zusammenhang erwähnten „Grenzerdienste“ meinen. 43 Entsprechende Ausführungen finden sich nicht in dem unvollendeten Kap. IV. Über die „‚plebejischen‘ Spielarten des Feudalismus“ hatte sich Weber – mit den oben genannten Beispielen – in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ geäußert. Vgl. Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  383 f., und Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  271 (Zitat). 44  Kap. III, §§  2–10, oben, S.  453–497; vgl. dazu die Einleitung, oben, S.  42 ff. 45 Auf „kollegiale Behörden“ ist Weber kurz in Kap. III, §  4, oben S.  462, Z.. 22 ff., eingegangen. Demgegenüber ist der „Feudalismus“, Kap. III, §§  12 b und 12 c, oben, S.  513–527, bereits ausführlich behandelt. Die Verweisformulierung läßt darauf schließen, daß die Ausführungen über „Feudalismus“ nachträglich eingefügt worden sind; vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S.  90 f.

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Aber überhaupt ist festzuhalten: Grundlage jeder Herrschaft, also jeder Fügsamkeit, ist ein Glauben: „Prestige“-Glauben, zugunsten des oder der Herrschenden. Dieser ist selten ganz eindeutig. | Er ist bei der „legalen“ Herrschaft nie rein legal. Sondern der Legalitätsglauben ist „eingelebt“, also selbst traditionsbedingt: – Sprengung der Tradition vermag ihn zu vernichten. Und er ist auch charismatisch in dem negativen Sinn: daß hartnäckige eklatante Mißerfolge jeder Regierung zum Verderben gereichen, ihr Prestige brechen und die Zeit für charismatische Revolutionen reifen lassen. Für „Monarchien“ sind daher verlorene, ihr Charisma als nicht „bewährt“ erscheinen lassende, für „Republiken“ siegreiche, den siegenden General als charismatisch qualifiziert hinstellende, Kriege gefährlich. Rein traditionale Gemeinschaften gab es wohl. Aber nie absolut dauernd und – was auch für die bureaukratische Herrschaft gilt – selten ohne persönlich erbcharismatische oder amtscharismatische Spitze (neben einer unter Umständen rein traditionalen). Die Alltags-Wirtschaftsbedürfnisse wurden unter Leitung traditionaler Herren gedeckt, die außeralltäglichen (Jagd, Kriegsbeute) unter charismatischen Führern. Der Gedanke der Möglichkeit von „Satzungen“ ist gleichfalls ziemlich alt (meist allerdings durch Orakel legitimiert). Vor allem aber ist mit jeder extrapatrimonialen Rekrutierung des Verwaltungsstabs eine Kategorie von Beamten geschaffen, die sich von den legalen Bureaukratien nur durch die letzten Grundlagen ihrer Geltung, nicht aber formal, unterscheiden kann. Absolut nur charismatische (auch: nur erbcharismatische usw.) Herrschaften sind gleichfalls selten. Aus charismatischer Herrschaft kann – wie bei Napoleon – direkt striktester Bureaukratismus hervorgehen oder allerhand präbendale und feudale Organisationen. Die Terminologie und Kasuistik hat also in gar keiner Art den Zweck und kann ihn nicht haben: erschöpfend zu sein und die historische Realität in Schemata zu spannen. Ihr Nutzen ist: daß jeweils gesagt werden kann: was an einem Verband die eine oder andere Bezeichnung verdient oder ihr nahesteht, ein immerhin zuweilen erheblicher Gewinn.

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Bei allen Herrschaftsformen ist die Tatsache der Existenz des Verwaltungsstabes und seines kontinuierlich auf Durchführung und Erzwingung der Ordnungen gerichteten Handelns für die Erhaltung der Fügsamkeit vital. Die Existenz dieses Handelns ist das, was man mit dem Wort „Organisation“ meint. Dafür wiederum ist die (ideelle und materielle) Interessensolidarität des Verwaltungsstabes mit dem Herren ausschlaggebend. Für die Beziehung des Herren zu ihm gilt der Satz: daß der auf jene Solidarität gestützte Herr jedem einzelnen Mitglied gegenüber stärker, allen gegenüber schwächer ist. Es bedarf aber einer planvollen Vergesellschaftung des Verwaltungsstabes, um die Obstruktion oder bewußte Gegenaktion gegen den Herren planvoll und also erfolgreich durchzuführen und die Leitung des Herren lahmzulegen. Ebenso wie es für jeden, der eine Herrschaft brechen will, der Schaffung eigner Verwaltungsstäbe zur Ermöglichung eigner Herrschaft bedarf, es sei denn, daß er auf Konnivenz46 und Kooperation des bestehenden Stabes gegen den bisherigen Herren rechnen kann. In stärkstem Maß ist jene Interessensolidarität mit dem Herren da vorhanden, wo für den Verwaltungsstab die eigne Legitimität und Versorgungsgarantie von der des Herren abhängt. Für den einzelnen ist die Möglichkeit, sich dieser Solidarität zu entziehen, je nach der Struktur sehr verschieden. Am schwersten bei voller Trennung von den Verwaltungsmitteln, also in rein patriarchalen (nur auf Tradition ruhenden), rein patrimonialen und rein bureaukratischen (nur auf Reglements ruhenden) Herrschaften, am leichtesten: bei ständischer Appropriation (Lehen, Pfründe). Endlich und namentlich aber ist die historische Realität auch ein steter, meist latenter Kampf zwischen Herren und Verwaltungsstab um Appropriation oder Expropriation des einen oder des anderen. Entscheidend für fast die ganze Kulturentwicklung war 1. der Ausgang dieses Kampfes als solcher, | 46  Von lat. connivere, „die Augen schließen“, etwas stillschweigend dulden oder mit Nachsicht behandeln. Im strafrechtlichen Sinn auch die Verleitung eines Untergebenen zu einer Straftat.

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2. der Charakter derjenigen Schicht von ihm anhängenden Beamten, welche dem Herren den Kampf gegen feudale oder andere appropriierte Gewalten gewinnen half: rituelle Literaten, Kleriker, rein weltliche Klienten, Ministeriale[,] juristisch geschulte Literaten, fachmäßige Finanzbeamte, private Honoratioren (über die Begriffe später).47 In der Art dieser Kämpfe und Entwicklungen ging deshalb ein gut Teil nicht nur der Verwaltungs-[,] sondern der Kulturgeschichte auf, weil die Richtung der Erziehung dadurch bestimmt und die Art der Ständebildung dadurch determiniert wurde. 1. Gehalt, Sportelchancen, Deputate, Lehen fesseln in untereinander sehr verschiedenem Maß und Sinn den Stab an den Herren (darüber später).48 Allen gemeinsam ist jedoch: daß die Legitimität der betreffenden Einkünfte und dieh mit der Zugehörigkeit zum Verwaltungsstab iverbundene sozialei Macht und Ehre bei jeder Gefährdung der Legitimität des Herren, der sie verliehen hat und garantiert, gefährdet erscheinen. Aus diesem Grund spielt die Legitimität eine wenig beachtete und doch so wichtige Rolle. 2. Die Geschichte des Zusammenbruchs der bisher legitimen Herrschaft bei uns zeigte:49 wie die Sprengung der Traditionsgebundenheit durch den Krieg einerseits und der Prestigeverlust durch die Niederlage andrerseits in Verbindung mit der systematischen Gewöhnung an illegales Verhalten in gleichem Maß die Fügsamkeit in die Heeres- und Arbeitsdisziplin erschütterten und so den Umsturz der Herrschaft vorbereiteten.50 – Andh  A: der  i–i  A: verbundenen sozialen 47  Der Bezug ist unklar. In Kap. III, §  20, unten, S.  576 ff., wird nur der „Honoratioren“Begriff erläutert. Eine Behandlung wäre möglicherweise in der angekündigten „Staatssoziologie“ erfolgt. 48  Der Bezug ist unklar. Die materielle Ausstattung des Verwaltungsstabes ist ausführlich in der älteren Fassung der „Herrschaftssoziologie“ beschrieben, bes. in Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  295–311. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 49  Gemeint ist die Revolution in Deutschland im November 1918, die mit einer Meuterei von Marinematrosen in Kiel begann und im Reich sowie den deutschen Einzelstaaten zur Ablösung der alten Gewalten führte. Die Abdankung Wilhelms II. wurde am 9. November 1918 von Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig verkündet. Der Erosionsprozeß betraf neben der Regierung besonders den Armee- und Polizeiapparat, während die Verwaltungen zumeist weiterfunktionierten. 50  Insbesondere die der Bewirtschaftung kriegswichtiger Güter und der Preisfestsetzung dienenden Gesetze und Verordnungen wurden im Verlauf des Krieges von Produzenten und Konsumenten weithin umgangen. Eine konsequente Durchsetzung erwies sich für die Verwaltung und die Strafgerichte als unmöglich.

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rerseits bildet das glatte Weiterfunktionieren des alten Verwaltungsstabes und die Fortgeltung seiner Ordnungen unter den neuen Gewalthabern ein hervorragendes Beispiel für die unter den Verhältnissen bureaukratischer Rationalisierung unentrinnbare Gebundenheit des einzelnen Gliedes dieses Stabes an seine sachliche Aufgabe. Der Grund war, wie erwähnt,51 keineswegs nur der privatwirtschaftliche: Sorge um die Stellung, Gehalt und Pension (so selbstverständlich das bei der Masse der Beamten mitspielte), sondern ganz ebenso der sachliche (ideologische): daß die Außerbetriebsetzung der Verwaltung unter den heutigen Bedingungen einen Zusammenbruch der Versorgung der gesamten Bevölkerung (einschließlich: der Beamten selbst) mit den elementarsten Lebensbedürfnissen bedeutet haben würde. Daher wurde mit Erfolg an das (sachliche) „Pflichtgefühl“ der Beamten appelliert, auch von den bisher legitimen Gewalten und ihren Anhängern selbst diese sachliche Notwendigkeit anerkannt.52 3. Der Hergang des gegenwärtigen Umsturzes schuf einen neuen Verwaltungsstab in den Arbeiter- und Soldatenräten.53 Die Technik der Bildung dieser neuen Stäbe mußte zunächst „erfunden“ werden und war übrigens an die Verhältnisse des Kriegs (Waffenbesitz) gebunden, ohne den der Umsturz überhaupt nicht möglich gewesen wäre (davon und von den

51  Oben, S.  529, Zeile 5 ff.; gemeint ist die „Interessensolidarität mit dem Herrn“. 52  Direkt nach dem Umsturz forderten Reichskanzler Ebert und die neue preußische Regierung die Beamten – auch unter Garantiezusagen – auf, im Amt zu bleiben, „um auch ihrerseits im Interesse des Vaterlandes zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit beizutragen“ (vgl. Bekanntmachung der Preußischen Regierung, betreffend die Fortsetzung der amtlichen Tätigkeit der Behörden und Beamten. Vom 12. November 1918, in: Preußische Gesetzsammlung, Jg. 1918. Nr.  38, Zitat: S.  187). In seiner Abdankungsurkunde entband Kaiser Wilhelm die Beamten des Deutschen Reichs und Preußens von ihrem ihm gegenüber geleisteten Treueid und erwartete von ihnen, „daß sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen“ (vgl. Abdankungsurkunde vom 28. November 1918, in: Reichsanzeiger, Nr.  283 vom 30. Nov. 1918, Abendausgabe, S.  2). 53 Die Arbeiter- und Soldatenräte folgten auf die am Ende des Ersten Weltkriegs spontan entstandenen Streik-Räte und bestanden in der Revolutionsphase auf Reichs­ ebene bis zur Konstituierung der Weimarer Nationalversammlung, in einigen Einzelstaaten noch bis Mitte 1919 fort. Die Räte waren die (gewählten) Vertretungsorgane der Arbeiter und Soldaten, die neben die bestehenden Verwaltungsorgane in Kommune, Kreis, Land und Reich traten. Auf Reichsebene wurde im November 1918 ein Vollzugsrat aus 14 Arbeiter- und 14 Soldatenvertretern gebildet, der exekutive Aufgaben übernehmen sollte, sich aber gegen den „Rat der Volksbeauftragten“, die eigentliche Regierung, nicht durchsetzen konnte. Die Ausbildung eigener Verwaltungsstrukturen blieb oft in den Anfängen stecken.

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geschichtlichen Analogien später).54 Nur durch Erhebung charismatischer Führer gegen die legalen Vorgesetzten und durch Schaffung charismatischer Gefolgschaften war die Enteignung der Macht der alten Gewalten möglich und durch Erhaltung des Fachbeamtenstabes auch technisch die Behauptung der Macht durchführbar. Vorher scheiterte gerade unter den modernen Verhältnissen jede Revolution hoffnungslos an der Unentbehrlichkeit der Fachbeamten und dem Fehlen eigner Stäbe. Die Vorbedingungen in allen früheren Fällen von Revolutionen waren sehr verschiedene (s. darüber das Kapitel über die Theorie der Umwälzungen).55 4. Umstürze von Herrschaften aus der Initiative der Verwaltungsstäbe haben unter sehr verschiedenen Bedingungen in der Vergangenheit stattgefunden (s. darüber das Kapitel über die Theorie des Umsturzes).56 Immer war Voraussetzung eine Vergesellschaftung der Mitglieder des Stabes, welche, je nachdem, mehr den Charakter einer partiellen Verschwörung oder mehr einer allgemeinen Verbrüderung und Vergesellschaftung annehmen konnte. Gerade dies ist unter den Existenzbedingungen moderner Beamter sehr erschwert, wenn auch, wie russische Verhältnisse zeigten,57 nicht ganz unmöglich. In aller Regel aber greifen sie an Bedeutung nicht über das hinaus, was Arbeiter durch (normale) Streiks erreichen wollen und können. 5. Der patrimoniale Charakter eines Beamtentums äußert sich vor allem darin, daß Eintritt in ein persönliches Unterwerfungs-(Klientel-) Verhältnis verlangt wird („puer regis“ in der Karolingerzeit,58 „familiaris“ unter den Angiovinen59 usw.). Reste davon sind sehr lange bestehen geblieben. 54  Hinweis auf das unten, Anm.  55 und 56, erwähnte, aber nicht überlieferte Kapitel über die „Theorie des Umsturzes“ bzw. „Theorie der Umwälzungen“. 55  Ein entsprechendes Kapitel ist nicht überliefert. 56  Ein entsprechendes Kapitel ist nicht überliefert. 57  Bereits nach der russischen Februar-Revolution 1917 war es den Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten gelungen, die Kontrolle über Armee, Eisenbahnen, Post und Telegraphie in ihre Hände zu bekommen und damit wichtige staatliche Funktionen zu übernehmen. Der Zweite Allrussische Sowjetkongreß übertrug dann am 25. Oktober 1917 den Sowjets die formelle Macht im Staat. 58  „puer regis“, der Diener oder Knecht des Königs bei den Merowingern, war der Ministeriale (vgl. Glossar-Eintrag, unten, S.  747) unter den Karolingern. Indem Max Weber dieses Verhältnis als ein „persönliches Unterwerfungs-(Klientel-)Verhältnis“ bezeichnet, scheint er sich der Position von Hans Delbrück anzuschließen, der annahm, daß auch Freie zu pueri regis werden konnten (vgl. Delbrück, Hans, Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte, 2. Teil, 2.  Aufl. – Berlin: Georg Stilke 1909, S.  444–446). Demgegenüber ging Heinrich Brunner vom unfreien Ursprung der pueri regis aus, die aber unter den Karolingern zusammen mit freien Leuten genannt worden seien (vgl. Brunner, Heinrich, Deutsche Rechtsgeschichte, Band  1, 2.  Aufl. – Leipzig: Duncker & Humblot 1906, S.  374 f.). 59  Weber bezieht sich hier – wie aus einer Parallelnennung hervorgeht – auf die Herrschaft des Hauses Anjou (Angiovinen) über Sizilien (1265/66–1282) und das König-

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§  14. Das seinem primären Sinn nach autoritär gedeutete charismatische Legitimätsprinzip kann antiautoritär umgedeutet werden. Denn die tatsächliche Geltung | der charismatischen Autorität ruht in der Tat gänzlich auf der durch „Bewährung“ bedingten Anerkennung durch die Beherrschten, die freilich dem charismatisch Qualifizierten und deshalb Legitimen gegenüber pflichtmäßig ist. Bei zunehmender Rationalisierung der Verbandsbeziehungen liegt es aber nahe: daß diese Anerkennung, statt als Folge der Legitimität, als Legitimitätsgrund angesehen wird (demokratische Legitimität), die (etwaige) Designation durch den Verwaltungsstab als „Vorwahl“, durch den Vorgänger als „Vorschlag“, die Anerkennung der Gemeinde selbst als „Wahl“. Der kraft Eigencharisma legitime Herr wird dann zu einem Herren von Gnaden der Beherrschten, den diese (formal) frei nach Belieben wählen und setzen, eventuell auch: absetzen, – wie ja der Verlust des Charisma und seinerk Bewährung den Verlust der genuinen Legitimität nach sich gezogen hatte. Der Herr ist nun der frei gewählte Führer. Ebenso entwickelt sich die Anerkennung charismatischer Rechtsweisungen durch die Gemeinde dann zu der Vorstellung: daß die Gemeinde Recht nach ihrem Belieben setzen, anerkennen und abschaffen könne, sowohl generell wie für den einzelnen Fall, – während die Fälle von Streit über das „richtige“ Recht in der genuin charismatischen Herrschaft zwar faktisch oft durch Gemeindeentscheid, aber unter dem psychologischen Druck: daß es nur eine pflichtmäßige und richtige Entscheidung gebe, erledigt wurden. Damit nähert sich die Behandlung des Rechts der legalen Vorstellung. Der wichtigste Übergangstypus ist: die plebiszitäre Herrschaft. Sie hat ihre meisten Typen in dem „Parteiführertum“ im modernen Staat. Aber sie besteht überall da, wo der k  A: seine reich Neapel (1282–1435). Vgl. dazu Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.  287 mit Hg.-Anm.  3. 60  Die Gliederungsziffer 6. ist doppelt vergeben, vgl. oben, S.  513, sowie die Erläuterungen im Editorischen Bericht, oben, S.  104 mit Anm. 50.

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Herr sich als Vertrauensmann der Massen legitimiert fühlt und als solcher anerkannt ist. Das adäquate Mittel dazu ist das Plebiszit. In den klassischen Fällen beider Napoleons ist es nach gewaltsamer Eroberung der Staatsgewalt angewendet, bei dem zweiten nach Prestige-Verlusten erneut angerufen worden.61 Gleichgültig (an dieser Stelle), wie man seinen Realitätswert veranschlagt: es ist jedenfalls formal das spezifische Mittel der Ableitung der Legitimität der Herrschaft aus dem (formal und der Fiktion nach) freien Vertrauen der Beherrschten. Das „Wahl“-Prinzip, einmal, als Umdeutung des Charisma, auf den Herren angewendet, kann auch auf den Verwaltungsstab angewendet werden. Wahlbeamte, legitim kraft Vertrauens der Beherrschten, daher abberufbar durch Erklärung des Mißtrauens dieser, sind in „Demokratien“ bestimmter Art, z. B. Amerika,62 typisch. Sie sind keine „bureaukratischen“ Figuren. Sie stehen in ihrer Stellung, weil selbständig legitimiert, in schwacher hierarchischer Unterordnung und mit vom „Vorgesetzten“ nicht beeinflußbaren Chancen des Aufrückens und der Verwendung (Analogien in den Fällen mehrfacher, qualitativ besonderter Charismata, wie sie z. B. zwischen Dalai Lama und Taschi Lama bestehen).63 Eine aus ihnen zusammengesetzte 61  Nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November 1799) ließ Napoleon die neue Konsularverfassung – eigentlich eine demokratisch verschleierte Militärdiktatur – und sich selbst als Ersten Konsul per Plebiszit bestätigen (vgl. dazu Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  539). Sein Neffe Napoleon III. veranlaßte am 7. November 1852 ein Plebiszit, um seinen Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 legalisieren zu lassen. Ein weiteres Plebiszit am 8. Mai 1870 wies dem Kaiser im parlamentarisierten Regierungssystem eine herausragende Stellung zu. Vgl. Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  499. 62  Weber dürfte hier insbesondere an das Abberufungsreferendum („recall“ bzw. „recall election“) denken, das 1903 zuerst in Los Angeles und 1908 in den US-Bundesstaaten Michigan und Oregon eingeführt wurde. 63  Die beiden geistlichen Oberhäupter des tibetischen Lamaismus wurden als Bodhisattva-Inkarnationen verehrt, wodurch sich unterschiedliche Funktionen ergaben. Der Dalai Lama, der Superior des größten buddhistischen Klosters in Tibet, der Potala in Lhasa, galt seit 1439 als eine Inkarnation des Bodhisattva Avalokites’vara, während der Taschi-Lama, der Superior des ebenfalls bedeutenden Klosters bKra-s’ is lhun-po in Südtibet, als eine Inkarnation des Bodhisattva Amita¯ bha verehrt wurde. Der an Heiligkeit höherstehende Dalai Lama war der politisch bedeutsamere und auch (bis 1959) Staatsoberhaupt Tibets, während von dem Taschi-Lama „mehr die exemplarische Leitung des religiösen Lebens“ erwartet wurde. Vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  454 f. mit Hg.-Erläuterungen, und Weber, Notizen, MWG I/22-4, S.  712.

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Verwaltung steht als „Präzisionsinstrument“ technisch weit hinter der bureaukratisch aus ernannten Beamten gebildeten zurück. 5

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1. Die „plebiszitäre Demokratie“ – der wichtigste Typus der FührerDemokratie – ist ihrem genuinen Sinn nach eine Art der charismatischen Herrschaft, die sich unter der Form einer vom Willen der Beherrschten abgeleiteten und nur durch ihn fortbestehenden Legitimität verbirgt. Der Führer (Demagoge) herrscht tatsächlich kraft der Anhänglichkeit und des Vertrauens seiner politischen Gefolgschaft zu seiner Person als solcher. Zunächst: über die für ihn geworbenen Anhänger[,] weiterhin, im Fall diese ihm die Herrschaft verschaffen, innerhalb des Verbandes. Den Typus geben die Diktatoren der antiken und modernen Revolutionen: die hellenischen Aisymneten, Tyrannen und Demagogen, in Rom Gracchus64 und seine Nachfolger, in den italienischen Städtestaaten die Capitani del popolo und Bürgermeister65 (Typus für Deutschland: die Zürcher demokratische Diktatur),66 in den modernen Staaten die Diktatur Cromwells, der revolutionären Gewalthaber und der plebiszitäre Imperialismus in Frankreich. Wo immer überhaupt nach Legitimität dieser Herrschaftsform gestrebt 64  Von den beiden Gracchen dürfte hier der jüngere und „in der Popularität der Massen“ hochstehende Gaius gemeint sein. Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  672. 65  Der capitano del popolo war seit der Mitte des 13. Jahrhunderts der „höchste Beamte“ des „popolo“, einer politischen Sondergemeinde innerhalb der meisten großen Stadtkommunen Oberitaliens. Er wurde zunächst – meist – jährlich gewählt und war mit den militärischen, gerichtlichen und Verwaltungsaufgaben des popolo betraut. In vielen Fällen entwickelte sich seine kontrollierende Funktion gegenüber dem Podestà, dem Stadtvogt oder – wie Weber schreibt – Bürgermeister, zu einer offiziell anerkannten Amtsstellung an der Spitze der Kommune. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  200 ff., aber auch Salzer, Ernst, Über die Anfänge der Signorie in Oberitalien. Ein Beitrag zur italienischen Verfassungsgeschichte. – Berlin: E. Ebering 1900, bes. S.  144 ff. (hinfort: Salzer, Signorie). 66 Gemeint ist – wie aus Parallelerwähnungen in Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  199 mit Hg.-Anm.  2, sowie aus den Mit- und Nachschriften zu Weber, Wirtschaftsgeschichte, MWG III/6, S.  501, hervorgeht – das Stadtregiment unter Ritter Rudolf Brun (ca. 1290/1300–1360). Dieser hatte am 7. Juni 1336 mit Unterstützung der bis dahin nahezu rechtlosen Handwerker und eines Teils der Ratsherren den alten, von der Kaufmannschaft gestützten Rat der Stadt Zürich stürzen können. Am folgenden Tag wurde er durch eine Volksversammlung zum ersten Bürgermeister Zürichs „mit unumschränkter Gewalt“ auf Lebenszeit gewählt. Er entwarf eine neue Rats- und Zunftverfassung, die bis 1798 gültig war. Durch zwei frühmittelalterliche geistliche Stiftungen im Stadtgebiet war Zürich als Reichsvogtei und seit 1262 als reichsunmittelbare Stadt mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation verbunden. Dies erklärt Webers Zuordnung zu Deutschland. Vgl. Dändliker, Karl, Art. Brun, Rudolf B., in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band  3. – Leipzig: Duncker & Humblot 1876, S.  438 f., Zitat: S.  439.

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wurde, wurde sie in der plebiszitären Anerkennung durch das souveräne Volk gesucht. Der persönliche Verwaltungsstab wird charismatisch, aus A 157 begabten Plebejern, rekrutiert (bei Cromwell unter Berücksichtigung | der religiösen Qualifikation,67 bei Robespierre neben der persönlichen Verläßlichkeit auch gewisser „ethischer“ Qualitäten,68 bei Napoleon ausschließlich nach der persönlichen Begabung und Verwendbarkeit für die Zwecke der kaiserlichen „Herrschaft des Genies“).69 Er trägt auf der Höhe der revolutionären Diktatur den Charakter der Verwaltung kraft reinen Gelegenheitsmandats auf Widerruf (so in der Agenten-Verwaltung der Zeit der Wohlfahrtsausschüsse).70 Auch den durch die Reformbewegungen in den amerikanischen Städten hochgekommenen Kommunaldiktatoren hat die eigne freie Anstellung ihrer Hilfskräfte eingeräumt werden müssen.71 Die

67  Oliver Cromwell nominierte die 144 Mitglieder des Barebone’s Parliament („Parlament der Heiligen“). In dem Einladungsschreiben vom 6. Juni 1653 hieß es: „[…] it became necessary, that the peace, safety and good government of this Commonwealth should be provided for: And in order thereunto, divers Persons fearing God, and of approved Fidelity and Honesty, are, by myself with the advice of my Council of Officers, nominated“. Vgl. Oliver Cromwell’s Letters and Speeches: With elucidations, edited by Thomas Carlyle, Vol.  2, second edition. – London: Chapman and Hall 1846, S.  386 f., Zitat: S.  386. 68 Zu den engsten Vertrauten Robespierres zählten Antoine de Saint-Just (1767– 1794) und Georges Couthon (1755–1794), die ihre revolutionären Ziele mit einer rigoristischen Tugend-Ethik und dem Kult des „l’être suprême“ verbanden. Vgl. auch Weber, Staat und Hierokratie, MWG I/22-4, S.  679 mit Hg.-Anm.  44. 69  Napoleon I. berief die tüchtigsten Beamten in seinen Staatsrat. Die Mitglieder waren von ihm frei ernennbar und absetzbar. Der Staatsrat war nicht nur Beratungsgremium und Führungsorgan der Verwaltung, sondern auch Eliteschmiede für den Verwaltungsnachwuchs. Vgl. Mayer, Otto, Theorie des Französischen Verwaltungsrechts. – Straßburg: Karl J. Trübner 1886, S.  72 f., 48 (hinfort: Mayer, Französisches Verwaltungsrecht). Zu Napoleons „Herrschaft des Genies“ vgl. oben, S.  495 mit Hg.-Anm.  23. 70 Am 6. April 1793 wurde der Wohlfahrtsausschuß („Comité de salut public“) als Exekutivorgan des Nationalkonvents eingesetzt. Unter Robespierre galt er als Instrument des Schreckens (bis zum 27. Juli 1794). Die „agents nationaux“ wurden als Exekutivbeamte in die Provinzen geschickt, hatten dort aber vor allem die Aufgabe, revolutionsfeindliche Personen zu enttarnen und im vierzehntägigen Abstand dem Wohlfahrtsausschuß Bericht zu erstatten. 71  Im Zuge der Korruptionsbekämpfung begannen die Ostküstenstädte – Brooklyn, Boston, New York – in den Jahren 1882–1885 die Bürgermeister (mayors) mit außerordentlichen Vollmachten auszustatten. Die von den Stadtbewohnern direkt gewählten mayors konnten städtische Beamte nach eigenem Willen ein- oder absetzen und sich über Entscheidungen des Stadtrates hinwegsetzen. Ostrogorski nennt sie daher „municipal dictator[s]“ (vgl. Ostrogorski, Moisei Jakolevich, Democracy and the Organization of Political Parties, vol. 2. – London: Macmillan & Co. 1902, S.  522 f.; hinfort: Ostrogorski, Political Parties II). Seth Low, Bürgermeister von Brooklyn (1881–85), sah in der Ernennung von „unimportant officers“ eher eine Schmälerung der Volksmacht und reklamierte diese für den mayor (vgl. Bryce, James, The American Commonwealth, 2

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traditionale Legitimität ebenso wie die formale Legalität werden von der revolutionären Diktatur gleichmäßig ignoriert. Die nach materialen Gerechtigkeitsgründen, utilitarischen Zwecken und Staatsnutzen verfahrende Justiz und Verwaltung der patriarchalen Herrschaft findet in den Revolutionstribunalen und den materialen Gerechtigkeitspostulaten der radikalen Demokratie in der Antike und im modernen Sozialismus ihre entsprechende Parallele (wovon in der Rechtssoziologie zu handeln ist).72 Die Veralltäglichung des revolutionären Charisma zeigt dann ähnliche Umbildungen wiel der entsprechende Prozeß sonst zutage fördert: so das englische Soldheer als Rückstand des Freiwilligkeitsprinzips des Glau­ benskämpfer­heeres,73 das französische Präfektensystem als Rückstand der charismatischen Verwaltung der revolutionären plebiszitären Diktatur.74 2. Der Wahlbeamte bedeutet überall die radikale Umdeutung der Herrenstellung des charismatischen Führers in einen „Diener“ der Beherrschten. Innerhalb einer technisch rationalen Bureaukratie hat er keine Stätte. Denn da er nicht von dem „Vorgesetzten“ ernannt ist, nicht in seinen Avancementschancen von ihm abhängt, sondern seine Stellung der Gunst der Beherrschten verdankt, so ist sein Interesse an prompter Disziplin, um den Beifall der Vorgesetzten zu verdienen, gering; er wirkt daher wie eine „autokephale“ Herrschaft. Eine technisch hochgradige Leistung läßt sich daher mit einem gewählten Beamtenstabe in aller Regel nicht erzielen. (Der Vergleich der Wahlbeamten der amerikanischen Einzelstaaten mit den ernannten Beamten der Union und ebenso die Erfahrungen mit den kommunalen Wahlbeamten gegenüber den von den plebiszitären Reform-

l  Zu erwarten wäre: wie sie vols., 2nd edition. – London, New York: Macmillan and Co. 1890 (hinfort: Bryce, American Commonwealth I-II2), hier: vol. I, S.  614, Anm.  2 und S.  594 ff.). 72  Entsprechende Ausführungen über das materiale Naturrecht in Antike und modernem Sozialismus sind nicht überliefert. Jedoch finden sich Ansätze in der älteren Fassung der „Rechtssoziologie“, §  7 „Die formalen Qualitäten des revolutionär geschaffenen Rechts“, MWG I/22-3, bes. S.  603–609. 73  Während des englischen Bürgerkrieges baute Oliver Cromwell ein diszipliniertes, aus puritanischen Gläubigen und Revolutionsanhängern bestehendes Reiterheer (die sog. „ironsides“) auf. Dieses diente als Vorbild für die New Model Army (1645–60), die als erstes stehendes Heer in der englischen Geschichte dem Parlament unterstand. 74  Die Präfekten, durch die Verfassung vom 22. Frimaire VIII (14. Dezember 1799) und ein Gesetz vom 28. Pluviôse VIII (8. Februar 1800) geschaffen, waren die Leiter der Departementsverwaltungen und zugleich die Vertreter des Departements als öffentlicher Körperschaft. Sie wurden vom Staatsoberhaupt ernannt, ohne Anstellungsbedingungen, und waren ebenso frei absetzbar. Vgl. Mayer, Französisches Verwaltungsrecht (wie oben, S.  536, Anm.  69), S.  54 f.

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Mayors nach eigenem Ermessen bestellten Committees sind Beispiele.)75 Dem Typus der plebiszitären Führerdemokratie stehen die (später zu besprechenden)76 Typen der führerlosen Demokratie gegenüber, welche durch das Streben nach Minimisierung der Herrschaft des Menschen über den Menschen charakterisiert ist. Der Führerdemokratie ist dabei im allgemeinen der naturgemäße emotionale Charakter der Hingabe und des Vertrauens zum Führer charakteristisch, aus welchem die Neigung, dem Außeralltäglichen, Meistversprechenden, am stärksten mit Reizmitteln Arbeitenden als Führer zu folgen, hervorzugehen pflegt. Der utopische Einschlag aller Revolutionen hat hier seine naturgemäße Grundlage. Hier liegt auch die Schranke der Rationalität dieser Verwaltung in moderner Zeit, – die auch in Amerika nicht immer den Erwartungen entsprach.

Beziehung zur Wirtschaft: 1. Die antiautoritäre Umdeutung des Charisma führt normalerweise in die Bahn der Rationalität. Der plebiszitäre Herrscher wird regelmäßig sich auf einen prompt und reibungslos fungierenden Beamtenstab zu stützen suchen. Die Beherrschten wird er entweder durch kriegerischen Ruhm und Ehre oder durch Förderung ihres materiellen Wohlseins – unter Umständen durch den Versuch der Kombination beider – an sein Charisma als „bewährt“ zu binden suchen. Zertrümmerung der traditionalen, feudalen, patrimonialen und sonstigen autoritären Gewalten und Vorzugschancen wird sein erstes, Schaffung von ökonomischen Interessen, die mit ihm durch Legitimitäts-Solidarität verbunden sind, sein zweites Ziel sein. Sofern er dabei der Formalisierung und Legalisierung des Rechts sich bedient, kann er die „formal“ rationale Wirtschaft in hohem Grade fördern. 2. Für die (formale) Rationalität der Wirtschaft schwächend werden plebiszitäre Gewalten leicht insofern, als ihre Legitimitätsabhängigkeit von dem Glauben und der Hingabe der Mas75  In den meisten US-Einzelstaaten wurden der Gouverneur, die hohen Staatsbeamten und die Richter direkt vom Volk gewählt, während im Bundesstaat die Beamtenund Richterernennungen dem Präsidenten (mit Zustimmung des Senates) zustanden. Zur kritischen Einschätzung beider Systeme, die zunehmend durch Parteirücksichten geprägt wurden, gerade auch auf kommunaler Ebene, vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  164 f. mit Hg.-Anmerkungen. 76  In Kap. III, §  15, unten, S.  553, und Kap. III, §  22, S.  588, finden sich zwar kurze Erwähnungen, systematische Ausführungen fehlen aber, siehe dazu auch den Verweis auf S.  553 mit Hg.-Anm.  37.

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sen sie umgekehrt zwingt: materiale Gerechtigkeitspostulate auch wirtschaftlich zu vertreten, also: den formalen Charakter der Justiz und Verwaltung durch eine materiale („Kadi“-) Justiz (Revolutionstribunale, Bezugscheinsysteme, alle Arten von rationierter und kontrollierter Produktion und Konsumtion) zu durchbrechen. Insoweit er also sozialer Diktator ist, was an moderne sozia|listische Formen nicht gebunden ist. Wann dies der Fall ist und mit welchen Folgen[,] ist hier noch nicht zu erörtern.77 3. Das Wahl-Beamtentum ist eine Quelle der Störung formal rationaler Wirtschaft, weil es regelmäßig Parteibeamtentum, nicht fachgeschultes Berufsbeamtentum ist, und weil die Chancen der Abberufung oder der Nichtwiederwahl es an streng sachlicher und um die Konsequenzen unbekümmerter Justiz und Verwaltung hindern. Es hemmt die (formal) rationale Wirtschaft nur da nicht erkennbar, wo deren Chancen infolge der Möglichkeit, durch Anwendung technischer und ökonomischer Errungenschaften alter Kulturen auf Neuland mit noch nicht appropriierten Beschaffungsmitteln zu wirtschaften, hinlänglich weiten Spielraum lassen, um die dann fast unvermeidliche Korruption der Wahlbeamten als Spesen mit in Rechnung zu stellen und dennoch Gewinne größten Umfanges zu erzielen. Für Abschnitt 1 bildet der Bonapartismus das klassische Paradigma. Unter Nap[oleon] I.: Code Napoleon, Zwangserbteilung,78 Zerstörung aller überkommenen Gewalten überall in der Welt, dagegen Lehen für verdiente Würdenträger; zwar der Soldat alles, der Bürger nichts, aber dafür: gloire und – im ganzen – leidliche Versorgung des Kleinbürgertums. Unter Nap[oleon] III.: ausgeprägte Fortsetzung der bürgerköniglichen 77  Der Bezug ist unklar. Umfassendere Ausführungen, auch die unten, S.  542 mit Hg.Anm. 88, angekündigte „Sonderdarstellung“, sind nicht überliefert. 78  Der Code Napoleon (eigentlich: Code civil) trat 1804 in Kraft und galt auch in den von Napoleon besiegten und annektierten Ländern, z. B. im Königreich Italien und in den linksrheinischen deutschen Gebieten. In über 2000 Artikeln regelte er die Rechte der Bürger, vom Ehe-, Scheidungs- und Erbrecht über Gewerbefreiheit und freie Berufswahl bis hin zur Trennung von Staat und Kirche. Die „Zwangserbteilung“ ist in Art.  913 und 919 geregelt und gesteht dem Erblasser nur über einen Teil seines Vermögens die freie testamentarische Verfügung zu („quotité disponible“). Frau und Kinder waren zunächst mit einem gesetzlich festgelegten und abgestuften Anteil zu berücksichtigen. Vgl. dazu Weber, Geschichte der Handelsgesellschaften, MWG I/1, S.  199 mit Hg.-Anm.  36.

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Parole „enrichissez-vous“,79 Riesenbauten, Créditm mobilier,80 mit den bekannten Folgen. Für Abschnitt 2 ist die griechische „Demokratie“ der perikleischen und nachperikleischen Zeit81 ein klassisches Beispiel. Prozesse wurden nicht, wie der römische, von dem vom Prätor bindend instruierten oder gesetzgebundenen Einzelgeschworenen und nach formalem Recht entschieden. Sondern von der nach „materialer“ Gerechtigkeit, in Wahrheit: nach Tränen, Schmeicheleien, demagogischen Invektiven und Witzen entscheidenden Heliaia (man sehe die „Prozeßreden“ der attischen Rhetoren,82 – sie finden in Rom nur in politischen Prozessen: Cicero, eine Analogie).83 Die Unmöglichkeit der Entwicklung eines formalen Rechts und einer formalen Rechtswissenschaft römischer Art war die Folge. Denn die Heliaia war „Volksgericht“ ganz ebenso wie die „Revolutionsgerichte“ der französischen und der deutschen (Räte-)Revolution, welche keineswegs nur politisch relevante Prozesse vor ihre Laien-Tribunale zogen.84 Dagegen hat m  A: Credit 79  Die Parole „enrichissez vous“ wurde unter Bürgerkönig Louis Philipp ausgegeben, angeblich zuerst von dessen Minister Guillaume Guizot am 1. März 1843 in der französischen Abgeordnetenkammer. 80  Die „Société générale du Crédit mobilier“, 1852 als Anlage- und Gründungsbank in Paris gegründet, sollte vor allem zur Finanzierung des Eisenbahnbaus und Großprojekten des In- und Auslandes dienen. In den Krisen 1856/57 und 1864 machten Zeitgenossen häufig den Crédit Mobilier und seine Spekulationsgeschäfte allein verantwortlich. 1867 wurde das Unternehmen umgestaltet und 1902 liquidiert. 81  Perikles übertrug alle richterliche Gewalt auf das Volksgericht (Heliaia), führte Tagegelder für Geschworene ein und ließ die dritte Bürgerklasse (Zeugiten) zum Ältestenrat (Archontat) zu. Er gilt daher als Vollender der sogenannten radikalen Demokratie, die von seinen Nachfolgern – mit einer kurzen Unterbrechung – bis zur Herrschaft der 30 Tyrannen (404/3 v.Chr.) fortgesetzt wurde. (Vgl. Eduard Meyer, Geschichte des Alterthums, Band  3, 1.  Aufl. – Stuttgart: J. G. Cotta 1901, S.  571–573; hinfort: Meyer, Geschichte des Alterthums III1). Weber bezeichnet diese Phase als „Demokratie“, setzt also Anführungszeichen, um Verwechslungen mit dem modernen Begriff auszuschließen (vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  232 mit Hg.-Anm.  54). 82  Die berühmtesten Redner vor dem attischen Volksgericht (Heliaia) waren Lysias (um 445–380 v.Chr.), Lykurgos (ca. 390–324 v.Chr.) und Demosthenes (384–322 v. Chr.), wobei die von Max Weber aufgezählten Beeinflussungsstrategien am meisten auf Lysias zutreffen. Vgl. auch Burckhardt, Jakob, Griechische Kulturgeschichte, 2.  Aufl. in 4 Bänden, hg. v. Jakob Oeri. – Berlin, Stuttgart: W. Spemann [1898–1902], Band  1 [1898], S.  237 f. und Band  3 [1900], S.  337–339. 83  Hierbei dürfte Weber insbesondere an die „Verrinischen Reden“ gedacht haben. Cicero trat nur ein einziges Mal als Ankläger in einem Strafprozeß auf, im Jahr 70 v. Chr. gegen den ehemaligen Proprätor von Sizilien, Gaius Verres, der wegen räuberischer Erpressung angeklagt war. Vgl. die Parallelerwähnung in Weber, Recht, MWG I/22-3, S.  502. 84  Revolutionsgerichte sind außerordentliche Strafgerichte mit verkürzten Verfahren. Während der Französischen Revolution wurde ein Revolutionstribunal vor allem zur

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keine englische Revolution je die Justiz, außer für hochpolitische Prozesse, angetastet.85 Allerdings war dafür die Friedensrichterjustiz meist Kadijustiz, – aber nur soweit sie die Interessen der Besitzenden nicht berührte, also: Polizeicharakter hatte.86 Für Abschnitt 3 ist die nordamerikanische Union das Paradigma. Auf die Frage: warum sie sich von oft bestechlichen Parteileuten regieren ließen? antworteten mir anglo-amerikanische Arbeiter noch vor 16 Jahren: weil „our big country“ solche Chancen böte, daß, auch wenn Millionen gestohlen, erpreßt und unterschlagen würden, doch noch Verdienst genug bleibe, und weil diese „professionals“n eine Kaste seien, auf die „wir“ (die Arbeiter) „spucken“, während Fachbeamte deutscher Art eine Kaste sein würden, die „auf die Arbeiter spucken“ würden.87

n  A: „professionels“ schnellen Aburteilung von politischen Gegnern installiert und unter Robespierre zu einem Instrument des terreur ausgebaut. Das Tribunal bestand vom 10. März 1793 bis zum 31. Mai 1795. – In Deutschland gab es während der bayerischen Rätezeit im April 1919 ein Revolutionstribunal. Seine Mitglieder waren Laien, nach Parteizugehörigkeit und politischer Richtung ausgewählt und zunächst durch Rechtsanwälte beraten. Geahndet werden sollten Verstöße gegen die Grundsätze der Revolution, tatsächlich befaßte sich das Gericht aber vor allem mit Eigentumsdelikten (Diebstahl und Plünderungen) sowie Schiebung und Ausweisfälschung, nicht mit „Bluturteilen“, wie Radikale forderten. 85  Durch die „bill of attainder“ erhielt das Parlament in Einzelfällen die Befugnis, bestimmte Personen ohne gerichtliches Verfahren zu vernehmen und zu verurteilen. Diese politischen Prozesse kamen nur selten vor, häufiger allerdings in den Jahren des englischen Bürgerkrieges. Vgl. Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S. 213, Anm. 18), S.  361 f., der darin allerdings ein Instrument der absoluten Staatsmacht sah. 86  Die englische Lokalverwaltung lag seit dem 13. Jahrhundert zu großen Teilen in den Händen der in der Grafschaft ansässigen Grundherren. Die vom König ernannten Friedensrichter richteten in Zivil- und Strafsachen. Wie willkürlich die Urteile dieser Laienrichter ausfallen konnten, stellte der Jurist Albrecht Mendelssohn Bartholdy anhand von Urteilen für die Jahre 1906/07 zusammen. Vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  189, mit direkter Referenz auf Mendelssohn Bartholdy, Albrecht, Das Imperium des Richters. Ein Versuch kasuistischer Darstellung nach dem englischen Rechtsleben im Jahre 1906/7 nebst zwei Anhängen […]. – Straßburg: Karl J. Trübner 1908. 87  Max Weber bezieht sich hier offenbar auf Gespräche, die er während seiner USAReise (August bis November 1904) geführt hat und die er auch in seinem Wiener Vortrag „Der Sozialismus“ erwähnte (vgl. Weber, Sozialismus, MWG I/15, S.  604). Die Aussage könnte auf Jerome F. Healy, den Schatzmeister der New York City Typographical Union No.  6, zurückgehen. Max und Marianne Weber hatten ihn am 10. November in New York besucht (vgl. Scaff, Lawrence A., Max Weber in America. – Princeton: Princeton University Press 2011, S.  176, 256, sowie den Reisebrief von Max und Marianne Weber vom 11. November 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446; MWG II/4). Inhaltlich deckt sich Webers Aussage mit der von James Bryce, daß die Amerikaner den Amtsträger daran mahnen, „that he is the servant

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Alle Einzelheiten der Zusammenhänge mit der Wirtschaft gehören in die Sonderdarstellung weiter unten,88 nicht hierher.

7. Kollegialität und Gewaltenteilung.

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§  15. Eine Herrschaft kann traditional oder rational durch besondere Mittel begrenzt und beschränkt sein.

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Von der Tatsache der Beschränkung der Herrschaft durch die Traditions- oder Satzungsgebundenheit als solcher ist also hier nicht die Rede. Sie ist in dem Gesagten (§§o  3 ff.) schon miterörtert.1 Sondern hier handelt es sich um spezifische, die Herrschaft beschränkende soziale Beziehungen und Verbände.

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1. Eine patrimoniale oder feudale Herrschaft ist beschränkt durch ständische Privilegien, im Höchstmaß durch die ständische Gewaltenteilung (§  8), – Verhältnisse, von denen schon die Rede war.2 2. Eine bureaukratische Herrschaft kann beschränkt sein (und muß gerade bei vollster Entwicklung des Legalitätstypus normalerweise beschränkt sein, da|mit nur nach Regeln verwaltet werde)p durch Behörden, welche zu Eigenrecht neben der bureaukratischen Hierarchie stehen und: a) die Kontrolle und eventuelle Nachprüfung der Innehaltung der Satzungen, oder: b) auch das Monopol der Schaffung aller oder der für das Ausmaß der Verfügungsfreiheit der Beamten maßgeblichen Satzungen, eventuell und vor allem: c) auch das Monopol der Bewilligung der für die Verwaltung nötigen Mittel besitzen. Von diesen Mitteln ist weiterhin gesondert zu reden (§  16).3 o A: (§  p A: werde), of the people and not their master, like the bureaucrats of Europe“. Vgl. Bryce, American Commonwealth II2 (wie oben, S.  536 f., Anm.  71), S.  128. 88  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 1  Kap. III, §§  3 bis 9, oben, S.  455–485. 2  Gemeint ist § 9 (nicht: 8), oben, S.  484, Punkt 4. 3  Kap. III, §  16, unten, S.  562 ff.

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3. Jede Art von Herrschaft kann ihres monokratischen, an eine Person gebundenen Charakters entkleidet sein durch das Kollegialitätsprinzip. Dieses selbst aber kann ganz verschiedenen Sinn haben. Nämlich: a) den Sinn: daß neben monokratischen Inhabern von Herrengewalten andre ebenfalls monokratische Gewalthaber stehen, denen Tradition oder Satzung wirksam die Möglichkeit gibt, als Aufschubs- oder Kassationsinstanzen gegen Verfügungen jener zu fungieren (Kassations-Kollegialität). Wichtigste Beispiele: der Tribun (und ursprünglich: Ephore) der Antike, der capitano del popolo des Mittelalters,4 der Arbeiter- und Soldatenrat und seine Vertrauensmänner in der Zeit nach dem 9. November 1918 bis zur Emanzipation der regulären Verwaltung von dieser, zur „Gegenzeichnung“ berechtigten, Kontrollinstanz.5

Oder: b) den ganz entgegengesetzten Sinn: daß Verfügungen von Behörden nicht monokratischen Charakters, nach vorgängiger Beratung und Abstimmung, erlassen werden, daß also laut Satzung nicht ein einzelner, sondern eine Mehrheit von einzelnen zusammenwirken muß, damit eine bindende Verfügung zustande kommt (Leistungs-Kollegialität). Es kann dann gelten: α. Einstimmigkeitsprinzip, oder: 4  Max Weber nennt hier die Vertreter von Sonderverbandsbildungen, die das Recht hatten, Beschlüsse oder Gerichtsurteile der legitimen Vertreter des Gesamtverbandes aufzuheben. Dies waren in Rom die Tribunen (im Gegensatz zu den consules), in Sparta die fünf Ephoren (im Gegensatz zu den beiden Königen) und in den mittelalterlichen italienischen Stadtgemeinden der capitano del popolo (im Gegensatz zum podestà). In Rom und den italienischen Kommunen waren sie Vertreter der nicht-adeligen Schichten (der Plebs und des popolo). Aus einer „Art von tribuzinischem Hilfs- und Kontrollrecht gegenüber den Kommunalbehörden“ entwickelten sie sich zu einer Kassationsinstanz. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  200–202, 208–214, Zitat: S.  208, dort auch die Nachweise und die Erläuterung des Herausgebers, ebd. S.  32 f. 5  Am 10. November 1918 wurden in Berlin der Rat der Volksbeauftragten (bestehend aus SPD- und USPD-Mitgliedern) und der Vollzugsrat als Organ der Arbeiter- und Soldatenräte bestätigt. Die Exekutive ging an den Rat der Volksbeauftragten, während dem Vollzugsrat die Kontrolle der Reichsverwaltung zufiel. Noch in seiner Eigenschaft als Reichskanzler setzte Friedrich Ebert durch, daß Eingriffe in die Verwaltung durch die Vertrauensleute des Vollzugsrats unterbunden wurden. In manchen Ländern kontrollierten Beauftragte der Arbeiter- und Soldatenräte die Behörden bis hinunter zur Gemeindeebene z. B. durch die Gegenzeichnung von Verwaltungseingängen und -ausgängen.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

β. Mehrheitsprinzip.

c) Dem Fall a6 (Kassationskollegialität) entspricht im Effekt der Fall: daß zur Schwächung der monokratischen Gewalt mehrere, monokratische, gleichberechtigte Inhaber von Herrengewalten stehen, ohne Spezifizierung von Leistungen, so daß also bei Konkurrenz um Erledigung der gleichen Angelegenheit mechanische Mittel (Los, Turnus, Orakel, Eingreifen von Kontrollinstanzen: 2 a) entscheiden müssen, wer sie zu erledigen hat, und mit dem Effekt, daß jeder Gewalthaber Kassationsinstanz gegen jeden andren ist.

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Wichtigster Fall: die römische Kollegialität der legitimen Magistratur (Consul, Praetor).7

d) Dem Fall b (Leistungs-Kollegialität) steht noch nahe der Fall: daß in einer Behörde zwar ein material monokratischer primus inter pares vorhanden ist, Anordnungen aber normalerweise nur nach Beratung mit andren formal gleichgeordneten Mitgliedern erfolgen sollen und die Abweichung der Ansichten in wichtigen Fällen eine Sprengung des Kollegiums durch Austritte und damit eine Gefährdung der Stellung des monokratischen Herrn zur Folge hat (Leistungs-Kollegialität mit präeminentem Leiter). Wichtigster Fall: die Stellung des englischen „Prime Minister“ innerhalb des „Cabinet“. Diese hat bekanntlich sehr gewechselt. Der Formulierung nach entsprach sie aber material in den meisten Fällen der Epoche der Kabinettsregierung.8 6  Bezug ist 3a), oben, S.  543, Z.  5 ff. 7  Weber nennt hier die beiden höchsten Amtsträger (Magistrate) der Römischen Republik, die – im Gegensatz zu den Tribunen (oben, S.  543 mit Hg.-Anm.  4) – in der Staatsordnung vorgesehene („legitime“) Ämter der Gesamtgemeinde ausübten (vgl. dazu Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  209 mit Hg.-Anm.  32). Consul und Praetor hatten die höchste Befehlsgewalt (imperium) inne, wobei die beiden consules höher standen. Entscheidungen dieser Amtsträger konnten nur durch einen Inhaber eines höheroder gleichgestellten Imperiums kassiert werden. Die beiden jährlich gewählten consules besaßen ein wechselseitiges Interzessionsrecht (vgl. dazu unten, S.  556, Hg.-Anm.  48). 8  In der klassischen Zeit der englischen Kabinettsregierung, vom Beginn des 18. bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, stand in der Regel der Führer der herrschenden Partei und First Lord of the Treasury als Premierminister dem Kabinett, dem inneren Ausschuß des Staatsrates, vor. Das Amt selber war (bis 1905) rechtlich nicht verankert

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Nicht notwendig Abschwächung, sondern eventuell: eine Temperierung der Herrschaft im Sinn der Rationalisierung, bewirken beratende kollegiale Körperschaften neben monokratischen Herren. Aber sie können im Effekt | die Überhand über den Herren gewinnen. Insbesondere dann, wenn sie ständischen Charakters sind. – Hauptfälle: e) Dem Fall d steht nahe der andre: daß eine formal nur beratende Körperschaft beigeordnet ist einem monokratischen, durch ihre Entscheidungen überhaupt nicht gebundenen Herren, der nur, durch Tradition oder Satzung, zur Einholung ihres – formal unverbindlichen – Rats verpflichtet ist, dessen Mißachtung im Fall des Mißerfolgs ihn verantwortlich macht. Wichtigster Fall: Die Beiordnung des Senats als Beratungsinstanz der Magistrate, aus der sich faktisch dessen Herrschaft über die Magistrate entwickelte (durch die Kontrolle der Finanzen).9 Das Primäre war wohl ungefähr die geschilderte Auffassung. Aus der (faktischen) Finanzkontrolle, noch mehr aber aus der ständischen Identität von Senatoren und (formal) gewählten Beamten entwickelte sich die tatsächliche Bindung der Magistrate an Senatsbeschlüsse: das „si eis placeret“, welches deren Unverbindlichkeit ausdrückte, hieß später soviel wie etwa unser „gefälligst“ bei dringenden Anweisungen.10

f) Wiederum etwas anders stellt sich der Fall: daß in einer Behörde spezifizierte Kollegialität besteht, d. h. die Vorbereitung und der Vortrag der einzelnen zur Kompetenz gehörigen Angelegenheiten Fachmännern – eventuell bei der gleichen Angeleund die Stellung des Premiers daher eine schwankende, die vom Machtgefüge abhing. Phasenweise dominierten der König oder aber die Staatssekretäre das Kabinett und damit die Leitung der Regierungsgeschäfte. Vgl. Hatschek, Englisches Staatsrecht II (wie oben, S.  472, Anm.  58), S.  46–51. 9  Max Weber bezieht sich auf römische Verhältnisse. Der Senat hatte ursprünglich nur ein Beratungs- und Bestätigungsrecht für die höchsten Amtsträger. Während der Republik entwickelte sich aus der „vorgängige[n] Einwilligung des Senats für den magistratischen Zahlungsbefehl“ das Verfügungsrecht des Senates über die Staatskasse und daraus „die Fesselung der Magistratur“. Vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht III,23 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), S.  1026 ff., Zitate: S.  1031, 1043. 10  Die Redewendung „si eis placeret“ (wenn es ihnen gefiele) ist im klassischen Latein nicht belegt. Vermutlich meint Weber aber die Formel „si eis videatur“ oder „videretur“ (wenn es ihnen richtig erscheinen werde/würde), mit der der Senat seine Beschlüsse in Form eines Ersuchens an den Magistrat zurückleitete, selbst wenn er damit einen Befehl aussprach (vgl. Mommsen, ebd., S.  1027 mit Anm.  2).

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

genheit: verschiedenen – anvertraut ist, die Entscheidung aber durch Abstimmung der sämtlichen Beteiligten erfolgt. In den meisten Staatsräten und staatsratsartigen Bildungen der Vergangenheit war dies mehr oder minder rein der Fall (so im englischen Staatsrat der Zeit vor der Kabinettsherrschaft).11 Sie haben die Fürsten nie expropriiert, so groß ihre Macht zuweilen war. Im Gegenteil hat der Fürst unter Umständen versucht, auf den Staatsrat zurückzugreifen, um die KabinettsRegierung (der Parteiführer) abzuschütteln: so in England, vergeblich.12 Dagegen entspricht der Typus leidlich den Fachministerien des erbcharismatischen und des plebiszitär-gewaltenteilenden (amerikanischen) Typus, die vom Herren (König, Präsidenten) nach Ermessen ernannt werden, um ihn zu stützen.

g) Die spezifizierte Kollegialität kann eine bloß beratende Körperschaft sein, deren Voten und Gegenvoten dem Herren zur freien Entschließung vorgelegt werden (wie in lit.  c).13

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Der Unterschied ist dann nur: daß hier die Leistungsspezifikation am grundsätzlichstenq durchgeführt ist. Der Fall entspricht etwa der preußischen Praxis unter Friedrich Wilhelm I.14 Stets stützt dieser Zustand die Herrenmacht.

h) Der rational spezifizierten Kollegialität steht am schärfsten gegenüber die traditionale Kollegialität von „Ältesten“, deren kollegiale Erörterung als Garantie der Ermittelung des wirklich q A: grundsächlichsten 11  Der königliche Staatsrat als kollegialisches Gremium mit konkurrierenden Kompetenzen und Überzeugungen wurde unter Wilhelm III. (Kg. 1689–1702) in seiner Bedeutung durch den mit Parlamentariern besetzten Ministerrat (das erste Kabinett) abgelöst. Wilhelm Hasbach, Kabinettsregierung, S.  45, datiert dies auf das Jahr 1695, während man gemeinhin die Anfänge der Kabinettsregierung etwas unbestimmter auf den Beginn des 18. Jahrhunderts verlegt. Zum Staatsrat vgl. ebd., S.  38 ff. 12  In den Jahren 1858, 1864 und 1903 gab es Versuche, Verwaltungstätigkeiten vom Kabinett an den Staatsrat (das Privy Council) zu verlagern. Dies scheiterte am Widerspruch des Parlaments, dem das Kabinett verantwortlich ist. Vgl. Hatschek, Englisches Staatsrecht II (wie oben, S.  472, Anm.  58), S.  154 f. 13  Gemeint ist Buchstabe e), oben, S.  545, und nicht c). 14  Unter Friedrich Wilhelm I. waren die Regierungsaufgaben auf ein General-FinanzDirektorium, ein Justiz- und ein Auswärtiges Departement aufgeteilt. Der König nahm nicht an den Beratungen der Ressortchefs teil, sondern ließ sich durch Boten oder Schriftstücke unterrichten, um dann seine Entscheidung zu treffen. Der zuständige Minister hatte daraufhin die Verordnungen des Königs gegenzuzeichnen. Vgl. dazu auch Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  223.

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traditionalen Rechts angesehen wird, und eventuell: als Mittel der Erhaltung der Tradition gegen traditionswidrige Satzungen durch Kassation dient. 5

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Beispiele: viele der „Gerusien“ der Antike,15 für die Kassation: der Areopag in Athen,16 die „patres“ in Rom (allerdings primär dem Typus l – s. runten17 – zugehörig)r.

i) Eine Abschwächung der Herrschaft kann durch Anwendung des Kollegialprinzips auf die (sei es formal, sei es material) höchsten (ausschlaggebenden) Instanzen (den Herrn selbst) unternommen werden. Der Fall liegt in seiner Kasuistik durchaus gleichartig den von d bis g besprochenen. Die einzelnen Zuständigkeiten können a) im Turnus wechseln, oder b) dauernde „Ressorts“ einzelner bilden. Die Kollegialität besteht so lange, als die (formale) Mitwirkung aller zu legitimen Verfügungen erforderlich ist. | Wichtigste Beispiele: der Schweizer Bundesrat mit seiner nicht eindeu- A 161 tigen Ressortverteilung und dem Turnus-Prinzip;18 die revolutionären Kollegien der „Volksbeauftragten“ in Rußland, Ungarn, zeitweise Deutsch­ r–r A: unten) zugehörig 15  Gerusien bezeichnen die Ältestenräte, vor allem im dorischen Gebiet und Sparta. Sie hatten u. a. das Recht, Gesetzesvorlagen für die Volksversammlung zu erstellen und bestimmte Volksbeschlüsse zu annullieren (Plutarch, Lykurg 6). 16  Der Areopag war ursprünglich die oberste Aufsichtsbehörde in Athen, die über Recht, Sitte und Verwaltung wachte. Spätestens seit den kleisthenischen Reformen (508/7 v. Chr.) reduzierte sich seine Bedeutung auf die Kassation von Beschlüssen der Volksversammlung, insbesondere wenn diese gegen das göttliche Gesetz verstießen. Entmachtet wurde der Areopag endgültig durch Ephialtes (462/1 v. Chr.) und Perikles (458–450 v. Chr.). Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  500. 17  Unten, S.  551 f., Buchstabe l); dort aber nicht ausgeführt. Die ursprüngliche Gliederung des Senats dürfte – wie Mommsen, Römisches Staatsrecht III,23 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), S.  844 f., annimmt – auf „decuria“ (Zehnmännerschaft) zurückgehen (10x10 = 100 Senatoren bzw. patres), insofern könnte es sich um ein Beispiel der Verschmelzungskollegialität handeln. 18  Der Schweizer Bundesrat besteht aus sieben Mitgliedern. Die Geschäfte werden „nach Departementen unter die einzelnen Mitglieder verteilt“, die Entscheidung fällt aber der Bundesrat als kollegiale Behörde (Art.   103 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 29. Mai 1874). Der Vorsitzende (zugleich der Bundespräsident) wird jährlich aus dem Kreis der Bundesratsmitglieder gewählt (Art.  98 ebd.), der Wechsel findet turnusmäßig statt. Üblich war (bis 1918) auch ein Departementswechsel nach dem Rotationsprinzip, der aber verfassungsmäßig nicht vorgeschrieben war und daher auch ausgesetzt werden konnte. Vgl. auch Weber, Deutschlands künftige Staatsform, MWG I/16, S.  132 mit Hg.-Anm.  9.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

land,19 aus der Vergangenheit: der Venezianer „Rat der Elf“,20 die Kollegien der Anzianen21 usw.

Sehr viele Fälle der Kollegialität innerhalb patrimonialer oder feudaler Herrschaftsverbände sind entweder α. Fälle ständischer Gewaltenteilung (Kollegialität des ständischen Verwaltungsstabs oder der ständisch Appropriierten), – oder

19  Vorbild für das Funktionieren von revolutionären Kollegien war der „Rat der Volkskommissare“ in Rußland, der per Dekret am 27.10. (8./9.11.) 1917 eingeführt worden war und bis 1946 bestand. Die Verfassung der Russischen Föderativen Räterepublik vom 10. Juli 1918 sah 18 Volkskommissariate (Ministerien) vor, an deren Spitze jeweils ein Volkskommissar und ein Kollegium standen. Letztlich bestand eine kollektive Verantwortlichkeit der einzelnen Volkskommissare mit ihren Kollegien gegenüber dem Rat der Volkskommissare, so wie dieser wiederum als Ganzes gegenüber dem Zentralen Exekutivausschuß und dem Rätekongreß verantwortlich war. Vgl. Struthahn, Arnold [= Ps. für Karl Radek], Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Räte-Republik. – Zürich: Union Verlag 1918, S.  33 f. (= Abschnitte 42–46 der Verfassung). – In Ungarn regierten die Volkskommissare der Räterepublik unter Béla Kun vom 21. März bis 1. August 1919. – In Deutschland war der „Rat der Volksbeauftragten“ die am 10. November 1918 von den Berliner Arbeiter- und Soldatenräten bestätigte Regierung unter dem Vorsitz von Friedrich Ebert und Hugo Haase (nur bis zum 29. Dezember 1918). Mit der Konstituierung der Weimarer Nationalversammlung am 10. Februar 1919 trat der Rat zurück. In den deutschen Einzelstaaten bestanden die letzten Räteregierungen noch bis Mitte 1919. 20  Ein „Rat der Elf“ ist in der Literatur nicht belegt, allerdings scheint es sich auch nicht um eine Verwechslung mit dem späteren (1310 eingesetzten) „Rat der Zehn“ zu handeln (vgl. unten, S.  554, Anm.  40), da Weber den „Rat der Elf“ auch in der Vorlesung „Allgemeine Staatslehre und Politik. Staatssoziologie“ erwähnt (vgl. Weber, Staatssoziologie, MWG III/7, S.  110). Walter Lenel, auf den sich Weber in seiner „Stadt“-Studie stützt (Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  152 ff.), legt nahe, daß ein elfköpfiges, adeliges Wahlmännergremium bei der Dogenwahl 1172 mit dem „Rat der sapientes“ identisch gewesen sein könnte (Zitat: ebd.; vgl. auch Lenel, Walter, Die Entstehung der Vorherrschaft Venedigs an der Adria mit Beiträgen zur Verfassungsgeschichte. – Straßburg: Karl J. Trübner 1897, S.  107 ff.; ähnlich Kretschmayr, Heinrich, Geschichte von Venedig, Band  1. – Gotha: F. A. Perthes 1905, S.  324 f. und 340 f.). Die sapientes waren durch die Stadtbezirke bestimmte Patrizier, die im 12. Jahrhundert zu ständigen Beratern des Dogen auf allen Verwaltungsgebieten wurden und an dessen Entscheidungen mitwirkten oder diese zumindest bezeugten. Das Kollegium begrenzte sowohl die Macht des Dogen als auch die des popolo. 21  Die Kollegien der Anzianen (eigentlich: Ältestenräte) waren die Vertreter des popolo in den oberitalienischen Stadtkommunen. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Kontrollbehörde gegen die überhandnehmende Macht des podestà (des höchsten Amtsträgers der Kommunen) eingeführt. Diese These vertrat Salzer, Ernst, Über die Anfänge der Signorie in Oberitalien. Ein Beitrag zur italienischen Verfassungsgeschichte. – Berlin: E. Ebering 1900, S.  84–87.

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β. Fälle der Schaffung von mit dem Herren gegen die verge-

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sellschafteten ständischen Gewalthaber solidarischen kollegialen Vertretungen des patrimonialen Beamtentums (Staatsräte; Fall f oben);22 γ. Fälle der Schaffung von beratenden und unter Umständen beschließenden Körperschaften, denen der Herr präsidiert oder beiwohnt oder über deren Verhandlungen und Voten er unterrichtet wird und durch deren Zusammensetzung teils αα) aus fachmäßigen Kennern, teils ββ) aus Personen mit einem spezifischen ständischen Prestige er hoffen kann, seine – gegenüber den steigenden Fachanforderungen – zunehmend nur noch dilettantische Informiertheit soweit zu vervollkommnen, daß ihm eine begründete eigne Entscheidung möglich bleibt (Fall g oben).23 In den Fällen γ legt der Herr naturgemäß Gewicht auf Vertretung möglichst heterogener und eventuell entgegengesetzter αα) Fachmeinungen und ββ) Interessen, um     1. allseitig informiert zu sein, –     2. die Gegensätze gegeneinander ausspielen zu können. Im Fall β legt der Herr umgekehrt oft (nicht: immer) Gewicht auf Geschlossenheit der Meinungen und Stellungnahmen (Quelle der „solidarischen“ Ministerien und Kabinette in den sog. „konstitutionellen“ oder anderen effektiv gewaltenteilenden Staaten). Im Fall α wird das Kollegium, welches die Appropriation vertritt, Gewicht auf Einhelligkeit der Meinungen und Solidarität legen, sie aber nicht immer erzielen können, da jede Appropriation durch ständisches Privileg kollidierende Sonderinteressen schafft. Für α sind die Ständeversammlungen, ständischen Ausschüsse und die ihnen vorangehenden auch außerhalb des Okzidents häufigen Vasallenversammlungen (China)24 typisch. Für β die ersten, durchweg kollegialen, 22  Oben, S.  545 f., Punkt f). 23  Oben, S.  546, Punkt g). 24  Vasallenversammlungen sind für die chinesische Teilstaatenperiode (858–225 v. Chr.) belegt. Max Weber erwähnte bereits oben (S.  518 mit Hg.-Anm.  17) das „Fürsten-

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Behörden der entstehenden modernen Monarchie, zusammengesetzt vor allem (aber nicht nur) aus Juristen und Finanzexperten. Für γ die Staatsräte zahlreicher fremders und der entstehenden modernen okzidentalen Monarchie (noch im 18. Jahrh. hatte gelegentlich ein Erzbischof Sitz im englischen „Kabinett“) mit ihren „Räten von Haus aus“25 und ihrer Mischung von Honoratioren und Fachbeamten.

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Jener Umstand des Gegensatzes der ständischen Interessen gegeneinander kann dem Herren beim Feilschen und Ringen mit den Ständen Vorteile schaffen. Denn k) als „kollegial“ kann man – der äußeren Form wegen – auch Vergesellschaftungen bezeichnen, welche die Vertreter als Delegierte von untereinander kollidierenden ideellen oder Machtoder materiellen Interessen zusammenschließen sollen, um eine Schlichtung der Interessengegensätze durch Kompromiß zu erreichen (Kompromiß-Kollegialität im Gegensatz zur Amtsund zur parlamentarischen Abstimmungs-Kollegialität). Der Fall liegt in grober Form in der „ständischen“ Gewaltenteilung vor, welche stets nur durch Kompromiß der Privilegierten zu Entscheidungen gelangte (siehe bald).26 In rationalisierter Form ist er möglich durch Auslese der Delegierten nach dauernder ständischer oder Klassenlage (s. Kap. IV)27 oder aktuellem Interessengegen|satz. „Abstimmung“ kann in einer

s  Zu ergänzen wäre: Monarchien kartell“ von 650 v.Chr. und bezog sich in seiner Konfuzianismus-Studie auf weitere Fürstenversammlungen, wie z. B. eine sog. Friedenskonferenz der Vasallen im Jahre 546 v.Chr. Vgl. Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  189–191, dort mit Nachweisen. 25  „Räte von Haus aus“ waren hochgestellte Personen, die vom Fürsten zu besonderen Verwaltungs- oder Kriegsdiensten nach Bedarf herangezogen werden konnten, aber zu Hause wohnten (vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  221 mit Hg.Anm.  26). Unter Georg II. (König 1727–60) nahm der Erzbischof von Canterbury noch gelegentlich an den Kabinettssitzungen („Cabinet Councils“) teil, obwohl er kein Ministeramt bekleidete. Wilhelm Hasbach, Kabinettsregierung, S.  39, 74, vermutet, daß sich dessen Teilnahme aus der Zusammensetzung des mittelalterlichen Staatsrates herleiten läßt. 26  Der Bezug ist unklar. Angesprochen wird das Thema unten, S.  553, dort aber wiederum mit einem nicht eingelösten Verweis versehen (unten, S.  553 mit Hg.-Anm.  38). Die „ständische Gewaltenteilung“ wurde bereits in §  9, oben, S.  484 f., behandelt. 27  Kap. IV, §§  1 und 3, unten, S.  592 ff. und 598.

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solchen Körperschaft – solange sie diesen Charakter hat – keine Rolle spielen, sondern entweder α. paktiertes Kompromiß der Interessenten oder β. vom Herren oktroyiertes Kompromiß nach Anhörung der Stellungnahme der verschiedenen Interessentenparteien. Über die eigenartige Struktur des sog. „Ständestaats“ später Näherest.28 Die Trennung der Kurien („Lords“ und „Gemeine“: die Kirche hatte ihre gesonderten „convocations“ – in England;29 Adel, Geistliche, tiers état in Frankreich; die zahlreichen Gliederungen deutscher Stände) und die Notwendigkeit, durch Kompromiß, zunächst innerhalb des einzelnen Standes, dann zwischen den Ständen, zu Entschließungen zu gelangen (die der Herr oft als unverbindliche Vorschläge behandelte) gehören hierher. An der jetzt wieder sehr modernen Theorie der „berufsständischen Vertretung“ (s. bald)30 ist zu tadeln: daß meist die Einsicht fehlt: daß hier Kompromisse, nicht Überstimmungen, das allein adäquate Mittel sind. Innerhalb freier Arbeiter-Räte würden sich die Angelegenheiten materiell als ökonomisch bedingte Macht-, nicht als Abstimmungsfragen erledigen.

l) Endlich gibt es – ein damit verwandter Fall – Abstimmungskollegialität in Fällen, wo mehrere bisher autokephale und autonome Verbände sich zu einem neuen Verband vergesellschaften und dabei ein (irgendwie abgestuftes) Einflußrecht auf Entscheidungen durch Appropriation von Stimmen auf ihre Leiter oder deren Delegierteu erreichen (Verschmelzungs-Kollegialität).

t A: näheres  u A: Delegierten 28  Der Bezug ist unklar. Entsprechende Ausführungen zum „Ständestaat“ finden sich lediglich in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ (vgl. Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  411–413). Möglicherweise wäre eine Neubehandlung im Rahmen der angekündigten „Staatssoziologie“ erfolgt. 29  „convocations“ waren die seit dem 13. Jahrhundert nachweislichen Standesvertretungen des englischen Klerus, die eine eigene „geistliche Gesetzgebung, Steuerbewilligung und Gerichtsbarkeit“ ausübten. Analog zum weltlichen Parlament unterteilte sich die convocation von Canterbury im 15. Jahrhundert in ein Ober- und Unterhaus. Obwohl die convocations bereits 1717 faktisch entmachtet waren, bestanden sie noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts fort. Vgl. Gneist, Rudolf, Geschichte des Selfgovernment in England oder die innere Entwicklung der Parlamentsverfassung bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. – Berlin: Julius Springer 1863, S.  204 (Zitat), und ders., Englische Verfassungsgeschichte, ebd. 1882, S.  498. 30  Kap. III, §  22, unten, S.  587–591.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Beispiele: die Vertretungen der Phylen, Phratrien und Geschlechter in der antiken Ratsbehörde,31 der mittelalterliche Geschlechterverband in der Zeit der consules,32 die Mercadanza der Zünfte,33 die Delegierten der „Fachräte“ in einen Zentralrat der Arbeiterschaft,34 der „Bundesrat“ oder Senat in Bundesstaaten, die (effektivev) Kollegialität bei Koalitionsministerien oder Koalitionsregierungskollegien (Maximum: bei Bestellung nach dem Proporz: Schweiz).35

m) Einen Sondercharakter hat die Abstimmungskollegialität gewählter parlamentarischer Repräsentanten, von der daher gesondert zu handeln sein wird.36 Denn sie ruht auf entweder α. Führerschaft und ist dann Gefolgschaft, oder v A: (éffektive 31  Bei der Gründung und Organisation der Polis wurden die aus vorgeschichtlicher Zeit stammenden Verbände berücksichtigt. Dies waren – der Größe nach geordnet – die Phylen (Stämme), Phratrien (kultische Bruderschaften, die ursprünglich wohl auf Abstammungsgemeinschaft beruhten) und die Genoi (Sippen, Geschlechter). In den Gremien der Polis waren sie – oft nach einem festgelegten Zahlenschlüssel – vertreten. 32  Die „consules“ bildeten seit Ende des 11. Jahrhunderts die Regierung in den ober­ italienischen Stadtkommunen, die durch Zusammenschluß der Stände (zumeist: Capitanei, Valvassoren, Bürger) entstanden waren. In der Anfangszeit wurden die consules nach Ständen getrennt in den städtischen Rat gewählt. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  129 f., gestützt auf Hegel, Karl von, Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des XII. Jahrhunderts, Band  2. – Leipzig: B. G. Teubner 1847, S.  161 ff. 33  Die Mercadanza war, so eine These von Ernst Salzer, in den mittel- und oberitalienischen Städten nicht nur eine Kaufmannsinnung, sondern ein Zusammenschluß aller Handels- und Gewerbetreibenden zu einer Gesamtorganisation, die seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Emanzipationskampf des popolo spielte. Max Weber schließt sich hier durch die Wortwahl „Mercadanza der Zünfte“ der These von Salzer an (explizit auch in: Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  207 mit Hg.Anm.  27; vgl. Salzer, Ernst, Über die Anfänge der Signorie in Oberitalien. Ein Beitrag zur italienischen Verfassungsgeschichte. – Berlin: E. Eberling 1900, bes. S.  97 ff., Anm.  23). 34  Vermutlich eine Anspielung auf die während der Revolutionszeit 1918 gebildeten nationalen und regionalen Zentralräte, die sich aus Delegierten der einzelnen und lokalen Arbeiter- und Soldatenräte zusammensetzten. In Baden und Bayern wurden vielfach auch weitere Berufsgruppen („Fachräte“) an den Arbeiter- und Soldatenräten beteiligt, aber in ihrer Zahl beschränkt. Auf Reichsebene war der Zentralrat das von den Rätekongressen gewählte Gremium, das vom Dezember 1918 bis zum Mai 1920 bestand. 35  Zum Proporz in der Schweiz vgl. unten, S.  557 mit Hg.-Anm.  52. 36  Der Bezug ist unklar. Die freie Repräsentation in modernen Parlamenten wird in Kap.III, §  21, Punkt 4), unten, S.  581 ff., behandelt. Denkbar ist auch, daß Weber hier die Zuweisung in die angekündigte „Staatssoziologie“ vor Augen hat.

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β. auf parteikollegialer Geschäftsführung, und ist dann „füh-

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rerloser Parlamentarismus“. Dazu aber ist Erörterung der Parteien notwendig.37 Kollegialität – außer im Fall der monokratischen Kassationskollegialität – bedeutet, fast unvermeidlich, eine Hemmung präziser und eindeutiger, vor allem schneller Entschließungen (in ihren irrationalen Formen auch: der Fachgeschultheit). Eben diese Wirkung war aber dem Fürsten bei Einführung des Fachbeamtentums meist nicht unerwünscht. Aber eben dies hat sie zunehmend zurückgedrängt, je schneller das notwendige Tempo der Entschließungen und des Handelns wurde. Innerhalb der kollegialen leitenden Instanzen stieg im allgemeinen die Machtstellung des leitenden Mitgliedes zu einer formell und materiell präeminenten (Bischof, Papst in der Kirche, Ministerpräsident im Kabinett). Das Interesse an Wiederbelebung der Kollegialität der Leitung entspringt meist einem Bedürfnis nach Schwächung des Herrschers als solchen. Dann dem Mißtrauen und Ressentiment, weniger der Beherrschten: – die meist nach dem „Führer“ geradezu rufen, – als der Glieder des Verwaltungsstabs gegen die monokratische Führung. Dies gilt aber durchaus nicht nur und nicht einmal vorzugsweise von negativ privilegierten, sondern gerade auch von positiv privilegierten Schichten. Kollegialität ist durchaus nichts spezifisch „Demokratisches“. Wo privilegierte Schichten sich gegen die Bedrohung durch die negativ Privilegierten zu sichern hatten, haben sie stets darnach getrachtet und darnach trachten müssen, keine monokratische Herrengewalt aufkommen zu lassen, welche sich auf jene Schichten hätte stützen können, | also, neben strengster Gleichheit der Privilegierten (davon gesondert im folgenden §),38 kollegiale Behörden als Überwachungs- und allein beschließende Behörden geschaffen und aufrechterhalten.

37  Kap. III, §  18, unten, S.  566–573. 38 Der Bezug ist unklar. Im folgenden §  16, unten, S.  562–564, wird das Thema (strengste Gleichheit der Privilegierten) nicht behandelt. Denkbar wäre auch, daß Weber sich auf das folgende Kap. IV bezieht.

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Typen: Sparta,39 Venedig,40 der vorgracchische und sullanische Senat in Rom,41 England wiederholt im 18. Jahrhundert,42 Bern und andre Schweizer-Kantone,43 die mittelalterlichen Geschlechterstädte mit ihren kollegialen Konsuln,44 die Mercadanza, welche die Händler-, nicht die ArbeiterZünfte umfaßte: diese letzteren wurden sehr leicht die Beute von Nobili oder Signoren.45

39  In Sparta war dies der Ältestenrat (Gerusia), der sich – so Plutarch, Lykurg 5 – aus den beiden Königen und 28 Geronten zusammensetzte und eine kontrollierend-beratende Funktion gegenüber den Königen einerseits und der Volksversammlung andererseits hatte. 40  Zu einer Überwachungs- und nahezu allmächtigen Behörde entwickelte sich der 1310 als außerordentlicher Gerichtshof gegründete „Rat der Zehn“. Vgl. dazu Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  156 mit Hg.-Anm.  4, dort mit den entsprechenden Nachweisen. 41 Der Zugang zum römischen Senat war ständisch reguliert. Dies wurde von C. Gracchus durchbrochen, indem der sog. Ritterstand, „die ökonomisch interessierte Bourgeoisie“, größere Mitwirkungsrechte erhielt. Sulla beschränkte 81 v.Chr. den Zugang zum Senat wieder auf die alten senatorischen Geschlechter. Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  672 (Zitat), sowie Mommsen, Römisches Staatsrecht (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), Band  III,13, S.  529 ff. und Band  III,23, S.  847 und 897. 42  Unter den Hannoverschen Königen erhielt das Kabinett als innerer Ausschuß des Geheimen Staatsrates eine große Machtfülle, da Georg I. und II. (Kge. 1714–27 bzw. 1727–60) kaum oder nicht an den Sitzungen teilnahmen. Das Kabinett, dem nur die wichtigsten Minister angehörten, bestimmte die Regierungspolitik als kollegialisches Gremium. Vgl. Maitland, Frederick W., The Constitutional History of England. A Course of Lectures Delivered. – Cambridge: University Press 1908, S.  395, und Hasbach, Kabinettsregierung, S.  74 f. 43  Bern, Freiburg, Luzern und Solothurn hatten bis 1798 patrizische Stadtverfassungen und kehrten nach der französischen Herrschaft zu diesen zurück. Die sog. regimentsfähigen Geschlechter bildeten in Bern – verbunden mit einer rigorosen Abschließungspolitik – den Großen Rat der Stadt, aus dem auch die eigentliche Regierungsbehörde, der Kleine Rat, gebildet wurde. Vgl. Heusler, Andreas, Schweizerische Verfassungsgeschichte. – Basel: Frobenius 1920, S.  269 ff. und 337 ff. 44  „consules“, jährlich gewählte Beamte der civitas, bildeten seit Ende des 11. Jahrhunderts in den italienischen Stadtkommunen die Magistratskollegien. Sie „rissen“ die Gerichtsgewalt, den Oberbefehl an sich und „verwalteten alle Angelegenheiten der Kommune“. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  129 f., Zitat: S.  130. 45 Die Entwicklung der Mercadanza, ursprünglich ein Zusammenschluß aller Handels- und Gewerbetreibenden, zu einer ausschließlichen Vertretung der Großkaufleute fällt vermutlich ins 14. Jahrhundert (vgl. Salzer, Signorie (wie oben, S.  535, Anm.  65), S.  97 ff., Anm.  23). Parallel dazu kämpften die niederen Zünfte der kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden (arti minori) um ihre politische Anerkennung und Rechte, wobei sie entweder von den alten Stadtadelsgeschlechtern oder den erblich gewordenen Stadtregenten instrumentalisiert wurden (vgl. dazu auch Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  205 f.).

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Die Kollegialität gewährleistet größere „Gründlichkeit“ der Erwägungen der Verwaltung. Wo diese auf Kosten der Präzision und Schnelligkeit bevorzugt werden soll, pflegt – neben den oben erwähnten Motiven – noch heute auf sie zurückgegriffen zu werden. Immerhin teilt sie die Verantwortlichkeit, und bei größeren Gremien schwindet diese gänzlich, während Monokratie sie deutlich und unbezweifelbar festlegt. Große und schnell einheitlich zu lösende Aufgaben werden im ganzen (und rein technisch wohl mit Grund) in die Hand monokratischer, mit der Alleinverantwortung belasteter „Diktatoren“ gelegt. Weder eine kraftvolle einheitliche äußere noch innere Politik von Massenstaaten ist effektiv kollegial zu leiten. Die „Diktatur des Proletariats“ zum Zwecke der Sozialisierung insbesondere erforderte eben den vom Vertrauen der Massen getragenen „Diktator“.46 Eben diesen aber können und wollen – nicht etwa: die „Massen“, sondern: – die massenhaften parlamentarischen, parteimäßigen, oder (was nicht den geringsten Unterschied macht) in den „Räten“ herrschenden Gewalthaber nicht ertragen. Nur in Rußland ist er durch Militärmacht entstanden und durch das Solidaritätsinteresse der neu appropriierten Bauern gestützt.47 Es seien nachstehend noch einige, das Gesagte teils zusammenfassende, teils ergänzende Bemerkungen angefügt: Kollegialität hat historisch doppelten Sinn gehabt: a) mehrfache Besetzung des gleichen Amtes oder mehrere direkt in der Kompetenz miteinander konkurrierende Ämter nebeneinander, mit gegenseitigem Vetorecht. Es handelt sich dann um technische Gewaltenteilung zum Zweck der Minimisierung der Herrschaft. Diesen Sinn hatte die „Kollegialität“ vor allem in der römischen Magistratur, deren wichtigster Sinn die Ermöglichung der jedem Amtsakt fremden Interzession der par pote46  Im Rückgriff auf Marx und Engels begründete Lenin bereits im Sommer 1917 die Idee einer „Diktatur des Proletariats“ als Vorstufe einer kommunistischen Gesellschaft. Vgl. Lenin, Staat und Revolution. Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution. – Belp-Bern: Promachos 1918, bes. S.  131 ff. Den direkten Bezug zu Lenin stellt Weber, Staatssoziologie, MWG III/7, S.  109, her. Zu seiner Rolle als „Diktator“ vgl. die folgende Anmerkung. 47  Der Sieg der Bolschewisten (und damit Lenins) gelang durch die unter Trotzki stehenden Truppeneinheiten am 25. Oktober (7.11.) 1917 in der Hauptstadt St. Petersburg. Die Bauern wurden durch ein Dekret vom 27. Oktober (8/9.11.) 1917 gewonnen, in dem die entschädigungslose Enteignung von Privatland angeordnet und das Land den Kreis-Landkomitees und Bezirksowjets der Bauerndeputierten unterstellt wurde. Am selben Tag wurde Lenin zum Vorsitzenden des neu errichteten „Rats der Volkskommissare“ gewählt, dem ab März 1918 nur noch Bolschewisten angehörten.

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stas war,48 um dadurch die Herrschaft des Einzelmagistrates zu schwächen. Aber jeder Einzelmagistrat blieb dabei Einzelmagistrat, in mehreren Exemplaren. b) kollegiale Willensbildung: legitimes Zustandekommen eines Befehls nur durch Zusammenwirken mehrerer, entweder nach dem Einstimmigkeits- oder nach dem Mehrheitsprinzip. Dies ist der moderne, in der Antike nicht unbekannte, aber ihr wenigera charakteristische, Kollegialitätsbegriff. – Diese Art der Kollegialität kann entweder 1. Kollegialität der höchsten Leitung, also der Herrschaft selbst, sein, oder 2. Kollegialität ausführender oder 3. Kollegialität beratender Behörden. 1. Kollegialität der Leitung kann ihre Gründe haben: α. darin, daß der betreffende Herrschaftsverband auf Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung mehrerer autokephaler Herrschaftsverbände beruht und alle sich Vergesellschaftenden Machtanteil verlangen (antiker Synoikismus mit der nach Sippen, Phratrien, Phylen gegliederten kollegialen Ratsbehörde;49 – mittelalterlicher Verband der Geschlechter mit dem repartierten Geschlechterrat;50 – mittelalterlicher Verband der Zünfte in der Mercadanza mit dem Rat der Anzianen oder Zunftdeputierten;51 – „Bundesrat“ in modernen Bundesstaaten; – effektive Kollegialität bei Ministerien oder höchsten Regierungskollegien, die von Parteikoalitionen a A: wieder 48  Das Interzessionsrecht der „par potestas“ umschreibt im republikanischen Rom das Recht des einen Kollegen gegen Amtshandlungen des anderen einzuschreiten (intercedere) und diese ggf. auch zu kassieren. Das Recht galt unter Kollegen der gleichen Gewalt, also von Consul zu Consul oder von Censor zu Censor usw. Weber folgt hier Mommsen, Römisches Staatsrecht I3 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), S.  258 f. und 268 f. Die höchsten Ämter waren jeweils mit mindestens zwei gleichgestellten Kollegen mit gleichgeordneten Kompetenzen besetzt. 49  Bei der Zusammensiedlung (Synoikismus), d. h. Gründung der Polis, wurden die bereits vorher vorhandenen Verbände (erläutert oben, S.  552, Anm.  31) bei der Zusammensetzung der Räte berücksichtigt. In Athen war z. B. in vorsolonischer Zeit der Rat im Prytaneion (Rathaus) aus den vier Phylenkönigen und den Vorstehern der 48 Naukarien, die Unterabteilungen der Phylen waren, zusammengesetzt. Vgl. Meyer, Geschichte des Alterthums II1 (wie oben, S.  525, Anm.  37), S.  352 f. 50  Die Zuteilung der Ratsstellen durch die Geschlechter fand sich insbesondere in Venedig. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  154 f. 51  Weber deutet hier die Mercadanza als die politische Sonderorganisation des popolo, die in der zeitgenössischen Literatur auch als Volksrat beschrieben wurde (vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  201). Ein Zusammenwirken der Vertreter des popolo (Zünfte, Rat der Anzianen und Volkskapitan) ist z. B. in Verona im ausgehenden 13. Jahrhundert belegt (vgl. Salzer, Signorie (wie oben, S.  535, Anm.  65), S.  124–126). Der Rat der Anzianen (antiani populi) setzte sich in der Regel aus acht bis zwölf Mitgliedern zusammen, die von den Zünften und den lokal abgegrenzten Quartieren oder Waffengenossenschaften für kurze Amtszeiten gewählt wurden. Sie vertraten die Interessen der Popularen gegenüber der Kommune. Vgl. Salzer, ebd., S.  146 ff.

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gestellt werden (Maximum: bei Repartition der Macht nach dem Proporz, wie bzunehmend in der Schweiz)52 –. Die Kollegialität ist dann ein besonderer Fall des ständischen oder kantonalen Repräsentationsprinzips)c. – Oder β. in dem Fehlen eines Führers zufolge: Eifersucht der um die Führerschaft Konkurrierenden oder: Streben der Beherrschten nach Minimisierung der Herrschaft einzelner. Aus einer Mischung dieser Gründe ist sie in den meisten Revolutionen aufgetreten, sowohl als „Rat“ der Offiziere53 oder auch der Soldaten revoltierender Truppen, wie als Wohlfahrtsausschuß oder Ausschuß von „Volksbeauftragten“.54 In der normalen Friedensverwaltung hat fast immer das letztgenannte Motiv: die Abneigung gegen den einzelnen „starken Mann“, für die Kollegialität leitender Be|hörden entschieden: so in der Schweiz55 und z. B. in der neuen badi- A 164 schen Verfassung.56 (Träger dieser Abneigung waren diesmal die Sozialisten, welche die für die Sozialisierung unbedingt erforderliche straffe Einheitlichkeit der Verwaltung aus Besorgnis vor dem „Wahlmonarchen“ opferten.57 Dafür war insbesondere die führerfeindliche Empfindungsb–b  (S.  568) Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  710–718.  c  Klammer fehlt in A. 52 Mit Josef Zemp (1834–1908) wurde 1891 erstmals ein Vertreter der KatholischKonservativen in den Bundesrat gewählt. Durch einen „freiwilligen Proporz“ beteiligte seitdem die Mehrheitspartei die Oppositionsparteien an der Regierung. Dies auch in einzelnen Kantonen, vgl. dazu Weber, Politik als Beruf, MWG I/17, S.  174 f. mit Hg.Anm.  18. 53  Einen politisch agierenden Offiziersrat gab es beispielsweise während der englischen Revolution unter der Führung von John Lambert (1619–1684). 54  Während der (Räte)Revolutionen 1917–19 bildeten die Arbeiter- und Soldatenräte eine Vielzahl von Ausschüssen, von denen zumeist einer als oberstes Regierungs-, Verwaltungs- und Kontrollorgan fungierte. In der Sowjetrepublik hieß er „Zentraler Exekutiv-Ausschuß“, in Deutschland „Rat der Volksbeauftragten“, in Bremen „Aktionsausschuß“. 55 Die Schweizer Verfassung kennt keinen Staatspräsidenten mit selbständigen staatsrechtlichen Kompetenzen. Die oberste Behörde ist der Bundesrat, aus dessen Kreis jährlich ein Vorsitzender (Bundespräsident) gewählt wird. Vgl. dazu oben, S.  547 mit Hg.-Anm.  18. 56  Die Badische Verfassung vom 21. März 1919 verfügte in §  55: „Die Mitglieder des Staatsministeriums beraten und entscheiden in kollegialer Form mit einfacher Mehrheit. Bei Stimmengleichheit gibt der Staatspräsident den Ausschlag. Er leitet die Verhandlungen und vertritt das Staatsministerium nach außen.“ Der Staatspräsident wurde alljährlich vom Landtag aus dem Kreis der Minister bestimmt (§  52). Vgl. Die Badische Verfassung vom 21. März 1919. Mit einer Vorgeschichte und Anmerkungen versehen von Johann A. Zehnter. – Mannheim u. a.: J. Bensheimer 1919, S.  114 f. und 116 (Zitat). 57  Der Verfassungsentwurf wurde von dem sozialdemokratischen Karlsruher Stadtrat Eduard Dietz (1866–1940) geprägt. Er sah kein eigenständiges Staatsoberhaupt vor.

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weise des (Gewerkschafts-, Partei-, Stadtkreis-) Beamtentums in der Partei maßgebend). – Oder γ. in dem ständischen „Honoratioren“-Charakter der für die Besetzung der Leitung ausschlaggebenden und ihren Besitz monopolisierenden Schicht, also: als Produkt ständisch-aristokratischer Herrschaft. Jede ständisch privilegierte Schicht fürchtet das auf emotionale Massenhingabe gestützte Führertum mindestens ebenso stark wie die führerfeindliche Demokratie. Die Senatsherrschaft und die faktischen Versuche, durch geschlossene Ratskörperschaften zu regieren, gehören dahin, ebenso die venezianische und ihr ähnliche Verfassungen.58 – Oder δ. in dem Kampf des Fürstentums gegen die zunehmende Expropriation durch das fachgeschulte Beamtentum. Die moderne Verwaltungsorganisation beginnt in der obersten Leitung in den okzidentalen Staaten (und übrigens ähnlich auch in den für die dortige Entwicklung vorbildlichen Patrimonialstaaten des Orients: China, Persien, Khalifenreich, osmanisches Reich) durchweg mit kollegialen Behörden. Der Fürst scheut nicht nur die Machtstellung einzelner, sondern hofft vor allem: durch das System der Voten und Gegenvoten in einem Kollegium die Entscheidung selbst in der Hand und, da er zunehmend Dilettant wird, die nötige Übersicht über die Verwaltung zu behalten, besser als bei Abdankung zugunsten der Machtstellung von Einzelbeamten. (Die Funktion der höchsten Behörden war zunächst ein Mittelding zwischen beratenden und verfügenden Kollegien; nur die besonders irrational wirkende Eigenmacht des Fürsten in der Finanzgebarung wurde – so in der Reform des Kaisersd Max – von den Fachbeamten sofort gebrochen, und hier mußte der Fürst aus zwingenden Gründen nachgeben.)59 – Oder ε. in dem Wunsch, spezialistische Fachorientierung und auseinandergehende Interessen sachlicher oder persönlicher Art durch kollegiale Berad A: Kaiser Mit Entschiedenheit lehnte Dietz einen plebiszitär zu wählenden Staatspräsidenten ab, denn dies könne den „Boden für bonapartistische und zäsaristische Staatsstreiche“ ebnen und die Volksvertretung entmachten (vgl. Dietz, Eduard, Entwurf einer neuen badischen Verfassung. Sonderabdruck aus dem Karlsruher „Volksfreund“. – Karlsruhe: Geck & Cie 1919, S.  85). Ähnlich äußerte er sich vor dem Parlament, man würde dadurch nur einen gewählten Großherzog installieren (Redebeitrag Dietz, in: Amtliche Berichte über die Verhandlungen der verfassunggebenden badischen National-Versammlung, Karlsruhe, Nr.  12 vom 28. März 1919, Sp.  454). 58  In Venedig legte ein Gesetz von 1297 fest, daß der Große Rat sich nur aus „als ratsfähig geltenden Familien“ rekrutieren sollte. Die Namen der Familien waren seit 1315 in einer Liste verzeichnet. Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, Zitat: S.  155 sowie die Nachweise ebd., Hg.-Anm 37. 59  Gemeint ist die Reform von Kaiser Maximilian I., die in der Einführung der „Hofkammerordnung“ von 1498 bestand; vgl. dazu unten, S.  561, Anm.  66.

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tung auszugleichen, also: Kompromisse zu ermöglichen. So namentlich in der Leitung der Gemeindeverwaltung, welche einerseits lokal übersehbare und stark technische Probleme vor sich sieht, andrerseits und namentlich aber ihrer Natur nach sehr stark auf Kompromissen von materiellen Interessenten zu beruhen pflegt, – so lange wenigstens, als die Massen sich die Herrschaft der durch Besitz und Schulung privilegierten Schichten gefallen lassen. – Die Kollegialität der Ministerien hat technisch ähnliche Gründe: wo sie fehlt, wie z. B. in Rußland und (weniger ausgeprägt) im deutschen Reich des alten Regimes,60 war eine effektive Solidarität der Regierungsstellen nie herzustellen, sondern nur der erbittertste Satrapenkampf der Ressorts zu beobachten. – Die Gründe unter α, γ, δ sind rein historischen Charakters. Die moderne Entwicklung der bureaukratischen Herrschaft hat in Massenverbänden – einerlei ob Staaten oder Großstädten – überall zu einer Schwächung der Kollegialität in der effektiven Leitung geführt. Denn die Kollegialität vermindert unvermeidlich 1. die Promptheit der Entschlüsse, – 2. die Einheitlichkeit der Führung, – 3. die eindeutige Verantwortlichkeit des einzelnen, – 4. die Rücksichtslosigkeit nach außen und die Aufrechterhaltung der Disziplin im Innern. – Überall ist daher – auch aus s.Z. zu erörternden ökonomischen und technologischen Gründen61 – in Massenstaaten mit Beteiligung an der großen Politik die Kollegialität, wo sie erhalten blieb, abgeschwächt worden zugunsten der prominenten Stellung des politischen Führers (leader, Ministerpräsident). Ähnlich wie übrigens auch in fast allen großen patrimonialistischen Verbänden, gerade den streng sultanistischen, stets wieder das Bedürfnis nach einer führenden Persönlichkeit (Großvesier) neben dem Fürsten gesiegt hat, soweit nicht die „Günstlings“-Wirtschaft Ersatz dafür schuf. Eine Person sollte verantwortlich sein. Der Fürst aber war es legal nicht. 2. Die Kollegialität der ausführenden Behörden bezweckte[,] die Sachlichkeit und, vor allem, Integrität der Verwaltung zu stützen und in diesem Interesse die Macht einzelner zu schwächen. Sie ist aus den gleichen Gründen wie in der Leitung fast überall der technischen Überlegenheit der Monokratie gewichen (so in Preußen in den „Regierungen“).62 3. Die Kollegialität nur beratender Körperschaften hat zu allen Zeiten bestanden und wird wohl zu allen Zeiten bestehen. Entwicklungsgeschicht-

60  Weber bezieht sich hier auf die Zustände in Rußland vor der Revolution 1905 und im Deutschen Kaiserreich. Vgl. dazu die konkreteren Ausführungen in Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  218 f. 61  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 62  Vgl. dazu oben, S.  462 mit Hg.-Anm.  32.

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lich sehr wichtig (wie an seinem Ort zu erwähnen):63 – besonders in jenen Fällen, wo die „Beratung“ des Magistrats oder Fürsten tatsächlich nach der Machtlage eine „maßgebliche“ war, – bedarf sie der Erörterung in dieser Kasuistik nicht. – Unter Kollegialität ist hier stets Kollegialität der Herrschaft verstanden, – also von Behörden, welche entweder selbst verwalten oder die VerwalA 165 tung un|mittelbar (beratend) beeinflussen. Das Verhalten von ständischen oder parlamentarischen Versammlungen gehört, wie im Text angedeutet, noch nicht hierher.64

Die Kollegialität hat geschichtlich den Begriff der „Behörde“ erst voll zur Entfaltung gebracht, weil sie stets mit Trennung des „Bureau“ vom „Haushalt“ (der Mitglieder), behördlichene vom privaten Beamtenstab, Verwaltungsmittelnf vom Privatvermögen verbunden war. Es ist eben deshalb kein Zufall, daß die moderne Verwaltungsgeschichte des Okzidents ganz ebenso mit der Entwicklung von Kollegialbehörden von Fachbeamten einsetzt wie jede dauernde Ordnung patrimonialer, ständischer, feudaler oder anderer traditionaler politischer Verbände es – in anderer Art – auch tat. Nur kollegiale, eventuell solidarisch zusammenstehende Beamtenkörperschaften konnten insbesondre den zum „Dilettanten“ werdenden Fürsten des Okzidents allmählich politisch expropriieren. Bei Einzelbeamten würde die persönliche Obödienz die unumgängliche Zähigkeit des Widerstandes gegen irrationale Anweisungen des Fürsten, ceteris paribus, weit leichter überwunden haben. Nach dem als unabwendbar erkannten Übergang zur Fachbeamtenwirtschaft hat dann der Fürst regelmäßig das beratende Kollegialsystem (Staatsratssystem) mit Voten und Gegenvoten auszubauen gesucht, um, obwohl Dilettant, doch Herr zu bleiben. Erst nach dem endgültigen und unwiderruflichen Siege des rationalen Fachbeamtentums trat – insbesondre den Parlamenten gegene Lies: des behördlichen  f Lies: der Verwaltungsmittel 63  Der Bezug ist unklar. Ein entsprechender Exkurs findet sich lediglich in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  221–228. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 64  Die Erwähnung im Text findet sich oben, S.  553 mit einem entsprechenden Vorweis (vgl. Anm.  38). Die angekündigten Ausführungen sind nicht überliefert.

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über (s. später)65 – das Bedürfnis nach monokratisch (durch Ministerpräsidenten) geleiteter Solidarität der höchsten Kollegien, gedeckt durch den Fürsten und ihn deckend, und damit die allgemeine Tendenz zur Monokratie und also: Bureaukratie in der Verwaltung, siegreich auf. 1. Man kann sich die Bedeutung der Kollegialität an der Wiege der modernen Verwaltung besonders leicht an dem Kampf der von Kaiser Maximilian in höchster Not (Türkengefahr) geschaffenen Finanzbehörden mit seiner Gepflogenheit, über den Kopf der Beamten und ad hoc nach Laune Anweisungen und Pfandurkunden herzugeben,66 klar machen. Am Finanzproblem begann die Expropriation des Fürsten, der hier zuerst politischer Nichtfachmann (Dilettant) wurde. Zuerst in der italienischen Signorie mit ihrem kaufmännisch geordneten Rechnungswesen,67 dann in den burgundisch-französischen, dann in den deutschen Kontinentalstaaten,68 selbständig davon bei den Normannen in Sizilien und England (Exchequer).69 Im Orient haben die Divane, in China die Yamen, in Japan das

65 Parlamente werden in Kap. III, §   21, Punkt 4 „Freie Repräsentation“, unten, S.  581 ff., besprochen. 66  Mit der „Hofkammerordnung“ vom 13. Februar 1498 versuchte Maximilian I. die zentrale Finanzverwaltung des Reiches nach burgundisch-österreichischem Vorbild (vgl. unten, Anm.  68) zu reformieren. Die unter dem Eindruck der Türkengefahr lancierte Reform zielte auf eine systematische und intakte Steuererhebung, weshalb Maximilian die Mitglieder der Hofkammer nicht mehr nach ständischen Kriterien, sondern nach der fachlichen Qualifikation rekrutierte. Da Maximilian sich in der „Hofkammerordnung“ dazu verpflichtet hatte, sämtliche Finanzgeschäfte der Krone über die Hofkammer abwickeln zu lassen, war danach die fortwährend geübte Praxis des deutschen Königs, sich durch eigenmächtige Anweisungen und Verpfändungen zu bereichern, der Gegenstand von Konflikten mit der Hofkammer, die diese aber oftmals für sich entscheiden konnte. Vgl. Adler, Sigmund, Die Organisation der Centralverwaltung unter Kaiser Maximilian I. – Leipzig: Duncker & Humblot 1886, S.  80 ff. 67 Zum Zusammenhang von rationaler Buchhaltung und Signorie, der monokratischen, stadtfürstlichen Herrschaft des 13. bis 15. Jahrhunderts, vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  232. 68  Im 15. Jahrhundert galt Burgund (unter einer Seitenlinie der französischen Valois) als europäische Großmacht, deren Finanzverwaltung auf Buchhaltung, langfristiger Budgetierung und umfangreichen Geldanleihen beruhte. Übertragen wurde dieses System unter Maximilian I., verheiratet mit Maria von Burgund, auf die österreichische Verwaltung und sollte dann mit der Hofkammerordnung (oben, Anm.  66) auf die deutsche Reichsverwaltung angewendet werden. 69  In der Zentralverwaltung, die die Normannen in ihren Reichen in England (1066– 1154) und Sizilien (1091–1194) aufrichteten, stellte der Exchequer die bedeutendste Behörde dar. Er war aus der Abteilung des Hofes entstanden, die mit der Einziehung der dem König geschuldeten Gelder befaßt war. Seine Aufgaben bestanden später in der Aufsicht über die königlichen Finanzen und der Kontrolle der von den Sheriffs

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Bakufug usw.,70 eine entsprechende, nurh – in Ermangelung von rational geschulten Fachbeamten und also angewiesen auf die empirischen Kenntnisse „alter“ iBeamter –i nicht zur Bureaukratisierung führende Rolle gespielt, in Rom: der Senat. 2. Die Kollegialität hat für die Trennung von privatem Haushalt und Amtsverwaltung eine ähnliche Rolle gespielt wie die voluntaristischen71 großen Handelsgesellschaften für die Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb, Vermögen und Kapital.

§  16. Die Herrengewalt kann ferner abgemildert werden: 3.72 durch spezifizierte Gewaltenteilung: Übertragung spezifisch verschiedener, im Legalitätsfall (konstitutionelle Gewaltenteilung) rational bestimmter „Funktionen“ als Herrengewalten auf verschiedene Inhaber, derart, daß nur durch ein Kompromiß zwischen ihnen in Angelegenheiten, welche mehrere von ihnen angehen, Anordnungen legitim zustande kommen. 1. „Spezifizierte“ Gewaltenteilung bedeutet im Gegensatz zur „ständischen“: daß die Herrengewalten je nach ihrem sachlichen Charakter unter verschiedene Macht- (oder Kontroll-) Inhaber „verfassungsmäßig“ (nicht notwendig: im Sinn der gesatzten und geschriebenen Verfassung) verteilt sind. Derart entweder, daß Verfügungen verschiedener Art nur durch verschiedene oder daß Verfügungen gleicher Art nur durch Zusammenwirken (also: ein nicht formal erzeugbares Kompromiß) mehrerer Machthaber legitim geschaffen werden können. Geteilt sind aber auch hier nicht: „Kompetenzen“, sondern: die Herrenrechte selbst. | g A: Bukufu  h A: nur,  i A: Beamter, eingezogenen Einnahmen. Vgl. dazu Weber, Feudalismus, MWG I/22-4, S.  416 mit Hg.-Anm.  95. 70  Der Divan (von pers. Liste), der Staatsrat in den muslimischen Ländern, setzte sich aus den höchsten Würdenträgern des Landes zusammen; das galt auch für das zwischen 1861 und 1901 bestehende Tsungli Yamen in China. Der von Weber hier gebrauchte Ausdruck „Yamen“ für Amt, Behörde wird in der zeitgenössischen Literatur selten für die Ministerien oder Ressorts verwendet, bezeichnet aber nicht den Staatsrat (vgl. dazu Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  222; dort mit der vollständigen Bezeichnung). In der zentralen japanischen Regierungsstelle („bakufu“) waren die höchsten Ämter bis 1867 mit Verwandten und getreuen Vasallen des herrschenden Tokugawa-Hauses besetzt. Der Lesefehler „Bukufu“ in der Druckfassung findet sich auch in den Korrekturfahnen, unten, S.  713 mit textkritischer Anm.  l. 71  Zur Spezialbedeutung von „voluntaristisch“ vgl. Kap. II, oben, S.  248, Ziffer 4. 72  Die Ziffer „3.“ kommt in der Aufstellung (Abschwächung der Herrengewalt) bereits oben, S.  543, vor.

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2. Spezifizierte Gewaltenteilung ist nichts unbedingt Modernes. Die A 166 Scheidung zwischen selbständiger politischer und selbständiger hierokratischer Gewalt – statt Cäsaropapismus oder Theokratie73 – gehört hierher. Nicht minder kann man die spezifizierten Kompetenzen der römischen Magistraturen74 als eine Art der „Gewaltenteilung“ auffassen. Ebenso die spezifizierten Charismata des Lamaismus.75 Ebenso die weitgehend selbständige Stellung der chinesischen (konfuzianischen) Hanlin-Akademie und der „Zensoren“ gegenüber dem Monarchen.76 Ebenso die schon in Patrimonialstaaten, ebenso aber im römischen Prinzipat, übliche Trennung der Justiz- und Finanz- (Zivil-) von der Militärgewalt in den Unterstaffeln.77 Und letztlich natürlich überhaupt jede Kompetenzverteilung. Nur verliert der Begriff der „Gewaltenteilung“ dann jede Präzision. Er ist zweckmäßigerweise auf die Teilung der höchsten Herrengewalt selbst zu beschränken. Tut man das, dann ist die rationale, durch Satzung (Konstitution) begründete Form der Gewaltenteilung: die konstitutionelle, durchaus modern. Jedes Budget kann im nicht parlamentarischen, sondern „konstitutionellen“ Staat nur durch Kompromiß der legalen Autoritäten (Krone und – eine oder mehrere – Repräsentantenkammern) zustande kommen.

73  Bei den beiden Herrschaftsformen sind geistliche und weltliche Herrschaftsausübung eng miteinander verbunden. Beim Cäsaropapismus hat der weltliche Herrscher auch die höchste Macht in kirchlichen Dingen, während bei der Theokratie die Priester auch die Funktionen des weltlichen Herrschers versehen. Vgl. Weber, Staat und Hierokratie, MWG I/22-4, S.  582 f. 74  Theodor Mommsen vertrat die These, daß die in der Römischen Republik neugeschaffenen Ämter „sämmtlich Specialkompetenzen“ dargestellt hätten (vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht II,13 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68). S.  536). Dies betraf – im Gegensatz zu den ursprünglichen Ober- und Unterbeamten (Consuln und Quästoren) – die Ädilen (Polizeigewalt, Marktaufsicht), Censoren (Administrativgerichtsbarkeit und Vermögensverwaltung), Prätoren (Zivilgerichtsbarkeit). 75  Damit dürfte die bereits angesprochene Funktionsaufteilung zwischen Dalai Lama und Taschi Lama gemeint sein. Vgl. oben, S.  534 mit Hg.-Anm.  63. 76  Die Kaiserliche Akademie (Han-lin yuan), eine Einrichtung aus der Zeit der T’angDynastie (618–907), versammelte die geistige Elite des Landes. Sie wachte über die Einhaltung der konfuzianischen Lehre, auch beim Kaiser, und war außerdem für die historische Überlieferung zuständig. Das Zensorat (tu ch’a yuan) war ebenfalls eine alte Behörde mit Kontrollbefugnissen über die Beamtenschaft, einschließlich der höchsten Staatsgremien. Die Unabhängigkeit beider Institutionen kommt darin zum Ausdruck, daß sie dem Kaiserhaus Vorschriften erteilten bzw. öffentlich Kritik übten. Vgl. dazu Weber, Konfuzianismus, MWG I/19, S.  174 ff. mit Nachweisen. 77  Weber bezieht sich hier auf die Verwaltungsorganisation in den kaiserlichen Provinzen während des Prinzipats. Als „Unterbeamte“ standen neben dem Provinzstatthalter der kaiserliche „procurator provinciae“ für die Kassen- und Steuerverwaltung, ein oder mehrere „legati iuridici“ für die Justizverwaltung sowie die „legati Augusti legionis“ für die Verwaltung einzelner in der Provinz stationierter Legionen. Vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht II,13 (wie oben, S.  509 f., Anm.  68), S.  245 f., Zitat: S.  245.

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Geschichtlich ist der Zustand in Europa aus der ständischen Gewaltenteilung entwickelt, theoretisch in England durch Montesquieu,78 dann Burke,79 begründet. Weiter rückwärts ist die Gewaltenteilung aus der Appropriation der Herrengewalten und Verwaltungsmittel an Privilegierte und aus den steigenden regulären ökonomisch-sozial bedingten (Verwaltungs-) und irregulären (vor allem durch Krieg bedingten) Finanzbedürfnissen erwachsen, denen der Herr ohne Zustimmung der Privilegierten nicht abhelfen konnte, aber – oft nach deren eigener Ansicht und Antrag – abhelfen sollte. Dafür war das ständische Kompromiß nötig, aus dem geschichtlich das Budgetkompromiß und die Satzungskompromisse – die keineswegs schon der ständischen Gewaltenteilung in dem Sinn zugehören, wie der konstitutionellen – erwachsen sind. 3. Konstitutionelle Gewaltenteilung ist ein spezifisch labiles Gebilde. Die wirkliche Herrschaftsstruktur bestimmt sich nach der Beantwortung der Frage: was geschehen würde, wenn ein satzungsgemäß unentbehrliches Kompromiß (z. B. über das Budget) nicht zustande käme. Ein budgetlos regierender König von England würde dann (heute) seine Krone riskieren, ein budgetlos regierender preußischer König nicht, im vorrevolutionären deutschen Reich wären die dynastischen Gewalten ausschlaggebend gewesen.80

§  17. Beziehungen zur Wirtschaft. 1. Die (rationale Leistungs-) Kollegialität von legalen Behörden kann die Sachlichkeit und persönliche Unbeeinflußtheit der Verfügungen steigern und dadurch die Bedingungen der Existenz rationaler Wirtschaft 78  Am Beispiel Englands entwickelte Montesquieu in seinem Hauptwerk „De l’esprit des lois“ 1748 erstmals seine Lehre von der Gewaltenteilung. Im Handexemplar Max Webers – Montesquieu, De l’esprit des lois, von 1869, Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München – finden sich in dem betreffenden Kapitel (XI. Buch, Kap.  6) Anstreichungen und Marginalien. Doppelt angestrichen ist die Aufzählung der drei Gewalten: „la puissance législative, la puissance exécutrice des choses qui dépendent du droit des gens, et la puissance exécutrice des celles qui dépendent du droit civil“ (ebd., S.  142). 79  Im letzten Teil seines Buches beschreibt Edmund Burke, Reflections, S.  277–518, die Vorteile der englischen Gewaltenteilung im Gegensatz zur Machtkonzentration der französischen Nationalversammlung. 80  Nachdem der preußische König Wilhelm I. von 1862 bis 1867 ohne ein vom Abgeordnetenhaus bewilligtes Budget regiert hatte, war die Frage nach einer „Verfassungslücke“ unter deutschen Staatsrechtlern virulent. Während Paul Laband, Das Budgetrecht nach den Bestimmungen der Preußischen Verfassungsurkunde unter Berücksichtigung der Verfassung des Norddeutschen Bundes. – Berlin: J. Guttentag 1871, nach juristischen Lösungen für die aufgetretene „Verfassungslücke“ suchte, vertrat Georg Jellinek, Art. Budgetrecht, in: HdStW3, Band  3, 1909, S.  308–323, die Ansicht, daß der Konflikt aufgrund der Machtlage entschieden worden sei.

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günstig gestalten, auch wo die Hemmung der Präzision des Funktionierenden negativ ins Gewicht fällt. Die ganz großen kapitalistischen Gewalthaber der Gegenwart ebenso wie diejenigen der Vergangenheit bevorzugen aber im politischen wie im Partei- wie im Leben aller Verbände, die für sie wichtig sind, eben deshalb die Monokratie als die (in ihrem Sinn) „diskretere“, persönlich zugänglichere und leichter für die Interessen der Mächtigen zu gewinnende Form der Justiz und Verwaltung, und auch nach deutschen Erfahrungen mit Recht. – Die Kassationskollegialität und die aus irrationalen Appropriationen derk Macht eines traditionalen Verwaltungsstabes entstandenen kollegialen Behörden können umgekehrt irrational wirken. Die im Beginn der Entwicklung des Fachbeamtentums stehende Kollegialität der Finanzbehörden hat im ganzen wohl zweifellos die (formale) Rationalisierung der Wirtschaft begünstigt. Der monokratische amerikanische Partei-Boß, nicht die oft kollegiale, offizielle Parteiverwaltung ist dem interessierten Parteimäzenaten „gut“. Deshalb ist er unentbehrlich. In Deutschland haben große Teile der sog. „Schwerindustrie“ die Herrschaft der Bureaukratie gestützt und nicht den (in Deutschland bisher kollegial verwalteten) Parlamentarismus:81 aus dem gleichen Grunde.

2. Die Gewaltenteilung pflegt, da sie, wie jede Appropriation, feste, wenn auch noch nicht rationale, Zuständigkeiten schafft und dadurch ein Moment der „Berechenbarkeit“ in das Funktionieren des Behördenapparats trägt, der (formalen) Rationalisierung der Wirtschaft günstig zu sein. Die auf Aufhebung der Gewaltenteilung gerichteten Bestrebungen (Räterepublik, Konvents- und Wohlfahrtsaus|schußregierungen)82 sind durchweg auf (mehr oder minder) material rationale Umgestaltung der k A: oder 81  In „Parlament und Regierung“ schreibt Weber (wesentlich drastischer), daß „die Schwerindustriellen, bei uns wie ein Mann auf Seiten des bureaukratischen Obrigkeitsstaates und gegen Demokratie und Parlamentarismus“ stehen. Er bezieht sich auf das enge Zusammengehen von Oberster Heeresleitung und Schwerindustrie in der sog. „Kühlmannkrise“ im Januar 1918, vgl. MWG I/15, S.  485 (Zitat) sowie den Brief an Mina Tobler vom 16. Januar 1918, MWG II/10, S.  58 f. mit Hg.-Anm. 82  Gemeint sind die Gremien der französischen Revolution sowie der Räterevolutionen 1917 bis 1919.

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Wirtschaft eingestellt und wirken dementsprechend der formalen Rationalität entgegen. Alle Einzelheiten gehören in die Spezialerörterungen.83

8. Parteien. §  18. Parteien sollen heißen auf (formal) freier Werbung beruhende Vergesellschaftungen mit dem Zweck, ihren Leitern innerhalb eines Verbandes Macht und ihren aktiven Teilnehmern dadurch (ideelle oder materielle) Chancen (der Durchsetzung von sachlichen Zielen oder der Erlangung von persönlichen Vorteilen oder beides) zuzuwenden. Sie können ephemere oder auf Dauer berechnete Vergesellschaftungen sein, in Verbänden jeder Art auftreten und als Verbände jeder Form: charismatische Gefolgschaften, traditionale Dienerschaften, rationale (zweck- oder wertrationale, „weltanschauungsmäßige“) Anhängerschaften[,] entstehen. Sie können mehr an persönlichen Interessen oder an sachlichen Zielen orientiert sein. Praktisch können sie insbesondere offiziell oder effektiv ausschließlich: nur auf Erlangung der Macht für den Führer und Besetzung der Stellen des Verwaltungsstabes1 durch ihren Stab gerichtet sein (Patronage-Partei). Oder sie können vorwiegend und bewußt im Interesse von Ständen oder Klassenl (ständische bzw. Klassen-Partei) oder an konkreten sachlichen Zwecken oder an abstrakten Prinzipien (Weltanschauungs-Partei) orientiert sein. Die Eroberung der Stellen des Verwaltungsstabes für ihre Mitglieder pflegt aber mindestens Nebenzweck, die sachlichen „Programme“ nicht selten nur Mittel der Werbung der Außenstehenden als Teilnehmer zu sein. Parteien sind begrifflich nur innerhalb eines Verbandes möglich, dessen Leitung sie beeinflussen oder erobern wollen; jedoch sind interverbändliche Partei-Kartelle möglich und nicht selten. l  Zu ergänzen wäre: agieren 83  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 1  Hier ist der Verwaltungsstab des Staates oder übergeordneten politischen Verbandes gemeint.

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Parteien können alle Mittel zur Erlangung der Macht anwenden. Da wo die Leitung2 durch (formal) freie Wahl besetzt wird und Satzungen durch Abstimmung geschaffen werden, sind sie primär Organisationen für die Werbung von Wahlstimmen und bei Abstimmungen vorgesehener Richtung legale Parteien. Legale Parteien bedeuten infolge ihrer prinzipiell voluntaristischen (auf freier Werbung ruhenden) Grundlage praktisch stets: daß der Betrieb der Politik Interessentenbetrieb ist (wobei hier der Gedanke an „ökonomische“ Interessenten noch ganz beiseite bleibt: es handelt sich um politische, also ideologisch oder an der Macht als solcher, orientierte Interessenten). Das heißt: daß er in den Händen a) von Parteileitern und Parteistäben liegt, – denen b) aktive Parteimitglieder meist nur als Akklamanten, unter Umständen als Kontroll-, Diskussions-, Remonstrations-, mParteiresolutions-Instanzenm  3 zur Seite treten, – während c) die nicht aktiv mit vergesellschafteten Massen (der Wähler und Abstimmenden) nur Werbeobjekt für Zeiten der Wahl oder Abstimmung sind (passive „Mitläufer“), deren Stimmung nur in Betracht kommt als Orientierungsmittel für die Werbearbeit des Parteistabes in Fällen aktuellen Machtkampfes. Regelmäßig (nicht immer) verborgen bleiben d) die Parteimäzenaten.n Andre als formal-legal organisierte Parteien im formal-legalen Verband können primär vor allem sein a) charismatische Parteien: Zwist über die charismatische Qualität des Herren: über den charismatisch „richtigen“ Herrn (Form: Schisma); b) traditionalistische Parteien: Zwist über die Art der Ausübung der traditionalen Gewalt in der Sphäre der freien Willkür m A: Parteirevolutions-Instanzen  n  Durchschuß fehlt in A. 2  Gemeint ist die Leitung des politischen Verbandes oder Staates. 3  Zur Emendation von „Parteirevolutions-“ zu „Parteiresolutions-Instanzen“ vgl. auch die Ausführungen in Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  529 f., mit vergleichbarer Charakterisierung der „aktiven“ Parteimitglieder. Der Lesefehler findet sich auch in den Korrekturfahnen, unten, S.  717 mit textkritischer Anm.  v.

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und Gnade des Herren (Form: Obstruktion oder offene Revolte gegen „Neuerungen“);o | c) Glaubensparteien, regelmäßig, aber nicht unvermeidlich, mit a identisch: Zwist über Weltanschauungs- oder GlaubensInhalte (Form: Häresie, die auch bei rationalen Parteien – Sozialismus – vorkommen kann); d) reine Appropriations-Parteien: Zwist mit dem Herrn4 und dessen Verwaltungsstab über die Art der Besetzung der Verwaltungsstäbe, sehr oft (aber natürlich nicht notwendig) mit b identisch. Der Organisation nach können Parteien den gleichen Typen angehören wie alle andren Verbände, also charismatisch-plebiszitär (Glauben an den Führer) oderb traditional (Anhänglichkeit an das soziale Prestige des Herren oder präeminenten Nachbarn) oder rational (Anhänglichkeit an die durch „statutenmäßige“ Abstimmung geschaffenen Leiter und Stäbe) orientiert sein, sowohl was die Obödienz der Anhänger als was die der Verwaltungsstäbe betrifft. Alles Nähere (Materiale) gehört in die Staatssoziologie.5 Wirtschaftlich ist die Partei-Finanzierung eine für die Art der Einflußverteilung und der materiellen Richtung des Parteihandelns zentral wichtige Frage: ob kleine Massenbeiträge, ob ideologischer Mäzenatismus, ob interessierter (direkter und indirekter) Kauf, ob Besteuerung der durch die Partei zugewendeten Chancen oder der ihr unterlegenen Gegner: – auch diese Problematik gehört aber im einzelnen in die Staatssoziologie.6 1. Parteien gibt es ex definitione nur innerhalb von Verbänden (politischen oder andern) und im Kampf um deren Beherrschung. Innerhalb der Parteien kann es wiederum Unterparteien geben und gibt es sie sehr häufig (als ephemere Vergesellschaftungen typisch bei jeder Nominationskampagne für den Präsidentschaftskandidaten bei amerikanischen Parteien,7 o A: „Neuerungen“).  b(S.  557)–b  Zu dieser Textpassage sind Korrekturfahnen überliefert; vgl. dazu den Anhang, unten, S.  710–718. 4  Gemeint ist der Leiter des übergeordneten politischen Verbandes oder Staates. 5  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 6  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 7  Während der Nominationskampagne zu den Präsidentschaftswahlen 1912 hatte der progressive Flügel der republikanischen Partei die Nominierung von Theodore Roose-

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als Dauer-Vergesellschaftungen z. B. in Erscheinungen wie den „Jungliberalen“ bei uns vertreten gewesen).8 – Für interverbandliche Parteien s. einerseits (ständisch) die Guelfen und Ghibellinen in Italien im 13. Jahrh.,9 und die modernen Sozialisten (Klasse)10 andrerseits. 2. Das Merkmal der (formal!) freien Werbung, der (formal, vom Standpunkt der Verbandsregeln aus) voluntaristischen Grundlagen der Partei, wird hier als das ihr Wesentliche behandelt und bedeutet jedenfalls einen soziologisch tiefgreifenden Unterschied gegen alle von seiten der Verbandsordnungen vorgeschriebenen und geordneten Vergesellschaftungen. Auch wo die Verbandsordnung – wie z. B. in den Vereinigten Staaten und bei unserem Verhältniswahlrecht11 – von der Existenz der Parteien Notiz velt unterstützt, um die Wiederwahl des amtierenden Republikaners William Howard Taft zu verhindern. Als Roosevelts Nominierung bei der Republican National Convention im Juni scheiterte, gründete er eine eigenständige „Progressive Party“. Vgl. dazu Weber, Umbildung des Charisma, MWG I/22-4, S.  506 f. mit Hg.-Anm.  57. 8  Bereits Ende der 1890er Jahre entstanden lokale Vereine der nationalliberalen Jugend, die sich zu Landesverbänden und dann am 20. Oktober 1900 zum „Reichsverband der Vereine der nationalliberalen Jugend“ zusammenschlossen. Als relativ selbständige Bewegung waren sie aber mit der Parteiorganisation verbunden. Dieser Konnex wurde beim Berliner Delegiertentag 1912 gelöst und die finanziellen Beihilfen für die Jungliberalen wurden eingestellt. Politisch bekannten sich die Jungliberalen zum Imperialismus, sie forderten eine fortschrittliche Sozialpolitik und eine liberale Gestaltung von Verfassung und Verwaltung in den deutschen Einzelstaaten sowie eine Demokratisierung der innerparteilichen Organisationsstruktur. Vgl. Köhler, Curt, Der Jungliberalismus. Eine historisch-kritische Darstellung. – Köln: Jungnationalliberaler Reichsverband 1912, bes. S.  19 f. 9  Guelfen und Ghibellinen bekämpften sich als Anhänger des Papstes bzw. des staufischen Kaisers in den nord- und mittelitalienischen Städten. Sie waren Organisationen der „interlokal organisierten Adelsparteien“ und damit nicht „an die Grenzen je einer einzelnen politischen Gemeinschaft“ gebunden. Die Guelfen beherrschten u. a. die Städte Bologna, Genua und Perugia, die Ghibellinen u. a. Assisi, Pisa und Siena. Zu den Zitaten vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  159, und Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  271. 10  Im September 1864 gründeten Sozialisten und radikale Republikaner aus 13 europäischen Ländern und den USA in London die „Internationale Arbeiterassoziation“, die als erster internationaler Zusammenschluß der Arbeiterklasse betrachtet werden kann (sog. Erste Internationale). Vgl. auch Weber, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“, MWG I/22-1, S.  271 f. mit Hg.-Anm.  41. 11  Die Verfassung der Vereinigten Staaten überläßt Wahlregelungen den Einzelstaaten. Diese erließen zwischen 1884 und 1891 „ballot reform laws“ und führten damit das sog. australische System ein. Dadurch wurden die Wahlen geheim und die Durchführung zumindest teilweise in die öffentliche Hand gelegt (Druck und Verbreitung der Wahllisten). Die Gesetze sollten den Einfluß der Parteien regulieren, führten aber gleichzeitig zu deren staatlicher Anerkennung (vgl. Bryce, American Commonwealth II2 (wie oben, S.  536 f., Anm.  71), S.  148 mit Anm.  2, und Ostrogorski, Political Parties II (wie oben, S.  536, Anm.  71), S.  499 ff., bes. S.  507 „legal status“). – Mit der Einführung des Verhältniswahlrechtes in Deutschland (Reichswahlgesetz vom 30. November 1918, dann Art.  17 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919) und dem

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nimmt, sogar: ihre Verfassung zu regulieren unternimmt, bleibt doch jenes voluntaristische Moment unangetastet. Wenn eine Partei eine geschlossene, durch die Verbandsordnungen dem Verwaltungsstab eingegliederte Vergesellschaftung wird – wie z. B. die „parte Guelfa“ in den trecentistischen Florentiner Statuten12 es schließlich wurde –[,] so ist sie keine „Partei“ mehr, sondern ein Teilverband des politischen Verbandes. 3. Parteien in einem genuin charismatischen Herrschaftsverband sind notwendig schismatische Sekten, ihr Kampf ist ein Glaubenskampf und als solcher nicht endgültig austragbar. Ähnlich kann es im streng patriarchalen Verband liegen. Den Parteien im modernen Sinn sind diese beiden Parteiarten, wo sie rein auftreten, normalerweise fremd. Gefolgschaften von Lehens- und Amtsprätendenten, geschart um einen Thronprätendenten, stehen sich in den üblichen erbcharismatischen und ständischen Verbänden typisch gegenüber. Persönliche Gefolgschaften sind auch in den Honoratiorenverbänden (aristokratischen Städtestaaten), aber auch in manchen Demokratien durchaus vorwiegend. Ihren modernen Typus nehmen die Parteien erst im legalen Staat mit Repräsentativverfassung anp. Die Darstellung erfolgt weiterhin in der Staatssoziologie.13 4. Beispiele für reine Patronage-Parteien im modernen Staat sind in klassischer Art die beiden großen amerikanischen Parteien des letzten Menschenalters.14 Beispiele für sachliche und „Weltanschauungs“-Parteien p A: vor „System der streng gebundenen Liste“ (Reichswahlgesetz §  20) nahm der Staat indirekt Einfluß auf die Listenaufstellung der Parteien (vgl. Jellinek, Walter, Revolution und Reichsverfassung. Bericht über die Zeit vom 9. November 1918 bis zum 31. Dezember 1919, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechtes der Gegenwart, Band   9, 1920, S.  1–128, hier S.  29 f.). 12  In den „Statuta domini capitanei civitatis Florentie“ von 1322-25 heißt es, daß keine Gesetze angenommen oder bestätigt werden dürfen, die gegen die Statuten oder Anordnungen der Kommune von Florenz, des Volkskapitans oder der parte guelfa verstoßen (vgl. Statuti della repubblica Fiorentina, editi a cura del Comune di Firenze da Romolo Caggese, vol. 1: Statuti del capitano del popolo. – Firenze: Galileiana 1910, S.  22 = liber primus, c. 9). Die parte Guelfa hatte nach der Vertreibung der Ghibellinen aus Florenz ihre Macht sichern und wichtige Teile des Stadtregiments übernehmen können. 1275 bemächtigte sie sich auch der Form nach der Kommune und verwandelte sich „aus einer herrschenden Partei in eine organisierte Staatsbehörde“ (vgl. Davidsohn, Robert, Geschichte von Florenz, Band  II,1. – Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn 1908, S.  613 ff., und das Zitat in Band  II,2, ebd., 1908, S.  117; hinfort: Davidsohn, Geschichte II,1). Zu den Parallelausführungen vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  204 mit den Hg.-Erläuterungen. 13  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 14  In den USA besetzte nach den Wahlen die siegreiche Partei (republikanische oder demokratische Partei) die öffentlichen Ämter mit ihren Anhängern („spoils system“). Trotz der civil service reform der 1880er Jahre blieb diese Praxis weitgehend intakt. Teilweise führte sie auch zu paritätischer Ämterbesetzung („‚bi-partisan‘ boards“). Vgl.

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lieferten s. Z. der alte Konservatismus, der alte Liberalismus und die alte bürgerliche Demokratie, später die Sozialdemokratie – bei ihnen allen mit sehr starkem Einschlag von Klasseninteresse – und das Zentrum; das letztere ist seit Durchsetzung fast aller Forderungen sehr stark reine Patronage-Partei geworden.15 Bei allen, auch bei der reinsten Klassen-Partei pflegt aber für die Haltung der Parteiführer und des Parteistabs das eigne (ideelle und materielle) Interesse an Macht, Amtsstellungen und Versorgung mit ausschlaggebend zu sein und die Wahrnehmung der Interessen ihrer Wählerschaft nur soweit stattzufinden, als ohne Gefährdung der Wahlchancen un|vermeidlich ist. Dies letztgenannte Moment ist einer der A 169 Erklärungsgründe der Gegnerschaft gegen das Parteiwesen. 3.16 Über die Organisationsformen der Parteien ist s. Z. gesondert zu handeln.17 Allen gemeinsam ist: daß einem Kern von Personen, in deren Händen die aktive Leitung: die Formulierung der Parolen und die Auswahl der Kandidaten liegt, sich „Mitglieder“ mit wesentlich passiverer Rolle zugesellen, während die Masse der Verbandsglieder nur eine Objektrolle spielt, und die Wahl zwischen den mehreren von der Partei ihnen präsentierten Kandidaten und Programmen hat. Dieser Sachverhalt ist bei Parteien ihres voluntaristischen Charakters wegen unvermeidlich und stellt das dar, was hier „Interessenten“betrieb genannt ist. (Unter „Interessenten“q sind hier, wie gesagt,18 „politische“, nicht etwa „materielle“ Interessenten gemeint). Es ist der zweite Hauptangriffspunkt der Opposition gegen das Parteiwesen als solches und bildet die formale Verwandtschaft der Parteibetriebe mit dem gleichfalls auf formal freier Arbeitswerbungr ruhenden kapitalistischen Betrieb. 4.19 Das Mäzenatentum als Finanzierungsgrundlage ist keineswegs nur „bürgerlichen“ Parteien eigen. Paul Singer z. B. war ein sozialistischer Parteimäzenat (wie übrigens auch ein humanitärer Mäzenat) größten Stils (und: reinsten Wollens, soviel irgend bekannt). Seine ganze Stellung als

q A: Interessenten“  r A: Arbeitswertung Ostrogorski, Political Parties II (wie oben, S.  536, Anm.  71), S.  499 ff., Zitat: S.  508, und Bryce, American Commonwealth II2 (wie oben, S.  536 f., Anm.  71), S.  130 f. 15  Nachdem das Zentrum wesentliche kirchenpolitische Ziele im Ausgang des Kulturkampfes erreicht hatte, sei es, wie Weber an anderer Stelle behauptet, zur „unoffiziell“ betriebenen Patronage für katholische Amtsanwärter und -interessenten übergegangen. Vgl. Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  504 f. 16  Die Ziffer „3.“ kommt bereits oben, S.  570, Zeile 7, vor. 17  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 18  Oben, S.  567, Zeile 9 und 10. 19  Die Ziffer „4.“ kommt bereits oben, S.  570, Zeile 19, vor.

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Vorstand der Partei beruhte darauf.20 Die russische (Kerenskij-) Revo­ lution ist (in den Parteien) durch ganz große Moskauer Mäzenaten mit finanziert worden.21 Andre deutsche Parteien (der „Rechten“) durch die Schwerindustrie;22 das Zentrum gelegentlich von katholischen Multimillionären.23 Die Parteifinanzen sind aber für die Forschung aus begreiflichen Gründen das wenigst durchsichtige Kapitel der Parteigeschichte und doch eines ihrer wichtigsten. Daß eine „Maschine“ (Caucus, über den Begriff später)24 geradezu „gekauft“ wird, ist in Einzelfällen wahrscheinlich gemacht. Im übrigen besteht die Wahl: entweder die Wahl-Kandidaten tragen den Löwenanteil der Wahlkosten (englisches System)25 – Resultat: Plutokratie der Kandidaten –, oder die „Maschine“ – Resultat: Abhängigkeit der Kandidaten von Parteibeamten. In der einen oder andren Form ist dies so, seit 20  Der jüdische Berliner Fabrikant Paul Singer engagierte sich seit 1868 (nach Kontakten zu August Bebel und Wilhelm Liebknecht) im Berliner Arbeiterverein, dann seit 1884 in der Stadtverordnetenversammlung und als Reichstagsabgeordneter in der sozialdemokratischen Fraktion. Nach Ablauf der Sozialistengesetze wurde er 1890 auch offiziell Vorstandsmitglied der SPD (er gehörte bereits seit 1885 zur Parteileitung). Sein humanitäres Engagement galt insbesondere einem Berliner Obdachlosenverein, dessen Leitung er 1875 übernommen hatte. 21  Alexander F. Kerenskij, Vorsitzender der sozialistischen Trudoviki („Arbeitergruppe“) und Duma-Mitglied, war aktiv am Sturz des zaristischen Regimes im Februar (März) 1917 beteiligt. Dem ersten Kabinett der Provisorischen Regierung (von März bis Mai 1917) gehörten einflußreiche Männer des Moskauer Finanz- und Industriekapitals, A. I. Gutschkow (Gucˇ  kov), N. B. Terestschenko (Teresˇ cˇ  enko) und A. I. Konowalow (Konovalov), an. Weber vermutete, daß die neue Regierung durch die Textilunternehmerfamilie Morozov und „andere Führer des erzreaktionären Großkapitals“ finanziert worden sei (vgl. Weber, Rußlands Übergang zur Scheindemokratie, MWG I/15, S.  248). Diese Kreise beabsichtigten die Abdankung des unfähigen Zaren, aber keine generelle Abschaffung der Monarchie. Vgl. dazu Kerenski, Alexander, Erinnerungen. Vom Sturz des Zarentums bis zu Lenins Staatsstreich. – Dresden: Carl Reissner 1928, S.  239. 22  Gemeint sind vermutlich die Nationalliberale Partei und die Deutschkonservativen bis zum Ende des Kaiserreichs sowie die Deutsche Volkspartei und insbesondere die Deutschnationale Volkspartei in der Weimarer Republik. 23  Der katholische Industrielle August Thyssen unterstützte bis zur Julikrise 1917 das Zentrum, insbesondere Matthias Erzberger, ohne aber selbst Zentrumsmitglied zu sein. Vgl. dazu Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  530 f. mit Hg.-Anm.  4. 24  Eine kurze Erwähnung findet sich in Kap. III, §  21, unten, S.  587. Eine ausführliche Erläuterung des Begriffs ist nicht überliefert. Zur „Gladstone-Chamberlainsche[n] Caucusdemokratie“ vgl. Weber, Bürokratismus, MWG I/22-4, S.  202, sowie zum Begriff den Glossar-Eintrag, unten, S.  740. 25  Daß der Abgeordnete die Wahlkosten sowie auch einen Teil der Registrationskosten (neben weiteren, oft erheblichen Ausgaben für den Wahlkreis) zu tragen hatte, beschreibt Hasbach, Kabinettsregierung, S.  112. Sidney Low nennt für die Vorkriegszeit eine Summe von 600 bis 2000 Pfund Sterling Wahlkosten (vgl. Low, Regierung Englands (wie oben, S.  481, Anm.  80), S.  172).

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es Parteien als Dauerorganisationen gibt, im trecentistischen Italien26 so gut wie in der Gegenwart. Diese Dinge dürfen nur nicht durch Phrasen verhüllt werden. Eine Partei-Finanzierung hat gewiß Grenzen ihrer Macht: sie kann im ganzen nur das als Werbemittel auftreten lassen, was „Markt“ hat. Aber wie beim kapitalistischen Unternehmertum im Verhältnis zum Konsum ist allerdings heut die Macht des Angebots durch die Suggestion der Reklamemittel (namentlich der nach rechts oder links – das ist gleichgültig – „radikalen Parteien“) ungeheuer gesteigert.

9.27 Herrschaftsfremde Verbandsverwaltung und ­Repräsentanten-Verwaltung. §  19. Verbände können bestrebt sein, die – in einem gewissen Minimalumfang unvermeidlich – mit Vollzugsfunktionen verbundenen Herrschaftsgewalten tunlichst zu reduzieren (Minimisierung der Herrschaft), indem der Verwaltende als lediglich nach Maßgabe des Willens, im „Dienst“ und kraft Vollmacht der Verbandsgenossen fungierend gilt. Dies ist bei kleinen Verbänden, deren sämtliche Genossen örtlich versammelt werden können und sich untereinander kennen und als sozial gleich werten, im Höchstmaß erreichbar, aber auch von größeren Verbänden (insbesondre Stadtverbänden der Vergangenheit und Landbezirksverbänden) versucht worden. Die üblichen technischen Mittel dafür sind a) kurze Amtsfristen, möglichst nur zwischen je zwei Genossenversammlungen, b) jederzeitiges Abberufungsrecht (recall), c) Turnus- oder Los-Prinzip bei der Besetzung, so daß jeder einmal „daran kommt“, – also: Vermeidung der Machtstellung des Fach- und des sekretierten Dienstwissens,

26  Gemeint sind wohl die Parteien der Guelfen und Ghibellinen. Vom Parteivermögen der Guelfen in Florenz zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird berichtet, daß es durch die Vertreibung der gegnerischen Partei mit anschließenden Vermögenskonfiskationen sehr bedeutend gewesen sei, so daß es von sechs Prioren verwaltet wurde. Vgl. Davidsohn, Geschichte II,1 (wie oben, S.  570, Anm.  12), S.  618 f. 27  Die Gliederungsziffer 9. ist doppelt vergeben, vgl. auch unten, S.  579, sowie den Editorischen Bericht, oben, S.  90.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

d) streng imperatives Mandat für die Art der Amtsführung (konkrete, nicht: generelle, Kompetenz), festgestellt durch die Genossenversammlung, e) strenge Rechenschaftspflicht vor der Genossenversammlung, f) Pflicht, jede besondersartige und nicht vorgesehene Frage der Genossenversammlung (oder einem Ausschuß) vorzulegen, g) zahlreiche nebengeordnete und mit Sonderaufträgen versehene Ämter, – also: h) Nebenberufs-Charakter des Amts. | Wenn der Verwaltungsstab durch Wahl bestellt wird, dann erfolgt sie in einer Genossenversammlung. Die Verwaltung ist wesentlich mündlich, schriftliche Aufzeichnungen finden nur soweit statt, als Rechte urkundlich zu wahren sind. Alle wichtigen Anordnungen werden der Genossenversammlung vorgelegt. Diese und diesem Typus nahestehende Arten der Verwaltung sollen „unmittelbare Demokratie“ heißen, solange die Genossenversammlung effektiv ist. 1. Dies nordamerikanische town-ship28 und der schweizerische Kleinkanton (Glarus, Schwyz, beide Appenzell usw.)29 stehen bereits der Größe 30

s  Zu erwarten wäre: Das30 28  Als „townships“ wurden die sich selbst verwaltenden, ländlichen Siedlungen der Neuenglandstaaten bezeichnet. Kirchen- und Gemeindezugehörigkeit der zumeist puritanischen Siedler bedingten sich oft wechselseitig. Die Mitglieder (durchschnittlich bis zu 3000) versammelten sich mindestens einmal jährlich, bestimmten die politischen Richtlinien und die Verantwortlichen für das kommende Jahr. Diese streng demokratische Selbstverwaltung wurde bis ins 19. Jahrhundert praktiziert. Vgl. Bryce, American Commonwealth I2 (wie oben, S.  536 f., Anm.  71), S.  561 ff., auch mit Vergleichen zur Schweizer Landsgemeinde, ebd., S.  566, 578. 29  Unmittelbare Demokratie mit jährlichem Zusammentritt der Bürgerschaft gab es kurz vor dem Ersten Weltkrieg noch in den Kantonen Uri, Obwalden, Nidwalden, Glarus, Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Außerrhoden. In den Kantonen Zug und Schwyz war sie hingegen 1815 bzw. 1848 abgeschafft worden. Die Kantone hatten einen Bevölkerungsumfang von 13.000 bis nahezu 56.000 Einwohnern. Vgl. Hasbach, Wilhelm, Die moderne Demokratie. Eine politische Beschreibung. – Jena: Gustav Fischer 1912, S.  136. 30  Weber verwendet hier das Femininum, das im Deutschen als Spezialbezeichnung für die südafrikanischen Townships übernommen worden ist. Richtiger wäre hier zur Bezeichnung der US-amerikanischen (Stadt-)Gemeinden oder Verwaltungsbezirke das Neutrum, wie unten, S.  577, Zeile 2.

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nach an der Grenze der Möglichkeit „unmittelbar demokratischer“ Verwaltung (deren Technik hier nicht auseinandergesetzt werden soll).31 Die attische Bürgerdemokratie überschritt tatsächlich diese Grenze weit,32 das parliamentumt der frühmittelalterlichen italienischen Stadt33 erst recht. Vereine, Zünfte, wissenschaftliche, akademische, sportliche Verbände aller Art verwalten sich oft in dieser Form. Aber sie ist ebenso auch übertragbar auf die interne Gleichheit „aristokratischer“ Herren-Verbände, die keinen Herrn über sich aufkommen lassen wollen. 2. Wesentliche Vorbedingung ist neben der örtlichen oder personalen (am besten: beiden) Kleinheit des Verbandes auch das Fehlen qualitativer Aufgaben, welche nur durch fachmäßige Berufsbeamte zu lösen sind. Mag auch dies Berufsbeamtentum in strengster Abhängigkeit zu halten versucht werden, so enthält es doch den Keim der Bureaukratisierung und ist, vor allem, nicht durch die genuin „unmittelbar demokratischen“ Mittel anstellbar und abberufbar. 3. Die rationale Form der unmittelbaren Demokratie steht dem primitiven gerontokratischen oder patriarchalen Verband innerlich nahe. Denn auch dort wird „im Dienst“ der Genossen verwaltet. Aber es besteht dort a) Appropriation der Verwaltungsmacht, – b) (normal:) strenge Traditionsbindung. Die unmittelbare Demokratie ist ein rationaler Verband oder kann es doch sein. Die Übergänge kommen sogleich zur Sprache.34

t  Zu erwarten wäre: parlamentum 31  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert, hätten ihren Ort aber vermutlich in der geplanten „Staatssoziologie“ gehabt. 32  Eduard Meyer gab für die Zeit der „radicalen Demokratie“ den Umfang der attischen Bürgerschaft um 460 v.Chr. mit 60.000 erwachsenen Männern an, von denen die Mehrzahl in Athen und Umgebung gewohnt habe (Meyer, Geschichte des Alter­ thums III1 (wie oben, S.  540, Anm.  81), S.  548 mit einer Anstreichung im Hand­exemplar Max Webers; Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München). Jeder Vollbürger war in der Volksversammlung stimmberechtigt. Nach neueren Schätzungen lag die Zahl bei 35.000 bis 40.000 Stimmberechtigten, von denen durchschnittlich 6.000 an den Volksversammlungen teilnahmen. 33  Wie Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  147, beschreibt, waren die Bürgerversammlungen der italienischen mittelalterlichen Städte Massenversammlungen, die „durch Akklamation die Vorschläge der Honoratioren genehmigte[n] oder dagegen tumultierte[n], nie aber […] die Wahlen oder die Maßregeln der Stadtverwaltung wirklich dauernd entscheidend bestimmte[n]“. Dort verwendet Weber auch den mittellateinischen Ausdruck „parlamentum“ (ebd., S.  145 f. mit Hg.-Anm.  1) und nicht den lateinisch-angelsächsischen Ausdruck „parliamentum“. 34  Kap. III, §§  20 bis 22, unten, S.  576–591.

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

§  20. „Honoratioren“ sollen solche Personen heißen, welche 1. kraft ihrer ökonomischen Lage imstande sind, kontinuierlich nebenberuflich in einem Verband leitend und verwaltend ohne Entgelt oder gegen nominalen oder Ehren-Entgelt tätig zu sein und welche 2. eine, gleichviel worauf beruhende, soziale Schätzung derart genießen, daß sie die Chance haben, bei formaler unmittelbarer Demokratie kraft Vertrauens der Genossen zunächst freiwillig, schließlich traditional, die Ämter inne zu haben. Unbedingte Voraussetzung der Honoratiorenstellung in dieser primären Bedeutung: für die Politik leben zu können, ohne von ihr leben zu müssen, ist ein spezifischer Grad von „Abkömmlichkeit“ aus den eignen privaten Geschäften. Diesen besitzen im Höchstmaß: Rentner aller Art: Grund-, Sklaven-, Vieh-, Haus-, Wertpapier-Rentner. Demnächst solche Berufstätige, deren Betrieb ihnen die nebenamtliche Erledigung der politischen Geschäfte besonders erleichtert: Saisonbetriebsleiter (daher: Landwirte), Advokaten (weil sie ein „Bureau“ haben) und einzelne Arten andrer freier Berufe. In starkem Maß auch: patrizische Gelegenheitshändler. Im Mindestmaß: gewerbliche Eigenunternehmer und Arbeiter. Jede unmittelbare Demokratie neigt dazu, zur „Honoratiorenverwaltung“ überzugehen. Ideell: weil sie als durch Erfahrung und Sachlichkeit besonders qualifiziert gilt. Materiell: weil sie sehr billig, unter Umständen geradezu: kostenlos, bleibt. Der Honoratiore ist teils im Besitz der sachlichen Verwaltungsmittel bzw. benutzt sein Vermögen als solches, teils werden sie ihm vom Verband gestellt. 1. Als ständische Qualität ist die Kasuistik des Honoratiorentums später zu erörtern.35 Die primäre Quelle ist in allen primitiven Gesellschaften: Reichtum, dessen Besitz allein oft „Häuptlings“-Qualität gibt (Bedingungen s. Kap. IV).36 Weiterhin kann, je nachdem, erbcharismatische Schätzung oder die Tatsache der Abkömmlichkeit mehr im Vordergrund stehen.

35  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 36  Zu ständischen Merkmalen siehe Kap. IV, §  3, unten, S.  598 ff. Weitere Ausführungen finden sich dort nicht.

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§ 20.  Honoratioren-Verwaltung

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2. Im Gegensatz zu dem auf naturrechtlicher Grundlage für effektiven Turnus eintretenden town-ship der Amerikaner37 konnte man in den unmittelbar demokratischen Schweizer Kantonen bei Prüfung der Beamtenlisten leicht die Wiederkehr | ständig derselben Namen und, erst recht, A 171 Familien verfolgen.38 Die Tatsache der größeren Abkömmlichkeit (zum „gebotenen Ding“) war auch innerhalb der germanischen Dinggemeinden und der zum Teil anfangs streng demokratischen Städte Norddeutschlands eine der Quellen der Herausdifferenzierung der „meliores“ und des Ratspatriziats.39 3. Honoratiorenverwaltung findet sich in jeder Art von Verbänden, z. B. typisch auch in nicht bureaukratisierten politischen Parteien. Sie bedeutet stets: extensive Verwaltung und ist daher, wenn aktuelle und sehr dringliche Wirtschafts- und Verwaltungsbedürfnisse präzises Handeln erheischen, zwar „unentgeltlich“ für den Verband, aber zuweilen „kostspielig“ für dessen einzelne Mitglieder.

Sowohl die genuine unmittelbare Demokratie wie die genuine Honoratiorenverwaltung versagen technisch, wenn es sich um Verbände über eine gewisse (elastische) Quantität hinaus (einige Tausend vollberechtigte Genossen) oder um Verwaltungsaufgaben handelt, welche Fachschulung einerseits, Stetigkeit der Leitung andrerseits erfordern. Wird hier nur mit dau37  „Rotation in office“ beruhte auf der demokratischen Grundüberzeugung der Amerikaner, daß jeder Bürger das gleiche Vermögen für ein Amt habe und damit auch die gleiche Chance verdiene, es auszuüben. Vgl. Bryce, American Commonwealth II2 (wie oben, S.  536 f., Anm.  71), S.  127 f. 38  Familienkontinuitäten bei der Besetzung des obersten Gemeindeamtes finden sich beispielsweise in den Landammännerlisten der ältesten Schweizer Demokratien, in den Landsgemeindekantonen Uri, Schwyz, Zug und Glarus, wie eine Zusammenstellung von Heinrich Ryffel vom 13. bis ins 19. Jahrhundert belegt. Vgl. Ryffel, Heinrich, Die schweizerischen Landsgemeinden. – Zürich: Schultheß & Co. 1903, S.  152 f. 39  Das „gebotene Ding“ war die nach Bedarf einberufene Versammlung der germanischen (Rechts-)Genossen. Im Gegensatz zum „echten“ und an festen Terminen stattfindenden Ding war die Teilnahme am außerordentlichen Ding nur für die Schöffen verpflichtend (vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  146 mit Hg.-Anm.  3). In Lübeck und Hamburg wurde der Rat aus der vermögenden, ratsfähigen Oberschicht (zumeist Kaufleuten) gebildet, den sog. „meliores“ (mlat. für Ratsmänner oder Ratsbürger). In Lübeck übernahmen sie das Amt lebenslänglich und waren in jedem dritten Jahr freigestellt, hatten aber auch dann bei wichtigeren Angelegenheiten (vergleichbar dem „gebotenen Ding“) zu erscheinen. Frensdorff bezeichnet den turnusmäßigen Wechsel in der Geschäftsleitung als das „demokratische Element“ und weist auf Ansätze zu patrizischer Abschließung unter den Ratsmännern hin (vgl. Frensdorff, Ferdinand, Die Stadt- und Gerichtsverfassung Lübecks im XII. und XIII. Jahrhundert. – Lübeck: v. Rohdensche Buchhandlung 1861, S.  27, 101 f. (Zitat) und S. 200).

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

ernd angestellten Fachbeamten neben wechselnden Leitern gearbeitet, so liegt die Verwaltung tatsächlich normalerweise in den Händen der ersteren, die die Arbeit tun, während das Hineinreden der letzteren wesentlich dilettantischen Charakters bleibt. Die Lage der wechselnden Rektoren, die im Nebenamt akademische Angelegenheiten verwalten[,] gegenüber den Syndikena,40 unter Umständen selbst den Kanzleibeamten, ist ein typisches Beispiel dafür. Nur der autonom für längeren Termin gekorene Universitätspräsident (amerikanischen Typs)41 könnte – von Ausnahmenaturen abgesehen – eine nicht nur aus Phrasen und Wichtigtuerei bestehende „Selbstverwaltung“ der Universitäten schaffen, und nur die Eitelkeit der akademischen Kollegien einerseits, das Machtinteresse der Bureaukratie andrerseits sträubt sich gegen das Ziehen solcher Konsequenzen. Ebenso liegt es aber, mutatis mutandis, überall.

Herrschaftsfreie unmittelbare Demokratie und Honoratiorenverwaltung bestehen ferner nur so lange genuin, als keine Parteien als Dauergebilde entstehen, sich bekämpfen und die Ämter zu appropriieren suchen. Denn sobald dies der Fall ist, sind der Führer der kämpfenden und – mit gleichviel welchen Mitteln – siegenden Partei und sein Verwaltungsstab herrschaftliches Gebilde, trotz Erhaltung aller Formen der bisherigen Verwaltung. Eine ziemlich häufige Form der Sprengung der „alten“ Verhältnisse. a  Ältere, eingedeutschte Form für: syndici 40 Zur Zeit Max Webers stand an der Spitze der deutschen Universität ein Rektor (eigentlich: Prorektor, der Landesfürst war Rektor), der aus und von dem Kreis der ordentlichen Professoren in der Regel auf ein Jahr gewählt war und dabei in Forschung und Lehre tätig blieb. Die Verwaltung lag in den Händen eines dauerhaft bestellten Syndikus, der Jurist war und vom zuständigen Ministerium bestellt wurde. 41  Der amerikanische Universitätspräsident steht an der Spitze des „Board of Trustees“ (der obersten Universitätsbehörde) und wird von dieser gewählt. Zuständig für die Besitz- und Finanzverwaltung der Universität (eigentlich nicht für Unterrichts- und engere Fakultätsfragen) genießt er – je nach Talent – großes öffentliches Ansehen. Vgl. Fullerton, George Stuart, Die von den deutschen abweichenden Einrichtungen an den nordamerikanischen Hochschulen, in: Verhandlungen des IV. Deutschen Hochschullehrertages zu Dresden am 12. und 13. Oktober 1911. Bericht erstattet vom geschäftsführenden Ausschuß. – Leipzig: Verlag des Literarischen Zentralblattes für Deutschland (Eduard Avenarius) 1912, S.  53–63, bes. S.  57, sowie die Bemerkungen Max Webers dazu, ebd., S.  75 f. (MWG I/13)

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§ 21.  Repräsentation

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9.42 Repräsentation.

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§  21. Unter Repräsentation wird primär der (in Kap. I, §  11)43 erörterte Tatbestand verstanden: daß das Handeln bestimmter Verbandszugehöriger (Vertreter) den übrigen zugerechnet wird oder von ihnen gegen sich als „legitim“ geschehen und für sie verbindlich gelten gelassen werden soll und tatsächlich wird. Innerhalb der Verbandsherrschaften aber nimmt Repräsentation mehrere typische Formen an: 1. Appropriierte Repräsentation. Der Leiter (oder ein Verbandsstabsmitglied) hat das appropriierte Recht der Repräsentation. In dieser Form ist sie sehr alt und findet sich in patriarchalen und charismatischen (erbcharismatischen, amtscharismatischen) Herrschaftsverbänden der verschiedensten Art. Die Vertretungsmacht hat traditionalen Umfang. Schechsb von Sippen oder Häuptlinge von Stämmen, Kastenschreschthic,44 Erbhierarchen von Sekten, Dorf-patels,45 Obermärker,46 Erbmonarchen und alle ähnlichen patriarchalen und patrimonialen Leiter von Verbänden aller Art gehören hierher. Befugnis zum Abschluß von Verträgen und zu satzungsartigen Abmachungen mit den Ältesten der Nachbarverbände finden sich schon in sonst primitiven Verhältnissen (Austra­ lien).47 | b  Nebenform von: Scheichs  c A: Kastenschreschts 42 Die Gliederungsziffer 9. ist doppelt vergeben, vgl. auch oben, S.  573 mit Hg.Anm.  27. 43  Kap. I, §  11, oben, S.  202; dort heißt es (statt „Repräsentation“) „Vertretungsgewalt“. 44  Schreschthi (Skt.: s’res. .thin: „Bester“, „Höchster“) sind bei Weber die Gildenältesten bzw. der Vorstand der Gilden in Indien. Die Kastenvorsteher und -ältesten heißen hingegen „sar panch“, wie Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  188, angibt (vgl. dort auch die Begriffserläuterungen, ebd., S.  630 f.). 45  „patel“ bezeichnet den Dorfvorsteher bzw. Dorfvorstand in Indien. Vgl. Weber, Hinduismus, MWG I/20, S.  141, 150, 618 (Begriffserläuterung). 46  Der Obermärker war der höchste Amtsträger in der mittelalterlichen Markgenossenschaft. Formell von den Mitgliedern der markgenossenschaftlichen Versammlung („Märkerding“) gewählt, handelte es sich meist um einen in der Mark ansässigen Grundherrn. Er leitete das Märkerding, sorgte für den Schutz des markgenossenschaftlichen Gebiets nach außen sowie für die Feststellung von Verstößen gegen die Ordnung in der Mark („Markfrevel“). Vgl. von Maurer, Georg Ludwig, Geschichte der Markenverfassung in Deutschland. – Erlangen: Ferdinand Enke 1856, S.  201 ff. 47  Ratzel berichtet von „tendi“ (Ältestenräten) bei den australischen Aborigines, die unter dem Vorsitz von „rupulle“ (Wahlhäuptlingen) stattfanden. Letztere waren befugt,

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Der appropriierten Repräsentation sehr nahe steht 2. die ständische (eigenrechtliche) Repräsentation. Sie ist insofern nicht „Repräsentation“, als sie primär als Vertretung und Geltendmachung lediglich eigner (appropriierter) Rechte (Privilegien) angesehen wird. Aber sie hat insofern Repräsentationscharakter (und wird daher gelegentlich auch als solche angesehen),48 als die Rückwirkung der Zustimmung zu einem ständischen Rezeß über die Person des Privileginhabers hinaus auf die nicht privilegierten Schichten, nicht nur der Hintersassen, sondern auch anderer, nicht durch Privileg ständisch Berech­ tigter, wirkt, indem ganz regelmäßig deren Gebundenheit durch die Abmachungen der Privilegierten als selbstverständlich vorausgesetzt oder ausdrücklich in Anspruch genommen wird.

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Alle Lehenshöfe und Versammlungen ständisch privilegierter Gruppen,

κατ’ ἐξοχὴν aber die „Stände“ des deutschen Spätmittelalters und der

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Neuzeit gehören hierher. Der Antike und den außereuropäischen Gebieten ist die Institution nur in einzelnen Exemplaren bekannt, nicht aber ein allgemeines „Durchgangsstadium“ gewesen.

3. Den schärfsten Gegensatz hierzu bildet die gebundene Repräsentation: gewählte (oder durch Turnus oder Los oder andere ähnliche Mittel bestimmte) Beauftragte, deren Vertretungsgewalt durch imperative Mandate und Abberufungsrecht nach Innen und Außen begrenzt und an die Zustimmung der Vertretenen gebunden ist. Diese „Repräsentanten“ sind in Wahrheit: Beamte der von ihnen Repräsentierten. Das imperative Mandat hat von jeher und in Verbänden der allerverschiedensten Art eine Rolle gespielt. Die gewählten Vertreter der KommuVerhandlungen mit benachbarten Clans oder Stämmen zu führen (vgl. Ratzel, Friedrich, Völkerkunde, Band  1, 2.  Aufl. – Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut 1894, S.  347). Kohler bezeichnet die Vermittler zwischen den Stämmen als „geweihte, geheiligte Boten“ (vgl. Kohler, Josef, Die Anfänge des Rechts und das Recht der primitiven Völker, in: ders. und Leopold Wenger, Allgemeine Rechtsgeschichte (Die Kultur der Gegenwart, Teil  II, Abt. VII,1). – Leipzig, Berlin: B. G. Teubner 1914, S.  1–48, hier S.  45). 48  Die These, daß der Landes- oder Grundherr in den Ständeversammlungen bereits als Vertreter seiner Untergebenen auftrat, findet sich – wie Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S.  213, Anm.  18), S.  557, schreibt – „in der Literatur der Staatslehre des späteren Mittelalters“, besonders bei Gierke, Otto, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band  3. – Berlin: Weidmann 1881, S.  595 ff.

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nen z. B. in Frankreich waren fast immer durchaus an ihre „cahiers ded doléances“ gebunden.49 – Zurzeit findet sich diese Art der Repräsentation besonders in den Räterepubliken,50 für welche sie Surrogat der in Massenverbänden unmöglichen unmittelbaren Demokratie ist. Gebundene Mandatare sind sicherlich Verbänden der verschiedensten Art auch außerhalb des mittelalterlichen und modernen Okzidents bekannt, doch nirgends von großer historischer Bedeutung gewesen.

4. Freie Repräsentation. Der Repräsentant, in aller Regel gewählt (eventuell formell oder faktisch durch Turnus bestimmt) ist an keine Instruktion gebunden, sondern Eigenherr über sein Verhalten. Er ist pflichtmäßig nur an sachliche eigene Überzeugungen, nicht an die Wahrnehmung von Interessen seiner Deleganten gewiesen. Freie Repräsentation in diesem Sinn ist nicht selten die unvermeidliche Folge der Lücken oder des Versagens der Instruktion. In andern Fällen aber ist sie der sinngemäße Inhalt der Wahl eines Repräsentanten, der dann insoweit: der von den Wählern gekorene Herr derselben, nicht: ihr „Diener“, ist. Diesen Charakter haben insbesondere die modernen parlamentarischen Repräsentationen angenommen, welche die allgemeine Versachlichung: Bindung an abstrakte (politische, ethische) Normen: das Charakteristikum der legalen Herrschaft, in dieser Form teilen.

d A: des 49 Beschwerdehefte (cahiers de doléances) sind seit 1468 nachweisbar. Die Beschwerden wurden – getrennt nach den drei Ständen – regional gesammelt und dem jeweiligen gewählten Vertreter für die Zusammenkunft der états généraux mitgegeben. Parallel zu den Beschwerden gaben die Wähler ihren Vertretern auch Instruktionen für die Verhandlungen, zu deren Einhaltung sie durch Schwur oder Widerruf des Mandats angehalten werden konnten. Vgl. Holtzmann, Französische Verfassungsgeschichte (wie oben, S.  481, Anm.  79), S.  380, sowie Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S.  213, Anm.  18), S.  560 f., ferner Zweig, Egon, Die Lehre vom Pouvoir Constituant. Ein Beitrag zum Staatsrecht der französischen Revolution. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1909, S.  219. 50  Die Bindung der Delegierten oder der gewählten Räte durch imperatives Mandat von der Betriebs- oder kommunalen Ebene bis hin zu einem (nationalen) Zentralrat gab es in der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (1917–22), in der Räterepublik Ungarn (1919) sowie 1918/19 im Deutschen Reich, einigen deutschen Ländern und Stadtrepubliken.

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Im Höchstmaß gilt diese Eigenart für die Repräsentativ-Körperschaften der modernen politischen Verbände: die Parlamente. Ihre Funktion ist ohne das voluntaristische Eingreifen der Parteien nicht zu erklären: diese sind es, welche die Kandidaten und Programme den politisch passiven Bürgern präsentieren und durch Kompromiß oder Abstimmung innerhalb des Parlaments die Normen für die Verwaltung schaffen, diese selbst kontrollieren, durch ihr Vertrauen stützen, durch dauernde Versagung ihres Vertrauens stürzen, wenn es ihnen gelungen ist, die Mehrheit bei den Wahlen zu erlangen. Der Parteileiter und der von ihm designierte Verwaltungsstab: die Minister, Staats- und, eventuell, Unterstaatssekretäre, sind die „politischen“, d. h. vom Wahlsieg ihrer Partei in ihrer Stellung abhängigen, durch eine Wahlniederlage zum Rück|tritt gezwungenen Staatsleiter. Wo die Parteiherrschaft voll durchgedrungen ist, werden sie dem formalen Herren: dem Fürsten, durch die Parteiwahl zum Parlament oktroyiert, der von der Herrengewalt expropriierte Fürst wird auf die Rolle beschränkt: 1. durch Verhandlungen mit den Parteien den leitenden Mann auszuwählen und formal durch Ernennung zu legitimieren, im übrigen 2. als legalisierendes Organ der Verfügungen des jeweils leitenden Parteihaupts zu fungieren. Das „Kabinett“ der Minister, d. h. der Ausschuß der Mehrheitspartei, kann dabei material mehr monokratisch oder mehr kollegial organisiert sein; letzteres ist bei Koalitionskabinetten unumgänglich, ersteres die präziser fungierende Form. Die üblichen Machtmittel: Sekretierung des Dienstwissens und Solidarität nach außen dienen gegen Angriffe stellensuchender Anhänger oder Gegner. Im Fall des Fehlens materialer (effektiver) Gewaltenteilung bedeutet dies System die volle Appropriation aller Macht durch die jeweiligen Parteistäbe: die leitenden, aber oft weitgehend auch die Beamtenstellen werden Pfründen der Anhängerschaft: parlamentarische Kabinettsregierung. Auf die Tatsachen-Darlegungen der glänzenden politischen Streitschrift W[ilhelm] Hasbachs gegen dies System (fälschlich eine „politische

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Beschreibung“ genannt)51 ist mehrfach zurückzukommen.52 Meine eigne Schrift über „Parlament und Regierung im neu geordneten Deutschland“ hat ausdrücklich ihren Charakter als einer nur aus der Zeitlage heraus geborenen Streitschrift betont.53 5

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Ist die Appropriation der Macht durch die Parteiregierung nicht vollständig, sondern bleibt der Fürst (oder ein ihm entsprechender, z. B. plebiszitär gewählter, Präsident) eine Eigenmacht, insbesondre in der Amtspatronage (einschließlich der Offiziere), so besteht: konstitutionelle Regierung. Sie kann insbesondre bei formeller Gewaltenteilung bestehen. Ein Sonderfall ist das Nebeneinanderstehen plebiszitärer Präsidentschaft mit Repräsentativparlamenten: plebiszitär-repräsentative Regierung. Die Leitung eines rein parlamentarisch regierten Verbandes kann andrerseits schließlich auch lediglich durch Wahl der Regierungsbehörden (oder des Leiters) durch das Parlament bestellt werden: rein repräsentative Regierung. Die Regierungsgewalt der Repräsentativorgane kann weitgehend durch Zulassung der direkten Befragung der Beherrschten begrenzt und legitimiert sein: Referendums-Satzung. 1. Nicht die Repräsentation an sich, sondern die freie Repräsentation und ihre Vereinigung in parlamentarischen Körperschaften ist dem Okzident eigentümlich, findet sich in der Antike und sonst nur in Ansätzen (Delegiertenversammlungen bei Stadtbünden, grundsätzlich jedoch mit gebundenen Mandaten). 51  Die Schrift von Hasbach, Kabinettsregierung, basiert auf einer Aufsatzreihe, die in der „Zeitschrift für Sozialwissenschaft“ 1917/18 erschienen war. Mit dem Untertitel „Eine politische Beschreibung“ beanspruchte der Autor, wie er im „Vorwort“ mitteilt, wissenschaftlichen Rang für seine „objektive Sammlung der Tatsachen“ (ebd., S.  XIXII). Im Kern formuliert Hasbach eine scharfe Kritik an der parteiengesteuerten parlamentarischen Kabinettsregierung in England und an deren Muster folgenden Regierungen. 52  Explizit nimmt Weber im Folgenden nicht mehr Bezug auf Hasbach, setzt sich jedoch, unten, S.  584 f., Nr.  3–4, mit dessen Thesen auseinander. 53  Die Schrift Max Webers, Parlament und Regierung, erschien Anfang Mai 1918. Sie beruht auf fünf überarbeiteten Artikeln, die von April bis Juni 1917 in der „Frankfurter Zeitung“ erschienen waren und einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Parlamentarisierungsbestrebungen der Reichstagsmehrheit darstellten. Daß es sich um eine politische Schrift handelte, geht aus dem Untertitel „Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens“ hervor und wurde von Max Weber ausdrücklich in der „Vorbemerkung“ betont (vgl. Weber, Parlament und Regierung, MWG I/15, S.  432– 433, mit dem Editorischen Bericht, bes. S.  424–425).

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2. Die Sprengung des imperativen Mandats ist sehr stark durch die Stellungnahme der Fürsten bedingt gewesen. Die französischen Könige verlangten für die Delegierten zu den Etats généraux bei Ausschreibung der Wahlen regelmäßig die Freiheit: für die Vorlagen des Königs votieren zu können,54 da das imperative Mandat sonst alles obstruiert hätte. Im englischen Parlament führte die (s. Z. zu besprechende)55 Art der Zusammensetzung und Geschäftsführung zum gleichen Resultat. Wie stark sich infolgedessen, bis zu den Wahlreformen von 1867,56 die Parlamentsmitglieder als einen privilegierten Stand ansahen, zeigt sich in nichts so deutlich wie in dem rigorosen Ausschluß der Öffentlichkeit (schwere Bußen für Zeitungen, die über die Verhandlungen berichteten, noch Mitte des 18. Jahr­ hunderts).57 Die Theorie: daß der parlamentarische Deputierte „Vertreter des ganzen Volkes“ sei, das heißt: daß er an Aufträge nicht gebunden (nicht „Diener“, sondern eben – ohne Phrase gesprochen – Herr) sei, war in der Literatur schon entwickelt, ehe die französische Revolution ihr die seitdem klassisch gebliebene (phrasenhafte) Form verlieh.58 3. Die Art, wie der englische König (und nach seinem Muster andere) durch die unoffizielle, rein parteiorientierte, Kabinettsregierung allmählich 54  Die Generalstände (états généraux) traten 1302 zum ersten Mal zusammen. Die Versammlungen setzten sich aus Vertretern von Klerus, Adel und drittem Stand zusammen. Versuche der Wähler, die Delegierten durch imperative Mandate zu binden, wurden vom König abgewehrt, bereits im Mittelalter und schließlich auch für die im Mai 1789 einberufenen Generalstände. Der König setzte sich – wie es noch im Juni 1789 hieß – für die Beschränkung der Mandate zugunsten der Gewissensentscheidung und Wahlfreiheit der Abgeordneten ein. Vgl. Holtzmann, Französische Verfassungsgeschichte (wie oben, S.  481, Anm.  79), S.  211 f., 380 f., sowie Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S.  213, Anm.  18), S.  561 mit Anm.  3. 55  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 56  In den Wahlreformen von 1867 wurde das Nutzungsrecht an einer Wohnung zum entscheidenden Kriterium für das aktive Wahlrecht; vorher war es von (Grund-)Besitz, Steueraufkommen, Korporations- oder Gildemitgliedschaft abhängig. Vgl. Hasbach, Kabinettsregierung, S.  107 f. 57 Im Jahr 1738 erklärte das Unterhaus, die Veröffentlichung von Berichten als ­„Breach of Privilege“. Das Verbot wurde 1762 anläßlich der kritischen „Briefe“ in der Wochenschrift „North Briton“ verschärft, stillschweigend fallen gelassen wurde es, als sich die Stadt London 1771 für die verfolgten Drucker einsetzte. Vgl. Redlich, Josef, Recht und Technik des Englischen Parlamentarismus. Die Geschäftsordnung des House of Commons in ihrer geschichtlichen Entwicklung und gegenwärtigen Gestalt. – Leipzig: Duncker & Humblot 1905, S.  291 f. 58  Der Abgeordnete der französischen Nationalversammlung ist „le représentant de la Nation tout entière“, eingeführt durch Gesetz vom 22. Dezember 1789 (vgl. Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S.  213, Anm.  18), S.  562). Der Gedanke der freien, ungebundenen Vertretung findet sich bereits bei Montesquieu, De l’esprit des lois, S.  145 (mit Anstreichungen im Handexemplar Max Webers, Max Weber-Arbeitsstelle, BAdW München): „[.  .  .] la parole des députés seroit plus l’éxpression de la voix de la nation; mais cela [.  .  .] rendroit chaque député le maître de tous les autres“.

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expropriiert wurde,59 und die Gründe für diese an sich singuläre (bei dem Fehlen der Bureaukratie in Englande nicht so „zufällige“[,] wie oft behauptet wird),60 aber universell | bedeutsam gewordene Entwicklung sind hier A 174 noch nicht zu erörtern.61 Ebenso nicht das amerikanische plebiszitär-repräsentative System der funktionalen Gewaltenteilung, die Entwicklung des Referendums (wesentlich: eines Mißtrauensinstruments gegen korrupte Parlamente) und die in der Schweiz und jetzt in manchen deutschen Staaten damit kopulierte rein repräsentative Demokratie.62 Hier waren nur einige der Haupttypen festzustellen. 4. Die sog. „konstitutionelle“ Monarchie, zu deren Wesenheiten vor allem die Appropriation der Amtspatronage einschließlich der Minister und der Kommandogewalt an den Monarchen zu zählen pflegt, kann faktisch der rein parlamentarischen (englischen) sehr ähnlich sein, wie umgekehrt diese einen politisch befähigten Monarchen keineswegs, als Figuranten, aus effektiver Teilnahme an der Leitung der Politik (Eduard VII.) ausschaltet.63 Über die Einzelheiten später.64 e A: England, 59 Seit dem beginnenden 18. Jahrhundert gelang es der Kabinettsregierung, die Machtbefugnisse des Königs zu begrenzen. Er wurde zunächst in der Auswahl der Minister beschränkt (seit Wilhelm III. sollten diese nur noch der Mehrheitsfraktion des Unterhauses angehören), dann von den Kabinettsberatungen ausgeschlossen (seit 1718 nahm mit Ausnahme von Georg III. kein König mehr an den Kabinettssitzungen teil) und schließlich von der Regierungsbildung entbunden (diese ging im 19. Jahrhundert an den Prime Minister über). Vgl. Hübner, Rudolf, Die parlamentarische Regierungsweise Englands in Vergangenheit und Gegenwart (Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart, Heft 10). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918, S.  22–26. 60 Die Zufallstheorie vertrat Sidney Low, der behauptete, daß die konstitutionelle Monarchie und das Kabinettsystem in England „ein modernes und zufälliges Erzeugnis“ seien. Vgl. Low, Regierung Englands (wie oben, S.  481, Anm.  80), S.  16 und 253 (Zitat). 61  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert. 62  Ein Referendum sahen die neuen Verfassungen von Baden (21. März 1919), Bayern (14. August 1919) und Württemberg (25. September 1919) sowie die Weimarer Reichsverfassung (11. August 1919) vor; in den Verfassungstexten ist zumeist von „Volksabstimmung“ die Rede. Vgl. dazu auch Rosenthal, Eduard, Die Entwicklung des Verfassungsrechts in den thüringischen Staaten seit November 1918, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechtes der Gegenwart, Band  9, 1920, S.  226–244, hier S.  230. 63  Eduard VII. griff – im Gegensatz zum viktorianischen Königtum – richtungweisend in die Politik ein (vgl. dazu Jellinek, Staatslehre2 (wie oben, S.  213, Anm.  18), S.  664 mit Anm.  1, sowie Weber, Erhaltung des Charisma, MWG I/22-4, S.  562 mit Hg.-Anm.  57). Zugleich Auseinandersetzung mit Hasbach, Kabinettsregierung, S.  269 ff., der die deutsche „konstitutionelle“ Monarchie der englischen Kabinettsregierung vorzog. 64  Entsprechende Ausführungen sind nicht überliefert; ansatzweise ist das Thema in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ behandelt, vgl. Weber, Erhaltung des Charisma, MWG I/22-4, S.  562 f.

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5. Repräsentativ-Körperschaften sind nicht etwa notwendig „demokratisch“ im Sinn der Gleichheit der Rechte (Wahlrechte) Aller.65 Im geraden Gegenteil wird sich zeigen,66 daß der klassische Boden für den Bestand der parlamentarischen Herrschaft eine Aristokratie oder Plutokratie zu sein pflegte (so in England).

Zusammenhang mit der Wirtschaft: Dieser ist höchst kompliziert und späterhin gesondert zu erörtern.67 Hier ist vorweg nur folgendes allgemein zu sagen: 1. Die Zersetzung der ökonomischen Unterlagen der alten Stände bedingte den Übergang zur „freien“ Repräsentation, in welcher der zur Demagogie Begabte ohne Rücksicht auf den Stand freie Bahn hatte. Grund der Zersetzung war: der moderne Kapitalismus. 2. Das Bedürfnis nach Berechenbarkeit und Verläßlichkeit des Fungierens der Rechtsordnung und Verwaltung, ein vitales Bedürfnis des rationalen Kapitalismus, führte das Bürgertum auf den Weg des Strebens nach Beschränkung der Patrimonialfürsten und des Feudaladels durch eine Körperschaft, in der Bürger ausschlaggebend mitsaßen und welche die Verwaltung und Finanzen kontrollierte und bei Änderungen der Rechtsordnung mitwirken sollte. 3. Die Entwicklung des Proletariats war zur Zeit dieser Umbildung noch keine solche, daß es als politische Macht ins Gewicht gefallen wäre und dem Bürgertum gefährlich erschienen wäre. Außerdem wurde unbedenklich durch Zensuswahlrecht jede Gefährdung der Machtstellung der Besitzenden ausgeschaltet.

65  Weber greift hier eine These von Hasbach, Kabinettsregierung, S.  260, auf: „Repräsentation ist nicht Delegation und der Demokratie nicht wesensverwandt“. 66  Entsprechende Ausführungen über die Trägerschichten des englischen Parlamentarismus liegen nicht vor. Über die englische Honoratiorenverwaltung finden sich Ausführungen in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, vgl. insbes. Weber, Patrimonialismus, MWG I/22-4, S.   351–361. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert. 67  Entsprechende Ausführungen über den Zusammenhang von Repräsentation, Parlamentarismus und Wirtschaft liegen nicht vor.

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4. Die formale Rationalisierung von Wirtschaft und Staat, dem Interesse der kapitalistischen Entwicklung günstig, konnte durch Parlamente stark begünstigt werden. Einfluß auf die Parteien schien leicht zu gewinnen. 5. Die Demagogie der einmal bestehenden Parteien ging den Weg der Ausdehnung des Wahlrechts. Die Notwendigkeit der Gewinnung des Proletariats bei auswärtigen Konflikten und die – enttäuschte – Hoffnung auf dessen, gegenüber den Bürgern, „konservativen“ Charakter veranlaßten Fürsten und Minister überall, das (schließlich:) gleiche Wahlrecht zu begünstigen. 6. Die Parlamente fungierten normal, solange in ihnen die Klassen von „Bildung und Besitz“: – Honoratioren also, – sozusagen „unter sich waren“, rein klassenorientierte Parteien nicht, sondern nur ständische und durch die verschiedene Art des Besitzes bedingte Gegensätze vorherrschten. Mit dem Beginn der Macht der reinen Klassenparteien, insbesondere der proletarischen, wandelte und wandelt sich die Lage der Parlamente. Ebenso stark aber trägt dazu die Bureaukratisierung der Parteien (Caucus-System) bei, welche spezifisch plebiszitären Charakters ist und den Abgeordneten aus einem „Herren“ des Wählers zum Diener der Führer der Parteimaschine macht. Davon wird gesondert zu reden sein.68 §  22. 5. Repräsentation durch Interessenvertreter soll diejenige Art der Repräsentantenkörperschaften heißen, bei welcher die Bestellung der Repräsentanten nicht frei und ohne Rücksicht auf die berufliche oder ständische oder klassenmäßige Zugehörigkeit erfolgt, sondern nach Berufen, ständischer oder | Klassen-Lage gegliedert Repräsentanten durch je ihresgleichen bestellt werden, und zu einer – wie jetzt meist gesagt wird: – „berufsständischen Vertretung“69 zusammentreten. 68  Entsprechende Ausführungen über die Parteien sind nicht überliefert. 69  Die Errichtung von berufsständischen Vertretungen war vor und im Ersten Weltkrieg vor allem von konservativen, antiparlamentarischen Gruppen gefordert worden. Weber bekämpfte sie in seinen politischen Aufsätzen ab 1917 als Idee „einflußreicher Literatenkreise“ mit organischen Gesellschaftsvorstellungen, vgl. z. B. Weber, Wahlrecht und Demokratie in Deutschland, MWG I/15, S.  355 f.

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Eine solche Repräsentation kann Grundverschiedenes bedeuten 1. je nach der Art der zugelassenen Berufe, Stände, Klassen, 2. je nachdem Abstimmung oder Kompromiß das Mittel der Erledigung von Streit ist, 3. im ersteren Fall: je nach der Art der ziffernmäßigen Anteilnahme der einzelnen Kategorien. Sie kann hochrevolutionären sowohl wie hochkonservativen Charakters sein. Sie ist in jedem Fall das Produkt der Entstehung von großen Klassenparteien. Normalerweise verbindet sich mit der Absicht der Schaffung dieser Art von Repräsentation die Absicht: bestimmten Schichten das Wahlrecht zu entziehen. Entweder: a) den durch ihre Zahl immer überwiegenden Massen durch die Art der Verteilung der Mandate auf die Berufe material,f b) den durch ihre ökonomische Machtstellung überwiegenden Schichten durch Beschränkung des Wahlrechts auf die Nichtbesitzenden formal (sog. Rätestaat).70 Geschwächt wird – theoretisch wenigstens – durch diese Art der Repräsentation der ausschließliche Interessentenbetrieb (der Parteien) der Politik, wennschon, nach allen bisherigen Erfahrungen, nicht beseitigt. Geschwächt kann, – theoretisch – die Bedeutung der finanziellen Wahlmittel werden, auch dies in zweifelhaftem Grade. Der Charakter der Repräsentativkörperschaften dieser Art neigt zur Führerlosigkeit. Denn als berufsmäßige Interessenvertreter werden nur solche Repräsentanten in Betracht kommen, welche ihre Zeit ganz in den Dienst der

f  Zu erwarten wäre: material, oder 70 Die Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik vom 10. Juli 1918 sah ein Klassenwahlrecht vor, nach dem die Gruppen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch „produktive und gemeinnützliche Arbeit“ aufbrachten, vom Wahlrecht ausgeschlossen waren. Das betraf vor allem Rentiers, Unternehmer und Händler. Vgl. Verfassung der Russischen Föderativen Räte-Republik. Beschluß der V. Allrussischen Räte-Versammlung, gefaßt in der Sitzung vom 10. Juli 1918, in: Struthahn, Arnold [= Ps. für Karl Radek], Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Räte-Republik. – Zürich: Union Verlag 1918, S.  25–45, Zitat: S.  40 (= Abschnitt 64 und 65 der Verfassung).

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Interessenvertretung stellen können, bei den nicht bemittelten Schichten also: besoldete Sekretäre der Interessentenverbände.

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1. Repräsentation mit dem Kompromiß als Mittel der Streitschlichtung ist allen historisch älteren „ständischen“ Körperschaften eigen. Es herrscht heut in den „Arbeitsgemeinschaften“71 und überall da, wo „itio in partes“72 und Verhandlung zwischen den gesondert beratenden und beschließenden Einzelgremien die Ordnung ist. Da sich ein Zahlenausdruck für die „Wichtigkeit“ eines Berufs nicht finden läßt, da vor allem die Interessen der Arbeitermassen und der (zunehmend wenigeren) Unternehmer, deren Stimmeg, als besonders sachkundig, – aber allerdings auch: besonders persönlich interessiert, – irgendwie abgesehen von ihrer Zahl ins Gewicht fallen muß, oft weitestgehend antagonistisch sind, so ist ein formales „Durchstimmen“ bei Zusammensetzung aus klassenmäßig oder ständisch sehr heterogenen Elementen ein mechanisiertes Unding: der Stimmzettel als ultima ratio ist das Charakteristikum streitender und über Kompromisse verhandelnder Parteien, nicht aber: von „Ständen“. 2. Bei „Ständen“ ist der Stimmzettel da adäquat, wo die Körperschaft aus sozial ungefähr gleich geordneten Elementen: z. B. nur aus Arbeitern, besteht, wie in den „Räten“. Den Prototyp gibt da die Mercadanza der Zeit der Zunftkämpfe: zusammengesetzt aus Delegierten der einzelnen Zünfte, abstimmend nach Mehrheit, aber faktisch unter dem Druck der Separationsgefahr bei Überstimmen besonders mächtiger Zünfte.73 Schon der Eintritt der „Angestellten“ in die Räte zeigt Probleme: regelmäßig hat man ihren Stimmenanteil mechanisch beschränkt.74 Vollends wo Vertreter von g A: Stimmen 71  Max Weber spielt hier auf die von Gewerkschafts- und Arbeitgebervertretern ausgehandelte Zusammenarbeit zur „Wiederaufrichtung“ der deutschen Wirtschaft in paritätisch besetzten Arbeitsgemeinschaften an, die durch das sog. Stinnes-Legien-Abkommen vom 15. November 1918 geregelt worden war. Die Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestand vom November 1918 bis zum Januar 1924. Vgl. dazu auch oben, S.  291 mit Hg.-Anm.  9. 72  „itio in partes“ (lat.), das „Auseinandertreten in Teile oder Parteien“ vor einer Abstimmung; speziell ist damit die konfessionell getrennte Abstimmung in den Kurien des Reichstags im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gemeint. 73  Die mächtigsten und wohlhabendsten Zünfte – zumeist die großen Kaufmannsgilden – dominierten die Mercadanza (zum Begriff vgl. oben, S.  552 mit Hg.-Anm.  33) und konnten bei der Gefahr des Überstimmtwerdens mit dem Austritt drohen. Im 14. Jahrhundert kam es zu Aufständen der gewerblichen und Kleinunternehmer-Zünfte (arti minori) gegen die Vormacht der arti maggiori. Vgl. dazu Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  204 f. 74  Die Arbeiter- und Soldatenräte wollten den Anteil der Angestellten beschränken. Davon berichtet Heinrich Laufenberg (1872–1932), der selber führend im Hamburger

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Kapitel III.  Die Typen der Herrschaft

Bauern und Handwerkern eintreten sollen, kompliziert sich die Lage. Sie wird durch Stimmzettel gänzlich unentscheidbar, wo die sogenannten „höhern“ Berufe und die Unternehmer mit einbezogen werden sollen. „Paritätische“ Zusammensetzung einer Arbeitsgemeinschaft mit Durchstimmen bedeutet: daß gelbe Gewerkschafter75 den Unternehmern, liebedienerische Unternehmer den Arbeitern zum Siege verhelfen: also die klassenwürdelosesten Elemente den Ausschlag geben. Aber auch zwischen den Arbeitern in rein proletarischen „Räten“ würden ruhige Zeiten scharfe Antagonismen schaffen, die wahrscheinlich eine faktische Lahmlegung der Räte, jedenfalls aber alle Chancen für eine geschickte Politik des Ausspielens der Interessenten gegeneinander bewirA 176 ken würden: dies ist der Grund, | weshalb die Bureaukratie dem Gedanken so freundlich gesonnen ist.76 Vollends bestünde die gleiche Chance für Bauernvertreter gegen Arbeitervertreter. Jedenfalls kommt jegliche nicht strikt revolutionäre Zusammensetzung solcher Repräsentativkörperschaften letztlich nur auf eine neue Chance der „Wahlkreisgeometrie“77 in anderer Form hinaus. 3. Die Chancen der „berufsständischen“ Vertretungen sind nicht gering. In Zeiten der Stabilisierung der technisch-ökonomischen Entwicklung werden sie überaus groß sein. Dann wird das „Parteileben“ aber ohnedies Arbeiterrat 1918/19 tätig war. Die Forderung der neugebildeten Angestelltenräte nach Vertretung im Arbeiter- und Soldatenrat sei vom Rat abgelehnt worden, „da die Kopfzahl der Exekutive und bestimmte Partei- und Betriebsvertretungen festgelegt“ worden seien. Vgl. Laufenberg, Heinrich, Die Räteidee in der Praxis des Hamburger Arbeiterrats, in: AfSSp, Band  45, Heft 3, 1919, S.  591–628, Zitat: S.  600. 75  Die sog. gelben oder „wirtschaftsfriedlichen“ Gewerkschaften reorganisierten sich nach der Novemberrevolution und schufen den „Nationalverband deutscher Gewerkschaften“, dem beispielsweise der „Deutsche Arbeiterbund“ oder der „Bund der Bäcker- und Konditorgehilfen“ angehörten. Emil Lederer, der für das „Archiv“ über die neuesten sozialpolitischen Entwicklungen berichtete, sah im „Auftauchen der gelben Organisationen“ und ihrer Beteiligung an den von Arbeitgebern und Arbeitnehmern paritätisch besetzten „Arbeitsgemeinschaften“ (vgl. dazu oben, S.  589, Hg.-Anm. 71) „ein deutliches Symptom“ für die Verschiebung der Machtverhältnisse zugunsten der Arbeitgeber und damit eine Gefahr für den Bestand der Arbeitsgemeinschaften. Vgl. Lederer, Emil, Die Gewerkschaftsbewegung 1918/19 und die Entfaltung der wirtschaftlichen Ideologien in der Arbeiterklasse, in: AfSSp, Band  47, 1920/21, S.  239– 269, Zitate: S.  240. 76  Worauf Weber hier anspielt, konnte nicht ermittelt werden. 77  Mit „Wahlkreisgeometrie“ werden die Analysen und Entscheidungen hinsichtlich des geographischen Zuschnitts von Wahlkreisen bezeichnet. Weil im Mehrheitswahlsystem von der Abgrenzung der Wahlkreise der Erfolg der Kandidaten abhängen kann, war die Gestaltung der Wahlkreise in den USA seit dem frühen 19. Jahrhundert Anlaß zu vielerlei Manipulationen („Gerrymandering“). Vgl. Hasbach, Wilhelm, Die Moderne Demokratie. Eine politische Beschreibung. – Jena: Gustav Fischer 1912, S.  450 ff.

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weitgehend abflauen. Solange diese Voraussetzung nicht besteht, ist selbstverständlich kein Gedanke daran, daß berufsständische Repräsentativkörperschaften die Parteien eliminieren würden. Von den „Betriebsräten“78 angefangen – wo wir den Vorgang schon jetzt sehen – bis zum Reichswirtschaftsrat79 werden im Gegenteil eine Unmasse neuer Pfründen für bewährte Parteizugehörige geschaffen, die auch ausgenützt werden. Das Wirtschaftsleben wird politisiert, die Politik ökonomisiert. Zu all diesen Chancen kann man je nach dem letzten Wertstandpunkt grundverschieden stehen. Nur: die Tatsachen liegen so und nicht anders.

Sowohl die genuine parlamentarische Repräsentation mit voluntaristischem Interessentenbetrieb der Politik, wie die daraus entwickelte plebiszitäre Parteiorganisation mit ihren Folgen, wie der moderne Gedanke rationaler Repräsentation durch Interessenvertreter sind dem Okzident eigentümlich und nur durch die dortige Stände- und Klassen-Entwicklung erklärlich, welche schon im Mittelalter hier, und nur hier, die Vorläufer schuf. „Städte“ und „Stände“ (rex et regnum),80 „Bürger“ und „Proletarier“ gab es nur hier. | 78  Das Betriebsrätegesetz vom 4. Februar 1920 sah in seinen Allgemeinen Bestimmungen vor, „in allen Betrieben, die in der Regel mindestens zwanzig Arbeitnehmer beschäftigen, Betriebsräte zu errichten“ (Betriebsrätegesetz, wie oben, S.   201, Anm.  86, §  1, S.  147). Je nach Betriebsgröße waren zwischen 3 und max. 30 Betriebsräte vorgesehen (ebd., §  15, S.  150). Noch vor Abschluß des Gesetzes versuchten die Gewerkschaften, die den Betriebsräten zunächst kritisch gegenüberstanden, diese zu einem „Organ der Gewerkschaften“ zu machen (vgl. Lederer, Emil, Die Gewerkschaftsbewegung 1918/19 und die Entfaltung der wirtschaftlichen Ideologien in der Arbeiterklasse, in: AfSSp, Band  47, 1919/20, S.  219–269, Zitat: S.  245). Politisch getragen wurde dieses Anliegen von MSPD und rechtem USPD-Flügel. 79  Die Weimarer Reichsverfassung sah in Art.  165 die Einrichtung eines Reichswirtschaftsrates, bestehend aus Arbeiter- und Wirtschaftsräten, vor. Übergangsweise wurde am 4. Mai 1920 – wenige Wochen vor Webers Tod – per Verordnung ein „vorläufiger Reichswirtschaftsrat“ als „Gutachterorgan der Reichsregierung“ eingesetzt. Der Rat sollte Gesetzentwürfe zu sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen „von grundlegender Bedeutung“ vor Einbringung in den Reichstag prüfen. Wie von Weber befürchtet, entstand eine personalintensive Institution: Das Plenum umfaßte 326 Mitglieder aus 10 verschiedenen Berufs- und Vertretergruppen, hinzu kamen (bis 1923) 53 Ausschüsse und Unterausschüsse mit bis zu 30 Mitgliedern sowie die festangestellten Bürokräfte. Vgl. die Angaben des Bürodirektors des vorläufigen Reichswirtschaftsrates: Hauschild, Harry, Der vorläufige Reichswirtschaftsrat 1920–1926. Denkschrift. – Berlin: E. S. Mittler & Sohn 1926, bes. das Vorwort, S.  1–11, Zitate: S.  1 f. 80  „rex et regnum“ ist in mittelalterlichen Quellen eine Formel für den König und sein Reich, worunter aber auch die Polarität von König und Adel (als den Repräsentanten des regnum bzw. populus) verstanden wurde.

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Kapitel IV. Stände und Klassen. 1. Begriffe. §  1. „Klassenlage“ soll die typische Chance 1. der Güterversorgung, 2. der äußeren Lebensstellung, 3. des inneren Lebensschicksals heißen, welche aus Maß und Art der Verfügungsgewalt (oder des Fehlens solcher) über Güter oder Leistungsqualifikationen und aus der gegebenen Art ihrer Verwertbarkeit für die Erzielung von Einkommen oder Einkünften innerhalb einer gegebenen Wirtschaftsordnung folgt. „Klasse“ soll jede in einer gleichen Klassenlage befindliche Gruppe von Menschen heißen. a) Besitzklasse soll eine Klasse insoweit heißen, als Besitzunterschiede die Klassenlage primär bestimmen. b) Erwerbsklasse soll eine Klasse insoweit heißen, als die Chancen der Marktverwertung von Gütern oder Leistungen die Klassenlage primär bestimmen. c) Soziale Klasse soll die Gesamtheit derjenigen Klassenlagen heißen, zwischen denen ein Wechsel α. persönlich, β. in der Generationenfolge leicht möglich ist und typisch stattzufinden pflegt. Auf dem Boden aller drei Klassenkategorien können Vergesellschaftungen der Klasseninteressenten (Klassenverbände) entstehen. Aber dies muß nicht der Fall sein: Klassenlage und Klasse bezeichnet an sich nur Tatbestände gleicher (oder ähnlicher) typischer Interessenlagen, in denen der einzelne sich ebenso wie zahlreiche andere befindet. Prinzipiell konstituiert die Verfügungsgewalt über jede Art von Genußgütern, Beschaffungsmitteln, Vermögen, Erwerbsmitteln, Leistungsqualifikation

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je eine besondere Klassenlage und nur gänzliche „Ungelerntheit“ Besitzloser, auf Arbeitserwerb Angewiesener bei Unstetheit der Beschäftigung eine einheitliche. Die Übergänge von der einen zur anderen sind sehr verschieden leicht und labil, die Einheit der „sozialen“ Klasse daher sehr verschieden ausgeprägt. a) Die primäre Bedeutung einer positiv privilegierten Besitzklasse liegt in α. der Monopolisierung hoch im Preise stehender (kostenbelasteter) Verbrauchsversorgung beim Einkauf, β. der Monopollage und der Möglichkeit planvoller Monopolpolitik beim Verkauf, γ. der Monopolisierung der Chance der Vermögensbildung durch unverbrauchte Überschüsse, δ. der Monopolisierung der Kapitalbildungschancen durch Sparen, also der Möglichkeit von Vermögensanlage als Leihkapital, damit der Verfügung über die leitenden (Unternehmer-) Positionen,  ε. ständischen (Erziehungs-)Privilegien, soweit sie kostspielig sind. I. Positiv privilegierte Besitzklassen sind typisch: Rentner. Sie können sein: a) Menschenrentner (Sklavenbesitzer),1 b) Bodenrentner, c) Bergwerksrentner, d) Anlagenrentner (Besitzer von Arbeitsanlagen und Appa­ raten),2 e) Schiffsrentner, f) Gläubiger, und zwar:   α. Viehgläubiger,   β. Getreidegläubiger,   γ. Geldgläubiger; 1  Zu den „Menschenbesitzrenten“ vgl. Kap. II, oben, S.  445, Z. 11; dort auch als erster Punkt einer Klassifikation der Rentenarten. Zu Webers Begriffsschöpfung der „Rentensklaven“ vgl. Kap.  II, oben, S.  350 mit Hg.-Anm.  1. 2  Zu den Anlagenrenten vgl. Kap.  II, oben, S.  446 mit Hg.-Anm.  44 und dem dortigen Hinweis auf den Begriff „Anlagen“, oben, S.  307 f.

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Kapitel IV.  Stände und Klassen

g) Effektenrentner. II. Negativ privilegierte Besitzklassen sind typisch a) Besitzobjekte (Unfreie, – s. bei „Stand“),3 b) Deklassierte („proletarii“ im antiken Sinn),4 c) Verschuldete, d) „Arme“. Dazwischen stehen die „Mittelstandsklassen“,5 welche die mit Besitz oder Erziehungsqualitäten ausgestatteten, daraus ihren Erwerb ziehenden Schichten aller Art umfassen. Einige von ihnen können „Erwerbsklassen“ sein (Unternehmer mit wesentlich positiver, Proletarier mit negativer Privilegierung)a. Aber nicht alle (Bauern, Handwerker, Beamte)6 sind es. Die reine Besitzklassengliederung ist nicht „dynamisch“, d. h. sie führt nicht notwendig zu Klassenkämpfen und Klassen­ revolutionen. Die stark positiv privilegierte Besitzklasse der ­Menschenrentner z. B. steht neben der weit weniger positiv privilegierten der Bauern, ja der Deklassierten oft ohne alle Klassengegensätze, zuweilen mit Solidarität (z. B. gegenüber den Unfreien). Nur kann der Besitzklassengegensatz: 1. Bodenrentner – Deklassierter, a  Schließende Klammer fehlt in A. 3  Entsprechende Ausführungen finden sich nicht in Kap.  IV, §  3 über Stände, unten, S.  598–600. 4  Die proletarii standen nach der Volkseinteilung durch Servius Tul­lius als Bürger der untersten Klasse außerhalb der Zenturienord­nung, denn sie konnten dem Staat nur durch ihre Nachkommen, nicht durch ihr Vermögen dienen (vgl. Gellius, Noctae Atticae 16,10). Max Weber richtet sich gegen diese allgemein verwendete Wortbedeu­ tung, die u.a. auch Mommsen vertrat. Er versteht den proletarius als „cives proletarius“, d.h. als Nachfahren eines verschuldeten, aber einst grundsässigen Vollbürgers. Vgl. Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S.  159 f. mit Hg.-Erläuterungen, sowie Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  255 mit Hg.-Anm.  162. 5  Der Doppelbegriff, der den Begriff „Mittelstand“ mit dem Klassenbegriff kombiniert, ist seit der Jahrhundertwende in Deutschland belegbar. Er umfaßt sehr heterogene Berufsgruppen, die zwischen Großkapitalisten und Lohnarbeitern anzusiedeln sind: den alten Mittelstand, d.h. selbständig wirtschaftende Handwerker, Detailhändler und Landwirte, sowie den neuen Mittelstand, der sich aus abhängig Beschäftigten (Beamten, Privatangestellten), Grundstücks- und Hausbesitzern und den freien Berufen (Ärzte, Rechtsanwälte, Künstler) zusammensetzt. 6  Weber meint hier öffentliche und private Beamte, vgl. unten, S.  596, Buchstabe a) zu „Mittelklassen“, Z.  15.

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2. Gläubiger – Schuldner (oft = stadtsässiger Patrizier – landsässiger Bauer oder stadtsässiger Kleinhandwerker), zu revolutionären Kämpfen führen, die aber nicht notwendig eine Änderung der Wirtschaftsverfassung, sondern primär lediglich der Besitzausstattung und -verteilung bezwecken (Besitzklassenrevolutionen). Für das Fehlen des Klassengegensatzes war die Lage des „poor white trash“ (sklavenlose Weiße)7 zu den Pflanzern in den Südstaaten klassisch. Der poor white trash war noch weit negerfeindlicher als die in ihrer Lage oft von patriarchalen Empfindungen beherrschten Pflanzer. Für den Kampf der Deklassierten gegen die Besitzenden bietet die Antike die Hauptbeispiele,8 ebenso für den Gegensatz: Gläubiger – Schuldner und: Bodenrentner – Deklassierter.

§  2. b)9 Die primäre Bedeutung einer positiv privilegierten Erwerbsklasse liegt in: α. der Monopolisierung der Leitung der Güterbeschaffung im Interesse der Erwerbsinteressen ihrer Klassenglieder durch diese, β. der Sicherung ihrer Erwerbschancen durch Beeinflussung der Wirtschaftspolitik der politischen und andren Verbände. I. Positiv privilegierte Erwerbsklassen sind typisch: Unternehmer: a) Händler, b) Reeder, c) gewerbliche Unternehmer, 7 Der Ausdruck „poor white trash“ („armer weißer Dreck“) wurde Mitte der 1850er Jahren in den USA allgemein gebräuchlich, um die besitzlose weiße Unterschicht in den Südstaaten zu bezeichnen (vgl. dazu Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S.  254, und Weber, Ethnische Gemeinschaften, MWG I/22-1, S.  178 f. mit Hg.-Anm.  20). Über den Zusammenhang der sog. Rassen- und Klassenfrage vgl. Max Webers Brief an W.E.B. Du Bois, vor dem 8. November 1904, University of Massachusetts Library, Amherst (MWG II/4). 8  Radikale Vertreter der Deklassierten, verschuldete Freie, die im Altertum mit Schuldverknechtung und -versklavung rechnen mußten, forderten Neuverteilung des Bodens und Schuldenerlaß. Bekanntestes Beispiel einer Schuldenenthebung (Seisachthie) sind die Solonischen Reformen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Athen. Vgl. Weber, Agrarverhältnisse3, MWG I/6, S.  490 f. 9 Der Gliederungsbuchstabe knüpft an die Gliederung zu „Klassen“ in §  1, oben, S.  592, Z.  17, an.

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Kapitel IV.  Stände und Klassen

d) landwirtschaftliche Unternehmer, e) Bankiers und Finanzierungsunternehmer, unter Umständen: f) mit bevorzugten Fähigkeiten oder bevorzugter Schulung ausgestattete „freie Berufe“ (Anwälte, Ärzte, Künstler),  g) Arbeiter mit monopolistischen Qualitäten (eigenen oder gezüchteten und geschulten). II. Negativ privilegierte Erwerbsklassen sind typisch: Arbeiter in ihren verschiedenen qualitativ besonderten Arten: a) gelernte, b) angelernte, c) ungelernte. Dazwischen stehen auch hier als „Mittelklassen“ die selbständigen Bauern und Handwerker. Ferner sehr oft: a) Beamte (öffentliche und private), b) die unter I f erwähnte Kategorie und die Arbeiter mit ausnahmsweisen (eignen oder gezüchteten oder geschulten) monopolistischen Qualitäten. c)10 Soziale Klassen sind     α. die Arbeiterschaft als Ganzes, je automatisierter der Arbeitsprozeß wird,     β. das Kleinbürgertum und     γ. die besitzlose Intelligenz und Fachgeschultheit (Techniker, kommerzielle und andere „Angestellte“, das Beamtentum, untereinander eventuell sozial sehr geschieden, je nach den Schulungskosten),     δ.b 11 die Klassen der Besitzenden und durch Bildung Privilegierten. Der abgebrochene Schluß von K[arl] Marx’ Kapital wollte sich offenbar mit dem Problem der Klasseneinheit des Proletariats trotz seiner qualita-

b A: d) und ausgerückte Zeile. 10 Der Gliederungsbuchstabe c) setzt die Ausführungen zu „c) Soziale Klasse“ (oben, S.  592, Z. 20) fort. 11  Hier werden vier (α bis δ) soziale Klassen aufgeführt, weshalb d) zu δ emendiert wurde.

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§ 2.  Klassenlage und Klasse

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tiven Differenzierung befassen.12 Die steigende Bedeutung der an den Maschinen selbst innerhalb nicht allzu ausgedehnter Fristen angelernten auf Kosten der „gelernten“ sowohl, wie zuweilen auch der „ungelernten“ Arbeit ist dafür maßgebend. Immerhin sind auch angelernte Fähigkeiten oft Monopolqualitäten (Weber erreichen zuweilen typisch das Höchstmaß der Leistung nach 5 Jahren!).13 Der Übergang zum „selbständigen“ Kleinbürger wurde früher von jedem Arbeiter als Ziel erstrebt. Aber die Möglichkeit der Realisierung ist immer geringer. In der Generationenfolge ist sowohl für αc 14 wie für βd der „Aufstieg“ zur sozialen Klasse γe (Techniker, Kommis) relativ am leichtesten. Innerhalb der Klasse δf kauft Geld zunehmend – mindestens in der Generationenfolge – Alles. gKlasse γh hat in den Banken und Aktienunternehmungen, die Beamten15 die Chancen des Aufstiegs zu δi.g

Vergesellschaftetes Klassenhandeln ist am leichtesten zu schaffen a) gegen den unmittelbaren Interessengegner (Arbeiter gegen Unternehmer, nicht: Aktionäre, die wirklich „arbeitsloses“ Einkommen beziehen, auch nicht: Bauern gegen Grundherren), b) nur bei typisch massenhaft ähnlicher Klassenlage, c) bei technischer Möglichkeit leichter Zusammenfassung, insbesondere bei örtlich gedrängter Arbeitsgemeinschaft (Werkstattgemeinschaft), c A: a  d A: b  e A: c  f A: d  g–g  Satzverderbnis in A.  h A: c  i A: d 12  Der dritte und letzte Band von Marx, Das Kapital, war 1894 postum erschienen. In dem kurzen, unvollendeten Kapitel „Die Klassen“ (ebd., III,2, S.  421 f.; MEGA II/15, S.  856–859) hält Marx an den drei „großen gesellschaftlichen Klassen“ – Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer – fest, obwohl es in jeder eine „unendliche Zersplitterung der Interessen und Stellungen“ gebe (ebd., S.  422; MEGA II/15, S.  859). Dann bricht der Text ab. Zur Differenzierung des Proletariats gibt es hingegen einige Bemerkungen im 17. Abschnitt „Der kommerzielle Profit“ (ebd., III,1, S.  264–286; MEGA II/15, S.  276–296). Dort wird „der kommerzielle Arbeiter“ „der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern“ zugerechnet und durch höher qualifizierte Arbeit gekennzeichnet (ebd., S.  284f.; MEGA II/15, S.  294 f.). In einer Anmerkung von Friedrich Engels heißt es zu dieser Stelle: „Eine Lücke von zwei Seiten im Manuskript deutet an, daß dieser Punkt noch weiter entwickelt werden sollte.“ (ebd., S.  285; MEGA II/15, S.  295). 13  Bei der Maschinenweberei sei der „Höhepunkt der Geübtheit“ bei „etwa 5 Jahren“ anzusetzen, vgl. Weber, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, MWG I/11, S.  288, Fn.  41. 14  Hier und im folgenden sind griechische Buchstaben erforderlich, da sie die Gliederungspunkte α bis δ unter „c) Soziale Klassen“ wieder aufgreifen. Die lateinischen Buchstaben der Druckfassung wurden emendiert. 15  Der Satz ist in der Druckfassung verderbt. Gemeint ist aber, daß einerseits Privat­ angestellte und andererseits öffentliche Beamte Aufstiegschancen haben.

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Kapitel IV.  Stände und Klassen

d) nur bei Führung auf einleuchtende Ziele, die regelmäßig von Nicht-Klassenzugehörigen (Intelligenz) oktroyiert oder interpretiert werden.

A 180

§  3. Ständische Lage soll heißen eine typisch wirksam in Anspruch genommene positive oder negative Privilegierung in der sozialen Schätzung, begründet auf: a) Lebensführungsart, – daher b) formale Erziehungsweise, und zwar     α. empirische oder:     β. rationale Lehre[,] und den Besitz der entsprechenden Lebensformen; c) Abstammungsprestige oder Berufsprestige. Praktisch drückt sich ständische Lage aus vor allem in:     α. connubium,     β. Kommensalität, – eventuell:     γ. oft: monopolistischer Appropriation von privilegierten Erwerbschancen oder Perhorreszierung bestimmter Erwerbsarten,      δ.k 16 ständischen Konventionen („Traditionen“) anderer Art. Ständische Lage kann auf Klassenlage bestimmter oder mehrdeutiger Art ruhen. Aber sie ist nicht durch sie allein bestimmt: Geldbesitz und Unternehmerlage sind nicht schon an sich ständische Qualifikationen, – obwohl sie dazu führen können –, Vermögenslosigkeit nicht schon an sich ständische Disqualifikation, obwohl sie dazu führen kann. Andrerseits kann ständische Lage eine Klassenlage mit- oder selbst allein bedingen, ohne doch mit ihr identisch zu sein. Die Klassenlage eines Offiziers, Beamten, Studenten, bestimmt durch sein Vermögen, kann ungemein verschieden sein, ohne die ständische Lage zu differenzieren, da die Art der durch Erziehung geschaffenen Lebensführung in den ständisch entscheidenden Punkten die gleiche ist. k A: d) ; doppelter Einzug fehlt in A. 16  „Ständische Konventionen“ sind ein weiteres Kriterium für den praktischen Ausdruck ständischer Lage, daher wurde die Ziffer „d)“ in „δ“ geändert.

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§ 3.  Ständische Lage und Stand

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„Stand“ soll eine Vielheit von Menschen heißen, die innerhalb eines Verbandes wirksam a) eine ständische Sonderschätzung, – eventuell also auch b) ständische Sondermonopole in Anspruch nehmen. Stände können entstehen a) primär, durch eigene ständische Lebensführung, darunter insbesondere durch die Art des Berufs (Lebensführung- bzw. Berufsstände), b) sekundär, erbcharismatisch, durch erfolgreiche Prestigeansprüche kraft ständischer Abstammung (Geburtsstände), c) durch ständische Appropriation von politischen oder hierokratischen Herrengewalten als Monopole (politische bzw. hierokratische Stände). Die geburtsständische Entwicklung ist regelmäßig eine Form der (erblichen) Appropriation von Privilegien an einen Verband oder an qualifizierte einzelne. Jede feste Appropriation von Chancen, insbesondere Herrenchancen,17 neigt dazu, zur Ständebildung zu führen. Jede Ständebildung neigt dazu, zur monopolistischen Appropriation von Herrengewalten und Erwerbschancen zu führen. Während Erwerbsklassen auf dem Boden der marktorientierten Wirtschaft wachsen, entstehen und bestehen Stände vorzugsweise auf dem Boden der monopolistisch leiturgischen oder der feudalen oder der ständisch patrimonialen Bedarfsdeckung von Verbänden. „Ständisch“ soll eine Gesellschaft heißen, wenn die soziale Gliederung vorzugsweise nach Ständen, „klassenmäßig“, wenn sie vorzugsweise nach Klassen geschieht. Dem „Stand“ steht von den „Klassen“ die „soziale“ Klasse am nächsten, die „Erwerbsklasse“ am fernsten. Stände werden oft ihrem Schwerpunkt nach durch Besitzklassen gebildet. Jede ständische Gesellschaft ist konventional, durch Regeln der Lebensführung, geordnet, schafft daher ökonomisch irrationale Konsumbedingungen und hindert auf diese Art durch monopolistische Appropriationen und durch Ausschaltung der 17  Der Ausdruck „Herrenchancen“ kommt im Werk Max Webers nur an dieser Stelle vor. Im Gegensatz zu „Herrengewalten“ könnten hier Chancen gemeint sein, die an die Herrenstellung geknüpft sind.

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Kapitel IV.  Stände und Klassen

freien Verfügung über die eigne Erwerbsfähigkeit die freie Marktbildung. Davon gesondert.l 18 |

l  Hier endet Kap. IV; weitere Ausführungen sind nicht überliefert. Vgl. die Übersicht zum Editorischen Bericht, oben, S.  108 f. 18 Entsprechende Ausführungen finden sich nur in der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“, vgl. Weber, Patrimoniale und feudale Strukturformen der Herrschaft in ihrem Verhältnis zur Wirtschaft, MWG I/22-4, S.  425–443. Neuere Ausführungen sind nicht überliefert.

Anhang:  Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Vorbemerkung In der Folge werden die Korrekturfahnen wiedergegeben, die vor dem endgültigen Ausdruck der 1. Lieferung von Max Webers „Wirtschaft und Gesellschaft“ entstanden. Einige dieser Korrekturfahnen, die unter Umständen bereits Resultat mehrerer Korrekturvorgänge waren, enthalten Korrekturen von Max Webers Hand, einige tragen hingegen keine Bearbeitungsspuren. Die Korrekturfahnen sind unvollständig überliefert. Sie betreffen verschiedene Phasen der Drucklegung, die erschlossen werden mußten. Insgesamt sind Korrekturfahnen zu vier Passagen des Textes letzter Hand überliefert, drei zu Kapitel II, eine zu Kapitel III. Sie stammen aus der Zeit von Anfang Februar bis Ende Mai 1920. Die erste erhaltene Fahne ist mit 4. Februar 1920, die letzte mit 27. Mai 1920 datiert (jeweils ausweislich des Stempels der Druckerei). Daß es noch spätere Korrekturfahnen gab, ist zwar nicht gänzlich auszuschließen, doch unwahrscheinlich. Weber erkrankte wenige Tage nach dem 27. Mai und starb am 14. Juni. Wir wissen, daß die Korrekturfahnen mehrere Male zwischen ihm und dem Verlag hin und her gingen. Wie im Editorischen Bericht ausgeführt, nutzte Weber den Druckvorgang dazu, seinen Text zu präzisieren und auch noch zu erweitern.1 Die Korrekturfahnen geben einen Einblick in diesen Prozeß.2 Außer für die Rekonstruktion der Textgenese sind sie hilfreich, um den Autorisierungsgrad der 1. Lieferung zu bestimmen. Wie im Editorischen Bericht dargelegt, ergeben sich dadurch Anhaltspunkte für Texteingriffe nach Webers Tod.3 Die Korrekturfahnen gehören überwiegend zu Kapitel II. Zu Kapitel I und Kapitel IV sind keine überliefert, bei Kapitel III nur zu einer kurzen Passage, wobei die Fahne den Druckereistempel mit dem Datum „23 APR. 1920“ trägt. Wie im Editorischen Bericht dargelegt, bestätigte der Verlag nach Webers Tod, dieser habe den gesamten Textbestand der 1. Lieferung „mindestens

1  Editorischer Bericht, oben, S.  85–91. 2  Besonders sichtbar wird dies anhand einer hinzugefügten handschriftlichen Seite 75a1, unten, S.  668 f. (auch als Faksimile), dem Exkurs zu Georg Friedrich Knapp, unten, S.  689–696, oder der nachträglich eingefügten Petitdruckpassage, unten, S.  715 mit textkrit. Anm.  p. 3  Editorischer Bericht, oben, S.  99–101. Das Fehlen der inhaltsbezogenen Kolumnentitel in den überlieferten Korrekturfahnen hatte Konsequenzen für die Erstellung eines neuen Inhaltsverzeichnisses durch die Editoren, vgl. dazu oben, S.  102.

602

Anhang:  Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

einmal“ Korrektur gelesen.4 Die Bogen 1 bis 3, also die Seiten 1 bis 48, wurden noch zu Webers Lebzeiten ausgedruckt.5 Die Korrekturfahnen zu Kapitel II lassen sich in drei Gruppen gliedern: 1) Zu den Seiten 33 bis 65 (§§  1 bis 16) gibt es sechs Konvolute, 2) zu den Seiten 80 bis 89 (§§  24 bis 27) drei, die aber nicht zusammenhängen, 3) zu den Seiten 109 bis 121 („Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes“ von Georg Friedrich Knapp und §§  37 bis 41) ein Konvolut. Welche Korrekturfahnen überliefert sind und wie die Editoren den Korrekturprozeß rekonstruierten, ist den Beschreibungen der Korrekturfahnen zu entnehmen, die den Konvoluten vorangestellt sind (1 bis 4). Abgedruckt ist der oben edierte Text, ursprünglich erschienen in: Wirtschaft und Gesellschaft. I Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Erster Teil (Grundriß der Sozialökonomik, Abteilung III). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1921 (A), und zwar nur jene Passagen, zu denen Korrekturfahnen überliefert sind, also die Seiten 220 bis 303 (= A 33 bis 65), die Seiten 340 bis 365 (= A 80 bis 89), die Seiten 415 bis 447 (= A 109 bis 121) und die Seiten 557 bis 568 (= A 163 bis 168). Die Korrekturfahnen befinden sich im Verlagsarchiv Mohr Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 (K3)6 und, in Gestalt von zehn Einzelkonvoluten, in der Max WeberArbeitsstelle Düsseldorf (K, K1, K2). Letztere waren im Besitz von Else Jaffé, die sie Wolfgang J. Mommsen schenkte.7 Die Korrekturfahnen werden von den Editoren entsprechend den Druckereiausgangsstempeln in eine zeitliche Abfolge gebracht und dem gedruckten Text der 1. Lieferung zugeordnet.8 Es lassen sich bis zu drei Korrekturphasen rekonstruieren. Die zusammengestellten Korrekturfahnen sind pro Texteinheit in zeitlicher Folge als K1 (die ältesten), K2 und K3 sigliert. Ist pro Texteinheit nur eine Korrekturfahne überliefert, wird diese als K sigliert. Außer dem Stem4  So die Information von Werner Siebeck an Marianne Weber im Brief vom 8. Oktober 1920, oben, S.  97 f. mit Anm.  14. 5  Dazu der Editorische Bericht, oben, S.  88 f. Die Korrekturfahnen zu Bogen 3 sind überliefert und werden unten, S.  607–636, unter der Sigle K3 wiedergegeben. 6 Die Korrekturfahnen zu Bogen 3 mit Webers eigenhändigen Zusätzen sowie die Druckseiten zu Bogen 3 sind im Deponat des Verlages dem Brief von Werner Siebeck an Marianne Weber vom 8. Oktober 1920 nachgeordnet. Darin wird die Frage der nicht übernommenen Korrekturen thematisiert. Zum Brief vgl. den Editorischen Bericht, oben, S.  97 f. mit Anm.  14. 7  Wolfgang J. Mommsen bewahrte die Korrekturfahnen in sieben Umschlägen auf, die er beschriftete. Bei den Recherchen für seine Dissertation „Max Weber und die deutsche Politik 1890–1920“ (Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1959) befragte er auch Else Jaffé als Zeitzeugin und erhielt die Korrekturfahnen von ihr. Vgl. dazu Brief von Wolfgang J. Mommsen an Johannes Winckelmann vom 23. Okt. 1974, Nl. Winckelmann, BAdW München, Nr. 460. 8  Vgl. dazu: Übersicht über die überlieferten Korrekturfahnen zur 1. Lieferung, unten, S.  603.

=

9.4.20

Superrev. 30.3.20

Rev.

----------------------------------

4.2.20

--------------------------------------

=

K

Druckseiten

Rev. vom 27.5.20

109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121

------------------------------------------------------------------------------------

=

K

Korr.

23.4.20

Druckseiten

--------------------------------------

163 164 165 166 167 168

= Korrekturfahnen mit handschriftlichen Korrekturen Max Webers; Legende: A = Druckfassung 1. Lieferung; K, K1, K2, K3 = Siglen für die Korrekturfahnen; K + R = Korrektur + Revision; Korr. = Korrektur; Rev. = Revision; Superrev. = Superrevision

=

A

4. Korrekturfahnen zu Kap. III, §§ 15–18

=

A

------

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89

3. Korrekturfahnen zu Kap. II, §§ 36–41



=  Rev. o.D.   Korr.

K1

Druckseiten

=

K2

Superrev. 17.4.20

=

A

-------------------------------------------

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

------------------------------------------

33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65

-----

2. Korrekturfahnen zu Kap. II, §§ 24–27

K1

10.4.20

10.4.20

K+R III

10.4.20

K+R II

K+R I

  =     

K2

24.4.20

=

K3

Druckseiten

Rev.

=

A

1. Korrekturfahnen zu Kap. II, §§ 1–16

Übersicht über die überlieferten Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

603

604

Anhang:  Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

pel der Druckerei tragen die Korrekturfahnen auch Bemerkungen des Verlags wie „Korrektur“, „Revision“ oder „Superrevision“. Diese bieten für die Rekonstruktion der Abfolge zwar Anhaltspunkte, können aber wegen der sich überschneidenden und teilweise neu einsetzenden Korrekturvorgänge für die Bezeichnung der Konvolute nicht einfach übernommen werden. Die Abweichungen der Korrekturfahnen vom edierten Text werden im textkritischen Apparat nachgewiesen, dabei beginnt die Zählung der textkritischen Anmerkungen mit jeder Seite des edierten Textes (A 34, A 35 etc.) neu. Die Paginierung der Korrekturfahnen wird als K1 67, K2 75 etc. wiedergegeben, zur besseren Vergleichbarkeit läuft die Paginierung des oben edierten Textes am Rand als S.  220 etc. mit. Umgekehrt sind im oben edierten Text die Korrekturfahnen angezeigt.9 Für den Vergleich zwischen den Korrekturfahnen und der Druckfassung der 1. Lieferung ist ein vereinfachtes editorisches Verfahren gewählt: Sofortkorrekturen werden nicht angezeigt, es sei denn, Weber hat den zunächst verwandten Begriff gegen einen anderen ausgetauscht oder anstelle des Gestrichenen längere Passagen eingeschoben. Ebenfalls nicht nachgewiesen sind unkorrigiert stehengebliebene Lese- oder Druckfehler des Setzers, wie z. B. „praktierter“ statt „paktierter, „Faile“ statt „Falle“ oder „Cchancen“ statt „Chancen“. Entsprechend den Editionsregeln werden die Umlaute Ae, Oe, Ue als Ä, Ö, Ü wiedergegeben. Wie im edierten Text oben werden §§-Zeichen und -Ziffern fett gedruckt, griechische Gliederungsbuchstaben im Fließtext recte wiedergegeben und Punkte nach Gliederungsziffern stillschweigend ergänzt.

Übersicht über die Anhangtexte 1.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§ 1–16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§ 24–27 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§ 36–41 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.  Korrekturfahnen zu Kapitel III, §§ 15–18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

605 664 689 710

9  Oben, S.  220 mit textkritischer Anm.  e, S.  340 mit textkritischer Anm.  c, S.  415 mit textkritischer Anm.  a und S.  557 mit textkritischer Anm.  b.

1.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  1–16

Die Korrekturfahnen K1 und K2 sind in der Max Weber-Arbeitsstelle Düsseldorf, die Korrekturfahnen K3 im VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446, überliefert. Sie betreffen die Seiten 33 bis 65 der Druckfassung (Bogen 3 und 4 sowie den Anfang von Bogen 5). K1 umfaßt 7 Korrekturfahnen, welche die späteren Druckseiten 33 bis 40 betreffen. Auf der ersten Seite (S.  33) finden sich der Druckereistempel mit dem Datum „30 MRZ. 1920“, der Stempel „Super-Revision“ und von dritter Hand „G.d.S. Weber“. Die Fahnen sind vermutlich vom Verlag paginiert, die §§ beziffert, die internen Verweise noch nicht aufgelöst. Kolumnentitel fehlen. Die Korrekturfahne 37a enthält Korrekturen von Max Webers Hand. K2 besteht aus vier Konvoluten, die im Satzspiegel identisch sind und insgesamt die späteren Druckseiten 41 bis 65 umfassen. Alle Fahnen sind von dritter Hand paginiert, die §§ beziffert, die internen Verweise noch nicht aufgelöst, Kolumnentitel fehlen. Das 1. Konvolut hat auf der ersten Seite (S.  46) den Druckereistempel mit Datum „9 APR. 1920“. „Korrektur“ ist mit „Revision“ überstempelt, unten findet sich von dritter Hand „G.d.S. Weber“. Das 2. Konvolut trägt auf der ersten Seite (S.  39) den Druckereistempel mit Datum „10 APR. 1920“, die Stempel „Korrektur“ und „Revision“, beide mit einem handschriftlichen „+“ verbunden, ferner „G.d.S.“ von dritter Hand. Das 3. Konvolut besteht aus zwei Teilen, wobei S.  47 und S.  52 fehlen. Jeweils die erste Seite hat den Druckereistempel mit Datum „10 APR. 1920“ und „G.d.S.“ von dritter Hand. S.  39 hat die Stempel „Korrektur“ und „Revision“, beide wie oben verbunden, S.  53 den Stempel „Revision“. Das 4. Konvolut enthält auf S.  39 ebenfalls den Druckereistempel mit Datum „10 APR. 1920“ und die mit handschriftlichem „+“ verbundenen Stempel „Korrektur“ und „Revision“, darüber hinaus den Stempel „Rev. lt. Druckauftrag Mohr“. Hier findet sich auch der eigenhändige Zusatz Max Webers: „Reif zum Umbrechen Weber“. Die Fahnen dieses Konvoluts weisen durchgängig Korrekturen von Max Webers Hand auf. K3 umfaßt die Druckseiten 33 bis 48, d. h. den vollständigen Bogen 3. Auf S.  33 unten findet sich gedruckt: „Sozialökonomik III“ und die Ziffer „3“ für die Bogenbezeichnung. Dieses Konvolut trägt den Druckereistempel „24 APR. 1920“. Die endgültigen Seitenzahlen sind ausgedruckt, der Seitenumbruch entspricht der Druckfassung A. Der linke Kolumnentitel ist gesetzt, der rechte noch offen und durch Blockaden markiert. Auf S.  33 ist „Revision“ gestempelt und von dritter Hand „Weber, Max“ hinzugefügt. Die Korrekturen stammen von Max Webers Hand, einige Verweise sind von ihm bereits aufgelöst.

606

Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

* = eigenhändige Zusätze Max Webers MWG

K2 = Korrektur + Revision

K3 = Revision

A= Druck­ fassung

K+R III

K+R II

K1 = Superrev.

K+R I

Bogen

Rev.

Feb 21 24.04.1920 10.04.1920 10.04.1920 10.04.1920 09.04.1920 30.03.1920 607/608

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33

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3

608–610

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34*

34

3

610/611

35

35*

35

3

611–613

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36*

36

3

613–615

37

37*

36/36a

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615–617

38

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617–619

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40*

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41*

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39

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39*/40*

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627/628

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41*/42*

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41/42

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concretoa von dem letzteren genügende Quantitäten für die Erreichung dieses [S. 220] A 33, K1 33, konkreten Erfolgs vorhanden sein sollten, – nur unter dem Gesichtspunkt entscheiK3 33 den: wie der Erfolg am vollkommensten erreicht wird und bei welchem von beiden Wegen die sonstigen vergleichbaren Aufwendungen dafür (Arbeit z. B.) am geringsten sind. Sobald sie aber weiter auch auf den Seltenheits-Unterschied von Eisen und Platin im Verhältnis zum Gesamtbedarf reflektiert, – wie es heut jeder „Techniker“, schon im chemischen Laboratorium, zu tun gewohnt ist, – ist sie nicht mehr b(im hier gebrauchten Wortsinn):b „nur technisch“ orientiert, sondern daneben wirtschaftlich. Vom Standpunkt des „Wirtschaftens“ aus gesehen bedeuten „technische“ Fragen: daß die „Kosten“ erörtert werden: eine für die Wirtschaft stets grundlegend wichtige, aber:c eine Frage, die ihrem Problemkreis stets in der Form angehört: wie stellt sich die Versorgung anderer (je nachdem: qualitativ verschiedener jetziger oder qualitativ gleichartiger zukünftiger) Bedürfnisse, wenn für dies Bedürfnis jetzt diese Mittel verwendet werden.d (Ähnliche die Ausführungen von S. 221 v. Gottl, dieser Grundriß Bd.  II, jetzt fwährend des Druckes:f – ausführlich und sehr gut – die Erörterungen von R[obert] Liefmann, gGrunds[ätze] d. V[olks]W[irt­ schafts]L[ehre]g S.  336 f.,h iin der Sache nicht jneu gegenüberj v. Gottl.i Irrig ist die Reduktion aller „Mittel“ auf „letztlich Arbeitsmühe“.) Denn die Frage: was, vergleichsweise, die Verwendung verschiedener Mittel für einen technischen Zweck „kostet“, ist letztlich verankert an der Verwendbarkeit von Mitteln (darunter vor allem auch: von Arbeitskraft) für verschiedene Zwecke. „Technisch“ (im hier gebrauchten Wortsinn) ist das Problem z. B.: welche Arten von Veranstaltungen getroffen werden müssen, um Lasten bestimmter Art bewegen oder um Bergwerksprodukte aus einer gewissen Tiefe fördern zu können, und welche von ihnen am „zweckmäßigsten“, d. h. u. a. auch: mit dem vergleichsweisen (zum Erfolg) Mindestmaß von aktueller Arbeit zum Ziele führen. „Wirtschaftlich“ wird das Problem bei der Frage: ob – bei Verkehrswirtschaft: –k sich diese Aufwendungen in Geld, durch Absatz der Güter bezahlt machen, ob – bei Planwirtschaft: –l die dafür nötigen Arbeitskräfte undm Produktionsmittel ohne Schädigung von andern, für wichtiger gehaltenen Versorgungsinteressen zur Verfügung gestellt werden können? – was beide Male ein Problem der Vergleichung von Zwecken ist. Wirtschaft ist primär orientiert am Verwendungszweck, Technik am Problem der (bei gegebenem Ziel) zu verwendenden Mittel. Daß ein bestimmter Verwendungszweck überhaupt dem technischen Beginnen zugrunde liegt, ist für die Frage der technischen Rationalität rein begrifflich (nicht natürlich: tatsächlich) im Prinzip gleichgültig. Rationale Technik gibt es nach der hier gebrauchten Definition auch im Dienst von S. 222 Zwecken, für die keinerlei Begehr besteht. Es könnte z. B. jemand etwa, um rein „technischer“ Liebhabereien willen, mit allem Aufwand modernster Betriebsmittel atmosphärische Luft produzieren, ohne daß gegen die technische Rationalität seines Vorgehens das geringste einzuwenden wäre: wirtschaftlich wäre das Beginnen in a  A, K1, K3: inconcreto  b–b  K1: – im hier gebrauchten Wortsinn: –  c Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  d  In K1 folgt ein Absatz.  e K1: Während des Druckes: Ähnlich f–f  Passage fehlt in K1.  g–g  A, K1, K3: Grundz. d. A. W. W. L.  h  Komma fehlt in K1. i–i  Passage fehlt in K1.  j–j K3: im Sinne  k  Gedankenstrich fehlt in A, K1, K3; sinngemäß ergänzt.  l  Gedankenstrich fehlt in K1.  m  In K1 nicht hervorgehoben.

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allen normalen Verhältnissen irrational, weil irgendein Bedarf nach Vorsorge für die Versorgung mit diesem Erzeugnis nicht vorläge (vgl. zum Gesagten: v. GottlOttlilienfeld im G[rundriß] [der] S[ozial-]Ö[konomik] II). Die ökonomische Orientiertheit der heute sog. technologischen Entwicklung an Gewinnchancen ist eine der Grundtatsachen der Geschichte der Technik. Aber nicht ausschließlich diese wirtschaftliche Orientierung, so grundlegend wichtig sie war, hat der Technik in ihrer Entwicklung den Weg gewiesen, sondern z. T. Spiel und Grübeln weltfremder Ideologen, z. T. jenseitige oder phantastische Interessen, z. T. künstlerische Problematik und andre außerwirtschaftliche Motive. Allerdings liegt von jeher und zumal heute der Schwerpunkt auf der ökonomischen Bedingtheit der technischen Entwicklung; ohne die rationale Kalkulation als Unterlage der Wirtschaft, also ohne höchst konkrete wirtschaftsgeschichtliche Bedingungen, würde auch die rationale Technik nicht entstanden sein. Daß hier nicht gleich in den Anfangsbegriff das für den Gegensatz gegenüber der Technik Charakteristische ausdrücklichn aufgenommen ist, folgt aus dem soziologischen Ausgangspunkt. Aus der „Kontinuierlichkeit“ folgt für die Soziologie pragmatisch die Abwägung der Zwecke gegeneinander und gegen die „Kosten“ (soweit diese etwas anderes sind als Verzicht auf oeinen Zwecko zugunsten dringlicherer). Eine Wirtschaftstheorie würde im Gegensatz dazu wohlp gut tun, sofort dies Merkmal einzufügen. 5. Im soziologischen Begriff des „Wirtschaftens“ darf das Merkmal der Verfügungsgewalt nicht fehlen, schon weil wenigstens die Erwerbswirtschaft sich ganz und gar in Tauschverträgen, also planvollem Erwerb von Verfügungsgewalt, vollzieht. (Dadurch wird die Beziehung zum „Recht“ hergestellt.) Aber auch jede andre Organisation der Wirtschaft würde irgendeine tatsächliche Verteilung der Verfügungs|gewalt bedeuten, nur nach ganz andern Prinzipien als die heutige Privatwirtschaft, | die sie autonomen und autokephalen Einzelwirtschaften rechtlich garantiert. Entweder die Leiter (Sozialismus) oder die Glieder (Anarchismus) müssen auf Verfügungsgewalt über die gegebenen Arbeitskräfte und Nutzleistungen zählen können: das läßt sich nur terminologisch verschleiern, aber nicht fortinterS. 223 pretieren. Wodurch – ob konventional oder rechtlich – diese Verfügung garantiert oder ob sie etwa äußerlich gar nicht garantiert ist, sondern nur kraft Sitte oder Interessenlage auf die Verfügung faktisch (relativ) sicher gezählt werden kann, ist an sich begrifflich irrelevant, so zweifellos für die moderne Wirtschaft die Unentbehrlichkeit der rechtlichen Zwangsgarantien sein mag:a Die begriffliche Unentbehrlichkeit jenerb Kategorie für die wirtschaftliche Betrachtung sozialen Handelns bedeutet also nicht etwa eine begriffliche Unentbehrlichkeit der rechtlichen Ordnung der Verfügungsgewalten, mag man diese empirisch für noch so unentbehrlich ansehen. 6. Unter den Begriff „Verfügungsgewalt“ sollc hier auch die – faktische oder irgendwie garantierte – Möglichkeit der Verfügung über die eigne Arbeitskraft gefaßtd ewerden (sie ist – bei Sklaven – nicht selbstverständlich).e n  In K1 nicht hervorgehoben.  o  K1, K3: Zweckerfüllung  p K1: vielleicht  a K1: mag.  b K1, K3: dieser  c K1: wird  d K1: gefaßt.  e–e Passage fehlt in K1; K3: werden. Und der eigenhändige Zusatz: Sklaven

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7. Eine soziologische Theorie der Wirtschaft ist genötigt, alsbald den „Güter“Begriff in ihre Kategorien einzustellen (wie dies §  2 geschieht). Denn sie hat es mit jenem „Handeln“ zu tun, dem das Resultat der (nur theoretisch isolierbaren) Überlegungen der Wirtschaftenden seinen spezifischen Sinn verleihtf. Anders kann (vielleicht) die Wirtschaftstheorie verfahren, deren theoretische Einsichten für die Wirtschaftssoziologie – so sehr diese nötigenfalls sich eigne Gebilde schaffen müßteg – die Grundlage bilden.

§  2. Unter „Nutzleistungen“ sollen stets die von einem oder mehreren Wirtschaftenden als solche geschätzten konkreten einzelnen zum Gegenstand der Fürsorge werdenden (wirklichen oder vermeintlichen) Chancen gegenwärtiger oder künftiger Verwendungsmöglichkeiten gelten, an deren geschätzter Bedeutung als Mittel für Zwecke des (oder der) Wirtschaftenden sein (oder ihr) Wirtschaften orientiert wird. Die Nutzleistungen können Leistungen nicht menschlicher (sachli- S. 224 cher) Träger oder Leistungen von Menschen sein. Die im Einzelfall sprachgebräuchlich gemeinten Träger möglicher sachlicherh Nutzleistungen gleichviel welcher Art sollen „Güter“, die menschlichen Nutzleistungen, sofern sie in einem aktiven Handeln bestehen, „Leistungen“ heißen. Gegenstand wirtschaftender Vorsorge sind aber auch soziale Beziehungen, welche als Quelle gegenwärtiger oder künftiger möglicher Verfügungsgewalt über Nutzleistungen geschätzt werden. Die durch Sitte, Interessenlage oder (konventionell oder rechtlich) garantierte Ordnung zugunsten einer Wirtschaft in Aussicht gestellten Chancen sollen „ökonomische Chancen“ heißen. Vgl. v. Böhm-Bawerk, Rechte und Verhältnisse vom Standpunkt der volksw[irth­ schaftlichen] Güterlehre (Innsbruck 1881). 1. Sachgüter und Leistungen erschöpfen nicht den Umkreis derjenigen Verhältnisse der Außenwelt, welche für einen wirtschaftenden Menschen wichtig und Gegenstand der Vorsorge sein können. Das Verhältnis der „Kundentreue“ oder das Dulden von wirtschaftlichen Maßnahmen seitens derer, die sie hindern könnten[,] und zahlreiche andere Arten von Verhaltensweisen können ganz die gleiche Bedeutung für das Wirtschaften haben und ganz ebenso Gegenstand wirtschaftender Vorsorge und z. B. von Verträgen werden. Es ergäbe aber unpräzise Begriffe, wollte man sie mit unter eine dieser beiden Kategorien bringen. Diese Begriffsbildung ist also lediglich durch Zweckmäßigkeitsgründe bestimmt. 2. Ganz ebenso unpräzis würden die Begriffe werden (wie v. Böhm-Bawerk richtig hervorgehoben hat), wenn man alle anschaulichen Einheiten des Lebens und des Alltagssprachgebrauches unterschiedslos als „Güter“ bezeichnen und den Güterbegriff dann mit den sachlichen Nutzleistungen gleichstellen wollte. „Gut“ im Sinn f  K1, K3: verliehen  g  K1, K3: würde  h  K1, K3: sachlichen

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von Nutzleistung im strengen Sprachgebrauch ist nicht das „Pferd“ oder etwa ein „Eisenstab“, sondern deren einzelne als begehrenswert geschätzte und geglaubte Verwendungsmöglichkeiten, z. B. als Zugkraft oder als Tragkraft oder als was immer sonst. Erst recht nicht sind für diese Terminologie die als wirtschaftliche Verkehrsobjekte (bei Kauf und Verkauf usw.) fungierenden Chancen wie: „Kundschaft“, „Hypothek“, „Eigentum“[,] Güter. Sondern die Leistungen, welche durch diese von S. 225 seiten der Ordnung (traditionaler oder statutarischer) in | Aussicht gestellten oder garantierten Chancen von Verfügungsgewalten einer Wirtschaft über sachliche und persönliche Nutzleistungen dargeboten werden, sollen der Einfachheit halber als „ökonomische Chancen“ (als „Chancen“ schlechtweg, wo dies aunmißverständlich ist)a bezeichnet werden. 3. Daß nur aktives Handeln als „Leistung“ bezeichnet werden soll (nicht ein „Dulden“, „Erlauben“, „Unterlassen“), geschieht aus Zweckmäßigkeitsgründen. Daraus folgt aber, daß „Güter“ und „Leistungen“ nicht eine erschöpfende Klassifikation aller ökonomisch geschätzten Nutzleistungenb sind. Über den Begriff „Arbeit“ s. u. §  15c.

§  3. Wirtschaftliche Orientierung kann traditional oder zweckrational vor sich gehen. Selbst bei weitgehender Rationalisierung des Handelns ist der Einschlag traditionaler Orientiertheit relativ bedeutend. Die rationale Orientierung bestimmt in aller Regel primär das leitende Handeln (s. §  15d), gleichviel welcher Art die Leitung ist. Die Entfaltung des rationalen Wirtschaftens aus dem Schoße der instinktgebundenen reaktiven Nahrungssuche oder der traditionalistischen Eingelebtheit überlieferter Technik und gewohnter sozialer Beziehungen ist in starkem Maß auch durch nicht ökonomische, außeralltägliche, Ereignisse und Taten, daneben durch den Druck der Not bei zunehmender absoluter oder (regelmäßig) relativer Enge des Versorgungsspielraums bedingt gewesen. 1. Irgendeinen „wirtschaftlichen Urzustand“ gibt es für die Wissenschaft natürlich prinzipiell nicht. Man könnte etwa konventionell sich einigen, den Zustand der Wirtschaft auf einem bestimmten technischen Niveau: dem der (für uns zugänglichen) geringsten Ausstattung mit Werkzeugen, als solchen zu behandeln und zu analysieren. Aber wir haben keinerlei Recht, aus den heutigen Rudimenten werkzeugarmer Naturvölker zu schließen: daß alle im gleichen technischen Stadium befindlichen Menschengruppen der Vergangenheit ebenso (also nach Art der WedS. 226 dah oder gewisser Stämme Innerbrasiliens) gewirtschaftet hätten. Denn rein wirtschaftlich war in diesem Stadium sowohl die Möglichkeit starker Arbeitskumula-

a–a K1: unmißverständlich) ist  b  In K1 und K3 keine Hervorhebung.  c  In K1 mit Blockade: ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 15  d  In K1 mit Blockade: ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 15

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tion in großen Gruppen (s. unten §  16e) wie umgekehrt starker Vereinzelung in kleinen Gruppen gegeben. Für die Entscheidung zwischen beiden konnten aber neben naturbedingten ökonomischen auch außerökonomische (z. B. militaristische) Umstände ganz verschiedene Antriebe schaffen. 2. Krieg und Wanderung sind zwar selbst nicht wirtschaftliche (wennschon gerade in der Frühzeit vorwiegend wirtschaftlich orientierte) Vorgänge, haben aber zu allen Zeiten oft, bis in die jüngste Gegenwart, radikale Änderungen der Wirtschaft im Gefolge gehabt. Auf zunehmende (klimatisch oder durch zunehmende Versandung oder Entwaldung bedingte) absolute Enge des Nahrungsspielraums haben Menschengruppen, je nach der Struktur der Interessenlagen und der Art des Hineinspielens nichtwirtschaftlicher Interessen, sehr verschieden, typisch freilich durch Verkümmerung der Bedarfsdeckung und absoluten Rückgang der Zahl, auf zunehmende Enge des relativen (durch einen gegebenen Standard der Bedarfsversorgung und der Verteilung der Erwerbschancen – s. u. §  11f – bedingten) Versorgungsspielraums zwar ebenfalls sehr verschieden, aber (im ganzen) häufiger als im ersten Fall durch steigende Rationalisierung der Wirtschaft geantwortet. Etwas Allgemeines läßt sich indessen selbst darüber nicht aussagen. Die (soweit der „Statistik“ dort zu trauen ist) ungeheure Volksvermehrung in China seit Anfang des 18. Jahrhunderts hat entgegengesetzt gewirkt als die gleiche Erscheinung gleichzeitig in Europa (aus Grün- S. 227 den, über die sich wenigstens einiges aussagen läßt), die chronische Enge des Nahrungsspielraumes in der arabischen Wüste nur in einzelnen Stadien die Konsequenz einer Änderung der ökonomischen und politischen Struktur gehabt, am stärksten unter der Mitwirkung außerökonomischer (religiöser) Entwicklung. 3. Der lange Zeit starke Traditionalismus der Lebensführung z. B. der Arbeiterschichten im Beginn der Neuzeit hat eine sehr starke Zunahme der Rationalisierung der Erwerbswirtschaften durch kapitalistische Leitung nicht gehindert, ebenso aber z. B. nicht:g die fiskal-sozialistische Rationalisierung der Staatsfinanzen in Ägypten. (Immerhin war jene traditionalistische Haltung im Okzident etwas, dessen wenigstens relative Überwindung die hweitere Fortbildung zurh spezifisch moderneni kapitalistisch rationalenj Wirtschaft erst ermöglichte.)

§  4. Typische Maßregeln des rationalen Wirtschaftens sind: 1. planvolle Verteilung solcher Nutzleistungen, auf deren Verfügung der Wirtschaftende gleichviel aus welchem Grunde zählen zu können glaubt, auf Gegenwart und Zukunft (Sparen); | 2. planvolle Verteilung verfügbarer Nutzleistungen auf mehrere Verwendungsmöglichkeiten in der Rangfolge der geschätzten Bedeutung dieser: nach dem Grenznutzen.a

e  In K1 mit Blockade: ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 16  f  In K1 mit Blockade: ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 11  g  Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  h–h Passage fehlt in K1.  i K1: moderne  j K1: rationale  a K1: Grenznutzen; 

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Diese (am strengsten: „statischen“) Fälle bkamen in Friedenszeitenb in wirklich bedeutsamem Umfang,c dheute meiste in Form von Geldeinkommensbewirtschaftungfd vorg. 3. planvolle Beschaffung – Herstellung und Herschaffung – solcher Nutzleistungen, für welche alle Beschaffungsmittel sich in der eignen Verfügungsgewalt des Wirtschaftenden befinden. Im Rationalitätsfall erfolgt eine bestimmte Handlung dieser Art, sofern die Schätzung der Dringlichkeit des Begehrs dem erwarteten Ergebnis nach die Schätzung des Aufwands, das heißt: 1. der Mühe der etwa erforderlichen Leistungen, – 2.h aber:i der sonst möglichen Verwendungsarten der zu verwendenden Güter und also: ihres technisch andernfallsj möglichen Endprodukts übersteigtk (Produktion im weiteren Sinn, der die Transportleistungen einschließt); 4. planvoller Erwerb gesicherter Verfügungsgewalt oder Mitverfügungsgewalt über solche Nutzleistungen, lwelche α.m selbst oder β.n deren Beschaffungsmittel sich in fremder Verfügungsgewalt befinden oder welche S. 229 γ.o fremder, die eigne Versorgung gefährdender Beschaffungskonkurrenz ausgesetzt sind, –p durch Vergesellschaftung mit dem derzeitigen Inhaber der Verfügungsgewalt oderq Beschaffungskonkurrenten.l Die Vergesellschaftung mit rfremden derzeitigen Inhabernr der Verfügungsgewalt kann erfolgen a) durch Herstellung eines Verbandes, an dessen Ordnung sich die Beschaffung oder Verwendung von Nutzleistungen orientieren soll; b) durch Tauschs. Zu a): Sinn der Verbandsordnung kann sein: S. 228

b–b K1: kommen in ihrer Reinheit ; K3: kommen in ihrer Reinheit > kommen in Friedenszeiten  c K1: Umfang kaum ; K3: Umfang  d–d Passage fehlt in K1.  e K3: nur  f K3: Geldeinkommensverteilung > Geldeinkommensbewirtschaftung  g K1, K3: vor, dürfen deshalb aber theoretisch nicht vernachlässigt werden  h K1, K3: 2)  i Doppelpunkt fehlt in K1.  j K1: andrerseits  k In K1 und K3 nicht hervorgehoben.  l–l  In K1 als fortlaufender Text ohne Absätze.  m  Ordnungsbuchstabe fehlt in K1.  n  Ordnungsbuchstabe fehlt in K1.  o  Ordnungsbuchstabe fehlt in K1.  p Gedankenstrich fehlt in K1 und K3.  q  In K1 und K3 folgt: dem  r–r K1: dem fremden Inhaber ; K3: dem fremden derzeitigen Inhaber  s  In K1 und K3 nicht hervorgehoben. 

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α.t Rationierung der Beschaffung oder der Benutzung oder des Verbrauchs zur Begrenzung der Beschaffungskonkurrenz (Regulierungsverband); β.u Herstellung einer einheitlichen Verfügungsgewalt zur planmäßigen Verwaltung der bisher in getrennter Verfügung befindlichen Nutzleistungen (Verwaltungsverband). Zu b): Tausch ist ein Interessenkompromiß der Tauschpartner, durch welches Güter oder Chancen als gegenseitiger Entgelt hingegeben werden. Der Tausch kann 1. traditional oder konventional, also (namentlich im zweiten Fall) nicht wirtschaftlich rational, – oder 2. wirtschaftlich rational orientiert erstrebt und geschlossen werden. Jeder rational orientierte Tausch ist Abschluß eines vorhergehenden offenen oder latenten Interessenkampfes durch Kompromiß. Der Tauschkampf der Interessenten, dessen Abschluß das Kompromiß bildet, richtet sich einerseits stets, als Preiskampf, gegen den als Tauschpartner in Betracht kommenden Tauschreflektanten (typisches Mittel: Feilschen), andrerseits gegebenenfalls, als Konkurrenzkampf, gegen wirkliche oder mögliche dritte (gegenwärtige oder für die Zukunft zu erwartende) Tauschreflektanten, mit denen Beschaffungskonkurrenz S. 230 besteht (typisches Mittel: Unter- und Überbieten). 1. In der Eigenverfügung eines Wirtschaftenden befinden Nutzleistungen (Güter, Arbeit oder andre Träger von solchen) sich dann, wenn tatsächlich nach (mindestens: relativ) freiem Belieben ohne Störung durch Dritte auf ihren Gebrauch gezählt werden kann, einerlei ob diese Chance auf Rechtsordnung oder Konvention oder Sitte oder Interessenlage beruht. Keineswegs ist gerade nur die rechtliche Siche|rung der Verfügung die begrifflich (und auch nicht:a die tatsächlich) ausschließliche, wennschon die heute für die sachlichen Beschaffungsmittel empirisch unentbehrliche Vorbedingung des Wirtschaftens. 2. Fehlende Genußreife kann auch in örtlicher Entferntheit genußreifer Güter vom Genußort bestehen. Der Gütertransport (zu scheiden natürlich vom | Güterhandel, der Wechsel der Verfügungsgewalt bedeutet) kann hier daher als Teil der „Produktion“ behandelt werden. 3. Für die fehlende Eigenverfügung ist es prinzipiell irrelevant, ob Rechtsordnung oder Konvention oder Interessenlage oder eingelebte Sitte oder bewußt gepflegte Sittlichkeitsvorstellungen den Wirtschaftenden typisch hindern, die fremde Verfügungsgewalt gewaltsamb anzutasten. 4. Beschaffungskonkurrenz kann unter den mannigfachsten Bedingungen bestehen. Insbesondere z. B. bei okkupatorischer Versorgung: Jagd, Fischfang, Holzschlag, t  K1, K3: α)  u  K1, K3: β)  a  Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  b  Wort fehlt in K1.

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Weide, Rodung. Sie kann auch und gerade innerhalb eines nach außen geschlossenen Verbandes bestehen. Die dagegen gerichtete Ordnung ist dann stets: Rationierung der Beschaffung, regelmäßig in Verbindung mit Appropriation der so garantierten Beschaffungschancen für eine fest begrenzte Zahl von einzelnen oder (meist) von Hausverbänden. Alle Mark- und Fischereigenossenschaften, die Regulierung der Rodungs-, Weide- und Holzungsrechte auf Allmenden und Marken, die „Stuhlung“ der Alpenweiden usw. haben diesen Charakter. Alle Arten erblichen „Eigentums“ an nutzbarem Grund und Boden sind dadurch propagiert worden. 5. Der Tausch kann sich auf alles erstrecken, was sich in irgendeiner Art in die Verfügung eines andern „übertragen“ läßt und wofür ein Partner Entgelt zu geben bereit ist. Nicht nur auf „Güter“ und „Leistungen“ also, sondern auf ökonomische Chancen aller Art, z. B. auf eine rein kraft Sitte oder Interessenlage zur Verfügung stehende, durch nichts garantierte „Kundschaft“. Erst recht natürlich auf alle irgendwie durch irgendeine Ordnung garantierten Chancen. Tauschobjekte sind also S. 231 nicht nur aktuelle Nutzleistungen. Als Tausch soll für unsre Zwecke vorläufig, im weitesten Wortsinn, jede auf formal freiwilliger Vereinbarung ruhende Darbietung von aktuellen, kontinuierlichen, gegenwärtigen, künftigen Nutzleistungen von welcher Art immer gegen gleichviel welche Art von Gegenleistungen bezeichnet werden. Also z. B. die entgeltliche Hingabe oder Zurverfügungstellung der Nutzleistung von Gütern oder Geld gegen künftige Rückgabe gleichartiger Güter ebenso wie das Erwirken irgendeiner Erlaubnis, oder einer Überlassung der „Nutzung“ eines Objekts gegen „Miete“ oder „Pacht“, oder die Vermietung von Leistungen aller Art gegen Lohn oder Gehalt. Daß heute, soziologisch angesehen, dieser letztgenannte Vorgang für die „Arbeiter“ im Sinn des §  15c den Eintritt in einen Herrschaftsverband bedeutet, bleibt vorläufig noch ebenso außer Betracht wie die Unterschiede von „Leihe“ und „Kauf“ usw. 6. Der Tausch kann in seinen Bedingungen traditional und, in Anlehnung daran, konventional, oder aber rational bestimmt sein. Konventionale Tauschakte waren der Geschenkaustausch unter Freunden, Helden, Häuptlingen, Fürsten (cf. den Rüstungstausch des Diomedes und Glaukos), nicht selten übrigens (vgl. die Tell-elAmarna-Briefe) schon sehr stark rational orientiert und kontrolliert. Der rationale Tausch ist nur möglich, wenn entweder beide Teile dabei Vorteil zu finden hoffen, oder eine durch ökonomische Macht oder Not bedingte Zwangslage für einen Teil S. 232 vorliegt. Er kann (s. §  11d) entweder: naturalen Versorgungs- oder: Erwerbszwecken dienen, also: an der persönlichen Versorgung des oder der Eintauschenden mit einem Gut oder: an Marktgewinnchancen (s. §  11e) orientiert sein. Im ersten Fall ist er in seinen Bedingungen weitgehend individuell bestimmt und in diesem Sinn irrational: Haushaltsüberschüsse z. B. werden in ihrer Wichtigkeit nach dem individuellen Grenznutzen der Einzelwirtschaft geschätzt und eventuellf billig abgetauscht, zufällige Begehrungen des Augenblicks bestimmen den Grenznutzen der zum Eintausch begehrten Güter unter Umständen sehr hoch. Die durch den Grenznutzen bestimmten Tauschgrenzen sind also hochgradig schwankend. Ein rationaler c  In K1 mit Blockade:  ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 15  d  In K1 mit Blockade:  ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 11  e  In K1 mit Blockade:  ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 11  f K1: daher

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Tauschkampf entwickelt sich nur bei marktgängigen (über den Begriff s. §  8g) und im Höchstmaß bei erwerbswirtschaftlich (Begriff s. §  11h) genutzten oder abgetauschten Gütern. 7. Die zu a α genannten Eingriffe eines Regulierungsverbandes sind nicht etwa die einzig möglichen eines solchen, aber diejenigen, welche, als am unmittelbarsten aus Bedrohung der Bedarfsdeckung als solcher hervorgehend, hierher gehören. Über die Absatzregulierung is. späteri.

§  5. Ein wirtschaftlich orientierter Verband kann, je nach seinem Verhältnis zur Wirtschaft, sein: a) wirtschaftender Verband, – wenn das an seiner Ordnung orientierte primär außerwirtschaftliche Verbandshandeln ein Wirtschaften mit umschließt; | A 38, b) Wirtschaftsverband, – wenn das durch die Ordnung geregelte VerK3 38 bandshandeln primär ein autokephales Wirtschaften bestimmter Art ist; | c) wirtschaftsregulierender Verband, – wenn und insoweit als an den S. 233 K1 37 Ordnungen des Verbandes sich das autokephale Wirtschaften der Verbandsglieder amaterial heteronoma orientiert. d) Ordnungsverband, – wenn seine Ordnungen das autokephale und autonome Wirtschaften der Verbandsmitglieder nur formal durch Regeln normieren und die dadurch erworbenen Chancen garantieren. Materiale Wirtschaftsregulierungen haben ihre bfaktischen Schranken dab, wo die Fortsetzung eines bestimmten wirtschaftlichen Verhaltens noch mit vitalem Versorgungsinteresse der regulierten Wirtschaften vereinbar ist. 1. Wirtschaftende Verbände sind der (cnicht sozialistischec oder kommunistische) „Staat“ und alle anderen Verbände (Kirchen, Vereine usw.) mit eigner Finanzwirtschaft, aber auch z. B. die Erziehungsgemeinschaftend, edief nicht primär ökonomischen Genossenschaftene usw. 2. Wirtschaftsverbände sind natürlich, im Sinn dieser Terminologie, nicht nur die üblicherweise so bezeichneten, wie etwa Erwerbs-(Aktien-)gesellschaften, Konsumvereine, Artjels, Genossenschaften, Kartelle, sondern alle das Handeln mehrerer Personen umfassenden wirtschaftlichen „Betriebe“ überhaupt, von der Werk-

g  In K1 mit Blockade:  ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 8  h  In K1 mit Blockade:  ; in K3 Blockade eigenhändig aufgelöst:  > 11  i–i  In K1 mit Blockade: s. u. §  ; K3: s. u. §  > später  a–a K1: heteronom material  b–b  K1, K3: Schranke an dem Punkt  c  A, K1, K3: nichtsozialistische  d K1: Hausgemeinschaft der Familie  ; K3: Hausgemeinschaft der Familie > Erziehungsgemeinschaften  e–e K1: ev. deren Genossenschafter  f K3: ev. von > die

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stattgemeinschaft zweier Handwerker bis zu einer denkbaren weltkommunistischen Assoziation. 3. Wirtschaftsregulierende Verbände sind z. B. Markgenossenschaften, Zünfte, Gilden, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kartelle und alle Verbände mit einer material den Inhalt und die Zielrichtung des Wirtschaftens regulierenden:g „Wirtschaftspolitik“ treibenden Leitungh, also:i die Dörfer und Städte des Mittelalters ebenso wie jederj eine solche Politik treibende Staat der Gegenwart. 4. Ein reiner Ordnungsverband ist z. B. der reine Rechtsstaat, welcher das Wirtschaften der Einzelhaushalte und -betriebe material gänzlich autonom läßt und nur formal im Sinne der Streitschlichtung die Erledigung der frei paktierten Tauschverpflichtungen regelt. S. 234 5. Die Existenz von wirtschaftsregulierenden und Ordnungsverbänden setzt prinzipiell die (nur verschieden große) Autonomie der Wirtschaftenden voraus. Also: die prinzipielle, nur in verschiedenem Maße (durch Ordnungen, an denen sich das Handeln orientiert) begrenzte, Freiheit der Verfügungsgewalt der Wirtschaftenden. Mithin: die (mindestens relative) Appropriation von ökonomischen Chancen an sie, über welche von ihnen autonom verfügt wird. Der reinste Typus des Ordnungsverbandes besteht daher dann, wenn alles menschliche Handeln inhaltlich autonom verläuft und nur an formalen Ordnungsbestimmungen orientiert ist, alle sachlichen Träger von Nutzleistungen aber voll appropriiert sind, derart, daß darüber, insbesondere durch Tausch, beliebig verfügt werden kann, wie dies der typischen modernen Eigentumsordnung entspricht. Jede andere Art von Abgrenzung der Appropriation und Autonomie enthält eine Wirtschaftsregulierung, weil sie menschliches Handeln in seiner Orientierung bindet. 6. Der Gegensatz zwischen Wirtschaftsregulierung und bloßem Ordnungsverband ist flüssig. Denn natürlich kann (und muß) auch die Art der „formalen“ Ordnung das Handeln irgendwie material, unter Umständen tiefgehend, beeinflussen. Zahlreiche moderne gesetzliche Bestimmungen, welche sich als reine „Ordnungs“Normen geben, sind in der Art ihrer Gestaltung darauf zugeschnitten, einen solchen Einfluß zu üben (davon in der Rechtssoziologie). Außerdem aber ist eine wirklich ganz strenge Beschränkung auf reine Ordnungsbestimmungen nur in der Theorie möglich. Zahlreiche „zwingende“ Rechtssätze – und solche sind nie zu entbehren – enthalten in irgendeinem Umfang auch für die Art des materialen Wirtschaftens wichtige Schranken. Gradek „Ermächtigungs“-Rechtssätze aber enthalten unter Umständen (z. B. im Aktienrecht) recht fühlbare Schranken der wirtschaftlichen Autonomie. 7. Die Begrenztheit der materialen Wirtschaftsregulierungen in ihrer Wirkung S. 235 kann sich a) im Aufhören bestimmter Richtungen des Wirtschaftens (Bestellung von Land nur zum Eigenbedarf bei Preistaxen) oder b)l in faktischer Umgehung m(Schleichhandel)m äußern.

g  Doppelpunkt fehlt in K1.  h K1: Verbände ; K3: Verbände > Leitung  i Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  j K1: der  k K1: Die  l  Ordnungsbuchstabe fehlt in K1.  m  Wort fehlt in K1.

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§  6. Tauschmittel soll ein sachliches Tauschobjekt insoweit heißen, als dessen Annahme beim Tausch in typischer Art primär an der Chance A 39, für | den Annehmenden orientiert ist, daß dauernd – das heißt: für die K3 39 in Betracht gezogene Zukunft – die Chance bestehen werde, es gegen andre Güter in einem seinem Interesse entsprechenden AustauschverK1 37a hältnis in Tausch zu geben, sei es | gegen alle (allgemeines Tauschmittel), sei es gegen bestimmte (spezifisches Tauschmittel). Die Chance der Annahme in einem abschätzbaren Tauschverhältnis zu anderen a(spezifisch angebbaren)a Gütern soll materialeb Geltung des Tauschmittels im Verhältnis zu diesenc heißen d, formale Geltung die Verwendung an sichd. Zahlungsmittel soll ein typisches Objekt insoweit heißen, als für die Erfüllung bestimmter paktierter oder oktroyierter Leistungspflichten die Geltung seiner Hingabe als Erfüllung konventional oder rechtlich garantiert ist (formale Geltung des Zahlungsmittels e, die zugleich for- S. 236 malef Geltung als Tauschmittel bedeuteng kanne). Chartal sollen Tauschmittel oder Zahlungsmittel heißen, wenn sie Artefakte sind, kraft der ihnen gegebenen Form ein konventionelles, rechtliches, paktiertes oder oktroyiertes Ausmaß formalerh Geltung innerhalb eines personalen oder regionalen Bereichsi haben und gestückelt sind, das heißt:j auf bestimmte Nennbeträge oder Vielfache oder Bruchteile von solchen lauten, so daß rein mechanische Rechnung mit ihnen möglich ist. Geld soll ein chartales Zahlungsmittel heißen, welches Tauschmittel ist. Tauschmittel-, Zahlungsmittel- oder Geld-Verband soll ein Verband heißenk mit Bezug auf Tauschmittel, Zahlungsmittel oder Geld, welche und soweit sie innerhalb des Geltungsbereichs seiner Ordnungen durch diese in einem relevanten Maß wirksam als konventional oder rechtlich l(formal)l geltend oktroyiert sind:m Binnengeldn bzw. Binnen-

a–a  Passage fehlt in K1; K3: (spezifisch ergebbaren)  b  In K1 hervorgehoben; in K3 Hervorhebung eigenhändig aufgehoben.  c K1: diesem  d–d  Passage fehlt in K1; in K3 ohne Hervorhebung eigenhändig eingefügt.  e–e  Passage fehlt in K1.  f  In K3 eigenhändig hervorgehoben.  g K3: haben > bedeuten  h K1: der  i  A, K1, K3: Gebiets  j Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  k K1: heißen,  l–l Wort fehlt in K1.  m  Doppelpunkt fehlt in K1.  n  A, K3: Binnengeld, ; K1: (Binnengeld,

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Tausch- bzw. -Zahlungsmittelo. pIm Tausch mit Ungenossenq rverwendete Tauschmittelr sollen Außen-Tauschmittels heißen.p Naturale Tausch- oder Zahlungsmittel sollen die nicht chartalen heißen. In sich sind sie unterschieden:t a) 1. technisch:u je nach dem Naturalgut, welches sie darstellt (insbesondere: Schmuck, Kleider, Nutzobjekte und Geräte) v–, oderv nachw 2. derx Verwendung in Form der Wägung y(pensatorisch) oder nicht;y b) ökonomisch:z je nach ihrer Verwendunga 1. primär für Tauschzwecke oder bfür ständische Zweckeb c(Besitz­ prestige)c,d S. 237 2. primär als Binnen- oder als Außentausch- bzw. Zahlungsmittel. Zeichenmäßige heißen Tausch- und Zahlungsmittel oder Geld insoweit, als sie primär eine eigene Schätzung außerhalb ihrer Verwendung als Tausch- oder Zahlungsmittel nicht (in der Regel: nicht mehr) genießen, stoffmäßigf insoweit, als ihre materialeg Schätzung als solcheh durch die Schätzung ihrer Verwendbarkeit als Nutzgüter beeinflußt wird ioder doch werden kanni. jGeld istj entweder:k a) lmonetär: Münze, oderl b) mnotal: Urkunde.m Das notale Geld pflegt durchweg in seiner Form einern monetären Stückelung angepaßt ooder im Nennbetrag historischo auf peine solchep bezogen zu sein. o K1: -Zahlungsmittel)  p–p  Passage fehlt in K1.  q  In K3 eigenhändig aufgelöste Blockade: ••• > Ungenossen  r K3: verwendbaren > verwendete Tauschmittel  s K3: Auslese-Zustände > Außen-Tauschmittel  t  Doppelpunkt fehlt in K1; in K3 eigenhändig eingefügt.  u  Doppelpunkt fehlt in K1; in K3 eigenhändig eingefügt.  v Passage fehlt in K1.  w Fehlt in A, K1, K3; nach sinngemäß ergänzt.  x K1: je nach der  y–y K1: (pensatorisch) ; K3: (pensatorisch); > (pensatorisch oder nicht);  z Doppelpunkt fehlt in K1 und K3.  a  Absatz fehlt in K1.  b–b K3: für geistige ständische Zwecke > für ständische Zwecke  c–c  K1: (besitzt) ; K3: (Besitz) > (Besitzprestige) d Komma und Absatz fehlen in K1.  e K1: Zeichenmäßige  f A: Stoffmäßig ; K1: Haftmäßige ; K3: Stoffmäßige > Stoffmäßige  g  Wort fehlt in K1; in K3 ohne Hervorhebung eigenhändig eingefügt.  h K1: Tauschmittel ; K3: Tauschmittel > solche  i–i  Passage fehlt in K1.  j–j  K1: Die chartalen Tausch-, Zahlungsmittel und Geld – erstere sind ; K3: Die chartalen Tausch-, Zahlungsmittel und Geld sind > Geld ist  k  Doppelpunkt und Absatz fehlen in K1.  l–l K1: monetäre Münzen oder ; K3: monetäre: Münzen oder > monetär: Münze oder ; Absatz fehlt in K1.  m–m K1: notale (urkundliche). ; K3: notale (urkundliche). > notal Urkunden. ; Absatz fehlt in K1.  n K1: der ; K3: der > einer  o–o K1: und historisch ; K3: und historisch > oder historisch im Nennbetrag  p–p K1: sie ; K3: sie > eine solche

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Monetäres Geld soll heißen:q 1. r„freies“ oder „Verkehrsgeld“r, wenn von der Geldausgabestelle auf Initiative jedes Besitzers des smonetären Stoffss tdieser in beliebigen Mengent in chartale „Münz“-Form verwandelt wirdu, material also vdie Ausgabev an Zahlungsbedürfnissen wvon Tauschinteressentenw orientiert ist, – 2. x„gesperrtes“ oder „Verwaltungsgeld“x, – wenn die Verwandlung in chartale Form nach dem formell freien, material primär an Zahlungs- S. 238 bedürfnissen der Verwaltungsleitungy eines Verbandes orientierten,z Belieben dieser erfolgta, – 3. „reguliertes“b, wenn siec zwar gesperrt, die Art und das Ausmaß ihrer Schaffung aber durch Normen wirksam geregelt ist. | A 40, Umlaufsmittela soll beine alsb notales Geld cfungierende Urkundec K3 40 heißen, wenn ihred Annahme als „provisorisches“e Geld sich fan der f g h i Chance orientiert: daß ihre jederzeitige Einlösung in „definitives“: Münzeni oder pensatorischej Metalltauschmittel[,] für alle normalen Verhältnisse gesichert sei. Zertifikat dann, wenn dies durch kRegulierungen bedingt ist, welchek Vorratshaltung lim Betrag voller Deckung in Münze oder Metalll sicherstellen.m | q

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q–q K1: Sie sollen heißen: > Geld soll heißen: ; K3: Chartale Zeichen sollen heißen > Geld soll heißen  r–r K1: freie (bei Geld „Verkehrsgeld“) > freies („Verkehrsgeld“) ; K3: freie (bei Geld: „Verkehrsgeld“) > freies oder: „Verkehrsgeld“  s–s K1: monetären Stoffs > Geldstoffs  t–t  Passage fehlt in K1; K3: in beliebigen Mengen dieser > dieser in beliebigen Mengen  u K1: worden ; K3: werden  v–v Passage fehlt in K1.  w–w K1: des Tauschverkehrs ; K3: des Tauschverkehrs > von Tauschinteressenten  x–x K1: gesperrte (bei Geld: „Verwaltungsgeld“) > gesperrtes („Verwaltungsgeld“) ; K3: gesperrte (bei Geld: „Verwaltungsgeld“) > gesperrtes (oder: „Verwaltungsgeld“)  y  In K1 ohne Hervorhebung.  z  Komma fehlt in K1.  a  In K3 folgt eigenhändige Einfügung: (als „Verwaltungs-Zahlmittel“)  b K1: regulierte ; K3: regulierte > reguliertes  c Lies: die Verwandlung in chartale Form  a  In K3 Notizen von der Hand Max Webers am oberen Blattrand: Möglich wäre auch: Goldwährung |:Die Bewertung:| Zwischen stoffverschiedenen monetären Verwaltungsverbänden |:unter einander und zum Verkehrsgeld,:| 〈|:zwischen:|〉 Währungsgeld zwischen stoffverschiedenen Verkehrsgeldarten.:|  b–b K3: eine als > ein reguliertes  c–c K1: fungierende Geldforderung > fungierende Urkunde ; K3: fungierende Geldforderung > Urkunde  d K3: ihre > seine  e  Wort fehlt in K1; in K3 eigenhändig eingefügt.  f–f K3: an der Chance > daran  g  K1, K3: orientiert,  h K3: ihre > seine  i–i K1: Münzen oder freies Münzmetall ; K3: Münzen oder freies Münzmetall > definitives Geld  j K1, K3: in ein pensatorisches  k–k Passage in K3 eigenhändig gestrichen und Streichung eigenhändig wieder aufgehoben.  l–l K3: im Betrag voller Deckung in Münze oder Metall > in ihrem vollen Nominalbetrag  m  In K1 eigenhändige Notiz am unteren Blattrand: Stets das Papier das Geld / Vernichtung des Papieres / Vernichtung des Geldes; hier endet K1. In K3 folgt die eigenhändige, teilweise korrigierte Notiz: Wenn 〈beides nicht〉 〈keines von beiden〉 Papiergeld – beides nicht:

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Tausch- oder Zahlungsmittelskalen sollen die innerhalb eines Verbandes konventionalen oder rechtlich oktroyierten gegenseitigen Tarifierungen der einzelnen naturalenn Tausch- und Zahlungsmittel heißen. Kurantgeldo sollen die von der Ordnung eines Geld-Verbands mit S. 239 nach Art und Maß unbeschränkter Geltung als Zahlungsmittel ausgestatteten Geldarten heißen, Geldmaterial p qdas Herstellungsmaterial eines Geldesq, Währungsmetall r das gleiche bei Verkehrsgeld, Geldtarifierungs die bei der tStückelung undt Benennung zugrunde gelegte Bewertung uder einzelnen untereinanderv stoffverschiedenen Verkehrs-w oder Verwaltungsgeldartenu, Währungsrelation das gleiche zwischenx stoffverschiedeneny Verkehrsgeldartenz. Intervalutarisches Zahlungsmittel soll dasjenige Zahlungsmittel heißen, welches zum Ausgleich des Zahlungssaldos zwischen verschiedenen Geldverbänden jeweils letztlich – das heißt[,] wenn nicht durch Stundung die Zahlung hinausgeschoben wird – dient. – Jede neugeschaffene Verbandsordnung des Geldwesens legt unvermeidlich die Tatsache zugrunde: daß bestimmte aZahlmittel für Schuldena bverwendet wurden. Sieb begnügt sich entweder mit deren Le­galisierung als Zahlungsmittel oder – bei Oktroyierung neuer Zahlungsmittel – rechnet bestimmte bisherige naturale oder pensatorische oder chartale Einheiten in die neuen Einheiten um (Prinzip der sogenannten „historischen Definition“ des Geldes als Zahlungsmittel, von der hier völlig dahingestellt bleibt, wieweit sie auf die Austauschrelation des Geldes als Tauschmittel zu den Gütern zurückwirkt). Es sei nachdrücklich bemerkt: daß hier nicht eine „Geldtheorie“ beabsichtigt ist, sondern eine möglichst einfache terminologische Feststellung von Ausdrücken, die später öfter gebraucht werden. Weiterhin kommt es vorerst auf gewisse ganz elementare soziologische Folgen des Geldgebrauchs an. (Die mir im ganzen annehmbarste materiale Geldtheorie ist die von Mises. Die „Staatlichec Theorie“ G[eorg] S. 240 F[riedrich] Knapps d– das großartigste Werk des Fachs –d löst ihre formale Aufgabe n In K3 eigenhändig hervorgehoben.  o K3: Währungsgeld > Kurantgeld  p K3: Währungsmaterial > Geldmaterial  q–q K3: bei Metallgeld die Herstellungsmetalle > das Herstellungsmaterial eines Geldes  r K3: freies Währungsmetall > Währungsmetall  s K3: Währungstarifierung > Geldtarifierung  t–t  In K3 eigenhändig gestrichen.  u–u K3: der einzelnen unter einander verschiedenen Sorten von Geldmetallen > naturalem oder Verwaltungsgeld > Vor-Zahlmittel und Währungsgeldtypen untereinander 〈zum Verkehrs〉 und eventuell zum Verkehrsgeld 〈NB Zahlmittel! muß es sein〉  v A, K3: unter einander  w A: naturalen  x K3: bei > zwischen  y Wort fehlt in K3.  z K3: Verkehrsgeld > Verkehrsgeldarten  a–a K3: Tauschmittel  b–b K3: bisher verwendet worden sind und > bisher verwendet worden sind. Sie  c K3: „Praktische  d–d  Passage fehlt in K3. 

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in ihrer Art glänzende. fFür materiale Geldprobleme ist sie unvollständig: s. später.f Ihre sehr dankenswerteg und terminologisch wertvolle Kasuistik wurde hier nochh beiseite gelassen). 1. Tauschmittel und Zahlungsmittel fallen historisch zwar sehr oft, aber doch S. 241 nicht immer zusammen. Namentlich nicht auf primitiven Stufen. Die Zahlungsmittel für Mitgiften, Tribute, Pflichtgeschenke, Bußen, Wergelder z. B. sind oft konventional oder rechtlich eindeutig, aber ohne Rücksicht auf das tatsächlich umlaufende Tauschmitteli bestimmt. Nur bei geldwirtschaftlichem Verbandshaushalt ist die Behauptung von Mises, Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel (München 1912) richtig, daß auch der Staat die Zahlungsmittel nur als Tauschmittel begehre. Nicht für Fälle, wo der Besitz bestimmter Zahlungsmittel primär ständisches Merkmal war. (S[iehe] dazu jH[einrich] Schurtzj, Grundriß einer Entstehungsgeschichte des Geldes, 1898k). – Mit dem Beginn staatlicher Geldsatzungen wird Zahlungsmittel der rechtliche, Tauschmittel der ökonomische Begriff. 2. Die Grenze zwischen einer „Ware“, welche gekauft wird[,] nur weil künftige Absatzchancen in Betracht gezogen werden, und einem „Tauschmittel“ ist scheinbar flüssig. Tatsächlich pflegen aber bestimmte Objekte derart ausschließlich die Funktion als Tauschmittel zu monopolisieren, – und zwar schon unter sonst primitiven Verhältnissen –, daß ihre Stellung als solche eindeutig ist. („Terminweizen“ ist dem gemeinten Sinn nach bestimmt, einen endgültigen Käufer zu finden, also weder ein „Zahlungs-“,l noch gar „Tauschmittel“, noch vollendsm „Geld“). 3. Die Art der Tauschmittel ist, solange chartales Geld nicht besteht, in ihrer Entstehung primär durch Sitte, Interessenlage und Konventionen aller Art bestimmt, an denen sich die Vereinbarungen der Tauschpartner orientieren. Diese hier nicht näher zu erörternden Gründe, aus denen Tauschmittel primär diese Qualität | erlangten, waren sehr verschiedene, und zwar auch nach der Art des Tausches, um den es sich typisch handelte. Nicht jedes Tauschmittel war notwendig (auch nichta innerhalb des Personenkreises, der es als solches verwendete) universell für Tausch S. 242 jeder Art anwendbar (z. B. war Muschel-„Geld“ nicht spezifisches Tauschmittel für Weiber und Vieh). 4. Auch „Zahlungsmittel“, welche nicht die üblichen „Tauschmittel“ waren, haben in der Entwicklung des Geldes zu seiner Sonderstellung eine beachtliche Rolle gespielt. Die „Tatsache“, daß Schulden existierten (G[eorg] F[riedrich] Knapp): – Tributschulden, Mitgift- und Brautpreisschulden, konventionale Geschenkschulden an Könige oder umgekehrt von Königen an ihresgleichen, Wergeldschulden und andre – und daß diese oft (nicht immer) in spezifischen typischen Güterarten abzuleisten waren | (konventionalb oder kraft Rechtszwangs), schuf diesen Güterarten (nicht selten: durch ihre Form spezifizierten Artefakten) eine Sonderstellung. e K3: glänzend, hat aber mit materialen Geldproblemen natürlich nichts oder nur indirekt zu schaffen Der Satz ist teilweise grob durchgestrichen; am Blattrand eigenhändige Notiz: anders  f–f  Passage fehlt in K3.  g K3: denkenswerte  h  Wort fehlt in K3.  i  In K3 ohne Hervorhebung.  j–j A: K. Schurtz ; K3: K. Schultz  k  A, K3: 1918  l A, K3: „Zahlungs“-  m  Wort fehlt in K3.  a K3: selbst > nicht  b  In K2 eigenhändige Notiz am oberen rechten Blattrand: Reif zum Umbrechen Weber

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

5. „Geld“ (im Sinne dieser Terminologie) könntenc auch die „Fünftelschekelstücke“ mit dem Stempel des (Händler-) Hauses sein, die sich in babylonischen Urkunden dfinden. Vorausgesetzt,d daß sie Tauschmittele waren. Dagegen rein „pensatorisch“ verwendete, nicht gestückelte Barren sollen hier nicht als „Geld“, sondern als pensatorisches Tausch- und Zahlungsmittelf bezeichnet werden, so ungemein wichtig die Tatsache der Wägbarkeit für die Entwicklung der „Rechenhaftigkeit“ war. Die Übergänge (Annahme von Münzen nur nach Gewichtg usw.) sind natürlich massenhaft. S. 243 6. „Chartal“ ist ein Ausdruck, den Knapps „Staatliche Theorie des Geldes“ eingeführt hat. Alle Arten hdurch Rechtsordnung oder Vereinbarung mith Geltung versehene gestempelte und gestückelte Geldsorteni, metallische ebenso wie nichtmetallische, gehören nach ihm dahin. Nicht abzusehen ist, warum nur staatliche Proklamation, nicht auch Konventionj oder paktierter Zwang zur Annahme für den Begriff ausreichen sollen. Ebensowenig könnte natürlich die Herstellung in Eigenregie oder unter Kontrolle der politischen Gewalt – die in China wiederholt ganz fehltek, im Mittelalter nur relativ bestand, –l entscheidend sein, sofern nur Normen für die entscheidende Formung bestehen. m(So auch Knapp.)m Die Geltung als Zahlungs- und die formale Benutzung als Tauschmittel im Verkehr innerhalb des Machtgebietes des politischen Verbandes kann durch die Rechtsordnung erzwungen werden. nS[iehe] später.n 7. Die naturalen Tausch- und Zahlungsmittel sind primär teils das Eine, teils das Andere, teils mehr Binnen-[,] teils mehr Außen-Tausch- und Zahlungs-Mittel. Die Kasuistik gehört nicht ohierher. Ebensoo – noch nicht – die pFrage der materialenp Geltung qdes Geldesq. 8. Ebensowenig gehört eine materiale Theorie des Geldes in bezug auf die Preise schon an dieser Stelle (soweit sie überhaupt in die Wirtschaftssoziologie gehört). Hier muß zunächst die Konstatierung der Tatsache des Geldgebrauchs (in seinen wichtigsten Formen) genügen, da es auf die ganz allgemeinen soziologischen Konsequenzen dieser an sich, ökonomisch angesehen, formalen Tatsache ankommt. Festgestellt sei vorersts nur, daß „Geld“ niemals nur eine harmlose „Anweisung“ oder eine bloßt nominale „Rechnungseinheit“ sein wird und kann, solange es eben:u Geld ist. Seine Wertschätzung ist (in sehr verwickelter Form) stets auch einev SelS. 244 tenheits- (oder bei „Inflation“: Häufigkeits-) Wertschätzung, wie gerade die Gegen­ wart,w aber auch jede Vergangenheit zeigt. c K2: können > könnten  d–d K2: finden > heißen > finden, vorausgesetzt ; K3: finden, vorausgesetzt  e  K2, K3: Zahlungsmittel  f A: Tauschmittel ; K2, K3: Zahlungsmittel  g  In K2 folgt unleserliche eigenhändige Korrektur.  h–h K2: durch Rechtszwang mit dem Monopol der Geltung als Geld > durch die Rechtsordnung mit „proklamatorischer“ ; K3: durch die Rechtsordnung mit „proklamatorischer“ > durch die Rechtsordnung oder Vereinbarung mit  i  K2, K3: Geldarten  j  K2, K3: konventioneller  k K2: fehlt > fehlte  l Gedankenstrich in K2 eigenhändig eingefügt.  m–m  Passage in K2 eigenhändig eingefügt.  n–n  Verweis in K2 eigenhändig eingefügt.  o–o  K2, K3: hierher, ebenso  p–p  K2, K3: Theorie ihrer materialen  q–q Passage fehlt in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.  r K2, K3: dieser  s K2, K3: hier  t K2: geschätzte > bloß  u  Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  v K2: stoffliche > eine  w  Komma in K2 eigenhändig eingefügt.

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xEine sozialistische, etwa auf dem Grund von (als „nützlich“ anerkannter) „Arbeit“ einesy bestimmten Maßesz emittierte „Anweisung“ auf bestimmte Güter könnte zum Gegenstand der Thesaurierung oder des Tausches werden, würde aber den Regeln des (eventuell: indirekten) Naturaltausches folgen.x 9. Die Beziehungen zwischen monetärer und nicht monetärer Benutzung eines technischen Geldstoffes lassen sich an der chinesischen Geldgeschichte ina ihren weittragenden Folgen für die Wirtschaft am deutlichsten verfolgen, weil bei Kupferwährung mit hohen Herstellungskosten und stark schwankender Ausbeute des Währungsmaterials die Bedingungen dort besonders klar lagen.b

§  7. Die primären Konsequenzen typischen Geldgebrauches sind: 1. der sogenannte „indirekte Tausch“ als Mittel der Bedarfsversorgung von cKonsumenten. Dasc heißt die Möglichkeit: a) örtlicher, b) zeitlicher, c) personaler, d) (sehr wesentlich auch:) mengenhafter Trennung der jeweils zum Abtauschen bestimmten Güter von den zum Eintausch dbegehrten. Dadurch:d die außerordentliche Ausweitung der jeweils gegebenen Tauschmöglichkeiten, und, in Verbindung,e damit: 2. die Bemessung gestundeter Leistungen, insbesondere: Gegenleistungen beim Tausch f(Schulden)f, in Geldbeträgen; | A 42, 3. die sogenannte „Wertaufbewahrung“, das heißt:a die Thesaurieb rung von Geld in natura oder von jederzeit einzufordernden Geldfor- S. 245 K3 42 derungen als Mittel der Sicherung von künftiger Verfügungsgewalt über Eintauschchancen; 4. die zunehmende Verwandlungc ökonomischer Chancen in solche: über Geldbeträge verfügen zu können; 5. die qualitative Individualisierung und damit, indirekt, Ausweitung der Bedarfsdeckung derjenigen, die über Geld oder Geldforderungen oder die Chancen von Gelderwerb verfügen,d und also:e Geld für beliebige Güter und Leistungen anbietenf können; | 6. die heute typische Orientierung der Beschaffung von NutzleistunK2 40 g gen am Grenznutzen jener Geldbeträge, über welche der Leiter einer x–x Passage in K2 entsprechend dem eigenhändigen Verweis von unten, Z.  9 mit textkritischer Anm. b, verschoben. Der Passage geht in K2 die von Max Weber gestrichene Numerierung 10. voraus.  y  Wort in K2 eigenhändig eingefügt.  z K2: Ausmaßes > Maßes  a  K2, K3: und  b  In K2 folgt die verschobene Passage x–x.  c–c K2: Konsumenten, das ; K3: Konsumenten, das > Konsumenten. Das  d–d K2: begehrten, dadurch ; K3: begehrten, dadurch > begehrten. Dadurch  e  Komma in K2 eigenhändig eingefügt.  f–f  Wort fehlt in K2 und K3.  a  Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  b A, K2, K3: Natura  c K2: Verwendung > Verwandlung  d Komma fehlt in K2 und K3.  e  Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  f K2: notieren > anbieten  g K2: der ; K3: der > jener

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Wirtschaft in einer von ihm übersehbaren Zukunft voraussichtlich verfügen zu können hannimmt. Damit:h 7. Erwerbsorientierungi an allen jenen Chancen, welche durch jene zeitlich, örtlich, personal und sachlich vervielfältigte Tauschmöglichkeit (Nr.  1) dargeboten werden. Dies alles auf Grund des prinzipiell wichtigsten Moments von allen, nämlich: 8. der Möglichkeit der Abschätzung aller für den Abtausch oder Eintausch in Betracht kommenden Güter und Leistungen in Geld: Geldrechnung. Material bedeutet die Geldrechnung zunächst: daß Güter nicht nur nach ihrer derzeitigen, örtlichen und personalen, Nutzleistungsbedeutung geschätzt jwerden. Sondernj daß bei der Art ihrer Verwendung (gleichviel zunächst ob als Konsum- oder als Beschaffungsmittel) auch alle künftigen Chancen der Verwertung und Bewertung, unter Umständen durch unbestimmt viele Dritte für deren Zwecke, insoweit mit in Betracht gezogen werden, als sie sich in einer dem Inhaber der Verfügungsgewalt zugänglichen Geldabtauschchancek ausdrücken. Die Form, in welcher dies bei typischer Geldrechnung geschieht, ist: die Marktlage. Das Vorstehende gibt nur die einfachsten und wohlbekannten Elemente jeglicher Erörterung über „Geld“ wieder und bedarf daher keines besonderen Kommentars. Die Soziologie des „Marktes“l wird an dieser Stelle noch nicht verfolgt (s. über die formalen Begriffe m§§  8, 10m). S. 246

„Kredit“ im allgemeinsten Sinn soll jeder Abtausch gegenwärtig innegehabter gegen Eintausch der Zusage künftig zu übertragender Verfügungsgewalt über Sachgütern gleichviel welcher Art heißen. Kreditgeben bedeutet zunächsto die Orientierung an der Chance:p daß diese künftige Übertragung tatsächlich erfolgen werde. Kredit in diesem Sinn bedeutet primär den Austausch gegenwärtig fehlender, aber für künftig im Überschuß erwarteter Verfügungsgewalt einer Wirtschaft über Sachgüterq oder Geld – gegen derzeit vorhandene, nicht zur eignen Verwertung bestimmte Verfügungsgewalt einer randern. Wovonr h–h K2: annimmt; damit > annimmt; damit: ; K3: annimmt; damit:  i K2: die Orientierung ; K3: die Orientierung > Erwerbsorientierung  j–j K2: werden, sondern ; K3: werden, sondern > werden. Sondern  k K2: Abschätzung der Geldabtauschchancen ; K3: Abschätzung der Geldabtauschchancen > Geldabtauschchance  l  In K2 folgt die eigenhändige Einfügung: und der Geldverwaltung ; in K3 eigenhändig gestrichen.  m–m A: §  8, 10 ; K2, K3: §  9  n  K2, K3: Güter  o K2: also > zunächst  p K2: Chance, > Chance:  q  K2, K3: Nutzleistungen  r–r K2: andern, wovon > andern. Wovon

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im Rationalitätsfall beide Wirtschaften sich günstigere Chancen (gleichviel welcher Art) versprechen, als sie die Gegenwartsverteilung ohne diesen Austausch darböte. 5

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1. Die in Betracht gezogenen Chancen müssen keineswegs notwendig wirtschaftlicher Art sein. Kredit kann zu allen denkbaren Zwecken (karitativen, kriegerischen) gegeben und genommen werden. 2. Kredit kann in Naturalform oder in Geldform und in beiden Fällen gegen Zusage von Naturalleistungen oder von Geldleistungen gegeben und genommen werden. Die Geldform bedeutet aber die geldrechnungsmäßige Kreditgewährung und Kreditnahme mit allen ihren sKonsequenzen (von denen alsbald zu reden ist)s. 3. Im übrigen entspricht auch diese Definition dem Landläufigen. Daß auch zwischen Verbänden jeder Art, insbesondere: sozialistischen oder kommunistischen Verbänden, Kredit möglich (und bei Nebeneinanderbestehen mehrerer nicht ökonomisch autarker Verbände dieser Art unumgänglich) ist, versteht sich von selbst. Ein Problem bedeutete dabei freilich im Fall völligen Fehlens des Geldgebrauches die rationale Rechnungsbasis. Denn die bloße (unbestreitbare) Tatsache der Möglichkeit des „Kompensationsverkehrs“ würde, zumal für langfristigen Kredit, für die Beteiligten noch nichts über die Rationalität der gewährten Bedingungen aus- | S. 247 sagen. Sie wären etwa in der Lage, wie in der Vergangenheit Oikenwirtschaften a(s. später)a, welche ihre Überschüsse gegen Bedarfsartikel babtauschten. Mitb dem Unterschied jedoch, daß in der Gegenwart ungeheure Masseninteressen und dabei:c solche auf lange Sicht, im Spiel wären, während für die schwach dversorgten Massend gradee der Grenznutzen der aktuellen Befriedigung besonders hoch steht. fAlso: Chance ungünstigen Eintausches dringend bedurfter Güter.f 4. Kredit kann zum Zweck der Befriedigung gegenwärtiger unzulänglich gedeckter Versorgungsbedürfnisse (Konsumtivkredit) genommen werden. Im ökonomischen Rationalitätsfall wird er auch dann nur gegen Einräumung von Vorteilen gewährt. Doch ist dies (bei dem geschichtlich ursprünglichen Konsumtions-, insbesondre beim Notkredit) nicht das Ursprüngliche, sondern der Appell an Brüderlichkeitspflichten (darüber bei Erörterung des Nachbarschaftsverbandes Kap. Vg). | 5. Die allgemeinste Grundlage des entgeltlichen Sach- oder Geld-Kredits ist selbstverständlich: daß bei dem Kreditgeberh infolge besserer Versorgtheit i (was, wohl zu beachten, ein relativer Begriff ist) meistj der Grenznutzen der Zukunftserwartungk höher steht als beim Kreditnehmer.

s–s  K2, K3: Konsequenzen, von denen alsbald zu reden ist  a–a  In K2 und K3 mit Blockade: (s. § )  b–b  K2, K3: abtauschten, mit  c  Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  d–d K2: versorgte Masse > versorgten Massen  e  In K2 eigenhändig eingefügt.  f–f In K2 eigenhändig eingefügt: Also: Chance ungünstigen Eintausches. ; K3: Also: Chance ungünstigen Eintausches. > Also: Chance ungünstigen Eintausches dringend bedurfter Güter.  g K2: IV > V  h  In K2 zweiter Wortteil eigenhändig hervorgehoben.  i  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  j  In K2 eigenhändig eingefügt.  k K2: Zukunftswertung > Zukunftserwartung

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

§  8. Marktlage eines Tauschobjektes soll die Gesamtheit der jeweils für Tauschreflektanten bei der Orientierung im Preis- und Konkurrenzkampf erkennbaren Aus- und Eintauschchancen desselben gegen Geld heißen, – Marktgängigkeit das Maß von Regelmäßigkeit, mit welcher jeweils ein Objekt marktmäßiges Tauschobjekt zu werden pflegt, – Marktfreiheit der Grad von Autonomie der einzelnen Tauschreflektanten im Preis- und Konkurrenzkampf, – Marktregulierung dagegen der Zustand: daß für mögliche Tauschobjekte die Marktgängigkeit oder für mögliche Tauschreflektanten die Marktfreiheit material durch Ordnungen wirksam beschränkt ist. –l Marktregulierungen können bedingt sein: 1. nur traditional:m durch Gewöhnung an überlieferte Schranken des Tauschs oder an überlieferte Tauschbedingungen; 2. konventional:n durch soziale Mißbilligung der Marktgängigkeit bestimmter Nutzleistungen oder des freien Preis- oder Konkurrenzkampfs in bestimmten Tauschobjekten oder für bestimmte Personenkreise; 3. rechtlich:o durch wirksame rechtliche Beschränkung des Tausches oder der Freiheit des Preis- oder Konkurrenzkampfes, allgemein oder für bestimmte Personenkreise oder für bestimmte Tauschobjekte, im Sinne:p der Beeinflussung der Marktlage von Tauschobjekten (Preisregulierung) oder der Beschränkung des Besitzes oder Erwerbes qoder Abtauschsq von Verfügungsgewalt über Güter auf bestimmte Personenkreise (rechtlich garantierte Monopole oder rechtliche Schranken der Freiheit des Wirtschaftens); 4. voluntaristisch:r durch Interessenlage: materiale Marktregulierung bei formaler Marktfreiheit. Sie hat die Tendenz zu entstehen, wenn bestimmte Tauschinteressenten kraft ihrer faktisch ganz oder annäS. 249 hernd ausschließlichen Chance des Besitzes oder Erwerbes von Verfügungsgewalt über bestimmte Nutzleistungen (monopolistischens Lage) imstande sind:t die Marktlage unter tatsächlicher Ausschaltung der Marktfreiheit für andere zu beeinflussen. Insbesondere könnenu sie zu S. 248

l Gedankenstrich in K2 eigenhändig eingefügt.  m K2: traditional, > traditional:  n  A, K3: konventional, ; K2: konventional, > konventional:  o K2: rechtlich, > rechtlich:  p  Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  q–q  In K2 eigenhändig eingefügt.  r K2: voluntaristisch, > voluntaristisch:  s Lies: kraft ihrer monopolistischen  t  K2 und K3: sind,  u K2: wenn ; K3: wenn > können

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diesem Zweck untereinander oder (und eventuell:v zugleich) mit typischen Tauschpartnern marktregulierende Vereinbarungen (voluntaristische Monopole und Preiskartelle) schaffen. 5

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1. Von Marktlage wird zweckmäßigerweise (nicht:w notwendigerweise) nur bei Geldtausch gesprochen, weil nur dann ein einheitlicher Zahlenausdruck möglich ist. Die naturalen „Tauschchancen“ werden besser mit diesem Wort bezeichnet. Marktgängig waren und sind – was hier nicht im einzelnen auszuführen ist – bei Existenz des typischen Geldtauschs die einzelnen Arten von Tauschobjekten in höchst verschiedenem und wechselndem xGrade. Generellx nach Sorten angebbare Massenproduktions- und -Verbrauchsgegenstände im Höchstmaß, einzigartige Objekte eines Gelegenheitsbegehrs im Mindestmaß, Versorgungsmittel mit langfristiger und wiederholter Ge- und Verbrauchsperiode und Beschaffungsmittel mit langfristiger Verwendungs- und Ertragsperiode, vor allem: land- oder vollends | forstwirtschaftlich nutzbare Grundstücke in weit geringerem Maß als Güter des Alltagsverbrauchs in genußreifem Zustand, oder Beschaffungsmittel, welche schnellem Verbrauch dienen, odera nur einer einmaligen Verwendung fähig sind oder baldigen Ertrag geben. 2. Der ökonomisch rationale Sinn der Marktregulierungen ist geschichtlich mit Zunahme der formalen Marktfreiheit und der Universalität der Marktgängigkeit im Wachsen gewesen. Die primärenb Marktregulierungen waren teils traditional und magisch, teils sippenmäßig, teils ständisch, teils militärisch, teils sozialpolitisch, teils endlich durch den Bedarf von Verbandsherrschern bedingt, in jedem Fall aber:c beherrscht von Interessen, welche nicht an der Tendenz zum Maximum der rein zweckrationalen marktmäßigen Erwerbs- oder Güter|versorgungschancen von Marktinteressenten orientiert waren, oft mit ihmd kollidierten.e Sie schlossen entweder 1. wie die magischen oder sippenmäßigen oder ständischen Schranken (z. B. magisch: Tabu, sippenmäßig: Erbgut, ständisch: Ritterlehn) bestimmte Objekte von der Marktgängigkeit dauernd oder, wie teuerungspolitische Regulierungen (z. B. für Getreide), zeitweise aus. Oder sie banden ihren Absatz an Vorangebote (an Verwandte, Standesgenossen, Gilde- und Zunftgenossen, Mitbürger) oder Höchstpreise (z. B. Kriegspreisregulierungen) oder umgekehrt Mindestpreise (z. B. ständische Honorartaxen von Magiern, Anwälten, Ärzten). Oder 2. sie schlossen gewisse Kategorien von Personen (Adel, Bauern, unter Umständen Handwerker) von der Betei- S. 250 ligung an marktmäßigem Erwerb überhaupt oder für bestimmte Objekte aus. Oder 3. sie schränkten durch Konsumregulierung (ständische Verbrauchsordnungen, kriegswirtschaftliche oder teuerungspolitische Rationierungen) die Marktfreiheit der Verbraucher ein. Oder 4. sie schränkten aus ständischen (z. B. bei den freien Berufen) oder konsumpolitischen, erwerbspolitischen, sozialpolitischen („Nahrungspolitik der Zünfte“) Gründen die Marktfreiheit der konkurrierenden Erwerbenden ein. Oder 5. sie behielten der politischen Gewalt (fürstliche Monopole) v Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  w Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  x–x K2: Grade, generell ; K3: Grade, generell > Grade. Generell  a  K2, K3: aber  b  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  c Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  d  K2,  K3: ihr  e K2: umgekehrt sehr stark kollidierten. > kollidierten. Nachfolgender Absatz in K2 eigenhändig aufgehoben.

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oder den von ihr Konzessionierten (typisch bei den frühkapitalistischen Monopolisten) die Ausnutzung bestimmter ökonomischer Chancen vor. Von diesen war die fünftef Kategorie von Marktregulierungen am meisten, die erste am wenigsten marktrational, d. h. der Orientierung des Wirtschaftens der einzelnen am Verkauf und Einkauf von Gütern auf dem Markt interessierteng Schichten an Marktlagen förderlich, die andernh, in absteigender Reihenfolge, hinderlich. Marktfreiheitsinteressenten waren diesen Marktregulierungen gegenüber alle jene Tauschreflektanten, welche am größtmöglichen Umfang der Marktgängigkeit der Güter, sei es als Verbrauchs-, sei es als Absatzinteressenten ein Interesse haben mußten. Voluntaristische Marktregulierungen traten zuerst und dauernd weitaus am stärksten auf seiten der Erwerbsinteressenten auf. Sie konnten im Dienst von monopolistischen Interessen sowohl nur 1. die Absatz- und Eintauschs-Chancen regulieren (typisch: die universell verbreiteten Händlermonopole), als 2. die Transporterwerbschancen (Schiffahrts- und Eisenbahnmonopole), als 3. die Güterherstellung (Produzentenmonopole), als 4. die Kreditgewährung und Finanzierung (bankmäßige KonditionsMonopole) erfassen. Die beiden letzteren bedeuteten am meisten eine Zunahme verbandsmäßiger, jedoch – im Gegensatz zu den primären,i irrationalen Marktregulierungenj – einer planmäßig an Marktlagen orientierten Regulierung der Wirtschaft. Die voluntaristischen Marktregulierungen gingen naturgemäß regelmäßig von solchen Interessenten aus, deren prominente tatsächliche Verfügungsgewalt über Beschaffungsmittel ihnen monopolistischek Ausbeutung der formalen Marktfreiheit gestattete. Voluntaristische Verbände der Konsuminteressenten (Konsumvereine, Einkaufsgenossenschaften) gingen dagegen regelmäßig von ökonomisch S. 251 schwachen Interessenten aus und vermochten daher zwar Kostenersparnisse für die Beteiligten, eine wirksame Marktregulierung aber nur vereinzelt und lokal begrenzt durchzusetzen.

§  9. Als formale Rationalität eines Wirtschaftens soll hier das Maß der ihm technisch möglichen und von ihm wirklichl angewendeten Rechnung bezeichnet werden. Als materiale Rationalität soll dagegen bezeichnet werden der Grad, in welchem die jeweilige Versorgung von gegebenen Menschengruppen (gleichviel wie abgegrenzter Art) mit Gütern durch die Art eines wirtschaftlich orientierten sozialen Handelns sich gestaltet unter dem Gesichtspunkt bestimmter (mwie immer gearteterm) wertender Postulate, unter welchen sie betrachtet wurde, wird oder werden könnte. nDiese sind höchst vieldeutig.n 1. Die vorgeschlagene Art der Bezeichnung (übrigens lediglich eine Präzisierung dessen, was in den Erörterungen über „Sozialisierung“[,] „Geld“- und „Natural“- | f  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  g K2: interesierten > interessierten  h  Zu ergänzen wäre: waren  i K2: marktmäßig > primären,  j K2: Regulierungen > Marktregulierungen  k K2: das Optimum der > monopolistische  l K2: technisch > wirklich  m–m In K2 eigenhändig hervorgehoben.  n–n In K3 ohne Hervorhebung eigenhändig eingefügt.

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Rechnung als Problem immer wiederkehrt) möchte lediglich der größeren Eindeutigkeit in der sprachgebräuchlichen Verwendung des Wortes „rational“ auf diesem Problemgebiet dienen. 2. Formal „rational“ soll ein Wirtschaften je nach dem Maß heißen, in welchem die jeder rationalen Wirtschaft wesentliche „Vorsorge“ sich in zahlenmäßigen, „rechenhaften“, Überlegungen ausdrücken kann und ausdrückt (zunächst ganz unabhängig davon, wie diese Rechnungen technisch aussehen, ob sie also als Geldoder als Naturalschätzungen vollzogen werden). Dieser Begriff ist also (wenn auch, wie sich zeigen wird, nur relativ) eindeutig wenigstens in dem Sinn, daß die Geldform das Maximum dieser formalen Rechenhaftigkeit darstellt (natürlich auch dies: ceteris paribus!)[.] | 3. Dagegen ist der Begriff der materialen Rationalität durchaus vieldeutig. Er besagt lediglich dies Gemeinsame: daß eben die Betrachtung sich mit der rein formalen (relativ) eindeutig feststellbaren Tatsache: daß zweckrational, mit technisch tunlichst adäquaten Mitteln, gerechnet wird, nicht begnügt, sondern ethische, politische, utilitarische, hedonische, ständische, egalitäre oder irgendwelche anderen Forderungen stellt und daran die Ergebnisse des – sei es auch formal noch so „rationalen“, d. h. rechenhaften – Wirtschaftens wertrational oder material zweckrational bemißt. Der möglichen, in diesem Sinn rationalen, Wertmaßstäbe sind prinzipiell S. 252 schrankenlos viele, und die unter sich wiederum nicht eindeutigen sozialistischen und kommunistischen, in irgendeinem Grade stets: ethischen und egalitären, Wertmaßstäbe sind selbstverständlich nur eine Gruppe unter dieser Mannigfaltigkeit (ständische Abstufung, Leistung für politische Macht-, insbesondere aktuelle Kriegszwecke und alle denkbaren sonstigen Gesichtspunkte sind in diesem Sinn gleich „material“). – Selbständig,a gegenüber auch dieser materialen Kritik des Wirtschaftsergebnisses,b ist dagegen überdies eine ethische, asketische, ästhetische Kritik der Wirtschaftsgesinnung sowohl wie der Wirtschaftsmittel möglich, was wohl zu beachten ist. Ihnen allen kann die „bloß formale“ Leistung der Geldrechnung als subaltern oder geradezu als ihren Postulaten feindlich erscheinen (noch ganz abgesehen von den Konsequenzen der spezifisch modernen Rechnungsartc). Hier ist nicht eine Entscheidung, sondern nur die Feststellung und Begrenzung dessen, was „formal“ heißen soll, möglichd. e„Material“ ist hier alsof auchg selbst ein „formaler“, d. h. hier: ein abstrakter[,]h Gattungsbegriff.e

§  10. Rein technisch angesehen, ist Geld das i„vollkommenste“i wirtschaftliche Rechnungsmittel, das heißt: das formal rationalste Mittel der Orientierung wirtschaftlichen Handelns.

a Komma in K2 eigenhändig eingefügt.  b Komma in K2 eigenhändig eingefügt.  c  K2, K3: Wertrechnung  d K2: von Nöten ; K3: von Nöten > möglich  e–e Passage in K2 eigenhändig eingefügt: „Material“ ist hier also von selbst ein „formaler“, d. h. hier: ein Gattungsbegriff.  f Wort in K3 eigenhändig gestrichen.  g K2, K3: von  h  Fehlt in K2 und K3; abstrakter, in K3 eigenhändig eingefügt.  i–i Anführungszeichen fehlen in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.

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Geldrechnung, nicht: aktueller Geldgebrauch, ist daher das spezifische Mittel zweckrationaler Beschaffungswirtschaft. Geldrechnung bedeutet aber im vollen Rationalitätsfall primär: 1. Schätzung aller für einen Beschaffungszweck jetzt oder künftig als benötigt erachteten[,] wirklich oder möglicherweise verfügbaren oder aus fremder Verfügungsgewalt beschaffbaren, in Verlust geratenen oder gefährdeten, Nutzleistungen oder Beschaffungsmittel, und ebenso aller irgendwie relevanten ökonomischen Chancen überhaupt, nach der (aktuellen oder erwarteten) Marktlage; 2. zahlenmäßige Ermittelung a) der Chancen jeder beabsichtigten und b) Nachrechnung des Erfolges jeder vollzogenen Wirtschaftshandlung in Form einer die verschiedenen Möglichkeiten vergleichenden S. 253 „Kosten-“ und „Ertrags“-Rechnung in Geld und vergleichende Prüfung des geschätzten „Reinertrags“j verschiedener möglicher Verhaltungsweisen an der Hand dieser Rechnungenk; 3. periodischer Vergleich der einer Wirtschaft insgesamt verfügbaren Güter und Chancen mit den bei Beginn der Periode verfügbar gewesenen, beide Male in Geld geschätzt; 4. vorherige Abschätzung und nachträgliche Feststellung derjenigen aus Geld bestehenden oder in Geld schätzbaren Zugänge und Abgänge, welche die Wirtschaft, bei Erhaltung der Geldschätzungssumme ihrer insgesamt verfügbaren Mittel (Nr.  3), die Chance hat, während einer Periode zur Verwendung verfügbarl zu haben; 5. die Orientierung der Bedarfsversorgung an diesen Daten (Nr.  1–4) durch Verwendung des (nach Nr.  4) in der Rechnungsperiode verfügbaren Geldes für die begehrten Nutzleistungen nach dem Prinzip des Grenznutzens. | Die kontinuierliche Verwendung und Beschaffung (sei es durch Produktion oder Tausch) von Gütern zum Zweck 1. der eignen Versorgung oder 2. zur Erzielung von selbst verwendeten anderen Gütern heißt Haushalt. Seine Grundlage bildet für einen einzelnen oder eine haushaltsmäßig wirtschaftende Gruppe im Rationalitätsfall der Haushaltsplan, welcher aussagt:a in welcher Art die vorausgesehenen Bedürfnisse einer Haushaltsperiode b(nach Nutzleistungen oder selbst zu j K2: „Nutzens“ ; K3: „Nutzens“ > Reinertrags  k K2: Kostenrechnungen ; K3: Kostenrechnungen > Rechnungen  l K2: zur Verfügung ; K3: zur Verfügung > verfügbar a K2: aussagt, ; K3: aussagt, > aussagt:  b–b  Klammern fehlen in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.

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verwendenden Beschaffungsmitteln)b durch erwartetes Einkommen gedeckt werden sollen. Einkommen eines Haushalts soll derjenige in Geld geschätzte Betrag von Gütern heißen, welcher ihmc bei Rechnung nach demd in Nr.  4 angegebenen Prinzip | in einer vergangenen Periode bei rationaler S. 254 K2 44 Schätzung zur Verfügung gestanden hat,e oder mit dessen Verfügbarkeit erf für eine laufende oder künftige Periode bei rationaler Schätzung rechnen zu können die Chance hat. Die Gesamtschätzungssumme der in der Verfügungsgewalt eines Haushalts befindlichen, von ihmg zur – normalerweise – dauernden unmittelbaren Benutzung oder zur Erzielung von Einkommen verwendeten Güter (abgeschätzt nach hMarktchancen, Nr.  3)h heißt: seini Vermögen. Die Voraussetzung der reinen Geld-Haushalts-Rechnung ist: daß das Einkommen und Vermögen entweder in Geld oder in (prinzipiell) jederzeit durch Abtausch in Geld verwandelbaren, also im absoluten Höchstmaß marktgängigen,j Gütern besteht. Haushalt und (im Rationalitätsfall) Haushaltsplan kennt auch die weiterhin noch zu erörternde Naturalrechnung. Ein einheitliches „Vermögen“ im Sinn der Geldabschätzung kennt sie so wenig wie ein einheitliches (d.  h. geldgeschätztes) „Einkommen“. Sie rechnet mit „Besitz“ von Naturalgütern und (bei Beschränkung auf friedlichen Erwerb) konkreten „Einkünften“ aus kdem Aufwandk von verfügbaren Gütern und Arbeitskräften in Naturalform, die sie unter Abschätzung des Optimums der möglichen Bedarfsdeckung als Mittel dieserl verwaltet. Bei fest gegebenen Bedürfnissen ist die Art dieser Verwendung so lange ein relativ einfaches rein technisches Problem, als die Versorgungslage nicht eine genaue rechnerische Feststellung des Optimums mdes Nutzensm der Verwendung von Bedarfsdeckungsmitteln untern Vergleichung sehr heterogener möglicher Verwendungsarten erfordert. Andernfalls treten schon an den einfachen tauschlosen Einzelhaushalt S. 255 Anforderungen heran, deren (formal exakte) rechnungsmäßige Lösung enge Schranken hat, und deren tatsächliche Lösung teils traditional, c  A, K2, K3: ihr  d  K2, K3: den  e  Komma fehlt in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.  f  A, K2, K3: sie  g  A, K2, K3: ihr  h–h K2: Marktschancen) ; K3: Marktschancen) > Marktchancen)  i  A, K2, K3: ihr  j  Komma fehlt in K2 und K3.  k–k K2: der Verwendung ; K3: der Verwendung > dem „Aufwand“  l K2: derselben ; K3: derselben > dieser  m–m K2: der Ergiebigkeit ; K3: der Ergiebigkeit > des „Nutzens“  n K2: mit ; K3: mit > unter

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teils an der Hand sehr grober Schätzungen zu geschehen pflegt, welche freilich bei relativ typischen, übersehbaren, Bedürfnissen und Beschaffungsbedingungen auch völlig ausreichen. Besteht der Besitz aus heterogenen Gütern (wieo es im Fall tauschlosenp Wirtschaftens der Fall sein muß), so ist eine rechnerische, formal exakte Vergleichung des Besitzes am Beginn und Ende einer Haushaltsperiode ebenso wie eine Vergleichung der Einkünftechancen nur innerhalb der qualitativ gleichen Arten von Gütern möglich. Zusammenstellung zu einem naturalen Gesamtbesitzstand und Auswerfung naturaler Verbrauchs-Deputate, die ohne Minderung dieses Besitzstandes voraussichtlich qdauernd verfügbar sindq, ist dann typisch. Jede Änderung des Versorgungsstandes (z. B. durch Ernteausfälle) oder der Bedürfnisse bedingt aber neue Dispositionen, da sie die Grenznutzen verschiebt. Unter einfachen und übersehbaren Verhältnissen vollzieht sich die Anpassung rleicht. Sonstr technischs schwerer als bei reiner Geldrechnung, bei welcher jede Verschiebung der Preischancen (im Prinzip) nur die mit den letzten Geldeinkommenseinheiten zu befriedigenden Grenzbedürfnisse der Dringlichkeitsskala beeinflußt. Bei ganz rationaler (also nicht traditionsgebundener) Naturalrechnung gerät überdies die Grenznutzrechnung, welche bei Verfügung über Geldvermögen und Geldeinkommen relativ einfach – an der Hand der Dringlichkeitsskala der Bedürfnisse – verläuft, in eine starke S. 256 Komplikation. Während dort als „Grenz“-|Fragea lediglich bMehrarbeit oder:b die Befriedigung bzw. Opferung eines Bedürfnisses zugunsten eines (oder mehrerer) anderer auftaucht (denn darin drücken sich im reinen Geldhaushalt letztlich die „Kosten“ aus), findet sie sich hier cin die Nötigung versetzt:c neben der Dringlichkeitsskala der Bedürfnisse noch zud erwägen: 1.e mehrdeutige Verwendbarkeit der Beschaffungsmittel einschließlich des bisherigen Maßes von Gesamtarbeitf, also eine je nach der Verwendbarkeit verschiedene (und: wandelbare) Relation zwischen Bedarfsdeckung und Aufwandg, also:h 2.i Maß und Art neuer o  Klammer fehlt in A; K2, K3: (wie  p  In K2 ohne Hervorhebung; zweiter Wortteil in K3 eigenhändig hervorgehoben.  q–q K2: zur Verfügung stehen ; K3: zur Verfügung stehen > dauernd verfügbar sind  r–r K2: leicht, immerhin ; K3: leicht, immerhin > leicht. Sonst  s K2: (im Prinzip) > technisch  a  In K2 folgt die eigenhändig gestrichene Passage: (in der Theorie)  b–b  Passage in K2 eigenhändig eingefügt.  c–c K2: gegenüber der Nötigung, ; in K3: gegenüber der Nötigung, > in die Nötigung versetzt  d  In K2 eigenhändig eingefügt.  e K2: 1. die > die ; K3: die > 1)  f  K2, K3: Arbeit  g  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  h K2: darunter > also ; K3: also  i K3: 2. > 2)

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Arbeit, zu welcher der Haushalter behufs Gewinnung neuer Einkünfte jgenötigt wäre,j und:k 3.l Artm der Ver wendung des Sachaufwands im K2 45 | Fall verschiedener in Betracht kommender Güterbeschaffungen. Es ist eine der wichtigsten Angelegenheiten der ökonomischen Theorie, die rationaln mögliche Art dieser Erwägungen zu analysieren, der Wirtschaftsgeschichte: durch den Verlauf der Geschichtsepochen hindurcho zu verfolgen, in welcher Art tatsächlich sich das naturale Haushalten damit abgefunden hat. Im wesentlichen läßt sich sagen: 1.p daß der formaleq Rationalitätsgradr tatsächlich (im allgemeinen) das faktisch mögliche (vollends aber:s das theoretisch zu postulierende) Niveau nicht erreichte, daß vielmehr die Naturalhaushaltsrechnungent in ihrer gewaltigen Mehrzahl notgedrungen stets weitgehend traditionsgebunden ublieben, 2. also:u den Großhaushaltungen,v gerade weil die wSteigerung und Raffinierungw von Alltagsbedürfnissen unterblieb,x eine außeralltägliche (vor allem: künstlerische) Verwertung ihrer Über- S. 257 schußversorgtheit nahelagy z(Grundlage der künstlerischen, stilgebundenena Kultur naturalwirtschaftlicher Zeitalter)z. 1. Zum „Vermögen“ gehören natürlich nicht nur bSachgüter. Sondern:b alle Chancen, über welche eine[,] sei es durch Sitte, Interessenlage, Konvention oder Recht oderc sonstwie verläßlich gesicherte[,] Verfügungsgewalt besteht (auch „Kundschaft“ eines Erwerbsbetriebs gehört – sei dies ein ärztlicher, anwältlicher oder Detaillisten-Betriebd – zum „Vermögen“ des Inhabers, wenn sie aus gleichviel welchen Gründen stabil e ist: im Fall rechtlicher Appropriation kann sie ja nach der Definition im Kap. I §  10 „Eigentum“ sein)f. 2. Die Geldrechnung ohne aktuellen Geldgebrauch oder doch mit Einschränkung desselben auf in natura unausgleichbare Überschüsse der beiderseitigen Tauschgütermengen findet man typisch in ägyptischen und babylonischen Urkunden, die Geldrechnung als Bemessung einer Naturalleistung in der z. B. sowohl im j–j K2: beim Einkommen ; K3: beim Einkommen > genötigt wäre,  k Doppelpunkt fehlt in K2 und K3.  l K3: 3. > 3)  m K2: der Art > Art  n K2: rationale > rational  o  K2, K3: hierdurch  p  Ordnungsziffer fehlt in K2; K3: 1)  q  In K2 und K3 hervorgehoben.  r K2, K3: Rationalitätsgrund  s K2: nicht > aber:  t K2: Naturhaushaltsrechnungen > Naturalhaushaltsrechnungen  u–u K2: blieben und nur > blieben, also ; K3: blieben, also  v K2: Großhaushaltungen, – ; K3: Großhaushaltungen, – > Großhaushaltungen, 2)  w–w K2: technische Raffinierung ; K3: technische Raffinierung > Steigerung und Raffinierung  x K2: traditional gebunden blieb – ; K3: traditional gebunden blieb – > unterblieb –  y K2: zugänglich war ; K3: zugänglich war > nahe lag  z–z  Passage in K2 ohne schließende Klammer eigenhändig eingefügt.  a  In K2 folgt ein Komma.  b–b K2: Sachgüter, sondern ; K3: Sachgüter, sondern > Sachgüter. Sondern  c  In K2 eigenhändig eingefügt.  d K2: ökonomischer Betrieb ; K3: ökonomischer Betrieb > Detaillisten-Betrieb  e  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  f  In K2 schließende Klammer eigenhändig eingefügt.

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Kodex Hammurabi wie im vulgärrömischen und frühmittelalterlichen Recht typischen Erlaubnis an den Schuldner,g den Geldrechnungsbetrag zu leisten: „in quo potuerit“. (Die Umrechnung kann dabei nur auf der Basis traditionaler oder oktroyierter Binnenpreise vollzogen worden sein.) 3. Im übrigen enthalten die Darlegungen nur Altbekanntes im Interesse einer eindeutigen Feststellung des Begriffs des rationalen „Haushalts“ gegenüber dem gleich zu erörternden gegensätzlichen Begriff der rationalen Erwerbswirtschaft. Zweck ist die ausdrückliche hFeststellung: daßh beide in rationaler Form möglich sind, „Bedarfsdeckung“ nicht etwas, im Rationalitätsfall, „Primitiveres“ ist als:i „Erwerb“, „Vermögen“ nicht eine notwendig „primitivere“ Kategorie als:j „Kapital“,k oder „Einkommen“ als:l „Gewinn“. Geschichtlich und hingesehen auf die in der Vergangenheit vorwaltende Form der Betrachtung wirtschaftlicher Dinge geht allerdings, und selbstverständlich, „Haushalten“ voran. S. 258 4. Wer Träger des „Haushalts“ ist, ist gleichgültig. Ein staatlicher „Haushaltsplan“ und das „Budget“ eines Arbeiters fallen beide unter die gleiche Kategorie. 5. Haushalten und Erwerben sind nicht exklusive Alternativen. Der Betrieb eines „Konsumvereins“ z. B. steht im Dienst (normalerweise) des Haushaltens, ist aber kein Haushalts-, sondern nach der Form seines Gebarens ein Erwerbsbetrieb ohne materialen Erwerbszweck. Haushalten und Erwerben können im Handeln des einzelnen derart ineinandergreifen (und dies ist der in der Vergangenheit typische Fall), daß nur der Schlußakt (Absatz hier, Verzehr dort) den Ausschlag für den Sinn des Vorgangs gibt (bei Kleinbauern insbesondere typisch). Der haushaltsmäßige Tausch (Konsumeintauschm, Überschuß-Abtausch) ist Bestandteil des Haushalts. Ein Haushalt (eines Fürsten oder Grundherren) kann Erwerbsbetriebe im Sinn des folgenden § einschließen und hat dies in typischer Art früher getan: ganze Industrien sind aus solchen heterokephalen und heteronomen „Nebenbetrieben“ zur Verwertung von eignen Forst- und Feldprodukten von Grundherren, Klöstern, | Fürsten entstanden. Allerhand „Betriebe“ bilden schon jetzt den Bestandteil namentlich kommunaler, aber auch staatlicher,a bHaushaltungen. Zumb „Einkommen“ gehören natürlichc bei rationaler Rechnung nur die für den Haushalt ver­fügbaren „Rein-Erträge“ dieser Betriebe. Ebenso können umgekehrt Erwerbsbetriebe sich, z. B. für die Ernährung ihrer Sklaven oder Lohnarbeiter, fragmenta­ rische heteronome „Haushaltungen“ („Wohlfahrtseinrichtungen“, Wohnungen, Küchen) angliedern. d„Rein-Erträge“ sind e(Nr.  2)e Geldüberschüsse abzüglich aller Geldkosten.d 6. Auf die Bedeutung der Naturalrechnung für die allgemeine Kulturentwicklung konnte hier nur mit den ersten Andeutungen eingegangen werden. g  A, K2, K3: Schuldner:  h–h K2: Feststellung, daß > Feststellung: daß ; K3: Feststellung daß: > Feststellung: daß  i  Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  j Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  k Komma in K2 eigenhändig eingefügt.  l  Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  m K2: (Konsumtausch ; K3: (Konsumtausch > (Konsumeintausch  a Komma fehlt in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.  b–b K2: Haushaltungen: zum ; K3: Haushaltungen: zum > Haushaltungen. Zum c K2: dann > natürlich  d–d  Passage in K2 eigenhändig und mit Sofortkorrektur eingefügt: („Rein-Erträge“ sind Geldüberschüsse abzüglich aller Ko[sten] > Geldkosten.) ; in K3 Klammern eigenhändig gestrichen.  e–e  Passage fehlt in K2 und K3.

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§  11. Erwerben soll ein an den Chancen der (einmaligen oder regel­ mäßig wiederkehrenden:f kontinuierlichen) Gewinnung von neuer Verfügungsgewalt über | Güter orientiertes Verhalten, Erwerbstätigkeit K2 46 gdie ang Chancen des Erwerbes mitorientierteh Tätigkeit, wirtschaftliches Erwerben ein an friedlichen Chancen orientiertes, marktmäßiges Erwerben ein an Marktlagen orientiertes, Erwerbsmittel solche Güter S. 259 und Chancen, welche dem wirtschaftlichen Erwerben dienstbar gemacht werden, Erwerbstausch ein an Marktlagen zu Erwerbszwecken orientierter Ab- oder Eintausch im Gegensatz zum Ab- und Eintausch für Bedarfsdeckungszwecke (haushaltsmäßigemi Tausch), Erwerbskredit der zur Erlangung der Verfügungsgewalt über Erwerbsmittel gegebene und genommene Kredit heißen. Dem rationalen wirtschaftlichen Erwerben ist zugehörig eine besondre Form der Geldrechnung: die Kapitalrechnung. Kapitalrechnung ist die Schätzung und Kontrolle von Erwerbschancen und -erfolgen durch Vergleichung des Geldschätzungsbetrages einerseits der sämtlichen Erwerbsgüter (in Natur oder Geld) bei Beginn und andererseits der (noch vorhandenen und neu beschafften) Erwerbsgüterj bei Abschluß des einzelnen Erwerbsunternehmens oder, im Fall eines kontinuierlichen Erwerbsbetriebes:k einer Rechnungsperiode, durch Anfangs- bzw. Abschluß-Bilanz. Kapital heißt die zum Zweck der Bilanzierung bei Kapitalrechnung festgestellte Geldschätzungssumme der für die Zwecke des Unternehmens verfügbaren Erwerbsmittel, Gewinn bzw. Verlust der durch die Abschlußbilanz ermittelte Mehr- S. 260 bzw. Minderbetrag der Schätzungssumme gegenüber derjenigen der Anfangsbilanz, Kapitalrisiko die geschätzte Chance bilanzmäßigen Verlustes, wirtschaftliches Unternehmen ein an Kapitalrechnung autonom orientierbaresl Handeln. Diese Orientierung erfolgt durch Kalkulation: Vorkalkulation des bei einer zu treffenden Maßnahme zu erwartenden Risikos und Gewinns, Nachkalkulation zur Kontrolle des tatsächlich eingetretenen Gewinn- oder Verlust-Erfolges. Rentabilität bedeutet (im Rationalitätsfall) 1. den, als möglich und durch die Maßregeln des Unternehmers zu erstrebendenm, durch Vorkalkulation

f Doppelpunkt fehlt in K2; in K3 eigenhändig eingefügt.  g–g K2: jeder > die an  h K2: mit orientierter > mitorientierte  i K2, K3: (haushaltsmäßiger  j K2: sämtlichen Güter ; K3: sämtlichen Güter > Erwerbsgüter  k K2: Erwerbsbetriebes, ; K3: Erwerbsbetriebes, > Erwerbsbetriebes:  l  K2, K3: orientiertes  m  A, K2, K3: erstrebend

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errechneten –, 2. den laut Nachkalkulation tatsächlich erzielten und ohne Schädigung künftiger Rentabilitätschancen für den Haushalt des (oder der) Unternehmer verfügbaren Gewinn einer Periode, ausgedrückt üblicherweise im Quotienten- (heute: Prozent-) Verhältnis zum bilanzmäßigen Anfangskapital. Kapitalrechnungsmäßige Unternehmungen können an Markterwerbschancen oder an der Ausnutzung anderer – z. B. durch Gewaltverhältnisse bedingter n(Steuerpacht-, Amtskauf-)n – Erwerbschanceno orientiert sein. Alle Einzelmaßnahmen prationaler Unternehmenp werden durch Kalkulation am geschätzten Rentabilitätserfolg orientiert. KapitalrechS. 261 nung setzt bei Markterwerb voraus: 1. daß für die Güter, welche der Erwerbsbetrieb beschafft, hinlänglich breite und gesicherte, durch Kalkulation abschätzbare, Absatzchancen bestehen, also (normalerweise): Marktgängigkeit, 2. daß ebenso die Erwerbsmittel: sachliche Beschaffungsmittel und Arbeitsleistungen, hinlänglich sicher und mit durch Kalkulation errechenbaren „Kosten“ auf dem Markt zu erwerbenq sind, endlich: 3. daß auch die technischen und rechtlichen Bedingungen der mit den Beschaffungsmitteln bis zur Absatzreife vorzunehmenden Maßregeln (Transport, Umformung, Lagerung usw.) prinzipiell berechenbare (Geld-) Kosten entstehen lassen. – Die außer|rordentliche Bedeutung optimaler Berechenbarkeit als Grundlage optimaler Kapitalrechnung wird uns in der Erörterung der soziologischen Bedingungen der Wirtschaft stets neu entgegentreten. Weit entfernt, daß hier nur wirtschaftliche Momente in Betracht kämen, werden wir sehen, daß äußere und innere Obstruktionena verschiedenster Art an dem Um­stand schuld sind, daß Kapitalrechnung als eine Grundform der Wirtschaftsrechnung nur im Okzident entstand. Die Kapitalrechnung und Kalkulation des Marktunternehmers kennt, im Gegensatz zur Haushaltsrechnung, keine Orientierung am „Grenznutzen“, sondernb an der Rentabilität. Deren Chancen sind ihrerseits letztlich von den Einkommensverhältnissen und durch diese von den Grenznutzen-Konstellationen der verfügbaren Geldeinkommen bei den letzten Konsumenten der genußreifen Güter (an | deren n–n  Passage in K2 eigenhändig eingefügt: (Beute-, Steuerpacht,- Amtskauf-) ; K3: (Beute-, Steuerpacht-, Amtskauf-)  o K2: Chancen ; K3: Chancen > Erwerbschancen  p–p K2: des Erwerbsunternehmens > rationaler Unternehmen  q  K2, K3: beschaffen  r  Hier endet K3.  a K2: Abstraktionen > Obstruktionen  b  In K2 folgt: nur

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„Kaufkraft“ für Waren der betreffenden Art, wie man zu sagen pflegt) bedingt. Technisch aber sind Erwerbsbetriebsrechnung und Haushaltsrechnung ebenso grundverschieden, wie Bedarfsdeckung und Erwerb, denen sie dienen. Für die ökonomische Theorie ist der Grenzkonsument c der dLenker der Richtung derd Produktion. Tatsächlich, nach der Machtlage, ist dies für die Gegenwart nur bedingt richtig e, da weitgehend der „Unternehmer“ die Bedürfnisse des Konsumenten „weckt“ S. 262 und „dirigiert“, – wenn dieser kaufen kanne. Jede rationale Geldrechnung und insbesondere daher jede Kapitalrechnung ist bei Markterwerb orientiert an Preischancen, die sich durch Interessenkampf (Preis- und Konkurrenzkampf) und Interessenkompromiß auf dem Markt bilden. Dies tritt in der Rentabilitätsrechnung besonders plastisch bei der technisch (bisher) höchst entwickelten Form der Buchführung (der sog. „doppelten“ Buchführung) darin hervor:f daß durch ein Kontensystem die Fiktion von Tauschvorgängen zwischen den einzelnen Betriebsabteilungen oder gesonderten Rechnungsposten zugrunde gelegt wird, welches technisch am vollkommensten die Kontrolle der Rentabilität jeder einzelnen Maßregel gestattet. Die Kapitalrechnung in ihrer formal rationalsten Gestalt setzt daher den Kampf des Menschen mit dem Menschen voraus. Und zwar unter einer weiteren sehr besondersartigen Vorbedingung. Für keine Wirtschaft kann subjektiv vorhandene „Bedarfsempfindung“ gleich effektivem, das heißt: für die Deckung durch Güterbeschaffung in Rechnung zu stellendemg, Bedarf sein. Denn ob jene subjektive Regung befriedigt werden kann, hängt von der Dringlichkeitsskala einerseits, den (vorhandenen, oder,h in aller Regel, dem Schwerpunkt nach:i erst zu beschaffenden) zur Deckung schätzungsweise verfügbaren Gütern andrerseits ab. Die Deckung bleibt versagt, wenn Nutzleistungen für S. 263 diese Bedarfsdeckung nach Deckung der an Dringlichkeit vorgehenden nicht vorhanden und gar nicht oder nur unter solchen Opfern an Arbeitskraftj oder kSachgütern zu beschaffen wären, daß künftige, aber schon in ihrer Gegenwartsschätzung dringlichere Bedürfnisse leiden würdenk. lSo in jeder Konsumwirtschaft, auch einer kommunistischen.l

c K2: letzte Konsument  d–d K2: Träger der wirtschaftlichen  e–e  Passage fehlt in K2.  f K2: hervor,  g A: stellenden ; K2: stellendem  h  Komma fehlt in K2.  i K2: nach,  j K2: Arbeitsmühe  k–k K2: Sachgütern, die künftigen, aber schon in ihrer Gegenwartsschätzung dringlicheren Bedürfnissen dienen, zu beschaffen wären  l–l  Passage fehlt in K2; in K2 folgt kein Absatz.

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In einer Wirtschaft mit Kapitalrechnung, also: mit Appropriation derm Beschaffungsmitteln an Einzelwirtschaften, also:o mit „Eigentum“ (s. Kap. I §  10p)[,] bedeutet diesq Abhängigkeit der Rentabilität von den Preisenr, welche die „Konsumenten“ (nach dem Grenznutzen des Geldes gemäß ihrem Einkommen) zahlen können und swollen: es kanns nur für diejenigen Konsumenten rentabel produziert werdent, welche (nach eben jenem Prinzip) mit dem entsprechenden Einkommen ausgestattet sind. uNicht nur wenn dringlichere (eigne) Bedürfnisse, sondern auch wenn stärkere (fremde) Kaufkraft (zu Bedürfnissen aller Art) vorgeht, bleibt die Bedarfsdeckung aus.u Die Voraussetzung des Kampfes des Menschen mit dem Menschen auf dem Markt als Bedingung der Existenz rationaler Geldrechnung setztv also weiter auchw die entscheidende Beeinflussung xdes Resultatesx durch die Überbietungsmöglichkeiten reichlicher mit Geldeinkommen versorgter Konsumenten und die Unterbietungsmöglichkeit vorteilhafter für die Güterbeschaffung ausgestatteter – insbesondere: mit Verfügungsgewalt über be|schaffungswichtige Güter oder Geld ausgestatteter – Produzenten absolut voraus. Insbesondere setzt sie effektivea – nicht konventionell zu irgendwelchen rein technischen Zwecken fingierte – Preise und also effektivesb, als begehrtes Tauschmittel umlaufendes Geld voraus (nicht bloße Zeichenc für technische Betriebsabrechnungend). Die Orientierung an Geldpreischancen und Rentabilität bedingt also:e 1. daß die Unterschiede der Ausstattung der einzelnen Tauschreflektanten mit S. 264 Besitz an Geld oder an spezifisch marktgängigen Gütern maßgebend werdenf für die Richtung der Güterbeschaffung, soweit sie erwerbsbetriebsmäßig erfolgt: indem nur der „kaufkräftige“ Bedarf befriedigt wird und werden kann. Sie bedingt also:g 2. daß die Frage, welcher Bedarf durch die Güterbeschaffung gedeckt wird, durchaus abhängig wird von der Rentabilität der Güterbeschaffung, welche ihrerseits zwar formal eine rationale Kategorie ist, aber eben deshalb materialen Postulaten gegenüber sich indifferent verhält, fallsh diese nicht in Form von hinlänglicher Kaufkraft auf dem Markt zu erscheinen fähig sind. |

m In K2 folgt: Verfügungsgewalt über  n In K2 folgt ein Komma.  o Doppelpunkt fehlt in K2.  p  In K2 mit Blockade: n  q K2: die  r K2: Kreisen  s–s K2: wollen, daß nur  t In K2 folgt: kann  u–u Fehlt in K2.  v K2: bedeutet  w Fehlt in K2.  x–x K2: dieses Kampfes  a  In K2 nicht hervorgehoben.  b  In K2 nicht hervorgehoben.  c K2: Rechnungszeichen  d K2: Zwecke  e  Doppelpunkt fehlt in A und K2.  f  A, K2: wird  g K2: ferner:  h  In K2 nicht hervorgehoben.

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Kapitalgüter (im Gegensatz zu Besitzobjekten oder Vermögensteilen) sollen alle solchei Güter heißen, über welche und solange über sie unter Orientierung an einer Kapitalrechnung verfügt wird. Kapitalzins soll – im Gegensatz zum Leihezins der verschiedenen möglichen Arten – 1. diej in einer Rentabilitätsrechnungk den sachlichen Erwerbsmitteln als normal angerechnete Mindest-Rentabilitätschance, – 2. der Zins, zu welchem Erwerbsbetriebe Geld oder Kapitalgüter beschaffenl, heißen. Die Darstellung enthält nur Selbstverständlichkeiten in einer etwas spezifischeren Fassung. Für das technische Wesen der Kapitalrechnung sind die üblichen, zum Teil vortrefflichen, Darstellungen der Kalkulationslehre (Leitner, Schär usw.) zu vergleichen. 1. Der Kapitalbegriff ist hier streng privatwirtschaftlich und „buchmäßig“ gefaßt, wie dies zweckmäßigerweise zu geschehen hat. Mit dem üblichen Sprachgebrauch S. 265 kollidiert diese Terminologie weit weniger als mit dem leider mehrfach wissenschaftlich üblich gewesenen, freilich in sich bei weitem nicht einheitlichen. Um den jetzt zunehmend wieder wissenschaftlich benutzten streng privatwirtschaftlichen Sprachgebrauch in seiner Verwendbarkeitm zu erproben, braucht man nur etwa sich folgende einfache Fragen zu stellen: Was bedeutet es, wenn 1. eine Aktiengesellschaft ein „Grundkapital“ von 1 Million hat, wenn 2. dies „herabgesetzt“ wird, wenn 3. die Gesetze über das Grundkapital Vorschriften machen und etwan angeben:o was und wie etwas darauf „eingebracht“ werden darf? Es bedeutet, daß (zu 1) bei der Gewinnverteilung so verfahren wird, daß erst derjenige durch Inventur und ordnungsmäßige Geldabschätzung ermittelte Gesamtmehrbetrag der „Aktiva“ über die „Passiva“, der über 1 Million beträgt, als „Gewinn“ gebucht und an die Beteiligten zur beliebigen Verwendung verteilt werden darf (bei einem Einzelunternehmen: daß erst dieser Überschußbetrag für den Haushalt verbraucht werden darf), daß (zu 2) bei starken Verlusten nicht gewartet werden soll, bis durch Gewinstep und deren Aufspeicherung, vielleicht nach langen Jahren, wieder ein Gesamtmehrbetrag von mehr als 1 Million errechnet wird, sondern schon bei einem niedrigeren Gesamtmehrbetrag „Gewinn“ verteilt werden kann:q dazur muß eben das S. 266 „Kapital“ herabgesetzt werden, und dies ist der Zweck der Operation, – 3. der Zweck von Vorschriften über die Art, wie das Grundkapital durch Einbringung „gedeckt“ und wann und wie es „herabgesetzt“ oder „erhöht“ werden darf, ist: den Gläubigern und Aktienerwerbern die Garantie zu geben, daß die Gewinnverteilung nach den Regeln der rationalen Betriebsrechnung „richtig“ erfolgt: so also, daß a)s die Rentabilitätt nachhaltig bleibt, b) sie nicht die Haftobjekte der Gläubiger schmälert. Die Vorschriften über die „Einbringung“ sind sämtlich Vorschriften über die „Anrechnung“ von Objekten als „Kapital“. – 4. Was bedeutet es, wenn gesagt wird: „das Kapital wendet sich anderen Anlagen zu“ (infolge Unrentabilität)? Entweder ist hier „Vermögen“ gemeint. Denn „Anlegen“ ist eine Kategorie der Veri K2: solchen  j K2: der  k  In K2 folgt: die  l  In K2 nicht hervorgehoben.  m K2: Brauchbarkeit  n K2: weiter  o K2: angeben,  p K2: Gewinnste  q K2: kann;  r K2: dann  s  Ordnungsbuchstabe fehlt in K2.  t  In K2 folgt: a)

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mögensverwaltung, nicht des Erwerbsbetriebs. Oder (selten) es heißt: daß Kapitalgüter dieser Eigenschaft teilsu durch Veräußerung der Beständev als Alteisen und Ramschware entkleidet werden, teils anderweit sie neu gewinnen. – 5. Was bedeutet es, wenn von „Kapitalmacht“ gesprochen wird? Daß die Inhaber der Verfügungsgewalt über Erwerbsmittel und ökonomischew Chancen, welche als Kapitalgüter in einem Erwerbsbetrieb verwendbar sind, kraft dieser Verfügungsge|walt und kraft der Orientierung des Wirtschaftens an den Prinzipien kapitalistischer Erwerbsrechnung eine spezifische Machtstellung gegenüber andern einnehmen. Schon in den frühesten Anfängen rationaler Erwerbsakte taucht das Kapital (nicht unter diesem Namen!) als Geldrechnungsbetrag auf: so in der Commenda. Güter verschiedener Art wurden einem reisenden Kaufmann zur Veräußerung auf fremdem Markt und – eventuell – Einkauf anderer für den einheimischen Markt gegeben, der Gewinn und Verlust zwischen dem reisenden und dem kapitalgebenden Interessenten des Unternehmens dann in bestimmtem Verhältnis geteilt. Damit aber dies geschehen konnte, mußten sie in Geld geschätzt – also: eine Anfangs- und S. 267 eine Abschlußbilanz des Unternehmens aufgestellt – werden: das „Kapital“ der Commenda (oder societas maris) war dieser Schätzungsbetrag, der ganz und gar nur Abrechnungszwecken zwischen den Beteiligten und keinena anderen diente. Was bedeutet es, wenn man von „Kapitalmarkt“ spricht? Daß Güter – insbesondre: Geld – zu dem Zwecke begehrt werden, um als Kapitalgüter Verwendung zu finden, und daß Erwerbsbetriebe (insbesondere: „Banken“ bestimmter Art) bestehen, welche aus der betriebsweisen Beschaffung dieser Güter (insbesondre: | von Geld) für diesen Zweck Gewinn ziehen. Beim sog. „Leihkapital“:b – Hergeben von Geld gegen Rückgabe des gleichen Nennbetrags mit oder ohne „Zinsen“c – werden wir von „Kapital“ nur dfür dend reden, deme das Darleihen Gegenstand seinesf Erwerbsbetriebes bildet, sonst aber nur von „Geldleihe“. Der vulgäre Sprachgebrauch pflegt von „Kapital“ zu reden, sofern „Zinsen“ gezahlt werden, weil diese als eine Quote des Nennbetrags berechnet zu werden pflegen: nur wegen dieser rechnerischen Funktion heißt der Geldbetrag des Darlehens oder Deposits ein „Kapital“. Freilichg ist diesh Ausgangspunkt des Sprachgebrauchsi (capitale = Hauptsumme des Darlehens, angeblich – nicht: nachweislich – von den „Häuptern“ der Viehleihverträge). jIndessen dies ist irrelevant.j Schon die geschichtlichen Anfänge zeigen übrigensk die Hergabe von Naturalgütern zu einem Geldrechnungsbetrag, von dem dann der Zins berechnet wurde,l so daß auch hier „Kapitalgüter“ und „Kapitalrechnung“ in der seither typischen Art nebeneinander standen. Wir wollen bei einem einfachen Darlehen, welches ja einen Teil einer Vermögensverwaltung bildet, auf seiten des Darleihenden nicht  m von „Leihkapital“ reden n, wenn es Haushaltszwecken dientn. Ebensowenigo natürlich beim Darlehnsempfängerp. – u Wort fehlt in K2.  v In K2 folgt: teils  w A, K2: ökonomischen  a K2: keinem  b Doppelpunkt fehlt in K2.  c A, K2: „Zinsen“,  d K2: dann  e K2: wenn  f K2: eines  g K2: Geschichtlich  h K2: der  i  In K2 ohne Hervorhebung.  j–j Passage fehlt in K2.  k  In K2 folgt: auch für diesen Fall  l  In K2 folgt: oft auch die Rückzahlung „in quo potuerit“,  m  In K2 nicht hervorgehoben.  n–n  Passage fehlt in K2.  o K2: Noch weniger  p  A, K2: Darleiher

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Der Begriff des „Unternehmens“ entspricht dem Üblichen, nur daß die Orientierung an der Kapitalrechnung, die meist als selbstverständlich vorausgesetzt wird, ausdrücklich hervorgehoben ist, um damit anzudeuten:q daß nicht jedes Aufsuchen von Erwerb als solches schon „Unternehmung“ heißen soll, sondern eben nur sofern es an Kapitalrechnung (einerlei ob groß- oder „zwerg“-kapitalistisch) orientierbar ist. Ob diese Kapitalrechnung auch tatsächlich rational vollzogen und eine Kalkulation nach rationalen Prinzipien durchgeführt wird, soll dagegen indifferent S. 268 sein. Von „Gewinn“ und „Verlust“ soll ebenfalls nur in Kapitalrechnungs-Unternehmungen die Rede sein. Auch der kapitallose Erwerb (des Schriftstellers, Arztes, Anwalts, Beamten, Professors, Angestellten, Technikers, Arbeiters) ist uns natürlich „Erwerb“, aber er soll nicht „Gewinn“ heißen (auch der Sprachgebrauch nennt ihn nicht so). „Rentabilität“ ist ein Begriff, der auf jeden mit den Mitteln der kaufmännischen Rechnungstechnik selbständig kalkulierbaren Erwerbsakt (Einstellung eines bestimmten Arbeiters oder einer bestimmten Maschine, Gestaltungr der Arbeitspausen usw.) anwendbar ist. Für die Bestimmung des Kapitalzins-Begriffs kann zweckmäßigerweise nicht vom bedungenen Darlehens-Zins ausgegangen werden. Wenn jemand einem Bauerns mit Saatgetreide aushilft und sich dafür einen Zuschlag bei der Rückleistung ausbedingt, oder wenn das gleiche mit Geld geschieht, welches ein Haushalt bedarf, ein anderer hergeben kann, so wird man das zweckmäßigerweise noch nicht einen „kapitalistischen“ Vorgang nennen. Der Zuschlag (die „Zinsen“) wird – im Falle rationalen Handelns – bedungen, weil der Darlehensnehmer den Unterschied seiner Versorgungschance für den Fall des Darlehens um mehr als den zugesagten Zuschlag verbessert zu sehen erwartet, gegenüber denjenigen Chancen seiner Lage, die er für den Fall des Verzichts auf das Darlehen voraussieht, der Darlehensgeber aber diese Lage kennt und ausnutzt in dem Maße, daß der Grenznutzen der gegenwärtigen eignen Verfügung über die dargeliehenen Güter durch den geschätzten Grenznutzen des für die Zeit der Rückgabe bedungenen Zuschlags überboten wird. Es handelt sich dabei noch um Kategorien des Haushaltens und der Vermögensverwaltung, nicht aber um solche der Kapitalrechnung. Auch wer von einem „Geldjuden“ sich ein Notdarlehen für Eigenbedarfszwecke geben läßt, „zahlt“ im Sinn dieser Terminologie keinen „Kapitalzins“ und der Darleihende empfängt keinen, – sondern: Darlehensentgelt. Der betriebsmäßig Darleihende rechnet sich von seinem Geschäftskapital (bei rationaler Wirtschaft) „Zins“ an und hat mit „Verlust“ | gewirtschaftet, wenn durch Ausfälle von Darlehens-Rückzahlungena dieser Renta- S. 269 bilitätsgrad nicht erreicht wird. Dieser Zins ist unsb „Kapitalzins“, jener andre einfach:c „Zins“. Kapitalzins im Sinn dieser Terminologie ist also stets Zins vom Kapital, nicht Zins für Kapital, knüpft stets an Geldschätzungen und also an die soziologische Tatsache der „privaten“, d. h. appropriierten Verfügungsgewalt über marktmäßige oder andre Erwerbsmittel an, ohne welche eine „Kapital“rechnung, also auch eine „Zins“rechnung gar nicht denkbar wäre. Im rationalen Erwerbsbetrieb ist jener Zins, mit welchem z. B. ein als „Kapital“ erscheinender Posten rechnungsmäßig belastet wird, das Rentabilitäts-Minimum, an dessen Erzielung oder q K2: anzudeuten,  r K2: Gestattung  s A, K2: Bauer  a A, K2: Darlehen-Rückzahlungen  b K2: aus  c  Doppelpunkt fehlt in K2.

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Nichterreichung die Zweckmäßigkeit der betreffenden Art von Verwendung von Kapitalgütern geschätzt wird („Zweckmäßigkeit“ natürlich unter Erwerbs-[,] d. h. Rentabilitäts-Gesichtspunkten). Der Satzd für dieses Rentabilitätsminimum richtet sich bekanntlich nur in eeiner gewissene Annäherung nach den jeweiligen Zins­ chancen für Kredite auf dem „Kapitalmarkt“, obwohl natürlich deren Existenz ebenso der Anlaß für diese Maßregel der Kalkulation ist, wie die Existenz des Markttausches für die Behandlung derf Buchungen auf den Konten. Die Erklärung jenes Grundphänomens kapitali|stischer Wirtschaft aber: daß für „Leihkapitalien“ – also von Unternehmern – dauernd Entgelt gezahlt wird, kann nur durch Beantwortung der Frage gelöst werden: warum die Unternehmer durchschnittlich dauernd hoffen dürfen, bei Zahlung dieses Entgelts an die Darleihenden dennoch Rentabilität zu erzielen, bzw. unter welchen allgemeinen Bedingungen es ebeng durchschnittlichh zutrifft:i daß der Eintausch von gegenwärtigen 100 gegen künftige 100 + x rational ist. Die ökonomische Theorie wird darauf mit der Grenznutzrelation künftiger im Verhältnis zu gegenwärtigen Gütern antworten wollenj. Gut!k Denl Soziologen mwürde dann interessierenm: in welchemn Handeln von Menschen diese angeblicheo Relation derart zum Ausdruck kommt:p daß sie die Konsequenzen dieser Differenzialschätzung in der Form eines „Zinses“ ihren Operationen zugrunde legen können. Denn wannq und wo dies der Fall ist, das wärer nichts weniger als selbstverständlich. Tatsächlich geschieht es bekanntlichs in den Erwerbswirtschaften. Dafür aber ist primär die ökonomische Machtlage maßgebend zwischen einerseits den Erwerbsunternehmen und andrerseits den Haushaltungen, S. 270 sowohl den die dargebotenen Güter konsumierenden, wie den gewisse Beschaffungsmittel (Arbeit vor allem) darbietenden. tNur dann werden Unternehmungen begründet und dauernd (kapitalistisch) betrieben, wenn das Minimum des „Kapitalzins“ erhofft wird.t Die ökonomische Theorie u– die höchst verschieden aussehen könnte – würde dann wohl sagen:u daß jene Ausnutzung der Machtlagev w– eine Folgew des Privateigentums an den Beschaffungsmitteln und Produkten –x nur dieser Kategorie von Wirtschaftssubjekten ermögliche:y so zu sagen „zinsgemäß“ zuz wirtschaften. 2. Vermögensverwaltung und Erwerbsbetrieb können sich einander äußerlich bis zur Identität zu nähern scheinen. Die erstere ist in der Tat nur durch den konkreten letzten Sinn des Wirtschaftens von dem letzteren geschieden: Erhöhung und Nachhaltigkeit der Rentabilität und der Marktmachtstellung des Betriebes auf der einen Seite, – Sicherung und Erhöhung des Vermögens und Einkommens auf der anderen Seite. Dieser letzte Sinn muß aber keineswegs in der Realität stets in der einen oder anderen Richtung exklusiv entschieden oder auch nur entscheidbar sein. Wo das Vermögen eines Betriebsleiters z. B. mit der Verfügungsgewalt über die Betriebsd K2: Zinssatz  e–e K2: äußerst ferner  f K2: aller  g  Wort fehlt in K2.  h  In K2 folgt: derart  i K2: zutrifft,  j Wort fehlt in K2.  k K2: Mit Recht.  l K2: Aber den  m–m K2: interessiert daran  n In K2 folgt: konkreten  o Wort fehlt in K2.  p K2: kommt,  q K2: wenn  r K2: ist  s K2: insoweit primär  t–t  Passage fehlt in K2.  u–u K2: ihrerseits kommt dadurch zu ihrem Recht,  v A: Machtlage: ; K2: Machtlage  w–w K2: aber eine Macht  x  Gedankenstrich fehlt in K2.  y K2: ermögliche –  z K2: um zu

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mittel und das Einkommen mit dem Gewinn völlig zusammenfällt, scheint beides völlig Hand in Hand zu gehen. Aber: persönliche Verhältnisse aller Art können den Betriebsleiter veranlassen:a einen, von der Orientierung an der Betriebsrationalität aus gesehen,b irrationalen Weg der Betriebsführung einzuschlagen. Vor allem aber fällt Vermögen und Verfügung über den Betrieb sehr oft nicht zusammen. Ferner übt oft persönliche Überschuldung des Besitzers, persönliches Bedürfnis hoher Gegenwartseinnahmen, Erbteilung usw. einen, betriebsmäßigc gewertet, höchst irrationalen Einfluß auf die Betriebsführung aus, was ja oft zur Ergreifung von Mitteln Anlaß gibt, diese Einflüsse ganz auszuschalten (Aktiengründung von Familienunternehmen z. B.). Diese Tendenz zur Scheidung von Haushalt und Betrieb ist nicht dzufällig. Sied folgt ebene daraus: daß das Vermögen und seine Schicksale vom Standpunkt des Betriebs aus und die jeweiligen Einkommensinteressen der Besitzer vom Standpunkt der Rentabilität aus irrational f sind. So wenig wie die Rentabilitätsrechnung eines Betriebs etwas Eindeutiges über die Versorgungschancen der als Arbeiter oder als Verbraucher interessierten Menschen aussagt, ebensowenig liegen die Vermögens- und Einkommensinteressen eines mit der Verfügungsgewalt über den Betrieb ausgestatteten Einzelnen oder Verbandes notwendig in der Rich- S. 271 tung des nachhaltigen Betriebs-Rentabilitätsoptimums und der Marktmachtlage. (Natürlich auch dann nicht – und gerade dann oft nicht –[,] wenn der Erwerbsbetrieb in der Verfügungsgewalt einer „Produktivgenossenschaft“ steht.)g | Die sachlichen Interessen einer modernen rationalen Betriebsführung sind mit den persönlichen Interessen des oder der Inhaber der Verfügungsgewalt keineswegs identisch, oft entgegengesetzt: dies bedeutet die prinzipielle Scheidung von „Haushalt“ und „Betrieb“ auch da, wo beide, auf die Inhaber der Verfügungsgewalt und auf die Verfügungsobjekte hin angesehen, identisch sind. Die Scheidung von „Haushalt“ und „Erwerbsbetrieb“ sollte zweckmäßigerweise auch terminologisch scharf festgehalten und durchgeführt werden. Ein Ankauf von Wertpapieren zum Zweck des Genusses der Gelderträge seitens eines Rentners ist keine „Kapital“-, sondern eine aVermögensanlage. Eina Gelddarlehen seitens eines Privatmanns zum Zweck des Erwerbes der Zinsansprüche ist von einem Gelddarlehen einer Bank an ganz denselben Empfänger vom Standpunkt des bGebers verschieden;b ein Gelddarlehen an einen Konsumenten oder an einen Unternehmer (für Erwerbszwecke) sind voneinander vom Standpunkte des Nehmers verschieden: im ersten Fall Kapitalanlage cder Bank,c im letzten Kapitalaufnahme des Unternehmersd. Die Kapitalanlage des Gebers im ersten Fall kann aber für den Nehmer einfache haushaltsmäßige Darlehensaufnahme, die Kapitalaufnahme des Nehmers im zweiten für den Geber einfache „Vermögensanlage“ sein. Die Feststellung des Unterschieds von Vermögen und Kapital, Haushalt und Erwerbsbetrieb ist nicht unwichtig, weil insbesondre das Verständnis der antiken Entwicklung und der Grenzen des damaligen | Kapitalismus ohne diese Scheidung nicht zu gewinnen ist (dafür sind die bekannten Aufsätze von Rodbertus, trotz aller seiner Irrtümer und a K2: veranlassen,  b A: gesehen: ; K2: gesehene,  c K2: betriebsrational  d–d K2: zufällig, sondern  e  Wort fehlt in K2.  f  In K2 nicht hervorgehoben.  g Schließende Klammer fehlt in A; hier Emendation nach K2.  a–a K2: Vermögensanlage, ein  b–b K2: Gebers,  c–c K2: des ersteren,  d K2: letzteren

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trotz ihrer Ergänzungsbedürftigkeit, immer noch wichtig und mit den zutreffenden Ausführungen K[arl] Büchers zusammenzuhalten). S. 272 3. Keineswegs alle Erwerbsbetriebe mit Kapitalrechnung waren und sind „doppelseitig“ marktorientiert in dem Sinn, daß sie sowohl die Beschaffungsmittel auf dem Markt kaufen, wie die Produkte (oder Endleistungen) dort anbieten. Steuerpacht und Finanzierungen verschiedenster Art werden mit Kapitalrechnung betrieben, ohne das letztere zu tun. Die sehr wichtigen Konsequenzen sind später zu erörtern. eDies ist dann: nicht marktmäßiger kapitalrechnungsmäßiger Erwerb.e 4. Erwerbstätigkeit und Erwerbsbetrieb sind hier, aus Zweckmäßigkeitsgründen, geschieden. Erwerbstätig ist jeder, der in einer bestimmten Art tätig ist mindestens auch, um Güter (Geld oder Naturalgüter), die er noch nicht besitzt, neu zu erwerben. Also der Beamte und Arbeiter nicht minder als der Unternehmer. MarktErwerbsbetriebf aber wollen wir nur eine solche Art von Erwerbstätigkeit nennen, welche kontinuierlich an Marktchancen orientiert ist, indem sieg Güterh als Erwerbsmittel darauf verwendet, um a)i durch Herstellung und Absatz begehrter Güter, – oder b) um durch Darbietung begehrter Leistungen jGeld zu ertauschen,j es sei durch freienk Tausch oder durch Ausnutzung appropriierter Chancen, wie in den in der vorigen Nummer bezeichneten Fällen. Nicht „erwerbstätig“ ist im Sinn dieser Terminologie der Besitz-Rentner jeder Art, mag er noch so rational mit seinem Besitz „wirtschaften“. 5. So selbstverständlich theoretisch festzuhalten ist, daß die je nach dem Einkommen sich gestaltenden Grenznutzen-Schätzungen der letzten Konsumenten die Rentabilitätsrichtung der Güterbeschaffungs-Erwerbsbetriebe bestimmen, so ist soziologisch doch die Tatsache nicht zu ignorieren: daß die kapitalistische Bedarfsdeckung a) Bedürfnisse neu „weckt“l und alte verkümmern läßt, – b) in hohem Maß, durch ihre aggressive Reklame, Art und Maß der Bedarfsdeckung der Konsumenten beeinflußt. Es gehört dies geradezu zu ihren wesentlichen Zügen. Richtig ist: daß es sich dabei meist um Bedürfnisse nicht ersten Dringlichkeitsgrades handelt. Indessen auch die Art der Ernährung und Wohnung wird in einer kapitalistischen Wirtschaft sehr weitgehend durch die Anbieter bestimmt. S. 273

§  12. Naturalrechnung kann in den verschiedensten Kombinationen vorkommen. Man spricht von Geldwirtschaft im Sinn einer Wirtschaft mit typischem Geldgebrauch und also:m Orientierung an geldgeschätzten Marktlagen, von Naturalwirtschaft im Sinn von Wirtschaft ohne Geldgebrauch, und kann darnach die historisch gegebenen Wirtschaften je nach dem Grade ihrer Geld- oder Naturalwirtschaftlichkeit scheiden. Naturalwirtschaft aber ist nichts Eindeutiges, sondern kann sehr verschiedener Struktur sein. Sie kann e–e Passage fehlt in K2.  f K2: Einen Erwerbsbetrieb  g In K2 folgt: a)  h In K2 nicht hervorgehoben.  i  Ordnungsbuchstabe fehlt in K2.  j–j K2: neue Güter zu erwerben,  k  Wort fehlt in K2.  l  A, K2: „weckt“,  m  Doppelpunkt fehlt in K2.

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a) absolut tauschlose Wirtschaft bedeuten oder b) eine Wirtschaft mit Naturaltausch ohne Gebrauch von Geld als Tauschmittel. Im ersten Fall (a) kann sie sowohl | α.a eine 1. vollkommunistisch oder eine 2. genossenschaftlich b(mit A 54 Anteilsrechnung)b wirtschaftende Einzelwirtschaftc und in beiden Fällen ohne alle Autonomie oder Autokephalie einzelner Teile: geschlossene Hauswirtschaft, sein, wie β.d eine Kombination verschiedener sonst autonomer und autokephaler Einzelwirtschaften, alle belastet mit naturalen Leistungen an eine (für herrschaftliche oder für genossenschaftliche Bedürfnisse bestehende) Zentralwirtschaft: Naturalleistungswirtschaft („Oikos“, streng leiturgischer politischer Verband). In beiden Fällen kennt sie, im Fall der Reinheit des Typus (oder soweit dieser reicht)[,] nur Naturalrechnung.e Im zweiten Fall (b) kann sie α.f Naturalwirtschaft mit reinem Naturaltausch ohne Geldgebrauch und ohne Geldrechnung (reine Naturaltauschwirtschaft) sein oder β.g Naturaltauschwirtschaft mit (gelegentlicher oder typischer) S. 274 Geldrechnung (typisch im alten Orient nachweisbar, aber sehr verbreitet gewesen). Für die Probleme der Naturalrechnung bietet nur der Fall a, α in seinen beiden Formen oder aber eine solche Gestaltung des Falles a, β Interesse, bei welcher | die Leiturgien in rationalen Betriebseinheiten K2 51 abgeleistet werden, wie dies bei Aufrechterhaltung der modernen Technik bei einer sog. „Vollsozialisierung“ unvermeidlich wäre. Alle Naturalrechnung ist ihrem innersten Wesen nach am Konsum: Bedarfsdeckung, orientiert. Selbstverständlich ist etwas dem „Erwerben“ ganz Entsprechendes auf naturaler Basis möglich. Entweder so, daß a) bei tauschloser Naturalwirtschaft:h verfügbare naturale Beschaffungsmittel und Arbeit planvoll zur Güterherstellung oder Güterherbeischaffung verwendet werden auf Grund einer Rechnung, in welcheri der so zu erzielende Zustand der Bedarfsdeckung mit dem ohne diese oder bei einer andern Art der Verwendung bestehenden verglichen und als haushaltsmäßig vorteilhafter geschätzt wird. Oder daß b) bei a K2: α)  b–b  Passage fehlt in K2.  c  In K2 folgt: mit Anteilsrechnung  d K2: β)  e  Absatz fehlt in A, K2.  f K2: α)  g K2: β)  h  Doppelpunkt fehlt in K2.  i  A, K2: welchem

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Naturaltauschwirtschaft im Wege des streng naturalen Abtauschs und Eintauschs (eventuell:j in wiederholten Akten) eine Güterversorgung planmäßig erstrebt wird, welche, mit der ohne diese Maßregeln vorher bestehenden verglichen, als eine ausgiebigere Versorgung von Bedürfnissen bewertet wird. Nur bei Unterschieden qualitativ gleicher Güter aber kann dabei eine ziffermäßige Vergleichung eindeutig und ohne ganz subjektive Bewertung durchgeführt werden. Natürlich kann man typische Konsum-Deputate zusammenstellen, wie sie den Natural­ gehalts- und Naturalpfründen-Ordnungen besonders des Orients S. 275 zugrunde lagen (sogar Gegenstände des Tauschverkehrs, wie unsre Staatspapiere,k wurden). Bei typisch sehr gleichartigen Gütern l(NiltalGetreide)l war Lagerung mit Giroverkehr (wie in Ägypten) natürlich technisch ebenso möglich, wie für Silberbarren bei Bankowährungenm. Ebenso kann (und dies ist wichtiger) ziffermäßig der technische Erfolg eines bestimmten Produktionsprozesses ermittelt und mit technischen Prozessen anderer Art verglichen werden. Entweder,n bei gleichem Endprodukt,o nach pder Artp des Beschaffungsmittelbedarfs nach Art und Maß. Oder,q bei gleichen Beschaffungsmitteln,r nach den – bei verschiedenem Verfahren – verschiedenens Endprodukten. Nicht immer, aber oft, ist hier ziffermäßiger Vergleich für wichtiget Teilprobleme möglich. Das Problematische der bloßen „Rechnung“ beginnt aber, sobald Produktionsmittel verschiedener Art und mehrfacher Verwendbarkeit uoder qualitativ verschiedene Endprodukteu in Betracht kommen. Jeder kapitalistische Betrieb vollzieht allerdings in der Kalkulation fortwährend Naturalrechnungsoperationen: Gegeben ein Webstuhl bestimmter Konstruktion, Kette und Garn bestimmter vQualität. Festzustellen:v bei gegebener Leistungsfähigkeit der Maschinen, gegebenem Feuchtigkeitsgehalt der Luft, gegebenem Kohlen-, Schmieröl-, S. 276 Schlichtmaterial- usw. Verbrauch:w die Schußzahl pro Stunde und xArbeiter, – undx zwar für den einzelnen Arbeiter –y und darnach das Maß der in der Zeiteinheit von ihm fälligen Einheiten des erstrebten Produkts. Derartiges | ist für Industriena mit typischenb Abfall- oder j Doppelpunkt fehlt in K2.  k Komma fehlt in K2.  l–l K2: (ägyptischem Getreide)  m K2: Bankwährungen  n  Komma fehlt in K2.  o  Komma fehlt in K2.  p–p K2: dem Ausmaß  q  Komma fehlt in K2.  r  Komma fehlt in K2.  s K2: entstehenden  t K2: richtige  u–u Passage fehlt in K2.  v–v K2: Qualität, festzustellen  w K2: Verbrauch,  x–x K2: Arbeiter. Und  y  Gedankenstrich fehlt in K2.  a  In K2 folgt: auch  b  In K2 nicht hervorgehoben.

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Nebenprodukten ohne jede Geldrechnung feststellbar, und wird auch so festgestellt. Ebenso kann, unter gegebenen Verhältnissen, der bestehende normale Jahresbedarf des Betriebes an Rohstoffen, bemessen nach seiner technischen Verarbeitungsfähigkeit, die Abnutzungspe­ riode für Gebäude und Maschinen, der typische Ausfall durch Verderb oder andern Abgang und Materialverlust naturalrechnungsmäßig ­festgestellt werden, und dies geschieht. Aber:c die Vergleichung von Produktionsprozessen verschiedener Art und mit Beschaffungsmitteln verschiedener Art und mehrfacher Verwendbarkeit erledigt die Rentabilitätsrechnung der heutigen Betriebe für ihre Zwecke spielend an der Hand der Geldkosten, während für die Naturalrechnung hier schwierige, „objektiv“ nicht zu erledigende, Probleme liegen. Zwar – scheinbar ohne Not – nimmt die tatsächliche Kalkulation in der Kapitalrechnung eines heutigen Betriebs die Form der Geldrechnung tatsächlich schon ohne diese Schwierigkeiten an.d Aber mindestens zum Teil nicht zufällig. Sondern z. B. bei den „Abschreibungen“ deshalb, weil dies diejenige Form der Vorsorge für die Zukunftsbedingungen der Produktion des Betriebes ist, welche die maximal anpassungsbereite Bewe­ gungs|freiheit (die ja bei jeder realen Aufspeicherung von Vorräten K2 51a oder gleichviel welchen anderen rein naturalen Vorsorgemaßregelne ohne dieses Kontrollmittel irrational und schwer gehemmt wäre) mit maximaler Sicherheit verbindet. Es ist schwer abzusehen, welche Form S. 277 dennf bei Naturalrechnung „Rücklagen“ haben sollten, die nicht spezifiziert wäreng. Ferner aber ist innerhalb eines Unternehmens die Frage: ob und welche seiner Bestandteile, rein technisch-natural angesehen, irrational (= unrentabel) arbeiten und weshalb?h[,] d. h. welche Bestandteile des naturalen iAufwandes (kapitalrechnerisch: der „Kosten“)i zweckmäßigerweise erspartj oder, und vor allem: anderweit rationaler verwendet werden könnten?k zwar relativ leicht und sicher aus einer Nachkalkulation der buchmäßigen „Nutzen“- und „Kosten“-Verhältnisse in Geld, – wozu als Index auchl die Kapitalzinsbelastung des Kontosm gehört,n – äußerst schwer aber und überhaupt nur in sehr groben Fällen und Formen durch Naturalrechnung gleichviel welcher Art zu ermitteln. (Es dürfte sich schon hierbei nicht um zufällige, durch „Verc  Doppelpunkt fehlt in K2.  d  A, K2: an,  e K2: Vorsorgemitteln  f K2: dann  g K2: sind  h K2: weshalb:  i–i A: Aufwandes, (kapitalrechnerisch: der „Kosten“), ; K2: Aufwandes, kapitalrechnungsmäßig: der „Kosten“,  j In K2 nicht hervorgehoben.  k K2: könnten,  l K2: letztlich  m K2: Verbands  n K2: gehört

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besserungen“ der Rechnungsmethode zu lösende, sondern um prinzipielle Schranken jedes Versuchs wirklich exakter Naturalrechnung handeln. Doch könnte dies immerhin bestritten werden, wenn auch natürlich nicht mit Argumenten aus dem Taylor-System und mit der Möglichkeit, durch irgendwelche Prämien- oder Point-Rechnung „Fortschritte“ ohne Geldverwendung zu erzielen. Die Frage wäre ja S. 278 gerade: wie man entdeckt, an welcher Stelle eines Betriebs diese Mittel eventuell in Ansatz zu bringen wären, weil gerade an dieser Stelle noch zu beseitigende Irrationalitäten stecken, – die ihrerseits exakt zu ermitteln die Naturalrechnung eben auf Schwierigkeiten stößt, welche einer Nachkalkulation durch Geldrechnung nicht erwachsen)o. Die Naturalrechnung als Grundlage einer Kalkulation in Betrieben (die bei ihr als heterokephale und heteronome Betriebe einer planwirtschaftlichen Leitung der Güterbeschaffung zu denken wären) findet ihre Rationalitätsgrenze am Zurechnungsproblem, welches für sie ja nicht in der einfachen Form der buchmäßigen Nachkalkulation, sondern in jener höchst umstrittenen Form auftritt, die es in der „Grenznutzlehre“ besitzt. Die Naturalrechnung müßte ja zum Zwecke der rationalen Dauerbewirtschaftung von Beschaffungsmitteln „Wert-Indices“ für die einzelnen Objekte ermitteln, welche die Funktion der „Bilanz-Preise“ in der heutigen Kalkulation zu übernehmen phätten. Ohnep daß abzusehen wäre, wie sie dennq entwickelt und kontrolliert werden könnten: einerseits für jeden Betrieb (standortmäßig) verschieden, andrerseits einheitlich unter Berücksichtigung der „gesellschaftlichen Nützlichkeit“, d. h. des (jetzigen und künftigen) Konsumbedarfs?r Mit der Annahme, daß sich ein Rechnungssystem „schon finden“ bzw. erfinden lassen werde, wenn man das Problem der geldlosen Wirtschaft nur resolut anfasse, | ist hier nicht geholfen: das Problem ist ein Grundproblem aller „Vollsozialisierung“,a und von einer rationalen „Planwirtschaft“ jedenfalls kann keine Rede sein, solange in dem allesb entscheidenden Punkt kein Mittel zur rein rationalen Aufstellung eines „Planes“ bekannt ist. S. 279 Die Schwierigkeiten der Naturalrechnung wachsen weiter, wenn ermittelt werden soll: ob ein gegebener Betrieb mit konkreter Pro­ duktionsrichtung an dieser Stelle seinen rationalen Standort habec oder

o  Schließende Klammer fehlt in K2.  p–p K2: hätten, ohne  q K2: dann  r K2: Konsumbedarfs!  a  Komma fehlt in K2.  b  Wort fehlt in K2.  c K2: hat

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– stets:d vom Standpunkt der Bedarfsdeckung einer gegebenen Menschengruppe – an einer andern, möglichen,e Stelle, und ob ein gege­ bener naturaler Wirtschaftsverband vom Standpunkt rationalster Verwendung der Arbeitskräfte und Rohmaterialien, die ihm verfügbar sind, richtiger durch „Kompensationstausch“ mit andern oder durch Eigenherstellung sich bestimmtef Produkte beschafft. Zwar sind die Grundlagen der Standortsbestimmung natürlich rein naturale, und auch ihre einfachsten Prinzipien sind in Naturaldaten formulierbar (s. darüber Alfred Weber in diesem Grundriß). Aber die konkrete Feststellung: ob nach den an einem konkreten Ort gegebenen standortswichtigen Umständen ein Betrieb mit einer bestimmten Produktions|richtung K2 52 oder ein anderer mit einer modifizierten rational wäre, ist – von absoluter Ortsgebundenheit durch Monopolrohstoffvorkommen abgesehen – naturalrechnungsmäßig nur in ganz groben Schätzungen möglich, geldrechnungsmäßig aber trotz der Unbekannten, mit denen stets zu rechnen ist, eine im Prinzip stets lösbare Kalkulationsaufgabe. Die davon wiederum verschiedene Vergleichung endlich der Wichtigkeit, d. h. Begehrtheit, spezifisch verschiedener Güterarten, deren Herstellung oder Eintausch nach den gegebenen Verhältnissen gleich möglich ist: ein Problem, welches in letzter Linie in jede einzelne Betriebskalkulation mit seinen Konsequenzen hineinreicht, unter Geldrechnungsverhältnissen die Rentabilität entscheidend bestimmt und damit die Richtung der Güterbeschaffung der Erwerbsbetriebe bedingt, ist für eine Naturalrechnung gprinzipiell überhauptg nur löslich in Anlehnung entweder:h an die Tradition, oder: an einen diktatorischen Machtspruch, der den Konsum eindeutig (einerlei ob ständisch verschieden oder egalitär) reguliert und:i Fügsamkeit findet. Auch dann aber bliebe die Tatsache bestehen: daß die Naturalrechnung das Problem der Zurechnung der Gesamtleistung eines Betriebes zu den einzelnen „Faktoren“ und S. 280 Maßnahmen nicht in der Art zu lösen vermag, wie dies die Rentabilitätsrechnung in Geld nun einmal leistet, daß also gerade die heutige Massenversorgung durch Massenbetriebe ihr die stärksten Widerstände entgegenstellt. 1. Die Probleme der Naturalrechnung sind anläßlich der „Sozialisierungs“-Tendenzen in letzter Zeit, besonders eindringlich von Dr. O[tto] Neurath, in seinen zahlreichen Arbeiten, angeregt worden. Für eine „Vollsozialisierung“, d. h. eine sold K2: etwa  e  Komma fehlt in K2.  f K2: gegebene  g–g K2: im Prinzip, aus sich,  h K2: entweder;  i  Doppelpunkt fehlt in K2.

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che, welche mit dem Verschwinden effektiver Preise rechnet, ist das Problem in der Tat durchaus zentral. (Seine rationale Unlösbarkeit würde, wie ausdrücklich bemerkt sei, nur besagen: was alles, auch rein ökonomisch, bei einer derartigen Sozialisierung „in den Kauf zu nehmen“ wäre, nie aber die „Berechtigung“ dieses Bestrebens, sofern es sich eben nicht auf technische, sondern, wie aller GesinnungsSozialismus, auf ethische oder andre absolute Postulate stützt, „widerlegen“ können: – was keine Wissenschaft vermag. Rein technisch angesehen, wäre aber die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß auf Gebieten mit nur auf der Basis exakter Rechnung zu unterhaltender Volksdichte die Grenze der möglichen Sozialisierung nach Form und Umfang durch den Fortbestand effektiver Preise gegeben wäre. Doch gehört das nicht hierher. Nur sei bemerkt: daß die begriffliche Scheidung von „Sozialismus“ und „Sozialreform“, wenn irgendwo, dann gerade hier liegt.) 2. Es ist natürlich vollkommenj zutreffend, daß „bloße“ Geldrechnungen, sei es von Einzelbetrieben, sei es noch so vieler oder selbst aller Einzelbetriebe[,] und daß auch die umfassendste Güterbewegungsstatistik usw. in Geld noch gar nichts über die Art der Versorgung einer gegebenen Menschengruppe mit dem, was sie letztlich S. 281 benötigt: Naturalgütern, aussagen, daß ferner die vielberedeten „Volksver- | mögens“-Schätzungen in Geld nur soweit ernst zu nehmen sind, als sie fiskalischen Zwecken dienen (und also: nur das steuerbare Vermögen feststellen). Für Einkommensstatistiken in Geld gilt jedoch das gleiche, auch vom Standpunkt der naturalen Güterversorgung, schon bei weitem nicht in gleichem Maße, wenn die Güterpreise in Geld statistisch bekannt sind. Nur fehlt auch dann jegliche Möglichkeit einer Kontrolle unter materialen Rationalitätsgesichtspunkten. Richtig ist ferner (und an dem Beispiel der römischen Campagna von Sismondi und W[erner] Sombart vortrefflich dargelegt),a daß befriedigende Rentabilität (wie sie die höchst extensive Campagna-Wirtschaft zeigte,b und zwar für alle Beteiligten) in zahlreichen Fällen nicht das mindeste mit einer, vom Standpunkt optimaler Nutzung gegebener Güterbeschaffungsmittel für einen Güterbedarf einer gegebenen Menschengruppe befriedigenden Gestaltung der Wirtschaft gemein chat; diec Art der dAppropriation (insbesondred – wie, insoweit, F[ranz] Oppenheimer schlechthin zuzugeben ist: – der Bodenappropriation, aber freilich: nicht nur dieser)e stiftet Renten- und VerdienstS. 282 chancen mannigfacher Art, welche die Entwicklung zur technisch optimalen Verwertung von Produktionsmitteln dauernd obstruieren können. (Allerdings ist dies sehr weit davon entfernt, eine Eigentümlichkeit gerade der kapitalistischen Wirtschaft zu sein: – insbesondre die vielberedeten Produktionseinschränkungen im Interesse der Rentabilität beherrschten gerade die Wirtschaftsverfassung des Mittelalters restlos, und die Machtstellung der Arbeiterschaft in der Gegenwart kann Ähnliches fzeitigen. Aberf unstreitig existiert der Tatbestand auch | in ihrer Mitte.) – Die Tatsache der Statistik von Geldbewegungen oder in Form von Geldschätzungen hat aber doch die Entwicklung einer Naturalstatistik nicht etwa, wie man nach manchen Ausführungen glauben sollte, gehindert, man mag nun von idealen Postulaten aus deren Zustand und Leistungen im übrigen tadeln wie immer. Neun Zehnj K2: vollkommend  a A, K2: dargelegt:),  b Komma fehlt in K2.  c K2: hat (die  d–d A: Appropriation, (insbesondre ; K2: Appropriation, insbesondre,  e A: dieser), ; K2: dieser,  f–f K2: zeitigen, – aber

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tel und mehr unserer Statistik sind nicht Geld-, sondern Naturalstatistik. Im ganzen hat die Arbeit einer vollen Generation letztlich fast nichts andres getan, als eine Kritik der Leistungen der reinen Rentabilitäts-Orientiertheit der Wirtschaft für die naturale Güterversorgung (denn darauf lief alle und jede Arbeit der sog. „Kathedersozialisten“ doch letztlich, und zwar ganz bewußt, hinaus): nur hatg sie allerdings als Beurteilungsmaßstab eine sozialpolitisch – und das heißt im Gegensatz gegen die Naturalrechnungswirtschaft: eine an fortbestehenden effektiven Preisen – orientierte Sozialreform, nicht eine Vollsozialisierung, für das (sei es derzeit, sei es definitiv) in Massenwirtschaften allein mögliche angesehen. Diesen Standpunkt für eine „Halbheit“ zu halten, steht natürlich frei; nur war er an sich nicht in sich wider- S. 283 sinnig. Daß den Problemen der Naturalwirtschaft und insbesondre der möglichen Rationalisierung der Naturalrechnung nicht sehr viel Aufmerksamkeit, jedenfalls im ganzen nur historische, nicht aktuelle, Beachtung geschenkt worden ist, trifft zu. Der Krieg hat – wie auch in der Vergangenheit jeder Krieg – diese Probleme in Form der Kriegs- und Nachkriegs-Wirtschaftsprobleme mit gewaltiger Wucht haufgerollt. (Undh unzweifelhaft gehört zu den Verdiensten des Herrn Dr. O[tto] Neurath eine besonders frühe und eindringliche, im einzelnen sowohl wie im Prinzipiellen gewiß bestreitbare, Behandlung eben dieser Probleme. Daß „die Wissenschaft“ zu seinen Formulierungen wenig Stellung genommen habe, ist insofern nicht erstaunlich, als bisher nur höchst anregende, aber doch mehr Kapitelüberschriftartige Prognosen vorliegen, mit denen eine eigentliche „Auseinandersetzung“ schwer ist. Das Problem beginnt da, wo seine öffentlichen Darlegungen – bisher – enden). 3. Die Leistungen und Methoden der Kriegswirtschaft können nur mit großer Vorsicht für die Kritik auch der materialen Rationalität einer Wirtschaftsverfassung verwendet werden. Kriegswirtschaft ist an einem (im Prinzip) eindeutigen Zwecke orientiert und in der Lage, Machtvollkommenheiten auszunutzen, wie sie der Friedenswirtschaft nur bei „Staatssklaverei“ der „Untertanen“ zur Verfügung stehen. Sie ist ferner „Bankerotteurswirtschaft“ ihrem innersten Wesen nach: der überragende Zweck läßt fast jede Rücksicht auf die kommende Friedenswirtschaft schwinden. Es wird nur technisch präzis, ökonomisch aber, bei allen nicht mit völligem Versiegen bedrohten Materialien und vollends mit den Arbeitskräften, nuri im gro- S. 284 ben „gerechnet“j. Die Rechnungen haben daher vorwiegend (nicht: ausschließlich) technischen Charakter; soweit sie wirtschaftlichen Charakter haben, d. h. die Konkurrenz von Zwecken – nicht nur: von Mitteln zum gegebenen Zweck – berücksichtigen, begnügen sie sich mit (vom Standpunkt jeder genauen Geldkalkulation aus gesehen) ziemlich primitiven Erwägungen und Berechnungen nach dem Grenznutzprinzip, sind dem Typus nach „Haushalts“-Rechnungen und haben gar nicht den Sinn, dauernde Rationalität der gewählten Aufteilung von Arbeit und Beschaffungsmitteln zu garantieren. Es ist daher, – so belehrend gerade die Kriegswirtschaft und Nachkriegswirtschaft für die Erkenntnis ökonomischer „Möglichkeiten“ ist, – bedenklich, aus den ihr gemäßen naturalen Rech|nungsformen Rückschlüsse auf deren Eignung für die Nachhaltigkeits-Wirtschaft des Friedens zu ziehen. g K2: haben  h–h K2: aufgerollt (und  i  Wort fehlt in K2.  j A: gerechnet“ ; K2: ,gerechnet“

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Es ist auf das bereitwilligste zuzugestehen: 1. daß auch die Geldrechnung zu willkürlichen Annahmen genötigt ist bei solchen Beschaffungsmitteln, welche keinen Marktpreis haben (was besonders in der landwirtschaftlichen Buchführung in Betracht kommt), – 2. daß in abgemindertem Maß etwas Ähnliches für die Auf­ teilunga der „Generalunkosten“ bei der Kalkulation insbesondre von vielseitigen Betrieben gilt, – 3. daß jede, auch noch so rationale, d. h. an Marktchancen orientierte, Kartellierung sofort den Anreiz zur exakten Kalkulation schon auf dem Boden der Kapitalrechnung herabsetzt, weil nur da und soweit genau kalkuliert wird, wo und als eine Nötigung dafür vorhanden ist. Bei der Naturalrechnung würde aber der Zustand zu 1 universell bestehen, zu 2 jede exakte Berechnung der „Generalunkosten“, welche immerhin von der Kapitalrechnung geleistet wird, unmöglich und, – zu 3 jeder Antrieb zu exakter Kalkulation ausgeschaltet und durch Mittel von fraglicher Wirkung (s. o.) künstlich neu geschaffen werden müssen. Der Gedanke einer Verwandlung des umfangreichen, mit Kalkulation befaßten Stabes „kaufmännischer Angestellter“ in ein Personal einer Universalstatistik, von der geglaubt wird, daß sie die Kalkulation bei Naturalrechnung ersetzen könne, verS. 285 kennt nicht nur die grundverschiedenen Antriebe, sondern auch die grundverschiedene Funktion von „Statistik“ und „Kalkulation“. Sie unterscheiden sich wie Bureaukratb und Organisator. | 4. Sowohl die Naturalrechnung wie die Geldrechnung sind rationale Techniken. Sie teilen keineswegs die Gesamtheit alles Wirtschaftens unter sich auf. Vielmehr steht daneben das zwar tatsächlich wirtschaftlich orientierte, aber rechnungsfremde Handeln. Es kann traditional orientiert oder affektuell bedingt sein. Alle primitive Nahrungssuche der Menschen ist der instinktbeherrschten tierischen Nahrungssuche verwandt. Auch das voll bewußte, aber auf religiöser Hingabe, kriegerischer Erregung, Pietätsempfindungen und ähnlichen affektuellen Orientierungen ruhende Handeln ist in seinem Rechenhaftigkeitsgrad sehr wenig entwickelt. „Unter Brüdern“ (Stammes-, Gilde-, Glaubens-Brüdern) wird nicht gefeilscht, im Familien-, Kameraden-, Jüngerkreise nicht gerechnet oder doch nur sehr elastisch, im Fall der Not, „rationiert“: ein bescheidener Ansatz von Rechenhaftigkeit. Über das Eindringen der Rechenhaftigkeit in den urwüchsigen Familienkommunismus s. unten Kap.  Vc. Träger des Rechnens war überall das Geld, und dies erklärt es, daß in der Tat die Naturalrechnung technisch noch unentwickelter geblieben ist[,] als ihre immanente Natur dies erzwingt (insoweit dürfte O[tto] Neurath Recht zu geben sein). Während des Druckes erscheint (im Archiv f[ür] Sozialwiss[enschaft] 47) die mit diesen Problemen befaßte Arbeit von L[udwig] Mises.

§  13. Die formale „Rationalität“ der Geldrechnung ist also an sehr spezifische materiale Bedingungen geknüpft, welche hier soziologisch interessieren, vor allem:

a  In K2 ohne Hervorhebung.  b K2: Bureaukratie  c K2: IV

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1. den Marktkampf (mindestens: relativ) autonomer Wirtschaften. S. 286 Geldpreise sind Kampf- und Kompromißprodukte, also Erzeugnisse von Machtkonstellationen. „Geld“ ist keine harmlose „Anweisung auf unbestimmte Nutzleistungen“, welche man ohne grundsätzliche Ausschaltung des durch Kampf von Menschen mit Menschen geprägten Charakters der Preise beliebig umgestalten könnte, sondern primär:d Kampfmittel und Kampfpreis, Rechnungsmittel aber nur in der Form des quantitativen Schätzungsausdrucks von Interessenkampfchancen. 2. Das Höchstmaß von Rationalität als rechnerisches Orientierungsmittel des Wirtschaftens erlangt die Geldrechnung in der Form der Kapitalrechnung,e und dann unter der materialen Voraussetzung weitestgehender Marktfreiheit im Sinn der Abwesenheit sowohl oktroyierter und ökonomisch irrationaler wie voluntaristischer und ökonomisch rationaler (d. h. an Marktchancen orientierter) Monopole. Der mit diesem Zustand verknüpfte Konkurrenzkampf um Abnahme der Produkte erzeugt, insbesondre als Absatzorganisation und Reklame (im weitesten Sinn), eine Fülle von Aufwendungen, welche ohne jene Konkurrenz (also bei Planwirtschaft oder rationalen Vollmonopolen) fortfallen. Strenge Kapitalrechnung ist ferner sozial an „Betriebsdisziplin“ und Appropriation der sachlichen Beschaffungsmittel, also: an den Bestand eines Herrschaftsverhältnisses, gebunden. | 3. Nicht „Begehr“ an sich, sondern:a kaufkräftiger Begehr nach Nutz- S. 287 A 59 leistungen regelt durch Vermittlung der Kapitalrechnung material die erwerbsmäßige Güterbeschaffung. Es ist also die Grenznutzen-Konstellation bei der letzten jeweils nach der Art der Besitzverteilung noch für eine bestimmte Nutzleistung typisch kaufkräftigen und kaufgeneigten Einkommensschicht maßgebend für die Richtung der Güterbeschaffung. In Verbindung mit der – im Fall voller Marktfreiheit – absoluten Indifferenz gerade der formal vollkommensten Rationalität der Kapitalrechnung gegen alle, wie immer gearteten, materialen Postulate begründen diese im Wesen der Geldrechnung liegenden Umstände die prinzipielle Schranke ihrer Rationalität. Diese ist eben rein formalen Charakters. Formale und materiale (gleichviel an welchem Wertmaßstab orientierte) Rationalität fallen unter allen Umständen prinzipiell auseinander, mögen sie auch in noch so zahlreichen (der theoretischen, unter allerdings völlig irrealen Voraussetzungen zu konstruierenden, Möglichkeit nach selbst: in allen) Einzelfällen empirisch zusammend  Doppelpunkt fehlt in K2.  e  Komma fehlt in K2.  a  Doppelpunkt fehlt in K2.

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treffen. Denn die formale Rationalität der Geldrechnung sagt an sich nichts aus über die Art der materialen Verteilung der Naturalgüter. Diese bedarf stets der besonderen Erörterung. Vom Standpunkt der Beschaffung eines gewissen materiellen | Versorgungs-Minimums einer Maximal-Zahl von Menschen als Rationalitätsmaßstab treffen allerdings, nach der Erfahrung der letzten Jahrzehnte, formale und materiale Rationalität in relativ hohem Maße zusammen, aus Gründen, die in der Art der Antriebe liegen, welche die der Geldrechnung allein adäquate Art des wirtschaftlich orientierten sozialen Handelns in Bewegung setzt. Aber unter allen Umständen gilt: daß die formale Rationalität erst in Verbindung mit der Art der Einkommensverteilungb etwas über die Art der materiellen Versorgung besagt.

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§  14. „Verkehrswirtschaftliche“ Bedarfsdeckung soll alle, rein durch Interessenlage ermöglichte, an Tauschchancen orientierte und nur durch Tausch vergesellschaftete wirtschaftliche Bedarfsdeckung heißen. „Planwirtschaftliche“ Bedarfsdeckung soll alle an gesatzten, paktierten oder oktroyierten, materialen Ordnungen systematisch orientierte Bedarfsdeckung innerhalb eines Verbandes heißen. Verkehrswirtschaftliche Bedarfsdeckung setzt, normalerweise und im Rationalitätsfall, Geldrechnung und, im Fall der Kapitalrechnung, ökonomische Trennung von Haushalt und Betrieb voraus. Planwirtschaftliche Bedarfsdeckung ist (je nach ihrem Umfang in verschiedenem Sinn und Maß) auf Naturalrechnung als letzte Grundlage der materialen Orientierung der Wirtschaft, formal aber,c für die Wirt­ schaftenden,d auf Orientierung an den Anordnungen eines, für sie unentbehrlichen, Verwaltungsstabes angewiesen. In der Verkehrswirtschaft orientiert sich das Handeln der autokephalen Einzelwirtschaften autonom: beim Haushalten am Grenznutzen des Geldbesitzes und des erwarteten Geldeinkommens, beim Gelegenheitserwerben an den Marktchancen, in den Erwerbsbetrieben an der Kapitalrechnung. In der Planwirtschaft wird alles wirtschaftliche Handeln – soweit sie durchgeführt ist – streng haushaltsmäßig und heteronom an gebietenden und verbietenden Anordnungen, in Aussicht gestellten Belohnungen und Strafen orientiert. Soweit als Mittel der Weckung des Eigeninteresses in der Planwirtschaft Sonder-Einkunftchancen in Aussicht gestellt sind, bleibt mindestens die Art und Richtung des dadurch b K2: Besitzverteilung  c  Komma fehlt in K2.  d  Komma fehlt in K2.

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belohnten Handelns material heteronom normiert. In der Verkehrswirtschaft kann zwar, aber in formal voluntaristischer Art, weitgehend das gleiche geschehen. Überall da nämlich, wo die Vermögens-, insbesondere die Kapitalgüter-Besitzdifferenzierung die Nichtbesitzenden zwingt, esich Anweisungen zu fügen, um überhaupt Entgelt für die von ihnen angebotenen Nutzleistungen zu erhalten. Sei es denf Anweisungen eines vermögenden Hausherrn, oder den an einer Kapitalrechnung S. 289 orientierten Anweisungen von Kapitalgüter-Besitzenden (oder der von diesen zu deren Verwertung designierten Vertrauensmänner).e | Dies ist in der rein kapitalistischen Betriebswirtschaft das Schicksal A 60 der gesamten Arbeiterschaft.a Entscheidenderb Antrieb für allesc Wirtschaftshandeln ist unter verkehrswirtschaftlichen Bedingungen normalerweise 1. für die Nichtbesitzenden: a)d der Zwang des Risikos völliger Unversorgtheit für sich selbst und für diejenigen persönlichen „Angehörigen“ (Kinder, Frauen, eventuell Eltern), deren Versorgung der einzelne typisch übernimmt, b)e – in verschiedenem Maß – auch innere Eingestelltheit auf die wirtschaftliche Erwerbsarbeit als Lebensform, – 2. für die durch Besitzausstattung oder (besitzbedingte)f bevorzugte Erziehungsausstattung tatsächlich Privilegierten: ga) Chancen bevorzugter Erwerbseinkünfteg, b)h Ehrgeiz,i c)j die Wertung der bevorzugten (geistigen, künstlerischen, technisch fachgelernten) Arbeit als „Beruf“, – 3. für die an den Chancen von Erwerbsunternehmungen Beteiligten:k la) eignesl Kapitalrisiko und eignem Gewinnchancen in Verbindung mit b)n der „berufsmäßigen“ Eingestelltheit auf rationalen Erwerb als α)o „Bewährung“ der eignen Leistung und pβ) Formp autonomen Schaltens über die von den eignen Anordnungen abhängigen Menschen,q daneben γ)r über kulturoder lebenswichtige Versorgungschancen einer unbestimmten Vielheit: Macht. Eine an Bedarfsdeckung orientierte Planwirtschaft muß – im e–e  Abweichende Satzabfolge in K2: sich entweder den Anweisungen eines vermögenden Hausherrn, oder und vor allem: den an einer Kapitalrechnung orientierten Anweisungen von Kapitalgüter-Besitzenden (oder der von diesen zu deren Verwertung designierten Vertrauensmänner) zu fügen, um überhaupt Entgelt für die von ihnen angebotenen Nutzleistungen erwarten zu können.  f  Fehlt in A; den sinngemäß ergänzt; hier Emendation nach K2.  a Absatz fehlt in K2.  b Wort fehlt in K2.  c K2: das  d  Ordnungsziffer fehlt in K2.  e K2: und  f K2: (besitzbedingt)  g–g K2: die Chance von bevorzugten Erwerbseinkünften  h Ordnungsziffer fehlt in K2.  i Komma fehlt in K2.  j K2: und  k  Doppelpunkt fehlt in K2.  l K2: das eigne  m K2: die eignen  n  Ordnungsziffer fehlt in K2.  o  Ordnungsziffer fehlt in K2.  p–p K2: als Form  q  Komma fehlt in K2.  r  Ordnungsziffer fehlt in K2.

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Fall radikaler Durchführung – von diesen Motiven den Ar|beitszwang durch das Unversorgtheits-Risiko mindestens abschwächen, da sie im Fall materialer Versorgungsrationalität jedenfalls die Angehörigen nicht beliebig stark unter der etwaigen Minderleistung des Arbeitenden leiden lassen könnte. Sie muß ferner, im gleichen Fall, die Autonomie der Leitung von Beschaffungsbetrieben sehr weitgehend, letztlich: vollkommen, ausschalten, kennt das Kapitalrisiko und die Bewährung durch formal autonomes Schalten ebenso wie die autonome Verfügung über Menschen und lebenswichtige Versorgungschancen entweder gar nicht oder nur mit sehr stark beschränkter Autonomie. Sie hat also S. 290 neben (eventuell) rein materiellen Sondergewinnchancen wesentlich ideale Antriebe „altruistischen“ Charakters (im weitesten Sinn) zur Verfügung, um ähnliche Leistungen in der Richtung planwirtschaftlicher Bedarfsdeckung zu erzielen, wie sie erfahrungsgemäß die autonome Orientierung an Erwerbschancen innerhalb der Erwerbswirtschaft in der Richtung der Beschaffung kaufkräftig begehrter Güter vollbringt. Sie muß dabei ferner[,] im Fall radikaler Durchführung, die Herabminderung der formalen, rechnungsmäßigen Rationalität in Kauf nehmen, wie sie (in diesem Fall) der Fortfall der Geld- und Kapitalrechnung unvermeidlich bedingt. Materiale und (im Sinn exakter Rechnung:) formale Rationalität fallen eben unvermeidlich weitgehend auseinander: diese grundlegende und letztlich unentrinnbare Irrationalität der Wirtschaft ist eine der Quellen aller „sozialen“ Problematik, vor allem: derjenigen alles Sozialismus. Zu §§  13 und 14: 1. Die Ausführungen geben offensichtlich nur allgemein bekannte Dinge mit einer etwas schärferen Pointierung (s. die Schlußsätze von §  14) wieder. Die Verkehrswirtschaft ist die weitaus wichtigste Art alles an „Interessenlage“ orientierten typischen und universellen sozialen Handelns. Die Art, wie sie zur Bedarfsdeckung führt, ist Gegenstand der Erörterungen der Wirtschaftstheorie und hier im Prinzip als bekannt vorauszusetzen. Daß der Ausdruck „Planwirtschaft“ verwendet wird, bedeutet natürlich keinerlei Bekenntnis zu den bekannten Entwürfen des früheren Reichswirtschaftsministers; der Ausdruck ist aber allerdings deshalb gewählt, weil S. 291 er, an sich nicht sprachwidrig gebildet, seit diesem offiziellen Gebrauch sich vielfach eingebürgert hat (statt des von O[tto] Neurath gebrauchten, an sich auch nicht unzweckmäßigen Ausdrucks „Verwaltungswirtschaft“). 2. Nicht unter den Begriff „Planwirtschaft“ in diesem Sinn fällt alle Verbandswirtschaft oder verbandsregulierte Wirtschaft, die an Erwerbschancen (zunftmäßig oder kartellmäßig oder trustmäßig) orientiert sist. Sonderns lediglich eine an s–s K2: ist, sondern

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Bedarfsdeckung orientierte Verbandswirtschaft. Eine an Erwerbschancen orientierte, sei es auch noch so straff regulierte oder durch einen Verbandsstab geleitete Wirtschaft setzt stets effektive „Preise“, gleichviel wie sie formell entstehen (im Grenzfall des Pankartellismus: durch interkartellmäßiges Kompro|miß, Lohntarife von „Arbeitsgemeinschaften“ usw.), also Kapitalrechnung und Orientierung an dieser voraus. „Vollsozialisierung“ im Sinn einer rein haushaltsmäßigen Planwirtschaft und Partialsozialisierung (von Beschaffungsbranchen) mit Erhaltung der Kapitalrechnung liegen trotz Identität des Ziels und trotz aller Mischformen technisch nach prinzipiell verschiedenen Richtungen. Vorstufe einer haushaltsmäßigen Planwirtschaft ist jede Rationierung des Konsums, überhaupt jede primär auf die Beeinflussung der naturalen Verteilung der Güter ausgehende Maßregel. Die planmäßige Leitung der Güterbeschaffung, einerlei ob sie durch voluntaristische oder oktroyierte Kartelle oder durch staatliche Instanzen unternommena wird, geht primär auf rationale Gestaltung der Verwendung der Beschaffungsmittel und Arbeitskräfte aus und kann eben deshalb den Preis nicht – mindestens (nach ihrem eigenen Sinn:) noch nicht – entbehren. Es ist daher kein Zufall, daß der „Rationierungs“-Sozialis- S. 292 mus mit dem „Betriebsrats“-Sozialismus, der (gegen den Willen seiner rationalsozialistischen Führer) an Appropriationsinteressenb cder Arbeiterc anknüpfen muß, sich gut verträgt. 3. Die kartell-, zunft- oder gildenmäßige wirtschaftliche Verbandsbildung, also die Regulierung oder monopolistische Nutzung von Erwerbschancen, einerlei ob oktroyiert oder paktiert (regelmäßig: das erstere, auch wo formal das letztere vorliegt)[,] ist an dieser Stelle nicht besonders zu erörtern. Vgl. über sie (ganz allgemein) oben Kap. I §  10 und weiterhin bei Besprechung der Appropriation ökonomischer Chancen (dieses Kapitel, d§§  19 ff.d). Der Gegensatz der evolutionistisch und am Produktionsproblem orientierten, vor allem: marxistischen, gegen die von der Ver|teilungsseite ausgehende, heute wieder „kommunistisch“ genannte rational-planwirtschaftliche Form des Sozialismus ist seit Marx’ Misère de la philosophie S. 293 (in der deutschen Volksausgabe der „Intern[ationalen] Bibl[iothek]“ vor allem S.  38 und vorher und nachher) nicht wieder erloschen; der Gegensatz innerhalb des russischen Sozialismus mit seinen leidenschaftlichen Kämpfen zwischen Plechanoff und Lenin war letztlich ebenfalls dadurch bedingt, und die heutige Spaltung des Sozialismus ist zwar primär durch höchst massive Kämpfe um die Führerstellungen (und: -Pfründen), daneben und dahinter aber durch diese Problematik bedingt, welche durch die Kriegswirtschaft ihre spezifische Wendung zugunsten des Planwirtschaftsgedankens einerseits, der Entwicklung der Appropriationsinteressen andrerseits, erhielt. – Die Frage: ob man „Planwirtschaft“ (in gleichviel welchem Sinn und Umfang) schaffen soll, ist in dieser Form natürlich kein wissenschaftliches Problem. Es kann wissenschaftlich nur gefragt werden: welche Konsequenzen wird sie (bei gegebener eForm) voraussichtliche haben, was also muß mit in den Kauf genommen werden, wenn der Versuch gemacht wird. Dabei ist es Gebot der Ehrlichkeit, von allen Seiten zuzugeben, daß zwar mit einigen bekannten, aber mit ebensoviel teilweise unbekannten Faktoren gerechnet wird. Die Einzelheiten des Problems kön- S. 294 a K2: übernommen  b K2: Appropriationsinteresse  c–c Passage fehlt in K2.  d–d A: §  19 ff. ; in K2 mit Blockade: §  e K2: Form und voraussichtlich)

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nen in dieser Darstellung materiell entscheidend überhaupt nicht und in den hergehörigen Punkten nur stückweise und im Zusammenhang mit den Formen der Verbände (des Staates insbesondre) berührt werden. An dieser Stelle konnte nur die (unvermeidliche) kurze Besprechung der elementarsten technischen Problematik in Betracht kommen. Das Phänomen der regulierten Verkehrswirtschaft ist hier, aus den eingangs dieser Nr. angegebenen Gründen, gleichfalls noch nicht behandelt. 4. Verkehrswirtschaftliche Vergesellschaftung des Wirtschaftens setzt Appropriation der sachlichen Träger von Nutzleistungen einerseits, Marktfreiheit andererseits voraus. Die Marktfreiheit steigt an Tragweite 1. je vollständiger die Appropriation der sachlichen Nutzleistungsträger, insbesondre der Beschaffungs- (Produktionsund Transport-) Mittel ist. Denn das Maximum von deren Marktgängigkeit bedeutet das Maximum von Orientierung des Wirtschaftens an Marktlagen. Sie steigt aber ferner 2. je mehr die Appropriation auf sachliche Nutzleistungsträger beschränkt ist. Jede Appropriation von Menschen (Sklaverei, Hörigkeit) oder von ökonomischen Chancen (Kundschaftsmonopole) bedeutet Einschränkung des an Marktlagen orientierten menschlichen Handelns. Mit Recht hat namentlich Fichte (im „Geschlossenen Handelsstaat“) diese Einschränkung des „Eigentums“-Begriffs auf Sachgüter (bei gleichzeitiger Ausweitung des im Eigentum enthaltenen Gehalts an Autonomie der Verfügungsgewalt) als Charakteristikum der modernen verkehrswirtschaftlichen Eigentumsordnung bezeichnet. An dieser Gestaltung des Eigentums waren alle Marktinteressenten zugunsten der Unbeengtheit ihrer Orientierung an den Gewinnchancen, welche die Marktlage ergibt, interessiert, und die Entwicklung zu dieser Ausprägung der Eigentumsordnung war daher vornehmlich das Werk ihres Einflusses. 5. Der sonst oft gebrauchte Ausdruck „Gemeinwirtschaft“ ist aus ZweckmäßigS. 295 keitsgründen vermieden, weil er ein „Gemeininteresse“ oder „Gemeinschaftsgefühl“ als normal vortäuscht, welches begrifflich nicht erfordert ist: die Wirtschaft | eines Fronherren oder Großkönigs (nach Art des pharaonischen im „Neuen Reich“) gehört, im Gegensatz zur Verkehrswirtschaft, zur gleichen Kategorie wie die eines Familienhaushalts. 6. Der Begriff der „Verkehrswirtschaft“ ist indifferent dagegen, ob „kapitalistische“, d. h. an Kapitalrechnung orientierte[,] Wirtschaften und in welchem Umfang sie bestehen. Insbesondre ist dies auch der Normaltypus der Verkehrswirtschaft: die geldwirtschaftliche Bedarfsdeckung. Es wäre falsch, anzunehmen, daß die Existenz kapitalistischer Wirtschaften proportional der Entfaltung der geldwirtschaftlichen Bedarfsdeckung stiege, vollends: in der Richtung sich entwickelte, welche sie im Okzident angenommen hat. Das Gegenteil trifft zu. Steigender Umfang der Geldwirtschaft konnte 1. mit steigender Monopolisierung der mit Großprofit verwertbaren Chancen durch einen fürstlichen Oikos Hand in Hand gehen: so in Ägypten in der Ptolemäerzeit bei sehr umfassend – nach Ausweis der erhaltenen Haushaltsbücher – entwickelter Geldwirtschaft: diese blieb eben haushaltsmäßige Geldrechnung und wurde nicht:a Kapitalrechnung; – 2. konnte mit steigender Geldwirtschaft „Verpfründung“ der fiskalischen Chancen eintreten, mit dem Erfolg der traditionalistischen Stabilisierung der Wirtschaft (so in China, wie am gegebenen Ort zu besprea  Doppelpunkt fehlt in K2.

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chen sein wird); – 3. konnte die kapitalistische Verwertung von Geldvermögen Anlage in nicht an Tauschchancen eines freien Gütermarkts und also nicht an Güterbeschaffung orientierten Erwerbsgelegenheiten suchen (so, fast ausschließlich, in allen außer den modern okzidentalen Wirtschaftsgebieten, aus weiterhin zu erörternden Gründen). |

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§  15. Jede innerhalb einer Menschengruppe typische Art von wirtK2 58 schaftlich orientiertem sozialem Handeln und wirtschaftlicher Vergesellschaftung bedeutet in irgendeinem Umfang eine besondere Art von S. 296 Verteilung und Verbindung menschlicher Leistungen zum Zweck der Güterbeschaffung. Jeder Blick auf die Realitäten wirtschaftlichen ­Handelns zeigt eine Verteilung verschiedenartiger Leistungen auf verschiedene Menschen und eine Verbindung dieser zu gemeinsamen Leistungen in höchst verschiedenen Kombinationen mit den sachlichen Beschaffungsmitteln. In der unendlichen Mannigfaltigkeit dieser Erscheinungen lassen sich immerhin einige Typen unterscheiden.b

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Menschliche Leistungen wirtschaftlicher Art können unterschieden werden als a) disponierende, oder b) an Dispositionen orientierte: Arbeit (in diesem, hier weiterhin gebrauchten, Sinne des Wortes).

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Disponierende Leistung ist selbstverständlich auch und zwar im stärksten denkbaren Maße Arbeit, wenn „Arbeit“ gleich Inanspruchnahme von Zeit und Anstrengung gesetzt wird. Der nachfolgend gewählte Gebrauch des Ausdrucks im Gegensatz zur disponierenden Leistung ist aber heute aus sozialen Gründen sprachgebräuchlich und wird nachstehend in diesem besonderen Sinne gebraucht. Im allgemeinen soll aber von „Leistungen“ gesprochen werden.

Die Arten,c wie innerhalb einer Menschengruppe Leistungd und Arbeit sich vollziehen können, unterscheidene sich in typischer Art: 1. technisch, – je nach der Art,f wie für den technischen Hergang von Beschaffungsmaßnahmen die Leistungen mehrerer Mitwirkender untereinander verteilt und unter sich und mit sachlichen Beschaffungsmitteln verbunden sind; 2. sozial, – und zwar: A) je nach der Art, wie die einzelnen Leistungen Gegenstand autokephaler und autonomer Wirtschaften sind oder nicht,g und je nach S. 297 b  Durchschuß fehlt in A und K2.  c K2: Art,  d K2: Leitung  e K2: unterscheidet  f  Komma fehlt in K2.  g  Komma fehlt in K2.

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dem ökonomischen Charakter dieser Wirtschaften; – damit unmittelbar zusammenhängend: B) je nach Maß und Art, in welchen a) die einzelnen Leistungen, – b) die sachlichen Beschaffungsmittel, – c) die ökonomischen Erwerbschancen h(als Erwerbsquellen oder -Mittel)h appropriiert sind oder nicht[,] und der dadurch bedingten Art α) der Berufsgliederung (sozial) und β) der Marktbildung (ökonomisch). Endlich 3. muß bei jeder Art der Verbindung von Leistungen unter sich und mit sachlichen Beschaffungsmitteln und bei der Art ihrer Verteilung auf | Wirtschaften und Appropriation ökonomisch gefragt werden: handelt es sich um haushaltsmäßige oder um erwerbsmäßige Verwendung? Zu diesem und den weiter folgenden §§ ist vor allem zu vergleichen die dauernd maßgebende Darstellung von K[arl] Bücher in dem Art. „Gewerbe“ im HWB. d. Staatswiss[enschaften] und von demselben: „Die Entstehung der Volkswirtschaft“: grundlegende Arbeiten, von deren Terminologie und Schema nur aus Zweckmäßigkeitsgründen in manchem abgewichen wird. Sonstige Zitate hätten wenig Zweck, da im nachstehenden ja keine neuen Ergebnisse, sondern ein für uns zweckmäßiges Schema vorgetragen wird. 1. Es sei nachdrücklich betont, daß hier nur – wie dies in den Zusammenhang gehört – die soziologische Seite der Erscheinungen in tunlichster Kürze rekapituliert wird, die ökonomische aber nur so weit, als sie eben in formalen soziologischen Kategorien Ausdruck findet. Material ökonomisch würde die Darstellung erst durch Einbeziehung der abisher lediglicha theoretisch berührten Preis- und Marktbedingungen. Es ließenb sich diese materialen Seiten der Problematik aber nur unter sehr S. 298 bedenklichen Einseitigkeiten in Thesenform in eine derartige allgemeine Vorbemerkung hineinarbeiten. Und die rein ökonomischen Erklärungsmethoden sind ebenso verführerisch wie anfechtbar. Beispielsweise so: Die für die Entstehung der mittelalterlichen, verbandsregulierten, aber „freien Arbeit“ entscheidende Zeit sei die „dunkle“ Epoche vom 10.–12. Jahrhundert und insbesondre die an Rentenchancen der Grund-, Leib- und Gerichtsherren – lauter partikulärerc, um diese Chancen konkurrierender Gewalten – orientierte Lage der qualifizierten:d bäuerlichen, bergbaulichen, gewerb|lichen Arbeit. Die für die Entfaltung des Kapitalismus entscheidende Epoche sei die große chronische Preisrevolution des 16. Jahrhunderts. Sie bedeutee absolute und relative Preissteigerung für (fast) alle (okzidentalen) Bodenprodukte, damit – nach bekannten Grundsätzen der landwirtschaftlichen Ökonomik – sowohl Anreiz wie Möglichkeit der Absatzunternehmung und damit des teils (in England) kapitalistischen, teils (in den Zwischengebieten zwischen der Elbe und Rußland) fronhofsmäßigen großen Betriebs. Andrerseits bedeutef sie zwar teilweise S. 299 (und zwar meist) absolute, nicht aber (im allgemeinen) relative Preissteigerung, sonh–h  Klammern fehlen in K2.  a–a K2: unten, hier nur  b K2: lassen  c K2: partikularer  d K2: qualifizierten,  e K2: bedeutete  f K2: bedeutete

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dern umgekehrt in typischer Art relative Preissenkung von wichtigen gewerblichen Produkten und damit, soweit die betriebsmäßigen und sonstigen äußeren und inneren Vorbedingungen dazu gegeben waren, – was in Deutschland, dessen „Niedergang“ ökonomisch eben deshalb damit einsetzeg, nicht der Fall hgewesen sei:h – Anreiz zur Schaffung konkurrenzfähiger iMarktbetriebsformen. Weiterhini später in deren Gefolge: der kapitalistischen gewerblichen Unternehmungen. Vorbedingung dafür seij die Entstehung von kMassenmärkten. Dafür,k daß diese im Entstehen lgewesen seien, seienl vor allem bestimmte Wandlungen der englischen Handelspolitik ein Symptom (von andern Erscheinungen abgesehen). –m Derartige und ähnliche Behauptungen müßten zum Beleg theoretischer Erwägungen über die materialen ökonomischen Bedingtheiten der Entwicklung der Wirtschaftsstruktur verwertet werden. Das aber geht nicht an. Diese und zahlreiche ähnliche, durchweg bestreitbare, Thesen können nicht in diesen absichtlich nur osoziologischen Begriffeo hineingenommen werden, auch soweit sie nicht ganz falsch sein sollten. Mit dem Verzicht auf diesen Versuch in dieser Form verzichten aber die folgenden Betrachtungen dieses Kapitels auch (ganz ebenso wie die vorangegangenenp durch den Verzicht auf Entwicklung der Preis- und Geldtheorie) vorerstq bewußt auf wirkliche „Erklärung“ und beschränken sich (vorläufig) auf soziologische Typisierung. Dies ist sehr stark zu betonen. Denn nur ökonomische Tatbestände liefern das Fleisch und Blut für eine wirkliche Erklärungr des Ganges auch der soziologisch relevanten Entwicklung. Es soll eben vorerst hier nur ein Gerippe gegeben werden, hinlänglich, um mit leidlich eindeutig bestimmtens Begriffen operieren zu können. Daß an dieser Stelle, also bei einer schematischen Systematik, nicht nur die empirisch-historische, sondern auch die typisch-genetische Aufeinanderfolge der einzelnen möglichen Formen nicht zu ihrem Recht kommt, ist selbstverständlich. 2. Es ist häufigt und mit Recht beanstandet worden, daß in der nationalökonomischen Terminologie „Betrieb“ und „Unternehmung“ oft nicht getrennt werden. „Betrieb“ ist auf dem Gebiet des wirtschaftlich orientierten Handelns an sich eine technische, die Art der kontinuierlichen Verbindung bestimmter Arbeitsleistungen untereinander und mit sachlichen Beschaffungsmitteln bezeichnende Kategorie. Sein Gegensatz ist: entweder a) unstetes oder b) technisch diskontinuierliches Handeln, wie es in jedem rein empirischen Haushalt fortwährend vorkommt. Der Gegensatz zu „Unternehmen“: einer Art der wirtschaftlichen Orien|tierung (am Gewinn) ist dagegen: „Haushalt“ (Orientierung an Bedarfsdeckung). Aber der Gegensatz von „Unternehmen“ und „Haushalt“ ist nicht erschöpfend. Denn es gibt S. 300 Erwerbshandlungen, welche nicht unter die Kategorie des „Unternehmens“ fallen: aller nackte Arbeitserwerb, der Schriftsteller-, Künstler-, Beamten-Erwerb sind weder das eine noch das andre. Während der Bezug und Verbrauch von Renten offenkundig „Haushalt“ ist.

g K2: begann  h–h K2: war:  i–i K2: Marktbetriebsformen und weiterhin  j A: seien ; K2: war  k–k K2: Massenmärkten und dafür,  l–l A: gewesen sei, seien ; K2: begriffen waren, sind  m  Gedankenstrich fehlt in K2.  n K2: eine  o–o K2: soziologische Erörterung  p K2: vergangenen  q K2: ganz  r K2: Darstellung  s K2: bekannten  t K2: oft

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Vorstehend ist,a trotz jener Gegensätzlichkeit,b von „Erwerbsbetrieb“ überall da gesprochen worden, wo ein kontinuierlich zusammenhängendes dauerndes Unternehmerhandeln stattfindet: ein solches ist in der Tat ohne Konstituierung eines „Betriebes“ (eventuell: Alleinbetriebes ohne allen Gehilfenstab) nicht cdenkbar. Undc es kam hier hauptsächlich auf die Betonung der Trennung von Haushalt und Betrieb an. Passend (weil eindeutig) ist aber – wie jetzt festzustellen ist – der Ausdruck „Erwerbsbetrieb“ statt: kontinuierliches Erwerbsunternehmen nur für den einfachsten Fall des Zusammenfallens der technischen Betriebseinheit mit der Unternehmungseinheit. Es können aber in der Verkehrswirtschaft mehrere, technisch gesonderte, „Betriebe“ zu einer „Unternehmungseinheit“ verbunden sein. Diese letztere ist dann aber natürlich nicht durch die bloße Personalunion des Unternehmers, sondern wird durch die Einheit der Ausrichtung auf einend irgendwie einheitlich gestalteten Plan der Ausnutzung zu Erwerbszwecken konstituiert (Übergänge sind daher möglich). Wo nur von „Betrieb“ die Rede ist, soll jedenfalls darunter immer jenee technisch – in Anlagen, Arbeitsmitteln, Arbeitskräften und (eventuell: heterokephaler und heteronomer) technischer Leitung – gesonderte Einheit verstanden werden, die es ja auch in der kommunistischen Wirtschaft (nach dem schon jetzt geläufigen Sprachgebrauch) gibt. Der | Ausdruck „Erwerbsbetrieb“ soll fortan nur da verwendet werden, wo technische und ökonomische (Unternehmungs-)Einheit identisch sind. Die Beziehung von „Betrieb“ und „Unternehmung“ wird terminologisch besonders akut bei solchen Kategorien wie „Fabrik“ und „Hausindustrie“. Die letztere S. 301 ist ganz klar eine Kategorie der Unternehmung. „Betriebsmäßig“ angesehen stehen ein kaufmännischer Betrieb und Betriebe fals Teil der Arbeiterhaushaltungenf g(ohne – außer bei Zwischenmeisterorganisation – Werkstattarbeit)g mit spezifizierten Leistungen an den kaufmännischen Betrieb und umgekehrt dieses an jene nebeneinander; der Vorgang ist also rein betriebsmäßig gar nicht verständlich, sondern es müssen die Kategorien: Markt, Unternehmung, Haushalt (der Einzelarbeiter), erwerbsmäßige Verwertung der entgoltenen Leistungen dazutreten. „Fabrik“ könnte man an sich – wie dies oft vorgeschlagen ist – ökonomisch indifferent insofern definieren, als die Art der Arbeiter (frei oder unfrei), die Art der Arbeitsspezialisierung (innere technische Spezialisierung oder nicht) und der verwendeten Arbeitsmittel (Maschinen oder nicht) beiseite gelassen werden hkann. Alsoh einfach: als Werkstattarbeit. Immerhin muß aber außerdem die Art der Appropriation der Werkstätte und der Arbeitsmittel (an einen Besitzer) in die Definition aufgenommen werden, sonst zerfließt der Begriff wie der des „Ergasterion“. Und geschieht einmal dies, dann scheint es prinzipiell zweckmäßiger, „Fabrik“ wie „Haus­industrie“ zu zwei streng ökonomischen Kategorien der Kapitalrechnungsunternehmung zu stempeln. Bei streng sozialistischer Ordnung würde die „Fabrik“ dann so wenig wie die „Hausindustrie“ vorkommen, sondern nur:i naturale Werkstätten, Anlagen, Maschinen, Werkzeuge, Werkstatt- und Heimarbeitsleistungen aller Art. a  Komma fehlt in K2.  b  Komma fehlt in K2.  c–c K2: denkbar und  d  A, K2: einem  e K2: die  f–f K2: der Arbeiter in eigener Wohnung,  g–g Klammern fehlen in K2.  h–h K2: kann, also  i  Doppelpunkt fehlt in K2. 

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3. Es ist nachstehend über das Problem der ökonomischen „Entwicklungsstufen“ S. 302 noch nichts bzw. nur soweit nach der Natur der Sache absolut unvermeidlich und beiläufig etwas zu sagen. Nur soviel sei hier vorweg bemerkt: Mit Recht zwar unterscheidet man neuerdings genauer: Arten der Wirtschaft und Arten der Wirtschaftspolitik. Die von Schönberg präludierten Schmollerschen und seitdem abgewandelten Stufen: Hauswirtschaft, Dorfwirtschaft – dazu als weitere „Stufe“: grundherrliche und patrimonialfürstliche Haushalts-Wirtschaft –, Stadtwirtschaft, Territorialwirtschaft, Volkswirtschaft warenj in seinerk Terminologie bestimmt durch die Art des wirtschaftsregulierenden Verbandes. Aber es ist nicht gesagt, daß auch nur die Art dieser Wirtschaftsregulierung bei Verbänden verschiedenen Umfangs verschieden wäre. So ist die deutsche „Territorialwirtschaftspolitik“ in ziemlich weitgehendem Umfang nur eine Übernahme der stadtwirtschaftlichen Regulierungen gewesen und waren ihre neuen Maßnahmen nicht spezifisch verschieden von der „merkantilistischen“ Politik spezifisch patrimonialer, dabei aber schon relativ rationaler Staatenverbände (also insoweit „Volkswirtschaftspolitik“ nach dem üblichen, wenig glücklichen Ausdruck). Vollends aber ist nicht gesagt, daß S. 303 die innere Struktur der Wirtschaft: die Art der Leistungsspezifikation oder -Spezialisierung und -Verbindung, die Art der Verteilung dieser Leistungen auf selbständige Wirtschaften und die Art | der Appropriation von Arbeitsverwertung, Beschaffungsmitteln und Erwerbschancen mit demjenigen Umfang des Verbandes parallel ging, der (möglicher!) Träger einer Wirtschaftspolitik war und vollends: daß sie mit dem Umfang dieses immer gleichsinnig wechsle. Die Vergleichung des Okzidents mit Asien und des modernen mit dem antiken Okzident würde das Irrige dieser Annahme zeigen. Dennoch kann bei der ökonomischen Betrachtung niemals die Existenz oder Nicht-Existenz material wirtschaftsregulierender Verbände – aber freilich nicht nur gerade: politischer Verbände – und der prinzipielle Sinn ihrer Regulierung beiseite gelassen werden. Die Art des Erwerbs wird dadurch sehr stark bestimmt. 4. Zweck der Erörterung ist auch hier vor allem: Feststellung der optimalen Vorbedingungen formaler Rationalität der Wirtschaft und ihrer Beziehung zu materialen „Forderungen“ gleichviel welcher Art.

§  16. I. Technisch unterscheiden sich die Arten der Leistungs-Gliederung: A. je nach der Verteilung und Verbindung der Leistungen. Und zwar: 1. je nach der Art der Leistungen, die ein und dieselbe Person auf sich nimmt. Nämlich: a) entweder liegen in ein und derselben Hand α. zugleich leitende und ausführende, oder β. nur das eine oder das andere, – |a

j K2: wären  k K2: reiner  a  Hier endet K2 59a.

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2.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  24–27

Die Korrekturfahnen K1 und K2 sind in der Max Weber-Arbeitsstelle Düsseldorf überliefert. Sie umfassen die Seiten 80 bis 89 der Druckfassung (Teile von Bogen 5 und 6). K1 besteht aus zwei Konvoluten. Die Fahnen sind von dritter Hand paginiert, und zwar mit doppelter Zählung, die zweite Zählung 8 Seiten weiter und in Klammern. Diese Zählung entspricht der Paginierung von K2. Die Fahnen K1 haben keine Kolumnentitel, sie sind aber durchgehend von Max Weber bearbeitet, teilweise wurden §§-Ziffern von ihm nachkorrigiert. Korrekturfahne „87 (81)“ [sic!] trägt den Druckereistempel mit Datum „4 FEB. 1920“ sowie den Stempel „Korrektur“ und von dritter Hand „G.d.S. Weber“. Sie weist Korrekturen Max Webers auf. Das Konvolut S.  67 (75) bis 72 (80) ist nicht datiert. Fahne 72 (80) leitet direkt zu Korrekturfahne „87 (81)“ über, was dafür spricht, daß sie untereinander im zeitlichen Zusammenhang stehen. K2 beginnt mit der Fahne 74, die keinen Datumsstempel aufweist. Sie enthält die Notiz „Nachträgliche Korrektur!“ (doppelt unterstrichen) von Max Webers Hand. Daran schließt sich die Fahne 75 an, die den Druckereistempel mit dem Datum „17 APR. 1920“ trägt. Sie weist außerdem den Stempel „Revision“ und den Stempel „Rev. lt. Druckauftrag Mohr“ auf, wobei sich vor diesem Stempel der Zusatz „Sup.“ von dritter Hand findet, so daß man „SuperRevision“ liest. Die Fahnen von K2 haben keine Kolumnentitel und sind von dritter Hand paginiert. Den stark bearbeiteten Fahnen ist ein von Max Weber beschriebenes Blatt mit der eigenhändigen Paginierung „75a1“ (die 1 ist doppelt unterstrichen) hinzugefügt. Das zweite Manuskriptblatt, auf das Weber hinweist, fehlt in dem überlieferten Konvolut. Für eine Erweiterung in diesem Stadium spricht außerdem die Paginierung von Fahne „77a“. Zur Paginierung der Druckfassung ergibt sich eine Differenz von 6 bzw. 8 Seiten. * = eigenhändige Zusätze Max Webers MWG

A = Druckfassung Feb 21

K2 = Revision

K1 = Korrektur + Revision

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2.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  24–27 MWG

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A = Druckfassung

K2 = Revision

K1 = Korrektur + Revision

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[S. 340] [A 80] γ. die Entwicklung entweder αα) von Großhaushalten: – für unfreie Berufsverteilung, oder K2 74 ββ) von Marktchancen: – für freie Berufsverteilung;a b) je nach dem Grade und der Art der berufsmäßigen Spezifikation oder der Spezialisierung der Wirtschaften. Entscheidend dafür ist vor allem α. die durch Kaufkraft bestimmte Marktlageb für die Leistungen spezialisierter Wirtschaften, β. die Art der Verteilung der Verfügung über Kapitalgüter; c) je nach dem Maße und der Art der Berufskontinuität oder des Berufswechsels. Für diesen letztgenannten Umstand sind entscheidend vor allem α. das Maß von Schulung, welches cdie spezialisiertenc Leistungen voraussetzen, β. das Maß von Stabilität oder Wechsel der Erwerbschancen, welches abhängig ist von dem Maß der Stabilität einerseits der Einkommensverteilung und von deren Art, andererseits von der Technik. Für alle Gestaltungen der Berufe ist schließlich wichtig: die ständische Gliede- S. 341 rung mit den dständischen Chancend und Erziehungsformen, welche sie für bestimmte Arten gelernter Berufe schafft. Zum Gegenstand selbständiger und stabiler Berufe werden nur Leistungen, welche ein Mindestmaß von Schulung voraussetzen und für welche kontinuierliche Erwerbschancen bestehen. Berufe können traditional (erblich) überkommen oder aus zweckrationalen (insbesondre: Erwerbs-)Erwägungen gewählt oder charismatisch eingegeben oder affektuell, insbesondere aus ständischen e(„Ansehens“-) Interessene ausgeübt werden. Die individuellen Berufe waren primär durchaus charismatischen (magischen) Charakters, der gesamte Rest der Berufsgliederung – soweit Ansätze einer solchen überhaupt bestanden – traditional bestimmt. Die nicht spezifisch persönlichen charismatischen Qualitäten wurden entweder GegenA 81 stand von traditionaler | Anschulung in geschlossenen Verbänden oder erblicher Tradition. Individuelle Berufe nicht streng charismatischen Charakters schufen zunächst – leiturgisch – die großen Haushaltungen der Fürsten und Grundherren, dann – verkehrswirtschaftlich – die aStädte. Danebena aber stets:b die im Anschluß an die magische oder rituelle oder klerikale Berufsschulung entstehenden literarischen und als vornehmc geltenden ständischen Erziehungsformen.d a A, K2: Berufsverteilung,  b K2: Marktbreite  c–c K2: spezialisierte  d–d K2: Prestige-Chancen  e–e A: („Ansehens“)-Interessen; K2: Prestige-Interessen  a–a  K2: Städte, daneben  b Doppelpunkt fehlt in K2.  c K2: wissenschaftlich  d In K2 folgt an dieser Stelle eine eigenhändige Markierung und ein Verweis vom oberen Rand hierher: Nachträgliche Korrektur!

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Berufsmäßige Spezialisierunge bedeutet nach dem früher Gesagten nicht notwendig: kontinuierliche Leistungen entweder 1. leiturgisch für einen Verband (z. B. einen fürstlichen Haushalt oder eine Fabrik) oder 2. für einen völlig freien „Markt“. Es ist vielmehr möglich und häufig:f S. 342 1. daß besitzloseg berufsspezialisierte Arbeiterh je nach Bedarf nuri als Gelegenheitsarbeitskräfte verwendet werden, vonj keinem relativ gleichbleibenden Kreisk a) von haushaltsmäßigenl Kunden (Konsumenten) oder b) von Arbeitgeberkundenm (Erwerbswirtschaften).n Zuo a) In Haushaltungen: dahin gehört α. bei Expropriation mindestens: der Rohstoffbeschaffung,p also: der Verfügung über das Erzeugnis,q vom Arbeiter:r I. Die „Stör“ αα) als reiner Wanderbetrieb, ββ) als seßhafte, aber in einem örtlichen Kreis von Haushaltungen ambulante Arbeit; II. das „Lohnwerk“: seßhafte Arbeit, in eigner Werkstatt (bzw. Haushalt) für einen Haushalt arbeitend. In allen Fällen liefert der Haushalt den Rohstoff; dagegen pflegen die Werkzeuge dem Arbeiter appropriiert zu sein (Sensen den sSchnit­ tern,s Nähwerkzeug der Näherin, alle Arten von Werkzeugen den Handwerkern). Das Verhältnis bedeutet in den Fällen Nr. I den temporären Eintritt in den Haushalt eines Konsumenten. | K2 75

K1 67 (75)

Dem gegenüber ist von K[arl] Bücher der Fall der vollen Appropriation aller Beschaffungsmittel ant den Arbeiter als „Preiswerk“ bezeichnet worden.u | e  In K2 folgt: der Arbeiter ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  f  Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  g  In K2 eigenhändig eingefügt.  h  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  i  In K2 eigenhändig eingefügt.  j K2: oder > von ; in K2 folgt nach Absatz: 2. daß erwerbsspezialisierte Wirtschaften weder leiturgisch für einen Verband, noch für den Absatz für den völlig freien Markt, leisten und sich orientieren, sondern für ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  k–k K2: einen Kreis > einem relativ gleichbleibenden Kreis  l A: haushaltmäßigen ; in K2 eigenhändig eingefügt: haushaltsmäßigen ; Emendation nach K2.  m K2: Abnehmer > Kunden > Arbeitgeberkunden  n  In K2 folgt nach Absatz: 1. Gelegenheitsarbeit berufsspezialisierter Arbeiter. ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  o  In K2 eigenhändig eingefügt.  p Komma fehlt in K2.  q Komma fehlt in K2.  r K2: Arbeiter.  s–s K2: Schnittern),  t K2: durch > an  u  In K2 folgt: β. Bei Appropriation der Rohstoffe und Werkzeuge, als auch des Erzeugnisses gehört dahin: [Absatz] tatsächlich ausschließliche oder ganz überwiegend herrschende Produktion | ; in K1 und K2 folgt: für einen festen und bekannten Kreis von Konsumenten und normalerweise auf deren vorherige Bestellung: Kunden-

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2.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  24–27

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Zuv b) wGelegenheitsarbeit berufsspezialisierter Arbeiter fürx ErK1 67 (75) werbswirtschaften:w bei Expropriation mindestens dery Rohstoffbeschaffung, also: der S. 343 Verfügung über das Erzeugnis,z vom Arbeiter:a I. Wanderarbeit bin wechselnden Betrieben von Arbeitgebern,b II. gelegentliche oder Saison-Heimarbeitc für einen Arbeitgeber in eigner Haushaltung. Beispiel zu I: Sachsengänger,d zue II: jede gelegentlich ergänzend zur Werkstattarbeit tretende Heimarbeit.

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2. fDas Gleiche bei Wirtschaften mit appropriierten Beschaffungsmitteln:f α.g Bei hKapitalrechnung und partieller,h insbesondere:i auf die Anlagen beschränkter Appropriation der Beschaffungsmittel anj Besitzer; Lohnwerkstattbetriebek (Lohnfabriken)l und vor allem: verlegte Fabriken – erstere seit langem, letztere neuerdings häufig vorkommend. β.m Bei voller Appropriation der Beschaffungsmittel nan Arbeiternn a) kleinbetrieblich, ohne Kapitalrechnung:o pαα) für Haushaltungen: Kundenpreiswerker ββ) für Erwerbsbetriebe:p Hausindustrie ohne Expropriation der Beschaffungsmittel, also formal ungebundene[,] aber tatsächlich an S. 344

produktion (ein Fall, der naturgemäß stets labil ist, außer wenn durch Kasten oder Zünfte eine Kundschaftsappropriation erfolgt). ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen ; in K2 folgt der eigenhändige Zusatz: Ein solcher „Preiswerker“ gehört also unter den Fall 2. (a, αα)  v  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  w–w K1: Von Erwerbswirtschaften: > Gelegenheitsarbeit berufsspezialisierter Arbeiter in Erwerbswirtschaften: ; in K1 folgt: 1. ; Ordnungszahl in K1 eigenhändig gestrichen; Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  x K2: in  y K1: das  z Komma fehlt in K1 und K2.  a Doppelpunkt in K1 eigenhändig eingefügt.  b–b K1: im Betriebe des Arbeitgebers, > in Betrieben von Arbeitgebern, ; K2: in Betrieben von Arbeitgebern, > in wechselnden Betrieben von Arbeitgebern,  c K1: periodische Heimarbeit ; K2: periodische Heimarbeit > Saison-Heimarbeit  d K1, K2: Sachsengängern,  e  A, K1, K2: Zu  f–f  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig eingefügt: Kund > Abnehmerkreis-Produktionen spezialisierter Erwerbswirtschaften: ; K2: Abnehmerkreis-Produktionen spezialisierter Erwerbswirtschaften: > Das Gleiche bei Wirtschaften mit appropriierten Beschaffungsmitteln:  g  In K1 mit Setzeranweisung: (neue Zeile) und abweichender typographischer Darstellung eigenhändig eingefügt: α  h–h K1: partieller und Kapitalrechnung, > Kapitalrechnung und partieller ; Komma fehlt in K2.  i  Doppelpunkt fehlt in K1 und K2.  j K1: von > an  k  K1, K2: Lehrwerkstattbetriebe  l  K1: (Lehrfabriken) > (Lohnfabriken)  m K1: 3. > β.  n–n  Passage fehlt in K1 und K2.  o  Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  p–p  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.

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K2 75a1

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einen monopolistischen Kreisq von Abnehmern absetzende Erwerbsbetriebe, | b) großbetrieblich mit Kapitalrechnung: Beschaffung für einen festen Abnehmerkreis:a – Folge (regelmäßig, aber nicht: nur) von kartellmäßigenb Absatzregulierungen. | Es ist schließlich noch festzustellen: daß weder a) jeder Erwerbsakt Bestandteil eines berufsmäßigen Erwerbens ist, – noch b) alle noch so häufigen Erwerbsakte begriffsnotwendig irgendeiner kontinuierlichen gleichsinnigen Spezialisierung zugehören. dZu a:d Es gibte Gelegenheitserwerb:f α) der Überschüsse des Hausfleißes abtauschenden gHauswirtschaft. Ebenso zahlreiche ihnen entsprechende großhaushaltungsmäßige, namentlich grundherrliche, Gelegenheits-Erwerbsabtausche.g Von da führt eine kontinuierliche Reihe von möglichen „Gelegenheitserwerbsakten“ bis: β) zur Gelegenheitsspekulation eines Rentners, dem Gelegenheitsabdruck eines Artikels, Gedichtes usw.h eines Privaten und ähnlichen modernen Vorfällen. i– Von da wieder bis zum „Nebenberuf“.i jZu b:j Es ist ferner zu erinnern: daß es auch vollkommen wechselnde und in ihrer Art absolut unstete,k zwischen allen Arten von Gelegenheitserwerb und zwar eventuell auch zwischen normalen Erwerbsakten und Bettel, Raub, Diebstahl wechselnde Formen der Existenzfristung gibtl.c | mEine Sonderstellung nehmen ein S. 345 a) rein karitativer Erwerb, b) nicht karitativer Anstaltsunterhalt (insbesondre: strafweiser), c) geordneter Gewalterwerb,n

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q  In K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  a  Doppelpunkt in K1 eigenhändig eingefügt.  b K1: kontrollmäßigen > kartellmäßigen  c–c Passage fehlt in K1 und K2; in K2 auf einer zusätzlichen Seite eigenhändig eingefügt (vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S.  664).  d–d  In K2 hervorgehoben.  e K2: giebt  f A: Gelegenheitserwerb; ; Emendation nach K2.  g–g K2: Hauswirtschaft und den zahlreichen ganz entsprechenden, Großhaushaltungsmäßigen, namentlichen grundherrlichen, Gelegenheits-Erwerbsabtauschen. –  h K2: u. s. w.  i–i Passage fehlt in K2.  j–j  In K2 hervorgehoben.  k K2: unstäte,  l K2: giebt  m–m (S. 669)  Passage fehlt in K1 und K2; in K2 verweist der eigenhändige Vermerk am Blattende von 75a1: (Folgt: 75a2[)] auf eine zweite eingeschobene Seite. Diese ist nicht überliefert.  n A: Gewalt­erwerb: 

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d) ordnungsfremder (krimineller) Erwerb durch Gewalt oder List.o Die Rolle von b und d bietet wenig Interesse. Die Rolle von a war für die hierokratischen Verbände (Bettelmönchtum), die Rolle von c für die politischen Verbände (Kriegsbeute) und in beiden Fällen für diesp Wirtschaften oft ganz ungeheuer groß. Die „Wirtschaftsfremdheit“ ist in diesen beiden Fällen das Spezifische. Deshalb ist eine nähere Klassifikation hier nicht am Platz. Die Formen werden anderwärts zu entwickeln sein. Aus teilweise (aber nur teilweise) ähnlichen Gründen ist der Beamtenerwerb (einschließlich des Offizierserwerbes, der dazu gehört) unten (§  41q) nur zwecks „systematischerr Ortsbezeichnung“ als Unterart des Arbeitserwerbes genannt, ohne vorerst näher kasuistisch erörtert zu sein. Denn dazu gehört die Erörterung der Art der Herrschaftsbeziehung, in welcher diese Kategorien stehen.m | [K1 67 (75)], §  24a.s Die Kasuistik der technischen, betriebsmäßigen Appropria­ tions- und Marktbeziehungen ist also nach dent von §  15 angefangen bis S. 346 [K2 75] hier entwickelten theoretischen Schemata eine höchst vielseitige. Tatsächlich spielen von den zahlreichen Möglichkeiten nur einige eine beherrschende Rolle. 1. Auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Bodens: a) ambulanter,u vd. h. nach Ausnutzung des Bodens den Standort wechselnderv Ackerbau: Hauswirtschaft wmit Appropriation des Bodens an den Stammw und – zeitweilig oder dauernd – xder Nutzung an Nachbarschaftsverbände mitx nur zeitweiser Appropriation der Bodennutzung any Haushaltungenz.a Die Größe der Haushaltsverbände istb cregelmäßig entwederc α.d große Hauskommunion, odere s

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o  Absatz fehlt in A.  p Lies: dieses  q A: 39  r A: „systematische  s–s §-Zeichen und -Ziffer fehlen in K1; in K1 eigenhändig eingefügt: §  24. ; K2: §  24.  t  K1, K2: dem u  Komma fehlt in K1 und K2.  v–v  Passage in K1 eigenhändig eingefügt.  w–w K1: innerhalb des Stammes > mit Appropriation des Bodens an den Stamm  x–x K1: dem Nachbarschaftsverbande appropriierten Gebiets mit > der Nutzung an Nachbarschaftsverbände; ; K2: der Nutzung der Nachbarschaftsverbände > der Nutzung an Nachbarschaftsverbände bei  y  In K1 und K2 folgt: die ; in K2 eigenhändig gestrichen.  z In K1 folgt: bei ambulantem Betrieb ; in K1 eigenhändig gestrichen.  a  Absatz fehlt in K1.  b  In K1 folgt: je nach Arbeitskumulationen oder arbeitskombiniertem Betrieb ; in K1 eigenhändig gestrichen.  c–c  Passage fehlt in K1; K2: entweder > entweder regelmäßig ; Absatz fehlt in K1.  d K1: α)  e  Absatz fehlt in K1.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

β. organisiertef Sippenwirtschaft,g oderh γ. Großfamilienhaushalt, oderi δ.j Kleinfamilienhaushalt. f

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k„Ambulant“

ist der Ackerbau regelmäßig nur in bezug auf den bebauten Boden, weit seltener und inl größeren Perioden: mfür Hofstättenm.k |

b) Seßhafter Ackerbau: mark- und dorf-genossenschaftliche Regulierung der Nutzungsrechte an Äckerna, Wiesenb, Weidenc, Holzungend, Wasser mit (normalerweise) Kleinfamilienhaushaltungen. eAppropriation von Hofgüternf und Gärten an Kleinfamilien;g Acker, (meist) Wiesen, Weiden an den Dorfverband;h Holzungen an | größere MarkK2 76 gemeinschaften.e Bodenumteilungen sind dem Recht nach ursprünglich möglich, aber nicht systematisch organisiert und daher meisti obsolet. jDie Wirtschaft ist meist durch Dorfordnung reguliert (primäre Dorfwirtschaft). S. 347 Die Sippengemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft besteht nur ausnahmsweise (China), und dann in rationalisierter Verbandsform k(Sippenvergesellschaftung), fortk.j c) Grundherrschaft und Leibherrschaftl mit grundherrlichem Fronhof und gebundenen Naturalgüter- und Arbeits-Leistungen der abhängigen mBauernbetriebe. Gebundenem Appropriation:n des Bodenbesitzes undo der Arbeiter an den Herren, der Bodennutzung und der

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f–f  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig eingefügt: β) organisierte ; K2: β) organisierte  g  Komma fehlt in K1 und K2.  h  Absatz fehlt in K1.  i–i  Passage fehlt in K1 und K2; in K2 eigenhändig eingefügt: γ) Großfamilienhaushalt, oder  j K1: β) > γ) ; K2: γ. > δ.  k–k Passage in K1 eigenhändig eingefügt.  l K2: bei  m–m K1: die Hofstätten ; K2: in Hofstücken  a K1: Acker ; K2: Äcker > Äckern  b K1: Wiese ; K2: Wiese > Wiesen  c K1: Weide ; K2: Weide > Weiden  d K1: Holzung ; K2: Holzung > Holzungen  e–e Passage in K1 eigenhändig eingefügt.  f K1: Hofstätten  g  K1, K2: Kleinfamilien,  h  K1, K2: Dorfverband,  i  In K1 eigenhändig eingefügt.  j–j  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig eingefügt: Die Wirtschaft ist dorfgemeinschaftlich reguliert. Die Sippengemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft besteht nur ausnahmsweise (China), und dann in rationalisierter Verbandsform, fort. ; K2: Die Wirtschaft ist dorfgenossenschaftlich reguliert. Die Sippengemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft besteht nur ausnahmsweise (China) und dann in rationalisierter Verbandsform, fort. > Die Wirtschaft ist meist durch Dorfordnung reguliert (primäre Dorfwirtschaft). Die Sippengemeinschaft als Wirtschaftsgemeinschaft besteht nur ausnahmsweise (China) und dann in rationalisierter Verbandsform (Sippenvergesellschaftung), fort. ; Absatz fehlt in K1 und K2.  k–k A: (Sippenvergesellschaftung) ; Emendation nach K1 und K2.  l K1: Leitherrschaft > Leibherrschaft  m–m K1: Bauernbetriebe, gebundene > Bauernbetriebe: Gebundene  n  Doppelpunkt in K1 eigenhändig eingefügt.  o  Wort in K1 eigenhändig eingefügt.

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Rechte auf die Arbeitsstellen an die Bauern p(einfacher grundherrlicher Naturalleistungsverband)p. d) α) Grundherrschaftlichesq oder β) fiskalisches Bodenmonopol mit Solidarhaft der Bauerngemeindeverbände für fiskalische rLasten. Daher:r Feldgemeinschaft und systematisierte regelmäßige Neuverteilung des Bodens: soktroyierte dauerndes Appropriation des Bodens als Korrelat der Lasten an den Bauerngemeindeverband, nicht an die Haushaltungen, an diese nur tzeitweise undt vorbehaltlich der Neuumteilung zur Nutzung. uRegulierung der Wirtschaft durch Ordnungen des Grundherrn oder politischen Herrn (grundherrliche oder fiskali- S. 348 sche Feldgemeinschaft).u e) Freiev Grundherrschaftw mitx haushaltsmäßiger Nutzung der abhängigen Bauernstellen als yRentenquelle[.] Also:y Appropriation des Bodens an den zGrundherren, aber:z aα. Kolonen, oder β. Teilpacht- oder γ. Geldzinsbauern alsa Träger der Wirtschaftsbetriebe. f) Plantagenwirtschaft: freie Appropriation des Bodens und der Arbeiter (als Kaufsklaven) an den Herren als Erwerbsmittel in einem kapitalistischen Betrieb mit unfreier Arbeit. | K1 68 (76) g) bGutswirtschaft: Appropriationb des Bodensc

p–p Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  q K1: Grundherrschaft > Grundherrschaftliches  r–r K1, K2: Lasten, daher:  s–s In K1 eigenhändig eingefügt.  t–t  In K1 eigenhändig eingefügt.  u–u  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig eingefügt: Regulierung der Wirtschaft durch den Grundherrn oder politischen Herrn. ; K2: Regulierung der Wirtschaft durch die Grundform oder politische Form > Regulierung der Wirtschaft durch Ordnungen des Grundherrn oder politischen Herrn (grundherrliche oder fiskalische Feldgmeinschaft).  v K1: Die > Freie ; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  w In K2 eigenhändig hervorgehoben.  x In K1 folgt: geldwirtschaftlicher ; Wort in K1 eigenhändig gestrichen.  y–y A: Rentenquelle Also: ; K1, K2: Rentenquelle: freie  z–z K1: Grundherren, ; K2: Grundherren, > Grundherren, also: ; Absatz fehlt in K1.  a–a K1: Pacht- und Zinsbauern als > und α) Kolonen, oder β) Teilpacht- oder γ) Zinsbauern als ; K2: α. Kolonen, oder β. Teilpacht- oder Zinsbauern γ. als > α. Kolonen, oder β. Teilpacht- oder γ. Zinsbauern als ; Absätze fehlen in K1; in K1 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  b–b K1: Die Gutswirtschaft mit Appropria­ tion > Freie Gutswirtschaft mit Appropriation ; K2: Freie Gutswirtschaft mit Appropriation > Gutswirtschaft: Appropriation  c  Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

α.d ane fBodenrentenbesitzer, Verleihung an Großpächterwirtschaften. Oderf β.g an die Bewirtschafter als hErwerbsmittel. Beidemal mith freien Arbeitern,i inj a)k eignenl oderm nb) vom Herrn gestellten Haushaltungen, in beiden Fällen S. 349 α. mit landwirtschaftlicher Erzeugungn oder – Grenzfall – β.o ohne alle eigne Gütererzeugung. h) Fehlen der Grundherrschaft: bäuerliche Wirtschaft mit Appropriation des Bodens an die Bewirtschafter (Bauern).p Die Appropriation kann praktisch bedeuten:q α.r daß tatsächlich vorwiegend nur erblich erworbeners Boden odert β.u umgekehrt, daß Parzellenumsatz besteht,v ersteres bei Einzelhofsiedelung und Großbauernstellen, letzteres bei Dorfsiedelung und Kleinbauernstellen typisch. Normale Bedingung ist für den wFall e[,] γw ebenso wie für den Fall h, β die Existenz ausreichender lokaler Marktchancen für bäuerliche Bodenprodukte. 2. Auf dem Gebiet des xGewerbes (einschließlich des Bergbaues), Transports und Handels:x

d  K1, K2: α)  e  In K1 und K2 folgt: getrennte ; in K2 eigenhändig gestrichen.  f–f K1: Bodenrentenbesitzer oder > Bodenrentenbesitzer und Großpächterwirtschaft oder ; K2: Bodenrentenbesitzer und Großpächterwirtschaft > Bodenrentenbesitzer, Verleihung an Großpächterwirtschaften oder ; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  g  K1, K2: β)  h–h K1: Erwerbsmittel und > Erwerbsmitteln, mit ; K2: Erwerbsmitteln, mit  i  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  j Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  k Ordnungsbuchstabe fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  l K1: eigne > eignen  m  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  n–n  Passage fehlt in K1; K2: landwirtschaftliche Erzeugungswirtschaften > b) vom Gutsherrn gestellten Haushaltungen, in beiden Fällen α) mit landwirtschaftliche[r] Erzeugung ; in K2 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  o A: β) ; Ordnungsbuchstabe fehlt in K1 und K2.  p  K1, K2: Bauern);  q K1: bedeuten, ; K2: bedeuten, > bedeuten: ; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  r K1, K2: α)  s K1: erworbene > erworbenen  t  Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  u  K1, K2: β)  v K1: stattfindet, > besteht, ; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  w–w A: Fall e γ ; K1: Fall d ; K2: Fall e  x–x  A, K2: Gewerbes und Transports (einschließlich des Bergbaues) und Handels: ; K1: Gewerbes und Transports > Gewerbes (einschließlich des Bergbaues), Transports und Handels: ; Emendation nach eigenhändiger Korrektur in K1.

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a) Hausgewerbe, primär als Mittel des Gelegenheitstausches, sekundär als Erwerbsmittel mity α.z interethnischer Leistungsspezialisierung a(Stammesgewerbe). Daraus erwachsen:a | β.a Kastengewerbeb.c A 84 In beiden Fällen dprimär: Appropriationd der Rohstoffquellen und also der Rohstofferzeugung;e Kauf der Rohstoffe oder Lohngewerbe erst sekundär. Im ersten Fall oft:f Fehlen formaler gAppropriation. Daneben, und img zweiten hFall stets: erblicheh Appropriation der leistungsspezifizierteni Erwerbschancen jan Sippen- oder Hausverbändej. kb) Gebundenes Kundengewerbel: Leistungsspezifikation für einen Konsumenten-Verband: S. 350 α.m einen herrschaftlichen (oikenmäßig,n grundherrlich) – β.o peinen genossenschaftlichenp q(demiurgisch).k Keinq Markterwerb. Im Fall α haushaltsmäßige Leistungsverbindung, zuweilen Werkstattarbeit im Ergasterion des Herren. Im Fall β erbliche (zuweilen: veräußerliche) Appropriation der Arbeitsstellen, Leistung für appropriierte r(Konsumenten-)Kundschaft – kärgliche Fortent­ wicklungen:r I. sErster Sonderfall:s Appropriierte t(formal unfreie)t leistungsspezifizierte Träger des uGewerbes

y  Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  z  K1, K2: α)  a–a K1: (Stammesgewerbe), dauernd verwachsen > (Stammesgewerbe), daraus erwachsen: ; K2: (Stammesgewerbe), daraus erwachsen: ; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  a  K1, K2: β)  b  In K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  c  Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  d–d  K1, K2: primäre Appropriation  e  K1, K2: Rohstofferzeugung,  f In K1 eigenhändig eingefügt.  g–g K1: Appropriation, im > Appropriation, daneben und ; K2: Appropriation, daneben und im  h–h K1: Fall erb­ liche > Fall: erbliche ; K2: Fall: erbliche > Fall stets: erbliche  i K1: leistungsspezialisierten > leistungsspezifizierten  j–j  In K1 eigenhändig eingefügt.  k–k  In K1 und K2 fortlaufend ohne Absätze; in K2 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  l K1: Gewerbe ; K2: Gewerbe > Kundengewerbe  m  K1, K2: α)  n K1: (villenmäßig, > (oikenmäßig,  o K1, K2: β)  p–p K1: ein genossenschaftlicher > einen genossenschaftlichen  q–q K1: (demiurgisch) kein > (demiurgisch). Kein ; Absatz fehlt in K1 und K2; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  r–r  K1, K2: (Konsumenten-)Kundschaft. s–s K1: Als Sonderfall und Übergangserscheinung. > Als Sonderfall und Übergangserscheinung: ; K2: Als Sonderfall und Übergangserscheinung: > Sonderfall und Übergangserscheinung:  t–t K1: (unfreie) ; K2: (unfreie) > (formal unfreie)  u–u (S. 674)  In K1 und K2 Text fortlaufend ohne Absätze; in K2 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

α.v als Rentenquelle der Herren, dabei aberw als, trotz der formalen Unfreiheit, materialx freie (meist) yKundenproduzenten (Renten­skla­ ven),y β.z als unfreie Hausgewerbetreibende für Erwerbszwecke,a γ.b als Werkstatt-Arbeiter in einemc Ergasterion des Herren für Erwerbszwecke d(unfreie Hausindustrie)d.u | II. Zweitere Sonderfall: leiturgische Leistungsspezifikation für fiskalische Zwecke: Typus dem Kastengewerbe (a,f β) gleichartig.g Entsprechend aufh dem Gebiet des Bergbaues:i jfürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit Unfreien: Sklaven oder Hörigen.j kEntsprechend aufk dem Gebiet des Binnentransportsl:m na)o grundherrliche Appropriation der Transportanlagen als Renten­ quelle:p qUmlegung demiurgischer Leistungen auf dieq dafür bestimmten rKleinbauernstellen; b) genossenschaftlich regulierter Kleinhändlerkarawanens.n tDie Ware war ihnen appropriiert.t

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v  K1, K2: α)  w K1: also > aber  x  In K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  y–y  K1, K2: Kundenproduzenten, –  z  K1, K2: β)  a  In K1 und K2 folgt ein Gedankenstrich.  b  K1, K2: γ)  c K1: ein ; K2: ein > einem  d–d Passage fehlt in K1 und K2.  u (S. 673)–u  In K1 und K2 Text fortlaufend ohne Absätze; in K2 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  e K1: Als zweiter ; K2: Als zweiter > Zweiter  f K1: (α, > (a,  g K1: entsprechend. ; K2: entsprechend. > gleichartig. ; nachfolgender Durchschuß fehlt in K1 und K2.  h–h K1: Auf > Entsprechend: Auf ; K2: Entsprechend: [Absatz] Auf > Entsprechend auf ; hier mit eigenhändiger Setzeranweisung: (kein Absatz!):  i Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  j–j K1: fürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit abhängigen Arbeitern (Sklaven oder Hörigen) oder genossenschaftlicher Abbau von gelernten Arbeitern im kleinen nach Abfindung der Bodeninteressenten. > a) fürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit abhängigen Arbeitern (Sklaven oder Hörigen) oder [Absatz] b) genossenschaftlicher Abbau von gelernten Arbeitern im kleinen nach Abfindung der Bodeninteressen. ; K2: a) fürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit abhängigen Arbeitern (Sklaven oder Hörigen) oder [Absatz] b) genossenschaftlicher Abbau von gelernten Arbeitern im kleinen nach Abfindung der Bodeninteressen. > fürstlicher oder grundherrlicher Betrieb mit Unfreien: Sklaven oder Hörigen, oder,  k–k K1: Auf ; K2: Auf > Entsprechend auf  l In K2 folgt eigenhändiger Zusatz: und Handels  m Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  n–n  In K1 Text fortlaufend ohne Absätze; in K1 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  o Ordnungsbuchstabe in K1 eigenhändig eingefügt.  p K1: Rentenquelle, ; K2: Rentenquelle, > Rentenquelle:  q–q K1: dafür demiurgische Leistung der > Umlegung demiurgischer Leistungen auf die  r–r A: Kleinbauernstellen. Genossenschaftlich regulierte ; Absatz und Ordnungsziffer fehlen in A; sinngemäß ergänzt; K1: Kleinbauernstellen. ; K2: Kleinbauernstellen. > Kleinbauernstellen. Genossenschaftlich regulierte  s  In K1 und K2 folgt: als Träger des Handels  t–t  Passage fehlt in K1 und K2.

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Auf dem Gebiet des Seetransports: a)v oikenmäßiger oder grundherrlicher oder patrizischer wSchiffsbesitz mit Eigenhandelw des Herren; b)x genossenschaftlicher Schiffsbau und Schiffsbesitz, Schiffsführer S. 351 und Mannschaft als Eigenhändler beteiligt, yinterlokal reisendey Kleinhändler neben ihnen als Befrachterz, Risikovergesellschaftung aller Interessenten, astreng reguliertea Schiffskarawanen.b cIn allen Fällen war dabei „Handel“ mit interlokalem Handel, also Transport, noch identisch.c u c) Freies Gewerbe: dFreiee Kundenproduktion als a) Stör, oder b) Lohnwerk bei Appropriation der Rohstoffe an den Kunden (Konsumenten), der Arbeitswerkzeuge an den Arbeiter, der etwaigen Anlagen an Herren (als Rentenquelle) oder Verbände (zur Reihum-Benutzung), oder c) „Preiswerk“, mit Appropriation der Rohstoffe und Arbeitswerkzeuge, damit auch:f der Leitung, ang Arbeiter, etwaiger Anlagen (meist) an einen Arbeiterverband (Zunft).d In allen diesen Fällen typisch: Erwerbsregulierung durch die Zunft.h Im Bergbau: Appropriation des Vorkommens an politischei oder Grundherren als Rentenquelle; Appropriation des Abbaurechts an einen Arbeiterverband; zünftige Regelung des Abbaus als Pflicht gegen den Bergherren als Renteninteressenten und gegen die Berggemeinde als jenem solidarisch haftend und am Ertrag interessiert. –  j | u

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u–u  In K1 Text fortlaufend ohne Absätze; in K1 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  v  Ordnungsbuchstabe in K1 eigenhändig eingefügt.  w–w K1: Schiffsbesitz, Eigenhandel ; K2: Schiffsbesitz, Eigenhandel > Schiffsbesitz mit Eigenhandel  x K1: daneben: > b):  y–y  Passage fehlt in K1; in K2 mit Hervorhebung eigenhändig eingefügt.  z K1: Befrager > Befrachter  a–a  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  b  In K1 folgt erneut die vorhergehende Zeile: ihnen als Befrager, Risikovergesellschaftung aller Interessenten, Schiffskara ; Zeile in K1 eigenhändig gestrichen.  c–c  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt: In allen Fällen war dabei „Handel“ mit interlokalem Handel, also Transport, noch identisch. (Sonst nur als BeamtenFunktion im Oikos)  d–d  In K1 Text fortlaufend ohne Absätze; in K1 mit eigenhändigen Absatzmarkierungen.  e  Wort fehlt in K1; in K2 mit Hervorhebung eigenhändig eingefügt.  f  Wort fehlt in K1 und K2.  g  In K1 und K2 folgt: den  h  Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  i K1: politischen > politische  j Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung. 

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Auf dem Gebiet des Binnen-Trans|ports:a Schiffer- und FrachtfahrerZünfte mit festen Reihefahrtenb und Regulierung ihrer Erwerbs­ chancen.c S. 352 Auf dem Gebiet der Seeschiffahrt: Schiffspartenbesitzd, Schiffskarawanen, reisendee Kommendahändlerf.g

A 85, K1 69 (77)

Entwicklung zum Kapitalismus:h α. tatsächliche Monopolisierung der Geldbetriebsmitteli jdurch Unternehmerj als Mittel der Bevorschussung der Arbeiter. Damitk Leitung der Güterbeschaffung lkraft Beschaffungskredits und Verfügung über h

a  Doppelpunkt fehlt in K1 und K2.  b K1: Reisefahrten > Reihefahrten  c Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung.  d K1: Schiffsgartenbesitz > Schiffspartenbesitz  e Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  f K1: Kommendehändler > Kommendahändler ; in K1 und K2 folgt: als reisende Händler, Gelegenheitsassoziation als erste Form der Kapitalrechnung im Fernhandel ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  g  Absatz fehlt in K1; in K1 mit eigenhändiger Absatzmarkierung; Durchschuß fehlt in A, K1 und K2.  h–h K1: Quantitativer Schwerpunkt der Handelserwerbschancen: im Detailhandel an Konsumenten, also: Kundenhandel auf Grundlage lokaler Erwerbsspezifizierung. Grundlage: der städtische Markt als typisches Absatzgebiet. Daneben: |:als:| Großkonsumenten. |:a) fürstliche oder grund- und leibherrliche Leistungsempfänger – b) Komsumtivcreditgeber.:| [Absatz] Als Sonderfall: Werkstattarbeit freier Arbeiter infolge einer Appropriation der Anlagen und Apparate durch Besitzer oder infolge von herrschaftlichem Monopol und Interesse des Herren an Qualitäts-Kontrolle und Geheimhaltung. [Absatz] d) Zunehmendes Schwergewicht der interlokalen Bedarfsdeckung und Tendenz zum Ausgleich der interlokalen Marktchance: > Marktchancen: Kapitalistisches Gewerbe: Verlag (Hausindustrie), Werkstatt (Fabrik), rationaler Dauerbetrieb des Fernhandels. > Fernhandels: ; K2: Quantitativer Schwerpunkt der Handelserwerbschancen: Im Detailhandel an Konsumenten, also: Kundenhandel auf Grundlage lokaler Erwerbsspezifizierung. Grundlage: der städtische Markt als typisches Absatzgebiet. Daneben: als Großkonsumenten. a) fürstliche oder grund- und leibherrliche Leistungsempfänger – b) Konsumtivkreditgeber. [Absatz] Als Sonderfall: Werkstattarbeit freier Arbeiter infolge einer Appropriation der Anlagen und Apparate durch Besitzer oder infolge von herrschaftlichem Monopol und Interesse des Herren an Qualitäts-Kontrolle und Geheimhaltung. [Absatz] d) Zunehmendes Schwergewicht der interlokalen Bedarfsdeckung und Tendenz zum Ausgleich der interlokalen Marktchancen. Kapitalistisches Gewerbe: Verlag (Hausindustrie), Werkstatt (Fabrik), rationaler Dauerbetrieb des Fernhandels: ; in K2 wurde diese durch eigenhändige Einfügungen in K1 wenig ergänzte Passage zunächst mit umfangreichen eigenhändigen Korrekturen versehen, dann größtenteils eigenhändig gestrichen. In K2 bleibt: Kapitalistisches Gewerbe  i K1: Geldbetriebsmittel, zunächst des Händlerkapitals ; K2: Geldbetriebsmittel, zunächst des Händlerkapitals > Geldbetriebsmittel  j–j  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig einge­fügt.  k  In K1 und K2 folgt: Monopolisierung der ; in K2 eigenhändig gestrichen.  l–l (S. 677)  K1: und Appropriation des Produkts ; K2: und Appropriation des Produkts > und kraft Beschaffungskredits und Verfügung über das Produkt

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das Produktl trotz formal fortbestehender Appropriation der Erwerbsmittel anm die Arbeiter (so im Gewerbe und Bergbau). | β. Appropriation des Absatzrechtes von Produkten auf Grund voranK2 77a gegangener tatsächlicher Monopolisierung der Marktkenntnis und damit der Marktchancen und Geldbetriebsmittel kraft oktroyierter nmonopolistischer (Gilden-)Verbandsordnungn oder Privilegs der politischen Gewalt (als Rentenquelle oder gegen Darlehen). γ. Innere Disziplinierung der hausindustriell abhängigen Arbeiter: Lieferung der Rohstoffe und Apparate durch den Unternehmer. Sonderfall: Rationale monopolistische Organisation von Hausindustrien auf Grund von Privilegien im Finanz- und populationistischen o(Erwerbsversorgungs-)Interesseo. Oktroyierte Regulierung der Arbeitsbedingungen mitp Erwerbskonzessionierung.q δ.r Schaffung von Werkstattbetrieben sohne rationales Arbeitsspezialisierung im Betriebe beit Appropriation sämtlicher sachlicher Beschaffungsmittel durch den Unternehmer.u Im Bergbau: Appropriation der Vorkommen, Stollenv und Apparate durch Besitzer. Im Transportwe- S. 353 sen: wReedereibetrieb durch Großbesitzer.w Folge überall: Expropriation der Arbeiter xvon den Beschaffungsmittelnx. ε.y Als letzter Schritt zur kapitalistischen Umwandlung der Beschaffungsbetriebe: Mechanisierung der Produktion undz des Transports. Kapitalrechnunga. Alle sachlichen Beschaffungsmittel werden b(„ste­ hendes“ oder Betriebs-)Kapitalb. Alle Arbeitskräfte: „Hände“. Durch

m K1: durch ; K2: durch > an  n–n A: monopolistischer (Gilden)-Verbandsordnung ; K1: Verbandsordnung > monopolistischer (Gilden-)Verbandsordnung ; K2: monopolistischer (Gilden-)Verbandsordnung ; Emendation nach eigenhändiger Einfügung in K1.  o–o A: (Erwerbsversorgungs)Interesse ; Emendation nach K1 und K2.  p K1, K2: und  q  In K1 folgt nach Absatz: δ. Monopolistischer Großhandel, verbunden mit Darlehensgeschäften, mit rationaler Kapitalrechnung. > δ. Monopolistischer Großhandel, verbunden mit Darlehensgeschäften an politische Konsumenten, mit rationaler Kapitalrechnung. ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  r K1: ε. ; K2: ε. > δ.  s–s K1: mit rationaler ; K2: mit rationaler > ohne rationale  t K1: und ; K2: und > bei u  In K1 und K2 folgt: Übernahme der Kapitalrechnung auf die gewerbliche Produktion. ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  v K1: Stellen > Stollen  w–w  K1, K2: Kapitalistischer Reedereibetrieb.  x–x  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  y K1: ζ. ; K2: ζ. > ε.  z  In K1 und K2 folgt: – vor allem – ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  a  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  b–b A: („stehendes“ oder Betriebs)-Kapital ; lies: „stehendes“ Kapital oder Betriebs-Kapital ; K1: jetzt „stehendes“ oder Betriebskapital ; K2: jetzt „stehendes“ oder Betriebskapital > „stehendes“ oder Betriebskapital

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cVerwandlung derc Unternehmungen din Vergesellschaftungen von Wertpapierbesitzernd wird auch eder Leitere expropriiert und formalf zum „Beamten“,g der Besitzerh material zum Vertrauensmann der Kreditgeber (Banken)i.j

Von diesen verschiedenen Typen ist 1. auf dem Gebiet der Landwirtschaft der Typus a überall, aberk in der Form α (Hauskommunion und Sippenwirtschaft)l in Europa nur stellenweise, dagegen in Ostasien (China) typisch vertreten gewesen, – der Typus b (Dorf- und Markgemeinschaft) in Europam und Indien heimisch gewesen,n – der Typus c (gebundene Grundherrschaft) überall heimisch gewesen und im Orient teilweise noch jetzt heimisch,o – der Typus dp in den Formen α und β q(Grundherrschaft und Fiskalherr|schaft mit systematischer Feldumteilung der Bauern)q in mehr K1 70 (78) grundherrlicher Form russisch und (in abweichendem Sinn: Bodenrentenumteilung) indisch, in mehr fiskalischer Form ostasiatischr und vorderasiatisch-ägyptisch gewesen. Der Typus e (freie Renten-GrundherrS. 354 schaft mit Kleinpächtern) ist typisch in Irland, kommt in Italien und Südfrankreich, ebenso in China und im antikhellenistischen Orient vor. Der Typus f (Plantage mit unfreier Arbeit) gehörte der karthagischrömischen Antike, den Kolonialgebieten und den Südstaaten der amerikanischen Union san, ders Typus g (Gutswirtschaft) in der Form α (Trennung von Bodenbesitz und Betrieb) England, in der Form β (Betrieb des Bodenbesitzers) dem östlichen Deutschland, Teilen von Österreich, Polen, tWestrußland, dert Typus h (bäuerliche BesitzerWirtschaft) ist in Frankreich, Süd- und Westdeutschland, Teilen Italiens, c–c K1: Kommerzialisierung aller ; K2: Kommerzialisierung aller > Verwandlung der  d–d K1: in Form von Wertpapieren ; K2: in Form von Wertpapieren > in Vergesellschaftungen von Wertpapierbesitzern  e–e K1: die Leitung ; K2: die Leitung > der Leiter  f K1: (formal) > formal  g  Komma fehlt in K1 und K2.  h  K1, K2: Besitzer, i  In K1 eigenhändig eingefügt: (Banken) ; K2: (bedanken) > (Banken)  j Durchschuß fehlt in A, K1 und K2; in K1 folgt nach Absatz: Die Entwicklung dieser Stadien geht > ging |:in den Gebieten ihrer Entstehung (im Okzident):| mit extensiver Entwicklung des geographischen Markts und intensiver Entwicklung der Massenkaufkraft parallel und setzt beides voraus. ; in K2 ist dieser Satz eigenhändig gestrichen.  k  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  l  In K1 und K2 folgt: aber ; Wort in K2 eigenhändig gestrichen.  m K1: West-Europa > Europa  n  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  o  Komma fehlt in K1 und K2.  p K1: δ > d  q–q  Klammern in K1 eigenhändig eingefügt.  r K1: chinesisch > ostasiatisch  s–s K1: an. Typus > an. Der ; K2: an. Der > an, der  t–t K1: Westrußland). Der ; K2: Westrußland). Der > Westrußland), der

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Skandinavien, ferner (mit Einschränkungen) in Südwestrußland undu besonders vim modernenv China und Indien (mit Modifikationen) heimisch. Diese starken Verschiedenheiten der (endgültigen) Agrarverfassung sind nur zum Teil auf ökonomische Gründe (Gegensatz der Waldrodungs-w und der Be|wässerungskultur), zum andern auf historische A 86 Schicksale, insbesondere die Form der öffentlichen Lasten und der Wehrverfassung, zurückzuführen. 2. Auf dem Gebiet des aGewerbes – die Transport- und Bergverfassung ist noch nicht universell genug geklärt –a ist | a)b der Typus a, α (Stammesgewerbe) überall verbreitet gewesen. K2 78 b)c Der Typus a, β (Kastengewerbe) hat nur in Indien universelle Verbreitung erlangt, sonst nur für deklassierte („unreine“) Gewerbe. c)d Der Typus b, α (oikenmäßigee Gewerbe) hat in allen Fürstenhaushalten der Vergangenheit, am stärksten in Ägypten, geherrscht, daneben in den Grundherrschaften der ganzen Welt, in der Form b, β (demiurgischef Gewerbe) ist er vereinzelt überall (auch im Okzident), als Typus aber nur in Indien,g verbreitet gewesen. Der Sonderfall I (Leibherrschafth als Rentenquelle) herrschte in der Antike, der Sonderfall II (leiturgische Leistungsspezifikation) in Ägypten, dem Hellenismus, der S. 355 römischen Spätantike und zeitweise in China und Indien. d)i Der Typus c findet seine klassische Stätte als herrschender Typus im okzidentalen Mittelalter und nur dort, obwohl er überall vorkam und insbesondere die Zunft universell (namentlich: in China und Vorderasien) verbreitet war, – freilich gerade in der „klassischen“ jWirtschaft der Antikej völlig fehlte. In Indien bestand statt der Zunft die Kaste. e)k Die Stadien der kapitalistischen Entwicklungl fandenm nbeim Gewerbe außerhalb des Okzidentsn nur bis zum Typus βo universelle u  In K1 folgt: als Gemeinschaft ; in K1 eigenhändig gestrichen.  v–v K1: in ; K2: in > im modernen  w K1: Waldordnungs- > Waldrodungs-  a–a K1: Gewerbes, Transport- und Bergwesens ; K2: Gewerbes, Transport- und Bergwesens > Gewerbes – die Transport- und Bergverfassung ist noch nicht universell genug geklärt –  b K1: 1. > a.  c K1: 2. > b.  d In K1 eigenhändig eingefügt: c.  e Öffnende Klammer fehlt in A; Emendation nach K1 und K2.  f  K1, K2: (demiurgischen  g  Komma in K1 eigenhändig eingefügt.  h K1: (Leitherrschaft > (Leibherrschaft  i K1: 3. > d.  j–j K1: Antike-Wirtschaft > Wirtschaft der Antike  k K1: 4. > e.  l  In K1 und K2 folgt: in Gewerbe, Bergbau, Transport ; in K2 eigenhändig gestrichen. m K1: finden > fanden  n–n K1: außerhalb des Okzidents bei Gewerben ; K2: außerhalb des Okzidents bei Gewerben > beim Gewerbe außerhalb des Okzidents  o  In K1 und K2 folgt: und beim Handel bis zum Typus δ, jedoch ohne rationale Kapitalrechnung, ; in K2

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Verbreitung.p qDieser Unterschied ist nicht ausschließlich durchq rein ökonomische Gründe zu erklärenr. §  25.s I.t Zur Erreichung von rechnungsmäßigen Leistungsoptima der ausführenden Arbeit (im allgemeinsten uSinn) gehörtu außerhalb des Gebiets der drei typisch kommunistischen vVerbände, bei welchen außer­ökonomische Motive mitspielen:v 1. Optimum der Angepaßtheit an die Leistung, 2. Optimum der Arbeitsübung, 3. Optimum der Arbeitsneigungw. Zu 1. Angepaßtheit (gleichviel inwieweit durch Erbgut oder Erziehungs- und Umweltseinflüsse bedingt) kann nur durch Probe festgeS. 356 stellt werden. Sie ist in der Verkehrswirtschaft bei Erwerbsbetrieben in Form der „Anlerne“-Probe üblich. xRational will sie das Taylor-System durchführen.x Zu 2. Arbeitsübung ist im Optimum nur durch rationale und kontinuierliche Spezialisierung erreichbar. Sie ist heute nury wesentlich empirisch, unter Kostener|sparnis-Gesichtspunkten z(im Rentabili­täts­ K1 71 (79) interesse und durch dieses begrenzt)z vorgenommene Leistungsspezialisierung. Rationalea (physiologische) Spezialisierung liegt in den Anfängen b(Taylor-System)b. eigen­händig gestrichen.  p  In K1 und K2 folgt ein Absatz; in K2 mit eigenhändiger Setzeranweisung gestrichen.  q–q K1: Diese Unterschiede der (endgültigen) Gewerbe-, Bergbau-, Transport- und Handelsverfassung sind nicht durch ; K2: Diese Unterschiede der (endgültigen) Gewerbe-, Bergbau-, Transport- und Handelsverfassung sind nicht durch > Dieser Unterschied sind nicht ausschließlich durch  r K1: erklären, sondern daneben durch gesonderte historische Schicksale, Formen der politischen Verfassung und der religiös bedingten Lebensführungs- und Erkenntnisformen, welche die Art der Orientierung der Erwerbschancen bedingten > erklären, sondern daneben durch gesonderte historische Schicksale, Formen der politischen Verfassung und der höchst verschieden, in starkem Maße aber religiös bedingten Lebensführungs- und Erkenntnisformen, welche die Art der Orientierung der Erwerbschancen bedingten ; Passage in K2 eigenhändig gestrichen.  s K1: 22. > 25.  t  Ordnungsziffer in K1 ohne Punkt eigenhändig eingefügt.  u–u K1: Sinn), also (§  23) > Sinn) gehört (§  26) ; K2: Sinn) gehört (§  26)  v–v K1: Verbände gehört: > Verbände: ; K2: Verbände: > Verbände, bei welchen außer­ökonomische Motive mitspielen:  w K1, K2: Arbeitseignung  x–x  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  y K1: die > nur  z–z Klammern in K1 eigenhändig eingefügt.  a K1: Eine systematische Prüfung der Eignung und rationale ; K2: Eine systematische Prüfung der Eignung und rationale > Rationale  b–b K1: (in Amerika: Taylor-System) und ist in ihrer Anwendung auf Rentabilitäts-Tragweite begrenzt > (in Amerika: Taylor-System) und ist in ihrer Anwendung auf Rentabilitäts-Betrieb begrenzt ; K2: (in Amerika: Taylor-System) und ist in ihrer Anwendung auf Rentabilitäts-Betrieb begrenzt > Taylor-System

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Zu 3. Die Bereitwilligkeit zur Arbeit kann ganz ebenso orientiert sein wie jedes andre Handeln (s. Kap. I, §  2). Arbeitswilligkeit (im spezifischen Sinn der Ausführung von eignen Dispositionen oder von solchen anderer Leitender) ist aber stetsc entweder durch starkes eignesd Interesse am Erfolg oder durch unmittelbaren oder mittelbaren Zwang bedingt gewesen; in besonders hohem Maß Arbeit im Sinn der Ausführung der Disposition anderere. Der Zwang kann bestehen entweder 1. in unmittelbarer Androhung von physischer Gewaltsamkeit oder anderen Nachteilen, oder 2. in der Chance der Erwerbslosigkeit im Falle ungenügender Leistung. Da die zweite Form, welche der Verkehrswirtschaft wesentlich ist, ungleich stärker an das Eigeninteresse sich wendet und die Freiheit der Auslese nach der Leistung (in Maß und Art) erzwingt (natürlich: unter Rentabilitätsgesichtspunkten), | wirkt sie formalf rationaler (im Sinn des K2 79 technischen Optimums)g als jeder unmittel|bare Arbeitszwang. VorbeA 87 dingung ist die Expropriation der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln und ihre Verweisung auf Bewerbung um Arbeitslohnverdienstchancen, also: gewaltsamer Schutz der Appropriation der Beschaffungsmittel ana Besitzer. Gegenüber dem unmittelbaren Arbeitszwang ist damit S. 357 außer der Sorge für die Reproduktion (Familie) auch ein Teil der Sorge um die Auslese (nach der Art der Eignung)b auf die Arbeitsuchenden selbstc dabgewälzt. Außerdem istd der Kapitalbedarf und das Kapitalrisiko gegenüber der eVerwertung unfreiere Arbeit beschränkt undf kalkulierbar gemacht, endlich – durch massenhaften Geldlohn – der Markt für Massengüter verbreitert. Die positive Arbeitsneigung ist nicht dergestalt obstruiert, wie – unter sonst gleichen Verhältnissen – bei unfreier Arbeit, freilichg besonders bei weitgehender technischer Spezialisierung auf einfache (taylorisierte) monotone Verrichtungenh auf die rein materiellen Lohnchanceni beschränkt. jDiese enthalten nur bei Lohn nach

c  In K1 folgt: in irgendeinem Umfang, ; in K1 eigenhändig gestrichen.  d  In K1 eigenhändig hervorgehoben.  e  In K1 eigenhändig hervorgehoben.  f  Wort in K1 eigenhändig eingefügt.  g K1: Leistungsoptimums) > Optimums)  a K1: an > durch ; K2: durch> an  b K1: Arbeits-Eignung) ; K2: Arbeits-Eignung > Eignung)  c Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  d–d K1: abgewälzt, außerdem ; K2: abgewälzt, außerdem > abgewälzt. Außerdem ist  e–e  K1, K2: unfreien  f  In K1 und K2 folgt: rational  g K1: aber, ; K2: aber, > freilich,  h K1: Verrichtungen, ; K2: Verrichtungen, > Verrichtungen:  i In K1 und K2 folgt: (Akkordlohn) ; in K2 eigenhändig gestrichen.  j–j (S. 682)  Passage fehlt in K1 und K2; in K2 eigenhändig eingefügt.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

der Leistung (Akkordlohn) einen Anreiz zu deren Erhöhung.j – Akkordlohnchancen und Kündigungsgefahr bedingen in der kapitalistischen Erwerbsordnung primär die Arbeitswilligkeit. Unter der Bedingung der freien, von den Beschaffungsmitteln getrennten, Arbeit gilt im übrigen folgendes: 1. Die Chancen affektueller Arbeitswilligkeit sind – unter sonst gleichen Umständen – bei Leistungsspezifikation größer als bei Leistungsspezialisierung, weil der individuelle Leistungserfolg dem Arbeitenden sichtbarer vor Augen liegt. Demnächst, naturgemäß, bei allen Qualitätsleistungen. 2. Traditionale Arbeitswilligkeit, wie sie namentlich innerhalb der Landwirtschaft und der Hausindustrie k(unter allgemein traditionalen Lebensbedingungen)k typisch ist, hat die Eigenart: daß die Arbeiter ihre Leistung entweder:l an nach Maß und Art stereotypenm Arbeitsergebnissen oder aber:n am traditionalen Arbeitslohn orientieren (oder: beides), daher oschwer rationalo verwertbar und in ihrer Leistungp durch Leistungsprämien (Akkordlohn) nicht zu steigern sind. Dagegen können traditional patriarchale Beziehungen zum Herren (Besitzer) die affektuelle Arbeitswilligkeit erfahrungsgemäß qhoch haltenq. S. 358 3. Wertrationale Arbeitswilligkeit ist in typischer Art entweder religiös bedingt,r oder durch spezifisch hohe soziale Wertung der betreffenden spezifischen Arbeit als solcher. Alle andren Anlässe dazu sind, nach allers Erfahrung, Übergangserscheinungen.t Selbstverständlichu enthält die „altruistische“v Fürsorge für die eigne Familie eine typische Pflichtkomponente der Arbeitswilligkeit. –w

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II. Die Appropriation von Beschaffungsmitteln und die (sei es noch so formale) Eigenverfügung über den Arbeitshergang bedeutet eine der stärksten Quellen schrankenloser Arbeitsneigung. Dies ist der letzte Grund der außerordent|lichen Bedeutung des Klein- und zwar k–k  Klammern in K1 eigenhändig eingefügt.  l  Doppelpunkt fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  m K1: sterotypen > stereotypen  n  Doppelpunkt fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  o–o K1: rational nicht ; K2: rational nicht > rational schwer > schwer rational  p K1: Leitung > Leistung  q–q K1: erheblich steigern ; K2: erheblich steigern > hoch halten  r  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  s A, K1, K2: alter  t  Absatz fehlt in K1; in K2 mit eigenhändiger Absatzmarkierung eingefügt.  u  In K1 und K2 folgt: aber ; Wort in K2 eigenhändig gestrichen.  v  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  w  Gedankenstrich in K1 eigenhändig eingefügt; Durchschuß fehlt in A, K1, K2.

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insbesondere: des Parzellenbetriebs in der Landwirtschaft, sowohl als Kleineigentümer, wie als Kleinpächter (mit der Hoffnung künftigen Aufstiegs zum Bodeneigentümer). Das klassische Land dafür ist:x yChina; aufy dem Boden des fachgelernten leistungsspezifizierten Gewerbesz vor allem:a Indien;b demnächst alle asiatischen Gebiete, aber auch das Mittelalter des Okzidents, dessen wesentlichec Kämpfe um die (formale) Eigenverfügung geführt worden sind. Das sehr starke Arbeits-Mehrd, welches der (stets, auch als Gärtner: leistungsspezifizierte, nicht: -spezialisierte)e Kleinbauer in den Betrieb steckt[,] und die Einschränkung der Lebenshaltung, die er sich im Interesse der Behauptung seiner formalen Selbständigkeit auferlegtf, verbunden mit der in der Landwirtschaft möglichen haushaltsmäßigen Ausnutzung von erwerbsmäßig, also im Großbetrieb, nicht verwertbaren Nebenerzeugnissen und „Abfällen“ aller Art[,] ermöglicheng seine Existenz gerade wegen des Fehlens der Kapitalrechnung und der Beibehaltung der Einheit von Haushalt und Betrieb. Der Kapitalrechnungsbetrieb in der Landwirtschaft ist – im Fall des Eigentümerbetriebs – nach allen Ermittlungen (s. meine Rechnungen in den Verh[andlungen] | des S. 359 A 88, K2 80 D[eut­ schen] Juristentags XXIV) ungleich Konjunkturen-empfindlia cher als der Kleinbetrieb. Auf dem Gebiet des Gewerbes bestand die entsprechende Erscheinung bis in die Zeit mechanisierter und streng spezialisierter arbeitsverbindender Betriebe. Betriebe, wie die des „Jack of Newbury“ konnte man noch im 16. Jahrhundert einfach, ohne Katastropheb für die Erwerbschancen der Arbeiter, verbieten (wie es in England cgeschah). Denn diec Zusammenziehung von,d dem Besitzer appropriierten,e Webstühlen nebst ihren Arbeitern in einer Werkstatt ohnef wesentliche Steigerung der Spezialisierung und Verbindung der Arbeit bedeutete unter den gegebenen Marktverhältnissen keineswegs eine derartige

x  Doppelpunkt fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  y–y K1: China. Auf ; K2: China. Auf > China; auf  z  K1, K2: Gewerbes:  a  Doppelpunkt in K1 eigenhändig eingefügt.  b K1: Indien, ; K2: Indien, > Indien;  c K1, K2: wesentlichen  d K1: Arbeits-Surplus > Arbeits-Mehr  e  Schließende Klammer fehlt in K1 und K2.  f K1, K2: auf erlegt  g  A, K1, K2: ermöglicht  a K1: konjunkturen-empfindlicher > Konjunkturen-empfindlicher ; lies: konjunkturempfindlicher  b K1: Konsequenzen ; K2: Konsequenzen > Katastrophe  c–c K1: geschah); die bloße > geschah). Die bloße ; K2: geschah). Die bloße > geschah). Denn die  d  Komma in K1 eigenhändig eingefügt.  e  Komma in K1 eigenhändig eingefügt.  f  Wort in K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Steigerung der Chancen für den Unternehmer, daß das immerhin größere Risiko und die Werkstattkosten dadurch mit Sicherheit gedeckt worden wären. Vor allem aber ist im Gewerbe ein Betrieb mit hohemg Kapital hvon Anlagen („stehendem“i K[apital])h nicht nur,j wie auch in der Landwirtschaft,k konjunkturempfindlich, sondernl im Höchstmaß empfindlich gegen jede Irrationalität (Unberechenbarkeit) der Verwaltung und Rechtspflege, wie sie, außerhalb des modernen Okzidentes, überall bestand. Die dezentralisierte Heimarbeit hat hier,m wie in Konkurrenz mit den russischen „Fabriken“ und überall sonst,n das Feld S. 360 behaupten können, biso – noch vor Einfügung der mechanisierten Kraftquellen und Werkzeugmaschinen – das Bedürfnis nach genauer Kostenkalkulation und Standardisierung pder Produktep zum Zweck der Ausnutzung der verbreitertenq Marktchancen,r in Verbindung mit technisch rationalen Apparaten,s zur Schaffung von Betrieben mit (Wasser- oder Pferdegöpel und) innerer Spezialisierung führte, in welche dann die mechanischen Motoren und Maschinen eingefügt wurden. Alle vorher, in der ganzen Welt, gelegentlich entstandenen großen Werkstattbetriebe konnten ohne jede nennenswerte Störung der Erwerbschancen aller Beteiligten und ohne daß die Bedarfsdeckung ernstlich gefährdet worden wäre, wieder verschwinden. Erst mit der „Fabrik“ wurdet dies anders. Die Arbeitswilligkeit der Fabrikarbeiter aber war primär durch einen mit Abwälzung des Versorgungsrisikos auf sie kombinierten sehr starken indirekten Zwang (englisches Arbeitshaussystem!) bedingt und ist dauernd an der Zwangsgarantie der Eigentumsordnung orientiert geblieben, wie deru Verfall vdieser Arbeitswilligkeitv in der Gegenwart wim Gefolge des Zerbrechens der Zwangsgewalt inw der Revolution zeigte.

g  In K1 folgt: stehendem ; in K1 eigenhändig gestrichen.  h–h  Passage fehlt in K1; in K1 eigenhändig eingefügt.  i K2: „stehenden“ > („stehendem“  j K1: nur – > nur,  k K1: Landwirtschaft –  l In K1 folgt: vor allem ; in K1 eigenhändig gestrichen.  m  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  n  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  o  Wort in K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  p–p K1: des Produkts ; K2: des Produkts > der Produkte  q K1: breiten > verbreiterten ; K2: verbreiterte > verbreiterten  r  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  s  Komma fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  t  K1, K2: war  u K1: ihr ; K2: ihr > der  v–v Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  w–w K1: gemäß dem Gesetz > gemäß dem Gefolge ; K2: gemäß dem Gefolge > im Gefolge des Zerbrechens der Zwangsgewalt in

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§  26.x Kommunistische und y dabei rechnungsfremde Leistungsvergemeinschaftung oder -vergesellschaftung gründet sich nicht auf Errechnung von Versorgungsoptimaz, sondern auf unmittelbar gefühlte Soli- S. 361 darität. Geschichtlich ist sie daher – bis zur Gegenwart – aufgetreten auf der Grundlage von primär außerwirtschaftlicha orientierten Gesinnungs-Einstellungen, nämlich:b | K1 87 1. als Hauskommunismus der Familie, – auf traditionaler und affek[sic!] (81) tueller Grundlage, 2. als Kameradschaftskommunismus des Heeres, – 3. als Liebeskommunismus der (religiösen) Gemeinde, in diesen beiden Fällen c(2 und 3)c primär auf spezifisch emotionaler (charismatischer) dGrundlage. Stets aberd entweder: a) im Gegensatze zur traditional oder zweckrational,f und dann rechenhaft, leistungsteilig wirtschaftenden gUmwelt: entweder selbst arbeitend, oder grade umgekehrt: rein mäzenatisch sustentiert (oder beides);g – oder b) als Haushaltsverband von Privilegiertenh, die nicht einbezogenen Haushaltungen beherrschend und imäzenatisch oderi leiturgisch durch sie erhalten, – oder c) als Konsumentenhaushalt, getrennt von dem Erwerbsbetriebe und sein Einkommen von ihm beziehend, also mit ihm vergesellschaftet. Der Fall a ist typisch für die religiös oder weltanschauungsmäßig kommunistischen Wirtschaften (weltflüchtige oder arbeitende Mönchsgemeinschaften, Sektengemeinschaften, ikarischer Sozialismus). | A 89, Der Fall b ist typisch für die militaristischen[,] ganz oder teilweise kommunistischen Gemeinschaften (Männerhaus, spartiatischea Syssitien, liparischeb Räuberge- S. 362 K2 81 meinschaft, Organisation des Khalifen Omar, Konsum- und c– partieller –c Requi-

x K1: 23. > 26.  y  Wort in K1 nicht hervorgehoben; in K2 eigenhändig hervorgehoben.  z K1: Leistungsoptima ; K2: Leistungsoptima > Versorgungsoptima  a  In K1 ohne Hervorhebung; in K2 erster Wortteil eigenhändig hervorgehoben.  b Doppelpunkt fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  c–c  Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  d–d K1: Grundlage und zwar stets > Grundlage. Stets aber  e In K1 und K2 nicht hervorgehoben.  f  Komma in K1 eigenhändig eingefügt.  g–g K1: Umwelt, > Umwelt, entweder selbst arbeitend oder mäzenatisch sustentiert, oder beides, ; K2: Umwelt, entweder selbst arbeitend oder mäzenatisch sustentiert, oder beides, > Umwelt: entweder selbst arbeitend, oder gerade umgekehrt: rein mäzenatisch sustentiert (oder beides)  h  In K1 und K2 nicht hervorgehoben.  i–i K1: (normalerweise) ; K2: (normalerweise) > mäzenatisch oder  a K1: spartianische > spartiatische  b A, K2: ligurische ; K1: ligorische > ligurische  c–c K1: (partieller) > – partieller – 

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

sitionskommunismusd von Heereskörpern im Feldee in jeder Epoche), daneben für autoritäre religiöse Verbände (Jesuitenstaat in Paraguay, indische und andre aus Bettelpfründenf lebende Mönchsgemeinschaften). Der Fall c ist der typische Fall aller familialeng Haushaltungen in der Verkehrswirtschaft.

Die Leistungsbereitschaft und der rechnungsfremde Konsum innerhalb dieser Gemeinschaften ist Folge der außerwirtschaftlich orientierten Gesinnung und gründet sich in den Fällen 2 und 3 zum erheblichen Teil auf das Pathos des Gegensatzes und Kampfes gegen die OrdnunS. 363 gen der „Welt“. Alle modernen kommunistischen Anläufe sind, sofern sie eine kommunistischeh Massenorganisation erstreben, für ihre Jüngerschaft auf wertrationale, füri ihre Propaganda aber auf zweckrationale Argumentation, in beiden Fällen also: auf spezifisch rationale Erwägungen und – im Gegensatz zu den militaristischen und religiösen außeralltäglichen Vergemeinschaftungen – auf Alltags-Erwägungen angewiesenj. Die Chancen für sie liegen daherk unter Alltagsverhältnissen auch innerlich wesentlich andersl als für jenem außeralltäglichen noder primär außerwirtschaftlich orientiertenn Gemeinschaften. §  27.o Kapitalgüter treten typisch pim Keimp zuerstq rauf alsr interlokal oder interethnisch getauschte Waren, unter der sVoraussetzung (s. §  29),s daß der t„Handel“t von der haushaltsmäßigen Güterbeschaffung getrennt auftritt[.]u Denn der Eigenhandel der Hauswirtschaften (Überschuß-Absatz) kann eine gesonderte Kapitalrechnung nicht kennen. Die interethnisch abgesetzten Produktev des Haus-, Sippen-, Stammesgewerbes sind Waren, die Beschaffungsmittel, solange sie Eigenprodukte bleiben, sind Werkzeuge und Rohstoffe, nicht: wKapitalgüter. Ebensow wie die Absatzprodukte und die Beschaffungsmittel des Bau-

d  K1, K2: Requisationskommunismus  e  K1, K2: Felde, ; Komma in K2 eigenhändig gestrichen.  f K1: Bettel und Pfründen ; K2: Bettel und Pfründen > Bettelpfründen  g  Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  h  K1, K2: kommunistischen  i Wort in K1 eigenhändig eingefügt.  j  Wort in K1 eigenhändig eingefügt.  k  Wort in K1 eigenhändig eingefügt.  l  K1, K2: schwieriger  m K1: alle ; K2: alle > jene  n–n Passage fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  o K1: 22. > 27.  p–p  Passage fehlt K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  q  In K1 und K2 folgt: im Handel ; in K2 eigenhändig gestrichen.  r–r K1: auf. Zunächst als ; K2: auf. Zunächst als > auf als  s–s A: Voraussetzung, (s. §  29) ; K1: Voraussetzung, ; K2: Voraussetzung, > Voraussetzung (s. § •••)  t–t Anführungszeichen fehlen in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  u Punkt fehlt in A; K1 und K2: auftritt.  v K1: Waren ; K2: Waren > Produkte  w–w K1: Kapitalgüter, ebenso ; K2: Kapitalgüter, ebenso > Kapitalgüter. Ebenso

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2.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  24–27

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ern und Fronherren, solange nicht auf Grund von Kapitalrechnung (sei es auch primitiver Form) gewirtschaftet wird (wofürx z. B. bei Cato schon yVorstufen bestehen).y Daß alle internen Güterbewegungen im Kreise der Grundherrschaft und des Oikos, auch der Gelegenheitsoder der typische internez Austauscha von Erzeugnissen, dasb Gegenteil von Kapitalrechnungswirtschaft sind, versteht sich von selbst. Auch der Handel des Oikos (z. B. des Pharao) ist, selbst wenn er nicht reiner S. 364 Eigenbedarfshandel, also: haushaltsmäßiger Tausch, ist, sondern teilweise Erwerbszwecken dient, im Sinn dieser Terminologie so lange nicht kapitalistisch, als er nicht an Kapitalrechnung, insbesondre an vorheriger Abschätzung der Gewinnchancen in Geld corientierbar istc. Dies war bei den reisenden Berufshändlern der Fall, gleichviel ob sie eigne oder kommendierte oder gesellschaftlich zusammengelegte Waren absetzten. Hier,d in der Form der Gelegenheitsunternehmung, ist die Quelle der Kapitalrechnung |e und der Kapitalgüterqualität. Leibherrlichf und grundherrlichg als Rentenquelle benutzte Menschen (Sklaven, Hörige) oder Anlagen aller Art sind selbstverständlich nur rententragende Vermögensobjekte, nicht Kapitalgüter, ganz ebenso wie heute (für den an der Rentenchance und allenfalls einer Gelegenheitsspekulation orientierten Privatmann – im Gegensatz zur zeitweiligen Anlage von Erwerbsbetriebskapitalh darin –) Renten oder Dividenden tragende Papiere. Waren, die der Grundherr oder Leibherr von seinen Hintersassen kraft seiner Herrengewalt als Pflichtabgaben erhält und auf den Markt bringt, sind für unsre Terminologie:i Waren, nicht Kapitalgüter, da die rationale Kapitalrechnung (Kosten!) prinzipiell (nicht nur: faktisch) fehlt. Dagegen sind bei Verwendung von Sklaven als Erwerbsmittelnj (zumal: bei Existenz eines Sklavenmarktes und typischer Kaufsklaverei) in einem Betriebe diese:k Kapitalgüter. Bei Fronbetrieben mit nicht freil käuflichen und verkäuflichen (Erb-)

x K1: (was allerdings > (wofür  y–y K1: der Fall ist.) > Vorstufen bestehen.)  z Wort fehlt in K1; in K2 eigenhändig eingefügt.  a K1: Abtausch ; K2: Abtausch > Austausch  b  In K1 und K2 folgt: gerade ; in K2 eigenhändig gestrichen.  c–c K1: orientiert wird > orientierbar ist ; K2: orientierbar ist > orientierbar ist  d  Komma in K1 eigenhändig eingefügt.  e  Hier endet K1.  f K2: Leibherrliche > Leibherrlich  g K2: grundherrliche > grundherrlich  h K2: Erwerbskapital > Erwerbsbetriebskapital  i Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  j K2: Erwerbsmittel > Erwerbsmitteln  k Doppelpunkt in K2 eigenhändig eingefügt.  l  Wort in K2 eigenhändig eingefügt. 

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Untertanenm wollen wirn nichto von kapitalistischen Betrieben, sondern nur von Erwerbsbetrieben mit gebundener Arbeit sprechen (Bindung auch |p

m K2: Erbuntertanen > (Erb-)Untertanen  n  In K2 folgt: dagegen ; in K2 eigenhändig gestrichen.  o  In K2 eigenhändig hervorgehoben.  p  Hier endet K2.

3.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  36–41

Die Korrekturfahnen sind in der Max Weber-Arbeitsstelle Düsseldorf überliefert. Sie betreffen die Seiten 109 bis 121 der Druckfassung (Teile der Bogen 7 und 8). K umfaßt 12 Korrekturfahnen ohne handschriftliche Korrekturen Max Webers. Auf der ersten Seite (= S.  101) finden sich der Druckereistempel mit dem Datum „27 MAI 1920“ und „G.d.S.“ von dritter Hand. „Korrektur“ ist mit „Revision“ überstempelt. Die Seiten sind von dritter Hand paginiert, Kolumnentitel fehlen, im Text finden sich Blockaden für fehlende §§-Ziffern (ab §  34) und für textinterne Verweise. Der Seitenumbruch und die §§-Bezifferung weichen noch geringfügig von der Druckfassung ab. MWG

A = Druckfassung Feb 21

K = Revision

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Exkurs über die staatliche Theorie des Geldes.

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[S. 415] [A 109], K 101

Knapp weist siegreich nach: daß jede sowohl unmittelbar staatliche als staatlich regulierte „lytrische“ (Zahlmittel-) Politik der letzten Zeit beim Bestreben zum Übergang zur Goldwährung oder einer ihr möglichst nahestehenden, indirekt chrysodromischen, Währung „exodromisch“: durch Rücksicht auf den Valutakurs der eignen in fremder, vor allem: englischer, Währung, bestimmt war. Wegen des „Münz- S. 416 paris“ mit dem größten Handelsgebiet und dem universellsten Zahlungsvermittler

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

im Weltverkehr, dem Goldwährungslande England[,] demonetisierte zuerst Deutschland das Silber, verwandelten dann Frankreich, die Schweiz und die anderen Länder des „Münzbundes“, ebenso Holland, schließlich Indien, ihr bis dahin als freies Verkehrsgeld behandeltes Silber in Sperrgeld und trafen weiterhin indirekt chrysodromische Einrichtungen für Außenzahlungen, taten Österreich und Rußland das gleiche, trafen die „lytrischen“ Verwaltungen dieser Geldgebiete mit „autogenischem“ (nicht einlöslichema, also selbst als Währung fungierendemb) Papiergeld ebenfalls indirekt chrysodromische Maßregeln, um wenigstens ins Ausland tunlichst jederzeit in Gold zahlen zu können. Auf den (tunlichst) festen intervalutarischen Kurs allein also kam es ihnen in der Tat an. Deshalb meint Knapp: nur diese Bedeutung habe die Frage des Währungsstoffs und der Hylodromie überhaupt. Diesem „exodromischen“ Zweck aber genügten, schließt er, jene anderen indirekt chrysodromischen Maßregeln (der Papierwährungsverwaltungen) ebenso wie die direkt hylodromischen Maßregeln (siehe Österreich und Rußland!). Das ist zwar – ceteris paribus – für die Hylodromien keineswegs unbedingt wörtlich richtig. Denn solange keine gegenseitigen Münzausfuhrverbote zwischen zwei gleichsinnig hylodromischen (entweder beide chryso- oder beide argyrodromischen) Währungsgebieten bestehen, erleichtert dieser Tatbestand der gleichsinnigen Hylodromie die Kursbefestigung doch unzweifelhaft ganz erheblich. Aber soweit es wahr ist – und es ist unter normalen Verhältnissen in der Tat weitgehend wahr –, beweist es doch noch nicht: daß bei der Wahl derc „Hyle“ (Stoff) des Geldes, heute also vor allem der Wahl einerseits zwischen metallischem (heute vor allem: goldenem oder silbernem Geld) und andererseits notalem Gelde (die Spezialitäten des Bimetallismus S. 417 und des Sperrgeldes, die früher besprochen sind, lassen wir jetzt füglich einmal beiseite)[,] nur jener Gesichtspunkt in Betracht kommen könne. Das hieße: daß Papierwährung im übrigen der metallischen Währung gleichartig fungiere. Schon formell ist der Unterschied bedeutend: Papiergeld ist stets das, was Metallgeld nur sein kann, nicht: sein muß, „Verwaltungsgeld“; Papiergeld kann (sinnvollerweise!) nicht hylodromisch sein. Der Unterschied zwischen „entwerteten“ Assignaten und künftig vielleicht, bei universeller Demonetisation, einmal ganz zum industriellen Rohstoff „entwerteten“ Silber ist nicht gleich Null (wie übrigens auch Knapp gelegentlich zugibt). Papier war und ist gerade jetzt (1920) so gewiß wenig wie ein Edelmetall ein „beliebig“ jederzeit vorrätiges Gut. Aber der Unterschied 1. der objektiven Beschaffungsmöglichkeit und 2. der Kosten der Beschaffung im Verhältnis zum in Betracht kommenden Bedarf ist dennoch so kolossal, die | Metalle sinda an die gegebenen Bergvorkommnisse immerhin relativ so stark gebunden, daß er den Satz gestattet: Eine „lytrische“ Verwaltung konnte (vor dem Kriege!) papierenes Verwaltungsgeld (verglichen sogar mit kupfernem – China –, vollends: mit silbernem, erst recht: mit goldenem) unter allen normalen Verhältnissen wirklich jederzeit, wenn sie den Entschluß faßte, in (relativ) „beliebig“ großen Stück-Quantitäten herstellen. Und mit (relativ) winzigen „Kosten“. Vor allem: in rein nach Ermessen bestimmter nominaler Stückelung, also: in beliebigen, mit dem Papierquantum außer Zusammenhang stehenden Nominalbeträgen. Das letztere war offenbar bei metallischem Gelde überhaupt nur in Scheidegeldform, also nicht enta  A, K: einlöslichen  b  A, K: fungierenden  c  A, K: des  a  Wort fehlt in K.

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fernt in gleichem Maß und Sinn der Fall. Bei Währungsmetall nicht. Für dieses war die Quantität der Währungsmetalle eine elastische, aber doch schlechthin „unendlich“ viel festere Größe als die der Papierherstellungsmöglichkeit. Also schuf sie Schranken. Gewiß: wenn sich die lytrische Verwaltung ausschließlich exodromisch, am Ziel des (möglichst) festen Kurses orientierte, dann hatte sie gerade bei der Schaffung notalen Geldes wenn auch keine „technischen“, so doch normativ fest gegebene Schranken: das würde Knapp wohl einwenden. Und darin hätte er formal – aber eben nur formal – recht. Wie stand es mit „autogenischem“ Papiergeld? Auch S. 418 da, würde Knapp sagen, die gleiche Lage (siehe Österreich und Rußland): „Nur“ die technisch-„mechanischen“ Schranken der Metallknappheit fehlten. War das bedeutungslos? Knapp ignoriert die Frage. Er würde wohl sagen, daß „gegen den Tod“ (einer Währung) „kein Kraut gewachsen ist“. Nun aber gab und gibt es (denn wir wollen von der momentanen absoluten Papierherstellungsobstruktion hier einmal absehen) unstreitig sowohl 1. eigne Interessen der Leiter der politischen Verwal|tung – die auch Knapp als Inhaber oder Auftraggeber der „lytrischen“ Verwaltung voraussetzt –, wie 2. auch private Interessen, welche beide keineswegs primär an der Erhaltung des „festen Kurses“ interessiert, oft sogar – pro tempore wenigstens – geradezu dagegen interessiert sind. Auch sie können – im eigenen Schoß der politisch-lytrischen Verwaltung oder durch einen starken Druck von Interessenten auf bsie –b wirksam auf den Plan treten und „Inflationen“ – das würde für Knapp (der den Ausdruck streng vermeidet) nur heißen dürfen: anders als „exodromisch“ (am intervalutarischen Kurs) orientiertec und darnach „zulässige“ notale Emissionen –d vornehmen. Zunächst finanzielle Versuchungen: eine durchschnittliche „Entwertung“ der deutschen Mark durch Inflation auf 1/20 im Verhältnis zu den wichtigsten naturalen Inlandsvermögensstücken würde, wenn erst einmal die „Anpassung“ der Gewinne und Löhne an diese Preisbedingungen hergestellt, also alle Inlandskonsumgüter und alle Arbeit 20mal so hoch bewertet würden (nehmen wir hier an!), für alle diejenigen, die in dieser glücklichen Lage wären, ja eine Abbürdung der Kriegs- S. 419 schulden in Höhe von 19/20e sein. Der Staat aber, der nun von den gestiegenen (Nominal-)Einkommen entsprechend gestiegene (Nominal-)Steuern erhöbe, würde wenigstens eine recht starke Rückwirkung davon spüren. Wäre dies nicht verlockend? Daß „jemand“ die „Kosten“ zahlen würde[,] ist klar. Aber nicht: der Staat oder jene beiden Kategorien. Und wie verlockend wäre es gar, eine alte Außenschuld den Ausländern in einem Zahlmittel, das man beliebig höchst billig fabriziert, zahlen zu können! Bedenken stehen – außer wegen möglicher politischer Interventionen – bei einer reinen Außenanleihe freilich wegen Gefährdung künftiger Kredite im Wege, – aber das Hemd ist ja doch recht oft dem Staat näher als der Rock. Und nun gibt es Interessenten unter den Unternehmern, denen eine Preissteigerung ihrer Verkaufsprodukte durch Inflation auf das Zwanzigfache nur recht wäre, falls dabei – was sehr leicht möglich ist – die Arbeiter, aus Machtlosigkeit oder weil sie die Lage nicht übersehen oder warum immer, „nur“ 5- oder „nur“ 10 „mal so hohe“ (Nominal-) Löhne erhalten. Derartige rein finanzmäßig bedingte akute b  A, K: sie,  c  A, K: orientierten  d  Gedankenstrich fehlt in A und K; sinngemäß ergänzt.  e  A, K: 1/20

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„Inflationen“ pflegen von den Wirtschaftspolitikern stark perhorresziert zu werden. In der Tat: mit exodromischer Politik Knappscher Art sind sie nicht vereinbar. Während im Gegensatz dazu eine planmäßige ganz allmähliche Vermehrung der Umlaufsmittel, wie sie unter Umständen die Kreditbanken durch Erleichterung des Kredits vornehmen, gern angesehen wird als im Interesse vermehrter „Anregung“ des spekulativen Geistes – der erhofften Profitchancen, heißt das –: damit der Unternehmungslust und also der kapitalistischen Güterbeschaffung durch Anreiz zur „Dividenden-Kapitalanlage“ statt der „Rentenanlage“ von freien Geldmitteln. S. 420 Wie steht es aber bei ihr mit der exodromischen Orientiertheit? Ihre eigene fWirkung aber:f jene „Anregung der Unternehmungslust“ mit ihren Folgen vermag die sogenannte „Zahlungsbilanz“ („pantopolisch“)g im Sinn der Steigerung oder doch der Hinderung der Senkung des Kurses der eigenen Währung zu beeinflussen. Wie oft? wie stark? ist eine andere Frage. Ob eine finanzmäßig bedingte, nicht akute Steigerung des Währungsgeldes | ähnlich wirken kann, sei hier nicht erörtert. Die „Lasten“ dieser exodromisch unschädlichen Anreicherungen des Währungsgeldvorrats zahlt in langsamem Tempo die gleiche Schicht, welche im Fall der akuten Finanzinflation material „konfiskatorisch“ betroffen wird: alle diejenigen, die ein nominal gleichgebliebenes Einkommen oder ein Nominal-Wertpapiervermögen haben (vor allem: der feste Rentner[,] dann: der „fest“ – d. h. nur durch langes Lamentieren erhöhbar –a besoldete Beamte, aber auch: der „fest“ – d. h. nur durch schweren Kampf beweglich – entlohnte Arbeiter). – Man wird also Knapp jedenfalls nicht dahin verstehen dürfen: daß für die Papierwährungspolitik immer nur der exodromische Gesichtspunkt: „fester Kurs“ maßgebend sein könne (das behauptet er nicht) und nicht für wahrscheinlich halten, daß – wie er glaubt – eine große Chance sei, daß nur er es sein werde. Daß erb es bei einer völlig in seinem Sinn rational, d. h. aber (ohne daß er dies ausspricht): im Sinn der möglichsten Ausschaltung von „Störungen“ der Preisrelationen durch Geldschaffungsvorgänge, orientierten lytrischen Politik sein würde, ist nicht zu leugnen. Keineswegs aber wäre zuzugestehen – Knapp sagt auch das nicht –, daß die praktische Wichtigkeit der Art der Währungspolitik sich auf den „festen Kurs“ beschränke. Wir haben hier von „Inflation“ als einer Quelle von Preisrevolutionen oder Preisevolutionen geredet, auch davon: daß sie durch das Streben nach solchen bedingt sein kann. PreisrevoluS. 421 tionäre (notale) Inflationen pflegen natürlich auch den festen Kurs zu erschüttern (preisevolutionäre Geldvermehrungen, sahen wir, nicht notwendig). Knapp wird das zugeben. Er nimmt offenbar, und mit Recht, an, daß in seiner Theorie kein Platz für eine valutarisch bestimmte Warenpreispolitik sei (revolutionäre[,] evolutionäre oder konservative). Warum nicht? Vermutlich aus folgendem formalen Grund: Das Valutapreisverhältnis zwischen zwei oder mehreren Ländern äußert | sich täglich in einer sehr kleinen Zahl (formal) eindeutiger und einheitlicher Börsenpreise, an denen man eine „lytrische Politik“ rational orientieren kann. Es läßt sich ferner auch für eine „lytrische“, insbesondere eine Umlaufsmittelverwaltung schätzen, – aber nur (an der Hand vorhandener, durch periodischen Begehr darnach sich äußernder, Tatbestände)c schätzen: – welche Schwankungen eines gegebenen Zahf  A, K: Wirkung: aber  g  A, K: („pentopolisch“)  a  Gedankenstrich fehlt in A und K; sinngemäß ergänzt.  b  Fehlt in A und K; er sinngemäß ergänzt.  c K: Tatbestände):

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lungsmittelvorrats (zu reinen Zahlungszwecken), für eine bestimmte verkehrswirtschaftlich verbundene Menschengruppe in absehbarer Zukunft, bei annähernd gleichbleibenden Verhältnissen, „erforderlich“ sein werden. Hingegen welches Maß von preisrevolutionären oder preisevolutionären oder (umgekehrt) preiskonservativen Wirkungen eine Inflation oder (umgekehrt) eine Einziehung von Geld in einer gegebenen Zukunft haben werde, läßt sich nicht im gleichen Sinn berechnen. Dazu müßte man bei Erwägung einer Inflation (die wir hier allein in Betracht ziehen wollen) kennend: 1. die gegenwärtige Einkommensverteilung. – Daran anschließend 2. die gegenwärtig darauf aufgebauten Erwägungen der einzelnen Wirtschaftenden, – 3. die „Wege“ der Inflation, d. h.: den primären und weiteren Verbleib der Neuemissionen. Dies wiederum hieße aber: die Reihenfolge und das Maß der Erhöhung von Nominaleinkommen durch die Inflation. Dann 4. die Art der Verwendung (Verzehr, Vermögensanlage, Kapitalanlage) der dadurch wiederum verursachten Güternachfrage nach Maß und vor allem: Art (Genußgüter oder Beschaffungsmittel in all ihren Arten). Endlich 5. die Richtung, in welcher dadurch die Preisverschiebung und durch diese wiederum die Einkommensverschiebung fortschreitet, – und die zahllosen nun weiter anschließenden Erscheinungen von „Kaufkraft“Verschiebung, auch das Maß der (möglichen) „Anregung“ der naturalen Gütermehrbeschaffung. Alles das wären Dinge, die ganz und gar durch künftige Erwägungen einzelner Wirtschaftendere gegenüber der neu geschaffenen Lage bestimmt wären und ihrerseits wieder auf Preisschätzungen von anderen solchen Einzelnen zurückwirken würden: diese erst würden dann im Interessenkampf die künftigen „Preise“ ergeben. Hier kann in der Tat von „Berechnung“: (etwa: 1 Milliarde MehrEmission voraussichtlich gleich Eisenpreis von + x, Getreidepreis von + y usw.) gar S. 422 keine Rede sein. Um so weniger, als zwar temporär für reine Binnenprodukte wirksame Preisregulierungen möglich sind, aber nur als Höchst-, nicht als Mindestpreise und mitf bestimmt begrenzter Wirkung. – Mit der (empirisch unmöglichen) Berechnung der „Preise“ an sich wäre überdies noch nichts gewonnen. Denn sie würde allenfalls die als reines Zahlmittel erforderte Geldmenge bestimmen. Aber daneben und weit darüber hinaus würde Geld als Mittel der Kapitalgüterbeschaffung, in Kreditformen, neu und anderweit beansprucht werden. Hier würde es sich aber um mögliche Folgen der beabsichtigten Inflation handeln, die sich jeglicher näheren „Berechnung“ überhaupt entzögen. Es ist also, alles in allem (denn nur dies sollten diese höchst groben Ausführungen illustrieren) verständlich, daß Knapp für moderne Verkehrswirtschaften die Möglichkeit einer planvollen, rationalen, auf einer der „Devisenpolitik“ an Rechenhaftigkeit irgendwie | ähnlichen Grundlage ruhenden Preispolitik durch Inflation ganz außer Betracht ließ. Aber sie ist historische Realität. Inflation und Kontra-Inflation sind – in recht plumper Form freilich – in China unter wesentlich primitiveren Verhältnissen der Geldwirtschaft wiederholt, aber mit erheblichen Mißerfolgen, in der Kupferwährung versucht worden. Und sie ist in Amerika empfohlen worden. Knapp begnügt sich aber in seinem offenbar nur mit,a in seinem Sinn,b „beweisbaren“ Annahmen operierenden Buch mit dem Rat: der Staat sollec „vorsichtig“ bei der Emission autogenen Papiergelds d  A, K: kommen  e  A, K: Wirtschaftenden  f  Wort fehlt in K.  a  Komma fehlt in K.  b  Komma fehlt in K.  c K: soll

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sein. Und da er sich ganz und gar am „festen Kurs“ orientiert, scheint dies auch leidlich eindeutig: Inflationsentwertung und intervalutarische Entwertung hängen meist sehr eng zusammen. Nur sind sie nicht identisch und ist vor allem nicht etwa jede Inflationsentwertung primär intervalutarisch bedingt. Daß tatsächlich preispolitisch orientierte inflationistische lytrische Verwaltung gefordert worden ist, dund zward nicht nur von den Silberbergwerksbesitzern ebei der Silberkampagnee, von S. 423 den Farmern für Greenbacks, gibt Knapp nicht ausdrücklich zu, bestreitet es aber auch nicht. Sie ist – das beruhigte ihn wohl – jedenfalls nie dauernd geglückt. – Aber so einfach liegen die Dinge vielleicht doch nicht. Einerlei ob als Preismaßregel beabsichtigt,f haben Inflationen (im obigen Sinn) jedenfalls oft tatsächlich stattgefunden, und Assignatenkatastrophen sind in Ostasien wie in Europa nicht unbekannt geblieben. Damit muß sich die materiale Geldtheorie doch befassen. Daß gar kein Unterschied zwischen der „Entwertung“ des Silbers und der „Entwertung“ von Assignaten stattfinde, wird gerade Knapp nicht behaupten. Schon formal nicht: entwertet ist das nicht in Münzform gebrachte, sondern umgekehrt das für industriale Zwecke angebotene, rohe, Silber, nicht notwendig die (gesperrte) chartale Silbermünze (oft im Gegenteil!). Entwertet wird dagegen nicht das für industriale Zwecke angebotene rohe „Papier“, sondern (na|türlich) gerade die chartale Assignate. Endgültig, auf Null oder den „Sammler“- und „Museums“-Wert, allerdings (wie Knapp mit Recht sagen würde) erst: wenn sie von den Staatskassen repudiiert wird: also sei auch dies immerhin „staatlich“, durch regiminale Verfügung, bedingt. Das trifft zu. Aber auf winzige Prozente ihrer einstigen materialen Geltung (ihrer Preisrelation zu beliebigen Gütern) trotz nominaler „epizentrischer“ Weitergeltung oft schon lange vorher. Aber von diesen Katastrophen ganz abgesehen, gab es sonst der Inflationen und andererseits (in China) der „Währungsklemmen“ durch außermonetäre Verwertung des Währungsmetalls genug in der Geschichte. Und da nehmen wir nicht nur davon Notiz: daß dann unter Umständen (gar nicht immer) eben gewisse Geldarten „akzessorisch“ werden, die es nicht waren, sich in den Staatskassen „stauen“ und „obstruktionale“ Währungsänderungen erzwingen. Sondern die materiale Geldlehre müßte natürlich auch die Frage nach der Art der Beeinflussung der Preise und S. 424 Einkommen und dadurch der Wirtschaft in solchen Fällen wenigstens stellen, zweifelhaft aus den früher erwähnten Gründen vielleicht –: wieweit sie theoretisch zu beantworten wäre. Und ebenso wollen wir, wenn infolge Sinkens des Gold- oder Silberpreises (im anderen Metall ausgedrückt) im formal bimetallistischen Frankreich material bald Gold allein, bald Silber allein effektiv valutarisches Geld, das andere Metall „akzessorisch“ wird, nicht nur darauf verweisen, daß jene Preisverschiebungen eben „pantopolisch“g bedingt seien. Ebenso nicht in sonstigen Fällen von Geldstoffänderungen. Sondern wir wollen auch fragen: Liegt in Fällen der Vermehrung eines Edelmetalls Beutegewinn (Cortez, Pizarro) oder Anreicherung durch Handel (China im Anfang unserer Ära und seit 16. Jahrhundert) oder Mehrproduktion vor? Wenn letzteres, hat sich die Produktion nur vermehrt oder auch (oder nur) verbilligt und warum? Welche Verschiebungen in der Art der nicht d–d K: in der ja  e–e K: weiter Silberkampagnen für Silber  f Komma fehlt in K.  g  A, K: „pentopolisch“

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monetären Verwendung haben etwa mitgewirkt? Ist etwa ein für dies Wirtschaftsgebiet (z. B. das antik mittelländische) definitiver Export in ein ganz fremdes (China, Indien) eingetreten (wie in den ersten Jahrhunderten nach Chr.)? Oder liegen die Gründe nur (oder auch) auf seiten einer „pantopolisch“h bedingten Verschiebung der monetären Nachfrage (Art des Kleinverkehrsbedarfs)?i Mindestens diese und andere verschiedenej Möglichkeiten müssen in der Art, wie sie zu wirken pflegen, S. 425 erörtert werden. Schließlich noch ein Blick auf die verkehrswirtschaftliche Regulierung des „Bedarfs“ an „Geld“ und das, was dieser Begriff in ihr bedeutet. Das ist klar: Aktueller Zahlmittel-„Bedarf“ von Markt-Interessenten bestimmt die Schaffung „freien Verkehrsgelds“ („freie Prägung“). Und: aktueller Zahlmittel- und vor allem Kreditbedarf von Markt-Interessenten in Verbindung mit Beachtung der eigenen Solvenz und der zu diesem Zweck oktroyierten Normen sind es, welche die UmlaufsmittelPolitik der modernen Notenbanken bestimmen. Immer also herrscht heute primär Interessentenbetrieb, – dem allgemeinen Typus unserer Wirtschaftsordnung entsprechend. | Nur das kann also in unserer (formal legalen) Wirtschaftsordnung „Geldbedarf“ überhaupt heißen. Gegen „materiale“ Anforderungen verhält sich auch dieser Begriff – wie der der „Nachfrage“ (des „kaufkräftigen Bedarfs“) nach „Gütern“ – also ganz indifferent. In der Verkehrswirtschaft gibt esa eine zwingende Schranke der Geldschaffung nur für Edelmetallgeld. Die Existenz dieserb Schranke aber bedingt eben, nach dem Gesagten, gerade die Bedeutung der Edelmetalle für das Geldwesen. Bei Beschränkung auf „hylisches“ Geld aus einem (praktisch) nicht „beliebig“ vermehrbaren Stoff, insbesondere aus Edelmetall, und daneben: auf gedeckte Umlaufsmittel ist jeder Geldschaffung eine – gewiß: elastische, evolutionäre Bankinflation nicht gänzlich ausschließende, aber: immerhin innerlich recht feste – Grenze gesetzt. Bei Geldschaffung aus einem im Vergleich dazu (praktisch) „beliebig“ vermehrbarenc Stoff, wie: Papier, gibt es eine solche mechanische Grenze nicht. Hier ist dann wirklich der „freie Entschluß“ einer politischen Verbandsleitung, das heißt aber: es sind dann, wie angedeutet, deren Auffassungen von den Finanz-Interessen des Herren, unter Umständen sogar (Gebrauch der Notenpresse durch die roten Horden!) ganz persönliche Interessen ihres Verwaltungsstabes die von jenen mechanischen Hemmungen gelösten Regulatoren der Geldquantität. In der Ausschaltung, richtiger: da der Staat ja von ihnen zur Aufgabe der Metall- und zum Übergang zur Papierwährung gedrängt werden kann – in einer gewissen Hemmung dieser Interessen also besteht heute noch die Bedeutung der Metallwährungen: der Chryso- und Argyrodromie, welche – trotz des höchst mechanischen Charakters dieses Sachverhalts – immerhin ein höheres Maß formaler, weil nur an S. 426 reinen Tauschchancen orientierter, verkehrswirtschaftlicher Rationalität bedeuten. Denn die finanzmäßig bedingte lytrische Politik von Geldverwaltungen bei reiner Papierwährung ist zwar, wie oben zugegeben: – Österreich und Rußland haben es bewiesen – nicht notwendig rein an persönlichen Interessen des Herrn oder Verwal-

h A: „pentopolisch“ ; K: „pontopolisch“  i  A, K: Kleinverkehrsbedarfs?).  j K: verschiedenen  a  In K folgt: nur  b A: diese ; K: dieser ; hier Emendation nach K.  c A, K: vermehrbarem

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tungsstabs oder an rein aktuellen Finanzinteressen und also an der möglichst kostenlosen Schaffung von soviel Zahlmitteln wie möglich, einerlei was aus der | „Gattung“ als Tauschmittel wird, orientiert. Aber die Chance, daß diese Orientierung eintritt, ist unbestreitbar chronisch vorhanden, während sie bei Hylodromie („freiem Verkehrsgeld“) in diesem Sinn nicht besteht. Diese Chance ist das – vom Standpunkt der formalen Ordnung der Verkehrswirtschaft aus gesehen – (also ebenfalls formal) „Irrationale“ der nicht „hylodromischen“ Währungen, so sehr zuzugeben ist, daß sie selbst durch jene „mechanische“ Bindungd nur eine relative formale Rationalität besitzen. Dies Zugeständnis könnte – und sollte – G[eorg] F[riedrich] Knapp machen. Denn so unsäglich plump die alten „Quantitätstheorien“e waren, so sicher ist die „Entwertungsgefahr“ bei jeder „Inflation“ mit rein finanzmäßig orientierten Notalgeldemissionen, wie ja doch niemand, auch Knapp nicht, leugnet. Sein „Trost“ dem gegenüber ist durchaus abzulehnen. Die „amphitropische“ Stellung „aller“ (!) einzelnen aber, die bedeutet: – jeder sei ja sowohl Gläubiger wie Schuldner, – die Knapp allen Ernstes zum Nachweis der absoluten Indifferenz jeder „Entwertung“ S. 427 vorführt, ist, wir alle erleben es jetzt: Phantom. Wo ist sie nicht nur beim Rentner, sondern auch beim Festbesoldeten, dessen Einnahmen nominal gleichbleiben (oder in ihrer Erhöhung auf vielleicht das Doppelte von der finanziellen Konstellation und: von der Laune der Verwaltungen abhängen), dessen Ausgaben aber nominal sich vielleicht (wie jetzt) verzwanzigfachen? Wo bei jedem langfristigen Gläubiger? Derartige starke Umgestaltungen der (materialen) Geltung des Geldes bedeuten heute: chronische Tendenz zur sozialen Revolution, mögen auch viele Unternehmer intervalutarische Gewinne zu machen in der Lage sein und manche (wenige!) Arbeiter die Macht haben, sich nominale Mehrlöhne zu sichern. Diesen sozialrevolutionären Effekt und damit die ungeheuref Störung der Verkehrswirtschaft mag man je nach dem Standpunkt nun für sehr „erfreulich“ halten. Das ist „wissenschaftlich“ unwiderlegbarg. Denn es kann (mit Recht oder Unrecht) jemand davon die Evolution aus der „Verkehrswirtschaft“ zum Sozialismus erwarten. Oder den Nachweis: daß nur die regulierte Wirtschaft mit Kleinbetrieben material rational sei, einerlei, wieviel „Opfer“ auf der Strecke bleiben.h Aber die demgegenüber neutrale Wissenschaft hat jenen Effekt zunächst jedenfalls so nüchtern als möglich zu konstatieren, – und das verhüllt die in ihrer Allgemeinheit ganz falsche „Amphitropie“Behauptung Knapps. Neben Einzel-Irrtümern scheint mir in dem vorstehend Gesagten die wesentlichste Unvollständigkeit seiner Theorie zu liegen, – diejenige, welche ihr auch Gelehrte zu „prinzipiellen“ Gegnern gemacht hat, welche dies durchaus nicht sein müßten. |

§  37.a Abgesehen von der Geldverfassung liegt die Bedeutung der Tatsache, daß selbständige politische Verbände existieren, für die Wirtschaft, primär in folgenden Umständen:

d  A, K: Bindung,  e  A, K: Quantitätstheorien“  f K: ungeheure  g K: nun widerlegbar  h K: bleiben:  a K: 31.

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1. darin, daß sie für den Eigenbedarf an Nutzleistungen die eignen S. 428 Angehörigen unter annähernd gleichen Umständen als Lieferanten zu bevorzugen pflegen. Die Bedeutung dieses Umstandes ist um so größer, je mehr die Wirtschaft dieser Verbände Monopolcharakter oder haushaltsmäßigen Bedarfsdeckungscharakter annimmt, steigt also derzeit dauernd; – 2. in der Möglichkeit, den Austauschverkehr über die Grenzen hinweg nach materialen Gesichtspunkten planmäßig zu begünstigen oder zu hemmen oder zu regulieren („Handelspolitik“); – 3. in der Möglichkeit und den Unterschieden der formalen und materialen Wirtschaftsregulierung durch diese Verbände nach Maß und Art; – 4. in den Rückwirkungen der sehr starken Verschiedenheiten der Herrschaftsstruktur, der damit zusammenhängenden verwaltungsmäßigen und ständischen Gliederung der für die Art der Gebarung maßgebenden Schichten und der daraus folgenden Haltung zum Erwerbe; – 5. in der Tatsache der Konkurrenz der Leitungen dieser Verbände um eigne Macht und um Versorgung der von ihnenb beherrschten Verbandsangehörigen rein als solchenc mit Konsum- und Erwerbsmitteln, und den daraus für diesed folgenden Erwerbschancen, 6. aus der Art der eignen Bedarfsdeckung dieser Verbände: siehe den folgenden Paragraphen. | §  38.e Am unmittelbarsten ist die Beziehung zwischen Wirtschaft und K 106 (primär) außerwirtschaftlich orientierten Verbänden bei der Art der Beschaffung der Nutzleistungen für das Verbandshandeln: das Handeln S. 429 des Verwaltungsstabs als solchem und das von ihm geleitete Handeln (Kap. I §  12f), selbst („Finanzen“ img weitesten, auch die Naturalbeschaffung einbeziehenden Wortsinn). Die „Finanzierung“, d. h. die Ausstattung mit bewirtschafteten Nutzleistungen, eines Verbandshandelns, kann – in einer Übersicht der einfachsten Typen – geordnet sein I. unstet, und zwar: a) auf Grundlage rein freiwilliger Leistungen, und dies

b  A, K: ihr  c  A, K: solcher  d  A, K: diesen  e K: 32.  f  In K mit Blockade:  g A, K: in

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α. mäzenatisch: durch Großgeschenke und Stiftungen: für karitative, wissenschaftliche und andre nicht primär ökonomische oder politische Zwecke typisch;h β. durch Bettel: für bestimmte Arten asketischer Gemeinschaften typisch;i

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Doch finden sich in Indien auch profane Bettlerkasten, anderwärts besonders in China Bettlerverbände. Der Bettel kann dabei weitgehend (sprengelhaft) und monopolistisch systematisiert werden und, infolge der Pflichtmäßigkeit oder Verdienstlichkeit für die Angebettelten, material aus dem unsteten in den Abgabencharakter übergehen.

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γ. durch formal freiwillige Geschenke an politisch oder sozial als übergeordnet Geltende: Geschenke an Häuptlinge, Fürsten, Patrone, Leib- und Grundherren, die durch Konventionalität material dem Charakter von Abgaben nahestehen können, regelmäßig aber nicht zweckrational, sondern durch Gelegenheiten (bestimmte Ehrentage, Familienereignisse, politische Ereignisse) bestimmt sind. Die Unstetheit kann ferner bestehen: b) auf Grundlage erpreßter Leistungen. S. 430

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Typus: die Camorra in Süditalien, die Mafia in Sizilienj und ähnliche Verbände in Indien: die rituell besonderten sog. „Diebs“- und „Räuberkasten“, in Chinak Sekten und Geheimverbände mit ähnlicher ökonomischer Versorgung. Die Leistungen sind | nur primär, weil formal „unrechtlich“: unstet; praktisch nehmen sie oft den Charakter von „Abonnements“ an, gegen deren Entrichtung bestimmte Gegenleistungen, namentlich: Sicherheitsgarantie, geboten werden (Äußerung eines Neapolitaner Fabrikanten vor ca. 20 Jahren zu mir, auf Bedenken wegen der Wirksamkeit der Camorra auf Betriebe: „Signore, la Camorra mi prende x lire nel mese, ma garantisce la sicurezza, – lo Stato me ne prende 10  x, e garantisce aniente“). Diea namentlich in Afrika typischen Geheimklubs (Rudimente des einstigen „Männerhauses“) fungieren ähnlich (Vehme-artig)b und garantieren so die Sicherheit. Politische Verbände können (wie der liparischec Räuberstaat) primär (nied dauernd ausschließlich) auf reinem Beutegewinn ruhen.

Die Finanzierung kann geordnet sein II. stetig, und zwar: A. ohne wirtschaftlichen Eigenbetrieb: a) durch Abgabe in Sachgütern:

h  A, K: typisch.  i  A, K: typisch.  j  A, K: Sizilien,  k A: China, ; K: China ; hier Emendation nach K.  a–a  A, K: niente. (Die  b K: (Veme-artig)  c A: ligurische ; K: lignierische  d K: (ein

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α. rein geldwirtschaftlich: Erwerb der Mittel durch Geldabgaben und Versorgung durch Geldeinkauf der benötigten Nutzleistungen (reine Geldabgaben-Verbandswirtschaft). Alle Gehälter des Verwaltungsstabs sind Geldgehälter. β. Rein naturalwirtschaftlich (s. §  12e): Umlagen mit Naturallieferungsspezifikation (reine Naturalleistungsverbandswirtschaftf). Möglichkeiten: αα) Die Ausstattung des Verwaltungsstabs erfolgt durch Naturalpräbenden, und die Deckung des Bedarfs erfolgt in naturag. Oder ββ) die in Naturalien erhobenen Abgaben werden ganz oder teilweise durch Verkauf zu Geld gemacht, und die Bedarfsdeckung erfolgt insoweit geldwirtschaftlich. | Die Abgaben selbst, sowohl in Geld wie in Naturalien, können in K 107 allen Fällen in ihren ökonomisch elementarsten Typen sein α. Steuern, d. h. Abgaben von αα) allem Besitz oder, geldwirtschaftlich, Vermögen, ββ) allen Einkünften oder, geldwirtschaftlich, Einkommen, γγ) nur vom Beschaffungsmittelbesitz oder von Erwerbsbetrieben bestimmter Art (sogenannte „Ertragsabgaben“). – Oder sie können sein: β. Gebühren, d. h. Leistungen aus Anlaß der Benutzung oder Inan- S. 432 spruchnahme von Verbandseinrichtungen, Verbandsbesitz oder Verbandsleistungen. – Oder: γ. Auflagen auf: αα) Ge- und Verbrauchshandlungen spezifizierter Art, ββ) Verkehrsakte spezifizierter Art. Vor allem: 1. Gütertransportbewegungen (Zölle), 2. Güterumsatzbewegungen (Akzisen und Umsatzabgaben). Alle Abgaben können ferner: 1. in Eigenregie erhoben, oder 2. verpachtet oder 3. verliehen oder verpfändet werden. Die Verpachtung (gegen Geldpauschale) kann fiskalisch rational, weil allein die Möglichkeit der Budgetierung bietend, wirken. Verleihung und Verpfändung sind fiskalisch meist irrational bedingt, und zwar durch e A: 37 ; in K mit Blockade:  f  A, K: Naturalleistungsverbandwirtschaft  g  A, K: Natura

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α. finanzielle Notlage, oder β. Usurpationen des Verwaltungsstabes: Folge des Fehlens eines verläßlichen Verwaltungsstabes. Dauernde Appropriation von Abgabenchancen durch Staatsgläubiger, private Garanten der Militär- und Steuerleistung, unbezahlte Kondottiere und Soldaten, „endlich“ Amtsanwärter soll „Verpfründung“ heißen. Sie kann die Form annehmen 1. der individuellen Appropriation, oder | S. 433 2. der kollektiven Appropriation (mit freier Neubesetzung aus dem Kreise der kollektiv Appropriierendena). Die Finanzierung ohne wirtschaftlichen Eigenbetrieb (II A) kann ferner erfolgen: b) durch Auflage persönlicher Leistungen: unmittelbare persönliche Naturaldienste mit Naturalleistungsspezifikation. – Die stetige Finanzierung kann des weiteren, im Gegensatz zu den Fällen II A: II. B. durchb wirtschaftlichen Eigenbetrieb: α. haushaltsmäßig (Oikos, Domänen), β. erwerbswirtschaftlich αα) frei, also in Konkurrenz mit andren Erwerbswirtschaften und ββ) monopolistisch erfolgenc. Wiederum kann die Nutzung im Eigenbetrieb oder durch Verpachtung, Verleihung und Verpfändung erfolgen. – Sie kann endlich, anders als in den Fällen sowohl II A wie II B, erfolgen: II. C. leiturgisch durch privilegierende Belastung: α. positiv privilegierend: durch Lastenfreiheit spezifizierter Menschengruppen von bestimmten Leistungen, oder (damit eventuell identisch): β. negativ privilegierend: durch Vorbelastung spezifizierter Menschengruppen – insbesondre bestimmter αα) Stände, oder ββ) Vermögensklassen – mit bestimmten Leistungen, – oder: γ. korrelativ: durch Verknüpfung spezifizierter Monopole mit der Vorbelastung durch spezifizierte Leistungen oder Lieferungen. Dies kann geschehen: | αα) ständisch: durch Zwangsgliederung der Verbandsgenossen in (oft) erblich geschlossenen leiturgischen Besitz- und Berufsverbänden mit Verleihung ständischer Privilegien, a  A, K: Appropriierten  b  A, K: Durch  c  Wort fehlt in K.

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ββ) kapitalistisch: durch Schaffung geschlossener Gilden oder Kar- S. 434 telle mit Monopolrechten und mit Vorbelastung durch Geldkontributionen. 5

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Zu II: Die (ganz rohe) Kasuistik gilt für Verbände aller Art. Hier wird nur an den politischen Verbänden exemplifiziert. Zu A, a, α: Die moderne staatliche Steuerordnung auch nur in Umrissen zu analysieren, liegt an dieser Stelle natürlich ganz fern. Es wird vielmehr erst weiterhin der „soziologische Ort“, d. h. jener Typus von Herrschaftsverhältnis, der bestimmten Abgabenarten (z. B. den Gebühren, Akzisen, Steuern) typisch zur Entstehung verhalf, zu erörtern sein. Die Naturalabgabe, auch bei Gebühren, Zöllen, Akzisen, Umsatzabgaben ist noch im ganzen Mittelalter häufig gewesen, ihr geldwirtschaftlicher Ersatz relativ modern. Zu a, β. Naturallieferungen: Typisch in Form von Tributen und Umlagen von Erzeugnissen auf abhängige Wirtschaften. Die Naturalversendung ist nur bei kleinen Verbänden oder sehr günstigen Verkehrsbedingungen möglich (Nil, Kaiserkanal). Sonst müssen die Abgaben in Geld verwandelt werden, um an den letzten Empfänger zu gelangen (so vielfach in der Antike), oder sie müssen je nach der Entfernung in Objekten verschiedenen spezifischen Preises umgelegt werden (so angeblich im alten China). Zu A, b. Beispiele: Heeresdienst-, Gerichtsdienst-, Geschworenen-, Wege- und Brückenbau-, Deich-, Bergarbeits-Pflicht und alle Arten von Robott für Verbandspflichten bei Verbänden aller Art. Typus der Fronstaaten: Altägypten (neues Reich), zeitweise China, in geringerem Maß Indien und in noch geringerem das spätrömische Reich und zahlreiche Verbände des frühen Mittelalters. – Typus der Verpfründung: 1. an die Amtsanwärterschaft kollektiv: China, – 2. an S. 435 private Garanten der Militär- und Steuerleistungen: Indien, – 3. an unbezahlte Kondottiere und Soldaten: das späte Khalifat und die Mamelukenherrschaft, – 4. an Staatsgläubiger: der überall verbreitete Ämterkauf. Zu B, α. Beispiele: Domänenbewirtschaftung für den Haushalt in eigner Regie, Benutzung der Robottpflicht der Untertanen zur Schaffung von Bedarfsdeckungs- | betrieben (Ägypten) für Hofhalts- und politische Zwecke, modern etwa: KorpsBekleidungsämter und staatliche Munitionsfabriken. Zu B, β. Für den Fall αα nur Einzelbeispiele (Seehandlung usw.). Für den Fall ββ zahlreiche Beispiele in allen Epochen der Geschichte, Höhepunkt im Okzident: 16. bis 18. Jahrhundert. Zu C. Für α: Beispiele: Die Entlastung der Literaten von den Fronden in China, S. 436 privilegierter Stände von den sordida munera in aller Welt, der Bildungsqualifizierten vom Militärdienst in zahlreichen Ländern. Für β: einerseits Vorbelastung der Vermögen mit Leiturgien in der antiken Demokratie; andererseits: der von den Lasten in den Beispielen unter α nicht entlasteten Gruppen. Für γ: Der Fall αα ist die wichtigste Form systematischer Deckung der öffentlichen Bedürfnisse auf anderer Grundlage als der des „Steuerstaates“. China sowohl

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wie Indien und Ägypten, also die Länder ältester (Wasserbau-)Bureaukratie[,] haben die leiturgische Organisation als Naturallasten-Leiturgie gekannt, und von da ist sie (teilweise) im Hellenismus und im spätrömischen Reich verwertet worden, freilich dort in wesentlichen Teilen als geldwirtschaftliche Steuer-, nicht als Naturallasten-Leiturgie. Stets bedeutet sie berufsständische Gliederung. In dieser Form kann sie auch heute wiederkehren, wenn die steuerstaatliche öffentliche Bedarfsdeckung versagen und die kapitalistische private Bedarfsdeckung staatlich reguliert werden sollte. Bisher ist bei Finanzklemmen der modernen Art der öffentlichen Bedarfsdeckung der Fall ββ adäquat gewesen: Erwerbsmonopole gegen Lizenzen und Kontribution (einfachstes Beispiel: Zwangskontrollierung von Pulverfabriken mit Monopolschutz gegen Neugründungen und hoher laufender Kontribution an die Staatskasse in Spanien). Es liegt der Gedanke sehr nahe, die „Sozialisierung“ S. 437 der einzelnen Branchen von Erwerbsbetrieben, von der Kohle angefangen, in dieser Art: durch Verwendung von Zwangskartellen oder Zwangsvertrustungen als Steuerträgern, fiskalisch nutzbar zu machen, da so die (formal) rationale preisorientierte Güterbeschaffung bestehen bleibt. | K 109

§  39.a Die Art der Deckung des Verbandsbedarfs der politischen (und hierokratischen) Verbände wirkt sehr stark auf die Gestaltung der Privatwirtschaften zurück. Der reine Geldabgabenstaat mit Eigenregie bei der Abgabeneinhebung (und nur bei ihr) und mit Heranziehung naturaler persönlicher Dienste nur: zu politischen und Rechtspflegezwecken, gibt dem rationalen, marktorientierten Kapitalismus optimale Chancen.b Der Geldabgabenstaat mit Verpachtung begünstigt den politisch orientierten Kapitalismus, dagegen die marktorientierte Erwerbswirtschaft nicht. Die Verleihung und Verpfründung von Abgaben hemmt normalerweise die Entstehung des Kapitalismus durch Schaffung von Interessen an der Erhaltung bestehender Sportel- und Abgabequellen und dadurch: Stereotypierung und Traditionalisierung der Wirtschaft. Der reine Naturallieferungsverband befördert den Kapitalismus S. 438 nicht und hindert ihn im Umfang der dadurch erfolgenden tatsächlichen – erwerbswirtschaftlich irrationalen – Bindungen der Beschaffungsrichtung der Wirtschaften.

a K: 33.  b  In A, K folgt eine verderbte Textpassage: Der Geldabgabenstaat mit Verpachtung begünstigt den politisch orientierten Kapitalismus nicht, dagegen die markt­ orientierte Erwerbswirtschaft. Die Verleihung und Verpfründung von Abgaben Dienstleistungen [K: Ab-Dienstleistungen] nur zu politischen und Rechtspflegezwecken gibt – soweit dafür die Verbandsbedarfsdeckung in Betracht kommt – dem rationalen, marktorientierten Kapitalismus optimale Chancen.

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Der reine Naturaldienstverband hindert den marktorientierten Kapitalismus durch Beschlagnahme der Arbeitskräfte und Hemmung der Entstehung eines freien Arbeitsmarktes, den politisch orientierten Kapitalismus durch Abschneidung der typischen Chancen seiner Entstehung. Die monopolistisch erwerbswirtschaftliche Finanzierung, die Naturalabgabenleistung mit Verwandlung der Abgabegüter in Geld und die leiturgisch den Besitz vorbelastende Bedarfsdeckung haben gemeinsam, daß sie den autonom marktorientierten Kapitalismus nicht fördern, sondern durch fiskalische, also marktirrationale Maßregeln: Privilegierungen und Schaffung marktirrationaler Gelderwerbschancen, | die Markterwerbschancen zurückschieben. Sie begünstigen dagegen – A 118 unter Umständen – den politisch orientierten Kapitalismus. Der Erwerbsbetrieb mit stehendem Kapital und exakter Kapitalrechnung setzt formal vor allem Berechenbarkeit der Abgaben, material aber eine solche Gestaltung derselben voraus, daß keine stark negative Privilegierung der Kapitalverwertung, und das heißt vor allem: der Marktumsätze eintritt. Spekulativer Handelskapitalismus ist dagegen mit jeder nicht direkt, durch leiturgische Bindung, die händlerische Verwertung von Gütern als Waren hindernden Verfassung der öffentlichen Bedarfsdeckung vereinbar. Eine eindeutige Entwicklungsrichtung aber begründet auch die Art der öffentlichen Lastenverfassung, so ungeheuer wichtig sie ist, für die Art der Orientierung des Wirtschaftens nicht. Trotz (scheinbaren) Fehlens aller typischen Hemmungen von dieser Seite hat sich in großen Gebieten und Epochen der rationale (marktorientierte) Kapitalismus nicht entwickelt; trotz (scheinbar) oft sehr starker Hemmungen von seiten der öffentlichen Lastenverfassung hat er sich anderwärts durchgesetzt. Neben dem materialen Inhalt der Wirtschaftspolitik, die sehr stark auch an Zielen außerwirtschaftlicher Art orientiert sein kann[,] und neben Entwicklungen geistiger (wissenschaftlicher und technologischer) Art haben auch Obstruktionen gesinnungsmäßiger (ethischer, S. 439 religiöser) Natura für die lokale Begrenzung der autochthonen kapitalistischen Entwicklung moderner Art eine erhebliche Rolle gespielt. Auch darf nie vergessen werden: daß Betriebs- und Unternehmungsformen ebenso wie technische Erzeugnisse „erfunden“ werden müssen, und daß dafür sich historisch nur „negative“, die betreffende Gedana K: Art

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kenrichtung erschwerende oder geradezu obstruierende, oder „positive“, sie begünstigende, Umstände, | nicht aber ein schlechthin zwingendes Kausalverhältnis angeben läßt, sowenig wie für streng individuelle Geschehnisse irgendwelcher Naturb überhaupt. 1. Zum Schlußsatz: Auch individuelle reine Naturgeschehnisse lassen sich nur unter sehr besonderen Bedingungen exakt auf individuelle Kausalkomponenten zurückführen: darin besteht ein prinzipieller Unterschied gegen das Handeln nicht. 2. Zum ganzen Absatz: Die grundlegend wichtigen Zusammenhänge zwischen der Art der Ordnung und Verwaltung der politischen Verbände und der Wirtschaft können hier nur provisorisch angedeutet werden. 1. Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion marktorientierter kapitalistischer Entwicklung durch Abgaben-Verpfründung ist China, durch Abgaben-Verleihung (damit vielfach identisch): Vorderasien seit dem Khalifenreich (darüber an seinem Ort). Abgaben-Verpachtung findet sich in Indien, Vorderasien, dem Okzident in Antike und Mittelalter, ist aber für die okzidentale Antike besonders weitgehend für die Art der Orientierung des kapitalistischen Erwerbs (römischer Ritterstand) maßgebend gewesen, während sie in Indien und Vorderasien mehr die Entstehung von Vermögen (Grundherrschaften) beherrscht hat. S. 440 2. Der historisch wichtigste Fall der Obstruktion der kapitalistischen Entwicklung überhaupt durch leiturgische Bedarfsdeckung ist die Spätantike, vielleicht auch Indien in nachbuddhistischer Zeit und, zeitweise, China. Auch davon an seinem Ort. 3. Der historisch wichtigste Fall der monopolistischen Ablenkung des Kapitalismus ist, nach hellenistischen (ptolemäischen) Vorläufern, die Epoche des fürstlichen Monopol- und Monopolkonzessionserwerbs im Beginn der Neuzeit (Vorspiel: gewisse Maßregeln Friedrichs II. in Sizilien, vielleicht nach byzantinischem Muster, prinzipieller Schlußkampf: unter den Stuarts), wovon an seinem Ort zu reden sein wird. Die ganze Erörterung ist hier, in dieser abstrakten Form, nur zur einigermaßen korrekten Problemstellung vorgenommen. Ehe auf die Entwicklungsstufen und Entwicklungsbedingungen der Wirtschaft zurückgekommen wird, muß erst die rein soziologische Erörterung der außerwirtschaftlichen Komponenten vorgenommen werden.

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§  40.c Für jede Verbandsbildung hat ferner die Wirtschaft dann eine ganz allgemeine soziologische Konsequenz, wenn die Leitung und der Verwaltungs|stab, wie in aller Regel, entgolten werden. Dann ist ein überwältigend starkes ökonomisches Interesse mit dem Fortbestand S. 441 des Verbandes verknüpft, einerlei ob seine vielleicht primär ideologischen Grundlagen inzwischen gegenstandslos geworden sind.

b K: Art  c K: 34. 

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Es ist eine Alltagserscheinung, daß,a nach der eigenen Ansicht derb Beteiligten „sinnlos“ gewordene, Verbände aller Art nur deshalb weiterbestehen, weil ein „Verbandssekretär“ oder anderer Beamter „sein Leben (materiell) daraus macht“ und sonst subsistenzlos würde. 5

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Jede appropriierte, aber unter Umständen auch eine formal nicht appropriierte Chance kann die Wirkung haben, bestehende Formen sozialen Handelns zu stereotypieren. Innerhalb des Umkreises der (friedlichen und auf Alltagsgüterversorgung gerichteten) wirtschaftlichen Erwerbschancen sind im allgemeinen nur die Gewinnchancen von Erwerbsunternehmern autochthone, rational revolutionierende Mächte. Selbst diese aber nicht immer. Z. B. haben die Courtage-Interessen der Bankiers lange Zeit die Zulassung des Indossements obstruiert, und ähnliche Obstruktionen formal rationaler Institutionen auch durch kapitalistische Gewinninteressen werden uns oft begegnen, wenn sie auch sehr wesentlich seltener sind als namentlich die präbendalen, ständischen und die ökonomisch irrationalen Obstruktionen.

§  41c. Alles Wirtschaften wird in der Verkehrswirtschaft von den einzel- S. 442 nen Wirtschaftenden zur Deckung eigner, ideeller oder materieller, K 111 Interessen unter|nommen und durchgeführt. Auch dann natürlich, wenn es sich an den Ordnungen von wirtschaftenden, Wirtschafts- oder wirtschaftsregulierenden Verbänden orientiert, – was merkwürdigerweise oft verkannt wird. In einer sozialistisch organisierten Wirtschaft wäre dies nicht prinzipiell anders. Das Disponieren freilich würde in den Händen der Verbandsleitung liegen, die Einzelnen innerhalb der Güterbeschaffung auf lediglich „technische“ Leistungen: „Arbeit“ in diesem Sinn des Worts (oben §  15d) beschränkt sein. Danne und solange nämlich, als sie „diktatorisch“, also autokratisch verwaltet würden, ohne gefragt zu werden. Jedes Recht der Mitbestimmung würde sofort auch formell die Austragung von Interessenkonflikten ermöglichen, die sich auf die Art des Disponierens, vor allem aber: auf das Maß des „Sparens“ (Rücklagen) erstrecken würden. Aber das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist: daß der einzelne auch dann primär fragen würde: ob ihm die Art der zugewiesenen Rationen und der zugewiesenen Arbeit, verglichen mit anderem, seinen Interessen entsprechend erscheine. Darnach a  In K folgt: der  b  Wort fehlt in K.  c  In K mit Blockade:  d  In K mit Blockade:  e K: Denn

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würde er sein Verhalten einrichten, und gewaltsame Machtkämpfe um Änderung oder Erhaltung der einmal zugewiesenen Rationen (z. B. Schwerarbeiterzulagen), Appropriation oder Expropriation beliebter, durch die Entgeltrationierung oder durch angenehme Arbeitsbedingungen beliebter Arbeitsstellen, Sperrung der Arbeit (Streik oder Exmission aus den Arbeitsstellen), Einschränkung der Güterbeschaffung zur Erzwingung von Änderungen der Arbeitsbedingungen bestimmter Branchen, Boykott und gewaltsame Vertreibung unbeliebter Arbeitsleiter, – kurz: Appropriationsvorgänge aller Art und Interessenkämpfe wären auch dann das Normale. Daß sie meist verbandsweise ausgefochten werden, daß dabei die mit besonders „lebenswichtigen“ ArbeiS. 443 ten Befaßten und die rein körperlich Kräftigsten bevorzugt wären, entspräche dem bestehenden Zustand[.]f Immer aber stände dies Interesse des einzelnen – eventuell: die gleichartigen[,] aber gegen andere antagonistischen Interessen vieler einzelner –g hinter allem Handeln. Die Interessenkonstellationen wären abgeändert, die Mittel der Interessenwahrnehmung andre, aber jenes Moment würde ganz ebenso zutreffen. So sicher es ist, daß rein ideologisch an fremden Interessen orientiertes wirtschaftliches Handeln | vorkommt, so sicher ist auch: A 120 daß die Masse der Menschen nicht so handelt und nach aller Erfahrunga nicht so handeln kann und also: wird. In einer vollsozialistischen („Plan“-) Wirtschaft wäre Raum nur für: a) eine Verteilung von Naturalgütern nach einem rationierten Bedarfsplan, – b) eine Herstellung dieser Naturalgüter nach einem Produktionsplan. Die geldwirtschaftliche Kategorie des „Einkommens“ müßte notwendig fehlen. Rationierte Einkünfte wären möglich. In einer Verkehrswirtschaft ist das Streben nach Einkommen die unvermeidliche letzte Triebfeder alles wirtschaftlichen Handelns. Denn jede Disposition setzt, soweit sie Güter oder Nutzleistungen, die dem Wirtschaftenden nicht vollverwendungsbereit zur Verfügung stehen, in Anspruch nimmt, Erwerbung und Disposition über künftiges Einkommen, und fast jede bestehende Verfügungsgewalt setzt früheres Einkommen voraus. Alle erwerbswirtschaftlichen Betriebs-Gewinne verwandeln sich auf irgendeiner Stufe in irgendeiner Form in Einkommen von Wirtschaftenden. In einer regulierten Wirtschaft ist die Sorge der f Punkt fehlt in A; K: Zustand.  g Gedankenstrich fehlt in A und K; sinngemäß ergänzt.  a K: Erführung

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Regulierungsordnung[,] normalerweise, die Art der Verteilung des Einkommens. (In Naturalwirtschaften ist hier nach der festgestellten Terminologie kein „Einkommen“, sondern sind Einkünfte in Naturalgü- S. 444 tern und -leistungen da, welche nicht in einemb Einheitstauschmittel abschätzbar sind). Einkommen und Einkünfte können – soziologisch angesehen – folgende Hauptformen annehmen und aus folgenden typischen Hauptquellen fließen:c A. Leistungs-Einkommen und -Einkünfte (geknüpft an spezifizierte oder spezialisierte Leistungen)d. I. Löhne: | 1. frei bedungene feste Lohn-Einkommen und -Einkünfte (nach K 112 Arbeitsperioden berechnet); 2. skalierte feste Einkommen und Einkünfte (Gehälter, Deputate von Beamten); 3. bedungene Akkordarbeitserträge angestellter Arbeiter; 4. ganz freie Arbeitserträge. II. Gewinne: 1. freie Tauschgewinne durch unternehmungsweise Beschaffung von Sachgütern oder Arbeitsleistungen; 2. regulierte Tauschgewinne ebenso. S. 445 In diesen Fällen (1 und 2): Abzug der „Kosten“: „Reinerträge“. 3. Beutegewinne; 4. Herrschafts-, Amtssportel-, Bestechungs-, Steuerpacht- und ähnliche Gewinne aus der Appropriation von Gewaltrechten. Kostenabzug in den Fällen 3 und 4 bei dauerndem betriebsmäßigem Erwerb dieser Art, sonst nicht immer. B. Besitzeinkommen und -Einkünfte (geknüpft an die Verwertung von Verfügungsgewalt über wichtige Beschaffungsmittel)e. I. Normalerweise „Reinrenten“ nach Kostenabzug: 1. Menschenbesitzrenten (von Sklaven oder Hörigen oder Freigelassenen), in naturaf oder Geld, fest oder in Erwerbsanteilen (Abzug der Unterhaltskosten); 2. appropriierte Herrschaftsrenten (Abzug der Verwaltungskosten), ebenso:

b  A, K: ein  c K: fließen.  d  Schließende Klammer fehlt in A und K.  e Schließende Klammer fehlt in K.  f  A, K: Natura

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

3. Grundbesitzrenten (Teilpacht, feste Zeitpacht, in naturag oder Geld, grundherrliche Renteneinkünfte – Abzug der Grundsteuerkosten und Erhaltungskosten), ebenso 4. Hausrenten (Abzug der Unterhaltungskosten), ebenso S. 446 5. Renten aus appropriierten Monopolen (Bannrechten, Patenten – Abzug der Gebühren), ebenso II. normalerweise ohne Kostenabzug: 6. Anlagerenten (aus Hingabe der Nutzung von „Anlagen“ (oben §  17h) gegen sogenannten „Zins“ an Haushaltungen oder Erwerbswirtschaften). | 7. Viehrenten, ebenso A 121 8. Naturaldarlehens-„Zinsen“ und bedungene Deputatrenten, in naturaa, 9. Gelddarlehens-„Zinsen“, 10. Hypothekenrenten, in Geld, 11. Wertpapierrenten, in Geld und zwar: a) feste (sog. „Zinsen“), b) nach einem Rentabilitätsertrag schwankende (Typus: sog. Dividenden). 12. Andre Gewinnanteile (s. A. II, 1): 1. Gelegenheitsgewinnanteile und rationale Spekulationsgewinnanteile, 2. rationale Dauer-Rentabilitätsgewinnanteile an Unternehmen aller Art. Alle „Gewinne“ und die „Renten“ aus Wertpapieren sind nicht bedungene, bzw. nur in den Voraussetzungen (Tauschpreisen, AkkordS. 447 sätzen) bedungene Einkommen. Feste Zinsen und Löhne, Grundbesitzpachten, Mieten sind bedungene Einkommen, die Herrschafts-, Menschenbesitz-, Grundherrschafts- und Beutegewinne gewaltsam appropriierte Einkommen oder Einkünfte. Besitzeinkommen kann berufloses Einkommen sein, falls der Beziehende den Besitz durch andere verwerten läßt. Löhne, Gehälter, Arbeitsgewinne, Unternehmergewinne sind Berufseinkommen; die anderen Arten von Renten und Gewinnen können sowohl das eine wie das andere sein (eine Kasuistik ist hier noch nicht beabsichtigt).

g  A, K: Natura  h A: 11 ; in K mit Blockade:  a  A, K: Natura

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3.  Korrekturfahnen zu Kapitel II, §§  36–41

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Eminent dynamischen – wirtschaftsrevolutionierenden – Charakters sind von allen diesen Einkommensarten die aus Unternehmergewinn (A II, 1) und bedungenen oder freien Arbeitserträgen (A I, 3 und 4) abgeleiteten, demnächst die freien Tausch- und, in anderer Art, unter Umständen: die Beutegewinne (A II, 3). | b

b  Hier endet K.

4. Korrekturfahnen zu Kapitel III, §§  15–18

Die Korrekturfahnen sind in der Max Weber-Arbeitsstelle Düsseldorf überliefert. Sie betreffen die Seiten 163 unten bis 168 oben der Druckfassung (Teile von Bogen 11). K umfaßt 4 Korrekturfahnen ohne handschriftliche Korrekturen Max Webers. Auf der ersten Seite (= S.  126) finden sich der Druckereistempel mit dem Datum „23 APR. 1920“, der Stempel „Korrektur“ sowie der Stempel „Grundriß der Sozialökonomik (G.d.S.)“. Die Seiten sind von dritter Hand paginiert und haben keine Kolumnentitel. Der Text der Druckfassung weicht an einigen Stellen – auch in inhaltlicher Hinsicht – von dem der Korrekturfahnen ab, was dafür spricht, daß Weber den Text noch nach dem 23. April 1920 bearbeitete. Auch der Seitenumbruch entspricht nicht ganz dem der Druckfassung. Die Paginierung der Fahnen weicht um 37 bzw. 39 Zähler von der der Druckfassung ab. Für die späteren §§  16 und 17 ist noch kein Paragraphenzeichen vorgesehen, für den späteren §  18 zwar ein Zeichen, aber noch keine Ziffer. Die endgültige Gliederung in Paragraphen erfolgte also nach dem 23. April 1920. MWG

A = Druckfassung

K = Korrektur

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Bogen

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[A 163], [S. 557] nehmend in der Schweiz) –. Die Kollegialität ist dann ein besonderer Fall des stänK 126 dischen oder kantonalen Repräsentationsprinzips)a. – Oder β. in dem Fehlen eines bFührers zufolge:b Eifersucht der um die Führerschaft Konkurrierenden oder: Streben der Beherrschten nach Minimisierung der Herrschaft einzelner. Aus einer Mischung dieser Gründe ist siec in den meisten Revolutionen aufgetreten, sowohl als „Rat“ der Offiziere oder auch der Soldaten revoltierender Truppen, wie als Wohlfahrtsausschuß oder Ausschuß von d„Volksbeauftragten“. Ind der normalen Friedensverwaltung hat fast immer das letztgenannte Motiv: die Abneigung gegen den einzelnen „starken Mann“, für die Kollegialität leitender a  Klammer fehlt in A und K.  b K: Führers, der  c K: er  d K: „Volksbeauftragten“; in

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Behörden | entschieden: so in der Schweiz und z. B. in der neuen badischen Verfassung.a b(Träger dieser Abneigung waren diesmalc die Sozialisten, welche die für die Sozialisierung unbedingt erforderliche straffe Einheitlichkeit der Verwaltung ausd Besorgnis vor dem „Wahlmonarchen“ opferten. Dafür war insbesondere die führerfeindliche Empfindungsweise des (Gewerkschafts-, Partei-, Stadtkreis-) S. 558 Beamtentums in der Partei maßgebend)b. – Oder γ. in dem ständischen „Honoratioren“-Charakter der für die Besetzung der Leitung ausschlaggebenden und ihren Besitz monopolisierenden Schicht, also:e als Produkt ständisch-aristokratischer Herrschaft. Jede ständisch privilegierte Schicht fürchtet dasf auf emotionale Massenhingabe gestützte Führertum mindestens ebenso stark wie die führerfeindliche Demokratie. Die Senatsherrschaft und die faktischen Versuche, durch geschlossene Ratskörperschaften zu regieren, gehören dahin, ebenso die venezianische und ihr ähnliche Verfassungen. – Oder δ. in dem Kampf des Fürstentums gegen die zunehmende Expropriationg durch das fachgeschulte Beamtentum. Die moderne Verwaltungsorganisation beginnt in der obersten Leitung in den okzidentalen Staaten (und übrigens ähnlich auch in den für die dortige Entwicklung vorbildlichen Patrimonialstaaten des Orients: China, Persien, Khalifenreich, osmanisches Reich) durchweg mit kollegialen Behörden. Der Fürst scheut nicht nur die Machtstellung einzelner, sondern hofft vor allem:h durch das System der Voten und Gegenvoten in einem Kollegium die Entscheidung selbst in der Hand iund, dai er zunehmend Dilettant wird, die nötigej Übersicht über die Verwaltung zu behalten, besser als bei Abdankung zugunsten der Machtstellung von Einzelbeamten. (Die Funktion der höchsten Behörden war zunächst ein Mittelding zwischen beratenden und verfügenden Kollegien; nur die besonders irrational wirkende Eigenmacht des Fürsten in der Finanzgebarung wurde – so in der Reform des Kaisersk Max – von den Fachbeamten sofort gebrochen, und hier mußte der Fürst aus zwingenden Gründen nachgeben.) – Oder ε. in dem Wunsch, spezialistische Fachorientierung und auseinandergehende Interessen sachlicher oder persönlicher Art durch kollegiale Beratung auszuglei- S. 559 chen, also: Kompromisse zu ermöglichen. So namentlich in der Leitung der Gemeindeverwaltung, welche einerseits lokal übersehbare und stark technische Probleme vor sich sieht, andrerseits und namentlich aber ihrer Natur nach sehr stark auf Kompromissen von materiellen Interessenten zu beruhen pflegt, – so lange wenigstens, als die Massen sich die Herrschaft der durch Besitz und Schulung privilegierten Schichten gefallen lassen. – Die Kollegialität der Ministerien hat technisch ähnliche Gründe: wo siel fehlt, wie z. B. min Rußland und (weniger ausgeprägt)m im deutschen Reich des alten Regimes, war eine effektive Solidarität der Regierungsstellen nie herzustellen, sondern nur der erbittertste Satrapenkampf der Ressorts zu beobachten. – Die Gründe unter α, γ, δ sind rein historischen Charakters. Die moderne Entwicklung der bureaukratischen Herrschaft hat in Massenverbänden – einerlei ob a K: Verfassung;  b–b  Klammern fehlen in K.  c K: regelmäßig  d K: der  e Doppelpunkt fehlt in K.  f K: dies  g K: Entfernung  h K: allem,  i K: und dafür, obwohl  j  Wort fehlt in K.  k  A, K: Kaiser  l  In K folgt: völlig  m–m  Passage fehlt in K.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Staaten oder Großstädten – überall zu einer Schwächung der Kollegialität in der effektiven Leitung geführt. Denn die Kollegialität vermindert unvermeidlich 1. die Promptheit der Entschlüsse, – 2. die Einheitlichkeit der Führung, – 3. die eindeutige Verantwortlichkeit des einzelnen, – 4. die Rücksichtslosigkeit nach außen und die Aufrechterhaltung der Disziplin im Innern. – Überall ist daher – auch aus s.Z. zu erörternden ökonomischen und technologischen Gründen – in Massenstaaten mit Beteiligung an der großen Politikn die Kollegialität, wo sie erhalten blieb, abgeschwächt worden zugunsten der prominenten Stellung des politischen Führers (leader, oMinisterpräsident). Ähnlicho wie übrigens auch in fast allen großen patrimonialistischen Verbänden,p gerade den streng sultanistischen,q stets wieder das Bedürfnis nach einer führenden Persönlichkeit (Großvesier) neben dem Fürsten gesiegt hat, soweit nicht die „Günstlings“-Wirtschaft Ersatz dafür schuf. rEine Person sollte verantwortlich sein. Der Fürst aber war es legal nicht.r 2. Die Kollegialität der ausführenden Behörden bezweckte[,] die Sachlichkeit und, vor allem, Integrität der Verwaltung zu stützen und in sdiesem Interesses die Macht einzelner zu schwächen. Sie ist aus den gleichen Gründen wie in der Leitung fast überall der technischen Überlegenheit der Monokratie gewichen (so in Preußen in den „Regierungen“). | 3. Die Kollegialität nur beratender Körperschaften hat zu allen Zeiten bestanden S. 560 und wird wohl zu allen Zeiten bestehen. Entwicklungsgeschichtlich sehr wichtig (wie an seinem Ort zu erwähnen):t – besonders in jenen Fällen, wo die „Beratung“ des Magistrats oder Fürsten tatsächlich nach der Machtlage eine „maßgebliche“ uwar, – bedarfu sie der Erörterung in dieser Kasuistik nicht. – Unter Kollegialität ist hier stets Kollegialität der Herrschaft verstanden, – also von Behörden, welche entweder selbst verwalten oder die Verwaltung un|mittelbar (beratend) beeinflussen. Das Verhalten von ständischen oder parlamentarischen Versammlungen gehört a, wie im Text angedeutet, nocha nicht hierher.

Die Kollegialität hat geschichtlich den Begriff der „Behörde“ erst voll zurb Entfaltung gebracht, weil sie stets mit Trennung desc „Bureau“ vomd „Haushalt“ (der Mitglieder), ebehördlichen vom privatene Beamtenstab, Verwaltungsmittelnf vom Privatvermögen verbunden war. Es ist eben deshalb kein Zufall, daß die moderne Verwaltungsgeschichte des Okzidents ganz ebenso mit der Entwicklung von Kollegialbehörden von Fachbeamten einsetzt wie jede dauernde Ordnung patrimonialer, ständischer, feudaler oder anderer traditionaler politischer Verbände es – in anderer Art – auch tat. Nur kollegiale, eventuell solidarisch zusammenstehende Beamtenkörperschaften konnten insbesondre den n  In K folgt ein Gedankenstrich.  o–o K: Ministerpräsident), ähnlich  p K: Gebilden  q K: patriarchalen  r–r  Passage fehlt in K.  s K: diesen unteressen [statt: Interessen]  t  Doppelpunkt fehlt in K.  u K: war – bedürfen  a–a  Passage fehlt in K.  b K: zu  c K: von  d K: und  e–e K: behördlichem und privatem ; lies: des behördlichen vom privaten  f Lies: der Verwaltungsmittel

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zum „Dilettanten“ werdenden Fürsten des Okzidents allmählich politisch expropriieren. Bei Einzelbeamten würde die persönliche Obödienzg die unumgängliche Zähigkeit des Widerstandes gegen irrationale Anweisungen des Fürsten, ceteris paribus, weit leichter überwunden haben. Nach dem als unabwendbar erkannten Übergang zur Fachbeamtenwirtschaft hat dann der Fürst regelmäßig das beratende Kollegialsystem (Staatsratssystem) mit Voten und Gegenvoten auszubauen gesucht, um, obwohl Dilettant, doch Herr zu bleiben. Erst nach dem endgültigen und unwiderruflichen Siege des rationalen Fachbeamtentums trat – insbesondre den Parlamenten gegenüber (s. später) – das S. 561 Bedürfnis nach monokratisch (durch Ministerpräsidenten) geleiteter Solidarität der höchsten Kollegien, gedeckt durch den Fürsten und ihn deckend, und damit die allgemeine Tendenz zur Monokratie und also: Bureaukratie in der Verwaltung, siegreich auf. 1.h Man kann sich die Bedeutung der Kollegialität an der Wiege der modernen Verwaltung besonders leicht an dem Kampf der von Kaiser Maximilian in höchster Not (Türkengefahr) geschaffenen Finanzbehörden mit seiner Gepflogenheit, über den Kopf der Beamten und ad hoc nach Laune Anweisungen und Pfandurkunden herzugeben, klar machen. Am Finanzproblem begann die Expropriation des Fürsten, der hier zuerst politischer Nichtfachmann (Dilettant) wurde. Zuerst in der italienischen Signoriei mit ihrem kaufmännisch geordneten Rechnungswesen, dann in den burgundisch-französischen, dann in den deutschen Kontinentalstaaten, selbständig davon bei den Normannenj in Sizilien und England (Exchequer). Im Orient haben die Divanek, in China die Yamen, in Japan das Bakuful usw., eine entspre- S. 562 chende, nurm – in Ermangelung von rational geschulten Fachbeamten und also angewiesen auf die empirischen Kenntnisse „alter“ nBeamter – nicht zur Bureaukratisierung führenden Rolle gespielt, in Rom: der Senat. 2. Die Kollegialität hat für die Trennung von privatem Haushalt und Amtsverwaltung eine ähnliche Rolle gespielt wie die voluntaristischen großen Handelsgesellschaften für die Trennung von Haushalt und Erwerbsbetrieb, Vermögen und Kapital.

§  16.o Die Herrengewalt kann ferner abgemildert werden: 3. durch spezifizierte Gewaltenteilung: Übertragung spezifisch verschiedener, im Legalitätsfall (konstitutionelle Gewaltenteilung) rational bestimmter „Funktionen“ als Herrengewalten auf verschiedene Inhaber, derart, daß nur durch ein Kompromiß zwischen ihnen in Angele-

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g K: Obedienz  h Ziffer fehlt in K.  i K: Signorin  j K: Normanen  k K: Divana  l A: Bukufu ; K: Bekifu  m  A, K: nur,  n–n A: Beamter, nicht zur Bureaukratisierung führende ; K: Beamter, entsprechende  o  §-Zeichen und -Ziffer fehlen in K.

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

genheiten, welche mehrere von ihnen angehen, Anordnungen legitim zustande kommen.

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1. „Spezifizierte“ Gewaltenteilung bedeutet im Gegensatz zur „ständischen“: daß die Herrengewalten je nach ihrem sachlichen Charakter unter verschiedene Macht(oder Kontroll-) Inhaber „verfassungsmäßig“ (nicht notwendig: im Sinn der gesatztenp und geschriebenen Verfassung) verteilt sind. Derart entweder, daß Verfügungen verschiedener Art nur durch verschiedene oder daß Ver|fügungen gleicher Art nur durch Zusammenwirken (also: ein nicht formal erzeugbares Kompromiß) mehrerer Machthaber legitim geschaffen werden können. Geteilt sind aber auch hier nicht:q „Kompetenzen“, sondern:r die Herrenrechte selbst. | S. 563 2. Spezifizierte Gewaltenteilung ist nichts unbedingt Modernes. Die Scheidunga zwischen selbständiger politischer und selbständiger hierokratischer Gewalt – statt Cäsaropapismus oder Theokratie – gehört hierher. Nicht minder kann man die spezifizierten Kompetenzen der römischen Magistraturen als eine Art der „Gewaltenteilung“ auffassen. Ebenso die spezifizierten Charismata des Lamaismus. Ebenso die weitgehend selbständige Stellung der chinesischen (konfuzianischen) HanlinAkademie und bder „Zensoren“b gegenüber dem Monarchen. Ebenso die schon in Patrimonialstaaten, ebenso aber im römischen Prinzipat, übliche Trennung der Justiz- und Finanz- (Zivil-)c von der Militärgewalt in den dUnterstaffeln. Undd letztlich natürlich überhaupt jede Kompetenzverteilung. Nur verliert der Begriff der „Gewaltenteilung“ dann jede Präzision. Er ist zweckmäßigerweise auf die Teilung der höchsten Herrengewalt selbst zu beschränken. Tut man das, dann ist die rationale, durch Satzung (Konstitution) begründete Form der Gewaltenteilung: die konstitutionelle, durchaus modern. Jedes Budget kann im nicht parlamentarischen, sondern „konstitutionellen“ Staat nur durch Kompromiß der legalen Autoritäten (Krone und – eine oder mehrere – Repräsentantenkammern) zustande kommen. S. 564 Geschichtlich ist der Zustand in Europa ause der ständischen Gewaltenteilung entwickelt, theoretisch in Englandf durch Montesquieu, dann Burke, begründet. Weiter rückwärts ist die Gewaltenteilung aus der Appropriation der Herrengewalten und Verwaltungsmittel an Privilegierte und aus den steigenden regulären ökonomischsozial bedingten g(Verwaltungs-)g und irregulärenh i(vor allem durch Krieg bedingten)i Finanzbedürfnissen erwachsen, denen der Herr ohne Zustimmung der Privilegierten nicht abhelfen konnte, aber – oft nach deren eigener Ansicht und Antrag – abhelfen sollte. Dafür war das ständische Kompromiß nötig, aus dem geschichtlich das Budgetkompromiß und die Satzungskompromisse – die keineswegs schon der ständischen Gewaltenteilung in dem Sinn zugehören, wie der konstitutionellen – erwachsen sind. 3. Konstitutionelle Gewaltenteilung ist ein spezifisch labiles Gebilde. Die wirkliche Herrschaftsstruktur bestimmt sich nach der Beantwortung der Frage: was

p K: gesetzten  q  Doppelpunkt fehlt in K.  r  Doppelpunkt fehlt in K.  a K: Beziehung  b K: das „Beharren“  c In K folgt ein Gedankenstrich.  d K: Unterstaffeln und  e K: und  f  In K folgt: und  g  Klammern fehlen in K.  h  In K folgt ein Komma.  i–i  Klammern fehlen in K.

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geschehen würde, wenn ein satzungsgemäß unentbehrliches Kompromiß (z. B. über das Budget) nicht zustande käme. Ein budgetlos regierender König von England würde dann (heute) seine Krone riskieren, ein budgetlos regierender preußischer König nicht, im vorrevolutionären deutschen Reich wären die dynastischen Gewalten jausschlaggebend gewesenj.

§  17.k Beziehungen zur Wirtschaft. 1. Die (rationale Leistungs-) Kollegialität von legalen Behörden kann die Sachlichkeit und persönliche Unbeeinflußtheit der Verfügungen steigern und dadurch die Bedingungen der Existenz rationaler Wirtschaft günstigl gestalten, auch wo die S. 565 Hemmung der Präzision des Funktionierendenm negativ ins Gewicht fällt. Die ganz großen kapitalistischen Gewalthaber der Gegenwart ebenso wie diejenigen der Vergangenheit bevorzugen aber im politischen wie im Partei- wie im Leben aller Verbände, die für sie wichtig sind, eben deshalb die Monokratie als die (in ihrem Sinn) „diskretere“n, persönlich zugänglichere und leichter für die Interessen der Mächtigen zu gewinnende Form der Justiz und Verwaltung, und auch nach deutschen Erfahrungen mit Recht. – Die Kassationskollegialität und die aus irrationalen Appropriationen dero Macht eines traditionalen Verwaltungsstabes entstandenen kollegialen Behörden können umgekehrt irrational wirken. Die im Beginn der Entwicklung des Fachbeamtentums stehende Kollegialität der Finanzbehörden hat im ganzen wohl zweifellos die (formale) Rationalisierung der Wirtschaft begünstigt. k

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pDer monokratische amerikanische Partei-Boß, nicht die oft kollegiale, offizielle Parteiverwaltung ist dem interessierten Parteimäzenaten „gut“. Deshalb ist er unentbehrlich. In Deutschland haben große Teile der sog. „Schwerindustrie“ die Herrschaft der Bureaukratie gestützt und nicht den (in Deutschland bisher kollegial verwalteten) Parlamentarismus: aus dem gleichen Grunde.p

2. Die Gewaltenteilung pflegt, da sie, wie jede Appropriation, feste, wenn auch noch nicht rationale, Zuständigkeiten schafft und dadurch ein Moment der „Berechenbarkeit“ in das Funktionieren des Behördenapparats trägt, der (formalen) Rationalisierung der Wirtschaft günstig zu sein. Die auf Aufhebung der Gewaltenteilung gerichteten Bestrebungen (Räterepublik, Konvents- und Wohlfahrtsaus|schußregierungen) sind durchweg auf (mehr oder minder) materialrationale

j K: wieder aufgetaucht  k  §-Zeichen und -Ziffer fehlen in K.  l K: günstiger  m K: Funktionierendes  n K: „diskretore“  o  A, K: oder  p–p  Passage fehlt in K. 

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Anhang: Korrekturfahnen zur 1. Lieferung

Umgestaltung der Wirtschaft eingestellt und wirken dementsprechenda der formalen Rationalität entgegen. | Alle Einzelheiten gehören in die Spezialerörterungen.

8. Parteien. §  18.b Parteien sollen heißen auf (formal) freier Werbung beruhende Vergesellschaftungenc mit dem Zweck, ihren Leitern innerhalb eines Verbandes Macht und ihren aktiven Teilnehmern dadurch (ideelle oder materielle) Chancen (der Durchsetzung von sachlichen Zielen oder der Erlangung von persönlichen Vorteilen oder beides) zuzuwenden. Sie können ephemere oder auf Dauer berechnete Vergesellschaftungen sein, in Verbänden jeder Art auftretend und als Verbände jeder Forme: charismatische Gefolgschaften, traditionale Dienerschaften, rationale (zweck-f oder wertrationale, „weltanschauungsmäßige“) Anhängerschaften[,] gentstehen. Sie können mehr an persönlichen Interessen oder an sachlichen Zielen orientiert sein. Praktisch können sie insbesondere offiziell oder effektiv ausschließlichg: nur auf Erlangung der Macht für den Führer und Besetzung der Stellen des Verwaltungsstabes durch hihren Stabh gerichtet seini j(Patronage-Partei). Oder sie könnenj vorwiegend und bewußt im Interesse von Ständen oder Klassenk (ständische bzw. Klassen-Partei) oder an konkreten sachlichen Zwecken oder an abstrakten Prinzipien (Weltanschauungs-Partei) orientiert sein. Die Eroberung der Stellen des Verwaltungsstabes für ihre Mitglieder pflegt aber mindestens Nebenzweck, die sachlichen „Programme“ nicht selten nur Mittel der Werbung der Außenstehenden als Teilnehmer zu sein. Parteien sind begrifflich nur innerhalb eines Verbandes möglich, dessen Leitung sie beeinflussen oder erobern wollen; jedoch sind interverbändlichel Partei-Kartelle möglich und nicht selten. S. 567 Parteien können alle Mittel zur Erlangung der Macht anwenden. Da wo die Leitungm durch (formal) freie Wahl besetzt wird und Satzungen a K: entsprechend  b In K Blockade statt Ziffer.  c K: Vergesellschaften  d Wort fehlt in K.  e K: Herrschaftsformen  f  Trennstrich fehlt in K.  g–g K: entstehen, immer mehr auf persönliche Interessen oder auf sachliche Ziele  h K: ihre Mitglieder  i Wort fehlt in K.  j–j K: (Patronage-Partei) oder  k Zu ergänzen wäre: agieren  l K: interverbändische  m K: Leistung

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durch Abstimmung geschaffen werden, sind sie primär Organisationen für die Werbung von Wahlstimmen und bein Abstimmungen vorgesehenero Richtung plegale Parteienp. Legale Parteien bedeuten infolge ihrer prinzipiell voluntaristischen (auf freier Werbungq ruhenden) Grundlage praktisch stets: daß der Betrieb der Politik Interessentenbetriebr ist (wobei hier der Gedanke an „ökonomische“ Interessenten noch ganz beiseite bleibt: es handelt sich um politische, also ideologisch oder an der Macht als solcher, orientiertes Interessenten). Das heißt: daß er in den Händen a) von Parteileitern und Parteistäben liegt, –t denen b) aktive Parteimitglieder meist nur als Akklamantenu, unter Umständen als Kontroll-, Diskussions-, Remonstrations-, Parteiresolutions-Instanzenv zur Seite treten, – während c) die nicht aktiv mit vergesellschafteten Massen (der Wähler und Abstimmenden) nur Werbeobjekt für Zeiten der Wahl oder Abstimmung sind (passive „Mitläufer“), deren Stimmung nur in Betracht kommt als Orientierungsmittel für die Werbearbeit des Parteistabes in Fällen aktuellen Machtkampfes. wRegelmäßig (nicht immer) verborgen bleiben d) die Parteimäzenaten.w Andre als formal-legalx organisierte Parteien im formal-legalen Verband können primär vor allem sein a) charismatische Parteien: Zwist über die charismatische Qualität des Herren: über den charismatisch „richtigen“ Herrn (Form: Schisma); b) traditionalistische Parteien: Zwist über die Art der Ausübung der traditionalen Gewalt in der Sphäre der freien Willkür und Gnade S. 568 des Herren (Form: Obstruktion oder offene Revolte gegen „Neuerungen“);y | c) Glaubensparteien, regelmäßig, aber nicht unvermeidlich, mit a A 168 identisch: Zwist über Weltanschauungs- oder Glaubens-Inhalte (Form: Häresie, die auch bei rationalen Parteien – Sozialismus – vorkommen kann);

n  Wort fehlt in K.  o K: bestimmter  p K: (legale Partei)  q K: Wertung  r K: Interessenbetrieb  s K: orientierten  t In K folgt: neben  u K: Akklamente  v A, K: Parteirevolutions-Instanzen  w–w  Passage fehlt in K; Durchschuß fehlt in A und K.  x K: formalistisch-legal  y  A, K: „Neuerungen“).

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d) reine Appropriations-Parteien: Zwist mit dem Herrn und dessen Verwaltungsstab über die Art der Besetzung der Verwaltungsstäbe, sehr oft (aber natürlich nicht notwendig) mit b identisch. Der Organisation nach können Parteien den gleichen Typen angehören wie alle andren Verbände, also charismatisch-plebiszitär (Glauben an dena Führer) oder | b

a K: der  b  Hier endet K.

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Verzeichnisse und Register

Personenverzeichnis

In das Verzeichnis sind die Personen aufgenommen, die Max Weber in seinem Text erwähnt. Allgemein bekannte Personen bleiben unberücksichtigt. Dynastien, mythische, legendäre oder literarische Gestalten finden sich im Glossar. Die Einträge erfolgen in der Schreibung Max Webers.

Becker, Carl Heinrich (12.  4. 1876–10.  2. 1933). Orientalist und Politiker. 1899 Promotion, 1902 Habilitation für semitische Philologie in Heidelberg; 1906 a.o. Professor ebd., 1908 Professor für Geschichte und Kultur des Orients am Kolonialinstitut Hamburg, 1913 Professor für orientalische Philologie in Bonn; seit 1916 Vortragender Rat und 1919 Staatssekretär im preußischen Kultusministerium, 1921 und 1925–30 preußischer Kultusminister. Herausgeber der Zeitschrift „Der Islam“ (seit 1910); Max Weber stützte sich auf dessen Studien zur islamischen Wirtschaftsgeschichte. Below, Georg von (19.  1. 1858–20.  10. 1927). Verfassungs- und Wirtschaftshistoriker. 1883 Promotion zum Dr. phil. in Bonn, 1886 Habilitation in Marburg; 1888 Umhabilitation in Königsberg, 1889 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1891 o. Professor in Münster, 1897 in Marburg, 1901 in Tübingen, 1905–24 in Freiburg i.Br.; Arbeiten zur mittelalterlichen Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte. Zu Max Weber bestanden gute kollegiale Beziehungen, ungeachtet der politischen Meinungsunterschiede insbesondere in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Benedek, Ludwig von Felsö-Eör (14.  7. 1804–27.  4. 1881). Österreich-ungarischer General. Militärlaufbahn; 1860 Chef des Generalstabs und Oberkommandant in Venetien; 1866 im preußisch-österreichischen Krieg Kommandant der Nordarmee; Amtsenthebung nach der Niederlage in der Schlacht bei Königgrätz. Böhm-Bawerk, Eugen Ritter von (12.   2. 1851–27.   8. 1914). Österreichischer Nationalökonom, Politiker, Gerichtspräsident. 1872–80 Praktikant im österreichischen Finanzdienst, 1875 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1880 Habilitation ebd.; 1880/81 als Supplent (= Aushilfslehrer) in Innsbruck; 1881–84 a.o. Professor als Supplent ebd., 1884–89 o. Professor in Innsbruck; 1889–95 Ministerialrat im österreichischen Finanzministerium; 1895, 1897/98 und 1900–04 Finanzminister; ab 1904 o. Professor in Wien; 1911–14 Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Neben Carl Menger und Friedrich von Wieser Begründer der österreichischen Schule der Nationalökonomie (Grenznutzenschule); herausragend durch seine Arbeiten über Kapital und Kapitalzins und eine umfassende Kritik der marxistischen Wertlehre.

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Personenverzeichnis

Bücher, Karl Wilhelm (16.  2. 1847–12.  11. 1930). Nationalökonom. 1870 Promotion zum Dr. phil. in Bonn, 1873–78 Gymnasiallehrer in Frankfurt, 1878–80 Redakteur für Wirtschafts- und Sozialpolitik bei der „Frankfurter Zeitung“; 1881 Habilitation für Nationalökonomie in München; 1882 o. Professor für Statistik in Dorpat, 1883 für Nationalökonomie und Statistik in Basel, 1890 an der TH Karlsruhe und 1892–1917 in Leipzig. Seit 1874 Mitglied des „Vereins für Socialpolitik“; gehörte zum linken Flügel des Vereins; 1901–03 Mitherausgeber (zs. mit  Albert Schäffle) der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“, 1904–23 deren alleiniger Herausgeber. Bekannt u. a. durch seine Theorie der Wirtschaftsstufen; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Burke, Edmund (12.  1. 1729–9.  7. 1797). Britischer Politiker und Publizist. Kritiker der Französischen Revolution, Vertreter der Gewaltenteilungslehre und Initiator von Verwaltungsreformen in Großbritannien. Carnegie, Andrew (25.   11. 1835–11.   8. 1919). Amerikanischer Industrieller. Begann 1865 mit Hilfe von Geldgebern Eisen- und Stahlwerke zu kaufen und war um 1890 Haupteigentümer des größten vertikal und horizontal integrierten Stahlwerkskomplexes der Welt. Marcus Porcius Cato Censorius, der Ältere Cato (234–149 v.Chr.). Römischer Politiker, Redner und Schriftsteller. 195 v.Chr. Consul, 184 v.Chr. Censor. Bekannt für seine Sittenstrenge, ältester römischer Agrarschriftsteller. Marcus Tullius Cicero (106–43 v.Chr.). Römischer Redner, Philosoph und Staatsmann.  63 v.Chr. Consul, 58–57 v.Chr. im Exil, 43 v.Chr. ermordet. Cortez, Hernando (auch: Cortés, Hernán) (1485–2.  12. 1547). Spanischer Konquistador. War maßgeblich an der spanischen Eroberung Mexikos 1519–21 beteiligt. 1521–30 Generalgouverneur des nach der Zerschlagung des Aztekenreichs gegründeten Vizekönigreichs Neuspanien. Cromwell, Oliver (25.4 1599–3.  9. 1658). Englischer Heerführer und Staatsmann. Seit 1628 Mitglied des Unterhauses, 1640–53 Mitglied des „Langen Parlaments“; im Bürgerkrieg einer der Führer des königsfeindlichen Lagers; nach der Hinrichtung von König Karl I. 1649 Haupt des „Commonwealth of England“, seit 1653 „Lord Protector“. Demosthenes „senior“. Athenischer Feldherr. Vater des Redners Demosthenes (384–322 v.Chr.). Besaß eine Waffenmanufaktur und sonstiges Vermögen, das er seinem Sohn vererbte. Eduard VII. (9.  11. 1841–6.  5. 1910). König von Großbritannien und Irland, Kaiser von Indien. Studium in Edinburgh, Oxford und Cambridge; 1861 nach dem Tod seines Vaters Albert Übernahme königlicher Repräsentationspflichten für seine Mutter Königin Victoria. Nach deren Tod Thronbesteigung am 22. Januar 1901

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und als König im Rahmen der Verfassung politisch wirksam. Von den Zeitgenossen wurde er als liberales Staatsoberhaupt geschätzt. Eisner, Kurt (14.  5. 1867–21.  2. 1919). Sozialistischer Publizist und Politiker. Seit 1917 Mitglied der USPD; Beteiligung an den Januarstreiks 1918; im November 1918 Führer der revolutionären Bewegung in Bayern; seit dem 8. November 1918 bayerischer Ministerpräsident; fiel am 21. Februar 1919 einem Attentat des Grafen Anton von Arco-Valley zum Opfer. Escherich, Karl Leopold (18.  9. 1871–22.  11. 1951). Zoologe, Entomologe. 1893 Dr. med., 1896 Dr. phil. in Leipzig; 1896–98 Assistent an der TH Karlsruhe; 1901 Habilitation in Straßburg; 1907 o. Professor an der Forstakademie in Tharandt, 1914 o. Professor an der TH Karlsruhe, 1914–36 in München. Zahlreiche Forschungsreisen nach Nordafrika, Kleinasien und die USA, insbesondere zur Termitenforschung; gründete 1913 eine „Deutsche Gesellschaft für angewandte Entomologie“ und 1914 die „Zeitschrift für angewandte Entomologie“. Max Weber zitiert seine Bücher über die Ameisen und Termiten. Fichte, Johann Gottlieb (19.  5. 1762–29.  1. 1814). Philosoph. 1784–94 nach Abbruch des Studiums der Theologie und Jurisprudenz Tätigkeit als Hauslehrer u. a. in Leipzig und Warschau; 1794 Professor für Philosophie in Jena, 1799 Privatdozent in Berlin, 1805 Gastprofessor in Erlangen, 1807 o. Professor in Königsberg und im selben Jahr Rückkehr nach Berlin, 1810 o. Professor ebd. und erster gewählter Rektor der Universität. Bedeutender Vertreter des deutschen Idealismus und leidenschaftlicher Verfechter der nationalen Idee. Sein „Geschlossener Handelsstaat“ (1800) enthält eine organisch-staatssozialistische Gesellschaftskonzeption. Friedrich II. (26.  12. 1194–13.  12. 1250). Deutscher König (seit 1196) und Kaiser (seit 1220) aus dem Geschlecht der Staufer, auch König von Sizilien (seit 1198) und von Jerusalem (seit 1229). Während es ihm in Sizilien gelang, einen zentralistischen Beamtenstaat zu schaffen, war er in Deutschland gezwungen, den geistlichen und weltlichen Fürsten 1220 und 1232 weitgehende landesherrliche Rechte einzuräumen. Friedrich Wilhelm I. (14.  8. 1688–31.  5. 1740). König von Preußen (seit 1713). Bekannt als „Soldatenkönig“; Vater von Friedrich II. von Preußen. Begründer einer zentralisierten, bürokratischen Verwaltung und Vollender der absoluten Monarchie in Preußen. George, Stefan (12.  7. 1868–4.  12. 1933). Dichter. Hauptvertreter der deutschen Neuromantik und Mittelpunkt eines von ihm begründeten elitären Zirkels von Gelehrten, Dichtern und Künstlern. Max Weber stand seit 1910 durch die Vermittlung von Friedrich Gundolf in sporadischem persönlichem Kontakt zu ihm.

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Gierke, Otto (seit 1911:) von (11.  1. 1841–11.  10. 1921). Jurist, Rechtshistoriker. 1860 Promotion zu, Dr. jur. in Berlin, 1867 Habilitation und Privatdozent ebd., 1871 a.o. Professor in Berlin; 1872 o. Professor in Breslau, 1884 in Heidelberg und 1887 in Berlin. Seit 1872 Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; Mitarbeiter und Kritiker des Entwurfes zum deutschen BGB. Herausragender Vertreter der germanistischen Richtung der jüngeren historischen Rechtsschule durch umfassende Würdigung der deutschen Rechtsgeschichte. Grundlegend sind seine Arbeiten über das deutsche Genossenschaftsrecht und seine „Theorie der realen Verbandsperson“. Akademischer Lehrer von Max Weber. Goette, Alexander Wilhelm (31.  12. 1840–5.  2. 1922). Zoologe. 1866 Dr. med. in Tübingen, 1872 Habilitation in Zoologie in Straßburg; 1877 a.o. Professor ebd., 1880 zugleich Direktor der Zoologischen Sammlung des Städtischen Museums, 1882–86 o. Professor in Rostock, 1887–1918 o. Professor in Straßburg. Schwerpunkte seiner Arbeiten waren die Entwicklungsgeschichte der Tiere und deren Organisationsformen. Gottl von Ottlilienfeld, Friedrich Edler (bis zur Nobilitierung des Vaters 1907: Friedrich Gottl) (13.  11. 1868–19.  10. 1958). Nationalökonom und Soziologe. 1897 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1900 Habilitation ebd.; 1902 etatmäßiger a.o., 1904 o. Professor an der TH Brünn, 1908 an der TH München, 1919 Lehrstuhl für Theoretische Nationalökonomie an der Universität Hamburg, 1924 in Kiel und 1926 (bis zur Emeritierung) 1936 in Berlin. Arbeiten zur Werturteilsfrage; suchte gleich Max Weber und  Werner Sombart eine Verbindung von ökonomischer Theorie und Geschichte sowie ökonomischer Theorie und Soziologie herzustellen; Versuch einer Grundlegung der Sozialwissenschaften; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Gould, Jason (Jay) (27.  5. 1836–2.  12. 1892). Amerikanischer Finanzier und Unternehmer. Kontrollierte auf dem Höhepunkt seiner als besonders rücksichtslos beschriebenen Karriere etwa ein Neuntel des Streckennetzes der Eisenbahnen in den USA. Gaius Sempronius Gracchus (153–121 v.Chr.). Römischer Politiker. 123 und 122 v. Chr. Volkstribun, versuchte, u. a. durch Gewinnung des Ritterstandes, jedoch am Ende erfolglos, an die Agrarreformen seines älteren Bruders Tiberius Gracchus anzuknüpfen. Gummerus, Herman Gregorius (24.  12. 1877–18.  7. 1948). Finnischer Diplomat und Historiker. Nach Studienabschluß in Finnland weitere Studien 1901 bei  Eduard Meyer in Halle, später in Rom; 1906 Dr. phil. in Leipzig mit der Arbeit zum „Römischen Gutsbetrieb“, 1910 Habilitation in Helsinki; 1911–20 und 1926– 33 Dozent für lateinische Philologie, 1933–47 Professor für Allgemeine Geschichte ebd. Publizistisches und politisches Engagement im Kampf um die Unabhängigkeit Finnlands; 1916–18 Gesandter in Schweden und 1919–25 in Rom. Neben

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sonstigen historischen Veröffentlichungen vor allem Arbeiten zu römischen Wirtschaft. Haller, Carl Ludwig von (1.  8. 1768–20.  5. 1854). Schweizer Staatsmann und Publizist. 1786 im Staatsdienst des Kantons Bern und nach Flucht 1799 in Wien; 1806 Professur für Staats- und Völkerrecht an der Berner Akademie; 1814–20 Mitglied der Berner Regierung und des Großen Rates; 1820–30 in Diensten des französischen Königs Karl X.; seit 1830 Privatgelehrter in der Schweiz. Bedeutsam als Wortführer der Gegenrevolution in der Schweiz, als Vertreter konservativultramontaner Positionen und als Staatstheoretiker der europäischen Reaktion. Weber bezieht sein auf sein mehrbändiges Werk „Restauration der Staatswissenschaft“. Hammurabi (ca. 18./17. Jahrhundert v.Chr., 1792–1750 nach der „mittleren“ Chronologie). Altbabylonischer Herrscher. Sechster König der 1. Dynastie von Babylon. Erreichte die Einigung und größte Ausdehnung des Reiches über Babylonien, Assyrien und Mesopotamien; ihm wird eine umfassende Rechtskodifikation („Codex Hammurapi“) zugeschrieben, die auf älteren sumerischen und babylonischen Rechtssammlungen basierte und straf-, privat- und handelsrechtliche Vorschriften umfaßte. Der Kodex war zur Zeit Max Webers durch den Fund der Gesetzesstele bei Susa 1897–99, deren Aufstellung im Louvre 1902 und bald verbreitete Übersetzungen bekannt. Harriman, Edward Henry (20.  2. 1848–9.  9. 1909). Amerikanischer Börsenhändler. Mit 22 Jahren Mitglied der New Yorker Wertpapierbörse, begann 1881 Eisenbahngesellschaften, darunter die Union Pacific Railway und die Southern Railway, aufzukaufen und zu reorganisieren. Der Versuch, ein die amerikanischen Eisenbahnen insgesamt beherrschendes System zu errichten, scheiterte. Hasbach, Wilhelm (25.  8. 1849–30.  4. 1920). Nationalökonom. Seit 1868 Studium der Philologie und Geschichte in Münster; 1874/75 Aufenthalt in Genf; 1875 Promotion in Tübingen; 1875–80 Lehrer; 1882–83 Studienaufenthalt in England; 1884 Habilitation in Greifswald; 1887 a.o. Professor ebd., 1888 in Königsberg, 1893 o. Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften in Kiel. Studien zur Sozial- und Agrarstruktur in England, Arbeiten zur Geschichte und Methodik der Nationalökonomie; von Weber mit seiner politischen Studie zur parlamentarischen Kabinettsregierung zitiert. Holl, Karl (15.  5. 1866–23.  5. 1926). Kirchenhistoriker. 1891 Repetent am Tübinger Stift; 1894 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Kommission zur Herausgabe des Korpus der griechischen Kirchenväter der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin; 1896 Habilitation an der Theologischen Fakultät der Universität Berlin, Privatdozent ebd.; 1900 a.o. Professor für Kirchengeschichte in Tübingen, 1906 o. Professor in Berlin; seit 1915 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Bekannt wegen seiner Lutherforschungen; Max Weber bezieht sich auf seine Forschungen zum griechischen Mönchtum.

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Ihering, Rudolf von (22.  8. 1818–17.  9. 1892). Jurist. 1840/41 Promotion zum Dr. jur. und Habilitation in Berlin; 1845 o. Professor für Römisches Recht in Basel, 1846 in Rostock, 1849 in Kiel, 1852 in Gießen, 1868 in Wien, ab 1872 in Göttingen. Durch sein Werk „Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung“ (3 Teile, 1852–65) einerseits theoretischer Begründer der sog. Begriffsjurisprudenz, andererseits in seinem Spätwerk „Der Zweck im Recht“ (2 Bände, 1877–83) leidenschaftlicher Kritiker der begriffsjuristischen Methode und Vorbereiter der rechtssoziologischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Freirechtsschule und der Interessenjurisprudenz. Jack of Newbury (eigentlich: John Winchcombe bzw. John Smallwood, geboren in Winchcombe, Gloucestershire) († Feb. 1519). Einer der reichsten und einflußreichsten Wollhändler des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts in England, dessen angeblich über 1000 Personen beschäftigenden Werkstätten zur Wollverarbeitung Gegenstand romanhafter Darstellungen wurden. Jaspers, Karl (23.  2. 1883–26.  2. 1969). Philosoph. 1901 Jurastudium, 1902/03 Wechsel zur Medizin, 1908 Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. in Heidelberg, 1909–14 Volontärassistent an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg, 1913 Habilitation für Psychologie bei Wilhelm Windelband in der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, 1916 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1920 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1922 o. Professor für Philosophie ebd.; 1937 in den Ruhestand versetzt und 1938 mit Publikationsverbot belegt, 1945 am Wiederaufbau der Universität Heidelberg beteiligt, 1948–61 o. Professor in Basel. Umfangreiche Arbeiten zur Existenzphilosophie und Logik; richtungweisend auch in der Methodologie seine Habilitationsschrift „Allgemeine Psychopathologie“. Bekanntschaft mit Max Weber seit 1909. Kerenskij, Alexander F.; Tl.: Kerenskij, Aleksandr F. (4.  5. 1881–11.  6. 1970). Russischer Staatsmann. Seit 1912 Abgeordneter der sozialistischen Partei der Trudoviki in der Duma; nach Ausbruch der Februarrevolution 1917 einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Sowjets und Justizminister in der Provisorischen Regierung; Mai 1917 Kriegsminister in der Koalitionsregierung; unter seiner Leitung Vorbereitung und Durchführung der den Alliierten zugesagten russischen Offensive vom Sommer 1917 (Kerenskij-Offensive); von Juli bis zur Oktoberrevolution 1917 Ministerpräsident und weiterhin Kriegsminister; Flucht aus St. Petersburg vor der Machtübernahme der Bolschewisten; emigrierte nach Frankreich, 1940 Flucht in die USA. Kirdorf, Emil (8.  4. 1847–13.  7. 1938). Deutscher Industrieller. Seit 1873 kaufmännischer Direktor der Gelsenkirchener Bergwerks-AG, die sich unter seiner Leitung zum größten deutschen Kohlenbergwerksunternehmen und zu einem gemischten Konzern mit Stahlproduktion und Reedereien entwickelte; war führender Organisator des 1893 errichteten Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats.

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Knapp, Georg Friedrich (7.  3. 1842–20.  2. 1926). Nationalökonom, Statistiker und Agrarhistoriker. 1865 Promotion zum Dr. phil. in Göttingen; 1867 Direktor des Statistischen Bureaus der Stadt Leipzig; 1869 a.o. Professor für Nationalökonomie und Statistik in Leipzig, 1874–1919 o. Professor in Straßburg. Gründungsmitglied des „Vereins für Socialpolitik“ und Vertreter der jüngeren historischen Schule der Nationalökonomie. Weber setzt sich intensiv mit seinem Werk über die „Staatliche Theorie des Geldes“ auseinander. Lassalle, Ferdinand (bis 1846: Lassal) (11.  4. 1825–31.  8. 1864). Philosoph, Politiker und Publizist. 1843–46 Studium der Geschichte, Philologie und Philosophie in Breslau und Berlin; 1849 Mitarbeiter der von  Karl Marx herausgegebenen „Neuen Rheinischen Zeitung“; 1863 Begründer und erster Präsident des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“; 1863/64 Hauptphase seiner Agitation für die Arbeiterbewegung. Vertreter eines idealistischen, nationalstaatlichen Sozialismus. Le Bon, Gustave (7.  5. 1841–15.  12. 1931). Französischer Sozialpsychologe. Bis 1866 Studium der Medizin in Paris, dann praktischer Arzt; Forschungsreisen u. a. nach Afrika und Indien. Durch sein Hauptwerk „Psychologie des foules“ (1895) zum Begründer der Massenpsychologie; umstritten ist seine im Alter formulierte Rassenlehre. Leitner, Friedrich (26.   1. 1874–3.   7. 1945). Betriebswirtschaftler. 1898–1906 Oberlehrer in Mainz und Frankfurt a. M.; 1906 Dozent an der Handelshochschule in Berlin, 1909–45 o. Professor ebd. Arbeiten zur allgemeinen theoretischen Betriebswirtschaftslehre und zur Bank- und Industriebetriebslehre; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Lenin, Wladimir Iljitsch (Tl.: Ljenin, W. I.; eigentlich: Ul‘janov, Vladimir Il‘icˇ) (22.  4. 1870–21.  1. 1924). Russischer Politiker und marxistischer Theoretiker. 1887 als Jurastudent Anschluß an die revolutionäre Bewegung; 1897–1900 Verbannung nach Sibirien, 1900–05 und 1907–17 Emigration; ab 1900 Herausgabe (zs. mit  Plechanoff und Martow) der sozialdemokratischen Zeitung „Iskra“, 1903 Gründung der Fraktion der Bolschewiki der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands; 1917 in der Oktoberrevolution unter seiner Führung Machtübernahme der Bolschewiki. Vertrat den Rätegedanken und die These von der „Diktatur des Proletariats“. Liefmann, Robert (4.  2. 1874–20.  3. 1941). Nationalökonom. 1897 Promotion zum Dr. phil. bei Max Weber in Freiburg i.Br., 1900 Habilitation in Gießen, 1904 Umhabilitation nach Freiburg i.Br., zunächst Privatdozent, dann a.o. (Titular-)Professor ebd., 1914–33 o. Honorarprofessor ebd.; 1940 aus rassistischen Gründen Deportation nach Frankreich und Tod im Sammellager Gurs. Führender deutscher Kartelltheoretiker seiner Zeit.

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Lionardo da Vinci (Leonardo) (15.  4. 1452–2.  5. 1519). Italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Naturforscher und Techniker. 1472 Eintritt in die florentinische Malergilde; seit 1481 Hofmaler und -ingenieur in Mailand; 1500 Rückkehr nach Florenz; seit 1502 Festungsingenieur des päpstlichen Heerführers Cesare Borgia, für den er Landkarten und Stadtpläne ausarbeitete; 1506–13 in französischen Diensten in Mailand. Mit zunehmendem Alter widmete er sich immer stärker technischen und naturwissenschaftlichen Fragen, u. a. anatomischen Forschungen. Marx, Karl (5.  5. 1818–14.  3. 1883). Politischer Journalist, Philosoph, Nationalökonom. Nach dem Studium in Bonn und Berlin (1835–41), von kurzen Tätigkeiten als Journalist in Köln (1842/43 und 1848/49) abgesehen, im Exil in Paris, Brüssel und ab 1849 in London lebend. Verfaßte zusammen mit Friedrich Engels das 1848 publizierte „Manifest der kommunistischen Partei“. Danach konzentrierte er sich vornehmlich auf das Studium der Entwicklungsgesetze der Geschichte und der Bewegungsgesetze des Kapitalismus. Erste grundlegende Veröffentlichung zur Wirtschaftstheorie „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“ (1859). Von seinem Hauptwerk „Das Kapital“ erschien zu seinen Lebzeiten 1867 nur der erste Band (Bände II und III, hg. von Friedrich Engels, 1885 und 1895). Maximilian I. (22.  3. 1459–12.  1. 1519). Seit 1477 Herzog von Burgund, seit 1486 deutscher König, seit 1493 Erzherzog von Österreich und seit 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Dehnte den habsburgischen Machtbereich nach Westen aus. In seiner Regierungszeit gab es Ansätze zu einer umfassenden Reichsreform. Meyer, Eduard (25.  1. 1855–31.  8. 1930). Althistoriker. 1875 Promotion in Leipzig; 1875–77 Hauslehrer in Konstantinopel und Bournemouth; 1879 Habilitation in Alter Geschichte in Leipzig, Privatdozent ebd.; 1884 a.o. Professor ebd., 1885 o. Professor in Breslau, 1889 in Halle, 1902–23 in Berlin, dort 1919 Rektor; 1904 Gastprofessor an der University of Chicago, 1909/10 Austauschprofessor an der Harvard University. Seine Arbeiten galten der Geschichte der gesamten mittelmeerisch-vorderasiatischen Antike. Weber hat Meyers Arbeiten, insbesondere dessen Hauptwerk „Geschichte des Altertums“ (5 Bände, 1884–1902), in Teilen sehr ausführlich rezipiert. Mises, Ludwig (Edler) von (29.  9. 1881–10.  10. 1973). Nationalökonom. 1906 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1913 Habilitation für Nationalökonomie ebd.; 1918 a.o. Professor ebd.; zunächst im Justizdienst, 1909–34 in der Handelskammer Wien tätig; 1934 Gastprofessur in Genf, 1940 Emigration in die USA; Tätigkeit im National Bureau of Economic Research, 1945–70 Forschungs- und Lehrtätigkeit an der New York University. Zählte bereits mit seiner Habilitationsschrift „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ zu den bedeutenden Theoretikern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.

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Moltke, Helmuth Karl Graf von (26.  10. 1800–24.  4. 1891). Generalfeldmarschall. 1858–88 Chef des preußischen Generalstabs; 1867–71 Mitglied des Norddeutschen Reichstags, 1871–91 MdR für die Konservative Partei. Als genialer Stratege hatte er Anteil am siegreichen Ausgang des Deutsch-Dänischen Krieges (1864), des Preußisch-Österreichischen Krieges (1866) und des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71). Montesquieu, Charles de Secondat, Baron de la Brède et de (18.  1. 1689–10.  2. 1755). Staatsphilosoph und Schriftsteller. 1716–26 Präsident des Parlaments in Bordeaux; 1727 Wahl in die Académie Française; 1727–31 Europareise und zweijähriger Englandaufenthalt. Sein Hauptwerk „De l’esprit des lois“ (erschienen 1748) gehört zu den Klassikern der politischen Theorie und war für Max Weber wegen der Lehre von der Gewaltenteilung bedeutsam. Napoleon I. Bonaparte (eigentl.: Napoleone Buonaparte) (15.  8. 1769–5.  5. 1821). Kaiser der Franzosen (1804–14). Durch die Konsular-Verfassung vom 13. Dezember 1799 Erster Konsul; 21. März 1804 Veröffentlichung des „Code civil“; 26. Mai 1805 Krönung zum König von Italien; 1812 Rußlandfeldzug; nach seiner Absetzung im April 1814 Exil auf der Insel Elba; am 1. März 1815 überraschende Rückkehr nach Frankreich und Beginn der „Herrschaft der hundert Tage“; am 18. Juni 1815 Niederlage bei Waterloo und Verbannung auf St. Helena. Napoleon III. (20.  4. 1808–9.  1. 1873). Kaiser der Franzosen (1852–70). 1848 gewählter Staatspräsident; 1851 Staatsstreich und Errichtung einer plebiszitären Diktatur; seit 1860 allmählicher Umbau des autoritären Regimes zugunsten stärkerer Mitbestimmung des Parlaments. Förderung der Industrie und des Freihandels. Neffe  Napoleons I. Neurath, Otto (10.  12. 1882–22.  12. 1945). Österreichischer Philosoph, Soziologe und Bildungspolitiker. 1906 Promotion zum Dr. phil. in Berlin; 1906–14 Dozent an der Neuen Handelsakademie in Wien; 1917 Habilitation für Nationalökonomie in Heidelberg; seit März 1919 Staatskommissar und Leiter des bayerischen Zentralwirtschaftsamtes in München, behielt dieses Amt auch während der Räterepublik; nach deren Niederschlagung am 15. Mai 1919 inhaftiert und in einem Standgerichtsprozeß, bei dem Max Weber für ihn aussagte, zu 18 Monaten Festungshaft verurteilt, vor Strafantritt nach Wien ausgewiesen; nahm 1920 seine wissenschaftliche Tätigkeit ebd. wieder auf, 1925–34 Direktor des Gesellschaftsund Wirtschaftsmuseums in Wien; 1934 Emigration in die Niederlande, 1940 Flucht nach Großbritannien, 1942–45 Studiendirektor und Sekretär des Isotype Institute in Oxford. Arbeiten zur antiken Agrargeschichte, zur Kriegswirtschaft und zur Sozialisierungsfrage; führender Vertreter des logischen Positivismus in der Philosophie. Oertmann, Paul Ernst Wilhelm (3.  7. 1865–22.  5. 1938). Jurist. Seit 1863 Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg und Berlin; 1887 Promotion zum Dr. jur. in Berlin, 1891 Dr. phil. in Leipzig mit einer Arbeit über „Volkswirtschaftslehre des

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Corpus juris civilis“; 1892 Habilitation für Bürgerliches und Römisches Recht ebd.; 1896 o. Professor in Leipzig, 1901 in Erlangen, 1917 in Göttingen. Als Zivilrechtler hatte er sich in seinem – auch von Weber zitierten – Werk „Rechtsordnung und Verkehrssitte“ (1914) mit der Frage der Vertragsauslegung unter veränderten Umständen (Inflation) befaßt. Bekannt wurde er durch sein Werk „Die Geschäftsgrundlage – Ein neuer Rechtsbegriff“ (1921). Omar I. Tl.  (arab.): ‘Umar b. al-Khattab (um 592–644). Zweiter Kalif (634–644), Weggefährte und enger Vertrauter Muhammeds, der durch umfangreiche Eroberungen (Syrien, Irak, Teile Persiens und Kaukasiens, Ägypten) die arabische Expansion und die Ausbreitung des Islam entscheidend vorantrieb. Oppenheimer, Franz (30.  3. 1864–30.  9. 1943). Mediziner, Nationalökonom und Soziologe. 1885 Promotion zum Dr. med. in Berlin; 1887–96 als praktischer Arzt tätig ebd.; danach Studium der Volkswirtschaftslehre; 1908 Promotion zum Dr. phil. in Kiel; 1909 Habilitation für das Fach Nationalökonomie in Berlin; 1919–29 o. Professor für Soziologie und ökonomische Theorie in Frankfurt a. M.; 1938 Emigration über Palästina und Japan in die USA, wo er auch als Hochschullehrer tätig war. Beschäftigung mit der Theorie der politischen Ökonomie, der sozialen Frage und dem „Bodenmonopol“; praktische Versuche mit Genossenschaftssiedlungen. Osman I. (1259–1326). Sultan (seit 1300). Begründer des nach ihm benannten Osmanischen Reichs. Paulus (jüd. Name: Saulus) (ca. 10–63/64). Apostel. In Tarsos geborener Jude mit römischem Bürgerrecht, aber stark von griechischer Kultur geprägt; ca. 32/34 Bekehrung zum christlichen Glauben; sorgte auf Missionsreisen für die Verbreitung des Christentums auch bei Unbeschnittenen; das von ihm einberufene Apostelkonzil billigte 48 die Heidenmission; verfaßte im Jahr 54 Sendschreiben an die Gemeinde von Korinth und 56 an die Roms; ca. 58–64 Aufenthalt in Rom und Märtyrertod. Gilt als der erste christliche Theologe. Perikles (um 490–429 v.Chr.). Athenischer Politiker. Seit 461 v.Chr. Führer der radikal demokratischen Richtung in Athen und Verfechter einer auf die Flottenmacht gestützten Hegemonialpolitik; spielte seit ca. 450 v.Chr. eine zunehmend unangefochtene Führungsrolle in der athenischen Politik; sicherte durch Kriege gegen Persien und Sparta die Vorherrschaft Athens in der Ägäis und baute in seiner Funktion als Stratege den attischen Seebund zum Herrschaftsinstrument Athens aus; unter seiner Ägide vollzog sich der systematische Ausbau der Akropolis. Pizarro González, Francisco (ca. 1476–26.  6. 1541). Spanischer Konquistador. Erkundungs- und Eroberungsfahrten nach Mittel- und Südamerika. Zerschlug das Reich der Inka und bereitete damit der Kolonisierung Südamerikas durch Spanien den Weg.

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Plechanoff, Georgi W.; Tl.: Plechanov, Georgij Valentinovicˇ (11.  12. 1856–30.  5. 1918). Russischer sozialistischer Theoretiker und Politiker. Zunächst Mitglied der Narodniki, Mitbegründer der russischen Sozialdemokratie; 1880–1917 im Exil, 1880 in Genf Mitgründer des marxistischen „Bundes zur Befreiung der Arbeit“; forderte im Gegensatz zu agrarsozialistischen Tendenzen eine marxistische Arbeiterpartei; Mitgründer (zs. mit  Lenin) der Zeitung „Iskra“; 1903 auf dem 2. Parteikongreß der russischen Sozialdemokratie in London nach der Parteispaltung auf Seiten Lenins und der Bolschewiki, später Übergang zu den Menschewiki; 1917 Rückkehr nach Rußland; publizistischer Opponent zu Lenins Aprilthesen; danach Rückzug nach Finnland. Plenge, Johann (7.  7. 1874–11.  9. 1963). Nationalökonom und Soziologe. 1897 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig, 1903 Habilitation ebd.; 1903–05 Forschungsaufenthalt in den USA, 1910 a.o. (Titular-)Professor in Leipzig, 1913 o. Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaft in Münster; im Weltkrieg Propagandist der „Ideen von 1914“; 1935 als politisch unzuverlässig zwangsemeritiert. Sein Werk „Von der Diskontpolitik zur Herrschaft über den Geldmarkt“ (1913) war Max Weber gewidmet. Preuß, Hugo (28.  10. 1860–9.  10. 1925). Staatsrechtslehrer und liberaler Politiker. 1883 Promotion zum Dr. jur. in Göttingen; 1889 Habilitation in Berlin mit einer Arbeit über „Gemeinde, Staat, Reich als Gebietskörperschaften“, Privatdozent in Berlin; 1906 o. Professor an der Handelshochschule ebd. und 1918 deren Rektor. 1918 Mitbegründer der DDP; seit Nov. 1918 Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Feb.–Juni 1919 Reichsinnenminister; 1919–25 Mitglied der Preußischen Landesversammlung und des Preußischen Landtags. Seit 1915 Kritiker des deutschen „Obrigkeitsstaates“ und Vorkämpfer des parlamentarischen Systems; trat 1917 mit einem eigenen Vorschlägen zur Verfassungsreform hervor; im November 1918 mit der Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs betraut, zu dessen Beratung er u. a. Max Weber einlud; gilt als Schöpfer der Weimarer Reichsverfassung. Rathenau, Emil Moritz (11.  12. 1838–20.  6. 1915). Industrieller. Nach dem Studium des Maschinenbaus in Hannover und Zürich 1865–72 Mitinhaber einer kleinen Maschinenfabrik. Erwarb 1882 die Rechte an den Glühlampenpatenten Edisons und gründete die Deutsche Edison Gesellschaft, aus der 1887 die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) hervorging. Auch Dank der von den Banken unterstützten Gründung von Tochtergesellschaften, Fusionen und dem Erwerb von Beteiligungen wuchs der Konzern unter seiner Leitung zu einem der bedeutendsten Unternehmenskomplexe Deutschlands heran. Vater von  Walther Rathenau. Rathenau, Walther (29.  9. 1867–24.  6. 1922). Industrieller, Politiker und Schriftsteller. Als Sohn des Gründers der „Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft AG“ (AEG) früh in diesem Unternehmen leitend tätig; 1914/15 Leiter der Kriegsroh-

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stoffabteilung im Preußischen Kriegsministerium, 1921 Wiederaufbauminister und 1922 Außenminister, ermordet. Rickert, Heinrich (25.  5. 1863–25.  7. 1936). Philosoph. Seit 1885 Studium in Straßburg, 1888 Promotion zum Dr. phil. ebd., 1891 Habilitation in Freiburg i. Br.; 1894 a.o. Professor, 1896–1915 o. Professor in Freiburg i. Br., 1916–32 in Heidelberg. Neben Wilhelm Windelband der Begründer der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus. Sohn des liberalen Politikers Heinrich Rickert; seit der Gymnasialzeit mit Max Weber befreundet. Robespierre, Maximilien de (6.  5. 1758–28.  7. 1794). Politiker in der Französischen Revolution und Führer in der Phase der Schreckensherrschaft. 1781 Advokat in Arras; 1789 Deputierter des dritten Standes in den Generalständen; während der Revolution zunächst Jakobiner, dann zunehmende Radikalisierung; führendes Mitglied des 1793 eingerichteten Revolutionstribunals zur Bekämpfung und Ausschaltung politischer Gegner; beherrschender Führer des Wohlfahrtsausschusses, dem Instrument der Schreckensherrschaft; wurde am 27. Juli 1794 verhaftet und am nächsten Tag hingerichtet. Rockefeller, John Davison (8.  7. 1839–23.  5. 1937). Amerikanischer Unternehmer. Erwarb 1863 seine erste Erdölraffinerie, formte aus der 1870 gegründeten Standard Oil Company of Ohio einen Öl-Trust, der 1882 ca. 90 Prozent des amerikanischen Erdöl- und Raffineriegeschäfts kontrollierte und Hauptziel der US-Antitrustpolitik wurde. Weitere Beteiligungen an Industrie- und Verkehrsunternehmen machten Rockefeller zum reichsten Mann des Landes, der sich nach Rückzug aus dem Geschäftsleben philantropischen Gründungen widmete. Rodbertus(-Jagetzow), Johann Karl (12.  8. 1805–6.  12. 1875). Nationalökonom, preußischer Politiker. 1827–1832 im preußischen Justizdienst; 1848/49 Wortführer des linken Zentrums in der preußischen Nationalversammlung. Lebte nach der Revolution vorwiegend auf seinem 1836 erworbenen Gut Jagetzow in Vorpommern. Hier trieb er weitgespannte sozialwissenschaftliche Studien, darunter auch solche zur antiken Wirtschaftsgeschichte; bezeichnete sich selbst, obwohl politisch konservativ, als „Staatssozialist“. Beeinflußte Max Webers wirtschaftshistorische Arbeiten durch seine Erfassung des ‚Oikos‘ als wirtschaftliche Einheit. Rümelin, Max (seit 1905: von) (15.  2. 1861–22.  7. 1931). Jurist. Seit 1878 Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, Berlin, Leipzig, 1886 Promotion, 1888 Habilitation in Bonn, 1886 Privatdozent ebd., 1889 a.o. Professor in Halle a.d.S., 1893 o. Professor für Römisches Recht ebd., 1895–1931 o. Professor für Römisches Recht und Zivilrecht in Tübingen; 1906/07 Rektor, 1908–31 Kanzler ebd. Zivilrechtler und Wegbereiter der Interessenjurisprudenz; viele Einzelpublikationen zur Methodenlehre. Befreundet u. a. mit  Rudolf Stammler. Saul. Erster König Israels (ca. 1012–1004 v.Chr.). Er bezwang die Philister; Vorgänger Davids.

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Schäffle, Albert Eberhard Friedrich (24.  2. 1831–25.  12. 1903). Nationalökonom, Soziologe und Publizist. Studium der evangelischen Theologie 1849 wegen politischer Aktivitäten abgebrochen, 1850–60 journalistisch tätig; nebenbei Hörer an der Universität Tübingen; 1856 Promotion zum Dr. oec. publ. ebd.; 1860 o. Professor staatswissenschaftlicher Fächer ebd.; 1861–65 Mitglied der zweiten württembergischen Kammer, 1868 Mitglied des Zollparlaments; 1868–71 o. Professor der Staatswissenschaften in Wien; 1871 (Feb.–Okt.) k.u.k. Handels- und Ackerbauminister in Wien; danach Privatgelehrter in Stuttgart Seit 1860 Mitherausgeber und von 1892–1901 alleiniger Herausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“; Hauptwerk „Bau und Leben des socialen Körpers“ (1.  Aufl., 1875–78). Vertreter einer organizistischen Gesellschaftstheorie; entwickelte erstmals eine umgreifende Theorie der Gemeinwirtschaften. Schär, Johann Friedrich (21.  3. 1846–25.  9. 1924). Schweizer Betriebswirtschaftler. Seit 1865 Lehrer an Schweizer Schulen und Lehrerseminaren; zwischenzeitlich in verschiedenen kaufmännischen Positionen praktisch tätig; 1892 Lehrer für Handelskunde an der Oberrealschule Basel; 1903 Professor für Handelswissenschaft an der Universität Zürich, 1906–19 an der Handelshochschule in Berlin. Gilt als Mitbegründer der akademischen Betriebswirtschaftslehre. Schi Hoang Ti; Ts.: Shih Huang-ti („Erster Erhabener Kaiser“; eigentl.: Tcheng Tchao) (259–210 v.Chr.). Chinesischer Herrscher. Siegte als Fürst des Staates Ch’in (246–210 v.Chr.) über die meisten anderen Teilstaaten und vereinigte sie zum chinesischen Reich; begründete im Jahr 221 v.Chr. die Ch’in-Dynastie und gab sich den o.g. Titel. Schmoller, Gustav (seit 1908) von (24.  6. 1838–27.  6. 1917). Nationalökonom. 1860 Promotion zum Dr. oec.publ. in Tübingen; ohne Habilitation 1864 etatmäßiger a.o. Professor für Staatswissenschaften in Halle, 1865 o. Professor ebd., 1872 in Straßburg, 1882–1912 in Berlin. Seit 1884 Mitglied des preußischen Staatsrates; seit 1895 Vertreter der Universität Berlin im preußischen Herrenhaus. Als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften Leiter des Editionsprojekts „Acta Borussica“; 1876 Begründer der Reihe „Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen“; seit 1881 Herausgeber des „Jahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche“ („Schmollers Jahrbuch“). 1872 Mitgründer des „Vereins für Socialpolitik“, 1890–1917 dessen Vorsitzender. Als Haupt der jüngeren historischen Schule der Nationalökonomie gegenüber Carl Menger Wortführer im sog. „Methodenstreit“. Schönberg, Gustav (seit 1877) von (21.  7. 1839–3.  1. 1908). Staatswissenschaftler und Nationalökonom. 1860 Promotion zum Dr. jur. in Berlin, 1867 zum Dr. phil. in Halle bei  Gustav Schmoller; 1867 Professor für Nationalökonomie an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Proskau, 1868–70 o. Professor der Nationalökonomie und Statistik in Basel, 1870–72 in Freiburg i.Br., 1872–1908 in Tübingen. Herausgeber des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, dem Vorläufer des von Max Weber neu konzipierten „Grundriß der Sozialökonomik“.

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Schurtz, Camillo Heinrich (11.  12. 1863–2.  5. 1903). Ethnologe und Historiker. Studium der Naturwissenschaften und Geographie; 1889 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; 1891 Habilitation ebd.; 1893 Assistent am Städtischen Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde in Bremen; Forschungsreisen nach Spanien, Nordafrika und Kleinasien. Seine Publikationen über die Anfänge von Kultur, Gesellschaft und Staat erreichten ein breites Publikum. Max Weber würdigte dessen Studien über die Entstehungsgeschichte des Geldes und über das „Männerhaus“. Simmel, Georg (1.  3. 1858–26.  9. 1918). Philosoph und Soziologe. 1881 Promotion zum Dr. phil. in Berlin; 1885 Habilitation über „Kantische Studien“ ebd.; 1885 Privatdozent in Berlin, 1900 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1914 o. Professor in Straßburg. 1909 Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Mit seinen Schriften zur Soziologie (seit 1890) gehörte Simmel zu den Begründern der „formalen Soziologie“ in Deutschland; in seinen Arbeiten über die „Philosophie des Geldes“ (1900) oder die „Großstädte und das Geistesleben“ (1903) zeichnete Simmel ein kulturkritisches Bild der Moderne. Zahlreiche transzendentallogische, kunst- und geschichtsphilosophische Schriften. Seit den 1890er Jahren in freundschaftlicher Beziehung zu Max Weber, der sich 1907/08 vergeblich für seine Berufung nach Heidelberg einsetzte. Singer, Paul (16.  1. 1844–31.  1. 1911). Fabrikbesitzer und sozialdemokratischer Politiker. 1884–1911 MdR und seit 1885 Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion (zs. mit August Bebel); gemeinsam mit Bebel ab 1890 auch Parteivorsitzender; 1886 aus Berlin und 1887 aus Offenbach ausgewiesen; schied 1887 aus der von ihm mitbegründeten „Damenmäntelfabrik Gebr. Singer“ aus und widmete sich ausschließlich der Parteiarbeit; mit seinen finanziellen Mitteln wurde 1884 das „Berliner Volksblatt“ gegründet, aus dem 1891 das SPD-Organ „Vorwärts“ hervorging. Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de (9.  5. 1773–25.  6. 1842). Schweizer Geschichtsschreiber, Literaturhistoriker, Nationalökonom. Lebte nach Exiljahren in England und Italien zumeist in Genf; 1800 Handelskammersekretär, 1813 Mitglied des Großen Rates. Als Wirtschaftstheoretiker vielfach originell, z. B. mit seiner Krisentheorie, diagnostizierte schwere soziale Schäden des Fabriksystems und sprach sich für weitreichende Interventionen des Staates aus. Gilt als erster „Kathedersozialist“. Sohm, Rudolph (29.  10. 1841–18.  5. 1917). Jurist und Kirchenrechtler. 1864 Promotion in Rostock, 1866 Habilitation in Göttingen; 1870 a.o. Professor ebd., 1870 o. Professor in Freiburg i.Br., 1872 in Straßburg, 1887 in Leipzig. Wirkte 1896 als Mitarbeiter Friedrich Naumanns bei der Gründung des „Nationalsozialen Vereins“ mit. Seine Arbeiten zum Kirchenrecht, besonders zur „charismatischen Organisation“ der Kirche im apostolischen Zeitalter, stießen auf heftige Kritik bei anerkannten Theologen, wie z. B. Adolf Harnack; für Max Webers Konzeption der „charismatischen Herrschaft“ von großer Bedeutung.

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Sombart, Werner (19.  1. 1863–18.  5. 1941). Nationalökonom und Soziologe. 1888 Promotion zum Dr. phil. bei  Gustav Schmoller in Berlin, 1888 Syndikus der Handelskammer in Bremen; 1890–1906 etatmäßiger a.o. Professor in Breslau, 1906 o. Professor an der Handelshochschule Berlin, 1917–31 o. Professor der wirtschaftlichen Staatswissenschaften an der Universität Berlin. Seit 1892 im Ausschuß des „Vereins für Socialpolitik“, dort Repräsentant des linken Flügels; 1904–20 zusammen mit Edgar Jaffé und Max Weber Mitherausgeber des AfSSp; 1909 Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte, insbesondere zur Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus auf systematisch-empirischer Grundlage, und über die sozialen Bewegungen des 19. Jahrhunderts. Zu den Hauptwerken, die auch Max Weber stark beeinflußten, zählt „Der moderne Kapitalismus“ (1.  Aufl. 1902; 2.  Aufl. 1916/17). Seit den späten 1880er Jahren freundschaftliche Beziehungen zu Max Weber, in der Kriegs- und Nachkriegszeit zunehmende Distanz. Spann, Othmar (1.  10. 1878–8.  7. 1950). Österreichischer Nationalökonom und Philosoph. 1903 Promotion zum Dr. rer. pol. in Tübingen, danach Tätigkeit bei der Zentrale für private Fürsorge in Frankfurt a. M., Habilitation für Nationalökonomie an der TH Brünn, 1909 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1911 o. Professor ebd., 1914–18 Kriegsteilnehmer, 1919–38 o. Professor für Nationalökonomie und Gesellschaftslehre in Wien. Begründer des gegen Liberalismus und Marxismus gerichteten sog. Universalismus, der eine Neuordnung von Staat und Gesellschaft auf berufsständischer Grundlage forderte; Einfluß auf das Österreich der Dollfuß-Ära. Zeitweise Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, sein Beitrag ist aber nicht erschienen. Stammler, Rudolf (19.  2. 1856–25.  4. 1938). Rechtsphilosoph. 1877 Promotion zum Dr. jur. in Gießen, 1879 Habilitation in Leipzig; 1882 a.o. Professor in Marburg, 1884 o. Professor in Gießen, 1885–1916 in Halle (Saale), 1916–21 in Berlin; 1913 Mitherausgeber der „Zeitschrift für Rechtsphilosophie“. Seine Rechtsphilosophie steht der Marburger Schule des Neukantianismus nahe; kritisch setzte sich Weber mit Stammlers Auffassung, Recht als Form des sozialen Lebens, und zwar sowohl als reine Erkenntnisform wie als Seinsgrund zu begreifen, auseinander, insbesondere in der Kritik zu Stammlers „Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung“ (2.  Aufl. 1906). Stinnes, Hugo (12.  2. 1870–10.  4. 1924). Deutscher Industrieller. Zunächst in dem vom Großvater gegründeten Transportgeschäft und im Kohlenbergbau tätig; baute ab 1893 einen vertikal integrierten und zugleich diversifizierten, weit über die Montanindustrie hinausgreifenden Konzern auf. Am Kriegsende war er entscheidend an der Gründung der Zentralarbeitsgemeinschaft mit den Gewerkschaften beteiligt (Stinnes-Legien-Abkommen). Stutz, Ulrich (5.  5. 1868–6.  7. 1938). Rechtshistoriker. 1892 Promotion in Berlin, 1894 Habilitation für Deutsches Recht und Kirchenrecht in Basel; 1895 a.o. Professor an der Universität Basel, 1896 o. Professor in Freiburg i.Br., 1904 in Bonn

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und 1917–36 in Berlin.  1898–1938 Mitherausgeber der „Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte“ und langjähriger Schriftleiter von deren germanistischer und kanonistischer Abteilung; grundlegende Arbeiten zum mittelalterlichen Kirchenrecht und zur Wechselbeziehung von deutschem und kirchlichem Recht im Mittelalter und in der Neuzeit. Lucius Cornelius Sulla Felix (138–78 v.Chr.). Römischer Feldherr und Politiker, der nach dem Bürgerkrieg gegen die Anhänger des Marius als Dictator (82–80 v.Chr.) durch eine umfangreiche Reformgesetzgebung die Senatsherrschaft in Rom zu restituieren versuchte. Publius Cornelius Tacitus (55–nach 116). Römischer Geschichtsschreiber und Rhetor. 88 Prätor, 97 Konsul, Statthalter der Provinz Asia. Bekannt sind seine Werke „Germania“ (eigentl.: De origine et situ Germanorum), „Historiae“ und „Annales“ (eigentl.: Ab excessu divi Augusti). Tarde, Gabriel (eigentlich: Jean-Gabriel de Tarde) (12.  3. 1834–12.(oder 13.) 5.1904). Französischer Soziologe und Kriminologe. Studium der Rechtswissenschaft in Toulouse und Paris, 1875–94 Richter in seiner Heimatstadt Sarlat im Département Dordogne, 1894 Leiter der kriminalstatistischen Abteilung im Justizministerium in Paris, 1900 Professor für Philosophie der Neuzeit am Collège de France in Paris. Späten Ruhm erwarb er mit dem auch von Max Weber zitierten Buch „Les lois de l’imitation“ (1890), worin er die Gesellschaft als Wechselbeziehungen zwischen Individuen beschreibt und sich dadurch gegen die in Frankreich dominante Durkheim-Schule stellte. Taylor, Frederick Winslow (20.  3. 1856–21.  3. 1915). Amerikanischer Ingenieur und Erfinder. 1872–74 Bildungsreisen nach Frankreich und Deutschland; Ausbildung zum Werkzeugmacher und Maschinisten, nebenbei Fernstudium zum Master of Engineering (1883); 1884–1901 leitende Tätigkeiten in der Stahl- und Papierindustrie, ab 1901 freier Unternehmensberater und Publizist. Entwickelte aus seinen parktischen Erfahrungen in der Gestaltung von Arbeitsprozessen ein System, mit dem er zum Begründer des „Scientific Management“ bzw. der Arbeitswissenschaft wurde. Tönnies, Ferdinand (26.  7. 1855–9.  4. 1936). Soziologe, Philosoph und Nationalökonom. 1877 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen, Reisen nach England zum Studium des Philosophen Thomas Hobbes, 1881 Habilitation bei Benno Erdmann in Kiel; 1909 etatmäßiger a.o. Professor, 1910 o. Honorar-Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften ebd., 1913–33 o. Professor und ab 1921 Lehrauftrag für Soziologie ebd. Mit seinem Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ (1887) einer der Mitbegründer der deutschen Soziologie; 1909–33 erster Vorsitzender der von ihm u. a. mit Max Weber,  Werner Sombart und  Georg Simmel gegründeten „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Kollegiale Beziehungen zu Max Weber, die nur zeitweise 1913 durch Webers Konflikt mit Tönnies’ Freund Bernhard Harms getrübt wurden.

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Tugan-Baranowski, M.; Tl.: Tugan-Baranovskij, Michail Ivanovicˇ (1865–24.   1. 1919). Russischer Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker. Studium der Naturund Rechtswissenschaften in Charkov; 1895–99 und 1905–07 Dozent an der Universität in St. Petersburg, 1914–17 Professor am Polytechnischen Institut ebd., 1917–19 Professor in Kiev. 1905–07 Mitglied der Konstitutionellen-Demokraten, seit 1906 Mitglied des Reichsrates. Aufgrund seiner Beiträge zur Krisentheorie und zu einer angestrebten Synthese der Theorie von Marx und der subjektiven Wertlehre bedeutender russischer Nationalökonom seiner Generation. Wang-An Schi; Tl.: Wang An-shih (1021–1086). Chinesischer Politiker. Er veranlaßte als Kanzler (1070–76) unter Kaiser Shen-tsung umfassende Reformen im Steuerwesen, in der Agrar- und Heeresverfassung und im Prüfungswesen; sein Reformwerk war umstritten und wurde nach seinem Tod rückgängig gemacht. Weber, Alfred (30.  7. 1868–2.  5. 1958). Nationalökonom und Soziologe. 1897 Promotion zum Dr. phil. bei  Gustav Schmoller in Berlin und 2. Juristisches Staatsexamen ebd., 1899 Habilitation für Nationalökonomie ebd.; 1904 o. Professor in Prag, 1908–33 und 1945–55 o. Professor für Nationalökonomie, seit 1926 auch für Soziologie in Heidelberg, 1933 aus politischen Gründen emeritiert. Seit 1899 Mitglied im „Verein für Socialpolitik“; 1918 Gründungsmitglied der DDP. Arbeiten zur Hausindustrie, Standorttheorie, Kultursoziologie und Geschichtsphilosophie, politische Aufsätze. Mitarbeiter am „Grundriß für Sozialökonomik“; Bruder Max Webers. Weigelin, Ernst (24.  6. 1874–1952). Jurist. 1899 Dr. jur. in Tübingen; 1919 Landgerichtsrat und später Landgerichtsdirektor in Stuttgart. Seine Schrift „Sitte, Recht und Moral“ (1919) wurde von Max Weber zitiert. Weismann, August (17.  1. 1834–5.  11. 1914). Naturforscher, Mediziner und Zoologe. 1858 Promotion zum Dr. med., 1863 Privatdozent in Freiburg i.Br., 1865 apl. Professor, 1866 a.o. Professor und 1873–1912 o. Professor für Zoologie in Freiburg i.Br.; Inhaber des ersten Lehrstuhls für Zoologie. Veröffentlichungen zu Vererbungserscheinungen und zur Darwinschen Selektionstheorie; gilt als einer der Begründer des Neodarwinismus. Er lehnte die Lamarcksche Theorie von der Vererbung erworbener Eigenschaften ab und hob die Bedeutung der Selektion als entscheidenden Evolutionsfaktor hervor. Wissell, Rudolf (8.  3. 1869–13. 12. 1962). Politiker. 1887–1891 Maschinenbauer in Bremen, 1893–1901 Dreher in Kiel; 1888 Eintritt in die SPD; 1901–08 Gewerkschaftssekretär in Lübeck, 1908–19 Gewerkschaftsfunktionär in Berlin, 1920–24 Vorstandsmitglied und Sekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes; 1916–18 Mitarbeiter des „Vorwärts“; 1918 MdR, 1919 Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung, 1918/19 Mitglied des Rats der Volksbeauftragten; 1919–20 Reichswirtschaftsminister, 1920–33 MdR. Weber bezieht sich auf seine im Mai 1919 vorgelegte wirtschaftspolitische Denkschrift.

Glossar

In das Verzeichnis sind Begriffe, Gottheiten, mythische Gestalten und Dynastien aufgenom­ men, die Max Weber in seinem Text öfter erwähnt und die deshalb nicht an Ort und Stelle erläutert werden. Aufgenommen sind auch einige der von G. F. Knapp beprägten Kunstbe­ griffe über das Geldwesen, die Weber bei seiner Untersuchung der Geldverfassung über­ nimmt. Die Einträge erfolgen in der Schreibung Max Webers.

Aisymnet (von griech.: aisymnetai, „Kampfrichter“, „Schiedsrichter“). Ursprüng­ lich (im 7./6. Jahrhundert v. Chr.) von der griechischen Polis bei politischen und sozialen Konflikten eingesetzte Schiedsrichter mit Gesetzgebungsgewalt (z. B. Solon). akzessorisch, akzessorisches Währungsgeld. Wörtlich: hinzutretendes Geld. In Anlehnung an G. F. Knapp alles Geld, das nicht vom Staat aufgedrängt wird, aber auf Grund formalen Rechts vom Staat und unter Privaten angenommen wird (oben, S.  393). Akzisen. In zentraleuropäischen Städten seit dem Mittelalter, in Territorialstaaten seit dem 15., vornehmlich im 17. und 18. Jahrhundert erhobene Abgaben auf Produktion oder Verkauf erst einzelner spezifischer Verbrauchsgüter, später als „Generalakzise“ der meisten zum Konsum in den Städten bestimmten Güter. Amtspacht. Zuteilung von Ämtern und der mit ihnen verbundenen Erwerbsquel­ len (Einnahmen aus Gebühren, Sporteln etc.) gegen u. U. im Wege der Auktion der Höhe nach bestimmte Geldzahlungen des Amtsanwärters. Apophora, ἀποφορά (griech.: „Tribut“, „Abgabe“). Bei Weber speziell Abgabe, die entweder vom Sklaven oder dem Nutzer seiner Arbeitskraft an dessen Herren zu entrichten war, wenn der Sklave außerhalb des Haushalts des Herrn auf eigene Rechnung ein Handwerk ausüben durfte. apozentrisch. Vom Zentrum weg, betrifft Zahlungen von den Staatskassen weg. Von G. F. Knapp geprägter Begriff. Gegenteil von:  epizentrisch. Appropriation, appropriieren (von lat.: ad, „hinzu“, „an“ und lat.: proprium, „Eigen­ tum“). Zeitgenössisch umgangssprachlich: aneignen, in Besitz nehmen. Bei Weber auch: zueignen, zuordnen, übertragen; auch als: „Appropriation an“. Vgl. auch  Expropriation.

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Argyrodromie, argyrodromisch (von griech.: argyros, „Silber“ und griech.: dro­ mos, „(Wett)Lauf“). Von G. F. Knapp geprägter Begriff für eine  Hylodromie, bei der Silber das  hylische Metall ist. Assignaten (frz.: assignats, „Anweisungen“). Rasch an Wert verlierendes Papier­ geld in der französischen Revolution. autogenisch. Nach G. F. Knapp ein  chartales Zahlungsmittel (Geld), bei dem der stoffliche Gehalt der Stücke für die Geltung nicht wesentlich ist. Gegensatz:  hylogenisch. autokephal, Autokephalie (griech., „mit eigenem Kopf“, „unabhängig“). In der griechisch-orthodoxen Kirche übliche Bezeichnung für die Nationalkirchen mit eigenem Oberhaupt; bei Weber in einem generalisierenden Sinn zur Bezeich­ nung eines Verbandes mit eigener bzw. von ihm selbst bestellter Verbandsspitze verwendet. Gegenbegriff zu:  heterokephal. bakufu (japan.). Ursprünglich die Zeltregierung im Feldlager, übliche Bezeich­ nung für die Regierung der  Shogune. Banko, Mark Banko, Bankowährung. Ein in fixer Relation zu einer Gewichtseinheit Edelmetall (z. B. Mark) von speziellen Banken geschaffenes Geld, das als Ver­ rechnungseinheit diente und nicht in Münzen ausgeprägt wurde. Auf der Grund­ lage von bei den Banken deponierten Edelmetallbeständen erfolgten Zahlungen im Wege von Anweisungen auf das Konto des Geschäftspartners oder durch Weitergabe von Zertifikaten. In Norddeutschland bedeutend die von der 1619 in Hamburg gegründeten Girobank bis 1873 verwaltete Mark Banko. Bannrechte. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit verbreitete Befugnisse eines Gewerbetreibenden, in einem Gebiet jedermann die Anschaffung eines Gutes oder die Annahme einer Leistung von anderen als ihm selbst zu untersagen; typische Einzelformen: Mühlenzwang, Brauereigerechtsame, Schornsteinfeger­ gerechtigkeit. bedungen. Ältere Form für „ausbedungen“: vereinbart, ausgemacht. Berserker (altnord. von beserkir: „die ohne Panzer Kämpfenden“, „Bärenfell“). Krieger in der altnordischen Sage. Im Kampf versetzten sie sich in Ekstase oder Raserei, weil sie glaubten, daß der Mensch in diesem Zustand seine Seele aus­ senden und diese dann Bären- oder Wolfsgestalt annehmen könne. Möglicher­ weise trugen sie im Kampf auch Bären- oder Wolfsfelle. Sie galten als unverletz­ lich. Beschaffung, Beschaffungsmittel. Abgeleitet aus der sprachgeschichtlich älte­ ren Bedeutung „Erschaffung“ definiert Max Weber als „Herstellung und Her­ schaffung“ (oben, S.  228), aber auch in der Umschreibung „Beschaffung (sei es

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durch Produktion oder Tausch)“ (oben, S.  253), also im Sinn von Produktion und Produktionsmitteln. Bimetallismus. Währungszustand, bei dem Münzen aus zwei Metallen, in der Regel Gold und Silber, in einem gesetzlich bestimmten Wertverhältnis tatsächlich nebeneinander umlaufen. Bonapartismus. Bezeichnung für die nach Napoleon I. und besonders nach Napoleon III. benannte autoritäre Form der Herrschaftsausübung, die im 19. Jahrhundert auch mit den Parallelbegriffen „Napoleonismus“, „Cäsarismus“ oder „Diktatur“ umschrieben wurde. In Frankreich im engeren Sinn die Bezeichnung für die Partei der Bonapartisten, die Louis Napoleon Bonaparte unterstützten und (nach Karl Marx) durch die Betonung antiklerikaler und antifeudaler Positionen im verarmten Bauernstand ihre Massenbasis fanden. Brahmanen, brahmanisch; Tl.  (Skt.): Bra¯hman·a. Ursprünglich Bezeichnung für eine bestimmte vedische Priesterklasse, später für die Kaste der Priester insge­ samt. Die Brahmanen bilden die oberste Kaste im Hinduismus, der zur Zeit Max Webers in Deutschland auch als „Brahmanismus“ bezeichnet wurde. capitano del popolo (ital.). Führer des popolo in den Stadtstaaten Mittel- und Oberitaliens im Mittelalter. Seine Machtbefugnisse waren von Stadt zu Stadt ver­ schieden, seine Amtszeit befristet. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts vermutlich erstmalig in Parma vorkommend, dann als Amt auch in Piacenza und Florenz erwähnt. Caucus (engl., vermutlich indianischen Ursprungs). Seit dem 18. Jahrhundert in den politischen Sprachgebrauch der Vereinigten Staaten von Amerika übernom­ mener (spöttischer) Begriff zur Bezeichnung von informellen Gruppen, die Wahl­ entscheidungen vorbereiten und beeinflussen. Seit dem 19. Jahrhundert Bezeichnung für Strategien und Organisationsformen moderner Parteien zur Mobilisierung und Beeinflussung von Wählern, die 1868 erstmals in Großbritan­ nien (Birmingham) erfolgreich angewendet wurden. chartal (von lat.: charta, „Blatt“, „dünne Platte“). Von G. F. Knapp geprägter Begriff zur Bezeichnung für „alle Arten durch Rechtsordnung oder Vereinbarung mit Geltung versehene gestempelte und gestückelte Geldsorten, metallische ebenso wie nichtmetallische“ (oben, S.  243). Weber definiert sie als artifizielle Tausch- oder Zahlungsmittel, die ein gewisses „Ausmaß formaler Geltung inner­ halb eines personalen oder regionalen Bereichs haben und gestückelt sind“ (oben, S.  236). Chrysodromie, chrysodrom(isch) (von griech.: chrysos, „Gold“ und griech.: dro­ mos, „(Wett)Lauf“). Von G. F. Knapp geprägter Begriff für eine  Hylodromie, deren Geldstoff Gold ist.

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Commenda, Kommenda (von lat.: commendare, „anvertrauen“). Frühmittelalter­ liche gesellschaftsähnliche Form der Kapitalbeteiligung am Handel eines ande­ ren. Der Kommendant vertraute dem Kommendatar Waren oder Geld an, mit denen dieser in der Fremde Handel trieb. Common Law (engl., „gemeines Recht“). Das in England seit dem Mittelalter entwickelte Fall- und Gewohnheitsrecht, das auf richterlichen Entscheidungen basiert. Es steht im Gegensatz zum römischen, gesatzten Recht. consules, Konsuln. 1. Die Obermagistrate der römischen Republik; 2. in den mittel- und oberitalienischen Stadtkommunen des Mittelalters die vom Bürgerver­ band gewählten höchsten Beamten. Daimyo; Ts. (japan.): Daimyo¯. Seit dem 11. Jahrhundert die Bezeichnung für mächtige Grund- oder Militärherren in Japan. Unter der Tokugawa-Herrschaft (1603–1867) unterlagen sie als Vasallen des  Sho¯gun empfindlichen Kontrollen seitens der Sho¯gunatsregierung. Aufgrund ihres Landbesitzes bildeten sie aber die oberste Schicht der Feudalgesellschaft. Dalai Lama (mongol.-tibet., „weltumfassender Lama“). Titel des höchsten politi­ schen und religiösen Oberhauptes des tibetischen  Lamaismus. definitives Geld. Das von staatlichen Kassen aufgedrängte und unter den Priva­ ten in jeder Höhe mit absolutem Annahmezwang versehene, in kein anderes Geld einlösbare Geld (oben, S.  393). G. F. Knapp nennt es definitiv, weil bei einer Zah­ lung in diesem Geld das Geschäft nicht nur für den Geber und den Nehmer abgeschlossen ist, sondern der Empfänger auch kein Recht auf Einlösung in anderes Geld erwirbt. Im Deutschen Reich waren nur Reichsgoldmünzen defini­ tives Geld. demiurgisch (von griech.: demiourgein, „bilden“, „schaffen“). Bezieht sich auf die Tätigkeiten des Demiurgos, des freien Handwerkers in der griechischen Polis. Bei Max Weber die Bezeichnung für Erwerbstätigkeit im Dienst an einer unbe­ stimmten Vielheit von Kunden; umfaßt Handwerke, aber auch Ärzte, Sänger, Wahrsager. Deputat (von lat.: deputare, „abschneiden“). Allgemein für den einer Person zukommenden Anteil; speziell Naturalleistungen oder Einkünfte, die aus Lebens­ mitteln, Brennstoffen u. ä. bestehen und an Beamte, Geistliche, Soldaten u. a. als Teil ihrer Entlohnung zu entrichten waren. Devisen. Zu Webers Zeit vornehmlich Wechsel, die auf ausländische Plätze gezogen und in ausländischer Währung zahlbar sowie an Devisenbörsen han­ delbar waren.

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epizentrisch. Zum Zentrum hin, betrifft Zahlungen an die Staatskasse; Gegenteil:  apozentrisch. Ergasterion, griech. „Werkstätte“. exodromisch (von griech.: exo, „außen“, und griech.: dromos, „(Wett)Lauf“, „Kurs“). Nach G. F. Knapp den Wechselkurs betreffend; bei Weber: am  inter­ valutarischen Kurs orientiert. Expropriation, expropriieren (von lat.: proprium, „Eigentum“). In der Rechtsspra­ che der Zeit zwangsweiser Entzug des Eigentums, Enteignung. Bei Weber viel­ fach die Entziehung, aber auch der Ausschluß von Rechten und Chancen. Vgl. auch  Appropriation. Felonie (von frz.: félon, „Verräter“). Treuebruch gegen den Lehnsherrn. Finanzer. Seit Martin Luther in der deutschen Sprachgeschichte zumeist mit einem abwertenden Akzent verwendeter, zu Webers Zeit nicht fachsprachlich verwendeter Begriff. Bei Weber zur Bezeichnung einer speziellen Gruppe von Finanziers. freies Geld  Verkehrsgeld. Fron, Fronde (von mhd.: vro¯n, „heilig“, „herrschaftlich“). Dienstleistungen, die von der bäuerlichen oder dienstpflichtigen Bevölkerung für öffentliche und private Berechtigte unentgeltlich oder gegen eine sehr geringe Vergütung zu verrichten waren. In slawischen Ländern auch als  „Robott“ bezeichnet. Die Fronpflicht wurde erst mit den Agrarreformen im 19. Jahrhundert aufgehoben. Max Weber wendet den Ausdruck auch generalisierend auf antike Verhältnisse an. Gottesgnadentum; „von Gottes Gnaden“. Max Weber verwendet den Begriff in zweifacher Bedeutung: 1. im ursprünglichen (theologischen) Kontext als Aus­ druck besonderer Erwählung oder Berufung durch Gott, an die besondere Cha­ rismata gebunden sind, und 2. als Legitimationslehre einer allein Gott verantwort­ lichen, ansonsten aber unumschränkten Herrschaft („von Gottes Gnaden“). Diese Ansicht wurde im 19. Jahrhundert von den Legitimisten zur Staatslehre erhoben und gegen die liberale, naturrechtlich begründete Lehre von der Volks­ souveränität vertreten. Grenznutzen. In der von den österreichischen Theoretikern entwickelten und von Weber übernommenen Fassung: der für den subjektiven Wert eines Konsumgu­ tes entscheidende Nutzen der letzten Gütereinheit. In der auf William St. Jevons (1835–1882) zurückgehenden, später herrschenden Fassung: der Zuwachs des Gesamtnutzens, der sich aus der Verwendung der letzten Gütereinheit ergibt.

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Großvesier, Großvezier. Titel der Staatsminister und höchsten Würdenträger in den Reichen der Kalifen ( Khalif), Perser, Seldschuken und Osmanen. Der Großwesir war der erste Staatsbeamte, der Leiter der Staatsangelegenheiten und beim Sultan für sämtliche Regierungshandlungen verantwortlich. Grundherrschaft, Grundherr. In der historischen Fachsprache die Kombination von Schutz-, Personen- und Gerichtsrechten eines Grundherrn über die zu sei­ nem Landbesitz gehörenden Bauern. Sie war vom Mittelalter bis zum 19. Jahr­ hundert in Europa tragendes Element der Agrarverfassung. Herr und Grund­ holde ( Hörige) waren in der Regel durch feste, nicht einseitig lösbare Bande aneinander geknüpft. Max Weber verwendet den Begriff auch für Herrschaftsge­ bilde ähnlicher Art in vielen Kulturen vom Altertum bis in die Neuzeit. Hauptmerk­ mal seines Begriffs ist die charakteristische Nutzung von Bodeneigentum. Derje­ nige, der über den Boden verfügt (Herr), überläßt die wirtschaftliche Verwendung in der Regel anderen (Grundholden,  Hintersassen), welche dafür zu  Fronen und/oder zur Ablieferung eines Teils der in ihrer Wirtschaft erzielten Erträge an den Haushalt des Herrn verpflichtet sind. Halszins  Leibzins. Hauskommunion. Haus- bzw. Familiengemeinschaft. Die „große Hauskommu­ nion“ umfaßt mehrere Abkömmlinge desselben Stammvaters. Sie wird patriarcha­ lisch von einem gewählten Oberhaupt geleitet und übt ihre wirtschaftliche Tätig­ keit im gemeinsamen Haushalt und zu gemeinsamem Nutzen aus. heterokephal (griech., „mit anderem Kopf“). Als Gegenbegriff zu  autokephal bezeichnet es bei Max Weber die Fremdbestimmung der Verbandsleitung und ihrer ausführenden Organe durch eine andere, umfassendere Art der Vergesell­ schaftung. Leiter und Verbandsstab werden durch Außenstehende bestellt (oben, S.  206). Heteronomie, heteronom (von griech., „Fremdsatzung“). Im Gegensatz zu auto­ nom bedeutet es bei Weber in Bezug auf Verbände, daß „die Ordnung des Ver­ bands durch Außenstehende gesatzt wird“ (oben, S.  206). Hierokratie, hierokratisch (von griech.: hieros, „heilig“ und griech.: kratein, „herr­ schen“, „Priesterherrschaft“). Ausübung der politischen Herrschaft durch religi­ öse Amtsträger; bei Max Weber Form der Verbandsherrschaft, bei der die Ord­ nung durch „Spendung oder Versagung von Heilsgütern“ garantiert wird (oben, S.  212). hierurgisch (von griech.: hierurgia, „heilige Handlung“). Bei Rudolph Sohm (Kir­ chenrecht, S.  226) im Sinne von liturgisch, mit „geheimnisvollen sakramentalen Kräften“, ausgestattet.

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Hintersassen. Bezeichnung für Personen, die durch eine Vielzahl von Schutzund Abhängigkeitsverhältnissen rechtlich und/oder wirtschaftlich hinter, d. h. unter, einem Herrn saßen. Bei Weber Sammelbegriff für vom Grundherren ( Grundherrschaft) abhängige Bauern  Hörige). Hörige. Vom Mittelalter bis zur Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert Bauern, die als Inhaber von Stellen, auf die sie ein Recht hatten, in dinglicher und persönli­ cher Abhängigkeit von einem  Grundherren standen, dem sie zu Abgaben und/ oder Diensten ( Fronen) verpflichtet sein konnten. Hufenanteile. Bezeichnung für den ursprünglich ertragsgleichen Besitz jedes vollberechtigten Dorfgenossen (Hüfner) in der Dorfflur (Haus, Hof, Garten, Anteil am Ackerland), anteilige Nutzungsrechte an Wiese, Weide und Wald. Die Größe der Hufe variierte je nach Region und Bodenbeschaffenheit; sie konnte, mußte aber nicht, ein zusammenhängendes Grundstück bilden. Hylodromie, hylodromisch (von griech.: hyle¯, „Stoff“, und griech.: dromos, „(Wett-)Lauf“, „Kurs“). Bei G. F. Knapp zunächst die Festlegung des Preises (Kur­ ses) eines zur Ausmünzung bestimmten Metalls und die entsprechende Politik hinsichtlich der freien Ausprägung des Metalls (oben, S.  394). imperium (lat.: Befehl, Befehlsgewalt). 1. Im römischen Staats- und Verfassungs­ recht Inbegriff der höchsten, mit Militär- und Gerichtsgewalt ausgestatteten Amtsgewalt. Nach Th. Mommsen die unbeschränkte Vollgewalt der obersten  Magistrate. 2. Bezeichnung für das Römische Reich (Imperium Romanum). intervalutarisch. Üblicherweise: im Währungsaustausch stehend. Weber defi­ niert, oben, S.  239: „zum Ausgleich des Zahlungssaldos zwischen verschiede­ nen Geldverbänden“ dienend. Jagirdar; Tl.  (Hindi/Urdû): ja¯gı¯rda¯r; von pers. ja¯gı¯r: „Platzhalten“, „in Besitz neh­ men“. Ein jagirdar war im Indien der Mogul- und Kolonialzeit ein mit jagir, einem Stück Land (Apanagen- oder Ödland), Belehnter, der dafür militärische und spä­ ter auch andere Leistungen zu erbringen hatte. Einnahmen aus dem Land dien­ ten zu seiner Ausstattung. Aus den auf Zeit belehnten Militärpfründnern wurden zum Teil mächtige erbliche Grundherren. Kadi-Justiz, Kadijustiz. Bei Max Weber die nicht nach formalen Rechtsregeln verfahrende, willkürliche Justiz; hier im volkstümlichen Sinn und nicht im Sinne des islamischen Rechts verwendet. Karolinger. Fränkisches Adelsgeschlecht. Benannt nach dem Hausmeier Karl Martell. Es erlangte mit Pippin III. dem Jüngeren (714/15–768) im Jahre 751 und mit Karl dem Großen (747–814) im Jahre 800 die Königs- bzw. Kaiserwürde. Nach der Teilung des Frankenreiches im Jahre 843 erlosch die Linie der Karolinger 911 im ostfränkischen, 1012 im westfränkischen Reich.

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κατ’ ἐξοχὴν; Tl.: katexochen. Vorzugsweise, par excellence. Khalif, Khalifat, Khalifenreich; Tl.  (arab.): halı¯fa, „Nachfolger“, „Stellvertreter“. Seit dem Tod Muhammeds 632 der offizielle¯ Titel seiner Nachfolger und obersten Führer der muslimischen Gemeinde. Das Amt des Kalifen hat eine wechselnde religiöse und politische Bedeutung erfahren. Als Kalifenreich bezeichnet man die Herrschaft der Kalifen von 661 bis 1258 mit einer wechselnden Ausdehnung auf der arabischen Halbinsel, im Nahen Osten über Nordafrika bis zur iberischen Halbinsel. Kleros, κλήρος (griech.: „Los“, im weiteren Sinn „Erbteil“, „Erbe“, „Eigentum“). Max Weber verwendet den Terminus hier in zweifacher Bedeutung: 1. als Anteil; und 2. als „Landlos“, das in der hellenischen Polis durch Auslosung unter den wehrfähigen Bürgern verteilte Land. Klient (von lat.: cliens, „Höriger“, „Schutzbefohlener“). Im altrömischen Recht ein landloser oder landarmer Plebejer, der sozial und rechtlich von seinem Herrn (patronus) abhängig war. Kolone (lat.: colonus). 1. Der Landbauer, Klein- und Parzellenpächter; Pächter von Besitz- und Nutzungsrechten an einem Bauerngut eines in Parzellen aufge­ teilten römischen Großgrundbesitzes; in spätrömischer Zeit und im Mittelalter der an das Grundstück gebundene Halbfreie; 2. der Siedler einer Kolonie; bei Max Weber zumeist der mit einem kleinen Grundstück belehnte Soldat einer Kolonie. Kommenda, kommendieren  Commenda. Kommis (von frz.: commis, „Schreiber“, „Verkäufer“). Handlungsdiener, Hand­ lungsgehilfe. Kondottiere (von ital.: condotta, „Sold“). Bezeichnung für italienische Söldnerfüh­ rer des 14. und 15. Jahrhunderts, die teilweise auch die Ausstatter der Soldheere waren. Bei Weber auch Bezeichnung für Personen in ähnlicher Funktion zu ande­ ren Zeiten. Konsuln  consules. Kurantgeld. Weber definiert oben, S.  238 f.: „die von der Ordnung eines GeldVerbands mit nach Art und Maß unbeschränkter Geltung als Zahlungsmittel aus­ gestatteten Geldarten“. Lamaismus (von tibet.: Bla-ma, Titel für Mönche und geistliche Lehrer). Tibeti­ sche Sonderform des Buddhismus, die auch in Bhutan, Ladakh und der Mongo­ lei vorkommt. Leibeigene, Leibeigenschaft  Leibherrschaft.

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Leibherrschaft, Leibherr, leibherrlich. Vom Mittelalter bis zur Bauernbefreiung bestehendes erbliches Herrschaftsverhältnis, in dem der Leibeigene einem Her­ ren zu Diensten und/oder Abgaben verpflichtet war, ohne daß er, wie in der  Grundherrschaft oder Gutsherrschaft, seinerseits als Bauer oder  Höriger auf Herrenland wirtschaftete. Anders als ein Sklave war der Leibeigene nicht Sache, sondern hatte eigene Rechte. Leibzins. Speziell in Westdeutschland vor der Bauernbefreiung zu leistende Abgabe von Leib- bzw. Halseigenen an den Leibherrn ( Leibherrschaft). Leistungsspezialisierung. Weber definiert oben, S.  304: „technisch spezialisiert nach der Art der Leistung, so daß erforderlichenfalls das Endprodukt nur durch (je nachdem) simultane oder sukzessive Leistungen mehrerer erzielt werden kann“. Leistungsspezifizierung. Weber definiert oben, S.  304: nach dem Endergebnis besonderte Leistungen, „so also, daß der gleiche Leistungsträger alle zu diesem Erfolg erforderlichen, technisch untereinander verschiedenartigen simultanen und sukzessiven Leistungen vollzieht“. Leiturgie, leiturgisch (griech.: leitourgia, „Dienst“). Ursprünglich in der griechi­ schen Polis die Verpflichtung von entsprechend vermögenden Bürgern zur Über­ nahme oder Finanzierung öffentlicher Aufgaben durch Einsatz ihres Vermögens. Bei Weber allgemein Bezeichnung für Beiträge, Dienste oder Amtsleistungen, die einzelne Untertanen oder Bürger in einem Herrschaftsverband zu leisten hat­ ten. Lohnwerk. Gewerbliche Berufsarbeit, bei welcher der Rohstoff dem Kunden, die Betriebsmittel dem Arbeitenden gehören. lytrisch (von griech.: lytron, „Lösegeld“, „Loskauf“, „Zahlungsmittel“). Bei G. F. Knapp: auf Zahlungsmittel bzw. Geld bezogen. Eine lytrische Verwaltung ist die für das Geldwesen zuständige Verwaltung. Zur lytrischen Politik, oben S.  372 f. Magistrat, Magistratur. Bezeichnung für das Amt bzw. den Inhaber eines öffent­ lichen Amtes. In Rom und den Orten römischen Rechts waren die Magistrate in der Regel für ein Jahr gewählt und in der Anfangszeit der römischen Republik die mit der höchsten Regierungsgewalt ( imperium) ausgestatteten Amtsträger ( Konsuln,  Prätoren, Ädilen und Zensoren). Mameluken; Tl.  (arab.): mamlu¯k, „in Besitz genommen“, „Sklave“. Herrscherge­ schlecht in Ägypten und Syrien (1250–1317). Ursprünglich Kaufsklaven türkischkaukasischer Herkunft, die zum Islam bekehrt und freigelassen wurden.

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Männerhaus. Von dem Ethnologen Heinrich Schurtz geprägter Begriff für die Form des Zusammenlebens von Kriegern in minimal strukturierten Gesellschaf­ ten. Markgenossenschaft. Im Mittelalter mehrere Dörfer umfassender Verband, der ein größeres Landgebiet in gemeinsamer Wirtschafts- und Gerichtsordnung nutzte und eine eigene Verwaltung besaß. Der außerhalb der Dörfer und ihrer eigenen Dorfmarken liegende unbesiedelte Teil (Wald-, Weide-, Heideland, Sumpf und Moor) stand in ungeteiltem Gesamteigentum. An dessen Nutzung hatten die Markgenossen geregelte Anteile. Mercadanza (ital.-lat.: mercadancia; lat.: „universitas mercatorum“). In den mit­ tel- und oberitalienischen Stadtkommunen des Mittelalters Bezeichnung für die Organisation 1. der Kaufmannsgilden, 2. aller Handels- und Gewerbetreibenden. Weber verwendet den weiteren Begriff. Ministerialen (von lat.: „Diener“). Eine an mittelalterlichen Fürstenhöfen höhere (kriegerische und Verwaltungs-)Dienste versehende Gruppe, die seit der Wende zum 11. Jahrhundert einen besonderen Stand bildete, ob unfreien Ursprungs war in der Forschung umstritten. Sie unterstanden einem besonderen, sich aus der Hausherrschaft ergebenden Hofrecht. Neues Reich. Bezeichnung für die Herrschaft der 18.–20. Dynastie im pharaoni­ schen Ägypten (heute datiert auf: 1550–1070/69 v.Chr.). Nobilität, römische. Der Amtsadel der römischen Republik, der sich aus Patriziat und plebejischer Elite zusammensetzte. Nutzleistungen. Von Weber oben, S.  223 f., definiert als „die von einem oder meh­ reren Wirtschaftenden als solche geschätzten konkreten einzelnen zum Gegen­ stand der Fürsorge werdenden (wirklichen oder vermeintlichen) Chancen gegen­ wärtiger oder künftiger Verwendungsmöglichkeiten [.  .  .], an deren geschätzter Bedeutung als Mittel für Zwecke des (oder der) Wirtschaftenden sein (oder ihr) Wirtschaften orientiert wird. Die Nutzleistungen können Leistungen nicht mensch­ licher (sachlicher) Träger oder Leistungen von Menschen sein.“ Obrok (russ., „Abgabe“, „Pacht“). Im allgemeinen vor der Bauernemanzipation von den Bauern an die Gutsbesitzer oder den Staat zu zahlender Zins in Natura­ lien oder Geld. Bei Weber speziell die von einem freizügigen russischen Leibei­ genen zu leistende Zahlung einer Abgabe für die Erlaubnis zu selbständiger Verwertung der Arbeitskraft auch außerhalb des Gutsbezirks, unter Umständen in einer städtischen Fabrik. obstruieren, Obstruktion (lat.: obstruere), verbauen, verschließen, be- und ver­ hindern.

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obstruktional. Durch eine Stauung ( akzessorischen Geldes in den staatlichen Kassen) bedingt. Vgl. oben, S.  404. Oikos, oikenmäßig, Oikenwirtschaft (griech., „Haus“, „Haushalt“). Großhaushalt in der Antike. Seit Rodbertus Bezeichnung für den naturalwirtschaftlichen und auf Selbstversorgung zielenden, patriarchalisch geleiteten Großhaushalt eines Herrschers oder Grundherren. pantopolisch (von griech.: pas (gen. pantos), „alles“ und griech.: poleo, „verkau­ fen“). Von G. F. Knapp geprägtes Kunstwort für die Preisbildung einer Währung, wobei der Preis (Wechselkurs) im wesentlichen durch die Gesamtheit der vielen Zahlungsverpflichtungen (Zahlungsbilanz) bestimmt wird. Partei-Boß. Bezeichnung für professionelle Parteiführer in den Vereinigten Staa­ ten von Amerika; zumeist mit dem negativen Beiklang von Parteidiktator oder Führer einer korrupten Parteimaschine. patres (lat., „Väter“), hier synonym für den römischen Senat und speziell für die patrizischen Senatsmitglieder (i. Ggs. zu den conscripti des patrizisch-plebeji­ schen Senats). pensatorisch (von lat.: pensare, „abwiegen“). Von G. F. Knapp gebildeter Begriff, um jene Zahlungsmittel zu bezeichnen, die bei Hingabe gewogen werden müs­ sen, weil sie keine eindeutigen Zeichen ihrer Geltung tragen. Pfründe. Festes und lebenslängliches Einkommen, das zur Erfüllung von Amts­ pflichten aus einem langfristig berechenbaren Fundus gezahlt wird. Phratrie (griech.: phratria, „Bruderschaft“). Im antiken Griechenland Unterabtei­ lung der  Phyle; ursprünglich wohl ein Rechtshilfe- und Wehrverband; in Athen in klassischer Zeit die Gruppe, die über die Zugehörigkeit zur Bürgerschaft ent­ schied. Phyle (griech.: „Stamm“). Unterabteilung der Bürgerschaft in griechischen Staa­ ten mit eigenen Beamten und Priestern, die im Krieg eine geschlossene militäri­ sche Einheit bildete. Plurametallismus. Währungszustand, in dem die Währungsrelationen mehrerer metallischer Verkehrsgeldarten durch legale Tarifierung auf Dauer festgelegt sind (oben, S.  386). pneumatisch (von griech.: pneu’ma; „Hauch“, „Wind“, „Geist“). Mit göttlicher Substanz versehener, lebensspendender Atem, alles durchdringende göttliche Macht.

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Präbende. Im strengen Sinn das Recht geistlicher Würdenträger, aus dem Kir­ chenvermögen feste und regelmäßige Einnahmen zu erhalten, sei es in Form von Erträgen einer landwirtschaftlichen Nutzfläche, sei es aus Abgaben. Von Weber häufig synonym zu  Pfründe verwendet. Praetor, Prätor. Römische Magistrate mit  imperium, von denen ein Teil für die Rechtsprechung, ein anderer für die Verwaltung von Provinzen zuständig war. Präjudiz (von lat.: praeiudicium, „vorausgegangenes Urteil“). Im Prozeßrecht eine richterliche Entscheidung, die bei der Beurteilung späterer und vergleich­ barer Rechtsfälle zur Auslegung herangezogen wird. Prätorianer (lat.). Seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Garde der römischen Feld­ herren; seit Augustus die Elitetruppe der Kaiser. Die Prätorianergarde griff seit dem zweiten Jahrzehnt n. Chr. wiederholt in die Politik ein und proklamierte sogar teilweise die Kaiser. 312 n. Chr. wurde sie abgeschafft. Präzedenzien (lat.: praecedentia iudicia). Vorausgegangene Rechtsfälle, die in analogen Fällen zu berücksichtigen sind. Preiswerk, Preiswerker. Das gewerbliche Betriebssystem, bei welchem der Pro­ duzent als Eigentümer sämtlicher Betriebsmittel tauschwerte Güter an nicht sei­ nem Haushalt angehörige Konsumenten verkauft. Von Karl Bücher geprägter Begriff für die Betriebsform des Handwerks. provisorisches (Kurant-)Geld. In Anlehnung an G. F. Knapp definiert Weber pro­ visorisches Kurantgeld als „jedes tatsächlich (gleichviel bei welchen Kassen) jederzeit effektive durch Einlösung oder Umwechslung in solches [ definitives Geld, Hg.] umwandelbare Geld“ (oben, S.  393). Ptolemäer, ptolemäisch. Hellenistische Herrscherdynastie in Ägypten (323–30 v. Chr.). Quäker; „Zitterer“ oder „Society of Friends“. Eine in der Mitte des 17. Jahrhun­ derts durch George Fox (1624–1691) in England begründete und nach Verfol­ gungen während des Englischen Bürgerkrieges auch in Nordamerika verbreitete Sekte, die die unmittelbare Inspiration durch Gott („Inneres Licht“), Gewaltlosig­ keit und Ablehnung der Sklaverei vertrat. regiminal (von frz.: régime, „(Staats)Verwaltung“). Von G. F. Knapp gebildetes Kunstwort für die Wirksamkeit der öffentlichen Verwaltung und ihr Handeln. Bei Max Weber auch im Sinn von „effektiv“, „tatsächlich“. Rentabilität. Weber definiert, oben, S.  260: „Gewinn einer Periode, ausgedrückt [.  .  .] im Quotienten- (heute: Prozent-) Verhältnis zum bilanzmäßigen Anfangska­ pital.“ Im Gegensatz dazu ist es heute üblich, den Gewinn nicht auf das „Anfangs­

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kapital“, sondern auf das in der jeweiligen Periode vorhandene Eigenkapital zu beziehen. repartieren, Repartition (von frz. répartir: verteilen, aufteilen). Bezeichnet i. e. S. die Zuteilung von Aktien und Anleihen; von Weber im übertragenen Sinn als Zuteilung von Macht und Stellen verwendet. repudiieren (lat.: repudiare), zurückweisen, ablehnen, verschmähen. Robott (von slawisch: robota, „Arbeit“). Bezeichnung für Dienste bzw. jene Arbeit, die einem Verpflichteten gegenüber Berechtigten (Herren) zu leisten auferlegt ist. Bei Max Weber synonym zu  Fronen bzw. Frondienst verwendet. Samurai (von japan.: saburau, „dienen“, „aufwarten“). Bezeichnung für militäri­ sche Gefolgsleute in Japan, die durch einen besonderen Ehrenkodex (Treue- und Bluteid) an ihre Herren gebunden waren. Bis zum 16. Jahrhundert waren sie mit lokalen Landrechten ausgestattet; seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts wurden sie als Gefolgsleute des  Sho¯gun oder der  Daimyo¯ in den Residenzen zusammengezogen und urbanisiert. Daraus folgte, daß ihre Lehen zum größten Teil in eine Reisrente oder einen Reissold umgewandelt und ihnen keine Herren­ rechte mehr übertragen wurden. Scheidegeld. Weber definiert: „Geld, welches nach legaler Ordnung nur bis zu Höchstbeträgen im Privatverkehr aufgedrängt werden darf“ (oben, S.  393). Schiffsparten (von lat.: pars, „Teil“). Verbriefte Anteile der Eigentümer (Mitreeder) an einem ihnen gemeinschaftlich gehörenden Schiff. Seit dem 19. Jahrhundert konnten Parten wie Aktien an den Hanseatischen Börsen gehandelt werden. Schlagschatz. Unterschied zwischen dem Marktwert des Münzmetalls und dem in der Regel höheren Nominalwert der geprägten Stücke; deckte die Prägeko­ sten und brachte den Inhabern des Münzregals u. U. erhebliche Gewinne. Schnitter. Landarbeiter, die bei der Ernte das Getreide mit der Sense mähten: „schnitten“. Shogun; Ts. (japan.): Sho¯gun (Abkürzung für: sei-i-tai sho¯gun, „die Barbaren unterwerfender Großmarschall“). Feldherr, General. In Kriegszeiten übertrug der japanische Kaiser dem Shôgun sämtliche militärische Vollmachten.  1192 eignete sich der Sho¯gun auch die Zivilverwaltung an, sodaß er bis 1867 faktisch die gesamte Regierungsgewalt innehatte. Formal blieb das Amt jedoch vom Kaiser abhängig; der Shôgun war Lehnsmann des Kaisers und zugleich größter Lehns­ herr der  Daimyo¯. Signorie, Signoren. Als tyrannisch bezeichnetes Ein-Mann-Regiment in den mit­ tel- und oberitalienischen Stadtkommunen des 13. und 14. Jahrhunderts.

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Sipahi; Tl.  (pers.): sipa¯hi, „zum Heer gehörig“. Der berittene Soldat. Im Osmani­ schen Reich zunächst (im 15./16. Jahrhundert) der mit einer Kleinpfründe (Timar) belehnte Reiter im Provinzialaufgebot, dann der besoldete Reiter. Sperrgeld. Münzgeld, bei dem die Besitzer des Metalls nicht die Ausprägung in beliebiger Menge verlangen können, ihnen also der Zugang zur Münzpresse versperrt ist. Weber definiert: „wenn die Verwandlung in chartale Form nach dem formell freien, material primär an Zahlungsbedürfnissen der Verwaltungsleitung eines Verbandes orientierten, Belieben dieser erfolgt“ (oben, S.  237 f.).  auch: Verwaltungsgeld. Sporteln (von lat.: sportula, „(Geschenk- und Speise-)Körbchen“). Gebühren für amtliche, besonders gerichtliche Handlungen, die von den Betroffenen unmittel­ bar an die Amtsträger zu zahlen waren. Frühform der Amtsbesoldung. Steuerpacht. Das Recht und die Pflicht, gegen feste Geldzahlungen (Pacht) von der Obrigkeit verordnete Zwangsabgaben (Steuern) auf eigene Rechnung ein­ zutreiben. Stör. Gelegenheitsarbeit im eigenen Haushalt des Auftraggebers (oben, S.  319). Stuarts. Schottische Hochadelsfamilie, Könige von Schottland (1371–1688/89) und von England (1603–1688). Sultanismus. Im 19. Jahrhundert (abwertend) verwendeter Begriff zur Bezeich­ nung tyrannischer Herrschaftsallüren deutscher Fürsten (Frhr. vom Stein) oder für die dem hellenisch-römischen Staatsdenken widersprechende Art der Gewalt­ ausübung im Orient (bes. Th. Mommsen, Römische Geschichte); bei Max Weber die Extremform von willkürlicher, ungebundener und unkontrollierter Herrschafts­ gewalt eines Machthabers. Synoikismus (griech., „Zusammensiedlung“). Gemeint ist die tatsächliche oder fiktive Zusammenlegung bis dahin unverbundener Ortschaften in Griechenland nach der Kolonisation (8./7. Jahrhundert v. Chr.), die aus politischen oder militä­ rischen Gründen erfolgte. Talukdar; Tl.  (Urdû): talu¯qda¯r (m.; von arab.: ta‘alluqat, „Grundbesitz“) „Grundbe­ sitzer“. In Teilen Indiens verwendete Bezeichnung für Grundbesitzer und Steuer­ pächter der Mogul- und Kolonialzeit, die zu einer mächtigen Grundherrenschicht aufstiegen. Taschi Lama. Europäische Bezeichnung für einen hohen Würdenträger des tibe­ tischen  Lamaismus. Umlaufsmittel. Weber definiert: „Umlaufsmittel soll eine als notales Geld fungie­ rende Urkunde heißen, wenn ihre Annahme als  ‚provisorisches‘ Geld sich an

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der Chance orientiert: daß ihre jederzeitige Einlösung in  ‚definitives‘: Münzen oder  pensatorische Metalltauschmittel[,] für alle normalen Verhältnisse gesi­ chert sei“ (oben, S.  238). Valutakurs. Weber definiert: „die materiale Bewertung der Inlandswährung in ausländischer Währung“, auch: „Börsenpreis der fremden Geldsorten“ (oben, S.  405). Vasallen (von kelt.: gwas, „Knecht“). Bezeichnung für die einem Fürsten durch Eid und Vertrag zugeordneten Lehnsmänner. Gegen „Rat und Hilfe“ übertrug ihnen der Lehnsherr ein Lehen (Grundbesitz, Ämter, Rechte), aus dem sie ihre, vor allem militärischen, Dienste bestreiten konnten. Trotz der im Lehnsvertrag angelegten formalen Unterordnung wirkte die Vasallität für ihre Träger ehrerhö­ hend und (durch den ritterlichen Ehrbegriff und die feudale Lebensführung) stän­ debildend. Daher zu unterscheiden von den Aftervasallen oder  Hintersassen. Verkehrsgeld. Weber definiert: „wenn von der Geldausgabestelle auf Initiative jedes Besitzers des monetären Stoffs dieser in beliebigen Mengen in  chartale ‚Münz‘-Form verwandelt wird, material also die Ausgabe an Zahlungsbedürfnis­ sen von Tauschinteressenten orientiert ist“ (oben, S.  237). Auch „freies Geld“; Gegensatz zu  Sperrgeld. Verwaltungsgeld. Münzgeld, bei dem kein freies Prägerecht besteht (freies Geld,  Verkehrsgeld), sondern die Geldverwaltung über die Mengen entscheidet. Weber unterscheidet (oben, S.  237 f.) zwei Fälle: die auszuprägende Menge steht völlig im Belieben der Geldverwaltung bzw. Verwaltungsleitung eines Verbandes ( Sperrgeld), oder „die Art und das Ausmaß [der] Schaffung [ist] durch Normen wirksam geregelt“ („reguliertes Verwaltungsgeld“). Vollsozialisierung. Weber definiert: „im Sinn einer rein haushaltsmäßigen Plan­ wirtschaft“, im Unterschied zur Sozialisierung einzelner Branchen mit Aufrecht­ erhaltung der Kapitalrechnung (oben, S.  291). Weistum (von ahd.: wistuom, „Weisheit“, „Erkenntnis“, „Einsicht“). Im Mittelalter und der frühen Neuzeit die Bezeichnung für „Rechtsweisung“ und „Urteil“, spe­ ziell die Auskunft über geltendes Gewohnheitsrecht, die von rechtskundigen Männern erteilt wurde. Wergeld, auch Mann- oder Blutgeld. Im frühen Mittelalter die in der Regel in Vieh, Getreide oder Tuch nach Taxen zu zahlende Buße für ein Tötungsdelikt. Zamindar, Tl.  (Hindı¯ /Urdu¯): zamı¯nda¯r (m.; von pers.: zamı¯n, „Land“, und da¯r, „Halter“) „Landbesitzer“. Ursprünglich Bezeichnung für Landwirtschaft treibende Landbesitzer, dann für Besitzer größeren Landbesitzes, der verpachtet werden konnte, oder gar für diejenige Klasse im Dorf, die alles Land besitzt. Im Indien

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der Mogulzeit regional verwendete Bezeichnung für Steuereintreiber und unter britischer Herrschaft für Großgrundbesitzer. Zertifikat. Weber definiert: Eine Urkunde, deren jederzeitige Einlösung in  defi­ nitives Geld „durch Regulierungen bedingt ist, welche Vorratshaltung im Betrag voller Deckung in Münze oder Metall sicherstellen“ (oben, S.  238).

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Aufgenommen sind die von Max Weber genannten Titel in der von ihm angegebenen Ausgabe. Fehlen präzise Angaben zu Titel oder Ausgabe, so sind diese vom Editor erschlossen. Ist ein Werk in einer bestimmten Ausgabe bereits in früheren Schriften Max Webers zitiert oder liegt ein von ihm benutztes Handexemplar vor, so wird darauf zurückgegriffen. In Klammern stehen die vom Editor verwendeten Kurztitel.

Becker, Carl Heinrich, Steuerpacht und Lehnswesen. Eine historische Studie über die Entstehung des islamischen Lehnswesens, in: Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients, Band  5, Heft 1 (ausgegeben am 18. Februar 1914), 1914, S.  81–92. (Becker, Steuerpacht und Lehnswesen) Below, Georg von, Der deutsche Staat des Mittelalters. Ein Grundriß der deutschen Verfassungsgeschichte, 1. Band: Die allgemeinen Fragen, 1.  Aufl. – Leipzig: Quelle & Meyer 1914. (Below, Staat des Mittelalters) Böhm-Bawerk, Eugen von, Rechte und Verhältnisse vom Standpunkte der volkswirthschaftlichen Güterlehre. Kritische Studie. – Innsbruck: Wagner’sche Universitäts-Buchhandlung 1881. (Böhm-Bawerk, Rechte) Bücher, Karl, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche, 2., stark vermehrte Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1898. (Bücher, Entstehung der Volkswirtschaft2) –,  Artikel Gewerbe, in: HdStW3, Band  4, 1909, S.  847–880. (Bücher, Gewerbe3) Burke, Edmund, Reflections on the Revolution in France, and on the Proceedings in Certain Societies in London Relative to that Event. In a Letter Intended to Have Been Sent to a Gentleman in Paris, in: The Works of Edmund Burke, Vol. II. – London: George Bell and Sons 1894. (Burke, Reflections) Escherich, Karl, Die Termiten oder weißen Ameisen. Eine biologische Studie. – Leipzig: Dr. Werner Klinkhardt 1909. (Escherich, Termiten) Fichte, Johann Gottlieb, Der geschloßne Handelsstaat. Ein philosophischer Entwurf als Anhang zur Rechtslehre und Probe einer künftig zu liefernden Politik, neu hg. und eingeleitet von Fritz Medicus (Fichte, Werke. Auswahl in sechs Bänden, Band  3). – Leipzig: Felix Meiner 1910, S.  417–543. (Fichte, Handelsstaat)

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Gottl, Friedrich, Die Herrschaft des Wortes. Untersuchungen zur Kritik des nationalökonomischen Denkens. Einleitende Aufsätze. – Jena: Gustav Fischer 1901. (Gottl, Herrschaft) Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von, Wirtschaft und Technik, in: Grundriß der Sozialökonomik, II. Abt.: Die natürlichen und technischen Beziehungen der Wirtschaft. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S.  199–381. (Gottl-Ottlilienfeld, Wirtschaft und Technik) Gummerus, Herman, Der römische Gutsbetrieb als wirtschaftlicher Organismus nach den Werken des Cato, Varro und Columella (Klio. Beiträge zur alten Geschichte, 5. Heft). – Leipzig: Dieterich 1906. (Gummerus, Römischer Gutsbetrieb) Haller, Carl Ludwig von, Restauration der Staatswissenschaft oder Theorie des natürlich-geselligen Zustands der Chimäre der künstlich-bürgerlichen entgegengesetzt, 4 Bände, 2.  Aufl. – Winterthur: Steiner 1820/21 [1.  Aufl., Paris 1816 ff.]. (Haller, Restauration der Staatswissenschaft) Hasbach, Wilhelm, Die parlamentarische Kabinettsregierung. Eine politische Beschreibung. – Stuttgart, Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1919. (Hasbach, Kabinettsregierung) Holl, Karl, Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mönchtum. Eine Studie zu Symeon dem neuen Theologen. – Leipzig: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung 1898. (Holl, Enthusiasmus und Bußgewalt) Ihering, Rudolph von, Der Zweck im Recht, Band  2. – Leipzig: Breitkopf & Haertel 1883. (Ihering, Zweck II) Jaspers, Karl, Allgemeine Psychopathologie. Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen. – Berlin: Julius Springer 1913. (Jaspers, Psychopathologie) Knapp, Georg Friedrich, Staatliche Theorie des Geldes. – Leipzig: Duncker & Humblot 1905. (Knapp, Staatliche Theorie) –, dass., 2. durchges. u. vermehrte Aufl. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1918. (Knapp, Staatliche Theorie2) Lassalle, Ferdinand, Über Verfassungswesen. Ein Vortrag, gehalten in einem Berliner Bürger-Bezirks-Verein. – Berlin: G. Jansen 1862, Wiederabdruck in: ders., Reden und Schriften. Gesammt-Ausgabe. Mit einer biographischen Einleitung von Eduard Bernstein, Band  1. – Berlin: Verlag der Expedition des „Vorwärts“ Berliner Volksblatt 1892, S.  463–498. (Lassalle, Über Verfassungswesen)

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Le Bon, Gustave, Psychologie des foules. – Paris: Félix Alcan 1895. (Le Bon, Psychologie) –,  dass. (dt.) Psychologie der Massen. – Leipzig: Werner Klinkhardt 1908. Leitner, Friedrich, Betriebslehre der kapitalistischen Großindustrie, in: Grundriß der Sozialökonomik, IV. Abt. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S.  83–135. (Leitner, Betriebslehre) –,  Grundriß der Buchhaltung und Bilanzkunde, Band  1: Die doppelte Kaufmännische Buchhaltung, und Band  2: Bilanztechnik und Bilanzkritik. – Berlin: Georg Reimer 1909 und 1911. (Leitner, Grundriß I, II) –,  Die Selbstkosten-Berechnung industrieller Betriebe, 5.  Aufl. – Frankfurt a. M.: J. D. Sauerländers Verlag 1918. (Leitner, Selbstkosten-Berechnung) Liefmann, Robert, Ertrag und Einkommen auf der Grundlage einer rein subjektiven Wertlehre. Ein theoretischer Versuch. – Jena: Gustav Fischer 1907. (Liefmann, Ertrag und Einkommen) –, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Band  1: Grundlagen der Wirtschaft; Band  2: Grundlagen des Tauschverkehrs. – Stuttgart, Berlin: Deutsche VerlagsAnstalt 1917 und 1919. (Liefmann, Grundsätze I, II) Marx, Karl, Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends“. Deutsch von E[duard] Bernstein und K[arl] Kautsky. Mit Vorwort und Noten von Friedrich Engels (Internationale Bibliothek, Band  12), 3. unveränd. Aufl. – Stuttgart: J. H. W. Dietz 1895. (Marx, Elend der Philosophie) –,  Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Band  3: Der Gesammtproceß der kapitalistischen Produktion, 2 Theile, hg. von Friedrich Engels. – Hamburg: Otto Meissner 1894 (MEGA II/15, Berlin 2004). (Marx, Das Kapital III,1–2) Mises, Ludwig von, Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1912. (Mises, Theorie des Geldes) –,  Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band  47, Heft 1, April 1920, S.  86–121. (Mises, Wirtschaftsrechnung) Montesquieu, Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède et de, De l’esprit des lois. Avec des notes de Voltaire, de Crevier, de Mably, de la Harpe, etc. Nouvelle Édition revue sur les meilleurs textes suivie de la défense de l’esprit des lois par l’auteur. – Paris: Garnier Frères 1869. (Montesquieu, De l’esprit des lois)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Neurath, Otto, Durch die Kriegswirtschaft zur Naturalwirtschaft. – München: D. W. Callwey 1919. (Neurath, Kriegswirtschaft) –,  Ein System der Sozialisierung, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band  48, 1920, S.  44–73. (Neurath, System der Sozialisierung) –, Vollsozialisierung. Von der nächsten zur übernächsten Zukunft (Deutsche Gemeinwirtschaft, hg. von Erich Schairer, Heft 15). – Jena: Eugen Diederichs 1920. (Neurath, Vollsozialisierung) Oertmann, Paul, Rechtsordnung und Verkehrssitte insbesondere nach bürgerlichem Recht: zugleich ein Beitrag zu den Lehren von der Auslegung der Rechtsgeschäfte und von der Revision. – Leipzig: Deichert 1914. (Oertmann, Verkehrssitte) Oppenheimer, Franz, Großgrundeigentum und soziale Frage. Versuch einer neuen Grundlegung der Gesellschaftswissenschaft. – Jena: Gustav Fischer 1898. (Oppenheimer, Großgrundeigentum) –,  Der Staat (Die Gesellschaft, hg. v. Martin Buber, Band  14 und 15). – Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1907. (Oppenheimer, Der Staat) –, Theorie der reinen und politischen Ökonomie. Ein Lehr- und Lesebuch für Studierende und Gebildete, 1.  Aufl. – Berlin: Georg Reimer 1910. (Oppenheimer, Theorie) Plenge, Johann, Von der Diskontpolitik zur Herrschaft über den Geldmarkt. – Berlin: Julius Springer 1913. (Plenge, Diskontpolitik) Rickert, Heinrich, Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung in die historischen Wissenschaften, 2., neu bearb. Aufl. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1913. (Rickert, Grenzen2) Rodbertus(-Jagetzow), Johann Karl, Untersuchungen auf dem Gebiete der Nationalökonomie des klassischen Alterthums; 1. Folge: Zur Geschichte der agrarischen Entwickelung Roms unter den Kaisern oder die Adscriptitier, Inquilien und Colonen, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band  2, 1864, S.  206–268; 2. Folge: Zur Geschichte der römischen Tributsteuern seit Augustus, in: ebd., Band  4, 1865, S.  341–427; Band  5, 1865, S.  135–171 und S.  241–315; Band  8, 1867, S.  81–126 und S.  385–475. (Rodbertus, Untersuchungen I, II) Rümelin, Max, Die Verweisungen des bürgerlichen Rechts auf das Sittengesetz, in: Schwäbische Heimatgabe für Theodor Haering zum 70. Geburtstag, hg. von Hans Völter. – Heilbronn: Eugen Salzer 1918, S.  133–147. (Rümelin, Sittengesetz)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

Schäffle, Albert Eberhard Friedrich, Bau und Leben des Socialen Körpers, Band  1: Allgemeine Sociologie; Band  2: Specielle Sociologie, 2.  Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1896. (Schäffle, Bau I 2, II 2) Schär, Johann Friedrich, Buchhaltung und Bilanz auf wirtschaftlicher, rechtlicher und mathematischer Grundlage für Juristen, Ingenieure, Kaufleute und Studierende der Privatwirtschaftslehre, 2.  Aufl. – Berlin: Julius Springer 1914. (Schär, Buchhaltung) Schurtz, Heinrich, Grundriß einer Entstehungsgeschichte des Geldes. (Beiträge zur Volks- und Völkerkunde, Band  5). – Weimar: Emil Felber 1898. (Schurtz, Grundriß) Simmel, Georg, Philosophie des Geldes, 2., verm. Aufl. – Leipzig: Duncker & Humblot 1907. (Simmel, Philosophie des Geldes2) –,  Die Probleme der Geschichtsphilosophie. Eine erkenntnistheoretische Studie, 2., völlig veränderte Aufl. – Leipzig: Duncker & Humblot 1905. (Simmel, Probleme2) –,  Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. – Leipzig: Duncker & Humblot 1908 [= Georg Simmel-Gesamtausgabe, Band  11, hg. von Otthein Rammstedt. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1992]. (Simmel, Soziologie) Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de, Études sur L’Économie Politique, tome II. – Paris: Treutel et Würtz 1838. (Sismondi, Études II) Sohm, Rudolph, Kirchenrecht, Band  1: Die geschichtlichen Grundlagen (Systematisches Handbuch der Deutschen Rechtswissenschaft, hg. v. Karl Binding, 8. Abt., 1. Band). – Leipzig: Duncker & Humblot 1892. (Sohm, Kirchenrecht) Sombart, Werner, Die römische Campagna. Eine sozialökonomische Studie (Staats- und sozialwissenschaftliche Studien, hg. v. Gustav Schmoller, Band  8, Heft 3). – Leipzig: Duncker & Humblot 1888. (Sombart, Römische Campagna) Spann, Othmar, Kurzgefaßtes System der Gesellschaftslehre. – Leipzig: Quelle & Meyer 1914. (Spann, System) –, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine dogmenkritische Untersuchung (ders., Untersuchungen über den Gesellschaftsbegriff zur Einleitung in die Gesellschaftslehre, Band  1). – Dresden: O. V. Böhmert 1907. (Spann, Wirtschaft und Gesellschaft) Stammler, Rudolf, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung: eine sozialphilosophische Untersuchung, 2., verb. Aufl. – Leipzig: Veit & Comp. 1906. (Stammler, Wirtschaft und Recht  2)

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Stutz, Ulrich, Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Königswahl. Ein Beitrag zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte. – Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1910. (Stutz, Erzbischof) Tarde, Gabriel de, Les lois de l’imitation. – Paris: Félix Alcan 1890. (Tarde, L’imitation) Tönnies, Ferdinand, Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen. – Leipzig: Fues’ Verlag (R. Reisland) 1887. (Tönnies, Gemeinschaft) –, Gemeinschaft und Gesellschaft: Grundbegriffe der reinen Soziologie, 2., erhebl. veränderte und verm. Aufl. – Berlin: Karl Curtius 1912. (Tönnies, Gemeinschaft 2) –,  Die Sitte (Die Gesellschaft. Sammlung sozialpsychologischer Monographien, hg. von Martin Buber, 25. Band). – Frankfurt a. M.: Rütten & Loening 1909. (Tönnies, Sitte) Tugan-Baranowsky, M[ichail], Geschichte der russischen Fabrik. Übersetzt und hg. v. Boris Minzès (Sozialgeschichtliche Forschungen. Ergänzungshefte zur Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Heft 5/6). – Berlin: Emil Felber 1900. (Tugan-Baranowsky, Russische Fabrik) Weber, Alfred, Industrielle Standortslehre. (Allgemeine und kapitalistische Theorie des Standortes.), in: GdS, VI. Abt.: Industrie, Bergwesen, Bauwesen. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S.  54–82. (Weber, Alfred, Standortslehre) Weber, Max, Agrargeschichte, I. Agrarverhältnisse im Altertum, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, hg. von Johannes Conrad, Ludwig Elster, Wilhelm Lexis und Edgar Loening, Band  1, 3. gänzlich umgearb. Aufl. – Jena: Gustav Fischer 1909, S.  52–188 (MWG I/6, S.  320–747). (Weber, Agrarverhältnisse3) –,  Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes, insbesondere zum Schutz des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangsvollstreckung?, in: Verhandlungen des Vierundzwanzigsten Deutschen Juristentages, Band  2: Gutachten. – Berlin: J. Guttenberg 1897, S.  15–32 (MWG I/4, S.  645–666). (Weber, Heimstättenrecht) –,  Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, in: Logos, Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur, Band  4, Heft 3, 1913, S.  253–295 (MWG I/12). (Weber, Kategorien) –,  Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band  19, Heft 1, 1904, S.  22–87 (MWG I/7). (Weber, Objektivität)

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

–,  Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens (Die innere Politik, hg. v. Siegmund Hellmann). – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1918 (MWG I/15, S.  421–596). (Weber, Parlament und Regierung) –,  R. Stammlers „Überwindung“ der materialistischen Geschichtsauffassung, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band  24, Heft 1, 1907, S.  94–151 (MWG I/7). (Weber, Stammlers Überwindung) Weigelin, Ernst, Sitte, Recht und Moral. Untersuchungen über das Wesen der Sitte. – Berlin und Leipzig: Rothschild 1919. (Weigelin, Sitte) Weismann, August, Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. – Jena: Gustav Fischer 1893. (Weismann, Naturzüchtung)

Personenregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Familienverbände, Dynastien, mythische, rein legendäre und literarische Figuren sowie Götter stehen im Sachregister. Max Weber wird nur im Zusammenhang mit seinen Schriften und wichtigen biographischen Ereignissen angeführt. Römische Namen sind nach den allgemein gebräuchlichen Kurzformen, in anderen Fällen nach dem Gentilnomen eingeordnet.

Abdülhamid II. (Sultan) 470 Achelis, Thomas 491 Adler, Max 21 Adler, Sigmund 561 Aereboe, Friedrich 298 Altmann, Sally P. 426 Amenophis III. 231 Amenophis IV. Echnaton 231 Amminianus Marcellinus 492 Ammon, Otto 154 Anterroche, Comte d’ 192 Apostol, Paul 203 Aristoteles 190 Arndt, Adolf 328 Ashley, William James 332, 359 Attwood, Thomas 419 Augereau, Charles-François-Pierre 495 Ay, Karl-Ludwig 25, 97 Baden-Powell, Baden Henry 510, 520, 523 Barth, Paul 162 Battenberg, Friedrich 197 Bebel, August 572 Becker, Carl Heinrich 23, 439, 480, 520, 523, 721, 754 Beloch, Julius 301 Below, Georg von 13, 282, 298, 302, 314, 484, 721, 754 Bendixen, Friedrich 286 Benedek, Ludwig von Felsö-Eör 171, 721 Bernstein, Eduard 503

Bethmann Hollweg, Theobald von 7 Bias-Engels, Sigrid 233 Biermer, Magnus 370 Bleibtreu, Carl 495 Blümner, Hugo 301 Boese, Franz 7 Böhm-Bawerk, Eugen Ritter von 21, 216, 223, 224, 247, 256, 264 f., 269, 278, 609, 721, 754 Bonar, James 240 Bonn, Moritz Julius 19 Booms, Hans 360 Borchardt, Knut 25, 60, 97 Both, Moritz 399 Brentano, Lujo 18 f., 23, 57, 203, 282, 332, 399, 413 Bruck, Ernst 206 f. Brun, Rudolf 535 Brünneck, Wilhelm von 515 Brunner, Heinrich 323, 493, 532 Brunner, Otto 293 Bryce, James 536 f., 541 f., 569, 571, 574, 577 Bücher, Karl Wilhelm 60, 65, 216, 271, 273, 297, 300–302, 319, 324 f., 342, 348, 351, 365, 644, 660, 666, 722, 754 Büchmann, Georg 464 Budde, Karl 499 Burckhardt, Jakob 540 Burke, Edmund 564, 714, 722, 754 Busolt, Georg 525

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Personenregister

Cabet, Étienne 361 Calixt I. (Papst) 508 Calligaris, Ludwig 415 Carlyle, Thomas 536 Carnegie, Andrew 375, 722 Cäsar (Gaius Julius Cäsar) 150, 510 Cassel, Gustav 412 f. Cato (Marcus Porcius Cato Censorius, der Ältere Cato) 363, 687, 722 Chamberlain, Joseph 572 Chantepie de la Saussaye, Pierre Daniël 491 Chavannes, Édouard 517 Cicero (Marcus Tullius Cicero) 509, 540, 722 Claudius (Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus) 511 Colbert, Jean-Baptiste 488 Comte, Auguste 448 Cortez, Hernando 424, 694, 722 Coste, D. 492 Couthon, Georges 536 Cremer, Hermann 454 Cromwell, Oliver 535 f., 537, 722 Dändliker, Karl 535 Darwin, Charles 164 Davidsohn, Robert 570, 573 Deininger, Jürgen 227 Delbrück, Hans 532 Demosthenes 318, 540 Demosthenes „senior“ 318, 722 Dietz, Eduard 557 Dietze, Constantin von 367, 378 Dilthey, Wilhelm 37 Dionysios von Halikarnaß 509 Dowe, Dieter 507 Dransfeld, Friedrich Wilhelm 311 Du Bois, W.E.B. 595 Durkheim, Émile 166 Ebert, Friedrich 531, 543, 548 Edkins, Joseph 373 Eduard VII. 585, 722 f. Ehrenberg, Richard 371 f., 384 Eike von Repgow 515 Eisner, Kurt 23, 491, 492, 508, 723

Elster, Ludwig 227 Engels, Friedrich 555, 597 Ephialtes 547 Erdmann, Karl Dietrich 360 Erman, Adolf 312 Ernst, Otto (Ps.) 464 Erzberger, Matthias 572 Escherich, Karl Leopold 163, 164, 165, 723, 754 Esslen, Joseph Bergfried 398 Eulenburg, Franz 147 f., 410, 419 Faber, Ernst 518 Feldhaus, Franz Maria 308 Feldman, Gerald D. 291 Fichte, Johann Gottlieb 30, 294, 658, 723, 754 Ficker, Hans 45 Frensdorff, Ferdinand 577 Friedrich II. 440, 704, 723 Friedrich Wilhelm I. 546, 723 Friedrich Wilhelm IV. 492 Fox, George 503 Fullerton, George Stuart 578 Gardiner, Samuel Rawson 503 Gareis, Karl 313 Gellius (Aulus Gellius) 594 Georg I. 554 Georg II. 550, 554 Georg III. 585 George, Stefan 497, 723 Gierke, Otto 208, 456, 580, 724 Gladstone, William Ewart 572 Gneist, Rudolf 551 Goette, Alexander Wilhelm 164, 724 Goldscheid, Rudolf 436 Golecki, Anton 360 Goltz, Theodor von der 327 Gothein, Eberhard 19, 320, 362, 437, 496 Gottl von Ottlilienfeld, Friedrich Edler 148, 150, 221 f., 607 f., 724, 755 Gould, Jason (Jay) 375, 724 Gracchus (Gaius Sempronius Gracchus) 535, 554, 724

Personenregister Grimm, Jakob 228 Grimm, Wilhelm 228 Guérard, Benjamin-Edme-Charles 313 Guizot, Guillaume 540 Gummerus, Herman Gregorius 318, 363, 724 f., 755 Güntert, Hermann 491 Gutschkow, Alexander I. 572 Haase, Hugo 548 Hackmann, Heinrich 511 Hainisch, Michael 446 Haller, Carl Ludwig von 484, 725, 755 Haller, Rudolf 283 Hammer-Purgstall, Joseph von 501, 521 Hammurabi 257, 527, 634, 725 Handschug, Stephan 206 Hanke, Edith 10, 17, 41, 97 Harnack, Adolf von 502 Harriman, Edward Henry 375, 725 Hartmann, Ludo Moritz 19 Hasbach, Wilhelm 69, 546, 550, 554, 572, 574, 582 f., 584–586, 590, 725, 755 Hatschek, Julius 472, 545 f. Hauschild, Harry 591 Hay, Lord Charles 192 Healy, Jerome F. 541 Hegel, Karl von 552 Heimann, Eduard 274, 292 Heimberger, Josef 24, 28 Helfferich, Karl 238, 383, 401, 403, 406, 410, 418 Hellmann, Siegmund 94 Hellpach, Willy 157, 452 Herodot 499, 527 Herzl, Theodor 197 Hettling, Manfred 507 Heusler, Andreas 554 Heuss, Theodor 20 Hilferding, Rudolf 21 Hirsch, Julius 343, 368 f. Höfer, Ulf 283 Holl, Karl 454, 508, 725, 755 Holtzmann, Robert 481, 581, 584 Homer 231

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Hoops, Johannes 481 Hötzsch, Otto 378 Hübinger, Gangolf 28, 45 Hübner, Rudolf 585 Hung Hsiu-ch’üan 384 Ibrahim Edhem Pascha 470 Ibrahim Pascha 470 Ignatius von Loyola 496 Ihering, Rudolf von 180, 186, 726, 755 Italicus 511 Jack of Newbury 332, 359, 683, 726 Jäckh, Ernst 293 Jaffé, Edgar 23 Jaffé, Else 10, 23, 25, 99, 602 Jagow, Gottlieb von 7 Jaspers, Karl 147, 726, 755 Jellinek, Georg 213, 458, 481, 541, 564, 570, 580 f., 584 f. Jorga, Nicolae 524 Kambyses 317 Kant, Immanuel 21, 38 Kantorowicz, Hermann 17 Karl der Große 312 f. Kerenskij, Alexander F. 572, 726 Keutgen, Friedrich 316 Keynes, John Maynard 240, 399 Khereddin Pascha 470 Kipp, Theodor 231 Kirdorf, Emil 375, 726 Klauber, Ernst 472 Klingmüller, Fritz 188 Knapp, Georg Friedrich 58, 65, 75, 86, 89 f., 107, 235–238, 239 f., 242 f., 322, 373, 382 f., 385, 387 f., 390, 393–397, 401, 403, 404, 405 f., 413, 415–423, 424, 426 f., 601, 620–622, 689–694, 696, 727, 755 Knight, Frank H. 370 Kocka, Jürgen 507 Köhler, Curt 569 Kohler, Josef 580 Konowalow, A. I. 572 Kraepelin, Emil 149

764

Personenregister

Kramers, Johannes Hendrik 480 Kretschmayr, Heinrich 548 Krieger, Bogdan 464 Kroll, Thomas 41

Laband, Paul 564 Lamarck, Jean Baptiste 164 Lambert, John 557 Lassalle, Ferdinand 208, 727, 755 Laufenberg, Heinrich 589 f. Le Bon, Gustave 165 f., 173, 727, 756 Lederer, Emil 79, 590 f. Leitner, Friedrich 260, 264, 639, 727, 756 Lenel, Walter 548 Lenin, Wladimir Iljitsch 292, 293, 555, 657, 727 Lensch, Paul 292 Lepsius, M. Rainer 23, 25 Leser, Emanuel 302, 332 Lesser, Ernst J. 197 Levy, Hermann 440 Lexis, Wilhelm 217, 254, 264 f., 282, 302, 396, 401, 410, 424, 435 Liebknecht, Karl 508 Liebknecht, Wilhelm 572 Liefmann, Robert 32 f., 56 f., 63, 217, 218, 221, 223, 259, 293, 344, 374, 437, 444, 448, 607, 727, 756 Lionardo da Vinci (Leonardo) 308, 728 Lippmann, Edmund von 291 List, Friedrich 302 Livius 509 Lohmann, Friedrich 359 Lotz, Walther 158, 203, 399, 413 Louis Philippe (König der Franzosen) 540 Low, Seth 536 Low, Sidney 481, 572, 585 Lukács, Georg 46 Lukács, József von 46 Luther, Martin 150 Lux, Heinrich 361 Luxemburg, Rosa 508

Lykurg 362, 540 Lysias 540 Maitland, Frederick W. 554 Malle, Silvana 425 Maria von Burgund 561 Markovic´, Milan 346 Marx, Karl 21, 49 f., 293, 302, 307, 555, 596 f., 657, 728, 756 Maschke, Erich 440 Masséna, André 495 Matt, Franz 23 Maurer, Georg Ludwig von 322, 579 Max von Baden, Prinz 530 Maximilian I. (Kaiser des Hl. Römischen Reiches deutscher Nation) 558, 561, 711, 713, 728 Mayer, Hans 278 Mayer, Otto 536 f. Mehmet II. (Sultan) 501 Meitzen, August 347 Mendelssohn Bartholdy, Albrecht 541 Menger, Carl 21, 57, 167, 232, 240, 256, 278 Merz, Johannes 280 Meyer, Conrad Ferdinand 455 Meyer, Eduard 158, 301, 491, 525, 540, 556, 575, 728 Meyer, Paul Martin 527 Miaskowski, August von 298 Mill, John Stuart 448 Mises, Ludwig (Edler) von 66, 238, 239, 241, 285, 408, 412 f., 418, 620 f., 652, 728, 756 Moellendorff, Wichard von 74, 290 Mohammed 362 Moltke, Helmuth Karl Graf von 171, 729 Mommsen, Theodor 460, 500, 509–511, 545, 547, 554, 556, 563, 594 Mommsen, Wolfgang J. 25, 602 Montesquieu, Charles de Secondat 564, 584, 714, 729, 756 Morgan, John Pierpont 375 Morozov (Familie) 572 Morse, Hosea Ballou 373

Personenregister Müller, Friedrich 25 Müller, Richard 508 Murat, Joachim 495 Napoleon I. Bonaparte 495, 528, 534, 536, 539, 729 Napoleon III. 495, 534, 539, 729 Neurath, Otto 73 f., 246, 274, 277 f., 280, 282, 283–285, 291, 465, 649, 651 f., 656, 729, 757 Neurath, Wilhelm 291 Neustätter, Hanna 412 Ney, Michel 495 Nitzsch, Karl W. 298 Nizam al-Mulk 523 Novy, Klaus 280 Nurkse, Ragnar 413 Oeri, Jakob 540 Oertmann, Paul Ernst Wilhelm 180 f., 729 f., 757 Omar I. (Kalif) 362, 685, 730 Oppenheim, Heinrich Bernhard 282 Oppenheimer, Franz 218 f., 228, 281, 650, 730, 757 Orihara, Hiroshi 18 Osman I. (Sultan) 501, 730 Ostrogorski, Moisei Jakolevich 536, 569, 571 Otto, Walter 301 Pacioli, Luca 262 Pallas, Carsten 240 Palyi, Melchior 94, 96, 98, 397, 405 Paulus 496, 730 Perikles 540, 547, 730 Peter I., der Große 505 Petersen, Carl 201 Petrus 454, 461, 466 Pflug, Richard 81, 88 Philippovich, Eugen von 5, 19, 60, 77 Philon von Alexandrien 454 Ping-ti Ho 226 Pizarro González, Francisco 424, 694, 730 Plath, Johann Heinrich 505

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Plechanoff, Georgi W. 293, 657, 731 Plenge, Johann 380 f., 409, 731, 757 Plinius d. Ä. 424 Plutarch 547, 554 Pöhlmann, Robert von 362 Potthoff, Heinz 272 Prager, Max 413 Preisigke, Friedrich 275 Preuß, Hugo 208, 213, 731 Radek, Karl  Struthahn, Arnold Rathenau, Emil Moritz 375, 731 Rathenau, Walther 74, 375, 731 f. Ratzel, Friedrich 579 f. Redlich, Josef 584 Revillout, Eugène 227 Ricardo, David 32 Rickert, Heinrich 10, 21, 30, 40, 45, 83, 147 f., 167, 169, 732, 757 Ring, V. 265 Ritschl, Albrecht 294 Robespierre, Maximilien de 156, 536, 541, 732 Rockefeller, John Davison 375, 732 Rodbertus(-Jagetzow), Johann Karl 271, 312, 643, 732, 757 Roesler, Rudolf 277 Rohrscheidt, Kurt von 235 Roosevelt, Theodore 568 f. Rosenthal, Eduard 585 Roth, Guenther 2–4 Rudolf von Habsburg 510 Rümelin, Max 188, 732, 757 Ryffel, Heinrich 577 Saint-Just, Antoine de 536 Salzer, Ernst 535, 548, 552, 554, 556 Samuel 499 Samuels, Warren 240 Saul 499, 732 Scaff, Lawrence A. 541 Schäfer, Lili 85 Schäffle, Albert Eberhard Friedrich 162, 733, 758 Schanz, Georg von 19, 372, 401, 432 Schaps, Georg 441

766

Personenregister

Schär, Johann Friedrich 262, 264, 639, 733, 758 Schi Hoang Ti 505, 521, 733 Schieder, Wolfgang 293 Schluchter, Wolfgang 1, 3, 5, 7, 12 f., 17 f., 23–25, 30, 39, 52, 54, 58–60, 71, 79, 92, 101, 105 Schmidt, Otto Ernst  Ernst, Otto Schmidt, Robert 360 Schmoller, Gustav 17, 282, 298, 302, 311, 359, 663, 733 Schönberg, Gustav von 302, 424, 663, 733 Schopenhauer, Arthur 157 Schröder, Wilhelm Heinz 507 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von 19 Schumpeter, Joseph 265, 286, 436, 448 Schurtz, Camillo Heinrich 241, 242, 361, 504, 525, 621, 734, 758 Schwally, Friedrich 499 Schwoerer, Victor 19 Seifenberger, M. 454 Servius Tullius 509, 594 Shih Huang-ti  Schi Hoang Ti Siebeck, Oskar 30, 81 f., 99 Siebeck, Paul 6, 8 f., 12, 14 f., 17, 20, 22, 27–30, 41, 48, 52, 65–69, 76, 79–86, 88, 91–93, 97–100, 102, 105, 221, 283 Siebeck, Werner 17, 63, 81 f., 87–90, 95–98, 100, 602 Simkhowitsch, Wladimir G. 322 Simmel, Georg 19, 34–36, 147 f., 150, 156, 166, 734, 758 Singer, Kurt 392, 410 Singer, Paul 571 f., 734 Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de 281, 650, 734, 758 Smith, Adam 182 Smith, Joseph jun. 491 Sohm, Rudolph 454, 461, 507 f., 734, 758 Solon 556, 595 Sombart, Werner 12, 21, 23, 250, 281, 282, 313, 351, 379, 435, 650, 735, 758 Sommerlad, Theo 298

Spann, Othmar 24, 30, 32–35, 166, 735, 758 Spencer, Herbert 164 Stammler, Rudolf 21, 24, 30–32, 55, 148, 169, 181, 184–186, 735, 758 Stein, Lorenz von 436 Steinen, Karl von 226 Steinisch, Irmgard 291 Stieda, Wilhelm 331 Stinnes, Hugo 375, 589, 735 Stölzl, Erwin 45, 92, 94 Struthahn, Arnold (Ps.) 548, 588 Stutz, Ulrich 510, 735 f., 759 Sulla (Lucius Cornelius Sulla Felix) 554, 736 Süleyman der Prächtige 470 Suttner, Bertha von 308 Symeon 454 Tacitus (Publius Cornelius Tacitus) 466, 511, 736 Taft, William Howard 569 Tarde, Gabriel 166, 174, 736, 759 Taylor, Frederick Winslow 272, 356 f., 648, 680 f., 736 Tenbruck, Friedrich H. 1–3 Terestschenko, N. B. 572 Thaer, Albrecht Daniel 298 Thun, Alphons 311 Thünen, Johann Heinrich von 298 Thyssen, August 572 Tobler, Mina 8, 10, 19, 22, 565 Tönnies, Ferdinand 7, 148, 186, 195, 736, 759 Toyotomi Hideyoshi 521 Trautwein, Hans-Michael 240 Triepel, Heinrich 458 Troeltsch, Ernst 19 Trotzki, Leo 292, 555 Tugan-Baranowski, Michail 318, 737, 759 Verres (Gaius Verres) 540 Vacher de Lapouge, Georges 154 Voltaire 192

Personenregister Wagner, Adolph 383, 428 Wang An-Schi 519 f., 737 Wang An-Shih  Wang An-Schi Webb, Beatrice 360 Webb, Sidney 360 Weber, Alfred 8, 279, 649, 737, 759 Weber, Helene 23, 99 Weber, Marianne 1, 3–10, 21–23, 25, 30, 40, 70 f., 76 f., 80 f., 88 f., 91, 95–102, 276, 430, 436, 497, 541, 602 Weber, Max –, Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Vorlesung 1919/20) 25 f., 28, 54, 58–60, 64, 92, 94, 230, 242, 259, 273, 275, 295, 298, 300 f., 310, 312, 314, 318, 320, 329, 347–350, 361, 366, 373, 379, 535 –, Agrarrecht und Agrargeschichte (Vorlesung 1894) 526 –, Agrarverhältnisse im Altertum (1897/98) 242, 435, 525 –, Agrarverhältnisse im Altertum (1908/09) 227, 231, 242, 257, 271, 274, 295, 301, 311 f., 317–319, 379, 380 f., 435 f., 439 f., 446, 522, 525–527, 535, 547, 554, 595, 759 –, Allgemeine (‚theoretische’) Nationalökonomie (Vorlesungen 1894–98) 58, 60 f., 68, 154, 162, 164, 167, 227, 254, 256, 281, 294, 298, 313, 362, 377, 444 f., 525 –, Erstes Buch. Die begrifflichen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 171, 223, 227, 256, 262, 281 –, Allgemeine Staatslehre und Politik. Staatssoziologie (Vorlesung 1920) 26, 45, 47, 83, 453, 469, 548, 555 –, Antikritisches Schlußwort zum „Geist des Kapitalismus“ (1910) 5 –, Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung (Vorlesungen 1895–1898) 208, 361 –, Äußerungen zur Werturteildiskussion (1913) 5 f., 13, 55

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–, Beiträge zur amtlichen Politik in den Friedensverhandlungen von Versailles (1919) 25 –, Berufung nach München (1919) 23 f. –, Berufung nach Wien (1917/18) 19 f. –, Berufungsverhandlungen Bonn (1919) 23 f. –, Die Börse. II. Der Börsenverkehr (1896) 241 –, Deutsche Gesellschaft für Soziologie, Mitbegründer (1909/10) 13 –, Das neue Deutschland (1918) 492 –, Deutschlands künftige Staatsform (1919) 72, 547 –, Deutschlands Wiederaufrichtung (1919) 73 –, Diskussionsbeitrag „Über die Produktivität der Volkswirtschaft“, Verein für Sozialpolitik (1909) 281 –, Diskussionsbeitrag zu George St. Fullerton, Verhandlungen IV. Deutscher Hochschullehrertag (1911) 578 –, Diskussionsbeitrag zur abschließenden Debatte, Verein für Sozialpolitik (1911) 261, 284 –, Diskussionsbeitrag zur Rede des badischen Justizministers Ludwig Marum (1919) 76 –, Diskussionsbeitrag zu Werner Sombart, 1. Deutscher Soziologentag (1910) 6 f., 21 –, Empfiehlt sich die Einführung eines Heimstättenrechtes…? (1897) 358 f., 759 –, „Energetische“ Kulturtheorien (1909) 217, 375 –, Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie (1908) 149 f. –, Erklärung zum Scheitern der Kandidatur (1919) 18 –, Der freie Volksstaat (1919) 72

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Personenregister

–, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie (GARS I) (1920) 1, 7, 9, 26 f., 29, 58 f., 63, 67–69, 80 f., 85, 87, 91, 97, 99, 154, 195, 363, 440, 488, 503, 512 –, Vorbemerkung zu GARS I 47, 63, 69, 154, 259, 488 –, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre (1922) 17, 30, 40 –, Geschäftsbericht, 1. Deutscher Soziologentag (1910) 13 –, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter (1889) 266 f., 539 –, Geschichte der Nationalökonomie (Vorlesung 1896) 181 f. –, Die Grenznutzlehre und das „psychophysische Grundgesetz“ (1908) 217, 227 –, Grundriß zu den Vorlesungen über Allgemeine („theoretische“) Natio­nalökonomie (1898) 203, 293 –, Heidelberger Lazarettverwaltung, Dienst in der (1914/15) 6, 9, 18 –, Kandidatur für Nationalversammlung (1919) 24 –, Die allgemeinsten Kategorien der Gesellschaftswissenschaft (Vorlesung 1919) 25, 38, 90 –, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie (1913) 2 f., 5, 13, 17, 25 f., 28 f., 31, 37–39, 51, 147, 759 –, Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik (1906) 158, 171 –, Zur Lage der bürgerlichen Demokratie in Rußland (1906) 293 –, Die gegenwärtige Lage der Deutschen Demokratischen Partei (1919) 360 –, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland (1892) 314, 320, 343 –, Zur Musiksoziologie (Nachlaß 1921) 6, 10, 226

–, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (Antrittsrede 1895) 303 –, Das neue Deutschland (1918) 492 –, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) 35, 55, 154, 156, 172, 182, 216 f., 759 –, Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland (1918) 17, 47, 461, 534, 565, 567, 571 f., 583, 760 –, Politik als Beruf (1919) 17, 24 f., 43, 90, 97, 441, 507 f., 557 –, Probleme der Staatssoziologie (Wiener Vortrag 1917) 10, 15, 20, 90 –, Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus (1904/05) 8, 11, 14, 27, 68, 82, 150, 195, 363, 440 –, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1920) 512 –, Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus (1920) 80 f., 503 –, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit (1908/09) 59, 149 f., 276, 597 –, Der Reichspräsident (1919) 72 –, Rezension von: Georg Schaps, Zur Geschichte des Wechselindossaments (1893) 441 –, Die römische Agrargeschichte (1891) 271, 486, 594 –, Roscher und Knies I (1903) 36, 148, 303 –, Roscher und Knies II (1905) 149 f., 153 –, Roscher und Knies III (1906) 150, 168, 170 f. –, Rußlands Übergang zur Scheindemokratie (1917) 572 –, Georg Simmel als Soziologe und Theoretiker der Gesellschaft 35 f., 166 –, Der Sinn der „Wertfreiheit“ der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917) 10

Personenregister –, Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896) 318 –, Der Sozialismus (Vortrag 1918) 74, 541 –, Sozialismus (Vorlesung 1920) 28 –, Soziologie der Kulturinhalte (geplant) 6 f., 9 f. –, R. Stammlers „Überwindung“ der materialistischen Geschichtsauffassung (1907) 31, 148, 169, 184, 760 –, Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung (1904) 362 –, Die technische Funktion des Terminhandels (1896) 241 –, Zum Thema der „Kriegsschuld“ (1919) 491 –, Versailler Friedensverhandlungen, Teilnahme an (1919) 25 –, Wahlrecht und Demokratie in Deutschland (1917) 17, 248, 587 –, Wirtschaft und Gesellschaft (WuG) 4, 6, 9–11, 13 f., 16, 18, 29, 71, 77, 79–81, 84, 86, 88, 97–99, 102, 105 –, WuG/Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte (Vorkriegsfassung: MWG I/22-1 bis I/22-5) 2, 4, 6, 10, 13 f., 16, 26, 48, 52, 71, 79, 102, 527, 551, 560, 586, 600 –, WuG/Gemeinschaften –, Ethnische Gemeinschaften 595 –, Hausgemeinschaften 15, 273, 285, 317 f. –, „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“ 29, 45, 48–51, 569 –, Marktgemeinschaft 219 –, Politische Gemeinschaften 430 –, Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften im allgemeinen 201, 324 –, WuG/Religiöse Gemeinschaften 8, 11, 20, 190, 215, 497 –, WuG/Recht 188, 209, 452

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–, Entwicklungsbedingungen des Rechts 152, 234, 467, 488, 537, 540 –, Die Wirtschaft und die Ordnungen 31, 51, 235, 294, 336 –, WuG/Herrschaft 10, 15, 17, 20, 26, 29, 41–43, 47, 50, 76, 90, 213, 275, 286 f., 311 f., 316, 320, 331, 333, 361, 364, 379, 432, 435, 439 f., 452–454, 461, 463, 467, 471 f., 480 f., 487–491, 495, 499, 501, 504, 506, 510–512, 516 f., 519–521, 523 f., 527, 530, 533 f., 536, 538, 540 f., 546, 550 f., 559 f., 562 f., 569, 572, 585 f., 600 –, WuG/Die Stadt 43, 323, 471, 480, 489, 500, 512, 526, 535, 543 f., 548, 552, 554, 556, 558, 561, 569 f., 575, 577, 589, 594 f. –, WuG/Soziologie (Nachkriegsfassung) 4 f., 14, 16, 18, 26 f., 63, 65, 67 f., 76 f., 80–88, 91 f., 97–99, 102 –, Soziologische Grundbegriffe 3, 17, 27, 29, 31 f., 38–40, 43, 50, 57, 68, 80, 83, 102 –, Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens 15, 27–29, 52–54, 56, 58–61, 63, 65–68, 71, 73–75, 93 f. –, Typen der Herrschaft 15, 27–29, 42–48, 50, 65–68, 71, 75 f., 83 f., 90, 93, 207 f. –, Stände und Klassen 28 f., 48, 50 f., 68, 71 –, Rechtssoziologie (geplante Neufassung) 40, 69, 109–111, 162, 189 f., 204, 208, 209, 215, 234, 452, 467, 488, 537, 540, 616 –, Religionssoziologie (geplante Neufassung) 40, 69, 109, 215, 507 –, Staatssoziologie (geplant) 28, 40, 45 f., 69, 111, 114–117, 434, 453, 459, 488 f., 551 f., 568, 570, 575 –, Wirtschaft und Gesellschaft. Positive Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung (Vorlesung 1918) 20

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Personenregister

–, Wirtschaftsethik der Weltreligionen (1915–1920) 6–11, 14, 20, 26 f., 30, 41 f., 63, 79 f. –, Einleitung 9–12, 41 –, Hinduismus und Buddhismus 6, 8, 12, 18, 226, 310, 316, 349, 429 f., 435, 440, 479, 483, 505, 510 f., 519 f., 523, 534, 579 –, Das antike Judentum 6, 8, 11 f., 18, 27, 98, 476, 491, 497, 499 –, Konfuzianismus und Taoismus 6, 8 f., 12, 27, 58 f., 188, 226, 244, 295, 347, 373, 381, 384, 386, 390 f., 399, 422–424, 429 f., 434–436, 439, 493, 501, 505 f., 511, 517 f., 520–522, 527, 550, 563 –, Zwischenbetrachtung 7, 9 f., 11, 251 –, Wissenschaft als Beruf (1917/19) 24 f., 97 –, Zeugenaussage im Prozeß gegen Otto Neurath (1919) 280 Wei, Wen-Pin 399 Weigelin, Ernst 181, 186, 737, 760 Weismann, August 164, 737, 760 Wenger, Leopold 580 Wiebe, Georg 298

Wieser, Friedrich von 19, 21, 30, 52 f., 167, 176, 223, 227, 247, 255 f., 259, 265, 269, 277 f., 389, 406, 418, 495 Wilcken, Ulrich 295 Wilhelm I. (preußischer König) 564 Wilhelm II. (deutscher Kaiser) 7, 530 f. Wilhelm III. (englischer König) 546, 585 Wille, Richard 81, 88 Winckelmann, Johannes 1–3, 77, 105, 380, 602 Windelband, Wilhelm 21, 151 Windscheid, Bernhard 231 Winkler, Heinrich August 507 Winkler, Wilhelm 281 Wissell, Rudolf 74, 290, 656, 737 Wissowa, Georg 332 Wittich, Claus 2 Wittich, Werner 322, 348 Wolters, Friedrich 497 Yoshida, Sakuya 521 Zehnter, Johann A. 557 Zeller, Karl 87, 91 Zemp, Josef 557 Zweig, Egon 581

Sachregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Das Register erfaßt Begriffe sowie Sach- und geographische Angaben, Familienverbände, mythische, rein legendäre und literarische Personen. Die Schreibweise fremdsprachlicher Ausdrücke erfolgt in der Regel nach der von Max Weber verwendeten. Die im Band zitierten Schriften Max Webers sind im Personenregister unter seinem Eintrag aufgeführt.

Abbaurecht 351 Abberufungsrecht (recall) 534, 573, 580 Abgaben 312, 317, 327, 341, 429, 431–440, 698–704  auch: Akzisen; Apophora; Gebühren; Lasten; Leibzins; Naturabgabe; Naturallleistungen; Obrok; Steuer; Zölle Abgabenchancen 432, 700 Abgabenverband 522 Abgabenverleihung 432 f., 437, 439, 699, 704 Abgabenverpachtung 432 f., 436 f., 439, 699, 702, 704  auch: Steuerpacht Abgabenverpfründung 432, 435, 437, 439, 700 f., 704 Abgabepflichten, Abgabepflichtige 312  auch: Leistungspflichten Abgeordnete 193, 587  auch: Delegierte; Deputierter Abkömmlichkeit 576 f. Absatz 249, 258, 272, 316, 331, 367–369, 379, 627, 634, 644 Absatzchancen 241, 250, 261, 325, 340, 621, 628, 636 Absatzinteressenten 250, 628 Absatzorganisation 286, 653 Absatzregulierung 232, 344, 615 Abschreibungen 276, 353, 647 Abstimmungskollegialität 550–552 Abtausch 244–246, 254, 259, 274, 365 f., 379, 387, 623 f., 631, 635, 646

 auch: Tausch Ackerbau 327, 346 f. actores 366 Adel 250, 551, 627  auch: Feudaladel Affekte, affektuell 62, 151 f., 175 f., 179, 185, 189, 195, 198 f., 205, 341, 357, 665, 682 Afrika 430, 698 Agio 411 Agrarverfassung, Typen der 353 f.  auch: Grundherrschaft; Gutsherr; Plantage Ägypten 158, 227, 257, 275, 295, 305, 312, 332, 353–355, 434–436, 470, 480, 611, 633, 646, 658, 701 f. –, altes 434, 487, 527, 701 –, mittelalterliches 527 – Neues Reich 294, 312, 434, 658, 701, 747  auch: Ptolemäer Aisymneten 190, 535, 738 Akkordlohn 357, 444, 446, 681 f., 707 akosmistisch 171 Aktie, Aktien 266, 337 f., 639 Aktiengesellschaft 161, 233, 265, 329, 376, 615, 639 Aktienrecht 210, 234, 616 akzessorisch 393, 395–398, 404, 406, 408, 410, 413, 423 f., 694, 738 Akzisen 432, 434, 699, 738 Allmenden 230, 327

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Sachregister

Alltag, Alltagsverhältnisse 363, 450, 459, 464, 496, 498  auch: Veralltäglichung Alltagsbedürfnisse 256, 508, 633 Alltags-Dauerverwaltung 509 Alltagsgewalten 509 Alltagsglauben 453 Alltagsgüterversorgung 441, 705 Alltagshandeln 175 Alltagsherrschaft 507 f. Alltagsmacht 512 Alltagswirtschaft 496 Alltagswirtschaftsbedürfnisse 528 Altägypten  Ägypten, altes Älteste 475, 476, 546, 579  auch: Gerontokratie; Sippenälteste Ältestenrat 475, 540, 547 f., 554 Amerika  Vereinigte Staaten von Amerika Amphitropie, amphitropisch 426  f., 696 Amt, Ämter 201, 315  f., 460, 462, 474, 505, 576 –, hierokratische 510 – im Nebenberuf 462, 467, 574, 576, 578 –, kirchliche 496 –, konkurrierende 555 –, mittelalterliche 318 Amtsanwärter, Amtsanwärterschaft 201, 432, 435, 570, 700  f. Amtsbefugnisse 472 Amtsbegriff (römischer) 508 Amtscharisma, amtscharismatisch 455, 502 f., 508, 512, 528, 579 Amtsdisziplin 460 Amtsfristen 573 Amtsgeheimnis 466 Amtsgewalten 493, 508 Amtsgewaltgewinne 447 Amtshierarchie 457, 460 Amtskauf, Ämterkauf 260, 435, 462, 636, 701 Amtskollegialität 550 Amtskompetenzen 460 Amtspacht 379, 462, 486, 488 f., 738 Amtspatronage 583, 585

Amtspflichten 205, 459, 468 Amtssportelgewinne 445 Amtsverleihung 474 Analyse, kausale 169 Anarchismus 222, 608 Angestellte, kaufmännische 284, 652 Angiovinen (Haus Anjou) 532 Anlagen (betriebliche) 300 f., 307 f., 329–331, 351, 359, 364, 446, 662, 687, 708 –, präkapitalistische 330  auch: Kapital, stehendes; Kraft­ anlagen Anlagerenten 446, 708 Anstalt, Anstaltscharakter 39, 210, 214 f. –, rationaler 214 Anstaltsbetrieb –, hierokratischer 212 –, politischer 212 „Ansteckung“, psychische 165 Anteile  Unternehmungsanteile Anteilsbesitzer 338 Anteilsgenossenschaft, anteilsgenossenschaftlich 273, 324, 329, 645 Antike 199, 202, 271, 305, 312, 317 f., 354 f., 380, 434, 439 f., 482, 506, 535, 537, 543, 547, 552, 556, 580, 583, 594 f., 643, 679, 704 –, mittelländische 244, 695 Antrieb, Antriebe 156, 284, 287, 289 f., 611, 652, 654–656 –, ideale 59, 290, 656 Anweisungen – (im Sinne von Befehl) 288 f., 451, 453, 545, 560 f., 655, 713 – (im Sinne von Geld oder Zuteilungen) 243 f., 286, 622 f., 653  auch: Assignaten Anzianen 548, 556 Apisstier 499 Apophora, ἀποφορά 317, 331 f., 738 apozentrisch 387, 389, 391, 738 Apparate 307 f., 325, 329, 360, 684 Appenzell 76, 574

Sachregister Appropriation, Appropriierung 198, 201, 212, 314–355, 680, 738 – Begriff (soziologischer) der 315 – der Arbeitsverwertung 303, 316, 324, 663 – der Erwerbsverwertung 321 – der Rechte auf die Arbeitsstellen 347, 670 f. – der Unternehmensleitung 337, 375 – der Verfügung über die leitenden Stellen 334, 337 – durch Kauf/Amtskauf 462, 481 – durch Verkauf 478 – durch Verpachtung/Amtspacht 462, 478, 480 – durch Verpfändung/Amtspfand 462, 478, 480 –, erbliche 199, 315 f., 333, 337, 349 f., 365, 526, 599 –, formale 349 –, irrationale 565, 715 –, monopolistische 334, 447, 598 f. –, orientalische 524 –, personale 521 –, rechtliche 257, 633 –, ständische 478 f., 529, 548 f., 599 –, veräußerliche 199 – von Abgabenchancen 432, 700 – von Ämtern/Amtsstellen 458, 460, 578 – von Amtsgewalten 493 – von Amtspatronagen 585 – von Anlagen 329–331, 350 f., 674, 676 – von Arbeitern an Besitzer/Herren 347 f., 375, 670 f. – von Arbeitsstellen 320–322, 335, 350, 375, 442, 671, 673, 706 – von Arbeitsverwertungschancen 315–323 – von Befehlsgewalten 477, 517 – von Beschaffungschancen 230, 614 – von Beschaffungsmitteln 263, 286, 294, 297, 303, 315, 323–334, 337, 343, 356, 358, 367 f., 375, 638, 653, 658, 660, 663, 667, 681 f. – von Besitzverwertungschancen 447

– – – – – –

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von Boden  Bodenappropriation von Bodennutzung 346 f. von Bodenschätzen 328 f. von Chancen 199, 512, 599 von Entgeltchancen 314–318 von Erwerbschancen 297, 303, 320–323, 349, 374 f., 462, 503–505, 598 f., 660, 663 – von Erwerbsmitteln 352, 677 – von Gewaltrechten 445 – von Gewinnchancen 315 – von Herrengewalten 477, 483 f., 503 f., 506, 513, 529, 564, 599, 714 – von Herrenrechten 513, 523 f. – von Herrenstellungen 459 – von Kundschaften  Kundschaftsappropriation – von Leistungen (disponierenden) 297, 333 f., 660 – von Leistungsverwertungschancen 314, 447 – von Macht 565, 582 f., 715 – von Menschen 294, 315 f., 658 – von ökonomischen Chancen 234, 292, 294, 477, 483, 616, 657 f. – von Pfründen 521 – von Privilegien 599 – von Produktabsatzrechten 352, 677 – von Renten 521 – von Rohstoffen 351 – von Schiffen 330 – von Stellen/Stellungen 462, 477, 505 – von Steuerquellen 524 – von Stimmen 551 – von Unternehmungen 381 – von Unternehmungschancen 334 – von Verwaltungsmacht 575 – von Verwaltungsmitteln 467, 477, 479, 564, 714 – von Werkzeugen 351, 675 Appropriationsbeziehungen 53 f., 71, 94, 349–352, 672–677 – Hauptformen der 345–355, 669–680 Appropriationsinteressen 292 f., 657 Appropriationsparteien 45, 568, 718

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Sachregister

Arbeit 221, 225, 230, 231, 256, 274, 296, 298, 314–323, 342, 355–360, 365, 442, 610, 613, 633, 645, 659 f., 680–684, 706 –, freie 298, 315, 319 f., 328, 336, 375, 380, 660 –, unfreie 316 f., 320, 332, 348, 354, 357, 376, 671, 678, 681  auch: Hörigkeit; Sklaverei  auch: Fabrik-; Heim-; Kontrakt-; Leibeigenen-; Lohn-; Sklaven-; Wander-; Werkstattarbeit Arbeiter, Arbeiterschaft 201, 231, 268, 272, 317–328, 335, 341–343, 355–360, 375–378, 427, 442, 444, 450, 541, 589 f., 596 f., 614, 641, 644, 666 f., 680–684, 706 f. – Auslese der 320, 322, 328, 335, 356, 375, 377 f., 681 – Disziplinierung der 352, 677 –, fest entlohnte 420 –, freie 348, 672 – Freizügigkeit der 323 – Machtstellung der 282, 650 – Schicksal der 289, 655 –, unfreie 316 f., 348, 671  auch: Fabrik-; Guts-; Land-; Lohnarbeiter; Sklaven Arbeitergenossenschaft 331 Arbeitermassen 589 Arbeiterrat, Zentralrat der Arbeiter 551 f. Arbeiterstreiks 532 Arbeiter- und Soldatenräte 75, 292, 457, 508, 531, 543, 548, 552, 557, 589 f. Arbeiterverband 320, 325, 328, 330, 334 Arbeitgeber 342 f., 365, 450, 666 Arbeitgeberverbände 233, 616 Arbeitsdisziplin 335 f., 360 Arbeitserträge 444, 447, 707, 709 Arbeitserwerb 345, 669 Arbeitsgemeinschaften 291, 589 f., 597, 657 Arbeitshaussystem, englisches 360, 684 Arbeitskontrakt 319 Arbeitskraft – Verfügung über die eigene 223, 608

– Verwertung der 314–323 Arbeitskräfte 221 f., 254, 279, 283, 291, 300, 312, 320, 322, 342, 353, 377, 438, 607 f., 631, 649, 651, 657, 662, 666, 677, 703 Arbeitsleistung, Arbeitsleistungen 261, 321, 636  auch: Leistungen Arbeitslohn  Lohn Arbeitslohnverdienstchancen 356, 681 Arbeitsmarkt 336, 339, 375, 438, 447, 703 Arbeitsmarktfreiheit 375, 438, 703 Arbeitsmiete 376 Arbeitsmittel 300 f., 307 f., 325, 334, 662 Arbeitsneigung 355, 357 f., 680–682 Arbeitsprozeß 335 Arbeitsspezialisierung 301, 331 f., 352, 359, 381, 662, 677  auch: Leistungsspezialisierung Arbeitsstellen 320–322, 335, 347, 350, 375, 442, 673, 706 Arbeitsteilung 216 – der Geschlechter 304  auch: Arbeitsverteilung; Leistungsspezialisierung; Leistungsspezifikation Arbeitsverbindung 311, 313, 331, 359, 381, 383  auch: Leistungsverbindung Arbeitsverteilung 311, 313  auch: Leistungsverteilung Arbeitsverwertung, Arbeitsverwertungschancen 303, 314–324 Arbeitswilligkeit 59, 356–358, 360, 681 f., 684 Arbeitszwang 289, 356, 360, 379, 656, 681, 684 Areopag 547 Argyrodromie, argyrodromisch 407, 409, 416, 425, 695, 739 Aristokratie, aristokratisch 512, 558, 570, 575, 586, 711 Armee(korps) 161, 435, 457, 481 Artjel 203, 233, 615 Asien, asiatisch 303, 358, 502, 663, 683

Sachregister  auch: Klein-, Ost- und Vorderasien Asketenverbände 201 f. Assignaten 384, 417, 423, 690, 694, 739 Assoziation, weltkommunistische 233, 616 Athen 318, 547, 556, 575, 595 Attika, attisch 540, 575 „aufgeklärter Despotismus“ 488 Aufwand (ökonomischer) 220, 222, 228, 254, 256, 607, 612, 631 f., 647 Auslese 192–194, 196, 338 –, biologische 193 –, latente 193 –, soziale 192 f.  auch: Arbeiter, Auslese der; Unternehmensleiter, Auslese der Außenanleihe, Außenschuld 418 f., 691 Außentauschmittel, -zahlungsmittel 236, 243, 618, 622 Außeralltägliches, außeralltäglich 256, 449, 453, 490, 494, 497, 503, 528, 538, 633 Austauschrelation 409, 620  auch: Tauschverhältnis Australien 410, 579 Austromarxismus 21 autogenisch 403 f., 410, 412, 416, 418, 690 f., 739 autokephal, Autokephalie 206, 217, 222, 232 f., 273, 288, 296, 309 f. 339 f., 397, 452, 537, 551, 556, 608, 615, 645, 654, 659, 739 Autonomie, autonom 206, 289, 294, 375, 397, 608, 656, 658 –, städtische 17 –, wirtschaftliche 234, 248, 273, 616, 626, 645  auch die Einträge zu: Handeln; Orientierung; Verbände; Wirtschaft, Einzelwirtschaft; Wirtschaften Autorität 449 –, charismatische 492, 533 –, traditionalistische 42 –, traditionelle 15, 453 Babylonien, babylonisch 257, 633

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Badische Verfassung 1919 557, 711 Bakufu 519, 521, 562, 713, 739 Ballotage 200 Banken, Bankiers 54, 267, 271, 337 f., 370–373, 401, 419, 441, 451, 640, 643, 692, 705  auch: Notenbanken Banknoten 371, 392, 401 f., 425, 695  auch: Umlaufsmittel Bankogeld, Bankowährung, Mark Banko 275, 371, 373, 402, 646, 739 Bankrotteurswirtschaft 283, 651 Bannrechte 310, 446, 708, 739 Barren  Metallbarren Bauern 250, 268, 304, 312, 318, 347–349, 353, 363, 464, 480, 484, 555, 590, 594–597, 627, 641, 670–672, 678  auch: Kleinbauern; Wirtschaft, bäuerliche Bauerngemeindeverband 347, 672 Bauernschutz 378 Beamte, Beamtentum 161, 166, 183, 193, 202, 268, 272, 340, 353, 420, 441, 444, 451, 458–464, 467, 470 f., 474, 482, 488, 507 f., 528, 530 f., 542, 561, 580, 594, 596–598, 641, 644, 675, 678, 692, 705, 707, 711, 713 –, alte 562, 713 –, altorientalische 472 –, besoldete 420, 692 –, ernannte 461 f., 518, 535, 537 –, fachgeschultes 539, 557, 711 –, gewählte 545  auch: Wahlbeamte – im Hauptberuf 460, 462  auch: Berufsbeamtentum –, militärische 461 –, moderne 532 –, patrimoniales 470 f., 532, 549 –, politische 213 –, private 596, 712 –, unfreie 461 Beamtenerwerb 300, 345, 661, 669 Beamtenkörperschaften 560, 712 Beamtenstab 488, 537 f., 560, 712 Beamtenversorgung 482

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Sachregister

Beamtenvertretungen, kollegiale 549 Bedarf 220, 222, 262, 264, 281, 308, 425, 607 f., 637 f., 650, 695  auch: Geld-; Heeres-; Konsum-; Verbandsbedarf Bedarfsdeckung 53, 232, 245, 254, 256 f., 261–263, 274, 299, 313, 326, 381, 428, 431, 486, 522, 599, 615, 623, 631–633, 637 f., 645, 661, 697, 699 –, charismatische 496 –, demiurgische 311 –, fiskalische 507 –, geldwirtschaftliche 295, 431, 658, 699 –, interlokale 676 –, kapitalistische 272, 644 –, leiturgische 312, 438–400, 485, 703 f. –, öffentliche 428–437, 697–702 –, planwirtschaftliche 53, 73, 288–290, 654–656 –, ständisch privilegierende 485 –, verkehrswirtschaftliche 53 f., 59, 64, 73 f., 288 f., 654 f. – Verkümmerung der 226, 611 –, verwaltungswirtschaftliche 73 Bedarfsdeckungsbetrieb/ -wirtschaft 218, 435, 701 Bedarfsentwicklung 340 Bedarfsplan 443, 706 Bedarfsversorgung 226, 253, 611, 630 bedungen 268, 444, 446 f., 641, 707–709, 739 Bedürfnisse 220, 247, 254–256, 261–263, 272, 436, 607, 625, 631 f., 637 f., 644, 701  auch: Alltags-; Luxusbedürfnisse Bedürfnisskala 255 f., 262, 632, 637 Befehl, Befehlen 41, 68, 468, 526, 556 – und Gehorsam 210 f., 449, 452  auch: Anweisungen (i.S. von Befehl) Befehlsgewalt 453, 457, 477, 484 f., 500, 544 –, verbandsmäßige 513, 516 f. Begehr 222, 228, 287, 607, 612, 653  auch: Nutzleistungen, Begehr von Begriffe, Begriffsbildung 3, 54, 68, 167, 169

–, formale 245, 624 –, idealtypische 56 –, juristische 75 –, rationale 170 –, relative 247, 251, 625, 629 –, sinnadäquate 170 –, soziologische 75, 222, 299, 608, 661 –, theoretische 170 –, unpräzise 224, 609 –, wertrationale 170 –, zweckrationale 170  auch: Amts-; Gattungs-; Gesellschafts-; Grund-; Kollegialitäts-; Kollektiv-; Ordnungs-; Staats-; Verbands-; Wertbegriff Begriffsanwendung 54, 68 Begriffskasuistik 58, 62 Beherrschte 15, 46, 452 f., 464, 467 f., 475, 488, 491 f., 502, 509, 533–535, 537 f., 553, 557, 583 Behörden 457, 472, 542, 545, 558, 711 – Begriff der 560, 712 –, beratende 556 –, beschließende 553 –, kollegiale 462, 543, 549 f., 553, 556, 558, 560, 565, 711 f., 715 –, legale 564, 715 –, regiminale 397 Behördenapparat 565, 715 Berechenbarkeit 261, 308, 359, 376, 438, 636, 703 Bergbau 320, 323, 328, 349–352, 672–675, 677 Bergbaufreiheit 328 f. Berggemeinde 320, 329, 351, 675 Bergverfassung 354, 679 Bergwerke 323, 325 Bern 554 Berserker 491, 739 Beruf, Berufe 289, 339–345, 587 f., 596, 599, 655, 665–669 Berufsbeamte, Berufsbeamtentum 539, 575 Berufseinkommen 447, 708 Berufsgliederung 297, 340 f., 660 – des Mittelalters 305

Sachregister Berufsschulung 341, 665 Berufsspezialisierung 340 Berufsstände, berufsständisch 51, 339, 436, 591, 599, 702 berufsständische Vertretungen 551, 587 f., 590 Berufsteilung, Berufsverteilung 339 f. Berufsverbände 433 Beschaffung 228 f., 253, 255, 376, 444, 612 f., 630–632, 707, 739 f. –, planvolle 228, 612 – Rationierung der 230, 613 f. – Richtung der 264, 279, 287, 290, 638, 649, 653, 656  auch: Güterbeschaffung; Produktion Beschaffungsbetrieb 289, 353, 375, 379, 656, 677 Beschaffungschancen 230, 614 Beschaffungskonkurrenz 229 f., 612 f. Beschaffungskredit 352, 366, 676 Beschaffungsmittel, sachliche (Produktionsmittel) 228, 245, 249 f., 252 f., 256, 261, 263, 272, 274–278, 284, 286, 294, 297, 303, 307 f., 315, 323–334, 343, 353, 356, 363, 366 f., 375, 421, 445, 612, 624, 627 f., 630–632, 636, 638, 644–648, 652 f., 658, 660, 663, 667, 677, 681, 693, 707  auch: Appropriation von Beschaffungsmitteln; Betriebsmittel; Rohstoffe Beschaffungswirtschaft 252, 630 Besitz, Besitzer, Besitzende 254 f., 272, 289, 316–318, 324–326, 338, 431, 433, 438, 541, 595 f., 631 f., 644, 655, 699, 703 – Machtstellung der 586 – von Arbeitern 316 f., 320–324 – von Beschaffungsmitteln 301, 320 f., 323–326, 334–338, 343, 356, 375, 431, 662, 667, 681, 699 – von Betrieben 301, 317, 319–321, 337, 357 f., 662, 682 – von Geld(stoff) und Zahlungsmitteln 241, 263, 288, 371, 389, 621, 638, 655

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– von Grund und Boden 323, 328 f., 347, 354, 378, 671, 678 – von Verfügungsgewalt 248 f., 626  auch: Anteils-; Boden-; Bodenrenten-; Edelmetall-; Grundbesitz(er); Nichtbesitzende; Rentenbesitzer; Schichten, besitzende; Schiffs-; Sklavenbesitz(er) Besitzchance 248, 626 Besitzeinkommen 445, 707 Besitzinteressenten 337 Besitzklassen 51, 592–594, 599 Besitzklassenrevolutionen 595 Besitzobjekte 264, 639 Besitzprestige 236, 618 Besitzrentner 272, 644 Besitzverbände 433, 700 Betrachtung, Betrachtungsweise –, funktionale 162, 164 –, historische 62, 155 –, juristische 24, 179 –, rechtswissenschaftliche 31 –, soziologische 24, 31 –, theoretische 62 –, typenbildende 152 –, verstehende 153 –, wissenschaftliche 152  auch: Perspektive Betrieb, Betriebe 53, 203, 209 f., 233, 258, 271, 278 f., 299–301, 332, 359, 369, 376, 378, 460, 615, 634, 643, 648, 661 f. –, heterokephale 278, 648 –, heteronome 278, 648 –, kapitalistische 275, 348, 364 f., 398, 571, 646, 671, 688 –, kleinkapitalistischer 365 –, kontinuierlicher (regelgebundener) 456 f., 459 –, landwirtschaftliche 322, 359, 365, 376, 683 –, rationaler (kapitalistischer) 214, 372, 381, 676  auch: Beschaffungs-; Erwerbs-; Klein-; Nebenbetrieb; Trennung von

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Sachregister

Haushalt und Betrieb; Unternehmung; Wirtschaft Betriebsdisziplin 286, 653 betriebsfremd 335, 337–339 Betriebsführung 270 f., 336, 339, 643 Betriebsgewinne 443, 706 Betriebskapital 353, 677 Betriebsleiter, Betriebsleitung 270, 289, 333–335, 375, 642, 656 Betriebsmittel 330, 331 f.  auch: Anlagen; Apparate; Maschinen; Werkzeuge Betriebsräte 201, 292, 320, 591 Betriebsrätegesetz 1920 201, 292, 320, 458, 591 Betriebsratssozialismus 292, 657 Betriebsrechnung 266, 639 Betriebsverband 209 Bettel 344, 429, 668, 698 Bettelmönchsverbände 202 Bettelmönchtum 345, 669 Bettelpfründen 362, 686 Beunden 322 Beute 345, 448, 479, 495 f., 503, 506, 509, 636, 669  auch: Kriegsbeute Beuteerwerb 379, 410 Beutegewinn 424, 430, 445, 447, 694, 698, 707–709 Beziehung, Beziehungen 15, 39 –, affektuelle 179 –, beiderseitige 178 –, offene und geschlossene 41, 50, 198–202 –, perennierende 179 –, soziale 38, 50, 177–179, 182, 193 f., 197 f., 224 f., 452, 456, 498, 542, 609 f. –, soziologische 216 –, vereinbarte 179 –, zweckrationale 196  auch: Appropriations-; Herrschafts-; Legitimitäts-; Lehens-; Markt-; Pietäts-; Solidaritäts-; Treue-; Untertanenbeziehung Bilanz, Bilanz-Preise 259, 266, 278, 635, 640, 648

 auch: Zahlungsbilanz Bimetallismus, bimetallistisch 386, 396 f., 416, 424, 694, 740 Binnengeld, -tauschmittel, -zahlungsmittel 236 f., 243, 617 f., 622 Bischöfe 500, 508, 510, 553 Blutrache 187, 203 Boden 201, 230, 316, 325–328, 346–349, 669–672 Bodenappropriation 281, 326–328, 346–349, 650, 669–672 Bodenbesitzer 328, 354, 678  auch: Grundbesitzer Bodenbewirtschaftung 378 Bodeninteressen 674 Bodenknappheit 326 Bodenmonopol 347, 671 Bodennutzung 346 f., 669 Bodenrente  Grundrente Bodenrentenbesitzer 348, 672 Bodenrentenumteilungen 353, 678 Bodenschätze 325, 328 f. Bodenumteilungen 346 f., 670 Bojaren 524 Bolschewisten 555 Bonapartismus 539, 558, 740 Börsen 54, 156 Börsengemeinschaft 200 Börsenhandel, Börsenhändler 369, 375, 381 Börsenpanik 152 Börsenpreis von Währungsgeld 421, 692 Boykott 442, 706 Brahmanen, brahmanisch 519, 740 Brasilien 226, 610 Brauch 180 Bremen 383, 557 Brüdergemeinde, pneumatische 195 Buchführung –, doppelte 262, 637 –, landwirtschaftliche 284, 652 Buddhismus, Buddhisten 6, 8, 12, 440, 506 f., 519, 704 Budget 563 f., 714 f. Buke 521

Sachregister Bundesrat 552, 556 – Schweizer 547, 557 Bürger, Bürgertum 47, 456, 520, 539, 582, 586 f., 591  auch: Kleinbürgertum; Stadtbürger Bürgerdemokratie 575 Bürgermeister 535, 536 Bürgerverbände, politische 202 Bürokratie, Bürokrat, bürokratisch 17, 170, 285, 459–468, 471, 542, 561, 565, 578, 585, 590, 652, 713, 715 – „Geist“ der 467 –, legale 528 –, moderne 461, 463 –, rationale 537  auch: Wasserbau-Bürokratie Bürokratisierung 74, 464, 467, 505 f., 562, 575, 587, 713 Bürokratismus 528 Bußen, Bußzahlungen 241, 621 Bußgewalt 508 Byzanz, byzantinisch 318, 331 f., 440, 487, 491, 704

Camorra 430, 698 Campagna-Wirtschaft 281, 650 capitano del popolo 535, 543, 740 Capitulare de villis 312 Cäsaropapismus 48, 563, 714 Caucus(-System) 572, 587, 740 Chance, Chancen 159, 177 f., 180, 183–186, 189, 192–194, 198 f., 201–203, 205, 207, 209 f., 223, 225, 229, 233, 245 f., 252 f., 257, 259 f., 289, 356, 370, 449–451, 461, 468, 484, 492, 504, 534, 539, 566, 568, 576, 590–592, 597, 609 f., 613, 615, 617, 619, 623–626, 630 f., 633, 635 f., 641, 655, 681 f., 684, 696, 702 f., 716 –, appropriierte 198–200, 272, 441, 447 f., 644, 705  auch: Appropriation von Chancen –, fiskalische 295, 658 –, garantierte 230, 610, 614

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–, monopolisierte 198, 200, 203 – Monopolisierung von 295, 593, 658 –, objektive 174 –, ökonomische/wirtschaftliche 203, 224 f., 230, 234, 245, 250, 252 f., 266, 292, 294, 476 f., 483, 509, 609 f., 614, 616, 623, 628, 630, 640, 657 f. –, ständische 341, 665  auch: Abgaben-; Absatz-; Arbeitslohnverdienst-; Arbeitsverwertungs-; Beschaffungs-; Besitz-; Einkommenserwerbs-; Einkünfte-; Entgelt-; Erwerbs-; Gelderwerbs-; Gewinn-; Kapitalbildungs-; Leistungsverwertungs-; Markt-; Markterwerbs-; Marktgewinn-; Preis-; Prestige-; Profit-; Rentabilitäts-; Renten-; Sportel-; Tausch-; Überlebens-; Unternehmenserwerbs-; Versorgungs-; Verwertungs-; Zinschancen character indelebilis 502 Charisma, Charismata, charismatisch 42, 165, 170, 341, 665 – als revolutionäre Macht 495, 497, 512 f. – Begriff des 454, 490–492 – Geltung des 492–495, 498 –, genuines 492 – Legalisierung des 498 f., 501, 503, 505 – Legitimität des 509 –, persönliches 495, 504, 508 –, priesterliches 502 –, qualitativ besondertes 534 – Rationalisierung des 498 –, reines 495 –, revolutionäres 537 –, spezifiziertes 563, 714 – Traditionalisierung des 498 f., 501, 503, 505 – Umdeutung (herrschaftsfremde/ antiautoritäre) des 44, 533, 538 – Veralltäglichung des 42–44, 48, 455, 497–513, 537 – Versachlichung des 502 – Wirtschaftsenthobenheit/-fremdheit des 495–497, 507

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Sachregister

 auch: Amts-; Eigen-; Erbcharisma; Herrschaft, charismatische Charismatismus 459 Charismaträger 498–500 – Nachfolgerdesignation 500, 509 f., 533 – Nachfolgerfrage 498–503, 509 chartal 236 f., 239, 241, 243, 377, 385, 394, 401 f., 423, 617 f., 620–622, 740 China, chinesisch 8, 12, 27, 58 f., 226, 243 f., 295, 312 f., 332, 347, 353–355, 358, 373, 380, 384, 387, 391 f., 417, 422–424, 430, 434–436, 439 f., 470, 474, 482, 487, 492 f., 501, 505 f., 511, 518–520, 522, 527, 549, 558, 561, 562, 563, 611, 622 f., 658, 670, 678 f., 683, 690, 693–695, 698, 701, 704, 711, 713 –, altes 516, 521 Christentum, christlich 6, 8, 12, 454, 519 Chrysodromie, chrysodrom(isch) 406 f., 409, 415 f., 425, 689 f., 740 closed shop 201, 320 Code Napoleon 539 Colbertismus 488 Commenda  Kommenda commercium 196 Common Law 520, 741 connubium 196 consules, Konsuln –, mittelalterliche 552, 554, 741 –, römische 544, 563, 741 Courtage-Interessen 441, 705 Daimyo 519, 521, 741 Dalai Lama 499, 534, 563, 741 Darlehen 267–269, 271, 352, 379, 446, 640 f., 643, 677, 708 Darlehenszins 268, 446, 641, 708 definitives Geld  Geld, definitives Delegierte 550–552  auch: Abgeordnete; Deputierter Demagogen, Demagogie 174, 193, 535, 586 f. demiurgisch 310 f., 350, 354, 673 f., 679, 741 Demokratie 453, 534, 570

–, antike 436, 701 –, bürgerliche 571 –, führerfeindliche 558, 711 –, führerlose 69, 538 –, griechische 540 –, herrschaftsfreie 578 –, plebiszitäre 76, 535 –, radikale 537, 575 –, repräsentative 69, 76, 585 – Theorie der 468 –, unmittelbare 69, 574–578, 581  auch: Verwaltung, unmittelbar demokratische Demonetisierung, Demonetialisierung, Demonetisation 391, 404, 416 f., 690 Depositen 372 Deputate 255, 274, 482, 522, 530, 632, 646, 707, 741 – von Beamten 444 – von Naturalleistungen 313, 462, 481 f. Deputatrenten 313, 446, 708, 739 Deputierter, parlamentarischer 584 Despotismus, aufgeklärter 488 Detailhandel, Begriff 368  auch: Kundendetailhandel Deutsches Reich 206, 559, 564, 581, 711, 715 –, Reform der Verfassung 47  auch: Weimarer Reichsverfassung Deutschland, deutsch 206, 299, 314, 317, 354, 412, 416, 452, 535, 540 f., 547 f., 551, 557, 561, 565, 569, 572, 580, 585, 589, 594, 661, 678, 690, 713, 715 Deutung  Handeln, Deutung des Devisen, Devisenkurs 398, 407 f., 741 Devisenpolitik 75, 213, 403, 422, 693 Diener, Dienerschaften 469 –, fürstliche 482 –, patrimoniale 481 –, persönliche 468, 471 –, traditionale 566, 716  auch: Herr, als „Diener“ Dienste, Dienstleistungen 306, 327, 433 f., 437, 700, 702  auch: Robott

Sachregister Dienstland 482, 527 Dienstlehen 480, 526 Differenzierung –, mechanisch-instinktive 165  auch: Funktionsdifferenzierung –, soziale 165 –, ständische 512  auch: Gliederung, ständische Diktatur, Diktatoren, diktatorisch 279, 442, 535–537, 539, 555, 649, 705 –, revolutionäre plebiszitäre 537 –, römische 500, 509 „Diktatur des Proletariats“ 555 Dinggemeinde 577 Diomedes 231, 614 Disagio 402 f. Diskontpolitik 408 Disposition (wirtschaftlich) 255, 296, 356, 443, 632, 659, 681, 706 Disziplin 210 f., 336, 377, 461, 463 f., 537, 559 –, militärische 450 –, wissenschaftliche 13, 31, 55, 162, 169  auch: Arbeitsdisziplin Dividenden, Dividendenpapiere 364, 446, 687, 708 Dollart 153 Domänen, Domänenbewirtschaftung 433, 435, 700 f. Donatismus 502 Dorf, Dörfer 233, 346, 616, 670 Dorf-establishment 310, 511 Dorfgemeinden 212 Dorfgemeinschaft 353, 678 Dorfgenossenschaft, dorfgenossenschaftlich 346, 670 Dorfhandwerk, Dorfhandwerker –, demiurgische 310, 379 –, indische 310, 315 Dorfkötter 310 Dorfverband 346, 670 Dorfwirtschaft 346, 670 Dreschgärtner 320 Dreyfus-Affäre 197 Dringlichkeitsskala  Bedürfnisskala Dukaten 386

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Dulden und Unterlassen 149, 172 Durchschnitts-Typus 170 Dynamik, dynamisch 70 f., 216, 447, 709 –, ökonomische 71, 448 –, strukturelle 71 Edelmetall 390–392, 410 f., 417, 424 f., 690, 694 f.  auch: Gold; Metall; Silber Edelmetallbesitzer 399 Ehe 177 Ehre – Begriff der 481 f. –, soziale 530 –, ständische 508, 514, 525 Ehrenamt, ehrenamtlich 462, 467 Eigenbetrieb 330, 334, 431, 433, 698, 700 Eigencharisma 533 Eigenhandel, Eigenhändler 350 f., 363 f., 366–370, 675, 686 f. Eigeninteresse 288, 321, 654 Eigenrisiko 322, 368, 407 Eigentum 199, 224, 257, 263, 610, 633, 638 Eigentumsbegriff 294, 658 Eigentumsordnung, moderne 234, 294, 616, 658 „Einfühlung“ 452 „Eingebung“ 452 Einheitsreich 380 Einheitswirtschaft 273, 309, 324, 330, 337 –, kommunistische 324 –, rational sozialistische 337 Einkaufsgenossenschaften 250, 366, 628 Einkommen 228, 253–255, 257 f., 263, 272, 308, 361, 389, 423 f., 431, 443–448, 612, 631 f., 634, 638, 644, 685, 693 f., 699, 706–709 –, bedungene 444, 446 f., 707 f., 737 –, berufsloses 447, 708 –, dynamisch-wirtschaftsrevolutionierende 447, 709 –, gewaltsam appropriierte 447, 708

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Sachregister

– Hauptformen und Hauptquellen des 444–448 –, skalierte feste 444, 447 –, statisch-wirtschaftskonservative 447  auch: Geldnominaleinkommen Einkommenserwerbschancen 339 Einkommensinteressen 270, 643 Einkommensstatistiken 281, 650 Einkommensverteilung 287, 340, 421, 443, 612, 654, 665, 693, 707 Einkünfte 254–256, 431, 443 f., 447 f., 530, 631–633, 699, 706–708 Einkünftechancen 255, 288, 632, 654 Eintausch 244–246, 250, 259, 274, 367, 379, 623 f., 628, 635, 646 Einverständnishandeln 39 Einzelbetrieb 280, 330, 338, 340, 650 Einzelwirtschaft, Einzelwirtschaften  Wirtschaft, Einzelwirtschaft Elbe 298, 660 Elsaß-Lothringen 206 Emission  Geldemission Emissionsgeschäfte 381 England, englisch 298 f., 328, 354, 358, 378, 401, 406, 415 f., 472, 490, 520, 537, 541, 544, 546, 550 f., 554, 561, 564, 572, 584–586, 660 f., 678, 683, 689, 713–715 Entente 412 Entgelt, entgeltlich 229–231, 247, 314–318, 365, 440 f., 613 f., 625, 704 Entgeltchancen 314–318 Entgeltrationierung 442, 706 Entwertung  Geldentwertung Entwicklung –, antike 271, 643 –, gewerbliche 340 –, religiöse 227, 611 –, soziologisch relevante 299, 661 –, technologische/technische 222, 308, 340, 608, 665  auch: Bedarfs-; Klassen-; Kultur-; Ständeentwicklung; sowie die Einträge zu: Geld; Kapitalismus; Rechenhaftigkeit; Wirtschaftsstruktur

Entwicklungsformen 15, 70 Entwicklungsstufen, ökonomische 70, 302 f., 440, 663 Ephoren 543 epizentrisch 387, 423, 694, 742 Erbcharisma, erbcharismatisch 44, 455, 459, 501 f., 504 f., 508–512, 528, 546 Erbcharismatismus 43 Erbe, Erben, erblich 230, 249, 315 f., 333, 337, 341, 348, 349 f., 376, 614, 627, 665, 673 Erbgut, biologisches 196 Erbhierokratie, Erbhierarchen 502, 579 Erbmonarch, Erbmonarchie 459, 502, 508, 512, 579 Erbuntertanen, Erbuntertänigkeit 315, 364, 687 Ergasterion 301, 318, 331 f., 350, 662, 673, 742 Erhaltung, Erhaltungsinteresse 165 f. Erklären, Erklärungen 37, 155, 299, 661 –, historische 57 –, rein ökonomische 298, 660 Ermächtigungs-Rechtssätze 234, 616 Ernährung 272, 644 Erwerb, Erwerben 41, 48, 53 f., 59, 68, 257–272, 274, 303, 324, 428, 634–645, 663, 697 –, friedlicher 254, 631 –, kapitalistischer 379–382, 439, 704 –, karitativer 345, 668 –, marktmäßiger 249 f., 258 f., 627, 635 –, planvoller 222, 228, 608, 612 –, rationales 57 –, wirtschaftliches 258 f., 635  auch: Arbeits-; Beamten-; Gewalt-; Offizierserwerb Erwerbsakte 344, 668 –, kalkulierbare 268, 641 –, rationale 266, 640 Erwerbsbetrieb 53 f., 64, 257–259, 261, 264, 266–272, 279, 288, 300, 309, 320, 326, 343 f., 355, 361, 365, 431, 436, 438, 633–636, 639–644, 649, 654, 662, 667, 680, 685, 699, 702 f. Erwerbsbetriebsrechnung 261, 637

Sachregister Erwerbsberuf 366 Erwerbschancen 202, 226, 250, 258, 260, 291, 297, 303, 313, 320–323, 330, 339–341, 349, 360, 373–375, 382, 428, 441, 595, 611, 628, 635 f., 656 f., 660, 663, 665, 673, 676, 680, 684, 697, 705  auch: Geld-; Markterwerbschancen; sowie die Einträge zu: Appropriation; Orientierung Erwerbsgüter 259, 272, 635, 644 Erwerbshandlungen 300, 661 Erwerbsinteresse 328, 365, 595 Erwerbsinteressenten 250, 337 f., 405, 628 Erwerbsklassen 51, 394, 592, 594–596, 599 Erwerbskredit 259, 374, 408, 635 Erwerbsleistung, heteronome 314 Erwerbsleitung 333 Erwerbslosigkeit 356 Erwerbsmittel 259, 261, 264, 269, 272, 326, 352, 364, 380, 428, 635 f., 639, 641, 644, 677, 697 Erwerbsmonopole 436, 702 Erwerbsorientierung 63, 245, 439, 624, 704 Erwerbsrechnung, kapitalistische 266, 640 Erwerbsregulierung 351, 380, 675 Erwerbstätigkeit, erwerbstätig 257–272, 634–644 Erwerbstausch 259, 325, 635 Erwerbsunternehmen, Erwerbsunternehmer, Erwerbsunternehmung 53, 259, 300, 309, 329, 441, 635 f., 662, 705 Erwerbswirtschaft 222, 257, 269, 290, 310, 336, 342, 366, 368–371, 446, 608, 634, 642, 656, 666, 708 –, herrschaftliche 309 –, kapitalistische 381 –, marktorientierte 437, 702 –, moderne 217 –, rationale 257, 634 – Rationalisierung der 227, 611 Erwerbszwecke 232, 259, 271, 350, 364, 379, 614, 635, 643, 674, 687

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Erziehung 289, 341, 530, 593, 598, 655, 665 –, charismatische 504 Erziehungsgemeinschaft 233, 615 Erzwingungsstab 187 „es steht geschrieben, ich aber sage euch“ 494 Ethik 189 Europa, europäisch 197, 227, 332, 353, 423, 470, 478, 564, 611, 678, 694, 714 – Osteuropa 322 Evidenz 150–152, 156, 158 Exklusion 50  auch: Beziehung, soziale; Schließung exodromisch 415–420, 689–692, 742 Experiment, psychologisches 157 Expropriation – der Arbeiter von den Arbeitsstellen 442, 706 – der Arbeiter von den Beschaffungsmitteln 212, 325, 334–339, 353, 356, 381, 520, 529, 558, 560 f., 585, 677, 711, 713, 742 – der Arbeiter von der Mitbestimmung 334 – der Beschaffungsmittel 343, 667, 681 – der Besitzer einer Wirtschaft 321, 337 – der Rohstoffbeschaffung 342 f., 666 extrapatrimonial 470 f., 473, 519, 528

Fabrik 300 f., 306, 314, 322, 331 f., 341, 360, 370, 662, 666, 676, 684 –, russische 318, 359 f., 377, 684 –, verlegte 343, 667  auch: Lohnfabriken Fabrikarbeit, Fabrikarbeiter 319, 340, 360, 377, 684 Fachbeamte, Fachbeamtentum 489, 532, 541, 550, 553, 558, 560, 562, 565, 578, 711–713, 715 Fachbeamtenwirtschaft 560, 713 Fachbürokratie 464 Fachministerien 546

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Sachregister

Fachräte 552 Fachschulung, -geschultheit 457 f., 471, 474, 489, 553 Fachwissen 464–466 familiaris 532 Familie 34, 161, 197, 201, 233, 615 Familiengemeinschaft 195 Familienhaupt 333 Familienhaushalt 346, 670 Familienkommunismus 285, 309, 652 Familienverband 196 Familienwirtschaft 309 Feilschen 229, 285, 613, 652 Feldgemeinschaft 347 f., 671 Feldgraswirtschaft 327 Feldumteilung 353, 678 Felonie 515, 742 Februarrevolution 1917 452, 532 Festbesoldeter 420, 427, 692, 696 Feudaladel 586 Feudalisierung 506, 511 f. Feudalismus, feudal 43, 170, 513–527 – Begriff 525, 527  auch: Krieger-; Lehens-; Pfründen-; Polis-; Stadtfeudalismus Finanzbeamte 530 Finanzen 312, 407, 414, 429, 697  auch: Finanzwirtschaft Finanzer 337 f., 373, 375, 742 Finanzierung 250, 272, 337, 373–375, 379–381, 628, 644 – außerwirtschaftlich orientierter Verbände 428–440, 697–704 –, kapitalistische, der Politik 380 –, monopolistisch erwerbswirtschaftliche 438, 703  auch: Abgaben; Bedarfsdeckung, öffentliche Finanzierungsgeschäfte 373, 375 Finanzinteressen 405, 425 f., 695 Finanzkatastrophen 400 Finanzkontrolle 545 Finanzpolitik 213, 487 f. Finanzverfassung 54, 64 Finanzverwaltung 412, 520

Finanzwirtschaft (politischer Verbände) 233, 312, 425, 428–440, 486, 615, 695, 697–704 Fischereigenossenschaften 230, 614 Fischereiverbände 202 Fiskalherrschaft 353, 678 Fiskalismus, fiskalisch 281, 295, 310, 327, 347 f., 350, 353, 379, 382, 391, 396, 432, 437 f., 522, 650, 658, 671, 674, 699, 702 – als marktirrational 438, 703 –, patrimonialer 487 Florenz 570, 573 Form und Inhalt 32, 34–36, 185 Formalismus 466 f. Fragestellung, Vorfragestellung 54, 165 –, funktionale 34, 166 Frankreich 354, 416, 424, 480, 490, 516, 520, 535, 536, 537, 539, 540, 551, 581, 584, 678, 690, 694 Französische Revolution 384, 540, 565, 584 freies Geld  Verkehrsgeld Freigelassene 445, 707 Freundschaft 178 Friedensrichterjustiz 541 Friedenswirtschaft 283 f., 651 Friedrichsd’or 386 Fron, Fronde 436, 701, 742 Fronbetrieb 364, 687 Fronherren, fronherrlich 295, 339, 363, 658, 687 Fronhof, fronhofmäßig 298, 311, 346 f., 660, 670 f. Fügsamkeit 190 f., 207, 211, 279, 449, 528 f., 649 Führer, Führerschaft, Führertum 490–494, 535, 552 f., 558, 566, 578, 711, 716 –, charismatische 504, 528, 532, 537 –, charismatisch qualifizierter 454 – Fehlen des 557, 710 –, frei gewählter 533 –, politischer 559, 712 Führerdemokratie 535 –, plebiszitäre 69, 538

Sachregister Führerlosigkeit 588 Führerrevolutionen, charismatische 508 fundus 525, 526 Fünffrankenstücke 384, 398 Fünftelschekelstücke 242, 622 Funktionsdifferenzierung 163 Fürsten, fürstlich 204, 231, 250, 258, 295, 310–312, 317, 330, 332, 339, 341, 350, 354, 366, 429, 440, 479, 482, 500, 510, 520, 523, 546, 553, 558–561, 582–584, 587, 614, 627, 634, 658, 666, 674, 676, 679, 698, 704  auch: Patrimonialfürst Fürstenkartell (chinesisches) 518, 549 f. Fusionierung 374

Garden, rote und weiße 452 Gattungsbegriff, abstrakter 252, 629 Gebiet (geographisch) 207 f., 212, 214, 409 gebietsanstaltsmäßig 214 Gebietsgeltung 207 –, oktroyierte 208 Gebietsherrschaft, hierokratische 214 f. Gebietsherrschaftsmonopol 215 Gebietskörperschaft 208 Gebietsverband 207, 210, 456 Gebilde, soziale 39, 41, 161–163, 177 Gebühren 432, 699 Geburtsstände, geburtsständisch 51, 505, 511, 599 Gedankengebilde, kollektive 161 Gefolgschaft 211, 552 –, charismatische 493, 495, 498, 501, 503 f., 509 f., 532, 566, 716 –, persönliche 570 –, politische 535 Gehalt, Gehälter 231, 431, 444, 447, 530, 614, 699, 707 f. –, festes 460, 462, 471 Geheimklubs 430, 698 Geheimsprache 200 Geheimverbände 430, 698 Gehorchen 449 f., 456 Gehorchenwollen 449, 475, 517

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Gehorsam 449 f., 452, 456, 468, 475, 560, 568, 713 Gehorsamsverhältnis 451 f. Geld 172, 218, 221, 228, 231, 235–245, 248, 252–259, 263, 266 f., 277, 280, 366, 370–373, 382–427, 431, 434, 445 f., 612, 614, 617–624, 626, 629–635, 638, 640, 647–650, 699, 701, 707 –, akzessorisches 395 f., 404, 423 f., 694 – Aufdrängen von 384 f., 389, 393, 395, 400 – Definitionen 236, 384, 387, 617 –, definitives 238, 393, 619, 741 –, effektives 393 –, einlösliches 395, 401 f. – Entwicklung des 242, 621 –, freies 237, 619 –, gesperrtes 237, 619 – Grenznutzen des 263, 388 f., 638 –, hylisches 425, 695 –, legales 383 f. –, monetäres 237 f., 244, 618 f., 623 –, notales 237 f., 400–404 –, provisorisches 238, 393, 395 f., 400–404, 619, 749 –, regiminales 383 f. –, reguliertes 238, 619 –, uneinlösliches 395, 401 f. –, valutarisches 424, 694  auch: Kurant-; Metall-; Muschel-; Papier-; Sperr-; Verkehrs-; Verwaltungsgeld Geldabgabenstaat 437, 702 Geldabgaben-Verbandswirtschaft 431, 699 Geldarten, Tarifierung von 386, 395, 398, 406, 411 Geldbedarf 425, 695 Geldbeschaffung 370–373, 417, 690 Geldbetriebsmittel 352, 676 f. Geldbewegung, Statistik der 282, 650 Geldeinheiten 239, 620 Geldeinkommen  Einkommen Geldemission 382, 393, 403, 409 f., 422, 426, 693, 696

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Sachregister

–, notale 392, 418, 426, 691, 696  auch: Geldschaffung Geldemissionsstätten, -stellen 371, 389 Geldentwertung 403, 418, 422 f., 426, 691, 693, 696  auch: Inflation Gelderwerbschancen, marktirrationale 438, 703 Geldfunktionen  Rechnungseinheit; Tauschmittel; Wertaufbewahrung; Zahlungsmittel Geldgebiet 243, 372, 387, 389–391, 397, 416, 622, 690 Geldgebrauch 243–247, 252, 257, 273, 622–625, 630, 633, 644 – soziologische Folgen des 239, 243, 440, 620, 622, 704 Geldgeltung, Geltung des Geldes 235, 243, 402, 404–407, 617, 622 –, epizentrische 423, 694 –, formale, legale 235 f., 240, 388, 404–407, 617 –, materiale 235, 243, 372, 388, 404–407, 415, 423, 427, 617, 622, 694, 696 –, regiminale 404 Geldkontributionen 434, 701 Geldleihe 267, 640 Geldmarkt 381, 408 Geldmenge 422, 693 – Kontraktion der 392 Geldmetall, Kosten des 389–392  auch: Edelmetall; Gold; Kupfer; Metallgeld; Silber Geldnominaleinkommen 387, 419–421, 691–693 Geldordnung 372, 376, 382, 394  auch: Geldverfassung Geldpolitik (Mittel und Ziele) 373, 407–415, 425, 695  auch: Kurspolitik, intervalutarische; Politik, lytrische Geldpreise  Preise Geldrechnung 53, 64, 73, 245 f., 251–259, 262–267, 274, 276, 278, 280, 285–288, 624 f., 628–635, 637–640, 645, 647 f., 650–654

– formale und materiale Rationalität der 285–287, 652–654 –, haushaltsmäßige 295, 658  auch: Kapitalrechnung Geldsatzungen, staatliche 241, 621 Geldschaffung 371, 382 f., 410, 414, 420, 425 f., 692 – Monopol der 382 – Schranken der 417 f., 425, 691, 695  auch: Geldemission Geldsorten 243, 372, 379, 622 Geldstoff, Geldmaterial 239, 244, 386 f., 392, 400, 424, 620, 622, 694  auch: Edelmetall; Gold; Kupfer; Metall; Papier; Silber; Währungsmetall Geldtarifierung 239, 620 Geldtheorie, Geldlehre 58, 66, 89, 239 f., 620 f. –, materiale 239 f., 423, 620 f. –, staatliche (Knapp) 235, 239 f., 243, 388, 415–427, 620–622, 689–696 Geldverband 236, 238 f., 617, 620 Geldverfassung 54, 64, 66, 89, 382–427, 696  auch: Geldordnung Geldvermehrung 389, 409–413, 420 f., 424, 692, 694  auch: Inflation Geldvermögen 295, 659 Geldverwaltung 370–373, 397, 404 f., 426, 624, 696  auch: Verwaltung, lytrische Geldwechsel 371 Geldwesen 239, 376, 384, 400, 414, 425, 620, 695 – Irrationalitäten des 373 –, modernes 383 f. Geldwirtschaft, geldwirtschaftlich 74, 241, 273, 295, 380, 422, 431, 434, 436, 443, 486, 508, 621, 644, 658, 693, 699, 702, 706 Gelegenheitserwerb 288, 318, 344, 373, 496, 654, 668 Gelegenheitsspekulation 344, 364, 668, 687

Sachregister Gelegenheitstausch 349, 363, 673 Gelegenheitsunternehmung 364, 687 Gelten –, empirisches 184 –, juristisch-dogmatisches 185 –, normatives 184 f. Geltensollen 161 f. Geltung 183 –, legitime 189 –, regiminiale 404 –, wertrationale 191  auch: Geldgeltung Geltungssphäre 31 Geltungsvorstellungen 31, 40, 161, 185, 189 Gemeinde, charismatische 498 Gemeinschaft, Gemeinschaften 40, 69, 196–198, 202, 361–363, 685 f. –, asketische 429, 698 –, kommunistische 361, 685 –, nationale 195 –, ständische 177 –, traditionale 528 –, traditional geschlossene 199  auch: Arbeits-; Börsen-; Dorf-; Erziehungs-; Familien-; Feld-; Glaubens-; Haus-; Interessen-; Klassen-; Mark-; Markt-; Mönchs-; Räuber-; Sippen-; Werkstattgemeinschaft Gemeinschaftsgefühl, nationales 178 Gemeinschaftshandeln 39, 49 f. Gemeinwirtschaft 73 f., 290, 294, 658 genitium (karolingisches) 318 Genossen 199, 207, 456, 468, 475 f., 485, 515, 575–577  auch: Rechts-; Sippen-; Verbandsgenossen Genossenrecht 475 f., 525 Genossenschaften, genossenschaftlich 161, 177, 233, 249, 273, 310 f., 324, 334, 346, 350 f., 365, 615, 627, 645, 670, 674  auch: Anteils-; Arbeiter-; Dorf-; Einkaufs-; Mark-; Produktiv-; Verkaufsgenossenschaft

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Genossenschaftstheorie 456 Genossenversammlungen 573 f. Gerechtigkeitspostulate, materiale 537, 539 f. Gerichtsgewalt 515 f., 519 Gerichtsherr, Gerichtsherrlichkeit 298, 484, 517, 660 Germanen, germanisch 511, 522, 577 Gerontokratie 43, 475, 479, 485 Gerusien 547, 554 Geschenke, Geschenkaustausch 231, 241 f., 429, 614, 621, 698 Geschichte 54, 149, 160, 169–171, 180 – und Soziologie 54, 180  auch: historisch Geschichtsauffassung, materialistische 20 Geschichtswissenschaft 13 Geschlechterrat 556 Geschlechterstaat 504, 511 Geschlechterstädte 554 Geschlechterverband 552, 556 Gesellschaften 198, 202 –, klassenmäßige 599 –, primitive 576 –, ständische 599 – und Wirtschaft 33 Gesellschaftsbegriff 33 f. Gesellschaftshandeln 39, 52 Gesellschaftslehre 19, 22 Gesellschaftsordnung 448 Gesellschaftstheorie, organische 39 Gesellschaftswissenschaft 23 f. Gesetze, wissenschaftliche 36, 156, 160, 167 Gesinnung 176 –, außerwirtschaftlich orientierte 361 – kulturelle Prägung der 59 –, traditionale 485 Gesinnungssozialismus 280, 650 Gesinnungsverein 195 Getreidehandelsmonopol, staatliches 367 Gewalt, Gewalten –, appropriierte 530

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Sachregister

–, eigenhaushaltsmäßige 516 –, feudale 530 –, hierokratische 45, 563, 714 –, konkurriende/Konkurrenz der 298, 489, 660 –, legitime 531 –, monokratische 544 –, patrimoniale 489 –, plebiszitäre 538 –, politische 45, 379, 250, 563, 627, 714  auch: Alltags-; Amts-; Befehls-; Buß-; Gerichts-; Herren-; Herrschafts-; Regierungs-; Verfügungs-; Vertretungsgewalt(en) Gewaltenbeschränkung, ständische 474 Gewaltenteilung 47, 94, 562–566, 714 f. – Aufhebung der 565, 715 –, formelle 583 –, funktionale 585 –, konstitutionelle 46, 562–564, 713 f. –, spezifizierte 562–564, 713 f. –, ständische 46, 484, 487, 542, 548, 550, 564, 714 –, technische 555 – und Wirtschaft 565 f., 715 f. Gewalterwerb 345, 668 Gewalthaber 531, 544, 555 –, kapitalistische 565, 715 –, monokratische 543 –, revolutionäre 535 –, vergesellschaftete ständische 549 Gewaltrechte 445, 707 Gewaltsamkeit 203, 212–214, 218 f., 356, 447 f., 681 –, legitime 214 –, physische 192 Gewaltverhältnisse 260, 636 Gewerbe 352, 354 f., 365 – Appropriations– und Marktbeziehungen des 349–352, 672–676 –, demiurgisches 354, 379 –, freies 351 f., 675 f. –, kapitalistisches 676 –, mittelalterliches 340 –, oikenmäßiges 354, 679

 auch: Handwerk; Lieferungs-; Paria-; Stammes-; Verwertungs-; Wandergewerbe Gewerberechte, Realgewerberechte 215 Gewerbeverfassung 354 f., 679 Gewerkschaften 233, 320, 508, 616 –, bergrechtliche 329 f., 376 –, gelbe 590 –, kapitalistische 329 Gewerkschaftsbeamte, -beamtentum 461, 558, 711 Gewinn, Gewinne 53, 257, 259 f., 265–268, 371, 418, 444–447, 634–636, 639–641, 691, 706–709 –, intervalutarischer 427, 696  auch: Beutegewinn Gewinnchancen 222, 232, 289, 294, 315, 364, 368, 409, 441, 608, 614, 655, 658, 687, 705 Gewinnstreben 218 Gewinnverteilung 265 f., 639 Gewohnheit 175 Gewöhnung 183, 248, 449, 626 Ghibellinen 569, 573 Gilde, Gilden 233, 313, 352, 372 f., 434, 616, 677, 701 Giroverkehr 275, 646 Glarus (Schweiz) 574 Glaube –, affektueller 189 –, wertrationaler 189 f.  auch: Alltags-; Prestigeglauben Glaubensgemeinschaft, wertrational geschlossene 199 Glaubenskampf 570 Glaubensparteien 45, 568, 717 Gläubiger 266, 388, 426 f., 432, 435, 593, 639, 696 Glaukos 231, 614 Gliederung, ständische 341, 436, 665, 702 Gold 383, 390, 398, 403, 406–408, 416, 424, 690, 694 Goldankaufspolitik 408 Gold-Hylodromie 406–408

Sachregister Goldmünzen, Goldgeld 383, 408, 416 Goldprämienpolitik 408 Goldreserve 387 Goldwährung, Goldverkehrsgeldwährung 240, 390, 394, 396, 406, 411, 415, 619, 689 f. Gossensches Gesetz 227, 247 Gottesgnadentum 492, 501, 742 Gottesurteile 494 Greenbacks 422 Grenzkonsument 261, 637 Grenznutzen 227, 232, 245, 247, 255, 261, 263, 268, 288, 611, 614, 623, 625, 632, 636, 638, 641, 654, 742 – Gesetz des abnehmenden 247  auch: Geld, Grenznutzen des Grenznutzenkonstellation 287, 653 Grenznutz(en)lehre 21, 57, 167, 278, 648 Grenznutzenrechnung 255, 632 Grenznutzenrelation 56, 269, 642 Grenznutzenschätzung 272, 389, 644 Grenznutzprinzip 57, 59, 61, 176, 253, 284, 630, 651 Greshamsches Gesetz 157, 158, 167, 168, 395 Griechenland, griechisch 312, 540 Großbetriebe, landwirtschaftliche 322 f., 328, 358, 683 Großfamilie, Großfamilienhaushalt 346, 670 Großhandel 368 f., 677 Großhaushaltungen 256, 312 f., 340 f., 633, 665 Großindustrie 308 Grossist, produzierender 369 Großunternehmungen 374 Großvesier, Großvezier 470, 559, 712, 743 Grund  Boden Grundbegriff, Grundbegriffe 38, 93 Grundbesitzer 328, 378 Grundbesitzrenten, Grundbesitzpachten 445, 447, 708 Grundherren, Grundherrschaft, grundherrlich 258, 298, 310 f.,

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327–330, 341, 347–349, 353 f., 363 f., 439, 445, 447, 478, 483, 523–525, 634, 660, 665, 670–672, 676, 678, 687, 704, 708, 743 –, freie 348, 671 –, gebundene 353, 678  auch: Rentengrundherrschaft Grundkapital 265 f., 639 Grundkategorien 58, 93 Grundrente 323, 377 „Grundriß der Sozialökonomik“ 2, 5 f., 9, 13, 65, 79, 84, 105, 222, 279, 608, 649 – Disposition (1914) 14, 16 f., 45, 47, 52 Gruppen 226, 611  auch: Menschengruppen Guelfen 569 f., 573 Gulden, holländischer 398 f. Günstlinge 470, 473 f. Gut, Güter 223–225, 229–232, 235, 245 f., 251, 254, 257, 259 f., 264, 272, 280, 307, 609–615, 617, 623 f., 628, 631, 633, 635 f., 638 f., 644, 650, 655 – Begriff 223 f., 609 f. –, ideelle 202 Güterbeschaffung (Produktion) 253, 264, 279, 287, 290, 442, 630, 638, 649, 653, 656, 706 – Leistungsverbindung und Leistungsverteilung zur 296–314, 659–663  auch: Beschaffung Güterhandel 230, 613 Güterherstellung 228, 250, 272, 274, 279, 307, 381, 409, 417, 443, 612, 628, 644 f., 649, 706  auch: Beschaffung; Produktion Güterherstellungsleistungen 307 Güternachfrage 421, 424 f., 693, 695 Gütertransport 230, 613 Gütertransportleistungen 307 Güterversorgung 251, 281 f., 628, 650 f. Güterverteilung 227, 287, 443, 611, 654, 706 Güterverwendung 227 f., 253, 611 f., 630 Gutsarbeiter 319

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Sachregister

Gutsbetrieb 318 Gutsherr 314 Gutsverband 314, 320 Gutswirtschaft 314, 331, 348 f., 353, 671 f., 678 „Handbuch der politischen Ökonomie“ 5, 13, 77, 79, 105 – Stoffverteilungsplan (1910) 14, 16, 20 f., 48 Halszins  Leibzins Handel, Händler 312, 323, 349, 351, 363 f., 366–370, 379 f., 424, 672, 675 f., 686 f., 694 – Formen des 366–370 –, freier 366 –, interlokaler 351, 369, 675 –, material regulierter 369 –, moderner 366 –, zwangsmonopolistischer 366  auch: Eigen-; Kleinhändler; Kundenhandel Handeln 34, 177, 182, 269, 439, 449, 529, 642, 704 –, affektuell bestimmtes 62, 176, 182 –, affektuell orientiertes 175, 285, 652 – Arten des 218 f., 443, 706 –, äußerliches 173 –, autonomes 234, 616 – Beeinflußung des 174 – Begriff des 30, 38, 149 – Deutung des 37, 151 f., 156 f., 159, 161 –, eigenwertorientiertes 59 –, emotional bestimmtes 175 –, erfolgsorientiertes 59 – Folgen des 176 – Gesamtzusammenhang des 41, 65 –, heteronom normiertes 288, 655 –, konkretes 159, 219 –, kriegerisches 218 –, legitimes 204 –, leitendes 225 –, massenbedingtes 173 –, menschliches 194, 234, 294, 616, 658

– Orientierung des 172–177, 179–181, 183–185, 207, 234, 252, 260, 616, 629, 635  auch: Handlungsorientierung – politisch orientiertes 212, 214 –, rationales 220 –, rational orientiertes 225, 610 – Rationalisierung des 225, 610 –, rechnungsfremdes 285, 652 – Sinn eines 219, 223, 609 –, sinnhaft orientiertes/sinnhafte Orientierung des 154, 160 f., 174 f., 177 –, sinnhaft verstehbares 149 –, soziales 32, 38–40, 171–175, 177, 179 f., 181, 183, 185, 194, 217, 223, 251, 290, 441, 443, 608, 628, 656, 705 f. –, traditionales 149, 165, 174 –, traditional orientiertes 62, 176, 285, 652 – Typen des Ablaufs des 180 –, typisches 159 –, verbandsbezogenes 205 –, verbandsgeregeltes 205 –, wertrational orientiertes 62, 175 f., 179, 195 –, wirtschaftliches 38, 64, 181, 185, 252, 288, 296, 629, 654, 659 –, wirtschaftlich orientiertes 216, 218, 251 f., 285, 287, 296, 299, 628 f., 652, 654, 659, 661 – Wissenschaft (empirische) vom 30, 149, 153 f. –, zweckrationales 64, 152, 158 –, zweckrational orientiertes 40, 57, 62, 152, 176, 179 f., 195  auch: Alltags-; Einverständnis-; Gemeinschafts-; Gesellschafts-; Herren-; Klassen-; Massen-; Unternehmer-; Verbands-; Wirtschafts-; Zweck-; Zweckvereinshandeln Handelsgesellschaften 203, 562, 713 –, offene 203 „Handelsgesetzbuch von 1897“ 265 Handelskalkulation 370

Sachregister Handelskapitalismus, spekulativer 438, 703 Handelskriege 218 Handelsmünze 386 Handelspolitik 428, 697 –, englische 299, 661 Handelsstaat 390 Händlerkarawanen 350, 674 Händlermonopole 250, 628 Handlungsfolge 38 Handlungsmotiv 38 Handlungsorientierung 40, 57, 62  auch: Handeln, Orientierung des Handlungstheorie, handlungstheoretisch 38 Handlungsverstehen –, aktuelles 38 –, motivationsmäßiges 38 –, soziologisches 167 Handwerk, Handwerker 250, 304, 313, 340, 342, 627, 666 Handwerkereinungen 202 Hanse, Hansa 330 Häuptlinge 231, 429, 576, 579, 614, 698 Haus 203, 212 Hausbeamte 333, 470, 472–474, 482 Hausgemeinschaft 69, 198, 201, 203, 212, 233, 327, 615 Hausgewerbe, Hausgewerbetreibende 349 f., 363, 367, 673 f. Haushalt 53 f., 64, 253–260, 268, 271, 288, 299–301, 310 f., 319, 324, 326, 331, 376, 378, 435, 630–636, 641, 643, 654, 661 f., 701 – Einheit von Haushalt und Betrieb 358  auch: Großhaushaltungen; Trennung von Haushalt und Betrieb Haushalten 41, 48, 53 f., 59, 68, 256–258, 268, 288, 633 f., 641, 654 –, rationales 57, 257, 634 Haushaltsleitung, traditionale 333 Haushaltsplan 253 f., 258, 630 f., 634 Haushaltsrechnung 254, 256, 261, 284, 372, 631, 633, 636 f., 651 –, (formal) rationale 53, 372

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Haushaltsverband 346, 361, 669, 685 Haushaltswirtschaften 366, 382 –, grundherrliche 302, 366, 663 –, klösterliche 366 –, patrimonialfürstliche 302, 663 Haushaltung 269, 309, 314, 342 f., 346, 348, 361, 368, 370, 446, 642, 666 f., 670, 672, 685, 708 –, kommunale 258, 634 –, staatliche 258, 634  auch: Großhaushaltungen Hausierer 367 Hausindustrie, hausindustriell 300 f., 310, 314, 316–318, 343, 352, 357, 365, 377, 662, 667, 676 f., 682 –, grundherrliche 317 f. –, leibherrliche 318 –, unfreie 316, 350, 365, 674 Hauskommunion 346, 353, 669, 678, 743 Hauskommunismus 361, 685 Hausrenten 445, 708 Hausvater 211 Hausverband 230, 349, 475, 614, 673 Hauswirtschaft, 304, 346, 363, 669, 686 –, geschlossene 63, 273, 309, 645 –, kommunistische 324 Heer, Heereskontingente 362, 476, 483, 524, 686 –, englisches 481 –, kapitalistisches 478 –, patrimoniales 476 f., 524 –, patrimonial-fürstliches 522 –, selbstequipiertes 477, 479, 522, 525 –, ständisches 478 Heerbann, Heerbanngewalt 516, 522 Heeresbedarf 332 Heeresdienst 434, 701  auch: Militärdienst Heeresunternehmer, kapitalistische 520 Heeresverband 196, 207 Heeresverwaltung 520 Heerschilde 515 Heidelberg 6, 9, 18 f., 22, 72, 76, 80, 99, 280, 360 Heilande 492

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Sachregister

Heilsgüter 41, 212, 214 Heimarbeit 319, 343, 365, 667 –, dezentralisierte 359 –, unfreie 318 Heimwerk 319 Helden 492 Hellas, Hellenen, hellenisch 158, 190, 317 f., 525, 535 Hellenismus, hellenistisch 332, 354 f., 436, 440, 487, 678 f., 702, 704 Herr, Herren 71, 315–317, 321 f., 347 f., 350 f., 357, 365, 670 f., 673 f., 676, 682 – als „Diener“ der Beherrschten 453, 537, 587 – als Dilettant 549, 558, 560 f., 578, 711, 713 – als Vertrauensmann der Massen 534 –, charismatischer 493, 508 f. –, gekorener 581 – Gnade des 474, 477, 568, 717 –, legitimer 533 –, monokratischer 544 f. –, patrimonialer 526 –, persönlicher 468 f. –, politische 328 – von Gnaden der Beherrschten 533 – Willkür/Belieben des 468 f., 471–474, 476 f., 487, 567, 717  auch: Fron-; Gerichts-; Grundherren; Kampf des Herren mit Vasallen; Leib-; Münz-; Regalherren Herrengewalten 364, 468, 476–478, 480, 483, 504, 508, 514, 516 f., 519, 543 f., 562 f., 687, 714 – Abmilderung der 562, 713 –, appropriierte 481–484, 503  auch: Appropriation von Herrengewalten –, expropriierte 582 –, militärische 477 –, patrimoniale 476 –, verbandsmäßige 518, 523 Herrenhandeln 469 Herrenhaushalt 309 f. Herrenrechte 478, 483, 510, 562, 714

 auch: Appropriation von Herrenrechten Herrenstellung, Traditionsgrundlage der 322 Herrenverbände, aristokratische 575 Herrschaft 210 f., 213 f., 449–453 – Abschwächung der 547 – Alltagsformen der 494 – als Eigenrecht des Herrn 475 f., 478 – als Eigenrecht der Privilegierten 484 –, autokephale 537 – Beschränkung der 47, 542 f. –, bürokratische 42, 459–468, 494, 528 f., 542, 559, 711 –, charismatische 42, 453 f., 459, 490–497, 528, 533, 535 –, demokratische 46 – der formalistischen Unpersönlichkeit 466 –, erbcharismatische 528 –, feudale 42, 542 –, geistliche 214 – Geltungsgrundlagen der 528 – Kategorie der 462 – Klassifizierung der 451 –, kollegiale/Kollegialität der 46, 560, 712 – kraft Wissen 465 –, legale 44, 46, 453, 455 f., 459, 469, 527 f., 581 –, legal-rationale 455–459 – Legitimität der 450 f., 468, 534 f. – Legitimitätsanspruch der 450–452 – Legitimitätsgeltung der 453–455 – Legitimitätsgrund(lagen) der 211, 492, 533 – Minimisierung der 538, 555, 557, 573, 710 –, nichtlegitime 17 – Organisation von 529 –, parlamentarische 586 –, patriarchale 42, 485, 494, 529, 537 –, patrimoniale 42, 470, 476 f., 481–490, 494, 529, 542 –, plebiszitäre 533–538 –, politische 47

Sachregister –, rationale 453, 456–459, 477, 494 – Rationalisierung der 545 –, satzungsmäßige 453 –, ständisch-aristokratische 558, 711 –, ständische 43, 477 f., 494 –, ständisch-patrimoniale 483, 487 – Struktur(formen) 15, 70, 452 –, traditionale 43 f., 46, 453, 468–490, 494, 527 f. – Typen der 42, 449, 452, 455, 459, 469, 475, 527 – Typen der legitimen 94, 453–455 – Typen, drei reine der 43, 94 – Umdeutung der charismatischen 533–542 – Umsturz der 530, 532 – und Sprache 452 – und Wirtschaft 449, 465, 485–490, 495–497, 507 f., 512 f., 538–542, 564–566, 568, 571–573, 586 f. – von Menschen über Menschen 190 – von Unternehmern 336 – Zusammenbruch der legitimen 530  auch: Alltags-; Fiskal-; Gebiets-; Grund-; Leib-; Mameluken-; Mogul-; Partei-; Patrimonial-; Rentengrund-; Schul-; Senats-; Verbandsherrschaft; Gerontokratie; Hierokratie; Kollegialität; Monokratie „Herrschaft des Genies“ 495, 536 Herrschaftsausübung 46, 463, 469 Herrschaftsbeziehung 42, 211, 345, 482, 669 Herrschaftsformen 455, 529, 535 –, empirische 44 –, moderne politische 17 Herrschaftsgewalten –, legitime 191 – Reduzierung der 573 Herrschaftsgewinne 445, 447, 707 Herrschaftsrechte 487 Herrschaftsrenten 445, 707 f. Herrschaftssoziologie 28, 41, 45, 47, 50  auch: Weber, Max (Personenregister), WuG/Typen der Herrschaft

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Herrschaftsstruktur 428, 697 Herrschaftstypologie –, dreigliedrige 10 –, viergliedrige 10 Herrschaftsverband 43, 211 f., 231, 468, 485 f., 493, 527, 556, 614 –, autokephaler 556 –, charismatischer 507, 570, 579 –, feudaler 548 –, legaler 45 –, patriarchaler 579 –, patrimonialer 548 – Struktur des 513 Herrschaftsverhältnis 36, 286, 434, 449 f., 653, 701 Herrschen als Befehlen und Verwalten 41 Herrscher, plebiszitärer (charismatischer) 495, 538 heterokephal, Heterokephalie 206 f., 210, 258, 278, 300, 309, 339 f., 634, 648, 662, 743 heteronom, Heteronomie, 206 f., 233, 258, 278, 288, 300, 309, 314, 339, 367, 615, 634, 648, 654 f., 662, 743 Heuerlings-Wirtschaften 314 Hierarchie 461, 493, 515 –, bürokratische 542 –, rationale 471 Hierokratie, hierokratisch 47, 188, 212, 214, 454, 743 hierurgisch 210, 502, 743 Hinduismus, hinduistisch 6, 8, 12, 507, 519 Hingabe 152, 176, 182, 185, 446, 453, 492, 538, 708 –, affektuelle 205 –, religiöse 285, 652 –, traditionale 205 –, wertrationale 205 Hintersassen 310, 317, 364, 516, 518, 580, 687, 744 historische Darstellung 10 historische Erklärung 57 historische Realität 528 f. historische Schicksale 680

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Sachregister

Historische Schule der Nationalökonomie 33, 302 „hl. Bureaukratius“ 464 Höchstpreise 249, 405, 422, 627, 693 Hofämter 478 Hofrecht 320 Holland  Niederlande Holzungsrechte 230, 614 homagium 43 homo oeconomicus 61 f. Honorartaxen, ständische 249, 627 Honoratioren, Honoratiorentum 530, 550, 558, 576, 587, 711 Honoratiorenverbände 570 Honoratiorenverwaltung 576–578 Hörige, Hörigkeit 294, 310, 315–317, 327, 350, 364, 445, 473, 516, 658, 674, 687, 707, 744 Hörigenbetrieb 316 Hufenanteile 201, 744 Hyle, hylisch 394, 407, 416, 425, 690, 695 Hylodromie, hylodromisch 394–397, 399 f., 410, 414, 416 f., 426, 690, 696, 744 –, effektive 394–396, 406 –, formelle 396 –, legale 395 –, offizielle 394, 396 Hypothek 224, 610 Hypothekenrenten 446, 708 Hypothese –, evidente kausale 156 –, evidente rationale 158 Idealtypus, Idealtypen, idealtypisch 31, 55 f., 62, 152, 156, 158, 170–172, 455 –, reiner 42, 170 „Ideen von 1914“ 7 Imperialismus, plebiszitärer 535 imperium 510, 544, 744 Indien, indisch 8, 27, 58, 200, 202, 310, 312 f., 315, 325, 353–355, 358, 416, 424, 430, 434, 436, 439 f., 479 f., 482 f., 487, 505 f., 510 f., 520, 523, 579, 683, 690, 694, 698, 701 f., 704

Indossament 441 Induktion 33 Industrie, Industrien 258, 311, 634  auch: Haus-; Schwerindustrie Inflation 75, 244, 409–414, 418–421, 425 f., 622, 691–696 – Theorie der 66, 413 Inflationspolitik 413, 419 f., 691 f. Inflationspreise 412 Inhalt  Form und Inhalt Inklusion 50  auch: Beziehung, soziale, offene Institutionen 526 – formal rationale (Obstruktion der) 441, 705 Instmann-Wirtschaften 314 Interesse, Interessen 181, 198, 223, 235, 249 f., 394, 437, 449, 456, 581, 587, 608, 617, 627 f., 702 –, affektuelle 195 –, antagonistische 443, 706 –, betriebsfremde 337 f. –, eigene 322, 356, 377, 442 f., 705 f.  auch: Eigeninteresse –, finanzielle 394, 414 –, fremde 443, 706 –, ideelle 442, 550 –, irrationale 413 –, materielle 442, 450, 498, 550, 705 –, monopolistische 250, 628 –, nicht marktorientierte 414 –, nichtwirtschaftliche 226, 611 –, ökonomische 195, 440 f., 538, 704 –, persönliche 271, 425 f., 566, 643, 695, 716 –, sachliche 195, 271, 643 –, spekulative 339 –, ständische 341, 550, 566, 665, 716 –, zweckrationale 205, 450  auch: Appropriations-; Boden-; Courtage-; Einkommens-; Erhaltungs-; Erwerbs-; Finanz-; Klassen-; Macht-; Massen-; Prestige-; Schlagschatz-; Solidaritäts-; Sportel-; Vermögens-; Versorgungsinteressen Interessenausgleich 195

Sachregister Interessengegensätze 196, 549 f. Interessengegner 597 Interessengemeinschaften 451, 476 Interessenkampf 229, 262, 286, 442, 613, 637, 653, 706 Interessenkollision 179 Interessenkompromiß 229, 262, 613, 637 Interessenkonflikte 442, 705 Interessenkonstellationen 443, 706 Interessenlage 180–183, 186 f., 191, 198, 223 f., 230, 241, 248, 257, 288, 290, 310, 449 f., 592, 608 f., 613 f., 621, 626, 633, 654, 656 Interessensolidarität 529 Interessenten 190, 250, 266, 351, 402, 409, 411, 413 f. 418 f., 590, 628, 640, 675, 691 –, betriebsfremde 338 –, kapitalistische 520 – Kompromiß der 551, 559, 711 –, politische 567, 572, 717  auch: Absatz-; Besitz-; Erwerbs-; Klassen-; Konsum-; Marktfreiheits-; Markt-; Spekulations-; Tausch-; Verbrauchs-; Vermögensinteressenten Interessentenbetrieb 392, 414, 425, 572, 588, 695 –, voluntaristischer (der Politik) 567, 591, 717 Interessentenverbände 589 Interessenverbindung 195 Interessenvertreter, Interessenvertretung 587–589, 591 Interessenwahrnehmung 443, 706 interrex 500 intervalutarisch 239, 390 f., 397–399, 402 f., 405–407, 409, 413 f., 416, 418, 422, 427, 620, 690 f., 694, 696, 744 Interzession, Interzessionsrecht 544, 555, 556 Irland 353, 678 Irrationalität, irrational 170, 232, 250, 270, 276–278, 290, 335 f., 338, 359,

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373, 413, 426, 565, 614, 628, 643, 647 f., 656, 684, 696, 715 –, materiale 366, 372 –, ökonomische/wirtschaftliche 222, 286, 335, 441, 608, 653, 705  auch: marktirrational Irrtümer, Irrtumstypus 31, 152 Islam, islamisch 6, 8, 12, 331 f., 487, 519 f. Israel 499 Italien, italienisch 353 f., 535, 543, 548, 552, 554, 561, 569, 573, 575, 678, 713 – Süditalien 430, 698 Jagirdar 479, 483, 506, 523, 744 Japan, japanisch 391, 482, 501, 505 f., 511, 519–521, 526, 561, 562, 713 Jerusalem 158 Jesuiten 496 Jesuitenstaat von Paraguay 362, 686 Juden, Judentum 6, 8, 11 f., 263, 524, 641 Jünger, Jüngerschaft 493, 495 f., 497 f., 503 f. Jungliberale 569 Jurisprudenz 149, 184 Juristen 24, 161, 480, 490, 550 Kabinett 549 f., 553, 582 Kabinettsjustiz 473 Kabinettsregierung 459, 544, 546, 584, 585 –, parlamentarische 46, 582 Kadi-Justiz 539, 541, 744 Kaiserkanal (China) 434, 701 Kalif, Kalifat, Kalifenreich  Khalif, Khalifat, Khalifenreich Kalkulation 260 f., 269, 275–279, 284 f., 360, 370, 635 f., 642, 646–649, 651 f., 684 –, rationale 222, 267, 370, 414, 608, 641 –, spekulative 370 Kalkulationslehre, rationale 55 Kameradschaftskommunismus 361–363, 493

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Sachregister

Kampf 61, 177, 192–194,196, 286, 508, 515, 568, 653 – der Deklassierten gegen die Besitzenden 595 – des Herren gegen andere Gewalten 530 – des Herren mit Vasallen 514, 517 – des Herren mit Verwaltungsstab 71, 529 – des Menschen mit dem Menschen 262 f., 286, 637 f., 653 –, friedlicher 192 –, gewaltsamer 202  auch: Interessen-; Konkurrenz-; Markt-; Preis-: Tauschkampf Kanada 206 Kantone (Schweiz) 76, 574, 577 Kapital 53, 257, 259 f., 266, 271, 634 f., 640, 643 – Begriff 259, 264, 265, 635, 639 –, stehendes 330, 332, 353, 359, 380 f., 438, 677, 684, 703  auch: Betriebs-; Leihkapital Kapitalanlage 271, 419, 421, 643, 692 f. Kapitalanteile 337 Kapitalaufnahme 271, 643 Kapitalausstattung 376 Kapitalbildungschancen 593 Kapitalgut, Kapitalgüter 88, 264, 266–269, 326, 330, 339 f., 363 f., 366, 378, 422, 639–642 Kapitalismus, kapitalistisch 60, 266, 268, 270, 272, 289, 295, 328 f., 353, 357, 364–366, 379–381, 409, 419, 434, 436, 439–441, 458, 464 f., 478, 486, 520, 565, 611, 640–642, 644, 655, 659 f., 676 f., 682, 687, 692, 701 f., 704 f., 715 –, antiker 271, 643 – Entstehung des (modernen) 58 f., 437–440, 485, 702–704 – Entstehungsgeschichte des rationalen 63 – Entwicklung/Entfaltung des 298, 352–355, 439, 486, 490, 587, 660, 676–680, 704 – Formen des 489

–, marktgesteuerter 17 –, marktorientierter 437–439, 702–704 –, moderner 58 f., 63, 489, 586 – monopolistische Ablenkung des 438, 440, 704 – Obstruktion der kapitalistischen Entwicklung 439 f., 704 –, okzidentaler 489 –, politisch orientierter 381 f., 437 f., 486, 702 f. –, rationaler 63, 438, 586, 703  auch: Handelskapitalismus; sowie die Einträge zu: Betrieb; Erwerb; Unternehmung; Wirtschaft Kapitalkredit 371 Kapitalmacht 266, 640 Kapitalmarkt 267, 269, 381, 640, 642 Kapitalrechnung 53, 259–272, 276, 284, 286–289, 291, 295, 336, 343 f., 353, 358, 363 f., 379, 438, 635–644, 647, 652–655, 657 f., 667 f., 676 f., 683, 687, 703 –, materiale 365 – Obstruktion der 261, 636 –, optimale 261, 636 – Rationalität (formale) der 287, 336, 375 f., 653 Kapitalrechnungsbetrieb, -unternehmung, -wirtschaft 260, 268, 301, 334, 358, 363, 378, 636, 641, 662, 683, 687 Kapitalrisiko 260, 289, 357, 368, 378, 635, 681  auch: Menschenkapital-Risiko Kapitalzins 264, 268 f., 277, 639, 641, 647 Kaplanokratie 460 Karolinger, karolingisch 318, 322, 532, 744 Kartell, Kartelle 233, 249, 291, 344, 434, 436, 616, 627, 656 f., 668, 701 f. Kartellierung 284, 374 f., 652  auch: Zwangskartelle Kassationskollegialität 543 f., 547, 553, 565, 715 Kassen, öffentliche/staatliche 383 f., 387, 393–395, 400, 423, 436, 694, 702

Sachregister –, regiminale 383, 393, 424, 694 Kassenführung 370, 408 Kassenkurs 386 Kasten, Kastenordnung 200, 313, 320, 325, 355, 430, 505, 519, 527, 667, 679, 698 Kastengewerbe 349 f., 354, 673, 679 Kasuistik 240, 243, 345, 434, 447 f., 621 f., 669, 701, 708 –, empirische 10 Kategorien 38, 68 –, allgemeine 68 –, formale soziologische 297, 660 Kategorienlehre, klassifikatorische 2 κατ᾽ ἐξοχὴν, katexochen 580, 745 Kathedersozialisten 282, 651 Kauf, Käufer 224, 231, 340, 349, 610, 614, 673 Kaufkraft, kaufkräftig 261, 263 f., 290, 340, 389, 413 f., 637 f., 656, 665 Kaufmann, kaufmännisch 266, 368, 284, 301, 335, 640, 652, 662 Kaufmannshandel 368 Kausaladäquanz, kausal adäquat 37, 159 Kausalverhältnis, Kausalität 439, 704 Kayastha 519 Khalif, Khalifat, Khalifenreich 362, 435, 439, 524, 558, 685, 701, 704, 711, 745 Kirche, kirchlich 41,177, 188, 206, 210, 212, 214 f., 457, 460 f., 507, 520, 551, 553 – als wirtschaftender Verband 233, 615 Kirchenstaat 480 Klasse, Klassen 41, 49, 210, 339, 588, 592–599 – Begriff 592 –, soziale 51, 592 f., 596 f., 599  auch: Besitz-; Erwerbs-; Mittel(stands)-; Vermögensklassen Klassenentwicklung 47, 591 Klassengegensatz, Fehlen des 594 f. Klassengemeinschaft 177 Klassenhandeln, vergesellschaftetes 49, 597 Klasseninteresse 566, 571, 716

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Klasseninteressenten 592 Klassenkämpfe 49, 594 Klassenlage 49, 71, 339, 550, 587, 592 f., 597 f. Klassenpartei 45, 566, 571, 587 f., 716 Klassenrevolutionen 594 Klassenverbände 592 Klassenverhältnis, modernes 64 Kleinasien 158 Kleinbauern 258, 304, 324, 349 f., 358, 634, 672, 674, 683 Kleinbetrieb 358, 427, 683, 696 Kleinbürger, Kleinbürgertum 49, 539, 596 f. Kleinfamilie, Kleinfamilienhaushalt 346, 670 Kleinhändler 350 f., 367, 674 f. Kleinindustrie 311 Kleriker 519, 530 Kleros, κλήρος 525, 745 Klerus 507, 510 Klient, Klientelverhältnis 470, 526, 530, 532, 745 Klöster 258, 634 Klub 200, 214 Koalitionskabinette 582 Koalitionsministerien 552 Koalitionsregierungskollegien 552 Kodex Hammurabi 257, 634 Kokudaka 521 Kollegialbehörden 560, 712 Kollegialität 46, 94, 459, 527, 542–562, 710–713, 715 – Abschwächung der 559, 712 – der ausführenden Behörden 556, 559, 712 – der beratenden Behörden 556, 559 f., 712 – der (höchsten) Leitung 553, 556–559, 710–712 – der leitenden Behörden 557, 710 f. – der Ministerien 559, 711 –, effektive 552, 556 – Formen der 543–553 – historische Bedeutung der 555 f., 560 f., 565, 712 f.

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Sachregister

–, römische 544 –, spezifizierte 545 f. –, traditionale 546, 548 – und Wirtschaft 564 f., 715 f. Kollegialitätsbegriff, moderner 556 Kollegialitätsprinzip 543, 547 Kollegialsystem 560, 713 Kollegien 549 –, beratende 558, 711 –, höchste 561, 713 –, revolutionäre 547, 548  auch: Rat der Volksbeauftragten –, verfügende 558, 711 Kollektivbegriffe 39, 161 Kolonen 319 f., 328, 348, 470, 526, 671, 745 Kolonenheere 471, 476, 479 Kolonien, kolonial 328, 354, 377, 379, 678 Kommenda 266 f., 640, 741 Kommendahändler 352, 367, 676 Kommis 369, 745 Kommissionäre 366 Kommunaldiktatoren 536 Kommunismus, kommunistisch 209, 233, 246, 252, 263, 273, 292 f., 309, 324, 355, 361, 615 f., 625, 629, 637, 645, 652, 657, 680, 685  auch: Familien-; Haus-; Kameradschafts-; Konsumhaushalts-; Konsum-; Liebes-; Requisitionskommunismus Kompensationsverkehr, Kompensationstausch 246, 279, 625, 649 Komplementaritätsthese  „Wirtschaft und Gesellschaft“ Kompromiß 229, 562–564, 582, 588 f., 613, 713–715 –, oktroyierter 551 –, paktierter 551 –, ständischer 564, 714  auch: Interessenkompromiß Kompromißkollegialität 550 Konditionenkartell, Konditionsmonopol 250, 451, 628

Kondottiere 432, 435, 463, 520, 700 f., 745 Konflikttheorie, konflikttheoretisch 61 Konfuzianismus, konfuzianisch 6, 12, 519, 522, 563, 714 König, Könige 166, 546, 584, 715 –, altgermanische 492 –, deutsche 510 –, englische 564, 584, 715 –, französische 584 Königgrätz, Schlacht bei 171 Königsklienten 479 Konkurrenz 192 f., 196 f., 284, 286, 359, 377, 428, 433, 651, 653, 697, 700 –, geregelte 192  auch: Beschaffungs-; Staatenkonkurrenz Konkurrenzkampf 229, 248, 262, 286, 613, 626, 637, 653 Konnationale 203 Konstruktionen (wissenschaftliche) –, idealtypische 61, 156, 171 f. –, rationale 159 f. –, zweckrationale 172 Konsuln  consules Konsum, Konsumbedarf, Konsumbedürfnisse 217, 278 f., 381 f., 648 f. – Rationierung des 291, 405, 443, 657, 706 –, rechnungsfremder 360–363, 683 f.  auch: Verbrauch Konsumenten 244, 261–263, 271 f., 342, 350 f., 368, 447, 489, 623, 636–638, 643 f., 666, 675–677 Konsumentenhaushalt, -haushaltungen 361, 368, 685 Konsumentenverband 349 f., 673 Konsumhaushalts-Kommunismus 482 Konsuminteressenten 250, 628 Konsumkommunismus 362, 685 f. Konsumkredit, Konsumtivkredit 247, 370 f., 625, 676 Konsumregulierung 229, 250, 613, 627 Konsumvereine 233, 250, 258, 366, 615, 628, 634

Sachregister Konsumwirtschaft, kommunistische 263, 637 Kontemplation 173 – empirische Kasuistik der 10 Kontinentalstaaten 561, 713 Kontra-Inflation 392, 422, 693 Kontrakt 451, 460 f. –, freier 450, 471, 525 f.  auch: Arbeits-; Lehenskontrakt Kontraktarbeit, freie 319 Kontrolle 157, 243, 259 f., 262, 281, 393, 460, 518, 542, 545, 622, 635, 637, 650 Kontrollinstanzen 543 f. Konvention, Konventionen 180, 186 f., 191, 230, 241, 243, 257, 613, 621 f., 633 –, ständische 598 Körperschaften –, beratende 545 f., 549 –, beschließende 549 –, parlamentarische 583 –, ständische 545, 589 Kosten 220–222, 261, 276 f., 284, 417, 445, 607 f., 636, 647, 652, 690, 707 Kosten- und Ertragsrechnung 252 f., 630 Kostenkalkulation 360 Kraftanlagen 307, 329, 334 Kraftquellen, mechanische 325, 333 Kredit 246 f., 269, 366 f., 408, 419, 422, 425, 624 f., 642, 691, 693, 695 –, öffentlicher 381 –, politischer 370  auch: Beschaffungskredit; Darlehen; Erwerbs-; Kapital-; Konsum-; Zahlungskredit Kreditgewährung 246 f., 250, 366, 379, 625, 628 Kreditmacht 337 Kreditwürdigkeit 335 Krieg 7, 194, 205, 226, 252, 283, 412, 528, 611, 629, 651  auch: Handels-; Raubkriege Krieger 498, 522, 526 f. Kriegerfeudalismus 526 f. Kriegerkaste 527 Kriegerverbände 202

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Kriegsbeute 345, 528, 669 Kriegsfinanzierung 379, 410, 413 Kriegsfürsten 493 f. Kriegshelden 495 Kriegskosten 419, 492 Kriegspreisregulierungen 249, 627 Kriegsschulden 419, 691 Kriegswirtschaft, kriegswirtschaftlich 219, 283 f., 293, 651, 657 Krisen 339 Krönung 500, 502 Kühlmannkrise 565 Kultur, Kulturen –, alte 539 –, hellenische 158 – naturalwirtschaftlicher Zeitalter 257, 633 –, okzidentale 158 Kulturbedingungen 194 Kulturentwicklung 474, 529 Kulturerscheinungen 452 Kulturgeschichte 530 Kulturgüter 453 Kulturideale 489 Kulturtheorie 53 Kulturwerte 53 Kulturwirkungen 519 Kulturwissenschaft 38 Kunde, Kunden 317, 342, 351, 367, 371, 666, 675 Kundengewerbe, gebundenes 349, 673 Kundenhandel, Kundendetailhandel 369, 676 Kundenpreiswerker 343, 667 Kundenproduktion, -produzenten 350 f., 674 Kundentreue 224, 609 Kundschaft, Kundschaftsmonopole 224, 230, 257, 294, 313, 333, 350, 511, 610, 614, 633, 658, 673 Kundschaftsappropriation 667 Kupfer 390 Kupfermünzen, Kupfergeld 373, 417, 690 Kupferwährung, Kupferverkehrsgeldwährung 244, 394, 396, 422, 623

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Sachregister

Kurantgeld 237, 238 f., 383, 386, 393–400, 620, 745 –, definitives 393 –, effektives 394 –, provisorisches 393 –, regiminales 393 f. Kurs, Valutakurs, Wechselkurs 405, 409, 413, 415, 420, 689, 692 –, fester 372, 406, 417–422, 690–694 –, intervalutarischer 390, 405 f., 409, 413–416, 418, 690 f.  auch: Devisenkurs; Währungsrelation Kurspolitik, intervalutarische 405, 409, 413, 415 f., 420, 689 f. Kustar 377 Kuxe 337 f. Lamaismus, lamaistisch 499, 519, 534, 563, 714, 745 Landarbeiter 328 Landlos 525  auch: Kleros Landwirtschaft, landwirtschaftlich 284, 298, 304, 307, 322 f., 346, 349, 353, 357–359, 365, 376–378, 652, 660, 669, 672, 678, 682 f.  auch: Agrarverfassung; Gutswirtschaft Lasten, fiskalische 347 f., 671  auch: Abgaben Lebensführung 24, 51, 227, 474, 598, 611 –, militaristische 525 –, religiös bedingte 680 –, ritterliche 514, 525 f. –, ständische 514, 599 Lebenshaltung, akosmistische 171 Legalität 190 –, formale 453, 537 Legalitätsglaube 191, 453, 528 Legalitätstypus 542 Legalitätsvorstellung 191 „leges imperfectae“ 188 Legitimierung – von Chancen und Stellungen 509

– von Regierungsgewalt 583 – von Verfügungsgewalten 512 Legitimität 183, 185, 191, 530 –, demokratische 44, 46, 533 –, eigene 529 –, erworbene 500 –, selbständige 534 –, traditionale 537  auch: Herrschaft, Legitimität der Legitimitätsbeziehung 452 Legitimitätsgarantie einer Ordnung –, affektuelle 185 –, religiöse 185 –, wertrationale 185 Legitimitätsgeltung 43, 453, 485, 488 Legitimitätsglaube 184, 450, 502 Legitimitätsprinzip, charismatisches 533 Legitimitätsschranken, immanente 46 f. Legitimitätssolidarität 538 Legitimitätstypus, vierter (demokratischer) 44 Lehen 201, 205, 333, 474, 478 f., 481–483, 502, 504, 506, 510, 513–515, 517, 524, 526, 529 f., 539 Lehensbeziehung 450 Lehensfeudalismus 43, 482, 513–522, 525 Lehensherr 450, 479, 519 f. Lehenshierarchie 515 f. Lehenshöfe 580 Lehenskontrakt 474, 514 Lehenswesen, okzidentales 523 Leibeigene 317, 745 f. Leibeigenenarbeit 332 Leibeigenenfabrik 318 Leibherrschaft, Leibherr, leibherrlich 298, 317 f., 347–349, 354, 364, 660, 670–672, 676, 679, 687, 746 Leibzins 317, 746 Leihe 231, 614 Leihezins 264, 639 Leihkapital 267, 640

Sachregister Leistung, Leistungen 223–225, 228, 230 f., 245, 272, 296–303, 307, 432–434, 609 f., 612–614, 624, 644, 659–663, 699 f. –, ausführende 225, 303, 663 –, demiurgische 350, 674 –, disponierende 225, 296, 315, 333 f., 442, 659, 705 –, erpreßte 429 f., 698 –, freiwillige 429, 698 –, kontinuierliche 341, 666 –, leitende 303, 663 –, leiturgische 341, 666, 679 –, mäzenatische 429, 698 –, naturale 273, 645  auch: Naturalleistungswirtschaft –, persönliche 434 –, sachliche  Gut, Güter –, spezialisierte 444, 706 –, spezifizierte 444, 707 –, technische 442, 705 –, vergesellschaftete 305 f.  auch: Güterherstellungs-; Gütertransportleistungen Leistungseinkommen, Leistungseinkünfte 444 f., 707 Leistungsgliederung – Arten der 295–314, 659–663 –, soziale 296, 308–314, 659 –, technische 296, 303–308, 659, 663 Leistungshäufung 226, 305 Leistungskollegialität 543 f., 553, 564, 715 Leistungskombination 304 f., 339  auch: Leistungsverbindung Leistungskontingentierung 322 Leistungskontrolle 335 Leistungsoptimum, Leistungsoptima 320–322, 355–360, 378, 680–684  auch: Arbeitsneigung Leistungspflichten 235, 617  auch: Abgaben Leistungsspezialisierung 303 f., 309 f., 332 f., 339 f., 357, 370, 663, 682, 746 –, interethnische 349, 673 –, verkehrswirtschaftliche 310

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 auch: Arbeitsspezialisierung; Spezialisierung Leistungsspezifizierung, Leistungsspezifikation 303 f., 309, 339 f., 350, 357, 370, 546, 663, 674, 746 –, leiturgische 350, 354 f., 674, 682 Leistungsverbindung 296–314, 350, 659–663, 673  auch: Arbeitsverbindung Leistungsvergemeinschaftung, kommunistische 560 Leistungsvergesellschaftung, kommunistische 560 Leistungsverteilung 296–314, 659–663 –, soziale 308–314 –, verbandswirtschaftliche 310 –, verkehrswirtschaftliche 381 Leistungsverwertungschancen 314  auch: Arbeitsverwertungschancen Leiter, Leitung 40, 46, 204–206, 225, 321, 330, 337 f., 351, 413, 610, 675 – der Güterbeschaffung 291, 352, 657, 676 – des (Verbands)Haushalts 333 –, disponierende 336 –, effektive 559, 712 – einer Wirtschaft/Unternehmung 222, 245, 270, 317, 320 f., 333 f., 338, 353, 608, 623 f., 643, 678 –, höchste/oberste 556, 558, 711 –, kapitalistische 227, 611 –, kollegiale 46, 553, 556 –, planwirtschaftliche 278, 648 –, technische 300, 662 –, Wirtschaftspolitik treibende 233, 616  auch: Betriebs-; Erwerbs-; Haushalts-; Partei-; Unternehmens-; Verbands-; Verwaltungsleitung Leiturgie, leiturgisch 273 f., 312 f., 339, 341, 350, 354, 361, 433, 436, 438, 440, 645, 666, 674, 685, 700 f., 702–704, 746 Leiturgiestaat 527 Liebe 152, 178 Liebeskommunismus 361–363, 493, 685 f. Lieferungsgewerbe, unfreies 317

802

Sachregister

Liquidität 372 Literaten 436, 474, 491, 519, 530, 701 Lohn, Löhne 231, 356 f., 376, 418 f., 427, 444, 447, 614, 681 f., 691, 696, 707 f.  auch: Akkord-; Zeitlohn Lohnarbeit, Lohnarbeiter 258, 378, 391 f., 634 Lohnfabriken 343 Lohnforderungen 412 Lohngewerbe 349, 673 Lohnwerk 319, 342, 351, 365, 666, 675, 746 Lohnwerkstattbetriebe 343, 667 Los 544, 573, 580  auch: Landlos Luxusbedürfnisse, höfische 332 lytrisch  Politik, lytrische; Verwaltung, lytrische Macht, Mächte 210 f., 289, 380, 449, 655 – Begriff 50 –, ökonomische 451 –, politische 252, 586, 629 –, rational revolutionierende 441, 705 –, soziale 530  auch: Alltags-; Kapital-; Kredit-; Markt-; Militär-; Verfügungs-; Vertretungsmacht Machterlangung 566, 716 Machtinteresse 405, 518, 571, 578 Machtkämpfe 442, 706 Machtkonstellation, Machtlage 61, 261, 286, 336, 637, 653 –, ökonomische 269, 642 Machtspruch, diktatorischer 279, 649 Machtstellung 465 –, autoritäre 451 –, ökonomische 688 Mafia 430, 698 Magie, magisch 249, 627 Magistrat, Magistraturen 560, 712, 746 –, legitime 544 –, römische 500, 544 f., 555 f., 563, 714 Majoritätsabstimmungen 500 Makler 366

Mameluken, Mamelukenherrschaft 435, 479, 480, 524, 527, 701, 746 Mandat, Mandatare –, freies 46 –, gebundenes 581, 583 –, imperatives 46, 574, 580, 581, 584 Männerhaus 361, 430, 482, 504, 525 f., 685, 698, 747 Manufakturen 318, 332, 435 Mark, Marken 230, 614 Mark Banco  Bankogeld Markgemeinschaft 202, 346, 353, 670, 678, 747 Markgenossenschaft 200, 230, 233, 579, 614, 747 Markt 195, 197 f., 200, 248–251, 262, 266, 272, 297, 301, 336, 368, 447, 626–628, 637, 640, 644, 660, 662 –, freier 181 – Ordnung des 192 – Soziologie des 245, 624 –, städtischer 676  auch: Arbeits-; Geld-; Kapital-; Sklavenmarkt Marktaustausch 177 Marktbeziehungen 54, 71, 94, 199 – Hauptformen der 345–355, 669–680 Marktbildung 297, 660 Marktchancen 254, 272, 284, 286, 288, 336, 339 f., 349, 352, 360, 381 f., 631, 644, 652–654, 672, 676 f., 684 Marktdetailhandel 368 Markterweiterung 335 Markterwerbsbetrieb 272, 644 Markterwerbschancen 438 Marktfreiheit 248–250, 286 f., 294, 375, 626–628, 653, 658 – Beschränkung der 313  auch: Kartell Marktfreiheitsinteressenten 250, 628 Marktgängigkeit, marktgängig 232, 248–250, 261, 294, 615, 626–628, 636, 658 Marktgemeinschaft 52 Marktgewinnchancen 232, 614

Sachregister Marktinteressenten 181, 249, 294, 425, 627, 658, 695 marktirrational 438, 703 Marktkampf 61, 286, 653 Marktlage 245, 248–250, 252, 258 f., 273, 294, 339 f., 624, 626–628, 630, 635, 644, 658 Marktmacht 271, 338, 643 Marktordnung 248, 626 marktorientiert 272, 335, 411, 414, 437–439, 599, 644, 702–704 Marktregulierung 248–251, 626–628 –, irrationale 250, 628 –, konventionale 248, 626 –, rechtliche 248, 626 –, traditionale 248 f., 626 f. –, voluntaristische 248, 250, 626, 628 Marxismus, marxistisch 292, 657  auch: Austromarxismus Maschinen 301, 307 f., 325, 662 Masse, Massen 173–175, 193, 247, 381, 443, 534, 555, 559, 588, 625, 706, 711 – Hingabe der 538 f., 558, 711 Massenbedingtheit 173 f. Massenbetrachtung, soziologische 156 Massenbetrieb, Massenwirtschaft 280, 282, 649, 651 Massendemokratie 76, 467 Masseneinkommen 247, 625 Massengehorsam 211 Massengüter 357, 681 Massenhandeln 49 Masseninteressen 247, 625 Massenkulturen, landwirtschaftliche 377 Massenmärkte 299, 661 Massenorganisation, kommunistische 363, 686 Massenproduktion 249, 627 Massenpsychologie, massenpsychologisch 173 Massenstaaten 555, 559, 712 Massenverbände 466, 559, 581, 711 Massenversorgung 280, 649 Massenverwaltung 464 f., 509 Materialismus, historischer 21

803

Maximen 179, 183 Mäzenatentum, mäzenatisch 361, 429, 493, 496, 503, 506, 571, 698 Mehrheitspartei 582 Mehrheitsprinzip (bei kollegialen Behörden) 544, 556 Menschenbesitzrenten 445, 447, 707 Menschengruppe 225 f., 251, 279–281, 295 f., 340, 421, 433, 610 f., 628, 649 f., 659, 693, 700 Menschenkapitalrisiko 376 Menschenrechte 151 Menschenrentner 593 f. Mercadanza (der Zünfte) 552, 554, 556, 589, 747 Merkantilismus, merkantilistisch 302, 663 Merowinger 532 merx peculiaris 317 Messe, Messhandel 368 Metall – als Geldstoff (monetär) 237, 386, 390, 395–397, 404, 413 f., 424, 619, 694 f. – als Rohstoff (außermonetär) 386, 392, 395, 417, 690  auch: Währungsmetall Metallbarren 242, 275, 397, 401 f., 622, 646 Metallgeld, Metallwährung 382–400, 402, 404, 410 f., 416 f., 425, 690, 695 Metallindustrie, Solinger 311 Methode –, individualistische 36, 56, 167 –, rationalistische 152 –, universalistische 166 Methodenstreit (Nationalökonomie) 33 Miete, Mieter 231, 319, 376, 378, 447, 614, 708 Militärdienst 436, 701  auch: Heeresdienst Militärherrlichkeit 517 Militärmacht 555 Militärpfründe, Militärpfründner 479, 482, 520 Militärstab 476

804

Sachregister

Mindestpreis 249, 405, 422, 627, 693 „minima socialia” 2 Minister, Ministerien 18 f., 457,461, 465, 549, 559, 585, 711 Ministerialen 461, 470, 473, 519, 530, 532, 747 –, okzidentale 526 –, orientalische 482, 526 Ministerialenpfründe 521 Ministerialenverband 202, 320, 480 Ministerpräsident 553, 559, 561, 712 f. Mischtypen 42, 94 Mitbestimmungsrecht 334, 442, 705 Mittel, Mittelverwendung (Technik) 219–221, 607  auch: Beschaffungs-, Produktionsmittel Mittel und Zweck 153, 168, 175 f., 181 Mittelalter, mittelalterlich 199, 208, 212, 233, 243, 282, 298, 305, 312 f., 315–317, 320, 329, 331, 340, 387, 396, 434, 439, 473, 481 f., 484, 490 f., 501, 506, 512, 514, 543, 552, 554, 556, 591, 616, 622, 650, 660, 679, 701, 704 –, chinesisches 522 –, frühes/Frühmittelalter 257, 317, 322, 325, 329, 434, 575, 634, 701 –, okzidentales 355, 358, 516, 519, 581 –, spätes 580 Mittel(stands)klassen 51, 594, 596 Mjestnitschestwo (mestničestvo) 505 Mode 174, 180 Mogul-Herrschaft 483, 520, 523 Monarch, Monarchie 462, 528, 563, 585, 714 –, konstitutionelle 585 –, moderne okzidentale 550 –, parlamentarische 585 Mönchsgemeinschaften 199, 361, 685 Mönchsverbände 201 f. Mönchtum, griechisches 454  auch: Bettelmönchtum Monokratie, monokratisch 46, 459, 462, 543 f., 553, 561, 565, 582, 713, 715 – technische Überlegenheit der 559, 712

Monometallismus, monometallisch 396, 400 Monopole, Monopolisten, monopolistisch 250, 279, 286, 292, 334, 366 f., 369, 374, 382, 428, 433, 447, 486 f., 628, 649, 653, 657, 677, 697, 700, 708 –, appropriierte 446, 708 – des legitimen Zwangs 212 –, frühkapitalistische 250, 628 –, fürstliche 250, 627 –, herrschaftliches 676 –, rationale 286, 653 –, rechtlich garantierte 248, 626 –, voluntaristische 249, 627 Monopolbann 330 Monopolgewerbe, fürstliche 440, 704 Monopolisierung 198, 593, 595 – der Geldbetriebsmittel 352, 676 – der Marktkenntnis 352, 677 – des Geldmetalls 391 – von Chancen 295, 593, 658 Monopolrechte 434, 701 Monopolschutz 436, 702 Montanismus 502 Mormonen 491 Moskau 572 Motivationsverkettungen 37 Motivationsverstehen, rationales 155 Motivationszusammenhang, verständlich deutbarer 154 Motive (des Handelns, Sichverhaltens) 38, 157, 159, 183, 201 –, affektuelle 175, 449 f. –, außerwirtschaftliche 222, 355, 608, 680 –, ideelle 449 –, materielle 449 f. –, rationale 195 –, wertrationale 195, 449 f. –, zweckrationale 168, 183, 191, 195, 449 „Motivenkampf“ 156 f. Mühlen 329 München 18 f., 23–25, 27, 80 f. Münze, Münzen 237 f., 242, 383, 386, 391, 394 f., 400, 402, 406, 618 f., 622

Sachregister  auch: Gold-; Kupfer-; Silbermünzen Münzbund, lateinischer 396, 416, 690 Münzgewinn 382 Münzherren 396 Münzmetalle 396, 619  auch: Metall (als Geldstoff); Metallgeld Münzordnung, chinesische 399 Münzpolitik –, antik-römische 373 –, chinesische 373 Münzreform, deutsche 383, 396 Münzstätten 397 Muschelgeld 242, 621 Musik, akkordharmonische 6, 10

Nachahmung, reaktive 174 f. Nachbarschaftsverband 69, 247, 327, 346, 625, 669 Nachbarumwelt 197 Nacherleben, emotionales 152 Nachfolgerfrage  Charismaträger, Nachfolgerfrage Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitswirtschaft, nachhaltig 266, 270 f., 284, 338, 639, 642 f., 651 Nachkriegswirtschaft 283 f., 651 Nahrung 313 Nahrungsspielraum, Enge des 226 f., 611  auch: Versorgungsspielraum Nahrungssuche –, primitive 285, 652 –, reaktive 225, 610 Nationalökonomie, nationalökonomisch 13, 22, 24, 33, 169 f., 181, 299, 661 – Methodenstreit der deutschsprachigen 33 –, systematische 56 – und Soziologie 13 f., 33  auch: Historische Schule; Österreichische Schule Naturalabgabe 328, 434, 438 Naturaldeputate 462, 482

805

Naturaldienste 433 Naturaldienstverband 438 Naturalgüter 254, 259, 267, 272, 280, 287, 313, 347, 443 f., 631, 635, 640, 644, 650, 654, 670, 706 f. Naturalleistungen 246, 257, 433, 444, 625, 633, 700, 707  auch: Abgaben Naturalleistungsfinanzierung 522 Naturalleistungsordnung 311 Naturalleistungsverband, grundherrlicher 347 Naturalleistungsverbandswirtschaft 431, 699 Naturalleistungswirtschaft 273, 645 Naturalleiturgien, natural-leiturgisch 311 f., 436, 485, 702 Naturalobligationen 188 Naturalpfründenordnung 274, 646 Naturalrechnung 53, 64, 73, 251, 254 f., 258, 273–285, 288, 628 f., 631, 634, 644–652, 654 – Irrationalität der 278, 648 – Rationalisierung der 283, 651 Naturalrenten 328 Naturaltausch, Naturaltauschwirtschaft 244, 273 f., 623, 645 Naturalwirtschaft 73 f., 273–285, 392, 443, 447, 522, 644–652, 707 –, tauschlose 274 f., 645 f. Naturform und Sozialform 21 Naturmenschen 163 Naturrecht, naturrechtlich 191, 537, 577 Naturvölker 191, 225, 610 Naturwissenschaft, naturwissenschaftlich 160 f., 163, 168 f. Nebenberuf 344, 668 Nebenbetrieb 258, 367, 634 negotiatores 366 Nennbetrag, Nennbeträge 236 f., 617 f. Nepoten-Renten 480 Neues Reich  Ägypten, Neues Reich Neuzeit 440, 506, 580, 704 Nichtbesitzende 288 f., 588, 655 Niederlande 398, 416, 452, 490, 690 Nil, Niltal 275, 434, 646, 701

806

Sachregister

Nivellierung 466 –, soziale 467 –, ständische 467 Nobilität, römische 471, 511, 747 Normannen 561, 713 Norm, Normen, normiert 184, 189, 205, 233 f., 238, 243, 288, 372, 393, 402, 425, 504, 614 f., 619, 622, 655, 695 –, ethische 189 – Vorstellung von geltenden 40 –, wertrational geglaubte 182 Notalgeld 237 f., 389, 392, 396, 400–404, 406, 416 f., 425 f., 618 f., 690, 696 –, provisorisches 395 f.  auch: Geld, notales; Zahlungsmittel, notale Noten  Banknoten; Staatsnoten Notenbanken 372, 393, 401, 407 f., 412, 425, 695 – Insolvenz der 411 f. Novemberrevolution 24  auch: Revolution 1918 Noviziate 504 „nulle terre sans seigneur“ 516 Nutzen-Kosten-Verhältnis 218, 277, 647 Nutzen-Optimum 254, 631 Nutzleistungen 216, 218, 222–225, 227 f., 231, 245, 248 f., 252 f., 263, 428, 443, 608–612, 614, 623 f., 626, 630, 637, 653, 655, 697, 706, 747 – Begehr von 216, 218, 224, 228, 232, 253, 279, 287, 610, 612, 614, 630, 649, 653 –, sachliche 224 f., 609 f.  auch: Gut, Güter – Träger von 224, 230, 234, 294, 609, 613, 616, 658 – Verfügungsgewalt über 224, 228–230, 249, 609, 612 f., 626 – Verwendungsmöglichkeiten von 223 f., 253, 609 f., 630 Nutzleistungsbedürfnisse, staatliche 388 Oberhof 473, 515 Oberlehensherr 515, 518 Objektivationssysteme 33 f.

– als funktionelle Teilsysteme 34 Obödienz  Gehorsam Obrok 317, 747 Obschtschina (russische) 208 Obstruktion, obstruieren 399, 403, 439–441, 529, 568, 704 f., 717, 747 –, gesinnungsmäßige 438, 703 –, ökonomisch irrationale 441, 705 –, präbendale 441, 705 –, ständische 441, 705 –, traditionalistische 322 obstruktional 404, 423, 694, 748 Offenbarungen 494, 499 Offiziere 74, 461–463, 481, 524, 557, 583, 710 Offizierserwerb 345, 669 „ohne Ansehen der Person“ 466 Oikenwirtschaft 63 Oikos, oikenmäßig 271, 273, 295, 309, 312, 320, 350, 354, 363 f., 433, 485, 487, 645, 658, 673, 675, 679, 687, 700, 748 Oktroyierung 190 f., 207 f., 239, 327, 455, 620 Okzident, okzidental 43, 158, 227, 261, 295, 298, 303, 313, 323, 354 f., 358 f., 380 f., 439, 480–482, 485, 489, 500 f., 506, 508, 518–520, 549, 558, 560, 581, 583, 591, 611, 636, 658–660, 663, 678 f., 683, 704, 711–713 –, antiker 303, 663 –, moderner 328 – Sonderentwicklung des 27, 63 Orakel 158, 190 f., 499, 544 Ordnung, Ordnungen 15, 32, 232–236, 238, 442, 529, 615–617, 620, 705 – Begriff der 39, 183 f. –, dauernde 560, 712 –, einander widersprechende 184 –, formale der Wirtschaft 426, 696 –, garantierte 224, 609 – Gelten/Geltung einer 40, 162, 183–189, 191 –, geltensollende 183 –, gesatzte 202 f., 207, 288, 453, 654 –, kapitalistische 465

Sachregister –, legitime/Legitimität der 183, 185 – Legitimitätsgarantie der 185–189 – Legitimitätsgeltung der 189–191 – Neuschöpfung von 190 –, oktroyierte 191, 210, 288, 309, 654 – Orientierung an 184, 193 –, paktierte 191, 288, 309, 654 –, pazifistische 193 –, politische 49 f. – politischer Verbände 439, 604 –, rechtliche 223, 608 –, soziale 38, 49 f. –, sozialistische 301, 465, 662 – Spannung in den 71 – Spannung zwischen den 71 –, statutarische 224, 610 –, traditionale 202 f., 224, 610 –, unpersönliche 453, 456  auch: Eigentums-; Geld-; Gesellschafts-; Kasten-; Markt-; Münz-; Naturalleistungs-; Naturalpfründen-; Rechts-; Regulierungs-; Steuer-; Verbands-; Verbrauchs-; Verwaltungs-; Wirtschaftsordnung Ordnungsverband 52, 233 f., 310, 616 Organisation – der Arbeit 381 – der Wirtschaft 222, 608 –, leiturgische 436, 702  auch: Absatz-; Massen-; Partei-; Verwaltungs-; Wirtschaftsorganisation Organismen 163 organizistische Auffassung 39 Orient 274 f., 318, 353 f., 471, 480, 482, 501, 508, 526, 558, 561, 678 f., 645 f., 711, 713 –, islamischer 471, 520 –, vorderasiatischer 482, 523 Orientierung, Orientiertheit 15 – an Erwerbschancen 245, 290, 292, 379 f., 624, 656 f. – an Gewinnchancen 294, 658 – an Grenznutzen 245, 261, 623, 636 – an Kapitalrechnung 264, 267, 291, 639, 641, 657

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– an Marktchancen 381 f. – an Marktlagen 273, 294, 339, 644, 658 – an Preischancen 263, 638 – an Rentabilitätschancen 379 –, autonome 290, 313, 339, 656 –, erwerbswirtschaftliche 313 –, exodromische 419 f., 692 –, hauswirtschaftliche 313 f. –, kapitalistische 379 f. –, materiale 288, 654 –, sinnhafte 174 –, traditionale 225, 610 – typologische Behandlung der 15 –, wirtschaftliche 218 f., 222, 225, 245, 608, 610, 623 –, zweckrationale 225, 610  auch: Erwerbs-; Handlungsorientierung; marktorientiert; Wertorientierung; sowie die Einträge zu: Handeln; Sichverhalten; Wirtschaften Osmanisches Reich 470 f., 501, 521, 558, 711 Ostasien 353, 423, 678, 694 Österreich 57, 354, 403, 412, 415 f., 418, 426, 678, 690 f., 695 Österreichische Schule der Nationalökonomie 20 f., 32, 56 f., 61 Osteuropa  Europa Pacht, Pächter 231, 328, 353, 376, 614, 678 –, kapitalistischer 328  auch: Amts-; Steuerpacht Pachtbetrieb, Pachtwirtschaft 348, 378, 672 Pankartellismus 291, 657 pantopolisch 390, 420, 424, 692, 695, 748 Papier, Papierherstellung 417 f., 423, 425, 690 f., 694 f. Papiergeld 373, 384, 386, 397, 399–403, 413 f., 417 f., 422 f., 619, 690 f., 693 –, autogenes, autogenisches 403 f., 410, 412, 416–418, 422, 690 f., 693, 739

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Sachregister

–, uneinlösliches 401  auch: Geld, notales Papiergeldwährung, Papierwährung 396, 403 f., 406–413, 417, 420, 425 f., 690, 695 papieroplatisch 413, 415 Papst 510, 553 Paraguay 362, 686 Parallelwährung 386, 396  auch: Bimetallismus Pariagewerbe 325 Parlamente, parlamentarisch 550, 560, 582 f., 585, 587, 713 –, englisches 584 Parlamentarismus –, führerloser 553 –, kollegial verwalteter 565, 715 Parteianhängerschaften 566, 716 Parteibeamte, Parteibeamtentum 461, 507, 539, 558, 572, 711 Parteibetrieb 461, 571 Partei-Boß 565, 715, 748 Parteien 45, 49, 214, 457, 459, 507, 553, 558, 566–573, 578, 587–589, 591, 711, 716–718 – als Dauergebilde 578 – als Dauerorganisationen 573 –, amerikanische 568, 570 – Begriff 566 f., 716 f. –, bürgerliche 571 – Bürokratisierung der 587 –, charismatische 45, 567, 717 –, deutsche 572 –, formal-legal organisierte 45, 567, 717 –, interverbandliche 566, 569, 716 –, legale 567, 717 –, moderne 570 –, nicht bürokratisierte 577 –, politische 212, 577 –, radikale 573 –, rationale 568, 717 –, ständische 566, 587, 716 –, traditionalistische 45, 567, 717 – voluntaristischer Charakter der 569–571, 582  auch: Mehrheitsparteien

Parteifinanzen, Parteifinanzierung 379, 568, 572 f. Parteiführer, Parteiführertum 379, 533, 546, 571 –, charismatische 495 Parteiherrschaft 582 Parteikartelle 566, 716 Parteikoalitionen 556 Parteileiter, Parteileitung 567, 582, 717 Parteimaschine 572, 587 Parteimäzenaten, -mäzenatentum 565 f., 568, 571 f., 715, 717 Parteiministerien 459 Parteiorganisation 567 f., 571, 717 f. –, plebiszitäre 47 Parteiregierung 583 Parteiverband 498 Parteiversammlung 200 Parteivertrauensmännerschaft 498 Parteiverwaltung 565, 715 Parteiwesen, Kritik am 571 Patente 446, 708 patres (Rom) 547, 748 Patriarchalismus, patriarchalisch 42 f., 357, 488, 682 –, primärer 43, 475 f. –, reiner 479 patrimonial 42, 51, 170, 470 f., 476 f., 481, 487, 489, 516, 522, 524, 526, 532, 548 f.  auch: extrapatrimonial; Herrschaft, patrimoniale Patrimonialbeamtenstaat 511 Patrimonialbürokratie 461 Patrimonialherr 479, 489 Patrimonialherrschaft 476, 483 Patrimonialisierung 505 f. Patrimonialismus 43, 471, 476, 479, 485 f., 488 –, hierokratisch orientierter 489 –, reiner 479, 514 –, ständischer 479 Patrimonialstaaten 471, 484, 488, 490, 558, 563, 711, 714 Patronagepartei 45, 566, 570 f., 716 peculium 317

Sachregister Pedigree-Studien 512 Peiraieus 331 pensatorisch 236, 238 f., 242, 371, 402, 618–620, 622, 748 Persien, Perser 158, 558, 711 Perspektive, universalhistorische 15 Pfründe, Pfründner 313, 462, 473 f., 481–483, 502, 504, 506 f., 513, 521, 524, 526, 529, 582, 591, 748  auch: Bettel-; Militärpfründe; Präbende; Steuerpfründe; Verpfründung Pfründenfeudalismus 43, 513, 520–525 Pfründenverlehnung 524 Pharao, pharaonisch 294, 317, 364, 479, 658, 687 Phratrie 552, 556, 748 Phyle 552, 556, 748 Physisches und Psychisches 169 Pietät, Pietätsbeziehung, Pietätsverhältnis 152, 176, 178 f., 470 Pietätsempfinden 285, 652 Pietätsverband 468 Plan, planmäßig 229, 250, 274, 291, 300, 374, 408, 419, 428, 613, 628, 646, 657, 662, 692, 697 – Aufstellung eines 278, 648  auch: Haushaltsplan Plantage, Plantagenwirtschaft 328, 348, 354, 671, 678 –, antik-karthagische 328, 377 –, koloniale 328, 377, 379 –, nordamerikanische 328, 377 –, römische 328, 377 Planwirtschaft, planwirtschaftlich 221, 278, 286, 288–295, 409, 413, 443, 607, 648, 653–658 – Begriff 278, 291, 648, 656 –, haushaltsmäßige 291, 657 –, rationale 278, 648 Plebejer 495, 536 Plebiszit, plebiszitär 76, 534, 568, 591  auch: Führer, plebiszitärer; Herrschaft, plebiszitäre Plurametallismus, plurametallistisch 386, 395 f., 400, 413, 748

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Plutokratie 572, 586 Plutokratisierung 466 pneumatisch 170, 195, 748 Polen 354, 678 Polis-Feudalismus 525 Politik – Betrieb der 567, 588, 591, 717 –, exodromische 419, 692 – Finanzierung der 380 –, lytrische 373, 405–409, 413–415, 420 f., 426, 689, 692, 695, 746 –, merkantilistische 302, 663 – Ökonomisierung der 591 –, rationale 219 –, staatliche 233, 555, 559, 616, 712  auch: Devisen-; Diskont-; Finanz-; Geld-; Goldankaufs-; Handels-; Inflations-; Kurs-; Münz-; Preis-; Schul-; Spekulations-; Territorial-; Volkswirtschafts-; Wirtschaftspolitik „poor white trash“ 595 Postulate –, ethische 280, 650 –, materiale 287, 653 –, wertende 251 f., 628 f. Präbendalismus, Präbendalisierung 481, 505, 507, 511 f., 525 Präbende 431, 699, 749 Praetor, Prätor 540, 544, 563, 749 Präfektensystem (französisches) 537 Prägestätte 397 Prägung, Ausprägung (von Geld und Metall) 390–392, 398 f., 406, 695 –, freie 392, 425  auch: Münze; Silberprägung: Währungsmetall Präjudiz 469, 749 Präsident, Präsidentschaft 546 –, plebiszitärer 459, 583 Präsidentschaftskandidaten 568 Präsidialregierung, plebiszitäre 46 Prätorianer 452, 749 Präzedenzien 469, 473, 749 Preis, Preise 243, 257, 263, 291, 389, 622, 634, 638, 657

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Sachregister

– als Kampf- und Kompromißprodukte 286, 653 –, effektive 280, 282, 291, 650 f., 657 –, inflationär bedingte 418–421, 423, 691–694 –, traditionale 257, 634  auch: Mindestpreis Preischancen 255, 262 f., 632, 637 f. Preisevolutionen, preisevolutionär 420 f., 692 f. Preiskampf 198, 248, 262, 626, 637 Preiskartelle 249, 627 Preispolitik 75, 420, 422, 693 Preisregulierung 248 f., 422, 626 f., 693 Preisrelation 388, 420, 423, 694 Preisrevolution, preisrevolutionär 420 f., 692 f. – des 16. Jahrhunderts 58, 298, 660 Preissperrung 395 Preissteigerung, inflationäre 418 f., 691 Preistaxen 235, 616 Preistheorie 58 Preisumgestaltung, Preisverschiebung 389, 421, 424, 693 f. Preiswerk, Preiswerker 324, 342 f., 351, 365, 666 f., 675, 749 Premierminister 544 Prestige 183, 201, 528, 568 –, ständisches 549  auch: Schätzung, soziale und ständische Prestigechancen 341, 665 Prestigeglauben 528 Prestigeinteressen 341, 405, 665 –, ständische 180 Preußen 462, 546, 559, 564, 712, 715 Primogeniturerbrecht 501 „primus inter pares“ 544 Privatbetriebe 457, 460 Privatbürokratie 462 Privatrecht 209 Privatwirtschaft 222, 437, 608  auch: Wirtschaft, als Einzelwirtschaft Privatwirtschaftslehre 265

Privilegien, Privilegierte, privilegiert, Privilegierung, privilegierend 289, 352, 361, 393, 401, 433, 436, 438, 478, 484 f., 488, 505, 550, 558 f., 564, 580, 594, 598 f., 655, 677, 685, 700 f., 703, 711, 714 – durch Besitz und Bildung 596 –, ständische 433, 526, 542, 549, 593 –, negative 527, 553, 594, 596 –, positive 553, 593 f., 595 f. „Problemverschlingungen“ 151, 159 Produkte, Standardisierung der 360 Produktion 228, 230, 253, 261, 275 f., 279, 351, 353, 392, 612 f., 630, 637, 646–649, 675, 677  auch: Beschaffung Produktionseinschränkungen 282, 650 Produktionsfaktoren, Faktoren 280, 649 Produktionsmittel 275, 282, 646, 650  auch: Beschaffungsmittel Produktionsplan 443 Produktionsprozeß 275 f., 646 f. Produktivgenossenschaft, produktivgenossenschaftlich 271, 330, 325, 335, 365, 643 Produzenten 263, 368, 638 Profitchance 419 Proletariat, Proletarier 47, 586 f., 591, 594, 596 Propheten 158, 190, 490, 492–496 Proporz 552, 557 Protestantismus, asketischer 11, 21, 59, 63 provisorisches Geld  Geld, provisorisches Psychologie, psychisch, psychologisch 13, 57, 157, 168 f., 217 –, verstehende 169 Psychologismus 32 psycho-physiologisch 153 Psychophysisches 149 Ptolemäer, ptolemäisch 295, 440, 487, 526, 658, 704, 749 Puritaner 202 Puritanische Revolution 503

Sachregister Quäker 503, 749 Quantitätstheorie 240, 426, 496, 696 Rache 155, 172, 176, 204  auch: Blutrache Rassen, Rassen-Merkmal 154, 196 Rat, Räte 212, 555, 589 – der Offiziere 557, 710 – der Volksbeauftragten 531, 543 – der Volkskommissare 548, 555 –, proletarische 590  auch: Arbeiter– und Soldatenräte „Rat der Elf“ 548 „Rat der Zehn“ 554 Räte-Diktaturen 463 Rätegedanke, Rätemodell 75 f. Räterepublik 565, 581, 715 –, bayerische 25, 452, 541 –, ungarische 548 Räterevolution 540, 557, 565 Rätestaat 588 Räteverfassung 75 „Räte von Haus aus“ 550 Rationales 152 – Maßstab des 220 Rationalisierung 59 f.,182, 225–227, 610 f. –, bürokratische 531 –, fiskalisch-sozialistische 227, 611 –, formale 587  auch: Wertrationalisierung; sowie die Einträge zu: Charisma; Erwerbswirtschaft; Handeln; Herrschaft: Naturalrechnung; Verbandsbeziehungen; Wirtschaft; Wirtschaften Rationalisierungsprozesse 71 Rationalismus, rationalistisch 152, 167 –, moderner okzidentaler 63, 68 –, ökonomischer 11, 64 Rationalität 246 f., 284, 414, 538 f., 625, 651 –, formale 59, 64, 251 f., 285, 290, 303, 338, 414, 425, 465, 628 f., 652, 656, 663, 695 f. –, formale und rationale 64, 71, 285–287, 290, 465, 652–654, 656

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– Grade der 370 –, materiale 59, 251 f., 283, 287, 290, 414, 465, 467, 628 f., 651, 653, 656 –, rechnungsmäßige 290, 656 –, technische 219–222, 321, 336, 607 –, verkehrswirtschaftliche 425  auch: Kapitalrechnung, Rationalität der Rationalitätsfall 228, 246 f., 612, 625 Rationalitätsgesichtspunkte, materiale 281, 650 Rationalitätsgrad 220 Rationalitätsgrenze 278, 648 Rationalitätsmaßstab 287, 654 Rationierung, rationiert 285, 291, 405, 652, 657 –, kriegswirtschaftliche 250, 627 –, teuerungspolitische 250, 627  auch: Entgeltrationierung; sowie die Einträge zu: Beschaffung; Konsum; Verbrauch Rationierungssozialismus 291 f., 657 Ratsbehörde –, antike 552 –, kollegiale 556 Ratskörperschaften 558, 711 Ratspatriziat 577 Räubergemeinschaft, Räuberstaat 362, 430, 685, 698 Raubkriege 218 Realität, historische 528 f. Rechenhaftigkeit 285, 422, 652, 693 – Entwicklung der 242, 622 –, formale 251, 629 Rechnung, Berechnung 236, 251–254, 258, 262, 267–290, 330 f., 360, 617, 629–631, 634, 637, 640–656, 685 –, eigene 331, 367 –, laufende 371  auch: Geld-; Haushalts-; Kapital-; Natural-; Rentabilitätsrechnung Rechnungseinheit 243, 402, 622 Rechnungsperiode 253, 259, 630, 635 Recht, rechtlich 40, 180, 186–189, 191, 222, 230, 235 f., 238, 241, 248, 257, 261, 317, 319, 346 f., 366, 374, 395,

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Sachregister

401, 442, 608, 613, 617, 620 f., 626, 633, 636, 670 f., 705 –, bürgerliches 205 –, formales 540 –, formal rationales 376, 393 – Formalisierung des 538 –, frühmittelalterliches 257, 634 –, gesatztes 191, 455 f. –, hierokratisch garantiertes 188 –, kanonisches 472, 520 –, legales 533 – Legalisierung des 538 –, offenbartes 191 –, öffentliches 209 –, rational orientiertes 455 –, römisches 472, 520 –, traditionales 191, 469, 473, 547 –, vulgärrömisches 257, 634  auch: Abbau-; Abberufungs-; Aktien-; Bann-; Genossen-; Gewalt-; Herren-; Herrschafts-; Hof-; Holzungs-; Interzessions-; Menschen-; Mitbestimmungs-; Monopol-; Natur-; Privat-; Realgewerbe-; Renten-; Veto-; Völker-; Wahl-; Währungs-; Weiderecht „Recht am Amt“ 315 f., 458 Rechte 198 –, appropriierte 580  auch: Appropriation der Rechte – Kommerzialisierung von 374 Rechtsentscheidung 188 f. Rechtsgarantie 187 Rechtsgehorsam 456 Rechtsgenossen 199, 201, 203 Rechtsordnung 48, 50, 214, 230, 243, 376, 404, 586, 613, 622 Rechtspflege 359, 437, 684, 702 Rechtsprechung 205 Rechtsregeln 456 Rechtssatz 188 f. Rechtsschöpfungen 494 Rechtssoziologie 19, 24, 30, 55, 69 – als empirische Disziplin 55  auch: Weber, Max (Personenregister), WuG/Rechtssoziologie

Rechtsstaat 233, 373, 616 –, absoluter 209 –, reiner 209 Rechtsweisungen, charismatische 533 Rechtswissenschaft 13, 31, 55 – als dogmatische Disziplin 55 –, formale 540 Rechtszwang 187, 219, 242, 621 Reedereibetrieb 353, 677 Referendum 583, 585 Regalherren 328 f. Regelmäßigkeiten –, statistische 159 –, unverstehbare 154 Regeln –, generelle des Geschehens 55, 169 –, rationale 170 –, soziologische 159 Regierung –, konstitutionelle 583 –, plebiszitär-repräsentative 583 –, repräsentative 583 Regierungsformen, moderne 46 Regierungsgewalt 204, 207, 212 – Begrenzung der 583 – Legitimierung der 583 Regierungspräsident 462 regiminal 383, 385, 387, 397, 404, 424, 694, 749  auch: Geld, regiminales Regulierung, regulieren, reguliert 230, 232–234, 238, 249 f., 292, 302, 351, 372, 614–616, 619, 627 f., 657, 663  auch: Erwerbs-; Markt-; Preis-; Wirtschaftsregulierung Regulierungsordnung 209, 443, 707 Regulierungsverband 229, 232, 330, 372, 613, 615 Reichswirtschaftsrat 591 Reinertrag, Reinerträge 253, 258, 445, 630, 634, 707 Reinrenten 445, 707 Reklame 272, 286, 644, 653 Rektor (von Universitäten) 578 Relation, intervalutarische  Kurs, intervalutarischer

Sachregister Religion, Religiosität, religiös 10 f., 40, 185 Religionssoziologie 19, 30, 47, 69 –, entwicklungsgeschichtlich ausgerichtete 59 –, systematische 20 –, vergleichende 59  auch: Weber, Max (Personenregister), WuG/Religionssoziologie Religionssystematik 13, 20 Rentabilität 57, 59, 260–266, 268 f., 272, 279, 281 f., 338, 356, 414, 635–639, 641 f., 644, 649–651, 681, 749 f. – Begriff 268, 641 Rentabilitätschance 260 f., 264, 379, 636, 639 Rentabilitätsgewinnanteile 446, 708 Rentabilitätskapitalismus 63 Rentabilitätsoptimum 271, 643 Rentabilitätsorientiertheit 282 Rentabilitätsrechnung 262, 264, 276, 280, 637, 639, 647, 649 Renten, Rentner, Rentnertum 271 f., 300, 323, 338, 351, 420, 427, 445–447, 496 f., 521, 576, 593, 643, 661, 675, 696, 707 f.  auch: Grund-; Naturalrente Rentenanlage 419 Rentenbesitzer, Rentenempfänger 323 Rentenchancen 281, 298, 364, 650, 660 Rentengrundherrschaft 328, 353 Rentenpapiere 364, 381, 687 Rentenquelle 316 f., 321, 323, 326, 329–331, 348, 350–352, 354, 364, 671, 674 f., 677, 679, 687 Rentenrecht 317 Repartition, repartieren 511, 525, 556 f., 750 Repräsentantenkörperschaften 587 Repräsentantenverwaltung 579–591 – und Wirtschaft 586 f. Repräsentation, Repräsentanten 46, 579–591 –, appropriierte 579 f. – Begriff 579 – durch Interessenvertreter 587–591

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–, freie 581–583, 586 –, gebundene 46, 580 –, parlamentarische 47, 552, 581, 591 –, rationale 47, 591 –, ständische (eigenrechtliche) 580 Repräsentativkörperschaften 582, 586, 588 –, berufsständische 591 –, revolutionäre 590 Repräsentativparlamente 583 Repressalie 204 Republik 72, 528  auch: Räte-; Sowjetrepublik Repudiation, repudiieren 393, 423, 694, 750 Requisitionskommunismus 362, 685 f. Reservefonds, intervalutarischer 398 Revolution, Revolutionäre 69, 194, 213, 464, 532, 538, 557, 710 –, antike 535 –, charismatische 496, 513, 528 –, deutsche 540 –, moderne 44, 535 –, soziale 427, 696 –, traditionalistische 44, 469 f.  auch: Französische; Puritanische; Russische Revolution Revolution 1918 72, 360, 452, 458, 463, 491, 508, 530 f., 543, 547 f., 552, 590, 684 Revolutionsfinanzierung 379 Revolutionsgerichte, -tribunale 537, 539 f., 541 Revolutionsregierung 23 Richter 458 Richtigkeitstypus 31 Risiko 260, 289, 359, 368, 370, 635, 655 f., 684  auch: Eigen-; Kapital-; Versorgungsrisiko Risiko-Vergesellschaftung 330, 351, 675 Ritter 482 Ritterheer 522 Ritterlehen 249, 627 Ritterstand 439, 704 Robott 312, 434 f., 701, 750

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Sachregister

Rodung 230, 323, 326 Rohstoffe 276, 279, 307, 316, 318, 325, 332, 335, 342, 349, 351 f., 363, 417, 647, 649, 666, 673, 675, 686, 690 Rom, Römisches Reich, römisch 317 f., 500, 508 f., 525, 535, 540, 543 f., 545, 547, 554 f., 562 f., 713 f. –, antik-römisch 373 –, karthagisch-römisch 354, 678 –, republikanisches 500, 510, 544, 556, 563 –, spätes 380, 434, 436, 487, 701 Rücklagen 277, 647 Rumänien, rumänisch 524 Rupie 398 Rußland, russisch 208, 298, 317 f., 353 f., 359, 377, 403, 412, 417, 487, 505, 532, 547, 548, 555, 559, 572, 581, 588, 660, 678 f., 684, 690, 711 Russische Revolution 1917 572 Sachgüter  Gut, Güter Sachsengänger 343, 667 Sachsenspiegel 515 Salbung 502 Salon 451 Samurai 482, 521, 526, 750 Satrapenkampf 559, 711 Satzung, Satzungen, Satzungsgebundenheit 46, 191, 214, 528, 542 f., 545 –, positive 190 –, traditionswidrige 547 Schamanen 491 Schätzung –, materiale 237, 388, 618 –, rationale 254, 631 –, soziale 576, 598 –, ständische 599 Scheich (Schech) 476, 508, 579 Scheidegeld 393, 400, 417, 690, 750 Schichten 250, 405, 428, 628, 697 –, militaristische 526 –, negativ privilegierte 553 –, nicht privilegierte 580 –, positiv privilegierte 553 –, ständisch qualifizierte 477 f.

Schließung  Beziehungen, soziale, offene und geschlossene Schiffbau, genossenschaftlicher 351, 675 Schifferzünfte 351, 676 Schiffsbesitz, Schiffsbesitzer 330, 350 f., 675 Schiffsparten 330, 352, 676, 750 Schlagschatz 382, 392, 750 Schlagschatzinteressen 396 Schnitter 305, 342, 666, 750 Schofetim 499 Schulden, Schuldner 239, 242, 244, 257, 378, 387 f., 426, 620 f., 623, 634, 696  auch: Außenschuld; Darlehen; Kriegs-; Tributschulden Schuldverknechtung 451, 595 Schule, Schulherrschaft 206, 452 f. Schulung 335, 340 f., 665 Schulpolitik 212 Schweden 412 Schweiz, Schweizer, schweizerisch 76, 416, 547, 552, 554, 557, 574, 577, 585, 690, 710 f. Schwerindustrie 565, 572, 715 Schwyz 574 Seehandlung 435, 701 Seeschiffahrt 330, 350, 352, 675 f. Sekten 187, 199 f., 202, 210, 215, 430, 507, 511, 570, 579, 698 –, rationale 195 Sektengemeinschaften 361, 685 Sektenverbände 202 Selbstequipierung  Heer, selbstequipiertes Selbstverwaltung 578 Seldschuken 523 f. Seltenheit, Seltenheitswertschätzung 220, 243, 607, 622 Senat, römischer 545, 554, 562, 713 Senatsherrschaft 558, 711 Sendungsgebundenheit 46 Sezessionsstaaten, nordamerikanische 384 Shogun 519, 750 Sichverhalten 152, 158, 173, 177, 193

Sachregister –, affektuales 175 –, reaktives 149 –, soziologisch relevantes 149, 154 Signorie, Signoren 554, 561, 713, 750 Silber, silbern 275, 386 f., 390, 398, 403 f., 406, 411, 416 f., 422–424, 646, 690, 694 Silberkampagne 422, 694 Silbermünzen 416, 423, 690, 694 Silberprägung, Einstellung der 385, 396 Silbersperrgeld 406, 408 Silberwährung, Silberverkehrsgeldwährung 394, 396 „sine ira et studio“ 466 Sinn, Sinngehalt 149 –, durchschnittlich gemeinter 155 f., 177 –, gemeinter 148, 153, 155, 172, 179, 216, 218 f. – Halbbewußtheit des 172 –, metaphysisch „wahrer“ 177 –, normativ „richtiger“ 177 –, objektiver 35 –, objektiv gültiger 148 –, subjektiver 35, 155 –, subjektiv gemeinter 40, 149 – Unbewußtheit des 172 Sinnadäquanz, sinnhaft adäquat 37, 158–160, 170 sinnfremde Vorgänge 153 Sinnzusammenhang 155 f., 159 Sipahi 482, 521, 524, 751 Sippe, Sippen 187, 201, 203, 212, 249, 502, 505, 556, 579, 627 Sippenälteste 510 Sippengemeinschaften 347, 670 Sippengenossen 203 Sippengewerbe 363, 686 Sippenhaupt 333 Sippenverband 327, 349, 673 Sippenvergesellschaftung 347, 670 Sippenwirtschaft 346, 353, 670, 678 Sitte 180, 182 f., 186–188, 191, 223 f., 230, 241, 449 f., 608 f., 613, 621 Sizilien 430, 440, 561, 698, 704, 713 Skandinavien 354 Sklaven 223, 258, 310, 317, 322, 331, 348, 350, 364, 377, 445, 451, 461, 470,

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473, 479, 516, 526, 608, 634, 671, 687, 707 Sklavenarbeit 322, 327, 331, 337 Sklavenbesitzer 593 Sklavenbetrieb, Sklavenfabrik 316, 377 Sklavenheere 471, 476, 479, 524 Sklavenkapital 376 Sklavenmarkt 364, 377, 687 Sklaverei, Vollsklaverei 294, 316, 321, 376 f., 658 societas maris 267, 640 Soldaten 164, 209, 432, 435, 539, 557, 700 f., 710 Soldheer 463, 478, 537 Solidarhaft 327, 329, 347, 351, 671, 675 Solidarität, Solidaritätsbeziehungen 177, 179, 202 f., 361, 555, 685 Solidaritätsgenossen 202 Solidaritätsinteresse 555 Solingen 311 sordida munera 436, 701 Sowjetrepublik 292, 463, 557, 581, 588 Sowjets 532 Sozialdemokratie 571 Soziales – Geometrie des 35 – transzendentale Begründung des 21 Sozialform 21 Sozialisierung 72–75, 251, 280, 291 f., 436, 555, 557, 628, 649 f., 657, 702, 711  auch: Vollsozialisierung Sozialismus, Sozialisten, sozialistisch 26, 73 f., 222, 233, 246, 252, 290, 293, 301, 427, 464, 568, 557, 571, 572, 608, 615, 625, 629, 656 f., 662, 696, 711, 717 –, ikarischer 361, 685 –, moderner 537, 539, 569 –, rationaler 292, 465, 657 – rational-planwirtschaftliche Form des 292, 657 –, russischer 293, 657  auch: Betriebsrats-; Gesinnungs-; Rationierungssozialismus Sozialpolitik, sozialpolitisch 249 f., 282, 627, 651 Sozialreform 280, 282, 650 f.

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Sachregister

Soziologie, Soziologen, soziologisch 13, 18 f., 30–33, 53, 62, 84, 149, 160, 169, 184, 189, 222, 231, 239, 243, 261, 269, 272, 285, 297, 299, 387, 400, 434, 440, 444, 465, 608, 614, 620, 622, 636, 641 f., 644, 652, 660 f., 701, 704, 707 –, abstrakte 70 –, allgemeine 15, 19 – als generalisierende Wissenschaft 37 –, antiorganizistische 36 f. –, deutende 162 – der Kulturinhalte 6, 9 f. – des Marktes 245, 624 –, empirische 147, 189 –, formale 35 f. – Kampf gegen die 56 –, konkrete 70 –, nicht-funktionalistische 36 –, organische 24, 162 – und Geschichte/historische Empirie 54, 180, 455, 460 – und Nationalökonomie 13, 33 –, vergleichende 157 –, „verstehende“ 13, 31, 37, 40, 56, 68, 77, 152, 160, 165–168 –, wertfreie 492  auch: Rechts-; Wirtschaftssoziologie Spannungen 71 Sparen 173, 227, 611 Sparta 525, 543, 547, 554 Spartakusbund 72 Spediteure 366 Spekulation, spekulativ 370, 373, 379 f., 438, 703  auch: Gelegenheitsspekulation Spekulationsgewinn, Spekulationsgewinnanteile 446, 708 Spekulationsinteressenten 338 Spekulationspolitik 373 Sperrgeld 237, 387, 390, 397, 400, 406, 410–413, 416, 619, 690, 751 –, akzessorisches 397, 413 –, intervalutarisch orientiertes 397 –, obstruiertes 399 –, partikuläres 398 –, valutarisch tarifiertes 398

Sperrgeldwährung 395 f., 398, 406, 408 Spezialisierung –, berufsmäßige 341–345, 666–669 –, interethnische 325, 349, 673 –, rationale 356  auch: Leistungsspezialisierung spoils system 570 Sportelchancen 471, 530 Sportelinteressen 472 f. Sporteln, Sportelquellen 437, 702, 751 Sprache, Sprachgemeinsamkeit 197, 452 Sprachvergesellschaftung 199 Staat, Staaten, staatlich 40, 161, 177 f., 210, 212 f., 219, 233, 241, 291, 370, 380, 383, 387, 419, 422, 457, 483, 616, 621, 657, 693 – als Beherrscher der Währung in seinem Geldgebiet 387 – als Monopolist der Geldemission 392 – als Zahlungsempfänger und Zahlungsleister 383 – Begriff 214 –, gewaltenteilender 549 –, konstitutioneller 549, 563, 714 – laissez-faire-Staat 373 –, legaler 570 –, moderner 64, 161, 373, 382, 533, 535, 570 –, moderner okzidentaler 463, 520 –, okzidentale 558, 711  auch: Geldabgaben-; Geschlechter-; Handels-; Jesuiten-; Kirchen-; Leiturgie-; Massen-; Patrimonialbeamten-; Patrimonial-; Räuber-; Rechts-; Stadt-; Stände-; Steuerstaat Staatenkonkurrenz 380 Staatenverbände 302, 663 Staatsgläubiger 432, 435, 700 f. Staatskassen  Kassen Staatslehre 23, 28 Staatsnoten, Staatspapiergeld 401 f. Staatspapiere 275, 646 Staatspräsident 461, 557 f. –, gewählter 456 f.

Sachregister Staatsrat 546, 549 f., 562 –, englischer 546 Staatsratssystem 560, 713 Staatsschulden 387 Staatssklaverei 283, 651 Staatssoziologie 19, 23 f., 28, 30, 40, 45, 47, 69  auch: Weber, Max (Personenregister), WuG/Staatssoziologie Staatsverband 205 Staatsverwaltung 389 Staatswissenschaft 19, 22 Stadt, Städte, städtisch 47, 233, 305, 313, 330 f., 341, 489, 616, 665, 676 –, amerikanische 536 –, demokratische 199, 577 –, italienische 575 –, norddeutsche 577 –, okzidentale 17, 520, 591 Stadtbürger 203 Stadtfeudalismus  Polisfeudalismus Stadtkreisbeamtentum 558, 711 „Stadtluft macht frei“ 323 Stadtstaaten, Städtestaaten –, aristokratische 570 –, italienische 535 Stadtwirtschaft 302, 663 Stamm 326, 346, 669 Stammesgewerbe 325, 349, 354, 363, 673, 686 Stand, Stände, ständisch 41, 47, 49, 241, 249–252, 339, 341, 433, 436, 508, 517, 550, 566, 586, 588 f., 591, 621, 627–629, 665, 700–702, 716 – Begriff 599 –, deutsche 551, 580 –, hierokratische 599 –, militaristische 527 –, politische 599 –, privilegierter 436, 584, 701 Ständebildung 530, 599 Ständeentwicklung 47, 591 Stände-Korporationen 520 Ständelage, ständische Lage 71, 516, 587, 598 Standesehre 481

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Standesgemäßheit 460 Ständestaat 551 Ständeverhältnis, modernes 64 Ständeversammlungen 549, 580 Standort, rationaler 279, 648 Statik, statisch (Begriff) 228, 612 Statistik, statistisch 157, 159 f., 226, 282, 284 f., 611, 650–652 – Häufigkeiten 37 –, soziologische 160 – Wahrscheinlichkeit 159 Stauung  Zahlungsmittel Stein-Hardenbergsche Reformen 462 Stereotypierung, traditionale 471 f., 474 Steuer, staatliche 383, 388, 419, 431, 434, 691, 699 f. Steuerleiturgie 436, 701 Steuerordnung 434, 701 Steuerpacht, Steuerpächter 260, 272, 379, 480, 522–524, 636, 644, 751  auch: Abgabenverpachtung Steuerpachtgewinne 445, 707 Steuerpauschale 523 Steuerpfründe 479 Steuerstaat 436, 701 Steuerträger 437, 702 Stiftungen 161, 429, 698 –, byzantinische 331 –, islamische 331 Stinnes-Legien-Abkommen 589 „stirps regia“ 511 Stör 319, 342, 351, 365, 666, 675, 751 St. Petersburg 452, 555 Streik 442, 706 Strukturformen 15, 70 Strukturprinzip –, bürokratisches 42 f. –, vorbürokratisches 42 Stuarts 440, 487, 490, 704, 751 Stückelung, gestückelt 236 f., 239, 243, 417, 617 f., 620, 622, 690 Stufen  Wirtschaftsstufen Stuhlung der Alpenweiden 230, 614 Subinfeudation 515 – Verbot der 518 Sublimierung 175

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Sachregister

Subtypen 42 f., 94 Sultanismus, sultanistisch 43, 476, 486, 489, 522, 559, 712, 751 Symbolverstehen 37 Synoikismus 525, 556, 751 Syssitien, spartiatische 361, 685

Tabu 249, 627 Taika-Edikt 505, 511 Taipingrebellion 384 Taler 384, 398 Talukdar 483, 523, 751 Taoismus 511 Taschi Lama 534, 563, 751 Tausch 172, 195, 219, 229–232, 234, 245, 253, 272, 275, 288, 312 f., 324, 612–616, 624, 630, 644, 646, 654 – Formen des 365–367 –, freier 272, 644 –, friedlicher 202 –, haushaltsmäßiger 259, 312 f., 364, 635, 687 –, indirekter 244, 623 –, interethnischer 325 –, irrationaler 232, 614 –, isolierter 232 –, konventionaler 229, 231, 613 f. –, rationaler 229, 231, 613 f. –, traditionaler 229, 231, 613 f.  auch: Abtausch; Eintausch; Handel; Naturaltausch Tauschbedingungen, Regulierung der 367, 375 f. Tauschbeziehung –, durch Geld vermittelte 64 –, marktgesteuerte 64 Tauschchance 235, 245, 248 f., 288, 425, 617, 624, 626 f., 654, 695 Tauschgewinne 444, 447, 707, 709 Tauschgrenzen 232, 614 Tauschgut 172 Tauschinteressenten 237, 248, 619, 626  auch: Tauschreflektant Tauschkampf 229, 232, 613, 615 Tauschkonkurrent 336

Tauschkonstellation 447 Tauschmittel 235–244, 263, 273, 426, 444, 617–623, 638, 645, 707 –, allgemeines 235, 617 – Definition 235, 388, 617 – formale und materiale Geltung des 235 f., 617 –, naturale 236–238, 618–620 –, pensatorische 242, 622 –, spezifisches 235, 617 Tauschmittelskalen 238, 620 Tauschmittelverband 236, 617 Tauschobjekt 230 f., 235, 241, 248, 614, 617, 621, 626 Tauschpartner 197, 229, 241, 336, 613, 621 Tauschreflektanten 229 f., 248, 250, 263, 613, 626, 628, 638 – Autonomie der 248, 626  auch: Tauschinteressent Tauschverhältnis 235, 246, 617, 624 f. Tauschvertrag 222, 608 Tauschwirtschaft 447  auch: Naturaltauschwirtschaft Tatsachenurteile 33 –, wissenschaftlich fundierte 72 Taylor-System 277, 356, 648, 680 Technik, Techniken 219–222, 225, 607 f., 610 – Abgrenzung gegen Wirtschaft 219–222, 607 f. – Eigengesetzlichkeit der mechanischen 308 – gewerbliche Entwicklung der 340 –, mechanisch rationale 376 –, moderne 274, 645 –, rationale 219 f., 222, 285, 607, 652 – Theorie der 221, 607  auch: Leistungsgliederung, technische Teilpacht 445, 671, 708 Teilpachtbauern 348 Teilnehmerperspektive 38 Tell-el-Amarna-Briefe 231, 614 Tempelwerkstätten 318 Terminhandel 366

Sachregister Territorialwirtschaft, Territorialwirtschaftspolitik 302, 663 Theokratie 48, 563, 714 Theoretiker, rationaler 57 Theorie – der Deutung 37 – der Umwälzungen 532 – der Volkswirtschaftslehre 156 – der wirtschaftlichen Entwicklungsstufen 70 – des Umsturzes 44, 69, 532 –, nationalökonomische 170 –, ökonomische 256, 261, 269, 633, 637, 642 –, reine 156 –, soziologische 53, 93, 223, 400, 609 –, staatliche des Geldes  Geldtheorie  auch: Wirtschaftstheorie Theoriebildung, wirtschaftswissenschaftliche 32 Thesaurierung 244, 623  auch: Wertaufbewahrung Tibet 499, 534 tiers état 551 Tiere 163–165 Tiergesellschaften 164 Tierpsychologie 163 Tiervergesellschaftungen 163 town-ships (nordamerikanische) 76, 574, 577 Tradition, Traditionen 189 f., 279, 468, 475, 543, 545, 547, 649 –, erbliche 341, 665 –, heilige 475 – Sprengung der 528 –, technische 323 traditional 40, 62, 174–176, 183, 193, 195, 199, 205, 224, 229, 231, 248 f., 257, 321, 328, 333, 341, 357, 610, 613 f., 626 f., 634, 665, 682 traditionell 198 Traditionsbindung, Traditionsgebundenheit, traditional gebunden, traditionsgebunden 46, 191, 255 f., 313, 328, 469, 475 f., 485 f., 497, 575, 632 f.

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– Sprengung der 530 Traditionalismus, traditionalistisch 190, 227, 295, 322, 488, 611, 658 Transport, Transportwesen, Transportverfassung 349–355, 367, 672, 674–677, 679 Transportanlagen, Appropriation der 350, 674 Trennung – der Verwaltenden von den Verwaltungsmitteln 458, 460, 462–464, 479, 529, 560, 712 – von Amt und Privattätigkeit 461, 560 – von Amtsverwaltung und privatem Haushalt 562, 713 – von Haushalt und Betrieb 270 f., 288, 300, 376, 378, 562, 643, 654, 662, 713 – von Haushalt und Büro 560, 712 – von Militär- und Zivilgewalt 563, 714 Treue, Treuebeziehung, Treueprinzip 514 f., 517 f., 522 Treuebruch  Felonie Treuepflicht 514 – Nichtgeltung der 518 Tribute, Tributschulden 241 f., 434, 621, 701 Tribun 543 Türkei, türkisch 480, 482, 521, 524 Turnus 544, 547, 573, 577, 580 f. Typen-Begriffe 169 Typisierung, soziologische 65, 69–71, 299, 661 Typologie, typologisch 15, 39, 45 –, soziologische 455, 460 –, systematische 11, 13  auch: Herrschaftstypologie Typus, Typen 38, 93, 152 –, reiner 156, 177  auch: Herrschaft, Typen der; Ideal-; Misch-; Subtypen Tyrannen 535 Überlebenschance, biologische 193 Überwachungsbehörden 553

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Sachregister

Umlaufsmittel 238, 371 f., 385, 411 f., 419, 421, 619, 692, 695, 751 f. – Deckung der 238, 240, 402, 407 f., 425, 619 – einlösliches/Einlösung von 238, 385 f., 410, 619  auch: Geld Umsatzabgaben 432, 700 f. Umsturz, Theorie des 44, 69, 532 Unfreie  Arbeiter, unfreie; Hörige; Sklaven Ungarn 46, 413, 457, 524, 547, 548, 581 Ungleichheit, soziale – Kategorien der 68 – Strukturen der 50 universalhistorische Perspektive 15 Universalstatistik 284, 652 Universitäten 578 Universitätspräsidenten (amerikanische) 578 Unternehmen  Unternehmung Unternehmenseinheit 300, 662 Unternehmenserwerbschancen 373 Unternehmensleiter, Unternehmensleitung 337, 353, 374 f., 678 – Auslese der 334, 337 f., 375 Unternehmer 166, 193, 260 f., 271 f., 300, 335 f., 352, 419, 427, 589 f., 594–597, 635 f., 643 f., 662, 677, 691, 696 – Designierung des 337 Unternehmerhandeln 300, 662 Unternehmergewinne 447, 708 Unternehmerkredit 335, 371 Unternehmerstellung, Verfügung über die 338 Unternehmung 53, 260, 265, 267, 277, 298, 301, 332, 334, 336–338, 353, 371, 374, 636, 639, 641, 647, 660, 662, 678 – Begriff 267, 299 f., 641, 661 f. –, großkapitalistische 462 –, kapitalistische 380, 299, 661 –, rational kapitalistische 382 Unternehmungsanteile 265, 338, 376, 380–382, 639 – Kommerzialisierung von 381 f. Unternehmungsfreiheit 375

Untertanen, Untertanenbeziehung 283, 310, 365, 435, 451, 468, 476, 482, 651, 701 Untervasallen 515, 518 Unversorgtheitsrisiko 59 Urkunde –, babylonische 242, 257, 622, 633 –, (monetär) 237 f., 357, 400–403, 618 f.  auch: Zertifikat Urzustand, wirtschaftlicher 225, 610 Usurpation 210, 432, 478, 481, 524, 700 Utilitarismus, materialer 467 Valutakurs 405, 415, 689, 752 Vasallen 450, 470 f., 474, 507 f., 514 f., 517, 519, 752 –, politische 517 f. Vehme 430, 698 Venedig 548, 554, 556, 558, 711 Veralltäglichung 503  auch: Charisma, Veralltäglichung des Verband, Verbände 15, 34, 38 f., 69, 204–207, 229 f., 232–235, 237 f., 288, 324, 333, 368, 351, 427–441, 455 f., 542, 612–616, 619 f., 654, 675, 696–705 –, außerwirtschaftlich orientierte 312, 428–437, 697–702 –, autokephaler 206, 551 –, autonomer 206, 551 –, autoritär religiöser 362, 686 –, erbcharismatischer 570 –, familialer 474 –, formal-legaler 567, 717 –, genossenschaftlicher 311, 316 f., 324, 330, 350, 365, 673 –, gerontokratischer 575 –, gesatzte 203 –, geschichteter 41 –, geschlossener 230, 321, 324, 330, 341, 433, 614, 665, 700 –, herrschaftlicher 311, 350, 673 –, heterokephaler 206 f. –, heteronomer 206 f. –, hierokratischer 212, 214, 345, 437, 460, 498, 669, 702

Sachregister –, hofrechtlicher 320 f. –, kleiner/Kleinheit des 573, 575 –, kommunistischer 355, 680 –, leiturgischer 273, 433, 645, 700 –, moderne politische 582 –, monopolistischer 381  auch: Kartell –, öffentliche 380 –, ökonomische 199 –, patriarchaler 570, 575 –, patrimonialer 522 –, patrimonialistischer 559, 712 –, politischer 13, 202 f., 212–214, 243, 273, 303, 312, 325, 345, 366, 368, 370, 372, 379, 401, 409, 425, 427–437, 439, 460, 484, 490, 498, 515, 522, 570, 622, 645, 663, 695–702, 704 –, und Wirtschaft 427–429, 496–498 –, rationaler 458, 575 –, regulierende 209, 323, 326  auch: Regulierungsverband –, sozialistische 246, 625 –, städtischer 489 –, ständischer 570 –, voluntaristischer 250, 628 –, wirtschaftender 41, 52, 232 f., 309, 442, 615 f., 705  auch: Wirtschaftsverband –, wirtschaftlich orientierter 232–235, 615 f. –, wirtschaftsregulierender 52, 233–235, 302, 310–313, 326, 339, 442, 615 f., 663, 705 –, zweckrational geschlossener 199  auch: Abgaben-; Arbeiter-; Bauerngemeinde-; Betriebs-; Dorf-; Familien-; Gebiets-; Geld-; Geschlechter-; Guts-; Haushalts-; Haus-; Heeres-; Herrschafts-; Konsumenten-; Ministerialen-; Nachbarschafts-; Naturaldienst-; Naturalleistungs-; Ordnungs-; Partei-; Pietäts-; Sippen-; Staats-; Tauschmittel-; Verwaltungs-; Wirtschafts-; Zahlungsmittelverband

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Verbandsbedarf, Deckung des 428–440, 697–704  auch: Bedarfsdeckung Verbandsbegriff 39 Verbandsbeziehungen, Rationalisierung der 533 Verbandsbildung 292, 657 – Einfluß ökonomischer Interessen auf 440 f. Verbandsformen 347, 670 –, moderne 463 Verbandsgenossen 455 f., 573 Verbandshandeln 204 f., 208 f., 213 f., 232, 428 f., 615, 697 f. Verbandshaushalt 241, 312, 421, 621 Verbandsherrschaft 579 Verbandsleiter, Verbandsleitung 204 f., 425, 428, 440, 442, 459, 566 f., 577, 583, 585, 695, 697, 705, 716 Verbandsordnung 204, 207–209, 229 f., 232, 239, 311, 456, 569 f., 612, 615, 620 –, monopolistische 352, 677 Verbandsspitze 528 Verbandsstab 206, 291, 337, 657 Verbandsverwaltung –, herrschaftsfremde (unmittelbare) 46, 76, 90, 573–578 –, repräsentative (mittelbare) 46 Verbandswirtschaft 291, 428, 431, 656 f., 697, 699  auch: Verband, wirtschaftender Verbandszweck 203 Verbrauch, Rationierung des 229, 613  auch: Konsum Verbrauchsinteressenten 250, 628 Verbrauchsordnungen, ständische 250, 627 Verbrauchsregulierungen 375 Verbrauchsversorgung 593 Verbrüderung 514, 522 Verein, Vereine 39, 210 – als wirtschaftender Verband 233, 615 –, politischer 213  auch: Gesinnungs-; Konsum-; Zweckverein

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Sachregister

Vereinbarung 190 –, freie 207 f. –, rationale 195 Vereinigte Staaten von Amerika 354, 399, 413, 422, 512, 534, 536–538, 541, 546, 565, 568 f., 574, 577 f., 585, 678, 680, 693, 715 – Nordamerika 328, 377 – Südstaaten der 354, 595, 678 Verfassung 207 f., 680 – Reform der deutschen 47  auch: Weimarer Reichsverfassung Verfügungsgewalt 173, 192, 216, 219, 222–224, 228–230, 234, 245 f., 248–250, 252, 257, 263, 266, 269, 271, 335, 365–367, 443, 445, 516, 592, 608–610, 612 f., 616, 623 f., 626–628, 630, 633, 638, 640 f., 643, 706 f. – Autonomie der 294, 658 – Begriff 223, 608 – Erwerb der 228, 612 –, fremde 230, 613 – Ordnung, rechtliche der 223, 608 – Verteilung der 222, 608 Vergemeinschaftung 2, 17, 39, 194–196, 199, 204, 556 –, außeralltägliche 363, 686 –, außerwirtschaftlich orientierte 363 –, emotionale 493 –, militaristische 363, 686  auch: Leistungsvergemeinschaftung Vergesellschaftung 2, 17, 34 f., 39, 49, 195–197, 199, 204, 207, 229, 529, 532, 550, 556, 566, 568–570, 592, 612, 716 – Formen der 34 –, verkehrswirtschaftliche 294, 658 –, wirtschaftliche 295 f., 659  auch: Leistungs-; Risiko-; Sippen-; Sprach-; Tiervergesellschaftung Verhalten –, regiminales 387 –, religiöses 173 –, sinnhaft besondertes 154 –, traditionales 175 Verhältniswahlrecht 569 Verkaufsgenossenschaften 366

Verkehrsgeld 237, 239, 385, 390 f., 397, 399 f., 414, 416, 619 f., 690, 752 –, effektives 396 –, freies 237, 394 f., 404, 411, 416, 425 f., 619, 690, 695 f. –, obstruiertes 399, 403 –, partikuläres 391 –, universelles 391 Verkehrsgeldwährung 396 Verkehrsobjekte 224, 610 Verkehrssitte 188 Verkehrswirtschaft, verkehrswirtschaftlich 61, 73 f., 198, 221, 288–295, 300, 308, 335, 340, 355 f., 365, 381, 389, 392, 414, 427, 442 f., 607, 654–659, 662, 680, 696, 705 f. – Begriff 295, 658 – Evolution zum Sozialismus 427, 696 –, material regulierte 365 –, moderne 75, 311, 339, 422, 693 Verlag, Verleger 311, 314, 321, 676 Verlagshandel 369 Verleihung  Abgaben-; Amtsverleihung Verlust 260, 265–268, 635, 639–641 – Chance des bilanzmäßigen 260, 635 Vermögen 53, 254 f., 257, 266, 271, 330, 364, 376, 431, 436, 439, 631 f., 634, 639, 643, 687, 699, 704 –, steuerbares 281, 650 Vermögensanlage 271, 338, 421, 643, 693 Vermögensbildung 593 Vermögensinteresse 338 Vermögensinteressenten, betriebsfremde 338 Vermögensklassen 433, 700 Vermögensverwaltung 266–268, 639–641 Verpachtung 330, 432 f., 437, 478, 480, 699 f., 702  auch: Abgabenverpachtung; Steuerpacht Verpfründung 295, 432, 435, 437, 658, 700–702  auch: Abgabenverpfründung

Sachregister Verschmelzungskollegialität 547, 551 Versorgung, Versorgtheit 232, 251, 253–255, 257, 287, 289, 312 f., 369, 377, 428, 430 f., 481 f., 496, 506, 514, 607 f., 612–614, 628, 630–632, 650, 654–656, 697–699 Versorgungschance 249, 268, 289 f., 339, 627, 641, 643, 655 f. Versorgungsgarantie 529 Versorgungsinteresse 222, 233, 607, 615 Versorgungslage, Versorgungsstand 254 f., 631 f. Versorgungsmittel 249, 464, 627, 654 – Zuteilung von 339 Versorgungsoptima 360, 685 Versorgungsrationalität 289, 656 Versorgungsrisiko, Versorgtheitsrisiko 289, 360, 656, 684 – Abwälzung des 360, 684 Versorgungsspielraum, Enge des 225, 610 f.  auch: Nahrungsspielraum Versorgungszweck 232, 614 Verstehen 36 f., 147, 155, 163 –, aktuelles 155 – Evidenz des 150 f. –, einfühlend nacherlebendes 150 f. –, erklärendes 37, 154 –, motivationsmäßiges 155 –, rationales 150 „verstehende“ Soziologie  Soziologie, verstehende Verteilung der Güter  Güterverteilung Verteilung des Einkommens  Einkommensverteilung Vertragsfreiheit 375 f. Vertragstreue 178 Vertrauensmänner 289, 493, 495, 507, 534, 543, 655 Vertretungsbeziehungen 202 Vertretungsgewalt 202, 204, 580 Vertretungsmacht 202, 579 Vertrustung 374 f., 437, 702 Verwalten 41 – Kategorien des 68

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Verwaltung 43, 205 – Aktenmäßigkeit der 458, 463 – als Präzisionsinstrument 535 – Außerbetriebsetzung der 531 –, autokratische 442, 705 – Berechenbarkeit der 586 –, bürokratische 463–465, 520 –, bürokratisch-monokratische 463 –, charismatische 537 –, diktatorische 442, 705 –, formal rationale 376 – Gründlichkeit der 555 – Irrationalität der 359, 684 –, kalkulierbare 465 –, lehensmäßige 514, 517 –, lytrische 387, 392, 394, 399, 410, 413–418, 421 f., 690 f., 746  auch: Geldverwaltung –, moderne 455, 561, 713 –, planmäßige 229, 613 –, rationale 489 – Rationalität der 538 – Regelhaftigkeit der 457 –, traditionale 471–474 –, unmittelbar demokratische 574 f.  auch: Alltags-Dauer-; Finanz-; Geld-; Heeres-; Honoratioren-; Massen-; Partei-; Repräsentanten-; Selbst-; Verbands-; Vermögens-; Zivilverwaltung Verwaltungsbeamter 187 Verwaltungsbedürfnisse 577 Verwaltungsgeld 237, 239, 385, 389–391, 397, 400, 413 f., 417, 619 f., 690, 752 –, reguliertes 391, 394 –, unreguliertes 237, 394, Verwaltungsgeschichte, moderne 560, 712 Verwaltungskontrolle 518 Verwaltungskosten 477, 482 f. Verwaltungsleitung 238, 418, 559, 619, 711 Verwaltungsmittel 478 – Besitz der 517, 576 – Bewilligung der 542 – im Eigenbesitz 479

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Sachregister

Verwaltungsordnung 209, 214, 376 Verwaltungsorganisation, moderne 558, 711 Verwaltungsstab 40, 43, 71, 204 f., 209, 211 f., 214, 288, 323, 365, 387, 425 f., 429, 431 f., 440, 449 f., 452 f. 458, 462, 468 f., 477 f., 482, 484, 487, 504, 518 f., 529–531, 533 f., 553, 566, 568, 570, 578, 592, 654, 695, 699 f., 704, 716, 718 –, bürokratischer 459–463 –, charismatisch qualifizierter 500 –, charismatisch rekrutierter 536 –, charismatischer 493, 498, 503, 505, 509 –, charismatischer, veralltäglichter 507–509 – durch Wahl bestellter 574 –, extrapatrimonial rekrutierter 470 f., 473, 528 –, extrapatrimonialer 519 –, fachgeschulter 519 – Fehlen eines persönlichen 469, 475 –, lehensmäßiger 514, 517, 519 –, patrimonial rekrutierter 470, 473 f. –, patrimonialer 490, 519 –, persönlicher 476, 536 –, präbendal strukturierter 474 –, ständisch literatenmäßiger 519 –, ständischer 485, 548 –, traditionaler 468–474, 565, 715 – und Umstürze 530–532 –, veralltäglichter 507 – Veralltäglichungsinteressen des 503 – Vergesellschaftung des 529, 532 Verwaltungsverband 209, 211, 229, 613 Verwaltungswirtschaft 291, 656 –, sozialistische 73 Verwertungschance 245, 624 Verwertungsgewerbe 318 Vetorecht 555 Viehrenten 446, 708 Volk, souveränes 536 Völkerrecht 187 Volksbeauftragte 457, 547, 557, 710 Volksstaat, freier 72

Volksvermehrung 226 f., 611 Volksvermögensschätzungen 281, 650 Volkswirtschaft, Volkswirtschaftspolitik 302, 663 –, kommunistische 309 Volkswirtschaftslehre 19, 156 Vollmacht, gesatzte 202 Vollsozialisierung 73, 274, 278, 280, 282, 291 f., 645, 648 f., 651, 657, 752  auch: Sozialisierung voluntaristisch 47, 248–250, 286, 288, 291, 381, 409, 492, 562, 567, 569–571, 582, 591, 626–628, 653, 655, 657 Vorderasien, vorderasiatisch 353, 355, 439, 482, 520, 523, 679, 704 Vorkriegswährung 392 Vorsorge, Vorsorgemaßregeln 222, 276, 608, 647 –, friedliche 219 – Notwendigkeit der 218 –, wirtschaftliche 218, 224, 609 Vorurteil, rationalistisches 152

Wägbarkeit, Wägung von Tausch- und Zahlungsmitteln 236 f., 242, 392, 618, 622 Wahl, Wahlen 500, 533 f., 569, 572, 581 f., 584, 589 f. –, freie 567, 716 Wahlbeamte, Wahlbeamtentum 461, 534, 537, 539 Wahlkreisgeometrie 590 Wahlmonarchen 557, 711 Wahlrecht 587 f.  auch: Verhältnis-; Zensuswahlrecht Wahrscheinlichkeitsregel 159 Währung  Banko-; Gold-; Kupfer-; Metall-; Papiergeld-; Parallel-; Silber-; Sperr-; Verkehrsgeld-; Vorkriegswährung Währungsänderung, obstruktionale 404, 423, 694 Währungsgeld, Währung 237, 393, 395 f., 404, 406, 420 f., 426, 619 f., 692, 695

Sachregister –, akzessorisches 393, 395 f., 423, 694, 738 –, effektives 394, 400 f. Währungsklemmen 423 Währungsmetall 239, 244, 386, 392, 394, 396, 403 f., 416 f., 423, 620, 623, 691, 694 – Ausprägung von 395, 399, 411 – Kosten des 389–392  auch: Edelmetall; Gold; Kupfer; Silber Währungsrecht 396  auch: Bimetallismus; Monometallismus; Plurametallismus Währungsrelation 239, 385 f., 399, 406, 620  auch: Kurs Währungssystem, effektives 397 Wanderarbeit, Wanderbetrieb, Wandergewerbe 325, 342 f., 666 f. Wanderung 226, 611 Ware, Waren 241, 363 f., 367–369, 381, 621, 686 f. –, typisierte 380 Warenhaus 370 Warenwechsel 304, 371, 407 f. Wasserbau-Bürokratie 436, 702 Wasserkraftanlagen 329 Webstuhl 275, 308, 332, 359, 646, 683 Wechselkurs  Kurs Wechselwirkung (Begriff) 33, 35 f. Weddah 225, 610 Weide, Weiderechte 230, 614 Weimarer Reichsverfassung 75, 458, 591 Weistum 469, 752 Weltabwendung 12 Weltanschauungspartei 45, 566, 570, 716 Weltanschauungssystematik, rationale 10 Weltbejahung 12 Weltreligionen 11 Weltverneinung 12 Weltzuwendung 12

825

„wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ 496 Wergeld, Wergeldschulden 241 f., 621, 752 Werkstatt, Werkstätte, Arbeitswerkstätte 301, 307, 325, 329, 331 f., 359, 662, 676, 683 Werkstattarbeit 301, 318 f., 343, 350, 378, 662, 667, 673 Werkstattbetrieb 332 f., 343, 352, 360, 365, 677, 684 Werkstattgemeinschaft 233, 615 f. Werkzeug, Werkzeuge 225, 301, 307, 325, 331, 342, 351, 363, 610, 662, 666, 675, 686 Wert, Werte 151 –, ethische 53 –, religiöse 53 –, wirtschaftlicher 216 Wertaufbewahrung 244, 623 Wertbegriff 53 –, ökonomischer 53, 60 Wertbeziehung, Wertbezogenheit 62, 167 Wertgesetz, ökonomisches 60 Wertmaßstäbe 252, 287, 629, 653 –, egalitäre 252, 629 –, ethische 252, 629 Wertorientierung 59 Wertpapiere, Wertpapiervermögen 271, 374, 380 f., 420, 446 f., 643, 708 Wertproblematik, ökonomische 60 f. Wertrationalisierung 175, 182 Wertrationalität, wertrational 53, 59, 62, 170, 175 f., 179, 182 f., 185, 189, 191, 193, 195, 198 f., 205, 251, 358, 363, 629, 682, 686 Wertsphären 53 Werttarifierung (von Geld) 385 Werturteile 9, 33, 166 –, politische 72 „Wille der Beherrschten“ 535 Willensbildung, kollegiale 556 Willkür 488 f.  auch: Herr, Willkür des

826

Sachregister

Wirtschaft (als umfassende Kategorie) 62, 171, 225 f., 440 f., 610 f., 704 – Abgrenzung gegen Technik 219–222, 607 f. – als Objektivationssystem 34, 219 –, formal-rationale 48, 54, 74 – formale Rationalität der 64, 538 f. – Geist der 219 –, geldlose (Problem der) 278, 648 – Irrationalität der 290, 656 –, kapitalistische 272, 282, 295, 332, 644, 650, 656, 658 –, kommunistische 300, 361, 662, 685 –, moderne 198, 219, 223, 227, 382, 608 –, moderne kapitalistisch rationale 227, 611 – Ordnung der 426, 439, 696 – Orientierung, materiale der 288, 654 –, rationale 268, 564, 641, 715 – Rationalisierung (formale) der 226, 565, 611, 715 –, regulierte 427, 443, 696, 706 – Rentabilitätsorientiertheit der 282, 650 –, sozialistisch organisierte 442 –, sozialistische 167 – soziologische Bedingungen der 261, 636 – soziologische Theorie der 53 –, tauschlose 61, 273 f., 645 – und Gesellschaft 33 – Vollsozialisierung der 73 –, vollsozialistische 443, 706 – Wechselwirkung mit anderen Systemen 33  auch: Alltags-; Erwerbs-; Gemein-; Geld-; Natural-; Plan-; Stadt-; Tausch-; Verkehrs-; Volkswirtschaft; Wirtschaftsordnung Wirtschaft, Einzelwirtschaft 216, 224, 232, 263, 609, 614, 638 –, autokephale 222, 273, 288, 296, 309 f., 320, 608, 645, 654, 659 –, autonome 222, 233 f., 273, 286, 296, 309 f., 608, 615 f., 645, 653, 659 –, bäuerliche 349, 354, 672, 678

– Spezialisierung der 340 – Spezifikation der 340, 665  auch: Einzelbetrieb; Wirtschaftsbetrieb „Wirtschaft und Gesellschaft“ (WuG) – Dispositionen 1910–1920 16 – Komplementaritätsthese 1, 9 f., 26, 63 – Kompositionsidee 14, 28 – Korrekturen 87 – Lieferungen/lieferungsweises Erscheinen 4, 29, 83 f. – Nachkriegsfassung 4, 101 f. – Vorkriegsfassung 4, 101 f. – Zweiteilungsthese 101  auch: Weber, Max (Personenregister), WuG Wirtschaften (als Handlungsbegriff) 173, 216–223, 232, 442, 607–609, 615 – als Erwerben 41, 48, 53 f. – als Haushalten 41, 48, 53 f., 65 – Arten des 225–227, 610 f. –, autokephales 217, 232 f., 615 – Begriff 216–218, 222 f., 608 –, formal rationales/formale Rationalität des 53 f., 59, 251, 628 f. – letzte Triebfeder des 442–448 – materiale Rationalität des 59, 251, 628 f. –, materiales 234, 616 – Ordnung des 409, 439, 704 – Orientierung des 250, 266, 294, 438, 628, 640, 658, 703 –, rationale Maßregeln des 227–232, 611–615 –, rationales 216, 219, 225, 251, 610, 629 – Rationalisierung des 321 Wirtschaftender, Wirtschaftende 223 f., 227 f., 230, 232–234, 273, 288, 421, 442 f., 609, 611–613, 615 f., 645, 654 – Autonomie der 234, 616 wirtschaftlich orientiert  Wirtschaft, Orientierung der Wirtschaftsbedürfnisse 577 Wirtschaftsbetrieb 217, 314, 348, 378, 383, 671

Sachregister Wirtschaftsergebnis, materiale Kritik an 252, 629 Wirtschaftsfremdheit, wirtschaftsfremd 345, 495, 498, 507, 669 Wirtschaftsgebiet, antik-mittelländisches 424, 695 Wirtschaftsgeschichte 24, 54, 256, 633 Wirtschaftsgesinnung, Kritik der 252, 629 Wirtschaftshandeln 289 f., 655  auch: Handeln; Wirtschaften Wirtschaftsleben, Politisierung des 591 Wirtschaftsordnung 49–51, 336, 409, 425, 592, 695 –, kapitalistische 409 – materiale Irrationalität der 336 –, moderne 338  auch: Wirtschaftsverfassung Wirtschaftsorganisation, kommunistische 209 Wirtschaftspolitik 233, 302 f., 438, 595, 616, 663, 703 Wirtschaftsrechnung 261, 636 Wirtschaftsregulierung, Wirtschaftsregulierungen 229, 232, 234, 302, 310–313, 428, 613, 615 f., 663, 697 – Begrenztheit der Wirkungen der 234 f., 616 –, formale 428, 697 –, materiale 233, 408, 428, 615, 697  auch: Verband, regulierender wirtschaftsrevolutionierend 447, 709 Wirtschaftssoziologie 20, 30, 52, 54, 62, 223, 243, 609, 622 Wirtschaftsstufen 302 f., 663 Wirtschaftsstufentheorie 60, 65 Wirtschaftsstruktur, Entwicklung der 299, 661 Wirtschaftstheorie 53 f., 56, 62, 77, 171, 216 f., 222 f., 290, 608 f., 656 –, abstrakte 61 –, soziologische 223, 609 Wirtschaftsverband 52, 232–235, 310, 326, 365, 380, 442, 615 f. –, naturaler 279, 649

827

 auch: Verband, wirtschaftlich orientierter Wirtschaftsverfassung 595 – des Mittelalters 282, 650 – materiale Rationalität der 283, 651  auch: Wirtschaftsordnung Wissenschaft, wissenschaftlich 38, 265, 280, 283, 293, 405, 427, 429, 438, 639, 650 f., 657, 696, 703 –, empirische 149 –, generalisierende 37, 170 –, „verstehende“ 13 Wohlfahrtsausschüsse 536, 557, 565, 710, 715 Wohnung 272, 644 Wüste, arabische 227, 611 Yuan (chinesischer Dollar) 399 Zahlungen 392 –, apozentrische 387, 389, 391, 738 –, epizentrische 387, 389, 742 Zahlungsbedürfnis, -bedürfnisse 237 f., 619 Zahlungsbilanz 390, 403, 420 Zahlungskredit 366, 408 Zahlungsmittel, Zahlmittel 235–244, 384 f., 389, 395, 425, 617–623, 695 f. – Begriff 235 f., 241, 617 f., 621 –, gesetzliches 384 f., 387 –, intervalutarisches 239, 390 f., 397–399, 403, 407, 620 –, naturales 236, 238, 618, 620 –, notales 395, 402 –, pensatorisches 242, 622 – Schaffung von 379  auch: Geldemission – Stauung von (in staatlichen Kassen) 395, 404, 423, 694 Zahlungsmittelskalen 238, 620 Zahlungsmittelverband 236, 617 Zahlungsunfähigkeit 386, 395, 406 Zamindar 483, 523, 752 f. Zeitalter –, kapitalistisches 60 –, vorkapitalistisches 60

828

Sachregister

Zeitlöhne 447 Zeitpacht 445 Zellen (physiolog.) 160, 163 zensorische Rüge 187 Zensuswahlrecht 586 Zertifikat 238, 371, 401, 619, 753 Ziele, wirtschaftliche 219 Zins, Zinsen 56, 264, 267, 269, 271, 446 f., 639–643, 708  auch: Darlehens-; Kapital-; Leihezins Zinsbauern 348, 671 Zinschance 269, 642 Zirkel, hermeneutischer 37 Zivilverwaltung 523, 563, 714 Zölle 432, 699 Zunft, Zünfte 199 f., 212, 233, 250, 292, 315, 330, 351, 355, 556, 589, 616, 627, 657, 667, 675, 679 –, englische 323 Zunftverbände 202 Zurechnung, Zurechnungsproblem 278 f., 648 f. –, kausale 157, 169 f. Zürich 535 Zusammengehörigkeit, gefühlte 195, 197 Zwang –, hierokratischer 212 –, legitimer 212

–, paktierter 243, 622 –, physischer 212 –, psychischer 188, 212  auch: Arbeitszwang Zwangsgarantien, rechtliche 223, 608 Zwangsgeld 384 Zwangshandel 366, 379 Zwangskartelle 437, 702 Zwangsmittel 457, 516 Zwangsrekrutierung 339 Zweck, Zwecke 151 – Abwägung/Wahl der 219, 222 f., 607 f. –, karitative 246, 429, 625, 698 –, kriegerische 246, 625 –, politische 429, 435, 701 –, ständische 236, 618 –, technische 219–222, 607 f. –, wissenschaftliche 429  auch: Mittel und Zweck Zweckhandeln 151, 175, 209 Zweckrationalität, zweckrational 40, 59, 62, 152, 168, 170–172, 175 f., 179–181, 183 f., 191, 193, 195 f., 198 f., 205, 216, 251 f., 341, 363, 629, 665, 686 Zweckverein 39, 195, 203 Zweckvereinshandeln 196 Zwischenhandel, Engroszwischen­ handel 369 Zwischenmeister, Zwischenmeister­ organisation 301, 662

Seitenkonkordanzen

Die Seitenkonkordanzen beziehen sich auf die bisher gebräuchlichen Voreditionen des in diesem Band edierten Textes. 1. In den bei J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) erschienenen Ausgaben des Textes (2. Aufl. 1925, 3. Aufl. 1947, 4. Aufl. 1956 und 5. Aufl. 1976) ist der Seitenspiegel der Erstausgabe – mit ganz geringen Abweichungen auf wenigen Seiten – unverändert geblieben. Sie werden hier nicht berücksichtigt. Seitenabweichungen finden sich in der Sonderausgabe von 1964, die hier wiedergegeben werden. WuG4a

Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Studienausgabe, hg. von Johannes Winckelmann. – Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1964.

2. Einen Sonderfall stellen die Separateditionen von Kapitel I „Soziologische Grundbegriffe“ dar. GAWL1

Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1922.

GAWL2

Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 2., durchgesehene und ergänzte Aufl., besorgt von Johannes Winckelmann. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1951.

GAWL3-6

Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 3., erweiterte und verbesserte Aufl., hg. von Johannes Winckelmann. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1968; 4., erneut durchgesehene Aufl. 1973; 5., erneut durchgesehene Aufl. 1982; 6., erneut durchgesehene Aufl. 1985.

SB1/SB2

Weber, Max, Soziologische Grundbegriffe. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1960; 2., durchgesehene Aufl. 1966.

SB3

Weber, Max, Soziologische Grundbegriffe, 3., durchgesehene Aufl. (UniTaschenbücher, 541). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1976.

SB4

Weber, Max, Soziologische Grundbegriffe, 4., durchgesehene Aufl. (UniTaschenbücher, 541). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1978.

SB5/SB6

Weber, Max, Soziologische Grundbegriffe, 5., erneut durchgesehene Aufl. mit einer Einführung von Johannes Winckelmann (Uni-Taschenbücher, 541). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1981; 6., erneut durchgesehene Aufl. 1984.

Die Paginierung der Textzeugen, die der Edition zugrundeliegen, wurde dem edierten Text am Seitenrand beigefügt.

830

Seitenkonkordanzen

1. Voredition von Kapitel I bis IV

MWG I/23

WuG4a

Kapitel I. Soziologische Grundbegriffe 147 3 148 3 149 3/4 150 4 151 4/5 152 5 153 5/6 154 6 155 6/7 156 7 157 7/8 158 8 159 8/9 160 9/10 161 10 162 10/11 163 11/12 164 12 165 12 166 12/13 167 13 168 13 169 13/14 170 14/15 171 15 172 15/16 173 16 174 16/17 175 17/18 176 18 177 18/19 178 19/20 179 20 180 20/21 181 21/22 182 22 183 22/23 184 23 185 23/24 186 24 187 24/25 188 25

MWG I/23

WuG4a

189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215

25/26 26 26/27 27/28 28 28/29 29/30 30 30/31 31/32 32 32/33 33 33/34 34 34/35 35 36 36 36/37 37 37/38 38/39 39 39/40 40/41 41

Kapitel II. Soziologische Grundkategorien des Wirtschaftens 216 43 217 43 218 43/44 219 44 220 44/45 221 45 222 45/46 223 46/47 224 47 225 47/48 226 48 227 48/49 228 49

831

Seitenkonkordanzen

MWG I/23

WuG4a

MWG I/23

WuG4a

229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275

49/50 50 50/51 51 51/52 52 52/53 53 53/54 54 54 54 55 55 55/56 56 56/57 57/58 58 58 58/59 59/60 60 60/61 61/62 62 62/63 63 63 64 64 64/65 65 65/66 66 66/67 67 67/68 68 68/69 69 69/70 70 70/71 71/72 72 72

276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322

72/73 73 73/74 74 74/75 75/76 76 76 76/77 77 77 78 78/79 79 79/80 80 80 80/81 81 81/82 82 82/83 83 83/84 84 84/85 85 85 85/86 86/87 87 87/88 88 88/89 89 90 90 90/91 91 91/92 92 92/93 93 93/94 94 94/95 95

832

Seitenkonkordanzen

MWG I/23

WuG4a

MWG I/23

WuG4a

323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369

95 95/96 96 96/97 97/98 98 98 98/99 99/100 100 100/101 101 101/102 102 102/103 103/104 104 104/105 105 105/106 106 106/107 107 107/108 108 108 108/109 109 109/110 110 110/111 111 111/112 112 112/113 113/114 114 114 114/115 115 115/116 116 116/117 117 117/118 118 118/119

370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416

119 119/120 120 120 120/121 121/122 122 122/123 123 123 123/124 124 124/125 125 125/126 126 126/127 127 127/128 128 128/129 129 129/130 130 130 130/131 131 131/132 132 132/133 133 133 133/104 134 134/135 135 135/136 136 136/137 137 137/138 138 138 138/139 139 139/140 140

833

Seitenkonkordanzen

MWG I/23

WuG4a

MWG I/23

WuG4a

417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448

140/141 141 141/142 142 142/143 143 143/144 144 144/145 145 145 146 146/147 147 147 147/148 148 149 149 149/150 150 150/151 151 151/152 152 152 152/153 153 153/154 154 154/155 155

462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508

163/164 164 164/165 165 165/166 166 166/167 167/168 168 168/169 169 169 169/170 170/171 171 171/172 172 172/173 173 173/174 174 174/175 175 175/176 176 176/177 177/178 178 178/179 179 179 179/180 180/181 181 181 181/182 182/183 183 183 183/184 184 184 185 185 185/186 186 186/187

Kapitel III. Die Typen der Herrschaft 449 157 450 157/158 451 158 452 158/159 453 159 454 159/160 455 160 456 160/161 457 161 458 161/162 459 162 460 162/163 461 163

834

Seitenkonkordanzen

MWG I/23

WuG4a

MWG I/23

WuG4a

509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555

187 187/188 188 188 188/189 189/190 190 190/191 191 191 191/192 192 192/193 193 193/194 194 194 194/195 195 195/196 196 196/197 197 197 198 198 198/199 199 199 199/200 200 200/201 201 201 201/202 202 202/203 203 203/204 204 204/205 205 205 205/206 206 206 206/207

556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591

207 207 207/208 208/209 209 209 209/210 210 210/211 211 211/212 212 212/213 213 213 213/214 214 214/215 215 215 215/216 216 216/217 217 217/218 218 218/219 219 219/220 220 220 220/221 221 221/222 222 222

Kapitel IV. Stände und Klassen 592 223 593 223/224 594 224 595 224/225 596 225 597 225/226 598 226 599 226/227 600 227

835

Seitenkonkordanzen

2. Sondereditionen von Kapitel I „Soziologische Grundbegriffe“ MWG I/23 GAWL3-6 GAWL2

GAWL1

Kapitel I. Soziologische Grundbegriffe 147 541 527 – – 148 541 527 149 542/543 528/529 503/504 150 543 529 504 151 543/544 529/530 504/505 152 544/545 530/531 505/506 153 545/546 531/532 506/507 154 546 532 507 155 546/548 532/534 508/509 156 548 534 509 157 548/549 534/535 509/510 158 549/550 535/536 510/511 159 550/551 536/537 511/512 160 551/552 537/538 512/513 161 552/553 538/539 513/514 162 553/554 539/540 514/515 163 554/555 540/541 515/516 164 555/556 541/542 516/517 165 556/557 542/543 517/518 166 557 543 518 167 557/558 543/544 518/519 168 558/559 544/545 519/520 169 559 545 520 170 559/561 545/547 520/522 171 561 547 522 172 561/562 547/548 522/523 173 562/564 548/549 – 174 564/565 550/551 – 175 565/566 551/552 – – 176 566/567 552/53 177 567/568 553/554 – 178 568/569 554/555 – 179 569/570 555/556 – 180 570/571 556/557 – 181 571/572 557/558 – 182 572/573 558/559 – 183 573/574 559/560 – 184 574/575 560/561 – 185 575/576 561/562 – 186 576/577 562/563 – 187 577/578 563/564 – – 188 578/579 564 189 579/580 564/565 – – – 190 580 – 191 580/581 – – – – 192

SB5/SB6 SB4

SB3

SB1/SB2

17 17 19/20 20 20/21 21/22 22/23 23/24 24/25 25/26 26/27 27/28 28/29 29/30 30/31 31/32 32/33 33/34 34/35 35 35/36 36/37 37/38 38/39 39/40 40/41 41/42 42/43 43/45 45/46 46/47 47/49 49/51 51/52 52/53 53/54 54/55 55/56 56/58 58/59 59/60 60 60/62 62/63 63/64 65/66

7 7 8/9 9 9/10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16 17/18 18/19 19/20 20/21 21/22 22/23 23/24 24 24/25 25/26 26/27 27/28 28/29 29/30 30/31 31/32 32/33 33/35 35/36 36/37 37/39 39/40 40 40/41 41/43 43/44 44/45 45/46 46/47 47/48 48/49 49/50 50/51 51/52

5 5 5/6 6 6/7 7 7/8 8 8/9 9/10 10 10/11 11 11/12 12/13 13 13/14 14 14/15 15 15/16 16 16/17 17 17/18 18 18/19 19/20 20/21 21 21/22 22/23 23 23/24 24/25 25 25/26 26/27 27 27/28 28 28/29 29 30 30/31 31

7 7 9/10 10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19 19/20 20/21 21/22 22/23 23/24 24/25 25 25/26 26/27 27/28 28/29 29/30 30/31 31/32 32/33 33/35 35/36 36/37 37/39 39/41 41/42 42/43 43/44 44/45 45/46 46/48 48/49 49/50 50 50/52 52/53 53/54 55/56

836

Seitenkonkordanzen

MWG I/23 GAWL3-6 GAWL2

GAWL1

SB5/SB6 SB4

SB3

SB1/SB2

193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

66/67 67/69 69/70 70/71 71/72 72/74 74/75 75/76 76 76/78 78/79 79/81 81/83 83 83/84 84/85 86/87 87/89 89/90 91/92 92/93 93/94 94

52/53 53/55 55/56 56/57 57/58 58/59 59/60 60/61 61/62 62/63 63/64 64/65 65/66 66/67 67/68 68 69/70 70/71 71/72 72/73 73/74 74/75 75/76

31/32 32/33 33 33/34 34/35 35 35/36 36/37 37 37/38 38 38/39 39/40 40 40/41 41 41/42 42 42/43 43/44 44 44/45 45

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

56/57 57/59 59/60 60/61 61/62 62/64 64/65 65/66 66 66/68 68/69 69/71 71/73 73 73/74 74/75 76/77 77/79 79/80 81/82 82/83 83/84 84

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe Abteilung I: Schriften und Reden

1.  Aufbau der Gesamtausgabe In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nach­ gelassenen Texte Max Webers mit Ausnahme seiner Exzerpte, Marginalien, ­Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur dann wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur dann berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem Band ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen:       Abteilung I: Schriften und Reden       Abteilung II: Briefe       Abteilung III: Vorlesungen

2. Aufbau der Abteilung I: Schriften und Reden Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden dann in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der Sachzusammenhang und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische Angabe wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, wo dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wortgebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe

838

MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln

zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Ent­ stehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, als auch für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht annähernd ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode ­arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Reli­ gionssoziologie“ und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft“ an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden Aufbau: Band 1:  Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889 – 1894



Hg. von Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius; 2008

Band 2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891



Hg. von Jürgen Deininger; 1986 (Studienausgabe 1988)

Band 3:  Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892



Hg. von Martin Riesebrodt; 2 Halbbände, 1984

Band 4:  Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 – 1899



Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff; 2 Halbbände, 1993

Band 5:  Börsenwesen Schriften und Reden 1893 – 1898



Hg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll; 2 Halbbände, 1999, 2000

Band 6:  Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften und Reden 1893 – 1908

Hg. von Jürgen Deininger; 2006

MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln

Band 7:  Zur Logik und Methodik der Sozialwissenschaften Schriften 1900 – 1907 Band 8:  Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900 – 1912



Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Peter Kurth und Birgitt Morgenbrod; 1998 (Studienausgabe 1999); Ergänzungsheft 2005

Band 9:  Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904 – 1911 Band 10:  Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1905 – 1912



Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahl­mann; 1989 (Studienausgabe 1996)

Band 11:  Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908 – 1912



Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 1995 (Studienausgabe 1998)

Band 12:  Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908 – 1917 Band 13:  Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1895 – 1920 Band 14:  Zur Musiksoziologie Nachlaß 1921

Hg. von Christoph Braun und Ludwig Finscher; 2004

Band 15:  Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914 – 1918



Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger; 1984 (Studienausgabe 1988)

Band 16:  Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918 – 1920



Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker; 1988 (Studienausgabe 1991)

Band 17:  Wissenschaft als Beruf 1917/1919  –  Politik als Beruf 1919



Hg. von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Birgitt Morgenbrod; 1992 (Studienausgabe 1994)

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MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln

Band 18: 

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904 – 1920

Band 19: 

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915 – 1920



Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko; 1989 (Studienausgabe 1991)



Band 20:



Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916 – 1920



Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio; 1996 (Studienausgabe 1998)

Band 21: 

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1911 – 1920



Hg. von Eckart Otto unter Mitwirkung von Julia Offermann; 2 Halbbände, 2005 (Studienausgabe 2009)



Band 22: 

Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaft­ lichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß 22-1: Gemeinschaften



Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Michael Meyer; 2001 (Studienausgabe 2009)

22-2: Religiöse Gemeinschaften Hg. von Hans G. Kippenberg in Zusammenarbeit mit Petra Schilm unter Mitwirkung von Jutta Niemeier; 2001 (Studienausgabe 2005)

22-3: Recht 22-4: Herrschaft



Hg. von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll; 2005 (Studienausgabe 2009)

22-5: Die Stadt Hg. von Wilfried Nippel; 1999

Band 23: 

(Studienausgabe 2000)

Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie Unvollendet 1919 – 1920 Hg. von Knut Borchardt, Edith Hanke, Wolfgang Schluchter; 2013

MWG Abteilung I: Aufbau und Editionsregeln

Band 24: 

Band 25: 

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Wirtschaft und Gesellschaft. Entstehungsgeschichte und Dokumente Dargestellt und hg. von Wolfgang Schluchter; 2009

Wirtschaft und Gesellschaft. Gesamtregister

3.  Aufbau der Bände Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register. Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind Anhänge beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, ge­gebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.

4. Bandeinleitung Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Zusammenhang ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z. B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.

5.  Editorische Berichte Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung“ und „Zur Überlieferung und Edition“ gegliedert.

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5.1  „Zur Entstehung“ Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Entstehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben. 5.2  „Zur Überlieferung und Edition“ Dieser Abschnitt informiert über Textbefund und Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem auch die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.

6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat. 6.1  Textkritischer Apparat Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe. 6.1.1 Textentwicklung Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die ­synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet. 6.1.2 Texteingriffe Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang ­zerstören. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat dann Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen

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an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In ­folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z. B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden – soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik sind – der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z. B. „Erleicherung“, „aucht“). e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß“-Sätzen korrigiert. In allen anderen ­ Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich ­ gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht dadurch eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet 6.2 Erläuterungsapparat Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung. 6.2.1 Zitate Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen“. 6.2.2 Literaturangaben Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere Angaben auf Literatur, so ist sie, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen.

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Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet. 6.2.3 Sacherläuterung Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinaus­ gehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien. 6.3 Präsentation Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische ­Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie ­stehen hinter dem varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische A ­ nmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index ­den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge (amit Amerikaa). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung auf­ einanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sach­ lichen Zusammenhang mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Heraus­gebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt.

7.  Verzeichnisse und Register Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen.

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3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit Ausnahme allgemein bekannter (z. B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. 5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen und besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von 1920 (z.B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z. B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein.

8.  Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer (1), 2), 3) ...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen  gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [  ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.

Bandfolge der Abteilung II: Briefe

Band 1: Band 2: Band 3: Band 4: Band 5:

Jugendbriefe bis 1886 Briefe 1887 –1894 Briefe 1895 –1902 Briefe 1903 –1905 Briefe 1906 –1908

Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1990

Band 6: Briefe 1909 –1910

Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen

in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön;

1994

Band 7: Briefe 1911 –1912

Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen

in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2 Halbbände, 1998

Band 8: Briefe 1913 –1914

Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen

in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2003

Band 9: Briefe 1915 –1917





Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2008

Band 1 0: Briefe 1918 –1920





Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Uta Hinz, Sybille Oßwald-Bargende und Manfred Schön; 2012

Band 1 1: Nachträge und Gesamtregister

Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften

Band  1: Allgemeine („theroretische“) Nationalökonomie. Vorlesungen 1894 –1898 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Cristof Judenau, Heino H. Nau, Klaus Scharfen und Marcus Tiefel; 2009

Band 2: Praktische Nationalökonomie. Vorlesungen 1895 –1899 Band 3: Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894 –1897 Band 4: Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895 –1898 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger in Zusammenarbeit mit Silke Fehlemann; 2009

Band 5: Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894 –1899 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger; 2008

Band 6: Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und Nachschriften 1919/20 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Joachim Schröder; 2011

Band 7: Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie). Unvollendet. Mit- und Nachschriften 1920 Hg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Andreas Terwey; 2009