Materialien zur Benutzerforschung: Aus einer Pilotstudio ausgewählter Benutzer der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin 9783111326078, 9783794040032


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German Pages 191 [192] Year 1971

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Verzeichnis der Abkürzungen
1. Einleitung
2. Struktur der Benutzer
3. Befriedigung von Literaturbedürfnissen ohne Benutzung der Zentrale der Universitätsbibliothek
4. Befriedigung von Literaturbedürfnissen innerhalb der Zentrale der Universitätsbibliothek
5. Einführungsveranstaltung
6. Ausländische Bibliotheksbenutzer
7. Schluß
8. Literaturverzeichnis
9. Anhang
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Materialien zur Benutzerforschung: Aus einer Pilotstudio ausgewählter Benutzer der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin
 9783111326078, 9783794040032

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EZH

BIBLIOTHEKSPRAXIS Herausgegeben von Paul Kaegbein, Franz Georg Kaltwasser, Günther Pflug, Hans Striedl und Joachim Wieder

Band 3 Materialien zur Benutzerforschung

EZH Verlag Dokumentation, München-Pullach • Berlin 1971

Materialien zur Benutzerforschung Aus einer Pilotstudio ausgewählter Benutzer der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin

von Frank Heidtmann

EZH Verlag Dokumentation, München-Pullach • Berlin 1971

AUTOR Dipl.-Soz. Frank Heidtmann, Bibliotheksassessor, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin HERAUSGEBER Prof. Dr. Paul Kaegbein, Bibliotheksdirektor Technische Universität, Berlin Dr. Franz Georg Kaltwasser, Bibliotheksdirektor Bayerische Staatsbibliothek, München Prof. Dr. Günther Pflug, Bibliotheksdirektor Universität, Bochum Dr. Hans Striedl, Generaldirektor der Bayer. Staatlichen Bibliotheken, München Dr. Joachim Wieder, Bibliotheksdirektor Technische Universität, München

© 1971 by Verlag Dokumentation Saur KG, München-Pullach und Berlin Gesamtherstellung: Friedrich Pustet, Regensburg Printed in West Germany I S B N 3-7940-4003-1

INHALTSVERZEICHNIS

7 8

Vorwort. Von Paul Kaegbein Verzeichnis der Abkürzungen 1. 1.1. 1.2. 1.3. 1.3.1. 1.3.2. 1.3.3. 1.3.4. 1.3.5. 1.3.6. 1.3.7. 1.3.8. 1.3.9.

Einleitung Vorbemerkungen Untersuchungsziel Durchführung der Untersuchung Zielgruppe Untersuchungsmethode Stichprobe Fragebogen Zeitpunkt der Befragung Rücklauf Verschlüsselung der Daten Programmierung, Rechnen Darstellung

9 9 11 14 14 14 16 18 20 20 22 23 24

2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6. 2.7. 2.8. 2.9.

Struktur der Benutzer Position Semestergruppierung Vordiplom Wissenschaftliche Nebentätigkeit Beschäftigung mit wissenschaftlicher Arbeit Nationalität Geschlecht Einkommen Fakultätszugehörigkeit

27 27 30 31 33 34 37 38 39 41

3.

Befriedigung von Literaturbedürfnissen ohne Benutzung der Zentrale der Universitätsbibliothek Einzelne Variablen in Beziehung zur Benutzung Arbeitsbedingungen und-gewohnheiten Situation im Fachinstitut Schwierigkeiten bei der Literaturbeschaffung Benutzung von Bibliotheken innerhalb des Hochschulbereichs Benutzung von Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs Befriedigung von Literaturbedürfnissen ohne Inanspruchnahme von Bibliotheken

3.1. 3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.2. 3.3. 3.4.

....

45 45 45 48 52 55 62 72

5

4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 5. 6. 7. 8. 9.

6

Befriedigung von Literaturbedürfnissen innerhalb der Zentrale der Universitätsbibliothek Lesesäle Zeitschriftenlesesaal Lehrbuchsammlung Ortsausleihe Fernleihe Literaturnachweise Einführungsveranstaltung Ausländische Bibliotheksbenutzer Schluß Literaturverzeichnis Anhang Anschreiben, Fragebogen

90 92 100 108 115 140 144 162 165 168 169 179

VORWORT

Nachdem im zweiten Band dieser Reihe das Beispiel einer mit Hilfe der Interwievtechnik erzielten Benutzerumfrage vorgelegt worden ist, folgen hier Ergebnisse einer schriftlichen Umfrage bei Studenten und Assistenten einer Hochschulbibliothek. Als methodisch anders konzipiertes Gegenstück zu jener Arbeit ist die Veröffentlichung dieser Studie sehr zu begrüßen. Die Benutzerforschung in Deutschland steckt erst in ihren Anfängen, so daß es sich lohnt, einen weiteren Baustein zu einer auch theoretisch zu fundierenden Disziplin zu liefern. Auf dem Hintergrund der empirischen Sozialforschung und unter Berücksichtigung ihrer Erfahrungen schildert Frank Heidtmann nicht nur in allen Einzelheiten den Ablauf der Befragungsaktion selbst, die im Stichprobenverfahren rund 1600 Personen erfaßte und eine Rücklaufquote von mehr als 75% erzielen konnte. Im Zusammenhang mit der Interpretation der in Kreuztabulierung vorgeführten Ergebnisse gibt er auch zahlreiche Hinweise für das Ausarbeiten von Details bei derartigen Umfragen. Die verschiedenartigen Verhaltensweisen von Studenten und Dozenten dem wissenschaftlichen Schrifttum gegenüber genauer zu erforschen, ist für Hochschulbibliotheken wichtig, damit sie ihre eigene Organisationsstruktur und ihre Dienstleistungen im Hinblick auf die seitens der Benutzer von ihnen erwarteten Informationen weiter entwickeln können. Im Wechselspiel zwischen diesen Anforderungen und dem Literaturangebot der Bibliothek wird die Leistungsfähigkeit einer solchen Informationseinrichtung und ihre Stellung im universitären Kommunikationssystem künftig zu betrachten sein. Paul Kaegbein

7

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

AGB AK Ass. BGK EDV HB Ib, Ibb k.A. Lbs Ls, Lss SK TUB UB ZfB ZfBB Zs, Zss

8

Amerika Gedenkbibliothek Alphabetischer Katalog Assistent, Assistenten Berliner Gesamtkatalog Elektronische Datenverarbeitung Hauptbibliothek Institutsbibliothek(en) keine Antwort Lehrbuchsammlung Lesesaal, Lesesäle Sachkatalog Technische Universität Berlin Universitätsbibliothek Zentralblatt für Bibliothekswesen Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Zeitschrift(en)

1.

EINLEITUNG

Zu Beginn des Sommersemesters 1970 fand an der Technischen Universität Berlin eine Befragung von rund 1600 Benutzern der Universitätsbibliothek statt. Diese erste umfangreiche deutsche Benutzerumfrage, über die im folgenden berichtet wird, versteht sich ausdrücklich als Vorarbeit für zukünftige Benutzerforschung. Theoretische Überlegungen zur Benutzerforschung und Ausführungen zu den allgemeinen Problemen empirischer Umfrageforschung auf dem Bibliothekssektor werden nur gestreift. Ein einleitender Teil beschreibt Planung, Durchführung und Auswertung der Umfrage. Darauf folgt die Beschreibung der Struktur der Befragten. In der nachfolgenden Beschreibung der einzelnen Möglichkeiten der Befriedigung von Bedürfnissen nach Literatur innerhalb und außerhalb des Bereiches der Technischen Universität werden aus dem umfangreichen erhobenen Material einige für relevant gehaltene Ergebnisse dargeboten. Dabei werden die Grundauszählung vollständig, 2- und 3-dimensionale Tabellen in Auswahl gebracht. Die Auswahl dieses Materials geschah nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, methodische und erhebungstechnische Probleme von Benutzerforschung in den Vordergrund zu rücken.

1.1.

Vorbemerkungen

Die Untersuchung des Benutzers wissenschaftlicher Bibliotheken hat in Deutschland im Gegensatz zu den anglo-amerikanischen Ländern 1) wenig Tradition. 1) Einen Oberblick geben die folgenden Literaturzusammenstellungen und Besprechungen: Taube, Mortimer: A n evalution of use studies of scientific information. In: Emerging solutions for mechanizing the storage and retrieval of information. Washington D.C. 1959. (Studies in coordinate indexing. Vol. 5) Törnudd, Elin: Study on the use of scientific literature and reference services by Scandinavian scientists and engineers engaged in research and development. In: Proceedings of the international conference on scientific information. Wash. D.C. Vol. 1. 1959. S. 19-75. Menzel, Herbert: Review of studies in the f l o w of information among scientists. New York. 1960. Davis R. und C.A. Bailey. Bibliography of use studies. Philadelphia 1964. Hanson, C.W.: Research on users' needs: where is it getting us? In: Aslib Proc. 16. 1964. S. 64-78. Fishenden, R.M.: Information use studies: Part I — Past results and future needs. In: Journ. of Doc. 21. 1965. S. 163-168. Barnes, R.C.M.: Information use studies: Part II — Comparison of some recent surveys. In: Journ. of Doc. 21. 1965. S. 169-176. Barber, A. Stephanie: A critical review of the survey of scientists' use of libraries. In: The provision and use of library and documentation services. London 1966. S. 145178. Menzel, Herbert: Information needs and uses in science and technology. In: Annual review of information science and technology. 1966. S. 41-69

9

Erst in den letzten Jahren sind bibliothekswissenschaftliche A r b e i t e n z u m Bereich Benutzerforschung zu verzeichnen

. Z u n e h m e n d w i r d betont, d a ß

empirische Benutzerforschung für die B i b l i o t h e k e n wesentlich sei 3). Bibliotheken benötigen I n f o r m a t i o n e n über ihre Benutzer aus vielen G r ü n d e n 4). Benutzerforschung untersucht nicht nur, welche Merkmalsträger b e s t i m m t e Verhaltensweisen haben, also w a r u m sich b e s t i m m t e — a u c h potentielle

-

Benutzergruppen s o u n d n i c h t anders verhalten, sondern weitergehend, welche Stellung die jeweilige B i b l i o t h e k innerhalb eines zu definierenden I n f o r m a tions- u n d K o m m u n i k a t i o n s s y s t e m s hat; B e n u t z e r f o r s c h u n g beabsichtigt durch I n f o r m a t i o n e n über den Benutzer u n d sein Verhalten, d u r c h I n f o r m a t i o n e n über die objektiven Gegebenheiten der B i b l i o t h e k selbst u n d d u r c h I n f o r m a tionen über d a s sie u m g e b e n d e I n f o r m a t i o n s s y s t e m die R e l a t i o n v o n Informationsangebot u n d I n f o r m a t i o n s n a c h f r a g e auf rationale E b e n e zu transponieren. Fortsetzung Fußnote 1) Herner, Saul und Mary Herner: Information needs and uses in science and technology. In: Annual review of information science and technology. 2. 1967. S. 1-34. Paisley, W.J.: Information needs and uses. In: Annual review of information science and technology. 3. 1968. S. 1-30. Allen, Thomas J.: Information needs and uses. In: Annual review of information science. 4. 1969. S. 3-29. Neubauer, Karl Wilhelm: Die Bibliothek und ihre Benutzer. Ein Bericht über Arbeiten zur Benutzerforschung. In: Mitteilungsblatt des Verbandes der Bibliotheken des Landes N R W . 20. 1970. S. 195-227. 2) S. z.B. Schoch, Gisela: Die Informationsmittel einer Universitätsbibliothek und ihre Nutzung durch die studentischen Leser. Assessorarbeit. Hamburg 1968/ München 1971. Walter, Veronika: Der Student als Benutzer einer Hochschulbibliothek. Fachabschlußarbeit. Leipzig 1968. Nalbandoglu, Osman: Bedürfnisse der studentischen Benutzer der Institutsbibliothek der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universität Berlin. Betriebswirtschaftliche Diplomarbeit. Berlin 1970. Kschenka, Wilfried: Benutzeranalyse und pädagogische Literaturinformation. München-Pullach 1970. Koch, Inge: Wie informieren sich die Wissenschaftler über die für sie wichtige Literatur? In: ZfB. 82. 1968. S. 651-666 Dux, Werner: Ermittlung der Informationsbedürfnisse von Wissenschaftlern aus der Zentralstelle für Korrosionsschutz in Rossendorf bei Dresden. In: ZfB. 82. 1968. S. 641-651. 3) S. z.B. Sauppe, Eberhard: Wissenschaft und Forschung im bibliothekarischen Bereich. In: Bibliothek und Wissenschaft. Ein Jahrbuch Heidelberger Bibliothekare. 5. 1968. S. 228-249 Neubauer, Karl Wilhelm: Brauchen Bibliotheken sozialempirische Grundlagenforschung? In: Z f B B 17. 1970. S. 112-117. Waligora-Rittinghaus, Johanna: Zur bibliothekarischen Bedarfsforschung. In: Der Bibliothekar. 24. 1970. S. 129-137. 4) S. z.B. Line, Maurice B.: Library surveys. London 1967. Kap. 1 Morse, Philip M.: On the prediction of library use. In: Intrex. Cambr. Mass. 1965. S. 225-234. Neubauer, K. W.: Brauchen Bibliotheken,. . . S. 112 ff. Jügelt, Karl-Heinz: Grundfragen der Benutzung wissenschaftlicher Allgemeinbibliotheken. In: Der Bibliothekar. 22. 1968. S. 374-381.

10

Eine große Zahl der vorliegenden Benutzeruntersuchungen ist methodisch unzulänglich oder anspruchslos®'. Zugleich sind sie häufig auf sehr spezielle Probleme zugeschnitten, sie geben wenig grundlegendes Material, auf das weitere Benutzerforschung aufbauen kann 6). Weiterhin lassen sich die Ergebnisse der Forschung anderer Länder keineswegs unbesehen übernehmen: In der Regel sind die Ergebnisse Produkte sehr spezieller historischer Situationen. Die übernationale Gültigkeit von empirischen Untersuchungen ist immer solange zweifelhaft, bis Vergleichsuntersuchungen zeigen, daß bestimmte Grundaussagen cross-cultural gültig sind. Untersuchungen aus bestimmten historisch gewachsenen Institutionen, die bestimmten sozio-ökonomischen Bedingungen unterliegen, die mit speziellen Methoden spezifische Untersuchungsziele verfolgen, haben zumeist nur begrenzten Wert als Grundlage für die Lösung von Problemen der bibliothekarischen Praxis anderenorts. Ein Teil des empirischen Materials bietet zu wenig Anhaltspunkte über die verwandten Methoden und Auswertungstechniken 7). A u f Ergebnissen aus solchen Untersuchungen kann nur sehr bedingt aufgebaut werden. Allgemein: Es gibt kaum Hintergrundsmaterial über das Verhalten des Benutzers wissenschaftlicher Bibliotheken, über Benutzergruppen, von dem angenommen werden könnte, daß es mit großer Wahrscheinlichkeit auch für andere Bibliotheken gilt. Fraglich ist, ob es je gelingt, derart allgemeingültiges Material zu erheben, auf dem weitere spezielle Untersuchungen stets aufbauen können.

1.2.

Untersuchungsziel

Empirische Untersuchungen bedürfen einer präzisen Definition der Untersuchungsziele, die möglichst aus wissenschaftlichen Hypothesen abgeleitet sein sollten. Für die vorliegende Pilotstudie standen jedoch nicht einzelne Probleme der Bibliothek im Vordergrund, es gab z.B. keine zu treffenden Entscheidungen, für die empirisches Material benötigt wurde. Vielmehr war beabsichtigt, eine exploratorisch vorgehende Sondierung vieler Aspekte von Benutzerverhalten einer ausgewählten Benutzergruppe vorzunehmen. Der Nachteil eines solchen Sondierens liegt auf der Hand: Die Untersuchung gibt mit jeweils nur wenigen und undifferenzierten Fragen zu den einzelnen Benutzungsmöglichkeiten kein Material für konkrete Veränderungen. Schlüsse zu bibliothekari5) Vgl. z.B. Porcella, Brewster: Summary of research on the reading interests and habits of college graduates. Urbana 1965. S. 1. Line, M.B.: Library surveys. S. 7. Herner, S. u. M.H.: Information needs. .. S. 30. Paisley, W.J.: Information needs. .. S. 2. 6) Vgl. z.B. Allen, T.J.: Information needs.. . S. 3 Slater, Margret: Meeting the user's needs within the library. In: Trends in special librarianship. London 1968. S. 99-136. S. 102 7) Vgl. Line, M.B.: Library surveys. S. 125.

11

sehen Verbesserungen sind deshalb nicht gezogen worden. Will man jedoch — und das ist nicht zuletzt das Anliegen einer praktisch orientierten empirischen Forschung — für den einzelnen Benutzer und für spezielle Benutzungseinrichtungen Verbesserungen erzielen, dann muß mit konkret vorliegenden Untersuchungsabsichten speziell gefragt werden. Der Benutzer ist nicht nur in seinen unmittelbaren Äußerungen zu einzelnen Benutzungsmöglichkeiten innerhalb der UB Gegenstand dieser Untersuchung, sondern allgemeiner in seinem Verhalten zu dem ihn umgebenden Bibliotheksnetz. Erst Wissen darüber, wie sich Benutzer im gesamten Informationsnetz einer Region bewegen, kann den Stellenwert von Äußerungen und Verhalten des Benutzers zu einer UB aufweisen. Jede auf spezielle Verbesserungen abzielende Benutzerforschung sollte dann, wenn über den Hintergrund allgemeinen Benutzerverhaltens keine Informationen vorhanden sind, diese in die Untersuchung einbeziehen, eine Untersuchung sollte also zugleich breit und speziell sein 8). Es ist problematisch, wenn eine Untersuchung wie im vorliegenden Falle auf die Erforschung der spezifischen Studiensituation der studentischen Benutzer verzichtet und ebenso für die Benutzer aus dem akademischen Mittelbau deren spezifische Arbeitssituation nicht einbezieht. Denn institutionelle Verhältnisse und Studienbedingungen, Studienmotivation und Studienverhalten, Einstellungen der Studenten, Kontakt, Integration usw. stellen ganz wesentliche E i n f l u ß f a k t o r e n für spezielles V e r h a l t e n v o n B i b l i o t h e k s b e n u t z e r n dar. S o l c h e

Variablen in Benutzeruntersuchungen einzubeziehen, sollte stets überdacht werden, ebenso wie Kenntnisse darüber erhoben werden sollten, wie sich Studenten und Wissenschaftler ihr Wissen aneignen, es vertiefen, es auf dem laufenden halten. Erlernen des Lernens und Informationsverhalten von Universitätsangehörigen gehören angesichts der verschiedenen Möglichkeiten sich Informationen zu verschaffen und die Flut von Informationen zu handhaben, notwendig zum Hintergrundwissen über das Verhalten von Bibliotheksbenutzern. 8) Etablierte bibliothekarische Praxis selbst ist faktisch ein Konglomerat verschiedenster Komponenten, z.B. von Traditionen, Ausbildung und Bewußtsein der Bibliothekare, institutioneller Stellung der Bibliotheken in der Hochschule, Finanzierung, feedback vom Benutzer usw. Die Reaktion der Bibliotheken auf Wissen um die Anforderungen von Seiten der Benutzer wird bereits auf Grund dieser Faktizität variieren. Zwischen den Polen Anpassung der Bibliothek an die Anforderungen der Benutzer (organisatorische Konsequenzen) und Anpassung des Benutzers an die Bibliothek (Benutzerschulung) stehen Bibliotheken auf Grund ihrer verschiedenen Situation verschiedene Verhaltensweisen als Reaktion zur Verfügung, wobei jede, gemessen an der Rationalität der betreffenden bürokratischen Organisation, rational sein kann. Allerdings sollte ein Effektivitätskriterium nicht aus der Organisationsrationalität abgezogen werden, sondern ausgehen von dem gegenwärtigen und zu erwartenden objektiven Informationsbedarf von Benutzern — also auch die subjektiven gegenwärtigen Anforderungen der Benutzer transzendieren.

12

Die immanente und nicht-immanente Kritik der nachfolgenden Ergebnisse kann nicht auf dem Boden gebildeter Hypothesen geschehen, da dem explorativen Vorgehen keine Hypothesen zugrunde lagen, sondern nur die Intention, zukünftige Benutzerforschung sensibler zu machen für die Zusammenhänge von Benutzungshäufigkeiten und -modi mit Struktur der Benutzer und Benutzungsvariablen des Bibliotheksnetzes. Solche Intentionen hätten eigentlich eine experimentelle Anlage der Untersuchung notwendig gemacht 9). Eine experimentelle Anlage der Untersuchung auf verschiedenen Ebenen war beabsichtigt worden: — Teilauszählung des Datenmaterials, zum einen in zufällig geringeren Teilmengen, zum anderen in geschichteten und gewichteten Teilmengen, um über Repräsentanz, Stichprobengröße und Signifikanzen spezielle Aussagen machen zu können, — split ballot, d.h. Teilung des Fragebogens zum Test verschiedener Frageformulierungen, verschiedener Aussteuerungsmöglichkeiten, verschiedener Antwortvorgaben usw., — Splitting des Fragebogens, d.h. Teilung in Fragebogen mit Grunddaten und jeweils verschiedenen Zusatzfragen, um Erfahrungen zur Reduzierung der individuellen Fragebogenlänge bei gleichzeitiger Erhebung sehr umfangreichen Materials zu gewinnen. Aus arbeitsökonomischen Gründen konnten die experimentellen Partien nicht realisiert werden. Natürlich kann einer Untersuchung wie der vorliegenden leicht Belanglosigkeit vorgeworfen werden, weil kritische Erkenntnisinteressen keine inhaltlichen Konkretionen finden. Der Stand der Forschung mag solche Einwände relativieren. Zukünftige Benutzerforschung, deren Interessen inhaltlich fixiert sein werden, muß jedoch darauf Wert legen, ihre Erkenntnisinteressen darzulegen und deren Implikationen auf Anlage und Auswertung analysieren. Soll zukünftige Benutzerforschung nicht gesellschaftlich irrelevant bleiben, müssen sozioökonomische, kurz gesellschaftliche Dimensionen mitreflektiert werden. 9) Experimentelle Entwürfe in 'user studies' sind bisher nicht bekannt. Eine Wiederholungsuntersuchung erfüllt nur sehr grob die Voraussetzungen, die an experimentelle Anlagen von Untersuchungen gestellt werden können. Vgl. Line, Maurice B.: Student attitudes to the university library: a survey at Southampton University. In: Journ. of Doc. 19. 1963. S. 100-117. Oers.: Student attitudes to the university library: a second survey at Southampton University. In: Journ. of Doc. 22. 1966. S. 123-135. Eine Zusammenstellung verschiedenster user studies zeigt zwar, daß mit verschiedenen Methoden ähnliche Ergebnisse erzielt werden können, aber auch, daß die Ergebnisse wegen der verschiedenen Untersuchungsabsichten praktisch unvergleichbar bleiben. Vergleiche ersetzen keine Experimente. Vgl. Barber, A.S.: A critical review. . .

13

1.3.

Durchführung der Untersuchung

1.3.1.

Zielgruppe

Als Zielgruppe der vorliegenden Pilotuntersuchung sind Studenten und Assistenten 1 0 ' der H B der U B ausgewählt worden. Als Hauptbibliothek (HB) wird entsprechend dem Sprachgebrauch der Benutzer die Zentrale der Universitätsbibliothek (UB) bezeichnet. Diese Auswahl wurde getroffen, um eine population zu untersuchen, die die Einrichtungen der H B einigermaßen häufig benutzt. Ebenfalls wichtig für eine Bibliothek wäre die Untersuchung von Nichtbenutzern der HB, also von Universitätsangehörigen, die ihre Literaturbedürfnisse vorwiegend ohne die HB, teils innerhalb des universitären Bibliothekssystems, teils außerhalb desselben befriedigen 11). Die Untersuchung einer solchen Gruppe setzte jedoch erhebliches Vorwissen um diese voraus. Da mit Verzerrungen des Rücklaufs auf Grund der ausgewählten Erhebungstechnik zu rechnen war, mußten umfangreiche und möglichst homogene Gruppen ausgewählt werden. Die Beschränkung auf eine oder zwei möglichst ähnliche Gruppen und damit der Verzicht auf Informationen über andere Benutzergruppen war notwendig, um nichteine Vielzahl von Untersuchungsinstrumenten zu entwerfen 12) 1.3.2.

Untersuchungsmethode

Benutzerforschung kann sich sehr verschiedener Methoden bedienen 13). Die Analyse statistischen Materials aus der Bibliothek selbst kann bei eingegrenzter Problemstellung bereits ausreichend sein. Die Auswertung anderweitig erhobenen Materials, z.B. aus Studentenumfragen, kann erste Eindrücke über 10)

Die Einbeziehung der Assistenten in die Umfrage stellt für die Interpretation der Ergebnisse ein Problem dar, da im Gegensatz zu den Studenten, für die zahlreiche Untersuchungen verschiedener Art vorliegen, kaum relevantes soziologisches Material zur Verfügung steht. S. Kaupp, Peter: Der Hochschulassistent und seine Probleme. Ergebnisse einer Umfrage zur sozialen, wirtschaftlichen und beruflichen Situation der Assistenten an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Stuttgart 1969.

11)

Eine Untersuchung von Nicht-Benutzern einer Universitätsbibliothek beschreibt Lubans, John: O n non-use of an academic library: report o f finding. In: Use, misuse and non-use of academic libraries. New York 1970. S.47-72. Ders.: A survey of the non-users of a technological university library. In: Educating the library user. Proceedings of the 4. triennial I A T U L meeting. Loughborrough 1970.

12)

Nach den vorliegenden Erfahrungen erscheint es schon zweifelhaft, ein gemeinsames Untersuchungsinstrument für die Befragung sowohl von Studenten als auch des akademischen Mittelbaus zu verwenden.

13)

S. z.B. Line, M.B.: Library surveys. S. 41 ff.

14

den Benutzer und sein Verhalten vermitteln 14). Referencequestion-analysis, Fallstudie, Gruppendiskussionsverfahren, Test, Interview, Panel, schriftliche Befragung, diary, sind nur einige vieler möglicher Untersuchungsmethoden auf bibliotheks- und informationswissenschaftlichem Gebiet 15). Methode und Gegenstand einer Untersuchung stehen in engem Zusammenhang 16). Die Angemessenheit einer Methode an ihr Untersuchungsobjekt steht in engem Zusammenhang mit Bedeutsamkeit, Präzision und Gültigkeit 17) der Untersuchungsergebnisse, d.h. es gibt für jedes Untersuchungsobjekt eine besonders geeignete Methode 17). Die Auswahl der Untersuchungsmethode ist deshalb besonderer Beachtung wert. Sachfremde limitierende Faktoren für die Wahl von Methoden stellen in der Regel deren Kosten dar. Für die vorliegende Untersuchung waren vor allem Kosten der Faktor, der die Auswahl bestimmte. Die Form der schriftlichen Befragung '8) wurde gewählt, ohne daß zuvor getestet werden konnte, ob diese Methode überhaupt erfolgversprechend war. Da angestrebt war, über die ausgewählten Gruppen repräsentative Aussagen zu machen, stand keine andere Erhebungsmethode zur Wahl, da allein mit schriftlichen Befragungen eine große Zahl von Personen kostengünstig untersucht werden kann. Repräsentanz der Aussagen bedeutet vereinfacht ausgedrückt, daß z.B. das dargestellte Verhalten des befragten Teils der Studenten und Assistenten innerhalb von geringen Fehlergrenzen dem Verhalten aller Studenten und Assistenten entspricht, aus denen die Stichprobe stammt 19). Repräsentanz stellt keine notwendige Forderung dar, je nach Art des Untersuchungszieles kann 14)

Nur in einer Minderzahl der zahlreichen empirischen Studentenuntersuchungen sind auch Fragen zur Bibliotheksbenutzung oder allgemeiner zum Informationsverhalten gestellt worden. So z.B. in: Jenne, Michael, Marlis Krüger und Urs MüllerPlantenberg: Student im Studium. Stuttgart 1969. Studentenuntersuchungen geben jedoch besonders dann, wenn sie eine Untersuchung der Studenten des Erhebungsortes darstellen, wichtiges Hintergrundmaterial. Eine brauchbare Bibliographie befindet sich in: Mit dem Latein am Ende. Hamburg 1970.

15) 16) 17)

S. z.B.: Barber, S.: A critical review . . . S. 147 ff. Vgl. Paisley, W.J.: Information needs... S. 25 ff. Präzision und Gültigkeit der Untersuchungsergebnisse lassen sich testen. Präzision u.a. dadurch, daß erhaltene Ergebnisse faktisch vorhandenem Material gegenübergestellt werden, z.B. einer Benutzungsstatistik. Der Test von Gültigkeit ist ohne experimentelle Anlage kaum möglich. Zu diesen Begriffen der empirischen Sozialforschung s. Scheuch, Erwin K.: Methoden. In: Soziologie. S. 194-224. S. 204 f (Fischer Lexikon Soziologie). Oers.: Das Interview in der Sozialforschung. In: Handbuch der empirischen Sozialforschung. Bd. 1. Stuttgart 1962. S. 136-189. S. 173 ff. Zur schriftlichen Befragung allgemein s. Eckardt, Heinz: Die Technik der schriftlichen Umfrage. Hamburg 1969.

18) 19)

Zum Begriff der Repräsentation s. zur Einführung z.B. Noelle, Elisabeth: Umfragen in der Massengesellschaft. Einführung in die Methoden der Demoskopie. Reinbek 1963. S. 95 ff.

15

Repräsentanz erforderlich sein oder nicht. Der Wert vieler ausländischer bibliotheks- und informationswissenschaftlicher empirischer Untersuchungen liegt auch auf anderer Ebene als auf der der Repräsentanz. Nicht-repräsentative Untersuchungen können durch ähnliche, ebenfalls nicht-repräsentative vorläufig bestätigt werden 20). 1.3.3.

Stichprobe

Nach Festlegung von Zielgruppe und Untersuchungsmethode kann aus der Gesamtzahl der Benutzer der HB eine Stichprobe 21) derjenigen gezogen werden, die befragt werden sollen. Oer Umfang einer zu ziehenden Stichprobe ist von mehreren Faktoren abhängig, vereinfacht dargestellt von folgenden: — Von der beabsichtigten Tiefe der Aufgliederung des Materials, also von der Größe der Gruppierungen, über die noch repräsentative Aussagen gemacht werden sollen; — von der Genauigkeit, mit der die Aussagen repräsentativ sein sollen, und mit der Differenzen zwischen den Aussagen signifikant sein sollen; — von der Verteilung einzelner Merkmale auf die Merkmalsträger der Gesamtheit; — von der erwarteten Quantität und Qualität der Antworten und — zuletzt auch von der tatsächlich vorhandenen Größe der Grundgesamtheit, also der interessierenden Zielgruppe. Die notwendige Größe einer Stichprobe läßt sich berechnen, wenn diese Faktoren bekannt sind. Im vorliegenden Falle ergab sich die notwendige Stichprobengröße aus einer Überschlagsrechnung. Bei Stichprobenverfahren ist zwischen Random- und Quotaverfahren zu unterscheiden 22). Angewandt worden ist hier ein einfaches Randomauswahlverfahren: Es wurde aus der gewünschten population streng zufällig die Stichprobe gezogen. Sind Gruppierung der gewünschten population vorher bekannt und sollen bestimmte Gruppen der gewünschten population besonders repräsentiert 20)

Vgl. Herner, S. u. M.H.: Information needs.. . S. 30

21)

Zur Einführung in die Stichprobentheorie s. z.B. Kellerer, Hans: Statistik im modernen Wirtschafts- und Sozialleben. Reinbek 1960. S. 110 ff.

22)

Zu Auswahlverfahren allgemein s. Scheuch, Erwin K.: Auswahlverfahren in der Sozialforschung. In: Handbuch der empirischen Sozialforschung. S. 309-342. Vgl. auch Bhattacharyya, K.: Some problems of using library survey as a research method. In: Library Association record. 72. 1970. S. 15-17. Orott, M. Carl: Random sampling: a tool for library research. In: College & Research Libraries. 30. 1969. S. 119-125.

16

werden oder ist von vornherein mit bestimmten Verzerrungen des Rücklaufs zu rechnen, können sowohl das Quotaverfahren als auch geschichtete oder mehrstufige Randomverfahren verwandt werden, die für eine Verbesserung der Repräsentation einzelner Untergruppierungen sorgen. Die strenge Zufälligkeit bei der Auswahl muß jedoch stets beachtet werden. Es ist notwendig, daß jedes Element der Grundgesamtheit die gleiche Chance hat, in die Zufallsstichprobe einbezogen zu werden. Die Konstruktion einer Stichprobe für Bibliotheksbenutzer aus einer Adressenkartei stellt in der Regel den besten Zugang zu einer sicheren Zufallsstichprobe dar. Bei der Auswahl kann verschieden vorgegangen werden, je nachdem, wie die betreffende Kartei organisiert ist 23), Für diejenigen, die die Ausleihe der HB und/oder der Lbs benutzen wollen, werden Verpflichtungskarten angelegt, deren Summe die Benutzerkartei bildet. Für die Benutzung aller übrigen Einrichtungen der HB werden keine Ausweise oder Lesekarten benötigt. In einer Stichprobe, die aus dieser Kartei gezogen wird, müssen so notwendig diejenigen fehlen, die zwar Einrichtungen der HB benutzen, z.B. die Lss und Kataloge, die aber bisher keine Lesekarte haben! Im vorliegenden Falle wurde ohne Zurhilfenahme von Zufallszahlen durch Berücksichtigung der geschätzten Stichprobengröße jede n-te Karte der Benutzerkartei gezogen. Die Kartei der HB enthielt am 15.4.1970 10659 Verpflichtungskarten. Diese waren alle zwischen 1969 und 1970 ausgestellt oder in diesen beiden Jahren verlängert worden. Unter diesen befanden sich 6889 Studenten und 709 Angehörige des akademischen Mittelbaus. Die Stichprobenmasse bildeten jedoch diejenigen Studenten und Assistenten, deren Verpflichtungskarten für 1970 verlängert oder 1970 ausgestellt waren, also diejenigen, die die Ausleihe der HB oder der Lbs bereits 1970 in Anspruch genommen hatten. Dies schien sinnvoll, um nicht zuviele Benutzer zu befragen, deren Benutzungsfrequenzen vermutlich geringer liegen, und deren Antworten stärker auf Erinnerungen beruhen. Insgesamt blieben als Stichprobenmasse 4557 Studenten und 467 Assistenten übrig. Aus dieser Masse wurde die Stichprobe gezogen, indem jede 3. Verpflichtungskarte berücksichtigt wurde. Insgesamt bildeten 1590 Personen, das sind 31,6% der Stichprobenmasse, die Stichprobe,

23)

Benutzerkarteien sollten für zukünftige Benutzerforschung — überhaupt für statistische und analytische Zwecke — sowohl vereinheitlicht werden als auch mehr und andere Daten enthalten, als sie heute in der Regel verzeichnen. Dem Ideal, einer Kartei aus Maschinenlochkarten, wird man vorläufig schwer näherkommen. Die leichter handhabbaren Handlochkarten, wobei vor allem an einfache Randlochkarten gedacht werden kann, bieten jedoch bereits die Möglichkeit, viele und vor allem kombinierte Daten schnell abzufragen. Überhaupt wäre es wert zu überlegen, wieweit die vorhandene Bibliotheksstatistik durch die Einbeziehung derartiger kombinierter Daten über den Benutzer aussagekräftiger wird.

17

an die Fragebögen verschickt wurden. Die 1590 Befragten unterteilen sich in 1416 Studenten und 174 Assistenten. Bezogen auf die Stichprobenmasse heißt das, daß rund 3 1 % der Studenten und 3 7 % der Assistenten befragt wurden. 1.3.4.

Fragebogen

Entsprechend dem Untersuchungsziel sollten soziale und personale Daten der Benutzer gesammelt sowie untersucht werden, wie die ausgewählten Benutzer ihre Literaturbedürfnisse innerhalb und außerhalb der T U B befriedigen, ferner, welche Variablen für bestimmte Verhaltensweisen wesentlich sind. Nach Durchsicht zahlreicher anglo-amerikanischer bibliotheks- und informationswissenschaftlicher Untersuchungen und durch Diskussion mit Angehörigen der U B entstand ein Fragebogen, mit Hilfe dessen Studenten und Assistenten der T U B interviewt wurden. Ein daraus resultierender verbesserter Fragebogen wurde nochmals durch Interviews getestet. Insgesamt sind 3 0 Interviews gemacht worden (Pretest). Dennoch zeigt der Fragebogen, wie im folgenden deutlich wird, formale und inhaltliche Schwächen auf. Dem Pretest sollte zukünftig besondere Bedeutung zugemessen werden, besonders sollte beim Test eines Befragungsinstruments nicht, wie im vorliegenden Falle geschehen, eine andere als die spätere Erhebungsmethode verwandt werden. Interviews eignen sich zwar im frühen Stadium der Fragebogenkonstruktion dazu, den Fragebogen zu verbessern, der eigentliche Test eines Fragebogens für eine schriftliche Befragung sollte jedoch nicht durch Interviews geschehen, sondern sollte auch eine schriftliche Aktion sein. Der endgültige Fragebogen enthielt eine für den Befragten mit 67 endende Zählung, um nicht allzulang zu erscheinen. Tatsächlich wurden jedoch mehr als 100 Fragen gestellt. Der Fragebogen war in etwa 4 5 Minuten ausfüllbar. Er bestand aus 12 einseitig bedruckten gelben D I N A 4 Blättern (s. Anhang). Farbiges Papier war gewählt worden, damit der Fragebogen besser beachtet wird, der einseitige Druck 24) w a r durch die schlechte Papierqualität bestimmt. Die Frageformulierungen wurden jenseits philologischer Erwägungen entsprechend den Erfahrungen der empirischen Sozialforschung bewußt einfach und

24)

18

Allerdings zeigte sich beim Ablochen, d a ß sich einseitig bedruckte Bögen leichter handhaben lassen. Die nachfolgenden Arbeiten sollten also bereits bei der Gestaltung des Fragebogens beachtet werden ebenso wie die Art der Analyse wesentlich abhängig ist von der Fragebogenkonstruktion und umgekehrt. s. Line, M.B.: Library surveys. S. 6 9 ff. Einführende Literatur in die Theorie und Einführende Literatur in Theorie und Praxis des Fragebogens: Oppenheim, A.N.: Questionnaire design and attitute measurement. London. 1968.

umgangssprachlich gehalten 25). Fast alle Fragen hatten vorgegebene Antwortkategorien, damit der Fragebogen schneller beantwortet werden konnte und die Auswertung in absehbarer Zeit überhaupt möglich wurde. Die Länge des Fragebogens stellt stets ein besonderes Risiko in Bezug auf Antwortqualität und Rücklauf dar. Trotz des verhältnismäßig langen Fragebogens konnten viele für wesentlich gehaltene Fragen nicht mehr aufgenommen werden. Die graphische Gestaltung wie auch die Mikro- und Makrostruktur des Fragebogens sind nicht immer gelungen. Dies, wie viele andere Mängel, mußte oft bewußt in Kauf genommen werden, da aus arbeitsökonomischen Gründen keine anderen Lösungen möglich waren. Dem Fragebogen war ein Anschreiben (s. Anhang) und ein freigestempelter Rückantwortumschlag beigefügt. Das eine schriftliche Befragung begleitende Anschreiben 26) hat die wichtige Aufgabe, die Beantwortungsquote zu erhöhen, indem es die Befragten zu ernsthafter Mitarbeit motiviert. Es scheint, als wenn das Anschreiben diese Funktion gut erfüllt hat, besonders durch den zeitnahen Appell zur Mitarbeit an Reformen 27). g n e Vordatierung des Anschreibens erleichterte für Säumige möglicherweise die Rücksendung. Für die Verteilung der Fragebogen war der Postweg vorgesehen 28). £ s W a r zunächst beabsichtigt, die beizufügenden Rückantwortumschläge mit Briefmarken zu versehen. Da dies jedoch auf Schwierigkeiten stieß, wurden sie freigestempelt. Erfahrungen der empirischen Sozialforschung weisen ganz entschieden darauf hin, daß mit Briefmarken versehene Rückantwortumschläge zu einer höheren Rücklaufquote führen 29). Für den vorliegenden Fall kann nicht gesagt werden, ob Freistempeln möglicherweise in einem geringeren Rücklauf resultierte. 1 % der Antwortenden klebten Porto auf die freigestempelten Umschläge. R u n d 160 Fragebogen wurden durch die Haus25)

A n einigen Stellen wird deutlich, daß bibliothekarische Fachausdrücke in die Frageformulierungen eingegangen sind, die von den Befragten weniger gut verstanden wurden. Eine zusätzliche umgangssprachliche Bezeichnung bibliothekarischer Tatbestände sollte bei Befragungen, die ein breites Benutzerpublikum — v o m wenig geübten Anfangssemester bis zum Assistenten — einbeziehen, stets erfolgen, wenn auf bibliothekarische Bezeichnungen der Eindeutigkeit wegen nicht verzichtet werden soll.

26)

Z u m Begleitbrief vgl. Eckardt, H.: Die Technik . . . S. 34 ff.

27)

Natürlich könnte erst ein Experiment klären, welche Stimuli besonders zur Kooperation anregen. A u c h sollte untersucht werden, o b der Hinweis, daß diese Befragung zu einer Verbesserung der Bibliothek beitragen soll, sich in einer besonders kritischen Haltung der Benutzer auswirkt, eine Vermutung, die Line, M.B.: Library Surves.S. 3 8 f äußert.

28)

Auf andere Möglichkeiten weist hin: Wood, D.N.: Discovering the user and his information needs. In: Aslib Proceedings. 21. 1969. S. 262-270, S. 267.

29)

Vgl. Eckardt, H.: Die Technik . .., S. 3 6 f.

19

post befördert, an Benutzungsstellen oder bei einzelnen Angestellten der UB abgegeben. Die gezogene Stichprobe wurde handschriftlich adressiert. Andere technisch mögliche Verfahren wie Adressierung per Fernschreiber oder über einen Computer erwiesen sich für diesen einmaligen Arbeitsvorgang als zu arbeitsintensiv. Zwischen dem 27.4. und 4.5.1970 wurden 1590 Fragebögen versandt. Der Arbeitsaufwand bis zu diesem Zeitpunkt betrug rund 400 Mannstunden. 1.3.5.

Zeitpunkt der Befragung

Die Wahl eines angemessenen Zeitpunktes für eine Untersuchung ist wichtig, da viele Benutzungsprozesse zyklisch verlaufen, abhängig sind von Vorlesungszeiten, Praktika, Ferien, Immatrikulationsterminen, Semesterferien usw. 30). Ein Zeitpunkt in der vorlesungsfreien Zeit scheint für eine Umfrage Vorteile zu bieten: Die Beantwortung des umfangreichen Fragebogens konnte in einer Zeit geringerer Arbeitsbelastung geschehen, etwaige Semesterprüfungstermine waren vorüber. Der gewählte Zeitpunkt, vorlesungsfreie Zeit, hatte auch den Vorteil, Neuimmatrikulierte praktisch auszuscheiden, da diese sich erfahrungsgemäß erst im Laufe des Semesters Lesekarten ausstellen lassen. Allerdings verreisen Studenten auch eher in dieser Zeit oder aber wechseln ihren Wohnsitz in den Semesterferien. 1.3.6.

Rücklauf

Entgegen den Erfahrungen der empirischen Sozialforschung und den eigenen Erwartungen nach dem Pretest war die Rücklaufquote der Fragebögen sehr hoch. 1207 Fragebögen sind zurückgeschickt worden — das sind 76% der Ausgangsmenge. Die Ausgangsmenge von 1590 Befragten muß jedoch noch reduziert werden um die Adressenfehler. 56 Fragebögen kamen als unzustellbar zurück. Unter den ausgefüllt zurückgesandten Fragebögen befanden sich ferner 16, die nicht zu der gewünschten population gehörten (Wissenschaftler außerhalb der TU, u.a.). Um diese muß die Ausgangsmenge wie der Rücklauf bereinigt werden. Es bleibt als Ausgangsmenge 1590 - (56 + 16) = 1518 und als Rücklauf 1191. Das entspricht einer Rücklaufquote von 79%. Von den zurückgesandten Fragebögen waren 14 so unvollständig, daß sie nicht weiter verarbeitet werden konnten. Nicht alle der verbleibenden 1177 Fragebogen 30)

Zum timing vgl. Wood, D.N.: Discovering.. . S. 264

31)

Vgl. die bei Eckardt, H.: Die Technik . . . (S. 18 f f ) referierten Rücklaufquoten. Zu den Rücklaufquoten von informations- und bibliothekswissenschaftlichen Umfragen vgl. z.B. die Zusammenstellung bei Barber, S.: A critical review. . . S. 150 f.

20

konnten in die Analyse aufgenommen werden, da ein geringer Teil, 42, erst zurücklief, als die Ablocharbeiten abgeschlossen waren. 1135 Fragebögen sind abgelocht worden, davon sind 1116 an die endgültige Auswertung eingegangen. Die Lochkarten von 19 Fragebögen sind beim Einlesen in den Computer wegen formaler Lochfehler zurückgewiesen worden. Damit sind in die nachfolgende Untersuchung 76,6% aller Befragten eingegangen (1116 Personen). Die Versendung der Fragebögen geschah aufgrund folgender Überlegungen in zwei Etappen: Da über die mögliche Rücklaufquote nichts bekannt war, die Zunahme der Rücklaufquote jedoch systematische Fehler verringert, war beabsichtigt, bei einem Rücklauf von weniger als 40% innerhalb der ersten Woche nach einer angemessenen Frist nachzumahnen. Dazu erhielten die zuerst versandten 400 Fragebögen eine Numerierung, die auch auf die gezogenen Verpflichtungskarten übertragen werden mußte. Innerhalb einer Woche waren jedoch mehr als 50% aller zunächst versandten Fragebögen wieder zurückgelaufen. Damit erübrigten sich die mit Mahnungen zusammenhängenden erheblichen Einzelarbeiten. Das Anschreiben, das auf die Numerierung der Fragebogen Bezug nahm, ist für den Versand der folgenden nicht-numerierten Fragebögen nicht mehr verändert worden. In einem Falle ist die Numerierung unkenntlich gemacht worden, Kritik an der Numerierung ist nicht geäußert worden. Der Rücklauf der ersten numerierten und der restlichen unnumerierten Fragebögen unterscheidet sich weder nach Menge noch Qualität. Zugesicherte Vertraulichkeit scheint der Zusicherung von Anonymität zu entsprechen. Gelegentlich (23 Fälle) wurden Namen und Anschrift angegeben. Zusammengenommen für beide Versandetappen der Umfrage gilt, daß in der 1. Woche nach Absendung rund 50% der Fragebögen zurückliefen, in der 2. Woche weitere 30%, in der 3. Woche rund 10%. Die restlichen 10% kamen nach mehr als 3 Wochen zurück. Nach 6 Wochen konnte der Rücklauf als beendet angesehen werden. Einzelne Fragebögen kamen noch im Oktober 1970 an. Vereinzelt wurden Fragebögen aus der Bundesrepublik und auch aus dem Ausland zurückgesandt. Entschuldigungen und Begründungen für vermeintliches verspätetes Rücksenden waren anzutreffen (36 Fälle). Die Rücklaufquote der Fragebogen deutscher Studenten, ausländischer Studenten und Assistenten war verschieden. Eine Zufallsauswahl aus dem Gesamtbereich des akademischen Mittelbaus war durch die Anlage der Verpflichtungskartei der HB nicht vollständig erreichbar, da ein Teil der Assistenten mit sogenannten 'Institutsleihkarten' selbst ausleiht oder sich Literatur beschaffen läßt. In der 10659 Verpflichtungskarten enthaltenden Kartei befinden sich rund 200 'Institutsleihkarten'. Eine Auswahl aus diesen wurde nicht in Erwägung gezogen, da kein persönlicher Adressat ausgemacht werden kann und das Versenden eines oder mehrerer Fragebögen an ein Institut ein unkontrolliertes und unzulässiges Verfahren darstellt. 21

Benutzergruppe

ausländ. Studenten deutsche Studenten Assistenten

2 3 Zusammensetzung Befragte Prozent absolut aller Befragten

4 5 Zusammensetzung der ausgewerteten Antworten abs. %

38,8%

203

12,7

84

7,5

41,3

30,2%

1213

76,4

855

77,5

70,5 96,5

1 Die Stichprobenmasse enthielt von allen Angehörigen Gruppe

37,0%

174

10,9

168

15,0

1590

100,0

1116

100,0

6 (=4:2) Antwortquote

Es wird deutlich, daß Assistenten häufiger als deutsche Studenten und ausländische Studenten geantwortet haben. Der Rücklauf bei den ausländischen Studenten ist am geringsten. Gründe für diese verschiedenen Rücklaufquoten können nur vermutet werden: Sicher stellt der zwölfseitige Fragebogen für die Sprachkenntnisse einiger ausländischer Studenten eine Überforderung dar. Die Antworten der Assistenten, in der Auswahl unterrepräsentiert, unterliegen durch die hohe Rücklaufquote wahrscheinlich keinem systematischen Fehler. Allerdings kann nichts darüber ausgesagt werden, ob diejenigen Assistenten, die Institutsleihkarten benutzen, die HB in gleicher Weise benutzen wie diejenigen Assistenten, die persönliche Verpflichtungskarten haben, die hier allein in die Auswahl eingegangen sind. Die Schichtung einer Stichprobe nach Position, Semester, Fakultät und Nationalität sollte dann, wenn die Benutzerkartei dies zuläßt, durchgeführt werden. 1.3.7.

Verschlüsselung der Daten

Noch vor Ende des Rücklaufs wurde begonnen, die Daten der Fragebögen auf übliche 80-Spalten-Maschinenlochkarten abzulochen. Die Verarbeitung der Umfrage mit Hilfe einer E D V A war von vornherein beabsichtigt. Deshalb wurden die Fragebögen so gestaltet, daß direkt von ihnen abgelocht werden konnte. Es gibt verschiedene andere Möglichkeiten der Übertragung der Daten von Fragebögen auf die Lochkarte. Die gewählte Form ist diejenige, die dem Befragten die geringste Mühe verursacht, für die weitere Bearbeitung ist es nicht die günstigste Form. Die Fragen waren weitgehend standardisiert. Ein handschriftlicher Codeplan wurde in etwas schwächerer Farbgebung — um nicht störend zu wirken — auf den linken Rand jeder Seite des Fragebogens aufgedruckt. Der Entwurf eines solchen beigedruckten Codeplans setzt erhebliches Vorwissen um die möglichen Antwortvarianten und um das endgültige maschinelle Verarbeitungsprogramm voraus. Der beigedruckte Codeplan mußte nach Durchsicht von etwa 100 Fragebögen in einigen Teilen verändert werden, was die Ablocharbeiten erheblich erschwerte. 22

Ein geringerer Teil der Fragen räumte dem Befragten die Möglichkeit ein, offene Antworten zu geben, also z.B. Kritik auszusprechen, die nicht vorformuliert werden sollte. Solche Bemerkungen wurden, soweit sie nicht in das vorweg festgelegte oder veränderte Codeschema paßten, in einem besonderen Arbeitsgang herausgeschrieben. In einem weiteren Arbeitsgang wurde die verbesserte Vercodung übertragen. Danach wurden die Antworten abgelocht. Für jeden Fragebogen wurden 3 Lochkarten benötigt. Die Menge der benötigten Lochkarten hängt ab von der Anzahl der vercodeten Informationen und besonders von der Art des im Programm festgelegten Einleseformates. Für einen Teil der Fragen waren auch im verbesserten Codeplan noch nicht genügend Spalten auf den Lochkarten vorgesehen. Dieser Nachteil konnte aus Zeitmangel nicht mehr behoben werden. Für das Ablochen waren bestimmte formale Kontrollen vorgesehen, die erreichten, daß Fehler beim Ablochen reduziert wurden 32), 1.3.8.

Programmierung, Rechnen

Die Daten der Lochkarten und das dazugehörige Auswertungsprogramm wurden zur Erhöhung der Bearbeitungsschnelligkeit auf ein Magnetband gelesen, das für den Zeitraum, in dem gerechnet wurde, erhalten blieb. Das Programm für die Auswertung, das für den Verfasser kostengünstig angefertigt wurde, war in der maschinenunabhängigen Sprache Fortran IV geschrieben worden und sollte über diese Pilotstudie hinausgehende Funktionen erfüllen. Die Überlastung des universitätseigenen Computers, einer ICL 1900, erlaubte nur begrenzte Nachtrechenzeiten für die Auswertung. So mußten aus begrenztem Zugang zu einem Computer und allgemein aus Zeitmangel einige vorgesehene Funktionen des Programms wieder unterdrückt werden, so der Ausdruck beschrifteter Tabellen, die Anfertigung verschiedenster statistischer Maßzahlen und die Anfertigung graphischer Darstellungen. Erhalten blieb allein die Aufstellung aller zweidimensionalen und einer begrenzten Zahl von drei- und mehrdimensionalen Tabellen. Es wurden alle zweidimensionalen Tabellen, das sind 11881, und rund 10 000 mehrdimensionale Teiltabellen ausgedruckt. Dieses ergab mehr als 2000 Meter Papier. Im Lauf der Auswertung erwies sich die Anfertigung weiterer mehrdimensionaler Tabellen zur Klärung bestimmter Sachverhalte als notwendig. Die Rechenarbeiten konnten jedoch nicht wieder aufgenommen werden. Das Ziel der Untersuchung, das Material möglichst tief zu gruppieren, konnte so nur sehr begrenzt verfolgt werden. Damit entfiel auch die beabsichtigte Aufstellung verschiedener Indices, wie Aktivitäts-, Einstellungs-, Zufriedenheits-, Benutzungsindices usw. 32)

Für die vorliegenden Ergebnisse muß mit einem Prozent Fehler gerechnet werden, eine vergleichsweise geringe Quote. Kommerzielle Umfragen rechnen mit einer Fehlerquote bis zu 5%, die entstehen können durch falsches Ankreuzen, falsches Ablochen, falsches Einlesen, falsches Rechnen, mehrfaches Runden und Zusammenfassen.

23

1.3.9.

Darstellung

Die Darstellung der Daten in zwei- und mehrdimensionalen Tabellen wird Kreuztabulierung genannt 33). | n der Regel wird die unabhängige Variable (von der man annimmt, daß sie Einfluß auf die betrachtete andere Variable hat) in den Tabellenkopf gestellt, somit wird senkrecht prozentuiert. Eine solche Tabelle muß, wenn Vergleiche angestellt werden, auf die Kategorien der linken Randspalte hin interpretiert werden. Im Text der Auswertung werden häufig Angaben darüber gemacht, ob bestimmte Differenzen zwischen den Ergebnissen signifikant sind oder nicht. Signifikanz bedeutet, daß innerhalb der gewählten 'Genauigkeit' von 95,5% die Anteilswerte sich nicht nur zufällig unterscheiden, sondern der Unterschied mathematisch gesichert ist. Die Berechnung der Signifikanzen erfolgte manuell. Differenzen, die sich gerade noch als nichtsignifikant erweisen, werden, wenn andere signifikante Differenzen dies zulassen, als tendenziell signifikant apostrophiert. Die Darstellung des Materials allein durch Tabellen ist angesichts dessen, was statistische Aufbereitung leisten kann, unzureichend. Aussagen über Abhängigkeiten, vor allem Art und Richtung von Abhängigkeiten, werden gar nicht gemacht. Die weitere Interpretation der vorgelegten Daten ist mit gebotener Vorsicht vorzunehmen. Diese Untersuchung wurde bis auf die Programmier- und Rechenarbeiten ausschließlich von einer Person nebenberuflich angefertigt. Daß diese Form der Arbeitsorganisation für zukünftige bibliothekswissenschaftliche Untersuchungen kein Beispiel sein kann, bedarf keiner Erwähnung 34). Ein Großteil der Unzulänglichkeiten der vorliegenden Pilotuntersuchung war ausschließlich bedingt durch die Begrenztheit von Arbeitskraft und Geldmitteln. Für alle Arbeiten bis zum Vorliegen des Computerausdruckes wurden etwa 550 Mannstunden aufgewendet. Das nachfolgende Material spiegelt die Eigenschaften und das Verhalten einer T e i l g r u p p e von Bibliotheksbenutzern, nämlich von Studenten, Doktoranden und Angehörigen des akademischen Mittelbaus, die auch die Ausleihe der H B und/oder die Lbs benutzen. Es ist nicht anzunehmen, daß diese Teil-

33)

Vgl. Zeisel, Hans: Die Sprache der Zahlen. Köln, Berlin 1970, S. 98 ff

34)

Zum Problem der Organisation bibliothekswissenschaftlicher Umfragen s. Bare, Carole E.: Conducting user requirement studies in specie! libraries. In: Special Libraries. 57. 1966. S. 103-106. Slater, Margret: Meeting the user's needs ... S. 102 Zur allgemeinen Ablauforganisation s. Behrens, Karl Christian: Demoskopische Marktforschung. 2. Aufl. Wiesbaden 1966. S. 79 ff.

24

gruppe Benutzerkreise repräsentiert, welche die HB nicht benutzen, sondern ihre Literaturbedürfnisse in den Abteilungsbibliotheken der UB, den Instituts bibliotheken und anderen Bibliotheken des TU-Bereichs oder außerhalb des TU-Bereichs befriedigen. Für die vielen sich überschneidenden Möglichkeiten der Befriedigung von Informationsbedürfnissen erfaßt die vorliegende Untersuchung also nur einen Ausschnitt.

Die UB der TUB Einige Angaben über die UB der T U B mögen zur Information vorangestellt sein. Die UB hat neben den etwa 150 Lehrstuhl-, Instituts- und Fachbibliotheken im TU-Bereich die Aufgabe, als zentrale Institution der Universität die für

25

Forschung und Lehre erforderliche wissenschaftliche Literatur zu sammeln und zur freien Benutzung ständig verfügbar zu halten. Bis zum Jahre 1943 zählte die Bibliothek mit rund 230 000 Bänden zu den wichtigsten Spezialsammlungen Deutschlands auf technischem Gebiet. Nach ihrer Vernichtung begann im Frühjahr 1946 der Wiederaufbau der Bestände, wobei besonderer Wert auf das Ergänzen wichtiger technischer Zeitschriftenreihen gelegt wurde. Jetzt weist die Bibliothek (ohne Abteilungsbibliotheken) rund 335 000 Bände auf, rund 40000 Dissertationen, rund 425 000 Patentschriften, 5000 Zeitschriften werden laufend gehalten. Die U B pflegt sämtliche Gebiete der Technik, ferner Landbau, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie die meisten geisteswissenschaftlichen Fächer. Sondersammelgebiete sind nach dem Verteilungsplan der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Angewandte Mathematik, Vermessungswesen, Information, Systeme, Kybernetik; Photographie, Kinematographie, Reproduktions- und Drucktechnik. Eine Lehrbuchsammlung mit rund 17 000 Bänden ermöglicht für die Studenten einen einfachen Zugriff zu vielbenutzter Literatur. Die UB verwendet für die Ausleihverbuchung ein Off-Line Verbuchungssystem. Neben Hauptlesesälen und Zeitschriftenlesesaal stehen den Benutzern Zeitschriftenfreihandmagazine zur Benutzung offen. Ein Charakteristikum der UB ist, daß mehrere ehemalige Instituts- und Fachbibliotheken als Außenstellen der UB von ihr geführt werden. Die UB besitzt kein eigenes Bibliotheksgebäude. Die Benutzungseinrichtungen befinden sich bis auf die frei zugänglichen Zeitschriftenmagazine im 3. Stock des Hauptgebäudes der TUB. Eine Studentenbücherei existiert im Bereich der T U B nicht.

26

2.

STRUKTUR DER BENUTZER

Im folgenden Abschnitt wird die Struktur der Befragten dargestellt. Strukturdaten sind wesentlich für die Interpretation des Benutzerverhaltens. Je nach der Untersuchungsabsicht werden verschiedene und verschieden viele Variablen des personalen und demographischen Hintergrunds einbezogen werden müssen. Eine Vielzahl von Strukturvariablen ermöglicht erst eine soziologische Aufhellung der erhobenen Benutzungsdaten. Für den Komplex der Strukturdaten — wie an anderen Teilen dieser Untersuchung — zeigt sich, daß noch mehr Hintergrundsmaterial über die Befragten vorgelegt werden müßte, um vorhandene Ergebnisse auf dem Hintergrund der demographischen, personalen und sozialen Gegebenheiten interpretieren zu können oder gar typische Benutzergruppen nach solchen Merkmalen zu bilden. Strukturdaten sind weiterhin wichtig für die Kontrolle der Übereinstimmung von Stichprobe und Grundgesamtheit und für den Vergleich mit eventuell folgenden Untersuchungen oder für den Vergleich mit anderweitig vorgenommenen Untersuchungen.

2.1.

Position

Als Zielgruppe der Untersuchung waren ausschließlich Studenten und Angehörige des akademischen Mittelbaus vorgesehen. Als Antwortkategorien auf die Frage nach der Position waren jedoch noch andere Kategorien vorgegeben, um Befragte auszuscheiden, bei denen eine Veränderung ihrer Gruppenzugehörigkeit stattgefunden hat oder deren Gruppenzugehörigkeit in der Verpflichtungskartei unrichtig war. Als Problem stellt sich, wie die Kategorie des akademischen Mittelbaus zu analytischen Zwecken zu behandeln ist. Zum akademischen Mittelbau gehören (bezogen auf die Verhältnisse an den Berliner Universitäten 35)) : Assistenzprofessoren, Assistenten, wissenschaftliche Mitarbeiter, Akademische Räte, wissenschaftliche Tutoren, Lehrbeauftragte und Lektoren. Alle diese vertreten mehr oder weniger sowohl Forschung als auch Lehre. Die Unterschiede in den Anteilen von Forschung und Lehre differieren nicht nur zwischen den Gruppen, sondern erfahrungsgemäß auch innerhalb der einzelnen Gruppen in Abhängigkeit von der betreffenden Arbeitssituation an Lehrstühlen und Instituten und der jeweiligen Struktur der Hochschule 36). 35)

36)

Für andere Universitäten ergibt sich, bestimmt durch die jeweiligen Hochschulgesetze des Landes und unabhängig von diesen, bedingt durch traditionelle Muster akademischer Hierarchien sowie in Abhängigkeit von den jeweiligen Fakultäten, eine andere Gliederung. So sind in der Karlsruher Assistenumfrage folgende Gruppen zu den Assistenten gezählt worden: Verwalter von Planstellen für wissenschaftliche Assistenten, wissenschaftliche Assistenten, wissenschaftliche Angestellte, wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden. Vgl. z.B. Karlsruher Assistentenumfrage, S. 17-23. s. auch Kaupp, P.: Der Hochschulassistent.. .

27

Eine Trennung nach eher forschenden und eher lehrenden Mitgliedern des akademischen Mittelbaus ist im Voraus nicht vorzunehmen. Die jeweils verschiedenen Anteile an Verwaltungstätigkeit, Forschung und Lehre haben ebenso wie die Zeit, die für eigene wissenschaftliche Betätigung zur Verfügung steht, Einfluß auf das Verhalten bei der Befriedigung von Literaturbedürfnissen. Diesen sich unterscheidenden Arbeitssituationen des akademischen Mittelbaus konnte in dieser Untersuchung nicht weiter nachgegangen werden 37). Aussagen über Benutzungsverhalten können so im folgenden für diese Gruppe nicht auf dem Hintergrund ihrer spezifischen Arbeitssituation, ihrer Aus- und Vorbildung, ihrer Funktion und Tätigkeit betrachtet und differenziert werden. Literaturbedürfnisse des akademischen Mittelbaus der Hochschule u n d ihr Verhalten zur Befriedigung dieser ist nicht gleich oder ähnlich den Bedürfnissen und dem Verhalten von Wissenschaftlern, die außerhalb der Universität tätig sind 38) die einen nicht geringen Teil der Benutzer der U B der T U B stellen. Damit haben die im folgenden für den akademischen Mittelbau erhobenen Daten für das Verhalten von Wissenschaftlern außerhalb des Hochschulbereiches keinen Indikationswert. Doktoranden nehmen an der T U B häufig eine Stellung ein, die in Bezug auf die Arbeitssituation derjenigen der Angehörigen des akademischen Mittelbaus ähnelt. In der Regel sind Doktoranden an den Forschungsarbeiten eines Lehrstuhls oder Instituts beteiligt, von wo sie auch bezahlt werden. Sie werden erfahrungsgemäß auch in verschiedener Form an Lehrtätigkeit und Verwaltungsarbeiten beteiligt. Ein Teil der Doktoranden wäre eher einer der Gruppen des akademischen Mittelbaus zuzurechnen, als daß er eine eigene Gruppe bildete; sie üben häufig zumindest zeitweise oder in Teilzeitbeschäftigung die Funktionen des Mittelbaus aus 39). Doktoranden sind an der T U B bis auf Angehörige der Philosophischen Fakultät stets diplomiert. Es hätte nicht dabei bleiben sollen, daß die Befragten ihre Position innerhalb der Hochschulhierarchie nach vorgegebenen Antwortkategorien benennen, sondern es hätte nach den konkreten gegenwärtigen und vorausgegangenen Arbeitsverhältnissen und Funktionen gefragt werden sollen, um gegebenenfalls jeweils verschiedene analytische Gruppen bilden zu können. Fraglich ist, ob die Trennung zwischen Doktoranden und anderen Angehörigen des akademischen Mittelbaus, wie sie im folgenden vorgenommen wird, angesichts des geringen Hintergrundmaterials über diese Gruppen notwendig ist.

37)

Zur Breite dessen, was dem akademischen Mittelbau an Aufgaben zufällt vgl. Kaupp, P.: Der Hochschulassistent. . ., S. 15 ff.

38)

Vgl. z.B. die Zusammenstellung bei Slater, M.: Meeting the user's needs . . ., S. 9 9 ff

39)

Vgl. Karlsruher Assistentenumfrage, S. 18 ff

28

Auf die Frage nach der Position ergaben sich folgende Antworten 40) : Frage 1:

Was sind Sie?

Antwort

%

Student Doktorand Assistent, wiss. Mitarbeiter, Akad. Rat, Lehrbeauftragter k.A.

84,7 4,9 10,1 0,3

100,0 n

1116

Diese Zusammensetzung der population strukturiert nahezu alle anderen Daten erheblich. In ihrem Verhalten, besonders in der Häufigkeit der Benutzung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Literaturbefriedigung, unterscheiden sich Assistenten (im Folgenden wird der akademische Mittelbau zumeist mit der Formel Assistenten angesprochen!) und Studenten, wie zu erwarten war, erheblich. Zur Kennzeichnung der Doktoranden sei angemerkt: Sie neigen eher als Assistenten dazu, die Arbeitsbedingungen in ihrem Fachinstitut weniger gut zu finden, sie arbeiten auch häufiger zuhause als Assistenten es tun. Die Einkommen der Doktoranden sind signifikant geringer als die der Assistenten. Fast die Hälfte von ihnen hat ein Einkommen von weniger als 700.— DM monatlich. Halbtagsbeschäftigung oder aber Ganztagsbeschäftigung bei geringerem Gehalt ist an der TUB für Doktoranden häufig vorzufinden. In den Benutzungsfrequenzen unterscheiden sich die Doktoranden wenig von den Assistenten, fast immer liegen ihre Benutzungsfrequenzen über denen der Studenten; ihr Verhalten spiegelt die Fortsetzung des Trends, daß mit zunehmender Semesterzahl zunehmend bibliothekarische Einrichtungen frequentiert werden. In einigen Fällen finden geringere Benutzungsfrequenzen gegenüber den Assistenten ihre Erklärung dadurch, daß unter den Doktoranden ein höherer Prozentsatz von Ausländern enthalten ist als unter den Assistenten (20% und 4,4%), Ausländer aber sind teilweise weniger intensive Benutzer bibliothekarischer Einrichtungen (vgl. Abschnitt 6). 40)

Zur Darstellung der Tabellen ist anzumerken, daß darauf verzichtet wird, für jede Kategorie die absoluten Größen anzugeben, unter 'n' wird die Summe der absoluten Größen angegeben, auf die jeweils prozentuiert worden ist. Die Kategorie k.A. wird stets in die Prozentuierung einbezogen. Die Prozentuierung bezieht sich in der Regel nicht auf alle Befragten, sondern auf den Teil der Befragten, an den die betreffende Frage gestellt worden ist. Die Fragenumerierung ist die des Codeplans, nicht die des Fragebogens. Die Formulierung der Frage kann in dem hier dargebotenen Material nicht immer der Frageformulierung des Fragebogens entsprechen, das gleiche gilt für die vorgegebenen Antwortkategorien. In Zweifelsfällen ist der Fragebogen im Anhang zu konsultieren.

29

E s ist häufig nicht möglich, über die G r u p p e der D o k t o r a n d e n statistisch gesicherte Aussagen zu treffen, da sie nur einen Anteil v o n 4 , 9 % der Gesamtheit (55 Personen) darstellen. Diese geringe Stärke führt bei den zumeist zahlreichen Antwortkategorien der einzelnen Fragen bereits bei zweidimensionalen Tabel len oft dazu, d a ß signifikante Differenzen nicht mehr festzustellen sind 41).

2.2.

Semestergruppierung

Die Semesterverteilung für Studenten und D o k t o r a n d e n — an Assistenten war die Frage nach der Semesterzahl nicht gestellt worden 42) _ ergibt folgendes Bild: Frage 2:

Wieviele Semester haben Sie bereits studiert?

Antwort

%

1-4 Semester 5-8 Semester 9-12 Semester 13 und mehr Semester

22,3 28,5 20,4 28,9

n

100,0 987

D a Studenten in verschiedenen zeitlichen Stadien ihres S t u d i u m s qualitativ und quantitativ verschiedene Literaturbedürfnisse haben u n d verschiedene Verhaltensweisen im Laufe der Zeit zur Befriedigung dieser Bedürfnisse entwickeln, m u ß bei studentischen Benutzern stets nach der derzeitigen Semesterzahl gefragt werden. Wie tief eine Aufgliederung nach Semestern erfolgen soll, ist u.a. abhängig v o n der A r t der untersuchten Benutzer, v o n den Fakultäten, denen diese Benutzer entstammen u n d den Studienverhältnissen an diesen Fakultäten. Eine Zweiteilung — untere u n d obere Semestergruppe — oder eine Dreiteilung in untere, mittlere und obere Semestergruppe k a n n bereits eine ausrei41)

Solleo über Doktoranden als Gruppe detaillierte Aussagen gemacht werden, müßte diese Gruppe durch eine geschichtete Auswahl stärker berücksichtigt werden, weiterhin sollten gerade von Doktoranden Informationen über ihre spezifischen Arbeitsund Einkommensverhältnisse miterhoben werden. Da die Gruppe der ausländischen Doktoranden das Bild der Gruppe mitbestimmt, müßte die Doktorandengruppe u.U. sehr groß gewählt werden, um auch für die ausländischen Doktoranden signifikante Aussagen machen zu können, oder aber es kann daran gedacht werden, die ausländischen Doktoranden auszuscheiden oder separat zu befragen.

42)

Da Benutzung von Bibliotheken wesentlich von der Semesterzahl abhängig ist oder allgemeiner, von der Zeit, die auf der Universität zugebracht wird mit Studium, Forschung und/oder Lehre, hätten Assistenten auch nach ihren 'Semesterzahlen' gefragt werden sollen. Konkret hätte das geschehen können durch die Frage, im wievielten Semester das Hauptdiplom abgelegt wurde und welche Zeit bereits als Angehöriger des akademischen Mittelbaus gearbeitet wird. Diese zeitliche Unterteilung scheint neben einer notwendigen Unterteilung des akademischen Mittelbaus nach Arbeitssituation und Funktionen besonders wesentlich für die Erklärung von Benutzerverhalten zu sein.

30

chende Einteilung sein 43). Die hier vorliegende Teilung in 4 Gruppen nichtgleicher Abstände wurde gewählt, um die Studenten grob in bestimmte Studiensituationen einzuteilen: Bis einschließlich des 4. Semesters sind Studenten der ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Disziplinen im allgemeinen noch nicht mit dem speziellen Studium ihres eigentlichen Fachgebiets befaßt, bis zum 8. Semester ist in der Regel das Vordiplom abgelegt worden, danach beginnt die intensive Beschäftigung mit den Fächern der eigentlichen Studienrichtung, zwischen dem 9. und 12. Semester werden häufig Studienarbeiten angefertigt und einzelne Prüfungen des Hauptdiploms vorgezogen. Nach dem 12. Semester wird in der Regel mit der Anfertigung der Diplomarbeit begonnen, auch wird für die Hauptprüfung intensiv gelernt 44).

2.3.

Vordiplom

Die Frage nach dem Vordiplom wurde gestellt, um zu erfahren, wann heute an der T U B das Vordiplom abgelegt wird. Eine neuere Regelung erlaubt es den Studenten, das Vordiplom in einzelnen Teilen zu verschiedenen Zeiten abzulegen. V o r dieser Neuregelung war die Zeit vor dem Vordiplom eine Zeit vergleichsweise geringen Literaturbedarfs und eines erheblichen Bedarfs an Lehrbüchern, Skripten und Prüfungskarteien. Das Studium der speziellen Fachrichtung und die Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten wurden erst nach dem Vordiplom in Angriff genommen. Durch die neue Vordiplomregelung verändern sich diese Verhaltensweisen. Frage 4:

Wurde ein V o r d i p l o m oder eine Vorprüfung abgelegt?

Antwort

%

nein, noch nicht ja, V o r d i p l o m abgelegt k.A.

25,8 72,9 1,3

n

100,0 987

Mehr als 2/3 aller befragten Studenten und Doktoranden haben also das Vordiplom oder eine entsprechende Prüfung abgelegt. Nach Semestern unterteilt 43)

Als besonders vorteilhaft kann angesehen werden, mehrere Semestergruppierungen zur Verfügung zu haben; dazu m u ß direkt nach der Semesterzahl gefragt werden ; vercoderwerden dann die ausgewählten Gruppierungen. Für diese Untersuchung bestand neben der 4teiligen Gruppierung eine 2teilige, — 1-8 Sem, 8 u. mehr Sem.— die sich für die meisten angesprochenen Probleme als zu grob erwies und im folgenden nicht mehr verwandt wurde.

44)

Für die Untersuchung erwies es sich manchmal als weniger vorteilhaft, d a ß die Semestergruppierungen auch die Doktoranden einschloß. Für die allgemeine Kreuztabulierung hätte eine Semes^ergruppierung mit und eine andere ohne Doktoranden bestehen sollen.

31

ergibt sich, daß mit dem 8. Semester in der Regel der Zeitpunkt erreicht ist, an dem das V o r d i p l o m vollständig abgelegt worden ist: Vordiplom abgelegt

S e m e s t e r g r u p p e 5-8 9-12 12 und mehr

1-4 nein, noch nicht ja, abgelegt k.A. n

%

%

%

%

83,6 14,6 1,8

20,0 79,6 0,4

3,0 95,5 1.5

3,5 95,4 1J_

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

Eine vorausgehende Frage danach, o b es für die betreffende Studienrichtung überhaupt ein V o r d i p l o m oder eine vergleichbare Vorprüfung gibt, wäre sinnvoll gewesen; zumindest für die Philosophische Fakultät gilt, daß nur ein Teil der Studienrichtungen ein V o r d i p l o m oder andere Vorprüfungen kennt. Eine einheitliche Studienregelung, in der ein Grundstudium von einem Hauptstudium durch eine Vorprüfung getrennt ist — wie es der § 3 2 des Berliner Universitätsgesetzes fordert — ist an der T U B noch nicht Wirklichkeit. Eine Übersicht über die Ablegung des V o r d i p l o m s nach Fakultäten zeigt Unter schiede zwischen den Fakultäten: Vordiplom abgelegt Fakultät: nein, noch nicht ja, abgelegt k.A.

1

S e m e s t e r g r u p p e 2 3 4 5 6

%

%

90,0 10,0

91,3 5,8 2j9

%

%

76,9 23,1

61,5 30,8 7,7

%

%

81,2 15,6 3,1

33,3 66,7

1-4 7

%

8

%

75,0 25,0

9

% 80,0 20,0

90,0 10,0

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 n

10

69 1

nein, noch nicht ja, abgelegt n

13

13

32

3

S e m e s t e r g r u p p e 2 3 4 5 6

%

%

42,9 57,1

16,7 81,5

% 26,7 73,3

% 4,2 95,8

%

%

4

45

30

5-8 7

8

9

%

%

%

24,4 0,0 0,0 25,0 75,6 100,0 100,0 75,0

17,9 82,1

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 7 54 30 24 45 6 4 68 39

1: Philosophische Fakultät, 2: Allgemeine Ingenieurwissenschaften, 3: Architektur, 4: Bauingenieurswesen, 5: Maschinenbau, 6: Landwirtschaft, 7: Bergbau- und Hüttenwesen, 8: Wirt schaftswissenschaften, 9: Elektrotechnik.

32

2.4.

Wissenschaftliche Nebentätigkeit

Wie alle Strukturdaten war auch die Frage danach, ob ein Befragter als studentischer Tutor oder als Hilfsassistent gearbeite habe, nicht vordringlich zu dem Zweck gestellt worden, Angaben über den Befragten zu erlangen, sondern vor allem um diese Daten mit den Angaben zur Benutzung in Beziehung zu setzen. Frage 5:

Haben Sie schon einmal als Hilfsassistent oder Tutor gearbeitet?

Antwort

%

ja nein k.A.

23,7 75,7 0,6

100,0 n

987

Weniger als ein Viertel der Studenten und Doktoranden hat also bereits eine (mehr oder minder) wissenschaftliche Nebentätigkeit an der Hochschule ausgeübt. Die Frageformulierung scheint angesichts der Tatsache, daß es in jüngster Zeit an der T U B auch 'wissenschaftliche' Tutoren gibt, nicht präzise genug, denn 'wissenschaftliche' Tutoren sind zum akademischen Mittelbau zu rechnen, da es sich abzeichnet, daß sich diese ausschließlich aus Diplomierten zusammensetzen 45). A u c h die Einführung studentischer Tutoren in nennenswertem Umfange an der T U B ist erst jüngeren Datums 46). Die gewählte Bezeichnung 'Hilfsassistent' ist an der T U B soweit verbreitet, daß auf die den gleichen Tatbestand treffende offizielle Bezeichnung 'studentische Hilfskraft' verzichtet wurde. Wissenschaftliche Hilfskräfte und studentische Tutoren sind häufiger in höheren Semestergruppen zu finden: Waren Sie schon einmal Hilfsassistent oder Tutor? ja nein k.A. n

1 - 4

%

S e m e s t e r g r u p p e n 13 u. mehr 9 - 12 5 - 8

%.

%

%

3,7 95,4 0,9

23,2 76,1 0,7

31,3 68,2 6,5

33,8 66,2 0,0

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

45)

In jüngster Zeit zeichnet sich jedoch ab, daß ältere Studenten zu wissenschaftlichen Tutoren und ehemalige wissenschaftliche Tutoren zu Lehrbeauftragten ernannt werden.

46)

A n den akademischen Mittelbau ist diese Frage nicht gestellt morden, es wäre jedoch u.U. zur Erklärung des Benutzungsverhaltens dieser Gruppe wesentlich, den Hintergrund vormaliger wissenschaftlicher Hilfstätigkeiten sowie praktischer Tätigkeiten zu kennen.

33

Sie haben auch fast immer das Vordiplom. Sie stellen eine Gruppe dar, die fast vollzählig die Ausleihe der HB benutzt, ihre Benutzungsfrequenzen sind häufig höher als die ihrer Kommilitonen der entsprechenden Semestergruppen, die nicht als Hilfsassistenten gearbeitet haben. Die Gründe dafür mögen nicht zuletzt darin liegen, daß von den Lehrstühlen und Instituten die Hilfsassistenten erfahrungsgemäß häufig zur Literatursuche und -beschaffung eingesetzt werden 47) Das verzerrt die nachfolgenden Benutzungsfrequenzen insofern, als in der Regel vorausgesetzt wird, daß Benutzung bibliothekarischer Einrichtungen zum Eigenbedarf geschehe. Die Benutzungsfrequenzen zur Befriedigung persönlicher Literaturbedürfnisse sind so u.U. für einen Teil der Studenten, nämlich für diejenigen, die als Hilfsassistenten Literaturarbeiten für Dritte ausführen, eher zu hoch und für einen Teil der Assistenten, diejenigen, die Literaturarbeiten delegieren, eher zu niedrig. Danach, ob und falls ja, in welchem Umfange solche Literatursuch- und beschaffungstätigkeiten vorgenommen werden, müßte explizit gefragt werden.

2.5.

Beschäftigung mit wissenschaftlicher Arbeit

Die Frage, ob der Befragte z.Zt. mit der Anfertigung einer größeren wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sei und falls ja, mit welcher, soll grob die spezifische Arbeitssituation des Befragten spiegeln, die wiederum auf sein Verhalten zu bibliothekarischen Einrichtungen Einfluß haben kann.

47)

34

Dabei ist die Einsetzung von wissenschaftlichen Hilfskräften für die Literatursuche und -beschaffung weitgehend abhängig von den Arbeitsmodi von Wissenschaftlern. Wenn weitgehend in Gruppen teamartig kooperiert wird, wird häufig eine Arbeitsteilung in Bezug auf die Literatursuche und -beschaffung vorgenommen. Ebenso ist der Charakter der angefertigten wissenschaftlichen Arbeit — theoretisch ( bis simulierend), experimentell, konstruktiv usw. — auf das Entstehen solcher arbeitsteiligen Verhaltensweisen von Einfluß. In dieser Untersuchung wurden keine Fragen zu dem Komplex gestellt, in welchen konkreten Arbeitsformen gearbeitet wird. Das Bild des individuell in Einsamkeit und Freiheit schaffenden Akademikers gilt für Studenten und Angehörige des akademischen Mittelbaus an technischen Universitäten schon lange nicht mehr. Die Erforschung des Informationsverhaltens von Wissenschaftlern und Studenten kann erst deutlich machen, welche Rolle die Delegation von Informationsaufgaben — sei es an persönliche Mitarbeiter, z.B. wissenschaftliche Hilfskräfte, sei es an Institutionen, z.B. Informationszentren, Bibliotheken — für die wissenschaftliche Arbeit hat und welche Rollenerwartungen den Bibliotheken entgegengebracht werden.

Frage 6: Arbeiten Sie zur Zeit an einer größeren wissenschaftlichen Arbeit? Antwort

%

1 2 3

56,2 13,3

4 5 6 9

nein, noch nicht ja, Studienarbeit ja, Diplomarbeit/Staatsexamensarbeit ja, Doktorarbeit ja, wissenschaftliche Forschungsarbeit (4+5) keine Antwort

15,5 10,1 3,5 1,0 0,4

) ) ) ) ) ) )

ja = 43,4

100,0 1116

n

Die F r a g e f o r m u l i e r u n g h ä t t e p r ä z i s i e r t u n d e r w e i t e r t w e r d e n müssen: Es h ä t t e d a n a c h gefragt w e r d e n müssen, w e l c h e A r b e i t e n bereits a n g e f e r t i g t w o r d e n s i n d u n d an w e l c h e n gerade g e a r b e i t e t w i r d 4 8 ) . D a z u k ö n n t e z.B. das f o l g e n d e Schema

als V o r g a b e d i e n e n : bin bei der Anfertigung

habe bereits angefertigt

Referate (Anzahl) Studienarbeit Staatsexamensarbeit Diplomarbeit Doktorarbeit wissenschaftliche Forschungsarbeit

Die K a t e g o r i e ' n e i n , n o c h n i c h t ' ist in e i n i g e n F ä l l e n v o n B e f r a g t e n g e w ä h l t w o r d e n u n t e r H i n w e i s d a r a u f , daß ' n i c h t m e h r ' an einer w i s s e n s c h a f t l i c h e n A r b e i t g e a r b e i t e t w ü r d e ; diese K a t e g o r i e e n t h ä l t also n i c h t a u s s c h l i e ß l i c h A n fangssemester, s o n d e r n a u c h einige A n g e h ö r i g e h ö h e r e r S e m e s t e r g r u p p e n , d i e sich nach B e e n d i g u n g i h r e r s c h r i f t l i c h e n A r b e i t e n a u f e i n E x a m e n v o r b e r e i t e n . E i n F e h l e n des Zusatzes, d a ß M e h r f a c h n e n n u n g e n m ö g l i c h sind, m a c h t sich s t ö r e n d b e m e r k b a r . Der geringe P r o z e n t s a t z d e r A n g a b e n in K a t e g o r i e 5 u n d 6 48)

Von großer Bedeutung für die Literaturbedürfnisse ist auch der Charakter der wissenschaftlichen Arbeit. Danach ist hier nicht gefragt worden. Theoretische, experimentelle und konstruktive Arbeiten wären hier zumindest zu unterscheiden. Vgl. die Ergebnisse der 'Karlsruher Assistentenumfrage' (S. 23), die das grobe Bild, daß der Ingenieur vorwiegend experimentell oder konstruktiv arbeite, revidiert.

49)

In englischen Benutzerumfragen sind häufig Antwortkategorien in Matritzenform vorgegeben worden. Vgl. z. B. Fishenden, R.M.: Methods by which research workers find information. In: Proceedings of the International Conference on Scientific Information. 1958. Vol. 1. S. 163-179, S. 177. Zweifelhaft bleibt, ob Matritzen, besonders wenn sie einigermaßen umfangreich sind, ein geeignetes Mittel für eine schriftliche Umfrage darstellen.

35

deutet darauf hin, daß dann, wenn sowohl promoviert wird als auch an einer weiteren wissenschaftlichen Forschungsarbeit gearbeitet wird, vorwiegend die Kategorie 'Doktorarbeit' angegeben wird. Für den Fall, daß sich Doktorarbeit u n d Forschungsarbeit decken, war in der Frageformulierung unvorteilhafterweise keine Antwortmöglichkeit vorgesehen. A u f die Kategorien der wissenschaftlichen Arbeiten verteilen sich die Semestergruppen für Studenten u n d Doktoranden wie folgt: Arbeiten Sie zur Zeit an einer größeren wissenschaftlichen Arbeit? Semestergruppe

nein

% 1-4 5-8 9-12 13 u. n

Semester Semester Semester mehr Sem.

Studienarbeit %

Diplomarbeit %

Doktorarbeit

%

34,0 36,3 15,3 14,3

6,1 28,4 31,0 34,5

0,0 8,2 29,8 62,0

0,0 4,5 18,2 77,3

100,0 626

100,0 149

100,0 172

100,0 44

Die A r t der wissenschaftlichen Arbeit, die ein Befragter gerade anfertigt, läßt nur undifferenzierte Schlüsse auf seinen vermutlichen Literaturbedarf in quantitativer u n d qualitativer Hinsicht zu. A u c h ist es schwer zu verfolgen, ob ein aus spezifischer Arbeitssituation entstehender Literaturbedarf auch spezifisch befriedigt wird. Es erscheint sinnvoll, daß die Formalgruppierung der wissenschaftlichen Arbeiten v o m Referat bis zur Forschungsarbeit ergänzt wird durch speziellere Aussagen zum Charakter der jeweils angefertigten Arbeit. Wissenschaftliche Arbeiten können insbesondere an Technischen Universitäten in verschiedenem Maße literaturintensiv sein; weniger literaturintensiv sind z.B. experimentelle Arbeiten, konstruktive Arbeiten, Computersimulationen u n d mathematische Arbeiten, allerdings erfordern auch diese häufig außerordentlich spezielle u n d zumeist neueste Literatur, z.B. paper u n d Arbeitsunterlagen von anderen Instituten u n d Firmen. Wissenschaftliche Arbeiten k ö n n e n in Bezug auf den State of art der Wissenschaft verschiedenen Charakter haben: S o können sie innerhalb traditioneller u n d etablierter Wissenschaftsdisziplinen eher allgemein u n d breit, aber auch sehr tief u n d speziell sein (differenziert). Umgekehrt aber können wissenschaftliche Arbeiten aus den verschiedenen Zweigen etablierter u n d neuer Wissenschaftsdisziplinen Wissen integrieren; das kann mit breitem, nicht sehr tiefen Grundwissen geschehen (z.B. Stadtu n d Regionalplanung) oder aber mit dem speziellen Wissen einzelner Wissenschaftsgebiete (z.B. Biophysik). E s ist anzunehmen, daß zusammen mit einer Prognose über Wissenschaftsentwicklung die Kenntnis, welchen Charakter gegenwärtig angefertigte schriftliche Arbeiten haben, für Bibliotheken ein wesentlicher Informationshintergrund ist.

36

2.6.

Nationalität

Die Frage nach der Nationalität eines Bibliotheksbenutzers ist insofern wichtig, als angenommen werden kann, daß Teile der Ausländer auf Grund ihres anderen kulturellen Erfahrungshorizontes auch dann noch in Bezug auf die Literaturbefriedigung andere Verhaltensweisen zeigen werden als deutsche Hochschulangehörige, wenn sie bereits längere Zeit an einer deutschen Universität tätig waren. Die Antwortquote der ausländischen Studenten lag erheblich unter der der deutschen Studenten. Dies bewirkt, daß die Angaben der ausländischen Studenten nicht als typisch für die Gesamtheit der ausländischen studentischen Benutzer der U B angesehen werden können. Es ist im vorliegenden Falle nur nach 'deutsch — nicht-deutsch' gefragt worden. In vielen Fällen, insbesondere von Studenten aus arabischen Ländern, ist die spezielle Nationalität von diesen zugesetzt worden. Es hätte, um einen Eindruck über die vertretenen nicht-deutschen Nationalitäten zu erhalten, sowohl nach der besonderen Nationalität gefragt werden sollen, um einen Überblick über den kulturellen Hintergrund (z.B. nordeuropäische-amerikanische Industriegesellschaften versus eher traditionelle Gesellschaften) zu erhalten, als auch nach den spezifischen Erfahrungen mit Hochschulausbildung in den Heimatländern als auch in Deutschland (z.B. andere Studien, Studienwechsel, Studiendauer usw.). A u s einem Vergleich der Nationalitätsangaben mit den Antworten auf die offenen Fragen kann geschlossen werden, daß die Frage nach der Nationalität stets wahrheitsgemäß beantwortet worden ist. Frage 104:

Nationalität?

Antwort

%

deutsch nicht deutsch k.A.

90,9 8,9 02

100,0 n

1116

Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über einige Strukturdaten der ausländischen Benutzer: Position

Nationalität deutsch %

Student Doktorand Assistent k.A. n

andere %

84,7 4,4 10,7

0,2

83,2 10,9 5,0 0,9

100,0 916

100,0 100

37

Nationalität deutsch %

andere %

Semestefflruppe 1-4 5-8 9-12 13 u. mehr k.A. n

23,1 28,9 20,0 28,0 0,0

16,0 24,5 22,3 37,2 0,0

100,0 890

100,0 94

94,8 4,8 0,4

94,1 3.9 2,0

100,0 916

100,0 100

4.4 20,8 6,2 8.8 16,6 1,9 2,8 23,4 15,1

2,0 11,8 5,9 11,8 31,4 2,0 6,9 8,8 19,6

100,0 916

100,0 100

Geschlecht männlich weiblich k.A. n Fakultät 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Philos. Ingwiss. Arch. Bauing. Masch. Landb. Bergb. Wirt. Elektr.

n

2.7.

Geschlecht

Auf Grund der gesellschaftlich verschieden definierten Geschlechterrollen wird Geschlechtszugehörigkeit allgemein als eine diskriminierende Variable für Einstellungen und Verhalten dargestellt. Untersuchungen haben gezeigt, daß Studiengewohnheiten, Leseverhalten usw. geschlechtsspezifisch differieren können 50). Für Variablen dieser Untersuchung kann jedoch festgestellt werden, daß Geschlechtszugehörigkeit gänzlich unbedeutend ist. Die geringe Zahl von Angehörigen des weiblichen Geschlechts in dieser Untersuchung ergibt sich daraus, daß an der T U B sehr wenige weibliche Studenten zu finden sind. Die Antwortquote zeigt keine Differenz zu den männlichen Befragten. 50)

38

s. z.B.: Barkey, Patrick: Patterns of Student Use of a College Library, in: College & Research Libraries, 1965, S. 115-118. Vgl. Line, Maurice B.: Student attitudes to the university library: a second survey at Southampton University. In: Journ. of Doc. 22. 1966. S. 123-135, S. 132.

Frage 105:

Geschlecht?

Antwort

%

männlich weiblich k.A.

94,7 4,8 0,5 100,0 1116

n

Die A u f t e i l u n g nach Fakultäten zeigt deutlich eine Ballung der Angehörigen weiblichen Geschlechts in der Philosophischen Fakultät: Geschlecht

F a k u l t ä t s z u g e h ö r i g k e i t 1

2

57,4 36,2 6,3

93,2 6,8 0,0

^

männlich weiblich k.A. n

2.8.

%

3

% 84,1 15,9 0,0

4

%

5

98,0 1,0 1,0

%

6

99,5 0,0 0,5

%

7

90,5 9,5 0.5

8 97,1 2,9 0,0

9 97,1 2,4 0,5

% 99,4 0,6 0,0

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 47 222 69 101 200 21 35 245 175

Einkommen

E i n k o m m e n stellt bei empirischen Untersuchungen häufig eine diskriminierende Variable dar. In der Regel wird E i n k o m m e n , verknüpft m i t anderen Faktoren, zu einem Indikator für Schichtzugehörigkeit 51). A u s soziologischen, pädagogischen u n d nicht zuletzt leserkundlichen Untersuchungen ist bekannt, d a ß spezifische Sozialisationsmechanismen einzelner sozialer Schichten in spezifischem Verhalten gegenüber Bildung u n d Lernen und deren Operationalisierungen wie wissenschaftlichem Arbeiten, Lesen, Informationsbeschaffung usw. resultieren Q a s Vorhandensein solcher verschiedenen Sozialisationsmechanismen läßt sich durch die K o n s t r u k t i o n geeigneter Indices nachweisen. In 51) 52)

s. z.B. Moore, H. und G. Kleining: Das Bild der sozialen Wirklichkeit, In: Kölner Zeitschrift für Soziologie. 12.1960. Vgl. z.B. Jones, Milbrey L.: Socio-economic factors in library Service to stundents. in: ALA-Bulletin. 58.1964. S. 1003-1006. Begabung und Lernen. Gutachten des Bildungsrates. Bonn 1970. Fend, Helmut: Sozialisierung und Erziehung. Eine Einführung in die Sozialisationsforschung. Weinheim, Berlin 1969. Peisert, Hansgert: Soziale Lage und Bildungschancen in Deutschland. München 1967. Dahrendorf, Ralph: Arbeiterkinder an deutschen Universitäten. Tübingen 1965. Spiegel, Erika: Elternhaus und Studium. Frankfurt/Main 1962. Hitpass, Josef: Das Studienschicksal des Immatrikulationsjahrganges 1968. Gütersloh 1967. Kath, Gerhard, Christoph Oehler, Roland Reichwein: Studienweg und Studienerfolg. Berlin 1966.

39

der knappen Untersuchungszeit war es nicht möglich, einen solchen Index aufzustellen und zu validieren. Die Aussagen der Befragten sind so nicht danach differenziert worden, ob sie schichtspezifische/sozialisationsbedingte Hintergründe haben. Da mit Sicherheit angenommen werden kann, daß solche Faktoren sowie Faktoren des Studiums und der universitären Situation bestimmtes Verhalten zu bibliothekarischen Einrichtungen erst erklären, stellen die untersuchten Gruppen keineswegs einheitliche Gebilde dar, die mit den hier gewählten Strukturmerkmalen auch nur hinreichend beschrieben wären. Das Verhalten der Befragten differiert zwar häufig nach den in der Untersuchung gewählten Merkmalen, jedoch stellen andere Merkmale, nach denen nicht gefragt wor den ist, vermutlich auch bedeutsame Erklärungsvariablen dar. Nach dem Einkommen ist gefragt worden, weil Einkommen auch direkt bestimmte Verhaltensweisen zu bibliothekarischen Einrichtungen beeinflussen kann, z.B. durch den Kauf von Büchern oder Skripten. Einkommen kann auf die Bibliotheksbenutzung auch insofern starken Einfluß haben, als mangelndes Einkommen, beschafft durch Werkarbeit während des Studiums, notwendig die zur Verfügung stehende Studienzeit verringert. Ein ganz oder z.T. selbst verdientes Einkommen kann also in geringeren Benutzungsfrequenzen resultieren. Über solche Zusammenhänge kann in dieser Untersuchung nichts ausgesagt werden 53) Im einzelnen ergeben sich folgende Antworten: Frage 106:

Monatliches Einkommen?

Antwort

%

bis 400 D M über 400 bis 500 D M über 500 bis 700 D M über 700 D M k.A.

44,8 28,8 7,6 15,8 3,1 100,0

n

1116

Die Frage nach dem Einkommen stellte sich für die Befragten — im Gegensatz zu allgemeinen demoskopischen Erhebungen — nicht als problematisch dar, die geringe Anzahl von Nichtantwortenden kann zugleich als Hinweis auf wahr heitsgemäße Aussagen interpretiert werden.

53)

40

Während der Zusammenhang von mangelndem Einkommen und Werkarbeit zu Mißerfolg im Studien verlauf mehrfach nachgewiesen ist (vgl. z.B. die 'Abbrecherstudie' von Kath, Gerhard u.a.: Studienweg. ..), ist bisher nicht nachgewiesen, in welchem Maße geringe Bibliotheksbenutzung abhängig ist von Variablen wie geringem Einkommen und Werkarbeit und ob und gegebenenfalls in welchem Maße solche geringere Bibliotheksbenutzung zu Mißerfolg im Studium beiträgt. Die Frage hätte erweitert werden sollen um die Finanzierungsgrundlage.

Die im Fragebogen gestellte Nachfrage 'wohnen Sie bei Ihren Eltern' ist nicht gesondert vercodet worden, sondern diente allein dazu, Einkommensangaben dann um 200 D M heraufzusetzen, wenn sie mit 'ja' beantwortet worden ist. Diese Nivellierung ist in Studentenumfragen üblich, um vergleichbare Skalierungen zu erhalten. Diese Nachfrage hätte jedoch auch noch separat in die Auszählung eingehen sollen, um zusätzliche Informationen für die Frage nach den häuslichen Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Die Einkommensskala nach Positionsgruppen aufgeschlüsselt ergibt folgendes Bild: Einkommen monatlich bis 400 D M über 400 bis 500 D M über 500 bis 700 D M über 700 D M k.A. n

Student %

P o s i t i o n Doktorand %

52,5 34,2 7,2 3,6 2,5

14,5 3,6 27,3 52,7 1,8

100,0 942

100,0 55

Assistent % 0,0 0,0 2,7 96,5 0,8 100,0 113

Die Gegenüberstellung von Einkommen und Semestergruppen (für Studenten und Doktoranden) zeigt die tendenzielle Zunahme der Einkommen mit steigendem Semester: Einkommen monatlich

1-4 %

bis 400 D M über 400 bis 500 D M über 500 bis 700 D M über 700 D M k.A. n

2.9.

S e m e s t e r g r u p 5-8 9-12 % %

p e n 13 u. mehr %

59,4 34,6 2,3 1,4 2,3

47,1 39,2 7,6 2,5 3,6

54,8 29,6 9,0 5,5 1,1

45,8 27,5 13,7 10,9 2,1

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

Fakultätszugehörigkeit

Fakultätszugehörigkeit stellt bei Studentenuntersuchungen stets einen Faktor dar, der auf Verhaltensweisen Einfluß hat. Die Besonderheit der einzelnen Studienrichtungen und die spezifische Arbeits- und Literatursituation in einzelnen Studienbereichen stellen Gründe dafür dar, daß Befriedigung von Lite41

raturbedürfriissen qualitativ und quantitativ verschieden sein kann. Differenzen in den gegebenen Studiensituationen sind innerhalb gleicher Studienrichtungen auch von Universität zu Universität verschieden 54). Die nachfolgende Zusammenstellung soll die Vielzahl der möglichen Studienrichtungen, die als Hauptfach studiert werden können, innerhalb der einzelnen Fakultäten der T U B aufweisen: 1. Philosophische Fakultät: Psychologie, Philosophie, Griechisch und Latein, Romanistik, Anglistik, Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Geographie, Soziologie, Pädagogik, Bildungsökonomie. 2. Fakultät für allgemeine Ingenieurswissenschaften: Mathematik, Physik, Chemie, Pharmazie. 3. Fakultät für Architektur:

Architektur.

4. Fakultät für Bauingenieurswesen: Bau- und Verkehrswesen, Vermessungswesen. 5. Fakultät für Maschinenbau: Maschinenbau, Fertigungstechnik, Energie- und Verfahrenstechnik, Schiffstechnik, Flugtechnik, Raumfahrttechnik. 6. Fakultät für Landwirtschaft: Landwirtschaft, Gartenbau, Landwirtschaftliche Technologie. 7. Fakultät für Bergbau- und Hüttenwesen: Bergbau, Markscheidewesen, Geophysik, Mineralogie, Geologie, Hüttenwesen. 8. Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät: Wirtschaftsingenieur, Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre. 9. Fakultät für Elektrotechnik:

Elektrotechnik.

Allgemeinere Einstellungen, Werthaltungen und Verhaltensweisen, deren Verdichtung als Gesellschaftsbild bezeichnet werden kann, haben ihre Basis nur noch begrenzt in typischen Erfahrungen durch einzelne Studienrichtungen. Von vielen Bereichen der Gesellschaft wirken solche Komponenten von Gesellschaftsbildern auf den Angehörigen der Universität. Welchen Einfluß solche Gesellschaftsbilder oder fakultäts- oder fachspezifische Werteinstellungen auf das Verhalten gegenüber Bibliotheken, gegenüber Informationsbedarf und die Modi der Befriedigung hat, kann nur vermutet werden. Daß es fachtypische Verhaltensweisen gibt, die nicht allein aus der Unterschiedlichkeit eines Faches zu erklären sind, haben viele Untersuchungen nachgewiesen 55).

54)

42

Vgl. Jenne, Michael u.a.: Student . . . , die für das Studium der Physik, Germanistik und Altphilologie in Berlin, Frankfurt/Main und Bonn eine vergleichende Untersuchung geben.

Die Befragten verteilen sich auf die Fakultäten wie folgt: Frage 103:

Fakultät?

Antwort 1 2 3 4 5 6 7 8 9

n

Philosophische Fakultät Fak. für allg. Ing. wiss. Fak. für Architektur Fak. für Bauingenieurwesen Fak. für Maschinenbau Fak. für Landbau Fak. für Bergbau u. Hüttenwesen Fak. für Wirtschaftswissenschaften Fak. für Elektrotechnik keine Antwort

% 4.1 19,9

6.2

9,1 17,8 1,9 3.1 22,1 15,7 0,1 100,0 1116

Die Formierung von Fachbereichen anstelle der bisherigen Universitätsstruktur nach Fakultäten, wie sie für die Berliner Hochschulen nach dem Universitätsgesetz vorgeschrieben ist, war zum Befragungszeitpunkt noch nicht soweit abgeschlossen, daß sie zur Grundlage einer Einteilung hätte gemacht werden können. Spätere Untersuchungen werden insbesondere diese neuen universitären Strukturen berücksichtigen müssen, da Fachbereiche sich über Universitäten hinweg als noch viel weniger vergleichbar erweisen als es die alte Fakultätseinteilung war. Es ist zu fragen, ob für analytische Zwecke über Fakultätsbzw. Fachbereichszugehörigkeit hinaus nach Studienrichtungen gefragt werden sollte. Eine Frage direkt nach den Studienrichtungen hätte nicht nur die bestehende Vielfalt dieser Studienfächer reproduziert, sondern sie wäre auch, da sie die Nebenfächerkombinationen hätte miterfassen müssen, als analytische Gruppierung kaum noch handhabbar gewesen; außerdem setzt eine solche detaillierte Einteilung sehr genaue Vorkenntnisse über Studiengänge und Studiensituationen voraus. Dennoch scheint es richtig zu sein, anzustreben, daß Informationen über Studienrichtungen der Studenten mit ihren Nebenfachkombinationen erhoben werden und in Beziehung zu Benutzungsverhalten gesetzt werden. In der früheren Prüfungsordnung (bis 1969) für die T U B war

551

Z u m Gesellschaftsbild des Ingenieurs vgl. Hortleder, Gerd: Das Gesellschaftsbild des Ingenieurs. Frankfurt/Main.1970. Schmelzer, Horst: Naturwissenschaft und Technik im Urteil der deutschen Presse. Eine soziologische Analyse der gesellschaftlichen Wertvorstellungen über Naturwissenschaft und Technik. Düsseldorf. 1968. Allgemeines Hintergrundmaterial über Ingenieure bietet: Gerstl, Joel Emery: Engineers. The anatomy of a profession. London. 1966. The The engineer and the social system. New York. 1969. Der Spiegel stellt vor: Die Berufe der Spiegel-Leser. Ingenieure. Hamburg. 1970.

43

z.B. das Nebenfachstudium von 4 humanistischen Fächern vorgeschrieben. Diese Vorschrift ist aufgehoben worden; heute werden häufig sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Nebenfächer von den Studenten freiwillig studiert oder aber sind 'fakultätsfremde' Fächer Teil der festgelegten Studienrichtung. Es bestand und besteht also das Verhalten, Lehrveranstaltungen außerhalb der eigentlichen Studienrichtung zu besuchen und auch die bibliothekarischen Einrichtungen außerhalb der eigenen Studienrichtung zu benutzen. Aufschlußreich wäre zu wissen, bei welchen Fächerkombinationen z.B. die HB besonders in Anspruch genommen wird. Eine Untersuchung des Zusammenhanges von Haupt- und Nebenfachstudium u n d der Benutzung von Einrichtungen der HB und der bibliothekarischen Einrichtungen der Lehrstühle und Institute wäre wichtig sowohl für organisatorische Fragen eines universitären Bibliotheksnetzes als auch für die Erklärung einzelner Verhaltensweisen gegenüber bibliothekarischen Einrichtungen, die in dieser Untersuchung nur konstatiert, aber nicht erklärt werden können.

44

3.

BEFRIEDIGUNG VON LITERATURBEDÜRFNISSEN OHNE BENUTZUNG DER ZENTRALE DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK

3.1.

Einzelne Variablen in Beziehung zur Benutzung

3.1.1.

Arbeitsbedingungen und -gewohnheiten

Die Arbeitsbedingungen und im Zusammenhang damit die Arbeitsgewohnheiten, die ein Bibliotheksbenutzer zuhause oder aber an seinem Arbeitsplatz hat, werden auf die Benutzungshäufigkeiten und -modi von Bibliotheken Einfluß haben. Die Frage nach den Arbe\tsgewohnheiten

Antwort

%

mehr zuhause mehr in der Hochschule k.A.

64,8 34,6 0,6

n

ergab folgendes Bild:

100,0 1116

Die eigentlichen Arbeitsgewohnheiten der Befragten sind hier nicht erfaßt worden, vielmehr nur der Ort, an dem häufiger gearbeitet wird. Arbeitsgewohnheiten, d.h. Arbeit in Gruppen oder allein, spezifisches Lernverhalten usw. haben auf Informationsverhalten erheblichen Einfluß. Es sollte versucht werden, solche Variablen in eine Untersuchung einzubeziehen. Auf die Frage nach den Arbeitsbedingungen Werte: 56)

zuhause ergeben sich folgende

Diese Frageformulierung und die Formulierung der nachfolgenden Frage ist von Jenne, Michael u.a.: Student . . . ebenfalls verwandt worden, vgl. die Ergebnisse dort A 15 f. Auf eine Eigenheit der meisten der folgenden Fragen ist hinzuweisen: Sie sind zeitlich nicht fixiert, d.h. sie beziehen sich nicht speziell auf das gegenwärtige Semester oder auf dieses und das vorausgegangene, sie beziehen sich nicht speziell auf die Semesterferien oder auf die Vorlesungszeit. Auch im Anschreiben und im Beginn des Fragebogens wurde eine zeitliche Fixierung, für die die Aussagen erwünscht waren, nicht vorgegeben. In der Regel sollten die Antworten einen Durchschnittswert darstellen, wie er sich im Bewußtsein des Befragten konstituiert. Nur für einige Fragen ist eine zeitliche Fixierung angegeben worden. Für einen Teil der Fragen war dieser Verzicht auf zeitliche Fixierung angebracht, dort wo jedoch eine zeitliche Begrenzung wünschbar erscheint, wird im folgenden darauf hingewiesen.

45

Frage 9:

Sind die Arbeitsbedingungen bei Ihnen zuhause so, daß Sie dort gut arbeiten können?

Antwort

%

ja nein teils - teils keine Antwort

63,2 9,0 27,7 0,1 100,0 1116

n

Beide Fragen unterscheiden sich in der Struktur dadurch, daß bei letzterer die Kategorie 'teils-teils' vorgegeben war. M a n hätte in der Frage nach d e n Arbeitsgewohnheiten diese ausweichende Kategorie nicht vorgeben k ö n n e n , da nach einer überwiegenden Verhaltensweise gefragt wurde. Allerdings m u ß selbst bei einer solchen Frageformulierung immer damit gerechnet werden, d a ß bei Fehlen einer ausweichenden Kategorie beide dargebotenen Alternativen angekreuzt werden oder aber ausdrücklich evasiv oder auch häufiger gar nicht geantwortet wird 57). Arbeitsgewohnheiten u n d Arbeitsbedingungen unterscheiden sich nach Positionsgruppen erheblich: Arbeitsgewohnheit

mehr zuhause mehr in der Hochsch. k.A. n

Student %

P o s i t i o n Doktorand %

74,4 25,2 0,4

18,2 78,2 3,6

8.8 91,2 0,0

100,0 942

100,0 55

100,0 113

65,0 7,2 27,7 0,1

52,7 23,6 23,6 0,0

53,1 15,9 31,0 0,0

100,0 942

100,0 55

100,0 113

Assistent %

Arbeitsbedingungen zuhause gut? ja nein teils - teils k.A. n 57)

46

Diese Differenz kann die Frage, wieweit auf evasive Kategorien bei Fragen ähnlicher Logik ausgewichen wird, nicht beantworten, da von der Frageformulierung her einmal eindeutiges Mehrheitsverhalten (Alternativen) erfragt wurde, einmal eine Skala vorgegeben wurde. Logische Verschiedenheit der Antwortkategorien macht sich bei der Kreuztabulierung prinzipiell störend bemerkbar. Eine Vereinheitlichung der Logik der Antwortkategorien sollte zur Erzielung einer aussagekräftigen Kreuztabulierung von vornherein bedacht werden.

Studenten arbeiten signifikant häufiger als Assistenten und Doktoranden mehr zuhause. Umgekehrt arbeiten letztere signifikant häufiger als Studenten mehr in der Hochschule. Signifikant häufiger als Assistenten und Doktoranden stellen die Studenten ihre Arbeitsbedingungen zuhause als gut dar. Allerdings sind die Größenverhältnisse nicht mehr so erheblich. Den Zusammenhang zwischen Arbeitsgewohnheiten und Arbeitsbedingungen zeigt die folgende Tabelle: Arbeitsgewohnheit

Arbeitsbedingungen zuhause gut nein teils - teils j> % % %

mehr zuhause mehr in der Hochschule k.A.

72,6 26,8 0.6

24,0 75,0 1.0

60,8 38,8 0.4

100,0 705

100,0 101

100,0 309

n

Es zeigt sich, daß Arbeiten zuhause durchaus nicht völlig übereinstimmt mit den als gut beurteilten Arbeitsbedingungen zuhause. Jedoch werden von denen, die vorwiegend zuhause arbeiten, die Arbeitsbedingungen zuhause vorwiegend als gut beurteilt Diese Antworten stehen in keinem besonders deutlichen Zusammenhang zu Semestergruppierungen: Arbeitsgewohnheit

mehr zuhause mehr in der Hochschule k.A. u.a. n

1-4 %

S e m e s t e r g r u p p e n 13 u. mehr 5-8 9 - 12 % % %

78,1 21,9 0,0

78,9 20,7 0,4

72,6 26,9 0,5

60,9 38,7 0,4

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

67,0 6,3 26,7 0,0

68,2 5,7 26,1 0,0

64,7 7,5 27,9 0.0

58,8 11,6 29,2 0,4

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

Arbeitsbedingungen zuhause gut? ja nein teils - teils k.A. n

Es kann festgestellt werden, daß unter denjenigen, die vorwiegend zuhause arbeiten, signifikant weniger Angehörige der höchsten Semestergruppen sind. Diese arbeiten häufiger in der Hochschule. Höhere Semester geben tendenziell 47

auch eher an, weniger günstige Arbeitsbedingungen zuhause zu haben. Hier besteht ein z.T. auch über die Semesterzahl vermittelter Zusammenhang mit der jeweiligen Arbeitssituation, z.B. der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit. Die Arbeitsbedingungen zuhause werden eher negativ beurteilt und es wird auch weniger zuhause gearbeitet, wenn wissenschaftliche Arbeiten angefertigt werden. Arbeitsgewohnheit

mehr zuhause mehr in der Hochsch. k.A. u.a. n

Arbeiten Sie zur Zeit an einer größeren wissenschaftlichen Arbeit? nein ja Studienarb. Diplomarb. Doktorarb.

%

%

%

%

79,9 19,6 0.5

59,1 40,3 0,6

65,1 34,3 0,6

11,5 87,6 0,9

100,0 626

100,0 149

100,0 172

100,0 114

65,7 6,2 28,0 0,1

65,1 10,7 24,2 0,0

60,5 9,3 30,2 0,0

51,3 17,7 31,0 0,0

100,0 626

100,0 149

100,0 172

100,0 114

Arbeitsbedingungen zuhause gut? ja nein teils - teils k.A. n

Die wichtige Frage, warum eher zuhause gearbeitet wird, ob dies im Zusammenhang mit den bibliothekarischen Einrichtungen der Hochschule stehe, wurde in dieser Form nicht gestellt.

3.1.2.

Situation im Fachinstitut

Die Arbeitsbedingungen der jeweiligen Arbeitsplätze der universitären Bibliotheksbenutzer und potentiellen Benutzer zu kennen, ist für eine Bibliothek deshalb wichtig, weil Bibliotheken traditionell die Funktion haben, Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, wobei ein Teil dieser Arbeitsplätze erfahrungsgemäß nur mangelnde andere Arbeitsplätze im Hochschulbereich substituiert, d.h. daß in Bibliotheken auch diejenigen Arbeitsplätze belegen, die nicht mit den in der jeweiligen Bibliothek vorhandenen Literaturbeständen arbeiten. Die Flexibilität von Bibliotheken im Eingehen auf die Forderung nach angemessenen Arbeitsplätzen ist unterschiedlich. Der von Seiten der Studenten entstandenen Forderung nach kleinen isolierten Räumen mit geringer Literaturausstattung — in denen nicht mehr traditionell schweigend und nicht-rauchend gearbeitet werden muß - wird erfahrungsgemäß eher von mittleren als von kleinen Ibb oder der H B nachzukommen sein.

48

Eine Frage nach den Arbeitsbedingungen an den jeweiligen Arbeitsplätzen kompliziert sich dadurch, daß für Angehörige Technischer Universitäten wissenschaftliches Arbeiten nicht ausschließlich durch Literaturstudium geleistet wird. Literatur ist nur eine Komponente innerhalb der verschiedenen Produktionsmittel von Wissenschaft; z.B. sind Zeichenmaschinen, technische Geräte, elektronische Datenverarbeitungsanlagen usw. ebenso Produktionsmittel. Es ergaben sich folgende Antworten auf die Frage nach der Beurteilung der universitären Arbeitsbedingungen: Frage 10: Sind die Arbeitsbedingungen in Ihrem Fachinstitut (Seminar, Lehrstuhl) so, daß Sie dort gut arbeiten können? Antwort

%

ja, gut teils - teils nicht gut k.A.

37,4 42,0 17,7 2,9

100,0 n

1116

Die Arbeitsbedingungen im Fachinstitut usw. werden — verglichen mit den Arbeitsbedingungen zuhause — wesentlich ungünstiger eingeschätzt. Beachtenswert ist die starke Besetzung der Kategorie 'teils-teils'. Das Fehlen einer vorgegebenen Kategorie 'weiß nicht' führte in einigen Fällen zu Angaben wie:'Kenne ich nicht' usw. Dieses sind von Anfangssemestern abgegebene Stellungnahmen, die z.T. nur Grundvorlesungen besuchen und gar nicht wissen, wo sich die für sie zuständigen Facheinrichtungen befinden, diese Antworten wurden in die Kategorie 'k.A. u.a.' eingeordnet. Es ist zu vermuten, daß untere Semester häufig eine vorgegebene Kategorie 'weiß nicht' gewählt hätten. Da eine solche aber nicht vorgegeben war, ist zu vermuten, daß jüngere Semester mit sehr geringen oder keinen direkten Kenntnissen und Erfahrungen über ihre Facheinrichtungen Urteile abgegeben haben. Mit der Fragestellung war beabsichtigt, nur die für das eigentliche Studienfach zuständige Facheinrichtung beurteilen zu lassen. O b dies generell geschehen ist, ist zweifelhaft. Studenten benutzen in der Regel eine Vielzahl von Einrichtungen, z.B. Bibliotheken, Zeichensäle, Laboratorien während der Anfangssemester; Bibliotheken, Rechenanlagen und Werkstätten während der fortgeschrittenen Semester. Verschiedene Einrichtungen der T U B sind als zentrale Universitäts-Einrichtungen gar keinem Fachinstitut oder Lehrstuhl zugeordnet. Da nicht danach gefragt wurde, welche speziellen Einrichtungen beurteilt werden, also nicht bekannt wird, ob und wenn ja, welche spezielle Facheinrichtung beurteilt wird, wird angenommen, daß die vorliegenden Angaben teilweise Durchschnitsseindrucke aus der Benutzung verschiedener Facheinrichtungen darstellen.

49

Diese Fragestellung sollte in mehreren detaillierten Fragen erhoben werden. Eine Zusammenstellung der Urteile nach Positionsgruppen zeigt, daß schlechte oder differenzierende (teils-teils) Beurteilung signifikant häufiger von Studenten als von Doktoranden und Assistenten abgegeben wird: Arbeitsbedingungen im Fachinstitut gut?

Student % 32,7 48,8 19,7 2,8

%

%

ja, gut teils - teils nein, nicht gut k.A. u.a.

61,1 31,5 7,4 0,C

65,5 26,5 ,7,1 0,9

100,0 942

100,0 55

100,0 113

n

P o s i t i o n Doktorand

Assistent

Die Aufschlüsselung nach Semestergruppen zeigt, daß Studenten der höchsten Semestergruppe tendenziell häufiger ein positives Urteil haben als niedrigere Semestergruppen, während in der differenzierenden Kategorie keine bedeutenden Unterschiede zwischen den Semestergruppen bestehen. Arbeitsbedingungen im Fachinstitut gut? ja, gut teils - teils nein, nicht gut k.A. u.a. n

1 - 4 %

S e m e s t e r g r u p p e n 9 - 12 1 3 u. mehr 5-8 % % %

30,1 44,7 21,5 3.7

30,0 47,5 20,0 2,5

33,8 39,8 22,9 3,5

40,1 44,4 13,7 1,8

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

Befragte, die als Hilfsassistent gearbeitet haben, sind signifikant häufiger zu einem positiven Urteil bereit als diejenigen, die nicht als Hilfsassistent gearbeitet haben. Zwischen Beurteilung der Arbeitsbedingungen zuhause und den Arbeitsbedingungen im zuständigen Fachinstitut bestehen kaum Zusammenhänge. Diejenigen, die die Arbeitsbedingungen des Fachinstitutes als gut beurteilen, beurteilen tendenziell häufiger auch die Arbeitsbedingungen zuhause als gut. Es besteht eine deutliche Abhängigkeit von den Arbeitsgewohnheiten: Wer die Arbeitsbedingungen am Institut schlechter einschätzt, wird signifikant häufiger zuhause arbeiten. Es liegt nahe, dies als ursächlich zu interpretieren. A n diejenigen, die die Arbeitsbedingungen in ihrem Fachinstitut mit 'teils-teils' oder 'nicht gut' beurteilten, wurde die Nachfrage 'Woran liegt das? ' gestellt 58). 58)

Die Forderung nach der Nennung von Rängen hätte hier gestellt werden sollen.

59)

Eine derartige Zusammenfassung ist nicht vercodet worden. Auf sie kann im folgenden also nicht zusammen mit anderen Variablen Bezug genommen werden. Prozentuierungen auf Nennungen bei Mehrfachnennungen sollten stets z u s ä t z l i c h vercodet und Kumulationen hergestellt werden.

50

Frage 11: Woran liegt das? Mehrfachnennung möglich Antwort zu geringer Buchbestand zu geringer Zeitschriftenbestand zu wenig Hilfsmittel zur Literatursuche zu wenig Arbeitsplätze, zu laut zu kurze Öffnungszeiten kein Kontakt anderes Mehrfachnennungen keine Antwort n

% 4,1 1,3 4,1 34,2) 1,6) 4,4 1,0 47,6 1.6

) ) 8,5 bibliothekarischer Sektor ) 35,8 organisatorischer Sektor ) 5,4 menschlicher Sektor )

100,0 679

N a h e z u die Hälfte aller g ä n z l i c h oder teilweise U n z u f r i e d e n e n gab also m e h r als eine B e g r ü n d u n g an. Die A u f s c h l ü s s e l u n g der M e h r f a c h n e n n u n g e n zeigt die folgende Tabelle: % bibliothekarischer Sektor 11,6 organisatorischer Sektor 16,5 menschlicher Sektor 1,2 biblioth. und org. Sektor 48,6 org. und menschl. Sektor 13,6 biblioth. und menschl. Sektor 6,6 anderes 2^0 n

100,0 346

S u m m i e r t auf die N e n n u n g e n ergeben sich f o l g e n d e Z a h l e n ( E i n z e l - u n d Mehrfachnennungen zusammengefaßt 59): % Bibliothekarischer Sektor 35,4 organisatorischer Sektor 52,8 menschlicher Sektor 11,8 100,0

n

988

Diese Z u s a m m e n f a s s u n g zeigt hier d e u t l i c h , daß Mängel in B e z u g auf d e n A r beitsplatz, k u r z organisatorische Mängel, vorrangig d e n G r u n d dafür darstellen, die S i t u a t i o n des Arbeitsplatzes eher negativ e i n z u s c h ä t z e n . D i e B i b l i o t h e k s situation w i r d j e d o c h mit mehr als e i n e m D r i t t e l aller N e n n u n g e n h ä u f i g a u c h als u n z u r e i c h e n d e m p f u n d e n 60)

Es ist fraglich, wieweit die hier vorgenommene Kategorisierung die relevanten Gegebenheiten an Arbeitsplätzen in den sehr verschiedenen universitären Einrichtungen umfaßt. Die Bereiche Literatursituation, Arbeitsplatz und organisatorische Mängel sowie menschlicher Kontakt (zu Studenten und Lehrpersonal) konnten in e i n e r Auswahlfrage nicht hinreichend operationalisiert werden. Insbesondere scheint der Bereich menschlicher Kontakte zu kurz gekommen zu sein — Kontakte aber stellen ganz wesentliche Gründe für Studienverhalten und letztlich für Studienerfolg dar. 51

3.1.3.

Schwierigkeiten bei der Literaturbeschaffung

A u c h Schwierigkeiten der Bibliotheksbenutzer bei der Literaturbeschaffung kennzeichnen die Situation der Literaturversorgung in einem Hochschulbereich. Literaturbeschaffung setzt Literatursuche voraus. Literatursuche kann nur für den stets erfolgreich sein, der sich entweder selbst oder mit Hilfe von Kollegen oder aber bibliothekarischem Personal mit der Literatursuche vertraut gemacht hat. Schwierigkeiten bei der Literaturbeschaffung können nicht nur begründet sein in den unzureichenden Literaturbeständen einer oder mehrerer Bibliotheken, sondern auch in der mangelhaften Kenntnis der Benutzer über die Beschaffungsmöglichkeiten innerhalb eines Hochschulbereichs oder einer Region. Die folgende Frage trennt in ihrer Formulierung nicht zwischen Erfolg bei der Literatursuche und Erfolg bei der Literaturbeschaffung, sondern stellt auf die subjektive undifferenzierte Einschätzung von Erfolg ab: Frage 13: Ist es in diesem und auch im letzten Semester vorgekommen, daß Sie wichtige Literatur, die Sie brauchten, nicht oder nicht rechtzeitig bekommen haben, obwohl Sie sich wirklich darum bemüht haben? > Antwort

%

ja, ist vorgekommen nein, ist nicht vorgekommen k.A.

56,9 41,9 1,2

n

100,0 1116

A u s dieser Frage läßt sich nicht entnehmen, ob der Befragte die benötigte Literatur überhaupt in den Katalogen einer Bibliothek oder in anderen Literaturauskunftsmitteln gefunden hat oder nicht. Es ist anzunehmen, daß sich für den Befragten die Situation nicht so differenziert darstellt, für ihn werden sich die Sachverhalte: 'Literatur nicht ermittelt' und 'Literatur ermittelt aber nicht beschafft' gleichermaßen als Mißerfolg darstellen. Die Erfahrung des Mißerfolges bei der Literaturbeschaffung (im folgenden nur noch so verkürzt bezeichnet) machten also mehr als die Hälfte der Befragten. Die Häufigkeit, mit der Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung auftrat, zeigt folgende Verteilung:

61)

52

Vgl. Jenne, M. u.a.: Student . . ., wo bei gleicher Frageformulierung sehr ähnliche Ergebnisse erzielt wurden, S. A 41.

Frage 14: In wieviel Prozent der Fälle ist das etwa Antwort

%

10% 20% 30% 40% 50% mehr als 5 0 % k.A.

44,0 23,1 14,5 3,2 8.8 3,8 2,6

v o r g e k o m m e n ? ^ )

kumuliert 67,1 67,1 81,6 84,8 93,6 97,4 100,0

100,0 650

n

V e r h ä l t n i s m ä ß i g geringe Häufigkeiten des M i ß e r f o l g e s sind kennzeichnend: M e h r als zwei Drittel derjenigen, die überhaupt M i ß e r f o l g erfahren haben, haben diesen in nicht mehr als 2 0 % ihrer jeweiligen B e m ü h u n g e n gehabt. Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung gehabt?

Student

ja nein k.A.

57,7 41,9 0,4

56,4 41,8 1,8

52,2 46,9 0,9

100,0 942

100,0 55

100,0 113

41,5 22,6 15,1 3,8 9.8 4,6 2,6

57,6 21,2 15,2 0,0 3,0 0,0 3,0

58,1 29,0 8,1 0,0 1,6 0,0 3,2

100,0 549

100,0 33

100,0 62

n

%

P o s i t i o n Doktorand %

Assistent %

falls ja, in wieviel Prozent der Fälle? 10% 20% 30% 40% 50% mehr als 5 0 % k.A. n 62)

Die Frage nach der Angabe eines Prozentsatzes scheint wenig aussagekräftig zu sein, da die individuell verschiedene Basis nicht bekannt ist. Informativer wäre es zu wissen, wie oft, in absoluten Zahlen, Mißerfolg erfahren wurde und wieviel Literatur in Bänden während eines Bezugszeitraumes insgesamt benutzt worden ist. Daraus könnte dann ein Mißerfolgsquotient gebildet werden. Die Umsetzung dieses Sachverhaltes in Fragen scheint jedoch schwierig, zumal noch differenziert werden müßte zwischen Mißerfolg bei der Literatursuche und Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung. Dies könnte leicht zu einer Überforderung des Befragten führen, wenn man z.B. an die Benutzung von Bibliotheken mit Freihandbeständen denkt, in der Literatursuche und -beschaffung annähernd zusammenfallen. Präzisere Informationen zu Problemen dieser Art versprechen eher andere Erhebungsmethoden als schriftliche Umfragen oder Interviews, deren Ergebnisse stark von der Erinnerungsfähigkeit der Befragten abhängig sind, z.B. die Fragebuchmethode. Vgl.. z.B. Fishenden, R.M.: Methodes by which research workers find information. In: Proceedings of the International Conference on scientific information. 1958. Vol. 1, S. 163-179.

53

Tendenziell ist Mißerfolg bei Studenten etwas größer als bei Assistenten. Die Mißerfolgsquote in den ersten beiden Kategorien liegt für Assistenten jeweils höher, mit anderen Worten, Assistenten haben seltener erheblichen Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung. Höhere Semester haben häufiger Mißerfolg als untere: Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung gehabt?

1-4 %

ja nein k.A.

42,9 56,7 0.4

52,5 46,4 1,1

66,2 33,8 0,0

66,8 32,5 0,7

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

35,3 28,4 11,8 3,9 10,8 8,8 1,0

42,7 21,3 14,7 4,0 10,0 3,3 4,0

40,2 20,5 15,2 3,0 12,9 5,3 3,0

46,8 21,6 16,3 3,7 6.8 2,1 2,6

100,0 102

100,0 150

100,0 132

100,0 190

n

S e m e s t e r g r u p p e n 5-8 9-12 13 u. mehr % % %

falls ja, in wieviel Prozent der Fälle? 10% 20% 30% 40% 50% mehr als 5 0 % k.A. n

Die von Hilfsassistenten für andere ausgeübte Literaturbeschaffungsfunktion (s. 2.5.) schlägt sich u.U. nieder im größeren Erfolg bei der Literaturbeschaffung gegenüber Studenten, die nicht als Hilfsassistenten gearbeitet haben. Studenten, die das Vordiplom bereits abgelegt haben, geben signifikant häufiger an, Mißerfolg gehabt zu haben. Mit zunehmender Belastung durch die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit steigt die Chance, Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung gehabt zu haben. Daß Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung mit der Beurteilung der Arbeitsbedingungen am Fachinstitut in Zusammenhang steht, ist zu erwarten: Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung gehabt? ja nein k.A. n

54

Arbeitsbedingungen em Fachinstitut . . . . .. % nicht gut 47,8 51,7 05

62,3 37,5 02

67,5 32,5 0,0

100,0 415

100,0 469

100,0 197

falls ja, in wieviel Prozent der Fälle?

gut

10% 20%

53,9 22,3 12,1 2,9 3,9 1,9 2,9

40.8 25,3 15.9 3,5 9,0 4.2 1.3

38.0

100,0

100,0

100,0

349

137

30% 40% 50% mehr als 5 0 % k.A. n

%

206

teils-teils

%

nicht gut

%

18,2 16.1 3,6 15,3 5,1 3.8

Wer die Arbeitssituation am Fachinstitut differenziert oder negativ beurteilt, hat häufiger Mißerfolge bei der Literatursuche zu verzeichnen als derjenige, der die Arbeitssituation als positiv bezeichnet. Diejenigen, die die Arbeitssituation positiv beurteilen, haben häufiger Mißerfolge in geringerer Qjote. Ausländer haben signifikant häufiger die Erfahrung des Mißerfolges gemacht, sie unterscheiden sich von deutschen Befragten auch durch ihre höheren Mißerfolgsquoten. Je nach Fakultätszugehörigkeit ist Mißerfolg mehr oder weniger häufig erfahren worden.

3.2.

Benutzung von Bibliotheken innerhalb des TU-Bereichs

Universitätsangehörige benutzen in der Regel an traditionellen Universitäten nicht allein die UB. Die Vielfältigkeit der universitären Bibliotheken, von Lehrstuhl- und Seminarbibliotheken, Institutsbibliotheken, Bibliotheken der Zentralinstitute, der Abteilungen, bis zu Fakultäts- und Studentenbibliotheken, zumeist urwüchsig entwickelt und häufig gar nicht oder in geringem Umfange mit der Zentrale der U B kooperierend, bietet eine desparate Fülle der Literaturbereitstellung, ohne daß der Benutzer oder potentielle Benutzer auch nur einen Bruchteil dieser Bibliotheken kennt, zu ihnen Zutritt hätte oder alle für ihn innerhalb einer vernünftigen Reichweite lägen. A n der T U B existieren etwa 150 Bibliotheken, die jährlich etwa gleichviel Bände erwerben wie die UB. Die U B selbst versucht mit Erfolg, diese Bibliotheken zur Kooperation in einer organisatorischen Einheit mit der U B zu bewegen. Insgesamt 6 der größeren Institutsbibliotheken sind z u m Befragungszeitpunkt 'Abteilungsbibliotheken' der U B gewesen 63). Diese Entwicklung ist jedoch noch jüngeren Datums; ungewiß war, wieweit diese Abteilungsbibliotheken der U B von den Befragten auch als Teile der U B erkannt werden, da sie in ihren 63)

S. Ascher, Werner: Organisationsprobleme bei der verwaltungsmäßigen Übernahme und Weiterführung ursprünglich selbständiger Institutsbibliotheken — unter Wahrung ihres bisherigen Charakters — durch die zentrale Universitätsbibliothek. Assessorarbeit. Köln 1971.

55

Räumlichkeiten belassen werden. In die Frageformulierung ist deshalb auf die sprachlichen Gewohnheiten der Benutzer eingegangen worden, die alle Bibliotheken außerhalb der Zentrale der UB — die als Hauptbibliothek bezeichnet wird — als Instituts- oder Fachbibliotheken bezeichnen. So ist im folgenden nicht mehr nach den einzelnen Bibliothekstypen unterschieden worden, also zwischen Benutzung der Abteilungsbibliotheken der U B und Benutzung von Institutsbibliotheken, die nicht zur UB gehören. Der Gesamtheit der Bibliotheken des Hochschulbereichs steht somit die Zentrale der U B (=HB) gegenüber. Frage 15: Benutzen Sie eine oder mehrere Instituts- oder Fachbibliotheken innerhalb des TU-Bereichs? 64) Antwort

%

nein, bisher noch keine benutzt ja k.A.

17,1 81,1 1,8 100,0 1116

n

Nur 17,1% der Befragten benutzen also keine Ibb und damit die HB als einzige Bibliothek des Hochschulbereichs. (Benutzer der HB waren die Basis der Umfrage). Der größte Teil der Befragten jedoch gibt an, zumindest eine Ib zusätzlich zu der HB zu benutzen. Die Frage danach, 'welche' Ibb benutzt werden, war zum einen gestellt worden, um besonders häufig benutzte Ibb festzustellen — dies wurde durch die sehr weit gestreuten Antworten nicht erreicht — zum anderen sollten durch die schriftliche Niederlegung der benutzten Ibb Fehlangaben ausgeschieden werden. So ist z.B. mehrfach die Lbs der UB als eigene Bibliothek genannt worden. Aus den Antworten auf die Frage danach, welche Bibliotheken bereits benutzt worden sind, ist eine Auszählung der Anzahl zusammengestellt worden: Anzahl der benutzten Instituts- und Fachbibliotheken Antwort

%

eine 2 3 4 und mehr k.A.

51,8 37,4 8,3 0,4 2,1

n

100,0 925

Mehr als 51% aller Benutzer von Ibb benutzen also nur eine Ib. 64)

56

Die Frageformulierung ¡m Präsens ist dann nicht präzise genug, wenn die Untersuchungsabsicht dahingeht, auch weiter zurückliegende Benutzung von Ibb zu messen.

Die Häufigkeit

mit der Ibb benutzt werden, ergibt folgendes Bild:

Frage 16: Wie häufig etwa? Falls mehrere benutzt werden, Benutzung insgesamt. Antwort

%

mindestens einmal in der Woche 1-2 mal im Monat 1-2 mal im Semester 1-2 mal im Jahr k.A.

38,7 47,4 12,1 1,5 0,3

n

100,0 925

Außerordentlich hoch erscheinen die Angaben zur wöchentlichen und monatlichen Benutzung. Ibb sind die bibliothekarischen Einrichtungen, die von Universitätsangehörigen am häufigsten frequentiert werden. In der Rangreihe der Häufigkeit der Benutzung von bibliothekarischen Einrichtungen innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs steht die Benutzung der Ibb an der Spitze:

65)

Die Kategorisierung von Häufigkeiten stellt ein besonderes Problem dar. Es gibt für verschiedene Fragen verschiedene jeweils angemessene Kategorisierungen. In bibliothekswissenschaftlichen Umfragen sind sowohl engere als auch weitere Kategorien gebildet worden. Für alle Frequenzen ist in dieser Umfrage das gleiche Schema verwandt worden. Die Angaben obiger Tab. sind etwas zu hoch, da in einigen Fällen bei der Angabe, welche Bibliotheken benutzt werden, 'falsche' Bibliotheken genannt wurden. Da nach der Häufigkeit insgesamt gefragt wurde, konnte bei der Nennung von mehr als einer Ibb die Häufigkeitsangabe nicht korrigiert werden. Eindeutigkeit ließe sich erreichen, wenn für jede benutzte Ibb einzeln nach der Häufigkeit gefragt wird, oder wenn nach der Häufigkeit der zu kennzeichnenden bevorzugten Ib gefragt wird. Häufigkeit der Benutzung von Einrichtungen sollte nicht verwechselt werden mit der Bedeutung dieser Benutzungsstellen für den Benutzer. Auch ineffektive Benutzungsstellen können häufig benutzt werden, oder aber objektiv effektive Einrichtungen können häufig mir wenig Erfolg frequentiert werden. Ebenso wie Zufriedenheit mit bestehenden Einrichtungen stellt die Häufigkeit der Benutzung eine subjektive Komponente des Benutzerverhaltens dar, die für sich allein wenig aussagefähig ist, von der nicht auf die Befriedigung objektiver Informationsbedürfnisse geschlossen werden kann. Vgl. Miller, George A.: Measuring user needsand preferences. In: I N T R E X . Cambridge, Mass. 1965. S. 156-158. Die Fragen nach der Häufigkeit beziehen sich stets, ohne daß ein limitierter Zeithorizont vorgegeben worden ist, auf das subjektive Empfinden der Benutzer. Eine Präzisierung des Zeithintergrundes wäre wünschenswert, z.B. für das letzte Semester, differenziert zwischen Vorlesungszeiten und vorlesungsfreien Zeiten. Präzisierung wird jedoch vermutlich nur mit einem Methodenwechsel zu erreichen sein. 57

Rangfolge der Häufigkeit innerhalb

und außerhalb

Rang Einrichtung

der Benutzung

2. 5. 6.

7. 8. 4. 3. 9.

Einrichtungen

66):

Häufigkeit der Benutzung In Prozent aller Befragten mindestens einmal die Woche

1.

von bibliothekarischen

des Hochschulbereichs

Institutsbibliotheken 32,1 Lehrbuchsammlung 12,2 Sachkatalog d.UB 1.3 Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs 3,9 Lesesäle der UB 5,6 Zeitschriften5,4 lesesaal der UB Ortsausleihe der UB 3,1 alphabetischer Katalog der UB 5,6 0,3 Fernleihe

1 • 2 mal im Monat

1 - 2 mal im Semest.

1 - 2 mal im Jahr

39,2

10,0

1,3

17.1

46,8

21,8

7,4

11,4

19,6

34,6

17,9

24,2

26,0 13,6

24,2 22,2

5,5 16,1

39,8 42,0

16,4

16,4

8.8

52,8

29,1

31,1

15,1

21,0

30,6 2,6

31,0 4,7

10,3 11.5

20,3 81,0

Nichtbenutzer

Die folgende Tabelle gibt Auskunft auf die Frage, welche Positions- und Semestergruppen für die Benutzung der Ibb kennzeichnend sind: Benutzen Sie Ibb?

nein ia k.A.

P o s i t i on Assist.

1-4

5-8

9-12

13 u. mehr

%

%

%

%

%

%

%

19,2 80,1 0,7

10,9 89,1 0.0

34,3 64,4 1.3

21,4 77,5 1,1

12,0 87,5 0,5

9.2 90,8 0,0

100,0 100,0 100,0 221 280 201

100,0 284

100,0 100,0 942 55

n

S e m e s t e r g r u Ip p e n

Stud. Doktor.

5,3 93,8 0.9 100,0 113

Wie häufig etwa mindestens die Woche 1-2 mal im 1-2 mal im 1-2 mal im k.A. n 66)

58

einmal Monat Semester Jahr

39,9 51,7 13,6 1.6 0,2

66,0 24,0 10.0 0,0 0.0

100,0 100.0 760 50

65,1 29,4 3,7 1.8 0.0 100,0 109

43,7 44,4 11,1 0,0 0,7

33,2 51.2 12,9 2.3 0,5

30,6 55,6 13,9 0,0 0,0

100,0 100,0 100,0 144 217 180

31,5 50,8 14,6 2,7 0,4 100,0 260

Die Rangreihe wurde entwickelt, indem die einzelnen Häufigkeitsangaben mit Gewichten multipliziert und diese Ergebnisse dann addiert wurden. Wöchentlicher Benutzung wurde das Gewicht 5 zugeordnet, dann abnehmend bis zur Nichtbenutzung, die das Gewicht 1 erhält.

Benutzen Sie Ibb?

Position

Semestergruppen

Stud. Doktor. Assist.

1-4

5-8

9-12

Wieviele?

%

%

%

%

%

%

eine zwei drei vier u. mehr

54,3 37,0 6.1 0,4 2.2

40,0 42,0 18,0 0,0 0,0

37,6 40,4 20,2 0,9 0,9

55,6 38,2 2,8 0,0 3.5

51,2 41,0 5,5 0,0 2,3

60,6 30,0 6,7 1,1 1.7

48,8 39,2 9,6 0,4 1,9

100,0 100,0 760 50

100,0 109

100,0 100,0 100,0 144 217 180

100,0 260

k.A. n

13 u. mehr %

Oer akademische Mittelbau benutzt Ibb erwartungsgemäß noch häufiger als Studenten. Durch ihn konstituieren sich auch vor allem die hohen Benutzungsfrequenzen der häufigen Kategorien. Zur Anzahl der benutzten Ibb läßt sich feststellen, daß Studenten signifikant häufiger nur eine Ib benutzen als Doktoranden und Assistenten, die nicht nur auf die Ib ihres Fachgebiets fixiert scheinen. Mit steigender Semesterzahl steigt die Chance, eine Ib benutzt zu haben. Knapp 10% der höchsten Semestergruppe allerdings hat bisher noch keine Ib aufgesucht. Während Angehörige der untersten Semestergruppierung sich signifikant von den Angehörigen der höheren Semestergruppen unterscheiden, dadurch, daß sie häufiger die Ibb wöchentlich benutzen, liegen sie jedoch bei der Benutzung auf der Kategorie '1-2 mal monatlich' unterhalb dieser Gruppen. Die Anzahl der benutzten Bibliotheken differiert nicht besonders deutlich nach Semestern. Daß Studenten und Doktoranden, die 13 und mehr Semester studiert haben, häufiger nur eine Ib benutzen, hängt mit der Belastung durch die Anfertigung einer schriftlichen Examensarbeit zu dieser Zeit zusammen. Zwischen Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung und der Benutzung von Ibb bestehen folgende Zusammenhänge: Die Erfahrung des Mißerfolges tritt dann häufiger auf, wenn überhaupt Ibb benutzt werden, wenn Ibb häufig benutzt werden und dann, wenn mehr als nur eine Ib benutzt wird, also ein über Benutzungshäufigkeit vermittelter Zusammenhang. Der Zusammenhang von Benutzungsfrequenz und Zahl der benutzten Ibb ist durchaus nicht eindeutig: Eine hohe Benutzungsfrequenz kann ebenso durch die Benutzung nur einer Ib als auch durch die Benutzung mehrerer Ibb entstehen. Nach Fakultätszugehörigkeit differiert ganz erheblich, ob, wie häufig und welche Anzahl von Ibb benutzt werden. Diese Ergebnisse sind bedingt durch die verschiedenen Größen der einzelnen Fakultäten und die spezifischen Bedingungen in ihnen. Ausleihbarkeit von Beständen Ibb und T U B haben stets Freihandaufstellung, sie haben zudem zumeist den Charakter von Präsenzbibliotheken oder leihen ihre Bestände nur beschränkt aus. Ist der Zutritt zu diesen Bibliotheken beschränkt auf bestimmte Benutzer59

kreise und sind die Arbeitsbedingungen innerhalb dieser Bibliotheken schlecht, dann wird, so ist zu vermuten, bei vorliegenden Literaturbedürfnissen auf eine Ausleihbibliothek, in der Regel die HB, ausgewichen. Frage 18: Können Sie in der am häufigsten benutzten Instituts- oder Fachbibliothek Literatur ausleihen? Antwort

%

ja, unbeschränkt ja, aber nur beschränkt, z.B. nur über Nacht, über das Wochenende, nur ganz bestimmte Literatur nein, geht nicht k.A.

44,7

48,6 6,1 0,6 100,0 925

n

Erstaunlich hoch erscheint die Angabe, daß 4 4 , 7 % der Benutzer von Ibb in Ibb unbeschränkt Literatur ausleihen können 67). Daß die Fristen in den Ibb in der Regel erheblich unter denen der H B (Ausleihfristen: Zeitschriften 2 Wochen, Monographien 4 Wochen) liegen, ist zu beachten. Diese Ergebnisse sind evtl. von dem geringen Wissen insbesondere jüngerer Benutzer beeinflußt. Mit Sicherheit ist auch dort, wo uneingeschränkte Ausleihe angegeben wird, die Ausleihe von Zeitschriftenheften nicht möglich, ebenso ist erfahrungsgemäß das Schrifttum, das viele Ibb in self-indexing-vertical-files (also Schiebladen mit Mappen) sammeln, wie Reports, papers, Firmenveröffentlichungen, Patentschriften, Norm- u. Arbeitsblätter, Zeitungsausschnitte usw., das gar nicht aufgenommen ist, nicht ausleihbar 68). Erwartungsgemäß zeigt sich, daß es eine Hierarchie bei der Ausleihbarkeit von Literatur nach Benutzergruppen gibt: Können Sie in der am häufigsten benutzten Instituts- oder Fachbibliothek Literatur ausleihen?

Student %

ja, unbeschränkt ja, aber nur beschränkt,... nein, geht nicht k.A.

41,5 51,0 6,8 07

52,0 44,0 4,0 00

100,0 767

100,0 50

n

P o s i t i o n Doktorand %

Assistent % 64,5 32,7 2,7 01_ 100,0 110

67)

Die hier abgegebenen Antworten sind möglicherweise deshalb irrelevant, weil nach der Ausleihbarkeit von Literatur in der 'am häufigsten' benutzten Ib gefragt wurde. Diese wird vielleicht gerade deshalb am häufigsten benutzt, w e i l ihre Literaturbestände relativ gut ausleihbar sind. Ein Durchschnittsergebnis für die Ibb des Hochschulbereichs spiegeln diese Angaben sicher nicht. Unbekannt bleibt auch, o b der betreffende Benutzer die Ib angibt, die für ihn die jeweils beste Fachbibliothek ist. Die Fragestellung sollte präzisiert werden.

68)

Informationen über die Ausleihbarkeit von Literatur und Arbeitsmaterialien sollten besser direkt, z.B. durch Inspektion, in den betreffenden Ibb erhoben werden.

60

Unbeschränkt können signifikant häufiger Doktoranden und Assistenten als Studenten ausleihen. Die Semestergruppierung ist unbedeutend für die Ausleihbarkeit in Ibb, auch höhere Semester können nicht häufiger unbeschränkt ausleihen. Studenten, die als Hilfsassistenten gearbeitet haben, geben signifikant häufiger an, daß sie unbeschränkt ausleihen können. Möglicherweise werden diese Mitarbeiter des 'akademischen Unterbaus' in gewissen Fällen bei der Benutzung von Ibb privilegiert. Die Antworten zur Ausleihbarkeit von Literatur in Ibb differieren erheblich bei der Einteilung nach Fakultäten. Einführung in die Institutsbibliothek Eine Einführung der Benutzer in eine Bibliothek stellt für diese zumeist eine wesentliche Hilfe dar, da keineswegs angenommen werden kann, daß effektive Benutzung auch nur einer systematisch aufgestellten Freihandbibliothek mit standortgebundenem systematischen Sachkatalog (wie es für die Ibb typisch ist) ohne einiges Vorwissen möglich ist. Nicht zuletzt die Art der Einführung in die Bibliotheksbenutzung stellt, so ist zu vermuten, ein wesentliches Moment für den Erfolg bei der Literatursuche dar 69). Bei Einführung in die Bibliotheksbenutzung wird zumeist an eine Leistung von Seiten der Bibliotheken gedacht, durchgeführt durch bibliothekarisches Personal. Da jedoch Ibb häufig kein bibliothekarisch ausgebildetes Personal haben, werden diejenigen, die die Ibb verwalten, also z.B. Assistenten, Hilfsassistenten, Studenten, Verwaltungsangestellte, gegebenenfalls auch eine Einführung in ihre Ibb geben. Bei der Frage nach der Einführung in die Ibb waren Lehrpersonal, Kommilitonen, Fachkollegen sowie Bibliothekspersonal als Träger einer Bibliothekseinführung als Antwortkategorie vorgegeben worden. Frage 19: Sind Sie in die Benutzung Ihrer Instituts- oder Fachbibliothek eingeführt worden? Falls Sie mehrere benutzen, berücksichtigen Sie nur die am häufigsten benutzte. Antwort

% aller Befragten

nein 67,6 ja, durch Lehrpersonal 8,6 ja, durch Kommilitonen, Fach ko liegen 13,4 ja, durch Bibliothekspers. 8,0 ja, Lehrpersonal und 0,1 Kommilitonen/Fachkoll. ja, Lehrpers. und Bibliothekspers. 0,1 ja, durch Kommilitonen und 0,7 Bibliothekspersonal keine Antwort 1.5 n 69)

100,0 1116

% aller lb-benutzer

)

59,8 10,9

)

) )

16,8 9,6

) )

) ja = 30,9 )

0,1 0,1

) )

)

0,8 1.8

ja = 38,3

100,0 925

Z u m Problem der Benutzerschulung vgl. Bock, Gunter: Schulung in Bibliotheksbenutzung für Studienanfänger im anglo-amerikanischen Raum. Assessorarbeit. Köln 1970.

61

Rund 60% der Benutzer von Ibb sind also nicht in eine Ib eingeführt worden, nur jeweils 1/10 durch Lehrpersonal und Bibliothekspersonal 70) Über die Qualität der Einführungen kann nichts ausgesagt werden; undeutlich bleibt auch, wo für den Befragten die Schwelle ist, bei der er eine Hilfestellung bei der Benutzung einer Ib als Einführung auffaßt. An diejenigen, die angeben, in eine Institutsbibliothek eingeführt worden zu sein, wurde die Frage nach dem Zeitpunkt der Einführung gestellt: Frage 20: I m wievielten Semester waren Sie da ungefähr? Antwort

%

1 - 4 Semester 5 - 8 Semester 9 - 1 2 Semester 13 u. mehr Semester k.A.

45,4 30,4 11,7 2,2 10,2

100,0 n

401

Weniger als die Hälfte der Eingeführten gibt an, daß dies zwischen dem 1. und 4. Semester geschehen sei. Der hohe Prozentsatz der Kategorie 'keine Antwort' ist bei Fragen, die stark auf der Erinnerung beruhen, verständlich, er stammt hauptsächlich von höheren Semestern und Angehörigen des Mittelbaus. Hier hätte die Antwortkategorie 'weiß nicht' vorgegeben werden können, um zu arbiträre Nennungen zu vermeiden.

3.3.

Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereiches

Von allen Befragten (nur Benutzer der Hauptbibliothek) waren fast 82% Benutzer einer oder mehrerer Ibb des TU-Bereichs. Fast 60% der Befragten sind auch Benutzer von Bibliotheken a u ß e r h a l b des TU-Bereichs, also von öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliotheken der Stadtregion BerlinWest 71). 70)

Hier liegt ein Aufgabenbereich für die UB: Da Einführungsaufgaben m.E. von den einzelnen Ibb nicht adäquat geleistet werden können, sollten fachspezifische Bibliothekseinführungen durch die U B sowohl in der HB als auch in den jeweiligen Ibb durchgeführt werden. Ein Anfang dazu besteht an der UB: Die organisatorische Verbindung einiger ehemaliger Ibb mit der UB zu Abteilungsbibliotheken der UB, die unter der Leitung eines jeweils fachlich einschlägig vorgebildeten Fachreferenten der UB stehen, bietet die Gewähr, daß fachkundiges bibliothekarisches Personal Bibliothekseinführungen in Ibb durchführt.

71)

Die Frageformulierung müßte von vornherein Bibliotheken, mit denen Benutzer über die HB in Fernleihbeziehungen stehen und auswärtige Heimatbibliotheken der Studenten, eindeutig ausschließen; es waren wenige derartige Fälle zu verzeichnen,

62

Frage 21: Benutzen Sie noch andere Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs? Antwort

%

nein ja anderes

41,8 57,8 0j4 100,0 1116

n

Die Auszählung nach der Anzahl der benutzten Bibliotheken zeigt starke Ähnlichkeit mit der Anzahl der benutzten Ibb: Anzahl der benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs % eine 2 3 4 5 6 7 8 und mehr k. A.

47,6 35,7 14,3 1,2 0,1 0,1 0,3 0,3 0,3

(Institutsbibliotheken) %

) ) ) ) )

51,8 37,4 8,3 0,4 2,1

100,0 100,0 672 n 925 A u c h hier hatte der Befragte die benutzten Bibliotheken z u nennen, damit konnten 'falsche' Bibliotheken, die vereinzelt genannt wurden, ausgeschieden werden. V o r allem diente die Nennung der benutzten Bibliotheken dazu, Aufschlüsse über die A r t der benutzten Bibliotheken zu erlangen. Signifikant häufiger als Befragte, die keine Ibb benutzen, werden Benutzer von Ibb auch Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs benutzen: Fortsetzung Fußnote 71) sie konnten festgestellt werden, da, wie bei der Frage nach den Ibb, die jeweiligen Bibliotheken zu nennen waren. Die unlogische Frageformulierung "noch andere" wurde gewählt, um darauf aufmerksam zu machen, daß ein anderer Fragebereich folgt. Vgl. z.B. die Ergebnisse der Untersuchung von Studenten der London School of Economics. In: Oppenheim, A.N.: Readings habits of students, a survey of students at London School of Economics. In: Journ. of Ooc. 18. 1962. S. 42-57. Vgl. auch Tucker, P.E.: The Sources of books for undergraduates, a survey at Leeds University Library. In: Journ. of Doc. 17. 1961. S. 77-95. Houldridge, David L.: Students, libraries and books. In: Research in Librarianship. 13. 1966. S. 56-75. Einen Überblick über die Untersuchungen zum Gesamtbereich von Leseinteressen und Lesegewohnheiten von Studenten innerhalb und außerhalb der Hochschule gibt Porcella, B.: Summary of research on the reading interests and habits of college graduates. Urbana. 1965.

63

Benutzung von Bibliotheken a u ß e r h a l b des TU-bereichs

nein ja anderes n

Benutzung von Instituts- und Fachbibliotheken i n n e r h a l b des Hochschulbereichs nein

ja

%

%

50,0 50,0 O0

39,6 60,1 0,3

100,0 191

100,0 904

Ob hier ein 'Gewöhnungseffekt' vorliegt, d.h. daß dann, wenn man im Hochschulbereich die Hauptbibliothek und eine oder mehrere Ibb benutzt, leichter auch zusätzlich noch mehr Bibliotheken, also Bibliotheken außerhalb des TUBereichs benutzt, oder umgekehrt die Gewöhnung an die Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs eher zu einer leichteren Benutzung von Ibb führt, kann aus dem vorliegenden Material nicht geschlossen werden. Es besteht auch eine positive Korrelation zwischen der Anzahl der benutzten Institutsbibliotheken und der Anzahl der benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs: Anzahl der benutzten Institutsund Fachbibliotheken i n n e r h a l b des Hochschulbereichs

eine 2 3 4 und mehr k.A. n

Anzahl der benutzten Bibliotheken h a l b des TU-Bereichs

1

2

3

4

%

%

%

%

53,9 35,2 8,2 0,7 1,9

41,0 47,3 9,3 0,5 2,0

46,0 36,0 14,8 0,0 2,2

75,0 12,5 12,5 0,0 0,0

100,0 277

100,0 205

100,0 88

100,0 8

außer-

Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß Befragte, die nur eine Ib benutzen, signifikant häufiger auch nur eine Bibliothek außerhalb des TU-Bereichs benutzen als 2 oder 3; und es ist ersichtlich, daß Befragte, die 2 Ibb benutzen,signifikant häufiger 2 Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs benutzen als eine oder 3. Tendenziell gilt dies auch für die Benutzung von 3 Ibb und 3 Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs. Die Zusammenhänge sind allerdings nicht so stark, daß ihnen besondere Bedeutung beigemessen werden müßte. Für die Benutzung der Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs gelten andere Aussagen wie für die Benutzung von Ibb: Im Gegensatz zu den Ergebnissen für die Benutzung von Ibb sind Studenten signifikant häufiger Benutzer von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs als Assistenten: 64

Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs?

Student %

nein ja anderes n

P o s i t i o n Doktorand

Assistent %

%

40,5 59,1 0,4

41,8 58,2 0,0

48,6 51,4 0,0

100,0 942

100,0 55

100,0 113

Bei der Anzahl der benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs ergeben sich keine Differenzen bei der Tabulierung nach Position. Mit steigenden Semesterzahlen steigt die Inanspruchnahme von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs: Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs?

1- 4

% nein ja anderes n

S e m e s t e r g r u p p e n 13 u. mehr 5-8 9 - 12 % % %

45,9 53,2 1,0

43,9 56,1 0,0

39,0 61.0 0,0

35,3 64,3 0,4

100,0 221

100,0 280

100,0 201

100,0 284

Die Befragten hatten die benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs zu benennen. Aus den Nennungen wurden drei Kategorien von Bibliotheken unterschieden: 1. Die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) als eigene Kategorie der Kombination von öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliothek, 2. wissenschaftliche Bibliotheken und 3. öffentliche Bibliotheken Aus diesen drei Kategorien lassen sich zur Vercodung, wenn die Rangfolge der Häufigkeit der Benutzung — die erfragt war — vernachlässigt wird, insgesamt 7 Kombinationen bilden: 1; 1+2; 1+3; 1+2+3; 2; 2+3; 3. Berücksichtigt man die gegebene Rangfolge, so lassen sich derart viele Kategorien bilden, daß die Ergebnisse unüberschaubar werden. Für die Vercodung wurde deshalb zur Berücksichtigung der Rangfolge ein Kompromiß getroffen: Es wurden bei mehr als 2 Nennungen die weiteren unberücksichtigt gelassen. Damit ergeben sich die folgenden 8 Kombinationen: 1; 1+2; 1+3; 2; 2+1; 2+3; 3; 3+1/2.

65

Frage 23: Welche Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs? Antwort 1 2 3 4 5 6 7 8

Amerikagedenkbibliothek A G B + eine oder mehrere wiss. Bibliotheken A G B + eine oder mehrere öff. Bibliotheken eine oder mehrere wiss. Bibliotheken wissenschaftl. Bibliothek + A G B wissenschaftl. Bibliothek + öff. Bibl. eine oder mehrere öffentl. Bibliotheken öffentl. Bibl. + A G B / wissenschaftl. Bibl.

n

% 23,4 9,7 13,0 21,6 6,6 0,9 13,0 11,9

) ) A G B an 1. Stelle ) =46,1 ) wiss. Bibl. an ) 1. Stelle ) = 29,1 ) öffentl. B. an ) 1. Stelle = 24,9

100,0 672

Diese Ergebnisse auf Nennungen prozentuiert ergeben folgendes Bild: A G B (Kat. 1 + 2 + 3 + 5 + 8) wiss. Bibliothek (Kat. 2 + 4 + 5 + 6 + 8) öffentl. Bibliothek (Kat. 3 + 6 + 7 + 8)

45,7 % 36,0 % 18,3%

100,0 n

946

Die A G B liegt also an der Spitze sowohl in Bezug auf die Nennungen überhaupt als auch in Bezug auf die Nennung an erster Stelle. Erstaunlich erscheint, daß derartig viele wissenschaftliche Bibliotheken außerhalb des TU-Bereiches genannt worden sind. Häufig handelt es sich um die U B der Freien Universität Berlin und auch deren Institutsbibliotheken, aber auch um Bibliotheken der verschiedenen Max-Planck-Institute und vereinzelt um Spezialbibliotheken. Die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz wurde in keinem Falle genannt. Hiermit wird dokumentiert, daß Studenten und akademischer Mittelbau ihre Literaturbedürfnisse zu einem großen Teil außerhalb des Bibliotheksnetzes ihrer Hochschule zu befriedigen suchen. Die Benutzung von öffentlichen Bibliotheken, soweit sie nicht erfahrungsgemäß von jüngeren Studenten wie eine wissenschaftliche Bibliothek benutzt werden, stellt jedoch vermutlich eher ein tradiertes Verhalten aus vorstudentischer Zeit dar. Die folgende Tabelle zeigt, welche Positions- und Semestergruppen welche Kategorien von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs bevorzugen:

66

Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs

P o s i t i o n Stud. Ookt. Ass. % % %

25,4 AGB A G B + wiss. Bibl. 9,8 A G B + ö f f t L Bibl. 14,5 wiss.Bibl. 16,6 wiss. Bibl. + A G B 5,6 wiss. Bibl. + off. B i b l . 0 , 9 öffentl. Bibl. 13,9 öffentl. Bibl. + 13,4 AGB/wiss. Bibl.

15,2 6,1 3,0 42,4 21,2 0,0 6,1

100,0 574

100,0 33

n

6,1

S e m iI t t e r g r u p p e n 13 u. mehr 1 - 4 5 - 8 9 - 12

%

%

%

%

10,3 8,6 3,4 58,6 6,9 1,7 8,6

20,5 8,2 23,8 4,9 1.6 1,6 19,7

29,8 9,3 14,9 11,8 5,0 0,0 14,9

30,4 9,6 11,2 22,4 7,2 0,8 10,4

21,1 11,6 8,4 26,3 8,9 1,1 11,1

1,7

19,7

14,3

8,0

11,6

100,0 100,0 78 122

100,0 101

100,0 125

100,0 160

Wie bei den Ibb ist die Frequenz der Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs für a l l e benutzten Bibliotheken zusammen erfragt worden 72 >. Folgende Antworten wurden von den Benutzern der Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs gegeben: Frage 24: Wie häufig etwa? Alle benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs insgesamt. Antwort mindestens einmal die Woche 1 - 2 mal monatlich 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr k.A.

% 6,4 43,2 40,2 9,1 0,9

100,0 672

Verglichen mit der Benutzungshäufigkeit der Ibb fällt auf, daß die Kategorie häufigster Benutzung 'mindestens einmal die Woche' hier nur gering besetzt ist — 6,4% —, im Gegensatz zu den Ibb, wo sie zu 38,7% der Antworten enthält. Die für die Ibb schwach besetzte Kategorie '1-2 mal im Semester' (12,1%) umfaßt für diese Bibliotheken über 40%. Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs werden also weniger häufig benutzt. Es hat den Anschein, als wenn diese Bibliotheken u.a. nur eine Ersatzfunktion für Bibliotheken des Hochschulbereichs wahrnehmen. In der Rangreihe der Häufigkeit der Benutzung wesentlicher bibliothekarischer Einrichtungen innerhalb und außerhalb des TU-Bereichs

72)

Eine Trennung der Häufigkeiten nach den benutzten Bibliotheken wäre wünschenswert. Dazu könnten A n t w o r t m a t r i t z e n verwandt werden.

67

nimmt die Häufigkeit der Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs den 6. Platz ein. Die nachfolgende Tabelle zeigt den Zusammenhang der Benutzungsfrequenzen von Ibb und von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs: H ä u f i g k e i t der Benutzung von Institutsbibliotheken Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs mindestens wöchentl.

%

mindestens einmal wöchentlich 1-2 mal im Monat 1-2 mal im Semester 1-2 mal im Jahr k.A. n

1 - 2 mal im Monat

%

1 - 2 mal im Sem.

1 - 2 mal im Jahr

%

%

51,5 39,4 9,1 0,0 0,0

45,5 43,9 8,2 1,6 0,8

32,6 54,0 12,6 0,8 0,0

28,0 52,0 18,0 0,0 2,0

100,0 33

100,0 244

100,0 239

100,0 50

Schlechte Arbeitsbedingungen zuhause haben kaum Einfluß darauf, daß Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs überhaupt benutzt werden, jedoch haben die Arbeitsbedingungen des Fachinstituts teilweise einen Einfluß: Benutzen Sie Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs?

Arbeitsbedingungen zuhause gut nicht gut % %

Arbeitsbedingungen im Fachinstitut teils/teils gut % %

nein ia k.A.

40,5 58,9 0,6

46,5 51,5 2,0

46,8 53,2 0,0

38,4 61,4 0,2

35,6 63,9 0,5

100,0 801

100,0 101

100,0 410

100,0 369

100,0 194

n

schlecht %

Studenten sind in vergleichsweise größerem Umfange als Doktoranden und Assistenten überhaupt Benutzer von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs. Wenn jedoch Doktoranden und Assistenten solche Bibliotheken benutzen, bestehen wenig Differenzen zwischen ihnen und den Studenten in Bezug auf die einzelnen Häufigkeitskategorien. Die Aufschlüsselung nach Semestergruppen zeigt, daß untere Semestergruppen die Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs häufiger 'monatlich' benutzen als ältere Semester und umgekehrt letztere häufiger nur '1-2 mal im Semester' diese Bibliotheken benutzen als jüngere Semester.

68

Häufigkeit der Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs mindestens die Woche 1-2 mal i. 1-2 mal im 1-2 mal im k.A. n

P o s i t i o n Stud. Dokt.

Ass.

%

%

%

S e m e s t e r g r u p p e n 13 u. 1 - 4 5 - 8 9 - 12 mehr % % % %

einmal Monat Sem. Jahr

5,9 43,8 40,0 9,2 1,1

12,1 39,4 45,5 3,0 0,0

8,6 41,4 39,7 8,6 1,7

5,7 55,7 32,8 5,7 0,0

8,7 45,3 39,1 6,2 0,6

4,8 34.1 46,0 11,9 3,2

5,8 41.1 41,1 11,0 1,0

100,0 575

100,0 33

100,0 58

100,0 122

100,0 161

100,0 136

100,0 190

Für die Benutzung der Bibliotheken außerhalb der TU wurde danach gefragt, warum diese benutzt wurden — was für die Benutzung der Ibb nicht geschehen ist. Die Frage nach dem Warum eines bestimmten Benutzungsverhaltens kann in der Regel nicht direkt und in nur e i n e r Frage gestellt werden, sondern ist nur über einen Komplex von Fragen in Erfahrung zu bringen. Der nachfolgende Versuch mit einer Frage Aufhellung für die Benutzung von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs zu erhalten, stellt eher Probleme, als daß solche gelöst würden. Antwortkategorien sollen sich gegenseitig ausschließen und eindeutig sein, sie sollen vollständig sein und sich gegebenenfalls auf einer Dimension in eine Skala bringen lassen. All dies war hier nicht gegeben. Weiterhin hätte in dieser Frage gefordert werden sollen, daß die Befragten ihre Begründungen in eine Rangreihe bringen. Einige Befragte gaben solche Ränge für ihre Antworten an. Ränge sind aber nur dann sinnvoll, wenn die Kategorien sich ausschließen. Die Antwortkategorie 1 ist jedoch den andern übergeordnet. Für die Kategorien 2, 3, 4 kann in dieser Folge ein Abnehmen der Bedeutung angenommen werden.

Frage 25: Was veranlaßt Sie besonders, diese Bibliotheken zu benutzen? Mehrfachnennungen möglich. Antwort

%

1 2 3 4 5 6 7 8 9

29,6 3,1 20,0 6,1 9,8 21,9 7,4 1,6 1,4

konnte Bücher im TU-Bereich nicht bekommen besser für mein Fachgebiet geeignet schnellere und bequemere Ausleihe, Freihandaufstellung, (3+4) wohne in der Nähe (1+2) (1+3/1+3+4) (1+4) (2+3/4) k.A.

100,0 n

672

69

Aus dieser Tabelle ist zu entnehmen, daß nur die Tatsache, Bücher im TU-Bereich nicht bekommen zu haben, für rund 30% der Benutzer von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs ein Grund ist, diese zu besuchen, während diese Tatsache und zusätzlich die Erfahrung, daß andere Bibliotheken schnellere und bequemere Ausleihen oder Freihandaufstellung haben, noch einmal für mehr als 20% der Benutzer ein Besuchsgrund ist. Die bessere Eignung für das Fachgebiet und das Wohnen in der Nähe als alleinige Gründe sind dagegen in den Nennungen fast bedeutungslos. Für fast 40% war jedoch eine Kombination von Faktoren ein Grund, Bibliotheken außerhalb der TU zu besuchen. Die Vermutung, daß Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs vor allem Substitutionsfunktionen für die Bibliotheken des TU-Bereichs erfüllen, verstärkt sich. Eine weitere vorgegebene Kategorie 'anderes' war wider Erwarten schwach besetzt; die hier abgegebenen 26 Nennungen sind nicht einzeln vercodet worden, jedoch in der obigen Prozentuierung enthalten, es handelte sich stets um zusätzliche Argumente. Hier waren Antworten anzutreffen wie: Sprachen, Freizeitliteratur, Allgemeinbildung, Hobby, private Interessen. Aus den Angaben in dieser Antwortkategorie kann nicht auf den Stellenwert der benutzten Bibliotheken für Interessen außerhalb des eigentlichen Fachstudiums geschlossen werden.

Benutzung öffentlicher

Büchereien vor dem Studium

Stellt die Benutzung von Bibliotheken vor Beginn des Studiums einen Übungseffekt für die spätere Benutzung wissenschaftlicher Bibliotheken dar? Fördert diese vorherige Benutzung von öffentlichen Bibliotheken oder von Schulbibliotheken die Neigung, wissenschaftliche Bibliotheken überhaupt und evtl. häufiger zu benutzen? Besteht neben einer möglichen effektiveren Benutzung der wissenschaftlichen Bibliotheken des Hochschulbereichs die Chance, auch die Bibliotheken der Region eher zu benutzen? Stellt die Erfahrung in der früheren Bibliotheksbenutzung einen so wichtigen Faktor dar, daß Benutzerschulung darauf aufbauen kann oder umgekehrt, sollte Bibliotheksbenutzung und effektives Leseverhalten nicht schon vor Beginn des Studiums in der Schule erlernt werden 73)? Sicherlich k a n n die Benutzung von Bibliotheken zu einem Zeitpunkt, bevor die Hochschule besucht wird, einen gewissen Übungseffekt haben. Dies kann eine bestehende Schwelle gegenüber der Benutzung der ÜB abbauen. 73)

70

Vgl. Asheim, Lester: The Study of reading effects. In: The Library in the University. Hamden, Conn. 1967. S. 75-93 Werstein Greenberg, Marilyn: A study of reading motivation of twenty-three seventh-grade students, in: The Library Quarterly. 40. 1971. S. 309-317.

ein späteres Zurechtfinden erleichtern und dazu anregen, viele Bibliotheken zu benutzen, wobei sicher die A r t der vorher benutzten Bibliotheken sowie eventuell stattgefundene Einführungen in die Benutzung dieser Bibliotheken entscheidend sind. In der vorliegenden Umfrage ist nur danach gefragt worden, o b vor dem Studium eine öffentliche Bibliothek benutzt haben 74).

Befragte

Frage 26: Waren Sie, bevor Sie anfingen zu studieren, bereits Benutzer einer öffentlichen Bücherei? Antwort

%

ja nein k.A.

73,9 24,8 1,6

n

100,0 1116

Nahezu drei Viertel aller Befragten hat vor dem S t u d i u m eine öffentliche Bibliothek benutzt. Die bedeutende Minderheit jedoch, die vor dem S t u d i u m angeblich keine öffentlichen Bibliotheken benutzt hat, unterscheidet sich nicht wesentlich in ihrem Verhalten bei der Benutzung bibliothekarischer Einrichtungen des Hochschulbereichs gegenüber den Benutzern, die vor dem S t u d i u m öffentliche Bibliotheken benutzten. Die Benutzung von öffentlichen Bibliotheken vor Beginn des Studiums wirkt sich z.B. nicht darauf aus, daß die Erfahrung, Literatur nicht bekommen zu haben, in geringerem Maße gemacht wird oder daß die Quote, mit der Literatur nicht bekommen wurde, geringer ist. Tendenziell benutzen Befragte, die öffentliche Bibliotheken vor dem S t u d i u m benutzt haben, häufiger eine oder mehrere Ibb Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs werden von ihnen signifikant häufiger überhaupt benutzt. Weiterhin wird eine größere Anzahl von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs benutzt und diese werden wesentlich mehr frequentiert. Möglicherweise wird sich die Gewohnheit, die zuständige Stadtbibliothek (= öffentliche Bezirksbücherei in Berlin) auch weiterhin zu benutzen, hier niederschlagen. Bei der Frage nach der A r t der benutzten Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs ergibt sich, daß von denen, die bereits vor dem S t u d i u m öffentliche 74)

Ob wissenschaftliche Bibliotheken dann eher überhaupt benutzt werden, wenn vor dem Studium öffentliche Bibliotheken benutzt wurden, läßt sich aus dieser Befragung nicht beantworten, da nur diejenigen befragt worden sind, die die H B benutzen. Erst eine Frage auch an die Universitätsangehörigen, die nicht die H B benutzen, und auch an solche, die gar keine wissenschaftlichen Bibliotheken benutzen, kann klären, ob ein Zusammenhang zwischen vorheriger Benutzung von öffentlichen Bibliotheken und der Benutzung von wissenschaftlichen Bibliotheken besteht.

71

Bibliotheken benutzt haben, tendenziell häufiger eine öffentliche Bibliothek an erster Stelle genannt wird. In den Begründungen für den Besuch von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs lagen Antworten wie Freizeit- und Privatinteressen weit hinten, öffentliche Bibliotheken werden also aufgesucht, um Bücher für das Studium zu erlangen. Hier wird eventuell der Vorteil, den allgemein die frühe Benutzung von Bibliotheken darstellen kann, zum Nachteil, denn öffentliche Bibliotheken können den Ansprüchen nach wissenschaftlicher Literatur bisher nur begrenzt nachkommen, auch ihr unspezifischer bibliographischer Apparat und das Fehlen spezieller Literaturauskunftsmittel macht von der Benutzung anderer wissenschaftlicher Bibliotheken nicht unabhängig. Für die Häufigkeitsverteilungen der Benutzung einzelner Einrichtungen der HB zeigen sich keine Unterschiede zwischen vorherigen Benutzern öffentlicher Bibliotheken und solchen, die öffentliche Bibliotheken vor dem Studium nicht benutzt haben. Oer Schluß, daß die organisatorische Bewältigung der Benutzung einer wissenschaftlichen Magazinbibliothek durch die frühzeitige Benutzung von öffentlichen Bibliotheken nicht unterstützt würde, läßt sich jedoch nicht ziehen. Bei der Benutzung des Berliner Gesamtkataloges zeigt sich z.B., daß Befragte, die vor ihrem Studium öffentliche Bibliotheken benutzt haben, diesen signifikant weniger häufig benutzen. Auch benutzt diese Gruppe die Kataloge der HB tendenziell weniger. Jedoch zeigt sich, daß bei Problemen an den Katalogen, deren Lösung Hilfe erfordert, das Bibliothekspersonal von dieser Gruppe häufiger angesprochen wird. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Befragte, die schon vor ihrem Studium eine öffentliche Bibliothek benutzt haben, brechen während und nach dem Studium dieses Verhalten zumeist nicht ab; zur erfolgreichen Befriedigung von Literaturbedürfnissen innerhalb des Hochschulbereichs scheint dies nicht wesentlich beizutragen.

3.4.

Befriedigung von Literaturbedürfnissen ohne Inanspruchnahme von Bibliotheken Buchbesitz und Buchkauf

Über den Buchbesitz und Buchkauf sind insbesondere in der empirischen Buchmarktforschung Erhebungen angestellt worden, deren Fragestellungen ^5) jedoch weniger relevant für die vorliegende Problematik sind, nämlich, wieweit Buchbesitz und -kauf zur unmittelbaren Befriedigung von wissenschaftlichen 75)

72

Die Fragestellungen der empirischen Buchmarktforschung, der kein kritisches Erkenntnisinteresse zu unterstellen ist, sondern die interessiert ist an der Vermarktung bestehender und latenter Bedürfnisse auf dem Buchsektor, sind jedoch teilweise relevant für die Untersuchung von Benutzern von wissenschaftlichen Bibliotheken, vor allem für die Benutzung öffentlicher Büchereien. Die Erhebung von Gründen für das Lesen, die Untersuchung von Freizeitverhalten, der Funktion von

Literaturbedürfnissen notwendig sind oder aber, ob es sich beim Kauf und Besitz von Büchern nicht vielmehr um ein ubiquitäres Verhalten handelt, das ohne unmittelbaren Zusammenhang zur konkreten Studien- und Literatursituation besteht. Ganz bestimmte Sozialisierungsmechanismen präformieren das Individuum in seinem Verhalten zur Umwelt, so auch in seinem Verhalten gegenüber der Situation, Literaturbedürfnisse befriedigen zu müssen. Je nach Art der Sozialisation und sicher ganz deutlich in Abhängigkeit zu einzelnen Sozialschichten werden Bedürfnisse anders befriedigt werden. Verhaltensweisen und Einstellungen zum Buch, zur Freizeit, zum Lesen 76) usw., die vor dem Besuch einer Hochschule bestanden, werden zunächst oder auch dauernd beibehalten. Stellt Buchkauf und -besitz eine solche bereits bestehende Verhaltensweise dar, wird ein Befragter unabhängig von der Dringlichkeit bestehender Literaturbedürfnisse habitualisiert Literatur erwerben. Im Folgenden kann nicht danach getrennt werden, wieweit Buchbesitz und Buchkauf habitualisiertes Verhalten darstellt oder wieweit es Reflex auf eine bestimmte vorfindliche Literatursituation ist. Die hier zum Buchbesitz und -kauf gestellten Fragen haben allein explorativen Charakter und nur eine begrenzte Bedeutung im Zusammenhang mit den Benutzungsdaten. Die wichtige Frage, wieweit die Fachbücher, die im letzten Semester gekauft wurden, direkt für diesen Zeitraum benötigte Fachliteratur darstellen und wieweit Fachbuchkauf auf die Nicht-Befriedigung von Ausleihwünschen unmittelbar zurückgeht, ist nicht gestellt worden. Eine ausführlichere Erhebung sollte untersuchen, welcher A r t die erworbene Literatur ist — populäre Fachliteratur (Sachbücher), Einführungsliteratur, grundlegende Lehrbücher, spezielle Fach- und Forschungsliteratur, Handbücher, Lexika,

Fortsetzung Fußnote 75) Buchbesitz, von privatem und öffentlichem Leihverhalten, des verschiedenen Verhaltens auf dem Hintergrund der Sozialstruktur der Befragten usw. kann wichtige Hinweise auf soziokulturelle Hintergründe und Einstellungen zum Buchbesitz, -kauf und -gebrauch aufweisen, u.U. können Hypothesen für den Fachbuchbesitz und -gebrauch aufgestellt werden. Vgl. z.B. Buch und Leser in den Niederlanden. Gütersloh 1963. Buch und Leser in Frankreich. Gütersloh. 1963. Buch und Leser in Deutschland. Gütersloh 1963. 76)

Vgl. z.B. Porcella, B.: Summary . . ., S. 4 f f . Duclaud, Jutta und Anette Ziegs: Soziale Beziehungen zwischen Bücherbezug und Buchbesitz. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle. 18. 1969. S. 241-246. Köstler, Erhard: Aspekte sozial bedingter literarisch-ästhetischer Interessen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle. 18. 1969. S. 253-259. Cohen, Martin: Some dimensions of illiteracy in the US. One in f i f t y or f i f t y percent? In: Wilson Library Bulletin. 44. 1969. S. 45-48. Link, Henry C. und Harry Hopf: People and Books. A Study of reading and book buying habits. New York 1946.

73

Wörterbücher usw. — u n d dieses in Z u s a m m e n h a n g bringen mit der Dringlichkeit des jeweiligen Bedarfs 77). Frage 27: Besitzen Sie die grundlegenden Bücher, die Sia für Ihr Fachstudium Antwort

%

ja teils-teils nein k.A.

29,1 55,9 14,1 0.9

n

brauchen?

78)

100,0 1116

Während knapp 3 0 % der Befragten bejahen, die grundlegenden Bücher zu besitzen u n d nur 1 4 % uneingeschränkt mit nein antworten, wählt der größere Teil der Befragten die einschränkende Kategorie 'teils-teils'. Diese Frage nach d e m Besitz v o n Fachliteratur stellt eine subjektive K o m p o nente des Literaturbedarfs dar. Die M e i n u n g , die grundlegenden Bücher zu besitzen, ist in der Regel nicht identisch m i t d e m objektiv faßbaren Literaturbedarf. Die Bedeutung der abgegebenen Meinungen wird eingeschränkt dadurch, daß nicht erhellt wird, anhand welcher Kriterien der Buchbesitz beurteilt wird. A r t u n d Spezialisierungsgrad sowie Fortschritt des Fachstudiums, Einstellungen zur Bibliotheksbenutzung und faktisches Benutzerverhalten, Erkennen der Bedeutung, die Literatur für I n f o r m a t i o n u n d wissenschaftliches Arbeiten hat wie auch die finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen u.a.m. können mit ganz verschiedenem G e w i c h t in dieses Urteil eingehen. Eine abwägende Betrach77)

Weiterhin sollte der Betrag erhoben werden, der für diese Literatur ausgegeben wird, da die Preise pro Band zwischen den einzelnen Fachgebieten sich erheblich unterschieden, so daß die Annahme eines Durchschnittsbuchpreises nicht möglich ist. Aus Jenne, M. u.a.: Student . . . lassen sich für das Untersuchungsjahr 1965 folgen' de Ourchschnitssbeträge pro gekauftes Buch entnehmen: Germanistische Bücher ca. 10.— DM, altphilologische Bücher ca. 14.50 DM, Physikbücher ca. 20.— D M . Zum Zusammenhang von allgemeinen Ausgaben und Ausgaben für Literatur vgl. Kath, Gerhard und Christoph Oehler: Die monatlichen Ausgaben der Studierenden. Bonn 1967. S. 44 ff, wo in einer Untersuchung von 1966 Ausgaben von monatlich ca. 30.— D M erhoben worden sind. Oppenheim, A.N.: Reading habits . . . S. 5 3 f. Das bei der Stipendienvergabe in den anglo-amerikanischen Ländern übliche Verfahren, eine bestimmte Summe für Literaturanschaffungen zu bestimmen (vgl. Report of the Committee on Libraries. London 1968. S. 34 f, App. 6), kann für den Kauf von Literatur außerhalb des unmittelbaren Bedarfs ebenfalls ein Grund sein. Eine auf die Erhellung solcher Tatbestände abzielende Frage sollte gestellt werden.

78)

74

Ähnliche Fragestellung in Jenne, M. u.a.: Student.. ., vgl. S. A 17 zu den Ergebnissen dort.

tungsweise von Seiten des Befragten wird stets eine Bevorzugung der Kategorie 'teils-teils' ergeben. An diejenigen, die angaben, die grundlegenden Bücher ganz oder teilweise zu besitzen, wurde die Frage nach der Anzahl der Bücher gestellt 79).

Frage 28: Wieviele Fachbücher sind das etwa? Antwort

%

1 - 1 0 Bände 11 - 20 " 21 - 30 " 31 - 4 0 " 41 - 50 " 51 - 60 " 61 - 100 " mehr als 100 Bde k.A.

42,7 30,3 11,6 3,2 2,0 1,2 1,7 1,9 5,4

n

kumuliert 42,7 73,0 84,6 87,8 89,8 91,0 92,7 94,6 100,0

100,0 1000

Fast drei Viertel aller Antwortenden besitzen nicht mehr als 20 Fachbücher. Die Präzision, mit der die Angaben gemacht wurden, legt nahe anzunehmen, daß der größere Teil der Antwortenden die Bücher zu diesem Zwecke durchge zählt hat Der Kauf von Büchern kennzeichnet sowohl subjektive Verhaltensweisen als auch eine bestimmte Literatursituation an einer Universität. Insbesondere der Fachbuchkauf k a n n im Zusammenhang mit anderen Variablen die Literatursituation an einer Universität spiegeln. Die individuell verschiedenen Erfahrungen mit dem Bibliothekssystem der Hochschule insbesondere verschiedene Quoten des Mißerfolgs bei der Literaturbeschaffung und vor allem die individuell verschiedene Frustrationstoleranz bei der Befriedigung von Literaturbedürfnissen wird es dennoch zu unterschiedlichen Verhaltensweisen kommen lassen, so daß die Literatursituation der Hochschule nur sehr bedingt gespiegelt wird. Die Befragten machten zum Buchkauf folgende Angaben:

79)

Auch ein Teil derjenigen, die angaben, die grundlegenden Bücher nicht zu besitzen, antwortete auf diese Frage, diese Antworten sind in die Auswertung eingegangen. Diese Frage sollte von allen Befragten beantwortet werden.

80)

Bei der verhältnismäßig geringen Anzahl von Fachbüchern kann also darauf verzichtet werden, Kategorien oder Hilfsgrößen für die Abschätzung des individuellen Buchbestandes vorzugeben.

75

Frage 29: Ungefähr wieviele Fachbücher und andere Bücher haben Sie sich in diesem und im letzten Semester insgesamt gekauft? 81) Antwort

Fachbücher % kumuliert

andere Bücher kumuliert %

keine eins 2 3 4 5 6-10 11-20 über 20 k.A.

24,1 8,9 16,4 13,7 8,6 10,0 13,4 3,0 1,3 0,6

29,2 4,7 9,2 6,2 6,3 9,0 20,1 9,8 4,1 1,4

24,1 33,0 49,4 63,1 71,7 81,7 95,1 98,1 99,4 100,0

100,0 1116

100,0 1116

n

29,2 33,9 43,1 49,3 55,6 64,6 84,7 94,5 98,6 100,0

Ein Problem bietet die Formulierung einer angemessenen zeitlichen Grenze für den Buchkauf. Die Befragung fand unmittelbar vor Vorlesungsbeginn des Sommersemesters 1970 statt. Die Frage nach dem Buchkauf in diesem und dem letzten Semester deckt also etwa eine Jahresfrist. Diese Frist erscheint in Anbetracht von möglichen Erinnerungsschwierigkeiten als zu lang. Angesichts der Ergebnisse bei der Frage nach dem Buchbesitz erscheinen diese Angaben über den Buchkauf erstaunlich hoch. Es besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen dem Kauf von Fachbüchern und dem Kauf von Nicht-Fachbüchern: Wer wenige Fachbücher kauft, tendiert dazu, auch wenige Nicht-Fachbücher zu kaufen und umgekehrt: Kauf von Fachbüchern

1 Buch 2 Bücher 3 " 4 " 5 " 6-10 " 11-20 " über 20 k.A. n 81)

76

Kauf von Nicht-Fachbüchern 4 3 5 6-10 % % % %

1 %

2 %

19,5 26,8 22,0 4,9 2,4 22,0 2,4 0,0 0,0

11,4 22,7 22,7 17,0 9,1 10,2 4,5 2,3 0,0

11-20 %

über 20 %

9,5 13,2 20,6 11,6 16,4 20,6 5,3 2,1 0,5

3,2 20,4 15,1 12,9 21,5 23,7 3,2 0,0 0,0

2,6 10,3 10,3 2,6 23,1 33,3 5,1 12,8 0,0

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 42 87 51 57 74 190

100,0 93

100,0 39

17,6 27,5 15,7 11,8 11,8 13,7 2,0 0,0 0,0

10,5 26,3 17,5 8,8 12,3 17,5 3,5 0,0 3,5

14,9 23,0 21,6 17,6 8,1 10,8 1,4 1,4 1,4

Ähnliche Fragestellung in Jenne, M. u.a.: Student. . ., zu den Ergebnissen vgl. S. A 18. Aus Kommentaren ergab sich, daß es zweifelhaft erscheint, ob Taschenbücher dazuzurechnen seien, die Frageformulierung sollte den Zusatz 'einschließlich Taschenbücher' enthalten.

Dieses tendenzielle Verhalten, sowohl Fachbücher als zugleich auch NichtFachbücher zu kaufen, wird z u m einen A u s d r u c k eines tradierten Verhaltens sein, z u m anderen ist es abhängig v o n d e m verfügbaren E i n k o m m e n . Besitzen Sie die grundlegenden Fachbücher? ja teils-teils nein k.A. n

Monatliches Einkommen in D M bis 400.401-500.501-700.% % % 27,1 52,7 19,6 0,6 100,0 489

über 700.%

29,0 61,1 9,3 0,6 100,0 320

32,9 55,3 11,8 0,0 100,0 82

36,0 55,4 6,9 1,7 100,0 170

48,7 29,4 10,8 2,8 1,4 0,7 0,7 0,5 4,9 100,0 425

46,5 28,3 10,4 2,4 1,3 1,3 1,3 3,0 5,4 100,0 296

26,8 36,6 13,4 6,1 1,2 2,4 2,4 1,2 9,8 100,0 82

25,5 34,5 16,4 4,8 4,8 1,2 4,8 4,2 3,6 100,0 166

13,7 21,8 16,7 11,6 13,7 16,7 4,8 0,8 0,3 100,0 372

10,5 21,4 19,9 12,9 11,7 19,8 3,2 0,8 0,8 100,0 247

15,2 19,7 24,2 6,1 9,1 18,2 1,5 1,5 4,5 100,0 66

7,6 22,7 16,7 11,4 17,4 15,2 3,8 5,3 0,0 100,0 133

5,7 13,6 9,9 10,2 12,7 28,9 14,2 3,1 1,7 100,0 353

7,5 16,0 9,4 9,4 10,3 27,2 11,3 6,6 2,3 100,0 212

13,9 5,6 1.4 11,1 18,1 25,0 16,7 4,2 4,2 100,0 72

3,8 8,5 10,0 3,8 11,5 32,3 16,2 12,3 1,5 100,0 131

Anzahl der Fachbücher 1 - 1 0 Bände 11 - 20 " 21 - 30 " 31 - 40 " 41 - 50 " 51 - 60 " 61 - 100 " mehr als 100 k.A. n Fachbuchkauf 1 Band 2 Bände 3 " 4 " 5 " 6 - 1 0 Bände 11 - 20 " 21 und mehr k.A. n Nicht- Fachbuchkauf 1 Band 2 Bände 3 " 4 " 5 " 6 - 10 Bde 11 - 20 " 21 u. mehr Bde k.A. n

77

Mit steigendem Einkommen wird tendenziell häufiger angegeben, die grundlegenden Bücher bereits zu besitzen. Für den Kauf von Fachbüchern und Nicht-Fachbüchern gilt durchaus nicht, daß höhere Einkommensgruppen signifikant mehr Bücher kaufen. Fachbuchkauf zumindest ist fast völlig unabhängig von Einkommen, während bei Nicht-Fachbuchkauf tendenziell mit steigendem Einkommen mehr gekauft wird. Der Fachbuchkauf der Befragten scheint sich zu konzentrieren auf die als unmittelbar notwendig erachteten Bücher, die dann quasi ungeachtet des Einkommens angeschafft werden. Das Urteil, die grundlegenden Bücher zu besitzen sowie der Kauf von Fachbüchern wird von zwei weiteren Variablen beeinflußt: Von der Fakultätszugehörigkeit — dem Studienfach also — und der Semesterzahl. Es ist einsichtig, daß die Ausstattung der einzelnen Lehrstühle und Institute mit Literatur sowie die Anforderungen, Literatur zu benutzen, zwischen den einzelnen Fächern differieren. Weiterhin bestehen erfahrungsgemäß Einstellungen, die studienspezifisch differieren. So perhorreszieren Ingenieure und zumeist auch Naturwissenschaftler in der Regel den Besitz größerer Mengen von Fachliteratur, zum einen in der bewußten Absetzung von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, zum anderen deshalb, weil technische Spezialliteratur schnell veraltet und solche Literatur des unhistorischen Studienweges aus historischem Interesse zu besitzen kaum als wünschenswert erachtet wird. Es ergibt sich auf die Frage nach dem grundlegenden Fachbuchbesitz, daß sich die einzelnen Positionsgruppen in den Kategorien ja' und 'teils-teils' nicht unterscheiden: Besitzen Sie die grundlegenden Fachbücher?

Student %

ja teils - teils nein k.A.

29,0 55,0 15,4 0,6

29,1 60,0 10,9 0,0

31,9 61,9 5,3 0,9

100,0 944

100,0 55

100,0 113

n

P o s i t i o n Doktorand %

Assistent %

Innerhalb der Semestergruppen (Studenten und Doktoranden) besteht die Tendenz, daß die höchste Semestergruppe eher angibt, die notwendigen Fachbücher zu besitzen. Besitzen Sie die grundlegenden Fachbücher?

1 - 4 %

ja teils - teils nein k.A.

24,1 58,2 17,3 0,4

30,4 51,1 18,2 0,3

25,9 58,7 14,4 1,1

34,2 54,9 10,6 0,3

100,0 220

100,0 280

100,0 201

100,0 284

n

78

S e m e s t e r g r u p p e n 5-8 9-12 % %

13. u. mehr %

Daß mit steigender Semesterzahl die Anzahl der besessenen Fachbücher steigt, erscheint plausibel: Fachbuchbesitz Anzahl 1 - 1 0 Bände 11 - 20 " 21 - 30 " 31-40 " 41 - 50 " 51 - 60 " 61 - 100 " mehr als 100 k.A. n

1-4

S e m e s t e r g r u p p e n 5-8 9 - 12 13. u. mehr

%

%

%

%

64,6 17,7 7,8 1,6 2,1 1.6 0,0 0,5 4,2

40,3 35,8 10,3 2,5 0,8 0,4 0,4 1,2 8,2

42,1 29,0 12,0 2,7 1,0 1,6 2,7 2,2 6,0

37,7 33,5 13,1 5,0 1,9 1,2 1,5 2,3 3,8

100,0 189

100,0 243

100,0 183

100,0 260

Beim Fachbuchkauf zeigt sich die Tendenz, daß höhere Semestergruppen mehr Fachbücher kaufen als jüngere, während der Kauf von Nicht-Fachbüchern in seiner Höhe von der Semesterzahl nicht beeinflußt wird. Die Frage, inwieweit Bücher gekauft werden, um von der Benutzung von Bibliotheken unabhängig zu sein, ist aus dem vorliegenden Material nicht zu beantworten. Plausibel erscheint zunächst als Begründung unter vielen, daß Besitz von der Benutzung von Bibliotheken unabhängig machen soll; es ist bei Naturwissenschaftlern und Ingenieuren jedoch erfahrungsgemäß gerade durchschnittliches Verhalten, sich grundlegende Standard- und Nachschlagewerke selbst anzuschaffen, also Literatur, die an nahezu jeder Stelle des Hochschulbereichs auch, und zwar leicht zugänglich ist. Dieser eher symbolische Fachbuchbesitz, der für das Anfertigen spezieller wissenschaftlicher Arbeiten nur begrenzten Wert hat, kann, so ist zu vermuten, bei vorherrschender Meinung, daß die Anschaffung von Spezialliteratur wegen des schnellen Veraltens sinnlos sei, ein Grund sein, eigenen Buchbesitz für ausreichend zu halten und einen Anspruch, mit eigenem Buchbesitz von Bibliotheken z.T. unabhängig zu werden, gar nicht zu entwickeln. Der Zusammenhang zwischen dem Urteil, die grundlegenden Fachbücher zu besitzen, und Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung ist nicht ausgeprägt: Tendenziell haben diejenigen weniger Mißerfolg, die glauben, die grundlegende Fachliteratur zu besitzen! Die Quote des Mißerfolges steht nicht damit in Verbindung. Mißerfolg tritt tendenziell häufiger auf bei tatsächlich großem Fachbuchbesitz! Über die Richtung von Ursache und Wirkung kann nichts ausgesagt werden, weitere Variablen beeinflussen diesen Zusammenhang. Eine Untersuchung daraufhin, ob Buchbesitz und Buchkauf vergleichsweise in geringeren Benutzungsfrequenzen bei den verschiedenen Bibliotheken resultiert, 79

müßte präziser angelegt werden: Neben Art der eigenen Fachbücher müßten die Variablen Einkommen und Semesterzahl in mehrdimensionalen Tabellen kontrolliert werden 82). Allgemein läßt sich feststellen, daß Fachbuchbesitz sich nicht bemerkbar macht in wesentlich unterschiedlichem Verhalten zu der Benutzung bibliothekarischer Einrichtungen innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs. Der Besitz von Fachbüchern mag individuell die Arbeit eines Universitätsangehörigen erleichtern, die Funktion der Bibliotheken, besonders in Hinsicht auf die Versorgung mit Spezialliteratur, wird von privatem Fachbuchbesitz kaum substituiert. Gebrauch

von Skripten

und

Prüfungskarteien

Je nach Studienrichtung und Semesterzahl, temporärer Beschäftigung mit der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, Examensvorbereitung usw. wird ein Student nicht nur verschieden viel, sondern auch verschiedenartiges schriftliches Material neben anderen Lernmitteln benutzen. Neben Literatur, die im Buchhandel erscheint, und 'grauer Literatur' bestehen für den Studenten innerhalb der TUB drei Arten schriftlichen Materials zur Verfügung: 1. Manuskripte von Lehrstühlen. Diese haben zumeist den Charakter spezieller Lehrbücher und werden häufig nach einer gewissen Zeit auch als Lehrbücher gedruckt. Diese Manuskripte sollen die Lehrveranstaltungen begleiten. In den meisten Fakultäten besteht für die Lehrstühle eine Verpflichtung für die Herstellung dieser Manuskripte für alle Lehrveranstaltungen im Zuge der Neuordnung und Rationalisierung der Studiengänge seit dem Sommersemester 1969. Häufig existieren diese Manuskripte noch nicht für die speziellen Lehrveranstaltungen, während sie für das Grundstudium fast immer vorhanden sind. 2. Hektographierte Skripten, Ausarbeitungen usw. Diese werden von Studenten, Studentengruppen, vom Studentenwerk oder auch kommerziell, z.B. von Assistenten, hergestellt. Diese Skripten, die die Aufgaben von Repetitorien übernehmen, die an der TUB nicht sehr zahlreich sind, und wie Repetitorien oft auf einzelne Prüfungen und Prüfer zugeschnitten sind, bestehen für nahezu jede Studienrichtung; zumindest für die relativ einheitlichen Grundstudien bis zum Vordiplom. 3. Prüfungskarteien. Diese sind Zettelkästen, in denen von Studenten über Jahre hinweg Fragen von einzelnen Prüfern gesammelt werden. Die Lehrstuhlund Institutsangehörigen stehen diesen Prüfungskarteien zumeist wohlwollend gegenüber. Sie bestehen häufig offiziell. Ein einfaches System sorgt dafür, daß die Prüfungskarteien stets auf dem neuesten Stand sind. 82)

80

Im Report of the Committee on Libraries wird eine Saturierungsphase festgestellt: Mit steigender Semesterzahl fällt der Fachbuchkauf, als Erklärung für diesen Tatbestand wird dort vermutet, daß sich die Studenten höheren Semesters in dem Literaturangebot der Hochschule besser zurechtfinden. Vgl. S. 39 f f

Diese drei Arten von 'Literatur' ersetzen möglicherweise in bestimmten Phasen des Studiums einen Teil der üblicherweise verwendeten gedruckten Literatur, insbesondere Lehrbücher. Es ist also für Untersuchungen zur Literatursituation und Befriedigung von Literaturbedürfnissen notwendig, diesen Bereich von 'Literatur' nicht zu vernachlässigen und ihn in Relation zu stellen zur Benutzung der 'Bibliotheksliteratur' 83). Zur Verbreitung von Lehrstuhlmanuskripten ergeben sich folgende Zahlen: Frage 32: Gibt es für Ihr Fachgebiet spezielle Manuskripte von Lehrstühlen, die für die jeweiligen Vorlesungen, Übungen und Seminare bestimmt sind? Antwort

%

ja, für die meisten Lehrveranstaltungen ja, aber nur für einige Lehrveranstaltungen nein, keine k.A.

32,6 58,1 8,2 1,1

n

100,0 1116

Nahezu alle Befragten kennen also diese Lehrstuhlmanuskripte. Hier ist nicht nach dem Besitz dieser Manuskripte gefragt worden, da vorausgesetzt werden kann, daß zumindest Studenten alle für sie wichtigen Manuskripte gebrauchen, wobei gleichgültig ist, ob sie diese besitzen oder von Kommilitonen ausleihen. Die Angaben über die Kenntnis von solchen Manuskripten sind also gleichbedeutend mit der Benutzung dieser Manuskripte. Für die Frage nach den privat vertriebenen Skripten z.B. von Studenten und vom Studentenwerk wurde keine andere Frageformulierung gewählt, aber andere Antwortkategorien vorgegeben; bei diesen Skripten ist Existenz nicht mit Gebrauch gleichzusetzen, da diese weit weniger speziell sind, also nicht nur eine Lehrveranstaltung begleiten, sondern den Stoff eines Faches für eine bestimmte Prüfung kompilieren 84). Neben den Kategorien des Besitzes wurde die Kategorie 'weiß nicht' vorgegeben, um jüngere, weniger informierte Semester zu keiner zu arbiträren Nennung zu zwingen. 83)

Wieweit eine Untersuchung alle vorhandenen Lernmittel (einschließlich audiovisueller Medien) einbeziehen müßte, sollte überdacht werden. Die Frage nach der Befriedigung von Literaturbedürfnissen ist nur ein Ausdruck für eine Form der Erreichung von Zielen, handele es sich um Ziele in Forschung und Lehre, oder um Ziele der Studenten, nämlich den Studienanforderungen nachzukommen. Die Aufstellung eines Zielsystems einer Universität und die Gegenüberstellung der Möglichkeiten zur Erreichung dieser Ziele könnte zeigen, daß traditionelle Bibliotheksliteratur nur eine untergeordnete Rolle für die Erreichung der Mehrzahl der in der Universität vertretenen Ziele spielt. Zur Erreichung einzelner spezieller Ziele kann sich zeigen.daß Bibliotheksliteratur ersetzbar ist;z.B. durch Dokumentations- und Informationssysteme, die bisher an deutschen Universitätsbibliotheken eine unwesentliche Rolle spielen, sowie durch nicht an Literatur gebundene Lernmittel, z.B. technische Unterrichtsmittler.

84)

Im Jahre 1969 wurden an der T U insgesamt 60 verschiedene Skripte angeboten.

8t

Frage 32: Gibt es für Ihr Fachgebiet Skripten, Ausarbeitungen usw., besonders zur Prüfungsvorbereitung, wie sie z.B. vom Studentenwerk oder von privat verkauft werden? 85) Antwort

%

nein weiß nicht ja, besitze einige ja, besitze aber keine k.A.

13,8 16,2 56,7 12,3 1,0

100,0 n

1116

Weniger als die Hälfte der Befragten besitzt solche 'private' Skripte. Die Verbreitung dieser Skripten und damit ihre Benutzung ist also geringer als die der viel spezielleren Lehrstuhlmanuskripte. Ebenso wie diese haben die 'privaten' Skripten häufig den Charakter von Kompendien oder Lehrbüchern. Prüfungskarteien, so zeigt sich, sind etwa gleich häufig benutzt worden wie die 'privaten' Skripten. Frage 33: Gibt es für Ihre Fächer Prüfungskarteien, also Zusammenstellungen von Fragen und Themen für einen einzelnen Prüfer? Antwort

%

nein weiß nicht ja, schon benutzt ja, aber noch nicht benutzt k.A.

9,9 19.6 55,6 13,5 0,4

100,0 n

1116

Z u bemerken ist, daß Prüfungskarteien sowohl zum Vordiplom als auch zum Hauptdiplom benutzt werden und daß eine Vielzahl von Prüfungskarteien — nahezu für jedes propädeutische Fach und für jede Studienrichtung — existiert, der Student im Verlauf seines Studiums also mehrere Prüfungskarteien benutzen wird. In jeder dieser drei Arten von 'Literatur' wird wiederum auf Literatur hingewiesen. S o werden erfahrungsgemäß Nebenfächer häufig mit Hilfe der in den Prüfungskarteien angegebenen Literaturhinweise studiert. Es ist also nicht so, daß die Benutzung von Lehrstuhlmanuskripten, 'privaten' Skripten und von Prüfungskarteien von der Literaturbenutzung allgemein und von der Bibliotheksbenutzung im besonderen abhält, sondern diese 'Literatur' stellt im Gegenteil häufig für die Studenten einen besonders leichten und erfolgversprechenden Einstieg in das Literaturstudium dar. 85)

82

In der Frageformulierung sollte, anders als hier geschehen, nicht auf den Besitz, sondern den Gebrauch abgestellt werden, auch steht die Frageformulierung nicht unmittelbar mit den vorgegebenen Kategorien in Verbindung.

Ob es sich bei dieser Art der 'Literaturversorgung' von Seiten nicht-bibliothekarischer Einrichtungen um Maßnahmen handelt, die zur Berücksichtigung spezifischer Studiensituationen in bewußter Absetzung zu den bibliothekarischen Einrichtungen entwickelt wurden, soll hier nicht erörtert werden. Die von Seiten der Studenten häufig vorgebrachten Vorbehalte gegen die didaktischen Unzulänglichkeiten des Hochschulstudiums und gegen anstelle von didaktischen Maßnahmen angebotene Palliativmittel wie Lehrstuhlmanuskripte, 'private'Skripte und Prüfungskarteien, sollten eine Hochschulbibliothek anregen, nachzudenken, welchen Stellenwert ihre Art der Literaturbereitstellung für die spezifischen Probleme der Studenten überhaupt hat und in welchem hochschuldidaktischen Rahmen der Hochschulbibliothek neue Aufgaben zuwachsen. Das an den meisten Universitäten tradierte irrationale Nebeneinander der Möglichkeiten der Befriedigung von Literaturbedürfnissen durch Universitätsbibliothek, Ibb und nicht-bibliothekarischer Medien sollte zurückgeführt werden auf ein rational organisiertes System durchschaubarer und didaktisch abgestimmter Lernhilfen und Forschungsmittel. Eine Kreuztabulierung des Gebrauchs von Lehrstuhlmanuskripten, 'privaten' Skripten und Prüfungskarteien mit Positionsgruppen zeigt in Bezug auf den Lehrstuhlmanuskriptgebrauch keine bedeutsamen Differenzen zwischen Studenten, Doktoranden und Assistenten. Vermutlich stellt Bindung an die Lehrstühle den Gebrauch dieser Materialien sicher, während sich ein wesentlich geringerer Gebrauch der 'privaten' Skripten und Prüfungskarteien durch Doktoranden und Assistenten gegenüber den Studenten ergibt 86). Die Gruppierung nach Semestern zeigt, daß der Gebrauch von Lehrstuhlskripten kaum abhängig ist von der jeweiligen Semesterzahl. Lehrstuhlmanuskripte stellen also dann, wenn sie existieren, ein Material dar, auf das von Seiten der Studenten nicht verzichtet werden kann. Dagegen steigt Benutzung von 'privaten' Skripten und Prüfungskarteien mit steigender Semesterzahl an. Diese Verhältnisse werden noch weiter differenziert durch die unterschiedlichen Verhältnisse an den einzelnen Fakultäten. Einkommen stellt eine beeinflussende Variable für den Gebrauch dieser 'Literatur' dar. Lehrstuhlmanuskripte, 'private' Skripte und Prüfungskarteien sind in den Katalogen der HB, von denen der AK den Institutsbesitz nachweist, nicht nachgewiesen und in der HB auch nicht vorhanden. Nur in Ausnahmefällen sind Lehrstuhlmanuskripte in Institutsbibliotheken nachgewiesen. Häufig wird von Studenten in dieser Untersuchung gefordert, daß die HB in der Lbs und in den Lss diese Materialien zur Verfügung stellt.

86)

Daß hier überhaupt A n t w o r t e n von Seiten des akademischen Mittelbaus eintreffen, liegt in der in Bezug auf den Z e i t h o r i z o n t ungünstig f o r m u l i e r t e n Frage begründet, die nicht auf den Gebrauch innerhalb einer Frist, z.B. letztes Semester, abzielt.

83

Beziehungen zwischen der Befriedigung von Literaturbedürfnissen durch Gebrauch von Skripten ohne Zurhilfenahme von Bibliotheken und dem Kauf und Besitz von Büchern bestehen nicht. Unabhängig davon, ob man meint, die grundlegenden Fachbücher zu besitzen und unabhängig davon, wieviel eigene Fachbücher man besitzt, werden diese Materialien gebraucht. Haltung des Lehrpersonals zur Bibliotheksbenutzung Oie Benutzung von Bibliotheken innerhalb des Hochschulbereichs durch Angehörige der Universität hat in der Mehrzahl der Fälle nicht private Neigungen zur Grundlage, sondern ist abhängig von den Anforderungen von Lehre und Forschung. Die Modi der Benutzung von Bibliotheken, die Intensität und Effektivität kann bei gleichen Anforderungen verschieden sein. Präformierte Verhaltensweisen und Einstellungen sowie Stimuli aus der Universität sind weiterhin entscheidende beeinflussende Variablen. Die Benutzung von Lehrstuhlmanuskripten, 'privaten' Skripten usw. bietet z.B. für Studenten einen möglichen Einstieg und Anreiz zur Benutzung von Bibliotheken, da die dort zu findenden Literaturhinweise besonders kompetent und erfolgversprechend erscheinen. Die Haltung des Lehrpersonals zur Bibliotheksbenutzung und die Art der Hinweise, die zur Benutzung einer Bibliothek im Hochschulbereich führen, mögen Variablen in Beziehung zur Bibliotheksbenutzung sein. An der TUB existieren bisher von Seiten der Lehrstühle und Institute und auch von Seiten einzelner bibliothekarischer Einrichtungen außerhalb der HB keine Einführungen in die Bibliotheksbenutzung, die den Benutzern Bibliothekskenntnisse vermitteln könnten. Auch existieren von dieser Seite keine schriftlichen Materialien wie Bibliotheks- oder Literaturführer. Geht man davon aus, daß zwischen Bibliothek — zumindest der zentralen Universitätsbibliothek — und den Benutzern, vor allem den potentiellen Benutzern, eine bestimmte soziale Distanz besteht 87) und Anregungen, die von Seiten des Lehrperonals oder auch von studentischer Seite und den Organisationen der Studenten kommen, wesentlich erfolgversprechender sind für die Benutzung der UB und anderen Bibliotheken als Anregungen, die von Seiten der UB kommen, dann stellen die Haltung des Lehrpersonals und die Art ihrer Anregungen zur Literaturbenutzung für die Studenten (und evtl. auch für Teile des akademischen Mittelbaus) einen wichtigen und zumeist erfolgversprechenden Stimulus dar. Daß solche Stimuli noch einer organisatorischen Überformung bedürfen, die es zu einer effektiven Bibliotheksbenutzung kommen läßt, also einer wie immer gearteten Benutzerschulung, die an die Motivationen der Benutzer und potentiellen Benutzer anknüpft, ist einsichtig 88). 87)

Vgl. Bock, G.: Schulung . . ., S. 134 ff.

88)

Vgl. ders., S. 133 ff. S. 139 ff.

84

Frage 38: Welches ist die durchschnittliche Haltung des Lehrpersonals, mit dem Sie in Kontakt kommen, zur Bibliotheksbenutzung? Antwort

%

empfehlen häufige Bibliotheksbenutzung empfehlen Bibliotheksbenutzung nicht, neutral stehen Bibliotheksbenutzung reserviert gegenüber, eher negativ k.A.

45,6 48,2 1,4 4,7 100,0 1116

n

Empfehlende und neutrale Stellungnahmen bestehen im Urteil der Befragten nahezu gleich häufig. Negative Stellungnahmen treten mit 1,4% sehr selten auf 8 9 ) . O b die Intention, die Haltung der Mehrheit der Lehrpersonen zu erfragen, realisiert worden ist, ist nicht abzuschätzen. Daß minderheitliche Stellungnahmen dabei zu wenig ausgedrückt werden, ist einsichtig. Der hohe Prozentsatz der Nichtantwortenden mag auf Schwierigkeiten bei der Bildung eines Urteils zu 'durchschnittlichem' Verhalten hinweisen. Assistenten und Doktoranden sind signifikant häufiger als Studenten der Auffassung, daß die durchschnittliche Haltung des Lehrpersonals eher positiv sei. A u c h mit zunehmender Semesterzahl steigt diese Auffassung: Position Haltung des Lehrpersonals zur Bibliotheksbenutzung Stud. Dokt. Ass. % % %

Sem e s t e r 1- 4 5-8 % %

empfehlen häufige Bibl.-benutzung neutral reserviert, eher negativ keine Antwort n

g r u p p e n 9 - 12 13 u. mehr % ' %

42,0

65,5

64,6

38,9

40,0

44,3

48,6

52,1

30,9

25,7

55,7

53,2

50,7

45,1

1,5 4,4

1,8 1,8

0,9 8,8

1,4 4,1

1,8 5,0

1,5 3,5

1,4 4,9

100,0 100,0 100,0 944 55 113

100,0 221

100,0 270

100,0 201

100,0 284

Nach Fakultäten differenziert ergeben sich keine bedeutsamen Differenzen im Urteil über die Haltung des Lehrpersonals. In dem Urteil der Befragten unterscheidet sich also die Haltung des Lehrpersonals der philosophischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gegenüber der Beurteilung der Haltung des 891

O b Doktoranden und Assistenten, die zumindest teilweise auch Lehraufgaben haben, nur die Haltung des anderen Lehrpersonals betrachten oder auch ihre eigene Haltung qua Lehrpersonal einbeziehen, bleibt unbekannt. Für den akademischen Mittelbau ist die Frageformulierung in jedem Falle zu wenig präzise. Die Formulierung 'in Kontakt' müßte ersetzt werden, z.B. durch 'in Lehrveranstaltungen'.

85

Lehrpersonals der naturwissenschaftlichen Fakultät und den ingenieurswissenschaftlichen Fakultäten nicht! Mit steigender Position u n d steigender Semesterzahl steigt allgemein die Benutzung v o n bibliothekarischen Einrichtungen. Die Beurteilung der durchschnittlichen Haltung des Lehrpersonals mag eine Folge dieser intensiveren Bibliotheksbenutzung sein, z.B. dadurch, daß eine größere Sensitivität für Literaturhinweise entwickelt wird, deren Bedeutung für S t u d i u m u n d wissenschaftliches Arbeiten man einzuschätzen gelernt hat; es wäre auch plausibel, daß v o n Seiten des Lehrpersonals gerade bei Veranstaltungen für höhere Semester häufiger Literaturhinweise u n d Empfehlungen zur Bibliotheksbenutzung gegeben werden. Herkunft

der

Frage 36, 37:

Literaturhinweise Hinweise auf relevante Literatur für Studium und wissenschaftliche Arbeit kann man bekanntlich aus ganz verschiedenen Qjellen bekommen. Woher stammen die Hinweise, deretwegen Sie das letztemal die Hauptbibliothek aufgesucht haben? 90)

Antwort 1 2 3 4 5

allgemeine Literaturhinweise aus Lehrveranstaltungen besondere Literaturlisten aus Übungen u. Seminaren von Kommilitonen, Fachkollegen aus Fach- und Lehrbüchern aus Zeitschriften

6

aus R e f e r a t e b l ä t t e r n , D o k u m e n t a t i o n s k a r t e i e n ,

7 8 9

anderes Mehrfachnennungen keine Antwort

Bibliographien

20,8 11,5 10,5 9.6 8.7 2,7 3,6 31,9 0,8 100,0 1116

Aufschlüsselung der Mehrfachnennungen Kategorie

%

1+2 1/2+3 1/2+5 1/2+6 3+4 3+5 3+6 4+5/6 oder 5+6 andere Kombinationen

36,0 11,8 1,9 2,4 3,8 2,2 1,6 21,5 18,8

100,0 354 90)

86

Da die vorgegebenen Kategorien die Herkunft der Literaturhinweise nicht erschöpfen konnte, wurde noch die Kategorie 'anderes' vorgegeben. Eine Mischung von offenen und geschlossenen Kategorien kann methodisch problematisch werden. Eine größere Anzahl von Kategorien führt auf: Barber, Stephanie A.: A critical review ... S. 153.

Die Umfrage, das ist zu betonen, ist in der vorlesungsfreien Zeit vor Beginn des Sommersemesters 1970 durchgeführt worden. Die Antworten, woher die Literaturhinweise stammen, deretwegen das letztemal die H B aufgesucht worden ist, werden bei einem anderen Befragungszeitpunkt — z.B. innerhalb oder gegen Ende der Vorlesungszeit — wahrscheinlich anders ausfallen, es ist anzunehmen, daß die Kategorien 1 und 2 noch mehr betont würden. Die Spezialisierung 'deretwegen Sie das letztemal die H B aufgesucht haben' wurde vorgenommen, da eine Fragestellung unmittelbar auf eine durchschnittliche Haltung z.B. über die Formulierung 'in der Regel' usw, hier noch weniger angebracht schien als in der vorausgegangenen Frage. Die Angaben zum letzten Besuch der H B sollen hier als Momentaufnahme eines dynamischen Prozesses stellvertretend für das mehr oder minder regelhafte Verhalten stehen. Der hohe Prozentsatz der Mehrfachnennungen 9 D — 3 1 , 9 % — kann darauf hindeuten, daß die H B häufig erst dann benutzt wird, wenn verschiedene Hinweise vorliegen, oder aber, daß die Befragten in Negierung der Spezialisierung auf den letzten Besuch gedanklich eine Durchschnittsbildung für die Quellen der Literaturhinweise vorgenommen haben. Erwartungsgemäß geben Studenten im Gegensatz zu Assistenten und Doktoranden wesentlich häufiger die ersten drei Kategorien an, während Assistenten und Doktoranden gegenüber den Studenten die Kategorien 4-6 bevorzugen. Diese Polarisierung ist auch mit zunehmender Semesterzahl zu beobachten: Herkunft der Hinweise für den letzten Besuch der Hauptbibliothek 1 2 3 4 5 6 7 8 9 n

91)

al Ig. Literaturhinweise aus Lehrveranstaltungen bes. Lit.listen aus Üb. u. Seminaren Kommilitonen, Fachk. Fach- u. Lehrbücher Zeitschriften Referatebl., Dok., Bibliographien anderes Mehrfachnennungen keine Antwort

S e m e s t e r g r u p p e n 1-4 9 - 12 5-8 13 u. mehr % % % % 36,8

25,4

17,6

13.7

15,5 17,7 2,7 0,0

18,5 11,6 6,5 1,8

13,1 7.0 12,6 6,0

5,6 9.5 14,1 12,0

0,5 3,2 22,7 0,9

1,1 5,4 28,6 1,1

3,5 2,5 37,7 0,0

3,5 4,2 36,3 1,1

100,0 220

100,0 276

100,0 199

100,0 284

Eine wenig vorteilhafte Vercodung läßt eine Prozentuierung auf die Gesamtzahl der Nennungen nicht zu. Fraglich erscheint, o b die Methode der schriftlichen Umfrage der Untersuchung regelhaften, jedoch jeweils anders bedingten Verhaltens angemessen ist.

87

Die Vorgabe 'anderes' enthält Hinweise, daß die H B benutzt wurde, ohne d a ß Literaturhinweise vorlagen, d a ß also erst durch Benutzung v o n Katalogen u n d Literaturhilfsmitteln Informationen erlangt wurden. Dieser Prozentsatz v o n A n g a b e n als Einzelnennung erscheint außerordentlich gering 92). D i e Befriedigung von Bedürfnissen auf d e m Literatursektor wird, wie angedeutet, auf verschiedene Weise zu erreichen versucht. Bibliotheksbenutzung innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs, B u c h k a u f und Gebrauch v o n M a n u s k r i p t e n stellen die wesentlichen K o m p o n e n t e n dar 93). Eine Frage, welche Prioritäten die Benutzer entwickeln, ohne auch danach zu fragen, für welche A r t e n v o n Bedürfnissen u n d Literatur dies gilt, k a n n notwendig nur ein durchschnittliches Verhalten einer nicht spezifizierten Bedürfnissituation eines Befragten erheben. Die folgende Tabelle zeigt die an erster Stelle genannte M ö g l i c h k e i t der Befriedigung von Literaturbedürfnissen: Frage 35: Wo versuchen Sie in der Regel Ihre Literaturbedürfnisse zuerst zu befriedigen? Geben Sie für die nachstehenden Möglichkeiten eine Rangfolge an. 94) Antwort

%

Hauptbibliothek Instituts- oder Fachbibliothek im TU-Bereich Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs Ausleihe von Bekannten, Fachkollegen, Kommilitonen Kauf von Büchern keine Antwort

42,9 45,7 4,4 3,9 2,7 0,4

n

100.0 1116

92)

Für Aussagen, in welchem Umfang bei einem Besuch der H B bereits Literaturhinweise vorliegen oder nicht vorliegen, eignet sich die vorliegende Fragestellung nicht. Hierzu müßte eine Vielzahl von Fragen gestellt werden, die zunächst erheben, ob die H B mit Literaturhinweisen, ohne diese oder mit und ohne diese besucht wird, um dann weiterzufragen, woher und in welcher Anzahl die Literaturhinweise erhoben werden, also ob beispielsweise noch die Benutzung von Katalogen notwendig ist. Vgl. Ayres, F.H., u.a.: Author versus title: A comparative survey on the accuracy of the information which the user brings to the library catalogue. In: Journ. of Doc. 24. 1968. S. 266-72.

93)

Der informelle Informations- und Kommunikationsbereich konnte in diese Pilotstudie nur unvollständig einbezogen werden. Nur die Nennung des ersten Ranges ist in die Auszählung eingegangen, weitere Vercodungen sind unvorteilhafterweise nicht vorgenommen worden. Für eine spezialisiertere Fragestellung wäre die Auszählung aller oder einer begrenzten Zahl von Kombinationen sinnvoll. Allerdings würden alle Kombinationen von fünf Merkmalen bereits 120 verschiedene Zusammenstellungen ergeben. Hier müßten also Schwerpunkte aus dem Vorverständnis gebildet werden. Problematisch kann in dieser Frage auch die Reihenfolge der vorgegebenen Kategorien sein. Eine experimentelle Anlage des Fragebogens müßte zeigen, ob nicht die vorgegebene Reihenfolge Einflüsse auf die Wahl der Kategorien hat. Auch erscheinen die Kategorien nicht vollständig, Lehrstuhlmanuskripte und 'private' Skripten müßten aufgenommen werden.

94)

88

Die Ibb werden am häufigsten als Ort bezeichnet, an dem Literaturbedürfnisse zuerst zu befriedigen versucht werden — dicht gefolgt von der HB. Dagegen erscheinen die anderen vorgegebenen Kategorien als erste Möglichkeit unbedeutend. Zwar werden Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs häufig benutzt, und häufig anzutreffen ist auch das Verhalten, Literaturbedürfnisse überhaupt außerhalb des bibliothekarischen Bereichs zu befriedigen, jedoch sind diese Verhaltensweisen entsprechend den obigen Angaben eher als sekundär zu bezeichnen. Erst die Art der benötigten Literatur in Relation zu den Angaben, auf welche Weise Literaturbedürfnisse zuerst zu befriedigen versucht wird, kann diese Ergebnisse präzisieren. Studenten nennen signifikant häufiger als Doktoranden und Assistenten die HB an erster Stelle. Die Ibb werden dagegen von den Doktoranden und Assistenten signifikant häufiger an erster Stelle genannt; es zeigt sich der Trend, daß höhere Semester immer häufiger die Ibb an erster Stelle nennen: Position Wo versuchen Sie Literaturbedürf Stud. Ook. Ass. nisse zuerst zu % % % befriedigen? Hauptbiblioth. 47,3 Instituts- u. Fachbibl. im TU-Bereich 40,7 Bibliotheken außerh. des TU-Bereichs 4,6 Ausleihe v. Bekannten 4,3 Kauf v.Büchern 3,0 keine Antwort 0,2 n

100,0 944

S e m 1 -4 %

e s t e 5-8 %

r g r u p p e n 9 - 12 13 u. mehr % %

20,0

20,4

47,5

47,3

48,8

42,3

70,9

73,5

34,4

39,4

44,3

47,5

7,3

1,8

5,9

5,0

4,0

4,2

1,8 0,0 0,0

2,7 0,9 1,8

8,1 3,2 1,0

2,9 5,4 0,0

2,5 0,5 0,0

3,5 1,8 0,7

100,0 100,0 100,0 55 113 220

100,0 281

100,0 201

100,0 285

Wird eine wissenschaftliche Arbeit angefertigt, werden eindeutig die Ibb an erster Stelle genannt. Abhängig ist die Art der primären Literaturbefriedigung von den Arbeitsbedingungen an den jeweiligen Lehrstühlen oder Instituten: Ibb werden weniger häufig und die HB häufiger an erster Stelle genannt, wenn die Arbeitsbedingungen im Institut nicht gut sind. Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung hat keinen Einfluß auf die Wahl einer der Alternativen. Sind in benutzten Ibb die Möglichkeiten, Literatur auszuleihen, beschränkt, zeigt sich die Tendenz, die HB an erster Stelle zu nennen, ist die Ausleihe dort gar nicht möglich, wird eindeutig der HB der Vorzug gegeben. Welche Möglichkeit an erster Stelle genannt wird, ist unabhängig davon, ob andere Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs benutzt werden. 89

4.

BEFRIEDIGUNG VON LITERATURBEDÜRFNISSEN INNERHALB DER ZENTRALE DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK

Die Benutzung der einzelnen Benutzungsabteilungen der H B steht in engem Zusammenhang mit den weiteren bestehenden Möglichkeiten zur Befriedigung von Literaturbedürfnissen. In der bibliothekarischen Literatur ist das Verhältnis von U B und Ibb häufig diskutiert worden bisher jedoch ist ein quantitatives Kriterium zur Messung der Literaturversorgung innerhalb eines Bibliotheksnetzes nicht entwickelt worden. Die organisatorische Verbindung von U B und Ibb stellt sicher ebenso wie Rationslisierungsmaßnahmen in der H B selbst eine überfällige Rationalisierung von Verwaltungsvollzügen dar mit dem ausgemachten Ziel der Verbesserung der Literaturbefriedigung, ohne daß jedoch die objektive Hochschulsituation mit ihrem objektiven Literaturbedarf kritischer Bezugspunkt wäre, Nutzen gemessen werden könnte und der Bereich der Befriedigung von Literaturbedürfnissen außerhalb bibliothekarischer Einrichtungen mit einbezogen würde. Mit anderen Worten, die Ausdehnung der verschiedenen methodischen Ansätze zur Messung von Effizienz einzelner Benutzungseinrichtungen auf größere Einheiten ist notwendig 96), Die Benutzung der H B von Beginn des Studiums an ist für die Angehörigen einer Universität nicht selbstverständlich, da die H B nur einen Teil des Literaturversorgungssystems darstellt. Frage 34: In welchem Semester haben Sie erstmals die Hauptbibliothek der T U benutzt? (Ausleihe / Lehrbuchsammlung / Lesesäle / Kataloge. — Bei Hochschulwechsel Erstbenutzung der früheren Hauptbibliothek.) Antwort

%

1-4 Semester 5-8 Semester 9-12 Semester 13. und höhere Semester weiß nicht k.A.

78,0 10,3 2,9 1,7 6,0 1,1

100,0 n

1116

95)

S.Z.B. Ascher, W.: Organisationsprobleme, Kap.1.

96)

Vgl. die Ansätze bei Raffel, Jeffry and Robert Shishko: Systematic analysis of university Libraries. A n application of cost-benefit analysis to the M.l.T. libraries. Cambridge, Mass. 1969.

90

Der überwiegende Teil der Befragten — 78% — hat also innerhalb der ersten 4 Semester zumindest Teile der HB kennengelernt 97). Fragen zu den einzelnen Benutzungsstellen 98) ) )

100,0 530

Die verhältnismäßig geringe Zahl der den Prozentwerten zugrundeliegenden Nennungen — insgesamt 90 Fachzss sowie 64 Zss außerhalb des Fachgebiets der jeweils Befragten — deutet darauf hin, daß der Bestand des Zsl weitgehend den Bedürfnissen der Benutzer entsprechend aufgebaut ist. Es ist zu vermuten, daß das Ausliegen von Desideratakarten in allen Benutzungsstellen, also auch im Zsl, dazu beigetragen hat. Von den 90 Nennungen von Fachzss des Fachgebiets der Befragten waren 81 Titelangaben. Die restlichen 9 Nennungen bezogen sich allgemein auf Wissenschaftsgebiete. Für die genannten und häufig mehrfach genannten Zeitschriftentitel ergab sich nach einer bibliographischen Ermittlung der zumeist verstümmelten Titel, daß mehr als die Hälfte der gewünschten Zss in der HB vorhanden war, ein Teil sogar in der Auslage im Zsl. Da die Fragebögen vermutlich zumeist zuhause ausgefüllt worden sind, bestand für die Befragten nicht die Möglichkeit 107

der Prüfung der Titel, bei Erinnerungsschwierigkeiten kann so ein Titel eher als Desiderat genannt worden sein als keiner. Die meisten Titelangaben entstammen den Fächern der sich im Aufbau und Ausbau befindlichen Philosophischen Fakultät, deren spezielle Fachliteratur von der H B bisher nicht in vollem Umfange betreut wird. V o n den von den Befragten als fehlend genannten Zss außerhalb ihres eigentlichen Fachgebietes — 6 4 Zss — bezogen sich einige auf neuere Wissenschaftsgebiete, z.B. Futurologie, Umweltforschung, Planungswissenschaften. Der größere Teil der gewünschten Zss verdient die Bezeichnung Fachliteratur nur begrenzt. Er ist subsumierbar begriffen wie populärwissenschaftliche Zss, Kulturzss, Entspannungsliteratur. Wünsche nach Mehrfachexemplaren von Spiegel, Capital, Aktionär und dgl. waren häufig. V o n den genannten Titeln waren, wie bei den Fachzss, einige Titel in der Zeitschriftenablage und einige in der Auslage vorhanden. Comics, z.B. Asterix oder ahörnchen und bhörnchen, wurden so häufig genannt, daß es sich hier um ein ernstgemeintes Verlangen nach Entspannungsliteratur im Zsl handeln kann. Das Lesen solcher Literatur im Anschluß an anstrengende wissenschaftliche Arbeit und vielleicht zur Überbrückung der Zeit bis zur nächsten Lehrveranstaltung scheint ein privates Verhaltensmuster zu sein, das auch an die U B herangetragen wird. Wieweit diese 'Entspannungsliteratur', die in die öffentlichen Bibliotheken längst ihren Eingang gefunden hat und zu deren Attraktivität beiträgt, in wissenschaftliche Bibliotheken aufgenommen werden sollte, sei dahingestellt. Erst eine Analyse des wissenschaftlichen Arbeitens und die Bedeutung des Belohnungscharakters von Pausen für Kreativität usw., kann hier fundiertere Entscheidungen ermöglichen. M.E. ist damit, daß politische und kulturelle Zeitschriften sowie Zeitungen vielerlei Art im Zsl vorhanden sind, einem Bedürfnis nach Entspannungsliteratur bereits in gewissem Umfange Rechnung getragen worden.

4.3.

Lehrbuchsammlung

Die Lbsder H B ist die Benutzungseinrichtung, die von den meisten Befragten benutzt worden ist. Die Lbs stellt für die Literaturversorgung des Hochschulbereichs stets eine wesentliche Einrichtung dar, die zudem den Benutzern demonstriert, daß Literatur frei zugänglich aufgestellt sein kann und zugleich ausleihbar ist, letzteres auch noch zumeist wesentlich einfacher als die Ausleihe magazinierter Bestände. Damit soll vorweg darauf hingewiesen werden, daß die Lbs vermutlich nicht nur deshalb besonders häufig benutzt wird, weil bestimmte Literaturbedürfnisse nur hier befriedigt werden können, sondern, weil hier Literaturbedürfnisse auf besonders einfache Weise befriedigt werden können. Bibliotheksbenutzer des TU-Bereichs können eine Vielfalt von Präsentationsformen von Literatur kennenlernen: 108



Frei zugänglich und systematisch aufgestellte Bestände mit begrenzter A u s leihmöglichkeit, z.B. in Ibb, in den Lss;

— ausleihbare, aber magazinierte Bestände. Der Z u g a n g über die Kataloge ist mühsam, die Ausleihe umständlich u n d bis auf A u s n a h m e n nicht sofort möglich; — frei zugänglich aufgestellte und sofort ausleihbare Bestände, die jedoch nicht systematisch aufgestellt sind, also nur über Kataloge benutzbar sind. Der Benutzer ersetzt den Magazinbeamten, z.B. in Zeitschriftenfreihandmagazinen; — frei zugänglich und systematisch aufgestellte Bestände, die sofort u n d beq u e m ausleihbar sind, z.B. in der Lbs. D a Bibliotheksbenutzern in der Regel die Fähigkeit fehlt, dieses Nebeneinander verschiedener Präsentationsformen zu verstehen, wird er das für ihn bequemste Modell, die Lbs, häufig als M a ß s t a b für die Bewertung aller anderen Einrichtungen einer U B benutzen. D a s ist in dieser Umfrage auch in fühlbarem M a ß e geschehen, wie aus Bemerkungen zur L b s und Bemerkungen an verschiedenen Stellen des Fragebogens zu entnehmen war 108). Das Wissen u m die Bewertung einzelner bibliothekarischer Benutzungseinrichtungen durch die verschiedenen Benutzer kann wichtig sein, da weiterführende Fragestellungen aufweisen können, in welcher Weise das Image der Bibliothek oder ihrer Teile Einfluß hat auf die Ü b e r f o r m u n g v o n Bedürfnissen der Nachfrager. Zufriedenheit ist abhängig v o n — und hat zugleich wesentlichen Einfluß auf — Benutzung der Bibliothek, jedoch ist Zufriedenheit keinesfalls m i t objektiver Effektivität eines S y s t e m s gleichzusetzen 109). | n dj e vorliegende Pilotstudie wurde auf die Messung v o n Zufriedenheit verzichtet 110). 108)

109) 110)

Dieses 'Maßnehmen' an der Lbs kann notwendiges Lernen für andere Benutzungseinrichtungen, z.B. Katalogbenutzung und Benutzung von Literaturauskunftsmitteln, negativ beeinflussen. Die Präformation des Benutzers durch Erfahrungen mit bequem frei zugänglicher Literatur in der Lbs muß bei Einführung in die anderen Benutzungsbereiche berücksichtigt werden. Es wäre notwendig, dem Benutzer Informationen zu geben, warum die vorzufindenden Verhältnisse so und nicht anders sind, welche Entwicklung sich allgemein abzeichnet und welche Entwicklungen konkret in der U B angestrebt sind. Das Erkennen der Struktur von Hochschulbibliotheken, die sich traditionell gegenüber dem Benutzer nicht gerade kommunikativ verhalten haben, gibt dem Benutzer eine größere Fähigkeit, sich in ihr rational zu verhalten. Solche Informationen könnten in einem Bibliotheksführer oder ähnlichem Informationsmaterial dargeboten werden. Vgl. Miller, G.A.: Measuring..., S. 156. Die Bewertung von Benutzungseinrichtungen durch die Benutzer kann zwar auch mit den Mitteln der Umfragetechnik geschehen, z.B. durch die Verwendung projektiver Techniken, vgl. Rosenberg, Victor: The application of psychometric techniques to determine the attitudesof individuals toward information seeking. Bethlehem. 1966, jedoch setzen diese erheblichen Aufwand voraus. Einen einfachen Zufriedenheitsindex konstruiert Lubans, J.: Students use of a technological university library. In: I A T U L Proceedings. 4. 1969. S. 7-13. S. 10 und setzt diesen in Beziehung zu Rücklaufquoten und Benutzungshäufigkeit. Vgl. auch Line, M.F.: Library surveys, S. 53 ff, Oppenheim, A.N.: Reading habits. . ., S. 54 ff.

109

Lbss, die nach dem Zweiten Weltkrieg an den Universitätsbibliotheken der Bundesrepublik zunehmend eingerichtet wurden, vermitteln vor allem vielgebrauchte Literatur. Da in Ibb wie auch in der H B — und ev. in Studentenbüchereien — Lehrbücher häufig in zu geringer Anzahl zur Verfügung standen, die Standardisierung des akademischen Unterrichts zugenommen hat und zukünftig zunehmen wird bei gleichzeitigem Wachsen der Studentenzahlen an den einzelnen Universitäten, erscheint die Ausgliederung von häufig benutzter Literatur in besonderen Benutzungsstellen immer dringlicher. Über die Tiefenstaffelung, also die Anschaffung mehrerer Exemplare gleichen Titels und die Titelbreite in einer Lbs gibt es bisher keine verbindlichen Richtlinien. Finanzielle Erwägungen, Nachfrage von Seiten der Benutzer, Kommunikation zwischen Benutzern, Hochschullehrern und UB, sowie viele andere Faktoren lassen Lbss in sehr verschiedener Größe mit sehr verschiedener Staffelung entstehen. Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, daß die Lbs vorwiegend jüngeren Semestern dienen sollen, also die typische Prüfungsliteratur für Abschlußexamina, Nachschlagewerke etc. nicht enthalten soll. Dieses Prinzip, so scheint es, wird zunehmend durchbrochen und es werden auch solche Lehrbücher und Standardwerke einzelner Fachgebiete, die zu Prüfungsterminen stark nachgefragt werden, aufgenommen, die nicht als Lernmittel für untere und mittlere Semester angesehen werden können. Nicht bekannt ist, ob an einzelnen Lbss auch vervielfältigte Materialien wie z.B. Skripte für Repetitorien, Lehrstuhlmanuskripte und dergleichen aufgenommen sind. Die Lbs der T U B enthält solche Materialien noch nicht H D . Die Lbs der T U B enthielt zum Untersuchungszeitpunkt rund 17000 Bände der verschiedensten Wissenschaftsgebiete, z.T. in einer Staffelung bis zu 150 Exemplaren 112). Die Lbs befindet sich, ebenso wie die meisten anderen Benutzungseinrichtungen der HB im 3. Stock des Hauptgebäudes der TUB. Sie ist werktags von 9 20 Uhr geöffnet, sonnabends von 9 — 13.30 Uhr. Zur Ausleihe ist die Lesekarte der H B notwendig. Die Ausleihverbuchung geschieht mit Hilfe der Datenverarbeitung. Die Leihfrist beträgt während des Semesters vier Wochen, in den vorlesungsfreien Monaten ist sie länger, Rückgabetermin ist dann jeweils der Vorlesungsbeginn. Vorbestellungen und Verlängerungen sind n i c h t möglich. Die Rückgabe der Literatur geschieht formlos durch Ablegen bei der Aufsicht. Rückgabequittungen werden nicht ausgegeben. V o n den vorhandenen Bänden sind stets mehr als 10 000 Exemplare ausgeliehen, in den Vorlesungs111)

112)

110

Oer wichtige Tatbestand, für welche konkrete Literaturbedürfnisse die Lbs benutzt wird, ist in dieser Untersuchung nicht erhoben worden. Hier könnte sich zeigen, daß die Lbs zwar vor allem für Literatur, die Lehrveranstaltungen begleitet, in Anspruch genommen wird, jedoch auch für Prüfungsliteratur und als allgemeine Informationsquelle, also auch traditionelle Lesesaalaufgaben erfüllt. Erfahrungsgemäß wird die Lbs auch als Literaturauskunftsmittel benutzt, indem in den Lehrbüchern der Lbs nach weiterer Literatur gesucht wird. Vgl. Laasch, Klaus: Die Lehrbuchsammlung der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin. In: Mitteilungsblatt des Verbandes der Bibliotheken N R W . 20. 1970. S. 352-357.

Zeiten wesentlich mehr. Die Ausleihen der Lbs stellen etwa die Hälfte aller Ausleihen der HB. Die Lbs besitzt einen Zettelkatalog ihrer Bestände. Weiterhin existiert ein von Zeit zu Zeit erneuertes gedrucktes Bestandsverzeichnis der Lbs, das zur Selbstbedienung ausliegt und das jeder Student bei der Immatrikulation erhält. Während der vorlesungsfreien Zeit zwischen den Semestern versucht die H B die Literaturbedürfnisse für das kommende Semester durch Kommunikation mit den Lehrstühlen und Instituten in Erfahrung zu bringen. Die meisten Befragten haben die Lbs bereits benutzt: Frage 57: Haben Sie die Lehrbuch Sammlung schon benutzt? Antwort

%

nein, noch nicht ja k.A.

12,2 87,4 0,4

100,0 n

1116

Die Hälfte derjenigen, die die Lbs noch nicht benutzt hat, waren Assistenten und Doktoranden, damit gilt, daß 9 2 % der befragten Studenten die Lbs benutzt hat. Als besonderes Problem stellt sich hier der fehlende Zeithintergrund. V o r allem für die Benutzungshäufigkeiten hätte zwischen Benutzung in den Vorlesungszeiten und Benutzung in vorlesungsfreien Zeiten unterschieden werden müssen. Es ist zu vermuten, daß weit zurückliegender Besuch der Lbs als Nicht-Benutzung ausgedrückt wird. Die Semesterzahl hat keinen Einfluß darauf, ob die Lbs schon benutzt worden ist oder nicht. Befragte, die die Lbs noch nicht benutzt haben, geben signifikant häufiger an, gute Arbeitsbedingungen in ihrem Fachgebiet als weniger gute oder schlechte vorzufinden. Für die Nichtbenutzer der Lbs gilt, daß ihr Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung etwas geringer war, daß sie Ibb häufiger mit hohen Frequenzen benutzten, daß sie häufiger eine Einführung in die Ibb erlebt haben und daß sie tendenziell häufiger mehr Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs benutzen. Bei den Nichtbenutzern der Lbs der H B handelt es sich also um Personen, die häufiger als andere Befragte von den Möglichkeiten der Literaturversorgung in Ibb und in Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs Gebrauch machen. In der Häufigkeit der Benutzung nimmt die Lbs den ersten Platz ein. Die Befragten machen zur Häufigkeit der Benutzung folgende Angaben: Frage 58: Wie häufig benutzen Sie die Lehrbuch »ammlung? Antwort

%

mindestens einmal die Woche 1-2 mal im Monat 1-2 mal im Semester 1-2 mal im Jahr k.A.

13,8 52,8 24,6 8,4 0.5

100,0 n

986

111

D a ß Assistenten u n d Doktoranden die Lbs selten häufig benutzen, erscheint plausibel. Die Lbs wird eher von jüngeren als von älteren Studenten häufig benutzt, jedoch sind die Differenzen zwischen den Semestergruppen, wie die folgende Tabelle zeigt, nicht besonders ausgeprägt: Häufigkeit der Benutzung der Lehrbuchsammlung der HB

Positii o n Stud. Dokt. Ass. % % %

mind. einmal d.Woche 14,8 1-2 mal im Monat 56,3 1-2 mal im Semester 23,2 1-2 mal im Jahr 5,3 k.A. 0,4 n

2,4 31,0 42,9 23,8 0,0

4,5 21,2 31,8 40,9 0,5

100,0 100,0 100,0 886 42 66

Seml e s t e r g r u p p e n 13 u. mehr 1-4 5-8 9-12 % % % % 12,0 55,0 25,1 7,9 0,0

11,8 47,5 27.1 12,9 0,8

100,0 100,0 100,0 201 261 191

100,0 255

19,9 55,2 24,4 0,5 0,0

14,9 63,2 18,4 2,7 0,8

Warum Assistenten die Lbs überhaupt benutzen, bleibt undeutlich. A n Inhaber der besonders gekennzeichneten Assistentenleihkarten werden keine Lehrbücher ausgegeben. D a innerhalb dieser Gruppe des akademischen Mittelbaus vermutlich viele noch Studentenleihkarten besitzen, ist deshalb eine Benutzung nicht ausgeschlossen. Es ist anzunehmen, daß Angehörigen des akademischen Mittelbaus sich zur Vorbereitung auf Lehraufgaben oder zur Vorbereitung auf eigene Prüfungen ebenfalls Lehrbücher aus der Lbs beschaffen oder beschaffen lassen. D a ß die Lbs, die ihrem Konzept nach für die jüngeren u n d mittleren Semester verschulter Studiengänge gedacht war, auch von höheren Semestergruppen so häufig frequentiert wird, zeigt nicht nur die Ansprüche, die von Seiten der Benutzer an die Lbs herangetragen werden, sondern auch, daß der Bestand der Lbs inzwischen teilweise auf die Bedürfnisse höherer Semestergruppen eingestellt worden ist. Frage 59: Wie sind Sie auf die Lehrbuchsammlung aufmerksam geworden? Antwort

%

durch Kommilitonen durch Bekanntgabe in Lehrveranstaltungen durch das Verzeichnis der Lehrbuchsammlung anderes Bibliothekar, Auskunft Studienberatung, Studentenvertretung Führung Mehrfachnennungen keine Antwort

65,3 7,4 12,9 6,3 2,0 1,2 1,1 3,2 0,5

n

100,0 986

Nahezu zwei Drittel aller Benutzer der Lbs erfahren von Kommilitonen durch die Existenz der Lbs. Das ist umso erstaunlicher, als jeder Neuimmatrikulierte ein Exemplar des Bestandsverzeichnisses der Lbs erhält, also jeder auf diese 112

Art informiert worden sein muß, bis auf einige Angehörigen älterer Semester, zu deren Zeit die Lbs noch nicht bestand. Oer Empfang dieses Bestandsverzeichnisses ist für die Studenten möglicherweise ein abstrakter und weit zurückliegender Vorgang, der dann nicht als Erstinformation gewertet wird, wenn man später durch persönliche Vermittlung, durch Hilfe eines Kommilitonen, erstmals die Lbs wirklich benutzt hat 113). Werbung für die Lbs oder für andere Benutzungsstellen der UB wird, so konnte interpretiert werden, umso erfolgreicher sein, je mehr es gelingt, diese Werbung einzubetten in die studienbedingten Aktivitäten des Studenten. Ein Teil der Befragten gab vage Antworten darauf, wie sie auf die Lbs aufmerksam geworden sind (Kategorie 'anderes'), hier sind Antworten vereinigt wie: habe danach gesucht, gibts doch immer, Vorlesungsverzeichnis, Studienführer, von selber usw. Lernmittelfreiheit an der Hochschule, nicht zuletzt auf dem Sektor der Ausstattung mit 'Semesterliteratur', war einer der Topoi, die zur Zeit der Erhebung von studentischer Seite stark diskutiert wurden. Diese Diskussion macht sich möglicherweise in den nachfolgenden Antworten bemerkbar 114); Frage 60: Wielange brauchen Sie ein Lehrbuch aus der Lehrbuchsammlung in der Regel? Antwort 1 2 3 4 5 6 7 8 9

ein Semester, explizite Angabe, nicht auf ein Semester summierende Wochenangaben 2 Wochen 3 Wochen 4 Wochen 5 Wochen 6 Wochen 7 Wochen 8 Wochen und mehr keine Antwort

n

% 6,5 7,9 12,2 34,4 5,9 9,7 2,2 18,9 2,2 100,0 986

Abgesehen davon, wieweit die aktuelle Situation diese Ergebnisse beeinflußt hat, — daß also nicht tatsächliche Gebrauchszeiten angegeben worden sind, sondern 113)

Die Frageformulierung müßte anders gestaltet werden, wenn die eindeutige Erstinformation unabhängig von dem A n l a ß zur Erstbenutzung erhoben werden soll. Es empfiehlt sich nicht unbedingt die Vorgabe von Antwortkategorien.

114)

Prinzipiell muß angenommen werden, daß die erhobenen Daten einer Untersuchung von Variablen beeinflußt werden, die außerhalb der erfragten Tatbestände liegen. Die hochschulpolitische Diskussion, z.B. um Prüfungen, Studiengänge, Fachbereichsgliederungen, Einführung von Hochschuldidaktik, neuen Zentraleinrichtungen, Mitbestimmung usw. aber auch die allgemeine Gesellschaftspolitik, insbesondere Bildungsund Forschungspolitik, kann die Beantwortung einzelner Fragen beeinflussen. Solche 'Saisoneffekte' zu eliminieren ist schwierig. Experimentelle Ansätze bieten hier eine Möglichkeit. Z u m Zusammenhang von studentischer Umwelt und Verhalten vgl. z.B. Burisch, Wolfram: Universitätsstruktur und studentisches Bewußtsein. Elemente einer organisationssoziologischen Analyse. Tübingen 1969.

113

das, was wünschbar erscheint — zeigt sich in dieser Tabelle, daß Literatur aus der Lbs in 20,1% der Fälle (Kategorie 2+3) weniger lange gebraucht wird, als die Aus leihfrist es zuläßt, daß in 34,4% der Fälle (Kategorie 4) Benutzungsdauer und Ausleihfrist übereinstimmt. Dagegen wird jedoch in dem hohen Prozentsatz von 43,2% der Fälle (Kategorie 1+5+6+7+8) angegeben, daß Literatur länger benötigt wird als die Leihfrist während des Semesters es zuläßt. Zweifellos hängt der Zeitraum, während dessen ein Buch aus der Lbs benötigt wird, von der Art der Lehrveranstaltung ab; speziellere Literatur kann für 2-3 Wochen Gegenstand der Lehrveranstaltung sein, allgemeinere Literatur kann nicht nur während des Semesters, sondern auch in den Ferien zur Nachbereitung von Lehrveranstaltungen gebraucht werden. Die Höhe des Semesters der Befragten hat keinen bedeutsamen Einfluß auf die Dauer, die ein Buch aus der Lbs benutzt wird, ebenso nicht die Tatsache, ob an der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit gearbeitet wird. Die Dauer, die ein Buch aus der Lbs benutzt wird, scheint von Variablen abzuhängen, die nicht Gegenstand dieser Untersuchung waren; z.B. spezifische A r t der Lehrveranstaltungen, Studienpläne, Studienverhalten und Lernverhalten des Individuums. Um den Befragten die Möglichkeit zu geben, die Lbs zu beurteilen und Äußerungen abzugeben, die bisher nicht vorformuliert waren, wurde abschließend die offene 'FrageVallgemeine Bemerkungen zur Lehrbuchsammlung' gestellt. Frag» 61: Allgemein» Bemerkungen zur Lehrbuchsammlung Antwort 1 negative Argumente, die die Bestandsqualität betreffen 2 neg. Arg., die die Bestandsquantität betreffen 3 neg. Arg., die die Organisation betreffen 4 positive Äußerungen allein 5 1+2 6 1+3 7 2+3 8 1+2+3 9 keine Antwort n

%

Nennungen der Kategorien 1 - 3

5,8

1 = Kat.

1+5+6+8 =

34,8%

19,0

2 = Kat.

2+5+7+8 =

62,0%

12,7 6,2 10,8 0,5 5,7 6,1 33,2

3 = Kat.

3+6+7+8 =

37,4 %

100,0 986

Überraschend hoch ist die Zahl derjenigen, die von der Möglichkeit, sich zu äußern, keinen Gebrauch macht: 33,2% Die abgegebenen Argumente ließen sich in die drei Sachgruppen: Negative Äußerungen zur Bestandsqualität, zur Bestandsquantität und zur Organisation einteilen. Positive Äußerungen allein, ohne weitere Argumente, bildeten eine weitere Gruppe. Allerdings sind positive Äußerungen zur Lbs zugleich zu fast jedem 114

negativen Urteil abgegeben worden. Die Grundstimmung der Antworten läßt sich charakterisieren als: Eine sehr gute Einrichtung, a b e r . . . Negative Argumente zur Bestandsquantität nehmen den größten Raum ein, nachgewiesene Bücher nicht vorzufinden, scheint als besonders unangenehm empfunden zu werden. Negative Argumente zur Bestandsqualität lassen sich einteilen in Nennungen zu allgemeinen und speziellen Sachgebieten (etwa 50%), in Literaturgattungen (etwa 10%) und in noch nicht vorhandene Titel (etwa 40%). Negative Argumente zur Organisation der leicht benutzbaren Lbs waren erstaunlich hoch. Etwa 20% der hier abgegebenen Argumente bezogen sich auf die Anschaffung, in der studentische Mitspräche gewünscht wurde oder aber auf eine anderweitig zu erreichende effektive Anschaffungspolitik zur Befriedigung des Literaturbedarfs der Studenten durch Kooperation mit den Veranstaltern von Lehrveranstaltungen, den Fachbereichen, Instituten, Institutsbibliotheken. Rund 10% dieser Argumente bezogen sich auf unübersichtliche Aufstellung, Beschilderung, ungenügende Räumlichkeiten, Abgelegenheit usw. Den Hauptteil der negativen Argumente zur Organisation bildeten mit rund 70% Bemerkungen zur'Ausleihe. Der Wunsch nach Verlängerung und Vorbestellung, nach kürzerer oder längerer Ausleihfrist stand im Vordergrund. Forderungen nach Rückgabebelegen, Staffelung der Ausleihfrist nach Dringlichkeit und individuellen Anliegen waren weniger häufig vertreten, ebenso der Wunsch nach Ausleihe an ein über ein Semester arbeitendes Team oder das Benennen von Ausleihem, damit man sich mit diesen arrangieren könne. Positive Äußerungen allein beinhalten als Nachsatz oft Vergleiche zu anderen Benutzungsstellen der HB, denen die Organisation der Lbs zum Vorbild gemacht wird.

4.4.

Ortsausleihe

Die Ortsausleihe der HB liegt wie fast alle Benutzungseinrichtungen im 3. Stock des Hauptgebäudes der TUB. Sie ist werktags von 10 bis 16.30 Uhr und sonnabends von 9 bis 13.30 Uhr geöffnet. Literaturbestellungen müssen auf einem konventionellen zweiteiligen Leihschein abgegeben werden, auf dem, wie allgemein üblich, Autor und Titel sowie Name, Adresse und Benutzernummer ausgefüllt sein müssen. Ein Signierzwang für die Benutzer besteht nicht — eine Tatsache, die vermutlich wenig bekannt ist. Leihscheine können an mehreren Plätzen innerhalb der Benutzungseinrichtungefi der HB abgegeben werden. Nur eine Einwurfmöglichkeit außerhalb der eigentlichen Bibliotheksräume im 3. Stock besteht in der Halle des Universitätshauptgebäudes. Für Leihscheine, die bis 8 Uhr abgegeben werden, wird die Literatur ab 10 Uhr ausgegeben, für Leihscheine, die bis 13 Uhr 115

abgegeben werden, wird die Literatur ab 15 U h r ausgegeben. Eilbestellungen in der Ortsausleihe sind jederzeit innerhalb der Öffnungszeiten möglich, die Wartefrist beträgt 15-20 Minuten. Die H B verwendet (wie die Lbs u n d eine Abteilungsbibliothek der U B ) ein Offline Ausleihverbuchungsverfahren 1 1 5 ' . Dieses Verfahren liefert (u.a.) täglich in mehreren Exemplaren einen A u s d r u c k aller verliehenen und vorbestellten Literatur. Der Benutzer kann sich also vor A b g a b e seiner Bestellung vergewissern, o b seiner Bestellung entsprochen werden k a n n 116). V o r d e m Schalter der Ortsausleihe befinden sich 2 Arbeitsplätze sowie ein Münzkopiergerät für Selbstbedienung. Für die Benutzung der Ortsausleihe ist eine Lesekarte notwendig, die jeweils zu Jahresbeginn zu erneuem ist. Die Benutzung der Ausleihe der H B n i m m t den 3. Platz in der Rangreihe der Benutzung der wesentlichen Einrichtungen der H B ein. Mehr als drei Viertel aller Befragten haben schon einmal Literatur aus der Hauptbibliothek ausgeliehen: Frage 62' Haben Sie schon einmal Literatur aus der Hauptbibliothek entliehen? Die Lehrbuchsammlung ist hier nicht gemeint 7) Antwort nein ja k.A. n

% 21,1 78,4 0,5 100.0 1116

Die Basis für die Stichprobe dieser Umfrage war die Verpflichtungskartei, die den Besitz von Lesekarten spiegelt, die sich ein Benutzer in der Regel nur aus115)

Vgl. Lingenberg, Walter: Angaben über ein computerisiertes Ausleihverfahren. Berlin 1970. Hektogramm.

116)

Es wurde in dieser Umfrage nicht nach der Benutzung dieser Liste gefragt. Das Verhältnis von herangetragenen und befriedigten Ausleihwünschen kann durch das Einsehen in diese Liste zwar nicht verändert werden, jedoch spart es dem Benutzer u.U. einen zweiten Gang zur Ausleihe und der Ausleihstelle zusätzliche Arbeit. Die Messung von Zufriedenstellung von Ausleihwünschen würde bei der vorliegenden Organisationsform der Ausleihe wahrscheinlich ein Beobachtungsverfahren notwendig machen. Nur bei Eilbestellungen wird der Benutzer verpflichtet, diesen Ausdruck einzusehen. Ein oberflächlicher Beobachtungseindruck zeigt, daß weniger als die Hälfte der Benutzer den Ausdruck einsehen. Ein verbessertes Layout könnte hier u.U. Verbesserungen ergeben. Erhebungen, die für die Bestandsqualität und -quantität der Biblbiothek relevant sein sollen, müssen vor allem — neben der Erfassung der nichterfüllten Ausleihwünsche — detaillierte Angaben über die gewünschte Literatur nach Fachgebiet, Spezialisierungsgrad, Jahrgang usw. erfassen.

117)

Der Zusatz, daß nicht die Lbs gemeint ist, hätte auch bei einigen der folgenden Fragen zur Ortsausleihe angefügt werden sollen, um sicherzustellen, daß nicht die Situation an der Lbs mitbedacht wird.

116

stellen läßt, wenn er Ausleihe oder Lbs benutzen will. Dieser hohe Prozentsatz von Benutzern der Ausleihe ist also nicht erstaunlich. Diejenigen, die bisher nicht die Ausleihe benutzt haben — 21,1% — sind allesamt Benutzer der Lbs. Mit steigender Position und Semesterzahl steigt die Chance, die Ausleihe überhaupt schon benutzt zu haben. Ein geringer Teil der Studenten jedoch wird im Laufe des Studiums nie die Ausleihe der Hauptbibliothek benutzen, das Verhalten der Doktoranden und Assistenten als Fortsetzung des Trendes der Seme stergruppen weist darauf hin. Schon Literatur aus der HB entliehen? nein ja k.A. n

Position stud. Dokt. Ass. % % % 24,4 7,3 3,6 75,3 92,7 95,5 0,3 0,0 0,9 100,0 100,0 100,0 944 55 110

Semesterqruppen 1-4 5-8 9-12 13 u. mehr % % % % 47,9 50,7 1,4

27,8 71,8 0,4

11,0 89,0 0,0

100,0 100,0 100,0 220 281 201

9,9 90,1 0,0 100,0 285

Befragte, die die Ausleihe der HB nicht benutzen, sind zugleich häufiger auch Nicht-Benutzer von Institutsbibliotheken und von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs. Die Einschätzung, ob man die notwendigen Fachbücher besitzt oder nicht besitzt, ist ohne Beziehung zu Benutzung oder Nichtbenutzung der Ortsausleihe. Diejenigen, die nicht die Ortsausleihe benutzen, kaufen also nicht mehr Fachbücher. Buchbesitz und -kauf stehen also nicht in Beziehung dazu, ob die Ortsausleihe überhaupt benutzt wird. Konstatiert jedoch ein Befragter, daß es für die meisten seiner Lehrveranstaltungen spezielle Manuskripte von Seiten der Lehrstühle gibt — was mit deren Gebrauch gleichzusetzen ist — wird die Ausleihe von ihm tendenziell weniger überhaupt benutzt. Insbesondere für Anfängerlehrveranstaltungen existieren Lehrstuhlmanuskripte, Anfänger haben seltener die Ausleihe der HB schon benutzt als fortgeschrittene Semester. Für den Gebrauch von Skripten von privater Seite und den Gebrauch von Prüfungskarteien gilt dieser Zusammenhang nicht. Nur der Gebrauch von Lehrstuhlmanuskripten kann also für jüngere Semester den Gebrauch der Ausleihe tendenziell überflüssig machen. Geht man von der Frage aus, wo und wie die Befragten ihre Literaturbedürfnisse zuerst zu befriedigen versuchen (vgl. Frage 35), so zeigt sich, daß innerhalb derjenigen, die nicht die Ausleihe der HB benutzen, Institutsbibliotheken und die Hauptbibliothek mit ihren verschiedenen Einrichtungen die niedrigsten Ränge einnehmen, während Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs, Ausleihe von Bekannten und Buchkauf relativ häufiger gewählt werden. 117

Haben Sie schon einmal Literatur aus der HauptbiMiothek entliehen?

Wo versuchen Sie in der Regel Ihre Literaturbedürfnisse zuerst zu befriedigen? Bekanndurch InstitutsNicht-TUHauptbibl. bibliotheken Kauf bibliothek te % % % % %

nein ja k.A.

22,1 77,1 0.8

16,7 82,9 0,4

32,7 67,3 0,0

38,6 61,4 0,0

44,8 55,2 0,0

100,0 479

100,0 509

100,0 49

100,0 44

100,0 30

n

Eindeutig positive Korrelationen bestehen zwischen der Benutzung der Ausleihe und der Benutzung der meisten anderen Benutzungseinrichtungen. Wer die Ausleihe der HB nicht benutzt, benutzt auch seltener die Lss, den Zsl und die Kataloge. Nichtbenutzer der Ausleihe sind also vorwiegend jüngere Semester, deren allgemeine Benutzungserfahrungen noch gering sind, die ihre Literaturbedürfnisse vorwiegend durch die Lbs und evtl. durch Lehrstuhlmanuskripte befriedigen. Dieses Verhalten kann als das typische Verhalten des jungen Ingenieursstudenten angesehen werden. Informationen darüber, ob gegenüber der Ausleihe der HB und den anderen Benutzungseinrichtungen bestimmte negative Einstellungen bestehen, die nicht durch die Erfahrung mit diesen Einrichtungen bedingt sind, können aus dem vorliegenden Material nicht gewonnen werden. Häufige Literaturbenutzung in der Lbs stellt jedoch, wenn Notwendigkeit zur Ausleihe von Literatur aus der HB entsteht, keine Vorbereitung auf die Benutzung der Ortsausleihe dar, da hier vor allem Katalogbenutzung vorausgesetzt wird, was für die Benutzung der Lbs nicht bedeutsam ist. Benutzung oder Nichtbenutzung der Ausleihe der HB ist gänzlich unabhängig von Fakultätszugehörigkeit, Nationalität und Geschlecht. Differenzen im Verhalten zwischen Geistes- und Sozialwissenschaftlern einerseits und Naturwissenschaftlern und Ingenieuren andererseits, sind für diesen Aspekt nicht nachweisbar. Diejenigen Benutzer der HB — 78,4% aller Befragten — die auch die Ortsausleihe benutzen, machen folgende Angaben zur Häufigkeit ihrer Ausleihbenutzung: Frage 63: Wie häufig geschieht das in der Regel? Antwort mind. einmal die Woche 1-2 mal im Monat 1-2 mal im Semester 1-2 mal im Jahr k.A. n

118

% 4,0 37,0 39,9 19,0 0,7 100,0 882

In der Rangreihe der Häufigkeit der Benutzung bibliothekarischer Einrichtungen innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs nimmt diese Häufigkeitsverteilung den 4. Platz ein. Die Ausleihe wird von Assistenten und Doktoranden häufiger benutzt als von Studenten. Nach Semestern gruppiert zeigt sich, daß mit steigender Semesterzahl die Benutzungshäufigkeit etwas ansteigt: Häufigkeit der Benutzung der Ausleihe der H B

Position Stud. Dokt. Ass.

%

mind. einmal die Woche 2,4 1-2 mal d.Monat 30,6 1-2 mal d. Semest. 44,0 22,2 1-2 mal im Jahr k.A. 0,8 n

%

%

9,8 58,8 23,6 7,8 0,0

11,9 67,0 17,4 3,7 0,0

100,0 100,0 716 51

100,0 109

S e m e s t e r g r u p p e n 5-8 9-12 1-4 13 u. mehr % % % % 3,3 35,0 41,7 20,0 0,0

4,2 39,0 42,1 14,3 0,4

100,0 100,0 100,0 114 202 180

100,0 257

2,6 25,0 49,1 19,0 4,3

0,5 25,2 41,1 32,7 0,5

Die Ausleihe der H B wird von Inhabern des Vordiploms (gänzlich über Semester vermittelt), von denjenigen, die eine wissenschaftliche Arbeit anfertigen und denjenigen, die als Hilfsassistent gearbeitet haben, häufiger benutzt. Sie wird auch dann häufiger benutzt, wenn die Arbeitsbedingungen in den Instituten weniger gut sind, besonders dann, wenn die Literaturausleihe einer betreffenden Ib nur beschränkt oder gar nicht möglich ist. Wenn Bibliotheken außerhalb des TU-Bereiches benutzt werden, wirkt sich dieses aus in einer tendenziell geringeren Benutzung der Ausleihe der HB. Geben die Lehrstühle für die meisten Lehrveranstaltungen spezielle Manuskripte heraus oder werden die 'privaten' Manuskripte benutzt, wird die Ausleihe der H B signifikant geringer frequentiert. Das Urteil des Lehrpersonals zur Bibliotheksbenutzung (vgl. Frage 38) hat keinen Einfluß auf die Tatsache, daß die Ausleihe der H B überhaupt benutzt wird sowie auf die Frequenzen der Benutzung. Das Urteil über den Besitz der grundlegenden Fachliteratur, die Anzahl der eigenen Fachbücher und die Anzahl der im letzten Semester gekauften Fachbücher steht in keinem stringenten Zusammenhang mit der Benutzungshäufigkeit der Ausleihe; nur tendenziell zeichnet sich ab, daß die Ausleihe umsomehr benutzt wird, je mehr Fachbücher besessen werden oder gekauft worden sind. O b diese Tendenz eine Folge wenig erfolgreicher Ausleihbenutzung ist, läßt sich aus den vorliegenden Daten nicht interpretieren. Diese Zusammenhänge geben wenig Aufschluß darüber, welche Rolle die H B im Bibliotheksnetz der Hochschule spielt, zum einen nicht, weil nicht nach der Art der verlangten oder ausgeliehenen Literatur gefragt worden ist, zum anderen nicht, weil die Gründe nicht bekannt sind, die für den einzelnen Besuch in

119

der H B bestehen. Die H B k a n n als S u b s t i t u t b e n u t z t w e r d e n für L i t e r a t u r , — die an anderen B i b l i o t h e k e n des Hochschulbereichs gar n i c h t v o r h a n d e n ist oder — —

n i c h t in genügender A n z a h l v o r h a n d e n ist oder aber n i c h t ausleihbar ist.

Die L i t e r a t u r s i t u a t i o n eines Hochschulbereichs w i r d z u m i n d e s t m i t b e s t i m m e n , w i e die H B b e n u t z t w i r d 118).

Dauer der

Literaturbenutzung

Wie für die L i t e r a t u r der Lbs w u r d e a u c h für die Ausleihe nach der Dauer d e r B u c h b e n u t z u n g gefragt. Es ergaben sich f o l g e n d e Werte (in K l a m m e r n die Z a h l e n f ü r die Lbs): Frage 69: Wielange benutzen Sie im Durchschnitt ein entliehenes Buch? 119) Antwort 1 Woche 2 Wochen 3 " 4 " 5 " 6 " 7 " 8 und mehr Wochen k.A. n 1181

% 3,3 11,7 22,3 35,9 ) 4,4 ) 9,4 ) 1,9) 8,7 ) 2,5 100,0 882

(Lbs %) ) ) )

37,3 = kürzer als Ausleihfrist für Monogr.

24,4 = länger als Ausleihfrist für Monogr.

( 0,0 ( 7,9 ( 12,2 ( 34,4 ( 5,9 ( 9,7 ( 2,2 ( 25,4 ( 2,2

) ) ) ) ) ) ) ) )

100.0 986

Daß die Abstimmung der Literaturerwerbungen innerhalb eines Universitätsbereichs ein Problem ist, das unbedingt rationaleren Lösungen als den bisherigen zugeführt werden muß, ist häufig gefordert worden. Vgl. Mittler, Elmar: Modelle der Erwerbungskooperation an Universitäten. In: ZfBB. 17. 1970, S. 288-300. Bibliothekarische Kooperation innerhalb eines Hochschulbereichs muß aber über Erwerbungskooperation und auch Verwaltungsrationalisierung zwischen HB und Ibb bzw. Abteilungsbibliotheken hinausgehen. Die Optimierung der Befriedigung der Bedürfnisse des Benutzers muß im Vordergrund stehen. Zwar kann angenommen werden, daß ein Teil des relevanten Verhaltens der Benutzer rein reaktiv ist, also vorr Angebot der Bibliotheken bestimmt ist, vgl. Coover, Robert W.: User needs and their effect on Information center administration. A review 1953/66. In: Special Libraries 60. 1969. S. 446-456, S. 452f, jedoch ist empirisch auszumachen, welcher Teil des Benutzerverhaltens dies ist. Da die Kooperation der HB mit ehemaligen Ibb, die jetzt als Abteilungsbibliotheken der UB geführt werden, vgl. Ascher, W.: Organisationsprobleme..., erst jüngeren Datums ist und diese Abteilungsbibliotheken im Bewußtsein der Universitätsangehörigen nicht als Abteilungen der UB sondern als selbständige Ibb existieren, wurde in dieser Umfrage nicht differenziert zwischen den Abteilungsbibliotheken der UB und anderen Institutsbibliotheken. Es kann also zur Effektivität solcher kooperativen Einrichtungen aus Benutzungsgrößen der HB kein Schluß gezogen werden.

119)

120

Bei dieser Frage und den folgenden hätte differenziert werden sollen zwischen Benutzungsdauer von Monographien und Zeitschriftenbänden.

Die Verteilung der Antworten zeigt deutlich im Vergleich zur Lbs eine Verschiebung hin zu kürzerer Benutzungsdauer. Beurteilung

der

Leihfrist

Nahezu drei Viertel aller Benutzer der Ausleihe finden, daß die Leihfrist für Monographien und Zeitschriften nicht zu kurz sei: Frage 64: Was halten Sie von der Leihfrist der Hauptbibliothek, 14 Tage für ZeitSchriften und 4 Wochen für andere Literatur? Antwort eher zu lang ausreichend zu kurz k.A.

% 5,1 69,7 24,9 03

) )

74,B

100,0

n

882

Während es zwischen Studenten und Doktoranden sowie Assistenten keine signifikanten Unterschiede bei der Beurteilung der Leihfrist als ausreichend gibt, sind Studenten und Doktoranden tendenziell häufiger als Assistenten der Meinung, die Leihfrist sei zu kurz. Die Semesterzahlen spielen eine geringe Rolle für die Beurteilung, mittlere Semestergruppen sind tendenziell häufiger der Meinung, die Ausleihfristen seien zu kurz. Die Beurteilung der Leihfrist ist unabhängig davon, ob und welche wissenschaftlichen Arbeiten angefertigt werden, auch urteilt man unabhängig davon, wie häufig man die Ausleihe benutzt! Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung hat nur geringen Einfluß auf das Urteil: Personen, die die Erfahrung Literatur nicht bekommen zu haben, nicht gemacht haben, sind tendenziell häufiger mit der Leihfrist zufrieden als solche, die diese Erfahrung gemacht haben. Die Häufigkeit des Mißerfolges hat keinen Einfluß auf die Beurteilung der Leihfrist. Benutzung von Ibb und Bibliotheken außerhalb des Hochschulbereichs steht ebenso wie häufige Benutzung von Einrichtungen der HB in Zusammenhang mit der Beurteilung der Leihfrist als 'zu kurz'. Die Erfahrung gemahnt worden zu sein, steht in Beziehung zur Beurteilung der Leihfrist: Von denen, die die Leihfrist zu kurz finden, ist der überwiegende Teil häufig gemahnt worden 120) : Urteil zur Leihfrist von Zeitschriften und anderer Literatur

Schon wegen Überschreiten der Leihfrist gemahnt worden? ja, oft ja, gelegentl. ja, selten nie % % % %_

ausreichend zu kurz eher zu lang k.A.

43,4 56,6 0,0 00

68,0 27,3 3,9 08

68,0 23,9 8,1 00

77,9 17,5 4,2 0.4

100,0

100,0

100,0

100,0

53

256

284

285

n 120)

Erfahrung mit Mahnung kann hier Kausalfaktor sein. Jedoch ist auch denkbar, daß Mahnung und Urteil zur Leihfrist von weiteren Faktoren abhängen.

121

Nationalität und Geschlecht zeigen sich nicht als differenzierende Faktoren. Die Beurteilung scheint also außer von allgemeinen Frequenzfaktoren von Gegebenheiten abzuhängen, nach denen hier nicht gefragt worden ist, z.B. persönlichen Gewohnheiten bei der wissenschaftlichen Arbeit, Studiensituation, welcher Art die benötigte Literatur vorwiegend war, auf die sich das Urteil bezieht usw. Gewünschte Ausleihfristen Die HB erlaubt, jeden ausgeliehenen Band, sofern er nicht vorbestellt ist, beliebig oft zu verlängern. Dazu muß der Benutzer (oder ein Vertreter) die Ausleihe aufsuchen und die betreffende Buchkarte zum Einbuchen übergeben. Wünschen nach telefonischer Verlängerung wird von der Ausleihe in der Regel nicht nachgekommen, da sie arbeitsaufwendiger sind. Schriftliche Verlängerungen, wenn also ein Benutzer die Buchkarten an die H B schickt, werden bearbeitet, ihr Umfang ist gering. Es liegt nahe zu vermuten, daß diese Art der Organisation der Verlängerung, bei der sich in der Regel der Benutzer zur Ausleihe begeben muß, von vielen als lästig empfunden wird und auch aus diesem Grund der Wunsch nach längeren Ausleihfristen entstehen kann 121) Im einzelnen wünschen Sich diejenigen, die die Leihfrist als nicht ausreichend bezeichneten, folgende Ausleihfristen: Frage 65, 66: Antwort

Wie lang sollte die Leihfrist etwa sein? Zeitschriften

1 Semester, explizite Nennungen 2 Wochen 3 Wochen 4 Wochen 5 Wochen 6 Wochen 7 Wochen 8 und mehr Wochen k.A. n

0,7 47,4 13,9 24,5 1,1 2,2 0,7 2,9 6,6 100,0 274

% % % % % % % % %

andere Literatur 2,8 % 10,3 % ) 7,8 % ) 30,2 12,1 % ) 3,6 % 35,6 % 4,6 % 21,0 % % 2,1 100,0 278

Nachteilig macht sich bemerkbar, daß bei der vorausgegangenen Frage nach dem Urteil über die Leihfrist nicht differenziert wurde zwischen Urteil zur Leihfrist für Monographien und für Zeitschriftenbände. Denn es ergibt sich, daß knapp die Hälfte der Unzufriedenen mit der Leihfrist für Zeitschriftenbände zufrieden ist. Wünsche für Leihfristen über vier Wochen für Zeitschriftenbände sind unbedeutend. Für die Monographien zeigt sich, daß weniger als ein Drittel der Antwortenden mit Leihfristen bis zu 4 Wochen zufrieden ist, mehr als zwei Drittel wünschen längere Fristen. Die Hälfte davon tritt für eine Leihfrist von 6 Wochen ein. 121)

122

Zur Klärung solcher Zusammenhänge sollten Fragen nach Vorbestellung und Verlängerung gestellt werden, die in dieser Umfrage übergangen worden sind.

Zwischen Assistenten und Doktoranden einerseits und Studenten andererseits bestehen keine wesentlichen Differenzen zur gewünschten Länge der Ausleihfristen für Zeitschriften, jedoch treten Studenten bedeutend häufiger als Assistenten und Doktoranden für höhere Leihfristen für Monographien ein. Bei der Leihfrist für Monographien urteilen jüngere und ältere Semester ohne bedeutsame Unterschiede. Nur für Leihfristen von 8 und mehr Wochen findet sich eine Mehrheit unter den jüngeren Semestern. Der Wunsch nach längerer Ausleihfrist ist nicht durch die Tatsache beeinflußt, daß an einer wissenschaftlichen Arbeit gearbeitet wird, hier zeigt sich eher der Trend nach kürzeren Leihfristen. Mahnung Die Frage nach der Mahnung wird möglicherweise wie jede andere Frage, die negativ sanktionierte Verhaltensbereiche berührt, von den Befragten nicht wahrheitsgemäß beantwortet 122). Möglicherweise werden sich jedoch in Bibliotheken Unterlagen über Mahnungen befinden, so daß für Kontrollzwecke dieses Material mit den erhobenen Daten verglichen werden kann. Die Ergebnisse an der HB überraschten, da nicht vermutet wurde, daß ein derart breites Publikum bereits gemahnt worden ist. Mehr als zwei Drittel der Benutzer der Ausleihe gaben an, bereits gemahnt worden zu sein 123); Frage 67: Sind Sie schon einmal wegen Überschreiten der Leihfrist gemahnt worden? Antwort ja, ziemlich oft ja, gelegentlich ja, selten nein, nie k.A.

% 6,0 29,1 32,3 32,4 OJ

) ) )

67,4 % = ja, gemahnt

100,0 n

981

Vor allem Befragte höheren Semesters geben an, gemahnt worden zu sein, das sind zugleich diejenigen, die mit der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten beschäftigt sind. Die vergleichsweise häufigere Benutzung der Einrichtungen der 122)

Z u m Problem der Erfassung von negativ sanktionierten Sachverhalten vgl. z.B. Scheuch, E.K.: Das Interview... S. 163 f.

123)

Bei dieser Frage kann sich störend bemerkbar machen, daß nicht ausdrücklich die Lbs ausgeschlossen worden ist. Da für den Bereich der Lbs nicht nach den Mahnungen gefragt worden ist, ist denkbar, daß einige Benutzer ihre Mahnerfahrungen der Lbs hier mit einbeziehen. Überhaupt ist es fraglich, wieweit der Benutzer bei unlimitiertem Zeithorizont noch trennen kann zwischen Mahnungen für die Lbs und für die Ortsausleihe, zumal die Mahnschreiben gleiches Aussehen haben. Es ist ein allgemeines Problem der Makrostruktur eines Fragebogens, an welcher Stelle nach besonderen Sachverhalten für spezielle Benutzungseinrichtungen gefragt werden soll, wenn diese Sachverhalte auch für andere Benutzungseinrichtungen gelten, bei denen diese Sachverhalte jedoch nicht erhoben werden.

123

H B und besonders die häufigere Ausleihfrequenz in der H B steht in Zusammenhang damit, daß man gemahnt worden ist. Sind Sie schon einmal gemahnt worden?

Häufigkeit der Ausleihe von Literatur aus der Hauptbibliothek mind. wöch. 1-2 mal 1-2 mal 1-2 mal i.Semester i.Monat im Jahr

ja, oft ja, gelegentlich ja, selten nein, nie k.A. n

%

%

%

%

8,6 37,1 37,1 17,1 0,1

8,0 33,6 33,0 25,0 0.4

5,0 26,0 31,6 37,4 0,0

4,2 25,0 32,1 38,7 0,0

100,0 35

100,0 329

100,0 342

100,0 168

Wer häufiger gemahnt worden ist, ist häufiger mit der Leihfrist der H B unzufrieden und wünscht sich auch häufiger längere Ausleihfristen, auch geben gemahnte Befragte an, die Literatur länger zu benötigen. Diese Variablen korrelieren aber in gleicher Richtung mit Benutzungshäufigkeit, so daß angenommen werden kann, daß sie keinen wesentlich isolierten Einfluß auf die Chance gemahnt zu werden ausüben. Die Häufigkeit, mit der ein Benutzer gemahnt worden ist, führt nicht zu einer differenzierenden Beurteilung des Mahnmodus der HB: B e u r t e i l u n g des

S i n d Sie schon einmal gemahnt worden?

Mahnmodus

ja, oft

%

positiv negativ k. A. n

ja, gelegentl.

%

ja, selten %

nein, nie %

54,7 43,4 1,9

57,0 40,4 2,6

56,3 41,5 2,2

67,7 31,2 1.1

100,0 53

100,0 257

100,0 285

100,0 286

Die Tabelle weist auf, daß die Häufigkeit, mit der ein Benutzer gemahnt worden ist, keinen Einfluß auf sein Urteil zum Mahnmodus der U B hat, jedoch hat die Tatsache nicht gemahnt worden zu sein, auf das Urteil einen Einfluß: Die Nichtgemahnten beurteilen das Mahnverfahren, das sie bisher noch nicht kennengelernt haben, signifikant häufiger positiv als diejenigen, die bereits gemahnt worden sind. Die befragten Gemahnten 124) gaben folgende Gründe dafür an, daß sie gemahnt worden sind: 124)

124

Personen, die angaben, 'selten' gemahnt worden zu sein, sollten diese Nachfrage nicht beantworten, das ist häufig nicht beachtet worden. Die dargestellten Ergebnisse enthalten so auch Antworten, die durch das Filter der Erinnerung verändert worden sein können.

Frage 68: Woran lag es vorwiegend, daß Sie den Rückgabetermin nicht einhalten konnten? Antwort

%

Vergessen, obwohl Literatur nicht mehr benötigt vergessen, brauchte die Literatur aber noch, 1+2 war so in Arbeit, daß ich keine Zeit zur Rückgabe oder Verlängerung hatte, 1+3/2+3 4 behielt die Literatur absichtlich länger, weil ich sie noch benötigte, 1+4 5 anderes 7 3+4 8 2+4 k.A.

13,1 24,4

1 2 3

10,9 29,6 4,1 2,7 5,0 0,2

100,0 n

442

Vorgegeben waren die Antwortkategorien 1 bis 4, die zwei sich ausschließende Dichotomien darstellen: 1. Rückgabe bzw. Verlängerung der Literatur vergessen — Literatur nicht mehr gebraucht — Literatur noch gebraucht 2. Literatur absichtlich länger behalten — Literatur nicht benötigt — Literatur benötigt. Doppelnennungen hätten dann nicht vorkommen dürfen, wenn das 'vorwiegend' in der Frageformulierung beachtet und die Frageformulierung und die Antwortkategorien einwandfrei verstanden worden wären 125). Eine schemahafte Darstellung der Antwortkategorien hätte eventuell weniger Doppelnennungen erbracht. Von der Möglichkeit, die vorgegebene zusätzliche offene Antwortvorgabe 'anderes' zu wählen, ist selten Gebrauch gemacht worden (4,1%). Die dort vercodeten Antworten lassen sich zusammenfassen als das explizierte Unvermögen bei mehreren Ausleihen mit den verschiedenen Rückgabeterminen zurechtzukommen. Mehrfach erscheint der interessante Vorschlag, die U B möge Taschenkalender ausgeben, die besonders für Buchrückgabetermine eingerichtet seien. Die 125)

Es stellt sich stets als Problem dar, regelhaftes Verhalten, das ganz verschiedene Ausprägungen haben kann, erfragen zu wollen. Wird nach einem regelhaften Verhalten gefragt, werden einerseits minderheitliche Verhaltensweisen unterrepräsentiert werden — was u.U. Untersuchungsabsicht ist, andererseits besteht die Gefahr, daß ein Befragter überfordert wird, insbesondere dann, wenn das Verhalten sehr häufig in vielen verschiedenen Ausprägungen vorkommt, also der Benutzer nicht differenzieren kann. Überforderung kann auch dann eintreten, wenn das Verhalten so selten vorkommt, daß Erinnerung ein die Gültigkeit der Ergebnisse beeinflussender Faktor wird und ferner dann, wenn Verhalten, unabhängig, ob es häufig oder nicht häufig vorkommt, für den Befragten so erlebnisschwach ist, daß nicht korrekt erinnert werden kann.

125

üblichen Friststreifen ohne Signaturangabe für die Buchrückgabetermine scheinen für einen Teil der Befragten nur einen geringen Aufmerksamkeitswert zu haben 126). Studenten wählen häufiger als Assistenten oder Doktoranden die 4. Antwortvorgabe: 'Behielt die Literatur absichtlich länger, weil ich sie noch benötigte': Begründungen für die Mahnungen

Position Stud. Dokt. Ass.

% Rückgabe vergessen. Lit. nicht gebraucht Rückgabe vergessen, Lit.noch gebraucht Lit. abs. behalten. aber Lit. nicht benötigt Lit. abs. behalten. weil Lit. benötigt anderes, Kombinationen / k.A. n

%

%

Semestergruppen 1-4 5-8 9-12 13 u. mehr

%

%

%

%

12,5

27,6

10,3

6,9

17.7

13,9

11,2

33,1

44,8

37,9

41,4

34,4

36,6

28,9

9,9

6,9

19,0

6,9

6,2

10,9

11,8

32,6

13,8

20,7

20,7

32,3

29,7

34,2

11,8

6,9

12 f 1

24,1

9,4

7,0

13,9

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

100.0

353

29

58

28

96

101

152

Mit steigender Benutzungshäufigkeit steigt die Chance, daß die letzte Kategorie gewählt wird. Besonders erfahrener Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung läßt es zu einer wesentlich stärkeren Nennung der beiden letzten Antwortkategorien kommen, und zwar u m so mehr, je höher der Prozentsatz der Fälle. Die Beurteilung des M a h n m o d u s steht im Zusammenhang mit den Gründen, die für die Mahnungen angegeben werden: Beurteilung des Mahnmodus

positiv negativ k.A. n

Gründe f ür Mahnung Literatur absichtlich behalten Rückgabe vergessen Lit. nicht Literatur Lit. noch Literatur gebr. gebr. nicht gebr. noch gebraucht

%

%

%

%

71,2 27,1 1,7

59,9 36,8 3.3

52,1 45,8 2,1

44,6 50,8 4,7

100,0 58

100.0 152

100.0 48

100,0 131

Die positive Beurteilung des M a h n m o d u s nimmt ab in der Reihenfolge der Kategorien 1 bis 4, umgekehrt steigt die negative Beurteilung des M a h n m o d u s in der gleichen Reihenfolge. 126)

126

Ev. ist das in der U B Bochum praktizierte Verfahren, gleichzeitig mit dem Einlesen der Buchkarte einen Fristzettel mit Signaturangabe herzustellen, für den Benutzer eine wirksame Hilfe.

Die Frage nach der Beurteilung des Mahnverfahrens an a l l e Benutzer der Ausleihe der HB, also nicht nur an die bereits gemahnten, bringt eine überraschend hohe positive Bewertung: Frage 70: Bei Überschreitung der Leihfrist muß man pro Buch und Woche eine Mark bezahlen. Nach 3 Wochen wird nur noch gemahnt, ohne daß es noch teurer wird. Wie finden Sie diese Regelung? Antwort

%

positiv negativ k.A.

60,0 37,8 ¿2

100,0 n

884

Tendenziell wird das Urteil häufiger negativ bei höheren Benutzungsfrequenzen und damit also bei Befragten höherer Semester. Benutzer von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs, insbesondere die Benutzer von wissenschaftlichen Bibliotheken beurteilen ebenso wie diejenigen, die häufig Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung hatten, den Mahnmodus negativ. Keinen Einfluß auf die Beurteilung des Mahnmodus hat die Häufigkeit, mit der ein Benutzer gemahnt worden ist {s.o.). Einkommen hat keinen differenzierenden Einfluß auf die Beurteilung des Mahnmodus. Eine Modifizierung erfahren die Werte für die Beurteilung des Mahnverfahrens noch durch die Ergebnisse der Nachfrage an diejenigen, die das Mahnverfahren negativ fanden: Was schlagen Sie als Alternative vor? Nach Kategorisierung der offenen Frage ergibt sich folgendes Bild: Frage 71: Was schlagen Sie als Alternative vor? Antwort

%

Verbilligung

nie Geld nehmen geringere Gebühren

3,4 > 11,2 )

14,6

Verschärfung

höhere Gebühren Vorwarnung und Verschärfung

32,2 ) 15,1 )

47,3

Modifizierung

Vorwarnung jetzige Handhabung nur bei Vorbestellung

mehr Bücher kaufen andere Argumente, Kombinationen k.A. n

7.3 3.4

6,8 13,0 7,8

100,0 385

Ein relativ hoher Prozentsatz derjenigen, die mit dem Mahnmodus der U B unzufrieden war, wünscht sich also nicht etwa eine Verbilligerung der Gebühren, sondern eine Erhöhung. 127

Die HB hat erst eine kurze Zeit vor dem Umfragezeitpunkt ihr Mahnverfahren umgestellt. Vor der Umstellung wurde eine kostenlose Mahnung (Vorwarnung) ausgesandt. Für dies ehemalige Verfahren plädiert nur eine Minderheit. Das Argument, mehr Bücher zu kaufen, tritt mit 6,8% relativ selten auf, es kann nicht unmittelbar als Alternative zum bestehenden Mahnmodus angesehen werden, sondern eher als Kritik an den Bestandszahlender HB. In der Kategorie 'andere Argumente, Kombinationen' finden sich vor allem kritisch rationale Appelle und Organisationsvorschläge, beide Gruppen sind etwa gleich stark. Für die erste Gruppe sind Argumente kennzeichnend wie: Semesterausleihe als Ausdruck für Lernmittelfreiheit; keine Strafgebühren sondern Erziehung der Studenten; Schulung und Aufklärung statt bürokratischer Maßnahmen; Berücksichtigung der individuellen Lage; Rücksicht auf Einkommen und terminierte Arbeiten; Einsicht wecken statt strafen; Verteilung von Informationsmaterial usw. Die Argumente der zweiten Gruppe sind zumeist praxisfern, kennzeichnend sind Äußerungen wie: Billigere Fotokopiergeräte; 100.- DM Buchgeld für jeden Studenten pro Semester; Gutschrift der Tage, die ein Buch früher zurückgebracht wird für späteres Überziehen; Leihfristaufhebung für Assistenten, Diplomanden usw.; Überlassung jeden Bandes für 5 . - DM für beliebige Zeit u.a.m. Mahnung nur bei vorliegender Vorbestellung ist nur von einem geringen Teil der Antwortenden — 3,4% — genannt worden. Die Benutzer beschweren sich kaum über das mechanische Vorgehen der HB beim Mahnen. Da die überwiegende Zahl der Benutzer über Mißerfolge bei der Literaturbeschaffung berichten kann, kann angenommen werden, daß die Überlegung, Literatur sollte stets rechtzeitig zurückgebracht werden, um für andere Benutzer bereitzustehen, von vielen Benutzern angestellt worden ist und sich ausdrückt in einer ziemlich positiven Bewertung des mechanischen Durchmahnens der HB. Studenten, die ja ein geringeres Einkommen haben, bevorzugen gegenüber Doktoranden und Assistenten eher solche Maßnahmen, die auf eine Verringerung der Mahngebühren hinauslaufen. Ältere Semester treten eher für eine Verschärfung des Mahnmodus ein als jüngere Semester. Wer an einer wissenschaftlichen Arbeit tätig ist und Literatur häufig ausleiht, tendiert dazu, eine Verschärfung des Mahnmodus zu fordern. Die einzelnen Verschärfungsmaßnahmen, die genannt worden sind, zeichnen sich in der Regel durch sehr rigide Staffelung aus, typisch ist z.B.: 2 . - DM, 5 . - DM, Ausschluß. Insbesondere die Variable Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung hat wesentlichen Einfluß auf die Nennung von verschärfenden Alternativen. Insgesamt läßt sich für den Komplex Mahnung festhalten, daß ein Großteil der Ausleihbenutzer — 67,8% — schon gemahnt worden sind, diese das gegenwärtige Mahnverfahren jedoch überwiegend positiv einschätzen und zugleich bei negativem Urteil modifizierende bis verschärfende Alternativen bevorzugen. Häufiger und dringlicher Literaturbedarf, so ließe sich schlußfolgern, wirkt sich aus in dem Wunsch nach korrekter und straffer Organisation des Mahnverfahrens. 128

Öffnungszeiten Zwei Drittel aller Benutzer der Ausleihe der H B wünschen sich eine Verlängerung der Öffnungszeiten. Im einzelnen verteilen sich auf die aus der offenen Frage zusammengestellten Kategorien folgende Antworten:

Frage 72: Welche Öffnungszeiten für die Ausleihe der Hauptbibliothek halten Sie für wünschenswert? Gegenwärtig werktags von 10-16.30 Uhr und samstags von 9-13.30 Uhr. Antwort

%

werktags und samstags länger nur werktags morgens früher nur werktags abends länger werktags morgens früher und abends länger nur samstagsnachmittags länger 1-2 mal abends Spätdienst kürzer in Ordnung keine Antwort

11,6 ) 19,3) 27,9 ) 66,4 14,2 ) 0,5 ) 0,8 ) 1,1 28,1 4^4

100,0 n

885

Diese Angaben stehen nicht im Zusammenhang mit den Strukturdaten der Benutzer oder Variablen der Benutzung bibliothekarischer Einrichtungen. Der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten, so ist aus Kommentaren zu entnehmen, scheint allein abhängig zu sein von den Arbeits- bzw. Vorlesungszeiten. Die Wünsche nach verlängerten Öffnungszeiten bewegen sich zwischen 9 und 18 bis 19 Uhr. Ein eigentlicher Spätdienst wie z.B. im Lesesaal, wäre damit für die Ausleihe überflüssig. Da jedoch nur Universitätsangehörige befragt wurden, die H B jedoch auch einen großen externen Benutzerkreis hat, dem längere Öffnungszeiten gelegen sein könnten, kann aus diesen Ergebnissen nicht darauf geschlossen werden, daß eine geringfügige Verlängerung der Öffnungszeit a l l e Benutzerwünsche abdeckt.

Beurteilung

der

Bereitstellungsfrist

Ziemlich positiv wird die Schnelligkeit beurteilt, mit der Bücher aus den Magazinen der H B zur A b h o l u n g bereitgestellt werden. Bei Einwurf des Leihscheins bis 8 Uhr wird die Literatur ab 10 Uhr ausgegeben, bei Einwurf bis 13 U h r ab 15 Uhr.

129

Frage 73: Wie beurteilen Sie die Zeitspanne zwischen Einwerfen des Leihscheines und Bereitstellung der Literatur? Antwort

%

ausreichend kurz zu lang viel zu lang k.A.

46,9 37,9 13,5

) )

51,4

= positiv = negativ

Li. 100,0

n

885

D i e A n n a h m e , d a ß jeder B e n u t z e r seine bestellten Bücher gern s o f o r t hätte, — eine A n n a h m e , die v o n bibliothekarischer Seite zumeist g e m a c h t w i r d —, k a n n d u r c h diese A u s s a g e allerdings nicht entkräftigt werden, d a a n z u n e h m e n ist, d a ß das V e r h a l t e n v o n B e n u t z e r n häufig nicht m e h r ist als eine R e a k t i o n auf das vorliegende A n g e b o t . D e r ' o b j e k t i v e ' unmittelbare Bedarf d r ü c k t sich als Nachfrageverhalten angepaßt an die M ö g l i c h k e i t e n der B e f r i e d i g u n g des Bedarfs aus. E t w a s mehr als die Hälfte der Benutzer der A u s l e i h e — 5 1 , 4 % — f i n d e n diese Zeitspanne z u lang. Z u dieser B e u r t e i l u n g trägt möglicherweise die ungünstige Lage der A u s l e i h e der H B bei, die B e n u t z e r müssen sich z w e i m a l — z u r Leihscheinabgabe u n d z u m A b h o l e n der Literatur — in die i m 3. G e s c h o ß u n d über Fahrstühle n u r ungünstig z u erreichende A u s l e i h e begeben; d u r c h d e n A u s b a u der Universität u n d ihre große räumliche A u s d e h n u n g geht a u c h n i c h t m e h r jeder Benutzer täglich auf d e m W e g z u m A r b e i t s p l a t z o d e r zur M e n s a an der i m m e r h i n n o c h relativ zentral gelegenen U B vorbei. A l s ausreichend k u r z beurteilen S t u d e n t e n diese Z e i t s p a n n e s i g n i f i k a n t weniger häufig als A s s i s t e n t e n u n d D o k t o r a n d e n . Bei der Kategorie 'viel z u lang' s i n d keine D i f f e r e n z e n z w i s c h e n d e n P o s i t i o n s g r u p p e n v o r h a n d e n . D i e Z a h l der Semester hat keinen wesentlichen E i n f l u ß darauf, w e l c h e der vorgegebenen K a t e g o r i e n gewählt werden, a u c h die A n f e r t i g u n g einer wissenschaftlichen A r b e i t hat keinen E i n f l u ß auf die Beurteilung. H ä u f i g e B e n u t z u n g der A u s l e i h e der H B findet tendenziell häufiger in einer negativen B e u r t e i l u n g der Z e i t s p a n n e seinen Niederschlag. H ä u f i g e B e n u t z u n g v o n I b b u n d B i b l i o t h e k e n außerhalb des T U - B e r e i c h s dagegen stehen nicht in Z u s a m m e n h a n g m i t dieser Beurteilung. Hieraus k a n n j e d o c h nicht der S c h l u ß g e z o g e n w e r d e n , d a ß Erfahrungen, die in a n d e r e n B i b l i o t h e k e n g e m a c h t werden, insbesondere in solchen, die Freihandaufstellungen haben, k e i n e n E i n f l u ß auf die B e u r t e i l u n g hätten. A u s der Tatsache der überwiegend negativen B e w e r t u n g der Z e i t s p a n n e zwischen E i n w u r f des L e i h s c h e i n s u n d Bereitstellung der Literatur k a n n nicht unmittelbar der S c h l u ß gezogen werden, d a ß die E i n r i c h t u n g einer generellen Sofortausleihe eine o p t i m a l e L ö s u n g wäre. Z w e i f e l s o h n e stellt S o f o r t a u s l e i h e

130

für den Benutzer ein Optimum dar. Eine ungünstige Lage der UB, lange Wege für den Benutzer, kurze Öffnungszeiten, schlechte Literatursituation im Hochschulbereich und dergleichen lassen zwar die generelle Sofortausleihe wünschenswert erscheinen, die Konstruktion eines rational kooperierenden universitären Bibliotheksnetzes mit sinnvoll abgestuften Beständen bei allgemeiner Zugänglichkeit und frei zugänglich aufgestellten ausleihbaren Beständen scheint jedoch die Selbstverständlichkeit einer Forderung nach Sofortausleihe zu relativieren. In der HB sind die Magazine für den Benutzer ohne Formalien zugänglich, jedoch wird davon selten Gebrauch gemacht. Literatur wird also vermittels eines Leihscheines über die Ausleihe oder in die Lss bestellt. Die Möglichkeiten, die eine systematische Freihandaufstellung oder zumindest eine Aufstellung nach Gruppen-Numerus Currens bietet, nämlich, verschiedene Bände zur Hand zu nehmen und Literatur anzulesen, also eine Vorauswahl der Literatur zu treffen, kann eine akzessorisch aufgestellte Magazinbibliothek nicht bieten. Die Ausleihe wird also mit beträchtlichem Arbeitsaufwand viele Titel zur Ausleihe bereitzustellen haben, von denen der Benutzer noch nicht weiß, ob sie helfen, seine Probleme zu lösen und die er nach flüchtiger Durchsicht nicht weiter benutzt 127) Frage 74: Welchen A n t e i l der Literatur, den Sie aus der Hauptbibliothek entliehen haben, geben Sie nach flüchtiger Durchsicht zurück, weil er für Ihre FrageStellung wenig beiträgt? 128) Antwort

%

I-10% II-20% 21 - 30% 31 - 40% 41 - 50% 51 - 60% 61 - 70% 71 und mehr % keine A n t w o r t

28,9 20.1 18,3 5,6 13,1 6,6 0,3 0,1 710

) ) )

67,3

100,0 n

885

127)

Das Bochumer Beispiel der Aufstellung von Literatur in frei zugänglichen Magazinen in einer groben Systematik und innerhalb dieser akzessorisch, sollte als Alternative zur Sofortausleihe aus Magazinbibliotheken bedacht werden.

128)

Für speziellere Informationen muß bei dieser Frage differenziert werden zwischen Rückgabequote bei Normalbestellung und Rückgabequote bei Eilbestellung, und zwar je nachdem, o b in der Ausleihe oder im Ls bestellt worden ist. Weiterhin müßte differenziert werden zwischen der Rückgabequote von Monographien und Zeitschriftenbänden. Das Problem, wann 'falsche' Literatur zurückgegeben w i r d , ist in dieser Umfrage nicht gestellt worden. Es wäre wichtig zu wissen, nach welcher Zeitspanne Literatur, die zur gewünschten Thematik nicht beiträgt, durchschnittlich zurückgegeben w i r d . Weiterhin wäre w i c h t i g zu wissen, welche Variablen allgemein die Rückgabe nicht mehr

131

Die Angaben der Benutzer der Ausleihe zeigen, in welch hohem Maße 'falsche' Literatur bestellt wird. Einige Benutzer machen davon Gebrauch, die erhaltene Literatur sofort durchzusehen, gegebenenfalls zu kopieren und eventuell sofort zurückzugeben. Die Rückgabe geschieht in der Ausleihe formlos durch Einwerfen der Bücher in einen Buchrückgabeschlitz. Die Ergebnisse stehen weder mit der Position der Befragten noch mit der Semesterzahl im Zusammenhang. Studenten höheren Semesters oder Doktoranden und Assistenten sind also nicht etwa 'erfolgreicher' bei der Auswahl ihrer Literatur, denn Studenten unterer Semester haben, obwohl sie häufiger nach festen Titeln — vermutlich Lehrbücher — suchen, keine geringeren Fehlquoten. Allerdings leihen ältere Semester und höhere Positionsgruppen mehr Literatur aus. Dadurch erhalten diese also absolut mehr 'richtige' Literatur. Nur die Quoten bleiben unverändert. Die Fehlquote kann von Faktoren abhängig sein, die außerhalb der Lernfähigkeit der Benutzer liegen, also z.B. in der Organisation der Bibliothek als Magazinbibliothek, die über AK und SK benutzt werden muß, die keine inhaltlichen Informationen über den Titel hinaus geben. Die Benutzung von Fachdokumentationskarteien, Referateblättern und anderen Literaturauskunftsmitteln kann Informationen über die Literatur geben. Die Benutzung dieser Auskunftsmittel ist jedoch in der HB gering, sie steht auch nicht in Zusammenhang mit der Fehlquote. Vorteilhaft für die Literaturversorgung aller Benutzer ist, daß eine Bibliothek ihre ausgeliehenen Bestände möglichst schnell zurückerhält. Ausreichende Arbeitsplätze in unmittelbarer Nähe einer Ausleihe, Kopiermöglichkeiten sowie formlose und schnelle Rückgabe können vermutlich wesentlich dazu beitragen, daß 'falsche' Literatur schnell in die Bibliothek zurückfließt. Eilbestellung

Sofortausleihe wurde an deutschen Universitätsbibliotheken im Gegensatz zu den anglo-amerikanischen Ländern verhältnismäßig spät eingeführt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ab 1956 den UBB zuteil gewordene finanzielle Hilfe hat die meisten UBB in die Lage versetzt, einen eingeschränkten Sofortausleihdienst einzurichten. Finanzielle und personelle Schwierigkeiten stehen zumeist einer generellen Sofortausleihe entgegen, ganz abgesehen davon, Fortsetzung Fußnote 128) benötigter Literatur beeinflussen, also ob und ausweichen Gründen Literatur zur Ausleihe zurückgebracht wird, bevor der Rückgabetermin dies erfordert. Die Gestaltung des Vorraumes der Ausleihe, der die Möglichkeit bieten sollte, Bücher sitzend anzulesen, kann auch eine Rolle für die Rückgabegeschwindigkeit 'falscher' Literatur sein. Interessant wäre zu wissen, ob die in einer Magazinbibliothek erhaltene 'falsche' Literatur teilweise ähnliche Funktionen für den Benutzer hat, wie das "browsing" in frei zugänglichen Beständen. Weiterhin sollte untersucht werden, welche Auswirkungen Fehlquoten auf das zukünftige Verhalten von Benutzern haben, z.B. ob hohe Fehl quoten in Zusammenhang mit der Beurteilung der Bibliothek stehen, ob sich aus hohen Fehlquoten häufigere, gleiche oder geringere Benutzungsfrequenzen ergeben.

132

daß organisatorische Konsequenzen für Ausleihe und Magazin folgen müßten 129). Sofortausleihe scheint für den Benutzer ein Optimum darzustellen. Diese Auffassung, sicher mitbestimmt durch das Beispiel der öffentlichen Bibliotheken und der amerikanischen Hochschulbibliotheken, kann nur unter dem Blickwinken, daß ein zweimaliger Gang zur U B vermieden wird, für den Benutzer ein Optimum darstellen. O b von der Dringlichkeit des Literaturbedarfs her eine generelle Sofortausleihe notwendig ist, müßte zuvor untersucht werden. Unabhängig von der Dringlichkeit des Literaturbedarfs wäre eine Sofortausleihe stets dann angezeigt, wenn die Prämisse über das Benutzerverhalten, nämlich daß der Benutzer umso frustrierter wird, je länger die Zeitspanne ist, die er auf die Literatur warten muß, gültig wäre und wenn diese Frustriertheit die Effektivität weiterer Bibliotheksbenutzung negativ beeinflussen würde. Ließe sich weiterhin die Annahme, daß der Benutzer umso frustrierter ist, je mehr 'falsche' Literatur er bekommt, validieren, dann spräche dies ebenfalls für eine Sofortausleihe. Zur Dringlichkeit, mit der Literatur benötigt wird, sind in dieser allgemeinen Umfrage keine Fragen gestellt worden. Es kann deshalb im folgenden nichts darüber ausgesagt werden, ob Personen, die die Sofortausleihe benutzen, die von ihnen gewünschte Literatur dringender benötigten als diejenigen, die die Sofortausleihe bisher nicht benutzt haben. Die Untersuchung der Benutzung der Sofortausleihe in Abhängigkeit von Menge und Dringlichkeit der entliehenen Literatur bleibt ein Desiderat. Die Eilbestellung ist von mehr als einem Drittel aller Benutzer der Ausleihe in Anspruch genommen worden (in Klammern zum Vergleich die Zahlen für die Eilbestellungen in die Lss Frage 75: Haben Sie schon einmal von der Eilbettellung Gebrauch gemacht? Antwort

in der Ausleihe Benutzer d. alle Befragten Ausleihe

( i m Lesesaal) Benutzer d. Lss

alle Befragten

%

%

%

%

37,6 ja nein 61,5 Lss bzw. Ausleihe nicht benutzt k.A. 0,0

29,8 48,8

( (

34,6) 64,9)

( (

20,1 ) 37,6 )

20,6 0,7

(

0,6)

( (

42,0 ) 0,3)

100,0

100,0

n

885

1116

100,0 647

100,0 1116

129)

So bestehen auch an der HB, die keinen eigenen Bibliotheksbau hat, keine Förderbänder oder andere technische Einrichtungen, die dem Magazinpersonal lange Wege ersparte. Weiterhin besteht keine technische Einrichtung am Buchausgabeschalter, die dem Benutzer zeigt, daß seine Literatur zur Verfügung steht, z.B. ein Nummernanzeiger. Ein solcher 'provisorischer' Betrieb schließt letztlich doch ein, daß der Benutzer sich ein zweites Mal an den möglicherweise von anderen Benutzern in Anspruch genommenen Ausleihschalter begeben muß.

130)

Diese Angaben geben keine Auskunft darüber, in welcher Relation Sofortausleihe zur normalen Ausleihe steht.

133

Studenten sind signifikant weniger häufig Benutzer der Sofortausleihe der H B als Assistenten und Doktoranden; Anfängersemester signifikant weniger häufig als mittlere Semester u n d diese signifikant weniger häufig als höhere Semester: Haben Sie schon von der Eilbesteilung Gebrauch aemacht?

Status Stud. Ookt. Ass. % % %

Semestergruppen 1-4 5-8 9-12 13 u. mehr % % % %

ja nein k. A.

30,6 68,7 0,7

10,3 86,3 3,4

61,5 36,5 2,0

70,6 29,4 0.0

100,0 100,0 100,0 719 52 109

n

20,3 79,2 0,5

35,7 64,3 0,0

48,8 50,4 0.8

100,0 100,0 100,0 116 202 182

100,0 260

Dieser Sachverhalt spiegelt sich auch in der Aussage, daß diejenigen, die die Eilbestellung benutzen, signifikant häufiger eine Doktorarbeit oder eine Forschungsarbeit anfertigen als eine Studien- oder Diplomarbeit. Allgemeiner: Die Benutzer der Eilbestellung sind häufiger damit beschäftigt, wissenschaftliche Arbeiten anzufertigen als dieses nicht zu tun. Die Terminierung der Arbeit scheint weniger, der Charakter der Arbeit eher auf die Benutzung der Sofortausleihe Einfluß zu haben, denn Studien- und Diplomarbeiten sind eher an feste Termine gebunden als es Dissertationen und Forschungsarbeiten sind. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Benutzung der Eilbestellung in der Ausleihe und der Benutzung der Eilbestellung im Lesesaal: Benutzung der Eilbestellung im Lesesaal

ia

nein

k.A. u.a. n

in der Ausleihe nein

»» %

%

81,1 18,5 0,4

5,7 94,3 0,0

100,0 238

100,0 318

Die Benutzer der Eilbestellung in der Ausleihe stellen noch deutlicher als die Benutzer der Eilbestellung im Ls eine bestimmte Gruppe dar: Höhere Semester, Doktoranden und Assistenten. Allerdings läßt sich nicht v o n einer privilegierten Benutzerschicht sprechen, da jeder Benutzer die Möglichkeit hat, diese Dienstleistungen in A n s p r u c h zu nehmen. Nach der Häufigkeit, mit der der Einzelne die Eilbestellung in A n s p r u c h nimmt, ist nicht gefragt worden. Denkbar ist, daß bestimmte Benutzergruppen die Eilbestellung sehr häufig in A n s p r u c h nehmen, ohne daß ihre Literaturbedürfnisse dringlicher wären als die anderer Benutzer, so daß diese Gruppen die eigentliche Ausleihe quasi ersetzen durch Sofortausleihe und damit eine A r t Selbstprivilegierung konstituieren.

134

Nicht nur hohe Semesterzahl und qualifizierte wissenschaftliche Arbeit stehen mit der Benutzung der Sofortausleihe in positivem Zusammenhang, sondern vor allem andere Benutzungsfaktoren, z.B. gerade häufige Benutzung der anderen Einrichtungen der HB. Auch häufige Benutzung von Ibb korreliert positiv mit Inanspruchnahme der Sofortbestellung, nicht iedoch die Ausleihbarkeit von Beständen der Ibb! Personen, die die Sofortausleihe beanspruchen, sind häufiger Benutzer als Nichtbenutzer von Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs. Die Benutzung von Bibliotheken mit Freihandaufstellungen und Sofortausleihe kann eine häufigere Benutzung der Sofortausleihe der HB bewirken. Ob Benutzer der Eilbestellung 'zufriedener' sind als Benutzer, die die Eilbestellung nicht in Anspruch nehmen, bleibt zweifelhaft. Die Beurteilungen zu Leihfrist, Bereitstellungsdauer der Literatur und Mahnverfahren differieren kaum danach, ob die Eilbestellung in Anspruch genommen worden ist oder nicht. Hohe Semesterzahl, hoher Status, häufige Benutzung von bibliothekarischen Einrichtungen innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs sowie die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit sind also Faktoren, die mit der Benutzung der Sofortausleihe in Zusammenhang stehen. Zu beantworten bleiben die Fragen, ob die Sofortausleihe eher für dringende Literaturwünsche in Anspruch genommen wird, ob die Sofortausleihe vor allem wegen der als unzureichend empfundenen Modi der normalen Ausleihe vorwiegend benutzt wird oder ob individuelle Frustrationstoleranzen einen wesentlichen Einfluß haben.

Zeitschriftenliteratur.

Benutzung

in der HB

Zeitschriftenliteratur erhält eine immer größere Bedeutung für den Fortschritt der Wissenschaft; ein großer Teil des veröffentlichten Wissens erscheint in Zeitschriften. Diese Veröffentlichungen zeichnen sich in den Natur- und Ingenieurswissenschaften fast immer dadurch aus, daß sie weniger sammelnden, synoptischen Charakters sind, als vielmehr Darstellungen neuester Forschungsergebnisse, die erst später, häufig aber auch gar nicht, in monographische Literatur eingehen. Sehr spezielle Forschungsliteratur verzeichnet auch häufig die sogenannte 'schwer zugängliche Literatur' oder 'graue Literatur', ein Komplex, auf dessen Benutzung in dieser Pilotstudie nicht eingegangen worden ist. Die Benutzung von Zeitschriftenliteratur ist für Studenten fortgeschrittener Semester häufig unumgänglich zur Erreichung des Studienziels. In dieser Untersuchung, die den Sektor des wissenschaftlichen Arbeitens und die zu ihm gehörigen Kommunikationen und Informationsstrategien nicht behandelt, können die

135

Fragen zur Benutzung von Zeitschriftenliteratur angesichts der bunten Mannigfaltigkeit von mündlichen und schriftlichen Informationsmitteln nur einige Hinweise geben. Das folgende Schema zeigt den Frageansatz:

Frage 76: Haben Sie schon einmal Zeitschriftenliteratur benutzt, d.h. in Bibliotheken gelesen oder ausgeliehen? 131) Antwort

%

nein ja k.A.

31,9 67,2 0,9

100,0 885 Frage 77: Wo war das? Antwort

%

Prozentuierung auf Nennungen

Vorwiegend Instituts- und Fachbibliotheken vorwiegend Hauptbibliothek beide ungefähr gleich keine Antwort

44,2 33,6 21,4 0,8

Hauptbibliothek

55,5%

Institutsbibl.

66,4%

n

100,0 604

599

Mehr als 2/3 aller Benutzer der Ausleihe der HB haben Zeitschriftenliteratur überhaupt schon benutzt, dies geschieht bei der Mehrzahl in den Ibb. Diejenigen, die Zeitschriftenliteratur in der HB oder in der HB und den Ibb benutzt haben, wurden danach gefragt, wie sie in der HB die Zeitschriftenliteratur benutzt hatten. Es ergaben sich folgende Antworten: 131)

136

Da diese Frage im Fragenkomplex zur Benutzung der Ausleihe der H B liegt, ist sie also nicht an diejenigen gestellt worden, die die Ausleihe der H B nicht benutzen. Die Angaben für die Benutzung von Zeitschriftenliteratur gelten also nur für diesen Benutzerkreis. Zeitschriftenliteratur kann aber gerade von Bibliotheksbenutzern geleser werden, die nicht die Ausleihe der H B benutzen.

Frage 78: Wie haben Sie in der Hauptbibliothek die Zeitschriftenliteratur benutzt? Mehrfachnennungen möglich. 132) Antwort

%

1 Ausleihe mit Leihschein 2 gelesen im Zeitschriftenlesesaal 3 gelesen in den Zeitschr.-Freihandmagaz. 4 1+2 5 1+3 6 1+2+3 7 2+3 keine Antwort n

Prozentuierung auf Nennungen

25,0 22,6 5,7 13,7 6,7 8,0 3,7 14,5 100,0 540

Ausleihe: 62,5 % Zsl : 56,0 % Freihandmagazine:39,6 %

461

Die Ergebnisse zeigen, daß die stärkste Benutzung auf die Ausleihe und die geringste Benutzung auf die Freihandmagazine entfällt. Die H B hat die Jahresbände von etwa 3 0 0 0 ihrer rund 5 0 0 0 laufend gehaltenen Zeitschriften in einer nach Formaten getrennten Aufstellung nach dem N u m e r u s Currens in zwei großen Freihandmagazinen untergebracht, in denen Arbeitsplätze und Münzkopiergeräte für Selbstbedienung vorhanden sind. Die Freihandmagazine sind von 8 bis 16.30 U h r geöffnet. Sie befinden sich relativ weit entfernt von den anderen Benutzungseinrichtungen im 5. S t o c k des Hauptgebäudes der T U B . Die Entleihung von Zeitschriftenbänden direkt aus den Freihandbereichen heraus ist möglich, wird jedoch wenig wahrgenommen. Assistenten und D o k t o r a n d e n haben Zeitschriftenliteratur häufiger benutzt als Studenten, ältere Semester häufiger als jüngere. Zeitschriftenliteratur benutzt?

nein ja k.A. u.a. n Wo benutzt? vorwiegend Ibb vorwiegend H B beide gleich k.A. n 132)

Status Stud. Dok. Ass. % % % 38,2 5,8 5,5 61,1 92,3 93,6 0,7 0,9 1,9 100,0 100,0 100,0 714 52 109 45,6 43,1 35,6 35,9 35,3 26,0 17,6 21,6 37,5 0,0 0,9 0,9 100,0 100,0 100,0 443 52 109

Semestergruppen 1-4 %

%

5-8 %

9-12 %

13 u. mehr

65,5 48,3 30,7 16,5 31,9 51,2 68,2 83,1 2,6 0,5 0,4 1,1 100,0 100,0 100,0 100,0 116 201 178 260 43,9 41,5 12,2 2,4

49,9 51,2 41,5 32,4 31,2 38,2 16,7 17,6 19,8 2,0 0,0 0,5 100,0 100,0 100,0 100,0 41 102 125 217

Die zur Beantwortung dieser Fragen notwendige doppelte Aussteuerung ist von den Befragten nicht in allen Fällen beachtet worden. Solche Doppelaussteuerungen sollten im Fragebogen graphisch besser gestaltet werden. M.E. ist die schriftliche Umfrageform durchaus geeignet, solche und kompliziertere selektierende Fragestellungen zu bewältigen.

137

Zeitschriftenliteratur

S e m e s t e r g r u p pe n

Sl: a t u s Stud. Dok.

Ass.

1-4

5-8

9-12

13 u. mehr

Wie in H B benutzt?

%

%

%

%

%

%

%

Ausleihe Zeitschriftenls. Freihandmagazine 1 + 2 1 + 3 1+2+3 2 + 3 k.A.

22,1 28,5 6,4 11,2 5,9 4,3 3,6 18,1

21,7 10,9 8,7 28,3 10,9 13,0 2,2 4,3

36,5 6,2 2,1 16,7 8,3 20,8 3,1 6,2

20,6 52,9 11,8 0,0 10,0 0,0 2,9 11,8

17,2 33,3 3,4 10,3 3,4 4,6 3,4 24,1

22,5 22,5 7,2 9,0 8,1 5,4 4,5 20,7

24,5 21,5 7,0 18,0 7,5 6,0 3,0 12,5

100,0 100,0 100,0 393 45 98

n

100,0 100,0 100,0 100,0 34 84 101 189

Den Abschluß zu den Fragen des Bereichs Ausleihe bietet die Aufforderung: 'Allgemeine Bemerkungen zur Ausleihe'. Hier wurde im Gegensatz zu der Frage gleicher Formulierungen im Komplex Lbs wesentlich weniger häufig davon Gebrauch gemacht, Bemerkungen niederzulegen: Fast zwei Drittel der Benutzer der Ausleihe antworten nicht. Die geringe Beantwortungsquote ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß die zahlreichen vorausgegangenen Fragen zur Ausleihe den Befragten Gelegenheit boten, Kritik in die Beantwortung der Fragen einzubringen, z.B. bei den Fragen zu den Öffnungszeiten, der Zeitspanne zwischen Leihscheinabgabe und Bereitstellung der Literatur. Häufig sind bereits bei den vorausgegangenen Fragen Kommentare abgegeben worden. 'Keine Antwort' bei dieser Frage deutet also nicht auf Zufriedenheit mit der Ausleihe hin. Die gegebenen Kommentare ließen sich zu folgenden Kategorien zusammenfassen Frage 79:

Allgemeine Bemerkungen zur Ausleihe

Antwort: 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Beanstandungen an Qualität und Quantität des Bestandes Beanstandungen an der Organisation der Ausleihe Beschwerden über Personal 1 + 2 1+2 + 3 2 + 3 anderes positive Äußerungen allein keine Antwort

n

138

%

Prozentuierung auf Nennungen

2,2

15%

22,9 0,7 1.7 0,3 0,3 1,3 4,7 65,9

90% 5%

100,0 885

247

Kennzeichnend für diese Frage ist, daß fast stets Einzelargumente dargebracht wurden. Die Argumente zu Qualität und Quantität des Literaturbestandes der HB sind zumeist pointiert dargeboten worden. Sie gehen insbesondere in die Richtung, daß Lehrbücher und vielgebrauchte Literatur tiefer gestaffelt werden sollte und daß sich die HB vornehmlich auf neueste Literatur beschränken sollte. Daß es überhaupt alte Auflagen gibt — ist die gewünschte Auflage verliehen, wird in der HB eine ältere Auflage ausgegeben — scheint für viele ein Ärgernis zu sein. Vorschläge, wie die Bestände vor 1950 wegzuwerfen und Vergleiche der HB-Bestände mit denen von Museen sind zwar Einzelfälle, kennzeichnen jedoch den starken Bedarf von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern nach neuerer Literatur. Die unter 'Beanstandungen an der Organisation der Ausleihe' zusammengefaßten Argumente lassen sich wie folgt beschreiben: — Ärger über das Ausfüllen des üblichen 2teiligen Leihscheines (etwa 50% der Argumente) 133). — die Datenverarbeitung der HB — ein Off line-Verfahren — wird als veraltet bezeichnet, ein On-Iine-Verfahren gefordert (10%). — Vereinfachungen bei Vorbestellungen und Verlängerungen sowie Buchrückgabe per Hauspost (10%), — Auskunftserteilung, Beratungsdienste, bessere Information und Beschilderung (20%). — verschiedene Details: So Wunsch nach Ausleihe von Zeitschriftenheften, Ausleihe aus Ibb via Ortsleihe, Verbot des Ausleihens von Zeitschriften u.a.m.

(10%). Die in der Kategorie 'anderes' vercodeten wenigen Argumente beziehen sich auf die Diskrepanz, Literatur im Katalog nachgewiesen zu finden, sie aber nicht erhalten zu können, da sie sich noch im Geschäftsgang oder beim Buchbinder befindet. Den wenigen Beschwerden über das Personal der Ausleihe stehen wesentlich mehr positive Äußerungen über das Personal gegenüber. Ergab die gleiche Frage für die Lbs als typische Antwortstruktur eine positive, jedoch dann eingeschränkte Stellungnahme, so sind bei den Bemerkungen zur Ausleihe positive und negative Kommentare nie gleichzeitig anzutreffen. Die Kategorie 'positive Äußerungen allein' enthält also alle positiven Kommentare 134).

1331

134)

Sollte bei Verzicht auf das Absignieren die Einführung eines Leihscheines, der nur Signatur u n d Benutzernummer e n t h ä l t , nicht möglich sein, wäre ein Leihschein m i t Durchschreibeverfahren ratsam. Einstellungen gegenüber d e m Bibliothekspersonal bzw. die Beurteilung des Bibliothekspersonals d u r c h die Benutzer w u r d e in dieser Umfrage nicht thematisiert.

139

Der größere Teil aller Argumente kommt von höheren Semestergruppen und damit von Befragten, die die bibliothekarischen Einrichtungen und auch die Ausleihe häufig benutzen. 4.5.

Fernleihe

Eine wissenschaftliche Bibliothek dient nicht ausschließlich den Bedürfnissen der Benutzer am Orte, sondern zugleich auswärtigen Literaturbenutzern. Sie wird von ihren eigenen Benutzern auch häufig in Anspruch genommen, Literaturbedürfnisse zu befriedigen, die sie mit ihren eigenen Beständen nicht erfüllen kann. Die Belastung der Universitätsbibliotheken durch den aktiven und den passiven auswärtigen Leihverkehr ist erheblich. Für den Benutzer stellt die Benutzung des auswärtigen Leihverkehrs eine Unbequemlichkeit dar, die weniger darin liegt, daß die Inanspruchnahme einer weiteren bibliothekarischen Benutzungsstelle erlernt werden muß als vielmehr darin, daß häufig lange Wartezeiten entstehen, nach denen erst Literaturwünsche erfüllt oder nicht erfüllt werden. In der HB kann der Benutzer seinen Leihschein direkt in der Fernleihstelle abgeben. Es ist dies der übliche weiße Ortsleihschein, der von dem Personal der Fernleihe auf den roten Leihschein übertragen wird, nachdem er Signierdienst und bibliographischen Dienst durchlaufen hat. Der Benutzer kann auch den weißen Ortsleihschein in einen der Einwurfkästen für die Ortsausleihe einwerfen. Er braucht in diesem Falle nur den auf diesem Leihschein angebrachten roten Aufdruck 'Falls Fernleihe erwünscht, Lieferung bis zum . . . erforderlich. Kostenpflichtige Auslandsbestellung — nicht — erwünscht' auszufüllen. Eine Beratung solcher Benutzer der Fernleihe ist nicht möglich. Der Benutzer wird über ein Ergebnis von der Fernleihstelle stets schriftlich oder telefonisch unterrichtet. Die Inanspruchnahme des auswärtigen Leihverkehrs kann einerseits abhängig sein von der Bestandssituation der einem Benutzer zugänglichen Bibliotheken, andererseits von der Bekanntheit der Institution Fernleihe und ferner auch von vermuteter oder erfahrener durchschnittlicher Zeitdauer bis zur Erledigung der Bestellung. Der auswärtige Leihverkehr ist von weniger als einem Fünftel der Benutzer der HB in Anspruch genommen worden. Frage 80:

Haben Sie schon einmal die Fernleihe

Antwort

%

nein ja k.A.

88,2 17,5 0,3

n 135)

140

b e n u t z t ?

1

^ )

100,0 1116 Es ist bei dieser Frage, u m die Untergruppen nicht zu klein werden zu lassen, nicht unterschieden worden zwischen Berliner Leihverkehr, Fernleihverkehr mit der Bundes

A n die Nichtbenutzer der Fernleihe wurde die Frage ' w a r u m nicht' gestellt. Frage 81:

Warum nicht?

Antwort

%

1

brauchte ich bisher noch nicht 2 dauert doch zu lange 3 ist zu kompliziert 4 1+ 2 5 1+3 6 1+2+3 7 2 + 3 keine Antwort

75,6 9,0 7,4 0,2 0,6 0,3 1,4 5,4 100,0 904

n

Antizipationen (Kategorie 2 u n d 3) sind relativ gering, vergleichen m i t der Aussage 'brauchte ich bisher noch nicht'. A l l e Antwortkategorien enthalten wahrscheinlich auch A n t w o r t e n von denjenigen, die z u m erstenmal durch diese U m frage von der Existenz der Fernleihe erfahren haben 136). Die Inanspruchnahme des auswärtigen Leihverkehrs n i m m t den letzten Platz ein in der Rangfolge der Benutzung wesentlicher bibliothekarischer Einrichtungen der H B , ebenso den letzten Platz in der Häufigkeit der Benutzung. Der S c h w e r p u n k t der Häufigkeit der Benutzung der Fernleihe, die nur von weniger als einem Fünftel der Befragten benutzt wird, liegt in den Kategorien geringer Häufigkeit: Frage 82:

Wie häufig benutzen Sie die Fernleihe in der Regel?

Antwort

%

mindestens einmal die Woche 1 - 2 mal im Monat 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr keine Antwort

1,4 13,7 24,5 30,4 010

n

100,0 212

Fortsetzung Fußnote 135) republik und Leihverkehr mit dem Ausland. Ebenso ist die wichtige Differenzierung zwischen Bestellung von Monographien und Zeitschriften!iteratur nicht getroffen worden. Es sollte daran gedacht werden, die spezifischen Probleme des Fernleihverkehrs einer gesonderten Untersuchung zu unterziehen, die eine ausreichend große Anzahl von Fernleihbenutzern untersucht, zugleich sollte eine Analyse des bestellten Materials auf dem Hintergrund der Literatursituation des Bibliotheksnetzes der Hochschule unternommen werden. 136) Mit einer schriftlichen Umfrage ist es relativ schwierig zu erheben, ob eine Einrichtung überhaupt bekannt ist, da bei einer derartigen Absicht ja nicht direkt nach der Bekanntheit gefragt werden kann.

141

Wie zu erwarten ist, haben Doktoranden und Assistenten die Fernleihe signifikant häufiger als Student benutzt: Häufigkeit der Benutzung der Fernleihe mindest, einmal d. Woche 1 - 2 mal im Monat 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr

Position SU|(J

Dok

Ajs

%

%

%

%

%

%

%

2,2 8,8 19,8 69,2

0,0 17,2 31,0 51,7

1,1 17,0 27,3 54,5

20,0 40,0 20,0 20,0

0,0 17,6 41,2 41,2

0,0 12,9 12,9 74,2

1,6 8,1 22,6 67,7

100,0 100,0 100,0 n

Semestergruppe 9 . 12 13 u. mehr 4 5 . 8

1

91

29

88

100,0 100,0 100,0 100,0 5

17

31

62

Werden Doktorarbeit oder Forschungsarbeiten angefertigt, wird die Fernleihe signifikant häufiger benutzt, als wenn Diplom- oder Studienarbeiten angefertigt werden. Die durchschnittliche Zeitdauer, die Benutzer der Fernleihe auf ihre bestellte Literatur warten müssen, beziffern die Befragten wie folgt: Frage 83: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis Sie die Literatur aus der Fernleihe erhalten? Antwort

%

1 Woche 2 Wochen 3 " 4 " 5 " 6 " 7 " 8 und mehr Wochen evasive Antworten und keine Antwort

1,4 11,4 16,1 19,9 8.1 12,8 5,2 14,7

1,4 12,8 28,9 48,8 56,9 67,7 74,9 89,6

10,4

100,0

n

kumuliert

100,0 212

Nahezu die Hälfte der Benutzer der Fernleihe erhält also die bestellte Literatur spätestens innerhalb von 4 Wochen. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache zuzuschreiben, daß die Fernleihstelle der HB für Bestellungen bei einigen Technischen Universitätsbibliotheken der Bundesrepublik und des Auslandes Fernschreiber einsetzt. Insbesondere die häufigen Direktbestellungen bei der Technischen Informationsbibliothek Hannover beschleunigen den auswärtigen Leihverkehr der HB. Solche Angaben sind als Durchschnittswerte dann problematisch, wenn Benutzer die Fernleihe selten gebraucht haben. Evasive Antworten: "Ist ganz verschieden, kommt darauf an" usw. sind hier zusammen mit 'keine Antwort' verschlüsselt worden. Vorteilhafter wäre u.U. die Frage danach, wie langa es beim letzten Benutzungsfall gedauert hat. Diese Angaben könnten dann stellvertretend für Durchschnittswerte angesehen werden. So könnte für den Benutzer 142

die Schwierigkeit vermieden werden, daß er aus wenigen Benutzungsfällen, die zum einen weit zurück und auch weit auseinander liegen können und zum anderen auch noch ungleiche Beschaffungszeiten hatten, einen Durchschnitt bilden muß. Antworten auf die Frage danach, welche Wartefristen in Kauf genommen werden können und wann bestellte Literatur 'zu spät' kommt, zeigen, daß im Fernleihverkehr bestellte Literatur in der Mehrzahl der Fälle noch verwendet werden kann. Frage 84:

Passiert es Ihnen, daß Sie Literatur aus der Fernleihe nicht mehr brauchen, wenn Sie sie erhalten?

Antwort:

%

ja, in der überwiegenden Zahl der Falle ja, gelegentlich ja, in ganz wenigen Fällen nein k.A.

10,4 34,4 23,6 27,4 4,4

100,0 n

212

Z u m Vergleich mit den Angaben zur tatsächlichen durchschnittlichen Dauer der Fernleihbestellungen dient die nachfolgende Tabelle, die die subjektiven durchschnittlichen Fristen enthält, nach denen die eingegangene Literatur von den Bestellern als nicht mehr verwertbar angesehen wird: Frage 85:

Nach welcher Wartefrist wird Literatur, die Sie in der Fernleihe bestellt haben, für Sie wertlos? kumuliert

Antwort

%

nach 2 Wochen nach 3 Wochen nach 4 Wochen nach 5 Wochen nach 6 Wochen nach 7 Wochen nach 8 und mehr Wochen nie evasive Antworten und keine Antwort

9.5 11,9 16,7 3,3 6,2 1,0 23,3 7,6

9,5 21,4 38,1 41,4 47,6 48,6 71,9 79,5

20,5

100,0

n

100,0 212

Der hohe Prozentsatz von evasiven Antworten und Nichtbeantwortung weist auf das Problem einer derartigen Fragestellung hin: Literatur wird erst wertlos, wenn sie nicht zu Terminen eintrifft, die der Benutzer einzuhalten hat oder einhalten will. Dies aber kann je nach Art der derzeitigen wissenschaftlichen Arbeit variieren. Bei wenigen Benutzungsfällen lassen sich keine Durchschnitte bilden.

143

An die Benutzer der Fernleihe wurde die Frage nach der Benutzung des Berliner Gesamtkataloges gestellt. Dieser Zentralkatalog für die Leihverkehrsregion Westberlin ist insofern leicht benutzbar, als er in der Freien Universität frei zugänglich benutzt werden kann und auch jederzeit telefonische Auskünfte gibt. In der HB liegen Hinweise zur Benutzung des B G K in mehreren Benutzungsstellen aus. Benutzung des Berliner Gesamtkataloges %

ia nein k.A. n

62,4 37,1 0,5 100,0 212

Der größere Teil der Benutzer der Fernleihe hat den B G K bereits benutzt. Die Benutzung des B G K durch den Benutzer sollte eigentlich immer geschehen, damit einerseits die Fernleihstelle entlastet wird, indem der Benutzer zuvor entscheidet, ob er die gewünschte Literatur, wenn sie in Berlin nachgewiesen ist, sich selbst besorgt, zumal im Berliner Leihverkehr Literaturbestellungen in frühestens 4 Wochen erledigt werden.

4.6.

Literaturnachweise

Literaturnachweise ohne Kataloge Die subjektiv empfundenen Informationsbedürfnisse, also das Suchen nach Informationen über die faktisch vorhandenen Informationen hinaus, wird sich dem objektiv notwendigen Informationsbedarf häufig nicht einmal nähern 137), Sehr verschiedene Einflußgrößen können das subjektiv angestrebte Informationsniveau bestimmen. So hat z.B. die Breite der Informiertheit über adäquate Literaturauskunftsmittel und deren Benutzung darauf einen Einfluß. Bibliotheken besitzen die verschiedensten Arten von Literaturnachweisen, solche, die eigene Bestände oder fremde Bestände nachweisen sowie solche, die Literatur unabhängig vom Standort nachweisen. Die Literaturnachweise können die verschiedensten Formen haben: Kataloge, Bibliographien, Dokumentationskarteien, Referatejournale, Fortschrittsberichte, Handbücher, Indexe, Zitationswerke u.a.m. Die Ausnutzung der Vielfalt der Möglichkeiten zur Information über Literatur konnte nicht vollständig oder systematisch, z.B. nach Art des gewünschten Materials, Ort der Literaturhinweise und Ort der Beschaffung, erhoben werden. 137)

144

Zu den Begriffen subjektiver und objektiver Informationsbedarf s. Kschenka, W.: Benutzeranalyse... S. 17 f.

Die Rolle des Benutzers in seinem Informationsverhalten wird mitbestimmt von der aktiven oder passiven Rolle der Bibliothek bei der Bereitstellung von Literaturnachweisen. Benutzerunterweisung, Beratung und Auskunftserteilung können für den Benutzer eine wesentliche Hilfe darstellen — zugleich erhöht sich die Ausnutzung der Bibliothek. Die HB der TUB verfügt über einen ausreichenden Bestand an deutschen und internationalen Allgemeinbibliographien und Fachbibliographien sowie anderer Literaturauskunftsmittel wie Referatejournale, Dokumentationsdienste und ähnliches. Ein Teil der Dokumentationsdienste wird in Zettelform bereitgestellt. Der Literaturnachweis der HB befindet sich zusammen mit den Katalogen in der Nähe der meisten Benutzungseinrichtungen im 3. Stock des Hauptgebäudes der TUB. Die Frage an den Benutzer, ob es für sein Fachgebiet Bibliographien, Referateblätter, Dokumentationskarteien gäbe, sollte die Bekanntheit von Literaturnachweisen aufweisen. Es gibt für jedes Fachgebiet der Befragten zumindest eine Art des Literaturnachweises in der HB. Frage 88:

Gibt es für Ihr Fachgebiet Bibliographien, Referateblätter, Dokumentationskarteien? ^ 8 1

Antwort

%

weiß nicht nein ja k.A.

65,5 5,0 29,4 0,1

n

100,0

1116

Nur ein geringer Teil der Befragten - 5% - glaubt die Frage verneinen zu können. Sicher ist das Vorhandensein solcher Auskunftsmittel abhängig von dem Fachgebiet der Befragten: So geben gerade Angehörige der Philosophischen Fakultät häufiger als Angehörige der natur- und ingenieurswissenschaftlichen Fakultäten an, daß es diese Mittel überhaupt nicht gäbe. Die wesentlicheren Faktoren für die Verneinung dieser Frage oder für das Nichtwissen sind jedoch Position und Semesterzahl. 138)

Die Frageformulierung hätte eventuell einige weitere Literaturauskunftsmittel enthalten sollen, z.B. Indexlisten und Fortschrittsberichte oder aber mit usw. abgeschlossen werden sollen. Eine Vorgabe von Antwortkategorien, in der die einzelnen Literaturauskunftsmittel nur mit ihrer bibliothekarischen Bezeichnung vorgegeben werden, erscheint problematisch, da bereits bei der Nennung dieser drei Fachbegriffe der Eindruck entstand, daß vielen Benutzern diese Fachbegriffe nicht geläufig sind. Ausdrücke wie Literaturzusammenstellungen, Literaturlisten, Kurzfassungen von Zeitschriftenaufsätzen und ähnliche Umschreibungen scheinen für weniger geübte Literaturbenutzer angebrachte zusätzliche Formulierungen zu sein.

145

Gibt es für Ihr Fachgebiet Bibliographien, Referateblatter, Dokumentat.onsKarteien? weiß nicht nein ja k.A.

Position Dokt. Ass. % % %

S tud.

72,6 4,6 22,7 0,1

41,8 0,0 58,2 0,0

19,6 10,7 69,6 0,1

100,0 100,0 100,0 944 55 113

n

Semestergruppen 1 - 4 5 - 8 9 - 1 2 13u. mehr % % % % 83,6 4,1 12,3 0,0

71,7 4,7 23,6 0.0

68,5 5,0 26,0 0,5

63,6 3,9 32,5 0,0

100,0 100,0 100,0 100,0 220 281 201 285

Beachtlich ist, daß einem großen Teil aller Studenten, unter ihnen auch Angehörige der höchsten Semestergruppe, aber auch Doktoranden und Assistenten nicht bekannt wird, daß es solche Auskunftsmittel für ihre Fachgebiete gibt. Hier kann m.E. nur eine aktive Rolle der UB Abhilfe bringen. Das Wissen um das Vorhandensein von Literaturauskunftsmitteln für das Fachgebiet des Befragten resultiert noch lange nicht in der Benutzung dieser Auskunftsmittel: Eine Nachfrage an diejenigen, die bejaht hatten, daß diese Auskunftsmittel für ihr Fachgebiet existieren, ergab, daß etwa die Hälfte dieser keines der Auskunftsmittel benennen konnte: Frage 89:

Welche haben Sie schon benutzt? Ungefähre Titel.

Antwort Anzahl

%

eine Nennung zwei Nennungen 3 4 5 und mehr Nennungen bisher noch keine benutzt keine Antwort

21,9 10,5 9,4 2,3 1,7 33,9 20,2

kumuliert 21,9 32,4 41,8 44,1 45,8

100,0 n

353

Die Angabe eines kurzen Titels war gefordert worden, um verifizieren zu können, ob es sich bei den Angaben auch um die geforderten Auskunftsmittel handelte. Alle abgegebenen Angaben gehörten zu den Auskunftsmitteln. Versteckte Bibliographien wurden nie genannt. Eine Klassifizierung dieser Nennungen nach bibliothekarischen Kategorien wurde nicht vorgenommen, da die genannten Titel fast ausschließlich Fachbibliographien, Referatezeitschriften und Dokumentationskarteien waren, nicht aber z.B. Allgemeinbibliographien, Bibliographien von Kongreßberichten, von government reports, von Übersetzungen, ebenso keine Handbücher, Zeitschriften mit Besprechungs- oder Literaturteilen usw. Es ist zu vermuten, daß neben dem erfahrungsgemäß tatsächlich geringen Gebrauch dieser Hilfsmittel die enge Frageformulierung zu diesem Ergebnis beigetragen hat. 146

Diese Werte zeigen, in wie geringem Ausmaß Literaturauskunftsmittel bisher benutzt worden sind. Die enge Frageformulierung verhinderte vermutlich, daß die bei Naturwissenschaftlern und Ingenieuren übliche Durchsicht der Sachverzeichnisse von Fachzeitschriften-Jahresbänden — eine der praktisch erfolgreichen Methoden der Literatursuche — genannt wurde. Eine Frage nach Kenntnis und Benutzung von Literaturauskunftsmitteln müßte genauer auf die Gegebenheiten der Literatursuche der Befragten abgestellt sein. Eine schriftliche Befragung der vorliegenden Form scheint für die Erhebung solcher Sachverhalte wenig geeignet zu sein. Position und Semesterzahl beeinflussen erwartungsgemäß die Benutzung der Auskunftsmittel: Anzahl der genannten Auskunftsmittel

eine Nennung zwei Nennungen drei vier fünf u. mehr Nennungen bisher noch keine benutzt keine A n t w o r t

Position

Semestergruppen

Stud. Dokt. Ass. % % %

5-8 %

9 - 1 2 13 u. mehr % %

17,7 6,5 5,2 1,3 0,4

21,2 21,2 6,1 3,0 9,1

34,1 18,3 23,2 3,7 1,2

6,2 0,0 6,2 0,0 0,0

11,4 5,7 1,4 0,0 1.4

23,2 7,1 12,5 7,1 0,0

22,2 11,1 4,0 1,0 0,0

44,8 24,1

18,2 21,2

11,0 8,5

71,9 15,6

51,4 28,6

28,6 21,4

36,4 25,3

100,0 100,0 100,0 n

1- 4 %

240

33

82

100,0 100,0 100,0 100,0 32

70

53

99

Eine Frage nach einer Bibliographie des Zeitschrifteninhalts, von der allgemein angenommen wird, daß sie viel benutzt wird, der "Internationalen Bibliographie der Zeitschriftenliteratur", dem sogenannten 'Dietrich', zeigte, daß diese Bibliographie weitgehend unbekannt war: Frage 100:

Haben Sie schon einmal den sog. 'Dietrich' benutzt?

Antwort

%

ja nein k.A.

4,3 92,8 2,9

100,0 1111

Witzige Kommentare der Befragten, die diese Bibliographie nicht kannten, zeigen an, daß dieser Zitiertitel durch den eigentlichen Namen ergänzt werden sollte. Über die Zugänglichkeit der Informationsmittel machten die Befragten folgende Angaben: 147

Frage 90:

Können Sie an die für Ihr Fachgebiet wesentlichen Bibliographien, Referateblätter. Dokumentationskarteien herankommen?

Antwort

%

1 2

12,7

ja, in der Hauptbibliothek ja, in einer Instituts- oder Fachbibliothek 3 ja, in beiden 4 nein, in keiner von beiden 5 weiß nicht k.A.

40,8 32,1 1,1 10,7 2.5

72,9%; 1 + 3 = 4 4 , 8 %

100,0 n

353

Personen, die auf die Frage, welche Informationsmittel sie benutzt haben 'bisher noch keine benutzt' angaben oder gar keine Angaben machten, beantworteten diese Frage auch. Hier kann also nicht davon ausgegangen werden, daß der Befragte stets weiß, wo die Informationsmittel erhältlich sind. Es m u ß vielmehr berücksichtigt werden, daß der Standort oft nur vermutet wird. Die Ibb hält man vorwiegend, die Ibb u n d die H B häufig für Orte, wo die Informationsmittel benutzt werden können. Eine Überprüfung der von den Befragten genannten Titel der Informationsmittel ergab, daß alle auch in der H B zu finden waren. Das Wissen um Informationsmittel überhaupt, das Wissen um den Ort, w o diese zu finden sind und die Benutzung dieser ist nach den vorliegenden Ergebnissen in geringem Maße entwickelt. Kataloge Die Fragen nach den Katalogen mit den nachfolgenden Fragen zu Einführungsveranstaltung und persönlichen Daten stellen im Fragebogen den letzten Komplex dar, der von nahezu allen Befragten beantwortet werden mußte. Zu fragen ist, ob innerhalb eines langen Fragebogens wegen möglicherweise auftretender Ermüdungserscheinungen und wachsendem Desinteresse ein so wesentlicher Komplex am Ende stehen sollte. Tatsächlich zeigt sich eine gewisse Erhöhung der Quoten von Nicht-Antworten und eine Erhöhung unpräziser Beantwortung. Letzteres hat jedoch vorwiegend andere Gründe: Im Abschnitt über die Kataloge ist auf Aussteuerungen im Fragebogen verzichtet worden, dies lag einerseits an den summarischen Frageformulierungen, andererseits sollten Erfahrungen über dieses Verfahren gesammelt werden 139). 139)

148

In Bezug auf die Aussteuerungen fand in dem Fragebogen eine Steigerung statt. Während zunächst nur einfache und deutliche Aussteuerungen verwandt wurden, sind im Abschnitt über die Zeitschriftenbenutzung bereits Doppelaussteuerungen verwandt worden und in dem vorliegenden Abschnitt gar keine Aussteuerungen. Zwischen den Extremen — keine Aussteuerung, z.B. bei Antwortvorgaben in Matrit-

Die in diesem Komplex notwendige Selbstaussteuerung ist in einem Teil der Fälle von den Befragten nicht beachtet worden. Die vorliegenden Werte sind also weniger präzise als die in den vorausgegangenen Abschnitten. Der Katalogsaal der H B enthält zusammen mit den anderen Literaturnachweisen die Kataloge. Der A K ist nach den Preußischen Instruktionen geführt und enthält fast vollständig auch die Bestände der Ibb des TU-Bereichs. Ein standortfreier systematischer S K mit einem Schlagwortregister erschließt die Bestände der H B sachlich. Er enthält bisher keine Bestände von Ibb und nur wenige aus den Abteilungsbibliotheken der UB. Ein ausführlicher Rotulus liegt in mehreren Exemplaren aus. Ein Verzeichnis der Zeitschriftenbestände der H B liegt in mehreren Exemplaren aus. Zeitschriften sind jedoch auch im A K nachgewiesen. Ein standortgebundener systematischer Katalog erschließt die Bestände des Katalogsaales. Die Systematik des Sachkataloges der H B ist unterschiedlich von der der Lss. Im Katalogsaal arbeiten in der Regel drei Diplombibliothekare. Die Fachreferenten haben ihren Arbeitsplatz räumlich weit entfernt vom Katalogsaal und den anderen Benutzungseinrichtungen, sie sind zeitweise in ihren Abteilungsbibliotheken tätig. Computerkataloge, wie z.B. Kwic- oder Kwoc-Iisten oder Kurztitelkataloge existieren auch für Teilgebiete bisher nicht. A u f die Frage nach der Katalogbenutzung ergeben sich folgende Werte: Frage 91:

Haben Sie schon einmal die Kataloge im Katalogsaal der H B benutzt? 1 4 Q '

Antwort

%

nein ja k.A.

16,8 82,3 0,8

n

100,0 1116

Fortsetzung Fußnote 139) zen und ganz präzise Aussteuerung, z.B. in der Logik von Flußdiagrammen mit Abfragen — besteht eine Vielzahl anwendbarer Möglichkeiten. Ein Fragebogen für eine schriftliche Umfrage muß graphisch umso aufwendiger gestaltet werden, wobei er an Seitenzahl zunimmt; je eindeutiger die Aussteuerungen gestaltet werden. Als Erfahrung aus dieser Umfrage kann gelten, daß von der überwiegenden Mehrzahl der Befragten Einfach- und Doppelaussteuerungen beachtet werden. Da jedoch ein geringer Teil der Befragten die Aussteuerungen nicht beachtet und der beim Vercoden notwendige Korrekturaufwand erheblich ist, sollte ein Fragebogen stets graphisch aufwendig und damit eindeutig gestaltet werden. 140)

Vorteilhafter wäre gewesen, in dieser ersten Frage die Kataloge bereits zu benennen und zugleich neben der bibliothekarischen Bezeichnung A K und S K eine kurze umgangssprachliche Umschreibung zu geben. Z.B. Gemeint sind der alphabetisch geordnete Zettelkatalog in den braunen Holzschubladen gleich am Eingang und der . . . Vgl. Line, M.B.: Library surveys, S. 45.

149

82,3% der Befragten haben also die Kataloge des Katalogsaales überhaupt schon benutzt. In der Rangfolge der Benutzung der wesentlichen Einrichtungen der H B nimmt die Benutzung der Kataloge den 2. Platz ein, nur die Lbs ist mit 87,2% aller Befragten noch häufiger überhaupt schon benutzt worden. Diesen 8 2 , 3 % Katalogbenutzern stehen 7 7 , 6 % Benutzer der Ausleihe gegenüber. Assistenten und Doktoranden haben die Kataloge signifikant häufiger benutzt als Studenten. Nur ein kleiner Teil der Studenten höherer Semestergruppen und der Assistenten und Doktoranden hat die Kataloge bisher gar nicht benutzt. (Stichprobe waren Benutzer von Ausleihe und/oder Lbs der HB!) Dieser kleine Teil weist auf die nicht befragte Gruppe von Literaturbenutzern hin, die ihre Literaturbedürfnisse in der Regel nicht über die H B befriedigt. Benutzung der Kataloge im Katalogsaal? nein ja k.A. n

Position

Semestergruppen

Stud. Dokt. Ass.

%

%

%

19,2 80,4 0,4

7,3 92,7 0.0

3,5 95,6 0.9

100,0 100,0 100,0 942 55 113

1-4

5-8

%

%

9 - 12 13 u. mehr

%

%

39,1 60,9 0,0

24,0 74,9 1.1

5,5 94,5 0,0

7,4 92,3 0,4

100,0 100,0 100,0 100,0 221 280 201 284

Diejenigen, vorwiegend jüngeren Semester, die die Kataloge bisher nicht benutzt haben, sind ausnahmslos Benutzer der Lbs, die ohne vorherige Benutzung der Kataloge des Katalogsaals mit Erfolg benutzt werden kann. V o n den Befragten, die Kataloge benutzen, leiht der überwiegende Teil auch Literatur aus der H B aus: Benutzung der Kataloge des Katalogsaales?

nein ja k.A. n

Ausleihe von Literatur aus der HB, ohne Lehrbuch Sammlung nein %

ja %

54,7 44,9 04

6,7 92,9 0,4

100,0

100,0

236

891

Eine Gegenüberstellung mit den Ergebnissen der Frage, woher die Hinweise stammen, deretwegen das letztemal die H B aufgesucht wurde, zeigt deutlich, daß die Literaturhinweise derjenigen, die die Kataloge noch nicht benutzt haben, häufiger aus Lehrveranstaltungen stammen, in Form von Literaturlisten oder speziellen Literaturhinweisen, häufiger direkt auch von Kommilitonen.

150

Benutzt man Ausleihe und/oder Lbs der HB, scheint das Vordiplom noch nicht generell die Schwelle zu sein, die die Benutzung der Kataloge der H B unumgänglich macht; auch die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit muß nicht stets mit Benutzung der Kataloge der HB in Zusammenhang stehen: Benutzung der Kataloge im Katalogsaal der H B ?

Vordiplom abgelegt?

Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit?

nein

nein

%

32,7 67,3 0,0

nein ia k.A. n

ja

%

%

ja

%

13,5 85,9 0,6

24,2 75,2 0,6

7,4 92,4 0,2

100,0 100,0 255 720

100,0 633

100,0 482

Mehr als zwei Drittel aller Katalogbenutzer haben sowohl den A K als auch den S K benutzt. Weniger als zusammen ein Drittel hat nur einen der beiden Kataloge benutzt. Frage 92:

Was haben Sie dort benutzt?

Antwort

%

den alphabetischen Katalog den Sachkatalog beide anderes Kombinationen mit anderes k.A.

20,8 10,5 64,5 0.2 3,3 0,7

n

100,0 943

Der A K ist also von wenigestens 8 5 , 3 % und der S K von wenigstens 7 5 % aller Benutzer der Kataloge benutzt worden. Nur in einer geringen Zahl der Fälle — 3,3% — ist A K und/oder S K zusammen mit anderen Materialien angegeben worden 1 4 1 > . 7 5 % der Benutzer der Kataloge benutzen auch den S K . Dies kann zusammen mit dem Ergebnis, daß Bibliographien wenig benutzt werden, als Bestätigung für die Notwendigkeit, einen S K zu führen, angesehen werden. Die Benutzung des S K allein wird eindeutig von den Studenten bevorzugt, beide Kataloge zusammen werden eher von Assistenten und Doktoranden benutzt. Während mit steigender Semesterzahl die Alleinbenutzung von A K oder S K abnimmt, steigt die Chance, beide Kataloge schon benutzt zu haben: 141)

In der Hauptsache mit dem Schlagwortregister zum S K , mit dem Zeitschriftenverzeichnis und den Dokumentationskarteien in Zettelform. Dies mag ein Ergebnis der unbrauchbaren Frageformulierung sein, die mit der Formulierung 'welche' zugleich Antwortkategorien vorgibt. Diese Frageformulierung ist für die Absicht, alles das zu erheben, was im Katalogsaal benutzt werden kann, zu unspezifisch.

151

Was haben Sie dort benutzt?

den alph. Katalog den Sachkatalog beide anderes,Komb., k.A.

P O !s i t i 0 n

S e m i e s t e rg r u P p e n

Stud. Dokt. Ass. % % %

1 -4 %

5-8 %

9 - 1 2 13 u. mehr % %

18,7 1,8 70,5 8,0

27,1 15,0 53,6 4,2

21,4 16,8 59,5 2,3

23,4 8,3 65,6 2,6

20,8 12,4 63,6 3,6

25,5 2,0 66,7 5,8

100,0 100,0 100,0 774 51 112

16,3 8,7 70,5 4,6

100,0 100,0 100,0 100,0 140 219 188 164

Die Frage, o b die B e n u t z e r die K a t a l o g e h ä u f i g e r z u r Suche nach bereits b e k a n n t e n o d e r n u r z u r Suche n a c h n o c h n i c h t b e k a n n t e n T i t e l n b e n u t z e n , ü b e r f o r d e r te die B e n u t z e r : Ü b e r 5 0 % e n t s c h i e d e n sich d a f ü r , beide A l t e r n a t i v e n a n z u k r e u zen: Frage 93:

Benutzen Sie die Kataloge des Katalogsaales häufiger zur Suche nach bereits bekannten Titeln oder zur Literatursuche nach noch nicht bekannten Titeln? 142)

Antwort

%

1 bekannte Titel 2 noch nicht bekannte Titel 3 1+ 2 k.A.

23,8 23,5 51,0 1,7 100,0 993

Die Fragestellung, w e l c h e K a t a l o g e ü b e r h a u p t b e n u t z t w e r d e n u n d w i e h ä u f i g sie b e n u t z t w e r d e n , z i e l t a u f e i n e n a n d e r e n Sachverhalt ab als diese Frage, d i e n u r nach der H ä u f i g k e i t s p r ä f e r e n z der K a t a l o g e f r a g t . Der S a c h v e r h a l t , d a ß d i e 142)

152

Es ist zu vermuten, daß die Benutzer der Bibliothek aus der Vielzahl ihrer Benutzungsfälle, wovon jeder einzelne sich aus einer Anzahl Teilhandlungen zusammensetzt — Katalogbenutzung, Leihscheinausfüllen, Leihscheinabgabe, Literaturabholung, Rückgabe — kaum ein durchschnittliches oder regelhaftes Verhalten nennen können, also eine Alternativfrage wie die vorliegende: Benutzen Sie häufiger A oder B? nicht eindeutig beantworten können. Beantwortet ein Benutzer dieser Frage dennoch eindeutig, so liegt nahe, daß nur wenige Benutzungsfälle, nämlich die letzten, im Gedächtnis sind. Ein fehlender Zeithorizont macht sich hier negativ bemerkbar. Tatsächlich werden eindeutige Antworten von jüngeren Semestern und vor allem Benutzern abgegeben, die bibliothekarische Einrichtungen wenig benutzen. Für die Erhebung des durchschnittlichen Verhaltens bei Informations- und Suchstrategien scheint die schriftliche Umfrageform weniger geeignet zu sein. Für die schriftliche Umfragef o r m wären jedoch Fragestellungen geeignet, die nur auf den letzten Benutzungsfall abstellen, wobei zugleich gefragt werden müßte, wieweit dieser zurückliegt. Interessant wäre ein Vergleich der Ergebnisse zu gleicher Fragestellung bei Durchschnittsbildung durch den Benutzer, bei einer Momentaufnahme (Letztfall) und einer unabhängigen Methode (Beobachtung, Tagebuch); Solche Ergebnisse, die einen Sachverhalt zugleich subjektiv und objektiv darstellen, können zur Erreichung von Informationen über den Benutzer wertvoll sein.

Kataloge wechselseitig benutzt werden können, nämlich auch im A K noch nicht bekannte Titel gesucht werden können, wenn bei einem sachlich einschlägigen Autor nachgesehen wird und im S K bekannte Titel an der zutreffenden Systemstelle z u finden sind, erfordert einen anderen Untersuchungsansatz. Dem Benutzer mit Rat und Tat persönlich zur Seite zu stehen, ist eine wesentliche Aufgabe des Bibliothekspersonals der Benutzereinrichtungen. Je nach Art der Bibliothek, ihren Traditionen, Einrichtungen und ihrer Ausstattung mit Personal in qualitativer und quantitativer Hinsicht wird diese Tätigkeit mehr oder minder gut wahrgenommen. Das Verhalten des Benutzers gegenüber den bibliothekarischen Auskunftseinrichtungen ist z.T. abhängig von dem, was er vorfindet und von Einflußgrößen, die in dieser Pilotuntersuchung nicht untersucht wurden 143). Frage 94:

Haben Sie bei der Suche im alphabetischen Katalog schon einmal die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch genommen?

Antwort

%

nein ja, hin und wieder ja, ziemlich häufig k.A.

30,4 62,4 6,5 0,6

) )

ja = 68,9

100,0 n

933

Mehr als zwei Drittel der Benutzer der Kataloge haben also irgendwann bereits einmal die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch genommen. Da vermutet werden kann, daß Mißerfolge bei der Literatursuche auch auf mangelnder Fähigkeit des Benutzers, einen nach preußischen Regeln geführten A K zu benutzen, beruhen, wäre eine Erhellung des Tatbestandes, warum diese Hilfe in Anspruch genommen worden ist, sehr wichtig. Mißerfolge bei der Literatursuche am A K können dadurch bedingt sein, — daß Literatur nicht vorhanden ist, oder aber — daß der Benutzer die vorhandene Literatur nicht findet. Letzteres wird dem Benutzer häufig nicht bewußt werden. Dieses Nichtwissen um die eigene Unzulänglichkeit wird sich in der Regel auch nicht in Frageverhalten umsetzen. Andererseits läßt sich aber auch vermuten, daß einem Teil der Katalogbenutzer die eigene Unzulänglichkeit bei der Suche im A K mehr oder minder bewußt ist. Dieses wirkt sich jedoch aus verschiedenen Gründen nicht in Frageverhalten aus 144). Die vorliegenden Ergebnisse sind so die Summe zumindest folgenden Verhaltens: 143)

Vgl. z.B. die theoretischen Untersuchungen zum Image von Spiegel, Bernt: Die Struktur der Meinungsverteilung im sozialen Feld. Stuttgart 1961. S. 29 ff.

144)

A u s der reference question analysis konnten Hinweise für die Barrieren zwischen Benutzung der Kataloge und aktivem Frageverhalten gewonnen werden. S. z.B. Cole, P.F.: The analysis of reference question records as a guide to the information

153

— Oer Benutzer weiß um seine Unzulänglichkeit, er fragt, er fragt nicht; — der Benutzer weiß nicht um seine Unzulänglichkeit, er fragt, er fragt nicht. Vermutlich läßt sich nur durch Fallstudien und Suchaufgaben eindeutig klären, welche Erfolgsraten Benutzer bei der Suche im AK haben, wovon diese Erfolgsraten abhängig sind und wieweit Hilfe durch das Bibliothekspersonal die Erfolgsraten erhöhen kann. Die Erfahrung des Mißerfolges bei der Literaturbeschaffung war für viele Benutzer eine häufig gemachte Erfahrung; von denjenigen, die Mißerfolge bei der Literaturbeschaffung hatten, wird signifikant häufiger die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch genommen: Ist es in diesem und auch im letzten Semester vorgekommen, daß Sie wichtige Literatur nicht bekommen haben? ja, ist vorgekommen nein, ist nicht vorgekommen k,A.

Haben Sie bei der Suche im alphabetischen Katalog schon einmal die Hilfe des BibliotheksPersonals in Anspruch genommen? nein

ja, hin u. wieder

ja, häufig %

47,2 52,1 0J3

64,7 34,8 0J>

70,0 30,0 0,0

100,0

100,0

100,0

284

582

61

Obige Zusammenhänge sind vermutlich jedoch Folge häufiger Benutzung aller Einrichtungen der Bibliothek. Beide Variablen: Mißerfolg bei der Literatursuche und Inanspruchnahme von Hilfe bei der Suche im AK treten häufiger auf, wenn Bibliothekseinrichtungen auch häufiger benutzt werden. Es kann nichts darüber ausgesagt werden, ob häufige Mißerfolge bei der Literatursuche kausal mit häufiger Inanspruchnahme von Hilfe durch das Bibliothekspersonal bei der Suche im AK zusammenhängen. Studenten lassen sich signifikant weniger häufig als Assistenten oder Doktoranden bei der Suche im AK helfen: Fortsetzung Fußnote 144) requirements of scientists. In: Journ. of Doc. 14. 1958. S. 197-207. Gardiner, G.L.: The empirical study of reference. In College & Research Libraries. 30. 1969, S. 130153. Crum, Norman J. The Librarian customer relationship. Dynamics of filling request for information. In: Special Libraries. 60. 1969. 269-278. Taylor, Robert S.: Question negotiation and information seeking in libraries. In: College & Research Libraries, 29. 1968, S. 178-194.

154

Haben Sie bei der Suche im alphab. Katalog schon einmal die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch genommen?

Position Studenf

%

%

34,4 59,4 5,6 05

15,7 76,5 7,8 00

100,0 772

100,0 51

nein ja, hin u n d wieder ja, häufig k.A. n

D o k t o r a n d

A$si$tent

12,5 75,0 12,5 00_ 100,0 112

Das Verhalten der Studenten, weniger häufig die Hilfe des Bibliothekspersonals am A K in Anspruch zu nehmen, nimmt mit zunehmender Semesterzahl ab, je höher die Semestergruppe, je größer die Chance, sich sowohl hin und wieder als auch häufig helfen zu lassen: Haben Sie bei der Suche im alphab. Katalog schon einmal die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch aenommen? nein ja, hin u n d wieder ja, häufig k.A.

S e mi e s t e r g ru p p e n 1 - 4

5-8

%

%

%

%

51,1 46,0 1,5 1,5

38,1 55,5 5,5 0,9

29,3 63,8 6,9 0,0

23,6 68,4 7,6 0,4

100,0 136

100,0 219

100,0 188

100,0 164

9 - 12

13 u. mehr

In gleiche Richtung weisen die Ergebnisse derer, die bereits das Vordiplom abgelegt haben: Sie nehmen wesentlich häufiger die Hilfe des Bibliothekspersonals in Anspruch. A u c h diejenigen, die mit der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sind, lassen sich häufiger vom Bibliothekspersonal bei der Suche im A K helfen als diejenigen, die nicht damit beschäftigt sind: Haben Sie bei der Suche im alphabetischen Katalog schon einmal die Hilfe des _..,. . . . . Bibhothekspersonals in Anspruch genommen? nein ja, hin und wieder ja, häufig k.A. n

Mit der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt nein %

ib — %

38,8 55,4 5,0 08

21,7 70,1 8,1 0J_

100,0 487

100,0 446

155

Diese Zahlen lassen keine starken Zusammenhänge erkennen, sie weisen allein auf etwas häufigere Verhaltensweisen. Weiterhin läßt sich feststellen, daß Befragte, die am A K das Bibliothekspersonal u m Hilfe baten, auch am S K eher u m Hilfe bitten, und zwar nicht nur das Bibliothekspersonal sondern auch Bekannte und Fachkollegen. A u c h besteht ein Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme von Hilfe am A K und Einführung in die Benutzung der Kataloge: Wenn die Einführung in die Kataloge (s.u.) durch die aktive Mithilfe der Bibliothekare geschah, wird die Inanspruchnahme des Bibliothekspersonals bei der Suche im A K häufiger geschehen. Ein deutlicher Zusammenhang besteht zwischen Inanspruchnahme von Hilfe am A K u n d damit, ob u n d wie ein Benutzer in die Benutzung einer Ib eingeführt worden ist. Diejenigen, die nicht die Hilfe des Bibliothekspersonals bei der Suche am A K in A n s p r u c h genommen haben, sind signifikant weniger häufig in die Benutzung einer Ibb eingeführt worden. Umgekehrt sind diejenigen, die Hilfe am A K in A n s p r u c h nehmen, signifikant häufiger in die Benutzung eingeführt. D.h. also, wer in die Bibliotheksbenutzung eingeführt worden ist, fragt häufiger — ein Tatbestand, der zunächst erstaunlich erscheint, da angenommen werden kann, daß Einführung in die Bibliotheksbenutzung eher in problemloser Benutzung resultiert. Für die Erklärung dieses Tatbestandes bietet sich an, daß Aktivität des Benutzers der G r u n d ist, sowohl sich u m eine Einführung in eine Bibliothek zu bemühen als auch für aktives Frageverhalten, oder aber, daß durch eine Einführung die soziale Distanz zwischen Benutzer und Bibliothekar vermindert wird. Die Frage, " w i e informieren Sie sich, wenn Sie die Literatur zu einem ganz bestimmten Sachgebiet suchen u n d der Sachkatalog Ihnen nicht weiterhilft? " berührt einen ähnlichen Sachverhalt wie die vorausgegangene Frage nach der Inanspruchnahme von Hilfe am A K , jedoch ist diese Frage insofern weiter gefaßt, als nicht nur nach der Hilfe durch das Bibliothekspersonal bei der Suche am S K gefragt worden ist, sondern allgemeiner, was in einer Situation, die offensichtlich einer Lösung bedarf, getan wird. Es ergeben sich folgende Ergebnisse bei der Befragung der Katalogbenutzer: Frage 95:

Antwort

Wie informieren Sie sich. wenn Sie Literatur zu einem ganz bestimmten Sachgebiet suchen und der Sachkatalog Ihnen nicht weiterhilft? Erinnern Sie sich, was Sie das letztemal gemacht haben, als Ihnen das vorkam? (Mehrfachnennungen möglich)

1 2 3 4 5

156

6 7 8 9

n

höre auf zu suchen, gehe in andere Bibliothek suche in der mir bereits bekannten Literatur weiter frage Fachkollegen, Bekannte, Kommilitonen frage das Bibliothekspersonal suche in Referateblättern, Bibliographien, Dokumentationskarteien unpersönliche Hilfen (= Kategorie 2 + 5) persönliche Hilfen (^Kategorie 3 + 4) andere Kombinationen k.A., ist nicht vorgekommen

% 7.6 10,0 6,8 19,9 1,3 4,9 13,3 33,2 3,0 100,0 920

Ein direkter Vergleich dieser Ergebnisse mit denen der vorausgegangenen Frage nach der Inanspruchnahme von Hilfe am AK ist nicht möglich, da verschiedene Frageformulierungen mit verschiedenen vorgegebenen Antwortkategorien vorliegen. Es läßt sich feststellen, daß der Prozentsatz, mit dem Hilfe des Bibliothekspersonals bei der Suche am SK in Anspruch genommen worden ist, zwischen 33,2 (Kategorie 4+7) und 66,4% liegt, je nachdem, wieweit die nicht aufgeschlüsselten Kombinationen (Kategorie 8) die Kategorie 4 beinhalten. Da diese Frage ungünstig vercodet worden ist — es sind zu viele Kombinationen undifferenziert zusammengefaßt worden (Kategorie 8) — lassen sich nur schwer Schlüsse aus der vorliegenden Verteilung der Antworten ziehen. Der Nachsatz in der Frageformulierung: 'Erinnern Sie sich, was Sie das letztemal gemacht haben, als Ihnen das vorkam', sollte eigentlich Einzelnennungen provozieren. Da jedoch durchaus plausibel ist, daß die Benutzer des SK nacheinander mehrere Schritte unternehmen, um in der Literatursuche nicht zu scheitern, mußte der Zusatz 'Mehrfachnennungen möglich' angefügt werden. Unternimmt der Benutzer jedoch verschiedene Schritte nacheinander, dann müßte zur Erhebung eines solchen Tatbestandes die Angabe einer Rangreihe der einzelnen Schritte für jeden einzelnen Benutzungsfall erhoben werden. Der hohe Prozentsatz von Mehrfachnennungen — 51,4% — mag darauf hindeuten, daß von der Mehrzahl der Benutzer verschiedene Schritte unternommen werden, um zu Literatur zu gelangen, die im SK nicht sofort gefunden wird. Differenziertere Fragestellung und methodisch anderer Zugang können hier weitere Informationen bringen. Die Art, wie die Situation, keine Literatur im SK zu finden, gelöst wird, steht im Zusammenhang damit, ob und wie ein Benutzer in die Benutzung einer Ib eingeführt worden ist: Diejenigen, die das Bibliothekspersonal befragen, sind häufiger in die Ibb eingeführt worden. Die Einführung in die Benutzung der Kataloge stellt in der Regel einen Teil einer allgemeinen Führung durch die Bibliothek dar. Die Bibliotheksführung, für die Bundesrepublik vermutlich die häufigste aktive Art der Einführung in die Benutzung einer Bibliothek, erfüllt sicher die wichtige Funktion, den Benutzern und potentiellen Benutzern einen flüchtigen Gesamtüberblick über die Benutzungsmöglichkeiten zu geben, der es dem Benutzer erleichtert, einzelne Benutzungshandlungen als sinnvoll anzusehen. Wieweit solche Führungen praktische Vorteile für die individuelle Benutzung haben, ist für deutsche Bibliotheken bisher nicht nachgewiesen. Sicher ist, daß diese Form der Einführung vergleichsweise ineffektiv ist 145).

145)

Vgl. die Arbeit von Bock, Gunter: Schulung . . .

157

Frage 96:

Sind Sie in die Benutzung der Kataloge und anderen Hilfsmittel des Katalogsaals der Hauptbibliothek eingeführt worden? (Mehrfachnennungen möglich)

Antwort

%

1 2 3 4 5 6

62,0 7,2 2.6 0,7 7,4

)1 ) )1 )

10,8 0,7

) )

8,1 0,4 100,0 802

)

7 8 9

durch eigenes Suchen/überhaupt nicht durch Fachkollegen, Bekannte, Kommilitonen durch eine Führung durch schriftliches Material durch Hilfe des Bibliothekspersonals 1 + 2/2 + 4/1 + 4 (= eigene Hilfe ohne Bibl iothekspersonal) 3/4 + 5 (= mit Hilfe der Bibliothek) andere Kombinationen (= 1 + 3/1 + 5/2 + 3/ 2 + 5/3 + 4) keine Antwort

n

nein:

62,0%

ja:

37,6%

Diese Frageformulierung ist neben der ungünstigen Vercodung insofern problematisch, als in ihr nicht zwischen Einführung in die Kataloge einerseits und Einführung in die verschiedenen Literaturauskunftsmittel andererseits unterschieden wurde; weiterhin wird nicht deutlich, welcher Art die jeweilige 'Einführung' war, ob es sich beispielsweise nur um formale Hilfe am S K handelte oder um eine qualifizierte Einführung. Eine Frageformulierung sollte die Vokabel 'Einführung' jedenfalls dann nicht verwenden, wenn die betreffende Bibliothek nicht mehr als allgemeine Bibliotheksführungen veranstaltet, die nicht den Anforderungen an eine detaillierte Einführung in die Kataloge und Literaturhilfsmittel entsprechen. Der größere Teil der Befragten hat den ambitionierten Ausdruck Einführung wahrscheinlich richtig aufgefaßt, indem die Kategorie 1 'gar nicht' genannt wurde. Die Antworten nur des kleineren Teils der Befragten beinhalten, daß irgendwelche Hilfestellungen für die Benutzung des S K von den Benutzern unter der Vokabel Einführung subsumiert werden. Diese Frage ist auch als Folgefrage zu Hilfe am A K und Hilfe am S K zu undifferenziert: Jede Inanspruchnahme von Hilfe kann leicht als Einführung verstanden werden. U m Ausstrahlungseffekte zu vermeiden, sollte eine solche — umformulierte — Frage weiter entfernt von Fragen nach Hilfestellungen untergebracht werden. Die in der Tabelle aufgelisteten Angaben weisen darauf hin, daß man sich mit den Katalogen und den Hilfsmitteln für die Literatursuche vorwiegend ohne Hilfe des Bibliothekspersonals allein vertraut macht. Eigenes Suchen, Hilfe von Fachkollegen und Kommilitonen und die Benutzung von schriftlichem Material sowie die Kombinationen dieses Verhaltens ergeben zusammen 80,7% (Kategorie 1+2+4+6). Ohne vorausgegangene bibliothekarische Hilfe benutzen also mehr als drei Viertel aller Benutzer des Katalogsaals die Kataloge und Literaturnachweise. Aktive Hilfestellung von Seiten des Biblbiothekspersonals für die Benutzung kommt dagegen in wenigstens 10,7% der Fälle vor (Kategorie 3+5+7). Die in der Ortsausleihe der H B ausliegenden Merkblätter zur Bibliotheksbenutzung erweisen sich als irrelevant für die Einführung der Benutzer in die Kataloge

158

— zumindest ihren eigenen Angaben nach. Zur Entlastung des Bibliothekspersonals von einfachen Fragen der Benutzer zum A K und S K sollte spezielles schriftliches Material für die Benutzung der Kataloge und der verschiedenen Literaturnachweise bereitstehen. Möglicherweise kann diese Funktion auch von einem detaillierten schriftlichen Bibliotheksführer übernommen werden. Ebenso könnte ein gutes lay out des Katalogsaales dazu beitragen, die Benutzung des Katalogsaales zu erleichtern. Es besteht eine starke positive Korrelation zwischen denjenigen, die in die Kataloge der H B eingeführt worden sind und denjenigen, die auch in eine Ib eingeführt worden sind. Diejenigen, die durch das Bibliothekspersonal in die Katalogbenutzung eingeführt worden sind, sind auch häufiger durch Bibliothekspersonal in eine Ib eingeführt worden als durch Kommilitonen oder gar nicht. Wer dagegen mit eigener Hilfe sich mit den Katalogen der H B vertraut gemacht hat, ist häufiger von Kommilitonen in eine Ib eingeführt worden. Selbsthilfe in der Einführung in eine Ib korreliert also ebenso mit Selbsthilfe in die Einführung in die Kataloge der H B wie Hilfe bei der Einführung in die Kataloge der H B durch Bibliothekspersonal mit Einführung in die Ib durch Bibliothekspersonal. Während bei der Frage nach der Einführung in die Ib nach dem jeweiligen Semester gefragt wurde, ist dies bei der Einführung in die Kataloge der H B nicht geschehen. Es lassen sich damit keine Aussagen darüber treffen, welche Einführung vorausging und damit, welche möglicherweise einen stimulierenden oder negativen Effekt auf weiteres aktives Bemühen von Seiten des Benutzers, Hilfe zu bekommen, Einfluß hat. Über die Erfolgsquote des Benutzers bei der Benutzung des A K konnte nichts ausgesagt werden. Für den 'Erfolg' am S K wurde eine Frage gestellt, bei der die Benutzer ihren Erfolg in die vorgegebenen Kategorien: 'stets — häufig — gelegentlich — nie' einzustufen hatten. Bei den beiden mittleren Kategorien ist der quantitative Inhalt nicht festgelegt. Die Kategorien stellen in ihrer Reihenfolge eine Skala dar, so daß Verhältnisvergleiche möglich sind. Subjektiv verschiedenes Verhalten und Benutzungshäufigkeit, die auf eine solche subjektive Beurteilung einwirken, machen eine solche Fragestellung problematisch. Es ergeben sich auf die Frage, ob und wie häufig im S K relevantes Material gefunden wird, für die Katalogbenutzer folgende Zahlen: Frage 97:

Antwort

Wenn Sie den Sachkatalog

stets

benutzen, finden Sie dann

häufig gelegentlich nie k.A.

relevantes Material?

% 6,3 48,5 40,4 2,3 2,5

100,0 n

884

Studenten bevorzugen signifikant häufiger die Kategorie 'häufig' gegenüber Assistenten, Assistenten dagegen geben signifikant häufiger als Studenten an.

159

nur 'gelegentlich' relevantes Material zu finden. Jüngere Semestergruppen geben häufiger an, 'häufig' Erfolg zu haben. Wenn Sie den Sachkatalog benutzen, finden Sie dann relevantes Material?

Position gt(j(j Dokt. Ass. ^ % %

stets häufig gelegentlich nie k.A.

6,8 51,5 37,9 1,8 2,0

n

6,0 42,0 40,0 6,0 6,0

3,8 31.4 58,1 3,8 2,9

100,0 100,0 100,0 729 50 105

1 -4 %

5-8 %

9 - 1 2 13 u. mehr % %

8,7 9,3 4,0 4,9 55,7 55,3 45,6 48,6 35,2 34,0 37.4 42,7 0,5 2,5 3,8 2,0 3,8 1,6 1,5 2,8 100,0 100,0 100,0 100,0 121 207 182 254

Beurteilung des Erfolges bei der Suche im S K und Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung haben folgende Zusammenhänge: In diesem und im letzten Semester keine Literatur bekommen?

ja, nichts bekommen nein k.A. n

Wenn Sie den Sachkatalog benutzen, finden Sie dann relevantes Material? stets

50,9 47,3 1,8 100,0 56

häufig

59,6 40,0 0,4 100,0 429

gelegentlich

nie

63,4 36,3 03 100,0 357

75,0 25,0 0I0 100.0 20

Tendenziell zeigt sich, daß bei erfahrenem Mißerfolg das Urteil über den Erfolg im S K häufiger negativ ist. Abgesehen von den nicht-kardinalen Kategorien, die also wie immer begründetes subjektives Meinen spiegeln, fehlen für die Erklärung dieser Ergebnisse Angaben. welcher Art die gesuchte Literatur vorwiegend war. Dies scheint insofern wichtig zu sein, als von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren im S K erfahrungsgemäß häufig spezialisierte und neueste Literatur gesucht wird, die als monographische Literatur gar nicht oder noch nicht existiert. Wird der S K in solchen Fällen zuerst zu Rate gezogen, bevor auf andere Literaturauskunftsmittel übergegangen wird, muß die Erfolgsrate an einem S K also sehr gering sein. Die Güte eines S K und die Qialität der Bestände einer Bibliothek kann also die Antwort auf eine derartige Frage nicht spiegeln. Ob die Systematik des S K den Anforderungen der einzelnen Fachdisziplinen noch entspricht, ob das zu diesem S K gehörige Schlagwortregister die gewachsene Systematik sinnvoll ergänzt, ob neu entstandene oder integrativ arbeitende Disziplinen in dieser Systematik auffindbar vertreten sind usw. erfordert einen detaillierten Frageansatz, der auch untersucht, ob vorhandene Literatur im S K gefunden wird. Welches Katalogsystem gegenwärtigen und zukünftigen Informationsbedürfnissen des heterogenen Publikums der T U B entspricht, bedarf einer sehr umfangreichen eigenen Untersuchung 146). 160

Die Benutzung des A K und des S K , die von wenigstens 85,3% bzw. 7 5 % aller Benutzer des Katalogsaales benutzt wurden, zeigt folgende Häufigkeitsverteilung: Frage 98/99: Wie häufig benutzen Sie die Kataloge ungefähr? Antwort Alphabetischer Katalog Sachkatalog % % mindestens einmal die Woche 1 - 2 mal im Monat 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr k.A./noch nicht benutzt n

5,7 38,4 38,9 12,9 4,0

1,7 25,9 45,6 23,6 3,2

100,0 889

100,0 846

Der A K wird also mehr innerhalb der ersten beiden Häufigkeitskategorien benutzt als der S K . Assistenten und Doktoranden benutzen den A K wesentlich häufiger '1-2 mal monatlich' als Studenten, während sie ihn wesentlich geringer in den geringeren Kategorien benutzen. Ihre Benutzungsfrequenz ist also höher, für den S K ist diese Relation nicht so deutlich. Auch innerhalb der Studenten sind nach Semestergruppen unterteilt deutliche Differenzen in der Benutzungshäufigkeit der Kataloge festzustellen: Häufigkeit der Katalogbenutzung Alphabet, Katalog mindestens 1 mal die Woche 1 - 2 mal im Monat 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr k.A. n

Position

Semestergruppen

Stud. Dokt . Ass. % % %

1 -4 %

5-8 %

9 - 1 2 13 u. mehr %

%

15,7 49,0 33,3 2,0 0,0

5,3 23,7 52,7 10,7 7,7

1,5 30,5 39,6 23,9 4,6

3,8 41,2 39,0 13,2 2,7

6,0 44,0 36,1 9,9 4,0

13,5 55,0 27,0 3,6 0,9 100,0 100,0 100,0 721 51 111

100,0 100,0 100,0 100,0 131 198 182 252

2,9 1,6 2,1 25,8 27,7 26,2 46,7 34,0 41,7 23,8 27,7 22,4 6,8 8,5 2,1 100,0 100,0 100,0 690 47 100

0,5 0,6 3,4 2,1 22,7 25,1 24,6 29,3 50,4 47,7 47,4 40,5 19,3 24,1 26,3 24,4 3,7 2,6 1,2 4,2 100,0 100,0 100,0 100,0 119 195 171 242

3,9 35,0 41,3 15,3 4,6

Sachkataloa mindestens 1 mal die Woche 1 - 2 mal im Monat 1 - 2 mal im Semester 1 - 2 mal im Jahr k.A. n

1461 S. z.B. Ayres, F.H. u.a.: Author versus title: A comparative survey of the accuracy of the information which the users brings to the library catalogue. In: Journ.of Doc. 24. 1968, S. 266-272. Kenney, Laraine: The implications of the needs of users for the design of a catalogue: a survey of the ILO. In: Journ.of Doc. 22.1966, S. 195-202. Tagliacozzo, Renata u.a.: Access and recognition: from users' data to catalogue entries. In: Journ. of Doc. 26. 1970, S. 230-249.

161

5.

EINFÜHRUNGSVERANSTALTUNG

Die Entwicklungeines Konzeptes, u m bei Benutzern u n d potentiellen Benutzern von Bibliotheken 'library competence' zu erzeugen, bedarf vieler umfangreicher Überlegungen. — Die Abschätzung der Bedeutung, die bibliothekarische Materialien und Bibliotheken zukünftig in Universitäten und einem veränderten akademischen Unterricht haben werden, — die Berücksichtigung lernpsychologischer Erkenntnisse, die Einbeziehung der Erfahrungen der sich entwickelnden Hochschuldidaktik, — das A n k n ü p f e n an 'Nachfragefaktoren', Motivationen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Universitätsangehörigen, — das Einsetzen v o n Medien, die über die bisher dominierenden Informationsbroschüren u n d Rundgänge hinausgehen, sind nur einige Themenbereiche, die bei der Konzeption einer Benutzerunterweisung bedacht werden sollten. Setzt man voraus, daß Benutzerschulung notwendig ist, so läßt sich formulieren, daß für das Angebot an Benutzerschulung nur zunächst an die Nachfragesituation angeknüpft werden sollte. Eine Frage dieser Erhebung zielt darauf ab, festzustellen, welcher A r t von Einführungsveranstaltung — nur ein A s p e k t der Benutzerschulung — von Seiten der Benutzer zugestimmt würde. Die erhaltenen Aussagen mußten notwendig unverbindlich sein. Es ist leicht, die eine oder andere Möglichkeit von Einführungsveranstaltungen zu benennen, ohne daß Gesichtspunkte der Praxis, wie Arbeitsaufwand, Abneigung gegen Bibliotheken, mangelnde Bedürfnisse usw. bewußt werden u n d in den Vordergrund geraten. Die Benutzer der H B wurden gefragt, welche A r t von Einführungsveranstaltung sie für Anfangs- u n d jüngere Semester u n d welche sie für ältere Semester begrüßen würden. Jeder Befragte sollte für beide Gruppen ein Urteil abgeben. Kategorien waren nach folgendem Schema vorgegeben: — Einsemestrige L e h r v e r a n s t a l t u nx g < " o b , l 9 a t o n s c h freiwillig — einmaliges mehrstündiges S e m i n a r < ° ' 3 ' ' 9 a t o r i s c ' 1 freiwillig — Führungen / "¡cht-fachspezifisch N fachspezifisch — keine Veranstaltungen V e r b e s s e r u n g e n des lay out der Bibliothek anderes (Informationsmittel) D a Mehrfachnennungen abgegeben werden konnten u n d bezeichnenderweise häufig gewählt wurden, zeigen sich die Ergebnisse wenig pointiert:

162

Frage 101/102:

Welche Art von Einführung in die Hauptbibliothek würden Sie begrüßen?

Antwort

1

obligat. Lehrveranst. für ein Semester freiw. Lehrveranst. für ein Semester obligat, einm. mehrstündiges Seminar freiw. einm. mehrstündiges Seminar allgemeine Führungen fachspezif. Führungen eindeutige Aushänge und Beschilderungen anderes Mehrfachangaben keine Antwort

für Anfangs- und jüngere Semester %

für ältere Semester %

2.8

0,2

3,9

1.3

9,7

3,4

13,6 9.3 5,2

11,8 5,6 15,5

10,1 2,5 28,2 14,6

23,2 2.3 26,9 9,8

100,0 n 1116 Aufschlüsselung der Mehrfachangaben

100,0 1116

2 3 4 5 6 7 8 9 0

1 2 3 4

5

6

7 8 9

1/2/3/4+5/6 = Lehrveranstaltungen und Führung 1/2/3/4+7 = Lehrveranstaltung und Beschilderung 1/2/3/4+8 = Lehrveranstaltung und anderes 1/2/3/4+5/6+7 = Lehrveranstaltung und Führung und Beschilderung 1/2/3/4+5/6+8 = Lehrveranstalt. und Führung und anderes 5/6 oder 5/6+7 = nur Führung oder Führung und Beschilderung 5/6+8 = Führung u. anderes 5/6+7+8 = Führung, Beschilderung und anderes 7+8 = Beschilderung und anderes

57,8

48,0

5,5

4,6

6,2

4,6

3.4

3,9

3,1

2.6

13,8 2,8

22,5 3.6

1.2

2,0

6,2

8,2

100,0 n 325 Prozentuierung aller Angaben auf Nennungen insgesamt: Lehrveranstaltungen Führungen Beschilderung anderes

60,5 44,5 22,0 9.5 963

100,0 300 38,0 48,0 38,0 9,0 1003

163

Lehrveranstaltungen werden insbesondere für jüngere und Anfangssemester genannt. Bei den Einzelnennungen wird das freiwillige einmalige mehrstündige Seminar für jüngere Semester bevorzugt genannt. Führungen werden für jüngere wie für ältere Semester etwa gleich häufig genannt, für jüngere Semester eher allgemeine Führungen, für ältere Semester eher fachspezifische Führungen. Eine eindeutige Beschilderung der Bibliothek wird für jüngere Semester fast gar nicht genannt, für ältere Semester wird sie häufig für ausreichend gehalten. In der Kategorie 'anderes' sind vorwiegend Argumente gesammelt, die den Wunsch nach Informationsmaterialien der verschiedensten Art ausdrücken: Informationsbroschüren, Fallsammlung zur Literaturbenutzung, programmierte Lehrhefte, Lehrfilme, Dias, Tonbänder u.a.m., häufig wird hinzugefügt, daß solche Materialien nicht nur die Benutzung erlernen lassen sollen, sondern ein Verständnis für die gesamte Bibliothek bringen sollten, man also auch den unsichtbaren Teil der Bibliothek verstehen wolle 147). g j n geringer Teil der Antworten dieser Kategorie zielte auf die Einrichtung eines Informationszentrums, eines Schalters für Auskünfte, einer Anfängerberatungsstelle usw. ab. Die Distanz des Benutzers zur Bibliothek, interpretiert aus wenig aktivem Frageverhalten, scheint von einigen negativ empfunden zu werden und findet Ausdruck in dem Wunsch nach einer Institutionalisierung der Beantwortung von Fragen. Die Ergebnisse differieren verhältnismäßig wenig danach, ob — jüngere Semester über die Art — ältere für jüngere, der Einführung in die HB für — jüngere für ältere oder jüngere Semester urteilen, - ältere für ältere. Auch die Erfahrung, zumindest in die Benutzung einer Ib eingeführt zu sein, zeitigt keine eindeutigen Präferenzen bei der Frage nach der Einführung. Sieht man davon ab, ob und welche Gründe diese einzelnen Nennungen evozierten, so kann bei aller Unverbindlichkeit der Antworten interpretiert werden, daß eine erhebliche Nachfrage nach Einführungsveranstaltungen oder Informationsmaterial besteht. Jedoch kann aus den vorliegenden Antworten keinesfalls unmittelbar auf eine bestimmte Art von einzurichtender bibliothekarischer Praxis geschlossen werden. Allerdings sollte eine UB einem derartig hohen Nachfragepotential überhaupt entsprechen und ihre Bemühungen für zukünftige fruchtbarere Arbeit zugleich durch wissenschaftliche Beobachtung und Analyse begleiten 148). 147) 148)

164

Dies ist u.a. ein Reflex auf den Fragebogen selbst, der die Breite der bibliothekarischen Einrichtungen in das Bewußtsein des Benutzers brachte. Unabhängig davon, zu welcher Art von Einführungsveranstaltungen bzw. Benutzerunterweisung sich eine Bibliothek entschließt, sollten Informationsmittel vorhanden sein, die neben den praktischen Hinweisen zur Benutzung und zum effektiven Gebrauch der Benutzungseinrichtungen auch fachspezifische bibliographische Informationen enthalten. Beispiele bieten z.B. Maltby, Arthur: Economics and commerce. The sources of Information and their Organisation. London 1968. Burrel T.W.: Learn to use booksand librarles. A programmed text. London 1969.

6.

AUSLÄNDISCHE

BIBLIOTHEKSBENUTZER

A n deutschen Hochschulen studieren einerseits Ausländer aus den nordeuropäischen und anglo-amerikanischen industriegesellschaftlichen Bereichen, denen die akademischen Einrichtungen deutscher Hochschulen nicht grundsätzlich fremd sind und die häufig als 'Gaststudenten' nur eine begrenzte Semesterzahl in Deutschland studieren, ohne hier ihr Studium abschließen zu wollen und andererseits Ausländer, denen Anpassung an die Gegebenheit des nordeuropäischen industrialisierten Kulturkreises auf Grund ihrer eigenen Traditionen Schwierigkeiten machen kann. Der verstärkte Zustrom von ausländischen Studenten, besonders aus dem östlichen Mittelmeerraum und Vorderasien, scheint weniger von der Attraktivität der deutschen Hochschulen bestimmt zu sein, als vielmehr von der geringen Ausbildungskapazität der dortigen Hochschulen 149). Zwar studieren ausländische Studenten in der Regel nicht wesentlich länger als deutsche Studenten und wechseln auch nicht wesentlich häufiger das Studienfach, jedoch brechen sie vergleichsweise wesentlich häufiger ihr Studium ab. Für ausländische Studenten der Ingenieur- und Naturwissenschaften gilt, daß nur bis zu 3 0 % der Studienanfänger zu einem Studienabschluß kommen. Studienverlauf und Studienergebnis der ausländischen Studenten sind bedingt sowohl durch die Erfahrungen des ausländischen Studenten in seinem Heimatland — besonders mit seinem Ausbildungssystem — als auch durch die spezifischen Studienbedingungen an den einzelnen Fachrichtungen der deutschen Hochschule. Statistische Untersuchungen über den tatsächlichen Studienverlauf von Ausländern liegen vor. Sie leisten jedoch keine Analyse über Studienmotive und Anpassung an Lebensbedingungen in der B R D sowie über das Studienverhalten, das an deutschen Hochschulen erwartet wird. Eine Theorie der Enkulturationsprozesse von ausländischen Studenten ist in letzter Zeit nicht weiter entwickelt worden. Nach praktischen Maßnahmen, die an vielen deutschen Hochschulen zur Hilfeleistung, zur Anpassung an die fachspezifischen Studienbedingungen bestehen, ist in dieser Untersuchung nicht gefragt worden. Weitgehend persönliche Betreuung durch die allenorts gut ausgebauten akademischen Auslandsämter, durch Sprachkurse, Hilfe in Studentenwohnheimen und Kollegienhäusern, durch Tutor- und Arbeitsgruppen usw. stellen für diejenigen Studenten, die mit den Gegebenheiten der Bundesrepublik nicht vertraut sind, eine wesentliche Hilfe dar.

149)

S. Oehler, Christoph und Hermann Pabel: Das S t u d i u m der Ausländer an den wissenschaftlichen Hochschulen in der Bundesrepublik. B o n n 1967. S. 95 ff.

165

In der vorliegenden Erhebung ist auf die spezielle Situation der Ausländer nicht eingegangen worden. U m die Antworten zur Befriedigung von Literaturbedürfnissen innerhalb und außerhalb der Universität aussagekräftig werden zu lassen, müßten viele detaillierte Fragen über Herkunft der einzelnen ausländischen Befragten, über Studienvoraussetzung und Studienverlauf gestellt werden. Ausländische Studenten waren in dieser Umfrage insofern unterrepräsentiert, als ihre Antwortquote bedeutend unter der der Assistenten und Doktoranden und auch der deutschen Studenten liegt. Diese Zurückhaltung bei den ausländischen Studenten kann u.a. als ein Reflex auf den 'zu langen' Fragebogen verstanden werden, den auszufüllen für einen nichtdeutschen Studenten mit weniger guten deutschen Sprachkenntnissen sicher lästig ist. A u c h kann angenommen werden, daß die im Anschreiben für den Fragebogen versuchte Motivierung des Befragten zur Mitarbeit für ausländische Studenten weniger bedeutsam ist. Ausländische Studenten sind signifikant häufiger in der höchsten Semestergruppe vertreten als deutsche Studenten. Damit sind vor allem jüngere ausländische Studenten für die geringere Rücklaufquote bei den Ausländern verantwortlich. Wesentlich unterschiedlich zu deutschen Befragten ist auch die Fakultätszusammensetzung. Dieses folgt daraus, daß ausländische Studenten das Studium bestimmter Fachrichtungen präferieren: vor allem technische Massenfächer, weniger Kulturwissenschaften und naturwissenschaftliche Fächer. Die Ergebnisse des Rücklaufs zeigen gegenüber der tatsächlichen Verteilung der Ausländer über die Fakultäten nach der Universitätsstatistik jedoch keine Verzerrung. Es ist zu fragen, ob die Gegenüberstellung der ausländischen Studenten mit den deutschen Studenten sinnvoll ist, da bekannt ist, daß die beiden Gruppen sich in ihrer Struktur unterscheiden. A u c h ist die Zahl der Ausländer — 84 — gering. Die Konstanthaltung von Semesterzahl und Fakultät in der tabellarischen Anordnung — eine Möglichkeit, den Einfluß von Verzerrungen zu kontrollieren — würde das Aufstellen von vierdimensionalen Tabellen erfordern, was angesichts der geringen Zahl der Antwortenden kein brauchbares Verfahren darstellt. Für eine detailliertere Erhebung erscheint es sinnvoller, zur Homogenisierung der Stichprobe entweder keine Ausländer zu befragen — ein bei Studentenumfragen übliches Verfahren — oder aber eine separate große Stichprobe von Ausländern zu ziehen und jeweils deutsche und ausländische Befragte getrennt auszuwerten. Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse wäre so gehaltvoller. A u c h kann daran gedacht werden, für die Untersuchung von ausländischen Studenten eher Interviewtechniken zu verwenden. Eine Gegenüberstellung deutscher und ausländischer Studenten zeigt folgende Grundzüge: Ausländische Studenten unterscheiden sich von deutschen Studenten wie folgt:

166

— Sie sind fast nie wissenschaftliche Hilfskraft oder Tutor gewesen, — sie sind weniger häufig bereits mit der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt, — sie beurteilen die Arbeitsbedingungen zuhause und in ihrem Fachinstitut wesentlich ungünstiger, — sie hatten häufiger Mißerfolg bei der Literaturbeschaffung, — sie haben in geringerem Umfange Ibb überhaupt aufgesucht und dann, wenn sie Ibb benutzen, benutzen sie sie weniger häufig, — sie haben die H B in einem höheren Semester erstmals benutzt, — sie versuchen, ihre Literaturbedürfnisse vornehmlich durch die H B zu befriedigen, — sie benutzen häufiger als deutsche Studenten die Lss, — sie geben häufiger an, daß sie dort einen Arbeitsplatz suchen oder Freistunden zu überbrücken haben, — sie haben ein dezidierteres Urteil über die Lesesaalbestände, — sie wünschen längere Ausleihfristen für Literatur, — sie haben in geringerem Umfange Zeitschriftenliteratur benutzt, — sie sind weniger gut über die Möglichkeiten der Literaturnachweise informiert, — sie benutzen A K und S K häufiger, — sie haben ein höheres Einkommen. Allgemein läßt sich feststellen, daß diejenigen ausländischen Studenten, die geantwortet haben, häufiger weniger gute Beziehungen zu ihren Lehrstühlen und Instituten haben und die Ibb sowie vor allem die Bibliotheken außerhalb des TU-Bereichs weniger benutzen, dafür aber einige Einrichtungen der H B jedoch häufiger benutzen als deutsche Studenten. Die Stellungnahmen ausländischer studentischer Bibliotheksbenutzer sind dezidierter, sie weisen häufiger auf Probleme hin, die Informationserteilung und Informationsvermittlung betreffen. Insgesamt scheinen die antwortenden ausländischen Studenten Literatur etwa in gleichem Maße zu benutzen. Eine ausgesprochene Minderbenutzung ist nicht feststellbar. Das Verhalten der ausländischen Studenten ist stärker personenorientiert, sie bemühen sich um Bibliothekseinführungen, sie zeichnen sich dadurch aus, häufiger an A K und S K bei Problemen gefragt zu haben. Diese Aussagen gelten sicher nicht für das Gros der jüngeren und mittleren Semester der ausländischen Studenten.

167

7.

SCHLUSS

Die Erforschung des Benutzers wissenschaftlicher Bibliotheken wird zukünftig in größerem Umfange betrieben werden, als es bisher geschehen ist. Solche Benutzerforschung, die die Probleme der Praxis lösen soll und u.a. Entscheidungshilfen geben will, sollte nicht losgelöst von der Vielzahl der Probleme geschehen, die mit Informationsbedürfnissen und ihrer Befriedigung in Zusammenhang stehen. Die vorliegende Pilotstudie zeigt skizzenhaft den Gesamtbereich der Benutzung von Bibliotheken innerhalb und außerhalb eines Hochschulbereichs. Es zeigt sich, daß eine thematisch breit angelegte und relativ umfangreiche Erhebung mit dem Mittel der schriftlichen Umfrage prinzipiell möglich ist und daß bei einer solchen Erhebung mit einer hohen Rücklaufquote gerechnet werden kann, ferner, daß solche Erhebungen kostengünstig durchgeführt werden können. Es zeigt sich, daß unter den Benutzern von Bibliotheken ein erhebliches Potential zur Mitarbeit besteht, das gerade mit spezielleren und gezielteren Untersuchungen weiter genutzt werden könnte. A u s der breit angelegten Pilotstudie wird deutlich, daß ihre Ergebnisse dann relativ wenig bedeutsam erscheinen, wenn die erhobenen Daten nicht mit ganz speziellen Untersuchungszielen konfrontiert werden können. Das Erheben von Hintergrundsmaterial für sich erscheint wenig aussagekräftig. Das spricht nicht gegen die Breite einer Untersuchung, im Gegenteil, je spezieller die Untersuchungsabsicht, umsomehr andere Variablen sollten einbezogen werden, damit es nicht zu Überinterpretationen isolierten Materials kommt. Diese Pilotstudie weist auf, daß viele Variablen, die zur Erklärung von Benutzerverhalten wesentlich sind, nicht erfaßt worden sind. Es sind dies vor allem Variablen der konkreten Arbeits- und Studiensituation und der aus diesen Situationen entstehende objektive Informationsbedarf, der in dieser Untersuchung nur undeutlich als subjektiv überformte undifferenzierte Größe auftritt. Es zeigt sich, daß Verhalten von Bibliotheksbenutzern nicht eindeutig zurückgeführt werden kann auf einige wenige Hauptvariablen, die leicht zu erheben sind. Es bleibt undeutlich, wie Agieren und Reagieren des Benutzers vermittelt ist. Präformationen und Attitüden der Benutzer, objektiver Informationsbedarf, subjektive Informationsbedürfnisse, sozioökonomischer Hintergrund, objektive Arbeits- und Studiensituation u.a.m. können nicht als unterscheidbare Variablen des Nachfrageverhaltens ermittelt werden und auch nicht mit dem Angebot von Seiten der Bibliothek in Zusammenhang gebracht werden. Die unzulängliche Organisation dieser Pilotstudie und daraus nicht zuletzt resultierend die betonten Schwächen in Fragebogenkonstruktion und statistischer Auswertung sollten zukünftig durch eine sorgfältige Planung, ausreichende Arbeitskapazität und finanzielle Mittel sowie durch umfangreiche Pretests auf dem Boden sehr präziser Hypothesen vermieden werden.

168

8.

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179

9.

ANHANG

Anschreiben und Fragebogen

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UNIVERSITÄTABIBLIOTHEK DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT BERLIN I

Berlin 12 Straße des 17. Juni 135

Berlin, M a i / J u n i 1970

Sehr geehrter Bibliotheksbenutzerl

Die Hauptbibliothek der TU unternimmt im Sommersemester 1 970 eine Umfrage unter ihren Bibliotheksbenutzern und Überreicht Ihnen hiermit einen Fragebogen. Innerhalb einer repräsentativen Zufallsauswahl ist auch Ihr Name gezogen worden. Dieser Fragebogen soll helfen, Informationen Uber die Bedürfnisse der Benutzer zu erlangen. Helfen Sie mit, daß die Bibliotheken sich auf Ihre Bedürfnisse und Wunsche einstellen können! Tragen Sie bei zu den Reformbestrebungen der Universität) Fullen Sie den Fragebogen möglichst bald aus. Die meisten Fragen können durch einfaches Ankreuzen erledigt werden.Die Antworten werden streng vertraulich behandelt. Die auf dem Fragebogen befindliche Zahl, dient a l l e i n der RUcklaufkontrolle. Der geringe Zeitaufwand fUr das Ausfüllen des Fragebogens wird sich für Sie und Ihre Nachfolger bezahlt machenI Senden Sie den ausgefüllten Fragebogen in dem beigefügten Freiumschlag möglichst schnell zurUck. Vielen Dank fUr Ihre M i t a r b e i t .

M i t freundlichen GrUßen Ihre Universitätsbibliothek

180 Rand freilassen zair Ausweitung 1,

P R A G E B O G E

H[

Was sind Sie? Student

? **Fra8e

Doktorand

la

"

c

Assistent, wissenschaftl. Mitarb., akad. R a t wiss. Rat, Privatdozent, Professor anderes (bitte nennen) la. Wieviele Semester haben Sie bereits studiert? 1 - 4

Semester

5 — 8

Semester

9-11

Semester

12 und mehr Semester 1b. Wurde ein Vordiplom oder eine Vorprüfung abgelegt? nein, noch nicht la, Vordiplom ja, anderes (bitte nennen) 1c. Haben Sie schon einmal als Hilfsassistent oder tuiSÜ gearbeitet? la

2. Arbeiten Sie zur Zeit a n einer größeren wissenschaftlichen

Arbeit?

nein, noch nicht, ja, Studienarbeit ja, Diplomarbeit (oder Staatsexamensarbeit) ja, Doktorarbeit ja, wissenschaftl. Forschungsarbeit 3.

Arbeiten Sie im Allgemeinen mehr zu Hause oder in der Hochmehr zu Hause

schule?

mehr in der Hochschule 4. Sind die Arbeitsbedingungen bei Ihnen zu Hause so, daß Sie dort gut arbeiten können? 1

2 3

Ja nein teils/teils

181

1

5. Sind die Arbeitsbedingungen in Ihrem Fachinstitut (Seminar, Lehrstuhl usw.) so, daß Sie dort gut arbeiten können? -i J a . gut teils/teils , F r a g e 5 a nicht gut J $ (Mehrfachnennung möglich) "ja. Woran liegt das? zu geringer Bücherbestand zu geringer Zeitschriftenbestand zu wenig Hilfsmittel zur Literatursuche zu wenig Arbeitsplätze;, zu laut zu kurze Öffnungszeiten kein Kontakt

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7 1