Martin Luther, oder Die Weihe der Kraft: Eine Tragödie vom Verfasser der Söhne des Thales [Reprint 2022 ed.] 9783112632024


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Martin Luther, oder Die Weihe der Kraft: Eine Tragödie vom Verfasser der Söhne des Thales [Reprint 2022 ed.]
 9783112632024

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£in’ ueftt ^utg ist unfei Dott!

Martin Luther, oöer

Die Weihe der Arafi. (£ine Arng ö öie, vom

Verfasser der Söhne öes §hateL.

Es^oll aber ein Dischoffunsträflich seyn,Eines Meibes

i.Ep.Panli an den Nrnothtus.Äap.5^1.L. ---------------------------- —® © €) © ®

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S erdn, bei Johann Ranies S anö er. 18 07.

Martin Luther, oder

die Weihe der Kraft.

Nachricht. Der Abdruck ist nach der Urschrift des Verfassers gemacht, nicht nach dem für die Rücksichten der Bühne bei der Aufführung des Schau­ spiels in Berlin abgekürzten Exemplare.

Die mit vielem Beifall ausgenommen- Composstion des Herrn Kapellmeisters Weber, zu den Chören und Gesängen, ist in Berlin bet Rudolf Werkmeister» im Klavierauszuge für 16. Gr. zu haben.

Personen.

Karl der Fünfte, Römischer Kaiser und König

Spanien. Albert von Brandenburg, Churfürst, Erzbischofs von

Mainz und Magdeburg, und Kardinal. Friedrich der Weise, Churfürst von Sachse».

Joachim, Churfürst von Brandenburg.

Herzog Erich von Braunschweig.

Herzog Georg, von Sachsen. Markgraf Albrecht von Brandenburg, Hochmeister des

Deutschen Ordens. Kardinal Aleander, päbstlicher Legat.

Ritter Franz von Wildeneck.

Du Dossu, des Kaisers lustiger Rath, Mitglied des Ale. vischen Geckenordens. Spalatinus, Churfürstlich Sächsischer Kanzler.

Graf von Stollberg-Wernigerode. Ritter Karl von Dalberg.

Hans Fagger, ein Augsburgifcher Handelsmann.

Doktor Marlin Luther, Professor iu Wittenberg. Hans Luther, ein Bergmann, fein Vater.

Grete, dessen Frau.

Magister Philipp Melanchthon, Professor in Witten, berg. Theobald, Luthers Famulus, ein fünfzehnjähriger Knabe.

Hubert, ein Bergknappe, ehmals Melanchthon's Famulus.

Ein Ehurfürstlich Sächsischer Rath. Ein Schreiber.

Beichtvater der Augustiner.Nonnen. Klara, Aebtifsin des Augustiner. Nonnenklosters.

Katharina vyn Byra, eine Nonne.

Therefe, deren Pflegetochter,, ein neunjähriges Mädchen. Ein Priester.

Der Geist der Elisabeth,

Cotta'tz Weib, und

Luther'S

Erzieherin. Reich s tagSm arfchal l, ein kaiferlicher Herold, Deut«

fche Fürsten, Deutfche und Spanische Ri tter, Rei. fige rznd Edelknaben, Geistliche von mehreren

£)ri>enA Bhrger, Studenten, Bergleute. Non» nen, Dolk, Knaben and hyädchen.

Prolog.

en sich der Herr zum Streiter auserfehen Den läßet Er, den Willen ihm zu reinen. Im herben Schmerz zum Leben auferstehen; Und daß der Held nicht sinke, so erscheinen Die Engel ihm, alö holde Freudenblüthen,

Auf daß er kann den Streit im Friede» einen. —

TI

So hat, dl« Kraft Lutheri zu behüten.

Der Herr durch Dornen ihn und Lust geführet. Durch Trübsal und

der Feind« wilder

Wüthen;

Bis, von des Glauben« starker Hand berühret. Er Gott geschaut im Flammenbusch der

Liebe^

Und in der Kunst de« Herren Wehn ge­ bühret. —

Auf daß Euch diese« nicht verborgen bliebe. Will ich die Kunde dessen offenbaren, Zn Andacht folgend meinem reinen Triebe.—

Wir alle haben selber es erfahren. Wie tief der Mensch und immer tiefer sinket. Wenn er den Sinn verliert de« Ewig-

Wahren.

—•

VH



Ob ewge Liebe freundlich auch ihm winket, —

Er sieht sie nicht, vom frechen Wahn ge­ blendet. Die Sternenflur, die ihm entgegenblinket. Ihm wird die Kunst, ein schöner Mond, gesendet. Der, ob er kleiner auch alö jene Sterne, Doch groß erscheint, der Erd« zugewendet; Allein es folgt der Mensch dem Dunkel gerne;

Er will sie nicht, die Rettungelichter, schauen, Und trauernd ziehen die in düstre Ferne.

So wird es Nacht, — ihn überfällt ein Grauen; Es ist zu spät, — die feindlichen Gewalten Verschließen ihm die schönen Himmelsauen. An welchem Stabe soll er nun sich halten. Auf welchem Pfade soll er Rettung finden,

Dor Schlangen, Tigern- die im Finstern schalten? —

VIII

Dann trauert er und wünscht sich durchzuwinden Zum Vaterhaus, in welchem er gebohren.

Und dann erbarmet sich der Herr des Blinden, Was in der Nacht des Wahnes er verlohren.

Nach langen Aengsten zeigt es ihm der Meister,

Das Licht, zu dessen Anschaun er erkohren! — Entwürdigt waren auch der Menschen Geister,

Als Luther ausgesandt, sie zu besiegen. Und Eigennutz erhob den Schädel dreister. Die Menschheit in ein schändlich Joch zu schmiegen.

Mißbrauchte man des Glaubens Gold zu

Ketten, Den Sphärenklang der Kunst, sie einzu­ wiegen;

IX

Oie Kraft entschlief auf schnöden Schwanen­ bette» ,

Der Lieb' entrang die Selbstsucht ihre Krone; Zs war, — schon damahls! — Noth, die

Welt

üu

retten! —

Da« sah der Herr von seinem Strahlenthrone, Erbarmend ob des armen Volkes Quaalen,

Und so sprach er zu Luther», Seinem Sohne: „Aue Meinem ewgen Dorne füll' zwo Schaaken: „Die Schaale Zweifel und die Schaal'

„ Erkennen, „ Und wärme sie an Meiner Liebe Strahlen;

„Und, wenn der Menschen Herzen dann «nt-

„ brennen „Vom Worte, das aus deinem Munde

»tönet, „ Geuß' aus die Strahlen, Tag von Nacht

„zu trennen.

X

„Dis daß der Friede dann den Streit versöhnet, „Sollt du das Schwerdt und nicht die „Palme bringen, „Durch blutge Dornen wird die Welt y

„ krönet; „Und wenn in Zweifelsfluth die Geister ringen, „Und der Erkenntniß Feuer sie verzehret,

„Dann wird Mein Knecht, das Schicksal,

„es vollbringen. „Wie von der Tennen wird die Spreu gekehret,

„Will Ich

die Ameishaufen

schnell ver-

„ Nichten,

„Die, Bergen gleich, vom Menschenvolk „verehret; „Zu Mir allein soll sich die Liebe flüchten,

„Wenn jede fremde Stütze nun ihr schwindet; „Drum will Ich die durch dich zu Grunde

„richten.

XI

„ Allein das Licht, das Ich durch dich enljündel, „Mird ob dem Dunkel herrlich triumphiren, „Wenn als Gesellin ihm die Gluth ver„ büiidek; »Unb daß du nimmer kannst den Pfad verlieren, „Will Ich dir Drey von Meinen Engel,!

„geben,

„Durch Engel kann der Mensch die Well „regieren! —” So sprach der Herr! — Und es durchdrang sein Leben

Die Thronen, Cherubim und Seraphinen, Die freudig um den Dronn des Lichter schweben! — Der strahlende von allen Cherubinen, Der Glaube, der — ein leuchtender Karr fünf el! —

Oft dem zertretnen Volk jum Heil erschienen.

XIl

(Er leuchtet nur im mitternächtgen Dunkel, Er zeiget sich den Sehern und den Kindern,

Er glüht in Bildern, flammt im Stern gefunkel;)

Der Engel Kunst, der, unsre Noth zu lindern (Wiewohl ein Fürst der Helden und bei

Thronen, Denn nichts kann seinen kühnen Aufflug hindern!) Herab sich läßt, um unter uns zu wohnen.

Klar, duftend — eine Hyaeinthenblüthe! —

Den Himmel

wiederstrahlt

in Blumen

krönen; Der Seraph Reinheit dann, ein Bild der

Güte, Der vor dem Chaos noch aus Gott geboren, 2(uf daß er priesterlich die GlUth behüte;

XIII

(Er hat sich zum Symbol das Weib erkorhen.

Dieweil die Reinheit sich zum Zarten neiget.

Seitdem die Kraft sie, durch die Schuld,

verloren!) Durch diese drey: Kunst, Glauben, Rein heit, zeiget

Sich das Mysterium dreyein'ger Liebe, Von dem mein Mund, mit Scheu und Demuth, schweiget;

Die drey, vereint in ewgem Liebestriebe, Sie wurden Luthern zum Geleit gegeben. Daß sonder Weihe nicht die Kraft ver

bliebe! — Wie in der Kirperwelt organischem Leben

Die Elemente jeden Stoff durchdringen. Und ihn in Aether aufzulösen streben:

So im Gemüthe jedes Menschen ringen Dämonen, Engel — bis sie ihn verkläret.

Und er sich sehnt, zum Licht sich aufzu
,

wenn

wir Beide Mann

und

Weib — ? Oer Teufel würd' nicht lachen!

Melanchthon. Nur die Engel!

Luther. Oer Teufel? — Ha! vielleicht will er mich äffen

Mit holder Schönheit — stark ist die Versuchung?

Doch triumphiren soll er nicht! — Entfleuch! —



274



Katharina

(ihn erhaben und starr ansehend) Du kennst die Geister nicht



und willst sie bin­ den I

Lern' erst, dann lehre! — Luther! lebe wohl! Metn.Herze

bricht,

doch

kann

ich's

nicht

vergeu­

den. (sie will abgehen — bleibt aber plötzlich im Hintergründe stehen und blickt auf Luthern schmerzvoll zurück)

Luther (ihr betroffen uachblickend) Der Teufel — und ein reiner Wille? — Nein!

Ich rufe sie?

Katharina (die Hand nass Herz) Es bricht! Ein kleiner Knabe

(tritt schnell herein — eine Hyazinthe in der Hand —

za Katharinen) Seid Ihr daS Fräulein Bora?

Der blut'ge Ritter, der im Garten liegt,

Gab diese Hyacinthe mir für Euch —

Kür Katharinen, sprach er, dann verschied er! — (reicht ihr die Blume und eilt ab)



3? 5



Katharina (im tiefsten Schmerz die Blume an sich drückend)

Versöhnung! —

Luther (inniger nach ihr blickend) Ruf ich?

Katharina (krampstgt die Hand an's Herz pressend, immer ntch Cu>

thern zurückschauead)

's bricht! —

Herzog Erich, MarkgrafAlbrecht, di« am der» Fürsten und Ritter treten ein.

Erich.

Gerecht ist Gott! Albrecht.

Der Wildeneck — er ist erschlagen!

Luther und Katharina (eilen unwillkührlich einander zu und fallen sich in die Arme, indem sie zugleich avSrufen:)

Weib! Mann!



Luth er

3?6



(sie kraftvoll umschlingend)

Mein Stab und Licht!

Katharina. Mein Retter und mein Heil! Erzbischofs

(laut ausrusend)

Oie heil'ge Liebe hat den Tod besiegt! MelanchthonJetzt bleibst Du unser! *

Suffier* Ja, mein Bruder Philipp! Ich lieb' und lebe! — Kommt ihr Fürsten Deutschland's. Bei jenen Trümmern heiliger Altäre, Bei meinem Theobald, der mir die Liebe, Die ihn verzehrt, zum Erbtheil hinterließ. Gebt mir das Wort — ein heilig Fürstenwort! — Die Menschheit rein zu lieben, wie die Gottheit, Sie rein zu lieben, rein, wie Gott uns liebt. Licht zu erwecken aus der Finsterniß, Daß klar eS werde, wie die Morgmsonne,



377

— .

Die freudig jetzt, mit ihrem vollen Strahl; Durch jene bunten Fensterscheiben bricht,

DaS Kerzenlicht des Todtenamts verdunkelnd. (bie (Strafen der aufgehenden Sonne erleuchten die ganze

Bühne)

Die Fürsten (ihm die Hände reichend) Hier unser Ritterwort!

Luther. So bin ich mit Euch,

Und schenk' Euch, was Ihr lang entbehrtet — Frei' heit

Volk (außerhalb, rufend) Wir wollen unsern Vater sehn, — den Luther!

Katharina

(mit gen Himmel gerichteten' Augen, für sich)

Du hast mir Wort gehalten, heilig Kind Die Blume glüht, der Weinstock blüht — in Ihm! -

Ein Ritter (tritt auf) Das Volk dringt ungestüm durchs Klosterthor.

378 Studenten', Bürger, Bergleut' mit Musik —

Sie wollen ihren Vater sehn, dm Churfürst, Und ihren Ritter Luther —

Churfürst.

Laßt sie kommen! (Ritter geht ab — zu Luther)

Da« dank' ich Dir!

Luther (tritt, von Katharinen begleitet, in die Mitte der Um-

' stehenden —)

Dankt Gott, und hört mich an — (Volk jedes Alters und Geschlechts, Bürger, Bauern,

Studenten, Bergleute mit musikalischen Instrumen« ten, und Reisige strömen herein, und bilden den

äußeren Kreis)

Luther (feierlich) Da-, wa- Er zu mir sprach,

ich geb' es treu euch

wieder. Als-ich noch Mönch, da lag ich einst tödtlich krank

danieder. Und zu mir sprach

der Priester: Vergebung deiner Sünden

Artist! (Glauben! ^rtih eit * Öctt! 2IH./T

mit erhobenen Händen die Worte



38o



Bergleute (im Hintergründe singend und spielend).

Glück auf.' Glück auf.' —

Fürsten UNd Volk

(wie vorhin)

Freiheit in Gott! —

Bergleute

(wie vorher)

Wir fördern eS herauf!

Die Fürsten. Glauben —

Luther (schn ell einfallend — mit dem stärksten Pathos — einen Schritt bortretend)

An unS und Gott! —

Katharina

(leise

zugleich)

Un Dich und Gott!

Fürsten und Volk (zugleich) An unS und Gott!

— 3öi



Bergleute. Das blinkende Erz Wir firdern es herauf! Der Vorhang fällt.