Mäander, Kreuze, Hakenkreuze und urmotivische Wirbelornamente in Amerika – Ein Beitrag zur allgemeinen Ornamentgeschichte (1891)


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Mäander, Kreuze, Hakenkreuze und urmotivische Wirbelornamente in Amerika – Ein Beitrag zur allgemeinen Ornamentgeschichte (1891)

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I

MÄANDEK.

KKEUZE, HAKENKREUZE l'ND

LHMOJ'niSCIll-

WIliliELORNAME.NTE IN

r.ix

iii:riK'A(i

zlk auj.k.mkixkx (»i.'NAMENTGE^ciiicirri:.

VON

ALOIS RAIMUND HEIN K.

K.

PROFESSOR

INI)

AKADEMISCHER

MAI-Kli.

MIT 30 Ui;i(.lNAL-lLLL>li;ATlüNEX.

WIEN

1891.

ALFRED HÖLDEK K

l. K.

HOFI.

UXD UNIVEESrrÄTS-BÜCHHÄXDLER I!(1THE.NTHURMSTRASSE

13.

:

ALFRED HOLDER,

Verlag von

"Wien,

k. u. k.

Hof-

u.

Rothenthurmstrasse

I.

Universitäts-Buchhändler 15.

Die

Bildenden Künste

bei

den

Dayaks auf Borneo.

Ein Beitrag zur allgemeinen Kunstgeschiclite. Von

Raimund

A.lois

k. k. Professor

Hein,

und akademischer Maler.

Mit einem Titelbilde, 10 Tafeln. 90 Textillustrationen und einer Karte. Preis M, 14. — .

Von demselben

Verfasser:

Malerei und technische Künste bei den Dayaks. t uatürHistorisclieii Hofimiseiiins". flen „Annaleii des Preis M. 12.—. Tafeln und 80 Textillustrationen.

SeparatabilrncK aus

Mit

1

is,



STYL-LEHRE

DER ARCHITEKTONISCHEN FORMEN DES ALTERTHUMS. Im

Auftrage des

k.

k.

verfasst

Ministeriums für Cultus und Unterricht

^LOIS

von

PIA.TJSEK.

Mit 173 Original-Holzsclinitten. Zweite Auflage. Lwd. geb. 2 M. 80

Preis brosch. 2 M. 40 Pf. In

Von demselben

Pf. Eleg. geb.

4 M. 40 Pf.

Verfasser:

STYL-LEHRB

DER ARCHITEKTONISCHEN FORMEN DES MITTELALTERS. Mit 115 Original- Holzscbnitten. Preis

broschirt

2

M.

In

Lwd.

geb. 2 M. 40 Pf

Elcg. geb.

4

M.

Von demselbem Verfasser:

STYL-LEHRE

DER ARCHITEKTONISCHEN FORMEN DER RENAISSANCE. Mit 100 Original- Holzschnitten. Dritte Auflage. Preis broscb. 3 M. GO Pf. In Lwd. geb. 4 M. 10 Pf.

SÄULEN -ORDNUNGEN. Wandtafeln znm stndinm der wiciiiigsten arcMtektonisciien Formen

der

griecUsclien

nnd römisclien Antike

nnd der Renaissance. Verfasst im Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht.

10 Tafeln in reichstem Farben-

und Tondruck, im Formate

75/150

und 94/190 Centimeter.

Bisher erschienen Tafel „ „ „ „ „ ,.

^ ,

^

I.

Griechisch-dorische Ordnung vom

onisch

,.

Theseion" in Athen.

Ordnvmg vom Tempel der Athene Polias in Priene. onische Ordnung vom Erechtheion in Athen. IV. Griechisch-korinthische Ordnung vom Rundbau des Lysikrates in Athen. V. Römisch-dorische und jonische Ordnung. Combinatio'n des Bogen- und Pfeilerbaues mit dem Gebälkbau vom Theater des Marcellus in Rom. VI. Römisch-korinthische Ordnung vom Pantheon in Rom. VII. Römisch-composite Ordnung vom Bogen der Goldschmiede In Rom 1886. Hof der VIII. Italienische Renaissance. Freihstehende Säulen durch Bögen verbunden. Bramante II.

III.

Griecbisch-j

e

Griechisch-attisch-J

:

Cancellaria in Rom. IX. Italienische Renaissance. Combination von Geb.älk

und Bogenstellung. Sansovino: Bibliothek

Venedig. mit Text) Preis a Tafel 10 M., auf Leinwand gespannt mit polirten Stäben 14 M. 40 Pf. Preis 6 M., auf Leinwand 9 M. mit Text) ä Tafel 7 M. 20 Pf., auf Leinwand 10 M. Blatt mit Text) 12 M., auf Lwd. 16 M. in

Tafel

I— IV

(a 2 Blatt



V (1 Blatt mit Text) VI— VIII CJe 1 Blatt

^

IX



(2

ÜBER SÄULEN-ORDNUNGEN. Mit 13 in den Text gedruckten Holzschnitten.

Verlag von

ALFRED HOLDER, "Wien,

I.

k. u. k.

Hof-

— Preis

1

M. 20

Pf.

u. Universitäts-Buchhändler

Rothenthurmstrasse

15.

M A ANDER.

ICREUZE,

HAKENKREUZE UND

IRMOTIVISCIIR W[r.l'>R1.0UNAMRNTE IN

AMKRIKA. i:iN

iu:irK'\(;

zlk allgemeinen ornamentgeöciucüte.

AON

ALOIS KAIMÜND HRIN K.

K.

PROFESSOR UND AKA I> E M

I

S«;

H EK

MALER.

MIT 30 ORIGINAL -ILLUSTRATIONEN.

WIEN

1801.

ALFRR-D riÖLDKR K.

U

K.

«OP UND ITNIVER81TÄT8-BUCIIHÄNDLER 1

ROTHENTHITBMSTBA8SK

\h.

LOÄN STACt

.

VorbemorkuTiff.

JUas Studium der

Giundfoimeu der Verzierungskuust

eiufaclisteii

und die daraus erwachsende Erkeuutuis des causaleu ZusauinienlKinjjes welciier zwischeu der primitiven Oruamentik und den vollendeten Leistungen der liöclisteu Kunstblüte bestellt, haben mich schon lange zu der Überzeugung

gedrängt,

der Ergebnisse

die oruamentgeschichtliclien und Probleme nur unter Zugrundelegung

dass

die allgemein kunstgeschichtiichen

der völkerpsychologischeu Urgeschichte

in

vorurtheils-

und unbefangener Weise gelöst werden können. Ich gelangte daher, nachdem ich mich durch fast zwei Jahrzehute mit den Elementen der sogenannten Stilornamentik beschäftigt hatte, dahin, die ausgetretenen Bahnen ästhetischer Dogmatik zu verlassen und mich mit der Kunstthätigkeit der von deu Kuustzüuftlern bislang völlig ignorierten „Naturvölker" zu beschäftigen. Thatsächlich wurde ich auch bald bei dem Fortschreiten auf diesen vernachlässigteu Wegen durch die Wahrnehmung belohnt, dass in vollkommener Übereinstimmung mit deu Voraussetzungen, welche mich von Anfang geleitet hatten die ursprünglichen Äuüerungeu des Kunsttriebes sich in völliger und überraschender Identität der zur Darstellung gebrachten Wurzelformen begegnen. freier







Lage versetzt zu sein, die Ergebnisse meiner nach diesen Kichtungen hin unternommenen Studien in einer Abhandlung über „Ornamentale Urmotive" der Öffentlichkeit übergeben zu können. Vorläufig aber möge es mir verstattet sein, den Ich

in

hotfe in nicht

allzu ferner Zeit

in

die

den nachfolgenden Blättern enthaltenen kleinen Theil meiner Unter-

suchungen, welcher lediglich die amerikanische Ornamentsymbolik •iiier

freundlichen

\V i.ii.

im Juli

betrifft

Aufnahme zu empfehlen.

18i)l.

Der Verfasser.

765

Verzeichnis der Al^bildmiii'en.

Symboliype

liir

Aieinoztli,

den mexikanischen Regenmouat

1.

Fig.

2.

Kig.

3.

Mäanderbaud mit Fischen von einem Wasserkrnge aus Peru Chinesischer Hakenkreuzdes.sin von einer Vase in Email cloisonnö

l'ig.

4.

Mäantlroid-Dessin an einem Schurz

l'lg.

.'>.

lig.

6.

l'ig.

7.

Fig.

8.

l'ig.

y.

11.

Fig. 12.

8 "J

....

1(»

in Brasilien

Mäaudroid-Bordüro an einem Korbe von British-Guvana Schema der Ableitung des Zinnenornamentes und des Mäanders

11

12 nacli Stübel

Erdwerk in Gestalt eines Kreuzes. Pickaway Couuty, Ohio Das Kreuz von Teotihuaean Das Kreuz von Palenque .

Bier von

Ny

Carlsberg

in

IH IV>

Kopenhagen. Modern

Wirbelornameut an dem Innenraum eines Schöpflöffels der Pueblos Prähistorisches GefäÜ aus dem Arkansas

dem

13 17



Fig. 10. Sohutzmarke für das dänische

Fig

vom Kio Negro

Seite

.......

Fig.

....

'.J2

23 "24

25

13.

Thcekesseirörmi^es Gelaß aus

l'ig.

14.

Prähistorisches GefäÜ von Pecaa Point, Arkansas

20

l'ig.

15.

Prähistorische Vase von der Gestalt eines vierfüßigen Thiereä

27

Kig.

16

"^lionflasche mit dreifüÖigem Untergestell.

Fig.

17.

Fkchtwcrkdecor mit hakenkreuzarliger Mittelfüllung. Gemalter Decor an einer alten Pueblo-Vase

l'ig.

Fig. 18.

.\rkansas

28

Arkansas

Vom

Auiazona.s

...

29

30

... 31 Ornamentsyujbole auf prähistorischen amerikanischen Muschelfunden l'ig 20. Muschelscheibe mit einem Triquetrum; von einem Mound beiNashville, Tennessoe 33 ... 34 Fig. 21. Rückseite einer gravierten Muschelplatte aus Nashville, Tennessee 35 Fig. 'l'I, Gravierte Muschelplatte mit vogelköptigem Hakenkreuze. Wayae County lig.

19.

Fig.

23. Gravierte Muschelplatte mit vogelköptigem

.

Fig. 24.

Trockengemälde der Navajo-ludianer aus Niquotlizi

Fig. 25. Stein l'ig.

Hakenkreuze. Tennessee

26. Yin-

von Copan in Honduras und Yang-Darstellungen

andere

symbolische

Fig. 30.

36 37

und

ornamentale

42

Wirbeltypeu

Fig. 29.

Neu-Mexiko

40

und

43

Fig. 27. Mexikanische Schilde Fig. 28.

in

.

.... ....

Der japanische Donnergott .,Kamiuari no kami im Vemizdtempel zu Nikko 44 46 Mexikanische Hieroglyphe für den Begriff „Jahr" 47 Symbol des Zeitlaufes bei den Azteken '

Uiielleu-ludex.



Solto

Andree RiohArd, Etbnogr. Parallelen und Bowes J. L., Japanese marks and seal»

Vergleicho

ßrinton D. G., Essays of an Americanist I\uckland A. W., Journal of tlie Anthrop. Chinese repository Collinot et Beaumunt, Ornenients arabes

Crux-Ansata



Cushingr Frank.

H.,

A

.

.

.

17

41

.

46 36

Instit

41

43 16



Study of Pueblo Pottery

27

Faber M. v., Indische Gids Galiudo D. J., The ruins of Copan Greg Kob. Phil,, The fret or koy ornamental ion Haniy E. D,, Essai d'interpretation d'un des monuments



39, 40

30 8

de Copan

.

.

35



La Croix de T^otihuacan

Hein Hein

20

A. K., Die bildenden Künste bei den Dayaks

41

Dr. W., Ornamentale Parallelen

11

Der Mäander und das Triquetrum Ornamentik

ITirth F.,

in

Hochart P., Etudes d'histoire religieuse Holmes W. H., Ancient Pottery of the Mississippi

der

chinesischen und japanischen

10 16

25

Valley

— —

Art in Shell

Pottery of the Ancient Pueblos

24



Origin and developement of form and ornament in keramio art

28

28, 32, 33

Humboldt A. v., Ansichten der Natur Lübke W., Geschichte der Architektur Matthews Dr. Washington, The mountain Poet

S. D.,

Animal worship and



.sun

17

43

The Gross in America Sartel Du, La porcelaine de chine .

Schliemann



38

chant

35

worship 18, 30,



31

41, 42

22

H., Ilios

Mykenae

27

Sei er Dr. Ed., Altmexikanische Studien

45

Senf

46

Das Svastika in Schlesien Stübel, Über altperuanische Gewebomuster Thomas Cyrus, The Cherokees in pre-columbian times Thruston O. P., The Antiquities of Tennessce

Vanx

P.,

Richard,

Zeitschrift

ftir

Some Thoughts on Ethnologie

the Sun- and Gross Symbols

12 20,

.30,

31

.32 30, 31, 32

45

MÄANDER,

KREUZE,

HAKENKREUZE

ÜRMOTIYISCIIE

WIRßELORNAMENTE

AMERIKA.

EINLEITUNG. Die Beziehimgeu der Wissenschaften zu einander bleiben utt lauge völlig unbeachtet, und erst, nachdem dieselben erkannt sind, wird man mit Staunen gewahr, welche Fülle von Anregungen sich aus der gegenseitigen Befruchtung der einzelnen Wissenszweige schöpfen lässt. Die Erkenntnis des Bestandes solcher Wechselbeziehungen zwischen den Ergebnissen der ethnologischen Forschung und gewissen kunstwissenschaftlichen Disciplinen scheint neuestens in der Erschließung begrilfen. den Berufsethnologen der Ausdruck künstlerischer Vornehmden Arbeiten vieler Naturvölker seit langem angenehm aufgefiillen, aber eine auf den Principien ästhetischer Wertschätzung und Vergleichung beruhende Analj'se solcher häutig mit primitiven Mitteln, aber nicht immer in primitivem Geschmacke hergestellten Erzeugnisse ist bislang fast noch niemals versucht worden. Zunächst hat die Ethnologie, als Wissenschaft selbst noch in den Anfangsstadien der EntAvickelung begriffen, bei der in ihrem Forschungsgebiete herrschenden Materialienfülle ein Eingehen in ästhetische Specialuntersuchungen aus gutem Grunde nicht wohl unternehmen können. Es harrte stets eine grosse Reihe von Fragen der Beantwortung, deren Stoffe sich zwang-

Zwar heit

ist

in

dem streng ethnologischen Arbeitsgebiete angliedern ließen. Die Berufsästhetiker aber giengen ihrerseits einem Materiale gerne aus dem Wege, w^elches schon auf den ersten Blick zu fremdartig und zu widerspenstig erschien, um bequem unter das Richtmaß ererbter

loser

Vorstellungen zu können. So

durch

alle

und conventioneller Schönheitstheorien

kam

es,

dass ein Feld von

gestellt

werden

übergroßer Fruchtbarkeit,

Zeiten bis zur Gegenwart herrenlos und unbebaut, später Nutz-

barmachung vorbehalten wurde. Arbeiten, welche auf der strittigen Grenzscheide zweier einander scheinbar wenig verwandten Gebiete liegen, bleiben am läng;.ten unerledigt. Für Untersuchungen, welche auf solchem Boden hätten gefuhrt werden -müssen, fehlte den Ethnologen zunächst das Auge; den Künstlern und Kunstgelehrten aber in gleichem Maße Interesse und

— Verständnis.

Wohl

4



bereitet sich jetzt ein verheißungsvoller

Umschwung

vor;' schon stehen einzelne hervorragende Gelehrte mit Weitblick und universeller Bildung im Dienste der ethnographischen Wissenschaft, von

denen wir bedeutsame Monographien vorwiegend ästhetischen Inhaltes und auch die Zahl der Kunsthistoriker, w^elche die häufig ebenso interessanten als schönheitsvollen Hervorbringungen jener Völker, die aufierhalb der von uns einseitig begrenzten Culturzonen leben, als

besitzen,

nicht vollwichtig betrachten, scheint in erfreulicher

Aber noch sind

die

Abnahme

Anfangsversuche kaum gemacht, welche

begriffen. in nicht

ferner Zeit gewiss zu einer weitausgreifeuden, vielgegliederten Thätigkeit führen werden, zu einer Thätigkeit, deren Resultate einem späteren

Geschlechte eines der schönsten Capitel in der Geschichte des Menschen, sein Verhältnis zur Kunst, zu veranschaulichen berufen sind.

Noch

ist

die

bis

jetzt aufgespeicherte

Formensammlung aus den dem unerschöpf-

mannigfaltigen Zweigen des Kunstschaffens lange nicht lichen

Reichthum

der

thatsächlichen

Hervorbringungen

solcher

Art

entsprechend, noch fehlen die Grundlagen für eine allgemeine Ornamentgeschichte fast gänzlich, noch

ist

das heute schon massenhaft zusammen-

getragene Material, welches die kostbarsten, weil unersetzlichen Schätze der primitiven Kunstversuche einsam lebender Naturvölker enthält, völlig unausgebeutet, noch ist eine Ornamentanalyse, welche die Elemente der Ornamentcompositionen bloßzulegen, die feststehenden Typen herauszuschälen und die universalen oder urmotivischen Typen von den charakteristischen Stiltypen zu sondern hätte, kaum in dem Ideengange einzelner Forscher vorgedeutet. Ein Zurückgehen auf den äußersten Urbeginn der Kunstentwickelung ist historischerweise überhaupt nicht mehr möglich; ein Einblick in die embryologischen Vorstadien dieser Entwickehmg kann nur noch durch aufmerksame und vergleichende Beobachtungen der künstlerischen Versuche bei den Naturstämmen gew^onnen werden. Da aber, wie aus dem nachweislichen Vorkommen verschiedener ornamentaler Urmotive bei Völkern aller Erdtheile und Zonen und aus vielen sich bis zu vollkommenster Identität steigernden Übereinstimmungen, die auf gegenseitige Entlehnung oder auf Vorbildlichkeit schon wegen unüberbrückbarer räumlicher Getrenntheit nicht zurückgeführt werden können, Anlage und Fortschritt in der Entwickelung der Völkerpsyche auf allen Punkten der Erde überraschende Parallelen aufweisen, so wäre aus der genaueren Kenntnis und Analyse der elementaren Kunstanfänge, wie sie uns bei den Naturvölkern heute noch begegnen, ein Calcul für den ursprünglichen Wert und Gehalt unserer eigenen frühesten KuESt Übung

mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit abzuleiten.

elementaren Kunstversuche der Naturstämme, dass mit den primitivsten Mitteln hergestellten Erzeugnisse des

Dass auch

die

auch die oft menschlichen Schaffensdranges, sofern

sie

den Regungen des Schönheits-

-*



Entstehung verdanken, Anspruch darauf erheben dürfen, betrachtet zu werden, steht wohl außer Zweifel als der urgeschichtliche Mensch das erste Stück als begann, Die Kunst Holz vom Baume schlug, den ersten 8tein aus dem Bachbette holte oder die erste Muschel an der Meeresküste auflas, um dieselben zur Herstellung von Waft'en oder verschiedengestaltigen Gebrauchsgegenständen zu verwenden. In dem einfachen Blockhause des Urwaldbewohners ist schon der Palast des verfeinerten Culturmenschen vorgedeutet, und die unbeholfenen Kritzelversuche, mit welchen der weltabgeschiedene Insulaner, einem instinctiven Gestaltungstriebe gehorchend, die ihn umtriebes ihre

Werke der Kunst

gebenden Erscheinungsformen oder die Eingebungen seiner Phantasie auf der Fläche festzuhalten trachtet, sind, aus denselben psychischen Regungen entspringend, von den Meisterwerken Raifaels und Michelangelos nur graduell verschieden. Was man heute mit dem Namen Kunstgeschichte bezeichnet, ist nichts weiter als ein mageres Capitel von Aufzeichnungen über die Werke und Meister einer uns zunächst liegenden und in ihren Bedingungen allgemein verständlichen Culturperiode; von dem Wesen der Geschichte fehlt ihr vorweg schon darum das Wichtigste, weil sie uns das im gewissen Sinne Fertige vor Augen stellt, die Enthüllung des Werdeprocesses aber, insonderheit wo es sich um die ursprünglichen

Grundlagen handelt, vermissen läßt. Die Wege, welche zu den Anfangsstadien der Kunstentwickelung zurückleiten, sind heute noch zumeist unbetreten; in mühseliger Forscherarbeit muss durch ethnologische Untersuchungen und durch die Darlegungen, welche uns die Alterthumskunde bietet, nach den halbverwischten Spuren jener geheimnisvoll verschlungenen Pfade gefahndet werden. Bis die Kunst dasjenige wurde,

Gegenstand kunstwissenschaftlicher Betrachtung ausmacht, mussten ganze Völkergenerationen erstehen und wieder verschwinden; aus den Schutthügelu, welche die Ergebnisse ihrer einstigen Thätigkeit bergen, und aus den ethnographischen Museen

was heute ausschließlich den

um daraus das Fundament einer wahrhaft allgemeinen Kunstgeschichte zu errichten. Bis jetzt fängt das kunstwissenschaftliche Lehrgebäude noch immer mit der Bel-Etage an; den Unterbau bilden problematische Piloten. Bei jedem Schritte, den wir zum Studium des Wesens und der Arbeit fremdländischer Völkerschaften und zur Autliellung vergangener Zeitperioden unternehmen, lesen wir die einzeln und zerstreut umherliegenden Glieder einer Kette müssen die Bausteine geholt werden,

gegenwärtig noch tausendfach zerstückelt, dereinst einmal geGesammteindruck einer sich aus dem causalen Zusammenhange ergebenden logischen Entwickelungsreihe bieten wird. Aber welche Fülle von Arbeit muss noch geleistet werden, um einem solchen Ziele näherzurücken! Jeder, der an dieser Arbeit mit Aussicht auf Erfolg theilzunehmen versuchen wollte, müsste entweder auf, die,

ordnet, den imponierenden

ein

künstlerisch

geschulter Ethnograph

oder

ein

ethnographisch ge-

— Schulter Künstler sein.

Es

ist

6



einleuchtend,

dass bei

der weit ausein-

anderliegenden Eigenart dieser beiden Bildungsrichtungen sich die Qualitäten eines solchen Zwitteringeniums nur sehr selten finden lassen. Freilich

zu

erzieht

jede

ihrer Bewältigung

einmal als dringlich erkannte Arbeitsaufgabe die erforderlichen Arbeitskräfte

selbst.

Aber

dazu

bedarf es stets eines mächtigen Anstoßes, welcher der gewünschten Bewegung eine fördersame Richtung verleiht. Es wäre die Pflicht der

Staatsverwaltungen und der zielverwandten gelehrten Gesellschaften, an diesem Punkte organisierend einzugreifen. Hier liegt einer jener Fälle in welchen sich morgen nicht mehr einholen lässt, was heute ver-

vor,

säumt worden. Das erschreckend rasche Zurückweichen und Verschwinden eigenartiger Völkernaivetät vor dem Anstürme fremdländischer Cultur und die Wahrnehmung, dass die in unseren Museen aufgesammelten Schätze trotz sorgfältigster Conservierung einem mitunter jähen Verderben entgegengehen, machen es zur Pflicht, die flüchtigen Erscheinungen wenigstens in der Beschreibung und im Bilde festzuhalten, solange man ihrer noch habhaft werden kann. Dieser ernsten Aufgabe widmen sich in neuerer Zeit die Archäologen und Ethnographen Amerikas mit ebensoviel Eifer als Erfolg. Hervorragende Gelehrte mit künstlerischem Blick und bewunderungswürdigem Feingefühl haben die Arbeiten der Indianerstämme und die durch emsig betriebene Ausgrabungen wiedergewonnenen Überreste aus Amerikas Vorzeit in zahlreichen, mustergiltig illustrierten Abhandlungen dem allgemeinen Verständnisse erschlossen.

Die in den nachfolgenden Blättern versuchten Zusammenstellungen zum größten Theile auf die Anregungen zurückzuführen, welche sich aus dem Studium dieser gelehrten Schriften ergeben.

sind

Der Mäander. Die verschiedenen Zweige der technischen Künste haben im allgemeinen überall auf der Erde den gleichen Anfang genommen. Die primitive Keramik des japanischen Alterthums, Jahrhunderte lang ihren embryonalen Charakter bewahrend, tritt in der Unvollkommenheit ihrer Bildungen ganz nahe an^ die archaischen Töpfereien Trojas und Mexikos heran. Hier sowohl wie inVder Textilkunst, in der Metallotechnik und in der Kunst der Holzbearbeitung sehen wir bei allen Völkern in fast

übereinstimmender Weise das Bestreben sich äußern, zunächst des Stoffes Herr zu werden. Da ist das Ziel nahe und die Umwege sind gering- Erst allmählich und spät vermochte die bildende Hand dem vorher bezwungenen Stoffe in ihren Hervorbringungen den Stempel des Individuellen aufzuprägen. Der Stil in den technischen Künsten, diese große

Resultierende

dem Ingenium

aus des

dem Charakter des verarbeiteten Rohproductes und dasselbe verarbeitenden Bildners

seiner Eigenait hervoi-,

wenn

tritt erst

dann

in

die anfangs widerstrebende Materie sich

und willig unter dem siegreichen Drucke der planmäüig schaffenden Menschenhand fügt. Es entspricht vollkommen dem Gesetze der Causalität, dass dieselben Erfindungen ganz unabhängig voneinander an verschiedenen Orten gemacht wurden. Gleiches Streben auf gleichen Bahnen muss nothwendig zu verwandten Zielen führen. Die Kunst des ohnmächtig

Flechtens und Webens, die Handhabung der Töpferscheibe, das Schnitzen des Holzes, das Hämmern und Gießen der Metalle mussteu die Völker nicht erst einander abgelernt haben. vollster

höchst

Ein Blick auf die Erzeugnisse

in

Abgeschiedenheit lebender Naturvölker überzeugt uns, dass beachtenswerthe Leistungen auf den verschiedensten Kunst-

gebieten an Orten gemacht werden,

wo man vergebens nach einem Lehr-

Die menschlichen Bedürfnisse, in ihrer elementarsten Ursprünglichkeit auf der ganzen Erde vollkommen identisch, mussten naturuothwendig eine bedeutende Ähnlichkeit der zu ihrer BeIriedigung hervorgebrachten Objecte zur Folge haben. Unter allen Himmelsstrichen werden schmiegsame, elastische Stoffe zu Körben und Matten verarbeitet, wird die Pflanzenfaser gesponnen, gedreht, gezwirnt werden Gewebe gefertigt, Gefäße geformt, Werkzeuge geschmiedet, wird meister fragen würde.

Holz gespalten, geschnitten, geschnitzt. Dass die Gebrauchsgegenstände, unbeschadet der tausendfältigen Variation desselben Themas, eine große Ähnlichkeit besitzen, kann uns nicht befremden; seltsamer muthet es uns an, dass auch im Decor dieser Objecte gewisse Formen bei allen Völkern nachgewiesen werden können. Diese Decorationstypen von universeller Verbreitung könnte man als ornamentale Urmotive bezeichnen. Der Punkt, die gerade und die gebogene Linie, die geradegebrochene Linie,

das Zickzackband

in

seinen verschiedenartigen Bildungen,

Dreieck, das Viereck, der Kreis, die Spirale in



das

das sind Elemente, die

der Ornamentik jedes Volkes vorkommen.

Besonders bemerkenswert sind zwei Verzierungstypen, deren allgemeine Verbreitung erst mit der Aufnahme systematischer ethnologischer Forschungen zur Gewissheit geworden ist: der Mäander und das Kyma. Wie schon bei den Griechen die aus der Natur entlehnten Benennungen dieser Formen dieselben nicht als das Resultat mathematischer Spitzfindigkeit, als das Ergebnis reiner Abstraction erkennen lassen, so musste umsomehr das in neuerer Zeit nachgewiesene Vorkommen dieser Bildungen bei den einfachsten Naturvölkern, denen schon" durch die

Lage ihrer \\'ohnsitze die Ursprünglichkeit ihrer künstlerischen Erfindungen gesichert erscheint, zu einer von jeder Überlieferung oder von außen kommenden Beeinflussung absehenden Erklärung führen. Robert Philips Greg, welchem wir auch schätzenswerte Untersuchungen über das Hakenkreuz verdanken, spricht sich gegen die An-

nähme

Übertragung des Mäanders von Europa nach Amerika aus, dem Schlüsse, dass die Mäanderformen in der Neuen Welt ganz ebenso wie bei den Griechen und Etruskern eine symbolische Beziehung auf das AVasser enthielten.' Greg stützt seine Ausführungen mit dem Hinweise auf mehrere Abbildungen einschlägiger Natur, welche in den beiden großen Werken „Historia de Nueva Hispafia escrita por SU Esclarecido Conquistador Hernan Cortes" (Mexiko 1770) und Kingsboroughs „Antiquities of Mexico'' (London 1831 1848) enthalten sind. In dem einen der beiden genannten Werke befindet sich die Darstelluug eines in achtzehn Monate zu je zwanzig Tagen getheilten Kalenderjahres, wobei jedem Monate eine symbolische Bezeichnung mit einem für dieselbe typischen Ornamente beigemessen ist. Der erste Monat heißt Atemoztli, der Regenmonat, mes de aguas. Fig. 1, in welcher die Symboltype für diesen Monat dargestellt ist, enthält den Mäander, und einer

gelangt aber zu



1'

1

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1.1

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1

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I.

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I .1

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I I

I

17. 17/1 V I

I

.1

rtx

Fig. 1. Symboltype für Atemoztli, den mexikanischen ßegenmonat.

zwar ebensowohl rechtwinkelig gebrochen

als

auch

in spiraliger

Abrun-

dung. Der stufenförmig abgetreppte Ziegelbau, an welchem diese Mäanderelemente hängen, stellt wahrscheinlich einen künstlichen Schutzdamm dar; die von den beiden Mäandern herabhängenden, in kugelige Tropfen auslaufenden Formen bedeuten überfließendes Wasser. Der Schlüssel zu

dem schon genannten, großen Werke von Lord Kingsborough, wo erklärt wird, dass diese Zeichnung typisch war für die Darstellung einer Pflanze, aus deren Blättern sich

dieser letzteren Erklärung findet sich in

zu

einer

bestimmten Zeit des Jahres ein wässeriger Saft

in beträcht-

„Having paid a good deal of attention to the subjeet and examined the specimens in many musenms, and after pretty füll examination of most of the printed works bearing on the subjeet, I am inclined to thlnk that this similarity of the cid Mexiean and Peruvian key-pattern, as it may be called, may be merely accidental. 1

from Mexico and Peru

may be, its origin in the New World may pretty clearly be traeed to water, which it has evidently been considered the symbol." Robert Philips Greg, The fret ov key ornamentation in Mexico and Peru. Arehaeologia, London 1883, pag. 157. Hovvever that of

— licher

Menge

wesen

9

-

ergießt. Diese Eigenschaft

sein, dass die stilisierte

Form der

mag wohl

der Grund dafür ge-

mit Tropfen besetzten Pflanzen-

Mexikanern das hieroglyi)liische Symbol für den Begrilf „Wasser" geworden war. Greg ist der Meinung, dass sich die charakteristischen mexikanischen und peruanischen Stufenmäander aus der Hinweisung auf die in Treppenabsätzen aufgeführten \\'asserschutzdämme leicht erklären lassen. Die Verwendung des mäandrischen AVassersymbols im Decor von Töpfen, Krügen und sonstigen Wassergefäßen, wo Bordüren solcher Art thatsächlich sehr häufig sind, könnte zur Unterstützung der mitgetheilten Hypothese herangezogen werden. Dafür erscheint namentlich das Ornament an einem Wasserkruge aus Peru (Fig. 2), in welchem unter einer Bordüre, die aus einer Reihung von Stufenmäandern besteht, schwimmende Fische angebracht sind, sehr bedeutungsvoll. Zusammenstellungen von Mäandertänieu und Kymabordüren mit sich tummelnden Delphinen und anderen Fischen sind auf altgriechischen Terracotten und auf etruskischeu Vasen mehrfach nachgewiesen worden. Wenn man nun damit die Thatsache zusammenhält. blätter bei den

^5rx,^IsT\ V^ii«»^/--^ /i*^P^^..^A*

Fig. 2.

[5iH.:3 /-^^

Mäanderband mit Fischen von einem Wasserkruge aus Peru. Sammlung Greg.

dem Wasser, mit dem Regen, mit dem Feuchten in Beziehung gebracht wird, so erweist sich hieraus die beachtenswerte Erscheinung, dass in drei verschiedenen Ei"dtheilen nicht nur die gleichen Symboltypen unabhängig voneinander zur Verwendung gelangten, sondern dass ihrer formalen Verwandtschaft aucli die ihnen unterschobene mj'stische Bedeutung entspricht. Der alte chinesische Name für mäandrische Verzierungen heißt lei-wen („Donnermuster") oder yün-lei-wen („Wolken-Donnermuster"), und es ist nach den Aufzeichnungen des in der Mitte des XI. Jahrhunderts n. Chr. schreibenden Autors des Meng-ch'i-pi-t'än unzweifelliaft, dass diese Erklärung in die chinesische Archäologie Eingang gefunden, und dass dass auch in China und Japan der Mäander mit

folglich seit jener Zeit

auch den ausübenden Künstlern die symbolische

wo sie sich des Mäanders Symbol des Donners, der Wolken oder des

Bedeutung des Gewitters vorgeschwebt hat, bedienen.

Der Mäander,

Gewitterregens, scheint,

in

als

soll indessen,

wo

er auf chinesischen Kunstobjecten er-

übertragener Bedeutung auch

auf die Gunst des Himmels

hinweisen, die ein vornehmlich ackerbautreibendes Volk, wie es die alten

Chinesen waren,

in der

segenspendenden und befruchtenden Feuchtig-



-

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keit erblicken musste. In der Vorrede

zum

ersten Capitel des Po-kii-t'u-lu

an anderen Stellen, wo über die Bedeutung des „Wolken- und Donnermusters" gesprochen wird, sagt Wang Fu: „Man macht Wolkendonner (das „Mäandermuster"), um dadurch die Anerkennung feuchter Dinge anzudeuten. Feuchte Dinge, wie Regen, sind in China das Symbol von Gunstbezeugungen. Greg gibt der Meinung Ausdruck, dass auch bei den Mexikanern und Peruanern das häufige Auftreten des Mäanders unter den Verzierungsformen auf die Verehrung zurückzuführen sei, welche man dem „feuchten Elemente" zollte. „It is easy to see, how the key-pattern or Ornament, both as a separate arrangement and in continuous combination as a border or fret, came, in a country where water and rain were at certain times of the year of great importance, and where works of sowie

1

von einer Vase in Email eloisonne; Privatbesitz. Originalaufnahme: A. R. Hein.

Fig. 3. Chinesischer Hakenkreuzdessin

etc. were carried on more or less extensively, to have an and to be used as a frequent device on doraestic pottery, water jugs, and even on public buildings." Der chinesische Mäander hat mit gewissen brasilianischen Verzierungsformen auch nach der Zusammenstellung der Formenelemente etwas

Irrigation, interest,

Verwandtes. Beseitigt man nämlich in dem bekannten chinesischen Hakenkreuzdessin (Fig. 3) das eine System der beiden aufeinander normal stehenden Doppel-T-Reihen, indem man gleichzeitig die äußersten Querbalkenvorsprünge der übrig bleibenden Parallelreihen abschneidet, so erhält man den Decor eines Glasperlenschurzes vom Rio Negro in Brasilien (Fig. 4). Während jedoch der chinesische Dessin aus der Ver-

bindung von Hakenkreuzen

abgeleitet

werden muss,

ergibt

sich der

F. Hirth, der Mäander und das Triquetrum in der chinesischen und japanischen Ornamentik. Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1889. Verh., pag. 488. 1



11

-

parallelen Lagerung aneinandergehängter einDas einfache rechts oder links laufende Mäauderband kann man als eine einseitige rechtwinkelige Abbiegung des Zinnenbandes betrachten; wird das Zinnengmament beiderseitig unter rechten Winkeln ausgebogen, so erhält man den stehenden Mäander. Das in Fig. 4 dargestellte Ornament ,.könnte man aus Reihen von

brasilianische

aus

der

facher Mäanderreihen.

normal stehenden Mäandern, deren den Nachbarreihen durch Querbänder verbunden sind, ableiten. Allein eine vergleichende Betrachtung der von den Arauaken gefertigten Kunsterzeugnisse aus Britisch- und Frauzösisch-Guyana, sowie aus Nordbrasilien ergibt, dass eine Grundform der arauakischen Ornamentik, welche auf den meisten Flechtwerken erscheint, auf einer ganz eigenartigen Verwendung des stehenden Mäanders gegeneinandergekehrten,

einfachen,

einzelne Motive alternierend mit

ÜMI m m L-irJLirJ Fig. 4. Mäandroid-Dessin au einem Scbnrz

Völkerkunde

in

Hamburg,

vom Rio Negro

in

Brasilien.

Inv.-Nr. 932.) Orig.-Aufn.: Dr.

W.

(Museum

für

Hein.

beruht: Zwei einander entgegengekelirte Elemente dieses Motives werden beiderseits durch ein Querband verbunden, wodurch sie eine in sich ab-

geschlossene zweiachsig symmetrische, in den Rahmen eines Quadrates passende Figur bilden, die man bezeichnend mit dem Namen Mäan-

droid belegen Die

könnte.'"

in Fig. 5

mitgetheilte Bordüre

besteht nur

aus einer Reihe

Auf einem Korbe aus Frannaturhistorischen Hofmuseum zu Wien (Inv.-

einfach nebeneinandergestellter Mäandroide.

zösisch-Guyana im

k. k.

Nr. 8519) macht ein einzelstehendes Mäandroid für sich allein die ganze

Verzierung des Objectes aus. Vier neben- und übereinander angeordnete zeigt der in der Zeitschrift für Ethnologie, Bd. XVIII, abgebildete, sehr hübsche Decor eines Körbchens aus Venezuela. pag. 530,

:Mäandroide

'

in

Dr. Wilhelm Hein, Ornamentale Parallelen. Mittheilungen der Anthropol, Gesellseb.

Wien. Bd. XX, 1890: pag. 55.



12

-

Angeregt durch das überaus häufige Vorkommen mäandrischer Linienzüge im Decor der Inka-Alterthümer von Ancon hat der bekannte, ausgezeichnete Peruforscher Stübel in einer kleinen Schrift: „Über altperuanische Gewebemuster und ihnen analoge Ornamente der altclassischen Kunst" eine Hypothese über die muthmaßliche Entstehungsgeschichte dieser decorativen Elementarformen aufgestellt, die sich, wenn sie auch keineswegs unbestreitbar ist, immerhin durch plausible Schlussfolgerungen und durch eine verblüiende Einfachheit des vorausgesetzten empirischen Werdeprocesses auszeichnet. Stübel führt die ersten Bildungen mäandrischer Linienzüge, sowie die Entstehung des Kymas, dieses in die Curve transponierten Mäanders, auf die Verschiebung halbierter, jedem ornamentierenden Volke geläufiger Elementarreihen zurück. Als Grundformen für das constructive Hilfsmittel der Verschiebung an einer Leitlinie werden geometrische Urmotive verwendet, wie das Quadrat, das Eechteck, das Rhombus, der Kreis, welche als Musterelemente in

Fig.

5.

Mäandroid-Bordüre au einem Korbe von Biitiseh-Guyana. (Ethnogr. Museum Kopenhagen Nr. 119 n.) Orig.-Aufn.: Dr. W. Hein.

dem angedeuteten Sinne

sich

verwendbar

erweisen,

weil

in

einen

sie

durch ihn gelegte und bis zur Grenze der Figur fortgesetzte Linie halbiert. Stehen mehrere solcher Figuren in gleichen Abständen mit ihren Mittelpunkten an einer Leitlinie, so dass sie durch Verschiebung längs derselben zur Deckung gebracht werden können, so entstellt eine Reihe ah cd, wie in Fig. 6, Nr. 1. Die Reihe

Punkt

besitzen,

der jede

kann selbstverständlich auch aus

zwei-, drei- oder mehrfach

zusammen-

Grundfiguren bestehen. (Fig. ö, Nr. 2 und Nr. 3.) Werden nun die Musterelemente an der Leitlinie xy successive um einen oder um mehrere Theilungspunkte verschoben oder weitergerückt, was man am überzeugendsten darzuthun vermag, wenn man längs der Leitlinie einen Schnitt führt, um die solchergestalt losgetrennte untere Hälfte beliebig an die obere anpassen zu können, so erhält man je nach der gesetzten

Beschaffenheit der Grundfiguren verschiedene auf der Aneinanderreihung rechter Winkel basierende Ornamente, und zwar aus

sammengesetzten Elemente (Fig. Theil (Fig.

6,

betrachtet,

das

6,

Nr. 4) einen einfachen Mäander,

Hakenornament,

dem zweifach

Nr. 2) durch Verschiebung oder,

durch Verschiebung

wenn

um

um

als

zu-

einen

Fläche

zwei Theile





18

Nr. 5) das Zinnenornanient, durch Verschiebimg um drei Theile denselben Mäander wie in Fig. 6, Nr. 4, aber mit entgegengesetzter (ITig. 6,

um vier Theile die Ruhelage (wie in und so weiter; durch Verschiebung des dreifach zut^ammengesetzten Elementes (Fig. 6, Nr. 3) um einen Theil erhält man den Mäander oder das Hakenornament (Fig. 6, Nr. G), durch Vt^rschieLaufrichtung, durch Verschiebung

Fig. 6, Nr. 2)

Nr.

Fi»;.

1

3-

Nr.

2.

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Nr.

3.

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Nr.

4.

Nr.

5.

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Nr. 6.