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German Pages 357 [362] Year 2018
Frank Daubner
Makedonien nach den Königen (168 v. Chr. – 14 n. Chr.)
Alte Geschichte Franz Steiner Verlag
Historia – Einzelschriften 251
Frank Daubner Makedonien nach den Königen (168 v. Chr. – 14 n. Chr.)
historia
Zeitschrift für Alte Geschichte | Revue d’histoire ancienne |
Journal of Ancient History | Rivista di storia antica
einzelschriften
Herausgegeben von Kai Brodersen, Erfurt |
Mortimer Chambers, Los Angeles | Mischa Meier, Tübingen | Bernhard Linke, Bochum | Walter Scheidel, Stanford Band 251
Frank Daubner
Makedonien nach den Königen (168 v. Chr. – 14 n. Chr.)
Franz Steiner Verlag
Umschlagabbildung: Römisches Makedonien, 2./1. Jh. v. Chr., AE 21. Av.: Kopf des Silen frontal, Rv.: Legende D/MAKEΔONΩN im Efeukranz. SNG Kop 1324; BMC 55; Gaebler, AMNG III 1, 69, Nr. 212; AMNG III 2, 8 Nr. 6; Münzkunde III 159–161. Photo: Deutsche Privatsammlung. Zum Typ vgl. hier S. 131.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018 Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-12038-8 (Print) ISBN 978-3-515-12041-8 (E-Book)
INHALT Dank ...................................................................................................................
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I
Einleitung ................................................................................................... 9 1. Augustus in Akanthos: Prolog und Zusammenfassung ....................... 9 2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand ..................................... 17
II
Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien .............................. 28 3. Nach der Niederlage ............................................................................ 28 4. Die Gesetzgebung des Aemilius Paullus ............................................. 52
III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr. ................................................. 5. Die verschwundenen Eliten ................................................................. 6. Macedonia capta .................................................................................. 7. Der Weg in die Provinzialisierung .......................................................
101 101 123 141
IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen ............................................................................................ 8. Römische Amtsträger und römische Kriege ........................................ 9. Neue Eliten .......................................................................................... 10. Römische Kolonien ............................................................................. 11. Obermakedonischer Konservatismus ..................................................
151 151 175 202 224
V
Augustus in Makedonien ............................................................................ 12. Augustus und der Balkan ..................................................................... 13. Augustus in Makedonien ..................................................................... 14. Epilog: Kalindoia und Augustus ..........................................................
228 228 230 257
Appendix: Die Münzprägung der königszeitlichen Merides ............................. 266 ‘What on earth became of them all?’ Summary in English ............................... 1. Macedonia after the Roman Conquest ................................................ 2. Macedonians Abroad ........................................................................... 3. Old and New Elites in Roman Macedonia ..........................................
271 272 273 276
Quellen- und Literaturverzeichnis ..................................................................... 281 1. Siglen ................................................................................................... 281 2. Literatur ............................................................................................... 283
6
Inhalt
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 341 Register .............................................................................................................. 1. Personenindex ...................................................................................... 2. Orts- und Sachindex ............................................................................ 3. Quellenindex ........................................................................................
342 342 344 348
DANK Die vorliegende Untersuchung wurde im Juli 2015 in Stuttgart als Habilitationsschrift zur Erlangung der venia legendi für das Fach Alte Geschichte angenommen. Die seither erschienene Literatur wurde in die Druckfassung eingearbeitet. Peter Scholz, Ulrich Gotter und Peter Funke bin ich für die Mühe verpflichtet, die sie mit der Erstellung ihrer Gutachten auf sich genommen haben. Den Herausgebern danke ich für die Aufnahme in die Reihe der Historia-Einzelschriften. Das Interesse am Gegenstand kam während eines Erasmus-Jahres 1999/2000 in Thessaloniki auf, als ich auf Reisen, in Lehrveranstaltungen bei Barbara SchmidtDounas, Theodosia Stefanidou-Tiveriou und Ioannis Touloumakos, auf einer Grabung im Eukleia-Heiligtum von Vergina unter Leitung von Chrysoula SaatsoglouPaliadeli und auf einer von Marianne Bergmann organisierten Göttinger Exkursion Makedonien kennengelernt habe. Die Kolleginnen und Kollegen in Stuttgart, wo die Arbeit zehn Jahre später begonnen wurde, insbesondere Peter Scholz, sorgten für eine Atmosphäre der Freiheit, die für die wissenschaftliche Arbeit unerläßlich ist. Ein Jahr als Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz verschaffte die nötige Muße, um die Forschungen in Textform zu überführen. Ohne diese Zeit in wissenschaftlich und auch in jeder anderen Hinsicht inspirierender Umgebung wäre eine so rasche Fertigstellung nicht möglich gewesen, und so gilt mein ganz besonderer Dank den Konstanzer Gastgebern. Nicht weniger wichtig war ein sechsmonatiger Aufenthalt am Deutschen Archäologischen Institut Athen, wo ich die in Deutschland nur schwer erreichbare griechische Forschungsliteratur bearbeiten konnte. Für die Einladung danke ich Katja Sporn, für die Finanzierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Während der Entstehung habe ich Teile der Arbeit auf Vorträgen in Aachen, Århus, Athen, Augsburg, Bern, Bielefeld, Darmstadt, Eisenach, Frankfurt, Göttingen, Halle, Köln, Konstanz, Leipzig, Rom, Stuttgart und Tübingen vorgestellt. Den kritischen Diskutanten verdanke ich viele Hinweise und Korrekturen. Für hilfreiche Diskussionen, wichtige Hinweise und die Überlassung von unpublizierter oder schwer zugänglicher Literatur habe ich folgenden Kolleginnen und Kollegen besonders zu danken: Henning Börm, Christian Fron, Valentino Gasparini, Volker Grieb, Rudolf Haensch, Alexander Herda, Jana Johr, Constanze Mayer, Jochen Mayer, Sebastian Prignitz, Athanasios Rizakis, Birte Ruhardt, Jonas Scherr, Sandra Scheuble-Reiter, Ilias Sverkos, Tobias Wachter, Eva Winter, Ioannis Xydopoulos, Maria Youni und Sofia Zoumbaki. Für die Übernahme der Fahnenkorrektur bin ich Patrick Reinard verpflichtet. Mein größter Dank gilt Nadin Burkhardt, die nicht nur die Entstehung dieser Arbeit von Anfang bis Ende, sondern auch die vielen Reisen im Untersuchungsgebiet, von den sintischen und parorbelischen Sümpfen über die sanften Küsten Pieriens und der Emathia bis hinauf ins pelagonische und dassaretische Herz des
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Dank
Balkans und wieder hinab zu den chaonischen und thesprotischen Buchten und Schlüften, kritisch und aufmunternd begleitet hat. Gewidmet ist diese Arbeit T. und W., die seit der ersten Fertigstellung eindringlich demonstrieren, daß es viel mehr als Wissenschaft gibt. Athen, April 2018
FD
I EINLEITUNG Macedonia was a nondescript, barbarous region to the north of Greece, just as it is today. (David Rear, A less boring history of the world, London 2012, 66)
1. AUGUSTUS IN AKANTHOS: PROLOG UND ZUSAMMENFASSUNG Eine verloren geglaubte Inschrift auf der Chalkidiki Der Besucher der Chalkidiki, der dreifingrigen Halbinsel im Norden Griechenlands, die spätestens seit Philipps II. Sieg im Olynthischen Krieg 347 v. Chr. makedonisch geworden war, richtet, wenn er am Altertum interessiert ist, sein Augenmerk vor allem auf Olynth, die Inkunabel der Erforschung des klassischen Wohnhauses. Womöglich besucht er auch die idyllisch auf einer bewaldeten Halbinsel gelegenen Ruinen von Stageira, der Heimatstadt des Aristoteles, die dramatischen Hinterlassenschaften des antiken Torone auf der Sithonia oder die leicht zugänglich auf der Halbinsel Kassandra gelegenen Reste der Heiligtümer von Aphytis und Sane. Kaum jedoch dürfte ihn sein Weg in das Hinterland des Hafenortes Ierissos führen, wo sich die weitläufig verstreuten und touristisch nicht hergerichteten Ruinen des antiken Akanthos finden, einer Stadt, die um 655 v. Chr. durch Kolonisten von der Kykladeninsel Andros gegründet worden war. Für denjenigen, der sich mit der Geschichte dieses Nordens Griechenlands unter der Herrschaft der Römer beschäftigt, lohnt der Besuch jedoch. Neben vielen anderen antiken Steinen findet sich einer, auf dem eine Inschrift zu erkennen ist (Abb. 1): [Αὐτοκράτορι Καίσ]α(ρ)[ι θ]εῶι θεοῦ [υἱῶι] Σεβαστῷ ἡ πόλις καὶ οἱ συνπραγματευόμενοι Ῥωμαῖοι καὶ οἱ παροικοῦντες.
Dem Imperator Caesar, dem Gott, Sohn des Gottes, Augustus die Polis und die Vereinigung der römischen Geschäftsleute und die Umwohner.
Wer sich ein wenig mit den makedonischen Inschriften auskennt, der erkennt den Text: Er wurde 1919 von Marcus Niebuhr Tod veröffentlicht.1 Gefunden und dokumentiert wurde er von Leutnant Arthur Woodward vom Aufklärungskorps der Britischen Armee während des Ersten Weltkrieges, als die Gegend britisch besetzt war und das Heer archäologische Untersuchungen durchführte. Die Inschrift taucht in mehreren Sammlungen auf und wird in wissenschaftlichen Beiträgen zitiert. Jedoch wird der Stein in sämtlicher neuerer Literatur als verschollen bezeichnet. Ich 1
Tod, ABSA 23, 1918/19 a, 85 f. = SEG 1, 282.
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I Einleitung
Abb. 1: SEG 1, 282 aus Akanthos
beziehe mich hier lediglich exempli gratia auf den neuesten Band, in dem der Text gedruckt und kommentiert ist, den 2011 erschienenen ersten Band mit Zeugnissen zu den antiken Vereinen, herausgegeben von John Kloppenborg und Richard Ascough.2 Das tue ich nicht, um dieses kenntnisreiche und nützliche Buch zu diskreditieren, sondern um an diesem ganz frischen Beispiel einige Aspekte des wissenschaftlichen Umgangs mit dem provinzialisierten Makedonien darzulegen. Zum Standort der Inschrift bemerkt die Publikation: „Current location: unknown“. Der Stein mit der Inschrift gilt also als verschollen;3 ganz offensichtlich deshalb, weil niemand vom Fach es unternommen hat, durch die frei zugänglichen Ruinen des antiken Akanthos zu laufen. Im folgenden ziehe ich von diesem unscheinbaren Stein ausgehend drei Kreise um verschiedene Bevölkerungsgruppen Makedoniens mit dem Ziel, die Fragen deutlich zu machen, die im folgenden abgehandelt werden sollen, die Probleme zu zeigen, mit denen man bei der Beschäftigung mit dem römerzeitlichen Makedonien konfrontiert ist, und einige Lösungsvorschläge anzubringen, die in den übrigen Kapiteln ausgeführt werden.
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Kloppenborg/Ascough, Associations Nr. 62. Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Inschriften pflegen häufiger zu verschwinden und wieder aufzutauchen; vgl. einige Beispiele in Papakonstantinou-Diamantourou, Meletemata 10. Das Photo des Steins, das Samsaris, Makedonika 25, 1985/86, 36, abdruckt, ist nicht datiert, so daß nicht klar ist, ob Samsaris selbst das Bild gemacht hat oder ob es sich um eine alte Aufnahme handelt.
1. Augustus in Akanthos: Prolog und Zusammenfassung
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Bevölkerungsgruppen im augusteischen Akanthos Unter den drei Bevölkerungsgruppen, die die Augustusstatue gestiftet haben, fällt die „Vereinigung der römischen Geschäftsleute“ auf. Wer sind diese Römer; was machen sie in Akanthos? Daß sie dort überhaupt etwas machen, bezweifelt das obengenannte Werk von Kloppenburg und Ascough: Sie schreiben, daß die genannte Polis auf keinen Fall Akanthos sein könne, da es um die Zeitenwende keinerlei Bedeutung mehr gehabt habe und kaum eine Vereinigung römischer Händler beherbergt haben könne. Daher sei der Stein wohl aus Amphipolis oder aus Kleinasien verschleppt worden, wie auch Tod in seiner Erstpublikation geschrieben habe. Was Tod oder besser Leutnant Woodward schrieb, ist, daß es UNwahrscheinlich sei, daß er von anderswoher nach Akanthos gebracht wurde. Ich gehe im folgenden davon aus, daß es in Akanthos zur augusteischen Zeit eine Vereinigung römischer Händler gegeben hat, und erläutere, warum. Zu diesem Zweck muß ein wenig ausgeholt werden: In der Schlacht von Pydna im Jahre 168 fielen von 40.000 kampffähigen Makedonen 20.000; 11.000 gerieten in römische Gefangenschaft, das heißt im Regelfall, daß sie versklavt wurden. Der Staat wurde zerschlagen und das Kernland in vier Teile gegliedert, fast alle Produktionsmittel wie Land und Bergwerke gingen an Rom. Zudem wurden die Reste der königszeitlichen Elite bei Androhung der Todesstrafe angewiesen, sich mitsamt ihren Söhnen, die über 15 Jahre alt waren, zur Deportation nach Italien einzufinden. Der Aufforderung kamen verständlicherweise nicht alle nach. Viele flohen nach Ägypten, ins nördliche Barbarenland, ins makedonenfreundliche Arkadien, und eine ganz beträchtliche Zahl von Emigranten ist nach 168 im kleinasiatischen Attalidenreich belegt, wo in den 160er Jahren ein halbes Dutzend makedonischer Städte gegründet wurde. Auch das griechisch geprägte Unteritalien muß eine Reihe von Emigranten aufgenommen haben, vor allem Handwerker, wie der Umschwung in der unteritalischen Kunstproduktion erkennen läßt. Das heißt, daß nicht nur der engste Kreis um König Perseus vernichtet wurde, sondern daß auch von den 40.000 wehrfähigen Makedonen, die der König in einer Generalmobilmachung aufbieten konnte, kaum noch jemand im Lande gewesen sein dürfte. Das wird in der Forschung nicht so gesehen. Eingewendet werden die logistischen Probleme, die die Verschiffung einer so großen Zahl von Menschen bereitet. Diese Probleme gab es jedoch nicht, denn die Römer konnten auf ihrem Rückmarsch in der größten Sklavenjagd der römischen Geschichte 150.000 Epiroten einfangen und nach Italien schaffen. Der andere Einwand geht tiefer; er geht auf die grundsätzliche Einstellung zum Charakter des römischen Imperialismus zurück.4 Ohne das hier ausführlich erläutern zu können, lautet das Argument, daß der Senat ja nicht so rüde gewesen sein könne, eine so große Zahl von Menschen umstandslos zu töten oder zu verschleppen. Aber der Senat, besser gesagt die verantwortlichen Senatoren, konnten sehr wohl derartig brutal handeln. Ein Beispiel mag genügen, um das zu veranschaulichen, und bezeichnenderweise 4
Eine Zusammenfassung der Standpunkte und der Versuch einer Synthese bei Sommer, Römische Geschichte 1, 296–302; s. auch Erskine, Roman Imperialism.
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I Einleitung
wird die folgende Episode von den Vertretern der These vom „defensiven Imperialismus“, vor allem von der derzeit einflußreichen kalifornischen „realpolitischen Schule“, ungern erwähnt:5 Nach dem Sieg über Perseus wurde Rhodos, das versucht hatte zu vermitteln, empfindlich gestraft und verlor seinen Status als Mittelmacht. Das ist soweit bekannt und so ins Handbuchwissen gelangt. Damit ging allerdings ein reger Gesandtschaftsverkehr einher; einige Senatoren sprachen gar vor der rhodischen Volksversammlung und beschuldigten den promakedonischen Bevölkerungskreis, so daß sich die Volksversammlung gezwungen sah, diese „schuldigen“ Mitbürger zum Tode zu verurteilen. Deren Verhalten, ihre Parteinahme in den Debatten der Volksversammlung, entsprach der vormals gängigen politischen Praxis. Die römischen Gesandten griffen deutlich in die innenpolitische Eigenständigkeit der Rhodier ein, und daß diese ihren Befehlen folgten und in derart extremer Weise gegen ihre traditionellen politischen Verfahrensweisen handelten zeigt, was für eine Drohkulisse die Römer zu errichten imstande waren, und was ihre Gegner zu erwarten hatten.6 Hier wurde den Griechen klargemacht, was ein Bündnis mit Rom bedeutete: Sie konnten von nun an keine eigenständige Politik mehr betreiben, sondern mußten tun, was der Hegemon ihnen sagte. Dieser Konflikt zwischen den griechischen und den römischen Auffassungen von Hegemonie und die daraus resultierenden Mißverständnisse waren und blieben bestimmend für das Verhältnis zwischen dem Senat und den griechischen Staaten. Diese Vernichtung und Vertreibung der königszeitlichen Eliten ist die Voraussetzung für das, was die Provinz Makedonien von anderen unterscheidet und was sie bis zur augusteischen Zeit zu einem wenig verstandenen Sonderfall macht. Denn in anderen von Rom unterworfenen Städten und Ländern übernahmen auf unproblematische Weise die Römerfreunde die Macht. In Makedonien gab es diese romfreundliche Partei nicht, dafür hatte König Perseus gesorgt.7 Was geschieht in einem Land, in dem die Eliten fast ganz verschwunden sind; wie kann man erklären, wie aus der nach der römischen Eroberung desintegrierten Gesellschaft Makedoniens innerhalb von nicht ganz zwei Jahrhunderten eine normale Gruppe von Bewohnern des römischen Reichs wurde?
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Von den Vorannahmen, die den Werken dieser Forschergruppe, der vor allem E. Gruen, A. Eckstein, R. Kallet-Marx und C. Champion zuzurechnen sind, zugrunde liegen und ihre wissenschaftliche Objektivität beeinträchtigen, handelt Giovannini, AJAH 9, 1984, am Beispiel von Gruen, Hellenistic World. Zu deren Abhängigkeit von M. Holleaux’ Thesen s. Prag/Crawley Quinn, Hellenistic West 8 f. Zu dieser Episode Grieb, Demokratie 327–334. Daß die Einteilung in Römerfreunde und Römerfeinde „a gross oversimplification“ sei, meint Gruen, Hellenistic World 337. Er berücksichtigt allerdings nicht, daß die Stellung Roms als den Griechen bisher bis auf zwei Ausnahmen (Sparta nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges und Makedonien nach Chaironeia) unbekannte Hegemonialmacht geeignet war, Ablehnung hervorzurufen. Natürlich hatte das den Vorteil, daß man jetzt wußte, an wen man sich zu halten hatte, aber wenn Polybios versucht zu erklären, wie Perseus nach der Schlacht am KallinikosHügel beim Peneios die Sympathien der griechischen Welt zuflogen (Pol. 27, 9 f.), so hat er wahrscheinlich darin recht, daß kaum ein Grieche eine Niederlage des Perseus wünschte: so Giovannini, AJAH 9, 1984, 38.
1. Augustus in Akanthos: Prolog und Zusammenfassung
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Um einer Antwort auf diese Fragen näherzukommen, müssen Hypothesen gebildet und überprüft werden, da nicht auf einen reichhaltigen Fundus an Vorarbeiten zurückgegriffen werden kann. Auch vergleichend kann nicht gearbeitet werden, da eine Ausrottung der Eliten einmalig in der Geschichte der römischen Republik ist.8 Konventionell besteht die Geschichte der Provinz Makedonien aus den römischen Amtsträgern, die hingehen und dort etwas tun, meist Barbaren zurückschlagen. Wahrscheinlich ist dieses Desiderat eine Folge der Aufsplitterung der altertumswissenschaftlichen Disziplinen und folglich ein Problem der Zuständigkeit. Provinzgeschichte ist eine integrale Disziplin, bei der Geschichte, Philologie, Epigraphik, Archäologie, Historische Geographie usw. nicht verselbständigt sind; Provinzgeschichte kann nur die Darstellung dieses Gesamtkomplexes mit historischem Akzent sein. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert zog es römische und italische Händler in den Osten, wo sie sich auch häufig niederließen. Die bedeutendste Station der Italiker befand sich bekanntermaßen auf der Kykladeninsel Delos, die nach 167 v. Chr. von den Römern den Athenern unterstellt und zum Freihafen erklärt worden war und die bald nichts von einer griechischen Polis mehr hatte. Zu den Italikern in Makedonien finden sich in der Forschung unterschiedliche Meinungen: Während Athanasios Rizakis meint, die italische Migration nach Makedonien beginne erst nach 55 v. Chr. so recht,9 zieht Louisa Loukopoulou anhand des gleichen Materials den Schluß, daß schon früh, im Laufe des 2. Jh., viele Italiker nach Makedonien gekommen seien.10 Diese Italiker bilden in zahlreichen makedonischen Städten Vereinigungen. Von denen, die schon früh nach Makedonien kamen, kennen wir nur relativ wenige aus ihren Inschriften. Einige seien kurz genannt: In Pella weiht um 100 v. Chr. ein Aulus Victorius C. f., genannt Alexandros, dem Hermes als dem Beschützer des Marktes einen Altar.11 Etwas älter sind eine Weihinschrift an die Ägyptischen Götter aus Thessalonike, gestiftet von Manios Kortios M. f., auch Demetrios,12 und die Weihung eines Gymnasions im mygdonischen Apollonia an die Gymnasiengötter Hermes und Herakles durch einen M. Lucilius M. f., Römer, auch genannt Demetrios.13 Von zwei frühen Italikern in Dyrrhachion sind die Grabsteine mit ihren griechischen Inschriften erhalten.14 Daß die Italiker im griechischen Umfeld Griechisch schreiben und griechische Beinamen verwenden, zeigt, daß sie nicht als Herrscher kommen, sondern sich in ihre neue Umgebung einfügen. Die beiden in Dyrrhachion Verstorbenen machen 8
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Nach Traians Eroberung Dakiens waren die dortigen Einheimischen wohl fast vollständig ausgerottet: Eutr. 8, 6, 2; Ruscu, Roman Dacia; Ardevan, Imperium und Romanisierung. Das Land wurde von den zugezogenen Römern, Illyrern, Norikern und Pannoniern übernommen. (Ein Gegenbild bei Protase, ANRW.) Eine solche Übernahme ist in Makedonien natürlich nicht festzustellen, denn die Bevölkerung wurde nicht ausgerottet. Rizakis, Italiens. Loukopoulou, Meletemata 21. S. auch Youni, Festschrift Troianos 349. AE 2003, 1587 = BE 2005, 335; Lilimbaki-Akamati, AErgoMak 17, 2003, 473–479. IG X 2, 1, 80. SEG 50, 572 = AE 2001, 1778 = BE 2002, 280. C. Caesius aus Ancona, I.Epidamnos 20, und T. Timenus, I.Epidamnos 17. Vielleicht ist auch der Ἀμοενός in I.Epidamnos 21 ein Italiker namens Amoenus.
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I Einleitung
einige Details des kontaktinduzierten Wandels klar, der sich nicht in Schlagworten wie Hellenisierung oder Romanisierung fassen läßt: Die Sprache ist Griechisch, die Form des Grabsteins oberitalisch. Bisweilen ist die dominante Rolle erkennbar, die die Italiker in den Städten des Ostens spielten, wie etwa in Lissos, in dem sie zu Caesars Zeiten die tonangebende Bevölkerungsgruppe waren.15 Aber auch in unserer Inschrift aus Akanthos stehen sie neben der Polis als einflußreiche Gruppe. Was tun diese Italiker auf der Chalkidiki? Die Halbinsel war und ist dicht bewaldet und voller Bodenschätze. Das Holz war schon in der Königszeit eines der wichtigsten Exportgüter Makedoniens; die Schiffe der athenischen Flotten bestanden zum großen Teil aus makedonischen Planken. Unter den Bodenschätzen waren Gold, Silber und Pyrit die wichtigsten;16 durch die reichen Baumbestände konnte das Metall an Ort und Stelle verhüttet werden. In den Eichenwäldern hielt man Schweine, deren gepökeltes Fleisch verhandelt wurde, und ein oft unbeachteter, gleichwohl wichtiger Exportartikel waren Flaumfedern für Kissen.17 Die via Egnatia, die im 2. Jh. v. Chr. bis nach Neapolis, dem heutigen Kavala, führte und im 1. Jh. bis nach Byzanz, war die wichtigste Ost-West-Verbindung des Reiches, und daß sich Händler, wenn es die politischen Umstände erlaubten, dort ansiedelten, wo die Handelsroute nahe an den Produktionsstätten liegt, ist nur folgerichtig. Akanthos liegt nicht an der Straße, hatte aber den besten Hafen der besonders wald- und rohstoffreichen Südostchalkidiki, dessen Wiederaufblühen im frühen 20. Jh. Adolf Struck in seinen Makedonischen Fahrten beschreibt: „Er [der Ort Ersé, d. i. Ierissos] nimmt dank seiner kommerziell günstigen Lage von Jahr zu Jahr an Größe zu. An der Brücke der Athoshalbinsel gelegen, bildet er den Knotenpunkt der nach dem Heiligen Berge führenden Pilgerwege … Dazu kommt noch die durch das Vorgebirge Pláti immerhin gegen die Südstürme geschützte Bucht hinzu, die bei schlechtem Wetter von Athosmönchen und Pilgerschiffen aufgesucht wird. Gerade als wir ankamen, herrschte am Strande reges Leben. Außer zahlreichen Barken und Segelschiffen, die den Verkehr mit der nahen Festlandsküste und mit den Inseln vermitteln und dem Fischfange berufsmäßig obliegen, warteten hier einige Boote aus Kawálla mit Mönchen und Wallfahrern besseren Wind für die Weiterfahrt nach der in der ganzen orthodoxen Welt geheiligten Landzunge, dem ‚Münster von Byzanz‘, ab.“18 Der weitere Landweg nach Osten war beschwerlich und unsicher; zu Ciceros Zeiten war er gar vollends von Thrakern besetzt. Weiterhin waren thrakische Sklaven beliebt bei den Römern – hier sei nur an den berühmtesten antiken Sklaven, an Spartakus erinnert –, und es mußten auch 15 16
17 18
Caes. civ. 3, 29, 1. Die nordöstliche Chalkidiki war nach Laureion das zweitwichtigste Bergbauzentrum Griechenlands. Hier wurden nach Schätzungen 150.000 t Blei und 300 t Silber abgebaut: Vavelidis, AErgoMak 23, 2009. Zu den Bodenschätzen s. auch Hammond, Macedonia II 70; Loukopoulou, Meletemata 21, 143. Viele Minen befanden sich in der ausgedehnten Chora von Akanthos (zum Territorium der Stadt Liv. 31, 45, 15; Ptol. 3, 12, 9; vgl. Samsaris, Makedonika 25, 1985/6, 41). Exp. totius mundi et gentium E 51. Struck, Fahrten I 66.
1. Augustus in Akanthos: Prolog und Zusammenfassung
15
nicht unbedingt Raubzüge durchgeführt werden, um an das begehrte Gut zu kommen. Das erledigten die thrakischen Stämme untereinander, und es war auch – zumindest zu Zeiten Herodots – unter den Thrakern im chalkidischen Hinterland nicht unüblich, ihre eigenen Kinder zu verkaufen.19 Einige der Händler hatten sich auf Sklaven spezialisiert; ein einmaliges und eindrucksvolles Zeugnis ist die Grabstele des Freigelassenen Aulus Caprilius Timotheos (1. Jh. v. Chr.) aus Amphipolis, der nach Ausweis der Inschrift Sklavenhändler war.20 Die Stele zeigte – sie ist noch vorhanden und steht im Museum von Amphipolis, ist aber mittlerweile stark beschädigt – in drei Registern ein Totenmahl, eine Schar von gefesselten Sklaven und die Verladung von Weingefäßen, die der Form nach sinopischen ähneln.21 Caprilii gibt es etwa gleichzeitig in Herakleia Lynkestis22 und später in Beroia, es handelte sich bei Timotheos demnach mit großer Wahrscheinlichkeit um den Freigelassenen einer in Makedonien tätigen Händlerfamilie.23 Insgesamt wissen wir aber zu wenig über den Umfang und die Organisation des späthellenistischen Sklavenhandels, um die Rolle, die die Italiker dabei spielten, genauer fassen zu können.24 Wer sind die anderen Gruppen, die für die Errichtung des Monumentes verantwortlich zeichnen? Die Polis ist die Gesamtheit der Bürger; das ist unproblematisch. Die Paröken, was man mehr schlecht als recht mit „Beiwohnern“ übersetzen könnte, sind jedoch ein problematischer Fall. Kloppenburg und Ascough glauben, hier eine Besonderheit vor sich zu haben und erwarten andere Bezeichnungen wie Katoikountes25 und Parepidemountes, die es in Griechenland und Kleinasien gab, aber nicht in Makedonien. Hier ist Paröken eine übliche Bezeichnung, die auch in Anthemous26 und in Dium vorkommt. Aber wer wird damit bezeichnet? Die Parallelen werden zumeist aus dem klassischen Athen hergeholt, wo andere Verhältnisse herrschten als im spätesthellenistischen Makedonien. Somit gilt es zuallererst diese Verhältnisse zu klären: Im Gegensatz zu den athenischen Einwohnern ohne Bürgerrecht sind diejenigen im hellenistischen und römischen Makedonien, die als Paröken bezeichnet werden, integraler Bestandteil der Bürgerschaft, und sie sind auch an Entscheidungen beteiligt, wie an unserem Beispiel zu sehen, aber auch an einem 200 Jahre jüngeren aus der römischen Kolonie Dium am Olymp, der In19
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Hdt. 5, 6, 1; Samsaris, Εξελληνισμός της Θράκης 135. Zu thrakischen Sklaven s. auch Archibald, Ancient Economies 118–123. Daß auch noch in der Kaiserzeit Thraker im Hinterland von Akanthos lebten, bezeugt SEG 29, 619 = Sève/Feissel, BCH 103, 1979, 314 Nr. 67 aus Metangitsi, errichtet von einem Traliporis. SEG 36, 587: Αὖλος Καπρείλιος Αὔλο[υ] / ἀπελεύθερος Τιμόθεος / σωματένπορος. Dazu Duchêne, BCH 110, 1986; Rizakis, Italiens 122 f.; Samsaris, Makedonika 25, 1985/6, 39. Die seltene Berufsbezeichnung σωματέμπορος taucht sonst lediglich in TAM V 2, 932 aus Thyateira in Lydien auf. Zur Ikonographie der Stele Kolendo, Schiavitù 162 f., ebd. Tafel 1 ein gutes Photo der noch intakten Stele; Kolendo, Archaeologia 29, 1978. IG X 2, 2, 75, Z. 15. EKM 1, 144B. Vgl. Tataki, Roman Presence 163 f.; Archibald, Ancient Economies 126 f. S. Hatzfeld, Trafiquants 223. Katöken aus Ainos gibt es im königszeitlichen Amphipolis, einer griechischen Stadt: Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 9 = SEG 27, 245 = SEG 33, 499. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11 A2 Z. 10.
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I Einleitung
schrift auf der Basis einer Statue, die die Frauen der Kolonisten und der incolae der Anthestia Iucunda errichteten.27 Im Makedonien sind die Paröken keine Fremden, die sich in dem betreffenden Ort aus welchen Gründen auch immer niedergelassen haben, sondern es handelt sich um diejenigen Bevölkerungsteile, die vor der Einrichtung des jeweiligen Gemeinwesens – im Fall von Akanthos der griechischen Polis, im Falle Diums der römischen Kolonie – auf deren Territorium ansässig und jetzt minderen Rechts, aber nicht ausgegrenzt waren, also in Dium um die Makedonen und in Akanthos wahrscheinlich um die durch die griechische Landnahme im 7. Jh. als Führungsschicht verdrängten Chalkidier oder Thraker.28 Ein kleiner Absatz in unserer Inschrift harrt noch der Klärung: Warum wird dem Augustus eine Statue geweiht; warum wird er zu Lebzeiten als Gott verehrt? Zwangsläufig wurde Augustus als Herrscher überall im Reich verehrt, doch in Makedonien beginnt die Verehrung früh, zeigt sich intensiv auch in kleineren Städten und scheint nicht wie andernorts von den römischen Kolonien und der reichsweit agierenden griechischen Elite auszugehen, die es in Makedonien im Gegensatz zu Achaia oder Kleinasien wahrscheinlich immer noch nicht gab. Ein wichtiger Grund dafür ist der, daß die Provinz vor dem Machtantritt des Augustus mehr als 100 Jahre lang von Barbareneinfällen, Aufständen und Kriegen erschüttert wurde. Im 1. Jh. v. Chr. war sie von der Adria bis zum Hebros Schauplatz dreier großer Konflikte der Bürgerkriege: Caesar kämpfte hier gegen Pompeius, die Caesarmörder gegen die Triumvirn und schließlich Octavian gegen Antonius. Das waren alles Auseinandersetzungen, die die Provinzialen nichts angingen, an denen sie dennoch teilnehmen und für die eine oder andere Seite Partei ergreifen mußten. Augustus brachte auch hier den langersehnten Frieden. Die Akkulturation, die in Makedonien wie andernorts die provinzialen Gesellschaften erschaffen hat, die vor allem im 2. nachchristlichen Jahrhundert rund ums östliche Mittelmeer eine gewaltige Blütezeit erlebt haben, scheint in Makedonien von den in den griechischen Städten ansässigen italischen Händlern und von den neuen gemischten Eliten getragen worden zu sein. Diese hatten unter den unruhigen Zeiten am meisten gelitten und durch den Frieden am meisten gewonnen. Auch die Bevölkerung der wichtigsten Städte Beroia, Thessalonike, Herakleia Lynkestis und Amphipolis trug natürlich ihren Teil bei. Die römischen Kolonien, die in den anderen Teilen des römischen Herrschaftsgebietes der entscheidende Katalysator bei der „Reichswerdung“ waren, spielten hier jedoch keine Rolle, weil die westlichen Einflüsse schon viel früher und von ganz anderer Seite vermittelt worden waren. Im 1. Jh. n. Chr. unterscheidet sich Makedonien kaum noch von den anderen Provinzen, was sich auch an den Namen ablesen läßt. So haben wir in Thessalo27
28
SEG 34, 631: colonarum et incolarum coniuges / Anthestiae P(ublii) l(ibertae) Iucundae honoris causa / Κολώνων καὶ παροίκων αἱ γυναῖκες Ἀνθεστίαι Ποπλίου / ἀπελευθέραι Ἰουκούνδαι ἀρετῆς ἕνεκεν. Vgl. Dig. 50, 16, 239, 2: Incola est, qui aliqua regione domicilium suum contulit: quem Graeci paroikon appellant. Nec tantum hi, qui in oppido morantur, incolae sunt, sed etiam qui alicuius oppidi finibus ita agrum habent, ut in eum se in aliquam sedem recipiant. Weitere Beispiele für die Gleichsetzung incolae = πάροικοι in der juristischen Literatur bei Gagliardi, Mobilità 32 f. Anm 84. Zur Familie der Anthestia Iucunda s. Demaille, Statut servile. Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 122–124.
2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand
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niki nur noch gesamtgriechische und lateinische Namen, im obermakedonischen Herakleia gar fast nur noch lateinische.29 Es fehlen die traditionellen makedonischen Namen. Deren Trägerschicht war in den Jahren nach 167 verschwunden. Die alten Namen existierten in den abgelegensten Teilen Obermakedoniens weiter, die nicht von der Deportation der königszeitlichen Eliten betroffen waren, weil sie sich rechtzeitig auf die Seite der Römer gestellt hatten und fortan weitgehend in Ruhe gelassen wurden. 2. FRAGESTELLUNGEN, PROBLEME, FORSCHUNGSSTAND Fragestellungen Die Zeit von der römischen Eroberung 168/7 v. Chr. bis zum aktischen Sieg des Octavian gegen Antonius 31 v. Chr. ist die entscheidende Umbruchszeit gewesen, in der sich die provinziale Gesellschaft Makedoniens formierte. Diese fast eineinhalb Jahrhunderte vermitteln anhand der literarischen Quellen ein Bild von ständigem Chaos, Bürgerkriegen und Barbareneinfällen. In der althistorischen Forschung stellt sich dieser Eindruck nicht viel anders dar.30 Wenn, dann wird die frühe Provinz Macedonia im Rahmen der römischen Geschichte behandelt; es geht um die Feldherren Roms, die die Zivilisation gegen die Einfälle nördlicher Barbaren verteidigen, es geht um die Statthalter und Beamten Roms, die in Macedonia tätig waren, es geht um die Bürgerkriege Roms, die zum großen Teil auf griechischem und makedonischem Boden ausgetragen wurden. Es geht kaum um Makedonien. Das Land und seine Bevölkerung stellen lediglich eine der Bühnen dar, auf denen sich römische Geschichte abspielte.31 Die kaiserzeitliche Gesellschaft Makedoniens, die wir wieder vor allem anhand ihrer Inschriften und einzelner Bereiche der materiellen Kultur fassen können, ist eine andere als die der späten Königszeit, die wir ebenfalls einigermaßen gut kennen. Die hier verfolgte Frage ist, wie die makedonische Gesellschaft der Kaiserzeit entstanden ist. Um sie zu beantworten, betrachte ich das späthellenistische und frühkaiserzeitliche Makedonien aus einer Perspektive, die nicht die der römischen Geschichte und der innerrömischen Konflikte ist. Die fundamentale Demontage der Jahre 168/7 v. Chr. betraf nicht nur den makedonischen Staat, sondern auch die Gesellschaft in den heterogenen Ländern, die im antigonidischen Königreich und später in der großen makedonischen Provinz zusammengeschlossen waren. In den illyrischen und epirotischen Gebieten, ebenso im von der makedonischen Herrschaft befreiten Thessalien, kamen auf relativ un29 30 31
IG X 2, 2, 75. Vgl. die Schilderung in Bechert, Provinzen 75. Kritik an diesem Vorgehen und methodische Vorschläge bei Millar, RGWE 1, 200–214. Vgl. Mahaffy, Greek Life and Thought 598: „From 146 B. C. the Hellenic peninsula almost disappears from history, except as the accidental theatre of those terrible Roman campaigns in the Civil Wars, which must have drained the last life-drops of remaining prosperity by their requisitions and exactions.“
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I Einleitung
problematische Weise die romfreundlichen Parteiungen an die Macht. In Makedonien gab es diese Römerfreunde nicht; dafür hatten Perseus und schon sein Vater Philipp V. gesorgt. Anders als in den umliegenden, jetzt ebenfalls Rom unterstehenden Ländern gab es keine Gruppe, die die Macht von Roms Gnaden übernehmen konnte. Die alten Eliten waren größtenteils verschwunden: die königstreue Elite wurde nach Italien deportiert; vor der Deportation sind Tausende nach Ägypten und vor allem nach Kleinasien geflohen, wo nach 167 im Attalidenreich ein halbes Dutzend neuer makedonischer Städte gegründet wurde. Eine einzige Familie läßt sich in Beroia sowohl in der Königszeit als auch nach 167 nachweisen,32 wobei Beroia diejenige Stadt Makedoniens war, die sich zuerst den Römern ergeben hatte und daher eine milde Behandlung erfahren haben dürfte. Unter diesen Bedingungen einen Staat aufzubauen oder zumindest die Verwaltung aufrechtzuerhalten, wurde zwischen 167 und 148 v. Chr. versucht, bis die Provinz Macedonia eingerichtet wurde. Die Provinzeinrichtung erklärt die sozialen und kulturellen Wandlungen jedoch nicht hinreichend. Bekanntermaßen kam es der schlanken römischen Administration nicht darauf an, in den Städten Verwaltungsapparate zu installieren oder sich in innere Belange einzumischen. Zudem umfaßte die Provinz ein riesiges heterogenes Gebiet von der Adria bis nach Thrakien. So mußten die Städte und Landschaften ihren je eigenen Weg finden, sich mit der neuen Situation zu arrangieren und die Ordnung aufrechtzuerhalten. Ich werde in denjenigen Gebieten, die von der Provinzgründung bis zur Diokletianischen Provinzreform zur Provinz Macedonia gehörten, also in einem Bereich, der größer ist als das Kernmakedonien, das im makedonischen Koinon verbunden war, der Frage nachgehen, wie sich die neuen Eliten herausbildeten, die wir in der Kaiserzeit genauer fassen können. In diesem Zusammenhang werde ich auch untersuchen, wie sich die politischen und sozialen Einheiten und Identitätsgruppen, aus denen sich die Provinz zusammensetzte, mit der römischen Herrschaft arrangierten.33 Dabei geht es nicht vorrangig um eine Quellensicherung und -zusammenstellung. Es werden vielmehr einige Deutungsangebote unterbreitet, die es ermöglichen, die zahlreichen Besonderheiten des römerzeitlichen Makedonien zu erklären. Im Anfang steht also ein Konzept, das als Grundlage eine Erscheinung des historischen Lebens als Frage, als allgemeines Problem hat, nicht eine fest umris32 33
Kuzmin, Ruthenia Classica. Daß das Untersuchungsgebiet in der Antike als Einheit aufgefaßt wurde, läßt sich anhand zahlreicher Quellen belegen. Hier seien nur Strab. 7, 7, 8 genannt, der berichtet, daß man von Kerkyra bis zum Bermion nicht nur die gleiche Sprache gesprochen, sondern auch die gleichen Frisuren getragen habe, sowie I.Epidamnos 58, eine kaiserzeitliche Grabinschrift, die Dyrrhachion als „makedonische Erde“ bezeichnet. Die Grenzen Makedoniens geographisch zu definieren, ist allerdings eine unlösbare Aufgabe: „There are peoples that owe their identity to a country, and countries that owe their identity to a people. If the Americans are the product of America, Macedonia, by contrast, is nothing more than the country of the Makedones. Hence the difficulty in defining it precisely in geographical terms. Throughout history, the boundaries of the country have followed the expansion of the Macedonian people, from the Pindus range in the west to the plain of Philippoi in the east, and from Mount Olympus in the south to the Axios gorge, between mount Barnous (Kaimaktsalan) and Orbelos (Beles) in the north“ (Hatzopoulos, Macedonia 19).
2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand
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sene Gruppe von Zeugnissen, die erschlossen werden und aus denen eine „Auswertung“ abgeleitet wird.34 Anhand ausgewählter Zeugnisgruppen sollen Antworten auf die Frage gesucht werden, wie aus den unterschiedlichen Gruppen mit je unterschiedlichen Identitätshorizonten eine übergreifende „provinzialmakedonische“ Identität entsteht. Als Beispiel sei hier die Gruppe der Italiker genannt, die vor allem als Händler schon im frühen 2. Jh. v. Chr. in großer Zahl nach Makedonien kamen und dort eine viel bedeutendere wirtschaftliche und politische Rolle spielten als andernorts.35 Dabei wird nicht vergleichend verfahren. Vergleichende Untersuchungen gibt es genügend, und das wenig umfangreiche makedonische Material würde etwa von dem kleinasiatischen erdrückt werden und seine Aussagekraft nur noch in Analogie gewinnen. Daher soll dies hier nicht unternommen werden.36 Im Jahre 168 v. Chr. besiegte das römische Heer unter L. Aemilius Paullus bei Pydna den makedonischen König Perseus. In mehrfacher Hinsicht ist dadurch eine historische Zäsur markiert: 1.) Rom zerschlug erstmals einen hellenistischen Staat. Dies war der Abschluß einer Entwicklung, die 228/7 v. Chr. begonnen hatte, als die Römer im sogenannten Ersten Illyrischen Krieg erstmals an der Ostküste der Adria militärisch aktiv geworden waren. 2.) Die römische Eroberung vernichtete auch den instabilen illyrischen Staat sowie den von zentrifugalen Kräften bereits enorm geschwächten epirotischen Bund. Gerade in Epiros kann man deutlich erkennen, daß und wie Rom die ohnehin schon starken Regionalisierungstendenzen bewußt verstärkte und so kleinräumigere politische Einheiten entstanden. 3.) Erstmals wurde ein hellenistisches Königtum aufgelöst und durch eine „republikanische“ Verfassung ersetzt.
34 35 36
Vgl. Hölscher, Posthumanistische Klassische Archäologie 181–183. Bei der Untersuchung von Bevölkerungsgruppen kann ganz wesentlich auf die prosopographischen Arbeiten von A. B. Tataki zurückgegriffen werden; zu ihrem Projekt s. Kuzmin/Cholod, Studia Historica 10, 2010. Auch wenn es um die Institutionen des makedonischen Königtums geht, werde ich nicht vergleichend verfahren. Die Arbeiten zum hellenistischen Königtum stützen sich, vielleicht etwas pauschal gesagt, vor allem auf ptolemäisches, seleukidisches und attalidisches Material. Meines Erachtens darf keine Erkenntnis, die auf diesem Wege gewonnen wurde, auf das Argeadenund Antigonidenreich übertragen werden. Ein entgegengesetzter methodischer Weg sollte eingeschlagen werden, wie Charles Edson vor nunmehr 60 Jahren erfolglos vorgeschlagen hatte (Edson, CPh 53, 1958b). Der lange Weg der Antigoniden, die Herrschaft über Makedonien an sich zu bringen, zeigt das. Demetrios der Städtebelagerer scheiterte an dieser Aufgabe, weil er als hellenistischer König, nicht als makedonischer, sozialisiert worden war und die Besonderheiten des Heimatlandes nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Das hellenistische Königtum hat sich aus dem makedonischen heraus entwickelt, aber die makedonischen Verhältnisse zwangen die hellenistischen Antigoniden dazu, wieder makedonisch zu werden. Die Details werden später anderenorts abgehandelt.
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I Einleitung
Der erste Punkt ist im Zusammenhang mit der Forschung zur römischen Expansion häufig und ausführlich behandelt worden.37 Die im zweiten Punkt genannten Entwicklungen in Illyrien und in Epiros sind in den Quellen schwerer faßbar, aber gerade im Vergleich zur Situation in Makedonien wichtig. Entsprechende Untersuchungen liegen vor;38 auf einige Aspekte, die bisher in der Forschung wenig beachtet wurden, wurde kürzlich hingewiesen.39 Am dritten Punkt setzt die vorliegende Untersuchung an. Forschungsgeschichtlicher Exkurs Ist sich die Forschung über den Zäsurcharakter der Jahre 168/7 v. Chr. durchgehend einig, so mangelt es doch an nachvollziehbaren Deutungen, die den Charakter dieser Zäsur hinreichend erklären. Die Handbücher zur Geschichte Makedoniens enden mit der Abschaffung des Königtums;40 die zur hellenistischen Zeit blenden Makedonien ab diesem Zeitpunkt aus.41 Das römerzeitliche Griechenland wurde lange Zeit als Teil der römischen Geschichte behandelt; Forschung und Öffentlichkeit zeigen erst in jüngster Zeit Interesse an den genuinen Entwicklungen innerhalb der Provinz.42 Ein noch geringeres Interesse bestand am provinziellen Makedonien: Im 9. Band 37 38 39 40
41 42
Zuletzt unbefriedigend durch Dzino, Illyricum; vgl. Harris, War and Imperialism. S. auch die einflußreichen Schriften der „realpolitischen“ Schule, z. B. Gruen, Hellenistic World; KalletMarx, Hegemony to Empire; Eckstein, Anarchy. Als Grundlage jeder Arbeit zu Epiros dienen Hammond, Epirus, und Cabanes, Épire. Vgl. auch die mittlerweile fünf Bände der von Cabanes initiierten Kolloquien „L’Illyrie méridionale et l’Épire dans l’antiquité“. Daubner, Identität; Polis. Hammond, Macedonia III; Errington, Geschichte Makedoniens; King, Ancient Macedonia. Selbst der als systematischer Forschungsüberblick angelegte Band von Hatzopoulos, Macédoine, spart die Zeit nach 167 weitgehend aus. Neben dem populärwissenschaftlichen Werk von Sakellariou, Macedonia, ist Kanatsoulis, Ιστορία της Μακεδονίας, wohl die einzige auch die Römerzeit umfassende Darstellung der Geschichte Makedoniens auf wissenschaftlichem Niveau. S. beispielhaft Errington, Hellenistic World; Erskine, Companion; Green, Alexander. Als Ausnahme hervorzuheben ist Rostovtzeff, Hellenistische Welt. Vgl. Hamilakis, Nation 38 f.; Papadopoulos, Conservation 115 und passim. Hamilakis zitiert ebd. einen Kreter aus dem (römischen) Gortys, der sein Land nicht bebauen kann und der daher in die Stadt gehen will: „Tourists go to Crete to see ‚Minoan‘ sites …, not Roman ones; moreover, the promotion of Roman sites is very low in the list of priorities of the state. As a result, the people around this site suffer all the same restrictions as the people around the major ‚Minoan‘ sites nearby, but reap very few of the benefits of tourism.“ Hier wirken nationalistische Ideen des 19. Jh. fort, die das alte Hellas von westlichen und östlichen (osmanischen) Einflüssen säubern wollen. S. aber auch bereits Leake, Northern Greece I 216: „… those remains of the time of the Roman empire, which so constantly meet and sometimes disappoint the traveller when in search of earlier monuments in Asia, Africa, and many of the cities of Greece.“ Zu den grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber der als Fremdherrschaft empfundenen römischen Kaiserzeit in Griechenland s. Fittschen, Αθήνα. Die Pionierarbeit von Alcock, Graecia Capta, sei zumindest en passant erwähnt, wie auch der vor allem für die Quellensichtung bedeutende Beitrag von Larsen, Survey.
2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand
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des Standardwerks „Cambridge Ancient History“ wird die makedonische Provinz kurz unter der Rubrik „The Roman Empire and its Problems“ abgehandelt.43 Ohnehin galten die Makedonen den Griechen auch nach den Befreiungskriegen des 19. Jh. als Fremdherrscher. Der Architekt Lysandros Kaftantzoglou schrieb 1878 in der Zeitschrift Athinaion, daß man die Athener Akropolis von den Überresten der makedonischen, römischen, fränkischen und osmanischen Fremdherrschaft reinigen solle, von den „unnötig schändlichen Hinzufügungen wie vom Dreck der Raubvögel, die sie überfliegen, und die auf den Meisterwerken des Phidias liegen als Beleg ihres traurigen Zustandes“. Im Jahre 1890 meldet Panagiotis Kavvadias, der Ausgräber der Akropolis, Vollzug: „So übergibt Hellas der civilisierten Welt die Akropolis als ein vornehmes, von allem Barbarentum gereinigtes Denkmal des griechischen Geistes, als eine ehrwürdige und einzigartige Schatzkammer erhabener Werke der antiken Kunst [auch der vorpersischen Zeit, die in das Akropolismuseum wanderten], welche alle Kulturvölker ohne Unterschied einlädt zum Studium, zur Mitarbeit und zum edlen Wettstreit behufs Förderung der archäologischen Wissenschaft.“44 Schon den frühesten archäologischen Untersuchungen, die Léon Heuzey seit 1855 in dem damals noch osmanischen Land durchführte, lag kein Interesse an Makedonien zugrunde: Im Auftrag Napoleons III. sollten für dessen Caesar-Buch die Schlachtfelder der Bürgerkriege lokalisiert werden. Nach dem Anschluß an Griechenland im Jahre 1913 und den französischen und britischen Untersuchungen während des Weltkrieges führte ein plötzliches Ereignis, keine innerwissenschaftliche Entwicklung, zum griechischen Interesse an der Untersuchung der archäologischen Hinterlassenschaften seiner neu erworbenen Nordgebiete: In Trebenishte im serbisch beherrschten Nordmakedonien, der heutigen Republik Makedonien, wurden reich ausgestattete eisenzeitliche Prunkgräber freigelegt. So etwas mußte man auch haben!45 Fast 60 Jahre später war es so weit: Manolis Andronikos entdeckte die unberaubten Königsgräber der makedonischen Hauptstadt Aigai. Damit begann die radikale Transformation der antiken Makedonen von Feinden des Griechentums zu Helden und Ikonen. Dieser Fund war ein Schlüsselereignis in der modernen Mythengeschichte, anhand dessen man erforschen kann, wie ein national-archäologischer Befund nicht wiederentdeckt, sondern hergestellt wird.46 Der kleine Ort Vergina, bewohnt von den Nachkommen pontischer Flüchtlinge der Großen Katastrophe, hat sich zu einer Pilgerstätte für griechische Schulklassen und ausländische Bustouristen entwickelt; die umfassende Vermarktung als Erinnerungsort eines quasi-religiösen Nationalbewußtseins hat viel zum Aufschwung der makedonischen Studien beigetragen, auch wenn man nicht gleich ein „Goldenes Zeitalter“ beschwören sollte, wie es kürzlich unternommen wurde.47 Die wissen43 44 45 46 47
Lintott, CAH IX2. Kavvadias/Kawerau, Ausgrabung der Akropolis 46. Vgl. Dally, Medien der Geschichte 410 f. Keramopoullos, AEph 1932, 48 f. Zu den Funden s. Stibbe, Trebenishte; Proeva, Macedonian Affairs 6,1, 2006/2007. Hamilakis, Nation 125–167. Horsley, Book of Acts 420. Forschungsgeschichtliche Überblicke zu Makedonien: Hatzopoulos, Macedonian Hellenism; Brecoulaci, Perspective 2, 2012; Errington, Analele Univ. Galaţi 1, 2002; Barr-Sharrar, AJA 117, 2013; Veleni, RA 49, 2010; Hatzopoulos, Macédoine. Ein Über-
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schaftliche und öffentliche Meinung selbst zum königszeitlichen Makedonien war bis zu M. Andronikos’ spektakulären Entdeckungen und zur nicht weniger spektakulären Vermarktung dieser Entdeckungen höchst zwiespältig.48 Es gibt also keine lange Forschungstradition, jedoch viel Potential. Die wegweisenden Arbeiten von Fanoula Papazoglou bilden nach wie vor die Grundlage für jede Beschäftigung mit dem Thema. Michael Zahrnt hat kürzlich eine populäre Synthese vorgelegt.49 In zwei „Companions“ unterschiedlicher Zielsetzung und unterschiedlicher Qualität werden einige Punkte zum römischen Makedonien dargelegt, und auch der gewichtige Katalog zur großen Makedonien-Ausstellung, die 2011 im Louvre stattfand, bietet zahlreiche Informationen zur römischen Zeit.50 Es hat also den Anschein, als werde die Forschungslücke mittlerweile als solche empfunden. Das zeigt jedoch vor allem, daß die Arbeit an den Details gerade erst begonnen hat und besonders für die quellen- und denkmälerarme Zeit vom 2. Jh. v. Chr. bis ins frühe 1. Jh. n. Chr. konzeptionelle Deutungsangebote weitgehend fehlen. Zudem befassen sich die meisten der einschlägigen Arbeiten, abgesehen von Papazoglou und Zahrnt, nur mit einem Teil der Provinz. Die politischen Grenzen zwischen den vier Staaten, auf deren Territorium sich Macedonia erstreckte, waren lange auch die Grenzen der Forschung.51 Die meisten Arbeiten und vor allem auch die Inschriftenpublikationen befassen sich so nur mit einem Teil der Provinz. Inschriften sind unsere wichtigsten schriftlichen Quellen zur Provinzgeschichte, da die literarische Überlieferung kaum einmal etwas Dahingehendes hergibt. Zu den Inschriftenpublikationen ist allgemein zu konstatieren, daß sie, ob in einheimischer oder in ausländischer Verantwortung, nur schleppend vorankommen, so daß das Material immer noch aus einer Vielzahl von abgelegenen Publikationen zusammengesammelt werden muß. Vor allem die Inschriften aus Dion, Amphipolis und Pydna vermißt man schmerzlich. Paradigmatisch ist der Fall der Inschriften von Philippi. Ich zitiere Peter Pilhofer, der kürzlich die verstreut publizierten epigraphischen Hinterlassenschaften der Stadt in einem umfangreichen Band versammelt hat: „Nun wird von französischer Seite das Corpus der Inschriften von Philippi zwar seit vielen Jahrzehnten angekündigt [seit den 30er Jahren] und immer wieder für die nahe Zukunft in Aussicht gestellt, doch scheint es sich hier wie mit der Parusie zu verhalten: Wie bei der Parusie sind vor allem Verzögerungen zu konstatieren. Die Prolongation des Wechsels, die Julius Wellhausen einst
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blick über sämtliche Aspekte des öffentlichen und privaten Lebens Makedoniens findet sich in dem umfangreichen Band von Grammenos, Στη Μακεδονία. Hamilakis, Nation 125–167. Zahrnt, Römer. Roisman/Worthington, Companion; Lane Fox, Companion; Louvre 2011. Hatzopoulos, Macédoine 93: „un savant dʼun pays voisin de la Grèce“; Touratsoglou, Νομισματική κυκλοφορία 18: „… το χώριο της Αρχαίας Μακεδονίας, σήμερα στη δικαιοδοσία της Γιουγκοσλαυίας“; vgl. Skordos, Makedonische Frage, bes. 253–266 und 309–324. Girtzy, Topography 143 dazu, daß Pelagonia und Derriopos in der Arbeit zur historischen Topographie Makedoniens nicht berücksichtigt werden: „since they were located to the northwestern part of U. M. [Upper Macedonia] in remote areas (that are far beyond the geographical limits of this thesis); thus they did not constitute integral part of U. M. (since they did not follow the same rule or share the same fate).“
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als für die Apokalyptik charakteristisch bezeichnete, kennzeichnet auch das schon allzulang angekündigte französische Werk: Bis heute hat keine Zeile desselben das Licht der Welt erblickt …“52 Auch der 1979 erschienene Band mit Additamenta zu CIL III spart die Inschriften von Philippi mit Verweis auf die unmittelbar bevorstehende Publikation aus.53 Ende des Jahres 2014 ist endlich der erste Band des Werkes erschienen, der die öffentlichen Inschriften der Kolonie Philippi enthält.54 Für viele andere Orte ist man immer noch auf die 1896 als Provisorium gedachte Sammlung von M. Dimitsas angewiesen, die weder umfassend noch fehlerfrei ist. Ob jemals mehr als die drei bisher erschienenen Bände der IG X das Licht der Welt erblicken werden, ist fraglich.55 Die Publikation der Inschriften ist mittlerweile nationalisiert; seit den 1990er Jahren liegen mehrere Sammlungen vor;56 zuletzt ist der zweite Band der Inschriften Untermakedoniens erschienen;57 bald werden die Inschriften von Amphipolis folgen. Jedoch führte der Zustand, daß teils vor Jahrzehnten ausgegrabene Inschriften unveröffentlicht bleiben und eine Art spukhaftes Dasein führen, zu grotesken Resultaten. Zwei im Jahre 2017 publizierte58 Statuenbasen vor dem Südtor von Amphipolis hatte M. E. Caskey in einer Notiz erwähnt: „…within the gate there are bases for bronze statues with inscriptions honoring the emperor Augustus and L. Calpurnius Piso, as patron of Amphipolis.“59 C. Eilers macht in seinem Buch über die römischen Patrone griechischer Städte das beste aus diesen dürren Informationen,60 während sich M. J. Payne in ihrer Dissertation nicht damit zufriedengeben wollte, sondern eine Konjektur der Piso-Inschrift gewagt hat.61 Ein weiteres Problem besteht für Teile der internationalen Forschung offenbar darin, daß die griechischen Wissenschaftler seit hundert Jahren vorziehen, in ihrer eigenen Sprache zu publizieren, was ihnen nicht zugestanden und als „ineffizienter Nationalismus“ angekreidet wird.62 Aber das Sprach- und das Publikationsproblem sind nicht die größten Hindernisse: die bestehen im öffentlichen und wissenschaftlichen Desinteresse am römischen Griechenland und insbesondere Makedonien und in der Alldominanz der Alexanderfigur in der öffentlichen Wahrnehmung Makedo52 53 54 55
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http://philippoi.de/philippiIII/PhilippiIIISkizze.pdf (3.7.2013). M. Šašel Kos, ILGraec S. 5. CIPh II 1. Dort S. 11 f. ein kurzer Überblick über die Geschichte der Edition. Vgl. auch BE 2015, 1. Zum „myth about the IG X“ s. A. N. Oikonomides, Introduction, in: Dimitsas, Makedonia IX– XVII, xxx. Zur Arbeit am Supplement zu den Inschriften Thessalonikis PapakonstantinouDiamantourou, Tekmeria 10, 2011. Der Briefwechsel Charles Edsons gibt einen aufschlußreichen Einblick in die Probleme bei der Erstellung des Corpus: Nigdelis, Γράμματα. Zusammenfassung und Überblick bei Zahrnt, Römer 11 f. EKM 2. Zwischenberichte: Hatzopoulos, Αʼ Συνέδριο Επιγραφικής; Papakonstantinou-Diamantourou, Meletemata 10. Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 314–324. Caskey, AJA 85, 1981, 456 f.; Rödel-Braune, Stiftungen E153. Eilers, Roman Patrons 206 Nr. C28. Payne, Honors to Romans 344 Anm. 139: „… it may have had the following form: Ὁ δῆμος τῶν Ἀμφιπολιτῶν / Λεύκιον Καλπόρνιον Λευκίου / υἱὸν Πείσωνα τὸν ἑαυτοῦ / πάτρωνα.“ Die Inschrift lautet: Λευκίῳ Καλπορνίῳ / Πείσωνι πάτρωνι / καὶ εὐεργέτηι τῆς πόλεως. Pleket, Gnomon 81, 2009, 322: „Both volumes were published in modern Greek: another feature of a rather inefficient nationalism.“
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niens in Europa. Das zeigte sich bei den beiden großen Makedonien-Ausstellungen der letzten Zeit, die nicht umhin kamen, Alexander im Titel zu erwähnen.63 Zumindest die Pariser Ausstellung mit ihrem außergewöhnlich umfassenden Interesse hatte nichts direkt mit Alexander dem Großen zu tun. Auch in Titeln von Büchern, in denen es nicht um ihn geht, muß er auftauchen.64 Als im Jahre 2013 begonnen wurde, den schon seit den 1960er Jahren bekannten riesigen Kastas-Tumulus bei Amphipolis auszugraben, wurde von den Medien als erstes ein neuer Alexandergrab-Mythos ins Leben gerufen.65 Diese Focussierung des Interesses auf eine Person ist bei der Erforschung Makedoniens nicht hilfreich.66 Die Zeit, in der die Entwicklungen stattfanden, die die Gesellschaft des kaiserzeitlichen Makedonien hervorbrachte, also die Zeit von der römischen Eroberung bis zum augusteischen Frieden, stellte für den ganzen griechischen Osten einen Wendepunkt dar.67 In Makedonien zeichnet sich diese Zeit durch einen Mangel an literarischen Nachrichten aus, was womöglich dazu geführt hat, daß das 2. und 1. Jh. v. Chr., die für Griechenland insgesamt nicht unbedingt die am besten erforschten Jahrhunderte sind, für Makedonien noch viel weniger untersucht sind. Die „Provinzgeschichte“ ist halbwegs bekannt; sie gehört zum Bereich der Geschichte der römischen Expansion und hat dementsprechend Aufmerksamkeit erfahren. Die innere Entwicklung der Provinz ist hingegen zu kurz gekommen.68 Noch 2005 konnte M. Sève schreiben: „Lʼhistoire de la Macédoine entre la fin de lʼépoque royale et les débuts de lʼépoque imperiale nʼest pas de mieux connues. Mal documentée par les sources littéraires, elle nʼa pas fait lʼobjet des recherches spécifiques.“69 Hier eine Synthese zu erbringen, ist eine dringliche Aufgabe. Makedonische Probleme Diejenigen Entwicklungen innerhalb der Provinz, die man bisweilen als „Romanisierung“ bezeichnet, wurden bisher vor allem anhand einzelner Zeugnisgruppen und innerhalb von modernen Staatengrenzen untersucht: der Weihungen,70 der 63
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„Heracles to Alexander the Great. Treasures from the Royal Capital of Macedon, a Hellenic Kingdom in the Age of Democracy“ (Oxford, 7.4.–29.8.2011), und „Au royaume d’Alexandre le Grand. La Macédoine antique“ (Paris, 13.10.2011–16.1.2012). Zur Identitätsstiftung durch Ausstellungstitel vgl. Mouliou, Museological Review 1, 1994. Der wohl dem Verlagsdiktat geschuldete Titel von Zahrnt, Römer, ist ein neueres Beispiel. Spiegel online titelte am 25.8.2014: „Alexander der Große. Das geheimnisvolle Grab der Königsfamilie“. Zu Amphipolis und dem Alexanderwahn Hamilakis, Ta Nea 30.8.2014. Amphipolis erwartet das gleiche Schicksal wie Vergina, das als Erinnerungsort überflügelt zu werden droht. Schon schreibt der Guardian: „Vergina, a town 100 miles away from Amphipolis“ (theguardian.com 12.10.2014). Zur wissenschaftlich oft fatalen Dynamik im „Alexanderland“ s. von den Hoff, GFA 17, 2014, 209–212. Dargelegt bei Millar, Constructions publiques; dems., Roman Architecture; vgl. auch Rousset, HSPh 104, 2008, 325 f. S. die Kritik bei Timpe, GWU 37, 1987. Sève, Citoyenneté 257. Schörner, Votive.
2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand
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Grabaltäre,71 der Porträts,72 der Sarkophage,73 der Grabbauten,74 der figürlichen Grabstelen,75 religiöser Aspekte76. Letztendlich muß auch J. Bartels’ epigraphischer Beitrag zu den städtischen Eliten im kaiserzeitlichen Makedonien (nicht im römischen, wie der Titel es besagt) in die genannten Gattungsuntersuchungen eingereiht werden.77 Im Ergebnis zeigen all diese Arbeiten, daß die materielle und die institutionelle Kultur des kaiserzeitlichen Makedonien „römischer“ waren als die des übrigen Ostreichs, ohne hinreichende Erklärungen zu bieten. Über diese Beobachtungen hinaus gibt es in Makedonien im Gegensatz zum Rest der Balkanhalbinsel einige weitere Besonderheiten, die „westlich“ sind: zum einen das im übrigen Griechenland nicht vorkommende System der Neokorien. Drei Städte der Provinz, Beroia, Thessalonike und Styberra, erlangten dieses Privileg. Zum anderen richtete sich das Münzsystem nach dem römischen: Seit der Mitte 2. Jh. v. Chr. sind römische Denare die einzigen Silbermünzen; die lokalen Assaria lehnen sich im Münzfuß an römische Bronzen an, anders als im gesamten übrigen Osten.78 Weiterhin sind Statuengruppen, wie es sie in Palatiano bei Kilkis gibt, im obermakedonischen Kozani und in Stratoni auf der Chalkidiki,79 im Westen häufig, im Osten nicht. Nicht zuletzt gibt es Villen als typisch römische Bau- und Lebensform in Makedonien und Epiros schon im 1. Jh. v. Chr.; in Mittel- und Südgriechenland erscheinen sie erst im 2. Jh. n. Chr.80 In Makedonien fehlen auch die neuen überregional agierenden Eliten des griechischen Ostens, deren Herausbildung sich auf der Peloponnes gut beobachten läßt.81 Einige der führenden peloponnesischen Familien präsentieren oder prätendieren eine Kontinuität bis ins 4. Jh. v. Chr.: Die Eurykliden in Sparta führen ihre Herkunft auf Herakles und Rhadamantys zurück.82 Auch M. Antonius Oxylos in Elis stammt aus einer Familie, die sich auf den mythischen König der Stadt zurückführt.83
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Spiliopoulou-Donderer, Grabaltäre; Adam-Veleni, Μακεδονικοί βωμοί. Rüsch, JdI 84, 1969; Schröder, Athenaios eimi. Stefanidou-Tiveriou, Sarkophage. Flämig, Grabarchitektur. Kalaitzi, Figured Tombstones. Steimle, Religion; Egelhaaf-Gaiser/Rüpke/Tsochos, Religionsgeschichte; Tsochos, Religion; Düll, Götterkulte; Deoudi, Jägerin. Bartels, Städtische Eliten. Einen multiperspektivischen Ansatz bietet lediglich Bergemann, Butrint, der jedoch andere Ziele verfolgt und Makedonien nicht einbezieht. Zur Methodik vgl. auch Bergemann, GFA 4, 2001, und die Kritik von U. Gotter, FAZ 27.8.1998, 37. Kremydi-Sicilianou, Multiple Concealments 36; Fournier, BCH 133, 2009; Burnett, Obolos 4. Palatiano: Stefanidou-Tiveriou, BCH 133, 2009; Kozani: Karamitrou-Mentesidi, Kozani xxx und Abb. 14; Louvre 2011, 618; Stratoni: Daux, BCH 89, 1965, 812–815. Zarmakoupi, Meletemata 68. Zu lokalen Vorformen in Makedonien und Thrakien Archibald, Hellenistic Economies 141–152. Dazu Zoumbaki, Tekmeria 9, 2008, bes. 41–44. In vorrömischer Zeit gab es Heiratsverbindungen zwischen führenden makedonischen und griechischen Familien: Kapetanopoulos, BalkSt 31, 1990. Cartledge/Spawforth, Sparta 98; 110. Zoumbaki, Elis 32; 216 Anm. 98; 360 f. Zum größten Teil als Erfindungen deutet Dickenson, AncSoc 46, 2016, diese Verbindungen in die Vergangenheit.
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I Einleitung
Namen werden benutzt, um Kontinuität und Stabilität zu veranschaulichen;84 die Familienverbindungen reichen weit über die Heimatstadt hinaus, und diese sich als alt stilisierenden Familien mischten sich mit den neuen Eliten der landbesitzenden Römer. So entstand neben den städtischen Eliten, deren Eigenart J. Bartels für Makedonien herausgearbeitet hat,85 eine neue Oberklasse, die S. Zoumbaki folgendermaßen beschreibt: „apart from the local elites of the various towns, an upper class Peloponnesian elite was now created, which actually formed part of a provincial elite and had further links with corresponding social groups of other eastern provinces. It belonged therefore to a common web of the new elite of the East which shared enormous wealth, political influence and connections with the Roman ruling class.“86 Diese neue Elite, an der Makedonien nach bisherigem Kenntnisstand keinen Anteil hatte, vermittelte in der Kaiserzeit die Beziehungen zu den römischen Herrschern. Hingegen gab es in Makedonien viel mehr römische Bürger als anderswo in Griechenland sowie eine immense Vielfalt an lateinischen Namen. A. Tataki zählt 4702 Personen mit lateinischen Namen; auf der römischen Peloponnes sind es hingegen lediglich 2886.87 Über die Art und Weise, wie die Neuankömmlinge und die Einheimischen kontaktbedingt ihre jeweilige kulturelle Wirkung aufeinander entfalteten, werden durch die Verwendung der Begriffe „Akkulturation“ oder „Romanisierung“ häufig Assoziationen hervorgerufen und Vorgänge verdinglicht, die die betreffenden Veränderungsprozesse, die oft normale Folgen eines Bevölkerungstransfers sind, eher verunklären.88 Vor allem wirken darin Denkmuster, die allenfalls im Westreich zutreffen können. Im Osten hat gewiß niemand auf die Italiker gewartet, um zu lernen, wie man angemessen lebt.89 Die provinziale Gesellschaft Makedoniens entwickelte sich im 2. und 1. vorchristlichen Jahrhundert aus diversen eingesessenen oder zugewanderten Gruppen, aus Unter- und Obermakedonen, Griechen, Thrakern, Illyrern, Epiroten, Italikern und Römern. Alle hatten ihre unterschiedlichen Identitätsebenen, zudem lebten sie in Gemeinwesen unterschiedlichster Art: in Provinzstädten, in freien Städten, in römischen Kolonien und Municipien, in den Stammesverbänden der Pindoshöhen. Daß diese unterschiedlichen Identitätsebenen existieren, hat nichts mit Kreolisierung, Hybridisierung oder Fluidität der Identitäten zu tun. Dieser Eindruck entsteht, weil wir aufgrund der Quellenlage nur jeweils die Aktualisierung einer bestimmten situationsangemessenen Ebene erkennen können. Die Aushandlung der jeweils aktualisierten Ebene ist ein Aspekt der Darstellung von Zugehörigkeit, und da dies in einigen Fällen klar zu erkennen ist, 84 85 86 87 88 89
Spawforth, ABSA 80, 1985; vgl. auch Rizakis, Meletemata 21, 25. Bartels, Städtische Eliten. Zoumbaki, Tekmeria 9, 2008, 48. Tataki, Roman Presence 51. Zu den Begrifflichkeiten des Feldes Identität – Kultur – Akkulturation vgl. Gotter, Identität. In den römischen Kolonien Makedoniens wurde in augusteischer Zeit ein Darstellungstypus für Soldaten entwickelt, der Italisches mit Einheimischen mischte und der vorbildhaft für Soldatengrabsteine in den westlichen Provinzen und in Teilen Italiens wurde: Papagianni, Sepulkrana skulptura; dies., Κλασική παράδοση.
2. Fragestellungen, Probleme, Forschungsstand
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sollte diese Annahme, nicht die Annahme statischer Identitäten, als Grundlage weiterführender Überlegungen dienen. Drei Beispiele mögen die Situationsabhängigkeit der wechselnden Adressierung von Identitäten illustrieren: Einige der frühen Italiker geben sich ein griechisches Supernomen, das in griechischen Inschriften Verwendung findet.90 Die Orestier in Obermakedonien bezeichnen sich je nach Opportunität und politischer Großlage als Makedonen oder aber als Epiroten.91 Besonders aufschlußreich ist der Fall der obermakedonischen Battynaier, die sich in einer langen Inschrift des 2. Jh. n. Chr., die Fragen von Landbesitz behandelt, terminologisch scharf von den Provinzbewohnern absetzen und dieses „altmakedonische“ Selbstbewußtsein in ihren Namen zur Schau tragen: Von den 58 Unterzeichnern des Beschlusses tragen 55 altmakedonische Oberschichtsnamen, die anderswo in Makedonien seit drei Jahrhunderten nicht mehr verwendet wurden.92 Es sind also nicht nur Prozesse der „Romanisierung“ am Werke, die sich weniger in der materiellen Kultur zeigen, sondern vielmehr in Faktoren wie dem römischen Bürgerrecht, römischen Namen, der Teilhabe am Reich durch Kriegsdienst oder Ämter, einer verfestigten „Honoratiorenschicht“ in den Städten, sondern es muß in der Formierungsphase der provinzialen Gesellschaft im 2. und 1. vorchristlichen Jahrhundert, aber auch später noch, von einer Vielzahl an Identifikationsvorlagen ausgegangen werden, die entstehen, sich wandeln, verschwinden, und die je nach Situation latent bleiben oder ins Spiel kommen konnten. Der „romanisierte Provinzbewohner“ war nur eine dieser Möglichkeiten.
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91 92
Z. B. M. Lucilius M. f., genannt Demetrios, der 107/6 v. Chr. in Apollonia ein Gymnasion stiftet (SEG 50, 572), A. Victorius C. f., genannt Alexandros, der um 100 v. Chr. in Pella dem Hermes weiht (AE 2003, 1587), oder M’. Curtius M. f., genannt Demetrios, in einer Weihung an die ägyptischen Götter aus Thessalonike (Nigdelis, EpThess 80, 2./1. Jh. v. Chr.). Hammond, Epirus 529; Daubner, Identität. EAM 186.
II DER BEGINN DER RÖMISCHEN HERRSCHAFT IN MAKEDONIEN Macedonia sends forth her invincible race; For a time they abandon the cave and the chase: But those scarfs of blood-red shall be redder, before The sabre is sheated and the battle is o’er. (George Gordon Byron, Childe Harold’s Pilgrimage Canto II, LXXII 4)
3. NACH DER NIEDERLAGE Am 22. Juni 168 v. Chr. wurde das makedonische Heer bei Pydna in Pierien vernichtend geschlagen.1 Die Niederlage des makedonischen Königs Perseus, der über Pella und Amphipolis nach Samothrake floh, wo er schließlich kapitulierte, war ein Wendepunkt in der Geschichte Makedoniens und der gesamten Mittelmeerwelt. Für Polybios vollendete er die 53 Jahre andauernden Kämpfe, in denen die Römer zu den Herren der bekannten Welt wurden.2 Dem römischen Angriff im Jahre 171 waren diplomatische Offensiven vorausgegangen, die fast den gesamten östlichen Mittelmeerraum in die Auseinandersetzung hineingezogen hatten. Diese waren daher nicht nur für Makedonien und die unmittelbaren Verbündeten folgenreich, sondern für sämtliche Staaten des Ostens. Die Auswirkungen der Niederlage auf Makedonien selbst müssen genauer in den Blick genommen werden, da die Überlieferung problematisch ist. Polybios, selbst von den Spätfolgen des römischen Sieges betroffen, stand dem makedonischen Königtum ablehnend gegenüber und kannte zudem Makedonien nicht aus eigener Anschauung.3 Livius, der unser Hauptinformant für diese Zeit ist, folgt nicht nur Polybios, ist aber insgesamt stets interpretationsbedürftig, besonders im lediglich in einer korrupten Handschrift überlieferten 45. Buch, das die hier im Anschluß untersuchten Ereignisse nach Pydna und die Gesetzgebung des Aemilius Paullus schildert.
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Zur Schlacht von Pydna Hammond, JHS 104, 1984; zum Krieg Hammond, in Hammond, Macedonia III, 505–557. Zum Datum der Schlacht Oost, CPh 48, 1953. Walbank, JRS 53, 1963. Die Forschungen zu den Ursachen des Krieges, die hier keine Rolle spielen sollen, faßt Walbank, Ancient Macedonia 2, 1977, noch immer gültig zusammen, aber vgl. auch Twyman, Ancient Macedonia 5, 1993. S. dazu Daubner, Polybios.
3. Nach der Niederlage
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Der Terror Die Geschehnisse der Zeit nach Pydna zeigten, wie sehr die innenpolitischen Gegner der Romfreunde in Griechenland von der Existenz des makedonischen Königreiches abhängig waren. Bis zur Ankunft der Fünfergesandtschaft unter L. Anicius Gallus in Illyrien und der Zehnmännerkommission, die Aemilius Paullus bei der Neuordnung Makedoniens unterstützen sollte, am Ende des Jahres 168 v. Chr. und in der ersten Hälfte des Jahres 167 v. Chr., rechneten die Römer und diejenigen Griechen, die als Römerfreunde auftraten, allen voran der Thesprotier Charops der Jüngere, der in Rom erzogen worden war und Latein sprach,4 Kallikrates der Achaier, Chremas aus Akarnanien und der Aitoler Lykiskos,5 in einer Weise mit ihren innenpolitischen Gegnern ab, deren Ausmaß, Absicht und Ergebnis die Abrechnung als „große Säuberung“ erscheinen lassen.6 Die Einzelheiten sind hier nicht von Belang;7 lediglich einige Höhepunkte sollen das Prinzip und die Skrupellosigkeit veranschaulichen, mit der die Römer und ihre Verbündeten vorgingen, damit das, was mit den makedonischen Eliten geschah, vor diesem Hintergrund besser verständlich wird. Bereits vor dem Kriegsausbruch verfolgten die Römer das Ziel, den boiotischen Bund zu zerschlagen, der unter Neon, Ismenias und Diketas eine makedonenfreundliche, antirömische Politik verfolgte. Das gelang ihnen, und die romfeindlichen Politiker wurden bis auf Neon, der sich rechtzeitig zu Perseus absetzen konnte, ins Gefängnis geworfen, wo sie sich wenig später das Leben nahmen.8 Während des Krieges zeigte sich die innere Zerrissenheit der griechischen Eliten. In fast allen Staaten gab es Richtungskämpfe zwischen prorömischen, antirömischen und „mittleren“ Gruppen, wie sie Polybios in einer nur bei Livius erhaltenen 4 5 6
7 8
Zu den Lateinkenntnissen der Griechen s. Nesselrath, EntrHardt 59, 2013, der allerdings Fälle wie den des Charops oder auch den des Antiochos IV., der als Geisel in Rom sicher Latein gelernt hat, nicht berücksichtigt. Zu diesen Deininger, Widerstand 159–191, und Walbank, Commentary 3, 435 f. Speziell zu Kallikrates Lehmann, Untersuchungen 284–322; zu Chremas auch Schmid/Schweighart, Akarnanien 137 f., und Dany, Akarnanien 215. Deininger, Widerstand 191 f. Liv. 45, 17, 1–4; 18, 26, 1–34, 9; Pol. 30, 13. Die Chronologie der Ereignisse in den Jahren 168 und 167 v. Chr. bei Hammond, Macedonia III, 563, ist zu eng, da die Unternehmungen des Aemilius Paullus nicht hineinpassen. Vgl. Dany, CQ 50, 2000; Meloni, Perseo 408 f.; 417 f.; 467 f.; Oost, Roman Policy 81–86. Livius hat Probleme, die Chronologie seiner Quellen für die Zeit nach Pydna zu synchronisieren. Die Ereignisse in Illyrien werden in 45, 26 nachgetragen. Zu diesem Nachtrag gehört ganz sicher auch der Bericht über die Griechenlandreise des Aemilius, deren Beginn damit laut Liv. 45, 27, 5 in den Herbst des Jahres 168 v. Chr. fällt, nicht des Jahres 167, wie es der Erzählchronologie in Livius’ 45. Buch entspräche und wie es auch Hammond a. a. O. annimmt, denn andernfalls hätte Paullus im Herbst 167 ganz Griechenland bereisen, die Verhandlungen und die Feier in Amphipolis durchführen, Epiros plündern und nach Rom zurückkehren müssen. Das ist nicht zu schaffen, zumal auch nach der Schlacht von Pydna militärische Operationen gegen einige Städte (Aiginion, Agassai, Aineia) durchgeführt wurden. Sie lassen sich in aller Ausführlichkeit z. B. bei Deininger, Widerstand 191–208, und Dany, Akarnanien 212–230 nachlesen. Liv. 42, 44, 6; Pol. 27, 2. Zum boiotischen Bund im 2. und 1. Jh. v. Chr. s. Müller, Epigraphy.
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
Charakterisierung beschreibt. Polybios, der sich selbst der „mittleren“ Gruppe zurechnet, kritisiert die radikalen Romfreunde wie die Romfeinde heftig: Bei den führenden Männern konnte man beobachten, daß sie ganz verschiedene Partei ergriffen. Ein Teil war den Römern so ergeben, daß sie ihr eigenes Ansehen durch die Maßlosigkeit ihrer Vorliebe verscherzten. Nur wenige von diesen standen unter dem Eindruck der Gerechtigkeit der römischen Herrschaft; die meisten glaubten, wenn sie sich außerordentlich für die Römer einsetzten, würden sie in ihren Staaten die Macht bekommen. Ein zweiter Teil suchte sich beim König einzuschmeicheln. Einige von diesen trieben ihre Schulden und ihre Lage, die hoffnungslos war, wenn alles beim alten blieb, blindlings zu einem völligen Umsturz aller Dinge hin, andere ihre Gesinnungslosigkeit, weil die Volksgunst sich mehr Perseus zugewandt hatte. Ein dritter Teil, und zwar der beste und klügste, wollte, wenn man sich überhaupt einen Herrn wählen müsse, lieber unter den Römern als unter dem König leben. Wenn ihnen in dieser Hinsicht die Entscheidung über ihr Schicksal freistände, wollten sie, daß keine Partei durch das Niederwerfen der anderen die Oberhand gewinne, sondern vielmehr, daß die Kräfte beider Parteien nicht geschmälert würden und der Friede aufgrund des Gleichgewichtes erhalten bleibe. Dann würde zwischen den beiden Parteien die Situation für ihre Staaten am besten sein, da die eine Partei immer die Ohnmächtigen vor dem Unrecht der anderen schützen werde. Die so dachten, warteten still von sicherer Warte aus die Kämpfe derer ab, die zu einer der beiden Parteien hielten.9
Als Polybios das schrieb, wußte er natürlich um die Konsequenzen, die die gelobte Politik des Abwartens für diejenigen gehabt hat, die nicht bestimmt Partei ergreifen wollten – er selbst und seine Freunde in der Führungsriege des Achaiischen Bundes waren in römischer Gefangenschaft,10 die Rhodier waren aufs tiefste gedemütigt worden, und der von Polybios stets für seine im Angesicht des Wütens des Charops besonnene Politik gelobte Epirote Kephalos, Epistates der Molosser,11 war 167 bei der Belagerung von Tekmon durch L. Anicius gefallen.12 So sind seine Worte wohl auch als Mahnung an die Römer zu verstehen, die mit den „Mittleren“ auf Dauer besser für Ruhe und Frieden in Griechenland gesorgt hätten. Da dies den Siegern mittlerweile auch schon in den Sinn gekommen war – gegen Charops ging 9
10 11 12
Liv. 42, 30, 2–7: Principum diversa cerneres studi:. pars ita in Romanos effusi erant ut auctoritatem immodico favore corrumperent, pauci ex iis iustitia imperii Romani capti, plures ita si praecipuam operam navassent potentes sese in civitatibus suis futuros rati. pars altera regiae adulationis erat; quos aes alienum et desperatio rerum suarum eodem manente statu praecipites ad novanda omnia agebat; quosdam ventosum ingenium, quia + Persea magis aura popularis erat +; tertia pars, optima eadem et prudentissima, si utique optio domini potioris daretur, sub Romanis quam sub rege malebat esse; si liberum + inde + arbitrium fortunae esset, neutram partem volebant potentiorem altera oppressa fieri, sed inlibatis potius viribus utriusque partis pacem ex quo manere; ita inter utrasque optimam condicionem civitatium fore, protegente altera semper inopem ab alterius iniuria. haec sentientes certamina fautorum utriusque partis taciti ex tuto spectabant. Übers. H. J. Hillen. Zu der Stelle s. Deininger, Widerstand 161 Anm. 12. Polybios übernimmt hier die Begrifflichkeiten, die sich unter dem übermächtigen Einfluß Roms herausgebildet hatten, um die Konflikte innerhalb der griechischen Staaten zu überblenden: Man verteilt die Rollen so, daß die eine Partei als Romfreund erscheint und der anderen, die oft genug versucht, als der bessere Romfreund zu erscheinen, Romfeindlichkeit vorwirft. S. dazu demnächst Börm, Mordende Mitbürger. Zu Polybios in Rom Erskine, Imperialism; Allen, Hostages 201–223; Cuntz, Polybius 55 f. SGDI II 1352 = Cabanes, Épire 581 Nr. 56. Liv. 45, 26, 10. Zu Kephalos P. Schoch, Kephalos 3a, RE Suppl. 4, 1924, 882 f.
3. Nach der Niederlage
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man noch in den 60er Jahren vor, wie später ausführlicher gezeigt wird –, vergab sich Polybios auch nichts, wenn er seiner Genugtuung über den baldigen Tod der meisten dieser Übeltäter deutlich Ausdruck gab und darin eine Reinigung und Entsühnung Griechenlands sah.13 Schon in den späten 170er Jahren, noch vor dem Sieg über den Makedonenkönig, hatte sich der Senat entschlossen, die griechischen Gemeinwesen von verdächtigen Personen zu säubern und romfreundliche Regimes einzusetzen, wie das Thisbe-Dekret für Boiotien bezeugt.14 Während des Krieges und vor allem nach seiner Beendigung wurde mit den aberwitzigsten Mitteln Jagd auf von ihren innenpolitischen Gegnern als Romfeinde denunzierte Angehörige der Oberschichten gemacht. Den beklemmendsten Eindruck von der Grausamkeit des römischen Vorgehens erfuhren die Aitoler, als 550 ihrer führenden Bürger im von römischen Truppen unter A. Baebius umstellten Bouleuterion massakriert wurden.15 Das geschah während der Griechenlandreise des Paullus, und angeblich hat er erst in Demetrias davon erfahren, wo er von Verbannten in Trauerkleidung aufgesucht wurde. Durch die Verurteilung des Baebius in Amphipolis sollte die Mordtat wohl zu einer inneraitolischen Angelegenheit deklariert werden – die Protagonisten Lykiskos und Teisippos wurden nicht bestraft, auch durften die Verbannten nicht zurückkehren –, obwohl die Römer die Nutznießer waren.16 Noch niemand hat zu berechnen versucht, wie viele echte oder vermeintliche Romfeinde in dem Jahr zwischen der Gefangennahme des Perseus und dem Rückzug der römischen Truppen insgesamt ermordet wurden, aber die Zahl der ohne Berücksichtigung der Makedonen und Epiroten aus Griechenland Deportierten war gewiß höher als die gemeinhin akzeptierte konservative Schätzung von 2000 Männern.17 Alle Verdächtigen sollten nach Italien gebracht werden; die Listen stellten die radikalen Prorömer zusammen, wie Aemilius Paullus von Amphipolis aus anordnete. Perseus hatte versäumt, sein Archiv zu vernichten, und so waren die Briefe und anderen Belege noch vorhanden, 13 14
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Pol. 32, 20, 3: σχεδὸν γὰρ ὡσανεὶ καθαρμόν τινα συνέβη γενέσθαι τῆς Ἑλλάδος, τῶν ἀλιτηρίων αὐτῆς ἐκ τοῦ ζῆν μεθισταμένων. Syll.3 646 = Sherk, RDGE 2; engl. Übers. Sherk, RGE 21; dt. Übers. HGIÜ 475. Dazu Deininger, Widerstand 164–167, und Gehrke, Klio 75, 1993. Womöglich deutet auch Liviusʼ kurze Notiz (41, 27, 4) über römische Gesandte, die im Jahre 174 versuchten, Unruhen in Aitolien zu beenden, darauf hin, daß die Römer Partei für eine bestimmte Faktion ergriffen. Liv. 45, 28, 7 f. Womöglich ist das von Pol. 30, 11 erwähnte Blutbad im aitolischen Arsinoe nicht mit dem bei Livius geschilderten identisch, so daß von mehreren Massakern ausgegangen werden muß, die in Aitolien stattgefunden haben: Grainger, Aitolians 535. Vgl. Grainger, Aitolians 529 f. Deininger, Widerstand 196. In Anm. 22 die Quellen zu den Deportationen. Champion, Cultural Politics 17, nimmt allerdings an, Pausanias’ Angabe, daß 1000 Achaier deportiert wurden (7, 10, 11), sei mißverständlich; die Zahl enthalte alle nach dem Krieg deportierten Griechen. Das ist aus seiner Konzeption des römischen Imperialismus heraus (dargelegt in Champion, TAPhA 137, 2007) folgerichtig. Wenn man seine Voraussetzungen nicht akzeptiert, mag man die Zahl von 2000 Deportierten oder Angeklagten (zu Polybios’ Terminologie Erskine, Imperialism 21 f.) noch weitaus zu niedrig angesetzt finden. Gegen die 1000 Achaier lagen keine Beweise wie etwa Briefe aus den königlichen Archiven vor. Aus Staaten, die weitaus promakedonischer waren, wie etwa Akarnanien, dürfte die gesamte nicht explizit romfreundlich gesonnene Führungsschicht verschleppt worden sein: Dany, Akarnanien 215.
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
die seine Parteigänger in den anderen griechischen Staaten belasteten.18 Aitolien, Akarnanien, Epiros und Boiotien wurden brieflich informiert, aber nach Achaia wurden zwei der angesehensten Mitglieder der Zehnerkommission, C. Claudius und Cn. Domitius, geschickt.19 Hier wurde wohl mit größerem Widerstand gerechnet, und die Römer waren vielleicht um die Sicherheit des Kallikrates und seiner Gruppe besorgt. Es hatte in den königlichen Archiven nichts Belastendes gegen einen Achaier gegeben, und so geht die Auswahl der Deportierten allein auf die Denunziationen des Kallikrates und anderer Leute seines Schlages zurück, die die Gelegenheit nutzten, um sich ihrer Gegner zu entledigen.20 Die Racheakte griffen bis nach Asien aus und richteten sich auch gegen Poleis, die sich nicht unbedingt antirömisch positioniert, aber in der einen oder anderen Weise gegen die Interessen der Römer gehandelt hatten. Die Zerstörung von Antissa, die Vertreibung der Delier und die Bestrafung Rhodosʼ signalisierten potentiellen Romgegnern, daß die neuen Herren Verhandlungen ihrer Bundesgenossen mit dem Feind als Hochverrat betrachteten und entsprechend bestraften: Antissa auf Lesbos hatte Antenor, dem makedonischen Flottenkommandanten, seinen Hafen geöffnet und ihn mit Lebensmitteln versorgt. Man darf sich füglich fragen, ob die Stadt das aus felsenfester Freundschaft zu Perseus heraus getan oder ob sie nicht angesichts der Drohkulisse der makedonischen Flotte eine vernünftige Entscheidung getroffen hatte. Die Senatsgesandten entschieden jedenfalls, daß Antissa zerstört werden mußte, und schickten den Labeo, um das Unternehmen ins Werk zu setzen. Die Stadt wurde vernichtet und erlangt auch späterhin nie mehr den Status eines eigenständigen Gemeinwesens.21 Auf Delos hatte sich im Jahre 168 die skurrile Szenerie abgespielt, daß die makedonische Flotte mit 40 Schiffen unter Antenor im Hafen lag, ebenso die viel kleinere des Eumenes von Pergamon, die aus nur fünf Schiffen bestand, und schließlich noch drei römische Schiffe unter den Legaten C. Popilius, C. Decimius und C. Hostilius hinzugekommen waren. Da die Insel und ihr Heiligtum unverletzlich waren, hielten sich sämtliche Flottensoldaten, Makedonen, Pergamener und Römer, miteinander in der Stadt auf. Des Nachts fuhr Antenor auf Plünderungszüge; Römer und Pergamener versuchten meist erfolglos, die Makedonen aufzuhalten.22 Nach dem römischen Sieg über Perseus wurden auch die Delier empfindlich gestraft: Sie wurden sämtlich von ihrer Insel vertrieben, und einige, die nicht auf der nun unabhängigen Insel Rheneia unterkamen,23 mußten nach Achaia ins Exil gehen. Vom Achaiischen Bund bekamen sie das Bürgerrecht der Städte verliehen, in denen sie sich ansiedelten.24 Die Insel wurde den Athenern 18 19 20 21 22 23 24
Lehmann, Untersuchungen 307. Liv. 45, 31, 9. Zu den Listen der Römerfeinde Petzold, Historia 48, 1999, 81 f. Lehmann, Untersuchungen 306. Liv. 45, 31, 13 f.; Schleußner, Legaten 39 Anm. 96: „schlichtweg Racheakte“; Mason, AJPh 116, 1995, 399–410. Liv. 44, 29, 1–5. Baslez/Vial, BCH 111, 1987. Zur Unabhängigkeit Rheneias nach 167 s. Grenet, Epigraphy 406. Pol. 30, 21; 32, 17; Strab. 10, 5, 4; ID 2589 (vgl. Choix Délos 76 mit Kommentar). Dazu auch Rauh, Sacred Bonds 2 f. Eine unpublizierte Inschrift scheint darauf zu deuten, daß die Vertreibung der Delier gewaltsam unter Einsatz von Militär verlief: Habicht, Athènes 472 Anm. 2.
3. Nach der Niederlage
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zur Besiedlung und Verwaltung überlassen und ein Freihafen eingerichtet.25 Diese Vernichtung der delischen politischen Gemeinschaft wird kaum je als eine der gravierenden Folgen des Perseuskrieges genannt. Das liegt wohl daran, daß die Stadt nicht zerstört wurde, sondern „sich“ späterhin erholte. Diese partielle Blindheit der Altertumswissenschaften, wenn es um Menschen und nicht um Stadtanlagen geht, ist andernorts ebenso festzustellen26 und womöglich auch dafür verantwortlich, daß die Vertreibung eines großen Teils der Makedonen nach dem Perseuskrieg bisher so wenig Aufmerksamkeit erfahren hat. Rhodos wurde nach dem Krieg anläßlich seiner Vermittlungsversuche bestraft und verlor seinen Status als Mittelmacht. Der Gesandtschaftsverkehr, der damit einherging, ist nicht ganz zu durchschauen. Daß die Rhodier den Popillius Laenas, der als Gesandter zu Antiochos IV. an Rhodos vorbeifuhr, ganz zufällig und spontan in Loryma aufsuchten, um ihn einzuladen, dem Senat ein zutreffendes Bild der Lage in ihrer Polis zu übermitteln, ist jedenfalls recht unwahrscheinlich. Kaum dürften die Rhodier aber mit einem derartigen Auftritt gerechnet haben, wie ihn die Legaten absolvierten. Laenas und sein Mitgesandter C. Decimius sprachen vor der rhodischen Volksversammlung und teilten sich in die klassischen Verhörerrollen (asperitas und lenitas): Laenas übernahm den schroffen Auftritt und beschimpfte die Rhodier wegen ihres Verhaltens im Krieg, wie sich das die stolze Volksversammlung wohl noch niemals zuvor von einem Fremden hatte gefallen lassen müssen. Decimius der Maßvolle mahnte die Bürger, die einzig Schuldigen, also den promakedonischen Bevölkerungskreis, zur Verantwortung zu ziehen, so werde nichts auf die übrigen zurückfallen. So sah sich die Volksversammlung gezwungen, diese Mitbürger, die sich im Rahmen der üblichen politischen Praxis einer griechischen Polis bewegt hatten, zum Tode zu verurteilen.27 Auch die Einrichtung des delischen Freihafens war gegen Rhodos gerichtet und trug viel zum Niedergang des rhodischen Handels bei, der bekanntermaßen auf Delos von italischen und römischen Händlern beherrscht wurde. Hier mögen also nicht nur, wie im Falle Antissas, reine Rachegelüste für diese Form der Bestrafung den Ausschlag gegeben haben, war doch der Zuzug von Ausländern in Rhodos so streng geregelt, daß kaum Italiker ansässig werden konnten.28 Die reiche rhodische Infrastruktur konnte also von den italischen und römischen Händlern nicht genutzt werden, so daß womöglich hier ein weiterer Grund für den Umgang mit Delos und mit Rhodos liegt.29 25 26 27 28 29
Zusammenfassend Habicht, Athènes 271–279. Daubner, Bellum Asiaticum 146, zu Kassope, weist auf einen solchen Fall hin. Liv. 45, 10, 4–15. Zu dieser Episode Grieb, Demokratie 327–334; Wiemer, Krieg 328–339; Sherwin-White, Foreign Policy 30–36. Zu den rhodischen Gesandtschaften nach Rom Ferrary, L‘audience 118–120. Zum Kontext der Gesandtschaft Mittag, Antiochos 214–216. Dazu Wiemer, Krieg 323 und Anm. 44, und Bresson, Italiens. Das Motiv, den italischen Händlern beizustehen, spielt kaum eine Rolle in der Diskussion um das römische Eingreifen im Osten, obwohl Polybios als Grund für die erste kriegerische Aktion der Römer jenseits der Adria, den Feldzug gegen die illyrische Königin Teuta, die Überfälle von Illyrern auf italische Händler nennt (Pol. 2, 8). Natürlich ist auch hier alles komplizierter (vgl. Gruen, Hellenistic World 359–373), aber so ganz sollte man das Argument des Polybios nicht beiseite lassen; so auch Paterson, Hellenistic Economies 273. Zu frühen Italikern auf
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
Was nach der Siegesfeier in Amphipolis geschah, war tatsächlich unerhört und ließ sich nicht mehr als Fortsetzung griechischer Praktiken verstehen. Denn als eine solche Fortsetzung konnten die Mordtaten, Denunziationen und Deportationen noch verstanden werden, wenn auch das Ausmaß alles bisher Dagewesene bei weitem übertraf. Paullus zog mit seinem Heer über Pella nach Passaron;30 währenddessen schickte er Scipio Nasica und seinen Sohn Q. Fabius Maximus Aemilianus mit einem Teil des Heeres aus, um die Gebiete derjenigen Illyrer zu zerstören (ad depopulandos Illyrios), die Perseus im Krieg unterstützt hatten. Die Abteilung sollte im Hafen von Orikos wieder zu ihm stoßen.31 Aemilius selbst organisierte von Passaron aus die Plünderung Epiros’.32 Der südöstliche Teil des Landes, die Heimat des im Bund führenden Stammes der Molosser,33 der 170 v. Chr. zu Perseus übergegangen war, hatte sich 168 fast ohne Widerstand dem Prätor L. Anicius Gallus, dem Sieger über den Illyrerkönig Genthios, ergeben.34 Nach seiner Ankunft in Epiros informierte Aemilius den Anicius über den Senatsbeschluß, der seinen Soldaten die Plünderung des Landes erlaubte. Um die Attacke möglichst verlustfrei ins Werk zu setzen, bediente sich der Feldherr einer List, oder besser eines Betrugs. Er schickte Zenturionen in die Städte und ließ verkünden, er wolle die Garnisonen wegführen, und die Epiroten sollten wie die Makedonen von nun an frei sein, müßten aber ihr Gold und Silber abliefern. Die Garnisonen des Anicius verließen die Städte, wurden jedoch unter dem Vorwand, die Schätze einzusammeln, durch Paullusʼ Soldaten ersetzt. Zu einem vorab bestimmten Zeitpunkt begann die Plünderung: jeder Reiter erhielt 400 Denare, jeder Fußsoldat 200; es wurden zehntausende Menschen weg-
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Delos zusammenfassend Hantos, Unity. (Die klassischen Studien zu den Römern auf Delos bleiben immer noch Homolle, BCH 8, 1884, und Van Berchem, MH 48, 1991.) Rink, MBAH 5, 1986, geht nicht auf die Inbesitznahme Delos’ ein. Daß Antenor im Jahre 168 vor Tenedos die Rhodier als Freunde behandelt hatte, während er die ebendort befindlichen pergamenischen Schiffe angriff, dürfte das Vertrauen der Römer in die Rhodier auch nicht gerade gestärkt haben (Liv. 44, 28, 1–6), zumal der Flottenkommandant drei Jahre zuvor als Gesandter des Königs ein Stillhalteabkommen mit den Rhodiern vereinbart hatte (Pol. 27, 4). Auch war Antenor derjenige, der von Perseus im Jahre 171/0 geschickt wurde, um einige in Rhodos festgesetzte Makedonen auszulösen (Pol. 27, 14). Zu Antenor P. Schoch, RE Suppl. 4, 1924, 31 f.; Tataki, Macedonians 243 f. Nr. 160; Olshausen, Prosopographie 144–146 Nr. 106. Womöglich ist er identisch mit Ἀντάνωρ Νεοπτολέμου Βεροιαῖος, einem der delphischen Theorodoken in Beroia: Tataki, Beroea Nr. 184 und S. 70 f. und 422. Pliakou, Rotta per la Sicilia, schlägt vor, Passaron mit der Akropolis von Ioannina zu identifizieren statt wie üblich mit der antiken Siedlung bei Megalo Gardiki/Rodotopi. Liv. 45, 33, 8. Welche Illyrer hier gemeint sind, ist nicht recht klar. Um diejenigen, die unter Genthios gegen die Römer gekämpft hatten, hatten sich Anicius und die fünf Gesandten gekümmert (Liv. 45, 26, 11–15), so daß es sich wahrscheinlich um Illyrer innerhalb der oder nahe den makedonischen Grenzen handelt: Briscoe, Commentary 720. Liv. 45, 34, 1–7; Pol. 30, 16; Pomp. Trog. prol. 33, Plin. nat. 4, 39; Plut. Aem. 29, 1–30, 1; App. Ill. 9, 28; Eutr. 4, 8, 1. Der ausführlichste erhaltene Bericht ist der von Polybios abhängige des Livius. Zu Epiros im dritten Makedonischen Krieg s. Hammond, Epirus 626–635; Cabanes, Épire 291–310. Zu den betroffenen Zentren der Molossis Dausse, Festschrift Cabanes. Liv. 45, 26, 3–11.
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geschleppt und die Mauern der geplünderten Siedlungen geschleift.35 „Die ganze Welt schauderte über den Ausgang dieses Krieges.“36 Zerstörungen von Städten sind immer schlecht zu datieren. Allerdings hat die sorgfältige Survey-Untersuchung des Kokytos-Tals (Tal von Paramythia) in Thesprotien gezeigt, daß es nach 167 v. Chr. einen bedeutenden Rückgang in der Bevölkerungszahl gegeben hat. Elea wurde 167 zerstört und nicht wieder besiedelt; in Dimokastro, Gitana und Phanote, die gleichfalls zerstört wurden, endet die Besiedlung im 1. Jh. n. Chr., wohl zugunsten der noch nicht exakt lokalisierten Kolonie Photice im Norden des Kokytos-Tals nahe dem modernen Paramythia. Kontinuität zeigt sich lediglich in einem kleinen ländlichen Heiligtum am Fuß des LiminariHügels und in einer bescheidenen Nekropole bei Daphnoula.37 Was hier im Detail gut erkennbar ist, kann für andere epirotische Städte wahrscheinlich gemacht werden. Ein Großteil weist in die erste Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts passende Zerstörungsspuren und Anzeichen für eine Wiederbesiedlung auf niedrigerem Niveau auf.38 Das verheerende Ausmaß der Zerstörungen ist also unbestreitbar. Livius, Plutarch und Appian führen Aemilius’ Handlungen auf einen Befehl des Senats zurück, und wir haben keinen Grund anzunehmen, daß der Feldherr nicht mit dieser Anweisung einverstanden war.39 Was hinter dem Senatsbeschluß steckte, ist nicht ohne weiteres zu verstehen. Weder zuvor noch später hat es je eine solche Unternehmung gegeben. Die Bewohner von Antissa, der einzigen zerstörten Stadt außerhalb Makedoniens und Epirosʼ, sind nach Methymna umgesiedelt und nicht versklavt worden. A. Ziolkowski hat die bestechende These entwickelt, daß aufgrund des unglücklichen Zusammentreffens einer Zeit unergiebiger Kriege mit der verheerenden Seuche der Jahre 175 und 17440 die Sklaven in Italien bedrohlich 35
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Oost, Roman Policy 86: „The dullest of the Greeks in Epirus and Acarnania and elsewhere now knew the meaning of libertas.“ Daß die Zahlenangaben ernstzunehmen seien, bezweifelt Dreizehnter, Rhetorische Zahl 53–69. Seiner Ansicht nach stehe die Zahl von 70 Städten rhetorisch für „alle Städte eines Landes“; die Zahl 150.000 drücke die Größe der Katastrophe aus. Plut. Aem. 29, 3: φρῖξαι δὲ πάντας ἀνθρώπους τὸ τοῦ πολέμου τέλος. Vgl. Derow, CAH VIII2, 317: „… the ascendancy of the pro-Romans was assured by deportations, bloodbaths and fear.“ Forsén, Thesprotia Expedition II, 15–21. Zusammenfassend Riginos, Nikopolis B; Karatzeni, Foundation and Destruction; Dakaris, Nikopolis A. Briscoe, Commentary 720 f. Der Anlaß dieser Raserei nach einem sicheren Sieg wird kontrovers diskutiert. Oost, Roman Policy 480 f., zielt in seiner Deutung auf die geostrategische Position der Molosser ab, die eine wichtige Strecke zwischen der Adria und Makedonien kontrollieren konnten. Nach der Niederlage und der Unterwerfung konnte das allerdings kein Problem sein. Auf die Intrigen und Einflüsterungen des Charops führt hingegen Scullard, JRS 35, 1945, die Mordtaten zurück. Diese Position ist einflußreich, dennoch unwahrscheinlich. Zur Widerlegung von Oosts und Scullards Thesen s. Ziolkowski, PBSR 54, 1986, 70–21. Daß Aemilius das Unternehmen so rigoros durchführt, richtet sich nach Rom, wie so vieles, was er tut. Er inszeniert sich als Gegenbild zu Flamininus, als Feldherrn des Senats, der Beute für den Staat macht. Er läßt seine Soldaten nicht privat plündern und bekommt keine Probleme mit dem Senat, sondern ist durch sein Verhalten aller Vorwürfe enthoben und erhält dadurch auch die Ehre eines dreitägigen Triumphs. Liv. 41, 21, 5–13 beschreibt die Epidemie, der vor allem Sklaven zum Opfer gefallen sein sollen.
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knapp wurden. Sklaven fing man in Kriegen; andere Möglichkeiten, sich Sklaven zu verschaffen, waren noch nicht in größerem Umfang vorhanden. So entschied der Senat, das auf dem Rückmarsch begriffene Heer auf den größten Sklavenraubzug der römischen Geschichte zu schicken.41 Die epirotischen Sklaven müssen so zahlreich gewesen sein, daß sie in der Lage waren, sich untereinander zu Familien zu verbinden und Nachkommen zu erzeugen, was für die Besitzer profitabel war. Sie waren wegen ihrer Verwandtschaftsverhältnisse geschätzt und sprichwörtlich teuer, wie Varro, vermutlich auf Cassius Dionysius zurückgehend, berichtet.42 Die Sklaven müssen Nachkommen der gefangenen Epiroten sein, denn später erhielt Italien keinen Sklavennachschub aus Epiros mehr. Die ab der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. in Epiros zahlreichen römischen Großgrundbesitzer züchteten Vieh und trieben keinen Sklavenhandel.43 Zwar war es für gewöhnlich üblich, die Gefangenen vor Ort zu verkaufen oder auslösen zu lassen.44 Allerdings dürften sich in Epiros kaum genügend Händler befunden haben, und zudem waren die Epiroten geplündert worden, so daß in den Familien nicht ausreichend Geld für einen Rückkauf von zehntausenden von Gefangenen vorhanden gewesen sein kann. So scheint es tatsächlich der Fall zu sein, daß diese riesige Zahl an Menschen von Staats wegen nach Italien gebracht wurde.45 Vielleicht ist es kein Zufall, daß die politischen Bedingungen in Unteritalien, vor allem in Apulien, sich um etwa 200 v. Chr. dahingehend gewandelt hatten, daß die Großeigentümer süditalischer Ländereien und Viehherden, ob es sich um zugewanderte Römer oder um früh urbanisierte Einheimische handelte, zuverlässige Arbeitskräfte brauchten, die sie vor Ort nicht fanden. Womöglich fanden sie sie in den epirotischen Sklaven, die zudem das System der horizontalen Transhumanz kannten, was eine Rolle spielte, denn man kann nicht irgendjemanden mit einer Viehherde hunderte Kilometer weit schicken.46 L. Anicius Gallus, ein Gegenbild zu Paullus Nachdem Aemilius Paullus nach Italien abgefahren war und Anicius in Orikos auf die Rückkehr der Flotte wartete, die ihn und sein Heer nachholen sollte, scheint er, unter anderem auf Betreiben des Akarnanen Chremas, zu einer zweiten Denunzia41 42 43
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Ziolkowski, PBSR 54, 1986. Beeindruckend ist seine tabellarische Zusammenstellung (74 Anm. 36 f.) der Zahl von Kriegsgefangenen, die die Römer zwischen 218 und 167 gemacht hatten. Varro rust. 1, 17, 5: itaque propter has cognationes Epiroticae familiae sunt inlustriores ac cariores. Vgl. Shatzman, Wealth passim. Die bei Crawford, Coinage and Money 225, vorsichtig geäußerte, auf E. Gabba zurückgeführte Hypothese, daß ein Großteil der gefangenen Epiroten im Lande blieb, um auf den Gütern der römischen Großgrundbesitzer zu arbeiten, halte ich für unwahrscheinlich, da sie voraussetzt, daß die römische Landnahme geplant war und dieser Plan schon zur Zeit des Krieges gegen Perseus existierte. Millar, RGWE 1, 222 f. Katsari, Captivity 28 f., stellt die Argumente ausführlich dar. Ich bereite eine Studie zu den gewandelten Bedingungen in Unteritalien vor; vgl. vorerst Dench, Barbarians 111–125, und Garnsey, Pastoral Economies.
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tionswelle gegen Epiroten und Akarnanen aufgerufen zu haben.47 Livius’ Text ist nicht ganz klar, und es wurde eine Lücke postuliert; senatui ist eine Ergänzung. Es könnte aber auch Paullus in der Lücke gestanden haben, wenn man diese denn akzeptiert:48 „Er [Anicius] hatte auf die Schiffe gewartet, die die Makedonienarmee benutzt hatte, und in der Zwischenzeit eine Versammlung der restlichen Epiroten und Akarnanen durchgeführt und ihren Führern, deren Sache er untersuchen lassen wollte, befohlen, ihm nach Italien zu folgen.“49 Die Episode wird oft so verstanden, daß sich Anicius nach der Abreise des Paullus darum kümmerte, daß die zur Deportation bestimmten principes auch erschienen und abtransportiert werden konnten. Jedoch sollte man auch damit rechnen, daß er eigene Ambitionen hatte. Anicius Gallus war der erste seines praenestinischen Geschlechts, auch der einzige in republikanischer Zeit, der es bis zum Consulat brachte, das er im Jahre 160 v. Chr. bekleidete.50 Seinen Krieg gegen Genthios und gegen die Epiroten hatte er zu einem schnellen Ende gebracht. Auf der Versammlung in Skodra wurden gemeinsam mit fünf Senatsgesandten die Friedensregelungen für Illyrien getroffen, die Steuern festgelegt und Bezirke gebildet.51 Fast ein Jahr lang müssen er und sein Heer nahezu untätig bei Passaron gelegen haben – dorthin begab er sich nach dem conventus von Skodra im Herbst 168; dort traf ihn Aemilius Paullus im Spätsommer des Jahres 167 an. Es ist nicht bekannt, was er die ganze Zeit über getan hat. Militärischen Ruhm konnte er auf diese Weise nicht erwerben. Schon sein Vorgänger App. Claudius Cento, dessen Aufgabe es war, die südillyrischen Verbündeten Roms vor Genthios und Perseus zu schützen, scheint sein Amtsjahr eher untätig in Lychnidos verbracht zu haben, nachdem er beim Überfall auf den Ort Uskana eine peinliche Niederlage erlitten hatte und auch ein Angriffsversuch auf das epirotische Phanote gescheitert war.52 Nun wies ihm zudem der Oberkommandierende den Senatsbeschluß vor, der seine Soldaten auffor47 48 49
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So auch Funke/Gehrke/Kolonas, Klio 75, 1993, 137 f. Briscoe, Commentary 722. Liv. 45, 34, 9: et post paucos dies Anicius conventu reliquorum Epirotarum Acarnanumque acto iussisque in Italiam sequi principibus, quorum cognitionem causae reservarat, et ipse navibus expectatis, quibus usus Macedonicus exercitus erat, in Italiam traiecit. Übers: H. J. Hillen. Zur Person E. Klebs, Anicius 15, RE 1, 1894, 2197 f. Sein Amtsjahr blieb durch den besonders guten Wein in Erinnerung: Cic. Brut. 287 f. Ein Verwandter, M. Anicius, hatte einige Jahre zuvor zusammen mit fast 300 anderen Praenestinern das römische Bürgerrecht abgelehnt: Liv. 23, 19, 17–20, 2. Liv. 45, 26. Nach seiner Ankunft marschierte er sogleich ins Gebiet der Dassareten und schlug sein Hauptquartier bei Lychnidos auf (Liv. 43, 9, 6 f.). Von dort griff er ungeschickt Uskana an (Liv. 43, 10; zur Identifikation mit Kičevo Hammond, Macedonia I, 45 mit Anm. 1; Papazoglou, Villes 75 f.; zur Lage s. auch Pollozhani, Congress of Albanian Studies, und Proeva, ZAnt 64, 2014). Angriff auf Phanote: Liv. 43, 21, 4 f. Anicius sollte den Octavius in Lychnidos ablösen: Liv. 44, 21, 4. Livius wiederholt in 43, 21, 1 die Geschichte vom Lager bei Lychnidos und dem gescheiterten Angriff auf Uskana, schreibt allerdings dort, ein sonst nicht bekannter Legat L. Coelius habe das illyrische Kommando innegehabt und den Angriff durchgeführt. Da dieser Coelius nur hier auftritt und die Geschichte die gleiche ist, sollte man doch annehmen, daß ein Textfehler
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
derte, die epirotischen Städte den Männern des Paullus zum Plündern freizugeben. Er könnte im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht haben, in der kurzen Zeit, die die Schiffe brauchten, um von Orikos nach Brundisium und zurück zu fahren, noch einiges im Sinne seiner Soldaten und hinsichtlich seiner Beute und seines Ruhms zu unternehmen, auch wenn wir das nicht beweisen können. Das, was für die Soldaten seines Heeres beim Triumph in Rom als Donativ anfiel, konnte sich nicht mit dem messen, was den Soldaten des Aemilius Paullus zugeteilt wurde, nicht einmal mit den Donativen, die der Flottenkommandant Cn. Octavius vergeben hatte. Die Fußsoldaten des Paullus erhielten 100 Denare, die Centurionen 200 und die Reiter 300 Denare,53 hinzu kamen für die Reiter 400 Denare aus der epirotischen Beute, für die Soldaten (und die Centurionen?) 200. Octavius konnte, obwohl er im Triumph keine Gefangenen und keine Beute mitführte, den Soldaten 75, den Steuermännern 150 und den Kapitänen 300 Denare geben.54 Anicius hingegen verteilte an seine Soldaten 45 Denare, den Centurionen 90 und den Reitern 135.55 Das heißt, die Reiter des Aemilius haben fünfmal so viel erhalten wie die des Anicius, die Fußsoldaten fast das Siebenfache. So könnte es gut sein, daß er versucht hat, auf eigene Faust den Besiegten noch etwas abzupressen oder eine eigene Politik der harten Linie zu verfolgen.56 Für seine Ambitionen spricht, daß er, der gegen die Pracht des Ende November 167 veranstalteten dreitägigen Triumphs des Aemilius Paullus nicht ankommen konnte – der Feldherr war unbedeutender, Genthios war unbedeutender als Perseus, die Illyrer konnten nicht mit den Makedonen verglichen werden, die Beute nicht mit der Beute, die Geschenke nicht mit den Geschenken57 –, ihn auf dem Feld der griechischen Spiele übertrumpfen wollte, denen Aemilius in Amphipolis eine ganz und gar römische Form gegeben hatte. Die Spiele, die im Rahmen des Triumphs aufgeführt wurden,58 sind bei Livius nicht erwähnt, allerdings hat Athenaios die Schilderung des Polybios bewahrt.59 Was genau auf dieser Veranstaltung passiert ist, kann man aus dem tendenziösen Bericht nicht recht erschließen, in dem sich Athenaios (oder bereits Polybios?) über das Lächerliche und Unsinnige der Spiele des Anicius ausläßt. Er hatte im römischen Circus eine Holzbühne errichten lassen, und dort traten die berühmtesten Künstler aus Griechenland auf. Die Flötenspieler sollten gleichzeitig und gegen-
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vorliegt oder Livius sich geirrt hat, statt einen zweiten Inhaber des illyrischen Kommandos zu postulieren (wie Briscoe, Commentary 458). Liv. 45, 40, 5. Liv. 45, 42, 2. Liv. 45, 43, 7. Vgl. zu den Triumphen und den Donativen nach dem 3. makedonischen Krieg Müller, Historia 58, 2009. Zum Triumph des Aemilius Paullus s. Robert, MEFRA 121, 2009. Zu den wenigen Indizien für Meinungsverschiedenheiten unter den Römern hinsichtlich der Behandlung Griechenlands s. Dany, Akarnanien 213 f. Liv. 45, 43, 2: minor ipse imperator, et nobilitate Anicius cum Aemilio et iure imperii praetor cum consule conlatus; non Gentius Perseo, non Illyrii Macedonibus, non spolia spoliis, non pecunia pecuniae, non dona donis comparari poterant. Walbank, Commentary 3, 445–447, vermutet Votivspiele, s. aber Bernstein, Ludi publici 279 Anm. 295: Sie seien eher mit den ludi scaenici von 145 v. Chr. zu vergleichen, die L. Mummius anläßlich seines Triumphes gab (Tac. ann. 14, 21, 1). Athen. 14, 615 = Pol. 30, 14.
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einander spielen; ein Lictor erklärte ihnen, sie sollten etwas wie eine Schlacht aufführen; die Chöre und die Tänzer bewegten sich gleichfalls in Schlachtformation, und schließlich kamen noch Faustkämpfer hinzu, bis das Publikum vor Freude ohrenbetäubenden Lärm veranstaltete. Was bei den anschließenden tragischen Spielen vorfiel, wissen wir nicht. Die Stoßrichtung der Kritik ist relativ deutlich: Die Beschreibung der Spiele des Anicius stellt sie als Parodie derer des Aemilius Paullus in Amphipolis und der ludi votivi des M. Fulvius Nobilior dar, des Siegers über die Aitoler und die Kephallenier, im Jahre 186, der als erster Römer griechische Künstler auftreten ließ.60 Anicius ist der barbarische Imperator, der nichts von der Kultur der Griechen versteht und alles auf die kulturlosen Raufereien hinauslaufen ließ, mit denen die ungebildeten Römer allein etwas anfangen konnten. Es steht jedoch eher zu vermuten, daß bei der fratzenhaften Veranstaltung die Regie nicht aus dem Ruder gelaufen ist, denn Albernheiten, als die sie Polybios darstellt, können nicht im Sinne des Veranstalters gewesen sein. Das Zusammenspiel zwischen Regie, Ordnern und Publikum, das dazu geführt hat, daß die Aufführung beim stadtrömischen Publikum gut angekommen, in den Augen des Polybios jedoch gescheitert ist, kann sicher mit viel Gewinn untersucht werden.61 Gerade diese scheinbare Depravierung des griechischen Theaterideals, das Klamaukhafte, die Brechung der Illusion durch die offensichtlichen Eingriffe der Regie, machen die Aufführung zu einer ganz und gar römischen, plautinischen Angelegenheit.62 Zudem ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Siegesspiele des Aemilius Paullus nicht unbedingt positiv ins Gedächtnis der Nachwelt eingegangen sind, waren sie doch einerseits überschattet vom Tod zweier Söhne des Triumphators und führten sie andererseits vor Augen, wie sehr sich ein siegreicher Feldherr über seine Standeskollegen erheben und dem Prinzip der Kollegialität entziehen konnte, auch wenn sich Paullus an der Beute wahrscheinlich nicht übermäßig bereichert hat. Anicius wollte und konnte weder mit dem Triumphzug des Feldherrn noch mit seiner Siegesfeier in Amphipolis konkurrieren, die zudem auf ein ganz anderes Publikum ausgerichtet war. Dem die unernste Farce eines plautinischen Spiels entgegenzusetzen, war eine beachtliche Möglichkeit, sich abzuheben und einen Kontrast zum grimmigen Ernst darzustellen, der Aemilius Paullus umgab und der ebenso ‚römisch‘ war. Daß dieses Ereignis so übel aufgenommen wurde und so lange im Bewußtsein blieb, deutet jedoch auch darauf hin, daß sich Anicius zuvor einige Feinde gemacht haben muß. Aufgrund seiner gerade im Gegensatz zu seinem Vorgänger Claudius glänzend erfolgreichen Kriegführung in Epiros und Illyrien und seines Betragens bis zur Abfahrt des Aemilius Paullus kann das kaum im Osten geschehen sein.
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Liv. 39, 22, 1 f. Vgl. Bernstein, Ludi publici 275. Ansätze und Anregungen bei Gruen, Culture 215–218. In diesem Sinne Günther, Festschrift Deininger, und Franko, Performance.
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Die Griechenlandreise des Aemilius Paullus Im Herbst des Jahres 168 begab sich Aemilius Paullus auf eine Reise durch Griechenland. In seinem kleinen Gefolge befanden sich sein Sohn Scipio Aemilianus und Athenaios, der Bruder des pergamenischen Königs Eumenes’ II.63 Die Reise, deren ausführlichsten Bericht Livius überliefert, spielt eine bedeutende Rolle bei der Beurteilung des römischen Imperialismus oder auch des Philhellenismus einiger Angehöriger der Nobilität und vor allem des Paullus. Daher soll sie hier ebenfalls kurz gestreift werden, auch wenn es keine Makedonien-Rundreise war. Der Weg führte zuerst durch Thessalien nach Delphi, und diese erste Station war nicht zufällig gewählt, befand sich doch hier auf dem Platz zwischen Tempelfront und Altar die Baustelle eines gewaltigen Pfeilers, den König Perseus als Weihgeschenk an den Gott errichten lassen wollte.64 Die drei Autoren, die uns die Reise berichten, sind sich darin einig, daß der Römer den Pfeiler sah, als er ankam, und sich spontan entschloß, das Monument zu okkupieren. Dieser spontane Entschluß steht auch bei sämtlichen modernen Deutungen im Zentrum der Argumentation. Übersehen wird dabei, daß Aemilius im Herbst 168 nicht zum ersten Mal in Delphi war. Auf seiner Reise zum Heer im Sommer 168 war er von Kerkyra aus zuerst in fünf Tagen nach Delphi gereist, um dort, wohl am 2. Juni,65 dem Gott zu opfern, und ist von dort aus in weiteren fünf Tagen nach Thessalien zum Heer gelangt. Das berichtet lediglich Appian,66 doch Polybios ist ohnehin nur lückenhaft erhalten, und in der einzigen Livius-Handschrift fehlen an dieser Stelle zwei Blätter. So kann man diese Notiz nicht als apokryph ansehen, sondern sie muß ernstgenommen werden. Der Weg von Kerkyra nach Thessalien
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Pol. 30, 10; Liv. 45, 27, 5–28, 5; Plut. Aem. 28. Zur Reise zuletzt Russell, Imperialism; dort 152 Anm. 1 ältere Literatur. Levene, ClAnt 25, 2006, 77–88 benutzt Liviusʼ Schilderung als Ausgangspunkt für eine Meditation über antike metahistory: Der Text des Livius solle über seinen eigenen Status als Text und über seine Beziehung zu anderen Texten reflektieren, im Gegensatz zum nicht erhaltenen Vorbild des Polybios. Anhand der internal audiences, der Charaktere innerhalb des Textes, die als Beobachter dargestellt werden, wird diese Position durchgeführt. Mit Levenes Argumenten kann im hiesigen Zusammenhang nicht operiert werden. Zum Monument Kousser, Companion 528–531 mit neuerer Literatur (Boschung, Festschrift Balty, fehlt jedoch); Ferrary, Philhellénisme 556–560; Rödel-Braune, Stiftungen S27; Kähler, Fries, mit vorzüglicher photographischer Dokumentation des Frieses; Jacquemin/Laroche, BCH 106, 1982 mit einer Rekonstruktion des Monuments anhand der verstreuten Bauteile; Vacano, Festschrift Drerup, der versucht, den Fries als historischen zu lesen und die Schlacht von Pydna wiederzuerkennen; Zinserling, Neue Beiträge, mit ähnlicher Zielsetzung wie v. Vacano, zusätzlich mit Rückschlüssen auf die Persönlichkeit und das „politische Programm“ des Aemilius Paullus; Günther, Festschrift Schmitt, die überzeugend sämtliche „philhellenischen“ Deutungen ad absurdum führt; Boschung, Festschrift Balty, eine ausgewogene Darstellung, die deutlich macht, wie römisch das Denkmal, die Inschrift und der Fries letztendlich sind. G. Colin, FD III 4, 1, S. 29–116 und 167 f., enthält die zahlreichen später auf dem Pfeiler angebrachten Inschriften (Nr. 36–75). Lehmann, Festschrift Altheim 399 Anm. 36. App. Mak. 19, 2.
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über Delphi war ein Umweg, das ist unbestreitbar.67 Um diesen Umweg zu erklären, den der neue Oberkommandierende auf sich genommen hat, als sich der Krieg in Makedonien in einer kritischen Phase befand, sollte man nicht Paullus’ Frömmigkeit oder seinen Philhellenismus als ἀπὸ μηχανῆς Θεός heranziehen und so die merkwürdige Information des Appian abtun. Vielmehr ist es die Rolle des delphischen Heiligtums in diesem Krieg, die in den Blick genommen werden sollte. Die Orakelstätte wurde schon im 3. Jh. v. Chr. von Römern frequentiert und spielte stets eine zentrale Rolle, wenn es um das Verhältnis zu den Griechen ging.68 T. Quinctius Flamininus hatte in Delphi dem Apollon einen goldenen Kranz und den Dioskuren Silberschilde, jeweils mit griechischen Inschriften, geweiht, nachdem er Philipp V. besiegt hatte.69 In den Jahren des Krieges gegen Antiochos III. war Delphi eine zentrale Anlaufstelle für die römischen diplomatischen Offensiven unter M’. Acilius Glabrio;70 nach der Befreiung von der aitolischen Kontrolle war Delphi der erste Ort Griechenlands, der Rhomaia-Spiele einrichtete.71 Eine bedeutende Rolle kam Delphi auch im Laufe der Vorspiele zum Perseuskrieg zu: Im Jahre 174 besuchte Perseus mit einem Teil seines Heeres das Heiligtum, was ungemein provokant war und schon damals fast zum Krieg geführt hatte.72 Eine römische Gesandtschaft unter einem M. Marcellus folgte 173 v. Chr., deren vordergründiges Ziel es war, die Streitigkeiten der Aitoler untereinander zu schlichten.73 Im Jahr darauf war Delphi Schauplatz des obskuren Mordanschlags auf Eumenes, der in Rom gewesen war, um den Senat zum Krieg gegen Perseus aufzuhetzen. Perseus soll eine Mörderbande nach Delphi geschickt haben, weil er angeblich wußte, daß der Pergamener auf dem Weg von Rom nach Hause in Delphi opfern werde.74 Die Römer schickten einen Brief mit den Anklagen gegen Perseus nach Delphi, der dort – nicht unbedingt sofort nach Erhalt – inschriftlich aufgestellt wurde, womög-
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Von Delphi aus gelangte man allerdings über den Paß hinter Amphissa recht gut über den Parnaß in die Malis und nach Thessalien und vermied dabei den beschwerlichen Weg über den Zygos-Paß im Pindos. Magnani, Stranieri, sammelt die Belege für römische Präsenz in Delphi von der frühesten Zeit bis 205 v. Chr. Die literarische Tradition überliefert vor allem Konsultationen des Orakels. Zum Verhältnis Delphis zu Rom in republikanischer Zeit Parke/Wormell, Delphic Oracle 265–282. Zu den römischen und italischen Proxenoi des Heiligtums Daux, Delphes 586–595. Zu Makedonien und Delphi Miller, Delphi. Plut. Flam. 12; Rödel-Braune, Stiftungen S8. Daux, Delphes 225–233; 259–266; Roussel, BCH 56, 1932. Syll.3 611 und Anm. 3; Mellor, Thea Rhome 100–101; 165–80; Daux, Delphes 602. Womöglich sind die Rhomaia von Chalkis auf Euboia fünf Jahre älter: IG XII 9, 899b; Mellor, Thea Rhome 99. Liv. 41, 22, 5; 23, 13; 42, 42, 1 f.; Pol. 22, 8, 4. Zu Perseus und Delphi Daux, Delphes 303–325; Graninger, Cult and Koinon 130 f. Liv. 42, 5, 10. Dazu Briscoe, Commentary 168–171. Die delphische Inschrift Syll.3 774A = Haussoullier, BCH 6, 1882, 449 aus der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts ehrt einen Claudius Marcellus als Patron (ἡ πόλις τῶν Δελφῶν Μάρκελλον Κλαύδιον τὸν ἑατῆς πάτρωνα). Womöglich besteht ein Zusammenhang, aber wir können beide Marcelli nicht sicher identifizieren. Zur Inschrift Eilers, Roman Patrons 198 f. Liv. 42, 15 f. S. Meloni, Perseo 162–166; Briscoe, Commentary 202–210.
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lich am Sockel des Pfeilers, wie G. Colin vermutete.75 Dem Kassandros aus Alexandreia in der Troas, der wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei den im nächsten Abschnitt behandelten Verhandlungen in Amphipolis gespielt hatte, wurde nach 167 von zahlreichen griechischen Gemeinwesen eine Ehrentafel in Delphi errichtet.76 Später, 159/8 v. Chr., bedankt sich Eumenes II. beim Heiligtum für die Ehren und die Opfer, die ihm dargebracht wurden, durch ein Talent Alexandersilber – bereits 182 war ihm von den Amphiktyonen ein bronzenes Reiterstandbild in Delphi errichtet worden.77 In der Propagandaschlacht um den Perseuskrieg spielte das Heiligtum also eine zentrale Rolle und wurde zu einer symbolischen Front aufgebaut.78 Hier, im kultischen und kulturellen Zentrum der griechischen Welt, wurden Informationen ausgetauscht, Bündnisse geschlossen und für die eigene Sache geworben. Den Pfeiler, den Perseus errichten wollte, hat Paullus also schon einige Monate zuvor bei seinem ersten Besuch in Delphi gesehen. Selbst wenn er sich nur kurz dort aufhielt, kann ihm der prominent gelegene Bauplatz nicht entgangen sein. Er hatte also genügend Zeit, seine Inbesitznahme des Denkmals zu planen, und könnte bereits Anfang Juni die Ausführungen angeordnet haben. Der hoch oben am Pfeiler angebrachte, künstlerisch „durchaus mittelmäßige“79 Fries zeigt, wie Römer gegen hoffnungslos unterlegene Makedonen kämpfen. Die in konventionellen Posen dargestellten Kämpfer sind durch die moderne Bewaffnung mit makedonischem Schild und römischem Scutum aktualisiert; sie stellen keine mythologische Begebenheit dar. Ein Bezug auf die Schlacht von Pydna liegt nahe, und der Fries ist auch als älteste uns erhaltene römische Historiendarstellung gedeutet worden. D. Boschung hat jedoch gezeigt, daß sich keine der dramatischen Szenen der Schlacht, die Livius oder Plutarch überliefern, auf dem Fries erkennen läßt. Eine Ausnahme stelle vielleicht das reiterlose fliehende Pferd ohne Zaumzeug im Zentrum einer der Langseiten dar, das keinen Bezug zu weiteren Bildern des Reliefs hat und ein Hinweis auf den Auslöser der Schlacht sein könnte.80 Auf dem Pfeiler war ursprünglich ein ruhig stehendes Pferd vorgesehen, wie die Standspuren zeigen. Dieses war jedoch noch nicht versetzt, als für den römischen Feldherrn umgeplant wurde, dessen Reiterstandbild die dramatischere Form 75 76 77
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FD III 4, 1, 75, S. 108–116, mit starken Ergänzungen des Texts. Die Inschrift außerdem in Syll.3 643 = Sherk, RDGE 40 = Choix Delphes 158 mit frz. Übersetzung; dt. Übers. HGIÜ 474; engl. Übers. Sherk, RGE 19; vgl. I.Albanie 56. FD III 1, 218. Vgl. Robert, Collection Froehner Nr. 25; Marek, Proxenie 188–190; Franke, Münzen 295–299. Syll.3 671B (159/8); Syll.3 630 (182). Zu den Attaliden und Delphi Allen, Attalid Kingdom 70 f.; 77; 81; Daux, Delphes 293–302; 497–511; 682–698. Die Attaliden wollten mit ihrem Engagement für das Heiligtum ein gutes Verhältnis zu den Aitolern etablieren und erhalten, ihren Verbündeten gegen Makedonien, die bis 189 die Stätte in ihrem Besitz hatten. Graninger, Cult and Koinon 131: „Delphi thus emerged as a symbolic front in the buildup to the Third Macedonian War and Rome seems to have deployed ‚sacred war‘ rhetoric.“ Dazu auch Jacquemin/Laroche/Lefèvre, BCH 119, 1995. Kähler, Fries 23. Hammond, JHS 104, 1984, 44. Hammond, Macedonia III 613–617, plädiert jedoch dafür, in allen Szenen Darstellungen der Schlacht von Pydna zu sehen.
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eines Pferdes in Levade haben sollte, wofür das Einsatzloch verlegt werden mußte. Von dem Standbild ist nichts erhalten; die Versuche, einen nicht seltenen Porträttypus als „Typus Tirana“ des Aemilius Paullus zu etablieren, müssen als spekulativ angesehen werden.81 Zu der großen Geste, mittels derer sich der Römer das aufwendige, aber konventionelle Denkmal des makedonischen Königs aneignete, gehörte zuvörderst die Inschrift des Pfeilers:82 L ∙ AIMILIVS ∙ L ∙ F ∙ INPERATOR ∙ DE ∙ REGE ∙ PERSE MACEDONIBVSQVE ∙ CEPET
Nicht nur in der Sprache verstößt die Inschrift, deren Gestaltung sicher auf Aemilius Paullus selbst zurückgeht, gegen die Konventionen, die für Weihungen in einem griechischen Heiligtum galten.83 Die älteren Pfeilermonumente sind durch ihre Inschriften als Stiftungen des zuständigen Gremiums ausgewiesen; Wohltaten und Tugenden des Geehrten sind als Grund genannt.84 Auch die Reiterstandbilder des M’. Acilius Glabrio und des T. Quinctius Flamininus, die seit 191/90 im Heiligtum standen, waren Ehrenstatuen, errichtet von der Polis der Delphier.85 Hier wird dagegen die aktive Rolle des Feldherrn betont. Er habe den Pfeiler dem Perseus und seinen Heer weggenommen, lautet die Botschaft der Inschrift. Das ist die Sprache römischer Beuteweihungen, nicht die von Votiven in griechischen Heiligtümern. Diese Inschriften an öffentlich ausgestellten Beutestücken gehören in den Bereich des politischen Lebens; sie lassen in nichts auf Götterweihungen schließen, und auch in den Quellen ist nicht davon die Rede, daß es sich um eine Weihung an Apollon gehandelt habe.86 Wandte sich die Inschrift an Griechen oder an Römer? Sicher konnte Paullus davon ausgehen, daß die meisten Römer, die nach ihm in amtlichen Geschäften in Griechenland zu tun hätten, Delphi gleichfalls einen Besuch abstatteten und so das eindrucksvolle, in Rom selbst noch undenkbare Monument bewundern müßten. Nichtsdestoweniger sprach die Inschrift doch auch die viel zahlreicheren griechischen Besucher an. Allein ihre Präsenz als lateinische Inschrift war etwas Unerhörtes.87 So etwas gab es noch nicht, und bis zur Gründung der römischen Kolonien ab der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts 81 82
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Zuletzt Papini, Giorni di Roma. FD III 4, 1, 36 = CIL I2 622 = Syll.3 652a = ILS 8884 = ILLRP 323 = Waurick, JRGZ 22, 1975, 14 Nr. 9 = Choix Delphes 161: „Der Imperator L. Aemilius, Sohn des Lucius, nahm dies dem König Perseus und den Makedonen weg“. Darunter scheinen noch Reste der eradierten älteren Weihinschrift erkennbar zu sein: Jacquemin/Laroche, BCH 106, 1982, 210. Dazu v. a. Boschung, Festschrift Balty 70. Hammond, Macedonia III, 613: „With wry humour Aemilius set up his own monuments on the bases“. Vgl. die Inschrift des Pfeilers der Aitoler für den bithynischen König Prosias, der kurz nach 182 v. Chr. errichtet worden sein dürfte und die ungeachtet der enormen Dimension der Weihung den Konventionen entspricht (FD III 4, 1, 76 = IG IX 12 184): βασιλέα Προυσίαν βασιλέος Προυσία τὸ κοινὸν τῶν Αἰτωλῶν ἀρετᾶς ἕνεκεν καὶ εὐεργεσίας [τᾶ]ς εἰς αὑτούς. Zum Pfeiler Kotsidu, Ehrungen 164–166. Syll.3 607 (Glabrio); Syll.3 616 (Flamininus). Vgl. die Beispiele bei Waurick, JRGZ 22, 1975, 13–15; 23. Das Problem behandelt Ferrary, Philhellénisme 557 f. Anm. 37. S. Russell, Imperialism 159. Auch heute noch wirken fremdsprachige Inschriften, noch dazu, wenn sie in einem fremden Alphabet geschrieben sind, befremdlich, wie etwa die altgriechi-
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waren monumentale lateinische Inschriften in Griechenland äußerst selten.88 Die nächste delphische Inschrift in lateinischer Sprache dürfte die auf einer der beiden Basen für die Reiterdenkmäler des M. Minucius Rufus sein, des Siegers über die vom Norden her bis nach Delphi vorgedrungenen Skordisker und Besser, die um 107/106 v. Chr. errichtet wurden.89 Selbst L. Mummius, der sich etwa in Epidauros zwei ältere Weihungen der Achaier aneignete, indem er seine Inschrift neben die nicht eradierte vorherige setzte, benutzt die griechische Sprache.90 Die wenigsten
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sche Inschrift an der Nordseite des Eisernen Stegs in Frankfurt oder die arabische an der Südseite und die koreanische an der Ostseite der neuen Stuttgarter Stadtbibliothek. Das prominenteste Beispiel für eine frühe lateinische Inschrift außerhalb römischer Kolonien dürfte die Bauinschrift des Kleinen Propylon in Eleusis sein, die posthum Appius Claudius Pulcher (RE 297) als Bauherrn nennt (CIL III 547 = CIL I 775 = ILLRP 401: [Ap(pius) Claudi] us Ap(pi) f(ilius) Pulche[r] propylum Cere[ri] / [et Proserpi]nae co(n)s(ul) vovit [im]perato[r coepit] / [Pulcher Clau]dius et Rex Mar[cius fec]erun[t ex testam(ento)]; vgl. ILGraec 126; Rödel-Braune, Stiftungen S67); dazu Cicero (Att. 6, 1, 26 vom 20. Februar 50 v. Chr.): „Wie ich höre, läßt Appius in Eleusis ein Propylon bauen … Ich liebe Athen als Stadt über alles und wünsche dort ein Erinnerungsmal an mich, doch hasse ich gefälschte Inschriften unter fremden Statuen.“ Audio Appium πρόπυλον Eleusine facere … equidem valde ipsas Athenas amo. volo esse aliquod monumentum; odi falsas inscriptiones statuarum alienarum. Übers. H. Kasten. Die nur fragmentarisch erhaltene monumentale Restaurierungsinschrift des Agrippa am Zeustempel in Olympia (IvOlympia 913) ist ebenfalls zu nennen. Dazu und vor allem zur Datierung Spawforth, Greece 162 f.; vgl. Rödel-Braune, Stiftungen S86. Die Inschrift am Siegesmonument des Augustus in Nikopolis (dazu Lange, Res publica constituta 114–117) möchte ich nicht hinzuzählen, da Nikopolis den Status einer römischen Kolonie hatte, wie deutlich aus dem wiedergefundenen Bruchstück von CIL III 7334 = CIPh II, 1 78 = I.Philippi 617 hervorgeht. Zu voraugusteischen lateinischen Stiftungs- und Ehreninschriften im Osten s. Rödel-Braune, Stiftungen 667–670. Lateinische Inschriften privater Natur wie das Gedicht auf die Überquerung des korinthischen Isthmos durch die Flotte des M. Antonius im Jahre 102 v. Chr. (Corinth VIII 2, 1) waren jedoch auch selten. CIL III 14203, 23 = ILS 8887 = ILGraec 153 = Syll.3 710C: M(arcum) Minucium Q(uinti) f(ilium) Rufum / imperatorem Galleis / Scordisteis et Besseis / [reliqueisque Thraecibus devictei]s [ob me]rita [Apolline]i / de[dic]avit populus Delphius. Zu den Denkmälern Vatin, BCH 91, 1967; neue Fragmente beschreibt Bousquet, BCH 115, 1991, 177–179; vgl. Rödel-Braune, Stiftungen E43. Daß der populus Delphius, das ist ἁ πόλις τῶν Δελφῶν der griechischen Parallelinschrift FD III 1, 526, ungewöhnlicherweise eine lateinische Inschrift setzt, ist wohl als besondere Ehrenbezeugung zu verstehen. Zu römischen Weihungen in Delphi s. Jacquemin, Offrandes monumentales 349 f. Daß Römer, womöglich der makedonische Statthalter, nach 146 einen großen Einfluß in Delphi hatten, zeigen die Amphiktyonendekrete FD III 4, 276–283, die aus den Jahren nach 117 v. Chr. stammen und zahlreiche Latinismen aufweisen, was darauf hindeutet, daß Römer bei den Sitzungen und den Beschlußfassungen anwesend waren: Rousset, Bilinguisme. Mummius’ Weihungen in Epidauros für Apollon, Asklepios und Hygieia: IG IV2 306. Vgl. Waurick, JRGZ 22, 1975, 32–35; Rödel-Braune, Stiftungen S40; S41, und Melfi, Roman Power 145–148. S. dazu die Korinthische Rede des Dion Chrysostomos (37, 42): „… den Isthmier, den Herrn über eure eigenen Wettspiele, hat Mummius von seinem Sockel gezerrt und dem Zeus geweiht. Welche Geschmacklosigkeit, den eigenen Bruder als Weihgeschenk für Zeus! Wahrhaftig, ein Mensch ohne jede Bildung und Kultur! Philipp, den Sohn des Amyntas, den er sich aus Thespiai besorgte, schrieb er auf Zeus um, die Jünglingsgestalten aus Pheneos auf Nestor und Priamos. Das römische Volk aber – und das ist es ja gerade –, glaubte, diese Heroen in eigener Person vor sich zu haben, und sah doch nur Arkader aus Pheneos.“ … τὸν
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Griechen dürften die Sprache der Inschrift verstanden haben.91 Weniger der Inhalt des kurzen Textes wäre es, der die Botschaft des Monuments an die griechische Welt transportierte, es wäre „die brutale Sprache der Umwidmung“ an sich, womit klar gemacht wird, daß ein römischer Imperator sich aufgrund der Überlegenheit der römischen Heere gegenüber denen der hellenistischen Herrscher anmaßen darf, was ihm beliebt.92 Boschung schließt seinen Beitrag über dieses Denkmal mit dem Ergebnis: „Durch die Inschrift war ersichtlich, dass die neuen Machthaber wenig Rücksicht auf die Gepflogenheiten der Besiegten zu nehmen bereit waren. Zusammengenommen ergaben die Elemente des Denkmals eine drastische und unverblümte Demonstration der neuen machtpolitischen Verhältnisse in Griechenland.“93 Gleichzeitig konnte sich Aemilius Paullus so von dem griechenfreundlichen Gebaren des Flamininus absetzen, der seine Weihungen nach Delphi in ganz und gar griechischer Manier gestaltete, was bei seinen Standesgenossen in Rom Mißfallen hervorgerufen hatte. Von Delphi aus zog Aemilius Paullus – die hier angegebenen Stationen folgen der Schilderung des Livius – weiter nach Boiotien, wo das Orakel des Trophonios in Lebadeia seine nächste Station war. Über Chalkis begab er sich nach Aulis zum Artemisheiligtum, in dem Agamemnon seine Tochter geopfert hatte; von dort ging
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Ἴσθμιον, τὸν ἀγωνοθέτην τὸν ὑμέτερον, Μόμμιος ἐκ βάθρων ἀνασπάσας ἀνέθηκε τῷ Διί, φεῦ τῆς ἀμαθίας, τὸν ἀδελφὸν ὡς ἀνάθημα, ἄνθρωπος ἀπαίδευτος καὶ μηδενὸς τῶν καλῶν πεπειραμένος. ὃς Φίλιππον μὲν τὸν Ἀμύντου, ὃν ἐκ Θεσπιῶν ἔλαβεν, ἐπέγραψε Δία καὶ τοὺς ἐκ Φενεοῦ νεανίσκους τὸν μὲν Νέστορα, τὸν δὲ Πρίαμον. ὁ δὲ δῆμος ὁ τῶν Ῥωμαίων τοῦτ̓ ἐκεῖνο τοὺς ἐξ ἐκείνου ὁρᾶν ᾤοντο, ὁρῶν Ἀρκάδας ἐκ Φενεοῦ. (Übers. W. Elliger.) Zur Benennung von Römern im griechischen Raum Adams, Bilingualism 673 f. Flaig, Romulus 138. Zur lateinischen Sprache als „language of power“ Adams, Bilingualism 545–576; bes. 559 f. Boschung, Festschrift Balty 72. Palagia, Festschrift McCredie 161, schlägt vor, die Nike von Samothrake als Denkmal für den Seesieg des Cn. Octavius gegen die makedonische Flotte zu deuten. Ihre Datierung der Statue hängt von der Datierung des Großen Altars von Pergamon ab, die nicht abschließend geklärt ist. So sollen auch keine weiteren historischen Schlüsse aus der möglichen Interpretation gezogen werden. Samothrake war ein bedeutendes und auch den Römern wichtiges Heiligtum; vgl. Kowalzig, Pilgrimage 69. Bereits Claudius Marcellus weihte Teile seiner syrakusanischen Beute hierher (Plut. Marc. 30, 4). Dardanos, der mythische Gründer Trojas, stammte von der Insel, und die Römer stammten von den Trojanern ab. Die Dioskuren, die womöglich mit den samothrakischen Kabiren gleichgesetzt werden können, wenn es sich dabei nicht nur um eine Fiktion des Cassius Hemina (FRH 6 frg. 6), des Varro (Cole, Theoi Megaloi 110–113; Tsochos, Religion 154–164) oder der Samothraker selbst (Burkert, Greek Sanctuaries 148 f.) handelt, erschienen in Rom, von Makedonien kommend, um die Niederlage des Perseus zu verkünden: Flor. 1, 28, 14 f.; dazu Richardson, Latomus 72, 2013, 905 f. (Florus hat die Geschichte wohl aus einem Prodigienbuch; bei Livius steht nichts dergleichen, und Polybios hätte so etwas nicht geschrieben. Plut. Aem. 24 gibt eine rationalisierte Version des Vorzeichens als Gerücht, das sich unter der Zuschauermenge im Circus ausgebreitet hatte.) Es gibt also mehrere Gründe, eine römische Siegesweihung in Samothrake für nicht unwahrscheinlich zu halten. Gleichwohl ist die Identifikation der Kabiren mit den Dioskuren, die die Römer vornahmen, höchstwahrscheinlich dennoch ein Konstrukt, denn der hellenistische Autor Mnaseas, zitiert in den Scholien zu Apollonios von Rhodos (Schol. A. R. 1, 917 = I Nr. 150), nennt (als einziger) die Namen der Kabiren: Axieros, Axiokersa, Axiokersos, Kasmilos, und identifiziert sie mit Demeter, Persephone, Hades und Hermes. S. dazu Burkert, Greek Sanctuaries 148.
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er über Oropos nach Athen. Auf der Peloponnes besuchte er Korinth, Sikyon, Argos und Epidauros, bevor er sich über Sparta und Megalopolis nach Olympia begab, wo ihn der Zeus des Phidias sehr bewegt haben soll. In jedem der berühmten Heiligtümer, die er besuchte, opferte er pietätvoll, überall bewunderte er die Altertümer und Kunstwerke, und von der Politik hielt er sich nach Livius fern. Plutarch berichtet in seinem kurzen Abschnitt über die Reise94 allerdings anderes: Als topographische Eckpunkte erwähnt er lediglich Delphi und Olympia, die Reise ist für ihn wie für Livius in erster Linie eine Besichtigungstour, die ebenso die Frömmigkeit des Aemilius zeigt, den Plutarch auch andernorts als positives Gegenbild den brutalen römischen Plünderern gegenüberstellt, die sich, wie etwa Sulla, an griechischen Heiligtümern vergingen.95 Allerdings habe Paullus in den besuchten Städten überall demokratische Verfassungen eingerichtet.96 Auch Polybios vermittelt in den fünf erhaltenen Fragmenten, von denen vier aus der Suda stammen, eine andere Vorstellung vom Zweck der Reise als Livius: Die Eckdaten Delphi und Olympia sind vorhanden, allerdings besichtigte er in den peloponnesischen Städten vor allem die Militäranlagen: „Er bewunderte die Lage der Stadt und die Schlüsselstellung von Akrokorinth als Riegel gegen die Landschaften innerhalb und außerhalb des Isthmos. Nachdem er die Stärke der Befestigungen von Sikyon und die Macht und Größe von Argos bewundert hatte, kam er nach Epidauros.“97 Bei Polybios scheint die Besichtigung der Militäranlagen im Vordergrund gestanden zu haben, wie es nach einer Eroberung auch angemessen wäre. Livius kann sich das wohl schon nicht mehr vorstellen und interpretiert die Reise als eine Besichtigung des „Museums“ Griechenland, in deren Zentrum die Opfer in den großen Heiligtümern standen.98 Auch Athen ist dem livianischen Aemilius Paullus ein Ort vergangener Größe, „so dass sich hier eben jener Musealisierungsprozess widerspiegelt, der für die Wahrnehmung der spätrepublikanischen und kaiserzeitlichen Reisenden bestimmend ist.“ Von touristischem Interesse ist bei Polybios nur anläßlich der Besichtigung von Olympia die Rede. „Für ihn konnte Griechenland kein Land der Vergangenheit sein, denn er gehörte zur letzten Generation für die es eine eigenständige Zeitgeschichte besaß. Für Livius und seine Leser hingegen war es kaum noch nachzuvollziehen, dass Aemilius Paullus in der Fülle der griechischen Erinnerungslandschaften vornehmlich Festungsanlagen inspiziert haben
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Plut. Aem. 28. Z. B. Plut. Sulla 12, 6 f. Vgl. Galli, Roman Power 19 f. Skeptisch in bezug auf römische Verfassungskorrekturen in Griechenland ist Bernhardt, Polis 219–236. Pol. 30, 10, 3 f.: Ὁ δὲ θαυμάσας τὴν τῆς πόλεως θέσιν καὶ τὴν τῆς ἀκροπόλεως εὐκαιρίαν πρός τε τοὺς ἐντὸς Ἰσθμοῦ καὶ πρὸς τοὺς ἐκτὸς ἀπολαμβανομένους τόπους. Ἐπισημηνάμενος δὲ τοῦ Σικυῶνος τὴν ὀχυρότητα καὶ τὸ βάρος τῆς τῶν Ἀργείων πόλεως ἦλθεν εἰς Ἐπίδαυρον. Übers. H. Drexler. Hierzu und zum folgenden Hartmann, Relikt und Reliquie 210–213; ebd. auch die beiden Zitate. Vgl. Casson, Travel 230: „He was interested, almost to the exclusion of all else, in the past.“ Daß Livius eine eigene Interpretation der Reise vorlegt, betont Eigler, Formen römischer Geschichtsschreibung. Vgl. auch Briscoe, Commentary 692 f. Zur „Musealisierung“ Griechenlands unter der Herrschaft der Römer Auffarth, Ritual Dynamics.
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soll.“99 Ein Grieche, noch dazu ein Zeitgenosse, konnte aber die Reise durch Griechenland als direkte Fortsetzung des makedonischen Eroberungszuges sehen: Der siegreiche Feldherr zieht in einer triumphalen Prozession durch das besiegte Land und betrachtet es mit dem Auge des Siegers. 100 Die Reise des Paullus hat eine zentrale Funktion in Polybios’ Geschichtswerk. Sie steht am Ende des ersten Teils, der berichtet, wie Rom in wenigen Jahrzehnten die Welt eroberte, und leitet über zum zweiten, später geplanten Teil, der den Umgang der Römer mit den Besiegten und vor allem das Schicksal der Griechen unter römischer Herrschaft schildert.101 Im Jahre 2004 hat A. Favuzzi vorgeschlagen, eine weitere Stelle der Suda den Fragmenten des zehnten Kapitels von Polybios’ 30. Buch zuzuschlagen: „Da er wegen der Kriege in Iberien und unter den Ligurern Griechenland noch nie gesehen hatte, begab er sich nach Griechenland.“102 Die Motivation entspricht der polybianischen Forderung an Historiker und an Feldherrn, sich durch Autopsie, oder αὐτοπάθεια, ein Bild zu machen „von der Lage der Städte, Flüsse, Häfen, von dem Gelände, überhaupt von den örtlichen Besonderheiten zu Lande wie zur See und von den Entfernungen zwischen den verschiedenen Punkten.“103 Für Polybios ist es eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, ein Land zu erobern und zu beherrschen, die topographischen Gegebenheiten zu kennen und sich zunutze zu machen.104 Daher ist Favuzzi in ihrer Deutung der Suda-Stelle als Polybiosfragment unbedingt zuzustimmen. Die in der Darstellung ambivalent erscheinende Reise des Aemilius Paullus möchte ich also weder als eine Charmeoffensive den Griechen gegenüber betrachten105 noch als Zurschaustellung der römischen Teilhabe an der griechischen Kultur, die vom Feldherrn mit der Absicht unternommen wurde, der griechischen Welt seinen hohen Respekt vor ihrer Kunst und ihren kulturellen Leistungen zu bezeugen.106 Stattdessen sollte man die Tour als Abschluß der Eroberung betrachten, als Triumphzug des Siegers durch das eroberte Land, während dessen er Festungsanlagen inspizierte, der ihm aber zugleich Ansehen und einen guten Ruf als Griechenfreund einbringen sollte. Der 99
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So auch Plut. Cat. 12, 2, der berichtet, daß Cato d. J. seine Asienreise unternahm, um „Bräuche, Lebensart und militärische Stärke einer jeden Provinz“ kennenzulernen (βουληθεὶς δὲ πρὸ τοῦ πολιτείᾳ προσελθεῖν ἅμα μὲν πλανηθῆναι καθ᾽ ἱστορίαν τῆς Ἀσίας καὶ γενέσθαι θεατὴς ἠθῶν καὶ βίων καὶ δυνάμεως τῆς περὶ ἑκάστην ἐπαρχίαν). Russell, Imperialism 156 f. zu dieser Deutung. Mit dem Blick des Feldherrn betrachtet Aemilius auch Pella, die als einzige makedonische Stadt genauer beschrieben wird, wobei allerdings lediglich die Befestigungen und die Schatzkammer zu interessieren scheinen: Liv. 44, 46, 4–10; vgl. Egelhaaf-Gaiser, Texte als Medium 45; Daubner, Polybios 119. Zu Polybios’ Fortsetzung des eigenen Werks Mehl, Polybios 39–45. Zur kritischeren Einstellung gegenüber Rom in diesem zweiten Teil Zahrnt, Festschrift Deininger 85–102. Suda s. v. ἀθέατος (α 711 Adler): ὤν γὰρ εἰς τέλος ἀθέατος τῆς Ἑλλάδος διὰ τοὺς ἐν Ἰβερίᾳ κᾆτα τοὺς ἐν Λιγυστίνοις, προῆγεν ἐπὶ τὴν Ἑλλάδα. Favuzzi, Epigrafia e territorio 7, 2004; ihre leichten Emendationen sind übernommen. Vgl. auch Russell, Imperialism 155 f. Pol. 12, 25e: ἑτέρου δὲ τοῦ περὶ τὴν θέαν τῶν πόλεων καὶ τῶν τόπων περί τε ποταμῶν καὶ λιμένων καὶ καθόλου τῶν κατὰ γῆν καὶ κατὰ θάλατταν ἰδιωμάτων καὶ διαστημάτων. S. Daubner, Polybios; Russell, Imperialism 157 f. Ferrary, Philhellénisme 556: „une véritable offensive de charme“. So der Tenor von Gruen, Culture 145; 223. Vgl. 246: „At every step Paullus showed respect, appreciation, and piety for the heritage of Hellas.“
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Prinz Athenaios, der gut für das „Kulturprogramm“ zuständig gewesen sein kann, erinnert den heutigen Betrachter und wohl auch den damaligen Griechen an die Rolle seines Vaters während des zweiten Krieges der Römer gegen Philipp V. von Makedonien. Attalos I. hatte den Römern wertvolle Dienste geleistet, indem er mit Flamininus durch Griechenland gereist war und überall die Römer als Retter und Befreier propagiert hatte.107 Die römische Siegesfeier in Amphipolis – Eine Versammlung Europas und Asiens Auf der Reise durch Griechenland hatte Aemilius Paullus die führenden Männer aller Städte, durch die er kam, zu seiner Siegesfeier nach Makedonien eingeladen. Zu den Gemeinden in Asien und zu den Königen hatte er Gesandte geschickt.108 Nach seiner Rückkehr veranstaltete er in Amphipolis ein drei Tage dauerndes Tribunal, auf dem die neuen Gesetze verkündet wurden, die der Feldherr und die Zehnmännerkommission des Senats erarbeitet hatten. Auf dieses wird im folgenden Kapitel eingegangen. Daß die Festgesandten aus Griechenland und Kleinasien bereits zu dieser Veranstaltung eingeladen waren, ist unwahrscheinlich. Aus dem Bericht des Livius geht hervor, daß am ersten Tag je zehn Männer aus den Gemeinden Makedoniens einbestellt wurden, die sich um die Gerichtstribüne scharten, auf der Aemilius Paullus und die zehn Gesandten Platz genommen hatten.109 Am zweiten Tag wurden die Aitoler110 und nach ihnen die Akarnanen vorgeladen.111 Am dritten Tag wurde abermals ein concilium der Makedonen einberufen.112 Bei all diesen Veranstaltungen der ersten drei Tage, die entweder als Gerichtsverhandlungen oder als Volksversammlungen deklariert waren, hatten auswärtige Festbesucher nichts verloren. Insofern führt es in die Irre, die Veranstaltung in Amphipolis als Einheit zu deuten, wie es oft unternommen wurde.113 Es handelt sich um zwei voneinander getrennte Ereignisse. Es ist nicht einmal klar, daß die Festlichkeiten unmittelbar im Anschluß an die Gerichtstage stattfanden. Der Text des Livius zwingt nicht zu dieser Annahme; die zeitliche Folge wird lediglich unbestimmt ausgedrückt: 107 Liv. 33, 2, 1–5. Diese Deutung bei Günther, Festschrift Schmitt, bes. 84 und Anm. 26. 108 Liv. 45, 32, 8. 109 Liv. 45, 29, 1: Ipse, ubi dies venit, quo adesse Amphipoli denos principes civitatum iusserat litterasque omnis … cum decem legatis circumfusa omni multitudine Macedonum in tribunali consedit. 110 Liv. 45, 31, 1. 111 Liv. 45, 31, 12. 112 Liv. 45, 32, 1. 113 Zur Feier in Amphipolis Egelhaaf-Gaiser, Texte als Medium; Flaig, Romulus 139 f.; Ferrary, Philhellénisme 560–65; Gruen, Culture 246 f.; Marzano, Historical Landscapes 91 f.; Levene, ClAnt 25, 2006, 92–97; Bouley, Jeux 19–21; Mari, Festschrift Braga 1206–1213. Die dort vertretene These, das Fest stehe in der Tradition gesamtmakedonischer Versammlungen und feiere die Entstehung eines neuen Makedonien, verträgt sich allerdings nicht mit der hier vorgeschlagenen Deutung, die die Versammlung der Makedonen und das Fest zeitlich voneinander abgrenzt.
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„Nach den ernsten Verhandlungen veranstaltete er mit großem Aufwand Spiele in Amphipolis.“114 Wahrscheinlich haben die Makedonen, die Aitoler und die Akarnanen als die besiegten Feinde an dieser „Versammlung Europas und Asiens“115 nicht teilgenommen. Wenn es um die Zuschauerschaft geht, ist entweder unspezifisch von der Menge die Rede oder von den Gesandtschaften, womit nur die geladenen Gäste aus Griechenland, aus Kleinasien und von den Königen gemeint sein können. Fraglich ist auch, ob die Makedonen ein großes Vergnügen daran gehabt hätten zu sehen, wie ihre Eroberer triumphierten und wie ihre Waffen von den Barbaren auf Haufen geworfen und verbrannt wurden. Eine Gemeinsamkeit dieser ersten in einer Reihe römischer Siegesfeiern im „griechischen“ Stil116 – P. Cornelius Scipio Aemilianus 146 v. Chr. in Karthago, M. Perperna 129 v. Chr. in Pergamon, L. Licinius Lucullus 71 v. Chr. in Ephesos sind die nächsten überlieferten Fälle117 – mit den folgenden ist, daß alle diese Feldherrn auxilia externa in ihren Kampagnen benutzt hatten. Aemilius Paullus hatte Unterstützung aus Numidien, Pergamon, Ligurien, Italien, Thrakien und Kreta.118 Diese sind ganz sicher bis auf die schon bald nach der Gefangennahme des Perseus abgereisten numidischen Reiter beim Fest dabei gewesen: das Schauspiel galt auch den aktiven Verbündeten der Römer.119 Warum wurde als Ort der Gerichtstage und der Feier Amphipolis gewählt? Amphipolis war eine alte griechische, keine makedonische Stadt, die auch viel weniger als etwa Kassandreia mit dem makedonischen Königshaus oder Makedonien allgemein verbunden war.120 Unter den Namen in Papastavrus amphipolitanischer Prosopographie von 1936 tauchen keine makedonischen Namen auf bis auf einen kaiserzeitlichen Kassandros, Sohn des Kassandros, und denen der mit Nearchos zugezogenen Vertriebenen.121 Unter Philipp II. wurden einige politisch mißliebige Amphipolitaner verbannt,122 aber die Stadt hat ihren griechischen Charakter durch die Königszeit hindurch bewahrt. Daran ändern auch die zahlreichen Landkaufverträge nichts, in denen nach der Eingliederung ins makedonische Reich auch einige Personen mit makedonischen Namen auftauchen. Deren Einbürgerung scheint reibungslos funktioniert zu haben.123 Als der Stadtkommandant Diodoros vom Aus114 115 116 117 118 119 120 121 122 123
Liv. 45, 32, 8: Ab seriis rebus ludicrum … magno apparatu Amphipoli fecit. Liv. 45, 33, 3: conventus Europae Asiaeque. Ferrary, Philhellénisme 563 f. Scipio Aemilianus: Liv. per. 51; App. Lib. 135; Perperna: I.Priene 108 = IK 69 (Priene) 64 Z. 223–230; I.Priene 109 = IK 69 (Priene) 65 Z. 91–94; Lucullus: Plut. Luc. 23; App. Mithr. 83. Val. Max. 5, 1, 1d (Numider); Liv. 44, 36, 8 (Pergamener); 45, 14, 8 f. (Numidier); Pol. 29, 14 f. (Ligurer und Kreter); Plut. Aem. 15 f. (Italiker, Thraker, Kreter); Iust. 33, 1, 2 (Numider, Pergamener). Die Verbindung zwischen „griechischen“ Siegesfeiern und auxilia externa bei Prag, Gouverneurs, v. a. 26. So Ferrary, Philhellénisme 563 f. Papastavru, Amphipolis. Syll.3 194 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 40 = GHI 49 (mit englischer Übersetzung). Hatzopoulos, Actes de vente. Makedonen sind z. B. der Kleodamos in Nr. IV = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 85 = SEG 41, 558, und der Antigonos in Nr. V = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 86 = SEG 25, 715. Zum Vorgang der Eingliederung von Amphipo-
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gang der Schlacht von Pydna erfuhr, entfernte er umsichtig das thrakische Besatzungsheer aus der Stadt, um weiteren Schaden abzuwenden. Als dann der besiegte Perseus in Amphipolis Schutz suchte, warf ihn die Volksversammlung regelrecht hinaus.124 Wie Aemilius Paullus empfangen wurde, wissen wir nicht. An der entsprechenden Stelle weist der Livius-Text eine Lücke auf. Jedoch scheint sicher zu sein, daß Amphipolis nie in Kampfhandlungen mit den Römern verwickelt worden war. Als fünftgrößte Stadt Makedoniens – nach Pella, Kassandreia, Aigai und Beroia125 – dürfte sie auch unmittelbar nach dem Krieg noch ansehnlich gewesen sein. Pella und Aigai waren von den Römern zerstört worden.126 Die Bürger und die Epheben von Kassandreia, nicht nur die makedonische Besatzung, hatten den römischen und pergamenischen Flotten im Jahre 169 v. Chr. vehementen Widerstand geleistet und sowohl deren Angriff als auch die Belagerung abgewehrt.127 Der gescheiterte Angriff auf Kassandreia war die verlustreichste römische Aktion des gesamten Krieges, so daß die Stadt auf der Pallene wahrscheinlich bestraft wurde und nicht als Austragungsort der Siegesfeier dienen konnte. Beroia war und blieb das politische Zentrum der Makedonen und lag zudem nicht verkehrsgünstig; ähnliches gilt für Dion, das als Bundesheiligtum der Makedonen wohl ebenfalls zu „makedonisch“ war.128 Thessalonike kam als „königliche“ Stadt auch kaum in Frage, wenngleich sie, durch ihre starken Befestigungen geschützt, im Krieg keine Zerstörungen erlitten haben dürfte.129 Ein günstiges Vorzeichen wurde nach Aemilius Paullus’ Ankunft inszeniert, das Amphipolis zum Ort der Siegesspiele prädestinierte: „Als nämlich Aemilius in Amphipolis opferte und schon alles zu der heiligen Handlung vorbereitet war, schlug der Blitz auf den Altar, zündete das Opfer an und half es verbrennen.“130 Die Stadt war für die Abhaltung griechischer Spiele gut ausgestattet: Sowohl zu Wasser als auch zu Land war sie von überall her gut zu erreichen, auch war sie groß genug, um die zahlreichen Gesandten angemessen unterzubringen.131 Es gab ein scaenicum ludicrum (Liv. 45, 33, 1), mit dem wohl das Theater gemeint
124 125 126 127 128 129 130 131
lis ins makedonische Reich Hatzopoulos, Actes de vente 80–86. Vgl. auch das kaiserzeitliche Dorf Harpaliani bei Philippi, dessen Namen vielleicht auf den vom König einem Harpalos gegebenen Besitz rekurriert, der in die Kolonie inkorporiert worden war: Nigdelis, Festschrift Rhomiopoulou. Liv. 44, 44, 4–45, 12. Zur Rolle der städtischen Eliten beim Zusammenbruch des makedonischen Staates Paschidis, Meletemata 45, 266. Stadtgrößen Makedoniens: P. Adam-Veleni, in Louvre 2011, 35. Zerstörung von Aigai: Kottaridi, Excavating Classical Culture 76 f.; Kottaridi, Heracles 166. Pella: ebd. Liv. 44, 10, 5–12, 7; vgl. Hatzopoulos, Lawgiver Kings 36 f. So Egelhaaf-Gaiser, Texte als Medium 49–51. Zu Dion als religiösem Zentrum des argeadischen Makedonien Hatzopoulos, Federal States. Paullus’ Flottenkommandant Cn. Octavius weigerte sich, Thessalonike von See aus anzugreifen: Liv. 44, 35, 8 f. Zum Ausbauzustand der Stadt in den 170er Jahren Vitti, Thessaloniki 55; zum hellenistischen Thessalonike allgemein Vickers, JRS 92, 1972. Plut. Aem. 24: ἔτι δὲ καὶ τὸ περὶ τὴν θυσίαν σύμπτωμα δαιμόνιον ἦν ἐν Ἀμφιπόλει θύοντος τοῦ Αἰμιλίου καὶ τῶν ἱερῶν ἐνηργμένων κεραυνὸς ἐνσκήψας εἰς τὸν βωμὸν ἐπέφλεξε καὶ συγκαθήγισε τὴν ἱερουργίαν. Vgl. zur Ausstattung des Ortes insgesamt Koukouli-Chrysanthaki, Excavating Classical Culture.
3. Nach der Niederlage
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ist, das für die byzantinische Akropolismauer ausgeraubt nordwestlich des Gymnasions liegt.132 Das Gymnasion der Stadt, eines der am besten erhaltenen griechischen Gymnasien, bot den angereisten Athleten die Möglichkeit zum Training,133 die Schwemmlandebene des Strymon konnte für die Wagenrennen genutzt werden. Zudem hatte die Stadt eine Festspieltradition, beherbergte einen Technitenverein und war besser als die meisten anderen makedonischen Poleis in das panhellenische Festwesen eingebunden.134 Die Spiele des Paullus reihen sich in die römische Tradition der feldherrlichen ex-voto-Spiele ein, die nach einem Triumph in Rom veranstaltet wurden und sich an das Publikum in Rom wandten.135 Hatte T. Quinctius Flamininus noch die Isthmischen Spiele des Jahres 196 v. Chr. benutzt, um die Anordnungen des Senats und die Entscheidungen der Zehnmännerkommission verlesen und sich von den versammelten Griechen als Sieger feiern zu lassen, also einen traditionsreichen griechischen Agon okkupiert,136 so schuf Aemilius Paullus für seine griechische Siegesfeier einen neuen zeremoniellen Rahmen. Er begab sich nicht wie Flamininus zur versammelten hellenischen Welt, sondern lud diese zur Feier eines römischen Sieges ein.137 Die Spiele bestanden aus den Darbietungen von Künstlern jeglicher Art, Agonen der Menschen und Wagenrennen, opfernden Gesandtschaften und einem Gastmahl. Die relativ knappe Beschreibung des Livius138 läßt in nichts darauf schließen, daß etwas anderes als ein griechisches Fest gefeiert wurde. Der Autor läßt die vorausgegangene Gerichtsverhandlung und die anschließende Vorführung der Beute seinen Festbericht rahmen, aber die zeitliche Erstreckung all dieser Ereignisse ist unklar. Die Gerichtstage können Tage oder Wochen vor dem Fest stattgefunden haben und bilden keine inszenatorische Einheit mit diesem. Auch insofern ist es unzulässig, das Fest als Anhang zu den Gerichtstagen zu sehen, und folglich dürfen die agonalen Veranstaltungen auch nicht im Rahmen der durch und durch römischen politischen Symbolik dieses Gerichtstermins gedeutet werden.139 Aemilius und seinen Beratern war klar, wie ein griechisches Fest funktionierte und womit man bei den neuen Untertanen Eindruck machen konnte: Eine plautinische Posse hätte sicher nicht die gleiche Begeisterung hervorgerufen wie beim römischen Publikum, das die Spiele des Anicius besuchte, bei denen dem Polybios vollkommen unverständliche Dinge vor sich gingen. Von Römischem bemerkten die Festteilnehmer nicht mehr als auch die Festbesucher der Nemeischen Spiele gute dreißig Jahre zuvor, denen Flamininus die Freiheit der Griechen verkündet hatte. 132 So Bouley, Jeux 81. 133 Zum Gymnasion von Amphipolis Lazaridis, Festschrift Lazaridis. 134 Koukouli-Chrysanthaki, Festschrift Pandermalis, zu den Techniten. Zu den panhellenischen Kontakten s. Papazoglou, Villes 394; Gauthier/Hatzopoulos, Loi 164 f. 135 Bernstein, Ludi publici 271–282. Diese Rituale in Rom, auch der Triumph, blieben weiterhin römischer politischer Symbolik verpflichtet und wurden nicht „hellenisiert“: Itgenshorst, AncSoc 36, 2006. 136 Pol. 17, 46. 137 Flaig, Romulus 139 f. 138 Liv. 45, 32, 8–11. 139 Dahingehende Deutungen exemplarisch bei Bouley, Jeux 19–21, und Egelhaaf-Gaiser, Texte als Medium.
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Die Beuteschau schloß allerdings direkt an das Fest an.140 Die erbeuteten Waffen wurden mit Ausnahme der ehernen Schilde, die man auf die Schiffe brachte, zu einem Haufen geschlichtet, der vom Feldherrn selbst angezündet wurde; die Militärtribunen warfen nach Paullus Brände hinein. Das größte Schauspiel war jedoch die Beute, die ausgestellt war: „Standbilder und Gemälde, Webereien und Gefäße aus Gold, Silber, Bronze und Elfenbein“. Dies geplünderte Gut wurde auf die Schiffe des Cn. Octavius verladen, die es nach Rom bringen sollten. Diese Art der Beuteteilung war im Gegensatz zum vorausgehenden Fest eine eher römische Angelegenheit, die aber vor aller Welt, vor Europa und Asien, vor den römischen See- und Landtruppen und vor Menschen, Poleis und Stämmen, demonstrierte, wer von jetzt an das Sagen hatte. 4. DIE GESETZGEBUNG DES AEMILIUS PAULLUS Forschungsgeschichtliche Vorbemerkung Das Thema der römischen Eroberung Makedoniens und der anschließenden römischen Zwangsmaßnahmen ist derzeit fast vergessen und zu unproblematischem Prüfungswissen geworden.141 Aus den verbreitetsten Überblickswerken zur römischen Geschichte ergibt sich ein konsistentes Bild der Zwangsmaßnahmen nach Pydna. So schreibt Alfred Heuß in seiner „Römischen Geschichte“: Makedonien wurde „überhaupt aus der Reihe der hellenistischen Staaten gestrichen … [Der makedonische Staat] wurde aufgeteilt in die vier Kantone, aus denen er einst zusammengewachsen war – jeglichem Versuch, die alte Integrität wiederherzustellen, wurde durch die Aufhebung des gegenseitigen privaten Verkehrs vorgebeugt –, und hörte damit auf zu existieren.“142 Herbert Heftner schildert in „Der Aufstieg Roms“ die „vier tributpflichtigen Teilstaaten“ wie folgt: Es wurde „eine Reihe von Beschlüssen verkündet, die darauf abzielten, die neu geschaffenen Staaten voneinander zu separieren: Heiratsverbindungen zwischen den Angehörigen verschiedener Republiken wurden ebenso untersagt wie der Besitz und Erwerb von Grundstücken und Häusern in einer anderen als der eigenen Republik.“143 Im in der universitären Lehre vielbenutzten „Gehrke-Schneider“ berichtet Helmuth Schneider kurz: „Das Land wurde in vier unabhängige Gemeinwesen aufgeteilt.“144 Und schließlich schreibt Werner Dahlheim in „Die Antike“: „Den makedonischen Staat zerschlug man in vier Republiken, denen jede Kommunikation untereinander verboten wurde.“145
140 Liv. 45, 33, 1–7. 141 Vgl. zum folgenden Daubner, Mobilität. Auch den neuesten Beitrag zum Thema (Vanderspoel, Festschrift Heckel) zeichnet ein tiefes Unverständnis für die makedonischen Verhältnisse und die römischen Maßnahmen nach 168 aus. 142 Heuss, Römische Geschichte 117. 143 Heftner, Aufstieg Roms 379. 144 Schneider, Geschichte der Antike 286. 145 Dahlheim, Antike 373.
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Dieser Tenor ist nicht etwa der für deutschsprachige Überblickswerke spezifische. Ganz genauso klingt es etwa bei Erich Gruen: „They [die 10 Senatsgesandten] fixed the boundaries of the four districts and authorized installation of the governing bodies for each district. The regions were to be kept strictly separate, only minimal contact between them permitted, no marriages or commercial intercourse across the frontiers. The Roman ruling class had evidently resolved to assure fragmentation, that they might never again have to face a united Macedonia.“146 Auch Peter Derow äußert sich in der zweiten Auflage der Cambridge Ancient History dergestalt: „The four republics were to be firmly separate entities“,147 während Paul Benecke in der ersten Auflage noch ein deutlich gemäßigteres Bild vertrat.148 Die Grenzkontrollen betont Polyxeni Adam-Veleni: „… the merides, which were to be separate political units with four different capitals. The boundaries between the merides were strictly defined, communications were controlled, and even intermarriage across regional boundaries was not permitted.“149 Ob das alles zutrifft und ob es Aemilius Paullus und dem Senat tatsächlich darum ging, vier unabhängige Staaten zu schaffen, denen jeglicher Verkehr untereinander versagt war, wird kaum gefragt. Aber wie kann in dem riesigen und vielgestaltigen Gelände, aus dem die betroffenen Länder bestehen – neben Makedonien wurde auch das illyrische Reich des Genthios zerschlagen, Epiros war bekanntermaßen ebenfalls betroffen –, die Mobilität der Menschen verhindert werden, wie können unabhängige Kleinstaaten an der Kommunikation und am gemeinsamen Handeln gehindert werden, zumal nach 167 alle römischen Truppen aus Griechenland zurückgezogen und nach Italien gebracht wurden und sich Rom angeblich jahrelang nicht mehr um den Balkanraum kümmerte?150 Auf welchen Wegen sollte versucht werden, dieses Ziel zu erreichen? Denn daß es letztendlich nicht funktioniert hat, zeigt der in der Altertumskunde, die lange Zeit das 2. Jh. v. Chr. schon ganz römisch empfand, „Andriskosaufstand“ genannte vierte Krieg der Römer gegen die Makedonen. Zu dieser Interpretation der römischen Griechenlandpolitik nach 167 trug sicher entscheidend die Tatsache bei, daß der Text des Livius hier abbricht und von Polybios nur noch zusammenhanglose Fragmente erhalten sind, die vor allem diplomatische Fragen betreffen. Als Vorannahme ist weiterhin die wissenschaftsgeschichtliche Rolle zu bedenken, die die Interpretation innerrömischer Auseinandersetzungen und Konflikte spielte. So schien klar, daß der 3. Makedonische Krieg ausgelöst wurde durch eine Gruppe skrupelloser römischer Plebejer – 172 v. Chr. waren zum ersten Mal in der römischen Geschichte beide Consuln Plebejer; dasselbe war 171 und 170 der Fall. Diese standen in engem Kontakt zu den Romfreunden in Griechenland, etwa zum Thesproter Charops dem Jüngeren, der in Rom studiert hatte. Im Jahre 169 wurde der Patrizier Q. Marcius Philippus zum zweiten Mal Consul, der aber in der Kunst der Lüge und des Betrugs, der nova sapientia, hinter seinen plebejischen 146 147 148 149 150
Gruen, Philipp 259; Gruen, Hellenistic World 423–429. Derow, CAH VIII2, 317 f. Benecke, CAH VIII, 274. Adam-Veleni, Brill’s Companion 552 f. Siehe als Beispiel für den Topos des römischen Desinteresses Eckstein, Companion 246: „Lack of Roman involvement was not from lack of power … it was from lack of interest.“
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Amtsvorgängern nicht zurückstand.151 Gegen solche Leute und ihre Interessen konnte sich der edle Philhellene Aemilius Paullus nicht durchsetzen, der widerwillig 70 epirotische Städte geplündert und in der folgenden Sklavenjagd 150.000 Epiroten eingefangen hat.152 Der besonnene Cato warnte hingegen in der Makedonier- und der Rhodierrede vor Überschwang gerade zur Zeit des größten Triumphes.153 Unterstützt wurde der skrupellose Terror154 von den prorömischen Schädlingen in Griechenland: Kallikrates dem Achaier155, Charops dem Epiroten, um ein Haar Demetrios, dem Bruder des Perseus, dessen sich aber der König aus Eifersucht rechtzeitig entledigte, und anderen. Insgesamt sorgte die neue römische Politik dieser Jahre dafür, daß in Griechenland sämtliche Staatswesen zerschlagen wurden, um sie Unmenschen wie Charops vorzuwerfen, da Rom sich weigerte, Verantwortung für die eroberten und zerstückelten Gebiete zu übernehmen. Statt dessen arbeitete der Senat darauf hin, die Kommunikationskanäle abzuschneiden, die Wirtschaft zu zerschlagen und etwas wie einen antiken Morgenthau-Plan ins Werk zu setzen. Wie diese vereinfacht und etwas polemisch wiedergegebene communis opinio etabliert werden konnte, ist ein instruktives Stück Forschungsgeschichte, denn es gibt einen Punkt, von dem die heute gängige Handbuch-Deutung der Maßnahmen des Paullus und des Senats ihren Ausgang nahm. Während sie in Theodor Mommsens Römischer Geschichte noch nicht vorkommt,156 ist G. F. Hertzberg in seiner damals wie heute wenig gelesenen „Geschichte Griechenlands unter der Herrschaft der Römer“ von 1866 stets bereit, den Römern die allerschlimmsten Intentionen zu unterstellen, so auch bei der Teilung Makedoniens: „Dann aber zerschnitt die römische Politik den seit des großen Philipps Zeit zu fester Einheit verwachsenen Staat in vier selbständige Kantone …, die nun systematisch gegen einander abgeschlossen wurden, der Art daß sogar Handelsverkehr und eheliche Verbindungen zwischen den Bewohnern dieser Kantone verboten waren. … Jedenfalls war das edle Volk der Makedonen damit vollkommen gelähmt; zurückgeschraubt zu den Zuständen eines reinen Bauernvolkes, dessen überflüssige Produkte doch wohl vorzugsweise von den römischen Kaufleuten umgesetzt wurden, mußte das makedonische Volk, mochte auch immer die durch Aemilius Paullus eingeführte gesetzliche Ordnung im Einzelnen durchaus rühmenswert sein, unter so grausamem Drucke langsam verkümmern.“157 In Fritz Geyers RE-Artikel von 1928 ist die Zerstükkelungs-These und ihre „teuflische Kunst“ schon die gängige.158 Geyer führt an 151 152 153 154 155
Briscoe, JRS 54, 1964. Dem folgt z. B. MacKay, Republican Macedonia 1. Scullard, JRS 35, 1945, 62 f. Zu dieser Position vgl. Badian, Clientelae 98 Anm. 1 f. Cato fr. 160–168 (Malcovati). Dazu Kienast, Cato 116–124; Astin, Cato 272–280. Christ, Römische Geschichte 77. Zu den scharfen moralischen Urteilen über Kallikrates in der Forschung s. Deininger, Widerstand 199 f. 156 Mommsen, Römische Geschichte 1, Buch 3, Kapitel 10, 589–591 = Bd 1, Neudruck Neu Isenburg 2006, 767–769. 157 Hertzberg, Geschichte Griechenlands 1, 199 f. 158 F. Geyer, Makedonia VII. Geschichte, RE 14, 1, 1928, 697–769; 762 f.: „M. sollte frei sein in den Grenzen, die es zuletzt gehabt hatte, nur sollte es als Tribut etwa die Hälfte der bisherigen Abgaben bezahlen. In ihren Rechten sollten die Makedonen ungeschmälert bleiben, aber an die Stelle der Könige sollten jährliche Beamte treten … Um für die Zukunft jede Erstarkung M.s
4. Die Gesetzgebung des Aemilius Paullus
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Literatur lediglich Joachim Marquardt an, der in seiner Römischen Staatsverwaltung zwar starke Worte findet, aber aufgrund des antiquarischen Charakters des Werks kaum die argumentative Grundlage der These liefern kann.159 Hugo Gaebler und Benediktus Niese deuteten die römischen Zwangsmaßnahmen ebenfalls als den Verkehr zwischen den vier Teilen Makedoniens unterbindende.160 Argumentativ gestützt wurde die These erstmals durch Tenney Franks Untersuchung zur makedonischen Repräsentativverfassung aus dem Jahre 1914,161 die Jakob Larsen in einigen einflußreichen Arbeiten ausführte und als communis opinio etablierte.162 Die Beiträge Larsens sind es, die zitiert werden, wenn zu diesem Punkt zitiert wird.163 Frank und Larsen waren allerdings nicht vordergründig daran interessiert, ob die neue Verfassung Makedoniens das Land politisch zerstückelte. Vielmehr ging es ihnen, besonders Larsen, darum zu zeigen, daß die Verfassung ganz griechisch und hellenistisch war, eine bundesstaatliche Komponente enthielt, wenn man sich auch fragt, welche in diesem System die übergeordnete Bundesinstanz sein solle, und vor allem in das postulierte Entwicklungsschema der griechisch-hellenistischen Verfassungen paßte, nach dem die Volksversammlungen als Entscheidungsorgan immer mehr durch repräsentative Körperschaften wie Ratsversammlungen abgelöst wurde, die griechischen Staaten also oligarchisiert wurden. Tatsächlich scheinen Franks und Larsens Untersuchungen nicht im Detail, aber im handhabbaren Ergebnis der Zerstückelung Makedoniens Teil des kollektiven Gedächtnisses der Altertumswissenschaften geworden zu sein. Der für lange Zeit einzige Beitrag, der gegenläufig argumentiert, das heißt für ein einheitliches und nicht gewaltsam zerstückeltes Makedonien auch nach 167, ist ein 1946 postum erschienener Artikel von Michel Feyel. Feyel schlägt vor, ausgehend von Livius 45, 32, 2: „Zur Verfassung Makedoniens wurde verkündet, Senatoren, die sie Synedroi nennen, sollen gewählt werden, nach deren Rat der Staat verwaltet werden sollte“,164 ein synedrion als gemeinsame Regierung für ganz Makedonien anzunehmen, während die vier merides je eine nicht näher spezifizierte Versammlung als oberste Entscheidungs-
159 160 161 162 163 164
zu verhindern, sollten die vier Republiken weder Ehegemeinschaft haben noch gegenseitig das Niederlassungsrecht besitzen … Man kann wohl sagen, daß alle Bestimmungen dieses Friedens mit teuflischer Kunst darauf berechnet waren, das makedonische Volk für alle Zeiten in Abhängigkeit zu halten. Offenbar wurde es den Makedoniern außerordentlich schwer, sich in die unnatürliche Zerreißung des Landes zu finden“. Benecke, CAH VIII, 277 f., findet die römischen Maßnahmen, insbesondere die Grenzen der Bezirke, die natürlichen Grenzen folgten, hingegen vernünftig. Marquardt, Staatsverwaltung 317 f.: „Die künstlich errichtete Scheidewand zwischen den vier Regionen hinderte jede Verbindung der macedonischen Stämme und gab den Siegern eine Gewähr gegen eine gemeinsame Auflehnung.“ Niese, Geschichte 3, 180–183; Gaebler, Münzkunde III, 141 f. Frank, CPh 9, 1914. Vgl. Frank, Imperialism 208–210. Larsen, Survey 294–302; Larsen, CPh 40, 1945; Larsen, CPh 44, 1949; Larsen, Federal States 295–300. Derow, CAH VIII2, 317 f. ist einer der wenigen, die bei der Abhandlung der Teilung Makedoniens Forschungsliteratur anführen. Pronuntiatum, quod ad statum Macedoniae pertinebat, senatores, quos synhedros vocant, legendos esse, quorum consilio res publica administraretur. Übers. H. J. Hillen. Vgl. Briscoe, Commentary 716.
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instanz aufwiesen. Der Beitrag wurde von Larsen außergewöhnlich scharf kritisiert und von anderen ignoriert.165 Ohne hier zu sehr in die Details zu gehen, sollte dieses paradigmatische Lehrstück in wissenschaftlicher Meinungsbildung vor allem dazu anhalten, die Quellen, die schriftlichen, aber zudem die historisch-geographischen, die epigraphischen, die numismatischen und die archäologischen, stets von neuem zu studieren. Die Beschränkung auf die literarische Überlieferung führt bei vielen Fragestellungen nicht weiter, und wenn als einzige Quelle eine korrupte Liviushandschrift vorliegt, müssen zwangsläufig weitere Zeugnisse berücksichtigt werden, um sich einer Antwort anzunähern. Das römische Reglement von 167 v. Chr. – die Quellen Die fünfzehn Gesandten, die den Feldherrn Aemilius und Anicius bei den Nachkriegsregelungen zur Hand gehen sollten, brachten Anweisungen des Senats mit, wie mit den Verlierern des Krieges zu verfahren sei.166 Liviusʼ Bericht über die Regelungen von 167 ist die umfassendste Beschreibung römischer Organisation eines eroberten Gebiets, ein etwas ironischer Umstand, weil Makedonien nicht regelrecht annektiert wurde.167 Auf die zum Teil gravierenden Probleme des livianischen Textes gehe ich bei der Behandlung der betreffenden Maßnahmen ein. Die Makedonen und die Illyrer sollten frei sein. Auch sollte die Verpachtung der makedonischen Bergwerke, weil die Pachtsumme ungeheuer groß war, und die der Landgüter nicht weiter erfolgen; denn sie könne nicht ohne Staatspächter durchgeführt werden, und wo ein Staatspächter sei, dort sei entweder das Recht des Staates ein leerer Begriff oder die Bundesgenossen besäßen keine Freiheit. Aber auch die Makedonen selbst könnten die Pachtsumme nicht eintreiben; wo den Verwaltern die Beute leicht zugänglich sei, dort werde es niemals an Anlaß zu Zerwürfnissen und Streit fehlen. Schließlich sollte Makedonien in vier Bezirke aufgeteilt werden, von denen jeder seinen eigenen Landtag haben sollte, damit nicht, wenn das Volk einen gemeinsamen Landtag hätte, ein frecher Demagoge einmal die Freiheit, die ihnen in gesundem Maß gegeben worden sei, in verderbliche Willkür ausarten lasse. Und es wurde beschlossen, sie sollten die Hälfte der Steuern, die sie ihren Königen zu entrichten pflegten, dem römischen Volk zahlen. Ähnliche Aufträge wurden auch für Illyrien erteilt. Das übrige wurde den Feldherren und den Abgesandten überlassen, denen die Beschäftigung mit den Dingen an Ort und Stelle bestimmtere Beschlüsse eingeben werde.168 165 Feyel, BCH 70, 1946. Larsen wurde bei seiner argumentativen tour de force unterstützt von Aymard, CPh 45, 1950. Zu der gesamten Diskussion s. Papazoglou, Villes 53–66. 166 Liv. 45, 18; wohl einer annalistischen Quelle folgend. S. Briscoe, Commentary 655–662. 167 Ando, Local Knowledge 31–33. 168 Liv. 45, 18, 3–8: [3] metalli quoque Macedonici, quod ingens vectigal erat, locationes praediorumque rusticorum tolli placebat; [4] nam neque sine publicano exerceri posse et, ubi publicanus esset, ibi aut ius publicum vanum aut libertatem sociis nullam esse. [5] ne ipsos quidem Macedonas id exercere posse; ubi in medio praeda administrantibus esset, ibi numquam causas seditionum et certaminis defore. [6] + commune consilium gentis esset + improbus volgi adsentator aliquando libertatem salubri moderatione datam ad licentiam pestilentem traheret, [7] in quattuor regiones discribi Macedoniam, ut suum quaeque concilium haberet, placuit et dimidium tributi, quam quod regibus ferre soliti erant, populo Romano pendere. [8] similia his et Illyricum mandata. cetera ipsis imperatoribus legatisque relicta, in quibus praesens tractatio rerum certiora subiectura erat consilia. Übers. H. J. Hillen.
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Diese Anordnungen des Senats, ergänzt durch das, was der Feldherr und die Gesandten vor Ort beschlossen hatten, verkündete Aemilius Paullus am ersten und am dritten Tag der Gerichtsverhandlung in Amphipolis.169 Diese war eine durch und durch römische Angelegenheit, durchsetzt von römischer politischer Symbolik. Der Imperator saß mit dem Zehnmännerkollegium, das der Senat geschickt hatte, auf einem Podium zu Gericht; die Makedonen lagerten vor der Tribüne:170 Obwohl sie die Herrschaft eines Königs gewohnt waren, zeigte die neue Herrschaft doch ein schreckliches Gesicht: die Gerichtstribüne, der Auftritt, nachdem Platz geschafft worden war, der Herold, das Hinaufschreiten, all dies, das ihren Augen und Ohren ungewohnt war und sogar Bundesgenossen, wieviel mehr aber besiegte Feinde in Schrecken versetzen konnte.171
Paullus spricht bei der Verkündung der römischen Entscheidungen Latein und läßt seine Worte durch den Praetor Cn. Octavius ins Griechische übersetzen; die Sprache des Siegers wird als Herrschaftsmittel benutzt, in der sich der Wille der herrschenden Macht ausdrückte.172 Auch Cato d. Ä. hatte auf seiner Gesandtschaftsreise nach Athen dort Latein gesprochen, obwohl er des griechischen mächtig war.173 Das gehörte sich nach der Väter Sitte so; die Beherrschung des Griechischen war eine problematische Ressource.174 Erst P. Licinius Crassus Dives Mucianus, der erste Oberkommandierende gegen Aristonikos, benutzte das Griechische als Amts- und Herrschaftssprache, aber indem er fünf verschiedene Dialekte verwendete, ist das wohl wiederum als Demonstration der römischen Überlegenheit zu verstehen: Der römische Senator hat keinerlei Probleme mit der Sprache der Untertanen.175 Aber er hat damit kein Beispiel für spätere römische Amtsträger gegeben.176 Der zweite Tag des Prozesses war nacheinander den Aitolern und den Akarnanen gewidmet; es wurde geprüft, welche Partei zu den Römern und welche zu Per169 Liv. 45, 29, 1–32, 7; wohl nach Polybios. S. Briscoe, Commentary 701–717. Polybianische Parallelüberlieferung, die aber nur Zusammenfassungen und nichts Neues bietet, bei Diod. 31, 8, 8 f.; Strab. 7 frg. 47(48); Synkell. Chron. 536. Der Text des Synkellos muß nicht zwangsläufig auf Diodor zurückgehen. 170 Färber, Römische Gerichtsorte 225, sieht das Podium des Aemilius Paullus in Amphipolis als symbolischen „Ort der Unterwerfung gegenüber Rom“. 171 Liv. 45, 29, 2: adsuetis regio imperio tamen + novi in + formam terribilem praebuit tribunal, summoto aditus, praeco, accensus, insueta omnia oculis auribusque, quae vel socios, nedum hostis victos, terrere possent. Übers. H. J. Hillen. 172 Eck, Mehrsprachigkeit 91 f.; vgl. Lo Monaco, Giorni di Roma 38–40; 47. 173 Plut. Cato maior 12. 174 Zu Catos Verhältnis zur griechischen Kultur s. Kienast, Cato 101–116. 175 Val. Max. 8, 7, 6: Iam P. Crassus, cum in Asiam ad Aristonicum regem debellandum consul uenisset, tanta cura Graecae linguae notitiam animo conprehendit, ut eam in quinque diuisam genera per omnes partes ac numeros penitus cognosceret. Quae res maximum ei sociorum amorem conciliauit, qua quis eorum lingua apud tribunal illius postulauerat, eadem decreta reddenti. Vgl. Quint. inst. 11, 2, 50. Kaimo, Romans 111: „In this case, the political situation would imply that the language choice did not aim at flattering the Greeks, but was more likely designed to demonstrate Roman sovereignty – in other words, a simple matter like a foreign language posed no problems for these superhuman beings.“ Vgl. Gruen, Culture 249 f. 176 Als sich Ti. Gracchus, der Vater der Gracchen, auf seiner Gesandtschaftsreise in den Osten etwa 162 v. Chr., die unten ausführlicher behandelt wird, bei den Rhodiern nach deren Romfreundlichkeit erkundigt, hält er eine Rede auf Griechisch: Cic. Brut. 79; vgl. Gruen, Culture 249.
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seus gehalten hatte. Die Anhänger des Königs wurden zur Deportation nach Italien gerufen; die Mordtaten der Romfreunde wurden gutgeheißen, lediglich A. Baebius wurde zu einer nicht genannten Strafe verurteilt, weil er für das Massaker an den 550 aitolischen Romgegnern römische Truppen zur Verfügung gestellt hatte. Zwei Oppositionsführer, Andronikos der Aitoler und Neon aus Theben, der zu Perseus geflohen war, wurden mit dem Beil hingerichtet.177 Was am ersten und am dritten Tag der Gerichtsversammlung vor sich ging, sind zwei verschiedene Dinge, die auseinandergehalten werden müssen. Das, was nach der Aburteilung der Aitoler und der Akarnanen geschah, ist kein Appendix zur Verkündung der Senatsbeschlüsse am ersten Tag. Aemilius Paullus trägt nicht einige Punkte nach, die er zwei Tage zuvor vergessen hatte zu erwähnen, und beruft dafür abermals eine Versammlung der Makedonen ein.178 Livius hat an dieser Stelle gut genug bei Polybios abgeschrieben, um uns erkennen zu lassen, worum es ging und was Aemilius tat. Am ersten Tag verkündete er den je zehn principes aus jeder Gemeinde – wenn man eine Zahl von etwa 150 makedonischen Gemeinden zugrundelegt, die M. Vitti für das erste nachchristliche Jahrhundert ansetzt,179 dürfte eine ansehnliche Zahl von Vertretern zusammengekommen sein – die Beschlüsse des Senats: Zuallererst sei beschlossen, die Makedonen sollten frei sein; sie sollte dieselben Städte und Gebiete behalten, ihre eigenen Gesetze haben und jedes Jahr ihre Beamten wählen; die Hälfte der Abgaben, die sie ihren Königen geleistet hätten, sollten sie dem römischen Volk leisten. Dann solle Makedonien in vier Bezirke aufgeteilt werden … Er ordnete an, daß die Landtage dort nur für den betreffenden Bezirk einberufen werden dürften und daß dort die Steuern abgeliefert und die Beamten gewählt werden sollten. Dann verkündete er, keiner dürfe außerhalb der Grenzen seines eigenen Bezirks heiraten und Land oder Häuser erwerben. Auch dürften die Gold- und Silberbergwerke nicht weiterbetrieben werden, der Betrieb der Eisen- und Kupferbergwerke sei ihnen gestattet. Von den Pächtern wurde die Hälfte von dem verlangt, was sie dem König gezahlt hatten. Weiterhin verbot er, eingeführtes Salz zu benutzen. Als die Dardaner Paionien wiederhaben wollten, … erklärte er ihnen, er gebe allen die Freiheit, die unter der Herrschaft des Perseus gestanden hätten. Nachdem sie Paionien nicht bekommen hatten, gab er ihnen das Recht, Salz zu kaufen; dem dritten Bezirk befahl er, es nach Stobi in Paionien zu bringen, und setzte den Preis dafür fest. Er verbot ihnen, selbst Holz zum Bau von Schiffen zu fällen und auch, es von anderen fällen zu lassen. Den Bezirken, die Barbaren zu Nachbarn hatten – mit Ausnahme des dritten waren das aber alle –, erlaubte er, in den Grenzbezirken einen bewaffneten Grenzschutz zu unterhalten.180 Nach diesen Anordnungen stellte er ihnen in Aussicht, er werde ihnen auch Gesetze geben. 177 Val. Max. 2, 7, 14 sagt, daß Paullus nach dem Sieg über Perseus Feinde habe von Elephanten zertrampeln lassen. Hier liegt sicher eine Verwechslung mit einem der Schlachtberichte vor; vgl. Briscoe, Commentary 717. 178 Briscoe, Commentary 716 f., überschreibt den Abschnitt mit „Further decisions concerning Macedon“. 179 Nach Plin. nat. 4, 33, der für Makedonien 150 populi erwähnt: Vitti, Thessaloniki 145; Gros/ Torelli, Urbanistica 374. 180 Liv. 45, 29, 4 f.; 9–13: omnium primum liberos esse iubere Macedonas, habentis urbes easdem agrosque, utentes legibus suis, annuos creantes magistratus; tributum dimidium eius quod pependissent regibus pendere populo Romano. [5] deinde in quattuor regiones dividi Macedo-
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Im Grunde wiederholen diese Passagen den zuvor von Livius gegebenen Bericht von den Entscheidungen des Senats. Die Anordnungen sind detaillierter, aber der Aemilius Paullus des Polybios teilt den Makedonen natürlich nicht die Gründe für die jeweiligen Einzelentscheidungen mit, die laut Livius für den Senat ausschlaggebend gewesen waren, also vor allem die Reflexionen über den verderblichen Einfluß der publicani sowohl auf die Untertanen als auch auf den römischen Staat, und die Bedenken, die ein, wenn auch königsloses, einheitliches Makedonien hervorgerufen haben soll. So etwas hat auf einer solchen Versammlung nichts verloren, zudem sollte man gegenüber solchen Begründungen auch skeptisch sein und stets die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß es sich um rationalisierende Hinzufügungen handelt, die entweder auf Livius selbst oder auf seine annalistische Quelle zurückgehen. Nachdem die auswärtigen Angelegenheiten am zweiten Tag erledigt worden waren, wurden die Makedonen abermals versammelt. Hier wurden einerseits die Namen der führenden Makedonen verlesen, die nach Italien deportiert werden sollten, was im nächsten Kapitel näher betrachtet wird. Andererseits wurden die von Aemilius Paullus und den zehn Gesandten erarbeiteten Gesetze verlesen: Zur Verfassung Makedoniens wurde verkündet, Senatoren, die sie Synhedroi nennen, sollten gewählt werden, nach deren Rat der Staat verwaltet werden sollte … Dann gab er den Makedonen Gesetze mit solcher Sorgfalt, daß es schien, als gäbe er sie nicht besiegten Feinden, sondern Bundesgenossen, die sich verdient gemacht hatten, und daß sich auch bei der Anwendung lange Zeit, als man Erfahrungen mit ihnen machte, die allein zur Verbesserung von Gesetzen führen, kein Mangel an ihnen erkennen ließ.181
Diese Art des Vorgehens, die νομοθεσία, ist das übliche römische Verfahren, wenn ein Krieg beendet oder eine Provinz eingerichtet wurde. Beiden Arten von Ereignissen wurde strukturell identisch begegnet, wie auch das lateinische provincia zwei strukturell identische Dinge bezeichnet, die nur aus unserer neuzeitlichen Perspektive wenig miteinander zu tun haben. Aus der Stiftungsurkunde des C. Iulius Demosthenes aus Oinoanda kennen wir die Bezugnahme auf einen länger zurückliegenden Akt der νομοθεσία, in dem „eine Art Inventur aller städtischen Ämter von niam … eo concilia suae cuiusque regionis indici, pecuniam conferri, ibi magistratus creari iussit. [10] pronuntiavit deinde neque conubium neque commercium agrorum aedificiorumque inter se placere cuiquam extra fines regionis suae esse. [11] metalla quoque auri atque argenti non exerceri, ferri et aeris permitti. vectigal exercentibus dimidium eius inpositum, quod pependissent regi. et sale invecto uti vetuit. [12] Dardanis repetentibus Paeoniam, … omnibus dare libertatem pronuntiavit, qui sub regno Persei fuissent. [13] post non impetratam Paeoniam salis commercium dedit; tertiae regioni imperavit, ut Stobos Paeoniae deveherent, pretiumque statuit. [14] navalem materiam et ipsos caedere et alios pati vetuit. regionibus, quae adfines barbaris essent – excepta autem tertia omnes erant – permisit ut praesidia armata in finibus extremis haberent. Übers. nach H. J. Hillen. 181 Liv. 45, 32, 2; 7: pronuntiatum, quod ad statum Macedoniae pertinebat, senatores, quos synhedros vocant, legendos esse, quorum consilio res publica administraretur … leges Macedoniae dedit cum tanta cura ut non hostibus victis, sed sociis bene meritis dare videretur, et quas ne usus quidem longo tempore, qui unus est legum corrector, experiendo argueret. Übers. H. J. Hillen. Die Handschrift hat RESP. ADMINISTRARENTUR. Zur Diskussion Papazoglou, Villes 59 f., und den nächsten Abschnitt hier.
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Oinoanda mit genauer Festschreibung der ihnen zugehörigen Rechte und Pflichten stattgefunden“ habe. Die νομοθεσίαι waren „eine von der römischen Autorität vorgenommene Festsetzung … die lex provinciae für Lykien“.182 Ebendieser Begriff taucht auch für die Gesetzgebung des M’. Aquillius nach der Erbschaft und der Eroberung Asias auf.183 Auch zuvor schon wirkte T. Quinctius Flamininus als Gesetzgeber im von der makedonischen Herrschaft befreiten Thessalien. Dabei ging es zum einen um die Restitution von Besitzständen, die nicht von heute auf morgen geregelt werden konnte. Ein Brief des Flamininus an die tagoi des perrhaibischen Chyretiai gibt Anweisungen, wie mit Ländereien zu verfahren sei, deren Besitz umstritten sei.184 Solche Briefe schickte Flamininus wahrscheinlich an die meisten thessalischen und perrhaibischen Städte, vielleicht auch an die in der Magnesia. Wichtiger noch ist eine Inschrift des Jahres 140 v. Chr. aus Narthakion in der Achaia Phthiotis: Sie enthält die griechische Übersetzung eines Senatsbeschlusses über einen Streit zwischen den Poleis Narthakion und Melitaia, und die Senatskommission bezog sich auf „die Gesetze der Thessaler, Gesetze, die sie bis heute benutzen, Gesetze, die der Konsul T. Quinctius Flamininus ihnen nach der Beratung mit den zehn Gesandten und in Übereinstimmung mit dem Beschluß des Senats gegeben habe“. 185 Auch Livius berichtet uns von diesen thessalischen Gesetzgebungsunternehmungen des Flamininus: Hier mußte er die Gemeinden nicht nur befreien, sondern ihnen nach dem ganzen Chaos und Durcheinander eine erträgliche Verfassung geben. Denn sie waren nicht nur durch die schlimmen Zeitumstände und die Gewalttätigkeit und die Willkür des Königs in Verwirrung, sondern auch durch den unruhigen Geist der Völkerschaft, die weder eine Wahl noch ein Treffen der Bundesversammlung ohne Parteistreit und Tumult durchführen konnte, und das schon von Anfang an bis auf unsere Zeit. Er suchte sowohl den Senat als auch die Richter vor allem nach dem Vermögen aus und gab dem Teil der Gemeinden mehr Macht, der größeren Vorteil davon hatte, wenn alles heil und ruhig war.186
182 Wörrle, Stadt und Fest 96. S. auch Ameling, EpAnat 12, 1988, 15. 183 Wörrle, Chiron 30, 2000; Daubner, Bellum Asiaticum 98–103. 184 IG IX 2, 338 = Sherk, RDGE 33; engl. Übers. Sherk, RGE 4; dt. Übers. HGIÜ 454. Dazu und zum folgenden Graninger, Cult and Koinon 28–32. Zu Chyretiai und Rom vgl. auch die Verleihung der enktesis an zwei Römer im frühen 2. Jh. v. Chr. Zoumbaki, Meletemata 68, 60 f. mit Literatur. 185 IG IX 2, 89 = Sherk, RDGE 9 = Syll.3 674; engl. Übers. Sherk, RGE 38. Z. b 15–19: κατὰ νόμους τοὺς Θεσσαλῶν, οἷς ν̣[ό] / μοις ἕ̣ως τα̣[ν]ῦν χρῶνται, ο[ὓ]ς νόμους Τίτος / Κοΐγκτιος ὕπατος ἀπὸ τῆς τῶν δέκα πρεσ / βευτῶν γνώμης ἔδωκεν καὶ κατὰ δόγμα / συγκλήτου. Zum Fall Snowdon, Historia 63, 2014; zu Thessalien im 2. Makedonischen Krieg Graninger, Companion 322. 186 Liv. 34, 51, 4–6: … pergit ire in Thessaliam, ubi non liberandae modo civitates erant, sed ex omni colluvione et confusione in aliquam tolerabilem formam redigendae. [5] nec enim temporum modo vitiis ac violentia et licentia regia turbati erant, sed inquieto etiam ingenio gentis, nec comitia nec conventum nec concilium ullum non per seditionem ac tumultum iam inde a principio ad nostram usque aetatem traducentis. [6] a censu maxime et senatum et iudices legit potentioremque eam partem civitatium fecit, cui salva et tranquilla omnia esse magis expediebat. Übers. H. J. Hillen.
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Das heißt also, daß Flamininus nicht nur den Thessalischen Bund187 reaktivierte und ihm Gesetze gab, die noch mehr als fünfzig Jahre später mit seinem Namen verbunden wurden, sondern daß sich die römische Gesetzgebung auch auf die lokale Ebene der Poleis auswirkte. Ein neues Zensussystem wurde geschaffen, und auch wenn wir über das vorangegangene nichts wissen, ist die Tendenz zu einer oligarchischen Herrschaftsform klar. Wir haben keine Hinweise darauf, daß neue Magistraturen auf lokaler Ebene geschaffen wurden. Die Organe der städtischen Selbstverwaltung scheinen intakt geblieben zu sein, nur hatten weniger Bürger Zugang zu ihnen. Der knappe Abschnitt zur Gesetzgebung des Aemilius Paullus, den Livius überliefert, enthält keine Details. Jedoch müssen wir angesichts des flamininischen Vorbildes davon ausgehen, daß diese Gesetzgebung recht umfangreich war und sich auch um Einzelheiten wie lokale Zensussysteme kümmerte. Wie viel neu geschaffen wurde und vor allem die Frage, ob neue Ämter eingeführt wurden, ist umstritten und wird in den folgenden Abschnitten diskutiert. Jedenfalls waren die Gesetze des Aemilius Paullus auch lange in Gebrauch, zumindest bis zur Zeit des Pompeius Trogus. Justin schreibt: „Als es nun in die Botmäßigkeit der Römer gekommen war, wurden in den einzelnen Regionen Amtspersonen eingesetzt; Makedonien selbst wurde frei und empfing seine Gesetze, derer es sich bis zum heutigen Tag bedient, von Paullus.“188 Freiheit und Steuern Die Freiheitserklärung an die Makedonen und Illyrer ist konventionell und heißt nichts anderes, als daß das Königtum abgeschafft wurde und man die Städte und Stämme in ihre „natürliche“ Freiheit entließ.189 Daß man den Makedonen die Freiheit gab, weil man sie nicht beschützen könne, wie Cato in seiner Makedonienrede behauptete, war wahrscheinlich reiner Zynismus.190 Ein Vertrag wurde nicht abgeschlossen, und durch die Freiheitserklärung sicherte und erhielt sich Rom seinen Status als Sieger, ohne direkte Herrschaft übernehmen zu müssen.191 Die meridesEinteilung widersprach dieser Freiheit nicht; jedenfalls hören wir nie Beschwerden darüber. In der Tradition des Flamininus wurde laut J.-L. Ferrary dieses Schlag187 Zu den Institutionen des Bundes Larsen, Federal States 281–294; zu Flamininus und dem Thessalischen Bund Larsen, Survey 278 f. 188 Iust. 33, 2: Ita cum in ditionem Romanorum cessisset, magistratibus per singulas civitates constitutis, libera facta est; legesque, quibus adhuc utitur, a Paullo accepit. Übers. O. Seel. 189 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 224. Zur Formel der „althergebrachten Demokratie“, in die man als griechische Polis automatisch zurückfiel, wenn das Königtum abgeschafft wurde, Daubner, Bellum Asiaticum 83 Anm. 387. 190 So G. Wirth, in Diodoros, Griechische Weltgeschichte. Fragmente (Buch XXI–XL), Zweiter Halbband, Stuttgart 2008, 418. Cato fr. 161 f. (Malcovati), aus SHA Hadrian 5, 3: Macedonas liberos pronuntiavit, quia tueri non poterant. Vgl. Harris, War and Imperialism 144–146, zu den Kosten, die eine Besetzung Makedoniens verursacht hätte. 191 Badian, Foreign Clientelae 87 f.; ebd. 96 f. zum Begriff der libertas; Sherwin-White, Citizenship 175–182.
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wort192 verwendet, um 1. die Freiheit von Garnisonen, 2. die Freiheit von Abgaben und 3. das Recht auf Benutzung eigener Gesetze zu gestatten.193 Das ist es auch, was 167 die Doloper und die Magneten, Ainos und Maroneia bekamen, aber die Makedonen und die Illyrer erhielten andere Freiheitsformen, weil sie Tribut zahlen mußten. Ihre Freiheit bestand also einerseits darin, daß sich die römischen Truppen zurückzogen, andererseits aus dem Recht, eigene Gesetze zu verwenden und ihre Magistrate zu wählen. Freiheit schließt Steuerzahlung nicht aus, wie die Beispiele Illyriens und Makedoniens nach 167 zeigen.194 Die Ablösung der immunitas vom Konzept der libertas scheint ein Schritt gewesen zu sein, den die Römer erst im Jahre 167 gemacht haben. Es gab neben den „freien“ Gemeinden eine Kategorie von Städten, die „nicht nur frei, sondern auch frei von Besteuerung“ sein sollten.195 Insofern ist der Inhalt der römischen Freiheit offensichtlich und soll hier nicht weiter untersucht werden: „any freedom granted by a dominant power has implicitly an element of dependence, and most Greeks had no doubt that they were still subject to a dominant power.“196 Oder, um Maurice Holleaux zu zitieren, der sich weigerte, über die „römische Freiheit“ überhaupt nachzudenken: „Quand en aura-t-on fini avec cette antique sornette?“197 Mit der Provinzialisierung verloren die Städte Makedoniens auch offiziell ihre paradoxe Freiheit: „One wonders if they noticed.“198 Mit dieser römischen Freiheit vertrug sich also die Einforderung von regelmäßigen Abgaben. Daß der Senat nur die Hälfte des bisher den Königen Geschuldeten verlangte, sollte nicht als Freundlichkeit mißverstanden werden. Zum einen ist die enorme Beute zu berücksichtigen, die der Krieg eingebracht hatte und die betroffenen Länder wohl weitgehend geplündert hinterließ. Zum anderen mußten auch die neuen Verwaltungen der vier Bezirke subventioniert werden, von denen drei ein Heer zu unterhalten hatten, und auch eine zentrale Regierung, wenn es eine solche nach 167 gegeben hat. Die Summe ist von einer Höhe, die ohne eigenen Verwaltungsaufwand eingezogen werden konnte. Nur Plutarch überliefert, daß es sich um 100 Talente handelt,199 das entspricht 2,4 Millionen Sesterzen. Aus einem geplünderten Land kann man ohne eine ständige römische Präsenz wohl nicht mehr
192 „Latrinenparole“, meint P. Pilhofer: http://www.neutestamentliches-repetitorium.de/inhalt/ 1thess/Einleitung.pdf (letzter Zugriff: 16.8.2017) S. 2. 193 Zur Freiheit ausführlich Dmitriev, Greek Slogan, und Ferrary, Philhellénisme 3–218; nach Pydna: 179–186. Die drei zitierten Punkte der inhaltlichen Ausgestaltung der Freiheit ebd. 179 f. Vgl. auch Ferrary, MedAnt 2, 1999, und Sherwin-White, Citizenship 174–180. 194 Daß es sich tatsächlich um einen jährlich zu entrichtenden Tribut und nicht um eine Einmalzahlung handelt (so Gruen, Hellenistic World 427 f.; 435), zeigt Baronowski, Klio 70, 1988, 460. 195 Liv. 45, 26, 13 zu einigen illyrischen Gemeinwesen: non solum liberos, sed etiam immunes. Dazu Sherwin-White, Citizenship 178 f. 196 Lintott, Imperium Romanum 36 f.; vgl. auch Syll.3 742 aus Ephesos, 86/5 v. Chr., Z. 11 f.: ὑπέρ τε τῆς Ῥωμαίων ἡγεμονίας καὶ τῆς κοινῆς ἐλευθερίας. 197 Holleaux, Études IV 115 Anm. 3. S. auch Mellor, Thea Rhome 107 ff. 198 Ando, Local Knowledge 32. Vgl. Ando, Companion 178: „the paradoxical freedom of the Macedonians“. 199 Plut. Aem. 28, 3.
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herausholen. Eine Besetzung Makedoniens mit zwei Legionen hätte mindestens 4,8 Millionen Sesterzen im Jahr gekostet.200 Regionalisierung Livius berichtet an zwei Stellen über die Einrichtung der vier regiones: Zum einen im chronologischen Bericht über den ersten Tag der Gerichtsverhandlung von Amphipolis, als Aemilius Paullus den Gesandten der makedonischen Gemeinwesen die Senatsbeschlüsse verkündet, zum anderen als ethnographischer Diskurs anschließend an die Beschreibung des ersten Gerichtstags. Das trockene Protokoll der ersten Erwähnung liest sich fast wie eine Verwaltungsliste: Dann solle Makedonien in vier Bezirke aufgeteilt werden: Einer, und zwar der erste, werde das Land zwischen dem Strymon und dem Nessos sein; zu diesem Bezirk kämen noch die Dörfer, festen Plätze und Städte, die Perseus östlich des Nessos besessen habe, außer Ainos, Maroneia und Abdera, und westlich des Strymon die ganze Bisaltika mit Herakleia, das man das Sintische nennt. Der zweite Bezirk werde sein, was im Osten der Strymon umfasse – außer dem Sintischen Herakleia201 und dem Gebiet der Bisalten –, und im Westen der Axios begrenze, dazu das Gebiet der Paionier, soweit sie östlich des Axios lebten. Der dritte Bezirk wurde das Land, das im Osten der Axios und im Westen der Peneios umfließt; den nördlichen Abschluß bildet das Bora-Gebirge;202 zu diesem Bezirk wurde auch noch der Teil Paioniens hinzugefügt, der sich am westlichen Ufer des Axios erstreckt; auch Edessa und Beroia kamen noch dazu. Der vierte Bezirk lag jenseits des Bora-Gebirges und grenzte auf der einen Seite an Illyrien, auf der anderen an Epiros. Zu Bezirkshauptstädten, wo die Landtage zusammenkommen sollten, machte er für den ersten Bezirk Amphipolis, für den zweiten Thessalonike, für den dritten Pella, für den vierten Pelagonia203.204 200 Harris, War and Imperialism 73; 144–146. Liviusʼ Satz „Die wider Erwarten verliehene Freiheit und die Minderung der jährlichen Abgaben ließ die Herzen höher schlagen“ (45, 30, 1: libertas praeter spem data adrexit et levatum annuum vectigal, Übers. H. J. Hillen) muß man nicht als ernsthafte Beschreibung der Gefühle der Makedonen ansehen. 201 Seit im Jahre 2003 eine lateinische Inschrift mit einem Brief des Kaisers Galerius an die Quattuorviri und die Dekurionen von Herakleia aus Rupite bei Petrich publiziert wurde (Mitrev, ZPE 145, 2003; vgl. Lepelley, ZPE 146, 2004), ist die Identität des Sintischen Herakleia mit der antiken Stadt auf dem Hügel zwischen dem Dorf Rupite und dem Strymon gesichert. Herakleia Sintike liegt damit nördlich des Roupel-Passes. Die Inschrift befindet sich im Museum Petrich. Zur Topographie des Strymontals s. Hatzopoulos, Meletemata 58; zur Lage und zum Territorium von Herakleia Mitrev, Heraclea Sintica. 202 Hammond, Macedonia I, 73 f.: Damit sei höchstwahrscheinlich der Bermion gemeint, der ja auch tatsächlich die Grenze zu Obermakedonien bildet, und nicht der Boras. 203 Zur immer noch nicht identifizierten Stadt Pelagonia (wenn man nicht wie viele annehmen möchte, daß damit Herakleia Lynkestis gemeint sei) s. zuletzt Lilčić, Macedonian Heritage 1, 1996; Lilčić, Macedonian Heritage 9, 2006; Dzidrova, Macedonian Heritage 13, 2009. Zu Pelagonien und Makedonien in der Königszeit Juhel/Temelkoski, Pratiques et identités. 204 Liv. 45, 29, 5–9: deinde in quattuor regiones dividi Macedoniam: unam fore et primam partem quod agri inter Strymonem et Nessum sit amnem; [6] accessurum huic parti trans Nessum ad orientem versum, qua Perseus tenuisset, vicos castella oppida, praeter Aenum et Maroneam et Abdera; cis Strymonem autem vergentia ad occasum, Bisalticam omnem cum Heraclea quam Sinticen appellant. [7] secundam fore regionem, quam ab ortu Strymo amplecteretur amnis, praeter Sinticen Heracleam et Bisaltas, ab occasuque Axius terminaret fluvius, additis Paeoni-
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Dieser polybianischen sachlichen Aufzählung steht die zweite Passage ganz anderen Charakters gegenüber. Sie ist eher als ethnographische Beschreibung zu bezeichnen und führt dem staunenden Leser den Reichtum und die vielen fremden Völker vor, die das römische Reich mit der Eroberung Makedoniens hinzugewonnen hatte. Das größere Wissen und die tiefere Einsicht des Römers leiten den Abschnitt ein: So wenig wußten auch die Makedonen, wie groß Makedonien war, wie leicht zu teilen und wie jeder Teil sich mit sich selbst begnügen konnte. Im ersten Bezirk lebten die Bisalten, sehr tapfere Männer – sie wohnen jenseits des Nessos und diesseits des Strymon –, und es gibt in diesem Bezirk viele Arten von Früchten und auch Bergwerke; dann liegt Amphipolis sehr günstig, das im Osten alle Zugänge nach Makedonien beherrscht. Der zweite Bezirk hat die sehr belebten Städte Thessalonike und Kassandreia, dazu Pallene, ein fruchtbares und ertragreiches Gebiet; auch verschaffen ihm die Häfen von Torone und am Berg Athos und die von Aineia und Akanthos einen günstigen Zugang zum Meer: die einen liegen günstig für die Überfahrt nach Thessalien und zur Insel Euböa, die anderen für die Fahrt zum Hellespont. Der dritte Bezirk hat die berühmten Städte Edessa, Beroia und Pella, und dort lebt das kriegerische Volk der Bottiaier; es gibt dort auch sehr viel gallische und illyrische Einwohner, tüchtige Bauern. Den vierten Bezirk bewohnen die Eordaier, Lynkesten und Pelagonier; angeschlossen an diese ist *AUTINCANIAESTRYMEPALISETELIMONITES*; diese ganze Gegend ist kalt, schwer zu bebauen und rauh; auch die Einwohner sind in ihrem Wesen ähnlich wie das Land. Wilder noch macht sie die Tatsache, daß sie Barbaren zu Nachbarn haben, mit denen sie bald im Krieg liegen und sich bald im Frieden von ihren Sitten beeinflussen lassen. Die Teilung Makedoniens zeigte also, da jeder Bezirk seine Vorteile für sich hatte, wie groß es als Ganzes war.205
Derartige ethnographische Abhandlungen über Länder und Völker gehören in der historiographischen Tradition vor die Beschreibung der dort ablaufenden Handlung, bus, qui prope Axium flumen ad regionem orientis colerent. [8] tertia pars facta, quam Axius ab oriente, Peneus amnis ab occasu cingunt; ad septentrionem + Bora + mons obicitur; adiecta huic parti regio Paeoniae, qua ab occasu praeter Axium amnem porrigitur; Edessa quoque et Beroea eodem concesserunt. [9] quarta regio trans + dorsum montem +, una parte confinis Illyrico, altera Epiro. capita regionum, ubi concilia fierent, primae regionis Amphipolim, secundae Thessalonicen, tertiae Pellam, quartae Pelagoniam fecit. Übers. H. J. Hillen. Parallelüberlieferung bei Diod. 31, 8, 8; beide beruhen auf einer verlorenen Passage des Polybios. 205 Liv. 45, 30, 2–8: adeo quanta Macedonia esset, quam divisui facilis, + et a + se ipsa quaeque contenta pars esset, Macedones quoque ignorabant. [3] pars prima Bisaltas habet, fortissimos viros – trans Nessum amnem incolunt et circa Strymonem –, et multas frugum proprietates et metalla et opportunitatem Amphipolis, quae obiecta claudit omnes ab oriente sole in Macedoniam aditus. [4] secunda pars celeberrimas urbes Thessalonicen Cassandream habet, ad hoc Pallenen, fertilem ac frugiferam terram; maritimas quoque opportunitates ei praebent portus ad Toronen ac montem Atho + eneae vocant hunc +, alii insulamque Euboeam, alii ad Hellespontum opportune versi. [5] tertia regio nobilis urbes Edessam et Beroeam et Pellam habet et Vettiorum bellicosam gentem, incolas quoque permultos Gallos et Illyrios, inpigros cultores. [6] quartam regionem Eordaei et Lyncestae et Pelagones incolunt; [7] iuncta his + autincaniaestrymepalisetelimonites +. frigida haec omnis, duraque cultu et aspera plaga est; cultorum quoque ingenia terrae similia habet. ferociores eos et accolae barbari faciunt, nunc bello exercentes, nunc in pace miscentes riuos. [8] divisa itaque Macedonia partium usibus separatis, quanta + universostendit +. J. Briscoes Text der TeubnerAusgabe von 1986 ist hier leicht modifiziert wiedergegeben, da er bisweilen harte Konjekturen im Text gibt (wie etwa in Abs. 7), dafür eindeutige im Apparat (etwa Absatz 8). Übers. nach H. J. Hillen, meist mit den üblichen Konjekturen.
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also des Krieges. Hier sind sie mit der Schilderung der Organisation Makedoniens durch Aemilius Paullus kombiniert, aber gewiß nicht, „um aus aktuellem Anlaß den fernen Stadtrömer über die neu gewonnenen Provinzgebiete zu informieren.“206 Dafür war es eineinhalb Jahrhunderte zu spät. Der ganze Passus klingt unpolybianisch, und man muß sich fragen, ob Livius diesen Einschub samt der vorangehenden Psychologisierung nicht aus einer anderen Quelle hat.207 Plutarch hat nach eigenem Bekunden in seiner Aemilius-Paullus-Biographie neben Polybios über ein Mittelwerk ausführlich ein ἐπιστόλιον πρός τινα τῶν βασιλέων des P. Cornelius Scipio Nasica Corculum (RE 353) genutzt, der sich als junger Stabsoffizier im Perseuskrieg hervorgetan hatte.208 Damit scheint Scipio auch nicht hinter dem Berg gehalten zu haben; die Schlachten, an denen er maßgeblich beteiligt war, sind in Plutarchs Bericht ausführlich geschildert. Livius könnte ebenfalls einige Passagen aus Nasicas Werk enthalten. Zwar folgt er ihm bei der Schilderung der Erkundigungen, die von den perrhaibischen Kaufleuten Koinos und Menophilos in bezug auf die Pässe um den Olymp eingeholt werden, im Gegensatz zu Plutarch nicht.209 Aber daß der livianische Bericht über die Gerichts- und Festveranstaltungen in Amphipolis auf Polybios zurückgeht, der nicht daran teilgenommen hatte, scheint unwahrscheinlich. Polybios stand in Rom zur Abfassung seines Geschichtswerkes das Familienarchiv der Scipionen zur Verfügung, im dem sich auch eine Kopie von Scipio Nasicas Bericht über die Endphase des Perseuskrieges befunden haben muß. Aber dennoch wirkt zumindest die ethnographische Beschreibung Makedoniens bei Livius eher als eine „römische“ Parade der unterworfenen Völker. Nasicas Stil scheint durch eine gewisse eitle Weitschweifigkeit geprägt zu sein, die sich auch im Kontext des hier betrachteten Stückes findet. Scipio Nasica hatte an der Veranstaltung in Amphipolis teilgenommen; erst danach trennte er sich von Aemilius Paullus, um mit dessen Sohn auf illyrische Abenteuer zu gehen und in Orikos wieder mit dem Feldherrn zusammenzustoßen.210 Womöglich hat er in seinem Werk ebenso ausführlich wie über seine kriegerischen Großtaten auch über die Gerichtstage und die Feierlichkeiten in Amphipolis geschrieben, und es gibt keinen Grund, warum Livius nicht Scipios Deutung der Dinge übernommen haben soll. Die Einteilung in vier regiones oder partes oder merides mit jeweils eigenem concilium ist sowohl unter topographischen als auch unter politischen Aspekten breit diskutiert worden. Die Argumente müssen hier nicht im einzelnen nacherzählt werden.211 Die wichtigsten Diskussionspunkte und Probleme, die die Regionen 206 So Egelhaaf-Gaiser/Rüpke/Tsochos, Religionsgeschichte 61. 207 Vgl. etwa die echt polybianische Schilderung der strategischen Lage von Leukas in Liv. 33, 17, 5–8. 208 Plut. Aemilius 15, 3; 16, 1; 21, 3. Zu Nasicas Werk Soltau, Hermes 31, 1896; Peter, HRR cxix f. Die Fragmente ebd. 115–117 und FGrH 233. Vielleicht haben ihm die Amphipolitaner eine Ehrenstatue im Gymnasion geweiht: Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 295–305. 209 Lehmann, Festschrift Altheim 390 f. 210 Liv. 45, 33, 8; 34, 8. 211 Die wichtigsten Beiträge: Hatzopoulos, Macedonian Institutions 231–260; Papazoglou, Villes 56–64; Juhel, GRBS 51, 2011 als Gegenstimme; vgl. auch Giovannini, Poleis. Juhel und Giovannini gehen hart mit der von Hatzopoulos stichfest untermauerten These ins Gericht, daß es zwischen den makedonischen Städten und dem König eine Mittlerinstanz gegeben habe. Dabei
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Makedoniens betreffen, sind zum einen die Frage, ob es die merides schon zuvor gab, ob sie also eine königszeitliche Einrichtung sind, und zum anderen die, ob es ein übergeordnetes, gesamtmakedonisches Regierungs- oder Verwaltungsgremium gab. Diese eng miteinander verknüpften Fragen könnten als unwesentliche Detailprobleme einer unwesentlichen Provinz erscheinen. Jedoch hängt in zweierlei Hinsicht mehr daran, als es vordergründig den Anschein hat. Zum einen geht es um unser Verständnis vom königszeitlichen Makedonien. Die Bedeutung des Landes für die Geschichte der Antike steht in umgekehrtem Verhältnis zu unserer Kenntnis.212 Die antiken Autoren, denen wir die literarischen Quellen verdanken, die unser neuzeitliches Makedonienbild prägen, sind den Makedonen und ihren Herrschern überwiegend feindlich gesonnen und zudem auf die Könige konzentriert. Verfassungsfragen, Fragen der inneren Organisation des Reiches, interessierten diese Schriftsteller nicht. Das 20. Jahrhundert hat durch die Publikation epigraphischer Quellen und durch Untersuchungen vor Ort unser Bild verändert und erweitert, jedoch sind wir immer noch nicht zufriedenstellend darüber unterrichtet, wie der Staat der Argeaden funktionierte. Zum anderen wäre es wichtig für unser Verständnis von der römischen Expansion zu wissen, ob die Römer bei ihrer Gesetzgebung für Makedonien viel verändert haben. Diese Ansicht herrscht bei denen vor, die der Ansicht sind, daß es in Makedonien vorher keine taugliche Verfassung gegeben habe und die makedonischen Städte keine normalen griechischen Poleis gewesen sein könnten.213 werden dessen Argumente nur flüchtig zur Kenntnis genommen; vgl. Hatzopoulos’ schroffe Verteidigung gegen Giovanninis nicht minder schroffen Angriff in Tekmeria 8, 2003/2004; s. auch BE 2012, 265. 212 Vgl. Zahrnt, Gnomon 81, 2009, und Hatzopoulos, Macédoine a. 213 Kondensiert bei Oliver, CPh 58, 1963: Um niemanden zu beleidigen, nahm man keine Verfassung aus dem griechischen Raum, auch nicht die römische Verfassung als Vorbild, sondern dachte sich etwas „makedonisch“ scheinendes aus. Auch ein Rat sei in den Städten eingeführt worden. Normalerweise seien die Räte in griechischen Städten groß, aber über Makedonien wissen wir aus einem Brief des Antoninus Pius, daß derjenige der antiken Stadt unter dem heutigen Sandanski/Sveti Vrač im südwestbulgarischen Strymontal (Paroikopolis oder Parthikopolis?; vgl. Papazoglou, Villes 371–375) auf 80 Mitglieder vergrößert wurde. Das entspräche weniger römischen Verhältnissen, sondern denen in Kolonien und Municipien – auf jeden Fall sei diese Einrichtung „westlicher“. Bei der Provinzeinrichtung hätte es keinen Grund gegeben, die Verfassungen umzuwerfen, also sei das wohl 167 durch die Gesetzgebung des Aemilius Paullus geschehen. Die in der Spätantike blühende Stadt unter Sandanski war die Nachfolgesiedlung des in der Kaiserzeit nicht mehr sonderlich prosperierenden Herakleia Sintike. Der Brief: IGBulg 2263; dt. Übers. Nigdelis, Das römische Makedonien 98 f. Zum Brief Detschew, JÖAI 41, 1954; Oliver, AJPh 79, 1958. Die kaiserliche Regelung des Jahres 158 n. Chr. für eine bis dahin unbedeutende Stadt am thrakischen Rand der Provinz, wo zudem wahrscheinlich Veteranen angesiedelt wurden (Gerov, Festschrift Edson; IGBulg 5891), muß nicht zwangsläufig etwas mit den alten griechischen und makedonischen Städten zu tun haben, auf die sich die Gesetzgebung des Aemilius Paullus mehr als 300 Jahre zuvor bezogen hatte. Zudem gab es in den makedonischen Städten sehr wohl Räte; diese sind nicht durch die Römer eingeführt worden, auch wenn man das immer wieder liest. Im Dekret der Polis Thessalonike für den Delier Admetos (ca. 240–230 v. Chr.) fungieren ein Rat und Ratsherren (IG X 2, 1, 1028 = IG XI 4, 1053; engl. Übers. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 142). Auch in drei vorrömischen In-
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Verbreitet ist auch die Ansicht, daß Rom hier zum ersten Mal von seiner bisherigen Ostpolitik abwich, die darin bestanden hatte, existierende Institutionen zu akzeptieren, und dem Osten römische Institutionen aufzwang, die sich dahingehend auswirkten, daß nur Ehen zwischen Partnern aus der gleichen Region geschlossen werden und Grund- und Hausbesitz auch nur in der eigenen Heimatregion erworben werden durfte. Die Aufhebung von conubium und commercium soll eine Strafmaßnahme wiederholen, die den Latinern im Jahre 338 v. Chr. auferlegt worden war, um deren Vereinigung zu verhindern. So wird also die Teilung Makedoniens auf die Erfahrungen des Latinerkrieges zurückgeführt und als römische Regelung betrachtet.214 Die wichtigsten Ergebnisse dieser in den Handbüchern noch nicht angekommenen Diskussion scheinen zu sein, daß erstens die Einteilung die Fortsetzung der Gliederung Makedoniens unter den Königen war,215 daß also wie in vielen anderen Punkten auch eine vorgängige Praxis weitergeführt wurde, und daß zweitens von römischer Seite keine geopolitischen Strategien damit verbunden waren: Daß die Regioneneinteilung eine königszeitliche Einrichtung ist, hat M. Hatzopoulos an mehreren Stellen gezeigt und verteidigt. Die vier Regionen, die womöglich bereits von Philipp II. nach der Eroberung Obermakedoniens (nach thessalischem Vorbild?) eingerichtet worden sind, waren wohl im großen und ganzen, auch in der Art der Numerierung von Ost nach West, identisch mit den livianischen Regionen: Ano Makedonia/Obermakedonien westlich des Bermion, Bottiaia (Altmakedonien), Amphaxitis (zwischen Axios und Strymon); und im Osten Parastrymonia, die spätere erste meris.216 Die eigentümliche Ausgestaltung des makedonischen Königreichs, das die alten Stammesverbände (bis auf den der Argeaden)
schriften aus Kassandreia taucht eine βουλή auf (Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 44; 46; 47). Die Diskussion darüber, ob es in königszeitlichen makedonischen Poleis einen Rat gegeben habe oder nicht, ist sinnlos; die Städte in Makedonien scharf von den übrigen griechischen Poleis abzugrenzen, ist nicht mehr möglich: Hatzopoulos, CRAI 1997; Hatzopoulos, Federalism. 214 Diese durch Sherwin-White, Citizenship 113 f. etablierte Ansicht ist auch bei Crawford, Römische Republik 104 f. und Ando, Local Knowledge 31–33 zu finden. Briscoe, Commentary 705: „… it is more a matter of the commissioners and Paullus being motivated by the same ‚divide and rule‘ principles than remembering what the senate had decided some 170 years earlier.“ Zum foedus Cassianum von 493 v. Chr. s. Eckstein, Anarchy 247 f. Eine spätere Parallele zur Schaffung von repräsentativen Körperschaften in einer unterworfenen Gegend fände sich in Bithynien, wo ein „Koinon der Griechen in Bithynien“ zusammen mit der Provinz geschaffen wurde: Campanile, SCO 43, 1993. 215 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 231–260; Hatzopoulos, Armée 88. Für eine spätkönigszeitliche Entstehung der merides spricht sich auch Rzepka, Tyche 20, 2005, 134 f., aus. 216 Zuletzt Hatzopoulos, Threpteria 569–571; vgl. Hatzopoulos, Thessalie. Einen wichtigen neueren Hinweis auf die königszeitlichen Regionen gibt der Brief eines Königs (Philipp V.?) an die Beroiaier, in dem es um die Privilegien von Offizieren geht, die an einer Kampagne teilgenommen haben. In dem Brief teilt er mit, daß er in der gleichen Angelegenheit auch an die Botteaten insgesamt geschrieben habe: EKM 1, 4 = SEG 46, 729. Dazu Hatzopoulos, Macedonian Institutions 238; 453–456 und Nr. 10; Allamani-Souri/Voutiras, Inscriptions of Macedonia.
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unkenntlich gemacht und in Polisstrukturen überführt hat,217 brauchte die Distrikte, die je unter einem Strategen standen, als Zwischeninstanzen zwischen den Poleis oder in Obermakedonien den Koina und der Zentrale, wie wir das aus einigen griechischen Bundesstaaten kennen.218 Mit den Reformen unter Philipp V. begannen alle vier Merides der Makedonen und bis auf Obermakedonien auch deren jeweilige Hauptstädte, eigene Bronze- und zum Teil auch Silbermünzen zu prägen.219 Die Regionen scheinen auch gewisse eigenständige Außenkontakte gehabt zu haben, zumindest das polisarme Obermakedonien. Darauf deutet der Fund eines Siegels mit einem Apollonkopf und der Legende ΜΕΡΙΔΟΣ ΤΕΤ in einem Archiv der thesprotischen Zentralsiedlung Gitana hin. Eine im sogenannten Prytaneion (Gebäude A) gefundene Gruppe von etwa 3000 Tonsiegeln, die sämtlich vor 168/7 datieren, weil die Stadt durch den epirotischen Raubzug des Aemilius Paullus zerstört und der Raum mit den Siegeln verschüttet wurde,220 enthält Inschriften, die den Namen der Stadt geben; sie nennen Ämter und Institutionen (ΑΓΟΡΑΝΟΜΩΝ, ΑΓΟΓΕΩΣ ΕΛΕ, ΓΡΑΜΜΑΤΕΩΣ ΕΛΕ, ΕΠΑΜΦΟΡΟΔΙΚΑΝ, ΒΟΥΛΑΣ, ΣΥΝΕΔΡΩΝ), verschiedene Stammesebenen und Poleis der Epiroten (ΑΠΕΙΡΩΤΑΝ, ΘΕΣΠΡΩΤΩΝ, ΜΟΛΟΣΣΩΝ, ΧΑΟΝΩΝ, ΟΝΟΠΕΡΝΩΝ, ΠΑΡΘΙΝΩΝ, ΕΛΕΑΙΩΝ, ΑΝΤΙΓΟΝΕΩΝ, ΑΜΑΝΤΩΝ), aber sie bezeugen auch außenpolitische Kontakte (ΑΙΤΩΛΩΝ, ΜΕΡΙΔΟΣ ΤΕΤ221). Der Apollonkopf des obermakedonischen Siegels weist engste stilistische Verwandtschaft zu dem einer gleichzeitigen amphaxitischen Münze auf.222 Die enge Verwandtschaft von Kultur und Sitten der Epiroten und der Obermakedonen223 hatte wohl stets enge Kontakte zur Folge, die sich, wie der Siegelfund zeigt, auch auf offizieller, staatsrechtlicher Ebene abspielten. Das Siegel ist auch das erste Zeugnis dafür, daß die makedonischen Städte nicht lediglich auf ihren König bezogen waren, sondern daß den Merides als Körperschaften eine ge-
217 Eine Zusammenfassung der Argumente bei Hatzopoulos, Macédoine passim. 218 Zu den Distrikten griechischer Bundesstaaten s. Corsten, Vom Stamm zum Bund 186–197. In den von ihm untersuchten Bundeststaaten haben die Distrikte militärische, finanzielle und juridische Funktionen zu erfüllen. Sie hatten eine eigene Verwaltung, aber keine eigene Regierung. Sie dienten der einfacheren Weitergabe von verwaltungstechnischen Entscheidungen, die in den Städten getroffen wurden, an die Zentrale. Bei den Aitolern gab es jedoch auch Distriktsräte. Zum Zusammenspiel zwischen lokalen und Bundesinstanzen in den nordwestgriechischen Bundesstaaten s. Cabanes, Béotie antique. Zu den vier thessalischen Distrikten, die ebenfalls keine ethnischen, sondern militärische und Verwaltungseinheiten waren, Hatzopoulos, Thessalie; Sordi, Lega tessala 313–320. Vgl. Larsen, Federal States 296: „They [die vier makedonischen Merides] were as Greek or Hellenistic as most federal states of the time.“ 219 Das haben vor allem die Untersuchungen von S. Kremydi-Sicilianou deutlich gemacht; vgl. den Appendix zur königszeitlichen Münzprägung der Merides. 220 Zu den Siegeln s. vorerst, neben SEG 46, 678 und 49, 645, Preka-Alexandri/Stoyas, Illyrie méridionale V; Preka-Alexandri, Archives. Die Zerstörungsschicht über den Siegeln ist durch Münzen des späten 3. und frühen 2. Jh. datiert. Es ist nur ein winziger Bruchteil dieser Siegel publiziert, einige weitere sind im Museum von Igoumenitsa ausgestellt. 221 Dieses Siegel mit Photo in Preka-Alexandri/Stoyas, Illyrie méridionale V, 680 f. und Abb. 38. 222 Gaebler, AMNG III 2, 4, 24; Taf. II 28. 223 S. Hatzopoulos, Macédoine 70. Zur kulturellen Identität der Obermakedonen Xydopoulos, Threpteria.
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wisse eigenständige Handlungsfähigkeit zukam. Aber wir wissen insgesamt noch zu wenig, um diese Handlungsfähigkeit näher bestimmen zu können. Einige Poleis und Stämme waren oder blieben abgabenfrei: Demetrias ging an die Magnesia, die Orestier behielten ihre Freiheit, die sie schon seit dem 2. Makedonischen Krieg besaßen; die Dassareten, die Rom unterstützt hatten, blieben frei – die Dassaretis stand nie unter der Herrschaft des Perseus.224 Abdera, Maroneia und Ainos wurden Makedonien genommen; sie wurden trotz heftigen Begehrens nicht dem Attalos überantwortet, sondern erhielten die Freiheit. Die ersten drei merides Makedoniens sind geographisch unproblematisch; zum Umfang der vierten gibt es einige Diskussionen. Grund dafür ist die korrupte Liviuspassage: „Den vierten Bezirk bewohnen die Eordaier, Lynkesten und Pelagonier; angeschlossen an diese ist *AUTINCANIAESTRYMEPALISETELIMONITES*“225 In den Editionen, auch bei J. Briscoe, und den Übersetzungen wird die korrupte Stelle gegeben als „Atintania et Tymphaeis et Elimiotis“. Stewart Oost zieht daraus weitreichende und weithin akzeptierte Schlüsse über große Gebietsverschiebungen von Epiros nach Makedonien IV.226 Da Oost die Atintania im oberen Aoos-Tal nördlich von Byllis lokalisiert und die Tymphaia wohl epirotisch war,227 schloß er, daß große Teile von Epiros Makedonien IV zugeschlagen wurden, zum einen als Teil der Bestrafung der Epiroten, zum andern als geostrategische Maßnahme, um das gesamte AoosTal als wichtigen Verbindungsweg dem schwachen Makedonien IV zu unterstellen. Oosts Dissertation aus dem Jahre 1954, die gewiß als Pionierarbeit ihre Meriten und auch große analytische Qualitäten hat, ist in vielen geographischen Details durch mehr als ein halbes Jahrhundert Inschriftenfunde und historisch-geographische Forschungen überholt, zudem kannte der Autor die Gegenden nicht, von denen er schrieb. Nicholas Hammond bevorzugt eine andere Ergänzung: Atintania et Strymepalis et Elimiotis.228 Hammond, dessen Ortskenntnis unbestreitbar ist, 224 Zur Dassaretis Hammond, Epirus 633. Die strategische Bedeutung des Seenlandes ist erläutert bei Dell, Ancient Macedonia 1, 1970, und 2, 1977. Die Dassareten prägten auch eigene Münzen; einige noch unpublizierte Exemplare sind bei den Grabungen in Ochrid gefunden worden. 225 Liv. 45, 30, 6 f.: quartam regionem Eordaei et Lyncestae et Pelagones incolunt; iuncta his *AUTINCANIAESTRYMEPALISETELIMONITES*. 226 Oost, Roman Policy 82; 133. Letztendlich gehen Oosts Argumente auf J. Beloch zurück; vgl. dazu und zu der Verwirrung, die die übliche Livius-Konjektur hervorruft, Fine, TAPhA 63, 1932. Die Tymphaia hatte unter Philipp V. nicht zu Makedonien gehört, sondern stand unter epirotischer Herrschaft. Aus der korrupten Livius-Stelle kann man weder entnehmen, daß Perseus die Landschaft erobert hatte, noch daß die Römer sie zu Makedonien geschlagen haben. Zur Atintania s. auch Hatzopoulos, Illyrie méridionale II. Zumindest einigen Autoren galten die Atintani als Makedonen. So macht Steph. Byz. s. v. Ἀτιντανία, vielleicht Theagenesʼ Makedonika folgend, den Atintas zum Sohn des Makedon. 227 Zu den vielen ungelösten Fragen um die Lokalisierung der Tymphaia und die Ethnizität der Bevölkerung s. Papazoglou, Villes 229–232. 228 Hammond, Epirus 633–635. Zahrnt, Gnomon 55, 1983, 38 Anm. 3 schlägt vor, „Athamania et Tymphaia et Elimiotis“ zu lesen. Jedoch grenzt die epirotische Athamania nirgendwo an Makedonien, und dieser Vorschlag verkompliziert die Sache eher. Zudem hat neben vielen anderen der offensichtlich unabhängige Bund der Athamanen bald nach 167 dem Kassandros aus Alexandreia Troas, der wohl als pergamenischer Offizier die Verhandlungen in Amphipolis mitgestaltet hatte, einen Kranz gestiftet: FD III 1, 218i. Diese Ehrentafel für Kassandros, von
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argumentiert, daß die Atintania nicht das obere Aoos-Tal umfaßte, sondern nordwestlich des Seenlandes lag.229 Die *Strymepalis verortet er südlich und westlich des Großen Prespas-Sees. Diese Gegend ist die einzige der in Frage kommenden Region, für die uns kein antiker Name überliefert ist. Der Vorteil dieser Interpretation liegt darin, daß die drei in der korrupten Liviusstelle genannten Landschaften eine geographische Einheit bilden und vor allem zumindest unter Perseus in makedonischer Hand waren, so daß man nicht länger eine Verschiebung von epirotischen Gebieten an Makedonien IV annehmen müßte. Die wichtigste Route von ZentralEpiros nach Osten führt nicht durch die Tymphaia, die somit auch keine bedeutende strategische Position innehatte, sondern am Pambotis-See (See von Ioannina) vorbei über den Zygos-Paß, den heutigen Katara-Paß, der bis zur Fertigstellung der „Egnatia“-Fernstraße vor wenigen Jahren diese wichtige Stellung behalten hatte. Von Rom nach Makedonien kam man am besten entlang der Strecke der späteren via Egnatia. Das Aoostal und das Drintal bilden hingegen die direkte Verbindung des Landes der Chaonen mit dem der Molosser.230 Man sollte also nicht nur erwägen, die lectio difficilior Hammonds zu akzeptieren, sondern vor allem sämtliche aus Oosts Vermutungen resultierenden weitreichenden und einflußreichen Schlüsse zu den großen Länderverschiebungen zwischen Epiros und Makedonien verwerfen. Dann ergibt sich ein konsistentes Bild, das mit der römischen Eroberungspolitik davor und danach übereinstimmt: 1. wurden funktionierende Verwaltungsstrukturen weitgehend intakt gelassen, und 2. wurden territoriale Verschiebungen, die sich auf solche funktionierenden Strukturen auswirken könnten, nach Möglichkeit unterlassen. Es wurden also nicht in der kolonialistischen Manier des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts neue Grenzen am Reißbrett gezogen. Insofern ist es auch nicht naheliegend anzunehmen, große Teile von Epirus seien zu Makedonien geschlagen worden oder umgekehrt. Die Einschränkung von conubium und commercium ist weniger ungewöhnlich, als es den Anschein hat. Für den Thessalischen und den Perrhaibischen Bund etwa kann man nachweisen, daß es keine das gesamte Bundesgebiet umfassende ἔγκτησις für die Bürger der einzelnen Mitgliedspoleis gab; für den Boiotischen
der Exemplare in Delphi und im Smintheion in der Troas (Syll.3 653) sowie ein Fragment in Tegea gefunden wurden (Robert, Collection Froehner 28–30), enthält Ehrungen durch zahlreiche griechische Gemeinwesen, die ihm nach dem Ende des Perseuskrieges danken, wahrscheinlich, weil er auf der Konferenz in Amphipolis für sie eingetreten war; vgl. Marek, Proxenie 188 f.; Franke, Münzen 295–299. Einige dieser Gemeinwesen scheinen durch die römische Gesetzgebung neu gegründet worden zu sein, wie etwa das Koinon der Epiroten um Phoinike, der Staat des Tyrannen Charops des Jüngeren (s. Daubner, Identität 112), sowie die Oitaier und die Ainianen, von der aitolischen Herrschaft befreit wurden (s. Graninger, Cult and Koinon, 34 f.). Zur neuen Gattung der Ehrentafeln s. Ma, P&P 180, 2003, 32 f. S. außerdem den Grenzstreit der Athamanen mit Ambrakia nach 167: Syll.3 585 = SEG 35, 665 = IG IX 12, 4, 796; vgl. Camia, Roma, 44–50. Zur Geschichte und zum Status Ambrakias nach der Königszeit Habicht, Demetrias I. 229 S. auch Hammond, JRS 79, 1989. 230 Eine Reise entlang dieser alten Strecke im Jahre 1930 schildert Hammond, AncW 8, 1983, 31 f. Zur historischen Geographie und zur Bedeutung des Drintals Melfi/Piccinini, Hadrianopolis.
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Bund ist eine solche Regelung wahrscheinlich.231 Insofern kann es möglich sein, daß die Römer auch in diesem Fall nichts grundsätzlich Neues und Bedrückendes eingeführt haben.232 Aus dem Brief Philipps V. an den Epistaten Archippos im obermakedonischen Greia kann man schließen, daß es ähnliche Beschränkungen auch in Makedonien gab:233 ein Korrhagos, Sohn des Perdikkas, wird darin als Metöke bezeichnet, der auf Königsland sitzt. Dem Namen nach ist Korrhagos unzweifelhaft Makedone. Warum besitzt er kein städtisches Land, sondern Königsland? In Mieza konnten Bürger der benachbarten Städte Skydra und Marinia anscheinend problemlos Land kaufen.234 Womöglich kam Korrhagos aus einer anderen Meris und hatte daher in Obermakedonien/Makedonien IV nicht das Privileg der ἔγκτησις?235 Daß legitime Ehen zwischen Bürgern zweier Gemeinwesen nicht möglich sind, ist im antiken Griechenland geläufig. Die römischen Regelungen enthalten kein Kontaktverbot zwischen Bewohnern verschiedener Regionen. Verboten werden oder vielmehr bleiben legitime Ehen. Die Stellung der Frau im klassischen und hellenistischen Makedonien236 scheint allerdings zu der makedonischen Eigenart geführt zu haben, daß die „Nothoi“ auf Inschriften mit ihrem Metronym auftauchen. Diese Fälle sind so häufig, daß sie dahingehend gedeutet werden können, daß die Kinder aus illegitimen Verbindungen auf diese Weise naturalisiert wurden und in ihr Erbe eintreten konnten.237 Die römische Kommission hat auch keine politischen Experimente geplant oder durchgeführt. Daß die vier Merides eigenständige Staatsgebilde sein sollten, geht aus den Quellen nicht hervor und ist auch aus den nachfolgenden Ereignissen nicht ersichtlich, selbst wenn Livius das, was 167 verfügt wurde, eineinhalb Jahrhunderte und zahlreiche Provinzgründungen später nicht mehr verstanden hat. Wir 231 Für andere Bundesstaaten, besonders für die Aitoler und die Achaier, aber auch für Epiros, läßt sich dazu nichts sagen: Hennig, Chiron 24, 1994, 324–329; vgl. auch Müller, Studi Ellenistici 29, 2015. Die kulturellen und historischen Parallelen zum Epirotenbund der Königszeit müssen genauer untersucht werden. Dieser war eine militärische Allianz, keine Sympolitie, und daher gab es, mit allen Konsequenzen, auch kein gemeinsames Bürgerrecht. Vgl. vorerst Hammond, Epirus 560 f. 232 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 99 f. Anm. 4; 354 f.; Hatzopoulos, Federalism 328. 233 EAM 87 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 17; engl. Übers. ebd. 95–98. S. dazu Rzepka, Tyche 20, 2005, 136 und Anm. 49. 234 Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 92. Zu diesen und anderen Verkaufsinschriften aus der Emathia Lilimbaki-Akamati/Stefani, AEph 2003; vgl. auch Hatzopoulos, Tekmeria 10, 2011. 235 Wie verwirrend die wenigen Fakten, die wir über das Bürgerrecht in Makedonien haben, sein können, zeigt der kurze Beitrag von Gabbert, AHB 2, 1988, der noch mehr verrätselt, als ohnehin unklar ist. Vgl. auch Rzepka, Tyche 20, 2005, 136 f., wodurch nichts deutlicher wird. Den wohl hilfreichsten Ansatzpunkt bringt Hammond, CQ 38, 1988, und CQ 45, 1995; vgl. aber auch Noguera Borel, Meletemata 45. Eine systematische Sammlung und Auswertung aller einschlägigen Belege wäre gewiß hilfreich. 236 Überblicke bei Carney, Companion; Le Bohec-Bouhet, Meletemata 45; Hatzopoulos, Federalism 328. 237 So Tataki, Ancient Macedonia 5, 1993. Im makedonischen Dialekt wurden das Kind einer unverheirateten Frau κοριναῖος genannt (abgeleitet vom Wort κόρη): Hesych. s. v. σκότιος. Vgl. BE 2012, 267. Zur makedonischen Besonderheit der Metronyme vgl. auch Papazoglou, 7. Epigraphikkongreß 168 f.
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haben zwar für die Zeit bis zur Provinzeinrichtung nur wenige Quellen, aber diese weisen eher darauf hin, daß die Regionen wie auch in der Königszeit Mittlerinstanzen zwischen den Poleis oder den regionalen Gemeinschaften und der Zentralgewalt waren: Die Erlaubnis für die Grenzregionen, zum Schutz gegen feindliche Einfälle Heere zu unterhalten, ist kein Beleg für eine Zersplitterung und Regionalisierung, denn es gab, wie Polybios’ Bericht über den 4. römisch-makedonischen Krieg, den sog. Andriskos-Aufstand, zeigt, ein einheitliches makedonisches Heer, mit dem es der Thronprätendent zu tun hatte.238 Auch die Silbermünzen der ersten beiden Merides239 zeigen durch ihre Legenden ΠΡΩΤΗΣ und ΔΕΥΤΕΡΑΣ ΜΕΡΙΔΟΣ, daß die Bezugsgröße der Münzen immer Makedonien insgesamt ist, wie denn auch die Teilgebiete keine eigenen Namen erhalten, was möglich und sinnvoll gewesen wäre, wenn sie denn tatsächlich neue unabhängige Staatsgebilde hätten sein sollen. Sie werden von Ost nach West durchnumeriert nach dem System, das schon in der Königszeit parallel zu den vorhandenen Benennungen existierte. Warum die vier Regionen in der Forschung oft Republiken genannt werden, bleibt rätselhaft. Kein antiker Autor bezeichnet sie so, auch nicht Livius. Wenn sie stets als pars oder μέρη bezeichnet werden, so kann das nur heißen, daß es eine übergeordnete Institution gegeben haben muß – den makedonischen Staat, oder vielleicht die Provinz Macedonia, wenn man gewillt ist, Liv. per. 45: Macedonia in provinciae formam redacta, ernstzunehmen, was kein gängiger Ansatz ist.240 Für das Weiterbestehen eines einheitlichen Makedoniens spricht auch die Tatsache, daß in den späten 150er Jahren nach über zehn Jahren bürgerkriegsähnlicher Unruhen „die Makedonen“ eine Gesandtschaft nach Rom schicken, um Scipio Aemilianus (RE 335), den Sohn des Aemilius Paullus, um Vermittlung zu bitten, der womöglich von seinem Vater das Patronat über die besiegten Makedonen geerbt hatte und auch selbst die Zeit zwischen der Schlacht von Pydna und der Feier von Amphipolis genutzt hatte, um in Makedonien Bekannte zu machen und so wohl auch die eigene Klientel zu erweitern.241 Auch nach der Provinzeinrichtung sind stets nur die Einzelgemeinden oder die Makedonen insgesamt, also wohl das Koinon, als Handelnde erkennbar, wie aus der Affäre des Jahres 238 Pol. 36, 10, 4 f.; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 355 f. 239 Prokopov, Silver Coinage. 240 Der communis opinio entspricht Cabanes, Regionen des Reiches 309: „Die antiken Quellen erwähnen die Umwandlung Makedoniens in eine römische Provinz nicht explizit.“ Vgl. Harris, War and Imperialism 143–146. Zum Inhalt der Formel in provinciae formam redacta s. Snowdon, Staatlichkeit in Rom. Zum Problem der Phantom-Republiken siehe die überzeugende Klärung bei Papazoglou, Villes 60–63. 241 Pol. 35, 4, 8–12: συνέβαινε γὰρ τότε τοὺς Μακεδόνας ἐπ᾽ ὀνόματος καλεῖν τὸν Σκιπίωνα διαλύσοντα τὰς ἐν αὐτοῖς στάσεις; Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 138. Zum Patronat des Scipio Aemilianus über die Makedonen Badian, Clientelae 160 Anm. 5. Die Jagdausflüge mit den königlichen Epheben schildert Pol. 32, 15, 5. Zur Identität der κυνηγοὶ βασιλικοί, die den jungen Scipio begleiteten, Walbank, Commentary 3, 512 f.; Intzesiloglou, Inscriptions; vgl. hier Kapitel 5. Daß offensichtlich ein aitolisches Kontingent mit Scipio vor Numantia gekämpft hat, deutet vielleicht darauf hin, daß er auch das Patronat über die besiegten Aitoler von seinem Vater geerbt hat: Gonzalez, Athenaeum 74, 1996. Vgl. Grainger, Aitolians 541.
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141 v. Chr. hervorgeht, als sich die Provinzmakedonen über den Statthalter D. Iunius Silanus beschweren.242 Die Merides spielen in solchen Fragen keine Rolle, obwohl sie bis mindestens in die flavische Zeit hinein existieren.243 Ein politisches Handeln der Merides ist nie erkennbar. Das ist nicht unbedingt ein Anzeichen dafür, daß das, was die römische Gesetzgebung versucht habe, nicht funktioniert hat – die Schaffung von vier eigenständigen, voneinander unabhängigen Gemeinwesen, von Teilrepubliken. Vielmehr sollte man davon ausgehen, daß so etwas nie versucht wurde, sondern daß ein gemeinsamer Rat, ein synedrion, konstituiert wurde, wie Livius auch recht unmißverständlich berichtet: „Zur Verfassung Makedoniens wurde verkündet, Senatoren, die sie selbst Synedroi nennen, sollten gewählt werden, nach deren Rat der Staat verwaltet werden sollte.“244 Der Terminus Synedroi ist echt und taucht auch bei Polybios auf: Sechs Jahre nach der Schlacht von Pydna wurde eine unbestimmte Zahl der Ratsmitglieder ermordet; die Mörder verließen Makedonien.245 Zumindest in der Kaiserzeit kennen wir die Synedroi aus zahlreichen Inschriften als den Rat des makedonischen Koinon.246 Als unter Augustus oder spätestens unter Hadrian Makedonien wieder an der delphischen Amphiktyonie teilhatte, schickte es sechs Vertreter dorthin.247 Das kann J. Larsen, einer der vehementesten Vertreter der These von den vier unabhängigen makedonischen Republiken, nicht verstehen, und er vermutet, daß also kurz zuvor ein gemeinsames Organ geschaffen worden sein müsse.248 Selbst bei dieser hochoffiziellen kaiserlichen Regelung zeigt sich, daß nicht davon ausgegangen werden kann, daß die Merides eigenständige Gebilde mit eigenen politischen Organen waren. Wenn die römerzeitlichen Merides in Fortführung der königszeitlichen lediglich Verwaltungseinheiten waren, die zu bestimmten Zwecken dienten, so kann in der postulierten Regionalisierung nicht das Übel liegen, das Makedonien zerstückelt und auseinandergerissen249 und die Makedonen ausgerottet250 hat. Die jahrzehntelangen Übelstände, die dem römi-
242 Quellen bei Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 161. Dazu Betts/Marshall, Antichthon 47, 2013, 54–56; Sarikakis, Άρχοντες 1, 39–42. 243 EKM 1, 61 = SEG 16, 391; vgl. auch Apg. 16, 12. Ausführlich dazu Kanatsoulis, Festschrift Kyriakidis. 244 Liv. 45, 32, 2: pronuntiatum, quod ad statum Macedoniae pertinebat, senatores, quos synhedros vocant, legendos esse, quorum consilio res publica administraretur. Übers. H. J. Hillen; vgl. Nigdelis, Das römische Makedonien 59. 245 Pol. 31, 26. Walbank, Commentary 3, 485, nimmt an, es habe sich um den Rat der dritten Meris gehandelt. 246 IG X 2, 2, 1, 72 (Herakleia Lynkestis); SEG 52, 622 (Thessalonike); EKM 1, 75; 78; 84; 100; 115 f.; 120; 499 (alle Beroia); vielleicht IG II2 1134 Z. 71 (Athen). 247 Paus. 10, 8, 4 f. Zur Datierung Sánchez, Amphictionie 432–436, mit Diskussion der anderen Datierungsvorschläge, die von einer augusteischen oder neronischen Maßnahme ausgehen. Oliver, Civic Tradition a 100 f., vermutet, daß die Aufnahme Makedoniens in die Amphiktyonie unter Claudius stattfand, und bringt dessen Ehrung durch Beroia EKM 1, 60, damit in Verbindung. 248 Larsen, AClass 1, 1958, 129; vgl. Bowersock, Augustus 98. 249 Liv. 45, 30, 2: ita videri lacerata tamquam animali in artus alterum alterius indigentis distracto. 250 Diod. 32, 4, 5: τοὺς κατὰ τὴν Μακεδονίαν ἐρριζοτόμησαν.
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schen Sieg folgten, lagen nicht darin begründet, daß einige Institutionen der Königszeit fortgeführt worden sind. Gold und Silber, Salz und Holz Was bewirkten die übrigen über Makedonien verfügten Einschränkungen? Zu den in Rom gefaßten Senatsbeschlüssen gehörte folgende Regelung: Auch sollte die Verpachtung der makedonischen Bergwerke, weil die Pachtsumme ungeheuer groß war, und die der Landgüter nicht weiter erfolgen; denn sie könne nicht ohne Staatspächter durchgeführt werden, und wo ein Staatspächter sei, dort sei entweder das Recht des Staates ein leerer Begriff oder die Bundesgenossen besäßen keine Freiheit. Aber auch die Makedonen selbst könnten die Pachtsumme nicht eintreiben; wo den Verwaltern die Beute leicht zugänglich sei, dort werde es niemals an Anlaß zu Zerwürfnissen und Streit fehlen.251
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, wem die Bergwerke nach der römischen Eroberung gehörten: Der Senat kann sie verpachten oder nicht verpachten, also gehören sie Rom.252 Gerade die Zusammenstellung der Bergwerke mit dem ehemaligen Königsland, das natürlich nicht so bezeichnet wird, sondern praedia rustica, läßt gar keine andere Möglichkeit zu, zumal auf diesem ehemaligen makedonischen Königsland, das in der Zwischenzeit von den Zensoren an Einheimische (oder Italiker) verpachtet worden war,253 später die römischen Kolonien gegründet werden.254 Hier sollte man innerrömische Konflikte am Wirken sehen, die mit den Zensuren der Jahre 174 und 169 zu tun haben und die wir im Detail kaum nachvollziehen können.255 Die Zensoren des Jahres 169, Ti. Sempronius Gracchus und C. Claudius Pulcher, vergaben keine Pachtaufträge an Gesellschaften oder Personen, die bei der 251 Liv. 45, 18, 3–5: metalli quoque Macedonici, quod ingens uectigal erat, locationes praediorumque rusticorum tolli placebat; nam neque sine publicano exerceri posse et, ubi publicanus esset, ibi aut ius publicum uanum aut libertatem sociis nullam esse. ne ipsos quidem Macedonas id exercere posse; ubi in medio praeda administrantibus esset, ibi numquam causas seditionum et certaminis defore. Übers. H. J. Hillen. Zur Bedeutung der Bergwerke unter den Königen s. Gaebler, Münzkunde I, 172 f. 252 S. Hirt, Imperial Mines 91. Dagegen MacKay, Ancient Macedonia 1, 1970, 257 Anm. 4. 253 Cicero erwähnt die Verpachtung und den Gewinn, den Rom daraus zog, in seinen Reden gegen die Siedlergesetze des Rullus: Cic. leg. agr. 2, 50; vgl. 1, 5. Bereits im Jahre 103 stellte der Volkstribun L. Appuleius Saturninus zwei Gesetzesanträge, um jedem der zukünftigen Veteranen des Marius 100 iugera Land in Afrika zu überlassen sowie später Ansiedlungen in Sizilien, Achaia und Makedonien durchzuführen: Vir. ill. 73, 5; vgl. Shatzman, Wealth 286; Badian, Clientelae 203 und Anm. 6; Salmon, Colonization 128 f. 254 Cic. leg. agr. 1, 5: Rullus fordert den Verkauf der „einstigen Krongüter (agri regii) in Makedonien, die teils durch die Tapferkeit des T. Flamininus, teils durch die des Perseus-Siegers L. Paullus erworben wurden“ (agros in Macedonia regios qui partim T. Flaminini, partim L. Pauli qui Persen vicit virtute parti sunt). Zur Lokalisierung der Eisen- und Kupferminen Samsaris, TerraAntBalc 1, 1986, und Davies, JRAI 62, 1932. Zur Gründung von römischen Kolonien auf Königsland Rizakis, MEFRA 127, 2015. 255 Liv. 43, 16, 2 f.; Badian, Zöllner 44–51. Zu Bergwerken als staatlichem Besitz Hoffmann-Salz, Die wirtschaftlichen Auswirkungen 449 f. Zu den spanischen Silberminen vgl. auch Antolinos Marín / Díaz Ariño, Chiron 42, 2012.
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vorherigen Zensur im Jahre 174 einen Auftrag erworben hatten. Wir wissen nicht, was damals vorgefallen war. Die von der Versteigerung ausgeschlossenen Männer beschwerten sich beim Senat, der sich auf die Seite der Zensoren stellte. Die Publikanen versuchten erfolglos, über den Tribunen P. Rutilius den Erlaß der Zensoren aufzuheben. Die Affäre zeigt, daß die öffentliche Kontrolle der Publikanen durch Zensoren, Senat und Volksversammlungen noch funktionierte und sie noch keine eigene politische Macht waren. Sie konnten Einfluß nehmen, gegen geschlossene solidarische Handlungen der Senatoren konnten sie jedoch noch nichts ausrichten. Jedenfalls leiteten Aulus Postumius Albinus Luscus, einer der Zensoren von 174, und C. Claudius Pulcher, Zensor im Jahre 169, die insgesamt hochrangig besetzte senatorische Zehnmännergesandtschaft, die die Verhältnisse in Makedonien zu regeln hatte,256 und es ist anzunehmen, daß ihm und den übrigen Senatoren die verhängnisvolle Macht, die die Publikanen auszuüben imstande waren, vollkommen bewußt war. Das Ziel war es, die Minen nicht zu verpachten;257 die von der Kommission gefundene Lösung bestand darin, sie zu schließen.258 Der finanzielle Verlust für Rom war angesichts der Kriegsbeute und der künftigen Steuerzahlungen zu verkraften.259 Die politischen Vorteile überwogen bei weitem. Nur knapp war ein amtierender Zensor einer Verurteilung entkommen, und der Senat fürchtete durch den größer werdenden Einfluß der publicani um das Fundament seiner Herrschaft. Die makedonischen Regelungen waren nicht zuletzt von dieser Sorge bestimmt.260 Das Verbot, Schiffsbauholz zu gewinnen, läßt sich als Vorsichtsmaßnahme deuten, um zum einen Makedonien daran zu hindern, sich wieder eine Flotte zuzulegen. Sicher sollte auch Rhodos getroffen werden, das bisweilen makedonisches Holz bezogen hatte.261 Schiffsbauholz war im antiken Europa ein seltener und kostbarer Rohstoff; außer in Makedonien wurde es nur noch in Thrakien und in Teilen Italiens gewonnen,262 so daß dieses Verbot zudem dazu führte, Flottenrüstungen im gesamten griechischen Raum zu unterbinden. Das Holz hatte dem makedonischen König gehört, so daß es zusammen mit seinem übrigen Besitz Rom zugefallen war, 256 Liv. 45, 17, 1. F. Münzer, Postumius 46, RE 22, 1, 1953, 925–929; F. Münzer, Claudius 300, RE 3, 2, 1899, 2855 f. Zur (Nicht-)Institution der Zehnergesandtschaft s. Yarrow, Imperialism. 257 Liv. 45, 18, 3. Daß sie erschöpft waren, wie z. B. Shatzman, Wealth 197, vermutet, ist angesichts der königlichen Einkünfte und der späteren massenhaften Silberprägungen besonders der ersten Meris unwahrscheinlich – der Senat kannte keinen anderen Weg, die Minen zu betreiben, als über Pachtgesellschaften: Badian, Zöllner 175 Anm. 45. 258 Liv. 45, 29, 11. Vgl. Gruen, Hellenistic World 426 f. 259 Zur Kriegsbeute Müller, Historia 58, 2009. Zu den ökonomischen Interessen Roms im Osten auch Kay, Attalid Asia. 260 Shatzman, Wealth 197, lehnt einen Zusammenhang mit Konflikten zwischen Senat und Publikanen ab. Livius’ erste Erklärung, daß es unklug sei, die Minen den Makedonen zu überlassen, überzeugt ihn: Da auf eine Annexion verzichtet wurde, gab es auch keine Basis für die Vergabe an römische Pachtgesellschaften. Perelli, RFIC 103, 1975, meint hingegen, der Senat wollte den Marktpreis für Edelmetalle nicht verderben, der ohnehin durch die reiche makedonische Beute schon gesunken sei. Richardson, JRS 66, 1976, 143 f., plädiert dafür, hier spezielle Umstände am Werk zu sehen und nicht eine verallgemeinerbare Haltung des Senats zum Umgang mit Edelmetallminen in den Provinzen, legt sich allerdings diesbezüglich nicht fest. 261 Pol. 25, 4. 262 Theophr. hist. plant. 4, 5, 5.
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das wie bei den Bergwerken und dem ehemaligen Königsland noch kein Interesse daran hatte, durch Verpachtung Gewinn aus den neuen Ressourcen zu ziehen.263 Schwieriger sind die Regelungen zum Salzhandel oder zur Salznutzung zu verstehen. Die Livius-Übersetzungen und die Forschungsbeiträge gehen meist davon aus, daß der Salzhandel verboten wurde. Tatsächlich steht jedoch im Livius-Text: Et sale invecto uti vetuit,264 was nur heißen kann, daß es verboten war, eingeführtes Salz zu benutzen. Das läßt sich schwer erklären, und viel hängt von den jeweiligen Vorannahmen ab. So wird entweder vermutet, daß es sich um eine fiskalische Maßnahme handelt, um Makedonien Einkünfte zu entziehen oder im Gegenteil zukommen zu lassen,265 oder aber, so Nicholas Hammonds bestechende Interpretation, es sollte verhindert werden, daß die Hirten das für den Viehtrieb notwendige Salz über die Grenzen der merides schaffen konnten; somit sollte seiner Meinung nach die Fernweidewirtschaft unterbunden werden.266 Viel Salz brauchte man auch zum Pökeln von Fleisch. Die Schweine, die in den makedonischen Eichenwäldern gehalten wurden, waren eine wichtige Einkommensquelle, deren Ausnutzung durch das Salzimportverbot wohl auch erschwert wurde.267 Auch wurde vermutet, das Salz hätte zur illegalen Verhüttung von Edelmetallen verwendet werden können.268 Womöglich war bereits unter Perseus die makedonische Salzproduktion zum Erliegen gekommen, so daß man in der späten Königszeit das Salz zum großen Teil importiert hatte. In diesem Fall wäre die römische Maßnahme dazu angetan, die Salinen wieder in Betrieb zu nehmen und die knappen Finanzen Makedoniens nicht zu vergeuden.269 Das Motiv dieses Verbots wird jedenfalls nicht recht klar. Makedonien scheint allerdings tatsächlich in der Lage gewesen sein, das nötige Salz selbst 263 Zum königlichen Holzregal Millett, Companion 484. Vgl. Die Bestimmungen im Vertrag zwischen Amyntas III. und dem Chalkidischen Bund: GHI 12 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 1. 264 Liv. 45, 29, 11. Allerdings beruht der Text auf einer Konjektur; die Handschrift hat sale innuceto. 265 So Frank, Imperialism 210, gefolgt von Davies, Hellenistic Economies 25 und 49, der explizit davon ausgeht, die römische Gesetzgebung habe den Salzhandel verboten. 266 Hammond, Macedonian State 380. Zur Notwendigkeit der Salzzufütterung für Schafe Ryder, Sheep & Man 320; 431. Arist. HA 8, 6 berichtet, daß Schafen im Sommer alle fünf Tage Salz gegeben werden solle, damit sie mehr trinken. Vgl. auch Ps.-Arist. De mirab. ausc. 138, Übers. H. Flashar: „Bei den sogenannten ardiäischen Illyrern, an der Grenze zwischen ihnen und den Autariaten, soll ein großer Berg sein und in dessen Nähe eine Talschlucht, aus der nicht zu jeder Jahreszeit, sondern nur im Frühjahr eine große Menge Wasser hervorsprudelt. Dieses schöpfen sie und bewahren es nachts im Hause auf, stellen es aber am Tage ins Freie. Wenn sie dies fünf oder sechs Tage gemacht haben, wird das Wasser fest und zu schönstem Salz, das sie besonders für das Vieh sorgfältig aufbewahren. Denn es wird zu ihnen kein Salz eingeführt, weil sie weit entfernt vom Meer wohnen und keinen Verkehr haben. Für das Vieh also brauchen sie es dringend, denn sie geben ihm zweimal im Jahr Salz. Tun sie dies nicht, so kann es vorkommen, daß ihnen der größte Teil des Viehs eingeht.“ Zur Transhumanz vgl. Chaniotis, Minoan Farmers, und Waldherr, Landwirtschaft. 267 Pökelfleisch als Exportgut findet sich erst in einer späten Quelle: Expositio totius mundi 51. Zum Vorgang des Pökelns Ryder, Sheep & Man 74. 268 Küthmann, Festschrift Schefold. 269 So die These von Briscoe, Commentary 706, wohl nach F. Geyer, s. v. Macedonia, RE 14, 1, 1928, 638–771; 763.
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zu produzieren. Literarisch ist Salzproduktion in Akanthos belegt,270 und im Jahre 688 n. Chr. schenkte Justinian II. der Kirche des heiligen Demetrios in Thessalonike eine Saline.271 Das heißt natürlich nicht, daß nicht auch anderswo Salz gewonnen worden wäre. Salinen kommen in Inschriften nicht oft zur Sprache; auch die antiken Autoren interessieren sich in den allerwenigsten Fällen für die Salzproduktion. Da ganz unabhängig von der Stoßrichtung des Gesetzes Makedonien gezwungen war, das Salz, das man brauchte, selbst zu produzieren, ist nicht anzunehmen, daß damit beabsichtigt war, Einnahmen zu verhindern.272 Den Dardanern, deren Land von Perseus geplündert worden war, die aber nicht gemeinsame Sache mit den Römern gemacht hatten, gewährte Aemilius Paullus, daß sie in Stobi, der letzten großen paionischen Stadt vor der dardanischen Grenze, von den Behörden der dritten Meris Salz zu einem Fixpreis kaufen konnten. Ursprünglich verlangten die expansiven Dardaner die Abtretung von Paionien, was ihnen jedoch nicht gewährt wurde.273 Daraus folgt unbedingt, daß zumindest die dritte Meris in der Lage war, Überschüsse zu produzieren. Die zuvor besprochenen Details der Regioneneinteilung machen es unwahrscheinlich, daß jede Meris dazu gezwungen werden sollte, ihr eigenes Salz zu produzieren. Die Regelungen zum commercium bezogen sich lediglich auf Land und Häuser. Politarchen und Phylen als römische Neuerungen? Ob die Römer im Zuge der Gesetzgebung für Makedonien Eingriffe in die Verfassungen der Städte vorgenommen haben, ist eine umstrittene Frage. Vor allem wird die Einführung des Politarchenamtes diskutiert, aber auch die Einrichtung und Benennung städtischer Phylen geht nach Ansicht einiger auf die Regelungen nach Pydna zurück. Seit C. Schuler im Jahre 1960 die inschriftlichen Belege für das Amt des Politarchen zusammengestellt und damit eine Grundlage für die Diskussion geliefert
270 Plin. nat. 31, 85. 271 IG X 2, 1, 24. Dazu Nigdelis, Egnatia 11, 2007, und SEG 58, 645. Zur makedonischen Salzproduktion Carusi, Sale 65–70. Ebd. 159–162 zum Salzimportverbot von 167. Ihre These ist, daß dadurch die Salzwirtschaft zersplittert und verhindert werden sollte, daß die Makedonen zu viel Geld einnähmen. Crawford, Coinage and Money 129–131, vermutet in der Maßnahme ein Äquivalent zum Verbot des Abbaus von Edelmetallen, da die Silberminen in der ersten und zweiten Meris lagen und die Salinen hauptsächlich in der dritten. 272 Zum fiskalischen Aspekt vgl. Archibald, Ancient Economies 222 f. 273 Liv. 45, 29, 12 f. Zu den Dardanern im Perseuskrieg und der römischen Friedensregelung s. Petković, Kosovo 11–14. Seine Interpretation, daß Paullus verhindern wollte, daß die Dardaner zu Nachbarn des römischen Makedonien werden, ist schwierig nachzuvollziehen, da die Macht- und Landbesitzverhältnisse im dardanischen Raum, der etwa das heutige Kosovo und die Gegend um Skopje umfaßte, ebenso unklar sind wie die genaue Erstreckung Paioniens und das Verhältnis von Paionien zu Pelagonien. Dazu Papazoglou, Villes 307 f. Mir scheint es eher wahrscheinlich zu sein, daß die Dardaner unmittelbare Nachbarn der dritten Meris waren; s. auch Stankovska-Tzamali, Festschrift Laronde, und Petrova, Macedonian Heritage 1, 1996.
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hat,274 sind zahlreiche neue Inschriften vom zweiten vorchristlichen bis zum dritten nachchristlichen Jahrhundert aufgetaucht, die dem Amt viel genauere Umrisse verleihen. Kannte Schuler noch 32 Belege aus elf Städten, konnte M. Hatzopoulos in seiner 1984 veröffentlichten Politarchenliste schon 50 Inschriften aus 12 Städten anführen.275 G. Horsley hat zehn Jahre später bereits über 70 Belege zusammengetragen.276 Angesichts der Vermehrung unseres Materials und der vielen offenen Fragen kann wohl kaum noch mit P. Cabanes behauptet werden, daß zur Frage der Politarchen schon alles gesagt sei.277 Fast die Hälfte der Inschriften, die das Amt überliefern, stammt aus Thessalonike, und so bezieht sich auch das, was wir über den Zuschnitt dieses Amtes wissen, vor allem auf die kaiserzeitlichen Verhältnisse in dieser Stadt.278 Allerdings wird meist als sicher angenommen, daß es das Amt in allen makedonischen Städten gab.279 Fest steht, daß es sich um ein städtisches Jahresamt mit administrativen und exekutiven Aufgaben handelte, das aber nicht immer eponym war.280 Die Zahl der Amtsinhaber ist nicht einheitlich: Während in den je zwei Belegen aus der Orestis,281 die nicht zur Provinz Macedonia gehörte, und aus Epiros282 sowie dem aus Herakleia Lynkestis283 jeweils nur ein Politarch auftaucht, finden wir in den anderen Städten ein Kollegium von zwei oder fünf Politarchen. Das Schwanken zwischen der Zwei- und der Fünfzahl ist diskutiert 274 Schuler, CPh 55, 1960. Einen Zusammenhang mit dem thessalischen Amt des Poliarchen/Ttoliarchen untersucht Helly, Ancient Macedonia 2, 1977, und schließt eine königszeitliche Entstehung nicht aus. Eingehend diskutiert Kanatsoulis, Makedonika 5, 1961–1963, 31–43, den Politarchen. 275 Hatzopoulos, Dritter Thrakologischer Kongreß. 276 Horsley, MeditArch 7, 1994; die Nrr. 61–63 sind allerdings thessalische Poliarchen, die nicht zwangsläufig in die Liste gehören. Vgl. auch Horsley, Book of Acts. Die mindestens drei Siegelabdrücke aus Pella mit der Darstellung der Stadtpersonifikation und der Inschrift Πέλλης πολιταρχῶν, die spätestens um 100 v. Chr. datieren, fehlen in den Zusammenstellungen: I. M. Akamatis, in: Lilimbaki-Akamati u. a., Pella 69; Abbildungen: 105. Vgl. SEG 45, 784 A und C; SEG 39, 622; 49, 759; Papakonstantinou-Diamantourou, Pella I, 144, 251. Zum Befund zusammenfassend Akamatis, Ancient Macedonia 6, 1999, 29 f. 277 Cabanes, Historia 37, 1988, 484: „tout a été dit sur ce sujet et il y a peu à y ajouter pour la région macédonien“. 278 Zu den Aufgaben Horsley, Book of Acts 425; F. Gschnitzer, s. v. Politarches, RE Suppl. 13, 1973, 483–500; 491; vom Brocke, Thessaloniki 261 f. Man sollte jedoch die zeitliche Erstrekkung der Belege berücksichtigen. Im römischen Kleinasien kann man einen Wandel der Institutionen beobachten, der als „Aristokratisierung“ gedeutet wird (dazu zusammenfassend Heller, EntrHardt 59, 2013). Im Hinblick auf einen solchen Wandel müßte die chronologische Entwicklung der makedonischen Ämter untersucht werden. 279 Kanatsoulis, Makedonika 5, 1961–1963, 32. 280 Gegen eine Eponymie der makedonischen Politarchen spricht sich Sherk, ZPE 84, 1990, 248– 251, aus. Vielleicht war der Politarch in Edessa eponym, aber der einzige Beleg (EKM 2, 182 = Dimitsas, Makedonia 2 aus dem Jahr 229/30) dafür sei zu unspezifisch. Für eine grundsätzliche Eponymie dagegen Kanatsoulis, Makedonika 5, 1961–1963, 36. Vgl. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 151. 281 Lyke: SEG 24, 489 = EAM 147; Battyna: SEG 30, 568 = EAM 186. 282 Charadros: SEG 35, 665; Cabanes/Andréou, BCH 109, 1985; Olympe: SEG 35, 697; Papazoglou, Historia 35, 1986. 283 IG X 2, 2, 73. Nr. 53, ebenfalls einen herakleotischen Politarchen erwähnend, ist eine Ehreninschrift, der Singular ist also nicht aussagekräftig.
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und als historische Entwicklung gedeutet worden, zumal die wenigen Belege für die Zweizahl zu den frühesten gehören.284 Hingegen wird kaum die Tatsache besprochen, daß der Politarch in der Einzahl nur in Städten vorkommt, die nicht zu Kernmakedonien gehört haben, und daß hier, im Pindosgebirge und westlich davon, auch keine historische Entwicklung anzunehmen ist, da sich die Belege auf dreieinhalb Jahrhunderte verteilen.285 Die beiden Inschriften aus Kernmakedonien, in denen ein einzelner Politarch vorkommt, sind Weihungen amtierender oder ehemaliger Politarchen.286 Auch in den beiden Politarchen-Inschriften aus dem thrakischen Philippopolis, in denen je nur ein Amtsträger erwähnt ist, handelt es sich im einen Fall um eine private Weihung, die der Politarch gemeinsam mit seinem Sohn vornimmt,287 im anderen um eine Ehreninschrift.288 Diese vier Fälle, in denen die Politarchen nicht als Amtsträger handeln, ändern also nichts an der Beobachtung, auf die unten zurückzukommen sein wird.289 Ein großes Problem bei der Bestimmung des Zeitpunktes, zu dem das Amt eingeführt wurde, war, daß die drei Inschriften, in denen womöglich königszeitliche Politarchen erwähnt sind, nicht eindeutig datierbar sind: Aus Olympe, einer der vier griechischen Poleis im südlichsten Teil Illyriens, zwischen dem Unterlauf des Aoos und Orikos gelegen, stammt eine Weihung für Zeus Megistos, die vom Politarchen, vom Grammateus und von den Synarchonten gesetzt wurde.290 F. Papazoglou möchte die Inschrift ins dritte vorchristliche 284 S. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 136 f. Im Gymnasiarchengesetz aus Beroia ist ein unspezifischer Plural angegeben; zwei Politarchen kommen in der ausführlicher zu besprechenden Artemis-Tauropolos-Weihung aus Amphipolis und in einer Weihung der Polis Thessalonike an Dionysos (IG X 2, 1, 28; Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 72) vor, die nicht datiert ist, aber nach dem Schriftcharakter eindeutig ins zweite vorchristliche Jahrhundert gehört. Hatzopoulos datiert sie aufgrund seiner Annahmen zur historischen Entwicklung des Amtes vor 168. Gemeinsam ist beiden die nicht sehr saubere Ausführung der Inschrift. Zwei Politarchen sind in der Ehreninschrift für einen P. Cornelius P. f. Scipio aus dem Gymnasion von Amphipolis genannt: Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 295–305. Aus Tyrissa stammt die vergleichsweise späte Ehreninschrift EKM 2, 424, für Claudius, in der zwei Politarchen erwähnt sind. Die fragmentarische Inschrift aus Kalindoia SEG 42, 578 (wohl aus dem 1. Jh. v. Chr.) scheint drei Politarchen zu erwähnen. 285 Vgl. Samsaris, Makedonika 22, 1982b, 297 f., der vermutet, die Anzahl der Politarchen habe etwas mit der Größe der Städte zu tun. 286 Thessalonike: IG X 2, 1, 162; Anydron in der Bottiaia: SEG 43, 394 = Panayotou/Chryssostomou, BCH 117, 1993, 370–372 Nr. 6. 287 IGBulg III 913. 288 IGBulg III 894. Der Politarch ist aus ---]άρχην ergänzt; es könnte sich hier – im Gegensatz zu Obermakedonien – ebensogut um einen Gymnasiarchen oder dgl. handeln. Zur Diskussion Hatzopoulos, Dritter Thrakologischer Kongreß 139. Nicht folgen kann ich Hatzopoulos, wenn er ebd. zu IGBulg III 1023, einer metrischen Grabinschrift aus Philippopolis, schreibt: „il est pratiquement certain que sous la forme … ἀστονόμος … se dissimile un autre politarque.“ 289 Ein einzelner Politarch kommt auch in IG X 2, 2, 344 aus dem obermakedonischen Styberra vor, aber das ist seine Grabinschrift und besagt daher nichts über die Zahl der Politarchen Styberras. S. auch IG X 2, 1, 848, die Sarkophaginschrift eines Politarchen (πτολίαρχος) aus Thessalonike. 290 I.Albanie 128 = SEG 35, 697: Διὶ Μεγίστωι με ἀνέθηκα- / ν πολιταρχήσας Αἰσχί- / νας Σιμία καὶ οἱ συνάρ- / χοντες Ξέννυλος Δα- / μαρμένου, Πράϋλος Στρα- / βίου, Ζωΐλος Ἀντάνορος, / Ἀρχέλαος Ἀλεξάν- / δρου καὶ ὁ γραμματεὺς / Νίκανδρος Ἁδύλου.
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Jahrhundert datieren und als ältesten Beleg für das Politarchenamt sehen, P. Cabanes hingegen hält sie für später als 167.291 Aus Olympe haben wir wenige weitere Inschriften;292 das oberste Amt in den übrigen Städten der Region ist stets der Prytanis. Insofern ist sowohl eine historische Bestimmung als auch eine nach den Buchstabenformen kaum möglich. Cabanes argumentiert vor allem anhand des Politarchen in Charadros, den wir aus der großen ambrakischen Inschrift der 160er Jahre kennen, die die Grenzen zwischen Ambrakia und dem nach 168 neugegründeten Gemeinwesen der Charadrier festlegt: Hier in Charadros könne das Amt nicht in der Zeit der makedonischen Herrschaft geschaffen worden sein, da es damals die Polis Charadros und ihre Institutionen noch nicht gegeben habe. Die Inschrift einer Statuenbasis aus Amphipolis wurde häufig als Beleg für vorrömische Politarchen angeführt. Auf der Platte befindet sich eine Weihung der Statue der Artemis Tauropolos durch König Perseus, die besagt, daß die Statue aus thrakischer Kriegsbeute finanziert wurde. Darunter befindet sich eine weitere Inschrift, in der der Demos von Amphipolis dieselbe Statue weiht; zwei Politarchen sind erwähnt.293 Daß es sich um zwei Inschriften von zwei Händen handelt, ist deutlich zu sehen. Der Stein steht vor dem Eingang des Museums von Amphipolis und kann leicht geprüft werden. Die Inschrift des Demos von Amphipolis ist nur schwach zu sehen und wirkt fast eingeritzt; sie ist zu dicht unter der Perseus-Inschrift angebracht. Ch. Koukouli-Chrysanthaki geht in der Erstpublikation auf den zeitlichen Unterschied der beiden Weihungen nicht ein und meinte, der Stein sei „partially effaced, particularly in the final lines“.294 Obwohl der Stein im Stylobat einer Basilika verbaut war, ist er gut erhalten, und die Oberfläche ist nahezu unbeschädigt; ihre Beobachtung ist nicht richtig. E. Voutiras hat vorgeschlagen, daß die Königsinschrift mit Marmorstuck überstrichen und ausgelöscht worden sei; durch den Stuck sei die Inschrift des Demos geschlagen worden.295 Gegen diese Annahme spricht sicher einiges,296 aber der Erklärungsversuch geht auf das berechtigte Unbehagen zurück, das durch diese Inschrift verursacht wird: Es scheint sowohl als epigraphischen als auch aus sachlichen Gründen unmöglich, daß bei der Einweihung 291 Papazoglou, Historia 35, 1986; Cabanes, Historia 37, 1988, 484–487. Vgl. P. Cabanes, BE 1987, 640. 292 I.Albanie 129–133. 293 Ed. pr. Koukouli-Chrysanthaki, Festschrift Edson = SEG 31, 614 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 29: Βασιλεὺς Περσεὺς / βασιλέως Φιλίππου / ἀπὸ τῶν εἰς Θράικην στρατειῶν / Ἀρτέμιδι Ταυροπόλωι. Und: Ὁ δῆμος ὁ Ἀμφιπολιτῶν / Ἀρτέμιδι Ταυροπόλωι / πολιταρχούντων Τιμωνίδου / τοῦ Ἀσκληπιάδου, / Μεστ̣[ύλου] / τοῦ Μητροδώρου. Die historischen Umstände der Weihung des Perseus erläutern J. u. L. Robert, BE 1984, 253. Ein gutes Photo bei Gauthier/ Hatzopoulos, Loi Taf. XV. 294 In Koukouli-Chrysanthaki, Brill’s Companion 419 und Anm. 96, bekräftigt sie ihre Position und redet von „the appearance of two politarchs as representatives of the demos beside the Macedonian king“. 295 Voutiras, BCH 110, 1986. Ein solches ungewöhnliches und nirgendwo sicher nachweisbares Verfahren wird auch für IvOlympia 366, die Architravinschrift des Metroon, kontrovers diskutiert; vgl. Hitzl, Statuenausstattung 19–24. Ich danke Sebastian Prignitz für diesen Hinweis und seinen Bericht über diesbezügliche Diskussionen in der olympischen αποθήκη. 296 Die wichtigsten Gegenargumente hat M. Hatzopoulos auf mehrere Stellen verteilt vorgetragen: Gauthier/Hatzopoulos, Loi 38 f.; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 135 f.; BE 1988, 861.
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der Tauropolos-Statue beide Inschriften gleichzeitig auf der Basis gestanden haben. Hatzopoulos schlägt vor, hier zwei Gravurtechniken angewandt zu sehen, die durch den Farbauftrag im Aussehen vereinheitlicht wurden. Es wäre wiederum auch in diesem Fall nicht wahrscheinlich, daß beide Inschriften gleichzeitig sind.297 Zudem ist durch die zweimalige Nennung der Gottheit recht klar, daß es sich nicht um eine gemeinsame Weihung handelt – wie soll man sich diesen Vorgang auch praktisch vorstellen?298 Wenn man also ausschließt, daß die Inschriften gleichzeitig sind und für unwahrscheinlich hält, daß die des Königs unsichtbar gemacht wurde, bleibt nur die auch nicht unbedingt zufriedenstellende Möglichkeit, daß der Demos von Amphipolis die Weihung okkupiert hat und das auch so darstellen wollte. Ein angemessener historischer Kontext dafür findet sich leicht: Als die Kunde vom Ausgang der Schlacht von Pydna nach Amphipolis gedrungen war, strömten die Frauen in den Tempel der Tauropolos. Der Stadtkommandant warf sofort die Söldnerbesatzung aus der Stadt, und als später der besiegte Perseus mit einigen Getreuen nach Amphipolis gekommen war, wurde er vom Volk ebenfalls hinausgeworfen.299 Der Demos stellte sich also sofort gegen den König. Die von ihm gestiftete Statue im bedeutendsten Heiligtum von Amphipolis und einem der bedeutendsten Makedoniens war sicher ein Prunkstück der Stadt.300 Wenn man sich dieses zum einen aneignen und sich zum anderen vom König distanzieren wollte (eine neue prächtige Statue aufzurichten, lag nicht im Bereich des Möglichen; es fehlte sowohl an Zeit als auch an Geld dafür; eine neue Basis anzufertigen wäre ebenfalls unverhältnismäßig aufwendig gewesen), könnte man eine neue Inschrift unter die alte setzen, ohne die frühere zu eradieren. Wahrscheinlicher scheint jedoch tatsächlich, daß die Weihinschrift des Königs unter einer Stuckschicht verborgen wurde für den Fall, daß sich der politische Wind wieder drehte. Es stand vor dem Gerichtstag von Amphi297 Es gibt einige Beispiele für solche eher geritzt aussehenden Nachträge in Inschriften, deren zeitliches Verhältnis zur Hauptinschrift meist unklar ist: Hatzopoulos führt selbst SEG 51, 845 an, eine hellenistische Grabstele aus Pella, in der über dem ersten Namen ein zweiter von anderer Hand und in anderer Technik eingeritzt ist (Abbildung: Gauthier/Hatzopoulos, Loi Taf. XVI). Dies begegnet auf attischen Grabstelen so häufig, daß sich eine Auflistung erübrigt; vgl. nur IG II2 7528 und IG II2 5768. In IvPergamon 274 haben wir eine ähnliche Ergänzung durch roh eingekratzte Buchstaben, die wohl sicher zeitnah zur Inschrift entstanden ist. Es handelt sich um einen Brief Hadrians, bei dem das Datum nachgetragen wurde. In einem Dekret aus Xanthos wurde ein Jahr nach der Aufstellung etwas nachgetragen: Gauthier, REG 109, 1996, Nr. 1 Z. 38 f.; vgl. S. 17. In einer Ehreninschrift für einen Gymnasiarchen aus Tyros ist ein Zusatz hinzugefügt worden: I.Tyros 54. Auch bei wesentlich späterer Wiederverwendung muß die ursprüngliche Inschrift nicht getilgt worden sein, z. B. IG II2 4189 und 4323. Dazu vgl. Krumeich, Akropolis 337–345. Bis zu 50 Jahre lang kontinuierlich ergänzte und aktualisierte Listen wie die der epidaurischen Theorodoken IG IV2 1, 94 und 95 sind eine andere Angelegenheit; dazu Perlman, City and Sanctuary 78–81. 298 Dieses Argument bei Giovannini, Poleis 480 f. mit Anm. 8. Vgl. dagegen Hatzopoulos, BE 1988, 861: „Quoi de plus approprié que d’adjoindre leur dédicace à celle de leur roi au lieu d’ériger un autre monument qui risquerait d’être perçu comme voulant rivaliser avec le monument royal?“ Aber warum sollte die zweite Inschrift zwangsläufig erst nach 167 datieren, wie Giovannini meint, und nicht in die Jahre 168 und 167 gehören? 299 Liv. 44, 44 f. 300 Zur Bedeutung des Tauropolos-Heiligtums Mari, Festschrift Braga 1186–1190.
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polis zu erwarten, daß die Römer Perseus wieder als König einsetzten, denn das war das bis dahin stets geübte Verfahren. Schneller als das Eradieren der alten und das Anbringen einer neuen Inschrift ist die Stuckvariante sicher nicht, so daß die alte Inschrift wahrscheinlich mit Bedacht konserviert wurde und man auch versuchte, sie durch die neue nicht zu beschädigen. Bis zu den Festlichkeiten des Jahres 167 jedoch, bei dem sicher jeder Besucher der Stadt auch das Tauropolosheiligtum besichtigt hat, mußte die Neuwidmung angebracht worden sein. Ein späterer Zeitpunkt, etwa nach dem Fest oder nach der Provinzeinrichtung, wäre unsinnig und ist unwahrscheinlich, denn man hätte die Weihung des Königs vollends auslöschen können. Das heißt, daß die Inschrift des Demos mit einiger Wahrscheinlichkeit vor der Gesetzgebung des Aemilius Paullus angebracht wurde. Anhand dieser Hypothese, die nichts Unwahrscheinliches oder Ungewöhnliches voraussetzt, ergibt sich, daß das Politarchenamt in Amphipolis wohl nicht von den Römern eingeführt worden ist. Wir können ihre Stellung und Kompetenzen nicht fassen, aber zumindest in der Situation, in der die Inschrift gesetzt wurde, waren sie sicher die führenden Beamten der Stadt und waren an die Stelle des Epistaten und des Asklepiospriesters getreten.301 Womöglich sind diese beiden während des Umsturzes, als der der Hinauswurf des Königs gedeutet werden muß, entmachtet worden. Das hieße, daß es die Politarchen schon vor der römischen Gesetzgebung als untergeordnetes Amt gegeben hat, wie auch schon vielfach angenommen worden ist.302 Womöglich hängt die Einführung des Amtes mit den Reformen zusammen, die Philipp V. kurz nach 190 v. Chr. unternommen hat und die für uns vor allem dadurch zu fassen sind, daß zahlreiche Städte und Regionen Makedoniens sowie das Koinon beginnen, Bronze- und auch Silbermünzen zu prägen.303 Wenn die zwei Politarchen erwähnende fragmentarische Ehreninschrift der Amphipolitaner für P. Cornelius P. f. Scipio tatsächlich aus dem Jahr 168 stammt, was sowohl möglich wäre, wenn sie sich auf Scipio Aemilianus bezöge als auch, wenn Scipio Nasica Corculum gemeint ist, der als erster Römer Amphipolis erreicht hatte,304 dann könnte man sie ebenfalls zu diesen frühen Zeugnissen rechnen.305 Daß die Politarchen andere sind als auf 301 Vgl. Hennig, Chiron 17, 1987, 161 Anm. 66, zu den Magistraten von Amphipolis. 302 Zuerst von Holleaux, Études 1, 265 f. (aus REG 1897), für den es unvorstellbar war, daß die Römer ganz entgegen ihrem sonstigen Verhalten das Magistratssystem sämtlicher makedonischer Städte umgeworfen haben sollen. Bereits Holleaux lehnt es ab, daß die Berichte bei Liv. 45, 32, 7 und Iust. 33, 2, 7, die besagen, daß die Städte nach der römischen Gesetzgebung jährlich wechselnde Magistrate haben sollen, etwas mit der Einführung des Politarchenamtes zu tun haben (so jedoch F. Gschnitzer, s. v. Politarches, RE Suppl. 13, 1973, 483–500; 494; Oliver, CPh 58, 1963). Denn es hatte in den makedonischen Städten der Königszeit jährlich wechselnde Amtsträger gegeben, und die Regelung oktroyiert nichts Neues, sondern sagt, was den Städten erlaubt bleibt. 303 Dazu knapp Hatzopoulos, Macedonian Institutions 321 f.; Touratsoglou, Νομισματική κυκλοφορία 21. Kourempanas, Nomisma und Kerma III, spricht sich dagegen aus und möchte die Stadt-, die Distrikts- und die Quästorenmünzen sämtlich nach der Einrichtung der Provinz datieren. Seine Argumentation ist jedoch zu knapp, um auch im Falle der Distriktsmünzen zu überzeugen. Vgl. Appendix. 304 Liv. 44, 46, 2. 305 Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 295–305; vgl. Ma, Imperialism 234–237.
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der Tauropolos-Basis, ist unproblematisch, da für beide Inschriften die Zeit vom Hinauswurf des Perseus bis zur Siegesfeier in Frage käme. Vielleicht ist die Fünfzahl des Kollegiums 167 festgelegt worden306 – jedenfalls tauchen in der amphipolitanischen Ehreninschrift für Cn. Domitius Cn. f. Ahenobarbus fünf Politarchen auf.307 Perdrizet datierte die Inschrift nach der Buchstabenform in die Zeit der späten Republik. Seit seinem Amphipolis-Besuch im Dezember 1894 hat niemand mehr den Stein gesehen, so daß es schwerfällt, dieses Argument zu überprüfen und damit als hinreichend zu akzeptieren. C. Schuler plädierte für eine Identifizierung des Geehrten mit dem Cn. Domitius Ahenobarbus, der zu der Zehnmännergesandtschaft gehört hat, die den Makedonen in Amphipolis ihre Gesetze gegeben hat.308 Voutiras lehnt diese Möglichkeit ab mit Verweis auf A. Stein, der 1936 geschrieben hat, daß eine solche Ehrung für einen Mann, der nur Legat war, unwahrscheinlich sei.309 Der Akarnanenbund hat jedoch wahrscheinlich auch Cn. Baebius Tamphilus, ein Mitglied der Fünfergesandtschaft nach Illyrien, geehrt und ihm das seltene Privileg der ἔγκτησις, das Recht auf Landerwerb, verliehen,310 so daß dieses Argument nicht mehr bestehen kann – ohnehin sollte man die Rolle der Gesandten nicht geringschätzen; sie haben zusammen mit Aemilius Paullus den Makedonen die Gesetze gegeben. Zur kontroversen Datierung des Gymnasiarchengesetzes von Beroia311 kann diese Hypothese nichts beitragen. Meines Erachtens wiegen die Argumente für eine königszeitliche Datierung schwerer als die derjenigen, die das Dokument nach 167 datieren möchten.312 Die Politarchen sind (ohne Angabe ihrer Zahl) an zwei Stellen 306 Gauthier/Hatzopoulos, Loi 39. 307 SEG 24, 580 = Dimitsas, Makedonia 886: [ὁ] δῆμος Ἀμφιπολειτῶ[ν] / Γ[ναῖο]ν Δο[μί]τιον Γναίο[υ] / [υἱὸ]ν Αἰνόβαρβον τὸν εὐερ- / γέτην, πολειταρχούντων / [Φιλ]οκράτους τοῦ Φιλοκράτους, / [Ἐ]πικράτους τοῦ Σερ[. .]ου, / [Θε]οδᾶ τοῦ [– – – – –], / Ἑρμοίτου [τ]οῦ Ἁρπάλου, / [Σ]αραπίωνος τοῦ Σαρα- / πίωνος. Ed. pr. Perdrizet, BCH 18, 1894, 419–423; vgl. Rödel-Braune, Stiftungen E22. Laut Perdrizet ist der Stein in der Ostseite des Hagios-Georgios-Turms am Strymon kopfüber in mehreren Metern Höhe eingemauert und zudem abgerieben; er konnte daher nur schlecht gelesen werden. Die dringend nötige Neulesung scheitert daran, daß der Stein nicht mehr recht auffindbar ist. Voutiras, BCH 110, 1986, 354 Anm. 30, berichtet von seinen vergeblichen Versuchen, den Stein zu finden; auch D. Lazaridis konnte ihm nicht weiterhelfen. Laut Hatzopoulos, Macedonian Institutions 136 Anm. 2 und BE 1988, 861, der sich auf Ch. Koukouli-Chrysanthaki beruft, sei der Stein noch ebenda, wo ihn Perdrizet gesehen habe. 308 Liv. 45, 17, 3; Schuler, CPh 55, 1960, 94–96. Die Domitii Ahenobarbi der republikanischen Zeit sind eine ganz undurchschaubare Familie; beim Mitglied der Senatskommission handelt es sich um RE 18 oder 19; vgl. 11 und 24. 309 Voutiras, BCH 110, 1986, 354 Anm. 30; A. Stein, in: Papastavru, Amphipolis 83 f. 310 Funke/Gehrke/Kolonas, Klio 75, 1993; vgl. SEG 43, 227 und Zoumbaki, Meletemata 68, 57. 311 EKM 1, 1; SEG 27, 261; SEG 43, 381; Gauthier/Hatzopoulos, Loi; dt. Übers. HGIÜ 486. 312 Für eine königszeitliche Datierung vor allem Gauthier/Hatzopoulos, Loi 35–41; vgl. auch die teilweise neuen Argumente in Hatzopoulos, Macedonian Institutions 131–134; Hatzopoulos, Macédoine 76 f.; Nigdelis/Souris im Kommentar zu EKM 1, 1. Die Spätdatierung vertritt zuletzt und vehement Giovannini, Poleis. Auf den Artikel Giovanninis antwortet Hatzopoulos, Tekmeria 8, 2003/2004, 28–37; vgl. Hatzopoulos, Gymnasion 95 f. Die Existenz von makedonischen Gymnasiengesetzen in der Königszeit ist gesichert durch ein unpubliziertes Diatagma Philipps V. aus dem Jahre 183, das im Gymnasion von Amphipolis gefunden wurde und Anwei-
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explizit erwähnt: Sie sollen gemeinsam mit den Exetasten die Amtsübergabe an den neuen Gymnasiarchen überwachen (A Z. 42) und sind verantwortlich dafür, den Text zur Publikation zu befördern (B Z. 110). Wenn Asklepiades und Kallippos, die neben dem Gymnasiarchen als Rogatoren des Gesetzes auftreten (A Z. 4 f.), mit den Politarchen identisch sind, wie Gauthier und Hatzopoulos vermuten,313 hätten wir hier wieder das vielleicht in vorrömischer Zeit übliche Zweierkollegium. Daß die Politarchen nun auch im endlich publizierten Ephebarchengesetz aus Amphipolis auftauchen, das ohne jeden Zweifel die Abschrift eines königszeitlichen Gesetzes ist, dürfte die Frage endgültig geklärt haben.314 Die Tatsache, daß der Politarch in den obermakedonischen Städten immer als einzelner auftaucht, könnte laut M. Hatzopoulos dafür sprechen, daß es sich dabei um ein im Ursprung obermakedonisches Amt handelt, das unter Philipp V. oder Perseus auch im Rest Makedoniens, dort aber mit zwei Amtsinhabern, eingeführt wurde.315 Falls in einer Inschrift aus Agios Georgios bei Grevena in der Tymphaia, die wahrscheinlich eine Liste von Personen enthält und aus dem späten 4. / frühen 3. Jh. v. Chr. stammt,316 die Amtsbezeichnung in Z. 4, von der nur das Ende ---]άρχου erhalten ist, tatsächlich zu einem Politarchen ergänzt werden kann, wäre das der früheste Beleg für das Amt. Eine dahingehende Ergänzung wäre nicht unwahrscheinlich: Das im übrigen Makedonien allgegenwärtige Amt des Gymnasiarchen gibt es in ganz Obermakedonien nicht. In EAM 187 aus dem Kloster Sisani in der Orestis finden wir zwar einen ἄρχων τοῦ γυμνασίου. In der Nähe des Klosters liegt jedoch keine antike Siedlung, so daß die Inschrift nicht unbedingt aus der Orestis stammen muß, sondern ebensogut aus der nahen und deutlich untermakedonisch geprägten Eordaia verschleppt worden sein kann,317 die frühestens ab dem späten 6. Jh. v. Chr. von den Temeniden erobert und mit Untermakedonen besiedelt worden war.318 Ein Makedoniarch ist in der Königszeit nicht möglich, allenfalls ein Tetrarch wie in EAM 87. Aber was sollte ein Offizier in dieser Liste von Amtsträgern? Fest steht, daß nur eine sicher königszeitliche Inschrift, die Politarchen erwähnt, die Frage nach dem Zeitpunkt der Einführung des Amtes endgültig klären kann. Eine königszeitliche Datierung kann nicht widerlegt werden und sollte als wahrscheinlicher angesehen werden als eine Neueinführung durch die Gesetzgebung des Aemilius Paullus.
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sungen für Ergänzungen des Gymnasiengesetzes enthält: Lazaridis, Festschrift Lazaridis 233– 235; vgl. SEG 40, 522i. In SEG 43, 369 der Beginn des Textes; eine Übersetzung und Kommentare bei Hatzopoulos, Macedonian Institutions 410. Gauthier/Hatzopoulos, Loi 39 f. Zu den Politarchen im amphipolitanischen Ephebarchengesetz Hatzopoulos, Lawgiver Kings 39–42; zur königszeitlichen Datierung Hatzopoulos, Tekmeria 13, 2016. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 78 Anm. 1; Hatzopoulos, Epigrafia del villagio 154– 156. Zur Rolle der obermakedonischen Politarchen in römischer Zeit Sverkos, Συμβολή 47–49. EAM 74 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 63. Zur Datierung ebd. 77 f.; Vgl. Hatzopoulos, Federalism 335. Nigdelis/Souris, Tekmeria 3, 1997, 61 und Anm. 24. Zur Eordaia unter den Temeniden Hatzopoulos, Macedonian Institutions 104; Hammond, Macedonia II 62 f.; Zahrnt, Chiron 14, 1984, 361.
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Ebenso verhält es sich mit den Phylen, die in elf der zur Provinz Macedonia gehörigen Städte nachgewiesen werden können.319 M. Girtzy vermutet in ihrer Dissertation, die in den kaiserzeitlichen Inschriften auftauchenden Phylen seien römerzeitliche Neuerungen.320 Wir haben tatsächlich recht wenige Zeugnisse; auch die Funktion der makedonischen Phylen ist nicht klar. Allerdings sind die Phylen von Kassandreia, Skotoussa, Epidamnos und Dimallon bereits in hellenistischer Zeit belegt, was zeigt, daß das Konzept geläufig war. Auch die Namen der Phylen Thessalonikes sprechen dafür, eine Entstehung in hellenistischer Zeit anzunehmen. So ist eine Phyle Antigonis sicher unter Antigonos Gonatas und ihm zu Ehren entstanden.321 Die übrigen makedonischen Phylen tragen Namen von Göttern und Heroen, wie es auch in anderen griechischen Städten üblich ist,322 oder sie sind wie in Beroia von geographischen Gegebenheiten abgeleitet.323 Die Phylen von Stobi mit ihren römischen Namen wurden gewiß unter Augustus neu geschaffen, als der Stadt der Rang eines Municipiums verliehen wurde.324 Das war auch das übliche Vorgehen, wenn ein neues Gemeinwesen in Form einer Kolonie geschaffen wurde. Die tribus von Korinth sind beispielsweise nach Verwandten oder engen Angehörigen Caesars, Augustusʼ oder späterer Kaiser benannt.325 Die übrigen sind keine alten Relikte aus Stammeszeiten, sondern in hellenistischer Zeit künstlich geschaffene Instrumente, um die Bürgerschaften zu gliedern und die makedonischen Städte den griechischen anzugleichen.326 M. Girtzy argumentiert dahingehend, daß in Attika die Phylen Militäreinheiten gewesen seien, daß das makedonische Heer anders als das athenische organisiert gewesen sei und daß in den königszeitlichen Städten Makedoniens Phylen daher nicht sinnvoll gewesen seien.327 Gegen diese These muß
319 Im illyrischen Apollonia, in Herakleia Lynkestis, Stobi, Beroia, Thessalonike, Kalindoia, Alkomenai, Kassandreia, Skotoussa, Epidamnos/Dyrrhachion und Dimallon: die Belege finden sich bei Kunnert, Bürger 39–52. Papangelos, Tekmeria 7, 2002, erschließt aus einer makedonischen Bauinschrift ohne Provenienz, daß es in einer makedonischen Stadt eine Phyle Antiochis gegeben habe. Vgl. aber Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 222. 320 Girtzy, Topography 281 f. 321 Edson, HThR 41, 1948, 160 Anm. 4; Edson, CPh 53, 1958a, 62 Anm. 8; ebd. auch zu den Demen Thessalonikes, die womöglich tatsächlich römerzeitlichen Ursprungs sind. Boukephalitai, die nach Alexanders Roß benannt sind, kann man sich jedenfalls in einer Stadt Kassanders kaum vorstellen. 322 Kanatsoulis, Makedonika 4, 1955–1960, 236 f.; Jones, Public Organization 265–269. 323 Touratsoglou, Ancient Macedonia 2, 1977, 481–486; Jones, Public Organization 268 f.; Papazoglou, Villes 146. 324 Wiseman, Ancient Macedonia 5, 1993, zu den Phylen Stobis; vgl. Rizakis, Tribù romaine 362. Auch in Korinth und Lilybaion sind die Phylen in augusteischer Zeit umstrukturiert oder neugeschaffen worden: Kunnert, Bürger 46. 325 Wiseman, ANRW 497 f. Daß diese Tribuseinteilungen früh sind, zeigt eine neue korinthische Inschrift, die nicht lange nach der Schlacht von Actium errichtet wurde und eine tribus Iulia erwähnt: Balzat/Millis, Hesperia 82, 2013, 661–664. Zu den römischen tribus in Griechenland Rizakis, Tribù romane: Die römischen Bürger der Kolonien waren nicht nur in die lokalen tribus eingeschrieben, sondern zudem stets einer römischen zugeteilt. 326 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 103; 118. 327 Girtzy, Topography 281 f.
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nicht ausführlich argumentiert werden, zumal sie in ihrer leitenden Annahme gründet, die makedonischen Städte seien keine normalen griechischen Poleis gewesen. Regelungen über Städte und Gebiete außerhalb Kernmakedoniens Nicht nur das besiegte Makedonien war Gegenstand der römischen Friedensregelungen. Alle kriegführenden und zahlreiche neutrale Parteien waren von der römischen Gesetzgebung betroffen. Das soll hier nicht im einzelnen nachgezeichnet werden; in gebotener Kürze sollen lediglich die Grundzüge der Neuordnung skizziert werden. An jedem einzelnen Punkt könnte man in die Tiefe gehen, jedoch scheint mir diese knappe Behandlung dadurch gerechtfertigt, daß sich die neue Ordnung Makedoniens in wesentlichen Punkten von denen der übrigen Länder unterschied, da es in Makedonien keine romfreundliche Parteiung gab, der die Herrschaft von Roms Gnaden und in Roms Sinn übertragen werden konnte. Illyrien Zur territorialen Gliederung Illyriens durch die römischen Friedensregelungen wissen wir wenig, da Livius keine Details überliefert. Die Labeaten bildeten einen Teil, also die Bewohner des Beckens von Skodra, zu dem auch Lissos gehörte, und des unteren Drilon (Drin), einen anderen stellte der Küstenstreifen von Olkinion bis zum Golf von Rhizon dar, der dritte muß weiter im Norden gewesen sein.328 Inwiefern die übrigen für Makedonien überlieferten Regeln auch für Illyrien galten, muß noch geklärt werden. Man sollte nicht von einer zwangsläufig einheitlichen Behandlung der drei Großfeinde auf der Balkanhalbinsel ausgehen, wie das Beispiel Epiros deutlich zeigt. Die Städte in Südillyrien wie Partha, Dimallon, Amantia, Olympe, Apollonia, Epidamnos, Lissos und Skodra existierten zumeist als politische Einheiten weiter. Größere Bünde wurden zerschlagen – diese Tendenz zur Fragmentierung ist auch in Epiros deutlich zu erkennen, in Makedonien jedoch nicht. Zahlreiche Koina entstehen, die natürlich nicht als Bünde zu verstehen sind, sondern als wie auch immer geartete selbständige Gemeinschaften, die sich meist nur durch ihre Münzprägung als solche zu erkennen geben.329 Epiros Warum sich Epiros und Makedonien in römischer Zeit so unterschiedlich entwikkelten, hat verschiedene Gründe, deren wichtigster wohl die ohne römische Beteiligung erfolgte Entmachtung des molossischen Königshauses im Jahre 231 war. 328 Hammond, Macedonia III, 562 f. mit Anm. 3. Vgl. die Überlegungen anhand der Münzprägung bei Ceka, Questions 162–165. 329 Ceka, Illyrians 144–148. Zu den Koina vorerst Cabanes, Illyrie méridionale III; Hatzopoulos, Illyrie méridionale III. Vgl. auch Hammond, ICS 16, 1991.
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Schon damals sind Regionalisierungbestrebungen zu beobachten.330 Das Wiederauftauchen der lokalen Ethnika zeigt nach P. Cabanes an, daß die föderalistische Bewegung in Epiros aus dem Verlangen nach einer Wiederbelebung der lokalen Institutionen resultierte.331 Das muß nicht zutreffen, da diese Institutionen während der Königszeit weiterhin vorhanden und aktiv gewesen waren. An der epirotischen Nordgrenze war ab 228 das römische Protektorat entstanden, das auch Korkyra einschloß,332 so daß die Chaonia zum unmittelbaren Nachbarn des Einflußgebietes der Römer wurde. Die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf den epirotischen Bund sind noch nicht systematisch untersucht worden, müssen aber beträchtlich gewesen sein und haben gewiß auch zum letztendlichen Zerfall des Bundes in den Jahren vor 170 geführt oder zumindest beigetragen. Die Konfliktlinien verliefen nicht zwischen den Molossern und den anderen, sondern es müssen Vormachtkämpfe zwischen verschiedenen Adelsparteien am Werke gewesen sein. Die Protagonisten der Parteien waren Charops der Jüngere und Antinoos Klathrios. Antinoos, wohl Molosser, stand für das Koinon, Charops, obwohl Thesprotier,333 für den chaonischen Norden Epiros’ mit dem Zentrum Phoinike. Der Norden hatte andere ökonomische und damit politische Interessen und war im Laufe der KoinonZeit erstarkt. Der Blick in die große delphische Theorodokenliste aus dem späten 3. Jh. v. Chr.334 läßt erahnen, daß er nicht mehr vollständig in den Bund integriert war und daß die im Laufe des 3. Jh. monumental ausgebauten urbanen Zentren ein starkes Unabhängigkeitsstreben entwickelt hatten. Es erscheinen etwa Byllis,335 Orikos, Phoinike, Kemara und Amantia; es fehlen die in der älteren epidaurischen Theorodokenliste von 360–355 v. Chr.336 noch genannten großen Stämme der Chaonen, Thesprotier und Molosser. Die direkten Kontakte nach Unteritalien und zum römischen Protektorat führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und zu einer politischen Anlehnung der nordepirotischen Eliten an Rom. Das beste Beispiel hierfür ist Charops der Ältere, der bereits im 2. Makedonischen Krieg die Römer unterstützt hatte, indem er Flamininus und sein Heer unbehelligt durch Chaonien marschieren ließ.337 Später schickte er seinen Enkel Charops nach Rom, um dort Latein zu lernen und Freunde zu machen.338 Der Reichtum Phoinikes, von dem anläßlich der Plünderung durch die Illyrer im Jahre 232/1 die Rede ist, bei der 330 Dazu und zum folgenden Daubner, Identität 107–112. 331 Cabanes, Épire 199; Salmon, Illyrie méridionale I, 124. 332 Zum Protektorat Hammond, JRS 79, 1989, mit dem Versuch einer kartographischen Darstellung in 24 Abb. 3; Hammond, Epirus 598–601. Kartierungsversuche auch in Cabanes, Épire, Karte 6, und Kleu, Seepolitik, Karten 3 und 4. S. auch unten die Zusammenfassung. 333 Cabanes, Épire 548, 18; eine Weihung des älteren Charops in Dodona: Χάροψ Μαχατᾶ / Θεσπρωτὸς Ὀπατὸς / Διὶ Νάωι καὶ Διώναι / καὶ Διὶ Βουλεῖ. 334 Plassart, BCH 45, 1921 = SGDI II 2580. Die epirotischen Orte finden sich in Z. IV 31–60. Vgl. Hammond, Epirus 656 f.; Cabanes, Épire 116–120; Daubner, Polis. 335 In der Nachbarschaft der dem Protektorat untergeordneten Atintanen existierte im späten 3. und frühen 2. Jh. das autonome Koinon der Byllionen: Cabanes, Historia 37, 1988; SEG 38, 462. 336 IG IV2 95, II Z. 23 ff. Dazu Hammond, Epirus 517–519; Cabanes, Épire 116–120. 337 Liv. 32, 6, 1; Plut. Flamininus 4. Vgl. Hammond, Epirus 617 f. Zum älteren Charops Paschidis, City and King 349–353. 338 Pol. 27, 15. Vgl. Habicht, Hellenistic Monarchies.
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auch zahlreiche italische Händler ausgeraubt, ermordet oder gefangengenommen wurden, zeigt, daß der Handel hauptsächlich nach Italien ging, nicht mehr, wie zu Pyrrhos’ Zeiten, über Ambrakia in den Süden.339 Rom löste zudem nach dem Desaster von Phoinike340 den epirotischen Bund als Schutzmacht im Norden ab. So war es nur folgerichtig, daß der ohnehin nicht fest gefügte Bund zerbrach, als Theodotos und Philostratos, den wir aus einer Inschrift als Strategen des Bundes kennen,341 versuchten, den römischen Konsul A. Hostilius Mancinus zu entführen – es ist unklar, was sie damit bezweckten. Der Konsul fuhr daraufhin lieber per Schiff weiter nach Thessalien, und der epirotische Bund zerbrach.342 In Epiros gab es bedeutende prorömische Fraktionen, wie in den meisten griechischen Staaten. Im von der Neuordnung des Jahres 167 betroffenen Teil Illyriens scheint es solche nicht gegeben zu haben, in Makedonien allerdings mit Sicherheit nicht, dafür hatte Perseus gesorgt, der sogar seinen Bruder Demetrios aufgrund von dessen guten Kontakten zum Senat hatte umbringen lassen.343 In dieser Hinsicht ist aufschlußreich, daß wir nur von einem einzigen prominenten makedonischen Überläufer wissen, dem nobilis Onesimos, der wohl demzufolge auch königlicher Funktionsträger war. Er fiel von Perseus ab, wurde in die formula sociorum eingetragen, und erhielt ein Haus und Land in Tarent, das ihm vom Praetor peregrinus C. Decimus zugewiesen wurde.344 Nach den großen Säuberungen des Jahres 167, der Zerstörung von 70 meist molossischen Städten und dem Sklavenraubzug des Aemilius Paullus hat die römische Kommission vorerst das, was von Epiros noch geblieben war, dem Thesprotier Charops überantwortet, der einige Freunde im Senat hatte. Dieser erwies sich als wahrer Tyrann, so daß Epiros bis zu seinem Tode nicht zur Ruhe kommen konnte.345
339 Eine Untersuchung zum Münzumlauf in Phoinike kann das bestätigen. Hier tauchen ab 168 vermehrt römische Münzen auf. Die Zahl der einbezogenen Stücke ist allerdings gering, so daß sich allzu weitreichende Schlüsse verbieten: Gjongecaj, Illyrie méridionale V. Zur wachsenden ökonomischen Bedeutung Phoinikes unter der römischen Herrschaft vgl. auch Gjongecaj, Illyrie méridionale IV. 340 Pol. 2, 8. 341 I.Bouthrotos 5. 342 Pol. 27, 16. Dazu Deininger, Polybios 90 f. 343 Edson, HSPh 46, 1935; Badian, Clientelae 93–95; Dell, Ancient Macedonia 3, 1983; Ogden, Polygamy 183–187; Eckstein, Companion 239 mit Anm. 66. Perseus wird von Eumenes II. vorgeworfen, die Ermordung des prorömischen Illyrers Arthetauros angeordnet zu haben: Liv. 42, 13, 6. 344 Liv. 44, 16, 4–6. S. Roselaar, Public Land 82; Zack, GFA 16, 2013, 90. Zum tarentinischen ager publicus s. RS S. 302. Daß Apelles, der den Brief des Flamininus gefälscht hatte, der schließlich zur Beseitigung des Demetrios führte, nach Italien geflohen sei (Liv. 40, 55, 6), ist doch recht unwahrscheinlich: Edson, HSPh 46, 1935, 200. 345 Pol. 32, 20 f.
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Thrakien Das thrakische Küstengebiet war ein ständiger Zankapfel zwischen den makedonischen und den pergamenischen Königen. Die Einflußnahme erfolgte weniger durch militärische Interventionen als vielmehr über jeweils makedonen- und attalidenfreundliche Parteien in den Städten Ainos, Maroneia und Abdera.346 Die samothrakische Peraia, die nicht exakt lokalisiert werden kann, aber sicher beträchtlichen Umfang hatte und jedenfalls die Städte Drys und Zone einschloß,347 ist von diesen Streitigkeiten nicht betroffen gewesen. In den Städten der Peraia gab es nach den Kelteneinfällen des frühen dritten Jahrhunderts kein politisches Leben mehr, und die autonome Inselpolis hielt sich aus diesen Konflikten weitgehend heraus. Vor dem dritten Krieg der Römer gegen Makedonien hatten die thrakischen Gebiete zwischen dem Hebros und dem Nestos/Mestos zum Reich des Perseus gehört, allerdings nicht als integraler Bestandteil, sondern sie wurden in Form einer Strategie verwaltet.348 Was in Amphipolis über sie verfügt wurde, berichten Diodor und Livius: Der Westen Thrakiens wurde zur ersten makedonischen Meris geschlagen; die drei Städte sollten frei sein.349 Schon vor der Niederlage des Perseus hatte Eumenes versucht, auf Kosten des ebenfalls mit Rom verbündeten Odrysenkönigs Kotys, der einst ein treuer Verbündeter Philipps V. gewesen war, thrakisches Land zu erobern.350 Sein Bruder Attalos bat bei seinem Auftritt im römischen Senat um eine Abtretung von Ainos und Maroneia.351 In der Tat mußten die thrakischen Poleis in dem Machtvakuum nach Pydna eine Eroberung sowohl durch Kotys als auch durch Eumenes fürchten. Das berühmte Dekret der Abderiten von 167/6, das teische Gesandte ehrte, die sich in Rom für die Interessen der Stadt eingesetzt hatten, erwähnt die Gefahren, denen Abdera durch die benachbarten thrakischen Stämme ausgesetzt war.352 Da der Fall Abderas also wohl bereits geregelt war, baten die Pergamener nur um Ainos und Maroneia und gaben ihre Ansprüche auf Abdera auf. Der Senat verweigerte ihnen die beiden Städte. Das fragile Gleichgewicht im strategisch wichtigen thrakischen Korridor, das die makedonischen Könige über Jahrzehnte mühsam errichtet und aufrechterhalten hatten, sollte nicht zugunsten einer der Parteien zerstört werden, mit denen sich bereits hier weitere Konflikte anbahnten.353 Zudem sollten wohl die wichtigen Ostzugänge zur makedonischen Straße, die spä346 Vgl. dazu Hansen, Attalids 106–120; Loukopoulou, Meletemata 3, 63 f.; 101 f. 347 Zur samothrakischen Peraia Zahrnt, Meletemata 58; Psoma, Meletemata 58; Archibald, Eirene 46, 2010; Juhel, Historia 64, 2015, 100–104. 348 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 207; 248; 259; 372; Hatzopoulos, Dritter Thrakologischer Kongreß. 349 Liv. 45, 29, 5–7; Diod. 31, 8, 8. Vgl. Strab. 7 frg. 48 (47). Dazu Danov, ANRW 99; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 248 f. Zu den Textproblemen der Diodorstelle Hammond, Macedonia III 61 f. 350 Liv. 42, 67, 4 f.; zu der schwierigen Stelle vgl. Briscoe, Commentary 375 f., und Meloni, Perseo 249. Zu Kotys Condurachi, Latomus 29, 1970; Loukopoulou, Meletemata 3, 65 f.; Daubner, Bellum Asiaticum 37–39; und J. u. L. Robert, BE 1972, 270. 351 Liv. 45, 20, 2; s. Dmitriev, Historia 59, 2010. 352 Syll.3 656; BE 1971, 564. 353 Loukopoulou, Meletemata 3, 64.
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ter via Egnatia genannt wurde, unter makedonischer, also nunmehr römischer Kontrolle bleiben.354 Daß sich die Städte im Krieg gegen Rom gestellt hatten, scheint in diesem Fall nicht ausschlaggebend gewesen zu sein – Ainos und Maroneia hielten im Jahre 170 dem Angriff der römischen Flotte unter L. Hortensius stand,355 Abdera fiel nach einer Belagerung durch die römische Flotte und das Heer des Eumenes; die Stadt wurde geplündert und die führenden Männer hingerichtet oder versklavt. Die Pergamener wüteten derart, daß es selbst dem Senat zu viel wurde.356 Die Fälle zeigen, daß man sich hüten muß, in der Verleihung des Status einer civitas libera in jedem Fall eine Belohnung zu sehen. Der Status der freien Städte Thrakiens wurde durch Verträge gesichert.357 Mit den thrakischen Stämmen im Hinterland versuchte Rom ein Einvernehmen zu finden. Bithys, der Sohn des mächtigen Odrysenkönigs Kotys, war von seinem Vater als Geisel an den makedonischen Hof ausgeliefert worden und fiel zusammen mit der Familie des Perseus in römische Hände. Die thrakischen Gefangenen wurden nach Paullusʼ Triumphzug nicht wie die makedonischen in den Carcer geworfen, sondern man internierte sie in dem Bergnest Carseoli. Kotys schickte noch im Jahre 167 eine Gesandtschaft nach Rom, um über Bithys und die übrigen thrakischen Geiseln zu verhandeln; der Senat entschied, sie von drei Legaten begleitet ohne Lösegeld nach Hause zu schicken.358 Thessalien Die Geschichte Thessaliens unter römischer Herrschaft ist zu weiten Teilen dunkel;359 ebenso sind es die Geschehnisse, die Thessalien römisch gemacht haben. Das Land, das lange unter makedonischer Herrschaft stand, hatte 196 v. Chr. durch T. Quinctius Flamininus die Unabhängigkeit erhalten, ebenso die perioikoiGebiete: die Perrhaibia, die Magnesia und die Achaia Phthiotis sowie die Stämme im Spercheiostal, in der Malis, Ainis, Oitia und Dolopis.360 Die Oitia und die Malis hatten seit dem 3. Jahrhundert unter aitolischen Einfluß gestanden, während die Perrhaibia und die Magnesia seit Philipp II. immer mehr in den makedonischen Staat integriert worden waren.361 Absicht und Resultat der flamininischen Freiheits354 So Hammond, Macedonia III 612. 355 Liv. 43, 7, 10. 356 Belagerung Abderas: Diod. 30, 6; Eroberung und Plünderung unter Führung des Hortensius sowie die anschließende Rüge des Senats und die Restituierung der Versklavten: Liv. 43, 4, 8–13. 357 Triantaphyllos, 8. Epigraphikkongreß; Loukopoulou, Meletemata 3, 101–110. Vgl. Avram, Hellenismus. 358 Liv. 45, 42, 5–12; Pol. 30, 18. S. Knibbe, Gesandtschaften 123 f. Bei Canali De Rossi, Ambascerie, fehlt die Gesandtschaft des Kotys nach Rom. 359 S. Helly, Centre Jean Palerne, Mémoires II; Bowersock, RhM 108, 1965; vgl. Burrer, Münzprägung 1–25. 360 Ein historischer Überblick bei Graninger, Cult and Koinon 7–41. 361 Isokr. Philippos 5, 21; Strab. 9, 5, 16. Daß es sich um kein wie auch immer geartetes Bündnis handelte, sondern daß die Gegenden voll integriert waren, betont Intzesiloglou, Inscriptions 75–77. Zur Thessalienpolitik Philipps V. s. Oetjen, Festschrift Tracy.
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erklärung war es, die Machtbasis Makedoniens in Zentralgriechenland zu zersplittern und den aitolischen Einfluß zu beschneiden.362 Diese zwischenzeitlich nicht sehr erfolgreiche Strategie wurde durch Aemilius Paullus reaktiviert. Das Regelwerk, das für Thessalien und die Periökenstämme aufgestellt wurde, ist insgesamt nicht zu greifen; wir erkennen lediglich einige Einzelregelungen. Die Magnesia, die nach 196 kurzzeitig ein Bundesstaat wurde, geriet wieder unter makedonische Herrschaft, als aber Rom nach dem Perseuskrieg die politischen Grenzen in Mittelgriechenland abermals änderte, wurde wieder ein Magnetischer Bund gegründet.363 Die Mauern der magnetischen Hauptstadt Demetrias, um deren ökonomische Hebung sich Philipp V. gekümmert hatte,364 sollten geschleift werden – das ist die einzige auf Thessalien bezogene Regelung, die sich in den Quellen zur Gesetzgebung des Paullus findet.365 Das ist sicher so geschehen, wenn auch archäologisch noch vieles unklar ist – die Zerstörungszeit des Palastes ebenso wie dessen nachfolgende Nutzung366 –, so daß der Frage, was mit solch einer von einem König gegründeten Stadt passiert, wenn der König endgültig nicht mehr da ist, bisher noch nicht nachgegangen werden kann.367 Aus einem römerzeitlichen Haus in Demetrias stammt eine stark zerstörte Inschrift, die kürzlich vorgelegt wurde.368 Die formelhaften Phrasen lassen einen Senatsbeschluß vermuten, wenn auch das Präskript verloren ist. Der Beschluß bezieht sich offensichtlich auf die Magnesia; die Empfänger sind einige Magnesier, die Steuerfreiheit gewährt bekommen sowie vielleicht Teile des ehemaligen Königslandes: In Zeile 8 ist von χῶρα βασιλικῆ die Rede. Der seltene Ausdruck muß das gleiche wie βασιλικὴ γῆ, Königsland, bedeuten.369 Der Palast in Demetrias bezeugt einen besonderen Status der Stadt im makedonischen Herrschaftsgefüge, und so ist es wahrscheinlich, daß in der Umgebung von Demetrias königliches Land zu finden ist. Buchstabenform und Anlage datieren die Inschrift in die erste Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts. Die Herausgeber argumentieren überzeugend, daß zwischen 197 und 191, als Demetrias nicht in makedonischer Hand war, 362 363 364 365 366 367
Graninger, Cult and Koinon 33–35. Intzesiloglou, Αρχαία Δημητριάδα. Walbank, Philip 229 f. Diod. 31, 8, 6. Doulgeri-Intzesiloglou, Ελληνιστική Κεραμική; Sinn, Homerische Becher 37; 64–67. Erste Überlegungen zum römischen Demetrias bei Triantaphyllopoulou, AErgoThess 3, 2012. Wurde es als Polis aufgehoben? Ein Dekret der Stadt Pydna aus Dion, das zwei Einwohnern von Demetrias die Isopolitie verleiht und das vielleicht in die Zeit kurz nach 168 gehört, ist direkt an diese gerichtet, nicht an ihre Polis: Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 55; dazu S. 130 f. und Papazoglou, ZAnt 50, 2000, 170–172. In der 2. Hälfte des 2. Jh. v. Chr. ist Demetrias jedenfalls (wieder?) als Polis aktiv, wie die zahlreichen Dekrete der Stadt für fremde Richter zeigen: Helly, BCH 95, 1971. Das Dekret für die Richter aus Herakleia Trachinia ist in SEG 23, 405 falsch datiert. Zudem werden die Beschlüsse des Magnetenbundes weiterhin in Demetrias aufgestellt: Batziou/Pikoulas, Horos 22–25, 2010–2013. 368 Batziou-Efstathiou/Pikoulas, Inscriptions. Im folgenden referiere ich meist lediglich die Thesen der Herausgeber. 369 Parallelen: Batziou-Efstathiou/Pikoulas, Inscriptions 83 Anm. 15. Zum Landbesitz hellenistischer Könige in Kleinasien Mileta, König. Eine derartige Untersuchung zu Griechenland wäre nötig; s. vorerst Hatzopoulos, Donation. Vgl. auch Thonemann, Chiron 39, 2009.
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gewiß keine Regelungen über das Königsland getroffen wurden, zumal Philipps Kooperation mit den Römern im Antiochoskrieg zeigt, daß das römisch-makedonische Verhältnis nicht irreversibel geschädigt war. Die Situation nach 168 war eine grundsätzlich andere, und als sich Paullus in Demetrias aufhielt, um die Zehnmännerkommission aus Rom zu erwarten, könnte er mit der Frage konfrontiert worden sein, was der neugegründete Magnetenbund mit dem Königsland anfangen solle. Die Herausgeber finden es verwunderlich, daß sich hier Rom zuständig zeigt, nicht die unabhängigen Magneten, und vermuten, daß das Vertrauen in die neue Organisation seitens der Römer noch nicht recht vorhanden war. Das ist jedoch nicht unbedingt anzunehmen. Die Gesetze und Regelungen, die in Amphipolis verkündet wurden, bezogen sich nicht nur auf das besiegte Makedonien, sondern betrafen weite Teile Nord- und Mittelgriechenlands. Vor allem beschäftigten sie sich auch mit Fragen von Landbesitz und mit Landzuweisungen. Insofern ist es gut möglich, daß auch dieser Entscheid während der Konferenz von Amphipolis verkündet wurde, wie auch der Befehl, die Mauern von Demetrias zu schleifen. Nur wenige Daten sind uns bekannt, die Einblick in die Umbrüche gewähren, die in Thessalien nach dem Ende des makedonischen Königtums stattfanden: Die thessalische Hauptstadt Larisa war ein Zentrum der Ereignisse des dritten makedonischen Krieges, der hauptsächlich auf thessalischem Boden ausgetragen wurde. Zahlreiche Inschriften beziehen sich auf Ereignisse um den Krieg, die einen einzigartigen Einblick in das städtische Klima dieser Zeit geben.370 Von besonderem Interesse sind hier die epidosis zum Zwecke des Ausbaus der Stadtmauern kurz vor dem Krieg371 sowie das Dekret für den Mamertiner Novius Latinus, Sohn des Ovius.372 Dieser wird dafür geehrt, daß er einen Larisäer, der bei den ausgedehnten Sklavenraubaktionen der Römer von Soldaten eingefangen worden und nach Sizilien verkauft worden war, in die Freiheit zurückgeführt hatte. Die römischen Soldaten waren während des Krieges nicht wählerisch, was die Eingefangenen anging, und es gibt einige Hinweise auf Restitutionen noch während des Krieges und nach dessen Beendigung.373 Ob der Mamertiner, der also ein Bürger von Messana war, dauerhaft in Griechenland zu tun hatte, wissen wir nicht. Er könnte allerdings gut einer der Italiker sein, die als Händler schon früh in Nordgriechenland ansässig waren. Novius ist ein häufiger oskischer Name, aber die zweitälteste Inschrift aus Stobi ist die griechischsprachige Weihung eines L. Novius für Herakles,374 so daß feststeht, daß sich schon in republikanischer Zeit einige Novii in Nordgriechenland etabliert hatten.375 370 Tziafalias/García-Ramón/Helly, BCH 130, 2006; Helly, Topoi 15, 2007. Zu den Ehrungen für den athenischen Philosophen Satyros s. Haake, Tyche 24, 2009. Die schon seit langem bekannte Ehrung für einen T. Quinctius im Museum Volos AE 1910, 344, 3 gehört wahrscheinlich in die Zeit nach dem Mithradateskrieg: Bouchon, Topoi 15, 2007. 371 Helly, Topoi 15, 2007, 210–216. 372 Helly, Topoi 15, 2007, 229–235; Tziafalias/García-Ramón/Helly, BCH 130, 2006, 456–466. 373 Helly, Topoi 15, 2007, 233; vgl. Bielman, Liberté 305 f. 374 I.Stobi 9 = SEG 32, 648. S. Tataki, Roman Presence 326. Zur Verbreitung des Namens Novius in Makedonien s. Papazoglou, ZAnt 32, 1982, 41 f. 375 Ein Novius, Sohn des Novius, findet sich auch in einer ptolemäischen Söldnerliste des Jahres 73/2 aus Hermoupolis Magna: Fraser, Onomastics Z. 112 mit S. 82.
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Das alte thessalische Zentralheiligtum der Athena Itonia in Philia war zu abseits, zu „thessalisch“, um den Bedürfnissen des 196 wiedergegründeten Thessalischen Bundes gerecht zu werden. So wurde in Larisa der Kult des Zeus Eleutherios explizit als Bundesheiligtum geschaffen, nicht zuletzt auch, um den Hauptortcharakter Larisas zu unterstützen. Der Kult des Zeus Eleutherios und die angeschlossenen Spiele wurden auf internationaler Ebene propagiert, um den Kult auch hellasweit zu etablieren.376 Nach 168 scheint in Larisa mit den Stena ein neues Fest geschaffen worden zu sein, das von der Stadt, nicht vom Bund organisiert wurde und wohl an die thessalischen Teilnehmer einer größeren Schlacht des Perseuskrieges erinnern sollte.377 Im Gegensatz zu den panhellenischen Eleutheria hatten die Stena einen deutlich thessalischen Charakter; der Agon bestand wohl nur aus der „Thessalischen Trias“ Bullenjagd, aphippolampas und aphippodromas.378 Wahrscheinlich auch in die Zeit kurz nach dem Krieg gegen Perseus gehört das perrhaibische Proxeniedekret der Polis und der Ekklesia von Gonnoi für die beiden Römer C. Flavius C. f. Apollonius und C. Flavius C. f. Bucco, die zudem die Enktesis und die Epigamie verliehen bekommen – gerade die Epigamie war eine Ehre, die in Thessalien außerordentlich selten verliehen wurde.379 Aus den vagen Formulierungen der Inschrift erfahren wir nicht, welchen Dienst die beiden, die wahrscheinlich negotiatores waren und in Larisa lebten, den Perrhaibern erwiesen haben.380 Nach der römischen Eroberung wurde das athamanische Königtum abgeschafft, aber das Bergland blieb als κοινὸν Ἀθαμάνων selbständig.381 Mittelgriechenland Die Akarnanen werden in Liviusʼ Bericht über die Veranstaltung in Amphipolis kurz abgehandelt: „Nachdem die Aitoler entlassen waren, wurde das Volk der Akarnanen vorgeladen. Für diese gab es keine Neuerungen, außer daß Leukas aus dem concilium der Akarnanen herausgenommen wurde.“382 Livius benutzt hier wie 376 Graninger, Cult and Koinon 74–85; vgl. auch Falezza, Roman Power 161–163. 377 An der Schlacht von Kallikynos/Stena des Jahres 171, die für die Römer äußerst verlustreich war, nahmen einige Auxiliareinheiten teil, unter anderem 300 thessalische Reiter. Livius findet die Bemühungen der Verbündeten so lächerlich, daß er spottet, die meisten der Einheiten seien bereits in Vergessenheit geraten: Liv. 42, 55, 8–10. Die Schlacht selbst Liv. 42, 57–61. Dazu Helly, Topoi 15, 2007, 170–186. Womöglich gehört das larisäische Dekret, das drei Männern den Titel „Retter der Polis“ verleiht, in diesen Kontext: Helly, Topoi 15, 2007, 239–245. 378 Kramolisch, Strategen 135 f. Zum Fest auch Helly, État thessalien 264–272; Helly, Bourgeoisies municipales 374–380; Graninger, Cult and Koinon 78 Anm. 124. Vgl. die Siegerliste von etwa 10 v. Chr.: Helly, Topoi 15, 2007, 245–248. 379 I.Gonnoi 42. Zur thessalischen Epigamie s. Bouchon, Topoi 15, 2007, 275 mit Anm. 86. 380 Dazu Helly, Gonnoi 115. Zu Gonnoi im und nach dem Perseuskrieg s. auch Bouchon, Topoi 19, 2014; Cassayre, Justice 206–209. 381 Syll.3 563A; vgl. Daubner, Identität 109 f. 382 Liv. 45, 31, 12: Aetolis dimissis Acarnanum citata gens. in his nihil novatum nisi quod Leucas exempta est Acarnanum concilio. Zu Leukas und Rom s. auch Fiedler/v. Hesberg, AA 2014.
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womöglich auch anderswo concilium als Übersetzung für das griechische κοινόν: dem akarnanischen Bund wurde also Leukas weggenommen; er wurde enthauptet, denn Leukas war der Hauptort des Bundes, wie Livius an früherem Ort berichtet hatte.383 Zudem war die Inselpolis der größte Gliedstaat des akarnanischen Bundes und dürfte ein Drittel der Bürger gestellt haben. Die Akarnanen, die nie zuverlässige Verbündete der Römer gewesen waren, wurden also im Gegensatz zu dem, was Liviusʼ Worte zu besagen scheinen, ganz empfindlich gestraft.384 Eine Begründung für diesen Willkürakt liefert Livius nicht, und es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß die römischen Entscheidungen ohne Begründung verlesen wurden. Schließlich war die Zusammenkunft in Amphipolis nicht für Verhandlungen mit den Unterworfenen bestimmt, sondern ihnen sollten die römischen Entscheidungen verkündet werden. Vier Jahre zuvor hatten die römischen Legaten Marcius und Atilius einer akarnanischen Gesandtschaft noch versprochen, sie könnten all das in Ordnung bringen, was sie dem römischen Volk in den Kriegen gegen Philipp und gegen Antiochos angetan hatten.385 Wahrscheinlich liefen die ersten Nachkriegsgespräche mit den römischen Gesandten tatsächlich zufriedenstellend: Im Museum Thyrreion befindet sich eine Stele, die den Text eines Proxeniedekrets des Akarnanenbundes – noch mit einem Strategen aus Leukas – für einen Cn. Baebius enthält.386 Wenn dieser Römer mit Cn. Baebius Tamphilus (RE 42), dem Prätor des Jahres 168 und Mitglied der Fünfergesandtschaft nach Illyrien, identisch ist, wie die Herausgeber der Inschrift meinen, so hat er wohl vor den Tagen von Amphipolis den Anschein erweckt, einiges für die Akarnanen bewirkt zu haben. Womöglich ist diese Ehrung wieder einer der seltenen Hinweise auf unterschiedliche Meinungen innerhalb des Senats. Makedonien war geschwächt und als handlungsfähige Macht ausgeschaltet, Achaia durch die Geiselstellung fest in der Hand Roms. Aitolien, wo die Romfeinde ermordet oder ins Exil getrieben worden waren, wäre die stärkste verbleibende Macht Festlandgriechenlands. Jedoch wurde der Aitolerbund von Rom weiter Teile seines Territoriums beraubt,387 wie auch schon in der Freiheitserklärung des Flamininus dreißig Jahre zuvor. Danach hört man kaum noch etwas von Aitolien; das Bergland wird kaum noch besucht oder erwähnt und spielt politisch keine Rolle mehr.388 Die bis zur Freiheitserklärung durch Flamininus zum aitolischen Bund gehörigen Gebiete Mittelgriechenlands gründeten sich nach 167 als Koina neu und waren trotz der zum Teil langen Integration in den Aitolischen Bund schnell wieder funktionsfähig und konnten eigenständig agieren. Womöglich hatten diese Koina (der Lokrer, Dorier, Ainianen, Oitaier usw.) im Bund den landsmannschaftlichen
Liv. 33, 17, 1: Id caput Acarnaniae erat, eoque in concilium omnes populi conveniebant. Dany, Akarnanien 216. Liv. 42, 38, 3 f. Funke/Gehrke/Kolonas, Klio 75, 1993; dt. Übers. HGIÜ 476. Von einem Besuch ist abzuraten: das Museum von Thyrreion ist das einzige mir bekannte Museum in Griechenland, in dem man die Ausstellungsstücke nicht anschauen darf (Stand 2004). 387 Dazu Bommeljé/Vroom, Pharos 3, 1995, 75. 388 Zum römischen Aitolien Grainger, Aitolians 531–545; Bommeljé/Vroom, Pharos 3, 1995. 383 384 385 386
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Zusammenhalt bewahren können.389 Die Führer der Romfreunde haben sich dauerhaft die Macht im auf die aitolischen Kerngebiete zurückgeworfenen Bund gesichert: Lykiskos wird in den 160ern mehrmals Stratege der Aitoler,390 ebenso wie Chremas sofort nach der römischen Eroberung die Führung der Akarnanen übernimmt.391 Es scheint jedoch in Aitolien und in Akarnanien wie auch in Makedonien, Boiotien und Epiros zu Staseis gekommen zu sein, über die wir lediglich im Falle von Epiros mehr als die bloße Tatsache erfahren. Laut Polybios endeten diese Bürgerkriege erst, als Ende der 160er Jahre etwa zeitgleich die neuen Tyrannen von Roms Gnaden beseitigt wurden oder eines natürlichen Todes starben, wodurch Griechenland gereinigt wurde.392 Der Senat hielt es offenkundig nicht für angebracht, diese durch andere Tyrannen zu ersetzen. Zusammenfassung: Die Ausweitung des römischen Protektorats Aemilius Paullus und seine Taten in Griechenland haben im Urteil der Forschung eine bemerkenswerte Wandlung erfahren.393 Bis zur Mitte des 19. Jh. galt er als einer der übelsten und brutalsten Imperialisten, wie es Niebuhrs Worte deutlich machen: Aemilius erfüllte jetzt den Auftrag die Verhältnisse zu constituiren nach dem Befehl den er von Rom erhalten hatte, für unsere Begriffe entsetzlich. Die Epiroten waren in das Schicksal des Perseus verwickelt; wenn sie auch die Verträge, die sie an Rom banden nicht beobachteten, so läßt sich doch die schwere Rache welche die Römer an ihnen übten nicht rechtfertigen. [Es folgt eine Schilderung der Plünderung Epirosʼ.] Das ist gräßlich, es zeigt die Ausartung des römischen Volkes, weil im Inneren kein Gleichgewicht war, nur Masse; die Knechtschaft raubt den Menschen die Hälfte der Tugend, aber völlige Freiheit zu thun was man will pflanzt doppeltes Laster: im Besitz der Weltherrschaft erlaubte man sich Alles. Nach einer solchen That können wir den Aemilius nicht mit Plutarch unter die großen und tugendhaften Männer zählen. In ganz Griechenland … ging es nicht besser: den Anhängern der Römer wurde das Schwerdt in die Hände gegeben, und sie wütheten gräßlich.394
Bei Mommsen jedoch ist von Niebuhrs Verdammungsurteil nichts mehr zu spüren; er kann nichts dagegen haben, daß ein edler Philhellene die Griechen beherrscht. Er spart den Namen des Konsuls aus, wenn die Greueltaten in Epiros und anderswo zur Sprache kommen, und nennt ihn nur in als positiv zu verstehenden Zusammenhängen:
389 Funke, CPCActs 4, 158. Ebd. 181 Anm. 54 zur Münzprägung dieser Regionen zwischen 196 und 167 (Ainianen, Oitaier, Amphissa, Apollonia, Oianthea, Thronion, Tithoreia) mit aitolischen Emblemen (Eberkieferknochen, Speerspitze), aber dem jeweiligen Orts- oder Stammesnamen; vgl. Funke, Kulturgeschichte 84 f. Ebd. 83 eine Karte, die die politische Situation Mittelgriechenlands nach 167 anschaulich zeigt. 390 Grainger, Aitolians 536. 391 Schmid/Schweighart, Akarnanien 138. 392 Pol. 32, 19–21. Dazu Ferrary, Philhellénisme 317. 393 Zur Forschungsgeschichte ausführlich Reiter, Aemilius 1–19. 394 Niebuhr, Vorträge 2, 213 f.
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien Endlich entschloß man sich in Rom den rechten Mann nach Griechenland zu senden. Es war Lucius Aemilius Paullus, der Sohn des gleichnamigen Consuls, der bei Cannae fiel; ein Mann von altem Adel, aber geringem Vermögen und deßhalb auf dem Wahlplatz nicht so glücklich wie auf dem Schlachtfeld, wo er in Spanien und mehr noch in Ligurien sich ungewöhnlich hervorgethan. Jetzt wählte das Volk ihn zum zweiten Mal zum Consul für das Jahr 586 seiner Verdienste wegen, was damals schon eine seltene Ausnahme war. Er war in jeder Beziehung der Rechte: ein vorzüglicher Feldherr von der alten Schule, streng gegen sich und seine Leute und trotz seiner sechzig Jahre noch frisch und kräftig, ein unbestechlicher Beamter – ‚einer der wenigen Römer jener Zeit, denen man kein Geld bieten konnte‘, sagt ein Zeitgenosse von ihm – und ein Mann von hellenischer Bildung, der den Waffenstillstand benutzte Griechenland der Kunstwerke willen zu bereisen und vor dem olympischen Zeus stehend es aussprach, daß nur Pheidias es verstanden habe das homerische Ideal darzustellen.395
Diese beiden Grundpositionen seien hier nur aufgeführt, um deutlich zu machen, worum es nicht gehen kann: aus der Fähigkeit eines römischen Politikers, Griechisch zu sprechen und griechische Kunstwerke zu schätzen, Schlüsse nicht nur auf seinen Charakter, sondern auch auf sein Verhalten als Feldherr und Politiker zu ziehen. So ist es gewiß unangebracht, dem Sieger von Pydna in antiker Tradition wie auch immer geartete philhellenische Motive zu unterstellen, um das, was danach geschehen ist, zu erklären. Philhellenismus ist in seinen Taten nicht zu erkennen – oder am ausgeprägtesten noch darin, daß er die erbeutete Bibliothek des Perseus nach Rom mitnimmt und sie seinen Söhnen überläßt, die, weil sie diese Bücher besitzen, zum Mittelpunkt eines intellektuellen Zirkels werden.396 Auch über die restliche Beute verfügt er frei und ohne Rücksicht auf hellenische Befindlichkeiten, wie es einem römischen Feldherrn zukam, und stiftet als Proconsul in Spanien einen Teil davon, wie wir aus einer Inschrift aus Italica schließen können.397 Als er im Jahre 160 starb, trugen Spanier, Ligurer und Makedonen seine Bahre, wie Plutarch berichtet.398 Die Vertreter der von Aemilius Paullus unterworfenen Völker taten dies wohl als seine durch die Eroberung gewonnenen Klienten.399 Dafür, daß ein in einer Bronze- und vier Marmorkopien überliefertes Porträt als Aemilius Paullus
395 Mommsen, Römische Geschichte 1, Buch 3, Kapitel 10, 587 = Bd 1, Neudruck Neu Isenburg 2006, 765 f. 396 Die Bibliothek: Plut. Aem. 28, 11. Ferrary, Philhellénisme 536 f. mit Anm. 39. 397 Die Inschrift im Museum Sevilla, die heute stärker zerstört ist als bei der Auffindung (Abb. in der Datenbank Hispania Epigraphica: http://eda-bea.es; letzter Zugriff 20.11.2013, Nr. 524), bezieht sich wohl nicht auf L. Mummius, wie es die Ergänzung in CIL II 1119 nahelegt, sondern auf L. Aemilius Paullus. Canto, Epigraphica 47, 1985: [L(ucius) Aemi]lius L(uci) f(ilius) imp(erator) / [ded(it)? Za]kintho capta / [civit(ati) Ita]licensi. Es handelt sich um eine kaiserzeitliche Kopie der ursprünglichen Inschrift; s. auch Rodríguez Hidalgo / Keay, Social Complexity, 398 f. 398 Plut. Aem. 39. 399 Harmand, Patronat 14; Bloy, Historia 61, 2012, 172. Gegen ein Patronat des Paullus über die Besiegten sprechen sich Eilers, Roman Patrons 50 f., und Dmitriev, Greek Slogan 444, aus. Ihrer Meinung nach reiche das, was in Plutarchs Text stehe, nicht für eine solch weitreichende Deutung aus. Jedoch ist es normale römische Politik gewesen zu versuchen, den eigenen Ruhm und die eigene Klientel zu mehren, und vor allem aus diesem Trachten entstanden die ständigen Konflikte zwischen den Feldherren und dem Senat.
4. Die Gesetzgebung des Aemilius Paullus
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zu identifizieren sei, haben wir nicht genügend Argumente,400 doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß er in Griechenland mit Statuen geehrt worden ist. Das Vorgehen der Römer nach der Schlacht von Pydna läßt sich als Übernahme der Herrschaft deuten. Aemilius Paullus inspizierte auf seiner Griechenlandreise die stärksten Festungen und besuchte die wichtigsten Städte und Heiligtümer. Dort setzte er unmißverständlich Zeichen der Herrschaft. Das delphische Monument machte am bedeutendsten panhellenischen Heiligtum klar, wer das Sagen hatte. Die Eingriffe in die Verfassungen der besuchten Städte im Verein mit dem rigiden Vorgehen gegen auch nur vermutliche Romfeinde passen beim besten Willen nicht zur romantischen Vorstellung einer philhellenischen Bildungsreise. Die Gesetzgebungen und territorialen Neuordnungen in den gewonnenen Gebieten zeigen, daß bewußt eines der größten Probleme jeder römischen Eroberung angegangen wurde: Der Umgang mit den unterschiedlichen Territorien, die zum rechtlich wie auch immer ausgestalteten Herrschaftsgebiet gehörten.401 Da nicht geplant war, Truppen in Griechenland zurückzulassen oder eine eigene Verwaltung zu installieren, ging es darum, mögliche Hegemoniebildungen zu unterbinden und die Territorien so zu verteilen, daß möglichst handhabbare Unterteilungen entstehen. Die Beschneidung der boiotischen, achaiischen, akarnanischen und aitolischen Bünde, die Gründung oder Wiedergründung neuer Gemeinwesen vor allem in Thessalien und die Einsetzung romfreundlicher Tyrannen oder Regimes, ebenso die exemplarisch harte Bestrafung oder gar Vernichtung einiger Orte wie Rhodos, Antissa und Delos verdeutlichten, daß das neuerliche Erstarken romfeindlicher Kräfte im Keim erstickt werden sollte. Dazu dienten auch die Massendeportationen und letztendlich der Raubzug durch Epiros. Um eine solche Herrschaftsform zu bezeichnen, die, auch wenn kein römisches Heer und keine römische Administration in Griechenland blieb, mit ständigen Interventionen und mit der häufigen Anwesenheit römischer Amtsträger einherging,402 bietet sich der einst etablierte, aber von der realpolitischen Schule abgelehnte Begriff des Protektorats an, das bereits im Abschnitt über Epiros erwähnt wurde. Letztlich führen die Argumente etwa von E. Gruen und A. Eckstein die Thesen fort, die M. Holleaux über das bis zum Ende des 3. Jh. v. Chr. bestehende Desinteresse Roms am griechischen Raum (der mit dem griechischen Osten gleichgesetzt wird403) aufgestellt hat. Allerdings meint Holleaux, das sei nach dem Krieg gegen Philipp V. anders gewesen, als im durch Flamininus „befreiten“ Griechenland alle Staaten mehr oder weniger von Rom abhängig gewesen seien.404 Letztendlich 400 Zum „Aemilius Paullus Typus Tirana-Museo Nazionale Romano“ s. Papini, Giorni di Roma. 401 Eine anschauliche Darstellung am Beispiel Kleinasiens bietet Sherwin-White, JRS 67, 1977, 65. In Griechenland begann diese Aneignung bereits nach dem Krieg gegen Philipp; vgl. Holleaux, Études V, 382 f. 402 Zu den Interventionen Roms in Nordgriechenland zwischen 167 und 148 s. hier Teil III Kapitel 6. 403 Vgl. die Kritik bei Prag/Crawley Quinn, Hellenistic West 8; s. auch Derow, JRS 69, 1979. 404 Holleaux, CAH VIII. Der Abschnitt über die Zeit nach dem Krieg gegen Philipp (193–198) ist mit „The Roman Protectorate in Greece“ überschrieben. Vgl. Holleaux, Études V, 380–386; 381: „La Grèce ‚libre‘ était aussi une Grèce meurtrie, ruinée, spoliée. Mais, au reste, était-il libre? Là était la grande question. Les Aitoliens le niaient; d’autres aussi. De fait, les Romains
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
geht es darum zu zeigen, daß Rom nicht imperialistisch, sondern als Ordnungsmacht agiert habe.405 A. Eckstein kondensiert seine Ablehnung eines römischen Herrschaftsgebietes östlich der Adria nach den Illyrischen Kriegen in der Aussage, daß es lediglich einige Staaten gegeben habe, die informelle Freunde (amici) der römischen Republik gewesen seien und die kein zusammenhängendes Territorium gebildet hätten.406 Die Freundschaft mit Rom ist eine in jeder Hinsicht einseitige Angelegenheit und mit völkerrechtlichen Begriffen ebensowenig zu fassen wie ein Protektorat, eine Schutzherrschaft.407 Aus dem bei Polybios überlieferten Text des Vertrages zwischen Philipp V. und Hannibal geht jedoch deutlich hervor, daß die Römer als Herrscher über das Protektoratsgebiet gesehen werden, denn die Regelungen bestimmen, „daß die Römer nicht Herren sein sollen über Kerkyra, Apollonia, Epidamnos, noch über Pharos, Dimale, die Parthiner und die Atintanen. Die Römer sollen Demetrios von Pharos alle seine Untertanen zurückgeben, die jetzt zum römischen Koinon gehören.“408 Daß die Römer bereits zur Zeit des Antiochoskrieges über die Griechen herrschten, war auch in der späteren Antike bereits Gemeingut, wie aus einem neuen Fragment des Athener Historikers Dexippos aus dem späten 3. Jh. n. Chr. hervorgeht.409 Das Schutzmachtprogramm der römischen Politik hat Eugen Täubler im Jahre 1913 am deutlichsten beschrieben.410 Da es kein rechtlich ausgestaltetes Instrument war, ist es nur in seinen konkreten Auswirkungen zu fassen. Dies wird besonders klar in Polybios’ Schilderung des Friedens- oder Freundschaftsvertrages mit Antiochos III.411 Dessen Sinn ist, daß Antiochos die durch das Protektorat geschützten Griechen zwar abwehren, aber nicht von sich aus angreifen dürfe. Im Verteidigungsfalle solle er aber den Streit nicht zu Ende führen oder einen Vertrag schließen, sondern ein römisches Schiedsurteil abwarten. Den griechischen Staaten war es hingegen nicht verboten, gegen Antiochos loszuschlagen. Daß ein Freundschaftsvertrag mit Rom unilateral war, macht Täubler deutlich: „Eine weitere Entwicklung des Vertragswesens … liegt im Sinken der Vertragsgeltung, die in einer Ausdeutung der Vertragsbestimmungen, wie sie sich nur der Herr gestatten kann, zum Ausdruck kommt.“ Ein Beispiel hierfür liefern die Verhandlungen vor dem
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partis, leur ‚protectorat‘, comme nous disons, subsistait.“ S. auch Badian, Clientelae 55–115, und Nigdelis, Das römische Makedonien 59–61. Zu den ideologischen Vorannahmen, die den Beiträgen dieser Forschungsrichtung zugrunde liegen, Giovannini, AJAH 9, 1984, bes. 34. Eckstein, Anarchy 266: „…merely several states that had become informal friends (amici) of the Republic, separated by dozens or even hundreds of miles from each other“. Ebd. Anm. 74 einige Literatur, die eine andere Auffassung vertritt. Seine Thesen sind noch einmal ausführlich dargestellt in Eckstein, Rome 42–58. Giovannini, AJAH 9, 1984, 39. Pol. 7, 9, 13 f.: μηδ᾽ εἶναι Ῥωμαίους κυρίους Κερκυραίων μηδ᾽ Ἀπολλωνιατῶν καὶ Ἐπιδαμνίων μηδὲ Φάρου μηδὲ Διμάλης καὶ Παρθίνων μηδ᾽ Ἀτιντανίας. ἀποδώσουσι δὲ καὶ Δημητρίῳ τῷ Φαρίῳ τοὺς οἰκείους πάντας, οἵ εἰσιν ἐν τῷ κοινῷ τῶν Ῥωμαίων. Übers. nach H. Drexler. Vgl. Desideri, Macedonia 20–23; Walbank, Commentary 2, 42–56; zur Stelle bes. 56. Martin/Grusková, WSt 127, 2014, f. 193r Z. 21–23: ὅτε Ἀντίοχον τὸν ἐξ Ἀσίας δυνά- / στην ἐτρέψαντο· Ῥωμαίοις ἄρχο̣υ̣σιν̣. ̣ἤδη συνϊστάμενο̣ι̣ / ὥς πο̣υ̣ συγκ̣ληρ̣ωθὲν Ἕλλησι. Täubler, Imperium Romanum 432–449. Dort auch die folgenden Zitate. Pol. 21, 45.
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dritten makedonischen Krieg, in denen die Römer forderten, daß die Mörder des illyrischen Romfreundes Arthetauros von Perseus ausgeliefert werden mögen und daß Perseus in dem Streit mit dem von ihm abgefallenen, seinem Vater einst von Rom zugeteilten Dolopern das römische Urteil abwarten solle.412 Ihm wird also nicht vorgeworfen, daß er die Doloper unterworfen hatte, sondern daß er dies tat, obwohl sie die Römer angerufen hatten. Auch die Verfahren gegen Eumenes (dessen geheime Verhandlungen mit Perseus nicht unwahrscheinlich sind413) und gegen den jungen Antiochos V., dessen Schiffe und Elephanten, die gegen den Vertrag von Apameia gehalten wurden, im Auftrag des Senats durch römische Gesandte unter dem auf dieser Mission ermordeten Cn. Octavius zerstört und getötet wurden, zeigen diese Herrschaftsstellung. In Appians Bericht hat es den Anschein, als hätten die Römer gerade erst erfahren, daß es im Reich der Seleukiden Elephanten und Schiffe gebe, dabei waren schon nach Antiochosʼ IV. Prozession in Daphne römische Gesandte erschienen, denen die Tiere kaum verborgen geblieben sein können.414 „Der Vertrag gleichen Rechts … wurde zum Deckblatt eines Verhältnisses, das eher dem Klientelvertrage entsprach, aber nicht nur von seiten Roms im Verhältnis zu den Vertragsstaaten, sondern in deren eigener Auffassung.“ In der konkreten Ausgestaltung kann es den Anschein haben, daß Roms Freunde und Verbündete selbständig handelten: Die Städte im illyrischen Protektorat agierten als souveräne Gemeinden und hatten Teil an der „peer polity interaction“ der hellenistischen Welt. So gingen im Jahre 208 v. Chr. Gesandte aus Magnesia am Mäander nach Korkyra und nach Apollonia; beide Poleis bestätigten per Volksbeschluß die Asylie der Leukophryenia.415 Den Römern lag nichts daran, derartige Kontakte zu unterbinden. Wahrscheinlich empfanden sie sie sogar als nützlich, konnten sie doch auf diese Weise anders als durch Eroberungen in Kontakt mit der griechischen Welt treten. Darauf weisen viel frühere Fälle aus Italien hin: Bereits im Jahre 242, während der Kämpfe gegen die Punier, anerkannten die kampanischen Städte Elea und Neapolis, beide foederati der Römer, die koische Asylie; sie handelten, ganz sicher mit Wissen und Billigung des Senats, als souveräne Gemeinden.416 Und so ist auch nicht anzunehmen, daß jede Äußerung der unter der Schutzherrschaft stehenden Gemeinden auf römische Initiative zurückgehen oder mit den römischen Machthabern abgesprochen sein muß, so wie es auch zuvor unter den Königen schon war.417 Rom mußte nicht Truppen vor Ort stationiert haben oder Amtsträger gesandt und einen Verwaltungsapparat aufgebaut haben, um effektiv seine Interessen zu wahren. Die im sechsten Kapitel besprochenen Zeugnisse aus Nordwestgriechenland zeigen, wie sich das Protektorat konkret ausgestaltete. Sie
412 Liv. 41, 22, 4 zu Arthetauros; 23, 13 zu den Dolopern: Dolopiam armis subegit nec provocantis de controversiis ad disceptationem populi Romani audivit. Vgl. Pol. 22, 8. 413 Schleußner, Historia 22, 1973; Kertész, Ancient Macedonia 5, 1993. 414 App. Syr. 46; dazu Mittag, Antiochos 224 und Gruen, Chiron 6, 1976. 415 I.Magnesia 44 f. 416 Dazu Bengtson, Historia 3, 1955. 417 Zu den königszeitlichen makedonischen Städten und ihren Beziehungen zu panhellenischen Heiligtümern Daubner, Polis.
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II Der Beginn der römischen Herrschaft in Makedonien
belegen im Kontrast zu den Ereignissen in Makedonien, daß das römische Vorgehen funktionieren konnte und meist auch funktioniert hat. Die diskutierten Ereignisse, die sich nach der Schlacht von Pydna in Makedonien zugetragen haben, zeigten, daß nicht die Zerschlagung des Landes in vier Teile das Grundübel gewesen war, das das Land eineinhalb Jahrhunderte lang geplagt hat. Es wurden keine politischen Experimente veranstaltet und keine Bewegungsgrenzen für Menschen und Güter errichtet, die es nicht auch vorher schon gegeben hatte. Ausgeplündert wurde das Land, aber nicht mehr als andere. Dennoch sehen wir in Makedonien, daß die Folgen der römischen Eroberung weitaus tiefgehender waren als in vergleichbaren Fällen. Woran das lag, wird im folgenden fünften Kapitel untersucht.
III DIE ZEIT DES PROTEKTORATS, 167–148 V. CHR. Niemand wäre stolz darauf, Pella oder Aigai als Heimat zu haben. (P. Aelius Aristides, Panathenaikos 233)
5. DIE VERSCHWUNDENEN ELITEN Diejenige Regelung aus dem Gesetzeswerk des Aemilius Paullus, die am stärksten zum Niedergang des Landes beigetragen hat, betraf die Deportation der Eliten.1 Livius schreibt im Bericht über den dritten Tag der Verhandlungen im Amphipolis, als abermals ein concilium der Makedonen einberufen worden war: Dann wurden die Namen der führenden Makedonen verlesen, die mit ihren Kindern, soweit sie älter als 15 Jahre waren, nach Italien vorausfahren sollten. Dies schien auf den ersten Blick grausam, aber bald wurde der Menge der Makedonen klar, daß es im Interesse ihrer Freiheit geschah. Genannt wurden nämlich die Freunde des Königs und die Höflinge, die Heerführer, die Kommandanten der Schiffe und der Besatzungen, die gewohnt waren, dem König sklavisch zu dienen, den anderen aber überheblich Befehle zu erteilen. Die einen waren steinreich, die anderen hatten den gleichen Aufwand getrieben wie diese, ohne daß ihr Vermögen so groß war. Sie alle lebten und kleideten sich wie Könige, keiner war gesinnt wie ein Bürger, sie unterwarfen sich weder den Gesetzen noch duldeten sie ein gleiches Maß an Freiheit für alle. Es erhielten also alle, die irgendein Amt für den König ausgeübt hatten, und auch alle, die einer Gesandtschaft angehört hatten, den Befehl, Makedonien zu verlassen und nach Italien zu gehen. Wer dem Befehl nicht gehorchte, wurde mit dem Tod bedroht.2
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Der weite Begriff „Elite“, verstanden als überregional agierende und gestaltende Personengruppe, ist den engeren wie Rang, Schicht, Klasse oder Aristokratie vorzuziehen, weil er zwanglos die Eigenschaften von Hofeliten, Kriegereliten und lokalen Eliten in sich trägt: Egg/ Quast, Aufstieg und Untergang; Schweizer, Beyond Elites. Zu den heuristischen Vorteilen Dreyer/Mittag, Lokale Eliten. Eine Arbeitsdefinition ebd. 10. Liv. 45, 32, 3–6: nomina deinde sunt recitata principum Macedonum, quos cum liberis maioribus quam quindecim annos natis praecedere in Italiam placeret. [4] id, prima specie saevom, mox apparuit multitudini Macedonum pro libertate sua esse factum. nominati sunt enim regis amici purpuratique, duces exercituum, praefecti navium aut praesidiorum, servire regi humiliter, aliis superbe imperare adsueti; [5] praedivites alii, alii, quos fortuna non aequarent, his sumptibus pares; regius omnibus victus vestitusque, nulli civilis animus, neque legum neque libertatis aequae patiens. [6] omnes igitur, qui in aliquis ministeriis regiis, etiam qui in legationibus fuerant, iussi Macedonia excedere atque in Italiam ire: qui non paruisset imperio, mors denuntiata. [7] leges Macedoniae dedit cum tanta cura, ut non hostibus victis, sed sociis bene meritis dare videretur, et quas ne usus quidem longo tempore, qui unus est legum corrector, experiendo argueret. Übers. H. J. Hillen. In den Fragmenten Diodors ist keine Parallele erhalten.
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III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr.
Livius überliefert keine Zahlen, jedoch dürften die 250 Offiziere, die laut Diodor bei Aemiliusʼ Triumphzug hinter König Perseus, seinen beiden Söhnen und seiner Tochter liefen, bei weitem nicht alle Deportierten sein.3 Was Livius zur Reaktion der Makedonen schreibt, kann natürlich nicht für bare Münze genommen werden. Die Erläuterungen, die er gibt, etwa, daß die Höflinge sklavisch Befehle entgegengenommen hätten, sich jedoch den Bürgern gegenüber selbst wie kleine Könige geriert hätten, sind antimonarchische Topoi, die mit der Funktion des makedonischen Reichs nichts zu tun haben. Hier hatte sich in den Auseinandersetzungen des 5. und des 4. Jahrhunderts ein für alle maßgeblichen Seiten erträglicher modus vivendi herausgebildet. Makedonien war seit den Reformen Philipps II. ein funktionierender Staat, in dem es keine Aufstände und keine staseis mehr gab. Die Städte und Stämme hatten eine nicht-exklusive Beziehung zum König ausgehandelt, der nicht der topische Tyrann war, den Livius in seinem Bericht aufbaut.4 Bis auf den reinen Fakt, daß den Hofeliten bei Todesstrafe befohlen wurde, sich zur Deportation nach Italien einzufinden, ist mit den Aussagen des römischen Historikers nichts anzufangen. Michel Sève hat in seiner Untersuchung der städtischen Eliten Makedoniens beobachten können, daß diese in späthellenistischer Zeit, nach der römischen Gesetzgebung, anhand der Inschriften kaum mehr sichtbar sind. Zwar habe es weiterhin städtische Magistrate gegeben, aber „les magistrats ne suffisent pas à faire des notables“. Er vermutet, daß dieser Befund darin begründet sei, daß die Massendeportationen nach Pydna diese Schicht tatsächlich ausgerottet hätten.5 Der Befund selbst ist unbestreitbar: verglichen mit allen anderen Regionen des östlichen Mittelmeerraums gibt es im frührömischen Makedonien kaum Anzeichen für bürgerliches Engagement oder für ziviles Leben. In der Tat läßt sich nur für zwei Familien der makedonischen Elite, die der Harpaloi in Beroia6 und die der Nachkommen des Aristophanes in Mieza, die im „Grab des Lyson und Kallikles“ bestattet sind,7 möglicherweise eine Kontinuität über die Königszeit hinaus belegen. Ein Bevölkerungsniedergang ist zu konstatieren, der denn auch mit dem Krieg und den römischen Maßnahmen in Verbindung gebracht wurde.8 Die Beobachtung wird unterstützt durch das weitgehende Fehlen archäologischer Nachweise etwa für Bauten in den Städten. Während man das damit erklären könnte, daß die archäologische Erforschung Makedoniens immer noch in den Anfängen steckt und aus dem bisher Erforschten noch kein Gesamtbild gewonnen werden kann, ist im Verein mit den fehlenden literarischen und inschriftlichen Belegen der Niedergang doch unleugbar deutlich. Zu überlegen ist, ob die Deportationen nach Italien ursächlich daran schuld sein können und welche Faktoren weiterhin berücksichtigt werden müssen. Dafür ist es nötig zu prüfen, wer im königszeitlichen Makedonien zur Elite zu zählen ist und was mit diesem Teil der Bevölkerung nach dem römischen Sieg geschah. 3 4 5 6 7 8
Diod. 31, 8, 12. Archibald, Alternatives to Athens; vgl. Daubner, Polis. Sève, Citoyenneté. Vgl. SEG 55, 662 und Katsari, Captivity. Kuzmin, Ruthenia Classica; Kuzmin, Аристократия Берои 66–76. Miller, Tomb of Lyson 79–92. Davies, Cambridge Companion.
5. Die verschwundenen Eliten
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Königszeitliche Eliten Die Frage nach den königszeitlichen Eliten soll hier lediglich von einigen Quellenstellen her eingekreist werden, um den Kontext für das, was 167 v. Chr. mit den Eliten geschah, deutlich zu machen. Wir haben keine makedonischen Bevölkerungsstatistiken, und die Quellen lassen uns vieles nur punktuell erkennen, so daß weitgehend Kontexte übertragen werden müssen, um einer Beantwortung der Frage nach den Eliten im Übergang zum römischen Makedonien näherkommen zu können. Livius schreibt, daß diejenigen deportiert werden sollten, die auf irgendeine Weise im Dienst des Königs standen. Die Entscheidungen des Aemilius Paullus werden in Amphipolis vor der multitudo der Abgesandten der makedonischen Städte verkündet.9 Die Eliten der Städte waren also offensichtlich nicht insgesamt von den Römern in ihrer Existenz bedroht. Jedoch impliziert die scharfe Unterscheidung zwischen städtischen Eliten und Hofeliten eine Gesellschaftsform quasifeudaler Art, die es in Makedonien so nicht gegeben hat. Das traditionelle Bild eines pastoralen Kriegeradels, dem die makedonischen Städte als Fremdkörper unverbunden gegenüberstehen, und in dem der Gegensatz zwischen den Bestandteilen der makedonischen Gesellschaft antagonistisch und unüberbrückbar erscheint,10 wurde von Hammond in seinem Spätwerk zum makedonischen Staat nachhaltig korrigiert.11 Aber auch Hammonds Darstellung muß modifiziert werden.12 Zum einen sind die Temeniden erst seit Herodot zu belegen, zum anderen lassen die intensiven prosopographischen Forschungen der letzten beiden Jahrzehnte eine ganz andere Art des Zusammenspiels zwischen den Städten, dem Hof und der militärischen Elite erkennen.13 Die makedonische Elite bestand aus Männern wie Archon aus Pella, Sohn des Kleinos, der zusammen mit seiner Mutter und zwei oder drei Brüdern in Delphi mit der Proxenie geehrt wurde,14 oder dem königlichen Funktionär und Bürger der Polis Gazoros, dem in seiner Heimatstadt ein Ehrendekret aufgestellt wurde.15 Das sind Individuen, die sich im öffentlichen Leben der städtischen Zentren engagierten und dort umfangreichen Grundbesitz hatten. Daneben übernahmen sie Aufgaben am Hof oder im Reichsdienst; manche von ihnen blieben auch am Hof, aber setzten 9 10 11
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Liv. 45, 29, 1; 32, 1. Badian, Macedonia and Greece 38; Edson, Ancient Macedonia 1, 1970, 29; Errington, Geschichte Makedoniens 198; G. T. Griffith, in: Hammond, Macedonia II, 409. Hammond, Macedonian State 54: „However, the pastoral society from which the Macedonian state developed had not had a traditional nobility. When the Temenidae came to rule over them, the Temenidae were the only aristocrats, being in their origin entirely separate from the Macedonians. Nor is it wise to apply to early Macedonia the system of medieval European feudalism. For as we have seen, the pastoral Macedones owned their sheep and their summer pasturelands in common, and those families which were settled in ‚cities‘ received from the king small holdings which were presumably all of similar size.“ Die Kritik daran und neue Perspektiven bei Archibald, Antiquitas 28, 2005, 20–22. Die bedeutendsten prosopographischen Studien: Tataki, Macedonians; Mari, Olimpo; Paschidis, City and King. Mari, Olimpo 298–300; Kat.-Nr. 38–41. SEG 30, 1892 = Veligianni, ZPE 51, 1983; dazu Veligianni, Klio 77, 1995.
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III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr.
sich weiterhin für ihre Städte ein. Sie gehören nicht der postulierten militärischen Kaste an; von der romantischen Vorstellung einer „Heeresversammlung“ müssen wir uns verabschieden.16 Hatten zu den Freunden der antigonidischen Könige stets viele Griechen gehört, so ist das unter Perseus nicht mehr der Fall. In seiner Umgebung finden wir fast nur noch Makedonen.17 Natürlich erlaubt es der beschränkte Umfang des publizierten epigraphischen Materials nicht, Entwicklungen im Detail zu verfolgen, und insgesamt läßt sich in nur wenigen Fällen die Überschneidung bei städtischen und bei Reichseliten nachweisen. Jedoch ist in jedem dieser Fälle zu erkennen, daß städtische Elitenangehörige an den Hof kamen, zum Teil temporär; nie ist es umgekehrt so, daß Angehörige der Hofeliten auf städtische Karrieren umschwenken.18 Das makedonische Bürgerrecht, das vom König verliehen wurde, setzte das Bürgerrecht einer makedonischen Stadt voraus; es gab kein davon unabhängiges makedonisches Bürgerrecht, wie Hammond noch vermutet hatte.19 Auch in den „neuen“ Städten, die seit Philipp II. dem Reich angegliedert wurden, findet sich eine makedonische Oberschicht mit makedonischen Namen. Die Vorbevölkerung wurde nicht ganz verdrängt, aber die Elite der Städte bestand zum größten Teil aus Makedonen.20 Die Könige bemühten sich um die Sicherung der Besitzverhältnisse im Interesse dieser neuangesiedelten makedonischen Grundbesitzerschicht.21 Diese „Makedonisierung“ der neuerworbenen Poleis hat Miltiadis Hatzopoulos anhand der Verkaufsurkunden aus Amphipolis beschrieben.22 Die herrschende Klasse der Alexander- und frühen Diadochenzeit kam aus ganz Makedonien23 und ist nicht vergleichbar mit der hauptsächlich stadtrömischen Führungsschicht des republikanischen Rom. Aus Pella und Altmakedonien (einschließlich der früh kolonisierten Eordaia) kam etwa die Hälfte der bekannten Eliteangehörigen, die übrigen stammten aus den neuen Territorien, viele aus Pydna, und aus sämtlichen obermakedonischen Regionen. Der König hatte die Wahl, wen er zum Hof berufen wollte. Im Vergleich etwa mit der „liturgischen Klasse“ in Athen war das aber eine außergewöhnlich große Zahl an wohlhabenden und einflußreichen Personen. Theopomp (FGrH 115 F 225b) überliefert 800 Kavallerie-Hetairoi des
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Archibald, Antiquitas 28, 2005; Hatzopoulos, CRAI 1997; Ma, Brillʼs Companion. Vgl. dagegen die rein traditionelle Deutung der makedonischen Hofelite bei Sawada, Companion. OʼNeil, CQ 53, 2003; Archibald, Antiquitas 28, 2005, 16; Ma, Brillʼs Companion 532 f. Vgl. Paschidis, Meletemata 45. Dazu Hatzopoulos, Macedonian Institutions 167 f.; BE 2000, 440. Archibald, Antiquitas 28, 2005, 17 f.: Im unteren Paionien, im westlichen Mygdonien und in der Krestonia sind die Namen der delphischen und nemeischen Theorodoken makedonisch; von den 12 Namen aus Europos sind acht makedonisch. Aber auch ionische und „einheimische“ Namen kommen vor, wenn auch seltener. Errington, Alexander, v. a. 89 f. Hatzopoulos, Actes de vente, v. a. 80–86. Vgl. SEG 41, 560. Zu weiteren Landschenkungen in den neuen Gebieten östlich des Axios an Makedonen s. Zannis, Horos 14–16, 2000–2003. Dieses Volk von „Makedonen“ zu schaffen, war das Ziel der Assimilationspolitik Philipps II. und seiner Nachfolger: Papazoglou, ZAnt 48, 1998.
5. Die verschwundenen Eliten
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Philipp II.24 Womöglich ist diese Zahl noch viel zu niedrig und beruht auf einer Verschreibung; sie könnte, wie J. Rzepka vorschlägt, zu 1800 korrigiert werden.25 Auch bestand die Königsgarde, die Hypaspisten, die auch in Friedenszeiten im Dienst war, aus den Reichsten der Städte, in denen nach einem Zensussystem ausgehoben wurde.26 Da auch die prosopographischen Untersuchungen gezeigt haben, daß Teile der Eliten sowohl für ihre Städte als auch für das Reich handelten, dürfte klar sein, daß die Trennung der städtischen von den Reichseliten, wie sie der Livius-Text nahelegt, nicht durchzuführen ist. Jeder Makedone am Hof war Bürger einer Stadt, und nicht wenige von ihnen dürften ihrer Heimatgemeinde auch nach der Berufung an den Hof oder ins Heer verbunden geblieben sein. Die Deportationslisten können also nicht so gestaltet gewesen sein, daß nur Angehörige der Hofelite betroffen waren und die städtischen Eliten verschont geblieben sind.27 Einen weiteren Hinweis darauf bieten die makedonischen Gräber: Die spezifische Form des makedonischen Kammergrabes, das eng mit der königszeitlichen Elite verknüpft ist, kommt nach der römischen Eroberung nicht mehr vor, wie schon längst beobachtet wurde.28 Auch Grab II in Vergina, das gemeinhin in die Mitte des 2. Jh. datiert wird und als Ausnahme von der Regel gilt, ist wahrscheinlich noch königszeitlich.29 Jedoch verschwinden nicht nur diese Gräber, die aufgrund ihrer geographischen Streuung schon schwer als exklusive Gräber der Hofeliten zu deuten sind. Auch die Felsgräber Beroias zeigen einen Wandel an: Die wenigen, die sicher nach 167 zu datieren sind, haben nur eine rudimentäre architektonische Ausgestaltung und sind deutlich ärmlicher als die älteren, wenn sie auch versuchen, die Tradition zu respektieren.30 Es gibt in Beroia auch vereinzelt noch hochqualitätvolle Grabdenkmäler wie das des heroisierten Paterinos, Sohn des Antigonos,31 außerdem stiftete der Agoranom Marsyas, Sohn des Demetrios, im Jahre 131/30 v. Chr. dem Asklepiosheiligtum eine Exedra mit steinernen Schlafbänken,32 was zeigt, daß hier weiterhin reiche 24 25 26 27 28 29 30 31
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G. T. Griffith, in: Hammond, Macedonia II 395–404; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 268–271. Rzepka, Electrum 19, 2012: „This would make Macedoniaʼs élite one of the largest and most influential social groups in the pre-Hellenistic Aegaean.“ Zu den antigonidischen Hetairoi Kuzmin, Festschrift Nikonorov. Hatzopoulos, Armée 104 f. Zur engen Verbindung gerade der Eliten Beroias mit dem Hof Tataki, Beroea 420–424. S. auch Tataki, Meletemata 10. Zum Ende der makedonischen Kammergräber Gossel, Kammergräber 5 f. S. auch Sève, Citoyenneté 272, und Kuzmin, Studia Historica 11, 2011, 129. S. Appendix. Drougou/Touratsoglou, Τἀφοι. Zu den Beigaben auch Drougou, ProcDanInstAth 7, 2014, 151. Touratsoglou, Festschrift Bakalakis; Kalaitzi, Figured Tombstones 67 f. und Nr. 88; die Inschrift und das Grabepigramm: EKM 1, 392. Paterinos soll laut Epigramm zweimal das Amt des Tagos innegehabt haben, das es allerdings zu seiner Zeit in Beroia nicht mehr gab. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 156 Anm. 8, vermutet einen poetischen Archaismus. Zum Amt des Tagos im makedonischen Kernland s. auch Hatzopoulos, Tekmeria 10, 2011, 55 f. EKM 1, 18: ἔτους η’ καὶ ι’ / Μαρσύας Δημητρίου / Ἀπόλλωνι, Ἀσκληπιῶι, Ὑγιείαι / τὸ ἐνκοιμητήριον λίθινον / καὶ τὴν πρὸ τούτου ἐξέδραν / κατεσκεύασεν ἐκ τοῦ ἰδίου; vgl. Voutiras, Ancient Macedonia 5, 1993, 1257. Zu Marsyas außerdem EKM 1, 24 und Tataki, Beroea Nr. 868; zum Asklepiosheiligtum Brocas-Deflassieux, Beroia 69–74.
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und gebildete Makedonen lebten, die sich solche Denkmäler finanziell und intellektuell leisten konnten.33 Zwar sind die späthellenistischen Gräber anderer makedonischer Städte nicht ausreichend untersucht, um Parallelen anzuführen, jedoch sollte es verwundern, wenn in Beroia, der bedeutendsten makedonischen Stadt, ein andernorts nicht feststellbarer Niedergang stattgefunden hätte. Das wenige aus der Zeit kurz nach der römischen Eroberung, was aus der Nekropole Pellas publiziert ist, deutet gleichfalls in diese Richtung.34 Zwar sind die Beigaben weiterhin reichlich, jedoch schlichter als zuvor; auch der Grabbau selbst ist deutlich reduzierter ausgeführt bei den königszeitlichen Gräbern. In Pella haben wir auch Befunde aus der Stadt des 2.–1. Jh. v. Chr., die zeigen, daß Teile der Infrastruktur, vor allem die Bäder, weiterhin benutzt wurden, auch nach den Erdbebenzerstörungen des frühen 1. Jh. v. Chr., daß aber die Privathäuser wesentlich bescheidener ausfallen als in der vorangegangenen Epoche.35 Auf dem Phakos von Pella wurde in den Jahren 2002 und 2003 ein größeres Gebäude ausgegraben, das im 2. Jh. v. Chr., aber nach 167 errichtet worden sein muß und bei dem es sich womöglich um ein öffentliches oder Verwaltungsgebäude handelt, das es den literarischen Nachrichten zufolge, die von Ratsversammlungen in Pella berichten, gegeben haben muß.36 Quantitative Überlegungen zu den Verlusten bei Pydna Um das ganze Ausmaß der personellen Verluste zu erfassen, die Makedonien am Ende des dritten Krieges gegen die Römer zu erleiden hatte, wäre es hilfreich, einen Überblick über die Bevölkerungs- und Deportiertenzahlen zu haben. Das ist anhand des Quellenmaterials schlecht möglich. Einige Zahlen sind uns dennoch überliefert, und sie vermitteln einen Eindruck, der natürlich, wie immer, wenn uns antike Zahlenangaben vorliegen, mit Vorsicht zu betrachten und zu verargumentieren ist. In der Schlacht von Pydna fielen von 40.000 kampffähigen Makedonen 20.000; 11.000 gerieten in römische Gefangenschaft, das heißt im Regelfall, daß sie versklavt wurden. Wie in Kynoskephalai akzeptierten die Römer keine Aufgabe, son33
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Die Namen sind gut makedonisch; Paterinos ist äußerst selten; der Name kommt in Makedonien nur noch als Patronym des Lysimachos im Katalog der Kynegoi des Herakles aus den Jahren 122/1–112/1, EKM 1, 134 Z. 32, vor; vgl. LGPN IV, 275. Zum Namen s. auch Tataki, Beroea 356; Tataki, Ancient Macedonia 6, 1999, 1120; Hatzopoulos, Greek Personal Names 103. Es könnte sich um den gleichen Paterinos handeln, der seinen Sohn passend Lysimachos genannt und in den elitären Jugendverein geschickt hätte. Die Tochter des Paterinos, die wir aus dem Epigramm kennen, hörte auf den seltenen und prätentiösen Namen Agatha; vgl. Tataki, Beroea 354. Sonst taucht der Name Paterinos nur noch in einem messenischen Grenzvertrag des 2. Jh. v. Chr., IG V 1430 Z. 6 und 17, als Patronym eines Andron auf. Könnte dieser Paterinos oder sein Sohn ein makedonischer Exilant sein, den es nach der Schlacht von Pydna auf die Peloponnes verschlagen hat? Zu den späthellenistischen Bildhauerwerkstätten Beroias, die in der Lage waren, solche Werke herzustellen, Allamani/Tzanavari, Ancient Macedonia 6, 1996. Chrysostomou, Makedonika 23, 1983. Lilimbaki-Akamati, AErgoMak ET 2009; Chrysostomou, ADelt 51–52, 1996–1997. Die Bäder in Pella wurden am Ende des 4. Jh. v. Chr. errichtet; in das späte 2. Jh. v. Chr. datiert die letzte Umbau- und Reparaturphase: Fournet u. a., Greek Baths 298. Lilimbaki-Akamati, AErgoMak 17, 2003, 468–473.
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dern sie metzelten alle Gegner nieder.37 Daß diese Zahlen recht zuverlässig sind, hat Nicholas Hammond nachgewiesen.38 Das hieße also, daß die Verluste des makedonischen Schlachtheeres drei Viertel der Gesamtstärke betrugen. Allerdings können wir die Auswirkungen auf die Zusammensetzung der makedonischen Gesellschaft nur einigermaßen einschätzen, wenn wir diese Zahlen zum einen ins Verhältnis zu anderen bekannten Zahlen setzen und zum anderen Überlegungen darüber anstellen, wer die Gefallenen, die Versklavten und die Deportierten waren. Der gewaltige Umfang der Mobilmachung wird deutlich, wenn man die Zahl der Kämpfer mit denjenigen Zahlen vergleicht, die zwischen Kassander und Philipp V. aufgeboten werden konnten.39 Bei der Schlacht von Sellasia im Jahre 222 war die makedonische Infanterie 13.000 Mann stark; insgesamt hatte Antigonos III. ein Heer von 27.600 Mann aufbringen können.40 Als die makedonische Macht an ihrem Tiefpunkt angelangt war, hatte Philipp V. für die Schlacht von Kynoskephalai 18.000 makedonische Infanteristen im Heer, obwohl er auch Sechzehnjährige und Veteranen eingezogen hatte.41 Der darauffolgende Frieden, der eine Generation angehalten hat, dürfte dafür gesorgt haben, daß sich die Zahl der wehrfähigen Makedonen wieder erhöht hat. Die Wiederaufrüstung wurde bereits durch Philipp V. eingeleitet, der nach der Niederlage gegen die Römer in großem Stil Barbaren nach Makedonien geholt und Makedonen an die Grenzen gesetzt hat. Eumenes demonstrierte in seiner Rede vor dem Senat, wovor sich die Romfreunde fürchteten; die Zahlen sind durch die späteren polybianischen bestätigt: Perseus habe 30.000 Infanteristen und 5000 Kavalleristen und genug Geld, um 10.000 Söldner für zehn Jahre zu bezahlen und zu ernähren; auch besäße er Waffen für drei solcher Armeen und habe außerdem Thrakien erobert, von wo er in Massen Soldaten beziehen könne.42 Perseus schuf so das größte Heer, das Makedonien je gesehen hatte. Zur Heeresmusterung, die im Jahre 171 bei Kyrrhos stattgefunden hat, gibt Livius (42, 51) die Zahlen: Von den 39.000 Infanteristen seien 26.000 Makedonen gewesen, die übrigen 13.000 auxilia. 3000 von diesen waren keine Söldner, sondern Ausgehobene aus botmäßigen Ländern sowie in Makedonien siedelnde Thraker, die Livius als incolae bezeichnet, ebenso wie die gallischen und illyrischen Einwohner
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Liv. 44, 42, 7; Plut. Aem. 21. Hammond, JHS 109, 1989; Hammond, Macedonian State 369–378. Dazu Bosworth, JHS 106, 1986. Vgl. die Zahlen bei Billows, Kings 183–212. Pol. 2, 65, 2–6. Plut. Arat. 43 unterscheidet bei seinen Zahlenangaben nicht zwischen Makedonen und anderen. Liv. 33, 3, 1–5; 4, 4–6. Liv. 42, 12, 8–10: his eum fultum societatibus atque amicitiis eos domesticos apparatus belli habere, ut externis non egeat. triginta milibus peditum, quinque milibus equitum in decem annos frumentum praeparasse, ut abstinere et suo et hostium agro frumentandi causa possit. [9] iam pecuniam tantam habere, ut decem milibus mercennariorum militum praeter Macedonum copias stipendium in totidem annos praeparatum habeat, praeter annuum, quod ex metallis regiis capiat, vectigal. [10] arma vel tribus tantis exercitibus in armamentaria congessisse. iuventutem, ut iam Macedonia deficiat, velut ex perenni fonte unde hauriat, Threciam subiectam esse. Zur Aufrüstung des Perseus Griffith, Mercenaries 73–77.
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der dritten Meris.43 Hinzu kamen 3000 makedonische Kavalleristen sowie 1000 odrysische. So viele Bürger-Kavalleristen hatte noch kein makedonischer König aufbieten können.44 Zur Feldarmee kommen noch die Garnisonen in den Städten. Die stärksten Garnisonstruppen gab es in Kassandreia, Thessalonike und Amphipolis. Großenteils waren sie wohl keine Makedonen, mit Ausnahme derer in Thessalonike und Antigoneia.45 Johannes Kromayer schätzt die Stärke der makedonischen Garnisonen auf 15.000–20.000 Mann, davon waren etwa zwei Drittel Söldner.46 Die hohe Söldnerzahl in den Garnisonen erklärt sich daher, daß die makedonischen Bürgersoldaten nicht dauerhaft abkömmlich waren, sondern ihre Felder bestellen und sich um ihre Geschäfte kümmern mußten. „Über die makedonische Flotte ist wenig zu sagen“;47 sie war unbeträchtlich und spielt auch im Kriegsverlauf keine große Rolle.48 Die Zusammensetzung des Heeres bei Pydna dürfte die gleiche gewesen sein wie drei Jahre zuvor, da keine großen Schlachten geschlagen worden waren und es zumindest für die Makedonen keine größeren Verluste gegeben haben dürfte.49 Plutarch überliefert etwas pauschal 4000 Mann Kavallerie und 40.000 Infanterie.50 Die Stärke der makedonischen Armee beruhte auf der etwa 20.000 Mann starken Bürgerphalanx – die Söldner und die auxilia spielten nie die Rolle, die sie in anderen Heeren innehatten, und wurden nie zu Protagonisten, sondern blieben stets im Hintergrund.51 Die bei Pydna Gefallenen sind wohl nicht allesamt Makedonen gewesen, außerdem waren nicht alle makedonischen Soldaten in Pydna.52 Aber selbst wenn man von einer hohen Zahl Gefallener in den Auxiliareinheiten ausgeht, sind immer noch mindestens 20.000 Makedonen unter den Gefallenen und Gefangenen von Pydna. Bei einer angenommenen Einwohnerzahl Makedoniens von etwa einer Million53 sind diese Verluste sicher nicht demographisch verheerend, und in der Generation vor Pydna hatten auch die Verluste aus der Schlacht von Kynoskephalai ersetzt werden können. Jedoch sind die Auswirkungen der Verluste nicht mit Konjekturen von Bevölkerungsstatistiken zu erklären. Sicher ist Makedonien nach dem römischen Sieg nicht entvölkert worden, auch wenn Constantina Katsari in ihrer düsteren Untersuchung über die Folgen des Krieges davon ausgeht.54 Jedoch waren 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54
Zur Heeresstärke bei Kyrrhos Kromayer, Schlachtfelder 2, 335 f.; Hammond, Macedonian State 369–378; Hammond, Macedonia III 516–518; Hatzopoulos, Lawgiver Kings 15. Sekunda, Macedonian Armies 9 f. Griffith, Mercenaries 75. Kromayer, Schlachtfelder 2, 339 f. Zu den Garnisonen auch Hammond, Macedonia III 539. Kromayer, Schlachtfelder 2, 340. Errington, Geschichte Makedoniens 221 f. Die Römer und ihre Verbündeten hatten allerdings beim gescheiterten Angriff auf Kassandreia große Verluste hinzunehmen gehabt: Liv. 44, 10, 5–12, 7. Plut. Aem. 13, 4. Griffith, Mercenaries 77. Hammond, Macedonia III 539–541. Billows, Kings 203, berechnet vorsichtig 1.000.000–1.500.000 Einwohner für das frühhellenistische Makedonien. Katsari, Captivity.
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die Verluste unter den erwachsenen Vollbürgern, den Makedonen im eigentlichen Sinne, besonders hoch, denn nur sie standen in den Militärlisten.55 Das ist klar, seit die makedonischen Militärreglements aus Amphipolis und Kassandreia veröffentlicht wurden, anhand derer wir einiges über die soziale Basis der makedonischen Truppen wissen.56 Die Wehrfähigkeit wurde nach einem Zensussystem mit einem hohen Zensus bestimmt. Im königszeitlichen Ephebarchengesetz aus Amphipolis ist der Zensus für die Teilnahme an der Ephebie mit 30 Minen Land, Immobilien und Vieh festgelegt.57 Der Zensus differierte aber wohl von Stadt zu Stadt – es wurde nach Städten und Regionen ausgehoben, nicht nach Altersklassen wie in Athen und Sparta, und die konkrete Ausprägung des Zensus lag bei der jeweiligen Gemeinde.58 Es ist also davon auszugehen, daß normale Phalangiten begüterte Bürger im Alter von 15 bis 50 Jahren waren. Eingezogen wurden bereits 15jährige, daher begründet sich auch die römische Forderung, daß die Söhne ab einem Alter von 15 Jahren ebenfalls deportiert werden sollten. Es ist zudem anzunehmen, daß die makedonischen Bürgersoldaten ihre Ausrüstung selbst bezahlen mußten. Den Kavalleristen gehörten Pferd und Ausrüstung; sie konnten beides verkaufen.59 Zu den Makedonen zählten also nur die Vollbürger, die eine hohe Zensusgrenze erreichen konnten. Zudem handelte es sich lediglich um die Ober- und Untermakedonen, die Philipp II. 358 v. Chr. unter dem Makedonennamen zusammengefaßt hatte. Die später eroberten Völker wie die Illyrer, Paionier, Chalkidier usw. wurden keine Makedonen.60 In den neuerworbenen Gebieten lebten die Makedonen zusammen mit der Vorbevölkerung in „makedonischen Städten“ oder auf Landgütern, die sie vom König erhalten hatten.61 Diese makedonischen Vollbürger waren es, die im Heer dienten und bei Pydna fielen oder danach in die Sklaverei verkauft wurden. Ihre Gesamtzahl kann man nur schätzen. Aber vorausgesetzt, daß Perseus für den Krieg gegen die Römer alle verfügbaren Männer rekrutiert hat, was wahrscheinlich ist, dürfte es sich um nicht wesentlich mehr als 35.000 Männer gehandelt haben.62 Das heißt, daß zwei Drittel der königszeitlichen Eliten des Reichs und der Städte nach der Schlacht von Pydna verloren waren. Die Auswirkungen dieses Verlusts müssen beträchtlich gewesen sein, denn mit dieser Schicht verschwanden auch ihre
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Hatzopoulos, Armée 91–98. Hatzopoulos, Armée 87–89, zu den Problemen, die man bisher mit der makedonischen Rekrutierungspraxis hatte. Alles, was man wußte, ging auf Polybios zurück. Man konnte bereits erschließen, daß die vier Distrikte auch Militärregionen waren, aber die Details waren unbekannt, ebenso, ob nach Alters- oder Zensussystem ausgehoben wurde. Quellen über die Existenz von Zensusklassen gab es nicht; die soziale Basis der makedonischen Truppen war unbekannt, ebenso das Verhältnis der Heeresgröße zur Zahl der Bürger. Vgl. aber die kritischen Bemerkungen von Chrysafis, Klio 96, 2014. Lazaridis, AEph 2015, Z. 20–24. Vgl. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 209 Anm. 1; Hatzopoulos, Armée 105. Hammond, Macedonia III 393; detailliert Hatzopoulos, Armée 99–122. Arr. an. 3, 19, 5. Hammond, CQ 45, 1995, 125. S. das Beispiel Kalindoia: Hammond, CQ 38, 1988, und Hammond, CQ 45, 1995, 126. Die Schätzung bei Hammond, Macedonian State 383.
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Kultur und ihre Traditionen.63 Die Zeugnisse der späteren makedonischen Eliten zeigen, daß sie sich nach dem Untergang des Königtums ausschließlich auf ihre jeweiligen Städte beriefen und konzentrierten.64 Exil und Verbannung Auch wenn der Liviustext nicht erkennen läßt, wie viele und wer von den überlebenden etwa 15.000 Makedonen nach Italien deportiert werden sollte: Die gesamte Vorgeschichte und der Verlauf des Krieges lassen keinen anderen Schluß zu, als daß es „dem brutalisierten Willen der Mehrheit des römischen Senates“ um die Auslöschung des Gegners ging – „direkt, verblüffend und brutal“, wie M. Errington betont.65 Es gab weder vor dem Krieg noch währenddessen ernstgemeinte Verhandlungen oder Vermittlungsversuche. Der „Dritte Makedonische Krieg“ war ein Vernichtungsfeldzug.66 Angesichts der nach Italien geschafften Epiroten kann man ausschließen, daß logistische Bedenken der vollständigen Ausrottung der makedonischen Eliten entgegenstanden. Es ist schwerer, die Menschen aus Makedonien dort auch einschiffen zu lassen oder sie über Land zu den epirotischen Häfen zu bringen, jedoch war ihre Zahl in jedem Fall niedriger als die der versklavten Epiroten. Die wenigen Hinweise auf Eliten im nachkönigszeitlichen Makedonien machen es wahrscheinlich, daß von den Überlebenden deutlich mehr als die 250 im Triumphzug des Aemilius Paullus vorgeführten Offiziere das Land verließen, bei denen es sich womöglich auch um Gefangene der Schlacht von Pydna handelte. Wenn man die praktischen Modalitäten betrachtet, durch die in den anderen griechischen Staaten die Listen der zu verbannenden oder zu ermordenden Romfeinde erstellt wurden, so wird deutlich, daß dem stets eine Stasis-Situation vorausging. Diese innenpolitischen Richtungskämpfe in den griechischen Gemeinwesen hatten sich, wie zuvor beschrieben, angesichts des Krieges der Römer gegen Perseus extrem verschärft; es ging nunmehr um die vollständige politische Entmach63
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Vgl. Mahaffy, Greek Life and Thought 598: „Far worse was the case of Macedonia, where every man of mark, every noble, every official, was deported, so that the whole country was deprived of its upper classes and there-fore of all its culture. For here it was only the dominant caste that had attained culture; the soldier-peasants were no better than they now are-shepherds and clephts.“ Auch die Kausia, die typische Kopfbedeckung der makedonischen Oberschichten, war in der Kaiserzeit verschwunden: Dion von Prusa (72, 3) berichtet, daß im Gegensatz zu Thrakern und Geten, die sie „heute“ trügen, die Spartaner und die Makedonen sie einstmals getragen haben: ὃ δὲ ἔτι τούτου παραδοξότερον: ἔνθα γὰρ ἐνίοτε βλέπουσιν ἀνθρώπους, τοὺς μέν τινας πίλους ἐπὶ ταῖς κεφαλαῖς ἔχοντας, ὡς νῦν τῶν Θρᾳκῶν τινες τῶν Γετῶν λεγομένων, πρότερον δὲ Λακεδαιμόνιοι καὶ Μακεδόνες. Bartels, Städtische Eliten passim; I. K. Xydopoulos, Ο τίτλος εὐεργέτης στις επιγραφές της Μακεδονίας (ungedrucktes Manuskript 2014). Errington, Geschichte Makedoniens 193 f. Aufschlußreich sind die Verzerrungen und Verfälschungen der römischen Quellen, die bei der Behandlung der Ereignisse, die dem Ausbruch des Krieges vorausgingen, zu offensichtlichen Widersprüchen in Liviusʼ Text geführt haben. In 42, 25 etwa wird, annalistischer Tradition folgend, Perseus als kriegslüsterner Rohling dargestellt; die polybianischen Partien 42, 36, 1–3; 42, 39 und 42, 41–43, 3 lassen dagegen auf seine Verhandlungsbereitschaft schließen.
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tung und um die physische Ausrottung des Gegners. Womöglich haben die Römer die Verschärfung der Situation nicht einmal bewußt herbeigeführt, aber letztendlich haben sie im Verein mit den Romfreunden unter den griechischen Politikern aktiv an der Vernichtung der Gegner gearbeitet. Ihren Höhepunkt erreichte die Denunziationswelle, als die Aitoler Lykiskos und Teisippos durch Aemilius Paullus die Anerkennung ihres Massakers an 550 Landsleuten erfuhren. Nach dem Fest von Amphipolis stellten die Romfreunde Listen zusammen, die nicht nur echte oder vermeintliche Romfeinde verzeichneten, sondern auch die Vertreter neutraler Parteien. Jede, auch die passivste Form des Widerstandes gegen Rom wurde im Vernichtungswahn des Jahres 167 kriminalisiert.67 Warum sollten die Römer gegen die Makedonen maßvoller vorgehen? Eine Schwierigkeit bestand hier jedoch darin, daß die Partei der Romfreunde fehlte, die sich sonst in jedem griechischen Staatswesen, sogar in Epiros, fand. Philipp V. und Perseus hatten dafür gesorgt, daß in Makedonien prorömische Äußerungen oder Handlungen nicht mehr möglich waren, und innerstädtische Staseis kennen wir (im Gegensatz zu Usurpationsversuchen) aus dem Makedonien des 3. und 2. Jahrhunderts nicht. Die romfreundliche Orestis in Obermakedonien gehörte schon seit einiger Zeit nicht mehr zum Reich, und diejenigen Stadtoberhäupter von Beroia bis Amphipolis, die den Römern nach der Schlacht von Pydna die Tore öffneten, taten dies nicht, weil sie dem Sieger Sympathien entgegenbrachten oder gar zuvor schon insgeheim auf seiner Seite standen, sondern aus Vernunft und Verantwortung heraus, wenn auch der Herauswurf des Königs durch die Volksversammlung von Amphipolis eine extreme Tat war. Kurz gesagt: Wer sollte in Makedonien die Listen erstellen? Der Text des Livius läßt vermuten, daß eher nach pauschalen Kriterien vorgegangen wurde, so daß jeder, der jemals dem König zu nahe gekommen war, in Gefahr geriet. Wie viele von diesen Männern sich mit ihren Söhnen zum Deportationstermin einfanden, können wir nicht wissen. Polybios berichtet jedoch, daß ihm einige der verbannten φίλοι des Perseus als Informanten dienten.68 Mehr ist über die nach Italien Verschleppten nicht zu erfahren. Zu vermuten ist, daß sie auf nicht unbedingt attraktive Landstädte aufgeteilt wurden und kein angemessenes Umfeld vorfanden. So erklärt sich auch die Tatsache, daß von diesen Deportierten keinerlei kulturelle Impulse ausgegangen zu sein scheinen; sie werden – mit Ausnahme des Polybios – mit ihrer Verschiffung nach Italien unsichtbar.69 Die makedonische Gemeinde in 67 68 69
Deininger, Widerstand 191–194. Pol. 29, 8, 10; Walbank, Polybius 74–77; Walbank, Commentary 1, 33 f.; Paschidis, Meletemata 45, 255 f. Anm. 26. Die ausführlichste Behandlung (mit vielen Konjekturen) findet sich in Mahaffy, Greek Life and Thought 601–611. S. 601: „The first thing that strikes us when we hear of the whole nobility of Macedonia, and then of Achaea, being scattered through Italy, is that this large though compulsory immigration ought to have had an important influence on Italian life. And yet, except in the solitary instance of Polybius, not one word transpires to tell us that such was the case. We do not hear of a single remarkable man descended from this foreign blood, and tracing his origin to Macedonian or Greek nobility. We do not hear of any country town which was humanised by these noble exiles, or which benefited by their culture. What on earth became of them all?“
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Rom, die bestanden hatte, bevor der Senat beschloß, den Krieg gegen Perseus zu führen, existierte nicht mehr. Polybios berichtet über den Rombesuch von Perseusʼ Gesandten Solon und Hippias im Jahre 171, daß sie vom Senat ungnädig empfangen wurden: „Als sie mit ihrer Rechtfertigung zu Ende waren, erteilte der Senat, der schon längst zum Krieg entschlossen war, ihnen und allen anderen Makedonen, die sich in Rom aufhielten, den Befehl, sofort abzureisen und Italien innerhalb von dreißig Tagen zu verlassen.“70 Wir wissen nichts weiteres über diese Gemeinde der makedonischen παρεπιδημοῦντες in Rom, doch ist anzunehmen, daß sich eine Vereinigung von ansässigen Händlern aus Makedonien gebildet hatte.71 Für die Zeit nach dem Krieg heißt das, daß diese Leute als Meinungsbildner und womöglich als Vermittlungsinstanzen zwischen Makedonien und dem stadtrömischen Publikum sowie dem Senat ausfielen, so daß Kontakte nur noch schwer möglich waren. Da die Verhältnisse in Makedonien andere waren als im übrigen Griechenland, da vor allem eine Instanz fehlte – die Romfreunde –, die wirksam überwachen konnte, daß die betreffenden Personen auch pünktlich zum Abtransport erschienen, liegt es nahe anzunehmen, daß die Makedonen auch andere Wege suchten, das Land zu verlassen. Dazu gibt es keine literarische Überlieferung. Jedoch sind uns zahlreiche epigraphische Belege aus verschiedenen Regionen der hellenistischen Welt erhalten, die zusammengenommen darauf schließen lassen, daß sich in den 160er Jahren des 2. vorchristlichen Jahrhunderts Makedonen in beträchtlicher Zahl außerhalb Makedoniens, in Gegenden, in denen die Römer noch keine offensichtliche Gewaltherrschaft ausübten, niedergelassen haben.72 Diese Zeugnisse werden im folgenden nach Regionen geordnet vorgestellt. 70
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Pol. 27, 6, 2 f.: ληξάντων δὲ τῆς δικαιολογίας αὐτῶν, πάλαι προδιειληφότες ὑπὲρ τοῦ πολεμεῖν προσέταξαν αὐτοῖς ἐκ μὲν τῆς Ῥώμης εὐθέως ἀπαλλάττεσθαι καὶ τοῖς ἄλλοις ἅπασιν Μακεδόσιν, ὅσοι παρεπιδημοῦντες ἔτυχον, ἐκ δὲ τῆς Ἰταλίας ἐν τριάκονθ᾽ ἡμέραις ἐκχωρεῖν. Übers. H. Drexler. Appian (Mak. 11, 9–13) ist ausführlicher, malt aber nur aus und liefert keine zusätzlichen Informationen: „Verwirrung und Zorn folgten sogleich diesem Vorgehen des Senats; mußten sich doch binnen weniger Stunden so viele Menschen miteinander auf die Flucht begeben, daß sie bei der Kürze der Zeit nicht einmal Lasttiere finden und auch selbst alle ihre Habseligkeiten nicht wegtragen konnten. Infolge der Hast vermochten die einen keine Unterkunft zu erreichen und mußten mitten auf der Straße übernachten, während die anderen sich bei den Stadttoren mit Weib und Kindern zu Boden warfen. Alle Szenen waren zu beobachten, wie sie auf solch einen überraschenden Befehl hin zu erwarten standen; denn plötzlich mußte er ihnen erscheinen, da ja die Unterhandlungen noch schwebten.“ (Übers. O. Veh): τὰ δὲ αὐτὰ καὶ τοῖς ἐπιδημοῦσι Μακεδόνων ἐκήρυττεν. καὶ θόρυβος αὐτίκα μετὰ τὸ βουλευτήριον ἐπίφθονος ἦν, ἐν ὀλίγαις ὥραις ἐλαυνομένων τοσῶνδε ὁμοῦ, καὶ οὐδὲ ὑποζύγια εὑρεῖν ἐν οὕτω βραχεῖ διαστήματι, οὐδὲ πάντα φέρειν δυναμένων. ὑπὸ δὲ σπουδῆς οἱ μὲν οὐκ ἔφθανον ἐπὶ τοὺς σταθμούς, ἀλλ᾽ ἐν μέσαις ἀνεπαύοντο ταῖς ὁδοῖς, οἱ δὲ παρὰ ταῖς πύλαις μετὰ παίδων ἑαυτοὺς ἐρρίπτουν καὶ μετὰ γυναικῶν. πάντα τε ἐγίγνετο ὅσα εἰκος ἐν αἰφνιδίῳ καὶ τοιῷδε κηρύγματι: αἰφνίδιον γὰρ αὐτοῖς ἐφαίνετο διὰ τὰς ἔτι πρεσβείας. So Walbank, Commentary 3, 300: „probably members of the Hellenic colony at Rome“; s. auch Walbank, Polybius 74 f. Die griechischen παρεπιδημοῦντες in Rom erwähnt auch Pol. 32, 21, 6. Diese Vermutung wurde erstmals von Edson, CPh 53, 1958b geäußert. Er brachte nur wenige Beispiele für nach 167 emigrierte Makedonen, so daß sein auch in anderen Aspekten wichtiger und grundlegender Beitrag in der Folge unbeachtet blieb oder auf starken, fast aggressiven Widerstand stieß (so bei Musti, SCO 15, 1966).
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Attalidenreich Im Attalidenreich gibt es zahlreiche Städte, deren Einwohner sich in Inschriften oder Münzlegenden als „Makedonen“ bezeichnen; makedonische Onomastik und Symbolik ist verbreitet.73 In den phrygischen Städten beginnt diese Art der Selbstbezeichnung erst in der Kaiserzeit, als die Osthälfte des Reichs eine „Makedonische Renaissance“ erlebte. Sie sollen daher hier nicht betrachtet werden. Von den zahlreichen den Seleukiden zugeschriebenen, durch Makedonen besiedelten Gründungen in Lydien können nur wenige als seleukidisch bestehen. Die älteste Gründung war die von Thyateira, wohl schon um 281.74 Mit Sicherheit seleukidisch ist auch die Militärsiedlung von Palaimagnesia (Magnesia am Sipylos).75 Alles, was darüber hinausgeht, ist Konjektur. Ich zitiere einige Stellen aus dem Handbuch von Getzel Cohen zu den hellenistischen Stadtgründungen, die sämtlich nach 167 zum ersten Mal belegt sind. Die frühesten Belege für den Ort sind jeweils vorangestellt:76 AgAtheirA: „Im Jahr des Königs Eumenes. Die Makedonen aus Agatheira Seleukos, Sohn des Menekrates … und sich tugendhaft betragen hat …“ [Β]ασιλεύοντος Εὐμένο[υς ἔτους] οἱ ἐξ Ἀγαθείρων Μακεδ[ό]νες [Σ]έλευκον Μενεκρά[τ]ο[υ]ς ----ΤΟ[-] ---- καὶ ἀγαθὸν γενόμεν[ον] (TAM V 2, 1307; 188–159) „Like the other Macedonian colonies in Lydia, it was probably founded by the Seleucids“. AkrAsos: „Die in Akrasos lebenden Makedonen für Menogenes, Sohn des Menephantes, syngenes des Königs Eumenes und nomophylax …“ [Οἱ περὶ Ἄ]κρασον Μακεδόνες [Μηνογ]ένην Μηνοφάντου [συγγενῆ] βασιλέως Εὐμένου, [καὶ νο]μοφύλακα … (IvPergamon 176a; OGIS 290; Robert, Villes 75 f.) „If there had been a Macedonian Colony at Akrasos, it probably would have been founded by the Seleucids.“ DoiDye: „Im 37. Jahr des Königs Eumenes, im Monat Peritios. Die Makedonen aus Doidye …“ Βασιλεύοντος Εὐμένου ἔτους ζλ‘, μηνὸς Περιτίου. Οἱ ἐκ Δοιδύης Μακεδόν[ες] (TAM V 2, 1188; 37. Jahr: 161/0) „Although it was probably a Seleucid Colony, we do not know who its founder was nor when it was founded.“ 73 74 75 76
Zeugnisse für Makedonen in Kleinasien: Xydopoulos, Hellenika 50, 2000. Zu den makedonischen Städten in Lydien und zum folgenden ausführlich Daubner, Topoi 3. TAM V 2, 881 aus dem Jahre 276/75 v. Chr. Steph. Byz. s. v. Θυάτειρα, schreibt die Gründung Seleukos Nikator zu; Strab. 13, 4, 4 bezeichnet die Stadt als κατοικία Μακεδόνων. IK 8 (Magnesia am Sipylos) 1 = IK 24, 1 (Smyrna) 573. Hier könnte man ein stehendes Reserveheer vermuten. Das ist aber noch nicht hinreichend, um diese Funktion auch den anderen hellenistischen Gründungen zuzuschreiben; so aber Billows, Kings 178. Cohen, Settlements in Europe jeweils s. v. Kursivierungen in den Zitaten: FD.
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III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr. -espourA: „Im 7. Jahr des Königs Attalos, im Monat Xandikos. Die Makedonen aus -espoura für ihren Strategen Derdas, Sohn des Derkylides, seiner Tugendhaftigkeit und seiner berühmten Tapferkeit wegen, die er gegenüber dem König und ihnen stets bewies.“ Βασιλεύ[ον]τος Ἀττάλου ἔτους ζ‘, μηνὸς Ξανδικο[ῦ]. Ο[ἱ ἐκ -]εσπούρων Μακεδόνες ὑπὲρ Δέρδου τοῦ Δερκ[υλί]δου τοῦ αὑτῶν στρατ[η]γο[ῦ] ἀρετῆς ἕνεκεν κα[ὶ] εὐδό[ξ]ου ἀν[δ]ραγαθίας, ἧς ἔχων διατελεῖ εἴς τε [τ]ὸ[ν βασιλ]έα καὶ ἑαυτού[ς]. (TAM V 2, 1190; 7. Jahr Attalos’ II.: 153/2) „There are no other extant references to this colony. It is probable that originally it was founded as a Seleucid colony.“ hyrkAnis: Ehreninschrift aus Amphissa für den Arzt Menophantos, Sohn des Artemidoros, Makedone aus Hyrkanis, frühes 2. Jh. v. Chr. (IG IX 12, 3, 750) „We do not know who the founder of the Hellenistic colony was, although we may conjecture he was a Seleucid.“ kobeDyle: „Im 35. Jahr des Königs Eumenes. Die Makedonen aus Kobedyle Philo-, Sohn des Polemaios, ihren Mitbürger, seiner Tugendhaftigkeit wegen und …“ Βασιλεύοντος Εὐμένου ἔτους ε’ καὶ λ’. Οἱ ἐκ Κοβηδύλης Μακεδόνες Φιλο-Πολεμαίου τὸν [ἑαυ]τῶν πολίτην ἀρετῆ[ς] ἕν[εκεν ----------] καὶ τ------τους --- (TAM V 1, 221 = TAM V 3, 1423; Jahr 35: 163/2) „The Macedonian colony at Kobedyle probably originated under the Seleucids.“
Im Eintrag zu nAkrAson wird die Befangenheit der communis opinio expliziert: „The earliest information about most of the other colonies dates from the second century B. C., i. e., in the period of Attalid rule. Nevertheless it is likely that the Macedonian colonies were founded by the Seleucids rather than the Attalids. This is because the available evidence indicates that Macedonians are frequently found in the Seleucid Army; on the other hand, they are rarely found in the Attalid.“77 Daß die Voraussetzungen dieses Zirkelschlusses – daß die Attaliden makedonenfeindlich waren, daß Μακεδών in hellenistischer Zeit eine Berufsbezeichnung ist und daß seit Kassander niemand mehr Makedonien verlassen konnte – falsch sind, ist anderenorts dargelegt.78 77
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Cohen, Settlements in Europe 224, fährt fort: „Of course there were Attalid foundations in Lydia that included Macedonians and their population: Apollonis and Philadelphia, for example … Undoubtedly the Macedonians were former Seleucid military colonists. It is a reasonable supposition, therefore, that … most of the Macedonian colonies in Lydia attested under Pergamene rule were an Attalid inheritance from Seleucid rule.“ Daubner, Topoi 3. Vgl. auch Hamilton, Ancient Macedonia 6, 1999, der die Argumente zusammenfaßt. Das Problem ist stets, daß die kleinasiatischen Makedonensiedlungen in jedem Fall
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Die lydischen Siedlungen liegen in oder am Rande von fruchtbaren Ebenen, vor allem im nördlichen und mittleren Gebiet der hyrkanischen Ebene.79 Sie haben keine erkennbar militärische Funktion und scheinen vorrangig den Zweck gehabt zu haben, neuen Siedlern Land zu geben.80 Ihre Gründung sollte man, da die seleukidische Datierung auf einem Zirkelschluß beruht, mit der Ausnahme von Thyateira und der Garnison von Palaimagnesia den attalidischen Königen zuschreiben. Bei Ortsnamen wie Attaleia, Philadelpheia und Apollonis ist das auch klar, bei Stratonikeia nicht unwahrscheinlich, und auch all die übrigen Neugründungen könnten von den Königen in Pergamon veranstaltet worden sein, deren Territorium durch die Regelungen nach der Schlacht von Apameia verzehnfacht wurde und die zudem hohe Tribute aus den ehemals seleukidischen Gebieten erhielten.81 In einer anderen Region des Attalidenreichs, in Perinthos an der Propontis, das wohl auch mit dem Vertrag von Apameia an Pergamon gekommen war,82 hat Cyriacus von Ancona eine Namensliste abgeschrieben, wohl einen Ephebenkatalog.83 Eine Datierung ist schwierig, jedoch ist klar, daß die Liste in hellenistische Zeit gehört.84 Die Namen sind in verschiedene Kategorien gegliedert – in drei Phylen und in die Rubriken Makedones, Akarnanes, Podagroi (nach Stephanos ein thrakischer Stamm) und Kastaleis. Die Bezeichnungen lassen darauf schließen, daß es sich hier um neu hinzugekommene und integrierte Bevölkerungsgruppen handelt.85 Vielleicht haben sich einige der geflohenen Makedonen bereits hier, nicht sonderlich weit von der Heimat entfernt, niedergelassen. Nicht auszuschließen ist letztlich auch, daß die dynamische Entwicklung, die das seit Attalos I. zu Pergamon gehörende Aizanoi in der ersten Hälfte des 2. Jh. v. Chr. nahm, auf die Ansiedlung von aus einigen Inschriften bekannten Makedonen zurückgeht.86
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für seleukidisch gehalten werden, woraus einige Aporien resultieren und unpassende Lösungsvorschläge wie die Idee, daß die Bevölkerung der Siedlungen nicht aus „Makedonen“ genannten Einheimischen bestehen könnte. Diese Gegend war sicher nicht unbesiedelt. Wir wissen aber nicht, wie groß die Siedlungsdichte im 3. Jh. war. In Lydien und in der Hyrkanische Ebene wurden in achämenidischer Zeit Söldner angesiedelt: Sekunda, REA 87, 1985. Diese lebten verstreut ohne städtische Zentren, so daß das seleukidische Thyateira der erste Zentralort der Gegend war. Ob die persischen Söldner nach Alexanders Eroberung blieben oder verjagt wurden, ist nicht klar; ebensowenig wissen wir über das Schicksal der seleukidischen Kolonisten. Thonemann, Attalid Asia 28 f., vermutet, die Städte seien zur Vereinfachung der Steuererhebung als Mittlerinstanzen zwischen den ländlichen Siedlungen und der Reichszentrale geschaffen worden. Daß dies ein Effekt der Städtegründungen gewesen sein kann, sei unbestritten, aber als Ursache sind die Neusiedler plausibler. Eine militärstrategische Funktion behauptet Tozan, ADerg 19, 2014, und spricht sich dementsprechend für eine seleukidische Gründung der meisten dieser Städte aus. Kay, Attalid Asia 126. Sayar, Perinthos 74. Sayar, Perinthos 241–244 Nr. 61; Dumont, Thrace Nr. 72e; Bechtel, Inschriften Nr. 234. Die Angaben in SGDI III 2, 5723 sind irrig. Sayar, Perinthos 241–244, datiert ins 3.–1. Jh. v. Chr.; Loukopoulou, Thrace 124 f., schlägt auf Grundlage der Namensformen das 3. oder den Beginn des 2. Jh. vor. Dazu Jones, Public Organization 286 f. Zu den Makedonen in Aizanoi Wörrle, Chiron 39, 2009, 429–432. Zum hellenistischen Aizanoi s. Rheidt, Neue Funde.
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Zu den kleinasiatischen Makedonen tauchen im Vorfeld des Andriskos-Aufstandes zwei bezeichnende Hinweise auf: Während Andriskos als Söldner unter Demetrios I. diente, bemerkten seine Kameraden scherzhaft seine Ähnlichkeit mit Philipp, dem Sohn des Perseus.87 Das kann nur bedeuten, daß diese Söldner des Demetrios wußten, wie der Sohn des Perseus ausgesehen hatte, weil sie selbst früher makedonische Soldaten gewesen waren, oder die Söhne von solchen, die nach dem Ende der Monarchie nach Syrien entkommen waren. Später konnte er eine ehemalige Nebenfrau des Perseus, Kalippa, die in Pergamon mit Athenaios, dem Bruder Attalos’ II., lebte, davon überzeugen, daß er jener Philipp sei. Wichtiger ist jedoch, daß er „sogar die Makedonen selbst“, die in Milet lebten, dazu brachte, in ihm den Sohn des Perseus zu sehen.88 Der Wortlaut gibt zu erkennen, daß es in Kleinasien Gemeinschaften von Makedonen gegeben haben muß, die noch wußten, wie der Sohn des Perseus ausgesehen hatte. Andriskos suchte also Kontakt zu den in Kleinasien lebenden Makedonen, die ihn denn auch bei seinen gegen Rom gerichteten Plänen unterstützten – wie sie auch sechzehn Jahre später die anti-römischen Pläne des pergamenischen Thronprätendenten Aristonikos unterstützten. Eumenes und Attalos konnten die erfahrenen Makedonen gut brauchen, mußten sie doch ihr plötzlich enorm groß gewordenes Reich auch mit einem weitaus größeren Heer und einem höheren Verwaltungsaufwand als zuvor unter Kontrolle halten, zudem blieben die galatischen Gebiete stets Unruheherde.89 Das beste Mittel, die Neuhinzugekommenen zu integrieren, war die Gründung von neuen Städten in fruchtbaren Gebieten. Es handelte sich bei den Makedonen nicht um Berufssoldaten, sondern um ehemalige Landbesitzer, die auch im makedonischen Heer kämpften. Die Attaliden können sich also, ungeachtet ihrer offiziell stets prorömischen Haltung, mit der Ansiedlung der makedonischen Emigranten abgefunden haben.90 Unteritalien Die Kontakte zwischen dem griechischen Unteritalien und dem nordwestgriechisch-makedonischen Raum waren immer eng und führten seit dem direkten militärischen Eingreifen epirotischer Heerführer zu einem kulturellen Wandel, der an der Wende vom 4. zum 3. Jh. vor allem in den Gräbern Tarents zu erkennen ist.91 Die trotz allem Wandel beibehaltenen tarentinischen Eigenarten gehen allerdings mit der während des 2. Punischen Krieges zerschlagenen Polisidentität verloren, und in der ersten Hälfte des 2. Jh. v. Chr. sind abermals tiefgreifende Änderungen 87 88 89 90 91
Diod. 31, 40 a. Diod. 32, 15, 4 f. Vgl. hierzu den neuen Brief des Attalos an Pessinus, Avram/Tsetskhladze, ZPE 191, 2014. Einzelnachweise Daubner, Bellum Asiaticum 162–170. Zu den direkten Kontakten zwischen Apulien und Makedonien Adam-Veleni, Greek Colonisation; Mazzei, Pittura parietale; DʼAmicis, Taranto, zu den Grabbeigaben und den Brandbestattungen an der Wende vom 4. zum 3. Jh., zur Vasenmalerei Pouzadoux, Macédoine. Zum historischen Kontext s. die Beiträge in AttiTaranto 43, 2003. Zu Apulien in frühhellenistischer Zeit Steingräber, Arpi.
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im Bestattungsritual zu beobachten. Die Bedeutung dieser Beobachtungen kann nicht hoch genug veranschlagt werden: Zum einen ist die Nekropole von Tarent die einzige hellenistische, die in einigermaßen repräsentativem Umfang publiziert ist, zum anderen sind Erscheinungen kulturellen Wandels und vor allem auch kultureller Kontinuität in den Bestattungssitten am besten zu beobachten, da griechische Grabriten und -bräuche stets konservativ sind und lediglich bereit, Neues zu integrieren, wenn es von konkurrierenden griechischen Nachbarn kommt. So sind veränderte Begräbnissitten stets Anzeichen dafür, daß neue Identitätsgruppen in der betreffenden Region aufgetaucht sind.92 Von besonderer Bedeutung ist, daß im 2. Jh. die traditionelle Körper- und die Brandbestattung konkurrieren. Die Brandbestattung ist nicht römischem Einfluß zuzuschreiben, zumal es Verbrennungen bereits, wenn auch selten, im 4. Jh. v. Chr. gegeben hat, sondern als Übernahme aus dem makedonisch-nordgriechischen Raum zu verstehen, wo die Brandbestattung seit jeher vorherrschte.93 Die Charakteristika des jetzt anzutreffenden „hellenistischen“ Modells der Grabbeigaben bestehen vor allem in der Vermehrung und der Vergrößerung der Beigaben; die Surrogat-Keramik wird durch Gebrauchsgefäße ersetzt; Efeukränze aus Terrakotta und Bronze werden in den reicheren Gräbern durch Goldkränze, die meist Eichenblätter darstellen, abgelöst. Das funktionsfähige Eßgeschirr, die Beliebtheit von verzierten Steinklinen in den reichen Kammergräbern sowie die Bekränzung lassen vermuten, daß das neue Tarentiner System an dem östlich der Adria orientiert ist, womöglich mit ostgriechischem Einfluß, aber aus dem ostgriechischen Raum kennen wir das verbindliche Grabritual und die Beigabensitte nicht. Die neuen Gefäßformen, die häufigen Unguentarien und der Lagynos als die häufigste geschlossene Form, verbinden den tarentinischen Raum mit einer hellenistischen Koine. Die Goldkränze, die Kammergräber, die Verbrennung des Körpers weisen eher auf den nordgriechischen Raum. Zweifellos ist das neue Modell von außen gekommen und konnte sich dank der Zerschlagung traditioneller Strukturen durchsetzen. D. Graepler warnt jedoch davor, hier Einflüsse aus dem nördlicheren Italien erkennen zu wollen: „Dennoch wäre es falsch, diesen Vorgang unter dem Schlagwort ‚Romanisierung‘ zusammenzufassen. Was in Tarent unter ‚Romanisierung‘ zu verstehen ist, lehrt ein Blick auf die wirklich ‚römische‘ Grabkultur des 1. Jhs. …, die mit dem vorausgehenden griechischen System durch kaum mehr als die Sitte, dem Toten Beigaben ins Grab zu legen, verbunden ist.“94 Die Brandbestattung in Kammergräbern, wie sie ab dem 2. Jh. v. Chr. anzutreffen ist, findet ihre nächsten Parallelen in den späten makedonischen Kammergräbern. Deutlich wird das beim Vergleich von Bauart und Dekoration von Grab 4 der Piazza dʼArmi in Tarent, das in das 2. Jh. datiert wird,95 mit dem Grab des Lyson und Kallikles in Lefkadia, das wohl am Ende des 3. Jh. gebaut wurde.96 Zudem 92 93 94 95 96
Zu kontaktbedingten Veränderungen und zum Konservatismus von griechischen Bestattungssitten s. Burkhardt, Bestattungssitten. Graepler, Tonfiguren 48. Das Zitat und die Zusammenfassung der Erscheinungen des Kulturwandels bei Graepler, Tonfiguren 190 f. Bertocchi, Pittura 62–69; Dell’Aglio, AttiTaranto 41, 2002. Miller, Tomb of Lyson; Brecoulaci, Peinture funeraire 221–234.
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sind beide mehrere Generationen lang benutzt worden, was bei den früheren makedonischen Kammergräbern, die von einem Tumulus bedeckt wurden, nicht der Fall gewesen war. Damit soll nicht nahegelegt werden, daß nach der Schlacht von Pydna große Zahlen makedonischer Migranten in das seit 209 v. Chr. römisch beherrschte Taras kamen und hier ihre kulturellen Eigenarten einführten. Jedoch steht fest, daß sie ein geeignetes Milieu vorgefunden hätten. Die Einflüsse aus dem nordgriechischen Raum sind klar. Auch die polis Taras existierte weiterhin; sie wurde durch die römische Eroberung und Bestrafung nicht ausgelöscht und konnte im Jahre 100 v. Chr. dem Dichter Archias das Bürgerrecht verleihen.97 Der von Perseus abgefallene makedonische Funktionsträger Onesimos, dem im Jahre 169 v. Chr. Land auf dem tarentinischen ager publicus zugewiesen wurde,98 wurde sicher nicht zuletzt dorthin gebracht, weil er dort ein angemessenes Umfeld vorfinden konnte. Seine Ansiedlung in Taras ist etwas anderes als die Internierung der nach 167 Deportierten in hinterwäldlerischen Orten wie Alba Fucens.99 Ägypten Die verbreitete Forschungsmeinung, daß die Bezeichnung Μακεδών spätestens am Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts zu einer Berufsbezeichnung „verkommt“, die die nachweislich vorhandenen nichtmakedonischen Truppenteile der Ptolemäer und der Seleukiden annehmen konnten, die mit makedonischer Bewaffnung versehen waren, ist anhand der Quellen nicht nachvollziehbar. Daß es solche Truppenteile gab, ist unzweifelhaft. Jedoch ist nur ein Fall bekannt, in dem nichtmakedonische Truppen mit Sarissen ausgestattet und Makedones genannt wurden. Dies tat Antiochos I. von Kommagene im 1. Jh. v. Chr., der auch sonst eher unübliche Wege beschritt.100 Verfolgt man die Verweise in der modernen Literatur zu ihrer Quelle, so führen sie alle zu Fritz Heichelheims Arbeit über die auswärtige Bevölkerung im Ptolemäerreich aus dem Jahre 1925.101 Sein Hauptargument ist, daß nach 315, mit Konsolidierung der Macht des Kassandros in Makedonien, von dort kein nennenswerter Zuzug mehr stattgefunden haben kann. Nachdem Glenn Bugh kürzlich nachgewiesen hat, daß selbst die häufigen „Tarentiner“ bis ins 2. Jh. v. Chr. keine Bezeichnung für eine Waffengattung sind, sondern tatsächlich Tarentiner meint, die aus Tarent 97 98 99
Cic. Arch. 10. Liv. 44, 16, 4–6. Zum tarentinischen ager publicus s. RS S. 302. Vgl. Mahaffy, Greek Life and Thought 602: „The captives were not allowed to settle in the cities of Magna Graecia, where they might have found a home, but in those of Etruria and Umbria, where the populace could not understand them and where they died out gradually as isolated and broken-hearted strangers“. 100 Antiochosʼ Makedonen: Jos. bell. Iud. 5, 11, 3. In den übrigen Fällen, in denen postuliert wurde, daß nichtmakedonische Truppenteile makedonisch ausgerüstet wurden, werden sie nicht als Makedones bezeichnet: Pol. 2, 65; 5, 65; Iust 12, 12; Plut. Kleomenes 23. 101 Heichelheim, Bevölkerung. Die Anlehnung bereits bei Launey, Recherches 293, und bis zu Billows, Kings 155–157 zu verfolgen. Besonders vehement vertritt Musti, SCO 15, 1966, 114– 121, diese Ansicht.
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stammen, es sich also um ein „echtes“ Ethnikon handelt,102 sollte gerade angesichts des vermehrten Quellenmaterials auch der Inhalt des Begriffs „Makedon“ überdacht werden.103 Beispielhaft sei anhand der neuesten Publikation zu den ptolemäischen Militärsiedlung auf die Aporien der bisherigen Deutungsmuster hingewiesen. Mary Stefanou zeigt in ihrem Beitrag zu den ptolemäischen Rekruten aus dem „alten“ Griechenland,104 wie die Zahl derjenigen, die als Makedonen bezeichnet werden oder die sich selbst so bezeichnen, im 2. Jh. v. Chr. sprunghaft ansteigt. Insgesamt sind etwa ein Viertel aller bekannten Kleruchen Makedonen, in der ersten Hälfte des 2. Jh. sind es 40 %, und es wären 68 %, wenn man die Μακεδόνες τριανταρούροι mitzählte, die in der Berechnung Stefanous ausgelassen wurden, weil man nicht wisse, was das für Personen seien.105 Dieser Anstieg der Zahl der Makedonen beruht nicht auf einer verzerrten Wahrnehmung durch einen Mangel an Quellen. Im Gegenteil ging man bisher davon aus, daß der Anteil der Makedonen im 2. Jh. sank, jedoch haben zahlreiche neue Papyri die Datengrundlage wesentlich verbessert. Dieser Anstieg ist also erklärungsbedürftig, und Stefanou konstatiert denn auch, daß unter den Makedonen neu hinzugekommene sein müssen.106 Daß einzelne Makedonen auch im 3. Jh. nach Ägypten gegangen sind, steht außer Frage; sie könnten von den Verdienstmöglichkeiten angezogen worden sein oder in Opposition zu den Königen gestanden haben.107 Das Ethnikon Makedon war im ptolemäischen Ägypten höchst prestigeträchtig; auf die korrekte Verwendung von Namen und Ethnika wurde von der Verwaltung penibel geachtet.108 Auch in den Städten Ägyptens wurde nach Landsmannschaften getrennt gesiedelt; wir kennen etwa die Makedonen in Arsinoe.109 Die ethnischen Gruppen behielten lange Zeit dialektale Namensformen bei, wie an der Gruppe der Kyrener in Tholtis zu beobachten ist,110 und das Makedonische scheint ein Prestigedialekt gewesen zu sein. So ist das einzige Gedicht des Poseidippos, das statt in Koine in einem Hochdorisch abgefaßt wurde, für die Basis einer Statue des Ptolemaios II. bestimmt. In dem Gedicht wird auch stolz die Herkunft des Königs aus der Eordaia gerühmt.111 Ausgeschlossen ist also, daß sich jemand diesen Titel selbst verleihen konnte. Hier kommt wieder die alte These Heichelheims aus quellenärmeren Zeiten zum Zuge: Makedon sei zu einem fiktiven Prestigeethnikon 102 Bugh, Pratiques et identités. 103 Vgl. auch die in eine etwas andere Richtung gehenden, aber die vorgeschlagene Deutung stützenden Überlegungen in Xydopoulos, Makedonika 28, 1991/92, der meint, das „Ethnikon“ Μακεδών habe nichts mit dem technischen Begriff der communis opinio zu tun, sondern zeige die Nähe zum Königshaus und die Verbindung zum Heimatland der Vorfahren an. 104 Stefanou, Ptolemies. 105 Zur Auslassung Stefanou, Ptolemies 124 Anm. 38. 106 Scheuble-Reiter, Katökenreiter 112–118, stellt diese Erhöhung des Anteils der Makedonen ebenfalls fest, meint aber S. 114, daß er nicht auf regionale Rekrutierung zurückgehen könne. 107 Beispiele bei Stefanou, Ptolemies 120. 108 Scheuble, Interkulturalität 551; Scheuble-Reiter, Katökenreiter 112. 109 Daris, Aegyptus 61, 1981. 110 Clarysse, Festschrift Pestman 4 f. 111 Poseidippos 88 Austin/Bastiniani; s. auch Clarysse, Festschrift Pestman 12; Stephens, New Posidippus 234; Thompson, New Posidippus 269.
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geworden, oder – Stefanou legt sich nicht fest, weil ihr die Basis dieser Vermutung vielleicht doch nicht tragfähig erscheint – die Makedonen seien besonders erpicht darauf gewesen, ihr Ethnikon anzugeben. Als fiktives Ethnikon deutet sie den Makedonennamen bei zwei Personen, die angeblich iranische Namen tragen. Der eine, Arsakes,112 tut das unbestreitbar, der iranische Name des anderen, Ἀ[ρταβάζη]ς,113 scheint mir aufgrund der massiven Konjektur nicht zweifelsfrei zu sein. Dem Argument könnte man ein weiteres Beispiel zugestehen: den Ägypter Νεκτσάφθις alias Μάρων, dessen Karriere ihn in den Jahren von 124–101 v. Chr. vom Posten als einfacher φυλακίτης bis zum Μακεδὼν τῶν κατοίκων ἱππέων hat aufsteigen lassen.114 Zudem sind im Laufe der Zeit Veränderungen in der Namenspraxis zu beobachten. S. Scheuble-Reiter interpretiert die prozentuale Zunahme der theophoren Namen als entweder ägyptisch beeinflußt oder als Hinweis auf Ägypter mit hellenisiertem Namen. Eine Liste von Militärangehörigen etwa aus dem Jahre 146 v. Chr.115 läßt aber noch nicht unbedingt auf diese vielleicht spätere Entwicklung schließen: Unter den 55 Namen, die mit Patronym unter der Rubrik ἀρχαῖοι Μακεδονικοῦ aufgeführt sind, finden sich neben zehn typisch „makedonischen“ Namen fast nur normale griechische und bisweilen ein trakischer. Der Name Sarapion muß auch nicht auf einen Ägypter hinweisen, denn im 2./1. Jh. v. Chr. kommt der Name auch in Thessalonike vor.116 Scheuble-Reiter vermutet, die Personen auf der Liste könnten unter Ptolemaios VI. angeworben worden sein.117 Aber sollte man nicht annehmen, daß dieser plötzliche Anstieg der Zahl der ägyptischen Makedonen ebenso wie der zeitgleiche im Attalidenreich auf die Migration von Makedonen nach der Niederlage im Krieg gegen die Römer zurückzuführen ist?118 Womöglich erscheint diese Deutung lediglich anhand des ägyptischen Materials etwas gewagt, aber in Verbindung mit den Zeugnissen aus anderen Teilen der hellenistischen Welt sollte sie in Erwägung gezogen werden. Das Reich der Ptolemäer konnte aus den Zuwanderern in verschiedener Weise Kapital schlagen, nicht nur in militärischer Hinsicht. Es handelte sich um Männer, die sich auch mit Ackerbau und Viehzucht auskannten und die etwa im Fayum die Ressourcen des Landes weiterentwickeln konnten, beispielsweise durch den Anbau von Wein und durch die Schweinezucht.119 In der Mitte der 160er Jahre wurden in Ägypten zwei Reformen ins Werk gesetzt, die vorsichtig mit dem Zuzug neuer Siedler aus Makedonien verbunden werden könnten. Nach dem Chaos, das der Feldzug Antiochosʼ IV. angerichtet hatte, wurden 112 113 114 115 116 117 118
Laʼda, Foreign Ethnics E1440. Das heißt natürlich nicht, daß er tatsächlich Perser ist. Laʼda, Foreign Ethnics E1441. Zu ihm Scheuble-Reiter, Katökenreiter 112 f.; Scheuble, Interkulturalität 552 mit Anm. 8. Scheuble-Reiter, APF 58, 2012, 252–267. IG X 2, 1, 81: Ἴσιδι καὶ Ἁρποχράτηι / Περιγένης Σαραπίωνος χαριστεῖα. Scheuble-Reiter, APF 58, 2012, 259. Auch die Aporien der Deutung des Makedonnennamens als Pseudo-Ethnikon, die sich in Fischer-Bouvet, Army 177–191 zeigen, könnten mittels dieser Annahme wenn nicht gelöst, so doch entschärft werden. Nach 146 v. Chr. haben auch einige Korinther, die dem römischen Massaker entgehen konnten, in Ägypten eine neue Heimat gefunden: Millis, Festschrift Matthews 249. 119 Zum Nutzen der neuangeworbenen Makedonen für die Ptolemäer Clarysse/Thompson, Counting the People 2, 208–217; s. auch Archibald, Companion 339 f.
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165 v. Chr. in der Pathyritis die zuvor ägyptischen Aufseher über die Kornspeicher durch Griechen abgelöst,120 und zwei Jahre später fand eine Kalenderreform statt, die die Angleichung des makedonischen an den ägyptischen Kalender aufhob: „ein damals sehr angebrachtes Zugeständnis an die nationalbewußten Makedonen“.121 Die Beziehungen zwischen dem Ptolemäer- und dem Antigonidenreich zur Zeit des Krieges des Perseus gegen die Römer waren gut, wenn sich auch Ptolemaios VI. politisch und militärisch zurückhielt. Sein engster Berater Eulaios war Makedone und scheint in der Heimat gute Kontakte gehabt zu haben, so daß er seinem König nach dem Waffenstillstand im Krieg gegen Antiochos IV. riet, den Staatsschatz und sich selbst vorerst nach Samothrake in Sicherheit zu bringen.122 Andere Regionen Womöglich sind einige der von der Deportation bedrohten Makedonen auf die Peloponnes geflohen. Mit Megalopolis gab es dort einen makedonenfreundlichen Ort, der zudem nicht gerade überbevölkert war. Die Frontstellung zu Sparta hatte dazu geführt, daß sich Megalopolis enger als die übrigen Städte des Achaiischen Bundes an die Schutzmacht Makedonien angelehnt hatte. Nach der Schlacht von Sellasia 222 v. Chr. erhielt die verwüstete Stadt das Grenzland gegen Sparta von Antigonos III.;123 der König schickte ihnen auch den peripatetischen Philosophen Prytanis als Gesetzgeber. Dessen Regelungen führten nach der Zerstörung der Stadt durch Kleomenes zu einer Stasis, die Aratos von Sikyon u. a. durch einschneidende Maßnahmen zur Aufnahme von Neubürgern beendete.124 Als im 2. Makedonischen Krieg der Bundesstratege Aristainos versuchte, die Megalopolitaner zur Aufgabe ihres Bündnisses mit Makedonien zu überreden, verließen diese die Bundesversammlung, die ohne die Stimmen aus Megalopolis ein Bündnis mit Rom beschloß.125 Auch als die Römer gegen Perseus zogen, warb Lykortas, des Polybios Vater, für Neutralität.126 Megalopolis hat natürlich im Krieg keine aktive antirömische Politik betrieben, dürfte jedoch von den Deportationen schwer getroffen worden sein. Der ohnehin seit mehr als 50 Jahren schmerzliche Menschenmangel läßt vermuten, daß die Stadt neuen Bürgern gegenüber aufnahmebereit war, und so könnten einige noch unpublizierte Neubürgerlisten aus Megalopolis, die in die erste Hälfte des 2. Jh. v. Chr. fallen und nördliche Namen enthalten, gut mit nach der römischen Eroberung geflohenen Makedonen zusammenhängen.127 Womöglich hat sich auch Damasippos, der in Pella Ratsmitglieder ermordet hatte und mit seiner 120 Vandorpe, Politics 409; vgl. Vandorpe, APF 54, 2008, 92 f. 121 Konen, Königsurkunde 7; vgl. Huß, Ägypten 570. 122 Pol. 28, 21. Zu der Episode s. Huß, Ägypten 543 mit Anm. 46; Passerini, Athenaeum 13, 1935. Daß Eulaios Makedone war, zeigt Robert, Gnomon 35, 1963, 71–76. 123 Pol. 2, 54. 124 Pol. 5, 93. 125 Liv. 32, 19–21. 126 Pol. 28, 6. 127 Ich danke Volker Grieb (Hamburg) für den Hinweis auf die neugefundenen Inschriften.
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ganzen Familie fliehen mußte, hier niedergelassen, bevor er im Jahre 163/2 von Ptolemaios VIII. angeworben wurde und ihn nach Kreta begleitete, um dort weitere Truppen für den Kampf gegen Ptolemaios VI. anzuwerben.128 Ob unter den 20.000 Makedonen, die im Jahre 166 v. Chr. auf Antiochosʼ IV. Feier in Daphne paradierten,129 auch neu hinzugekommene waren, läßt sich kaum feststellen. Daß die Römer etwas gegen die Ansiedlung von makedonischen Flüchtlingen im Seleukidenreich unternommen hätten, ist unwahrscheinlich. In den Jahren nach Pydna mischten sie sich trotz der zahlreichen Gesandtschaften nach Syrien nicht wesentlich in die seleukidische Innenpolitik ein.130 Die großen Reformwerke des Seleukiden, die das Städtewesen und das Münzsystem betrafen, fanden alle in den späten 170er Jahren statt, so daß ein Zusammenhang mit der makedonischen Niederlage und ihren Folgen auszuschließen ist.131 Jedoch deutet ein keilschriftlicher historischer Text des Jahres 163 v. Chr. aus Babylon, der eine neue Gruppe von politai erwähnt, darauf hin, daß unter Antiochos Epiphanes eine Gruppe von Personen griechischen Bürgerrechts in Babylon etabliert wurde. Diese Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, daß sie sich mit Öl salbt, also das Gymnasion besucht. Im Text ist von weiteren griechisch-makedonischen Institutionen, der boule und vielleicht dem epistates, die Rede.132 Zwar erwähnt bereits ein wenige Jahre älterer Text (172/1 v. Chr.) die politai,133 doch die Institutionen kommen dort nicht vor. Aus einem späteren Text wissen wir auch, daß der Ältestenrat der griechischen Gemeinde Babylons mit dem makedonischen Begriff Peliganes bezeichnet wurde.134 Auch in diesem Fall ist nicht klar zu erkennen, ob es sich um Neusiedler handelt oder um die Umsiedlung von seit längerem in Mesopotamien lebenden Griechen oder Makedonen.135 Geht man anhand dieser Vorschläge von Mindestzahlen aus – etwa 2000 Makedonen, die sich dem Ptolemäerheer angeschlossen haben,136 und je 300 für die mindestens sieben Neugründungen in Lydien, sowie etwa 2000 Deportierte137 –, so verblieben nach 167 nicht einmal 10.000 Makedonen in Makedonien. Die Vernichtung des makedonischen Staates war begleitet von einer fundamentalen Demontage 128 129 130 131 132 133 134
Pol. 31, 26; Walbank, Commentary 3, 485. Zur Feier Pol. 31, 3 f.; Mittag, Antiochos 282–295. Überzeugend nachgewiesen bei Gruen, Chiron 6, 1976. Zur Münzreform Antiochosʼ IV. Mittag, Antiochos 118–127; zum Städtewesen ebd. 199–208. Der Text: BCHP 14. BCHP 13. BCHP 18B; vgl. Van der Spek, Ethnic Constructs 109–113. Zur Institution der Peliganes Sarakinski, Macedonian Historical Review 1, 2010. 135 Uns ist durch BCHP 5 eine solche Umsiedlung bekannt: Der Kronprinz Antiochos, der spätere Antiochos I., sorgt für die Umsiedlung von unter Alexander nach Babylon gebrachten Makedonen in die neu gegründete Stadt Seleukeia am Tigris. Zur griechischen Gemeinde von Babylon auch Kuhrt, Aneignung und Abgrenzung 51 f. 136 Was angesichts der vermutlichen Gesamtzahl der Griechen und Makedonen in Ägypten eine recht mäßige Zahl von Zuzüglern wäre, die problemlos zu verkraften wäre. Zur griechischen und makedonischen Bevölkerung in Ägypten Fischer-Bovet, Demography. Vgl. Fischer-Bovet, Army 170. 137 Angesichts der 1000 deportierten Achaier scheint mir diese Zahl nicht zu hoch angesetzt.
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der Gesellschaft, auf der er beruht hatte. Dieser Aspekt des römischen Sieges ist in seiner Bedeutung für das späthellenistische Makedonien kaum zu unterschätzen. 6. MACEDONIA CAPTA Makedonien nach der Königszeit Die literarischen Quellen schweigen fast vollständig über die Zeit nach der Siegesfeier des Aemilius Paullus in Pydna. Wir wissen durch Polybios von zwei Aufständen oder Bürgerkriegen; mehr wissen wir nicht. In Anbetracht der Tatsache, daß wir über die epirotischen Verhältnisse ausschließlich aus Inschriften erfahren, verwundert der Befund nicht: Aus Makedonien haben wir äußerst wenige Inschriften, die nach 167 datieren. Das liegt an der nahezu vollständigen Auslöschung der Eliten und der langen Formierungszeit, in der eine neue Elite entstand, die sich erst in der Zeit der Bürgerkriege zu erkennen gibt, wenn auch die Zahl der makedonischen Inschriften wieder ansteigt. So wissen wir auch nichts über die Bedeutung Makedoniens für Rom. Was jedoch deutlich geworden sein dürfte, ist die Tatsache, daß von einem ‚Morgenthau-Plan‘ für Makedonien nicht die Rede sein kann, also auch nicht davon, daß der Kontakt und der Handel zwischen den makedonischen merides unterbunden worden wäre. Dagegen spricht zudem, daß die Gesetze und Regelungen des Paullus, vor allem auch die von der Forschung für alles Unglück verantwortlich gemachte Regioneneinteilung, bis mindestens in traianische Zeit hinein Bestand hatten.138 Das Leben ging weiter; die Städte blieben besiedelt – bis auf die Königsstadt Aigai, die wahrscheinlich zerstört wurde und nur in unbedeutendem Umfang besiedelt blieb139 –; die im Land verbliebenen Bewohner mußten sich mit der neuen Situation arrangieren. Im Fall von Aigai zerstörte eine Brandkatastrophe das Theater, den Palast und die Mauern. Viele Heiligtümer gingen ein; einige wurden jedoch repariert und blieben auf weit niedrigerem Niveau bestehen.140 Häuser wurden gebaut, wo zuvor öffentliche Gebäude waren, und die alte städtebauliche 138 Liv. 45, 32; Iust. 33, 2. EKM 1, 61 (flavisch) und 64 = SEG 48, 752 (traianisch) erwähnen die merides. 139 Saatsoglou-Paliadeli, AErgoMak 10, 1996, 63 f.; Kottaridi, Excavating Classical Culture 76 f.; Kottaridi, Heracles 166. 140 So das Eukleia-Heiligtum an der Agora (Kyriakou/Tourtas, Destruction) und die Tholos im Palast, die womöglich noch in augusteischer Zeit eine Neugestaltung erfuhr (Saatsoglou-Paliadeli, Festschrift Nikonanos; Saatsoglou-Paliadeli, Festschrift Drougou; Saatsoglou-Paliadeli, in: Louvre 2011, 289; Saatsoglou-Paliadeli, Royal Palace Institution 203 f.: „… the remains of what Heuzey and Daumet understood as part of the original furnishing of the circular room must be attributed to a later intervention, which presupposes the destruction of the original building in the mid-second century BC and suggests a late Hellenistic reconstruction, meant to accomodate worshipping demands once more; it obviously belongs to a period of decline, which postdates the Roman occupation.“ Zu den möglicherweise augusteischen Bauteilen aus der Tholos Saatsoglou-Paliadeli, Festschrift Pandermalis). Vgl. zu den Heiligtümern von Aigai auch Falezza, Santuari 219 f., und dies., Roman Power 164 f., die allerdings die problematische Annahme pflegt (expliziert in 175), „die Römer“ seien direkt und unmittelbar für alles verantwortlich, was nach der Schlacht von Pydna in Makedonien geschieht.
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Ordnung wurde zerstört (auch wenn wir über die Stadt viel weniger wissen als über die Nekropolen). Die Mauern der Akropolis wurden geschleift; sie verlor ihre militärischen Funktionen und beherbergte bis zur endgültigen Aufgabe der Stadt Keramik- und Metallverarbeitungswerkstätten.141 Aigai blieb bis ins 1. Jh. n. Chr. besiedelt, als eine Naturkatastrophe, vielleicht ein Erdbeben, die Menschen vertrieb.142 Wie in Pella wurde das gesamte Gemeinwesen zerstört143 – nicht nur die Stadt und die nahen Dörfer, sondern auch die pierischen Siedlungen. Das Land und die Orte, die zur Chora von Aigai gehört hatten, wurden wahrscheinlich Beroia zugeschlagen.144 Neue, kleinere Häuser wurden aus dem Baumaterial der alten errichtet; der Palast, das Symbol der Königsherrschaft, und das Theater blieben in Ruinen. Im 5. Jh. n. Chr. wird eine Basilika errichtet; in der Zwischenzeit sind keine Bautätigkeit und keine Besiedlung nachzuweisen.145 Unter den römischen Regelungen und den ökonomischen Maßnahmen nach 167, die darauf abzielten, die politische und wirtschaftliche Macht Makedoniens zu zerschlagen, war die wohl harscheste das Verbot der Verpachtung des Königslandes.146 Es hatte nicht nur auf die Besitzenden Einfluß, sondern auch auf die ärmeren Menschen, denen Verdienstmöglichkeiten genommen wurden. Durch den Verlust unzähliger junger Männer müssen die Frauen und die Alten eine größere Rolle gespielt haben, die jetzt auch Männerarbeit machen mußten. Ob die Römer das wollten, sei dahingestellt. Diese Entwicklungen wurden jedenfalls in Kauf genommen, und dadurch, daß Rom sich nach der Eroberung nicht um Makedonien kümmerte, wurde wohl besonderes Elend erzeugt. Warum sollte man dann davon ausgehen, daß das oktroyierte politische System besonders durchdacht und wirksam gewesen sein soll? Unter diesen Bedingungen mußten die im Lande Gebliebenen leben. Die folgenden Überlegungen zu den im Lande Verbliebenen konzentrieren sich auf die Makedonen. Sie stellten nicht den überwiegenden Teil der Bevölkerung dar. Der Großteil der in den neuen Ländern östlich des Axios lebenden indigenen Vorbevölkerung hat natürlich weiterhin dort gelebt, ebenso die Thraker, die vor al141 Faklaris, Τεχνολογία. 142 Zu den Befunden zwischen den beiden Zerstörungen Kottaridi, AErgoMak 1, 1987. Zu den Grabbefunden dieser Zeit Kottaridi, AErgoMak 16, 2002. 143 Pella blieb weiter besiedelt: Akamatis, Makedonika 40, 2013–2014. 144 Hatzopoulos, Festschrift Lazaridis; Hatzopoulos, Meletemata 3, 41 und Anm. 62. Papaefthymiou, Édessa 23, vermutet, zahlreiche Einwohner Aigais seien nach der Aufgabe der Stadt in der Mitte des 2. Jh. v. Chr. nach Edessa gegangen, das nicht weit entfernt lag und dem noch näheren Beroia vorzuziehen war, weil Beroia viel mehr Einwohner hatte und kein freies Land zur Verfügung stellen konnte. So könne man die Verwechslung von Aigai mit Edessa, die seit Iust. 7, 1, 10 notorisch wurde, erklären. 145 In den Jahren 1982–1985 wurde eine Basilika mit Nebengebäuden und Baptisterium 1 km nordöstlich der königlichen Gräber ausgegraben, die zwei Phasen im 5. und 7. Jh. aufweist. Allerdings gibt es keine Bauphasen zwischen der römischen Eroberung und der frühchristlichen Bebauung: Louverdou-Tsigarida, Festschrift Hammond. Die Inschriften der Basilika: SEG 44, 564. Vgl. aber die Erwähnung von Aigai in I.Leukopetra 103 aus dem Jahre 253 n. Chr. und die Bemerkungen der Herausgeber dazu. 146 Dazu Larsen, Survey 312 f.; Katsari, Captivity 32 f., die allerdings davon ausgeht, daß alle finanziellen Transaktionen bezüglich Ländereien und Immobilien über italische Händler laufen mußten. Das geht aus den Quellen nicht hervor und ist auch ganz unwahrscheinlich.
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lem ostwärts der Chalkidiki siedelten.147 Die Bevölkerung der griechischen Städte Makedoniens blieb im Lande, ebenso die gallischen und illyrischen incolae in der dritten Meris, die Livius erwähnt.148 All diese unter der Herrschaft der Könige und der Makedonen minderberechtigten Bewohner der Komen und der Städte, die die Mehrheit der Bevölkerung stellten, blieben und prägten die weitere Entwicklung. Aber bis ins 1. Jh. v. Chr. ging diese Entwicklung so langsam vonstatten, daß wir keine Hinweise in den Quellen haben. Das politische Leben bis in die frühe Provinzzeit hinein wird weiterhin von den wenigen im Lande verbliebenen Makedonen bestimmt, so weit wir das erkennen können. Daher wird auf diese nichtmakedonischen Bevölkerungsgruppen später zurückzukommen sein. Familienkontinuitäten? Wer diejenigen Makedonen waren, die im Lande geblieben sind und Organisationsund Führungsaufgaben übernehmen konnten, ist nicht leicht festzustellen. Nach einem Systemsturz erfolgt für gewöhnlich die Rückführung der Verbannten. Aus Makedonien hat man keine Nachrichten darüber. Es ist auch fraglich, ob eine Rückkehr in die Heimat für jemanden wie den genannten Onesimos eine attraktive Option sein konnte. Er hatte in Italien freundliche Aufnahme gefunden und besaß ein Gut bei Tarent, also in einem angemessenen kulturellen Umfeld. Einem Neubeginn in der Heimat, in der er wahrscheinlich enteignet worden war und wo er als Deserteur fürchten mußte, auf Ressentiments zu stoßen, war es wohl vorzuziehen, in Apulien zu bleiben. Mit solchen Rückkehrern ist allenfalls in geringer Zahl zu rechnen. Selten sind wohl führende Familien der Königszeit im Lande geblieben. Einen einzigen handfesten Beleg dafür bietet das Dekret für Harpalos aus Beroia vom Ende des 2. Jh. v. Chr.149 Harpalos hatte seiner Stadt in einem nicht näher genannten Krieg Hilfe geleistet und sich an ihrem Wiederaufbau beteiligt – wahrscheinlich handelt es sich um einen der epidemischen Barbareneinfälle des späten 2. vorchristlichen Jahrhunderts.150 Für diese Wohltaten und für die in der Zukunft erwarteten wird er von Beroia mit einem Olivenkranz geehrt, mit einer Bronzestatue am prominentesten Ort der Stadt sowie mit der jährlichen Verlesung des Ehrendekrets an den Wahltagen. Harpalos gehörte zu einer Familie, die ihrer Stadt und dem König in vergangenen Zeiten treue Dienste geleistet hat. Der letzte dieser königszeitlichen Harpaloi ist Harpalos, Sohn des Polemaios, der im Jahre 178 v. Chr. einer der beiden makedonischen hieromnemones im Rat der delphischen Amphiktyonie war.151 147 Zur thrakischen Bevölkerung Makedoniens s. OnomThrac LXXV–LXXIX. 148 Liv. 45, 30, 5: „… es gibt dort auch sehr viel gallische und illyrische Einwohner, tüchtige Bauern.“ incolas quoque permultos Gallos et Illyrios, impigros cultores. Übers. H. J. Hillen. Zu den großen Bevölkerungsverschiebungen unter Philipp II. Ellis, Makedonika 9, 1969. 149 SEG 47, 891 = EKM 1, 2. Ed. princ. mit Kommentar Hardy/Touratsoglou, Tekmeria 3, 1997. Ausführliche Kommentare: Kuzmin, Ruthenia Classica, und M. B. Hatzopoulos, BE 1999, 338, s. auch Paschidis, Meletemata 45, 266. 150 Hardy/Touratsoglou, Tekmeria 3, 1997 sprechen sich für einen Zusammenhang mit den Mithradatischen Kriegen aus. 151 Syll.3 636 Z. 5 f.: παρὰ βασιλέως Περσέως Ἁρπάλωι Πολεμαίου Βεροιαίωι.
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Dieser Harpalos ist ohne Zweifel identisch mit dem Harpalos, der 172 v. Chr., kurz vor dem römischen Krieg gegen Perseus, eine Gesandtschaft nach Rom leitete.152 Nach seiner Rückkehr von der Gesandtschaft, die erfolglos verlaufen war, hören wir nichts mehr von ihm. Womöglich fiel er wegen seiner Erfolglosigkeit in Ungnade,153 jedoch scheint es wahrscheinlicher, daß er bald nach seiner Romreise starb und wir daher nichts mehr von ihm hören. Dies würde auch erklären, warum die Familie den Deportationen des Jahres 167 entging und in Makedonien bleiben konnte.154 Man kann auf einer solchen Spekulation keine starke These aufbauen, aber wenn es so wäre, daß Harpalos, einer der wichtigsten Diplomaten des Perseus, schon vor dem Krieg gestorben war und keinen Sohn hatte, der älter als 15 Jahre war, hätten wir keinen Beleg mehr für ranghohe Makedonen, die nach der römischen Gesetzgebung im Lande geblieben waren. Allenfalls die Inhaber des Grabes des Lyson und Kallikles in Lefkadia, dem antiken Mieza, könnten für einen solchen gelten. Das Kammergrab, das wohl um 200 v. Chr. errichtet wurde, enthält 18 Gräber, von denen 17 mit dem Namen des oder der Bestatteten gekennzeichnet sind. Es handelt sich um vier bis fünf Generationen von Nachkommen eines Aristophanes, die Belegung und damit die Kontinuität der Familie läuft also bis wenigstens zur Zeit der Provinzeinrichtung.155 Die Namen entsprechen ganz dem Muster städtischer Eliten Makedoniens in der späten Königszeit; es handelt sich um eine unauffällige Mischung aus panhellenischen, wenn auch bisweilen etwas antiquierten (Aristophanes, Euippos, Zoilos, Kallikles), und typisch makedonischen Männerund Frauennamen (Argeios, Paramonos, Thessalonike, Phila). Das Dekret für Harpalos, der als Priester der θεοὶ Εὐεργέται fungierte,156 legt großen Wert darauf, die Taten seiner Vorfahren zu rühmen. Das steht im Einklang mit den üblichen Mustern späthellenistischer Ehrendekrete, die den Wohltäter oft als Teil einer Familie präsentieren, die sich verdient gemacht hat, und den Geehrten ganz selbstverständlich in eine gleichsam dynastische Reihe stellen.157 Die Tätigkeiten der Vorfahren für die Könige werden jedoch verschwiegen oder verklausuliert,158 was zu der allge152 153 154 155 156
Liv. 42, 14, 3; 15, 1; Diod. 19, 37; App. Mak. 11, 3. Vgl. Olshausen, Prosopographie 153 f. So Edson, HSPh 45, 1934, 235. So die These von Kuzmin, Ruthenia Classica 128. Miller, Tomb of Lyson 79–92. Zum Titel εὐεργέτης in Makedonien I. K. Xydopoulos, Ο τίτλος εὐεργέτης στις επιγραφές της Μακεδονίας (ungedrucktes Manuskript 2014). 157 Zu den Besonderheiten späthellenistischer Ehrendekrete Habicht, Stadtbild; Raeck, Stadtbild; Scholz, Macht der Wenigen 83–87 und besonders 91 f.: „…die allgemeine Entwicklung …, die gerade in den kleineren Städten unverkennbar dahin ging, daß es einzelnen Politikern und ihren Familien zunehmend häufiger gelang, über längere Zeit, vielleicht über mehrere Jahrzehnte, mancherorts sogar über mehrere Generationen hinweg bestimmenden Einfluß in ihren Heimatstädten auszuüben.“ 158 Z. 5 f.: … ἀνανεωσάμενος τὴν ἀπὸ τῶν προγόνων δόξαν …; Z. 12 f.: … τὰς τῶν πάππων στρατηγίας κτλ. Um was für eine Strategie es sich hier handelt, ist unklar. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 257 f. schlägt vor, daß das Amt des antigonidischen Gouverneurs der Bottia gemeint sei, während Paschidis, Meletemata 45, 260 Anm. 56 meint, der Vorfahr habe eine militärische Karriere durchlaufen. Angesichts der Multifunktionalität der Bezeichnung στρατηγός muß dieser Punkt auch dem zeitgenössischen Leser oder Hörer des Dekrets, der die Familiengeschichte nicht kannte, unklar geblieben sein, was für eine bewußte Unklarheit der
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meinen Beobachtung paßt, daß sich die Memorialkultur der römerzeitlichen Eliten Makedoniens stets auf ihre Städte und nicht auf das Königreich bezog.159 Scipio Aemilianus und die Jäger von Beroia Die κυνηγοὶ βασιλικοί, die den jungen Scipio zwischen der Schlacht von Pydna und der Siegesfeier in Amphipolis auf seinen Jagdausflügen begleiteten,160 blieben höchstwahrscheinlich im Lande und wurden nicht deportiert. Aber wer waren sie? Hans Drexler übersetzt „Treiber“, aber das war schon seinerzeit eine Fehlinformation, denn der Brief des Prinzen Demetrios, des späteren Königs Demetrios II., an Harpalos, den Epistaten von Beroia,161 war schon bekannt, aus dem ein Zusammenhang zwischen den κυνηγοί und den Priestern des Herakles in Beroia hervorgeht.162 Charles Edson hatte bereits 1934 vermutet, daß die „Königlichen Jäger“ ein Koinon bildeten, das den Herakles Kynagidas verehrte. Herakles wurde in Makedonien zum einen als Gott der Jagd, zum anderen als Ahnherr des königlichen Hauses verehrt, so daß die Kombination der „Königlichen Jäger“ mit Herakles nicht verwunderlich ist.163 Mittlerweile wissen wir durch neue Inschriftenfunde mehr: Die Jäger bilden die Vorstufe zur Ephebie; es handelt sich dabei um 14–18jährige Söhne der Führungsschichten, die ihren Dienst als uniformierte paramilitärische „Jagdhelfer“ und Verehrer des Herakles versehen und die identisch sind mit den βασιλικοὶ παῖδες. Aus ihrer Mitte scheint auch der Priester des Herakles Kynagidas hervorzugehen.164 Für die elf Jahre von 122/1 bis 112/1 sind uns Listen der Kynegoi des Herakles Kynagidas aus Beroia erhalten.165 Der einzige römische Name ist der des eponymen Statthalters Sex. Pompeius, der im Jahre 120 v. Chr. beim paionischen
159 160
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Formulierung spricht. Zur Familie der Harpaloi in der Königszeit s. auch Hatzopoulos, Macedonian Institutions 417. I. K. Xydopoulos, Ο τίτλος εὐεργέτης στις επιγραφές της Μακεδονίας (ungedrucktes Manuskript 2014). Pol. 32, 15, 5: τοῦ δὲ πολέμου λαβόντος κρίσιν, ὁ Λεύκιος καλλίστην ὑπολαμβάνων καὶ τὴν ἄσκησιν καὶ τὴν ψυχαγωγίαν ὑπάρχειν τοῖς νέοις τὴν περὶ τὰ κυνηγέσια, τούς τε κυνηγοὺς συνέστησε τοὺς βασιλικοὺς τῷ Σκιπίωνι καὶ τὴν ἐξουσίαν τὴν περὶ τὰ κυνηγέσια παρέδωκε τούτῳ πᾶσαν. Zu ihm Tataki, Beroea 116 Nr. 228. EKM 1, 3; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 416–419 und Nr. 8; Hatzopoulos, Macédoine 86 f.; vgl. Walbank, Commentary 3, 512 f. Edson, HSPh 45, 1934, 228–232; vgl. Edson, HSPh 51, 1940, 125 f. Das Jägeramt war prestigeträchtig; so trug zumindest unter Ptolemaios VIII. und IX. der Stratege Zyperns den Titel ἀρχικυνηγός: OGIS 143 und Mitford, JHS 79, 1959, 98 f.; 110. Allamani-Souri, Ancient Macedonia 5, 1993; Allamani-Souri/Voutiras, Inscriptions of Macedonia; Hatzopoulos, Cultes 92–111. Ein wichtiges neues Dokument, ein Diagramma aus dem 37. Regierungsjahr Philipps V. aus Demetrias, das auch die Uniformen der Jünglinge reguliert, legt Intzesiloglou, Inscriptions vor (bereits erwähnt bei Hatzopoulos, Cultes 102); vgl. J.-L. Decourt / B. Helly, BE 2007, 358; SEG 56, 625. Allgemein zu den βασιλικοὶ παῖδες Hammond, Historia 39, 1990; Carney, Festschrift Borza; Heckel, Phoenix 40, 1986; vgl. auch Strootman, Courts and Elites 136–144, zu dieser Institution an den hellenistischen Höfen. EKM 1, 134; Hatzopoulos, Cultes 105–111; vgl. Sève, Communauté 258 f.
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Argos gegen die Skordisker fiel;166 die übrigen Namen tragen ein traditionell makedonisches Gepräge, was für diese Zeit bemerkenswert und ein weiterer Hinweis darauf ist, daß es in Beroia noch einige Familien gab, die den Umsturz überstanden haben und der Stadt auch in den folgenden Jahrhunderten einen konservativen, „alt-makedonischen“ Anstrich geben. Die Verortung des Kultes und der Jäger in Beroia läßt vermuten, daß sich hier am Osthang des Bermion ein wichtiges Jagdrevier der makedonischen Könige befand, in das auch der junge Scipio seine Ausritte unternahm.167 Aus solchen jungen Eliteangehörigen, die im Lande blieben, muß wohl die Führungsschicht Makedoniens unmittelbar nach der römischen Eroberung zusammengesetzt gewesen sein. Nicholas Hammond meint in einem ironischen Vergleich mit der Zonengliederung Deutschlands nach 1945 über die Synhedroi Makedoniens: „they had to be taken from de-royalized Macedonians“.168 Daß diese Elitengruppe, die den fliehenden König nach Samthrake begleitet haben dürfte, nicht von der Deportation betroffen war, bezeugt Livius: Cn. Octavius habe durch Herolde verkünden lassen, „den Königsknappen (pueri regii) und den anderen Makedonen, die in Samothrake seien, werde nichts geschehen, wenn sie zu den Römern überträten, sie würden auch ihre Freiheit behalten und all ihren Besitz, den sie mitführten oder in Makedonien zurückgelassen hätten. Auf diesen Aufruf hin traten alle über und meldeten sich bei dem Militärtribunen C. Postumius.“169 Über die Zahl derer, die an dieser Institution teilhatten, wissen wir für die spätantigonidische Zeit wenig. Unter Alexander dürfte es sich um etwa 200 Jünglinge gehandelt haben, die aus den Städten des gesamten Reiches kamen.170 Wenn wir annähmen daß es zu Perseusʼ Zeiten noch genauso viele waren, dürfte ihre Zahl ausgereicht haben, um künftig die wichtigsten Positionen in den Städten und in der Zentralverwaltung des freien Makedonien zu besetzen. Daß Aemilius Paullus seinen Sohn Publius Cornelius Scipio Aemilianus mit den jungen Jägern, der zukünf166 Syll.3 700 Z. 10–17; Sarikakis, Άρχοντες 1, 48 f. 167 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt Struck, Fahrten II, 26 f. die wildreiche Gegend westlich von Beroia: „Der Wald beginnt bereits kurz oberhalb Karaferia [d. i. Beroia] und erstreckt sich, alle Hänge einnehmend, bis hinauf zum Kamme ‚sechs Stunden weit‘. Ihn bilden Eichen, aber auch Linden, Kastanien, Walnüsse, Platanen, Fichten und Buchsbaum, weiter oben Kiefern und Tannen. Die Macchia setzt sich auf den tieferen Lehnen aus Zizyphus, Paliurus, Kermes-, Stein- und Eselseichen zusammen. Die weiten Reviere mit ihrem dichten Unterholz beherbergen insbesondere bei Xeroliwadi [d. i. das Hochtal von Xiroleivado, 19 km westlich von Veria auf 1220 m Höhe gelegen; FD] Schwarzwild, Bären, Wölfe und Schakale, in Nordwesten auch Edelhirsche und Rehe. Die Bärentreiber, die man überall in Makedonien antrifft, holen sich ihre Zöglinge aus den Wäldern von Karaferia … Sehr rege … ist die Niederjagd, die auch von Berufsjägern ausgeübt wird … Hasen, Fasanen, Rebhühner, Wachteln, Krammetsvögel, Wildenten, Gänse, Schnepfen, Stein- und Blässhühner bevölkern das mannigfach gestaltete Gelände um Karaferia.“ 168 Hammond, Macedonia I 75 Anm. 1. 169 Liv. 45, 6, 7–9: iussu Cn. Octavi pronuntiatum est per praeconem regios pueros Macedonasque alios, qui Samothracae essent, si transirent ad Romanos, incolumitatem libertatemque et sua omnia servaturos, (quae) aut secum haberent aut in Macedonia reliquissent. Ad hanc vocem transido omnium facta est, nominaque dabant ad C. Postumium tribunum militum. Übers. H.-J. Hillen. Vgl. Sverkos, Meletemata 74, 295. 170 Hammond, Historia 39, 1990, 266.
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tigen Elite des römischen Protektorats, zusammenbrachte, liegt nicht daran, daß er ihn nicht anders zu beschäftigen wußte. Scipio Aemilianus, der 185 v. Chr. geboren wurde, war mit 17 oder 18 Jahren im gleichen Alter wie die jungen Makedonen, mit denen er die Wälder des Bermion durchstreifte und sie „deroyalisierte“. Die dabei entstehenden Kontakte waren eminent politischer Art und für alle Beteiligten von Vorteil: Die Makedonen gewannen einen Ansprechpartner in Rom, und Paullus und Scipio konnten sich künftig zumindest auf einen Teil der im Lande verbliebenen makedonischen Eliten verlassen. Selbst wenn der Begriff Patronat in diesem Zusammenhang in den Quellen nicht vorkommt, kann man das Verhältnis zwischen Scipio und den jungen Makedonen nicht anders beschreiben.171 Und so wird auch klar, warum 15 Jahre später, im Jahre 152/1, „die Makedonen“ Scipio bitten, nach Makedonien zu kommen und ihre Staseis beizulegen.172 Die auf den Jagdausflügen und den sonstigen Aktivitäten des Jahres zwischen Pydna und Amphipolis prorömisch geformte Elite des Landes, die wir aufgrund des Inschriftenmangels nicht prosopographisch fassen können, sollte in den Jahren bis zur Einrichtung der Provinz die wichtigste Stütze der Römerherrschaft sein, die, trotz der Zwistigkeiten, die das Land bisweilen heimsuchten, gut funktioniert haben muß.173 Erst der „Andriskos-Aufstand“, auf den später zurückzukommen sein wird, veränderte die Situation gravierend. Der Kult des Zeus Eleutherios und der Roma Katerini Liampi hat kürzlich eine aus einem Schatzfund bei Serres stammende Münze, die auf der Vorderseite einen Zeuskopf und auf der Rückseite einen geflügelten Blitz sowie die Legende Διὸς Ελευθερίου zeigt, trotz des Fehlens eines Ethnikons mit guten Argumenten einer makedonischen Prägestätte und der Zeit um 168/7 v. Chr. zugewiesen.174 Sie verbindet diese Prägung, von der bisher nur dieses eine Exemplar bekannt ist, mit einigen der sogenannten Quästorenprägungen und schließt daraus, daß in der Zeit unmittelbar nach der römischen Eroberung in Makedonien ein Kult der Roma und des Zeus Eleutherios eingeführt wurde.175 Denn der Kopf der Roma mit dem phrygischen Helm des Perseus taucht auf Münzen der Quästoren L. Fulcinnius und C. Publilius auf (Abb. 2).176 Diese beiden Münztypen weisen ungewöhnliche Züge auf. Sie folgen nicht wie die übrigen Typen der beiden Quästoren den älteren Mustern der amphaxitischen und botteatischen Münzprägung unter Perseus (deren Stempel womöglich auch weiterverwendet
171 Zum Patronat des Scipio Aemilianus über die Makedonen Badian, Clientelae 160 Anm. 5. 172 Pol. 35, 4, 8–12: συνέβαινε γὰρ τότε τοὺς Μακεδόνας ἐπ᾽ ὀνόματος καλεῖν τὸν Σκιπίωνα διαλύσοντα τὰς ἐν αὐτοῖς στάσεις. Scipio folgte der Bitte nicht, sondern ging statt dessen nach Spanien; vgl. Oros. 4, 21, 2 und Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 138. 173 In diesem Sinne lediglich MacKay, Republican Macedonia 12 f. und Frank, Imperialism 233. 174 Liampi, MDAI(A) 117, 2002. 175 Liampi, MDAI(A) 117, 2002, 216–218. 176 Gaebler, AMNG III 1, 197–201 (Fulcinnius) und 203–206 (Publilius).
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Abb. 2: Bronze des Quästoren C. Publilius mit Roma
wurden177) und tragen auch nicht die Landschaftsmonogramme.178 Auch haben sie als Legende nicht, wie die meisten anderen Quästorenmünzen, lediglich deren Namen und Amtsbezeichnung, sondern tragen die Aufschriften Μακεδόνων ταμίου Λευκίου Φολκιννίου und Μακεδόνων ταμίου Γαΐου Ποπλιλίου, was zusammen mit dem Romakopf auf der Vorderseite den Anspruch der römischen Besatzungsmacht auf die Herrschaft über die Makedonen unmißverständlicher macht als die übrigen ihrer Prägungen. Die Quästorenprägungen waren von Hugo Gaebler noch in die Zeit nach der Einrichtung der Provinz datiert worden, aber ihre Verortung in die Zeit unmittelbar nach Pydna ist mittlerweile gesichert.179 Bis zu seiner Rückkehr nach Rom hatte Aemilius Paullus als Provinzstatthalter das volle konsulare imperium, und daher waren ihm sicher auch Quästoren beigeordnet.180 Aber bedeutet diese Roma-Darstellung auf den Münzen auch, daß ein Kult der Roma eingeführt wurde? Bedeutet die Darstellung des Zeus Eleutherios auf einer Münze, die griechischen Festprägungen nahesteht,181 daß ein Kult für ihn eingeführt wurde und vor allem, daß Zeus Eleutherios und Roma gemeinsam verehrt wurden? Daß Aemilius Paullus in Amphipolis die Makedonen, oder besser: die Einwohner Makedoniens mit der Freiheit beglückte, schreibt Livius. In diesen Kontext könnte eine solche Prägung gehören. Auch möchte Ronald Mellor die Einführung des makedonischen Romakultes gern mit dem Ende der argeadischen Monarchie verbinden.182 Diese Idee stammt aus der Tradition, den Kult der Roma als Bindeglied zwischen dem hellenistischen Herrscherkult und dem römischen Kaiserkult zu sehen.183 In Makedonien führt jedoch kein Weg vom einen zum anderen: Der Herr-
177 MacKay, ANSMN 14, 1968a, 10 f. 178 Ein besonders qualitätvolles Stück des Publilius trägt allerdings wahrscheinlich das Monogramm der Amphaxitis: Pecunem online auctions 22, 21.9.2014, Lot 66 (https://www. numisbids.com/n.php?p=lot&sid=849&lot=66; Zugriff am 6.3.2017). 179 Vor allem durch MacKay, ANSMN 14, 1968a. S. aber die nicht überzeugende Rückkehr zur Spätdatierung bei Kourempanas, Nomisma und Kerma III. 180 MacKay, ANSMN 14, 1968a, 5–8; 10; Liampi, MDAI(A) 117, 2002, 211. 181 Liampi, MDAI(A) 117, 2002, 212 f. 182 Mellor, Thea Rhome 107 f. Ebenso Kremydi-Sicilianou, Coinage and Identity 97 f. 183 Für eine Stadt wie Ephesos mag diese Annahme zutreffen; s. Kirbihler, Pallas 96, 2014, 241– 245.
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scherkult war in Makedonien niemals auf staatlicher Basis etabliert gewesen,184 und Belege für den Kult der Roma sind – bis auf die Quästorenmünzen – spät.185 Zudem waren die provokanten Roma-Emissionen womöglich unbeliebt und wurden großenteils mit den Stempeln überprägt, die auf der Vorderseite eine Silensmaske und auf der Rückseite die Legende Μακεδόνων und ein lateinisches D tragen und die ohne sichere Hinweise D. Iunius Silanus, dem Statthalter von 141 v. Chr., zugesprochen werden (s. Umschlagabbildung).186 Daß sämtliche erhaltenen Exemplare die Roma-Quästoren-Typen überprägen, muß etwas bedeuten (die anderen Quästorenmünzen liefen weiterhin um und wurden nicht massenhaft überprägt) – und zudem ist es einer der ganz wenigen, vielleicht der einzige Typ makedonischer Münzen nach Pydna, der nicht die königszeitliche Münzikonographie aufgreift.187 Zeus Eleutherios ist kein Gott, den die Römer in Griechenland und Makedonien erst einführen mußten. In Athen188 und Thessalien189 war er bekannt, das Fest des Zeus Eleutherios in Plataiai, eingerichtet nach den Perserkriegen, wurde in der Mitte des 3. Jh. unter makedonischem Einfluß als Fest des Zeus Eleutherios und der Homonoia der Hellenen ein gesamtgriechisches Fest.190 Die Makedonen kannten den Zeus Eleutherios also schon länger. Eine gemeinsame Verehrung der Roma und des Zeus Eleutherios finden wir in Makedonien ab dem späten 2. Jh. v. Chr. Der früheste Beleg dürfte ein kleiner privater Altar aus dem obermakedonischen Petres sein.191 Das Städtchen Petres, in dem seit 1982 Ausgrabungen durchgeführt werden,192 liegt an der via Egnatia und war daher mannigfaltigen Einflüssen Durchreisender ausgesetzt.193 Einen gemeinsamen Kult für Zeus, Roma und Augustus bezeugt die Ehreninschrift des Jahres 1 n. Chr. 184 Mari, Studi Ellenistici 20. Zur anders gelagerten Situation außerhalb des alten Königreichs Mari, Thrace. S. auch Habicht, Gottmenschentum 11–13, zu den Kulten in Pydna, Amphipolis und Pallene, die durch Eroberung makedonisch geworden waren. 185 Im 1. Jh. n. Chr. haben wir in Thessalonike einige Inschriften, die Roma erwähnen (IG X 2, 1, 133; 226), und einen Beleg aus Serres (Samsaris, Dodone 18, 1989, Nr. 41). Bronzemünzen der Städte Pella, Thessalonike und Amphipolis, deren Datierung umstritten ist, tragen einen als Roma zu deutenden Kopf. Steimle, Religion 135 und 138 f. hält den Roma-Kult in Thessalonike für voraugusteisch. E. Voutiras, in: Louvre 2011, 594 f. meint, es sei unklar, ob es schon vor der Provinzeinrichtung einen Kult der Roma gegeben habe. 186 Gaebler, AMNG III 1, 69 Nr. 212; AMNG III 2, 8 Nr. 6; Münzkunde III 159–161. Zu Silanus Sarikakis, Άρχοντες 1, 39–42. 187 Dazu MacKay, ANSMN 14, 1968a, 10 f.; MacKay, Republican Macedonia 22–25. 188 Zeus Eleutherios in Athen: Rosivach, PP 42, 1987. 189 SEG 34, 558 Z. 1–16, ein nur im Schlußteil erhaltenes Ehrendekret des Thessalischen Bundes aus der Mitte des 2. Jh. v. Chr., das in Larisa im Heiligtum des Zeus Eleutherios aufgestellt werden sollte. 190 Piérart/Étienne, BCH 99, 1975; Wallace, Hellenistic World; Rutherford, State Pilgrims 269. 191 EAM 93 = SEG 27, 303: Δαβρείας Ὀνομάστου ἱερητεύσας Διὶ Ἐλευθερίωι καὶ Ῥώμηι̣ τὸν βωμόν. Den privaten Charakter dieser Weihung betont Vitti, Constructions 478. Zur Diskussion um die Datierung Liampi, MDAI(A) 117, 2002, 215. Dabreias scheint ein prominenter Bürger der Stadt gewesen zu sein; er taucht in weiteren Inschriften auf: Chrysostomou, Festschrift Drougou. 192 Akamati/Veleni, Νόμος Φλόρινας 12. 193 Zur Bedeutung der Lage von Petres an der Egnatia als Station zwischen Florina, dessen antiken Namen wir nicht kennen, und Edessa Adam-Veleni, Πέτρες 37 f.
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für Apollonios, Sohn des Apollonios, der Priester dieses Kultes in Kalindoia auf der Chalkidiki war.194 Im augusteischen Kaiserkulttempel von Thessalonike wurden wahrscheinlich hadrianische Statuen des Zeus und der Roma gefunden.195 Einen gemeinsamen Kult des Zeus und der Roma gab es auch in den thrakischen Städten Ainos und Maroneia,196 aber diese insgesamt wenigen und zudem zeitlich und geographisch weit auseinander liegenden Beispiele zusammenzuwerfen und einen Zeitpunkt zu suchen, zu dem ein die gesamte Nordägäis umgreifender Kult der Roma eingeführt worden sei, scheint mir methodisch unzulässig zu sein.197 So lange wir nicht mehr Material haben, ist der Schluß unumgänglich, daß wir weder über die Art und Weise noch über den Zeitpunkt der Einführung des Romakults und auch des Kultes des Zeus Eleutherios in den makedonischen Städten etwas Sicheres wissen. Rom und Nordgriechenland Nach dem Gerichtsfest von Amphipolis waren die römischen Legionen mordend und plündernd gen Westen gezogen und hatten Griechenland schließlich verlassen, wohl zumeist vom nordepirotischen Hafenort Orikos aus. Die Verhältnisse waren durch die Gesetze des Aemilius Paullus neugeordnet worden. In Makedonien scheinen die Reste der städtischen Eliten sowie die zu Klienten des Scipio Aemilianus gewordenen ehemaligen königlichen παῖδες die Macht übernommen zu haben, während fast ganz Epiros Charops dem Jüngeren und seiner Clique überantwortet worden war. Diesen Gruppen wurde wohl zugetraut, die römischen Interessen im Osten zu vertreten, die darin bestanden, daß die Ruhe bewahrt blieb und daß die Steuern nach Rom kamen.198 Hier zeigt sich bereits, wie ein Herrschafts- und Kontrollsystem errichtet werden konnte, ohne einen Statthalter und einen Verwaltungsapparat zu installieren. Die lokale Selbstverwaltung durch Romfreunde, die für das Funktionieren des späteren römischen Reichs notwendig war,199 wurde bereits hier zu einem Hauptpunkt der römischen Gesetzgebung, so daß zumindest 194 SEG 35, 744 Z. 10 f.; engl. Übersetzung bei Millar, RGWE 3, 126 f. 195 Zu den Statuen Stefanidou-Tiveriou, Κλασική παράδοση. 196 Ainos: BE 1972, 275 = Mellor, Thea Rhome 212 Nr. 55; Maroneia: IGRR 1, 831 = Mellor, Thea Rhome 212 Nr. 56. 197 Ebendies tut jedoch Mellor, Thea Rhome 107 f., der seine sämtlichen den nordgriechischen Raum betreffenden Beispiele und Deutungen Edson, HSPh 51, 1940 entnimmt. 198 Z. B. Vanderspoel, Festschrift Heckel, verkennt all das, da er ganz die Perspektive der Quellen übernimmt und den Römern vorwirft, sie hätten sich nicht mehr um Makedonien gekümmert, sobald die militärische Gefahr vorüber war. 199 Vgl. nur Jones, Greek City 58 (über Pontos): „In Pontus the Roman government, through its agent Pompey, thus for the first time founded Greek cities. The motive for the innovation was not elevated. Pompey may have prided himself on his enlightenment in introducing Greek city life into the backward regions of north-eastern Asia Minor, but it is plain that his principal concern in creating a substructure of local self-government was to lighten the burden of administration that had hitherto been carried by the central executive. The foundation of these cities was in fact simply a confession of the incapacity of the Roman provincial system to administer the provinces.“ S. auch Mitchell, 8. Epigraphikkongreß 121.
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der nordgriechische Raum nach dem Rückzug der römischen Truppen im Jahre 167 v. Chr. dennoch römisches Herrschaftsgebiet blieb. So konnten die Römer auch das Verbot, die makedonischen Edelmetallminen auszubeuten, im Jahre 158 v. Chr. wieder aufheben.200 Was das bedeutete und wie sich deren Verpachtung gestaltete, wissen wir nicht.201 Ebensowenig können wir mit Sicherheit wissen, ob nicht auch der römische Ausbau oder zumindest die Markierung, denn um mehr wird es sich zu Beginn nicht gehandelt haben,202 der später nach dem Prokonsul Cn. Egnatius via Egnatia genannten Straße203 bereits 167 ins Werk gesetzt wurde,204 in der Sicherheit des römischen Protektorats in Epiros, das sicher nicht zufällig Dyrrhachion und Apollonia sowie das Genusus-Tal bis zum Ochridsee umfaßt, also exakt die Route der Straße. Die neuen Untertanen wurden nicht sich selbst überlassen. Vor allem in Epiros, das vielleicht als unmittelbarer, nur durch die Adria getrennter Nachbar Roms besondere Aufmerksamkeit erfuhr, sind uns aus den nicht ganz 20 Jahren bis zur Provinzialisierung Nordgriechenlands zahlreiche Interventionen durch den Senat und römische Amtsträger überliefert, daher soll sich ein Blick auf die epirotischen Verhältnisse nach 167 anschließen, bevor die makedonischen, über die weit weniger bekannt ist, betrachtet werden. Epiros Die römische Eroberung verstärkte aktiv die ohnehin schon bestehenden Regionalisierungstendenzen.205 Die schriftliche Überlieferung läßt uns hier, wie so oft, im Stich: Glaubte man Strabon, so wäre nach der römischen Eroberung fast ganz
200 Cassiod. Chron. 146 M: M. Aemilius et C. Popillius. His conss. metalla in Macedonia instituta. 201 Literatur zum Zusammenhang mit der makedonischen Silberprägung bei Daubner, Bellum Asiaticum 51 f. Anm. 233. 202 S. Kolb, Politische Räume 75 f. 203 Die Benennung nach einem Statthalter ist gesichert durch einen am Gallikos in der Nähe Thessalonikis gefundenen Meilenstein: Romiopoulou, BCH 98, 1974 = ILGraec 246 = IG X 2, 1, 1668: CCLX / Cn(aeus) Egnati(us) C(ai) f(ilius) / pro co(n)s(ul) / Γναῖος Ἐγνάτιος Γαίου / ἀνθύπατος Ῥωμαίων / σξʹ und einem aus Neapolis: Samartzidou, Festschrift Lazaridis 561 = SEG 40, 543: Cn(aeus) Egnati(us) G(aii) f(ilius) / proco(n)s(ul) / Γναῖος Ἐγνάτιος Γαΐου / ἀνθύπατος Ῥωμαίων. 204 Vgl. Loukopoulou, Meletemata 3, 100 Anm. 186. Der dort angekündigte Artikel von G. Molisani, Cn. Egnatius C. f. e la data di costruzione della via Egnatia, der eine Frühdatierung kurz nach 167 v. Chr. vertreten soll, ist meines Wissens nie erschienen. Der Prokonsul Egnatius ist wohl in den 140er Jahren anzusetzen. Kallet-Marx, Hegemony 347–349, entgeht bei seinem prätentiösen Versuch einer Spätdatierung, daß seine Grundvoraussetzung, die Datierung des SC über den Landdisput zwischen Ambrakia und den Athamanen (IG IX 12, 4, 796 = Sherk, RDGE 4), in dem in Z. 16 f. ein Cn. Egnatius C. f. als Zeuge auftaucht, nicht in die 140er, sondern bereits in die 160er Jahre gehört. Zur Datierung vgl. Walbank, Festschrift Danov. Zu Egnatius s. Wikander, OpRom 18, 1990, Nr. 14 und 15. 205 Zum folgenden Daubner, Identität 112–114. Einen knappen Überblick über die Entwicklungen in Epiros im hier untersuchten Zeitraum geben Palli/Riginos/Lamprou, Official Power.
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Epiros verödet gewesen, und die Siedlungen und Städte lägen vernichtet.206 Die Inschriften und die archäologischen Befunde zeichnen ein anderes Bild. Natürlich hat der massive Vernichtungsschlag der Römer große Teile der Molossis zerstört, die die ganze Antike hindurch auch nicht mehr zu einer neuen Blüte gelangten. Aber der Triumph Roms war auch der Triumph der Römerfreunde unter den Epiroten, und unter römischem Einfluß wurden einige neue politische Gemeinschaften geschaffen. Eine der folgenreichsten Neuerungen war (wahrscheinlich) die Auflösung des Chaonenbundes und die Einrichtung des Koinon der Epiroten um Phoinike, das wir aus der Erwähnung auf der Ehrentafel für den Pergamener Kassandros, Sohn des Menestheus, aus Pergamon kennen. Dieser war wohl bei den Friedensregelungen von 167 in Amphipolis zugegen, und die damals noch halbwegs gut davongekommenen Städte und Stämme dankten ihm durch die Verleihung von goldenen Kränzen und bronzenen Statuen.207 Durch Polybios wissen wir, daß dieses Gemeinwesen im Grunde eine Tyrannis des Charops und seiner Familie war.208 Einige Nachrichten über direkte Eingriffe lassen erkennen, daß sich Rom nach 167 kontinuierlich um den östlichen Adriaraum gekümmert hat. So war Rom wohl für die Erhebung des südepirotischen Charadros in den Status einer Polis verantwortlich. Aus einer in Ambrakia gefundenen, im betreffenden Teil recht fragmentarisch erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 167/66,209 die die Grenzen zwischen dem Gebiet von Ambrakia und dem von Charadros festlegt, geht hervor, daß sich römische Amtsträger (ἀρχαὶ ῥωμαϊκαί) mit der Angelegenheit befaßten. Auch um die etwa zeitgleichen Grenzstreitigkeiten zwischen den Ambrakioten und den Athamanen kümmert sich der Senat.210 Die offene Vormachtstellung Roms, seine vielfältigen Einmischungen, nicht zuletzt auch die Gründung des prasaibischen Koinon, sind schwer mit einem staatsrechtlichen Begriff zu beschreiben. Womöglich muß man auch hier von einer Ausweitung des Protektorats sprechen, dessen Wesen ebenfalls schwer in Begriffe zu fassen ist. Aus den im Jahre 2007 publizierten Inschriften von Bouthrotos/Butrint erfahren wir, daß unmittelbar nach 167 das Koinon der Prasaiben211 gegründet wurde. Viele Epiroten waren mit der Terrorherrschaft des Charops unzufrieden, und das betraf vor allem die unmittelbaren Nachbarn seiner Residenz Phoinike. Deren begreiflicher Widerstand war nicht antirömisch zu verstehen und wurde von den Römern auch nicht so wahrgenommen. Es scheint in Rom so etwas wie eine Partei der Vernunft gegeben zu haben, wie die Makedonien- und die Rhodierrede des älteren Cato vermuten lassen.212 Einigen dieser Römer, die mit Charops und seinem Vorgehen auch nichts anfangen konnten, war daran gelegen, den Epiroten, die sich 206 Strab. 7, 7, 3. Vgl. Isager, Foundation, und Riginos, Nikopolis B. 207 Syll.3 563A: κοινὸν τῶν Ἠπειρωτῶν [τῶν] περὶ Φοινίκη[ν; vgl. I.Albanie 55 und 56. 208 Pol. 32, 20 f. zur Terrorherrschaft des Charops und seiner Mutter. Zu Charops und seinen Zeitgenossen ausführlich Di Leo, MeditAnt 8, 2005, bes. 709–717. 209 Cabanes/Andréou, BCH 109, 1985. Datierung durch Habicht, ZPE 62, 1986. Vgl. Cabanes, Iliria 16, 1986 86–88. Zum Kontext s. Doukellis/Zoumbaki, DHA 21, 1995, 210–212. 210 IG IX 12, 4, 796 = Sherk, RDGE 4; vgl. Camia, Roma 44–50. Zur Geschichte und zum Status Ambrakias nach der Königszeit Habicht, Demetrias I, 175–180. 211 Drini, Illyrie méridionale I; Melfi, Processi formativi. 212 Cato fr. 160–168 (Malcovati) mit Kienast, Cato 116–124, und Astin, Cato 272–280.
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nicht dem in Phoinike zentrierten Bund des Charops anschließen wollten, zur Autonomie zu verhelfen. Ti. Gracchus,213 der Vater der Gracchen, hat offensichtlich diese Abspaltungsbewegung unterstützt und gefördert. Eine lange unverstandene Passage bei Polybios („Tiberius machte die Kammaner teils mit Gewalt, teils mit List zu römischen Untertanen“, steht in der drexlerschen Übersetzung214) weist in Verbindung mit den Inschriften darauf hin. Tat man sich lange schwer mit der Stelle und glaubte, die Kammanoi seien in Kappadokien, auf Sardinien oder in Gallien zu verorten,215 sind sie sicher in der Gegend um Butrint lokalisiert, da in einer der Inschriften als Zeugen einige Καμμανοὶ Βουθρώτιοι fungieren.216 Man hätte das schon zuvor ahnen können, die Forschung war aber nicht geneigt, Stephanos von Byzanz zu glauben, daß es in Epiros eine Gegend Kammania gegeben habe, die mit der Kestrinia identisch sei.217 Ti. Gracchus hat geholfen, diese Gegend aus dem Herrschaftsbereich des Charops auszugliedern.218 Im polybianischen Original lautet die Wendung Καμμανοὺς ὑπηκόους ἐποίησε Ῥωμαίοις. Das ist das gleiche Vokabular, mit dem Appian die Einrichtung des römischen Protektorats über Korkyra, Pharos, Issa, Epidamnos und die Atintani nach 229 beschreibt.219 So ist nicht davon auszugehen, daß Tiberius die Kammanoi mit Gewalt unterworfen, sondern ihnen in ihrer Revolte gegen Charops und bei der Gründung eines unabhängigen Gemeinwesens beigestanden hat. Butrint, das bereits zuvor ein Zentrum des Koinons der Chaonen war, wurde zur politischen und kultischen Hauptstadt des neuen Bundes. Nach dem vielleicht auch dem römischen Eingreifen zu verdankenden Tod des Charops in Brundisium um 159 v. Chr. gab es spätestens im Jahre 155 wieder ein Koinon der Epiroten, über dessen Zusammensetzung und Ausdehnung wir jedoch nichts wissen.220 Der Neugründung oder Reaktivierung des Bundes waren Kämpfe der verbliebenen Charops-Anhänger gegen die unter Charops Verbannten vorausgegangen, die vom Senat beigelegt wurden.221 Makedonien Wie die Makedonen mit ihrer Freiheit und Demokratie umgingen, ist schwer zu sagen, da wir im Grunde nur drei Hinweise auf Ereignisse der Zeit zwischen 167 und dem Einmarsch des Andriskos haben:
213 F. Münzer, s. v. Sempronius 53, RE 2A, 2, 1923, 1403–1409. 214 Als Pol. 31, 9, 1 = Büttner-Wobst 31, 1, 1: Ὅτι Τεβέριος τοὺς Καμμανοὺς τὰ μὲν βιασάμενος, τὰ δὲ παραλογισάμενος ὑπηκόους ἐποίησε Ῥωμαίοις. 215 Zu den verschiedenen, allesamt unbefriedigenden Theorien Walbank, Commentary 3, 463. 216 I.Bouthrotos 60 Z. 7. 217 Steph. Byz. s. v. Καμμανία: μοῖρα Θεσπρωτίας· μετωνομάσθη δὲ Κεστρινία … οἱ οἰκήτορες Καμμανοί. 218 Dazu Cabanes, RPh 113, 1987; Cabanes, Iliria 16, 1986 88–92; Cabanes, Epigrafia romana. 219 App. Ill. 7: οἱ δὲ ἀπεκρίναντο Κόρκυραν μὲν καὶ Φάρον καὶ Ἴσσαν καὶ Ἐπίδαμνον καὶ Ἰλλυριῶν τοὺς Ἀτιντανοὺς ἤδη Ῥωμαίων ὑπηκόους εἶναι. 220 Belegt durch Syll.3 654A aus Delphi von 155 v. Chr. Vgl. Cabanes, Illyrie méridionale I. 221 Pol. 32, 26 mit Walbank, Commentary 3, 536, und Canali De Rossi, Ambascerie 134.
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1. Zur römischen Gesandtschaft in den Osten unter Cn. Octavius, L. Aurelius und Sp. Lucretius im Jahre 163: Außerdem sollten sie auch die Verhältnisse in Makedonien in Augenschein nehmen; denn die Makedonen, ungewohnt einer demokratischen und parlamentarischen Verfassung, führten heftig Parteikämpfe untereinander.222
2. Ptolemaios VIII. sammelt im Jahre 162 in Griechenland ein Söldnerheer, um gegen seinen Bruder Ptolemaios VI. vorzugehen: Dabei bediente er sich der Hilfe des Damasippos, eines Makedonen, der nach der Ermordung des Rates in Phakos mit Frau und Kind aus Makedonien geflohen war.223
3. Scipio Aemilianus überlegt im Jahre 151, ob er nach Spanien gehen solle: … denn gerade damals hatten die Makedonen den Scipio namentlich angefordert, um ihre inneren Streitigkeiten zu schlichten.224
4. Zudem schreibt Polybios in der nur lückenhaft erhaltenen Einleitung zur verlorenen Behandlung des Andriskoskrieges im 36. Buch, daß die Makedonen den Römern viel zu verdanken hätten: … die Befreiung des ganzen Volkes von der Herrschaft eines Monarchen und den Abgaben an diesen, nach jahrzehntelanger Knechtschaft, wie alle anerkannten, die Freiheit, jede einzelne Stadt die Erlösung von schweren Parteikämpfen und Mord untereinander durch die Fürsorge der Römer für die innere Ordnung.225
Was Polybios mit den Staseis in Stelle 4 meint, ist unklar. Das klassische und hellenistische Makedonien war im Gegensatz zu den meisten anderen griechischen Ländern gerade dadurch gekennzeichnet, daß die ständigen Kriege gegen die Nachbarstädte fehlten, durch die die griechischen Poleis einander das Leben schwer gemacht haben. Die starke Monarchie verhinderte solche kriegerischen Alleingänge. Was an inneren Auseinandersetzungen für die Zeit nach der römischen Eroberung bekannt ist, ist die Stasis, die laut Stelle 1 zum Eingreifen einer römischen Gesandtschaft führte, und die in Stelle 3 erwähnten Auseinandersetzungen der späten 150er Jahre. Die Ermordung von Ratsmitgliedern in Pella, die zum in Stelle 2 geschilderten Exil des Damasippos führte, gehört aufgrund der zeitlichen Nähe sicher zu den Staseis, die im Jahre 163 durch die römische Gesandtschaft beigelegt wurde, und hat nicht nach dem römischen Eingreifen stattgefunden. Somit verbleiben zwei 222 Pol. 31, 12, 12 = 31, 2, 12 Büttner-Wobst: προσενετείλαντο δὲ τούτοις καὶ τὰ κατὰ τὴν Μακεδονίαν ἐπισκέψασθαι: συνέβαινε γὰρ τοὺς Μακεδόνας ἀήθεις ὄντας δημοκρατικῆς καὶ συνεδριακῆς πολιτείας στασιάζειν πρὸς αὑτούς. Übers. H. Drexler. 223 Pol. 31, 26, 1 f. = 31, 17, 1 f. Büttner-Wobst: ἐν οἷς προσελάβετο καὶ τὸν Μακεδόνα Δαμάσιππον, ὃς κατασφάξας ἐν τῷ Φάκῳ τοὺς συνέδρους ἔφυγεν μετὰ γυναικὸς καὶ τέκνων ἐκ τῆς Μακεδονίας. Übers. H. Drexler. Zu den historischen Umständen Walbank, Commentary 3, 485. 224 Pol. 35, 4, 11: συνέβαινε γὰρ τότε τοὺς Μακεδόνας ἐπ᾽ ὀνόματος καλεῖν τὸν Σκιπίωνα διαλύσοντα τὰς ἐν αὐτοῖς στάσεις. Übers. nach H. Drexler. Zur makedonischen Gesandtschaft nach Rom Canali De Rossi, Ambascerie 138. 225 Pol. 36, 17, 13: Μακεδόνες μὲν γὰρ ὑπὸ Ῥωμαίων πολλῶν καὶ μεγάλων ἐτετεύχεισαν φιλανθρωπιῶν, κοινῇ μὲν πάντες ἀπολυθέντες μοναρχικῶν ἐπιταγμάτων καὶ φόρων καὶ μεταλαβόντες ἀπὸ δουλείας ὁμολογουμένως ἐλευθερίαν, ἰδίᾳ δὲ πάλιν κατὰ πόλεις ἐκλυθέντες ἐκ μεγάλων στάσεων καὶ φόνων ἐμφυλίων διὰ τῆς Ῥωμαίων … φιλοτ̣ιμίας. Übers. H. Drexler.
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kritische Situationen im „republikanischen“ Makedonien. Aus dieser Tatsache können je nach dem forschungsleitenden Interesse unterschiedliche Schlüsse gezogen werden. In seinem realpolitischen Traktat „Mediterranean Anarchy, Interstate War, and the Rise of Rome“ von 2006 stellt Arthur Eckstein die Griechen als durchweg kriegslüsterne unzuverlässige Raufbolde dar und schreckt nicht vor Gewalttaten an den Quellen zurück, wenn er Beispiele sucht: „Similarly, when the Macedonians of the once unified Antigonid kingdom were divided up by Rome into four republics in the 160s, these small states also immediately began to quarrel, despite their common heritage.“226 Das ist Unsinn; keine Quelle berichtet von Kriegen oder auch nur Streitigkeiten der makedonischen Merides untereinander, und so etwas ist auch nicht vorstellbar, denn es gab ein zentrales Synhedrion Makedoniens und ein einheitliches Heer. Eckstein ist auch die Behandlung des entsprechenden Zeitraumes im Blackwell Companion to Ancient Macedon anvertraut worden,227 und so steht zu befürchten, daß seine Deutung der Dinge durch dieses leicht zugängliche Werk in den nächsten Jahren die Meinung mehrerer Studentengenerationen bestimmen wird.228 Die Ansicht von einem Makedonien, das, von den Römern alleingelassen, nichts mit der neuen Freiheit zu beginnen weiß und sich statt dessen in Parteikämpfe verstrickt, ist bereits in Erich Gruens monumentalem Werk über die römische Eroberung des Ostens vorgeprägt, wo er Polybiosʼ Deutung übernimmt, daß die Makedonen nichts mit ihren demokratischen und republikanischen Institutionen anzufangen wüßten, weil sie durch die lange Königsherrschaft zu unpolitischen und opportunistischen Befehlsempfängern geworden seien.229 Hinter Polybiosʼ in Stelle 1 zitierten Aussage steckt keine Analyse der makedonischen Verhältnisse. Die Deutung beruht auf Polybiosʼ Vorurteilen zum einen gegenüber den Makedonen, zum anderen gegenüber demokratischen Verfas-
226 Eckstein, Mediterranean Anarchy 103 f. 227 Eckstein, Companion. 228 Baltrusch, HZ 297, 2013: „… die Erosion der Geschichtswissenschaft gerade auf diesem Feld breitet sich aus.“ Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den kruden Thesen der „realpolitischen Schule“ erspare ich mir und dem Leser an dieser Stelle. Vgl. vorerst Ramsey, BMCR 2013.07.05; Giovannini, AJAH 9, 1984, und Briscoe, CR 36, 1986. S. auch Harris, Roman Power 42 f.: „silly historical falsehood“. 229 Gruen, Hellenistic World 429 f. Vgl. Gruen, Philip 267 Anm. 40. Man fühlt sich an Max Webers unter dem Eindruck des Endes des Kaiserreichs verfaßte polemische Deutung der verkommenen Zustände erinnert, die nach Bismarcks Weggang im Deutschen Reich herrschten: „Er [Bismarck] hinterließ eine Nation ohne alle und jede politische Erziehung, … Und vor allem eine Nation ohne allen und jeden politischen Willen, gewohnt, daß der große Staatsmann an ihrer Spitze für sie die Politik schon besorgen werde. Und ferner, als Folge der mißbräuchlichen Benutzung des monarchischen Gefühls als Deckschild eigener Machtinteressen im politischen Parteikampf, eine Nation, daran gewöhnt, unter der Firma der ‚monarchischen Regierung‘ fatalistisch über sich ergehen zu lassen, was man über sie beschloß … Eine politische Tradition dagegen hinterließ der große Staatsmann überhaupt nicht … Und der Unstern der Nation hatte überdies gewollt, daß er neben seinem rasenden Argwohn auf alle Persönlichkeiten, die ihm irgendwie als denkbare Nachfolger verdächtig waren, auch noch einen Sohn besaß, dessen wahrlich bescheidene staatsmännische Qualitäten er erstaunlich überschätzte.“ (Weber, Parlament und Regierung 319.)
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sungen.230 Unter anderen Voraussetzungen ist es genausogut möglich, die beiden Hinweise auf Zwistigkeiten, die zwölf Jahre auseinanderliegen, dahingehend zu deuten, daß das neue makedonische System im Grunde gut funktioniert hat, was Tenney Frank bereits 1914 bemerkt hatte.231 Warum sollten die Städte auch nicht zurechtkommen, hatten sie doch unter den Königen nach allem, was man nunmehr weiß, weitgehende Autonomie besessen.232 Diese behielten sie bei, zumal der Zentralstaat schwächer wurde. Wir wüßten natürlich gern, wie dessen Organe beschickt wurden, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, daß eine von den städtischen Oberschichten separierte Regierungsgruppe existierte. Die Magistrate des Staates müssen, wie auch schon in der Königszeit, aus den Städten hervorgegangen sein. Die Konfliktlinien, die zu den beiden Bürgerkriegen und letztendlich zum Andriskosaufstand führten, sind recht deutlich: Die führenden Schichten des „republikanischen“ Makedonien hatten ihre Stellung und ihren Einfluß den Römern zu verdanken, was sie und das neue System, für das sie standen, bei denen, die im und nach dem Krieg ihre Familien und ihre Stellung, womöglich sogar ihre Existenz verloren hatten, gewiß nicht beliebt machte. Die entmachteten Royalisten, die man sich angesichts der Ereignisse um die Königserhebung des Philipp VI. (Andriskos) nicht als Minderheit vorstellen darf, begehrten sicher einigemale auf und warteten ansonsten auf den Prätendenten. Gesandtschaften aus Rom Zum römisch-makedonischen Verhältnis nach Pydna schreibt Erich Gruen: „For the Romans, ‚leaving them free‘ meant leaving them alone.“233 Wahrscheinlich stellt sich der Gelehrte statt dessen einen adretten kolonialen Verwaltungsapparat vor, der sich nach Amphipolis oder Thessalonike setzt und dafür sorgt, daß die Zukunft rosig wird. So etwas gab es nicht, und daß die Einrichtung einer Provinz ein adäquates Mittel gewesen wäre, Makedonien nach der brutalen Vernichtung des Staates zu dauerhafter Prosperität zu verhelfen, kann auch nur der glauben, der den römischen 230 Zu Polybiosʼ Verhältnis zur Demokratie Musti, AnnPisa 1967. 231 Frank, Imperialism 233: „The four Macedonian republics established by Paullus in 168 seem to have fared unusually well in view of the fact that the people were totally unaccustomed to self-government.“ Ebenso MacKay, Republican Macedonia 12 f. 232 Zusammenfassend zum Status der Städte Hatzopoulos, CRAI 1997; Hatzopoulos, Στη Μακεδονία; Papazoglou, ANRW 351–354. Vgl. Daubner, Polis, zur Teilhabe der makedonischen Städte an der panhellenischen Kultgemeinschaft. S. auch Moretti, RFIC 110, 1982, 55: „Probabilmente sotto i re di Macedonia, malgrado lo sbrigativo giudizio di Polibio, la democrazia non era un nome vuoto, ma una realta operante allʼintorno delle singole poleis. E democrazia anche il fatto che ci fu opposizione alla legge.“ Bald nach der römischen Eroberung hat die Familie eines Alexandros aus Pella ihrer Tochter den seltenen Namen Δημοκρατεία gegeben: ΕΚΜ 2, 477 = Dimitsas, Makedonia 131; LGPN IV 93; vgl. Papakonstantinou-Diamantourou, Pella I 74 Nr. 32. Eine Δημοκρατία taucht auch in einer thessalonikiotischen Inschrift des 2. nachchristlichen Jahrhunderts auf: Nigdelis, EpThess II 145 f. = IG X 2, 1, 1111. Zum Namen Tataki, Tyche 8, 1993, 190–193; Rizakis/Touratsoglou, Archaiognosia 3, 1982–1984, 11. 233 Gruen, Hellenistic World 429.
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Senat für den naturgegebenen Befrieder und Beherrscher der anarchistischen griechischen Welt hält. Jedoch war die zweite Hälfte der 160er Jahre die Zeit der großen Gesandtschaften, und vier der hochrangigen römischen Ostgesandtschaften gingen auch nach Makedonien oder nach Epiros, und zwar in den Jahren 166/5, 164, 163 und 162/1. Letztendlich kann man diesen Befund nicht anders deuten, als daß nach dem Ende der makedonischen Monarchie fast jedes Jahr römische Senatoren nach Makedonien gingen, um sich einen Eindruck von der Lage zu verschaffen und widrigen Entwicklungen nötigenfalls entgegenzusteuern. Beim besten Willen kann man nicht sagen, die Römer hätten die Makedonen alleingelassen. Die erste Gesandtschaft nach 167, die Nordgriechenland berührte, wurde von Ti. Gracchus, dem Vater der Gracchen, geleitet. Wir erfahren von ihr aus einigen unzusammenhängenden Fragmenten des Polybios und einer von Polybios abhängigen Stelle bei Diodor.234 Tiberius war bereits zweimal in Makedonien gewesen: Während des Antiochoskrieges kundschaftete er in Pella,235 und im Jahre 185 ging er als Gesandter des Senats zu Philipp V.236 Er war einer der Zensoren des Jahres 169, die mit den publicani in nicht genauer zu erkennende Konflikte gerieten. Womöglich war er einer derjenigen, die dafür verantwortlich waren, das eroberte Makedonien nicht zu provinzialisieren und so den Publikanen zu überlassen. Die Gesandtschaft sollte u. a. zu Antiochos IV., zu Eumenes II. und zu Ariarathes IV. von Kappadokien gehen. Der Auftrag war, in Erfahrung zu bringen, wie es um die Loyalität der Könige zu Rom stehe.237 Womöglich könnte er auch den Auftrag gehabt haben zu prüfen, ob die ins Exil gegangenen Makedonen eine Gefahr waren, denn es kann nicht sein, daß den Römern der Exodus entgangen ist. Wahrscheinlich auf dem Rückweg schaute die Gesandtschaft auch in Rhodos nach dem rechten und kontrollierte, ob die Rhodier den Senatsbeschlüssen gehorcht hatten. Auf dem Hin- oder auf dem Rückweg ist er den epirotischen Beschwerden über die Terrorherrschaft des Charops nachgegangen und hat, wie oben beschrieben, dafür gesorgt, daß einige epirotische Regionen aus Charopsʼ Bund ausgegliedert wurden. Ob die Gesandtschaft dabei Gewalt anwenden mußte, wissen wir nicht. Grundsätzlich konnte jeder römische Gesandte jedoch zum Heerführer werden, indem er von Verbündeten Hilfstruppen anforderte.238 Beschwerden der neuen Untertanen wurde also nachgegangen. Der Senat blieb argwöhnisch gegenüber den Rüstungen des Eumenes und des Antiochos und besorgte ein antirömisches Bündnis der beiden, daher schickte er im Jahre 164 abermals zwei Gesandte, C. Sulpicius Gallus und Mʼ. Sergius, nach Griechenland und nach Kleinasien.239 Den König Eumenes brachten sie gegen sich auf, indem sie zehn Tage lang im Gymnasion von Sardeis saßen und sich von jedem 234 Pol. 31, 5–9; 23; Diod. 31, 28. Eine vollständige Aufstellung der Quellen bei Knibbe, Gesandtschaften 127–129. 235 Liv. 37, 7, 11. 236 Liv. 39, 24, 13. 237 Pol. 31, 5, 1: ἧκον οἱ περὶ τὸν Τεβέριον πρεσβευταί, κατασκόπων ἔχοντες τάξιν. Mittag, Antiochos 294 f., zu Gracchus bei Antiochos IV. 238 Zeitgenössische Beispiele bei Daubner, Bellum Asiaticum 106 f. 239 Pol. 31, 9; Knibbe, Gesandtschaften 133–135.
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Dahergelaufenen Beschwerden gegen den König vorbringen ließen. In Griechenland schlichteten sie einen Gebietsstreit zwischen Sparta und Megalopolis. Im Jahr darauf gingen drei Gesandte, Cn. Octavius, der im Gymnasion von Laodikeia ermordet wurde, L. Aurelius und Sp. Lucretius, nach Syrien.240 Ihr Auftrag bestand unter anderem darin, den Elephanten des Antiochos die Sehnen durchzuschneiden und dem König die Schiffe zu verbrennen. Außerdem gingen sie nach Galatien, Kappadokien und Ägypten sowie nach Makedonien, um die oben erwähnte Stasis zu beenden.241 Am Ende des Jahres 162, nach der Flucht des seleukidischen Prinzen Demetrios, der seit etwa 174 v. Chr. als Geisel in Rom gelebt hatte, reiste eine Gesandtschaft, bestehend aus Ti. Gracchus, L. Cornelius Lentulus Lupus und einem Servilius Glaucia, aus Rom in den Osten. Sie sollte „erstens die Verhältnisse in Griechenland inspizieren, dann nach Asien hinübergehen, Demetrios und seine Unternehmungen beobachten, die Gesinnung der anderen Könige prüfen und ihre Streitigkeiten mit den Galatern schlichten.“ Gracchus wurde zum Leiter der Gesandtschaft gewählt, weil er die zu bereisenden Länder von früheren Besuchen kannte.242 In Epiros war nach Tiberius Gracchusʼ Intervention keine Ruhe eingekehrt; Charops und seine Parteigänger trieben es ärger als zuvor.243 Schließlich reiste Charops nach Rom, um sich vom Senat den Segen für seine Schandtaten geben zu lassen. Aemilius Paullus und M. Aemilius Lepidus, der damals als Pontifex maximus und Princeps senatus der einflußreichste Mann in Rom war, weigerten sich, den Epiroten zu empfangen. Der Senat ging ebenfalls nicht auf seine Wünsche ein, sondern beauftragte die nicht näher spezifizierten „demnächst abgehenden Gesandten“ damit, die Vorgänge in Epiros zu untersuchen.244 Diese Gesandtschaft, die auch nach Epiros gehen sollte, wurde nie mit der zweiten Ostgesandtschaft des 240 Pol. 31, 12. Weitere Quellen Knibbe, Gesandtschaften 136–139. 241 Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 121, vermutet, die Makedonen hätten eine Gesandtschaft nach Rom geschickt und um das Eingreifen gebeten. Das ist gut möglich, denn in diesen Jahren gingen natürlich noch viel mehr Gesandtschaften aus dem Osten nach Rom, als in die umgekehrte Richtung unterwegs waren. 242 Pol. 31, 23, 9–11 = 31, 15, 9–11 Büttner-Wobst: πρεσβευτὰς δὲ κατέστησαν μετά τινας ἡμέρας τοὺς περὶ Τεβέριον Γράκχον καὶ Λεύκιον Λέντλον καὶ Σερουίλιον Γλαυκίαν, οἵτινες ἔμελλον πρῶτον μὲν ἐποπτεύσειν τὰ κατὰ τοὺς Ἕλληνας, εἶτ᾽ ἐπιβαλόντες ἐπὶ τὴν Ἀσίαν τά τε κατὰ τὸν Δημήτριον καραδοκήσειν καὶ τὰς τῶν ἄλλων βασιλέων προαιρέσεις ἐξετάσειν καὶ τὰ πρὸς τοὺς Γαλάτας ἀντιλεγόμενα τοῖς προειρημένοις διευκρινήσειν. διὸ τὸν Τεβέριον κατεστήσαντο *** πάντων αὐτόπτην γεγονέναι. Knibbe, Gesandtschaften 149–152; Walbank, Commentary 3, 516 f.; Bowman, Ambassadors 99 f. Zum Abreisezeitpunkt MRR I 443 Anm. 1. Daß es den Gesandten und dem Senat zumeist tatsächlich darum ging, ruhige Verhältnisse zu befördern, sieht man deutlich daran, daß die Affäre um die Ermordung des Gesandten Octavius in Laodikeia nicht politisiert, sondern als Privatsache behandelt wurde, die mit der Auslieferung des Mörders Leptines abgetan war. 243 Pol. 32, 20 f. = 32, 5 f. Büttner-Wobst. 244 Pol. 32, 21, 7 f. = 32, 6, 7 f. Büttner-Wobst: μετὰ δὲ ταῦτα τοῦ Χάροπος εἰσελθόντος εἰς τὴν σύγκλητον, οὐ συγκατέθετο τοῖς ἀξιουμένοις οὐδ᾽ ἐβουλήθη δοῦναι ῥητὴν ἀπόκρισιν, ἀλλὰ τοῖς ἀποστελλομένοις πρεσβευταῖς ἔφη δώσειν ἐντολὰς ἐπισκέψασθαι περὶ τῶν γεγονότων. Zu Charops’ Reise nach Rom Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 122; Ferrary, L’audience 121; Walbank, Commentary 3, 522–525.
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Ti. Gracchus identifiziert. Es scheint Konsens zu sein, daß der Tod des Charops in Brundisium, durch den Kontext bei Polybios etwa in das Jahr 159 datiert, auf seiner Rückreise von Rom erfolgt sei.245 Charops müsse demnach im Jahre 160, als Aemilius Paullus noch lebte, nach Rom gekommen sein. Polybios schreibt aber deutlich, daß Charops, nachdem er den abschlägigen Bescheid des Senats erhalten hatte, nach Epiros zurückgekehrt sei und dort einen gefälschten Senatsbeschluß zu seinen Gunsten vorgezeigt habe.246 Er kann also nicht auf der Rückreise von seinem Rombesuch in Brundisium gestorben sein. Folglich kann man den Auftritt des Charops vor dem Senat in das Jahr 162 vorverlegen und die Gesandten, die sich zu dieser Zeit gerade anschickten, Rom zu verlassen, mit Ti. Gracchus und seinen beiden Kollegen identifizieren. Man könnte weitere Gedankenexperimente anstellen, etwa vermuten, daß die Gesandten den Charops, der offensichtlich nicht mehr auf die Unterstützung der Senatsführung zählen konnte, ins Exil geschickt hätten und er deshalb in Brundisium starb. Wahrscheinlich hatte er aus seiner Jugendzeit in Rom noch genügend Freunde in Italien, die ihm einen Unterschlupf anbieten konnten, denn bei den verbannten Epiroten durfte er sich gewiß nicht sehen lassen. Die Streitigkeiten in Epiros endeten jedenfalls nicht mit dem Eingreifen der Gesandtschaft und auch nicht mit dem Tode des Charops. Die Rückführung der Verbannten bereitete so große Probleme, wahrscheinlich wegen deren Besitzes, den sich bereits andere angeeignet hatten, daß sie ihre Sache vor den Senat brachten, der wiederum eine Gesandtschaft unter C. Marcius Figulus, die im Jahre 156 nach Illyrien gehen sollte, mit dem weiteren Auftrag versah, die Lage in Epiros zu untersuchen und ins Lot zu bringen.247 7. DER WEG IN DIE PROVINZIALISIERUNG Als sich die Makedonen im Jahre 151 an Scipio Aemilianus wandten und ihn baten, nach Makedonien zu kommen und ihnen im Bürgerkrieg zu helfen, scheint sich bereits der Untergang des römischen Systems abzuzeichnen, das darin bestand, 245 Tod des Charops in Brundisium: Pol. 32, 20, 4 = 32, 5, 4 Büttner-Wobst: καὶ γὰρ καὶ τὸν Ἠπειρώτην Χάροπα συνεκύρησε κατὰ τὸν ἐνιαυτὸν τοῦτον ἐν Βρεντεσίῳ μεταλλάξαι τὸν βίον. Zur Gesandtschaft Coudry, Mobilité 543 f. 246 Pol. 32, 21, 9 = 32, 6, 9 Büttner-Wobst: ὁ δὲ Χάροψ ἀναχωρήσας ταύτην μὲν τὴν ἀπόκρισιν ἀπεσιώπησε, γράψας δὲ πρὸς τὴν ἰδίαν ὑπόθεσιν ἁρμόζουσαν ἀπήγγειλεν ὡς συνευδοκούντων Ῥωμαίων τοῖς ὑπ᾽ αὐτοῦ πραττομένοις. Walbank, Commentary 524 f.: „P. neither says nor implies that Charops waited till he was back in Epirus before publishing his distorted version of the Roman answer; and in fact he probably died at Brundisium in spring 159, never reaching Epirus.“ Der Aorist ἀναχωρήσας muß aber bedeuten, daß er das nach seiner Rückkehr getan hat. 247 Pol. 32, 26 = 32, 14 Büttner-Wobst: κατὰ τὸν καιρὸν τοῦτον παραγεγονότων πρεσβευτῶν ἐξ Ἠπείρου παρά τε τῶν τὴν Φοινίκην κατεχόντων καὶ παρὰ τῶν ἐκπεπτωκότων καὶ ποιησαμένων λόγους κατὰ πρόσωπον, ἔδωκεν ἀπόκρισιν αὐτοῖς ἡ σύγκλητος ὅτι δώσει περὶ τούτων ἐντολὰς τοῖς ἀποστελλομένοις πρεσβευταῖς εἰς τὴν Ἰλλυρίδα μετὰ Γαΐου Μαρκίου. Zur Gesandtschaft der Exil-Epiroten Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 134; Walbank, Commentary 536; Hammond, Epirus 644 Anm. 1.
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Romfreunde mit der Herrschaft über neu erworbene Länder zu betrauen. Im Jahre 167 v. Chr., als sich das römische Heer aus Nordgriechenland zurückzog, gab es nicht genügend dieser Romfreunde in Makedonien, um die Gegenpartei tatsächlich unter Kontrolle zu halten. Der Gewaltausbruch der Jahre 164/3, bei dem einige der neuen prorömischen Synhedroi getötet worden waren, hatte, vielleicht auch durch das Eingreifen der römischen Gesandtschaft unter Cn. Octavius, einen Sieg der Romfreunde zur Folge. Aber die antirömischen Ressentiments großer Teile der Bevölkerung blieben bestehen. Kein griechisches Volk war enger mit seiner Monarchie verbunden, als es die Makedonen waren, und die erlebten eineinhalb Jahrzehnte römischer „Freiheit“ scheinen nicht hingereicht zu haben, die Menschen davon zu überzeugen, daß sie besser für sie sei als ihre Könige es gewesen waren.248 Die makedonischen Freunde des Scipio Aemilianus baten ihn um Hilfe – weil sie ihn kannten, weil er ihr Patron und Ansprechpartner in Rom war, nicht etwa, weil sie dem römischen Staat mißtrauten, der ihnen 13 Jahre zuvor nicht geholfen hatte,249 und auch nicht, weil sie Vorreiter einer Tendenz der griechischen Staaten waren, sich bei inneren Unruhen an Rom zu wenden und um Schlichtung zu bitten.250 Erst eine ganz spezifische heuristische Voreinstellung, die Annahme, Griechen seien von sich aus nicht fähig, einen Staat zu leiten und bedürften daher der Hilfe der Römer,251 macht es möglich, die schlichte Tatsache des Patronats des Scipio Aemilianus über einen Großteil der Oberschicht des „republikanischen“ Makedonien derartig zu mißverstehen. Diese Unruhen konnten jedoch nicht mehr diplomatisch beigelegt werden: Vom Himmel fiel (ἀεροπετής) der Thronprätendent Andriskos, um den Ausdruck des Polybios zu gebrauchen, der dieses Ereignis als Anlaß nimmt, eine lange Digression über das Wirken der Tyche, der Dämonen und der Götter in der Geschichte einzuschalten. Andriskosʼ Auftauchen, die Zustimmung, die er in Makedonien fand und der Krieg, den die Römer gegen ihn führen mußten,252 vor allem auch die Tatsache, daß das erste gegen ihn geschickte römische Heer vernichtet wurde, ließen Polybios ratlos. Dies war der erste Krieg, dessen Gründe er nicht erkennen konnte, und den er daher ganz dem Wirken jenseitiger Mächte zuschrieb.253 Der adramyttenische 248 Zur weiterschwelenden Romfeindschaft der Makedonen McGing, Companion 78. 249 So argumentiert, weitgehend an der Sache vorbei, Gruen, Hellenistic World 429, wenn er meint, die 163er-Gesandtschaft habe nichts gebracht, daher wandten sich im Jahre 151 die Makedonen nicht an den Senat, sondern privat an Scipio. 250 So der Tenor von Champion, TAPhA 137, 2002. 251 S. Berve, Gestaltende Kräfte 45: „Es liegt über diesem ionischen Wesen eine sonnige Freiheit, sinnenfroh und farbentrunken. Ihm haben die Götter den leichten, durch ihre Begnadung erleuchteten Geist und unwiderstehliche Anmut verliehen, wie sie durch keine Mühe errungen wird, zugleich aber den ruhelosen Drang, die frei und unablässig quellenden Kräfte auszuströmen in die lockende Welt. Für die politische Entwicklung bedeuteten diese Anlagen, von deren künstlerischer Entfaltung die Menschheit zehrt, Unfähigkeit zur energisch bewußten Staatsgestaltung, Abneigung gegen jede zusammenfassende Kraft, ein Abenteuerertum auf kurze Sicht, Drang in die Weite, auch unter Preisgabe des Volkstums, und die Gefahr des Zerfließens.“ 252 Flor. 1, 30 nennt ihn Bellum Macedonicum tertium. 253 Pol. 36, 17, 13. Aus den Massen an Literatur dazu zuletzt Deininger, Polybios 74 f.; 103–106, der betont, daß Polybios den Krieg nicht als Laune der Tyche sieht und die jenseitigen Mächte auch nicht einschaltet, um etwas rational Unerklärbares zu kennzeichnen. Vgl. Walbank, Com-
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Walker Andriskos, der seine militärische und politische Karriere als Söldner des seleukidischen Königs Demetrios begonnen hatte, gab sich als Sohn des Perseus aus, fand die Unterstützung exilierter Makedonen in Kleinasien sowie des Thrakerkönigs Teres,254 der mit einer Tochter des Perseus verheiratet war, wurde von Kallippa, einer in Pergamon lebenden ehemaligen Konkubine des Perseus, mit den Königsinsignien versehen.255 Er besiegte in zwei Treffen am Strymon das makedonische Heer und besetzte Makedonien, „teils mit dem Einverständnis der Einwohner, teils mit Waffengewalt.“256 Daraufhin ließ er sich unter dem Namen Philipp in Pella zum König krönen.257 Die Quellen, die ihm allesamt feindlich gesonnen sind, berichten, daß er daraufhin zum Tyrannen wurde und die Wohlhabenden umbrachte; viele seien verbannt und gefoltert worden; mehr, als unter den „wirklichen Königen“, wie Polybios berichtet.258 Das klingt nach den üblichen Topoi, mit denen „schlechte Könige“ beschrieben werden: Man bezeichnet sie als Tyrannen und wirft ihnen vor, die Reichen umzubringen, um an ihr Geld zu gelangen. Letztendlich verbirgt sich dahinter mit Sicherheit eine Stasis, die entlang der bekannten Gegensätze verlaufen sein muß: zwischen den Nutznießern der römischen Gesetze von 167 und den Royalisten. Diese hatten nach dem Einmarsch des Andriskos im Jahre 149 die Oberhand gewonnen, und es ist nicht anzunehmen, daß sie schonend mit ihren Feinden umgegangen sind. Die ungute Stimmung im Lande war sicher durch die Nachrichten von dem schon seit 153 in Erscheinung getretenen Thronpräten-
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mentary 3, 680. Sir John Pentland Mahaffy (Greek Life and Thought 598 f.) trifft jedoch, wie so oft, in seiner ungestümen Art den Nagel auf den Kopf: „There is no judgment in the historian more monstrous. A people of old feudal and monarchical habits had their royal family abolished, their nobility destroyed, all the tokens of their ancient splendour carried away as spoil, and were given a brand-new democratical code by the victors as an ample substitute! And this was called liberty, when the country was divided into four sections, and all intercourse strictly forbidden between them! What family ties must have been broken, even among those who had not been deported, what trade relations ruined among all those whose usiness was more than parochial! How intolerable to old friends and connexions through Macedonia to find all intercourse interdicted, and their noble fatherland cut into sections by new and artificial boundaries! And presently they found Roman merchants going freely to and fro and monopolising by this privilege even the real home trade of their country, which the new laws had rendered impossible to native enterprise. Their false Philips, their bloody insurrections were, therefore, only the agony of a noble nationality, which if conquered was not subdued, and which passed away for ever with rage in its heart and curses upon ist tongue.“ Zur Bedeutung der thrakischen Kontakte des Prätendenten Danov, ANRW 100 f. Zu ihr Kuzmin, RhM 156, 2013. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Pergamener Athenaios, mit dem sie zusammenlebte, der jüngste der Söhne Attalosʼ I. war, der Aemilius Paullus auf seiner Griechenlandreise begleitet hatte. Die Geschichte berichtet Diod. 32, 15, 5. Liv. per. 49, 21: Macedoniam aut voluntate incolentium aut armis occupavit. Die Hilfskräfte, die das Register zu Brillʼs Companion to Ancient Macedon zusammengestellt haben, schreiben: „Andriskos, governor of Macedon“. Die verstreuten Quellen sind zusammengestellt bei Desideri, Macedonia 32–44; Will, Histoire politique 2, 387–389; Helliesen, Ancient Macedonia 4, 1987; MacKay, Republican Macedonia 66–87. Diod. 32, 9a, 1. Vgl. Pol. 36, 17, 13: πλείστους ἐπεῖδον αὐτῶν ἐν πάνυ βραχεῖ χρόνῳ φυγαδευθέντας καὶ στρεβλωθέντας καὶ φονευθέντας ἢ τῶν ἐν τοῖς π̣ρ̣ό̣τ̣ε̣ρ̣ο̣ν̣ καιροῖς ὑπὸ τῶν κατ᾽ ἀλήθειαν β̣α̣σι …
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denten nicht unerheblich angeheizt worden, so daß die herrschenden Kreise um die Unterstützung der Römer baten. Insofern muß man Ronald Mellor beipflichten, wenn er konstatiert, daß Andriskos kein Tyrann war, sondern die zur rechten Zeit aufgetretene Verkörperung des makedonischen Mißbehagens.259 Der Zeitpunkt der Eroberung Makedoniens scheint gut gewählt gewesen zu sein, waren die Römer doch durch ernste Probleme in Spanien und Karthago im Westen gebunden. Zudem erschien eine Gesandtschaft aus Karthago in Makedonien und versicherte die Unterstützung aller antirömischen Bestrebungen.260 Die Royalisten im Lande ergriffen die Gelegenheit, das verhaßte Joch der Römer und ihrer Helfershelfer abzuschütteln. Noch im Jahre 149 wurde P. Cornelius Scipio Nasica Corculum (RE 353) nach Makedonien geschickt, um die Lage zu sondieren. Er hatte als junger Offizier am Krieg gegen Perseus teilgenommen; seine Schwester war mit Ti. Gracchus verheiratet, was zu dem Wahlskandal des Jahres 162 geführt hatte.261 Im Jahre 155 konnte er über die Dalmater triumphieren; er war also jemand, der die Verhältnisse in Nordgriechenland und auf dem Balkan kannte. Scipio Nasica hatte kein Heer bei sich. In Rom scheint man noch nicht der Meinung gewesen zu sein, der Einsatz römischer Legionen sei nötig. Das heißt nicht, daß man auf eine friedliche Beilegung des Konflikts hoffte, denn römische Gesandte konnten jederzeit Truppen bei den Untertanen bzw. den Verbündeten ausheben.262 Andriskos/Philipp VI. wurde durch ein solches von Nasica geführtes Bundesgenossenheer, das vor allem von den Achaiern gestellt wurde, vorerst aufgehalten.263 Auch Byzantion hatte wahrscheinlich Truppen gestellt, das den Prätendenten noch im Jahr zuvor mit offenen Armen empfangen hatte.264 Aber die griechischen Hilfstruppen reichten bei weitem nicht hin, um die Makedonen unter Kontrolle zu halten, geschweige denn zu besiegen. Im Jahre 148 erschien eine hastig zusammengesammelte Legion unter P. Iuventius Thalna, dem Prätor von 149, und wurde bald aufgerieben; Thalna fiel. Die beiden 259 Mellor, Thea Rhome 108: „Andriscus was no tyrant; he was a timely embodiment of Macedonian discontent.“ Synkellos, Chron. 536, führt ihn als 17. König der Makedonen auf: Μακεδόνων ιζ’ ἐβασίλευσε Ψευδοφίλιππος ἔτος α´. 260 App. Pun. 111: ἔστελλον δὲ καὶ ἐς Μακεδονίαν ἄλλους πρὸς τὸν νομιζόμενον υἱὸν εἶναι Περσέως, πολεμοῦντα Ῥωμαίοις, καὶ ἀνέπειθον ἔχεσθαι τοῦ πολέμου καρτερῶς ὡς οὐκ ἐλλειψόντων αὐτῷ χρημάτων καὶ νεῶν ἀπὸ Καρχηδόνος. 261 Vgl. MRR 1, 441 f. 262 Spätere Beispiele sind die Entsendung der Senatskommission unter dem jüngeren Scipio Nasica gegen Aristonikos (133 v. Chr.), Sullas Mission in Kilikien (97/96 oder 93/92 v. Chr.) und die des jüngeren M’. Aquillius (90 v. Chr.) und des Q. Oppius (88 v. Chr.) in Asien. Die Quellen bei Daubner, Bellum Asiaticum 106 f. 263 Liv. per. 50, 1: Thessalia, cum et illam invadere armis atque occupare Pseudophilippus vellet, per legatos Romanorum auxiliis Achaeorum defensa est. Die Oxyrhynchos-Epitome zu Liviusʼ 50. Buch berichtet: Per socios popu[li R. Andriscus ex Thessalia pulsus] in ultim[a]m T[hraciam. Die Unterscheidung zwischen auxilii und socii ist m. E. arbiträr. 264 Andriskos in Byzantion: Diod. 32, 15, 6. Byzantische Gesandte versuchen im Jahre 53 n. Chr., in Rom eine Reduzierung ihrer Abgabenlast zu erreichen, und beriefen sich dabei auf die Dienste, die ihre Stadt den Römern seit zweieinhalb Jahrhunderten geleistet hatte. Sie hätten Truppen gegen Antiochos, Perseus, Andriskos (den ‚Pseudophilippus‘ des Tacitus) und Aristonikos geschickt, auch später die Römer oft unterstützt: Tac. ann. 12, 62.
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Konsuln waren auf anderen Kriegsschauplätzen beschäftigt, L. Piso Caesonius in Afrika und Sp. Postumius Albinus in Gallien. So fiel die Aufgabe, die römischen Interessen in Makedonien zu vertreten, dem Prätor Q. Caecilius Metellus zu, der bereits am Krieg gegen Perseus teilgenommen hatte und, auch mit Hilfe der Flotte Attalosʼ II., Andriskos noch im Jahre 148 besiegte.265 In einer verschollenen Ehreninschrift, die nach seinem Sieg über den Thronprätendenten von der Polis Thessalonike vermutlich für eine Statuenbasis errichtet wurde, bezeichnen die Thessaloniker ihn als στρατηγὸς ἀνθύπατος.266 Maurice Holleaux hat gezeigt, daß Griechen im 2. Jh. v. Chr. Provinzstatthalter so bezeichneten,267 und es ist zu vermuten, daß Metellus ein prokonsularisches Imperium innehatte.268 Das befähigte ihn auch dazu, die Friedensregelungen festzusetzen und die Provinz einzurichten, wenn das nicht die Zehnmännerkommission getan hat, die nach L. Mummiusʼ Sieg im Achaischen Krieg nach Griechenland kam. Ob der Senat bereits 149 v. Chr. den Plan gefaßt hatte, Makedonien zu einer Provinz zu machen, können wir nicht wissen. Die demütigende Niederlage eines römischen Heeres gegen einen vom Himmel gefallenen Pseudophilipp mußte jedenfalls Konsequenzen haben, zumal die übrigen Griechen natürlich beobachteten, wie sich die Römer im Norden schlugen. Angesichts der Gefahren vom Norden, von den illyrischen, gallischen und thrakischen Stämmen des Balkans her, deren Abwehr die traditionelle Bürde des makedonischen Königreichs gewesen war, konnte es für den Senat, der sich der prekären Lage mit Sicherheit bewußt war, nur zwei Alternativen geben: Entweder mußte ein starkes romfreundliches Makedonien geschaffen werden, das die Nordgrenze Griechenlands gegen die Barbaren effektiv verteidigen konnte, oder man mußte selbst dauerhaft präsent sein.269 Die Erwägungen des Senats führten zu dem, was wir mangels eines geeigneteren Begriffs (die Römer besaßen allerdings auch keinen) als Provinzeinrichtung bezeichnen. War Makedonien zwischen 167 und 148 v. Chr. „a province, but not quite“,270 so kann man sagen, daß es eine Provinz blieb. Polybios war diese Funktion der römischen Herrschaft bewußt, und so konnte für ihn auch kein Zweifel daran bestehen, daß Rom spätestens seit dem Sieg über Perseus die zivilisierte Welt beherrschte. Er spricht nie von provincia oder ἐπαρχεία; das Kon-
265 Rekonstruktion der Ereignisse nach Morgan, Historia 18, 1969, 423–430. Die Datierung in das Jahr 148 ergibt sich aus der Livius-Epitome aus Oxyrhynchos: Kornemann, Livius-Epitome 23; 25; 91 f.; 113 f. Metellus gehörte zu der Gesandtschaft, die die Siegesbotschaft von Pydna nach Rom brachte: Liv. 44, 45, 5; 45, 1, 1. 266 IG Χ 2, 1, 134: Κόιντον Καικέ[λιον Κοίντου Μέτελλον] / στρατηγὸν ἀ̣[νθύπατον Ῥωμαίων] / τὸν αὑτῆς σω̣[τῆρα καὶ εὐεργέτην] / ἡ π̣[όλις]. Dazu Steimle, Religion 133. Ebenso wird SEG 3, 414, eine Weihung für Metellus aus Hyampolis in der östlichen Phokis, ergänzt: [Ὑαμπολῖται Κ. Καικέλιον / Κοΐντ]ο̣υ Μέτελλον [στρατηγὸν / ἀνθ|ύ]πατον Ῥωμαίων [εὐνοίας ἕνε|κα καὶ εὐ] εργεσίας [τῆς / εἰς ἑαυτοὺς / ἀνέθηκ]αν θεοῖς. / [Εὐβουλίδης Εὔ]χε̣ι̣ρος Ἀθηναίου ἐ[ποίησεν]. 267 Holleaux, Strategos hypatos 10–14; bes. 11 Anm. 2 zu Metellus. Ebenso auch Gaebler, Münzkunde III 171. Vgl. Jashemski, Imperium 49–53. 268 So Morgan, Historia 18, 1969, 424 f. Dagegen ist natürlich Kallet-Marx, Hegemony 12 Anm. 6. Außerdem hält er die Frage für irrelevant, da ja ohnehin keine Provinz eingerichtet worden sei. 269 So MacKay, Ancient Macedonia 1, 1970, 264. 270 Derow, CAH VIII2 318.
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III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr.
zept war ihm fremd.271 Aber wie der schurkische, nichtsdestoweniger weitsichtige Achaier Kallikrates schon im Jahre 179 wußte, war es angebracht, „den Weisungen der Römer zu folgen und weder ein Gesetz noch einen in Stein gehauenen Vertrag für vordringlicher zu halten als den Willen der Römer“.272 Hier ist nicht der Ort, ausführlich auf die Probleme einzugehen, die wir haben, wenn wir bestimmen wollen, wann eine Region „offiziell“ zur Provinz gemacht wurde. Die römische Terminologie ist unscharf, weil dieser spezielle Punkt nicht interessant genug war, um sich darüber Gedanken zu machen. Zudem waren die republikanischen Provinzen in einem, wie es W. Eck ausdrückte, „unfertigen Zustand“,273 das heißt, sie waren nicht politisch-administrativ durchorganisiert. Eine provincia Macedonia gab es seit 214 v. Chr., als M. Laevinus, der Kommandant der Besatzung in Illyrien, die provincia Graecia Macedoniaque erhalten hatte.274 Diese war territorial zu verstehen und umfaßte die nordepirotische und illyrische Küste wenigstens von Orikos, wo das Heer überwinterte,275 bis hinauf nach Lissos. Dadurch hatte Philipp V. keinen Zugang zur Adria mehr, weshalb er im Jahre 213 oder 212 Lissos angreifen mußte.276 Auch im Jahre 172 forderte man eine provincia Macedonia,277 die für das Jahr 171 vergeben wurde.278 In der Zusammenfassung von Liviusʼ 45. Buch steht, daß Makedonien nach dem Perseuskrieg zu einer Provinz gemacht wurde,279 aber das paßt meist schlecht ins Konzept und wird beiseite gelassen oder dem unfähigen Epitomator zugeschrieben. Die Positionen, die vertreten werden, lassen sich auf zwei reduzieren: Die eine Seite nimmt an, daß entweder Metellus oder, wahrscheinlicher, Mummius mit Hilfe der Zehnmännerkommission, die Provinz zwischen 148 und 145 konstituiert hat,280 die andere dagegen, daß Makedonien erst im Zuge der Piratenbekämpfung um die Jahrhundertwende, wenn überhaupt, provinzialisiert wurde.281 Das Argument für die Nichtprovinzialisierung geht darauf zurück, daß keine lex provinciae bezeugt sei, daß die Gesetzgebung des Paullus weiterhin Bestand hatte, vor allem die Merides beibehalten wurden, und daß man keine ständige römische Militärpräsenz an 271 Richardson, PBSR 47, 1979. Vgl. in diesem Sinne auch Kallet-Marx, Hegemony to Empire 24–29. 272 Pol. 24, 11, 2: φασκόντων δεῖν ἀκολουθεῖν τοῖς γραφομένοις ὑπὸ Ῥωμαίων καὶ μήτε νόμον μήτε στήλην μήτ᾽ ἄλλο μηθὲν προυργιαίτερον νομίζειν τῆς Ῥωμαίων προαιρέσεως. 273 Eck, Provinz 16. 274 Liv. 24, 44, 5. 275 Liv. 24, 40, 17. 276 Pol. 8, 15 f.; Walbank, Commentary 2, 90–93. 277 Liv. 42, 10, 11. H. J. Hillen kommentiert etwas ungelenk: „Mit ‚Makedonien‘ wird auch das Aufmarschgebiet gegen das Königreich bezeichnet.“ 278 Liv. 42, 31, 1. 279 Liv. per. 45: Macedonia in provinciae formam redacta. 280 Morgan, Historia 18, 1969, stellt die Argumente allgemeingültig mit Tendenz zu Metellus dar, Baronowski, Klio 70, 1988 mit Tendenz zu Mummius. Vgl. zur Provinzialisierung Makedoniens Papazoglou, ANRW 307, und zuletzt Nigdelis, Das römische Makedonien 61, und Zahrnt, Römer 24 f. . 281 Emblematisch Kallet-Marx, Hegemony 11–42, meist Gruen, Hellenistic World 431–433 folgend und ausbauend.
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der Nordgrenze finde.282 Die Römer waren bei der Errichtung ihres Reiches flexibel, und republikanische Provinzen waren keine Territorien mit exakt definierten Grenzen, sondern eine „Addition verschiedener Einzelteile“.283 Eine formalisierte Einrichtung einer Provinz gab es nicht, daher also auch keine obligatorische lex provinciae. Der Terminus ist nicht antik, denn die formale Einrichtung war nicht wichtig: „Relevant dagegen war, wer ein Gebiet besiegt hatte und daß es keine Bedrohung für Rom mehr darstellte. Dies waren für die antiken Autoren einschneidende Ereignisse. Wann und wodurch hingegen ein Gebiet zur Provinz wurde, ist für sie nebensächlich … Dementsprechend geht es auch fehl anzunehmen, die Errichtung einer Provinz sei ein geordneter Prozeß gewesen, in welchem auf die Unterwerfung, die Verabschiedung einer lex provinciae folgte, die das Gebiet der römischen Herrschaft unterstellte. Offenbar existierte keine Standardprozedur, um aus einem besiegten Land eine provincia oder – wie es Cicero auch ausdrückt – Besitz des römischen Volkes [Cic. Verr. II 2, 3, 7: ‚praedia populi Romani‘] zu machen.“284 Was funktioniert, behält man bei – so die Gesetze des Aemilius Paullus, die nur in einigen Punkten modifiziert werden mußten.285 Womöglich behielt man auch die makedonischen Grenztruppen bei. Das Ehrendekret für den Quästor M. Annius, das die Bürger von Lete im Jahre 119 v. Chr. beschlossen, kann jedoch nicht als Beleg dafür verwendet werden, wie es Robert Kallet-Marx tut.286 Hier ist gerade die Rede davon, daß die einfallenden Skordisker besiegt wurden, ohne daß der römische Feldherr dafür makedonische Bürger heranzog, wie es allerdings offenbar üblich geworden war.287 Noch während Metellus in Makedonien war, tauchte ein Alexandros auf, der sich ebenfalls als Sohn des Perseus ausgab. Er besetzte ein Gebiet am Nestos, wurde aber bald wieder verjagt. Offensichtlich hatte er weder eine starke thrakische Streitmacht hinter sich noch wollten die Makedonen ihn akzeptieren.288 Ein zweiter Pseudophilipp trat während der Statthalterschaft des Licinius Nerva (RE 130) im Jahre 143/2 auf, angeblich mit einem Heer aus 16.000 Sklaven, wo auch immer diese hergekommen sein sollen, und wurde vom Quästor L. Tremellius Scrofa be-
282 Eine kurze Zusammenfassung der Argumentation von Kallet-Marx bei Schumacher, Rom und Rhein 49 f. 283 Eck, Provinz 25. Vgl. Eck, Oriente, der die Bedeutung der konkreten Statthaltersprengel für die Reichsverwaltung relativiert. 284 Jahn, Imperium 31 f. 285 Morgan, Historia 18, 1969, 427 f. 286 Kallet-Marx, Hegemony 14 f. 287 Syll.3 700; engl. Übers. Sherk, RGE 48, Z. 23–27: ἑτέ- / ρους μὲν στρατιώτας ἐπὶ συμμαχίαν παρὰ τῶν Μακεδόνων οὐκ ἔκρινεν / μεταπέμψασθαι διὰ τὸ μὴ βούλεσθαι θλίβειν τὰς πόλεις τοῖς ὀψωνίοις, / προελόμενος δὲ μένειν τοὺς ὄχλους ἐπὶ τῶν ἔργων, ἐκπορευθεὶς με- / θ’ ὧν εἶχεν ἐν τῆι παρεμβολῆι στρατιωτῶν. S. Zahrnt, Römer 27–29. Allgemein zur Heranziehung einheimischer Hilfstruppen durch römische Statthalter Prag, Gouverneurs. 288 Zon. 9, 28 D: Καὶ Ἀλέξανδρος δέ τις Περσέως καὶ αὐτὸς λέγων εἶναι υἱὸς καὶ χεῖρα συναγαγὼν κατέλαβε τὴν περὶ τὸν Μέστον καλούμενον ποταμὸν χώραν. ὃν ὁ Μέτελλος ἐπεδίωξεν ὑποφυγόντα μέχρι τῆς Δαρδανίας. Zu diesem Prätendenten, von dem nur Zonaras berichtet, Morgan, Historia 18, 1969, 430–433.
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III Die Zeit des Protektorats, 167–148 v. Chr.
siegt; Nerva erhielt daraufhin den Titel eines Imperators.289 Die Geschichte, die Diodor, wohl nach Poseidonios, von einem dritten Thronprätendenten erzählt, der etwa 50 Jahre später auftaucht, ist eher skurril:290 Ein junger Mann namens Euphanes legte sich ein Diadem um und rief zur Wiederherstellung des makedonischen Königreichs auf; der Vater bat den Prätor C. Sentius und den thrakischen König Kotys, seinen verrückt gewordenen Sohn einzufangen; Kotys fing ihn und lieferte ihn seinem Vater aus. Die Römer kamen nicht ins Spiel und sahen offensichtlich auch keinen Grund, in dieser Angelegenheit zu intervenieren. Robert Kallet-Marx nimmt diese Räuberpistole zum Anlaß, die makedonischen Usurpatoren insgesamt lächerlich zu machen und zu konstatieren, daß die antirömischen Empfindungen der Makedonen gemeinhin übertrieben dargestellt würden, da ja diese Königsanwärter keine Unterstützung gefunden hätten.291 Offensichtlich ist für ihn eine antirömische Gesinnung gleichbedeutend mit Tollheit. Natürlich wußten die Makedonen, daß es nicht ratsam sei, jedem hinterherzulaufen, der sich als König ausgab und romfeindliche Reden schwang. Daraus, daß diese offensichtlich nicht ernstzunehmenden Abenteurer keine Unterstützung fanden, zu schließen, die Makedonen insgesamt seien mit der römischen Herrschaft rundum zufrieden gewesen, ist nicht möglich. Selbstverständlich waren nicht alle Makedonen antirömisch eingestellt. Der Thessaloniker Damon, Sohn des Nikanor, der dem Metellus um 143 v. Chr. eine Statue in Olympia weihte, tat dies in Anerkennung seines Wohlwollens gegenüber der Stadt Thessalonike und den übrigen Makedonen und Griechen.292 Auch wurde eine neue Ära eingeführt, die im Jahre 148 v. Chr. begann – nicht unbedingt mit der Einrichtung der Provinz, aber das war nichts Ungewöhnliches. Vielmehr entsprach es dem allgemeinen Brauch, ein bedeutendes Ereignis zum Anlaß einer neuen Ära zu nehmen, nicht ein ephemeres wie die römische Entscheidung, von jetzt an Statthalter zu schicken.293 In Makedonien nahm man den Sieg über den Thronprätendenten Andriskos als einen solchen Anlaß, die Jahre von diesem Zeitpunkt an zu 289 Liv. per. 53: alter Pseudophilippus in Macedonia a L. Tremellio quaestore cum exercitu caesus est. Weniger ausführliche Parallelüberlieferung bei Varro, rust. 2, 4, 1 f.; Eutr. 4, 15. Zur Datierung Morgan, Historia 23, 1974, 194–196; 215 f.; Kallet-Marx, Hegemony 33 Anm. 93. 290 Diod. 37, 5a. 291 Kallet-Marx, Hegemony 33–37. 292 IG X 2, 1, 1031 = IvOlympia 325: Δάμων Νικάνορος Μακεδὼν ἀπὸ / Θεσσαλονίκης v Κόϊντον Καικέλιον / Κοΐντου Μέτελλον, στρατηγὸν ὕπατον / Ῥωμαίων, Διὶ Ὀλυμπίωι / ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐνοίας ἧς ἔχων διατε- / λεῖ εἴς τε αὑτὸν καὶ τὴν πατρίδα καὶ τοὺς λοιποὺς / Μακεδόνας κ̣αὶ τοὺς ἄλλους Ἕλληνας. S. Zoumbaki, Tekmeria 9, 2008, 34 f.; Touloumakos, Ancient Macedonia 5, 1993, 1517 f.; Rödel-Braune, Stiftungen E27. Green, Letters 17, zieht daraus den Schluß, daß die Bürger von Thessalonike insgesamt der Bewegung des Andriskos feindlich gegenübergestanden hatten. Das ist womöglich auch etwas weithergeholt, auch wenn Metellus von der Polis Thessalonike gleichfalls geehrt wurde: IG X 2, 1, 134; Rödel-Braune, Stiftungen E28. Vgl. die Weihung der Athener für den Konsul Metellus auf Delos IG XII 5, 270 = ID 1604bis. Zur Weihung für Metellus aus Olympia s. Steimle, Religion 139: „Die in der zugehörigen Inschrift durch unterschiedliche Kasus deutlich gemachte Unterscheidung zwischen Ehrung des lebenden Wohltäters einerseits und Weihung an Zeus andererseits setzt den Metellus ausdrücklich von göttlichen Ehren ab und unterstellt ihn vielmehr dem Schutz des Gottes.“ 293 Zur ephesischen „Freiheitsära“, die nicht mit der Provinzeinrichtung beginnt, sondern ein Jahr zuvor Rigsby, Phoenix 22, 1979.
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zählen.294 Das wirft die Frage auf, wie in der Zwischenzeit, von 167 bis 149, die Jahre bezeichnet wurden. Wenn nicht ein Inschriftenneufund weiterhilft, werden wir das jedoch nicht erfahren.295 Wahrscheinlich ist, daß nach Amtsträgern datiert wurde, denn zuvor datierte man nach den Regierungsjahren der Könige, und die nach 148 vereinzelt auftretenden Datierungen nach römischen Statthaltern sind womöglich als Relikt dieser Sitte zu verstehen.296 Der Amtsbereich des makedonischen Statthalters umfaßte offenbar die vier Teile Makedoniens bis zum Nestostal297 sowie Epiros und Illyrien.298 Daß er auch in Achaia eingreifen konnte, wird im folgenden 8. Kapitel gezeigt. Wahrscheinlich wurde auch der freie, aber aufgrund der geographischen Lage zwischen Thessalien und Makedonien und der Geschichte der Region tendenziell promakedonische Perrhaibische Bund aufgelöst und den Thessalern unterstellt. Diese waren seit 196 v. Chr. treue, wenn auch nicht besonders effiziente Verbündete Roms gewesen und erhielten die wirtschaftlich und strategisch wichtige Perrhaibia und damit die Kontrolle über den Petra- und den Volustanapaß, nach dem Tempetal die beiden wichtigsten Verkehrsadern zwischen dem Süden und dem Norden Griechenlands.299 Ob die bei Plinius als civitates liberae bezeugten Städte Thessalonike, Amphipolis 294 Zur makedonischen Ära Papazoglou, BCH 87, 1963, 517–531; Touratsoglou/Bellas, Inscriptions; Nigdelis, Στη Μακεδονία; Babamova, Епиграфски споменици; Tod, ABSA 23, 1918/19b; Daux, BCH 88, 1964. Zu regionalen Unterschieden innerhalb Makedoniens Rüsch, JdI 84, 1969, 64. Das von I. Touratsoglou vor fast 40 Jahren auf dem 7. Epigraphikkongreß angekündigte Corpus der datierten makedonischen Inschriften, das Abbildungen der Inschriften als hilfreiche chronologische Indikatoren enthalten sollte, ist noch nicht erschienen; vgl. Tataki, Beroea 63 f. Babamova, Епиграфски споменици, enthält nur die auf dem Gebiet der heutigen Republik Makedonien gefundenen Inschriften. Mindestens zehn peloponnesische Städte führten mit dem Jahr 145/4 eine neue Ära ein, die wohl der Befreiung aus dem achaiischen Bund ein Denkmal setzen sollte: Habicht, Athen 271. 295 Papazoglou, ANRW 307 Anm. 20, zu diesem Problem. 296 Vgl. Papazoglou, BCH 87, 1963, 529 f. Zu dieser Art der Datierung in Makedonien Bouchon, Gouverneurs 54 Anm. 6. Die Beispiele: Beroia, EKM 1, 134 (Sex. Pompeius, 119 v. Chr.); Eordaia, EAM 115 (L. Calpurnius Piso, 57–55 v. Chr.); Apollonia in Illyrien, Ende 1. Jh. v. Chr.: unpubliziert, erwähnt bei Hatzopoulos, BE 1993, S. 395; Apollonia in Mygdonien, SEG 50, 572 (T. Aufidius, 106 v. Chr.). Noch seltener und auf zwei nordmakedonische Fälle beschränkt sind Datierungen nach Konsuln: Herakleia Lynkestis, IG X 2, 2, 1, 111 (10 v. Chr.); Stobi, I.Stobi 10 (233 n. Chr.). 297 Adams, Ancient Macedonia 4, 1986. 298 Zu den Grenzen der makedonischen Provinz Papazoglou, Villes 81–89; Kallet-Marx, Hegemony 49–56. Vanderspoel, Companion 258 f., hält die Frage nach den Grenzen für nicht so relevant, wie die Besessenheit der Forscher damit vermuten lasse. Makedonien grenzte nicht an andere Provinzen, so daß es kein Problem mit Grenz- und damit Kompetenzüberschreitungen durch Statthalter gegeben haben könne. Er verweist auf Cic. Pis. 38 und konstatiert, daß die Befähigung der Statthalter, Territorium militärisch zu kontrollieren, die Grenzen erschaffe. In der Praxis dürfte allerdings das mehr für Nord- und Ostgrenzen als für die im Süden gegolten haben. Vgl. Zahrnt, Hermes 130, 2002, 62: „Makedonien ist jeweils so groß, wie der makedonische König oder der Statthalter der Provinz Macedonia seinen Willen durchsetzen kann.“ Allgemein zur römischen Grenzpolitik vgl. die Überlegungen bei Parker, JRA 5, 1992. 299 Graninger, Cult and Koinon 37 f. Zur Bedeutung der perrhaibischen Pässe Pikoulas, AErgoMak 23, 2009; Hammond, Macedonian State 4; Hatzopoulos, Greek Personal Names 116 f.; Kottaridi/Brekoulaki, AErgoMak 11, 1997.
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und Skotoussa schon damals diesen Status erhielten, ist nicht so klar, daß man daraus Spekulationen über ihr Verhalten während der Herrschaft des Andriskos/Philipp VI. ableiten könnte.300 Es gab nie einen gemeinsamen Status der freien Städte; man kann sie nicht kategorisieren. Jede hatte eine Reihe von Privilegien, die spezifisch waren und je verhandelt werden mußten.301 Wie so oft, gab es auch in diesem Punkt kein System und keine Regel, nach denen die Römer verfuhren. Die Liste der freien Städte ist zudem aus Pliniusʼ Aufzählung der Städte in augusteischer Zeit zusammengestellt und aus zweifelhaften Erwähnungen bei Cicero, deshalb von relativ geringem Wert für die Verhältnisse in der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts.302
300 Plin. nat. 4, 35; 36; 38. Zu Skotoussa Papazoglou, Villes 382. Vgl. Larsen, Survey 449; Jones, Greek City 129. Möglicherweise erlangte Thessalonike erst 42/1 v. Chr. diesen Status; vgl. Nigdelis, EpThess 427. Daß die Stadt schon zu Ciceros Zeiten civitas libera war, ist unwahrscheinlich, da er seinen Umzug nach Dyrrhachion damit begründete, daß es eine freie Stadt sei: Cic. fam. 14, 3, 7: Dyrrhachium veni, quod et libera civitas est et in me officiosa et proxima Italiae. Vgl. Haensch, Capita provinciarum 109 mit Anm. 264. 301 Zum prekären Status der freien Städte Ferrary, MedAnt 2, 1999 und Daubner, GFA 10, 2007. 302 Dahlheim, Gewalt 121 Anm. 135.
IV VON DYRRHACHION BIS AKONTISMA – BEVÖLKERUNGSGESCHICHTLICHE ENTWICKLUNGEN Macedonia, fidelis et amica populo Romano provincia. (M. Tullius Cicero, Pro M. Fonteio oratio 20)
8. RÖMISCHE AMTSTRÄGER UND RÖMISCHE KRIEGE Amtsträger Die Frage, wie groß die Provinz Macedonia war, läßt sich im Grunde nicht sinnvoll beantworten, denn die Zuständigkeit eines römischen Statthalters endet dort, wo die des nächsten Statthalters beginnt.1 Cicero hat das Bonmot geprägt, daß Makedonien von so vielen barbarischen Stämmen umgeben sei, daß die Statthalter meinen mußten, die Grenzen erstreckten sich so weit, wie die Schwerter und Speere reichen.2 Da im Norden und Osten lange keine andere Provinz an Makedonien grenzte, ist die Frage der Grenzen auch nicht so wichtig, wie die übermäßige Beschäftigung damit vermuten läßt. In den Kriegen zwischen 120 und 60 v. Chr. zeigte sich, daß die „Grenzen“ nach Norden und Osten eher offen und tatsächlich von der militärischen Durchsetzungskraft und von den Interessen der Römer abhängig waren.3 Ernst Kornemann hat dafür den Begriff der „unsichtbaren Grenzen“ geprägt.4 Nach der Schlacht von Actium wurde deutlich, daß auch das Gebiet bis zur Donau hinauf dem makedonischen Statthalter unterstand, denn M. Licinius Crassus griff während seiner Kampagne im Jahre 29 v. Chr. ohne Bedenken Daker an, Bastarner, die über die Donau kamen, sowie Triballer und Dardaner, die sich in Thrakien blicken ließen.5 Die makedonische Provinz hatte aber als einen der Hauptzwecke, die via Egnatia unter Kontrolle zu halten. Somit lassen sich zumindest die östliche und die westliche Grenze in der Zeit des Prinzipats bestimmen: Ein traianischer Meilenstein aus 1 2 3 4 5
Zur Frage der Grenzen von Provinzen allgemein Richardson, Language 26–30; Richardson, Frontiers. Cic. Pis. 38: tantam vero provinciam cum tanto exercitu, Macedoniam praesertim, quam tantae barbarorum gentes attingunt ut semper Macedonicis imperatoribus idem fines provinciae fuerint qui gladiorum atque pilorum. So Vanderspoel, Companion 258 f.: „The concept of boundaries was now almost completely irrelevant, even if there always remained some core territory that was acknowledged to be Macedonia.“ Kornemann, Staaten; vgl. Lica, Coming of Rome 111. Cass. Dio 51, 23, 2–4. Bleicken, Augustus 311 f., sieht hier vor allem innenpolitische Motive am Werk. Zu Augustusʼ Etablierung der Donaugrenze zwischen 29 v. Chr. und 9 n. Chr. Le Bohec, Fines imperii.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
Kalambaki, ein Dutzend Kilometer nordwestlich von Philippi gelegen, der heute im Museum von Drama steht, spricht dahingehend eine deutliche Sprache:6 Imp(erator) Caes(ar) divi / Nervae f(ilius) Nervae / Traianus Aug(ustus) Germ(anicus) / Dac(icus) p(ontifex) m(aximus) trib(unicia) p(otestate) XVI imp(erator) VI / co(n)s(ul) VI [p(ater) p(atriae) vi]am a Dyrrachi(o) / usque Acontisma per / provinciam Macedoniam / longa intermissione neglectam / restitue[nd]am curavit / a Dyr[r(achio) m(ilia)] p(assuum) / [CCCLXI
Nach der Einrichtung der Provinz Thracia im Jahre 45 n. Chr. stellte Akontisma7 die Grenze dar; nicht der Nestos schied die Provinzen Macedonia und Thracia voneinander, sondern das Nestostal gehörte insgesamt zu Thrakien.8 Der Amtsbezirk des Statthalters von Makedonien9 war viel größer als das Gebiet des eigentlichen Makedonien und auch der späteren Provinz. Die Merides wurden wahrscheinlich zur Grundlage eines Konventssystems, denn amtliche Aufenthalte der Proconsuln sind in Pella, Thessalonike und in Amphipolis nachgewiesen.10 Des weiteren besuchten sie die wichtigen Heiligtümer in Samothrake, Delphi und 6
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I.Philippi 414 = AE 1936, 51 = AE 1993, 1401. Ein einige Jahre älteres Pendant aus Thessalonike vermerkt, daß die Straße nur bis Neapolis (Kavala) ging; IG X 2, 1, 1012 = I.Philippi 715 = AE 1936, 52: Imp(erator) / Caes(ar) divi Ner/vae f(ilius) Nerva Tra/ianus Aug(ustus) Germ(anicus) Dac(icus) / p(ontifex) m(aximus) trib(unicia) p(otestate) XI(!) imp(erator) VI co(n)s(ul) / VI(!) p(ater) p(atriae) viam a Dyrrac(hio) / usq(ue) Neapoli(m) per pro/ vinciam Macedo/ niam longa inter / missione neglect(am) / restituendam cu / ravit a Thessalonica / V. Edson, CPh 46, 1951, 5 f. möchte diesen Unterschied damit erklären, daß zur Zeit dieses Meilensteins die Reparaturarbeiten noch nicht bis Akontisma gediehen waren. Die etwas mehr als 10 km, die zwischen Neapolis und Akontisma liegen, mag man für so ausschlaggebend nicht halten. Eher steht das bedeutende Neapolis in den weiter westlich gelegenen Städten für die Provinzgrenze gegen Thrakien, die, wie man in Philippi weiß, in Wirklichkeit beim von Akontisma bewachten Engpaß lag. Zu Akontisma Koukouli-Chrysanthaki, AAA 5, 1972; Nikolaidou/Patera, AErgoMak 19, 2007. Der Festungshügel bei Nea Karvali, nur etwa 200 m vom Meer entfernt, bewacht den Engpaß, der der einzig bequeme Weg von Osten nach Makedonien hinein ist. Er ist heute geprägt von Maschinengewehrstellungen und Befestigungsanlagen des Ersten Weltkriegs. Auch in der Antike galt das Land zwischen Neapolis und dem Nestos als schwierig. Amm. 26, 7, 12 erwähnt Akontisma unter den drei Engpässen, die Verteidigungsstellungen für Illyricum und Macedonia waren, als der Usurpator Procopius im Jahre 365/6 von Thrakien her kam. Der Paß wurde auch als Porta Stabaeorum bezeichnet und ist identisch mit dem Sapaei-Paß, an dem Antoniusʼ Offizier Norbanus Brutus und Cassius aufhielt und zum Umweg über Philippi zwang. Akontisma heißt Speer oder Speerwurf und kann jede herausgehobene Lage bezeichnen. Im Mittelalter hieß der Paß Christopolis. Die Festungsmauern wurden 1307 unter Andronikos III. Palaiologos erneuert: Nikephoros Gregoras 7, 6, 3; vgl. dazu OʼSullivan, Egnatian Way 111 f. Gerov, ANRW 232–235; vgl. aber auch Adams, Ancient Macedonia 4, 1986. Prosopographisch Grundlegendes zu den Statthaltern in den beiden Bänden von Sarikakis, Άρχοντες. Speziell zur Prinzipatsepoche Aichinger, AArchSlov 30, 1979. Vgl. auch die Listen der republikanischen Statthalter bei Papazoglou, ANRW 310 f., und Jashemski, Imperium 129– 131. Zu den kaiserzeitlichen s. Eck, Zephyrus 23–24, 1972–1973, 241–243; zu den Laufbahnmustern der makedonischen Statthalter unter Augustus s. Nitschke, Dignitas 99–101. Zu den Quellen Haensch, Capita provinciarum 107–109. Kreiler, ZPE 174, 2010 schlägt anhand eines aus Thasos stammenden rhodischen Dekrets für einen Thasier (Dunant/Pouilloux, Recherches 172), in dem laut seiner Ergänzung davon die Rede ist, daß rhodische Gesandte in Amphipolis beim Statthalter waren, vor, daß vor Thessalonike Amphipolis Statthaltersitz und
8. Römische Amtsträger und römische Kriege
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Dodona.11 Insgesamt gibt es jedoch zu wenige Inschriften und sonstige Hinweise, um die Tätigkeiten des makedonischen Statthalters im Detail zu verfolgen, obwohl von ihm gewiß viel mehr administriert und entschieden wurde, als bekannt ist.12 Der Zeitabschnitt nach dem Achaiischen Krieg bereitet der Forschung besondere Schwierigkeiten: Steht uns bis 167 v. Chr. der Bericht des Livius zur Verfügung und haben wir bis 146/5 noch einige Fragmente des Polybios, so setzt der erhaltene Teil des Cassius Dio erst im Jahre 68 v. Chr. ein. So sind wir für die Geschichte von mehr als 75 Jahren auf die kümmerlichen Reste der Überlieferung und auf die in dieser Zeit spärlichen Inschriften angewiesen. Daher haftet allen Aussagen zu dem, was im frühen römischen Griechenland geschah, stets ein vorläufiger Charakter an. Jederzeit können Neufunde von Inschriften eine Revision unserer Ansichten erzwingen. In einigen grundlegenden Fragen zum Status der unterworfenen Gebiete Griechenlands hat sich eine vernünftige und handhabbare communis opinio entwickelt: Natürlich waren die „makedonischen“ Statthalter vor der Gründung der Provinz Achaea im Jahre 27 v. Chr.13 auch für Griechenland zuständig.14 Aber auch wenn sich das Imperium über Achaia erstreckte, sind die Amtsträger in den griechischen Inschriften stets Makedonien zugeordnet.15 Die überlieferten Eingriffe in Achaia und andernorts können nicht als seltene Ausnahmen gedeutet werden,16 sondern sind systematischer Natur. Der Status Achaias zwischen 146 und
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Provinzhauptstadt gewesen sei. Eine solche Annahme ist unnötig, denn die Statthalter reisten und waren also an unterschiedlichen Orten ihres Sprengels anzutreffen. Quellen bei Haensch, Capita provinciarum 108–110. Ein Besuch des L. Manlius Torquatus, Statthalter Makedoniens 64/3 v. Chr., in Dodona wird unten in Kapitel 13 wahrscheinlich gemacht. Zu Statthaltern und lokalen Heiligtümern Bouchon, Gouverneurs 60–63. Vgl. Eck, Autonomie 14: „Die Einsicht über einst vorhandenes Quellenmaterial läßt nicht aus sich selbst heraus eine konkrete Vorstellung darüber entstehen, wie die römische Administration in den Provinzen in Zusammenspiel und Auseinandersetzung mit den lokalen Selbstverwaltungseinheiten das Leben der Provinzbewohner mitgestaltet und beeinflußt hat. Diese Erkenntnis aber kann verhindern, aus dem Mangel an Quellenmaterial allgemein oder an bestimmten Quellengruppen den Schluß zu ziehen, Administration habe entweder eine nur sehr untergeordnete Rolle gespielt oder in den vorhandenen Quellengruppen sei die ehemalige Realität zwar nur schwach, aber doch repräsentativ zu fassen.“ Schwertfeger, Bund 77 f., ist nach Cic. fam. 6, 5, 10 der Ansicht, bereits Caesar habe Achaia als eigenständige Provinz organisiert: Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg habe er 46 v. Chr. Ser. Sulpicius Rufus (RE 95), cos. 51, mit der Einrichtung und Verwaltung dieser Provinz beauftragte, die ganz Griechenland und die bisher freien Staaten umfaßte. Cicero (fam. 4, 3 [4], 2) tröstet ihn, das Achaicum negotium angenommen zu haben; in 6, 5 (6), 10 nennt er Sulpiciusʼ Sprengel Graecia. Zum Status Griechenlands unter Caesar s. Owens, Latomus 35, 1976. Die These stammt von Accame, Dominio romano 1–15, und ist weitgehend akzeptiert. Lediglich Gruen, Hellenistic World 524, und Kallet-Marx, Hegemony 42–56, sind aus den üblichen Gründen dagegen. Eine kurze, aber treffende und aktuelle Zusammenfassung der Positionen und der Diskussion gibt Camia, Roma 175. Ehrungen makedonischer Statthalter in Athen: Krumeich, Αθήνα 354. Bouchon, Gouverneurs 54 Anm. 9. So Schwertfeger, Bund 77 Anm. 1, der meint, nur Piso habe das getan: „Die Eingriffe des makedonischen Statthalters L. Calpurnius Piso in Griechenland 57 bis 55 v. Chr. waren eine Ausnahme, die nicht auf eine Provinzialisierung Griechenlands abzielte. Sie geschahen unter der Notwendigkeit, zur Abwehr der thrakischen Angriffe auf die bedrohte Nordgrenze Makedo-
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27 v. Chr. wird von Jean-Louis Ferrary knapp, aber treffend beschrieben: Achaia war frei in dem Sinne, daß keine Tyrannen oder Könige herrschten und daß kein römisches Besatzungsheer dablieb.17 Die römische Präsenz war sporadisch; Achaia glich einem Flickenteppich von Städten und Regionen unterschiedlichen Statusʼ.18 Einige der griechischen Gemeinwesen waren Rom abgabepflichtig,19 andere nicht. Daß durch den römischen Sieg im Achaiischen Krieg ein Herrschaftsverhältnis zumindest über Achaia und Boiotien begründet wurde, macht Cicero unzweifelhaft. Weite Teile Griechenlands wurden von den Römern in Besitz genommen.20 Zwar wurde kein Statthalter für Achaia bestellt, aber man kann nicht ernsthaft behaupten, daß die zahlreichen Eingriffe der makedonischen Statthalter außerhalb Makedoniens reiner Zufall seien oder je einer besonderen Situation entsprangen. Um den Verkehr zwischen Makedonien und Thessalien zu erleichtern, erweiterte der Prätor L. Cassius Longinus Ravilla (RE 72) die Straße durch das Tempetal, die der bequemste Weg zwischen Makedonien und Griechenland war.21 Ein frühes Beispiel für eine radikale und direkte Form der Herrschaftsausübung, das den Untertanenstatus der achaischen Städte deutlich macht, zeigt der Brief des Statthalters Q. Fabius Maximus Servilianus (RE 115) an die Polis Dyme auf der nordwestlichen
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niens alle Hilfsmittel in Griechenland zu mobilisieren.“ Vgl. aber Shatzman, Wealth 56 f., zu ähnlichen Fällen, bei denen klar ist, daß sie legale Handlungsweisen waren. Die Vorwürfe, die Athenion in der durch Poseidonios überlieferten Rede des Jahres 89/88 v. Chr. (FGrH 87 frg. 36 = Athen. 5, 211D–215B) den Römern macht: der Senat mische sich in Athener Angelegenheiten ein; Tempel seien geschlossen worden, Gymnasien verfielen, im Theater fänden keine Versammlungen mehr statt, die Gerichte schwiegen, die Pnyx sei dem Volk genommen worden, sind zwar an den Haaren herbeigezogen, aber die Römer hatten eine timokratische Atmosphäre geschaffen, die nicht unwesentlich zum Ausbruch der pro-mithradatischen Revolution beitrug: Accame, Dominio romano 163–174; Badian, AJAH 1, 1976. Auch Cic. Flacc. 19 berichtet von antirömischen Tendenzen in Achaia. Zu Römern in Athen Byrne, Roman Citizens. Ferrary, Philhellénisme 199–209; vgl. Schwertfeger, Bund 71 f.: „Der Status des von Rom 146 v. Chr. unterworfenen Teils von Griechenland ist fast identisch mit dem Makedoniens von 168 bis 148/7 v. Chr.“ S. auch Bernhardt, Historia 26, 1977; Cabanes, Regionen des Reichs 311, und Rizakis, 3. Peloponnes-Kongreß, bes. 21 f. Bouchon, Gouverneurs 54–56. Alcock, Graecia Capta 20; dagegen: Kallet-Marx, Hegemony 59–65. Zusammenfassend auch Strauch, Römische Politik 20–29. Cic. Verr. 2, 1, 55: quid de L. Mummio, qui urbem pulcherrimam atque ornatissimam, Corinthum, plenissimam rerum omnium, sustulit, urbisque Achaiae Boeotiaeque multas sub imperium populi Romani dicionemque subiunxit? Vgl. Ma, PCPhS 40, 1994, 66: „Boiotia, as a participant on the wrong side of the Achaian War of 146 B. C. (Paus. 7.16.6–10), was annexed to the province of Macedonia: this is made clear by Cic. Verr. 2.1.55.“ S. Harris, War and Imperialism 146, zur Inbesitznahme weiter Teile Griechenlands. Er warnt davor, diese Annexion kleinreden zu wollen: „Half-empty bottles are also half full, and the territory of the Achaean League, the Peloponnese (except Laconia), Megara, Boeotia, Chalkis, Phocis, and eastern Locris constituted a considerable area, comparable to that of Macedon itself.“ CIL III 588 = ILS 39 = ILLRP 400; eine lateinische Felsinschrift an der engsten Stelle des Tals nahe Gonnoi: L. Cassius Longin / pro cos. / Tempe munivit. Zur Datierung und Identifikation des Statthalters Kreiler, ZPE 181, 2012; vgl. aber Bouchon/Tziafalias, AErgoThess 5, 2015, die Cassius Longinus aufgrund einer neuen Inschrift aus Larisa mit einem makedonischen Statthalter der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. identifizieren.
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Peloponnes, die zuvor stets als promakedonisches Bollwerk im Achaiischen Bund fungiert hatte.22 Dort scheint es im Jahre 144/3 zu einer Stasis gekommen zu sein.23 Wir erfahren, daß ein Sosos die Archive und die öffentlichen Urkunden zerstört und Gesetze eingebracht habe, die sich gegen die „den Achaiern von den Römern gegebene Verfassung“24 richteten. Fabius hat nach einem Prozeß, der in Patras stattgefunden hat, den Sosos und einen seiner Mittäter zum Tode verurteilt; ein weiterer Angeklagter, bei dem minder schwere Schuld festgestellt worden war, wurde nach Italien verbannt. Craige Champion versucht, diese durch die römische Autorität erfolgte Vernichtung einer innenpolitischen Konfliktpartei als einen der Schritte zu deuten, durch die die Römer wider Willen gezwungen wurden, zu Herrschern zu werden: Es sei bei den Griechen Sitte geworden, bei Streitigkeiten untereinander die Römer um Hilfe zu ersuchen.25 Aber wie hätten die Römer sich aktiv einbringen, wie hätten ihre Todesurteile Akzeptanz finden sollen, wenn sie nicht schon über die achaiischen Städte geherrscht hätten? Die römische Herrschaft geht der Herbeiziehung der römischen Autoritäten zum Zwecke der innenpolitischen Konfliktlösung voraus, das unterscheidet die römischen „Schlichtungen“ von der hellenistischen Institution der fremden Richter.26 In diesem Sinne äußert sich auch Christian Habicht anläßlich des delphischen „Skandals“ von 117 v. Chr., als der makedonische Statthalter den Konflikt der delphischen Techniten mit den nemeischen und den isthmischen entschied: „Daß römische Instanzen überhaupt mit der Sache befaßt wurden, die eine interne griechische Angelegenheit zu sein schien, erklärt sich daraus, daß Rom durch den Achäischen Krieg von 146 die Hoheit über Teile Griechenlands erworben hatte, in denen der isthmische Technitenverband seinen Sitz und sein Operationsgebiet besaß, und daraus, daß der Konsul Mummius die Privilegien des Verbandes bestätigt hatte.“27 Ebenso verhält es sich auch mit dem seltsamen Konflikt zwischen den böotischen Städten Orchomenos und Chaironeia: Orchomenos verklagte unter Zuhilfenahme eines römischen Fürsprechers die Chai22 23
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Paus. 7, 17, 5; Liv. 32, 22, 8. Die Inschrift: Syll.3 684 = Sherk, RDGE 43; deutsche Übersetzung HGIÜ 484. Dazu Strauch, Römische Politik 18 f.; Ferrary, Philhellénisme 186–199; Wallace, Evolution 101–145; Zoumbaki, Tekmeria 9, 2008, 29 f.; Bernhardt, Polis 222 f. Die Datierung des makedonischen Prokonsulats dieses Fabius, das bisher nicht bekannt war und in den Statthalterlisten fehlt, erschließt Ferrary, Philhellénisme 189 f. mit Anm. 122, aus einer unpublizierten Inschrift, die einen datierten Brief ebendieses Mannes an die Stadt Sikyon überliefert. Vgl. auch KalletMarx, Hegemony 141–143, der weitere Argumente für diese Datierung anführt. Z. 6–10: λέγω δὲ ὑπὲρ τῆς ἐμπρήσε- / ως καὶ φθορᾶς τῶν ἀρχων καὶ τῶν δημοσίων γραμμάτων, ὧν ἐγε- / γόνει ἀρχηγὸς τῆς ὅλης συγχύσεως Σῶσος Ταυρομένεος ὁ / καὶ τοὺς νόμους γράψας ὑπεναντίους τῆι ἀποδοθείσηι τοῖς / [Ἀ]χαιοῖς ὑπὸ Ῥωμαίων πολιτ[εία]ι. Champion, TAPhA 137, 2007. In diese Richtung argumentierten zuvor schon Dahlheim, Struktur 271, der den Griechen vorwirft, sie ließen sich selbst Nichtigkeiten von Rom sanktionieren, und Nörr, Imperium und Polis 42, der meint, die Griechen seien am Verlust ihrer Eigenständigkeit selbst schuld, da sie ständig Rom konsultierten. Zur hellenistischen Institution Ager, Interstate Arbitrations. Zu den Veränderungen, die die römische Herrschaft mit sich brachte, Nörr, Index 26, 1998, und Lokale Autonomie. Habicht, Athen 278 f. Die Inschriften, die sich auf den Fall beziehen: Daux, Delphes 699–707; Syll.3 704; Sherk, RDGE 42. Dazu Daux, Delphes 372–386; dort in das Jahr 125 v. Chr. datiert; vgl. auch Gaebler, Münzkunde III 163–165.
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roneier insgesamt wegen der zur Zeit des Mithradatischen Krieges von Damon und seinen Anhängern verübten Mordtaten vor dem makedonischen Statthalter, „denn damals schickten die Römer noch keine Prätoren nach Griechenland.“28 Als Kyzikos im Jahre 132 v. Chr., noch vor dem Eintreffen des römischen Heeres, von den Truppen des pergamenischen Thronprätendenten Aristonikos angegriffen wurde, schickte die Stadt eine Gesandtschaft unter Machaon zum makedonischen Statthalter M. Cosconius.29 Dieser scheint auch tatsächlich mit einem Heer nach Kleinasien gegangen zu sein, denn die ionische Stadt Erythrai hat Cosconius mit einer Bronzestatue geehrt.30 Im Zuge der Flottenoperationen des Prätendenten an der ionischen Küste ist eine Belagerung Erythrais recht wahrscheinlich, das ebenfalls den in Kleinasien weilenden Statthalter Makedoniens um Hilfe gebeten haben mag. Cosconius hat vielleicht auch die Sestier auf der Thrakischen Halbinsel vor den Angriffen der mit Aristonikos verbündeten Thrakerstämme geschützt, denn Menas aus Sestos rief ebenfalls die Römer um Hilfe, als die Stadt belagert wurde.31 Im thrakischen Mesembria am Schwarzen Meer wurde M. Terentius Lucullus (RE Licinius 109), der im Jahre 72/1 Statthalter von Makedonien war, geehrt. Er war auf seinem Zug gegen die Thraker bis zur Donau vorgestoßen.32 Die Frage der territorialen Zuständigkeit stellte sich offenbar nicht.33 Das wird auch anhand des bisweilen „Piratengesetz“ genannten Gesetzes über die prätorischen Provinzen (s. u.) deutlich: Der Statthalter Makedoniens sollte gemeinsam mit dem von Asia das gesamte östliche Mittelmeergebiet beaufsichtigen.34 Als kurz nach 140 v. Chr. ein alter Grenzstreit zwischen Messene und Sparta wieder aufflammte, wandten sich die Parteien an den Senat, der 600 Richter aus Milet mit der Schlichtung beauftragt. Darüber berichtet eine lange Inschrift, die auf den Sockel der Nike des Paionios in Olympia geschrieben wurde.35 Der Statthalter 28 29
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Plut. Kimon 2, 1: ἡ δὲ κρίσις ἦν ἐπὶ τοῦ στρατηγοῦ τῆς Μακεδονίας (οὔπω γὰρ εἰς τὴν Ἑλλάδα Ῥωμαῖοι στρατηγοὺς διεπέμποντο). Zur Damon-Geschichte Ma, PCPhS 40, 1994. IGRR IV 134 Z. 10 f.: πρεσβεύσας τε πρὸς Μάρκον Κοσκώνιο[ν τὸ]- / ν ἐμ Μακεδονίᾳ τότε στρατηγὸν. Zu Cosconius MRR 1, 489; Sarikakis, Άρχοντες 1, 44 f. Zu Kyzikos im Aristonikoskrieg Daubner, Bellum Asiaticum 70 f. Zur Datierung in das Jahr 132 Errington, Geschichte Makedoniens 195; Gruen, Hellenistic World 431 f.; Papazoglou, ANRW 312 und Anm. 35. Für eine frühere Datierung spricht sich Kallet-Marx, Hegemony 51; 104 Anm. 32, aus. Aber warum sollten sich die Kyzikener an den römischen Statthalter Makedoniens wenden, während Attalos III. lebte? Die guten Beziehungen zum Pergamenerreich, die für diese bedeutende Handelsstadt lebenswichtig waren, hätten wohl gestattet und verlangt, sich an den nächsten attalidischen Militärkommandanten zu wenden. SEG 18, 480 = IGRR IV 1537: ὁ δῆμος / Μᾶρκον Κοσκώνιον Γαίου υἱὸν Ῥωμαῖον / ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐνοίας τῆς εἰς ἑαυτόν. IK 19 (Sestos) 1 = OGIS 339 = Syll.3 246 Z. 20–22. Daß Menas den Cosconius um Hilfe bat, vermutet Loukopoulou, Meletemata 3, 73. IGBulg I2 314a; vgl. Tibiletti, RIL 86, 1953, 70 f. Zur Statthalterschaft des M. Terentius M. f. Lucullus, des Konsuls des Jahres 73 v. Chr., der vor seiner Adoption M. Licinius L. f. Lucullus hieß, s. Sarikakis, Άρχοντες 1, 85–90. Sie erstreckt sich bis dahin, wo sie mit dem Amtsbezirk eines anderen Imperiumträgers kollidierte: Lintott, Imperium Romanum 27. Vgl. Santangelo, Sulla 23–25. Syll.3 683 = IvOlympia 52 = Ager, Interstate Arbitrations Nr. 159; dazu Camia, Roma 32–43.
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Makedoniens kommt hier nicht ins Spiel, weil sich die freien Städte an den Senat wenden konnten – ein Weg, der Provinzstädten nicht offenstand.36 Das muß stets klar sein, ist es aber offenbar nicht, wenn etwa Robert Kallet-Marx die Tatsache, daß nach der Provinzialisierung Makedoniens (und des Attalidenreichs) von den dortigen Städten keine Gesandtschaften mehr nach Rom gehen, mit einem politischen Defizit der Makedonen (und der Lyder, Myser etc.) erklärt. Diese Argumentation verkennt den Untertanenstatus der Provinzgemeinden und ihr Ausgeliefertsein an die Willkür des Statthalters.37 Daß die freien Städte gern den Senat zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten heranziehen, ist natürlich – weil die römische Autorität definitive Entscheidungen zu treffen vermag und weil es geht. Daß der Senat sich nicht von selbst einmischt, ist auch klar.38 Wie soll sich denn „Rom“ sonst verhalten? Für den römischen Kaiser kann die Annahme eines reaktiven Verhaltens wenn nicht als communis opinio, so doch als etabliert gelten.39 Das war in republikanischer Zeit nicht anders. Daß die Praxis, bei innergriechischen Streitigkeiten eine römische Entscheidung anzufordern, letztendlich zu Unfreiheit führt, bemerkten weitsichtigere (oder „nationalistischere“) griechische Politiker. Poseidonios von Bargylia etwa brachte schon in der Zeit des Aristonikoskrieges als Führer einer Gesandtschaft die Rhodier und die Stratonikeer dazu, statt wie geplant Rom einen Grenzstreit schlichten zu lassen, Bargylia als Schiedsrichter zu akzeptieren.40 Poseidonios hatte sich zuvor schon um seine Heimatstadt verdient gemacht, indem er von den Römern ausgehobene Bürger zurückbrachte.41 Um die Privilegien als freie Stadt zu wahren, war es nötig, diese ständig zu verteidigen und gegebenenfalls nach Rom zu reisen. Das können wir im makedonischen Fall aus einem thasischen Inschriftendossier schließen, aus dem hervorgeht, daß nach den Wirren des Krieges gegen Mithradates VI. eine Gesandtschaft nach Rom ging, um den Festlandsbesitz der Polis vom Senat bestätigen zu lassen. Die Inschrift enthält einen Brief des makedonischen Statthalters Cn. Cornelius Dolabella, dem die Senatsentscheidung unverzüglich bekanntgemacht wurde und der die territorialen Details bestätigt.42 36
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Dazu Daubner, GFA 10, 2007, 12 f. . Vgl. auch IG XII 4, 1, 261 aus Kos, wo sich der Statthalter Cn. Domitius Corbulo beschwert, daß sich die Stadt böswillig direkt an den Kaiser und nicht zuerst an ihn gewandt habe. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 54 n. Chr., als alles genauer geregelt war, aber das Prinzip galt erkennbar auch schon im 2. Jh. v. Chr. Kallet-Marx, Hegemony 162–165: “Minor, formerly core regions of the Antigonid and Attalid kingdoms, is not to be explained by proconsular usurpations of rights previously enjoyed by local inhabitants, but these regionsʼ lack of a tradition of autonomous foreign policy.“ Auch an anderen Stellen spielt er die Abgabenlast der Städte und die Macht der römischen Steuereintreiber gegen die anderslautenden Zeugnisse herunter; vgl. Lehmann, Römischer Tod 33 Anm. 36. Strauch, Römische Politik 19: „Die politische Maxime Roms scheint demnach gelautet zu haben, erst nach Aufforderung von griechischer Seite aktiv zu werden.“ Zur „petition-response-Politik“ der römischen Kaiser Eich, Rome. IK 28, 2 (Iasos) 612 = Ager, Interstate Arbitrations Nr. 161; neue Lesungen in SEG 44, 867. Zu Bargylia im Aristonikoskrieg und zum bargylietischen Ehrendekret für Poseidonios Daubner, Bellum Asiaticum 63–65; 132 f. Sherk, RDGE 20 f.; engl. Übersetzung des Briefes Dolabellas: Sherk, RGE 64. Zu dem Fall s. auch Fournier/Hamon/Trippé, REG 124, 2011, 217 f. Zu Dolabella Sarikakis, Άρχοντες 1, 75–78.
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Im Jahre 141, nach der Provinzeinrichtung, beschwerten sich die Makedonen über D. Iunius Silanus (RE 161), den Statthalter, wegen Ausbeutung und Bereicherung. Sie mußten eine Gesandtschaft zum Senat geschickt haben, die die Klagen vorbrachte.43 Die Affäre ist aus mehreren Gründen bedeutsam und wird von vielen antiken Autoren erwähnt; der umfassendste Bericht, dem die anderen im Grunde nichts hinzufügen, findet sich bei Valerius Maximus.44 Der Senat wollte die Klagen untersuchen, aber der leibliche Vater des Silanus, der sittenstrenge T. Manlius Torquatus (RE 83), bat darum, eine Voruntersuchung durchführen zu dürfen. Nachdem er seinen Sohn für schuldig befunden hatte, beging dieser Selbstmord. Als Beispiel väterlicher Sittenstrenge hat diese Geschichte Eingang in die Exempelliteratur gefunden. Von historischem Interesse ist sie auch als erster potentieller Fall für die 149 v. Chr. durch die lex Calpurnia eingerichteten Repetundengerichte, die laut E. Gruen geschaffen wurden, um für die Zukunft die aristokratische Kontrolle über die Außenpolitik zu sichern.45 Durch den Selbstmord des ehemaligen Statthalters wissen wir nicht, ob der Senat die Sache tatsächlich an das Gericht übergeben hätte. Die makedonischen Gesandten hätten keine Klage führen können, da dies nur römischen Bürgern gestattet war. Sie hätten den Fall über einen Patron verhandeln lassen müssen, was wichtige Einblicke in das Verhältnis zwischen Rom und den Provinzialen gewährt hätte. Aber angesichts der Tatsachen könnte man darüber wie auch über das, was in Makedonien vorgefallen war, nur spekulieren. Einer der seltenen Fälle, in denen ein Provinzstatthalter verurteilt wurde, ereignete sich allerdings erst nach der senatsfeindlichen lex Sempronia de repetundis des Jahres 129 v. Chr.: C. Porcius Cato (RE 5), Enkel des großen Cato und Konsul des Jahres 114 v. Chr., mußte während seines Konsulats in Makedonien den Kampf gegen die Skordisker führen, war reichlich erfolglos und wurde daraufhin aufgrund angeblicher Erpressungen in einem Repetundenprozeß zur Erlegung einer unbeträchtlichen Strafsumme verurteilt.46 Über sein Verhalten in Makedonien und gegenüber den Provinzialen sagt diese Nachricht wenig aus. Als abtrünniger Gracchianer war Cato in die Mühlen der spätrepublikanischen Klassenjustiz geraten. 43 44
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Canali De Rossi, Ambascerie Nr. 161, mit den Quellen. Zu Silanus Sarikakis, Άρχοντες 1, 39–42. Val. Max. 5, 8, 3: T. autem Manlius Torquatus, propter egregia multa rarae dignitatis, iuris quoque ciuilis et sacrorum pontificalium peritissimus, in consimili facto ne consilio quidem necessariorum indigere se credidit: nam cum ad senatum Macedonia de filio eius D. Silano, qui eam prouinciam optinuerat, querellas per legatos detulisset, a patribus conscriptis petiit ne quid ante de ea re statuerent quam ipse Macedonum filiique sui causam inspexisset. summo deinde cum amplissimi ordinis tum etiam eorum, qui questum uenerant, consensu cognitione suscepta domi consedit solusque utrique parti per totum biduum uacauit ac tertio plenissime die diligentissimeque auditis testibus ita pronuntiauit: ‚cum Silanum filium meum pecunias a sociis accepisse probatum mihi sit, et re publica eum et domo mea indignum iudico protinusque e conspectu meo abire iubeo’. tam tristi patris sententia perculsus Silanus lucem ulterius intueri non sustinuit suspendioque se proxima nocte consumpsit. Zu Silanus und den Repetundengerichten Gruen, Roman Politics 32 f.; Alexander, Trials Nr. 7; Richardson, JRS 77, 1987, 9; Betts/Marshall, Antichthon 47, 2013, 54–56. Sarikakis, Άρχοντες 1, 55–57; Badian, Zöllner 113 f.; Gruen, Roman Politics 126 f.; Alexander, Trials Nr. 45; Shatzman, Wealth 284; vgl. Badian, Historia 42, 1993, 203 f. Zu den gracchischen Repetundengerichten Meier, Res publica amissa 70 f. und 77 f.
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Sein diplomatischer Einsatz im Vorfeld des Jugurthinischen Krieges diente dem nobilitätsfeindlichen Volkstribunen C. Mamilius Limetanus als Vorwand für eine Anklage. Cato wartete jedoch seinen Prozeß nicht ab, sondern ging ins hispanische Tarraco, um dort den Rest seines Lebens als Exilant zu verbringen.47 Über die Statthalterschaft des L. Calpurnius Piso Caesonius (57–55 v. Chr.; RE 90),48 Schwiegervater Caesars und „Verkörperung altrömischer Struppigkeit“,49 scheinen wir durch Ciceros Invektive50 viel zu wissen, doch ist stets das zu beachten, was A. Lintott seinem Buch über Cicero als historische Quelle voranstellt: „One of the first things that students of late-Republican Roman history have to learn is that they cannot treat Ciceronian texts as authentic records of history.“51 Cicero beobachtete von Dyrrhachium aus die Amtsführung dieses Mannes, unter dessen Konsulat er ins Exil gehen mußte. Sein Interesse beschränkt sich jedoch auf administrative Fragen; zur besseren Kenntnis Makedoniens trägt er nichts bei, obwohl er sich länger als ein halbes Jahr dort aufgehalten hat.52 Dem Statthalter wurden in mindestens drei Städten Ehrenstatuen errichtet: Auf Samothrake wurde er als Patron bezeichnet;53 in Beroia ehrten ihn die Beroiaier und die landbesitzenden Römer,54 und seine Statue in Dyrrhachium, die auf dem belebtesten Platz der Stadt stand, wurde von seinen Soldaten kurz und klein geschlagen, als er die Provinz bei Nacht und Nebel (und crepidatus) verließ, ohne sie bezahlt zu haben.55 Die Statuenbasis in Amphipolis56 und das Patronat der Achaier57 beziehen sich mit Sicherheit auf andere Pisonen. Wir erfahren von Cicero aber einige Details. So sagt er ganz deutlich, daß Piso nicht nur für Makedonien, sondern auch für Thessalien und ganz Achaia zuständig war, wenn er sich auch anmaßte, sogar über die freien Städte und Regionen zu herrschen.58 Der Statthalter war viel auf Reisen; für einige Zeit hatte 47 48 49 50 51 52
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Sall. Iug. 40; Daubner, GFA 10, 2007, 19 f.; Badian, Historia 42, 1993. Sarikakis, Άρχοντες 1, 103–121; Sarikakis, Platon 18, 1966; Nisbet, In Pisonem 172–180. Meister, Historia 58, 2009, 92. Zur Gattung Nisbet, In Pisonem 192–197. Lintott, Cicero 3. Sarikakis, Ancient Macedonia 5, 1993, hat in seinem kurzen Aufsatz das zusammengetragen, was wir erfahren. Wir wissen aus Cic. Planc. 99 f., daß es in Thessalonike ein quaestorium gab: O reliquos omnis dies noctesque eas quibus iste a me non recedens Thessalonicam me in quaestoriumque perduxit! IG XII 8, 242, mit den Ergänzungen von Bloch, AJA 44, 1940: [ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος Λεῦκιον Καλπόρνιον] / Λευκίου υ[ἱὸν Πείσ]ονα / τὸν αὐτοκράτορ[α καὶ πάτ]ρωνα τῆς πόλεως; vgl. Eilers, Roman Patrons C57; Rödel-Braune, Stiftungen E154. Zu Pisos Imperatorentitel Cic. Pis. 38; 55. EKM 1, 59; vgl. Cormack, AJA 48, 1944: Λεύκιον Καλπόρνιον Πίσωνα / ἀνθύπατον Βεροιαῖοι καὶ οἱ ἐνκεκτημένοι / Ῥωμαῖοι τὸν ἑατῶν πάτρωνα; s. auch Eilers, Roman Patrons C29; Tataki, Roman Presence 438 f.; Rödel-Braune, Stiftungen E155. Cic. Pis. 93: illi autem statuam istius persimilem, quam stare celeberrimo in loco voluerat ne suavissimi hominis memoria moreretur, deturbant, adfligunt, comminuunt, dissipant. Zu den Ehrungen für Piso in Griechenland s. auch Payne, Honors to Romans 292 f. Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 318. Cic. Div. Caec. 64; vgl. Eilers, Roman Patrons C2. Cic. Pis. 37: nam lege Caesaris iustissima atque optima populi liberi plane et vere erant liberi, lege autem ea quam nemo legem praeter te et conlegam tuum putavit omnis erat tibi Achaia,
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er seinen Amtssitz nach Ambrakia verlegt. Piso, der Kunstkenner und Philhellene, dem sein Leibphilosoph Philodemos aus Gadara ein Einladungsgedicht zu Epikurs Geburtstag verfaßte,59 nutzte diese Reisen nicht nur zu administrativen Zwecken, sondern auch, um sich griechische Kunstwerke für seine Villen zu verschaffen und den Provinzialen Geld abzupressen. Er ging dabei äußerst erfindungsreich zu Werke, blieb aber wohl im Rahmen der Legalität, denn obwohl Cicero große Mühe darauf verwendete, konnte Piso nicht angeklagt werden.60 Kriege Gegen die Barbaren und gegen Mithradates VI. Die Kämpfe der Statthalter gegen die nördlichen Barbaren ziehen sich gleich einem roten Faden durch die Geschichte der Provinz.61 Ständig operierten römische Legionen in Makedonien.62 Im Jahre 141 ereignete sich der erste bedeutende Skordiskereinfall, bei dessen Abwehr entweder D. Iunius Silanus oder P. Cornelius Scipio Nasica, der Konsul von 138 v. Chr., eine Niederlage erlitt.63 Die keltischen Skordisker lebten in der Region südlich von Singidunum/Belgrad, also nicht nahe der Provinz Makedonien.64 Ihre kriegerischen Reiterscharen ließen Makedonien und Griechenland jedoch über Jahrzehnte nicht mehr zur Ruhe kommen. Bei den Einfällen handelte es sich nicht wie bei denen des 3. Jh. v. Chr. um Wanderungszüge mit dem Ziel der Landnahme, sondern um Raubzüge einer schnellen Kavallerie, die den Provinzbewohnern Tod und Zerstörung brachten.65 Spätestens jetzt ist deutlich
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Thessalia, Athenae, cuncta Graecia addicta. Zur Größe der pisonischen Provinz Loukopoulou, Meletemata 3, 85 f. Das Gedicht Philodems: Anth. Pal. 11, 44. Piso als Philhellene: Mattusch, Festschrift McCredie; Bloch, AJA 44, 1940, 490. Die verschiedenen Weisen, in denen Piso sich und seine Freunde auf Kosten der Provinzbewohner bereicherte, zählt Shatzman, Wealth 315 f., detailliert auf. Ein Nachklang aus dem späten 2. Jh. n. Chr. findet sich in AE 1996, 124. Eine schöne Zusammenstellung der thrakischen Stämme bei OʼSullivan, Egnatian Way 22 f. Brunt, Italian Manpower 432 f., verzeichnet in seiner Tabelle zwischen 167–91 v. Chr. für fast jedes Jahr eine oder zwei Legionen in Makedonien. Die übrigen Legionen sind meist in der Cisalpina, auf Sardinien und Korsika sowie in Spanien eingesetzt. Liv. per. Oxy. 54: in Scordiscis cladis accepta. Morgan, Historia 23, 1974, versucht nachzuweisen, daß Scipio und nicht wie sonst angenommen Silanus der römische Feldherr gegen die Skordisker war. Kallet-Marx, Hegemony 33 Anm. 93: „His case against Silanus is considerably stronger than the highly speculative one for Nasica.“ Zu den Skordiskern Tapavički-Ilić, Skordisker; zu den Siedlungsplätzen Alföldy, AAntHung 12, 1964. Frontin. strat. 3, 10, 7 beschreibt eine Reiteroperation der Skordisker, die mit einer römischen Niederlage endet. Sie kann nicht chronologisch eingeordnet werden: Scordisci equites, cum Heracleae diversarum partium praesidio praepositus esset Lucullus, pecora abigere simulantes provocaverunt eruptionem; fugam deinde mentiti sequentem Lucullum in insidias deduxerunt et octingentos cum eo milites occiderunt. Vgl. Papazoglou, Balkan Tribes 327 Anm. 167; 452. Zur Ausstattung eines womöglich skordiskischen Reiterkriegers s. die Grabbeigaben aus Nordwestbulgarien im RGZM: Łuczkiewicz/Schönfelder, JRGZ 55, 2008.
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zu erkennen, wie sehr der makedonische Staat als Puffer zwischen den Griechen im Süden und den Barbaren im Norden gedient hatte und der Garant dafür war, daß die Griechen des Südens ihre Kriege meist untereinander führen konnten und nicht gemeinsam gegen die beutegierigen Invasoren aus dem Norden antreten mußten. Flamininus hatte das schon nach dem Krieg gegen Philipp V. gewußt; er soll während der Friedensverhandlungen geäußert haben: „Aber auch im griechischen Interesse liegt es, daß Makedonien zwar wesentlich herabgedrückt, keinesfalls aber ausgelöscht wird. Denn dann würden die Griechen alsbald unter den Gewalttaten der Thraker und Galater, die weder Gesetz noch Völkerrecht achten, zu leiden haben, wie das schon oft geschehen ist.“66 Mit erschreckender Regelmäßigkeit wiederholten sich die Einfälle aus dem Norden, die daher fast die einzigen historischen Ereignisse sind, die wir aus der betreffenden Zeit und Region kennen. Aus verständlichen Gründen haben sich die antiken Historiker vorrangig für diese Barbarenkriege interessiert, und so widmen auch neuere Untersuchungen zur Provinz Makedonien in dem meist kurzen Kapitel zur republikanischen oder späthellenistischen Zeit einen Großteil ihrer Seiten der Aufzählung der römischen Statthalter und Feldherren, die einen Einfall der Skordisker und ihrer Verbündeten zurückgeschlagen haben oder die von ihnen besiegt worden sind.67 Die Ereignisse seien, da sie für die hier verfolgte Fragestellung nur bedingt relevant sind, kurz zusammengefaßt und nur die Details, die sich auf die makedonische Bevölkerung beziehen, ausführlicher angesprochen: Bald nach dem ersten Treffen, im Jahre 135 v. Chr., mußte der Prätor M. Cosconius die Skordisker in Thrakien bekämpfen.68 Das tat er erfolgreich, wie er wohl auch bei seinen erwähnten kleinasiatischen Operationen erfolgreich war. Mit Thrakien muß hier nicht unbedingt das eigentliche Thrakien gemeint sein; die Bezeichnung ist unspezifisch und könnte auch die Gegend des Einzugsgebietes der Morava meinen.69 Die Operationen des Cosconius müssen also nicht unbedingt als Reaktion auf einen weiteren Einfall des Stammes gedeutet werden. Es könnte sich auch um einen Rachefeldzug handeln, der die Schande der sechs Jahre zuvor erlittenen Niederlage vergessen machen sollte. Einem offensichtlich fähigen und kriegswilligen Feldherrn wie Cosconius wäre eine solche Unternehmung wohl zuzutrauen. Im Jahre 120/119 v. Chr. kämpften die wieder nach Süden vorgestoßenen Kelten gemeinsam mit den thrakischen Maidern70 unter Führung eines Tipas gegen die Legionen des Statthalters Sex. Pompeius,71 des Großvaters des Pompeius Magnus. 66 67
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Pol. 18, 37, 8 f.: ἀλλὰ μὴν καὶ τοῖς Ἕλλησι ταπεινωθῆναι μὲν ἐπὶ πολὺ συμφέρει τὴν Μακεδόνων ἀρχήν, ἀρθῆναί γε μὴν οὐδαμῶς. τάχα γὰρ αὐτοὺς πεῖραν λήψεσθαι τῆς Θρᾳκῶν καὶ Γαλατῶν παρανομίας: τοῦτο γὰρ ἤδη καὶ πλεονάκις γεγονέναι. Übers. H. Drexler. Exemplarisch hierfür Vanderspoel, Companion 260–264; Papazoglou, ANRW 312–319; Nigdelis, Das römische Makedonien 63 f.; Zahrnt, Römer 27–31. Zu den Barbareneinfällen ausführlich Papazoglou, Balkan Tribes 284–337; Gaebler, Münzkunde III 165–182; Amela Valverde, Iberia 7, 2004. Liv. per. 56: M. Cosconius praetor in Thracia cum Scordiscis prospere pugnavit. So Papazoglou, Balkan Tribes 286 f. Die Steph. Byz. oder besser sein müder Epitomator s. v. Μυγδονία in Makedonien verortet; vgl. s. v. Μαιδοί. Sarikakis, Άρχοντες 46 f.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
Beim paionischen Argos, nordwestlich von Stobi nahe dem Axios gelegen,72 fand eine größere Schlacht statt, in der der römische Heerführer Pompeius fiel. Jedoch konnte der Quästor Marcus Annius73 durch sein beherztes und wirkungsvolles Handeln Schlimmeres verhindern. Die Schlacht bei Argos konnte er für die Römer gewinnen, ebenso eine zweite Schlacht, die weiter im Süden, womöglich tatsächlich kurz vor Lete, stattgefunden hat. Er trat den Invasoren mit seinen Legionen und lokalen Truppen entgegen, ohne eine generelle Aushebung in Makedonien durchzuführen. Die mygdonische Polis Lete ehrte Annius mit einem langen Dekret, das aufgrund seiner Erzählfreudigkeit eine Ausnahme in der ansonsten recht trockenen und unpräzisen Landschaft der makedonischen Ehrendekrete der Zeit bildet:74 Jahr 29, am 20. des Monats Panemos (= Juni). Die Politarchen der Letaier beantragen aufgrund eines Vorbeschlusses der Ratsherren: Marcus Annius, Sohn des Publius, ein guter und rechtschaffener Mann, hat, nachdem er vom römischen Volk als Quästor in die Provinz Makedonien entsandt wurde, während seiner ganzen Amtszeit seine Pflichten ununterbrochen zum Nutzen der Gesamtheit der Makedonen ausgeführt und darüber hinaus mit außerordentlichem Eifer und Enthusiasmus insbesondere für das Interesse unserer Stadt gesorgt. Aber auch während der jüngsten Krise, als das Volk der Gallier sich sammelte und mit einer großen Heeresmacht in die Region von Argos zog und die Soldaten den Mut verloren, da es sich zugetragen hatte, daß der Prätor Sextus Pompeius in der Feldschlacht, die er sich mit ihnen geliefert hatte, gefallen war, zog er mit den ihm unterstellten Truppen gegen sie. Er selber schlug die Gegner in die Flucht, trug die Leichen der getöteten Soldaten zusammen, tötete viele Feinde, eroberte viele Pferde und Waffen und sich vorausblikkend für die Rettung der Soldaten der Wachposten dieser Region einsetzend, rief er diese in sein Heerlager. Einige Tage später, als sich noch mehr gallische Reiter versammelt hatten und sich Tipas, der Anführer der Maider, mit einer großen Horde mit ihnen zusammentat, leistete Annius dem von den Barbaren durchgeführten Angriff alleine mit den Soldaten, die er in seinem Heerlager hatte, Widerstand, also ohne Hilfstruppen unter den Makedonen zu rekrutieren, da er die Städte nicht mit ihrem Sold belasten wollte und es vorzog, den Menschen ihre Arbeit zu lassen. Er selber führte, ohne irgendein Risiko oder Mühen zu scheuen, selber seine Soldaten an, besiegte die Feinde in der Schlacht mit dem Willen der Götter, tötete viele von ihnen in Kämpfen von Mann zu Mann, nahm andere gefangen und brachte viele Pferde und Waffen in seinen Besitz. Mit einer solchen Tapferkeit handelnd brachte Annius die Lage unter seine Kontrolle und versuchte auf diese Art und Weise, Makedonien seinen Nachfolgern mit einer intakten Bevölkerung und darüber hinaus mit friedlichen und optimalen Bedingungen zu übergeben, Taten, mit denen er sich seiner Heimat, seiner Vorfahren, seines Rufs, seiner Tapferkeit, aber auch der ihm übertragenen Verantwortlichkeiten als würdig erwies. Aus den vorstehenden Gründen haben die Ratsversammlung und das Volk von Lete beschlossen, Marcus Annius, Sohn des Publius, den Quaestor der Römer, zu ehren, ihn mit einem Kranz aus Olivenzweigen zu krönen und zu seinen Ehren die Reiterwettkämpfe des Monats 72 73 74
Papazoglou, Balkan Tribes 292, schreibt fälschlich, Argos liege „south of Stobi“. Vgl. aber Papazoglou, Villes 311 f. und die Karte ebd. 309. Die Ruinen auf dem Hügel Belgrad 500 m nördlich des Dorfes Vodovrati werden mit dem antiken Argos identifiziert. Nicht in der RE aufgeführt und nur durch die Inschrift aus Lete bekannt: MRR 1, 526. Syll.3 700 = Dimitsas, Makedonia 675; engl. Übersetzung Sherk, RGE 48. Der hier gegebene deutsche Text folgt Nigdelis, Das römische Makedonien 95 f. Die Episode ist womöglich bei Sall. hist. 1 frg. 133 f. (Maurenbrecher) erwähnt, wo davon die Rede ist, daß jemand vor Lete zurückgeschlagen wurde. Vgl. Papazoglou, Villes 214 Anm. 8. Zur Inschrift Papazoglou, Balkan Tribes 291–294; Cuntz, Hermes 53, 1918. Zu Lete vgl. Tzanavari/Filis, AErgoMak ET 2009.
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Daesius (Mai) zu veranstalten, wenn auch die Wettkämpfe zu Ehren der anderen Wohltäter stattfinden. Außerdem haben sie beschlossen, eine Gesandtschaft zu bestimmen, deren Mitglieder zu ihm gehen, und nachdem sie ihn seitens der Stadt gegrüßt und ihm und seinen Soldaten Gesundheit gewünscht haben, ihm dieses Dekret übergeben und ihn dazu einladen, die Ehrung unseres Volkes anzunehmen und immer unserer Stadt zu nützen. (Sie beschlossen des weiteren), daß dieses Dekret und der Kranz auf eine Steinstele eingraviert werden sollten, die am prominentesten Platz der Agora aufgestellt werden sollte, daß die Politarchen und der Schatzmeister der Stadt für die Aufstellung der Stele Sorge tragen sollten. Das Dekret wurde im Anschluß an die Abstimmung vom 20. Panemos (Juni) des 29. Jahres genehmigt und es wurden Adaios, Sohn des Adaios, Lyson, Sohn des Philotas und Amyntas, Sohn des Dieos, zu Gesandten gewählt.
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ἔτους θʹ καὶ κʹ Πανήμου κʹ. Ληταίων οἱ πολιτάρχαι προβουλευσαμένων τῶν βουλευτῶν εἶπαν· ἐπεὶ Μάαρκος Ἄννιος Ποπλίου υἱός, ἀνὴρ καλὸς καὶ ἀγαθός, ἀποσταλεὶς ταμίας ὑπὸ τοῦ δήμου τοῦ Ῥωμαίων ἐπὶ τὰ κατὰ Μακεδονίαν πράγματα, καὶ τὸν ἀνώτερον μὲν χρόνον πάντα διατετέλεκεν τὴν ἀρχὴν προϊστάμενος τῶν τε κατὰ κοινὸν πᾶσιν Μακεδόσιν συνφερόντων, πλείστην δὲ πρόνοιαν ποιούμενος τῶν διαφερόντων κατ’ ἰδίαν τῆι ἡμετέραι πόλει, σπουδῆς καὶ φιλοτιμίας οὐθὲν ἐνλείπων· ἐν δὲ τῶι παρόντι καιρῶι καὶ τοῦ τῶν Γαλατῶν ἔθνους συναχθέντος καὶ ἐπιστρατεύσαντος εἰς τοὺς κατὰ Ἄργος τόπους στρατοπέδωι μείζονι, ἐφ’ οὓς καὶ ἐκπορευθέν[τ]ος Σέξτου Πομπηΐου τοῦ στρατηγοῦ καὶ παραταξαμένου μετὰ [τ]ῶν ἰδίων στρατιωτῶν, ὃν καὶ συνβάντος ἐν τῆι μάχηι τελευτῆσαι, θλιβομένων τε διὰ τὴν αἰτίαν ταύτην τῶν στρατιωτῶν, ἐπεξελθὼν Μάαρκος ὁ ταμίας ἔχων τοὺς ὑφ’ ἑαυτὸν τεταγμένους ἐτρέ[ψ]ατο τοὺς ὑπεναντίους καὶ τοῦ τε πτώματος ἐκράτησεν καὶ πο[λ]λοὺς αὐτῶν ἀπέκτεινεν, ἐκυρίευσεν δὲ καὶ ἵππων καὶ ὅπλων πλε[ι]όνων, τῶν τε ἐν τοῖς προκειμένοις τόποις φρουρῶν προνοηθεὶς τῆς σωτηρίας, μετεπέμψατο εἰς τὴν παρενβολήν, μετ’ οὐ πολλὰς δὲ ἡμέρας ἐπισυναχθέντων τῶν Γαλατῶν ἱππέων ἔτι πλειόνων καὶ συνεπελθόντος μετ’ αὐτῶν Τίπα τοῦ τῶν Μαίδων δυνάστου μετ’ ὄχλου [π]λείονος, ἔστεξεν τὴν ἐπιφερομένην τῶν βαρβάρων ὁρμὴν καὶ ἑτέρους μὲν στρατιώτας ἐπὶ συμμαχίαν παρὰ τῶν Μακεδόνων οὐκ ἔκρινεν μεταπέμψασθαι διὰ τὸ μὴ βούλεσθαι θλίβειν τὰς πόλεις τοῖς ὀψωνίοις, προελόμενος δὲ μένειν τοὺς ὄχλους ἐπὶ τῶν ἔργων, ἐκπορευθεὶς μεθ’ ὧν εἶχεν ἐν τῆι παρεμβολῆι στρατιωτῶν καὶ οὐθένα κίνδυνον οὐδὲ κακ[ο]παθίαν ὑποστειλάμενος, παρετάξατο καὶ ἐνίκησεν τοὺς πολεμίους μάχηι μετὰ τῆς τῶν θεῶν προνοίας, καὶ πολλοὺς μὲν αὐτῶν ἐν χερῶν νομαῖς ἀπέκτεινεν, οὓς δὲ ζωγρίαι συνέλαβεν, ἵππν τε καὶ ὅπλων πολλῶν ἐκυρί[ε]υσεν, καὶ ἐκ τοῦ τοιούτου τρόπου διακατασχὼν τὰ πράγματα εὐψύχως [π]επείραται τοῖς διαδεξαμένοις τὴν ἐπαρχείαν ἀκαταφθόρους πάντας τοὺς ἐν τῆι χώραι διατηρήσας ἐν εἰρήνηι τε καὶ ἐν τῆι καλλίστηι παραδοῦναι ὄντας καταστάσει, πράσσων ταῦτα ἀξίως μὲν τῆς πατρίδος καὶ τῶν προγόνων, ἀξίως δὲ καὶ τῆς ἰδίας δόξης τε καὶ ἀνδρείας, ἔτι δὲ καὶ τῆς ἐνκεχειρισμένης αὐτῶι πίστεως· διὸ δεδόχθαι Ληταίων τῆι βουλῆι καὶ τῶι δήμωι, ἐπαινέσαι τε Μάαρκον Ἄννιον Ποπλίου ταμίαν Ῥωμαίων καὶ στεφανῶσαι αὐτὸν χάριν τῶν πεπραγμένων θαλλοῦ στεφάνωι καὶ τίθεσθαι αὐτῶι ἀγῶνα ἱππικὸν καθ’ ἕτος ἐν τῶι Δαισίωι μηνὶ ὅταν καὶ τοῖς ἄλλοις εὐεργέταις οἱ ἀγῶνες ἐπιτελῶνται. ἑλέσθαι δὲ καὶ πρεσβευτάς, οἵτινες πορευθέντες πρὸς αὐτὸν καὶ ἀσπασάμενοι παρὰ τῆς πόλεως καὶ συνχαρέντες
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen ἐπὶ τῶι ὑγιαίνειν αὐτόν τε καὶ τὸ σρατόπεδον τό τε ψήφισμα ἀποδώσουσιν καὶ παρακαλέσουσιν ἀποδεξάμενον μετ’ εὐνοίας τὴν τοῦ δήμου προαίρεσιν νῦν τε καὶ εἰς τὸν μετὰ ταῦτα χρόνον ἀγαθοῦ τινος ἀεὶ παραίτιον 45 γίνεσθαι τῆι πόλει ἡμῶν. ἀναγραφῆναι δὲ τὸ ψήφισμα καὶ τὸν στέφανον εἰς στήλην λιθίνην, ἣν καὶ τεθῆναι τῆς ἀγορᾶς ἐν τῶι ἐπιφανεστάτωι τόπωι, προνοηθέντων τῆς τε ἀναγραφῆς τοῦ ψηφίσματος καὶ τῆς ἀναθέσεως τῆς στήλης τῶν τε πολιταρχῶν καὶ τοῦ τῆς πόλεως ταμίου. ἐπεχειροτονήθη ἔτους θʹ καὶ κʹ, Πανήμου κʹ, καὶ εἱρέθησαν πρεσβευταὶ τῶν βουλευτῶν 50 Ἀδαῖος Ἀδαίου, Λύσων Φιλώτου, Ἀμύντας Διέους.
Daß die Bürger von Lete den Quästor M. Annius mit solch hohen Ehren bedachten, die sogar die Widmung von Agonen enthielten (die sicher nicht neu eingerichtet wurden, sondern schon vorher stattgefunden hatten), hängt sicher auch damit zusammen, daß sie erreichen konnten, von Aushebungen befreit zu werden. Daß sich die römischen Kampagnen kaum auf die Bevölkerung der Provinz ausgewirkt haben sollen,75 ist eine unhaltbare Ansicht. Zum einen ging es den keltischen Reiterhorden um Beute, zum anderen ist es gerade angesichts des Lete-Dekrets eher wahrscheinlich, daß häufiger Makedonen rekrutiert wurden, um als Hilfstruppen der Römer zu kämpfen. Warum sollte jemand eigens geehrt werden, weil er keine einheimischen Truppen ausgehoben hat, wenn das nicht das zu Erwartende gewesen wäre? Auch andernorts in der griechischen Welt gibt es Ehreninschriften für die Verhinderung von Aushebungen oder für die Heimholung von Ausgehobenen.76 Wir haben keinen Beleg dafür, daß das in Makedonien in großem Umfang geschehen ist, aber in Analogie zum üblichen Verfahren der Römer und angesichts der Verhältnisse zur Zeit der Bürgerkriege sollte man wohl davon ausgehen, daß auch die Makedonen während der römischen Kriege nicht von Aushebungen verschont geblieben sind.77 Von der Zentralchalkidiki, wahrscheinlich aus Kalindoia, stammt der Grabstein des späten 2. / frühen 1. Jh. v. Chr. für Men(n)idas, Sohn des Demetrios, der auf dem Relief als Reiterkrieger dargestellt ist. Der Stein zeigt, ebenso wie der für Zoilos aus Idomenai, der als Krieger mit Schild und Lanze dargestellt ist, daß es auch zur Zeit der römischen Provinz noch makedonische Krieger gab, die von den römischen Autoritäten ausgehoben werden konnten und sich in ihrer Selbstdarstellung wie ihre Vorfahren auf ihr Kriegertum beriefen.78 Die Gefährdung durch die Barbareneinfälle scheint in den folgenden Jahren, aus denen keine Kämpfe überliefert sind, so groß geworden zu sein, daß sich Rom 75 76 77 78
So Vanderspoel, Companion 260. Vgl. Daubner, Bellum Asiaticum 133. Zu Aushebungen unter der Provinzbevölkerung Prag, Gouverneurs; Busquet-Artigas, Historical Landscapes. So wird das Dekret auch von Larsen, Survey 423 Anm. 2, interpretiert; vgl. Papazoglou, Macedonia 195. Mennidas: Kalaitzi, Figured Tombstones Nr. 148; ebd. 72 f. zu den Datierungsvorschlägen und -problemen; Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K17 und S. 97 f. Zoilos: Kalaitzi, Figured Tombstones Nr. 117. Ein Grabepigramm des 1. Jh. v. Chr. für den jungen Philotas, ebenfalls aus Kalindoia, dessen „Verschrobenheiten allerdings von der Art sind, dass man Mühe hat, das eigentlich Gemeinte zu erfassen“ (Peek, ZPE 31, 1978, 269), erwähnt vor allem die Verdienste des gleichnamigen Großvaters bei der Verteidigung der Stadt und die städtischen Ehrungen, die er postum erfuhr: Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K18; BE 1956, 457; Kalaitzi, Figured Tombstones 111 f.
8. Römische Amtsträger und römische Kriege
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gezwungen sah, seit dem Jahre 116 Konsuln und konsularische Heere nach Makedonien zu schicken, deren erstes unter dem unglücklichen C. Porcius Cato eine gravierende Niederlage erlitt. Im Jahre 113 folgte ihm der Konsul C. Caecilius Metellus Caprarius, im Jahre 112 M. Livius Drusus, und von 110 bis 107 oder 106 war M. Minucius Rufus, Konsul des Jahres 110, Statthalter in Makedonien. Er wurde nicht abgelöst, da die Konsuln der Folgejahre zum einen gegen Jugurtha in Afrika und zum anderen gegen die Kimbern und Teutonen in den Alpen ziehen mußten. Alle drei Feldherren fochten erfolgreich und konnten nach ihrer Rückkehr in Rom triumphieren.79 Minucius wurde von den Delphiern mit zwei Statuen geehrt, von denen die eine eine lateinische, die andere eine griechische Inschrift trägt.80 Auch in Makedonien selbst wurde eine Statuenbasis für den Statthalter gefunden. Sie stammt aus Europos, also aus einem Ort, der von den das Axiostal hinunterkommenden Reiterscharen unmittelbar gefährdet war. Der später zu einer Konsole umgearbeitete Stein steht heute im Museum von Kilkis:81 Dem Marcus Minucius Rufus, Sohn des Quintus, dem Konsul (oder Prokonsul) der Römer, der den Krieg gegen die Galater, Skordisker und Besser und die übrigen Thraker gewonnen hat, ihrem Wohltäter, aufgrund seiner Tugend und seines Wohlwollens die Stadt der Europäer. [Μάαρκον Μινύ]κιον Κ̣ο̣ΐ̣ν̣τ̣ο̣υ̣ υ̣ἱ̣ὸ̣ν [Ῥ]οῦφον στρατηγὸν [ὕπατ]ον Ῥωμαίων νικήσαντα τὸν πρὸς Γαλάτας Σκορδί[στας] καὶ Βέσσους καὶ τοὺς λοιποὺς Θρᾶϊκας πόλεμον [τὸν αὑτ]ῶν εὐεργέτην ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐνοία[ς] Εὐρωπαίων ἡ πόλις.
Die besonderen Ehren, die Minucius Rufus erfuhr, beruhten wohl tatsächlich auf einem bedeutenden Sieg, denn für einige Jahre scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Ein neuer Einfall der Skordisker und der mit ihnen verbündeten Thraker führte dazu, daß der Prätor T. Didius, der in seinem Amtsjahr 101 v. Chr. und als Proprätor im darauffolgenden Jahr Makedonien verwaltete, im südöstlichen Thrakien tätig werden mußte.82 Die thrakische Chersones und die übrigen ehemals attalidischen Gebiete 79 80
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Zu Cato siehe oben; zu Metellus Sarikakis, Άρχοντες 1, 57 f.; zu Livius Sarikakis, Άρχοντες 1, 58–60; zu Minucius Sarikakis, Άρχοντες 1, 60–63. Syll.3 710A: [Μάαρκον Μι]νύκιον Κο[ίντου υἱὸν Ῥο]ῦφον στρ[τη]- / [γὸν ἀνθύπα]τον Ῥωμαί[ων νικήσ]αντα τὸν πρὸς / [Γαλάτας Σ]κορδίστας [καὶ τὸν] πρὸς Βέσσους / [καὶ τοὺς λ] οιποὺς Θρᾶι[κας π]όλεμον ἁ πόλις / [τῶν Δελφ]ῶν ἀρετᾶς ἕνε[κεν] καὶ εὐεργεσίας τᾶς / [εἰς αὐτὰ]ν Ἀπόλλωνι, und C: M(arcum) Minucium Q(uinti) f(ilium) Rufum / imperatorem Galleis / Scordisteis et Besseis / [reliqueisque Thraecibus devictei]s [ob me]rita [Apolline]i / de[dic] avit populus Delphius; zu den Denkmälern Vatin, BCH 91, 1967; Rödel-Braune, Stiftungen E43; neue Fragmente bei Bousquet, BCH 115, 1991, 177–179. SEG 41, 570. Erstpublikation mit ausführlichem Kommentar: Kougeas, Hellenika 5, 1932. Vgl. auch Bousquet, BCH 115, 1991, 178 f.; Rödel-Braune, Stiftungen E44. Das Formular gleicht dem in Delphi verwendeten. Die Ergänzung des Amtes ist den jeweiligen Publikationen entnommen; es muß offen bleiben, ob auf den Steinen στρατηγὸς ὕπατος oder στρατηγὸς ἀνθύπατος stand. Die zweite Möglichkeit ist aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes zumindest für die von mir am Stein überprüfte und leicht korrigierte Europos-Inschrift weniger wahrscheinlich. Womöglich bezieht sich das Epigramm IG IX 2, 1135 aus Demetrias auf Minucius; vgl. J. u. L. Robert, BE 1954, 136 a; 1955, 152. Zu T. Didius Sarikakis, Άρχοντες 1, 64–66; Drakopoulos, AncW 21, 1990; Drogula, Chiron 41, 2011, 115–117.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
Thrakiens waren seit dem Tod des Attalos III. von thrakischen Stämmen besetzt, unter denen die Kainoi wohl die kriegerischsten waren. Die Kainoi hatten unter ihrem König Mostis nicht nur die Kainike, sondern auch die Thrakische Halbinsel in ihrer Gewalt.83 Über die dortigen Vorgänge kann man erst seit der Auffindung der knidischen Kopie der lex de provinciis praetoriis, des ehemals sogenannten Piratengesetzes, im Jahre 1970 genauere Aussagen treffen.84 Aus einer Stelle bei Iordanes war bekannt, daß ein Marcus Didius einen Teil Thrakiens zur römischen Provinz gemacht hatte.85 In der knidischen Kopie der lex über die prätorischen Provinzen wird berichtet, daß Titus Didius die Chersones und die Kainike unterworfen hatte86 und diese Gegenden dem Statthalter der Provinz Macedonia unterstellt werden sollten.87 Dabei handelte es sich, wie das nachgestellte τε erweist, nicht um eine Χερσόνησος Καινεική,88 sondern um zwei wohl aneinandergrenzende Gebiete; der Übersetzer, der den lateinischen Text der lex ins Griechische gebracht hat, hat sich hier etwas umständlich latinisierend ausgedrückt.89 Das Gesetz bestimmte, daß sich die makedonischen Statthalter in Zukunft mindestens sechzig Tage ihres Amtsjahres in den neugewonnenen thrakischen Gebieten aufhalten sollten.90 Im Jahre 92 v. Chr. erneuerten die Skordisker ihren Bund mit den 97 v. Chr. von den Römern besiegten91 Maidern und Dardanern.92 Aufgestachelt von Mithradates VI. fielen sie aufs neue in Makedonien ein und drangen unter dem Statthalter C. Sentius Saturninus (93–87 v. Chr.)93 bis nach Epiros und Dodona vor, wo sie das Zeusheiligtum plünderten.94 Der Statthalter konnte gegen diesen „großen Barbarenaufruhr“95 nichts tun: Makedonien wurde aufgegeben; die römischen Truppen mußten sich nach Thessalien zurückziehen, und das Land wurde unter Ariarathes, dem Sohn des Mithradates, zur pontischen Satrapie.96 Mithradatesʼ 83 84
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Dazu Daubner, Bellum Asiaticum 172–174. Die Inschrift: RS 12 = IK 41 (Knidos) 31 = Hassall/Crawford/Reynolds, JRS 64, 1974. Engl. Übers. RS 1 S. 253–257; Hassall/Crawford/Reynolds, JRS 64, 1974, 207–209; Sherk, RGE 55. Dazu Loukopoulou, Meletemata 3, 74–81; Sumner, GRBS 19, 1978; Ferrary, MEFRA 89, 1977. Iord. Rom. 219 (MGH AA 5, 1, 28): ad postremum a Marco Didio et ipsi (sc. die Thraker) subacti, et loca eorum in provinciam redacta, iugum excepit Romanum. Auch Flor. 1, 39, 5, erwähnt einen Didius als Thrakersieger. Knidos IV 8 f.: Χερσόνεσον Καινεικήν τε ἣν Τίτος Δ[είδιο]ς πολεμῶν δορίκτητον ἔλαβεν. Knidos IV 25–30. So kürzlich wieder Vanderspoel, Companion 262, mit müßigen Spekulationen über die geographische Verortung in Anm. 31, sowie Paunov, First Congress 469. Vgl. Loukopoulou, Meletemata 3, 74–78; Papazoglou, ANRW 316. Knidos IV 5–30. Obseq. 48: Celtiberi, Maedi, Dardani subacti. Zu den Dardanern Papazoglou, Balkan Tribes 131–269. Zu ihm mit den Quellen Sarikakis, Άρχοντες 1, 69–72. Cass. Dio 33–35 Frg. 101, 2; vgl. Larsen, Survey 423. Zu den mithradatischen Kriegen in Griechenland Gaebler, Münzkunde III 170–180; Hertzberg, Geschichte Griechenlands 1, 413–418; Larsen, Survey 424–427; Deininger, Widerstand 245–261 (besonders zu Athen); Santangelo, Sulla 33–49. Zu Thessalien speziell Bouchon, Topoi 15, 2007, 261–265. Ebd. 279 eine nützliche tabellarische Aufstellung der Ereignisse. Cic. Pis. 84: omnium barbarorum defectio. App. Mithr. 35; Sarikakis, Άρχοντες 1, 71; Papazoglou, ANRW 302 f.; 317 f.
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Plan war es, durch das Skythenland zur Donau vorzustoßen und von dort aus Italien anzugreifen.97 Daher galt es, die römische Besatzung in Makedonien auszuschalten, was mit der Vertreibung in den Süden geglückt war. Die Verbündeten konnten ihre Raubzüge ungehindert veranstalten; das konnte den König bei seinen Plänen nicht stören. Die Makedonen waren nicht mit wehenden Fahnen zu Mithradates übergelaufen; sie mußten sich notgedrungen auf seine Seite stellen, nachdem Amphipolis von den Truppen des Archelaos erobert worden war.98 Die Epiroten, Aitoler und Akarnanen blieben während der mithradatischen Kriege stets auf seiten Roms,99 ebenso wie die Thessaler und die Magneten.100 Sulla und seine Legaten konnten in den Jahren 86 und 85 Makedonien zurückerobern.101 Die treu gebliebenen thrakischen Küstenorte Ainos, Abdera, Maroneia und Thasos hatten schwer unter dem Krieg und der Besatzung durch die pontischen Truppen zu leiden gehabt und wurden durch Privilegien geehrt.102 Womöglich gilt eine neue Ehreninschrift aus Samothrake, die einen Q. Lutatius Catulus als Patron, Wohltäter und Retter ehrt, dem Konsul von 78 v. Chr., der – so vermuten die Herausgeber der Inschrift – der für Makedonien zuständige römische Offizier gewesen sein könnte.103 Stabilität kehrte jedoch in Makedonien und Mittelgriechenland noch nicht ein. In der 174. Olympiade (84–80 v. Chr.) fielen die Maider, Skordisker und Dardaner abermals in Griechenland ein und drangen plündernd bis nach Delphi vor. Ein L. Scipio leitete im Auftrag des Senats eine Revanche-Operation.104 In der Folge dieser Bedrohungen und der Gefahren, die weiterhin von Mithradates ausgingen, wurde die Provinz im Jahre 81 v. Chr. zum ersten Mal seit dreißig Jahren wieder einem Konsuln, Cn. Cornelius Dolabella, zugewiesen.105 Für die nächsten beiden Jahrzehnte fehlen ausführliche Quellen, jedoch ist zu erkennen, daß die Statthalter mit thrakischen Kampagnen beschäftigt waren, die, obwohl zum Teil erfolgreich und mit Triumphen belohnt, dazu führten, daß trotz des Selbstmords des Mithradates im Jahre 63, wodurch sich die Lage etwas beruhigte, spätestens im Jahre
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Cass. Dio 37, 11, 1. Memnon, FGrH 352 Frg. 32: καὶ εἰς συμφορῶν ἂν ἐξέπεσον τὴν ἐσχάτην, εἰ μὴ Ταξίλλης ᾽Αμφίπολιν ἑλών, καὶ διὰ ταῦτα τῆς Μακεδονίας πρὸς αὐτὸν μεταβαλλομένης, ἐκεῖθεν τὴν ἀφθονίαν ἐχορήγησε τῶν ἐπιτηδείων. Vgl. Larsen, Survey 425 Anm. 7; Schuler, CPh 55, 1960, 96. Schmid/Schweighart, Akarnanien 141; Deininger, Widerstand 258. Vgl. aber McGing, Foreign Policy 125. Graninger, Cult and Koinon 39. Vgl. Bouchon, Topoi 15, 2007, der eine neue Lesung zu AE 1910, 344, 3 im Museum Volos gibt und vermutet, die in der Inschrift erwähnte Flucht der Italiker aus Larisa habe während einer Belagerung im Krieg gegen Mithradates stattgefunden. Plut. Sulla 23; App. Mithr. 55; Liv. per. 83; Eutr. 5, 7, 1. Clinton/Dimitrova, Festschrift McCredie 189; Clinton, Chiron 33, 2003. Clinton/Dimitrova, Festschrift McCredie: ὁ δῆμος ὁ Μα[ρωνιτῶν] / Κοΐντον Λυτά[τιον] / Κοΐντου υἱὸν Κάτλον / τὸν πάτρωνα καὶ εὐεργέτην / καὶ σωτῆρα τῆς πόλεως / ἀρετῆς ἕνεκα καὶ εὐνοίας / τῆς εἰς ἑαυτὸν. / Θεοῖς Μεγάλοις. Quellen und Literatur zu dieser obskuren Episode bei Kallet-Marx, Hegemony 361–364. Sarikakis, Άρχοντες 1, 75–78.
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60 v. Chr. die Donaugrenze verloren war.106 Unter der Statthalterschaft des L. Calpurnius Piso Caesonius (57–55 v. Chr.)107 kam es zu weiteren Barbareneinfällen, die die Thessaloniker dazu gebracht haben sollen, ihre Stadtbefestigung zu erneuern und sich auf der Burg zu verschanzen. Cicero wirft Piso vor, den Einfall der zuvor mit den Römern verbündeten Denseleten, eines Thrakerstammes am Strymon, provoziert zu haben.108 Die Barbaren wurden in Abwesenheit des Statthalters von seinen Legaten L. Valerius Flaccus und Q. Marcius zurückgeschlagen.109 Bürgerkriege110 Als Caesar im Jahre 49 v. Chr. den Rubikon überquerte, flohen Pompeius und seine zahlreichen Anhänger mitsamt fünf Legionen, darunter drei aus untrainierten Rekruten bestehenden, über die via Appia nach Brundisium und segelten von dort nach Makedonien. Die Provinz war bis zur Schlacht von Pharsalos der Sammelpunkt der Pompeianer. Wir wissen nicht, wer in diesem Jahr der Statthalter Makedoniens war,111 jedoch konnten die Pompeianer, wenn er denn kooperationswillig war, auf die Unterstützung seines Heeres hoffen. Zudem blieben sie nahe an Italien. Aus Kleinasien konnten bis zu drei Legionen erwartet werden, und zudem gab es genügend Italiker und Veteranen in Makedonien und Kreta, so daß Pompeius vor Ort eine ganze Legion ausheben konnte. Daß es sich dabei nicht um die Rekrutierung von Einheimischen, sondern tatsächlich von Römern handelt, ist klar, weil Caesar, dem wir die Nachricht verdanken, zwischen ihnen und den gepreßten Provinzialen unterscheidet.112 Unter den 7000 Reitern, die Pompeius aufstellen konnte, 106 Gaebler, Münzkunde III 182. Ausführlicher Kallet-Marx, Hegemony 292–299; vgl. auch Vanderspoel, Companion 263. Womöglich gehört die Serie der Aesillas-Tetradrachmen in diesen Zusammenhang; vgl. Bauslaugh, Numismatic Archaeology 129. 107 Sarikakis, Άρχοντες 1, 103–121. 108 Cic. Pis. 84; vgl. Prov. consul. 2, 4. 109 Papazoglou, ANRW 320 f.; Gaebler, Münzkunde III 182; zu Thessalonike vgl. Loomis, Ancient Macedonia 2, 1977, 183–188; vom Brocke, Thessaloniki 48 f. 110 Eine Untersuchung zu den Bürgerkriegen in Nordgriechenland ist ein Desiderat (vgl. Vanderspoel, Companion 267 Anm. 40), dem ich andernorts nachgehen werde, da dies mit dem hier verfolgten Thema nur am Rande zu tun hat und umfassend zu sein hätte. Das Potential, das eine solche Untersuchung besonders anhand von Caesars Schriften jenseits von römischer Politikund Militärgeschichte hätte, erwähnt Millar, RGWE I 227: „… indeed, these Caesarian works are the best introduction which we have to the Mediterranean world as it was in the 40s. More particularly, it is these works which show the clearest consciousness both of the dependence of the rival Roman armies on the political allegiances of the provincial communities, and of their absolute dependence – like all other armies, of course – on the economies of the areas in which they were operating.“ Eine gute Zusammenfassung der Ereignisse in Epiros bei Winnifrith, Badlands 67–69. Zu Makedonien kurz Nigdelis, Das römische Makedonien 64 f.; Kanatsoulis, Ιστορία της Μακεδονίας 95–97; Vanderspoel, Companion 267 f.; ausführlicher ist Zahrnt, Römer 38–45. Vgl. auch Bernhardt, Polis 141–147. 111 Zu den verschiedenen Möglichkeiten Vanderspoel, Companion 267 Anm. 41. 112 Caes. civ. 3, 4, 1 f. zu Pompeiusʼ Aushebungen des Jahres 49 v. Chr. im Osten: Legiones effecerat civium Romanorum viiii: v ex Italia quas traduxerat; unam ex Cilicia veteranam, quam factam ex duabus gemellam appellabat; unam ex Creta et Macedonia ex veteranis militibus,
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kamen nur 200 aus den makedonischen Städten, was ein weiterer Hinweis darauf ist, daß die Klasse, die die riesige und schlagkräftige königszeitliche Kavallerie stellte, verschwunden war.113 Kurzzeitig wurde Thessalonike zum Zentrum des römischen Reiches, denn die Senatoren, von denen 200 mitsamt den beiden Konsuln mit Pompeius Italien verlassen hatte, tagten hier.114 Ein Stück Land war für die Augurien zu römischem Grund und Boden erklärt worden, damit die rituellen Bedingungen einer Senatssitzung eingehalten werden konnten.115 Womöglich sind mit dieser Nachricht zwei Münzserien der Stadt zu verbinden. Es handelt sich um Kleinbronzen; die erste Serie zeigt auf der Vorderseite ein Brustbild der Demeter, die zweite eines der Homonoia oder der Hestia; die Rückseite zeigt je einen Togatus, der mit zwei Rindern pflügt, und trägt die griechische Legende Θεσσαλονικέων.116 Diese für römische Kolonien typische sulcus-primigenius-Darstellung, also die Darstellung des zeremoniellen Pflügens einer Furche um das Kolonie-Territorium, ist ganz ungewöhnlich, denn Thessalonike wurde erst unter Decius der Koloniestatus verliehen. Das Bild kopiert einen in großer Zahl geprägten Denar des Münzmeisters C. Marius Capito, wohl aus dem Jahre 81 v. Chr.,117 bei dem gleichwohl unklar ist, ob sich die Rückseite auf eine besondere Verbindung des sonst unbekannten Münzmeisters mit der Göttin Ceres bezieht, auf das sullanische Koloniegründungsprogramm oder auf die Erweiterung des Pomeriums. Insofern wäre es spekulativ, die wahrscheinliche Übernahme des Münzbildes historisch zu interpretieren. Jedoch könnte diese ganz ungriechische und traditionslose Darstellung tatsächlich gut mit den eineinhalb Jahren zusammengebracht werden, in der ein Stück von Thessalonike die Hauptstadt der römischen Republik war. Pompeius nutzte die Zeit, um seine Streitkräfte zu organisieren. An der Westküste Griechenlands sammelte er eine Flotte von mehreren hundert Schiffen; neun Legionen wurden bei Beroia einexerziert.118 Zehntausende von Soldaten müssen auf Kosten des Landes gelebt haben und zum Teil in den Städten einquartiert gewesen sein, was deren Finanzen und die der Bürger ungemein belastet haben muß. Die monatelangen Truppenbewegungen des Jahres 48 v. Chr., als Caesar an den
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qui dimissi a superioribus imperatoribus in his provinciis consederant; duas ex Asia, quas Lentulus consul conscribendas curaverat. praeterea magnum numerum ex Thessalia Boeotia Achaia Epiroque supplementi nomine in legiones distribuerat. Umfassend zu Pompeiusʼ Heer Brunt, Italian Manpower 473 f. Der Vergleich mit Thessalien macht das noch deutlicher: Hier konnten Brutus und Cassius 2000 Reiter rekrutieren (App. civ. 4, 88); das waren mehr als Alexander III. hatte (Diod. 17, 17, 4). Cic. Phil. 13, 26; 28; Cass. Dio 41, 18, 4–6; 43, 2–4; Plut. Pompeius 64, 4; Lucan. 5, 9–14; 22. S. Gelzer, Caesar 194. Cass. Dio 41, 43, 2: καί τι καὶ χωρίον ἐς τὰ οἰωνίσματα, τοῦ δὴ καὶ ἐν νόμῳ δή τινι αὐτὰ δοκεῖν γίγνεσθαι, δημοσιώσαντες, ὥστε καὶ τὸν δῆ μον δι᾽ αὐτῶν τήν τε πόλιν ἅπασαν ἐνταῦθα εἶναι νομίζεσθαι. Vgl. Vitti, Thessaloniki 56, und Gabba, Esercito e società 432 f. Zu den rechtlichen Aspekten s. Raaflaub, Dignitatis contentio 240 f. Gaebler, AMNG III 2, 122 Nr. 26 f., dort in augusteische Zeit datiert. Die Verbindung mit dem pompeianischen Senat schlägt Touratsoglou, Festschrift Andronikos, vor. RRC 378. Caes. civ. 3, 3–5; Vell. 2, 51, 1.
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Akrokeraunischen Bergen gelandet und in einem immer noch nicht recht nachvollziehbaren Gewaltmarsch nach Makedonien vorgedrungen war,119 erforderten Requirierungen von Lebensmitteln, die sowohl bei den Kriegsgegnern als auch bei den Provinzialen Not verursacht haben müssen.120 Als sich Brutus nach Caesars Ermordung die Provinz aneignete,121 warb er mit Unterstützung des alten Statthalters Q. Hortensius Hortalus122 nicht nur die ehemaligen Pompeianer und alle übrigen Soldaten an, die in seiner Reichweite waren; er stellte auch zwei Legionen aus gepreßten Makedonen zusammen.123 Laut Cicero war in dieser Zeit die Aushebung von Provinzialen etwas Normales;124 die Heere der Bürgerkriegszeit bestanden nicht nur aus Freiwilligen, sondern man preßte Soldaten auch unter den Nichtbürgern, wo auch immer man ihrer habhaft werden konnte.125 Brutus stand schließlich mit sieben Legionen in Makedonien;126 auch der Sohn des Cicero (RE 30) befand sich in seinem Heer und errang einige Erfolge beim illyrischen Byllis.127 Vor Philippi lagen wochenlang die Heere der Kontrahenden mit insgesamt 200.000 Soldaten einander gegenüber, die alle aus dem Land mit Nahrungsmitteln versorgt werden mußten. Nach der Schlacht setzte M. Antonius seinen Gefolgsmann L. Marcius Censorinus als Statthalter ein, der nach seiner Rückkehr in Rom einen Triumph ex Macedonia feierte, von dem wir nicht wissen, auf welche Art von Sieg er zurückging oder ob er gar eine Revolte
119 Straßen waren im Westen der Provinz und im Pindosgebirge kaum vorhanden; selbst das Drintal war nicht so gangbar, wie es heute scheint: Reisende des 19. Jahrhunderts wie etwa Byron ritten am Hügelfuß entlang, obwohl das schwieriger und weiter war, statt die Ebene zu nutzen; s. Hobhouse, Travels 86–88. Zur Straßenverbindung im Drintal Marziali u. a., Hadrianopolis; zum Aoos-/Vjosatal vgl. Haensch/Weiß, MDAI(R) 118, 2012. Im Axiostal existierte eine Straße, wie der hellenistische Stadienstein zeigt, der 1984 bei Idomenai gefunden wurde: SEG 35, 752 und Sokolovska, Ancient Town 29 f. Zu Caesars Marsch vgl. Winnifrith, Badlands 32 f.: „Julius Caesarʼs journey from defeat near Dyrrachium to triumph at Pharsalus is largely uncharted. He may have travelled along the Drinos or Vjosës valleys but is reticent on the subject, although he complains of the number of rivers he had to cross. Alexius Comnenus and Bohemund of Antioch took odd routes from the coast to the east, the former in retreat going through difficult places and the latter arriving at Kastoria after a great southern sweep.“ S. auch Ceka, Illiri e lʼItalia. 120 Pompeius fouragiert rücksichtslos: Caes. civ. 3, 42, 5; Caesars Soldaten müssen Wurzeln essen: Caes. civ. 3, 47 f. 121 Zu den Vorgängen detailliert Botermann, Soldaten 84–96. 122 Cic. Phil. 1, 13: Dilectus habitus in Macedonia est summo Q. Hortensi studio et industria. Zu Hortensius Sarikakis, Άρχοντες 1, 124–128. 123 App. civ. 3, 79; 4, 75. Zu Brutusʼ Aushebungen ausführlich Brunt, Italian Manpower 480–488; Botermann, Soldaten 204–207. 124 Cic. Verr. 2, 5, 60; vgl. Millar, RGWE I 212 f. 125 Zu dieser Praxis Kunkel/Wittmann, Magistratur 336 f. 126 Cic. ad Brut. 1, 2, 1 nennt nur fünf, aber er zählt, da nur freie Römer in den Legionen dienen können, die beiden von Q. Hortensius aus Provinzialen zusammengestellten legiones vernaculae nicht mit; vgl. Botermann, Soldaten 206 Anm. 9. 127 Plut. Brut. 26; Cic. Phil. 2, 11, 26. Die Inschrift I.Apollonia 222 ist sicher keine Ehrung für ihn (so Ceka, Illyrians 203), sondern das Grabmonument eines späteren Μᾶρκος Τύλλιος Μάρκου υἱὸς Ῥωμαῖς.
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der Makedonen niedergeschlagen hat.128 Sein Nachfolger wurde C. Asinius Pollio, der Konsul des Jahres 70 v. Chr.129 Dieser führte einen Vergeltungszug gegen die illyrischen Parthiner an, die beiderseits der via Egnatia am Genusus lebten und sich während des letzten Bürgerkriegs mit den Republikanern verbündet hatten. Auch an der Nordgrenze scheint es wieder zu Problemen gekommen zu sein, denn M. Antonius schickte Truppen gegen die Dardaner, die die Provinz laut Appian „ständig heimsuchten“.130 Womöglich in den Kontext dieser Unruhen und Kriege gehört ein Ehrendekret für einen anonymen Politarchen, das in Galatista (Anthemous) in einen Brunnen verbaut war, mittlerweile verschwunden ist und im Anfangsteil starke Zerstörungen aufwies.131 In der Inschrift wird dem Geehrten bescheinigt, daß er sich bei den Schwierigkeiten, die die Stadt zu erfahren hatte, besonders um die ansässigen Fremden gekümmert habe.132 Ob hier Römer gemeint sind, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da man diese für gewöhnlich beim Namen nennt.133 Ich komme im nächsten Kapitel auf den Fall zurück. Der Kommandeur der Truppen, die Antonius nach Norden schickte, war nicht bekannt, bis in Europos eine Statuenbasis gefunden wurde, die die Inschrift trägt ἡ πόλις / Μάαρκον Ἰνστήϊον Λευκίου υἱόν, / αὐτοκράτορα / τὸν ἑατῆς εὐεργέτην.134 M. Insteius aus Pisaurum (RE 3) ist als Parteigänger des Antonius im mutinensischen Krieg bekannt;135 bei Actium war er einer der Führer des Mitteltreffens der Flotte des Antonius.136 Für P. Nigdelisʼ Annahme, M. Insteius habe als Feldherr des Antonius den Krieg gegen die Dardaner geführt, spricht auch die weite Verbreitung der Namen Insteius und Insteianus in Nordmakedonien, besonders in Styberra, das damals die bedeutendste Stadt der Gegend war und zudem strategisch gün-
128 Sarikakis, Άρχοντες 1, 138–140. Dazu Nigdelis, BCH 118, 1994, 221 mit Anm. 24: Eine Revolte muß nicht angenommen werden, denn auch C. Octavius, der Vater des Augustus, triumphierte nach seiner Abwehr der Barbareneinfälle ex Macedonia. 129 Sarikakis, Άρχοντες 1, 140–144. 130 App. civ. 5, 75: αἰεὶ Μακεδονίαν ἐπιτρέχοντας. Zu den Ereignissen nach der Schlacht von Philippi Zahrnt, Römer 44. 131 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, A2 = SEG 42, 558 = AE 1992, 1524. Hatzopoulos, BE 1995, 426 glaubt, in dem Dekret gehe es um interne Schwierigkeiten nach einer Invasion. Nigdelis, BCH 118, 1994, spricht sich für einen Zusammenhang mit dem Dardanerfeldzug der Jahre 39 und 38 v. Chr. aus. 132 Z. 7–11: κατεχο[ύ]- / σης τὴν Μ̣ακε̣δονίαν προενοήθ̣η / τῶν τε τῆ̣ς̣ π̣όλε̣ω̣ς πραγμάτω̣ν̣ καὶ / τῆς τῶν παροικούντων ξ̣ένων ἀσφ̣α- / λήας. 133 So auch Gagliardi, Mobilità 151 mit Anm. 449. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, A5 = SEG 42, 563 ist die Weihinschrift eines Römers an die ägyptischen Götter in Anthemous. 134 EKM 2, 598 = Nigdelis, BCH 118, 1994, 215 = SEG 42, 575; vgl. Salomies, Meletemata 21, 114 f.; Rödel-Braune, Stiftungen E216. Ich glaube nach Autopsie des Steins im Museum Kilkis die Klammern, die die Editionen um das Λ machen, weglassen zu können: Auf dem Stein steht an dieser Stelle kein Α oder Δ. Das, was auf den Photos wie eine waagrechte Haste aussieht, ist ein Kratzer. 135 Cic. Phil. 13, 26 beschimpft ihn als Bader: alter est designatus Insteius nescio qui fortis, ut aiunt, latro; quem tamen temperantem fuisse ferunt Pisauri balneatorem. 136 Plut. Ant. 65, 1.
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stig lag.137 Es hatte unter Perseus als Verwaltungszentrum der paionischen Region gedient,138 und in Kriegszeiten war die Stadt als zentraler Einquartierungsort und als Nachschublager von Bedeutung.139 Zwischen 198 und 208 n. Chr. erhielt sie das dynastische Epitheton Septimia Aurelia, wie auch Herakleia Lynkestis,140 und wohl noch vor Thessalonike die zweite makedonische Neokorie.141 Die Stadt stellte in severischer Zeit eine der ganz wenigen makedonischen Senatorenfamilien.142 Der Name Insteius kommt in einigen Orten Nordgriechenlands vor. Außerhalb Styberras sind hier vor allem Byllis, Thessalonike und Beroia zu nennen.143 Aber die Dichte des Vorkommens in Styberra, und zwar vom 1. bis zum 3. Jh. n. Chr., wird nirgendwo sonst erreicht. Die Ephebenlisten aus Styberra, die uns zahlreiche Namen überliefern,144 verzerren das Bild nicht, denn aus Thessalonike und Beroia liegen uns insgesamt viel mehr Namen aus dem betreffenden Zeitraum vor. Die Antonii und Insteii, die schon unmittelbar nach der Koloniegründung in Korinth als Magistrate auftauchen, werden zumeist als Freigelassene des Triumvirn interpretiert.145 In einer römischen Kolonie des späten 1. Jh. v. Chr. ist das auch nicht unwahrscheinlich. Die vier Insteii im frühkaiserzeitlichen Byllis, von denen einer in seiner Grabinschrift als libertus bezeichnet wird, sprechen ebenfalls für diese These.146 Die Situation in Styberra ist eine andere. Styberra war keine Kolonie, und die Namen lassen sich über Jahrhunderte verfolgen. Daß es sich um Mitglieder der seit dem 1. nachchristlichen Jahrhundert in Styberra belegten Gemeinschaft der römischen Händler handle, hält P. Nigdelis für wenig wahrscheinlich, da der Name Insteius im Osten sonst nicht auftaucht.147 So ist die bessere Erklärung, daß M. Insteius in seinem Operationsgebiet einheimische Rekruten ausgehoben und ihnen 137 Zu Styberra Papazoglou, Villes 298–302, Mikulčić, Macedonian Heritage 1, 1996, und Vučković-Todorović, ArchIug 4, 1963. 138 Papazoglou, Klio 52, 1970. Paionien war 331 v. Chr. von Makedonien abgefallen und wohl erst unter Perseus wieder integriert worden: Wright, NC 172, 2012. 139 Quellen bei Papazoglou, Villes 298. 140 IG X 2, 2, 1, 74; Papazoglou, BCH 85, 1961. 141 Die noch 2013 in situ befindliche unpublizierte Inschrift für Insteia Nikopolis gibt diese Information. Zu den Neokorien Beroias Burrel, Neokoroi 191–197; ebd. 198–204 zu denen Thessalonikes. Die styberraische Neokorie hatte Papazoglou bereits aufgrund der Erwähnung eines Kaiserkulttempels in IG X 2, 2, 1, 322 vermutet; s. den Kommentar ebd. Zu den makedonischen Neokorien s. auch Adam-Veleni, Threpteria 305 Anm. 86, die allerdings die Inschrift in Styberra nicht kennt. 142 Die des Senatoren Silvanus Nikomachos: IG X 2, 2, 1, 333; vgl. Oliver, Civic Tradition b 131 f. Von der Peloponnes stammten deutlich mehr kaiserzeitliche Senatoren: Zoumbaki, Tekmeria 9, 2008, 47 f. 143 Die Quellen bei Nigdelis, BCH 118, 1994, 219 und Anm. 15 f.; Tataki, Roman Presence 253 f.; Sverkos, Meletemata 74, 296–301. Hinzu kommt der Parfümhändler (μυροπόλης) C. Hostius Eros Insteianus in einer neuen thessalonikeischen Inschrift der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr.: Nigdelis, EpThess 7; vgl. Nigdelis, Thessalonike 23 und 42 Nr. 36. 144 IG X 2, 2, 1, 323–329; Papazoglou, Chiron 18, 1988; vgl. Papazoglou, Ancient Macedonia 4, 1986. 145 Grant, Imperium 267; Spawforth, Meletemata 21, 179. 146 LIA 211 f.; 216; alle in lateinischer Sprache. 147 Nigdelis, BCH 118, 1994, 119 f. Der Verein der römischen Händler in Styberra: IG X 2, 2, 1, 330. Der eine Isteius in Mytilene (IG XII 2, 361), der von Hatzfeld, Trafiquants 95, und Tataki,
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das römische Bürgerrecht verliehen hat. Das Verfahren war in der Bürgerkriegszeit nicht unüblich, und Antonius und seine Offiziere haben reichlich Gebrauch davon gemacht.148 Da es auch in der republikanischen Zeit schon regelmäßig vorkam, daß der Peregrinus, der das römische Bürgerrecht erhielt, den Gentilnamen des aufnehmenden Beamten oder des Römers, der sich um die Aufnahme besonders verdient gemacht hat, annahm, kann davon ausgegangen werden, daß diese nordmakedonischen Insteii Abkömmlinge derjenigen waren, die in der Bürgerkriegszeit in den Legionen gedient hatten. Sie erlangten zum Teil die höchsten Ämter der Provinz, wie etwa L. Septimius Insteianus Alexandros, der 239/40 n. Chr. Makedoniarch und Agonothet des Koinon war.149 Womöglich stammte er ebenfalls aus Styberra, wo eine unpublizierte Inschrift, wohl aus der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. eine Insteia Nikopolis, Mutter des – anscheinend bekannten, da nicht näher klassifizierten – Insteius Alexandros ehrt.150 Ganz gewiß haben die jahrzehntelangen Kriege große Schäden verursacht. Ein allgemeiner Niedergang und Verfall, der für das 1. Jh. v. Chr. oft konstatiert wird,151 ist jedoch bei genauerer Betrachtung nicht festzustellen. Daß die Aussage Strabons, zu seiner Zeit seien ganz Epiros und Obermakedonien öde und verfallen, topisch ist und man nichts damit anfangen kann, wurde längst erkannt.152 Notorisch sind die Klagen über den Verfall von Pella,153 das zerstört wurde und nur reduziert
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Beroea 441, als Insteius gedeutet wird, spricht nicht gegen Nigdelisʼ Annahme, da Isteius ein normaler und häufiger Name ist: Nigdelis, BCH 118, 1994, 220 Anm. 20. Belege bei Cuntz, JÖAI 25, 1929; dort allerdings ohne makedonische Beispiele; vgl. S. 75 f. Brunt, Italian Manpower 507 f., geht gleichfalls davon aus, daß Antonius seine Legionen mit Provinzialen aufgefüllt habe und auch die Ruderer der Flotten Freigelassene oder Provinziale waren. Zur Verleihung des Bürgerrechts durch die republikanischen Imperatoren Goodfellow, Roman Citizenship 32–40. Vgl. Sarikakis, Ancient Macedonia 2, 1977; zu Beispielen aus der Provinz Africa Hurlet, Foreign clientelae 170–177. Dokumentiert durch Inschriften aus Thessalonike (IG X 2, 1, 203 und vielleicht 230) und Beroia (EKM 1, 69); zu ihm vgl. Tataki, Beroea 270 f.; Tataki, Roman Presence 388. Daß ihn Nigdelis, BCH 118, 1994, 219 Anm. 18 als „gouverneur de Macédoine“ bezeichnet, ist wohl ein Versehen. Laut Kajanto, Cognomina 109 f., haben die Namen auf -ianos „a patronymic connotation“, so daß ein Familienzusammenhang nicht auszuschließen ist. Zu den Namen auf -ianos im kaiserzeitlichen Griechenland s. auch Zoumbaki, Péloponnèse 152, und Sverkos, Ionios Logos 2, 2010, 359–363. In Makedonien tauchen in der Kaiserzeit Dutzende Cognomina auf -ianus als Nomina auf: Tataki, Roman Presence 56. Wie sehr ein Mann die Onomastik einer ganzen Stadt beeinflussen kann, zeigen die zahlreichen Sittii in Cirta, die alle auf die dortigen Aktivitäten des illustren P. Sittius zurückgehen; dazu Goodfellow, Roman Citizenship 76 f. Daß die alteingesessene (neuzeitliche) Händlerfamilie Νασίκας in Smixi bei Grevena, die es auch heute noch gibt, ebenfalls auf die Bürgerkriegszeit zurückgeht, ist recht unwahrscheinlich, wäre aber zu prüfen. Exemplarisch Nigdelis, Das römische Makedonien 84. Isager, Foundation, mit Bezug auf Strab. 7, 7, 9. S. Dion Chrys. 33, 27; Lukian Alex. 6; Anth. Pal. 7, 139. Sich über Pella lustig zu machen, ist auch in der römischen Kaiserzeit schon eine alte Sitte. Athenenaios überliefert eine Anekdote über Stratonikos, den berühmten athenischen Kitharisten des frühen 4. Jh. v. Chr. (8, 352A; Übers. nach C. Friedrich): „In Pella ging er zu einem Brunnen und fragte, ob es Trinkwasser sei. Als die Schöpfenden versicherten: ‚Wir jedenfalls trinken es!‘, entgegnete er: ‚Also ist es nicht trinkbar.‘ Die Menschen dort hatten nämlich eine gelbliche Gesichtsfarbe.“ Ebenfalls bei
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weiterexistierte, bis weiter westlich die Kolonie Pella gegründet wurde, und das zudem von der via Egnatia, deren Vorgängerstraße südlich um die Stadt herumlief, geraden Wegs zerschnitten wurde. Die Zerstörung Pellas ist aber wie auch die von Aigai nicht auf die Kriegswirren des 1. Jh. zurückzuführen, sondern wurde bereits 167 v. Chr. ins Werk gesetzt. Florina und Dimal gehen im 1. Jh. v. Chr. zugrunde;154 Lete erleidet Zerstörungen, floriert aber in der späteren Zeit wieder.155 Für die übrigen Städte, für die man das annahm, gilt das nicht mehr: Petres wurde nach den Bürgerkriegen, die die Oberstadt zerstört hatten, vom Hügel hinab in die Ebene verlegt.156 Der Vardarski Rid bei Gevgelija wird erst in der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. aufgegeben; zuvor blieb die dort befindliche Stadt weiterhin besiedelt, aber auf niedrigerem materiellen Niveau und wohl auch von weniger Einwohnern.157 Es hatte wohl keine strategische Bedeutung mehr; die drei großen Städte im Axiostal – Scupi, Stobi und Thessalonike – reichten anscheinend aus, denn in Stenai (Demir Kapija) beobachtete man eine Besiedlungspause zwischen dem 3. Jh. v. und dem 2. Jh. n. Chr.158 sowie in Isar-Marvinci (Idomenai?) von der Mitte des 2. Jh. v. bis zum 2. Jh. n. Chr.159 Somit ist es übertrieben, ausgehend von der angenommenen Zerstörung und Aufgabe einiger Städte von einem allgemeinen Verfall reden, den die römischen Kriege dem Land gebracht hätten. Zudem waren nach den Feldzügen des M. Antonius und des Asinius Pollio in den Jahren 40 und 39 v. Chr. die Gefahren, die von den zentralbalkanischen Barbaren drohten, vorerst gebannt. Als M. Licinius Crassus, der Statthalter der Jahre
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Athenaios (8, 348E) ist ein Stück des Komödiendichters Machaon (3. Jh. v. Chr.) zitiert, das Stratonikosʼ Besuch in Pella zum Inhalt hat und berichtet, wie er sich im Bad über die durch Krankheiten verunstalteten Pelläer lustig macht. In die lange Reihe der von Pella Enttäuschten reiht sich im Jahre 1908 auch Struck, Fahrten II 84 f., ein. Auf dem Photo auf S. 84 sieht man das Bassin im Gebiet der Kolonie, das heute direkt nördlich der Straße liegt und das man damals Bánja, Lutrá oder auch Pel (!) nannte, in einer baumlosen, kargen Landschaft liegen, aber das ist für den Reisenden noch nicht das schlimmste: „Unmittelbar darauf biegen wir in das Dorf Alaklissé oder Ajos Apóstolos, auch Stus Apostólus und Postól genannt, ab. Ein höhnischer Gegensatz zwischen Einst und Jetzt kühlt alsbald die freudig erregte Phantasie des Besuchers ab. 150 Bulgarenhäuser breiten sich in flacher, dürrer Einöde auf dem Boden aus, der die Königsstadt getragen. Helotendasein, wo die Geschicke von Hellas und Asien bestimmt wurden, wo Euripides und Zeuxis geschaffen haben. Felder, Weiden und ungepflegte Wiesen dekken die gebliebenen Trümmer.“ Nach der massiven Anastylosis der letzten Jahre und dem Bau des unfreundlichen neuen Museums möchte man diese Tradition gern fortführen. Florina: Akamatis, Festschrift McCredie; Dimal: Muka/Heinzelmann, Congress of Albanian Studies 225 f. Tzanavari/Filis, AErgoMak 17, 2003, 163. Adam-Veleni, Πέτρες 37–39. Die Zerstörungen sind datiert durch einen Münzhort von 125 prägefrischen Denaren in einem Haus auf der Akropolis. Die meisten der Münzen wurden in Rom geprägt; die früheste stammt aus dem Jahr 105, die späteste von 43/2 v. Chr. Zur Zerstörung der Stadt s. auch Adam-Veleni, AErgoMak 10A, 1996, 12 f.; Adam-Veleni, Tout vendre, tout acheter 182. Jovanov, Vardarski Rid. Vučković-Todorović, Демир Капиjа 240. Sokolovska, Исар-Марвинци 75; Sokolovska, Ancient Town 43.
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30–28 v. Chr.,160 gegen die Daker und Bastarner zog und das gesamte Moesien mit grausamer Härte unterwarf, hatte das innenpolitische Gründe.161 Der nur dunkel erkennbare Konflikt in der Affäre um M. Primus, den makedonischen Statthalter der Jahre 24 und 23 v. Chr.,162 hat sicher, wie üblich, seine Ursachen in innerrömischen Streitigkeiten und nicht in einer Bedrohung der Provinz: Primus wurde angeklagt, während seiner Statthalterschaft die Odrysen, einen thrakischen Stamm am Hebros, angegriffen zu haben. Er berief sich auf Befehle des Augustus und des Marcellus, was erster, unaufgefordert vor Gericht erschienen, bestritt.163 Wahrscheinlich ergriff Augustus die Gelegenheit, seinen Einfluß auch in den vom Senat verwalteten Provinzen zu stärken, wofür auch spräche, daß der Widerstand der Senatoren gegen die Verurteilung des Primus gewaltig war.164 In der Folgezeit kam es zwar immer wieder zu kleineren Scharmützeln an den Grenzen Makedoniens, aber größere Aktionen scheinen nicht mehr stattgefunden zu haben.165 9. NEUE ELITEN Da es in diesem Kapitel vor allem um Namen gehen wird, sei vorab bemerkt, daß klar ist, daß bei der gegenwärtigen Publikationslage der makedonischen Inschriften und der Vorarbeiten das folgende nur als vorläufig zu verstehen sein kann. Künftige umfassende Zusammenstellungen, Listen und Statistiken können das hier entworfene Bild modifizieren. Die harsche Warnung von A. Rizakis und I. Touratsoglou166 muß stets bedacht werden, allerdings bin ich nicht der Meinung, daß man unterlas160 161 162 163 164 165
Sarikakis, Άρχοντες 1, 145–151. Dazu Bleicken, Augustus 311–313. Sarikakis, Άρχοντες 2, 24–26. Cass. Dio 54, 3. So die Deutung von Bleicken, Augustus 345 f. Im Jahre 16 v. Chr. fielen Denthelen und Skordisker in Makedonien ein; in Thrakien hatte zuvor M. Lollius die Besser bezwungen (Cass. Dio 54, 20, 3). Fünf Jahre später kamen die Sialeten nach Makedonien und die Besser überfielen die Chersones; L. Piso, der Statthalter Pamphyliens, wird mit der Vertreibung der Thraker betraut (Cass. Dio 54, 34, 5 f.). Im Jahre 6 n. Chr. fallen die Pannonier zweimal im Westteil der Provinz ein und verwüsten die adriatische Küste bis hinunter nach Apollonia (Cass. Dio 55, 29, 4; 30, 5). Nach dem römischen Sieg seien noch lange Zeit Räuberbanden unterwegs gewesen und hätten die Gegend unsicher gemacht (Cass. Dio 55, 34, 7). 166 Im Zuge einer Generalkritik zu drei Beiträgen von D. K. Samsaris in Makedonika 22, 1982, bemerken Rizakis/Touratsoglou, Archaiognosia 3, 1982–1984, 25: „Sans pénétrer dans les détails, qui sont exposés dans notre article, il faut mettre lʼaccent sur une constatation générale: il est universellement adopté que les travaux de synthèse ne doivent pas précéder ceux de base, sinon lʼauteur de tels projets doit mobiliser une très grande attention ainsi quʼun sens critique pour éviter les malentendus et les conclusions simplifiées. Toute entreprise, contraire à ces principes, contient un très grand danger que l’auteur yʼa pas pu éviter: les erreurs de lecture, la confusion dans les provenances et les interpretations parfois superficielles, lʼont conduit à des statistiques et à des conclusions qui sont à refaire. En effet la recherche historique ne peut sʼeffectuer quʼ après une étude simultanée et approfondie des documents littéraires, archéologiques et épigraphiques et les synthèses prématurées entraînent des risques de désorientation pour l’auteur lui-même et ses lecteur.“ Vgl. auch Rizakis, Meletemata 21, 13.
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sen sollte, anhand des Verfügbaren Thesen zu entwickeln, die sich als falsch oder unpräzise herausstellen können. Andernorts, vor allem für das griechisch-römische Neapel, sind anhand des Namensmaterials bemerkenswerte Erkenntnisse in Hinblick auf die Bevölkerungsgeschichte gewonnen worden,167 und auch das makedonische Material ist umfassend und geeignet, anhand der Namen Geschichte zu erklären.168 Durch die prosopographischen Arbeiten von A. Tataki steht für Makedonien außerordentlich viel Material zur Verfügung,169 allerdings mangelt es für einen umfassenden Vergleich an geeigneten Vorarbeiten.170 So kann auch im folgenden kein Gesamtbild gegeben werden, denn bereits jetzt ist klar, daß die onomastische Praxis und die sozialen Veränderungen, die dahinter wirksam sind, in jeder Stadt Makedoniens unterschiedlich sind und also jede Stadt einzeln überprüft werden müßte. Zudem sind die Voraussetzungen für prosopographische Untersuchungen überall anders, was in der Natur des erhaltenen Inschriftenmaterials liegt. Vor allem aber fehlt eine Untersuchung der Namen Thessalonikes, die erst jetzt sinnvoll durchgeführt werden kann, da ein Supplement des betreffenden IG-Bandes erschienen ist.171 Italiker Vorbemerkungen Die Präsenz von Italikern, zumeist Händlern, in Griechenland ist mittlerweile vor allem anhand des Namensmaterials aus den Inschriften gut erforscht, wenn auch Aussagen zur Anzahl der in den Osten gegangenen Händler nicht möglich sind.172 167 Leiwo, Neapolitana. 168 Vgl. Robert, Villes 33; 250; 415; Matthews, Ancient Macedonia 5, 1993. Allgemein zu den Möglichkeiten von Namensstudien s. Šašel, 4. Epigraphikkongreß. 169 S. die im Literaturverzeichnis genannten Schriften Tatakis. Zu Tataki und zu ihrem Projekt s. Kuzmin/Cholod, Studia Historica 10, 2010. 170 Zoumbaki, Elis, ist eine wertvolle prosopographische Studie zum gesellschaftlichen Wandel in Elis, aber für andere Gegenden Griechenlands muß noch Grundlagenarbeit geleistet werden. Die gut erforschten Verhältnisse in Moesien und Dalmatien (Mócsy, Gesellschaft und Romanisation; Alföldy, Bevölkerung und Gesellschaft) sind nicht vergleichbar; s. Tataki, Ancient Macedonia 4, 1986, 591. 171 IG X 2, 1 Suppl. Papakonstantinou-Diamantourou, Meletemata 10: Seit dem Erscheinen von C. Edsons IG X 2, 1 im Jahre 1972 seien 305 neue Inschriften Thessalonikes gefunden worden, so daß es nun insgesamt 1070 (1014 griechische, 56 lateinische) Inschriften gebe, wovon 487 unpubliziert seien. Einige wenige sind bereits in Nigdelis, EpThess und EpThess II, veröffentlicht. Zum Supplement s. Papakonstantinou-Diamantourou, Tekmeria 10, 2011. Vgl. auch Tataki, Ancient Macedonia 4, 1986, und Tataki, Beroea 413 f. Im kosmopolitischen Thessalonike kommen andere Entwicklungen zum Tragen als in den konservativen Gebieten westlich der Stadt. Anhand der Spenderliste des frühen 1. Jh. n. Chr. aus dem Sarapeion IG X 2, 1, 259 = Kloppenborg/Ascough, Associations 76, ist zu erkennen, daß es schon früh fast nur noch lateinische Namen gibt, meist mit griechischen Cognomen. Vorgriechische Namen kommen in Thessaloniki viel seltener vor als außerhalb, ebenso archaisch-makedonische. 172 Vgl. Paterson, Trade 148. Zu den Rückwirkungen der in der Fremde entstandenen Identität als „Italiker“ auf Italien s. Santangelo, Sulla 25.
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Ging man zu Beginn der Beschäftigung mit diesem Personenkreis noch davon aus, daß zumindest in republikanischer Zeit das süditalisch-griechische Element unter den negotiatores führend gewesen sei,173 so läßt sich jetzt erkennen, daß im mittelund südgriechischen Bereich, für den die Forschungen zur römischen Zeit weiter fortgeschritten sind als für den Norden, die römischen Händler eindeutig dominieren.174 Anders als im Westen gab es im Osten während der Republik keine fest organisierten conventus civium Romanorum; die Italiker waren lediglich in religiösen und Berufsvereinigungen zusammengeschlossen.175 Auch konnten die Römer in Mittel- und Südgriechenland nie zu einem bestimmenden Einfluß in den griechischen Städten gelangen, außer bisweilen in der Zeit der Bürgerkriege, denn die in den meisten Orten vorhandene griechische Oberschicht ließ sich offensichtlich von ihnen das Heft nicht aus der Hand nehmen.176 Delos war nach 167 v. Chr. das wichtigste Zentrum der italischen Händler in Griechenland, Delos war aber auch ein Ausnahmefall, denn es hatte schon bald nach der Vertreibung der Einwohner alle Merkmale einer griechischen Polis verloren.177 Hier entstand, von den Häusern bis zu den Ehrenstatuen, ein ganz eigener Ausdruck der römischen Unternehmerkultur, die der wichtigste italische Einfluß auf Griechenland war.178 Delos dominiert denn auch sämtliche umfassende Untersuchungen zu den Italikern in Griechenland.179 Die Situation in Nordwestgriechenland ist eine andere: Schon in geometrischer Zeit lassen sich Handelskontakte über die Adria hinweg nachweisen, die auch später nie abbrechen. So finden sich die frühesten belegbaren italischen Händler Griechenlands auch im Nordwesten, in Aitolien, in Akarnanien und auf den ionischen Inseln.180 Dadurch, daß bis vor einigen Jahrzehnten diese Gegenden nicht zu den bevorzugten Untersuchungsgebieten der altertumswissenschaftlichen Forschungen gehörten, haben diese frühen Fälle keinen Eingang in die Standardwerke zu 173 So in der Pionierarbeit von Hatzfeld, Trafiquants 238–256; vgl. Salomies, 12. Epigraphikkongreß 1272. 174 Wilson, Emigration 105–111 zu Delos; 152–155 zu Gesamtgriechenland. Der Norden wird auch in Wilsons Werk von 1966 aufgrund der nur wenig bekannten und schlecht zugänglichen Inschriften stiefmütterlich behandelt. Vgl. Càssola, DialArch 4–5, 1971, der zu den gleichen Ergebnissen kommt. Einen aktuellen Überblick über die in der römischen Welt verstreuten Römer gibt Purcell, Companion. 175 Zur Entstehung und zum juristischen Status der westlichen conventus Pavis dʼEscurac, Ktema 13, 1988. Die Gemeinschaften entstanden dort, wo genügend Händler aus einem Ursprungsort zusammenkamen, was im hellenistischen Griechenland auch schon so war und keine Besonderheit der Italiker ist: Verboven, Frontiers. 176 So zusammenfassend Bernhardt, Polis 262–266. Vgl. aber Brunt, Roman Imperial Themes. 177 Grundlegend und zusammenfassend zu Delos nach 167 Van Berchem, MH 48, 1991; Homolle, BCH 8, 1884; Hantos, Unity. Zu Delos als Ausnahmefall Errington, Festschrift Christ 144 f.; Habicht, Athen 251. 178 Zu Geschäftskultur und Häusern Bintliff, Archaeology of Greece 340 f.; zu den Porträtstatuen, die auf ein ganz eigenes Bedürfnis der delischen Italiker zurückgehen, Fullerton, Greek Art 154–156; Cadario, Giorni di Roma. 179 So auch das als Überblick angelegte Kolloquium Müller/Hasenohr, Italiens. 180 Zoumbaki, Rotta per la Sicilia; Antonetti ebd.; Zoumbaki, RBPh 90, 2012. Einzelne Italiker sind im 3. Jh. auch andernorts in Griechenland, auf Lesbos und auf Kreta, anzutreffen. Zu diesen Ausnahmen Errington, Festschrift Christ 151 f.
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den Italikern in Griechenland gefunden. Wie in Epiros, dem die literarische Prominenz der Herdenbesitzer Atticus und Cossinius zu früher Beachtung verhalf,181 wo aber schon um 230 v. Chr. Italiker zu finden sind,182 ließen sich hier bereits im 3. Jh. v. Chr. nicht nur zahlreiche italische Händler nieder, sondern die Italiker betrieben auch Landwirtschaft.183 Diejenigen frühen italischen Händler, deren Herkunftsort man kennt, kamen aus Lokroi, Brundisium, Puteoli, Thouriou, Taras und Elea.184 Sie sind also im Gegensatz zu den ab der Mitte des 2. Jh. nach Mittel- und Südgriechenland gegangenen Italikern zum größten Teil griechische Muttersprachler gewesen. Ebenfalls im Gegensatz zu den zahlreichen Kaufleuten, die sich auf Delos niedergelassen hatten, mußten sie sich aufgrund ihrer geringen Zahl friedlich in ihr neues Umfeld einpassen und mit den Menschen, mit denen sie Handel trieben, nach deren Regeln zusammenleben.185 Der Wandel, der bisweilen Romanisierung genannt wird, verkörperte sich in diesen von Rom aus gesehen unwesentlichen Personen, die in den Osten gingen. Die profitsuchenden Zivilisten, die mit oder vor dem Heer und den Statthaltern kamen und sich niederließen, wo sie wollten, paßten gut in die neue Umgebung. Sie sprachen Griechisch, nicht nur um Handel zu treiben, sondern weil sie zum Teil selbst Griechen aus Unteritalien oder Sizilien oder auch Freigelassene waren. Überall im Osten, außer in den Kolonien, versuchten sie sich anzupassen, sogar ihre gewohnte Kultur, womöglich auch die Vorzüge ihres vorherigen Bürgerrechts abzulegen. Irgendwann starben sie, und wenn sie bis dahin nicht ihre Ideen und „westlichen“ Vorstellungen an die Nachbarn weitergegeben hatten, blieben die kulturellen Wandlungen in der aufnehmenden Gemeinde aus, als ob sie nie gelebt hätten.186 Dennoch führten nicht zuletzt die Schwierigkeiten, denen sich die Händler in Illyrien gegenübersahen, im Jahre 229 zum ersten Eingreifen Roms östlich der Adria, was die Makedonen und ihren jungen König Philipp sicher weniger beunruhigte als das irritierende Wiederauftauchen der Römer zehn Jahre später.187 181 Hatzfeld, Trafiquants 222, der vor allem die Belege des Varro auswertet. 182 Pol. 2, 8 erwähnt italische Kaufleute in Phoinike. 183 Lang, Klio 76, 1994, 247 f.; Zoumbaki, Meletemata 68, 63. In Achaia gab es dagegen nur wenige römische Landbesitzer; ihr Einfluß macht sich erst ab der Mitte des 1. Jh. v. Chr. bemerkbar: Rousset, HSPh 104, 2008, 313. 184 Nocita, Italiotai 89–96. 185 Vgl. Errington, Festschrift Christ 145. 186 MacMullen, Romanization ix–xi; 1–29. Die Weitergabe römischen „Denkens“ betont Bleikken, Augustus 469 f. 187 Paterson, Hellenistic Economies 273: „Romeʼs first intervention in force in the Greek world in Illyria in 229 BC was ascribed by Polybius (2. 11. 1) to the harassing of traders from Italy. The reality may have been more complex, but Polybius’ testimony should not be dismissed. Again, Rome’s inventions to deal with piracy from the late second century onwards are not motivated simply by interruptions to the corn supply. Similarly, in his speech supporting Pompeyʼs appointment to the war with Mithridates, Cicero gives enormous prominence to the financial interests which rich Romans had in the East, and which were threatened by the war.“ Vgl. Dzino, Illyricum 44. S. auch Paterson, Trade 146: „Despite the fact that there is a strong modern tradition which seeks to play down this sort of evidence, commerce deserves to be reinstated among the major factors involved in imperialism.“ Die kommerziellen Interessen hinter der römischen Expansion betont auch Roselaar, Processes of Integration. Zu Illyrien s. 145 f.
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Frühe Italiker in Makedonien und Epiros In diesen Kontext, nicht in den der delischen Römer und lateinischsprachigen Italiker, gehören wohl auch die meisten der schon früh nach Makedonien gegangenen negotiatores. Zudem kommt hier auch ein norditalisches Element ins Spiel, das im Rest Griechenlands nicht nachzuweisen ist, im Norden aber tiefe Spuren hinterlassen hat. Vorerst kann man das anhand der Grabplastik am besten zeigen, auch wenn hier hinsichtlich eines Vergleichs zwischen Makedonien und Oberitalien noch viel zu tun wäre. Jedoch ist jetzt schon erkennbar, daß im Gegensatz zu den übrigen Ländern des griechischen Ostens sowohl in Ober- als auch in Untermakedonien die oberitalischen Einflüsse ganz klar zu erkennen sind.188 Das hat wenig mit Romanisierung zu tun, da die Träger der westlichen Strömungen in der makedonischen Grabkunst ursprünglich die italischstämmigen Einwohner der Provinz waren. Besonders gut ist dieser Zusammenhang an der Grabstele des Gaius Caesius aus Ancona in Dyrrhachion zu erkennen:189 Auf diesem vorcoloniazeitlichen Monument läßt sich der Italiker zusammen mit seinem Sohn ganz in oberitalischer Manier abbilden; die Grabstelen in Ancona sehen auch so aus. Die Inschrift ist, der neuen Umgebung angepaßt, in griechischer Sprache verfaßt. Dem Gaius Caesius dürfte die Assimilation in der kosmopolitischen Weltstadt Epidamnos/Dyrrhachion nicht schwergefallen sein, denn Ancona war, wie auch Neapel, eine ganz vom Export aus dem Osten abhängige griechische Enklave, die nicht viel mit ihrem picenischen Hinterland zu tun hatte und stattdessen stets nach Osten orientiert war.190 Oberitalische Familiennamen tauchen zahlreich in Makedonien auf: Vor allem in der Kaiserzeit sind die Annii, Attii, Baburii, Caecilii, Gellii, Decimii, Furii, Iavoleni, Popillii, Rupilii, Senatii, Titinii, Varenii und Vet(t)idii belegt.191 Deren Vorfahren dürften sich, wie man anhand der Verbreitung von Motiven oberitalischer Grabkunst zeigen kann, bereits in Dalmatien niedergelassen haben und sind von dort aus, also von Norden her, nach Makedonien eingewandert, anders als die späteren Händler aus dem Westen, die sich vor allem von Delos aus in den übrigen Teilen Griechenlands niedergelassen haben.192
188 Zu Untermakedonien Spiliopoulou-Donderer, Grabaltäre, bes. 112–114; zu Obermakedonien Rizakis/Touratsoglou, AEph 2000. 189 I.Epidamnos 20: Γάϊε Καίσιε Ἀνκωνείτη χρηστὲ χαῖρε. Zu den in Epiros und Südillyrien nicht unüblichen cognomina, die auf einen Ort in Italien Bezug nehmen, Deniaux, Noms de personnes. 190 Zu Anconas Sonderstellung Mercando, Hellenismus; Lomas, Roman Rule 186–188. 191 Salomies, Meletemata 21. 192 Rizakis/Touratsoglou, AEph 2000, 237 f. Wilson, Emigration 107 f., zeigt zwar, daß die italischen Namen bereits im 2. Jh. v. Chr. ihren Wert als Herkunftsindikator verlieren, jedoch deuten genügend andere Umstände auf Norditalien, so daß man die Namen zwar nicht als alleinigen Beleg gelten lassen kann, aber gleichwohl als stützendes Argument. Vgl. auch Rizakis, Meletemata 21, 23–25; Salomies, 12. Epigraphikkongreß; Tataki, Beroea 441 f.; Sverkos, AEAM 2, 2011, 263–267.
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Im königszeitlichen Makedonien lassen sich italische Händler nicht nachweisen, auch keine griechischsprachigen Italioten.193 Nichtsdestoweniger muß es Handelskontakte gegeben haben, denn vor Beginn des Krieges gegen Perseus werden die makedonischen παρεπιδημοῦντες, wohl Händler, die in Rom leben, aus der Stadt geworfen.194 Hinweise auf solche Handelskontakte, die sich außer in den Hafenstädten entlang der großen Straßen entwickelt haben müssen,195 bieten die beiden ältesten Inschriften aus Stobi, die in diesem nicht unbedingt von der griechischen Sitte der Inschriftenerrichtung durchdrungenen paionischen Ort von Italikern aufgestellt wurden. Im frühen 1. Jh. v. Chr. weiht ein Lucius Novius dem Herakles ein Relief.196 Novius ist ein häufiger oskischer Name, der vor allem in und um Capua vorkommt. Zahlreiche Novii sind im voraugusteischen Griechenland und auch als Söldner in Ägypten bekannt, die natürlich nicht alle verwandt gewesen sein müssen, aber dennoch den oskischen Anteil an der italischen Durchdringung Griechenlands deutlich machen.197 Die älteste Inschrift Stobis ist eine im Jahre 2012 publizierte Grabinschrift, die einem C. Obulcius C. f. Nepos aus der tribus Cornelia von seiner Frau Secunda gesetzt wurde.198 Eine Grabinschrift in lateinischer Sprache ist eine Ausnahme bei den frühen Italikern und ist wohl hier auf die auch anderweitig zu erkennende Grenzposition Stobis zwischen der griechischen und 193 Lomas, Rome and the Western Greeks, hat 187–191 eine Liste der italischen Griechen im Osten, aber es sind keine dabei, die nach Makedonien gegangen sind. Nocita, Italiotai, führt auch nur die beiden späten Beispiele aus den Kolonien Pella und Cassandrea an, die in Kapitel 10 besprochen werden. Fremde, die wahrscheinlich Händler waren, gab es im königszeitlichen Makedonien, wie den Μάκαρτος Δήλιος in Pella (SEG 24, 546; 1. H. 3. Jh. v. Chr.), in Amphipolis den Δίφιλος Καύνιος, der bei einem Schiffbruch in der Strymonmündung ertrunken ist (AEph 1932 Chr. 3, 26; 4. Jh. v. Chr.), und, ebenfalls in Amphipolis, ein Αριστοκράτ[ης] Μητροδόρου Λαμψακήνος (Museum Amphipolis; unpubliziert, wohl 3. oder 2. Jh. v. Chr.). Ein Παρμενίων Πελλαῖος in Amphipolis (SEG 34, 607, 2. Jh. v. Chr.) ist womöglich auch ein Händler. 194 Pol. 27, 6, 2 f.: ληξάντων δὲ τῆς δικαιολογίας αὐτῶν, πάλαι προδιειληφότες ὑπὲρ τοῦ πολεμεῖν προσέταξαν αὐτοῖς ἐκ μὲν τῆς Ῥώμης εὐθέως ἀπαλλάττεσθαι καὶ τοῖς ἄλλοις ἅπασιν Μακεδόσιν, ὅσοι παρεπιδημοῦντες ἔτυχον, ἐκ δὲ τῆς Ἰταλίας ἐν τριάκονθ᾽ ἡμέραις ἐκχωρεῖν; App. Mak. 11, 9–13: τὰ δὲ αὐτὰ καὶ τοῖς ἐπιδημοῦσι Μακεδόνων ἐκήρυττεν. καὶ θόρυβος αὐτίκα μετὰ τὸ βουλευτήριον ἐπίφθονος ἦν, ἐν ὀλίγαις ὥραις ἐλαυνομένων τοσῶνδε ὁμοῦ, καὶ οὐδὲ ὑποζύγια εὑρεῖν ἐν οὕτω βραχεῖ διαστήματι, οὐδὲ πάντα φέρειν δυναμένων. ὑπὸ δὲ σπουδῆς οἱ μὲν οὐκ ἔφθανον ἐπὶ τοὺς σταθμούς, ἀλλ᾽ ἐν μέσαις ἀνεπαύοντο ταῖς ὁδοῖς, οἱ δὲ παρὰ ταῖς πύλαις μετὰ παίδων ἑαυτοὺς ἐρρίπτουν καὶ μετὰ γυναικῶν. πάντα τε ἐγίγνετο ὅσα εἰκος ἐν αἰφνιδίῳ καὶ τοιῷδε κηρύγματι: αἰφνίδιον γὰρ αὐτοῖς ἐφαίνετο διὰ τὰς ἔτι πρεσβείας. Vgl. hier Kapitel 5. 195 Papazoglou, Macedonia 196; Gill, Book of Acts 409. 196 I.Stobi 9 = SEG 32, 648: Λεύκιος Νώβιος [----] / Ἡρακλῇ συνκ[----]. 197 S. Tataki, Roman Presence 326. Zum Namen Balzat/Spawforth, Festschrift Matthews 191 f. Zu den makedonischen Novii Papazoglou, ZAnt 32, 1982, 41 f. I.Stobi 59 zeigt, daß die Familie bis in die Kaiserzeit in Stobi tätig war. In Rhodos gibt es den Lukaner Novius: SEG 9, 737 Kol. B Z. 17; ein Novius, Sohn des Novius findet sich in einer ptolemäischen Söldnerliste des Jahres 73/2 aus Hermoupolis Magna: Fraser, Onomastics Z. 112 mit S. 82. Vgl. auch den Mamertiner Novius Latinus, Sohn des Ovius, der nach 167 v. Chr. in Larisa dafür geehrt wurde, daß er einen Larisäer auf Sizilien freigekauft hatte: Helly, Topoi 15, 2007, 229–235; Tziafalias/GarcíaRamón/Helly, BCH 130, 2006, 456–466. 198 I.Stobi 47: C(aio) Obulcio C(ai) f(ilio) Cor(nelia) / Nepotei / Secunda uxsor / de suo.
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der lateinischen Welt zurückzuführen. Obulcius ist ein seltener Name, der aber in der makedonischen Region mehrmals erscheint. Die Belege aus Thessalonike und der Tikveš-Region sind allerdings kaiserzeitlich.199 Die italischen Obulcii finden sich fast sämtlich im picenischen Raum.200 Aber auch in Scupi gibt es den Namen, was in den Untersuchungen zu Makedonien nicht auftaucht.201 Von Skopje nach Gradsko sind es 80 km; zwischen Gradsko und Thessalonike liegen über 160 km. Stobi liegt also zwar am Rande der Provinz, aber nicht am Rande der Welt.202 So kennen wir einen Sextus Caelidius Secundus, der von Stobi nach Scupi gezogen ist.203 Für die Wirtschaftsinteressen der Italiker sind Provinz- oder Sprachgrenzen nicht von Belang, und es zeigt sich deutlich, daß die ohnehin schon schwierige Aufgabe, Namens- und Familienzusammenhänge der im Osten tätigen Italiker zu erforschen, dadurch erschwert wird, daß man sich nicht auf Griechenland oder den griechischsprachigen Raum beschränken kann. Für eine „histoire par les noms“ im nordgriechisch-paionischen Raum wären tatsächlich noch viele Vorarbeiten zu leisten. Diese beiden frühesten Inschriften von Stobi korrespondieren gut mit dem, was man bisher über die materielle Kultur Stobis sagen kann. Die Stadt, die im 4. oder 3. Jh. v. Chr. am Zusammenfluß von Axios und Erigon gegründet wurde, erlebte im 2. Jh. einen Bevölkerungsanstieg, wohl durch die auch in den römischen Regelungen von 167 festgeschriebene Funktion als Handelsstation. Der älteste römische Denare enthaltende Münzhort Makedoniens wurde in Stobi gefunden. Er besteht aus 505 Denaren und einer attischen Tetradrachme und wurde um das Jahr 125 v. Chr. herum vergraben.204 Das Nebeneinander von Lokalem und Importen in der materiellen Kultur sowie die vielfältigen Bestattungssitten deuten auf eine Mischbevölkerung aus Paioniern und anderen Illyrern, Griechen, Makedonen und Italikern hin.205 Auch das 2012 erschienene Corpus der Inschriften von Stobi zeigt ein bemerkenswert willkürliches Durcheinander von Griechisch und Latein im Bereich der Grabinschriften, das sich so regellos andernorts nicht findet. Besonders bemerkenswert ist der hohe Anteil, den italische Importe an der Feinkeramik ausmachen.206 Das ist nicht mehr mit der Funktion als Handelszentrum zu erklären, denn dann wäre die 199 Tataki, Roman Presence 328; Papazoglou, ZAnt 32, 1982, 43–45. Bei beiden fehlt natürlich diese neue Inschrift. 200 Ein früher IIvir in Ariminium: CIL XI 400 f. = ILLRP 545; in Ravenna: CIL XI 84 und 6786; in Urbinum Mataurense: CIL XI 6094; ein Freigelassener Obulcius Pyrrus (ein Hinweis auf nordgriechische Kontakte) in Cupra Maritima: CIL IX 5325. 201 Iulia Obulcia in der kaiserzeitlichen Inschrift CIL III 8201 = IMS VI 47. Zur kaiserzeitlichen Bevölkerung von Scupi Birley, ZPE 64, 1986; Šašel Kos, Festschrift Susini. Zum Ort Mikulčić, ArchIug 14, 1973. 202 Zur Lage am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen Anderson-Stojanović, RCRF 25–26, 1987, 285–287. 203 CIL III 8203 = ILS 7177 = IMS VI 62; vgl. Salomies, 12. Epigraphikkongreß 1278. 204 Crawford, Stobi I; Kremydi-Sicilianou, Eulimene 5, 2004, 136. 205 Dazu Wiseman, Rome and the Provinces 38; Wiseman, Ancient Macedonia 5, 1993, 1761 f. Wiseman vermutet, es seien nach der Schlacht von Pydna Veteranen dort angesiedelt worden, das kann jedoch vorerst nur Vermutung bleiben. Zu den Bestattungssitten Wesolowsky, Stobi I. 206 Anderson-Stojanović, Pottery 185–189; Anderson-Stojanović, RCRF 25–26, 1987; AndersonStojanović, Stobi III 48 f.; Kotitsa, Traditions 276–279.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
italische Ware nicht in solchem Umfang vor Ort geblieben. Ein Vergleich mit dem Handelszentrum Lissos macht das deutlich: Hier findet sich schon ab dem frühen 2. Jh. Keramik sowohl aus Italien als auch aus Kleinasien. Jedoch zeichnet sich dieses Importgut vorerst – die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen – eher durch Vielfalt als durch Menge aus, so daß für Lissos anzunehmen ist, daß der Ort nicht das Endziel war, sondern das, was vor Ort blieb, sozusagen von Bord gespült wurde.207 In Stobi hingegen wurden die massenhaft aus Italien importierte Keramik sowie von nach Stobi gezogenen italischen Töpfern lokal hergestellte verwendet,208 das heißt, daß Teile der Bevölkerung Bedarf an den speziellen westlichen Formen hatte. Dies wiederum zeigt ebenso wie die lateinische Sprache in der Grabinschrift des Obulcius Nepos, daß im Stobi des 2. Jh. v. Chr. nicht nur vereinzelte Italiker lebten.209 Auch am anderen Rand der Provinz, im thrakischen Abdera, erhalten im 2. Jh. v. Chr. die Römer M. Vallius M. f. und C. Apustius M. f. sowie dessen Sohn lange Ehreninschriften.210 Jedoch waren zumindest die Apustii nicht in Abdera ansässig, sondern die Dekrete bestimmen, daß die Ehrenstatuen in ihrem Wohnort Thessalonike errichtet werden sollten.211 Aus Amphipolis stammt der Grabstein des Freigelassenen L. Pompilius Eros, negotiator ab Roma, den er für sich und für seine Tochter hat errichten lassen.212 Frühe Römer lassen sich zudem in Maroneia und Sestos finden.213 Eine Besonderheit derjenigen Italiker, die sich schon früh im eigentlichen Makedonien niederlassen, scheint zu sein, daß sie bisweilen griechische Namen zu ihrem Namen hinzufügen. Im späten 2. Jh. v. Chr. finden wir drei Beispiele für diese Sitte: Im mygdonischen Apollonia stiftet im Jahre 107/6 der Römer M. Lucilius M. f., auch Demetrios genannt, dem Zeus Soter sowie den Gymnasiengöttern Hermes und Herakles ein Gymnasion.214 Etwa zur gleichen Zeit erfolgte in Thessalo207 Einen Vorbericht zur hellenistischen Feinkeramik von Lissos gibt Kögler, Iliria 34, 2009–2010. 208 Die kaiserzeitliche Keramik mit den Herstellerstempeln AFRI, ΛΟΥΚΙΟC, ΓΑΙΟC und ΤΕΡΤ wurde in Stobi produziert: Anderson-Stojanović, Pottery 188. 209 Einige Gräber des 2. und 1. Jh. v. Chr. mit italischen Importen werden vorsichtig als Italikergräber gedeutet: Anderson-Stojanović, Pottery 188 und Anm. 22. 210 ETrakAig 8–10. 211 So EThrakAig 9 Z. 33–35: τὴν δὲ εἰκόνα] / ἀναθέτωσαν ἐν Θεσσ[αλονίκηι, ἐν ὧι ἂν συνχωρηθῆι αὐτοῖς] / τόπωι, ἔχουσαν ἐπιγρ[αφὴν τήνδε … Zu den thessalonikeischen Apustii vgl. Tataki, Roman Presence 101; Rizakis, Italiens 114; Rizakis, Ancient Macedonia 4, 1986, 520. Camia, Meletemata 69, 181 mit Anm. 54 führt in die Irre, da er suggeriert, die beiden in Abdera geehrten Apustii hätten auch dort gelebt. 212 Roger, RA 23/24 II, 1945 Nr. 6 = ILGraec 231 = AE 1946, 230: L(ucius) Pompilius Eros negotiator / ab Roma ex horreis Cornific(ianis) / qui vocitatus est ab suis conne- / gotiatoribus Adigillus s(ibi) e(t) s(uis) p(osuit) e(t) / Pompilia L(uci) f(ilia) Tertulla an(norum) IV m(ensium) II. Vgl. Kanatsoulis, Prosopographia 1172; Tataki, Roman Presence 352 Nr. 466, 2; Salomies, 12. Epigraphikkongreß 1273; 1277. Der Stein scheint verloren zu sein; die Datierung der Inschrift schwankt zwischen dem späten 2. Jh. v. Chr. (Salomies) und dem 3. Jh. n. Chr. (Tataki). 213 Zu den thrakischen Römern des 2. und 1. Jh. v. Chr. Camia, Meletemata 69, 181–183, und Gaggero, Pulpudeva 2. 214 SEG 50, 572 = AE 2001, 1778 = BE 2002, 280: στρατηγοῦντος v Τίτου Αὐφι- / δίου, ἔτους βʹ καὶ μʹ / Μάαρκος Λευκίλιος Μαάρκο[υ] / Ῥωμαῖος, ὁ ἐπικαλούμεν[ος] / Δημήτριος, τὸ
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niki eine Weihung an die ägyptischen Götter Sarapis, Isis und Anubis durch Manius Curtius M. f. aus Signium in Latium, den man auch Demetrios nannte.215 Aus der Zeit um 100 v. Chr. stammt eine marmorne Basis, die auf dem Phakos von Pella gefunden wurde und die eine Weihung an Hermes, den Beschützer des Marktes, trug, errichtet von Aulus Fictorius C. f., genannt Alexandros.216 Zweitnamen scheinen im eigentlichen Makedonien auf diese Zeit beschränkt gewesen zu sein.217 Es handelt sich um eine Sitte, die aus dem griechischen Osten stammte und sich von dort aus verbreitete. Begonnen hat man damit wohl in Ägypten, um einheimische mit griechischen Namen zu verknüpfen. Besonders verbreitet war der Brauch unter Soldaten, die ihren alten Namen so an den römischen anfügten. Die griechischen Agnomina im Westen waren meist normale Namen, also keine Spitznamen.218 Im thrakischen Raum, auch im thrakisch besiedelten Ostmakedonien, war diese onomastische Sitte weit verbreitet. Sowohl in griechischen als auch in lateinischen Inschriften wurde dem lateinischen Namen gern ein thrakischer angehängt, wo das in den griechischen Inschriften verwendete ὁ oder ἡ καί durch die entsprechenden lateinischen Wendungen sive, qui oder qui et ausgedrückt wird.219 Hierbei wie auch bei den späten Beispielen aus Leukopetra bei Beroia, aus Beroia selbst und aus Thessalonike, wo Träger griechischer Namen öfter mit griechischen Beinamen auftreten,220 handelt es sich jedoch um etwas anderes als bei den drei makedonischen Italikern Jahrhunderte zuvor. Drücken die kaiserzeitlichen Thraker wie auch die hellenistischen Ägypter dadurch ihre beiden Identitäten aus, die epichorische und die als Teil von etwas Größerem – was die Beroiaier mit ihren Supernomina bezwecken, ist daneben recht unklar –, sind es bei den italischen Händlern in Pella, Thessalonike und Apollonia wohl auch praktische Erwägungen, die dazu führen, sich an einen griechischen Namen zu gewöhnen: Diese Männer kamen allein oder in kleinen Gruppen in ein griechischsprachiges Umfeld, in dem sie nicht nur ihre Geschäfte zu erledigen hatten, sondern in dem sie auch leben wollten. Daher waren sie in vielerlei Hinsicht gezwungen, sich anzupassen. Es ist auch im heutigen Griechenland nichts Ungewöhnliches, wenn etwa ein Hartmut, der für längere Zeit dort lebt, von seinem griechischen Umfeld Jannis genannt wird.
215 216 217 218 219 220
γυμνάσιον / Διὶ Σωτῆρι καὶ Ἑρμεῖ / καὶ Ἡρακλεῖ. S. Tataki, Roman Presence 293. Youni, Festschrift Troianos 350, vermutet, die Bezeichnung Ῥωμαῖος stehe als Synonym für negotiator. Zur Lage dieses Apollonias am Volvisee Moutsopoulos, Ancient Macedonia 5, 1993; Hatzopoulos, Ventures into Greek History. Dagegen vermutet Manoledakis, Egnatia 11, 2007, das mygdonische Apollonia nordwestlich von Thessalonike. IG X 2, 2, 80: Σαράπιδι, Ἴσιδι, Ἀνούβιδι / καὶ θεοῖς συννάοις εὐχὴν / Μάνιος Κόρτιος Μανίου Σίγνιος / ὁ ἐπικαλούμενος Δημήτριος. S. Tataki, Roman Presence 200. EKM 2, 439 = SEG 53, 621 = AE 2003, 1587 = BE 2005, 335: Αὖλος Φικτώριος Γαΐου, / ὁ ἐπικαλούμενος / Ἀλέξανδρος, Ἑρμεῖ / Ἀγοραίωι χαριστήριον. Ausführlich dazu LilimbakiAkamati, AErgoMak 17, 2003, 473–479. Vgl. aber IG X 2, 1, 222 aus Thessalonike, datiert um die Zeitenwende: … Πωλλίωνα τὸν κ[… Dazu Kajanto, Supernomina 14 f.; 23–26; 32–35. Vgl. auch Ricl, Festschrift Matthews, die die Beinamen in Lydien untersucht hat. In Lykien waren Beinahmen ebenfalls verbreitet: Engelmann/Korkut, Festschrift Yayla 309 f. Zu dieser Art der Namensgebung in Thrakien OnomThrac CIV–CVI; Dana, Noms de personnes 76–78; in Makedonien Tataki, Beroea 404 f. I.Leukopetra S. 219; EKM 1, S. 444; IG X 2, 1, 529; Stefanidou-Tiveriou, Sarkophage Nr. 221.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
Anhand des Beispiels des Aulus Fictorius, Sohn des Gaius, den seine pelläischen Nachbarn Alexandros nannten, läßt sich glaubhaft machen, daß diese Männer nicht nur für kurze Zeit ihren Geschäften nachgingen, sondern daß sie sich dauerhaft niederließen und Makedonien zu ihrer neuen Heimat wurde, denn den seltenen Namen Fictorius kann man in Pella und einigen anderen Orten Makedoniens bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert verfolgen: In Pella selbst hieß ein IIvir quinquennalis der augusteischen Zeit Marcus Fictorius.221 Wenn man einen familiären Zusammenhang annehmen möchte, was bei einem Namen gut möglich ist, der im Osten so selten vorkommt, hat die Familie der Fictorii bereits vor der Einrichtung der Kolonie in Pella gelebt und ist sodann schnell in die Führungsschicht der Kolonie aufgestiegen.222 Im 2. Jh. n. Chr. wird in Pella ein C. Fictorius Heracleon von seiner Frau Fulvia Acropolis bestattet.223 Aber auch andernorts in Makedonien finden sich Angehörige dieser Familie: ein Φικτώριος Μάρκελλος in Dion224 und ein Φικτώ[ρι … im 3. Jh. in Beroia.225 Ob der C. Fictorius, der wahrscheinlich im Jahre 8 v. Chr. im Heiligtum von Samothrake initiiert wurde, in Makedonien lebte, kann man natürlich nicht sagen, jedoch kann es gut sein, da die überregionale Anziehungskraft der Kultstätte nach der römischen Eroberung spürbar nachließ.226 Bemerkenswert ist, daß die drei Inschriften dieser Italiker, die sich ein griechisches Supernomen beigelegt haben, Weihinschriften sind. Auf Grabinschriften finden sich solche nicht. Das kann heißen, daß es im Fall von Weihungen besonders wichtig war, zum einen erkennbar zu bleiben, aber das wäre man als einer der 221 RPC I 1528–1530 (25/24 v. Chr.); Gaebler, AMNG III 2, 98 Nr. 23–25. Daß die Serie aus Pella stammt und nicht aus Dium, ist nicht zweifelsfrei, aber wahrscheinlich. Zur Diskussion RPC I S. 293 f. Zu den makedonischen Fictorii s. Lilimbaki-Akamati, AErgoMak 17, 2003, 474; Salomies, Meletemata 21, 126; Tataki, Roman Presence 217 f. 222 Hier sei auch an den Aufidius aus Patrai erinnert, der im Jahre 20 v. Chr., also vor Einrichtung der Kolonie, einen Sieg im olympischen Stadionlauf errang: Moretti, Olympionikai Nr. 727. Zu weiteren Überlegungen vgl. auch Moretti, IAG 72 und Moretti, Olympic Games 124. Offensichtlich hatte er das patrensische Bürgerrecht. Mann, Sport 161 f. Anm. 38, nimmt an, entweder stimme die Datierung nicht oder Aufidius sei ein Grieche mit italischem Namen. Jedoch schließt er zuvor aus, daß sich Italiker an ihre neue, griechische Umgebung soweit angepaßt haben könnten, daß sie an den Agonen teilnahmen. Das muß man nicht so sehen, zumal Aufidii schon früh in den Osten gegangen sind: Einen T. Aufidius treffen wir um 106 v. Chr. in Makedonien an (SEG 50, 572); auch Delos ist voller Aufidii: Hatzfeld, BCH 36, 1912, 19 f. 223 EKM 2, 550 = Papakonstantinou-Diamantourou, Pella I 145 Nr. 255 = ILGraec 201: C. Fictorio / Heracleon(i) / Fulv[ia) / Acr- / opolis uxor / fecit. ILS 8296 aus Rom stammt ebenfalls die Grabinschrift eines C. Fictorius Heracleon, der nicht mit dem aus Pella identisch sein kann. Zum Namen Herakleon Lilimbaki-Akamati, AErgoMak 17, 2003, 474 Anm. 39. 224 SEG 2, 389. Da die Frau des Verstorbenen Ulpia Olympias heißt, gehört die Inschrift wohl ins 2. Jh. n. Chr. 225 EKM 1, 280. Wahrscheinlich stammt aufgrund der übereinstimmenden Namen und des Formulars auch SEG 50, 585 im Museum Istanbul, die bisher meist einer bithynischen Stadt zugeschrieben wurde, aus Beroia: Φικτωρία Πῶλλα, [Τίτ]ος Σεγνοῦννος / Ζώσιμος, Τίτος Σεγνοῦνος Ἰουκοῦν- / δος, Τίτος Σεγνοῦννος Πωλλιανός / ὁ ὑὸς αὐτοῦ, μνήμης χάριν, / ἥρωα. Dazu Salomies, Arctos 34, 2000, der hier seine frühere Zuweisung in Meletemata 21, 126, korrigiert; vgl. AE 2000, 1302 bis b. 226 Die Inschrift: Dimitrova, Theoroi 84. Zur nachlassenden Anziehungskraft Samothrakes nach 167 Tsochos, Religion 136–177.
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wenigen Italiker ganz gewiß ohnehin gewesen, andererseits aber zu betonen, daß man gewillt sei, sich an die neue Heimat anzupassen: Fictorius-Alexandros weiht in Pella eine Statue des Hermes Agoraios, Curtius-Demetrios in Thessalonike tut seine Verehrung der ägyptischen Götter kund, und Lucilius-Demetrios stiftet gar ein Gymnasion und weiht es den üblichen griechischen Gymnasiengöttern. Er zeigt dadurch, daß er diese griechischste aller Institutionen unterstützt, daß er dazugehört. Die pelläische Weihung an Hermes als Beschützer des Marktes zeigt daneben auch, was die Interessen der nach Griechenland gekommenen Italiker waren.227 Daß Curtius-Demetrios in Thessalonike den ägyptischen Göttern etwas stiftet, ist ein früher Hinweis darauf, daß die ägyptischen Kulte Makedoniens etwas waren, das die zugewanderten Italiker und die Einheimischen vereinte.228 Seit dem frühen 3. Jh. v. Chr. war Makedonien den ägyptischen Kulten gegenüber aufnahmefreudig gewesen; schließlich gab es Heiligtümer in Philippi, Amphipolis, Nigrita, Anthemous, Thessalonike, Dion, Beroia und Stobi, die bis weit ins dritte nachchristliche Jahrhundert hinein belegt sind.229 Im einzelnen haben wir wieder wenige Quellen, aber die Weihinschrift des Römers Gaius Olius an die ägyptischen Götter in Anthemous aus dem 2. oder 1. Jh. v. Chr.230 und die zahlreichen Inschriften aus dem Sarapistempel Thessalonikes machen doch die dominante Position klar, die Italiker im makedonischen Isiskult einnahmen.231 Die Salarii, eine italische Familie, die sich früh in Thessalonike niedergelassen hatte, weihten in den frühen 30er Jahren des 1. Jh. v. Chr. dem Osiris einen Tempel und stellten den Priester des Sarapis und der Isis.232 Auch der amphipolitanische Isiskult, der seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert bestand, gelangte unter der römischen Herrschaft im 1. Jh. v. Chr. zu einer Blüte. Auf einer seltenen Variante der häufigen augusteischen Bronzemünze der Stadt ist der Isiskult prominent dargestellt, indem der auf der Rückseite gezeigte Stier der Tauropolos die Isiskrone zwischen den Hörnern trägt.233 Der Isiskult gelangte nicht erst mit den italischen Händlern nach Makedonien, aber bemerkens227 Symptomatisch hierfür ist, daß es sich bei der einzigen lateinischen Inschrift auf der Insel Ägina um den Eichvermerk einer mensa ponderaria durch einen curator corporis handelt: ILGraec 28, 1. Jh. v. Chr. 228 Rizakis, Ancient Macedonia 4, 1986, legt dies am Beispiel Thessalonikes dar. Dies sei durch die Anhänger des Antonius und der Kleopatra noch verstärkt worden. Später erklärte Rizakis, Italiens, die Konzentration der Italiker auf die nilotischen Kulte mit deren maritimem Charakter. Zur Kritik vgl. Martzavou, Pallas 84, 2010, 186. 229 Zu einem Überblick Christodoulou, MDAI(A) 124, 2009, und auch Veymiers, BCH 133, 2009. 230 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, A5 = SEG 42, 563 = Juhel/Nigdelis, Kinch Nr. 75: Γάιος Ὤλιος / Μανίου υἱὸς / Ῥωμαῖος / Σαράπιδι, Εἴσιδι, / Ἀνούβιδι / χαριστήριον; s. Tataki, Roman Presence 331. 231 Die thessalonikeischen Inschriften: IG X 2, 1, 75–123. Vgl. Nigdelis, EpThess 211–216. Zum Isiskult in Thessalonike Edson, HThR 41, 1948, 181–188; Steimle, Religion 79–132; Steimle, Religions orienttales. Zu den Italikern in Thessalonike Velenis, Tekmeria 2, 1996. Es gab im königszeitlichen Makedonien natürlich Handelskontakte nach Ägypten, wie die Grabinschrift des frühen 3. Jh. v. Chr. für Melas, Sohn des Ariston, aus Naukratis belegt: Nigdelis, EpThess II 135–138. 232 IG X 2, 1, 83. Zur Familie Tataki, Roman Presence 378; Rizakis, Italiens 121 f. 233 Zum Isiskult in Amphipolis Veymiers, BCH 133, 2009; zur Münze Veymiers, Cults of Isis 195 f.
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wert ist, daß sich Petrosomatoglyphen wie Ohren und Fußabdrücke, die typisch für den Isiskult sind, im vorkaiserzeitlichen Griechenland lediglich auf Delos und in Makedonien finden lassen.234 Diese gemeinsame Vorliebe der Makedonen und der Italiker war gewiß nicht der Grund dafür, daß die Neuankömmlinge offensichtlich gut integriert werden konnten. Aber ein verstärkendes Element konnte ganz sicher darin bestehen, daß man gemeinsame Kulte feiern und gemeinsame Opfer bringen konnte. Die wenigen Personen mit lateinischen Namen, die in den vorcoloniazeitlichen Inschriften von Bouthrotos als Freilasser, z. T. sogar in Familienverbänden, auftauchen, hatte P. Cabanes anfangs zu besonders gut integrierten Italikern erklärt.235 Die Männer heißen Aulos, Leukios, Maarkos. Es ist sicher nicht ausgeschlossen, daß sich nach der Einrichtung des römischen Protektorates über den Norden Epirosʼ italische Händler in Bouthrotos niederließen, wie sie das zweifelsohne in Phoinike getan haben,236 aber allein von den lateinischen Praenomen ausgehend kann man nicht über die Herkunft dieser Männer entscheiden. Es kam vor, daß Griechen ihren Kindern lateinische Namen gegeben haben. Gründe für die Einwanderung Die Italiker kamen vor allem als Händler, als negotiatores, in den Osten. Sie konnte sich in Nordgriechenland die Infrastruktur zunutze machen, die in den Jahrhunderten der Königsherrschaft geschaffen wurde, um die Produkte des reichen Landes zugänglich zu machen. Diese Infrastruktur blieb auch nach dem politischen Wandel erhalten und trug sicher zur Attraktivität der Gegend bei.237 Landbesitz ist selten nachgewiesen, denn die Verleihung der ἔγκτησις, der einzige bekannte offizielle Vorgang, durch den Italiker Land erwerben konnten, war ein Privileg, das selten verliehen wurde.238 F. Càssola meinte, daß die römischen Bewohner des Ostens 234 Gasparini, Vestigia; Gasparini, Close Encounters. 235 Cabanes, Epirus 124; vgl. auch Cabanes, Colloque 1972, 208, und Karaiskaj, Fortifications 51. Cabanes deutet den Befund mittlerweile wesentlich vorsichtiger; vgl. I.Bouthrotos S. 261 f.; ebd. auch die Quellen. 236 Pol. 2, 8 erwähnt Italiker in Phoinike schon für die Zeit vor 230 v. Chr. 237 Die Bedeutung dieses Faktors betont Archibald, Ancient Economies 8. Zu den ökonomischen Motiven der frühen Italiker in Nordwestgriechenland Zoumbaki, RBPh 90, 2012. 238 Zur ἔγκτησις in Griechenland allgemein Zoumbaki, Meletemata 68, 54–62; Rizakis, Meletemata 68, 24 f. mit Anm. 19. Früher meinte man, daß grundsätzlich alle italischen Einwohner griechischer Städte die ἔγκτησις hatten (E. Kornemann, s. v. conventus, RE IV 1, 1900, 1196 f.; vgl. aber Hatzfeld, Trafiquants 299 f., der bereits nachweist, daß es keine generelle ἔγκτησις für Italiker gegeben habe). Die Ehrendekrete, die die ἔγκτησις verleihen, zeigen, daß es sich um ein je individuelles Privileg handelte. Die frühesten bei Zoumbaki, Meletemata 68, 56 angeführten Belege aus dem 2. Jh. stammen nur aus Mittelgriechenland und von den ägäischen Inseln, nicht von der Peloponnes. Einige Gruppen von Ῥωμαῖοι ἐνκεκτημένοι finden sich zwischen dem frühen 1. Jh. v. Chr. und der augusteischen Zeit in Beroia, Chios und Kos, jedoch stammen die frühesten aus Nordwestgriechenland, etwa die Italiker P. und L. Acilius, die vom Koinon der Akarnanen das Recht auf Landbesitz zugesprochen bekommen (IG IX 1, 513), und Cn. Baebius Tamphilus in Tyrrheion. Nur ein athenisches Beispiel ist bekannt (IG II2 907). Im freien Delos
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prinzipiell kein Interesse an Investitionen in Land gehabt hätten.239 P. A. Brunt vertritt die Ansicht, daß es zwar generell unwahrscheinlich sei, daß Italiker und Römer auf Ländereien außerhalb der Kolonien lebten, daß aber der Begriff negotiatores auch Landbesitzer meinen könne und Land insbesondere in die Hände von italischen Bankiers gelangt sein könne.240 Statt mit Geld und Land konnte man für seine Zinsen jedoch auch in Sklaven oder Kunstwerken zahlen.241 Ob die Zensoren das ehemalige makedonische Königsland womöglich an Italiker verpachteten, wäre eine Überlegung wert.242 Beroia ist die einzige makedonische Stadt, für die aus der Ehreninschrift für Piso bekannt ist, daß es in ihr landbesitzende (ἐνκεκτημένοι) Römer gab.243 Wenn in anderen makedonischen Städten Römer oder Italiker siedelten, wurde auf sie mit der Bezeichnung συμπραγματευόμενοι Bezug genommen, der Übersetzung des lateinischen negotiatores.244 Diese Händler spielten in den letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderten eine bedeutende Rolle im Osten; sie liehen den finanziell mittlerweile meist schwachen Städten Geld, sie errichteten Werkstätten und schufen Handelsnetzwerke. Sie suchten die Integration auch dadurch, daß sie am öffentlichen Leben teilhatten, Ämter und Liturgien übernahmen.245 Durch ihre Heiratsverbindungen mit den lokalen Magnaten entstand die frühkaiserzeitliche gemischte Elite, die im griechischen Osten führend wurde.246 Im einzelnen muß zu dieser
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246
gab es einige wenige Fälle, aber nach 167 finden sich keine Belege mehr. Die einzigen sicheren Belege für römische Landbesitzer (Ῥωμαῖοι ἐνγαιοῦντες) in Griechenland finden sich in Elis und in Messenien: Zoumbaki, RBPh 90, 2012, 82. (Zu Messenien im 2. Jh. v. Chr. s. Rizakis, Festschrift Themelis.) Daß zumindest die freien griechischen Staaten tatsächlich Verfügungsgewalt über die Zuwanderung und den Landbesitz hatten, macht das Beispiel Rhodosʼ deutlich, wo es aufgrund der strengen Reglementierung auswärtigen Zuzugs kaum Italiker gab; vgl. Wiemer, Krieg 323 und Anm. 44; Salomies, 12. Epigraphikkongreß 1275. Càssola, DialArch 4–5, 1971, 311. Brunt, Italian Manpower 211; 213. Zum Begriff negotiatores s. die bei Zoumbaki, RBPh 90, 2012, 81 Anm. 21, angeführte Literatur. Crawford, Economic History Review 30, 1977, 47 f. Zu Kunstwerken, die wohl auf diese Weise nach Italien gelangten, s. Touratsoglou, Festschrift Beschi. Für Korinth läßt sich wahrscheinlich machen, daß nach 146 v. Chr. das Land als ager publicus an Italiker verpachtet wurde, die die Keimzelle der späteren Kolonie bildeten: Cic. leg. agr. 1, 5; James, Corinth in Contrast; Hoskins Walbank, JRA 27, 2014, 404. Zur vorcoloniazeitlichen Zenturiation Romano, Corinth 279–283. Zum Mythos der „miserable huts“ der Interimsperiode Millis, Hesperia 75, 2006. EKM 1, 59; vgl. Cormack, AJA 48, 1944: Λεύκιον Καλπόρνιον Πίσωνα / ἀνθύπατον Βεροιαῖοι καὶ οἱ ἐνκεκτημένοι / Ῥωμαῖοι τὸν ἑατῶν πάτρωνα. Vgl. Tataki, Beroea 438 f. Kanatsoulis, Makedonika 4, 1955–1960, 265; Papazoglou, ANRW 356 f.; Sarikakis, Άρχοντες 1, 16 f.; Rizakis, Ancient Macedonia 4, 1986, 513 Anm. 8. Allgemein s. Rizakis, Meletemata 21, 28 f. Für Makedonien läßt sich das nicht zeigen; die Beispiele für diese Übernahme von Ämtern bereits in der Mitte des 1. Jh. v. Chr. stammen vor allem von der Kykladeninsel Tenos, wo Mitglieder der Italikergemeinde gern agoranomos, aber auch strategos wurden: Mendoni/Zoumbaki, Cyclades 36. Das geht natürlich nur, wenn dem von seiten der aufnehmenden griechischen Gemeinde nichts entgegensteht. Womöglich waren die makedonischen Städte in dieser Hinsicht restriktiver als die ärmeren kykladischen. Bintliff, Economic Archaeology 289: „… Roman businessmen, especially the upper-income group called negotiatores, formed a major predatory class in the last two centuries BC in the
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Klasse noch viel vergleichend gearbeitet werden. Die Standardwerke247 entstanden vor Jahrzehnten, und nicht nur sind zahlreiche Inschriften hinzugekommen, die zum einen unser Bild vom Umfang dieser frühen Einwanderung präzisieren, zum anderen prosopographische Untersuchungen zu Italikerfamilien im Osten ermöglichen. Vor allem richten die Untersuchungen zur antiken Wirtschaft ihr Augenmerk verstärkt auf diese Personengruppe, die an den Haupt- und Staatsaktionen nicht teilhatte und daher in der Forschung lange Zeit vernachlässigt wurde. Bereits Plinius war klar, daß die römische Expansionspolitik nicht zuletzt von wirtschaftlichen Interessen angetrieben war: „Wer nämlich dächte nicht, daß durch die Vereinigung der ganzen Erde unter der Hoheit des römischen Reiches auch das Leben aus dem Handelsverkehr und aus einem gemeinsamen glücklichen Frieden Vorteile erhalten habe und alles, auch das, was früher verborgen war, zum allgemeinen Nutzen freigegeben sei?“248 Jeremy Paterson geht sogar so weit, die ursächliche Antriebskraft für die römische Expansion nicht in den Entscheidungen der römischen Regierungsinstanzen zu sehen, sondern in den „hundreds of individuals who had their eyes on the main chance“.249 Natürlich waren nicht alle dieser negotiatores reich. Es gab bedeutende Großhändler in Puteoli oder auf Sizilien, aber zahlreicher waren die kleinen Überseehändler, die nie nach Rom kamen, „the sort whom Verres thought it safe to flog, cast into the quarries, and execute, Roman citizens though they were, were probably more typical, and obviously possessed neither equestrian status nor political influence.“250 Dieser Personenkreis hatte auch keine einflußreiche Organisation hinter sich, wie es die publicani hatten. Für die Publikanengesellschaften gab es jedoch in Makedonien nur wenig Gewinnmöglichkeiten. Als Piso diese Menschen verfolgt, hören wir nur von Eingriffen bei den portoria.251 Bis zu Pompeiusʼ Eroberungen war keiner anderen als der Provinz Asia das gracchische System auferlegt worden. Dieser führte es in Syria, Bithynia, Cilicia und Cyrene ein. In Makedonien wurde gerade auch die wichtigste Steuer, die decuma, nicht von publicani eingezogen.252 Eine wichtige Frage wäre, was denn die Einheimischen von den zugezogenen italischen Händlern hatten. Sie brachten Geld, das nach der römischen Eroberung und den folgenden Steuerzahlungen nach Rom sicher nicht allzu reichlich vorhan-
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Aegaean, lending money to weakened cities and buying up estates on a large scale, as well as setting-up craft workshops and commercial networks. In Greece, by the Early Empire, they had created a single ruling-class controlling the region through intermarriage with Greek magnates.“ Vgl. auch Bintliff, Archaeology of Greece 330; Rizakis, Recherches récentes; Paterson, Trade. Hatzfeld, Trafiquants, und Wilson, Emigration. Plin. nat. 14, 2: quis enim non communicato orbe terrarum maiestate Romani imperii profecisse vitam putet commercio rerum ac societate festae pacis omniaque, etiam quae antea occulta fuerant, in promiscuo usu facta? Übers. R. König. Paterson, Trade 146: „… it is often presumed that the key factors are the decisions of the governing authorities in Rome. But the real initiative lay with hundreds of individuals who had an eye to the main chance.“ Vgl. Bintliff, Economic Archaeology 286. Brunt, Fall 171. Zum Status der Händler ebd. 168–172. Cic. Pis. 87. Badian, Zöllner 133.
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den war.253 Zumindest in Makedonien sind ihre Inschriften oft die einzigen oder die frühesten aus dem jeweiligen Ort, und wenn es sich nicht um Grabinschriften handelt, treten sie als Weihende oder Stifter, als klassische Euergeten, auf. Ob sie Absatzmärkte für lokale Produkte erschlossen, ob Überschüsse erwirtschaftet wurden, wüßte man gern. Aus Makedonien sind für das Jahr 88 v. Chr. keine Gewalttaten gegen Italiker überliefert. Ohnehin sollte man sich hüten, aus den in Kleinasien zu Beginn des Mithradatischen Krieges begangenen Massakern verallgemeinernde Rückschlüsse zu ziehen, denn nichts deutet darauf hin, daß Römer und Italiker den Griechen im allgemeinen verhaßt gewesen seien.254 Die besondere Situation des von den Publikanengesellschaften ausgeplünderten ehemaligen Attalidenreiches hatte diesen Haß auf die Italiker hervorgerufen, der sich in Griechenland und Makedonien nicht findet. Eine bedenkenswerte Frage ist, ob die Italiker als solche aufgefallen sind, wenn sie nicht in größeren Gruppen an einem Ort siedelten. Sie sprachen Griechisch, oft sogar als Muttersprache, taten, was reiche Männer für ihre Gemeinschaft tun sollten, und waren nicht selten mit einheimischen Frauen verheiratet. Ob die Kleidung sie erkennbar machte, können wir für diejenigen Italiker, die in Griechenland lebten, nicht sagen. In Kleinasien erkannte man sie: Wenn Rutilius Rufus dem Römermord entkommen konnte, weil er griechische Kleidung trug,255 heißt das, daß die anderen Römer das für gewöhnlich nicht taten. Das ist auch klar durch die bei Poseidonios überliefert Rede des Atheners Aristion, die dieser in Athen hält, als er aus Kleinasien zurückkehrt, um den Athenern über die Vorgänge unter Mithradates zu berichten: „Von den übrigen Römern haben sich die einen vor den Götterbildern niedergeworfen; die anderen benutzen erneut viereckige Umhänge und nennen wieder ihre ursprünglichen Heimatländer.“256 Soldaten und Veteranen Eine weitere bedeutende Einwanderungsquelle, die sich allerdings nicht in den Quellen und Befunden widerspiegelt, müssen die in den Ruhestand versetzten Soldaten der römischen Heere sein, die entweder in den zahlreichen Auseinandersetzungen, die in Makedonien stattfanden, desertierten oder die entlassen wurden und im Lande blieben. Diese „Vorkolonisation“ geschah auf individueller Basis; die 253 Man sollte meinen, daß die verstärkte Präsenz von Italikern auch mehr römische Münzen auf den Balkan brachte. Deren Nutzung in einem ökonomisch relevanten Maße fängt aber in Illyrien und Epiros, wo man so etwas früh vermuten sollte, erst um 100 v. Chr. an. Dazu Burnett, Obolos 4; Gjongecaj, Nomisma; Fournier, BCH 133, 2009. 254 Dazu Bernhardt, Polis 264 f. 255 Cic. Balb. 28; Cass. Dio frg. 97, 3. 256 FGrH 87 frg. 36 = Athen. 5, 213 b: οἱ μὲν θεῶν ἀγάλμασι προσπεπτώκασιν, οἱ δὲ λοιποὶ μεταμφιεσάμενοι τετράγωνα ἱμάτια τἀς ἐξ ἀρχῆς πατρίδας πάλιν ὀνομάζουσι. Übers. C. Friedrich. Dazu Wilson, Emigration 154 f.: das seien wohl italiotische Griechen oder semihellenisierte Italiker oder Freigelassene griechischer Herkunft, die nun keine Römer mehr sein wollen, obwohl sie zuvor in der Toga herumgelaufen sind. Allgemein zum „cultural cross-dressing“ Miller, Antichthon 47, 2013.
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Rolle des römischen Staates oder des entlassenden Generals bei der Zuweisung von Land ist unklar.257 P. A. Brunt nimmt an, daß von den Soldaten, die länger in einer Region gedient hatten und sie gut kannten, erwartet wurde, daß sie sich eine Farm kaufen und ausstatten oder daß sie ein Geschäft beginnen, daß sie manchmal sogar in der Lage waren, sich mit Gewalt ein Stück Land zu verschaffen. Er akzeptiert die Ansicht nicht, daß in nachsullanischer Zeit die Veteranen Land oder Geld, um Land zu kaufen, zugewiesen bekamen, sondern nimmt an, daß sie vor Caesar in den Provinzen Land entweder kauften oder sich anderweitig aneigneten ohne ein staatliches System, das sich um die Versorgung kümmerte.258 Verbreitet war das vor allem in Spanien, aber auch für Makedonien gibt es einige Beispiele: Cicero erwähnt für 43 v. Chr. einen ehemaligen Centurio des Metellus Creticus, der in Makedonien reich geworden war.259 Bereits im Krieg gegen Perseus waren 500 Sizilier, die als socii navales in der römischen Flotte dienten, desertiert – wir wissen jedoch nicht, ob sie im Lande geblieben oder heimgekehrt sind.260 Es müssen jedoch zahlreiche Veteranen aus den Barbarenkriegen in Makedonien geblieben sein, ebenso wie solche aus den Piratenkriegen sich auf Kreta angesiedelt hatten, die Pompeius dazu brachten, mit dem Senat den relativ kurzen Weg nach Makedonien zu gehen. Dort konnte er eine Legion aus den Veteranen ausheben.261 Einige derjenigen, die Pompeius in den Osten begleiteten, hegten gar den Plan, sich mit ihrem gesamten Hausstand in Makedonien und Thrakien niederzulassen.262 Pompeius stützte sich wohl tatsächlich vor allem auf Italiker und Veteranen, denn seine lokalen Auxilien waren nicht zahlreich.263 Nach der Schlacht von Pharsalos ließen sich viele Soldaten des Pompeius in Thessalien und in Makedonien nieder. Das war einer der Gründe für Brutus, nicht in seine Provinz zu gehen, sondern sich Makedonien anzueignen. Cassius Dio schreibt, daß Brutus und Cassius nicht in ihre Provinzen gingen, sondern nach Syrien und Makedonien, da diese „eine ausgezeichnete strategische Lage besaßen und über bedeutende Geldmittel und Streitkräfte verfügten.“ Die Bevölkerung Makedoniens sei dem Brutus zugetan gewesen, „besonders aber auch, weil er zahlreichen Soldaten bei sich Aufnahme gewährt hatte. Es handelte sich dabei um Überlebende aus der Schlacht von Pharsalos, die sich selbst damals noch in jenem Gebiete herumtrieben, und um andere, die den mit Dolabella ausgezogenen Verbänden entstammten und infolge von Krankheit und aus mangelnder Disziplin zurückgeblieben waren.“264 257 Papazoglou, Macedonia 196. Zur republikanischen Veteranenversorgung s. Tweedy, Historia 60, 2011. 258 Brunt, Italian Manpower 217–220; vgl. Zoumbaki, Meletemata 68, 53 f. 259 Cic. ad Brut. 1, 8. 260 Liv. 43, 12, 9; 44, 20, 6; dazu Prag, JRS 97, 2007, 79. 261 Caes. civ. 3, 4; Vanderspoel, Companion 267 f. 262 Cass. Dio 41, 7, 3. Pompeius konnte bereits zuvor in Kappadokien eine Stadt Nikopolis gründen und einige seiner Soldaten dort ansiedeln: Cass. Dio 36, 50, 3. 263 Brunt, Italian Manpower 473 f. 264 Cass. Dio 47, 21, 1–3: Κρητῶν μὲν καὶ Βιθυνῶν, ἐφ᾽ οὓς ἐστέλλοντο, ἠμέλησαν, οὐδεμίαν ἐν αὐτοῖς ἀξιόχρεων ὠφελίαν ὁρῶντες οὖσαν, πρὸς δὲ δὴ τήν τε Συρίαν καὶ τὴν Μακεδονίαν, καίπερ μηδέν σφισι προσηκούσας, ἀλλ᾽ ὅτι τῷ καιρῷ καὶ τοῖς χρήμασι ταῖς [2] τε δυνάμεσιν ἤκμαζον, ἐτράποντο … Βροῦτος δὲ τήν τε Ἑλλάδα καὶ τὴν Μακεδονίαν συνίστη. ἄλλως τε γὰρ
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Vielleicht bestand auch die Armee, die Antonius in Epiros sammelte, aus überlebenden Veteranen des Pompeius.265 Diese ehemaligen römischen Soldaten, die sich jahrzehntelang zu hunderten oder tausenden in Nordgriechenland aufgehalten haben müssen, hinterließen keinerlei Spuren, so daß auch nicht klar ist, wo und wie sie sich angesiedelt haben, ob einzeln oder in Gruppen, und was sie die vielen Jahre über getan, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient haben. So bleibt vorerst nichts als die Tatsache ihrer Anwesenheit zu konstatieren.266 Verbannte Eine weitere Gruppe von Italikern, die meist vorübergehend in Griechenland lebten, waren Verbannte, unter denen Cicero das prominenteste Beispiel ist. In Epiros und in Makedonien hielten sich, weil Italien von Nordgriechenland aus schnell zu erreichen ist und umgekehrt Nachrichten auch rasch zu übermitteln sind, vor allem diejenigen unter den Verbannten auf, die ihre Rückkehr intensiv betrieben, was auch wiederum an Ciceros Umsiedlung von Thessalonike nach Dyrrhachion zu sehen ist.267 Auch über diese Exilanten wissen wir nicht viel. Die Catilinarier um P. Autronius Paetus gingen geschlossen nach Epiros und lebten dort auch gemeinsam.268 Am klarsten ist – neben der Ciceros, die aber so kurz war, daß er nie
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ἔκ τε τῆς δόξης τῶν πεπραγμένων καὶ ἐπὶ ταῖς ἐλπίσι τῶν [3] ὁμοίων προσεῖχον αὐτῷ, καὶ διότι καὶ στρατιώτας συχνούς, τοὺς μὲν ἐκ τῆς πρὸς Φαρσάλῳ μάχης ἐκεῖ που καὶ τότε ἔτι περιπλανωμένους, τοὺς δὲ καὶ ἐκ τῶν τῷ Δολοβέλλᾳ συνεξελθόντων ὑπολειφθέντας ἢ διὰ νόσον ἢ διὰ ἀταξίαν, προσλαβὼν εἶχε. Vgl. Plut. Brutus 25; Brunt, Italian Manpower 425 f. So eine der Hauptthesen von Tarn, CQ 26, 1932, der zeigen möchte, daß das Heer des Antonius kein orientalisches war, sondern zum größten Teil aus Italikern bestand. Brunt, Italian Manpower 628 Anm. 3, folgt ihm. Fermor, Rumeli 295 f.: „Eine kühne Theorie … behauptet, die Walachen seien die Nachkommen der Armee des Pompeius, die im Jahre 48 v. Chr. von Caesar in Pharsalos auf der thessalischen Ebene geschlagen wurde. Bemerkenswert einleuchtend.“ Mit dieser „kühnen Theorie“ setzt sich Winnifrith, Greece Old and New, auseinander. Kelly, Exile 108 f. Zu Ciceros Exil OʼSullivan, Egnatian Way 200–202; Kelly, 110–125. Cic. Att. 3, 7, 1; 3, 8, 1; Planc. 98; 100; vgl. fam. 14, 3, 4; Q. Fr. 1, 3, 4. In Planc. 98 legt Cicero, sicher nicht ohne zu übertreiben, nahe, daß die Zahl der Catilinarier in Epiros groß sei: „Dort angekommen, fand ich bestätigt, was ich schon gehört hatte: daß Griechenland voll von den verbrecherischen und skrupellosen Menschen sei, deren Händen mein Konsulat die mörderischen Dolche und verderblichen Fackeln entwunden hatte.“ (Quo cum venissem, cognovi, id quod audieram, refertam esse Graeciam sceleratissimorum hominum ac nefariorum, quorum impium ferrum ignesque pestiferos meus ille consulatus e manibus extorserat.) Übers. M. Fuhrmann. In Att. 3, 7, 1 erklärt er dem Freund, daß er ihn auf dem Weg ins Exil nicht besuchen könne, da er den Heimstätten des Autronius und seiner Kumpane zu nahe käme: „… um nur zu einem vorübergehenden Aufenthalt dort einzukehren, dazu liegt es mir zu weit vom Wege ab, und außerdem würde ich mich Autronius und den andern bis auf vier Tagereisen nähern, und das, ohne Dich bei mir zu haben.“ (Sed itineris causa ut deverterer, primum est devium, deinde ab Autronio et ceteris quadridui, deinde sine te.) Übers. H. Kasten. Vgl. Att. 3, 3 zum Grund des Aufenthaltes auf Siccas Landgut: „… außerdem sehe ich, daß ich, wenn ich Dich bei mir habe, von hier nach Brindisi gehen kann; ohne Dich darf ich wegen Autronius jene Gegenden nicht betreten.“ (… et simul intellegebam ex eo loco, si te haberem, posse me Brundisium re-
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daran dachte, sich im Osten häuslich einzurichten – die Exilzeit des C. Antonius „Hybrida“, des Konsuls des Jahres 63 v. Chr. (RE 19), zu erkennen. Dieser Onkel des Triumvirn hatte schon im Jahre 84 v. Chr. als Präfekt unter Sulla in Achaia die Kavallerie benutzt, um sich zu bereichern.269 Als übler Proskriptionsgewinnler und Schuldenmacher (Cicero war einer seiner zahlreichen Gläubiger270) wurde er 70 v. Chr. aus dem Senat geworfen und verlegte sich in Süditalien auf die Viehwirtschaft, was Cicero Sorgen machte, denn Antonius könne mit seinen zahlreichen Hirten jederzeit einen Sklavenaufstand vom Zaun brechen.271 Nach seinem Konsulat war er von 62 bis 60 v. Chr. Statthalter Makedoniens und tat dort, was man als Statthalter üblicherweise weniger offensichtlich tat: Er preßte den Provinzialen Geld ab und begann einen Krieg, um Beute zu machen.272 Wegen schlechter Amtsführung angeklagt und verurteilt, ging er 59 v. Chr. nach Kephallenia ins Exil.273 Strabon berichtet, daß er die Insel beherrschte, als sei sie sein Privateigentum; er begann sogar, eine Stadt zu bauen.274 Als Exilant hatte er keinen offiziellen Status, auch haben ihn die Einwohner sicher nicht willkommen geheißen. So kann Strabons Aussage nur bedeuten, daß er Land auf der Insel besaß und die Einwohner also von ihm abhingen. Die Siedlung, die er dort errichtete, ist wahrscheinlich der antike Ort bei Fiskardo im Norden der Insel, denn dabei handelt es sich um eine rein römische Siedlung mit Beziehungen nach Nikopolis. Die Nekropolengrabung und die Inschriften sind unpubliziert.275 Ein Badkomplex, ein Odeion und ein Forum zierten diese Stadt des Verbannten. Römer, die sich in der Verbannung einrichteten, konnten auch andernorts ihren Bauleidenschaften nachgehen. So wissen wir aus dem Briefwechsel des Cicero, daß C. Memmius (RE 8), der wegen ambitus verurteilte Anwärter auf den Konsulat des Jahres 53 v. Chr., in seinem Athener Exil vom Areopag die Erlaubnis erlangen konnte, das Haus Epikurs abzureißen und an dessen Platz einen Neubau zu errichten.276
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ferre, sine te autem non esse nobis illas partes tenendas propter Autronium.) Übers. H. Kasten. Zu den Catilinariern in Epiros Kelly, Exile 108 f. Ascon. 84; Plut. Caes. 4. Cic. Att. 1, 12, 2. Ascon. 84; 87 f.; Cic. Flacc. 95; Q. Cic. Com. Pet. 8. Cass. Dio 38, 10; Sarikakis, Άρχοντες 1, 94–98. Cic. Cael. 75; Vat. 27 f.; Cass. Dio 38, 10, 3 f.; Schol. Bob. 94. Zum Prozeß Alexander, Trials 119 f.; Austin, Pro M. Caelio 158 f. Strab. 10, 2, 13. Bernhardt, Polis 180, übernimmt Strabos Einschätzung und verallgemeinert: „… sogar ein Verbannter aus der römischen Nobilität konnte an seinem Exilort, einer Freistadt, fast so willkürlich schalten und walten, als ob die Stadt sein Landgut wäre.“ Zu Antonius Hybrida Shatzman, Wealth 295 f.; zu seinem Exil auf Kephallenia auch Kelly, History of Exile 109 f. Zu den archäologischen Überresten Sotiriou, Spazio ionico 108. Zum Kammergrab und dem Odeion s. den Kurzbericht von C. Morgan in AR 54, 2007–2008, 46 f. Ein Vorbericht zur Nekropole: Sotiriou, AD 50, 1995. Cic. fam. 13, 1, 3–5.
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Landbesitzer Jedoch hatten nicht nur die Exilierten unter den Angehörigen der römischen Elite Land und Besitz im Osten: Land in Griechenland besaßen auch M. Antonius, der einen Verwalter in Korinth hatte,277 und L. Mescius Rufus, Quaestor in Cilicia 51/50 v. Chr. Dieser war der einzige Senator in seiner Familie ritterlichen Standes; er erbte im Jahre 46 v. Chr. Land von einem Cousin M. Mindius, der Geschäfte und Besitz in Achaia hatte, vor allem in Elis.278 Die gewaltigen Viehherden, die Römer in Epiros hielten, sind vor allem durch M. Terentius Varros Schilderung in seinem Buch über die Landwirtschaft berühmt geworden.279 De re rustica wird in Form eines Dialogs zwischen Varro selbst und römischen Villenbesitzern, den synepirotae, in Epiros präsentiert. Es treten T. Pomponius Atticus, L. Cossinius, Murrius und Cn. Tremellius Scrofa auf.280 Die Villa von Agios Donatos im Tal von Paramythia ist kürzlich aufgrund eines zeitlich passenden Ziegelstempels (COS = Cossinius?) vorsichtig mit der Villa des Cossinius identifiziert worden.281 Die mindestens 90 × 40 m große Villa ist innerhalb einer hellenistischen Festung auf drei Terrassen errichtet worden. Die Mauern in opus incertum weisen Malereien im Zweiten Pompeianischen Stil auf; aus dieser Zeit stammen viele importierte Sigillaten. Andere Farmen der Gegend zeigen nicht diese römischen Bau- und Bemalungstechniken und haben auch keine importierte Keramik. Die Rinderherden sind auch im untersuchten Knochenmaterial nachzuweisen.282 Warum die reichen Italiker ihre Herden in Epiros halten und nicht im traditionellen Weideland Apulien, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Jean Hatzfeld vermutete,283 daß die in Apulien nötige Transhumanz in Epiros entfiele und so auch die Notwendigkeit, teure Spezialisten zu beschäftigen. Zudem habe es in Epiros zumindest bis in augusteische Zeit keinen ager publicus gegeben, was eine freiere Entfaltung möglich machte. Der dritte von Hatzfeld angegebene Grund, die Menschenleere des durch den Sklavenraubzug des Aemilius Paullus entvölkerten Epiros, hat recht wenig für sich, denn die Viehherden wurden nicht in der tatsächlich stark in Mitleidenschaft gezogenen Molossis gehalten, sondern vor allem im relativ glimpflich davongekommenen und keineswegs entvölkerten und verarmten Thesprotien sowie im Süden Chaoniens.284 Mit diesen italischen Herdenbesitzern 277 Plut. Anton. 67, 7; Shatzman, Wealth 304. 278 Cic. fam. 3, 26; 28; Shatzman, Wealth 385. In Shatzmans Tabelle VI (S. 460 f.), die Landbesitzer in den Provinzen von Sulla bis Augustus aufführt, sticht Griechenland mit drei Senatorennamen nicht heraus; es sind immer nur zwei bis sechs. 279 S. nur Varro rust. 2 praef. 6. 280 Zu den synepirotae Cabanes, Epirus 124–126; Bowden, Thesprotia Expedition I 169; Horsfall, LCM 14, 1989; Purcell, Nikopolis A 74 f. Zu Atticus Deniaux, Illyrie méridionale I. 281 Forsén, Thesprotia Expedition II 17–20. 282 Deckwirth, Thesprotia Expedition II. 283 Hatzfeld, Trafiquants 222. 284 Zur „Romanisierung“ dieser Gegenden im 1. Jh. v. Chr. durch italische Siedlungen und die Latinisierung von Toponymen s. Dakaris, Nikopolis A 21. Zur Zahl der Siedlungen Purcell, Nikopolis A 74 f.; vgl. Wilson, Emigration 95 f. Die frühesten Siedlungsspuren in Sofratikë/ Hadrianopolis im Drintal stammen aus der Zeit kurz nach 167 v. Chr.: Perna, Ricerche 116 f.
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hängt es auch zusammen, daß in Makedonien und in Epiros der Typus der römischen Villa bereits im 1. Jh. v. Chr. auftaucht, während er in Mittel- und Südgriechenland erst im späten 1. und im 2. Jh. n. Chr. in Erscheinung tritt.285 Neben der Villa von Agios Donatios sind weitere Beispiele früher Villen in Nordgriechenland die von Paliomanna bei Beroia, die sogar ein Frischwasserbecken zur Fischzucht hat,286 eine Anlage in Megali Vrisi auf Lefkas287 und die zahlreichen Gutshöfe am aitolischen Trichonissee und um die Ebene von Agrinion in Akarnanien.288 Die Einführung der Villenkultur wurde dadurch erleichtert, daß es in Makedonien schon seit Philipp II. große Landgüter mit Zentralgebäuden gab, die sicher nicht von den Besitzern bewohnt wurden.289 Indigene Gruppen Die παροικοῦντες der in der Einleitung vorgestellten Augustus-Basis aus Akanthos führen auf einen weiteren bevölkerungsgeschichtlich relevanten Aspekt des römischen Makedonien: die Emanzipation derjenigen Bevölkerungsgruppen, die in der Königszeit nicht das makedonische Bürgerrecht hatten,290 und die in Makedonien wohl anders als die λαοί der westkleinasiatischen Städte nicht in der Minderheit waren. D. Samsaris hatte vermutet, die Paroikoi in Akanthos seien zugereiste kleinasiatische Händler gewesen.291 Als Beleg dient ihm eine in Ierissos gefundene schlecht erhaltene Inschrift, in der Louis Robert eine Weihung für den Heros Per285 286 287 288 289
Ein Überblick bei Zarmakoupi, Meletemata 68. Koukouvou, AErgoMak 13, 1999. Pliakou/Giza, Meletemata 68. Staikou/Leondariti, Meletemata 68, und Gerolimou, Meletemata 68. Das königszeitliche System der Bewirtschaftung großer Ländereien wirft noch viele Fragen auf; s. Adam-Veleni, AErgoMak ET 2009. 290 In der pauschalen Außensicht der meisten Quellen werden auch diese Menschen als Makedonen bezeichnet, was sie für uns, zumindest was die Königszeit betrifft, nahezu unsichtbar macht. Vgl. Hammond, CQ 45, 1995, 127 f.: „Under Alexander ‚Macedones‘ occupied Upper Macedonia (including Parauaea and Tymphaea), Eordaea, Pieria, Almopia and Bottiaea. Elsewhere in the kingdom they lived alongside the native peoples, mainly in ‚Cities of Macedones‘ or on estates granted by the king. It was these ‚Macedones‘ who became Cavalry Companions, Foot-Companions, Town-Companions and Hypaspist-Companions of Alexander. Troops raised from other peoples of the kingdom were not called ‚Macedones‘. Politically the king dealt with ‚Macedones‘ in assembly for deliberation and treason-trials. The ‚Macedones‘ in assembly elected or deposed a king, appointed a guardian for a minor king, made decisions in financial matters, appointed diplomatic representtatives and chose a city to be transplanted, e. g. to Calindoea. On the other hand, foreigners who were not concerned with internal distinctions referred sometimes to all inhabitants of the kingdom as ‚Macedones‘.“ In den makedonischen Kernlanden werden unter Philipp V. und/oder Perseus Münzen mit den Legenden ΜΑΚΕΔΟΝΩΝ ΑΜΦΑΞΙΩΝ und ΜΑΚΕΔΟΝΩΝ ΒΟΤΤΕΑΤΩΝ geprägt. Prägeherr ist also nicht die gesamte Bevölkerung, sondern sind nur die Makedonen, also die Vollbürger: Hammond, Macedonia III 466. Zu den Münzen Gaebler, Münzkunde VIII 183–189. Papazoglou, Laoi 167, definiert die Paroikoi anhand westkleinasiatischer Beispiele als „tous les indigènes membres de la cité sans droits politiques“. 291 Samsaris, Makedonika 25, 1985/86, 39 f.
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gamos erkannt hatte.292 Dieser Heros Pergamos war ein Held unklaren Zuschnitts, ein „Schemenheros“,293 dessen einzige Aufgabe es gewesen zu sein scheint, nach Kleinasien zu gehen und die Stadt Pergamon nach sich zu benennen. Er kam aus Epiros und war der Sohn des Neoptolemos, des Bruders des Molossos, und der Andromache oder der Leonassa.294 Auf halbem Weg zwischen Epiros und Pergamon liegt bei Moustheni im pierischen Tal zwischen Pangaion- und Symbolon-Gebirge das makedonisch-thrakische Pergamos, ein Ort, der nicht viele literarische und archäologische Spuren hinterlassen hat.295 Jedoch ist er ein Hinweis darauf, daß ein Heros Pergamos in Ostmakedonien kein Fremder gewesen sein und daher eine Weihung an ihn nicht von Händlern aus Kleinasien stammen muß. Allem Folgenden muß das caveat vorangestellt werden, daß die ethnische und soziale Struktur des antiken Makedonien nahezu unbekannt ist und hier nur versucht werden kann, einige Hinweise zusammenzutragen, die die Besonderheiten des römischen Makedonien besser verstehbar machen.296 Für das hellenistische Makedonien galt bislang vor allem das Ehrendekret aus Gazoros297 als Hinweis auf das Verhältnis der makedonischen Oberschicht zur ländlichen Bevölkerung. Die Formulierung des Dekrets zeigt, daß die Bevölkerung der ländlichen Weiler von der Polisbürgerschaft institutionell getrennt war und eine untergeordnete politische Position einnahm. Die Deutung dieses Befundes ist umstritten, da Gazoros nicht in Altmakedonien liegt, sondern in den neuen Ländern, die unter Philipp II. und Alexander III. hinzugewonnen wurden und in denen andere Verhältnisse herrschten und vor allem eine andere Bevölkerungsstruktur anzutreffen war. Hier im Osten siedelten sich nur wenige Makedonen an; mit Ausnahme von Amphipolis finden sich südlich des Cholomon und östlich des Rendina-Passes kaum noch makedonische Namen.298 So war es denn auch die gängige Position, in den Verhältnissen, die das Gazoros-Dekret beschreibt, eine Ausnahme von der Regel zu sehen, daß alle makedonischen Bürger Vollbürger mit allen politischen Rechten waren und daß es keine expliziten Zeugnisse für Minderberechtigte gab.299 Eine königszeitliche Landverkaufsinschrift aus Mieza belegt allerdings, daß es 292 293 294 295 296 297 298 299
Dimitsas, Makedonia 789; Robert, RPh 13, 1939, 131–135; Juhel/Nigdelis, Kinch Nr. 3, S. 46 f. Thraemer, Pergamos 243. Zum Heros Pergamos Thraemer, Pergamos 241–245. Hdt. 7, 112 erwähnt eine befestigte Stadt der Pierer namens Pergamos anläßlich des Xerxeszuges. Zum Ort und zur Lokalisierung Collart, Philippes 75–77; Pikoulas, Χώρα των Πιέρων 176–179; zur Münzprägung in klassischer Zeit Psoma, Horos 14–16, 2000–2003. Vgl. die Mahnung zur Vorsicht bei Hatzopoulos, Greek Personal Names 102. SEG 30, 1892; I.Philippi 543; Veligianni, ZPE 51, 1983; vgl. Veligianni, Klio 77, 1995; Hatzopoulos, Epigrafia del villagio. Hatzopoulos, Greek Personal Names 112. Expliziert bei Hatzopoulos, Macédoine 72 und BE 1992, 297, gegen die Annahmen von Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 120–124, die von der Existenz einheimischer Freier ohne Bürgerrecht ausgeht, die der Kopfsteuer unterworfen waren. Für die makedonische Kopfsteuer gibt es zwei kaiserzeitliche Belege: SEG 17, 315 = EKM 1, 117, ein Ehrendekret aus Beroia für K. Popillios Python, der unter anderem die Kopfsteuer für die ganze Provinz übernimmt; dazu Bartels, Städtische Eliten 148, sowie IGBulg IV, 2263 aus Sandanski, ein Brief des Antoninus Pius an Paroikopolis/Parthikopolis am Strymon, der Freie erwähnt, die Kopfsteuer zahlen müssen; dazu Detschew, ÖJh 41, 1954; J. H. Oliver, AJPh 79, 1958; Oliver, Greek Constitutions 322–
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schon vor der römischen Eroberung und der Abschaffung des Königtums minderberechtigte Bevölkerungsgruppen nicht nur in den Neuen Ländern, sondern auch im Zentrum des Königreichs gegeben hat.300 Bei der Betrachtung der Bevölkerungsgruppen Makedoniens muß nicht nur zwischen den drei Großregionen, dem untermakedonischen Kern des Reichs, Obermakedonien und den Neuen Ländern, unterschieden werden. Es spielt sicher auch eine gewichtige Rolle, ob es sich bei den minderberechtigten Beiwohnern um die „Ureinwohner“ des Landes handelte oder um Umgesiedelte. Jedoch können wir diese Kategorien oft nicht unterscheiden – gerade im Falle der in den Neuen Ländern häufig begegnenden Thraker ist nie klar, ob es sich um Umgesiedelte oder um Alteingesessene handelt. Spätestens seit Philipp II. war die im großen Maßstab betriebene Umsiedlung von Menschengruppen, vor allem von Illyrern und Thrakern, aber auch von Kelten, ein Mittel der makedonischen Könige gewesen, Grenzen und neuerworbene Gebiete zu sichern. Die Barbaren wurden nicht nur an den Rändern des Reichs angesiedelt, sondern auch in zentralen Orten wie Edessa, Kyrrhos und vielleicht Pella.301 Livius berichtet, daß Philipp V. im Jahre 182 v. Chr. Thraker und andere Barbaren in der Emathia ansiedelte,302 und bei der Heeresmusterung des Jahres 171 in Kyrrhos ist von 3000 in den Neuen Ländern ausgehobenen Thrakern die Rede, die Livius als incolae bezeichnet.303 In seiner Beschreibung der römischen Regelungen nach dem Krieg gegen Perseus berichtet Livius, daß in der dritten Meris, die das Gebiet des Alten Königreichs umfaßt, gallische und illyrische incolae als Bauern lebten.304 Auch in der philippischen Inschrift, die ein Dekret Alexanders III. überliefert, wird zwischen den Einwohnern von Philippi und den Thrakern unterschieden.305 Diese Thraker, die onomastisch flexibel waren und ihren Kindern gern lateinische oder griechische Namen gaben,306 waren begehrte Söldner, und die ptolemäischen Könige in Ägypten nahmen die Thraker Ostmakedoniens gern in ihr Heer auf. Sie wurden in den Papyri manchmal Makedonen genannt, was ihre geographische und politische Herkunft bezeichnet und kein Pseudo-Ethnikon ist. Im 3. und 2. Jh. herrschen die ostmakedonischen thrakischen Namen, die oft mit Mestund Tork- beginnen, in Ägypten vor; die im eigentlichen Thrakien weitverbreiteten Namen mit Epta- und Mouka- fehlen. Auch in anderen hellenistischen Heeren do-
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324 Nr. 156. Papazoglou, Laoi 2, gab in diesem späteren Beitrag die Ansicht auf, es habe bereits im antigonidischen Makedonien derartige Bevölkerungsgruppen gegeben. Hatzopoulos, Tekmeria 10, 2011, 62–64. Vgl. Daubner, Migration 19–21; Tataki, Edessa 104 f. Eine übergreifende Untersuchung dieser Umsiedlungen durch die argeadischen Könige fehlt. Liv. 40, 3, 3 f.: iam primum omnem fere multitudinem civium ex maritimis civitatibus cum familiis suis in Emathiam quae nunc dicitur, quondam adpellata Paeonia est, traduxit, Thracibusque et aliis barbaris urbes tradidit habitandas. Liv. 42, 51, 5: admixtis etiam Threcibus incolis, trium milium ferme et ipsi expleverant numerum. Liv. 45, 30, 5: tertia regio nobilis urbes Edessam et Beroeam et Pellam habet et Vettiorum bellicosam gentem, incolas quoque permultos Gallos et Illyrios, inpigros cultores. I.Philippi 160a = SEG 34, 664 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 6; vgl. Hammond, CQ 38, 1988. Dana, Noms de personnes 44.
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minieren ostmakedonische Thrakernamen.307 Ein Isishymnos aus dem Fayum, im 1. Jh. v. Chr. von Isidoros verfaßt, teilt die Menschen in „Thraker und Hellenen und die, die Barbaren sind.“308 In der Außensicht des Ptolemäerreichs waren die ostmakedonischen Thraker also nahezu gleichwertige Bewohner der alten Heimat.309 In den Neuen Gebieten und auf der südlichen Chalkidiki dominierte nach der makedonischen Eroberung also weiterhin das vormakedonische Bevölkerungselement.310 Auch im relativ stark makedonisierten Amphipolis blieb die alte Elite bestehen, bis auf die Feinde Philipps II., die verbannt wurden.311 Die Neugründungen Kassandreia und Philippoi wurden nicht mit Makedonen besiedelt; die Einwohner dieser Städte benutzen auch nie das Ethnikon Μακεδών.312 Obermakedonien mit seiner Mischbevölkerung war seit Philipp II. in das Königreich inkorporiert; die Bewohner insgesamt, nicht nur die makedonischen Kolonisten in der Eordaia, galten als Makedonen.313 Für die übrigen Gebiete, die seit dem 6. Jh. v. Chr. zu Makedonien kamen, hat M. Hatzopoulos anhand des Namensmaterials versucht, die Expansionsgeschichte der Makedonen zu rekonstruieren, denn die Phasen der makedonischen Expansion waren auch stets von unterschiedlich starken Kolonisationsbewegungen begleitet. Im Gegensatz zu den von Poleis ausgehenden Kolonisationszügen werden die makedonischen allerdings meist als Bevölkerungsverschiebungen oder -umsiedlungen bezeichnet, was eine zentrale Steuerung durch den König suggeriert, die jedoch nicht erwiesen ist.314 Im Anthemous-Tal, in der östlichen Mygdonia und in der Bottike mit den Städten Therme, Apollonia, Arethousa, Anthemous und Kalindoia, die bereits im 6. Jh. makedonisch wurden, tauchen erst seit Alexander III. makedonische Namen auf; vorher dominieren griechisch-ionische und epichorische. Hierher zogen also anfangs keine großen Siedlerströme aus Kernmakedonien.315 In der späteren, nach Norden gerichteten Kolonisationsphase ist vor allem in der Krestonia, der Amphaxitis und in der westlichen Mygdonia mit den Städten Morrylos, Europos und Lete eine überwältigende Präsenz make307 Dana, Pratiques et identités 94–101; Laʼda, Foreign Ethnics E 1415, 1622–1627, 1785. Es sollte jedoch stets beachtet werden, daß es sich bei vielen der Namen, die gemeinhin für thrakisch gelten, auch um paionische handeln könnte: Babamova, ZAnt 58, 2008, 91–93. 308 Θρᾷκες καὶ Ἕλληνες, καὶ ὅσσοι βάρβαροί εἰσι (SEG 8, 548 = IME 175, I, Z. 15 = Vanderlip, Hymns of Isidorus 17 f.). 309 Zu Makedonien und den Thrakern s. Archibald, Companion. 310 S. Papazoglou, 7. Epigraphikkongreß 164 f. Ebd. 169 zur komplizierten ethnischen Zusammensetzung dieser Bevölkerungsgruppe. 311 Syll.3 194 = GHI 49 = Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 40; Diod. 16, 8, 2: ἐκυρίευσε τῆς πόλεως καὶ τοὺς μὲν ἀλλοτρίως πρὸς αὐτὸν διακειμένους ἐφυγάδευσε, τοῖς δ᾽ ἄλλοις φιλανθρώπως προσηνέχθη. 312 Hatzopoulos, Greek Personal Names 110 f. 313 S. Xydopoulos, Threpteria 221–223; Papazoglou, Villes 276. Eine entgegengesetzte Ansicht vertritt Bosworth, CQ 21, 1971, der meint, die obermakedonischen Königreiche, insbesondere die Orestis, seien niemals zum integralen Bestandteil des argeadischen Reichs geworden. 314 Hammond, CQ 38, 1988, 385–391, zu den Bevölkerungsumsiedlungen in die „Neuen Länder“. Zum folgenden Hatzopoulos, Greek Personal Names 109–112; zusammenfassend auch ders., REG 125, 2012, 44–46. 315 Zur makedonischen Expansion in diese chalkidischen Gebiete s. auch Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 15–31; 65–67; 117–122.
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donischer Siedler zu erkennen.316 Weiter im Norden, im pelagonischen Styberra, tragen von den 515 bekannten kaiserzeitlichen Epheben 435 graeco-makedonische Namen.317 Dabei muß es sich, auch wenn es keine direkten Belege dafür gibt, um die Angehörigen der oberen Klasse der Stadt handeln, jedoch gab es auch ein Substrat an illyrischen Einwohnern, die in hellenistischer Zeit nicht begegnen. Viele der Städte in den Grenzregionen und in den neuerworbenen Gebieten hatten eine gemischte Bevölkerung. An den Grenzen gab es, wie in Styberra, Nichtgriechen, anderenorts die griechischsprachigen lokal Ansässigen.318 Im Kernland der Argeaden, in den früh eroberten Ländern Pieria, Bottia, Edonia, Eordaia und Almopia, waren die bisherigen Einwohner vernichtet oder verjagt worden.319 In den übrigen Gebieten ist das nicht geschehen, wie das Wiederauftauchen epichorischer Namen in der römischen Zeit zeigt.320 Hier kommen die in der Einleitung erwähnten Paroiken in Akanthos und in Dium ins Spiel, die keine Fremden waren, die sich in Makedonien niedergelassen haben.321 Mit dem Begriff wird die Vorbevölkerung bezeichnet, also in Dium die Makedonen und in Akanthos die durch die griechische Landnahme im 7. Jh. v. Chr. als Führungsschicht verdrängten Chalkidier oder Thraker, die jetzt minderen Rechts waren, aber nicht ausgegrenzt wurden.322 Deutlich kann man das in den Orten erkennen, in denen diese Vorbevölkerung im Laufe des 2. und 1. Jh. vollständig in die Bürgerschaft integriert wurde und also nicht als Paröken auftritt. Ein Beispiel hierfür sind die zahlreich erhaltenen Ephebenlisten323 aus Kalindoia, einer der beiden gesicherten Stadtgründungen Alexanders des Großen: Die alte Siedlung 316 317 318 319 320 321
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S. auch Hatzopoulos/Loukopoulou, Morrylos 77 f. Papazoglou, Chiron 18, 1988. Hammond, CQ 38, 1988, 385–391. Thuk. 2, 99, 3–6; Hammond, Macedonia I 437 f.; II 62; Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 15–25; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 170 f. Zum mythologischen Nachklang dieser Ereignisse Mallios, Μελετήματα Ημαθίας 4, 2012. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 171–179; 211–213; Hatzopoulos, Greek Personal Names 111. In den Gebieten des alten Königreichs gibt es das nicht. Das vermutet jedoch Gagliardi, Mobilità 151. In Gagliardis Werk spielt Makedonien keine zentrale Rolle, daher werden die makedonischen Besonderheiten nicht berücksichtigt. Er geht S. 153 davon aus, daß es in Griechenland und Makedonien, anders als in Kleinasien, die Kategorie der indigenen πάροικοι nicht gegeben habe, was aber von ihm nicht belegt werden kann und nicht tragfähig ist. Natürlich gab es Gruppen von Fremden ohne Bürgerrecht, die in Makedonien siedelten. Ein Beleg dafür ist der Brief Philipps V. an Amphipolis, in dem es um οἱ Αἴνιοι οἱ κατο[ικοῦν]τες παρ’ ὑμῖν ging, also um die Katoiken aus dem thrakischen Ainos, die in Amphipolis lebten: Hatzopoulos, Macedonian Institutions Nr. 9 = SEG 27, 245 = SEG 33, 499; vgl. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 97. Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 122–124. Papazoglou, Laoi 201 f. zu den makedonischen Beispielen. Zu minderberechtigten Bevölkerungsgruppen in Makedonien s. auch Tataki, Beroea 425 f. Im Gymnasiarchengesetz von Beroia finden sich keine ethnischen Ausschlußkriterien; das Gymnasion stand im Grunde allen offen: Kobes, Gymnasion 238–240; Sève, Citoyenneté 270. (Das gilt wohl auch für Styberra: Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 369.) Zur bronzezeitlichen Einwanderung thrakischer Stämme in den makedonischen Raum Samsaris, Thracologie. Die nicht zahlreichen makedonischen Ephebenkataloge sind aufgelistet bei Papazoglou, Chiron 18, 1988, 234 f. Hinzu kommen die später publizierten fünf Listen aus Kalindoia: Hatzo-
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der Bottier324 wurde von Alexander als makedonische Polis neugegründet und vor dem Aufbruch nach Asien seinen hetairoi geschenkt.325 Da der Ort also eine EliteSiedlung war, ist nicht davon auszugehen, daß viele der Makedonen, die dort lebten, die Schlacht von Pydna und die anschließenden Deportationen überstanden haben. Unter der römischen Herrschaft profitierte Kalindoia von der via Egnatia und einer Abzweigung nach Süden und wurde (oder blieb) ein regionales Zentrum des Handels und zog schon früh Italiker wie den Lucius Ferranius an, der im 2. oder 1. Jh. v. Chr. dem Hermes einen kleinen Altar weihte.326 Die Ephebendekrete aus Kalindoia sind ein wichtiges Zeugnis für den Bevölkerungswandel nach Pydna: Im 2. Jh. v. Chr. dominieren makedonische Namen wie Ἅδυμος, Βάτων, Ἱκκότας, Ἰόλλας, Κερτίμμας, Κλεοπάτρα, Λυσανίας, Λυσίμαχος, Περδίκκας und Φιλώτας. Es gibt auch gesamtgriechische Namen, aber keine vorgriechischen oder thrakischen. Im späteren 1. Jh. n. Chr. sieht die Situation anders aus: Es gibt fast gar keine makedonischen Namen mehr,327 stattdessen einige panhellenische und wenige lateinische Namen, aber eine bedeutende Zahl an indigenen und thrakischen wie Βάζης, Δαληζένθης, Καρσούπης, Μεστούπορις, Πατουμάσης, Τάρσας, Τυρήπης und Τοΐτας, auch den nur hier in Kalindoia, aber dafür siebenmal vorkommenden Namen Καρβερένθης.328 Das sind die Namen derer, die in dieser Gegend der Chalkidiki ansässig waren und seit den makedonischen Eroberungen durch Philipp II. ihre angestammten Siedlungsplätze weiterhin innehatten, aber unterdrückt und minderberechtigt waren.329 Unter der Herrschaft Roms scheinen sie in die Bürgerschaft integriert worden zu sein und konnten in Führungspositionen aufsteigen. P. Nigdelis spricht sich allerdings gegen eine dahingehende Deutung aus. Er nimmt eine Konvergenz der alten Familien und der zugewanderten Italiker an, die die neuen Eliten bildeten. Die minderberechtigten Alteinwohner tauchten nicht in bedeutenden Positionen auf; ihre Namen zeigten allenfalls, daß während der Kaiserzeit aufgrund der günstigen wirtschaftlichen Lage selbst Mitglieder von niedrigen Schichten in der Lage waren, am städtischen Leben teilzuhaben, sich anständige Grabmonumente fertigen zu lassen oder Weihegaben darzubringen.330
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poulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K9–K12, und Sverkos/Sismanidis, Tekmeria 10, 2011 = BE 2012, 274. Vgl. IG I3 76. S. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11 K31 und S. 71–74; Rzepka, Tyche 20, 2005, 137 f.; Cohen, Settlements in Europe 94 f. Zur Geschichte Kalindoias Acheilara, Καλίνδοια; Sismanidis, Καλίνδοια a. Der Altar des L. Ferranius mit seiner griechischen Inschrift: Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11 K4 = SEG 42, 585: Λεύκιος Φερρά- / νιος Γαΐου υἱὸς / Ἑρμῆι. Außer einigen der häufigsten wie Antigonos oder Lysimachos; vgl. Sverkos/Sismanidis, Tekmeria 10, 2011; Gill, Book of Acts 406–408. Zum Namen Καρβερένθης s. OnomThrac 77. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11 passim; bes. 117–122; Hammond, CQ 38, 1988; Kalaitzi, Figured Tombstones 95 f. Nigdelis, Das römische Makedonien 86 f.
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Aus dem mygdonischen Lete stammt ein Ehrendekret für den Gymnasiarchen Demetrios Pereitou des 1. Jh. n. Chr., das 20 Ephebennamen enthält.331 Bis auf Adaios und Paramonos, die zu den häufigsten makedonischen Namen zählen,332 findet sich auch hier die in den Neuen Ländern Untermakedoniens übliche Mischung aus gesamtgriechischen, wenigen lateinischen und einigen epichorischen Namen, die z. T. vermischt sind wie bei Παράμονος Μεστύλου, wo die thrakische Familie ihrem Sohn einen in der Gegend verbreiteten graeco-makedonischen Namen gegeben hat. Die onomastischen Gepflogenheiten Makedoniens unterscheiden sich deutlich von denen im benachbarten Thrakien. Eine Inschrift aus Topeiros im Museum Kavala enthält eine Liste von 33 Strategen Thrakiens, die am Nestos, dem Grenzfluß zwischen Makedonien und Thrakien, eine Ehrung für M. Vettius Marcellus aufstellten, den Statthalter Moesiens unter Claudius.333 Die Liste ist aufschlußreich, was die Namensgebung der Eliten des königszeitlichen Thrakien vor der Provinzialisierung von 46 n. Chr. angeht: 23 der Strategen tragen römische Namen, nur zehn dagegen einheimische. Diese „Romanisierung“ der Namen ist in den makedonischen Ephebenlisten nicht feststellbar, auch die sonstigen Inschriften lassen nicht darauf schließen. Das zeigt zum einen, daß römische Namen weder sonderlich in Mode waren, noch das römische Bürgerrecht in größerem Umfang an Bewohner der Provinz Macedonia vergeben wurde, zum anderen aber, daß die Träger der epichorischen Namen in Makedonien unter der römischen Herrschaft eine Statuserhöhung erfuhren. Nichts wäre für aufstiegswillige Nichtmakedonen leichter gewesen, als ihren Kindern griechische Namen zu geben und auf diese Weise deren ethnische Herkunft unkenntlich zu machen.334 Aber offensichtlich bestand keine Notwendigkeit, so etwas zu tun und auf diese Weise mit der Tradition der eigenen Familie und des eigenen Volkes zu brechen. Diese Öffnung der Bürgerlisten für Indigene ist keine makedonische Besonderheit. In den thrakischen Städten Dionysopolis und Odessos ist nach der römischen Machtübernahme zu erkennen, daß ansässige Indigene in die Phylen eingetragen 331 Makaronas, Makedonika 2, 1941–1952, Nr. 42 S. 619 f. Außer an dieser nicht unbedingt leicht zugänglichen Stelle ist das Dekret (Archäologisches Museum Thessaloniki ΜΘ 1938) lediglich in dem gleichfalls wenig verbreiteten Ausstellungskatalog Misailidou-Despotidou, Επιγραφές, als Nr. 43 (mit Photo) veröffentlicht, daher gebe ich hier den Text mit aufgelösten Homonymiesymbolen in Z. 8 und 14 (vgl. Papazoglou, Chiron 18, 1988, 235 Anm. 12): Δημήτριον Πε- / ρείτου τὸν μέγαν / γυμνασίαρχον, οἱ ἔφηβοι· / Λάνδρος Διονυσίου / Ὑγιῆνος Ὑγιήνου, Εἰσίδωρος Γλαυ- / κίου, Ἡροίδης Διογένους, Δη- / μόκριτος Διογένους, Ἀντιμέ- / νων Νεικάνορος, Παράμονος Παράμονου / Τ(ίτος) Μουττιηνὸς Πωλλίων, Λ(ούκιος) Κοί- / λιος Μοῦνδος, Ἡλιόδωρος Τα- / ρούλου, Κότυς Τηρήπου, Εὐκτί- / μενος Ζωσίμου, Περείτας / Πλουτιάδου, Ζώπυρος Λυσιμάχου, / Παυσανίας Ἀδαίου, Ἀδαῖος Ἀδαίου / Ἀγάθων Ναρέως, Σεδάλας Μο- / κάσου, Ζείπας Βαστικείλου, / Ἐπικράτης Βείθυος, Παράμο- / νος Μεστύλου. 332 S. zu Paramonos Hatzopoulos, Loukopoulou, Meletemata 11, 297 f., und zum auch in Thessalien verbreiteten Adaios Tataki, Beroea 84 und 345. 333 EThrakAig 84. Dazu Dana, Noms de personnes 45. Zu den thrakischen Strategien in römischer Zeit Parissaki, REG 122, 2009. 334 Natürlich kam es vor, daß assimilationswillige Indigene epichorische griechische Namen wählten, wie etwa diejenigen in Kalindoia und in Ostmakedonien ihre Söhne nicht selten Dioskourides nannten; vgl. LGPN IV 106–108.
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wurden.335 Über ihren Status kann man, abgesehen davon, daß sie gleichberechtigte Vollbürger waren, ebenso wenig sagen wie über den der makedonischen Indigenen. Aber auch bei Dionysopolis und Odessos handelt es sich, wie bei Kalindoia und Lete und vielen anderen makedonischen Städten, etwa Gazoros oder Serres, um Orte, die sich in einem indigenen Milieu entwickelt haben und deren Einwohnerschaft stets ein indigenes Substrat enthielt. Um den sozialen Wandel, der ganz offensichtlich stattgefunden hat und der sich in den Ephebenlisten spiegelt, genauer beschreiben zu können, müßte man mehr darüber wissen, nach welchen Kriterien die Namenskataloge geordnet sind. Eine derartige Untersuchung hätte geographisch und zeitlich weiträumig zu erfolgen.336 Die minderberechtigten Bevölkerungsgruppen gab es nicht nur in den Neuen Ländern, sondern auch in den Gebieten des Alten Reichs.337 Die zahl- und namensreichen Inschriften von Beroia sind eine unschätzbare Quelle für onomastische Studien. Die Voraussetzungen in Beroia sind jedoch ganz andere als in Kalindoia und in den Neuen Ländern. Die Stadt war und blieb das Zentrum des Makedonentums; der junge Scipio Aemilianus hatte sich in den Jahren 168 und 167 hier aufgehalten und mit der künftigen Elite Makedoniens gejagt. Auch finden sich in der Sepulkralkunst Beroias weniger westliche Einflüsse als etwa in der Dions, Thessalonikes oder auch Edessas.338 Die Natur des erhaltenen Materials ist in Beroia eine andere als etwa in Thessalonike, wo wir deutlich mehr Namen überliefert haben. Wir kennen mehr Namen Beroias aus diversen Listen als aus Grabmonumenten, die üblicherweise, bis auf Ausnahmen wie Styberra, den Großteil des Namensmaterials liefern. Bei vielen dieser Listen sind weder der Anfang noch das Ende erhalten, so daß wir über die Natur des Namenskatalogs und also über den sozialen Status der aufgezählten Personen oft im unklaren bleiben, während bei Grabdenkmälern zumindest über die Qualität des Materials und den Aufwand der Verarbeitung gewisse Rückschlüsse auf die Stellung des Grabinhabers in der Gesellschaft möglich sind.339 In den Listen der Kynegoi des Herakles Kynagidas aus Beroia,340 die von 122/1 bis 112/1 laufen, ist der einzige römische Name der des eponymen Statthalters Sex. Pompeius. Zwei der Namen, Ζάνατος und Κύτων, sind singulär; Ὑβρίστας taucht hier erstmals in Makedonien auf. Die übrigen Namen (Ἁδῦλος, Ἰόλαος, Ἀντίγονος, Παράμονος, Πατερίνος, Περίτας, Λυσίμαχος, Κλεῖτος, Κάσσανδρος usw.) sind auch in dieser späten Zeit noch makedonisch dominiert. Nur langsam erscheinen ab der Mitte des 2. Jh. v. Chr. vorgriechische Namen in den Inschriften Beroias.341 Von den 70 beroiaischen Namen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts sind 51 in den früheren Jahrhunderten nicht vertreten gewesen.342 Der gesellschaftliche Wandel wird auch 335 Dana/Dana, Groupes et associations 282, vor allem anhand von IGBulg I2 47(2) aus Odessos; vgl. auch Minchev, Early Roman Thrace. 336 Überlegungen und Ansätze anhand des makedonischen und thrakischen Materials bei Dana/ Dana, Groupes et associations 282–290. 337 Hatzopoulos, Tekmeria 10, 2011, 64. 338 Spiliopoulou-Donderer, Grabaltäre 21; 81 f. 339 Zur Natur des Namensmaterials aus Beroia Tataki, Beroea 409 f. 340 EKM 1, 134; Hatzopoulos, Cultes 105–111. 341 Tataki, Beroea 357. 342 Tataki, Beroea 364.
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darin deutlich, daß die nichtgriechischen Namen, die einem vorgriechischen Substrat in der Bevölkerung Kernmakedoniens entsprechen, auch in Beroia häufiger werden. Die wenigen römischen Namen folgen zum größten Teil der in Makedonien üblichen Form Hauptname + Patronym und bezeichnen Individuen, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen.343 Die archaischen bzw. makedonischen Namen verschwinden bald nach der römischen Eroberung. Sie waren ein Anzeiger für eine aristokratische Herkunft und also für die Zugehörigkeit zu den oberen Klassen der Gesellschaft. Mit dem Verschwinden dieser Schicht verschwanden hier wie fast überall in Makedonien auch ihre Namen.344 Zur gleichen Zeit tauchen vorgriechische Namen in den Inschriften auf, die zuvor nicht sichtbar waren, da ihre Träger einen niedrigen sozialen Rang innehatten. Die gesellschaftliche Aufwärtsbewegung dieser Schicht war nur dadurch möglich geworden, daß die römische Eroberung Makedoniens eine schwere Störung des sozialen Gleichgewichts im ganzen Land zur Folge hatte.345 10. RÖMISCHE KOLONIEN Unter Caesar und Augustus wurden im Gefolge der Bürgerkriege in der griechischsprachigen Welt zahlreiche Kolonien angelegt; vielen Gemeinden auf der Balkanhalbinsel – allerdings mit der wiederum nicht rein griechischen Ausnahme des paionischen Stobi keinen griechischen – wurde der Status eines Municipiums verliehen.346 Erkennen läßt sich, daß für viele der Koloniegründungen Lagen an großen Häfen oder an bedeutenderen Straßen bevorzugt wurden – Patras ist aufgrund seines guten Hafens ausgewählt worden,347 Korinth wurde wiedererrichtet, weil seine Lage wirtschaftlich vorteilhaft war,348 wie sich gerade an der fehlgeschlagenen Gründung Dyme erweist.349 Caesars anscheinend umfassende Planung der Verhältnisse in Griechenland350 nahm wenig Rücksicht auf die Einheimischen,351 und so waren die achaiischen Gründungen dazu angetan, den Handel von Häfen wie Aigion und Naupaktos abzuziehen, die denn auch beide in römischer Zeit einen Niedergang erlebten. An der Westküste der Balkanhalbinsel, die besonders dicht mit römischen Plätzen besetzt war, entstanden einige Kolonien aus schon vorhandenen Ansiedlungen römischer Bürger, die oft im Bürgerkrieg auf Caesars Seite gestanden hatten.352 Salona, Narona und Epidaurum sind die bedeutendsten dieser Siedlungen, aber auch Lissus läßt sich wohl hier unterbringen, dessen Status oft als 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352
Tataki, Beroea 369 f.; vgl. Tataki, Edessa 89. Tataki, Beroea 424; vgl. 334 f. So Tataki, Beroea 429. Allgemein s. immer noch Vittinghoff, Kolonisation; vgl. Bowersock, Augustus 62–72, und Brunt, Italian Manpower 234–265. Paus. 7, 18, 7. Strab. 8, 6, 23. Cic. Att. 16, 1, 3. Rizakis, DHA 22, 1996, 255–324; 257 f.; Matijević, Historia 55, 2006. Plut. Antonius 68, 4 f. Zu den frühen italischen Siedlern in Dalmatien Wilkes, Dalmatia 298–300.
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ungeklärt angesehen wird: Der conventus civium Romanorum, der von Caesar unterstützt die Macht in der Stadt innehatte, verteidigte sie gemeinsam mit von Caesar dort zurückgelassenen Besatzungstruppen drei Tage lang energisch und erfolgreich gegen die Belagerung durch Pompeius.353 So muß ihr denn auch als Belohnung für die Treue der Status eines Municipiums oder einer Colonia verliehen worden sein, wie die beiden Bauinschriften des L. Gaviarius belegen, in denen ex decreto decurionum gehandelt wird und in denen ein Freigelassener Caesars als Duumvir auftaucht.354 Da in den literarischen Quellen hauptsächlich die römischen Bürger von Lissos handeln, muß nicht zwangsläufig davon ausgegangen werden, daß hier eine griechische Gemeinde mit dem Munizipialstatus belohnt werden sollte, obwohl das natürlich der Fall sein kann.355 Die Inschriften der Stadt sprechen jedenfalls nicht dafür, hier ein Zentrum der Romanitas zu vermuten. Auch die beiden dalmatischen Städte Narona und Salona werden während der Bürgerkriege von den conventus der Italiker dominiert,356 jedoch liegt diese Machtstellung nicht in einer verfassungsmäßigen Position der Vereinigungen begründet, sondern in den ungewöhnlichen Umständen der Bürgerkriegszeit, die sie für die nicht-italischen Einwohner der Städte nützlich machten.357 Ohnehin ist die Situation in Dalmatien eine andere, denn hier war die Gemeindeverwaltung außer in den griechischen Städten durchgehend im Rahmen von Kolonien und Munizipien organisiert. Es wurden dort unter Augustus keine Veteranen angesiedelt, sondern die Basis der Kolonien waren Städte, die einen blühenden conventus civium Romanorum beherbergten.358 In den Donauprovinzen ist die Voraussetzung wiederum anders, denn hier gründete Rom entlang der Grenzen Kolonien anderen Typs, die oft aus Militärlagern hervorgingen und der Verteidigung dienten.359 Wir wissen über die makedonischen Gründungen der Bürgerkriegszeit und des frühen Prinzipats im einzelnen nicht viel, nicht einmal, ob wir es hier mit einer geplanten oder gelenkten Entwicklung zu tun haben. Relativ wahrscheinlich ist das, da die Gründungen im Gegensatz zu den republikanischen von ernannten Präfekten organisiert wurden, die außerordentliche Vollmachten hatten.360 Demungeachtet ist klar, daß kein allgemeingültiges Prinzip hinter den Gründungen steckt. 353 Caes. civ. 3, 40. 354 LIA 21 f. = AE 1982, 765 f. 355 Diskussion um den Status von Lissos bei Papazoglou, Chiron 16, 1986, 220–222; Wilkes, Dalmatia 257. 356 Brunt, Italian Manpower 220 f. 357 MacMullen, Romanization 4: „The exception tests the rule: they were influential not because of any constitutional position but because of the unusual circumstances, in which Roman citizens were expected to take an active part, to contribute, even to sign into the armies. Their fellow residents without Italian connections looked to them to do the talking.“ Vgl. auch Van Andringa, Communautés religieuses. 358 Vittinghoff, Kolonisation 124; Wilkes, Dalmatia 207; Alföldy, Adriatico 213. 359 Sève, Ville neuve 190; Doukellis/Zoumbaki, DHA 21, 1995. 360 Kremydi-Sicilianou, Tekmeria 4, 1998, 67 f. zu Hortensius in Makedonien; Grant, Imperium 9 f., zu C. Cluvius (RE 4) in der Cisalpina; Burckhardt, SchwMüBl 256, 2014, zu Munatius Plancus in Gallien. Cic. Att. 15, 31 (16, 16) gibt ein lebendiges Bild von den fast unumschränkten Machtbefugnissen des praefectus L. Plautius Plancus (RE Munatius 26) in Buthrotum.
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Sechs oder sieben Kolonien wurden in der Zeit von Caesar bis Augustus in Makedonien gegründet:361 Philippi, Cassandrea, Dium, Pella, Dyrrhachium und Byllis, vielleicht auch das mygdonische Apollonia.362 In Epirus gab es die beiden Kolonien Buthrotum und Photice. Die makedonischen Kolonien liegen zum Teil an der Via Egnatia; Dium liegt an der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung und Cassandrea an einem bedeutenden Hafen. Die Städte, die zu Kolonien wurden, sicherten damit die Hauptwege der römischen Händler.363 Zudem stand in den betreffenden Orten ehemaliges Königsland als ager publicus zur Verfügung.364 Gegründet wurden einige unter Caesar, um stadtrömische Proletarier anzusiedeln, andere unter den Caesarmördern, den Triumvirn oder Antonius, um Veteranen mit Land abzufinden. Unter Augustus wurden Veteranen und in Italien enteignete Antonius-Anhänger nach Makedonien gebracht; alle Kolonien wurden von ihm neugegründet.365 Im einzelnen ist vieles unklar, was wiederum nur dafür spricht, jede Gründung für sich zu betrachten. Eine regionale Differenzierung ist unumgänglich und für viele Kolonien schon unternommen, aber an diesem Punkt müssen speziellerere Untersuchungen zu jeder einzelnen Kolonie ansetzen. Es müßte nach dem Zeitpunkt der Gründung gefragt werden, nach der Herkunft der Kolonisten, nach der Art und Weise des Umgangs mit den früheren Einwohnern der Stadt (denn kaum je wurde eine Kolonie gegründet, wo nicht zuvor schon eine Stadt war), nach dem Status des Lands, das an die Kolonisten verteilt wurde, nach den Strategien, mittels derer sich die Kolonisten in ihre Umgebung integrierten usw.366 Die Auswirkungen auf die Region und die Ansässigen wären ebenfalls in den Blick zu nehmen, denn häufig wird die römische Kolonisation aus einem rein römischen Blickwinkel betrachtet, womöglich sogar aus dem des römischen Militärs. Bei einem dahingehenden Forschungsinteresse kommen auch andere Deutungsmöglichkeiten zum Tragen, die die Perspektive derjenigen, denen römische Bauern, Proletarier oder gar Veteranen 361 Zu den makedonischen Koloniegründungen Kanatsoulis, Makedonika 6, 1964–1965; Kanatsoulis, Ιστορία της Μακεδονίας 129–135; Papazoglou, ANRW 357–360; Zahrnt, Römer 45–49; Vittinghoff, Kolonisation 87; 126–130; Bartels, Städtische Eliten 100–102; Brunt, Italian Manpower 234–265. Zur militärischen Vorgeschichte der Gründungen in West- und Nordwestgriechenland Alcock, Graecia Capta 141 f. 362 Hatzopoulos, Hatzopoulos, Ventures into Greek History 181, erwähnt zwei lateinische Inschriftenfragmente, darunter einen Brief Hadrians, in denen IIviri und decuriones Apolloniensium genannt sind. Auch Loukopoulou, Meletemata 21, 145, erwähnt die Inschriften als unpubliziert. Apollonia würde sich in die Reihe der römischen Kolonien einfügen, die entlang der via Egnatia gegründet worden waren. Römische Händler hatten sich schon früher dort angesiedelt. 363 Rizakis, Colonie romane 69–72. 364 Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 112. Vielleicht wurde der ager publicus ohnehin schon von Römern und Italikern genutzt. 365 Mommsen, Hermes 18, 1883, 187, zeigt, daß Augustus auch „diejenigen Colonien, die er nur verstärkt und reorganisiert hatte, nichts desto weniger den seinigen zuzählte“. Vgl. Hyginus Gromaticus, De constitutione limitum, ed. Thulin, 73, 162–163: „illas quoque urbes, quae deductae a regibus aut dictatoribus fuerant, quas bellorum civilium interventus exhauserat, dato iterum coloniae nomine numero civium ampliavit, quasdam et finibus.“ S. auch Gaebler, Münzkunde VII 41. 366 Zur Münzprägung der Kolonien Pella, Philippi, Dium und Cassandrea s. Daubner, Art in the Round.
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auf das Land, vor die Tür und ins Haus gesetzt werden, nicht berücksichtigen. So sieht J. Bleicken in seinem Augustus-Buch die Kolonien als Kulturbringer, was tatsächlich allenfalls aus einer ausgesprochen westlichen Position heraus denk- und sagbar ist: „Ohne daß durch sie [die Kolonien] die lateinische Sprache im Osten heimisch gemacht werden konnte, verbreiteten sie doch spezifisch römische Lebensformen und römisches Denken und trugen auf diese Weise zu einem Ausgleich zwischen Ost und West innerhalb des römischen Reiches bei … Der Westen profitierte stärker von der Ansiedlungspolitik der augusteischen Zeit.“367 Wollte man diese Argumentation ins Extreme wenden, so hieße das, daß ein Land um so mehr vom „römischen Denken“ profitiert, je mehr Veteranen dort angesiedelt werden. Das hat im griechischen Osten sicher niemand so gesehen. Was die Deduzierung einer römischen Kolonie tatsächlich bedeutete, muß in eine ganz andere Richtung empfunden worden sein. Sie bedeutete, daß die vorherigen Einwohner einen inferioren Status als incolae erhielten, daß Land, das vorher von ihnen bebaut wurde, neu vermessen und verteilt wurde,368 daß, wie in Korinth, Fremde die Gräber der Vorfahren plünderten, daß die Straßen nach dem Leder der Soldatenkleidung rochen und nach den rasselnden Gürteln und den Nagelschuhen der Soldaten klangen. Die lateinische Sprache drängte sich dem Wanderer auf, der sich der Stadt näherte. Nur noch selten grüßte ihn ein freundliches χαῖρε παροδῖτα; die Grabsteine gaben ihm zu verstehen: in fronte pedes XX, in agro pedes XXII. In der Stadt war er meist vollends von fremdartigen lateinischen Inschriften und Bauten umgeben.369 Im folgenden können nicht alle Aspekte der römischen Kolonien Makedoniens untersucht werden. Der hier verfolgten Fragestellung gemäß stehen die wenigen Hinweise im Vordergrund, die wir zur Bevölkerung der jeweiligen Orte und zu ihrer Bedeutung im weiteren Kontext der makedonischen Provinz haben. Philippi Philippi darf als die am besten erforschte makedonische Kolonie gelten, deshalb seien die Fakten nur kurz genannt. Für die hellenistische und republikanische Zeit fehlen literarische Nachrichten und Inschriften großenteils. Ins Licht der Geschichte tritt der Ort erst wieder durch die gewaltige Schlacht des Jahres 42. Danach siedelte Antonius einige Veteranen in der fruchtbaren Ebene an. Nach der Schlacht von 367 Bleicken, Augustus 469 f. 368 Die Zenturiation in Makedonien ist nicht gut bekannt. Sie wurde bisher knapp untersucht für Cassandrea: Chevallier, Caesarodunum. Zu Patras s. Rizakis, DHA 11, 1985, 287–290. Chevallier, BCH 82, 1958, erwähnt die Existenz von Zenturiationen in Nikopolis, Dyme und Pella und von Hinweisen in Thessalonike, Dion und Philippi. S. auch Rizakis, DHA 11, 1985, 761 f.; Sève, Ville neuve 186. Zenturiation in Philippi – sogar eine Groma wurde gefunden: Tirologos, Autour des libri coloniarum; Brélaz/Tirologos, Espaces et territoires. Vgl. zur Zenturiation in Korinth Romano, PAPhS 150, 2006; Romano, Corinth; in Nikopolis Doukellis, DHA 14, 1988. Bei der Zenturiation von Nikopolis wurde wohl das Gebiet von Ambrakia mit eingeschlossen: Doukellis, Meletemata 10. Überlegungen zu Dium: Demaille, Espaces et territoires. 369 Pilhofer, Philippi I 118–122, beschreibt die Annäherung an eine römische Kolonie aus der Sicht eines Nichtrömers.
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Actium schickte Octavian neue Siedler, und zwar vertriebene italische AntoniusAnhänger370, die durch die Ansiedlung in den verhaßten Provinzen sicher nicht zu Anhängern des Octavian wurden.371 Dieser verlieh der Kolonie das ius Italicum; im Jahre 27 hieß die Stadt colonia Augusta Iulia Philippensis.372 J. Bleicken deutet Octavians Erfindung des ius Italicum als eine nur kurze Zeit aktuelle Augenblicksmaßnahme, die „vor allem der Ansiedlung von Depossedierten und von Veteranen des Bürgerkriegs“ dienen sollte, die in den Provinzen nicht schlechtergestellt sein sollten als in ihrer italischen Heimat.373 Ungeachtet der Lage an der via Egnatia und der vorteilhaften Lage am Scharnier von Asien und Europa374 blieb die Siedlung, laut Strabon375 eine κατοικία μικρά, stets ländlich; die Einwohner lebten weitverstreut in der Ebene. Die Namen und Institutionen sind römisch, bis auf den Gymnasiarchen einer privaten Kultvereinigung des Serapis, der allerdings schon ins dritte Jahrhundert gehört,376 und die Maße.377 Fast 80 % aller coloniazeitlichen Inschriften sind in lateinischer Sprache verfaßt, eine Zahl, wie man sie sonst nur in der epirotischen Kolonie Photice antrifft, deren Inschriftenzahl allerdings ganz bedeutend geringer ist als die von Philippi.378 Wenn man die Identität derjenigen, die griechische Inschriften setzen, fassen kann, handelt es sich um niedergelassene Händler, wie z. B. Demetrios Papiou aus Prusias ad Hypium, dessen Grabstein 370 Strab. 17, 3, 25. Vgl. Cass. Dio 51, 4, 6 und Suet. Div. Aug. 47. Cassius Dio berichtet 51, 4, 6 f.: „Indem er [der spätere Augustus] nämlich die Gemeinden Italiens, die auf Antoniusʼ Seite gestanden hatten, aus ihren Heimstätten vertrieb, konnte er seinen Soldaten ihre Städte und Ländereien überlassen. Die Mehrzahl der Enteigneten aber entschädigte er durch Ansiedlung in Dyrrhachion, Philippi und anderswo, während er dem Rest für den Grundbesitz Geld bezahlte oder wenigstens in Aussicht stellte.“ (τοὺς γὰρ δήμους τοὺς ἐν τῇ Ἰταλίᾳ τοὺς τὰ τοῦ Ἀντωνίου φρονήσαντας ἐξοικίσας τοῖς μὲν στρατιώταις τάς τε πόλεις καὶ τὰ χωρία αὐτῶν ἐχαρίσατο, ἐκείνων δὲ δὴ τοῖς μὲν πλείοσι τό τε Δυρράχιον καὶ τοὺς Φιλίππους ἄλλα τε ἐποικεῖν ἀντέδωκε, τοῖς δὲ λοιποῖς ἀργύριον ἀντὶ τῆς χώρας τὸ μὲν ἔνειμε τὸ δ᾽ ὑπέσχετο); Übers. O. Veh. 371 Zu Octavians Umgang mit den Soldaten und Veteranen des Antonius s. Keppie, Legions and Veterans 81–92; zur Ansiedlung in Makedonien ebd. 86–88. Vgl. Vittinghoff, Kolonisation 128–130. Nasrallah, Paul and Critical Approaches 61: „Those veterans settled at Philippi were presumably even more disgruntled, disenfranchised, and ruthless than those sent back to their Italian homeland.“ 372 Zu den Daten Papazoglou, Villes 405–408. Zu den Neugründungen der Kolonien des Antonius durch Augustus s. Bormann, Philippi 15–19. 373 Bleicken, Chiron 4, 1974. Die Ansicht Bleickens ist einleuchtend; die extensive Debatte um das ius Italicum soll hier nicht nachvollzogen werden. Die wichtigsten Beiträge dazu: Luzzatto, RIDA 5, 1950; Ferenczy, ANRW; Watkins, Latomus 164; Watkins, CJ 78, 1983. Zu den Kolonien in Griechenland und dem ius Italicum s. Rizakis, REA 100, 1998, 612–614. Zur Bevölkerung der Kolonie Mottas, EL 239, 2, 1994. 374 App. civ. 4, 106: δίοδος ἦν ἐς τὴν Ἀσίαν τε καὶ Εὐρώπην καθάπερ πύλαι. 375 7 frg. 41. 376 CIPh II 1, 55 = I.Philippi 311. 377 I.Philippi 46; 343; 446: Bei der Gründung war wohl ein substantieller griechischer Bevölkerungsanteil vorhanden, so daß griechische Maße üblich waren und auch in lateinischen Inschriften verwendet wurden. 378 Rizakis, Acta Colloquii Epigraphici Latini 384. Das heißt in absoluten Zahlen, daß den acht lateinischen Inschriften aus Photice hunderte aus Philippi gegenüberstehen. Insofern ist die Angabe des prozentualen Anteils wenig aussagekräftig.
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ebenso wie der seiner Ehefrau erhalten ist.379 Man kann davon ausgehen, daß durch die königliche Gründung Philipps II. einiges Land der Gegend Königsland war.380 Ebendas gilt auch für die anderen drei Kolonien im eigentlichen Makedonien. Pella Die Hauptstadt der Antigoniden hatte unter der Eroberung von 167 besonders schwer gelitten. Sie existierte zwar weiter als Polis, auch die qualitätvolle Terrakottenproduktion und die Münzstätte an der Agora381 liefen bis ins 1. Jh. v. Chr., aber große Teile der Stadt dürften nach dem womöglich nicht unbedingt vollständig glaubhaften Urteil kaiserzeitlicher Schriftsteller in Trümmern gelegen haben: Dion von Prusa schreibt: „Kommt man heute durch Pella, sieht man außer einem großen Trümmerhaufen von Ziegeln an Ort und Stelle kein Zeichen mehr der alten Stadt“;382 Lukian berichtet: „Sie war aus Pella, einem Orte, der unter den makedonischen Königen überaus blühend gewesen, damals aber sehr herabgekommen war und nur wenige Einwohner von der geringsten Klasse zählte.“383 Die römische Kolonie wurde ein wenig westlich in einem ehemaligen Vorort angelegt. Es scheint, daß die via Egnatia, deren Trasse zuvor um das alte Pella herumgeführt hatte, nach der Koloniegründung begradigt und durch die Reste der ehemaligen Hauptstadt hindurchgeführt wurde, also der mittlerweile wieder um die Ruinenstätte herumgeführten ehemaligen Nationalstraße entsprach. War Aemilius Paullus noch um die Stadt herum gereist,384 so fuhr Dion Chrysostomos mitten hindurch.385 Archäologisch ist in der Kolonie kaum etwa untersucht; das Inschriftenmaterial ist äußerst spärlich.386 Die römische Stadt ist nicht sonderlich floriert, so daß wir in Pella auch im Gegensatz zu Dion und Philippi keinen Bischof finden. Der langsam verlandende Hafen387 wurde weit überflügelt von dem in Thessalonike, und die Bedeutung als Straßenstation wurde der Stadt ebenfalls von Thessalonike und auch von Edessa streitig gemacht: Als Aelius Aristides dort auf einer Reise entlang der via Egnatia wieder einmal von einem Krankheitsschub ereilt wird, beschließt er, nicht in Pella zu bleiben, sondern sich in Edessa auszukurieren.388
379 380 381 382 383 384 385 386 387 388
I.Philippi 73 u. 319. Vgl. Bartels, Städtische Eliten 122. Zum Territorium Philippis s. Rizakis, Autour des libri coloniarum. Kourempanas, Tout vendre, tout acheter. Dion 33, 27: εἴ τις διέρχοιτο Πέλλαν, οὐδὲ σημεῖον ὄψεται πόλεως οὐδὲν, δίχα τοῦ πολὺν κέραμον εἶναι συντετριμμένον ἐν τῷ τόπῳ. Alexandros 6 f.: Πελλαία δὲ ἦν ἐκείνη, πάλαι μὲν εὐδαίμονος χωρίου κατὰ τοὺς τῶν Μακεδόνων βασιλέας, νῦν δὲ ταπεινοῦ καὶ ὀλιγίστους οἰκήτορας ἔχοντος. Liv. 45, 33, 8: praetergressus urbem. Gounaropoulou/Hatzopoulos, Milliaires 54 mit Anm. 1. Vgl. die Zusammenfassung des bisher Bekannten in Chrysostomou, Πέλλα, und Chrysostomou, Festschrift Lazaridis 226–231; s. auch EKM 2, S. 626. Zu den geomorphologischen Veränderungen im thermaischen Golf s. Archibald, Ancient Economies 134–141. Hier. 2, 62.
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Pella hat als einzige der makedonischen Kolonien nicht das ius Italicum. Weder aus den Inschriften noch aus dem archäologischen Befund kann man Rückschlüsse auf die Herkunft der Einwohner ziehen, auch nicht darauf, ob die griechische Stadt neben der Kolonie weiterbestand.389 Michael Grant hatte angenommen, daß Pella bereits unter Antonius eine römische Kolonie erhielt.390 Er versuchte das anhand zweier Münzen aus Pella glaubhaft zu machen,391 die aufgrund ihrer stilistischen und ikonographischen Eigenarten gleichzeitig mit den Münzen sind, die Thessalonike unter Antonius geprägt hat und die Personifikationen der Eleutheria, Homonoia, und Agonothesia darstellen.392 Gegen Grants Theorie einer frühen Gründung der colonia Pella sprechen die Legenden der Münzen: Πελλαίων und Πέλλης. Wir kennen nicht den Status Pellas in der Triumviratszeit, aber aufgrund der griechischen Benennung der Stadt und ihrer Bürger sind diese Münzen ganz gewiß nicht die einer römischen Kolonie. Eher ist anzunehmen, daß Pella noch eine autonome griechische Polis innerhalb der Provinz war.393 Die frühesten Münzen der Kolonie sind also die unter Augustus geprägten der Duumvirn Nonius und Secundus.394 So erfolgte die Gründung der colonia Iulia Augusta Pella wohl unter Augustus. Es scheint, die Bewohner haben von Haus aus nicht viel mit Inschriften anfangen können, ganz im Gegensatz zu den Vielschreibern aus Philippi. Eine archäologische Untersuchung der Kolonie Pella könnte noch einiges zu Tage bringen, so daß in diesem Fall Vorsicht angebracht ist. Dennoch müßten auf dem Ackerland, unter dem die Reste der Kolonie liegen, wesentlich mehr Inschriftensteine gefunden worden sein, wenn sie dort eine der in Philippi oder Dium vergleichbare Rolle gespielt hätten. Die Marmorbrüche im gerade einmal zwei Dutzend Kilometer entfernten Bermion-Gebirge hätten das Schreibmaterial problemlos liefern können. Die wenigen Inschriften aus der Kolonie Pella, die wir haben, zeigen jedoch, daß zumindest ab dem späten 2. Jh. n. Chr. die griechische Sprache die lateinische verdrängt, was auch in anderen Kolonien Makedoniens zu beobachten ist. Selbst hochoffizielle Inschriften wie eine Ehrung für den Kaiser Septimius Severus sind in dieser Zeit auf Griechisch verfaßt.395 Von Interesse ist jedenfalls auch eine bilingue Grabinschrift 389 Dazu Papazoglou, Villes 136–139. P. Chrysostomou behauptet in Louvre 2011, 571, es handle sich bei den Bewohnern um Veteranen des Octavian, um deren Feinde, also Antonius-Anhänger, und um Griechen aus Italien, sowie weiterhin um Bewohner der Region. Wie er darauf kommt, wird allerdings nicht ganz klar. Vermutlich haben die antoniuszeitlichen Münzen der Stadt, die griechische Legenden aufweisen, zu dieser Annahme geführt, die allerdings noch nicht von der römischen Kolonie geprägt worden sind. Watkins, Latomus 164, 76–78, ist der Ansicht, die Kolonien ohne ius Italicum seien hauptsächlich von Kolonisten bewohnt gewesen, die nichtitalische Freigelassene waren. Belege dafür gibt es nicht. 390 Grant, Imperium 279–281. 391 RPC I 1545–1546. 392 RPC I 1551–1553. 393 Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 113. 394 RPC I 1548–1550; zu dieser Serie Daubner, Art in the Round 112. 395 Chrysostomou, Tekmeria 6, 2001, 12 f. = SEG 51, 838 = EKM 2, 452. Ein Dossier aus dem Bouleuterion der Kolonie enthält griechische und lateinische Texte, wohl des späten 2. / frühen 3. Jh. n. Chr.: EKM 2, 432. Vgl. Chrysostomou, Πέλλα 95 und Abb. 126, und BE 2005, 334. Aus dem Text Z. 5 f. geht hervor, daß sich der ordo splendidissimus coloniae Pelle(n)sium nicht
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des Athenodoros, Sohn des Leon aus dem italischen Herakleia, aus dem späten 1. Jh. v. Chr., der entweder ein Händler oder aber ein Kolonist war.396 Dium Dion am Olymp war das kultische Zentrum, die Heilige Stadt der Makedonen. Eine Inschrift aus Kassandreia, die die Ὀλύμπια τὰ ἐν Δίῳ erwähnt,397 wird meist ins späte 2. Jh. v. Chr. datiert. Als eine der wenigen Nachrichten über das Makedonien der republikanischen Zeit verdiente sie daher besonderes Interesse. Die Datierung erfolgte aufgrund eines zusammen mit der Inschrift gefundenen Totenmahlreliefs. Jedoch befindet sich auf der Rückseite des Steins eine spätere lateinische Inschrift,398 so daß die Zeitstellung der griechischen Inschrift offen ist, zumal der Stein wie alle Inschriften Kassandreias im Zweiten Weltkrieg verschwunden ist und die begleitenden Funde keine datierende Bedeutung haben können.399 Womöglich stammt die rhodische Ehreninschrift für den Boxer, Ringer und Pankratiasten Pythion, der unter anderem auch bei den Olympia in Dion gesiegt hatte, aus dem späten 2. Jh. v. Chr., aber auch diese Datierung ist zu unsicher,400 so daß es keinen sicheren Beleg für das Weiterbestehen der Spiele unter römischer Herrschaft gibt. Anzunehmen ist, daß es auch in und um Dion viel Königsland gab, das ager publicus wurde und als solcher an Kolonisten verteilt werden konnte.401 Vielleicht gehört Dium neben Cassandrea zu den Kolonien, die Q. Hortensius Hortalus in den Jahren 43/42 unter Brutus gegründet hat. Zwar meinen mittlerweile einige, Brutus
396
397 398 399 400 401
in lateinischer, sondern in griechischer Sprache an die römischen Autoritäten gewandt hatte. Zur Verdrängung des Lateinischen in der hohen Kaiserzeit Shpuza, Romanisation 175–178. EKM 2, 548 = Papakonstantinou-Diamantourou, Pella I 146 Nr. 258 = ILGraec 200. Photo des Steins in Chrysostomou, Πέλλα 95 Abb. 128: Athenodorus Leontus f(ilius) / Heracleotes ex Italia. Salve. / Ἀθηνόδωρος Λέοντος / Ἡρακλεώτης τῶν / ἐξ Ἰταλίας. Χαῖρε; zu ihm s. Nocita, Italiotai 97. Im lateinischen Text steht der Vatersname nicht im Genitiv, wohl aufgrund der Übereinstimmung des Namens Leontus mit dem griechischen Genitiv. Warum die Herkunft aus dem italischen Herakleia so betont werden muß, zeigen Gounaropoulou/Hatzopoulos, Milliaires 68–71: Es scheint nahe Pella am Axios ein mygdonisches Herakleia gegeben zu haben, so daß es in Makedonien insgesamt wohl vier Städte dieses Namens gab. Wenn in den Inschriften von Pella, Pydna und Beroia ein Herakleia ohne Zusatz genannt wurde, war wohl dieses noch nicht lokalisierte mygdonische Herakleia gemeint. Einer Verwechslung mußte vorgebeugt werden. Die Inschriften des mygdonischen Herakleia: Hatzopoulos, Βʼ Συνέδριο Επιγραφικής. Rizakis, Italiens 124 und Anm. 69, hält Athenodoros für einen Händler, der sich die Egnatia zunutze machte, nicht für einen Kolonisten. Herakleia war die Heimat zahlreicher Händler der republikanischen Zeit. Zur Geschichte Herakleias im 2. und 1. Jh. v. Chr. Lomas, Rome and the Western Greeks 65 f.; 87. SEG 14, 478 A = Moretti, IAG 54: Ὀλύμπια τά ἐν Δίωι ἂνδρας / ὁπλίτην, Νέμεα ἂνδρας στάδ[ιον], Βασίλεια στάδιον, δίαυλο[ν], / ὁπλίτην τεῖ αὐτεῖ; Papazoglou, Villes 109 Anm. 30. Zu den Spielen Mari, RFIC 126, 1998. SEG 14, 478 B = ILGraec 225. Vgl. Farrington, Isthmionikai 126 Anm. 320, und die Erstpublikation von Robinson, TAPhA 69, 1938, 64 f. Nr. 16. SEG 58, 816; s. den Kommentar in Zimmer/Bairami, Rhodos II, 149–153. Zum Territorium der Kolonie s. Demaille, Espaces et territoires.
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habe sicher so viele Soldaten wie nur möglich gebraucht und deshalb kaum Kolonien anlegen lassen, so daß die Hortensius zugeschriebenen Gründungen eher im Jahre 44 stattgefunden hätten.402 Jedoch sprechen zwei Tatsachen dagegen: Wenn die Ansiedlung von Italikern und anderen Bürgern, vielleicht auch Veteranen, in Makedonien einem Plan Caesars entsprungen ist, so ist es auch im Interesse derer, denen Land versprochen wurde, daß dieses Versprechen gehalten wird. Zum anderen haben wir die Rede, die Brutus nach der Ermordung Caesars vor dem Volk hielt und in der es vor allem um Unrecht bei der Ansiedlung von Veteranen auf dem Land enteigneter Italiker geht.403 Brutus wirft dem Diktator vor, er habe die Veteranen erstens in ihren militärischen Verbänden angesiedelt und zweitens auf widerrechtlich enteignetem Land. Die Vertriebenen seien also ein Unruheherd, die Veteranen aber auch, da sie nie vor den Rachegelüsten derer sicher sein könnten, auf deren Land sie jetzt saßen: „Da war es, was die Tyrannen vor allem wollten, nicht mit Land euch versehen, das sie euch doch auch von anderswoher verschaffen konnten; ihr solltet vielmehr, von lauernden Feinden umgeben, immer zuverlässige Schützer ihrer Herrschaft bleiben, die in Gemeinschaft mit euch solche Verbrechen begingen.“404 Brutus verspricht schließlich, die Enteigneten zu entschädigen. Ohne näher auf die vielen Probleme, die die Münzprägung des Hortensius in Makedonien aufwirft, eingehen zu können, scheint es doch denkbar zu sein, daß er unter Brutus eine oder zwei Kolonien gegründet haben könnte, die mit Römern aus Makedonien, Veteranen und enteigneten Italikern besiedelt worden sein könnte. Aus Münzen und einer Inschrift aus Athen405 kennen wir den Namen der Kolonie als colonia Iulia Augusta Diensium, was zeigt, daß Dium auch, wie die anderen Kolonien in Makedonien, unter Augustus neugegründet und wohl auch mit neuen Kolonisten besetzt oder verstärkt wurde. In Dion läßt sich neben den römischen Kolonisten auch eine Gruppe von incolae nachweisen, die nicht in die Bürgerschaft integriert waren und die womöglich die vorherigen griechischen Einwohner und deren Nachkommen sind: Eine bilingue Weihinschrift wurde der Freigelassenen Anthestia Iucunda gesetzt von den colonorum et incolarum coniuges – κολώνων καὶ παροίκων αἱ γυναῖκες.406 Das ist eines der zahlreichen Argumente gegen die bisweilen geäußerte These einer Doppelgemeinde, bestehend aus der römischen Kolonie und der alten Polis.407
402 Kremydi-Sicilianou, Tekmeria 4, 1998. 403 App. civ. 2, 137–141. 404 App. civ. 2, 141: τοῦτο δ᾽ ἦν, ὅπερ οἱ τύραννοι μάλιστα ἐβούλοντο, οὐ γῆν ὑμᾶς λαβεῖν, ἣν δὴ καὶ ἑτέρωθεν εἶχον παρασχεῖν, ἀλλ᾽ ὅπως ἐχθροὺς ἐφεδρεύοντας ἔχοντες ἀεὶ βέβαιοι φύλακες ἦτε τῆς ἀρχῆς τῆς ταῦτα ὑμῖν συναδικούσης. Übers. O. Veh. 405 CIL III 7281 = AE 1984, 821. 406 SEG 34, 631 = AE 1998, 1210 = Pandermalis, 8. Epigraphikkongreß 277. S. Papazoglou, Villes 110 f.; Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 122 f.; Rizakis, REA 100, 1998, 604. Zur Familie der Anthestia Iucunda s. Sverkos, Meletemata 74, 301–305; Demaille, Statut servile; zu Bilinguen in Dium s. Horsley, Chiron 24, 1994. Anthestia Iucunda weihte auch zusammen mit ihrem Mann eine Porticus im Heiligtum der ägyptischen Götter: Pandermalis, 8. Epigraphikkongreß 276 f. = AE 1998, 1209. 407 Weitere Argumente: Papazoglou, Villes 110; vgl. Kremydi-Sicilianou, Coinage and Identity 99.
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Ein auffälliges Merkmal der Kolonie Dium ist, daß von den 85 Grabinschriften der Stadt 78 in Griechisch und nur sieben in Latein verfaßt sind.408 Die Publikationslage der Inschriften Dions erschwert eine Überprüfung dieser Zahl und einiges andere mehr. Die Frage, warum hier eine Kolonie gegründet wurde, hat man selten zufriedenstellend beantwortet. Im Abschlußbericht des Erfurter Schwerpunktprogramms „Römische Reichsreligion und Privatreligion“ heißt es, die griechischen Namen und die Randlage des Ortes bewiesen, daß sie nicht zu bedeutend gewesen sei und erklärten, warum es hier angeblich wesentlich makedonisch-traditioneller zugegangen sei als in den anderen römischen Kolonien Makedoniens.409 Die Randlage ist eindeutig nicht der Fall. Wer jemals, ob mit dem Auto, dem Zug oder dem Bus, von Süd- nach Nordgriechenland gefahren ist weiß, daß man fast zwangsläufig an Dion vorbeikommt, will man nicht lange Umwege über schroffe Berge in Kauf nehmen. Und so lag auch in der Antike Dion natürlich, wie heute, an der Hauptverbindungsstrecke von Makedonien durch das Tempetal nach Mittel- und Südgriechenland. Eine der Funktionen römischer Kolonien war es, als Station und Stützpunkt an Wegen zu dienen. Ebendiese Funktion läßt sich für Dion auch wahrscheinlich machen: Die Mestrii-Geschwister, die auch anderweitig als Stifter hervorgetreten sind, weihten ein praetorium, eine Übernachtungs- und Wechselstation für den cursus publicus, das sich nicht nur durch die Inschrift, sondern auch im archäologischen Befund nachweisen läßt.410 Zudem diente Dion als Sperrfestung an einer schmalen Stelle des Weges: Der Olymp trat hier recht nahe ans Meer heran. Die Ebene wurde nochmals verkleinert durch die aufgestaute Mündung des Flusses Baphyros und das Stadt- und Heiligtumsareal. Der geringe Rest der Strecke zwischen Berg und Meer war durch ein System aus Wällen und Gräben gesichert, das bei Bedarf durch eine hölzerne Palisade verstärkt werden konnte.411 Ob man aus den griechischen Namen auf eine traditionellere Ausrichtung der Gemeinde und auf das Zusammenleben mit Altbewohnern schließen darf, wird am Beispiel der Kolonie Cassandrea deutlich. Cassandrea Die Stadt am Isthmos, der die Halbinsel Pallene mit der Chalkidike verbindet, hat eine lange Geschichte als korinthische Kolonie Poteidaia und als Neugründung des Kassandros. Sie war zur Zeit der römischen Eroberung nach Thessalonike die zweitbedeutendste Stadt Makedoniens.412 Bedeutend waren die Häfen, die königliche Garnison und das zur Verfügung stehende Land, denn zum Territorium gehörten die gesamte Pallene, im Nordwesten die Bottike und im Nordosten die ehemaligen Ter408 409 410 411
Rizakis, Acta Colloquii Epigraphici Latini 384. Egelhaaf-Gaiser/Rüpke/Tsochos, Religionsgeschichte 57 f. Pandermalis, Excavating Classical Culture 104–107. Zur Bedeutung der Stelle als Sperriegel Liv. 44, 6, 14–16. In Liv. 44, 7, 9 werden Dion und das Tempetal als claustra Macedoniae bezeichnet. Die bei Livius beschriebenen Kriegshandlungen machen auch unmittelbar deutlich, was damit gemeint ist. 412 Liv. 45, 30, 4.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
ritorien von Olynth und Mekyberna.413 Die archäologischen Befunde sind dürftig, da das moderne Nea Potideia über der antiken Siedlung liegt, die sich zu römischer Zeit allerdings auch noch weiter nördlich des 1932 gegrabenen Kanals erstreckt haben dürfte.414 Die Neuanlage der Stadt durch Kassandros ist durch Reste eines rechtwinkligen Straßenrasters, eine Agora und ein an der Agora gelegenes prachtvolles, großes Peristylhaus mit Dreiraumgruppe greifbar, das an die Peristylhäuser Pellas erinnert und vielleicht einem Angehörigen des makedonischen Königshauses gehörte.415 Königsland von beträchtlichem Umfang ist epigraphisch für die Zeit des Lysimachos überliefert, wird also zuvor und später auch noch existiert haben.416 So bleibt Cassandrea bis ins 3. Jh. n. Chr. hinein, wohl bis zur Goteninvasion des Jahres 268, ein landwirtschaftliches Zentrum. Auf der Halbinsel sind zahlreiche Dörfer und Farmen nachgewiesen, ebenso Installationen zur Verarbeitung und Aufbewahrung von Wein und Öl.417 Möglicherweise von Hortensius gegründet, hatte die Kolonie seit Augustus, wie die übrigen makedonischen Kolonien außer Pella und Byllis, das ius Italicum inne und trug den Namen colonia Iulia Augusta Cassandrensis. Unter den 58 coloniazeitlichen Inschriften sind 47 griechische und eine bilingue.418 Die Namen sind griechisch, römisch und thrakisch, ebenso die verehrten Gottheiten. Neben den römischen Magistraten (IIvir, quaestor, aedilis, decurio, augustalis) bestehen griechische Institutionen wie das Gymnasion und die Ephebie, der makedonische Kalender und das griechische Zahlensystem weiter – anders als in allen anderen römischen Kolonien mit Ausnahme der erwähnten Maßangaben in Philippi. All das hat einige dazu gebracht, hier eine Doppelgemeinde zu vermuten, also eine griechische Polis und eine römische Kolonie am gleichen Platz, wie es in ganz seltenen Fällen überliefert ist.419 In Kassandreia haben wir einen der ganz seltenen Fälle vor uns, in denen wir vermuten können, woher die Bevölkerung der Kolonie kam. In einigen Inschriften finden wir eine Herkunftsangabe, und immer, wenn das der Fall ist, stammt die betreffende Person entweder aus Tarent oder aus Apulien. Der Bau des Gymnasions, zu dem die genannte Bilingue als Stiftungsinschrift gehört, wurde von einem Α(ὖλος) Κορνιφίκιος Ταραντῖνος bezahlt.420 Hier möchte ich nochmals den lukani413 414 415 416 417 418 419
Papazoglou, Villes 424 mit A. 53 f. Winter, Stadtspuren 132–143. Winter, Stadtspuren 251–253. Hatzopoulos, Donation. Tsigarida/Papadimitriou, AErgoMak ET 2009. Dazu und zum folgenden Samsaris, Dodone 16, 1986. Papazoglou, Villes 426 A. 65; Kremydi-Sicilianou, Coinage and Identity 99. Allgemein zur Möglichkeit von Doppelgemeinden Gagliardi, Mobilità 174–176. 420 Tataki, Roman Presence 196 Nr. 166, 3; Samsaris, Dodone 16, 1986, 360; 407 Nr. 59; SEG 37, 559: -----/VI.IVA / VI / sua pecunia --/ idemo-PROB---/ et epulo – dedicavit. / Α. Κορνιφίκιος Ταραντῖνος / γυμνάσιον σὺν τοῖς προσκοσ/μήμασιν, ἐκ τῶν ἰδίων / τῇ πόλει; s. Nocita, Italiotai 96. Eine Κορνιφικία Τυραννίς aus Cassandreia: Robinson, TAPhA 69, 1938, 66 Nr. 18. Die dort gegebene Datierung „late Roman“ ist recht pauschal; nach Ausweis des von Robinson gegebenen Photos kann die Inschrift, die wie fast alle einst in Nea Potideia aufbewahrten im Zweiten Weltkrieg verlorengegangen ist, gut ins späte 1. oder ins 2. Jh. n. Chr. gehören. Zur
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schen Herakleoten aus Pella ins Gedächtnis rufen. Der apulisch-tarentinische Raum war mit dem makedonisch-epirotischen stets durch vielfältige Kontakte verbunden. Auf dem Gebiet der materiellen Kultur ließen sich zahlreiche Beispiele für solche Kontakte nachweisen; hier soll lediglich an einige Personalia erinnert werden: Herakleides, der Flottenkommandant Philipps V., stammte aus Tarent;421 und Onesimos, der im Jahre 169 von Perseus abgefallene makedonische Funktionär, erhält von den Römern Haus und Land in Tarent.422 So ist also erstens anzunehmen, daß die hier angesiedelten Italiker zu einem Gutteil Griechen aus Apulien oder Kampanien waren und daß zweitens diese aufgrund der ähnlichen Kultur und der alten Kontakte weniger als Fremdkörper auffielen als italischsprachige Siedler.423 Neben diesen Römern gab es in Cassandrea auch negotiatores, die schon vor der Koloniegründung hier ansässig waren. Nur weil die Sprache der Einwohner Griechisch ist, das Augustalenkollegium Αὐγουστάλαι heißt424 und sich ein Loukios Baibios nicht decurio nennt, sondern βουλευτής,425 heißt das noch nicht, daß hier Römer und Griechen in Eintracht zusammenlebten oder daß es hier „traditionell“ zuging. Auch daß die in Cassandrea häufigen Personen mit einem einzelnen griechischen Namen einheimische Freie ohne Bürgerrecht, also incolae sein sollten, wie F. Papazoglou vorgeschlagen hat,426 muß daher nicht unbedingt zutreffen. Die Möglichkeit, daß griechischsprachige Italiker in Kolonien angesiedelt wurden, sollte immer in Betracht gezogen werden, bevor man weiterreichende Schlüsse zum Verhältnis der Kolonisten zur Vorbevölkerung zieht. Die „Latinität“ der griechischsprachigen Kolonisten zeigt sich auch darin, daß in zwei Vereinsinschriften das in Makedonien nur noch im vergleichbar lateinischen Stobi belegte lateinische Fremdwort κολλήγιον vorkommt.427 Jedenfalls muß Karten wie der, die A. Rizakis einem Beitrag zum Verhältnis des Griechischen zum Lateinischen im römischen Griechenland mitgegeben hat,428 mißtraut werden, wenn es um die Herkunft der Bevölkerung geht. Die Aussagekraft
421 422 423 424 425 426 427 428
Herkunft der Siedler mit lateinischen Namen in Makedonien s. Salomies, Meletemata 21. Zu Cornificius ebd. 117 Anm. 29. Kremydi-Sicilianou, Coinage and Identity 99, geht wegen des Gymnasions von einer gemischten griechisch-römischen Elite in Cassandrea aus. Sie wird dazu durch die Annahme verleitet, das dortige Gymnasion sei eine alte Institution, die in der römischen Kolonie fortbestand. Das muß nicht so gesehen werden. Pol. 13, 4. Diese Kontakte werden auch durch die seit dem späten dritten Jahrhundert in Dyrrhachion, Apollonia und Bouthrotos auftauchenden lateinischen Namen bezeugt: Cabanes, Meletemata 21. Liv. 44, 16, 4–7. Zur demonstrativen Beibehaltung der griechischen Kultur bis in die augusteische Zeit hinein, besonders in Neapolis, Tarent und Rhegion, Strab. 6, 1, 2 und Bowersock, Augustus 80–84; vgl. MacMullen, Romanization 1; 5. SEG 46, 746; neue Lesung bei Sverkos, Tekmeria 7, 2002; BE 1980, 316; BE 1997, 400; BE 2015, 450 = Juhel/Nigdelis, Kinch Nr. 54, S. 103–107. Samsaris, Dodone 16, 1986, 400 Nr. 24. Papazoglou, ZAnt 40, 1990, 120–124. CIG II 2007 f., 2. Jh. n. Chr. = Kloppenborg/Ascough, Associations Nr. 66, und Samsaris, Dodone 16, 1986 Nr. 87. Ein Gladiatorenkollegium in Stobi: I.Stobi 100 = SEG 39, 597, 2. H. 3. Jh. n. Chr.; vgl. Nigdelis, Tekmeria 5, 2000, 139–145. Rizakis, Acta Colloquii Epigraphici Latini 391.
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der Tatsache, daß eine Inschrift in Latein geschrieben wurde, kann gering sein.429 Natürlich ist auffällig, daß in den römischen Kolonien lateinische Inschriften auftauchen, auch in den großen Städten wie der Provinzhauptstadt Thessalonike, und drittens entlang der großen Straßen. Aber hinter den gleich ausschauenden Punkten bei Cassandrea und bei Philippi verbergen sich unterschiedliche Tatsachen, die allein durch die Karte nicht darstellbar sind. Adriatische Küste: Vorbemerkung Die adriatische Küste der Provinz Macedonia ist mit guten Häfen nicht gerade reich versehen. Zwischen Skodra und Orikos, wo die Akrokeraunischen Berge beginnen, haben wir eine mehrere Kilometer breite und häufig sumpfige Küstenebene; dahinter steigen steile Berge auf, die von meist in Südost-Nordwest-Richtung orientierten Flußtälern in oft tiefen Schluchten durchschnitten werden. Das einzige in WestOst-Richtung verlaufende Tal ist das des Genusus, durch das die via Egnatia verlief. Zwei Hafenstädte bedienten diese Straße von Italien her: Apollonia und Dyrrhachion, beides alte korkyräische Kolonien, die bis in die späthellenistische Zeit fast eine Parallelentwicklung erlebt haben, identische Münzen prägten und sich in ihrer materiellen Kultur kaum unterschieden. Wie kam es, daß die eine zur freien Stadt, die andere zur römischen Kolonie wurde? Mit Sicherheit liegt die unterschiedliche Behandlung der beiden Städte in deren unterschiedlichem Verhalten während der Bürgerkriege begründet.430 Apollonia hatte sich stets zur rechten Zeit auf die Siegerseite geschlagen; Dyrrhachion war das nicht gelungen. Zudem ist an den doch recht freundlich und erfolgreich verlaufenden Studienaufenthalt des Octavian und des Agrippa in Apollonia zu erinnern, der eine besondere Nahbeziehung der Stadt zu dem Princeps begründete. Bouthrotos Als erste römische Kolonie an der adriatischen Küste Griechenlands wurde 44 v. Chr. Buthrotum gegründet, und zwar, weil die Bewohner der Stadt bei der Steuerzahlung säumig wurden. Die Stadt ist ein recht deutliches Beispiel für die einigenorts vermutete Funktion einer Koloniegründung als Strafe, wie wir durch Ciceros Korrespondenz wissen.431 Bouthrotos war nach der römischen Eroberung 167 v. Chr. Zentrum des epirotischen Prasaibenbundes; seit 68 v. Chr. besaß T. Pomponius Atticus bei Bouthrotos das Landgut Amaltheion. Im Jahre 44 v. Chr. fand gegen den gewaltsamen Widerstand der griechischen Einwohner der Stadt die erste Installation von stadtrömischem Proletariat in der Colonia Iulia Buthrotum statt; Ende 44 wurde sie militärische Basis des C. Antonius. Die Kolonisten stellten sich 429 Bezeichnend ist auch eine kaiserzeitliche Inschrift aus Cassandrea (Juhel/Nigdelis, Kinch Nr. 88), die SACEPDO mit griechischem Rho schreibt. 430 Quellen: I.Epidamnos S. 43–46. S. auch Shpuza, MEFRA 121, 2009, 484 f. 431 Dazu Deniaux, BAGB 34, 1975; Matijević, Historia 55, 2006.
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im Jahre 31 v. Chr. auf die Seite Octavians, der auf dem Weg von den Akrokeraunischen Bergen nach Actium hier entlangkam; sie befestigten die Unterstadt mit Spolien. Nach dem Sieg bei Actium wurde von Octavian eine zweite Kolonistengruppe geschickt; L. Domitius Ahenobarbus, sein Adoptivonkel, fungierte als patronus coloniae.432 Diese Koloniegründung steht im Zusammenhang mit den anderen Gründungen und Ansiedlungen unter Augustus am östlichen Adriaufer. Das Koinon der Prasaiben wurde aufgelöst, die griechischen Einwohner verdrängt;433 die Stadt wurde römisch. Mit immensem Aufwand wurden die Topographie und die bauliche Ausstattung der Stadt den Bedürfnissen der neuen Nutzer angepaßt. Die Investitionen in die Infrastruktur bewirkten den Wandel Butrints vom bescheidenen hellenistischen Koinonzentrum zu einer Stadt, deren wirtschaftliche und kulturelle Anziehungskraft sie zur unmittelbaren Konkurrentin von Phoinike und Kerkyra machten.434 Hier in Buthrotum begegnet etwas, das die Kolonien im westlichen Teil der Provinz Macedonia von denen im eigentlichen Makedonien abhebt: Wir haben hier wie auch in Byllis und in Dyrrhachium frühe Zeugnisse für die römische Kolonie. So fand man die Basis einer Ehrenstatue für Germanicus, der zum Duovir quinquennalis ehrenhalber gewählt worden war;435 aus dem Bereich des Theaters stammen qualitätvolle Porträts von Augustus, Agrippa und Livia,436 ein wohl augusteischer Himationträger437 verweist auf die Zeit, in der sich bei den griechischen Bildhauern noch keine Konvention für die Darstellung eines Römers in der Toga herausgebildet hatte. Was mit der laut der Korrespondenz Ciceros mit Atticus doch sehr unwilligen Vorbevölkerung geschah, wissen wir nicht; die coloniazeitlichen Zeugnisse liefern ganz überwiegend lateinische Namen. Jedoch setzt sich ab dem 2. Jh. das Griechische als Sprache der Inschriften wieder durch, so daß wir eine Ehreninschrift für den Statthalter Macedonias, von der Kolonie der Bouthrotier gesetzt, am Ende des 2. Jh. n. Chr. in griechischer Sprache finden.438 Könnte dies zudem ein Hinweis auf die Zuordnung Boutrotums zur Provinz Macedonia auch im 2. oder 3. Jh., nach der Einrichtung der Provinz Epirus, sein?
432 LIA 253: [L(ucio) Do]mitio Cn(aei) f(ilio) Ahenob(arbo) / pontif(ici) co(n)s(uli) / d(ecreto) d(ecurionum) patron(o) colonei. 433 So der Schluß von Bergemann, Butrint 67–73. 434 Dazu Hodges, Ricerche 65. 435 LIA 252: Germanico Iulio Ti(beri) f(ilio) / Augusti n(epoti) Vaesari / co(n)s(uli) / C(aius) Iulius C(ai) f(ilius) Strabo praefect(us / quinquen(nalis) eius. 436 Bergemann, Butrint Th 1–3 S. 126–132. 437 Bergemann, Butrint As 1. 438 I.Bouthrotos 12; spätes 2./frühes 3. Jh. n. Chr.: [ἡ Βουθρ]ωτίων / [κ]ολωνεία / [Μ]ᾶρκον Οὔλπιον Ἄνν[ιον] / [Κ]υιντιανόν, ἀνθύπατ[ον] / Μακεδονίας, λογιστὴν / ἑαυτῆς, δικαιοσύνης / ἕνεκα καὶ χρηστότητος, / τὸν ἑαυτῆς πάτρωνα / καὶ εὐεργέτην, / ψ(ηφίσματι) β(ουλῆς).
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Dyrrhachium Schon früh kamen römische Händler in die Stadt Epidamnos439, die durch ihren guten Hafen an der auf weite Strecken hafenarmen östlichen Adriaküste und die Nähe der Küste Italiens sowie die gute Anbindung ins Hinterland ein idealer Standort war. Ihre Bedeutung zeigt sich auch in den großflächigen Planierungen und dem planmäßigen modernen Ausbau der Wohnviertel in den Jahren zwischen der Einrichtung der Provinz und der Mitte des 1. Jh. v. Chr.440 Zwei Grabstelen des 2.–1. Jh. v. Chr. künden von diesen Händlern, deren Inschriften in griechischer Sprache verfaßt sind, wie es bei den italischen Händlern in griechischen Städten üblich war.441 Einer der beiden kommt aus Ancona, also von der direkt gegenüberliegenden Küste. Die Stadt Epidamnos war in Rom bekannt und in der Dichtung geläufig; Catull nennt sie die „Taverne der Adria“ (36, 15: taberna Hadriae) und in Plautusʼ Menaechmi stellt sie die Szene dar und wird wie folgt charakterisiert: So ist in Epidamnus hier die Menschenart: Wollüstlinge und Trunkenbolde ersten Rangs; Auch Gaunervolk und Speichellecker gibtʼs in Meng In dieser Stadt; und erst die feilen Dirnen, die Verstehen zu schmeicheln wie sonst nirgends in der Welt. Drum führt die Stadt den Namen Epidamnus auch, Weil dort kein Damm sich dem Ruin entgegenstellt.442
Da die Einwohner die Partei des Pompeius ergriffen hatten, wurde der Stadt von Caesar der Status als Freistadt entzogen. Ob er bereits Pläne zur Koloniegründung hatte, wissen wir nicht. Ohnehin ist uns erst seit der Auffindung gestempelter Bleiwasserrohre hadrianischer Zeit bekannt, daß die Kolonie colonia Iulia Augusta
439 Die Stadt liegt an der Südspitze einer von Nord nach Süd verlaufenden und im Westen steil ins Meer abfallenden Hügelkette. „Obwohl diese Kette, von ferne gesehen, nicht zwei, sondern drei Gipfel zeigt, so dürfte doch der Name Dyrrhachion (Zwei Rücken) ursprünglich ihr angehört haben, und von den Römern auf die Stadt bezogen worden sein, deren griechischer Name Epidamnos in ihrer Sprache Schadenheim bedeutete und daher von übler Vorbedeutung war.“ (Hahn, Drin und Wardar 2 Anm. 3.) Liv. 43, 21, 3: „damals war bei den Griechen der Name Epidamnus gebräuchlicher“ (Dyrrachium, tum Epidamni magis celebre nomen Graecis erat). Livius schreibt immer Dyrrhachium, so daß diese Passage wohl aus Polybios stammt. Catull und Caesar sind die ersten Schriftsteller, die Dyrrhachium schreiben, und so findet man häufig die These, daß diese Benennung wohl irgendwann zwischen Plautus und Catull aufgekommen sei; vgl. Briscoe, Commentary 458 f., aber auch Frasheri, Dyrrah 31–33, In der großen delphischen Theorodokenliste aus den 220er Jahren, die jedes römischen Einflusses unverdächtig ist, findet sich jedoch bereits der Ortsname Dyrrhachion: SEG 26, 624, Z. IV 57. Im einzigen erhaltenen Dekret der Stadt aus dem Jahre 206 v. Chr. bezeichnen sie sich allerdings als Epidamnier: I.Magnesia 46 = Syll.3 560 = I.Epidamnos 514. 440 Frasheri, Dyrrah 176–274. 441 I.Epidamnos 17 und 20. 442 Plaut. Men. 258–264; propterea huic urbi nomen Epidamno / inditumst, quia nemo ferme huc sine / damno devortitur. Übers. W. Binder/W. Ludwig. Zur Schlechtigkeit der Einwohner Expositio totius orbis E53. Dort wird behauptet, die Stadt sei wegen ihrer Einwohner von den Göttern vernichtet worden.
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Dyrrachin… hieß.443 Es handelt sich also um eine Gründung des Augustus. Zum Zeitpunkt der Koloniegründung hatte die Stadt bereits starke Mauern und eine wohlorganisierte Urbanistik. So wurden im Laufe der römischen Zeit lediglich die Kanalisation neu angelegt und einige römische Häuser errichtet, die paradigmatisch das Atriumhaus in den Osten versetzen.444 Auch in Dyrrhachium haben wir viele Zeugnisse der frühen Coloniazeit. Einige Beispiele seien genannt: zum einen der wohl augusteische Grabstein für Publius Ventidius, Soldat der Legio I Macedonica und wohl einer der frühesten Kolonisten,445 weiterhin Inschriften von städtischen Sklaven, die Dyrracinus heißen.446 Als Agrarland besaß Dyrrhachium ein ausgedehntes Hinterland, das vorher den illyrischen Parthinern gehört hatte. Bis nach Scampa, dem heutigen Elbasan, einer späterhin wichtigen Station an der via Egnatia, reichte das ländliche Gebiet. Der Koloniegründer T. Statilius Taurus (RE 34) besaß hier Ländereien.447 Wahrscheinlich gab es auch kaiserliche Domänen, wie ein Fund aus der Nähe von Tirana zeigt: Zwei ca. 40 cm breite, offensichtlich aus der gleichen Werkstatt stammende Dioskurenstatuetten tragen je eine griechische und eine lateinische Weihinschrift von kaiserlichen Freigelassenen.448 Viele der Kolonisten in Dyrrhachium waren Freigelassene, aber zwei kaiserliche Freigelassene an einem Ort deuten doch auf kaiserlichen Besitz hin. Dyrrhachium als Großstadt war natürlich nicht nur von römischen Kolonisten bewohnt. Viele Inschriften überliefern neben griechischen auch epichorische, meist illyrische Namen wie Sura, Anula, Anaia, Lydra. Da es sich hierbei oft um Frauennamen handelt, sind hierunter womöglich auch einheimische Frauen der Kolonisten zu verstehen, die das ius conubii hatten. In Dyrrhachium kennen wir etwa die Ventidia Duta als Gefährtin des erwähnten Veteranen P. Ventidius.449 Diese Vermischung zusammen mit der Tatsache, daß den Kolonisten die lateinische Sprache wohl nicht allzu geläufig war, führte dazu, daß sich das Latein in der Mischbevölkerung nicht vollends durchsetzte. Der Großteil der lateinischen Inschriften stammt aus dem 1. Jh. v. und dem 1. Jh. n. Chr. und wurde von den italischen Neubürgern gesetzt, 443 AE 1984, 812: Aquae [H]a[dri]an(ae) / col(oniae) Iul(iae) Aug(ustae) Dyrr(achin…) / offic(inator) Eutychius; AE 1984, 811: Col(oniae) Iuliae Aug(ustae) Dyrrachin[…] aq(ua) Hadrian(a) s(ub) cura Tell() Gaet() et Avidio(!) Camurian[i]. 444 Shehi, JAT 17, 2007, 175. Ein Atriumhaus römischen Typs ist auch das „Haus des Manius Antoninus“ in Nikopolis, das vom 2. bis zum 4. Jh. n. Chr. benutzt wurde: Zachos/Pavlidis, Festschrift Wesenberg 153. 445 LIA 159: P(ublius) Ventidius P(ublii) f(ilius) Aem(ilia) (miles) leg(ionis) I fecit vivos sibi / et filiae Tertiae et Ventidiae P(ubli) l(ibertae) Dutae. Zu der bisher unbekannten Legion vgl. Keppie, Legions and Veterans 87. 446 LIA 50; 72; 81. 447 DʼArms, Commerce 155 f. 448 SEG 38, 463: Ἰταλικὸς Σεβ(αστοῦ) ἀπελεύθ(ερος) Διοσκόροις / ἐπηκόοις ὑπὲρ τέκνου; LIA 154: Cast(oribus) Aug(ustis) / Epictetus Aug(usti) lib(ertus) et Petilius Apollonius / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) a(nimo). 449 LIA 159. Keppie, Legions and Veterans 86, benutzt die Formulierung „a lady ‚companion‘ of local stock“.
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die Inschriften gewohnt waren. Später kommt diese Sitte anderenorts abhanden; gegen Ende des 2. Jh. setzt sich die griechische Sprache allgemein wieder durch. Auch in Dyrrachium begegnen bereits im 2. Jh. n. Chr. Inschriften mit Barbarismen und Provinzialismen,450 jedoch bleibt hier das Lateinische immer dominant. Das Bauwerk, das am deutlichsten die Romanitas Dyrrhachiums verkündet, ist das Amphitheater des 2. Jh. n. Chr.451 Byllis Das Zentrum des Koinons der Byllionen und die größte Stadt Südillyriens liegt in eindrucksvoller Lage an der Stelle, an der der Fluß Aoos (heute in Albanien Vjosa) seine Schlucht verläßt, nachdem er den Drin aufgenommen hat, und die Küstenebene erreicht, bevor er bei Apollonia ins Adriatische Meer mündet. Das Tal ist der einzige halbwegs gangbare Weg von Südillyrien ins innere Epiros, und W. M. Leake nutzte die hindurchführende Route, als er schnellstmöglich von Berat nach Ioannina reisen mußte.452 Der Aoos entspringt im Pindos etwas nordöstlich von Ioannina, also sind durch das Tal sowohl die hier befindlichen fruchtbaren Ebenen als auch die molossische Königsstadt Passaron und das Heiligtum von Dodona zu erreichen. Das wird in der Forschung kaum je so gesehen.453 Hier wirkt die moderne Staatsgrenze zwischen Albanien und Griechenland wissenschaftlich kontraproduktiv. Die Lage macht die Stadt zu einer Sperrfestung an diesem wichtigen Weg. Zum Reich-
450 Etwa LIA 120. 451 Zu den Bauten und Stiftungen in Dyrrhachium Deniaux, Colons. Zu den Amphitheatern in den Provinzen Achaea und Macedonia Di Napoli, Meletemata 63, 258 f. Das kleine Amphitheater in Korinth, das im Nordosten der Stadt in einer vom Wasser ausgespülten natürlichen Senke an der Hangkante liegt und baulich wohl kaum ausgestaltet war, ist jedoch in keiner Weise mit dem imposanten Monument in Dyrrhachium zu vergleichen. In der Literatur wird dieser für jeden Besucher augenfällige Umstand meist etwas verschämt übergangen (s. exemplarisch Fowler, Corinth I 89–91), aber Dion Chrys. 31, 121 spricht es deutlich aus: „Mit ihren Gladiatorenkämpfen haben sie es den Korinthern nachgemacht, ja mehr noch, sie und alle andern mit diesem Wahnsinn übertrumpft. Während die Korinther die Kämpfe außerhalb der Stadt in einer Schlucht veranstalten, an einem Ort, der zwar eine große Zuschauermenge aufnehmen kann, im übrigen aber so schmutzig ist, daß man keinen Freigeborenen dort begraben möchte, betrachten sich die Athener dieses ausgesuchte Schauspiel im Theater am Fuße der Akropolis.“ (οἷον εὐθὺς τὰ περὶ τοὺς μονομάχους οὕτω σφόδρα ἐζηλώκασι Κορινθίους, μᾶλλον δ᾽ ὑπερβεβλήκασι τῇ κακοδαιμονίᾳ κἀκείνους καὶ τοὺς ἄλλους ἅπαντας, ὥστε οἱ Κορίνθιοιμὲν ἔξω τῆς πόλεως θεωροῦσιν ἐν χαράδρᾳ τινί, πλῆθος μὲν δυναμένῳ δέξασθαι τόπῳ, ῥυπαρῷ δὲ ἄλλως καὶ ὅπου μηδεὶς ἂν μηδὲ θάψειε μηδένα τῶν ἐλευθέρων, Ἀθηναῖοι δὲ ἐν τῷ θεάτρῳ θεῶνται τὴν καλὴν ταύτην θέαν ὑπ᾽ αὐτὴν τὴν ἀκρόπολιν); Übers. W. Elliger. 452 Leake, Northern Greece I 380. 453 Z. B. Bartels, Städtische Eliten 101: „… während für die Anlage von Byllis … keine Motivation erkennbar ist.“ Ein Besuch der Stätte zeigt unmittelbar, warum er eine strategische Schlüsselposition einnimmt. Von dieser einen Stelle aus erschließt sich die Topographie des gesamten Nordepirus; vgl. die hervorragende Schilderung bei Winnifrith, Badlands 29–33. Ebd. 29: „… there is no real excuse for historians to stay rooted to their armchairs.“
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tum der Stadt trugen auch die ergiebigen Asphaltlagerstätten bei, die schon in der Antike ausgebeutet wurden und heute noch ganz Albanien versorgen.454 Nach einer bedeutenden Ausbauphase im 4. Jh. v. Chr. – zwei Agora-Plätze wurden angelegt, ein Theater-Stadion, das dem von Dodona gleicht, ein Gymnasion455 – war die Stadt wohl eine von denjenigen epirotischen Städten, die 167 v. Chr. der Zerstörung durch die Truppen des Aemilius Paullus entgangen waren. Die Byllionen hatten schon im Krieg gegen Philipp V. die Römer unterstützt,456 und 168 v. Chr. hatten sie den Römern Hilfstruppen geschickt.457 Das Koinon der Byllionen existierte weiter, und die Byllionen waren unter denjenigen, die sich Caesar anschlossen.458 Später wurde der Ort von Antonius genommen.459 Daß er zu einer römischen Kolonie wurde, erfahren wir erst durch Plinius.460 Münzen hat das römerzeitliche Byllis, wie auch Dyrrhachium, keine geprägt. Jedoch haben wir hier auch wieder die frühen Inschriften, die in die augusteische Zeit verweisen: Von einem C. Iulius, Freigelassenem des Augustus, ist der Grabstein erhalten,461 außerdem gibt es eine Ioulia Apeleuthera in der Stadt.462 Die Inschriften an den Stadttoren zeigen, daß Augustus selbst den Wiederaufbau der Befestigung veranlaßt hat;463 ebenso finden wir Reste einer großen Bauinschrift des Augustus an der Agora; in einer Basilika sind Teile eines riesigen augusteischen Geisons verbaut. Augustus hat also zum einen in der Stadt gestiftet, zum anderen haben sich wohl einige Personen, die eine Nahbeziehung zum Herrscher unterhielten, hier niedergelassen. Die Institutionen scheinen die in einer römischen Kolonie üblichen gewesen zu sein; zwei Kaiserweihungen erfolgen ex decreto decurionum;464 andernorts ist wahrscheinlich ein patronus coloniae Byllidensium erwähnt.465 Eines der bedeutendsten epigraphischen Zeugnisse der Kolonie findet sich in die steile Felswand des Südabsturzes gemeißelt.466 Der Text ist auf einer 2 × 3 m großen tabula ansata geschrieben und zwischen 162 und 165 zu datieren. M. Valerius Lollianus hat hier nicht nur seine ganze militärische Karriere festhalten lassen, sondern auch, daß er auf eigene Kosten die enge, holprige Straße, die von der colonia Byllidensium aus durch die Landschaft Astaciae führt, sowie einige Brücken sicherer und besser befahrbar gemacht. Lollianus hatte kein Amt mehr inne, und so ist seine Spendabilität 454 Ps.-Arist. De mirab. ausc. 127, und Plin. nat. 2, 237; 16, 50 zu den illyrischen Asphaltlagerstätten bei Apollonia im Gebiet der Atintanen. Leake, Northern Greece I 378 f., erwähnt den Asphalt ebenfalls. Vgl. Franke, Albanien 21–23. 455 Zu den baulichen Überresten der Stadt Koch, Albanien 249–253; Franke, Albanien 20–28; Cabanes, Carte archéologique 164–174. 456 Cabanes, Historia 37, 1988, 483 f. 457 Liv. 44, 30, 10. 458 Caes. civ. 3, 12, 4. 459 Cic. Phil. 2, 11, 11. 460 Plin. nat. 4, 10. 461 LIA 214. 462 Deniaux, Contributi 124 f. 463 LIA 192; vgl. 193; 195; 196; s. Kapitel 13. 464 LIA 199 f. 465 LIA 203. 466 LIA 188; dazu Haensch/Weiß, MDAI(R) 118, 2012.
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dadurch zu erklären, daß er aus Byllis stammte und nach seinem Militärdienst in die Heimat zurückgekehrt war. Zwei italische Lampenfirmen unterhielten Filialen in Byllis,467 was auf die Anwesenheit italischer Handwerker deutet, die hier wohl geeignete Absatzmärkte vorfanden, d. h. daß der Bedarf nach den gewohnten Alltagsgegenständen vorhanden war. Ein weiteres Zeugnis für die Bevölkerung liefert die bei Apollonia gefundene Grabinschrift der Caecilia Venusta aus dem 2. Jh. n. Chr.468 Venusta aus Byllis hatte einen Mann namens Lartidius aus Naissus, dem heutigen Nish in Serbien. Darauf, daß die Vorbevölkerung der Stadt nicht vertrieben wurde, sondern in der Kolonie aufging, könnte das augusteische Zeugnis eines Lycotas schließen lassen, der in lateinischer Sprache dem Asklepios und der colonia etwas weiht.469 Aber das müßte untersucht werden. Da die Bevölkerung Caesar unterstützt hatte, wäre eine Bestrafung durch die Hinzusetzung einer römischen Kolonie ungewöhnlich. Auch daß die Infrastruktur der Stadt unverändert weitergenutzt und erhalten wurde, läßt wohl darauf schließen, daß in Byllis die Kolonisten und die Vorbevölkerung gleichberechtigt zusammenlebten.470 Das in Sichtweite am anderen Ufer des Flusses vergleichbar gelegene und ausgestattete Amantia471 scheint hingegen keine Italiker oder Römer aufgenommen zu haben und behielt seine Freiheit und seine hergebrachten Institutionen griechischen Typs.472 Die Rolle der Kolonien Zusammenfassend sollte festgehalten werden, daß es in Macedonia im Vergleich zu Kleinasien und Achaia viele frühe römische Kolonien gab. Die Municipien Stobi und (später?) Denda, über das wir kaum etwas wissen,473 trugen gleichfalls dazu bei, daß Römisches im Norden Griechenlands eine große Rolle spielte. Bis ins 3. Jh. hinein bleibt der Bestand grundsätzlich gleich. Die Koloniegründungen müssen je mehrere Zwecke verfolgt haben. Zum einen findet sich stets fruchtbares und verfügbares Land in der Nähe, zum anderen liegen die Siedlungen immer an wichtigen Verkehrsrouten. Das unterscheidet sie von den kleinasiatischen Kolonien der Zeit, 467 In Butrint, Dyrrhachium und Apollonia waren Öllampen in Gebrauch, die die Standardformen zweier bekannter Werkstätten Mittelitaliens, Fortis und Felix, aufwiesen. Durch die Stempel Felix Byllis und Byllis Fortis sind die Herstellerfilialen in Byllis verortet: S. Anamali, in: Eggebrecht, Albanien 354 Nr. 254 a, b; Shpuza, Romanisation 238–240. 468 LIA 206. 469 LIA 189: Lycotas / Asclepio / et Coloniae / d(e) s(ua) p(ecunia) f(ecit). Die Inschrift ist wohl das früheste Zeugnis für die colonia; der griechische Name Lykotas ist in Nordwestgriechenland weit verbreitet und findet sich häufig in Butrint: LIA S. 468. 470 Vgl. Ceka, Illyrians 200 f. 471 Zur Stadt s. Koch, Albanien 285–287; Franke, Albanien 17–19; Cabanes, Carte archéologique 204–209. 472 Plin. nat. 4, 35: liberi Amantini. Auch sind alle Inschriften griechisch (I.Albanie 94–126), bis auf eine kaiserzeitliche Bilingue, in der es um die Stiftung eines Getreidespeichers und eine diesbezügliche Entscheidung der römischen Autoritäten geht (I.Albanie 101 = LIA 231 mit Haensch, Tyche 27, 2012). 473 Plin. nat. 3, 145. Zur Lage von Denda Patsch, Völkerkunde 154 f. Anm. 6.
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die oft an abgelegenen Stellen im Landesinneren gegründet wurden.474 Daß dieser Aspekt von enormer Bedeutung war, zeigt die Tatsache, daß die via Egnatia bis zur Provinzreform des Diocletian stets einem einzigen Statthalter unterstand, dem von Macedonia. Ein Beispiel für die Sorge um die Straße ist der Brief eines Kaisers, der aus Dyrrhachium an Herakleia Lynkestis schreibt und Anweisungen gibt, wie die Straße instandgehalten werden solle.475 Die besonderen Bemühungen des Augustus um die Ostküste der Adria gehen überein mit einem ideologischen Konzept, das die beiden Seiten der Adria verbinden wollte.476 Das bedeutendste Zeugnis ist die Aeneis des Vergil, die Aeneasʼ Aufenthalte in Dalmatien und Illyrien, besonders bei Helenos und Andromache in Bouthrotos, stark mit den Gründungsmythen Roms verwebt. Aeneas verabschiedet sich mit folgenden Worten von Helenos: Wenn ich zum Tiber einmal und des Tibers Nachbargefilden komme und schaue die Mauern, die meinem Volke bestimmt sind, werden verwandte Städte wir einst und Völker, Epirus und Hesperien – Dardanus ist ja für beide der Ahnherr, beider Schicksal ist gleich – zu einem Troia im Geiste beide verbinden; das sei die Sorge unserer Enkel.477
Das Ziel der Ansiedlung von Römern war auch eine Sicherung der Übergangsstellen nach Italien, da in den Jahren des Augustus diese Region dreimal gezeigt hat, wie geeignet sie ist, um von dort aus Italien zu bedrohen. In diesem Sinne ging es Caesar und Augustus auch darum, den im adriatischen Raum noch zahlreich vorhandenen Klienten des Pompeius etwas entgegenzustellen.478 Makedonien war auch deshalb für den Zuzug römischer Siedler geeignet, weil hier Platz war, sowohl westlich als auch östlich des Pindos. Die Zerstörung der epirotischen Städte und die Versklavung von zehntausenden Einwohnern, die Zerschlagung des Makedonischen Staats, die Deportation der Führungsschicht dürften zu einem Rückgang der Bevölkerung geführt haben. Zudem stand reichlich Königsland zur Verfügung. Die Entvölkerung und den wirtschaftlichen Zusammenbruch kann man nicht belegen, doch spricht die Dunkelheit, die die späthellenistische Zeit Makedoniens umgibt, eine deutliche Sprache. Römer lebten seit dem 2. Jh. als Händler und Landbesitzer in Makedonien. Dabei dienten ihnen offensichtlich nicht nur die Kolonien als Zentren. Auch im illyrischen Apollonia haben in späthellenistischer Zeit einige römische Familien großen Einfluß gehabt, wie etwa die Fondanii, deren Grabinschriften von 2. vorchristlichen bis zum 2. nachchristlichen Jahrhundert nachweisbar sind.479 Die Stadt 474 Zu deren Situation und Gründungsumständen Filges, Topoi 3. 475 IG X 2, 2, 1, 52. Daß es sich nicht um den Brief eines Statthalters handelt, zeigt Haensch, Capita provinciarum 110 Anm. 275; 444 Anm. 154. 476 Alcock, Graecia Capta 14; Doukellis, JRA 3, 1990. 477 Verg. Aen. 3, 500–505: Si quando Thybrim vicinaque Thybridis arva / intraro, gentique meae data moenia cernam, / cognatas urbes olim populosque propinquos, / Epiro, Hesperia, quibus idem Dardanus auctor / atque idem casus, unam faciemus utramque / Troiam animis; maneat nostros ea cura nepotes. Übers. J. Götte. 478 So Rizakis, Colonie romane 88. 479 I.Apollonia 38; 166; 249.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
blieb stets frei, wohl weil sie von Augustus, der sie gut kannte, besonders favorisiert wurde,480 und behielt ihre griechischen Institutionen die gesamte Kaiserzeit hindurch bei.481 Apollonia prägte zudem nach dem Ende der gemeinsamen Drachmenprägung mit Dyrrhachium Denare und Quinare nach römischem Standard,482 was nur eine konsequente Fortsetzung der bereits mit dem Peloponnesischen Krieg begonnenen Westorientierung der Stadt ist. Späterhin, vom späten 1. Jh. n. Chr. bis in die Spätantike hinein, ist die gesamte Provinz Macedonia von Römern und Römernamen dominiert, wobei anzumerken ist, daß Landkauf durch Römer in republikanischer Zeit außer in Makedonien nur noch in Messene, auf Kos und auf Chios belegt ist.483 Womöglich konnten Römer und Italiker in Makedonien das ehemalige Königsland erwerben, das nach 167 v. Chr. zu ager publicus geworden war. Zur Zeit der Zweiten Sophistik kommen gar die alten Beziehungen aus der Zeit der Großen Kolonisation wieder zum Tragen: Eine Inschrift aus Korinth ehrt den Rhetor T. Peducaius Cestianus aus Apollonia; die Ehrung erfolgt auf Beschluß des Rates der Metropolis Korinth.484 Im kaiserzeitlichen Makedonien waren sämtliche übergreifende Institutionen in den Händen von Römern oder Griechen aus Familien mit oft seit einigen Generationen römischem Bürgerrecht. So ist der Oberpriester des makedonischen Provinziallandtages immer Römer;485 die Sarkophage des 2./3. Jh. n. Chr. in Thessalonike gehörten zum größten Teil römischen Bürgern, die, wenn sie griechischer Abstammung waren, das römische Bürgerrecht vor 212 erhalten hatten;486 Die Gladiatorenarena, in vielerlei Hinsicht die Grenze der römischen Zivilisation,487 findet sich in den römisch dominierten Städten; in Philippi, in Stobi, Dyrrhachium, Bouthrotos und Apollonia, aber auch in den kosmopolitischen Orten Thessalonike und Amphipolis sowie in Beroia, der Hauptstadt der Makedonen.488 In Dyrrhachium berichtet eine lateinische Inschrift traianischer Zeit, daß ein Lucius Flavius anläßlich der Einweihung einer Bibliothek zwölf Gladiatorenpaare aufeinandergehetzt habe;489 in Apollonia besagt die griechische Bauinschrift des sogenannten Bouleuterions 480 S. Kapitel 12. 481 S. etwa I.Apollonia 187; vgl. dazu Ceka, Illyrians 202–205. 482 Zu diesen Münzen, die bei Plin. nat. 33, 46 erwähnt sind, s. Ceka, Questions 103–107. Zur Drachmenprägung bis in die Mitte des 1. Jh. v. Chr. Crawford, Coinage and Money 224 f.; I.Apollonia S. 113–144. 483 Tataki, Beroea 438. 484 I.Apollonia 322. 485 Die Priester des makedonischen Kaiserkults sind erst ab dem späten 1. Jh. n. Chr. zu fassen, jedoch war zu dieser Zeit das römische Bürgerrecht unter makedonischen Notabeln noch längst nicht so verbreitet wie in anderen Gegenden des römischen Reichs, welcher Eindruck aber auch an den spärlicheren Quellen liegen könnte: Sverkos, Meletemata 74; Tataki, Beroea 450 f. Vgl. Kefalidou/Nigdelis, Hermes 128, 2000; Nigdelis, Klio 77, 1995. Auch Gymnasiarchen hatten oft das römische Bürgerrecht; vgl. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K10 f.; auch S. 356 zur Seltenheit der „naturalisation impériale“. 486 P. M. Nigdelis, in: Stefanidou-Tiveriou, Sarkophage 147 f. 487 Wiedemann, Kaiser 61. 488 Die Belege für Beroia und Thessalonike sind evident; zu Amphipolis s. Nigdelis/Tzelepidou, Tekmeria 13, 2015–2016. 489 CIL III 607 = LIA 40.
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aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert, daß Villius Crispinus Furius Proclus, dessen Familie sich durch die Geschichte Apollonias hinweg verfolgen läßt und der selbst Prytanis, Agonothetes und Archiereus auf Lebenszeit war (sein Bruder hatte eine militärische Karriere ergriffen und war gefallen), das Gebäude im Zuge der Leichenspiele für seinen Bruder mit einem Kampf von 25 Gladiatorenpaaren einweihte, wohl im dafür umgebauten riesigen Theater.490 Aus Dyrrhachium oder Apollonia stammt ein ungewöhnliches Relief des 2. Jh. n. Chr. im Museum Tirana, das drastisch und realistisch die Abschlachtung eines Gladiatoren durch einen anderen zeigt.491 Selbst im 3. Jh. sind munera jedoch nichts Gewöhnliches. Sechs Einladungsschreiben von Magistraten des makedonischen Koinon sind erhalten, zwei aus Beroia, drei aus Thessalonike und eines aus Parthikopolis/Sandanski.492 Sie kündigen Tierhetzen und Gladiatorenspiele in Beroia an. Das Bemerkenswerte ist, daß nicht die natürlich immer auch abgehaltenen „normalen“ griechischen Agone angekündigt werden, sondern nur die zusätzlichen Angebote der römischen Spiele, die zwar im Kaiserkult schon früh etabliert waren, wie Beispiele aus Galatien zeigen, jedoch wahrscheinlich nicht jedesmal und nicht immer im in den Einladungen beschriebenen Umfang stattfanden. Halten wir vorerst für das makedonische Gebiet östlich des Pindos fest: Die vier römischen Kolonien sind in der Nähe guten Ackerlands und an großen Straßen angelegt – die beiden Häfen Cassandreas im singäischen und im toronitischen Golf schließe ich hier mit ein. Ihre Bevölkerung kommt aus verschiedenen Gegenden Italiens. Kontakte der Kolonien und der Kolonisten untereinander waren vorerst nicht festzustellen. Die römischen Kolonien übernehmen hier im Norden nicht die wirtschaftliche und kulturelle Führungsrolle, wie sie die achaiischen Kolonien Korinth und Patras auf der Peloponnes innehaben. Thessalonike ist Provinzhauptstadt, das Koinon der Makedonen ist in Beroia ansässig; diese beiden Städte sowie Edessa und Amphipolis haben einen unvergleichlich höheren Münzausstoß als die Kolonien, und anhand der Inschriften, die ab dem 2. Jh. n. Chr. in Untermakedonien, vor allem in Thessalonike und Beroia fast ausschließlich römische Namen aufweisen, ist zu erkennen, daß die Führungsrolle in der Region bei diesen alten und bedeutenden Städten lag. Im Westen der Balkanhalbinsel werden die Kolonien dort gegründet, wo das römische Element schon zuvor dominierte: In der bedeutenden Hafenstadt Dyrrhachium und in den mindestens seit dem frühen 1. Jh. v. Chr. römisch dominierten Landwirtschaftszentren Butrint und Photice im Kokytos-Tal.493 Butrint und Photice wurden auch als Kolonien landwirtschaftlich genutzt; in Photice gab 490 I.Apollonia 187; Robert, Gladiateurs 76 Nr. 6; 269 f. 491 Abbildung bei Ceka, Illyrians 230 Nr. 23. Im Text S. 204 schreibt Ceka, das Relief stamme aus Apollonia, während die Beschriftung im Museum Tirana Dyrrhachium als Fundort angibt. Zu vergleichbaren Darstellungen s. Fagan, Topography of Violence. 492 EKM 1, 68 f.; SEG 49, 815–817 = IG X 2, 1, 1072–1076. Siehe Herz, Festrituale; Adam-Veleni, Threpteria; Nigdelis, Tekmeria 2, 1996. Das Parthikopolis-Exemplar im Museum Sandanski ist noch unpubliziert. 493 Die Kolonie Photice ist wahrscheinlich augusteisch: Bowden, Thesprotia Expedition I 169. Zur Lage, die nicht genau bekannt ist, Procop. Aed. 4, 1, 37–39. Zum Kokytos-Tal (Tal von Paramythia) Forsén, Thesprotia Expedition II, und Samsaris, Photike. S. auch die kleine Zusammenstellung von Zeugnissen bei Mouselimis, Photike.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
es womöglich kaiserliche Domänen.494 Jedoch wird die griechisch-römische Doppelgemeinde Nikopolis, wo das griechische Element dominiert, bedeutender und wichtiger als die Kolonien mit Ausnahme von Dyrrhachium.495 Das verbindet die Kolonien der Provinz Macedonia miteinander. Sie werden nicht zu regional besonders bedeutenden Orten; diese Rolle wird im Westen eher von Nikopolis und Apollonia, im Osten von Beroia, Thessalonike und Amphipolis übernommen. Die Menschen in den Kolonien scheinen auch wenig kulturellen Einfluß auf ihre Nachbarn auszuüben: Daß sie „römisches Denken“ verbreiten, ist nicht zu erkennen. Dennoch sind die römischen Einflüsse auf die Kultur der makedonischen Provinz unverkennbar und stark. Sie gehen jedoch nicht von den Kolonien aus, sondern die westlichen Einflüsse hatten zur Zeit der Gründung dieser Kolonien schon viel stärker und viel länger auf die Provinzbevölkerung gewirkt. 11. OBERMAKEDONISCHER KONSERVATISMUS Daß es sich bei den romanisierenden Veränderungen im Namensmaterial, die am deutlichsten in den namensreichen Inschriften von Beroia und von Kalindoia zu fassen sind, um keine naturgegebene oder zwangsläufige Entwicklung oder um eine umfassende Modeerscheinung handelt, zeigt ein Blick ins „freie Makedonien“:496 Es gab in Obermakedonien ein Gebiet, das Macedonia libera genannt wurde und nicht zur Provinz gehörte, folglich wohl auch steuerfrei war. Das früheste Zeugnis dafür findet sich bei Caesar, zu dem Menedemos, der princeps dieser Gegend, als Gesandter kommt.497 Strabon berichtet, daß man die Gegenden Lynkestis, Pelagonia, Orestis und Elimeia das freie Makedonien nannte, während Plinius nur die Orestier zum freien Makedonien zählt, von denen wir wissen, daß ihnen Flamininus die Autonomie verliehen hatte, weil sie im Krieg die Partei der Römer ergriffen hatten.498 Die obermakedonischen Landschaften waren, wie die epirotischen, in koina 494 Haensch, Capita provinciarum 328 f. und 664 f.: Auffällig sei, daß zwei von insgesamt nur vier epirotischen Statthalterbelegen aus Photice stammen. Die beiden Ehrenstatuen (CIL III 12299) könnte man mit der günstigen Erhaltungssituation begründen, aber es erbaute dort auch ein wichtiger officialis des zentralen Stabs des Procurators, ein ab conmentaris Epiri et Achaiae, mit seiner Frau ein Heiligtum (CIL III 12298). Vielleicht hatte Photice regionale Bedeutung als Konventsstadt oder es beherbergte einen wichtigen kaiserlichen Domänenkomplex. 495 Zum Status von Nikopolis s. CIPh II 1, 78. 496 Vgl. die „freien Lakonen“, Paus. 3, 21, 6 f.; 3, 22, 6. Zu den Eleutherolakonen Balzat, Péloponnèse; Balzat, LEC 73, 2005. Eine gesamtgriechische Tendenz zur „Panhellenisierung“ der Namen zuungunsten der vorgriechischen ist erkennbar: Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 120. Das ist aber gerade nicht das, was in Untermakedonien passiert, wo die vorgriechischen Namen unter der römischen Herrschaft eine Renaissance erleben. 497 Caes. civ. 3, 34. Zu Menedemos RE 6 (dort ist „Cic. fam.“ zu „Cic. Att.“ zu korrigieren); Papazoglou, ANRW 322; Kanatsoulis, Prosopographia 99, Nr. 915. Er erhielt von Caesar das römische Bürgerrecht und wurde aufgrund seiner Caesartreue auf Brutusʼ Befehl hingerichtet: Cic. Phil. 13, 33. Im Tübinger Atlas des Vorderen Orients B V 4, 6 und 7 findet sich ein Versuch der kartographischen Umgrenzung des Gebietes, das zum Freien Makedonien gehörte. 498 Strab. 7, 7, 8; Plin. nat. 4, 35; Pol. 18, 47, 6; Liv. 33, 34; dazu Hammond, Macedonia III 390. Papazoglou, ANRW 362 f. Zur vorrömischen Orestis Xydopoulos, Threpteria 523–527; Bos-
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organisiert.499 Jedoch gab es städtisches Leben nicht nur in den Zentren Herakleia Lynkestis, Aiane oder Petres. Die literarischen Quellen berichten zwar kaum etwas über die abgeschieden in den Weiten des Pindosgebirges gelegenen Länder, auch Inschriften finden sich nicht allzu viele, jedoch bringen die archäologischen Forschungen der letzten Jahre immer mehr städtisch zu nennende Siedlungen zu Tage, die sich vor allem auch durch die Kontinuität ihrer Nutzung von hellenistischer bis in spätrömische Zeit auszeichnen.500 Eines der wichtigsten epigraphischen Dokumente des römischen Makedonien ist ein Dekret der Gemeinde der Battynaioi, die beim heutigen Kranochori in der Nähe des orestischen Argos lag,501 also im Zentrum des freien Makedonien, wo wahrscheinlich auch die Instanzen des Koinon der Orestier ihren Sitz hatten, wie das seit 2009 von der Universität Ioannina ausgegrabene kaiserzeitliche Versammlungsgebäude in Paravelia bei Argos zu belegen scheint, das später mit einer Ba-
worth, CQ 21, 1971. Larsen, Survey 443 f., nimmt an, ganz Obermakedonien sei frei gewesen. Zur Orestis unter der Herrschaft der Römer Sverkos, Ορεστίδος ιστορία. 499 Papazoglou, ZAnt 9, 1959; Nigdelis, Das römische Makedonien 78–80; Samsaris, Makedonika 22, 1982b; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 102 f.; Bartels, Städtische Eliten 103 f. Die mechanische Deutung von historischen Entwicklungen bei Kanatsoulis, Ancient Macedonia 1, 1970, vermag nicht zu überzeugen. 500 Zur Urbanisierung anhand der orestischen Polis Lyke auf der Achilleion-Insel im kleinen Prespassee Nigdelis/Souris, Tekmeria 3, 1997; M. B. Hatzopoulos, BE 1999, 328. Zur antiken Stadt in Bouphari (Agios Athanasios) bei Apidea in der südlichen Orestis, die vielleicht mit dem von Hdt. 8, 137, 1 erwähnten Lebaia zu identifizieren ist, Karamitrou-Mentesidi, Festschrift Hammond; zu Vormoneria Panajias bei Kozani, das reiche römerzeitliche Funde hervorbrachte, Karamitrou-Mentesidi, Τυμφαία 20–23. Auch kleine ländliche Heiligtümer in Obermakedonien können eine Kontinuität zwischen der Königszeit und der römischen Herrschaft aufweisen, wie das Heiligtum des Apollon Nomios oder Apollon Mesioriskos bei Portes in der Gemeinde Xirolimni (Kozani) zeigt: Karamitrou-Mentesidi, Αʼ Πανελλήνιο Συνέδριο Επιγραφικής; dies., AErgoMak 12, 1998; Vouvoulis, Apollon 22 f. Um 25 v. Chr. weiht ein Italiker namens L. Cusonius in das Heiligtum; zu ihm und seinen möglichen familiären Verbindungen s. Sverkos, AEAM 2, 2011, 262–267. Erst nach und nach wird die abgelegene Region archäologisch erschlossen. Noch 1932 konnte Davies, JRAI 62, 1932, 145, schreiben: „Western Macedonia is to-day a wild and ill-explored region“. Im 14. Jh. berichtete der byzantinische Historiker und Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos 2, 28, über das wilde Pindosgebiet ähnliches: „Während der Kaiser sich in Thessalien aufhielt, kamen zu ihm die unabhängigen Albaner, welche das thessalische Bergland bewohnten und nach ihren Stammeshäuptern Malakasioi, Buioi und Mesaritai hießen, im ganzen an die zwölftausend; sie erwiesen dem Kaiser ihre Reverenz und gelobten, seine Untertanen zu sein. Sie befürchteten nämlich, daß sie im nächsten Winter von den Rhomäern aufgerieben werden könnten, da sie keine Stadt bewohnten, sondern sich in den Bergen und in unzugänglichen Gebieten aufhielten, die sie im Winter verlassen mußten wegen der Kälte und des Schnees, der in jenen Bergen in unglaublichen Mengen fällt; daher glaubten sie, leicht angreifbar zu sein.“ Übers. G. Fatouros / T. Krischer. Zu der Stelle vgl. Hammond, AncW 8, 1983, 38. 501 EAM 186; frz. Übers. Hatzopoulos, Epigrafia del villagio 157; dt. Übers. HIRK 115 (= Gschnitzer, Festschrift Neutsch 150 f.). Dazu Hatzopoulos, Macedonian Institutions 79–81; Gschnitzer, Festschrift Neutsch; Buraselis, Ancient Macedonia 5, 1993; Rizakis, Festschrift Robert; Hammond, BSA 95, 2000; Cordovana, Klio 96, 2014, 490–492.
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IV Von Dyrrhachion bis Akontisma – Bevölkerungsgeschichtliche Entwicklungen
silika überbaut wurde.502 Die lange Inschrift aus dem Jahre 193 n. Chr., die zudem zeigt, wie im 2. Jh. n. Chr. die Freiheitsrechte der Orestier ausgehöhlt waren und auch die als frei geltenden Gebiete Griechenlands mehr und mehr unter der Administration der Provinzverwaltung standen, behandelt Fragen von Landbesitz und widerrechtlicher Aneignung von Land durch Personengruppen, die nicht zur Gemeinde der Battynäer gehörten. Drei Bevölkerungsgruppen werden genannt: die Battynaioi, die Orestier und die ἐπαρχικοί. Letztes ist ein außerordentlich seltenes Wort. Diesen ἐπαρχικοί dürfe von nun an nicht mehr das Bürgerrecht erteilt werden; sie dürfen kein Land der Gemeinde mehr kaufen, und es solle ihnen auch keines zur Nutzung überlassen werden. Der Begriff kann kaum die Römer aus der Provinz meinen, dafür fehlt jeder Hinweis.503 Daß es sich um Metöken handle, also um Einwohner der Gegend, etwa der Städte Argos oder Keletron, die nicht das orestische Bürgerrecht haben, vermutet M. Hatzopoulos,504 aber dafür spricht weder der verwendete Begriff505 noch die Sache, um die es in der Inschrift geht. Auch ein spätantikes Amt kommt nicht in Frage, so daß wir akzeptieren müssen, daß sich hier die Bewohner des Freien Makedonien von den Provinzmakedonen absetzen möchten. Plutarch benutzt das Wort relativ zeitnah zur obermakedonischen Inschrift in einem eindeutigen Kontext für „Provinzbewohner“.506 Alle anderen 24 Belege in der PHI-Datenbank stammen aus der Zeit nach 300 n. Chr. Das Erstaunliche an diesem Volksbeschluß sind jedoch auch die Namen der Unterzeichneten. Nicht nur der agierende Politarch Alexandros, Sohn des Leonidas, hat unterzeichnet, sondern wahrscheinlich die gesamte Gemeindeversammlung: 58 Personen sind mit Vatersnamen aufgeführt. Unter diesen sind ein Gaios, Sohn des Alexandros, der also kein Römer ist, sondern einen Modenamen trägt,507 ein Teres, Vater des Straton, wohl Paionier,508 und ein Epíkados, Vater des Menélas, sicher ein Illyrer.509 Die übrigen 55 Battynäer und ihre Väter heißen sämtlich Alexandros, Parmenion, Amyntas, Antigonos, Nikanor, Theseus, Pleurados, Megartas, Menelaos, Lysimachos, Kleitos, Arabaios und natürlich Ptolemaios. Diese Namen waren mit der alten makedonischen Oberschicht verbunden510 und ver502 Vorberichte: Damaskos, AErgoMak 20, 2006; Damaskos/Plantzos, AErgoMak 23, 2009; Plantzos, Festschrift Papamastorakis. 503 So aber Rostovtzeff, Roman Empire 651, und Keil, CAH XI 570. 504 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 97. 505 Gagliardi, Mobilità hat zwar kein brauchbares Register, aber der Begriff ἐπαρχικοί scheint in der ganzen Abhandlung, einer detaillierten Untersuchung der Begrifflichkeiten, die Beiwohner ohne Bürgerrecht bezeichnen, nicht vorzukommen. 506 Plut. Cic. 36, 2: δείπνων δὲ τοὺς ἐπαρχικοὺς ἀνῆκεν. 507 Zur geringen Aussagekraft des lateinischen Namens Rizakis, Meletemata 21, 23–25; Tataki, Beroea 370 f. 508 Babamova, ZAnt 58, 2008, 93 f., zum paionischen Ursprung des gemeinhin als thrakisch geltenden namens Teres. 509 Daß der Name Epikados nicht griechisch, sondern illyrisch ist, betonen Rizakis/Touratsoglou, Archaiognosia 3, 1982–1984, 12. In Makedonien kommt er außer in Battyna nur noch in Styberra vor; vgl. LGPN IV 120. Im mittleren Dardanien und im makedonischen Teil Illyriens ist er dagegen häufig; vgl. I.Epidamnos Register s. v. und Papazoglou, 7. Epigraphikkongreß 160. 510 Was nach aktuellem Kenntnisstand als „makedonische“ Namen zu gelten hat, faßt Hatzopoulos, Greek Personal Names 103, zusammen. Vgl. auch Tataki, Beroea 339.
11. Obermakedonischer Konservatismus
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schwanden deshalb in den römisch beherrschten Gebieten nach und nach,511 nicht deshalb, weil sie nicht mehr opportun waren – ob die römischen Herrscher auf so etwas Wert gelegt hätten, ist fraglich –, sondern weil die Trägerschicht verschwunden war – gefallen, deportiert oder emigriert. Die onomastische „Romanisierung“, von der man in der Provinz sprechen kann, fand bei den freien Makedonen in den Bergen nicht statt.512 In Untermakedonien hatte sich, wie auch im Westen des Gebirges, in den drei Generationen nach der römischen Eroberung eine neue, ethnisch gemischte Elite herausgebildet.513 Diese war stark römisch geprägt, um das Wort „romanisiert“ zu vermeiden, das andere Implikationen in sich trägt, und wurde von den „Altmakedonen“ in den Bergen, die gerade im 2. Jh. n. Chr. wieder um ihre Identität und Unabhängigkeit kämpfen mußten,514 auch als etwas von der vorherigen Zeit Verschiedenes angesehen. Daß diese konservative Praxis der Namensgebung nicht unmittelbar mit dem Freiheitsstatus verbunden, sondern eine besondere Eigenart der obermakedonischen Identität der Kaiserzeit war, zeigt der Vergleich mit dem freien Lakonien, wo andere onomastische Dynamiken am Werk sind und wo in den durch die Inschriften allein zu fassenden Oberschichten römische Namen dominieren, ja fast ausschließlich vorkommen.515
511 512 513 514
Tataki, Beroea 424. Vgl. Samsaris, Makedonika 22, 1982, 262 f. Tataki, Roman Presence 37; dies., Beroea 453. Vgl. den Vorschlag von Buraselis, Ancient Macedonia 5, 1993, 289–292, das Dekret mit einer bei Herodian überlieferten radikalen Agrarreform des Pertinax in Verbindung zu bringen. 515 Die Namen sind gesammelt in Rizakis/Zoumbaki/Lepenioti, Meletemata 36, 37–479. Vgl. auch Balzat/Spawforth, Festschrift Matthews. Vergleichbares findet sich im hellenistischen Bithynien. Dort gibt es ein Substrat von thrakischen Namen, die eher im ländlichen Raum vorkommen und deren Träger Corsten, Onomastics, als Reste der alten Kriegerelite identifiziert, die auf ihren Gütern lebte statt in den Städten.
V AUGUSTUS IN MAKEDONIEN Order is not sufficient. What is required, is something much more complex. (Alfred North Whitehead, Process and Reality. An Essay in Cosmology, New York 1927, 339)
12. AUGUSTUS UND DER BALKAN Der spätere Augustus kam bereits früh in Kontakt mit dem westlichen Balkanraum: Iulius Caesar plante nach der Unterwerfung Spaniens einen Feldzug gegen die Daker und die Parther. Der junge Caesar wurde zusammen mit Agrippa und seinem Rhetoriklehrer Apollodoros von Pergamon vorausgeschickt und wartete in Apollonia auf die Ankunft seines Adoptivvaters. Dort, in dieser magna urbs et gravis,1 lebte er laut Sueton in Muße den Wissenschaften.2 Der Astrologe Theogenes, der dort praktizierte, sagte ihm eine große Zukunft voraus, woraufhin er großes Vertrauen auf das Zeichen, in dem er geboren wurde, setzte und später den Capricorn auf Kistophoren und Denare prägen ließ.3 (Wie weit es mit dieser reinen Muße hergewesen sein mag, wenn sechs Legionen und zahlreiche Hilfstruppen bei Apollonia im Feldlager stehen, mag man sich denken.4) Bereits hier mag sich die enge Beziehung, die Augustus mit dem Gott Apollon einging, angebahnt haben, war doch der Apollon Agyeus ein Hauptgott der Stadt. Seine anikonische Pfeilerdarstellung zierte die Münzen Apollonias und auch in Marmor die Stadt selbst; später taucht der Agyeus-Pfeiler in augusteischen Kontexten und auch in einem Wandgemälde im Haus des Augustus auf dem Palatin auf; womöglich wurden ähnliche Baityloi als Siegesmonumente in Butrint und Phoinike errichtet.5 Die Nachricht von Caesars Ermordung und seiner Erbschaft erhielt Octavian in Apollonia. Angebote der makedonischen Legionen, an ihrer Spitze nach Rom zu marschieren, lehnte er ab und eilte als Privatmann, nur mit wenigen Begleitern, zurück nach Rom, richtete die Totenfeier Caesars aus und tat einige andere Dinge, die hier nicht von Belang sind.6 Der Balkanraum wird im Jahre 40 v. Chr. wieder relevant, als Octavian und Antonius in Brundisium unter anderem eine Teilung des Reichs vereinbarten: „Die 1 2 3 4 5
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Cic. Phil. 2, 11, 26. Suet. Aug. 8, 2. Kistophoren: RIC 1, 488; 493; Denare: RIC 1, 541; 547. Zahrnt, Römer 39. Zu der hier in Apollonia bereits angebahnten Beziehung Octavians zu Apollon s. Lange, Res Publica Constituta 39–48. Zum Apollon Agyeus s. Quantin, Illyrie méridionale V. Ein Tropaion in Apollonia kann vielleicht mit Augustus in Verbindung gebracht werden: Laugier, Varusschlacht. Zu den möglichen Tropaia in Butrint und Phoinike Ricciardi, Roman Butrint. Zu den Ereignissen in Apollonia nach Caesars Tod, Octavians Verhältnis zu den makedonischen Truppen und deren spontanen Unterstützungsangeboten Botermann, Soldaten 14–19.
12. Augustus und der Balkan
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Grenze zwischen ihnen sollte die genau in der Mitte des adriatischen Golfes gelegene illyrische Stadt Skodra bilden, östlich davon sollte alle Provinzen und Inseln bis zum Euphrat Antonius haben, die westlichen bis zum Atlantik Caesar … Beide Seiten sollten in gleicher Stärke ungehindert in Italien Truppen ausheben dürfen.“7 Bemerkenswert ist, daß schon bei dieser ersten Reichsteilung die natur- oder vielmehr kulturgegebene Grenze zwischen den griechischsprachigen und dem lateinischsprachigen Ländern aufgestellt wird, die auch für die nächsten Jahrhunderte eine bedeutende Rolle spielen sollte.8 Illyricum, Macedonia und Achaia waren vom Senat zuvor Brutus zugesprochen worden, der den übergelaufenen Q. Hortensius Hortalus, den Proconsul von Macedonia, im Amt beließ. Nach dem Vertrag von Brundisium befahl Antonius Angriffe auf die illyrischen Parthinier, die Verbündeten des Brutus, und die Dardaner, die Makedoniens nördliche Grenzen stets bedrohten. Was aus diesen Kriegszügen und dem Triumph des Asinius Pollio über die Parthinier geworden ist, weiß man nicht, da die Erinnerung an die illyrischen Kriege dieser Zeit von Augustus okkupiert worden ist.9 In dessen Machtbereich erregte die Expansion der Daker unter Burebista und seinen Nachfolgern bei den Römern die Sorge vor einem Angriff aus dem Nordosten. Diese Sorge sollte man als solche ernstnehmen, da bei Livius aus Patavium die Pläne Philipps V., die Bastarner über Land nach Italien zu schicken, als Präfiguration der Ereignisse der 30er Jahre eine bedeutende Rolle spielen. Nach der Schlacht von Actium siedelte Octavian einige italische Gemeinden um: „Indem er (Octavian) den Gemeinden Italiens, die auf Antoniusʼ Seite gestanden hatten, aus ihren Heimstätten vertrieb, konnte er seinen Soldaten ihre Städte und Ländereien überlassen. Die Mehrzahl der Enteigneten aber entschädigte er durch Ansiedlung in Dyrrhachion, Philippi und anderswo“.10 In den Jahren 29–27 v. Chr. bekämpfte M. Licinius Crassus, der Proconsul von Macedonia, mit vier Legionen einige Thrakerstämme jenseits des Haimos an der unteren Donau, eroberte Moesia und erwarb großen Ruhm, da er von den Bastarnern römische Feldzeichen zurückeroberte.11 Für das nächste Jahrzehnt liegen uns keine Nachrichten über Auseinandersetzungen im betreffenden Gebiet vor. Im Jahre 27 fand die augusteische Revision der Provinzen statt. Dabei hat er (Augustus) das ganze Land in zwei Teile geteilt und den einen sich selber, den anderen dem Volke zugewiesen; sich selber alles was militärischen Schutz braucht – das heißt das Land der Barbaren und das den noch nicht unterworfenen Völkern benachbarte Gebiet oder das Land das karg und schwer anzubauen ist … Jeden der beiden Teile hat er in mehrere Provin7 8 9 10 11
App. civ. 5, 274: Ὁ δὲ Καῖσαρ καὶ ὁ Ἀντώνιος τὴν Ῥωμαίων αὖθις ἀρχὴν ἐφ’ ἑαυτῶν ἐμερίσαντο ἅπασαν, ὅρον μὲν εἶναι σφίσι Σκόδραν πόλιν τῆς Ἰλλυρίδος, ἐν μέσῳ τοῦ Ἰονίου μυχοῦ μάλιστα δοκοῦσαν εἶναι. Übers. O. Veh. Zu dieser Grenzziehung Purcell, Hellenistic West 370–377. Zu Pollio in Makedonien Syme, CQ 31, 1937. Cass. Dio 51, 4, 6: Τοὺς γὰρ δήμους τοὺς ἐν τῇ Ἰταλίᾳ τοὺς τὰ τοῦ Ἀντωνίου φρονήσαντας ἐξοικίσας τοῖς μὲν στρατιώταις τάς τε πόλεις καὶ τὰ χωρία αὐτῶν ἐχαρίσατο, ἐκείνων δὲ δὴ τοῖς μὲν πλείοσι τό τε Δυρράχιον καὶ τοὺς Φιλίππους ἄλλα τε ἐποικεῖν ἀντέδωκε. Übers. O. Veh. Sarikakis, Άρχοντες 1, 145–151. Dazu Bleicken, Augustus 311 f. Die Amphipolitaner errichteten ihm eine Ehrenstatue, deren Inschrift ihn als αὐτοκράτωρ, σωτήρ und εὐεργέτης titulierte: Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 305–313.
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V Augustus in Makedonien zen eingeteilt, von denen die einen ‚Provinzen Caesars‘, die anderen ‚Provinzen des Volkes‘ genannt werden … fünftens und sechstens das an Epiros grenzende Illyrien und Makedonien, siebentens Achaia mit/bis Thessalien, die Aitoler, Akarnanen und einige epirotische Stämme, soweit sie an Makedonien grenzen / die nicht zu Makedonien geschlagen worden waren … Die übrigen Provinzen besitzt Caesar.12
Das heißt, es gab weiterhin eine Provinz Illyria, für die allerdings keine Statthalter überliefert sind; Achaia wurde aus der Provinz Macedonia ausgegliedert, die mittlerweile wohl zu groß geworden war, da sie fast die gesamte Balkanhalbinsel bis auf die nordwestlichen Gegenden umfaßte und die größte Provinz des Reiches geworden war. Weiterhin wurde im thrakischen Teil der Provinz Macedonia der Vasallenstaat der Odrysen eingerichtet.13 13. AUGUSTUS IN MAKEDONIEN Um die Erleichterung zu verstehen, die der Sieg von Actium der Bevölkerung brachte, ist es sicher angebracht, nochmals auf die bekannte Tatsache hinzuweisen, daß die Bürgerkriegsheere übel gehaust hatten.14 Bereits die Aufstände, die für das 2. Jh. überliefert sind, und die Barbareneinfälle im Verlauf der Eroberungszüge des Mithradates hatten Makedonien in Mitleidenschaft gezogen. Zwischen 80 und 71 v. Chr. standen fünf römische Legionen in der Provinz. Im Krieg zwischen Caesar und Pompeius erschöpften sich die Lebensmittelvorräte derart, daß sich Caesars Truppen von Wurzeln ernähren mußten.15 Vollends brachten die gewaltigen Heere der Caesarmörder und der Triumvirn mit insgesamt etwa 200.000 Soldaten und natürlich dem nicht zu vernachlässigenden Troß die Nahrungsmittelversorgung zum Zusammenbruch. Thessalonike stand kurz davor, von den Truppen des Brutus geplündert zu werden.
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Strab. 17, 3, 25: … δίχα διεῖλε πᾶσαν τὴν χώραν καὶ τὴν μὲν ἀπέδειξεν ἑαυτῷ τὴν δὲ τῷ δήμῳ͵ ἑαυτῷ μὲν ὅση στρατιωτικῆς φρουρᾶς ἔχει χρείαν … ἑκατέραν δὲ τὴν μερίδα εἰς ἐπαρχίας διένειμε πλείους͵ ὧν αἱ μὲν καλοῦνται Καίσαρος αἱ δὲ τοῦ δήμου … πέμπτην δὲ καὶ ἕκτην τῆς Ἰλλυρίδος τὴν πρὸς τῇ Ἠπείρῳ καὶ Μακεδονίαν͵ ἑβδόμην δ᾽ Ἀχαΐαν μέχρι/μετὰ Θετταλίας καὶ Αἰτωλῶν καὶ Ἀκαρνάνων καί τινων Ἠπειρωτικῶν ἐθνῶν ὅσα τῇ Μακεδονίᾳ προσώριστο. Übers. S. Radt; vgl. Cass. Dio 53, 12. Zu Augustusʼ Neueinteilung der Provinzen und der intrikaten Unterscheidung von Provinzen des Volkes und Caesars s. Millar RGWE 1, 271–291; 314–320. Zur Organisation der augusteischen Provinz Macedonia Sarikakis, Ancient Macedonia 3, 1983. Zur besser bekannten Situation in Lykien, das von den Caesarmördern besonders verheert worden war, und zu den Ehrungen der Lykier für Agrippa und Augustus, s. Wörrle, TAM Erg. bd 25; zu M. Antonius Idagras aus Patara, der das römische Bürgerrecht erhielt, Schuler/Zimmermann, Chiron 42, 2012, 582–597. Zu anderen Gegenden im Osten, die mehr Zeugnisse als Makedonien und Griechenland liefern, Börm, Inszenierung. Zu Actium als Wendepunkt in der Geschichte der griechischen Poleis Millar, RGWE 1, 10. Caes. civ. 3, 43, 5; 3, 47 f.
13. Augustus in Makedonien
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Göttliche Ehren für Römer vor und neben Augustus? Unter der Herrschaft des Antonius scheint eine gewisse Entspannung eingesetzt zu haben. Die Thessaloniker, froh über die verhinderte Plünderung, führten eine neue Ära ein, die die Herrschaftsjahre des Antonius zählte.16 E. Voutiras schließt aus mehreren Hinweisen darauf, daß man dem Antonius in Thessalonike nicht nur Ehren erwies, sondern daß er als Gott verehrt wurde.17 Bisweilen strapaziert er die Andeutungen jedoch zu sehr. Der Zweck ist sicher, die Entstehung des „Kaiserkults“ aus einer Reihe von Vorgängerkulten herzuleiten, was besonders im Falle Makedoniens auf die größten Schwierigkeiten stößt. Wie oben im sechsten Kapitel diskutiert wurde, kannten die Makedonen den Herrscherkult nicht; auch der Romakult blieb ein Fremdkörper, der an nichts Vorangehendes anschließen konnte, und fristete daher in voraugusteischer Zeit ein Schattendasein. Warum sollten die Thessaloniker dem Antonius, dem sie gewiß zu Dank verpflichtet waren und den sie nicht mißmutig stimmen durften, göttliche Ehren beilegen? Göttliche Ehren waren auch später nicht unbedingt nur dem Princeps vorbehalten. In Larisa wurde z. B. Marcus Agrippa auf zwei marmornen Basen als Θεὸς Σωτῆρ geehrt.18 Die erste Herausgeberin der Inschrift, V. Kalfoglou-Kaloteraki, ist allerdings der Meinung, es handle sich um Weihungen in privatem Kontext, die keinerlei politische Bedeutung hätten.19 Im notorisch prorömischen Thespiai20 wurde T. Statilius Taurus (RE 34), der Konsul von 37 und 26 v. Chr., Gründer der Kolonie Dyrrhachium und Kommandeur des Landheeres des Octavian, vielleicht als Gott Tauros verehrt: Zehn Steine aus dem böotischen Ort tragen die gleiche Inschrift θεοῦ Ταύρου.21 Eine Siegerliste der thespischen Musenspiele aus tiberischer Zeit führt einen ἐνκωμιογράφος εἰς Ταῦρον auf.22 Der Fall müßte näher untersucht werden, denn einen „Stiergott“ könnte man auch anders herleiten, und zur betreffenden Zeit waren die Römer den Griechen nicht unter ihrem Cognomen geläufig.23 Einen merkwürdigen Sonderfall stellt eine Inschrift für Caesar dar, der kurz nach der Schlacht von Pharsalos in Demetrias als Gott verehrt wird: Γαίος Ἰούλιος Καῖσαρ, αὐτοκράτωρ Θεός.24 Diese 16 17 18
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IG X 2, 1, 124. Vgl. 109 mit eradiertem Namen des Antonius und Edsons Anm. zu Nr. 6. Zur Ära des Antonius s. Habicht, Gnomon 46, 1974, 489. Voutiras, More than Men. Beide Inschriften haben den gleichen Wortlaut; SEG 53, 567: Μ̣άρκῳ Ἀγρίππᾳ θεῶι Σωτῆρι; vgl. Habicht, Inscriptions 18; Rödel-Braune, Stiftungen E281. Die lateinischsprachige Ehrung des Agrippa in der Kolonie Korinth (Corinth VIII 2, 16) folgt natürlich den westlichen Regeln. Andere Inschriften, die Agrippa von Griechenstädten gesetzt wurden, bezeichnen ihn nicht als Gott; s. die Zusammenstellung bei Laflı/Bru, DHA 41, 2015, 219. Kalfoglou-Kaloteraki, Hellenika 53, 2003. Ebd. auch eine Zusammenstellung der epigraphischen Zeugnisse für die Ehrentitel, die Agrippa im Osten verliehen wurden (σωτήρ, εὐεργέτης, κτίστης, πάτρων). Kulte sind belegt in Samos, Kos, Sparta, Smyrna und Mytilene; Belege in SEG 53, 567. Vgl. App. Mithr. 29. I.Thespiai 72–80. I.Thespiai 174 = SEG 31, 514 Z. 10. Die zahlreichen thespischen Inschriften, die Statilii Tauri betreffen, untersucht Marchand, JAH 1, 2013. Zu T. Statilius Taurus s. auch Kreiler, Statthalter 155 f., und Nitschke, Dignitas 63. SEG 14, 474; Raubitschek, JRS 44, 1954, 66 f.
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V Augustus in Makedonien
Inschrift gilt John Ma als eine Ausnahme, da der Geehrte im Nominativ erscheint und die Gemeinschaft, die die Statue errichtet hat, nicht genannt wird.25 Die hippischen Spiele für den Quästor M. Annius, die die Polis Lete im Jahre 119 v. Chr. einrichtete, fügen sich in die Reihe der Statthalter-Spiele, die es in zahlreichen Städten des Ostens gab.26 Aber auch die vielen Zeugnisse für die Ehrung oder gar Verehrung von Wohltätern fügen sich zu keinem System, das als Vorläufer eines anderen Systems, desjenigen der Kaiserverehrung des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, angesehen werden kann.27 Weit eher bilden diese seltenen Fälle Parallelen zum hellenistischen Herrscherkult, da weder Caesar noch Antonius unangefochtene Alleinherrscher gewesen waren. Diejenigen Gemeinwesen, die sich entschieden, Caesar oder Antonius zu verehren, hatten die heikle Wahl zwischen verschiedenen Antagonisten, und allzuoft erwies sich die getroffene Wahl letztendlich als falsch. Augustus und die Städte Makedoniens Die fast 140 Jahre andauernde desaströse Lage fand mit der Schlacht von Actium ein Ende, in deren Folge Octavian/Augustus zum Herrn über das gesamte Reich wurde. In der Retrospektive stellt die Schlacht einen bedeutenden Wendepunkt in der griechischen Geschichte und in der Geschichte der griechischen Polis dar. Fergus Millar verweist auf zwei grundlegende Veränderungen, die mit Augustusʼ Etablierung der Alleinherrschaft einhergingen: „1) the adoption and internalisation within the Greek city of a system of symbolic representation of an overall ruler; and 2) the end of the military role of the Greek city-state.“28 Die Entmilitarisierung muß spätestens nach den Bürgerkriegen als eine Wohltat erschienen sein. Millars erster Punkt versteht sich jedoch nicht von selbst und muß anhand der konkreten Beispiele gezeigt werden, wobei deutlich wird, daß die konkrete Ausgestaltung der symbolischen Repräsentation des neuartigen Alleinherrschers in jeder Gemeinde 25
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Ma, Statues and Cities 53. Aber auch die lateinische Inschrift auf der Basis einer Reiterstatue des Augustus, die im Dorf Nisi, in der Emathia auf halbem Weg zwischen Beroia und Pella gelegen, in einer Kirche verbaut kürzlich entdeckt wurde, nennt den Namen des Geehrten im Nominativ und gibt die errichtende Gemeinschaft nicht an. Poulakakis, Threpteria 573: Imp(erator) Caesar Augustus. Syll.3 700. Zu den provinzialen Statthalterspielen der späten Republik Bernstein, Ludi publici 325 f. Im Jahre 11 n. Chr. verbot Augustus die Verehrung von Statthaltern im Amt und 60 Tage danach: Cass. Dio 56, 25, 6; Bowersock, Augustus 119. Zu den makedonischen Euergetenfesten Thériault, AncW 32, 2001. Der Kult der römischen Euergeten in Thessalonike, den wir aus dem Ehrendekret der Neoi für den Gymnasiarchen Paranomos (96/5, IG X 2, 1, 4) kennen, ist also nicht erst nach der Schlacht von Philippi eingeführt worden, wie Edson, HSPh 51, 1940 noch angenommen hatte. Dazu Steimle, Religion 133–140; Erskine, Historia 43, 1994, 80, und auch Wehrli, SicGymn 31, 1978. Millar, Constructions publiques 2. Zum zweiten Punkt auch ders., RGWE 1, 10 f. Man muß, um die Wohltat des Friedens zu akzeptieren, nicht zwangsläufig wie Becher, Provinzen 75 annehmen, daß Makedonien zwischen 167 und Augustus die Hölle gewesen sei. („Der schier endlosen Serie von Amtsmißbräuchen, Erpressungen, Plünderungen, Requirierungen und Zerstörungen bereitete erst Augustus ein Ende“ usw.).
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unterschiedlich gehandhabt wurde, aber letztendlich zu dem Ergebnis führte, daß die Provinz Makedonien und ihre Städte zu einem „normalen“ Teil des römischen Reichs wurden, eher durch die aktive Mitwirkung der Provinzialen selbst als durch von der Reichszentrale in Rom durchgesetzte rituelle Formen im kultischen und im politischen Bereich. Im Norden Griechenlands war Octavian bisher hauptsächlich als Kriegsherr bekannt geworden, der Unruhe und Leid über das Land gebracht hatte. Inwiefern die Erinnerung an die Statthalterschaft seines Vaters eine Rolle spielte und sich womöglich positiv auf sein Verhältnis zu den Provinzialen auswirkte, können wir nicht wissen. C. Octavius hatte im Jahre 60/59 als praetor pro consule ἐν Μακεδονίᾳ amtiert und durch seine Amtsführung einiges Ansehen erworben.29 Er schlug die Besser und einige Thraker, den Untertanen gegenüber hat er sich aber korrekt verhalten, so daß Cicero seinen in der Verwaltung der Provinz Asia weniger glücklichen Bruder mahnte, sich doch seinen Nachbarn Octavius zum Muster zu nehmen.30 Äußerungen der Provinzialen kennen wir nicht, und die späteren Ehrungen für Augustus können nicht dahingehend gedeutet werden. Jedoch zeigt nichts so deutlich die Erholung und die soziale Regeneration der augusteischen Zeit des Friedens, wie die wiedereinsetzenden Bautätigkeiten und die zahlreicher werdenden Inschriften. Der Dichter Philippos von Thessalonike besingt den augusteischen Frieden in einem Epigramm: Zeugen der Seeschlacht von Aktion, bronzene Schiffsschnäbel, liegen wir als Weihgeschenk hier, ehemals Waffen im Meer, heute ein Sammelpunkt wachsgenährter Schätze der Bienen, rings in wimmelndem Kreis eifrig von Schwärmen umsummt. Danken wir Caesars erfolgreicher Staatslenkung: Früchte des Friedens lockt er als Lehrmeister aus feindlichen Waffen hervor!31
Augustus hat den Makedonen wohl sechs Sitze in der Delphischen Amphiktyonie gegeben.32 Das zeigt, daß nicht die vier Merides die Abgesandten gestellt haben können, sondern daß das Koinon die Bestellung der makedonischen Amphiktyonen organisiert haben muß.33 Mit dieser Maßnahme wurde Makedonien wieder in den Kreis der hellenischen Staaten integriert, nachdem seit der römischen Eroberung die „Internationalität“ des Landes eingeschränkt gewesen war. Sowohl die historischen Ereignisse im augusteischen Makedonien als auch die epigraphisch, numismatisch und archäologisch bezeugten Ehrungen für den Princeps und seine Familie werden im folgenden eher umfassend als detailliert vorge29 30 31
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Quellen bei Sarikakis, Άρχοντες 1, 98–101. Cic. Q. fr. 1, 2, 7; Suet. Aug. 3. Anth. Pal. 6, 236: ἔμβολα χαλκογένεια, φιλόπλοα τεύχεα νηῶν, / Ἀκτιακοῦ πολέμου κείμενα μαρτύρια, / ἠνίδε σιμβλεύει κηρότροφα δῶρα μελισσῶν, / ἑσμῷ βομβητῇ κυκλόσε βριθόμενα. / Καίσαρος εὐνομίης χρηστὴ χάρις: ὅπλα γὰρ ἐχθρῶν / καρποὺς εἰρήνης ἀντεδίδαξε τρέφειν. Übers. U. Schmitzer; dazu Schmitzer, Augustus 15–19, und Spawforth, Greece 35 f. Sánchez, Amphictionie 432–436, und Oliver, Civic Tradition a 100 f. zur Diskussion um die Datierung der Information des Paus. 10, 8, 4 f. Die Amphiktyonie war 146 v. Chr. nicht aufgelöst worden: Sánchez, Amphictionie 392 f. Larsen, AClass 1, 1958, 129 und Bowersock, Augustus 98.
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stellt. Es werden also die Beziehungen des Princeps zu Makedonien und die Beziehungen der Makedonen zu ihm anhand der recht breitgestreuten Zeugnisse geschildert.34 An einigen Punkten wird etwas mehr in die Tiefe gegangen, um das immer noch vorhandene Spezifische der Provinz Makedonien im Allgemeinen des Reichs zeigen zu können. Der Augustus wurde als Herrscher, als Friedensbringer und als einigende Kraft verehrt. Aber wie haben wir uns diese Verankerung des Herrschers im alltäglichen Leben vorzustellen? Nach der Schlacht von Philippi kam Augustus nie mehr nach Makedonien, das sich als seiner Gesundheit nicht zuträglich erwiesen hatte.35 Also kann die Möglichkeit außer Betracht bleiben, daß viele der Einwohner Makedoniens ihre Entscheidungen aufgrund persönlicher Bekanntschaft mit dem neuen Gott trafen. Vielmehr zeigt sich, daß er mehr oder weniger als abstraktes Konzept behandelt wurde, mit dem man umgehen mußte, indem man es auf vielfältige, der konkreten Situation geschuldeten Weise in das alltägliche und das alltägliche religiöse Leben integrierte. Dies bedeutete die Teilhabe an dem grundsätzlichen Wandel hin zu einem auf Loyalität und Kommunikation gegründeten Reich, der in der Zeit des Augustus stattfand und der vielfach beschrieben wurde.36 Antike Zeugnisse, die Augustus mit Makedonien verbinden, scheinen auf den ersten Blick rar zu sein. Nektarios Poulakakis sammelt anläßlich seiner Veröffentlichung einer Inschrift für Augustus, die auf einem großen, in einer Kirche im emathischen Dorf Nisi verbauten Marmorblock entdeckt wurde, einige makedonische Belege für Augustus und zieht den Schluß, daß es recht wenige Hinweise auf seine Verbindung mit der Provinz gebe.37 Von den insgesamt 203 Statuenbasen für Augustus, die Jakob Munk Højte zusammengetragen hat,38 kommen laut Register fünf aus der Provinz Makedonien (Nr. 119–123; S. 248 f.); allerdings stammen vier davon aus Thessalien. Eine posthume Inschrift aus dem Jahre 21/22 aus Berge ist die einzige unter seinen Augustus-Basen, die aus der engeren makedonischen Provinz stammt. Sie gehört zu einem Monument, das Augustus zusammen mit Tiberius zeigte.39 Auch in dem Band „Augustus – Der Blick von außen. Die Wahrnehmung des Kaisers in den Provinzen des Reiches und in den Nachbarstaaten“40 ist keiner der Beiträge dem Verhältnis des Augustus zur Provinz Makedonien gewidmet. Daher scheint es angebracht, die letztendlich doch recht zahlreichen Zeugnisse zu sammeln, die zudem etwas Licht auf die Verhältnisse im seit nunmehr über einhundert Jahren dunklen Makedonien zu werfen. 34 35
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Das Verhältnis der kleineren Städte zum neuen Herrscher wurde bereits unter einer anderen Fragestellung untersucht in Daubner, RRE 2, 2016. Nicht einmal auf der großen Reise durch den Osten, die er in den Jahren 21/20 v. Chr. zusammen mit Varus unternahm, kam er zurück nach Makedonien: Esch, Varusschlacht. Zu Augustusʼ Reisen s. Gardthausen, Augustus 267–273; 644–648; 905–907; Halfmann, Itinera Principum 15–29; 157–162. Zuletzt ausführlichst Ando, Imperial Ideology. Poulakakis, Threpteria 579. Højte, Statue Bases. Højte, Statue Bases Nr. 119. Die Redaktion der problematischen Inschrift, die er abdruckt, ist nicht recht nachvollziehbar. Vgl. auch den Text in SEG 1, 286, bei Samsaris, Dodone 18, 1989, Nr. 3, und Papazoglou, BCH 87, 1963, 529. Kreikenbom u. a., Augustus. Makedonien fehlt auch in Kolb/Vitale, Kaiserkult.
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Kaiserkult? Der Frage des sogenannten Kaiserkultes wird hier nicht berührt. Das wäre wenig zielführend: Es gab in augusteischer Zeit noch keinen „Kaiserkult“, da es so etwas wie „den Kaiser“ noch nicht gab. Es gab nur den Augustus, der zu Lebzeiten nicht der erste in der Liste der römischen Kaiser war, als der er in der Retrospektive erscheint. Das spätere Kultsystem, das weitgehend unabhängig von den Absichten der jeweiligen Akteure funktionierte, gab es noch nicht.41 Cassius Dios häufig zitierte und oft verwirrende Aussage, daß Augustus im Jahre 29 v. Chr. den Städten Ephesos und Nikaia die Verehrung der Roma und des Caesar erlaubte, den Römern ohne, den Griechen mit Tempeln,42 hat relativ wenig Aussagekraft. Wir wissen nicht, was der Autor meinte, und die Inschriften zeigen ein anderes Bild.43 Wie müssen wir also die Herausbildung der so vielfältigen Formen der Verehrung des Augustus erklären? Simon Price tendiert in seinem einflußreichen Werk „Rituals and Power“ zu der Ansicht, daß es sich dabei um eine organische Antwort auf den Prinzipat handle, eine den griechischen Städten externe Erscheinung, das in die Sprache des städtischen Kults übersetzt werden mußte, sowie um eines der Felder der ständigen Konkurrenz zwischen den Städten und ihren Eliten. Diese These steht gegen die Ansicht, daß der Kult des Princeps von der Reichszentrale gesteuert eingeführt wurde und betont das kreative Potential der griechischen Gemeinden. Ein Hauptvertreter der These von der zentralen Steuerung, Duncan Fishwick, faßt seine stark von den Verhältnissen im westlichen Reich geprägte Position wie folgt zusammen: „The overall impression one has in retrospect, then, is of central orchestration and control throughout the entire period from Augustus down to the middle of the third century.“44 Diese gleichermaßen einseitige Ansicht muß zumindest für den Osten angesichts der vielfältigen Interaktionen modifiziert werden, die in Hinblick auf Bauprojekte zwischen privaten, städtischen, provinziellen und kaiserlichen Akteuren zu erkennen sind.45 Tim Whitmarsh stellt fest: „The question of whose initiative lay behind the imperial cult is a complex one: information is rare, and when it exists problematic (can we really believe in spontaneous local outbursts of enthusiasm for foreign domination?).“ Er fährt mit der Aussage fort, daß die Wirkung auf diejenigen, die die Monumente betrachteten und an den Festen teilnahmen, wesentlich wichtiger sei als die Motive der Initiato-
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Price, Rituals and Power 53, beschreibt dieses System, erklärt aber dessen Zustandekommen nirgends zufriedenstellend. Vgl. speziell zum augusteischen Osten Galinsky, Augustan Culture 322–326. Selbst im römischen Ägypten gehen alle augusteischen Zeugnisse der Kaiserverehrung auf privates oder lokales Engagement zurück; einen Kaiserkult von Staats wegen gabe es nicht: Jördens, Chiron 44, 2014. Cass. Dio 51, 20, 6–8. Clauss, Kaiser und Gott 55 f. Vgl. Tac. ann. 1, 10, 6 zur Verehrung des Augustus in römischen Tempeln, obwohl er nie einen offiziellen Staatstempel erhielt. Zu den privaten Aspekten der Verehrung, die dem Augustus zu Lebzeiten in Rom entgegengebracht wurde, Gradel, Emperor Worship 110 f., mit Tac. ann. 1, 73. Fishwick, Imperial Cult III, 1, 219. S. auch Fishwick, Phoenix 40, 1986. Mitchell, HSPh 91, 1987. Vgl. auch Witschel, Augustus 42 f.
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ren.46 Einerseits ist die Frage nach einer zentralen Steuerung also nicht sonderlich bedeutsam, andererseits ist es auch sicher, daß es keine Politik einer Oktroyierung uniformer Praktiken der Herrscherverehrung gab. So blieb also Raum für divergierende und individuelle Lösungen im Umgang mit der neuen Situation des fremden Alleinherrschers.47 Die frühen Ehrungen für den Augustus sind also ein Material, das mehr als alles andere geeignet ist zu zeigen, wie sich die makedonischen Städte in der quellenarmen Zeit seit 167 v. Chr. entwickelt haben, welche Gruppen in ihnen den Ton angeben und welche individuellen Strategien sie entwickeln, um ihre Position im Reich und gegenüber dem Herrscher der Öffentlichkeit darzustellen. Insofern bildet das Zeitalter des Augustus einen geeigneten Schlußpunkt für die Untersuchung der makedonischen Bevölkerungsentwicklung seit der gewaltsamen Abschaffung des Königtums. Im folgenden seien also mit den kleineren Gemeinwesen beginnend die Zeugnisse für Augustus in den einzelnen Städten der Provinz Macedonia zusammengestellt – sowohl diejenigen, die dem Herrscher als Ehrengaben gebracht wurden, als auch diejenigen, die seiner Initiative entsprangen.48 Das dringendste Geschäft der römischen Verwaltung war die Wiederherstellung der Sicherheit an der östlichen Küste der Adria und auf den Straßen. Dieser Aspekt wird nach einem vergleichenden Blick auf die Verhältnisse in Epiros anhand der Orte Byllis und Amphipolis deutlich sowie in der Kolonie Philippi, also am westlichen und am östlichen Rande der eigentlichen Provinz, wo der Herrscher als Akteur auftritt. Diese drei Gemeinschaften sind unterschiedlicher, als es auf den ersten Blick scheint. Byllis in Epiros war wie Philippi eine römische Kolonie, die Bewohnerschaft war aber wohl recht unterschiedlich, während Amphipolis als klassische griechische Gründung und nunmehr bedeutende freie Stadt eine der wichtigsten Poleis Makedoniens war.49 Danach werden drei anscheinend deutlichere Beispiele für die Verehrung des Augustus vorgestellt – in Stobi, Thasos und Akanthos. Was in Thessalonike, Nikopolis und vielleicht in Beroia geschieht, ist große Politik und wiederum deutlich anders als das, was wir in den Kleinstädten finden. Die große Vielfalt der Ehrungs- und Verehrungsformen macht deutlich, daß lokale Initiativen stets die entscheidende Rolle beim Beschluß über die Art und Weise der Einbindung des Herrschers in die Kultgemeinschaft spielten. Daher ist es auch kaum möglich, Kaiserkultstätten als solche zu erkennen.50 Dennoch soll das Beispiel einer Kleinstadt, des mygdonischen Kalindoia, das Kapitel und die Untersuchung beschließen, da es einerseits spektakulär ist, andererseits aber erkennen läßt, wie augusteische Normalität einge-
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Whitmarsh, Local Knowledge 6–8. Lozano, CQ 57, 2007, 139; Lozano, More than Men. Warum das Inschriftenfragment Ἡ πόλις Αὐτοκράτορα Καίσαρα […, das Frederik Kinch in Galatista (Anthemous) kopiert hat, augusteisch datieren soll (so Juhel/Nigdelis, Kinch Nr. 72, S. 123; vgl. BE 2015, 442), erschließt sich mir nicht. Amphipolis als freie polis: Plin. nat. 4, 38. Dazu Witschel, Klio 84, 2002. Dennoch vermutet Chrysostomou, Πέλλα 95 f. in den Bauteilen einer Tholos, die im Bereich der colonia gefunden wurden, die Reste eines Tempels, der vielleicht dem Kaiserkult geweiht war.
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kehrt ist und die Städte Makedoniens ungezwungen an der kaiserzeitlichen KoinéKultur des östlichen Mittelmeerraums teilhaben. Epiros Ein Seitenblick auf einige Orte in Epiros, das als Landestation und Durchmarschgebiet von den römischen Kriegszügen besonders betroffen war, sei der Untersuchung der eigentlich makedonischen Orte vorangestellt, um vergleichende Kriterien zu gewinnen und den Blick auf das zu schärfen, was wir in Makedonien auch nur anhand verstreuter und knapper Informationen vorfinden. Solche Spuren gibt es im verheerten Epiros bis auf einige Ausnahmen in noch geringerem Maße als in Makedonien. Die römische Dominanz in der Wirtschaft, vor allem der Landwirtschaft, ist unbestreitbar, ebenso der Aufschwung, den Phoinike bereits seit dem späten 3. Jh. v. Chr. genommen hatte und der auch durch den Krieg gegen Perseus nicht merklich gebremst wurde.51 Das zentrale Heiligtum in Dodona wurde durch die Ereignisse des Jahre 167 „in Mitleidenschaft gezogen“;52 allerdings war es bereits zuvor im Jahre 219 v. Chr. durch die Aitoler unter Dorymachos zerstört, danach aber wiederaufgebaut worden.53 Für Zerstörungen des Jahres 167 gibt es keine Hinweise; das Heiligtum konnte von den Truppen des Mithradates im Jahre 88 v. Chr. jedoch geplündert werden, was heißt, daß es noch oder wieder genügend Ausstattung zum Plündern gehabt haben muß.54 Zugunsten des Heiligtumssitzes in Butrint verlor es wohl einiges von seiner überregionalen Anziehungskraft.55 Für die Epiroten blieb das Heiligtum wichtig, und bald nach 167 wurden die Naia, die Spiele für den Zeus Naios, wieder durchgeführt, wie sich anhand der Siegerinschriften erkennen läßt.56 Über die Zeit zwischen 167 und Augustus läßt sich außer der Tatsache der Wiederaufnahme der Spiele wenig sagen. Jedoch überliefert Dionysios von Halikarnassos, daß ein Λεύκιος Μάλλιος, ein nicht unbekannter Mann – ἀνήρ οὐκ ἄσημος –, in Dodona einen Dreifuß mit einer altertümlichen Inschrift, die ein Orakel für die Pelasger wiedergab, gesehen habe.57 Diese Geschichte konnte bislang historisch nicht verortet werden, da Dionysiosʼ Zeuge Lucius Mallius nicht identifiziert werden konnte.58 Ich möchte eine Gleichsetzung mit L. Manlius Torquatus (RE 79), dem unter Caesar hingerichteten Konsul von 65 v. Chr., vorschlagen, der nach seinem 51 52 53 54 55 56 57 58
Zu Phoinike vgl. die Grabungsberichte von De Maria/Gjongecaj, Phoinike; zur römischen Stadt v. a. Bogdani, Phoinike II, und De Maria/Villicich/Çondi, Illyrie méridionale V. Zur Kaiserverehrung im illyrischen Raum vgl. Glavičić/Miletić, Archaia. So Mylonopoulos, Archäologie und Ritual 189. Pol. 4, 67, 3. Cass. Dio 31, 102, 1; vgl. Piccinini, Roman Power 180. Hodges, Butrint 4, 10. Cabanes, Nikephoros 1, 1988, 67–72. Zu Dodona im 2. und 1. Jh. v. Chr. Moustakis, Heiligtümer 145–149. Dion. Hal. 1, 19, 3. Piccinini, Roman Power 182: „… unfortunately he is unknown to us.“
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Konsulat im Jahre 64/3 Statthalter von Makedonien war.59 Diesem, einem wahrlich nicht unbekannten Mann, der mit Cicero und Atticus befreundet war, ist es wohl zuzutrauen, bei einem Besuch des altehrwürdigen Heiligtums alte Orakelinschriften abgeschrieben zu haben. Das hieße auch, daß Dodona auch im 1. Jh. v. Chr. bedeutend genug war, um von einem römischen Statthalter besucht zu werden, auch wenn dieser einem ohnehin an Griechenlands Vergangenheit interessierten Intellektuellenkreis angehört zu haben scheint. Für die augusteische Zeit finden sich in der Literatur anhand der Münzfunde datierte Baumaßnahmen: Die Orchestra des Theaters habe man in eine Arena für Tierhetzen umgewandelt, indem die ersten beiden Sitzreihen entfernt und eine Schutzmauer eingezogen wurde; diese Tierhetzen sollten die vielen in Epiros lebenden Italiker nach Dodona bringen, wo das größte Theater des nordwestgriechischen Raumes stand.60 Die Datierung eines solchen Umbaus in die Zeit des Augustus ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Die Theaterumbauten in Griechenland haben fast sämtlich zwischen dem 2. und den 4. Jh. n. Chr. stattgefunden.61 Die Verwaltung des dodonäischen Heiligtums hat sicher nicht über ein Jahrhundert zuvor ganz unbemerkt diese revolutionäre Umgestaltung eingeführt, die nicht nur das Bauwerk, sondern das gesamte Festkonzept betraf. Den Umbau des Theaters sollte man also aus der Liste der Zeugnisse des augusteischen Dodona streichen. Es bleiben einige kleinere Veränderungen im Prytaneion und im Bouleuterion, die in die Zeit des Augustus gehören, jedoch ebenso gut spätantik sein könnten.62 In einem Temenos neben dem sogenannten Zeus-Tempel E 1 fand sich das einzig sichere Zeugnis augusteischer Zeit: Bei einer Reihe von acht identischen Statuenbasen blieb auf einer die Inschrift erhalten. Es handelt sich um eine Inschrift für Livia, die Frau des Augustus, die in die Zeit zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. zu datieren ist:63 ἀγωνοθετο[ῦντος – –] / του μ̣ Μο[λ]οσ[σοῦ] / τὸ κοινὸν τ̣ῶ̣ν̣ [– –] / Λιβίαν τ̣ὴν̣ [γυναῖκα τοῦ] / Καίσαρος Σε[βαστοῦ]. Jessica Piccinini vermutet, im Heiligtum habe eine Statuengruppe der Familie des Augustus gestanden, da die acht nebeneinanderstehenden Basen gleich seien und Livia fast ausschließlich in Familiengruppen vorkäme. Auch mit Blick auf die Statuengruppe aus dem Theater von Butrint ist diese Deutung nicht von der Hand zu weisen. Eine epirotische Gemeinschaft – um welche es sich handelt, wissen wir nicht –, weihte also zu Lebzeiten des Augustus eine Familiengruppe des Princeps in das offensichtlich immer noch bedeutende molossische Heiligtum. In der Kolonie Buthrotum fanden sich, wie auch in Byllis und in Dyrrhachium, frühe Zeugnisse in weit größerer Zahl als in den Kolonien im eigentlichen Makedonien. Unter anderem zeigt sich das in der Statuengruppe aus dem Theater, die den Augustus zusammen mit Livia und Agrippa zeigte. Von ihr sind die Einsatzköpfe erhalten, die während der italienischen Grabungen der Jahre 1930 und 1931 gefunden 59 60 61 62 63
Tataki, Roman Presence 300; Sarikakis, Άρχοντες 1, 92 f.; Kanatsoulis, Prosopographia 868. Zuletzt mit den Quellen Mylonopoulos, Archäologie und Ritual 196; 20 5. Bressan, Teatro 336–338. Piccinini, Roman Power 183 f. SEG 23, 472 = Cabanes, Épire 551 Nr. 28. Piccinini, Roman Power 184–188; die Ergänzung in Z. 4 ebd.
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wurden. Agrippa ist zusammen mit den kaiserlichen Personen dargestellt, weil er seine wichtigste Klientenbasis in der Stadt hatte. Die Gruppe muß vor Agrippas Tod im Jahre 12 v. Chr. aufgestellt worden sein; zweifellos war die Verehrung des Herrschers und seiner Angehörigen hier eng mit der Schlacht von Actium verknüpft.64 Sie fand ihren Platz im Theater, das zusammen mit dem gesamten Bereich des angeschlossenen Asklepios-Heiligtums umgebaut und als Zentrum des politischen Lebens der Kolonie gestaltet wurde.65 Eine Ehrenstatue für Germanicus ist durch eine Inschriftenplatte von der Verkleidung der Basis bekannt; vermutlich gab es, weil im Stadtzentrum auch noch ein zweiter Agrippakopf gefunden wurde, einen weiteren Ort für die Aufstellung von Statuen des Herrscherhauses.66 Eine jüngst entdeckte, durch mindestens zwei abgebrochene Überarbeitungsversuche späterer Zeiten verstümmelte überlebensgroße Toga-Statue stellte womöglich Augustus in der republikanischen toga exigua mit erhobenem rechten Arm dar.67 Die gesamte Anlage der Stadt Nikopolis, die auf freiem Feld errichtet wurde, war auf das Siegesmonument des Augustus im Proasteion am nördlichen Rand der Stadt ausgerichtet.68 Der Reliefschmuck des Altars dieses Monuments kulminiert in der Darstellung des Octavian im Triumphwagen anläßlich seines dreifachen Triumphes im August 29 v. Chr.69 An der Terrassenmauer über den Schiffsschnäbeln verkündete eine große und lange lateinische Inschrift denen, die Latein lesen konnten, also wohl den Besuchern70 und den Kolonisten, was es mit dem Monument auf sich habe. Die meisten der Einwohner der neuen Siegesstadt, die das wohl nicht konnten, sahen die lateinischen Lettern des Siegers vor sich als Dokument der Inbesitznahme nicht nur der Siegesstätte, sondern ihres ehemaligen Landes.71 Ein Kult für Augustus ist durch acht Inschriften belegt, die auf Basen, Altären und Stelen standen.72 Eine davon ist lateinisch, ein marmorner Altar, der außerhalb der Stadt gefunden wurde und von einem Freigelassenen des Augustus diesem und den Lares
64 65 66 67 68 69 70 71 72
Zum augusteischen Butrint und der – wie die gesamte Grabung – nie regelrecht publizierten Porträtgruppe Hansen, Roman Butrint 48–52; Rose, Dynastic Commemoration 136; Bergemann, Butrint Th 1–3 S. 126–132. Zum römischen Asklepiosheiligtum Melfi, Roman Butrint. Zum augusteischen Aquädukt, der auch auf den augusteischen Münzen der Kolonie (RPC I 1388) dargestellt wurde, Çondi, Iliria 1–2, 1999–2000; Wilson, Butrint 4. Die Germanicus-Inschrift: LIA 252. Dazu und zum vermutlichen Aufstellungskontext Pollo, Tyche 5, 1990. Pojani, Roman Butrint; Hansen, Butrint 4, 112–114. Zur Architektur des Siegesmonuments Zachos, JRA 16, 2003; zur Stadtanlage Bowden, Roman Butrint; vgl. auch Zachos/Pavlidis, Festschrift Wesenberg. Zu den Reliefs Zachos, Patrasso und Nikopolis B. Vgl. auch die Parallelen, die Schäfer, Nikopolis B identifiziert. Zu den Besuchern in römischer Zeit Isager, Nikopolis B 30–32. Die Inschrift: Murray/Petsas, Campsite Memorial 62–77; Samsaris, Aktia Nr. 2, S. 151–154; Oliver, AJPh 90, 1969; s. auch Lange, Res publica constituta 109 f.; ebd. 114–117 zur Bedeutung der lateinischen Sprache der Inschrift. Die Inschriften: Samsaris, Aktia Nr. 3–10. Zum Kaiserkult in Nikopolis ebd. 63 f.; TsouvaraSouli, Nikopolis A 189–193; Benjamin/Raubitschek, Hesperia 28, 1959, 73. Vgl. auch Epikt. diatr. 1, 19, 26–29.
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Augusti geweiht wurde.73 Von denen in griechischer Sprache ist je einer von den kilikischen Poleis Aigai und Mallos und einer vom phönikischen Gaza geweiht; bei den übrigen ist der entsprechende Passus nicht erhalten. Das hat Benjamin und Raubitschek dazu geführt, Parallelen zum hadrianischen Panhellenion zu sehen und vorzuschlagen, daß auch durch die große Bedeutung, die Nikopolis im delphischen Amphiktyonenrat erhielt – die Nikopolitaner hatten sechs Sitze, ebenso viele wie ganz Makedonien74 – die Stadt zu einem gesamtgriechischen kultischen Zentrum gemacht werden sollte. Byllis Die Stadt, die spätestens unter Augustus eine römische Kolonie aufnehmen mußte, weist ebenfalls reiche Zeugnisse der augusteischen Zeit auf,75 wie das für die westwärts gerichteten Städte in Griechenland üblich zu sein scheint.76 Wie in Lissos war das Zentrum von einer starken Mauer umgeben. In Lissos war die Mauer bereits unter Caesar errichtet worden, wie die Bauinschriften der Duoviri quinquennales, des Auguren L. Gaviarius und des C. Iulius Meges, Freigelassener des Caesar, zeigen.77 Die Mauer von Byllis wurde vom Kaiser gestiftet, wie wir das auch für andere von Augustus gegründete oder verstärkte Kolonien annehmen können. Hier jedoch haben wir in Form einiger Bauinschriften einen Beleg dafür. Die vollständigste ist die vom Tor 5, dem Haupttor, die lautet [Im]p(erator) Caesar divi f(ilius) [Aug]ustus dedit.78 Diese Inschrift, die sich immer noch in situ befindet, war das erste, was der Besucher der Stadt sah, wenn er die damalige Hauptzugangsstraße benutzte. Ging er durch das Tor in die Stadt, so konnte er eine ganze Reihe von Gebäuden sehen, die vom Augustus gestiftet worden waren, wie die Porticus am Forum, deren Bauinschrift fragmentarisch erhalten ist,79 und einen erst jüngst identifizierten Tempel, den wir zwar keiner Gottheit zuweisen können, dessen italische Dekorationsformen ihn jedoch von den griechischen Tempeln der Region abheben und zu dem Vorschlag geführt haben, daß er dem Kult des Augustus geweiht gewesen sein könnte.80 Weil, wie oben im 10. Kapitel erwähnt, die Byllionen Caesar unterstützt hatten und in den Bürgerkriegen auf der richtigen Seite, der des letztendlichen Siegers, standen, ist die Zuführung einer römischen Kolonie nicht als Bestrafung der Vorbewohner zu sehen, wie etwa in Buthrotos, sondern als Maßnahme zur Sicherung der wichtigen Straße von der adriatischen Küste in die zentrale Molossis. Vor 73 74 75 76 77 78 79 80
Samsaria, Aktia 10 = ILGraec 159. Paus. 10, 8, 3–5. Zu den augusteischen Inschriften von Byllis Deniaux, Contributi. Die Besonderheiten der „westward-facing cities“ in Griechenland betont Rousset, HSPh 104, 2008, 315 f. LIA 21–23. LIA 192; vgl. 193; 195; 196. Mitchell, HSPh 91, 1987, 339–342, zu Stadtmauern, die vom Kaiser finanziert wurden. Mitchell vermutet, daß der Kaiser generell für die Befestigungsanlagen der Kolonien verantwortlich war. LIA 194. Lipps, KölnJb 44, 2011.
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allem in seinen frühen Jahren als Alleinherrscher mußten für Augustus Sicherheitsaspekte ein große Rolle spielen, als noch nicht ausgemacht war, daß er seine Rolle für die nächsten 40 Jahre spielen konnte und er der erste in einer langen Reihe von Caesares und Augusti werden würde. Gute Beziehungen zu wichtigen Gemeinden überall im Reich waren essentiell, um seine Position zu bewahren. Daher wäre es wichtig zu wissen, ob die wahrscheinlich gemischte Bevölkerung von Byllis auf die Wohltaten des Augustus mit der Einführung eines offiziellen Kultes reagierte. Philippi Philippi ist die einzige römische Kolonie auf dem Gebiet des alten Makedonien, die Belege für eine Verehrung des Augustus liefert.81 Das ist insofern bemerkenswert, als die Kolonie Philippi eine Gründung des Marcus Antonius war, der einige seiner Veteranen in der Stadt und in der fruchtbaren Ebene, die sie umgibt, ansiedelte. Augustusʼ Neugründung wurde mit Parteigängern des Antonius aufgefüllt, die aus Italien verbannt worden waren.82 Über das augusteische Forum Philippis wissen wir fast nichts, außer daß dort eine Statue des Lucius Caesar errichtet wurde.83 Fast sämtliche Befunde stammen frühestens aus der Mitte des 1. Jh. n. Chr.84 Aber die bloße Existenz der Kolonie Philippi war eng mit dem Schicksal des Augustus verwoben. Der Sieg der Triumvirn über die Republikaner mußte in einen Sieg des Augustus uminterpretiert werden, was er selbst in seinen Res gestae tat, in denen er vermeidet, den Namen der Stadt Philippi zu erwähnen.85 Nach der Neugründung durch Augustus wird ein Münzmotiv gewählt, das die gesamte julisch-claudische Zeit hindurch Bestand hat:86 Das Kaiserporträt auf der Vorderseite wird von einer Legende begleitet, die auf die Vorgängerprägungen des Antonius87 anspielend lautet Colonia Augusta Iulia Philippi iussu Augusti. Das Revers zeigt eine Basis zwischen zwei Altären, auf der Augustus in Militärtracht von einer Togastatue des Divus Iulius bekränzt wird. Wahrscheinlich bezieht sich die Darstellung auf die Legende, daß der Geist Caesars bei der Schlacht von Philippi Eine etwas obskure Bauinschrift aus Dion nennt den Augustus als Stifter parens: ---? / Aug[u] stus parens / dedit; ILGraec 175. Augustus stiftet als parens auch in den Kolonien Bononia (CIL XI 720) und Iader (CIL III 2907; 13264). Bormann, Philippi, überschätzt die Bedeutung des frühen Kaiserkults in Philippi maßlos, vor allem aufgrund von falschen Münzdatierungen und von Konjekturen. 82 Cass. Dio 51, 4, 6. 83 Es ist erstaunlich, wie wenig wir über das Forum von Philippi vor der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts wissen: Sève/Weber, Guide 11 f. Das einzige sicher augusteische Bauwerk der Stadt ist das Bad südwestlich des Forumsareals: Gounaris, Βαλανείο; Gounaris/ Gounari, Philippi 81–86. Zu frühen Mosaiken in Philippi Gounari, BA on line I 2010, 27 f. 84 Die Pflasterung des Forumsplatzes stiftete um die Mitte des 1. Jh. ein flamen divi Augusti: CIPh II 1, 66. 85 Vgl. Bormann, Philippi 32–36; 69 f. 86 RPC I 1650. 87 RPC I 1646–1649; dazu Daubner, Art in the Round; Gaebler, Münzkunde X, 261–269. 81
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anwesend war und seinem Adoptivsohn half, den Sieg zu erringen.88 Der Typus blieb für einige Jahrzehnte in Benutzung, und seit Claudius trägt die Basis auf der Münze die Inschrift DIVVS AVG(ustus).89 Die Darstellung geht wohl auf eine Statuengruppe zurück, die auf dem philippischen Forum stand. Vielleicht gab es im nicht weit entfernten Amphipolis eine Kopie dieser Statuengruppe, denn ihre Abbildung findet sich auch auf der Rückseite einer amphipolitanischen Bronzemünze augusteischer Zeit.90 Die beiden Typen, die, wenn man nach den Katalogen geht, die häufigsten augusteischen Prägungen Philippis sind, bieten große Schwierigkeiten. Die sulcusprimigenius-Münze,91 die nur den Namen des Herrschers und keinen Städtenamen trägt, ist Philippi nicht mit letzter Sicherheit zuzuweisen, zumal ein Exemplar aufgetaucht ist, das die Legende MVNIC STOB trägt,92 während die Victoria-AugustaMünze93 mit vielen guten Argumenten in flavische Zeit datiert wird und auch ein flavisches Motiv aufnimmt,94 aber dennoch die unter Augustus angesiedelten Prätorianerkohorten erwähnt.95 Hier ist im Detail noch einige Arbeit zu leisten. Was wir jedoch schon erkennen können, ist, daß lokale Themen fast nicht vorkommen,96 was zu der verbreiteten schematischen Vorstellung paßt, daß sich die Kolonien entweder für römische oder für lokale Ikonographien entscheiden.97 Dennoch sollte, da Philippi die einzige römische Kolonie Makedoniens ist, die auf lokale Themen fast ganz verzichtet, dieses Schema bei der Interpretation kolonialer Münzen keine Rolle mehr spielen, zumal in augusteischer und tiberischer Zeit auch die griechi88 89 90 91 92 93 94
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Vgl. das „Philippi-Erlebnis“ des Tiberius: Cass. Dio 54, 9, 6. RPC I 1653 f. RPC I 1627 f. RPC I 1656–1660. Mikulčić, Stobi 39. Solange kein weiteres Exemplar mit dieser Legende auftaucht, sollten aber daraus keine weitreichenden Schlüsse gezogen werden, zumal die Qualität des veröffentlichten Photos der Münze nicht erlaubt, eine Bearbeitung auszuschließen. RPC I 1651. Kremydi-Sicilianou, Tekmeria 7, 2002; Hölscher, Victoria 18 f.; vgl. 164. Die vespasianische Münzdarstellung der auf einem Globus stehenden Victoria mit Kranz und Palmzweig auf einem Aureus: RIC 47; auf einem Denar: RIC 1340. Sie steht nicht für die Schlacht von Actium, wie bisweilen zu lesen ist, z. B. bei Burnett, JRS 101, 2011, 5 f. Ein Marmorschild des späten 2. Jh. n. Chr. aus Philippi trägt die Inschrift [Vict]o[ri]ae Aug(ustae): CIPh II 1, 17. Prätorianerkolonien sind selten und an den Rändern des Reichs gegründet worden: Neben Philippi ist nur Gunugu in Mauretanien sicher (Plin. nat. 5, 20). Vgl. Suet. Nero 9 (Ansiedlung in Antium) und CIL IX 4682 und 4683 aus Reate in Samnium. Quellen zu den Prätorianern in Philippi Kremydi-Sicilianou, Tekmeria 7, 2002, 77 Anm. 61 f. Außer dem Heros Aulonites auf gallienischen Münzen der Kolonie Philippi: Amandry, Festschrift Schönert-Geiss; vgl. den Bericht zum ersten Fund einer solchen Münze: Picard, AErgoMak 2, 1988, 389. Aulonites-Inschriften in Philippi I.Philippi 618–626 (I.Philippi 620 = CIPh II 1, 76A); 703 = CIPh II 1, App. 4 Nr. 4; CIPh II 1, 76B; 158. Zum Heiligtum im Pangaion Koukouli-Chrysanthaki/Malamidou, AErgoMak 3, 1989. S. Katsari/Mitchell, Athenaeum 96, 2008. Vgl. auch Papageorgiadou-Bani, Iconography 18 f. Sowohl Katsari und Mitchell als auch Papageorgiadou-Bani scheinen das Deutungsmodell der Dichotomie zwischen „local spirit“ und „expression of imperial policy“ in bezug auf die Münzprägung überzugeneralisieren, das Millar, Emperor 409 für das Verhältnis der Provinzialen zur römischen Zentralgewalt vorschlägt.
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schen Städte Makedoniens bis auf Amphipolis kaum Lokales auf ihren Münzen zeigen.98 Aus einer Inschrift der Zeit des Tiberius geht hervor, daß Freigelassene des Augustus in Philippi lebten.99 Es ist gut möglich, daß sie als Verwalter der kaiserlichen Domänen fungierten, die es um Philippi mit Sicherheit gab.100 Eine unveröffentlichte Weihung an Iupiter Optimus Maximus und divus Augustus aus Neos Skopos, das als praefectura zum Territorium von Philippi gehörte, stammt aufgrund des Namens des Weihenden, des VIIvir L. Tatianius Clemens, gewiß erst aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert.101 Amphipolis Das wenige, was wir über die augusteische Phase von Amphipolis wissen, führt zu dem Schluß, daß die römische Verwaltung an diesem strategisch ungemein wichtigen Ort interessiert war. Amphipolis kontrollierte die Passage der via Egnatia über den Strymon. Von der legio X Fretensis, die bis spätestens im Jahre 6 v. Chr. in Makedonien stationiert war,102 wurde eine Brücke über den Strymon errichtet oder erneuert,103 deren Bauinschrift erhalten ist. Diese zeigt durch die Verwendung der lateinischen Sprache im griechischsprachigen Amphipolis und durch die Nennung des Herrschers in der ersten Zeile an, wie der Straßenraum und auch Teile der amphipolitanischen Chora von den neuen Herren dominiert werden: Imp(eratore) Caesare / Divi f(ilio) Aug(usto) / L(ucio) Tario Ruf(o) pr(o)c(onsule) / pr(ovinciae) / leg(io) X fret(ensis) / pontem fecit.104 98 Kremydi-Sicilianou, Coinage and Identity 104. Vgl. Daubner, Art in the Round. 99 CIPh II 1, 8A = I.Philippi 282. 100 Zum kaiserlichen Landbesitz in Makedonien s. Nigdelis, ZPE 104, 1994. Im Museum Tirana finden sich zwei fast identische kleine Weihemonumente des späten 2. Jh. n. Chr. aus Baldushk, die je von den kaiserlichen Freigelassenen Italikos und Epiktetos den Dioskuren / den Castores Augusti errichtet wurden. Die eine trägt die griechische Inschrift SEG 38, 463: Ἰταλικὸς Σεβ(αστοῦ) ἀπελεύθ(ερος) Διοσκόροις / ἐπηκόοις ὑπὲρ τέκνου, die andere die lateinische LIA 154: Cast(oribus) Aug(ustis) / Epictetus Aug(usti) lib(ertus) et Petilius Apollonius / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) a(nimo); dort auch meine Photos der Stücke. Die Herausgeber der LIA halten es für wahrscheinlich, daß die beiden kaiserlichen Freigelassenen als Verwalter einer kaiserlichen Domäne tätig waren. Beide Inschriften jetzt in I.Albanie 434. 101 Einen vorläufigen Text gibt Rizakis, Colons et colonies 96 n. 25; zu den recht seltenen Namen vgl. Tataki, Roman Presence s. v. 102 Zur legio X Fretensis s. E. Ritterling, s. v. Legio (X Fretensis), RE 24, 1925, 1671–1678. Zu L. Tarius Rufus, cos. 16 v. Chr. (RE 3) und Amphipolis s. Lehmann-Haupt, Amphipolis; Sarikakis, Άρχοντες 2, 28–30; Aichinger, AArchSlov 30, 1979, 609. Zu römischen Truppen im kaiserzeitlichen Griechenland Sherk, AJPh 78, 1957. 103 Es gab bei Amphipolis mehrere Brücken über den Strymon, die jahrhundertelang gepflegt wurden: Maniatis u. a., Radiocarbon 52, 2010. Welche die von der zehnten Legion gebaute ist, wissen wir nicht. 104 ILGraec 230.
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Daß militärische und Infrastrukturbauten durch eine militärische Einheit errichtet wurden, scheint eine seltene Ausnahme zu sein. Für gewöhnlich wurden für solche Bauarbeiten zivile Arbeitskräfte herangezogen.105 Das Haupttor von Amphipolis, das direkt von der Egnatia nach Amphipolis führende und die Stadt von Süden her erschließende Tor Δ, scheint unter Augustus neugebaut oder restauriert worden zu sein, wie M. Vitti das auch für die Tore anderer makedonischer Städte wie Thessalonike, Pella, Stobi oder Philippi postuliert, worin man ihm nicht immer folgen mag.106 Diese Monumente sind jedoch meist nicht der Wohltätigkeit des Augustus zuzuschreiben, sondern wurden von der Gemeinschaft errichtet. auch wurde entlang der Straße vom Tor zum Fluß eine Nekropole neu angelegt.107 Vor dem Tor befinden sich in situ zwei Basen für Bronzestatuen, die griechische Inschriften tragen. Die eine war einem L. Calpurnius Piso, wohl dem L. Calpurnius Piso pontifex, der von 13–11 v. Chr. als legatus Caesaris Statthalter Makedoniens war,108 als patronus und euergetes geweiht; die zur anderen Seite des Eingangs stehende dem Autokrator Caesar, dem Gott, Sohn des Gottes, Augustus, soter und ktistes der Stadt. Diese Inschriften sind schon lange bekannt, blieben aber bis 2017 unpubliziert, wie so viele Inschriften Makedoniens und besonders Amphipolisʼ.109 Sie sind als Ensemble errichtet worden. Bemerkenswert sind die rein griechischen Bezeichnungen für Augustus, während bei Piso das ganz römische und nie übersetzte Konzept des Patronats in Anschlag kommt.110 Ein weiteres unpubliziertes Dokument aus Amphipolis ist eine Ehren- oder Kultinschrift der Epheben unter dem Ephebarchen Nikanor für einen C. Caesar, wahrscheinlich Augustus meinend, die im Gymnasion gefunden wurde, dem klassischen Ort des Herrscherkultes in den hellenistischen Reichen.111 In diesem Fall, 105 Mitchell, HSPh 91, 1987, 337: „I take it that the substantial minority of road building inscriptions which specify that construction was undertaken by an army unit or units represent exceptions to the general rule that civilian labor was normally used.“ Zu weiteren Beispielen vgl. Drew-Bear/Eck, Chiron 6, 1976, 294–296. 106 Vitti, Constructions 482. 107 Amoiridou/Malamidou, AErgoMak 12, 1998, 77 f. 108 Aichinger, AArchSlov 30, 1979, 609 f.; vgl. Nitschke, Dignitas 31 f. 109 Erwähnt von Papazoglou, Villes 392 f.; vgl. Rödel-Braune, Stiftungen E153. Zur Identität dieses Piso Eilers, Roman Patrons 206, und Koukouli-Chrysanthaki, Brillʼs Companion 429 f. Zum makedonischen Kontext der Bezeichnung als patronus s. Xydopoulos, Ancient Macedonia 6, 1999, 1374 f. Die Auffindung wird berichtet bei Caskey, AJA 85, 1981, 456 f.: „The S gate of the town (A), on the lower S slopes of the hill, was cleared. It became apparent that this was the main entrance to the city, for within the gate there are bases for bronze statues with inscriptions honoring the emperor Augustus and L. Calpurnius Piso, as patron of Amphipolis.“ Die Inschriften waren immer in situ und daher dem Touristen bequem zugänglich, dem Wissenschaftler hingegen nicht. Publiziert in Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017, 314–324. 110 Zu diesem Unterschied Touloumakos, Hermes 116, 1988. In der Literatur ist das lateinische Wort patronus jedoch einmal übersetzt: in Epikt. diatr. 3, 9, 3 kommt ein Mann durch Nikopolis, der nach Rom reisen möchte, um sich zum προστάτης der Knosier wählen zu lassen. (Das Amt in Knosos ist belegt durch AE 1908, 215 = I.Cret. I 8, 54. Zu der Geschichte und zum Amt ausführlich Nicols, Historia 58, 2009.) 111 Lazaridis, Festschrift Lazaridis 254; vgl. die Erwähnung in SEG 40, 522.
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wie in dem von Byllis, ist ganz klar, was der Herrscher gebaut und bezahlt hat – die Brücke bei Amphipolis, die Stadtmauer und wahrscheinlich die Stoa in Byllis – und was von der jeweiligen Gemeinde oder einer Untergruppe wie den Epheben geplant und finanziert wurde. Für die antiken Betrachter muß dieser Unterschied noch viel klarer gewesen sein, weil sie gut wußten, welche Autorität hinter einem mit einer Inschrift versehenen Monument stand. Versucht man diese Unterscheidung zu berücksichtigen, sollte es nicht allzu schwer fallen, die „Augusteische Kultur“ insgesamt als ein Amalgam lokaler und kaiserlicher Akteure besser zu verstehen und über das diffuse und amorphe Bild der „Augusteischkeit“ hinauszukommen, das in der Forschung über den Augustus und seine Untertanen vorherrscht.112 Stobi Aus dem municipium Stobi113, der nördlichsten makedonischen Stadt, stammt die folgende ungewöhnliche Inschrift, die in die augusteische Zeit datiert werden muß:114 Deo C[aesari] Augu[sto ---] Iovis Libera[t(oris) ---] Secundi l(ibertus) Ba[ssus? --- de] suo fec(it) et ded[icavit].
Die Platte mit der Inschrift ist Teil der Plinthe einer Statuenbasis. Sie wurde in sekundärer Verwendung in der Bischofsbasilika gefunden, so daß wir nichts über den Aufstellungskontext der Statue wissen. Jedoch kann man annehmen, daß sie in einem Heiligtum des Iuppiter Liberator und des Augustus stand. Das Konzept hinter dem Inschriftentext scheint eher zur griechischsprachigen Welt Nordmakedoniens und Paioniens zu gehören als zur lateinischsprachigen der römischen Kolonien. Ohnehin ist es unwahrscheinlich, daß im municipium Stobi das römische Element dominierte, auch wenn es, wie in der gesamten Region, starke westliche Einflüsse gab, die auf die zahlreichen italischen Händler zurückzuführen sind, die bereits seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert in den Norden der griechischen Welt kamen. Der Ba[ssus] unserer Inschrift, ein Freigelassener des Italikers Secundus, bezeichnet den Augustus als Gott. In einer westlich geprägten Umgebung ist das ungewöhnlich.115 Inschriften, die den Augustus als θεός bezeichnen, sind sicher nicht selten, finden sich jedoch durchweg nur in östlichen Kontexten. In Makedonien, das in vielerlei Hinsicht westlicher ist als der Rest des Ostens, gibt es vier weitere Beispiele: das bereits genannte vom südlichen Stadttor in Amphipolis, den in der 112 Dally, Αθήνα, betont die aktive Rolle der griechischen Städte bei den Umgestaltungen der augusteischen Epoche und warnt davor, alles Geschehen auf den Kaiser zurückzuführen. 113 Zum Status der Stadt s. Papazoglou, Chiron 16, 1986. Zu Befunden und Funden ausführlich zusammenfassend Mikulčić, Stobi. 114 I.Stobi 17; AE 1939, 113; AE 1999, 1424; Papazoglou, ZPE 82, 1990, 214–217; ed. pr. Wiseman/Mano-Zissi, AJA 76, 1972, 422 f. und Anm. 68. 115 Zur Augustusverehrung in Italien s. Gradel, Emperor Worship 109–139.
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Einleitung besprochenen Altar in Akanthos, eine Weihung an Agrippa Postumus in Thasos und das Kalindoia-Dekret. Die Formel Deo Caesari Augusto kann man hinreichend dadurch erlären, daß Stobi eine hellenisierte paionische Stadt war, bevor es zum römischen Municipium wurde, und daß es auf der Grenze der zwei Sprachen des Reichs lag und so Einflüssen sowohl von der römischen als auch der griechischen Welt ausgesetzt war.116 Der Freigelassene zahlte die Statue aus seiner eigenen Tasche. Diese private Weihung ist also kein Hinweis darauf, daß es in Stobi einen munizipialen Kult für den lebenden Augustus gegeben habe. Das wäre auch unwahrscheinlich, und so zeigt der private Charakter des Monuments, daß die Verehrung des Augustus im griechischen Stil ein Mittel der Selbstdarstellung und der Repräsentation des neugewonnenen Platzes eines Freigelassenen in der Gesellschaft gewesen war. In der neu publizierten Inschrift I.Stobi 18, die laut der Herausgeberin ebenfalls augusteisch ist, weiht ein Augustale dem Iupiter Optimus Maximus und dem Divus Augustus eine Statue: I(ovi) [O(ptimo)] M(aximo) et divo Aug(usto) M(arcus) Fulcinius M(arci) l(ibertus) Faustus Augustalis.
Daß wir hier womöglich in augusteischer Zeit in Stobi ein Augustalenkollegium antreffen, hat die Herausgeberin dazu gebracht, wie auch schon in der editio princeps der erstgenannten Inschrift aus Bassus einen Augustalen zu machen, obwohl auf der Tafel kein Platz für und kein Hinweis auf eine dahingehende Ergänzung ist. Jedoch ist der divus Augustus nicht der deus Augustus, so daß keine Notwendigkeit besteht, hier anzugleichen. Die Datierung erfolgt anhand der Form der Buchstaben, die jedoch qualitativ weit entfernt von denen der professionellen Monumentalschrift auf der Tafel des Bassus sind. Meines Erachtens stammt die Weihung an Iupiter Optimus Maximus und Augustus aus dem späteren 1. Jh. n. Chr., auch wenn wir aus dieser Zeit keine Vergleiche aus Stobi haben.117
116 Fishwick, Imperial Cult II, 1, 453 Anm. 47: „An example at Stobi may be influenced by Greek practice“. 117 I.Stobi 15 datiert laut der Herausgeberin Babamova in die „times of Domitian and after“; für die Weihung des Augustalen T. Flavius Longinus, der für den deus Caesar und das Municipium Stobensium ein Isisheiligtum erbaut, würde ich das „after“ weit fassen. Eine Verbindung von Kaiserkult und Isiskult taucht auch in I.Stobi 37 auf, einer Statuenbasis für die Priesterin Claudia Prisca mit griechischer Inschrift. I.Stobi 33, eine Ehreninschrift für A. Pontius Quietus, gehört wohl ans Ende des 1. Jh. n. Chr.
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Thasos Obwohl die griechisch besiedelte Insel eine der wichtigsten Basen der Republikaner gewesen war, wurde Thasos unter Augustus zur freien Polis und gehörte nicht zur Provinz.118 Im 2. Jh. v. Chr. hatten die Thasier ihre Agora modernisiert und zu einem Platz umgestaltet, der in kleinräumige Funktionsbereiche aufgeteilt und auf allen Seiten von Stoen umgeben war. In der Mitte dieses Platzes wurde eine Kultstätte für die Familie des Augustus errichtet, die in der älteren Literatur oft als ‚Altar des Lucius Caesar‘ bezeichnet wird. Ein möglicher Porträtkopf des Lucius Caesar wurde hier gefunden,119 außerdem eine Inschrift, die eine Widmung der Polis an den Heros Lucius Caesar, Sohn des Augustus und Enkel des Gottes Caesar, enthält.120 Eine neugefundene Inschrift für Agrippa Postumus nennt diesen θεοῦ Σεβαστοῦ υἱός.121 Hier in der freien griechischen Polis Thasos wird der lebende Augustus als Gott bezeichnet,122 was dem Muster des Umgangs mit der neuen Situation entspricht, das in Griechenland vorherrschte. Auch die Familiengruppe des Herrschers im Zentrum der Agora und damit im Zentrum der Stadt macht deutlich, daß sich Thasos kulturell als griechische Polis gerierte.123 Akanthos Im Gegensatz zu der thasischen Inschrift für Lucius Caesar, in der allein die polis als politische Gemeinschaft die Erlaubnis erteilt, für ein Denkmal der kaiserlichen Familie öffentlichen Raum zu besetzen und damit zu zerstören, waren in der in der Einleitung besprochenen Inschrift aus Akanthos124 drei Körperschaften oder Autoritäten für die Ehrung des Augustus verantwortlich: Die polis, die römischen negotiatores und die paroikoi. Sie trafen eine kollektive Entscheidung zur Ehrung des Herrschers. Die Inschrift ist einzigartig für Makedonien und zeigt das Zusammenwachsen der Bevölkerungsgruppen zu der provinzialen Gesellschaft, wie wir 118 Zum Status von Thasos s. die in Zahrnt, Römer 134 Anm. 46, zitierte Literatur und Fournier, Meletemata 69. 119 Chamoux, MonPiot 44, 1950; Biard, Polis und Porträt 64. Womöglich stellt das Porträt auch Germanicus dar. 120 Dunant/Pouilloux, Recherches 61 f. Nr. 178: Λευκίωι Καίσαρι αὐτοκράτορος Καίσαρος θεοῦ υἱοῦ Σεβαστοῦ υἱῶι ἥρωι ἡ πόλις. S. Biard, Polis und Porträt 66. 121 Fournier, BCH 130, 2006, 514–517 = SEG 56, 1019; Fournier/Hamon, AErgoMak 20, 2006. 122 Dies auch direkt in einer kürzlich beim Odeion gefundenen, noch unpublizierten Inschrift. 123 Zur Verehrung der kaiserlichen Familie auf der thasischen Agora s. auch IG XII 8, 381; Biard, Polis und Porträt 66–68, und Evangelidis, Egnatia 12, 2008, 134 f. Zur späthellenistischen und augusteischen Agora Marc, Constructions publicques; Gros, Villes augustéennes 133. Ein vergleichbares Monument aus Eresos auf Lesbos ist nur durch die erhaltene Inschrift bekannt: IG XII Suppl. 124: Ein lokaler Euerget stiftet den Söhnen des Augustus an der prominentesten Stelle der Agora ein Heiligtum; einen Tempel des Augustus läßt er am Hafenmarkt errichten. Eine strukturelle Parallele stellt der Altar des Augustus im Hof des Bouleuterions von Milet dar: Price, Rituals and Power 138. 124 SEG 1, 282.
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sie im ersten nachchristlichen Jahrhundert anhand der sich massiv vermehrenden Inschriften und anhand der regen Bautätigkeit erkennen können. Thessalonike Das hellenistische Stadtbild Thessalonikes mit seinem orthogonalen Straßenraster und den Bereichen der Heiligtümer, der Agora und des Gymnasions blieb bis zur Zeit der Antoninen weitgehend unangetastet.125 Cicero schreibt zwar vom schlechten Zustand der Stadtmauern,126 aber insgesamt scheint die Stadt in bescheidener Weise gut funktioniert zu haben.127 Das Bad unter der flavischen Agora, das älteste bekannte Gebäude der Stadt, wurde in Betrieb gehalten,128 und inwieweit das als Palast gedeutete große Gebäude auf der Πλατεία Διοικητηρίου schon im 1. Jh. v. Chr. zum Sitz der römischen Verwaltung, dem aus der Apostelgeschichte bekannten Prätorium von Thessalonike, umgebaut wurde, bleibt abzuwarten.129 Die Thessaloniker hatten natürlich sofort nach dem Sieg bei Actium aufgehört, ihre Inschriften nach der Ära des Antonius zu datieren. Die Hauptstadt der Provinz überschlug sich förmlich in Ehrungen für den neuen Herrscher, die sich zuvörderst in der Münzprägung widerspiegeln. Hatte die Stadt auf ihren unter der Herrschaft des Antonius geprägten Münzen noch ihre Eleutheria und die Homonoia zwischen Thessalonike und Rom beschworen,130 so bildet sie in der Zeit des Augustus stets dessen Porträt ab, zu Beginn kombiniert mit dem des Caesar, später auch mit Livia, Gaius oder Tiberius.131 Auch wenn man nicht geneigt ist, das von Vitti nachdrücklich als frühaugusteisches Siegesmonument gedeutete, im 19. Jh. noch aufrecht stehende und erst 1911 abgerissene sog. Vardar-Tor, ein anfangs isoliert stehender Bogen, der später das Südwesttor der Stadt wurde,132 ebenso früh anzusetzen, so gehört doch eine große, das Stadtbild verändernde Baumaßnahme sicher in augusteische Zeit: Eine verlorengegangene fragmentarische Inschrift133 berichtet vom Bau eines Καίσαρος ναός und ist datiert durch die Angabe eines Priesters und Agonotheten des Au125 Zum Stadtbild des römischen Thessalonike Adam-Veleni, Roman Thessaloniki 134–162; Vitti, Faventia 14, 1992, und Vickers, Ancient Macedonia 1, 1970. 126 Cic. de prov. cons. 2, 4; Pis. 34. 127 So Vitti, Constructions 478. 128 Adam-Veleni, Greek Baths. 129 Knappe Vorabinformationen über die von 1990–1998 stattgefundenen Grabungen in diesem wichtigen Gebäude bei Adam-Veleni, Roman Thessaloniki 137–139, und im undatierten sechsseitigen Faltblatt „Πλατεία Διοικητηρίου, μια διαχρονική γειτονία της Θεσσαλονίκης“ des Kultusministeriums und der 9. Ephorie der Byzantinischen Altertümer. 130 Eleutheria unter Antonius: RPC I 1551; Homonoia: RPC I 1553; vgl. Edson, HSPh 51, 1940 133 f. 131 Touratsoglou, Thessaloniki 24–30; 140–156; RPC I 1554–1565. 132 Beschreibung und Abbildung bei Heuzey/Daumet, Macédoine 272 f. und Taf. 22bis. Vittis Datierung: Constructions 482, und Faventia 14, 1992, 73 f.; übernommen bei Adam-Veleni, Roman Thessaloniki 137, und Allamani-Souri, Roman Thessaloniki 77 f. Vgl. vom Brocke, Thessaloniki 67–71. 133 IG X 2, 1, 31. Vgl. Steimle, Religion 49–54.
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gustus. Der Tempel spukt als Caesartempel durch die Forschungsliteratur, jedoch spricht alles dafür, einen Tempel des Augustus anzunehmen.134 In diesem Bereich der Stadt, der in der Antike durch eine Ansammlung von Heiligtümern geprägt war, fanden sich die heute an der Πλατεία Αντιγονιδών wieder sichtbar gemachten Fundamente eines spätarchaischen ionischen Tempels, der wohl kurz nach der Schlacht von Actium umgesetzt oder aus Teilen mehrerer älterer Gebäude zusammengesetzt wurde, wie der Fundamentunterbau und die Versatzmarken erschließen lassen.135 Als frühester nachweisbarer Marmorbau in Thessalonike muß er einen gewaltigen Eindruck gemacht haben, und es ist naheliegend, ihn mit dem Augustus-Tempel zu identifizieren, obwohl die Inschrift im Ostteil der Stadtmauer verbaut gefunden wurde.136 Solche Tempeltranslozierungen kommen in augusteischer Zeit in Athen vor, und auch die Umnutzung des Metroons in Olympia als Verehrungsstätte des Augustus ist ein strukturell ähnlich gelagerter Fall, in dem der neuen Herrschaft durch den Rückgriff auf altehrwürdige architektonische Formen ein Anstrich von zeitloser lokaler Verwurzelung – man könnte sicher auch andere treffende Begriffe finden – verliehen werden sollte.137 Vom Namen des Priesters des Augustus ist in Z. 7 f. lediglich erhalten ]ως τοῦ Νεικοπόλ[εως. Charles Edson hat vorsichtig vorgeschlagen, ihn mit dem in Samothrake zwischen 37 v. Chr. und 43 n. Chr. initiierten Ἀρχέπολις Νικοπόλεως Θεσσαλονικεύς zu identifizieren.138 Das ist nicht unwahrscheinlich, denn Metronyme sind nicht häufig, zumal, wenn es sich um ein Mitglied der Führungsschicht Thessalonikes handelte. Wenn Michel Sève bemerkte, in Thessalonike habe es viel weniger einheimische Notabeln gegeben als in Beroia, und fast alle Bauten des späten 1. Jh. v. Chr. seien durch Italiker veranlaßt gewesen,139 so scheint eben dieser Tempel für den Kaiserkult die Ausnahme zu sein, die ihn zu seiner Einschränkung veranlaßt hat. Edson bemerkte dazu: „It is also to be noted that no Roman names appear among the priests and other listed officials and magistrates.“140 Diese Ausnahme kann bei näherer Betrachtung allerdings keinen Bestand haben. Zeigt schon die Erwähnung des Prokonsuls in Z. 2, daß dieser Tempel nicht auf eine Privatini134 Zur Diskussion um den „Caesartempel“ Steimle, Religion 49–54, und Stefanidou-Tiveriou, ASAA 87, 2009, 613–616. 135 Zum Tempel Tasia/Lolia/Peltekis, AErgoMak 14, 2000. 136 Die Argumente sind zusammengefaßt bei Steimle, Religion 28–49. Gegen diese Identifizierung Stefanidou-Tiveriou, Κλασική παράδοση, die aufgrund der Skulpturenausstattung in dem Tempel eine der Roma und dem Zeus geweihte Kultstätte sehen möchte und betont, daß sich zwischen dem Tempel und der Bauinschrift kein Zusammenhang herstellen lasse. Jedoch ist es nicht unwahrscheinlich, daß ein Herrscherkult in den Zeus-Roma-Tempel verlegt wird. Vitti, Constructions 482, meint, ein solches Vorgehen sei ganz üblich gewesen, um Geld zu sparen: „Difatti lʼabbinamento del culto della dea Roma o dellʼimperatore ad una divinità ‚locale‘ preesistente permetteva, usufruendo delle strutture già esistenti, di introdurre a basso costo e con discrezione il culto romano.“ 137 Steimle, Religion 41; Steuernagel, JdI 124, 2009; Bol, Augustus; Spawforth, Greece 65–67. 138 Edson, HThR 41, 1948, 189 f. Die Inschrift aus Samothrake: IG XII 8, 195 = Robert, Collection Froehner 55 = Dimitrova, Theoroi 37 Z. 7–9. 139 Sève, Communauté 269. 140 Edson, HSPh 51, 1940, 129.
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V Augustus in Makedonien
tiative zurückgeht, sondern daß es sich um ein Werk der hohen Politik handelt,141 so darf man sich vom griechischen Namen des Priesters nicht in die Irre führen lassen: Argyro Tataki hat gezeigt, daß die im späthellenistischen Makedonien zahlreichen Metronyme vor allem dazu dienten, Kindern, die aus der Verbindung von einheimischen Frauen mit Italikern oder anderen Außenstehenden stammten, in ihrer Heimatstadt Legitimität zu verleihen.142 Das Vorkommen des Metronyms in der Bauinschrift des Tempels stützt die Vorschläge von Tataki und Sève, die beide den hochrangigen Sohn der Nikopolis nicht erwähnen. Nichts spricht dagegen, in ihm den Abkömmling eines assimilierten Italikers zu sehen, dem bei der Geburt seines Sohnes um 50 v. Chr. daran gelegen war, diesem eine Karriere in seiner Heimatstadt als Bürger dieser Stadt zu ermöglichen. Hatte sich Hatzfeld in seinem 1919 erschienenen Standardwerk über die italischen Händler im Osten noch darüber wundern können, daß Thessalonike in republikanischer Zeit offensichtlich nicht zu den Städten gehörte, die von Italikern und Römern frequentiert wurden,143 so wissen wir heute mehr darüber, was uns nochmals davor warnen sollte, aus einem anscheinenden Schweigen der Quellen weitreichende Schlüsse zu ziehen. Hier soll nur abermals der früheste Beleg für eine römische Körperschaft in der Provinzhauptstadt erwähnt sein: die Ehreninschrift, die die Polis und die römischen Händler für einen Marcus Papius Maximus aufstellen, datiert nach dem amtierenden Priester und Agonotheten des Augustus. Sie zeigt zum einen, daß die Römer eine so einflußreiche Gruppe waren, daß sie
141 Vgl. Haensch, Capita provinciarum 106. 142 Tataki, Ancient Macedonia 5, 1993; vgl. Tataki, Beroea 433–435. Zum bürgerrechtlichen Status der Kinder, die Römer mit einheimischen Frauen hatten, Goodfellow, Roman Citizenship 56 f. Zur schwierigen Frage des Doppelbürgerrechts, das wir wohl erst ab Augustus genauer fassen können, Weiss, JJP 7–8, 1953–1954. In republikanischer Zeit liefen Römer, die das Bürgerrecht einer griechischen Stadt annahmen, Gefahr, das römische zu verlieren; vgl. Cic. Balb. 30: itaque in Graecis civitatibus videmus Atheniensis, Rhodios, Lacedaemonios, ceteros undique adscribi multarumque esse eosdem homines civitatum. quo errore ductos vidi egomet non nullos imperitos homines, nostros civis, Athenis in numero iudicum atque Areopagitarum, certa tribu, certo numero, cum ignorarent, si illam civitatem essent adepti, hanc se perdidisse nisi postliminio reciperassent. peritus vero nostri moris ac iuris nemo umquam, qui hanc civitatem retinere vellet, in aliam se civitatem dicavit. Deshalb weigert sich Atticus, Ciceros Rat folgend, das athenische Bürgerrecht anzunehmen: Nep. Att. 3, 1. Vgl. auch Errington, Festschrift Christ 153 f.; De Visscher, Festschrift De Francisci; Oliver, Civic Tradition c; Parigi, Soma 12, 448. Über das Recht zum Zurückwechseln H. Kreller, s. v. postliminium, RE 22, 1953, 868–873. In Larisa erhält der Italiker Quinctius T. f. nach den mithradatischen Kriegen neben anderen Ehren auch die Epigamie, was bedeutet, daß ein Kind aus einer Ehe mit einer Larisäerin Larisäer wird – sonst wäre es nach der lex Minicia weder Römer noch Larisäer: Bouchon, Topoi 15, 2007, 268–276. Die Verleihung der Epigamie kommt in Thessalien selten vor; in I.Gonnoi 42 aus dem frühen 1. Jh. v. Chr. wird sie zwei Römern verliehen. Aus Makedonien haben wir keine Beispiele. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch das relativ häufige Vorkommen römischer weiblicher Praenomina (Λουκία, Γαΐα, Τιβερία), die an sich äußerst selten sind: Tataki, Beroea 396. Die Seltenheit dieser Erscheinung zeigt Kajanto, Onomastique 148–150, der unter den um die 200.000 kaiserzeitlichen Inschriften im CIL gerade einmal 75 Beispiele für Frauennamen mit genuinen Pränomina zählt. 143 Hatzfeld, Trafiquants, 56 f.
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gemeinsam mit dem Demos agieren konnten,144 zum anderen, daß sie engstens in die Augustus-Verehrung involviert waren. Eine auf einem Schiffsbug stehende weibliche Kolossalstatue ist nur durch Reisebeschreibungen des frühen 19. Jh. bekannt, könnte aber einem Denkmal für den Sieg von Actium zugehört haben.145 Zu einem solchen gehört wohl auch die als Tropaion gestaltete und mit einem Stadttorrelief geschmückte Stütze einer Kolossalstatue, die im Osten der Stadt gefunden wurde.146 Wie Th. Stefanidou-Tiveriou in ihrer Publikation des Stückes zeigt, folgt die Stadttordarstellung auf der Stütze rein italischen Mustern. So ist also höchst wahrscheinlich, daß ein italischer Künstler die Statue geschaffen hat, was in einem rein griechischen Milieu schlecht vorstellbar wäre und die These stützt, daß in Thessalonike nicht die einheimischen, sondern die zugezogenen italischen Bevölkerungsgruppen den Ton angaben und Schlüsselpositionen einnahmen. Die bilingue Weihinschrift der Avia Posilla,147 die bei Loutra Sedes ca. 15 km südöstlich von Thessaloniki gefunden wurde, muß aus den Jahren 12–14 n. Chr. stammen. Von ihrem eigenen Geld baut sie einen Tempel, eine Therme und eine Porticus um das Schwimmbecken und weiht alles dem Augustus, dem Herakles und der Polis. In Sedes gibt es Heilquellen, die spätestens seit dem 1. Jh. v. Chr. zum Kurbetrieb genutzt wurden.148 Diese Art des Vergnügens wurde zu Beginn wohl hauptsächlich von den in Thessalonike lebenden Italikern genutzt. Die reiche italische Frau hatte bereits in der Stadt selbst Reparatur- und Umbauarbeiten am Isistempel finanziert149 und muß also der städtischen Führungsschicht angehört haben, was ein weiterer Beleg für die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Römer und Italiker im augusteischen Thessalonike ist.
144 SEG 46, 812; Velenis, Tekmeria 2, 1996, 9. Zu den Römern in Thessalonike allgemein Rizakis, Italiens; Rizakis, Ancient Macedonia 4, 1986. Weitere Beispiele bei Velenis, Tekmeria 2, 1996, 11 Anm. 10. 145 Steimle, Religion 54 f. 146 Stefanidou-Tiveriou, MDAI(A) 116, 2001; dies., Kat.-Nr. 243, in: Despinis/Stefanidou-Tiveriou/Voutiras, Κατάλογος II. 147 Nigdelis, Tekmeria 1, 1995; AE 1995, 1389; SEG 43, 457; IG X 2, 1, 1650: Αὐτοκράτορι Καίσαρι Θεοῦ υἱῶι / v v Σεβαστῶι καὶ Ἡρακλεῖ καὶ τῆι πόλει / Ἀυία Αὔλου θυγάτηρ Πόσιλλα τὸν / ναὸν καὶ τὰ θερμὰ καὶ τὴν δεξαμενὴν / καὶ τ[ὰ]ς̣ περει[κειμέν]α̣ς στ̣ο̣ὰ̣ς τῶι ὕδατι ἐκ τοῦ ἰδίου / vacat / Imp · Caesari · Divi · f · Pont · Max / et Herculi et civitati Thessalonicensium / Avia A. f. Posilla · aedem · aquas piscinam · et / porticus circa piscinam v v v de suo. Eine weitere bilingue Inschrift eines Römers des 1. Jh. v. Chr. aus Thessalonike: Nigdelis, EpThess II 194–197. 148 Zu Sedes s. auch Struck, Fahrten I 3, der von älteren (osmanischen?) Badegebäuden berichtet, die um 1900 wieder in Betrieb genommen wurden. 149 Die Inschrift stammt aus der Westnekropole Thessalonikes, wo sie im 4. Jh. n. Chr. wiederverwendet worden ist: Isi / Posilla Avia A(uli) f(ilia) / aedem reficiun(dam) / et pronaium faci- / undum cur(avit) de suo. / Εἴσιδι / Πώσιλλα Αὐία / Αὔλου θυγάτηρ τὸν / ναὸν ἐπεσκεύασεν / καὶ τὸ προνάιον ἐπό- / ησεν ἐκ τοῦ ἰδίου. AE 1993, 1392 = Trakosopoulou-Salakidou, Ancient Macedonia 5, 1993, 1540–1545 = SEG 43, 458. In der städtischen Inschrift steht der lateinische Text zuoberst, in der aus den Bädern der griechische. Ob das etwas bedeutet, vermag ich vorerst nicht zu sagen.
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V Augustus in Makedonien
Beroia Beroia, die nobilis urbs,150 konnte von Cicero, wenn auch polemisch, gleichwohl als abgelegenes Städtchen, als oppidum devium, bezeichnet werden,151 weil es nicht an der Egnatia lag, sondern mit ihr nur durch eine Seitenchaussee über Pella in Verbindung stand, die von hier weiter nach Larisa führte. Namentlich im Verkehr mit Thessalonike war die Landverbindung umständlich. In der Ebene gab es noch bis 1937 den großen Loudias-See, außerdem war sie die meiste Zeit des Jahres über versumpft und unwegsam, ein Zustand, den man sich heute kaum noch vorstellen kann. Wahrscheinlich konnte man aber zu bestimmten Zeiten den Haliakmon bis Beroia hinauffahren, auch wenn er wild und unzuverlässig war und ständig sein Bett verlagerte.152 Territorial hatte die Stadt von der römischen Eroberung profitiert; jetzt gehörten auch Mieza und Aigai zum Stadtgebiet.153 Beroia blieb auch in der Kaiserzeit „nationaler“, makedonischer als die Provinzhauptstadt Thessalonike, wo es viel mehr Italiker und andere Fremde, vor allem aus Kleinasien, gab.154 Die Zeit der großen Konkurrenz der beiden Städte auf politischem und kulturellem Gebiet lag noch in ferner Zukunft,155 jedoch war es als Sitz des Koinon der Makedonen in gewisser Weise der nationale Gegenpol der kosmopolitischen Hauptstadt. Ein Koinon der Makedonen läßt sich bereits für die Königszeit nachweisen,156 jedoch ist uns die Geschichte des Koinon bis zur Zeit des Claudius, als es die eigene Münzprägung beginnt,157 nur lückenhaft bekannt. Konsens besteht jedoch seit jeher darin, daß es das Koinon in augusteischer Zeit gab – ungeachtet der jeweiligen Ansicht darüber,
150 Liv. 45, 30, 5. Livius sagt ebenda das gleiche über Edessa und Pella, meint also wohl nicht allzuviel damit. 151 Cic. Pis. 89. 152 Zur abseitigen Lage auch Struck, Fahrten II, 36 f. Ebd. 18 zum Haliakmon (Wístriza): „Dieser Fluss, auch Indsché Karasú genannt, ist der unbeständigste der unbeständigen makedonischen Wasserläufe, weswegen ihm die Anwohner den Beinahmen Luló und Dehlí (verrückt) gegeben haben. Beinahe von den Engen von Karaféria [Beroia] an ändert die Wistritza in der fast nirgends erhebliche Niveauunterschiede aufweisenden Ebene beständig ihre Richtung.“ Der Haliakmon ist erst gebändigt, seit in den frühen 1970er Jahren der Polifitos-Stausee angelegt wurde. Zu den antiken Straßen und Wegen in der makedonischen Ebene Hatzopoulos, Meletemata 3, 23–53. Eine paläogeographische Untersuchung der Ebene: Ghilardi, Plaine de Thessalonique. 153 Mieza: Hatzopoulos, Meletemata 3, 33; Papazoglou, Villes 119 f.; Aigai: Hatzopoulos, Meletemata 3, 41 und Anm. 62. 154 Nigdelis, Thessalonike 20 und Anm. 48. 155 Vgl. vorerst Adam-Veleni, Μακεδονικοί βωμοί, und allgemein zur kaiserzeitlichen Städtekonkurrenz Robert, HSPh 81. 156 Durch seine Weihung an König Philipp V. in Delphi: Syll.3 575 = IG XI 4, 1102, und natürlich vor allem durch seine Münzprägung im Namen der Makedonen; vgl. Rzepka, Tyche 2005, 134–139; Hatzopoulos, Macedonian Institutions 219–267; 320–322; Papazoglou, Villes 44– 51; Hammond, Macedonia III 475–477; 483 f.; Nigdelis, Das römische Makedonien 82 f. 157 Zur Münzprägung des Koinon Gaebler, AMNG III 1, 75–188; Gaebler, Nomisma 1, 1907; Gaebler, Münzkunde IV; Liampi, 13. Numismatikkongreß.
13. Augustus in Makedonien
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was vor Augustus existiert habe.158 Auch ist unzweifelhaft, daß das Koinon nur das eigentliche Makedonien umfaßte; die thrakischen, epirotischen und illyrischen Gebiete der Provinz hatten keinen Anteil.159 Für Makedonien gab es ab 27 v. Chr. einen einzigen Priester im Herrscherkult160 – das Koinon der Makedonen verzichtete auf die anfänglich in Asia und Bithynia gewählte Sonderlösung der Trennung zwischen Römern und Peregrinen.161 Durch die ständige Besiedlung des Stadtareals von Beroia wissen wir nichts über eine augusteische Bauphase der Stadt und haben also auch keine Hinweise auf eine Verehrungsstätte des Koinon für den Herrscher.162 Kürzlich ist im Dorf Nisi eine Inschrift gefunden worden, die in einer Kirche verbaut war. Es handelt sich um eine 3,69 m lange Basis, sicher für eine Reiterstatue,163 die den Text Imp(erator) Caesar Augustus trägt; nach rechts fehlen einige Worte.164 Woher der zwei Tonnen schwere Stein stammt, ist schwer zu sagen. Nisi liegt 20 km von Beroia und 16,5 km von Pella entfernt.165 Die lateinische Sprache der Inschrift deutet eher auf die Kolonie Pella, die sich aber wahrscheinlich so große Monumente noch nicht leisten konnte. Die übrigen Ehreninschriften der Beroiaier und des Koinon sind in griechischer Sprache,166 aber das ist kein starkes Argument für die augusteische Zeit. Womöglich stammt das Denkmal auch aus der römisch-byzantinischen Siedlung vor Ort, die sicher zum Territorium von Beroia gehörte und an der wichtigen Straße durch die Ebene lag, die Beroia mit Pella und Thessalonike verband. Letztendlich kann man aber über den ursprünglichen Standort und den Kontext dieser Reiterstatue des Augustus nur Vermutungen anstellen.
158 Vgl. Kanatsoulis, Makedonika 3, 1953–1955, 32 f. zur älteren Literatur und Liampi, 13. Numismatikkongreß 891 Anm. 2, sowie Edelmann-Singer, Koina und Concilia 58–60, zur neueren. 159 Dazu Papazoglou, Thracia 12, 1998. M. B.Hatzopoulos, BE 2000, 439, schlägt vor, daß κοινὸν τῶν Μακεδόνων ein Synonym sei für ἔθνος τῶν Μακεδόνων. Es handelt sich also nicht um einen Provinziallandtag, aber so etwas ist im Osten auch nicht zu erwarten; vgl. Vitale, Eparchie und Koinon 9; 31–40. 160 Edson, HSPh 51, 1940, 132–134; vgl. Clauss, Kaiser und Gott 394. S. auch Tataki, Beroea 450. 161 Dazu Reitzenstein, Bundespriester 25 f. 162 Zu den archäologischen Befunden Brocas-Deflassieux, Beroia. 163 Der Vergleich mit der bekannten Basis der Reiterstatue des Claudius, die von der Stadt Beroia und einer anderen, auf dem Stein nicht erhaltenen Autorität gesetzt wurde und die etwa 3,60 m lang gewesen sein muß, macht das deutlich: EKM 1, 60 mit Touratsoglou, Ancient Macedonia 2, 1977, 487 f. 164 Poulakakis, Threpteria. 165 Das 15 km entfernte, relativ unbedeutende Aloros kann wohl als Herkunftsort eines solch gewaltigen Monuments ausgeschlossen werden. 166 EKM 1, 58–133, mit Ausnahme der lateinischen Nr. 72, deren Charakter aber aufgrund der fragmentarischen Erhaltung nicht zweifelsfrei bestimmt werden kann. Zur absolute Dominanz des Griechischen in Beroia Hatzopoulos, Bilinguisme. Späterhin wird Septimius Severus auch in Pella in griechischer Sprache geehrt: Chrysostomou, Tekmeria 6, 2001, 126 f. = SEG 51, 838.
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V Augustus in Makedonien
Schlußbemerkungen Die Thasier ehrten die Familie des Augustus, indem sie ein Heiligtum auf ihrer Agora errichteten. Das war die übliche Form, in der eine griechische Polis ihre Ergebenheit den neuen Herrschern gegenüber ausdrückte. Das Monument in Stobi, eine private Weihung, hatte gleichwohl dadurch einen öffentlichen Charakter, daß es an einem öffentlichen Platz aufgestellt war, entweder auf der Agora oder in einem Heiligtum, und Privatpersonen nicht über öffentlichen Raum verfügen konnten.167 Der Raum ist auch ein entscheidender Faktor im Falle des Augustus-Standbildes vor dem Tor Δ in Amphipolis. Die Statue, die Augustus als Gott und als Retter und Gründer der Polis ehrt,168 wurde sicher von der Polis beschlossen. Sie dominierte zusammen mit der des Piso die lange Sichtachse vom Tor und der Nekropole über den Strymon (heute bis hinüber zum umgesetzten frühhellenistischen Löwenmonument, das vom Tor aus deutlich zu sehen ist).169 So stellte die Statue des Herrschers eine symbolische Verbindung der neuen Stadt, der „Gründung“ des Augustus, mit der heroischen Vergangenheit her. Der neue Herrscher und Gott wurde gleichzeitig in die Geschichte und die Erinnerungskultur der Stadt und in die konkrete Stadtlandschaft integriert. Ob diese Sichtachse von denen, die über die Statue und ihren Errichtungsort beschlossen, bewußt hergestellt wurde, ist weniger von Belang als die Tatsache, daß die Wirkung auf diejenigen, die nach Amphipolis kamen, und auf die Amphipolitaner selbst, die vor ihrem Haupttor standen, nicht unbemerkt bleiben konnte. Die Philipper, ein großer Teil von ihnen ehemalige Anhänger des Antonius, hatten das Glück, daß die große Schlacht, in der Antonius und der spätere Augustus Seite an Seite fochten, mit ihrer Stadt verbunden war. So entgingen sie der Demütigung, wie viele andere Städte den Herrscher für seinen actischen Sieg über ihren ehemaligen Patron und Gründer ehren zu müssen.170 Sie konnten ihre Ehrerbietung 167 Ma, Statues and Cities 71: „Space is absence; to put something within space is to take away from it. Public space is common property, legally owned by the whole community as a political entity – it is not anybodyʼs, but everybodyʼs: it is precisely not open for anybody to act on or in public space, and public permission has to be specifically granted for such an action. In the polis, this meant the supervision and control of the political community, through its institutions, the assembly, the council, the magistrates, with local variations on the exact forms of control and implementation.“ 168 Auch Kos ehrte den Augustus im Jahre 26 v. Chr. als νεὸς κτίστης, weil er die Stadt nach einem Erdbeben finanziell unterstützt hatte: IvOlympia 53; vgl. Mitchell, HSPh 91, 1987, 350. Vor 27 v. Chr. wurde er von den Thespiern zum σωτῆρ und κτίστης erklärt: IG VII 1836. 169 Das Monument hat wahrscheinlich ursprünglich auf dem 2013 und 2014 ausgegrabenen Kastas-Tumulus nordöstlich der Stadt gestanden. Zur Umsetzung s. Lazaridis, Αμφίπολις 74. 170 Das Siegesmonument in Nikopolis ist nur das bekannteste Beispiel, aber auch die Kolonie Pella und die Hauptstadt Thessalonike errichteten Monumente, die an die Schlacht erinnerten; vgl. die pelläische Bronzemünze RPC I 1548 und die Fragmente eines statuarischen Monuments in Thessaloniki, die bei Steimle, Religion 54 f. beschrieben werden sowie bei Stefanidou-Tiveriou, MDAI(A) 116, 2001 und ders., Kat.-Nr. 243, in: Despinis/Stefanidou-Tiveriou/Voutiras, Κατάλογος II. Die Schlacht von Actium ist die einzige Bürgerkriegsschlacht der römischen Geschichte, aus der ein Ehrentitel hervorging. Actiacus, Aktiumkämpfer, nannte sich nicht Octavian, sondern zahlreiche Legionäre der legio XI: Keppie, CR 21, 1971. Wahrscheinlich wäre
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auf die Schlacht von Philippi konzentrieren, was womöglich eine Spaltung innerhalb der Bürgerschaft verhinderte, denn diese bestand auch in Philippi aus heterogenen Gruppen – aus Römern, Griechen, Thrakern ohnehin, aber hier war auch die römische Gemeinschaft gespalten in ehemalige Anhänger des Antonius und solche seines Gegners, des nunmehrigen Herrschers. Offensichtlich gab es keine zentrale Direktive, an die actische Seeschlacht zu erinnern.171 Auch in all den Städten, die der Kleopatra gehört hatten, gibt es keine Hinweise auf Monumente, die an die Schlacht von Actium erinnerten.172 Die Ruhe zu sichern, eine Spaltung der Bürgerschaft zu verhindern, waren Anliegen, die wichtiger waren, als unbedingt den Anschluß an die Propaganda der Reichszentrale herzustellen. Auch in Akanthos war der Augustus der Focuspunkt, der geeignet war, die Bevölkerungsgruppen zu einen. Seit der römischen Eroberung war Makedonien ein Schmelztiegel von Angehörigen vieler Völker, was oft zu gewalttätigen Konflikten führte. Die Elite des Königreichs war vernichtet; andere Gruppen mußten in der nunmehr ungefestigten Gesellschaft um ihren Rang und ihre Position kämpfen. Das Konzept des Gottes Augustus, das nichts zu tun hatte mit unvereinbaren ethnischen Kulten, mit politischen Ansichten oder mit vormaligen Unterdrückungsverhältnissen, konnte die bis dahin unvereinbaren Gruppen zu einer Gemeinschaft formen und damit das schaffen, was wir das Römische Reich nennen. Die Bürger der römischen Kolonie Philippi hatten ihre eigenen Formen entwickelt, um den Augustus zu nutzen, die sich von denen der italischen Händler in Stobi und in Akanthos unterschieden und von der abschließend zu besprechenden thrakisch-makedonischen gemischten Gemeinschaft in Kalindoia, wo das prestigeträchtige Amt des Augustuspriesters bereits seit 27 v. Chr. von einer einflußreichen lokalen Familie genutzt wurde, um die Machtausübung zu sichern. Ein Freigelassener in Stobi errichtet eine ungewöhnliche lateinische Inschrift für den deus Augustus, was nicht heißt, daß das Municipium Stobi den lebenden Herrscher als Gott verehrt. In Akanthos, einem Zentrum der frühen römischen Präsenz in Makedonien, wird der Augustus genutzt, um eine gemeinsame Identität zu schaffen, die alle Bürger und Bewohner der Stadt vereinen kann. Dies sind nur einige Beispiele, die die Vielfalt der Praktiken illustrieren, die dem zugrundeliegen, was wir den „Kaiserkult“ der augusteischen Zeit nennen. Es ist kaum vorstellbar, daß diese Beispiele auf eine von oben gesteuerte Initiative des Herrschers oder seiner Vertreter in der Provinz zurückgehen. Wahrscheinlich mußten die offiziellen Ehrungen, also diejenigen, die von Polisinstitutionen initiiert wurden, zumindest vom Statthalter bestätigt werden, wie wir das von anderswo kennen.173 es lohnend, zu untersuchen, auf wie unterschiedliche Weise die Schlachten von Philippi und von Actium Eingang in die römische (und griechische) Memorialkultur gefunden haben. 171 Die Freiheit der Kolonien in religiösen Angelegenheiten betonen Lozano, CQ 57, 2007, 147 f., und Bendlin 1997. 172 Vitale, Klio 95, 2013. 173 Ich lasse die zahlreichen Versuche von Vertretern der römischen Verwaltung beiseite, römische Kaiserfeste im Osten zu etablieren. Eine Diskussion müßte bei dem messenischen Ehrendekret für den quaestor pro praetore P. Cornelius Scipio aus dem Jahre 2/3 n. Chr. beginnen. Scipio, der vielleicht ein Vetter von C. and L. Caesar war, sorgte – auch in finanzieller Hinsicht – für die Einführung zweier Feste zu Ehren des Caius: SEG 23, 206 mit Lozano, More than Men
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V Augustus in Makedonien
Einige direkte Eingriffe der römischen Verwaltung – die Bauten in den strategisch wichtigen Ortschaften Byllis und Amphipolis – zeigen, daß die Römer die wichtigsten Tatsachen über die von ihnen unterworfenen Länder kannten und daß sie willens und in der Lage waren einzugreifen, wenn es angebracht war. Aber die am wenigsten kostenaufwendige Investition bestand darin, angemessene Vorschläge der Untertanen zu akzeptieren. Es ist unwahrscheinlich, daß die städtischen oder gar die privaten Initiativen von der römischen Regierung angeregt worden waren. Dafür sind die betrachteten Städte und Beispiele zu unterschiedlich, die dennoch, verglichen mit anderen östlichen Provinzen, als repräsentativ gelten können. Wir finden zu viele Gemeinschaften, die keine Verehrungsformen für den Herrscher erkennen lassen, so daß man einen „Verehrungsbefehl“ von oben ausschließen kann. Es kann auch nicht die Rede davon sein, daß die Verehrung flächendeckend stattfand – durch den Eid, den die gesamte Provinzbevölkerung leisten mußte, war die Loyalität ohnehin symbolisch versichert worden.174 Es ist gut möglich, daß die römische Verwaltung über einige Aktivitäten in den kleineren Städten nicht informiert war. Einen sicheren Weg, auf dem das Bild des Herrschers in den letzten Winkel der Provinz vordrang, kennen wir jedoch: über die Münzporträts. Was selten bedacht wird, ist der Eindruck, den Porträtmünzen auf diejenigen machten, die sie nutzten und natürlich auch betrachteten. Die Makedonen kannten das Herrscherbild auf Münzen seit der Zeit des Perseus nicht mehr. Das Porträt des Augustus nahm also nicht den Platz des Königsporträts ein, sondern den des Götterbildes, das die Vorderseiten der späthellenistischen Münzen außerhalb der Königsprägungen zeigten. Die Silbermünzen kamen aus Rom und trugen oft das Bild des Augustus, aber auch die allgegenwärtigen lokalen Bronzen änderten ihr Erscheinungsbild auf revolutionäre Weise. Die Münzen jeder einzelnen Prägestätte in Makedonien – des Koinon in Beroia und der Städte Apollonia, Amphipolis, Dium, Edessa, Nikopolis, Pella, Philippi und Thessalonike übernahmen das Porträt des Herrschers, was wesentlich einflußreicher auf die Provinzialen sein mußte als gemeinhin akzeptiert. In der Retrospektive verunklärt sich das Bild, weil es normal zu sein scheint, daß kaiserzeitliche Stadtprägungen das Kaiserporträt tragen, aber in augusteischer Zeit war nichts normal, und fast alles war neu.175 488–490; Camia/Kantiréa, Meletemata 63, 384 f.; Herz, Klio 75, 1993, bes. 283–285. Zum augusteischen Messene s. Themelis, Meletemata 63, 96 f.; zu statthalterlichen oder kaiserlichen Initiativen in Kleinasien s. Price, Rituals and Power 65–77. 174 Daß die Bindung einer Provinz an Augustus und seine domus nicht nur über die statthalterliche Herrschaft, sondern auch durch eidliche Verpflichtung der gesamten Bevölkerung gesichert wurde, wissen wir aus dem inschriftlich überlieferten Eid von Gangra in Paphlagonien 3/2 v. Chr.: OGIS 532 = ILS 8781; vgl. Herrmann, Kaisereid 96 f.; 123 f. Vgl. auch den flavierzeitlichen Eid, den die Bürger von Kalindoia der Tyche des Augustus leisten (ἐνευχόμεθα τὴν τῶν Σεβαστῶν τύχην) und wohl schwören, den Tempel und die Statuen zu ehren und instandzuhalten: SEG 54, 606 Z. 2 f. = Sismanidis, Καλίνδοια b 152 f., mit Nigdelis, GRBS 49, 2009, 526. 175 Betont von Burnett, JRS 101, 2011, 20–22; vgl. RPC I S. 39 f. Wallace-Hadrill, JRS 76, 1986, bemerkt das natürlich auch, aber er erwähnt den plötzlichen und massiven Wandel in der provinzialen Münzprägung nicht. Einige vorläufige Hinweise gibt Millar, Roman Architec-
14. Epilog: Kalindoia und Augustus
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Die vielfältigen Strategien der lokalen Gemeinschaften und Individuen, den Augustus zu ehren und zu verehren, die wir als von der Verwaltung akzeptiert ansehen müssen, trafen sich in einigen grundlegenden Punkten: Sie gingen nie über die traditionellen Handlungsweisen der Griechen und Makedonen hinaus, das Ansehen der jeweiligen Person oder Gemeinschaft zu erhöhen, und sie intensivierten bewußt oder unbewußt Tendenzen der kulturellen und politischen Verschmelzung der Bevölkerungsgruppen in Makedonien. Die Verehrung des Augustus war nichts Exklusives; sie war nicht auf Makedonen, Griechen, Chalkidier, Mygdonen, Bisalter, Edonen, Thraker, Illyrer oder Italiker beschränkt. Das machte es leicht, sie in die je traditionellen Muster des kultischen Lebens jeder gesellschaftlichen Gruppe oder Gemeinschaft zu integrieren. Dies funktionierte um so besser, da den realen Herrscher fast niemand von den Einwohnern Makedoniens je zu Gesicht bekam, außer den Dichtern Philippos und Antipatros aus Thessalonike, die beide nach Rom gingen, um ihr Geld damit zu verdienen, den Herrscher in Gedichten zu preisen.176 In allen Teilen ihrer Heimat wurde der Herrscher oder das lokale Konzept des Herrschers zum Kristallisationspunkt eines neuartigen städtischen Lebens und der Erholung des gesamten Landes. So endete das dunkle Zeitalter Makedoniens, das 168 v. Chr. mit dem Sieg der Römer über das Königreich begonnen hatte. Letztendlich wurde dadurch erreicht, daß sich eine neue Gesellschaft konstituierte, die zum natürlichen Teil der Koine-Kultur des kaiserzeitlichen Ostens wurde. 14. EPILOG: KALINDOIA UND AUGUSTUS Kalindoia, eine alte Stadt der Bottier,177 von Alexander dem Großen als Synoikismos mehrerer Dörfer neugegründet und den Makedonen geschenkt,178 liegt in einer fruchtbaren Ebene südlich der Egnatia in einer Gegend, die heute wesentlich abgelegener ist als in der Antike.179 Was Kalindoia einzigartig macht, sind die reichen Zeugnisse für die Verehrung des Augustus bereits ab dem Jahre 27 v. Chr.: Die Ausgrabungen, die noch nicht lange laufen, haben als bedeutendsten Befund einen als Sebasteion gedeuteten Gebäudekomplex zum Vorschein gebracht. Es handelt sich um ein Konglomerat von bisher neun auf einer Länge von 90 m nebeneinander liegenden Kult- und Banketträumen, die der Kaiserverehrung dienten und die wohl
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ture. Auch wenn sie meist nur auf lokaler Ebene umliefen, verbreiteten die Stadtmünzen das Bild des Princeps weit über die Grenzen der römischen Herrschaft hinaus, z. B. wurden philippische Münzen in großer Zahl im freien Thrakien gefunden: Chr. Koukouli, ΑDelt 22, 1967, Βʼ2 Chron. 427 f. Schmitzer, Augustus. Zu griechischen Schriftstellern im spätrepublikanischen Rom Hidber, Struggle for Identity. Zu Antipatrosʼ und Philipposʼ Epigrammen auf römische Patrone Whitmarsh, Struggle for Identity. Vgl. IG I3 76. Zum vormakedonischen Kalindoia Zahrnt, Olynth 191–193. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K31, S. 110–117. Zum Verhältnis von König und Makedonen und zu dem eigentümlichen Vorgang s. auch Hammond, CQ 38, 1988, 388 f. Loukopoulou, Meletemata 21, 145. Zu Kalindoia s. den Ausstellungskatalog Adam-Veleni, Καλίνδοια, und Louvre 2011, 610–614; zum Sebasteion auch Falezza, Santuari 300–312.
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V Augustus in Makedonien
nach und nach errichtet wurden.180 Die Räume A, B und E stammen jedenfalls aus der frühesten Phase im späten 1. Jh. v. Chr. Die ergrabenen Reste der Anlage präsentieren sich heute bescheiden, aber für eine einst reiche Marmorausstattung sprechen nicht nur die wenigen Fragmente, sondern vor allem auch der Kalkbrennofen des mittleren 3. Jh., der gewiß nicht zufällig direkt hinter dem Komplex errichtet worden ist. Es ist wahrscheinlich, daß die Kultbauten an die Agora angrenzten, wie es für die Stätten der Kaiserverehrung im griechischen Raum üblich war. Die Kaiserverehrung hatte einen machtpolitischen Aspekt und mußte daher im Herzen der Stadt stattfinden, meist an der Agora als dem symbolischen Ort, an dem sich die Einheit der Gemeinde und die Beziehungen zwischen Bürgern und Autoritäten ausdrückten.181 Das Gebäude erinnert an das zeitgleiche Sebasteion in Messene, das nicht an der Agora stand, sondern in das Asklepieion integriert wurde, das Hauptheiligtum und politische Zentrum der peloponnesischen Stadt.182 Die Kulte in dem Gebäude in Kalindoia waren Zeus, Roma und Augustus gewidmet. Seit den Umbauten in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. bestand der Komplex aus drei Kulträumen mit vielen Basen und Statuenfragmenten (Α–Γ), auf die ein größerer Bankettsaal (Δ) und vielleicht das bouleuterion von Kalindoia (E) sowie weitere Räume folgten. Die Funktionen der einzelnen Abteilungen der großen Anlage sind allerdings beim bisherigen Kenntnisstand nicht genauer zu bestimmen. Eine aus dem Gebäude stammende Bauinschrift des Jahres 27 v. Chr. berichtet: „Im Jahr 120. Arrhidaios und Kotys, die Söhne des Sopatros, und Sopatros, Sohn des Kotys, haben die Exedra und das Rathaus und die Säulenhalle für die Stadt , unter dem Priester des Zeus und der Roma und des Kaisers Augustus, des Sohnes des vergöttlichten Caesar: Arrhidaios, Sohn des Sopatros.“183 Die Namen der Stifterfamilie sind makedonisch, thrakisch und griechisch. Der Kult kann höchstens einige Monate nach der Verabschiedung des senatus consultum gestiftet worden sein, das Octavian den Namen Augustus oder Σεβαστός verliehen hatte. Der frühe Zeitpunkt, zu dem dieser Komplex errichtet und der Kult eingeführt wurde, ist bemerkenswert. Die Sebasteia an den Foren von Philippi und Dion werden erst im 2. Jh. n. Chr. errichtet; das Kai-
180 Die 2008 publizierte Stifterinschrift aus dem Sebasteion von Kalindoia (SEG 58, 578; Sismanidis, Καλίνδοια b 164 f.), die in das 120. Jahr einer nicht genannten Ära datiert ist und von K. Sismanidis, dem ersten Herausgeber, nach der Aktischen Ära in das Jahr 88 n. Chr. datiert wurde, gehört wohl eher – nach der „Freiheitsära“ – in das Jahr 28/7 v. Chr. und damit in frühaugusteische Zeit, wie S. Prignitz überzeugend gezeigt hat (Prignitz, ZPE 178, 2011). Allerdings belegt die Inschrift der Flavia Mysta aus dem Jahre 86 n. Chr. weiterhin eine Bauoder Erneuerungsphase im späten 1. Jh. n. Chr. (Sismanidis, Καλίνδοια b 152 f.; Sismanidis, AErgoMak 18, 2004, 217 f.) Der letzte Grabungsbericht zum Sebasteion-Komplex: Sismanidis, AErgoMak 23, 2009. 181 Siehe Evangelidis, Egnatia 12, 2008 125. 182 Papachatzis, Festschrift Orlandos; Camia/Kantiréa, Meletemata 63, 379 f.; vgl. Migeotte, BCH 109, 1985. 183 SEG 58, 578; Prignitz, ZPE 178, 2011: ἔτους Κ και Ρ / Ἀρριδαῖος καὶ Κότυς οἱ Σωπάτρου καὶ / Σώπατρος Κότυος τὴν ἐξέδραν / καὶ τὸ βουλευτήριον καὶ τὴν στοὰν / τῆι πόλει, ἐπὶ ἱερέως Διὸς καὶ / Ῥώμης καὶ Αὐτοκράτορος Καίσαρος / θεοῦ υἱοῦ Σεβατοῦ, Ἀρριδαίου / τοῦ Σωπάτρου.
14. Epilog: Kalindoia und Augustus
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sareion von Beroia ist erstmalig in der Mitte des 3. Jh. n. Chr. belegt,184 dasjenige im mygdonischen Charakome in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr.185 Die Funktion des Gebäudes können wir auch aus einem im Raum Γ zusammen mit Fragmenten mehrerer Marmorstatuen gefundenen Augustus-Porträt sowie vor allem aus einer Inschrift des Jahres 1 n. Chr. erschließen. Bevor ich mich der Inschrift zuwende, sei ein materialbedingt knapper Exkurs über die Augustus-Porträts Makedoniens eingeschoben: Ein Blick in Dietrich Boschungs Verteilungskarte der Augustusporträts zeigt, daß von den 265 aufgenommenen Stücken nur ein einziges, die Statue aus Thessaloniki, aus Makedonien kommt.186 Dieser Befund ist auffällig, auch wenn Boschung das Porträt aus Kalindoia und ein unpubliziertes Augustusporträt im Museum von Tirana, das wohl von einem Relief stammt, noch nicht kennen konnte. Im Gegensatz zu Griechenland und zum Rest der Welt hat es wohl hier deutlich weniger Porträts gegeben, auch wenn man geneigt sein könnte, diesen Mangel der Forschungssituation zuzuschreiben. Die drei Stücke lassen sich wie folgt einordnen: Das kürzlich in Kalindoia gefundene Augustusbildnis187 folgt, wie die meisten im Osten, dem Typus Prima Porta, jedoch erinnert die Umgestaltung der äußeren Arme der Hauptzange des Stirnhaars zu einem spitz zulaufenden Haarbüschel an den älteren Typus Alcudia. Das nächstliegende Vergleichsstück, der in Istanbul befindliche Augustus aus Kyme, datiert aufgrund dieser Stileigentümlichkeit caliguläisch.188 Ohne mich hier allzusehr festlegen zu wollen ist jedoch sicher, daß unser Stück postum entstanden ist, ebenso wie der bekannte Augustus aus Thessaloniki:189 Diese heroische Hüftmantelstatue besteht im unteren Teil aus lokalem, im oberen aus thasischem Marmor; der Kopf wahrscheinlich aus pentelischem, so daß zu vermuten ist, daß das Porträt aus Athen geliefert wurde, während die übrigen Teile vor Ort hergestellt wurden. Die Abweichungen vom Prima-PortaHaupttypus bestehen vor allem in der Hinzufügung einiger Pathosformeln, die die Statue nahezu zweifelsfrei in tiberische Zeit datieren lassen. Ein kleines Rätsel stellt ein unpubliziertes Köpfchen im Museum Tirana dar: Es muß von einem Relief stammen und folgt dem Typus Louvre, der fast nur in Italien vorkommt. Im Osten tritt dieser Typus nur vermischt mit dem PP-Typus und mit Kopenhagen 611 auf. So 184 I.Leukopetra 103 und S. 163 f. Daß dieser Kaiserkulttempel in der nahezu verlassenen alten Hauptstadt Aigai stand, wie es der Text der Freilassungsinschrift nahezulegen scheint, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Die späteren Exedra-Einbauten in der Tholos im Palastareal (vgl. hier Kapitel 6), die ursprünglich dem Kult des Herakles Patroos als dem Stammvater des Königshauses geweiht war (die Inschriften mit eradierten Stifternamen in Saatsoglou-Paliadeli, Festschrift Pandermalis), können vorerst nicht näher bestimmt und nicht als zu einem augusteischen Kaiserkultbau gehörig interpretiert werden. Dafür ist die Befundlage doch zu wirr; vgl. Kottaridi, Brillʼs Companion 305 f. Anm. 27. Ch. Saatsoglou-Paliadeli bereitet eine Monographie zur Tholos vor; vgl. Saatsoglou-Paliadeli, Festschrift Drougou. Auch der in Vergina gefundene eiserne Ring mit Gemme, die ein Augustusporträt zeigt, hilft nicht weiter: Touratsoglou, ASAtene 87, 2010. 185 Dimitsas, Makedonia 682; Neuedition und Kommentar: Nigdelis, Tekmeria 6, 2001, 134–142. 186 Boschung, Bildnisse 206. 187 Adam-Veleni, Καλίνδοια 142 f. 188 Boschung, Bildnisse, Kat.-Nr. 107. 189 Boschung, Bildnisse, Kat.-Nr. 197; G. Despinis, Kat.-Nr. 244, in: Despinis/Stefanidou-Tiveriou/Voutiras, Κατάλογος II.
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V Augustus in Makedonien
steht zu vermuten, daß das Relief, von dem der Kopf stammt, erstens augusteisch datiert und zweitens aus Italien importiert wurde, was auch unproblematisch wäre, wenn wir Dyrrhachium als wahrscheinlichsten Fundort annehmen wollen.190 Die kleine Stadt Kalindoia, deren inschriftliche Hinterlassenschaften erstaunlich in Umfang und Inhalt sind, hat auch das folgende Ehrendekret des Jahres 1 n. Chr.191 für Apollonios, womöglich den Enkel des Priesters Arrhidaios von der Bauinschrift des Jahres 27 v. Chr.,192 hervorgebracht, das ich aufgrund seiner Bedeutung in Gänze vorstellen möchte: Jahr 148. Die Politarchen erklärten, nach einem Vorbeschluß der Boule und einer abgehaltenen Volksversammlung, [5] vor dem Demos: Weil Apollonios, Sohn des Apollonios, des Sohnes des Kertimmas, der ein guter Mann und aller Ehren wert ist und sich spontan [10] bereiterklärt hat, das Priesteramt des Zeus und der Roma und des Caesar Augustus divi filius zu übernehmen, solche Hochgesinntheit gezeigt hat, die dem Ansehen seiner Ahnen und seiner eigenen Tugend wert ist, den Göttern und seiner [15] Vaterstadt übergroße Ausgaben zu ersparen und aus seinen eigenen Mitteln das ganze Jahr über die monatlichen Opfer der Stadt für Zeus und Caesar Augustus übernommen und er auch den Göttern alle Arten von Ehren erwiesen hat, und den Bürgern Feste und großzügige Unterhaltung gewährt und [20] das Volk sowohl insgesamt, als auch in Triklinien bewirtet und die Festprozession abwechslungsreich und sehenswert gestaltet hat und die Wettkämpfe zu Ehren von Zeus und Caesar Augustus kostspielig und würdig […] nicht nur die Bewirtung, sondern auch [25] die Unterhaltung und alles […] und seine Freigiebigkeit gegenüber den Mitbürgern dadurch gezeigt hat, daß er von der Polis die Erlaubnis erbat, die öffentlichen Opfer während des Festes für Zeus, Caesar Augustus und die übrigen Wohltäter auf eigene Kosten zu übernehmen, [30] und, als er Ochsen geopfert hat, jeden Bürger das ganze Fest über bewirtet hat, sowohl in Triklinien, als auch insgesamt, und großzügigste Geschenke an die Phylen verteilt hat, so daß sie, wo auch immer sie sich vergnügen wollten, dies aus seiner Freigiebigkeit heraus taten; er auch alle Mühen auf sich genommen [35] und eine Statue des Caesar auf eigene Kosten herstellen lassen und sie geweiht hat als ewige Erinnerung an die Wohltaten des Augustus allen Menschen gegenüber und so der Vaterstadt einen zusätzlichen Schmuck verliehen und dem Gott die angemessene Ehre und Dank erwiesen hat, deshalb [40] erscheint es Rat und Volk angemessen, ihn zu loben für die Großzügigkeit seines Geistes und die Freigiebigkeit gegenüber der Heimat, ihn mit einem Kranz auszuzeichnen und ihm, seinem Vater Apollonios und seiner Mutter Stratto je ein steinernes Bild zu gewähren [45] und die Statuen und das Dekret an dem Ort der Agora, den der Agonothet auswählt, aufzustellen, damit auch die übrigen Bürger, die der Stadt etwas Gutes tun wollen, danach eifern, Ehre zu suchen und der Heimat großzügige Zuwendungen zu machen. Als der Beschluß gefaßt wurde, nahm Apollonios die Ehren [50] und den Dank des Vaterlandes an, befreite aber die Stadt von den Ausgaben. Beschlossen am 14. Daisios.
190 Vgl. Boschung, Bildnisse 90. Zum eventuell vergleichbaren Augustus-Relief am Siegesmonument von Nikopolis s. Zachos, Nikopolis B, 419–430 und Abb. 16 f. 191 SEG 35, 744 Sismanidis, in: Adam-Veleni, Καλίνδοια 109 f., mit vollständiger Auflistung früherer Editionen; vgl. BE 1987, 688. 192 Ein Familienstemma bei Prignitz, ZPE 178, 2011, 213; vgl. BE 1996, 267.
14. Epilog: Kalindoia und Augustus 1
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ἔτους ∙ ηʹ καὶ μʹ ∙ καὶ ∙ ρʹ· οἱ πολιτάρχαι προβουλευσα̣μένων τῶν βουλευτῶν καὶ γενομένης ἐκκλησίας εἶπαν ἐν τῶι δήμωι· ἐπεὶ Ἀπολλώνιος Ἀπολλωνίου τοῦ Κερτίμμου γενόμενος ἀνὴρ ἀγαθὸς καὶ πάσης τειμῆς ἄξιος, ἐπιδεξάμενος αὐθαίρετον ἱερατήαν Διὸς καὶ Ῥώμης καὶ Καίσ̣αρος θεοῦ υἱοῦ Σεβαστοῦ τοσαύτην εἰσηνέ̣γκατο μεγαλοφροσύνην ἀξίως καὶ τῆς τῶν προγόνων καὶ τῆς ἰδίας ἀρετῆς φιλοδοξήσας, ὥστε μηδεμίαν ὑπερβολὴν καταλιπεῖν τῶν εἰς τοὺς θεοὺς καὶ τὴν πατρίδα δαπανημάτων, τάς τε γὰρ παρ’ ὅλον τὸν ἐνιαυτὸν ἐκ τῆς πόλεως κατὰ μῆνα γεινομένας Διὶ καὶ Καίσαρι Σεβαστῶι θυσίας ἐκ τοῦ ἰδίου παριστὰς καὶ τοῖς θεοῖς τὰς τειμὰς πολυτελεῖς προσηνέγκατο καὶ τοῖς πολείταις τὴν ἑστίασιν καὶ εὐωχίαν μεγαλομερῆ παρέσχετο καὶ λαϊ̣κῶς πανδημεὶ δειπνίζων καὶ κατὰ τρίκλεινον καὶ τ̣[ὴν] ἐπὶ τῆς πανηγύρεως πομπὴν ποικίλην καὶ ἀξιοθ̣[έατον] σκευάσας καὶ τοὺς ἀγῶνας Διὶ καὶ Καίσαρ[ι τῶ]ι Σεβ[αστῶι] πολυτελεῖς θέμενος καὶ ἀξίους [τῶν θεῶν καὶ τῆς πατρίδος] οὐ μόνον πρὸς τὴν τῆς ε̣ὐ̣ω̣χ̣ί̣α̣ς [φρ]ονῶν [χρείαν, ἀλλὰ καὶ] τὴν θέαν καὶ τὴν ἀπά[τη]ν [καὶ τὴν διά]χυσιν τῆς ψ[υχῆς] ἐφιλανθρώπησεν τοὺς πολείτας τάς τε ἐκ τῆς π[όλε]ως ἐν τῆι πανηγύρει δημοτελεῖς γεινομένας θυσίας Διὶ καὶ Καίσαρι τῶι Σεβαστῶι καὶ τοῖς λοιποῖς εὐεργέταις παραιτησάμενος τὴν πατρίδα ταῖς ἰδίαις δαπάναις παρέστησεν καὶ βουθυτήσας καὶ ἰδίᾳ καθ’ ἕκαστον τῶν πολειτῶν τὴν πᾶσαν ἑορτὴν εὐώχησε̣ν ἐν τοῖς τρικλείνοις καὶ κατὰ τὸ κοινὸν ταῖς φυλαῖς ἐπιδόσεις ἐποιήσατο λαμπροτάτας, ἵνα, ὅποι ποτ’ ἂν ἥδεσθαι βούλωνται, τὴν αὐτοῦ χάριν ἑστιῶνται, τὸ δὲ παράπαν πάσης δαπάνης αφειδήσας καὶ Καίσαρος ἄγαλμα κατεσκεύασεν ἐκ τοῦ ἰδίου καὶ ἀναθεὶς αἰώνιον ὑπόμνημα τῆς εἰς πάντας ἀνθρώπους εὐεργε̣σίας τοῦ Σεβαστοῦ καὶ τῆι πατρίδι τὸ προσκόσμημα καὶ τῶι θεῶι τὴν καθήκουσαν τειμὴν καὶ χάριν ἔνειμεν. δι’ ἃ δεδόχθαι τῆι βουλῆι καὶ τῶι δήμωι ἐπαινέσαι τε αὐτὸν ἐπὶ τῇ λανπρότητι τῆς ψυχῆς καὶ τῆς εἰς τὴν πατρίδα φιλοδοξίας καὶ στεφανῶσαι θαλλοῦ στεφάνωι καὶ ἐψηφίσθαι αὐτοῦ καὶ τοῦ πατρὸς αὐτοῦ Ἀπολλωνίου καὶ τῆς μητρὸς αὐτοῦ Στραττοῦς ἑκάστου ἄγαλμα λίθινον, σταθῆναι δὲ τὰ ἀγά̣λ̣ματα καὶ τὸ ψήφισμα τοῦτο ἔνθ’ ἂν {ἐν ᾧ ἂν (Pleket)} αὐτὸς ὁ ἀγωνοθέτης ἐπισημοτάτῳ τῆς ἀγορᾶς αἱρῇται τόπωι, ἵνα καὶ οἱ λοιποὶ τῶν πολειτῶν ἀποθεωροῦντες εἰς τὴν εὐχαριστίαν τῆς πόλεως πρόθυμοι γείνωνται φιλοδοξεῖν καὶ τῆι πατρίδι προσφέρεσθαι φιλανθρώπως· καὶ ἐπιχειροτονηθέντος τοῦ ψηφίσματος Ἀπολλώνιος τὰς μὲν τειμὰς καὶ τὴν ἐκ τῆς πατρίδος χάριν ἐδέξατο, τοῦ [δ]ὲ δαπανήματος ἀπέλυσεν τὴν πόλιν. vac. ἐπεχειροτονήθη Δαι[σί]ου vac. ιδʹ.
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V Augustus in Makedonien
Das Dokument bietet in konzentrierter Form alles über die griechischen Gemeinschaftswerte, was für die nächsten drei Jahrhunderte im Verhältnis der griechischen Städte zum Reich wichtig werden soll:193 die Rolle der Wettspiele und der öffentlichen Polisfeste, die Bedeutung der öffentlich aufgestellten Statuen und Inschriften, die zentrale Bedeutung der symbolischen, politischen und finanziellen Austauschbeziehung zwischen den führenden Individuen und der Masse der übrigen Bürger sowie die Präsenz des abwesenden Herrschers, sowohl als Objekt der Verehrung, als auch physisch in Form einer Bildsäule. Die in der Inschrift erwähnte Statue des Augustus liegt uns wahrscheinlich vor. Eine Panzerstatue allerbester Qualität aus pentelischem Marmor, die in die 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. gehört und auf das gleiche Vorbild wie der etwas später entstandene Drusus in Cagliari zurückgeht, ist durch einen glücklichen Zufall dem in der Mitte des 3. Jh. n. Chr. direkt in den Sebasteion-Komplex gebauten Kalkbrennofen entgangen.194 Ein konkretes Vorbild läßt sich zwar nicht ausmachen, jedoch rekurrieren Stand- und Muskelmotiv deutlich auf den spätklassischen Hermes Richelieu im Louvre.195 Daß dieses bekannte Bild des Hermes zitiert wurde, erweckte sicher auch entsprechende Assoziationen, zumal wir Weihungen an den Mercurius Augustus in Philippi, Butrint und Kos kennen, die jeweils – in Kos durch die bilingue Inschrift gesichert – aus römischen Milieus stammten: Am Markt von Philippi war eine Inschrift angebracht, die den Mercurius Augustus ehrt.196 Eine ebensolche Weihung durch einen C. Papirius Hermes finden wir auch in der caesarischen Kolonie Butrint in Epiros,197 die sich durch zahlreiche frühe Ehrungen für Augustus ausweist. Hätten wir nur diese beiden Belege, so spräche viel dafür, hier die Personifikation einer wie auch immer gearteten Schutzgottheit zu sehen, ähnlich den ebenfalls in Philippi auftauchenden Personifikationen der Aequitas Augusti198 und der Quies Augustae.199 Jedoch gibt uns eine bilingue Inschrift des späten 1. Jh. v. Chr. aus Kos Auskunft darüber, daß Augustus als Mer193 Millar, RGWE 3, 125–127. 194 Adam-Veleni, Καλίνδοια 94 f. Der Ofen: Sismanidis, Καλίνδοια 130 f. 195 Karanastasi, AEph 1995, 215–221; Laube, Thorakophoroi, Kat.-Nr. 28; S. 107 f.; StefanidouTiveriou, Kat.-Nr. 242, in: Despinis/Stefanidou-Tiveriou/Voutiras, Κατάλογος ΙΙ. 196 CIPh II 1, 132 = I.Philippi 250. Der einzige voraugusteische Beleg für augustus als Adjektiv zu einem Namen ist eine Weihung von 59 v. Chr. aus der Gallia Cisalpina an die [A]ug(ustis) Laribus, was die Lares compitales meinen muß. CIL V 4087 = ILLRP 200; vgl. Fishwick, Imperial Cult II, 1, 446 mit Anm. 5 und 462 Anm. 55. Zu solchen Zusammensetzungen Clauss, Kaiser und Gott 280–289. Ebd. 527–532 eine Liste derjenigen Gottheiten, die als solche des Augustus oder als augusteische gekennzeichnet wurden; s. auch Fishwick, Imperial Cult II, 1, 446–474. 197 LIA 246. 198 CIPh II 1, 117 = I.Philippi 249. 199 CIPh II 1, 84 = I.Philippi 203. Vgl. auch die in Korinth und Patras auftauchenden Neptunius Aug., Apollo Aug. und Mars Aug.: Kantiréa, Les dieux 188, und die Minerva Augusta aus Butrint: LIA 247 mit Patterson, Roman Butrint. Dieser Vorgang, der den direkten Kult der Person vermeidet und ihn stattdessen dem numen oder genius des Kaisers erweist, scheint typisch für Kolonien zu sein und geht sicher auf stadtrömische Vorbilder zurück: Habicht, EntrHardt 19, 51. Die philippische Victoria Augusta in CIPh 17 ist spät; sie stammt aus dem 2. Jh. n. Chr.
14. Epilog: Kalindoia und Augustus
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kur verehrt werden konnte, obwohl dieser Gott dem Augustus nicht ganz so nahe stand wie etwa Apollon.200 Zudem identifiziert eine Ode des Horaz den Augustus mit Merkur; er erscheint nach den Bürgerkriegen als Retter und Erneuerer der Ordnung.201 Darüber hinaus war Hermes-Mercurius einer der großen Götter der italischen Gemeinde auf Delos, und so dürften gerade die Italiker, die von Delos aus andernorts in Griechenland Fuß faßten, diese Verbindung auch gern hergestellt haben.202 Eine Herstellung der Statue in Athen liegt zwar aufgrund des Materials und der Qualität nahe, jedoch kann es sich nicht um eine Katalogbestellung des Apollonios gehandelt haben; dafür ist die Darstellung viel zu selten und auch in Athen selbst und im übrigen Griechenland nicht nachgewiesen. Die Statue muß nach Vorgaben des Auftraggebers gearbeitet worden sein, was für das starke persönliche und finanzielle Engagement des Apollonios spricht, zumal er die kostspielige Priesterschaft freiwillig übernommen hatte. Der hellenistische Panzertyp hebt die Statue aus Kalindoia von den Augustus-Standbildern aus Dyme und aus Butrint ab, die einen klassischen Panzertyp benutzen. Der Priester Apollonios hat die Statue des Augustus aus eigenen Mitteln bezahlt (Z. 35 f.: Καίσαρος ἄγαλμα κατεσκεύασεν ἐκ τοῦ ἰδίου), um damit eine „ewige Erinnerung an die Wohltaten des Augustus allen Menschen gegenüber“ (Z. 36 f.: αἰώνιον ὑπόμνημα τῆς εἰς πάντας ἀνθρώπους εὐεργε̣σίας τοῦ Σεβαστοῦ) zu schaffen. Diese einzige erhaltene zu Lebzeiten errichtete Statue des Augustus in Makedonien203 ist somit zusammen mit den Inschriften und den archäologischen Befunden des Baukomplexes des Sebasteion in Kalindoia eines der wichtigsten Zeugnisse für die frühe Augustus-Verehrung im Osten und durch die nahezu einmalige Vollständigkeit des Ensembles von zentraler Bedeutung für die Geschichte des römischen Griechenland. Erklärungsbedürftig, wenn nicht gar rätselhaft ist der Aufschwung, den das unbedeutende und nicht große Kalindoia nach der römischen Eroberung erfuhr, und die Blüte, die bis zum Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts andauerte, bis das nicht weit entfernte mygdonische Apollonia ihm den Rang ablief. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die frühe via Egnatia durch Kalindoia verlief, bevor sie an dieser Stelle weiter nach Norden, also nach Apollonia, verlegt wurde. Die längst abgeschlossenen Untersuchungen zum Verlauf der Egnatia zwischen Thessalonike
200 Die koische Inschrift: IG XII 4, 2, 635 = ILGraec 16 = IK 59 (Greeks and Romans) 137. Zur Diskussion Touloumakos, Tekmeria 1, 1995, 97–99; Bormann, Philippi 51 f.; W. Kroll, s. v. Mercurius 1, RE 29, 1931, 975–982; 979 f.; Benjamin/Raubitschek, Hesperia 28, 1959, 72 Anm. 29; Maderna, Iuppiter 101. Auch Tiberius wird im ionischen Metropolis als Hermes geehrt: I.Ephesos 3420 = SEG 32, 1163. Bedacht werden sollte auch der Bericht der Apostelgeschichte, wonach Barnabas und Paulus in Lystra als Zeus und Hermes verehrt wurden; Apg. 14, 8–18. Die Geschichte von Philemon und Baucis, die den Jupiter und den Mercur gastfrei aufnahmen (Ov. met. 8, 610–715), ist hier angesiedelt. Vgl. Taylor, ANRW 1216–1221. 201 Hor. carm. 1, 2, 41–49; Rüpke, Hermes 126, 1998. 202 Hasenohr, Festschrift Aupert. 203 Vielleicht stellte eine spätantik umgearbeitete Togastatue mit erhobenem rechtem Arm in Butrint ursprünglich Augustus unmittelbar nach der Schlacht von Actium dar: Hansen, Butrint 54 f.
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V Augustus in Makedonien
und Apollonia sind immer noch nicht publiziert.204 Wenn das der Fall war, können wir hier wie auch an den anderen strategisch entscheidenden Punkten der Chalkidiki wie Thessalonike selbst und Cassandrea mit einer frühen und massiven Präsenz italischer und römischer negotiatores und auch nicht zuletzt entsprechender Landbesitzer rechnen. Das Altärchen des 2./1. Jh. v. Chr. aus Kalindoia ist hier von größter Bedeutung, das von Lucius Ferranius dem Hermes geweiht worden war,205 weiterhin die kalindischen Ephebenlisten des 1. Jh. n. Chr., in denen unverhältnismäßig viele Namen von Römern auftauchen, die sicher nicht in nachaugusteischer Zeit hierhergekommen sind, so daß, ungeachtet der altmakedonischen Abkunft des Apollonios, die durch den Namen seines Großvaters – Kertimmas – gesichert ist, hier in Kalindoia doch eine starke römische Präsenz anzunehmen ist. Die Tatsachen, daß der Kult für Augustus aufgrund der privaten Initiative von Angehörigen der lokalen Elite eingeführt wurde, daß er schnell im öffentlichen Leben etabliert war und daß er womöglich für drei Generationen in den Händen einer Familie blieb, zeigen, daß ein solcher städtischer Kult in der Lage war, private und öffentliche Belange gleichermaßen zu berühren. Er kommt dem privaten Bedürfnis führender, das heißt reicher Familien entgegen, eine prestigeträchtige Position in der Stadt zu schaffen und dauerhaft zu besetzen, sowie dem öffentlichen Interesse an einem stabilisierenden und einigenden kultischen Element, das für all die vielfältigen Identitätsgruppen akzeptabel war, die die Gesellschaft des römischen Makedonien ausmachten. Die Priester- und Honoratiorenfamilie verstand diese Zusammenhänge sehr gut, was man auch an der unkonventionellen gemischten Namenspraxis sehen kann. In dieser einen Familie tauchen Namen auf, die typisch für jede der Bevölkerungsgruppen sind, die die Gemeinschaft der Polis Kalindoia bilden. Die Häupter der Familie erkannten schnell die Möglichkeiten, die die neue Situation und der neue Herrscher ihnen boten.206 Die Inschrift aus Akanthos, die zu Beginn dieser Untersuchung vorgestellt wurde, markiert eine entscheidende Stufe in dieser Entwicklung. Ebenso tut dies die als Endpunkt gesetzte Inschrift aus Kalindoia: Die Gemeinschaft akzeptierte die Bemühungen der Familie des Apollonios, indem sie das neue Kultangebot mit seinen neuen Opfern und Festen annahm, die, ungeachtet des in einigen Punkten neuen und modernistischen Anstrichs, eine Fortsetzung hellenistischer Sitten und Bräuche war und daher in keiner Weise gegen die Traditionen der griechischen, makedonischen und thrakischen Einwohner der kleinen Stadt auf der Chalkidiki verstieß. Die Strategie der reichen Familie, ihr Prestige zu erhöhen, wäre nicht erfolgreich gewesen, wenn die Bevölkerung die Unterhaltung des neuen Kults nicht als euergesia akzeptiert hätte. Die Familie des Arrhidaios führte den Kult ein und richtete ihn über mehrere Generationen hinweg 204 Angekündigt in Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, 359. Zum Problem des Verlaufs s. auch Makaronas, Festschrift Robinson. 205 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11 K4 = SEG 42, 585: Λεύκιος Φερρά- / νιος Γαΐου υἱὸς / Ἑρμῆι. Vgl. ebd. A6 und S. 52 und 359 zu den negotiatores in Anthemous und auf der übrigen Chalkidiki. 206 Zur Rolle der lokalen Eliten bei der Verbreitung des Kaiserkultes Price, Rituals 100; 126–132; Alcock, Graecia capta 263 f.; Kantiréa, Dieux 196; Falezza, Roman Power 171; Prignitz, ZPE 178, 2011, 213 f.
14. Epilog: Kalindoia und Augustus
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aus. Das war eine Strategie, Macht und Reichtum darzustellen, die auch andernorts im frühkaiserzeitlichen Osten verfolgt wurde und die so die Entstehung von dem markiert, was man als Honoratiorenherrschaft bezeichnen könnte. Die Familie war bereit, den, um es mit Antony Spawforth auszudrücken, „price to pay for local political predominance“ zu zahlen.207 Aber die Kult- und Festformen selbst folgten den Traditionen der hellenistischen Zeit, und zudem war keine wichtige Bevölkerungsgruppe ausgeschlossen. Womöglich ist es diese allseitige Akzeptanz und Anschlußfähigkeit gewesen, die all die kulturellen, religiösen und politischen Details vereinte, die das „Augusteische“ des neuen Zeitalters des Friedens ausmachte und die Makedonien zu einer neuen Blüte brachte.
207 Cartledge/Spawforth, Sparta 144.
APPENDIX: DIE MÜNZPRÄGUNG DER KÖNIGSZEITLICHEN MERIDES Mittlerweile gibt es viele Argumente, die dafür sprechen, die frühesten Prägungen der ersten Meris in die Königszeit zu datieren. Dies gilt vor allem für die Didrachmen mit makedonischem Schild und Keule im Eichenkranz und der auf die Vorderund die Rückseite verteilte Legende ΜΑΚΕΔΟΝΩΝ / ΠΡΩΤΗΣ ΜΕΡΙΔΟΣ sowie die Tetradrachmen mit Zeus und Artemis Tauropolos auf dem Stier. Die Didrachmen fügen sich ikonographisch gut in die Münzprägung unter Perseus ein, in dessen Regierungszeit Makedonien das modernste Münzsystem der griechischen Welt entwickelt hatte.1 Für die Datierung der Tetradrachmen spricht vor allem ihr Auftauchen im Larisa-1968-Hort,2 in dem sie mit Perseus-Tetradrachmen mit reduziertem Gewicht und Imitationen rhodischer Drachmen, signiert von Hermias, vergesellschaftet sind.3 Die Prägungen fügen sich in das spätkönigszeitliche System ein, wenn man annimmt, daß diese vollgewichtigen Münzen parallel zu den reduzierten Perseus-Tetradrachmen4 herausgegeben wurden, um dem Handel mit dem Süden und dem Südwesten zu dienen.5 Zum System der spätkönigszeitlichen makedonischen Münzprägung gehörten auch die neben den Königsmünzen geprägten Stücke im Namen der Makedonen und im Namen der Distrikte Bottiaia und Amphaxitis.6 Diese Neuerung gehört in die Zeit Philipps V., wahrscheinlich in die Zeit kurz nach dem römischen Sieg über Antiochos III., und entspringt wohl eher politischen als ökonomischen Motiven.7 Daß die viel häufigeren Stadtmünzen aus Pella, Thessalonike und Amphipolis, deren Einsetzen H. Gaebler in das Jahr 187 v. Chr. datiert hat,8 ebenfalls in diesen 1 2 3
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Prokopov, Silver Coinage 21 f. Price, Kraay-Mørkholm Essays. Die Argumente für die königszeitliche Datierung der Didrachmen sind zusammengestellt bei Kremydi-Sicilianou, RN 163, 2007; die für die Tetradrachmen bei Kremydi-Sicilianou, Festschrift Touratsoglou. Vgl. auch Hatzopoulos, Macedonian Institutions 250–257, und Prokopov, Silver Coinage 23. Zu diesen Franke, JNG 8, 1957. Diese These bei Prokopov, Silver Coinage 186. Ein Überblick bei Touratsoglou, Νομισματική κυκλοφορία 15–17. Gaebler, Münzkunde VIII 183–189, möchte auch die dem König Dropion zugeschriebenen Münzen, auf denen ΠΑΙΟΝΩΝ steht, in die Reihe der nach 187 geprägten Distriktsmünzen aufnehmen, ebenso die häufigen Zeus/Adler-Bronzen mit PAR-Monogramm ohne weitere Legende, so daß sich vier Reihen makedonischer Distriktsprägungen ergäben: Μακεδόνων Βοττεαιῶν, Μακεδόνων Ἀμφαξίων, Παιόνων Δοβήρων, (Παιόνων) Παρωραίων. So Touratsoglou, Νομισματική κυκλοφορία 23–25. Zum Umfeld der Koinon- und Distriktsausgaben unter Philipp V. und Perseus Hammond, Macedonian State 384 f.; Hammond, Macedonia III 464–468. Gaebler, Münzkunde VII 111–116.
Appendix: Die Münzprägung der königszeitlichen Merides
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Kontext gehören, wird mittlerweile mit guten Gründen bestritten, denn zahlreiche gerade von denen, die als die früheren galten, sind Überprägungen von Bronzen der Quästoren C. Publilius und L. Folcinnus, die in den Zeitraum vom Sommer 168 bis zur Freiheitsproklamation Mitte 167 v. Chr. fallen.9 Die Datierung der Städteprägungen ist also momentan so ungesichert, wie sie schon immer gewesen war. Ein Beginn in der Königszeit ist nicht ausgeschlossen; ein Ende zur Zeit der Provinzeinrichtung um 148 wahrscheinlich.10 Die Tetradrachmen und Bronzen der Amphaxitis (zweite Meris mit der Hauptstadt Thessalonike)11 sowie das Kleinsilber und die Bronzen der Bottiaia (dritte Meris mit der Hauptstadt Pella)12 sind unbestritten königszeitlich.13 Die erste Meris mit der Hauptstadt Amphipolis prägte Silber und vielleicht auch Bronze, wenn man das ΠΑΡ-Monogramm der umstrittenen „Paroreia“-Münzen zu „Parastrymonia“ ergänzen möchte.14 Die Monogramme der ersten Meris, der Amphaxier und der Botteaten sowie beiden Ausgaben der vierten Meris15 stimmen überein, was für eine zentrale Organisation der Prägungen spricht und vielleicht dafür, daß die Bronzen der vierten Meris auch königszeitlich sind.16 Das durchweg vertretene ME-Monogramm kommt auch auf einer Roma-Bronze des Fulcinnius vor. Die Münzmeister scheinen nach der Schlacht von Pydna weitergearbeitet zu haben, jetzt für die römische Besatzungsmacht.17 Von den beiden Typen der Münzen der vierten Meris, die durch das gemeinsame Monogramm in sicherem zeitlichem Bezug zueinander stehen, fügt sich der Zeus/Keule-Typ (Abb. 3) problemlos in das bekannte makedonische Bildrepertoire ein, während dem mit den Dioskuren (Abb. 4), die auf anderen makedonischen 9 10 11 12 13
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Kourempanas, Festschrift Touratsoglou, und Kourempanas, Nomisma. Vgl. Liampi, MDAI(A) 117, 2002, 216 f. Touratsoglou, Coinage 55, eine Vorarbeit zu seiner Monographie Νομισματική κυκλοφορία, schildert die Probleme und Diskussionspunkte. Der Zeitpunkt des Prägeendes der Stadt-, Distrikts- und Makedonenmünzen wird bekräftigt von Touratsoglou, Hellenistic Pottery 49. Gaebler, AMNG III 1, Nr. 72–114. Gaebler, AMNG III 1, Nr. 115–153. Gaebler, Münzkunde I. Selbst Juhel, GRBS 51, 2011, 594–598, findet keine Gegenargumente und zitiert stattdessen in 597 Giovannini, Poleis 482 Anm. 12, mit seinem „,la documentation numismatique‘ est à ‚traiter avec la plus grande prudence.‘“ – Wenn man dem Rat Giovanninis und den Schlüssen folgte, die Juhel daraus zieht, müßte man die Einbeziehung von Münzen ganz bleiben lassen. Gaebler, AMNG III 2, 5 f. Nr. 36–38. Der ersten Meris (Parastrymonia) zugeschrieben durch Hatzopoulos, Macedonian Institutions 245–247; dagegen Juhel, GRBS 51, 2011, 600. Andere Theorien, die sie etwa Pyrrhos zuschreiben, bei Touratsoglou, Νομισματική κυκλοφορία 17 Anm. 4. Zahlreiche der ΠΑΡ-Münzen sind in Maroneia gefunden worden: Psoma/Karadima/ Terzopoulou, Coins from Maroneia 105, was für eine Entstehung und Verbreitung in Ostmakedonien spricht. Gaebler, AMNG III 1, Nr. 187 f. Kremydi-Sicilianou, Festschrift Touratsoglou. Ebd. 196 eine tabellarische Synopse der Monogramme. Gaebler, AMNG III 1, Nr. 199. Aber daß die Quästorenprägungen unmittelbar nach Pydna anzusetzen sind, zeigt auch die Vergesellschaftung einer Bronze des Gaius mit acht Stadt- und Distriktsmünzen in einem Hort aus Petres: Adam-Veleni, Obolos 4, 142.
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Appendix: Die Münzprägung der königszeitlichen Merides
Abb. 3: Bronze der vierten Meris mit Zeus und Keule
Abb. 4: Bronze der vierten Meris mit Athena und den Dioskuren
Münzen der hellenistischen Zeit nicht auftauchen, römischer Einfluß zugeschrieben wird.18 Das ist jedoch unwahrscheinlich; auf den Münzen der Zeit nach 168 kommen bis auf den Romakopf einiger Quästorenprägungen19 und den Zeus-Eleutherios-Kopf,20 der selten und schwer zu deuten ist, auch keine neuen, geschweige denn „römischen“ Bilder auf. Die makedonische Münzprägung bleibt bei allen Datierungsschwierigkeiten bis zur Kaiserzeit stets konservativ, hält an überliefertem Brauchtum fest und ist eng mit der Vergangenheit verbunden.21 Die obermakedonischen Länder waren insgesamt aufnahmebereiter gegenüber Neuerungen von außerhalb, da ihnen als unter Philipp neuerworbenen Gebieten die feste Bindung an das Königshaus und an die nationalmakedonischen Traditionen fehlte.22 Jedoch ist der Kult der Dioskuren in Makedonien so weit verbreitet, daß er unmöglich im Zuge der römischen Eroberung eingeführt worden sein kann. Die Münze ist nicht der früheste sichere Beleg, und es gibt Votive und Weihungen in weiter räumlicher Streuung – in Obermakedonien, in Pelagonien, Thessalonike, Kerdylion, Amphipolis, Neapolis und Philippi.23 Daß einem hellenistischen Obermakedonen die Zeus18 19 20 21 22 23
Die Belege bei Schumacher, Rom und Rhein 46. Gaebler, AMNG III 1 Nr. 197–201 (Fulcinnius) und 203–206 (Publilius). Liampi, MDAI(A) 117, 2002. Franke, JNG 7, 1956, 111. Zu externen Einflüssen in der materiellen Kultur Obermakedoniens s. Proeva, Festschrift Cabanes. Zur Entwicklung der obermakedonischen Grabstelen Rizakis/Touratsoglou, AEph 2000. Zu den Dioskuren in Obermakedonien Düll, Götterkulte 112–116 und 374–379; Nikolska, Macedonian Heritage 13, 2009; Chatzinikolaou, Λατρείες 138 f.
Appendix: Die Münzprägung der königszeitlichen Merides
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söhne nicht fremd waren, zeigt eine Weihung an die Dioskuren durch Antigonos aus Styberra, der von Philipp V. in militärisch-diplomatischer Mission zu den Bastarnern und zu den Skordiskern geschickt und nach seiner Rückkehr von Perseus hingerichtet wurde.24 Im thessalischen Pherai läßt sich die Verehrung der Dioskuren bis ins 4. Jh. v. Chr. verfolgen.25 Der Name Dioskurides ist in Makedonien bereits in hellenistischer Zeit beliebt, gerade auch in „indigenen“ Gebieten.26 Zumindest in Thessalonike wurden die Dioskuren mit den Kabiren gleichgesetzt und spielen dort eine bedeutende Rolle.27 Es gibt also keinen Grund, die Dioskurendarstellungen römischem Einfluß zuzuschreiben. Somit entfällt auch ein gewichtiges Argument für die Datierung der Bronzen der vierten Meris in die Zeit nach 168. Der „einheimische“ Ursprung des Dioskuren-Münzbildes, die Münzprägung der drei anderen Distrikte bereits in der Königszeit und das im 4. Kapitel erwähnte Siegel der vierten Meris, das im Archiv des Prytaneions von Gitana gefunden wurde,28 sprechen dafür, die seltenen Münzen der vierten Meris ebenfalls in die späte Königszeit zu datieren. Das hätte hier nur am Rande zu erwähnende Konsequenzen für die Chronologie der späthellenistischen Keramik Makedoniens.29 Diese wird anhand zweier Fixpunkte datiert: Zum einen sind dies die Tonformen von der Agora in Pella, die im ersten Jahrzehnt des ersten Jh. v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört wurde,30 zum anderen die Keramik aus der Zerstörungsschicht des Metroons von Aigai/Vergina, dessen Ende in neueren Publikationen ohne Hinweis auf die Datierungskriterien etwa um 150–148 v. Chr. angesetzt wird.31 Die Datierung beruht auf den Münzen, die in der Schicht gefunden wurden. Dabei handelt es sich um Bronzen der Könige von Perdikkas III. bis Perseus sowie Prägungen der Städte Pella, Amphipolis und 24 25 26 27
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Liv. 40, 57 f. Die Inschrift wurde bei Kavarna an der bulgarischen Schwarzmeerküste gefunden: Ἀντίγονος Ἡρακλείτου Στυβερ- / ραῖος Μακεδὼν ὑπὲρ βασιλέως / Σαριακου Διοσκούροις σωτῆρσιν. SEG 35, 821; Lazarov, VDI 1985. Chrysostomou, AAA 16, 1983. LGPN IV, 106–108. Edson, HThR 41, 1948, 188–204. Ebd. 197–200 zum Vardar-Tor in Thessalonike (3. Jh. n. Chr.; Vitti, Constructions 482, datiert das Tor allerdings augusteisch) mit Dioskurendarstellungen (s. Heuzey/Daumet, Macédoine 272 f. und Taf. 22bis); ebd. 195–197 zum Kult der Kabiren als Kult des Koinon; vgl. Roger, RA 23/24 II, 1945, 40–42); vgl. Sève/Feissel, BCH 103, 1979, 299 Nr. 33: ein παῖς Καβείρου. Zu den Dioskuren/Kabiren in Thessalonike s. auch Touratsoglou, Thessaloniki 1, 1985; Witt, Ancient Macedonia 2, 1977, und Mitrev, Gerasimova-Tomova in memoriam. Die in den literarischen Quellen vorkommende Identifizierung der Dioskuren/ Kabiren mit den Großen Göttern von Samothrake ist auch durch eine Inschrift im Museum Kavala epigraphisch belegt: Karadima-Matsa/Dimitrova, Chiron 33, 2003 = Dimitrova, Theoroi Nr. 29 = SEG 55, 723, Z. 13–16: μύστης μὲν Σαμόθ̣ρᾳξι Καβ̣ίρου δίχ’ ἱερὸν φῶς, ἁ̣γνὰ δ’ Ἐλευσῖνος Δηοῦς μεγάθ̣υ[μο]ς ἴδεν. Preka-Alexandri/Stoyas, Illyrie méridionale V, 680 f. und Abb. 38. Zu den chronologischen und anderen Problemen, die wir mit der hellenistischen Keramik Makedoniens haben, s. Drougou/Touratsoglou, Networks. Akamatis, Πήλινες μήτρες. Auch einige der prächtigen Wohnhäuser bestanden bis dahin weiter, die Stadt blieb also auch nach der römischen Eroberung bewohnt: Akamatis, Makedonika 40, 2013–2014. So bei Drougou, Festschrift Pandermalis; Drougou, Keraunia 31; Drougou/Touratsoglou, Hellenistic Pottery 271; Drougou/Touratsoglou, Threpteria 247, und Kotitsa, Traditions 276.
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Appendix: Die Münzprägung der königszeitlichen Merides
Thessalonike, der Botteaten und der vierten Meris (Zeus/Keule).32 Auch das makedonische Kammergrab Vergina II, südwestlich der großen Toumba, dessen letzte Belegung anhand der Münzen und der Keramik in die Mitte des 2. Jh. v. Chr. datiert wird, kann also noch königszeitlich sein und so nicht mehr den ansonsten eindeutigen Befund stören, daß diese Art von Gräbern, die eng mit der verschwundenen königszeitlichen Elite verbunden waren, nach der Schlacht von Pydna nicht mehr benutzt wird.33
32 33
Drougou/Touratsoglou, Obolos 4. Zum Grab II von Vergina Pandermalis, Makedonika 12, 1972, und Mangoldt, Grabarchitektur 273–275, Kat.-Nr. B 128. Zum Ende der makedonischen Kammergräber Gossel, Kammergräber 5 f. S. auch Sève, Citoyenneté 272, und Kuzmin, Studia Historica 11, 2011, 129.
‘WHAT ON EARTH BECAME OF THEM ALL?’ SUMMARY IN ENGLISH1 Ἄλλωστε, ὡς φυσικὸν, ταχέως ὲπῆλθε εἰς Πύδναν ἡ ἀπαισία λῆξις. (Konstantinos Kavafis, Πρὸς τὸν Ἀντίοχον Ἐπιφανῆ)
The measures taken by the Romans after their victorious war against King Perseus and the Macedonians in 168/7 BC brought with them the nearly complete elimination of the former Macedonian elites, a situation which is very different from all the other Roman provinces, where groups which supported the Romans could usually take over the administration without problems. The Macedonian elites died in the battle, were deported to Italy or escaped to other countries. I present some suggestions regarding the controversial questions of who left Macedonia and of where they went. Another topic I outline is that of survival in Macedonia itself: the heterogeneous identity groups which remained or immigrated after the collapse and formed the population of Macedonia – Macedonians, Greeks, Thracians, Illyrians, Asians, Italians and Romans – developed an overall “provincial” identity; this contrasted with the remnants of “Macedonian” identity in remote mountain areas, which remained free and did not become part of the Roman province. The brilliant Irish reactionary John Pentland Mahaffy, who – despite his bad reputation as historian – very often managed to put his finger on the weak spots of the scientific communis opinio, wrote the following about the outcome of the Third Macedonian War in the 1896 edition of his Greek Life and Thought from the Death of Alexander to the Roman Conquest: ‘Far worse [than that of Achaea; FD] was the case of Macedonia, where every man of mark, every noble, every official, was deported, so that the whole country was deprived of its upper classes and therefore of all its culture … The first thing that strikes us when we hear of the whole nobility of Macedonia, and then of Achaea, being scattered through Italy, is that this large though compulsory immigration ought to have had an important influence on Italian life. And yet … not one word transpires to tell us that such was the case. We do not hear of a single remarkable man descended from this foreign blood, and tracing his origin to Macedonian or Greek nobility. We do not hear of any country town which was humanised by these noble exiles, or which benefited by their culture. What on earth became of them all?’2
In the hinterland of the small harbour village of Ierissos on the eastern coast of the Chalcidice peninsula, there are the extensive, scattered and touristically unexplored 1
2
This summary is based on my paper “Continuity and Change in Macedonian Society after the Roman Conquest“, which will appear in S. Amicone / E. Perego / R. Scopacasa (eds.), Collapse or Survival? Micro-Dynamics of Crisis, Change, and Socio-Political Endurance in the First-Millennium BC Central Mediterranean, Oxford 2018. Mahaffy, Greek Life and Thought 597; 601.
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‘What on earth became of them all?’ Summary in English
ruins of ancient Acanthus, a polis founded around 655 BC by colonists from the island of Andros. Among the many blocks of stone that you come across in this place there is a particular one with an inscription. The text, quite worn at first sight, is nevertheless perfectly readable and has been known for a century (SEG 1, 282): [Αὐτοκράτορι Καίσ]α(ρ)[ι θ]εῶι θεοῦ [υἱῶι] Σεβαστῷ ἡ πόλις καὶ οἱ συνπραγματευόμενοι Ῥωμαῖοι καὶ οἱ παροικοῦντες.
To the Emperor Caesar, the god, son of the god, Augustus, the polis and the community of Roman merchants and the foreign residents.
In every publication since 1932, the stone has been described as lost; however, it stands unharmed in the unfenced remains of the ancient city. I will deal later with the three population groups of the polis of Acanthus who joined efforts to erect a statue of Augustus. However, before I return to the importance of this at first sight unimpressive stone, I will highlight some developments that took place in the Dark Ages between the Roman victory in the Third Macedonian War and the age of Augustus. 1. MACEDONIA AFTER THE ROMAN CONQUEST The 140 years which resulted in Macedonia becoming a “normal” province of the Roman Empire are marked by considerable darkness. We have some hints at a series of staseis and at bloodshed, given by Polybius (32, 14; 35, 4, 8–12; 36, 17, 13); we know about some Roman governors fighting northern barbarians; and we know some details about the Roman civil wars, which were largely fought on Macedonian soil. What is missing is the testimony of the provincials themselves or statements about them. The inscriptions end with the kingdom’s downfall, only to reappear under Augustus. In these years of darkness and crisis, developments took place which formed a new elite from the remains of the former ruling classes, from the population groups which had had no civil rights under the rule of the kings, and from some groups that had immigrated. To understand these developments, we have to consider what happened to the leading groups of the Macedonian kingdom after the decisive battle of Pydna on June 22nd in 168 BC. A year after the victory, Aemilius Paullus gathered together the representatives of the Macedonian poleis and ethne in Amphipolis in order to announce the Roman decisions and the new laws for their country. In addition to the much discussed splitting of their core territory into four sections, the assembled Macedonians witnessed the following (Livy 45, 32, 3–6): ‘The names were read of the Macedonian leaders who, it had been decided, were to precede the consul on the way to Italy with their sons of over fifteen years of age. This ordinance, cruel at first glance, soon was seen by the commons of Macedonia to have been enacted in the interests of their freedom. For the names were those of the king’s friends and the wearers of the purple, of commanders of armies, of officers in command of ships and garrisons – men accustomed to being humble slaves of the king, but haughty tyrants toward others. Some were exceedingly
2. Macedonians Abroad
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rich, others equalled in expenditure those whose fortunes they could not match; all of them used the diet and garments of the court, none had the temperament of a citizen, or would endure the rule of law and the give-and-take of free men. All, therefore, who had held some office under the king, even those who had served as ambassadors, were ordered to leave Macedonia and travel to Italy; death was the penalty announced for disobedience to this order.’
Livy gives no numbers, but there can be no doubt that the 250 Macedonians who accompanied their king in Paullusʼ triumphal procession were only the tip of the iceberg. Other numbers are more revealing: of the 40,000 men fighting in King Perseusʼ army at Pydna, 20,000 died in the battle and 11,000 were taken prisoner, which means that they were sold as slaves. Of course, they were not all Macedonians, but the percentage of Macedonians in Perseusʼ troops was exceedingly high: at the beginning of the war, he carried out a general mobilisation and was able to enrol 39,000 foot troops, among them 26,000 Macedonians. Of the 4000 cavalrymen, 3000 were Macedonians. The estimated strength of the garrisons was 15,000 men, among them 5000 Macedonians. This means that at least 16,000 Macedonians were lost after Pydna. This is an exceedingly high number compared with the strength of the Macedonian armies between the reigns of Cassander and Philip V: in the battle of Sellasia in 222 BC, 13,000 Macedonians fought under Antigonus III, and at the low point of Macedonian power, on the eve of the battle of Cynoscephalae, Philip V had 18,000 Macedonian infantry. Given an estimated total number of one million inhabitants, the losses of Pydna were no demographic disaster. However, if we consider that the number of full citizens (only they could be called Macedonians) did not exceed the number of 35,000, the collapse was devastating.3 Furthermore, the surviving members of the court elites must have expected their displacement to some remote Italian backwater, just as it had happened to their king, who had to live in terrible Alba Fucens. We do not know how many Macedonians actually appeared for their embarkation. However, it is very unlikely that every one of the individuals summoned presented itself. Instead, a considerable number of Macedonians must have left the country, heading for places in the Hellenistic world which were still free from direct Roman rule. 2. MACEDONIANS ABROAD I have tried to track these people down in various places, and I have indeed found a considerable number of new Macedonians in the eastern Mediterranean, above all in the Attalid kingdom and especially in Lydia. The numerous new Macedonian settlements are ascribed to Seleucid initiative throughout, but only two of them can withstand thorough scrutiny. The first foundation was that of Thyatira, probably in 281 BC, and the town of Palaimagnesia, the later Magnesia-on-Sipylos, is also certainly Seleucid. Beyond those two examples, Seleucid origins for other settlements are pure conjecture. The first piece of evidence for the other Macedonian poleis in Lydia – Agatheira, Akrasos, Doidye/Apollonis, a city ending in … espoura, 3
Hammond, JHS 109, 1989; Hammond, Macedonian State 369–378.
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‘What on earth became of them all?’ Summary in English
Kobedyle – dates to after 168, but this fact has not yet affected the communis opinio, which claims a Seleucid origin for all of them. The example of Nakrason, the evidence for which is late, provides Getzel Cohen with the opportunity of summarising the communis opinio in his handbook on Hellenistic settlements as follows: ‘The earliest information about most of the other colonies dates from the second century B. C., i. e., the period of Attalid rule. Nevertheless it is likely that the Macedonian colonies were founded by the Seleucids rather than the Attalids. This is because the available evidence indicates that Macedonians are frequently found in the Seleucid Army; on the other hand, they are rarely found in the Attalid … Of course there were Attalid foundations in Lydia that included Macedonians and their population: Apollonis and Philadelphia, for example … Undoubtedly the Macedonians were former Seleucid military colonists. It is a reasonable supposition, therefore, that … most of the Macedonian colonies in Lydia attested under Pergamene rule were an Attalid inheritance from Seleucid rule.’4 Thus the Macedonians in Asia Minor are considered throughout as Seleucid military settlers. The circularity of the argument is more than obvious. It is based on three assumptions: 1) after 315, the date of the consolidation of the Macedonian kingdom under Cassander, there was no significant migration from Macedonia; 2) in the 2nd century; the term “Macedon” becomes no more than a job title for soldiers, not only in Egypt but anywhere; and 3) the Attalids were hostile towards every single Macedon. None of the three points can withstand critical examination, as I have shown in detail elsewhere. However, what follows from this is that we should assume that most of the Macedonian poleis in Lydia were foundations of Eumenes, who had a real need for reliable settlers in the aftermath of the war against Antiochos the Great, when the Attalid kingdom won vast territories which had to be controlled. The cities of the Lydian Macedonians are situated in the most fertile valleys of western Asia Minor. If one does not adhere to the circular argument that the mention of Macedonians points to a Seleucid military settlement, then there is not the slightest indication of a military character anymore, and so one can conclude that the cities were neither garrisons nor military colonies.5 The Macedonian inhabitants of these cities in Lydia maintained their Macedonian traditions well into the 3rd century AD, as far as we can tell from inscriptions and other evidence like coins and works of art. (None of the places in question has been subject to archaeological investigation.) It would be interesting to examine how these cultural continuities worked and which elements of Macedonian identity the settlers considered to be essential. There are other traces of Macedonians in the Attalid kingdom, such as the category “Macedonians” in a late Hellenistic list of names from Perinthos,6 but I will neither press this point nor the late Hellenistic presence of Macedonians in Magna Graecia and in the Peloponnesos any further. However, a few words are necessary on the situation in Egypt: there, the percentage of persons refered to as Macedonians among the katoikoi increased suddenly in 4 5 6
Cohen, Settlements in Europe 224. Daubner, Topoi 3. Sayar, Perinthos 241–244.
2. Macedonians Abroad
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the 2nd century BC. This is clear from new evidence published in the last 30 years. A total of 25 % of all known kleruchs are Macedonians. In the first half of the 2nd century, Macedonians make up 40 % of the total, and this figure would be 68 % if we also included the Μακεδόνες τριανταρούροι. However, as papyrologists do not know to whom this term refers, they are left aside.7 This increase in the number of Macedonians has nothing to do with a distorted perception due to of a shortage of sources. On the contrary, until some years ago, the percentage of Macedonians was considered to have been shrinking in the 2nd century. Since then, several new papyri have broadened our knowledge. Thus, the increase in the number of Macedonians in Egypt makes it necessary to rethink the whole problem. Nevertheless, the usual explanation is from Fritz Heichelheimʼs 1925 book Die auswärtige Bevölkerung im Ptolemäerreich: “Makedon” as well as some other ethnic indications become no more than “prestige ethnica” which are applied to Egyptians or others armed in the Macedonian manner and serving in corresponding military units. The evidence for the use of the term Makedon as pseudo-ethnic is poor, to say the least, but the possibility that 1000 or 2000 Macedonians came to Egypt after the fall of the Antigonid kingdom has never been taken into consideration. In Ptolemaic Egypt, the correct usage of ethnica was meticulously observed; the ethnic groups – not only the Macedonians – kept their dialectal forms of personal names. The Macedonian dialect was a prestigious one: The only dialectal poem of Posidippus (88 Austin/Bastiniani) was intended for the base of a statue of Ptolemy II, whose origins in Eordaia in Macedonia are emphasised in the poem. It is impossible that someone could claim to be a Macedonian on his own initiative. Nevertheless, here the old idea of Heichelheim, coming from a time with far fewer sources, is applied again, namely that “Makedon” had become no more than a fictitious prestige ethnicon. In fact there are just two examples that a non-Macedonian was called a Makedon. The first one is rather uncertain. The individual in question has the Iranian name Arsakes,8 but who knows what drove his parents to give him this name? The other example is an Egyptian with the name Νεκτσάφθις alias Μάρων, whose career in the years between 124 and 101 led from a post as simple φυλακίτης up to Μακεδὼν τῶν κατοίκων ἱππέων.9 The late Hellenistic increase in theophoric names is traced back to an Egyptian custom, but a large new list of militaries from 146 BC10 does not yet show any sign of this supposed change: of the 55 names with patronyms listed under the heading ἀρχαῖοι Μακεδονικοῦ, 10 are typical Macedonian names; the rest are Panhellenic except for some occasional Thracian names which would not be unusual even in Macedonia itself. There is a Serapion, but the name also appears in 2nd century BC Thessalonike, so he is not necessarily an Egyptian (IG X 2, 1, 81). The most convenient explanation for this immense increase in the number of Macedonians in the Ptolemaic and in the Attalid kingdoms is that a considerable migration took place after Macedon was defeated and destroyed by the Romans. Besides, we know 7 8 9 10
Stefanou, Ptolemies. La’da, Foreign Ethnics E1440. Scheuble-Reiter, Katökenreiter 112 f.; Scheuble, Interkulturalität 552 and n. 8. Scheuble-Reiter, APF 58, 2012.
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‘What on earth became of them all?’ Summary in English
of Achaean emigrees in Asia Minor and of Corinthians who went to Egypt after 146 BC.11 The Ptolemies were able to benefit from these new settlers in various ways, not only with regard to the military. If one uses the lowest possible numbers – some 2000 Macedonians went to Egypt, 300 in the at least seven newly founded Macedonian settlements in Lydia and 2000 who were brought to Italy – no more than 10,000 Macedonians stayed in Macedon after 167 BC. The annihilation of the Macedonian state was accompanied by the massive dismemberment of the society on which it was founded. The impact of this aspect of the Roman victory should be considered fundamental to the developments in late Hellenistic Macedonia. This is indeed a dramatic decline in manpower. Given the fact that it was mostly elite men who died in war, were sold as slaves, were deported or went into exile, it is not surprising that the defeat marked the beginning of a Dark Age. The economic resources shrunk due to the Roman measures constraining the use of the country’s natural resources and due to the tax which had to be paid to Rome. Building activities came to an end; the number of inscriptions decreased significantly; even some sanctuaries fell out of use. This elimination and displacement of the former elites makes Macedonia different from all other countries conquered by the Romans. Everywhere else in Greece, in Achaea, in Sparta, in Epirus, in Aetolia, and even in Acarnania, there were elite groups friendly to Rome which could take over quite smoothly. Such factions did not exist in Macedonia; the pro-Roman voices had been efficiently silenced under Perseus. 3. OLD AND NEW ELITES IN ROMAN MACEDONIA In Macedonia, life continued and developed in various ways and we can distinguish between micro-regions which developed according to historic traditions and those that developed according to geographic features. Roman Macedonia was as little a coherent unity as it was in Antigonid times and as Roman Greece was in general.12 Thus, in Macedonia itself, the situation was anything but uniform. I will present a few examples here of the dynamics which generated different forms of survival in different contexts; this will make clear that we only can obtain a full picture of the developments when we look at the specific details of every region. In the most important Macedonian town, Beroea, which was the first to surrender to the Romans, we have evidence of elite continuity because we come upon the influential family of the Harpaloi, whose members had served the king as well as their home town, even after the Roman Conquest. This rare example shows that parts of the civic elites in the Macedonian heartland survived the collapse of the kingdom. We find a second example for this kind of family continuity, namely in the tomb of Lyson and Kallikles, where the descendants of Aristophanes from Mieza were buried before and after the Roman Conquest.13 The late 2nd-century BC 11 12 13
Cohen, Settlements in Europe 302; Millis, Festschrift Matthews. Rousset, HSPh 104, 2008. Miller, Tomb of Lyson 79–92.
3. Old and New Elites in Roman Macedonia
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honorary decree for a certain Harpalos, priest of the θεοί Εὐεργέται, shows that he was a major benefactor of the town.14 In the decree, he is bestowed with the usual honours a late Hellenistic polis has to offer. The activities of his family go back to the period of the kingdom and form the background for the reference to the services performed by the honorand’s ancestors. In spite of the fact that we know of high court positions held by some of these ancestors, they are not mentioned in the inscription itself. One of these ancestors led an embassy to Rome in 172 BC, shortly before the outbreak of the war. The text of the decree accords with the usual features of late Hellenistic honorary inscriptions in that the honorand is presented as member of a particular family and given a quasi-dynastic lineage. However, the services to the kings are concealed, or at least disguised slightly; this fits in with the overall impression that the memorial culture of the elites in Roman Macedonia always referred to their polis, not to the state or the king.15 An anecdote about Scipio Aemilianus, the son of Aemilius Paullus, who accompanied his father to Macedonia and on his tour through Greece, as related by Polybius (31, 28, 5), has never been considered in the context of the survival of Macedonian elites in Macedonia itself. I quote the passage in question: ‘When the war had been brought to a conclusion, Aemilius, thinking that hunting was the best training and amusement for the young men, placed the royal huntsmen at Scipio’s disposal, and gave him complete control over the preserves. Scipio, availing himself of this and regarding himself as being nearly in the position of a king, spent the whole time that the army remained in Macedonia after the battle of Pydna in his pursuit.’ Who were those κυνηγοὶ βασιλικοί, who accompanied the young Scipio for nearly a year between the battle of Pydna, which took place on June 22nd in 168, and the celebrations in Amphipolis in the autumn of 167? The passage cited is easily overlooked in the usual translations in English or in German, where Hans Drexler translates the term as ‘Treiber’ (“beater”), but it has been known at least since a 1934 article by Charles Edson that the royal hunters formed a koinon worshipping Heracles Kynagidas, Herakles as protector of the hunt.16 In the meantime, our knowledge of them has increased significantly due to new inscriptions: these hunters represented something akin to pre-ephebes. They were the 14- to 18-yearold sons of the elites of the realm, acting as hunting servants and worshippers of Herakles, and were identical with the βασιλικοὶ παῖδες.17 We have a list of the kynegoi of Herakles Kynagidas, covering the 11 years from 122/1 to 112/1.18 The only Roman name appearing in it is that of the eponymous proconsul Sex. Pompeius, who fell in 120 BC near Paeonian Argos on his campaign against the Scordisci (Syll.3 700 l. 10–17). The other names have a very traditional Macedonian character, which is unusual for the period and thus points 14 15 16 17 18
EKM 1, 2 = SEG 47, 891. Kuzmin, Ruthenia Classica. Edson, HSPh 45, 1934, 228–232; Edson, HSPh 51, 1940, 25 f. Hammond, Historia 39, 1990; Allamani-Souri, Ancient Macedonia 5, 1993; Hatzopoulos, Cultes 92–111. EKM 1, 134; Hatzopoulos, Cultes 105–111.
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‘What on earth became of them all?’ Summary in English
to the survival of some Beroean families who were able to give their city a conservative, “old Macedonian” touch even in the time of Roman domination. The fact that the cult and the hunters are connected to Beroea shows that the main hunting grounds of the Macedonian kings, where the young Scipio also roamed with his native companions, were located here, on the eastern slopes of Mount Bermion. The ruling class of post-167 Macedonia must have consisted of those young men who stayed in the country, in accordance with an ironic remark by Nicholas Hammond who compared the situation in Macedonia with that of Germany after World War II and who, regarding the new synhedroi, stated that ‘they had to be taken from de-royalized Macedonians’.19 We know that in Alexander the Great’s time, about 200 boys participated in this institution. They came from the cities all over the kingdom.20 If the number was the same under Perseus, there would have been enough individuals to occupy the most important positions in the cities and in the central government of “free” Macedonia. Aemilius Paullus did not send his son hunting with the future elite of kingless Macedon for nearly a year just because he did not know how to keep him otherwise occupied: Scipio Aemilianus, born in 185 BC, was now 17 or 18 years old and thus of the same age as the young Macedonians who roamed the forests of the Bermion with him and were de-royalised in the process. The contacts made here were eminently political in character and benefitted every party involved: the Macedonians gained contacts in Rome, and Paullus and Scipio could henceforth rely on at least a part of the Macedonian elites who had stayed in the country. The word patronage is not used in the sources, but this is what resulted from Scipio’s occupation in the mountains.21 Thus, it becomes perfectly understandable why ‘the Macedonians’, as Polybius puts it, asked Scipio to come to Macedonia in order to settle their stasis 15 years later, in 152/1 (Pol. 35, 4, 8–12). This pro-Roman elite, which we cannot identify prosopographically because of the lack of inscriptions, was formed during the hunting expeditions and the other activities in the year between Pydna and Amphipolis. It became the most important base of Roman power in the years until the creation of the province in 146 BC, and this elite managed the country quite effectively, in spite of occasional political unrest.22 It was the usurpation of Andriskos (Philip VI) that changed the situation fundamentally. In the “new lands” to the east, the situation is different, and I will return to the Augustus base in the Greek polis of Acanthus. Who are the groups that are responsible for honouring the Augustus? The polis is unproblematic; it is the community of the, mostly Greek, citizens of Acanthus. The paroikoi pose more problems. Contrary to Athens, where the group of persons called paroikoi occupied an inferior status and was free but deprived of political rights, the paroikoi seem to have been an integral part of Macedonian towns: we find them in Anthemus and Dium too. They played a part in political decisions, as one can see in an example from the Roman colony of Dium, which is 200 years later than the Acanthus inscription (SEG 34, 19 20 21 22
Hammond, Macedonia I 75 n. 1. Hammond, Historia 39, 1990, 266. Badian, Clientelae 160 n. 5. MacKay, Republican Macedonia 12 f.; Frank, Imperialism 233.
3. Old and New Elites in Roman Macedonia
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631). In Macedonia, they were not strangers, but the people who had been settled there by the kings or had lived there before the establishment of the dominant community. In Acanthus, this was the Greek polis, in Dium the Roman colonia; thus, in the first case, it was the ousted Chalcidians or Thracians and in the second case the Macedonians who had been living in the place before. This is clearly visible in poleis where this class had been fully integrated over the 2nd and 1st centuries BC and thus is not referred to as paroikoi. A telling example is that of the ephebic lists from Kalindoia,23 a foundation of Alexander the Great, where Macedonian land owners were imposed on the indigenous population. The 2nd century BC is dominated by Macedonian elite names such as Ἅδυμος, Βάτων, Ἱκκότας, Ἰόλλας, Κερτίμμας, Κλεοπάτρα, Λυσανίας, Λυσίμαχος, Περδίκκας and Φιλώτας. Pre-Greek names are missing entirely. In the 1st century AD, we have Panhellenic and Latin names and very few Macedonian ones, but the dominant names are indigenous or Thracian, such as Βάζης, Δαληζένθης, Καρσούπης, Μεστούπορις, Πατουμάσης, Τάρσας, Τυρήπης and Τοΐτας. These are the names of those people who, after the Macedonian conquest in the 4th century, stayed at their ancestral settlement sites in Chalcidice as inhabitants with lesser rights. After the Roman Conquest and the oppression of the Macedonian elites, they had been integrated into the body of citizens and achieved leading positions under Roman rule. There remains a last group to be discussed: the community of Roman merchants. Since the 3rd century BC, negotiatores and venturers from Italy had been coming to the east in large numbers. In Macedonia, their presence was relatively early and extensive.24 The earliest came from northern Italy and wrote Greek, as can be seen from two grave stelae from Dyrrachium (I.Epidamnos 17; 20). The earliest inscription from Stobi, published just recently, was commissioned by the Italian C. Obulcius Nepos in Latin (I.Stobi 47). The name Obulcius points to a northern Italian origin, and the family occurs in Scupi, outside of Macedonia, too (CIL III 8201). Thus, in the far north of the province, Latin seems to have played a greater role. Around 100 BC, in Pella, an Aulus Victorius C. f., also called Alexandros, dedicated an altar to Hermes, the protector of the market (EKM 2, 439); slightly earlier are a dedication from Thessalonike to the Egyptian gods by Manius Curtius M. f., also called Demetrios (IG X 2, 1, 80), and the building of a gymnasium in Mygdonian Apollonia by Marcus Lucilius, a Roman, also called Demetrios (SEG 50, 572 = AE 2001, 1778 = BE 2002, 280). These civilians seeking advantages were not agents of a policy of cultural imperialism. Ramsay MacMullen, in his book on Romanisation, writes the following about them: ‘These moved or lodged where they pleased, while fitting in not too badly: and they too spoke Greek not only to do business but for the very good reason also that, as often as not, they too were Greeks in some sense – from southern Italy or Sicily, or freed slaves descended from once-Greek families.’25 The Italians were crucial in the emergence of the mixed society of some parts of Macedonia: they brought money and ideas, they assimilated quite well, and when they constituted communities, they were helpful 23 24 25
Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11. Loukopoulou, Meletemata 21. MacMullen, Romanization 1.
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‘What on earth became of them all?’ Summary in English
in negotiating with the Roman authorities, as we can see in Caesarʼs account of the Italian community at Lissus (civ. 3, 29, 1). Finally, we do not have evidence of any provincial Macedonians carrying out Mithradatesʼ order to kill Italians in 88 BC. A very impressive example of the survival of old Macedonian traditions comes from the heights of the Pindus Mountains: one of the most important documents of Roman Macedonia is a decree of the community of the Battynaioi, close to Orestian Argos in Macedonia libera.26 This was the name the Romans gave to Orestis in Upper Macedonia. The koinon of the Orestians separated from Philip V in 199 and was declared free by Flamininus, which status they held after the establishment of the Roman province. Their remote homeland, which could be called a ‘wild and ill-explored region’ as late as in 1932,27 remained untouched by the perils of the 3rd Macedonian War because it was protected by a pro-Roman detachment from Epirus. The long inscription from the 2nd century AD deals with questions of landed property and the illegal appropriation of land by groups of persons who did not belong to the community of the Battynaioi. Three population groups are mentioned: the Battynaioi, the Orestians and the ἐπαρχικοί. The last word is a very rare one. The inscription tells us that from now on, these groups should not receive citizenship anymore and should not be allowed to buy land nor should anyone give them land to use. It has been proposed that they were local metics or Romans,28 but neither of these options is very likely. Plutarch, a contemporary, uses the word ἐπαρχικοί (Cicero 36, 2) to denote those who were undoubtedly provincials in contrast to inhabitants of independent states. Other than in these two examples, the word does not occur until after AD 300. However, the most surprising fact about this inscription is represented by the names of the signees. Fifty-eight persons are listed with their fatherʼs name; among them is a Gaios, son of Alexandros; a Teres, father of Straton, probably Thracian; and an Epíkados, father of Menélas, who must have been Illyrian. All others are called Alexandros, Parmenion, Amyntas, Antigonos, Nikanor, Theseus, Pleurados, Megartas, Menelaos, Lysimachos, Kleitos, Arabaios and, of course, Ptolemaios. These names are connected with the old Macedonian upper classes, and that is why they disappeared in the regions under Roman rule. Their disappearance was not due to a Roman naming policy – I doubt that the Romans were interested in the names of their subjects – but to the fact that the class they belonged to disappeared. They were killed at Pydna, were sold into slavery, were deported to Italy or emigrated to the east or the south. In lowland Macedonia as well as west of the Pindus range in Epirus, there emerged a new, mixed elite. This new elite had a strong Roman imprint and was considered by the highlanders, the remnants of Old Macedon, as something markedly different from them.
26 27 28
SEG 30, 568 = EAM 186. Davies, JRAI 62, 1932, 145. Hatzopoulos, Macedonian Institutions 97.
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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1: Photo F. Daubner, 2011 ......................................................................... 10 Abb. 2: Gaebler, AMNG III, Tafel 2 Nr. 8 ......................................................... 130 Abb. 3: Gaebler, AMNG III 1, Tafel 2 Nr. 6 ...................................................... 268 Abb. 4: Gaebler, AMNG III 1, Tafel 2 Nr. 5 ...................................................... 268 Karte: N. G. L. Hammond, Atlas of the Greek and Roman World in Antiquity, Park Ridge 1982, Karte 12 ............................................................ 343
REGISTER 1. PERSONENINDEX A Acilius Glabrio, Mʼ.: 41, 43 Aemilius Lepidus, M.: 140 Aemilius Paullus, L.: 19, 28, 29, 31, 35, 37–100, 102, 111, 129 f., 140, 147, 207, 219 Alexandros III.: 195–197, 257 Amyntas III.: 76 Andriskos/Philipp VI.: 53, 72, 116, 129, 135, 138, 142–145, 150 Anicius Gallus, L.: 29 f., 34, 36–39, 51, 56 Annius, M.: 147, 232 Antenor: 32 Antigonos II. Gonatas: 85 Antigonos III. Doson: 107, 121 Antinoos Klathrios: 87 Antiochos I. von Kommagene: 118 Antiochos III.: 41, 92, 98 Antiochos IV. Epiphanes: 33, 120–122, 139 Antiochos V.: 99 Antonius, C.: 214 Antonius, M. (cos. 99 v. Chr.): 44 Antonius, M. (cos. 44 v. Chr.): 16, 170 f., 173 f., 191, 206, 208, 219, 228 f., 231, 241, 254 Antonius Hybrida, C.: 192 Appuleius Saturninus, L.: 74 Aquillius, Mʼ.: 60 Ariarathes IV.: 139 Aristonikos/Eumenes III.: 57, 116, 144, 156 Asinius Pollio, C.: 171, 174, 229 Athenaios von Pergamon: 40, 48, 116 Attalos I.: 48 Attalos II.: 69, 89, 145 Attalos III.: 166 Augustus/Octavian: 9–17, 73, 85, 175, 202, 204–206, 208, 210, 212, 214 f., 217, 219, 222, 228–265 Autronius Paetus, P.: 191 B Baebius, A.: 31, 58 Baebius Tamphilus, Cn.: 83, 94 Bitys, Sohn des Kotys: 90
C Caecilius Metellus Caprarius, C.: 165 Caecilius Metellus Macedonicus, Q.: 145, 147 f. Calpurnius Piso Caesonius, L.: 145, 159 f., 168, 188 Calpurnius Piso (Pontifex?), L.: 23, 244, 254 Cassius Longinus Ravilla, L.: 154 Charops der Jüngere: 29–31, 35, 53 f., 70, 87 f., 132, 134 f., 140 f. Chremas: 29, 36, 95 Claudius, römischer Kaiser: 73, 79 Claudius Pulcher, C.: 32, 74 f. Cluvius, C.: 203 Cornelius Dolabella, Cn.: 157, 167 Cornelius Scipio, L.: 167 Cornelius Scipio Aemilianus, P.: 40, 65, 72, 82?, 127–129, 132, 136, 141 f., 201 Cornelius Scipio Nasica, P.: 34, 160 Cornelius Scipio Nasica Corculum, P.: 65, 82?, 144 Cosconius, M.: 156, 161 D Decimius, C.: 33 Demetrios I. Soter: 140 Demetrios II., makedonischer König: 127 Demetrios, Bruder des Perseus: 54, 88 Didius, T.: 165 f. Domitius Ahenobarbus, Cn.: 32, 83 Domitius Ahenobarbus, L.: 215 E Egnatius, Cn.: 133 Eumenes II.: 42, 89, 99, 139 F Fabius Maximus Aemilianus, Q.: 34 Fabius Maximus Servilianus, Q.: 154 f. Fulvius Nobilior, M.: 39 G Genthios: 34, 37, 53
1. Personenindex H Hadrian: 73 Hannibal: 98 Hortensius, L.: 90 Hortensius Hortalus, Q.: 170, 203, 209 f., 212, 229 Hostilius Mancinus, A.: 88 I Insteius, M.: 171–173 Iulius Caesar, C.: 16, 168, 170, 202–204, 210, 216, 219 f., 224, 228, 230 f., 240 Iulius C. f. Caesar, C.: s. Augustus Iunius Brutus, M.: 170, 190, 209 f., 228, 230 Iunius Silanus, D.: 73, 131, 158, 160 Iustinian II.: 77 Iuventus Thalna, P.: 144 K Kallikrates: 29, 32, 54, 146 Kassandros: 211 f. Kephalos: 30 Kleopatra VII.: 255 Kotys: 89 f. L Laevinius, M.: 146 Licinius Crassus, M. (cos. 30 v. Chr.): 151, 174, 229 Licinius Crassus Dives Mucianus, P.: 57 Licinius Nerva (pr. 148 v. Chr.): 147 f. Licinius Terentius Lucullus, M.: 156 Livius Drusus, M.: 165 Lutatius Catulus, Q.: 167 Lykiskos: 29, 95, 111 M Manlius Torquatus, L.: 237 f. Manlius Torquatus, T.: 158 Marcius Censorinus, L.: 170 Marcius Figulus, C.: 141 Marcius Philippus, Q.: 53 f. Memmius, C.: 192 Minucius Rufus, M.: 44, 165 Mithradates VI.: 157, 166 f. Mostis: 166 Mummius, L.: 44, 145 f. Munatius Plautius Plancus, L. : 203 O Octavian: s. Augustus Octavius, C.: 233 Octavius, Cn.: 38, 45, 52, 57, 99, 128, 136, 140
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P Perseus: 11, 18, 28, 40 f., 49 f., 76 f., 79–84, 88, 90, 99, 102, 104, 107, 112, 172, 190, 266, 269 Philipp II.: 49, 90, 102, 104, 109, 196 f., 207 Philipp V.: 18, 41, 48, 68, 71, 82–84, 89, 91 f., 98, 107, 139, 146, 178, 195 f., 219, 252, 266, 269 Polybios: 28–31, 39, 47, 65, 137 Pompeius, Sex. (procos. Maced. 118 v. Chr.; RE 17): 127 f., 161, 201 Pompeius Magnus, Cn.: 16, 168 f., 190, 203, 216, 230 Pomponius Atticus, T.: 178, 193, 214, 238, 250 Popillius Laenas, C.: 33 Porcius Cato, C. (cos. 114 v. Chr.): 158, 165 Porcius Cato, M. (cos. 195 v. Chr.): 54, 57, 61, 134 Postumius Albinus Luscus, A.: 75 Primus, M.: 175 Prusias II.: 43 Ptolemaios VI. Philometor: 120–122, 136 Ptolemaios VIII. Euergetes II.: 122, 136 Q Quinctius Flamininus, T.: 41, 43, 51, 60 f., 90, 161, 224 R Rutilius, P.: 75 S Sempronius Gracchus, Ti. (cos. 177 v. Chr.): 74, 135, 139–141 Sentius Saturninus, C.: 166 Sergius, Mʼ.: 139 Servilius Rullus, P.: 74 Statilius Taurus, T.: 217, 231 Sulpicius Gallus, C.: 139 Sulpicius Rufus, Ser.: 153 T Tarius Rufus, L.: 243 Teres: 143 Tremellius Scrofa, L.: 147 f. Tullius Cicero, M.: 191–193, 238 V Vettius Marcellus, M.: 200 Vipsanius Agrippa, M.: 214 f., 228, 231, 238 f. Vipsanius Agrippa Postumus, M.: 246 f.
344
Register
2. ORTS- UND SACHINDEX A Abdera: 62 f., 69, 89 f., 167, 182 Achaia, Achaier: 30, 32, 94, 97, 122, 144, 149, 153 f., 159, 193, 230 Achaia Phthiotis: 90 Actium, Schlacht von: 232 f., 239, 251, 254 f. Agatheira: 113 Ägypten: 11, 118–121, 183, 196 Aiane: 225 Aigai: 21 f., 50, 105, 123 f., 174, 252, 259, 269 f. Aigion: 202 Aineia: 64 Ainis: 90 Ainos: 15, 62 f., 69, 89 f., 132, 167, 198 Aitolien, Aitoler: 31 f., 39, 41, 57 f., 90 f., 93–95, 97, 111, 167, 177, 237 Aizanoi: 115 Akanthos: 9–17, 64, 77, 194, 198, 236, 245, 147 f., 255, 264 Akarnanien, Akarnanen: 32, 37, 57 f., 83, 93–95, 97, 167, 177, 186, 194 Akontisma: 152 Akrasos: 113 Alba Fucens: 118 Alexandreia Troas: 42, 69 Almopia: 198 Amantia: 87, 220 Ambrakia: 70, 80, 88, 133 f., 160 Amphaxitis: 67 f., 197, 266 f. Amphipolis: 15, 22 f., 28, 31, 42, 48–52, 57, 63–65, 72, 79–83, 92, 101, 104, 108 f., 111, 132, 149, 152, 159, 167, 182, 195, 197 f., 222 f., 236, 243–245, 254, 256, 266, 268 Ancona: 179, 216 Annius, M.: 162–164 Anthemous: 15, 185, 197 Antigonieia: 108 Antissa: 32, 97 Anydron: 79 Aoos: 69 f., 79, 170, 218 Apollonia (Illyrien): 99, 133, 149, 175, 214, 220–223, 228 Apollonia (Mygdonien): 13, 27, 149, 182 f., 197, 204, 263 Apollonis: 115 Apulien: 116, 125, 193, 212 f. Arethousa: 197 Argos (Argolis): 46 Argos (Orestis): 225
Argos (Paionien): 128, 162 Athamania: 69 f., 93, 133 Athen: 32 f., 46, 131, 192 Athos: 64 Atintania: 69 f., 98 Attaleia: 115 Auxiliareinheiten: 49, 144 Axios: 63, 124, 162, 174, 181 B Babylon: 122 Barbaren, Barbareneinfälle: 16 f., 44, 58, 64, 125, 160–168, 174 f. Bargylia: 157 Bastarner: 151, 175, 229 Battyna: 27, 78, 225–227 Bergbau: 14, 58, 64, 74 f., 133 Beroia: 15, 18, 50, 63 f., 79, 83 f., 102, 105 f., 124, 127–129, 149, 159, 169, 172, 184, 186, 194, 201, 222–224, 236, 249, 252 f., 256, 259 Besser: 44, 175, 233 Bisaltike, Bisalten: 63 f. Bodenschätze: s. Bergbau Boiotien: 29, 31 f., 95, 97, 154 Bottia, Bottier: 64, 67 f., 198, 257 Bottiaia: 266 f. Bottike: 197, 211 Bouthrotos, Butrint: 134 f., 186, 204, 214 f., 221–223, 228, 238 f., 262 f. Brundisium: 38, 135, 141 Byllis: 69, 87, 170, 172, 204, 212, 215, 218–220, 236, 240 f., 245, 256 Byzantion: 144 C Carseoli: 90 Cassandrea: s. Kassandreia Chaironeia: 155 Chalkidike, Chalkidier: 16, 76, 109, 198 Chalkis: 41 Charadros: 78, 80, 134 Charakome: 259 Chios: 186, 222 Chryetiai: 60 D Daker: 151, 175, 229 Daphne: 122 Dardaner: 58, 77, 151, 166, 171
2. Orts- und Sachindex Dassaretis, Dassareten: 69 Delos: 13, 32 f., 97, 148, 177, 186, 263 Delphi, delphische Amphiktyonie: 40–45, 73, 97, 103, 125, 152, 155 f., 165, 167, 233, 240, 252 Demetrias: 69, 91 f., 231 Demetrios I.: 116 Denthelen: 175 Deportation – der Epiroten: 11, 34–37, 54, 68, 88, 97, 110, 221 – der makedonischen Eliten: 11, 17, 59, 101–112, 126 – der „Romfeinde“: 31, 37, 57 f., 121 Dimallon: 85, 98, 174 Dion/-um: 15 f., 22, 184, 198, 201, 204, 207–211, 258 Dionysopolis: 200 f. Dodona: 153, 166, 218, 237 f. Doidye: 113 Dolopia, Doloper: 62 f., 90, 99 Dyme: 154 f., 202, 263 Dyrrhachion/-um: 13, 85, 133, 159, 179, 204, 206, 214–218, 220–223, 229, 260 E Edessa: 63 f., 78, 124, 196, 201, 207, 223 Edonia: 198 Eleusis: 44 Elimiotis: 69, 224 Elis: 25, 187, 193 Elymeia: s. Elimiotis Eordaia, Eordaier: 64, 69, 84, 104, 149, 198 Epidamnos: s. Dyrrhachion Epidauros: 44, 46 Epidaurum: 202 Epiros: 17–20, 32, 34–37, 53, 63, 69 f., 78, 86–88, 95, 133–135, 149, 166 f., 173, 178, 191, 193 f., 236–240 Europos: 165, 171, 197 F Florina: 174 G Galatista: s. Anthemous Gallier: 64, 107 f., 125 Gazoros: 103, 195, 201 Gesandtschaften: 12, 28, 33, 48, 51, 56, 75, 90, 94, 112, 126, 136, 138–141, 157 f. Gitana: 35, 68, 269 Greia: 71
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H Händler, römische und italische: 9, 11, 13, 15, 16, 18, 33, 92, 172, 176–189, 199, 203 f., 213, 216, 221, 250 f., 263 Herakleia (Lukanien): 209, 213 Herakleia Lynkestis: 15, 17, 63? (Pelagonia), 78, 172, 221, 225 Herakleia Sintike: 63, 66 Herakleia Trachinia: 91 Hyampolis: 145 Hyrkanis: 114 I Idomenai (Isar-Marvinci): 164, 170, 174 Illyrien, Illyrer: 17 f., 19 f., 34, 37, 56, 61, 63 f., 83, 86, 99, 107–109, 125, 141, 146, 149, 171, 178, 181, 221, 230 Isthmia: 51 K Kainoi: 166 Kalindoia: 79, 131 f., 164, 197–199, 201, 224, 246, 255–265 Kammania, Kammanoi: 135 Karthago: 144 Kassandreia/Cassandrea: 49 f., 64, 67, 85, 108 f., 197, 204, 209, 211–214, 223, 264 Kassandros: 118 Keletron: 226 Kemara: 87 Kephallenia: 192 Kerdylion: 268 Kerkyra: 40, 98, 215 Kestrinia: 134 Kobedyle: 114 Kokytos-Tal (Paramythia): 35, 193 f. Kolonien und Municipien, römische: 26, 43 f., 74, 85, 174, 184, 202–224, 238–242, 245 f., 255 Königsland: 71, 74, 76, 91 f., 124, 187, 204, 207, 209, 212, 221 f. Konventsbezirke: 152 f. Korinth: 46, 85, 172, 187, 193, 202, 205, 218, 222 f., 262 Korkyra: 87, 99 Kos: 186, 222, 254, 262 Krestonia: 197 Kyrrhos: 107, 196 Kyzikos: 156 L Laodikeia: 140 Larisa: 92 f., 154, 231, 250
346 Lefkadia: s. Mieza Lefkas: 194 Lete: 147, 162, 197, 199, 201, 232 Leukas: 65, 93 f. Leukopetra: 183 Lissos: 14, 146, 182, 202, 240 Lychnidos: 37 Lydien: 113–116 Lyke: 78, 225 Lynkestis, Lynkesten: 64, 69, 224 M Magna Graecia: s. Unteritalien Magnesia (Landschaft), Magneten: 62, 69, 90–92, 167 Magnesia am Mäander: 99 Magnesia am Sipylos: 113, 115 Maider: 161, 166 Malis: 90 Maroneia: 62 f., 69, 89 f., 132, 167, 182, 267 Megalopolis: 46, 121 f., 140 Mekyberna: 212 Melitaia: 60 Meris, Merides: 52 f., 58, 61–74, 76 f., 123, 137, 152, 266–270 Messene: 156, 187, 222, 255 f., 258 Mieza: 71, 102, 117, 126, 195, 252 Milet: 116, 156 Morrylos: 197 Municipien: s. Kolonien und Municipien, römische Mygdonia: 197 N Naissus: 220 Nakrason: 114 Namen – griechische: 126, 198, 200, 212, 217 – illyrische: 217 – lateinische: 26, 186, 196, 200, 212, 249 f., 264 – makedonische: 27, 104, 126, 195, 197, 199–201, 226 f. – Supernomina: 181–185 – thrakische: 196 f., 199 f., 212, 264 Narona: 202 f. Narthakion: 60 Naupaktos: 202 Neapolis (Kavalla): 152, 268 Nestos/Nessos/Mestos: 63 f., 89, 149, 152 Nikopolis: 44, 205, 224, 236, 239 f., 254
Register O Obermakedonien: 17, 27, 67 f., 71, 104, 173, 183, 197, 224–227, 267–270 Odessos: 200 f. Odrysen: 108, 175 Oinoanda: 59 Oitia: 90 Olymp: 65 Olympe: 78–80 Olympia: 46, 80, 148, 156, 249 Olynthos: 212 Orchomenos (Boiotien): 155 f. Orestis, Orestier: 27, 69, 78, 84, 111, 224–227 Orikos: 34, 36, 38, 65, 87, 132, 146, 214 P Paionien, Paionier: 58, 63, 77, 109, 172, 181, 245 Pallene: 64, 211 Pambotis-See: 70 Pannonier: 175 Parastrymonia: 67, 267 Paroikoi: 15 f., 195–202, 210 Paroikopolis/Parthikopolis: s. Sandanski Parthiner: 98, 171, 217, 228 Passaron: 34, 37, 218 Patrai: 155, 184, 202, 223, 262 Pelagonia, Pelagonier: 63 f., 69, 224, 268 Pella: 13, 27, 28, 34, 50, 63 f., 78, 103, 106, 124, 136, 139, 152, 173 f., 183 f., 196, 204, 207–209, 213, 252–254, 266 f., 269 Peneios: 63 Pergamon, Pergamener: 32, 113–116, 134, 143 Pergamos: 194 f. Perinthos: 115 Perrhaibia: 90, 149 Petres: 131, 174, 225 Phanote: 37 Pharos: 98 Pherai: 269 Philadelpheia: 115 Philia: 93 Philippi, Philippoi: 22 f., 152, 170, 196 f., 204–208, 212 f., 222, 229, 236, 241–243, 254 f., 258, 262, 268 Philippopolis: 79 Phoinike: 70, 87 f., 134, 215, 228, 237 Photice: 204, 206, 223 Phylen: 85 f. Pieria: 198 Politarchen: 77–84, 171 Prasaiben: 134, 214 f. Prätendenten, makedonische: 147 f.
2. Orts- und Sachindex Prespas-Seen: 70 Prusias ad Hypium: 206 Pydna: 91, 104 – Schlacht von: 11, 28, 72, 81, 100, 102, 106–110, 199, 267, 270 R Rheneia: 32 Rhodos: 12, 30, 32 f., 97, 139, 157, 187, 209 „Römerfreunde“: 12, 17 f., 29–32, 95, 99, 111, 129, 141 f. S Salona: 202 f. Salz: 58, 76 f. Samothrake: 28, 45, 89, 121, 128, 152, 159, 184, 249 Sandanski: 66, 195, 223 Scampa: 217 Scupi: 174, 181 Senat: 11, 31, 35, 48, 56 f., 59, 62, 110, 145, 156–158, 169, 229 Serres: 201 Sestos: 156, 182 Sikyon: 46 Singidunum: 160 Sklaven: 14 f., 35 f. Skodra: 37, 214, 229 Skordisker: 44, 128, 147, 158, 160–162, 165–167, 175, 269 Skotoussa: 85, 149 Sparta: 25, 46, 140, 156 Spiele – Amphipolis (Aemilius Paullus): 49, 50–52, 82 – Delphi, Rhomaia: 41 – Dion, Olympia: 209 – Dodona, Naia: 237 – Kalindoia, Zeus, Roma und Augustus: 131 f., 264 – Larisa, Stena: 93 – Lete, M. Annius und die anderen Wohltäter: 162–164, 232 – Plataiai, Zeus Eleutherios und Homonoia: 131 – Rom (Anicius Gallus): 36–39 Statthalter: 23, 44, 73, 127 f., 130 f., 145–168, 232
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Stenai (Demir Kapija): 174 Stobi: 58, 77, 85, 149, 174, 180–182, 202, 213, 222, 236, 242, 245 f., 154 f. Stratonikeia (Karien): 157 *Strymepalis: 69 f. Strymon: 51, 63 f., 66, 243 f. Styberra: 25, 79, 171–173, 198, 201 T Taras: 88, 116–119, 125, 212 f. Tekmon: 30 Tempetal: 154, 211 Tenos: 187 Thasos: 167, 236, 246 f., 254 Thespiai: 231, 254 Thessalien: 17 f., 40, 60 f., 90–93, 131, 149, 154, 159, 166 f., 234 Thessalonike: 13, 16 f., 27, 50, 63 f., 66, 77, 79, 85, 108, 120, 132, 145, 149, 152, 168 f., 172, 174, 176, 181–183, 185 f., 201, 207, 211, 213, 222 f., 230 f., 236, 248–252, 254, 259, 264, 266–268 Thisbe: 31 Thrakien, Thraker: 14–16, 75, 89 f., 107, 124 f., 143, 151 f., 156, 161, 165 f., 183, 196–198, 200, 229, 233, 255 Thyateira: 15, 113, 115 Topeiros: 200 Torone: 64 Triballer: 151 Tymphaia: 69 f., 84 Tyrissa: 79 Tyrrheion: 186 U Unteritalien: 11, 36, 116–118, 178 Uskana: 37 V Vardarski Rid: 174 Vergina: s. Aigai Via Egnatia: 14, 70, 89 f., 131, 133, 151, 199, 207, 214, 217, 221, 243, 257, 263 Z Zygos-Paß: 70
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Register
3. QUELLENINDEX Literarische Quellen A Ael. Arist. Hier. 2, 62: 207 Anth. Pal. 6, 236: 233 Anth. Pal. 7, 139: 173 Apg. 16, 12: 73 App. civ. 2, 137–141: 210 App. civ. 3, 79: 170 App. civ. 4, 75: 170 App. civ. 4, 88: 169 App. civ. 4, 106: 206 App. civ. 5, 75: 171 App. civ. 5, 274: 229 App. Ill. 7: 135 App. Ill. 9, 28: 34 App. Mak. 11, 3: 126 App. Mak. 11, 9–13: 112 App. Mak. 19, 2: 40 App. Mithr. 29: 231 App. Mithr. 35: 166 App. Mithr. 55: 167 App. Pun. 111: 144 Ps.-Arist. De mirab. ausc. 127: 219 Ps.-Arist. De mirab. ausc. 138: 76 Arist. HA 8, 6: 76 Arr. an. 3, 19, 5: 109 Ascon. 84; 87 f.: 192 Athen. 5, 211D–215B: 154, 189 Athen. 8, 348E: 174 Athen. 8, 352A: 173 Athen. 14, 615: 38 C Caes. civ. 3, 3–5: 169 Caes. civ. 3, 4, 1: 168, 190 Caes. civ. 3, 12, 4: 219 Caes. civ. 3, 29, 1: 14 Caes. civ. 3, 34: 224 Caes. civ. 3, 40: 203 Caes. civ. 3, 42, 5: 170 Caes. vic. 3, 43, 5: 230 Caes. civ. 3, 47 f.: 170, 230 Cass. Dio 31, 102, 1: 237 Cass. Dio 33–35 fr. 101, 2: 166 Cass. Dio 37, 11, 1: 167 Cass. Dio 38, 10: 192 Cass. Dio 41, 7, 3: 190 Cass. Dio 41, 18, 4–6; 43, 2–4: 169 Cass. Dio 47, 21, 1–3: 190
Cass. Dio 51, 4, 6 f.: 206, 229, 241 Cass. Dio 51, 20, 6–8: 235 Cass. Dio 51, 23, 2: 151 Cass. Dio 54, 9, 6: 242 Cass. Dio 54, 20, 3: 175 Cass. Dio 54, 34, 5 f.: 175 Cass. Dio 55, 29, 4; 30, 5: 175 Cass. Dio 55, 34, 7: 175 Cass. Dio 56, 25, 6: 232 Cassiod. chron. 146 M: 133 Cassius Hemina fr. 6: 45 Cato fr. 160–168 (Malcovati): 134 Cato fr. 161 f. (Malcovati): 61 Cic. ad Brut. 1, 2, 1: 170 Cic. ad Brut. 1, 8: 190 Cic. Arch. 10: 118 Cic. Att. 1, 12, 2: 192 Cic. Att. 3, 7, 1; 3, 8, 1: 191 Cic. Att. 16, 1, 3: 202 Cic. Balb. 30: 250 Cic. Brut. 79: 57 Cic. Cael. 75: 192 Cic. de prov. cons. 2, 4: 248 Cic. Div. Caec.: 159 Cic. fam. 3, 26; 28: 193 Cic. fam. 4, 3 (4), 2: 153 Cic. fam. 6, 5 (6), 10: 153 Cic. fam. 13, 1, 3–5: 192 Cic. fam. 14, 3, 4: 191 Cic. fam. 14, 3, 7: 150 Cic. Flacc. 95: 192 Cic. leg. agr. 1, 5; 2, 50: 74 Cic. Phil. 1, 13: 170 Cic. Phil. 2, 11, 11: 219 Cic. Phil. 2, 11, 26: 170, 228 Cic. Phil. 2, 13, 26; 28: 169, 171 Cic. Phil. 2, 13, 33: 224 Cic. Pis. 34: 248 Cic. Pis. 37: 159 Cis. Pis. 38: 151, 159 Cic. Pis. 55: 159 Cic. Pis. 84: 166, 168 Cic. Pis. 89: 252 Cic. Pis. 93: 159 Cic. Planc. 98; 100: 191 Cic. Prov. consul. 2, 4: 168 Cic. Q. Fr. 1, 2, 7: 233 Cic. Q. Fr. 1, 3, 4: 191
3. Quellenindex Cic. Vat. 27 f.: 192 Cic. Verr. II 2, 1, 55: 154 Cic. Verr. II 2, 3, 7: 147 Cic. Verr. II 2, 5, 60: 170 D Dexippos (Martin/Grusková, WSt 127, 2014) f. 193r Z. 21–23: 98 Dig. 50, 16, 239, 2: 16 Diod. 17, 17, 4: 169 Diod. 19, 37: 126 Diod. 30, 6: 90 Diod. 31, 8, 6: 91 Diod. 31, 8, 8: 89 Diod. 31, 8, 12: 102 Diod. 31, 28: 139 Diod. 31, 40a: 116 Diod. 32, 4, 5: 73 Diod. 32, 9a: 143 Diod. 32, 15, 4 f.: 116 Diod. 32, 15, 6: 144 Diod. 37, 5a: 148 Dion Chrys. 31, 121: 218 Dion Chrys. 33, 27: 173, 207 Dion Chrys. 37, 42: 44 f. Dion Chrys. 72, 3: 110 Dion. Hal. 1, 19, 3: 237 E Epikt. Diatr. 1, 19, 26–29: 239 Epikt. Diatr. 3, 9, 3: 244 Eutr. 4, 8, 1: 34 Eutr. 4, 15: 148 Eutr. 5, 7, 1: 167 Eutr. 8, 6, 2: 13 Exp. totius mundi et gentium E 51: 14, 76 F Flor. 1, 30: 142 Frontin. strat. 3, 10, 7: 160 H Hdt. 5, 6, 1: 15 Hdt. 7, 112: 195 Hor. carm. 1, 2, 41–49: 263 I Iord. Rom. 219: 166 Ios. bell. Iud. 5, 11, 3: 118 Isokr. Philippos 5, 21: 90 Iust. 7, 1, 10: 124 Iust. 12, 12: 118 Iust. 33, 2: 61, 82, 123
L Liv. 24, 40, 17: 146 Liv. 24, 44, 5: 146 Liv. 32, 6, 1: 87 Liv. 32, 19–21: 121 Liv. 33, 2, 1–5: 48 Liv. 33, 3 f.: 107 Liv. 33, 17, 1: 94 Liv. 33, 17, 5–8 Liv. 33, 34: 224 Liv. 34, 51, 4–6: 60 Liv. 39, 22, 1 f.: 39 Liv. 39, 24, 13: 139 Liv. 40, 3, 3 f.: 196 Liv. 40, 55, 6: 88 Liv. 40, 57 f.: 269 Liv. 41, 21, 5–13: 35 Liv. 41, 22 f.: 41 Liv. 42, 5, 10: 41 Liv. 42, 10, 11: 146 Liv. 42, 12, 8–10: 107 Liv. 42, 13, 6: 88 Liv. 42, 14, 3; 15, 1: 126 Liv. 42, 15 f.: 41 Liv. 42, 25: 110 Liv. 42, 30, 2–7: 30 Liv. 42, 31, 1: 146 Liv. 42, 36, 1–3: 110 Liv. 42, 38, 3 f.: 94 Liv. 42, 39; 31–43: 110 Liv. 42, 42, 1 f.: 41 Liv. 42, 44, 6: 29 Liv. 42, 51, 5: 196 Liv. 42, 55–61: 93 Liv. 42, 67, 4 f.: 89 Liv. 43, 4, 8–13: 90 Liv. 43, 7, 10: 90 Liv. 43, 9, 6 f.: 37 Liv. 43, 12, 9: 190 Liv. 43, 16, 2: 74 Liv. 43, 21, 1: 37 Liv. 43, 21, 3: 216 Liv. 43, 21, 4 f.: 37 Liv. 44, 6, 14–16: 211 Liv. 44, 7, 9: 211 Liv. 44, 10–12: 50, 108 Liv. 44, 16, 4–6: 88, 118 Liv. 44, 21, 4: 37 Liv. 44, 29, 1–5: 32 Liv. 44, 30, 10: 219 Liv. 44, 35, 8 f.: 50 Liv. 44, 42, 7: 107 Liv. 44, 44 f.: 50, 81
349
350 Liv. 44, 45, 5: 146 Liv. 44, 46, 2: 82 Liv. 45, 1, 1: 145 Liv. 45, 6, 7–9: 128 Liv. 45, 10, 4–15: 33 Liv. 45, 17, 1–4: 29, 83 Liv. 45, 18, 3–8: 56, 74 Liv. 45, 18, 26–34: 29 Liv. 45, 20, 2: 89 Liv. 45, 26: 34, 37 Liv. 45, 26, 13: 62 Liv. 45, 27, 5: 29 Liv. 45, 27 f.: 40 Liv. 45, 28, 7 f.: 31 Liv. 45, 29, 1: 48, 103 Liv. 45, 29, 2: 57 Liv. 45, 29, 4 f.: 58 f. Liv. 45, 29, 5–9: 63, 89 Liv. 45, 29, 11: 76 Liv. 45, 29, 12 f.: 77 Liv. 45, 30, 2–8: 64, 73, 125 Liv. 45, 30, 4: 211 Liv. 45, 30, 5: 196, 252 Liv. 45, 30, 6 f.: 69 f. Liv. 45, 31, 1: 48 Liv. 45, 31, 9: 32 Liv. 45, 31, 12: 48, 93 Liv. 45, 31, 13 f.: 32 Liv. 45, 32: 123 Liv. 45, 32, 1: 48, 103 Liv. 45, 32, 2: 55, 59 Liv. 45, 32, 3–6: 101 Liv. 45, 32, 7: 59, 82 Liv. 45, 32, 8–11: 48–51 Liv. 45, 33, 1–7: 52 Liv. 45, 33, 3: 49 f. Liv. 45, 33, 8: 34, 65, 207 Liv. 45, 34, 8: 65 Liv. 45, 34, 9: 37 Liv. 45, 40, 5: 38 Liv. 45, 42, 4: 38 Liv. 45, 42, 5–12: 90 Liv. 45, 43, 7: 38 Liv. per. 45: 72, 146 Liv. per. 49, 21: 143 Liv. per. 50, 1: 144 Liv. per. 53: 148 Liv. per. Oxy. 54: 160 Liv. per. 56: 161 Liv. per. 83: 167 Lucan. 5, 9–14; 22: 169 Lukian Alex. 6 f.: 173, 207
Register M Memnon, FGrH 352 fr. 31: 167 N Nep. Att. 3, 1: 250 O Obseq. 48: 166 Oros. 4, 21, 2: 129 Ov. met. 8, 610–715: 263 P Paus. 3, 21, 6–22,6: 224 Paus. 7, 10, 11: 31 Paus. 7, 18, 7: 202 Paus. 10, 8, 4 f.: 73 Plaut. Men. 258–264: 216 Plin. nat. 2, 237: 219 Plin. nat. 3, 145: 220 Plin. nat. 4, 10: 219 Plin. nat. 4, 35–38: 150, 220, 224 Plin. nat. 4, 39: 34 Plin. nat. 5, 20: 242 Plin. nat. 14, 2: 188 Plin. nat. 16, 50: 219 Plin. nat. 31, 85: 77 Plin. nat. 33, 46: 222 Plut. Aem. 13, 4: 108 Plut. Aem. 15, 3; 16, 1; 21, 3: 65 Plut. Aem. 21: 107 Plut. Aem. 24: 45, 50 Plut. Aem. 28: 40, 46, 62 Plut. Aem. 29 f.: 34 f. Plut. Aem. 39: 96 Plut. Ant. 65, 1: 171 Plut. Ant. 67, 7: 193 Plut. Ant. 68, 4 f.: 202 Plut. Arat. 43 Plut. Brut. 25: 191 Plut. Caes. 4: 192 Plut. Cato maior 12: 47, 57 Plut. Cic. 36, 2: 226 Plut. Flam. 4: 87 Plut. Kimon 2, 1: 156 Plut. Kleom. 23: 118 Plut. Pomp. 64: 169 Plut. Sulla 12, 6 f.: 46 Plut. Sulla 23: 167 Pol. 2, 8: 33, 88, 186 Pol. 2, 54: 121 Pol. 2, 65, 2–6: 107, 118 Pol. 4, 67, 3: 237 Pol. 5, 65: 118
3. Quellenindex Pol. 5, 93: 121 Pol. 7, 9, 13 f.: 98 Pol. 8, 15 f.: 146 Pol. 12, 25e: 47 Pol. 17, 46: 51 Pol. 18, 37, 8 f.: 161 Pol. 18, 47, 6: 224 Pol. 21, 45: 98 Pol. 22, 8, 4: 41 Pol. 24, 11, 2: 146 Pol. 27, 2: 29 Pol. 27, 6, 2 f.: 112, 180 Pol. 27, 15: 87 Pol. 27, 16: 88 Pol. 28, 6: 121 Pol. 28, 21: 121 Pol. 29, 8, 10: 111 Pol. 30, 10: 40, 46 Pol. 30, 11: 31 Pol. 30, 13: 29 Pol. 30, 14: 38 Pol. 30, 16: 34 Pol. 30, 18: 90 Pol. 30, 21: 32 Pol. 31, 3 f.: 122 Pol. 31, 5–9: 139 Pol. 31, 9, 1 (31, 1, 1 B-W): 135 Pol. 31, 12, 12 (31, 2, 12 B-W): 136, 140 Pol. 31, 23 (31, 15 B-W): 139 f. Pol. 31, 26 (31, 17 B-W): 73, 122, 136 Pol. 32, 15, 5: 127 Pol. 32, 17: 32 Pol. 32, 19–21: 95 Pol. 32, 20, 3: 31 Pol. 32, 20 f. (32, 5 f. B-W): 88, 140 f. Pol. 32, 21, 6 (32, 6, 6 B-W): 112 Pol. 32, 21, 7 f. (32, 6, 7 f. B-W): 140 Pol. 32, 21, 9 (32, 6, 9 B-W): 141 Pol. 32, 26 (32, 14 B-W): 141 Pol. 35, 4, 8–12: 72, 129 Pol. 35, 4, 11: 136 Pol. 36, 10, 4 f.: 72 Pol. 36, 17, 3: 143 Pol. 36, 17, 13: 136, 142 Pomp. Trog. prol. 33: 34 Poseidonios, FGrH 87 fr. 36: 154, 189 Procop. Aed. 4, 1, 37–39: 223
Q Q. Cic. Com. Pet. 8: 192 S Sall. hist. 1 fr. 133 f.: 162 Sall. Iug. 40: 159 Schol. Bob. 94: 192 SHA Hadrian 5, 1: 61 Steph. Byz. s.v. Ἀτιντανία: 69 Steph. Byz. s.v. Θυάτειρα: 113 Steph. Byz. s.v. Καμμανία: 135 Steph. Byz. s.v. Μυγδονία: 161 Strab. 7, 7, 3: 133 f. Strab. 7, 7, 8: 18, 224 Strab. 7, 7, 9: 173 Strab. 7 fr. 41: 206 Strab. 7 fr. 48 (47): 89 Strab. 8, 6, 23: 202 Strab. 9, 5, 16: 90 Strab. 10, 2, 13: 192 Strab. 10, 5, 4: 32 Strab. 13, 4, 4: 113 Strab. 17, 3, 25: 206, 230 Suda s.v. ἀθέατος (α 711 Adler): 47 Suet. Div. Aug. 3: 233 Suet. Div. Aug. 8, 2: 228 Suet. Div. Aug. 47: 206 Suet. Nero 9: 242 T Tac. ann. 12, 62: 144 Tac. ann. 14, 21, 1: 38 Theopomp (FGrH 115) frg. 225b: 104 f. Thuk. 2, 99, 3–6: 198 V Val. Max. 2, 7, 14: 58 Val. Max. 5, 8, 3: 158 Val. Max. 8, 7, 6: 57 Varro rust. 1, 17, 5: 36 Varro rust. 2 prae f. 6: 193 Varro rust. 2, 4, 1 f.: 148 Vell. 2, 51, 1: 169 Verg. Aen. 3, 500–505: 221 Vir. ill. 73, 5: 74 Z Zon. 9, 28 D: 147
351
352
Register
Inschriften A AE 1908, 215: 244 AE 1910, 344, 3: 167 AE 1936, 51 f.: 152 AE 1939, 113: 245 AE 1946, 230: 182 AE 1982, 765 f.: 203 AE 1984, 811 f.: 217 AE 1984, 821: 210 AE 1992, 1524: 171 AE 1993, 1392: 251 AE 1993, 1401: 152 AE 1995, 1389: 251 AE 1996, 124: 160 AE 1998, 1209 f.: 16, 210 AE 1999, 1424: 245 AE 2001, 1778: 13, 27, 149, 182 AE 2003, 1587: 13, 27, 183 AEph 1932 Chr. 3, 26: 180 B BCHP 5; 13; 14; 18B: 122 BE 1956, 457: 164 BE 1971, 564: 89 BE 1972, 275: 132 BE 2002, 280: 13, 27, 149, 182 BE 2005, 335: 13, 27, 183 BE 2012, 274: 198 f. BE 2015, 442: 236 C Cabanes, Épire 548, 18: 87 CIL I2 622: 43 CIL II 1119: 96 CIL III 547: 44 CIL III 588: 154 CIL III 607: 222 CIL III 2907: 241 CIL III 7281: 210 CIL III 7334: 44 CIL III 8201: 181 CIL III 8203: 181 CIL III 12299: 224 CIL III 13264: 241 CIL III 14203, 23: 44 CIL IX 4682 f.: 242 CIL XI 84: 181 CIL XI 400 f.: 181 CIL XI 720: 241 CIL XI 6094: 181
CIL XI 6786: 181 CIPh II 1, 8A: 243 CIPh II 1, 17: 242, 262 CIPh II 1, 55: 206 CIPh II 1, 66: 241 CIPh II 1, 76: 242 CIPh II 1, 78: 44, 224 CIPh II 1, 84: 262 CIPh II 1, 117: 262 CIPh II 1, 132: 262 CIPh II 1, 158: 242 Corinth VIII 2, 1: 44 E EAM 74: 84 EAM 87: 71, 84 EAM 93: 131 EAM 115: 149 EAM 147: 78 EAM 186: 78, 225–227 EAM 187: 84 EKM 1, 1: 83 EKM 1, 2: 125 EKM 1, 3: 127 EKM 1, 18; 24: 105 EKM 1, 59: 159, 187 EKM 1, 60: 73, 252 EKM 1, 61; 75; 78; 84; 100; 115 f.; 120: 73 EKM 1, 61; 64: 123 EKM 1, 68 f.: 173, 223 EKM 1, 117: 195 EKM 1, 134: 106, 127, 149, 201 EKM 1, 280: 184 EKM 1, 392: 105 EKM 1, 499: 73 EKM 2, 182: 78 EKM 2, 432: 208 EKM 2, 439: 13, 27, 183 EKM 2, 452: 208 EKM 2, 477: 138 EKM 2, 548: 209 EKM 2, 550: 184 EKM 2, 598: 171 EThrakAig 8–10: 182 EThrakAig 84: 200 F FD III 1, 218: 42, 69 FD III 4, 1, 36: 43 FD III 4, 1, 75: 42
3. Quellenindex FD III 4, 1, 76: 43 FD III 4, 276–283: 44 Funke/Gehrke/Kolonas, Klio 75, 1993: 94 G GHI 49: 49, 197 H Hatzopoulos, Macedonian Institutions 8: 127 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 9: 198 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 17: 71 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 29: 80 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 40: 49, 197 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 44, 46, 47: 67 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 55: 91 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 63: 84 Hatzopoulos, Macedonian Institutions 92: 71 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, A2: 171 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, A5: 171, 185 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K4: 199, 164 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K9–12: 198 f. Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K17 f.: 164 Hatzopoulos/Loukopoulou, Meletemata 11, K31: 199, 257 I I.Albanie 94–126: 220 I.Albanie 128: 78 f. I.Albanie 129–133: 80 I.Albanie 434: 217, 243 I.Apollonia 38: 221 I.Apollonia 166: 221 I.Apollonia 187: 222 f. I.Apollonia 222: 170 I.Apollonia 249: 221 I.Apollonia 322: 222 I.Bouthrotos 5: 88 I.Bouthrotos 12: 215 I.Bouthrotos 60: 135 I.Cret. I 8, 54: 244 I.Epidamnos 17: 13, 216 I.Epidamnos 20: 13, 179, 216 I.Epidamnos 21: 13 I.Epidamnos 58: 18 I.Epidamnos 514: 216
I.Gonnoi 42: 93, 250 I.Leukopetra 103: 124, 259 I.Magnesia 46: 216 I.Philippi 46: 206 I.Philippi 73: 207 I.Philippi 160a: 196 I.Philippi 203: 262 I.Philippi 249 f.: 262 I.Philippi 282: 243 I.Philippi 311: 206 I.Philippi 319: 207 I.Philippi 343: 206 I.Philippi 414: 152 I.Philippi 446: 206 I.Philippi 543: 195 I.Philippi 617: 44 I.Philippi 618–626: 242 I.Philippi 715: 152 I.Stobi 9: 92, 180 I.Stobi 10: 149 I.Stobi 15: 246 I.Stobi 17: 245 I.Stobi 18: 246 I.Stobi 33: 246 I.Stobi 37: 246 I.Stobi 47: 180 I.Thespiai 72–80; 174: 231 ID 1604bis: 148 ID 2589: 32 IG I3 76: 199, 257 IG II2 907: 186 IG II2 1134: 73 IG IV2 95: 87 IG IV2 306: 44 IG VII 1836: 254 IG IX 1, 513: 186 IG IX 12 184: 43 IG IX 12, 3, 750: 114 IG IX 12, 4, 796: 70, 133 IG IX 2, 89: 60 IG IX 2, 338: 60 IG IX 2, 1135: 165 IG X 2, 1, 4: 232 IG X 2, 1, 24: 77 IG X 2, 1, 31: 248 IG X 2, 1, 75–123: 185 IG X 2, 1, 80: 13, 27 IG X 2, 1, 81: 120 IG X 2, 1, 124: 231 IG X 2, 1, 133: 131 IG X 2, 1, 134: 145, 148 IG X 2, 1, 162: 79
353
354 IG X 2, 1, 203: 173 IG X 2, 1, 222: 183 IG X 2, 1, 226: 131 IG X 2, 1, 230: 173 IG X 2, 1, 259: 176 IG X 2, 1, 529: 183 IG X 2, 1, 848: 79 IG X 2, 1, 1012: 152 IG X 2, 1, 1028: 66 IG X 2, 1, 1031: 148 IG X 2, 1, 1072–1076: 223 IG X 2, 1, 1111 138 IG X 2, 1, 1650: 251 IG X 2, 1, 1668: 133 IG X 2, 2, 1, 52: 221 IG X 2, 2, 1, 53: 78 IG X 2, 2, 1, 72: 73 IG X 2, 2, 1, 73: 78 IG X 2, 2, 1, 74: 172 IG X 2, 2, 1, 75: 17 IG X 2, 2, 1, 80: 183 IG X 2, 2, 1, 111: 149 IG X 2, 2, 1, 322: 172 IG X 2, 2, 1, 323–329: 172 IG X 2, 2, 1, 330: 172 IG X 2, 2, 1, 333: 172 IG X 2, 2, 1, 344: 79 IG XI 4, 1053: 66 IG XI 4, 1102: 252 IG XII 2, 361: 172 IG XII 4, 2, 635: 263 IG XII 5, 270: 148 IG XII 8, 195: 249 IG XII 8, 242: 159 IG XII 9, 899b: 41 IGBulg 314a: 156 IGBulg 894: 79 IGBulg 913: 79 IGBulg 1023: 79 IGBulg 2263: 66, 195 IGBulg 5891: 66 IGRR 1, 831: 132 IGRR 4, 134: 156 IGRR 4, 1537: 156 IK 8 (Magnesia am Sipylos): 113 IK 19 (Sestos) 1: 156 IK 24, 1 (Smyrna) 573: 113 IK 28, 2 (Iasos) 612: 157 IK 41 (Knidos) 31: 166 IK 59 (Greeks and Romans) 137: 263 ILGraec 16: 263 ILGraec 28: 185
Register ILGraec 153: 44 ILGraec 159: 240 ILGreac 175: 241 ILGraec 200: 209 ILGraec 201: 184 ILGraec 225: 209 ILGraec 230: 243 ILGraec 231: 182 ILGraec 246: 133 ILLRP 323: 43 ILLRP 400: 154 ILLRP 401: 44 ILLRP 545: 181 ILS 39: 154 ILS 7177: 181 ILS 8781: 256 ILS 8884: 43 ILS 8887: 44 IMS VI 47: 181 IMS VI 62: 181 IvOlympia 52: 156 IvOlympia 53: 254 IvOlympia 325: 148 IvOlympia 366: 80 IvOlympia 913: 44 IvPergamon 176a: 113 L LIA 21 f.: 203 LIA 21–30: 240 LIA 40: 222 LIA 50: 217 LIA 72: 217 LIA 81: 217 LIA 120: 218 LIA 154: 217, 243 LIA 159: 217 LIA 188: 219 LIA 189: 220 LIA 192–200: 219, 230 LIA 203: 219 LIA 206: 220 LIA 211 f.: 172 LIA 214: 219 LIA 216: 172 LIA 231: 220 LIA 246 f.: 262 LIA 252 f.: 215, 239 M Makaronas, Makedonika 2, 1941–1952, Nr. 42: 200
3. Quellenindex N Nigdelis, EpThess 80: 13, 27 Nigdelis/Anagnostoudis, GRBS 57, 2017: 23, 82 O OGIS 290: 113 OGIS 339: 156 OGIS 532: 256 R Robert, Coll. Froehner 28–30: 70 RS 12: 166 S Samsaris, Aktia 2–10: 239 SEG 1, 282: 9–17, 247 SEG 3, 414: 145 SEG 8, 548: 197 SEG 9, 737: 180 SEG 14, 474: 231 SEG 14, 478: 209 SEG 16, 391: 73 SEG 17, 315: 195 SEG 18, 480: 156 SEG 23, 206: 255 SEG 23, 405: 91 SEG 23, 472: 238 SEG 24, 489: 78 SEG 24, 546: 18 SEG 24, 580: 83 SEG 25, 715: 49 SEG 26, 624: 216 SEG 27, 245: 198 SEG 27, 261: 83 SEG 27, 303: 131 SEG 29, 619: 15 SEG 30, 568: 78 SEG 30, 1892: 103, 195 SEG 31, 524: 231 SEG 31, 614: 80 SEG 32, 648: 92, 180 SEG 32, 1163: 263 SEG 33, 499: 198 SEG 34, 558: 131 SEG 34, 607: 180 SEG 34, 631: 16, 210 SEG 34, 664: 196 SEG 35, 665: 70, 78 SEG 35, 697: 78 f. SEG 35, 744: 132, 260–263 SEG 35, 752: 170
SEG 35, 821: 269 SEG 36, 587: 15 SEG 37, 559: 212 SEG 38, 462: 87 SEG 38, 463: 217, 243 SEG 39, 622: 78 SEG 40, 522: 84, 244 SEG 40, 543: 133 f. SEG 41, 558: 49 SEG 41, 560: 104 SEG 41, 570: 165 SEG 42, 558: 171, 264 SEG 42, 563: 171, 185 SEG 42, 575: 171 SEG 42, 578: 79 SEG 42, 585: 199 SEG 43, 227: 83 SEG 43, 381: 83 SEG 43, 394: 79 SEG 43, 396: 84 SEG 43, 457: 251 SEG 43, 458: 251 SEG 44, 564: 124 SEG 44, 867: 157 SEG 45, 784: 78 SEG 46, 678: 68 SEG 46, 812: 251 SEG 47, 891: 125 SEG 48, 752: 123 SEG 49, 645: 68 SEG 49, 759: 78 SEG 49, 815–817: 223 SEG 50, 572: 13, 27, 149, 182, 184 SEG 50, 585: 184 SEG 51, 838: 208 SEG 52, 622: 73 SEG 53, 567: 231 SEG 53, 621: 13, 27, 183 SEG 54, 606: 256 SEG 55, 723: 269 SEG 56, 1019: 247 SEG 58, 578: 258 SEG 58, 645: 77 SEG 58, 816: 209 SGDI II 2580: 87 SGDI III 2, 5723: 115 Sherk, RDGE 2: 31 Sherk, RDGE 4: 70, 133 f. Sherk, RDGE 9: 60 Sherk, RDGE 20 f.: 157 Sherk, RDGE 33: 60 Sherk, RDGE 40: 42
355
356 Syll.3 194: 49, 197 Syll.3 246: 156 Syll.3 560: 216 Syll.3 563A: 93, 134 Syll.3 575: 252 Syll.3 585: 70 Syll.3 607: 43 Syll.3 611: 41 Syll.3 616: 43 Syll.3 630: 42 Syll.3 636: 125 Syll.3 643: 42 Syll.3 646: 31 Syll.3 652A: 43 Syll.3 653: 70 Syll.3 654A: 135 Syll.3 656: 89
Register Syll.3 671B: 42 Syll.3 674: 60 Syll.3 683: 156 Syll.3 700: 128, 147, 162 f., 232 Syll.3 710A: 165 Syll.3 710C: 44 Syll.3 774A: 41 T TAM V 1, 221: 114 TAM V 2, 881: 113 TAM V 2, 932: 15 TAM V 2, 1188: 113 TAM V 2, 1190: 114 TAM V 2, 1307: 113 TAM V 3, 1423: 114
Karte: Nordgriechenland
historia
–
einzelschriften
Herausgegeben von Kai Brodersen, Mortimer Chambers, Bernhard Linke, Mischa Meier und Walter Scheidel.
Franz Steiner Verlag
ISSN 0341–0056
219. Dirk Schnurbusch Convivium Form und Bedeutung aristokratischer Geselligkeit in der römischen Antike 2011. 314 S., geb. ISBN 978-3-515-09860-1 220. Gabriel Herman (ed.) Stability and Crisis in the Athenian Democracy 2011. 165 S. mit 3 Tab., geb. ISBN 978-3-515-09867-0 221. Christoph Lundgreen Regelkonflikte in der römischen Republik Geltung und Gewichtung von Normen in politischen Entscheidungsprozessen 2011. 375 S., geb. ISBN 978-3-515-09901-1 222. James H. Richardson The Fabii and the Gauls Studies in historical thought and historiography in Republican Rome 2012. 186 S., geb. ISBN 978-3-515-10040-3 223. Jan Bernhard Meister Der Körper des Princeps Zur Problematik eines monarchischen Körpers ohne Monarchie 2012. 327 S., geb. ISBN 978-3-515-10080-9 224. Federicomaria Muccioli Gli epiteti ufficiali dei re ellenistici 2013. 526 S., geb. ISBN 978-3-515-10126-4 225. Claudia Horst Marc Aurel Philosophie und politische Macht zur Zeit der Zweiten Sophistik 2013. 232 S., geb. ISBN 978-3-515-10280-3
226. Maria Osmers „Wir aber sind damals und jetzt immer die gleichen“ Vergangenheitsbezüge in der polisübergreifenden Kommunikation der klassischen Zeit 2013. 407 S., geb. ISBN 978-3-515-10299-5 227. Alberto Dalla Rosa Cura et tutela Le origini del potere imperiale sulle province proconsolari 2014. 362 S. mit 1 Karte, geb. ISBN 978-3-515-10602-3 228. Bruno Bleckmann / Timo Stickler (Hg.) Griechische Profanhistoriker des fünften nachchristlichen Jahrhunderts 2014. 228 S., geb. ISBN 978-3-515-10641-2 229. Joseph Geiger Hellenism in the East Studies on Greek Intellectuals in Palestine 2014. 177 S., geb. ISBN 978-3-515-10617-7 230. Klaus Altmayer Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie 2014. 506 S. mit 28 Abb. und 2 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-10621-4 231. Björn Schöpe Der römische Kaiserhof in severischer Zeit (193–235 n. Chr.) 2014. 369 S. mit 4 Abb., geb. ISBN 978-3-515-10695-5 232. Frederik J. Vervaet The High Command in the Roman Republic The Principle of the summum imperium auspiciumque from 509 to 19 BCE 2014. 369 S., geb. ISBN 978-3-515-10630-6
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241. Sebastian Scharff Eid und Außenpolitik Studien zur religiösen Fundierung der Akzeptanz zwischenstaatlicher Vereinbarungen im vorrömischen Griechenland 2016. 400 S. mit 3 Abb. und 3 Tab., geb. ISBN 978-3-515-11203-1 242. Benjamin Biesinger Römische Dekadenzdiskurse Untersuchungen zur römischen Geschichtsschreibung und ihren Kontexten (2. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr.) 2016. 428 S. mit 6 Abb., geb. ISBN 978-3-515-11339-7 243. David Whitehead (Hg.) Philo Mechanicus: “On Sieges” Translated with Introduction and Commentary 2016. 512 S., geb. ISBN 978-3-515-11343-4 244. Ernst Baltrusch / Hans Kopp / Christian Wendt (Hg.) Seemacht, Seeherrschaft und die Antike 2016. 348 S. mit 8 Abb., geb. ISBN 978-3-515-11431-8 245. Simone Blochmann Verhandeln und entscheiden Politische Kultur im Senat der frühen Kaiserzeit 2017. 256 S., geb. ISBN 978-3-515-11373-1 246. Marco Vitale Das Imperium in Wort und Bild Römische Darstellungsformen beherrschter Gebiete in Inschriftenmonumenten, Münzprägungen und Literatur 2017. 376 S. mit 185 Abb., geb. ISBN 978-3-515-11554-4 247. Giovanni Marginesu Callia l’Ateniese Metamorfosi di un’élite, 421–371 a. C. 2016. 200 S., geb. ISBN 978-3-515-11552-0 248. Simon Strauß Von Mommsen zu Gelzer? Die Konzeption römisch-republikanischer Gesellschaft in Staatsrecht und Nobilität 2017. 264 S., geb. ISBN 978-3-515-11851-4
Im Zuge der Eroberung Makedoniens durch Rom im Jahr 168 v. Chr. und der darauf folgenden Gesetzgebung veränderten sich die gesellschaftlichen Strukturen, wurden die königszeitlichen Führungsschichten zerschlagen. Wie konnte sich im Anschluß daran aus den heterogenen Identitätsgruppen der provinzialen Gesellschaft Makedoniens – Makedonen, Griechen, Thrakern, Illyrern, Epiroten, Kleinasiaten, Italikern und Römern – eine übergreifende Identität bilden? Frank Daubner geht dieser Frage anhand eines weiten Spektrums an Quellen nach und betrachtet dabei die gesamte Provinz unabhängig
von den heutigen Staatsgrenzen. Schwerpunkte setzt er bei der Untersuchung der römischen Gesetzgebung nach der Eroberung, der Integration von römischen Kolonien und Kolonisten in die Provinzlandschaft und der augusteischen Zeit – in der sich anhand von Inschriften und Bauten erstmals die neuentstandene „provinziale“ Elite nachweisen läßt. Daubner kann so den chronologischen und regional differenzierten Prozeß zeigen, in dem sich aus den Überresten der zerstörten staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen des Landes wieder eine funktionsfähige Gesellschaft entwickelte.
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ISBN 978-3-515-12038-8
9
7 83 5 1 5 1 2 0388