Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I. (193–337 n. Chr.) 3515085750, 9783515085755

Die Forschung behandelte die Bedeutung des Sonnenkults im Römischen Reich bislang weitgehend vor dem Hintergrund einer a

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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
1. Einleitung
2. Die politischen und religiösen Rahmenbedingungen
2.1. Die Sonnenkulte im Römischen Reich
2.1.1. Rom und Italien
2.1.2. Der griechisch-sprachige Osten
2.1.3. Der Westen und die Donauprovinzen
2.1.4. Berührungspunkte mit anderen Kulten
2.1.4.1. Der Mithraskult
2.1.4.2. Das Christentum
2.2. Sonnensymbolik und Herrschaft in Rom bis Commodus
2.3. Das 3. Jahrhundert: Krise oder Transformation?
3. Die historische Entwicklung von Septimus Severus bis Constantin I.
3.1. Die Severer (193–235)
3.1.1. Septimius Severus und seine Familie (193–211)
3.1.2. Die Alleinherrschaft Caracallas (212–217)
3.1.3. Elagabal
3.1.3.1. M. Aurelius Antoninus ‚Elagabalus‘ (218–222)
3.1.3.2. Die Usurpation des Uranius Antoninus (253–254)
3.1.4. Severus Alexander (222–235)
3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–268)
3.2.1. Die Herrschaft Gordians III. (238–244)
3.2.2. Philippus Arabs und seine Familie (244–249)
3.2.3. Valerian I. und Gallienus (253–260)
3.2.4. Die Alleinherrschaft des Gallienus (260–268)
3.2.5. Die ‚Gallischen Kaiser‘ : Postumus bis Tetricus (260–274)
3.3. Die ‚illyrischen‘ Kaiser und die Dynastie des Carus (268–285)
3.3.1. Claudius II. Gothicus und Quintillus (268–270)
3.3.2. L. Domitius Aurelianus (270–275)
3.3.2.1. Aurelianus Heliogenitus?
3.3.2.2. Sol restitutor Orientis
3.3.2.3. Sol als Garant der Herrschaft
3.3.2.4. Die Einrichtung des Sonnenkultes in Rom
3.3.2.4.1. Der Triumph von 274
3.3.2.4.2. Der Tempel und die Spiele
3.3.2.4.3. Die Organisation des Kultes
3.3.2.4.4. Aurelian und Augustus
Exkurs: Die Büste des Sonnengottes auf den Aversen kaiserzeitlicher Münzen
3.3.2.5. Sol und die dynastische Frage
3.3.2.6. Aurelianus propagator Solis
3.3.3. Tacitus und Florian (275–276)
3.3.4. M. Aurelius Probus (276–282)
3.3.5. Carus, Carinus und Numerian (282–285)
3.4. Das Zeitalter Diocletians und Constantins I. (284–337)
3.4.1. Diocletian und die 1. Tetrarchie (284–305)
3.4.1.1. Carausius und Allectus (286–296)
3.4.2. Die 2. Tetrarchie und der Aufstieg Constantins (305–310)
3.4.3. Vom Tod Maximians zur Alleinherrschaft Constantins (310–324)
3.4.3.1. Maximinus Daia (305–313)
3.4.4. Vom Sieg über Licinius bis zum Tod Constantins (324–337)
4. Kaisertum und Sonnenkult: Strukturen und Merkmale
4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes
4.1.1. Der Ewigkeitsgedanke
4.1.2. Sol oriens
4.1.3. Die militärischen Eigenschaften
4.1.3.1. Die Sieghaftigkeit
4.1.3.2. Der Friedensgedanke
4.1.3.3. Sol als Heeresgott
4.2. Kaiser und Sonnengott
4.2.1. Sol als Begleiter des Kaisers
4.2.1.1. Sol comes Augusti
4.2.1.2. Sol conservator Augusti
4.2.2. Die Angleichung des Kaisers an den Sonnengott
4.2.2.1. Attribute und Gestus des Sonnengottes in römischer Zeit
4.2.2.2. Der Sonnenvergleich des Kaisers
5. Ausblick: Sonnenkult und Imperium Christianum (4./5. Jh.)
6. Zusammenfassung: Sonnenkult und Kaisertum im 3. und frühen 4. Jh. n. Chr.
7. Bibliographie
7.1. Quellenverzeichnis
7.2. Literaturnachweis
8. Indices
8.1. Stellenindex
8.2. Namensindex
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Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I. (193–337 n. Chr.)
 3515085750, 9783515085755

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Stephan Berrens

Geschichte Franz Steiner Verlag

Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I. (193–337 n. Chr.)

Historia Einzelschriften - 185

Stephan Berrens Sonnenkult undKaisertum vondenSeverern 337 n. Chr.) bis zuConstantin I. (193–

HISTORIA Zeitschrift fürAlte Geschichte Revue d’ histoire ancienne Journal of Ancient History Rivista di storia antica

EINZELSCHRIFTEN Herausgegeben von KaiBrodersen/Mannheim Mortimer Chambers/Los Angeles Martin Jehne/Dresden François Paschoud/Geneve Hildegard Temporini/Tübingen

HEFT 185

Stephan Berrens

Sonnenkult von bis

den zu

(193–

und

Kaisertum

Severern I.

Constantin 337

n.

Chr.)

Franz Steiner Verlag Stuttgart

2004

Bibliographische Information derDeutschen Bibliothek DieDeutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sindimInternet über abrufbar. 08575– 0 515– ISBN3–

ISO 9706

Jede Verwertung desWerkes außerhalb derGrenzen desUrheberrechtsgesetzes ist unzulässig undstrafbar. Diesgilt insbesondere fürÜbersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung odervergleichbare Verfahren sowie fürdieSpeicherung inDatenverarbeitungsanlagen. © 2004 byFranz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Gedruckt aufsäurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Printsrevice Decker Printed inGermany

&Bokor, München.

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

7

1. Einleitung

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2. Die politischen undreligiösen Rahmenbedingungen 2.1. Die Sonnenkulte imRömischen Reich 2.1.1. 2.1.2. 2.1.3. 2.1.4.

Rom undItalien Der griechisch-sprachige Osten DerWesten unddie Donauprovinzen Berührungspunkte mitanderen Kulten 2.1.4.1. Der Mithraskult 2.1.4.2. DasChristentum

17 17 17 19

22 24 24

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2.2. Sonnensymbolik undHerrschaft in Rombis Commodus

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2.3. Das 3. Jahrhundert: Krise oder Transformation?

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3. Die historische Entwicklung vonSeptimus Severus bis Constantin I.

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235) 3.1. Die Severer (193– 211) 3.1.1. Septimius Severus undseine Familie (193– 217) 3.1.2. Die Alleinherrschaft Caracallas (212– 3.1.3. Elagabal 222) 3.1.3.1. M. Aurelius Antoninus ‚Elagabalus‘(218– 254) 3.1.3.2. Die Usurpation des Uranius Antoninus (253– 3.1.4. Severus Alexander (222– 235)

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285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 3.3.1. Claudius II. Gothicus undQuintillus (268– 270) 275) 3.3.2. L. Domitius Aurelianus (270–

85 85 89

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55 57 61 268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238– 3.2.1. Die Herrschaft Gordians III. (238– 244) 61 3.2.2. Philippus Arabs undseine Familie (244– 249) 72 260) 74 3.2.3. Valerian I. undGallienus (253– 3.2.4. Die Alleinherrschaft desGallienus (260– 268) 76 274) 81 3.2.5. Die ‚Gallischen Kaiser‘: Postumus bis Tetricus (260–

3.3.2.1. 3.3.2.2. 3.3.2.3. 3.3.2.4.

Aurelianus Heliogenitus? Sol restitutor Orientis Sol als Garant derHerrschaft Die Einrichtung desSonnenkultes in Rom 3.3.2.4.1. Der Triumph von 274 3.3.2.4.2. Der Tempel unddie Spiele

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Inhaltsverzeichnis

3.3.2.4.3. Die Organisation des Kultes 3.3.2.4.4. Aurelian undAugustus Exkurs: Die Büste des Sonnengottes auf den Aversen kaiserzeitlicher Münzen

3.3.2.5. Sol unddie dynastische Frage 3.3.2.6. Aurelianus propagator Solis 276) 3.3.3. Tacitus undFlorian (275– 282) 3.3.4. M. Aurelius Probus (276– 285) 3.3.5. Carus, Carinus undNumerian (282–

3.4. Das Zeitalter Diocletians undConstantins I. (284–337) 305) 3.4.1. Diocletian unddie 1. Tetrarchie (284– 296) 3.4.1.1. Carausius undAllectus (286– 310) 3.4.2. Die 2. Tetrarchie undder Aufstieg Constantins (305– 3.4.3. VomTod Maximians zurAlleinherrschaft 324) Constantins (310– 313) 3.4.3.1. Maximinus Daia (305– 3.4.4. Vom Sieg über Licinius bis zumTod Constantins (324– 337)

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen undMerkmale

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes 4.1.1. Der Ewigkeitsgedanke 4.1.2. Sol oriens 4.1.3. Die militärischen Eigenschaften 4.1.3.1. Die Sieghaftigkeit 4.1.3.2. Der Friedensgedanke 4.1.3.3. Sol als Heeresgott

5. Ausblick: Sonnenkult undImperium Christianum (4./5. Jh.) Zusammenfassung: Sonnenkult undKaisertum n. Chr.

120 123 124 126 129 135 139 139 143

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4.2. Kaiser undSonnengott 4.2.1. Sol als Begleiter des Kaisers 4.2.1.1. Sol comes Augusti 4.2.1.2. Sol conservator Augusti 4.2.2. Die Angleichung des Kaisers andenSonnengott 4.2.2.1. Attribute undGestus des Sonnengottes in römischer Zeit 4.2.2.2. Der Sonnenvergleich des Kaisers

6.

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im 3. undfrühen 4. Jh.

202 205 205 206 210

213 213 218 229 235

7. Bibliographie 7.1. Quellenverzeichnis 7.2. Literaturnachweis

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8. Indices 8.1. Stellenindex 8.2. Namensindex

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VORWORT Die vorliegende Arbeit ist die ergänzte Version meiner Promotionsschrift, die ich imFebruar 2002 anderGerhard-Mercator-Universität in Duisburg (jetzt Universität Duisburg-Essen) eingereicht habe. Eingearbeitet habe ich nicht nur die Kritikpunkte undVorschläge der beiden Gutachter, Prof. Dr. R. Ziegler undPD Dr. H. Scholten, sondern auch die in den letzten beiden Jahren erschienenen Untersuchungen, soweit sie dasThema direkt betrafen und neue Argumente in die Diskussion einbringen konnten. Daraus ergibt sich konsequenterweise, dass nicht alle Neuveröffentlichungen, die sich mit demZeitraum vonSeptimius Severus bis zuConstantin I. beschäftigen oder denSonnenkult ansprechen, erwähnt wurden. Leider stimmen auch die meisten aktuellen Publikationen in den nunmehr 150 Jahre praktizierenden Chor der ‚Orientalisten‘ mit ein. Und auch Kaiser Aurelian wirdweiterhin als Zeuge fürdieEinführung innovativer Elemente indie römische Religion und das römische Kaisertum aufgerufen. Deshalb hoffe ich, dass durch meine Untersuchung eine neue Sichtweise aufgezeigt und frischer Wind in die Diskussion eingebracht werden kann. Selbst im21. Jh. kann sich die Forschung offensichtlich immer noch nicht vonderAutorität derWissenschaftler des 19. Jh. lösen. Auch wenn ich die Verantwortung für die in dieser Arbeit aufgestellten Thesen übernehmen kann, ist sowohl dieDissertationsschrift als auchdiese überarbeitete Fassung natürlich nicht ohne die Unterstützung anderer entstanden. Diesen Helfern, Kritikern undBefürwortern gilt meinDank auch dann, wennihre Namen hier nicht genannt werden können. Besonders möchte ich Prof. Dr. Ruprecht Ziegler (Duisburg) danken, der nicht nurden Sonnenkult seit 1997 erdulden musste, sondern mich auch durch seine hervorragende Betreuung über dengesamten Entstehungszeitraum hinweg unterstützt hat. Ebenfalls besonderen Dankschulde ichDr.Otfried vonVacano (Düsseldorf), durch dessen Unterstützung ich Zugang zudenHilfsmitteln desInstituts für Alte Geschichte anderHeinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, hatte unddessen Denkanstöße gerade zumethodischen Überlegungen vonunschätzbarem Wert waren. Vor allem aber hat die geduldige Unterstützung meiner Freundin Yvonne Hahne, deren Kenntnisse über das 3. Jh. undden Sonnenkult (ungewollt) einen beachtlichen Umfang angenommen haben, dasGelingen desgesamten Dissertationsvorhabens erst ermöglicht. Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Theodora Hantos (Siegen), die mir trotz meiner Tätigkeit anderUniversität Siegen genug Freiraum zurFertigstellung der notwendigen Korrekturen eingeräumt unddie Drucklegung in derjetzigen Form unterstützt hat.

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Vorwort

Nicht zuletzt aber danke ichderGerda Henkel Stiftung, Düsseldorf, dienicht nurdurch einzweijähriges Stipendium dieFertigstellung derDissertation ermög-

licht hat, sondern nunmehr auch freundlicherweise deren Drucklegung unterstützt.

ZumVerständnis des nachfolgenden Textes seien noch einige Dinge angemerkt. Die Abkürzungen derwissenschaftlichen Schriften folgen denjeweiligen Bänden der Année Philologique; die antiken Quellen sind nach dem(für mich weiterhin unersetzbaren) Abkürzungsverzeichnis im 1. Banddes‚Kleinen Pauly‘ aufzulösen. Die einzige Ausnahme bildet die Historia Augusta. Da mittlerweile die Diskussion um die Autorenschaft als geklärt angesehen werden darf und von einem einzelnen Autor auszugehen ist, kanndieAbkürzung S.H.A. (= Scriptores Historiae Augustae) kaumals zutreffend angesehen werden. Deshalb habe ich in meiner Untersuchung die Abkürzung H.A. verwendet. Die Kurztitel, die in der Arbeit benutzt wurden, sind hinter dem ersten, vollständigen Zitat derjeweiligen Untersuchung ineckigen Klammern vermerkt. Alle Abbildungen auf den Tafeln I und II sind Digitalphotographien von Gipsen, dievonMünzen ausderSammlung Dr.RothderHeinrich-Heine-Universität gemacht wurden. Die Verwendung erfolgt mit Genehmigung der Verantwortlichen. Da alle Münzen im Verlauf der Arbeit angesprochen werden unddort die Zitate ausRIC oder denArbeiten vonR. Göbl undK. Pink aufgeführt sind, habe ich bei den Bildunterschriften auf die Wiederholung dieser Zitate verzichten können. Stephan Berrens

Siegen, März 2004

1. EINLEITUNG Im Jahr 335 n.Chr. hat derchristliche Rhetor Eusebius vonCaesarea die ehrenvolle aber schwierige Aufgabe erhalten, im neu gegründeten Constantinopolis eine Lobrede zuhalten. DenAnlass bildet dieFeier derTricennalien, desdreißigjährigen Herrschaftsjubiläums des Kaisers Constantin I. Als Eusebius den Aufbaudes Herrscherkollegiums erklärt, vergleicht er denalten Augustus mit dem Sonnengott. „Indem er die Zügel hoch über sie [sc. die Caesares] hält, reitet er dahin, alle Länder, die vonderSonne beschienen werden, überquerend, er selbst 1. Ergänzend dazu sind Münzen überall gegenwärtig und über alles wachend“ geprägt worden, dieConstantin I. aufderVorderseite mitStrahlenkrone, Globus und der erhobenen Rechten zeigen, während auf der Rückseite seine beiden Söhne Constantin II. undConstantius II. als Mitregenten (nobilissimi Caesares) abgebildet sind2. Noch im frühen 4. Jh. n.Chr. wiederholt sich damit für den Kaiser, dessen Herrschaft als derWendepunkt vomheidnischen Imperium Romanum zumImperium Christianum angesehen wird, mit dem Sonnenvergleich ein Motiv, das 211) in den Darstellungen seiner Söhne bereits unter Septimius Severus (193– undMitregenten mit Attribut undGestus des Sonnengottes sichtbar ist3. Und um 325 n.Chr. setzen Goldmünzen Constantins I. durch dieWiedergabe seiner Investitur durch denalsSol comes Augusti bezeichneten Gott4 einen unter Gordian III. (238– 244) entstandenen Bildtypus fort5. Die vorliegende Untersuchung wird sich nun mit dieser Verbindung zwischen Sonnenkult undKaisertum beschäftigen. Durch diegerade angesprochenen Kaiser Septimius Severus undConstantin I. ist auch zugleich der zeitliche Rahmenvorgegeben, durch denderUntersuchungszeitraum eingegrenzt werden soll. Die Forschung hat sich natürlich bereits mit dem Sonnenkult im Römischen Reich unddemgerne pauschal als Sol invictus bezeichneten Gott befasst. Dabei lag der Schwerpunkt auf religiösen Gesichtspunkten unddie Arbeiten standen stets im Schatten der im 19. Jh. aufgestellten These der ‚Orientalisierung‘ der römischen Religion. Diese Argumentation ist engmitdemWerk vonF. Cumont verbunden, derdasThema in mehreren Monographien undAufsätzen unter dem eben genannten Gesichtspunkt behandelt unddamit die Diskussion in denAlter1Eus. Tric. 3, 4. 2RIC VII, p. 189.70 u. pl. 24.70 (Goldmultiplum derMünzstätte Antiochia, ca. 326 n.Chr.). 3 M&M[Ch] Auk. 66, Nr. 703 (Caracalla, 197 n.Chr.) u. RIC IV.1, p. 317.21 u. pl. 14.5. (Geta, 200– 202 n.Chr.). 4 RIC VII, p. 685.49 (SOLI COMITI AVG. N.; Solidus der Münzstätte Antiochia, ca. 324– 25 n.Chr.). 5 GNECCHI, Francesco; I medaglioni romani, 3 Bde.; Mailand, 1912 [=Gnecchi] II, p. 44 n.Chr.). 93.56 u. p. 93.58 (Medaillons aus Rom, ca. 242–

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Einleitung

tumswissenschaften auf lange Zeit hinbeeinflusst hat6. Die auf seinen Ergebnissen basierenden Vorstellungen besagten, die traditionellen Kulte hätten zunehmendanBedeutung verloren undihre Anhänger sich deshalb neuartigen orientalischen Glaubensvorstellungen zugewandt. Erst in denletzten Jahrzehnten konnte herausgearbeitet werden, dass voneiner derartigen Veränderung nicht auszugehen ist, sondern gerade hinsichtlich dervondenKaisern verfolgten Religions-

politik restaurative Tendenzen tonangebend waren7. Dennoch wurde wiederholt dieFrage aufgegriffen, obdervondenrömischen Kaisern favorisierte Sonnengott als eine orientalische Gottheit bezeichnet werdenkannundgemeinsam mitihmeinKult ausdemsyrischen Raumübernommen worden ist. Die Stützung dieser Ansätze hatte sich noch die vonG.H. Halsberghe unter demTitel ‚The Cult of Sol invictus‘ erschienene Monographie zumZiel gesetzt. Der Autor kamschließlich zu demErgebnis, der Kult des Elagabal aus Emesa könne als die Ursache der verstärkten Benutzung von Sonnengott und solarer Symbolik durch die Kaiser im 3. und frühen 4. Jh. n.Chr. angesehen werden. Halsberghe nahm eine hoch entwickelte, monotheistische Religion als den Motor einer religionspolitischen Umstrukturierung im Imperium Romanum an. Deren Priester hätten nach einem verfehlten Anlauf unter Antoninus (218– 275) in die Stellung des ober222) ihren Elagabal endlich unter Aurelian (270– sten römischen Staatsgottes bringen können. Diese nunmehr alsdeus Sol invictus 337) durch das bezeichnete Gottheit sei dann erst unter Constantin I. (306– Christentum verdrängt worden8. Die Schwachstellen innerhalb der Argumentation des Autors sind hinsichtlich des Kultes des Elagabal von Emesa undder Religionspolitik des Kaisers Antoninus bereits aufgezeigt worden9. Auch musste der unbefangene Umgang mit der problematischen literarischen Überlieferung und die fast willkürliche Interpretation der Inschriften berechtigte Kritik hervorrufen, vor allem in Anbetracht der Vernachlässigung der bezüglich der kaiserlichen Selbstdarstellung wichtigen numismatischen Zeugnisse dieser Zeit10. 6 Vor allem sind an dieser Stelle die Monographien Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum (Leipzig (u.a.), 31931) u. Die Mysterien des Mithra: ein Beitrag zur Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit (Leipzig, 21911) zunennen. ZuCumont undseinen Thesen siehe unten in deneinzelnen Kapiteln, v.a. 4.1.1 und4.3. 7G. ALFÖLDY; „ Die Krise desImperium Romanum unddie Religion Roms“ ; Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit; hg. v. W. Eck; Köln (u.a.), 1989; (Kölner Historische Abhandlungen 35) [= „ ]; S. 53ff. (dort gegen die Orientalisierungsthese Krise und Religion“ Cumonts); R. MAC MULLEN; Paganism in the Roman Empire; New Haven (u.a.), 1981; S. 112ff. (Reduzierung des sog, ‚orientalischen‘ Einflusses auf die römische Religion); R. LANE FOX; Pagans and Christians in the Mediterranean World from the Second Century to the Conversion of Constantine; London, 1986; S. 574ff. (gegen denangeblichen Verfall traditioneller Kulte). 8 G.H. HALSBERGHE; The Cult of Sol invictus; Leiden, 1972; (Etudes préliminaires aux religions orientales dans l’empire romain 23). 9 M. FREY; Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal; Stuttgart, 1989; (Historia Einzelschriften 62). 10J.R. FEARS; „Rezension: G.H. Halsberghe, The Cult of Sol Invictus“ ; Byzantine Studies 2 (1975) [= „Rez. Halsberghe“]; S. 81ff.

Einleitung

11

Obwohl einzelne Aspekte ausdemBereich des Sonnenkultes imRömischen Reich im3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. inderZwischenzeit behandelt worden sind11, ist in den nachfolgenden drei Jahrzehnten eine ausführliche Bearbeitung dieses Themas ausgeblieben. Es magdaher leider nicht verwundern, dass selbst ineiner jüngst erschienenen Untersuchung zurHerrscherideologie derKaiser vonDiocletian bis Theodosius I. die Monographie von G.H. Halsberghe weiterhin als Standardwerk zu diesem Themenbereich genannt wird12. Selbst die auf den Ergebnissen vonCumont beruhende Annahme, es habe seit demausgehenden 2. Jh. n.Chr. eine neue, henotheistische Sonnengottheit gegeben, wurde von der

Forschung weiter tradiert13. Die vorliegende Arbeit ist allerdings in erster Linie nicht als eine Auseinandersetzung mit denThesen von F. Cumont undG.H. Halsberghe zu verstehen. Auf den Versuch, eine umfassende Betrachtung von Entwicklung undStruktur der Sonnenkulte unterhalb der staatlichen Ebene vorzunehmen, wurde angesichts der dafür ungenügenden Quellenlage ebenfalls bewusst verzichtet. Die griechischen und römischen Sonnenkulte hat zudem bereits eine jüngst erschienene Dissertation zufriedenstellend betrachten können14. Vielmehr soll indennachfolgenden Kapiteln vorrangig untersucht werden, welche Motive dieetwa fünfzig in Rom anerkannten Kaiser und die nicht anerkannten Usurpatoren hatten, den Sonnengott unddie aus demSonnenkult entlehnte Symbolik im Rahmen ihrer Selbstdarstellung zuverwenden. 11So wurde die Verwendung göttlicher Attribute durch hellenistische undrömische Herrscher amBeispiel der Strahlen des Sonnengottes von M. BERGMANN (Die Strahlen der Herrscher: Theomorphes Herrscherbild undpolitische Symbolik im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit; Mainz, 1998) untersucht. Zueinzelnen Forschungsarbeiten siehe unten inden entsprechenden Kapiteln. 12F. KOLB; Herrscherideologie in der Spätantike; Berlin, 2001 [= Herrscherideologie]; S. 197, Anm. 600. Die Bemerkung, die Untersuchung vonG.H. Halsberghe sei ein Standardwerk für den Bereich der Münzprägung der ‚Soldatenkaiser‘ mit Sol, kann vordemHintergrund des dilettantischen Umgangs dieses Autors mitdennumismatischen Zeugnissen nurals schmerzlich bezeichnet werden (G.H. Halsberghe benutzt beispielsweise das aus dem 19. Jh. stammende Münzcorpus von H. Cohen, das bereits mit dem Erscheinen der englischen Handbücher als veraltet anzusehen ist). Auch die hingebungsvolle undunkritische Übernahme der Idee eines „ tendenziell monotheistischen Kultes“durch G. KREUCHER in seiner Probusbiographie (Der Kaiser Probus undseine Zeit; Stuttgart, 2003; (Historia Einzelschriften 174); S. 195) zeigt das Fortleben der Gedankengänge vonG.H. Halsberghe nurallzu deutlich. 13Beispielsweise von M. CLAUSS; Kaiser und Gott: Herrscherkult im römischen Reich; Stuttgart (u.a.), 1999 [= Kaiser undGott]; so behauptet Clauss, sich selbst als Beleg anführend, unter Commodus sei „ neben dentraditionellen Sonnengott der Sol invictus getreten, derjenen zunehmend in den Schatten stellen sollte“(S. 149). Clauss erweist sich in dieser Veröffentlichung auch als gelehriger Schüler Cumonts, indem er dessen Thesen vomsolaren Henotheismus in dieser Zeit übernimmt (v.a. S. 378f.). 14P. MATERN; Helios undSol: Kulte undIkonographie des griechischen und römischen Sonnengottes; Istanbul, 2002. DerSchwerpunkt derArbeit liegt aufderBetrachtung derIkonographie derSonnenkulte („ ImRahmen dieser Untersuchung können die politischen Dimensionenjedoch nicht immer berücksichtigt werden, das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf ikonographischen Fragen“[S. 7]).

12

Einleitung

Die im Kontext der vorliegenden Untersuchung maßgebliche literarische Quelle ist die unter der Bezeichnung Historia Augusta (= H.A.) überlieferte Sammlung von Kaiserbiographien, die vonHadrian bis zuCarinus reichen. Sie deckt damit, voneiner Lücke in derZeit von244 bis 253 n.Chr. abgesehen, den Untersuchungszeitraum vollständig ab undkönnte eigentlich dadurch viele Detailfragen klären15. Doch ist die H.A. keine unproblematische Quelle, gehört sie doch zu „ den sonderbarsten Produkten des ganzen Zeitalters“16. Strittig sind dabei nicht nur einzelne Angaben innerhalb der Biographien, sondern auch die Urheberschaft, der Entstehungszeitraum unddie Intention des Autors. Die H.A. selbst suggeriert demLeser, sie stamme ausder Feder von sechs verschiedenen Autoren17 und sei in diocletianisch-constantinischer Zeit entstanden18. Diese Angaben sindjedoch keinesfalls gesichert undwiedieHerkunft derverarbeiteten Informationen in Frage zustellen. Hatdie Forschung noch bis zumEnde des 19. Jh. die Darstellungen derH.A. weitgehend unkritisch übernommen, wurde durch den1889 erschienenen Aufsatz vonH.Dessau eine Welle weiterführender Untersuchungen ausgelöst19. Die Forschungen sind mittlerweile nahezu unüberschaubarundselbst derGang derDiskussionen kann andieser Stelle nurkurz skizziert werden20. Die Datierungsansätze reichen von der suggerierten diocletianischconstantinischen Zeit21 bis in die Mitte des5. Jh.22, doch sprechen verschiedene Argumente, besonders einige Passagen in der H.A. selbst23, für eine Entstehung 15Als erster Einstieg sind die Angaben in A. DEMANDT (Die Spätantike; München, 1989; (HAW III.6); S. 29f.), M. FUHRMANN (Rom in der Spätantike: Porträt einer Epoche; Düsseldorf (u.a.), 31998; S. 116f.) undD. FLACH (Einführung in die römische Geschichtsschreibung; Darmstadt, 21992, S. 271ff.) geeignet. 16M. FUHRMANN; S. 116. 17Aelius Spartianus, Iulius Capitolinus, Vulcacius Gallicanus, Aelius Lampridius, TrebelliusPollio undFlavius Vopiscus. Alle Namen sind ansonsten unbekannt. 18So ist die vita des Claudius II. Gothicus angeblich für Constantius Caesar (H.A. Claud. I, 1)geschrieben worden, während sechs weitere Biographien Constantin I. gewidmet worden sein sollen. Zu Beginn der vita Aureliani erhält der fiktive Autor im Verlauf einer Kutschfahrt von 304) den Impuls, über 292 u. 303– dem (historischen) praefectus Urbi Iunius Tiberianus (291– dasLeben dieses Kaisers zuberichten (H.A. Aurel I, 1ff.). 19H.DESSAU; „Über die Zeit undPersönlichkeit der Scriptores H.A.“ ; Hermes 24 (1889);

S. 337ff.

20Als Überblick über die Diskussionen sind die Bände der Reihe Bonner Historia Augusta Colloquium; Bonn, 1964ff. weiterhin unverzichtbar, die in den Bänden Historiae Augustae colloquia, nova series (1990ff.) ihre Fortsetzung finden. 21 An dieser Datierung hält v.a. A. LIPPOLD weiterhin verzweifelt fest (zuletzt: Die Historia Augusta: Eine Sammlung römischer Kaiserbiographien aus der Zeit Konstantins; hg.v. G.H. Waldherr; Stuttgart, 1998 [Zusammenfassung seiner Arbeiten zudiesem Thema]). 22 E. BIRLEY; „ The Dating of Vegetius and the Historia Augusta“ ; BHAC 1971; Bonn, 1974; (Antiquitas IV.11); S. 59ff. [= The Roman Army: Papers 1929–1986; Amsterdam, 1988; S. 58ff.] (Datierung in die Regierungszeit Valentinians III., nach 442 n.Chr.). 23So der Ausruf Aurelians, mansolle bei der Befragung der Sibyllinischen Bücher nicht handeln, als wäre man„ in Christianorum ecclesia, non in templo deorum omnium“(H.A. Aurel. XXIV, 5). Auch die Begründung der Wahl des greisen Tacitus zum Kaiser weist auf die Erhebung minderjähriger Augusti, sog. principes pueri (H.A. Tac. IVff.; dazu siehe auch F. PASCHOUD; Histoire Auguste V.1: vies d’Aurélien et Tacite; Paris, 1996; S. 265ff.).

Einleitung

13

amEnde des4. Jh. n.Chr.24. Die sechs inderH.A. angegebenen

Namen konnten zudem als Pseudonyme eines einzelnen anonymen Autors enttarnt werden25. Die paganen Tendenzen in der H.A. sind ebenfalls unverkennbar26, auch wenn die exakten zeitkritischen undreligionspolitischen Absichten des Autors weiterhin unklar bleiben27. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht jedoch die kaiserzeitliche Münzprägung. Die numismatische Überlieferung ist in ihrem Wert als historische Quelle oft unterschätzt worden. Ohne aufdie einzelnen Argumente in deranhaltenden Diskussion zwischen Befürwortern undGegnern eingehen zu können28, ist dennoch aufdie Bedeutung dieser Quellengruppe hinzuweisen. Dem antiken Geld kam eine Funktion zu, die sich von der heutigen in wesentlichen Punkten unterscheidet. Auch wenn mandie Euphorie des Numismatikers R. Göbl nicht teilen will, ist dieFunktion derMünze als Nachrichtenträger kaum noch abzustreiten29. Während die Vorderseite in der Regel ein Porträt des Regenten oder eines seiner Angehörigen zeigt, bietet die Rückseite eine aus Schrift, der Legende, undBild kombinierte Mitteilung. Diese Reversdarstellungenlassen ebenso wie die Porträts auf denAversen einen Bezug zupolitischen Leitlinien erkennen. Sie können invielen Fällen sogar, wiesich noch imVerlauf der Untersuchung zeigen wird, mit konkreten Ereignissen in Zusammenhang gebracht werden30. Alsimspäten 3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. dieLobreden aufeinzelne Herrscher (Panegyrici), die unverkennbar die Einflussnahme der Kaiser aufweisen31, vor24Diesem Ansatz Dessaus folgen u.a. D. FLACH; S. 278 u. T.D. BARNES; „ The Sources of ; Historia Augusta Colloquium Maceratense; hg.v. G. Bonamente (u.a.); the Historia Augusta“ ]; S. 1ff. Bari, 1995 [= „Historia Augusta“ 25 Zusammenfassung bei T.D. BARNES; „Historia Augusta“ ; S. 1ff. Dem widerspricht wiederum A. LIPPOLD, der von mehreren Autoren und einem Herausgeber ausgeht (s.v. Historia Augusta; RAC 15 (1991); Sp. 687ff.). 26DazuJ. STRAUB, derüberspitzt von‚heidnischer Geschichtsapologetik‘ spricht (Heidnische Geschichtsapologetik in der christlichen Spätantike; Bonn, 1963). 27Diese Problematik zeigt der fast verzweifelt anmutende Kommentar von D. FLACH (S. 279) ganz deutlich: „Allen Anstrengungen zumTrotz gibt die ‚Historia Augusta‘ aber noch immer viele Rätsel auf, weil ihr Verfasser zuleicht entschlüpfen kann, wenn manihnzufassen sucht“ . 28Dazu siehe beispielhaft die Auseinandersetzung zwischen A.H.M. Jones und R. Göbl bezüglich der Bewertbarkeit vonpolitischen undreligiösen Aussagen auf Münzen (R. GÖBL; Antike Numismatik, Bd. 1; München, 1978 [= Numismatik]; S. 242ff. u. A.H.M. JONES; ; Essays in Roman Coinage presented to H. Mattingly; hg.v. R.A.G. Numismatics andHistory“ „ Carson[u.a.]; Oxford, 1956;

S. 13ff.).

29R. GÖBL; Numismatik; S. 246ff.; R. DUNCAN-JONES; Money and Government in the Roman Empire; Cambridge, 1994; S. 97 (m. Forschungsüberblick u. weiterführender Literatur) u. zuletzt R. WOLTERS; Nummi signati: Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft; München, 1999; (Vestigia 49); S. 255ff. 30Andieser Stelle seien nurdie Münzen desAurelian mitSol undORIENS AVG.bzw. für Sol als CONSERVATOR AVG. genannt. Sie beziehen sich nicht nur auf die Wiederherstellung der Reichseinheit, sondern im Falle der Sol-conservator-Münzen gezielt auf den Sieg über die palmyrenischen Truppen bei Emesa unddiegöttliche Schlachtenhilfe (siehe unten Kap. 2.3.2.2). 31Dazusiehe T. GRÜNEWALD; Constantinus maximus Augustus: Herrschaftspropaganda

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Einleitung

liegen, lassen sich wiederholt direkte Verbindungen zwischen den Panegyrici

undderMünzprägung aufzeigen32. Gerade vor dem Hintergrund der zuvor spärlichen literarischen Überlieferung unddes unverkennbaren Rückganges im Inschriftenvolumen in denJahren zwischen 235 und284 n.Chr. kommt denin zunehmend größerem Umfang von den kaiserlichen Münzstätten ausgegebenen Geldstücken eine wesentliche Bedeutung bei der Betrachtung der von dem jeweiligen Herrscher verbreiteten Aussagen zu33. Demquantitativen Zuwachs stellt sich im Verlauf des Untersuchungszeitraumes dann noch eine zunehmend räumliche Differenzierung an die Seite, da seit der Mitte des 3. Jh. n.Chr. von den Kaisern mehrere Münzstätten eröffnet werden, die bestimmte Regionen des Reiches beliefern sollen34. Zuletzt stellt sich somit die Frage nach derZielgruppe, die durch die Aussagen der kaiserlichen Münzen angesprochen werden sollte. Die Antwort wird bereits durch die antiken Autoren gegeben: eine derbedeutendsten Zielgruppen waren die Soldaten der römischen Armee35. Die Richtigkeit dieser Zuordnung konnte von der modernen Forschung noch einmal unterstrichen undbezüglich einiger Ungenauigkeiten korrigiert werden. Demnach flossen etwa fünfundsiebzig Prozent der staatlichen Ausgaben in den Unterhalt der Armee und den Großteil davon machten der in Geld geleistete reguläre Sold unddie zusätzlich ausgegebenen Sonderzahlungen (donativa) aus36. Vorausgreifend sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Soldaten und ihr Verhalten in dieser Untersuchung wiederholt besondere Berücksichtigung finden werden. Wie einleitend noch darzustellen sein wird, verstärkte sich in dem gewählten Untersuchungszeitraum die Abhängigkeit des Herrschers von der Unterstützung durch kampfkräftige Truppenverbände. Ihre Nennung alsdieHauptzielgruppe kaiserlicher Selbstdarstellung hebt die Bedeutung der Aussagen der Münzprägung noch einmal hervor. Untersucht werden soll deshalb die Benutzung des Sonnengottes, seiner Attribute und seines Gestus in der kaiserlichen Münzprägung im Kontext der politischen Entwicklung im 3. undfrühen 4. Jh. In welchem Umfang wurde der Sonnenkult in die kaiserliche Selbstdarstellung eingebaut und welche Eigenschaften desHerrschers sollten dadurch betont werden? Zeigt sich möglicherweiin der zeitgenössischen Überlieferung; Stuttgart, 1990; (Historia Einzelschriften 64) [= Constantinus], v.a. S. 11. 32Siehe unten Kap. 3.4.1. (Panegyricus von297 n.Chr. undMünzen des Constantius I.) u. 3.4.3. (Panegyricus von310 n.Chr. undMünzen Constantins I.). 33Zumquantitativen Anstieg der Münzprägung im 3. Jh. n.Chr. siehe R. WOLTERS; S. 395ff. (dort auch Überblick über die Forschungsliteratur). 34Zur überwiegend regionalen Verbreitung der Münzen im direkten oder benachbarten Gebiet derjeweiligen Münzstätte siehe R. DUNCAN-JONES; S. 172ff. 35Cass. Dio Epit. 79, 36, 3. 36 Zu den Zahlenangaben siehe R. DUNCAN-JONES; S. 33ff., der, auch wenn beim Umgang mit absoluten Zahlen Vorsicht angebracht ist, m.E. zurecht von72% bis 77% ausgeht (S. 45f.). Zur ansteigenden Bedeutung von Donativen im 3. und 4. Jh. n.Chr. siehe u.a. P. BASTIEN; Monnaie et donativa au bas-empire; Wetteren, 1988; (numismatique Romaine: essais, recherches et documents XVII) [= Monnaie et donativa].

Einleitung

15

se eine Verbindung zwischen konkreten Ereignissen und dem Auftreten des Sonnengottes als Motiv auf Geldstücken? Lässt sich schließlich eine durchgängi-

ge Motivation erkennen, die einem Kaiser in denJahren zwischen 193 und337 n.Chr. die Aufnahme solarer Symbolik nahe legten? Die Annäherung andiese Thematik wird in drei Schritten erfolgen. In einem ersten Teil sind einleitend die religionspolitischen undhistorischen Rahmenbedingungen aufzuzeigen. Diese Einführung soll als Grundlage wesentlich zum Verständnis derdaran anschließenden Diskussion beitragen. Die historische Entwicklung des Verhältnisses von Sonnenkult undKaisertum wird dann von der Erhebung des Septimius Severus zumAugustus (193 n.Chr.) ausgehen undmitdemTodConstantins I. (337 n.Chr.) enden. Dabei ist zu betrachten, zuwelchen Zeiten undunter welchen Bedingungen es zurBenutzung solarer Symbolik durch die Kaiser kam. Die ursprünglich anvisierte chronologische Reihenfolge kann in einigen Kapiteln nicht eingehalten werden, da zur Klarheit derArgumentation Ereignisse aufgegriffen werden müssen, die zeitlich auseinander liegen. Anschließend soll ein dritter Teil wichtige, für die Verknüpfung von Sonnenkult undKaisertum charakteristische Einzelaspekte undStrukturen noch einmal gesondert behandeln. Neben der Untersuchung der wesentlichen Eigenschaften desrömischen Sol ist dasVerhältnis vonKaiser undSonnengott aufzuzeigen. Ein wichtiger Gesichtspunkt wird dabei stets die Frage nach der Kontinuität zur frühen undhohen Kaiserzeit undsogar zurrömischen Republik ausmachen.

2. DIE POLITISCHEN UND RELIGIÖSEN RAHMENBEDINGUNGEN 2.1. DIE SONNENKULTE IM RÖMISCHEN REICH

Die religiöse Bedeutung der Sonne lässt sich in den Provinzen des Römischen Reiches in einer Vielzahl von Kulten undin umfangreichen Bild- undInschriftenzeugnissen fassen1. Diese Kultlandschaft kann andieser Stelle natürlich nicht in ihrer gesamten Vielfalt eingehend behandelt werden, doch sind einige Bemerkungen zum Spektrum der Sonnenverehrung erforderlich, um die Stellung, die der Sonnenkult im Untersuchungszeitraum innerhalb der religiösen Landschaft einnahm, zu beleuchten2. Einige Aspekte, die in diesen Einführungskapiteln angesprochen werden, begegnen uns zudem im weiteren Verlauf der Arbeit wieder.

2.1.1. RomundItalien

DieGeschichte desSonnenkultes inRombeginnt bereits lange vorderrömischen Expansion in denaußeritalischen Raumoder nach Syrien hinein. Zumindest eine Kultstätte mit einem heiligen Ruhelager für den Sonnengott (pulvinar Solis) ist auf demQuirinal seit frührömischer Zeit nachweisbar. Sie soll vonT. Tatius aus einem sabinischen Gentilkult entwickelt worden sein3. Der in Rom undItalien verehrte Sol indiges, dessen Kult in der Hauptstadt vondergens Aurelia öffentlich betreut wurde undin Verbindung miteinem Fest am8. oder 9. August stand4, gehört ebenfalls in diesen Rahmen5. Gottheit undKult sind zudem keineswegs auf griechische Einflüsse zurückzuführen, auch wenn an der italisch –sabinischen Tradition Zweifel bestehen6. Die gleichen Fragen wirft der Kult für Sol im

1Allein die Auswahl vonQuellenzeugnissen unterschiedlicher Gattungen, dieC. LETTA in dem Beitrag im LIMC zusammengestellt hat (s.v. Helios / Sol; LIMC 4.1; S. 596ff. [Beschreibungen] u. LIMC 4.2; S. 366ff. [Abbildungen]) deutet auf die ikonographische Vielfalt undden Umfang derSonnenverehrung in römischer Zeit. 2 Dazu siehe jetzt die Untersuchung von P. MATERN; S. 9ff. 3 Dazu zuletzt R.L. GORDON; s.v. Sol I: Griechisch –Römisch; DNP 11 (2001) [= s.v. Sol]; Sp. 692; dort auch Angaben zurantiken Überlieferung. 4 Siehe R. MUTH; Einführung in die griechische undrömische Religion; Darmstadt, 21998; S. 358 u. R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 692ff.; zudenFesten für Sol in Romsiehe auch unten Kap. 3.3.2.4.2. 5 Überblick über die Anfänge des Sonnenkultes in Rom in C. KOCH; Gestirnverehrung im alten Italien: Sol indiges undder Kreis der di indigetes; Frankfurt/M., 1933; (Frankfurter Studien zurReligion undKultur derAntike 3) u. zuletzt R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 692. 6 S.E. HIJMANS; „ The Sun which did not rise in the East: the Cult of Sol invictus in the

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2. Die politischen undreligiösen Rahmenbedingungen

Circus auf. Der dort in mehreren Quellen erwähnte Tempel ist ebenfalls keine kaiserzeitliche Neuschöpfung, sondern scheint etruskischen Ursprungs zusein7. Über die Bedeutung des Sonnenkultes in RomundMittelitalien lassen sich keine detaillierten Aussagen machen, doch wardiese immerhin groß genug, um denSonnengott als Münzbild bereits aufdie frühen Unciae zubringen. Sie stehen mit am Anfang römischer Münzprägung. Und wenn diese Münzbilder einen verlässlichen Hinweis auf das Aussehen der Kultstatue geben, so belegen sie, dass dieser frührömische Sol, als jugendlicher Gott mit Strahlenkrone undChlamys verehrt wurde8. Somit waren weder die republikanischen noch die kaiserzeitlichen Motive Neuschöpfungen. Der seit dieser Zeit auf den Münzen bis in das4. Jh. n.Chr. hinein dargestellte Sonnengott geht direkt aufklassische griechische Vorbilder zurück, vielleicht sogar auf Heliosdarstellungen aus Rhodos und vomParthenon in Athen9. Auchinnerhalb desZeitraums vonseiner Einführung indieMünzprägung bis in die Endphase der Republik war Sol ein regelmäßig erscheinender Gast auf römischen Denaren undGoldmünzen10. Er gehört genauso zumKreis der sogenannten wagenfahrenden Gottheiten11 wie seine Büste während des Kampfes gegen die Giganten über derQuadriga des Iuppiter erscheint12. Aufdergesamten italischen Halbinsel sind ebenfalls die Spuren derSonnenverehrung fassbar13. Überblickt manalleine die Münzprägung der verschiedenen Regionen, fallen solare Symbole wie das Sonnenrad wiederholt ins Auge. Auf eine Anzahl einheimischer Sonnenkulte, die sich bis nach Norditalien hinauf ausgebreitet haben, verweisen die Angaben in der frühen lateinischen Literatur und einzelne Inschriften14. Sie finden ihre Fortsetzung in den kaiserzeitlichen ; BaBesch 71 (1996); S. 116ff.; R. MUTH zweifelt die klassiLight of Non-Literary Evidence“ sche Tradition, die v.a. auf Varro zurückgeht, an, kann aber auch einer Herkunft aus Rhodos nicht zustimmen (S. 358). 7 P. MATERN; S. 24ff. 8 RRC I, p. 150.39/4 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone in Vorderansicht. |Rv.: Liegende Mondsichel, darin 2 Sterne der Dioskuren); zudiesem Typsiehe auch unten Kap. 4.1.1. 9 P. MATERN; S. 47ff., v.a. S. 62 (zu rhodischen Sonnenquadrigen als „potentielle Vorbilder“ fürdie republikanischen Denare). 10RRC I, p. 280.250/1 (Av.: Büste der Roma n.r. |Rv.: Sol in Quadriga n.r.; 132 v.Chr.), p. 314.303/1 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r. |Rv.: Luna in Biga n.r.; 109/8 v.Chr.), p. 318.309/1 (Av.: Büste der Roma n.1. |Rv.: Sol in Quadriga in Vorderansicht; 118–107 v.Chr.), p. 404.390/1 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r. |Rv.: Liegende Mondsichel umgeben von7 b (Av.: Kopf des C. Coelius Caldus n.r. |Rv.: Kopf des Sol Sternen; 76 v.Chr.), p. 457.437/1a– m.Strahlenkrone n.r., dahinter römischer Legionärsschild, davor makedonischer Rundschild; 51 b (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r. |Rv.: Adler; 46 v.Chr.) u. p. v.Chr.), p. 474.463/4a– 484.474/5 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r., dahinter Spitzhacke. |Rv.: Luna in Biga n.r.; 45 v.Chr.). 11S. BÖHM; Die Münzen der römischen Republik und ihre Bildquellen; Mainz, 1997; S. 5ff. (zu den wagenfahrenden Gottheiten u. Sol) u. S. 46ff. (zu den Sol-Typen der römischen Republik). 12RRC I, p. 318.310/1 (Av.: Büste der Roma n.r. |Rv.: Iuppiter in Quadriga n.r. fahrend, schleudert Blitz auf Giganten, darüber Solbüste n.l. u. Mondsichel). 13Dazu siehe die Monographie vonC. KOCH. 14R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 692 (sowohl mit Belegstellen als auch weiterführender Literatur).

2.1. Die Sonnenkulte imRömischen Reich

19

Weihungen für Sol, die in den Fasten nicht nur die überlieferten Feste für Sol indiges belegen15, sondern auch auf die Existenz vonPriesterschaften weisen16.

2.1.2. Der griechisch-sprachige Osten

Das Bild, das sich die moderne Forschung von den Sonnenkulten in den griechisch-sprachigen Provinzen in der Osthälfte des Römischen Reiches machte, warlange Zeit dominiert vonderVorstellung, es habe eine dichte Landschaft eng miteinander verknüpfter Kulte existiert. Deren Sonnengottheiten sollten von vergleichbarer Ausformung sein und ihre synkretistische Theologie habe die Vorstufe zu einer monotheistischen Religion gebildet17. Es hat bis in die Mitte des 20. Jh. gedauert, dieses dogmatische Gebilde zu durchbrechen18. Letztendlich hat sich gezeigt, dass man von vereinzelten, kaum als dominant zu bezeichnenden Sonnenkulten ausgehen muss19. Betrachtet man die unterschiedlichen Regionen des griechisch-sprachigen Ostens, erkennt man, dass sich die dort ausgeübten Sonnenkulte in ihrem Inhalt wie in ihrer Ausprägung beachtlich voneinander unterscheiden. In Griechenland hatte der Sonnenkult sicherlich keine große Bedeutung. Dennoch zeigen die Quellen, dass in Korinth undAthen, vor allem aber auf Rhodos, die Verehrung des Helios mit zudenältesten Kulten gehörte. Über denHellenismus bis in die späte Kaiserzeit hinein lassen sich die traditionellen Kultformen verfolgen20. In Kleinasien hatte sich die Sonnenverehrung in prähistorischer Zeit in der Form einer hethitischen Sonnengöttin etabliert21. Möglicherweise sind die zahlreichen weiblichen Gottheiten mit Strahlenkrone auf provinzialrömischen Münzenals ein Fortdauern dieser Tradition bis in die Kaiserzeit hinein zudeuten22. 15CIL IX 2320 (Allifae) u. 4192 (Amiternum). 16AE 1975, No. 351 (Picenum). 17V.a. ist andieser Stellen F. Cumont zunennen, dessen umfangreiche Forschungstätigkeit auf diesem Gebiet demZweck diente, durch Zusammenfassung v.a. literarischer Zeugnisse die Einflussnahme orientalischer Religionsvorstellungen auf die Kulte des hellenistischen und römischen Ostens zu belegen (beispielhaft aufgeführt in der Monographie Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum; Leipzig (u.a.), 31931.). 18Dazu siehe den Überblick in M. BERGMANN; S. 267ff. 19Dies konnte H. SEYRIG in seiner vorbildlichen Untersuchung („ Le culte du Soleil en Syrie a l’époque romaine“ ; Syria 48 (1971); S. 337ff.) herausarbeiten. Zusammenfassung der Diskussion über die sog.‚orientalischen Sonnenreligionen‘ im römischen Reich zuletzt in S.E. HIJMANS; S. 118ff. 20Überblick in P. MATERN; S. 10ff. 21P. TARACHA; s.v. Sonnengott III: hethitisches Anatolien; DNP 11 (2001); Sp. 718. 22Münzen ausCoracesium (Cilicia) zeigen eine reitende Göttin mitStrahlenkrone (BMCGr 19, p. 64.1; SNGLevante 721, 749 u. 784), während in Comana (Pontus) eine Frauengestalt m. Strahlenkrone, Schild u. Keule gezeigt wird (W.H. WADDINGTON; Recueil general des monnaies grecques d’Asie mineure; Paris, 1908ff., NDHildesheim, 1976; p.109.12). Gelegentlich begegnet auch eine einheimische Ausprägung derArtemis (SNG France II, 442; SNGPfalz IV, 286 [Perga/Pamphylia]; SNG Cop. 32, 350; H.v. AULOCK; Münzen undStädte Pisidiens I; Tübingen, 1977; 1426 [Verbe/Pisidia]) oder Themis mit der Strahlenkrone (SNG Pfalz IV, 103f., 109, 123f. u. 134; SNG Aulock 4596 [Aspendos/Pamphylia]).

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2. Die politischen undreligiösen Rahmenbedingungen Zumindest zeigt

die große Anzahl kleinasiatischer Münzen mit Helios / Sol,

dass derGott in diesem Gebiet eine nicht zuunterschätzende Rolle imreligiösen Leben der Siedlungen undihrer Bewohner spielte23. Im Mittelpunkt der städtischen Kulte stand derSonnengott möglicherweise

in Caesarea (Cappadocia). Er

wird in engem Zusammenhang mit dem vergöttlichten Berg Argaios gebracht und als eine Ausdrucksform der Berggottheit verwendet24. Dementsprechend findet sich Helios als kombiniertes Münzbild durchgehend von Tiberius bis Severus Alexander25. Besonders in Lydien bildete sich ein Schwerpunkt der Heliosverehrung. Neben Tralleis26 belegen die Münzen von Philadelphia eine

dortige Kultstätte für den Sonnengott, dessen Kultbild die bekannte anthropomorphe Gestalt desSol in einem zuerst zwei-, später viersäuligen Tempel zeigt27. Die Münzbilder entsprechen denaus der Reichsprägung bekannten Darstellungen, die den jugendlichen Gott mit Strahlenkrone, Chlamys, Globus und erhobener Rechten zeigen. AnderWende vom2. zum3. Jh. n.Chr. sindVeränderungen weder bei denAttributen noch beim Gestus zubeobachten28. Außerdem, dies ist mit Blick auf die Sol-Apollon-Typen unter Aurelian undProbus natürlich interessant29, finden sich gerade auf denReversen derStädteprägungen Bildnisse desApollon mitdenAttributen desSonnengottes, vorallem derStrahlenkrone30.

23Die Städte, die Münzen mit Helios / Sol prägen ließen, verteilen sich über dasgesamte Kleinasien von Bithynia im Nordwesten (SNG Aulock 333 [Bithynion-Klaudiopolis]; W.H. WADDINGTON; p. 331.131 [Kios]; W.H. WADDINGTON; p. 409.81ff.; SNG Aulock 569 [Nikaia]; W.H. WADDINGTON; p. 566.378 [Nikomedia]; W.H. WADDINGTON; p. 585.70ff.; SNG Aulock 879 [Prusa]; W.H. WADDINGTON; p. 610.51; SNG Aulock 887, 898 [Prusias]; SNG Tübingen 2154; SNG Righetti 684 [Tion]) bis nach Cilicia im Südosten (SNG France II, 2402 [Epiphaneia]; SNG France II, 2206; SNG Levante 1548 [Flavioupolis]; SNG France II, 2246 [Hierapolis-Kastabala]; SNGLevante Suppl. 390 [Irenopolis]; SNGLevante 272 [Lyrbe]; SNG Aulock 5746 [Mopsuestia]; SNG Levante 664 [Olba]; SNG France II, 1253 [Pompeioupolis]; SNG Levante 702 [Seleukeia]; SNG Aulock 6044; SNG France II, 1787; SNG Levante 1043f., 1077, 1103, 1182, 1560 [Tarsos]). 24ZurVerehrung des Berges Argaios, der Entwicklung des Kultes unddemCharakter der Argaios / Erciyas Dağ i –Heiliger Berg Kappadokiens; MonuBerggottheit siehe P. WEISS; „ ; JNG35 (1985); S. 21ff. Des weiteren wird derBerggott anZeus und mente undIkonographie“ Sarapis angeglichen (S. 45ff.); interessant ist auch die Darstellung als Helios –Apollon mit Strahlenkrone undZweig, der auf demBerg sitzend gezeigt wird (S. 46 u. Tf. 14). 25 SNG Righetti 1757 (Tiberius); SNG Cop. 34, 188 (Vespasian); SNG Aulock 6377 (Nerva); SNG Aulock 6386 (Trajan); SNG Righetti 1768 (Hadrian); SNG Righetti 1772 (Antoninus Pius); SNG Aulock 6432f. (M. Aurelius); SNG Aulock 6438 (L. Verus); SNG Aulock 6450 (Commodus); SNG Aulock 6485 (Septimius Severus); SNG Aulock 6478 (lulia Domna); SNG Aulock 6482 (Caracalla); D.H. COX; A Tarsus Coin Collection in the Adana Museum; NewYork, 1941; (NNM 92), p.57.227 (Geta); SNGAulock 6515 (Severus Alexander). 26Dazu P. MATERN; S. 14ff. Sie sieht Tralleis als Schwerpunkt der Sonnenverehrung in Kleinasien. 27Zweisäulig: BMCGr 16, p. 199.73 (M. Aurelius); viersäulig: SNG Aulock 3081 (Caracalla) u. 3083 (Severus Alexander). 28 Vgl. die Helios-Reversen für Tiberius (RPC I 3054ff. [Tripolis/Lydia]; SNG Righetti 1114 [Kaisareia/ Cappadocia] mit denen unter Valerian I. (SNG France II, 2246. [Hierapolis/ Cilicia]; SNG Levante 1182 [Tarsos/Cilicia]; SNG Righetti 1170 [Cottiaeum/Phrygia]; SNG Levante 1560 [Flavioupolis/Cilica]). 29Siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. (Aurelian) u. 3.3.4. (Probus). 30 RPC I 2877 [Hierapolis-Kastabala/Cilicia]; SNG Aulock 4310 [Kragus/Lycia]; S.

2.1. Die Sonnenkulte imRömischen Reich

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In Syrien haben bis in die Spätantike hinein die semitischen Ba’alim die dortige Kultlandschaft beherrscht. Die früheren Annahmen, es habe sich um Sonnengötter gehandelt, konnten widerlegt undvielmehr ihre Interpretation als Zeus / Iuppiter herausgearbeitet werden31. In der Kaiserzeit lassen sich dann Sonnengötter, die das lokale Pantheon dominieren, nurpunktuell in Emesa und Palmyra nachweisen. Gerade der Kult des emesenischen Elagabal beeinflusste lange Zeit die wissenschaftliche Diskussion, bevor schließlich der lokale Charakter von Kult undInhalt dieser altsemitischen Baalreligion belegt werden konnte32.

DerSonnengott vonPalmyra, dort unter demNamen Yarhibol verehrt, nimmt Oasenstadt eine unübersehbare, doch oft überschätzte Position ein33. Diese könnte sich in den Angaben der literarischen Quellen widerspiegeln, die eine Verbindung zwischen demlokalen Yarhibolkult und seinem Tempel zu dem von Aurelian in Rom errichteten Sonnentempel unddenpontifices Solis konstruieren wollen34. Zunächst ist allerdings von einer Göttertrias auszugehen, die sich aus dem Hauptgott Malachbel, dem Mondgott Aglibol unddemSonnengott Yarhibol zusammensetzt35. Eine weitere Kultstatue neben Sol in Rom wird jedoch nur von Zosimos erwähnt, der allerdings lediglich einen Baal unbekannter Provenienz nennt, ohne eine dritte Mondgottheit anzugeben oder die genaue Funktion der Baalstatue zu beschreiben36. Außerdem unterschied sich der in Palmyra praktizierte Yarhibolkult ikonographisch in wichtigen Punkten vondemin derHauptstadt überlieferten Sonnenkult undkeine Münze eines römischen Kaisers zeigt Sol mit denAttributen, die für

in denReligionsvorstellungen dieser bedeutenden

den palmyrenischen Gott charakteristisch sind37. SCHULTZ; Die Münzprägung von Magnesia am Mäander; Berlin (u.a.), 1975; 191, 291ff. u. 1901ff., Wien, 489 [Magnesia/Ionia]; F. IMHOOF-BLUMER; Kleinasiatische Münzen;ND Hildesheim, 1974; p. 160.4 [Bageis/Lydia]; SNG Aulock 2927 u. 2931 [Blaundos/Lydia]; SNG France III, 2036 [Selge/Pisidia]; RPC II 1776 [Aigeai/Cilicia]. 31S.E. HIJMANS; S. 118ff. (dort auch ein Forschungsüberblick). 32Dazusiehe unten Kap. 3.1.3.; einen maßgeblichen Einfluss hatte, undhatteilweise immer noch, die bereits erwähnte Untersuchung von G.H. Halsberghe auf das Bild, das die Moderne vondemSol Elagabal hatte (Die Monographie wird noch in derjüngst erschienenen Untersuchung vonF. KOLB zurspätantiken Herrscherideologie als Standardwerk über die Motive in der Münzprägung der ‚Soldatenkaiser‘undderen religiöse Aussagen zitiert [Herrscherideologie; S. 197, Anm. 600]). 33H.W. DRIJVERS; The Religion of Palmyra;(gegen 20ff. S. 1976; eine Leiden, bedeutendeStellung des Sonnenkultes in Palmyra). 34H.A. Aur. XXXI, 7; Zos. IX, 61, 2.; dazu siehe auch unten Kap. 3.3.2. 35J. TEIXIDOR; The Pantheon of Palmyra; Leiden, 1979; S. 34ff. 36Zos. I, 61, 2: Ἐ ντο ῳ ύ κ τ α ὶτ ὸτ ο ῦἩ ρ λ λ επ α ο ίο π μ ῶ εν εγ ο υδειμ ά νμ ςἱερ ὸ ςτ ο ῖςἀ ὸ π μ ρ ύ ἀ Π ε α η λ ςἐκόσμ σ μ ε νἀνα μ α α ή τ σ α ρ ιν ,Ἡ λ . θ ιδ ύ ά σ θ λ α ο λ υκα ίο ςἀγ α ὶΒή υτ εκ 37Das wichtigste Charakteristikum ist die militärische Ausrüstung der Sonnengötter wie Rüstung, Schwert, z.T. auch Speer; dazu siehe P. LINANT DE BELLEFONDS; s.v. Iarhibol; u niformierten‘ ‚ zu 423ff.; S. LIMC 5.1 (1990); S. 624ff. u. LIMC 5.2 (1990);im syriGöttern schen Raum siehe E.H. KANTOROWICZ; „ ; PAPhS 105 (1961) [= „UniGods in Uniform“ form“ ]; S. 374ff.; zu Aglibol siehe M. LE GLAY; s.v. Aglibol; LIMC 1.1 (1981); S. 298ff. u. LIMC 1.2 (1981); S. 216ff.

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2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

Eine Kultlandschaft für die Sonne ist auch in Ägypten erkennbar. Dort sind die aus pharaonischer Zeit bekannten Sonnengottheiten bis in die römische Zeit hinein tradiert worden38. Im Wesentlichen sind es private Zeugnisse, vor allem die wiederholt in der Forschung behandelten magischen Papyri, durch die eine Angleichung altägyptischer Sonnengötter an dengriechischen Helios rekonstruiert werden kann. Sie lassen einFortleben derSonnenverehrung in diesem Raum bis in die römische Kaiserzeit hinein erkennen39. Im Rahmen der Sonnenverehrung im griechischen Osten muss zudem noch die unbestreitbare Verknüpfung von Sonnenkult undPhilosophie angesprochen werden. VondenAnfängen imPythagoreismus über die Lehre des Platon bis hin zudenkaiserzeitlichen Richtungen des Plotin unddes Apollonius vonTyana ist die Bedeutung der Sonne unddes Sonnenkultes unverkennbar40. Davon ausgehend wirdgerne eine Verbindungslinie zudemvondenKaisern herausgestellten Sonnengott gezogen. Sie soll durch dieBeziehung desGallienus zumNeuplatonismus undseinen Anhängern hergestellt worden sei. Eine derartige Beeinflussung ist, gerade imHinblick aufdieZielgruppen kaiserlicher Selbstdarstellung in dieser Zeit, jedoch unwahrscheinlich und zudem als Erklärung für die ansteigende Bedeutung des Sonnenkultes weder zeitlich passend noch generell notwendig41. Dass dieVerwendung undVerehrung derSonne indenphilosophischen Strömungen inderrömischen Oberschicht derKaiserzeit dieAkzeptanz dem Sonnenkult gegenüber erhöht hat, sollte nicht übersehen werden42. Es ist m.E. jedoch fraglich, ob diese Beeinflussung auf die Auswahl der Motive, die sich innerhalb derkaiserlichen Selbstdarstellung finden, maßgeblich eingewirkt hat.

2.1.3. DerWesten unddie Donauprovinzen

Die Verehrung der Sonne als Gottheit oder göttliche Kraft war kein auf den griechischen Osten begrenztes Phänomen, sondern in demGebiet der späteren westlichen Provinzen des Römischen Reiches ebenfalls weit verbreitet. Spuren der Sonnenverehrung lassen sich bis in die prähistorische Zeit zurückverfolgen und weisen auf eine Kontinuität über die keltische bis in die römische Zeit 38A.v. LIEVEN; s.v. Sonnengott II: Ägypten; DNP 11 (2001); Sp. 717f. 39Dazu u.a. W. FAUTH; Helios Megistos: Zur synkretistischen Theologie der Spätantike; Leiden [u.a.], 1995; (Religions in the Graeco-Roman World, Vol. 125) [= Helios megistos]; S. 34ff. 40Überblick bei W. FAUTH; Helios Megistos; S. XXVff. 41 Zu Gallienus und dem Neuplatonismus siehe u.a. L. DE BLOIS; The Policy of the Emperor Gallienus; Leiden, 1976; (Studies of the Dutch Archaeological andHistorical Society 7); S. 167ff. (gegen eine Verbindung vonSonnenangleichung dieses Kaisers undderphilosophischen Lehre). 42 Siehe als Einstieg R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 693. Die Armee, als die wichtigste Zielgruppe kaiserlicher Propaganda m.E. kaum Zugang gehabt haben.

in dieser Zeit,

dürfte

zudiesen philosophischen Gedanken

2.1. DieSonnenkulte imRömischen Reich

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hinein43. Diese Sonnenreligionen lassen zudem frühzeitig Berührungspunkte mit denKulten desMittelmeerraumes erkennen undhaben denBoden fürdie spätere Annahme desgriechisch-römischen Pantheons bereitet. Die für das 3. Jh. n.Chr. charakteristischen militärischen Komponenten sind dabei ebenso ein Bestandteil der westlichen solaren Kultlandschaft wie die für denrömischen Sol typischen Attribute undSymbole44. Die frühen Bilddarstellungen in dengallisch-germanischen Provinzen, diedenSonnengott in deraufdenrömischen Münzen charakteristischen Weise zeigen, lassen sich in das 1. Jh. n.Chr. datieren. Sie ordnen ihn jener romanisierten Götterwelt zu,die indieser Zeit fürdiewestlichen Religions-

vorstellungen kennzeichnend war45. Gerade imKontext derin dennachfolgenden Kapiteln noch zuuntersuchenden Verbindung von Sonnenkult und Kaisertum sind die in den nordafrikanischen Provinzen gefundenen Sol-Altäre interessant. Sie sinddurch Inschriften als Weihungen für das Wohl des Herrschers (pro salute imperatoris) gekennzeichnet und deuten somit in den Bereich der vota publica. Bislang sind Beispiele für Aurelian46, Probus47, Iulian Apostata48 undeinen unbekannten Kaiser49 bekannt. Eine Inschrift ausderMauretania Sitifensis verbindet die Errichtung eines centenarium Solis sogar miteiner Weihung fürdie Kaiser Licinius undConstantin I.50. Diese Inschriften als Belege eines übergreifenden Kultes fürSol invictus unddie Kaiser zuwerten, ist sicherlich übertrieben. Dennoch wirddurch diese Zeugnisse eine Verbindung zwischen demKaiser, den vota publica unddem Sonnenkult evident, die noch bei der Betrachtung der Reichsmünzen zu untersuchen sein wird51.

In den Donauprovinzen hat der Sonnenkult eine lange Tradition, in deren Mittelpunkt seit dem 5. Jh. v.Chr. offensichtlich eine bedeutende, als HeliosApollon interpretierte Sonnengottheit stand, die bereits synkretistische Züge aufwies52. In der Kaiserzeit treten dann vor allem Angehörige der in diesem Raum stationierten Truppenverbände als Stifter vonInschriften für Sol auf53. Sie 43 M. GREEN; Sun-Gods of Ancient Europe; London, 1991; S. 14ff.; bedauerlicherweise wird dieser Kulturraum von P. MATERN vernachlässigt. 44M. GREEN; S. 86ff.; dort zueiner Verbindung zuIuppiter [S. 90ff.], v.a. aber denNachweis fürdie Quadriga desSonnengottes sowie dasPferd [S. 116ff.], einTier, das, wie sich unten noch zeigen wird, auf den Münzen des Gallienus für Sol conservator dargestellt worden ist (siehe dazuunten Kap. 3.2.4). 45S.E. HIJMANS; S. 136. 46 CIL VIII 5143 = ILS 580 (Thagaste, Numidia) u. CIL VIII 23924 (Arbal, Mauretania Caesarensis). 47CIL VIII 1329 (Chidibbia, Africa proconsularis). 48AE 1988, No. 1110 (Aradi/Bou Arada, Africa proconsularis). 49CIL VIII 9331 (Caesarea, Mauretania Caesarensis). 50CIL VIII 8712 (Bir Haddada, Mauretania Sitifensis). 51Dazu siehe v.a. unten Kap. 3.3.3. 52W. FAUTH; Helios Megistos; S. XXIVf.; dort auch zur Kontinuität dieser Ausprägung der Sonnenverehrung bis in die Spätantike hinein (S. XXIIIff.). 53CIL III 1111 (Apulum: C. Caerellius Sabinus, legatus leg. XIII Geminae); AE 1894, No. 109 (Adamklissi: Q. Lucilius Priscinus, centurio leg. I. Italicae); AE 1907, No. 176 (Carnuntum: Q. Livinius Senecio, veteranus leg. XII Geminae); AE 1912, No. 199 (Bov nahe Sofia: vexillatio

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2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

weisen damit noch einmal aufdie Bedeutung desSonnenkultes für dasrömische Militär in dieser Zeit hin. Sicherlich darf man einer vereinzelten Inschrift aus Apulum (Dacia) keinesfalls eine weitreichende, repräsentative Bedeutung geben, doch ist diese von einem haruspex Coloniae gesetzte Weihung mit der Formel PRO SALVTE IMP(erii) P(opuli)Q(ue) R(omani) ET ORDINIS COL(oniae) APVL(iensis) nicht uninteressant54. In ihr wird Sol invictus als Schutzgott für Reich undStadt angerufen unddamit dasoft als ungewöhnlich bezeichnete Bild desSol dominus imperii Romani derTriumphprägung Aurelians vorweg genommen55. Für den gesamten Westen des Reiches ist zudem die breite Streuung von Objekten zu beobachten, auf denen der Sonnengott dargestellt wurde56. Auch wenn sie nicht auf einen jeweils zugehörigen Kult verweisen, sind sie sowohl als Zeichen für die Popularität des Gottes als auch, wie bereits die kleinasiatischen Städteprägungen, als Zeugnisse für die frühzeitige Verwendung der im 3. Jh. n.Chr. charakteristischen, oft als ‚orientalisch‘ bezeichneten, Attribute zu werten57.

2.1.4. Berührungspunkte mit anderen Kulten

Der Sonnenkult ist durch zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Kulten gekennzeichnet. Diese sollen, undkönnen, andieser Stelle nicht in ihrer gesamten Breite aufgearbeitet werden. Es werden deshalb zwei Beispiele betrachtet, die ebenso sehr Einblicke in die engen Verknüpfungen zwischen den antiken Religionen ermöglichen, wie sie die Problematik aufzeigen können, die sich aus der allzu schnellen Interpretation dieser Querverbindungen ergeben.

2.1.4.1. Der Mithraskult Mysterienkulte haben durch ihre AuradesGeheimnisvollen undExotischen nicht nurauf Zeitgenossen eine beachtliche Anziehungskraft ausgeübt, sondern wekkennoch inderModerne dasInteresse vonWissenschaftlern58. DerKult, dersich umdie Mysterien des Gottes Mithras formierte, ist dabei keine Ausnahme. In diesem Kapitel soll er jedoch nicht wegen seiner ungeklärten Strukturen und Inhalte betrachtet werden, sondern weil sich im weiteren Verlauf der Untersuleg. VI Victricis); AE 1912, No. 281 (Patras: milites einer unbek. Einheit); AE 1965, No. 123 (Aquincum: Iulius Marcellinus, miles leg. II Adiutricis); AE 1966, No. 314 (Slaveni/Dacia: principales alae I. Hispanorum). 54CIL III 1114. 55Siehe unten Kap. 3.3.2.4.4f. 56Überblick undAuswahl bestimmter Exemplare in C. LETTA; Tf. 366ff. 57S.E. HIJMANS; S. 132ff. (so fällt die Masse der Solbildnisse auf Tonlämpchen in das 1. Jh. n.Chr.). 58 Zur Einführung siehe u.a. W. BURKERT; Antike Mysterien: Funktionen und Gehalt; München, 41994.

2.1. Die Sonnenkulte imRömischen Reich

25

chung noch zeigen wird, dass der mit dem Kaisertum verbundene Sonnenkult offensichtlich Anknüpfungspunkte zum Mithraskult aufweist59. Trotz zahlreicher, teils sehr umfangreicher Forschungen, bleibt derCharakter desMithraskultes weiterhin rätselhaft. Weder die Ursprünge noch derInhalt des Mysteriums sind ausreichend geklärt undauch dieeinzelnen Entwicklungsstufen konnten bislang nicht zweifelsfrei rekonstruiert werden60. Selbst die Frage muss unbeantwortet bleiben, ob es eine Verbindung zwischen der Verehrung des persischen Gottes Mithra in vorrömischer Zeit unddemlateinischen Mithraskult gegeben hat undin welchem Umfang diese Beeinflussung erfolgt sein könnte61. Einige Gesichtspunkte konnten jedoch herausgearbeitet werden, die gerade fürdiese Untersuchung interessant sind. Zunächst hatsich derrömische Mithraskult, neben einem Schwerpunkt in Italien, vorallem in denMilitärzonen entlang der Flussgrenzen an Rhein und Donau und im Illyricum verbreitet62. Seine Anhänger rekrutierten sich dann auch in großem Umfang aus den Reihen der Soldaten63, denen somit eine wichtige Aufgabe bei der Verbreitung des Kultes zukam64. Der Gott Mithras selbst wies bereits in denAnfängen des römischen Kultes eine Affinität zumSonnengott auf, die sich schon auf frühen Weihinschriften in der Formel invictus Sol Mithras ausdrückte undauch im weiteren Verlauf der Entwicklung des Kultes erkennbar blieb65. Der genaue Hintergrund dieser Verbindung erweist sich weiterhin als Problem, denn die Ansichten gehen in der Forschung auseinander, ob manvon zwei eigenständigen Gottheiten ausgehen

59Siehe unten Kap. 4.1.3.1. 60Die Ansätze reichen von einer Neuentwicklung in Kilikien im 1. Jh. v.Chr. (D. ULANSEY; The Origins of the Mithraic Mysteries: Cosmology and Salvation in the Ancient World; Oxford, 1989) über eine Synthese ausiranischen undgriechischen Ideen in der Kommagene im The Mysteries of Mithras: a newAccount of their Genesis“ 1. Jh. n.Chr. (R. BECK; „ ; JRS 88 (1998); S. 115ff.) bis zur Annahme, der Kult sei ebenfalls im 1. Jh. n.Chr. in Italien gestiftet worden (B. JACOBS; Die Herkunft undEntstehung der römischen Mithrasmysterien: Überlegungen zur Rolle des Stifters und zu den astronomischen Hintergründen der Kultlegende; Konstanz, 1999 [dort auch weiterführende Literatur zumMithraskult (S. 56ff.)]). Die Versuche, u.a. von M. CLAUSS; Mithras: Kult undMysterien; München, 1990 [= Mithras]; S. 51ff., umfassende Thesen finden zuwollen, diejedes Zeugnis bis indieDetails genau erklären, hatz.T. zu recht willkürlichen Konstruktionen geführt, die m.E.jedoch denEinfluss regionaler Traditionen unberücksichtigt lassen. 61 Nachdem einige Zeit die ursprüngliche, von F. CUMONT (Die Mysterien des Mithra; Leipzig, 21911) aufgestellte These, es habe eine Verbindung zumpersischen Mithra gegeben, JACOBS B. hat 13ff.), seiner S. jüngst abgestritten wurde (so bei M. CLAUSS; Mithras;in erschienenen Untersuchung den Bezug des römischen Mithras zumaltpersischen Gott wieder stärker in denVordergrund gestellt, jedoch auch die neuenAspekte betont (S. 38ff.). 62Siehe die Karte in M. CLAUSS; Mithras; S. 34. 63M. CLAUSS; Cultores Mithrae: Die Anhängerschaft des Mithras-Kultes; Stuttgart, 1992; (HABES 10) [= Cultores]; S. 264ff. Daneben finden sich Verwaltungsbeamte, Sklaven und Freigelassene in großer Anzahl. 64 C.M. DANIELS; „ The Role of the Roman Army in the Spread and Practice of Mith; Mithraic Studies II; hg.v. J.R. Hinnells; Manchester, 1975; S. 249ff. raism“ 65B. JACOBS; S. 33ff. (dort werden auch einige derfrühen Inschriften genannt).

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2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

muss66 oder eine synkretistische Verschmelzung vonMithras undSol annehmen darf67. Unbestreitbar istjedoch dieenge Verflechtung beider Götter, die nicht nur

die Inschriftentexte belegen, sondern die auch durch zahlreiche Reliefdarstellungenerkennbar wird68. Zunächst ist also festzuhalten, dass hier ein Kult fassbar wird, dernicht nurin großem Umfang auf die für das Kaisertum so wichtigen Heeresangehörigen und Verwaltungsfunktionäre einwirkt, sondern seine Anhänger zusätzlich noch für denSonnenkult empfänglich macht. Doch aller Euphorie zumTrotz muss darauf hingewiesen werden, dass ein Mysterienkult nicht auf Breitenwirkung ausgelegt war69. Seine Kultstätten und Versammlungsräume waren nicht nur für den Außenstehenden weitgehend unsichtbar, die Exklusivität war vielmehr das charakteristische Merkmal jeder Mysterienreligion70. Mansollte sich also davor hüten, derunbestreitbaren Unterstützung des Sonnenkultes durch die Mysterien des Mithras eine umfassende Breitenwirkung zuzuschreiben71. Demnach ist derEinfluss desMithraskultes und seiner Terminologie auf die Legenden der Reichsmünzen höchst fraglich72. 66So spricht D. ULANSEY; S. 103ff. vonSol / Helios unddemSonnengott Mithras, derden Beinamen invictus als Zeichen seiner Überlegenheit vonSol / Helios übernommen hat. Zuletzt geht B. JACOBS; S. 53f. ebenfalls vonzwei, wennauch zusammenwirkenden, jedoch eigenständigen Göttern aus. 67Diese Vorstellung findet sich bereits bei F. CUMONT; Mithra; S. 175ff. und natürlich auch teilweise bei M. CLAUSS; Mithras; S. 153ff. M. Clauss hat offensichtlich Probleme mit diesem Zusammenwirken, denn während er einleitend voneiner Gleichsetzung beider GottheiDerrömische Mithras ist derunbesiegte Sonnengott, ist Sol invictus“[Mithras; S. ten spricht („ 153]), muss er wenig später zugeben, „Mithras undSol sind zwei unterschiedliche Gottheiten“ (Mithras; S. 154). Sein Ansatz, nicht zwanghaft „ das Verhältnis vonMithras undSol undihre gegenseitigen Beziehungen ... in ein streng logisches System zubringen“(S. 155), weist jedoch m.E. in die korrekte Richtung. 68Eine umfassende Sammlung vonInschriften undReliefs ausdemMithraskult findet sich in M.J. VERMASEREN; Corpus Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithriacae, 2 Bde.; DenHaag, 1956ff. ZuSol, Mithras undinvictus siehe unten Kap. 4.1.3.1. 69 Entgegen der weiterhin populären These von E. RENAN; Marc –Aurèle et la fin du monde antique; Paris, 231923; S. 379, dass der Mithraskult eine mit demChristentum vergleichbare Rolle als Weltreligion hätte einnehmen können, sprechen sich M. BURKERT; S. 53ff. und ]; S. 283ff. m.E. zurecht aus. ; HZ243 (1986) [= „Christus“ M. CLAUSS; „Mithras undChristus“ 70Zur(Un-)Sichtbarkeit von Mithraskultstätten im Vergleich zudenrepräsentativen Tempelbauten siehe M. BEARD (u.a.); Religions of Rome I; Cambridge, 1998; S. 260ff. („ But they were sited away from the casual eye, inside buildings which hadrooms to let, in private houses ...“[S. 266]). Zum exklusiven Charakter von Mysterienkulten siehe W. BURKERT; S. 48ff. („ Im Vordergrund steht vielmehr die Geheimhaltung, auf die alle Mysterien stolz waren ... . Nicht Ausbreitung des Glaubens ist dasZiel, sondern Bewahrung des zentralen Geheimnisses“ [S. 48f.]).

71In Ostia, einem Zentrum der Mithrasverehrung, waren lediglich 7,5 % der männlichen Bevölkerung indie Mysterien eingeweiht; diese Zahl wird auch fürdie Stadt Romangenommen (P. MATERN; S. 41). 72Dazu D.W. MAC DOWALL; „ Sol invictus and Mithra: some Evidence from the Mint of ; Mysteria Mythrae; hg.v. U. Bianchi; Leiden, 1979; (EPROER 80); S. 557ff., der durch Rome“ eine chronologische Untersuchung der Inschriften für Mithras und der Münzen für Sol eine Beeinflussung derkaiserlichen Prägungen mitdemSonnengott durch denMysterienkult belegen

2.1. Die Sonnenkulte imRömischen Reich

27

Eine Sensibilisierung derfürdieAussagen derkaiserlichen Münzprägung im Mittelpunkt stehenden Gruppen dürfte seitens der Kaiser undihrer Berater jedoch kaum übersehen worden sein. Die Aufstellung vonAltären für SOLAVG(usti) in Novae (Moesia) in einem Gebäude, das über einem (zerstörten?) Mithräum errichtet wurde, deutet auf diese Verbindung von Mithrasmysterien undKaiserkult hin73. Sollte die römische Mysterienreligion tatsächlich im Umfeld des kommagenischen Königs auf der Grundlage des dortigen Herrscherkultes entstanden sein74, wäre dies ein weiterer Hinweis auf die Verbindung desGottes mit der Erhöhung eines Regenten. Die von den Kaisern der 2. Tetrarchie gesetzte Inschrift für Sol invictus Mithras, denfautor imperii sui, ist in diesem Zusammenhang charakteristisch für das mögliche Missverständnis moderner Forscher bezüglich einer Verknüpfung von Mithraskult undrömischem Staat75. Die Inschrift deutet ganz gewiss auf die persönliche Bevorzugung des Sol Mithras durch Diocletian undseine Kollegen. Es lässt sich auch die Akzeptanz, womöglich sogar Förderung desMysterienkultes durch die Kaiser aufzeigen76. Will manjedoch damit eine Einbindung des Mithras in die offizielle Religionspolitik derHerrscher undseine Verwendung im Bereich der kaiserlichen Selbstdarstellung belegen, ist dieses Zeugnis gründlich missverstanden worden77.

2.1.4.2. Das Christentum

Die Übernahme undEingliederung vonheidnischen Elementen in die neue Religion warein wesentlicher Bestandteil derAusformung christlicher Mythologie in der Kaiserzeit78. Die Verbindungsstränge, die vomSonnenkult zumChristentum laufen, sind zahlreich unddas Fortdauern paganer, solarer Traditionen ist noch bis in die Zeit nach dem Ende heidnischer Götterkulte im Römischen Reich möchte („ The Chronology also suggests that the existence of the cult of Mithras in Rome may well have been one of the factors contributing to the growing role of solar monotheism as it appears on the coin types of the Mint of Rome“[S. 568]). 73Zur Diskussion über die Bedeutung dieser Inschriften undder Legende SOLAVG. siehe unten Kap. 3.3.1. (dort auch Literaturangaben). 74R. BECK; S. 121ff. 75CIL III 4413 = ILS 659. 76Siehe dazu unten Kap. 3.4.2. 77So will W. SESTON (Dioclétien et la Tétrarchie I: Guerres et Réformes; Paris, 1946; S. 230) eine Einflussnahme desMithraskultes auf die Religionspolitik Diocletians erkannt haben; eine Verbindung zumMithraskult sieht ebenfalls D.W. MAC DOWALL; S. 557ff.. Siehe dazu unten Kap. 3.4.1f. 78Zur Übernahme mythologischer Thematik und Symbolik in der frühchristlichen Kunst siehe G.B. LADNER; Handbuch der frühchristlichen Symbolik: Gott, Kosmos, Mensch; Stuttgart (u.a.), 1992; S. 36ff.; zurMalerei indenchristlichen Gräbern unterhalb Roms siehe J. FINK (u.a.); Die römischen Katakomben; Mainz, 1997; (Sonderhefte derAntiken Welt); S. 50ff.; zum Phönix, dem heiligen Vogel des Sonnengottes, und seiner christlichen Symbolik siehe unten Kap. 5.

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2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

So bieten

gerade die literarischen Zeugnisse aus der Feder frühchristlicher Apologeten einen Überblick über die Einarbeitung solarer Symbolik in christliches Gedankengut80. Die in der Liturgie belegbare Benennung Christi als Sol salutis und Sol iustitiae ist bezeichnend für das Eindringen des Sonnenkultes81, unddie Vorstellung, Christus sei die Quelle des Lichtes, ordnet sich ebenfalls in diesen Kontext ein82. Als aufgehende Sonne wirdChristus dann auch imZusammenhang mit seiner Auferstehung dargestellt83. Ein weiteres markantes Zeichen einer Einbindung des Sonnenkultes in das Christentum ist die Umlegung des Geburtstages Christi, die wiederholt zum Objekt moderner Forschungsarbeiten gemacht wurde84. Nachdem dieser ursprünglich auf verschiedene andere Termine gelegt worden war85, nennt derchronographus anni CCCLIV bereits für das 4. Jh. n.Chr. den 25. Dezember, den dies natalis Solis invicti, als Datum der Geburt Christi86. Ergänzend dazuwurden viele ikonographische Aspekte ausdemSonnenkult übernommen. Die Sonne ist dadurch gerade auch in der christlichen Kunst zu einem bedeutenden Motiv erhoben worden87. Nicht nurwurde die Büste des Sol selbst in die christliche Bildkunst integriert, sondern in Rom das Motiv eines Christus verwendet, derunmittelbar andenSonnengott angeglichen worden war (Christus-Helios)88. Wie unproblematisch die Identifikation von Christus mit unverkennbar79.

79Weiterhin beispielhaft ist die Untersuchung von F.J. DÖLGER; Sol Salutis: Gebet und Gesang imchristlichen Altertum, mitbesonderer Berücksichtigung auf die Ostung in Gebet und Liturgie; Münster, 21925; (Liturgiegeschichtliche Untersuchungen 4/5); v.a. S. 372ff. (Christus undSol invictus). Obwohl hinsichtlich des Forschungsstandes veraltet, zeichnet sich das Werk durch die umfassende Auswertung derentsprechenden antiken, literarischen Überlieferung aus, die so manche aktuellere Arbeit vermissen lässt. Einen Überblick über die verschiedenen Arbeiten bietet zuletzt W. FAUTH; Helios Megitos; S. 149 u. Anm. 192. 80 Siehe dazu u.a. M. CLAUSS; „Christus“ ; S. 273ff.; dort auch Angaben zur älteren Forschung undAuswahl einiger Quellen. 81F.J. DÖLGER; S. 379ff. (dort auch zudenQuellenangaben) u. zuletzt D. GERSTL; s.v. Sonne III: ikonographisch; Lexikon für Theologie undKirche 39 (2000); Sp. 723f. 82H.P. L’ORANGE; „ Lux aeterna“ ; RendPontAcc 47 (1974/75); S. 191ff. 83 B. DOMAGALSKI; s.v. Sonne II: historisch-theologisch; Lexikon für Theologie und Kirche 39 (2000); Sp. 723 u. P. WILHELM; s.v. Auferstehung Christi; LCI 1 (1968); Sp. 203. 84Zusammenfassung der verschiedenen Entwicklungen in der Antike undForschungen in ; S. 275ff. Clauss kann die einzelnen Parallelen zwider Moderne in M. CLAUSS; „Christus“ schen Sonnenkult undChristentum zwargutherausarbeiten, doch führt seine Gleichsetzung des Sonnengottes mit Mithras zuder kaum haltbaren Schlussfolgerung, dass die Christen denMysteriengott auch mitdemöffentlich verehrten Sol gleichgesetzt haben sollten („ DemSol invictus, dervorallem Mithras war, setzten dieKirchenväter Christus, diewahre Sonne ... gegenüber“[S. 279]). 85Dazu u.a. O. CULLMANN; Der Ursprung des Weihnachtsfestes; Zürich, 31963; S. 10ff. 86Chron. min., p.71. 87Dazu zuletzt M. WALLRAFF; Christus verus Sol: Sonnenverehrung undChristentum in der Spätantike; Münster, 2001; (Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 32); S. 144ff. 88 Zuletzt zusammengefasst in D. KNIPP; ‚Christus Medicus‘ in der frühchristlichen Sarkophagskulptur; Leiden (u.a.), 1998; (Vigilliae Christianae Suppl. 37); S. 41ff.; dort auch zur Verbindung des Christus Medicus zumaugenheilenden Sol undden ägyptischen Sonnenkulten (S. 45ff.).

2.2. Sonnensysmbolik undHerrschaft in RombisCommodus

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dempaganen Gott gewesen sein dürfte, zeigt sich exemplarisch aneinem Goldring, der aus demkaiserzeitlichen Ägypten stammt. Das Bild auf der Oberseite zeigt denstehenden Sol mitStrahlenkrone, Chlamys, Peitsche unddererhobenen Rechten, während in die Rückseite eine christliche Weihinschrift eingraviert wurde89.

Zusammenfassend ist festzustellen, dassaufverschiedenen Ebenen derchristlichen Religion die Einflüsse des Sonnenkultes unverkennbar sind. ObClemens von Alexandria einen metaphorischen Vergleich zwischen Christus und Sol herstellt90 oder sich in dem Deckenmosaik unter dem Vatikanhügel die fast synkretistische Verschmelzung zumChristus-Helios widerspiegelt91, es kannein breites Vergleichsspektrum aufgezeigt werden. Noch im5. Jh. n.Chr. lassen die Klagen des römischen Bischofs Leo nicht nurdas Fortleben paganer Glaubensvorstellungen sichtbar werden. Sie beschreiben zudem sehr anschaulich in welchem Umfang der Sonnenkult in die tägliche christliche Kultpraxis eingedrungen war92. Nicht umsonst ist wiederholt diese Verbindung vonSonnenkult undChristentum genutzt worden, umdie weiterhin ungeklärte Frage derconversio Constantini zubeantworten93. Ansprechend ist diese Argumentation vorallem angesichts der kontinuierlichen Benutzung des christlichen Sonnenvergleichs bis in die Neuzeit hinein, durch die Sol imMittelalter zumSymbol Christi wurde94.

2.2. SONNENSYMBOLIK UNDHERRSCHAFT IN ROM BIS COMMODUS

MitderKrisenphase derausgehenden Republik undderUmwandlung derRegierungsform im Römischen Reich ist auch die Verwendung solarer Symbolik verbunden. Gerade in der Übergangszeit zumPrinzipat begegnet Sol verstärkt auf Münzen95, vor allem auf jenen Denaren, die Marcus Antonius von seiner Heeresmünzstätte im Krieg gegen die Caesarmörder als Truppensold prägen 89M.v. FALCK (Hg.); Ägypten: Schätze ausdemWüstensand; Wiesbaden, 1996; S. 211.214b; dergenaue Fundort unddieDatierung sindunsicher, doch ist eine Zuweisung nach Ägypten und in denZeitraum vor400 n.Chr. wahrscheinlich. Die Inschrift lautet „Iesus Christus, Gabrie(1),

. Anania, Ame(n)“ 90Clem. Alex. Protr. 11, 114, 3. 91G.B. LADNER; S. 37, Abb. 27. 92Leo serm. 54, v.a. 218. 93Zu Constantin I. siehe unten Kap. 3.4.3f.; dort auch Angabe der Forschungsliteratur zu diesem Thema. 94 H. LAAG; s.v. Sonne; LCI 4 (1972); Sp. 175ff. u. Ders.; s.v. Sonne und Mond; LCI 4 (1972); Sp. 178ff.

9542 v.Chr.: RRC I, p. 505.494/20ff. (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r., dahinter |Rv.: Liegende Mondsichel, umgeben von 5 Sternen), p. 509.494/43a–b (Av.: Büste des Sol m. Strahlenkrone u. Chlamys in Vorderansicht. |Rv.: Schrein der Venus Cloacina), p. 512.496/1 (Av.: Kopf des M. Antonius n.r. | Rv.: Solbüste in Vorderansicht auf Scheibe in Tempel) u. p. 512.496/2f. (Av.: Kopf desM. Antonius n.r. |Rv.: Kopf desSol m.Strahlenkrone n.r.); 38 v.Chr.: RRC I, p. 534.533/2 (Av.: M. Antonius in Priestergewand st. r. |Rv.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r.). Köcher?

2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

30

ließ96. Aber die Münzen mit dem Porträt des Sonnengottes sind nicht auf M. Antonius alleine zubeziehen, sondern stehen, in Verbindung mit anderen Motiven, als ein Ausdruck derFriedenshoffnungen in dieser Zeit. Sie werden ergänzt durch die Symbolik, die sich auch in der Dichtung des Vergil entfaltet unddurch die Sol –Apollon als Gott des neuen Zeitalters erscheint97. Die Aufmerksamkeit desAugustus (27 v.Chr. –14 n.Chr.) galt demApollon, unddementsprechend ist es nicht überraschend, dass bereits der erste princeps demSonnengott denObelisken weihen ließ, derseiner monumentalen Sonnenuhr als Schattenwerfer diente98. Apollon warfrühzeitig als Lichtgottheit gesehen und schon seit dem5. Jh. v.Chr. mit demSonnengott gleichgesetzt worden99. Deshalb war Sol auf dem Giebel des großen Tempels auf dem Palatin zu sehen, den Augustus als neues sakrales Zentrum in Rom für einen Apollon hatte erbauen lassen, derdie Grenzen desmusischen undheilenden Gottes längst überschritten hatte undnicht zuletzt auch solare Aspekte in sich aufnahm100. Dadurch erklärt sich auch die verstärkte Benutzung solarer Attribute durch 68), dessen Vorliebe fürApollon sich mitseinen musischen Neigungen Nero (53– ergänzte. Gerade dieser Kaiser wurde zumObjekt der Idealisierung durch sein Umfeld. Bereits in diesem Zeitraum wurde derSonnengott allgemein als Symbol für dasanbrechende ‚Goldene Zeitalter‘angesehen undwaroffensichtlich auch imBereich kaiserlicher Selbstdarstellung fest etabliert101. Das übersteigerte Verhalten Neros änderte dann auch nichts andemgesamten Konzept undselbst republikanisch gesinnte Gestalten wie Galba scheuten 79) prokeineswegs dendirekten Sonnenvergleich102. So konnte Vespasian (69– blemlos in größerem Umfang auf Sol unddie Strahlenkrone des Gottes zurückgreifen, als er nach demEnde des Bürgerkrieges die Anknüpfung an Augustus suchte und die Rückkehr glücklicher Zeiten propagierte103. Unter den Flaviern begegnet damit wieder die Konzeption vonderWiederherstellung eines ‚Goldenen Zeitalters‘ (oriens) in Verbindung mit dem Ewigkeitsgedanken (aeterni-

96RRC I, p. 512.496/2f. (Solbüste) u. p. 512.496/1 (Sol in Tempel); P. MATERN sieht in demzweiten Münzbild eine Darstellung des Soltempels im Circus in Rom, den M. Antonius renoviert haben soll (S. 26). 97Verg. ecl. IV, 5ff.; siehe dazuauch denKommentar vonR. Coleman (VERGIL; Eclogues; hg.v.

R. Coleman;

Cambridge [u.a.], 1977;

S. 129ff.).

98CIL VI 701/2; zu Augustus undauch zur Sonnenuhr siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. 99R. MUTH; S. 88ff. (zu Apollon undseinen Eigenschaften), v.a. S. 89 (zur Identifikation mitdemHelios/Sol). 100Dazu u.a. D. KIENAST; Augustus: Prinzeps undMonarch; Darmstadt, 31999 [= Augustus]; S. 234ff.; zu Apollon siehe J. GAGÉ; Apollon romain: Essai sur le culte d’Apollon et le dévelopment du‚ritus Graecus‘à Rome des origines à Auguste; Paris, 1955 (v.a. S. 419ff.; dort auch zum‚Apollon solaire‘[S. 422ff.]). 101ZuNero, demSonnenvergleich undzurauf ihn projizierten Konzeption des ‚Goldenen Zeitalters‘ siehe v.a. M. BERGMANN; S. 133ff. (dort auch eine Übersicht über die einzelnen Zeugnisse). ZumOriens-Konzept siehe unten Kap. 3.1.2. 102 H. HALFMANN; Itinera principum: Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich; Wiesbaden, 1986; (Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien 2); S. 150 u. Anm. 572. 103M. BERGMANN; S. 231ff.; siehe auch unten Kap. 2.3.2.4.4f.

2.2. Sonnensysmbolik undHerrschaft in RombisCommodus

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tas)104. Vespasian undseine Söhne standen dabei vorallem in deraugusteischen Tradition. Sie konnten auf diese Weise ebenso die Ansprüche undden Bestand ihrer Dynastie herausarbeiten wie sie denGedanken vonder Unvergänglichkeit desReiches ausdrücken wollten. Ein Motiv wurde gewählt, dasvordemHintergrund der Ereignisse der Jahre 68 bis 70 seine Wirkung sicherlich nicht verfehlt haben wird. Ob die persönlichen Erlebnisse des Dynastiegründers im Osten des Reiches einen gravierenden Einfluss aufdie Selbstdarstellung desansonsten stets nüchternen Vespasian hatten, ist nur schwer abzuschätzen105. Allerdings ist die gezielte Anknüpfung an dendivus Augustus demgegenüber gut belegt undals fester Bestandteil flavischer Legitimationspolitik längerfristig gesehen sicherlich glaubhafter als die Berufung auf angebliche Wundergeschichten aus der Anfangsphase der Herrschaft106. Im 2. Jh. n.Chr. ist dann vor allem die Goldprägung der Jahre 116 bis 118 117) im Zusammenhang mit interessant. Erscheint Sol auf aurei des Trajan (98– dessen Partherfeldzügen undeiner imitatio Alexandri107, sind die Münzen des 138), die sich deutlich an die trajanischen Vorlagen anlehnen108, Hadrian (117– nicht auf die Vorgänge an der römischen Ostgrenze zu beziehen109. Sie sind vielmehr im Kontext des Herrschaftsbeginns des Hadrian zu sehen und setzen damit das bereits für Nero, aber auch Vespasian undTitus erkennbare Konzept des durch die Kaisererhebung wiederkehrenden ‚Goldenen Zeitalters‘ fort. Die Erneuerung desZeitalters spricht sicherlich auch ein aureus für dendivus TraianusmitdemPhoenix aufderRückseite an110, auchwennderAeternitas-Gedanke, gerade im Kontext derconsecratio des verstorbenen Herrschers, natürlich nicht übersehen werden darf111. Aber nicht nuraufdenfrühen Goldprägungen, sondern auchaufMünzen und Medaillons aus der zweiten Regierungshälfte lässt sich die Bedeutung des Son-

104Dazu siehe unten Kap. 3.1.1. (aeternitas) undKap. 3.1.2. (oriens). 105Zu den Wundertaten Vespasians siehe Tac. his. IV, 81, 1ff.; interessant in diesem Zusammenhang ist v.a. die Rückgabe des (Augen-)Lichtes an einen Blinden („... ac caeco ); dersachliche undnüchterne Charakter dieses Kaiser zeigt sich m.E. exemplarisch reluxit dies“ in der Anekdote, die Sueton (Vesp. 23, 4) anlässlich seines Todes und der zu erwartenden consecratio überliefert: „ prima quoque morbi accessione ‚Vae‘, inquit, ‚puto deusfio‘“ . 106M. CLAUSS sieht dies anders; er will diese Vorgänge als Beweis für seine These, der VesKaiser sei eine Gottheit gewesen, anführen undweist ihnen einen hohen Stellenwert zu(„ pasian wareine Gottheit, undals solche konnte er Wunder wiederartige Heilungen vollbringen. So einfach wardas“[Kaiser undGott; S. 115]). 107RIC II, p. 267.326 u. 329. Auf den politischen Kontext verweist u.a. der bewusst ausgeschriebene Siegerbeiname Parthicus, den Trajan 116 annahm (zur Datierung siehe D, KIENAST; Römische Kaisertabelle: Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie; Darmstadt, 21996 [= Kaisertabelle]; S. 123). 108RIC II, p. 340.16 u. p. 345.43. 109Dies konnte bereits vonE. KANTOROWICZ; „ ; DOP 17 Oriens Augusti –lever duroi“ (1963) [= „ ]; S. 117ff. herausgearbeitet werden. Oriens“ 110RIC II, p. 343.27 (Phoenix m. Strahlennimbus) u. 28 (Phoenix m. Strahlennimbus auf Lorbeerzweig). 111Dazu siehe unten Kap. 4.1.1.

2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

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nengottes für Hadrian undseine Herrschaft erkennen112. Ausdiesen numismatischen Zeugnissen ist in Verbindung mit Passagen in derH.A.113 die Einführung einer neuen, umfassenden Sonnenreligion hergeleitet worden114. Da sich jedes derMünzmotive aber im Rahmen der schon unter denVorgängern zufindenden solaren Symbolik bewegt, ist diese These kaumüberzeugend. Zur Erklärung einer Aversdarstellung des Antoninus Pius (138–161), die diesen Kaiser mit Strahlennimbus undLorbeerzweig zeigt, ist dannderPhoenix heranzuziehen115. Nimbus undZweig symbolisieren das geläufige Konzept vom anbrechenden saeculum aureum116 undmachen noch einmal auf die bereits für Augustus nachweisbare Verbindung vonApollon undSol aufmerksam117. Auch dasMedaillon, aufdemSol in seiner Quadriga zusehen ist, die ausdemOceanus aufsteigt, ist indiesen Zusammenhang einzuordnen118. Denentsprechenden Rahmendürfte bereits hier, wie später unter Gordian III., dasanstehende Stadtgründungsjubiläum geboten haben119. DenCharakter einer Übergangsphase hatte dieAlleinherrschaft desCommodus (180–192) sicherlich auch bezüglich des Sonnenvergleichs des Kaisers120. 112J.M.C. TOYNEBEE; Roman Medaillons; NewYork, 1944; (Numismatic Studies 5); pl. 16.3 [Solbüste]; J.M.C. TOYNEBEE; pl. 14.2 u. RIC II, p. 360.167 [Sol in Quadriga], aber auch RIC II, p. 381.355 [Liegende Mondsichel, darin Stern/Sonne]. Einen Zusammenhang zwischen denMünzen stellt die gemeinsame Legende cos. III her. 113H.A. Had. XIII, 3 (Hadrian besteigt denÄtna, umdenSonnenaufgang zubeobachten) u. XIX, 12f. (Hadrian lässt die Kolossalstatue des Nero versetzten und sie zu einer Solstatue umarbeiten. Die geplante Errichtung einer entsprechenden Lunastatue verweist deutlich aufdie, auch numismatisch fassbare [RIC II, 344.38], Aeternitas-Vorstellung). 114M. K. THORNTON; „Hadrian and his Reign“ ; ANRW II.2 (1975); S. 456ff. Thornton the newgodSol“(S. 456). ZumPantheon ist dabei anzumerken, nennt denhadrianischen Gott „ dass Hadrian hier ein bereits bestehendes Gebäude umbauen ließ. Dass er die Baumaßnahme auch dann als Restauration verstanden hat, wenn dieses ‚restaurierte‘ Pantheon sich vondem Vorgängerbau grundlegend unterschied, zeigt die über demEingang angebrachte Inschrift, die weiterhin M. Agrippa als Bauherrn nennt, nicht Hadrian (siehe dazu auch A.R. BIRLEY; Hadrian: TheRestless Emperor, London (u.a.), 1997 [= Hadrian]; S. 111). 115RIC III, p. 45.160, p. 124.765 u. p. 256.1059(?) (Rv.: Kaiser st. 1. m. Strahlennimbus,

u. Lorbeerzweig). 116A. ALFÖLDI; „Redeunt Saturnia regna VII: Frugifer-Triptolemos im ptolemäischrömischen Herrscherkult“ ; Chiron 9 (1979) [= „Saturnia regna“ ]; S. 588f.; zum ‚Goldenen Zeitalter‘ der Antoninen, das mit demTod des Marcus Aurelius endet, siehe die Passage bei ἀ π ὸχρυ Cassius Dio, die den Übergang zur ‚rostigen undeisernen Herrschaft‘ postuliert („ ῆ ς σ “[72, 36,4]). ν η μ έν ρ ᾶ νκ α εία η ὶκα τ α ιλ ιω σ ςἐ ςσ ιδ τ εβ 117ZumLorbeerzweig als Attribut des Apollon siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. Den Phoenix sacrum Soli“( Ann. VI, 28, 1ff.). DenStrahlennimbus des Vogels bezeichnete schon Tacitus als „ zeigt gerade derschon oben angesprochene aureus fürdivus Traianus sehr deutlich undordnet ihndiesem mythischen Tier zu(RIC II, p. 343.27; Abb. u.a. inMünzZentrum, Auk.64, Nr.258). 118Gnecchi II, p. 16.67; Abb. in J.P.C. KENT (u.a.); Die römische Münze; München, 1973; Panzer, Lanze

Tf. 78.326. 119ZuGordian III. siehe unten Kap. 2.2.1.; zur Feier des 900-jährigen Jubiläums der Stadt Romunter Antoninus Pius siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 134ff. (Datierung undweiterführende Literatur).

120M. BERGMANN; S. 247ff.

2.3. Das3. Jahrhundert: Krise oderTransformation?

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Die durch die physiognomische Angleichung des Sol anCommodus unddie für ihnverwendeten solaren Symbole erzeugten Motive bedeuten ohne Zweifel eine neue Steigerung hinsichtlich der Verbindung vonSonnenkult undKaisertum121. Letztendlich greifen sie aber lediglich die bereits bestehenden Konzepte auf und lassen deren Aussage unverändert. Charakteristisch ist auch weiterhin, dass der Sonnengott nicht indenMittelpunkt kaiserlicher Selbstdarstellung rückt, sondern nureinen Aspekt in derumfassenden Stilisierung derPerson undderHerrschaft des Commodus ausmacht122. Das vieldiskutierte Medaillon des Commodus, das denKaiser als Sol in seiner aufsteigenden Quadriga zeigt unddenAnbruch eines neuen saeculum aureum verkünden sollte123, ist dann auch keine Innovation dieses Herrschers, sondern ordnet sich in die Vorlagen des Antoninus Pius und Marcus Aurelius ein124. Zusammenfassend ist noch einmal festzuhalten, dass nicht nurder Sonnenkult in Rom auf eine lange Tradition zurückblicken konnte, sondern der Sonnengott bereits seit Augustus in die kaiserliche Selbstdarstellung aufgenommen worden ist. Die mit ihm verbundene Symbolik, vor allem natürlich die Strahlenkrone, wurde dann im 1. und2. Jh. n.Chr. wiederholt auf offiziellen Zeugnissen verwendet. Betont werden sollten damit zwei wichtige Aspekte, die mit der Kaiserherrschaft verknüpft wurden undimweiteren Verlauf dieser Untersuchung wiederholt in denMittelpunkt treten: derAnbruch eines saeculum aureum (oriens) undderFortbestand vonReich undKaiserherrschaft (aeternitas). Kennzeichnend für diese Phase in der Entwicklung von Sonnenkult und Kaisertum ist die, vonwenigen Ausnahmen wieNeroabgesehen, untergeordnete Bedeutung des Sonnengottes. Dennoch ist der Sonnenkult seit der Frühzeit in Rom etabliert und der Sonnengott und die auf ihn zu beziehende Symbolik konnte sich zueinem festen Bestandteil der kaiserlichen Selbstdarstellung entwickeln. Dessen Akzeptanz äußerte sich gerade in dennicht-offiziellen Zeugnissen, denStatuetten undBildnissen unddenunten nochzubesprechenden Bronzeplaketten.

2.3. DAS 3. JAHRHUNDERT: KRISE ODER TRANSFORMATION?

211) zumAugustus DerZeitraum vonderErhebung desSeptimius Severus (193– 305) wird oft als Zeitalter der bis zur Kaiserakklamation des Diocletian (284– ‚Reichskrise‘ bezeichnet125. Als Charakteristika dieser Epoche werden die kon121Dazu siehe unten Kap. 3.1.1. undKap. 4.2.2. 122Siehe dazu J.R. FEARS; „ The Cult of Jupiter and Roman Imperial Ideology“ ; ANRWII, Jupiter“ 17.1 (1981) [= „ ]; S. 109ff., sowie unten Kap. 4.2.2. 123Diesen Aspekt betonen auch andere numismatische Zeugnisse ausderZeit derAntoniJupiter“ ; S. 93ff.). nenunddes Commodus (siehe J.R. FEARS; „ 124Gnecchi II, p. 16.67 + pl. 50.6 (Antoninus Pius), Waddington, RG I, p. 416.138 + pl. 70.5 (Marcus Aurelius). 125Siehe zuletzt die Einleitung in K.P. JOHNE (Hg.); Gesellschaft und Wirtschaft des RöReiches im 3. Jh. n. Chr.; Berlin, 1993; S. 7ff. Einen Überblick überdieältere Forschung mischen

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2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

stanten undzunehmend verlustreicheren Kriege gegen äußere Gegner126, sowie wirtschaftliche undsoziale Probleme im Inneren genannt127. Zugleich manifestiert sich die Instabilität des Kaisertums durch die rasche Abfolge teils sehr kurzlebiger Kaiser. Sie zeigt sich auch in denwiederholt ausbrechenden Bürgerkriegen beim Übergang der Herrschaft undin den Usurpationen im Verlauf der einzelnen Regierungsabschnitte128. Doch dieses geschlossene Bild ist gerade in denletzten Jahren wiederholt in Frage gestellt worden. Einerseits ist derVersuch unternommen worden, dieKrise als Fiktion der literarischen Überlieferung zu werten und die Intensität und Auswirkungen der militärischen, politischen und ökonomischen Probleme zu reduzieren oder zu banalisieren129. Andererseits sollte durch die Formulierung neuer Definitionen derplakative Ausdruck ‚Krise‘durch Begriffe wie ‚Stagnation‘entschärft werden130. Natürlich können ineinem einleitenden Kapitel dieunterschiedlichen Aspekte der ‚Reichskrise des 3. Jh. n.Chr.‘nicht eingehend untersucht werden, doch sind andieser Stelle einige Bemerkungen notwendig. Außenpolitisch gesehen zeichnet sich unbestreitbar ein durchweg düsteres Bild ab. Das militärische Gleichgewicht hatte sich zu Ungunsten Roms verschoben. Nicht nurdiebereits vorher als gleichberechtigt anzusehenden Perser hatten durch denAufstieg derDynastie derSasaniden in den220er Jahren anAggressivität gewonnen. Auch die an den Stromgrenzen im Norden und Nordwesten sitzenden Germanenstämme hatten aufgeschlossen131. Zusammen mit den wiederholten Invasionen derSasaniden ab230 n.Chr., die zumTeil tief nach Syrien hinein vordringen konnten undden Römern mehrere vernichtende Niederlagen beibrachten132, wurden die permanenten Einfälle der Rhein-, vorallem aber der

zudiesem Thema bietet F. HARTMANN; Herrscherwechsel undReichskrise: Untersuchungen zuden Ursachen undKonsequenzen der Herrscherwechsel im Imperium Romanum der Soldatenkaiser; Frankfurt/M., 1982; (Europäische Hochschulschriften 3.149); S. 11ff. 126Dazu u.a. die Aufsätze in A. ALFÖLDI; Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jh. n.Chr.; Darmstadt, 1967. Zueinzelnen Konflikten siehe unten Kap. 3.1.1ff. (dort auch weiterführende Literatur).

127F. KOLB; „ Wirtschaftliche undsoziale Konflikte im Römischen Reich des 3. Jahrhun/ Lippold A. Himmelmann; v. hg. ; Bonner Festgabe Johannes Straub;N. derts n.Chr.“ Bonn, ]; S. 277ff. Wirtschaftliche undsoziale Konflikte“ 1977; (Bonner Jahrbücher Beihefte 39) [= „ 128ZurChronologie dereinzelnen Kaiser undUsurpatoren siehe v.a. D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 156ff. 129K. STROBEL; Das Imperium Romanum im ‚3. Jahrhundert‘: Modell einer historischen Krise?; Stuttgart, 1993; (Historia Einzelschriften 75); S. 299. 130Dazu siehe C. WITSCHEL; Krise, Rezession, Stagnation?: Der Westen des römischen Reiches im3. Jh. n.Chr.; Frankfurt/M., 1999; (Frankfurter Althistorische Beiträge 4). 131K. CHRIST; Geschichte der römischen Kaiserzeit: vonAugustus bis Konstantin; München, 31995; S. 640ff.; H. BELLEN; Grundzüge der römischen Geschichte II: die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian; Darmstadt, 1998; S. 216ff. 132Zu Quellenangaben und Literaturhinweisen siehe unten Kap. 3.1.4. (Perserkrieg des Severus Alexander), Kap. 3.2.1. (Perserkrieg Gordians III.) und Kap. 3.2.3. (Perserkrieg und Gefangennahme des Valerian I.). Die politischen undmilitärischen Demütigungen Roms durch die Sasaniden im3. Jh. n.Chr. wird m.E. weiterhin durch die Triumphinschrift des Perserkönigs

2.3. Das3. Jahrhundert: Krise oderTransformation?

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Donaugermanen zu einem Kennzeichen römischer Außenpolitik im 3. Jh. und zumSymbol der militärischen Probleme des nun in die Defensive gedrängten Reiches133.

Mehr noch als die Verwüstungen, die durch die Kämpfe selbst entstanden unddie sich wiederholt aufdieselben Provinzen konzentrierten, verbrauchten die dauerhaften Anstrengungen der Regierung undder Armeeführung, die Angriffe zumindest zu stoppen und die Invasoren zurückzudrängen, immense Mittel. Verständlich ist, dass diese Belastungen nicht ausschließlich auf denohnehin in Mitleidenschaft gezogenen Kampfzonen ruhen konnten. Nicht erst Diocletian musste versuchen, zuvor nur unzureichend erschlossene Ressourcen anzuzapfen134.

AusdemZeitraum vonetwa 238 bis 249 sind zwei umfangreiche epigraphische Zeugnisse überliefert, die Auskunft über die Situation in denLandgemeinden in diesen Jahren geben135. Beide Inschriften zeichnen ein einheitliches Bild von den Übergriffen staatlicher Institutionen, deren Vertreter durch ihr rücksichtsloses und offensichtlich auch gesetzeswidriges Auftreten nicht nur wirtschaftliche Schäden erzeugten, deren Folgen nicht abzuschätzen sind, sondern auch die Rechtssicherheit nachhaltig gefährdeten. Selbst unter Berücksichtigung gewisser Überzeichnungen bei der Schilderung der Übergriffe durch die Bittsteller, ist dienegative Grundtendenz beider Zeugnisse gleich unddeutet auflängerfristig anhaltende Probleme136. Die Untersuchung der kaiserlichen Rechtspre-

chung dieser Zeit stützt dengewonnenen Eindruck derBedrohung derökonomischen Grundlagen desReiches undderzunehmenden Rechtsunsicherheit137. Einanderes Beispiel wendet sich keinem konkreten Zeugnis zu,sondern dem Umgang mitjenen Zeugnissen im Zeitraum der Untersuchung. Die zivile Siedlung, die im Laufe des 1. und 2. Jh. im Umfeld der Militärlager in Mogontiacum (Mainz) entstand, bot bis in das 3. Jh. hinein das Bild einer blühenden Lagervorstadt. Deren Prosperität wargerade auch durch die stabile politische undmilitäriShapuhr I. (sog. res gestae divi Saporis) in Naqš -i Rustam amdeutlichsten demonstriert. Auch wenn deren panegyrischer Charakter nicht geleugnet werden darf, ist der Aussagewert von Inschrift undReliefdarstellungen nicht gering zuschätzen. 133K. CHRIST; Geschichte; S. 634ff. (Überblicksdarstellung) u. S. 834f. (Literatur). 134F. KOLB; „ Wirtschaftliche undsoziale Konflikte“ ; S. 280ff. Bereits eine, inschriftlich überlieferte, Beschwerde der Bewohner aus Tabala/Lydia (AE 1990, 949) aus der Zeit des Pertinax berichtet von unrechtmäßigen Konfiskationen durch Armeeangehörige. Diese Übergriffe vonAmtspersonen sind allerdings zutrennen vomRückzug wohlhabender Familien aus der städtischen Politik unddemdadurch bedingten Abzug vonGeldmitteln für Wohltaten und Liturgien, die sich bereits seit trajanisch-hadrianischer Zeit nachweisen lassen (Plin. epist. X, 113 [Trajan], SEG 37 (1987), Nr.593 [Hadrian]; fürdenHinweis danke ichProf. C.P. Jones, der dieses Thema imRahmen desKolloquiums derKommission fürAlte Geschichte undEpigraphik in München im November 2001 ansprach).

135CIL III 14191 u. CIL III 12336. 136P. HERRMANN; Hilferufe aus den römischen Provinzen: ein Aspekt der Krise des römischen Reiches im 3. Jhdt. n.Chr.; Göttingen, 1990. 137T. STERNBERG; Die Kaiserreskripte der Jahre 222 (Severus Alexander) bis 244 (Gordian III.): eine historisch-soziologische Studie; Phil.Diss. Rostock, 1986; u. Ders.; „ Die Regierungszeit Gordians III. ausder Sicht derkaiserlichen Rechtsprechung“ ; Klio 71 (1989); S. 164ff.

2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

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sche Lage in der Region ermöglicht worden138. Als diese sich änderte undsich nicht nur in einen kurzen Moment der Panik verwandelte139, begannen die Bewohner in aller Eile ihre Siedlung miteinem Wall zubefestigen. In der unsicheren, offensichtlich sogar bedrohlichen Situation kippte man seine Wertvorstellungen über Bord undplünderte das umliegende Gräberfeld auf der Suche nach geeignetem Baumaterial. Manvermauerte Grabsteine, Teile vonGrabmonumenten und sogar kurz zuvor geweihte Altäre in den schützenden Wall140. Der Mauerbau an sich ist bereits sichtbarer Ausdruck eines veränderten Sicherheitsbewusstseins, gerade die Vorgehensweise aber deutet auf die Angst, die mitder

direkten Bedrohung durch die Germanen zusammenhängt141. Die Ummauerung bis dahin unbefestigter Städte kann als ein unmissverständliches Zeichen der außenpolitischen Bedrohung des Römischen Reiches gesehen werden, das sich zudem nicht nur auf die grenznahen Siedlungen beschränkte. Unter Kaiser Aurelian musste dieHauptstadt selbst miteinem Mauerring umgeben werden, nachdem ein Einfall der Iuthungen Romin den Bereich möglicher Invasionen gebracht hatte142. Noch in derMitte des2. Jh. n.Chr. hatte Aelius Aristeides in seiner Romrede stolz behaupten können, eine Befestigung Roms sei nicht nur unerwünscht, sondern, vor dem Hintergrund erfolgreicher Grenzverteidigung, auch kaum notwendig143. Der Mauerbau in Rom, etwa einhundert Jahre später, muss demnach als ein unübersehbares Symbol für den Konkurs dieser alten Sicherheitspolitik gewertet werden. ImMittelpunkt dieser Untersuchung mussjedoch die Krise des Kaisertums stehen. Sicherlich, die etwa zweihundertfünfzig Jahre von der Etablierung der Monarchie durch Augustus (27 v.Chr.) bis zumToddesSeptimius Severus (211 n.Chr.) stellen sich demheutigen Betrachter kaum als ein homogener Zeitraum dauerhaften Friedens dar. Innenpolitische Unruhen, vorallem während desÜbergangs der Herrschaft von einem Regenten zu seinem Nachfolger, hatte es in verschiedenen Momenten undvon unterschiedlicher Intensität gegeben. Diese hatten auch zum Sturz des regierenden Herrschers führen können144. So sah beispielsweise bereits die Endphase der ersten Herrscherdynastie, der Iulisch – 138W. SELZER (u.a.); Römische Steindenkmäler: Mainz in römischer Zeit; Mainz, 1988; S.

47ff.

139K. STROBEL; S. 302. Strobel bezeichnet die durch die militärischen Konflikte geschaffene Situation als „real begründete Ausbrüche von Katastrophenstimmung undakuter Panik“ , klingen nach der unmittelbaren Beseitigung der rational nicht verarbeitbaren, subdiese aber „ jektiv empfundenen Bedrohung rasch ab“ (S. 309). Obdie Bevölkerung dervondenverheerendenGermaneneinfällen derJahre 276 bis 280 n.Chr. verwüsteten gallischen Provinzen unddie Bewohner derzerstörten Siedlungen (siehe unten Kap. 3.3.4) dieser Einschätzung wohl zustimmenwürden? 140W. SELZER (u.a.); S. 62f. 141Zur Aufgabe des Decumatlandes undden Alamanneneinfällen dieser Zeit siehe H.U. ; Die Alamannen; hg.v. Archäologischen LandesmuNUBER; „ Zeitenwende rechts des Rheins“ seum Baden-Würtemberg; Stuttgart, 1997; S. 59ff. 142Dazu siehe unten Kap. 3.4.2 (mit weiterführender Literatur). 143Aristeid.; ε ἰς Ῥ η ν80. μ ώ 144F. HARTMANN; S. 28ff.

2.3. Das3. Jahrhundert: Krise oderTransformation?

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Claudischen Kaiser, Revolten indenProvinzen undAusschreitungen inderStadt Rom. Diese eskalierten dann im Jahr 69 n.Chr. zu einem umfassenden Bürgerkrieg, in den Kombattanten aus nahezu allen Teilen des Reiches verwickelt waren. Erst nach blutigen Schlachten unddemTod vondrei Thronprätendenten konnte Vespasian, derSieger immilitärischen Konflikt umdie Alleinherrschaft, die innenpolitische Stabilität wiederherstellen145. Diese Ereignisse besaßen jedoch einen Ausnahmecharakter undwaren gerade in den vorangegangenen einhundert Jahren von Nerva bis Commodus durch eine Abfolge dauerhafter Regierungen abgelöst worden. Undauch derumfassende Bürgerkrieg von 193 bis 197 n.Chr. hatte zueiner erneuten inneren Stabilisierung geführt undsogar eine letzte Phase römischer Expansionspolitik anderOstaber auch Nordwestgrenze gesehen146. Wasaber wenndieEreignisse, die zuvor ineinigen wenigen Fällen eingetreten waren, zurRegel wurden? Wenn die gewaltsame Beseitigung des Kaisers und seiner Angehörigen nach einer teilweise nur wenige Monate dauernden Herrschaft zum Kennzeichen des römischen Kaisertums wurden147? Kann man in diesem Fall eine innenpolitische Krise noch ableugnen? Ganz besonders aber wurde in dieser Zeit offen erkennbar, dass die Ernennung undAbsetzung des Herrschers vonderUnterstützung durch kampfkräftige Heeresverbände abhängig war. Hatte dieArmee zwarbereits frühzeitig bedeutendenEinfluss auf die Besetzung des Throns gehabt, zeigte sich gerade im 3. Jh., dass mit der Verlagerung des Tätigkeitsschwerpunktes des Kaisers an die Peripherie desReiches die dort massierten Truppen ein zuvor nicht gekanntes Übergewicht gewannen. Als seit Claudius II. Gothicus die Kaiser endgültig aus den Reihen der nicht-senatorischen Berufsoffiziere kommen, wurde der Primat des Militärs überdeutlich148. Nicht nurdie Wünsche verschiedener Gesellschaftsgruppen imReich richtetensich andenKaiser. Vorallem dieForderungen derSoldaten, insbesondere der Angehörigen derfürdie erfolgreiche Erhebung verantwortlichen Einheiten, steigerten sich inhaltlich undwurden in zunehmendem Maße zueinem Risikofaktor für den Herrscher undseine Angehörigen. Für Cassius Dio hatte das ausgewogeneVerhältnis vonBelohnung undDisziplinierung als Kriterium fürdenUmgang mit den Armeeangehörigen im Mittelpunkt gestanden149. Das 3. Jh. aber zeigt, dass sich die Situation deutlich zu Ungunsten des zweiten Aspektes verändert. 145Überblick in K. CHRIST; Geschichte; S. 243ff. 146Dazu A.R. BIRLEY; Septimius Severus: the African Emperor; London, 31998 [= Sever-

us]; S. 89ff.

147W. DAHLHEIM; Die griechisch-römische Antike, Bd. 2: Rom; Paderborn (u.a.), 31997; (UTB 1647), vergleicht die Kaisererhebung mit„einem unbestimmt befristeten Todesurteil“(S. 288). 148F. HARTMANN; S. 127ff.; mit Maximinus Thrax kam238 n.Chr. der erste ‚Soldatenkaiser‘auf denThron, doch wurde die Reihe weiterhin von senatorischen principes unterbrochen (siehe dazu D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 183ff.). 149Cass. Dio 53, 10, 6 („ τ ο ύ ςτ εστρα ρ ετ κ η ὲνἀ δ ο εμ εν τ ύ ιώ ν τ ὸ τ ω εμ τ α σ ς ν ,ὥ ςτ ῶ ςτρέϕ π ρ ῆ ία η δ ρ ν ίζ ο σ ο νἐπ α ὲ νκα ϕ μ ιθ κ ι, συ νδ υ ὸ ιὰ ε τ ν τ ρ ε ε, ὥ έχ εδ σ τ ι᾽ἀ εμ α λ ίω ὲκ ο τ ὶσ ω λ νδ ἀ ρ α θ σ η ύτ ρ τ ). ᾶ α σ α δ ι“

38

2. Diepolitischen undreligiösen Rahmenbedingungen

Bei der Kennzeichnung positiver Charaktereigenschaften des Herrschers wird nundie Aufrechterhaltung vonDisziplin imHeer genannt150, wirdderKaiser auf Inschriften als reparator disciplinae militaris gelobt151. So trat neben die außenpolitische Bedrohung unddie wirtschaftlichen und sozialen Konflikte indieser Zeit noch zusätzlich die Instabilität derReichsspitze, durch die das Kaisertum seine integrierende Funktion verlor. Diese zahlreichen, sehr tiefgreifenden Veränderungen lassen das 3. Jh. n.Chr. letztendlich als einen Krisenzeitraum erscheinen undvordiesem Hintergrund soll nunderSonnenkult undseine Einbindung in die kaiserliche Selbstdarstellung betrachtet werden.

150Dies stellen Eutrop (9, 14), Aurelius Victor (35, 7) unddie H.A. (Aurel. VI, 1 [„ discipli] u. VII, 3ff.) imFalle Aurelians heraus. Aurelius Victor betont dabei, Aurelian nae singularis“ habe „ contra morum militarum, quorum e numero erat“gehandelt. Auch wenn diese konkreten Angaben, gerade die ausführlichen Darstellungen in der H.A., hinterfragt werden müssen, ist ihnen ein Bezug zurSituation in dieser Zeit sicherlich nicht abzusprechen. 151CIL III 12351; dazu siehe auch H. BELLEN; S. 213.

3. DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG VON SEPTIMIUS SEVERUS BIS CONSTANTIN I. 235) 3.1. DIE SEVERER (193–

211) 3.1.1. Septimius Severus undseine Familie (193–

Die Ersteigerung der Kaiserwürde nach demTod des Pertinax am28. März 193 durch Didius Iulianus löste im April des selben Jahres die Erhebung von drei weiteren Prätendenten aus1. Hatte Iulianus zwar im Gegensatz zu Pertinax die Unterstützung derin derHauptstadt stationierten Verbände, vorallem derPrätorianergarde, gewonnen, so wares ihmnicht gelungen, die Grenzheere auf seine Seite zuziehen. Clodius Albinus, Pescennius Niger undSeptimius Severus waren die Vertreter ebenjener drei großen Heeresgruppen in Britannien, Syrien undan der Donau, die ihre Interessen durch die Erhebung von eigenen Kandidaten durchsetzen wollten2. Von den Kaisern dieses ‚2. Vierkaiserjahres‘ war dann schließlich L. Septimius Severus derjenige, der sowohl das entscheidende politische Kalkül besaß, als auch skrupellos genug war, umsich gegen seine Kontrahenten durchsetzen zukönnen3. Die Herrschaft des Septimius Severus war gekennzeichnet durch die Auswirkungen dervorangegangenen Unsicherheit, derBürgerkriege wiedergroßen Kriege gegen Roms äußere Gegner. Wenngleich außenpolitisch erfolgreich, besonders gegen dieParther imOsten, werden die innenpolitischen Leistungen des Severus widersprüchlich beurteilt4. Bezeichnet H. Bellen diese Zeit als ‚Errichtung der Militärmonarchie‘5, so ist dieser Begriff zwar plakativ, er beschreibt jedoch treffend denCharakter derRegierung jenes Kaisers. Cassius Diobenennt ν ε ῖτ μ ο dann auch mit demSatz „ ε, τ ο ὁ ὺ τ ιώ ν τ α ςστρα λ ω λ νἄλ ίζ ςπ ,τ ω ο υ τ τ ε ε 6, dener demsterbenden Severus in denMund legt, die ρ ν ο ε ῖτ ϕ ε“ τ α νκα ν τ ω π ά beiden Schwerpunkte severischer Politik: Heer undDynastie7. 1Zur Datierung siehe: D. KIENAST; Kaisertabelle;zeitgeausführlichsten, Den 154ff. S. nössischen Bericht bietet Cassius Dio (Epit. 74.11ff.), der die Ereignisse in Rom offenbar persönlich miterlebt hat. 2 K. CHRIST; Geschichte; S. 602ff.; betont die Parallelen zu den Ereignissen der Jahre 68/ 69 n.Chr. 3 A.R. BIRLEY; Severus; S. 89ff. 4 Kritische Beurteilung in: J. SÜNSKES-THOMSON; Aufstände und Protestaktionen im Imperium Romanum: dieseverischen Kaiser imSpannungsfeld innenpolitischer Konflikte; Bonn, 1990. Überblick über Urteile antiker Autoren bei A.R. BIRLEY; Severus; S. 197ff. 5 H. BELLEN; S. 172ff. 6 Cass. Dio; Epit. 77, 15, 2. 7 A.R. BIRLEY; Severus; S. 196f. (v.a. Heerespolitik: „Septimius military policy is indeed ). significant“

40

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Die Funktion, diedemSonnengott in Bezug aufdenSchutz desKaisers und seine Sieghaftigkeit zukam, ist untergeordnet. So erscheint Sol zwaraufMünzen, doch ist seine Rolle keineswegs genau festgelegt. Die Datierung mittels Legendenbringt alle Prägungen mit außenpolitischen Aktivitäten an Roms Ostgrenze in Zusammenhang8. Offenbar stand der Sonnengott hier als Symbol für die erfolgreichen Kriege gegen die Parther, die in der Einrichtung der Provinz Mesopotamia mündeten9. Diese seit 197 n.Chr. ausgebrachten Typen zeigen Sol erstmals aufReichsnominalen als stehenden Gott mitStrahlenkrone underhobener Rechten. Als Attribute sind ihm zunächst die Peitsche und seit Severus Alexander der Globus beigegeben. Ein oft über die Hüften reichender Mantel, der nach römischer Art wieeinpaludamentum miteiner Fibel auf derrechten Schulter zusammengehalten wird, ist durchgängig als Kleidungsstück zu erkennen10. Davor findet sich diese Art derDarstellung zwarbereits aufProvinzialprägungen11 undBilder des Sonnengottes ohne seine Quadriga sind, allerdings inBüstenform, ebenfalls nicht untypisch12. Auch ist der ganzfigurige Sol seit der frühen Kaiserzeit auf Gemmen, inReliefs undWandmalereien mitdenaufdenseverischen Münzen gezeigtenAttributen zusehen13. Dennoch wirderst dieses Bild desSonnengottes zuder bedeutendsten Darstellungsart aufdenMünzen derKaiser im3. Jh. n.Chr. Die Suche nach einem möglichen Vorbild für diesen Bildtypen führte lange Zeit wieder in densyrisch-persischen Raum14. Erst in einer jüngst erschienenen Untersuchung weist P. Matern auf eine Tradition, die ihren Ursprung in dem legendären Heliosstandbild auf derInsel Rhodos, demsog. ‚Koloss vonRhodos‘, hatte15. Demnach wäre dasimfrühen 3. Jh. v.Chr. entstandene undnach spätklas8 RIC IV.1, p.103.101f. (IMPVIII |TRP V = 197 n.Chr.); RIC IV.1, p. 104.115; p. 105.117 (IMPX |TRP VI = 198 n.Chr.); RIC IV.1, p. 119.217 (TRP XVI = 208 n.Chr.; zumgeplanten Partherkrieg des Severus in diesem Zeitraum siehe R. ZIEGLER; Kaiser, Heer undstädtisches Geld: Untersuchungen zur Münzprägung von Anazarbos und anderer ostkilikischer Städte; Wien, 1993 [= Anazarbos]; S. 76ff.). 9InRICIV.1; S. 70 ist keine genaue Zuordnung vorgenommen worden, dochist derBezug zumPartherkrieg von 197/98 undeinem geplanten 3. Partherfeldzug imJahr 208 (R. ZIEGLER; Anazarbos; S. 76ff.) offensichtlich. 10M. BERGMANN; S. 270 (weist darauf hin, dass dieser Umstand „noch wenig in das ) u. P. MATERN; S. 88ff. (zum stehenden ganzfiBewußtsein derForschung eingedrungen ist“ gurigen Sol) undS. 99ff. (zum Sol, derseit denSeverern auf denReichsmünzen abgebildet ist; dort als ‚Invictus-Typ‘bezeichnet). 11SNGFrance II, 2233 u. SNGLevante 1586 (Hierapolis-Castabala/Cilicia: Münzen für Faustina II.), KM 72 (13.–14.4.2000), 216 (Marcus Aurelius). 12Sowohl auf stadtrömischen Prägungen (RIC II, p. 345.43b u. J.M.C. TOYNEBEE, pl. XVI.3 [Hadrian/Büste desSol]) wieauf Provinzialmünzen (SNG Levante 1587 u. SNGFrance II 2231 [Faustina II./Büste des Sol]). Auf Reichsnominalen begegnet Sol mit erhobener Rechten noch unter Antoninus Pius (Gnecchi II; p.41 + Tf.68.8. [für Faustina II.]) undist seit den Flaviern Bestandteil römischer Herrscherikonographie (J. LEHNEN; Adventus principis: Untersuchungen zuSinngehalt undZeremoniell der Kaiserankunft in denStädten des Imperium Romanum; Frankfurt/M., 1997; (Prismata VII); S. 152ff.; siehe dazu auch unten Kap. 4.2.2.1). 13P. MATERN; S. 88ff. 14Dazu siehe oben Kap. 2.2.1f. 15P. MATERN; S. 155ff. (zum ‚Koloss von Rhodos’).

235) 3.1. Die Severer (193–

41

sischen Vorgaben ausgeführte Weihegeschenk in Kleinasien tradiert worden. Nachdem dieser Typ dann im 2. Jh. n.Chr. auf denPrägungen der Städte dieser Region verwendet worden war, ist er unter denSeverern indasBildrepertoire der kaiserlichen Selbstdarstellung aufgenommen worden16. Der Sonnengott ist unter Septimius Severus nicht nur in Verbindung zur erfolgreichen Ostpolitik zusehen. AlsPACATOR ORBIS17 erstreckte sich die Funktion des Gottes als Friedensbringer, in Verbindung mit militärischen Siegen, auf dengesamten Erdkreis18. Obdie singuläre Darstellung desSeptimius Severus als Sol in seiner Quadriga, die ausdemOceanus aufsteigt19, ein Hinweis auf syrischen Einfluss ist, darf bezweifelt werden. Einvergleichbarer Typliegt ausderSpätphase derHerrschaft des Commodus vor20. Das Stück des Septimius Severus fällt gerade in jenen Zeitraum, in der Commodus divinisiert undalsfrater Severi Augusti21 bezeichnet wurde. Hier liegt also offensichtlich eine Anknüpfung an Commodus vor und weniger eine kurzfristige Favorisierung des Sonnengottes durch Severus. Das Stück ordnet sich auch in die bereits seit Hadrian numismatisch belegbare Oriens-Vorstellung ein, die denSonnengott als Repräsentanten des Anbruchs eines neuen Zeitalters benutzt22. Der Regierungsantritt des Hadrian bedeutete ebenso einen Neubeginn wie das Bestreben des Commodus, ein goldenes Zeitalter einleiten zuwollen23. Septimius Severus benutzt hier, offenbar nach demSieg über seinen letzten Thronrivalen Clodius Albinus24, das bekannte Bild, um diese Assoziationen zuwecken. Dennoch stellt die Herrschaft dieses Kaisers bezüglich der Verwendung solarer Symbolik eine Neuerung dar. Die Familie des Septimius Severus wurde bereits frühzeitig in den Vordergrund gestellt, die beiden Söhne, Caracalla und Geta, schrittweise an der Herrschaft beteiligt25. In einem ersten Schritt wurde der älteste Sohn Caracalla zwischen derMitte desJahres 195 unddemFrühjahr 196 durch die Erhebung zumCaesar (M. Aurelius Antoninus Caesar) zumMitregenten aufgebaut26, während sein nur wenig jüngerer Bruder Geta erst 197/98 in diese Position erhoben wurde (P. Septimius Geta nobilissimus Caesar)27. Cara16P. MATERN; S. 160ff. („ Ich halte es für möglich undvon der postulierten Bildaussage her für stimmig, daßdie Ikonographie des in römischer Zeit Sol invictus genannten Gottes in ihren Grundzügen auf den Koloß von Rhodos zurückgeht“[S. 16]). 17RIC IV.1, p. 126.282 (Severus); p. 235.163 (Caracalla); p. 320.50 (Geta). 18Dazu siehe unten Kap. 4.1.3.2. 19RIC IV.1, p. 103.102 (Der Wagenlenker hier als Sol bezeichnet). Dazuauch E. KANTO; S. 128. Anm. 52. Oriens“ ROWICZ; „ 20Banti III.3; p. 19.32 (cos VI = 190 n.Chr.). 21Cass. Dio, Epit. 76, 7, 4f. 22E. KANTOROWICZ; „Oriens“ ; S. 117ff.; siehe auch oben Kap. 2.2.1. 23Cass. Dio, Epit. 73, 15, 1ff. 24M. BERGMANN; S. 270. 25ZurChronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 162ff. (Caracalla); S. 166f. (Geta); S. 167 (Iulia); Darstellung: H. BELLEN; S. 175; K. CHRIST; Geschichte; S. 606ff. 26D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 162; A.R. BIRLEY; Severus; S. 117ff. 27D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 166; A.R. BIRLEY; Severus; S. 130.

42

3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

calla warzudiesem Zeitpunkt bereits indenRang eines Augustus aufgestiegen28. Für die Präsentation der beiden Söhne als Caesares undpräsumtive Nachfolger eignete sich offenbar die Verwendung solarer Symbole. So ist bereits 197 ein aureus ausgebracht worden, der Caracalla als Caesar auf dem Revers zeigt29. Aus seinem Haupt ragen deutlich erkennbare Strahlen. Ungleich der seit dem Tode des Augustus und dann vor allem seit Nero üblichen Strahlenkrone30, kommen diese Strahlen direkt ausdenHaaren. Sie sind also weniger eine Kopfbedeckung zur Bezeichnung der Rangfolge oder des Nominals31, sondern als göttliche Symbolik zuverstehen, in diesem Falle als Vergleich desjungen Caesars mitdemjugendlichen Sonnengott. Nach derErhebung des Caracalla zumAugustus wurde dann dessen Bruder Geta, im Rang eines nobilissimus Caesar, als hoffnungsvoller Nachfolger mit dem Sonnengott verglichen32. Auf der Rückseite eines aureus wird Geta mit Strahlenkrone und erhobener Rechten gezeigt und als SEVER(i) INVICTI AVG(usti) PII FIL(ius) vorgestellt33.

Nicht nurauf die beiden Söhne beschränkt, findet die Verwendung solarer Symbolik auch auf die Eltern Anwendung. So wird Septimius Severus auf einer Münzrückseite mit der Strahlenkrone gezeigt, während die Büste seiner Frau Iulia auf einer Mondsichel ruht. Die Darstellung des Kaiserpaares mit denAttributen von Sol und Luna stellt in Verbindung mit der Legende CONCORDIAE AETERNAE denEwigkeitsgedanken in denVordergrund34. Losgelöst vondenEinflüssen der Zeit wird die Dauerhaftigkeit der Severerdynastie gefeiert, deren Fortbestand durch ein abgestuftes System der Nachfolge garantiert wird35. Eine 28D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 162; A.R. BIRLEY; Severus; S. 130. 29M&M[Ch] Auk. 66, Nr.703 [ansonsten offenbar unpubliziert]; Datierung durch Angabe der imperatorischen Akklamation des Severus (IMPVIIII = 197 n.Chr. [D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 157]) unddes Titels IMP(erator) DESTIN(atus) für Caracalla (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 162: April/Mai 197 n.Chr.). 30Siehe oben Kap. 2.2.1. (frühe undhohe Kaiserzeit) undunten Kap.4.1.3. (Strahlenkrone). 31DieVerwendung als Nominalzeichen ist alleine aufgrund derPosition desPorträts aufder Münzrückseite ausgeschlossen (Av.: L. SEPT. SEV. PERT. –AVG.IMP.VIIII; Severus mitLorbeerkranz n.r.).

32DerAureus mitGeta ist also kein ‚Einzelstück‘, wieM. BERGMANN (S. 272) annimmt, sondern als Fortsetzung desCaracalla –Aureus zu sehen. 33RIC IV.1, p. 317.21 + pl. 14.5. Im RIC als Caracalla bezeichnet. Die Zuweisung zu Geta wirddurch einen Porträtvergleich jedoch gefestigt. Zudem ist die Revers -Legende eine Fortsetzung derAverse. Ein Exemplar (Hirsch, Auk. 34, Nr. 1444) weist Spuren derspäter verhängten damnatio memoriae an den Porträts beider Seiten auf (siehe auch M. BERGMANN; S. 272). ZumBeinamen invictus, der in dieser Zeit nicht notwendig auf Sol verweisen muss, sondern auch auf Hercules invictus, siehe unten Kap. 4.1.3. 34RIC IV.1, p.162.522 (Av.: SEVERVS AVG. PART. MAX.; Severus m. Lorbeerkranz n.r.); p. 218.36 (Av.:

Caracalla m. Lorbeerkranz n.r.); p. 220.52 (Av.: ANTONINVS IIII; Caracalla m. Lorbeerkranz n.r.); p. 221.59 (Av.: ANTON. P. AVG. PON. TR. P. V cos.; Caracalla m. Lorbeerkranz n.r.); p. 231.125 (Av.: ANTONINVS PIVSAVG.; Caracalla m. Lorbeerkranz n.r.); p. 315.7 (Av.: P. SEPT. GETACAES. PONT.; Geta n.r., barhäuptig). 35 K. CHRIST; Geschichte; S. 617 sieht in der Darstellung zwar ausschließlich einen „ Ausdruck derEwigkeit des Reiches“ , doch ergibt sich durch die Kombination mit Aversen der beiden Söhne undder weiteren Verwendung der Bezeichnung aeterna für die Familie (siehe ANTONINVS AVGVSTVS;

PIVS AVG. PON. TR. P.

3.1. Die Severer (193– 235)

43

Inschrift ausderProvinz Lusitania gibt dann auch genau dieses Konzept wieder, an Sol undLuna mit der aeternitas imperii undder salus des Septimius Severus undseiner Familie verknüpft wird36. Es verwundert deshalb nicht, dass diese Dynastie fortwährend als aeterna bezeichnet wird37 und Assoziationen zwischen der Kaiserfamilie undderRoma aeterna geweckt werden38. Den Erfolg dieses Konzepts zeigen die Entwicklungen im weiteren Verindem dort eine Weihung

lauf des 3. Jh.39.

Andieser Stelle muss noch eine in ihrer Interpretation strittige Münzreverse angesprochen werden. Die Darstellung zeigt denstehenden Caracalla, nackt, mit Lorbeerkranz, Globus undumgedrehtem Speer. Die Legende bezeichnet ihn als RECTOR ORBIS40. Die dargestellte Person wird gerne als ‚Sol‘ oder ‚Kaiser als Sol‘41bezeichnet. Eine genauere Betrachtung der Abbildung zeigt jedoch, dass diese Schlussfolgerung übereilt getroffen wurde. Es findet sich bei diesem Typ lediglich ein Attribut, dass sich auf den Sonnengott beziehen lassen könnte: der Globus. Der Kaiser trägt jedoch durchweg einen Lorbeerkranz, keine Strahlenkrone42. Derauf diesen Stücken abgebildete umgedrehte Speer ist für Sol ebenfalls untypisch, kannjedoch als Attribut dervirtus zugeordnet werden43, gegebeunten) eine auf die Severerdynastie ausgerichtete Aussage. Dazu auch RIC IV.1; S. 75. Die Reverse, dieCaracalla undPlautilla iunctio dextrarum mitderLegende CONCORDIA AETERNA zeigt (RIC IV.1, p. 221.60) ist weniger ein Versuch, die Abneigung des Paares einander gegenüber (dazu Cass. Dio, Epit. 77, 2, 5f.) zu überspielen, sondern ebenfalls imZusammenhang mit der Propagierung der ‚ewigen‘Dynastie des Septimius Severus undseiner Familie zusehen. 36CIL II 259 (Olisipo, Lusitania). DerSonnengott wird dort Sol aeternus genannt, wasdie Inschrift zusätzlich der Aeternitas-Vorstellung zuordnet (siehe auch unten Kap. 4.1.1.), der ‚orientalische‘ Bezug dieser Gottheiten (F. CUMONT; „ L’éternité des empereurs romains“ ; RHLR 1 (1896); S. 444f.) ist m.E. jedoch fraglich. Die Weihung an Sol undLuna steht offensichtlich miteinem lokalen Kult in Zusammenhang (CIL II 258). 37 RIC IV.1, p. 111.155; p. 114.174+178; p. 123.250ff. (aureii bzw. denarii d. Severus, Rom; Rv.: AETERNIT IMPERI; Büsten des Caracalla u. Geta ggü.). 38Roma als Roma aeterna auf Münzen der Severer: RIC IV.1, p. 127.291ff.; p. 136.350; p. 147.414; p. 174.613; p. 233.143; p. 316.19; p. 321.54. Zu diesem dynastischen AeternitasKonzept siehe auch H.U. INSINSKY; „ Kaiser und Ewigkeit“ ; Hermes 77 (1942); S. 340f., der zurecht auf die politische Bedeutung dieser Aeternitas –Propaganda verweist, die sich nur schwer mitrelgiösen Entwicklungen alleine erklären läßt. 39Siehe unten Kap. 3.2.2. (Philippus Arabs undFamilie); 3.2.3.2 (Gallienus undSalonina); 3.3.5 (Carus undSöhne). 40 RIC IV.1, p. 127.287; p. 218.39f.; p. 233.141; p. 278.412; p. 289.474 (Figur als Sol bezeichnet); RIC IV.1, p. 262.323 (Figur als ‚prince‘ bezeichnet). Geprägt wurde dieser Typ sowohl auf Edelmetall (denarii/aureii) als auch auf Aes (dupondii/asses).

41RIC IV.1, p. 75. 42 Die einzige mir bekannte Darstellung des Sonnengottes auf römischen Münzen ohne Strahlenkrone stammt aus der Regierungszeit des Aurelian. Auf Aesmünzen, 274 in Rom ausgebracht, ist Sol barhäuptig abgebildet (R. GÖBL; Die Münzprägung desKaisers Aurelianus (270/275), 2 Bde.; Wien, 21995 [= Aurelianus]; Tf. 81.152k). Siehe auch unten Kap. 3.3.2. 43 Allgemein: P. PRESTON; Lexikon antiker Bildmotive; Darmstadt, 1997; S. 182; der umgedrehte Speer als Attribut der Virtus auf Münzen der Severer: RIC IV.1, p. 94.24; p. 180.657; p. 181.660; p. 183.673ff. (VIRT AVGTR P COSS C; Virtus st. 1. m. Victoria u. umgedrehtem Speer); RIC IV.1, p. 233.147 (VIRTVS AVGG.; Virtus st. r. m. Victoria u. umgedrehtemSpeer).

44

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

nenfalls auch dem Kaisers als Ausdruck seiner virtus44. So dürfte der heroisch nackte Caracalla weniger an denSonnengott angeglichen sein, als vielmehr die Verkörperung kaiserlicher virtus symbolisieren. Ob die Legende RECTOR ORBIS tatsächlich ein Verweis aufdenSonnengott ist, darf angezweifelt werden. Fürdie Severerzeit ist dieser Name fürSoljedenfalls nicht numismatisch belegt. Interessanterweise findet sich für Didius Iulianus diese Bezeichnung unddie entsprechenden Münzen zeigen diesen Kaiser mit Toga, Schriftrolle und Globus45. Spielt die Legende für Caracalla vielleicht auf diesen ungewöhnlichen Typ des bezwungenen Gegners an, indem sich der Sohn des Siegers als derwahre rector orbis präsentiert? Der kosmische Bezug dieser Legende undder Bilder mit dem Globus stellen beide Typen jedenfalls in einen breiteren Rahmen. Offensichtlich sah sich auch Didius Iulianus, wie der imperator destinatus Antoninus, als sein vomSchicksal vorherbestimmter Kaiser46. AufProvinzebene finden sich ebenfalls Spuren derVerbindung zwischen der Kaiserfamilie unddem Sonnengott. Die Darstellung des Kaiserpaares Severus undIulia mitdenAttributen vonSol undLuna in derReichsprägung ist auf einer Münze aus Pautalia (Thracia) als direktes Vorbild übernommen worden47. Eine Münzvorderseite aus Olba (Cilicia) stellt Severus zu Pferde dar, auf dem Kopf den Strahlenkranz des Sonnengottes, wie dieser hat er die Rechte erhoben48. Obwohl es sich bei dieser Art der Darstellung um die bekannte Adventusszene handelt49, greift die Abbildung deutlich, und dies ist sicherlich gewollt, auf solare Symbolik zurück. Denn auch bezüglich des Adventus werden immer wieder Sonnen- undLichtsymbolik benutzt, dieeinen Sonnenvergleich als ideal für denin die Stadt einziehenden Kaisern erscheinen lassen50. Möglicherweise gleichzeitig sind Münzen fürdie Söhne desSeverus in Olba (Cilicia) geprägt worden. In mit dem Vater vergleichbarer Adventuspose ist Caracalla dargestellt. Aufderzugehörigen Rückseite ist derSonnengott in seiner Quadriga zu sehen51. Die Stücke für Geta zeigen diesen auf der Averse mit der Strahlenkrone52, einer für Geta in Kleinasien numismatisch sonst nicht belegten Kopfbedeckung53. Die Prägungen greifen hier offenbar die bereits in derReichs44Kaiser m. Victoria u. umgedrehtem Speer: RIC IV.1, p. 131.321c; p. 149.431a (VIRTVTE Ein aureus, auf dem die Übertragung der Weltherrschaft durch Iuppiter an Septimius Severus dargestellt ist, zeigt den Kaiser ebenfalls mit umgedrehtem Speer, Lorbeerkranz und dem, gerade vonIuppiter entgegengenommenen Globus (RIC IV.1, p. 95.34). 45RIC IV.1, p. 15.3 [Au/D]; p. 17.16 [S]. 46Dazu siehe unten Kap. 4.2.2.1. 47Aufhäuser Auk. 10, Nr.457 [ansonsten offenbar unpubliziert]. 48SNG Levante 662; SNG Levante Suppl. 177. 49Allgemein zumAdventus: J. LEHNEN; Adventus. Vergleichbare Münzbilder der Severer: RIC IV.1, p. 100.73f.; p. 189.718f.; p. 190.731 (ADVENTVI AVGFELICISSIMO; Severus n.r.

AVG.).

reitend, die Rechte erhoben); RIC IV.1, p. 122.248f. (ADVENT AVGG / ADVENTVS AVGVSTI; Severus n.1. reitend, die Rechte erhoben); RIC IV.1, p. 133.330 (ADVENTVS AVGVSTI; Severus n.1. reitend m. Speer, die Rechte erhoben). 50J. LEHNEN; Adventus; S. 152ff.

51G.M. STAFFIERI; La monetazione di Olba nella Cilicia Trachea; Lugano, 1978; Nr. 62. 52BMCGr 19, p. 126.31; G.M. STAFFIERI; Nr. 60. 53Von97 Münzporträts des Geta in derISEGRIM-Datenbank derHeinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, findet sich die Strahlenkrone nurauf diesem Stück aus Olba.

235) 3.1. Die Severer (193–

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prägung verbreitete Verwendung solarer Symbole für die männlichen AngehörigenderSevererfamilie auf. Eine vergoldete Zierscheibe, offenbar ausDamaskus,

die Severus als Sol mit erhobener Rechten zeigt, fügt sich als ein weiteres Steinchen in dasGesamtbild ein54. Insgesamt gesehen zeigt sich in diesen Zeugnissen ein Herrscher, dersolare Symbolik gemeinsam mit Astralsymbolen55 benutzt, um sich und seine Familie als vom Schicksal vorherbestimmte Dynastie zu präsentieren. Vor allem die beiden Söhne undpräsumtiven Nachfolger stehen imZentrum dieses Programms, dessen Wirkung noch in denProvinzen unverkennbar ist. VondenEinflüssen der Zeit unbeeinträchtigt sollte somit die Unvergänglichkeit des Reiches und des Kaisertums (aeternitas imperii) gewährleistet werden. Weniger derEinfluss derIulia auf Septimius Severus56, als vielmehr dessen Vorliebe für Astrologie undder damit verbundene Glaube an seine eigene Vorherbestimmung durch die Gestirne, dürften die Verwendung des Sonnengottes unddermit ihmverbundenen Symbolik bewirkt haben57. In diesem Kontext ist wohl auch das Septizodium zu sehen. Im Zentrum dieses etwa 30 mhohen und90 m langen Gebäude mitStatuen dersieben planetaren Gottheiten soll die Statue des Septimius Severus als Sol gestanden haben58. Die Frage stellt sich allerdings, ob daraus eine persönliche Hinwendung des Septimius Severus zum Sonnengott festgestellt werden kann. Im Mittelpunkt göttlicher Herrschaftslegitimation stand zumindest Iuppiter, aus dessen Händen Septimius Severus die Weltherrschaft in Form des Globus erhält59. Der traditionell oberste Staatsgott wirddementsprechend mitHercules undBacchus verbundenundmöglicherweise ein erster Fingerzeig in Richtung auf die tetrarchische Konzeption gegeben60. Die für denKaiser bedeutenden unddementsprechend herausgestellten Götter sind jedenfalls Liber Pater (Bacchus) undganz besonders Hercules. Beide

54Dazu P. MATERN; S. 176 (Belege undweitere Literatur in Anm.). 55Lanz Auk. 30 (1980), Nr.638 [ansonsten offenbar unpubliziert]; RIC IV.1, p. 147.417 (7

in liegender Mondsichel). 56Dazu G.H. HALSBERGHE; S. 49f., der, ohne Angabe einer Belegstelle, annimmt, die Hochzeit zwischen Severus undIulia sei auf Geheiß des Sonnengottes erfolgt. Doch nennt die H.A., die unsüber die Auswahl derBraut aufgrund derAussage eines Sternendeuters berichtet, überhaupt keine Gottheit (H.A. Sev. 3, 9). Die Stelle zeigt vielmehr, daß der Heiratsplan von Sterne [Planeten?]

Septimius Severus ausging, undnicht durch die syrische Priesterfamilie initiiert worden war. 57Cassius Dioberichtet überdie Deckenbemalung desKaiserpalastes, Severus habe gerade

injenen Räumen, diefürGerichtssitzungen dienten, d.h.diederMehrzahl derBürger zugänglich

waren, dieGestirnkonstellation zumZeitpunkt seiner Geburt anbringen lassen (77, 11, 1). Seine schicksalhafte Vorherbestimmung konnte kaumsichtbarer ausgedrückt werden. Dazuauch A.R.

everus; S. 41; 52; 72f.; 92. 58A.R. BIRLEY; Severus; S. 164 (mit weiterführender Literatur [S. 254, Anm.17]). Da weder dasgenaue Aussehen, nochdieeigentliche Funktion desSeptizodium bekannt sind, lassen sich keine weitergehenden Aussagen machen. 59 RIC IV.1, p. 95.35. J.R. FEARS; Princeps a diis electus: The Divine Election of the Emperor as a political Concept at Rome; Rom, 1977 [= Princeps]; S. 259 spricht von „ A partnership of rule“undlehnt die Vorstellung einer göttlichen Investitur ab. 60J.R. FEARS; Princeps; S. 261f. BIRLEY;

S

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3. Die historische Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin I.

sind bedeutende Gottheiten in Leptis Magna, der Heimatstadt des Septimius Severus61, undwerden als dii auspices62 unddii patres63 auf Münzen präsentiert. ) Tempelanlage η “ μ έθ ς εγ Eine ihrer Bedeutung imUmfang entsprechende („ ὑ π ερ wurde diesen Göttern schließlich durch Severus in Romerrichtet64, nachdem sie bereits im Rahmen der Saecularfeiern des Jahres 204 in besonderem Maße herausgestellt worden waren65. Hercules erscheint dann auch auf Münzen im Kontext der Saecularfeiern 66 und wird als deus pater67 unddeus auspex68 vorgestellt. Erstmals wird dieser als Beschützer des Herrschers (Hercules defensor) gefeiert69. Eine vermehrte Darstellung der Taten des Hercules/Herakles auf Provinzialprägungen des Severus steht möglicherweise mit der Bevorzugung des Gottes in Zusammenhang70. Die Herculesverehrung des Kaisers wird zudem durch ein Münzporträt, das Septimius Severus mit Löwenskalp zeigt71, geradezu versinnbildlicht. Selbst der für den Kaiser auf Münzen undInschriften verwendete Beiname invictus muss in dieser Zeit nicht notwendigerweise auf Sol verweisen, sondern deutet auf Hercules hin72. DerName dürfte einerseits Ausdruck derpersönlichen 61A.R. BIRLEY; Severus; S. 110f.; H. BELLEN; S. 186. 62RIC IV.1, p. 94.25; p. 95.31; p. 181.661; p. 182.666; p. 183.669. Wiederholt erscheinen beide Gottheiten auch vereinzelt (Bacchus als Liber pater: RIC IV.1, p. 95.32; p. 97.44; p. 103.99; p. 104.112f.; Hercules als DEFENS(or): RIC IV.1, p. 100.79; p. 102.97; p. 104.111; p. 157.488).

63RIC IV.1, p. 195.762; p. 224.76 (Severus); RIC IV.1, p. 280.422 (Caracalla); RIC IV.1, p. 330.112, p. 117 (Geta). 64Cass. Dio, Epit. 77, 16, 3. 65A.R. BIRLEY; Severus; S. 156ff. (zu den Saecularfeiern); S. 159 (Hymnen für Hercules undBacchus). Sesterze ausdiesem Jahr (TR P XII = 204 n.Chr.) zeigen Severus bei einem Opfer im Rahmen der Saecularfeiern gemeinsam mit Hercules (RIC IV.1, p. 194.761), stellen Hercules und Bacchus gemeinsam dar mit der Legende cos. III LVD. SAEC. FEC. S. C. (RIC IV.1, p. 195.764Af.) und bezeichnen beide Gottheiten als DIIPATRES (RIC IV.1, p. 195.762). Dennoch betont A.R. Birley m.E. zurecht die Vergleichbarkeit mit den augusteischen Spielen, die im Zeichen von Apollon undDiana standen (A.R. BIRLEY; Severus; S. 159f.). 66BMC V, p. 207.275a; p. 215.314ff.; p. 342; p. 342.843. 67BMC V, p. 341. 68RIC IV.1, p. 94.25; p. 95.31; p. 181.661; p. 182.666; p. 183.669. 69RIC IV.1, p. 100.79; p. 102.97; p. 104.111; p. 157.488. Sol erscheint, wie M. CLAUSS; ; Athenaeum 68 (1988); S. 431 glaubt, nicht als conservator oder defensor Sol invictus Mithras“ „

auf Münzen des Severus. 70H. VOEGTLI; Bilder der Heldenepen in der kaiserzeitlichen griechischen Münzprägung; Aesch, 1977 (Phil.Diss. Basel, 1974); S. 10. 71RIC IV.1, p. 111.155a. 72Der Titel invictus findet sich in besondern Fällen auf Münzen (RIC IV.1, p. 130.311 [Büsten des Severus undCaracalla mit der Legende IMPP(eratores) INVICTI PIIAVGG(usti)]; RIC IV.1, p. 143.389ff. u. p. 151.441 [Rv.: Tropaion m. Waffen; INVICTO IMPERAT TROPAEA (sicherlich in Anlehnung an Pescennius Niger, doch kaum zufällig übernommen)] u. RIC IV.1, p. 317.21 [nennt Geta SEVER(i) INVICTI AVG(usti) PIIFIL(ius)]) undInschriften (ILS 419 u. ILS 421 = CIL X 5825 [invictus imperator]). Münzen des Clodius Albinus Caesar zeigen Hercules mit der Legende invictus (RIC IV.1, p. 47.21). Exemplarisch für die Verbindung von Hercules und Septimius Severus steht eine Weihinschrift der equites singulares Augusti für Hercules invictus PRO SALVTE ET VICTORIA ET REDITV des Severus und seiner Familie (CIL VI 227 = ILS 427); siehe auch unten Kap. 3.1.3.

Augusti

235) 3.1. Die Severer (193–

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Beziehung desSeverus zudiesem Gott sein, wieer andererseits auch Assoziationenmit demangeblichen Bruder Commodus weckt73. Nicht der syrische Einfluss, bedingt durch die Herkunft der Iulia Domna aus Emesa74, sondern vielmehr die Traditionen der nordafrikanischen Heimat des Kaisers machen die Besonderheiten seiner Münzprägung aus75. So wurden die Attribute Strahlenkrone und Mondsichel zunächst lediglich als Symbole der aeternitas des Reiches, vor allem aber der Severerdynastie, verwendet, während eine Verehrung von Sol, Luna oder anderen Gestirnsgottheiten durch Septimius

Severus keineswegs gesichert ist76.

217) 3.1.2. Die Alleinherrschaft Caracallas (211– Nach dem Tod des Septimius Severus am 4. Februar 211 in Eburacum (Britannia) ging die Herrschaft nahezu problemlos auf die beiden Söhne des Kaisers, Caracalla und Geta, über. Letzterer war seit 209 ebenfalls in den Rang eines Augustus erhoben worden77. Doch die Feindseligkeiten derbeiden Brüder einandergegenüber endeten nachwenigen Monaten mitderErmordung desGeta durch Caracalla, derdaraufhin dasReich noch bis zumApril 217 alleine weiter regierte78.

Über die Herrschaft des größenwahnsinnigen Caracalla, lässt sich, trotz moderner Versuche einen höheren Sinn in demgroßenteils realitätsfernen Handeln zu sehen79, kaum etwas Positives berichten80. Außenpolitisch anfangs erfolgreich81, warCaracalla seit 214 imOsten aktiv gewesen82, unddort warseine 73P. KNEISSL; Die Siegestitulatur der römischen Kaiser; Göttingen, 1969; (Hypomnemata 23); S. 118f. (dort auch Literaturverweise). Inschriften für Commodus als Hercules Romanus unddemBeinamen invictus: CIL XIV 3449; IlAfr 612. 74 Zu Iulia Domna: E. KETTENHOFEN; Die syrischen Augustae in der historischen Überlieferung; Bonn, 1979 [= Augustae]; S. 76ff.; E. WALLINGER; Die Frauen in der Historia Augusta; Wien, 1990; (Althistorisch-epigraphische Studien 2); S. 82ff. 75A.R. BIRLEY; Severus; S. 112. 76Zueiner gegenteiligen Darstellung siehe: M. CLAUSS; „ ; AthaeneSol invictus Mithras“ um68 (1990); S. 431f. Den Spuren von G.H. Halsberghe folgend, möchte Clauss in der Verwendung des Sonnengottes undsolarer Symbole ein Wirken der Iulia Domna undihrer Familie sehen (dazu siehe oben) und postuliert, dass Severus „ hoffte, auf diese Weise alle Götter zu subsummieren, die etwas mitderSonne zutunhatten“(S. 431). 77D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 166. 78D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 166 (Tod des Geta noch Ende Dezember 211); S. 162f. (Chronologie der Herrschaft des Caracalla; Ermordung am 8. April 217); A.R. BIRLEY; Severus; S. 188f.; A.R. BIRLEY; s.v. Caracalla; DNP 2 (1997); Sp.980ff. (Samtherrschaft des Caracalla mitGeta bis Ende 212). 79 G. WIRTH; „Caracalla in Franken: zur Verwirklichung einer politischen Ideologie“ ; Jahrbuch für fränkische Landesforschung 34/35 (1975/76); S. 37ff. 80ZurBeurteilung: K. CHRIST; Geschichte; S. 624f. („ So halten denn die Münzen seiner Regierung in aller Schärfe ein animalisches Gesicht fest miteiner stupiden, niederen Stirn und der brutalen Roheit seiner Züge“ ) und A.R. BIRLEY; Severus;S. 188ff. 81Hier sei v.a. der erfolgreiche Alamannenkrieg von 213 zu nennen (H. BELLEN; S. 196). 82H. BELLEN; S. 199f.

48

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

imitatio Alexandri zunehmend ausgeartet83. Neben der Verleihung des Bürgerrechtes an die Mehrzahl der Reichsbewohner84 darf im Rahmen dieser Arbeit natürlich die Einführung eines neuen Nominals, desfür das3. Jh. charakteristischen Antoninianus85, nicht unerwähnt bleiben. Die Vorliebe Caracallas für Astralreligionen, vor allem für den Mond, erwähnt die Historia Augusta. Demnach soll sich der Kaiser auf demWeg zum Heiligtum eines Mondgottes inCarrhae befunden haben, als er einem Mordkomplott zumOpfer fiel86. Diese Verehrung des Mondes zeigte sich in Münzdarstellungen, die Luna in der Biga erstmals mit Aversen eines männlichen AngehörigenderSevererfamilie kombinierten87. Eine inRomgefundene Inschrift bestätigt offenbar nicht nurdiese Verehrung, sondern belegt dieFälschung desGeburtstages des Caracalla, damit dieser auf einen Montag, dendies Lunae, fallen konnte88.

DerSonnengott erscheint ebenfalls aufReichsprägungen, bewegt sich aberin den bereits unter Septimius Severus eingeschlagenen Bahnen. Die Verwendung der Strahlenkrone auf demAntoninianus, die zurKennzeichnung desDoppelnoVorstellung89. minals diente, fällt jedoch auch in denBereich derAeternitas – Einerseits lässt sich die Darstellung des Sonnengottes zwar mitdemAufenthalt desKaisers imOsten inZusammenhang bringen90, dochzeigt dasregelmäßige Auftreten des Sonnengottes, in seiner Quadriga, gemeinsam mit Luna, korrespondierend in der Biga, von 215 bis zur letzten Emission 21791, dass Sol gleichfalls imKontext dervonCaracalla bevorzugten Mondgottheit zusehen ist. Eine Tetradrachme Caracallas zeigt dann auch auf der Rückseite die Büste des Sonnengottes auf einer Mondsichel und drückt damit die Verbindung dieser 83Cass. Dio, Epit 78, 7,1ff. (nennt Caracalla „ ιλ α ὁϕ λ εξ ν ότ α τ ο ο ρ ῖν α ν “[78, 9, ς δ ςἈντω 1]); Herod. IV, 8, 1ff. H. CASTRITIUS; „Caracalla, Augustus undAlexander?“ ; ZuAlexander d.Gr.: Festschrift G. Wirth, Bd. II; Amsterdam, 1988; S. 879ff.; D. TIMPE; „ Ein Heiratsplan ; Hermes 95 (1967); S. 470ff. Kaiser Caracallas“ 84K. CHRIST; Geschichte; S. 622; P. A. KUHLMANN; Die Giessener literarischen Papyri unddie Caracalla-Erlasse: Edition, Übersetzung undKommentar; Gießen, 1994; S. 217ff. [mit Literaturangaben undVerzeichnis dermaßgeblichen Editionen]. 85R. DUNCAN-JONES; S. 138f. u. S. 222. 86H.A. Cara. VI, 6ff. 87Caracalla: RIC IV.1, p. 248.256; p. 252.274; p. 254.284; p. 302.540; p. 304.550+554; p. 305.558; p. 306.565; p. 307.567. Für Iulia: RIC IV.1, p. 273.379; p. 312.600 (als Luna lucifera); RIC IV.1, p. 167.548; p. 178.638; p. 208.851; p. 210.871; p. 272.373 (als Diana lucifera; gehört offenbar in die Herrschaftszeit des Severus, da für Plautilla der gleiche Typ vorliegt). Für Plautilla: RIC IV.1, p. 270.366; p. 310.583 (als Diana lucifera). 88G. ALFÖLDY; „ Nox Dea fit lux! Caracallas Geburtstag“ ; Historiae Augustae ColloquiumBarcinonense; hg.v. G. Bonamente (u.a.); Bari, 1996 [= „ ]; S. 9ff. Nox Dea fit lux!“ 89Siehe oben Kap. 3.1.1. 90Die früheste Prägung kann in das Jahr 214 (TR P XVII) datiert werden, demJahr des Aufbruchs Caracallas in denOsten (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 162). 91215 (TRP XVIII): RIC IV.1, p. 302.540 + p. 304.550 (Luna in Biga) p. 302.543, p. 304.551 + p. 305.556 (Sol in Quadriga). 216 (TRPXVIIII): RIC IV.1, p. 305.558 (Luna in Biga) p. 306.562f. (Sol in Quadriga). 217 (TRPXX): p. 306.565 + p. 307.567 (Luna in Biga) p. 306.566 + p. 307.570 (Sol in Quadriga).

235) 3.1. Die Severer (193–

49

beiden Gottheiten aus92. Deutlich symbolisiert werden dadurch die kosmische Vorherbestimmung derHerrschaft wiederen Dauerhaftigkeit. Eine Bronzeplakette zeigt dasPorträt des Kaisers in derFrontalansicht, von einem Strahlenkranz umgeben93. Dieser Kranz ist kein Ausdruck einer etwas lasziv in den Nacken geschobenen Strahlenkrone, sondern vielmehr mit dem aureus von 197 vergleichbar94. Aufdieser Münze ist somit derastrale Ursprung der Herrschaft eines vom Schicksal bestimmten invictus imperator destin(atus) angedeutet worden95. Ganz in diesem Sinne ist auch der Wortlaut einer stadtrömischen Inschrift zu verstehen, auf der Caracalla euphorisch als sideribus in terram delapsus gefeiert wird96. Dass die Bilddarstellungen des Caracalla mit solaren Attributen durch das bekannte Proömium der Kynegetika des Oppian von Apameia ergänzt werden, weist aufdie Akzeptanz derbildlichen Vergleiche. In dieser Schrift wirdCaracalla mit dem Sonnengott verglichen, während seine Mutter Iulia als Luna erscheint97. Ob die Ausführungen des Oppian als Ausdruck eines offiziellen Programms anzusehen sind, sollte dennoch mit einem Fragezeichen versehen wer-

den.

Der sogenannte ‚Sonnenlöwe‘ auf den Münzen des Caracalla98 ist, obwohl dies auf denersten Blick denAnschein hat, nicht ausschließlich auf die Verehrung von Astralgottheiten zu beziehen, sondern eine weitere Ausprägung der imitatio Alexandri99. Die Vorstellung des Alexander –Helios als Weltenherrscher erklärt auchdieindiesem Zusammenhang zusehende Büste, diedenKaiser mit der erhobenen Linken zeigt100. Eine Münze des Caracalla aus Laodikea (Phrygia), die denKaiser mitderStrahlenkrone ineiner Elefantenquadriga zeigt, belegt, dass sich Alexandermythos undSonnenkult nicht ausschließen müssen, sondern durchaus ergänzen können101. Auch die oben genannte Bronzeplakette desCaracalla mitdemStrahlenkranz ist in die Alexanderikonographie einzuordnen, zeigt sie dochdenKaiser aufdemclipeus caelestis wieihnbereits Alexander 92Leu, Auk. 33, Nr.99 [ansonsten offenbar unpubliziert]. 93M. BERGMANN; S. 274. 94Siehe oben Kap. 3.1.1.; M. BERGMANN sieht in demKranz eine Strahlenkrone (S. 274). 95M&M [Ch] Auk. 66, Nr. 703. Die Revers-Legende lautet M(arco) AvR(elio) CAEs(ari) IN[V]I[CTO] IMP(eratori) DESTIN(ato). Ein Fehler des Stempelschneiders kann ausgeschlossen werden, dadie Bezeichnung imperator destinatus, statt designatus, für Caracalla auch inschriftlich gesichert ist (CIL XIII 1754 [Lugdunum]).

96 CIL VI 1080 = 31236; dort wird die Textlücke zu SIDERIBV[S | DEMISSO ergänzt, während G. ; S. 17ff.; dort auch weiterführende Literatur zudieser FormulieNoxDeafit lux!“ ALFÖLDY („ rung undKommentare zumCharakter derInschrift) die Ergänzung SIDERIBV[S IN|TERRAM DELAPSO bevorzugt. Ungeachtet dieser Problematik verändern die unterschiedlichen Ergänzungsvorschläge die Aussage derPassage nicht. 97Oppian, Kynegetika, I., 1ff. u. 41ff.; siehe auch M. BERGMANN; S. 272ff. 98 RIC IV.1, p. 252.273; p. 254.283; p. 256.296; p. 303.548; p.304.552; p. 305.557; p.

306.564; p. 307.571. 99H. R. BALDUS; Uranius Antoninus: Münzprägung undGeschichte; Bonn, 1971; (Antiquitas 3.11); S. 130f. 100H. R. BALDUS; Uranius; S. 128ff. 101SNGAulock 3857; dazu siehe auch unten Kap. 4.1.3.1.

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

getragen haben soll102. Auf derPlakette nimmt Caracalla die Position ein, die auf demclipeus caelestis sonst derSonnengott einnimmt. Hier greifen Vorstellungen vomWeltenherrscher Alexander undkosmische Symbolik, dieStrahlenkrone des Sol, aber bei demLöwen auch das Blitzbündel des Iuppiter, ineinander103. Auf die Alexanderverehrung ist offensichtlich auch die Verwendung des Epithetons invictus durch Caracalla zurückzuführen. Wiederholt ist Alexander in der römischen Geschichtsschreibung als magnus und invictus bezeichnet worden104. So überrascht es nicht, wenn diese beiden Begriffe gemeinsam auf einer Weihinschrift für Caracalla in Rom erscheinen, auf der dann auch die militärischen Fähigkeiten dieses Kaisers herausgestellt werden105. Auch auf syrischen Tetradrachmen erscheint Caracalla wiederholt mit der Strahlenkrone, demAttribut des Sonnengottes, aber auch der Aegis, einem göttlichen Attribut, das als Symbol der Unverwundbarkeit und auch Unbesiegbarkeit gilt und somit das Motiv des invictus Antoninus aufnimmt106. InTarsos (Cilicia) ist eine direkte Verbindung vonCaracalla zumSonnengott erkennbar. Die Rückseite einer Münze zeigt Sol mit Strahlenkrone, Globus und erhobener Rechten, während der Kaiser auf einer weiteren Rückseite ebenfalls mit Strahlenkrone, Globus und erhobener Rechten gezeigt wird107. Da beide Münzen stempelgleiche Vorderseiten haben, ist eine Verbindung offensichtlich. Eine weitere Münze ausderRegierungszeit desCaracalla, diedenGott in seiner Quadriga zeigt, liegt ebenfalls aus Tarsos vor108. Der Kaiser, der sich zudiesem Zeitpunkt in der Stadt befand, wurde hier offenbar auch mit dem Sonnengott

102 H. P. L’ORANGE; Studies in the Iconography of cosmic Kingship; Oslo, 1953 [= Kingship]; S. 90ff. 103H. R. BALDUS; Uranius; S. 157f. Das Blitzbündel kommt bei Baldus etwas zu kurz. Trotz der deutlichen solaren Symbolik, dem Bezug zu Alexander –Helios, darf das Blitzbündel, als ein typisches Attribut Iuppiters nicht unterschlagen werden (A. LEY; s.v. Iuppiter II: Ikonographie; DNP VI (1999); Sp. 82f.). Dies ist auch überhaupt nicht notwendig, da beide Attribute gut in die Konzeption des Weltherrschers passen. Auch ist das Blitzbündel eines der frühesten Götterattribute, die in Verbindung mit Alexander begegnen (zur viel diskutierten The Porus Dekadarchme, die Alexander mit dem Blitzbündel zeigt, siehe M.C.J. MILLER; „ Dekadrachm and the Founding of Bucephala“ ; Ancient World 25 (1994); S. 109ff.). 104So bei Livius VIII, 3, 7 („ ) Eadem aetas rerum magni Alexandri est ..., invictum bellis ...“ u. IX, 18, 17 („Invictus ergo Alexander“). 105 CIL VI

31388a (MAGNO

ET INVICTO | AC SVPER OMNES PRIN|CIPES FORTISSIMO | FELICISSIMOQVE

einer Bauinschrift aus Syrien wird Caracalla als invictus imp(erator) Antoninus angerufen (CIL III 206/7: INVICTE IMP. |ANTONINE PIE FELIX AVG.). Zu invictus siehe auch unten Kap. 4.1.3.1. 106Übersicht in K. u. M. PRIEUR; A Type Corpus of the Syro-Phoenician Tetradrachms and their fractions from 57 BC to AD253; Lancaster, PA, 2000; zurAegis siehe I.v. BREDOW; s.v. Aigis; DNP 1 (1996); Sp. 324f.; eine Verbindung über Apollon, für den die Aegis ebenfalls belegt ist, zu Sol unddann zuCaracalla ist m.E. unwahrscheinlich. Die Vorstellung, die Aegis könne auf Alexander d.Gr. verweisen, ist angesichts der imitatio Alexandri dieses Kaisers wahrscheinlicher (E. KANTOROWICZ; „ ; S. 372ff.; zu Alexander mit der Aegis). Uniform“ 107SNG Levante 1043 (Caracalla); SNG Levante 1044 (Sol). 108SNGLevante 1062. | IMP. CAES. M. AVRELIO ANTONINO PIO FEL. AVG.). Auf

235) 3.1. Die Severer (193–

51

verglichen109. Somit wurden die bereits unter Septimius Severus begonnenen Tendenzen nicht lediglich weitergeführt110, sondern auch vertieft. Festgehalten werden muss jedoch, dass Sol auch für Caracalla nicht die herausragende Gottheit gewesen ist111. Im Mittelpunkt seiner Verehrung, und dementsprechend der offiziellen Bevorzugung, stand der Gott Sarapis112. Ihm wurde auf demQuirinal durch denHerrscher einTempel errichtet113, sein Bildnis erscheint erstmals auf Münzen, die während der Alleinherrschaft dieses Kaisers ausgegeben wurden114. In Alexandria soll Caracalla sogar innerhalb desTempelbezirks des Sarapeion gewohnt haben115.

3.1.3. Elagabal 3.1.3.1. M. Aurelius Antoninus ‚Elagabalus‘ (218– 222)

Die Herrschaft des Macrinus undseines seit Mai 218 zumAugustus erhobenen Sohnes Diadumenianus116 dauerte nuretwas mehr als ein Jahr. Die Familie der lulia, derFrau desSeptimius Severus undMutter desCaracalla, konnte mitHilfe derimRaum ihrer Heimatstadt Emesa stationierten Truppeneinheiten demnoch minderjährigen Varius Avitus den Kaiserthron sichern. Dieser trat seine Herrschaft, als angeblicher Sohn des Caracalla117, unter dem Namen M. Aurelius Antoninus118 mit dem Anspruch an, die Politik seines vermeintlichen Vaters fortzuführen119. 109R. ZIEGLER; „ Die ‚Historia Apollinii Tyri Regis‘undder Kaiserkult in Tarsos“ ; Chiron 222ff.; dort auch zurAngleichung Caracallas in Tarsos an Triptolemos undzuseiner 14 kultischen Überhöhung. 110Zu Münzen aus Olba, die denSeverus beim Adventus mit Sol vergleichen, siehe oben (1984);

Kap. 3.1.1. 111Anders M. BERGMANN; S. 272. Sie sieht eine massive Förderung des Sonnenkultes durch Caracalla.

112M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 254 (Dort auch zum ‚ägyptischen‘ Charakter des Gottes). 113CIL VI, 570 = ILS 4387; H.A. Cara. IX, 10; die Angabe „ sacra Isidis Romam deportavi“

ist allerdings nicht zutreffend. Ein Heiligtum für Isis undSerapis auf demcampus Martius ist bereits seit augusteischer Zeit nachweisbar (M. BEARD [u.a.]; Religions; S. 264f.). 114RIC IV.1, p. 239.193f. (212 n.Chr.); RIC IV.1, p. 241.208 (213 n.Chr.); RIC IV.1, p.

246.244 (214 n.Chr.); RIC IV.1, p. 250.263ff. (215 n.Chr.); RIC IV.1, p. 253.280 (216 n.Chr.); RIC IV.1, p. 255.289ff. 115Cass. Dio, Epit. 78, 23, 2. Dio berichtet auch voneinem Feuer injenem Tempel nach der Abreise Caracallas, dass nurdas vonjenem Kaiser dort deponierte Schwert, die Mordwaffe an Geta, vernichtet haben soll, undsomit denUntergang desCaracalla angekündigt hat(Epit. 79, 7, 3). Wenn dieses Ereignis auch fragwürdig ist, deutet es dennoch auf die Bedeutung des Gottes

Sarapis fürCaracalla. 116D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 169 (zu Macrinus) u. S. 170f. (zu Diadumenianus). 117Cass. Dio, Epit. 79, 32, 1ff.; Herod. V, 3, 11ff. 118D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 172. Den Namen Elagabal hat der Kaiser selbst nie getragen. Er wurde ihmder Unterscheidung zu Caracalla wegen gegeben. Hier soll der Name Elagabal ausschließlich zurBezeichnung desGottes benutzt werden. Dain denbeiden vorange-

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Bald nach seinem Einzug in Rom 219 begann der Kaiser, den aus seiner syrischen Heimat mitgeführten Gott Elagabal in besonderer Weise herauszustellen, nach 220 ihnsogar zurobersten Gottheit zuerheben120. DaderKaiser weder den Vorstellungen des nunmehr enttäuschten Militärs noch der angewiderten Aristokratie entsprach, entlud sich deren Unmut inderErmordung desAntoninus undseiner Mutter Iulia Soaemias imMärz 222121. ImRahmen dieser Untersuchung müssen natürlich dieEinführung desElagabalkultes in Romunddie religionspolitischen Maßnahmen des Kaiser angesprochen werden. Die bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiet haben die Chronologie unddenUmfang dieser Bereiche bereits weitgehend erforscht122. Zunächst wurde versucht, die Herrschaft des Kaisers Antoninus als denHöhepunkt der langfristig vorbereiteten Etablierung einer hochentwickelten, monotheistischen Religion zu deuten123. Doch letztendlich konnte der Episodencharakter der gescheiterten Bemühungen eines Herrschers aufgezeigt werden, dereinen lokalen, auf altertümlichen Vorstellungen basierenden Kult einführen wollte124. Dennoch soll der Elagabalkult an einigen, für dieses Thema relevanten, Stellen eingehender betrachtet werden. Der Kult desemesenischen Gottes zeichnete sich durch einige bestimmte Charakteristika aus, die wesentlich genug waren, umals Titulatur auf Inschriften125 undkombiniert mit Bildmotiven auf Münzen verbreitet zuwerden126. Im Mittelpunkt des Kultes stand der heilige Baetyl des Elagabal, ein schwarzer, konisch geformter Stein127, oft gemeinsam mit einem Adler undumgeben von Kultstangen dargestellt128. Auf Münzen des Antoninus erscheint der Stein stets in einer Quadriga129. Der Wagen mit dem Baetyl war Bestandteil der gangenen Kapiteln durchweg der Name Caracalla für den ebenfalls M. Aurelius Antoninus genannten Sohn des Septimius Severus gebraucht wurde, dürfte die Benennung des Varius Avitus als Antoninus nicht zuMissverständnissen führen. 119A.R. BIRLEY; s.v. Elagabal [2]; DNP 3 (1997); Sp. 956f. 120ZudenSchritten derEinführung desElagabal als obersten Staatsgott siehe M. FREY; S.

73ff. 121Übereinstimmend nennen die antiken Autoren denUnmut desMilitärs als Grund fürdie Ermordung des Antoninus unddie Erhebung des Severus Alexander zuerst zumCaesar, dann syrischen zumAugustus. H. BELLEN; S. 176; K. CHRIST; Geschichte; S. 627ff. ZurRolle der ‚ Augustae‘siehe E. KETTENHOFEN; Augustae. 122Übersicht über die bisherigen Arbeiten: M. FREY; 2ff. 123G.H. HALSBERGHE; S. 41ff. 124 M. FREY; S. 43f.; S. 64ff.; die dagegen dem Kaiser von M. WALLRAFF (S. 33f.) unterstellte religionspolitische Weitsicht, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. 125Übersicht bei M. FREY; S. 85f. 126RIC IV.2, p. 31ff. 127Herod. V, 3, 5 („ λ ίθ ο ςδ έτ ιςἔσ ή γ ω ς νἐ ισ , λή έγ τ ιμ ερ τ ο ςὀξύτητα ). ς , κάτω θ ιϕ ν π ε “ ερ

128M. FREY; S. 59 (zu den‚Sonnenschirmen‘); S. 67f. (zum Stein des Elagabal); W. FAUTH; s.v. Baitylia; KIP 1 (1979); Sp.806ff. (zu Kultsteinen). 129RIC IV.2, p. 32.6; p. 33.64; p. 37.143f. (Die einzige Ausnahme könnte ein Stück bilden, das angeblich nurden Kultstein ohne Wagen zeigt, doch sind die Herkunft der Münze unddas Aussehen der Averse unbekannt [RIC IV.2, p. 41.176]). Da ein derartiger Typ für Uranius Antoninus vorliegt (siehe unten Kap. 3.1.3.2.), ist eine Zuordnung zu jenem Usurpator m.E. wahrscheinlicher. Abweichend von den Münzbildern spricht Herodian von einem Wagen mit sechs weißen Pferden (Herod. V, 6, 7).

235) 3.1. Die Severer (193–

53

Kultprozession, bei welcher der Kaiser, in seiner Funktion als Oberpriester des Elagabal, demführerlosen Gefährt voranschreiten musste130. Der Kaiser selbst trug ein langes Gewand und eine Tiara als Kopfbedekkung131, die auf Münzen durch einen Zusatz zumLorbeerkranz, möglicherweise einen Stierpenis, ausgetauscht wurde132. Imlinken Armhielt er einen keulenförmigen Gegenstand133. Sein Titel als Oberpriester lautete vollständig sacerdos amplissimus dei invicti Solis Elagabali134, auf Münzen begegnet auch INVICTVS SACERDOS135. Die zu diesem Zeitpunkt bereits bekannten Attribute, die auf eine Verbindung zumrömischen Sol verweisen, fehlen völlig. Es entsteht der Eindruck, denja auch die antike literarische Überlieferung vermittelt136, derKult des Elagabal undsein Oberpriester hätten mitdemrömischen Sonnenkult nureinige Namensbestandteile (Sol, invictus) gemeinsam. Die Interpretation des Elagabal als Sol137 und das vermehrte Erscheinen des Sonnengottes auf Münzen des Antoninus, die in der Frühphase seiner Herrschaft gerade in der Münzstätte Rom geprägt worden sind138, könnten zwar auf eine engere Verbindung hindeuten, doch bieten sich auch andere Erklärungen an. Mankann demnach davon ausgehen, dass derrömische Sol während einer Übergangsphase lediglich als Erscheinungsform des Elagabal gedient hat, die den Betrachtern der Münzreversen vertraut war139.

Dennoch sind an dieser Stelle einige Prägungen zu erwähnen, die auf den ersten Blick eine Verbindung zur weiteren Entwicklung von Sonnenkult und 130Herod. V, 6, 6f. Ein Antoninian (P. AGRINIER; Le tresor d’Eauze: bijoux et monnaies du IIIe siecle ap. J.-C.; Toulouse, 1992 (=Eauze), pl. 20.301– 802 [nicht imRIC IV.2]) zeigt den Kaiser als Elagabal-Priester vorderQuadriga mitdemStein stehend. 131Herod. V, 5, 3 („ τ ιά ρ α ςστεϕ ά η ν ν ). “ 132E. KRENGEL; „ Dassogenannte ‚Horn‘desElagabal –Die Spitze eines Tierpenis: eine Umdeutung als Ergebnis fachübergreifender Forschung“ ; JNG47 (1997); S. 53ff. 133RIC IV.2, p. 31.46ff., p. 32.52ff.; p. 34.86ff.; p. 37.131ff.; p. 38.146ff.; p. 41.177ff.; p. 42.181; p. 43.191+194; p. 44.200; p. 53.307; p. 54.323ff.; p. 55.334ff.; p. 56.350f; p. 58.369ff. (Gegenstand im Arm als ‚branch (cypress?)‘ oder ‚club‘ bezeichnet). Zur Beschreibung der Kleidung des Kaisers siehe auch Herod. V, 5, 3f. 134M. FREY; S. 85f. (mit Angabe derbetreffenden Inschriften). 135RIC IV.2, p. 34.86ff.; p. 43.191; p. 56.350. Die Legende derletzten Münze ist vonG.H. Halsberghe (S. 77) fälschlicherweise zu INVICTVS SACERDOS AVG(ustus) S(acra) C(ognoscens) [statt richtig S(enatus) C(onsulto)] aufgelöst worden. Dies führte bedauerlicherweise zu recht obskuren Spekulationen.

136M. FREY; S. 9ff. 137Obwohl ursprünglich eine Berggottheit, so auch die etymologische Deutung des Namens, war der Gott dann unter arabischem Einfluß zu einem Sonnengott geworden, der sich seine Wurzeln dennoch bewahrt hatte (M. FREY; S. 45f.). FürdenSenator Cassius Dio (Epit. 79, 33, 1) warElagabal bereits eine syrische Ausprägung des Sol/Helios. 138RIC IV.2, p. 29.17; p. 52.289 (219 n.Chr.); p. 30.28; p. 53.300ff. (220 n.Chr.); p. 31.37+40; p. 54.318ff. (221 n.Chr.); p. 33.61. 139M. FREY; S. 78f. Diese Annahme wirddadurch weiter gestützt, dass fürdasJahr 222, in demderGott Elagabal bereits als oberste Gottheit offen präsentiert worden war, keine Prägun-

gen mit Sol vorliegen, sondern ausschließlich Darstellungen des Kaisers als summus sacerdos unddes Baetyls in derQuadriga (RIC IV.2, p. 32.52ff.+p. 55.334ff.). Obsich die Sol-Prägungen lediglich als Ergebnis römischer Prägetraditionen abtun lassen, ist m.E. jedoch fraglich (siehe dazu S.E. HIJMANS; S. 135f.).

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Kaisertum ergeben könnten. So wurde der Sonnengott erstmalig in die Position eines Bewahrers kaiserlicher Herrschaft (conservator Augusti) gehoben140. Relativierend mussallerdings gesagt werden, dass diese Bezeichnung nurAnfangs für Sol benutzt wurde141 und die Mehrzahl der Münzen mit dieser Legende den Kultstein inderQuadriga zeigen142. Es sollte dannauch noch einhalbes Jahrhundert vergehen, bevor die Figur des Sonnengottes wieder mit dieser Legende begegnet, undes ist durchaus fraglich, obeine Verbindung zwischen denPrägungendes Antoninus unddesAurelian bestanden hat143. Einaureus derMünzstätte Antiochia zeigt denSonnengott mitStrahlenkrone und Chlamys, der, nach rechts schreitend, ein Blitzbündel in der zum Wurf erhobenen rechten Handhält. DieLegende bezeichnet ihnalsSolpropugnator144. Dieser sehr ungewöhnliche Typ findet sich nur für Antoninus undliegt nur für Antiochia vor145. Eine Vorbildfunktion dürfte demIOVI PROPVGNATORI – Typ des Septimius Severus zukommen, der Iuppiter in der gleichen Pose mit Kranz zeigt146. Die Rolle desGottes als Schlachtenhelfer bezieht sich wohl aufdenSieg über Macrinus nahe Antiochia, derdurch göttliches Eingreifen errungen worden war147. Eine Verbindung zumbereits genannten Aurelian ergibt sich wiederum. Während der Entscheidungsschlacht gegen die Truppen des Palmyrenischen Reiches soll der Sonnengott demAurelian undseiner Kavallerie zuHilfe geeilt sein. Diese Übereinstimmung ist jedoch nur oberflächlich. Aurelian feierte auf Münzen seinen Sieg in großem Umfang, doch begegnen weder die Darstellung des Sonnengottes mit Attributen des Iuppiter noch die entsprechende Legende. Vielmehr entstehen neue Typen mit eigenen Bildern und Legenden148. Sollte überhaupt eine Verbindung vonAurelian zueinem anderen Kaiser bestehen, so ist diese möglicherweise bei Constantin I. 149, vor allem aber bei Augustus zu 140RIC IV.2, p. 32.63. 141M. FREY; S. 78f.; S. 80ff. 142RIC IV.2, p. 32.61f.; p. 33.64f.; Eauze, pl. 20.301– 802. 143R. GÖBL; Aurelianus; pl.154 (Übersicht über die Typen). ZuAurelian siehe unten Kap. 3.3.2. Mir erscheint, umdies vorweg zu nehmen, eine Verbindung zu den SOLI CONS. AVG. – Prägungen desGallienus als wahrscheinlicher (siehe dazu unten Kap. 3.2.4). 144RIC IV.2, p. 44.198; eine Abbildung in BMC V, pl. 91.9. 145Seine Verwendung nur in Antiochia und möglicherweise in der Anfangsphase der Herrschaft (RIC IV.1, p. 56f.; RIC IV.2, p. 26f.) unterstreicht den Ausnahmecharakter dieses Typs. 146RIC IV.1, p. 107.131 (199– 200 n.Chr.); p. 125.270 (202– 210). Die Vermutung vonS.E. HUMANS, derauch auf die Identifikation dersyrischen Ba’alim mit Zeus/Iuppiter hingewiesen hat, es könne darüber eine Verbindung zumBlitzbündel dieses Gottes gegeben haben [S. 118ff.], verdient m.E. besondere Aufmerksamkeit. 147Cass. Dio, Epit. 79, 38, 4. Einen Versuch, dem Sonnengott durch eine synkretistische Verschmelzung mit Iuppiter den Weg an die Spitze des römischen Pantheon zu ebnen (M. FREY; S. 102), dürfte m.E. weniger als Absicht fürdieses Münzbild in Frage kommen. 148Siehe unten Kap. 3.3.2. Auch mögliche ‚versteckte‘ Attribute, wie den Stierpenis, den Antoninus als Zusatz zu seiner Kopfbedeckung getragen haben soll (E. KRENGEL; S. 53ff.), sucht man vergeblich. 149H. BRANDT; „ Die ‚heidnische‘Vision Aurelians unddie ‚christliche‘ Vision Konstan; Historiae Augustae Colloquium Maceratense; hg.v. G. Bonamente/G. Paci; tins des Großen“ ]; S. 107ff. Bari, 1995 [= „ Vision“

235) 3.1. Die Severer (193–

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suchen150, auch wenn die H.A. ein Eingreifen des Sonnengottes von Emesa suggerieren möchte151. Zusammenfassend betrachtet, stellt sich die vierjährige Herrschaft des Kaisers Antoninus nicht als entscheidender Wendepunkt für die Bedeutung des Sonnenkultes im Römischen Reich dar. Den Versuch, den lokalen Kult des Elagabal aus dem syrischen Emesa in Rom zu etablieren, hatten der Herrscher undseine Mutter mit demLeben bezahlt. Mit demTod des Kaisers endete die Geschichte desElagabal als einer fürdasgesamte Imperium Romanum bedeutenden,ja obersten Gottheit152. Diese Episode in denJahren 218 bis 222 hatte jedoch einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt: Da die Herrschaft des Kaisers Antoninus, und besonders die Rolle, die sein Gott dabei gespielt hatte, eine durchweg negative Beurteilung erfahren hat153, musste ein Herrscher, derversuchen würde, denElagabal imbesonderen Maße herauszustellen, dieses schwere, belastende Erbe antreten154. Es ist fraglich, ob ein römischer Kaiser in Anbetracht der sich weiter zuspitzenden Situation ein derartiges Risiko auf sich nehmen würde, wenn sich ihmnoch elegantere Wege bieten würden.

254) 3.1.3.2. Die Usurpation des Uranius Antoninus (253–

Andieser Stelle ist es notwendig, die bisher eingehaltene chronologische Ordnungzuverlassen, unddenBlick aufeine dreißig Jahre nachdemToddesKaisers Antoninus (Elagabalus) erfolgte Usurpation in Syrien zurichten. Angesichts der Bedrohung der syrischen Provinzen durch die Perser wurde

imSommer 253 inEmesa einAngehöriger derstädtischen Aristokratie

unter dem Namen L. Iulius Aurelius Sulpicius Severus Uranius Antoninus zum Kaiser erhoben155. Trotz erfolgreicher Bewältigung der Notsituation156, blieb das Erei150ZuAurelian undAugustus siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. 151H.A. Aur. XXIV, 2ff. Dazuauch M. FREY; S. 67f., dereine Verbindung Aurelians zum Elagabal-Kult ebenfalls für abwegig hält. Auch die für beide Kaiser nur literarisch erwähnte Hirschquadriga (H.A. Hel. XXVIII, 2; H.A. Aur. XXXIII, 2f.) bedeutet, wenn es sie denn wirklich gegeben hat, keinen Hinweis aufeinen besonderen Kult (E. ALFÖLDI ROSENBAUM; ; Historiae Augustae „ Heliogabalus‘andAurelian’s Stag Chariots andthe Caesar Contorniates“ Colloquium Genevense; hg.v. G. Bonamente [u.a.]; Bari, 1994; S. 9). 152M. FREY; S. 101ff. u.C. BRUUN; „Kaiser Elagabal undein neues Zeugnis fürdenKult desSonnengottes Elagabalus in Italien“ ; Tyche 12 (1997); S. 1ff; imGegensatz zudenVorstellungen vonG.H. Halsberghe (S. 102ff.), der eine Verbindung zu Aurelian sehen möchte. Zur weiteren Bedeutung desElagabal-Kultes imsyrischen Raum siehe unten Kap. 3.1.3.2. 153Herod. V, 7, 6ff.; Cass. Dio 80, 3, 3ff.; Eutr. 8, 22; Aur.Vict. 23, 1ff. Ein Überblick über die moderne Forschung, die das Negativbild der Antike teilweise übernommen hatte, bei M. FREY; S. 2ff. 154Die Urteile des Aurelius Victor (23, 1ff. [nach 361 n.Chr.]) unddes Eutropius (8, 22 [nach 364 n.Chr.]) zeigen deutlich, dass sich das negative Bild des Antoninus bis in das4. Jh. hinein gehalten hatte, also kein Symptom der zeitgenössischen Historiker Cassius Dio und Herodian blieb. 155ZurChronologie:

D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 211; zurGeschichte: H. R. BALDUS; Uranius; H. CASTRITIUS; „ ; Gnomon 46 (1974) [= Rez. H. R. Baldus; Uranius Antoninus“

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

gnis eine Episode, dennmitdemEintreffen desKaisers Valerian imOsten 254/55 war die Erhebung offenbar beendet157.

Im Rahmen dieser Untersuchung ist die Münzprägung des Uranius von besonderem Interesse158. Auf den Goldmünzen, die denaurei der in Rom und Italien anerkannten Kaiser entsprachen159, begegnet aufdenReversen derBaetyl desElagabal ausEmesa, undzwarinderbekannten Kombination mitderQuadriga160, aber auch alleine stehend zwischen zwei Kultstangen161. Die zugehörigen Legenden benennen den Stein als SOLELAGABALVS162 und bezeichnen ihn als CONSERVATOR AVG(usti)163. Die Darstellung des Baetyls in der Quadriga unddie Legenden sind bereits unter Antoninus nachweisbar, derdadurch dennach Rom überführten Kultstein und den Gott Elagabal erstmalig auf Reichsnominalen vorgestellt hatte164. Das Bild des Steines auf einem Altar ist auf Münzreversen neu, doch zeigt es nur den Baetyl, wie er sich in demHeiligtum in der Stadt Emesa präsentierte165. Inanthropomorpher Gestalt erscheint derSolElagabal auf denMünzen desUranius nicht. Zusätzlich zu dem Kultstein des Sol Elagabal umfasst die Münzprägung des Uranius auch zwei weibliche Gottheiten, die MINERVA VICTRIX genannte Minerva –Allath166 unddie als FECVNDITAS AVG(usti) bezeichnete Venus –Atargatis167. Diese Göttinnen bilden mitdemSol Elagabal zusammen dieTrias vonEmesa168. Zwei für die Thematik der Arbeit sehr wichtige Schlussfolgerungen ergeben sich ausdeneben aufgeführten Münztypen. „ Rez. Baldus“ ]; S. 589ff. u. G. WINKLER; s.v. Uranius; KlP 5 (1979); Sp. 1059f.; zum Persereinfall: K. SCHIPPMANN; Grundzüge der Geschichte des Sasanidischen Reiches;Darmstadt, 1990; S. 21f. Umstritten ist weiterhin, obUranius Antoninus mitderFamilie derlulia, der Frau des Septimius Severus, verwandt war (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 211). Zumindest sollten die Beinamen ‚Severus‘ und ‚Antoninus‘ dies suggerieren. Obwohl Uranius auf den Reichsmünzen (aureii) nicht die Kaisertitel imperator, Caesar ο derAugustus geführt hat, ist die Kaisererhebung durch die Titulatur derTetradrachmen [Α ) ANΤ )Σ ΟΛ Ο (ίκ Ν ΙNΣ ιο Ω Π ς ρ ο τ ρ ά (ο κ Τ )] gesichert. Dazu auch H. R. BALDUS; Uranius; S. 140ff. (α Σ τ ό Ε σ Β ς 156H. R. BALDUS; Uranius; S. 265ff.; abweichend H. CASTRITIUS; „ ; Rez. Baldus“

S. 513.

157Zum Ostzug des Valerian siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 214 (Chronologie); K. Geschichte; S.665ff. (Darstellung). Ungeklärt bleibt dasweitere Schicksal des Uranius Antoninus (H. R. BALDUS; Uranius; S. 268 [Rücktritt des Uranius Antoninus nach Beseitigung derPersergefahr]). 158RIC IV.3, p. 203ff.; eine neuere undchronologisch geordnete Übersicht unter EinbeziehungderTetradrachmen bietet H.R. BALDUS; Uranius; S. 9ff. (Katalog: S. 185ff.). 159H. R. BALDUS; Uranius; S.76ff. 160RIC IV.3, p. 205.1. 161RIC IV.3; p. 205.2; p. 206.8. 162H. R. BALDUS; Uranius; S. 152f. 163H. R. BALDUS; Uranius; S. 146ff. 164Siehe oben Kap. 3.1.3.1. 165M. FREY; S. 61f. 166H. R. BALDUS; Uranius; S. 149ff. 167H. R. BALDUS; Uranius;S. 154f. 168M. FREY; S. 50ff. CHRIST;

235) 3.1. Die Severer (193–

57

Erstens belegen die Münzen die Fortsetzung desElagabalkultes in Emesa in seiner traditionellen Form. Die Verehrung des Baetyl des Gottes erfolgte auf einem Altar ineinem Tempel169 undwarmiteiner feierlichen Prozession verbunden, in deren Verlauf der Stein in einer Quadriga ausgefahren wurde170. Das Fehlen der anthropomorphen Darstellung des Sol Elagabal, wie noch in den Jahren von218 bis 221 auf Reichsmünzen171, zeigt, dass trotz desScheiterns der Religionspolitik des Kaisers Antoninus eine ikonographische Gleichsetzung des emesenischen Sonnengottes mitdemrömischen Sol nicht nachweisbar ist172. Der Elagabalkult kamohne den nackten Jüngling mit Strahlenkrone, Chlamys, Peitsche oder Globus aus. Zweitens belegen die weiblichen Gottheiten, die unter Uranius ausdrücklich imZusammenhang mitdemSol Elagabal gezeigt undinbesondere Beziehung zu dem Usurpator gesetzt werden173, dass die Vorstellung eines monotheistischen Sonnengottes in Emesa entschieden abzulehnen ist174. Die Münzprägung desUranius belegt also, dass derKult desSol Elagabal in seiner lokalen, altertümlichen Ausprägung als Baetylkult, dereinen männlichen Gott als Teil einer Göttertrias mitzwei weiblichen Gottheiten umfasst, zumindest bis in die Mitte des 3. Jh. weiter existierte. Er konnte bedenkenlos genutzt werden, umlokale Kräfte imRaum vonEmesa zumobilisieren175.

235) 3.1.4. Severus Alexander (222– Nach der Ermordung des Antoninus ging, umin den März des Jahres 222 zurückzukehren, dieHerrschaft reibungslos andenbereits seit Juni 221zumCaesar erhobenen Bassianus Alexianus über. Dieser nannte sich vonnunanM.Aurelius Severus Alexander176. 169RIC IV.3, p. 205.1; H. R. BALDUS; Uranius; Nr. 35ff. (Tetradrachmen, die denStein in einem sechssäuligen Tempel zeigen). 170RIC IV.3; p. 205.2; p. 206.8. zur Prozession siehe auch oben Kap. 3.1.3.1. 171M.FREY; S. 78f. Dass Uranius in derTradition derSeverer stand undKenntnis vonden im frühen 3. Jh.geprägten Typen hatte, zeigt ein vonCaracalla direkt übernommener Typ mit demSonnenlöwen (siehe auchoben Kap. 3.1.2.) unddieAnspielungen andievonjenem Severer verbreitete Alexander-Ikonographie (H. R. BALDUS; Uranius; S. 128ff.; 156ff.). 172G. H. HALSBERGHE; S. 122ff. Halsberghe spricht hier von„ external elements“ , die in den Kult integriert wurden, um seine Akzeptanz zu erhöhen. Diese Gleichsetzung des Sol Elagabal mitdemrömischen Sol auf Inschriften, Münzen undBilddarstellungen erlaubt es ihm dannauch, alle epigraphischen, numismatischenund archäologischen Zeugnisse, dieSoloderSol invictus nennen, als Belege für den Kult des Sol Elagabal zu verwenden (siehe auch J. R. FEARS; „ Rez. G.H. Halsberghe“ ; S. 82). 173H. R. BALDUS; Uranius; S. 149ff.; M. FREY; S. 50ff. 174So möchte G. H. HALSBERGHE dies sehen („ The basic features of this religion [s.c. des Sol Elagabal] comprise pure monotheism“[S. 80]). 175Trotz deraufdasgesamte Reich ausgerichteten Goldprägung, wardaszumZeitpunkt der Erhebung aktuelle Ziel der Usurpation des Uranius die Verteidigung vonEmesa undnicht der Sturz derimWesten sitzenden Kaiser Trebonianus Gallus undVolusian bzw. Aemilianus (H. R. BALDUS; Uranius; S. 263ff.). 176D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 177 (Chronologie u. Name); K. CHRIST; Geschichte; S. 629ff. (Darstellung).

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Das Regierungsprogramm hatte zunächst zwei Schwerpunkte: die demonstrative Rehabilitierung der traditionell mit demStaat verbundenen Kulte177 und dieAnknüpfung anSeptimius Severus undCaracalla178. Iuppiter ultor erhielt den Tempel, derdemGott Elagabal errichtet worden war179, während derBaetyl nach Emesa zurückgesandt wurde, obwohl der neue Kaiser ursprünglich ebenfalls Priester jenes Kultes gewesen war180. Über die Anfangsphase der Herrschaft des Severus Alexander liegen nur spärliche Nachrichten vor181. Dieletzten Jahre seiner Regierung verbrachte er auf Kriegszügen gegen zwei der neuen, gefährlichen Gegner Roms, die Sasaniden (231–233)182 und die Alamannen (234–235)183. Im Verlauf des Alamannenkrieges fiel der Kaiser dann einer Verschwörung zumOpfer, hinter der offensichtlich derOffizier Maximinus stand. ImFrühjahr 235 wurde Severus Alexander nahe Mainz ermordet184, seine Mutter Iulia Mamea, die wesentlich an der Regierung ihres Sohnes mitgewirkt hatte185, starb gemeinsam mit ihrem Sohn. Fehlte derSonnengott auch in denAnfangsjahren, begegnet er doch seit 229 wieder auf den Münzen undbleibt bis in das letzte Regierungsjahr hinein ein jährlich erscheinendes Bild186. Ohne eine charakteristische Legende und als 177H. BELLEN; S. 186f. 178D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 177; Dazu auch P. WEISS; „ Ein Altar für Gordian III., die älteren Gordiane unddie Severer aus Aigeai (Kilikien)“ ; Chiron 12 (1982) [= „Altar“ ]; S. 191ff. Diesem Zweck, eine Verbindung zu den beiden Severern herzustellen, diente auch die Bekanntmachung der fiktiven Vaterschaft des Caracalla (Cass. Dio, Epit. 80, 19, 4; Herod. III, 7, 3). 179RIC IV.2, p. 104.412f.; der Beiname ultor für Iuppiter war nicht zufällig gewählt. Er drückte gerade jene Wiederherstellung derdurch die Religionspolitik desAntoninus beeinträchtigten Privilegien deralten Staatsgottheiten aus. ZurDiskussion umdenTempel siehe E. NASH; Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom I; Tübingen, 1961; S. 537 (geht von einer Neudedikation des Elagabal-Tempels durch Severus Alexander an Iuppiter Ultor aus) undL. RICHARDSON; ANewTopographical Dictionary of Ancient Rome; Baltimore [u.a.], 1992; S. 227 (hält die Existenz desgesamten Bauwerks für zweifelhaft). 180Herod. V, 3, 3. 181Zur Problematik der frühen Regierungszeit des Severus Alexander siehe: R. SYME; Emperors and Biography: Studies in the Historia Augusta; Oxford, 1971; S. 146ff. 182DazuCass. Dio, Epit. 80, 3, 1ff., derdieSituation treffend erfaßt unddieweitreichenden Gefahren erkennt. Dazu auch K. SCHIPPMANN; S. 14ff. (Aufstieg der Sasaniden); S. 18 (Krieg gegen die Römer 230– 232). 183Herod. VI, 7, 2ff.; D. GEUENICH; „ Ein junges Volk macht Geschichte: Herkunft und ‚Landnahme‘derAlamannen“ ; DieAlamannen; hg.v. Archäologischen Landesmuseum BadenWürttemberg; Stuttgart, 1997; S. 73ff. 184L. SCHUMACHER; Römische Kaiser in Mainz: ImZeitalter des Principats (27 v.Chr. – 284 n.Chr.); Bochum, 1982; S. 85ff. 185D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 180 (Chronologie); E. KETTENHOFEN; Augustae; S. 156ff.; E. WALLINGER; S. 105ff. 186RIC IV.2, p. 109.491 (TR P VIII = 229 n.Chr.; nurAes-Münzen); RIC IV.2, p. 78.100f., p. 87.106, p. 110.500ff. (TR P VIIII = 230 n.Chr.); RIC IV.2, p. 79.109f., p. 111.511ff. (TR P X = 231 n.Chr.); RIC IV.2, p. 79.111ff., p. 112.525ff. (TR P XI = 232 n.Chr.); RIC IV.2, p. 80.118ff., p. 113.535ff. (TR P XII = 233 n.Chr.); RIC IV.2, p. 80.122f., p. 113.538ff. (TR P XIII = 234 n.Chr.); RIC IV.2, p. 80.125, p. 113.541ff. (TR P XIIII = 235 n.Chr.).

235) 3.1. Die Severer (193–

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nackter Jüngling mit Strahlenkrone, Chlamys undPeitsche oder Globus wird hier das bereits seit Septimius Severus bekannte Bild des römischen Sol präsentiert187. Attribute, diedenSonnengott als Bindeglied zudemBaetyl oder denKult desElagabal darstellen könnten, fehlen erwartungsgemäß völlig188. Die Rolle des Sonnengottes wird nicht eindeutig definiert. Sol erscheint auf den datierten Münzen im Zusammenhang zumeist mit Mars189 und Severus Alexander als Feldherrn190 oderTriumphator191. Einerster Ansatz führt wieder in denOsten, wahrscheinlich in den Kontext des Sasanidenkrieges. Sol wird vom Jahr 229 an bis 235 ununterbrochen als Münzbild verwendet und eine Verbindung zumAufenthalt des Kaisers in Syrien undMesopotamien, demKrieg in Persien unddemTriumphzug in Romist offensichtlich192. Der Sonnengott hatte offenbar eine besondere Bedeutung fürdenKaiser undstand möglicherweise in Verbindung zurkaiserlichen virtus193. Da weiterführende Belege undeine definierende Legende auf den Münzen fehlen, lassen sich keine genaueren und vor allem belegbaren Schlussfolgerungen ziehen. Eine Fortsetzung derseit Septimius Severus undCaracalla zu beobachtenden Ansätze ist jedoch gerade angesichts deroffenen Anknüpfung desSeverus Alexander andiese beiden Kaiser durchaus denkbar194.

Die Herrschaft jedoch erhält der Kaiser, hierbei den traditionellen Vorstellungen folgend, aus denHänden des Iuppiter195, der ebenso denBestand196 und die Fortdauer der Herrschaft garantiert197. Verbunden ist mit dieser göttlichen 187Siehe oben Kap. 3.1.1.; dort auch zu der unter Septimius Severus gebräuchlichen Legende

PACATOR ORBIS.

188ZumSol Elagabal unddenfürdiesen Kult charakteristischen Attributen siehe oben Kap. 3.1.3.1. 189RIC IV.2, p. 109.488ff. (TR P VIII = 229 n.Chr.); RIC IV.2, p. 78.107f. (TR P X = 231 n.Chr.); RIC IV.2, p. 80.124 (TR P XIII = 234 n.Chr.). 190RIC IV.2, p. 78.105, p.111.508f. (TR P VIIII = 230 n.Chr.); RIC IV.2, p. 112.524 (TR P

X = 231 n.Chr.).

191RIC IV.2, p. 110.495ff. (TR P VIII = 229 n.Chr.); RIC IV.2, p. 80.121 (TR P XII = 233 n.Chr.). 192Den Aufbruch datiert D. KIENAST in dasJahr 231, während der Krieg mit demTriumph

in Rom im Herbst 233 als römischer Sieg proklamiert wurde (Kaisertabelle; S. 177). ZuVerlauf und Ergebnis des Krieges siehe zuletzt E. WINTER (u.a.); Rom und das Perserreich: zwei 38ff. 2001; S. 87ff. Berlin, Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz;u. Herodian (VI, 7, 1ff.) berichtet, der Kaiser habe einen zweiten Feldzug gegen die Sasaniden geplant, sei jedoch durch germanische Einfälle undeine mögliche Bedrohung Italiens zueinem schnellen Aufbruch in die Westprovinzen gezwungen worden. Obeine imitatio Alexandri vorgelegen hat, wie die H.A. (Sev.Alex. XI, 2ff.; v.a. XIII, 7) schildert, kann hier nicht weiter untersucht werden, doch ist eine Verknüpfung zwischen Alexander-Mythos undHelios-Sol nicht abwegig undweitere Forschungen werden diesen Ansatz sicherlich berücksichtigen müssen (zu AlexanderundHelios-Sol siehe v.a. unten Kap. 4.1.3.1). 193Zudiesem Konzept siehe unten Kap. 3.2.1. 194Siehe oben Kap. 3.1.1f. 195Gnecchi II, p. 80.5; p.80.10. 196RIC IV.2, p. 82.140f., p. 86.197 (IOVI CONSERVATORI; Iuppiter st. 1.), p. 115.558f. (IOVI CONSERVATORI; Iuppiter st. 1., hält die rechte Handschützend über demKaiser). 197 Gnecchi II, p. 80.10 (PERPETVITAS IMP. AVG.; Kaiser erhält Globus von Iuppiter).

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Investitur auch erstmals die Vorstellung vonderfelicitas imperii, die durch den Kaiser garantiert wird198. Gleichsam stellen die Prägungen die militärische virtus desHerrschers heraus, undsindhierbei ebenfalls richtungsweisend199. Als Stellvertreter des Iuppiter wird Severus Alexander dann auch auf einem Medaillon dargestellt, aufdemderKaiser denZodiakos mit seiner Handhält, wiedies sonst nurdemGott vorbehalten war200. Festhalten lässt sich lediglich, dass der Sonnengott bereits unter diesem Kaiser als Münzbild begegnet, undzwar gleichberechtigt mitanderen römischen Göttern201. Die Eskapaden des Antoninus undder Versuch, einen lokalen, syrischen Sonnenkult in Romals Staatsreligion etablieren zuwollen202, hatten offenbar nicht zueiner Rückstufung des römischen Solkultes geführt.

198J.R. FEARS; Princeps; S. 265. 199J.R. FEARS; Princeps; S. 267. 200Banti IV.2, p.168.12 = BMC VI, pl. 19.543. Zu Iuppiter unddemZodiakos siehe Jupiter“ ; S. 110ff. FEARS; „ 201M. BERGMANN; S. 274. 202Siehe oben Kap. 3.1.3.1.

J.R.

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

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268) 3.2. GORDIAN III. BIS GALLIENUS (238–

244) 3.2.1. Die Herrschaft Gordians III. (238–

Das Jahr 238 gehört sicherlich zu den turbulentesten Abschnitten dieser nicht gerade ruhigen Epoche der römischen Geschichte, denn im Verlauf weniger Monate waren die Erhebung undderTod vonsechs Kaisern zubeobachten. Auf dasblutige Ende derdreijährigen Herrschaft des Maximinus undseines seit 236 zum Mitregenten erhobenen Sohnes Maximus folgte schließlich der Aufstieg eines Knaben über dasCaesariat in die Position des allein herrschenden Augustus1. AmAnfang stand die Usurpation derbeiden Gordiane in derAfrica proconsularis, durch die eine Kette von Ereignissen ausgelöst wurde2. Sie bewirkte durch ihr frühzeitiges Ende, dass die maßgeblichen Gruppen in Rom undItalien, die sich derErhebung rasch angeschlossen hatten, gezwungen waren, sich gegen eine drohende Invasion durch die Truppen des Kaisers Maximinus zuorganisieren3. Unter derFührung vonzwei gleichberechtigten, durch eine Senatskommission gewählten Augusti Pupienus undBalbinus4, gelang zunächst auch imFrühjahr 238 dieAbwehr jenes Angriffs unddie Absetzung desunbeliebten Maximinus und seines Sohnes5. Damit beruhigte sich die Situation in Rom jedoch keineswegs. Der noch minderjährige Verwandte der beiden in Africa getöteten Gordiane, M.Antonius Gordianus (Gordian III.), warinzwischen auf Druck der plebs urbana zumCaesar erhoben worden6. Streitigkeiten innerhalb des Kaiserkollegiums endeten schließlich imMai 238 mitdemungeklärten ToddesPupie1Die Ereignisse des Jahres 238 sind in der Forschung ausgiebig behandelt worden, bedingt v.a. durch diegünstige Quellenlage. Alsmaßgebliche deutschsprachige Untersuchungen sindzu ; nennen: F. KOLB; „ Der Aufstand der Provinz Africa Proconsularis im Jahr 238 n.Chr.“ Historia 26 (1977); S. 440ff. u. K. DIETZ; Senatus contra principem: Untersuchungen zur senatorischen Opposition gegen Kaiser Maximinus Thrax; München, 1980; (Vestigia 29).

2 Die Initialfunktion dieser Erhebung heben die antiken Quellen übereinstimmend hervor (Herod. VII, 5, 2; Aur. Vic. 26, 2; H.A. Gor. X, 5ff.). 3 Überschwenglich berichtet Zosimos „β ρ μ α υ έν ο νδ ὲτ μ ν υ “(I, 14, 1). α ίο ῶ ὑ π ςἐθ ὸΡ ῶ ν ω ν

K. DIETZ; S. 286ff. sieht in einer Gruppe vonSenatoren, die zudem235 ermordeten Severus inenger Verbindung gestanden hatten, die maßgebliche Kraft hinter derErhebung. K. CHRIST; Geschichte; S. 653ff. geht jedoch von einer breiteren Basis, v.a. den führenden Alexander

Schichten derMunizipalaristokratie, aus. 4 Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 191f. (Pupienus); S. 193f. (Balbinus). Darstellung: Herod. VII, 10, 3ff.; Zos. I, 14, 2 (hier, wie inderH.A., als Balbinus undMaximus bezeichnet); CIL XIV, 3902 (20-Männer-Kommission). 5Herod. VIII, 2ff.; Zos. I, 15, 2; Eutr. IX, 1 (Tod desMaximinus undMaximus während der Belagerung der Stadt Aquileia, die denZugang nach Norditalien blockierte); Aur. Vic. 27, 4 (erwähnt als einzige Quelle eine Schlacht zwischen den von Maximinus Thrax undPupienus geführten Heeren bei Aquileia). 6 Herod. VII, 10, 6. Die Samtherrschaft derbeiden Augusti Pupienus undBalbinus unddes Gordianus Caesar ist epigraphisch (CIL III, 6934; AE 1888, no.181; AE 1951, no.48) und numismatisch (RIC IV.2, p. 177.1ff.; Übersicht über die Prägungen in Kilikien: P. WEISS; „ Altar“ ; S. 196 + Tf.5) belegt.

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

nusunddes Balbinus7. Derjunge Gordian wurde daraufhin zumAugustus erhobenundkonnte denThron noch weitere sechs Jahre behaupten8. Gekennzeichnet war die Herrschaft desjungen Gordian III. in der Anfangsphase durch den Versuch, die durch die Maßnahmen des Maximinus in Unordnung geratenen Städte undProvinzen zu reorganisieren, gleichsam die erschütterte Rechtssicherheit wieder herzustellen9. Die blasse Figur desGordian ermöglichte denAufstieg dominanter Personen imUmfeld des kaiserlichen Hofes. Unter ihnen bestimmte der240 zumPrätorianerpräfekten erhobene Timesitheus bald völlig denCharakter derRegierung des jungen Kaisers10; er konnte 241 sogar seine Tochter Tranquillina mit Gordian verheiraten11. Seine letzten Herrschaftsjahre verbrachte Gordian III. auf Feldzügen im Osten desReiches, denn der zunehmende persische Druck auf die Euphratgrenze erforderte die Präsenz des Kaisers undeines starken Heeres12. Doch folgte auf denAufbruch in denKrieg zunächst ein längerer Aufenthalt in denDonauprovinzen13. Dort konnten die von Gordian und Timesitheus geführten Truppen im Winter 242/43 vorallem die imMündungsgebiet derDonau undanderSchwarzmeerküste liegenden Gebiete sichern14. Der 243 einsetzende Perserkrieg wurde in zwei großen Etappen geführt15: musste im Verlauf des ersten Jahres noch das mittlerweile von den Sasaniden 7 Die ausführlichste Quelle ist zweifellos Herodian (VIII, 7, 7ff.), aber auch die H.A. (Max + Balb XIV, 1ff.), Aurelius Victor (27, 6) u. Eutrop (IX, 2, 2) berichten über denTodderbeiden Augusti. 8 Herodian (VIII, 8, 8) beendet mit dem Satz „ ὁδ ὼ ς ηπ ο ὲΓορδια ν υγεγον ὸ ρ ςπ ὶ ἔτ ε κ ισ ρ α ίδ η κ ὴ α α ρ ν ρτ εκ τ ά α εἀ ν τ ὐ ἀ ν ω τ ρ κ ὶτ εδ θ ό μ χ εδ νῬω α ὴ είχ ίω νἀ έξ “kommentarlos α ο τ sein Geschichtswerk. Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 195f. 9Davon zeugen nicht zuletzt die zahlreichen Reskripte, die während derRegierungszeit des Gordian III. erlassen wurden (T. STERNBERG; Die Kaiserreskripte; u. Ders.; „ Die Regierungs; S. 164ff.). zeit Gordians III.“ 10CIL XIII, 1807 = ILS 1330 (Name undLaufbahn); PIR2 III, p. 228f. Timesitheus gehört, wieauch sein Vorgänger Plautian unter Septimius Severus, zudenumstrittenen Gestalten, deren Bewertung von der Meinung des Forschers über den jeweiligen Herrscher abhängt (K.F.W. 244 n.Chr.; Phil.Diss. Berlin, 1911; S. 64ff. [negative LEHMANN; Kaiser Gordian III. 238– Beurteilung] u. H. BELLEN; S. 209 [positive Darstellung]). 11 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 197; B. KLEIN; Tranquillina, Otacilia, Etruscilla, Salonina: vier Kaiserinnen des 3. Jhd. n.Chr.; Phil.Diss. Saarbrücken, 1998; S.9ff. 12Eutr. IX, 2, 2 u. H.A. Gor. XXVI, 3 berichten über die demonstrative Öffnung derPforten des Ianus-Tempels in Rom vor der profectio. Zu den Ereignissen im Vorfeld: K. SCHIPPMANN; S. 18f. 13Petr. Frag. (F 8 M) berichtet zwar über erfolgreiche Aktionen des Statthalters Tullius Menophilus in denJahren vor242, zahlreiche Scharmützel waren dennoch soweit eskaliert, dass eine größere Militäraktion notwendig war, damit den nach Syrien ziehenden Truppen kein Zweifrontenkrieg drohte (K.F.W. LEHMANN; S. 69ff.). 14H.A. Gor. XXVI, 4f.; siehe dazu K.F.W. LEHMANN; S. 71ff. u. H. HALFMANN; S. 233. In diesem Zusammenhang könnten dieAurei undAntoniniani geprägt worden sein, dieden Kaiser in derTriumphalquadriga zeigen (RIC IV.3, p. 29.135; p. 30.139). 15 Allgemein: E. KETTENHOFEN; Die römisch-persischen Kriege des 3.Jahrhunderts n.Chr. nach der Inschrift Šahpuhrs I. an der Ka’be-ye Zartošt; Wiesbaden, 1982; (TAVO Beihefte 55) [= römisch-persische Kriege]; S. 19ff. u. zuletzt E. WINTER (u.a.); S. 40f. u. S. 93ff.

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

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eroberte Mesopotamien zurückgewonnen undneuorganisiert werden16, erfolgte 244 ein römischer Vorstoß den Euphrat entlang nach Süden auf persisches Gebiet17. Aber diese Offensive stand unter keinem glücklichen Stern, undnachdembereits zuBeginn dasrömische Heer durch denToddesTimesitheus seinen eigentlichen Befehlshaber verloren hatte18, starb noch im Frühjahr 244 Kaiser Gordian, ohne dass der Krieg abgeschlossen war19. Angesichts der verworrenen Ereignisse des Jahres 238 n.Chr., der recht kurzen Herrschaft seiner gleichnamigen Verwandten unddes ungeklärten Todes der beiden Augusti Pupienus und Balbinus, dürfte für die Berater des jungen Gordian III. nachdessen Erhebung zumAugustus dieFrage derHerrschaftslegitimation zudenwesentlichen Problemen gehört haben20. Dabei kamen demKaiser und seinen Beratern die durch das Regiment des Maximinus im Inneren verschärfte Unsicherheit21 unddie dadurch entstandene Hoffnung auf den Anbruch besserer Zeiten sehr entgegen22. So deutet die antike Überlieferung darauf hin, dass sich mitderErhebung des jungen Gordian die Erwartung verband, ein neues Zeitalter würde anbrechen. Zosimos beschreibt den Herrschaftsantritt Gordians als Erwachen aus einem Totenschlaf23. Auf Inschriften wird Gordian bereits in der Anfangsphase als 16 E. KETTENHOFEN; „ The Persian Campaign of Gordian III. and the Inscription of Šahpuhr I. at the Ka’beye Zartoš ; Armies and Frontiers in Roman and Byzantine Anatolia; t“ hg.v. S. Mitchell; London, 1983; [= Persian Campaign] S. 153f.; K. SCHIPPMANN; S. 19. Über denSieg derRömer bei Rhesaena, dendieInschrift desSasanidenkönigs Šapuhr I. wohlweislich verschwiegt, berichtet Ammianus Marcellinus (XXIII, 5, 7). ZudenNeuordnungen: F. HARTMANN; S. 161 u. H. GESCHE; „ Kaiser Gordian mit dem Pfeil in Edessa“ ; JNG 19 (1969); S.

67ff. 17E. KETTENHOFEN; „Persian Campaign“ ; S. 154f. 18H. BELLEN; S. 210f. 19Über denTod des Gordian III. gehen die Meinungen auseinander. Während die literarischen Quellen durchweg von einer Verschwörung des Philippus Arabs, zu diesem Zeitpunkt praefectus praetorio des Gordian, sprechen (Aur. Vic. 27, 8; H.A. Gor. XXX, 1ff.; Zos. I, 19, 1), feiert die Inschrift des Šapuhr I. (M. BACK; Die Sassanidischen Staatsinschriften; Leiden, 1978; (Acta Iranica 3.8); S. 284ff. [griech.] VI, 7) einen persischen Sieg bei Misiche undden Toddesrömischen Kaisers imKampf. E. KETTENHOFEN; „Persian Campaign“ ; S. 155; folgt der Aussage der Propagandainschrift des Šapuhr unwidersprochen und weist die römischen Darstellungen als Ausreden für die eigene Niederlage ab, während B. BLECKMANN; Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken undbyzantinischen Geschichtsschreibung; 76ff. einer S. München, 1992; (Quellen u. Forschungen d. Alten Welt 11) [= Reichskrise];von Pattsituation imJahr 244 n.Chr. ausgeht. 20ZurLegitimationsproblematik im 3. Jh. n.Chr.: F. HARTMANN; S. 182f.; H. GESCHE; Die Divinisierung derrömischen Kaiser in ihrer Funktion als Herrschaftslegitimation“; Chiron „ 8 (1978) [= „Divinisierung“ ]; S. 377ff. Dass demneuen Herrscher nicht durchweg Sympathie entgegen gebracht wurde, deuten die Darstellung des Gordian III. durch Herodian und der Abschluss seines Geschichtswerkes an, der dadurch seine negative Bewertung dieses Kaisers ausdrückt (dazu: M. ZIMMERMANN; Kaiser undEreignis: Studien zumGeschichtswerk Herodians; München, 1999; (Vestigia 152); S. 281ff.). 21K. CHRIST; Geschichte; S. 651f. 22 H. BELLEN; S. 208f. T. STERNBERG; „ Die Regierungszeit Gordians III.“ ; S. 164ff. (Maßnahmen gegen entstandene Rechtsunsicherheit).

23Zos. I, 16, 2.

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

25gefeiert undist der erste Kaiser, der als ρτ ή ῆ 24oder σω τ ςοἰκουμ η ς έν ρ ή τ ω σ bezeichnet wird. restitutor orbis26 Konkret auf eine Verbindung der Herrschaft des Gordian mit demSonnenkult deutet eine in der H.A. geschilderte Szene, die sich nach der Thronbesteigung Gordians ereignet haben soll. Nachdem er die Rückkehr vonFrieden und Eintracht imInneren hergestellt hatte27, kames zueinem fürdieRömer erschrekkenden Naturereignis, durch das ein baldiges Ende der Herrschaft Gordians angekündigt wurde. Eine Sonnenfinsternis mit einer bis dahin nicht gekannten Dunkelheit machte denTag zurNacht28. Auch wennes sich hier umeine derfür dieH.A. sozahlreichen Fiktionen handeln sollte, istes vonbesonderem Interesse, dass die Herrschaft Gordians mitderSonne verglichen wird, deren Ende gerade durch jene Sonnenfinsternis angekündigt worden ist. Diese Andeutung wäre sicher zu schwach, müsste sie für sich alleine stehen. Bemerkenswerterweise

stellt diese Textstelle aber einen ersten Schritt dar, dersich mitHilfe derepigraphischen undnumismatischen Überlieferung fortsetzen lässt. Inschriften ausdemgriechisch-sprachigen Raum belegen gezielt einen Vergleich Gordians mitdemSonnengott. In Ephesos (Asia) wirdderKaiser als ν έ ο ς ) η ή ν ρ χ α ἀ ία εἰρ Ἥ λ ιο ςbezeichnet, derfürdenKosmos denfrüheren Frieden (ἡ wiederhergestellt undvergrößert hat29. Bezeichnenderweise ist dieser Titel auf Inschriften im 3. Jh. n.Chr. erstmals für Gordian III. gesichert30. Die numismatische Überlieferung bietet weitere Hinweise auf eine Verbindungzwischen demSonnengott undderHerrschaft desGordian. VordemHintergrund der bereits dargestellten Ereignisse gewinnt die Aeternitas-Vorstellung, mit der die Kontinuität der Herrschaft propagiert werden sollte, an Bedeutung. Münzen zeigen Sol erstmals mit der Legende AETERNITAS AVG(usti)31. Dabei greifen die Münzen desGordian III. in ihrer Abbildung zwar auf Prägungen des Severus Alexander zurück32, vor allem wird hier aber eine Verbindung zur Aeternitas-Programmatik des Septimius Severus undseiner Familie nahegelegt. In Münzdarstellungen, mit denen jene aeternitas symbolisiert werden sollte33, 24 AE (1930), Nr. 78; SEG 4.2, 1930. Der Titel ist epigraphisch im 3. Jh. n.Chr. nur für 284; Gordian III. belegt (M. PEACHIN; Roman Imperial Titulature and Chronology, A.D. 235– Amsterdam, 1990; S. 512).

25AE (1899), Nr. 171; IGRR III, 646; TAM II.3, 830. 26CIL XIII, 9119 kann aufgrund der tribunicia potestas, falls es sich nicht umeine Nachlässigkeit des Steinmetzen handelt, in das erste Regierungsjahr datiert werden. 27H.A. Gor. XXIII, 1. 28H.A. Gor. XXIII, 2. 29C. BÖRKER [u.a.] (Hg.); Die Inschriften von Ephesos II; Bonn, 1979; Nr. 304. Weitere έο λ ίο ςἩ ςsiehe M. PEACHIN; S. 181, no. 152 u. S.190, no. Inschriften für Gordian III. als ν 188. 30Weitere epigraphische Belege liegen nur noch für Philippus II. vor (siehe unten Kap. 3.2.2.). 31RIC IV.3, p. 24.83; p. 26.97+111; p. 27.117; p. 48.297 (Münzstätte Rom). 32Für Gordian III.: RIC IV.3, p. 24.83ff. (ca. 241– 44 n.Chr.); für Severus Alexander: RIC 35 n.Chr.). IV.2, p. 79.109ff. (ca. 231– 33Siehe oben Kap. 2.1.1ff.

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

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wurden der Herrscher oder Angehörige des Kaiserhauses mit Attributen des Sonnengottes dargestellt, vor allem mit der Strahlenkrone34. Unter Gordian III. wird dieser Aspekt der Kontinuität der Herrschaft wieder aufgegriffen. Es verwundert nicht, sowohl in Bezug auf die Aeternitas – Ideologie der Vorgänger35, als auch aufgrund der auf Münzen der Antoninen und Severer dargestellten Mythologie36, dass derSonnengott hier als Repräsentant undGarant deraeternitas abgebildet wurde. Im Zusammenhang mit denAeternitas-Vorstellungen sind die Münzen mit der Legende ORIENS AvG(usti) zu sehen, die ebenfalls den Sonnengott zeigen37. Auch dieser Typ, Sol in Verbindung mit der Legende ORIENS AvG(usti), wird erstmals unter Gordian III. geprägt38. Die Verbindung dieser Prägungen mit demPerserkrieg unddemAufenthalt Gordians in den Orientprovinzen wird gerne angeführt39, doch geht die Bedeutung der Legende über die Ostpolitik hinaus. Der hohe Stellenwert, der dem Krieg gegen die Sasaniden zugemessen wurde40, legt ebenfalls eine umfassendere Interpretation der Legende nahe. Vor demHintergrund der bereits seit 238 n.Chr. propagierten Vorstellung, dass mitderHerrschaft Gordians III. ein neues, besseres Zeitalter anbrechen würde, ergibt eine weitergehende Deutung einen Sinn. Der Kaiser wird als Garant für den Neubeginn gepriesen, der die Welt erstrahlen lässt, wie der Sonnengott beim morgendlichen Auftauchen aus dem Oceanus41. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit demPerserkrieg undden Kämpfen anderDonau wurden in zahlreichen Städten in Moesien, Thrakien undKleinasien Münzen für Gordian III. geprägt. Insgesamt geht Sol/Helios vordemHinter-

34BMC V, pl. 33.8 (Severus undIulia Domna als Sol undLuna); M&M[Ch], Auk. 66, 703 [ansonsten offenbar unpubliziert] (Caracalla als Sol); RIC IV.1, p. 317.21 (Geta als Sol); siehe auch oben Kap. 2.1.1.

35Münzdarstellungen zeigen die Personifikation der aeternitas seit ihrer erstmaligen Verin flavischer Zeit mitdenBüsten desSol undderLuna (RIC II, p. 28.121 [Vespasian, 79 n.Chr.]; p. 39.209 [Titus, 75– 75– 79 n.Chr.]; p. 191.289 u. 297 [Domitian, 85 n.Chr.]; Trajan [RIC II, p. 250.91f., p. 259.229 u. p. 260.241] undHadrian [RIC II, p. 354.114f., p. 417.597 u. p. 436.744.]. Sie setzen diebereits seit republikanischer Zeit benutzte Aeternitas-Symbolik mitSol wendung

fort (siehe unten Kap. 4.1.1). 36 J.P.C. KENT (u.a.); Die Römische Münze; München, 1973; Tf.X.301R (Hadrian für Aelius Caesar); Banti III.3, pl. 19.32 (Commodus); RIC IV.1, p. 103.102 (Severus); RIC IV.1; p. 251.265c–e (Caracalla). 37RIC IV.3. p. 37.213. 38D. NONY; „ Le revers monétaire de Gordien III avec Sol et ORIENS AVG“ ; BSFN 33 (1978); S. 309. 39L. DE BLOIS; S. 165; sieht in der Legende ORIENS AvG(usti) den Begriff für eine offensive Perserpolitik der römischen Kaiser. Einen Hinweis auf denBezug zumPerserkrieg Gordians gibt auch die zeitliche Einordnung unddie Begrenzung der Prägung auf die Münzstätte Antiochia (RIC IV.3, p.12f.). WieD.NONY; S. 308f. belegt, wurden bis 238 n.Chr. Münzen mit Sol fast ausschließlich vonKaisern geprägt, die in denOstprovinzen aktiv waren. 40Eutr. IX, 2, 2; H.A. Gor. XXVI, 3, 4. 41E. KANTOROWICZ; „Oriens“ ; S. 119ff; nennt zahlreiche Beispiele für diese Vorstellung, die zurück bis Hadrian reicht. Zur Legende ORIENS AVG(G) siehe unten Kap. 4.1.2. Eine Verbindung

zuderbevorstehenden 1000-Jahr-Feier ist ebenfalls möglich.

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

grund desgesamten Prägevolumens fürGordian imbreiten Typenspektrum allerdings unter, da allein in Kleinasien über 170 Städte in den Jahren 238 bis 244 n.Chr. Münzen ausbrachten42. Einzelne Städte ragen zwar dadurch heraus, dass nurfürGordian Solreversen bekannt sind, hier sei vor allem Antiochia in Pisidien genannt43. In anderen Fällen ist die Darstellung des Sonnengottes selten oder entspricht nicht den üblichen Götterdarstellungen der prägenden Stadt, so in Magnesia amMäander mit seinem dominanten Dionysoskult44. Doch lassen sich daraus nur begrenzte Schlüsse ziehen, denn es zeigt sich, dass Städte, die sich sonst durch häufige Prägungen für Sol/Helios auszeichnen, unter Gordian keine derartigen Typen ausgebracht haben45, obwohl gerade dies zuerwarten gewesen wäre. Zudem sind Aussagen über das Prägevolumen nicht unbedenklich undeine statistische Erhebung sehr problematisch46. Interessanter im Rahmen der Thematik dieser Untersuchung sind vielmehr die Münzen, die den Kaiser selbst in Verbindung mit demSonnengott bringen. Hierfür lassen sich mehrere Beispiele anführen. Münzen aus den Schwarzmeerstädten Markianopolis, Odessos und Tomis zeigen Gordian III. auf der Vorderseite mit Attributen undGestus, die für Sol charakteristisch sind (Strahlenkrone, Globus underhobener Rechten)47. Die einzige bekannte Parallele dieser Provinzialprägung inderNumismatik ausderZeit vor238 findet sich indenbeiden aurei, dieunter Septimius Severus fürCaracalla Caesar48 undspäter dann, nach der Erhebung des Caracalla zumAugustus, für 42 W. LESCHHORN; „ Le monnayage impérial d’Asie Mineure et la statistique“; PACT 5 (1981); S. 254, Tab. 1. 43A. KRZYŻ ANOWSKA; Monnaies coloniales d’Antiochie de Pisidie; Warschau, 1970; Tab.1. Antiochia weist einen begrenzten Kanon vonDarstellungen auf, dersich im3. Jh. n.Chr. zunehmend auf die drei Motive römische Wölfin, Flußgott undFeldzeichen konzentriert (Vgl. A. KRZYŻ ANOWSKA; Tf. Iff.). 44S. SCHULTZ; S. 111, Nr.425 (Sol auf Münzen des Gordian) u. S. 37 (Bedeutung von Dionysos undDionysoskult in Magnesia). 45So in Nikopolis, das Münzen mit demSonnengott bereits für die Severer geprägt hatte (M.OIKONOMIDOS; HΝ μ μ ισ α ο τ οκ η ο π ια τ ςΝ ικ ο π ο λ εω ; Athen, 1975; p. 102+ p.119f.) und ς später für Valerian I. undSalonina ausbrachte (M. OIKONOMIDOS; p. 153f. + p. 163). 46Die Debatte, die v.a. zwischen A. Johnston („ Greek Imperial Statistics: a Commentary“ ; RN 26 (1984); S. 240ff.) und W. Leschhorn (S.252ff.) entstanden ist, hat die Problematik einer aussagekräftigen, statistischen Untersuchung desPrägevolumens kleinasiatischer Provinzialprägungen deutlich aufgezeigt. Eine ähnlich problematische Gruppe stellen die Provinzialprägungen für Severus Alexander dar. Die auf denersten Blick hohe Zahl vonStädten undTypen, die Sol zeigen, geht insgesamt im großen Prägevolumen unter (Zahlenangaben bei W. LESCHHORN; S. 252ff.). 47AMNG I.1; p. 303.1098 (Markianopolis); AMNG 1.2, p. 572.2314; Peus, Auk. 301, Nr. 938 [ansonsten offenbar unpubliziert] u. Gorny, Auk. 58, Nr. 867 [ansonsten offenbar unpubliziert] (Odessos) u. AMNG I.2, p. 859.3366f. (Tomis); alle Münzen mit stempelgleichen Aversen; AMNG I.2, p. 857.3364 (Tomis, Av. nicht stgl. [Panzer mit Gorgoneion]). Die Münze aus Markianopolis weist durch den Legendenzusatz OMONOIA als einzige auf eine gemeinsame Münzserie dieser Städte; zuden Attributen siehe unten Kap. 4.2.2.1. 48M&M[Ch], Auk. 66, Nr. 703 [ansonsten offenbar unpubliziert].

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Geta Caesar49 geprägt worden waren. Auf diesen Münzen waren die beiden Thronfolger mitdenAttributen desSol dargestellt undsomit wurde einerseits die Hoffnung aufdasFortbestehen derDynastie (aeternitas) ausgedrückt, aber gleichsam, imRahmen derunter Septimius Severus verfolgten Ideologie desAnbruchs eines neuen Zeitalters, derBeginn eines neuen saeculum sacrum symbolisiert50. Die Münzen Gordians könnten zudem ein weiterer Beleg für die von K. Dietz51 undP. Weiss52 vertretene These sein, dieser Kaiser habe sich in seiner Herrscherideologie andie Severerkaiser angelehnt. Durch die Angleichung des Kaisers an Sol ergeben sich außerdem ganz offensichtliche Berührungspunkte zudenbereits genannten Reichsprägungen undInschriften. Im Mittelpunkt der mit den Gordian-Sol-Aversen verbundenen Rückseiten steht die Betonung der kaiserlichen virtus53. Sie ist in Verbindung mit der vorübergehenden Grenzstabilisierung zusehen undgilt als Ausdruck derDankbarkeit der zuvor bedrohten Städte. In diesem Zusammenhang sind zwei Prägungen aus Tarsos (Cilicia) zu nennen, die Gordian in ganz ähnlicher Weise darstellen, mit Strahlenkrone und erhobener Rechten54. Wie die Prägungen ausdemDonauraum, stellen die tarsischen Münzen ebenfalls eine Verbindung zwischen Sonnengott undkaiserlicher virtus her, erkennbar anderNike in derlinken Handdes Kaisers55. Vergleichbar ist zudem die Kombination mitRückseitendarstellungen, dieGordian als siegreichen Feldherrn mit der Strahlenkrone präsentieren. Er trägt eine Nike undhält eine Lanze mit nach unten gerichteter Spitze in der Hand. Beides sind Symbole dervirtus Augusti56. Derpersische Gefangene rundet dieses Bild ab. Dieser Reverstyp, der den siegreichen Kaiser mit Strahlenkrone und dem Globus mit der Victoria/Nike zeigt, ist nicht neu, sondern liegt bereits für Vespasian undTitus Caesar vor57. Eine Koppelung mit Aversen, die denKaiser mit Sol vergleichen, ist jedoch zuvor noch nicht nachweisbar. Hier wurde Gordian, der mit einem Teil seines Heeres durch die Stadt gezogen sein dürfte, offenbar ebenfalls in Verbindung mit dem Sonnengott gesehen, der den Anbruch eines sicheren Zeitalters garantiert58. 49RIC IV.1, p. 317.21. 50ZudenMünztypen undderAeternitas – Programmatik derSeverer siehe oben Kap. 3.1.1. 51K. DIETZ; S. 326ff. 52P. WEISS; „Altar“ ; S. 195ff. 53AMNGI, p. 858.3366 ausTomis (Kaiser n.r. reitend m.Strahlenkrone u. Lanze, darunter Gefangener), Gorny, Auk. 58, 867 (Kaiser n.r. reitend m.Strahlenkrone u. Lanze) undAMNGI, p. 571.2316f. (Kaiser st. 1. m. Strahlenkrone, Lanze u. Nike auf Globus bzw. Schale) aus Odessos, AMNG I, p. 303.1099 (Kaiser st. 1.m. Strahlenkrone, Lanze u. Parazonium, wird von Nike bekränzt). 54SNG Levante, 1147 undSNG France II, 1723. 55SNG France II, 1723.

56Zurumgedrehten Lanze als Attribut der virtus auf Münzen siehe oben Kap. 3.1.1. Zur besonderen Bedeutung derkaiserlichen virtus in der Münzpropaganda des Gordian III. undder Betonung dieser Tugend durch einen neugeschaffenen Münztyp siehe A. JÜRGING; „ Dieerste Emission Gordians III.“ ; JNG 45 (1995); S. 95ff. 57RIC II, p. 77.525 (Vespasian) u. p. 89.638 (Titus Caesar). Beide Typen nehmen Bezug auf den Krieg in Judäa (siehe M. BERGMANN; S. 233ff.). 58E. KETTENHOFEN; „Persian Campaign“ ; S. 171. Auchwenndie Besetzung weiter Teile

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Die Ähnlichkeit der Münzen aus dem Mündungsgebiet der Donau und dem östlichen Kleinasien besteht bezüglich der Vorder- undRückseitendarstellungen undlegt ein einheitliches Konzept nahe59. In Beziehung zumSonnengott wurde Gordian also dort gesetzt, wo es durch seine Anwesenheit zu einer spürbaren Umsetzung der zuvor durch die solare Symbolik propagierten Versprechen kam oder zu kommen schien. Eine Verwendung des Motiv des siegreichen, tugendhaften Kaisers als Lichtbringer konnte erfolgen60. Ergänzend dazu sind außerdem die Tetradrachmen aus Antiochia (Syria) zu sehen. Einige der Vorderseiten bilden eine Kaiserbüste mit Strahlenkrone ab, während die abstehenden ptergyes des Panzer die erhobene Rechte Gordians andeuten. Die Verbindung zu Stücken des Caracalla verweisen neben der Sonnenangleichung in denBereich der imitatio Alexandri61. Zudem wurde die Herrschaft Gordians nicht nur durch die oben genannte ephesische Inschrift in einen kosmischen Rahmen gesetzt, sondern auch durch Münzen, die vonkleinasiatischen Städten ausgegeben wurden. Aufeiner Münze ausArykanda (Lycia) sindderKaiser, mitStrahlenkrone underhobener Rechten, unddie Kaiserin Tranquillina, mit der Mondsichel, in einer Quadriga fahrend, abgebildet62, während auf einem anderen Exemplar ausEirenopolis (Cilicia) die Büsten von Helios und Selene, einander anblickend wie das Kaiserpaar, von einem Zodiakos umrahmt sind63. In denJahren 242 bis 244 wurde ein neuer Aspekt in die kaiserliche Selbstdarstellung aufgenommen64: die Übertragung derHerrschaft durch denSonnengott andenKaiser. Dieaufeinem Medaillon desGordian abgebildete Szene zeigt imZentrum einer sehr komplexen Darstellung, wie der Kaiser vomSonnengott denGlobus, dasZeichen derWeltherrschaft, erhält65. der syrischen Provinzen durch die Sasaniden in diesem Zeitraum mittlerweile weitgehend ; S. 153 gegen K.F.W. LEHMANN; Persian Campaign“ abgelehnt wird (E. KETTENHOVEN; „ S. 76ff.), dürften die sich ausweitenden Kämpfe in Mesopotamien auch imöstlichen Kleinasien eine bedrohliche Atmosphäre geschaffen haben.

59Stilistische Unterschiede unddie genaue Kenntnis dertarsischen Stadttitulatur sprechen eindeutig gegen den möglichen Einwand, die betreffenden Münzen seien durch den selben Stempelschneider oder die selbe Werkstatt gefertigt worden. 60Zumsiegreichen Kaiser als Lichtbringer seien hier exemplarisch dasGold-Medaillon und der Panegyricus genannt, die Constantius I. Caesar direkt so bezeichnen: RIC VI, p. 167.34 (Av.-Legende: REDDITOR LVCIS AETERNAE); Lobrede: Pan.Lat. VIII, 19.2 (‚vera imperii luce recreati‘). Siehe auch unten Kap. 3.4.1. 61M. u. K. PRIEUR; p. 51.285ff. u. p. 52.298 (Gordian III.) u. p. 48.253, p. 58.357a, p. 113.939ff. (Caracalla undElagabal; die Stücke für Elagabal sind m.E. als eine Anknüpfung an Caracalla zuverstehen sind, nicht als dessen eigenes Programm). 62SNG Aulock 4278. 63SNG Levante Suppl. 390. 64 Die Formulierung ‚in den letzten Jahren‘ darf hier natürlich nicht zu der Annahme verleiten, die Herrschaft Gordians III. habe sich für die Zeitgenossen in einer Endphase befunden. Auch die Darstellung der (fiktiven?) Sonnenfinsternis in der H.A. (s.o.) stützt kaum eine zeitgenössische Vorstellung voneiner kurzen Herrschaft Gordians III. 65Banti IV.2, p. 322.127 = Gnecchi II, p. 93.56 u. Banti IV.2, p. 323.129 = Gnecchi II, p. 93.58.

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DerZusammenhang, die Siege des Kaisers anderDonau undimOsten, wird bildlich durch die Standarten unddie den Kaiser bekränzende Victoria verdeutlicht. Während deramrechten Randhinter Sol stehende Soldat denGott mitdem siegreichen Heer verbindet, rahmt die Legende virtus Augusti die gesamte Szene thematisch ein. Fürdieweitere Entwicklung desLeitmotivs derHerrschaftslegitimation durch den Sonnengott hat dieses Medaillon eine richtungweisende Funktion, denn verfolgt man die Münzprägung des 3. und frühen 4. Jh. finden sich mehrere Beispiele, auf denen gerade jene Szene auch auf Antoniniani undGoldmünzen dargestellt ist66. Die Aussage blieb stets die gleiche: Der Kaiser empfängt die Weltherrschaft aus den Händen des Sonnengottes durch einen Investiturakt, nämlich die Übergabe des Globus. Sol übernimmt damit als einzige Gottheit die Rolle des Iuppiter als Garant der Weltherrschaft67. Verbunden wardiese Investiturszene jeweils mit der Betonung der militärischen Tugenden des Kaisers, durch die er gleichsam erst für die Weltherrschaft prädestiniert wurde68. Ebenfalls beispielhaft war die Darstellung von Gott undKaiser in gleicher Größe. Zuvor wurde derHerrscher deutlich kleiner abgebildet69. Zusammenfassend wird deutlich, dass die Herrschaft des Gordian für die Beziehung des Sonnenkultes zumKaisertum eine besondere Bedeutung hat. Die sechs Jahre, die derjugendliche Kaiser formell das Reich regierte, werden sonst in der Forschung allgemein wenig beachtet. Dies ist wohl nicht nur durch die Kürze der Herrschaft und die Farblosigkeit der Person des Gordian bedingt, vielmehr passt sich die Forschung einer deutlichen Verschlechterung derliterarischen Überlieferung an70. Im Kontext von Sonnenkult und Kaisertum bekommt diese unscheinbare Herrschaft jedoch eine neue Gewichtung, da in denJahren von 238 bis 244 die wesentlichen Aspekte solarer Programmatik für die kaiserliche Selbstdarstellung ausformuliert wurden. Somit ist eine Basis für nachfolgende Entwicklungen geschaffen. Die Herrschaft des Gordian III. hat also förmlich Beispielcharakter fürdengesamten Untersuchungszeitraum. 66Aurelian: R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 98.216a (siehe auch unten Kap. 2.3.2.3); Constantin I.: M.R. ALFÖLDY; Die constantinische Goldprägung; Mainz, 1963 [= Goldprägung]; Tf. 5.72. (siehe auch unten Kap. 3.4.3f.) 67J.R. FEARS; Princeps; S. 285f. 68J.R. FEARS; Princeps; S. 266f.; R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 98.216 (Triumphemission des Aurelian); M.R.ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 5.72 (Constantin als siegreicher Feldherr mit kniefälligem Feind).

69 So ließ sich Gordian III. auf frühen Prägungen gemeinsam mit Iuppiter conservator abbilden. Das kleine Figürchen des Kaisers erreichte jedoch nur gut ein Drittel der Höhe des Schutzgottes (RIC IV.3, p. 15.2). 70 Dies zeigt der jüngst erschienene Beitrag von H.J. GEHRKE („ ; Die Gordian III.“ Clauss; M. hg.v. römischen Kaiser: 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian;München, 1997; S. 202ff.) ganz exemplarisch. Der Schwerpunkt derDarstellung liegt auf den, v.a. durch Herodian (VII, 5ff.), guterschlossenen Monaten desJahres 238 n.Chr.

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Konfrontiert mitdemProblem derHerrschaftslegitimation, wurde unter Gordian eine Verknüpfung vonKaisertum undSonnenkult hergestellt, in denen die

bereits vorhandenen Komponenten mit neuen Elementen verbunden wurden. Betrachtet mandie Umstände seiner Erhebung wird das Dilemma deutlich, in dem sich die Berater desjungen Gordian befanden. Einerseits symbolisierte der Knabe denNeuanfang, personifizierte denAnbruch eines neuen Zeitalters. Dies bot sich natürlich gerade im Hinblick auf die vorangegangene Herrschaft des Maximinus Thrax an71. In Anbetracht der Bedeutung, welche die Berufung auf eine lange Herrschaftstradition fürdie Kaiser hatte, reichte dies nicht aus72. Eine Konzentration der kaiserlichen Propaganda auf den einen Aspekt des Neuen musste das Kaisertum Gordians mit einem nicht unbeträchtlichen Makel behaften. Möglicherweise würden damit die kommenden Ereignisse, die Beseitigung des jeweiligen Herrschers durch Prätendenten verschiedenster Herkunft in rascher Abfolge, erst eine gefährliche ideelle Grundlage erhalten. Vordiesem Hintergrund wirddieerneute Verwendung desSonnengottes und die Verstärkung seiner beiden wesentlichen Charakterzüge noch verständlicher. Die Legende oriens weist auf die Verkörperung des Neubeginns durch die aufgehende Sonne, während gleichzeitig durch aeternitas die Unvergänglichkeit symbolisiert werden soll. Die jetzt eingeführten Legenden als Ergänzung zum Bild desSonnengottes werden zuwichtigen Motiven. Derweitergehende Schritt, diese Legenden durch denZusatz AVG(usti) sowohl mit der Person des Kaisers Gordian als auch mit dem Kaisertum allgemein zu verknüpfen, deutet auf die Weitsicht derBerater des Knaben hin73. Außerdem wird erstmals ein römischer Kaiser vom Sonnengott mit der Herrschaft belehnt. Damit wird bereits in den Jahren 242 bis 244 ein Motiv geschaffen, das im weiteren Verlauf des Untersuchungszeitraumes zu einem festen undbedeutenden Bestandteil kaiserlicher Legitimationspropaganda wird74. Dabei wird durch Bild undLegende die militärischen Tatkraft des Kaisers (virtus Augusti) betont und eine weitere zukunftsträchtige Kombination geschaffen75. Durch sie konnten, zusammen mit denbereits genannten Aspekten der Oriensas-Programmatik, die wesentlichen Teile der Kaiserideologie abgeund Aeternit deckt werden. Die Provinzialprägungen fügen sich in dieses Konzept ein. Sie zeichnen ein Bild, dasdenHerrscher indieNähedesSonnengottes rückt. Vorderseitendarstellungen zeigen Gordian mit den klassischen Attributen des Gottes. Sie belegen eindrucksvoll die suggerierte Personifizierung einer neuen Epoche durch den 71Siehe dazu u.a. H. BELLEN; S. 206ff., der treffend formuliert, „ die Berater des 13jährigenJünglings ließen sich dieGelegenheit nicht entgehen, dieLeitlinien derneuen Regierung als ‚Kontrastprogramm‘ erscheinen zulassen“(S. 209). 72H. GESCHE; „Divinisierung“; S. 377ff. 73D. NONY; S. 309. 74J.R. FEARS; Princeps; S. 266f., entgegen seiner eigenen Ausführung, die Kaiser von235 butnone made use bis 260 hätten vondiesem Konzept auf Münzen keinen Gebrauch gemacht („ of the concept of divine election on his coinage“[S. 307f.]) 75J.R. FEARS; Princeps; S. 265ff.

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jungen Kaiser. Die Schlussfolgerung, die Prägungen weisen aufdiebevorstehende 1000-Jahr-Feier unddasdadurch eingeleitete saeculum novum voraus76, bietet sich an. Ein Motiv, das durchaus Parallelen zum Sonnenvergleich des jungen Nero aufweist77. Die Darstellungen Gordians III. folgen hierbei also nicht nur denVorbildern derSeverer, sondern älteren Traditionen. DieRückseiten wiederum bauen eine Verbindung zwischen solarer Symbolik und kaiserlicher virtus auf, knüpfen somit elegant an die Programmatik der Reichsprägungen an, imBesonderen deroben genannten Multipla. Ein Bronzemultiplum, dasetwa zeitgleich mit demoben beschriebenen ‚Investiturmedaillon‘ geprägt worden ist, verbindet die einzelnen Aspekte dieses solaren Programms für Gordian III. in kompakter Form. Eingefasst von zwei signa sind Sol in seiner Quadriga undGordian III. dargestellt78. Hier wird die Verbindung zwischen Herrscher undSonnengott, der mit seiner aufsteigenden Quadriga den Anbruch einer neuen Epoche einleitet, herausgestellt. Sol ist zudem in Bezug gesetzt zumsiegreichen Kaiser, den der Erfolg in seinen Kriegen zur Herrschaft legitimiert. Dies symbolisieren die Victoria, die den Kaiser bekränzt, unddie beiden Flussgötter unter der Quadriga, wohl Euphrat undTigris. Die Legende PAXAETERNA greift den Aspekt der aeternitas wieder auf und weitet ihnvomKaisertum aufdiepaxaus, dendurch römische Erfolge garantierten Frieden79. Hier verbinden sich aeternitas und virtus Augusti harmonisch miteinander. DieLegende nimmt ebenfalls Bezug aufdieRolle desSonnengottes als Friedensbringer. Bereits aufdenarii undaurei des Septimius Severus wurde Sol als

PACATOR ORBIS

bezeichnet80.

Diese Programmatik warnicht imluftleeren Raumentstanden, sondern hatte die Forderungen der Reichsbewohner aufgegriffen und weiterverarbeitet. So dürfte diese Symbiose von Erwartung undPropaganda nicht unwesentlich zur Entstehung des recht positiven Bildes der Herrschaft Gordians III. beigetragen haben81.

76Dieses Schlagwort begegnet fortwährend imZusammenhang mitjener Feier auf Münzen des Philippus Arabs (RIC IV.3, p. 71.25; p. 79.86; p. 81.108; p. 82.118; p. 99.244). 77Dazu siehe v.a. M. BERGMANN; S. 218ff., die mit ihrer Darstellung das alte Nerobild m.E. erfolgreich korrigiert. 78Banti IV.2, p. 287.57 = Gnecchi II, p. 89.24. 79Dazu siehe unten Kap. 4.1.3.2. 80 RIC IV.1, p. 126.282 (Denar für Septimius Severus, 202– 210); RIC IV.1, p. 235.163 (Denar fürCaracalla, ca. 207); RIC IV.1, p. 320.50 (Aureus fürGeta Caesar, 203– 209). 81Trotz einzelner inhaltlicher Probleme bietet die vita in der H.A. ein eindrucksvolles Zeugnis für das Nachwirken einer glücklichen Herrschaft des Gordian III. (Gor XXXI, 4ff.: „ ut sed ista felicitas longior esse nonpotuti“ nihil praeter aetatem deesset imperio“u. XXXVIII: „ [im Hinblick auf denTodGordians unddie Übernahme der Herrschaft durch Philippus]). Dies zeigt sich ebenfalls in der Biographie von K.F.W. LEHMANN recht deutlich. Er zeichnet das Bild eines glücklichen Zeitalters, dessen rasches undtragisches Ende die Schuld der Versäumnisse des Timesitheus ist (S. 85f.).

72

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

3.2.2. Philippus Arabs undFamilie (244– 249)

Demwährend desPerserkrieges gestorbenen Gordian folgte 244 sein Gardekommandeur M. Iulius Philippus in das Kaiseramt82. Philippus, aus der Provinz Arabia stammend83, beendete denKrieg, zogdie römischen Truppen hinter die alten Grenzen zurück undbegab sich zurück in die Hauptstadt. Im April 248 wurde dort mit großem Aufwand die 1000-Jahr-Feier der Gründung der Stadt Rombegangen84. Zuvor hatte der Kaiser noch Kriege zurSicherung der Donaugrenze führen müssen, die eine vorübergehende Beruhigung bewirkten. Doch schon bald, imZusammenhang mit der Schaffung größerer Kommandobereiche anderDonau undanderPersergrenze, wurden innere Unruhen undUsurpationen ausgelöst85. Nach fünfjähriger Herrschaft wurde Philippus im Kampf gegen den in Pannonia zum Kaiser ausgerufenen Decius durch seine eigenen Soldaten getötet86.

Trotz derbetonten Kontinuität zuGordian begann Philippus seine Herrschaft unter anderen Voraussetzungen als sein minderjähriger Vorgänger, denner konnte bereits zuBeginn seiner Regierung seine Familie anderHerrschaft beteiligen. Neben seiner Frau Marcia Otacilia Severa, die im Frühjahr 244 zur Augusta erhoben wurde87, unddem noch minderjährigen Sohn, M. Iulius Philippus (Philippus II.)88, stand ihmsein Bruder M. Iulius Priscus zurSeite89. Letzterer wurde noch 244 in die neu geschaffene Position eines Oberkommandierenden der römischen Orientarmee (rector Orientis) gehoben, umdamit einen gleichzeitig außen- wieauch innenpolitisch sensiblen Reichsteil zu sichern90. Philippus II. wurde zuerst imSommer 244 zumCaesar, drei Jahre später zum Augustus erhoben91, unddamit die Kontinuität derHerrschaft bewusst herausgestellt. In der Münzprägung wird dieses Thema aufgegriffen undder Sonnengott mit der Legende AETERNIT(as) IMPERII92 auf Rückseiten für Philippus II. abgebil82Aur. Vic. 27, 8f.; Eutr. IX, 3 (der die Herrschaftsübernahme negativ bewertet [„ Philippi ]); zuPhilippus undseiner Regierung siehe jetzt dienicht unprobleduo... imperium invaserunt“ matische Untersuchung vonC. KÖRNER; Philippus Arabs: Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats; Berlin (u.a.), 2002 (dort aber ein aktueller Quellen- und Forschungsüberblick).

83D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 198ff. Offenbar wareine Siedlung nördlich Bostra sein Geburtsort, die durch den Kaiser zur Kolonie erhoben undin Philippopolis umbenannt wurde (K. CHRIST; Geschichte; S. 657). 84Eutr. IX, 3; Aur. Vic. 28, 2ff. 85H. BELLEN; S. 211ff.; K. CHRIST; Geschichte; S. 657f. 86R. ZIEGLER; „Thessalonike inderPolitik desTraianus Decius undderToddesPhilippus Arabs“ ; Roma Renascens: Festschrift I. Opelt; hg.v. M. Wissemann; Frankfurt/M. [u.a.], 1988; S. 385ff. 87D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 200f. 88D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 200. 89 PIR2 I, 488; H.G. PFLAUM; Les carrières procuratoriennes équestres sous le HautEmpire romain; Paris 1961; S. 831ff. 90CIL III 141495; H. BELLEN; S. 211. 91D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 200. 92RIC IV.3, p. 81.112; p. 97.126.

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

73

det. Dessen Nachfolge in die Herrschaft wird gleichsam in Verbindung mit der Ewigkeit des Reiches gebracht unddadurch die Aussage derRoma aeterna auf denzahlreichen Prägungen ergänzt, die anlässlich der 1000-Jahr-Feier ausgegebenwurden93. Derbereits fürGordian III. bekannte Typ, welcher denSonnengott mit der Legende AETERNITATI AVG(usti) als Garanten der Fortdauer kaiserlicher Herrschaft zeigte94, wirdmitdererweiterten Legende AETERNITATI AVGG(ustorum) demKonzept der Samtherrschaft vonVater undSohn angepasst95. Überraschend ist dagegen die Münzprägung des Philippus, die auf die 1000Jahr-Feier direkt Bezug nimmt. Anders als vor demHintergrund der Herrschaft desGordian zuerwarten wäre, fehlt derSonnengott indiesem recht enttäuschendenProgramm, dasvorallem die aufwendigen Spiele herausstellt unddieRoma aeterna feiert96. Selbst die Legende AETERNITAS wirdnicht in Verbindung mitSol benutzt, sondern mit derDarstellung eines Elefanten kombiniert97. Lediglich der Vergleich des jugendlichen Philippus II. mit dem Sonnengott 98 führte auf Inschriften zu der Bezeichnung des Kaisersohnes als ν λ ιο έ ο ς ς῞Η undfolgt damit wiederum demVorbild Gordians99. Die Darstellung desjungen Caesars mit dem Nimbus auf Sesterzen, kann als logische Fortsetzung daraus gesehen werden100. Dasbereits bekannte Bild desSonnengottes als Symbol derEwigkeit, sowohl des Reiches als auch der Dynastie des Philippus, greift auf die Vorbilder zurück, die schon unter den Severern101 undschließlich unter Gordian III.102 verbreitet 103stellte sich also bewusst in die wurden. Der „ Araberscheich aus demHauran“ Aspekte aus demSonnenkult sind allerdings nur Tradition seiner Vorgänger104. bezüglich des Philippus II. erkennbar. Auch wenn in diesem Bereich direkte Bezüge vorliegen, spielt der Sonnengott unddie Angleichung desjungen Mitre93Übersicht über die verschiedenen Typen in RIC IV.3, p. 62ff. Der AETERNIT IMPERII-Typ in denZeitraum 247/48 n.Chr. 94Siehe oben Kap. 3.2.1. 95 RIC IV.3, p. 79.90. Die Angabe, es handele sich um eine hybride Prägung mit einer Reverse desGordian III., ist zwar richtig bezüglich dererkannten Verbindung zujenem Vorgänger, doch weist die überarbeitete Legende aufeine bewußte Übernahme undWeiterentwicklung des betreffenden Typs hin. 96RIC IV.3, p. 63ff. (v.a. mit den Rv.-Legenden MILIARIVM SAECVLVM, SAECVLARES AVGG. u. gehört demnach

SAECVLVM NOVVM).

97RIC IV.3, p. 75.58; p. 89.167a–d. 98AE 1907, no. 45; IGRR I, 1480; IGBulg 151170; F.K. DÖRNER; Inschriften undDenkmäler aus Bithynien; Berlin, 1941; Nr. 66. 99Siehe oben Kap. 3.2.1. 100RIC IV.3, p. 101.256a; zumNimbus siehe unten Kap. 4.2.2.1. 101Siehe oben Kap. 3.1.1ff. 102Siehe oben Kap. 3.2.1. 103K. CHRIST; Geschichte; S. 657. 104So erhielt Otacilia Severa denbereits vonIulia Domna getragenen Titel mater castrorum et Senatus etpatriae (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 201). Siehe auch K. CHRIST; Geschichte; S. 657. P. WEISS („ κ α ὶτ ο α ο ῖς τ “aufdemAltar in ῖςΣ σ Altar“S. 193) bezieht dieErgänzung „ εβ Aigeai, der denSeverern undGordianen geweiht warunddenKontinuitätsgedanken zwischen diesen Herrschern propagierte, m.E. zurecht aufdie Philippi.

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

genten anSol keine mitGordian vergleichbare Rolle105. Eine Weiterentwicklung oder Ausweitung der solaren Thematik der Vorgänger ist unter Philippus Arabs undseiner Familie nicht nachzuweisen. Selbst die gerne angenommene Anknüpfung desPhilippus andie Severer führte nicht zueinem Aufleben solarer Motive in der kaiserlichen Selbstdarstellung106.

260) 3.2.3. Valerian I. undGallienus (253–

Der Bürgerkrieg zwischen Trebonianus Gallus undAemilius Aemilianus endete mitdemToddes Gallus undseines Sohnes Volusian, worauf sich der Befehlshabereiner inRaetia stehenden Heeresgruppe, P. Licinius Valerianus (Valerian I.), im Sommer 253 zum Kaiser ausrufen ließ, sich selbst als Rächer des getöteten Trebonianus Gallus ausgebend107. Dieetwa siebenjährige Herrschaft, dieValerianI. mitseinem, noch imHerbst 253 zumAugustus erhobenen, SohnGallienus108 gemeinsam ausübte, stand imZeichen deräußeren Bedrohung desReiches durch Germanen undSasaniden. Die inneren Unruhen wurden durch die257 eingeleitete, reichsweite Christenverfolgung noch verstärkt109. Während Gallienus anRhein undDonau gegen diedort lebenden Germanenstämme vorging, versuchte Valerian, die angesichts des Sasanideneinfalls von 253 chaotisch gewordenen Zustände imOsten zuordnen unddiePersergrenze zu sichern110. Die Beruhigung gelang keineswegs, der Kaiser geriet vielmehr im Verlauf der Kämpfe von259/60 nahe Edessa in sasanidische Gefangenschaft111. Dieses dierömische Welt erschütternde Ereignis bildete denTiefpunkt derinsgesamt erfolglosen Tätigkeit Valerians in diesen Provinzen112. Nicht zuletzt deshalb wirdseine Regierungszeit als Höhepunkt derReichskrise angesehen, sowohl in der antiken Geschichtsschreibung113, als auch in der modernen Forschung114.

105DerTitel ν έο ςἭ λ ιο ςstellt einen direkten Bezug zwischen Philippus II. undGordian III. her, da er nur für diese beiden Kaiser nachweisbar ist (M. PEACHIN; S. 512), während der Name Severus, den Philippus II. annahm (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 200), deutlich auf die gleichnamigen Vorgänger verweisen dürfte. 106ZurAnknüpfung andie Severer siehe zuletzt C. KÖRNER, derjedoch auch dieEinfallslosigkeit der Selbstdarstellung des Philippus v.a. in der Münzprägung nicht verleugnen kann („ Philipps Münzprägung bedient sich bereits seit langer Zeit etablierter Motive“[S. 119]). 107W. KUHOFF; Herrschertum undReichskrise: Die Regierungszeit der römischen Kaiser 268 n.Chr.); Bochum, 1979 [= Herrschertum]; S. 10f. Valerianus undGallienus (253– 108Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 214f. (Valerian I.) u. S. 218f. (Gallienus). 109K. CHRIST; Geschichte; S. 682ff. 110W. KUHOFF; Herrschertum; S. 11ff.; E. KETTENHOFEN; römisch-persische Kriege;

S. 38ff.

111Zur Datierung: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 214 (Juni/Juli 260) u. W. KUHOFF; Herrschertum; S. 16f. (Juni 259). 112Zuden Perserkriegen Valerians: E. KETTENHOFEN; römisch-persische Kriege; S. 77f. (Einnahme vonDura); S. 97ff. (Schlacht bei Edessa undGefangennahme Valerians). 113Übersicht undBeispiele bei B. BLECKMANN; Reichskrise; S. 97ff. 114So M.CHRISTOL; „ Les règnes deValérien et deGallien (253– 268): travaux d’ensemble,

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

75

ImGegensatz zuseinen Vorgängern Decius, Trebonianus Gallus undAemilianus, für die keine Reichsmünze mit demSonnengott bekannt ist115, erscheint dieser Gott unter Valerian wieder auf Münzreversen. Die seit Gordian III. im Zusammenhang mit Sol benutzten Legenden aeternitas116 undoriens117 werden seit 256 in den westlichen Münzstätten geprägt118. Auch wenn Apollo undDiana die von Valerian bevorzugten undbesonders verehrten Götter waren119, ist die Bedeutung des Sonnengottes nicht zu unterschätzen, zumal ja gerade dieses Geschwisterpaar oft mit Sol und Luna in Verbindung gebracht wird120. Der Kaiser Valerian selbst stellt sich nach seiner Ankunft in denOstprovinzen in die Nähe des Sonnengottes. Antoniniani, noch 254 von der Münzstätte Antiochia geprägt, zeigen Valerian auf der Reverse mit Strahlenkrone, Globus undder erhobenen Rechten, während die Legende ihn als RESTITVT(or) GENER(is) HVMANI bezeichnet121. Datierung, Prägeort undLegende ordnen diesen Typ in die Zeit unmittelbar nachderAnkunft desKaisers inden, durch denSasanideneinfall von 253 erschütterten, syrischen Provinzen ein122. Wie die aufgehende Sonne symbolisiert die Ankunft des Herrschers die Rückkehr friedlicher, sicherer Zeiten. Die Münze verbindet Sonnenkult undAdventusmotive miteinander123. Diegleiche bildliche Darstellung wurde wenige Jahre später aufeiner Münze aus Samosata, dem kaiserlichen Hauptquartier am Euphrat124, benutzt, um in questions chronologique“ ; ANRW II.2 (1975); S. 817f. („ ... la situation s’aggrave, la tourmente soffle, L’Empire traverse unecrise d’uneextrême gravité oùs’entremêlent invasions et usurpa.) undzuletzt H. BELLEN; S. 221f. („ tions“ Ein römischer Kaiser in Feindeshand! Das hatte es ). noch nicht gegeben, undauch nicht das, wasfolgte ...“ 115Siehe RIC IV.3, p. 107ff. 116Für Valerian I.: RIC V.1, p. 41.30; p. 44.66; p. 54.211; p. 55.228f.; p. 56.232. Für

Gallienus: RIC V.1, p. 90.289; p. 91.302; p. 98.373. 117Für Valerian I.: RIC V.1, p. 38.2; p. 39.10ff.; p. 42.46f.; p. 47.106f.; p. 49.144; p. 50.148; p. 51.170. Für Gallienus: RIC V.1, p. 75.86; p. 81.154; p. 86.229ff.; p. 91.303; p. 111.32; Für Saloninus: p. 126.24; p. 160.340. FürSalonina: p. 193.18. ZurLegende AETERNITAS AVG(G). siehe unten Kap. 4.1.1. 118Zur Zuordnung nach

Rom und Köln siehe: R. GÖBL; Die Münzprägung der Kaiser Valerianus I., Gallienus, Saloninus (253/268), Regalianus (260) undMacrianus / Quietus (260/ 262); Wien, 2000; (Moneta Imperii Romani 36, 43, 44) [= Gallienus]; S. 73ff. (Rom) undS. 99f. (Köln). Beachtenswert ist dabei, dass die Oriens- Legende unter diesen Kaisern erstmals in Rom undim Westen Verwendung fand (S. 80). Zur Bedeutung der Legende ORIENS AVG(G). siehe unten Kap. 4.1.2. 119R. GÖBL; „ DerAufbau derrömischen Münzprägung in der Kaiserzeit V/1: Valerianus ]; S. 23ff. 260)“ ; NZ74 (1951) [= „Münzprägung V/1“ undGallienus (253– 120So wird Diana auf Münzen des Valerian undGallienus als Diana lucifera bezeichnet (R. GÖBL; Gallienus; Tf. 107.1467 [Siscia]; Tf. 112.1560 [Antiochia]). 121R. GÖBL; Gallienus; Tf. 112.1564 undS. 127 (Zuordnung undDatierung in den ZeitAnfang 254). Vgl. RIC V.1, p. 55.220; p. 91.296, wobeide einer Münzstätte in raum Ende 253– Moesia [Viminacium] zugeordnet werden. 122E. KETTENHOVEN; Die römisch-persischen Kriege; S. 77ff. 123Zur Verbindung von Sonnenkult undAdventus: J. LEHNEN; Adventus; S. 152f. 124R. GÖBL; „Münzprägung V/1“ ; S. 37.

76

3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

Verbindung mit der Legende

zubetonen125. Der mit demSonnengott

AETERNITAS AVGG.

I.

den Fortbestand der Herrschaft

verglichene Kaiser personifizierte also sowohl die Hoffnung aufdenAnbruch, beziehungsweise die Rückkehr eines sicheren Zeitalters, wie er auch die Dauer unddenBestand kaiserlicher Herrschaft garantieren sollte. Beide Motive sind bereits unter Gordian III. auf Münzen verwendet worden126, unddurch die Abbildung der Person des Valerian wird abermals der Kaiser selbst als Verkörperung der Eigenschaften des Gottes präsentiert. Der Herrscher, dem Gott bewusst angeglichen, ist der Hoffnungsbringer für die Reichsbewohner undderGarant deraeternitas der Herrschaft. UndwieimFalle des Septimius Severus, Caracalla undGordian III. ist die Ankunft des Valerian gleichbedeutend mit demSonnenaufgang127.

3.2.4. Die Alleinherrschaft des Gallienus (260– 268) Nach der Gefangennahme seines Vaters in Persien undder Ermordung seines

Sohnes Saloninus in Köln128, regierte Gallienus alleine weiter, nachdem er seine Gattin Salonina zurAugusta hatte erheben lassen. Trotz zahlreicher Usurpationen129, derVerselbständigung dergallisch-germanischen Provinzen130 undfortdauernder Einfälle der an Oberrhein und Donau lebenden Völkerschaften131 konnte Gallienus seine Herrschaft noch acht Jahre behaupten, bevor er im September 268 während der Belagerung eines Usurpators in Mailand einer Verschwörung zum Opfer fiel132. Die Verwendung des Sonnengottes in der Münzprägung des Gallienus133 bewegt sich zunächst noch in den bereits während der Samtherrschaft mit dem Vater verfolgten Bahnen, die Legenden wurden jedoch dengeänderten Verhältnissen angepasst134. Die bezüglich der Legitimation maßgebliche Gottheit ist Iuppiter. Er übergibt auf Münzen, die unmittelbar nach dem Ausscheiden des Valerian I. geprägt wurden, den Globus an Gallienus undüberträgt damit symbolisch die Herrschaft andiesen Kaiser135. 125R. GÖBL; Gallienus; Tf. 120.1675. 126Siehe oben Kap. 3.2.1. 127Dazu siehe oben Kap. 3.1.1f. und3.2.1.; zumSonnenvergleich siehe unten Kap. 4.2.2. 128Siehe oben Kap. 3.2.3. 129K. CHRIST; Geschichte; S. 669ff.; W. KUHOFF; Herrschertum (Darstellung undweiterführende Literatur). 130Zur Erhebung des Postumus unddemsog. ‚Gallischen Sonderreich‘ siehe unten Kap.

3.2.5.

131W. KUHOFF; Herrschertum; S. 23ff. 132Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 218ff. 133Übersicht über die Münzprägung: R. GÖBL; Gallienus; S. 85ff., der, wennauch in Teilen sein Werk nicht endgültig abgeschlossen werden konnte, die unzureichenden Einträge im RIC V.1, p. 129ff. als Referenz ablöst. 134Von ORIENS AVGG. für Valerian I. (R. GÖBL; Gallienus; Tf.147.356ff.) zu ORIENS AVG. für Gallienus (R. GÖBL; Gallienus; Tf. 147.349ff.). Zu Prägungen mit der Legende oriens siehe oben Kap. 3.2.3 undunten Kap. 4.1.2. 135J.R. FEARS; Princeps; S. 280f.

3.2. Gordian III. bis Gallienus (238– 268)

77

268 n.Chr. in Eine besondere Stellung nimmt Sol erst im Rahmen der 267– Romgeprägten Münzserie ein, mit der die Schutzgottheiten (dii conservatores) des Kaisers und seiner Gattin geehrt werden sollten136. Die Bedeutung dieser Serie ist strittig, doch ist weniger voneiner Gleichstellung des Kaisers mit den Göttern auszugehen137, als darin vielmehr der Versuch zu sehen, die eigene Position durch die Nennung dieser dii conservatores zu stärken unddie eigene Herrschaft als göttlich legitimiert darzustellen138. Die Reihe der Genannten reicht vom obersten Staatsgott Iuppiter139 bis zu demGeschwisterpaar Apollo undDiana140, das bereits unter Valerian herausgestellt worden war141. Ebenso vertreten sind Hercules, Neptun undMercur142. Sol wirdalso bedenkenlos ineiner Reihe mitGöttern genannt, dieeine lange Tradition als Bestandteile des staatlichen römischen Kultes haben143. Ungewöhnlich mag lediglich die Nennung von Bacchus (Liber pater) sein, der erst durch

Septimius Severus besonders gefördert worden war undeinen ebenso punischen wie griechisch-römischen Charakter hat144. Ein Tier, das für denjeweiligen Gott eine besondere Bedeutung hatte, ist stellvertretend abgebildet145. Dem Sonnengott werden zwei Tiere zugeordnet, ein geflügeltes Pferd undein Stier146. Dasgeflügelte Pferd desSol wirdgerne als Pegasus bezeichnet147, auchwenn

ein Bezug zwischen diesem namentlich bekannten Tier unddemSonnengott nur 136R. GÖBL; „ DerAufbau derrömischen Münzprägung inderKaiserzeit V/2: Gallienus als 268)“ ; NZ 75 (1953) [= „Münzprägung V/2“ ]; S. 5ff., v.a. Ders.; GallieAlleinherrscher (260– nus; S. 94 u. Tf. 55ff.; zusätzlich auch W. KUHOFF; Herrschertum; S. 58f. Die ‚Systematik‘des RIC-Bandes verstreut die einzelnen Typen bedauerlicherweise zusammenhanglos über mehrere Seiten (RIC V.1, p. 144ff.); der Bezug ist jedoch offensichtlich. 137W. KUHOFF; Herrschertum; S. 58. 138L. DE BLOIS; S. 160ff. zur göttlichen Legitimation des Kaisers siehe auch unten Kap.

4.2.

139R. GÖBL; Gallienus; Tf. 56.724 u. Tf. 57.730f. (IOVI CONS. AVG.; Ziege Amaltheia). 140R. GÖBL; Gallienus; Tf. 56.718ff. u. Tf. 57.733ff. (APOLLINI CONS. AVG.; Kentaur bzw. Greif) u. R. GÖBL; Gallienus; Tf. 56.716f.; 723; 727f.; Tf. 58.746f. u. Tf. 59.750f. (DIANAE CONS. AVG.; Hirschkuh bzw. Reh). 141Siehe oben Kap. 3.2.3. undauch unten Kap. 3.3.1. 142R. GÖBL; Gallienus; Tf. 57.729 u. Tf. 55.709 (HERCVLI CONS. AVG.; Eber bzw. Löwe); R. GÖBL; Gallienus; Tf. 58.741 (MERCVRIO CONS. AVG.; Hippocampus); R. GÖBL; Gallienus; Tf. 57.732 u. Tf. 58.742 (NEPTVNO CONS. AVG.; Capricorn bzw. Hippocampus). 143F. TAEGER; Charisma: Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes, Bd. 2; Stuttgart, 1960; S. 410 nennt diese Münzserie eine „ lange Reihe von sonst gut römischen Göttern“ . 144R. GÖBL; Gallienus; Tf. 56.713f. (LIBERO P.CONS. AVG.; Panther). ZuSeptimius Severus und Bacchus siehe oben Kap. 3.1.1.; zu Gallienus und Septimius Severus siehe unten. Ob Bacchus allerdings ein Hinweis auf Septimius Severus ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Der Gott könnte durchaus auch als Symbol für diefelicitas saeculi gebraucht worden sein unddie afrikanische Herkunft ist nicht zwingend notwendig. 145W. KUHOFF; Herrschertum; S. 58f. 146R. GÖBL; Gallienus; Tf. 55.710f. (SOLI CONS. AVG.; geflügeltes Pferd) u. R. GÖBL; Gallienus; Tf. 58.749 (SOLI CONS. AVG.; Stier [nicht in RIC V.1]). 147RIC V.1, p. 155.282ff.; L. DE BLOIS; S. 162; R. GÖBL; Gallienus; S. 113 und W.

78

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

schwerlich herzustellen ist148. Nicht nurein Vergleich mit griechischen Vasenbildern zeigt, dass die Pferde der Quadriga des Sol/Helios mit Flügeln dargestellt werden149, sondern auch ein kaiserzeitliches Relief aus Corstopitum (Corbridge) stellt Sol auf einem geflügelten Pferd dar150. Zudem lässt sich seit der prähistorischen Zeit ein Sonnenpferd nachweisen, dessen Spuren imgesamten nördlichen Mittelmeerraum sowie in Nordwesteuropa zufinden sind151. Eine Interpretation in dieser Richtung ist deshalb wohl zutreffender. Dasgeflügelte Pferd begegnet nochaufweiteren, früher ausgebrachten MünzendesGallienus152, die imZusammenhang mitdemneuformierten Kavalleriekorps zu sehen sind153. Ausgebracht wurden die Typen mit demPferd undder Bezeichnung zweier Legionen (legio I Adiutrix / legio II Adiutrix) von der Münzstätte desGarnisonsortes derneuen Einheit, Mediolanum (Mailand)154. Ein weiterer TypausMailand, derimgleichen Kontext zusehen ist, zeigt wiederum jenes Pferd mit der einzigartigen Legende ALACRITATI AVG(usti)155. Weniger ungewöhnlich ist die Legende, die auf die Schnelligkeit und Kampfkraft des Kavalleriekorps verweist156. Die Verwendung des geflügelten Pferdes aber, das ja durch die Serie für die dii conservatores eindeutig auf den Sonnengott zu beziehen ist157, ist vonInteresse. KUHOFF; Herrschertum; S. 58, der Pegasus, d.h. ein geflügeltes Pferd, auch für Apollon gefundenhaben will. Offenbar führte dereigenwillige Charakter derUntersuchung vonR. Göbl mit ; S.35] zueiner Fehlinterdeneigenhändig gefertigten Skizzen [R. GÖBL; „Münzprägung V/2“ pretation desgemalten Greifen als geflügeltes Pferd. 148Hesiod (theog. 276ff.) undOvid (met. IV, 785) berichten über Pegasus imZusammenhang mitderPerseus-Sage undderTötung derMedusa; dasPferd soll demRumpf derGetöteten entsprungen sein. Es diente wohl der Göttin Eos undtrug die Blitze des Zeus / Iuppiter (Hes. theog. 286; Horn. Il. 6, 155). Eine angebliche Vaterschaft des Poseidon / Neptun wird angenommen (Hes. theog. 276), während Helios / Sol nicht erwähnt wird. Siehe auch A. FREY; s.v. Pegasos; DNP9 (2000); Sp. 470f. 149 Dar-Sagl. IV.2; S. 1378 u. Abb. 6489f. (Vasenbilder: Sol/Helios in Quadriga mit geflügelten Pferden).

150Dar-Sagl. IV.2; S. 1383 u. Abb. 6500 (Sol auf geflügeltem Pferd n.r. galoppierend, rechts Mannmit Pferd (Dioskur?) in Tempel; Relief aus Britannien). 151M. GREEN; S. 112ff. (über denSonnenwagen unddasSonnenpferd). 152R. GÖBL; Gallienus; Tf. 75.984 (LEG. I ADI. VI P. VI F.; geflügeltes Pferd); R. GÖBL; Gallienus; Tf. 76.990 (LEG. II ADI. VI/VII P. VI/VII F.; geflügeltes Pferd). 153ZumKavalleriekorps: A. ALFÖLDI; „ DerUsurpator Aureolus unddieKavalleriereform des Gallienus“ ; Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jh. n.Chr.; Darmstadt, 1967; S. 1ff. (dort auch zu den Münzen mit demgeflügelten Pferd) [= „ ]; H.G. SIMON; Kavalleriereform“ ; Studien zur antiken Sozialgeschichte: FS F. „ Die Reform der Reiterei unter Kaiser Gallien“ Vittinghoff; hg.v. W. Eck [u.a.]; Köln (u.a.), 1980; S. 435ff. 154 Die Serie wird im RIC V.1, p. 92ff. in die Zeit der Samtherrschaft mit Valerian eingeordnet, doch dürfte die Zuordnung vonR. GÖBL; Gallienus; S. 104ff. in die Zeit um261 zutreffender sein. 155R. GÖBL; Gallienus; Tf. 84.1051 (ALACRITATI AVG.; geflügeltes Pferd n.r.); ein in RIC V.1, p. 179.545 verzeichnetes Stück mit der Legende ALACRITATI und einem Pferd n.1. ist ansonsten unbekannt, seine Herkunft (Cohen 54) problematisch; zurZuordnung nach Mailand siehe R. GÖBL; Gallienus; S. 113. 156W. KUHOFF; Herrschertum; S. 20f. 157Dagegen siehe A. ALFÖLDI; „ Kavalleriereform“ ; S. 12ff., der in dem Tier das Pferd Pegasos sehen möchte undunverständlicherweise eine Verbindung zuSol-Apollon abstreitet.

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

79

Die Schnelligkeit ist eine geradezu charakteristische Eigenschaft des Sonnengottes. Sie wird 291 in einem Panegyricus auf Maximian und Diocletian besonders betont, umdamit die, für diesen Gott undfür die Mondgöttin Luna typische, Eigenschaft als kaiserliche Tugend hervorzuheben158. Neu ist die Verbindung von Sol und militärischen Tugenden im Allgemeinen159, aber auch Kavallerieverbänden im Besonderen nicht160, und zahlreiche solare Symbole können als Schildabzeichen von Einheiten noch in der Notitia Dignitatum nachgewiesen werden161. Doch hatte der Sonnengott offenbar eine besondere Bedeutung für diese Eliteeinheit, wenn sein Symboltier schon als Repräsentation fürdie Reiterformation ausgewählt wurde. Dies ist vorallem vor demHintergrund zusehen, dass sowohl Claudius als auchAurelian Kommandeure dieser Truppe waren162. Dass mit der Figur des Sonnengottes undder Legende AETERNITAS AVG. die Fortdauer der Herrschaft propagiert wurde, dürfte in Anbetracht der Ereignisse desJahres 260 kaumverwundern. So prägt dieMünzstätte Antiochia bereits nach ihrer Wiedereröffnung 263 für denbedrohten Osten diesen Typ163, während die Prägungen in Rom von 265164 undMediolanum 267165 diesen Aspekt über die gesamte Dauer derAlleinherrschaft hinweg betonen. Bereits in die kritische Übergangsphase gehört ein in verschiedener Hinsicht interessanter Vorderseitentyp, derdie Büsten vonGallienus, ausdessen Haaren Strahlen kommen, undSalonina, aufeiner Mondsichel, gemeinsam darstellt. Die Legende CONCORDIA AVGG. benennt die bildlich dargestellte Eintracht des Kaiserpaares166. Vonseiner Thematik nicht ungewöhnlich, fällt die Münze deshalb auf, weil sie einen Typ des Septimius Severus zitiert, der ihn gemeinsam mit seiner 158Pan.Lat. XI(3), 8, 3. Dazu J. LEHNEN; Adventus; S. 72f. 159Zur Verbindung vom Sonnengott, kaiserlicher virtus undmilitärischen Erfolgen siehe oben Kap. 3.2.1. 160Hier sei auf dasbekannte Beispiel des signifer Flavinus derala Petriana ausflavischer Zeit verwiesen, auf dessen Grabstein dasFeldzeichen der Einheit dasPorträt des Sonnengottes zeigt (Abbildung undRekonstruktionsversuch in: H.R. ROBINSON; What the Soldiers wore on Hadrian’s Wall; Newcastle/Tyne, 31985; S. 3ff. Die Ausführungen vonA. v. DOMASZEWSKI; „ Die Fahnen imrömischen Heere“ ; Aufsätze zurHeeresgeschichte; Darmstadt, 1972; S. 70ff., es habe sich umeinAlensignum mitdemKaiserbild gehandelt gehandelt, sind m.E. nicht überzeugend). 161Not.dign., p. 11f. u. 116ff., siehe v.a. p. 23f. (legiones comitatenses Solenses seniores et Solenses Gallicani). F. ALTHEIM; Der unbesiegte Gott; Hamburg, 1957; S. 99f. nimmt jedoch Aurelian als Kaiser an,derdie Verwendung vonSonnensymbolen fürTruppenfeldzeichen und– kennungen initiiert haben soll. Dazu siehe auch unten Kap. 2.4.3ff. 162ZuClaudius II. undAurelian als Kommandeure dieser Einheit siehe unten Kap. 3.3.1ff.; v.a. 3.3.2.2. (Sol als Schlachtenhelfer der römischen Kavallerie 272 bei Emesa). Zur weiteren Verwendung des Sonnengottes auf Truppenstandarten siehe unten Kap. 3.4.3ff. ZumEinwand von A. ALFÖLDI siehe „Kavalleriereform“; S. 13f. 163R. GÖBL; Gallienus; Tf. 114.1611 u. S. 130. 164R. GÖBL; Gallienus; Tf. 48.576ff. u. S. 90ff. 165R. GÖBL; Gallienus; Tf. 101.1382f. u. S. 118. 166R. GÖBL; Gallienus; Tf. 74.976 (zur Rückseite [VICT. GALL. AVG.III; 3 Victorien st. 1.m. Kränzen], Datierung [260/61] undZuordnung [Mediolanum] siehe Ebd. S. 104ff.) u.Tf.88.1125.

80

3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

Gattin Iulia in gleicher Weise zeigt167. Leicht abgewandelt werden hier die unter den Severern numismatisch in großem Umfang propagierte concordia undaeternitas der Kaiserfamilie, symbolisiert durch Attribute von Sol und Luna, wieder aufgegriffen168. Zudem sind noch weitere Motive der Münzprägung des Septimius Severus unter Gallienus erkennbar. Derbereits besprochene Typ, derCaracalla, denSohn und Mitregenten des Septimius Severus, in heroischer Nacktheit mit Lorbeerkranz, Globus und umgedrehter Lanze als den rector orbis zeigt169, wurde in Siscia für Gallienus geprägt, der während des Gotenkrieges 262 bis 264 seine virtus beweisen musste170. Erstmals wird der Sonnengott auch auf Münzen eines in Rom anerkannten Kaisers durch die Legende als invictus bezeichnet171, während bereits in den Jahren 260– 262 die Usurpatoren Macrianus undQuietus diese Legende erstmals benutzt hatten172. Zuvor wurde Sol als PACATOR ORBIS benannt173 oder war in Verbindung mit den Legenden ORIENS AVG(G). und AETERNITAS AVG(G). als Symbol dieser beiden Aspekte kaiserlicher Herrschaftslegitimation benutzt worden174. Der offenbar nur in Antiochia in den Jahren 266 bis 267 ausgebrachte Typ175 dürfte weniger auf gallischen Einfluss zurückgehen176, als vielmehr die bereits durch die Medaillons Gordians III. benannte militärische Sieghaftigkeit des Sonnengottes aufgreifen177. Diese wird unter Gallienus durch die Verwendung des geflügelten, dem Sol zuzuordnenden Pferd als Symboltier des Kavalleriekorps deutlich. In diesen letzten Jahren gewann Sol dann auch zunehmend anBedeutung für die Herrschaft des Gallienus178, so dass die ORIENS AVG.-Legende, wie bereits unter Gordian III., in den Bereich kaiserlicher Legitimationspolitik gehört. Der Kaiser selbst hatte offenbar, nach seiner Bevorzugung der Demeter und des Hercules179, eine Vorliebe für den Sonnengott entwickelt. Die H.A. berichtet 167RIC IV.1, p. 220.52. 168Siehe oben Kap. 3.1.1. 169RIC IV.1, p. 218.39; siehe oben Kap. 3.1.1. 170 R. GÖBL; „Münzprägung V/2“ ; S. 23. Zum Gotenkrieg siehe auch W. KUHOFF;

Herrschertum; S. 29 (bezweifelt einen solchen Krieg). 171R. GÖBL; Gallienus; Tf. 118.1655; 1659; 1663. 172 R. GÖBL; Gallienus; Tf. 125.1741 (SOL INVICTO) u. 1742 (SOLI INVICTO). 173Siehe oben Kap. 3.1.1. (Septimius Severus). 174Siehe oben Kap. 3.2.1. (Gordian III.) u. 3.2.2. (Philippus I. u. Familie). 175Zur Münzstätte undDatierung: R. GÖBL; Gallienus; S. 131 u. Tf. 118f., der Rom, im Gegensatz zuRIC V.1 (p. 140.119 u. p. 156.286), keine derartigen Typen zuordnet. 176ZumBeinamen invictus siehe unten Kap. 4.1.3.; zurMünzprägung des ‚Gallischen Sonderreiches‘siehe unten Kap. 3.2.5. 177Siehe unten Kap. 3.3.1. Der konkrete Anlass waren die Feldzüge desOdaenathus gegen die Sasaniden, v.a. der 2. Marsch auf deren Hauptstadt Ktesiphon (Chronologie: D. KIENAST; ; S. SCHIPPMANN; S. 24; Kaisertabelle; S. 239; Darstellung: R. GÖBL; „Münzprägung V/2“ W. KUHOFF; Herrschertum; S. 27f.). 178L. DE BLOIS; S. 165ff. 179Zur Diskussion um die Bedeutung der Demeter, v.a. den auf die Einweihung des Gallienus in die Eleusinischen Mysterien zubeziehende Avers-Typ mitderLegende GALLIENAE

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

81

über dasVorhaben desGallienus, eine Kolossalstatue errichten zulassen, die ihn als Sonnengott darstellen sollte180. Zudem habe er eine Strahlenkrone als Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit getragen und sich sein Haar mit Goldstaub besprüht181. Sind diese Anekdoten nunals Bestandteile desnegativen Bildes, das die H.A. vondemKaiser zeichnet, zusehen182, obwohl sich gerade fürGallienus wiederholt Vergleiche mitGottheiten nachweisen lassen183? In derMünzprägung finden sich bezüglich derAngleichung anSol zumindest Parallelen. Eine Averse zeigt Gallienus mitStrahlenkrone, Globus underhobener Rechten. Sie korrespondiert mitder Reverse, die denSonnengott in eben dieser Position mit denselben Attributen zeigt, wie der Kaiser sie auf der Vorderseite trägt184. Dasoben besprochene Goldmultiplum, dasGallienus mit Strahlenkranz undSalonina mitMondsichel zeigt185, gehört auch in diesen Bereich. Die literarische Überlieferung deutet also zurecht aufeine besondere Beziehung des Kaiser zu Sol, auch wenn Gallienus sich selbst nicht als Sonnengott gesehen haben wird186.

274) 3.2.5. Die ‚Gallischen Kaiser‘: Postumus bis Tetricus (260–

DerUntergang desValerian inPersien unddie instabile Lage anderDonaugrenze hatten ihre Konsequenzen in denüblichen Usurpationen187. Dauerhaft konnte sich jedoch nurder im Sommer 260 vonder Rheinarmee zumAugustus proklamierte M. Cassianus Latinius Postumus halten undseine Herrschaft zunächst in AVGVSTAE, siehe W. KUHOFF; Herrschertum; S. 56f. u. Anm. 83 (Überblick über die Forschungskontroverse). EinBezug zuSol ist m.E. fraglich. ZuGallienus undHercules siehe L. DE BLOIS; S. 149f. 180H.A. Gall. XVIII, 2f. 181H.A. Gall. XVI, 4. 182Zumnegativen Gallienusbild der H. A. siehe W. KUHOFF; Herrschertum; S. 68f. Die Pläne zumBauder Statue sind in derForschung weitgehend als Fiktion des Autors der H. A. gesehen worden (L. DE BLOIS; S. 165; J. FERGUSON; The Religions of the Roman Empire; London, 1970; S. 45f.). 183Sowohl die epigraphische, aber auch die numismatische Überlieferung, mit denviel diskutierten Aversdarstellungen des Gallienus, zeigen deutlich, dass gerade dieser Kaiser oft Attribute undTitel vonGöttern benutzte oder aneinen Gott angeglichen wurde. Dazu siehe L. DE BLOIS; S. 152ff (dort auch Nennung der wesentlichen Zeugnisse), der annimmt „that Gallienus went further than almost any of his predecessors in the identification of his person with various divinities“(S. 159). 184R. GÖBL; Gallienus; Tf. 89.1138. 185P. BASTIEN; Le buste monétaire desempereurs romains, Bd. 3; Wetteren, 1994 [= buste monétaire]; pl. 104.2. 186L. DE BLOIS; S. 169 schreibt zwar überschwenglich, „ we even find suggestions that Gallienus wasaiming at a sun-emperorship“ , doch spricht er sich m.E. zurecht gegen die These einer vomNeuplatonismus beeinflussten, henotheistischen Sonnenreligion aus (S. 167ff.). 187Zur Verknüpfung der Krise des Jahres 260 mit der Erhebung des Postumus siehe I. KÖNIG; Die gallischen Usurpatoren vonPostumus bis Tetricus; München, 1981; (Vestigia 31);

S. 20ff.

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

den gallisch-germanischen Provinzen etablieren188. Obwohl Postumus in einer Expansionsphase Britannien unddie Iberische Halbinsel in Besitz nehmen konnte, blieb sein Herrschaftsgebiet auf den Nordwesten des Römischen Reiches beschränkt. Hier entstand ein ‚Sonderreich‘, das von dem in Romanerkannten Kaiser unabhängig blieb undzahlreiche Strukturen kopierte, die fürdasZentralreich charakteristisch waren18. Ebenfalls übernommen wurden, allerdings von Postumus kaum beabsichtigt, die Krisensymptome des Kaisertums, konkret die Tendenz derArmee, die Erhebung eines neuen Thronkandidaten zuunterstützen. So wurde Anfang 269 Laelianus in Mainz zum Kaiser erhoben190. Laelianus konnte zwar durch die Truppen des Postumus beseitigt werden, doch erschlugen die Soldaten ihren Befehlshaber, als dieser ihnen diePlünderung derStadt Mainz verweigert hatte191. Auf den kurzlebigen Marius folgte im Herbst 269 M. Piavonius Victorinus, bis schließlich nach kaum zwei Jahren mit Tetricus der letzte der ‚gallischen Usurpatoren‘zumAugustus erhoben wurde192. Nachdem zuvor Teile der Außenregionen vom ‚Gallischen Sonderreich‘ abgefallen waren, gelang es demin Romanerkannten Kaiser Aurelian in einem kurzen Feldzug im Sommer 274 das gesamte Gebiet wieder andasImperium Romanum anzugliedern193. Bereits in der Anfangsphase seiner Herrschaft erscheint Sol auf denMünzen des Postumus. Die wohl im Herbst/Winter 261 geprägten Goldstücke stehen im Kontext seiner Anerkennung in Gallien, Britannien undderIberischen Halbinsel undnehmen Bezug auf die dadurch bedingte, einstweilige Festigung der Herrschaft194. Demonstrativ wird durch den Sonnengott nicht nurder Anbruch einer neuen, sicheren Ära verkündet195, sondern auch die Dauerhaftigkeit der gerade etablierten Regierung beschworen196.

188D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 243f. (Titulatur und Chronologie); T. FRANKE; s.v. [3]; DNP 10 (2001); Sp. 720 (Kurzbiographie undweiterführende Literatur). 189Zu nennen wären dabei das Kaisertum, eigene Konsuln, Residenzstädte, ein Senat und Münzstätten (in Köln) und eine Prätorianergarde (siehe dazu J.F. DRINKWATER; The Gallic Empire: Separatism and Continuity in the North-Western Provinces of the Roman Empire A.D. 274; Stuttgart, 1987; (Historia Einzelschriften 52); S. 27ff.). 260– 190D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 244f.; zur Münzprägung siehe H.H. GILLJAM; Antoni1982; Köln, niani und Aurei des Ulpius Cornelius Laelianus: Gegenkaiser des Postumus;zur Darstellung siehe I. KÖNIG; S. 132ff. u. J.F. DRINKWATER; S. 34f. 191 Aur.Vic. 33, 8. 192Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 245 (Marius), S. 246 (Victorinus) u. S.

Postumus

247ff. (Tetricus); Darstellung: I. KÖNIG; S. 137ff.; zu Marius siehe auch A.R. BIRLEY; s.v. Marius II.1; DNP 7 (1999); Sp. 906f. 193ZuAurelian undseiner restitutio orbis siehe unten Kap. 3.3.2. 194Chronologie: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 243; Darstellung: J.F. DRINKWATER; S. 27f.; Einordnung der Münzen: B. SCHULTE; Die Goldprägung der gallischen Kaiser von Postumus bis Tetricus; Aarau, 1983; (Typos 4); S. 30ff. 195 B. SCHULTE; S. 77.18a + Tf. 2.18a (ORIENS AVG.; Sol in Quadriga n.1.). Auf einen möglichen Perserfeldzug des Postumus dürften diese Prägungen, zumal gerade in derAnfangsphase ausgegeben, m.E. nicht deuten (siehe auch J.F. DRINKWATER; S. 164). 196 B. SCHULTE; S. 76.16ff. + Tf. 2.16a ff. (AETERNITAS | AVG.; 3 Büsten des Sol m. Strahlenkrone u. Chlamys).

268) 3.2. Gordian III. bis Gallienus (238–

83

Der Löwe mit Strahlenkranz und einem Blitzbündel im Maul lässt sich in diesen thematischen Rahmen einordnen, verweist jedoch auch auf andere Aspekte197. Er ist imgleichen Maße als eine deutliche Anspielung andie Prägungen des Caracalla zu verstehen undbelegt die Anlehnung an die Severer198, wieer die Alexander –Symbolik unddie damit verbundene Sieghaftigkeit ausdrücken soll199. Ergänzend dazu wurde eine Reverse geprägt, auf der Postumusals Feldherr imPanzer undmitLanze, jedoch mitderStrahlenkrone aufdem Haupt, zu erkennen ist. Die Legende spricht ihn, ohne Namensnennung, als ebenfalls

invictus Augustus an200. Dass Hercules die von Postumus favorisierte und in einem entsprechend großen Umfang herausgestellte Gottheit gewesen ist, kann keinesfalls übersehen werden201. Dennoch ist die Verwendung des Sonnengottes wie auch der Vergleich desHerrschers mit Sol ein wichtiger Bestandteil derMünzpropaganda, der sich über die gesamte Dauer seiner Regentschaft hin fortsetzt202. Sicherlich ist die Benutzung desGottes unddermitihmverknüpften solaren Symbolik auch in Verbindung mit der Münzprägung des Gallienus zu sehen203, doch hat Postumus durchaus eigene Akzente gesetzt204. Darunter fällt die Rückseite mit den Doppelbüsten des Sol, mit Strahlenkrone und Chlamys, undder Luna, mit Mondsichel auf der Stirn und auf einer Sichel aufliegend, mit der Legende CLARITAS AVG(usti)205. Der Typ war zuvor sowohl hinsichtlich der Abbildung, als auch der Legende unbekannt undnimmt nicht nurBezug auf die Eigenschaften des Postumus206, sondern greift wieder die Aspekte der Oriens-

undAeternitas-Typen auf.

Unter Victorinus gewinnt der Sonnengott dann erneut an Bedeutung, nachdem er in der Münzprägung der kurzlebigen Herrscher Laelianus und Marius keine Rolle gespielt hatte. Sein eigener Name hat Victorinus offenbar dazu inspiriert, mit demBeinamen des Sonnengottes zu spielen. Mehrfach erscheint Sol als Büste oder in Gesamtansicht lediglich mit der Legende invictus207. Als 197B. SCHULTE; S. 79.25ff. (P.M.–TR.P.cos. P.P.; Löwe n.1. schreitend m. Strahlenkranz

undBlitzbündel).

198I. KÖNIG; S. 124f. (Anlehnung des Postumus in seiner Münzprägung an Septimius Severus undCaracalla). 199Zudiesem Münztyp undzur imitatio Alexandri desCaracalla siehe oben Kap. 3.1.2. 200B. SCHULTE; S. 80.28f. (INVIC-TO AVG.; Panzerbüste des Postumus n.1. m. Strahlenkro-

neu.Lanze). Dort ist auchderZusammenhang derobenbesprochenen Stücke gutherausgearbeiin Zusammenhang zu tet worden. Aber auch wenn Schulte meint, diese beiden Typen sind „ bringen mit demgroßen Fest des Sol am25.12.“(B. SCHULTE; S. 31f.), ist m.E. eine pagane

‚Weihnachtsprägung‘ kaumanzunehmen. 201ZurBedeutung des Hercules für Postumus undzurBeschreibung undInterpretation der entsprechenden Münztypen siehe v.a. I. KÖNIG; S. 118ff.

202J.F. DRINKWATER; S. 164f. 203Zu Postumus siehe: I. KÖNIG; S. 115ff.; zu Gallienus siehe: L. DE BLOIS; S. 100ff. 204J. F. DRINKWATER. Zur Bedeutung der Legenden conservator undcomes siehe unten Kap. 4.2.1.; zurBüste mitLorbeerkranz undStrahlen siehe unten Kap. 4.2.2. 205B. SCHULTE; S. 105.115ff. + Tf. 9.115a ff. 206B. SCHULTE; S. 40. 207Aurei: B. SCHULTE; S. 131.8 + Tf. 17.8a (INVICTVS; Büste des Sol n.r. m. Strahlenkrone

84

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

invictus Augustus wird der Kaiser, der zu Pferde sitzend mit der Lanze einen Feind niedersticht, auf einer Reverse bezeichnet208. Beide Typen fallen in die Zeit unmittelbar nach derThronübernahme209. Aufein besonderes Nahverhältnis des Victorinus zuSol weist eine Vorderseite, die diesen Herrscher gemeinsam mit demSonnengott zeigt210. Die durch Postumus ausgebrachten Doppelbüsten wurden durch seinen Nachfolger aufgegriffen undnach dessen Vorstellungen umgearbeitet. WieHercules fürPostumus ist Sol fürVictorinus dergöttliche comes, zudemderRegent ineiner besonderen Beziehung zu sehen ist. Dass die damit gekoppelten Reversen an die Loyalität bestimmter Legionen appellieren, also auf das Verhältnis des Herrschers zur Armee anspielen, mageigentlich kaum verwundern211. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Sonnengott für zwei der sog. ‚Gallischen Kaiser‘ eine besondere Bedeutung besaß, die in der Münzprägung herausgestellt wurde. Die Breite der benutzten Aspekte reichte von der Oriensund Aeternitas-Symbolik bis zur Angleichung des Herrschers an Sol. Dabei wurden jedoch keine gehaltlosen Kopien bereits bekannter Typen ausgebracht oder die Vorlagen der in Romanerkannten Kontrahenten einfach übernommen. Auch wenn die Münzdarstellungen imZusammenhang mitdenAuseinandersetzungen zwischen denHerrschern in Gallien undimRestreich stehen, hatten die Prägungen des Postumus unddes Victorinus doch eigenen Charakter. Hinsichtlich der Doppelbüste Kaiser –Gott auf denAversen kommt denDarstellungen des Victorinus mit Sol eine Vorbildfunktion für die Reichsmünzen des Probus zu212.

u. Chlamys); B. SCHULTE; S. 132.9 + Tf. 17.9a (INVICTVS; Sol n.l. schreitend m. Strahlenkrone, Chlamys, Peitsche u. erhobener Rechten); Antoninianus: H.J. SCHULZKI; Die Antoninianprägung der gallischen Kaiser vonPostumus bis Tetricus: Typenkatalog der regulären undnachgeprägten Münzen; Bonn, 1996; (Antiquitas 3.35); S. 79.8a ff. + Tf. 17.8b ff. (INVICTVS; Sol n.1. schreitend m. Strahlenkrone, Chlamys, Peitsche u. erhobener Rechten). 208B. SCHULTE; S. 137.28 + Tf. 19.28a (I-NVI-CTVS AVG.; Victorinus n.r. reitend m. Lanze, unter demPferd liegt einFeind). DerTypist vergleichbar mitdemobengenannten desPostumus (B. SCHULTE; S. 80.28f.), doch keine Imitativprägung, dennderneue Herrscher legte offenbar Wert auf ein geänderte, agressivere Bilddarstellung. 209B. SCHULTE; S. 50f. (Sept./Nov. 269 u. Dez. 269/Jan. 270). 210B. SCHULTE; S. 138.30 + Tf. 19.30a; S. 140.40 + Tf. 20.40a; S. 142.46 + Tf. 20.46a. 211Gekoppelt mit den Sol-Victorinus Aversen werden die legio II Augusta (B. SCHULTE; S. 138.30), die legio XX Valeria Victrix (B. SCHULTE; S. 140.40) und die legio XXX Ulpia Victrix (B. SCHULTE; S. 142.46). ZurBedeutung des Sonnengottes für die Herrschaftslegitimation gegenüber derArmee siehe exemplarisch Kap. 3.3.2.3. 212Zudiesem Typ für Probus siehe unten Kap. 3.3.4.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

85

3. 3. DIE ‚ILLYRISCHEN‘ KAISER UNDDIE DYNASTIE DES CARUS 285) (268– 270) 3.3.1. Claudius II. Gothicus undQuintillus (268–

Im September 268 fiel Gallienus während der Belagerung eines Usurpators in Mailand der Verschwörung seiner Offiziere zumOpfer. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Täter denAufstieg in ihre Kommandopostitionen den Reformen des Ermordeten zu verdanken hatten1. Mit der Erhebung des M. Aurelius Claudius, eines bereits unter Gallienus erfolgreichen Militärs obskurer Herkunft, erfolgte nunder Aufstieg der sogenannten ‚illyrischen‘Kaiser2. Seine Herrschaft markiert dann vorallem eine außenpolitische Wende in derGeschichte des Imperium Romanum im 3. Jh. n.Chr. Nach der Serie katastrophaler Niederlagen anDonau undEuphrat erkämpften die römischen Truppen unter der Führung desClaudius bei Naissus (Moesia) denersten entscheidenden Sieg über die zumwiederholten Male indasReich eingedrungenen Goten3. ImNordwesten konnte ein Teil der von Postumus kontrollierten Gallia Narbonensis zurückgewonnen werden. Als Claudius nach kaum zwei Jahren in Sirmium an einer Seuche starb, hinterließ er das Reich in einer, trotz erster Erfolge, weiterhin ungeklärten Situation4. In Italien wurde daraufhin der Bruder des Claudius, M.Aurelius Quintillus, zumAugustus erhoben5. Seine Herrschaft dauerte jedoch nurwenige Wochen6, dasich schließlich deranderDonau zumKaiser ausgerufene Aurelian durchzusetzen vermochte7. Die militärischen Aktivitäten sind dann auch das beherrschende Thema der Münzprägung. An die Truppen wird appelliert, in dieser kritischen Situation nicht die Disziplin schleifen zulassen8 unddie Kampfkraft bei zubehalten9. Es werden dieerrungenen Siege gefeiert10, natürlich auchderhart erkämpfte Goten1Zur Verschwörung

gegen Gallienus undder Kaiserakklamation des Claudius siehe R.T.

SAUNDERS; A Biography of the Emperor Aurelian (A.D. 270– 275); Phil.Diss. Cincinnati, 1991; S. 121ff. 2 Zur Datierung und Herkunft des Claudius siehe D. KIENAST; Kaisertabelle;S. 231f. (Illyricum?) bzw. T.D. BARNES; „ Some Persons in the Historia Augusta“ ; Phoenix 26 (1972) [= „Persons“ ]; S. 154f. (Dalmatia; eine Herkunft aus Kleinasien (Troja) ist m.E. unglaubwürdig). 3 K. CHRIST; S. 674; H. BELLEN; S. 230f. 4 P. DAMERAU; Kaiser Claudius II. Gothicus (268– 270 n.Chr.); Leipzig, 1934, NDAalen, 1979; S. 62ff. DerSieg über die Goten warderGrund für die Benennung des Kaisers mitdem Beinamen Gothicus. 5 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 233; T. D. BARNES; „Persons“ ; S. 168ff. 6 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 233 (17 Tage); R.T. SAUNDERS; S. 140ff. („ a little over ; S. 144). DaMünzen fürQuintillus Augustus ausallen Münzstätten vorliegen, dienicht a month“ 45 [Medio243 [Rom]; p. 243– unter der Kontrolle der Sonderreiche standen, (RIC V.1, p. 238– 247 [Siscia]; p. 247 [Cyzicus]), kann manvoneiner kurzfristigen Anerkennung lanum]; p. 245– des Quintillus im ‚Gesamt‘-Reich ausgehen. 7ZumToddesQuintillus undderAnerkennung desAurelian siehe unten Kap. 3.3.2. 8 RIC V.1, p. 213.25ff.; p. 222.140ff. (concordia exercitus/militum); RIC V.1, p. 214.34ff.; p. 223.148f. (fides exerci. / militum). 9 RIC V.1, p. 219.109ff.; p. 227.195 (virtus Aug.).

86

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

sieg11, undGottheiten indenDienst genommen, sei es als Symbolfiguren12, seies als Beschützer13. Wiebereits unter Valerian undGallienus erscheint die Figur desSonnengottes auf denMünzen als die eines stehenden Jünglings mit Strahlenkrone, Chlamys, der erhobenen Rechten undPeitsche bzw. Globus14. Von demVorgänger Gallienus wurde offensichtlich direkt derTyp übernommen, auf demein geflügeltes Pferd mit der Legende SOLICONS. AVG.zuerkennen ist15. Angesichts der Verbindung des Sonnengottes undseines geflügelten Pferdes zurArmee ist aber kaumaneine gedankenlose Übernahme zudenken. Diebewusste Fortführung der bislang erkennbaren Motive, durch die Sol als conservator Augusti wie auch als Symbol für die virtus des Kaisers unddes Heeres herausgestellt wird16, ist auch für Claudius anzunehmen. Zudem werden Apollo undDiana weiterhin als Beschützer desKaisers inden Vordergrund gestellt17. Während Apollo nurin Romals conservator vorgestellt wurde18, begegnet Diana, die ebenfalls für Rom nachzuweisen ist19, in zwei weiteren Münzstätten20. Zwar findet sich Apollo dort nicht, doch liegen für die beiden Münzstätten Mediolanum undAntiochia Prägungen mitSol vor21. Hier ist es offenbar zueinem Austausch gekommen, bei demApollo in der Gestalt des Sonnengottes seiner Schwester zugeordnet wurde, deren Gleichsetzung mitLuna in Mediolanum durch die Fackel unddie Legende DIANA LVCIF(era) ausgedrückt wird22. Ein Antoninian aus Antiochia vertieft diese Annahme. Dargestellt sind Diana, die, wie auf dem Stück aus Mediolanum, eine Fackel hält, und ihr gegenüberstehend ist der Sonnengott zu erkennen, mit der Strahlenkrone und seiner Peitsche23. Für Claudius II. Gothicus sind weiterhin Münzen bekannt, die denSonnengott mit der Legende SOLAVG. zeigen24. Weniger als ein Vermerk auf den

10RIC V.1, p. 219.104ff.; p. 225.170f.; p. 227.194 (Victoria Aug.). 11 RIC V.1, p. 232.251f. (VICTORIA GOTHICA); p. 232.247 (VICTORIA GERMANICA). 12So Mars als Rächer (RIC V.1, p. 216.66), Friedensbringer (RIC V.1, p. 216.68ff.) und Sieger (RIC V.1, p. 216.65), aber auch luppiter (RIC V.1, p. 215.51ff). 13V.a. Apollon undDiana (siehe folgende Anm.), doch begegnet ebenfalls wieder Iuppiter (RIC V.1, p. 223.152). 14 Zu Gallienus und Valerian siehe oben Kap. 3.2.3; Claudius: RIC V.1, p. 213.16f.; (AETERNITAS AVG.); p. 217.76ff.; p. 223.153ff. (ORIENS AVG.). 15Gallienus: R. GÖBL; Gallienus; Tf. 55.710f. (siehe auch oben Kap. 3.2.3); Claudius: RIC V.1, p. 220.118. 16Dazu siehe oben Kap. 3.2.4. undunten Kap. 4.1.3.1ff. 17Siehe oben Kap. 3.2.3f. 18RIC V.1, p. 211.2; p. 213.22f. (Rom). 19RIC V.1, p. 214.29 (Rom). 20RIC V.1, p. 222.144 (Mediolanum); p. 228.205 (Antiochia). 21RIC V.1, p. 223.153ff. (Mediolanum); p. 230.221 (Antiochia). 22RIC V.1, p. 222.144; zumBeinamen lucifera fürLuna siehe oben Kap. 3.2.3f. 23RIC V.1, p. 228.198. 24RIC V.1, p. 230.221 (Antiochia); P.H. Webb gibt als Legendenvariante noch SOLVS AVG. an (mit demVermerk, er könne diese Lesung nicht verifizieren [RIC V.1, p.207]), während A. Robertson die Legende als SALVS AVG. gelesen haben will (Hunter IV, p.lxxxii). Die bereits von

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285)

87

alleinigen Herrschaftsanspruch des Kaisers dürfte diese Legende ein weiterer Hinweis auf die zunehmende Verflechtung vonSonnenkult undKaisertum sein. In diesem Zusammenhang sollte ein im Garnisonsort Novae (Moesia inferior) gefundener Altarstein nicht unerwähnt bleiben25. In einem Heiligtum, das über einem älteren Mithräum errichtet worden war, konnten drei, nebeneinander stehende Altäre freigelegt werden, von denen der linke eine Weihinschrift für Sol invictus trägt, derrechte lediglich einen Stifter nennt, der mittlere aber demSOL AVG. geweiht ist26. Aufgrund der Thesen von G.H. Halsberghe datiert die Archäologin V. Najdenova das Heiligtum in die Regierungszeit des Aurelian (ca. 273) und bringt dessen Errichtung und die Aufstellung der Altäre in den 271– Zusammenhang mit der Neuordnung dieses Gebietes nach der Räumung Dakiens27.

Die These einer Verknüpfung dieser Inschrift mitderReligionspolitik Aurelians kann entkräftet werden. Zunächst begegnet die Bezeichnung SOLAVG. nur vereinzelt auf lateinischen Inschriften, die in Rom, Italien undSpanien gefunden wurden28. Ein inCyzicus geprägter Antoninianus desGallienus belegt dannnicht nurdiese Bezeichnung des Sonnengottes bereits fürjenen Kaiser, sondern entzieht, durch die als SOLAVGVSTI aufgelöste Legende29, den Spekulationen um einen ‚Kult des Sol Augustus‘weiteren Boden. Unter demNachfolger desGallienus sind indiesem Raumebenfalls bedeutende Aktivitäten nachzuweisen, denn der Sieg über die Goten wurde bei Naissus in der Nachbarprovinz Moesia superior errungen. Eine Verbindung der Inschriftenweihung zu Claudius II. Gothicus ist also ebenfalls möglich, zumal die Legende SOLAVG(usti) in der Münzprägung ebenjenes Kaisern ihre Fortführung findet. Dass Claudius sich auf Münzdarstellungen durch dieVerwendung derAttribute desSonnengottes (Strahlenkrone, Globus, erhobene Rechte) an diesen Gott hat annähern lassen30, lässt sich ebenso belegen, wie die oben angeführten Münzreversen eine feste Bedeutung des Sonnengottes für den Kaiser zeigen. Eckhel geäußerte Vermutung, es handele sich umein Versehen des Stempelschneiders, dürfte zutreffend sein (RIC V.1, p. 207). 25V. NAJDENOVA; „Nouvelles évidences sur le culte de Sol Augustus à Novae (Mésie inférieure)“ ; Les empereurs illyriens; hg.v. E. Frézouls/H. Jouffroy; Straßburg, 1998; S. 171ff. 26V. NAJDENOVA; S. 171ff. Datiert das Ende des Mithraeums in die Mitte des 3. Jh. (nach

241/43).

27V. NAJDENOVA; S. 177f. 28CIL II 807; CIL II Suppl. 6308 (Spanien); CIL VIII 2350; 4513; 6968 (Numidia); CIL VI 437; 3721 = 31015 (Rom). V. NAJDENOVA; S. 171ff. will alle Inschriften in das 3. Jh. datieren (siehe unten).

29 R. GÖBL; Gallienus; Tf. 110.1536 (S[OL AV]-GVSTI |SPQR; Sol st. 1. m. Strahlenkrone, Chlamys u. Peitsche, die Rechte erhoben) u. S. 122ff. (Datierung (266/67) undZuordnung). 30Claudius mitStrahlenkrone underhobener Rechten: Sammlung RothderHeinrich-Heine-

Universität, Düsseldorf, Nr. 1656 [offenbar unpubliziert]; Claudius mit Strahlenkrone u. Globus: P. BASTIEN; buste monetaire; pl. 112.7 (nicht im RIC); Claudius mit Strahlenkrone, Globusunderhobener Rechten: Triton, Auk. 3, Nr. 1163 [ansonsten offenbar unpubliziert]. Bastien-

undTriton-Stück m. stgl. Reverse: VIRTVTI AVGVSTI; Hercules m. Keule st. 1. (zu Hercules und Sol siehe unten Kap. 3.3.2.3 u. Kap. 4.1.3.2).

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Eine Kontinuität bis in die Zeit des Aurelian unddarüber hinaus soll damit natürlich keineswegs ausgeschlossen werden, denn gerade die Verbindung von Sonnenkult und Militär vertiefte sich im weiteren Verlauf des 3. Jh.31. Eine bedenkenlose Zuweisung der Inschriften in die Zeit des Aurelian ist jedoch abzulehnen32, ebenso eine Verbindung zu demunter Aurelian offiziell in Rom eingerichteten Sonnenkult33. Manwird eher von einer lokalen Ausprägung des Kaiserkultes ausgehen dürfen, der in dieser Garnisonsstadt in Verbindung zum Sonnengott stand34. Andieser Stelle ist noch eine Bronzeplakette aus Romzu berücksichtigen, die den Sonnengott in seiner Quadriga zeigt unddamit demVorbild der oben besprochenen Münzen des Commodus und Septimius Severus folgt35. Dieses einzigartige Stück trägt zudem die ebenfalls singuläre Legende INVENTORI LVCIS SOLI |INVICTO AVGVSTO undhat dementsprechend Aufsehen erregt36. Dennoch liegt hier kein weiterer Beleg für einen offiziellen Kult des Sol Augustus vor, denn es handelt sich bei dieser Metallscheibe, die fälschlicherweise als Medaillon bezeichnet wird, nicht umein Zahlungsmittel, sondern umeine private Votivgabe. Dasie imBereich descircus maximus inRomgefunden wurde, könnte es sich sehr wohl umdieWeihung eines Wagenlenkers andenhier verehrten Sonnengott handeln37.

Die Zeugnisse für Quintillus sind, dies dürfte an der Kürze der Herrschaft liegen, wenig ergiebig. In Rom wurde Sol als Symbol der Dauerhaftigkeit der Herrschaft gezeigt38, während die von Gallienus übernommenen Typen verschwanden39. Ein in Mediolanum geprägter Antoninian, der den nach links schreitenden Sol mitderLegende INVICTVS zeigt, ist keine Innovation desQuintillus, sondern vielmehr direkt vonden‚gallischen‘Kaisern übernommen40. 31Beide Stifter sind Soldaten (C(aius) IVL(ius) DOMI|TIANVS IMM(unis) / T(itus) FL(avius) SAM|MIVS TE|RENTIANVS |PRAEF(ectus) KAST(rorum) [V. NAJDENOVA; S. 171ff.]). 32Siehe dazu auch unten Kap. 3.3.2. 33Zu denThesen vonG.H. Halsberghe siehe unten Kap. 3.3.2. Von denoben genannten Inschriften für Sol Augustus sind zwei (CIL VIII, 6968 u. CIL VI, 437) mit Fragezeichen zu versehen, dasie möglicherweise anderen Göttern als Sol geweiht waren (Hercules? / Iuppiter). CIL VI 3721 = CIL VI 31035 stammt dagegen offenbar nicht aus dem 3. Jh. n.Chr. Da die Inschrift in denRuinen derdomus aurea des Nero gefunden wurde, dürfte sie aufdiesen Kaiser undseine bekannte Vorliebe für den Sonnengott (siehe oben Kap. 1) zu beziehen sein. Eine geschlossene Personengruppe ist, soweit dies überhaupt möglich ist, nicht auszumachen (CIL VIII 2350: Städtischer Ratsherr [decurio] / CIL II Suppl., 6308: Freigelassener [libertus]; der Stifter vonCIL VIII, 6968 nennt sich selbst pultarius [(Brei-)Töpfchen]; diebeiden verbleibendenInschriften CIL II 807 undCIL VI 3721 = CIL VI 31035 nennen keinen Stifter). 34ZurBedeutung desSonnengottes für dasMilitär siehe oben 3.2.4. undunten 3.3.2ff. 35Kap. 3.1.1. Siehe auch unten Kap. 4.2.2. 36Ausführlich besprochen von M. GUARDUCCI; „ ; RPAA 30/31 Sol invictus Augustus“ (1957– 59); S. 161ff. 37Dafür argumentiert m.E. überzeugend M. GUARDUCCI; S. 166ff. Sie bezeichnet die einseitig beprägte Plakette jedoch fälschlicherweise als Medaillon. Die Verehrung des Sol und die Existenz seines Tempels imcircus maximus belegen Tacitus (ann. XV, 74, 1) undTertullian (de spectaculis 8); siehe auch oben Kap. 2.2.1.1. 38 RIC V.1, p. 240.7; p. 243.40 (AETERNIT. AVG.). 39RIC V.1, p. 239ff. 40RIC V.1, p. 244.56; zuden‚gallischen‘Kaisern siehe oben Kap. 3.2.5.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

89

275) 3.3.2. L. Domitius Aurelianus (270–

Als Claudius II. Gothicus 270 in Sirmium starb, bekämpfte sein Vertrauter und dux equitum Aurelian gerade an der Spitze der dalmatischen Reiterei die nach Thrakien eingefallenen Goten41. Obwohl bereits derBruder des Claudius, Quintillus, in Italien zumAugustus erhoben unddaraufhin indenverbliebenen Provinzenanerkannt worden war42, wurde L. Domitius Aurelianus vondenunter seinem Kommando stehenden Einheiten zum Kaiser ausgerufen43. Nach dem Tod des Quintillus, derunmittelbar auf die Erhebung folgte44, eröffnete Aurelian mitdem Krieg gegen die Vandalen an der Donau eine vierjährige, fast ununterbrochene Serie von Feldzügen45. Zunächst drohte dem Reich aber die militärische Katastrophe, als im Winter 270/71, nach einer Niederlage gegen die in Oberitalien eingefallenen Iuthungen, fast die gesamte römische Verteidigung in diesem Raum zusammenbrach. Selbst in der Hauptstadt Rom war die Bedrohung in diesen Monaten zuspüren46. Schließlich aber fanden Aurelians Kriege 274 nach derBeseitigung derSonderreiche in Palmyra (272/3)47 undGallien (274)48 ihren erfolgreichen Abschluss.

Fast ein Vierteljahrhundert war vergangen, nachdem durch die Niederlage unddenToddesDecius eine Kette vonEreignissen ausgelöst worden war,diezur Abspaltung von Reichsteilen im Osten und Nordwesten geführt hatte, und die durch eine Folge militärischer Katastrophen gekennzeichnet war. Ein in Rom anerkannter Kaiser hatte durch einen Gewaltakt wieder die Kontrolle über das gesamte Reich unddarüber hinaus eine zumindest vorübergehende außenpolitische Stabilisierung erreicht49. Ein glanzvoller Triumphzug imSommer 274 steht als Schlusspunkt dieser für Zeitgenossen50, aber auch moderne Historiker51, 41 R.T. SAUNDERS; S. 134ff.; P. DAMERAU; S. 70; Zos. I, 45 bezeichnet Aurelian als ρ χ ο ς . π α ἵπ 42Siehe oben Kap. 3.3.1. 43R.T. SAUNDERS; S. 145ff.; D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 234. 44 Zos. I, 47 (Selbstmord des Quintillus); H.A. Claud. XII, 2, 5 (Ermordung durch unbekannte Attentäter); siehe auch R.T. SAUNDERS; S. 147ff. 45R.T. SAUNDERS; S. 163ff. 46K. CHRIST; Geschichte; S. 675f. 47 R. STONEMANN; Palmyra and its Empire; Michigan, 1992; R.T. SAUNDERS; S. 207ff.; A. WATSON; Aurelian and the Third Century; London [u.a.], 1999; S. 57ff. 48R.T. SAUNDERS; S. 251ff.; siehe auch oben Kap. 3.2.5. 49Den recht negativen Schilderungen des Charakters des Aurelian (Eutr. 9, 14: „saevus et ; Epit.deCaes. sanguinarius ac necessarius magis in quibusdam quamin ullo amabilis imperator“ Aurelianus, ut erat natura ferocior“ 35, 4: „ultima crudelitate“ ) steht die ; H.A. Aur. XXI, 5:„ ausgesprochen positive Bewertung seiner außenpolitischen Leistungen gegenüber (Oros. VII, 4, ist trotz der unterstellten Christenfeindlichkeit Aurelians beeindruckt vondessen militärischer Leistung). Allein Aur.Vic. 35, 1ff. zeichnet durchweg ein positives Bild des Kaisers, dessen Tugenden nicht zuletzt noch indiesechsmonatige ‚Interregnums‘-Periode hineingestrahlt haben sollen.

50H.A. Aur. 33ff.; zudenteilweise recht phantasievollen Details derH.A. (z.B. die Hirschquadriga Aurelians [von H.BELLEN; S. 235 als authentisch angenommen]) siehe E. MERTEN; Zwei Herrscherfeste in der Historia Augusta: Untersuchungen zu den pompae der Kaiser Gallienus undAurelian; Bonn, 1968; (Antiquitas 4.5). 51K. CHRIST; Geschichte; S. 677; H. BELLEN; S. 230ff; E. GROAG; s.v. L. Domitius (36)

90

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

beachtlichen Leistung des Kaisers, den Inschriften52 und Münzlegenden53 nun euphorisch als restitutor orbis feiern. Den erfolgreichen Abschluss seiner außenpolitischen Aktivitäten überlebte Aurelian allerdings nurein weiteres Jahr. AufdemWegin die Ostprovinzen fiel er imHerbst 275 der Verschwörung einer Gruppe vonOffizieren zumOpfer54.

3.3.2.1. Aurelianus Heliogenitus?

Die H.A. enthält mehrere Passagen, die eine Verbindung zwischen demjungen Aurelian und dem Sonnenkult in Rom herstellen könnten. Demnach war die Mutter Sol-Priesterin in Aurelians Geburtsort55, unddemnoch kindlichen Aurelianus sollten sowohl dieVerehrung desSonnengottes als auchdieErhebung zum Kaiser imwahrsten Sinne desWortes mit in die Wiege gelegt worden sein. Die Mutter verwendete nämlich einen Purpurmantel, den der gerade herrschende Kaiser fürdasStandbild des lokalen Sonnengottes gestiftet hatte, zweckentfremdet als Windel für denKnaben undzukünftigen Regenten56. Demherangewachsenen undmittlerweile imStaatsdienst stehenden Aurelian folgte derSonnengott auch nach Persien. Der Sasanidenkönig schenkte demdorthin im Rahmen einer diplomatischen Mission Entsandten eine Opferschale, dieeinAbbild desSonnengottes trug57. Diese Hinweise auf einen frühen Bezug zum Sonnenkult können, allein schon in Anbetracht desproblematischen Charakters derH.A., nicht kommentarlos übernommen werden. Zunächst muss betont werden, dass die Angaben der H.A. durch keinerlei parallele Überlieferung gestützt, vielmehr sogar widerlegt werden können58. Hält man sich die spätere Einrichtung des Kultes für Sol in The Imperial Recovery“ Aurelianus; RE 5 (1905); Sp. 1417; H. MATTINGLY („ ; CAH 121; Cambridge, 1939, ND 1971; S. 297ff.) beginnt seine Darstellung der ‚imperial recovery‘ mit demRegierungsantritt Aurelians.

52CIL VI 1112; CIL VIII 10217; 20537; 22361; 22449; CIL XII 5456; 5549; 5561; CIL XVII 31; 7924; 16027; 172; ILS 577; 580. 53R. GÖBL; Aurelianus; S. 146f. u. Tf. 161 (Typenübersicht). 54D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 234 (Sept./Okt. 275, zwischen Perinth undByzanz). H.A. Aur. XXXVI, 4ff.; Zos. I, 62, 1ff; Aur.Vict. 35, 8ff; Eutr. 9, 15; Epit.deCaes. 35, 8 (Die antiken Autoren nennen übereinstimmend die Angst eines Verwaltungsbeamten vorBestrafung als den Auslöser der Verschwörung, in die jedoch Teile des engeren Stabes des Kaisers verwickelt waren).

55H.A. Aur. IV, 2. 56H.A. Aur. IV, 5. Neben diesem göttlichen Vorzeichen enthält dieentsprechende Passage weitere omina, die im Kontext dieser Untersuchung jedoch unberücksichtigt bleiben können, obwohl auch gerade sie interessant sind. 57H.A. Aur. V, 5. 58H.A. Aur. VII, 1, nennt mit der in Mogontiacum (Mainz) stationierten legio VI Gallicana eine Einheit, für die in Mainz keine epigraphischen Nachweise vorliegen. Im3. Jh. wardie legio XXII Primigenia in Mogontiacum stationiert (W. SELZER; S. 67); H.A. Aur. VIII, 2ff, zitiert aus 260 n.Chr.), in demein sonst unbekannter einem angeblichen Brief des Kaisers Valerian (253– Konsul namens Antoninus Gallus erwähnt wird; auch wirkt die Zahl vonüber 950 durch Aurelian selbst imVerlaufe weniger Tage getöteten Sarmaten recht unglaubwürdig (H.A. Aur. VI, 4).

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddieDynastie desCarus (268– 285)

91

Rom und die Bedeutung des Gottes für die Herrschaft Aurelians vor Augen, kommen Zweifel an der Richtigkeit der Berichte in der vita Aureliani auf. Die Betrachtung derEinzelheiten verstärken diese Zweifel nurnoch, denn derAutor bereits büßt anGlaubwürdigkeit ein, indem er sich aufeine ansonsten unbekannte griechische Quelle beruft59. Ein Vergleich mit der Biographie des westlichen Kontrahenten des Septimius Severus, Clodius Albinus, zeigt, dass derVerfasser derH.A. auchananderer Stelle ähnliche göttliche Vorzeichen füreinen zukünftigenRegenten aufgeführt hat60. Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Sonnenpriesterin mitdenAngaben über die unsichere Herkunft61 unddie bescheidenen Familienverhältnisse62 vereinbaren lässt. Vergleichbare Passagen inderProbusvita deuten aufeine topische Verwendung63. In derAnekdote vondersolaren Geburt Aurelians spiegelt sich allerdings die in der Antike weit verbreitete Vorstellung vom Sonnenkind wieder, das sowohl als Weltenherrscher wie als Weltenretter geboren wird64. Ob ein erster Fingerzeig aufAugustus überliefert wird, derals Kleinkind bereits seine Wiege verließ, einen Turm erstieg undsich mitdemGesicht deraufgehenden Sonne zuwandte, sollte offen bleiben65. Aufgrund der aufgezeigten Problematik bleibt allerdings die bedenkenlose, ja naive Übernahme dieser Darstellungen unverständlich66. Dass zudem noch, über die angebliche Patronatsbeziehung zueinem Senator mitdemNamen Aurelius, eine Verbindung zur gens Aurelia bestanden haben soll67, ist mit Sicherheit auszuschließen68. Dieser Familie war die Pflege des altitalischen Sol-Kultes anvertraut gewesen69. Selbst eine vomKaiser später verbreitete, fiktive Anknüpfung andiese Familie kann ausgeschlossen werden70. 59Scriptores Historiae Augustae III; bearb.v. D. Magie; London, 1932, ND 1982; S. 199, Anm. 3. 60H.A. Clod. Alb.; V, 3ff. Derindiesem Zusammenhang fürClodius Albinus genannte Gott ist Apollon, dessen Verbindungen mit Sol-Helios bekannt sind (J. FERGUSON; S. 45. G. RADKE; s.v. Sol; KlP 5 (1979); Sp. 258). 61H.A. Aur. III, 1 („ divus Aurelianus ortus ... familia obscuriore“ ). 62H.A. Aur. IV, 1 („ Aurelianus modicis ortus parentibus“ ). 63H.A. Prob. III, 1. Dazu E. DANNHÄUSER; Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Probus (276– 282 n.Chr.); Phil.Diss. Jena, 1909; S. 14. 64Dazu siehe S. EITREM; „ Zur Apotheose“ ; Symbolae Osloenses 11 (1932); S. 28f. 65Suet.Aug. 96, 4. Dies würde sich natürlich wunderbar in das Bild der späteren Anknüpfung Aurelians andenersten princeps einfügen (siehe unten Kap. 3.3.2.4.4). 66G.C. BRAUER; The Age of the Soldier Emperors: Imperial Rome, A.D. 244– 284; Park Ridge, N.J., 1975; S. 231f. undG.H. HALSBERGHE; S. 130f. 67G.H. HALSBERGHE; S. 131. 68Überzeugend gegen eine Verbindung derFamilie desAurelian zurgensAurelia argumentiert R.T. SAUNDERS; S. 107ff. 69C. KOCH; S. 33ff. 70G.H. HALSBERGHE; S. 131begeht hier einen Fehler, indem er dasCognomen Aurelia-

nusmitdemGentilnamen Aurelius verbinden möchte. Aurelians Gentilnamen lautete Domitius unddürfte kaumprogrammatischen Ursprungs sein. Statt dessen deutet seine Dreinamigkeit auf eine Beibehaltung destatsächlichen Familiennamens (Zueiner ritterlichen Herkunft: R.T. SAUN-

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bisConstantin

I.

Auch wenn eine Verbindung Aurelians zu einem Sonnenkult in seiner Heimatregion nicht als völlig abwegig bezeichnet werden kann71, ist eine familiäre Grundlage ebenso wenig schlüssig zubelegen, wiedieAufnahme desSonnenkultes durch Aurelian mitderGeburt. DaAurelian vomheidnischen Autor derH.A. in verschiedener Hinsicht seinem Nachfolger Constantin gegenübergestellt oder mit ihmverglichen wird72, ist aneine Verbindung der ‚solaren“Herkunft Aurelians zu der angeblichen Übernahme des Sonnenkults durch Constantin von seinemVater Constantius I. zudenken.

3.3.2.2. Sol restitutor Orientis

In der Anfangsphase der Herrschaft Aurelians erscheint Sol nicht in der Münzprägung73. Selbst dieMünzen mitderzuvor imZusammenhang mitdemSonnengott gebrauchten Legende AETERNITAS AVG(usti) werden 271 n.Chr. noch mitdem

Bildnis der römischen Lupa undden Zwillingen ausgebracht74. Denspäter dem Sonnengott zugeschriebenen Titel conservator trägt hier, neben luppiter, noch Apollon75. Von einer besonderen Propagierung des Sol finden sich zunächst keine Spuren. Die Unsicherheit der gesamten Position Aurelians unddie weiterhin ungeklärte militärische Situation, erforderten die gesamte Aufmerksamkeit desneuen

DERS; S. 109f.). Eine Umbenennung nach der Erhebung, wie imFalle Diocletians, hätte wohl einen, mit dem Kaiseramt im engeren Zusammenhang stehenden Namen, wie etwa Marcus Aurelius, ergeben (Zu Diocletian siehe zuletzt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 25). Neben Aurelian trägt kein Kaiser des 3. Jh. dentatsächlichen oder fiktiven Gentilnamen Domitius. Er findet sich lediglich bei Domitius Domitianus, dem Usurpator unter Diocletian (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 265). 71Siehe unten Kap. 4.3.1. 72ZuConstantin undAurelian siehe unten Kap. 3.3.2.2; zurangeblichen, vonseinem Sohn propagierten, Sonnenverehrung des Constantius I. siehe unten Kap. 3.4.2. Entgegen der in diesem Kapitel vorgebrachten Zweifel an der Richtigkeit der Angaben hält S.E. HIJMANS; S. 119f. anderÜberreichung derSonnenschale durch denPerserkönig fest undgibt die, m.E. wenig überzeugende, Erklärung es habe sich umein Bild desrömischen Sol gehandelt. Leider wirddie in ihrem Ansatz undder Auswertung der archäologischen Befunde vorbildhafte Arbeit seitens des Autors durch mangelnde Kenntnisse im Umgang mitder H.A. unddie z.T. grobe Vernachlässigung der vorliegenden literarischen und numismatischen Quellen in ihrer Aussagekraft stark beeinträchtigt. 73ZurMünzprägung des Aurelian v.a. R. GÖBL; Aurelianus, dasdie veralteten, fehlerhaften Einträge im RIC V.1, p.265ff. ablöst. Wenn auch keineswegs unumstritten, lässt sich die Zuordnung undDatierung Göbls an vielen Stellen durch denhistorischen Kontext stützen. Die alternative, auf ‚stilistischer‘Zuordnung basierende, Systematik vonM.R. Weder (zuAurelian: ; NC154 (1994); TheCoinage of Aurelian andRoman Imperial Mint Forgeries“ M.R. WEDER; „ The Eastern Issues of Probus 1: Theory and S.243ff.; zur ‚stilistischen‘ Zuordnung: Ders.; „ ; NC 144 (1984); S. 202ff.) überzeugt, wie C.E. Practice of Third-Century Mint-Attribution“ The King am Beispiel der östlichen Prägungen des Probus aufzeigen konnte (C.E. KING; „ ; NC144 (1984); S. 214ff.), wenig. Eastern Issues of Probus: an alternative View“ 74R. GÖBL; Aurelianus; S. 119 + Tf. 152. 75R. GÖBL; Aurelianus; S. 119 + Tf. 152 u. Tf. 156; siehe oben Kap. 3.3.1.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

93

Herrschers. Die Münzprägung dieser ersten Phase der Regierung des Aurelian zeigt nochdurchgehend, mitAusnahme der ‚Divo Claudio‘-Prägungen, die Motive undLegenden der Vorgänger76. Selbst der zweite Aufenthalt des Kaisers in Romstand fast ausnahmslos unter demEindruck der gerade noch verhinderten Katastrophe undder durch die Panik geförderten Erhebung in der Stadt. In den Mittelpunkt waren Maßnahmen gegen zukünftige Germaneneinfälle nach Italien77unddie Vorbereitungen für den Orientfeldzug sowie die damit zusammenhängenden Kriege an der Donau gerückt78. Der Kaiser hatte seine Stellung zwar in denverbliebenen Reichsteilen festigen können, die großen militärischen Auseinandersetzungen allerdings standen noch bevor. Die Münzprägung dieser Periodegreift dannauch verstärkt Themen auf, die andieTreue unddenZusammenhalt des Heeres appellieren (fides/concordia militum)79. Aurelian hatte indieser Frühphase zudem offenbar eine besondere Beziehung zu Iuppiter. Die Münzreversen aus der Zeit vor 273 zeigen wiederholt den als conservator bezeichneten Gott undstellen ihn gemeinsam mit demKaiser dar80. Dieser erhält die Weltherrschaft ausdenHänden Iuppiters in Form desGlobus81. Erst nach demerfolgreichen Feldzug gegen Palmyra undder Rückkehr des Kaisers ausdemOsten wandelt sich dasBild derMünzprägungen. Die Bildnisse des Sonnengottes treten vermehrt an die Stelle der bisherigen Motive82. Im Zusammenhang mitdemSieg über Zenobia ist auch, wie sich unten noch zeigen wird, die Darstellung der göttlichen Schlachtenhilfe des Sol während der Entscheidungsphase derSchlacht bei Emesa entstanden. Seit 272 n.Chr. haben die Typen für Sol mit den Legenden SOLI INVICTO, ORIENS AVG(usti) undCONSERVATOR AVG(usti) diePrägungen dereinzelnen Münzstätten bestimmt undhaben seitdem offenbar begonnen, die Darstellungen anderer Gottheiten schrittweise in denHintergrund zudrängen83. Etwa ab 273 n.Chr. beherrschen die Darstellungen des Sonnengottes die Münzreversen. Neben den personifizierten Tugenden (virtus/concordia) undder Siegesgöttin Victoria findensich andere Götter nunlediglich vereinzelt auf denMünzen Aurelians84. 76R. GÖBL; Aurelianus; S. 22. 77Siehe oben Kap. 3.3.2. 78E. GROAG; Sp. 1374 verbindet mitdiesem Aufenthalt Aurelians in Romeine Welle von Hinrichtungen undGüterkonfiskationen, imwesentlichen bei denBeteiligten des bellum monetariorum. DerBeginn desMauerbaus gehört ebenfalls in diese Zeit (R.T. SAUNDERS; S. 357). 79R. GÖBL; Aurelianus; S. 22. 80R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 156f. (Typenübersicht). 81R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 156; dazu auch A. WATSON; S. 186f., der annimmt, die in großer Zahl undin mehreren Münzstätten ausgebrachten Typen seien ein Zeichen für ein vom Kaiser persönlich entwickeltes Konzept (S. 186). Zur göttlichen Herrschaftslegitimation siehe auch unten Kap. 3.3.2.3. 82R. GÖBL; Aurelianus; S. 27 („ Bei seinem Zug nach Hause [sc. von Palmyra] stellt der ). Kaiser dasReichsprogramm allgemein auf die ‚Oriens –Sol –Typologie‘um“ 83 R. GÖBL; Aurelianus; Beilage zum Tafelband. Zur Problematik der Datierung: D. KIENAST; „ Rezension Göbl: Die Münzprägung des Kaisers Aurelianus [1993]“ ; Gnomon 67 (1995) [= „ ]; S. 448ff. Rez. Göbl“ 84Marsträgt teilweise denBeinamen invictus (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 158), wirdaufden Goldprägungen vorallem mit einem Tropaion in der Hand dargestellt (R. GÖBL; Aurelianus;

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Erst mitdemEintritt der Severina in die Prägung werden vermehrt Münzen ausgebracht, die Iuno regina oder Venus felix auf der Rückseite tragen85. Die Kaiserin wurde demnach nicht mitLuna, wie Iulia Domna auf denMünzrückseiten mit Septimius Severus86, sondern mit zwei anderen Göttinnen verglichen. Neben denin der 2. Hälfte des 3. Jh. bereits geläufigen Münzdarstellungen begegnet unter Aurelian ein neuartiges Motiv. Sol erscheint hier nicht mehr alleine, stehend oder in seiner Quadriga, sondern miteinem oder zwei Gefangenen87. Diese sitzen entweder in der üblichen Haltung am Boden, mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen88, oder liegen vor dem Sonnengott und haben die Handerhoben, dentriumphierenden Gott umHilfe anflehend89. Sol ist dabei ausseiner ansonsten passiven, stehenden Position in eine dynamische, fast aggressive Haltung übergegangen. Schreitet er auf einigen Prägungen nur auf einen der Gefangenen zu90, stellt ihn eine Szene dar, wie er seinen Fuß einem sitzenden, gefesselten Gegner auf denRücken gestellt hat91. Aufeiner weiteren Darstellung scheint der Gott über einen amBoden liegenden, die Hände hilflos ausstreckenden Feind zu laufen92. Fortgesetzt wird diese Serie des Sol, der Gefangene tritt oder überläuft, durch ein Motiv, das den Sonnengott in seiner nach links fahrenden Quadriga zeigt. Er überfährt dabei einen unter denHufen dersich aufbäumenden Pferde liegenden Feind93. Im Übrigen ist Sol weiterhin mit denfür ihn typischen Attributen Peitsche, Globus undStrahlenkrone abgebildet. Auchist dieFigur desSonnengottes alsdie eines nackten Jünglings, derlediglich miteinem über derlinken Schulter liegenden, kurzen Mantel bekleidet ist, beibehalten worden94. Einordnen lassen sich diese Typen derReversdarstellungen in die Zeit nach der siegreichen Rückkehr des Kaisers ausdemOsten95. Das ‚Gallische Sonderreich‘ des Tetricus existiert zwar noch, es konnten aber die wirtschaftlich so wichtigen Provinzen in Kleinasien undSyrien zurückgewonnen und, nach weiteren Feldzügen an der Donau und an der Persergrenze, nachhaltig gesichert Tf. 160; sog. Mars gradivus tropaiophoros). Auf denMünzen der Severina werden außerdem noch Venus (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 163; Venus felix) undIuno (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 157; Iuno regina) abgebildet. 85R. GÖBL; Aurelianus; S. 125ff. 86BMC V; p.cxxxix; zu Iulia Domna als Luna siehe oben Kap. 3.1.1. 87R. GÖBL; Aurelianus; S. 144ff. + Tf 158ff. 88R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 159.3/1– 3. 89R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 159.2/2. 90R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 159.3/3. 91R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 159.2/3. Fast scheint der Sonnengott dem Knienden in den

Rücken zutreten.

92R. GÖBL; Aurelianus;Tf. 159.2/4. 93R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 159.9b. 94R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 158ff.; siehe auch oben Kap. 3.1ff. 95R. GÖBL; Aurelianus; S. 21ff. hat versucht die einzelnen Prägeperioden mit Hilfe eines ‚Münzsynchrons‘ fast auf den Monat genau zu datieren. Die Problematik eines solchen Ansat; S. 448ff.) zurecht betont, lässt daher lediglich die eingeschränkte Rez. Göbl“ zes, die Kienast („ Datierung vonWinter 272/273 n.Chr. zu.

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285)

95

Die umfangreiche palmyrenische Beute wurde nun genutzt, um ein Donativ fürdieTruppen auszuwerfen undgleichzeitig neue Typen indenUmlauf zubringen97. Indiesem Zusammenhang ist eine Passage indervita Aureliani derH.A. von Interesse. Darin wird der Sieg deraurelianischen Truppen in derEntscheidungsschlacht bei Emesa mitdemdirekten Eingreifen desSonnengottes in Verbindung gebracht 98. Demnach war die Schlacht gerade in der Entscheidungsphase, die divina Reihen der römischen Kavallerie begannen sich bereits aufzulösen, als „ 99dierömischen Fußtruppen diesich anbahnende Niederlage ineinen Sieg forma“ verwandelten. Bei einem anschließenden Besuch des Kaisers im Heiligtum des Sonnengottes vonEmesa soll Aurelian seinen göttlichen Helfer in demStandbild des Elagabal wieder erkannt haben100. Skepsis ist an dieser Stelle alleine aufgrund des teils sehr fragwürdigen Wertes der Aussagen der H.A. angebracht. H. Brandt hat in seinem Aufsatz bereits die, durch den Verfasser der H.A. generierte, Verbindung Aurelians zu Constantin dem Großen aufgezeigt101. An mehreren Beispielen wird hier die Verbindung zum ersten christlichen Kaiser erkennbar, wie er sich in der Geschichtsschreibung des Lactanz und Eusebios darstellt102. Wie im Falle der beiden anderen gewählten Beispiele wird auch in dieser ‚Visions‘-Passage der Bezug zu der Schlacht an der Milvischen Brücke undder Constantintradition werden96.

deutlich103.

Dochtreffen die einfache Gleichsetzung unddiedamit verbundenen Zweifel aneiner Vision Aurelians in derSchlacht gegen die Palmyrener tatsächlich den Kern? Die Darstellung des Sol als der göttliche Schlachtenhelfer ist nämlich nicht nurauf die literarische Überlieferung beschränkt, sondern findet sich zudem in der Münzprägung. Betrachtet manvor allem die Münzstätte Antiochia (Syria), ergeben sich interessante Schlussfolgerungen. Antiochia hatte zuvor unter palmyrenischer Kontrolle gestanden undbringt nach demSieg Aurelians Münzen mitneuen Bildern undLegenden heraus. Innerhalb dieser ersten, unter Aurelian geprägten, Emission lassen sich zwei thematische Schwerpunkte erkennen104.

96ZumFeldzug gegen Palmyra siehe oben Kap. 3.3.2 (Literatur in Anm.); eine detaillierte Übersicht über die Feldzüge Aurelians seit 270 in R.T. SAUNDERS; S. 163ff. 97R. GÖBL; Aurelianus; S. 27. 98H.A. Aur. XXV, 2ff. 99H.A. Aur. XXV, 3. 100H.A. Aur. XXV, 4; zu der fragwürdigen Verbindung von Aurelian und dem, hier als Heliogabalus bezeichneten, Elagabal vonEmesa siehe oben Kap. 3.1.3.1f. undunten Kap. 4.3.1. 101H. BRANDT; „ Vision“ ; S. 107ff. 102H. BRANDT; „ Vision“ ; S. 108ff. Auf den historischen Gehalt des Constantinbildes bei Lactanz und Euseb kann hier nicht eingegangen werden. Literatur dazu bei H. BRANDT; ; S. 108, Anm.4. Siehe auch unten Kap. 3.4.3. Vision“ „ 103H. BRANDT; „ ; S. 113. Zu Constantin und den Visionen siehe G. WEBER; Vision“

Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike; Stuttgart, 2000; (Historia Einzelschriften 143); S. 274ff., v.a. aber P. WEISS; „ The Visions of Constantine“ ; JRA 16 (2003) [= Visions“ „ ]; S. 237ff. ZurBedeutung desSonnengottes fürConstantin siehe unten 3.4.3. 104Typenüberblick und Einordnung bei R. GÖBL; Aurelianus; S. 67ff. und Tf. 137ff.

96

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Neben derHervorhebung derLeistungen des Kaisers105 unddes ihnbegleitenden Heeres106, wird ganz besonders der Sonnengott präsentiert. Dabei wird seine Schutzfunktion107 noch durch die Rolle desSchlachtenhelfers ergänzt, derdurch sein Eingreifen die Rückgewinnung der syrischen Provinzen ermöglicht hat108. Sol begegnet uns hier also als siegreicher Triumphator, der aktiv an der Wiedereroberung derOstprovinzen beteiligt gewesen ist. DerKaiser ist ebenfalls in die Rolle des Siegers über die Palmyrener mit einbezogen, wie Sol erscheint sein Bild mit der Legende restitutor Orientis109. VordemHintergrund dernumismatischen Überlieferung, dieSolalsSchlachtenhelfer bei der Rückgewinnung des Ostens zeigt, kann die Darstellung in der vita Aureliani nicht als rein fiktive, vom Verfasser aus einer antichristlichen Haltung heraus zugefügten110, Passage abgehandelt werden. Zudem weist eine Stelle ausdenΣ κ θ υ ικ ά desDexippos darauf hin, dass Aurelian vonderVorstellung geleitet wurde, er könne bei militärischen Auseinandersetzungen fest mit göttlicher Hilfe rechnen111. Interessanterweise hebt der Autor der vita Aureliani noch hervor, das göttliche Eingreifen sei erst im nachhinein erkannt worden, demnach womöglich eine nachträglich verbreitete Version112. Hier liegt ein Beispiel für die Art der Berichterstattung derH.A. vor, diedenUmgang mitdieser Quelle gerade so problematisch macht. Die in der H.A. geschilderte, nachträglich entstandene Version von der göttlichen Schlachtenhilfe verweist offensichtlich auf eine offizielle Darstellung, die in Verbindung mit denMotiven der Münzprägung steht113. Die hier suggerierte Verbindung zumSonnengott von Emesa ist allerdings vor dem 105R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 137.263 (VICTORIA AVG.; Victoria n.r.); Tf. 138.365 (REKaiser n.r. galoppierend) und 368 (CONS. PRINC. AVG.; Kaiser neben Tropaion); Tf. 139.375 (RESTITVT. ORBIS Frau bekränzt Kaiser). 106R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 137.363 u. Tf. 138.367 (VIRTVS ILLVRICI; Virtus m. Gefangenem). 107R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 139.374 (CONSERVAT. AVG.; Sol m. Gefangenem). 108 R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 138.364 (RESTITVTOR ORIENTIS; Sol st., Kopf n.1.) u. Tf. 139.372 (RESTITVTOR ORIENTIS; Sol n.1. schreitend, 2 Gefangene). 109R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 138.365 (RESTITVTOR ORIENTIS; Aurelian n.r. galoppierend). 110ZurvonJ. Straub unterstellten ‚Christenfeindlichkeit‘ des Verfassers derH.A. siehe H. ; S. 107ff. Vision“ BRANDT; „ 111Dex. Frag. IIA, p.460. 112H.A. Aurel. XXV, 3: „quod postea est proditum“ . prodeo kann auch als ‚werden zu, entstehen‘verstanden werden (K.E. GEORGES; Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch; Gotha, 81913, NDDarmstadt, 1992; Sp. 1952). 113Der Raum für Spekulationen ist hier natürlich groß, gerade da die Verbindung von Münzprägung undden, das offizielle Regierungsprogramm widerspiegelnden, Panegyrici aus demspäten 3. Jh. bekannt ist. Hier sei auf das Beispiel des Constantius I. unddie Rückgewinnung Britanniens 297 verwiesen (Pan.Lat. 4(8), 19, 1ff undRIC V, 2, p. 167.34). Demnach könnte ein kaiserliches Programm, das nicht nur auf Münzen abgebildet war, sondern durch offizielle literarische Überlieferung ergänzt wurde, angenommen werden. Eine parallele epigraphische Überlieferung (z.B. liegt im Falle Constantins I. eine Inschrift [CIL VI 1139 = ILS 694] vor) lässt sich nicht nachweisen. Für weitergehende Folgerungen ist die Überlieferung leider zu STITVTOR ORIENTIS;

ungenügend.

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285) Hintergrund lehnen114.

97

der negativen Bewertung derReligionspolitik des Antoninus abzu-

Eine mögliche Spur führt nach Palmyra über eine Zosimosstelle, die vonder Aufstellung einer Statue desBelos/Baal imSonnentempel berichtet, ohnejedoch deren Funktion undHerkunft genau darzulegen115. Hates sich in diesem Fall um eine evocatio gehandelt, beiderdieHauptgottheit derStadt, Baalshamin genannt, nach ihrer Eroberung nach Romgebracht worden ist116? Oder hatte Zosimos die dritte Gottheit, den Mondgott Aglibol, vergessen, als er die im templum Solis des Aurelian befindliche Kultgruppe beschreiben wollte117? Die Lösung dieser Probleme muss vorerst ausbleiben, doch ist eine Übernahme der palmyrenischen Trias wenig wahrscheinlich, denn die Tempelanlage in Rom hatte, wie sich noch zeigen wird, eine andere Zielrichtung, als die Einführung eines neuen Kultes.

3.3.2.3. Sol als Garant der Herrschaft Die Bedeutung, die der Sonnengott bezüglich der Herrschaftslegitimation für Aurelian hatte, zeigt eine kurze Passage ausdemWerkdesDexippos. Angesichts einer Meuterei weist der Kaiser den Anspruch der Soldaten zurück, die Herrschaft nach Belieben vergeben zuwollen: „ φ μ ῎Ε ν α ρτ εν η ο σ σ ά κ ὰ εγ ὸ ν θ ρ ε ὸ ν δ ω ρ ν... π α ά ν φ τ ύ ω ρ ό ν α ὶτ ςκ ὴ ν ο ὸ ν τ π ν α χ τ ῆ ορ σ ιλ ςβ εία ςὁρίσαι“118. Lässt sich die Authentizität des Wortlautes der Rede auch bestreiten, der Bezug zur Problematik der Legitimation dürfte kaum angezweifelt werden119. Eine der bedeutendsten Legitimationsgrundlagen römischer Herrscher in der frühen undhohen Kaiserzeit, dieBerufung aufdieNachfolge eines vergöttlichten Vorgängers120, fehlte dem dalmatischen Kavalleriekommandeur. Ganz im Gegenteil, für ihn wardie Anknüpfung an seinen Vorgänger Claudius II. Gothicus ein zweischneidiges Schwert, nachdem er dessen Bruder Quintillus, der vom Senat gegen dieWünsche desMilitärs 270 zumKaiser erhoben worden war, hatte beseitigen müssen121. 114Dazuu.a. M.FREY; S. 67f.; derGedanke anmehrere Kultstatuen imElagabal-Tempel in Emesa, von denen eine den griechisch-römischen Gott gezeigt haben soll (S.E. HIJMANS; S. 119f.) ist weder belegbar noch wahrscheinlich. Man wird von einer Verfälschung durch den anonymen Autor derH.A. ausgehen müssen. 115Zos. I, 61, 2. 116M. BEARD (u.a.); Religions I; S. 254 u. Anm. 32 (zur evocatio). 117Zudieser Trias, die sich ausdemHauptgott Malachbel, demSonnengott Yarhibol und demMondgott Aglibol zusammensetzt siehe oben Kap. 2.2.1.1. 118 Petr. Frag. 10, 6. 119R. MAC MULLEN; Roman Governments Response to Crisis; NewHaven (u.a.), 1976;

S. 32f.

120H. GESCHE; „Divinisierung“ ; S. 377ff. 121Siehe oben Kap. 3.3.2. Aurelian trug dementsprechend nie den Beinamen Divi filius. Auch wenndie Konsekrationsmünzen fürClaudius nicht unbedingt als Zeichen derOpposition gegen den vom Militär an der Donau erhobenen Kaiser gewertet werden können (R. GÖBL; Aurelianus; S. 70ff. Dagegen argumentiert R.T. SAUNDERS; S. 191f.), war die Verwendung dieses Motivs nicht unproblematisch.

98

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

DemKaiser selbst wird in denMundgelegt, denAusweg ausdemDilemma gefunden zuhaben. Erhält denAufrührern entgegen, dass er seine Herrschaft von einem Gott undnicht vondenSoldaten bekommen habe, undfolglich dieser Gott auch deren Dauer bestimme, nicht die Menschen122. Das Konzept desprinceps a diis electus ist keine aurelianische Innovation, sondern hatte eine lange Tradition123. Wenig mag es verwundern, dass schon 180) in einer nahezu identischen Situation ebenfalls seiMarcus Aurelius (161– nenSoldaten gegenüber dieBestimmung derHerrschaft durch einen Gott hervorhebt124. Im frühen 3. Jh. konnte ja bereits für Gordian III. die Verwendung des Sonnengottes hinsichtlich Fragen göttlicher Herrschaftslegitimation aufgezeigt werden125.

VonBedeutung sindandieser Stelle wiederum die Münzbilder, insbesondere die vondenMünzstätten in Serdica undSiscia geprägten, mitderLegende ORIENS AVG(usti) versehenen Exemplare. Die Rückseiten zeigen Aurelian, stehend mit einem langen Zepter, wie er vomSonnengott, mit Strahlenkrone undPeitsche, denGlobus als Zeichen derWeltherrschaft überreicht bekommt. Gott undKaiser sind von gleicher Größe126. Diese Münzen Aurelians zeigen Sol als den göttlichen Überträger der Herrschaft an einen Kaiser durch das Weiterreichen des Globus, obwohl diese Rolle ursprünglich dem Iuppiter vorbehalten gewesen war127. Dieser Typ ist bereits durch die Medaillons des Gordian III. geläufig128, doch wird die zuvor komplexe Szene hier erstmals in vereinfachter Form auf einem gängigen Nominal wiedergegeben. Auch als Bewahrer der Herrschaft des Kaisers (conservator Augusti) übernimmt Sol Aufgaben Iuppiters. Hatten noch bis weit in das Jahr 272 n.Chr. hinein die Iovi-Conservatori-Prägungen, auf denen Iuppiter dem Kaiser den Globus überreicht, vorgeherrscht129, werden seit spätestens 273 n.Chr. fast ausschließlich Münzen mit Sol als conservator Augusti geprägt130. 122Petr. Frag. 10, 6. 123Siehe dazu u.a. J.R. FEARS; Princeps u. Ders.; s.v. Gottesgnadentum; RAC 11 (1981) [= s.v. Gottesgnadentum]; Sp. 1103ff. 124Cass.Dio 72, 10, 4: „π ερ ὶγ ρτ ά ο ιτ ῆ ςα ὐ τ ρ α χ ιά . Diese ςὁθ τ ι“ α ε α ν ν ὸ ο ρ δ ύ ό ίν ε ιν ςκ ςμ Passage scheint die einhundert Jahre später gesprochenen Worte des Aurelian geradezu vorweg zunehmen. Wennnicht schon fürMarcus Aurelius, dann wardas Bild des Kaisers, dermeuternden Soldaten gegenüber seine göttliche Investitur betonen muss, zumindest im frühen 3. Jh. n.Chr. offensichtlich bekannt. 125Siehe oben Kap. 2.2.1. 126R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 98.216f. (Siscia) undTf. 114.255w (Serdica). 127J.R. FEARS; Princeps; S. 287. 128Gnecchi II, p. 93.56ff.; zu Gordian III. siehe oben Kap. 3.2.1. 129R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 156.1ff. (Übersicht). 130R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 154.1/1ff. ZurChronologie der Prägungen diente die Beilage aus R. GÖBL; Aurelianus; Tafelband. Das Jahr 272 n.Chr. zeigt einen deutlichen Wechsel zu den Sol-Motiven auf den Rückseiten. Der oben bereits angesprochenen Problematik wegen, muss aufeine genauere zeitliche Bestimmung verzichtet werden. 271 und272 n.Chr. finden sich Prägungen, die Apollon als conservator bezeichnen (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 152.1 ff.). Münzendesgleichen Typs lassen sich bereits fürClaudius II. Gothicus nachweisen (siehe oben Kap. 3.3.1, dort auch zur Verbindung Sol –Apollon), während die Legende, jedoch mit anderem Motiv, zuvor aufMünzen desGallienus erschienen ist (Typenübersicht bei R. GÖBL; Gallienus; S. 140ff.).

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

99

Die Legende ORIENS greift zudem, umdies vorweg zunehmen, denErneuerungsgedanken auf, mitdemderSonnengott in Verbindung gebracht wird, sei es infolge eines Herrschaftsantritt oder durch militärische Erfolge. Aurelian wurde somit als Repräsentant des Sonnengottes gefeiert, dessen Eigenschaften er übernommen hatte. Seine Herrschaft unddie militärischen Erfolge, bildlich umgesetzt durch dieDarstellung desSol alsdenBezwinger derFeinde, bedeuteten den Anbruch eines neuen Zeitalters131. Ergänzt werden die Oriens-Prägungen durch einen Reverstypus, der ebenfalls vonjenen in denDonauprovinzen undin Oberitalien eingerichteten Münzstätten ausgebracht wurde. Er zeigt die Personifikation der Concordia mit zwei Feldzeichen in den Händen132, die dem Sonnengott gegenübersteht. Sol, der weiblichen Gestalt zugewandt, hatseine rechte Handerhoben, denGlobus inder Linken haltend. DieLegende lautet PROVIDEN(tia) DEOR(um)133. Symbolisiert wird durch Bild undLegende, dass demSonnengott in Fragen der Herrschaftslegitimation derArmee gegenüber eine bedeutende Funktion zukam134. Betrachtet mandieoben genannte Stelle bei Petros Patrikios vordemHintergrund dieser numismatischen Zeugnisse, wird eine Verbindung evident, undes ist wohl nicht zuweit gefasst, wennmandienamenlose Gottheit derliterarischen Überlieferung mit dem Sol der Münzprägung verbindet. Eine Fortführung der unter denVorgängern bereits beobachteten Entwicklung ist erkennbar. Durch die Errichtung des Sonnentempels in Rom im Umfeld augusteischer Bauten wird, wie sich unten noch zeigen soll, einweitreichendes Konzept erkennbar, dassich anderDonau inderMünzprägung offenbart. Interessant sind in diesem Zusammenhang vier Münztypen, auf denen jeweils diegleiche Szene abgebildet wurde: Sol undeine weitere Person halten den Globus, das Symbol der Weltherrschaft135. Es unterscheiden sich lediglich die zweite Figur unddie Legende: auf drei Typen sind Götter dargestellt, auf einer Prägung Kaiser Aurelian136. Dass gerade die drei Gottheiten Iuppiter, Mars und Hercules ausgewählt wurden, ist kein Zufall, denn ihre Bedeutung ist sowohl fürRomals auch fürdie 131Zur Bedeutung der Münzlegende oriens siehe unten Kap. 4.1.2. Dort auch QuellenangabenundLiteraturnachweise zurVerwendung dieses Begriffes als Bezeichnung fürdenAnbruch eines ‚Goldenen Zeitalters‘undals Synonym fürdenSonnengott. 132R. GÖBL; Aurelianus; S. 146 (concordia militum). Die Bezeichnung der Frauengestalt als providentia (RIC V.1, p. 286.189) ist nicht zutreffend, da providentia auf Münzen nicht mit Feldzeichen erscheint, sondern mit Stab, Füllhorn oder Globus (z.B. RIC V.1, p. 273.68f.; p. 287.207). Münzen des Probus verbinden dieses Bild des Sol mit der Personifikation mit der Legende Concordia AVG. (RIC V.2, p. 51.323ff.). 133R. GÖBL; Aurelianus; S. 146 + Tf. 161.8. 134J.R. FEARS; Princeps; S. 289. 135A. DEMANDT; S. 222; F. KOLB; Herrscherideologie; S. 52f. (zum Globus). Eine ‚Übergaberichtung‘ ist lediglich im Falle des Iuppiter erkennbar, der denGlobus vonSol (zurück?) erhält (siehe auch R. GÖBL; Aurelianus; S. 29). Ansonsten halten offensichtlich beide Figuren die Kugel gemeinsam, oft über einem sitzenden Gefangenen. 136Aufallen Münzen steht Sol mit Strahlenkrone auf der rechten Seite, die Peitsche in der linken unddenGlobus in der ausgestreckten rechten Hand. Den rechten Fuß hat er auf einen knienden Gefangenen gestellt (R. GÖBL; Aurelianus; Nr.216, 252, 253 und349f.).

3. Diehistorische

100

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Kaiserherrschaft bedeutend. Ob bei den Götterdarstellungen deutlich werden soll, dass Sol während dererfolgreichen Feldzüge des Kaisers die Eigenschaften dieser Götter, die Schutzfunktion des Iuppiter137, die militärische Schlagkraft des Hercules138 unddie Sieghaftigkeit des Mars139, übernommen hatte, sollte zwar nicht pauschal abgelehnt werden, doch sind damit die Legenden nicht hinreichend erklärt. Mars wird als invictus bezeichnet undhat damit keinesfalls den Beinamen des Sol usurpiert, sondern trägt die ihmseit der republikanischen Zeit gegebene Titulatur140. Als Mars invictus bezeichnen ihn nicht nur die fasti Venusini in augusteischer Zeit141, sondern noch eine Inschrift des Maxentius vom Forum Romanum, die einen entsprechenden stadtrömischen Ton anschlägt142. Mars ist also der altrömische Kriegsgott, denbereits die republikanischen Feldherrn anriefen. Hercules erscheint mit der Legende VIRTVS AVG(usti) unddie Keule wie das über dem Arm getragene Löwenfell weisen deutlich auf seine kriegerischen Taten. Hercules wird nicht nur oft als Verkörperung der kaiserlichen virtus verwendet, sondern wie der Sonnengott als invictus bezeichnet143. Auch die Darstellung des Iuppiter in seiner Eigenschaft als conservator Augusti steht in einer langen Tradition undbetont einen wichtigen Aspekt der Herrschaftslegitimation144. Dementsprechend ist Aurelian auch mitdemSonnengott, demer dieHerrschaft unddenSieg verdankte, miteinem Globus abgebildet. Dieses Attribut ist bereits aufdenSzenen mit Sol unddendrei Göttern Hercules, Iuppiter undMars dargestellt undmit denmilitärischen Erfolgen in Zusammenhang gebracht worden145. Weder sollte derKaiser nunals Gott oder göttergleiche Gestalt bezeichnet werden, noch ist von einem Bruch mit den traditionellen, religiösen Vorstellungen auszugehen. Dass Aurelians Herrschaft dadurch eine Überhöhung erfahren würde, ist nicht vonderHandzuweisen, aber als denKern der Aussage wird mandie göttliche Legitimation seiner Herrschaft sehen müs-

sen. 137R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 113.253: IOVICONSERVATORI; Sol undIuppiter mit Stabzepter. 138R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 113.252: VIRTVS AVG(usti); Sol undHercules mit Keule. 139R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 135.349f.: MARSINVICTVS; Sol undMars mit Helm und Speer. 140Dazu siehe M. IMHOF; „invictus“ ; Museum Helveticum 14 (1957); S. 200f. 141 CIL I2, p. 221 [14 Mai: F PR C MARTI INVICT(o)]. 142 CIL VI

33856a

(MARTI INVICTO PATRI | ET AETERNAE VRBIS SVAE | CONDITORIBVS | DOMINVS AVG.); zu invictus siehe auch unten Kap. 4.1.3.

NOSTER | [[IMP. MAXENTIVS P F]] | INVICTVS

143Alleine in Romwird er auf zahlreichen Inschriften als Hercules invictus angesprochen (CIL VI 317ff.), in Verbindung mit einem Kaiser begegnen Hercules undinvictus zuerst unter Commodus (siehe unten Kap. 4.1.3., dort auch zuinvictus undHercules). 144Dazu siehe unten Kap. 4.2.1.2. 145R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 114.255w: Sol undAurelian mit Stabzepter undmilitärischer Kleidung. Die Legende ORIENS AVG(usti) verweist aufdie mitdenSiegen, v.a. aber auch mitdem Triumph Aurelians verbundenen Münzen der Jahre 272 bis 274 (siehe oben Kap. 3.3.2.2. und unten Kap. 3.3.2.4.). Der auf allen vier Münzbildern erscheinende Gefangene verknüpft die einzelnen Darstellungen und ordnet sie in die gleiche Zeit, also nach den ersten Erfolgen im Osten, ein.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

101

Dengleichen Tenor stimmen die beiden in Serdica ausgebrachten Typen an, die den Kaiser auf der Vorderseite als deus et dominus bzw. deus et dominus natus ehren146. Es handelte sich dabei umeine Anredeform für den Kaiser, die bereits seit dem 1. Jh. n.Chr. innerhalb der domus principis üblich gewesen war147. Sie wurde nunauf wenigen Münzen undlediglich imDativ benutzt. Eine Verwendung in anderen Münzstätten oder auf Inschriften ist nicht erkennbar und eine Breitenwirkung war offensichtlich nicht erwünscht. So greifen auch die Ansätze, die hierin eine reichsweite Vergottung Aurelians sehen wollen148, zu kurz. Die Anrede verweist vielmehr auf Sol, der auf Aesmünzen aus Rom ebenfalls als dominus imperii Romani bezeichnet wird149 und auf einer Münze des Carus mit der Legende deo et domino gemeinsam mit dem Kaiser auf der Averse abgebildet ist150. Umeine ausreichende Erklärung zuerhalten, muss mandie Verbreitung der eben genannten Münztypen hinzuziehen. Alle sechs Prägungen, die vier, welche dieSzene mitdemGlobus abbilden wieauch diebeiden Vorderseitenporträts mit dendominus-et-deus-Legenden, wurden ausschließlich vondenMünzstätten ausgebracht, die für den Donauraum prägten, genauer gesagt in Serdica und in Cyzicus151. Sowohl Serdica als auch Cyzicus produzierten das Geld, das für die Besoldung der dort stationierten Heeresverbände gebraucht wurde152. Sie belieferten also gerade jene Gruppe, auf der die Macht des Kaisers einerseits zwar basierte, gegen deren Interessen er sich andererseits aber auch schützen musste153. Der bereits verdeutlichte Legitimationszwang Aurelians gegenüber den Angehörigen seiner Kerntruppen ist damit als das Motiv hinter diesem außergewöhnlichen Programm zusehen. In genau diesen Kontext passen sich nundie vier Götter Iuppiter, Hercules, Mars und auch Sol ein. Ihre enge Verbindung zum Donauraum und der dort stationierten Heeresgruppe wird nicht zuletzt durch Diocletian undseine Mitregenten deutlich, deren theokratische Grundlage gerade diese vier Gottheiten 146R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 117.260dd undTf. 119.261dd u. 261ee. 147F. TAEGER; S. 447f. So redete Plinius d.J. denKaiser Traian inoffiziellen Schreiben als dominus an (Plin.epist. X, 2, 1ff.). 148L. HOMO; Essai sur le régne de l’empereur Aurélien (270– 275); Paris, 1904, ND Rom, 1967; S. 192 = G. HALSBERGHE; S. 152f. (wörtliche Übersetzung der Passage aus L. Homo ohne Kennzeichnung). 149R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151f.; siehe auch unten Kap. 3.3.2.4.4f. 150RIC V.2, p. 146.99 (Av.: DEOETDOMINO CAROINVIC. AVG.; Büsten des Sol u. des Carus einander anblickend). 151R. GÖBL; Aurelianus; S. 59ff. Cyzicus liegt zwar imwestlichen Kleinasien, amOstufer desHellespont, doch dürfte die Produktion hauptsächlich in die Donauprovinzen gegangen sein (J.R. FEARS; Princeps; S. 288). Während Cyzicus anscheinend bereits unter Gallienus zeitweise prägte, ist die Prägetätigkeit in Serdica erst unter Aurelian nachweisbar (R.A.G CARSON; of the Roman Empire; London (u.a.), 1990 [= Coins]; S. 264f. [Serdica] und 268f. [Cyzicus]). Coins

152J.R. FEARS; Princeps; S. 288. 153Siehe unten Kap. 4; dass dermitdemKaisertum verbundene Sonnenkult sich offenbar in erster Linie anMilitärangehörige richtete, legen ja bereits die Inschriften ausdemHeiligtum in Novae nahe (siehe oben Kap. 3.3.1).

102

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Die Münzdarstellungen zeigen Aurelian in Verbindung mit diesen Göttern, präsentieren ihn nicht nurals Schützling undRepräsentanten des Sonnengottes, sondern auch mitdenEigenschaften des Hercules undMars versehen undunter die Protektion Iuppiters gestellt. Dazu kam noch, dass bereits durch den unter den Soldaten verbreiteten Mithraskult, Teile dieser Zielgruppe für das Konzept derVorherbestimmung des Herrschers durch die Gestirne empfänglich waren155. Undso fand die Ideologie vonderkaiserlichen Herrschaft, die derSonnengott vorherbestimmt hatte unddie sich demEinfluss derirdischen Mächte entzog, hier einen idealen Nährboden156. Diezahlreichen Vermerke inderantiken literarischen Überlieferung, Aurelian habe die Disziplin der Armee wiederhergestellt157, belegen sowohl die Aktualität dieser Problematik als auch den Erfolg des Kaisers. Mögen die Darstellungender Historiker auch übertrieben sein, die Leistung Aurelians, seine Truppen in einer Serie nahezu pausenloser Kämpfe durch fast das gesamte Imperium geführt zuhaben, ohne dass dieArmee unter denBelastungen vomKaiser abfiel, spricht doch für die Führungsqualitäten des ehemaligen Reiterführers158. Ob in diesem Zusammenhang in den Provinzen, womöglich in den beiden neueingerichteten Donauprovinzen, ein Kult für Aurelian eingerichtet worden ist, lässt sich derzeit nicht belegen159. Die wenigen Inschriften, diedenKaiser als deusAurelianus bezeichnen, sindvonPrivatleuten gesetzt worden160 undkönnen deshalb nicht als repräsentative Zeugnisse einer offiziellen, reichsweiten Verehrung des Kaisers als Gott gewertet werden161. bildeten154.

154Jedem der beiden Augusti undCaesares war einer dieser Götter zugeordnet: Iuppiter demDiocletian, Sol seinem Caesar Galerius undHercules demMaximian, MarsdemConstantius (dazu siehe unten Kap. 3.4.1.).Zur Tetrarchie, ihrer Entstehung und ihrem ideologischen Aufbau siehe zuletzt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 25. undDers.; „ Die Gestalt desspätanti; Usurpationen in der Spätken Kaisertums unter besonderer Berücksichtigung der Tetrarchie“ antike; hg.v. F. Paschoud/J. Szidat; Stuttgart, 1997; (Historia Einzelschriften 111); S. 35ff. 155ZuSol undMithras siehe oben Kap. 2.2.1.4.1. 156R. TURCAN; „ Le culte impérial au III. siècle“ ; ANRWII, 16.2 (1978); S. 1033f. 157Eutr. IX, 14 bezeichnet ihn als „ disciplinae tamen militaris et morum dissolutorum magna ex parte corrector“ . Aur.Vic. 35, 12 berichtet über den Einfluss, den der Kaiser angeblich noch nach seiner Ermordung aufdie Armee ausgeübt habe. 158R.T. SAUNDERS; S. 400. 159Dies vermuteten E. GROAG; s.v. L. Domitius (36) Aurelianus; RE 5 (1905); Sp. 1406 u. V. NAJDENOVA; S. 171ff. (siehe oben Kap. 3.3.1.). 160CIL II 3832 (Saguntum, Hispania Tarraconensis), CIL VIII 4877 = ILS 580 (Thagaste, Numidia), Merlin, No.777 (Vicus Annaeus, Africa proconsularis). Ungeachtet dieser außergewöhnlichen Beispiele existieren in größerer Zahl Inschriften für dendivus Aurelianus (z.B. AE Rez. Hals1969/70, No. 374, CIL VIII 10961, CIL VIII 17881). Dazu auch J.R. FEARS; „

; S. 82. berghe“ 161Dies unterstellt G.H. HALSBERGHE; HOMO; S. 192.

S. 153 in Übernahme der Ausführungen von L.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

103

3.3.2.4. Die Einrichtung des Sonnenkultes in Rom 3.3.2.4.1. Der

Triumph von 274

Die Frage ist nunzu stellen, wie der Kaiser sich in der Hauptstadt Rom, die er durch Reformmaßnahmen begünstigte und mit neuen Bauten ausstatten ließ, präsentierte. Sol wurde bereits seit derWiedereröffnung dernach demAufstand geschlossenen stadtrömischen Münzstätte auf Münzen abgebildet162, die weitgehend den indenProvinzen ausgebrachten Typen entsprachen. Hier zeigte sich hinsichtlich derDarstellung als Schlachtenhelfer ein mitdemgesamten Reich vergleichbares Bild163. ImSommer/Herbst 274 feierte Aurelian dannalsAbschluss derfast vierjährigen Kämpfe einen groß angelegten Triumph in Rom164. Dass der Kaiser dieses Ereignis nutzte, umden bereits im Vorfeld vorgestellten Sonnengott zu ehren, liegt auf der Hand. Darauf verweist in der literarischen Überlieferung Zosimos, derdie Einrichtung des Solkultes in Rommit einem konkreten Ereignis verbindet, demTriumphzug von274165. Jedoch ist dieser Ansatz mitdenAngaben der Chronographen zu vergleichen. Die Hieronymus-Chronik führt denTempelbau unddie Einführung desagon Solis nach den, zurWiederherstellung derReichseinheit nötigen, Kriegen auf, gibt jedoch keinen verlässlichen Datierungsansatz166. Einen genaueren Hinweis könnte Cassiodor in seinen Chronica geben. Er legt den Tempelbau in das Jahr des dritten Konsulats Aurelians, d.h. nach dem 1.1.275 n.Chr.167. Die gemeinsame Nennung vonTempelbau undErrichtung der Stadtmauer, die allgemeinen Ungenauigkeiten in der Datierung hinzu genommen, sprechen jedoch gegen einen derart späten Zeitpunkt168. Die fasti des Philocalus nennen mit den Spielen für Sol (ludi Solis), die am 19. Oktober begannen undbis zum22. Oktober dauerten169, eingerne akzeptiertes, doch nicht unumstrittenes Datum für die Einführung des Sonnenkultes in Rom170. Der 25. Dezember, derdies natalis (Solis) Invicti, wirdgleichfalls alsEinweihungsdatum desTempels undBeginn der Spiele für Sol genannt171. 162ZumAufstand derMünzarbeiter undder Erhebung desFelicissimus: R. GÖBL; Aurelianus; S. 69ff. 163R. GÖBL; Aurelianus; S. 43ff. u. Tf. 64.115ff. 164Siehe oben Kap. 2.3.2. u. R.T. SAUNDERS; S. 260ff. 165Zos. I, 61, 2. R.T. SAUNDERS; S. 345 hält diese Zuordnung für die chronologisch einzig richtige. 166Hier.chron.; p. 185. 167Cassiod.chron.; p. 148. „ Hiss conss. Aurelianus templum Soli aedificavit“ . 168Zu Hieronymus: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 9; ZuCassiodor: O. HILTBRUNNER; s.v. Cassiodorus; KIP 1 (1979); Sp. 1068. 169 CIL I 1. Siehe auch P. HERZ; Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit nach datierten Weih- undEhreninschriften, Bd. 1; Phil. Diss. Mainz, 1975; S. 289. 170G.H. HALSBERGHE; S. 144 bringt beide Ereignisse zusammen. R.T. SAUNDERS; S. 346f stützt dieseDatierung. 171A. DEGRASSI; „Commentarii diurni“ ; Inscriptiones Italiae XIII 2; Rom, 1963; S. 388ff.

104

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Alle Angaben weisen also auf einen späten Zeitpunkt. Die von Zosimos hergestellte Verbindung zumTriumphzug, dessen Bedeutung nicht gering eingeschätzt werden darf, stellt dabei den zuverlässigsten Ansatz dar, ohne Antwort auf denMonat oder gar denTag geben zukönnen172. Damit dürfte ein Zeitraum vomHerbst 274 n.Chr. bis zumWinter 274/75 in Betracht kommen173. Bedeutend warjedoch nicht unbedingt, an welchem genauen Tag Aurelian den offiziellen Kult des Sol einführte, sondern dass zwischen dem Eintritt des Sonnengottes in die Münzprägung undder Einführung des staatlichen Kultes in Romein Zeitraum vonetwa zweieinhalb Jahren gelegen hat174. 3.3.2.4.2. Der

Tempel und die Spiele

Der Zeitpunkt des Triumphzuges schien günstig, dem Gott als Dank für die erwiesene Gunst einen Tempel inderHauptstadt zuerrichten. DieEinnahme der wohlhabenden Stadt Palmyra lieferte die Mittel, die zurAusführung derweitläufigen undkostbar ausgestatteten Tempelanlage nötig gewesen sein dürften175. Erst indieser Zeit finden sich also konkrete Belege füreinen vomKaiser offiziell eingerichteten oder gar geförderten Kult für Sol in der Hauptstadt. Ob undwie weit dieprincipes seit Augustus denaltrömischen Sol-Kult aufdemQuirinal oder im Circus unterstützt oder in ihre Selbstdarstellung eingebaut haben, ist nicht nachweisbar. Tatsächlich lässt sich erst für Aurelian ein solcher Bezug herstellen, der einen römischen Kaiser mit einem ordentlichen Sol-Kult in Verbindung bringt176.

Die Lage des Tempels war zunächst strittig. Lange war ein Standort am Quirinal angenommen worden177, basierend auf Rekonstruktionszeichnungen desRenaissance-Architekten Andrea Palladio178. DerHinweis aufeine Kultstätte des Sol indiges schien auf diesen Hügel zudeuten179. Doch haben die Auswertung derantiken Überlieferung180, derim Mittelalter undderRenaissance ange-

versucht die Ereignisse

umdie Einführung desSol -Kultes in Rommitdem25. Dezember, dem

dies natalis invicti zu verbinden. Ebenso P. HERZ; S. 311f. 172K. CHRIST; Geschichte; S. 677. 173R.T. SAUNDERS; S. 260ff. grenzt durch diese Eckdaten denletzten Aufenthalt Aurelians in Romein. 174ZumEintritt des Sol in die Münzprägung siehe oben Kap. 3.3.2.2. 175Zos. I, 61, 2, berichtet, dass Aurelian die palmyrenische Beute zumBau des Tempels nutzte. Übereinstimmend berichten außerdem über denNeubau des Soltempels durch Aurelian: Aur.Vict. 35, 7; Eutr. 9, 15; H.A. Aur. 39, 2; Hier.chron. 2293f. undCassiod.chron. p. 148. 176Darauf weist auch P. MATERN hin (S. 43). 177R. LANCIANI; Forma urbis Romae; Rom, 1893ff., ND 1989; Tf. 16. 178Zu Palladios Rekonstruktion des dortigen (Sarapis?-)Tempels als Soltempel Aurelians siehe H. SPIELMANN; Andrea Palladio und die Antike: Untersuchungen und Katalog der Zeichnungen aus seinem Nachlaß; München, 1966; S. 35ff. u. Abb. 29ff. 179C. KOCH; S. 30ff. 180C. HÜLSEN; „ Zur Topographie des Quirinals“ ; RhM49 (1894); S. 392ff.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘ Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

105

fertigten Karten181 undarchäologische Untersuchungen182 eine Position an der via Flaminia, womöglich im Bereich der heutigen Kirche S. Silvestro in capite, ergeben. Darauf deuten auch der Chronographus anni CCCLIII-I unddie notitia Romae, die als einzige Quellen einen genaueren Ort nennen, andemderTempel errichtet worden sei183. Die Angabe, das Bauwerk habe auf demcampus Agrippae gestanden, weist auf einige interessante Aspekte bezüglich der Vorgehensweise unddenIntentionen Aurelians bei derEinrichtung eines offiziellen Solkul-

tes in Rom. Sieht manden Neubau im Vergleich mit den Ereignissen des frühen 3. Jh., bekommt eine scheinbar gewöhnliche Baumaßnahme zu Ehren des hilfreichen Gottes, andere Konturen. Denn noch fünfzig Jahre zuvor hatte ein römischer Kaiser seinem Sonnengott, demElagabal von Emesa, einen neuen Tempel auf dem Palatin erbaut184. Er hatte dabei nicht gezögert, zur Demonstration der Suprematie seines Gottes, die Kultattribute anderer Götter in diesen Tempel zu bringen und um den schwarzen Kultstein des Elagabal herum aufstellen zu lassen185. Aurelian hingegen, der siegreiche Triumphator und Wiederhersteller des Römischen Reiches, ließ demSol einen Tempel in einem derAußenbezirke, der regio VII errichten186. Der Standort des Gebäudes befand sich jedoch noch innerhalb des Pomeriums der Stadt und seine dortige Randlage war bewusst gewählt worden187. Dieser Aspekt wird noch an einer anderen Stelle (s.u. Kap. 4.3.2.4.) genauer zu untersuchen sein. Zunächst aber sollte nicht übersehen werden, dass der Komplex entlang derRoute lag, die der Kaiser beim Triumphzug undoffensichtlich auch bei seinem Adventus benutzte188. Die prachtvolle Ausstattung des von Aurelian errichteten templum Solis mit Weihegeschenken unddie aufwendigen Verzierungen gaben derneuerrichteten, direkt oder nahe einer der bedeutendsten Ausfallstraßen der Hauptstadt liegenden, Anlage daszudenbenachbarten augusteischen Bauwerken passende Ambiente189. Zweifel könnten andenAusschmückungen desVerfassers dervita Aure-

181F. CASTAGNOLI; „ Duedisegni inediti di pirro logorio e il tempio del Sole“ ; Rendicon80); S. 371ff. ti: Pontificia Accademia Romana di Archeologia 51/52 (1978– 182H. KAHLER; „ Zum Sonnentempel Aurelians“ ; MDAI(R) 52 (1937) [= „Sonnentem]; S. 94ff. pel“ 183Chron.min. I, p. 148 („... [sc. Aurelianus] templum Solis et castra in campo Agrippae ) u. notitia Romae, p. 550. Zu den Angaben der chronica urbis Romae, ihren Quellen dedicavit“ und Ungenauigkeiten bei der Datierung der Regierungszeiten der Kaiser siehe R.T. SAUN; S. 95f. u. Anm. 1. DERS; S. 64f.; zur notitia Romae siehe H. KAHLER; „Sonnentempel“ 184E. NASH; S. 537. 185M. FREY; S. 103; siehe oben Kap. 3.1.2. 186Notitia Regionum; p. 550. 187M. BEARD [u.a.]; Religions 1; p.XVIIIf. (map2). ZurIntention Aurelians, seinen Tempel im Bereich zahlreicher augusteischer Gebäude zuerrichten siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. 188J. LEHNEN; Adventus; S. 162ff.; die Route ist unter demVorbehalt festgelegt worden, dass derbetreffende Kaiser die Stadt Romausnördlicher Richtung erreicht. 189Über die üppige Ausstattung berichten einhellig Aur.Vic. 35, 7, Eutr. IX, 15, Zos. I, 61, 2 und die H.A. Aurel. XXVIII, 5. Die H.A. berichtet ausführlich über die Weihgeschenke, weshalb diese Ausführungen angezweifelt wurden (A. SCHEITHAUER; „ Die Bautätigkeit der ; Würzburger Jahrbücher f.d. Altertumswiss. 14 (1988); S. 229f.). Sie Kaiser in der H.A.“

106

3. Die historische Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin I.

liani bestehen, der den Sonnentempel als „templum ... magnificentissimum“190 bezeichnet. Die Erwähnung inder, ansonsten so wenig detailfreudigen, Breviarienliteratur spricht aber für die prachtvolle undeindrucksvolle Erscheinung des Tempels191. Die wenigen erhaltenen Fragmente umfassen gebrochene Giebel undTeile vonFriesen, die vonden, demeigentlichen Tempelbau vorgelagerten, Säulenhallen stammen, während vom Tempel selbst bisher keine Fundstücke bekannt sind192.

Wie Zosimos berichtet, enthielt der Tempel ein Standbild des Sonnengottes (Η λ ίο υἄ γ μ )193. Über das Aussehen des Standbildes liegen allerdings keine α λ α Angaben vor. Einen möglichen Hinweis auföstlichen Einfluss gibt die These von H. Kahler, die gefundenen Friese wiesen auf eine Verbindung zur kleinasiatischen Kunst hin194. Die dargestellten Motive zeigen Ähnlichkeiten mit den Formen der Friese aus den Caracalla-Thermen, die auf Anweisung Aurelians restauriert wurden195. Möglicherweise erfolgten diese Arbeiten durch Werkstätten, die auch an der Ausführung des Sonnentempels beteiligt waren196. Weiter-

führende Aussagen über die Gestaltung der Gesamtanlage sind, bedingt durch den schlechten Erhaltungszustand, nicht unproblematisch197. Zeichnungen aus derZeit desMittelalters undderRenaissance legen eine gewöhnliche Anlage mit demeigentlichen Tempel imZentrum nahe198 undes wäre demnach übereilt, dem aurelianischen templum Solis einen syrischen Tempelkomplex als Vorbild zuschreiben zuwollen199. Zuletzt ist sogar die Vermutung geäußert worden, es habe bezeichnet den Bericht der H.A. als „ Darstellungstechnik des Autors“ . Zur Verbindung mit augusteischen Bauwerken siehe unten Kap. 3.3.2.4.4. 190H.A. Aur. XXXIX, 2; A. SCHEITHAUER; S. 230, unterstellt, dass die Passage, trotz des

in Wirklichkeit aber wenig Aussagekraft besitzt“ überschwenglichen Lobes, „ . 191Aur.Vict. 35, 7 u. Eutr. IX, 15erwähnen nicht nurdenBaudesTempels, sondern betonen zudem seine reiche Ausstattung undprachtvolle Erscheinung. 192H. KAHLER; „Sonnentempel“ ; S. 105. Kähler bezeichnet denStil der Ornamente und Reliefs als Vorphase zum Stil der konstantinischen Architektur, „ den Stil der aurelianischen Reliefplastik“(S. 105). 193Zos. I, 61, 2; H.A. Aur. XXVIII, 5. 194H. KAHLER; „Sonnentempel“ ; S. 103, nennt die Form des Frieses als „ in Kleinasien (z.B. Ephesus und Milet) bei den Gebälken des zweiten und dritten Jahrhunderts n.Chr. das gewöhnliche“ . 195Chron.min. I; p. 148. 196H. KAHLER; „ Sonnentempel“ ; S. 98ff. 197Dies ist bedingt durch die frühe Demontage des Tempels (C. HÜLSEN; S. 393f.). Die Rekonstruktionszeichnungen desArchitekten Andrea Palladio sind als historische Quelle jedoch aufgrund derfalschen Zuordnung desBauwerks nahezu wertlos (H. KAHLER; „ ; Sonnentempel“ S. 96f). Dennoch nutzt L. RICHARDSON (Sp. 364f) die Skizzen, die Palladio von einem Gebäude ander via Flaminia anfertigte, umein, m.E. fragwürdiges, Bild vonderTempelanlage

zuentwerfen. 198Zudenmittelalterlichen undfrühneuzeitlichen Karten siehe F. CASTAGNOLI; S. 371ff. 199Dies versucht J.B. WARD-PERKINS; Roman Imperial Architecture; Middlesex, 21981; S. 417, doch betont H. KAHLER; „Sonnentempel“; S. 105, dass nur spärliche Fragmente der Säulenhallen desTempels erhalten sind, während vomeigentlichen Tempelbau keine bekannten Reste vorliegen.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

107

keinen Tempelbau gegeben, sondern man müsse von einem Rückgriff auf alte griechisch-römische Verehrungsformen ausgehen, dieeinoffenes Heiligtum ohne cella kennen. Somit wären die erhaltenen Portiken also auch die einzigen architektonischen Elemente, diedenaurelianischen Tempel charakterisiert haben und ihnin eine Reihe mitdemHeiligtum für Helios auf Rhodos stellen könnten200. Genutzt wurden die zur Tempelanlage gehörigen Säulenhallen möglicherweise zur Lagerung von Weinvorräten (fiscalia vina), die später zu festgelegten Preisen an die stadtrömische Bevölkerung verkauft werden sollten201. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auf die mit Tempelanlagen gewöhnlich verknüpften Spiele undFeierlichkeiten hinzuweisen, durch die der Kult des jeweiligen Gottes seine eigentliche Breitenwirkung erzielte202. Als Ausdruck der Verehrung von Gottheiten finden sich in Rom in der Kaiserzeit zahlreiche, von Kaisern neu eingerichtete, Feiern unddamit verbundene Spiele203. Hatte es sich bei den religiösen Feierlichkeiten der Römer zuvor durchgehend umludi gehandelt, setzten sich seit Nero die ἀ γ ῶ ν ε ςdurch underreichten große Bedeutung204. Zwar wurden sie stets von den, seit republikanischer Zeit abgehaltenen ludi scaenici undludi circenses unterschieden205, doch sind bereits die ludi Victoriae des Sulla in deutlicher Anlehnung an griechische Agone entwickelt worden206. 200P. MATERN; S. 10ff. (zu Rhodos und der Heliosverehrung in Griechenland) u. S. 45 (Soltempel des Aurelian als offenes Heiligtum). 201H.A. Aur.; XLVIII, 4. Diese umstrittene Stelle in der H.A. scheint durch Inschriften, die in der Umgebung von San Sebastiano gefunden wurden unddie Lagerung von Wein belegen (CIL VI 1785 = CIL VI 31931), gestützt zuwerden. Beachtet man, dass Aurelian die Lebensmittelversorgung derStadt Romneugestaltet unddurch die Ausgabe vonSchweinefleisch ergänzt hat (H.A. Aur. XXXV, 2; Aur.Vict. 35, 7), ist die Möglichkeit der Lagerung von verbilligtem Wein in denNebengebäuden des templum Solis nicht völlig abwegig. 202P. ZANKER; Augustus unddie Macht der Bilder; München, 21990; S. 119 („ Was für den Mars-Ultor-Tempel [sc. des Augustus auf dem Augustusforum] überliefert ist, gilt für alle Tempel. Es waren keine stummen Monumente, sie lebten undentfalteten ihre Wirkung durch die mit ihnen verbundenen Feste, vor allem die dies natales“ ). 203Einen kurzen Überblick bietet: W.H. GROSS; s.v. Spiele; KIP 5 (1979);Sp. 312f. 204W. DECKER; s.v. Sport; DNP 11 (2001); Sp. 842ff. (zugymnischen Agonen) undDers.; s.v. Sportfeste; DNP 11 (2001); Sp. 848ff. (Entwicklung der Agone in griechischer undrömischer Zeit). 205Zu denludi scaenici undludi circenses: G. WISSOWA; Religion undKultus der Römer; München, 21912, ND 1971 [= Kultus]; S. 449ff. Über die Unterscheidung ludi und ἀ γ ν ες ῶ : A. BAUMSTARK; s.v. Agon; RACI (1950); Sp. 189. Zumrepublikanischen Ursprung dieser ludi publici siehe F. BERNSTEIN; Ludi publici: Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republikanischen Rom; Stuttgart, 1998; (Historia Einzelschriften 119); S. 119; dort auch zu den Gemeinsamkeiten zwischen ludi circenses und griechischen Agonen (S. 65). Die Unterscheidung von agon/certamen und ludi betont s.v. ludi; Dizionario Epigrafico di Antichita Romane, Vol. IV.3 (1964– 85); S. 2023, der den agon Solis zu den vier großen, periodisch abgehaltenen Agonen in Romzählt. Dennoch benutzt Cassius Dio(37, 8, 1f.) mit demBegriff „Ῥ μ α ῖα “für die ludi Romani eine Bezeichnung, die für griechische Agone ω verwendet wurde, nämlich diejenigen, die von griechischen Städten zu Ehren der Stadt Rom abgehalten wurden (vgl. F. BERNSTEIN; S. 65, Anm. 246; dort auch weiterführende Literatur). 206F. BERNSTEIN; S. 325ff.

3. Diehistorische

108

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Spiele zu Ehren des Sonnengottes (agon Solis), die erstmalig von Aurelian eingerichtet wurden, bezeugen die Chroniken207. Hieronymus nennt die Einrichtung der Spiele im Zusammenhang mit der Errichtung des Tempels für Sol in Rom208. Aurelian führt aber in diesem Bereich keine Neuerung ein, sondern eine Tradition fort, denn für Sol/Helios hatten auch die griechischen Städte schon frühzeitig Feste undSpiele abgehalten, dieals Agone bezeichnet werden können. Sie sind spätestens seit dem 4. Jh. v.Chr. auf Rhodos, in Tralleis und Sardeis nachgewiesen209. In Romwurde offensichtlich bereits frühzeitig ein Fest fürden altitalischen Sol indiges am 11. Dezember abgehalten. Dieses Fest, als agonium oder agonalia (Solis) indigeti bezeichnet, ist auf mehreren Fasteninschriften aus der frühen Kaiserzeit bekannt. Die Frage nach demDatum, an demdie Spiele abgehalten wurden, warja bereits bei der Betrachtung des Zeitpunkts der Einrichtung des Kultes in Rom behandelt worden, doch soll sie hier noch einmal aufgegriffen werden. Die Einrichtung derSpiele wirdgrößtenteils imZusammenhang mitderWeihung des Tempels undden Feierlichkeiten des Triumphzuges 274 n.Chr. gesehen210. Zur Bestimmung desgenauen Festtages werden der 19. Oktober undder25. Dezembereinander gegenübergestellt211. Dabei dient eine einzige Quelle derForschung als Hauptstütze ihrer Argumentation: diefasti des Philocalus. Am 19. Oktober findet sich der Eintrag, es seien ludi Solis abgehalten worden212. Gegen diesen Ansatz steht zunächst die Angabe ludi Solis, während die Chroniken sonst durchweg vondemagon Solis sprechen213. Der 19. Oktober hatte bereits seit der Mitte des 1. Jh. n.Chr. durch die beliebten Spiele eine besondere Bedeutung für den Sonnengott und den Sonnenkalender gehabt214, jedoch ist auch der 25. Dezember einzentraler Festtag: derdies natalis invicti215. G. Wissowa argumen207Chron.min. I; p. 148, Hieron.chron.; p. 185 („ primus agon Solis ab Aurelianus institu-

). tus“

208Hieron.chron; p. 185. 209P. MATERN; S. 11ff. 210Einen Überblick bei R.T. SAUNDERS; S. 346f. 211Die Diskussion in derForschung hat sich imWesentlichen auf diese beiden Daten konzentriert. Während in derneuesten Auseinandersetzung R.T. SAUNDERS; S. 346f. gemeinsam mit L. HOMO; S. 186 den 19. Oktober befürwortet, plädieren E. MARBACH; s.v. Sol; RE 3 (1927); Sp. 910 und H. KAHLER; „Sonnentempel“; S. 105 für den 25. Dezember. G.H. HALSBERGHE; kann sich offenbar nicht genau festlegen, nennt er doch sowohl den 19. Oktober (S. 144) als auch den25. Dezember (S. 159). 212P. HERZ; S. 289; siehe auch J. LEHNEN; Adventus; S. 43 u. Anm. 182. 213Hier.chron., p. 185; Chron.min. I, p. 148. Wurde der griechische Ausdruck ἀ γ νnicht ῶ verwendet, benutzte mandenlateinischen Begriff certamen zur Bezeichnung derartiger Spiele (J. JÜTHNER; s.v. Agon; RAC1 (1950); Sp. 189). 214J. LEHNEN; Adventus; S. 43f. 215ZumSonnenkalender: M.P. NILSSON; „Sonnenkalender undSonnenreligion“ ; ARW30 (1933); S. 141ff. Vor allem jedoch J. NOIVILLE; „ Les origines du natalis invicti“ ; REA 38 (1936); S. 172ff. über dennatalis Solis invicti undseine Bedeutung sowohl als „ le jour dulever du nouveau Soleil“(S. 174) als auch als den Tag der Wintersonnenwende (S. 175). Die Bedeutung der Sonne für den römischen Kalender unterstreicht nicht zuletzt die weitläufige Sonnenuhr desAugustus (siehe unten Kap. 2.3.2.4.4.). Eine kürzere, neuere Zusammenfassung derdies natalis-Tradition bis zurSpätantike bietet M. FREY; S. 90f.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCams (268–

109

tiert, dass die Spiele für Sol am 25. Dezember abgehalten worden sein sollen, indem er die imPhilocaluskalender für diesen Tag aufgeführte Abkürzung C M mit circenses missus auflöst216. Offen bleiben muss jedoch, ob der Philocaluskalender überhaupt Festtage enthielt, die, wie offensichtlich der agon Solis217, nur alle vier Jahre stattfanden218. 363) „ τ ὸ ν Als zweite antike Quelle nennt derrömische Kaiser Iulianus (360– μ η ίσ ϕ α ν τ κ ε α τ α ςἀνικήτῳ219.Damit ὴ νἩ λ ίῳ α ν έσ τ γ ρ τ α τ ν α ν ῶ ν ιϕ ο ,τ ἑο ὴ ἀ π ερ “ kann eigentlich nurder aurelianische agon Solis gemeint gewesen sein. Iulian führt weiter dazu aus, dass dieser ἀ ή τ ο υkurz vor Beginn des γ λ ίο υἀ ν νἩ ικ ώ neuen Jahres, am Ende des Monats des Kronos, d.h. Ende Dezember, gefeiert werde220.

Unabhängig von den Einträgen in den recht problematischen fasti, ist die Frage berechtigt, ob der 19. Oktober als Festtag für denagon Solis angesehen werden kann. Andiesem Termin wurden bereits seit über zwei Jahrhunderten als ludi Solis bezeichnete Festlichkeiten ausgerichtet. Das frühe Datum ist sicherlich im Hinblick auf den Triumphzug des Aurelian nicht unattraktiv, und bereits Commodus wählte dieses Ereignis für seinen Adventus imJahr 180 n.Chr.221. Natürlich ging aber auch die Bedeutung des 25. Dezember gerade in der späten Kaiserzeit soweit, dass die Christen denFesttag schließlich zumGeburtstag Christi machten222. Die in der Regel mit einem Agon verbundenen Wettkämpfe lassen ein derart spätes Datum jedoch als klimatisch ungünstig erscheinen. Eine genaue Datierung ist deshalb problematisch, eine Verbindung sowohl zudenpopulären Spielen imOktober wieauch zudemTriumphzug desAurelian passt sich aber gutin dasandere Vorgehen desKaisers ein.

3.3.2.4.3.

Die Organisation des Kultes

Das Jahr 274 bildete hinsichtlich der Organisation des Sonnenkultes in Rom einen wichtigen Einschnitt. Durch die Einrichtung eines Pontifikalkollegiums

durch Kaiser Aurelian imRahmen derTriumphfeierlichkeiten wardieBetreuung unter direkte staatliche Aufsicht gestellt worden, denn die

des Sonnenkultes

216G. WISSOWA; Kultus; S. 367, Anm. 4. Die gleichen Abkürzungen finden sich bei Spielen andendies natales anderer Gottheiten wieHercules, Ianus, Diana, Mars undluppiter (S.

459). 217Iulian. or. IV, 155. Julian spricht hier von Ἡ λ ια ῖα , die sichjedoch auf denvonAurelian eingerichteten agon Solis beziehen dürften (W. FAUTH; Helios Megistos; S. 153). 218R.T. SAUNDERS; S. 347. 219Iulian. or. IV, 156 C. 220Iulian. or. IV, 156 C. 221J. LEHNEN; Adventus; S. 43. 222J. NOIVILLE; S. 175f. P. ZANKER (S. 119) betont gerade die Verbindung der Götterfeste mit den dies natales. Offen bleiben muss hier zudem die Frage nach einer möglichen Verbindung zueinem agonium (Solis) indigetis, denC. KOCHin frührepublikanischer Zeit für den 11. Dezember belegen konnte (S. 63ff).

110

3. Diehistorische

Kulte des Sonnengottes

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

in Rom waren

zuvor

von sacerdotes dei Solis betreut

worden223.

Die entsprechende Notiz in der literarischen Überlieferung, zumal sie ausschließlich in der problematischen H.A. aufgeführt ist224, könnte angezweifelt werden, doch sind pontifices dei Solis epigraphisch nachgewiesen, so dass an demvonAurelian eingerichteten Pontifikalkolleg kein Zweifel bestehen kann225. Aurelian wardamit dereinzige römische Kaiser, derein neues Pontifikalkollegiumeinrichtete226. Dieneue Priesterschaft erhielt dadurch einen exponierten Rang innerhalb dertraditionellen Kollegien, die ihre Existenz bis indie Frühzeit Roms zurückverfolgen konnten227. Dieser Schritt Aurelians war seitens der modernen Forschung stets von negativer Beurteilung begleitet228, die sich erst in den letzten Jahren zu einer ausgewogeneren Darstellung gewandelt hat229. Doch kann mandie Einrichtung der pontifices dei Solis lediglich als eine Missachtung der Tradition sehen oder bietet sich eine alternative Interpretation? Mittlerweile dürfte deutlich geworden sein, dass es nicht umdie Romanisierung einer orientalischen, gezielt syrischen Religion gehen konnte230. Die Schöpfung einer Pontifikalpriesterschaft für Sol ist nicht als ein weiterer Ausdruck dafür zusehen. Einen ersten Fingerzeig kanndie H.A. geben, die imZusammenhang mit den religionspolitischen Schritten Aurelians von der Stärkung der Pontifikalpriesterschaften spricht („... pontifices roboravit“)231. Folgt mandieser Wegrichtung, sind die pontifices dei Solis entsprechend als Unterstützung der traditionellen Kollegien zu sehen undbieten demSenatoren223AE 1899, No. 119; AE 1983, No. 44. Selbst der Kaiser Elagabal hatte sich als invictus oder summus sacerdos bezeichnet (BMC V, Tf. 92, 17 + 20); siehe auch oben Kap. 3.1.3. 224 Die H.A. (Aurel XXXV, 3) berichtet allgemein von „ pontifices roboravit“ohne die pontifices dei Solis ausdrücklich zu erwähnen. 225CIL VI 1397; 1418; 1673; 1739; 2151; 31775; ILS 6185 = AE 1895, No. 119 (Rom); CIL X 5061 (Atina / Italia); AE 1964, No. 223 (Attella / Italia); AE 1969/70, no. 116 (Formiae / Italia). 226G. WISSOWA; Kultus; S. 522. 227ZumAufbau undzur Entwicklung der vier traditionellen Priesterkollegien der pontifices, augures, Xviri sacris faciundis und derfetiales siehe M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 18ff. 228G. WISSOWA; Kultus; S. 522f. 229Zuletzt M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 259, ohnejedoch zuvergessen, denambivalen-

Theinvention of a newset of pontifices after nearly tenCharakter dieser Handlung zubetonen („ ). a thousend years representing a challenge to, as muchas respect for, theoldarrangements“ 230Dazu siehe oben Kap. 3.1.3. (Elagabal) und Kap. 3.3.2.4.1f., aber auch unten Kap. 3.3.2.4.4. 231H.A.Aur. XXXV, 3. Die Stelle ist, auch ungeachtet der allgemeinen Problematik der H.A., keineswegs unumstritten, denn während zwei Texte die Stelle mit pontifices roboravit wiedergeben, spricht ein dritter Text vonporticibus roboravit (siehe S.H.A. II; hg.v. E. Hohl; Leipzig, 1971; p.175.Anm. Der Herausgeber der entsprechenden Ausgabe der Teubner-Reihe folgt derletzten Angabe undbezieht sich aufBaumassnahmen Aurelians). Doch legen dieersten sacerTeile des Satzes, die ausschließlich religionspolitische Schritte des Kaisers ansprechen („ ), m.E. eine Wiedergabe im gleichen Sinne mit der dotia composuit, templum Solis fundavit ...“ Stärkung der pontifices nahe.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘ K aiser unddie Dynastie desCarus (268–

111

stand, noch kurze Zeit vorher aus wichtigen Positionen im römischen Staat verdrängt, eine neues Betätigungsfeld232. Abgesehen von einem allgemeinen Spannungsverhältnis, warja gerade die Frühphase der Herrschaft Aurelians von teilweise blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Senat gekennzeichnet gewesen233. Gerne wurde auch übersehen, dass sich schon unter Augustus vergleichbare Entwicklungen erkennen lassen. Im Bereich dermaiores collegia wares sowohl in derPeriode nach 12 v.Chr., demJahr derÜbertragung derWürde despontifex maximus an Augustus, wie auch bereits zuvor zu gravierenden Veränderungen gekommen234. Deutlich erkennbare Umstrukturierungen bewirkten nicht nurdie Neubelebung der traditionellen Kulte, sondern führten auch zuUmschichtungen in der Sozialstruktur der Kollegien, deren Mitglieder nunmehr aus anderen gesellschaftlichen Gruppen kamen235. Als die sicherlich bedeutendste Maßnahme ist die bis dahin beispiellose Verbindung anzusehen, durch die der Kaiser, der Vestakult undderneue Universalgott Apollon miteinander verknüpft wurden236. Letzterer ist als Symbolfigur der Herrschaft wie auch des durch den Herrscher eingeleiteten Zeitalters anzusehen. Undeben jener Augustus hatte mit dieser Umstrukturierung wie auch der Erweiterung dergroßen Priesterschaften vorallem denSenatorenstand im Blick gehabt. Die gestiegene Anziehungskraft der alten wie neuen Kollegien kam einerseits dem, durch die außergewöhnliche Stellung des princeps zurechtgestutzten, Prestigestreben der Angehörigen dieser alten Adelsschicht entgegen. Andererseits wurden durch die Verknüpfung der Kulte mit dem Kaiser die Senatoren noch enger an ihngebunden237. Sieht man die Einrichtung der pontifices dei Solis vor diesem Hintergrund, verliert die Maßnahme Aurelians ihre oft angenommene Unverschämtheit den römischen Traditionen gegenüber238. Die Neustrukturierung derPriesterschaften erscheint somit als ein intelligenter Schritt Aurelians, unter vorgegebener Wahrungderaltrömischen Strukturen eine Klammer zuschaffen. Durch sie sollten die bestehenden staatlichen Kulte einerseits mit der Person des Kaisers undseiner 232Zur Problematik des Ausschlusses der Senatoren vom Militärdienst siehe H. BELLEN; (Literatur). Zur Absicht Aurelians, den Senatoren durch den Kult ein neues Ehrenamt zu bieten, siehe auch E. CIZEK; L’empereur Aurélien et son temps; Paris, 1994; S. 182. Allerdings kann Cizek sich nicht von der Vorgabe G.H. Halsberghes befreien undübernimmt die Vorstellung vonder dreistufigen Einführung einer neuen Religion (S. 178ff., v.a. S. 179). Die Einbindung des Senatorenstandes bleibt deshalb auch ein untergeordnetes Nebenprodukt des ‚obersten Staatskultes‘. 233Von der Hinrichtung von Senatoren berichten Eutr. IX, 14; Zos. I, 49, 2 u. H.A. Aurel. XXI, 6; XXXIX, 8. Dementsprechend fällt es demsenatsfreundlichen Autor der H.A. schwer, sich zueinem durchweg positiven Urteil über denKaiser durchzuringen (H.A. Aurel. XXXVII, 1). Darstellung der Ereignisse in R.T. SAUNDERS; S. 187ff. 234Dazu v.a. D. KIENAST; Augustus; S. 225f. 235D. KIENAST; Augustus; S. 220ff. 236M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 186ff. 237D. KIENAST; Augustus; S. 160f.; P. ZANKER; S. 124ff. 238G. WISSOWA (Kultus; S. 522) schreibt, dass „ Aurelian für die Priester seines Sonnen-

S. 226 u. 313ff.

gottes denehrwürdigen Namen usurpierte“ .

3. Die historische

112

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

undandererseits mit der Gottheit, die denBestand seiner Herrschaft unddie Sicherheit desRömischen Reiches garantiert, verknüpft werden. Erkennbar wirdzudem, dass Aurelian denSonnenkult zwar in eine herausgehobene Stellung erheben, doch eine Verletzung der bestehenden Sakralordnung vermeiden wollte. Wiederum ist der Kaiser Antoninus (Elagabalus) nicht als Vorbild anzusehen, sondern als negatives Beispiel. Dieser richtete das dem Oberpontifikat übergeordnete Amt des ‚sacerdos amplissimus dei invicti Solis Elagabali‘ offiziell ein undbekleidete es ganz demonstrativ240. Die EinflussnahmedesAurelian aufdenKult desSol inRomerfolgte traditionell imRahmen der Befugnisse despontifex maximus; einen gesonderten ‚Sonnenpontifikat‘ bekleiFamilie239

dete dieser Kaiser nicht241. Abermals ist auch, durchaus vergleichbar mitderReligionspolitik des Augustus, eine Zielrichtung hin auf den Senatorenstand sichtbar. Aurelian erweitert die Anzahl der Priesterstellen, die einem immer noch ehrgeizigen Senator zur Verfügung stehen. Sie hatten bereits während derRepublik, aber auchdiegesamte Kaiserzeit hindurch, in ihrem Umfang unterhalb der Zahl der Bewerber gelegen242.

Die ersten senatorischen Kursusinschriften mit der Angabe des Solpontifi-

kats stammen ausdemangrenzenden Zeitraum von278 bis 285 n.Chr. undsind dem Virius Lupus243 und dem Lucius Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus244 gesetzt worden. Beide Senatoren sind in verschiedener Hinsicht interessante Beispiele für die Aufnahme des Amtes des pontifex dei Solis seitens dieses ordo. Sowohl Lupus als auch Bassus gehören ganz offensichtlich zu den ersten Mitgliedern desneuen Kollegiums undbefanden sich zudiesem Zeitpunkt bereits in konsularem Rang, steuerten auf einen zweiten Konsulat unddie Stadtpräfektur in Romzu245. Beide waren keine homines novi, sondern die Nachkom-

239ZuDynastieplänen undderBedeutung des Sonnengottes siehe unten Kap. 3.3.2.5. 240M. FREY; S. 80ff.; zumKaiser Antoninus unddemKult des Elagabal vonEmesa siehe oben Kap. 3.1.3. 241DieEinrichtung eines mitdemvomKaiser Antoninus (219– 222) eingerichteten Amtdes Sacerdos amplissimus dei invicti Solis Elagabali vergleichbaren Position durch Aurelian ist weder epigraphisch noch numismatisch nachzuweisen. Zudieser angeblichen Verbindung des Elagabal zumSol-Kult des Aurelian siehe G.H. HALSBERGHE; S. 151f., der, den Ausführungen der H.A. Aur. (XXV, 4ff.) folgend, eine direkte Übernahme des Kultes aus Emesa durch Aurelian erkennen will. 242M. BEARD [u.a.]; Religions

I; S. 192f. 243CIL VI 31775 = ILS 1210, zu datieren in die Zeit 278 bis 280 n.Chr. (M. CHRISTOL; Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales dans la 2e moitie duIIIe s. ap. J.C.; Paris, 1986; (Etudes prospographiques 6) [= Essai]; S. 263ff.). 244AE 1964, no. 223, zu datieren ca. 285 n.Chr. (PLRE I, p. 156; M. CHRISTOL; Essai; S. 168). 245Virius Lupus warKonsul (suffectus?) zwischen 256/58 n.Chr. (M. CHRISTOL; Essai; S. 269) undLucius Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus um259 n.Chr. (M. CHRISTOL; Essai; S. 167). Beide Senatoren bekleideten den Konsulat ein zweites Mal (278/285?; nach A. CHASTAGNOL; Le sénat romain à l’époque impériale; Paris, 1992 [= sénat romain]; S. 215 warCaesonius Ovinius Bassus Kollege des Diocletian in dessen ersten Konsulat imJahr 284). ?). Zurbesonderen Stellung despraefectus 80/285– Beide übten zudem dieStadtpräfektur aus(278– urbi im 3. u. 4. Jh. n.Chr. siehe zuletzt A. GUTSFELD; s.v. Praefectus urbi; DNP 10 (2001); Sp. 251 (dort auch weiterführende Literatur).

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285)

113

menvonKonsularen undSöhne aussenatorischen Familien, deren Zugehörigkeit zudieser Adelsschicht zumindest bis in das 2. Jh. n.Chr. nachweisbar ist246. Vorallem die Familie derCaesonii konnte im3. Jh. aufeine beachtliche und ehrenvolle senatorische Geschichte zurückblicken247. Interessanterweise spielte gerade der Vater des Caesonius Ovinius Bassus, L. Caesonius Lucillus Macer Rufinianus, eine aktive Rolle während derErhebung einer Gruppe vonSenatoren gegen Kaiser Maximinus Thrax imJahre 238248. Schwerlich lassen sich diese Senatoren als gestaltlose Marionetten des Kaisers abstempeln. Dies konnte auch überhaupt nicht im Interesse Aurelians gelegenhaben, derganz offensichtlich nicht nurderneueingerichteten Priesterschaft Glanz verleihen wollte. Er kamvielmehr durch die Berufung vonhochrangigen Senatoren mit Erfahrung im Sakralbereich den Vorstellungen dieser Schicht in verschiedener Hinsicht entgegen249. Die pontifices dei Solis sollten nicht zu einem Fremdkörper werden, sondern, in Übereinstimmung mit den altbewährten Traditionen, auch sakralrechtlich demNegativbeispiel des Antoninus (Elagabalus) gegenüber stehen250. Die nächste Generation von Solpriestern brauchte mit ihren Vorgängern keinen Vergleich zuscheuen. Es zeigt sich nun,dass neben hochrangigen Konsularen auch Prätorier in dieses Amt gelangen konnten251. Aus dieser Riege der Priester der Tetrarchenzeit sei noch T. Flavius Postumius Titianus besonders angesprochen, für den eine zwischen 295/96 und301 n.Chr. gesetzte Inschrift ebenfalls das Amt des pontifex dei Solis belegt252. Die bereits für Virius Lupus 246Zu Virius Lupus siehe M. CHRISTOL; Essai; S. 270; zu L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus siehe PLRE I, p. 156ff., v.a. aber M. CHRISTOL; Essai; S. 158ff. 247M. CHRISTOL; Essai; S. 158ff. Die Geschichte der Caesonii läßt sich vonderZeit Marc Aurels bis hinzuConstantin I. verfolgen. M.Christol ordnet sie unter diegroßen Patrizierfami-

lien ein (Essai; S. 61ff.). 248L. Caesonius Lucillus Macer Rufinianus war Miglied der XXviri senatus consulto rei publicae curandae. Zur Laufbahn siehe M. CHRISTOL; Essai; S. 162 u. zuletzt W. ECK; s.v. Caesonius II.2; DNP 2 (1997); Sp. 929f. Zursenatorischen Erhebung von238 n.Chr. siehe oben Kap. 2.2.1. (Literatur in Anm.). 249Zuder sakralen Laufbahn dieser Senatoren undeiner möglichen Verbindung zurGründung derpontifices Solis siehe M. CHRISTOL; Essai; S. 65. 250Bedeutende juristische Ämter hatten sowohl Virius Lupus (CIL VI 31775 = ILS 1210: [– iudex s]acrarum cognitionum vice Caesaris per [Asiam?] et Orientem) als auch Caesonius Ovinius Bassus (AE 1964, no. 223: iudex sacrarum cognitionum vice Caesaris sine appelationemcognoscendi inter fiscum et privatos Romae et inprovincia Africa / electus adpresidendum iudicium magnum) bekleidet, wodurch ihre Berufung in das Sol-Kollegium gerade hinsichtlich sakralrechtlicher Fragen vorteilhaft erschienen sein dürfte. ZurBedeutung des iudex sacrarum cognitionum als Stellvertreter des Kaisers in Zivilprozessen für einen bestimmten Reichsteil siehe A. CHASTAGNOL; sénat romain; S. 214f. Zum besseren Verständnis sei darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung sacrarum nicht auf den Bereich des Sakralrechts hinweist,

die kaiserliche Rechtsprechung meint. 251So Iunius Priscillianus Maximus, für den eine in Rom gefundene Inschrift bereits nach Beendigung derPrätur in derStadt sowohl dasAmtdespontifex maior als auch despontifex dei Solis angibt (ILS 6185 = AE 1895, no. 119). 252CIL VI 1418 (Rom); zur Datierung vergleiche PLRE I, p. 919 (nach 295/96 n.Chr.) und A. CHASTAGNOL; Lesfastes de la Préfecture de Rome au Bas-Empire; Paris, 1962; (Ètudes prosopographiques 2) [=fastes]; S. 41ff. (vor 301 n.Chr., dadas2. Konsulat nicht genannt wird). sondern

114

3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

undCaesonius Ovinius Bassus herausgestellten Charakteristika lassen sich auch in seinem Falle erkennen. Auseiner traditionsreichen Patrizierfamilie stammend, gelangte Postumius Titianus nach seinem ersten Konsulat schließlich imJahr 301 n.Chr. erneut in diese Position, umdann von 305 bis 306 die Stadtpräfektur zu bekleiden253. Beachtenswert ist indiesem Fall dieepigraphisch überlieferte Errichtung und Weihung eines templum dei Solis in der Stadt Como im Zeitraum zwischen 291 und293 n.Chr.254. Der Schluss könnte nahe liegen, Postumius Titianus habe die Weihung als pontifex Solis vorgenommen. Doch wird er in der Inschrift in seiner

Funktion als corrector Italiae und Exekutivorgan der beiden Kaiser Diocletian undMaximian angesprochen255, während der Solpontifikat für ihn nicht vor295/ 96 n.Chr. zubelegen ist256. Die Inschrift ist also kein Nachweis für eine reichsweite Sonnenreligion, deren Zentrum der aurelianische Tempel in Rom und deren Funktionäre die zugehörigen Priester sind. Ihre Tätigkeit dürfte vielmehr auf die Betreuung des Kultes in derStadt Rombeschränkt gewesen sein257. Aufgrund der mangelhaften Überlieferungslage sind jedoch keine detaillierten Aussagen über die Aufgaben der pontifices dei Solis oder ihre genaue Struktur zu machen258. Die Vorstellung einer zweistufigen Priesterschaft, in der die illustren Konsulare eine Art von Vorsitz innehatten, ist verlockend, muss aber spekulativ bleiben. Festzuhalten bleibt jedoch, dass die epigraphischen Zeugnisse das Amtdes pontifex dei Solis eingebettet in den senatorischen cursus honorum zeigen. Sie sind daher ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz dervomKaiser eingerichteten Institution seitens der Senatorenschicht, die dieses Amtim selben Atemzug mit den anderen staatlichen Kollegien nennt. Vorweg zu nehmen ist hier noch, dass gerade in denInschriften der nach-constantinischen Zeit das Amtdespontifex deiSolis nicht nurimgleichen Zusammenhang genannt wird. DerBetreffende drückt dadurch ebenfalls seine Zugehörigkeit zudensogenannten ‚traditionellen‘ 253Zu seiner beachtlichen Laufbahn siehe A. CHASTAGNOL; fastes; S. 41ff. Die senatorische Tradition seiner Familie lässt sich bis in die Mitte des 2. Jh. n.Chr. zurückverfolgen. 254 AE 1914, no. 249 = AE 1917/18, no.124 = AE 1919, no.52 (TEMPLVM DEI SOLIS ... PERFECIT AC DEDICAVIT).

255 T(itus) FL(avius) POST(umius) TITIANVS V(ir) C(larissimus) CORR(ector) ITAL(iae). Zur Funktion des Statthalters als Repräsentant des Kaisers in religiösen Fragen, v.a. bei Tempelbauten, siehe M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 320f. 256Zur Datierung der Solpriesterschaft des Postumius Titianus siehe A. CHASTAGNOL;

fastes; S. 42ff. 257Obwohl denpontifices eine besondere Rolle in religiösen Fragen in Italien zukam (siehe M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 320ff.), werden in der Inschrift ausdrücklich die Kaiser als Initiatoren und der corrector Italiae und ein curator namens Axilius Iunior als ausführende Organe genannt (AE 1914, no. 249 = AE 1917/18, no.124 = AE 1919, no.52: ... IVSSV DD. NN. DIOCLETIANI ET MAXIMIANI AVGG.

...).

258Dies muss im Bereich der Struktur, wohl sehr zu seinem Bedauern, auch G.H. HALSBERGHE; S. 147f. eingestehen, obwohl er an der Vorstellung festhält, die pontifices dei Solis

seien „ in the hands of Aurelian a preeminently suitable instrument for bringing his religious revolution to a successful conclusion“(S. 147) gewesen.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

Priesterschaften aus undtrennt sie sorgsam vonseiner Zugehörigkeit nicht-christlichen Kulten259.

3.3.2.4.4.

115

zuanderen

Aurelian und Augustus

Die Forschung hat sich zwar von den Fehlinterpretationen distanziert, die eine Verbindung zumemesenischen Gott Elagabal sehen wollten260, doch konnte der Gedanke an eine neu geschaffene Religion selbst in einer jüngst erschienen Publikation nicht vermieden werden261. Das Dilemma, die konservative Religionspolitik Aurelians mit seiner Rolle als Religionsstifter vereinen zu müssen262, konnte dabei nie zufriedenstellend gelöst werden. Andieser Stelle soll derBlick deshalb auf einen anderen Ansatz gerichtet werden: die Ehrungen für den Sonnengott vor dem Hintergrund der augusteischen Politik nach Actium und als Ausdruck der Anknüpfung Aurelians an Augustus. Zunächst mussdie Frage gestellt werden, ob fürdenTempel eine bedeutende Funktion als religiöses Zentrum, als Mittelpunkt einer henotheistischen Sonnenreligion vorgesehen war263. Die antike Überlieferung erwähnt eine derartige Rolle jedenfalls mit keinem Wort unddie Untersuchung derpontifices dei Solis hatte ja ebenfalls in eine andere Richtung gedeutet. Es sollte vielmehr ein anderer, nicht weniger bedeutender Aspekt betont werden, der sich bei der Betrachtung eines paganen, antiken Heiligtums ergibt: die Rolle als Monument. Dieses sollte der Bewahrung undVersinnbildlichung bestimmter, für die Erbauer, die Einzelperson wie aber auch die Gemeinschaft, bedeutender Ereignisse oder Taten dienen264. Daran, dass der Sonnentempel des Aurelian ein Monument für die militärischen Erfolge des Erbauers, vor allem die Wiederherstellung der Reichseinheit war, dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Gerade die Münzbilder werden ja nicht müde, die enge Verbundenheit der Sieghaftigkeit des Kaisers mit demSonnengott herauszustellen265. Die antike Historiographie nennt denSonnentempel fast

259Zum Beispiel des Vettius Agorius Praetextatus, für den zwei Inschriften mit der Nennung aller nichtchristlichen Priesterämter vorliegen (CIL VI 1778 u. CIL VI 1779) siehe A. CHASTAGNOL; fastes; S. 171ff. Siehe dazu auch unten Kap. 5. 260Dazu siehe oben Kap. 3.1.3. 261A. WATSON; S. 191ff.; v.a. S. 201 („ The exact identity of Aurelian’s tutelary deity is ). notresolved, but it appears it wasat least in part a creation of his own...“ 262Dies attestiert derbereits genannte A. WATSON diesem Kaiser, während er imgleichen newsolar religion“spricht (S. 201). Atemzug bezüglich Aurelian undSol Invictus voneiner „ 263G.H. HALSBERGHE; S. 142ff.; vergleichbar auch M. WALLRAFF; S. 34f.; er sieht den ein integratives Zentrum für die Religion des Reiches ... in einer Zeit, in der die Tempel als „ Einheit des Reiches im kulturellen Pluralismus unterzugehen drohte“(S. 35). 264J. N.BREMMER,; Götter, Mythen und Heiligtümer im antiken Griechenland; Darmstadt, 1996; S. 40. J.N. Bremmer betont in seiner Untersuchung, dass denTempeln die Aufgabe . zukam, „ kollektive Erinnerung lebendig zuhalten“ 265Siehe oben Kap. 3.3.2.2f.

116

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

durchweg im Kontext des Triumphzuges des Aurelian im Herbst 274266 und beschreibt die imTempelkomplex ausgestellten Siegestrophäen267. Das Bauwerk steht hinsichtlich dieser Funktionen keineswegs singulär dar. AusdenAnfängen derKaiserzeit erfährt manvonderAusstattung vonTempeln in derStadt Rommitderartigen Symbolen derSieghaftigkeit desHerrschers im Zuge ihrer Errichtung oder Restaurierung durch Augustus268. Bereits der Name des Baugrundes, campus Agrippae, weckt Assoziationen mitjenem Kaiser269. Auch wenndie genaue Position des Sol-Heiligtums unmittelbar andervia Flaminia nicht zweifelsfrei erwiesen werden kann, fällt dochdie Nähe zum Solarium des Augustus und zur ara pacis Augustae auf270. Das Solarium mit dem zugehörigen Obelisken, der als Gnomon diente, war von Augustus imJahre 10v.Chr., zwanzig Jahre nachseinem Sieg über Kleopatra und M. Antonius undderdarauffolgenden Eroberung Ägyptens, errichtet worden271. Die großflächige, platzbeherrschende Anlage war mehr als nur eine Sonnenuhr272. Sie ist in Verbindung mitderbenachbarten, andasLiniennetz angrenzendenara pacis Augustae, als ein Monument des augusteischen Bauprogramms in Rom zu sehen. Dadurch war sie gleichfalls ein sichtbar gewordener Teil der Friedenspropaganda desersten princeps, der sich hier als natus adpacem feiern ließ273. Die Inschrift des Sockels, auf dem der Obelisk ruhte, enthielt eine 266Aur.Vict. 35, 7; zur Datierung siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 234. 267DerKrieg gegen Zenobia wurde, wieimFalle desaktischen Krieges desAugustus auch, natürlich nicht als Bürgerkrieg dargestellt, sondern als außenpolitischer Sieg, in diesem Falle über die Perser (zum 272 angenommenen Siegestitel Persicus maximus durch Aurelian siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 235). So finden sich als Beutestücke persische Feldzeichen und ). Hier wird augenscheinAusrüstungsteile (H.A. Aur. XXVIII, 5: „ Persici dracones et tiarae“ lich versucht, eine Verbindung zum Mars-Ultor-Tempel des Augustus, in dem die von den Parthern zurückgegebenen römischen Feldzeichen aufbewahrt wurden, herzustellen, welche diese zuvor vonden geschlagenen Truppen des Crassus erbeutetet hatten. Zumaugusteischen Tempel undseiner politischen Bedeutung: D. KIENAST; Augustus; S. 200ff. 268ZumDianatempel, denAugustus nachdemNeubau mitdenTrophäen seines Sieges über Sextus Pompeius hatte ausstatten lassen, siehe D. KIENAST; Augustus; S. 57. Die Rolle des Mars Ultor Tempels aufdemforum Augustum als Monument derkaiserlichen Sieghaftigkeit und Ort der Selbstdarstellung hat P. ZANKER; S. 166ff. herausgearbeitet. 269M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 259. 270 M. BEARD [u.a.]; Religions I; Zum Standort: p.XVIIIf. (map 2). Zum Bezug zu augusteischen Gebäuden, v.a. der ara Pacis aber auch der ara Providentiae: M. TORELLI; ; „ Topografia e iconologia: arco di portogallo, ara pacis, ara providentiae, templum Solis“ Ostraka 1 (1992); S. 105ff. Torelli geht voneiner direkten architektonischen undideologischen Verbindung desaurelianischen Tempels mitdenaugusteischen Bauten aus. Er möchte sogar die ara Providentiae im Vorhof des templum Solis lokalisieren. 271CIL VI 701/702 z. 4 (Datierung: TRIB(unicia) POT(estas) XIV = 26.6.10–25.6.9 v.Chr.); z. 5f. (Anlass: AEGYPTO IN POTESTATEM | POPVLI ROMANI REDACTA). 272Zur Bedeutung: E. BUCHNER; Die Sonnenuhr des Augustus; Mainz, 1982 und M. SCHULTZ; „ Zur Sonnenuhr des Augustus auf demMarsfeld“ ; Gymnasium 97 (1990); S. 432ff., die beide entgegengesetzte Ansichten hinsichtlich Aufbau undZweck desSolariums vertreten. 273Trotz der Bedenken von M. SCHULTZ; S. 432ff betonen P. ZANKER; S. 149, und D. KIENAST; Augustus; S. 240f., auf der Grundlage der Ergebnisse von E. Buchner, die Bedeutung, die demsolarium undderara pacis als Symbole der augusteischen Friedenspropaganda zukamen.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

117

Weihung für Sol274 undist ein Beleg für eine bereits frühzeitige Verbindung des Kaisertums mitdemSonnengott275. Die Bedeutung, die Sol imRahmen desvonAugustus herausgestellten Apollon in der Monarchie dieses Herrschers spielte, zeigt vor allem der Apollontempel auf dem Palatin, auf dessen Giebel der Sonnengott in seiner Quadriga zu sehen war276. Die Verbindung des Sol mit Apollon unter Aurelian wiederum zeigt eine Münze, die denSonnengott mit denAttributen jenes Gottes, Bogen277 undLorbeerzweig278, darstellt279. Geprägt wurde dieser Typausschließlich inder Münzstätte in Rom, fast gleichzeitig mit den Aesmünzen, die anlässlich der Einweihung des Soltempels ausgebracht wurden280. Weitere Verbindungslinien sind erkennbar, betrachtet man das Datum der feierlichen Einweihung des Apollontempels. Mit dem9. Oktober 28 v.Chr. fiel diese Einweihung in den Zeitraum nach dem Ende der Bürgerkriege unddem Triumph des Augustus281. Der Apollontempel des Augustus war, wie der Soltempel des Aurelian, ein Siegesmonument282, sein kostbares Inventar finanzierte der princeps aus der Kriegsbeute283. Mit demEinzug des Siegers hielt zudem auch der göttliche Helfer Einzug in die Stadt284 und aus dem zuvor für Rom wenig bedeutenden Heilgott wurde dieSymbolfigur eines neuen, goldenen Zeitalters285.

701/702, z. 7: SOLI DONVM DEDIT. 275Mandarf die für die frühe Kaiserzeit singuläre Inschrift natürlich nicht überbewerten. Die Augustusinschrift hatkeinerlei Parallelen in denfolgenden zwei Jahrhunderten in Rom, da weitere Weihinschriften für Sol vonPrivatpersonen gesetzt wurden (vgl. CIL VI 699ff.). 276D. KIENAST; Augustus; S. 233; zur Gleichsetzung von Apollon mit dem Sonnengott, die bereits seit dem5. Jh. v.Chr. nachweisbar ist, siehe R. MUTH; S. 89. 277ZumBogen als Attribut des Apollon: W. FAUTH; s.v. Apollon; KIP 1 (1979); Sp. 442ff. u. A. LEY; s.v. Apollon: Ikonographie; DNP 1 (1996); Sp. 869. 278Der Lorbeer wirdallgemein als derheilige BaumApollos bezeichnet (K. ZIEGLER; s.v. Lorbeer; KIP 3 (1979); Sp. 736f.). Zu Sol undApollon siehe oben Kap. 3.3.1. 279R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 75.130. Die Art der Darstellung entspricht ansonsten denen 274 CIL VI

derübrigen Reichsprägungen. Sie zeigt Sol Invictus miteinem knienden Gefangenen undträgt die Legende ORIENS AVG(usti). 280R. GÖBL; Aurelianus; S. 45ff. (sog. 6. Emission aus Anlass der Triumphfeiern im Herbst 274). 281D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 62 (Datierung); J. BLEICKEN; Augustus; Berlin, 1998 [= Augustus]; S. 297ff. (Darstellung). 282P. ZANKER; S. 90ff. Die vonZanker betonte Zurückhaltung des Augustus läßt sich in gewisser Hinsicht auch für Aurelian postulieren. ImGegensatz zu Probus fehlen innerhalb der sog. ‚Triumphalemission‘ des Aurelian die für seinen Nachfolger charakteristischen Typen, bei denen die Person desHerrschers imMittelpunkt steht unddie Erfolge gezielt mitdenTaten des Kaisers verbunden werden (siehe unten Kap. 2.3.4). Neben denTypen, dieanlässlich derHeirat mit Severina geprägt wurden (siehe unten Kap. 3.3.2.5), erscheint Aurelian nurals Opfernder (siehe unten).

283RgdA 21 („ don[a e]x manibiis ... in aede Apollinis ... consacravi“ ). 284J. BLEICKEN; Augustus; S. 297f.; D. KIENAST; Augustus; S. 230ff. 285 R.A. GURVAL; Actium and Augustus: the Politics and Emotions of Civil War; Ann Arbor, 1995; S. 88ff. Vergil bezeichnet dieses Zeitalter dann auch nicht zufällig als „ultimum saeculum ..., quod Sibylla Solis esse memoravit“(Vergil. mor. IV, 10).

118

3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

DerTempel fürdenGott deraugusteischen Monarchie wurde in bevorzugter Lage errichtet unddie Nachbarschaft zum Kapitoltempel drückte zugleich die Konkurrenzsituation aus, die durch die Bevorzugung des Apollon imGegensatz zudembis dahin staatstragenden Gott Iuppiter entstand286. Nach demSeesieg bei Actium richtete Augustus zudem Spiele zu Ehren seines Schlachtenhelfers ein, die nach demMuster griechischer Agone organisierten Aktia287. Eine vergleichbare Situation ist auch hinsichtlich derErrichtung desSoltempels durch Aurelian zuerkennen. Sol erhielt ebenfalls ein prachtvolles Heiligtum in Rom, dessen Ausstattung die Kriegsbeute, in diesem Fall ausPalmyra, ermöglichte288. Durch eine Pontifikalpriesterschaft wurde der Kult unter staatliche Aegide gestellt289. Seinem Gott stiftete Aurelian gleichfalls Spiele, die in ihrer Struktur unddemabzuhaltenden Zeitraum mitdenen des Augustus vergleichbar sind290. Daran, dass derSonnengott zurSymbolfigur der Herrschaft des Aurelian undzumRepräsentanten seiner militärischen Erfolge wurde, dürfte ja kein Zweifel bestehen291. Die Anlehnung der Gegenspielerin Aurelians im Kampf umdie Ostprovinzen undden Kaisertitel, Zenobia, an Kleopatra fügt sich als weiteres, interessantes Detail nurallzu gut in diesen Vergleich mit Augustus ein292. AufAesmünzen, die imZusammenhang mit denTriumphfeiern ausgebracht wurden, ersetzte dieBüste desSonnengottes diedesKaisers293. DerKaiser ist auf

der Rückseite beim Opfer mit derpatera, neben einem Dreifuß stehend, dargestellt294. Diese vereinfachte Darstellung derwesentlich komplexeren Opferhandlung findet sich seit dem 2. Jh. n.Chr. auf zahlreichen Münzreversen295. Der Kaiser ist hier als Mensch, nicht als göttliches Wesen296, dargestellt, der den Kontakt zwischen denGöttern unddemReich herstellt297. Wenn mandas Opfer 286D. KIENAST; Augustus; S. 232ff. Kienast unterstreicht zurecht, dass die prachtvolle neuundungewöhnlich“waren (S. 232). Ausführung, v.a. aber die Lage „ 287Cass. Dio. LI, 2. Dio berichtet, die alle vier Jahre abgehaltenen Spiele hätten, wie die agone genannten Spiele (dazu siehe oben Kap. 3.3.2.4.2), musikalische undgymnastische Wettkämpfe undWagenrennen umfasst. 288 Zos. I., 61, 2. 289ZuTempelbau undPriesterschaft siehe oben Kap. 3.3.2.4.2f. 290Zudem, ebenfalls alle vier Jahre abgehaltenen, agon Solis desAurelian siehe oben Kap.

3.3.2.4.2. 291ZurSchlachtenhilfe unddemNahverhältnis vonSonnengott undKaiser siehe oben Kap. 3.3.2.2ff. 292ZuZenobia undKleopatra siehe A. WATSON; S. 64f.; zuAugustus undKleopatra siehe D. KIENAST; Augustus; S. 61ff. 293Allein das Nominal (Sesterzen?) statt der für das 3. Jh. n.Chr. sonst üblichen Antoniniani, stellt eine Besonderheit dar, da Aesmünzen zuletzt in großer Stückzahl unter Valerian und Gallienus geprägt wurden. Einen Überblick über die Diskussion über eine mögliche RestaurationderAesprägung durch Aurelian: R.T. SAUNDERS; S. 328ff, undR. GÖBL; Aurelianus; S. 49f. ZurBewertung dieser Aversdarstellungen siehe unten ‚Exkurs: Die Büste des Sonnengottes auf Aversen kaiserzeitlicher Münzen‘. 294R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151. 295R. GORDON; „ The Veil of Power“ ; Pagan Priests; hg.v. M. Beard/J. North; London, ]; S. 202ff. 1990 [= „ Veil of Power“ 296Siehe oben Kap. 3.3.2.3. 297R. GORDON; „ Veil of Power“ ; S. 208f. ZumAblauf der Opferhandlungen: G. WISSOWA; Kultus; S. 409ff.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

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auch als Teil der Kulthandlungen imRahmen desneueingerichteten Sonnenkultes sehen könnte, steht dieses Bilddesopfernden Kaisers gleichfalls alsAusdruck fürdie traditionellen Aufgaben des Herrschers alspontifex maximus in derStadt Rom298. Die Opferdarstellung ist ein Sinnbild für das behutsame Vorgehen des Kaisers bei derEinrichtung des Solkultes in derHauptstadt. Der Titel conservator, den Aurelian in der Legende dieser Münze undauf

Inschriften299 trägt, passt sich problemlos in die Vorstellung von der pietas des Kaisers ein300. Das Bild des Kaisers als des conservator civium bzw. conservator rei publicae war schon ein Schlagwort in der Propaganda des Augustus301 und findet sich ebenfalls auf augusteischen Münzen302. Trotz der auf diesen Aesmünzen so demonstrativ verkündeten Sonderstellung des Sol im Römischen Reich, bewegte sich Aurelian in Rom ganz in den traditionellen Bahnen alspontifex maximus beimOpfer. Vondergöttlichen Wahl durch Sol finden sich in den Prägungen der wieder eröffneten stadtrömischen Münzstätte nur Andeutungen303. Der für diese Zeit in der Münzprägung undauf Inschriften für den Kaiser benutzte Titel conservator dürfte nicht nur auf die besondere Beziehung des Kaisers zumSonnengott deuten, sondern in gleichem Maße die Verdienste Aurelians bei derWiederherstellung desbedrohten Staates hervorheben304. Er sollte aber auch als eine Anspielung auf Augustus, für den dieser Titel eine besondere Bedeutung hatte, verstanden werden305. So ist bezüglich derKonzeption destemplum Solis voneiner Anknüpfung an die Sieges- undFriedensideologie desAugustus auszugehen. Die Parallelität der Ereignisse, beiden Herrschern half der Gott in einer Entscheidungsschlacht ge298R. GORDON; „ Veil of Power“ ; S. 206ff.; M. BEARD[u.a.]; Religions I; S. 186. Demnach wurde die Darstellung des Kaisers als Opfernden seit Augustus monopolisiert („ Roman religion wasbecoming tied to a particular person [sc. denKaiser]“ ; M. BEARD[u.a.]; Religions I; S. 186). 299In Inschriften wird derTitel conservator orbis (CIL V 4319 = ILS 579) undconservator patriae (CIL III 14460) für Aurelian gebraucht. 300Vor allem denkt manhierbei an denTitel pater patriae, der die Schutzfunktionen des Kaisers für das römische Volk beinhaltete (D. KIENAST; Augustus; S. 110f.). 301D. KIENAST; Augustus; S. 32f. u. S. 95. Dabei ist zubetonen, dass derTitel conservator ursprünglich auf Iuppiter verwies. Dies implizierte ebenfalls die Vorstellung vonder göttlichen Wahl, denn „ der conservator civium warauf Erden der Stellvertreter des höchsten Gottes, des Iuppiter Conservator“(S. 95).

302RIC I2, p.48f. [Av.: S(enatus) P(opulus)Q(ue) R(omanus) PARENTI |CONS(ervatori) SVO; Triumphatorengewand, Adlerzepter, Kranz]. DieErgänzung vonCONS. zuconservator wirdfür Augustus durch die Verwendung der Abkürzung cos. für consul in der nachfolgenden Emission gestützt (RIC I2, p.49ff.; siehe auch BMC I, p.cxi). Gleiches gilt für Aurelian (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151f.: AVRELIANVS AVG(ustus) CONS(ervator); Kaiser st. 1. m. Schale u. Stabzepter neben Dreifuß; zur Abkürzung CONS(ervator) auf Münzen des Gallienus siehe oben

Kap. 3.2.4). 303R. GÖBL; Aurelianus; S. 43ff. Neben der Propagierung des Sol Invictus durch die üblichen Typen, beherrschen die Themen derconcordia des Aurelian undder Severina unddie siegreiche Beendigung der vierjährigen Serie vonFeldzügen die sog. 6. Emission in Rom. 304Zum Titel conservator für Sol siehe unten Kap. 4.2.1.2. 305P. ZANKER; S. 96ff.; D. KIENAST; Augustus; S. 32f. u. S. 95.

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin

I.

geneinen ‚orientalischen‘Gegner306, ist deutlich. Auchwenndiekonzeptionelle undarchitektonische Verbindung der Bauwerke nicht eindeutig zu belegen ist307, war die Standortwahl im Umfeld der genannten augusteischen Gebäude eine sichtbare Demonstration. Zudem kanndieaurelianische Münzdarstellung desSol mitdenAttributen des Apollon wohl nicht als zufällig angesehen werden308. Die so eindringlich herausgestellte Schlachtenhilfe desGottes undsein Nahverhältnis zu Aurelian müssen also nicht zwingend auf die Einführung einer neuen Religion verweisen. Das Verhalten Aurelians sollte vielmehr vor dem Hintergrund des augusteischen Beispiels gesehen werden. Gerade in dieser Hinsicht ergeben sich ja in einigen Punkten erstaunliche Übereinstimmungen309. Dass Augustus gerade in diesem Zeitraum als Vorbild undSymbolfigur für die Kaiser an Bedeutung gewonnen hatte, zeigt die Anknüpfung des Gallienus an jenen ersten princeps nurallzu deutlich310. Undfür seinen Nachfolger Constantin lässt sich sogar eine Angleichung anAugustus unter Einbindung desSonnengot-

tes beobachten311.

Exkurs:

Die Büste des Sonnengottes aufdenAversen kaiserzeitlicher Münzen

Zudensicherlich interessantesten Stücken derMünzprägung desAurelian gehörendieMünzen, diedasPorträt desSol aufdenAversen zeigen. Bislang sind drei unterschiedliche Darstellungen bekannt, von denen eine den Sonnengott barhäuptig mitChlamys zeigt, während er aufdenbeiden anderen seine Strahlenkrone trägt undgemeinsam mitdenvier Pferden seiner Quadriga abgebildet ist. Die

Legende lautet durchweg Sol dominus imperi Romani312. Aufdiesen außergewöhnlichen Exemplaren wirdnuninaller Deutlichkeit die herausgehobene Bedeutung des Sol fürdenKaiser unddasReich betont, durch dessen Unterstützung dieWiederherstellung desImperium Romanum erst ermöglicht worden war313. Dieser Typhat in derForschung zuteilweise sehr weitgehenden Schlussfolgerungen geführt. Manhat den Verzicht Aurelians, sein eigenes Porträt auf die

306 Zu Aurelian: siehe oben Kap. 3.3.2.2.; zu Augustus: Vergil. Aen. VIII, 671ff.; P. ZANKER; S. 90ff. 307M. TORELLI; S. 105ff. 308R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 75.130; siehe auch oben Kap. 3.3.2.2. 309Zu von Augustus speziell für den ebenfalls mit seiner Herrschaft verbundenen Mars Ultor ausgerichteten Spielen (ludi Martiales) siehe R. HANNAH; „ Games for Mars and the ; Klio 80 (1998); S. 422ff. Temples of Mars Ultor“ 310L. DE BLOIS; S. 129ff. 311Dazu siehe unten Kap. 3.4.3. 312 R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151k u. 152k (SOL DOMINVS IMPERI ROMANI; Büste des Sol n.r., barhäuptig); 151l u. 152l (SOLDOM IMPROMAN; Büste desSol mitStrahlenkrone undPferden IMPROM(sic); Büste des Sol mit Strahlenkrone undPferden in Frontalann.r.); 151m (SOLDOM sicht). 313Siehe oben Kap. 3.3.2.2.

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Aversen setzen zu lassen, als Zeichen der Unterwerfung unter die Allmacht des Sonnengottes gedeutet314. Dies betrifft auch die Legende, da die Bezeichnung dominus unter anderem zurUnterscheidung vonHerr undSklave benutzt werden kann. Doch sollte diese Interpretation nicht als Motivation für die Legende gesehen werden, vor allem daderBegriff nicht nurdiese Bedeutung weitgehend verloren hatte315, sondern zunehmend als Anrede für den Kaiser verwendet wurde316. Doch trifft die Annahme einer nunmehr sichtbar gewordenen Suprematie des Sonnengottes, die durch keine Parallelüberlieferung gestützt wird, tatsächlich den Kern oder ist der Grund für diese Prägungen an anderer Stelle zu suchen? Zunächst ist hervorzuheben, dass die betreffenden Münzen einen Ausnahmecharakter besitzen. Lediglich als Teil derTriumphemission von274 n.Chr. anzusehen317, sind die Aes-Münzen (Sesterze?) kaum als Ersatz für die noch bis zum Tod des Aurelian vor allem im Donauraum mit seinen Porträts ausgebrachten Antoniniani zu sehen. Sie müssen als begrenzte Prägung, aus Anlass eines bestimmten Ereignisses, gewertet werden. Der nächste Schritt führt zuderFrage, ob Aurelian mit der Verwendung des Solporträts auf den Aversen einer bezüglich Umfang und Anlass begrenzten Gruppe von Münzen innovativ gehandelt hat oder einer Tradition folgte. Dies lässt sich bereits durch die Betrachtung der Münzen der Republik beantworten, denn Sol erscheint schon aufdenfrühen unicae des3. Jh. v.Chr. in Frontalansicht und wird noch 42 v.Chr. auf den Denaren des L. Mussidius Longus auf diese Weise abgebildet318. Diese Entwicklung findet ihre Fortsetzung in der Übergangsphase von den Bürgerkriegen nach demTodCaesars (44 v.Chr.) bis zurEtablierung der Alleinherrschaft des Augustus (27 v.Chr.). In einer italischen Münzstätte319 wurde 27 unmittelbar nach demerfolgreichen Abschluss des letzten Bürgerkrieges (29– v.Chr.) eine Münzserie geprägt, mit der die militärischen Erfolge, die Triumphfeierlichkeiten unddie unter anderem bei Vergil genannten Tempelgründungen gezeigt werden320. Die Aversen zeigen, neben den Köpfen des Augustus, des Mars undTerminus undder auf einer Schiffsprora stehenden Victoria, die Porträts desGeschwisterpaares Diana undApollon. Letzterer ist miteiner trophäenverzierten Siegessäule (columna rostata) oder dem verschleierten Sieger, pflü314G.H. HALSBERGHE; S. 140 („ In order to express this [sc. die Vormachtstellung des ). Sol], Aurelian even went so far, soto speak, asto surrender his right of coinage to the sungod“ 315 K.J. NEUMANN; s.v. Dominus; RE 5 (1905); Sp. 1308f. u. W. WALDSTEIN; s.v.

Dominus; KlP 2 (1979); Sp. 121. 316So bei Plin. epist. X, 2ff. 317ZumTriumph undzur Bewertung dieser Emission, die sich nicht nur durch beachtenswerte Typen, sondern auch durch für diese Zeit ungewöhnliche Nominale (Denare, Sesterze, Doppelsesterze?) auszeichnet, siehe oben Kap. 2.3.2.4.1ff. undR. GÖBL; Aurelianus; S. 45ff. 318RRC I, 39/4 (Uncia, Rom, ca. 217– 215 v.Chr.) u. 494/43a. (Denar, Rom, 42 v.Chr.); zur Münzprägung der Republik mit Sol siehe oben Kap. 1.2.1. 319Im Gespräch sind Rom undBrundisium (siehe RIC I2, p.30f.). 320ZurTypenübersicht siehe RIC I2,p.60f.; zuTempelgründungen desAugustus imZusammenhang mit demSieg bei Aktium siehe exemplarisch Verg. Aen. VII, 704ff.

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vonSeptimius Severus bis Constantin I.

gend beim Stadtgründungsakt, aufdenReversen kombiniert321. Diana undApollon, deren Verbindung mit Luna und Sol gerade für die Zeit des Augustus bedeutsam war322, sind also konkret als die beiden siegbringenden Gottheiten angesprochen. Ihre Porträts nehmen mit dem des Siegers den Platz auf den Vorderseiten vonMünzen einer besonderen Emission ein. Etwa ein Jahrzehnt später (19 v.Chr.) greifen die Prägungen des IIIvir monetalis L. Aquillius Florus diese Thematik erneut auf, stellen sie in einen breiteren Rahmen323. Im Zusammenhang mit dem Erfolg über die Parther324 weisen die beiden Lorbeerzweige mitdemEichenkranz325, wieauchdieQuadriga326, aufdie Ereignisse der Phase von 29 v.Chr. bis 27 v.Chr. hin. Sowohl die Quadrigareverse als auchdieRückseite mitdemknienden Parther sind miteiner Solbüste auf der Averse gekoppelt, verbinden diesen Gott mit den bis dahin bedeutenden

außenpolitischen Erfolgen desAugustus. Die Kombination der Solbüste auf der Vorderseite mit Darstellungen der militärischen virtus des Kaisers findet seine Fortsetzung unter Vespasian. Ein Denar, 70 n.Chr. in Romgeprägt, zeigt Sol auf derAverse unddenals Feldherrn dargestellten Kaiser auf der Rückseite327. Die Münze ist außerdem als eine deutliche Anspielung auf Augustus, dessen Erfolge im Bürgerkrieg und seine friedensspendende Herrschaft zu verstehen. Beide Seiten der flavischen Münze sind Zitate aus der Bildsprache des ersten princeps, die dessen Herrschaft mit demAnbruch eines neuen Zeitalter sowie auch seiner kosmischen Vorherbestimmung verbinden328. Auch dieser Denar des Vespasian ist als ein Teil einer besonderen Emission zusehen. Betrachtet mandie Aesmünzen des Aurelian unter deneben genannten Gesichtspunkten und verabschiedet sich von der Vorstellung einer umfassenden Neugestaltung der Münzprägung im Jahr 274, dann dürfte der Zusammenhang deutlich werden. Wiedie Stücke desAugustus unddesVespasian ist dasSolporträt deraurelianischen Münzen als ein Teil einer besonderen Serie zusehen, die einerseits ein konkretes Ereignis feiern sollte, in diesem Fall die Weihung des Soltempels. Andererseits aber sollten auch die wichtigsten Eigenschaften des Kaisers, die virtus unddiepietas329, mitdemsiegspendenden, denAnbruch eines ‚Goldenen Zeitalters’symbolisierenden, Gott verbunden werden. 321RIC I2, p.60.271f. 322Siehe oben Kap. 3.3.2.4.4. 323Zur chronologischen Einordnung undzur Bewertung dieser letzten Münzmeisterserien siehe RIC I2, p.31ff. (mit weiterführender Literatur). 324RIC I2, p.63.304f. (Rückgabe der römischen Feldzeichen) u. p.63.306f. (Armenien). 325RIC I2, p.63.302. 326RIC I2, p.63.303. 327RIC II, p.18.2 u. BMC II, p.8.47 (Die Legende VESPASIA-NVS kennzeichnet die Person eindeutig als denersten Flavier).

die als Ausdruck derFriedenshoffnung nach derSchlacht bei Philippi zuwerten ist (RRC I, p.511). Die Rückseite erinnert andie Typen, die denSieger vonActium in Feldherrnpose zeigen (BMC II, p. XXXIV). 329Darauf verweisen die Rückseiten, die den Kaiser als Feldherrn (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151) undin Priestertoga (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.152) zeigen.

I, 4 angelehnt, dius Longus (RRC 94/43a)

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123

Die Typen beinhalten als zusätzliche Botschaft also eine Anspielung auf Augustus. Ebenso stehen die Sol-Aversen nicht isoliert da. Sie können somit durchaus im Kontext einer Anknüpfung Aurelians anseinen berühmten Vorgängergesehen werden.

3.3.2.5. Sol unddie dynastische Frage

Zudenwohl amwenigsten geklärten Aspekten derHerrschaft des Kaisers Aurelian gehört dieFrage derNachfolgeregelung. Die literarischen Quellen informieren unsin keiner Weise über Schritte Aurelians in dieser Richtung. Über Heirat und mögliche Nachkommenschaft des Kaisers liegen nur einige umstrittene Bemerkungen vor330 undder Name der Kaiserin, Ulpia Severina, ist nur durch

Inschriften undMünzen überliefert331. Der Zeitpunkt der Heirat mit Severina und ihre Erhebung zurAugusta konnten ebenfalls nicht genau geklärt werden, doch lässt sich mitUnterstützung derMünzprägung einDatierungsansatz geben. Demnach, vorausgesetzt die Heirat der Severina mit Aurelian undihre Erhebung zur Augusta fielen zusammen332, kann ein Termin in der 2. Hälfte des Jahres 274 n.Chr. angenommen werden, möglicherweise im Umfeld des Triumphzuges in Rom333.

Bedeutend für die vorliegende Untersuchung ist die Aufgabe, die dem Sonnengott bezüglich derHeirat unddemmöglichen Aufbau einer Dynastie zukommensollte. Hinweise, die eine Schutzfunktion des Sol andeuten, finden sich auf Münzrückseiten, die Aurelian und Severina stehend und in der Seitenansicht zeigen. Kaiser undKaiserin haben einander dierechte Handgereicht, als Zeichen derEintracht (concordia Augustorum), während über denbeiden Personen deutlich sichtbar der Kopf des Sonnengottes schwebt334. Einordnen lässt sich dieser 330Die H.A. Aur.berichtet übereine Tochter desKaisers undderen nochlebende Nachkommen im späten 4. Jh. (XLII, 1f.). Zonaras behauptet, Aurelian habe nach seinem Sieg über Palmyra eine Tochter Zenobias geheiratet, doch spricht die parallele Überlieferung gegen diese Konstruktion (R.T. SAUNDERS; S. 263f.; E. GROAG; Sp. 1355, schreibt, dies sei „ natürlich ). Erfindung“ 331Epigraphische Zeugnisse nennen ihren vollen Namen (AE 1934, No. 44: VLPIAE SEVE|RINAE), die Titel (Eine umfangreiche, aber verstümmelte Titulatur gibt G. ALFÖLDY; Die römischen Inschriften von Tarraco; Berlin, 1975; Nr. 87: DOMINAE [[SANCT]]ISSIMAE | [[VLPIAE |AVG(ustae)) undbezeugen ihre Heirat mit Aurelian (CIL IX 2327 = ILS 587: VLPIAE SE|VERINAE | AVG(ustae) | CONIVGI D(omini) N(ostri) INVICTI | AVRELIANI AVG(usti)). Die Verbindung zu Traian über Severina, durch deren Gentilnamen Ulpia (E. GROAG; Sp. 1353), scheint jedoch, genauso wie die von der H.A. Aurel suggerierte Adoption Aurelians durch einen gewissen Ulpius Crinitus (X, 2ff. u. XIV, 4ff.), fiktiv zusein (R.T. SAUNDERS; S. SEVERINAE PISSIM]]AE

362, Anm. 347). 332R.T. SAUNDERS; S. 264. 333R. GÖBL; Aurelianus; S. 28, datiert die Erhebung derSeverina zurAugusta bereits indie Mitte desJahres 272, während ihrerst nach demGallienfeldzug 274 n.Chr. dasEhrenmünzrecht zugekommen sei. Dagegen argumentiert R.T. SAUNDERS (S. 264) für einen späteren Zeitpunkt, der mitdemTriumph von274 n.Chr. in engem Zusammenhang steht. 334R. GÖBL; Aurelianus; S. 139 + Tf. 79f.

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vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Münztyp in die Serie vonSestertii, die der Kaiser wohl imZusammenhang mit der Einweihung des Soltempels imWinter 274/75 n.Chr. vonder Münzstätte in Romprägen ließ335. Gerade zujener außergewöhnlichen Emission gehören ebenfalls die Münzen, die dasPorträt des Sonnengottes aufdemAvers tragen336. In Anbetracht der unsicheren literarischen Überlieferung durch die H.A. lassen sich detaillierte Aussagen über denAufbau einer Dynastie durch Aurelian nicht machen337. DasFehlen vonMitregenten, Söhnen undTöchtern oder Familienangehörigen aufdenMünzen undInschriften Aurelians belegt, dass derKaiser bis zurHeirat mitSeverina undderen Erhebung zurAugusta keine leiblichen oder adoptierten Nachkommen hatte, die für eine Nachfolge vorgesehen waren338. Es ist natürlich verlockend, gerade in Bezug aufdie Bedeutung derNachfolgeregelung in diesem Zeitraum politischer Instabilität, hier den weitreichenden Plan einer Dynastiegründung unter der Schirmherrschaft des Sonnengottes zu sehen339. Dass sich fürdenKaiser nachdemEnde dergroßen militärischen Auseinandersetzungen 274 n.Chr. bald die Frage derNachfolgeregelung stellen würde, kann hingegen als sicher vorausgesetzt werden340. Die Münzen zeigen, dass dem Sonnengott hierbei eine bedeutende Aufgabe zugewiesen wurde341.

3.3.2.6. Aurelianus propagator Solis

Da die Herrschaft

Aurelians bezüglich der Verbindung von Sonnenkult und Kaisertum eine besondere Bedeutung besitzt, ist es ratsam, die Ergebnisse der letzten Kapitel noch einmal kurz herauszustellen. Dies ist umso mehr nötig, da die problematischen Aussagen derbisherigen Arbeiten, wiesich gezeigt hat, auf grundlegenden Fehlinterpretationen derEreignisse dieser Herrschaft beruhen.

335R. GÖBL; Aurelianus; S. 45. 336Zur Datierung und Einordnung der Münzen: R. GÖBL; Aurelianus; S. 45. Zu den Prägungen für Sol Invictus siehe oben Kap. 3.3.2.2. 337Die H.A. Aur. (XLII, 1) nennt eine Tochter, die der Kaiser bei seinem Tode hinterließ. Über deren Alter undüber denWahrheitsgehalt dieser Angaben lassen sich nurSpekulationen machen.

338Hier sei nocheinmal aufdieHerrschaft desValerian undGallienus hingewiesen, die ihre noch minderjährigen Söhne zu Mitregenten erhoben unddiese frühzeitig auf denMünzen als Nachfolger propagierten (W. KUHOFF; Herrschertum; S. 41ff). M. TORELLI (S. 120ff.) nimmt ein Relief amSonnentempel an,dasAurelian undeinen Adoptivsohn gezeigt haben soll. 339F. HARTMANN; S. 185ff. Hartmann spricht sich ausdrücklich dagegen aus, Aurelian eine „antidynastische Politik zu attestieren“(S. 188). Zur Verwendung solarer Symbole für Kaisersöhne und prädestinierte Nachfolger siehe oben Kap. 3.1.1. (Caracalla und Geta mit Strahlenkranz bzw. Strahlenkrone underhobener Rechten) undKap. 3.2.2. (Philippus II. mit Nimbus). 340R.T. SAUNDERS; S. 261. 341Die Münzen, die Sol als conservator Augusti zeigen, nehmen zwar ausschließlich Bezug auf die militärischen Auseinandersetzungen (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 154), doch ist eine Erweiterung dieser Schutzfunktion durchaus denkbar. Zu Sol als conservator Augusti siehe unten Kap. 4.2.1.2.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddieDynastie desCarus (268–

125

Sol hatte ja bereits unter denVorgängern eine nicht unwesentliche Rolle im Bereich derHerrschaftslegitimation gespielt, so wieerdies auch imFalle Aurelians tat. Er stand dabei jedoch zumeist im Schatten anderer Götter wie Iuppiter, Hercules oder Mars. Erst unter Aurelian gelangte der Sonnengott zumindest für einen Zeitraum vonetwa zwei Jahren in eine übergeordnete Position. Der Kaiser übernahm nämlich nicht nurdiebekannten Motive, sondern fügte neue hinzu. Er stellt denzuvor fast distanziert wirkenden Gott als einen direkt amKriegsgeschehen Beteiligten vor, der mit seiner Quadriga Feinde überfährt und mit dem Vexillum die Truppe anführt. Sol war nicht nur der Schutzgott des Herrschers, derconservator Augusti, er warderUrheber seiner Sieghaftigkeit. Doch das Konzept reicht weiter. Aurelian sah sich selbst, nach Abschluss der Kämpfe im Jahr 274 n.Chr., als Erneuerer des Reiches, ließ sich folgerichtig als restitutor orbis feiern. Der spektakuläre Triumphzug sollte einen Schlussstrich unter die Krisenjahre ziehen und ein neues, mit dem siegreichen Kaiser zu verbindendes, Zeitalter einleiten. Als Symbol dafür wurde der Sonnengott präsentiert, dessen Nahverhältnis zuAurelian bereits seit 272 aufMünzen propagiert worden war. Nicht umsonst wurde auch die Hochzeit Aurelians mit Severina undderen Erhebung zur Augusta in das Umfeld des großen Triumphes gelegt. Dieses Ereignis ist in den gleichen thematischen Rahmen zu setzen, denn das Kaiserpaar, verbunden mit Sol, repräsentierte die Erneuerung desErdkreises. DemAurelian nuneine, vonderForschung nurindirekt erschlossene, religiöse Erneuerung oder gar die Etablierung eines allumfassenden Staatskultes zu unterstellen, ist m. E. kaum möglich. Auch der, als Ausdruck dafür gerne angeführte, Sonnentempel in Romist keineswegs als dasZentrum eines monotheistischen Sonnenkultes anzusehen. So soll die Kapitelüberschrift zwar auch auf die Förderung desSonnenkultes durch Aurelian hinweisen, aber nicht alsAnspielung auf Theodosius I., den catholicae ecclesiae propagator, gesehen werden342. Man darf Aurelian keinesfalls die gesetzlich fundierte undvondenstaatlichen Organengewaltsam durchgesetzte Etablierung eines Sonnenkultes alseinzige legitime Religion imRömischen Reich unterstellen. Die prachtvolle Tempelanlage, aus der Kriegsbeute finanziert undmit Siegestrophäen ausgeschmückt, war stets mit dem Erbauer undeinem konkreten Ereignis, demSieg über Palmyra undder Wiederherstellung der Reichseinheit, verbunden343.

Im Umfeld augusteischer Bauwerke errichtet, ist der Tempel für Sol ein Zeugnis der Anknüpfung an Augustus wie auch ein Monument für den Beginn eines ‚Goldenen Zeitalters‘nacheiner Periode innerer undäußerer Unruhen. Und so belegen auch die Aesmünzen, die denSonnengott auf ihren Aversen zeigen, 342Vgl. A. DEMANDT; Spätantike; S. 137(dort auch Angabe derentsprechenden Stellen in der christlichen literarischen Überlieferung). 343Dazu siehe oben Kap. 3.3.2.4.2. Möglicherweise nennt Zosimos (I, 61, 2) eine weitere Kriegstrophäe, wenn er berichtet, Aurelian habe eine Baal-Statue neben die des Sol stellen lassen. Eine Bedeutung als Kultstatue ist nurschwer zubelegen, dadie Quellen durchweg vom templum Solis (H.A. Aur. XXV, 6) oderfanum Soli (Aur.Vict. 35, 7) sprechen.

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3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

keine religiöse Unterwerfung oder die Suprematie eines neuen Gottes. Sie lassen sich vielmehr problemlos in die Sieges- undRestitutionspropaganda der Jahre 272 bis 274 n.Chr. einordnen. Dass demtapfersten Feldherrn undBewahrer desErdkreises344 amEnde nur noch ein weiteres Jahr der Herrschaft verbleiben sollte, beeinträchtigte den Erfolg seiner Konzeption in keiner Weise. Bereits der Nachfolger Probus sollte an die solare Sieges- und Erneuerungspropaganda seines Vorgängers in vergleichbarer Weise anknüpfen345.

276) 3.3.3. Tacitus undFlorian (275–

Da sich die Heeresgruppen nach der Ermordung Aurelians offenbar nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnten, übertrug die Armee demSenat in Rom die Aufgabe, einen Nachfolger zu benennen. Die Wahl fiel auf den princeps senatus, einen fünfundsiebzigjährigen Greis namens M. Claudius Tacitus346. Die Kürze der Regierung des Tacitus ist bezeichnend für die problematische Entscheidung einen aufgrund seines Alters fürdasLeben imLager ungeeigneten Mann zumKaiser zuerheben, sei er nunandenStrapazen derHerrschaft gestorben oder einem Anschlag zumOpfer gefallen347. Der Bruder desTacitus, M.Annius Florianus, erhob sich daraufhin ohne die Zustimmung vonSenat undArmee zumAugustus348. Doch auch wenn die erste Gruppe die kurz erhaltene Mitbestimmung nungänzlich eingebüßt hatte, wardie 344 CIL V

4319 = ILS 579

(...

IMP(eratori) FORTISSIMO | CONSERVATORI ORBIS

...).

345Dazu siehe unten Kap. 3.3.4. 346Aur.Vict. 36, 1f.; H.A. Tac. IVff. Selbst dem Verfasser der H.A. drängt sich die Frage auf, warum der Senat, auf so wundersame Weise wieder an der politischen Willensbildung beteiligt, sich auf einen für die Anforderungen der Zeit derart problematischen Kandidaten festlegte, statt einen erfahrenen Mannzubestimmen, derdenkörperlichen Anforderungen eines Feldzuges besser gewachsen sein musste. DiedemSenat indenMundgelegte Begründung, man habe mit jungen principes stets Probleme gehabt (H.A. Tac. VI, 1ff.), überzeugt ebenso wenig wiederVermerk, Trajan, Hadrian undAntoninus Pius seien bei ihrer Akklamation gleich alt mit Tacitus gewesen (H.A. Tac. V, 1; Traian: ca. 45 Jahre [D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 122]; Hadrian: 51 Jahre [D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 128] undAnt. Pius: 52 Jahre [D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 134]). Dem Verfasser wird die für ihn aktuelle Erhebung von Minderjährigen

zu Augusti als Anlass

gedient haben, das Alter als wichtiges Kriterium für die Kaiserwahl hervorzuheben (Dazu siehe zuletzt F. PASCHOUD; Histoire Auguste V.1: vies d’Aurélien et Tacite; Paris, 1996; S. 265ff. [Übersicht über die wesentlichen Untersuchungen]). Vielleicht wollte manauch die Entscheidung durch die Wahl eines Kaisers mit absehbar kurzer Regierungsdauer verzögern, doch dürfte die Bemerkung in derH.A., Tacitus solle es bei derNachfolgeregelung dengenannten ‚Adoptivkaisern‘ gleichtun (H.A. Tac. VI, 9), mehr auf einen frommenWunsch als aufdie tatsächliche Senatspolitik hindeuten. 347Zos. I, 63, 1; H.A. Tac. (XIII, 5) berichtet über die Auswirkungen derBelastungen der Herrschaft auf Tacitus. 348H.A. Tac. XIV, 1; Aur. Vict. 36, 2; A.R. BIRLEY; s.v. Annius II.4 (Florianus); DNP 1 (1996); Sp. 714; E. SAUER; „ M. Annius Florianus: ein Drei-Monate-Kaiser und die ihm zu ; Historia 47 (1998); S. 174ff. Ehren aufgestellten Steinmonumente (276 n.Chr.)“

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

127

Ignoranz gegenüber den Belangen der letzteren ein schwerwiegender Fehler349. So endete die Herrschaft des Florian bereits nach kaum zwei Monaten, da sich

dasMilitär mittlerweile auf Probus, denKommandeur dersyrischen Streitkräfte, als Kaiser geeinigt hatte350. Nicht zu Unrecht nennt die H.A. die beiden Kaiser Tacitus undFlorian „ interreges inter Aurelianum et Probum“351. Hinsichtlich des Sonnenkultes hat es in diesem Zwischenzeitraum wohl keine tiefgreifenden Veränderungen gegeben. ObTacitus eine goldene Statue des Aurelian im Sonnentempel hat aufstellen lassen352, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Zusammen mit der Bestrafung der Mörder seines Vorgängers353 dürfte dieser Aktjedoch weniger als Teil der Religionspolitik des Tacitus, sondern vielmehr als eine Geste zu werten sein. Mit ihr sollte die Fortsetzung der, zumindest außenpolitisch, erfolgreich bewerteten Regierung Aurelians signalisiert werden. Der Tempel tritt uns also wieder als Monument des Erbauers entgegen. Die Münzprägung der beiden Herrscher354 ist auch als Weiterführung der unter Aurelian bereits bekannten oder eingeführten Darstellungen undLegenden zusehen. DerSonnengott wirdweiterhin als Bewahrer derHerrschaft355 bezeichnet, undgegenüber der Donauarmee wird das Eingreifen der Gottheit in Fragen militärischer Disziplin undSicherung der Herrschaft propagiert356. Jedoch erscheint Sol unter Tacitus erstmals im Zusammenhang mit jenen öffentlichen Gelübden, die zuJahresbeginn in Romundim gesamten Reich für das Wohl eines Kaisers undseines Hauses unddas Fortbestehen seiner Herrschaft abgelegt wurden (vota publica)357. Ein aureus zeigt denals CONSERVATOR AVG(usti) bezeichneten Gott in seiner Quadriga, mit dem Zusatz VOT(a) X im Abschnitt versehen358. Einweiterer, fürProbus geprägter aureus359, weist aufdas Fortleben dieser erstmals unter Tacitus numismatisch fassbaren Verbindung von Sonnenkult und vota decennalia. 349H. BELLEN; S. 238f. 350Siehe unten Kap. 3.3.4. 351H.A. Tac. XIV, 5. 352H.A. Tac. IX, 2, berichtet zudem, dass ebenfalls auf demCapitol, in der Curia undauf demTraianforum Statuen aufgestellt worden seien. 353H.A. Tac. XIII, 1; Aur.Vic. 36, 2. 354S. ESTIOT; Tacito e Floriano; Verona, 1987; (Ripostiglio della Venèra Nuovo Catalogo Illustrato II.2); Tacitus: RIC V.1, p. 326ff.; Florian: RIC V.1, p. 349ff. 355Tacitus: Sol st. m. Globus (Spink&Galerie, Auk. 16.2.1977, 669 [ansonsten offenbar unpubliziert]); Sol in Quadriga (Leu Auk. 45, 370 [ansonsten offenbar unpubliziert]). Florian:

Sol in Quadriga (RIC V.1, p. 360.111; p. 351.17f.). 356Sol undFides st. ggü.; PROVIDEN DEOR. (Tacitus: RIC V.1, p. 346.197 / Florian: RIC V.1, p. 360.112; zurproblematischen Zuweisung derTacitus-Münze nachGallien siehe Hunter IV, p. cxxiii, Anm. 4). Siehe oben Kap. 3.3.2. 357M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 206f. (Ursprung der kaiserzeitlichen vota unter Augustus); S. 252 (hohe Kaiserzeit undGelübde in der Provinz); zur Unterscheidung der verschiedenen vota undihren Ursprüngen siehe W. EISENHUT; s.v. Votum; RE Suppl. 14 (1974); Sp. 964ff. 358LeuAuk. 45, 370 [ansonsten offenbar unpubliziert]. 359NFAAuk. 25, 461 [ansonsten offenbar unpubliziert].

128

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

Prägungen, die auf vota publica pro salute imperatoris hinweisen, haben ihren Ursprung bereits unter Augustus. Sie liegen dannin größerem Umfang seit Trajan und den Antoninen vor und weisen auf die zunehmende Bedeutung göttlicher Protektion für den Kaiser unddamit auch für das Wohlergehen des Reiches hin360. Die Aufmerksamkeit des Herrschers richtet sich dabei gerade auch auf die Armee, da in deren Festkalendern den alljährlichen Gelübden auf das Wohlergehen des Kaisers und den Bestand des Reiches ein fester Platz eingeräumt war361. Eine Wiederkehr dieser Gelübde als Thema der kaiserlichen Selbstdarstellung ist also gerade in diesem Zeitraum wenig überraschend. Die Besonderheit derMünzen desTacitus unddes Probus liegt nunmehr darin, dass zuvor durchwegIuppiter optimus maximus im Mittelpunkt stand362. Demnach könnte dieser Typals Hinweis darauf gewertet werden, dass Sol nicht nurindessen Position als conservator Augusti gelangt war, sondern ganz offensichtlich auch zumEmpfänger von vota publica wurde363. Aber nicht nurdie traditionelle Funktion des Sonnengottes als Schwurgottheit wird auf die neu gewonnene Rolle als Bewahrer kaiserlicher Herrschaft übertragen364. Vielmehr ist die Vorstellung vomBeginn eines saeculum aureum nicht alleine mitdemHerrschaftsantritt eines Kaisers verbunden, sondern dessen Erneuerung durch daskommende Regierungsjubiläum auf die Decennalien vorprojiziert worden365. Der Schutzgott des Kaisers, Sol conservator, ist nicht nur derRepräsentant des goldenen Zeitalters, er garantiert auch dessen Wiederkehr durch die Bewahrung kaiserlicher Herrschaft366. Obbeide aurei aufeinweitergehendes Konzept deuten, lässt sich nur vermuten. Deutet sich durch die Münzen vielleicht an, dass Tätigkeiten derArvalbruderschaft, die in diesem Zeitraum an Bedeutung verlieren367, anein anderes Kolleg oder eine andere Gruppe übergingen, in diesem Falle an diepontifices Solis368? Allerdings ist die Frage berechtigt, obeine für Probus in Antiochia geprägte Münze aufTätigkeiten einer stadtrömischen Priesterschaft zubeziehen ist. 360J.R. FEARS; „ Jupiter“ ; S. 97ff.; siehe auch P.L. STRACK; Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts, Teil II: die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian; Stuttgart, 1933S. 64ff. 361Eine umfassende Diskussion aufderGrundlage desinDura Europos gefundenen Festkalenders für dort garnisionierte Einheiten bieten M. BEARS(u.a.); Religions I; S. 324ff. 362Dies bereits auf der Münze des Augustus (RIC I2, p.45.57 [Rv.: Eichenkranz, darin Iovi |VOT(a) SVSC(epta) |PROSAL(ute) |CAES(aris) AVG(usti) |S(enatus)P(opulus)Q(ue)R(omanus)]; upiter“ ; S. 100ff. siehe auch J.R. FEARS; J„ 363Eine Münze des Macrinus (BMC V, 1) zeigt den Kontrast deutlich, indem sie die Abbildung des Iuppiters als conservator Augusti durch die Legende mit den vota publica verbindet. Zuweiteren epigraphischen Belegen, dieaufeine Verbindung vonvota publica undSonnengott weisen siehe unten Kap. 4.3.2. Zumconservator Augusti siehe unten Kap. 4.2.1. 364Dazu siehe unten Kap. 3.4.1. 365Zur Verbindung von Herrschaftsantritt und Regierungsjubiläum mit der Vorstellung vomsaeculum aureum siehe u.a. F. KOLB; Herrscherideologie; S. 35. 366Zu Sol, aber auch zu demmit demSonnengott verglichenen Kaiser als Repräsentanten έο ςἭ ]. λ ιο ς eines ‚Goldenen Zeitalters‘siehe oben v.a. Kap. 3.2.1. [Gordian III. als ν 367M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 196. 368Zu denpontifices Solis siehe oben Kap. 3.3.2.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

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Es kannjedoch der Eindruck entstehen, der unter Aurelian offiziell in Rom eingerichtete Sonnenkult habe sich in Bereiche deröffentlichen Religion hinein ausgebreitet, die zuvor in den Tätigkeitsbereich der anderen maiores collegia gefallen waren369. Letztendlich ist zumindest erkennbar, dass der Sonnengott keineswegs mitdemTodAurelians einen Bedeutungsverlust hinnehmen musste. Er hat seine gehobene Stellung nicht nur behauptet, sondern noch weiter gefestigt. 3.3.4. M. Aurelius Probus (276– 282) „Quinquennio enim imperii sui per totum orbem terrarum tot bella gessit, et quidem per se, ut mirabile sit quemadmodum omnibus occurrerit proeliis“370. Mitdiesem Satz fasst derAutor derProbusvita in derH.A. die Herrschaft dieses Kaisers nurallzu treffend zusammen. Im Osten vondendortigen Truppen im Sommer 276 zumAugustus akklamiert371, verbrachte der ausdemDonauraum stammende M.Aurelius Probus372 denGroßteil seiner Herrschaft aufFeldzügen gegen eingefallene Randvölker und mit der Niederschlagung von Erhebungen373. Nach erfolgreichen Kriegen in Gallien, Raetien undan derDonau374 wurde Probus im Herbst 282 vonSoldaten ermordet375. Ob der angebliche intensive Einsatz der Truppe für Pionierarbeiten376 oder die Erhebung des Carus377 für die Mordtat ausschlaggebend waren, soll hier nicht weiter erörtert werden. Die literarische Überlieferung ist bezüglich derBedeutung desSonnenkultes fürdie Herrschaft desProbus unergiebig378. In derepigraphischen Überlieferung 369Da sowohl die Aufgaben derpontifices Solis als auch die Veränderungen im Tätigkeitsfeld der staatlichen Priesterkollegien bislang noch nicht genau nachzuvollziehen sind (M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 364ff. setzt einen gravierenden Einschnitt erst im frühen 4. Jh. an), muss eine weiterführende Interpretation vorerst andieser Stelle enden. 370H.A. Prob. XXII, 2. 371D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 253. 372Geburtsort warmöglicherweise Sirmium (H.A. Prob. III, 1; Aur.Vict. 37, 4), doch nennen Münzlegenden Siscia als Heimatort (RIC V.2, p. 99.764ff.: Antoniniani, 278 n.Chr., Rv.: SISCIA PROBI AVG.; Siscia si. zw. 2 Flußgöttern; dazu K. PINK; „ Der Aufbau der römischen ; NZ73 (1949) [= „Probus“ Münzprägung in der Kaiserzeit VI/1: Probus“ ]; S. 24f.) 373Zudeneinzelnen Feldzügen undderBiographie desKaisers: A.R. BIRLEY; s.v. Probus 1; DNP 10 (2001); Sp. 361 u. K. CHRIST; Geschichte; S. 678ff. Obwohl problematisch, ist die Dissertation von E. DANNHÄUSER (1909) immer noch unverzichtbar. Als neuere Untersuchung siehe auch G. KREUCHER. 374H.A. Prob. XV, 1ff.; Aur.Vic. 37, 3; Anlässlich eines Triumphzuges des Probus in Rom wurden zahlreiche Münzen geprägt, die denKaiser in derTriumphalquadriga zeigen undseine Probus“ ; S. 58f.). Siehe auch unten. militärischen Erfolge feiern (eine Übersicht bei K. PINK; „ 375D. KIENAST; Kaisertabelle;S. 253. 376H.A. Prob. XXI, 3; Aur.Vict. 37, 4; Eutr. IX, 17, 2. Hervorgerufen wurden diese Einsätze durch eine recht utopisch klingende Friedensvision des Kaisers. Die Nachwirkungen dieser, für einen aus demMilitär stammenden Kaiser wie Probus recht unglaublichen, Friedensvisionen zeigt K. CHRIST; Geschichte; S. 680. 377Zos. I, 71, 4f.; Zon. XII, 29. 378Dies zeigt die Untersuchung von J.H.E. CREES (The Reign of the Emperor Probus;

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

findet sich zumindest ein erster Hinweis auf die anhaltende Verflechtung von Kaiserherrschaft undSonnengott. Eine öffentliche Inschrift aus Nordafrika berichtet von der Weihung eines Altars für Sol invictus pro salute imperatoris Caesaris M. Aureli Probi379. 282, die durchaus eine besonDie numismatischen Zeugnisse derJahre 276– dere Stellung in der Münzprägung des späten 3. undfrühen 4. Jh. einnehmen380, bieten eine weitere Möglichkeit, etwas Licht in dasDunkel zubringen381. Erwartungsgemäß finden sich auch unter denMünzen desProbus die bereits bekannten Typen des Aurelian, Tacitus und Florian, die den stehenden Sol mit Globus zeigen382. Ebenfalls findet sich dieoffenbar direkt vondenVorgängern übernommene Darstellung des Sonnengottes mit einer Personifikation der concordia militum383. Eine deutliche Anlehnung an Aurelian dürfte auch der nur in Lugdunum geprägte Typ mit der Legende ORIENS AVG. sein, der den Sonnengott mit demBogen desApollon zeigt384. Jedoch erschöpft sich der Typenschatz des Probus bezüglich Sol keineswegs auf die Übernahme der Abbildungen und Legenden der Vorgänger. Es treten vielmehr einige Neuerungen hervor, diegerade fürdiesen Kaiser charakteristisch sind. Ein erster Überblick über die Münzprägung des Probus zeigt, dass der Sonnengott eine besondere Position einnimmt. Neben zahlreichen Darstellungen, auf denen personifizierte Tugenden gezeigt (pietas385, felicitas386, providentia387) oder allgemeine Aussagen über die Erfolge des Kaisers verbreitet werden388, London, 1911; NDRom,1965) deutlich. Ausschließlich aufliterarischen Quellen beruhend, wird die Bedeutung desSonnengottes für Probus mitkeinem Wort erwähnt.

379 CIL VIII 1329 (Chidibbia, Africa Procos.): [DEO] SOLI INVICTO [SACRVM | PRO SALVTE IMP(eratoris)] CAES(aris) M(arci) AVRELII PROBI PII [INV(icti) AVG(usti) | TOTIVSQVE DIVINAE] DOMVS EIVS MVNICIPIVM CITEL(iensium). 380M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 48ff. (Vorbildfunktion für die Münzdarstellungen Constantins I.). 381Zusammengestellt wurde dieMünzprägung desProbus imBandV.2 desRoman Imperial Coinage von P.H. WEBB; London, 1933 [ND 1972]; S. 1ff. Eine genauere Auswertung und einen ‚neueren‘Katalog stellte K. PINK („ ; S. 13ff.) zusammen, derjedoch (unverständProbus“ licherweise) nicht die Einträge im RIC V.2 berücksichtigt. 382K. PINK; „Probus“ ; S. 49 (Siscia, ORIENS AVG/AVGVSTI; Sol st. 1.); K. PINK; „Probus“ ; S. 59 (Rom, AETERNITAS AVG.; Sol st. 1.). Zu Aurelian bis Florian siehe oben Kap. 3.3.2f. 383K. PINK; „Probus“ ; S. 44, betont die Übernahme dieser Reversen von Florian. 384K. PINK; „Probus“ ; S. 68. ZumTypdes Aurelian siehe oben Kap. 3.3.2.; zuConstantin, Sol undApollon siehe unten Kap. 3.4.3.1.

385RIC V.2, p.28.93ff. 386RIC V.2, p.90.674ff. 387RIC V.2, p.24.46f. 388K. PINK; „Probus“ ; S. 2f. v.a. die clementia bzw.felicitas temp(orum). Siege über die Germanen feiern Antoniniani der Münzstätte Rom (RIC V.2, p. 40.217ff.: VICTORIA GERM.), Darstellungen mit Victoria oder zwei Victorien mit Schild und den Legenden VICTORIA AVG. bzw. VICTORIA PROBI AVG.sind ausfast allen Münzstätten bekannt (RIC V.2, p.40.210ff. [Rom]; p. 21.11 [Lugdunum]; p. 63.423f. [Ticinum]; p. 81.599ff. [Siscia]; p. 113.875f. [Serdica]: p. 116.898 [Cyzicus]; p. 119.916ff. [Antiochia]).

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddieDynastie desCarus (268–

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nimmt die Selbstdarstellung des Herrschers einen breiten Raum ein. Im Mittelpunkt steht vorallem natürlich seine überragende militärische Kompetenz389. AnGottheiten begegnen die imZusammenhang mit der Nennung der Sieghaftigkeit geläufigen Figuren des Mars undHercules390. Interessanter sind Gottheiten, die ineinbesonderes Nahverhältnis zumKaiser gerückt werden. Darunter finden sich in besonderem Maße Iuppiter undSol391. Der Sonnengott präsentiert sich dabei auf Reversen sowohl als Beschützer (conservator)392 als auch in der Funktion eines Begleiters (comes) des Kaisers393. Diese Rolle wird noch zusätzlich dadurch unterstrichen, dass Probus sich auf anderen Münzen gemeinsam mit Sol auf den Vorderseiten darstellen ließ, und dieses Nahverhältnis durch die beigefügte Legende in einigen Fällen noch betont wird (Sol comes Probi Augusti)394. Das unmittelbare Vorbild findet sich auf den Münzen der sogenannten ‚gallischen‘ Kaiser, die Doppelbüsten auf Aversen seit Postumus abgebildet haben395. Gemeinsam mit Sol ließ sich dann erstmalig Victorinus darstellen396. Auf eine direkte Übernahme deutet, neben stilistischen Ähnlichkeiten397, der Zeitpunkt der Emission. Keine der Münzen des Probus ist vor 278 geschlagen

389K. PINK; „Probus“ ; S. 25. Beispielhaft seien hier nurzwei aureii der ‚Triumphalemission‘von 281/2 (K. PINK; „Probus“ ; S. 58) angesprochen. Auf beiden Münzen steht Probus im Mittelpunkt: während er auf der einen, mit der Legende VICT(oria) PROBI AVG(usti) von der sitzenden Roma eine Victoria überreicht bekommt (RIC V.2, p.32.140), ist Probus auf der anderen vonvier kniefälligen Feinden umgeben unddieLegende feiert ihnals VICTORIOSO SEMPER (RIC V.2, p. 33.143; dieser Titel ist im 3. Jh. bislang nurfür Probus nachweisbar [M. PEACHIN; S. 515]; dazu siehe auch unten Kap. 4.1.3.1).

390Mars wird als rächender (Mars ultor: RIC V.2, p. 33.148), als friedensbringender (Mars pacifer: RIC V.2, p. 92.699) oder als siegreicher Gott (Mars victor: p. 20.5ff.) angesprochen. Hercules ist ebenfalls Friedensbringer (Hercules pacifer: RIC V.2, p. 57.373ff.) oder er verkörpert die militärische Tatkraft (virtus: RIC V.2, p. 21.12). 391Einzelne Reversen ausLugdunum nennen Hercules undMinerva noch comes Aug. (RIC V.2, p. 26.65ff., Hercules nicht bei K. PINK; „Probus“ ). 392 RIC V.2, p. 119.915 (Antiochia); NFA Auk. 25 (29.11.1990); Nr.461 (Antiochia?, [ansonsten offenbar unpubliziert]); RIC V.2, p. 49.307 (Ticinum). 393RIC V.2, p. 32.138 + p. 40.209 (Rom); RIC V.2, p. 108.829 (Serdica). Siehe auch unten Kap. 4.2.1.1. 394RIC V.2, p. 108.829 u. p. 109.835 [Serdica]; RIC V.2, p.80.596 [Siscia]; RIC V.2, p. 45.263 [Rom, nicht bei K. PINK; „Probus“ ]). 395Postumus u. Hercules: RIC V.2, p. 357.254; p. 358.256ff.; p. 359.267ff.; p. 360.283f.; p. 361.301; p. 364.334ff. (Münzstätte Köln?). Postumus undIuppiter: RIC V.2, p.358.264 (Münzstätte Köln?, Reverse zueiner Averse mitderDoppelbüste Postumus undHercules). Postumus u. Mars: RIC V.2, p. 360.283 (Münzstätte Köln?, Reverse zu einer Averse mit der Doppelbüste Postumus und Hercules). Victorinus u. Mars: RIC V.2, p. 389.30; p. 394.90; p. 396.102 (Münzstätte Köln?). Dazuauch K. PINK; „ ; S. 48. Probus“ 396Victorinus u. Sol: RIC V.2, p. 388.12f.; p. 389.21+25 (‚Southern Mint‘). 397Die Ausführung ist nicht nurhinsichtlich der Anordnung vergleichbar, in beiden Fällen

ist die hinter der Kaiserbüste hervorragende Chlamys des Sol undder Ansatz des erhobenen rechten Arms des Gottes sehr gut zu erkennen (vgl. die Abbildungen bei B. SCHULTE; Tf. 19.30a u. Tf.20.40a; 46a [Victorinus] unddie hervorragende Abildung in NFAAuk. 27, Nr. 175 [Probus]).

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

die Kämpfe gegen die in Gallien eingefallenen Germanen erfolgreich abgeschlossen waren399. Auch bei den bereits bekannten Typen ergeben sich Veränderungen. Die üblichen Darstellungen, die denSonnengott in seiner Quadriga in der Seitenansicht zeigen, werden durch einen neuen Typergänzt. Sol undsein Wagen werden in derVorderansicht abgebildet, die Legende lautet fast durchgehend SOLIINVICworden398, einem Zeitpunkt nachdem

TO400.

Ein Vorläufer dieser recht ungewöhnlichen Art der Darstellungen findet sich im 3. Jh. bei Aurelian. Zwei seltene Bronzemedaillons, die im Rahmen der ‚Triumphalemission‘ von 274 ausgegeben wurden, sind den unter Probus auf Antoniniani verbreiteten Typen sowohl in der Art derAbbildung als auch bei der Legende vergleichbar. Sie können für die Frontaldarstellung wie für die Seiten-

darstellungen auf denAntoniniani durchaus als Vorbild gedient haben401. Ein Medaillon des Probus, ebenfalls in Romanlässlich seines Triumphzuges von281402 ausgegeben, deutet auf eine direkte Anknüpfung an Aurelian hin. Auf der Averse tragen sowohl Aurelian als auch Probus Schild undSpeer, während die Reverse in Legende undAbbildung übereinstimmen403. Die Münzen, die anlässlich dieses Triumphzuges des Probus ausgegeben wurden, zeichnen sich, auch hier offenbar den Münzen des Aurelian von 274 folgend, durch einige interessante Stücke aus404. Neben denbereits angesprochenenExemplaren mitDoppelbüsten ist einMedaillon zunennen. Es zeigt aufdem Revers den Sonnengott in seiner Quadriga, deren Pferde jedoch nicht, wie dies sonst gerade auf den Antoniniani des Probus charakteristisch ist, fast wie im Galopp vorspringen, sondern ruhig auf der Bodenlinie laufen. Der Quadriga voran geht eine Frau405, möglicherweise pax. Mit dieser Abbildung korrespondiert ein weiteres Medaillonrevers, das den Kaiser in einer langsam fahrenden 398K. PINK; „Probus“ ; S. 48 (Siscia, ca. 278); S. 45f. (Serdica, 280); S. 58f. (Rom, 281/2, die Doppelbüsten-Averse ist hier nicht erwähnt, jedoch gehört derReverstyp in diese Emission). 399D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 250. Zum Verlauf der Kämpfe: H. BELLEN; S. 240f. 400Geprägt wird dieser Typin fast allen Münzstätten, außer Antiochia: RIC V.2, p. 29.101 (Lugdunum); RIC V.2, p. 39.204ff. (Rom); RIC V.2, p. 63.418ff. (Ticinum); RIC V.2, p. 101.776ff. (Siscia); RIC V.2, p. 112.861ff. (Serdica); RIC V.2, p. 118.911 (Cyzicus). 401R. GÖBL; Aurelian; Tf.81.149 (Quadriga n.1.) u. 150 (Quadriga frontal). Sowohl auf dem Exemplar des Aurelian als auch auf den Probus-Antoniniani mussten aus stilistischen Gründen die Pferde in zwei Paaren nach links undrechts ‚weggeklappt‘ werden, da sonst der Wagen undder Gott verdeckt worden wären. 402D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 253 (Zur Datierung des Triumphes); E. DANNHÄUSER; S. 81 (Ausführlichere Beschreibung der in der H.A. beschriebenen Spiele, während der eigentliche Triumphzug nicht weiter behandelt wird). 403K. PINK; „ Die Medaillonprägung unter Kaiser Probus“ ; NZ 76 (1955) [= „Medaillon“ ]; S. 23.32 + Abb. 10; J.M.C. TOYNBEE; pl.XXVIII.7. K. CHRIST [Kaiserzeit; S. 678] charakterisiert Probus dementsprechend richtig als „ Illyrer vom Schlage Aurelians unddessen wahrer Erbe“ . 404 K. PINK; „ Probus“ ; S.58f. Der Sonnengott dominiert jedoch nicht die Emission wie unter Aurelian (siehe oben Kap. 3.3.2). 405 Gnecchi II, 120.41; K. PINK; „ Medaillon“ ; S. 23.34, beschreibt die vorangehende Frauengestalt nicht, sie ist jedoch auf der beigefügten Tafel (Tf. 1) deutlich auszumachen.

285) 3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268–

133

Triumphalquadriga zeigt, der wie der Sonnengott die rechte Hand erhoben hat. Seinem Wagen geht ebenfalls eine Frau voran406. Offenbar sollen beide Münzen eine Verbindung zwischen dem triumphierenden Herrscher und dem ihn auf seinen Kriegen begleitenden Sonnengott herstellen. Dies wirddurch die Bezeichnung SOL INVICTVS COMES AVG(usti) CO(n)S(ulis) IIII in der Legende deutlich. In denJahren nach 277 gibt die Münzstätte Ticinum Antoniniani heraus, die denSonnengott in einem Tempel zeigen407. Zumersten Mal seit derausgehenden Republik wird Sol wieder auf römischen Prägungen in einem Tempel dargestellt408. Da der Gott während der Kaiserzeit auf Münzen immer alleine oder in seiner Quadriga stehend abgebildet wurde, liegt der Schluss nahe, bei demauf denProbusmünzen gezeigten Gebäude handele es sich umdenSonnentempel des Aurelian in Rom. Auch wennes noch weitere Tempelbauten für Sol gegeben hat, ist es doch fraglich, ob auf Reichsmünzen ein lokales Heiligtum dargestellt sein dürfte. Schaut man auf die weiteren Typen der entsprechenden Emissionen, findet sich neben Sol nurnoch Roma in einem Tempel409. Die beiden eindrucksvollen Gebäude, der hadrianische Tempel für Roma aeterna undder aurelianische für Sol, stehen hier offenbar für zwei stadtrömische Kultbauten, die den beiden Gottheiten geweiht waren, die für den Kaiser eine besondere Bedeutung hatten410. Daderunter demVorgänger entstandene Soltempel in Romeine derart große Wirkung noch auf spätantike411 und byzantinische412 Historiker hatte, dürfte er als Münzbild durchaus in Frage kommen, zumal Probus ganz offensichtlich an einer Weiterführung der Politik des Aurelian interessiert war413. An den Vorgaben des Aurelian, die göttlichen Legitimation des Herrschers mittels der Szene der Globusübergabe durch Sol an den Kaiser bildlich zu verbreiten414, dürfte sich ebenfalls ein Münzbild des Probus orientieren. Aus Ticinum liegt bereits ausderFrühphase derHerrschaft des Probus415 ein Typvor, der den Kaiser darstellt, wie er vom Sonnengott bekränzt wird. Die Legenden feiern ihn als restitutor s(a)eculi416 undheben seine virtus hervor417. Die durch denGott garantierte militärische Tatkraft, ausderdie Sicherung desReiches und 406Gnecchi II, 119.35; K. PINK; „Medaillon“ ; S.22.28. 407RIC V.2, p. 55.354; p. 74.536ff. 408RRC I, p. 512.496: Denar, 42 v.Chr. Av.: Kopf r. M. Antonius barhäuptig; M. ANTONI. – IMP. |Rv.: Kopf Sol frontal auf Sonnenscheibe in zweisäuligem Tempel; III –VIR–R P C. 409K. PINK; „Probus“ ; S. 61ff. (3. / 277 n.Chr.; 4. / 278 n.Chr.; 6. / 279 n.Chr.). 410Auf die Bedeutung der Roma deuten zwei in Rom anlässlich des Triumphs von 281/2 geprägte Münzen, die Probus undRoma gemeinsam zeigen. Ein aureus (RIC V.2, p. 32.140) und ; S. 24.35) stellen eine Szene dar, in derRoma demKaiser einMedaillon (K. PINK; „Medaillon“ eine Victoria bzw. denGlobus überreicht. 411H.A. Aur. XXXIX, 2 u. 6. Siehe auch oben Kap. 3.3.2. 412Zos. I, 61, 2. 413K. CHRIST; Geschichte; S. 678ff. Zur Übernahme aurelianischer Motive siehe oben. 414R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 216.216f. Siehe auch oben Kap. 3.3.2. 415K. PINK; „Probus“ ; S. 61 (277 n.Chr.). 416 RIC V.2, p. 61.404ff. (Rv.: RESTITVTOR SECV/SECVL/SECVLI; Probus st. l. m. Globus u. Speer, Fuß auf Feind, dahinter Sol m. Peitsche, bekränzt denKaiser). 417RIC V.2, p. 67.456 (Rv.: VIRTVS INVICTI AVG.; Probus st. l. m. Victoria u. Parazonium, Fußauf Feind, dahinter Sol m. Peitsche, bekränzt Kaiser).

134

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

die Glückseligkeit des Zeitalters resultiert418, legitimiert den Kaiser für die Herrschaft. Gleichsam spielen Bild undLegenden aufdieja schon unter Aurelian propagierte Rolle des Sonnengottes als Schlachtenhelfer an419. Wie schon unter Aurelian, so ist auch für Probus die Anknüpfung an das große Vorbild Alexander unübersehbar. Dies zeigt sich nicht nurhinsichtlich des bereits oben besprochenen ‚Sonnenlöwen‘, sie drückt sich vielmehr auch in den Aversbüsten mit Speer undAegis undderbesonderen Betonung des Beinamens invictus aus420. Dieser war im 3. Jh. bereits soweit geläufig, dass er ansonsten stets in abgekürzter Form wiedergegeben wurde. Durch die somit ausgedrückte imitatio Alexandri reihen sich beide Kaiser nicht nurin die Gruppe derkaiserliιλ α λ εξ ρ ό τ α ν α τ ο ι ein, sondern führen gleichfalls die Verbindung von chen ϕ δ Alexander d.Gr. unddemSonnenkult deutlich vorAugen421. Zusammenfassend lässt sich unter der Herrschaft des Probus nicht nur eine Fortsetzung der seit Aurelian intensivierten Verknüpfung von Sonnenkult und Kaisertum beobachten, sondern eine Vertiefung422. Soweit die recht einseitige Quellenlage dies zulässt, kann maneine weitere sichtbare Annäherung des Kaisers andenSonnengott erkennen. Sol undProbus werden gemeinsam auf Aversen vonReichsmünzen abgebildet. DerGott wird nicht nurweiterhin als conservator Augusti propagiert, sondern als kaiserlicher Weggefährte vorgestellt (comesProbi Augusti)423. Dadie Herrschaft desProbus unter dengleichen Voraussetzungen entstand424 unddemnach der Kaiser dengleichen Legitimationszwängen unterworfen war wie sein Vorgänger Aurelian425, verwundert die Fortführung undWeiterentwicklung der unter jenem Herrscher intensivierten Verwendung desSonnengottes unddermitihmverbundenen solaren Symbolik nicht. 418 RIC V.2, p. 45.262 (Av.: IMP. O. –PROBVS AVG.; Doppelbüste Sol und Probus | Rv.: |TEMPORA; vier Knaben als die vier Jahreszeiten). Siehe dazuauch unten Kap. 3.4.1. 419Siehe oben Kap. 3.3.2. 420RIC V.2, p.82.611ff. (Münzen des Probus mitdem‚Sonnenlöwen‘; die entsprechenden Aversen zeigen denKaiser mitSpeer u.Schild) u.R. GÖBL; Aurelianus; Tf.75.129 (Münzen des Aurelian mit dieser Reversdarstellung). ZumSonnenlöwen siehe oben Kap. 3.1.2; zu invictus undAlexander siehe unten Kap. 4.1.3.1. 421Eine neuere Zusammenfassung des sehr komplexen Phänomens der imitatio Alexandri bietet M. PFROMMER (S. 92ff.) mit deutlichem archäologischen Schwerpunkt. 422Eine Fortsetzung der Religionspolitik Aurelians durch Probus nimmt auch G. KREUCHER an (S. 196f.), auch wenner sich als Anhänger derThesen vonG.H. Halsberghe ausweist (siehe oben Anm. 11). 423Dass sich Probus, wie H. BRANDT („ ; Die römischen Kaiser; hg.v. M. Clauss; Probus“ andensiegreichen Kriegsgott Mars anlehnte“(S. 256), lässt München, 1997; S. 252ff.) meint, „ sich kaumals denSchwerpunkt derMünzdarstellungen anführen. 424 Den Kontrast zwischen der Erhebung des Florian durch den Senat in Rom und der Ausrufung des Probus durch Einheiten des Ostheeres verdeutlichen beispielhaft Zonaras (12, 29) und Zos. (I, 64, 1). 425Zurproblematischen Situation nach demToddes Tacitus undder Erhebung des Probus gegen dessen Bruder Florian siehe: E. DANNHÄUSER; S. 30ff. Dass auch die Herrschaft vorgeblich göttlich legitimiert erscheinen sollte, deutet eine Stelle in der H.A. Prob. an (X.4). Zur Anknüpfung an Aurelian in diesem Bereich siehe G. KREUCHER; S. 192ff. Siehe auch oben Kap. 3.3.1f.

FELICIA

3.3. Die ‚illyrischen‘Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285)

135

285) 3.3.5. Carus, Carinus undNumerian (282–

Die Nachfolge des Probus trat der fast sechzigjährige M. Aurelius Carus im Spätsommer 282 an426. Unter seinem Vorgänger hatte Carus sich zumPrätorianerpräfekten hochgedient undwurde vondenimNoricum undin Raetien stationierten Einheiten zumAugustus ausgerufen427. Seine knapp einjährige Herrschaft warkeineswegs anders, als die der Kaiser in denvorangegangenen Jahrzehnten. Mitnicht nachlassender Intensität setzten sich die Konflikte mitdenNachbarvölkern in den bereits seit langer Zeit so verwundbaren Grenzgebieten an Rhein, Donau undEuphrat fort428. Aufeinem dieser Feldzüge, demerfolgreich begonnenenSasandienfeldzug, starb Carus dann imSommer 283429. Trotz der auf den ersten Blick offensichtlichen Ähnlichkeiten mit seinen Vorgängern (Militärkarriere, Erhebung durch die in seinem Kommandobereich befindlichen Truppen, Schwerpunkt seiner Regierung auf der Außenpolitik) unterschied sich derneue Herrscher doch in einigen wesentlichen Punkten vonden Kaisern seit Claudius II. Gothicus. Im Gegensatz zu den illyrischen Kaisern stammte Carus nicht aus demBalkanraum, sondern aus der südgallischen Stadt Narbo430. Zudem hatte er, mit dembereits dreißigjährigen M. Aurelius Carinus431 undseinem etwa drei Jahren jüngeren Bruder M. Aurelius Numerianus432, zwei erwachsene Söhne zur Seite stehen. Noch Ende 282 wurden dann auch beide zu Mitregenten (nobilissimi Caesares) erhoben433, vordemAufbruch in denPerserkrieg Carinus sogar in den Rang eines Augustus. Er erhielt den westlichen Reichsteil wohl mit der Aufgabe, die Rhein- und Donaufront zu sichern434, während Numerian mit seinem Vater in den Osten ging. Nachdem Carus in Persien den Tod gefunden hatte, nahm Numerian die Augustuswürde435 an und regierte bis zu seinem mysteriösen Tod im Herbst 284436 mit seinem Bruder zusammen dasReich. Carinus, imWesten erfolgreich gegen außen- undinnenpo-

426D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 258. 427A.R. BIRLEY; s.v. Carus Augustus; DNP 2 (1997) [= s.v. Carus]; Sp. 1000. 428Eutr. XI. 18 (Sarmatenkrieg); Aur.Vict. 38, 2 („ ); H.A. Car. barbarorum ... invaserunt“ VIII, 1ff. (Perserkrieg). K. CHRIST; Geschichte; S. 680 u. H. BELLEN; S. 242 (Kurzdarstellung der Herrschaft). 429D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 258 (Juli/August 283); S. WILLIAMS; Diocletian and the Roman Recovery; New York, 1985, ND 1997; S. 33f. 430A.R. BIRLEY; s.v. Carus; Sp. 1000. 431D. KIENAST; Kaisertabelle;S. 261. T; Kaisertabelle; D. KIENASS. 260; A.R. BIRLEY; s.v. Numerian 2; DNP 8 (2000); Sp. 1053. 433D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 260f. (Carinus wohl noch kurze Zeit vor Numerian). Münzen sind sowohl für Carinus Caesar (RIC V.2, p. 156ff.) als auch Numerian Caesar (RIC V.2, p. 187ff.) bekannt. 434A.R. BIRLEY; s.v. Carinus; DNP 2 (1997) [= s.v. Carinus]; Sp. 986. 435RIC V.2, p.192ff. (Münzen für Numerianus Augustus). 436D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 260; S. WILLIAMS; S. 34f. will eine Beteiligung Diocletians amTode Numerians nicht ganz ausschließen. 432

3. Diehistorische

136

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

litische Gegner437, führte dann die Herrschaft alleine weiter, bis er im Sommer 285 nach der Schlacht amMargus gegen Diocletian getötet wurde438. Die unterschiedliche Struktur der Herrschaft spiegelt sich, gerade bezüglich des Sonnenkultes, bezeichnenderweise in der Münzprägung wider. Der zuvor unter Probus wieder in den Vordergrund gestellte Sol verliert bereits in den frühen Emissionen unter Carus an Bedeutung439. Lediglich auf einer einzelnen in Siscia geprägten Münze ausder Frühphase seiner Herrschaft werden Carus und derSonnengott gemeinsam abgebildet440. Die Legende deoet domino fand zuvor nurfürdieKaiser vonAurelian bis Probus Verwendung, während derSonnengott in Siscia vonProbus ausgiebig als Symbol für dengöttlich legitimierten Kaiser benutzt worden war441. Daher sprechen die verschiedenen Aspekte für eine anfängliche Fortführung derMotive des Vorgängers442.

Fast gleichzeitig beschwört ein Antoninianus aus Rom mit Sol auf der RedenBestand derHerrschaft desKaisers unddesReiches (aeternitas impe-

verse

ri)443. Diese Legende begegnet ansonsten nur auf Münzen für Philippus II., die den gerade zumAugustus erhobenen Sohn des Philippus Arabs in Verbindung zum Sonnengott bringen444. Wohl nicht zufällig tritt in der Emission von 282 auch derjunge Numerian in die Prägung ein. Erstmals präsentiert sich hier die neue Dynastie desVaters Carus Augustus undseiner beiden Söhne, denCaesares Carinus undNumerian445.

Gerade die nun ständige Wiederkehr von Darstellungen, die sowohl die neuen Mitregenten einzeln als auch die Herrscherfamilie insgesamt vorstellen, kennzeichnet dieMünzprägung desCarus undseiner Söhne446. So ist es geradezu bezeichnend, dass das Doppelporträt Sol undCarus durch die gemeinsame Darstellung des Carus und seines Sohnes Carinus fortgeführt wird447. Das unter

437D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 261; A.R. BIRLEY; s.v. Carinus; Sp. 986 (Quadensieg, 284 / Sieg über denUsurpator Iulianus, 285). 438S. WILLIAMS; S. 37f. (Ermordung durch eigenen Offizier auspersönlichen Rachemotiven); K. PINK; „ Der Aufbau der römischen Münzprägung in der Kaiserzeit VI.2: Carus und seine Söhne“ ; NZ80 (1963) [= „Münzprägung VI/2“ ]; S. 13 (Attentat durch einen diocletianischen Agenten). 439ZumAufbau derMünzprägung desCarus undseiner Söhne siehe v.a. K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S.

5ff.

440RIC V.2, p. 146.100 (unbek. Nominal); K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 42 (Doppelantoninian), dort auch die Datierung in den Herbst 282 (1. Emission), wohl noch vor der Erhebung des Numerian zumCaesar. 441Siehe oben Kap. 3.3.2ff. u. Kap. 3.3.4. 442 Neben dem direkt von Probus übernommenen RESTITVT. ORBIS-Typ, fällt diese frühe Emission durch die Verwendung des Beinamens INVIC(tus) heraus, denCarus nurauf Münzen ; S.40ff.). dieser Emission in Siscia trägt (K. PINK; „Münzprägung VI/2“ 443RIC V.2, p. 139; K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 32 (2. Emission / Dezember 282). 444RIC IV.3, p. 97.226 (Rom, 246– 47). Siehe oben Kap. 3.2.2. 445K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 32f. 446RIC V.2, p.152.133ff. (Münzen, die Carus undCarinus gemeinsam darstellen); K. PINK; ; S. 44 (AE-Medaillon mitden3 Büsten desCarus, Carinus undNumerian „ Münzprägung VI/2“ [Nicht im RIC V.2]). 447K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 42ff. Miteinem AE-Medaillon offenbar bereits inder Emission mit demSol-Carus-Doppel beginnend, folgen ein weiteres AE-Medaillon mit Carus

3.3. Die ‚illyrischen Kaiser unddie Dynastie desCarus (268– 285)

137

Probus geläufige Bild der Büsten des Kaisers unddes Sonnengottes Wange an Wange findet dann durch die in diesem Stil ausgeführten Doppelporträts des Carus undCarinus seine Entsprechung448. Die Bildung einer Dynastie durch frühzeitige Beteiligung von Verwandten an der Herrschaft, vor allem den Söhnen, ist natürlich keine Innovation des Carus. Eine Reihe vonDynastiegründungen findet damit ihre Fortsetzung449, für die im3. Jh. n.Chr. exemplarisch die Regierung desSeptimius Severus undseiner beiden Söhne Cararcalla undGeta stand. Tatsächlich ergeben sich hinsichtlich der literarischen450 und numismatischen Überlieferung451 gewisse Überschneidungen. Erwartungsgemäß müsste also der jüngste Sohn des Kaisers, in diesem Falle Numerian, als junger und hoffnungsvoller Caesar, in die Nähe des Sonnengottes gerückt werden. Dies konnte ja bereits für Geta aufgezeigt werden452. Die numismatische Überlieferung weist genau auf diese Verbindung, denn ein Quinar aus Rom zeigt die beiden Söhne des Carus auf Vorder- undRückseite. Während Carinus auf dem Avers mitdemLorbeerkranz als Feldherr mitHelmundPanzer abgebildet ist, ein Pferd amZügel haltend, ist Numerian auf demRevers mit Strahlenkrone, dem Globus undder erhobenen Rechten wie Sol dargestellt453. Nurauf Antoniniani, die fürNumerianus Caesar geprägt wurden, ist demKaiserporträt derVorderseite die Büste des Sonnengottes auf demRevers zugeordnet undsetzt dendargestellten Herrscher somit in Verbindung zu Sol454. Ein aureus des Numerian bezeichnet denSonnengott dann auch als dessen conservator455. Erst nach demToddes Carus in Persien nahmen Numerian undCarinus den Sonnengott wieder stärker in die Münzprägung auf. In westlichen Münzstätten begegnet Sol als Symbol für die Hoffnung auf eine Weiterführung derDynastie durch die beiden Augusti (ORIENS AVGG.)456. Auch in der Zeit seiner Alleinherrundbeiden Söhnen undein Gold-Medaillon mit Carus undCarinus in der Darstellung der sich gegenüberstehenden Büsten (K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 44; RIC V.2, p. 153.146 [nur Goldmedaillon]).

448RIC V.2, p. 133.135; 139ff. 449F. HARTMANN; S. 185ff. (Übersicht über die Dynastiebildungen und -bildungsversuche vonSeptimius Severus bis Carus). 450Auffällig ist doch die (suggerierte?) Ähnlichkeit der beiden Söhne des Carus mit denen des Severus. Erscheint der wie sein ‚Vorgänger‘ bereits frühzeitig zum Augustus erhobene Carinus wieCaracalla als Despot, demneben sexueller Ausschweifungen auch die Vorliebe für Spiele nachgesagt wurde (zuCarinus: S. WILLIAMS; S. 32; 37f.; zuCaracalla: A.R. BIRLEY; ; S. 13; 63ff. bringt Einwände gegen Severus; S. 168ff. u. S. 199; K. PINK; „Münzprägung VI/2“ das in der literarischen Überlieferung gezeichnete Bild). Dementsprechend stellt Numerian fast ein Ebenbild des Geta dar (zu Numerian: S. WILLIAMS; S. 34; zuGeta: A.R. BIRLEY; Severus; S. 168ff). 451K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 13. In eingeschränkter Form gelten auch Valerian undGallienus als Vergleichsmöglichkeit. 452Siehe oben Kap. 3.1.1f. 453RIC V.2, p. 180.333; P. BASTIEN; buste monétaire, pl. 128.9 (Fälschlicherweise unter Numerian).

454RIC V.2, p. 187.355 (nicht bei K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ). 455RIC V.2, p. 190.373. 456Carinus: RIC V.2, p.171.262 (Rom); p.176.310 (Siscia). Numerian: RIC V.2, p.192.381

138

3. Diehistorische

Entwicklung

schaft prägte Carinus diesen abgeändert457.

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Typ weiter, die Legende lediglich auf ORIENS AVG.

Vonbesonderem Interesse ist ein Goldmedaillon desCarinus ausder Münzstätte Siscia458. Die Abbildung auf der Rückseite stellt zwei männliche Angehörige desKaiserhauses dar, einander gegenüberstehend. Dielinke Person hält einen Stab undwird von Sol bekränzt, während die rechte ausder Hand ihres Gegenüber eine Victoria erhält. Hercules setzt diesem Kaiser einen Kranz auf. Die Legende lautet VIRTVS AVGVSTOR(um). Unklar ist nun, welche derAngehörigen derCarus-Dynastie auf demRevers abgebildet sind undzu wemSol bzw. Hercules in Bezug gesetzt werden. Während F. Gnecchi459 undzuletzt M. Christol460 in den Kaisern Carus undCarinus sehen wollten, schlug K. Pink statt dessen die beiden Brüder Carinus undNumerian vor461. Deutlich erkennbar ist die besondere Stellung des linken, von Sol bekränzten, Kaisers. Er hält das Stabzepter des Iuppiter undgibt die Victoria, ähnlich des Globus in den Darstellungen eines Investituraktes, an den rechten Kaiser. Letzterer ist dadurch als der Empfänger gekennzeichnet. Die Hervorhebung der Hierarchie, die Unterscheidung von Vergabe undEmpfang wird nur allzu deutlich462. In diesem Falle kommt die Übertragung der Herrscherwürde an dengerade zumAugustus erhobenen Carinus wohl als Anlass in Frage463. Somit ordnet sich dieses Medaillon gutindiekurze Phase derAnnäherung desCarus an Sol in denfrühen Prägungen in Siscia ein. Die gesamten Prägungen des Carus mit Sol, die Benutzung der bekannten Typen, auf denen der Gott durch einen Angehörigen der Kaiserfamilie ausgetauscht wurde, sowie die Verwendung solarer Symbole in Verbindung mit Söhnen dieses Kaisers, weisen aber deutlich auf die in den Vordergrund gestellte Dynastie. Sie sollte offensichtlich als Ersatz für Sol comes der kinderlosen Illyrerkaiser dienen464. (Lugdunum); p. 195.411f.; p. 197.428f. (Rom); p. 200.454 (Siscia; zur Datierung in die Samt; S. 46). Zur Legende ORIENS herrschaft Carinus –Numerian: K. PINK; „Münzprägung VI/2“ siehe unten Kap. 4.1.2. 457RIC V.2, p. 171.262; K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 39.14 (Rom, 5 / 284; 6 / 285). 458GNECCHI I, p.10.1 + pl. 4.4f. undRIC V.2, p. 167.225 nehmen Romals Münzstätte an, ; S. 46 annimmt, eher in Frage kommen, doch dürfte Siscia, wie K. PINK; „Münzprägung VI/2“ wenn man bedenkt, welche Bedeutung Sol gerade seit 276 in der Münzprägung von Siscia gespielt hat (Siehe oben Kap. 3.3.4). 459Gnecchi I, p.10.1.

460M. CHRISTOL; „ Dieux et princes sous Carus, Carin et Numérien“ ; RN 152 (1997) [= ]; S. 62ff. (mit einem Überblick über die Datierungsansätze undEditionen). et princes“ 461K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 46 (Datiert das Medaillon in die Phase derSamtherrschaft des Carinus undNumerian vomSommer 283 bis zumHerbst 284). 462M. CHRISTOL; „Dieux et princes“ ). ; S. 61 („ rôle de direction et l’activité d’exécution“ 463M. CHRISTOL; „Dieux et princes“ ; S. 65ff., der m.E. die Zuordnung durch K. PINK; ; S. 46 in die Phase der Samtherrschaft Carinus –Numerian überzeugend „ Münzprägung VI/2“ „ Dieux

widerlegt.

464Dazuauch J.R. FEARS; s.v. Gottesgnadentum; Sp. 1127. Fears geht voneinen „Versuch desCarus, die Herrschaft vonGottes Gnaden durch eindynastisches Charisma zuersetzen“aus. unterschätzt jedoch m.E. das oben besprochene Medaillon (RIC V.2, p. 167.225).

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

139

3.4. DAS ZEITALTER DIOCLETIANS UNDCONSTANTINS I. 337) (284– 305) 3.4.1. Diocletian unddie 1. Tetrarchie (284– Mit dem Regierungsantritt des C. Aurelius Valerius Diocletianus1 wird traditionell einEpochenwechsel verbunden, auch wenninderForschung zunehmend die Kontinuitäten zu den vorangegangenen Jahrzehnten betont werden2. War die Anfangsphase seiner Herrschaft noch durch die typischen Symptome dervorangegangenen Jahrzehnte gekennzeichnet, konnte das Reich bis zur Jahrhundertwende sowohl im Inneren als auch gegen äußere Feinde gesichert werden. Inter-

essant für die Themenstellung dieser Arbeit ist die Betrachtung derHerrschaftsordnung. Obwohl über die Genese der 293 n.Chr. zur Viererherrschaft (Tetrarchie) ausgebauten Regierung noch diskutiert wird3, ist die längerfristig geplante, ideologische Auskleidung dieser neuartigen Kaiserherrschaft durch die Verbindung der Tetrarchen zu Iuppiter (Iovii) und Hercules (Herculii) weitgehend unstrittig4. Indiesem Kapitel soll nunversucht werden, dieFrage zubeantworten, obdurch dieses theokratische System dieVerwendung desSonnengottes undder mitihmverbundenen Symbolik ausgeklammert werden musste. Durch die literarische Überlieferung wird die Aufmerksamkeit auf eine Szene gelenkt, die sich nach der Entscheidungsschlacht zwischen Diocletian und Carinus ereignet haben soll. Dersiegreiche Carinus wargetötet worden, weshalb sich dessen Truppen demDiocletian anboten. So konnte derVerlierer doch noch die Kaiserherrschaft behalten. Dieser stellt sich vordie Heeresversammlung und schwört, mit gezogenem Schwert undzur Sonne aufblickend, er habe die Herrschaft rechtmäßig erlangt5. Das Auftauchen der Sonne als Schwurgottheit ist gewiss nicht ungewöhnlich6, doch zeigt sich hier ein erster Widerspruch zum Bild des ‚sonnenfeindlichen‘ Herrschers.

1 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 266 (Name, Herkunft, Laufbahn und Datierung der Erhebung).

2 Beispielhaft für jüngere Publikationen: A. DEMANDT; Spätantike; S. 46ff. und H. BRANDT; Geschichte der römischen Kaiserzeit: von Diokletian undKonstantin bis zumEnde 363); Berlin, 1998 [= Kaiserzeit]; S. 17ff. (mit Überblick der konstantinischen Dynastie (284– überdieeinschlägige Literatur); beide Autoren weisen zwaraufdieVerbindungslinien zwischen Prinzipat undSpätantike hin, sehen die letztere Epoche aber weiterhin durch Diocletian eingeleitet. 3V.a. F. KOLB; Diocletian unddie erste Tetrarchie: Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft; Berlin, 1987 [= Tetrarchie] u. zuletzt noch Ders.; „ Die Gestalt desspätantiken Kaisertums unter besonderer Berücksichtigung derTetrarchie“ ; Usurpationen in der Spätantike; hg.v. F. Paschoud/J. Szidat; Stuttgart, 1997; (Historia Einzelschriften 111); S. 35ff.; Einen breiteren Überblick über die Thesen gibt J. MARTIN; Spätantike und Völkerwanderung; München, 42001; (OGG 4); S. 148f. 4 F. KOLB; „Chronologie und Ideologie der Tetrarchie“; Antiquité Tardive 3 (1995); S.

21ff. 5 Aur.Vict. 39, 13 („ ... cum educto gladio solem intuens ...“ ); dazu auch F. KOLB; Tetrarchie; S. 15f. 6 Bereits durch Homer (Il. 3, 103ff.) literarisch überliefert; siehe dazu zuletzt R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 693.

3. Die historische

140

Entwicklung vonSeptimius Severus

bisConstantin I.

Die epigraphische Überlieferung vertieft diesen Widerspruch. Ausder Zeit der Doppelherrschaft des Diocletian und seines 286 zumAugustus erhobenen Kollegen Aurelius Valerius Maximianus7 ist die erst zweite Inschrift bekannt, die römische Kaiser dem Sonnengott geweiht haben8. Eine weitere Inschrift belegt die Vollendung und Weihung eines Tempels für Sol in der Stadt Como „IVSSV DD(ominorum) NN(ostrorum) DIOCLETIANI ET MAXIMIANI“9 . Eine derart enge Bezie-

hung eines Kaisers oder der herrschenden Kaiserfamilie ist epigraphisch für keinen anderen princeps bekannt. Es mag daher nicht verwundern, dass Maximian und Diocletian in einem Panegyricus des Jahres 291 mit dem Sonnengott verglichen werden10. Dieser literarische Beleg für die Verwendung solarer Symbolik durch diese beiden Herrscher findet später in weiteren Lobreden, dieses Mal auf die Caesares bezogen, seine Fortsetzung11. Als weitere Belege für einen engeren Bezug Diocletians zumSonnengott dienen mehrere Münzen. Würden sich die aurei des Diocletian mitSol invictus und der Legende oriens noch als ‚Imitativprägungen‘ abhandeln lassen12, verweist ein Quinar deutlich auf einen Bezug zwischen Kaiser und Gott13. Eine Datierung ist problematisch, doch ein Zeitpunkt bis 294 n.Chr. wird durchaus möglich sein14. Die Rückseitendarstellung, vier Knaben mit Girlanden, unddie Legende FEL[ICITAS] TEMP(orum) können sich zwar vorausblickend auf den Herrschaftsbeginn beziehen15, derTypfindet sichjedoch auch imZusammenhang mit bereits vollbrachten Leistungen eines Kaisers16. 7 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 272. 8 CIL V 803

(Aquileia, Italia:

DEO SOLI | DIOCLETIANVS ET MAXIMIANVS | INVICTI AVGVSTI).

9 AE 1914, No. 249 = AE 1917/18, No. 124 = AE 1919, No. 52 (Como:

TEMPLVM

DEISOLIS |

DD(ominorum) NN(ostrorum) DIOCLETIANI | ET MAXIMIANI AVGG(ustorum) |T(itus) FL(avius) POST(umius) TITIANVS v(ir) c(larissimus) coRR(ector) | ITAL(iae) PERFECIT AC DEDICAVIT | CVRANTE IVSSV

|v(iro) c(larissimo) CVRATORE. ZuPostumius Titianus siehe oben Kap. 3.3.2.4.3.). 10J. LEHNEN; Adventus; S. 72f. 11Siehe unten denPanegyricus auf Constantius I.; dagegen sieht M. CLAUSS (Kaiser und Gott; S. 194f.) diese Aspekte der Lobrede als eigenständiges Zeugnis für eine angebliche Sonnenverehrung desConstantius an(dazu siehe unten Kap. 3.4.2). 12RIC V.2, p. 252.302 (Cyzicus, 284– 86 n.Chr.), RIC V.2, p. 235.147f. (Rom, etwa zeitgleich). Vergleichbare Münzen dieses Typs wurden fürdieCarussöhne geprägt (z.B. RICV.2, p. 171.262 [Carinus], p. 195.411 [Numerian]). Dazu A. CHASTAGNOL; „L’évolution politique ; AnTard 2 (1994); S. 25. Chastagnol nennt die Verwendung 305)“ durègne de Dioclétien (184– des Sonnengottes in der Anfangsphase der Herrschaft Diocletians einen „discours idéologique solaire misen honneur depuis Aurélien“(S. 25). Er mussjedoch später eingestehen, dass solare Symbolik auch nach derAusweitung derHerrschaft zurTetrarchie eine gewisse Bedeutung hatte („ Le Soleil n’est pascomplètement absent desa construction [sc. derTetrarchie]“[S. 26]). 13P. BASTIEN, buste monétaire, pl. 131.8 (Auf dem Avers sind die Büsten des Diocletian unddes Sonnengottes zuerkennen). 14Die kurze Legende (DIOCL-E-TIANVS AV-G.) entspricht nicht den frühen Prägungen, die sich durch eine ausführlichere Benennung auszeichnen (v.a. IMP.C. C. VAL. DIOCLETIANVS P. F. AVG. [RIC V.2, p. 320]), doch sind vereinzelt Kurzlegenden nachweisbar [RIC V.2, p. 208]. Zudem sind bislang keine derartigen Aversen für Maximian oder die Caesares bekannt. 15RIC V.2, p. 231.117 (Siscia, 282 n.Chr.; Av.: Büsten von Sol und Carus ggü. | Rv.: Felicitas st. 1.). AXILIO IVNIORE

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

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EinAntoninianus zeigt, dass sich Sonnengott undIuppiterdarstellungen nicht ausschließen müssen. Diocletian wird auf derVorderseite mit Attributen des Sol (Strahlenkrone, erhobene Rechte) dargestellt, während die Rückseite den Gott Iuppiter mit Adler undVictoria zeigt. Die Legende betont die Verbindung zwischen den Kaisern unddemGott (Iovi AVGG.)17. DerAusbau desHerrschaftssystems durch dieErhebung derbeiden Caesares C. Galerius Valerius Maximianus undFlavius Valerius Constantius im Jahr 293 n.Chr.18 wurde mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht. Antoniniani der Münzstätte Trier mitderLegende CLARITAS AVGG. stellen aufderReverse Sol mit unterworfenen Feinden dar. Sie verdeutlichen damit die Sieghaftigkeit unddie Voraussicht derbeiden Augusti. Gleichsam stellen sie die neue Regierungsmannschaft als Hoffnungsträger für das Reich vor19. Sonnengott undLichtsymbolik begegnen dann weiterhin imZusammenhang mit den beiden Caesares um die Jahrhundertwende. Nach dem Sieg des Galerius über die Sasaniden20 undder Beseitigung des Sonderreiches des Carausius und Allectus durch Constantius21 waren zwei bedeutende Gefahren für das Reich überwunden. Auf einem Goldmultiplum der Münzstätte Trier lässt sich Constantius I. deshalb als Lichtbringer (redditor lucis aeternae) feiern22. Die Münzprägung greift hier Themen aus dem etwa zeitgleich gehaltenen Panegyricus auf und ergänzt, ja wiederholt die dort verwendete solare Symbolik geradezu23. Dass in diesem Panegyricus erstmals derausdemBereich des Sonnenkultes stammende Begriff ortus für den Beginn einer Kaiserherrschaft benutzt wird24, dürfte kein Zufall sein. Die entsprechende Passage steht mit den bereits angesprochenen CLARITAS AVGG.-Prägungen im Zusammenhang, mit denen der Herrschaftsantritt der beiden Caesares gefeiert worden war. Die Erhebung des Constantius wird dann vondemRhetor auch nachdrücklich mitderSonne verglichen („ augustiore )25. fulgens luminis claritate“ Allerdings sind viele Passagen nicht als eigenständige Konstruktionen des Redners zusehen. Die teils wörtliche Wiedergabe vonBegriffen aus der Selbstdarstellung desUsurpators Carausius zeigt, dass die Rede in diesem Zusammenhang zusehen ist. Sie kann durchaus als eine Antwort auf die Rhetorik der sog. 16 K. PINK; „Probus“ ; S. 59 (Rom, Triumphemmission des Probus 281/82 n.Chr.; Rv.: FELICIA TEMPORA,

vier Knaben als die vier Jahreszeiten).

17P. BASTIEN, buste monétaire, pl. 133.7. 18D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 280 (Constantius I.) undS. 283 (Galerius). 19RIC V.2, p. 231.117 (Diocletian); RIC V.2; p. 274.472 (Maximian); RIC V.2; p. 306.694 (Galerius); RIC V.2; p. 299.650 (Constantius I.). 20K. SCHIPPMANN; S. 30f. u. E. WINTER (u.a.); S. 46ff. u. S. 101ff. 21Zumsog. ‚Britannischen Sonderreich‘ siehe unten Kap. 3.4.1.1. 22RIC VI, p. 167.34 = P. BASTIEN[u.a.]; Le trésor de Beaurains (dit d’Arras); Wetteren, 1977; (Numismatique Romaine: essais, recherches et documents 10), p. 94.218 (selbes Ex.). 23Pan.Lat.VIII (4), 19,2 („ vera imperii luce recreati“ ). 24Pan.Lat. VIII (4), 2, 2; Pan.Lat. VIII(4), 3,1; dazu auch F. KOLB; Tetrarchie; S. 59f. 25Pan.Lat. VIII (4), 2, 2.

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

‚Britannischen Kaiser‘verstanden werden, die unten noch genauer zubetrachten sein wird26. Dass die benutzte Benennung des Constantius als redditor lucis aeternae durch Einflüsse aus dem Mithraskult entstanden sein könnte, ist, gerade in Anbetracht der noch unten zu besprechenden Inschrift27, nicht mit endgültiger Sicherheit auszuschließen28. Jedoch sollte manwohl eher voneinem allgemeinen Sonnenvergleich ausgehen. Dadurch wird die Münze in denKontext dergesamten, auch für die Tetrarchie erkennbaren, Sonnensymbolik eingeordnet29. Im gleichen Kontext sind Goldmünzen aus Siscia zu sehen, auf deren Re-

versen Sol mitderbekannten Legende ORIENS AVGG(ustorum) gezeigt wird30. Im Umfeld derVicennalien derAugusti undderDecennalien ihrer Caesares ausgegeben, wird hier die bereits durch die CLARITAS AVGG-Prägungen von293 angesprochene Thematik aufgegriffen. Allerdings spielt derTypauch aufdenbereits inVorbereitung befindlichen, erneuten Regierungswechsel an.DieErhebung der Mitregenten zuAugusti wird nundurch die Legende oriens angesprochen, während zuvor für ihre Einsetzung als Caesares die Bezeichnung claritas gewählt worden war31. Weitere Goldmünzen, die imgesamten Reich ausgebracht wurden, benutzen die Büste des Sonnengottes, umdie militärischen Erfolge des Galerius gegen Persien nochmals zu unterstreichen32. Sie legen somit eine Zuordnung dieses Gottes zumöstlichen Caesar nahe. EinRelief desGaleriusbogen inThessaloniki, der Residenzstadt des Galerius, zeigt zudem einen Tempel im Stadtzentrum. Darin steht ein Standbild des Sol mit Strahlenkrone underhobener Rechten33. DerSoltempel überragt dasbenachbarte Heiligtum undzeigt deutlich erkennbar die Figur des Gottes, dessen Bedeutung für diesen Kaiser dadurch sichtbar demonstriert wird34.

26 Vgl. Pan.Lat. VIII (4), 19, 1f. mit der Münzprägung des Carausius (siehe unten Kap. 3.4.1.1). 27CIL III 4413 = ILS 659; dazu siehe unten Kap. 3.4.2. 28Davon, wie von einer tiefgreifenden Beeinflussung Diocletians durch den Mithraskult, geht W. SESTON (S. 230) aus. 29Zwar widerspricht N.W. BAYNES; Byzantine Studies andother Essays; Westport, 1955; S. 858ff. der These von Seston zurecht, doch lehnt Baynes die Verbindung zu Mithras aus anderen Gründen ab. FürihnwarMithras ein persischer, d.h. feindlicher, Gott, dessen Propagierung dieTetrarchen wegen desBezuges zudenpersischen Gegnern hätten ablehnen müssen. Zu Mithras siehe oben Kap. 2.2.1.4.1. 30RIC VI, p. 458.28 (ORIENS AVGG; Sol st. 1.m. Peitsche), p. 458.30 (ORIENS AVGG; Sol st. 1. m. Globus) undp. 458.31 (ORIENS AVGVSTOR; Sol st. 1. m. Peitsche). Der Kommentar im RIC VI, p. 440, „Oriens Augg (or Augustor) ... is newin conception“ist unverständlich, dadieser Typ bereits seit Gordian III. Verwendung findet (siehe oben Kap. 3.2.1). 31Siehe unten Kap. 4.1.2. (oriens undclaritas). 32RIC VI, p. 173.83 (Trier), p. 555.17 (Nicomedia), p. 615.26 (Antiochia). 33H. MEYER; „ Die Frieszyklen amsogenannten Triumphbogen des Galerius in Thessalo; JDAI 95 (1980); S. 374ff. (zum niki: Kriegschronik undAnkündigung der Zweiten Tetrarchie“ Galeriusbogen undzurBedeutung seiner Reliefs). 34H. MEYER; S. 407ff. (Relief B Nord 1: die Verlegung der kaiserlichen Residenz von Sirmium nach Thessaloniki unddie Bedeutung des Soltempels auf dem Relief). Dazu auch J. LEHNEN; Adventus; S. 182f.

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

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Allerdings deutet der oben angesprochene Panegyricus ebenfalls auf einen Vergleich des Constantius mit Sol hin. Die Wohltaten dieses Herrschers werden mitdemLicht desGottes in Beziehung gesetzt, übertreffen diese sogar noch35. Auch wenn die Darstellungen der Gottheiten Iuppiter undHercules, die für die Tetrarchie tragend waren, die Masse der numismatischen Zeugnisse ausmachen36, kann fürdenSonnengott unddie mitihmverbundene Symbolik weiterhin eine wichtige Rolle in der kaiserlichen Selbstdarstellung postuliert werden. Sol ist dabei eine bedeutende Gottheit, die nicht nurin derAnfangsphase der Alleinherrschaft Diocletians nachweisbar ist, sondern auch die besondere Aufmerksamkeit derbeiden Augusti genossen hat. Sol erscheint für beide Mitregentenals Symbolfigur desgoldenen Zeitalters, dasdurch die Einsetzung derCaesares beginnt. DemGalerius Caesar wirder als Schutzgott zugeordnet, dermitdem Soltempel in dessen Residenzstadt Thessaloniki einzentrales Heiligtum besessen hat37. Gemeinsam mit Iuppiter, Hercules und Mars bildet Sol dann jene Gruppe von Gottheiten, die nicht zuletzt durch Aurelian auf Münzen als die für den Kaiser undseine Herrschaftslegitimation maßgeblichen Götter vorgestellt wurden38.

Die Verwendung des Sonnengottes und der Sonnensymbolik beschränkte sich zudem nicht, wieinderForschung nochjüngst angenommen, alleine aufden im Ostreich residierenden Galerius39. Sie bezog sich im gleichen Maße auf alle vier Kaiser, denCaesar desWestreiches, Constantius I., miteingeschlossen. 3.4.1.1. Carausius undAllectus (286– 296)

Aus der Gruppe der Usurpatoren der Jahre 284 bis 305 ragen die sog. ‚Britannischen Kaiser‘besonders heraus. Deren Geschichte scheint rasch erzählt, weist sie doch auf denersten Blick die für eine Usurpation dieser Zeit üblichen Charakteristika auf. Mit einem militärischen Sonderkommando in den nordgallischen Küstengebieten betraut, warder aus der Belgica stammende M. Aurelius Mauseus Carausius indenVerdacht geraten, diedenSachsen undFranken abgenommene Beute veruntreut zuhaben40. Statt sich der Gnade des Maximianus auszu35Pan.Lat. VIII(4), 4, 3 („ Sedneque Sol ipse neque cuncta sidera humanas res tamperpetuo lumine intuentur quam vos tuemini, qui sine ullo fere discrimine dierum ac noctium inlustratis ). Zu Constantius I. undSol siehe unten Kap. 3.3.2. orbem ...“

36F. KOLB; Tetrarchie; S. 19ff. 37Siehe dazu auch F. KOLB; Tetrarchie; S. 168ff., der jedoch eine Zuweisung des Sol als Schutzgott des Galerius ablehnt. 38ZuAurelian siehe oben Kap. 3.3.2.3.; zurTetrarchie siehe u.a. F. KOLB; Tetrarchie; S. 155f. u. S. 169. 39M. BERGMANN; S. 276 (aufbauend auf der älteren These von H. v. SCHOENEBECK; Beiträge zur Religionspolitik des Maxentius undConstantin; Leipzig, 1939; (Klio Beihefte 43); S. 28ff.). 40 Aur.Vic. 39, 20f.; Eutr. 9, 13f.; Oros. 7, 25, 3. An modernen Darstellungen sind N. SHIEL; The Episode of Carausius andAllectus: the literary and numismatic Evidence; Oxford, 1977; (British Archaeological Reports 17) und A.R. BIRLEY; The Fasti of Roman Britain;

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

liefern, trat Carausius die Flucht nach vorne an undließ sich 286 zumAugustus erheben41. Da seiner Herrschaft, die lediglich auf einer Reihe von gallischen Küstenstützpunkten beruhte, das notwendige Hinterland fehlte, setzte er mit seinen Marineverbänden nach Britannien über undkonnte diese Provinzen für sich gewinnen42. Nach wechselvollen Kämpfen mitdenVertretern derTetrarchie wurde Carausius voneinem seiner Funktionäre namens Allectus Ende293 ermordet43. Allectus regierte das mittlerweile auf die britannischen Provinzen geschrumpfte Gebiet des Carausius weiter, bis er von den Truppen des Caesars Constantius 296 besiegt undim Kampf getötet wurde44. Unstimmigkeiten im Bild einer durchschnittlichen Usurpation entstehen dadurch, dass Carausius offenbar nicht versuchte, die Alleinherrschaft im Römischen Reich zu gewinnen. Obwohl er in denersten Jahren seiner Herrschaft den Angriffen desMaximian erfolgreich widerstand, dehnte er sein Herrschaftsgebiet lediglich auf Teile der nordwestgallischen Küstengebiete aus45. Die numismatische Überlieferung deutet sogar auf denPlan desCarausius, vonDiocletian und Maximian als dritter Augustus anerkannt zu werden46. Die territoriale Beschränkung derUsurpation auf ein Kerngebiet auf denbritischen Inseln ließ zudem die Vorstellung eines ‚Britannischen Sonderreiches‘entstehen, demgerne die Nachfolge des ‚Gallischen Sonderreiches‘ zugewiesen wird47. Gekennzeichnet ist die Münzprägung des Carausius durch eine Vielzahl ungewöhnlicher Typen. Sie sindvergleichbar mitdenen der ‚gallischen Kaisern‘, Oxford, 1981; S. 309ff. (Quellenübersicht und Prosopographie) zu empfehlen, während die Monographie vonP.J. CASEY; Carausius andAllectus: The British Usurpers; London, 1994 [= British Usurpers], trotz guter Vorarbeiten, leider enttäuschend ist. 41D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 278f. (Chronologie u. Titulatur); N. SHIEL; S. 190ff. u. P.J. CASEY; British Usurpers; S. 40ff. 42Eutr. 9, 13f. nennt als ursprünglichen Aufgabenbereich des Carausius Bononia unddie Küstengebiete der Belgica undArmorica. 43D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 279. 44 Eutr. 9, 22; zu Allectus siehe v.a. T. WILLIAMS; „Allectus’s Building Campaign in ; Proceedings of the XVth London: Implications for the Development of the Saxon Shore“ International Congress of Roman Frontier Studies; hg.v. V.A. Maxfield (u.a.); Exeter, 1991; S. 132ff. Die Rückgewinnung Britanniens aus der Sicht des Siegers schildern Pan.Lat. VIII (4), RIC VI, p. 167.32ff. (v.a. das berühmte ‚Arras-Medaillon‘ [RIC VI, p. 167.34]; siehe auch oben

Kap. 2.4.1) u. RIC VI, p. 173.87ff. 45 Zum gescheiterten Angriff des Maximian nach 289 vergleiche die Ankündigung einer Beseitigung des Usurpators in Pan.Lat. X (2) 11, 7ff. unddas völlige Fehlen einer Stellungnahmein Pan.Lat. XI (3). DazuundzurAusdehnung derBesitzungen desCarausius inGallien siehe ; Britannia 9 (1977); S. 283ff. P.J. CASEY; „Carausius and Allectus: Rulers in Gaul?“ 46RIC V.2, p. 550.1 (Av.: CARAVSIVS ETFRATRES SVI; Büsten des Diocletian, Maximian und Carausius n.1. m.Strahlenkrone u.erhobener Rechten). ZurForschungskontroverse siehe R.A.G. CARSON; „Carausius et fratres sui: a Reconsideration“; Studia Paulo Naster Oblata I; hg.v. S. Scheers; Leuven, 1982; (Orientalia Lovaniensia Analecta 12); S. 245ff. u. Ders.; „Carausius et ; Mélanges de numismatique offerts à Pierre Bastien; hg.v. H. Huvelin fratres sui ... again“ (u.a.); Wetteren, 1987; S. 145ff. 47 Dies suggeriert bereits Aurelius Victor 39, 39 („... solique Carausio remissum insulae ); dazu auch P.J. CASEY; British Usurpers; S. 175ff.; zum ‚Gallischen Sonderimperium ...“ reich‘siehe oben Kap. 3.2.5.

3.4. Das Zeitalter Diocletians undConstantins I. (284– 337)

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da sie nicht einfach bislang bekannte Typen imitieren oder die Vorlagen der in Rom anerkannten Kaiser übernehmen48. Bereits in der Frühphase seiner Herrschaft werden mehrere Serien ausgebracht, die nicht nur auf die allgemeinen Tugenden des Carausius anspielen, sondern auch Themen aufgreifen, die einen konkreten Bezug zu den politischen und militärischen Ereignissen dieser Zeit erkennen lassen49. Ein bedeutendes Thema ist dabei der Erneuerungsgedanke, dessen Umsetzung in der Münzprägung des Carausius interessante undteilweise einzigartige Typen hervorbrachte50. In diesem Zusammenhang sind auch die zahlreichen oriens-Augusti-Reversen zunennen, auf denen derSonnengott zuerkennen ist51. Varianten, die Sol mit einem oder zwei Gefangenen zeigen, nehmen Bezug auf militärische Erfolge des neuen Machthabers, der sich dadurch offenbar noch einmal als Sieger über die seefahrenden Germanen vorstellt52. Auch der kurzlebige und, im Vergleich zu Carausius, farblose Allectus greift die Oriens-Typen auf, umangesichts der bevorstehenden Invasion durch Constantius füreinen Neubeginn zuwerben53. Alseinziger Gott wirdSol mitCarausius gemeinsam aufAversen gezeigt und seine Bedeutung als comes Augusti unterstrichen54. Hält man sich den Stellenwert des Erneuerungsgedanken unddie Verwendung augusteischer Motive vor Augen, dürfte derSonnengott zudem als der Repräsentant des ‚Goldenen Zeitalters‘zu verstehen sein55. Die entsprechenden Reversen betonen dann auch die militärischen Qualitäten des Carausius56 undweisen auf die göttliche Vorherbestimmung seiner Herrschaft57. Dementsprechend wird Sol wie der Kaiser als Friedensbringer (pacator orbis) vorgestellt58. Doch obwohl der Sonnengott ganz offensichtlich nicht nur eine wichtige Rolle innerhalb derFriedenspropaganda undHerrschaftslegitimation desCarausius spielte, lässt sich die ansonsten charakteristische Typenvielfalt, vor allem 48Zur Münzprägung siehe N. SHIEL; S. 166ff. u. P.J. CASEY; British Usurpers; S. 70ff. 49 Gemeint sind v.a. die Münzen mit den Beizeichen RSR und INPCDA, die bereits Gegenstand verschiedener Untersuchungen waren (P.J. CASEY; British Usurpers; S. 76ff. [‚RSR-mint‘] u. G. DE LA BÉDOYÈRE; „ Carausius andthe Marks RSR andI.N.P.C.D.A.“ ; NC 158 (1998); S. 79ff.). 50Exemplarisch steht dafür natürlich der EXPECTATE

VENI-Typ

(RIC V.2, p. 510.554ff.), der

einZitat ausderAeneis desVergil [Aen. II, 281ff.] wiedergibt (dazu G. DE LA BÉDOYÈRE; S. 79ff.), aber auch die Darstellung derrömischen Wölfin mitderLegende RENOVAT ROMANO (RIC V.2, p. 512.571ff.). 51RIC V.2, p. 471.94f.; p. 489.293ff.; p. 512.569f.; p. 515.611 u. p. 534.868ff. 52 RIC V.2, p. 489.298f. u. p. 534.869; Gorny Auk. 62, Nr. 609 (ansonsten offenbar unpubliziert).

53RIC V.2, p. 558.84 u. p. 560.26f. 54 RIC V.2, p. 484.233f.; p. 493.341; p. 507.527 u. p. 545.1044; P.J. CASEY; British Usurpers; Tf.5.4. 55Dazusiehe auch oben Kap. 3.3.2.4.4. u. 3.3.4. undunten Kap. 4.1.2. 56RIC V.2, p. 507.527 (VIRTVS AVG.; Mars n.r. gehend); Gorny Auk. 62, Nr. 609 (VIRTV[s

A]VG.; Mars st.r.).

P.J. CASEY; British Usurpers; Tf. 5.4. (PROVIDEN. AVG.; Providentia st. 1.). 58RIC V.2, p. 471.97 u. p. 535.872ff.; P.J. CASEY; British Usurpers; Tf. 5.3. 57

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3. Die historische

Entwicklung vonSeptimius Severus

bis Constantin I.

aber die Kreativität der Verantwortlichen bezüglich Sol nicht erkennen. Es wird vielmehr ein begrenzter Typenkanon rezitiert59 und selbst die ohne Zweifel interessanten Doppelporträts sind kaum als Eigenschöpfung anzusehen60. Erkennbar ist jedoch, dass Sol aus der Herrscherpropaganda nicht mehr wegzudenken ist. Selbst für einen Usurpator im Nordwesten des Reiches, dessen Ambitionen auf die Festigung der eigenen Herrschaft in diesem Gebiet unddie Anerkennung als Mitregent begrenzt sind. Er kann den Sonnengott problemlos zur Verkündigung der üblichen Botschaften von der Sieghaftigkeit und der dadurch garantierten temporum felicitas einsetzen. Sol wird dann auch von Carausius gebraucht, umdie göttliche Legitimation seiner Herrschaft zuverkünden.

310) 3.4.2. Die 2. Tetrarchie undder Aufstieg Constantins (305– Nach der Abdankung der Augusti Diocletian und Maximian am 1. Mai 305 rücken deren Caesares Constantius I. undGalerius in diese Positionen auf. Sie ernennen ihrerseits wiederum mit Severus (II.) und Maximinus (Daia) zwei Caesares als Nachfolger61. Doch die so kunstvoll errichtete 2. Tetrarchie hat nur etwas länger als ein Jahr Bestand, denn durch denToddesAugustus Constantius I. am 25. Juli 306 in Eburacum wird das gesamte System in Frage gestellt. Die

bei der Thronfolge übergangenen leiblichen Söhne derTetrarchen verlangen die Beteiligung an der Herrschaft undsind bereit, diese Forderung notfalls mitGewalt durchzusetzen62. Derdabei langfristig gesehen folgenreichste Schritt zuvor

ist die Erhebung des unehelichen Sohnes des Constantius, Flavius Valerius Constantinus63, zumKaiser unddessen rasche Anerkennung durch Galerius, den weiterhin maßgeblichen Repräsentanten des tetrarchischen Systems. Innerhalb der nächsten zehn Jahre gelingt es Constantin seine Position im Westen des Römischen Reiches zu festigen, schließlich auch, den Anspruch auf eine Vorrangstellung innerhalb desständig neustrukturierten Herrschaftssystems

zuerhe-

ben64.

Zunächst soll noch einmal die Zeit vor der Erhebung Constantins in den Vordergrund gestellt werden. Der innerhalb der 2. Tetrarchie für diese Untersuchung bedeutendste Kaiser dürfte dabei Constantius I. sein. Diesem Kaiser wird, manchmal beinahe selbstverständlich, eine Verehrung des Sonnengottes nachge-

59 Neben den bereits beschriebenen oriens Augusti- und pacator orbis-Typen findet sich noch die bekannte Darstellung des Sol in seiner Quadriga (RIC V.2, p. 478.170). 60 Zu diesem Typ für Probus siehe oben Kap. 2.3.4; zum Doppelporträt allgemein siehe unten Kap. 4.2.1.1. 61D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 288f. (Maximinus Daia) u. S. 290 (Severus II.). 62A. DEMANDT; Spätantike; S. 62ff. 63Die Biographien zuConstantin I. sind nahezu unüberschaubar. Als neuere Arbeiten seien hier die Untersuchungen von B. BLECKMANN; Konstantin der Grosse; Reinbek, 1996 [= Konstantin] (mit Literaturüberblick [S. 150ff.]) und K. PIEPENBRINK; Konstantin der Große undseine Zeit; Darmstadt, 2002 genannt. 64 Grundlegend: T. GRÜNEWALD; Constantinus maximus Augustus: Herrschaftspropaganda in der zeitgenössischen Überlieferung; Stuttgart, 1990; (Historia Einzelschriften 64).

337) 3.4. Das Zeitalter Diocletians undConstantins I. (284– sagt65 unddadurch seinem Sohn die Annäherung vorgegeben66.

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anSol invictus schon frühzeitig

Dabei sprechen die epigraphische und numismatische Überlieferung eine ganz andere Sprache. In derMünzprägung liegen fürdiesen Kaiser nurdie Typen mitSol vor, die 293 anlässlich derAusweitung desHerrscherkollegiums für alle vier Kaiser ausgebracht wurden67. Der Sonnengott wird vielmehr demGalerius zugeordnet, unddamit eine Tradition begründet, an die noch dessen Caesar und Nachfolger Maximinus Daia anknüpft68. Gerade ausder Zeit der Herrschaft des Constantius als Augustus ist bislang kein Typ bekannt, der diesen Kaiser mit Sol in Verbindung bringt. Es wird vielmehr eine Kontinuität der bereits für die 1. Tetrarchie charakteristischen Motive undLegenden deutlich69. Kennzeichnend ist zudem, dass die Münzen für Sol invictus conservator, die anlässlich der Konstituierung der 2. Tetrarchie in Trier geprägt wurden, bislang nur für die beiden Caesares vorliegen70. Dem Constantius Augustus ist erwartungsgemäß Hercules conservator zugeordnet71. Eine Inschrift, die Sol mit Constantius I. direkt in Verbindung bringt, ist bislang nicht gefunden worden72. Ganz im Gegensatz dazu stehen die epigraphischen Zeugnisse, die für die beiden Augusti der 1. Tetrarchie, Diocletian und auch Maximian, einen überraschend engen Bezug zumSonnengott herstellen73. 65R. LANE FOX; S. 614f. u. zuletzt noch K. PIEPENBRINK; S. 10. 66Zu Constantin undSol invictus siehe unten Kap. 3.4.3. Hier kündigt sich offenbar ein weiterer Topos an, daeine ähnliche Verbindung eines römischen Kaiser zumSonnengott durch seine Familie vomSäuglingsalter anbereits imFalle Aurelians suggeriert wird (siehe oben Kap. 3.3.2.1.). 67Siehe oben Kap. 3.4.1. 68 Numismatische und archäologische Zeugnisse zu Galerius siehe oben Kap. 3.4.1.; zu Maximinus Daia undSol siehe unten Kap. 3.4.3. Als Beleg für die These, Galerius habe sich an Mars angelehnt, lässt sich die Benennung seiner Altersresidenz in Romuliana nicht anführen. DerName stammt vonderMutter des Kaisers, Romula, fürdie Galerius die Residenz ebenfalls errichten ließ (Dazu F. KOLB; Herrscherideologie; S. 186ff.). 69 RIC VI, p. 109ff. Der Einschnitt erfolgt, ausgehend von der Aesprägung Constantins I, erst seit 310 (siehe unten Kap. 3.4.3.). 70RIC VI, p. 202.616 (Goldmultiplum fürSeverus Caesar), p. 204.630a (aureus fürSeverus Caesar), p. 204.630bff. (aurei für Maximinus Caesar [zu Maximinus undSol siehe unten Kap. 3.4.3.]). 71 RIC VI, p. 203.620a (aureus für Constantius Augustus). Constantius war durch seine Adoption durch Maximianus in die Herrscherfamilie der Herculii gelangt (dazu zuletzt F. KOLB; „ Chronologie“ ; S. 29ff.). 72Auch wenn H. CASTRITIUS; Studien zuMaximinus Daia; Kallmünz, 1969; (Frankfurter Althistorische Studien 2) [= Maximinus]; S. 28f. eine solche Inschrift „ nach demAusschlußverfahren“(S. 29) annehmen möchte. Die vonCastritius aufgeführten drei Inschriften aus der Zeit der 1. Tetrarchie sind sicherlich noch umeine vierte, nunmehr verlorene, Inschrift zuergänzen (CIL VIII 2345– 47 = ILS 631–33), doch sind die Lücken der dritten Inschrift nicht in der von ihmangegebenen Weise mit [[GALER]] VA[[LERI MAXIMIANI]] zu ergänzen, sondern mit [[FLAV]] VA[[LERI CONSTANTI]]. Demnach wäre Mars, wiebereits durch die Münzprägung vorgegeben, der Schutzgott des Constantius. Ob die vierte Inschrift dann tatsächlich Sol genannt hat, sollte m.E. dahin gestellt bleiben.

73 CIL V 803 (einzige Weihinschrift, die nach Augustus von römischen Kaisern dem Sonnengott gesetzt wurde); AE 1914, no. 249 = AE 1917/18, no, 124 = AE 1919, no. 52.

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3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Auch die Passagen in den Panegyrici ordnen sich in dieses Bild ein. Zwar benutzt derRedner imJahr 297/98 solare Symbolik anmehreren Stellen auch für Constantius Caesar74, doch bewegt er sich damit durchweg im Rahmen der bereits fürdie beiden Augusti benutzten Vergleiche75. Die in einem auf Constantin I. gehaltenen Panegyricus beschriebene Szene lässt nur auf den ersten Blick den Rückschluss auf eine Sonnenverehrung des Constantius zu.In ihrwirdbeschrieben, wieConstantius inderQuadriga gemeinsam mit Sol zu den Göttern fährt76. Bei genauer Untersuchung zeigt sich, dass dieses Bild lediglich eine spätestens fürTrajan nachweisbare FormderApotheose eines römischen Kaiser darstellt77. Gerade die Entstehungszeit legt abermals eine Verbindung zu der sich ankündigenden Hinwendung Constantins zu Sol invictus nahe78. 363), drei Generationen Selbst die Angabe des Kaisers Iulianus (360/61– sollte nicht als Beleg füreine Sonnenseiner Familie hätten derSonne gedient79, verehrung des Constantius I. gesehen werden. Angesichts der in dieser Rede benutzten, durch Constantin I. initiierten, fiktiven Abstammung von Claudius Gothicus, kommt dieser Äußerung doch weniger der Charakter einer realistischen Beschreibung der religiösen Vorlieben seiner Ahnen zu. Die Passage ist eher als ein Zeugnis für dasFortdauern constantinischer Herrschaftspropaganda im 4. Jh. n.Chr. zu werten80. Die Idee von einer „dynastie solaire des seconds 81ist daher, wennsie dennüberhaupt existierte, aufdie HerrschaftsproFlaviens“ paganda Constantins I. zurückzuführen. Auch die Aushebung oder Umbenennung vonursprünglich inGallien stationierten Legionen in Solenses wird, ebenso wie die der nach Mars benannten Einheiten, bedenkenlos demConstantius zugeschrieben82. Doch ist dies nicht mit Sicherheit für diesen Kaiser zu belegen. Beide Gottheiten, Sol undMars, sind 74Pan.Lat. VIII (4) 2, 2; 10, 1; 19, 1f. 75Dazu siehe oben Kap. 3.4.1. 76Pan.Lat. VII(6), 14, 3. H. CASTRITIUS; Maximinus; S. 30 geht allerdings davon aus. 313 geprägt worden ist, Zweifelhaft ist, ob eine Goldmünze aus Trier, die in den Jahren 310– tatsächlich aufderRückseite einen Scheiterhaufen mitdemSonnengott inseiner Quadriga zeigt (J. MAURICE; Numismatique constantinienne II; Paris, 1911, ND Brüssel, 1965; p.xxxv) oder vielmehr derdivus Constantius, wiesein Sohn 337, indemWagen steht (RIC VI, p. 221.809; zu einem vergleichbaren Typen für Valerianus II. siehe R. GÖBL; Gallienus; Tf.25.264 [Scheiterhaufen, darauf Quadriga mitdivus Valerianus iunior]). 77 C.E.V. NIXON [u.a.]; In Praise of Later Roman Emperors: The Panegyrici Latini; Berkeley [u.a.], 1996; S. 209, Anm. 50. 78Gehalten wurde die Lobrede 307 n.Chr., d.h. nach dem Tod des Constantius und der Erhebung seines Sohnes. Zu der entsprechenden Stelle siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 32ff. (v.a. Anm. 115). 79Iul. or. 11, 131c– d. 80Zufiktiven Abstammung des Constantius vonClaudius Gothicus undder Bedeutung für die Herrschaftslegitimation Constantins siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 46ff. 81J. MAURICE; p.xxff. 82D. HOFFMANN; Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum, Bd. 2; Düsseldorf, 1969; (Epigraphische Studien 7); S. 173ff. Seine Zuweisung beruht auf der, m.E. unkorrekten, Auflösung einer Inschriftenlücke durch H. CASTRITIUS; Maximinus; S. 28f.

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weniger fürdie Prägungen desConstantius als vielmehr fürseinen SohnConstantin kennzeichnend83. Selbst Constantin stellt indieser frühen Phase seiner Herrschaft denSonnengott noch nicht offiziell in den Mittelpunkt seiner Propaganda. Numismatische Zeugnisse mit demspäter in großem Umfang ausgegebenen Sol invictus comes liegen zunächst offenbar nurausLondinium vor84. Die Inschriften nennen konsequenterweise nicht denTitel invictus fürConstantin85 undin dem307 aufihnund Maximian gehaltenen Panegyricus wird nicht er, sondern der alte Herculius mit demSonnengott verglichen86. Aus dieser Zeit liegt noch ein epigraphisches Zeugnis vor, das nicht unerwähnt bleiben sollte. Ungewöhnlich an der, mit zunächst üblicher Dedikationsformel beginnenden, Inschrift sind die Stifter. Sie bezeichnen sich als religiosissimi Augusti et Caesares und sprechen den Gott Mithras als fautor imperii sui an87. Die Weihung wurde in Carnuntum im Bereich des dortigen Mithras-Heiligtums gefunden undlässt sich mit Herbst/Winter 308/309 n.Chr. in denZeitraum dersog. ‚Konferenz vonCarnuntum‘datieren. Die Stifter sind also die Kaiser der 3. Tetrarchie unddie beiden seniores Augusti Diocletian und Maximian88. Die durchaus gängige Verbindung vonSol invictus undMithras deutet also indiesem Fall auf eine mögliche Sonnenverehrung durch die Tetrarchen hin. Sie stellt den Sonnengott, dessen Bedeutung in der Zeit der Zweier- und Viererherrschaft abgenommen hatte, wieder als Beschützer des Reiches vor89. Vor demHintergrund der Sonnenverehrung Diocletians in der frühen Phase seiner Herrschaft erscheint diese Weihung auch dann verständlich, wenn dessen Name nicht ausdrücklich genannt wird90. Doch lassen sich ausdiesem einzelnen Zeugnis weitere Schlussfolgerungen ziehen? Es sollte stets berücksichtigt werden, dass die Inschrift nicht als ein öffentlich ausgestelltes oder ausgegebenes Zeugnis kaiserlicher Selbstdarstel-

83Zur Münzprägung Constantins mit Mars-Typen steht beispielhaft die Münzstätte Trier. Nach einer Periode, die im Bereich der Aesprägung die gleichbleibende Ausgabe des geniopopuli-Romani-Typs sah (RIC VI, p. 179ff.; 294– 306/7 n.Chr.), tritt unter Constantin, noch vor Sol invictus, verstärkt Mars als conservator oderpropugnator, z.T. sogar als Mars pater, in die Prägung ein (RIC VI, p. 212ff.). Erst ab 309 wird der Soli invicto-comiti-Typ in zunächst vergleichbaren Umfang geprägt (siehe unten Kap. 3.4.3.). 84Möglicherweise liegen die ersten Prägungen Constantins für Sol invictus comes bereits auseinem Zeitraum nach 307 vor, obwohl eine genaue Datierung hier nicht möglich ist (RIC VI, p. 119f.). Zudiesem Münztyp siehe unten Kap. 3.4.3. 85T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 35. Zu invictus siehe unten Kap. 4.1.3. 86Pan.Lat. VII (6) 12, 3. Der Redner benutzt die Phaeton-Sage, umdie Rückkehr des Maximian zu begründen. Wie Sol den aus der Bahn geratenen Sonnenwagen wieder zu steuern hatte, musste Maximian aus dem Ruhestand zurückkehren (siehe dazu auch C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 207, Anm. 43). 87CIL III 4413 = ILS 659. Siehe dazu M. CLAUSS; Mithras; S. 37. 88L. SCHUMACHER; Römische Inschriften; Stuttgart, 1988 [= Inschriften]; S. 138f. 89ZuSol invictus undMithras siehe oben Kap. 2.2.1.4.1., zuSol als conservator siehe oben Kap. 3.2.4ff. 90Siehe oben Kap. 3.4.1. (Inschriften Diocletians für Sol, Münzen mit Sol, Angleichung des Kaiser andenGott).

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lung zu sehen ist, denn sie warinnerhalb eines Mysterienheiligtums nureinem begrenzten Kreis vonInitianten zugänglich91. Eine tiefgreifende Umschichtung derHerrschaftsideologie wirddeshalb mit Hilfe dieser Inschrift nicht zubelegen sein. Sie wirft jedoch eininteressantes Schlaglicht aufdie persönlichen religiösen Vorlieben derKaiser, die unterhalb deroffiziellen Herrschaftspropaganda, deren Schwerpunkt auf Iuppiter undHercules lag, weiter verfolgt wurden92.

324) 3.4.3. VomTodMaximians zurAlleinherrschaft Constantins (310– Die Phase vomToddesMaximianus bis zumAusbruch desletzten Bürgerkrieges zwischen den beiden noch verbliebenen Kontrahenten, Constantin I. und C. Valerius Licinianus Licinius93, ist durch zahlreiche Umbrüche in der politischen Struktur desRömischen Reiches gekennzeichnet. Ineinem schrittweisen Prozess wird das vonDiocletian aufgebaute Herrschaftsmodell der Tetrarchie, trotz gegenläufiger Bemühungen der Repräsentanten dieses Systems, demontiert. An seine Stelle tritt ein dynastisch begründetes Mehrkaisertum, das zwischen 313 und 324 von zwei Augusti angeführt wird94. Die Überlieferung für diesen Zeitraum ist breit gefächert. Nicht nur in den Panegyrici undInschriften95, sondern auch in denMünzen Constantins I. zeigen sich die Auswirkungen der geänderten politischen Situation96. Nach der Zeit stereotyper Wiederholung eines begrenzten Kanons von Münzbildern und Legenden, ist die Erweiterung desTypenschatzes besonders in denJahren nach 310 zubeobachten97. Ausdiesem Bereich liegt nunein breites Spektrum vonMünzdarstellungen vor, die nicht nurverstärkt wieder denSonnengott zeigen, sondern vorallem dasenge Verhältnis Constantins zudiesem Gott demonstrieren98. Dasindiesem Zusammenhang wohl bekannteste Stück ist eininTicinum 313 geprägtes Goldmultiplum, das Constantin undden Sonnengott gemeinsam auf 91ZumMithraskult siehe oben Kap. 2.2.1.4.1. DasCharakteristikum derantiken Mysterienreligionen warstets die Exklusivität (siehe W. BURKERT; S. 48). 92Dazu W. SESTON; S. 225ff., derjedoch annimmt, Diocletian sei in seiner offiziellen Religionspolitik stark vomMithraskult beeinflusst gewesen. Eine derart enge Verknüpfung lässt sich m. E. nicht nachweisen. Dazu auch N.W. BAYNES; S. 858ff. und oben Kap. 3.4.1. 93D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 294f. (mit weiterführender Literatur). 94Zusammenfassende Darstellung bei H. BRANDT; Kaiserzeit;A. u. DEMANDT; 27ff. S. Spätantike; S. 62ff.; zurLegitimationspolitik Constantins in diesem Zeitraum siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 41ff. 95Zu Panegyrici siehe C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 179ff.; zu Inschriften siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 41ff. u. S. 179ff. (Katalog der Inschriften Constantins). 96 Zum numismatischen Einschnitt siehe P.M. BRUUN; Die spätrömische Münze als Gegenstand der Thesaurierung; Berlin, 1987; (Studien zu den Fundmünzen der Antike 4) [= spätrömische Münze]; S. 72f. 97M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 70ff. 98 Zum Einschnitt 310 n.Chr. siehe u.a. RIC VI, p.111 und R. LEEB; Konstantin und Christus: Die Verchristlichung der imperialen Repräsentation unter Konstantin demGroßen als Spiegel seiner Kirchenpolitik und seines Selbstverständnisses als christlicher Kaiser; Berlin [u.a.], 1992; S. 9ff. (mit Forschungsüberblick in Anmerkungen).

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der Vorderseite zeigt99. Der Kaiser wurde dabei in Titulatur undPhysiognomie an Sol angeglichen100, während derTorso des Gottes mit demdes Herrschers zu verschmilzen scheint101. Die Annahme bleibt zwar spekulativ102, dadurch werde dem Betrachter der Eindruck vermittelt, beide Köpfe würden aus einem Torso herausragen. Allerdings ist an einer Angleichung des Kaisers an seinen Schutzgott nicht zuzweifeln103. Die Abkehr von Iuppiter undHercules, denHauptgöttern derTetrarchie, wirddamit demExponenten jenes Systems, Licinius, ebenso sichtbar vor Augen geführt wie der Anspruch Constantins auf die Vorrangstellung104.

Weitere Doppelbüsten liegen ebenfalls aus Ticinum vor, zeigen Kaiser und Gott in einer, mit den Aversen des Probus vergleichbaren Darstellungsart und Legendenvariante105. Im Gegensatz zum oben angesprochenen Multiplum ist Constantin nicht als Feldherr mit Speer undSchild zusehen, sondern wirddurch denGlobus in der Linken unddie erhobene Rechte, demAttribut unddemGestus des Sonnengottes, mit seinem göttlichen Begleiter verglichen106. Diese Form der Kaiserbüste auf den Vorderseiten begegnet in größerem Umfang ohne den Sonnengott. Constantin wird jedoch mit den Attributen des Sol, Strahlenkrone undGlobus, dargestellt undhat wiederGott die rechte Hand erhoben107. Damit wird ein seit denSeverern bekanntes Motiv aufgegriffen, um 99RIC VI, p. 296.111; Abb. bei M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 5.60. 100T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 96. 101M. CLAUSS; Konstantin der Grosse undseine Zeit; München, 1996; (Beck’sche Reihe 2042) [= Konstantin]; S. 102f. Auf den Münzen des Probus ist der Oberkörper des Sonnengottes mitderChlamys, sowie ein Teil desausgestreckten rechten Armes, deutlich auszumachen (RIC V.2, p. 45.263, p. 80.596, p. 108.829 u. p. 109.835; siehe auch oben Kap. 3.3.4). 102 M.R. ALFÖLDY (Goldprägung; S. 65) geht von stilistischen Fehlern des Stempelschneiders auf diesem Goldmultiplum aus („ ... dazu kommt, daßdas Sol-Profil unorganisch ins ). Bild gefügt ist“ 103T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 96 („ Das Nahverhältnis zwischen der Gottheit und dem ihren Schutz anbefohlenen Kaiser hätte kaum ausdrucksstärker dargestellt werden kön). Siehe auch unten Kap. 4.2.1.1. nen“ 104ZurTetrarchie siehe oben Kap. 3.4.1f.; zum‚Aufsteiger‘Licinius siehe H.CHANTRAINE; „ Die Erhebung des Licinius zumAugustus“ ]; S. 477ff.; ; Hermes 110 (1982) [= „Licinius“ zur Legitimationspolitik Constantins nach demTod des Maximianus 310 undzumVerhältnis zwischen Constantin undLicinius zwischen 313 und 316 siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 46ff. Nicht zufällig ist die Münze derfrüheste sicher datierbare Beleg fürdenconstantinischen Titel maximus Augustus (T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 89). 105ZuAversen desProbus mitDoppelbüsten siehe oben Kap. 3.3.4. DieMünzdarstellungen dieses Kaisers hatten in vielerlei Hinsicht gewichtigen Einfluss auf die Prägungen Constantins in dieser Zeit (siehe M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 48ff.). Die (fehlerhafte) Legende SOL COMIS(!) AVG(usti) begegnet nur unter Probus, allerdings in Serdica (RIC V.2, p. 108.829; P. BASTIEN; Buste monétaire; pl. 123.1 [nicht im RIC]). 106RIC VII, p. 363.31 u. p. 368.53; Abb.: M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 5.63f. Zu dieser Art der Kaiserbüste siehe unten Kap. 4.2.1.1. Demnach sollte manalso nicht voneiner gedankenlosen Nachahmung sprechen, sondern kann eine bewusste Weiterentwicklung dieses Doppelporträts erkennen.

107So bei RIC VII, p. 609.53; p. 612.68f.; z.T. auch variierend mit Schild statt Globus (RIC VII, p. 689.70) oder Lorbeerkranz (Triton Auk. II, Nr. 1054; Aufhäuser Auk. 8, Nr. 392 [beide

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einen Vergleich zwischen demKaiser undSol herzustellen108. Ein Exemplar mit einer entsprechenden Kaiserbüste zeigt auf der Rückseite den Sonnengott, der, wie der Kaiser, den Globus hält und die Rechte erhoben hat109. Averse und Reverse korrespondieren hier also miteinander. Im Zusammenhang mit diesen Profilbüsten sind wohl auch die ungewöhnlichenen-face Darstellungen aufMünzen ausTicinum 312/13 n.Chr. zusehen. Sie zeigen Constantin mit Nimbus, dem Globus und der erhobenen Rechten110. Entgegen gelegentlicher christlicher Zuweisungen ordnen die Bemerkungen im Panegyricus von310 diese Porträttypen doch demBereich des Sonnenkultes zu. In derPassage heißt es, Constantin sei in seiner Erscheinung wie Sol –Apollon undvonstrahlendem Glanz umgeben111. Goldmünzen aus verschiedenen Münzstätten im Machtbereich Constantins stellen den Kaiser mit demSonnengott auf der Reverse dar. Zwei Typen sind dabei zuunterscheiden. Der erste Typ stellt die Bekränzung Constantins durch Sol dar112. Beim zweiten Typ wird die Übergabe des Globus, zumZeichen der Sieghaftigkeit mit einer Victoria geschmückt, vomGott an den Herrscher gezeigt113. Stets wird Constantin als Feldherr imPanzer abgebildet. Beide Darstellungen sind nicht neu, doch erscheint ein Kaiser nach einer Unterbrechung von knapp vierzig Jahren wieder mit demSonnengott gemeinsam auf Münzrückseiten114.

Für Constantin wird Sol somit, als comes Aug(usti) n(ostri) bzw. Constantini zumWeggefährten. Wie bereits auf den Prägungen der Vorgänger ist der Gott mit den militärischen Erfolgen des Herrschers in Verbindung ge-

Aug(usti)115,

bracht.

Die genannten Reversabbildungen unddie Vorderseitendarstellungen sind gleichfalls als Zeugnisse derAbkehr vonderTetrarchie, deshalb auch alsGegensatz zu dem von Licinius favorisierten Iuppiter conservator116 zu sehen. Neben Aversen ansonsten offenbar unpubliziert]) undauch Diadem (RIC VII, p. 616.101) statt Strahlenkrone. Zurerhobenen Rechten siehe H.P. L’ORANGE; „ Sol invictus imperator: ein Beitrag ; Symbolae Osloenses 14 (1935) [= „ zur Apotheose“ ]; S. 86ff. u. unten Kap. 4.2.2.1. Sol invictus“ 108Siehe oben Kap. 3.1.1. (Severer) undKap. 3.2.1. (Gordian III.). 109Triton Auk. II, Nr.1054 [ansonsten offenbar unpubliziert]. 110M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 65f. + Tf. 5.65ff. Zu Strahlenkrone und Nimbus siehe unten Kap. 4.1.4. 111Pan.Lat. VI (7) 17, 1 und21, 4ff.

112RIC VII, p. 374.98 (Ticinum, 320– 21 n.Chr.); p. 467.3 u. p. 472.31 (Sirmium, 320 n.Chr. 23 n.Chr.). bzw. 322– 113RIC VII, p. 245.114 (Arelate, 317 n.Chr.); p. 375.108 (Ticinum, 320– 21 n.Chr.); p. 468.8

(Sirmium, 320– 21 n.Chr.). 114Zuvergleichbaren Darstellungen desProbus siehe oben Kap. 3.3.4.; zurGlobusübergabe durch Sol siehe oben Kap. 3.2.1. (Gordian III.) und3.3.2.3. (Aurelian). 115RIC VII, p. 375.108 u. RIC VII, p. 368.56. 116Dies zeigen die Prägungen der Münzstätte Ticinum 320/21 nurallzu deutlich. Während für Constantin I. und Constantin II. die Bekränzung durch Sol dargestellt ist (RIC VII, p. 374.98f.: SOLIINVICTO COMITI; Kaiser u. Sol st. l.), nimmt auf demStück für Licinius II. Iuppiter diesen Platz auf demReversbild ein (RIC VII, p. 374.97: IOVICONSERVATORI; Kaiser u. Iuppiter st. 1.). Dazusiehe auch J.R. FEARS; „s.v. Gottesgnadentum“ ; Sp. 1128.

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dem breiten Raum, den Iuppiter auf den im Reichsteil des Licinius geprägten Münzen erhält, liegt vonebenjenem Kaiser eine Aversbüste mitdemBlitzbündel in derHandvor117. So spektakulär allerdings sowohl das Goldmultiplum aus Ticinum wie ein, aus der selben Münzstätte stammendes, Silbermedaillon118 für die moderne Forschung sein mögen, eine Breitenwirkung wirdihnen inderAntike nicht zugemessen werden können. Eine kleine Gruppe handverlesener Empfänger, wohl aus demnäheren Umfeld des Kaisers, dürften die Adressaten der Multipla gewesen sein119. Lediglich die Solidi, als Donative an die Truppen ausgegeben, werden einen größeren Personenkreis angesprochen haben, vor allem die Soldaten120. Deren Loyalität sollte derSonnengott ja bereits in früheren Fällen garantieren121. Unberechtigterweise wirdjedoch die in großem Umfang ausgebrachte Aesprägung Constantins vernachlässigt, obwohl nurdiese Münzen eine Breitenwir-

kung erzielen konnten122. Undgerade innerhalb dieser Gruppe wird demSonnengott nuneine dominante Stellung eingeräumt, denn mitfast unerbittlicher Monotonie wird ein in Bild und Legende gleichbleibender Münztyp massenhaft in Umlauf gebracht. Gezeigt wird der stehende Sonnengott mit Strahlenkrone und Chlamys, die rechte Hand erhoben, mit der Linken den Globus haltend123. In allen Münzstätten in dem sich stetig erweiternden Machtbereich Constantins werden diese Stücke, mitderstets gleich lautenden Legende SOLIINVICTO COMITI, in denJahren von309/10 bis 317 fürdie Aesprägung dieses Kaisers geradezu zu einem Charakteristikum. Ab 309/10 prägen bereits Londinium, Lugdunum und Augusta Treverorum diesen Typ, während nach demSieg über Maxentius noch Rom, Ticinum undOstia, beziehungsweise fortsetzend Arelate folgen124. Zuletzt 117RIC VI, p. 224.825. 118RIC VII, p. 364.36 + pl. 9.36. DasAversporträt zeigt Constantin mitdemChristogramm amHelm; zudiesem, viel diskutierten, Silbermedaillon siehe H.BRANDT; Kaiserzeit; S. 135ff. (Überblick undweiterführende Literatur). 119Der Wert des Goldmultiplum von 313 (RIC VI, p. 296.111) betrug 9 ½ Solidi (RIC VI, p. 278) undbesaß demnach etwa den doppelten Wert eines Fünfjahresdonativs (4 Solidi [Prokop, HA, XXIV, 27f.]). 120Zur Bedeutung der Goldmünzen als Donative im späten 3. und4. Jh. n.Chr. siehe P. BASTIEN; Monnaie et donativa;S. 121Zu Aurelian siehe oben Kap. 3.3.2.3. Im Panegyricus von 310 werden dann auch die Soldaten als die Gruppe genannt, die durch die sonnengleiche Erscheinung Constantins für diesen Kaiser gewonnen worden sind (Pan.Lat. VI (7) 17, 4; siehe auch unten Kap. 4.2.2). 122Der follis, als Nachfolgenominal des Antoninianus, übernimmt in diocletianisch-constantinischer Zeit die Rolle desNachrichtenträgers, dersich fürdie großflächige undumfassende Übermittlung vonpolitischen Programmen anbot; dazu siehe u.a. J.R. FEARS; Princeps; S. 308 m. Anm. 90. 123Gute, wenngleich veraltete, Typenübersicht bei G. BRUCK; Die spätrömische Kupferprägung: ein Bestimmungsbuch für schlecht erhaltene Münzen; Graz, 1961 [= Kupferprägung]; 30ff.

S. 68.

124RIC VI, p. 131ff. u. RIC VII, p. 97ff. (Londinium); RIC VI, p. 224ff. u. RIC VII, p. 168ff. (Treveri); RIC VI, p. 265ff. u. RIC VII, p. 122ff. (Lugdunum); RIC VI, p. 318ff. u. RIC VII, p. 296ff. (Rom); RIC VI, p. 297ff. u. RIC VII, p. 360ff. (Ticinum); RIC VI, p. 328ff. u. RIC VII, 392ff. (Aquileia); RIC VI, p. 408f. (Ostia) u. RIC VII, p. 235ff. (Arelate). ZurVerlagerung der Münzstätte vonOstia nach Arelate siehe unten Anm. 131.

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bringt Siscia, dasnachdemersten Bürgerkrieg gegen Licinius unter die Kontrolle Constantins gerät, ab 316/17 noch Sol-comes heraus125. Dass es sich dabei nicht umeine imJahr 310 einsetzende undnoch nach 312 unbeachtet weiter laufende Prägeroutine handelt126, zeigt das Beispiel derMünzstätten in Rom undOstia. Bis zumOktober 312, dem Sieg Constantins an der Milvischen Brücke127, beherrschen die für Maxentius typischen Motive unddie zugehörigen, eigenwilligen Legenden das Bild128. Nach demToddes Maxentius ändert sich dies schlagartig, denn dem Sieger folgt der Sonnengott nach Italien und hält Einzug in die dortige Münzprägung129. Selbst die nur noch etwa ein halbes Jahr operierende Münzstätte in Ostia nimmt augenblicklich den Solcomes-Typ auf130. Als der Betrieb Mitte 313 nach Arelate verlegt wird, prägt man diesen Typ dort unvermindert bis 319 weiter, obwohl ansonsten bereits für die erste Emission in Gallien eine Typenumstellung zubeobachten ist131. Der Sonnengott erscheint auch auf den Aesmünzen, korrespondierend mit densehr viel feiner gestalteten Goldstücken, als comes Augusti undwird wiederholt ganz augenfällig mit Siegen des Kaisers in Verbindung gebracht132. MitdenAussagen derMünzen korrespondieren Passagen indenaufConstantin gehaltenen Panegyrici. 310 wird eine Vision des Kaisers geschildert, in der ihm Sol-Apollon erschien133, während in der wohl 311 gehaltenen Dankadresse eigentlich nur Sol gemeint sein kann, wenn der Redner von einer namenlosen 125RIC VII, p. 428. Zumersten Bürgerkrieg zwischen Constantin undLicinius undeiner späten Datierung in das Jahr 316 siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 108ff. Dagegen hält

D. KIENAST (Kaisertabelle; S. 294 u. S. 299) amJahr 314 fest. 126 Diese Ansicht vertritt T.D. BARNES; Constantine and Eusebius; Cambridge [u.a.], 1981; S. 48. Gegen eine derartige Annahme siehe v.a. T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 96f. (mit Anmerkungen), der jedoch von einer christlichen conversio Constantini bereits für 312 n.Chr. ausgeht (S. 78f.). 127Zur Schlacht an der Milvischen Brücke: W. KUHOFF; „ Ein Mythos in der römischen Geschichte: der Sieg Konstantins des Großen über Maxentius vor den Toren Roms am 28. Oktober 312 n.Chr.“ ; Chiron 21 (1991); S. 127ff. (Darstellung) u. D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 299 (Datierung). 128Einen Überblick in RIC VI, p. 293ff. Zu Maxentius: M. CULLHED; Conservator urbis suae: Studies in the Politics and Propaganda of the Emperor Maxentius; Stockholm, 1994 (v.a. S. 46ff.). 129Zur Umstellung auf Sol-Typen nach dem Oktober 312 siehe H.P. L’ORANGE; „ Sol invictus“ ; S. 111f. 130RIC VI, p. 408ff. 131M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 34ff. (Verlagerung der Münzstätte von Ostia nach Arelate Mitte 313) undS. 36 (Umstellung derTypen). Wenndie Verlegung tatsächlich mit dem Donatistenstreit unddemKonzil vonArles imZusammenhang gebracht werden kann, wie M.R. ALFÖLDY (Goldprägung; S. 37f.) annimmt, wäre dann eigentlich der geeignete Zeitpunkt für den Kaiser gewesen, eine Einstellung der Prägung dieses Münztyps vorzunehmen. 132Dies symbolisiert der Gefangene neben demGott auf Münzreversen aus Trier 313– 315 (RIC VII, p. 168.48), Arelate 313 (RIC VII, p. 236.22), Aquileia 312/13 u. 316/17 (RIC VI, p. 328.142ff.; RIC VII, p. 392.2), Rom 312/13 u. 316/17 (RIC VI, p. 390.341ff.; RIC VII, p. 302.51ff.) u. Ostia (RIC VI, p. 409.93). Goldmünzen liegen aus Siscia 317 (RIC VII, p. 426.24), Sirmium 319/20 (RIC VII, p. 468.8) u. Thessaloniki 317 (RIC VII, p. 500.8) vor. 133Pan.Lat. VI (7) 21, 2ff.

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maiestatis tuae [sc. Constantini] comes et socius“spricht134. Sol Gottheit als „ wurde also in derÖffentlichkeit weiterhin als Constantins göttlicher Schlachtenhelfer präsentiert135. Betrachtet mandie, sicherlich nicht zufällige, Konzentration derDarstellung des Sonnengottes mit Gefangenen in den Jahren 312/13 und 316/17 ist eine Verbindung zu den innenpolitischen Konflikten dieser Jahre eine verlockende, doch letztendlich nicht eindeutig belegbare Annahme136. Die in dem Panegyricus geschilderte ‚Sol-Apollon-Vision‘ beinhaltete zugleich, über die Verwendung vonMotiven ausderaugusteischen Dichtung, eine Angleichung Constantins an Augustus137. Sind bislang die dadurch implizierten Ansprüche Constantins auf die Alleinherrschaft richtigerweise betont worden138, sollte dabei noch ergänzt werden, dass bereits im Rahmen der Angleichung Aurelians an Augustus derSonnengott eine wesentliche Rolle gespielt hatte139. Als eine Reaktion auf die Lösung von der Tetrarchie und als Ausdruck der Annäherung an Sol ist auch die verstärkte Benutzung des Titels invictus durch Constantin zusehen. Nicht nurals Inschriften- undMünztitel140 begegnet diese, auchandenSonnengott anknüpfende, Bezeichnung, sondern indenaufConstantin gehaltenen Lobreden nach 310141. Indiesem Kontext ist es notwendig, wieder zudenGoldprägungen zurückzukehren. Vonderbereits oben genannten Münzstätte Ticinum wurde unmittelbar nach derÜbernahme durch Constantin eine Münze ausgebracht, die in verschiedener Hinsicht mit demebenfalls angesprochenen Multiplum des Constantius I. aus Trier vergleichbar ist. Beide Stücke waren Goldmünzen und Teil einer besonderen Emission; dasconstantinische Exemplar istdembekannten Goldmul134Pan.Lat. V (8) 14, 4; J. MAURICE; p.xxx. Dazu siehe auch C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 286, Anm. 61, der jedoch, im Kontext seiner These, die Panegyrici wiesen keinen Bezug zur offiziellen kaiserlichen Darstellung auf bzw. seien ohne Abstimmung mit demHerrscher oder seinen Funktionären entstanden, eine Verbindung vonPanegyricus undMünzprägung ablehnt. Dabei muss erjedoch erkennen, dass nicht nurein Bezug zudenSoli-invicto-comiti-Prägungen besteht, sondern auch eine Parallele zumPanegyricus von310 vorhanden ist. 135Demwiderspricht K. M. GIRARDET; „ Die Konstantinische Wende undihre Bedeutung für das Reich: althistorische Überlegungen zu den geistigen Grundlagen der Religionspolitik ; Die Konstantinische Wende; hg.v. E. Mühlenberg; Gütersloh, 1998; (VeröfKonstantins d.Gr.“ Jupiter fentlichungen derWissenschaftlichen Gesellschaft fürTheologie 13); S. 35ff. Er meint, „ ... konnte jetzt offensichtlich ebenso wenig als der Gott Konstantins betrachtet underwähnt werden wie irgendeine andere mit Namen bekannte Gottheit, etwa Sol invictus“[S. 35f.]), obwohl der Sonnengott doch auf denMünzen namentlich genannt wird. Die Frage der sog. ‚conversio Constantini‘ soll an dieser Stelle nicht eingehender untersucht werden. Einen umfassenden Überblick über die, dieses Thema betreffende, Forschungskontroverse bietet, trotz seiner problematischen Argumentation, K.M. GIRARDET; S. 10ff. 136Zu den Kriegen gegen Maxentius (312) und Licinius (316) siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 60ff. 137B. SAYLOR-RODGERS; „ ; Byzantion 50 (1980) [= „VisiConstantine’s Pagan Vision“ on“ ]; S. 270ff. 138T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 51f. 139ZuAurelian, Sol undAugustus siehe oben Kap. 3.3.2.4.4. 140T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 52ff. (v.a. S. 54). 141C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 230, Anm36. ZumTitel invictus siehe unten Kap. 4.1.3.

156

3. Die historische Entwicklung vonSeptimius Severus bis Constantin I.

tiplum mit der Doppelbüste Kaiser-Sol auf dem Avers zuzuordnen142. Zudem beziehen sich beide Münzen auf Passagen aus einem, auf denjeweiligen Herrscher gehaltenen, Panegyricus143. DerSolidus ausTicinum zeigt auf derReverse eine verzierte Triumphalquadriga in Vorderansicht mit Victoria. Sie hält, für Darstellungen dieser Art nicht unüblich, einen Kranz in der Rechten. Statt des kaiserlichen Triumphators ist neben der Siegesgöttin jedoch Sol zuerkennen, mit Strahlenkrone, Chlamys und Peitsche, die rechte Hand erhoben. Die Legende lautet SOLI INVICTO –AETERNO AVG(usti)144.

Dieentsprechende Stelle indemPanegyricus beschreibt die sog. ‚heidnische‘ Vision Constantins aus dem Jahr 310145. Der Kaiser befand sich gerade in der Nähe des Heiligtums des Apollon Grannus in Gallien, als ihmderGott gemeinsam mit Victoria erschien, Lorbeerkränze darbringend, als Symbole für die

Fortdauer derHerrschaft146. Die Münze knüpft andieimPanegyricus geschilderte Szene an, indem sie beide Gottheiten in ungewöhnlicher Kombination gemeinsam wiedergibt147. Sie zeigt auch die Kranzdarreichung, die den bereits in der Lobrede angesprochenen Fortbestand der Herrschaft des siegreichen Kaisers bedeuten sollte. Der in der Münzprägung singuläre Titel aeternus ist als Ergän-

zung dazu zusehen148. DerSolidus ist gleichsam derfrüheste numismatische Beleg füreine mitdem Sonnengott verbundene göttliche Vision Constantins, aber er steht nicht alleine. Aus der Münzstätte Thessaloniki liegt eine Rückseitendarstellung mit Sol über einem Strahlenkreuz vor149, deren Sinn erst vorKurzem zufriedenstellend geklärt

142RIC VI, p.296.111ff. Die Emission wurde anlässlich des Treffens von Constantin und Licinius imFebruar 313 inTicinum ausgebracht (RIC VI, p.277f.). Dazuauch M.R. ALFÖLDY; ; Mullus: Festschrift „ Die Sol Comes Münze vomJahre 325: Neues zurBekehrung Constantins“ Sol Theodor Klauser; hg.v. A. Stuiber (u.a.); Münster, 1964; (JbAC Ergänzungsband 1) [= „ ]; S. 14, Anm. 23. Comes Münze“ 143Pan.Lat. VIII(4), 19, 2 (Constantius I.; siehe auch oben Kap. 3.4.1.) u. Pan.Lat. VII(6), 21, 4 (Constantin I.). 144RIC VI, p. 297.113; Abb. in Triton, Auk. II, Nr.1056. Zu einer vergleichbaren Darstellung mit dem Kaiser, anstelle des Sonnengottes, neben der Victoria in einer Triumphquadriga siehe B. SCHULTE; S. 81.30 + Tf. 3.30a. 145T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 50ff.; Gesamtüberblick über die Vision(en) Con; Colloquium ausAnlass des 80. Geburtstages von Die Vision Constantins“ stantins: P. WEISS; „ Alfred Heuss; hg.v. J. Bleicken; Kallmünz, 1993; (Frankfurter Althistorische Studien 18) [= ; (Englische Version mit Addenda). ]; S. 143ff., sowie Ders.; „Visions“ Vision Constantins“ „ 146Pan.Lat. VII(6), 21, 3ff. Zudieser Textstelle (Frage des Heiligtums, Verbindung Apollon–Sol) siehe zuletzt C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 248, Anm.91ff. (mit weiterführender Literatur). 147Auch in der literarischen Überlieferung ist „ das Auftreten der Victoria in einer Vision bemerkenswert undeinzigartig“(G. WEBER; S. 280). 148Siehe auch H.P. L’ ; S. 112f., derjedoch annimmt, es habe sich O RANGE; „ Sol invictus“ umeine Prägung aus Tarraco gehandelt. Der Titel aeternus begegnet gerade in dieser Zeit auf 317 n.Chr.). Zu Sol und der einer Inschrift für Constantin und Licinius (ILS 8938, ca. 315– Aeternitas-Vorstellung siehe oben, v.a. Kap. 3.1.1. (Septimius Severus undFamilie) undunten Kap. 4.1.1. 149RIC VII, p. 507.66ff. (VIRT. –EXERC.; Sol n.1. über Strahlenkreuz [als „ plan of roman camp“(!) bezeichnet]).

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

157

werden konnte. Sie ist mit einer, wie im Panegyricus beschriebenen, Vision des Kaiser in Zusammenhang zubringen150. Die numismatischen Zeugnisse aus den italischen Münzstätten stützen zudem die Interpretationen, die in dem für Constantin 315 n.Chr. in Rom eingeweihten Bogen151 kein Monument für dessen Umschwung zu einer christlichen Religionspolitik sehen wollen152. Auf den Reliefs des Bogens begegnet wiederholt derSonnengott, sei es zurSymbolisierung deraeternitas, als Feldzeichenstatuette oder als mit demKaiser verglichene Schutzgottheit153. Die Darstellungen desSol aufdensigna sollten zudem nicht unterschätzt werden. Nicht nurwirdder Sonnengott einweiteres Malals bedeutender Schutz- undauch Heeresgott dargestellt, er wird auch den Standartenfiguren auf dem Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf demForum Romanum gegenübergestellt. Auf deren Reliefs waren nämlich, neben den Victorien, der Adler des Iuppiter und der für die Tetrarchie bedeutende genius populi Romani zu erkennen154. Dass Sol in der Inschrift nicht namentlich genannt wird, ist keineswegs so problematisch, wie in der Forschung oft angenommen. Welche Gottheit der Kaiser im Sinn hatte, als er die Bezeichnung divinitas wählte, entzieht sich letztendlich ebenso dermodernen Kenntnis wiedieAntwort aufdieFrage, obdadurch auf eine in Constantin selbst wirksame Göttlichkeit angespielt wird155. Vielleicht 150P. WEISS; „ Vision Constantins“ ; S. 157ff. (die ‚heidnische‘Vision Constantins) undS. 162f. (Überblick über numismatische Zeugnisse, jedoch ohne Nennung der hier besprochenen Goldmünze ausTicinum). 151ZumCharakter dieses ‚Ehrenbogens‘ siehe H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 130ff. (Darstellung, Interpretationsversuche undForschungskontroverse). 152V.a. sei hier der viel zitierte Satz von H.P. L’ORANGE, „ der Konstantinbogen ist wie Sol invictus“ ; S. kein anderes Denkmal das große Monument des staatlichen Sonnenkultes“(„ 106f.) noch einmal wiedergegeben. Dieser Vorstellung widersprechen u.a. K.M. GIRARDET; „Konstantinische Wende“ ; S. 35ff. undT. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 78ff. Einen Überblick bietet R. LEEB; S. 10. 153H.P. L’ORANGE/A. v. GERKAN; Der spätantike Bildschmuck des Konstantinsbogens; Berlin, 1939; (Studien zur spätantiken Kunstgeschichte 10); S. 55ff. (als Heeresgott auf dem Umlauffries), S. 126ff. (als Heeresgott auf den beiden Postamentreliefs an der Nordseite des Hauptdurchgangs) u. S. 138ff. (als Gottheit anderWestseite des östlichen Durchgangs, die der Büste desConstantin, anderOstseite, gegenüber angebracht ist). 154ZumFünfsäulendenkmal undder Bedeutung desGenius siehe H. WREDE; „ Dergenius populi Romani unddas Fünfsäulendenkmal derTetrarchen auf demForum Romanum“ ; BJ 181 (1981); S. 111ff. Zu den Feldzeichen siehe H. KAHLER; Das Fuenfsaeulendenkmal fuer die Tetrarchen auf demForum Romanum; Köln, 1964; (Monumenta Artis Romanae 3); S. 8ff., Tf.

3.2. u. 7.1ff.

155 CIL VI 1139 = ILS 694. Strittig ist die 3. Zeile (... INSTINCTV DIVINITATIS ...). Bereits 307 benutzt ein Rhetor denBegriff divinitas, allerdings in Bezug auf Maximian, umeine kaiserliche Eigenschaft zu bezeichnen (Pan.Lat. VII (6) 3, 2; dazu siehe auch B. SAYLOR-RODGERS; Divine Insinuation in the Panegyrici Latini“ „ ; Historia 35 (1980) [= „Divine Insinuation“ ]; S. 82, die dort allerdings animmt, divinitas „represents imperium“ ). 310 wird Constantin in einem Panegyricus als eine Gestalt, „ cuius tam pulchra forma est quam certa divinitas“bezeichnet (Pan.Lat. VI (7) 17, 4). Die divinitas ist also wie die mens, die in der selben Passage ebenfalls beschrieben wird (Pan.Lat. VI (7) 17, 1), eine dem Kaiser innewohnende Kraft / Eigenschaft. Dies findet im Panegyricus von 313 seine Fortsetzung (Pan.Lat. XII (9), 25, 4). Dazu F. KOLB; Herrscherideologie; S. 65f. undB. SAYLOR RODGERS; „ ; S. 86 („ DiviniDivine Insinuation“ tas, like virtus andpietas, is an attribute of the emperor“ ).

158

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

magderVerzicht aufdenansonsten stets aufgeführten Beinamen invictus, derin den Jahren nach 310 demonstrativ in die Titulatur Constantins aufgenommen worden war156, auch ungewöhnlich sein. Demantiken Betrachter jedenfalls wurde Sol als die Schutzgottheit des Kaisers undseines Heeres wiederholt bildlich vorAugen geführt. IndemPanegyricus desJahres 313 aufConstantin wirdderhelfende Gott des Kaisers ebenfalls nicht mitNamen angesprochen. Die Vorstellung einer übergeordneten Gottheit, die sich für den Umgang mit Sterblichen niederer Götter bedient, wäre aber sowohl mit paganen wie auch christlichen Vorstellungen vereinbar157. Immer wieder wird diese Gottheit mit dem militärischen Erfolg Constantins, vor allem natürlich über Maxentius, genannt, wird die Eroberung Italiens und Beseitigung des Rivalen zu einer „ non dubiam ... sed promissam divinitus ... victoriam“158. DerRhetor benutzt verschiedene Umschreibungen, umdiegöttlichen Mächte zucharakterisieren, zudenen Constantin in direkter Beziehung steht159. Bei einer dieser Bezeichnungen wird mit dominus ein Beiname verwendet, denzuvor nur derSonnengott aufMünzen getragen hatte160. Derals göttliches Attribut genannte Blitz suggeriert darüber hinaus eine Verbindung zu Iuppiter161. Auch der mit einer Gebetsformel vergleichbare Abschluss derRede legt keineswegs eine christliche Interpretation nahe, sondern kann problemlos auf verschiedene pagane Gottheiten undKulte bezogen werden162. Bedeutsamer als daszuerst noch sporadische Erscheinen vonSymbolen mit möglicherweise christlicher Bedeutung163 ist vielmehr dasschrittweise Verschwinden der Münztypen mit Sol. Dieses Phänomen ist in die Phase zwischen den beiden Bürgerkriegen gegen Licinius einzuordnen. VonWesten ausgehend läuft der in der Aesprägung zuvor in großem Umfang ausgebrachte Soli-invictocomiti-Typ bis 320 aus164. 156T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 54ff. 157Pan.Lat. XII (9) 2, 5. Dazu siehe C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 296, Anm. 11. 158Pan.Lat. XII (9) 3, 3. 159Pan.Lat. XII (9), 2, 4 (quisdam deus); 2, 5; 16, 2; 26, 1 (divina mens); 4, 1 (divinum numen); 13, 2 (deus ille mundi creator et dominus); 26, 1 (summus rerum sator). Siehe auch C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 292f. 160Pan.Lat. XII (9), 13, 2 (deus ille mundi creator et dominus); R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 81.151f. (Sol dominus imperii Romani). Auf einer Inschrift aus Rom wird der Sonnengott ebenfalls Sol dominus genannt (CIL VI 699: DOMINO SOLI). 161Pan.Lat. XII (9) 13, 2 („ Ut deus ille mundi creator et dominus eodem fulmine suo nunc ) tristes nunc laetos nuntios mittit ...“ 162Beispiele in J.H.W.G. LIEBESCHÜTZ; Continuity and Change in Roman Religion; Oxford, 1979; S. 286f., derauch zusammenfassend bestätigen muss, „there is nothing specifically Christian either in the prayer or elsewhere in the speech“(S. 287). 163Zum möglichen christlichen Sinngehalt verschiedener Symbole wie Christogramm, Kreuzzepter und Vexillum/Labarum siehe R. LEEB; S. 29ff. Gegen die Überbewertung von Beizeichen, als Ausdruck derchristlichen Gesinnung des Kaisers, siehe P.M. BRUUN; spätrömische Münze; S. 73 undT. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 131. 164P.M. BRUUN; spätrömische Münze; S. 71f. („ Constantin gibt also denSonnengott nicht vor seinem Regierungsjubiläum auf“ ).

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

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Zur Präsentation der 317 eingesetzten Caesares, vor allem natürlich des Crispus unddesConstantin II.165, begegnet jedoch wieder derSonnengott mitder bereits während der 1. Tetrarchie verwendeten Claritas-Legende166. Beide Male symbolisiert Sol die durch das erweiterte Herrscherkolleg garantierte Zukunftshoffnung, betont die durch die Voraussicht derAugusti gefestigte Sicherheit des Reiches. Die Legende bedeutet keinesfalls eine Degradierung des Sonnengottes, sie belegt vielmehr seine anhaltende Bedeutung nicht nurfür Constantins Herrschaftsanspruch, sondern auch für die Etablierung seiner Dynastie167. 321 n.Chr. kommt es zu einer weiteren umfangreichen Prägung Noch 320– vonGoldmünzen mit Darstellungen des Sonnengottes. Sie ist in Sirmium168, der Residenzstadt Constantins in der Zeit nach 316, wie auch in Ticinum169 und Aquileia170 anlässlich von Regierungsjubiläen geprägt worden. Der den Westen regierende Augustus feierte seine Quindecennalien, seine beiden Caesares, Crispus und Constantin II., ihre Quinquennalien171. Beide der oben vorgestellten Reverstypen mit Sol und Kaiser werden verwendet, und der Sonnengott noch einmal als comes Aug(usti) n(ostri) gefeiert. Dabei wirddermilitärische Gedanke durch die zahlreichen Symbole stets in den Vordergrund gestellt172. Die kurz zuvor in Thessaloniki geprägten Münzen, die Sol über einem Strahlenkreuz zeigen, belegen die anhaltende Bedeutung des Sonnengottes für die kaiserliche Siegesideologie173. 165D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 299 (Datierung); B. BLECKMANN; Konstantin; S. 82 (Darstellung) u. H.A. POHLSANDER; „ ; Historia 33 Crispus: Brilliant Career andTragic End“ (1984); S. 79ff. (zu Crispus). Zuden für die Caesares geprägten Typen claritas rei publicae und principia iuventutis siehe RIC VII, p. 49f. 166 RIC VII, p. 103.101ff. (Londinium); p. 173.124ff., p. 175.146ff. u. p. 177.175ff. (Augusta Treverorum); p. 243.104f., p. 246.118ff. u. p. 248.140f. (Arelate); p. 303.59; p. 307.80ff., p. 309.98 u. p. 312.130f. (Rom); p. 370.66 u. p. 372.79ff. (Ticinum); p. 394.14ff. (Aquileia); p. 428.37f. (Siscia); p. 500.8f. [Solidi] u. p. 502.23 (Thessaloniki). Zu diesem Typ siehe oben Kap. 3.4.1. aber auch unten Kap. 3.4.4. 167R. LEEB; S. 11. Leeb spricht, die Argumentation von A. ALFÖLDI; The Conversion of Constantine and Pagan Rome; Oxford, 1948 [= Conversion]; S. 58f. übernehmend, von Sol als einem „ , übersieht jedoch dieGoldprägung vonSirmium, dienstbaren Geist fürdasGemeinwohl“ die Sol weiterhin als comes Augusti nostri bezeichnet (siehe RIC VII, p. 467ff.). Auch M.R. ALFÖLDY („ Sol Comes-Münze“; S. 15) interpretiert diesen Typen als Abwertung („ Anscheinend ist schon amAnfang des zweiten Jahrzehnts der Regierung Constantins eine Devotion an eine heidnische Gottheit in derFormeines Münzbildes nicht mehrertragbar“ ). Beide übersehen, dass diese Legende in eine ganz andere Richtung deutet (siehe unten Kap. 4.1.2). 168RIC VII, p. 470ff. 169RIC VII, p. 374.98f. u. p. 375.108. 170RIC VII, p. 397.35. 171M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 81ff. (Datierung und Bedeutung der Emissionen). 172RIC VII, p. 467.3, p. 471.21 [SOLI INVICTO COMITI; Kaiser mit Speer u. Globus und Sol

st. r., Gott bekränzt Kaiser]; p. 468.8 [SOLI Globusübergabe] u. p. 472.31 [SOLI INVICTO kränzt Kaiser].

N(ostri); Sol und Kaiser st. ggü., Kaiser mit Vexillum u. Sol st. 1., Gott be-

COMITI AVG(usti)

COMITI;

173RIC VII, p. 507.66ff. (VIRT. –EXERC.; Sol n.1. über Strahlenkreuz); zur Interpretation dieses Typs siehe oben. Dagegen argumentiert T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 130, aufbauThe Disappearance of Sol from Coinage“ ; Arctos 2 endauf derUntersuchung vonP. BRUUN; „

160

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Zuderin diesem Zusammenhang geprägten Reverse mitdenbeiden Caesares inKonsulartracht undmitAdlerzepter sindneuerdings zweiAversen bekannt, diedenAugustus mitdenAttributen unddemGestus desSonnengottes zeigen174. Die Strahlenkrone ist hierbei nicht dasWertzeichen eines Doppelnominals, sondern kann, wie die gesamte Vorderseitenbüste, als Symbol für denSonnenvergleich dieser Herrschaft gesehen werden175. Durch diese Darstellungsart wirddas von Eusebius in seiner Tricennalienrede gezeichnete Bild des sonnengleichen Constantin deutlich vorweg genommen176. Diese aufwendigen Jubiläumsprägungen, dieConstantin undseine Söhne mit Sol invictus verbinden, sind kaumals unbedachte Nachläufer zuwerten. Sie sind vor dem Hintergrund der, sowohl hinsichtlich der sorgfältigen Ausführung als auch bezüglich des Anlasses, parallelen Goldemissionen des Licinius zu sehen. Sie stellen diesen Kaiser mit seinem Sohn, dener 317 gleichfalls zumCaesar erhoben hatte, unter denbesonderen Schutz desIuppiter177. Imselben historischen Kontext steht auch derPanegyricus desNazarius auf Constantin und die beiden Caesares178. Ungeachtet des deutlich erkennbaren Rückgangs derMünzprägungen mitSol, steht dasBild dessonnengleichen Herrschers weiterhin im Zentrum constantinischer Selbstdarstellung. Der Redner beschreibt diestrahlende Erscheinung desAugustus, diedemsich Nähernden wie dashelle Sonnenlicht indieAugen sticht179. Eine Kontinuität ist erkennbar zuder Darstellungsart desKaisers imPanegyricus von310, seiner Erscheinung undder damit verbundenen Wirkung auf die Menschen in seiner Umgebung180. Abschließend bringt die Münzstätte Thessaloniki am Vorabend des letzten Krieges gegen Licinius noch Goldmünzen mitdemSonnengott heraus, dieandie Typen desMaximinus Daia erinnert181. Dieser ungewöhnliche aureus ist mitden folleis zusammenzubringen, die Sol über einem Strahlenkreuz zeigen182. Beide (1958); S. 15ff., „Serdica undThessaloniki hatten, seit sie unter Constantins Regie standen, keine Sol-Reversen geschlagen“ . Zurkorrigierten Darstellung siehe P. Bruun in RIC VII, p. 48ff. 174P. BASTIEN; buste monétaire; pl. 180.4ff. (Constantin mit Strahlenkrone, Globus und erhobener Rechten [Av. nicht im RIC]); zur Rückseite mit den beiden Caesares als Konsuln siehe RIC VII, p. 470.18. 175DasGoldmultiplum hatte eine Wert von 4 Solidi (siehe RIC VII, p. 470.18).

176Dazu siehe unten Kap. 3.4.4. undKap. 4.2.2. 177Übersicht über die Prägungen in RIC VII, p. 606ff. Zu Licinius II. siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 119ff. 178ZumAutor unddemhistorischen Kontext des Panegyricus siehe C.E.V. NIXON [u.a.]; S. 334ff. 179Pan.Lat. IV (12) 5, 1 („ Namin vestibulo suo inquirentem repellit obiecta veneratio, et si qui mente propius adierunt, quod oculis in solem se contendentibus evenit, praestricta acie videndi facultate carverunt“ ). 180Dazu siehe auch unten Kap. 4.2.2. Zurpaganen Tendenz desPanegyricus siehe zuletzt P. WEBER; S. 286ff. 181RIC VII, p. 603.22. 182P. WEISS; „ Vision Constantins“ ; S. 157ff. Ungewöhnlich ist der zeitliche Abstand zwischen Vision (312) undPrägung (319). Offensichtlich musste noch einmal an die Verbindung vonmilitärischer Schlagkraft undkaiserlicher Sieghaftigkeit mitdemSonnengott erinnert 1/2

werden.

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

161

21 noch einmal Belege fürdie Typen sind wie die Jubiläumsprägungen von320– anhaltende Bedeutung des Sonnengottes für Constantin undseine Familie. Die Ausprägung in Thessaloniki, noch dazu mit einer Crispus-Averse, dürfte angesichts eines dort zu lokalisierenden Sonnenheiligtums undder Bedeutung der Stadt als Operationsbasis in demsich langsam anbahnenden Bürgerkrieg nicht zufällig erfolgt sein183. Zusammenfassend ist also in dem oben genannten Zeitraum, nach einer Unterbrechung vonnahezu drei Jahrzehnten, die in großem Umfang betriebene Verwendung des Sonnengottes durch Constantin zubeobachten. Diese Entwicklung setzt in der Münzprägung etwa 310 n.Chr. ein underfolgt somit zeitgleich mit der literarisch belegten Hinwendung dieses Kaisers zumSonnengott184. Sicherlich hatte dieVerwendung desSonnengottes nieganzaufgehört. Dies hatte ja aufgezeigt werden können. Bezüglich des Umfangs der Typen, aber auch hinsichtlich der flächendeckenden Ausgabe von Solprägungen in den von Constantin kontrollierten Provinzen, ist ein vergleichbares Bild nur unter Aurelian im Zeitraum von272 bis 274 n.Chr. erkennbar185. Neuartig ist auch die Schaffung einer Polarisierung zwischen denGottheiten, die von deneinzelnen Herrschern für die eigene Selbstdarstellung beansprucht wurden. DerDualismus in derHerrschaftstradition desLicinius, als Vertreter der Tetrarchie, unddes Constantin, in seiner Berufung auf die dynastische Nachfolge, erzeugt ein Spannungs-, in gewisser Hinsicht sogar Konkurrenzverhältnis zwischen Iuppiter conservator und Sol invictus comes. In einer derart scharfen Kontrastierung ist dies unter den vorangegangenen Kaisern nicht nachweisbar. Selbst die großen Förderer des Sonnenkultes hatten dem Sonnengott in der Münzprägung keine Monopolstellung zukommen lassen. FürAurelian sind sogar Typen bekannt, auf denen Sol mit anderen Gottheiten gemeinsam dargestellt wurde186. Probus, der für das Doppelporträt des Kaisers mit Sol die Vorlage für die constantinischen Münzen bildete, lässt sich gemeinsam mit Iuppiter auf einem Medaillon abbilden unddenGott als Iuppiter conservator Probi Aug(usti) bezeichnen187. 183RIC VII, p. 603, Anm.22; P. Bruun vermutet allerdings eine Einflussnahme des Licinius. ZumAusbau von Thessaloniki als Hafen für die Flotteneinheiten, die unter der Führung des 85f. S. Cripus gegen Licinius vorgehen sollten, siehe B. BLECKMANN; Konstantin;Ein Soltempel ist als charakteristisches Heiligtum von Thessaloniki auf dem Galeriusbogen zu erkennen (siehe oben Kap. 3.4.1. u. R. LAUBSCHER; Der Reliefschmuck des Galeriusbogens in Thessaloniki; Berlin, 1975; (Archäologische Forschungen 1); Tf. 50.5). 184Zur Datierung siehe RIC VI, p. 42f. u. P.M. BRUUN; spätrömische Münze; S. 72f.; zu der ‚Apollon‘-Vision Constantins 310 siehe oben; zu Sol undConstantius I. siehe oben Kap. 3.4.2. 185Dazu siehe oben Kap. 3.3.2. Dabei ist an die Antoniniani zu denken, die Sol mit Gefangenen undder Legende ORIENS AVG. zeigen. Sie sind sowohl hinsichtlich der gleichzeitigen Prägung in allen von Aurelian kontrollierten Münzstätten als auch des Umfangs mit den Soliinvicto-comiti-folleis Constantins vergleichbar. 186R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 113.252 (Sol undHercules), Tf. 113.253 (Sol undIuppiter) u. Tf. 135.349f. (Sol undMars). ZuAurelian undSol siehe oben Kap. 3.3.2. 187P. BASTIEN; buste monétaire; pl. 121.1 (IOVI CONSERVATORI PROBI AVG.; Büsten des

162

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Ungeachtet einer möglichen Veränderung der religiösen Überzeugung Constantins bleibt nicht nurdieFigur desSol invictus eine Konstante aufdenMünzen wie auch auf Reliefdarstellungen. Zusätzlich dazu kommt es sogar zu einem Vergleich desKaisers mitdemGott. Einerseits wirdConstantin auf Münzaversen mitdenAttributen unddemGestus desSonnengottes abgebildet, während andererseits derGott aufeiner Reverse die Position desKaisers inderTriumphquadriga einnimmt. Undauch wenn in denJahren nach 319 die Münzbildnisse mit Sol 21 die bis dahin betriebene, schrittweise auslaufen, setzt die Goldserie von 320– umfassende Benutzung desSol invictus unddermitihmzuverbindenden Symbolik fort188. Münzdarstellungen und Panegyricus verbinden sich anlässlich der Jubiläumsfeiern ineiner Synthese vonSonnenkult undkaiserlicher Selbstdarstellung. Letztendlich ist manweiterhin auf Spekulationen angewiesen, wenn man nach derpersönlichen Überzeugung Constantins suchen will. Eine Interpretation desSonnengottes als Kompromiss zwischen heidnischen undchristlichen Religionsvorstellungen ist in diesem Zusammenhang natürlich verlockend. Sie würde sich jedenfalls elegant in den Ausgleichscharakter constantinischer Politik in dieser Zeit einfügen. Bedeutender für die Thematik der Arbeit ist jedoch das unverminderte Festhalten des Kaisers andentraditionellen Aussagen, offensichtlich im Hinblick auf die Mobilisierung der für diese Ideologie sehr empfänglichen Heeresangehörigen.

3.4.3.1. Maximinus Daia

Vor der Rückkehr zuConstantin undLicinius ist es notwendig, noch einmal in dieZeit vor313 zugehen. Nahezu zeitgleich mitderumfassenden Propagierung des Sonnengottes durch Constantin, möglicherweise sogar früher, ist in denvon Galerius Valerius Maximinus (Daia) kontrollierten Provinzen eine ähnliche Hinwendung dieses Herrschers zu Sol invictus unverkennbar189. Ausgehend von Alexandria wirdderSonnengott bis zumUntergang desMaximinus 313 n.Chr. in allen Münzstätten seines Reichsteils geprägt190. mitLorbeerkranz, Adlerzepter u.erhobener Rechten, unddesIuppiter, mitEichenkranz, Dazu kommen noch die zahlreichen Reversen für Iuppiter conservator (siehe K. PINK; ; S. 57ff. u. oben Kap. 3.3.4.). „ Probus“ 188Damit dürften frühe Datierungen für eine Abkehr vonder offiziellen Verwendung des Sonnengottes durch Constantin (zuletzt K.M. GIRARDET; S. 35ff. [312] undR. LEEB; S. 10f. [315]) in Frage gestellt sein. Auch die Argumentation vonA. ALFÖLDI; Conversion; S. 5ff. u. S. 54ff., die Bedeutung des Sonnengottes sei bereits seit 312 konstant zurückgegangen undSol sei eine „pagan deity to whom Constantine was still bound by some feeble ties“(S. 72) muss Probus,

n.1.)

revidiert werden. 189Zu Maximinus Daia zuletzt T. GRÜNEWALD; „Maximinus Daia“ ; Die römischen Kaiser; hg.v. M. Clauss; München, 1997; S. 312ff. und B. BLECKMANN; s.v. Maximinus 1; DNP 7 (1999); Sp. 1071f.; weiterhin grundlegend: H.CASTRITIUS; Maximinus. Die erstmalige Verwendung vonSol auf Münzreversen des Maximinus ist nicht genauer zudatieren (siehe RIC VI, p. 655f.: Dezember 308 –Mai 311). 190RIC VI, p. 542.78 [Heraclea]; p. 566.73 [Nicomedia]; p. 592.92, p. 593.98f., p. 594.106 u. p. 595.110 [Cyzicus]; p. 637.140ff., p. 640.154 u. p. 641.159f. [Antiochia]; p. 677.94, 96ff. u. p. 681.132 [Alexandria].

337) 3.4. Das Zeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

163

Beherrscht werden die Typen vomstehenden Sol mit langem Chiton, der in seiner Linken eine Büste desägyptischen Gottes Sarapis hält191. Dasich derTyp aufReichsprägungen nurunter Maximinus Daia findet, könnte es zuderVermutung kommen, er reflektiere denorientalischen Charakter dieses Kaisers. Zuerst mussaberdarauf hingewiesen werden, dassMaximinus ausdemIllyricum stammt und sich offenbar erst nach 305 als Caesar dauerhaft in den Ostprovinzen aufgehalten hat192. Zudem steht Maximinus in der Nachfolge des Galerius, für dender Sonnengott eine herausragende Rolle gespielt hat193. Bereits zu Beginn der2. Tetrarchie sind in derwestlichen Münzstätte Trier Goldmünzen für Maximinus undseinen Kollegen Severus mitSol invictus conservator geprägt unddie neuen Caesares damit unter denSchutz dieses Gottes gestellt worden 194. Zur Klärung der ungewöhnlichen Soldarstellung ist es notwendig, seinen möglichen Ursprung zu finden. Ein Blick auf die Tetradrachmen ausder Münzstätte Alexandria zeigt, dass eine vergleichbare Abbildung seit Septimius Severusverwendet wurde. Sie zeigt die Stadtgöttin vonAlexandria, die in derrechten Handeine Sarapisbüste hält195. Noch für Maximian undDiocletian wurde dieser Typ 288/89 ausgebracht196. Eine Verwendung einer lokalen Prägung wird dadurch gestützt, dass der Sol mit der Sarapisbüste zuerst in Alexandria ausgebracht wird197, während ihn nachfolgend dann Antiochia198, später Cyzicus und Nicomedia199 undzuletzt Heraclea übernehmen200. Auf eine erste Ausführung durch alexandrinische Stempelschneider, deren Stücke dann als Vorlagen dienten201, deuten die zahlreichen Schreibfehler bei denLegenden direkt vonderersten Emission dieses Typs inAlexandria an202. Sie wurden in Antiochia dann zum Teil übernommen203. Ein Blick auf weitere 191RIC VI, pl. 16.96 u. 132 (nur Rv.). 192Zur Herkunft: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 288 (Illyricum, Dacia Ripensis?). 193Siehe oben Kap. 2.4.1. und A. v. DOMASZEWSKI; „ Die Religion des römischen ; Aufsätze zurHeeresgeschichte; Darmstadt, 1972; S. 115, Anm. 152. Heeres“ 194RIC VI, p. 202.616, p. 204.630a (Severus); p. 204.630b u. 631f. (Maximinus). Siehe auch Kap. 3.4.2. 195A. GEISSEN; Katalog Alexandrinischer Kaisermünzen in der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zuKöln, Bd. 3: Marc Aurel –Gallienus; Opladen, 1983; Nr. 2274 (200/201 n.Chr.). 196 A. GEISSEN [u.a.]; Katalog Alexandrinischer Kaisermünzen in der Sammlung des

Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Bd. 4: Claudius Gothicus –Bleimünzen; Opladen, 1983; Nr. 3243 (Diocletian) u. Nr. 3299f. (Maximian). 197RIC VI, p. 655f.: zwischen Dezember 308 und310. 198RIC VI, p. 609: zwischen 310 und311. 199RIC VI, p. 550f. (Nicomedia) u. p. 575f. (Cyzicus): zwischen 311 und313. 200RIC VI, p. 527f.: Frühjahr 313. 201Dass dieses Prinzip im Westen unter Maxentius und Constantin vorkam, konnte von M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 12ff. herausgestellt werden. 202 Es finden sich SOLE INVICTO (RIC VI, p. 677.94 u. 96) und SOLE INVICTORI (RIC VI, p. 677.97). Bei allen drei Beispielen handelt es sich nicht umeinfach gefertigte Aesprägungen, sondern umGoldmünzen (RIC VI, p. 677.94: Multiplum zu4 aurei), deren Stempel stets sehr sorgfältig gearbeitet wurden. 203 RIC VI, p. 640.154, p. 641.159f. (SOLE INVICTO); später dann zu SOLI INVICTO korrigiert

(RIC VI, p. 644. 167f. [Mai 311–Mai313]).

164

3. Die historische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bis Constantin I.

Bildquellen, aber auch die Auswertung der literarischen Überlieferung stützen die ägyptische Herkunft204. Somit sollten bei diesem Typ des Sonnengottes mit Chiton undSarapisbüste die lokalen Traditionen nicht übersehen werden. Darin allerdings eine generelle Umstellung derIkonographie desSonnengottes in der Münzprägung dieses Kaisers zu sehen, wäre eine Missachtung der

zahlreichen anderen Typen, die unter Maximinus ausgegeben wurden. Sie zeigen denSonnengott in derQuadriga, frontal oder in Seitenansicht, undsind in ihrem Stil jedenfalls nicht ungewöhnlich205, denn sie lehnen direkt sich anMünzen des Probus an206. Doch auch hierbei zeigt sich die Unsicherheit der östlichen Stempelschneider, die Probleme mit diesen Typen haben. Dem Kaiser waren sie offenbar ausdenDonaumünzstätten bekannt, ihnen aber bereiteten sie Probleme, denn wiederum schleichen sich Fehler ein207. Auch die Darstellungsart desSol invictus mitChiton undeiner langen Chlamys, die eher an einpaludamentum erinnert, ist weder neunoch ungewöhnlich. Die ältesten griechischen undrömischen Bildzeugnisse zeigen den Sonnengott miteinem solchen Gewand, das vor allem durch seine Gürtung gekennzeichnet ist208. Er begegnet im Zusammenhang mit dem Kaiser in dieser Bekleidung bereits in augusteischer Zeit auf demPanzer der bekannten Prima-Porta-Statue dieses Herrschers209. Noch die Darstellung des Sonnengottes auf demTriumphbogen in Thessaloniki zeigt ihn in dieser Form. Sol steht mit dem Globus in seinem großen Heiligtum undbegrüßt mit der erhobenen Rechten den Kaiser Galerius. Dieser zieht, mit der gleichfalls erhobenen Rechten im Prunkwagen sitzend, imfeierlichen Adventus in seine neue Residenzstadt ein210. Welche Bedeutung aber hat der Sonnengott mit der Sarapisbüste in seiner Hand? Hier mussderBlick aufdieetwa zeitgleich erfolgte Hinwendung Constantins im Westen zum Sonnengott fallen. Sie ordnet die Sol-invictus-Typen des Maximinus Daia ineinen größeren Zusammenhang ein, verbindet die Prägungen mit dem Anspruch des nach Galerius Dienstältesten auf eine Aufwertung der eigenen Stellung innerhalb des Kaiserkollegiums. Dies hatte Maximinus, vor allem angesichts derehrgeizigen Bemühungen Constantins, bereits auf derKonferenz vonCarnuntum gefordert211. Nicht umsonst hält derGenius fürMaximinus 204P. MATERN; S. 182f. (dort aucheine Übersicht überdieantiken Quellen); v.a. die Büste ist fürdie Darstellung desSarapis charakteristisch. 205RIC VI, p. 637.140ff. (Antiochia, 310 n.Chr.). 206Siehe oben Kap. 3.3.4. An Probus erinnert v.a. die Frontaldarstellung mit den nach beiden Seiten des Wagens ‚weggeklappten‘Pferden. 207 Neben SOLE INVICTO begegnet auch SOLI INVICTAE (RIC VI, p.

638.144). 208P. MATERN; S. 47ff. 209Zur Prima-Porta-Statue und ihrer Bedeutung für die Herrschaft des Augustus siehe zuletzt J. BLEICKEN; Augustus; S. 358f. (dort auch die Abbildung der Darstellungen auf dem Panzer). 210Abbildungen in H.P. LAUBSCHER; Tf. 48.1f. u. Tf. 50.5. Zum Bogen und zur Bedeutung dieses Reliefs siehe J. LEHNEN; Adventus; S. 132f. u. 178f. sowie auch oben Kap. 3.4.1. 211Zur Konferenz von Carnuntum und den Spannungen innerhalb der neu geschaffenen Tetrarchie siehe A. DEMANDT; Spätantike; S. 64.; zu Constantin v.a. T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 41ff.

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

165

auf seinen folleis eine Solbüste, während zuvor derGenius fürMaximinusCaesar miteiner Opferschale abgebildet war212. Es magwenig verwundern, dass dieWahl auf Sol undSarapis fiel, dennbeide Götter wurden nicht nur gemeinsam auf alexandrinischen Münzen gezeigt213, Sarapis wurde auch in synkretistischer Verbindung mit Strahlenkrone undKalathos dargestellt214. Die Bedeutung des Sarapis ging zudem weit über Ägypten hinaus unddürfte verschiedene Empfängergruppen nicht nur im Reichsteil des Maximinus angesprochen haben215. Zudem symbolisierte der Gott Sarapis nicht lediglich die Provinz Ägypten, sondern das aus diesem Gebiet stammende Getreide. Dadurch konnte die Versorgung derplebs urbana gesichert unddie salus publica garantiert werden216. Maximinus Daia dürfte damit nicht nurdenBewohnern Roms undItaliens signalisiert haben, werdie Kontrolle über dieses lebensAugustus

wichtige Versorgungsgut in seinen Händen hält. Zudem ergibt sich eine interessante Kombination, da Sarapis ebenso mit Iuppiter gleichgesetzt werden konnte217. Beinhaltet dieses auffällige Münzbild gareine Anspielung aufdenIovier Licinius? Dieser hatte nicht nureine kürzere Regierungszeit als Maximinus, sondern sogar dasordentliche tetrarchische Prinzipdurchbrochen, indem er dasCaesariat hatte überspringen können218. Statt vomEinwirken orientalischer oder ägyptischer Religionsvorstellungen zusprechen, sollte derSol mitderSarapisbüste also indenKontext derSpannungeninnerhalb desHerrscherkollegiums dieser Zeit gesetzt werden.

337) 3.4.4. VomSieg über Licinius bis zumTodConstantins (324– Nach einem unruhigen Frieden bricht 324 der zweite Bürgerkrieg zwischen Constantin undLicinius aus, der im Spätsommer mit der Niederlage des Letzte212RIC VI, p. 643.164f. (GENIO AVGVSTI; Genius st. 1. m. Modius, Füllhorn undSolbüste); RIC VI, p. 636.132 (GENIO CAESARIS; Genius st. 1. m. Modius, Füllhorn undSchale). 213A. GEISSEN [u.a.]; Katalog, Bd. 4; Nr. 3304 (Maximian; 288/89). Die Münze stammt aus dem selben Jahr wie der für diesen Kaiser geprägte Alexandria-Serapis-Typ (Nr. 3299f.; gleiche Averse).

214A. GEISSEN [u.a.]; Katalog, Bd. 4; Nr. 3679 (anonym); auf kleinasiatischen Münzen u.a. in Magnesia/Ionia (S. SCHULTZ, Nr. 254f.) und Rhodos/Caria Ins. (SNG Aulock 8201: Av.: Kopf des Helios m. Strahlenkrone | Rv.: Kopf des Sarapis m. Strahlenkrone u. Polos.); Übersicht bei G. CLERC (u.a.); s.v. Sarapis; LIMC 7.1 (1994); S. 671ff., v.a. aber LIMC 7.2 (1994); S. 515 (Sol undSarapis) u. S. 516f. (Sarapis mitAttributen des Sol). 215Zu Sarapis siehe S.A. TAKACS; s.v. Serapis II: griechisch-römische Antike; DNP 11 (2001); Sp. 446ff.[dort auch weiterführende Literatur] u. G. CLERC (u.a.); S. 504ff. [zur Ikonographie u. Verbreitung des Kultes]; ergänzend dazusiehe auch P. MATERN; S. 182f. 216S.A. TAKACS; Sp. 447. 217 CIL III 3 (IOVI SOLI OPTIMO MAXIMO | SARAPIDI), CIL VI 707 = ILS 4399 (SOL SERAPI IOVI

| LIBERO PATRI), CIL VIII 298 (IOVI SERAPIDI), CIL IX 5738 4398 (SARAPIDI | IOVI SOLI), ILS 4400 (I O M SERAPI).

(lovi SOLI

| INVICTO | SARAPIDI), ILS

218Dazu H. CHANTRAINE; „ Licinius“ ; S. 477ff. 219 H. CHANTRAINE; Die Nachfolgeregelung Constantins des Großen; Mainz [u.a.], das diocletianische Mehrkaisertum wandelte sich in 1992; S. 4ff. A. DEMANDT formuliert, „ ein dynastisches Mitkaisertum“(Spätantike; S. 76).

166

3. Die historische Entwicklung von Septimius Severus bis Constantin I.

ren endet. Constantin regiert daraufhin bis zu seinem Tod 337 als alleiniger dasReich. Unterstützt wirder vondenmännlichen Angehörigen seiner Familie, die lediglich in denRang vonCaesares erhoben werden219. Die bereits mit demFrankenkrieg von 310 begonnene Grenzstabilisierung wird fortgesetzt und durch den Sieg über die Goten im Jahr 332 vorläufig abgeschlossen220. Die zahlreichen innenpolitischen Maßnahmen runden die Konsolidierung des Römischen Reiches nach den Krisenjahren zwischen 235 und284 ab221. Auffällig ist zunächst, dass derIovier Licinius indenJahren vor324 offenbar ein erstaunliches Interesse an dem, von den Münzstätten seines Gegners so vernachlässigten, Sonnengott entwickelt hatte. Eine Inschrift aus einem thrakischen Kastell nennt die Weihung eines Standbildes für Sol mitdenAnweisungen

Augustus

für alljährlich abzuhaltende Opfer222. Dieses bislang singuläre epigraphische Zeugnis dürfte aber kaum die Favorisierung des Sonnenkultes durch Licinius belegen223, denn dieser Kaiser ließ bis zuletzt Iuppiter conservator als seinen Schutzgott herausstellen224. Unklar bleibt außerdem, ob aus der Existenz einer

einzelnen Inschrift nicht nurdieInbesitznahme desSonnengottes durch Licinius, sondern vielmehr die dadurch implizierte Absage an die christenfreundliche Politik Constantins abzuleiten ist225. Fraglich ist ebenso, ob Licinius dadurch als erster Herrscher ein Gebet für den Sonnengott im Heer einführte226. Erkennbar wirdjedoch dessen Gespür für die in der Donauarmee weiterhin starken Triebkräfte, die Sol als wichtigen Heeresgott sehen. Seit Gallienus undzuletzt noch auf denReliefs desConstantinbogens in Romist dies deutlich auszumachen227. ImHerrschaftsbereich Constantins taucht Sol in dieser letzte Phase lediglich vereinzelt als Münzbild auf. So werden 323 in Trier, auf der Variante eines Bronzestücks der umfangreichen beata-tranquillitas-Serie für Constantin II., die

220H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 28f. (Außenpolitik Constantins I.) u. S. 112ff. (Gotenkrieg und-foedus). 221B. BLECKMANN; Konstantin; S. 109ff. u. A. DEMANDT; Spätantike; S. 77f. 222 ILS 8940 (Salsovia, Thracia): DEI SANCTI SOLIS | SIMVLACRVM CONSECR(abatur) | DIE XIIII KAL(endis) DECEM(briis) | DEBET(ur) SINGVLIS

ANNIS

| IVSSO SACRO DD(ominorum) NN(ostrorum) |

LICINI AVG(usti) ET LICINI CAES(aris) | TVRE CEREIS ET PROFV|SIONIBVS EODEM DIE | A PRAEP(osito) ET

VEXILLAT(ione) | IN CAST(ris) SALSOVIENSIB(US) | AGENTIB(US) EXORARI ...

S; Konstantin; M. CLAUSS. 46 unterstellt deshalb, als Reaktion auf die verschlechterten Beziehungen zu den Christen, kehre Licinius in dieser Zeit „ demonstrativ zur Verehrung des alten Sonnengottes zurück“ . Doch da Licinius denSol invictus nie in den Vordergrund seiner Münzprägung gestellt hatte, ist ein solche Annahme m.E. sehr weitgehend. 224Hier seien v.a. die aufwendig gestalteten Goldmünzen aus Nicomedia aus denJahren 21 unddie noch bis 324 ausgebrachten folleis mit Iuppiter conservator (RIC VII, p. 606ff.) 320– angeführt. 225So die Argumentation vonJ. STRAUB; „ Π α γ λ ιν εν ; Regeneratio imperii: Aufsätze “ εσ ία über Roms Kaisertum und Reich im Spiegel der heidnischen und christlichen Publizistik; Darmstadt, 1972; S. 97f. 226A. DEMANDT; Spätantike; S. 70. 227Siehe oben Kap. 2.2.4ff., v.a. 2.3.2.3. ZuraufdemConstantinbogen in Romdargestellten ; S. 106ff. Sol invictus“ Bedeutung des Sonnengottes für das Heer siehe H.P. L’ORANGE; „ 223

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

167

kleinen Figürchen des Sonnengottes wie des Mars benutzt228. Als dominantes 20 ausderAesprägung verschwunden229. Münzbild warSol bereits seit 319– 21 geprägten SolDie Ausgabe derimRahmen derJubiläumsfeiern von320– comes-Typen als Goldnominale hatte einen letzten Höhepunkt in der offenen Herausstellung desSonnengottes markiert. Sie hatte eigentlich aber auchgezeigt, dass eine Breitenwirkung nicht mehr erwünscht war, sondern vielmehr eine begrenzte Empfängergruppe als Adressaten anzusehen waren. Offensichtlich hatte auchConstantin angesichts eines absehbaren Bürgerkrieges die, vonLiciniusbereits erkannten, Sympathien der Donauarmee für denSonnengott weiterhin vorAugen. Er ließ noch einmal eine Münzserie prägen, die gerade die Soldaten an sein Nahverhältnis zudiesem Gott erinnern sollte230. Nach 324 begegnen dannauch nurvereinzelte numismatische Zeugnisse, wie zu erwarten in Gold, auf denen der Sonnengott abgebildet ist und namentlich genannt wird231. Diese Solidi zeigen Kaiser und Gott, einander gegenüber stehend, imMoment der Übergabe des miteiner Victoria geschmückten Globus232. Die Stücke greifen auf die Goldmünzen zurück, die in denJahren 320 und321 von verschiedenen Münzstätten anlässlich der Herrschaftsjubiläen Constantins undseiner beiden Söhne geprägt worden waren. Diese späten Typen, die gelegentlich überbewertet werden233, sind letztendlich als Einzelfälle zu betrachten. Sie ziehen einen Schlussstrich unter die Verwendung derFigur desSonnengottes in der Münzprägung, auch wenn sie noch einmal das gesamte Konzept nichtchristlicher Vorstellungen von der Herrschaftsübertragung eines Gottes an den 21 sind sie natürKaiser wiedergeben234. Wie die Jubiläumsprägungen von320– lich auch als Absage an die Iuppiter-conservator-Typen zu verstehen, die der unterlegene Licinius ausgebracht hatte. DerSieg desSonnengottes symbolisierte den endgültigen Untergang der Dynastie der Iovii, auch wenn dadurch sein eigenes Abtreten signalisiert wurde. In diesen Jahren der Alleinherrschaft Constantins ist eine erneute Umgestaltung derKaisertitulatur zubeobachten235. Dabei wurden Titel ersetzt, denen man 228 RIC VII, p. 200.409 (BEATA TRAN-QVILLITAS | VO|TIS | XX; Altar, darauf Globus mit Sol) u. 200.410 (BEATA TRAN-QVILLITAS | VO|TIS | XX; Altar, darauf Globus mit Sol oder Mars). 229RIC VII, p. 48 u. P. BRUUN; spätrömische Münze; S. 71f. 230 Zu der Funktion der Goldprägungen im 4. Jh. als Donative an die Armee siehe P. BASTIEN; Monnaie et donativa. ZurVerbindung vonSonnenkult undDonauarmee siehe oben Kap. 3.2.4ff. 231RIC VII, p. 685.49 (SOLI COMITI AVG. N.; Sol st. r. m. Strahlenkrone, Chlamys u. Globus m. Victoria, ggü. Constantin st. 1.). Dazu siehe v.a. M.R. ALFÖLDY; „ Sol Comes-Münze“; S. 10ff. (datiert die Münze in denZeitraum Ende 324 undSommer 325 undordnet weitere Solidi ausdemDonauraum in diese späte Phase nach 324 ein). 232RIC VII, pl.23.49. 233J. BLEICKEN; Constantin der Grosse unddie Christen: Überlegungen zur constantinischen Wende; München, 1992; (Historische Zeitschrift, Beiheft 15); S. 59 u. Anm. 104. Siehe auch oben Kap. 3.4.3. 234J.R. FEARS; s.v. Gottesgnadentum; Sp. 1128. 235T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 134ff. datiert die Umstellung in die Zeit vom Sieg über Licinius bis zur Erhebung des Constantius II. zumCaesar (18.9. –8.11.324 n.Chr.).

p.

168

3. Diehistorische

Entwicklung

vonSeptimius Severus bisConstantin I.

enge Verbindungen zupaganen Kulten zuschreibt. Das markanteste Element ist invictus, einBeiname, dersich unter anderem demSonnengott zuweisen lässt. Er wurde schrittweise durch victor ersetzt236. Auch wenn einzelne Bestandteile der alten Titulatur, wie invictus, aber auch aeternus, das möglicherweise durch semper ersetzt wurde, wegfallen, ist doch die Umwandlung der Kaisertitulatur voneiner paganen zueiner neuen, möglicherweise christlich beeinflussten Formel nicht eindeutig zuerkennen. Denn weder sind invictus undvictor, aber auch semper undaeternus, einander gegenüber zu stellen, noch ist ihr Gebrauch als Beinamen oder Titel desKaisers neu. Die Neugestaltung warmitSicherheit kein Zufall undhing gezielt mitdemSieg über Licinius zusammen, docheine religiö-

se Neuorientierung ist daraus keineswegs eindeutig herzuleiten. Die Zeit nach der Erlangung der Alleinherrschaft sah in der Münzprägung aber vor allem die Präsentation der constantinischen Herrscherfamilie und die Verherrlichung ihrer Taten undErfolge. Dadurch wurden die bislang üblichen Darstellungen göttlicher Investitur undSchlachtenhilfe nahezu vollständig verdrängt237. Eine Entwicklung, die in Ansätzen bereits für Carus undseine Söhne aufgezeigt werden konnte. Es ist allerdings nicht nurdasFortleben dersolaren Symbolik zubeobachten, sondern auch die Angleichung des Kaisers andenSonnengott weiterhin erkennbar. Die übergroße Porphyrstatue imZentrum des neugegründeten Constantinopolis zeigte denKaiser nackt mit Strahlenkrone undGlobus238. Eine der möglichen Inschriften auf derzugehörigen Säulenbasis spricht Constantin als sonnengleichen Herrscher an239. In der Tricennalienrede des Eusebius vergleicht dieser die Herrschaft des Constantin I. undseiner Familie mitderSonne. Deralte Augustus als Lenker der Caesares, die wie Sonnenstrahlen die einzelnen Teile des Reiches erhellen240. Der Passus schließt andie Lichtsymbolik dervorangehenden Lobreden genauso nahtlos an wie an die Claritas-Typen mit Sol, die seit 317 vor allem für diese Caesares ausgegeben worden waren241. Aufgegriffen wird zudem die in dem

236T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 136ff. 237J.R. FEARS; Princeps; S. 309ff. Auch das ungewöhnliche Goldmedaillon von 330, das Constantin undseine Söhne stehend zeigt, während eine auseiner Wolke herab reichende Hand denAugustus bekränzt, ist indiese neue Leitlinie derFamilienpropaganda Constantins einzuordnen, zumal der Empfängerkreis dieses fast 254g schweren Goldstückes mit einem Wert von 30(!) Solidi nurwenige, handverlesene Personen umfasst haben dürfte (RIC VII, p.576.42; J.R. FEARS; Princeps; S. 309 m. Anm.96). 238R. LEEB; S. 12ff. 239Leo 87, 17 (Κ ω ν σ τα ν ) λάμ τίν ῳ π ). Siehe dazu H.P. L’O RANGE; „ Sol ο ν η ν λ τ ίο ιἡ υδίκ ; Hermes 36 (1901); S. 457ff. (wei; S. 113f. undT. PREGER; „Konstantinos Helios“ invictus“ terhin maßgeblich).

240Eus. Tric. III, 4; folgerichtig schreibt Aurelius Victor, „ eo modo [sc. nach demSieg über Licinius] respublica unius arbitrio geri coepit, liberis Caesarum nomina diversa retentantibus“ (41, 10). 241Siehe oben Kap. 3.4.1ff. (zu Panegyrici) und Kap. 3.4.3. (claritas-rei-publicae-Typen

für Crispus undConstantin II.).

337) 3.4. DasZeitalter Diocletians undConstantins I. (284–

169

Panegyricus von 310 verbreitete Prophezeiung, Sol-Apollon habe dem Kaiser

eine dreißigjährige Herrschaft versprochen242.

DerSonnenvergleich ist fürdenchristlichen Rhetor ebenso unproblematisch, wie die Errichtung der Kolossalstatue für einen Herrscher, der sich nach seiner Taufe 337 in ebenjener Stadt in einer Grabstätte, umringt vonden Kenotaphen der zwölf Apostel, bestatten lässt243. Diese Ambivalenz zeigt sich auch in den Konsekrationsmünzen für Constantin I., die den verstorbenen Kaiser zeigen, der in der Quadriga aufsteigt undseine Rechte ausgestreckt hat, umnach einer aus denWolken kommenden Hand zugreifen244. Dieses Motiv spielt ebenso auf die zahlreichen Münzbilder an, diedenSonnengott aufdiese Weise darstellen245, wie auf die Himmelfahrt Christi, die demVorbild des Sol nachempfunden wurde246. Dennoch ist letztendlich, trotz aller Einschränkungen247, eine Zuwendung Constantins zumChristentum auch in seiner Herrschaftspropaganda unverkennbar. Die dadurch verdrängten heidnischen Götterdarstellungen sollten auch nicht mehr indie kaiserliche Münzprägung zurückkehren. Alles inallem ist dieDurchsetzung derSelbstdarstellung Constantins mitchristlichen Gedanken jedoch eine sanfte Umgestaltung „unter weitestgehender Rücksichtnahme auf die paganen 248. Zudem sollte in diesem Kontext das verbindende Element dieser Kreise“ Übergangsepoche nicht übersehen werden. Exemplarisch wird dies durch die Bleisiegel aus einem Militärlager vorgeführt. Sie zeigen Constantin mit Christogramm auf der Averse, den Sonnengott aber auf der Reverse249. Die Symbiose, dieSonnenkult undChristentum imBereich kaiserlicher Selbstdarstellung schließlich in nach-constantinischer Zeit eingehen ist nicht zuletzt auf Constantin I. zurückzuführen250.

242Zur Bedeutung und zum Umfeld der Tricennalienrede siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 153ff. 243R. LEEB; S. 12ff. (zur Porphyrsäule) u. S. 93ff. (zum Mausoleum). Die These von P. SPECK („ Urbs quam deo donavimus: Konstantin des Großen Konzept für Konstantinopel“ ; Boreas 18 (1995); S. 143ff.), Constantin habe eine ‚christliche‘ Hauptstadt errichten wollen, konnte weitgehend widerlegt werden (Überblick in H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 118ff.). 244R.A.G. CARSON; Coins; pl. 48.724. 245 So auf Medaillons des Antoninus Pius (Gnecchi II; p. 16f. + Tf.50.6.), während der Kaiser selbst ebenfalls auf diese Weise dargestellt worden ist (Gnecchi II; p. 52 + Tf.78.3/4. [Commodus] u. RIC IV.1; p. 103.102. [Septimius Severus]). Beschrieben wird diese ‚Himmelfahrt‘in einem constantinischen Panegyricus amBeispiel des Constantius I. (Pan.Lat. VII (6), 14, 3). 246G. LADNER; S. 36ff.; zu Sol undChristus siehe auch oben Kap. 2.2.1.4.2. 247B. BLECKMANN; Konstantin; S. 97ff. 248T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 140. 249P. WEISS; „ Visions“ ; S. 259. 250Darauf hat zuletzt noch M. WALLRAFF; S. 142f. hingewiesen.

4. KAISERTUM UND SONNENKULT: STRUKTUREN UND MERKMALE 4.1. DIE EIGENSCHAFTEN DES SONNENGOTTES 4.1.1. DerEwigkeitsgedanke

Die aeternitas imperii unddie aeternitas Augusti bzw. Augusta waren im 3. Jh. n.Chr. bereits feste Bestandteile kaiserlicher Selbstdarstellung1 unddementsprechend gehörten sie zudenThemen in derMünzprägung. In derSerie, die für die diva Faustina, die 140 n.Chr. verstorbene Gattin des Antoninus Pius2, ausgebracht wurde, entfaltet sich die gesamte Breite der Aeternitas-Symbolik. Sie reicht von einem achtstrahligen Stern3 über verschiedene Göttinnen4 bis hin zur Personifikation deraeternitas mitGlobus, Phoenix undSternenmantel5. Indiesen thematischen Rahmen ist natürlich derSonnengott einzuordnen. WiedieGestirne wurde vor allem die Sonne als ewig (aeternus) angesehen unddeshalb warder Gott als Symbol der aeternitas geläufig6. Die moderne Diskussion über die Ewigkeitsvorstellungen der römischen Kaiserzeit wurde lange bestimmt vondenThesen F. Cumonts, die dieser bereits amEnde des 19. Jh. aufgestellt hatte. Cumont ging dabei auch für diese Epoche von einem Zusammenwirken altpersischer undhellenistisch-orientalischer Einflüsse aus7. Begriffe wieaeternus undaeternitas hätten demnach auf eine Vermischung vonElementen ausderpersischen, ägyptischen undhellenistischen Herrscherideologie mit einem Astralglauben verwiesen. Dieser wiederum sollte aus einer Verbindung orientalischer Theologie mit griechischer Philosophie bestehen. Als Endergebnis sei der römische Kaiser zu einem lebenden Abbild eines unbesiegbaren undewig existierenden Sonnengottes geworden8. 1 Zur Entstehung und Entwicklung der ‚Ewigkeitsvorstellung‘ im Imperium Romanum siehe als Einführung W. EISENHUT; s.v. aeternitas, aeternus; KIP 1 (1979); Sp. 104f. (mit weiterführender Literatur), sowie F. GRAF; s.v. Aeternitas; DNP 1 (1996); Sp. 206f.

2 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 136. 3 RIC III, p. 70.355. 4 RIC III, p. 69.344f. (Iuno); p. 69.346, p. 161.1100 (Venus); p. 72.382, p. 161.1099 u. 1101 (Ceres); p. 161.1103 (Vesta); p. 70.348f. (Fortuna); p. 70.350f. (Providentia). 5 RIC III, p. 161.1103Aff. 6 Dazusiehe G.G. BELLONI; s.v. Aeternitas; LIMC 1.1 (1981); S. 244ff.; dort auch Angabe der antiken Belegstellen. 7 F. CUMONT; „éternité“ ; S. 435ff. Der sehr lockere Umgang mit denQuellenzeugnissen reißt diese teilweise völlig ausihrem Kontext undführt zuSchlussfolgerungen, dieaufeiner sehr dünnen Grundlage stehen. In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass die Mehrzahl der literarischen Belege für Cumonts Thesen aus der nach-konstantinischen Zeit stammt undsich auf christliche Kaiser bezieht. 8 F. CUMONT; „éternité“ ; S. 441ff. („ Le monarque, simulacre humain du dieu solaire, participe donc desdeux qualités quidistinguent éminemment celui-ci“[S. 446]).

172

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Selbst M.P. Charlesworth konnte sich in seinem vierzig Jahre später erschienenen Aufsatz nicht vollständig vondemKonzept Cumonts lösen. Obwohl er für dieZeit bisHadrian bereits dierömisch-italischen Ursprünge desBegriffes aeternitas hatte nachweisen können, wollte er nicht ausdessen Schatten heraustreten9. Jedoch weitete sich diese erste Schwachstelle in der These der orientalischen Herkunft der Ewigkeitsvorstellungen bald aus. H.U. Instinski konnte aufzeigen, dass die Verwendung der Begriffe aeternitas oder aeternus weniger als ein Ergebnis religiöser Einflüsse zuwerten ist. Sie fällt vielmehr in denBereich der Herrscherideologie undrichtet sich nach denFragen der Herrschaftslegitimation aus10.

Der Rückgriff auf syrisch-orientalischen Einfluss ist auch nicht erforderlich, umdie römischen Aeternitas-Vorstellungen zuerklären. Dieses Konzept unddie Idee der Roma aeterna lassen sich bis in das 3. Jh. v.Chr. zurückverfolgen, auch wenn die Literatur diesen Begriff erst in der Übergangszeit zumPrinzipat verwendet11. Denn bereits Aesmünzen ausUmbrien kombinieren um220 v.Chr. die Sonne auf derVorderseite mitderMondsichel auf derRückseite undsymbolisierendadurch die aeternitas12. Die römischen Unciae des 3. Jh. v.Chr. zeigen dann nicht nur den Kopf des Sol unddie Mondsichel der Luna13, sondern verbinden sie, überdieDioskuren, mitderStadt Rom14. Auchfinden sich Sol undLunaoder die Sonne unddie Mondsichel wiederholt auf republikanischen Münzen15. Schließlich verweisen denarii darauf, dass sich diese Symbole aufRombeziehen, indem dieHalbbüste derRomamitMondsichel undSonne kombiniert dargestellt wird16. 9 M.P. CHARLESWORTH; „Providentia and Aeternitas“ ; HThR 29 (1936); S. 107ff. („ Here wehave tried merely to showthebeginnings of theprocess, andto show, too, howdeeply it wasrooted in native Italian andRoman traditional ideas“[S. 131]).

10H.U. INSTINSKI; S. 313ff. 11Zur Verwendung der aeternitas undder Roma aeterna in der Literatur siehe H.U. INSTINSKI; S. 315ff. 12SYDENHAM; Aes grave; no. 226 u. Auk. Garrett I; Nr. 625 [ansonsten offensichtlich

unpublizierte Variante]. 13Dies zeigen die Münzen

derFlavier deutlich, auf denen erstmals die Personifikation der aeternitas abgebildet ist. Sie hält die Büsten des Sol und der Luna in ihren Händen (RIC II, p. 79 n.Chr.]; p. 39.209 [Titus, 75– 79 n.Chr.]; p. 191.289 u. 297 [Domitian, 28.121 [Vespasian, 75– 85 n.Chr.]. Weiterhin findet sich dieser Typ für Trajan [RIC II, p. 250.91f., p. 259.229 u. p. 260.241] undHadrian [RIC II, p. 354.114f., p. 417.597 u. p. 436.744.]). 14RRC I, p. 39.4 (Uncia, ca. 217–15 v.Chr.: Av.: Büste des Sol in Vorderansicht. |Rv.: ROMA; liegende Mondsichel, darin die beiden Sterne der Dioskuren). Zu den Sternen der Dioskuren gemeinsam mit einer liegenden Mondsichel siehe die Denare des Jahres 207 v.Chr. (RRC I, p. 57.2). Interessant ist auch die Kombination einer Averse mit Apollo, hinter dessen Kopf eine Sonne (Stern) erkennbar ist, mit einer Reverse, auf der die Dioskuren mit der Mondsichel abgebildet sind (96 v.Chr.; RRC I, p. 335.10). 15RRC I, p. 314.303/1 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r. |Rv.: Luna in Biga n.r.; 109/8 v.Chr.), p. 404.390/1 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r. |Rv.: Liegende Mondsichel umgeben von 7 Sternen; 76 v.Chr.), u. p. 484.474/5 (Av.: Kopf des Sol m. Strahlenkrone n.r., dahinter Spitzhacke. |Rv.: Luna in Biga n.r.; 45 v.Chr.). 16RRC I, p. 306.292.1 (Denar, 113/12 v.Chr., Av.: Büste der Roma n.1., davor Sonne (Stern), darüber Mondsichel).

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

173

Eine Änderung dieser Vorstellung ist keineswegs zu beobachten, sondern vielmehr ein Fortdauern erkennbar. Die auf den Unciae benutzte Kombination deraeternitas mit Romundden Dioskuren findet sich noch auf den Prägungen des Maxentius im Rahmen ihrer stadtrömischen Thematik. Bronzemünzen des Jahres 309 n.Chr. mit der Legende AETERNITAS zeigen die römische Wölfin zwischen denbeiden Dioskuren17. Die Verwendung derLegende aeternitas in Verbindung mitdemSonnengott dürfte kaum verwundern, da nicht nurdie Unciae bereits eine Solbüste zeigen, sondern eine durchgehende Benutzung desGottes fürdiese Thematik zubelegen ist. Diese Kontinuität reicht vonrepublikanischen Denaren18 über die flavischen Münzen19 weiter überdieKonsekrationsserie fürFaustina20 biszudenPrägungen derSeverer21. Zusammen mit der Legende AETERNITAS AVG. wurde Sol auf Münzen erstmals in den Jahren 241–244 n.Chr. unter Gordian III. dargestellt22. Die besondere Herausstellung desSonnengottes lässt sich auch indiesem Fall durch dieorientalische These nicht erklären, dennwiesich gezeigt hatist sie ganzinderLegitimationspolitik dieses Kaisers zu suchen. Gordian III. war in breitem Umfang mit έ ο ςἭ λ ιο ς demSonnengott verglichen worden, derjunge Herrscher sogar als ν gefeiert worden. Sol und die Aspekte aeternitas und oriens waren wichtige Eckpunkte kaiserlicher Selbstdarstellung, durch die man die Hoffnungen der Reichsbewohner aufgriff unddenKaiser zumSymbol des anbrechenden saeculumaureum machen wollte23. Die Fortführung derAeternitas-Vorstellung in Verbindung mitdemSonnengott folgt imWesentlichen dann auch denVorgaben desGordian III. Die Dauer der Herrschaft wird auf diese Weise betont24 undderen Legitimierung durch die 17RIC VI, p. 403.16ff., während RIC VI, p. 403.14f. die Dioskuren ohne Wölfin, aber mit der Legende AETERNITAS AVG.N.zeigen; zuMaxentius siehe oben Kap. 3.4.3. 18RRC I, p. 314.303.1 (Denar, 109/8 v.Chr.: Av.: Kopf des Sol n.r. |Rv.: Luna in Biga n.r., 107 v.Chr.: Av.: Kopf umgeben vonMondsichel undSternen); RRCI, p. 318.309.1 (Denar, 118– der Roma. | Rv.: Sol in Quadriga in Vorderansicht, aus dem Oceanus aufsteigend, darüber liegende Mondsichel. Dieser Typ kombiniert die beiden Aspekte aeternitas und oriens in anschaulicher Weise); RRCI, p.484.474/5 (Denar, 45 v.Chr.: Av.: Kopf desSol n.r. |Rv.: Luna in Biga n.r. m. Mondsichel); RRC I, p. 505.494/20f. (Denar, 42 v.Chr.: Av.: Kopf des Sol n.r. | Rv.: Liegende Mondsichel, umgeben von5 Sternen). 19RIC II, p. 28.121, p. 39.209, p. 191.289 u. p. 191.297. 20RIC III, p. 73.383 (Rv.: CONSECRATIO; Faustina u. Sol in Quadriga n.1.). Die Münze gehört in die gleiche Serie wiedie oben aufgeführten Aeternitas-Stücke. 21RIC IV.1, p. 162.522 (Septimius Severus); RIC IV.1, p. 218.36; p. 220.52; p. 221.59; p. 231.125 (Caracalla); RIC IV.1, p. 315.7 (Geta). Alle Münzen kombiniert mit der Reverse: CONCORDIAE AETERNAE; Büste des Severus mitStrahlenkrone undBüste derlulia auf Mondsichel; dazu siehe oben Kap. 3.1.1. 22RIC IV.3, p. 24.83, p. 26.97 u. 111, p. 27.117, p. 48.297 (Rv.: AETERNITATI AVG.; Sol st. 1.

m. Globus u. erhobener Rechten). 23Siehe oben Kap. 3.2.1. (dort Quellenangaben undweiterführende Literatur). Zu oriens Aug(g). siehe unten Kap. 4.1.2.; zumSonnenvergleich siehe unten Kap. 4.2.2. 24Siehe H.U. INSTINSKI; S. 343ff.; zur Herkunft dieses Konzepts der lange oder ewig andauernden Herrschaft eines Monarchen siehe A. ALFÖLDI; Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche; Darmstadt, 1970 [= Repräsentation]; S. 86ff.

174

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Berufung auf die Kontinuität des Reiches und des Kaisertums gesucht25. All diese Ansätze erklären die Aeternitas-Thematik, ohne dass nach einem Erlösungsglauben oder dem Einfluss philosophischer Theorien gesucht werden muss. Durch den Begriff aeternus, der nicht erst durch Diocletian, sondern bereits 280 n. Chr. durch Probus eingeführt wird26, sollte nicht nureine weitere Überhöhung der Person des Kaiser erreicht werden27. Aeternus ist in Verbindung mit jenen vota zusehen, die unmittelbar nach der Kaisererhebung auf Herrschaftsjubiläen geleistet wurden28. Die Bezeichnung ist in eine Reihe mitdemseit Aurelian nachweisbaren perpetuus zustellen29. Daunter Probus undseinem Vorgänger Tacitus Münzen geprägt wurden, die diese vota decennalia mit Sol in Zusammenhang bringen30, ist an eine zunehmende Verknüpfung des Sonnengottes mit denkaiserlichen vota undderAeternitas-Vorstellung in dieser Zeit zudenken. Alsneuartig ist diese Verbindung dervota publica mitderaeternitas Augusti undderfelicitas temporum kaum zu bezeichnen. So hat bereits P.L. Strack das Zusammenspiel dieser Aspekte in der Münzprägung des Hadrian erkannt und aufgezeigt, dass ihre Bedeutung im Bereich der Herrschaftslegitimation zu suchen ist31. Der Sonnengott selbst, der für Hadrian zwar in dieser Zeit als Münzmotiv belegt ist32, wurde zunächst jedoch unberücksichtigt gelassen. Er wird unter Tacitus undProbus allerdings in unübersehbarer Weise herausgestellt und das Beispiel aus dem3. Jh. n.Chr. zeigt, dass bereits bestehende Konzepte der Herrschaftslegitimation ihre Fortsetzung finden. VorderUntersuchung derBedeutung desBegriffes oriens müssen noch zwei wichtige Aspekte der Ewigkeitsvorstellung in der Kaiserzeit betrachtet werden. Bereits amBeispiel derFaustina wurde der Bereich derApotheose eines Kaiser oder eines Angehörigen der Kaiserfamilie angesprochen. Die Verbindung der kaiserlichen aeternitas mit der Apotheose geht in augusteische Zeit zurück und zeigt sich deutlich in der Münzprägung nach dem Tod des Augustus. In Emerita wirderstmals die Legende aeternitas Augusta auf Münzen fürdendivus Augustus 25Dazu u.a. H.P. CHARLESWORTH; S. 124ff.; dort auch zur Verbindung der salus des Kaisers undderaeternitas des Reiches (S.129). 26Zurzeitlichen Einordnung undgegen eine Aufnahme in die Kaisertitulatur bereits im 2. Jh. n.Chr., wie dies F. Cumont noch behauptet hatte, siehe H.U. INSTINSKI; S. 313ff. (v.a. 345ff.). Im Gegensatz zur Annahme von F. KOLB; Tetrarchie; S. 91 (= Ders.; Herrscherideologie;S. 37) ist aeternus in Verbindung mit der Kaisertitulatur bereits für Probus nachweisbar (IAM II 361: Volubilis, 280 n.Chr.). 27Dazu und zur Verbindung mit dem Begriff sacer siehe zuletzt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 36f. (weiterführende Literatur in Anm. 46). 28G. DI VITA-ÉVARD; „Probus, aeternus Augustus“ ; Institutions, société et vie politique

au IVe sc. p.C.; S. 225ff. 29A. DAGUET; „Aurelianus perpetuus imperator“ ; AntAfr 28 (1992); S. 173ff. 30 Leu Auk. 45, Nr. 370 (Tacitus, 275/76 n.Chr.; Rv.: C-ONSERVAT. AVG. | VOT. X; Sol in Quadriga n.1. [ansonsten offenbar unpubliziert]); NFA Auk. 25, Nr. 461 (Probus, 280 n.Chr.; Rv.: C-ON-SERVAT. AVG. |VOT.X; Sol in Quadriga n.1. [ansonsten offenbar unpubliziert]). 31P.L. STRACK; S. 64ff. u. S. 96ff. 32Sol in Quadriga n.r.: RIC II, p. 360.167 (aureus); Toynbee, pl. XVI.2 (Multiplum); im Zusammenhang damit ist auch der Typ zu sehen, der eine liegende Mondsichel mit Sonne (Stern) zeigt (RIC II, p. 381.355).

175

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

und seinen Nachfolger Tiberius verwendet33. Zusammen mit den ProvidentiaMünzen in Rombetonen sie denFortbestand der Kaiserherrschaft unddamit des Reiches. Sie spielen aber auch aufdie Voraussicht desersten princeps an, dessen Adoptionspolitik Stabilität undKontinuität gewährleistet hat34. Die Strahlenkronedesdivus Augustus symbolisiert nicht nurdessen Apotheose, sondern ist auch imRahmen derAeternitas-Vorstellungen zusehen, fürdiederSonnengott ja eine besondere Symbolkraft hatte35. Die Verbindung von Sonnengott und kaiserlicher Apotheose lässt sich an verschiedenen Beispielen aufzeigen. So verkündet ein Papyrus, derdivus Traianussei mit Sol in seiner Quadriga gen Himmel gefahren36. Für Faustina ist diese Fahrt dann noch einmal bildlich wiedergegeben37 und im frühen 4. Jh. n.Chr. wird in dem Panegyricus auf Maximian und Constantin I. die Apotheose des divus Constantius als Himmelfahrt in der Quadriga des Sol beschrieben38. Der Sonnengott steht also in einem engen Bezug zur Apotheose und zur damit zu verbindenden aeternitas. Er dient somit dem lebenden Regenten im gleichen Maße, seine Herrschaft zulegitimieren, wie die divinisierten Vorgänger39. Ein weiterer nicht zuunterschätzender Aspekt, dermitderaeternitas zusammenhängt, ist die Vorstellung vondergöttlichen, undergänzend dazu, derkaiserlichen providentia. Die gerade angeführten Zeugnisse für die aeternitas Augusta in augusteisch-tiberischer Zeit deuteten auf die Verbindung zwischen aeternitas undprovidentia. Sie sind als Weiterentwicklung des Konzepts derprovidentia deorum zu sehen, die auf den Kaiser übertragen wurde und diesen mit der Fürsorge für seine Untertanen betraut sieht40. Dank der Voraussicht der Kaiser (providentia Augusti) wird der Fortbestand des Reiches (aeternitas imperii) und der Kaiserherrschaft (aeternitas Augusti) gewährleistet41. Indiesen Kontext gehören auchdieAntoniniani mitderLegende PROVIDEN(tia) DEOR(um), die in den Jahren 274 bis 276 n.Chr. ausgegeben wurden. Sie stellen den Sonnengott dar, der seine ausgestreckte Rechte einer Personifikation der 33 RPC I, p.

72.29 u. pl. 3.29/4

+ 29/5

(Av.:

DIVVS AVGVSTVS PATER;

Kopf des divus Augustus

m. Strahlenkrone n.1. |Rv.: AETERNITATI –AVGVSTAE / C A E; Viersäuliger Tempel) u. p. 73.47f. u.pl.4.47f. (Av.: TI. CAESAR AVG.PON.MAX.IMP.; Kopf desTiberius n.1. bzw. r. m.Lorbeerkranz. Viersäuliger Tempel). 34H.P. CHARLESWORTH; S. 109ff. Dies drückt auch die Passage bei Velleius Paterculus perpetuae securitatis aeternitatisque Romani imperii“[2, 103, 4]). aus („ 35ZurStrahlenkrone siehe unten Kap. 4.2.2.1. 36PGiess. 20, aber auch derAltar aus Ephesus aus antoninischer Zeit (C.C. VERMEULE; Roman imperial Art in Greece and Asia Minor; Cambridge/Mass., 1968; S. 107ff.). 37RIC III, p. 73.383 (Rv.: CONSECRATIO; Sol und Faustina in Quadriga n.1.). 38Pan.Lat. VII(6), 14, 3 („ Audis enim profecto haec et vides, dive Constanti, quem curru [et] paene conspicuo, dumvicinos ortus repetit occasu, Sol ipse invecturus caelo excepit“ ). 39Allgemein zur Bedeutung der Berufung auf divinisierte Vorgänger siehe H. GESCHE; ; S. 377ff. undA. ALFÖLDI; Repräsentation; S. 200ff., derjedoch m.E. die Be„ Divinisierung“ | Rv.: AETERNITATI –AVGVSTAE / C A E;

deutung einer zukünftigen Apotheose

des lebenden Regenten etwas überbewertet.

40H.P. CHARLESWORTH; S. 107ff. 41Hier sei noch einmal die vielzitierte Stelle aus einem Inschriftentext der claudischen Zeit wiedergegeben, der dieses Konzept zusammenfasst: „ cumprovidentia optumi principis tectis quoque urbis nostrae et totius aeternitati Italiae prospexerit“(SEG IV, 516).

176

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

concordia militum entgegen hält42. Durch die providentia deorum, die sich in der Förderung der Herrschaft des Aurelian durch Sol offenbart, wird die Treue der Soldaten sichergestellt. Die auf diese Weise verhinderten Bürgerkriege imInneren, aber auch die Abwehr der äußeren Gegner, garantieren dieaeternitas imperii. Gleichzeitig spielt dieser Typauf die göttliche Legitimation der Herrschaft an, denn nicht die Menschen bestimmen über die Kaiserherrschaft, sondern ὁ 43. Mit der Gestalt des Sonnengottes werden η θ μ σ εὸ ν εν ά ρ ο ύρα ςδω ςτ ὴ νπ ορφ somit die Vorstellungen deraeternitas imperii, aber auch deraeternitas Augusti, mit derprovidentia deorum verbunden, die sich konkret in demWesen undden Taten des Kaisers, derprovidentia Augusti, ausdrückt.

4.1.2. Sol oriens

Der Begriff oriens findet sich in derkaiserzeitlichen Literatur an verschiedenen Stellen, um den Sonnenaufgang oder die aufgehende Sonne zu bezeichnen44. Durch den Vergleich des Kaisers mit der Sonne45, wurde dieses Wort jedoch auchindenBereich derkaiserlichen Selbstdarstellung übernommen undineinem übertragenden Sinne verwendet. So überliefert Tacitus die letzten Tage des Tiberius unddie verzweifelte Suche dessterbenden princeps nach demgeeigneten Nachfolger, denndie Übertragung derHerrschaft anGaius (Caligula) soll ihnmitBedenken erfüllt haben46. In diesem Kontext legt der Historiker demTiberius in den Mund, sich selbst als occidens, denaufstrebenden, letztendlich dieNachfolge antretenden, Caligula als oriens bezeichnet zu haben47. Der neue Herrscher wird also gezielt mit der aufgehenden Sonne verglichen. Aber obwohl noch imPanegyricus auf Maximian undConstantin derBegriff oriens imperator für den gerade in den Rang eines Augustus aufgestiegenen Constantin benutzt wird48, hat sich diese Interpretation keineswegs durchsetzen können. Vor allem die Münzlegende oriens Augusti49 wird in der Forschung 42R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 119.264 (Aurelian); RIC V. 1, p. 346.197 (Tacitus); RIC V. 1, p. 360.112 (Florian); RIC V.2, p. 110.844 (Probus). Alle Antoniniani aus der Münzstätte Serdica.

43Petr. Frag. 10,6. Dieser Ausspruch wurde demKaiser Aurelian angesichts einer Meuterei in denMundgelegt; siehe dazuoben Kap. 3.3.2ff. 44Beispielsweise bei Vergil (Aen. V, 42; georg. I, 250). 45ZumSonnenvergleich siehe unten Kap. 4.2.2.

46Tac. ann. VI, 45, 3ff. 47 Tac. ann. VI, 46, 4 („ namque Macroni non abdita ambage occidentem ab eo deseri, orientem spectari exprobravit“ ). 48 Pan.Lat. VII (6) 1, 1. Der Rhetor benutzt zur Gegenüberstellung die Begriffe semper Augustus für denerfahrenen Maximian undoriens imperator fürdenaufstrebenden Constantin. Zu diesem Panegyricus siehe auch C.E.V. NIXON(u.a.); S. 191ff. ZumGebrauch des Begriffes orior für Nero siehe unten Kap. 3.2.2. 49Die Auflösung der allgemein als ORIENS AVG. bzw. AVGG. abgekürzten Legende zu oriens Augusti bzw. Augustorum wird durch Münzen des Probus (RIC V.2, p.79.590 [ORIENS AVGVSTI; Sol st. 1.]) undder Tetrarchen (RIC VI, p. 458.31a+b [ORIENS AVGVSTOR.; Sol st. 1.] u. RIC VI, p. 482.217

[ORIENS AVGVSTORVM;

Sol st. 1.]) bestätigt.

4.1. DieEigenschaften desSonnengottes

177

gerne in einem geographischen Sinn interpretiert50. Durch sie sei ein Bezug zu denöstlichen Provinzen hergestellt worden, der vor allem aber als Hinweis auf Konflikte mit den Persern zu sehen ist51. Die erstmalige Verwendung dieser Legende auf Münzen desGordian III., die in denJahren seines Sasanidenkrieges in Antiochia geprägt wurden, scheinen diese Interpretation auf denersten Blick noch zustützen52. Fraglich ist jedoch, ob sich durch diese Perserpolitik-These die Prägungen des Postumus53, des Carausius undAllectus mit Sol undoriens Aug. erklären lassen54. Weder kann man dem Postumus in dieser frühen Phase noch den Usurpatoren, deren Herrschaftsgebiet sich auf die britannischen undnord-gallischen Provinzen beschränkte, die Vorbereitung eines Perserkrieges unterstellen. Selbst die Verwendung dieses Themas im Rahmen der Münzpropaganda wird sich kaumbelegen lassen55. Als problematisch sollte sich unter diesem Gesichtspunkt weiterhin eine Erklärung erweisen, mit der man die Ausgabe dieses Typs unter Probus nurdurch dieMünzstätten imDonauraum undin Gallien undinder Phase seiner Germanenkriege hinreichend begründet56. Eine alternative Interpretation ist erforderlich, denn diese Legende hat eine tiefergehende Bedeutung im

Bereich der Herrscherideologie. 138), Zuerst fällt derBlick dabei aufeinen aureus des Kaisers Hadrian (117– der in die ersten Monate seiner Herrschaft einzuordnen ist. Gezeigt wird die Büste des Sonnengottes, wie sie von einer unmittelbar zuvor geprägten Gold117) bekannt war, jedoch durch die Legende oriens im münze des Trajan (98–

Abschnitt ergänzt57. Auf diesen Münztyp und seine Bedeutung für den Herrschaftsantritt Hadrians ist bereits E. Kantorowicz in einer leider nur wenig beachteten Untersuchung eingegangen58. Zudem hater die Verbindung zueinem Papyrus erkannt, auf demder Sonnengott die Übertragung der Herrschaft von Trajan an seinen Nachfolger verkündet59. Sol unddie Legende oriens können sich also, wieeinleitend inderTacituspassage bereits angedeutet wurde, aufden 50Zur geographischen Bedeutung von oriens siehe T. SCHMITT; s.v. Orient undOkkzident; DNP 9 (2000); Sp. 22f. 51Exemplarisch J. NOLLÉ; „Oriens Augusti“ ; JNG 36 (1986); S. 127ff. („ Münzen mit der Legende ‚Oriens Aug.‘ und ‚Aeternitas Aug.‘ wurden geschlagen und verkündeten den Anspruch des Kaisers, die Herrschaft über denOsten zurückgewonnen zu haben“[S. 142]), aber auch L. DE BLOIS; S. 165 u. D. NONY; S. 308ff. 52 RIC IV.3, p. 27.213 u. p. 12f. (zur Datierung in die Jahre 242– 244 n.Chr. und die Zuordnung nach Antiochia in Syrien); siehe auch D. NONY; S. 308ff. 53B. SCHULTE; S. 77.18a + Tf. 2.18a (ORIENS AVG.; Sol in Quadriga n.1.). Siehe auch oben Kap. 3.2.5.

54Carausius: RIC V.2, p. 471.94f., p. 489.293ff., p. 512.569f., p. 515.611 u. p. 534.868ff.; Allectus: RIC V.2, p. 560.26f. u. p. 558.84. Siehe auch oben Kap. 3.4.1.1. 55Dazu siehe oben Kap. 3.2.5. und3.4.1.1. (mit weiterführender Literatur). 56K. PINK; „Probus“ ; S. 49ff. Zu den Germanenkriegen des Probus in den Jahren 277– 78 81 n.Chr. siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 253 (Datierung) u. G. KREUn.Chr. u. 280– CHER; S. 133ff. u. S. 163f. 57RIC II, p. 340.16 u. p. 345.43b (Hadrian) u. p. 267.319 u. 326 (Trajan). 58E. KANTOROWICZ; „Oriens“ ; S. 119ff. 59Edition, Übersetzung undKommentar in P.A. KUHLMANN; S. 98ff.

4. Kaisertum undSonnenkult:

178

Strukturen

undMerkmale

Beginn derHerrschaft desneuen Kaiser beziehen, auch wennderMünztyp selbst ursprünglich auf denPartherkrieg desTrajan verwiesen hat60. Dieser Ansatz lässt sich bedenkenlos in das 3. Jh. hinein übertragen. Gerade dasBeispiel desPostumus zeigt, dass Sol mitderLegende ORIENS AVG.indieZeit um261 n.Chr. fällt unddamit in denZeitraum derEtablierung seiner Herrschaft in den gallischen undbritannischen Provinzen gehört61. Und auch die Münzen des Allectus, dessen Herrschaftsgebiet sich zumZeitpunkt seiner Erhebung auf ein Kerngebiet in Britannien undentlang dergallischen Nordküste zusammengezogen hatte, sind auf den kurzen Anfangszeitraum seiner Herrschaft zu beziehen62.

Doch wiesinddie Prägungen zuerklären, die sich über mehrere Jahre hinweg erstrecken63 oder erst zu einem späteren Zeitpunkt

in die Herrschaft hinein

einsetzen64? Nehmen diese Sol-oriens- T ypen ebenfalls Bezug auf die Erhebung des Kaisers? Eine Erklärung muss anders formuliert werden, umdas gesamte Spektrum der Oriens-Typologie abzudecken. Als ein ständig wiederkehrendes Motiv begegnet, nicht nur im Bereich der Herrschaftsideologie, die Vorstellung von der Wiederkehr eines ‚Goldenen Zeitalters‘65.Als zentrales Thema ausdemZeitalter derBürgerkriege derausgehenden Republik übernommen, erlebt die Idee der Begründung eines saeculum aureum unter Augustus einen ersten Höhepunkt. Sie wird dabei fast selbstverständlich mitderPerson, aber auch derFamilie desHerrschers verbunden66. Der Sonnengott warbereits frühzeitig zu einem festen undbedeutenden Bestandteil innerhalb desErneuerungsgedanken geworden67. Fortan wurde dieses Konzept zueinem dauerhaften Motiv kaiserlicher Selbstdarstellung weiterentwickelt, dessen Schwerpunkt gerade in den Krisenjahren des3. Jh. n.Chr. zufinden ist68. Die inderliterarischen Überlieferung verarbeitete Vorstellung, jene ‚Goldenen Zeiten‘hätten mitdemToddes Marcus Aurelius im Jahr 180 n.Chr. ihren Abschluss gefunden69, zeigt deutlich, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf für die Kaiser bestand. 60 Dies geht aus der Münzlegende und der Datierung

(Rv.:

PARTHICO P. M. TR. P. COS. VI P. P.

RIC II, p. 267.319 u. 326). 61B. SCHULTE; S. 76f. (Herbst 261 n.Chr.). Zur Usurpation des Postumus (260 n.Chr.), der Ausbreitung undder Stabilisierung seines Herrschaftsgebietes (260/61 n.Chr.) siehe u.a. I. KÖNIG; S. 20ff. S.P.Q.R.) hervor (siehe

62Siehe oben Kap. 3.4.1.1. 63So bei Probus (siehe K. PINK; „Probus“ ; S. 49ff. u. oben Kap. 3.3.4). 64ImFalle Aurelians (272– 274 n.Chr.; siehe oben Kap. 3.3.2), aber auchbereits beiGordian III. (242–244 n.Chr.; siehe oben Kap. 3.2.1). 65Guter Überblick bei R. LANE FOX; S. 112ff. undD. FEENEY; Literature and Religion at Rome; Cambridge, 1998 (mit Schwerpunkt aufderliterarischen Verarbeitung dieses Themas). 66D. KIENAST; Augustus; S. 220ff. Dies wird durch denbekannten Satz in der Aeneis des Augustus Caesar, Divi genus, aurea condet saecula“[VI, 792f.]) geradezu auf den Vergil („ Punkt gebracht. 67Horaz c.s. 9ff.; dazu siehe P. ZANKER; S. 171ff. Nicht zufällig spricht Tacitus Regierung Trajans als hanc beatissimi saeculi lux (Agr. 44, 5).

68F. KOLB; Herrscherideologie; S. 35ff. 69Cass. Dio 72, 36, 4.

von der

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

179

Im gleichen Zusammenhang ist auch der Begriff der temporum felicitas oder felicitas saeculi zunennen. Er findet sich ebenfalls bereits unter Augustus undist durch eine Altarinschrift gezielt mitdemGeburtstag des Kaisers unddie auf ihn undseine Familie abgelegten vota publica zuverbinden70. Tacitus überliefert das Konzept derfelicitas temporum als Schlagwort für die Epoche des Nerva und Trajan71 undin der Münzprägung begegnet diese Thematik dann wiederholt seit Antoninus Pius und Marcus Aurelius72. In gleichem Maße wurde das Bild des saeculum aureum in dieser Zeit genutzt undeine Vorstellung vom ‚Goldenen Zeitalter‘ der Antoninen aufgebaut, die noch in den modernen Darstellungen ihren Nachklang haben73. Diese Verankerung der Vorstellungen von derfelicitas temporum undvom saeculum aureum in der Kultur des Römischen Reiches zeigt sich exemplarisch auf demGebiet privater Selbstdarstellung im eigenen Wohnbereich. Die Bilder der Wanddekors italischer Wohnhäuser, in denen sich allgemeine Wertvorstellungen derrömischen Gesellschaft widerspiegeln, zeigen anschaulich dasausder kaiserlichen Selbstdarstellung in diesen Bereich hinein übernommene Ideal der ‚Goldenen Zeit‘74. Im 3. Jh. n.Chr. erinnern dann die Bewohner vonAragua denKaiser PhilippusArabs an diesen, durch seine Münzprägung verkündeten75, Idealzustand, als sie vonihmAbhilfe fürdasihnen widerfahrene Unrecht erbitten76. Es magkaum verwundern, dass gerade in der Zeit der Reichskrise ein solches Thema an Bedeutung gewinnt und wiederholt als Motiv in der paganen wie christlichen Kunst Verwendung findet77. An drei Beispielen aus dem Untersuchungszeitraum lässt sich nundie Annahme belegen, der Sol-oriens-Typ spielt auf die Rückkehr dessaeculum aureum an.Zuerst bietet sich dasBeispiel desersten Auftretens derLegende ORIENS AVG. unter Gordian III. an. Es istjedoch auf die nachfolgende Herrschaft des Philippus 70CIL XII 4333 (Narbo, Gallia Narbonensis, zwischen 11 und 13 n.Chr.): ... NVMINI AVGVSTI VOTVM | SVSCEPTVM A PLEBE NARBO|NENSIVM IN PERPETVOM | QVOD BONVM FAVSTVM FELIXQVE SIT IMP.

CAESARI | DIVI F. AVGVSTO P. P. PONTIFICI MAXIMO TRIB. POTEST. | XXXIIII CONIVGI LIBERIS GENTIQVE EIVS ... QVA DIE | EVM SAECVLI FELICITAS ORBI TERRARVM | RECTOREM EDIDIT.

71Tac. Agr. 3. Vonder, durch seine Herrschaft bewirkten, felictas temporum ist auch Nerva selbst überzeugt, wieauseinem durch Plinius d.Jr. überlieferten Edikt deutlich wird(Plin. epist.

X, 58, 7). 72RIC III, p. 48.185, p. 133.857, p. 134.859, p. 145.961 (Antoninus Pius) u. p. 271.718f. (Marcus Aurelius). 73Dazu siehe zuletzt

H. BELLEN; S. 121ff., derjedoch beide Seiten der Propaganda von derfelicitas temporum unddemsaeculum aureum beleuchtet. 74P. ZANKER; Pompeji: Stadtbild und Wohngeschmack; Mainz, 1995; (Kulturgeschichte der antiken Welt 15); S. 26ff. 75RIC IV.3, p. 75.60, p. 78.84, p. 79.87, p. 80.103, p. 90.169, p. 99.242 u. 247 (FELICITAS IMPP.), p. 79.92 (FELICIT. TEMPOR.). Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Münztypen SPES FELICITATIS ORBIS (RIC IV.3, p. 77.73) und FECVNDITAS TEMPORVM (RIC IV.3, p. 84.132 mitTellus für Otacilia Severa). 76CIL III 14191 = OGIS 519 = IGRR IV 598. 77R. MACMULLEN; Crisis; S. 25ff. (siehe auch die zugehörigen Anmerkungen m. Angabe derantiken Quellen undweiterführender Literatur).

180

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

undseines Sohnes auszudehnen, will mandenZusammenhang erkennen78. Unter Gordian werden zunächst nicht nurMünzen mitSol undderLegende ORIENS AVG. geprägt79, sondern ergänzend dazu ausder Münzstätte RomStücke mit Sol und derLegende AETERNITAS AVG.ausgebracht80. Dieser letzte Typwirddurch GordiansNachfolger übernommen unddurch einen weiteren ergänzt, derdiese Legende mitder 1000-Jahr-Feier Roms imJahr 248 n.Chr. in Verbindung bringt81. Bereits fürGordian stand dieses denkwürdige Ereignis unmittelbar bevor und sollte langfristig, im Rahmen des Sonnenvergleichs des Herrschers, mit dem jungen Kaiser in Zusammenhang gebracht werden82. Philippus hatnunnicht nur das Motiv des Kaisers als ν έ ο λ ιο ςἭ ςübernommen undauf seinen Sohn übertragen, sondern dasunter seinem unerwartet früh verstorbenen Vorgänger vorbereitete Konzept vomsaeculum aureum im gleichen Sinne weitergeführt83. Dadurch vereint sich in demBild des Sonnengottes die aeternitas imperii mit der aeternitas Augustorum. In einem weiteren Schritt sollen die Sol-oriens-Prägungen des Probus betrachtet werden. Dieser Kaiser hatte nicht nureine besondere Vorliebe für Sol, sondern machte auch ein Konzept vonGlückseligkeit undFrieden zueinem Eckpunkt derAussagen auf seinen Münzen84. Diese Vorstellungen vonderclementia temporum unddertemporum felicitas wirken vordemHintergrund derzahllosen Kriege für denmodernen Betrachter zunächst utopisch. Es zeigt sich aber, dass sie durchaus einen Sinn ergeben. Sol mit der Legende ORIENS AVG. wird nun ausschließlich im Westen des Reiches ausgebracht85, während die östlichen Münzstätten zwar Sol-Typen prägen,jedoch mitanderen Legenden86. Die Legende ORIENS AVG.verfolgt also eine andere Absicht als auf einen möglichen Perserkrieg hinzuweisen, denn mitihrer Hilfe sollen die Bewohner dervondenGermanenstürmen erschütterten Westprovinzen angesprochen werden87. 78 Zu Gordian III. und Sol siehe oben Kap. 3.2.1.; zu Philippus I. und Philippus II. siehe oben Kap. 3.2.2. Dort auch zuder, zumindest vonPhilippus suggerierten, Kontinuität vonGordian zuseinem Nachfolger. 79RIC IV.3, p. 37.213. 80RIC IV.3, p. 24.83, p. 26.97 u. 111, p. 27.117, p. 48.297. 81 RIC IV.3, p. 81.112, p. 97.126 (AETERNITAS IMPERII; Sol) u. RIC IV.3, p. 79.90 (AETERNITAS AVGG.; Sol); RIC IV.3, p. 75.58, p. 89.167a– c u. Tkalec Auk. 1992, Nr. 372 (AETERNITAS AVGG.; Elefant). 82Dazusiehe oben Kap. 3.2.1. (Gordian als ν έ ο ςἭ λ ιο ) undunten Kap. 4.2.2. (Sonnenverς gleich). 83ZuPhilippus II. als ν έο λ ιο ς῾Ή ςsiehe unten Kap. 3.2.2.; zur von Philippus weitergeführten Milleniumspropaganda siehe u.a. H. BELLEN; S. 206ff. 84K. PINK; „Probus“ ; 23ff.; siehe auch oben Kap. 3.3.4. 85K. PINK; „Probus“ ; S. 49ff. (Siscia, 277 u. 280; Ticinum, 277 u. 278; Lugdunum, 276). Antiochia (S. 40f.), Tripolis (S. 41f.) u. Cyzicus (S. 42ff.) prägten keine oriens-Münzen. 86 Antiochia: K. PINK; „Probus“ ; S. 40 (CONSERVATOR AVG.); NFA Auk. 25, Nr. 461 (CONSERVATOR AVG. |VOT.X [ansonsten offenbar unpubliziert]); Tripolis: K. PINK; „ Probus“ ; S. 41 (SOLI INVICTO); Cyzicus: K. PINK; „ Probus“; S. 43f. (SOLI INVICTO). 87Über militärische unddiplomatische Aktivitäten imOsten berichtet zwar die H.A. Prob. 17, 1ff., aber ein Perserkrieg läßt sich in dieser Zeit nicht belegen. Zu den Germanenkriegen siehe G. KREUCHER; S. 133ff.

4.1. DieEigenschaften desSonnengottes

181

Die Vorstellung vonderRückkehr ruhiger undglücklicher Zeiten, also eines ‚Goldenen Zeitalters‘, bietet sich in diesem Falle geradezu an, undeine Verbindung lässt sich anhand einer Festemission in Siscia herstellen. Durch die verwendeten Münzbilder undLegenden wurde nicht nurdie Sieghaftigkeit des Probus (virtus Augusti) verherrlicht, sondern gerade die Rückkehr von Sicherheit (securitas saeculi) und Glückseligkeit (temporum felicitas) gefeiert. In diesem Sinne ist auch der im gleichen Zusammenhang ausgegebene Sol-oriens-Typ zuverstehen88. Die Verbindung des Sonnengottes mit dem Anbruch glücklicher Zeiten, analog zumutopischen ‚Golden Zeitalter‘, ist offensichtlich. Genau diese Aussage fasst ein Münztyp zusammen, derProbus als Feldherrn gemeinsam mit Sol zeigt. Der Sonnengott bekränzt den siegreichen Kaiser und die Legende verkündet dementsprechend die Wiederherstellung des saeculum aureum89. Dass die H.A. im Rahmen der Beurteilung der Herrschaft des Probus vermerkt, der Kaiser habe die Ankunft eines ‚Goldenen Zeitalters‘ erhoffen lassen, ist als eine späte Reflexion dieses Motivs zusehen90. Und auch Gordian hatte gemeinsam mit dem Sol-oriens- Typ die saeculi felicitas herausstellen lassen91. Nicht zufällig dürften deshalb mehrere der in der 2. Hälfte des 3. Jh. geprägten Aversen mit dem Doppelporträt Sol-Kaiser mit Reversen gekoppelt worden sein, auf denen die felicitas temporum gefeiert wird92.

Als ein letztes Beispiel sei noch die Münzprägung desCarausius angeführt. Trotz seiner weitgespannten Ambitionen blieben die Hauptaussagen derMünztypendieses Usurpators stets aufdienordwestlichen Provinzen desReiches ausgerichtet. Münzen mit Sol undder Legende ORIENS AVG. finden sich gerade in der Anfangsphase93 undsind somit auch als Anspielung auf den Beginn der Herrschaft des Carausius zu sehen. Die Konzeption dieses Typs aber lässt sich noch ausweiten undin einen breiteren, mitdenbeiden ersten Beispielen vergleichbaren Rahmen setzten. Denbesten Ansatz bieten dieMünzen, die imAbschnitt die Buchstaben RSR tragen undzueiner der ersten Emissionen gehören94. Diese interessante Gruppe 88Zur Übersicht über die Typen undZuordnung zur Festprägung von 281 n.Chr. siehe K. ; S. 48ff. Auch Lugdunum bringt gleichzeitig mit oriens Aug. Typen wie PINK; „Probus“ ; S. Probus“ temporum felicitas, providentia Aug. und securitas orbis heraus (siehe K. PINK; „ 68).

89 RIC V.2, p.

61.404f.

(RESTITVTOR SECVLI; Probus st. 1., m. Speer u. Globus, wird von Sol, davor ein unterworfener Feind). 90H.A. Prob. XXIII, 2 („ aureum profecto saeculum“ ). 91RIC IV.3, p. 37.216 (SAECVLI FELICITAS; Gordian III. m. Speer u. Globus). Dass der Kaiser statt einer Personifikation derfelicitas abgebildet wird, ist kaumüberraschend, dennGordian ist seit seiner Erhebung mit demSonnengott verglichen worden, der ebenfalls zu einem Garanten dessaeculum aureum wird (siehe oben Kap. 3.2.1 undunten Kap. 4.2.2). 92K. PINK; „Probus“ ; S. 59 (Probus); RIC V.2, p. 231.117 (Carus) u. P. BASTIEN, buste

m. Peitsche, bekränzt,

monétaire, pl.131.8 (Diocletian).

93 RIC V.2, p. 471.94f., p. 489.293ff., p. 512.569f., p. 515.611 u. p. 534.868ff. Zur EinN. SHIEL; S. 97ff. 94 Zum Zeichen RSR siehe N. SHIEL; S. 97f. u. G. DE LA BÉDOYÈRE; S. 79ff.; zur Datierung siehe N. SHIEL; S. 139f.

ordnung siehe

182

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

umfasst mehrere Typen, die nicht nurdas bekannte Bild der temporum felicitas verkünden95, sondern auf ganz ungewöhnliche Weise die Konzeption von der Rückkehr des mythischen saeculum aureum aufgreifen96. Dies drückt nicht nur die mit demBild der römischen Wölfin gekoppelte Legende RENOVATIO ROMAN. aus97, sondern auch die Verwendung eines Zitates des Vergil (‚expectate veni‘) auf einer anderen Münze, die somit direkt auf das augusteische Vorbild Bezug nimmt98. Die Schlussfolgerung liegt nun nahe, dass die Sol-oriens-Münzen der RSR-Gruppe99 nicht nurallein auf das Ereignis der Erhebung des Carausius zu beziehen sind. Sie haben ebenfalls das umfassende Konzept der Rückkehr des saeculum aureum zumInhalt. Die beiden Aspekte kaiserlicher Selbstdarstellung müssen sich auch überhaupt nicht gegenseitig ausschließen, sondern stehen vielmehr in einem Zusammenhang. Die kontinuierliche Benutzung der Legende ORIENS AVG(G). über den Zeitraum der Kaisererhebung hinweg, ist aber erst durch die Zuordnung zum Konzept dertemporum felicitas undder Rückkehr der ‚Goldenen Zeiten‘hinreichend erklärt. Auch der Aeternitas-Gedanke ist in Verbindung mit demsaeculum aureum zusehen. DieFigur desSaturn, desRepräsentanten dieses ‚Goldenen Zeitalters‘, ist auf Münzen mit der Legende aeternitas gekoppelt100. Diese Kombination verkündet, wie Sol oriens, den Anbruch einer neuen Zeit ebenso wie sie den Fortbestand von Reich undKaisertum proklamiert. Aeternitas undoriens sind somit nicht als getrennte Aspekte zusehen, sondern ergänzend zueinander. Diese Wechselwirkung erklärt dann auch, weshalb derSonnengott in beiden Fällen als Symbolfigur dienen konnte. In diesem Zusammenhang sind die Münzen desPescennius Niger vonInteresse, dennsie zeigen dieVerbindung derAeternitas-Vorstellung mitdemAspekt der Wiederkehr eines ‚Goldenen Zeitalters‘. Niger verwendete die Motive der felicitas temporum auf Münzen gemeinsam mit Stücken, auf denen die Abbildung der Mondsichel mit sieben Sternen mit der Legende AETERNITAS AVG. kombiniert ist101. Astrale Symbolik und der Aeternitas-Gedanke vereinen sich 95 RIC V.2, p.

513.380 (TEMPORVM FELICITAS; Felicitas st. 1.). 96N. SHIEL; S. 100ff. 97N. SHIEL; S. 110.65ff. u. S. 112.73ff. 98 N. SHIEL; S. 104.30ff. u. G. DE LA BÉDOYÈRE; S. 79ff. (zu diesem Typ und dem, offenbar in dengleichen Kontext einzuordnenden, Münzzeichen I.N.P.C.D.A., das sich ebenfalls aufein Vergilzitat beziehen könnte); zuAugustus siehe P. ZANKER; S. 171ff. 99RIC V.2, p. 512.569f. u. p. 515.611. Ein aureus ohne das Beizeichen RSR, jedoch mit dem gleichen Legendenfehler ORIES AVG. wie RIC V.2, p. 515.611, gehört wahrscheinlich auch

in diese

Gruppe. 100So während der Samtherrschaft des Gallienus mit Valerian (R. GÖBL; Gallienus; Tf. 112.1559) undseiner anschließenden Alleinherrschaft (R. GÖBL; Gallienus; Tf. 118.1662). Zu Saturn unddemsaeculum aureum siehe u.a. R. MAC MULLEN; Crisis; S. 25ff. Als ältere Darstellung G. WISSOWA; s.v. Saturnus; Roscher IV (1909– 15); Sp. 433ff. u. zuletzt A. MASTROCINQUE; s.v. Saturnus; DNP6 (1999); Sp. 117 (dort auch zurliterarischen Überlieferung). 101RIC IV.1, p. 22.1 (AETERNITAS AVG.) u. Aufhäuser, Auk. 11, Nr. 269 (AETERNITAS AVS.(!) [ansonsten offenbar unpubliziert]).

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

183

mit denanderen Münzen zueinem Bild, das denRivalen des Septimius Severus als „aurea saecula volens“vorstellt102. Noch in der literarischen Überlieferung findet dies seinen deutlich erkennbaren Niederschlag103. Zuvergleichbaren Problemen wieoriens führte auchderBegriff claritas, und zwar sowohl hinsichtlich der Vielschichtigkeit seiner Bedeutung wie der falschen Bewertung seiner Verwendung. Claritas bezeichnet nicht nur den Glanz des Lichtes und ist deshalb auf Sol zu beziehen104, der Begriff beschreibt auch besonders zu betonende Leistungen105. Zuerst finden sich die Büste des Sol, gemeinsam mit Luna, und die Legende CLARITAS AVG. auf einer Goldmünze des Postumus. Dieses vereinzelte Stück ist mit der Doppelbüste Postumus-Hercules auf der Vorderseite gekoppelt106. Mondgöttin und Sonnengott symbolisieren in diesem Fall die aeternitas der Herrschaft des Postumus, die durch seine virtus garantiert wird. Als die Münzlegende claritas Augustorum dann während der 1. Tetrarchie in Verbindung mitdemSonnengott benutzt wird, hatsie eine erweiterte Bedeutung erhalten. Zunächst bezieht sie sich kaum auf den Perserkrieg des Galerius, sondern auf die Erhebung derbeiden Caesares imJahr 293 n.Chr.107. Die beiden frühen Bedeutungen, dieaeternitas unddievirtus, dürften sich indieser Legende miteinander verbinden, denn die, vor allem natürlich militärischen, Leistungen der vier Regenten erhöhen denGlanz des Reiches108. Aber damit ist die Bedeutung der Legende keineswegs erschöpft, denn wenn der Rhetor des Jahres 297 n.Chr. die Erhebung des Constantius Caesar als augustior luminis claritas umschreibt, zeigt sich, dass claritas, wieoriens, ebenfalls aufdenHerrschaftsbeginn Bezug nimmt109. Auchdie Verwendung derLegende claritas reipublicae durch Constantin110 hat zu vergleichbaren Fehlinterpretationen geführt111. Verdeutlicht mansich das 102H.A. Niger XII, 6. 103G. ALFÖLDY; „ Das neue saeculum des Pescennius Niger“ ; Die Krise des Römischen Stuttgart, 1989; S. 128ff. (dort auch zurTextstelle in der H.A. undzur Münzprägung des Niger). 104Sen. epist. 66, 20 („ claritas Solis“ ); Arnobius nat. V, 42 („ [Sol] pater huius luminis et claritatis“). 105Plin. nat. I, 7, 27 (rerum gestarum claritas summa); Flor. epit. III, 12, 3 (rerum bellicarum claritas). 106P. SCHULTE; Tf. 9.115a–117a (266 n.Chr.). 107RIC V.2, p. 231.117, p. 274.472, p. 299.650 u. p. 306.694 (CLARITAS AVGG.; Sol m. Gefangenen). 108Die virtus versinnbildlicht der Gefangene deutlich undin demPanegyricus werden nicht zuletzt die militärischen Leistungen desConstantius I. in aller Breite gefeiert (Pan.Lat. VIII (4), Reiches;

1, 4ff.).

109Pan. Lat. VIII (4) 2, 2; siehe auch oben Kap. 3.4.1. Ob das Bild derJugendlichkeit, das sich in dem von Curtius Rufus VII, 1, 2 benutzten claritas iuvenis andeutet, gerade in der Frühphase einer Herrschaft oder Mitregentschaft eines Kaisers eine Rolle gespielt haben könnte, soll hier nurals Frage formuliert werden.

110 RIC VII, p. 103.101ff., p. 173.124ff., p. 175.146ff., p. 177.175ff., p. 243.104f., p.

246.118ff., p. 248.140f., p. 303.59, p. 307.80ff., p. 309.98, p. 312.130f., p. 370.66, p. 372.79ff., p. 394.14ff., p. 428.37f., p. 500.8f. u. p. 502.23. 111 A. ALFÖLDI; Conversion; S. 58f. u. R. LEEB; S. 11 degradieren Sol zu einem

184

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Umfeld der Prägungen, wird der Zusammenhang mit den Caesares erkennbar. Deren Erhebung wirdvonderMünzprägung in ähnlicher Weise gefeiert, wieder Herrschaftsantritt des Constantius undGalerius im Jahr 293. Auf die Bezeichnung oriens, die noch demjungen Constantin gegeben worden war112, wurde bewusst verzichtet, denn 317 n.Chr. sollte nicht die Erhebung von Augusti gefeiert werden. Die Benutzung einer neuen Legende ist also für denHerrschaftsbeginn der untergeordneten Mitregenten zubeobachten, die in ein gestaffeltes Mehrkaisersystem eingegliedert werden. Während für die Erhebung derAugusti noch 303 die Legende oriens verwendet wird113, verkündet claritas sowohl 293 n.Chr. als auch 317 n.Chr. die Einsetzung vonCaesares. In gewisser Hinsicht klingt durch diese Legende bereits das von Eusebius in seiner Tricennalienrede gezeichnete Bild an. Die Caesares werden als Strahlen umschrieben, die voneinem mit der Sonne verglichenen Augustus ausgehen114, derzurecht alspater luminis et claritatis bezeichnet werden könnte115.

4.1.3. Die militärischen Eigenschaften Einen Gott, dergerade in denKrisenzeiten des3. Jh. n.Chr. zueiner bedeutenden Figur inderkaiserlichen Selbstdarstellung wird, kannmanfast selbstverständlich mit denmilitärischen Leistungen des Herrschers in Zusammenhang bringen. In diesem Kapitel soll nunbetrachtet werden, welche militärischen Eigenschaften mit demSonnengott verbunden wurden undob sich Veränderungen im Verlauf derfast einhundertfünfzig Jahre, die denKern desUntersuchungszeitraums ausmachen, ergeben haben.

4.1.3.1. Die Sieghaftigkeit

Als Synonym für die Sieghaftigkeit wird stets der Beiname invictus angeführt. Fast selbstverständlich wird der Sonnengott als Sol invictus bezeichnet. Münzen des Victorinus zeigen denGott unddie Legende nennt ihn lediglich invictus116. Dennoch ist dieses Epitheton nicht vonAnfang

anfürdenSonnengott nachweis-

„ dienstbaren Geist für das Gemeinwohl“(R. LEEB; S. 11). M.R. ALFÖLDY; „ Sol ComesMünze“ ; S. 15 sieht darin eine Abwendung von der Legende Soli invicto comiti, weil „eine Devotion aneine heidnische Gottheit in derForm eines Münzbildes nicht mehrertragbar“sei. 112Pan.Lat. VII (6) 1, 1.

113RIC VI, p. 458.28 u. 30f. spielen durch die Legende ORIENS AVGG. auf die unmittelbar bevorstehende Erhebung derCaesares der 1. Tetrarchie, Galerius undConstantius I., zuAugusti an. Siehe dazuoben Kap. 2.4.1. 114Eus. Tric. III, 4; siehe dazu oben Kap. 3.4.4. 115Arnobius, nat V, 42 bezeichnet so denSonnengott. 116B. SCHULTE; S. 131.8 + Tf. 17.8a (Rv.: INVICTVS; Büste des Sol n.r.), S. 182.9 + Tf. 17.9a (Rv.: INV-I-CTVS; Sol n.1. schreitend) u. H.J. SCHULZKI; S. 79.8a ff. + Tf. 17.8b ff. (INVICTVS; Sol n.1. schreitend). Zu diesem Typ und Victorinus siehe oben Kap. 3.2.5.

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

185

bar, begegnet aufMünzen sogar erst 260/61 n.Chr. unter denUsurpatoren Macrianus und Quietus117. Es wird schließlich unter Gallienus von der Münzstätte Antiochia 266 n.Chr. für einen in Romanerkannten Augustus übernommen118. Benutzt wurde der lateinische Begriff invictus in der Literatur aber bereits seit republikanischer Zeit. Zur Bezeichnung siegreicher Feldherrn blieb er stets demmilitärischen Bereich zugeordnet119, auch nach seiner erweiterten Verwendung auf dem Gebiet der Politik120. Im Zeitalter der ausgehenden Republik bekam invictus eine größere Bedeutung, denner wurde zueinem Teil derSiegespropaganda derumdenVorrang imrömischen Staat streitenden Generäle121. In der Kaiserzeit wargerade Augustus daran interessiert, invictus als Beinamen oder Ehrentitel aus der offiziellen Titulatur auszuklammern. Er hatte vor allem dasBeispiel seines ermordeten Adoptivvaters, desdeus invictus Iulius, vor Augen122. Die Vorstellung des invictus duxoder invictus Caesar mag von ihmals Begriff in der Dichtung vielleicht mit Wohlwollen bedacht worden sein123. Seine Verweigerung des Titels invictus für Tiberius ist jedoch gerade durch den Hinweis auf dessen zukünftigen Namen Augustus bezeichnend124. Fortan begegnet der Begriff dann lediglich vereinzelt als schmeichelhafte Umschreibung in der Literatur125, während erst im 2. Jh. n.Chr. mit Trajan und Commodus eine Veränderung einsetzt126. In Verbindung mitGottheiten findet sich die Bezeichnung invictus ebenfalls seit der römischen Republik. Er ist als Hinweis auf konkret erwiesene oder generell erhoffte militärische Hilfeleistung zu verstehen127. Neben einzelnen 117R. GÖBL; Gallienus; Tf. 125.1741f. (Rv.: SOL! I-NVICTO; Sol st. l. m. Strahlenkrone, u. Globus, die Rechte erhoben); zu den Macriani und Quietus siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 224ff. 118R. GÖBL; Gallienus; Tf. 118.1655 u. 1663 (Rv.: SOLII-NVICTO; Sol st. l. m. Strahlenkrone, Chlamys u. Globus, die Rechte erhoben); Tf. 118.1659 (Rv.: SOLI I-NVICTO; Sol st. l. m. Strahlenkrone, Chlamys u. Peitsche, die Rechte erhoben). ZurMünzstätte undzurDatierung in das Jahr 266 n.Chr. siehe R. GÖBL; Gallienus; S. 131f. 119Anrömischen Militärs sind dabei die Scipionen (Enn. frag. var. 3; Sil. XVI, 58f.; Cic. Verr. II, 4, 82), Cn.Pompeius (Cic. Verr. II, 5, 153; har. 38; Pis. 34; leg.agr. 2, 52) undC. Iulius Caesar (Cic. Marc. 12; Lig. 18; Val. Max. VII, 6, 5) zu nennen. Die Bezeichnung bekommen jedoch siegreiche Feldherrn anderer Zugehörigkeit wie Hannibal (Sil. II, 704ff.; Nep., Hannibal VI, 1) undnatürlich Alexander d. Gr. (Liv. VIII, 3, 7; IX, 18, 17). 120Dazu siehe denÜberblick vonM. IMHOF; S. 202ff. (mit Angabe einiger Belegstellen) ; HThR 50 (1957); S. 221ff. Victor andinvictus“ undS. WEINSTOCK; „ 121S. WEINSTOCK; S. 224ff. 122Zum problematischen Verhältnis zwischen Augustus und Iulius Caesar siehe u.a. D. Caesar-Nachfolge undCaesar-AbKIENAST; Augustus; S. 78ff. u. S. 204ff. u. W. HOBEN; „ kehr in denRes gestae divi Augusti“ ; Gymnasium 85 (1978); S. 1ff.; zurÄnderung derSiegesideologie siehe S. WEINSTOCK; S. 229ff. 123Ov. trist. IV, 2, 43ff. (dux invictus) u. V, 1, 39ff. (invictus Caesar). Die Maniliusstelle (I, 925: „pater invictus patriae“ ) verbindet denAusdruck der Sieghaftigkeit mitdemFürsorgeaufChlamys

trag des Augustus. 124Suet. Tib. 17, 2. 125Exemplarisch bei Martial (XX, 4) undStatius (Stat. Silvae IV, 7, 49; IV, 8, 61). 126S. WEINSTOCK; S. 241ff. 127S. WEINSTOCK; S. 215ff.

186

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Belegen für Mars undVulcan wird vorallem Iuppiter in derRolle des Schlachtenhelfers oder im allgemeinen Sinne als unbesiegbarer Gott angesprochen128. Besonders aber Hercules steht mitder Sieghaftigkeit unddermilitärischen Schlagkraft (virtus) in Verbindung129. Für ihn liegen alleine aus Rom zahlreiche Inschriften vor, die ihn Hercules invictus nennen130, während für den Sonnengott zunächst keine Belege für eine Verwendung von invictus vorliegen. Eine pauschale Zuordnung in den Bereich des Sonnenkultes sollte deshalb nicht vorgenommen werden. Zuerst setzte sich die Bezeichnung des Sonnengottes als invictus offensichtlich innerhalb eines Mysterienkultes durch. DervonItalien indieMilitärzonen an den Reichsgrenzen vorgedrungene Mithraskult kannte nicht nurdie frühzeitige Einbindung des Sonnengottes in die Ikonographie der Mysterien, sondern auch die Titulatur invictus Sol Mithras131. Die Verbreitung allein innerhalb eines exklusiven, für die Umwelt nahezu unsichtbaren Kultes dürfte aber kaum zur flächenhaften Durchsetzung der Verbindung von Sol undinvictus beigetragen haben132. Dass allerdings eine Einflussnahme auf die offizielle Verwendung dieses Titels für den Sonnengott angenommen werden kann, ist keineswegs ausgeschlossen, doch werden sich derUmfang unddie Entwicklung kaum nachvollziehen lassen133. Ihren Ursprung hat auch die erstmalige epigraphische Verwendung des Beinamens invictus füreinen römischen Kaiser nicht imSonnenkult. FürTrajan lässt sich ἀ η τ ο ν ίκ ςim griechisch-sprachigen Osten des Reiches auf vereinzelten Inschriften nachweisen134. Beide Inschriften können in Verbindung zudenFeldzügen Trajans anderOstgrenze gesehen werden, doch spricht Plinius denKaiser bereits umdas Jahr 100 n.Chr. offiziell als invictus imperator an135. Invictus wird 128Ov. fast. V, 560; CIL I2, p. 221 (Mars); Macr. Sat. VI, 5, 2 (Mulciber/Vulcan); Cic. leg. II, 28; Sil. XII, 671f.; Catull. LXIV, 204; Hor. c. III, 24, 73; Ov. fast. V, 125ff.; VI, 650 (Iuppiter). Übersicht über die Gottheiten, denen auf Inschriften der Beiname invictus gegeben wurde bei E. RUGGIERO; s.v. invictus; Dizionario Epigrafico di Antichita Romane IV.3 (1946); Sp. 79f. 129M. IMHOF; S. 212f. u. S. WEINSTOCK; S. 214ff. 130 CIL VI 313ff.; CIL I2, p. 217 (fasti Allifani) u. p. 244 (fasti Amiternini) belegen Circusspiele für Hercules invictus zumindest in augusteisch-tiberischer Zeit. 131ZuEntstehung, Ausbreitung undInhalt derMithrasmysterien imRömischen Reich siehe oben Kap. 2.2.1.4.1. Bereits die frühen, datierbaren Inschriften nennen den Gott Sol Mithras (siehe dazu M. CLAUSS; Mithras S. 31f.). 132Zumexklusiven Charakter vonMysterienkulten siehe oben Kap. 2.2.1.4.1. 133Interessant ist indiesem Zusammenhang die Verwendung eines (zerstörten?) Mithräums als Kaiserkultstätte unter Claudius Gothicus (oder Aurelian?), inderAltäre fürSOLINVICTVS und SOLAVG(usti?) aufgestellt wurden (V. NAJDENOVA; S. 171ff.; gegen diedort vertretene These eines Tempels für einen reichsweiten Kult des Sol Augustus unddie Thesen von G.H. Halsberghe siehe oben Kap. 3.3.1). 134IGRR IV 1333 u. 1738. 135Plin.paneg. VIII, 2 („... id agentihus dis ut invicti imperatoris exortum victoriae insigne decoraret“ ). Ob es sich in diesem Fall lediglich umeinen Zufall handelt, dass die Bezeichnung invictus mitdemBeginn derHerrschaft zusammenfällt, derhier auch noch exortus genannt wird, ist m.E. fraglich. Es hat sich doch gezeigt, dass beide Begriffe im Verlauf des 3. Jh. n.Chr. gemeinsam mitdemSonnengott benutzt werden (siehe oben Kap. 3.4.1).

4.1. DieEigenschaften desSonnengottes

187

in dementsprechenden Panegyricus imZusammenhang mit Iuppiter gebraucht, während ein Hinweis auf denSonnenkult nicht zuerkennen ist136. Auchdieepigraphischen Belege fürCommodus ordnen sich indessen Herculesverehrung ein undinvictus ist zunächst noch nicht als Bestandteil deroffiziellen Kaisertitulatur zusehen137. Ebenso wenig kündigt sich darin allerdings auch dasVordringen orientalischer Einflüsse oder gardesMithraskultes an138. Bei Septimius Severus sind gleichfalls noch die beiden bekannten Linien zu erkennen. Die Münzen unddie Inschriften sind als Belege für den ursprünglichen, republikanischen Bezug zusehen. Sie sprechen densiegreichen Feldherrn an und sind mit konkreten militärischen Erfolgen verbunden139. Zudem wird ebenfalls dieAnlehnung desSeverus anHercules invictus, dervondiesem Kaiser in besonderer Weise verehrt wurde, undIuppiter invictus deutlich140. Außerhalb des Sonnenkultes steht damit die Verwendung voninvictus im weiteren Verlauf des 3. Jh. n.Chr. auch auf sporadisch auftretenden Zeugnissen, die als Hinweise aufdie Verbindung zuHercules undIuppiter zusehen sind141. In diesem Zusammenhang darf dann auch der Verweis auf Alexander den Großen nicht übersehen werden. Er repräsentierte den siegreichen Feldherrn schlechthin und dementsprechend sind die Begriffe magnus und invictus zu 136Plin.paneg. VIII, 1ff. beschäftigt sich mit der Adoption Trajans durch Nerva, die im Umfeld eines Opfers fürIuppiter optimus maximus erfolgte. Trajan hatte zudem eine besondere Vorliebe für Hercules, derja auch denBeinamen invictus führte. Letztendlich wird sich kaum mit Sicherheit sagen lassen können, ob invictus/ ἀ η τ ο ν ίκ ςsich überhaupt auf eine Gottheit bezog, und, falls demso sein sollte, auf welchen Gott. 137Bislang sind drei Inschriften für Commodus mit invictus bekannt. Während CIL XIV 3449 undILAfr. 612 den Kaiser invictus Hercules Romanus nennen, gibt AE 1957, 50 nurden Titel invictus wieder. Zur Verbindung mit der Herculesverehrung des Commodus und dem inoffiziellen Charakter siehe P. KNEISSL; S. 118f. 138Dererste Beleg (DVOBVS |SILANIS CO(n)s(ulibus) |IDIB(us) IVL(ias) = 15. Juli 189 n.Chr.) stammt nicht, wieM.IMHOF annimmt aus„ derfürFremdes empfänglichen Provinz Afrika“(S. 209), sondern ausderGermania superior undist Teil einer Weihung andiekapitolinische Trias, Iuppiter optimus maximus, Iuno regina und Minerva (AE 1957, 50). Einen Bezug zu einer „ Theologie der orientalischen Sonnengötter“will auch A. ALFÖLDI; Repräsentation;S. 208 bereits seit Commodus sehen. 139RIC IV.1, p. 143.389ff., p. 151.441, aber auch ILS 419, CIL X 5825 = ILS 421 (invictus imperator: Siege über Thronrivalen undarabische Stämme) undRIC IV.1, p. 130.311 (Av.: IMPP. INVICTI PII AVGG.; Büsten des Severus u. Caracalla n.r. | Rv.: VICTORIA PARTHICA MAXIMA; Victoria n.l. gehend: Parthersieg 197/98). Ein „akklamatorischer Gebrauch“ist m.E. genauso wenig erkennbar wiedie Verwendung als „Adulation“(M. IMHOF; S. 208). 140S. WEINSTOCK; S. 242f. Die Verwendung von invictus „losgelöst von der Herkulesverehrung des Commodus“(P. KNEISSL; S. 172) zu sehen, ist m.E. eine Missachtung der zahlreichen, gerade in derMünzprägung erkennbaren, Verbindungen vonSeptimius Severus zu seinem vermeintlichen Bruder Commodus (RIC IV.1, p. 111.155a mit RIC III, p. 394.247, p. 395.250ff., p. 436.616, p. 439.637ff. undRIC IV.1, p. 103.102 mit Banti III.3, p. 19.32). Auch wennsich die Herculesverehrung desSeverus nicht mitdenExzessen seines Vorgängers vergleichen lässt, ist sie dennoch vielfach belegt (siehe oben Kap. 3.1.2.). Die Verbindung zuIuppiter wirdgerade durch eine Münze desSeptimius Severus verdeutlicht (RIC IV.1, p. 156.480a), den einzigen numismatischen Beleg fürIuppiter invictus. 141S. WEINSTOCK; S. 242ff.; gegen eine Verbindung zum Sonnengott siehe auch F.

TAEGER S. 410.

4. Kaisertum undSonnenkult:

188

Strukturen

undMerkmale

Charakteristika für den Makedonenkönig geworden142. Im 3. Jh. n.Chr. schlägt sich dies auf Inschriften aus derZeit der Alleinherrschaft des Kaisers Caracalla (211– 217) nieder, auf denen sich der Beinamen magnus findet143, aber auch die besondere Verwendung von invictus erkennbar ist144. Für Caracalla wurde in diesem Kontext magnus zudem in Verbindung mit invictus auf einer Weihinschrift vomForum Romanum gebraucht145. Diese Kombination findet sich ebenfalls für Gordian III.146 undGallienus147, die beide auch eine besondere Beziehung zumSonnenkult hatten. Gerade aber Aurelian148, dessen militärische Leistungen in der Historiographie mit Alexander verglichen wurden149, wird bereits zu Lebzeiten auf mehreren Inschriften als magnus imperator150 oder magnus Augustus151 bezeichnet. Auch wenndie konkreten Hintergründe einer spanischen Inschrift für Kaiser Florianus (276) mit dieser Anredeformel unklar bleiben müssen152, ist der Bezug 142Lateinische Literatur: Liv. VIII, 3, 7; IX, 18, 17; Val. Max. IV, 3, 4; zudenUrsprüngen und der Entwicklung im Hellenismus siehe u.a. S. WEINSTOCK; S. 212ff. 143Zur imitatio Alexandri des Caracalla siehe oben Kap. 3.1.2. (dort auch Quellenstellen undweiterführende Literatur); Caracalla wurde dann bezeichnenderweise als divus Antoninus magnus konsekriert (CIL VIII 10308 oder CIL X 6893 = ILS 479). 144 CIL III 207 nennt Caracalla in Gelübdeform INVICTE IMP. | ANTONINE PIE FELIX AVG. | MVLTIS ANNIS IMPERES.

145 CIL VI

31388a (MAGNO

ET INVICTO | AC SVPER OMNES PRIN|CIPES FORTISSIMO | FELICISSIMOQVE

| IMP. CAES. M. AVRELIO | ANTONINO PIO FEL. AVG.). 146 CIL

VIII 907

([IM]PERATORI DOM[INO N.] | MAGNO

INVICTO | [CA]ES. M. ANTONIO

GORDIAN[O DIVI] | ANTONI GORDIANI NE[POTI DIVI] | ANTONI GORDIANI [SORORIS FILIO]| PIO FELICI

AVG.). 147 CIL V 856 = ILS 547 (MAGNO | ET INVICTO | IMP. [[GALLIENO]] | GERMANICO AVG.), CIL IX 1559 = ILS 542 (MAGNO ET | INVICTO | GALLIENO AVGVST. | COS. VI | DESIGNATO VII) u. ILS 6224 (MAGNO ET | INVICTO IMP. | GALLIENO PIO | FELICI AVGVS|TO). Nur eine der drei, in Italien (Aquileia,

Beneventum, Vorort Roms) gesetzten, Inschriften lässt sich genauer datieren (CIL IX 1559 = ILS 542: Dez.(?) 265 [D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 219]). Dass die Erfolge des Odainathos gegen die Sasaniden (K. SCHIPPMANN; S. 26) Gallienus veranlasst haben, sich anAlexander anzugleichen, ist möglich, jedoch sollte eine Verbindung zurAngleichung dieses Kaisers anSol nicht unbeachtet bleiben. 148 CIL VI 1114 (MAGN[O ET] | INVIC[TO DOMINO?] | IMP. L. D. AVRELI[ANO P] | FELICI [AVG.]).

149Epitome de Caesaribus 35, 2 („ Iste haud dissimilis fuit magno Alexandro seu Caesari dictatori. NamRomanum orbem triennio ab invasoribus receptavit, cumAlexander annis trecim ). per victorias ingentes ad Indiam pervenerit ...“ 150 CIL XIII 8997 (MAGN[O PERPETVO?] | IMP. CAES. [L. DOM.] | AVRELIAN[O PIO FELIC.] | INVICTO [AVG.]), AE 1983, 696 (MAGNO | PER[PETVO] | IMP. C[AES.] | DOMITIO AVRELIAN[O] | PIO FELIC. | INV[ICTO A]V|GVST[O) u. AE 1986, 490 (MA[GNO | I]MP. [CAES. | A]VRE[LIANO] AV[G.] | IN[VICTO |). 151 CIL V 4319 = ILS 579 (MAGNO | AVGVSTO | PRINCIPI MAX. | IMP. FORTISSIMO | CONSERVATORI ORBIS | L. DOMITIO AVRELIANO | P. F.) 152 CIL II 1115: Italica / Baetica (MAGNO ET INVICTO | IMP. CAES. M. ANNIO | FLORIANO PIO

| INVICTO AVG.). Der Kaiser regierte nur wenige Monate und hielt sich Verlauf seiner kurzen Regentschaft ausschließlich im Osten (Kleinasien) auf (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 252). Seine militärischen Leistungen sind weitgehend unklar und die Inschrift dürfte sich weniger auf konkrete Siege beziehen als vielmehr die Hoffnungen der spanischen Gemeinde ausdrücken, vielleicht auf zukünftige Erfolge bei der Grenzverteidigung angesichts der bevorstehenden Germaneninvasionen. FELICI

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

189

des Epithetons invictus zur Alexandertradition deutlich geworden. Auch hier müssen sich zwei Aspekte nicht gegenseitig ausschließen. Eine Verbindung einer imitatio Alexandri mit dem Sonnenkult ergibt sich vor allem aus der frühzeitig entstandenen Angleichung desMakedonenkönigs anHelios / Sol. Anzahlreichen Beispielen lässt sich eine enge Verzahnung noch bis in die Spätantike hinein erkennen153. Ausschließen muss man, in Anbetracht der verheerenden Auswirkungen einer möglichen Anlehnung an diesen Kaiser, die Übernahme der Bezeichnung Sol invictus aus demUmfeld der Elagabalverehrung des Antoninus (218–222)154. Dessen episodenhafter Versuch, einen lokalen syrischen Baalkult in Romeinzuführen und den lateinisch Sol invictus Elagabalus bezeichneten Elagabal als obersten Gott einzusetzen, warimAugenblick seiner Ermordung bereits gescheitert. DerNachfolger ließ dannauch folgerichtig alle mitdemGott zusammenhängenden Symbole, vor allem natürlich dessen Baitylos, demonstrativ beseitigen155.

Erst in die Jahre nach 260 n.Chr. fallen die Belege für die Verwendung von invictus als Beinamen desrömischen Sol auf offiziellen Zeugnissen156. In diesem Zeitraum treten auch bei der Verwendung dieses Epitheton für den Kaiser die Verbindungen zumSonnenkult deutlich hervor. Wenn sich Postumus auf Münzreversen als Feldherr mit Strahlenkrone und der Legende INVICTVS AVG(ustus) abbilden lässt, dann zeigt sich die schon für Mars, Hercules undIuppiter invictus belegte Verknüpfung von göttlicher Schlachtenhilfe undkaiserlicher virtus nun auch in Verbindung mit solarer Symbolik157. Mit Gallienus übernimmt auf Münzen derPrägestätte Antiochia umdasJahr 266 n.Chr. ein in Rom anerkannter Kaiser das Konzept des Sol invictus158. Die Stücke mitSol undderLegende SOLIINVICTO sind keineswegs Ausdruck syrischorientalischer Religionsvorstellungen. Sie ordnen sich nicht nurin dasbereits für Valerian seit 253 n.Chr. verwendete Bild vomsiegreichen, mit demSonnengott 153ZuAlexander-Helios siehe zuletzt M. PFROMMER; S. 37f. (Hellenismus) u. S. 111ff. (Nero); zuAurelian undProbus als Soldatenkaiser, unter denen sich die besondere Herausstellung des Sonnenkultes mit der imitatio Alexandri deckt, siehe oben Kap. 3.3.4.; gegen eine Darstellung Alexanders als Helios argumentiert allerdings P. MATERN (z.B. S. 120ff.). 154 Dies möchte F. TAEGER; S. 428ff. („ Das ‚invictus‘ der kaiserlichen Titulatur hat dadurch sicherlich neue Inhalte bekommen“[S. 432]). 155Dazu siehe oben Kap. 3.1.3.1f. (dort auch Quellenangaben undweiterführende Literatur). 156R. GÖBL; Gallienus; Tf. 125.1741f. (Macrianus u. Quietus, 260/61); B. SCHULTE; S. 131.8 + Tf. 17.8a, u. H.J. SCHULZKI; S. 79.8a ff. + Tf. 17.8b ff. (Victorinus, 269/71). Die weithin als derfrüheste, datierbare Beleg betrachtete Inschrift ausRomausdemJahr 158 n.Chr. (CIL VI 715 [TERTVLLIO ET|SACERDOTI cos.]) kann nicht als offizielles Zeugnis betrachtet werden. Es handelt sich umdie (private) Weihung des P. Aelius Amandus, eines ehrenhaft entlassenenVeteranen derequites singulares Augusti. 157B. SCHULTE; S. 80.28f. (INVIC-TO AVG.; Panzerbüste des Postumus n.1. m. Strahlenkrone u. Lanze). Diesen Ansatz verfolgt Victorinus weiter, als er Münzen mit vergleichbarer Thematik ausbringt (B. SCHULTE; S. 137.28 + Tf. 19.28a [I-NVI-CTVS AVG.; Victorinus n.r. reitend m.Lanze, unter demPferd Feind]. ZurSonnensymbolik dieser Kaiser siehe oben Kap. 3.2.5. 158R. GÖBL; Gallienus; Tf. 118.1655, 1659 u. 1663.

190

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

vergleichbaren Herrscher ein, sondern stehen im Zusammenhang mit den Solmünzen aus anderen Münzstätten159. Zeitlich fallen die Sol-invictus-Typen mit demvorläufigen Abschluss derKämpfe gegen denin Gallien anerkannten Postumus160 und der Vorliebe des Gallienus für den Sonnengott zusammen. Dieser Sonnenvergleich zeigt sich nicht nurin Münzaversen161, sondern inspirierte noch die literarische Überlieferung des späten 4. Jh. n.Chr.162. Auch im weiteren Verlauf des 3. Jh. n.Chr. ist der Beiname invictus nicht ausschließlich für denSonnengott nachgewiesen. Selbst Aurelian, unter dessen Regierung die Förderung des Sonnenkultes einen Höhepunkt erreichte, hat noch andere Gottheiten auf seinen Münzen als invictus bezeichnen lassen163. Die viel diskutierte Reverse, die Mars und Sol zeigen, die gemeinsam einen Globus halten, trägt die Legende MARSINVICTVS164. Sie steht damit nicht amAnfang der Einführung einer neuen Sonnenreligion, sondern mitten in einer Tradition, die diesen Titel demaltrömischen Kriegsgott zuweist165. Selbst die Mitglieder des neueingerichteten Pontifikalkollegiums trugen denNamen pontifices (dei) Solis ohne denausschmückenden Zusatz166. Als Kaisertitel auf Münzen begegnet invictus nur unregelmäßig167. Die besondere Hervorhebung dieses Zusatzes deutet zumeist auf einen besonderen Anlass. Nach einem einzelnen Stück für Claudius Gothicus168, bringt Serdica verschiedene Aversen fürAurelian mitdemTitel invictus aus169. Alle Vorderseiten sind nicht als gewöhnlich anzusehen, sind sie doch Bestandteile einer Serie, in der mit verschiedenen Averslegenden experimentiert wurde170. Ihre zeitliche 159Typenüberblick in R. GÖBL; Gallienus; Tf. 139ff. 160J.F. DRINKWATER; S. 171ff. Ob undin wie weit die Münzprägung des Postumus auf die des Gallienus eingewirkt hat, ist weiterhin kontrovers (dazu u.a. J.F. DRINKWATER; S. 161ff. u. R. GÖBL; Gallienus; S. 108ff.). Festhalten lässt sich jedoch, dass Sonnengott und Sonnenkult einen wichtigen Bestandteil derThematik aufdenMünzen desPostumus undseiner Nachfolger ausmachten (siehe oben Kap. 3.2.4.). 161R. GÖBL; Gallienus; Tf. 89.1138 (Av.: IMP.GALLIENVS AVG. GERM.; Gallienus m. Strahlenkrone, Globus u. erhobener Rechten. |Rv.: ORIENS AVG.; Sol st. m. Strahlenkrone, Globus u. erhobener Rechten). 162H.A. Gall. XVI, 4 u. XVIII, 2f. 163ZuAurelian unddemKult des Sol siehe oben Kap. 3.3.2. 164R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 135.349f.; zu diesem Typ siehe auch oben Kap. 3.3.2.3. 165Zurrepublikanischen Tradition des Mars invictus siehe u.a. M. IMHOF; S. 200ff. 166 Zu den pontifices Solis siehe oben Kap. 3.3.2.4.3. Auf allen mir bislang bekannten Inschriften tragen die Priester den Titel pontifex Solis oder pontifex dei Solis. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine nicht genauer zudatierende Inschrift, die füreinen ansonsten offenbar unbekannten Senator namens Iunius Postumius gesetzt wurde (CIL VI 2151, 4 Jh. n.Chr.? [siehe PLRE I, S. 719]). Genannt wird neben demAmtdes pontifex dei Solis die Position eines pater patrum dei Solis invicti Mit(h)r(a)e. Der Mysteriengott trägt also demonstrativ den Beinamen invictus, der seit der Anfangsphase für ihn nachweisbar ist (siehe unten Kap. 4.3.3.), während deroffiziell verehrte Sonnengott einfach deus Sol genannt wird. 167M. IMHOF; S. 210 u. S. WEINSTOCK; S. 242f. 168 RIC V.1, p. 226.177 (CLAVDIVS PIVS AVG. INV.; Siscia?) 169Überblick in R. GÖBL; Aurelianus; S. 118. 170R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 116.259ff. Es finden sich nicht nur mehrere Varianten mit invictus, sondern auch die kontrovers aufgenommenen Averslegenden IMP.DEOETDOMINO AVRELIANO AVG.

und DEO ET DOMINO NATO AVRELIANO AVG. (dazu siehe oben Kap.

3.3.2.3).

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

191

undthematische Zuordnung ist jedoch nicht zufällig, denn durch die Koppelung mitder RESITVT(or)-ORBIS-Reverse undderAusgabe imJahr des großen Triumphs fallen sie mitderWiederherstellung derReichseinheit undReichsgrenzen zusammen. Sie feiern die außergewöhnlichen militärischen Leistungen des magnus Augustus, princeps maximus, imperator fortissimus, conservator orbis Aurelianus, dessen Taten nicht zu Unrecht mit denen Alexanders verglichen wurden171. Unverkennbar istjedoch auch die Anspielung auf Sol, dengöttlichen Schlachtenhelfer des Kaisers, der auf Münzen ausder selben Münzstätte zuvor als invictus bezeichnet undals Sieger über Barbaren dargestellt wurde172. Der solare Bezug steht auch unter Probus im Mittelpunkt der Münzen mit demLegendenzusatz invictus. NachderBeschränkung aufdie benachbarten Orte Sisica und Serdica wird der Aspekt des invictus Augustus auch in anderen Münzstätten im Westen des Reiches übernommen173. Gerade die Doppelbüsten, die den Kaiser mit dem Sonnengott zeigen, nennen ausdrücklich den Titel invictus174. In Rom ausgebrachte Medaillons verbinden den invictus Probus p. f. Aug. mit dem Sol invictus comes Aug.175. Auch die Bekränzung des Kaisers durch Sol wird mit der VIRTVS INVICTI AVG(usti) begründet176. Die Alexandertradition ist dannauch unverkennbar, wennProbus, in Verbindung mit der Legende INVICTVS P. AVG., mit der Aegis abgebildet wird177. Eine Monopolisierung bei der Verwendung des Begriffs ist also trotz aller Bezüge zumSonnenkult nicht festzustellen. Allerdings wirdderTypdes Sonnengottes mitderLegende Sol invictus unter Probus dann weitläufig imReich geprägt unddadurch schließlich zueiner gängigen Kombination178. Das Konzept des unbesiegbaren Sonnengottes erhält also erst in diesen Jahren seine endgültige Ausprägung. Zudem vertieft sich hinsichtlich des Sonnenkultes die Verbindung von der Sieghaftigkeit mit demAnbruch eines ‚Goldenen Zeitalters‘. Die Aversen mit demTitel invictus sind fast aus171CIL V 4319 = ILS 579 u. Epitome de Caesaribus 35, 2. Zur Verbindung von Triumph undSonnenkult siehe oben Kap. 3.3.2.4. 172R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 114.256f. (SOLI INVICTO; Sol n.1. m. Strahlenkrone, Globus u. erhobener Rechten, zwischen zwei sitzenden Gefangenen) u. Tf. 114.258 (SOLI INVICTO; Sol, m. Strahlenkrone u. Peitsche, u. Virtus, m. Helm, Lanze u. Schild, einander gegenüber stehend, halten gemeinsam einen Globus, darunter sitzender Gefangener). 173K. PINK; „Probus“ ; S. 44ff. (Serdica, Siscia, Rom, Ticinum) u. S. 21 (zu ‚invictus‘). Die

zahlreichen Legenden mit invictus als Epitheton des Kaisers sind im Kontext der, fast schon penetranten, Herausstellung der virtus des Probus zusehen (siehe oben Kap3.3.4). 174K. PINK; „Probus“ ; S. 49 (Siscia: IMP.PROBVS INV.AVG.; Büsten des Probus u. des Sol n.1.) u. S. 52 (IMP. C. PROBVS INVIC. P. F. AVG.; Doppelbüste des Probus u. des Sol n.1. bzw. n.r.). 175K. PINK; „Probus“ ; S. 58.5f. (siehe auch oben Kap. 2.3.4.). Die Legende der SolReverse ist natürlich nicht mit AVG(ustus), sondern mit AVG(usti) aufzulösen. 176 K. PINK; „Probus“ ; S. 61. Die Bekränzung durch Victoria wird lediglich mit der Legende virtus Avg. gekoppelt. 177K. PINK; „Probus“ ; S. 18 u. S. 59.27. 178Überblick über die Typen und Münzstätten in K. PINK; „ ; S.43ff.; das Bild des Probus“ Sonnengottes in der Quadriga in Vorderansicht mit der Legende SOLI INVICTO wird zu einem Charakteristikum der Münzprägung des Probus im Donauraum und im Westen des Reiches. Dazu siehe oben Kap. 3.3.4.

4. Kaisertum undSonnenkult:

192

Strukturen

undMerkmale

schließlich mitReversen kombiniert, auf denen diefelicitas, die securitas saeculi unddie providentia dargestellt sind179. Ausder Regierungszeit des Carus finden sich lediglich zwei außergewöhnliche Münzaversen mit invictus als Kaisertitel180. Sie stammen aus der Anfangsphase seiner Herrschaft undstehen noch ganz in der Nachfolge der Typen des

Auf die Verwendung von invictus als Teil der Kaisertitulatur auf Inschriften hatdies keinen Einfluss, dennderTitel ist, wiesich gezeigt hat, mehrdeutig182. Dies zeigt sich auf Münzen, auf denen mit demnunfast schon klassischen Bild des invictus Hercules gespielt wird. Sie zeigen Hercules mit der Probus181.

Legende VIRTVS CARI INVICTI AVG(usti)183. Unter den Tetrarchen wird invictus problemlos auf Inschriften verwendet. Der Begriff findet nicht nur zur Bezeichnung der Sieghaftigkeit des Kaisers allgemein Verwendung, es werden wieder Anzeichen einer imitatio Alexandri deutlich184. Beachtenswert ist es zudem, dass in Lugdunum für Maximianus Augustus Münzen mit Hercules als invictus geprägt werden185, denn die Legende warzuvor für Postumus ebenfalls in Gallien benutzt worden186. Invictus bekam also unter denTetrarchen wieder verstärkt Assoziationen mitHercules, ohne dass die Verwendung desSol invictus auf aurei desGalerius problematisch geworden wäre187. Wenn seit 293 n.Chr. die Caesares den Beinamen nicht führen, ist dies auf die Rangabstufung zwischen denAugusti undihren untergeordneten Mitregenten zurückzuführen undkein Ergebnis einer oft postulierten Ablehnung des Sonnenkultes188. 179K. PINK; „ Probus“ ; S. 47f. 180Siehe oben Kap. 3.3.5.; die dynastische Politik des Carus stand stets imVordergrund der Selbstdarstellung. 181K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 42f. (Siscia, Nov. 282 n.Chr.). Die Averse eines Doppelantoninians zeigt dann auch die Büsten des Carus unddes Sol gemeinsam. Beide Beispiele tragen die Legende DEOETDOMINO CAROINVIC. AVG.Selbst die Söhne, die nach demTod des Vaters denSonnengott wieder verstärkt in ihre Prägungen aufnehmen, verwenden invictus nicht in ihrer Münztitulatur (siehe Übersicht über die Averslegenden in RIC V.2, p.154f. [Carinus]

u. p. 186 [Numerianus]).

182Ober wieder auf Hercules verweist, ist fraglich, denn derGott erscheint als Reversbild in größerem Umfang erst unter Carinus, für denauch eine Averse mitLöwenskalp vorliegt, (K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 34ff.). 183 K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 52f. (VIRTVS CARI INVICTI AVG.; Hercules st. r. m. Keule). 184Beispiele in ILS 614ff. Anzeichen für die Alexandertradition finden sich bei ILS 619 in der Formel

MAGNO ET INVICTO AC | SVPER OMNES RETRO | PRINCIPES FORTISSIMO | IMP. CAES. M. AVR. VALERIO | MAXIMIANO PIO FELICI | INVICTO AVG. Das zweite invictus, als Bestandteil der regulären

Titulatur (pius felix invictus Augustus) zeigt, dass magnus et invictus amAnfang der Inschrift als eigenständige Komposition anzusehen ist. 185RIC V.2, p. 262.363ff. (HERCVLI INVICTO AVGG.; Hercules st. 1. m. Victoria, Keule u. Löwenskalp). 186RIC V.2, p. 338.23f. (HERCVLI INVICTO; Hercules erwürgt Löwen), p. 349.349 (HERCVLI INVICTO; Hercules besiegt Stier), p. 362.305 u. p. 365.348 (HERCVLI INVICTO; Hercules m. gefallenerAmazone). 187RIC VI, p. 173.83, p. 555.17, p. 615.26 (SOLI INVICTO; Büste desSol m. Strahlenkrone n.r.). 188F. KOLB; Tetrarchie; S. 85f. Zudererstaunlich engen Beziehung zwischen Sonnenkult und 1. Tetrarchie, v.a. denbeiden Augusti Diocletian undMaximian, siehe oben Kap. 3.4.1.

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

193

Nach 310 n.Chr. zeigen sich wieder deutliche Verbindungen zumSonnenkult, als Constantin denSonnengott zuseinem Begleiter undBeschützer ausbaut undseine Titulatur entsprechend anpasst189. Doch seine Prägungen ändern insgesamt nichts an dem Bild des Sol invictus, das sich unter Aurelian und Probus gefestigt hat. Sie spielen mit denDetails undstellen denSonnengott als denunbesiegbaren Begleiter desConstantin ineinem bis dahin nicht gekannten Umfang vor190. Zueinem Charakteristikum des Sonnengottes geworden, ersetzt der Beiname invictus auf dem bekannten Goldmedaillon von Ticinum daspraenomen imperatoris des physiognomisch an Sol angeglichenen Constantin191. Dennoch kann Maxentius problemlos denBeinamen invictus auf Inschriften undMünzen führen192. Der Münztitel princeps invictus, dener unmittelbar nach seiner Erhebung in Romannahm, ist ganz offensichtlich unabhängig vomSonnenkult zu sehen193. Seine Weihung für Mars invictus pater auf dem Forum Romanum in Romdeutet auf das Fortleben republikanischer Traditionen194, kann aber gleichzeitig vordemHintergrund desSol invictus comes seines Gegenspielers betrachtet werden. Auch die vonLicinius gebrauchte Legende, die ihnundseinen Sohn als Iovii invicti bezeichnet195, ist als die Fortsetzung der Iuppiter-invictus-Tradition zu sehen. Als eigenständige Anknüpfung des Licinius an den Sonnenkult seines Gegenspielers wird mandessen Betonung desEpithetons invictus nurschwerlich interpretieren können. Auch im Reichsteil Constantins wurde in dieser Zeit die Bezeichnung in Legenden für Licinius auf Münzen verwendet196. Der invictus Augustus Licinius wurde dabei dem Constantinus maximus Augustus gegenüber gestellt197. Constantins Verzicht auf invictus wurde durch den Titel, der seinen Anspruch aufdie höchste Stellung indemneuen Herrscherkollegium ausdrücken sollte198, mehr als kompensiert. Die zeitgleich erfolgte umfangreiche Goldprägung verdeutlicht, dass Sol weiterhin der comes Constantini war. Iuppiter blieb 189Dazu T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 35 (Fehlen von invictus in der Titulatur vor 310) u. S. 52ff. (Erweiterung der Titulatur nach 310, Verwendung von invictus zumSonnenvergleich in Panegyrici). 190Siehe oben Kap. 3.4.3. 191RIC VI, p. 296.111; zu dem Goldmultiplum siehe oben Kap. 3.4.3. 192 AE 1989, 139 (DOMINO N. | C. VALERIO MAXENTIO | F. INVICTO ET | ETERNO AVG.); AE

p.324.101ff. (IMP. C. 147f., p. 370.153 (Av.: MAXENTIVS PRINC. INVICT.); p. 369.152 (MAXENTIVS P. F. INVICT. AVG.); p. 401.7 (MAXENTIVS P. F. INV. AVG.). 193Dazu RIC VI, p. 338ff. u. M. CULLHED; S. 33ff. (dort auch Übersicht über die Quellenzeugnisse; derZusatz invictus bleibt jedoch nahezu unberücksichtigt). 194CIL VI 33859a. 195 RIC VII, p. 606.38 u. p. 645.13 (D. N. IOVII LICINII INVICT. AVG. ET CAES.; Büsten der beiden Licinii, einander anblickend). 196RIC VII, p. 378.132f. u. p. 380.145ff. (D. N.LICINI INVICT. AVG. |VOT. |XX; Schrift in 1990, 224a (D.

N. | MAXENTIO | INVICTO ET | CLEMENTISSI|MO AVG.); RIC VI,

MAXENTIVS P. F. INV. AVG.); p.

367.137,

p.

369.142

u.

Kranz). 197RIC VII, p. 378.130f. u. p. 379.140ff. (D. N.CONSTANTINI MAX.AVG. |VOT.|XX; Schrift in Kranz). 198T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 86ff. (zur Bedeutung von maximus Augustus).

194

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

hingegen der conservator Licini199, so dass voneiner Preisgabe deralten Präferenzen nicht die Rede sein kann. In dieser letzten Phase erhält auch der Begriff victor als Bestandteil der Kaisertitulatur eine neue Bewertung. Nachdem Constantin seit 310 n.Chr. invictus herausgestellt undwiederholt den Bezug zumSonnengott betont hatte, verschwindet dieser Titel undwird gleichzeitig durch victor ersetzt200. Dieser Vorgang ist, gerade vordemHintergrund derDiskussion umdie conversio Constantini, unterschiedlich bewertet worden. Teilweise wurde damit eine Abwendung vomSonnenkult in Zusammenhang gebracht201. Zuerst ist darauf hinzuweisen, dass victor oder victoriosus keine constantinischen Innovationen sind. In der Literatur wird victor als Anrede bereits für Augustus verwendet202, während auf Inschriften victoriosus spätestens seit Aurelian begegnet203. Auf Münzen verwendet Probus dann erstmals diesen Begriff, indem er sich als semper victoriosus bezeichnet204. Beide Male ergänzt victoriosus offensichtlich den Beinamen invictus, und die Begriffe können problemlos nebeneinander benutzt werden, während Reibungspunkte mit dem Sonnenkult nicht erkennbar sind205. 283 n.Chr. lassen sich in der Münzstätte Romdann die Kaiser Carinus und Numerian euphorisch als undique victores feiern206. Im Zusammenhang mit der 199Zudiesen ‚Jubiläums-Emissionen‘ siehe oben Kap. 3.4.3. 200T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 136f. 201So bei R. LEEB; S. 24f.; T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 136 u. F. KOLB; Herrscherideologie; S. 73. 202Macr.Sat. II, 4, 28ff. 203 CIL XI 1214 (RESTIVT. TOTIVS ORBIS SVI DOMINO | IMP. CAES. L. DOMITIO AVRELIANO | PIO

Erkennbar ist, dass victoriosus an der Stelle der Kaisertitulatur erscheint, andereigentlich invictus zuerwarten gewesen wäre. Obdiese Inschrift dannauch den frühesten epigraphischen Beleg für victoriosus/victor darstellt ist zwar nicht zweifelsfrei erwiesen, doch überzeugt die inCIL XI 1776 vorgeschlagene Rekonstruktion einer fragmentarischen, aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzten, Inschrift m.E. nicht. Darin eine Weihung für Maximus Caesar zu sehen, die den Titel victor für seinen Vater Maximinus (Thrax) nennen würde, ist aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes fraglich. Ebenso abzulehnen sind die Siegerbeinamen victor Persarum, victor Gothorum, victor Sarmatarum undvictor Germanorum für Gordian III. Die entsprechende Stelle in derH.A. (H.A. Gor. XXXIV, 3) ist wenig glaubwürFELICI VICTORIOSO AVGVSTO).

dig.

204 K. PINK; „Probus“ ; S. 59.42 (Rv.: VICTORIOSO SEMPER; Probus st. l. m. Zepter und erhobener Rechten, umgeben von vier Gefangenen). Eine Inschrift soll, korrespondierend mit victoriosus semper, den Beinamen semper invictus für Probus belegen (AE 1923, 102: [IVSTO CL]EMEN[TI | FORTIQV]E PRINCIPI [PIO |A]C NOBILISSIMO CAES[ARI | VE]RO GOTHICO VEROQVE GER[MA|NI]CO

M. [[AVR. PROBO SEMPER INVICTO]]), doch ist die vorgeschlagene Auflösung der getilgten Passage kaum wahrscheinlich, daProbus nie denTitel eines nobilissimus Caesar getragen hat(siehe D. Kaisertabelle; S. 253f.). Es dürfte sich eher umCarinus oder Numerian (M. [[AVR. KIENAST;

CARINO/NVMERIANO INVICTO(?)]])

gehandelt haben.

205Dies zeigen die eben genannte Inschrift undauch die Typen der ‚Triumphemission’ des Probus, die neben dem victorioso-semper-Stück wiederholt den Sonnengott herausstellen und Probus als invictus bezeichnen (K. PINK; „ ; S. 58f.). Probus“ 206RIC V.2, p.196.422f.; K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 35.11f. (Rv.: VNDIQVE VICTORES; Kaiser st. l. m. Globus u. Zepter, links u. rechts zu seinen Füßen jeweils ein Gefangener).

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

195

Legende wird die geläufige Darstellung eines Kaisers als Feldherr benutzt, der zwischen zwei Gefangenen steht. Auch indiesem Fall ist eine Verbindung zuSol nicht nachweisbar. Man suchte offensichtlich gerade in dieser Zeit nach einer Alternative zudembereits abgenutzten Beinamen invictus207. Derhinsichtlich seines Platzes in der Kaisertitulatur junge Begriff victor hat allerdings als Epitheton von Gottheiten eine längere Tradition. Sofort kommen wieder die drei Götter Iuppiter, Hercules undMars in dasBlickfeld. DerTypdesIuppiter victor ist nicht nuraufrömischen Münzen seit Domitian belegt208, eine Inschrift in archaischem Latein weist auf die frühe Verwendung des Beinamens für diesen Gott209. Der aus dem hellenistischen Raum übernommene Typ des sitzenden Zeus/Iuppiter, das Stabzepter undeine Nike/Victoria in denHänden haltend210, ist ein ständig wiederkehrendes Münzbild211. Gleiches gilt fürMars victor, derauf kaiserzeitlichen Münzen mit steter Regelmäßigkeit als kriegerischer, siegbringender Gott wiederkehrt212. In den Akten der Arvalbruderschaft in Rom, die inschriftlich überliefert sind, begegnet Mars victor dann auch mit Iuppiter victor, aber auch Hercules victor, im Rahmen der vota pro salute et reditu et victoria für Kaiser Trajan213. Auch wenndieser Typbislang nurmit Aversen des Numerian bekannt ist, bezieht er sich ganz offensichtlich aufdiebeiden Brüder, die nachdemTodihres Vaters Cams gemeinsam dasReich regieren (zu Carus undseinen Söhnen siehe oben Kap. 3.3.5; zur Emission, in die dieser Typ Münzpräeingeordnet werden kann unddie deutlich beide Kaiser herausstellt, siehe K. PINK; „ ; S. 33ff.). gung VI/2“ 207Dies lässt sich nicht nurbezüglich der Bezeichnungen invictus undvictor, sondern auch fürsemper, perpetuus undaeternus aufzeigen (siehe oben u.a. Kap. 3.4.4 undunten). 208 RIC II, p. 186.253, p. 189.279, p. 194.313, p. 197.342, p. 199.358, p. 203.388, p. 204.401, p. 205.412 (IOVI VICTORI; Iuppiter n.l. sitzend m. Stabzepter u. Victoria). 209CIL VI 438: [– ]OIOVEI VICTORE |[– ]T MEFV[...] M F. |[– ] III VIR[RESTI]TVIT. 210 Sog. Zeus Nikephoros. Siehe dazu exemplarisch die seleukidischen Prägungen aus Antiochia (Syria) seit demfrühen 4. Jh. v.Chr. (G. LE RIDER; Antioche de Syrie sous les Séleucides: corpus des monnaies d’or et d’argent I: de Séleucos I. à Antiochos V; Paris, 1999; S. 11.1ff.). Eine Inschrift aus Cirta (CIL VIII 6981 = ILS 4921a) beschreibt die dort aufgestellte Statue des Iuppiter victor mit einer Victoria auf dem Globus in der Rechten (INMANVDEXTRA ORBEM ARGEN|TEVM ET VICTORIA(m) PALMAM) und dem HASTAM

ARG(enteum)).

Stabzepter in der Linken ([IN MANV]

SINISTRA

211RIC II. p. 369.251 (Hadrian); RIC III, p. 343.1612, p. 401.291 (Commodus); RIC IV.1, p. 48.25ff. (Clodius Albinus); RIC IV.1, p. 151.441B, p. 152.454 (Septimius Severus). 212RIC II, p. 68.431, p. 78.533 (Vespasian, 71– 73 n.Chr.); RIC II, p. 262.258 (Trajan, 112– 14 n.Chr.); RIC III, p. 296.1044, p. 301.1106ff., p. 302.1121 (Marcus Aurelius, 171–174 n.Chr.); RIC IV.1, p. 31.54, p. 32.55ff. (Pescennius Niger, 193/94 n.Chr.); RIC IV.1, p. 104.144, p. 201 n.Chr.), p. 139.6B, p. 145.404ff., p. 107.134, p. 110.151c (Septimius Severus, 198– 95 n.Chr.), p. 160.508f., p. 162.523 (Septi151.441Bff., p. 153.456ff. (Septimius Severus, 193– 200 n.Chr.); RIC IV.1, p. 329.103 (Geta, ca. 203 n.Chr.); RIC IV.2, p. mius Severus, 198– 36.119ff., p. 57.362ff. (Antoninus [Elagabalus], 218/19 n.Chr.); RIC IV.2, p. 83.158 u. 160ff., p. 35 n.Chr.?); R. GÖBL; Gallienus; Tf.116.1632 (Gallienus, 117.584 (Severus Alexander, 231– ; S. 46 u. S.68ff. (Probus, 277– 80 n.Chr.); K. PINK; 65 n.Chr.); K. PINK; „Probus“ 264– 284 n.Chr.); K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. Münzprägung VI/244; S. 22ff. (Numerian, 282– „ 94 27 (Carus, 282 n.Chr.); RIC V.2, p. 221.2, p. 231.113f. u. p. 244.239 (Diocletian, 285– n.Chr.); RIC VI, p. 167.31 (Constantius I.). 213CIL VI 2074 = ILS 5035 (z.40: Iuppiter victor, z.51: Mars victor, z67: Hercules victor).

196

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Undsomit ist auchHercules victor alsdritte Siegesgottheit angesprochen, die sich auf zahlreichen Inschriften findet undeine Verbindung derbeiden, ja oft als gegensätzlich beurteilten, Begriffe invictus und victor aufzeigt214. Hercules erscheint zunächst nicht mitdemBeinamen victor aufMünzen, auch wenndie epigraphischen Zeugnisse zumindest bis in das 1. Jh. n.Chr. zurückreichen215. Unter derTetrarchie werden dann aber zahlreiche Prägungen mitHercules victor ausgebracht, vorallem natürlich fürMaximian, aber auch fürdie beiden Caesares216. Für Sol, der allgemein lediglich mit demZusatz invictus assoziiert wird, ist der Beiname victor jedoch epigraphisch nachgewiesen217. Auch wenn diese Zeugnisse sicherlich nicht auf die generelle Verwendung dieser Kombination deutet, lässt sich zumindest feststellen, dass Sol undvictor keine unvereinbaren Gegensätze darstellen. Nach denzögerlichen Anfängen, victor als Bezeichnung des Kaisers offiziell zugebrauchen, ist dasfrühe 4. Jh. n.Chr. interessant, dennhier zeichnet sich eine Veränderung ab. Victor erscheint auf Münzen desCarausius ausdenJahren 286– 87 n.Chr., ohne dass manvoneiner Umgestaltung derTitulatur sprechen kann218. In derletzten Phase seiner Herrschaft führt Maxentius dann denEhrentitel victor omnium gentium auf Gold- undBronzemünzen. Sie zeigen ihn gemeinsam mit Mars219. Constantin greift diese Vorlage auf und präsentiert sich schließlich selbst als den wahren victor omnium gentium220. 308 n.Chr. hatte Maximian die Bezeichnung Mars pater In denJahren 307– semper victor auf Aesmünzen verwendet, die für ihn und Constantin in Lugdunum ausgebracht wurden221. Beide Titel, semper undvictor, werden charakteristisch für die Ende 324 n.Chr. geänderte Titulatur222. Im gleichen Zeitraum greift Maxentius auf Mars victor als COMES AVG(usti) N(ostri) zurück223. Dieses 214Interessant ist die Inschrift des L. Mummius, die sich auf seine Kriegszüge in Griechenland bezieht, undeine Weihung für Hercules victor nennt (AEDEM ETSIGNV |HERCVLIS VICTORIS | IMPERATOR DEDICAT). Zu Hercules invictus undHercules victor siehe CIL VI 313ff. 215CIL VI 328 (81 n.Chr.). 216RIC V.2, p. 275.489, p. 277.503, p. 293.619; RIC VI, p. 164.11 (nur Maximian); RIC VI, p. 169.49ff. (Maximian, Galerius u. Constantius I.). 217 CIL VI 712 (D[EO] | SOLI VI[CTORI]) u. AE 1968, No. 282 (DEO SO[LI VICTO]RI). 218 P.J. CASEY; British Usurpers; Tf. 2.1 (VICTOR CARAVSISVS AVG. [G]ERM. MAX. | RSR; Carausius st. 1.m. Stabzepter u. Globus, wird vonVictoria bekränzt [nicht in RIC V.2]). 219 RIC VI, p. 401.6 [aureus] u. p. 405.55 [follis] (VICTOR OMNIVM GENTIVM AVG. N.; Maxentius, m. Speer, u. Mars, m.Tropaion, stehen einander gegenüber). Die grobe Zuweisung dieser Münzen in die Jahre 308/9 n.Chr. bis 312 n.Chr. ist leider wenig hilfreich, doch dürfte ein Zusammenhang mitderRückgewinnung Nordafrikas 309/10 n.Chr. (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 291) offensichtlich sein (siehe RIC VI, p. 395). Damit ist eine Prägung imZeitraum von 11 n.Chr. wahrscheinlich. 310– 220 RIC VI, p. 222.818 (VICTOR OMNIVM GENTIVM; Constantin m. Feldzeichen u. Schild zw. Gefangenen). Eine Zuordnung in die Zeit nach demSieg über Maxentius ist durchaus möglich, da Constantin nach seinem Einzug in Rom im Oktober 312 n.Chr. u.a. der Titel triumphator omnium gentium verliehen wurde (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 299). 221RIC VI, p. 261.262f. u. p. 264.296 (MARTI PATR. SEMP. VICTORI; Mars n.r. gehend m. Speer u. Tropaion). 222T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 136f. 223RIC VI, p. 400.3 (MARTI VICTORI COMITI AVG.N.;Mars u. Maxentius st. ggü., Globusübergabe).

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

197

Stück steht im direkten Zusammenhang mit der Victor-Omnium-Gentium-Reverse, denn beide Typen zeigen die Übergabe des Globus, miteiner Victoria geschmückt, von Mars an Maxentius. Victor ist also mit einem heidnischen Gott verbunden undals Beinamen des Kaisers zunächst vonMars übernommen wor-

den.

Die Begriffe victor, Beiname des Mars und des Maxentius, und invictus, Beiname des Constantin unddes von ihmfavorisierten Sol, müssen sich jedoch nicht gegenüberstehen, wie im Falle des Sol comes unddes Iuppiter conservator224. Maxentius trägt nämlich auf einer Averse der selben Münzserie, der auch die Victor-Omnium-Gentium-Reversen zuzuordnen sind, den verzierten Helm des Mars, während ihn die Legende als P(ius) F(elix) INV(ictus) AVG(ustus) bezeichnet225.

Constantin übernimmt dann die Legende victor omnium gentium, umseine eigene militärische virtus zu feiern. Er ergänzt diese Reverse durch den, bereits von seinem Vater ausgebrachten, Ubique-Victor(es)-Typ226. Diese Stücke nehmenzwar auch auf Maximinus undLicinius Bezug, sie stimmen aber dennoch den gleichen Tenor wie die vorangegangene Münze an: die Verherrlichung der Person undLeistung Constantins227. Bezüglich Constantin wäre es falsch, eine Konkurrenzsituation zwischen victor unddemSonnenkult anzunehmen, denn beide Begriffe wurden zeitgleich nebeneinander verwendet. DerVictor-Omnium-Gentium-Typ, derConstantin zeigt, wie er vonVictoria bekränzt wird, wurde 316 n.Chr. in Ticinum gemeinsam mit Münzen für Sol invictus comes geprägt. Sie zeigen, wie der Sonnengott dem Kaiser einen, mit einer Victoria geschmückten, Globus überreicht228. In diese Gruppe gehört dann auch eine Reverse mit der Legende victoriosus semper. Wiederum wirddie Bekränzung Constantins durch Victoria gezeigt undmiteiner Averse gekoppelt, die denKaiser mit Nimbus, Globus unddererhobenen Rechten darstellt229. Beide Legenden, victor omnium gentium wie auch victoriosus semper, signalisieren keine Abkehr von Sol, da dieser Gott nicht nur in der Goldprägung begegnet, sondern weiterhin die Aesprägung Constantins dominiert230. So konnten nicht nur die Dedikanten einer constantinischen Inschrift weiterhin invictus verwenden, sondern auch die Bewohner von Aradi (Africa Proconsularis) einen Altar für Sol aufstellen, der den Kaiser Iulianus (360/61– 363) als victor ac triumphator semper Augustus anspricht231. 224Dazu siehe unten Kap. 4.2.1.2. 225RIC VI, p. 401.7. 226RIC VI, p. 205.634. 227RIC VI, p. 220.798, p. 221.808, p. 222.817a [Constantin]; p. 220.799f., p. 222.817c [Licinius]; p. 222.817b [Maximinus]. Auf die Person Constantins weist gerade der nurfür ihn ausgebrachte Typmit der Legende in der Singularform ubique victor (RIC VI, p. 222.816). 228 RIC VII, p. 368.57f. (VICTOR OMNIVM GENTIVM; Constantin st. 1. m. Globus u. Speer, wird von Victoria bekränzt); p. 368.56 (SOLI COMITI CONSTANTINI AVG.; Constantin u. Sol st. ggü., der Gott überreicht demKaiser einen Globus mit einer Victoria). 229RIC VII, p. 369.59 = M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf.5.67. 230Dazu siehe oben Kap. 3.4.3. undzumZeitraum der besprochenen Münzen aus Ticinum RIC VII, p. 370ff. 231 AE

1988, 1110 (SOLI

TRIVMFATORIS SEM|PER AVGVSTI

INVICTO AVG. SAC. | PRO SALVTE IMP. D. N. IVLIANI | VICTORIS AC

...).

198

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Damit besitzt victor nicht nur eine heidnische Konnotation, seine Verwendungals Münzlegende zurBezeichnung desKaisers lässt auchkeine Rückschlüsse auf Constantins Abkehr vom Sonnenkult zu. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass die Umgestaltung derin denInschriften benutzten Kaisertitulatur in der Zeit zwischen dem Sieg über Licinius und der Erhebung des Constantius II. zumCaesar nicht zufällig erfolgte232. DerTitel victor stand ganz offensichtlich mit der Erlangung der Alleinherrschaft in Zusammenhang, ohne dass man darin einen Beweis für einen religionspolitischen Umschwung sehen muss233.

Vielleicht dachte Constantin an Augustus, da er wie sein Vorgänger alle Kriege beendet und sich als victor ebenfalls wie dieser durch seine clementia gegenüber den Funktionären seiner Kontrahenten ausgezeichnet hatte234. Eine Beeinflussung durch hellenistisch-seleukidische Vorbilder magzwar, gerade vor demHintergrund der constantinischen Münzprägung in dieser Zeit, verlockend sein, ist letztendlich aber nicht unproblematisch235. Die Vorstellung der Sieghaftigkeit des römischen Kaisers, die seit Augustus einen wesentlichen Bestandteil der Herrschaftsideologie ausmacht236, hat verschiedene Ursprünge. Dabei sind, neben der Vorstellung von unbesiegbaren Göttern, auch Traditionen aus der Alexandermythologie undder römischen Republik bis in die Spätzeit hinein erkennbar. Der Sonnengott erscheint als Sol invictus erst spät aufoffiziellen Zeugnissen. Gerade dieGottheiten Iuppiter, Mars undHercules werden aber schon frühzeitig als invicti dei oder victores vorgestellt, die dann auf Münzen gemeinsam mit Sol wiederholt im Zusammenhang mitdenmilitärischen Erfolgen derKaiser begegnen.

4.1.3.2. Der Friedensgedanke Der Friedensgedanke ist in der Kaiserzeit selbstverständlich nicht von der Sieghaftigkeit zu trennen237. Pax herrschte nach römischer Vorstellung, wenn alle 232T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 136ff. 233 Die lydische Inschrift für Constantin, die sowohl victor als auch invictus nennt (T. GRÜNEWALD; Constantinus; S. 138 u. Katalog, Nr.463), zeigt, dass beide Begriffe noch nach 324 n.Chr. nebeneinander benutzt werden konnten. Gegen eine religiöse Bedeutung siehe auch S. WEINSTOCK; S. 244ff., obwohl dessen ‚guess‘m.E. wenig überzeugend wirkt. 234In seinem Tatenbericht (RgdA 3) behauptet Augustus dies undbezeichnet sich selbst als victor ([B]ELLA TERRA ET MARI C[IVILIA EX]TERNAQVE

TOTO IN ORBE TERRARVM S[AEPE GESSI] VICTORQVE

clementia Constantins bei der Behandlung hochrangiger Gefolgsleute des Maxentius undLicinius siehe T. GRÜNEWALD; Constantinus;

OMNIBVS V[ENIAM PETENTIB]VS CIVIBVS PEPERCI). Zur

S. 71ff. u. S. 134ff. 235Von den Nachfolgern des invictus Alexander haben sich nurdie seleukidischen Könige der Idee derUnbesiegbarkeit in dieser Art angenommen. Seleukos I. trugjedoch denBeinamen Ν ικ ά τ ρundnicht wie Constantin Ν ω η ῆ τ ς(Euseb. v.C. II, 64; IV, 42). ικ 236J.R. FEARS; „ The Theology of Victory at Rome“ ]; ; ANRWII, 17.2 (1981) [= „Victory“ S. 804ff. 237Dazu J.R. FEARS; „ Victory“ ; S. 806ff. Anschaulich wird dies auch vorgeführt durch Münzen des Gallienus. Zu erkennen ist Victoria, in ihrer Biga n.r. fahrend, mit der Legende VBIQVE PAX(R. GÖBL; Gallienus; Tf. 54.689 u. 691, Tf. 55.694f. u. 699).

4.1. Die Eigenschaften des Sonnengottes

199

Feinde an denGrenzen besiegt worden waren238 undauch innerer Frieden gewährleistet war239. Der Begriff despacator orbis, derdamit in engem Zusammenhang steht, ist auf Münzen seit Septimius Severus für denSonnengott nachgewiesen240. Für die Severer ist der Beiname pacator orbis zwar auch epigraphisch überliefert241, ob aber eine Verbindung zumSonnengott vorliegt, ist keineswegs gesichert, denn Sol ist nicht der einzige Gott, der diesen Beinamen trägt. Hercules wird in der Literatur und in Inschriften als pacator orbis oder pacator terrarum marisque angesprochen242. Ein Phänomen wird erkennbar, dass mit der Entwicklung des Beinamens invictus durchaus vergleichbar ist. Da die Herculesverehrung des Severus mehrfach belegt ist243, dürfte eine Zuordnung in diesen Bereich möglich sein. Dieerste Benutzung als Beinamen füreinen Kaiser liegt fürCommodus vor und ist ebenfalls in Verbindung mit der Bezeichnung dieses Herrschers als Hercules Romanus zu sehen244. Ein Bezug zu Iuppiter ist aber gleichfalls möglich, auch wenn erst unter Valerian undGallienus Münzen mitderLegende pacator orbis unddemBild des Iuppiter geprägt werden245. Septimius Severus jedenfalls hat den römischen Staatsgott auf unterschiedliche Art als Schlachtenhelfer herausstellen lassen246. Dennoch ist die Beziehung zwischen Sonnengott undpax im weiteren Verlauf des 3. Jh. n.Chr. unverkennbar. Erscheint Sol gekoppelt mit der Legende pacator orbis zwarerst wieder unter Postumus, trägt dasfürGordian III. geprägte Medaillon, das ihn als siegreichen Perserbezwinger mit dem Sonnengott an seiner Seite zeigt, die Legende PAXAETERNA247. Eine in Ephesos für ihn gesetzte Inschrift bezeichnet Gordian nicht nur als ν ιο , sie verbindet damit zuέ ο λ ς Ἥ ς demexplizit die Wiederherstellung desalten Friedenszustandes248.

238Dazu zuletzt P. KEHNE; s.v. Pax; DNP 9 (2000); Sp. 454f.; unverkennbar auch im Ton der res gestae divi Augusti, wenn es dort heißt „... CVM [P]ER TOTVM I[MPERIVM PO]PVLI ROMA[NI TERRA MARIQVE ES]SET PARTA VICTORIIS PAX“(rgdA 13).

239K. CHRIST; Geschichte; S. 169; zurpax Augusta siehe D. KIENAST; Augustus; S. 334 (m. weiterführender Literatur in Anmerkungen). 240PACATOR ORBIS; Büste des Sol n.r.: RIC IV.1, p. 126.282 (Severus); p. 235.163 (Caracal-

la); p. 320.50 (Geta). 241CIL VIII 21613, CIL II 1669f. (Septimius Severus); CIL II 1671 (Caracalla). 242Sen. Herc. Oet. I, 13, 3 („ orbisque simul pacator“ ), Sen. benef. I, 13, 3 („ terrarum marisque pacator“ ). ), V, 15, 6 („ ille victor pacatorque gentium populus“ 243ZuSeptimius Severus undHercules siehe oben Kap. 3.1.1. u.4.1.3.1. Wahrscheinlich ist eine Mehrdeutigkeit auch nicht unbeabsichtigt gewesen. 244CIL XIV 3449 u. ILAfr 612; siehe auch Cass. Dio 73, 15, 2ff. 245R. GÖBL; Gallienus; Tf. 112.1562 (Rv.: PACATORI ORBIS; Iuppiter n.l. sitzend m. Stabzepter u. Schale, davor Adler). 246RIC IV.1, p. 107.131, p. 125.270 (Iovi PROPVGNATORI; Iuppiter n.r. schreitend m. Blitzbündel) u. RIC IV.1, p. 156.480a (Iovi INVICTO; Iuppiter n.l. sitzend m. Stabzepter u. Victoria). 247Banti IV.2, p. 287.57 = Gnecchi II, p. 89.24. Hier verbinden sich aeternitas und Friedensgedanke miteinander (zuGordian III. siehe auch oben Kap. 3.2.1., zumEwigkeitsgedanken siehe oben Kap. 4.1.1.). 248C. BÖRKER u.a. (Hg.); Nr. 304.

200

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Erst Postumus greift die Vorlage des Septimius Severus auf, undlässt Sol mit der Legende pacator orbis prägen249. Auch wenn die Beeinflussung desgallischen Usurpators durch die Severer unbestreitbar ist, zeigt die Ausgabe weiterer, bis dahin nicht bekannter Typen, dass Postumus an ein breiteres Konzept dachte. Der Friedensbringer undGott des ‚Goldenen Zeitalters‘ war unter

erneut

den‚Gallischen Kaisern‘engmitdervirtus desHerrschers undseiner Sieghaftig-

keit verknüpft250. Unddieses Motiv derfelicitas temporum spricht dann auch der Sol-Typ mitderLegende PACATOR ORBIS an, derdamit zugleich die Friedenseigen-

schaften mitderOriens-Thematik verbindet. Alspacator orbis wird der Sonnengott auch unter Aurelian auf Münzen aus Lugdunum bezeichnet. In der Zeit nach der triumphalen Wiederherstellung der Reichseinheit ausgegeben251, korrespondieren die Antoniniani mit Sol nicht nur mit den in einer benachbarten gallischen Münzstätte ausgegebenen Stücke, die den Kaiser als pacator orbis feiern252. Sie werden durch Inschriften aus der Gallia Lugdunensis ergänzt, auf denen Aurelian als pacator et restitutor orbis bezeichnet wird253. Der Herrscher war bereits 272 n.Chr. als pacator orientis bezeichnet worden254, undnun, nach der Rückgewinnung dergallischen Provinzen, tragen der Kaiser undderGott, durch dessen Beistand der Erfolg herbeigeführt wurde, den Titel eines Befrieders des Erdkreises. Damit hängen auch die Restitutor-Orientis- und Restitutor Orbis-Münzen zusammen, die sowohl für Aurelian als auch Sol geprägt wurden255. Die besiegten, gefesselten oder niedergerittenen Gegner illustrieren, wiesehr derFriedensgedanke gerade indieser Zeit mit der Sieghaftigkeit zusammenhängt256. Wenig verändert wird dieses in sich geschlossene Konzept vonderSieghaftigkeit undder Befriedung des Erdkreises unter den Nachfolgern Aurelians257. Probus betont zunächst ingroßem Umfang seine eigene virtus unddieSieghaftigkeit, die natürlich vor allem durch den Beistand des Sonnengottes garantiert ist. 249RIC V.2, p. 362.317 = H.J. SCHULZKI; Tf. 6.50 (PACATOR ORBIS; Büste des Sol n.r.). 250Siehe oben Kap. 3.2.5. 251R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 1.3, 5 u. 7 (PACATOR ORBIS; Sol n.l. gehend). 252R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 1.2 (PACATOR ORBIS; Aurelian st. l. m. Stabzepter u. Schale, opfert anAltar). 253 CIL XII 5549 = CIL XVII 160 (IMP. CAESAR L. DOMIT[IVS] | AVRELIANV[S] P. F. IN[VI]CT[VS |AV]G. P. M. GER[MANIC. MAX. | GO]THIC. MA[X. CARPIC. MAX. | PAR]THIC. MA[X. TRIB. POT.(?) COS. | ..] P. P. PROCO[S. RESTITVTOR ET | PACAT]OR ORB[IS); CIL XII 5561 = CIL XVII 172 (PACATORI | ET RISTITO[TO]|RI ORBIS | IMP. CAES(A)RI | L. DOMITIO | AVRELIANO | P. FEL. INVI(C)TO | AVG. GER. | MAX.

MAX.|CARP. MAXI. |PERS. MAX.). Die räumliche Überschneidung mit denPrägungen der ‚Gallischen Kaiser‘ deutet offensichtlich auf eine Kontinuität von Postumus bis zu Aurelian, doch ist dieses Konzept wohl kaum als lokales Phänomen zu betrachten, wie die reichsweite Vorstellung vompacator orientis undresitutor orbis zeigt. 254R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 90.192 (PACATOR ORIENTIS; Kaiser n.r. st., l. Fuß auf Gefangenengesetzt). 255R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 161f. (Überblick). 256R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 100.227 u. Tf.139.372 (Sol m. zwei sitzenden Gefangenen); Tf. 138.365 (Aurelian n.l. über zwei Feinde galoppierend). 257Die pacator-orbis-Münzen des Florian übernehmen einfach das, offensichtlich ansprechende, Konzept des Vorgängers (RIC V.1, p. 350.7: PACATOR ORBIS; Sol n.l. gehend). GOTH.

4.1. Die Eigenschaften desSonnengottes

201

Gerade in der letzten Phase seiner Herrschaft tritt jedoch die Betonung derpax wieder etwas in den Mittelpunkt, allerdings ohne dass der Sonnengott damit direkt in Verbindung gebracht wird258. Demgegenüber wird Hercules verstärkt als Friedensbringer (Hercules pacifer) bezeichnet259, unddadurch die bestehende Tradition fortgesetzt. Auch Mars war wiederholt in dieser Rolle präsentiert worden260, undsteht damit imgleichen Kontext wieIuppiter, Hercules undSol. Hier formiert sich also wieder eine Gruppe vonGottheiten, deren Eigenschaften sie nicht nurals Garantendes Friedens erscheinen lassen, sondern die, wiebereits deutlich wurde, eine Funktion als Siegbringer aufweisen. Der Sonnengott kann somit keineswegs als allumfassender Gott bezeichnet werden, vondemdie anderen altrömischen Gottheiten aufgesogen werden. Sol ist im Verbund mit weiteren Göttern zu sehen. Vor allem aber werden seine Gemeinsamkeiten mitdendrei wichtigen, in ihren Ursprüngen altrömischen, Heeresgöttern durch die kaiserliche Selbstdarstellung auf Münzen betont261. DerZusammenhang zwischen diesen vier Gottheiten zeigt sich nicht nurauf den Münzen des Aurelian, auf denen Sol gemeinsam mit Hercules, Mars oder Iuppiter dargestellt ist262. Er wird auch bei einem Vergleich der Prägungen des Probus in Romin derPhase seines großen Triumphes sichtbar263. Gemeinsam mit dem Doppelporträt mit Sol und der Betonung der besonderen Stellung dieses Gottes charakterisiert auch die Verwendung des Doppelporträts mit Iuppiter und die Löwenskalpbüste des Kaisers die Münzprägung in diesen Monaten264. Dadurch erklärt sich auch, warum Probus in dieser Zeit den Sonnengott herausstellen ließ, sich aber auch Iuppiter auf Münzen als conservator Probi Augusti präsentiert265. Mars erscheint ebenfalls als rächender und friedensbringender Gott, der im Verbund mitdenanderen Gottheiten an der Seite despacator orbis Probus den überall wirksamen Frieden gebracht hat und dadurch die felicitas saeculi garantiert266. 258Übersicht über die sog. ‚Friedensreversen‘ in K. PINK; „Probus“ ; S. 26f. 259K. PINK; „Probus“ ; S. 61ff. (H)ERCVLI PACIF.; Hercules st.). 260So unter Valerian undGallienus (R. GÖBL; Gallienus; Tf. 146f. [MARTI PACIF/ERO; Mars n.1. m. Zweig]), Aurelian (R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 158 [MARTI PACIF/ERO; Mars. st. l. m. ; S. 53ff. [MARTI PACIFERO; Mars st. l. m. Zweig]). Probus“ Zweig]) u. Probus (K. PINK; „ 261Zu Hercules siehe zuletzt F. GRAF; s.v. Herakles: Kult undMythos; DNP5 (1998) [= s.v. Herakles]; Sp. 387ff.; A. LEY; s.v. Herakles: Ikonographie; DNP 5 (1998); Sp. 392ff. u. A. MASTROCINQUE; s.v. Hercules; DNP 5 (1998); Sp. 403ff.; zur Bedeutung Iuppiters in der Jupiter“ ; S. 3ff. Kaiserzeit undfürdie Herrschaftspropaganda siehe J.R. FEARS; „ 262 R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 113.252 (Sol u. Hercules), 253 (Sol u. Iuppiter) u. Tf. 135.349f. (Sol u. Mars). 263Datierung: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 253 (Ende 281). 264K. PINK; „ Probus“ ; S. 58f. u. P. BASTIEN; buste monétaire; Tf. 121.1; siehe auch oben Kap. 3.3.4. 265K. PINK; „Probus“ ; S. 57ff. (Iovi CONS. PROB. AVG.; Iuppiter st. l.). 266 K. PINK; „Probus“ ; S. 59 (MARS VLTOR / MARTI PACIF.; Mars n.r. gehend); S. 59.28 (PACATOR ORBIS; Probus st. l., umgeben von vier Gefangenen); S. 59.29 (SAECVLI FELICITAS; die vier Jahreszeiten); 59.34f. (VBIQVE PAX;Victoria in Biga n.r. fahrend). Eine sich im Verlauf der Herrschaft des Probus wandelnde Bevorzugung eines einzelnen Gottes (siehe G. KREUCHER; S. 196f.) lässt sich m.E. nicht konstruieren.

202

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Hier kündigt sich, wiebereits obenangesprochen, dieGötterkonstellation der Tetrarchie an, an deren Spitze jedoch nicht Sol, sondern Iuppiter undHercules stehen sollten267.

4.1.3.3. Sol als Heeresgott Trotz aller Einschränkungen lässt sich die militärische Komponente des Sonnenkultes nicht bestreiten. In republikanischer Zeit erscheint Sol nicht nurüber der Quadriga des Iuppiter während des Gigantenkampfes268, er wird offensichtlich auchmitdemKrieg gegen Makedonien inZusammenhang gebracht269. Aufeinen größeren Einfluss desSonnenkultes aufdie Angehörigen desHeeres deutet nicht nureine Stelle beiTacitus270, sondern auchdieVerwendung desSonnengottes als Feldzeichen271. Diese Tradition istnochaufdemConstantinbogen inRomauszumachen, dessen spätantike Reliefs Feldzeichenträger des constantinischen Heeres mit Solstatuetten zeigen272. Erklärt wird dadurch auch die Reverse von 319 n.Chr. ausThessaloniki. Sol, als siegbringender Gott über demSonnenhalo, verkörpert die durch das göttliche Eingreifen überlegene Schlagkraft der Armee (virtus exercitus) des Constantin273. DerMithraskult, dermit demSonnengott offenbar bereits seit derAnfangsphase den militärischen Aspekt der Sieghaftigkeit verband, rekrutierte seine Anhänger im großem Umfang ausdenReihen der Soldaten derGrenzarmeen274. Es dürfte demnach kein Zufall sein, dass auchdieerste sicher datierbare Inschrift fürSol invictus, fürdie kein direkter Zusammenhang zumMithraskult erkennbar ist, von einem Soldaten anlässlich seiner honesta missio geweiht wurde275. 267F. KOLB; Tetrarchie; S. 19ff.; Zusammenfassung in Ders.; Herrscherideologie; S. 36ff. (Darstellung) u. S. 143ff. (Beispielquellen). Siehe auch oben Kap. 3.3.2.3. u. 3.4.1. 268RRC I, p. 318.310/1. 269RRC I, p. 457.437/1a– b. 270Tac. his. III, 24, 3 (Soldaten der 3. Legion aus dem flavischen Heer grüßen vor der

Schlacht bei Cremona gegen die Vitellianer die aufgehende Sonne). 271DerGrabstein eines centurio ausdem2./3. Jh. n.Chr. zeigt zwei signa mit demPorträt des Sol oder des Kaisers mit einem Strahlenkranz (CIL XIV 2523 = ILS 2662; Abbildung in M. CLAUSS; Lexikon lateinischer militärischer Fachausdrücke; Stuttgart, 1999; (Schriften des Limesmuseums Aalen 52); Abb. 52). Die kreisrunde Darstellung weist Ähnlichkeiten mit der Bronzescheibe des Caracalla auf (siehe oben Kap. 2.1.2.). Der Grabstein des Flavinus, eines signifer der ala Petriana zeigt ein signum, auf dem deutlich die charakteristische Büste des Sol mitStrahlenkrone undChlamys zuerkennen ist (H.R. ROBINSON; S. 3ff.). 272H.P. L’ O RANGE / A.v. GERKAN; 55ff. (Profectio-Fries) u. S. 126ff. (Postamentreliefs 18 u. 19). 273RIC II, p. 507.66ff. (VIRT. EXERC.; Sol n.l. m. Globus über Strahlenkreuz). Zu diesem Münztyp unddenVisionen Constantins siehe P. WEISS; „ ; S. 237ff. Visions“ 274Dazu u.a. M. CLAUSS; Cultores; S. 264ff. Siehe auch unten Kap. 4.3.3.1. 275 CIL VI 715 (SOLI INVICTO DE[O] | EX VOTO SVSCEPTO | ACCEPTA MISSIONE | HONESTA EX

NVME|RO

EQ. SING. AVG. P. | AELIVS AMANDVS | D. D. TERTVLLIO ET | SACERDOTI COS. [= 158

n.Chr.]).

Weitere Weihungen für Sol invictus aus Rom stammen von Cornelius Maximus, einem centurio dercohors X praetorianorum (CIL VI 728) undM. Ulpius Chresimus, derebenfalls denequites singularis Augusti angehörte (CIL VI 31181).

4.1. DieEigenschaften desSonnengottes

203

Auch die Kaiser sahen in Sol einen Gott, dessen Eigenschaften ihn mit militärischen Erfolgen zusammenbrachten. So weihte Augustus denObelisken, der seiner großflächigen Sonnenuhr als Schattenwerfer diente, demSonnengott anlässlich der Eroberung Ägyptens276. Vespasian kombinierte eine Münzaverse mitderBüste des Sol miteiner Reverse, die ihnals Feldherrn zeigt277. Unter den Severern steht Sol nicht nurin Verbindung mit der erfolgreichen Ostpolitik, sondern stellt sich auf Münzen als pacator orbis vor278. Die militärischen Eigenschaften des Sonnengottes stellen dann auch die Medaillons heraus, die für Gordian III. in den Jahren 242 bis 244 n.Chr. geprägt worden waren, allerdings ohne denGott dabei zueinem aktiven Kriegsteilnehmer zumachen279. Sol ist als siegreicher undfriedensbringender Gott also bereits fest etabliert als ihnum260 n.Chr. erstmals Münzen als unbesiegbar bezeichnen280. Eine Verlagerung des Schwerpunktes in denMünzdarstellungen mitSol auf dessen militärische Eigenschaften zeigt sich erstmals deutlich in den Bildern des Aurelian. Sie stellen denSonnengott während des Kampfes mit Feinden281 oder als Sieger mitGefangenen dar282. Ihren konkreten Anlass haben diese Prägungen zunächst imSieg überdiePalmyrener, dervorallem durch dasEingreifen desSol in der Entscheidungsschlacht bei Emesa errungen werden konnte283. Die weiterenErfolge Aurelians imDonauraum undin Gallien bewirkten eine Ausweitung dieser begrenzten Schlachtenhilfe auf das gesamte Reich. Sol hatte deshalb auch einen bedeutenden Anteil an den Münzserien, die der Kaiser anlässlich der großen Triumphfeierlichkeiten des Jahres 274 n.Chr. ausgegeben ließ284. Der Gott wurde, wie der Kaiser, vom restitutor orientis zum restitutor orbis stilisiert285.

701/2 (AEGYPTO IN POTESTATEM | POPVLI ROMANI REDACTA | SOLI DONVM DEDIT). 277RIC II, p. 18.28. 278Dazu siehe oben Kap. 3.1.1. ZurBedeutung derBezeichnung pacator orbis siehe oben Kap. 4.1.3.2. 279 Banti IV.2, p. 287.57 = Gnecchi II, p. 89.24 (PAX AETERNA; Gordian, von Victoria bekränzt, opfert an Altar, links Sol in Quadriga über Flussgötter Euphrat undTigris, umgeben von 2 signa); Banti IV.2, p. 322.127 = Gnecchi II, p. 93.56 u. Banti IV.2, p. 323.129 = Gnecchi II, p. 93.58 (VIRTVS AVGVSTI; Gordian, von Mars bekränzt, erhält denGlobus von Sol, umgeben von Soldat und Feldzeichen). 280R. GÖBL; Gallienus; Tf. 125.1741f. (SOLINVICTO; Sol st. 1. m. Globus). 281R. GÖBL; Aurelianus; Tf.73.125 (ORIENS AVG.; Sol n.r. schreitend m. Globus u. Vexillum(?), m. linkem Fuß Feind niedertretend), Tf. 74.129 (ORIENS AVG.; Sol in Quadriga n.1. galoppierend, gefallenen Feind überfahrend), Tf. 75.130 (ORIENS AVG.; Sol n.r. schreitend m. Bogen u. Lorbeerzweig, m. linkem FußFeind niedertretend). R.GÖBL; Aurelianus; Tf. 159 (Überblick über die verschiedenen Varianten). 283Dazusiehe oben Kap. 3.3.2.2. (dort auchQuellenangaben undweiterführende Literatur). 284R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 72ff., v.a. Tf. 81.149f. (Rv.: SOLIINVICTO; Sol in Quadriga) u. Tf. 81.151f. (Av.: SOL DOM/INVS IMP/ERI ROM/ANI; Büste des Sol). Siehe auch oben Kap. 3.3.2.4. 285R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 8.56, Tf. 98.219, Tf. 128.323, Tf. 138.364 (Rv.: RESITVTOR ORIENTIS; Sol st. 1. m. Globus) u. Tf. 100.227, Tf. 139.372 (Rv.: RESTITVTOR ORIENTIS; Sol n.1. schreitend m. Peitsche zw. zwei Gefangenen); Tf. 133.343 (Rv.: RESTITVTOR ORBIS; Sol u. Kaiser st. ggü., halten Globus). 276 CIL VI

282

204

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Der Typ des siegreichen Sonnengottes mit Gefangenen wurde vonanderen Kaisern fortgeführt286. Ergänzend dazufindet sich gerade unter Constantin I. die Figur des Sol mit einer Victoria auf seinem Globus287. Auf den Aspekt der Sieghaftigkeit nimmt auch ein Münztyp des Probus Bezug, auf demder Kaiser vom Sonnengott bekränzt wird288. Sol nimmt hier die Position der Victoria ein und der unterworfene Feind zitiert noch einmal die bekannten Siegesprägungen289. Fortgeführt wird diese Art der Darstellung des siegverleihenden Sonnengottes bis in die Zeit Constantins, der in denJahren 320– 21 n.Chr. Goldmünzen mitdieser Szene prägen lässt290. Die einzelnen Komponenten werden aufGoldmünzen Constantins fast wiein einem Finale zueinem Gesamtbild verbunden. Auf ihnen ist die Übergabe eines, mit einer Victoria geschmückten, Globus durch den Sonnengott an den Kaiser dargestellt. Zwischen beiden Personen ist ein kniender Feind erkennbar, seine Arme flehend erhoben291. Hatte bereits Nazarius in seinem Panegyricus vonder felicitas constantinischer Herrschaft anlässlich der Quindecennalien dieses Kaisers gesprochen292, verkünden die Münzen nundie Dauerhaftigkeit dieser glücklichen Zeiten. In dieser letzten Phase wird nicht nurdasgesamte Programm der militärischen Eigenschaften gebündelt. Durch die Legende FELICITAS PERPETVA SAECVLI werden außerdem die beiden anderen bedeutenden Aspekte des Sonnenkultes, die Aeternitas-Vorstellungen undder Anbruch eines ‚Goldenen Zeitalters‘(oriens), in dasMotiv vomsiegreichen Heeresgott eingefügt.

286RIC V.2, p. 24f. (Probus); RIC V.2, p. 231.116, p. 266.394a, p. 274.472ff., p. 299.650f., p. 304.682f., p. 306.694 (1. Tetrarchie); RIC VI, p. 328.142ff., p. 390.341ff., RIC VII, p. 426.24, p. 500.8 (Constantin I.). 287RIC VII, p. 302.49; zudiesem Attribut siehe auch unten Kap. 4.2.2.1. 288RIC V.2, p. 61.404f. (RESTITVTOR SECV(LI); Probus st. 1.m. Speer u. Globus, wird von Sol bekränzt). 289Victoria, die den Kaiser bekränzt, erscheint beispielsweise auf vergleichbaren Prägungen des Probus (RIC V.2, p. 61.400ff.). 290RIC VII, p. 374.98, p. 467.3, p. 471.21; p. 472.31. 291 Mit Reverslegende FELICITAS PERPETVA SAECVLI: RIC VII, p. 245.114 [Arles], p. 500.10 [Thessaloniki]; mit Reverslegende SOLICOMITI AVG.N.:RIC VII, p. 375.108 [Ticinum], p. 397.35 [Aquileia], p. 468.8 [Sirmium]. 292 Pan.Lat. IV (10) 2, 2 („ quintum decimum maximus princeps salutaris imperii degit annum, sed auguramur iam vicennalia et venturi fidem superiorum felicitate sancimus“ ). In Pan.Lat. VI (7) 10, 1f. bestraft Constantin die Barbaren, diees gewagt hatten, dieGlückseligkeit seiner Herrschaftsübernahme („ feliciter adeptus imperium“) zu stören.

4.2. Kaiser undSonnengott

205

4.2. KAISER UNDSONNENGOTT

ImVerlauf derbisherigen Kapitel ist immer wieder fürdenKaiser die Frage der Legitimation seiner Herrschaft als zentrales Problem hervorgetreten. Dessen Lösung musste sich gerade im3. Jh. n.Chr. als existentiell erweisen. Zwei wichtige Ansätze auf die man zurückgreifen konnte waren die Legitimation durch göttliche Wahl1 unddie Verleihung der Herrschaft durch besondere Tugenden (virtutes)2. In den nachfolgenden Kapiteln sollen nun diese beiden Aspekte auf ihre Verbindung zumSonnenkult hin untersucht werden. Dabei ist zu betrachten, in welcher Form der Sonnengott und die solare Symbolik von den römischen Kaisern im 3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. benutzt wurden, umdie lebenswichtige Frage nach derLegitimation dereigenen Herrschaft zubeantworten. 4.2.1. Sol als Begleiter des Kaisers

Die Vorstellung, Götter könnten die Begleiter vonMenschen gewesen sein, lässt sich bis in die Anfänge der griechischen Literatur zurückverfolgen. Bereits Homer berichtet überdieTeilnahme verschiedener Gottheiten andenGeschicken seiner Helden undüberliefert damit die Grundlage, die in zahllosen Mythen im täglichen Leben der Menschen in den nachfolgenden Jahrhunderten fortleben sollte3. Dieses Konzept war auch in Rom ein lebendiger undin seiner politischen Bedeutung nicht zu unterschätzender Bestandteil zunächst adeliger und später dannkaiserlicher Selbstdarstellung. Einnatürlicher Wandel vondergriechischen Archaik bis in die römische Kaiserzeit hinein ist dabei unbestreitbar, gerade die augusteische Zeit aber zeigt beispielhaft dasFortdauern. In dieser Epoche wurde die Geschichte verbreitet, der Gott Apollon selbst habe in der entscheidenden Seeschlacht nahe Actium aufderSeite desspäteren Kaisers Augustus gekämpft4.

1 Die Bedeutung dieses Aspektes unddie Hilflosigkeit des Kaisers zeigt die bereits mehrfach angesprochene Passage des Dexippos (Petr.Frag. 10, 6) nurallzu deutlich. Aurelian steht hier zudem exemplarisch fürdie meisten Kaiser dieser Zeit (siehe oben Kap. 2.2.2). Dazu siehe u.a. M. MACMULLEN; Crisis; S. 32ff. Eine frühe Belegstelle liegt bereits fürMarcus Aurelius vor, der sich als Kaiser ebenfalls als göttlich erwählt ansieht (Cass.Dio 72, 3, 4). Einer maßgeblichen Untersuchung (J.R. FEARS; Princeps a diis electus: TheDivine Election of the Emperor as a Political Concept at Rome; Rom, 1977; (PMAR 26)) folgend kann dieses Konzept als ‚princeps a diis electus‘bezeichnet werden.

2 Das Leistungsprinzip

stellt bereits Augustus als Begründung seiner außergewöhnlichen Stellung auf verschiedenen, öffentlich ausgestellten Dokumenten in den Vordergrund, z.B. in denres gestae (rgdA 1 u. 34), aufdemsog. Tugendschild (AE 1952, no. 165 [Marmorkopie in Arles]) undauf Münzen (RIC I2, p.43ff.); siehe auch D. KIENAST; Augustus; S. 204ff. 3 R. LANE FOX; S. 104ff. (dort Überblick über die Entwicklung bis in das 3. Jh. n.Chr.) u. D. WACHSMUTH; s.v. Epiphanie; KlP 5 (1979); Sp. 1598ff. (m. Literaturangaben). 4 Diese göttliche Schlachtenhilfe wurde durch offizielle Zeugnisse ebenso verbreitet (RIC I2, p. 69.365f. + Tf. 7.366) wie sie ein Thema in der Literatur dieser Zeit war (z.B. bei Vergil [Aen. 8, 675ff.]).

206

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Exemplarisch werden hier noch einmal die wesentlichen Charakteristika dieses Phänomens aufgezeigt: der Gott erscheint in einer Krisensituation, um Hilfe anzubieten. Sein Erscheinen ist nicht nur schlachtentscheidend, sondern kannvomSieger benutzt werden, umseine ausdieser Situation heraus entstandene, außerordentliche Stellung imrömischen Staat zulegitimieren5. Nicht zuletzt ist auch darauf hinzuweisen, dass die Nähe der Götter zu den Menschen, ihr persönlicher Umgang mitherausragenden Herrschern undHeroen alseinwesentliches Charakteristikum dessaeculum aureum angesehen wird. Gerade die augusteische Dichtung bietet dafür mehrere Beispiele6. Betrachtet mandie Eigenschaften, die dem Sonnengott in diesem Zusammenhang vorallem durch die Legenden derMünzen zugesprochen werden, ist für den Zeitraum der vorliegenden Untersuchung eine Unterteilung in die Begleitfunktion (comes Augusti) unddie Schutzfunktion (conservator Augusti) erkenn-

bar.

4.2.1.1. Sol comes Augusti

DerBegriff comes begegnet improfanen Gebrauch zunächst als Bezeichnung für dieBegleiter eines Magistraten unddesKaisers. Er macht dannimVerlauf des 1. Jh. n.Chr. eine Wandlung voneiner inoffiziellen Benennung zueinem offiziellen Titel durch7. Seit demEnde des 2. Jh. n.Chr. lassen sich dann unter der Bezeichnung comites Augusti bzw. Augustorum die Angehörigen eines kaiserlichen Beamtenkollegiums fassen, deren Aufgabenbereich bereits seit Claudius juristische Tätigkeiten beinhaltet hatte. Unter Marcus Aurelius ist das Einsatzgebiet dann schließlich auf die Gebiete der Planung undFührung vonMilitäroperationenausgeweitet worden8. Kennzeichnend für die comites ist durchweg deren persönliche Beziehung zumMagistraten undspäter dann zumKaiser, vor allem aber der Aufenthalt in unmittelbarer Nähe des Herrschers9. So findet sich auch in der Literatur der Kaiserzeit der Begriff comes, umdie direkte, persönliche Beziehung zwischen zwei oder mehr Personen, Menschen wie auch Göttern, auszudrücken10.

5Zudengenerellen Bestandteilen göttlicher Epiphanie siehe zuletzt F. GRAF; s.v. Epiphanie; DNP 3 (1997); Sp. 1150ff.; zu Augustus und Apollon siehe D. KIENAST; Augustus; S. 230ff. u. P. ZANKER; S. 90ff. 6 D. FEENEY; S. 104ff. 7C. GIZEWSKI; s.v. comes; DNP3 (1997); Sp. 89ff.; als ältere Darstellung siehe weiterhin O. SEECK; s.v. comites; RE 4.1 (1900); Sp. 623ff. 8J. BLEICKEN; Verfassungs- undSozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches I; Paderborn, 31989 [= Sozialgeschichte]; S. 166ff.; einen Überblick über die spätantiken comites bietet O. SEECK; Sp. 627ff. 9 C. GIZEWSKI; Sp. 89. Die comites waren zumeist Angehörige des consilium principis. 10So in denMetamorphosen des Ovid in mehrfacher Hinsicht (met. XI, 705; XIII, 44, 353; XIV, 371, 397, 483); noch Ausonius bezeichnet im 5. Jh. n.Chr. den Gott Mars als „ Aprodita comes“(377, 8).

4.2. Kaiser undSonnengott

207

Im3. Jh. etabliert sich danndie Bezeichnung comitatus fürdie Personengruppe, die den Kaiser auf seinen zahlreichen Reisen undFeldzügen begleitet11. Als dannvorallem inconstantinischer Zeit derBegriff comes inzunehmendem Maße wieder auflebt, hat er seine ursprüngliche Bedeutung keineswegs eingebüßt. Auch für die zahlreichen spätantiken comites steht der direkte persönliche Kontakt zumHerrscher, die Kaisernähe, imVordergrund12. Gemeinsam mitderAusbildung einer durchstrukturierten undspäter dann auch permanenten Residenz erfolgt die Formalisierung dieser Nähe zum Kaiser13. Gerade die comites consistoriani gehören durch ihre Präsenz am Kaiserhof unddamit an der Seite des Regenten an die Spitze der sogenannten Funktionselite14. Unddiese Bedeutung kannauchangenommen werden, alsderComes-Begriff in derkaiserlichen Selbstdarstellung imZusammenhang mitGottheiten Verwendungfindet. WennCommodus denvonihmverehrten undimitierten Hercules auf einem Medaillon zuerst als comes bezeichnet15 besitzt dies zunächst noch Ausnahmecharakter. Allerdings wird dadurch bereits der Sinn dieser Betitelung verdeutlicht16: Kaiser undGott stehen in einem engen persönlichen Verhältnis zueinander. Eine Verbindung zwischen dem göttlichen comes und den zahlreicheren comites aus demnäheren Umfeld des Herrschers ist in der Forschung strittig17. Doch warum sollte derKaiser einem Gott unddenihmnahestehenden Personen eine identische Bezeichnung geben, wenn sich keinerlei Assoziationen damit verbinden lassen? Damit wird der göttliche comes natürlich keineswegs zum Untergebenen des Herrschers. Die Dauer seiner Begleitung undderGrad seiner Nähe werden vomGott gewährt undnicht vomKaiser bestimmt18. Auch ist ein begleitender Gott nicht einfach mitdemHerrscheramt allgemein zu verbinden19,

11J. BLEICKEN; Sozialgeschichte I; S. 159. 12D. SCHLINKERT; „Kaiser, Senatsadel undhöfische Funktionselite (comes consistoria; Comitatus: ni) von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie“ Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes; hg.v. A. Winterling; Berlin, 1998; S. 144ff.

13K.L. NOETHLICHS; „Strukturen und Funktionen des spätantiken Hofes“ ; Comitatus: Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes; hg.v. A. Winterling; Berlin, 1998; S. 16ff. (zur Residenz undderen Personalstruktur), v.a. S. 33ff. (zum spätantiken comes; weiter-

in denAnmerkungen). 14D. SCHLINKERT; S. 133ff. (zudencomites consistoriani; zurDefinition der ‚Funktionselite‘siehe v.a. S. 157ff.). 15BMC IV, p. 177.816 (HERCVLI C[OMIT]I; wohl 189 n.Chr. geprägt) = RIC III, p. 438.632 (dort in dasJahr 192 n.Chr. datiert). 16 Dagegen möchte A.D. NOCK („ ; JRS 37 (1947) [= The Emperor’s Divine comes“ „ ]; S. 104) die Verwendung dieses Begriffs durch Commodus als Sonderfall ausklamComes“ führende Literatur

mern.

17A.D. NOCK; „Comes“ ; S. 102ff. (dort auch Überblick über die frühen Forschungsmei-

nungen).

18A.D. NOCK; „ Comes“ ; S. 103. Auch die bekannte Dexipposstelle (Petr.Frag. 10, 6) stützt dies, da die Aktion vonderGottheit undnicht vomKaiser ausgeht. 19 Dagegen argumentiert A.D. NOCK; „ ; S. 116 („ It has been remarked, this is Comes“

). attached to the throne rather than to the individual ruler“

208

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

sondern die persönliche Bindung zwischen demjeweiligen Gott unddemindividuellen Herrscher wird stets als ausschlaggebend angesehen. Dies wird aus wiederholt benutzten Münzlegenden undInschriften20, aber auch aus derantiken Literatur ersichtlich21. Innerhalb einer kleinen Gruppe vongöttlichen comites ist auch der Sonnengott zufinden. Wie sich gezeigt hat, ist es Gallienus, derfür Sol als kaiserlichen Schutzgott undBegleiter neue Aspekte einführt22. Sol wirderstmals ausdrücklich als comes Augusti angesprochen23 undseine enge Beziehung zumKaiser besonders herausgestellt. In diesen Kontext ordnen sich auch die für Gallienus, aber auch seinen Nachfolger Claudius Gothicus ausgebrachten Münzen ein, dieSol mitderLegende Sol Augusti zeigen24. Dieser Typ, der zu einigen fruchtlosen Spekulationen geführt hat, ist als Variante der Sol-Comes-Augusti-Münzen zu sehen, denn er betont die Nähe des Sonnengottes zumKaiser in vergleichbarer Weise25. Allerdings sind die genannten Münzen zuerst auf vereinzelte Exemplare begrenzt, die ausschließlich von Münzstätten im Donauraum ausgegeben wurden26. In bedeutendem Umfang findet sich Sol als comes Augusti erst unter Probus27. Seinen Höhepunkt erreicht die Vorstellung vom Sol invictus comes unter Constantin. Sie wird dannfürdessen Aesprägung in denJahren 310 bis 317 n.Chr. zumvorherrschenden Motiv. Ihre Fortsetzung undgleichsam ihren Abschluss finden diese Soli-invicto-comiti- T ypen in der letzten großen Goldprägung miteindeutig heidnischen Motiven in denJahren nach 320 n.Chr.28. Hatten die bis in diese Zeit hinein geprägten Stücke lediglich den Titel comes genannt, zeigen erst dieaufwendigen Solidi Constantins sehr anschaulich, welche konkreten Ergebnisse der Begleitung durch den göttlichen comes zugeschrieben wurden. Durch die Bekränzung dessiegreichen Kaisers ist die militärische virtus 20 RIC V.2, p. 26.68ff. (COMITI PROBI AVG.[Minerva/Hercules]); RIC V.2, p. 108.829 u. p. 109.835 (SOL COMIS/COMES PROBI AVG.); CIL VIII 18230 (IOVI ET HERCVLI COMITIBVS IMPP. NN. DIOCLETIANI ET MAXIMIANI AVGG.); RIC VII, p. 363.31 u. p. 368.53 (COMIS CONSTANTINI AVG. [Sol]); RIC VII, p. 368.56 (SOLI COMITI CONSTANTINI AVG.). Auch CIL X 5331 (SOLI INVICTO COMITI AVG. N.), RIC VII, p. 375.108, p. 397.35, p. 468.8 (SOLI COMITI AVG. N.) und RIC VII, p. 480.4 (SOLI COMITI AVGG. NN.)gehören, wenngleich ohne Nennung der Herrscher, ebenfalls in diesen Zusammenhang. 21Dazu v.a. R. LANE FOX; S. 104ff.; in vielen Fällen wardabei die Präsenz des Gottes nur fürdie betreffende Person erkennbar, während er denumgebenden Menschen verborgen bleiben konnte. 22ZumSonnenvergleich undGallienus siehe oben Kap. 3.2.4. 23 R. GÖBL; Gallienus; Tf. 109.1521: SOLI COM(i)TI AVG(usti); geflügeltes Pferd n.r. galoppierend. 24R. GÖBL; Gallienus; Tf. 110.1536 (SoL AVGVSTI) u. RIC V.1, p. 230.221 (SoL AVG.bzw. m. Schreibfehler SOLVS AVG.). 25Zu der These von einem umfassenden Sonnenkult siehe zuletzt V. NAJDENOVA; S. 171ff.; siehe auch oben Kap. 3.3.1. 26R. GÖBL; Gallienus; Tf. 109.1521 (Siscia) u. Tf. 110.1536 (Cyzicus). 27 K. PINK; „Medaillon“ ; S. 23.34 (Rv.); RIC V.2, p. 32.138 (Rv.), p. 40.209 (Rv.), p. 108.829 (Av. undRv.) u. p. 109.835 (Av.). 28Dazu siehe oben Kap. 3.4.3.

4.2. Kaiser undSonnengott

209

des Herrschers in der engen Beziehung zwischen Kaiser undGott verankert29. DieGlobusübergabe anConstantin stellt die, davon natürlich nicht zutrennende, Herrschaftslegitimation in diesen Kontext30. Gerade für Constantin beschreiben die Aussagen der Panegyrici zumindest für die erste Hälfte seiner Herrschaft das Nahverhältnis zu seinem göttlichen comes. Nicht nur während der kritischen Phase des Italienfeldzuges konnte Constantin fest auf die Hilfe und den Weitblick der ihn begleitenden Gottheit vertrauen31. Noch 320/21 n.Chr. wirddie persönliche Verbindung zwischen Gott undHerrscher hervorgehoben32. ImKontext derComes-Vorstellung sind auch die Vorderseiten zusehen, die den Kaiser gemeinsam mit einem Gott darstellen. In größerem Umfang 266 n.Chr. vonPostumus mitdemvonihmfavorisierten Hercules geprägt, zeigen die Münzen den Herrscher und den Gott hintereinander in zum Teil fließendem Übergang der Büsten, so dass zurecht von einem Doppelporträt gesprochen werden kann33. Diese Art der Darstellung ist von Victorinus weitergeführt und erstmals auf Sol bezogen worden34. Die enge Verbindung des Sonnengottes zur Herrschaft desVictorinus konnte kaumdeutlicher gezeigt werden. Nicht nurdie Chlamys desGottes fügt sich organisch andie Schultern desKaisers an, sondern dieerhobene Rechte desSol sollte dieverlängerte HanddesKaiser versinnbildlichen35.

Diese Vorlagen übernimmt Probus undlässt sie durch dieDonaumünzstätten ausgeben36, denn dem Sonnengott, als der von Probus bevorzugten Gottheit, kommt eine weitreichende Bedeutung zu. Während Sol in Sisica 277 n.Chr. gemeinsam mit Probus nach demunmittelbaren Vorbild des Victorinus dargestellt wurde37, präsentiert sich der Gott 280 n.Chr. erstmals durch die Legende einer Averse alscomes Augusti38. Bereits 278 n.Chr. hatte einin Siscia geprägtes Bronzemedaillon gezeigt, dass Probus nicht lediglich aneine Imitation gallischer 29RIC VII, p. 467.3, p. 471.21 (SOLI INVICTO COMITI; Kaiser st. m. Speer u. Globus, wird von Sol bekränzt) u. p.472.31 (SOLI INVICTO COMITI; Kaiser st. m.Vexillum, wird vonSol bekränzt). 30 RIC VII, p. 468.8

(SOLI COMITI AVG. N.; Constantin

u. Sol st. ggü., Gott gibt Globus an

Kaiser).

31ZumNahverhältnis: Pan.Lat. V (8) 14, 4 („... ille quasi maiestatis tuae comes et socius ); zurVertrautheit Constantins mitseinem comes: Pan.Lat. XII (9) 2, 4f. („... Habes profecto ...“ ). aliquod cum illa mente divina, Constantine, secretum ...“ 32Pan.Lat. IV (10) 16, 1f. u. 26, 1. 33B. SCHULTE; S. 102.108ff. + Tf. 9.108a. 34B. SCHULTE; S. 132.10 + Tf. 17.10a (Victorinus u. Mars), S. 145.55f. + Tf. 21.55a ff. (Victorinus u. Iuppiter) u. S. 138.30 + Tf. 19.30a, S. 140.40 + Tf. 20.40a, S. 142.46 + Tf. 20.46a (Victorinus u. Sol). 35Vgl. dazu die Abbildung in J.P.C. KENT [u.a.]; Tf. 115.518 (Av.: IMP.C.VICTORINVS P.F. AVG.; Büsten des Victorinus u. Sol n.l. ||Rv.: LEG.XXX VLP. VICT. P. F.; Iuppiter u. Capricorn). 36K. PINK; „Probus“ ; S. 18 u. S. 48. 37K. PINK; „Probus“ ; S. 47ff. (Siscia) u. S. 62 (Ticinum). ZurÜbernahme vergleiche auch die Abbildungen bei B. SCHULTE; Tf. 19.30a, 20, 40a u. 20.46 mit NFA, Auk. 27, Nr. 175 (die

Chlamys des Sol ist auf beiden Stücken dargestellt unddadurch die erhobene Rechte angedeutet). 38K. PINK; „Probus“ ; S. 46 u. RIC V.2, p. 109.835 (Sol comis Probi Aug.).

210

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Vorlagen dachte39, sondern an einer Weiterentwicklung interessiert war. Die Halbbüste desKaisers mitPanzer, Paludamentum, Speer undLorbeer, besonders aber der detailliert gearbeitete Schild, nehmen nundenGroßteil des Bildes ein. VondemGott ist lediglich der Kopf mit zwei ausdenHaaren ragenden Strahlen erkennbar40. Anstelle derüblichen Kaisertitulatur stellt die Legende dasNahverhältnis zum abgebildeten Gott besonders heraus, indem sie ihn nachdrücklich COMIS PROBI

AVG(usti) nennt41.

Neben Goldmünzen und Bronzemedaillons erscheint die Panzerbüste des Kaisers mit Waffen unddemdahinter erkennbaren Sonnengott noch auf Quinaren42. Dieses militärische Porträt des Kaisers deckt sich mit denoben angesprochenen Reversen, die Sol comes zeigen, wenn er den siegreichen Constantin bekränzt. In der problematischen Phase von Gallienus bis Constantin nehmen also Götter die Stellung von persönlichen, ja fast intimen Vertrauten desjeweiligen Kaisers ein. Die Notwendigkeit, gerade in dieser Zeit den Herrscher in ein besonderes Nahverhältnis zu den Gottheiten treten zu lassen, illustriert eine Passage in der Probusvita der H.A.43. Die dort formulierte Frage, wie Probus alleine undohne Mitregenten die innen- undaußenpolitischen Probleme seiner Regierung bewältigen konnte, bietet die kaiserliche Münzprägung: mit Hilfe seiner göttlichen comites, vor allem durch den Beistand des Sol comes.

4.2.1.2. Sol conservator Augusti

Der Begriff conservator ist, im Gegensatz zu comes, nicht im privaten Bereich verwendet worden. Er findet sich bereits bei Cicero mehrfach in Bezug auf die tatsächlichen underhofften Taten von Personen des öffentlichen Lebens. Eine bestimmte Dienststellung bezeichnet er jedoch nicht44. Der darin ausgedrückte Gedanke eines Retters des Gemeinwesens aber findet sofort Zugang zumHerrschaftskonzept des Kaisertums. Schon der junge Octavian übernimmt die ihm vonCicero gebotene ideologische Grundlage, umdamit seine Stellung zulegitimieren45. 39Ohne Veränderung undnurein einziges Mal wurde Hercules von Probus übernommen (K. PINK; „Probus“ ; S. 62). 40K. PINK; „Medaillon“ ; S. 20.16 (Rv.: MONETA AV-G.; 3 weibliche Gestalten m. Waage u. Füllhorn); Abb. bei M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 22.274. 41 K. PINK; „Probus“ ; S. 46; Abb. bei J.M.C. TOYNEBEE; Tf. II.7. (Rv.: SOLI INVICTO – COMITI AVG.; Solbüste n.r.) u. P. BASTIEN; buste monétaire; Tf. 123.1 (P. M.TR.P.cos. III P.P. | SERD.; Sonnenlöwe n.l.). 42RIC V.2, p. 45.262: Av.: IMP.c. –PROBVS AVG.; Büsten des Probus u. Sol n.l. ||Rv.: FELICIA |TEMPORA; vier Knaben als die vier Jahreszeiten (dort derMünzstätte Romzugewiesen, während ; S. 52 das Stück Siscia zuordnet). K. PINK; „Probus“ 43H.A. Prob. XXII, 2; dazu siehe auch oben Kap. 3.3.4. 44Cic. dom. 26; Vatin 7; Phil. 2, 31; 2, 51; 3,8; 3, 14; leg. 2, 6 [conservator rei publicae]; Sest. 37; har. 58; Pis. 23 [conservator patriae]; Pis. 52; Mil. 73; fin. 5, 62; Att. 9, 10, 3 [conservator urbis]; rep. 6, 13 [conservator civitatis]; Mil. 73 [conservator vitae civium]; Phil. 3, 28 [conservator libertatis]. 45 D. KIENAST; Augustus; S. 32f. Im Griechischen wird conservator folgerichtig mit ρwiedergegeben (vgl. Tac. Ann. XV, 71). ή σ ω τ

4.2. Kaiser undSonnengott

211

Die Vorstellung des menschlichen conservator civium wurde später von Augustus in die Prinzipatsideologie eingebaut und mit dem göttlichen Iuppiter conservator verknüpft46. Dessen Bedeutung als Bewahrer und Schützer aller Dinge, vor allem aber des Reiches, ist schon immer ein wesentlicher Teil des Iuppiter-Kultes gewesen47. Die Verwendung des Beinamens conservator für Iuppiter findet sich deshalb wiederholt in Verbindung mit einem bestimmten Kaiser oder demKaisertum allgemein48. Die Schutzfunktion wurde dann im Verlauf der Kaiserzeit auf weitere Gottheiten ausgedehnt, deren Auswahl sich offenbar nachderVorliebe desjeweiligen Herrschers richtete49. Eine bedeutende Stellung aber nahm durchweg Iuppiter ein. Er wirdzuerst aufMünzen desCommodus nicht nuralsIuppiter conservator angesprochen, sondern auch als der Gott vorgestellt, der den Kaiser unter sein schützendes Blitzbündel stellt50. Dieser Typ, der die Schutzfunktion des römischen Hauptgottes verdeutlicht, findet seine Fortsetzung im 3. Jh. n.Chr. unter verschiedenen Herrschern. Er belegt somit nicht nur die anhaltende Aktualität dieses Aspektes fürdenKaiser, sondern auch die ungeschmälerte Bedeutung des Iuppiter in dieser Zeit51. DerSonnengott wirddannunter Gallienus indie Reihe derdii conservatores aufgenommen unddurch zwei Münzbilder als SOLCONS(ervator) AVG(usti) geehrt52. Doch erst unter Aurelian wird seine Schutzfunktion mit der konkreten Hilfe in der Schlacht verbunden, der Schwerpunkt also deutlich erkennbar auf den militärischen Bereich gelegt53. Der bereits für Gallienus geprägte Typ des Iuppiter conservator, der dem Kaiser den Globus als Zeichen der Herrschaft überreicht54, wird nunauch für Aurelian undSol conservator ausgebracht55. Sol 46D. KIENAST; Augustus; S. 95f. 47CIL XII 1066 (conservator omnium rerum). Plinius bezeichnet Iuppiter dann auch als conservator imperii nostri (paneg. 1). Zur Entwicklung des Iuppiterkultes in der römischen ; S. 50ff., Jupiter“ Kaiserzeit undderengen Verbindung zuReich undKaiser siehe J.R. FEARS; „ v.a. S. 114ff. (zum 3. Jh. n.Chr. undderBedeutung Iuppiters als conservator Augusti). 48CIL VIII 1628 (conservator sanctissimorum principum), 2618 (Augustorum nostrorum), 2620 (imperatoris totiusque domus divinae); CIL VI 423 = ILS 4287 (conservator imperii d. n. Gordiani). Domitian soll ein Heiligtum fürIuppiter conservator anderStelle errichtet haben, an derer sich vorseinen Verfolgern 69 n.Chr. hatte verbergen können (Tac. hist. III, 74; Suet. Dom. 5).

49Überblick über die dii conservatores bei F. TAEGER; S. 438ff. 50RIC III, p. 335.1524f. (IOVI CONSERVATORI |S C; Iuppiter st. 1. m. Zepter u. Blitzbündel,

st. l. m.Tropaion). 51Dazu v.a. J.R. FEARS; „Jupiter“ ; S. 110ff. 52R. GÖBL; Gallienus; Tf. 55.710f. (geflügeltes Pferd) u. Tf. 58.749 (Stier); zu Gallienus undSol undzurBewertung dieser Münzserie siehe oben Kap. 3.2.4. Die Prägungen des Kaiser Antoninus (Elagabalus) für den Sol Elagabal sollen hier ausgeklammert werden, da die Figur des Sol für diese lokale Gottheit nurals Übergangsform für etwa ein Jahr anzusehen ist; dazu siehe oben Kap. 3.1.3. 53Überblick bei R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 154 (Rv.: CONSERVAT AVG.; Sol m. Gefangenem darunter Commodus

/ Feind). 54R. GÖBL; Gallienus; Tf. 121.1697. 55R. GÖBL; Aurelianus; Tf. 130.336.

212

4. Kaisertum undSonnenkult:

hatte

Strukturen

undMerkmale

fürdieLegitimation derHerrschaft Aurelians eine mitIuppiter vergleichba-

re Rolle gespielt56.

268 n.Chr. zeitgleich in der Der Sonnengott wird also in den Jahren 267– Münzprägung als kaiserlicher conservator und auch als comes bezeichnet, während zuvor der Erneuerungs- und der Ewigkeitsgedanke in den Vordergrund gestellt worden waren. In dieser Phase erlangt Sol nicht zufällig eine herausragende Stellung innerhalb dervondenKaisern bevorzugten Gottheiten. Imweiteren Verlauf des3. Jh. n.Chr. werden diebeiden Begriffe conservator undcomes nebeneinander benutzt. Die Comes-Bezeichnung, die ein besonderes Nahverhältnis suggerieren soll, findet sich jedoch vor allem bei jenen Kaisern, für die der Sonnengott im Zentrum ihrer Herrschaftspropaganda stand57. Selbst für die Tetrarchen war Sol comes58 undSol conservator59 in der Münzprägung präsent, auch wenn der Sonnengott neben den im großem Umfang für Iuppiter conservator undHercules conservator ausgebrachten Münzen als deutlich ungeordnet anzusehen ist60. Eine Veränderung ergibt sich durch dieAussagen derMünzen Constantins in denJahren nach 310 n.Chr. zwar für vergleichsweise wenige Jahre, sie ist aber von nicht zu unterschätzender Tragweite. Die bereits angesprochenen, von den constantinischen Münzstätten mitgleichbleibender Monotonie ausgegebenen Soliinvicto-comiti-Münzen sind ganz offensichtlich als Kontrast zudenvonLicinius geprägten Iovi-conservatori-Münzen zusehen. Waren letztere ein Ausdruck der Anlehnung desLicinius andie, fürseine Herrschaftslegitimation unverzichtbare, Tetrarchie, so sind erstere als das genaue Gegenteil zu verstehen61. Mit der Legende SOLIINVICTO COMITI greift Constantin auf ein Motiv aus der Münzprägung des Probus zurück, das vondenTetrarchen nicht verwendet wurde62. 312 n.Chr. verdrängte der Sonnengott des siegreichen Constantin nicht nur denvonMaxentius favorisierten Mars, selbst 324/25 n.Chr. gab die Münzstätte Antiochia noch Sol-comes-Münzen für den Sieger über Licinius und dessen conservator aus63. Letztendlich aber wurde auch Sol als letzter paganer Schutzgott vomdominus noster et conservator Iesus Christus64 verdrängt.

56Dazu siehe oben Kap. 3.3.2.2. 57So v.a. bei Probus (siehe oben Kap. 3.3.4). Zu den verbindenden Aspekten der beiden Begriffe siehe A.D. NOCK; „ ; S. 102ff. Comes“ 58RIC V.2, p. 239.189 (Doppelporträt Diocletian undSol). 59 RIC VI, p.

202.616, p. 204.630ff. (Rv.: SOLI INVICT/O CONSERVAT.

AVGG. ET CAESS. NN.; Sol

st. l. m. Globus u. erhobener Rechten). 60Dazu zuletzt H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 93ff. u. F. KOLB; Herrscherideologie; S. 143ff. 61J.R. FEARS; „ Jupiter“; S. 119; siehe auch oben Kap. 3.4.3. 62Zu Constantin undProbus siehe M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; S. 48ff.; zu Sol und der Tetrarchie siehe oben Kap. 3.4.1. 63Dazu siehe oben Kap. 3.4.3f. 64Aug. fid. et op. 24, 45 u. 25, 46.

4.2. Kaiser undSonnengott

213

4.2.2. Die Angleichung desKaisers andenSonnengott

In seiner Schrift de clementia beschreibt der kaiserliche Berater undPhilosoph Seneca dasöffentliche Auftreten desKaisers Nero. Während dieeinfachen Leute bei ihrem Kommen undGehen wenig Beachtung erfahren würden, sei dies im Falle des Kaisers völlig entgegengesetzt, denn dieser würde buchstäblich im , erklärt Seneca Tibi nonmagis quam soli latere contingit“ Rampenlicht stehen. „ 65. prodire te putas? oriris“ dazu undwendet sich an Nero mit denWorten, „ Undnurkurze Zeit später schreibt der Dichter Statius über Domitian anlässlich dessiebzehnten Konsulat desKaisers Vergleichbares. Dennnachdem er die glückliche Eröffnung desneuen Jahres durch Domitian geschildert hat, wechselt , verkündet Statius Oritur cumsole novo“ Statius in denBereich der Allegorie. „ cumgrandibus astris clarius ipse nitens et primo undbaut den Vergleich aus, „ maior Eoo“66. Der Kaiser wird also mitder Sonne verglichen, sein Auftreten in derÖffentlichkeit, seies nungenerell oderbeimprocessus consularis, kommt demSonnenaufgang gleich. Findet dieser literarische Vergleich des römischen Herrschers mit der Sonne nun seine Fortsetzung in der Bildkunst, vor allem aber in der kaiserlichen Münzprägung? 4.2.2.1. Attribute undGestus des Sonnengottes in römischer Zeit Zunächst einmal ist es notwendig, einen Blick auf die Attribute undGesten des Sonnengottes zuwerfen. Durch ihre Verwendung bei derDarstellung des Kaisers auf Bildnissen, wie auch in den Beschreibungen in der Literatur, kann eine Angleichung erreicht werden. Das für denSonnengott typische, zumindest aber miteinem deutlichen solaren Bezug versehene Attribut ist derStrahlenkranz67. Die Übernahme derStrahlen des Sol / Helios in die Herrscherikonographie erfolgte bereits unter den hellenistischen Monarchen, diesich miteinem Strahlendiadem abbilden ließen68. Die Republik tat sich mitdiesem monarchischen Herrscherattribut entsprechend schwer. Eine einzelne, problematische Stelle bei Florus, diedemDiktator Caesar

65Seneca, declementia I, 8, 4; treffend auchdie dort benutzte Formulierung „Multa contra . Die Interpretation dieser Stelle als Ergebnis te lux est, omnium in istam conversi occuli sunt“ ägyptischer Einflüsse auf Seneca (M. BERGMANN; S. 138) ist m.E. unzutreffend, da hier mit dem bekannten Oriens-Motiv gearbeitet wird. Zur Bedeutung des Begriffs oriens siehe oben Kap. 4.1.2. 66 Statius, Silvae IV, 1. 67Der Einwand von S.E. HUMANS; S. 130, dass die Strahlen kein Attribut seien, dass lediglich auf Sol beschränkt sei, ändert nichts andemsolaren Charakter der Strahlenkrone und des Strahlenkranzes. 68Dazuzuletzt M. BERGMANN; S. 13ff. M. Bergmann bezeichnet dieses Strahlendiadem als Strahlenaureole, dennihrer Ansicht nachhandelt es sich dabei um„eine vomKopf ausgehende, ihn umgebende Aureole aus Strahlen, die sich nur in einem besonderen Schema mit dem Herrscherdiadem verbindet“(S. 15).

214

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

eine Strahlenkrone zuweisen will69, ist wohl vor demHintergrund des Strebens nach der Königswürde zusehen, diejenem unterstellt wird70. Als die Strahlen dann aber nach demToddes Augustus dennoch ein fester Bestandteil römischer Herrscherikonographie werden, erfolgt dies durch die Übernahme einer Strahlenkrone71. Dieses Attribut ist zunächst nicht nurerkenn-

barvondemStrahlenkranz desGottes getrennt worden, es wurde zurecht betont, dass die römische Strahlenkrone sorgsam von dem Strahlendiadem hellenistischer Könige zu unterscheiden ist72. Festzuhalten ist außerdem, dass die Strahlenkrone imUnterschied zurmittelalterlichen Königskrone sicherlich keine regulär getragene Insignie des Kaisers war73. Die Einführung derStrahlenkrone erfolgte über die Darstellung verstorbener undvergöttlichter Herrscher. Sie findet sich auf Reichsnominalen erstmals für dendivus Augustus in großem Umfang74. Doch trotz aller Detailarbeiten ist die Strahlenkrone als Ehrenzeichen nicht ausreichend erklärt75. Die Verbindung von Sonnengott, aeternitas undprovidentia unddie Benutzung dieser Aspekte im Rahmen der Selbstdarstellung des Augustus sind vielfach belegt. Dies weist deutlich auf ein geschlossenes Konzept, in demdie Strahlenkrone kaum auf die Funktion eines Ehrenzeichens beschränkt gewesen sein dürfte76. Die Frage stellt sich doch, ob die unterschiedliche Häufigkeit ihres Auftretens in denBereichen Münzprägung, Flächenkunst und Rundplastik nicht besser durch das Herstellungsverfahren, gerade aber auch durch denKreis derAuftraggeber undEmpfänger zuerklären ist. Die Herstellung vonMünzstempeln erfordert andere Techniken als die Bildhauerei undsetzt ebenso andere Grenzen wie sie andere Gestaltungsmöglichkeiten bietet77. Schließlich ist eine Münze auch nicht in privatem Auftrag für einen begrenzten Betrachterkreis entstanden. Sie ist als Ausdruck kaiserlicher Selbstdarstellung zusehen, die sich imWesentlichen andieAngehörigen vonMilitär undVerwaltung richtet. Es zeigt sich zudem, dass die Strahlenkrone derrömischen Kaiser mitzunehmenden Gebrauch mitdemStrahlenkranz desGottes wennnicht gleichgesetzt, so doch assoziiert wurde. Der Gestalter des Mosaikfußbodens in einem Mithräum 69Florus, Epitome II, 13, 91. 70 Zu den spärlichen Belegen einer möglichen Strahlenaureole des Pompeius auf einer Münze aus Kolchis undder Strahlenkrone desCaesar siehe M. BERGMANN; S. 85ff. 71M. BERGMANN; S. 99ff. 72M. BERGMANN; S. 113ff. 73M. BERGMANN; S. 121ff. u. F. KOLB; Herrscherideologie; S. 52ff. 74M. BERGMANN; S. 99ff.; Überblick über die Münzprägung für den divus Augustus in RIC I2, p. 95.23ff., v.a. aber p. 101.91ff.; interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Münzserie für Tiberius und divus Augustus aus Emerita (RPC I, p. 79.29ff.; siehe dazu oben Kap. 4.1.1). 75So sieht es M. BERGMANN; S. 112ff., indem sie eine Senatssitzung annimmt, in deren Verlauf dem divus Augustus vom Senat die Strahlenkrone als Ehrenattribut verliehen worden sei. Eine solche Sitzung ist aber trotz der reichhaltigen literarische Überlieferung, die für diese kritische Übergangsphase von Augustus zu Tiberius vorliegt (z.B. Tac. ann. I, 11ff.), nicht belegt.

76Dazu siehe oben Kap. 4.1.1 (dort auch Quellenangaben undForschungsübersicht). 77 Zu Technik der Stempelherstellung siehe u.a. R. GÖBL; Antike Numismatik, Bd. I; S. 51ff.

4.2. Kaiser undSonnengott

215

jedenfalls zeigt die Strahlenkrone des Sonnengottes nach demVorbild derMünzenals Strahlenreif, deramEnde durch zwei verknotete Bänder zusammengefügt ist78. Auch die aurei des Probus, die das Doppelporträt Kaiser-Sol zeigen, geben die Strahlenkrone desGottes als (Metall-?)Reif mitZacken wieder79. Offensichtlich hatte die Darstellung des Herrschers mit diesem Attribut einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Vorstellungen dieser Zeit vomStrahlenkranz des Sol. Indiesem Zusammenhang ist auch eine Münze ausTralleis (Lydia) zuerwähnen. Sie zeigt eine Männerbüste mitnacktem Oberkörper undeiner Strahlenkroλ ne. Sie wird durch die Legende als Ἥ ιο α ςΣ σ τ εβ ό ςangesprochen80. Selbst wenn eine Bestimmung als divus Augustus nicht unproblematisch ist, weisen Abbildung undLegende deutlich auf eine Verbindung zwischen denrömischen Kaisern, der Strahlenkrone unddemSonnengott81. Im 3. Jh. n.Chr. gewann die Strahlenkrone dann nicht alleine durch ihre Verwendung zurKennzeichnung desAntoninianus an Bedeutung. Sie findet sich zunehmend als Herrscherattribut auf Münzreversen82. Im Bereich der Aversdarstellungen lassen sich Beispiele anführen, bei denen die Strahlenkrone in Verbindung mit weiteren Attributen und dem Gestus der erhobenen Rechten einen unverkennbaren solaren Bezug aufweisen83. Andieser Stelle ist auchderNimbus kurz anzusprechen, denner ist ebenfalls im Kontext des Sonnenkultes zu sehen. Anders als die Strahlenkrone ist seine Bedeutung jedoch breiter gefächert. Derals kreisförmige Lichtscheibe wiedergegebene Nimbus kanneinen allgemeinen Charakter als Bezeichnung fürgöttlichen undastralen Glanz besitzen84, dennoch ist sein Bezug zumSonnenkult gerade in constantinischer Zeit unbestreitbar85. Demgegenüber ist der Strahlennimbus als Attribut unverkennbar auf Apollon-Helios zu beziehen86.

78Das Fußbodenmosaik im sog. ‚Mithräum des Felicissiums’ in Ostia zeigt als Attribute des Sol einen siebenzackigen Strahlenreif mitzwei verknoteten Bändern, nach Vorbild derStrahlenkrone des Kaisers, zwischen einer Fackel (1.) und einer Peitsche (r.). Abbildung u.a. in M. CLAUSS; Mithras; S. 56.9 u. S. 144.103. 79K. PINK; „Probus“ ; S. 47 (Siscia); vgl. die Abb. bei NFA, Auk. 27, Nr. 175. 80R.v. RENNER; Catalogue de la collection des médailles grecques de Léopold Walcher de Molthein; Paris (u.a.), 1895; p. 223.2726a. 81 R.v. RENNER; p. 223.2726a; dort als „buste radié d’Auguste“bezeichnet. Auf eine Verbindung zu Augustus weist v.a. die Reverse mit dem Capricorn, während die Aversbüste nicht denbekannten Ausgustusporträts entspricht. Allerdings trägt die abgebildete Person keine Chlamys, sondern hateinen nackten Oberkörper. 82 Zu Caracalla und der Einführung des Antoninianus siehe oben Kap. 3.1.2.; zu den Reversdarstellungen siehe oben v.a. Kap. 3.1.1. und3.2.4. ZurBedeutung derStrahlenkrone im 3. Jh. n.Chr. siehe auch M. BERGMANN; S. 269ff. 83Dazu siehe oben u.a. Kap. 3.2.1. 84Zusammengefasst in D. de CHAPEAUROUGE; Einführung in die Geschichte der christlichen Symbole; Darmstadt, 31991; S. 21ff.; dort auch zurVerbindung vonheidnischen Motiven

zumnimbierten Christus. 85P. BRUUN; „ Una permanenza del ‚Sol invictus‘ di Constantino nell’arte christiana“ ; Constantino il Grande I; hg.v. G. Bonamente (u.a.); Macerata, 1992; S. 219ff. 86 A. ALFÖLDI; „Saturnia regna“ ; S. 588f. (zu den Münzen des Antoninus Pius m. Strahlennimbus).

216

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

DerGlobus hat nicht nureine ähnliche Bedeutung fürdie Bilddarstellungen wie die Strahlenkrone, er ist hinsichtlich der Interpretation von vergleichbarer Problematik. In die Ikonographie desSol ist derGlobus auf Bilddarstellungen in derfrühen Kaiserzeit bereits fest etabliert87, während derGott bis indie Severerzeit hinein lediglich aufProvinzialprägungen mitdiesem Attribut wiedergegeben wurde88. Selbst die Sol-Typen des Septimius Severus stellen denstehenden Gott ausschließlich mit der Peitsche des Wagenlenkers dar. Erst dieAntoniniani des Caracalla zeigen denSonnengott auf Reichsnominalen indenJahren 215 bis 217 n.Chr. in großem Umfang mitdemGlobus in seiner Quadriga stehend89. Kurz vorher waren Kaiser und Angehörige des Kaiserhauses wieder mit dieser Insignie auf Münzreversen gezeigt und ihr Weltherrschaftsanspruch als rector orbis unterstrichen worden90. Gerade die Regierungszeit des Septimius Severus undseines Sohnes Caracalla war, durch die Betonung der kosmischen undgöttlichen Vorherbestimmung derHerrschaft (providentia deorum) gekennzeichnet91. Sie ist als Fortsetzung der besonders unter Pertinax sichtbaren Tendenzen zu sehen92. Da der Globus zuvor vor allem als Attribut der providentia undder aeternitas begegnet, ist eine Interpretation in diesem Sinne nur nahe liegend93. Der Kaiser trägt denGlobus, umsowohl seine göttliche, fast schicksal87Siehe dazuzuletzt S.E. HIJMANS; S. 130ff. (Übersicht überdieBildzeugnisse mitSol im Römischen Reich, die zumindest bis in das 1. Jh. n.Chr. zurückverfolgt werden können. Ihre griechisch-italischen Wurzeln weisen aber bis in das späte 5. Jh. v.Chr. zurück [S. 137]). 88AufProvinzialprägungen wurde Sol / Helios mitdemGlobus bereits seit Tiberius gezeigt (Caesarea/ Cappadocia: SNG Righetti 1757 [Tiberius], SNG Aulock 6366 [Vespasian], SNG Aulock 6377 [Nerva], SNGAulock 6386 u. 6404 [Trajan], SNGAulock 6410ff. [Hadrian], SNG Righetti 1772f. [Antoninus Pius], SNG Aulock 6438f. [L. Verus], SNG Aulock 6432f. [M. Aurelius], SNG Aulock 6441 [Commodus]; Pessinus/Galatia: SNG Aulock 6212 [M. Aurelius]; Germa/Galatia: F. IMHOOF-BLUMER; p. 496.1 [Commodus]; Colossae/Phrygia: H.v. AULOCK; Pisidien; 546 [Hadrian], SNG Aulock 3765 [ca. 177– 192 n.Chr.]). Die Behauptung von P. BASTIEN (buste monétaire I; S. 496), er habe in diesem Zusammenhang einen Globus auf denUnciae des 3. Jh. v.Chr. ausmachen können, ist eine grobe Fehlinterpretation desWertzeichens (dazu siehe RRCI, p. 3ff., v.a. die Übersicht auf p. 6: • = 1 Uncia; • • = 1 Sextans etc.). 89RIC IV.1, p. 302.543, p. 304.551, p. 305.556 (215 n.Chr.), p. 306.562f. (216 n.Chr.), p. 306.566, p. 307.570 (217 n.Chr.); siehe auch oben Kap. 3.1.1f. 90RIC IV.1, p. 15.3 (Didius lulianus) u. RIC IV.1, p. 127.28– 7, p. 218.39f., p. 233.141, p. 278.412, p. 289.474, p. 262.323 (Caracalla; zudiesem Typsiehe oben Kap. 3.1.1). 91Dazu siehe oben Kap. 3.1.1f. (Septimius Severus undCaracalla) u. Kap. 4.1.1. (Ewigkeitsgedanke / providentia deorum). 92 RIC IV.1; p. 8.11 (PROVID. DEOR. cos. II; Frau (providentia?) st. l., greift nach Sonne/ Stern). 93Exemplarisch durch die Münzserie für die diva Faustina unter Antoninus Pius (RIC III, p. 161.1103ff. [AETERNITAS; Aeternitas m. Sternenmantel u. Globus, teilweise m. Phönix auf Globus] u. p. 70.350f. [AETERNITAS; Providentia m. Globus u. Steuerruder]), aber auch auf Münzen desCommodus, aufdenen dieprovidentia deorum angesprochen wird (RIC III, p. 312 u. Banti III.3; p. 177.344 [PROV. DEOR. TR.P.III IMP.IIII cos. III P.P. |S –C; Providentia m. Stabzepter u. Stab, 1. unten Globus;]). Der Globus bleibt auch im 3. Jh. n.Chr. weiterhin als Attribut der aeternitas Bestandteil der Münzbilder, z.B. RIC IV.3, p. 176.154 (Volusian, 252/53) und RIC V.2, p. 170.247 (Carinus, 283– 84). ZumGlobus in der Ikonographie der aeternitas siehe auch G.G. BELLONI; S. 180ff.

4.2. Kaiser undSonnengott

217

hafte Vorherbestimmung zu verdeutlichen. Ebenso wird auch der Aspekt der Unvergänglichkeit seiner Dynastie wie des Kaisertums unddes Reiches ausgedrückt, dergerade für Septimius Severus tragend war. DerGlobus warzudem als Attribut des Kaisers beim Herrschaftsbeginn des Septimius Severus seit langem bekannt94. Ob er, wie die Strahlenkrone, keine tatsächlich benutzte Herrscherinsignie war und nur metaphorischen Charakter besaß, ist weiterhin strittig. Allerdings ändert diese Diskussion nichts an der Bedeutung undderAussage desGlobus95. Seit Nero begegnet aufMünzen die Darstellung desKaisers mitdemGlobus, auf dem sich eine Victoria befindet. Sie bekränzt ihren Träger mit der ausgestreckten Rechten96. Für Pupienus (238) ist dann erstmals eine Averse bekannt, auf der dem Kaiser ein solches Attribut in die Hand gegeben wurde97. Dieses Motiv verweist sicherlich auch auf Romundden Senat98, doch dürfte der Symbolgehalt wesentlich umfassender gewesen sein. Gerade der von Gottheiten überreichte Globus mitVictoria ist imZusammenhang mitdergöttlichen Investitur undderdadurch garantierten Sieghaftigkeit desHerrschers zusehen99. Nicht unterschätzt werden sollte beiderBehandlung desvictoriengeschmückten Globus auch die ikonographische Verbindung zum Bild des Iuppiter victor. Dieser Typ ist nicht nur seit dem4. Jh. v.Chr. als Münzbild bekannt, sondern findet auch als Kultbild im Römischen Reich Verbreitung100. Generell sei an dieser Stelle anzumerken, dass die Festlegung derjeweiligen Attribute aufeinen einzelnen Aspekt kaum ihren Verwendungszweck in seiner Gesamtheit erfassen kann. Interessant werden Strahlenkrone und Globus erst dann, wenn man die Breite ihrer Symbolik erkennt unddie unterschiedlichen Assoziationen berücksichtigt, die das gleiche Attribut bei verschiedenen Betrachtern auslöst. Der für Sol charakteristische Gestus ist zweifelsohne die erhobene rechte Hand101. Die Bedeutung dieser erhobenen Rechten und ihre enge Verbindung 94 Dazu u.a. P. BASTIEN; buste monétaire; S. 498ff.; zur Bedeutung des Globus zur Darstellung der realen Welt oder des Himmelsgewölbes siehe den Überblick von K. ZIMMERMANN; s.v. Kartographie; DNP 6 (1999); Sp. 307f. 95 Überblick bei F. KOLB; Herrscherideologie; S. 52ff. (3. Jh. n.Chr. u. Tetrarchie) u. S. 115f. (4. Jh. n.Chr.). 96RIC I2, p.153.46f. Zudiesem Typ siehe M. BERGMANN; S. 175ff. 97M.R. ALFÖLDY; „Signum Deae: die kaiserzeitlichen Vorgänger desReichsapfels“ ; JNG ] S. 24ff., aber auch P. BASTIEN; buste monétaire; S. 511ff. 11 (1961); [= „Signum Deae“ 98M.R. ALFÖLDY; „Signum Deae“ ; S. 23ff. u. M. BERGMANN; S. 176 nennen Beispiele, auf denen möglicherweise eine Abbildung derVictoriastatue, die in derSenatskurie aufgestellt war, zusehen ist. 99So u.a. bei F. KOLB; Herrscherideologie; S. 52ff.; siehe dazu auch den dort besprochenen Antoninian, der die Übergabe eines solchen Globus mit Victoria zeigt (S. 143ff.). Zudem verweisen zahlreiche Reverslegenden darauf, dass miteiner entsprechenden Szene die göttliche Investitur angesprochen unddie Sieghaftigkeit desKaisers garantiert wird(siehe u.a. oben Kap. 3.2.1 [Gordian III.] u. Kap. 3.4.3 [Constantin I.]). 100Siehe oben Kap. 4.1.3.1. 101P. MATERN ordnet den Sonnengott mitder erhobenen Rechten als eigenen Bildtypen ein (sog. ‚Invictus‘-Typ [S. 99ff.]).

218

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

zumSonnenkult ist von der Forschung bereits herausgearbeitet worden102. Der Gestus ist als Ausdruck der Macht zu werten, der sowohl Stärke als auch Heilkraft ausdrücken soll103. Er ist als festes Element in der Herrscherideologie in Rom zumindest seit flavischer Zeit nachweisbar undrückt Herrscher undGott eng zusammen104. Bekannt ist Sol mit diesem Gestus auf römischen Provinzialprägungen seit denAntoninen105, während zeitgleich ein Bronzemedaillon diesen Gestus für Sol auch in die Reichsprägung einführt106. Nicht zufällig ist die erhobene Rechte ein wichtiger Bestandteil der kaiserzeitlichen Adventusdarstellungen107. Er ist nicht nur in zahlreiche Münzbilder aufgenommen worden108, noch in demPanegyricus desJahres 311 n.Chr. findet sich das Bild der „invicta dextera“109. 4.2.2.2. DerSonnenvergleich des Kaisers

Die Darstellung eines Herrschers mit den Attributen einer Gottheit ist kein Phänomen der römischen Kaiserzeit, sondern wiederum ein Erbe der hellenistischen Monarchen110. Möglicherweise hatten die strahlengekrönten Porträts dieser Könige bereits denrepublikanischen Stempelschneidern als Vorlage für die Solbüsten auf denrömischen Münzen gedient111. Als Römer hatte sich nicht erst 102Exemplarisch von H.P. L’ O RANGE (u.a. in Kingship; S. 139ff.). 103J. LEHNEN; Adventus; S. 149ff., der den Gestus der erhobenen Rechten von Sol und Kaiser, „ mitdererdieFeinde abwehren unddenrömischen Bürgern Rettung bringen konnte“(S. 153), m.E. zurecht vondemdamit oft gleichgesetzten Grußgestus unterscheidet. 104J. LEHNEN; Adventus; S. 152ff.; dagegen möchte H.P. L’ O RANGE; Kingship; S. 153f. die Einführung der erhobenen Rechten in die römische Herrscherdarstellung in die Zeit der Severer einordnen, umsie als Aspekt derOrientalisierung zukennzeichnen. 105 Hierapolis-Kastabala/Cilicia: SNG Aulock 8679 [Faustina II.], Tion/Bithynia: SNG Righetti 684 [M. Aurelius]; Pessinos/Galatia: SNG Aulock 6212 [M. Aurelius]; Nikaia/Bithynia: W.H. WADDINGTON; p. 409.81 [Antoninus Pius], SNG Aulock 569 [L. Verus]. 106Gnecchi II, p. 41 + pl. 68.8 (Av.: Faustina II. |Rv.: Sol, m. Strahlenkrone, Chlamys u. erhobener Rechten, in Quadriga n.l. fahrend, davor Tellus). 107J. LEHNEN; Adventus; S. 149ff. 108Exemplarisch seien hier nur RIC IV.1, p. 317.21 (Geta, 200– 202 n.Chr.); AMNG 1.2, p. 572.2314, p. 859.3366f., SNG Levante 1147, SNG France II 1723 (Gordian III.); R. GÖBL; Gallienus; Tf. 89.1138 (Gallienus) u. RIC VII, p. 609.53, p. 612.68f., p. 616.101 u. p. 689.70 (Constantin I.) genannt. Neben die Abbildungen, die dengesamten ausgestreckten Armmitder Hand zeigen, treten zudem offensichtlich Kaiserporträts, bei denen die erhobene Rechte durch die vomPanzer abstehenden Lederstreifen (z.B. auf Münzen des Tacitus [vgl. Abb. in NFA]) angedeutet wird. 109Pan.Lat. V (8) 1, 3; dazu siehe auch J. LEHNEN; Adventus; S. 153ff. (m. Überblick über die literarischen Belege zudererhobenen Rechten des Herrschers). 110Eine Auswahl von Untersuchungen bietet A. WLOSOK (Hg.); Römischer Kaiserkult; Darmstadt, 1978; (Wege der Forschung 372). Als Monographie weiterhin maßgeblich ist A. ALFÖLDI; Repräsentation. Dessen Ansätzen folgt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 19ff. (zu denGrundlagen siehe v.a. S. 35ff.; dort auch weiterführende Literatur); zueiner späthellenistischen ‚Naturtheologie‘ als Legitimationsansatz siehe R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 693. 111S. BÖHM; S. 46ff. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Soldarstellungen als Herrscherporträts aufzufassen sind. Auch die Sol-Münzen des M. Antonius als Götterangleichung zu sehen (S. 48), geht interpretatorisch ganz eindeutig zu weit.

4.2. Kaiser undSonnengott

219

M. Antonius in die Reihe deran Gottheiten angenäherten undmit ihnen verglichenen Herrscher gestellt112. So konnte bereits Augustus, später vorsichtiger in Anbetracht seiner Rücksichtnahme aufdierepublikanischen Traditionen in Rom, aufdenGöttervergleich zurückgreifen113. Die stufenweise Entwicklung bis in die Zeit des Commodus (180–192), als der Kaiser sich selbst öffentlich als Hercules Romanus Augustus mit Löwenskalp undKeule auf Münzen undin Form einer Marmorbüste darstellen lassen konnte114, kann hier natürlich nicht ausführlich behandelt werden115. Festzuhalten ist jedoch, dass derGöttervergleich in Romauf eine längere Geschichte zurückblikkenkonnte. DieAuswüchse desCommodus waren lediglich einerster Höhepunkt in einer langen Entwicklung, auch wenn sie aggressiv zur Schau gestellt wur161), den116. Nurwenige Jahrzehnte vorher hatte sich derKaiser Antoninus (138– seines maßvollen Verhaltens wegen vomSenat mit demBeinamen pius geehrt, auf Münzen problemlos durch den Strahlennimbus und den Lorbeerzweig in seiner HandandenGott Apollon angleichen lassen117. Für Nero lässt sich dann aufzeigen, dass dieser Herrscher gezielt mit dem Sonnengott verglichen worden ist. Die frühen Vergleiche hatten sich noch im Rahmen bekannter Beispiele undan den Kaiser herangetragener Ehrungen bewegt118. Die späten Jahre seiner Regierung aber waren durch überzogene, teils geforderte, zumindest aber vomHerrscher ausgehende Vergleiche gekennzeichnet119. Aber entgegen der Erwartungen bedeutete gerade die Einführung der Strahlenkrone unter Nero als Attribut fürlebende Herrscher auf denReichsmünzen einen wichtigen Einschnitt. Denn bereits unter den Flaviern wurden die Kaiserdarstellungen mit diesem charakteristischen Attribut des Sonnengottes zumfesten Repertoire in derMünzprägung120. 112Dazu siehe u.a. P. ZANKER; S. 15ff. (zu republikanischen Vorgängern) u. 65ff. (zu Antonius), aber auch R.L. GORDON; s.v. Sol; Sp. 692 (zu Scipio als Sol alter [Cicero, nat.deor. II, 14], dasjener imSinne vonν έ ο ςἭ λ ιο ςinterpretiert). 113ZumGöttervergleich in der ausgehenden Republik undzur Angleichung des Augustus an Apollon siehe u.a. P. ZANKER; S. 52ff. 114Münzen: RIC III, p. 394.247; p. 395.250ff.; p. 436.616; p. 439.637ff. (m. Löwenskalp) u. p. 437.629 (m. Löwenskalp u. Keule; alle Münzen m. Rv.-Legende HERCVLI ROMANO AVGVSTO); Büsten: M. WEGENER; Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit; Berlin, 1939; (Das römische Herrscherbild II.4); Tf. 53f.; Inschriften: CIL XIV 3449 (INVICTO HERCVLI ROMANO); ILAfr. 612. 115Dazu v.a. A. ALFÖLDI; Repräsentation; S. 220ff. 116ZuCommodus undHercules siehe v.a. Cass.Dio 72, 15, 2ff. Zurmodernen Beurteilung der Herrschaft undSelbstdarstellung des Commodus siehe M.R. KAISER-RAISS; Die stadtrömische Münzprägung während der Alleinherrschaft des Commodus; Frankfurt/Main, 1980. Zu einer möglichen Angleichung der Antoninen an Iuppiter siehe J.R. FEARS; „ Jupiter“ ; S. 93f. 117So u.a. auf Sesterzen der Jahre 145/46 n.Chr. (RIC III, p. 124.763ff.). Zur Beurteilung des Antoninus Pius siehe K. CHRIST; Kaiserzeit; S. 329ff. („ So verdichtet sich der Höhepunkt des Principats in einem harmonischen Bild, in einer rechtschaffenen frommen, ja pastoralen, allgemein respektierten undpopulären Gestalt“[S. 331]). 118M. BERGMANN; S. 218ff. 119M. BERGMANN; S. 223ff. 120M. BERGMANN; S. 231ff.

220

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Es ist aber die Herrschaft des Commodus, die bezüglich des Sonnengottes einen wichtigen Einschnitt bedeutet. Aufeinem Bronzemultiplum ausderletzten Phase der Herrschaft ist die keineswegs ungewöhnliche Szene des Sonnenaufgangs gezeigt121. Ungewöhnlich anderDarstellung desausdemOceanus aufsteigenden Sonnenwagens, dersich, Phosphorus folgend, aufeinem Wolkenband in die Lüfte erhebt, ist der Lenker der Quadriga. Denn die mit Strahlenkrone, Chlamys, Peitsche und erhobener Rechten gezeigte Gestalt trägt die Züge des Commodus122. Eine derartige Münzdarstellung des Kaisers als Sol warbis dahin ohne Beispiel. Sie sollte auch nurein weiteres Mal, undals direkte Anknüpfung an dieses Stück des Commodus, unter Septimius Severus wiederholt werden123. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass lediglich von Commodus eine Porträtbüste bekannt ist, durch die dieser Kaiser auch physiognomisch an Sol angleichen wird124. Dennoch ordnen sich sowohl dieMünze alsauchdiePorträts gutindieReihe der Götteridentifikationen des Commodus, natürlich überwiegend in der Gestalt des Hercules, ein125. Beide Stücke dürfen auch nicht als reine Entartung gesehen werden. Kann mandemCommodus vielleicht zunehmenden Größenwahn unterstellen, lässt sich dies kaum für den wohlüberlegt handelnden Severus sagen. Beide Münzbilder sollen vielmehr symbolisieren, dass durch die Herrschaft des Kaisers der Anbruch glückseliger Zeiten eingeleitet wurde. Nicht umsonst lässt sich dieses Motiv inderHerrscherpropaganda beider Kaiser nachweisen126. Es ist zudem als durchgehendes Motiv bei Darstellungen dieser Art im weiteren Verlauf desUntersuchungszeitraums zuerkennen. Denn in diese Richtung schreitet Septimius Severus, auch bezüglich des

Göttervergleichs eines Angehörigen derKaiserfamilie, fort. Seine Herrschaft war gekennzeichnet vondenBemühungen, die Severerfamilie als einträchtige Dynastie zu etablieren, auch wenn dies vor dem Hintergrund der Feindseligkeiten zwischen Caracalla undGeta fast verzweifelt anmutet127. Dementsprechend wurdendie präsumtiven Nachfolger nicht nurbereits frühzeitig mit in die Münzprä121Banti III.3, p. 19.32 = Gnecchi II, p. 52.3f.; kannaufgrund derKonsulatsangabe (cos. VI) in die Zeit zwischen 190 n.Chr. und 192 n.Chr. (cos. VII) datiert werden (vgl. D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 148). Darstellungen mit Sol in der Quadriga liegen im 2. Jh. n.Chr. für Hadrian (RIC II, p. 360.167f.), Aelius Caesar (Gnecchi II, p. 9.2f.), Faustina II. (Gnecchi II, p. 41.23) und Antoninus Pius (Gnecchi II, p. 16.67) vor. 122E. KANTOROWICZ; „ Oriens“ ; S. 128. 123RIC IV.1, p. 103.102; BMC V, pl. 10.19; ist in das Jahr 197 n.Chr. zu datieren (TR. P. V |COS.II [vgl. D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 157]) undfällt demnach in die Zeit derconsecratio desCommodus undderfiktiven Adoption desSeverus durch Marcus Aurelius (dazu siehe oben Kap. 3.1.1). 124Dazu M. BERGMANN; S. 264ff. u. Tf. 47f. 125J.R. FEARS; „ Jupiter“ ; S. 112f. u. H. CHANTRAINE; „ Zur Religionspolitik des Commodus im Spiegel der Münzen“ ; Römische Quartalsschrift 70 (1975); S. 1ff. 126Zum ‚Goldenen Zeitalter‘ des Commodus siehe Cass. Dio 73, 15; siehe auch J.R. Jupiter“ ; S. 110ff. Zurfelicitas saeculi des Septimius Severus siehe v.a. die Prägungen FEARS; „ 202 n.Chr. (RIC IV.1, p. 111ff. u. BMC V, p. 196ff.), in denen diese Glückseligder Jahre 200– keit mitderaeternitas derSevererdynastie verknüpft wurde (siehe dazuoben Kap. 3.1.1.). 127Dazusiehe oben Kap. 2.1.1.

4.2. Kaiser undSonnengott

221

gung aufgenommen. Vor allem dieAngleichung anGötter wird benutzt, umihre

Position als Hoffnungsträger zu versinnbildlichen. Der Sonnenvergleich eines Sohnes desSeverus beginnt mitderCaesar-Erhebung desCaracalla, als ihn 197 die Rückseite eines aureus mit einem Strahlenkranz im Haar zeigt128. NachfolgendwirdindenJahren 200– 202 sein Bruder Geta als Caesar aufeinem weiteren aureus mit Strahlenkrone underhobener Rechten dargestellt129. Unter Gordian III. wirddiese ArtdesSonnenvergleichs nicht nurfortgesetzt, sondern ausgeweitet. Numismatische undepigraphische Dokumente überliefern übereinstimmend das Konzept des jugendlichen Kaisers als das eines neuen έ ο ςἭ λ ιο ςwarzuvor Caligula in Cyzicus Sonnengottes (ν έο ςἭ λ ιος)130. Als ν bezeichnet worden131. Er setzte damit nureine bereits bestehende undnicht nur auf den Osten beschränkte Tradition fort, bei der manhellenistische Herrscher undspäter auch römische Kaiser mit der Sonne verglichen hat132. Dieses Bild runden Darstellungen auf kleinasiatischen Münzen ab, die den jungen Caligula mitderStrahlenkrone zeigen133. FürGordian III. liegt nunkeine vereinzelte Ehrung vor, sondern eine Gruppe vonInschriften undMünzen, die vomDonauraum bis in dasöstliche Kleinasien reichen. Sie lassen auf einen übergreifenden Sonnenvergleich schließen134. Diese Münzbilder wiederholen underweitern dieSymbolik derSeverer, dennsiezeigen Gordian nicht nurmit Strahlenkrone underhobener Rechten, sondern zusätzlich noch mit dem Globus oder der Victoria / Nike auf dem Globus135. Da beide Beispiele dem selben geographischen Raum zuzuordnen sind, bietet sich bei der Interpretation desSonnenvergleichs unter Gordian III. eine parallele Argumenta128M&M [Ch] Auk. 66, Nr. 703. 129RIC IV.1, p. 317.21. 130Münzen (Gordian m. Strahlenkrone, erhobener Rechten u. Globus bzw. Nike): SNG Levante 1147, SNG France II 1723 (Tarsos/Cilicia); AMNG 1.1, p. 303.1098 (Markianopolis); AMNG I.2, p. 572.2314; Peus, Auk. 301, Nr. 938 [ansonsten offenbar unpubliziert] u. Gorny, Auk. 58, Nr. 867 [ansonsten offenbar unpubliziert] (Odessos) u. AMNG I.2, p. 859.3366f. u. ): IK 12, 30259; IK 12, AMNGI.2, p. 857.3364 (Tomis). Inschriften (Gordian III. als ν έο ίο ς ςHλ 304; C. BÖRKER u.a. (Hg.); Nr. 304. ῾ 131SIG3798 ( ... ὁν εό ςΗ ὸ ικ ν ς...). α α τ ὸ σ ςΓερμ εβ ρΣ α ῖσ α ϊο ά ςΚ ιο λ ςΓ 132S. EITREM; S. 11ff. ῾ ´ 133RPC I, 2454f. (Magnesia / Lydia), 2474ff. (Smyrna / Ionia) u. 3086 (Aezanis / Phrygia). Eine Kleinbronze derMünzstätte Alexandria, die einen Helioskopf aufderAverse trägt, könnte ebenfalls in diese Reihe gehören (dazu M. BERGMANN; S. 127ff.). Eine vergleichbare Verbindung zwischen stadtrömischer Panegyrik undkleinasiatischen Münzdarstellungen wirdauch für Domitian angenommen (Statius, Silvae IV, 1. u. RPC II, 1776). Das Aversbild sollte m.E.jedoch nicht als Domitian mit Strahlenkrone interpretiert werden, da dessen Porträt auf denin Aigeai (Cilicia) geprägten Münzen deutliche Unterschiede aufweist (vgl. RPC II, 1772ff.). Mansollte voneinem Bild desHelios-Apollon (darauf verweist derZweig vorderBüste) ausgehen, dasmit einer Darstellung derSelene-Artemis aufderReverse (nicht derDomitia als Selene) kombiniert ist. 134Siehe oben Kap. 3.2.1.; dort auch zurliterarischen Überlieferung unddenReichsprägun-

gen mit Sol. 135ZurBedeutung dieser Attribute unddesGestus dererhobenen Rechten siehe oben Kap. 4.2.2.1. Dieser Porträttyp wird oft fälschlicherweise als ‚Gebetsbüste‘ bezeichnet (so bei K. ; S. 18). PINK; „Probus“

4. Kaisertum undSonnenkult:

222

Strukturen

undMerkmale

tion an, wie im Falle des Caligula. Demnach wird der Herrschaftsbeginn des neuen Kaisers mit dem Aufgang der Sonne verglichen und die wohltätigen

Eigenschaften des Regenten, bei Caligula erhofft, bei Gordian gerade erwiesen, mit denen des Sonnengottes in Verbindung gesetzt. Ob hier lediglich regionale Traditionen ihre Fortsetzung finden, die sich bis in die hellenistische Zeit zurückverfolgen lassen136, ist hinsichtlich derunterschiedlichen Quellengattungen fraglich. Gerade für Gordian III. ist das Motiv des sonnengleichen Kaisers auf Reichsebene zu finden, undeine Betonung des lokalen Charakters der Münzen undInschriften würde diesen Aspekt unterbewerten. Unter seinem Nachfolger Philippus wird der Sonnenvergleich, wieunter den Severern, wieder auf denNachfolger undnicht denregierenden Augustus übertragen. Der Vergleich des Philippus II. Caesar mit dem Sonnengott auf InschriftenundMünzen ist allerdings weniger als eineigenständiges Konzept zuwerten. In ihmspiegelt sich vielmehr die Anknüpfung an die Severer undGordian im Rahmen des Kontinuitätsgedankens wider137. Einneuer Abschnitt inderEntwicklung setzt unter Gallienus ein, alsdieser in derSpätphase seiner Alleinherrschaft eine Vorliebe für denSonnengott entwikkelt. Göttervergleiche sind für Gallienus schon in denJahren davor zubeobachten138, undmitdemSonnengott hatte sich ja sein Vater Valerian bereits bewusst vergleichen lassen. WieGordian zogValerian als sieghafter undfriedensbringender ν έ ο ςἭ λ ιο ςin den von den Sasaniden verwüsteten Osten des Reiches139. Diese Tendenz setzt derSohn nunfort. Auch wenn die Angaben der H.A. gerne als Fiktion angezweifelt werden140, lassen sich zumindest in der Münzprägung jenes Kaisers mehrere Hinweise auf einen Sonnenvergleich finden. Nicht nur auf dem bereits oben beschriebenen Stück, bei dem Averse und Reverse miteinander korrespondieren141, sondern auch auf einem bislang wenig beachteten Antoninian ausCyzicus sind deutliche Anzeichen zu finden, dass Gallienus sich mit demSonnengott vergleichen ließ. Die Rückseite zeigt die übliche Figur desSonnengottes mitderLegende INVICTO AVG.142.

Dieser Typ ist im Zusammenhang mit Münzen des Postumus zu sehen, auf deren Reverse dieser Herrscher mit Strahlenkrone und der gleichen Legende 136ZurEntwicklung dersog. ‚asianischen Rhetorik‘siehe zuletzt M. BERGMANN; S. 53ff. 137RIC IV.3, p. 101.256a; AE 1907, Nr. 45; IGRR I, 1480; IGBulg 151170; F.K. DÖRNER;

Nr.66. Zur, zumindest suggerierten, Kontinuität vondenPhilippi zudenSeverern undGordian siehe oben Kap. 3.2.2. 138Vor allem mit Demeter, die auf einer viel diskutierten Münze sogar zu einer Änderung der Legende in GALLIENAE AVGVSTAE führte; dazu siehe W. KUHOFF; Herrschertum; S. 56f. u. L. DE BLOIS; S. 149ff. 139R. GÖBL; Gallienus; Tf. 112.1564; dazu siehe auch oben Kap. 3.2.3. 140H.A. Gall. XVI, 4 u. XVIII, 2f. 141R. GÖBL; Gallienus; Tf. 89.1138. 142R. GÖBL; Gallienus; Tf. 110.1536 u. S. 122ff. (zu Münzstätte undDatierung [267/68]); Ob es sich bei der Darstellung der Figur auf der Reverse um den Kaiser mit Attributen und Gestus des Sol oder umden Gott selbst gehandelt hat, lässt sich aufgrund der schlechten Darstellung nicht zweifelsfrei feststellen.

4.2. Kaiser undSonnengott

223

abgebildet ist143. Postumus stellt sich hier mit Attribut und Beinamen des Sonnengottes vor und rückt sich in die Nähe des Sol, ohne jedoch einen physiognomischen Vergleich zuzulassen144. Auch die Münzporträts mit Lorbeerkranz und Strahlen deuten auf diesen indirekten Sonnenvergleich des Postumus, derdamit die solare Symbolik seiner frühen Prägungen wieder aufgreift145. Gallienus aber lässt an seiner Stelle den Sonnengott abbilden, vergleicht sich also unmittelbar mit seinem comes undconservator. Überraschend ist nun, dass fürAurelian, unter dessen Herrschaft derSonnengott in einem bis dahin nicht gekannten Umfang benutzt wird, bislang kein Zeugnis vorliegt, das auf einen direkten Sonnenvergleich dieses Kaisers schließen lässt. Natürlich war Sol der Schutzgott undSchlachtenhelfer Aurelians. Er legitimierte dessen Herrschaft undDynastie, und symbolisierte das durch die Siege dieses Kaisers eingeleitete ‚Goldene Zeitalter‘. Derillyrische Offizier aber έο λ ιο ςἭ , noch wollte er auf Münzen durch Attribute und ς sah sich weder als ν Gestus mitSol verglichen werden146. Hier zeigt sich deutlich, dass die Benutzung des Sonnengottes im Rahmen der kaiserlichen Selbstdarstellung nicht automatisch die Angleichung des Kaiser andenGott beinhalten musste147. Undauch Probus, dessen Solverehrung in derMünzprägung deutlich erkennbar ist, verzichtet auf eine direkte Angleichung an diesen Gott. Er verwendet stattdessen dasvondengallischen Kaisern übernommene Doppelporträt, umsein Nahverhältnis zum Sonnengott zu proklamieren. Für Probus ist vielmehr die Benutzung von Beinamen als ein Mittel zu sehen, sich selbst und seine Herrscherqualitäten mit seinem Gott zu vergleichen. Die Betonung des Beinamens invictus zeigt dann auch die Verlagerung des Schwerpunktes kaiserlicher Selbstdarstellung auf die militärischen Leistungen des Herrschers148. 143B. SCHULTE; S. 80.28f. u. Tf. 3.28f. 144Sein Favorit blieb während seiner gesamten Herrschaft Hercules, während der Sonnengott zwar eine nicht unwesentliche, aber mitjenem Gott kaum vergleichbare Bedeutung hatte. Dazu siehe oben Kap. 3.2.5. 145Zu den Münzen siehe B. SCHULTE; S. 100.100f. u. Tf. 8.101ff. Da sich keine nennenswerten Unterschiede in Gewicht oder Feingehalt dieser Stücke im Vergleich zu den anderen Münzen der gleichen Gruppe nachweisen lassen, ist eine Erklärung der Strahlen als Kennzeichen füreinDoppelnominal auszuschließen. ObdieStrahlen allein aufdenmilitärischen Aspekt derUnbesiegbarkeit zubeziehen sind (so B. SCHULTE; S. 38), ist m.E. fraglich. Die AeternitasundOriens-Prägungen hatten doch gezeigt, dass Postumus aneine breitgefächerte Propaganda gedacht hatte. 146Bei der durch H.A. Aur. IV, 2ff. überlieferten Geschichte vom‚Sonnenkind‘ Aurelian kann man mit Sicherheit von einer Fiktion des Autors ausgehen, der den Topos der solaren Vorherbestimmung eines Herrschers bereits von seiner Geburt an aufgreift (dazu siehe oben Kap. 3.3.2.1.). Sie ist kaum als Beleg für einen vondiesem Kaiser ausgehenden Vergleich mit demSonnengott zu sehen. 147So hatbereits M. BERGMANN darauf aufmerksam gemacht, dass man„kein gleichmäßig zunehmendes Interesse an Vergleich undAttribut beobachten“kann (S. 289). Das Beispiel desAurelian zeigt nun, dass selbst die Bevorzugung desSonnengottes nicht mitdemSonnenvergleich gleichzusetzen bzw. ersteres letzteres voraussetzen muss. 148Zurfast schon penetranten Verherrlichung der virtus undSieghaftigkeit desProbus siehe ; S. 23ff., aber auchoben Kap. 3.3.4. (Probus u. Sol) u.4.1.3 (Sieghaftigu.a. K. PINK; „Probus“ keit).

4. Kaisertum undSonnenkult:

224

Strukturen

undMerkmale

DerVergleich desKaisers mitdemSonnengott istdannerst unter denSöhnen desCarus wieder zubeobachten, als sie nach demTodihres Vaters denSonnengott verstärkt in die Münzprägung aufnehmen. Speziell derjüngere Sohn, Numerianus, wirdnach demVorbild desGeta undGordian III. aufMünzrückseiten mit Strahlenkrone, Globus underhobener Rechten gezeigt149. Bevor abschließend die Herrschaft Constantins I. betrachtet werden soll, ist noch auf einen anderen Aspekt hinzuweisen. In denvorangegangenen Kapiteln ist auf die Verbundenheit des Sonnengottes mitdrei weiteren Göttern hingewiesenworden. Lässt sich eine ähnliche Verbindung auchhinsichtlich desGöttervergleichs des Kaisers erkennen? Die Darstellung des Kaisers mitdemschützenden Löwenskalp desHercules

ja

bereits unter Commodus150. Septimius Severus übernimmt diesen Porträttyp151. Auch wenn eine Verbindung zu den Münzdarstellungen seiner Söhne nicht eindeutig belegbar ist, fällt dochdieAngleichung desSeverus anden Sonnengott auf Münzreversen auf152. Der Löwenskalp als Attribut auf Münzaversen wird dann erst seit Gallienus wiederholt verwendet153 undgerade dieser Kaiser hatte sich auch auf Aversen mitSol vergleichen lassen154. Vergleichbares gilt auch für Probus, dessen Aversdarstellung mit Löwenskalp zeitlich mit den Doppelporträts mit Sol zusammenfallen155. Gerade aber Carinus ist eingutes Beispiel, umeine Verbindung vonSol und Hercules als gleichzeitig verwendete Vorbilder für den Kaiser aufzuzeigen. Bis zum Tod des Carus 283 n.Chr. wird in Rom Mars mit der Legende VIRTVS AvGG(ustorum) geprägt, während Hercules überhaupt nicht, Sol nurein einziges Mal erscheint156. Nach demToddes Carus ändert Carinus die Typen, indem er Hercules, jetzt mit der Legende VIRTVS AvGG(ustorum), aber auch Sol stärker herausstellt157. In diese Zeit gehört nicht nurdie Darstellung des Numerian mit den Attributen des Sonnengottes, sondern auch eine Büste des Carinus mit begann

Löwenskalp158.

Diese Beispiele belegen natürlich nicht dieÜbereinstimmung beiderAngleichung desKaisers anHercules mitderanSol. Es hatsich aber gezeigt, dass beide

149RIC V.2, p. 180.333; Abb. bei P. BASTIEN; buste monétaire; pl. 128.9 (aber falsche Zuordnung).

150ZumLöwenskalp siehe F. GRAF; s.v. Herakles; Sp. 388. 151RIC II, p. 111.155a. 152 RIC IV.1, p. 162.522, p. 218.36, p. 220.52, p. 221.59, p. 231.125, p. 315.7 (Rv.: CONCORDIAE AETERNAE; Büsten desSeverus, m.Strahlenkrone, u. derIulia, aufMondsichel); RIC IV.1, p. 103.102 (Rv.: P.M.TR.P.V |cos. II P.P.; Severus, nackt, m. Strahlenkrone u. Chlamys in Quadriga n.r.); dazu siehe oben Kap. 3.1.1. 153R. GÖBL; Gallienus; Tf. 32ff. (Antoniniani) u. Tf. 59.752ff. (Multipla). 154R. GÖBL; Gallienus; Tf. 89.1138. 155K. PINK; „ Probus“ ; S. 18, v.a. aber S. 58f. (sog. ‚Festemission‘ in Rom, 281/82). 156ZuCarus undseiner Dynastiepolitik siehe oben Kap. 3.2.5. 157K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 33ff. 158K. PINK; „Münzprägung VI/2“ ; S. 37 (Carinus m. Löwenskalp) u. RIC V.2, p. 180.333 (Numerianus m. Strahlenkrone, Globus u. erhobener Rechten).

4.2. Kaiser undSonnengott

225

Möglichkeiten zeitgleich genutzt werden konnten, ebenso wiedieGötter Sol und Hercules problemlos gemeinsam in derMünzprägung zufinden sind159. Inkeinem Zeitraum aber wardieAngleichung desKaisers andenSonnengott derart weit fortgeschritten wie unter Constantin. In denJahren nach 310 n.Chr. greifen nicht nurGoldmünzen dasseit Victorinus undvorallem Probus bekannte Motiv derDoppelbüste Kaiser-Sol wieder auf. Sie zeigen zudem nochdiephysiognomische Angleichung des Herrscherporträts an das des Gottes160. Auf dem bekannten Goldmedaillon aus Ticinum wirkt sich dies, ähnlich wie bei Probus, auf die Kaisertitulatur aus, denn daspraenomen imperatoris ist demBeinamen des Sonnengottes gewichen161. Imgleichen Zeitraum bringt die Münzstätte Trier in großem Umfang folleis aus, die auf der Averse ein Kaiserporträt zeigen, dessen Züge an die des Sol invictus comes, dessen Büste auf den Reversen zu sehen ist, angeglichen wurden162.

Ganz in diesem Sinne bezeichnet der Lobredner im Jahr 310 n.Chr. den Kaiser dann auch als ein direktes Abbild des Sol-Apollon, dessen göttliche Erscheinung die ihn umgebenden Soldaten beeinflussen kann163. Die wörtliche Wiedergabe derMünzbilder warebenso zuerwarten wiedieexplizite Erwähnung derSoldaten. Genannt wird damit jene Gruppe, deren Gefolgschaft derSonnengottja schon imFalle Aurelians gewährleisten sollte undoffenbar zeitweise auch konnte. Constantin war also nicht lediglich der vom Sonnengott eingesetzte Herrscher, sein Repräsentant, er warvielmehr dessen Abbild. Unddies ist nicht nur im übertragenen Sinne durch seine Tugenden oder die ihm innewohnende göttliche Wirkkraft (numen) geschehen, sondern gerade durch seine äußere Erscheinung, seine Physiognomie164. Unverändert bis in die Jahre nach 324 n.Chr. wirddann auch die Darstellung Constantins mit denAttributen des Sonnengottes auf denAversen verschiedener Nominale fortgeführt165. Noch326 n.Chr. wirdConstantin aufeiner inAntiochia, im Reichsteil des besiegten Licinius, geprägten Goldmünze mit der Strahlenkrone, demGlobus unddererhobenen Rechten gezeigt166. 159Siehe nur das Goldmedaillon, das unter Carus für Carinus geprägt wurde und beide Kaiser mit Hercules undSol zeigt (Gnecchi I, p. 10.1 u. oben Kap. 3.3.5). 160RIC VII, p. 368.53 = M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 5.63; RIC VII, p. 363.31 = M.R. ALFÖLDY; Goldprägung; Tf. 5.64. 161RIC VII, p. 296.111: INVICTVS CONSTANTINVS MAX(imus) AVG(ustus); dazu siehe auch

oben Kap. 3.4.3. 162RIC VI, p. 227.886ff.; vgl. die Abb. bei P. BASTIEN; buste monétaire; pl. 173.11. 163Pan.Lat. VI (7) 17, 4 und21, 4ff. Dazu auch F. KOLB; Herrscherideologie; S. 64 u. S. 196ff. 164F. KOLB; Herrscherideologie; S. 36f. u. 198f. 165Beispielsweise in Lugdunum (Triton Auk. II, Nr. 1054 [Av. ansonsten offenbar unpubli5.67: Tf. + 662 Nr. ziert]: follis, 316), in Ticinum (M.R. ALFÖLDY, Goldprägung;Goldmultiplum, 315; RIC VII, p. 368.53, M.R. ALFÖLDY, Goldprägung, Tf. 5.63f.: Solidus, 316 [Doppelporträt Sol-Kaiser]), in Nicomedia (RIC VII, p. 609.53 + P. BASTIEN, buste monétaire, pl. 172.6; RIC VII, p. 612.68f. + pl. 21.68f.: Goldmultipla, 324– 25) undin Antiochia (RIC VII, p. 689.70 + pl. 24.70: Goldmultiplum, 326). 166RIC VII, p. 689.70 + pl. 24.70.

4. Kaisertum undSonnenkult:

226

Strukturen

undMerkmale

Trotz all dieser Vergleiche darf Constantin jedoch nicht als der Gott, sei es Apollon oder Sol, selbst gesehen werden167. Sein Wirken, und in Ergänzung seine Erscheinung, lassen sicherlich einen sehr weitgehenden Vergleich zu.Aber 168bezeichnet wird, ordnet praesentissimus ... deus“ auch wenn der Kaiser als „ sich der Sonnenvergleich Constantins dennoch in bereits bestehende Göttervergleiche ein, die vorallem seit derTetrarchie deutlich in Inschriften undPanegyrici fassbar sind169. Der Sonnenvergleich bleibt auch in denspäteren Jahren der Herrschaft Constantins erkennbar, aber er wandelt sich in seinem Inhalt. So beschreibt Nazarius den Kaiser rückblickend im Kampf mit Feinden zwar noch als furchterregende, grell strahlende Lichtgestalt170. Der blendende fulgor des einstigen imperator adulescens171 hat sich in der Zeit um 320/21 n.Chr. aber in ein anziehendes serenum lumen172 gewandelt. Demsich nähernden Bittsteller offenbart sich Constantin als verehrungswürdige Gestalt, als princeps maximus, dessen erhöht scheinendes Licht alle Dinge und Vorgänge erhellt und sichtbar macht173. Hier wird ganz offensichtlich mit demtraditionellen Gegensatz von negativer (blenden, verbrennen) undpositiver (heilen, gedeihen lassen) Kraft der Strahlen des Sonnengottes gearbeitet174. Auf dieser Grundlage kann Eusebius aufbauen, als er den Kaiser anlässlich seiner Tricennalienfeiern, ungeachtet seiner eigenen undeiner möglichen christlichen Gesinnung Constantins, mitderSonne vergleicht175. DerSonnenvergleich wird in dieser Rede in einer gegensätzlichen Bedeutung benutzt, da nicht die Caesares alsjunge, aufgehende Sonne erscheinen, sondern deralte Augustus als Sonne deren Urheber ist176. Der Vergleich des Kaisers mit demSonnengott ist also über dengesamten Untersuchungszeitraum hinweg zu beobachten, ohne dass jeder Herrscher auf dieses Bild zurückgegriffen hat. Zunächst dient die Angleichung an Sol zur Betonung derZukunftshoffnung (oriens). Manbedient sich der Darstellung junger Regenten mitdenAttributen unddemGestus desSonnengottes. Unter Constantin 167Dazu u.a. B. SAYLOR-RODGERS; „ ; S. 266f. Vision“ 168Pan.Lat. VI (7) 22, 1. 169Pan.Lat. XI (3) 10, 5; CIL III 710 = ILS 629; siehe auch F. KOLB; Herrscherideologie;

S. 35ff.

170 Pan.Lat. IV (10) 29, 5 („ Fulget nobilis galea et corusca luce gemmarum divinum verticem monstrat“ ); beschrieben wird der Krieg von 312 n.Chr. gegen Maxentius. 171Pan.Lat. VI (7) 17, 1. 172 Pan.Lat. IV (10) 5, 4. 173Pan.Lat. IV (10) 5, 2ff. 174Siehe zuletzt W. FAUTH; Helios Megistos; S. XXf. über „ die ambivalente Strahlkraft des Sonnengottes“(S. XX.); dort auch Angaben zur antiken Überlieferung, v.a. in der griechischen Literatur. 175Zudernieendenden Diskussion überdieconversio Constantini siehe zuletzt H.BRANDT; Kaiserzeit; S. 32ff. (Überblick) u. S. 128ff. (Quellenauswahl). Zum Kontext und Inhalt der Tricennalienrede des Eusebius siehe H.A. DRAKE; In Praise of Constantine: a historical Study and new Translation of Eusebius’Tricennial Orations; Berkeley [u.a.], 1976. 176Eus. Triak. 3, 4; dazu siehe auch B. BLECKMANN; Konstantin; S. 119f.

4.2. Kaiser undSonnengott

227

I., für den in der Frühphase seiner Herrschaft als Augustus dieser Aspekt ebenfalls noch im Mittelpunkt stand, bekommt der Sonnenvergleich im weiteren Verlauf seiner Herrschaft eine neue Gewichtung. Dieser wird nunmehr nicht auf die jungen Caesares, sondern auf den ehrwürdigen Augustus Constantin angewandt177 unddamit derEwigkeitsgedanke (aeternitas) betont. Durch denSonnenvergleich werden die Aspekte herausgestellt, die auch der Herrschaftslegitimation dienen. So wurde der strahlengekrönte Caracalla als invictus imperator destinatus geradezu kosmisch für die Herrschaft bestimmt. In einer Art Vorausgriff können die militärischen Tugenden herausgestellt werden. Deralternde Constantin ist dann, durch seine Vergleichbarkeit mitderSonne, die Legitimationsquelle, ausderseine Nachfolger schöpfen. UndauchdasMotiv derfelicitas temporum wirderkennbar angesprochen. So fällt gerade der Sonnenvergleich des Caracalla 197/98 n.Chr. unddes Geta 200/ 202 n.Chr. in den gleichen Zeitraum wie die Prägungen des Severus mit Reversen, auf denen die Glückseligkeit desZeitalters gefeiert wird178. Hier wird die

Verbindung zu den Oriens-Prägungen evident, auf denen der Sonnengott als Symbol für das anbrechende saeculum aureum vorgestellt wird. Der Vergleich derjungen Mitregenten mitSol wirdalso genutzt, umdasneueZeitalter anzukündigen. ImFalle desGeta unddesGordian ist zudem einBezug zuFeierlichkeiten wahrscheinlich, die einen Zeitenwechsel einleiten sollen179. Die Darstellung als ν έ ο ςἭ λ ιο ςfällt in den meisten Fällen auch mit dem jungen Alter derbetreffenden Kaiser undMitregenten zusammen180. Es sind die Caesares Caracalla, Geta undPhilippus II. zunennen. Gordian III. ist dereinzige Augustus, denjedoch gleichfalls seine Jugend charakterisiert. Selbst bei den Münzdarstellungen des Commodus und Septimius Severus sollte manzudem nicht voneiner Identifikation mit demGott sprechen, sondern bei der Bezeichnung Göttervergleich bleiben. So sind alle Herrscher mit denfür die römischen Kaiser üblichen Insignien dargestellt. Statt wie Commodus nackt undmitChlamys zuerscheinen, sind sie mitPaludamentum undPanzer abgebildet181.

177Nicht nur bei Eusebius (Triak. 3, 4), sondern auch auf einigen der oben aufgeführten Münzen, auf deren Reverse die Caesares in Konsulartracht undmit Adlerzepter zu sehen sind (RIC VII, p. 612.68f. [Crispus u. Constantin II.], RIC VII, p. 689.70 [Constantin II. u. Constantius II.]).

178 BMC V, p. 52.197f. (FELICITATEM PVBLICAM) u. p. 52.199f. (IMPERII FELICITAS) mit Caracalla-Aversen, die ihn, wie auf demaureus mit Strahlenkranz, als M. Aurelius Antoninus Caesar imperator destinatus bezeichnen. BMC V, p. 197.218f. (FELICITAS AVGG.), p. 197.220f. (FELICITAS 202 PVBLICA) u. p. 200.246f. (TEMPORVM FELICITAS) mitGeta-Aversen imgleichen Zeitraum (200– n.Chr.) wiedie Reverse mit Strahlenkrone underhobener Rechten. 179Zu den Säkularfeiern siehe A.R. BIRLEY; Severus; S. 156ff.; zu den 1000-Jahr-Feiern siehe oben Kap. 3.2.1f. 180Caracalla war 197 n.Chr. 21 Jahre, Geta war200 ebenfalls 21 Jahre alt (D. KIENAST; S. 162ff.); Gordian III. gelangte im Alter von 13 Jahren zur Herrschaft (Herod. VIII, 8, 8) und Philippus II. war um die 20 Jahre (D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 200). Entsprechend lautet die Legende derMünzen, die Philippus II. mitNimbus zeigen, auch PRINCIPI IVVENTVT(is) (RIC IV.3, p. 101.256a). 181Zur kaiserlichen ‚Diensttracht‘siehe zuletzt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 49ff. Kaisertabelle;

228

4. Kaisertum undSonnenkult:

Strukturen

undMerkmale

Außerdem wurden dieentsprechenden Porträtzüge beibehalten undderHerrscher physiognomisch zunächst nicht an Sol angenähert. Dies gilt beispielsweise für die Darstellung des Severus mit Strahlenkrone auf derMünzreverse, die ihn mit seiner Frau Iulia zeigt, deren Büste auf einer Mondsichel liegt182. Auf den charakteristischen Bart des Severus wurde genauso wenig verzichtet wie auf das militärische Paludamentum. AuchdieBezeichnung desKaisers alsν έ ο λ ςἭ ιο ςist nicht alsBeleg füreine Vergötterung desHerrschers zusehen. Die Verwendung vonν έ ο ςinVerbindung miteinem Götternamen kann in Ausnahmefällen auf die göttliche Herkunft des Geehrten deuten. Sie ist aber im Bereich des Herrscherkultes als Charakterisierung seiner Eigenschaften undTaten zu verstehen, die an den entsprechenden Gott undsein Wirken erinnern unddeshalb einen Vergleich zulassen183. In diesem Sinne sind auch die Darstellungen vonHerrschern mitGötterattributen und -gesten zu verstehen. Sie symbolisieren nicht die Vergottung des Porträtierten, sondern vergleichen ihnunddie ihmzugesprochenen oder erwartetenEigenschaften mitdenen derentsprechenden Gottheit. Sie besitzen demnach metaphorischen Charakter184. Diese Vorstellung, eine Person oder sogar eine Kooperation könne göttliche Eigenschaften besitzen, warauch für Italien unddemlateinischen Westen kein Neuimport ausdemOrient. Sie lässt sich vielmehr unter demBegriff numen seit republikanischer Zeit fassen185. Ohne in demBetreffenden selbst einen Gott zu sehen, wurden dasnumen Augusti, demzahlreiche Weihinschriften gesetzt wurden186, als göttliches Wirken empfunden. Dies drückte sich in den Taten und Wirkkräften des Herrschers ausundwurde dadurch als präsent empfunden187. Die Münze für Severus und Iulia weist zudem, wie die des Commodus, weniger aufdasKonzept desν έ ο ςἭ λ ιο . Dieses Zeugnis stellt denEwigkeitsgeς danken indenVordergrund undbetont diegöttliche Vorherbestimmung derHerrschaft. Bei demν έ ο ς Ἥ ιο λ ςGordian hingegen wird durch die Nike unddie Reversen deutlich der siegreiche Feldherr gekennzeichnet. Vergleichbar mit dem breiten Bedeutungsspektrum derMünztypen mitSol kannauchbeim Sonnenvergleich des Kaisers das gesamte Themenfeld von der militärischen Sieghaftigkeit über die Aeternitas-Vorstellung bis hin zumOriens-Aspekt angesprochen wer-

den. 182RIC IV.1, p. 162.522, p. 218.36, p. 220.52, p. 221.59, p. 231.125 u. p. 315.7. Siehe auch oben Kap. 3.1.1. 183A.D. NOCK; „Notes on Ruler-Cult I– IV“ ; JHS 48 (1928); S. 30ff. 184Siehe dazuexemplarisch M. BERGMANN; S. 16ff. Die Argumentation vonM. CLAUSS (Kaiser undGott; v.a. S. 469ff.) überzeugt m.E. dagegen kaum. Weder die geradezu bösartige Diskreditierung dergängigen Forschungsmeinung nochdiepauschalisierende Interpretation der ausgewählten Quellen geben seiner Vorstellung, der Kaiser sei ein Gott gewesen, ausreichend Rückhalt. 185Zumnumen allgemein siehe F. PRESCENDI; s.v. numen; DNP8 (2000); Sp. 1047ff. (als ‚numen‘und‚numen Augusti‘ ; Kurzeinstieg m.weiterführender Literatur) u. W. PÖTSCHER; „ “ ANRWI, 16.1 (1978); S. 355ff. (m. ausführlichem Forschungsüberblick). 186 Überblick, Entwicklung u. ausgewählte Einzelbeispiele in D. FISHWICK; „numen Augusti“ ; Britannia 20 (1989); S. 232ff. 187W. PÖTSCHER; S. 389ff.; F. PRESCENDI; Sp. 1048.

5. AUSBLICK: SONNENKULT UND IMPERIUM CHRISTIANUM (4./5. JH.)

In der letzten Phase der Herrschaft Constantins I. waren die zuvor üblichen Darstellungen neuen Bildern gewichen. Fürsie ist allerdings lediglich ein Bezug zur dynastischen Selbstdarstellung desAugustus undseiner Caesares eindeutig 363 n.Chr.) finden sich nunendbelegbar. Unter den Constantin-Söhnen (337– gültig Münzmotive mit unverkennbar christlichem Sinn. Der Sonnengott begegnet, wie die Darstellungen anderer Gottheiten ebenfalls, nicht mehr auf Reichsmünzen1. VonInteresse ist in dieser Zeit jedoch ein Typ, der unter Constantius II. und 350 n.Chr. reichsweit ausgebracht wurde2. Die Constans in den Jahren 348– Reverse zeigt den Vogel Phönix, der mit seinem Strahlennimbus auf einem Globus3 oder einem Steinhaufen steht4. Die Verbindung dieses mythischen Tieres zuSol wurde ja bereits herausgestellt. Auch wennderGott selbst nicht mehr erscheint, ist die Wahl des Vogels, der dem Sonnengott heilig war5, kaum zufällig. Darauf deutet auch die Legende FEL.TEMP. REPARATIO, die sich in die Reihe entsprechender Münztypen des 3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. einordnet, durch die Sol mitderfelicitas temporum in Zusammenhang gebracht wurde. Den gleichen Tenor stimmen die Darstellungen an, die den Kaiser im Bug eines Schiffes stehend zeigen undebenfalls die Wiederherstellung derfelicitas temporum feiern6. Auf einigen Typen hält der Herrscher einen Globus in seiner Rechten, auf demein Phönix zu erkennen ist7. Dieses Motiv mit seiner unverkennbar paganen Symbolik steht offensichtlich in keinem Widerspruch zu dem christlichen Herrscher, der in seiner Linken ein mit dem Christogramm geschmücktes Labarum hält.

22.

1ZumAuslaufen dieser Typen unter Constantin I. siehe oben Kap. 3.4.4. 2ZurDatierung siehe RIC IX, p. 153ff.; Typenüberblick bei G. BRUCK; Kupferprägung; S.

3 RIC IX, p. 154.231ff. (Trier), p. 183.92ff. (Lugdunum), p. 211.111ff. (Arelate), p. 258.142ff. (Rom), p. 324.110f. (Aquileia), p. 435.79f. (Heraclea), p. 454.93f. (Constantinopolis), p. 476.73 (Nicomedia), p. 496.88ff. (Cyzicus), p. 522.129ff. (Antiochia). 4 RIC IX, p. 153.226ff. (Trier), p. 183.90f. (Lugdunum), p. 210.109f. (Arelate), p. 258.141f. (Rom), p. 324.112 (Aquileia), p. 366.227ff. (Siscia), p. 386.26f. (Sirmium), p. 496.91 (Cyzicus). 5 Tac. ann. VI, 28, 1ff. 6 G. BRUCK; Kupferprägung; S. 22f. (Typenübersicht). 7 RIC IX, p. 153.212ff. u. p. 154.239ff. (Trier), p. 182.69ff. u. p. 183.95ff. (Lugdunum), p. 210.99ff. u. p. 211.116f. (Arelate), p. 256.107ff. u. p. 258.146f. u. p. 259.148ff. (Rom), p. 323.97ff. u. p. 324.108ff. (Aquileia), p. 364.197ff. (Siscia), p. 412.107ff. u. p. 418.165ff. (Thessaloniki), p. 434.66ff. (Heraclea), p. 454.80ff. (Constantinopolis), p. 475.61ff. (Nicomedia), p. 494.66 (Cyzicus), p. 522.121ff. (Antiochia), p. 541.45 (Alexandria).

230

5. Ausblick:

Sonnenkult

undImperium Christianum (4./5. Jh.)

Beide Typen decken sich in ihrer Aussage undnehmen offensichtlich aufden vorläufigen Abschluss der innenpolitischen Auseinandersetzungen8 unddie erfolgreiche Grenzsicherung Bezug9. Die kurze Ruhephase bis zur Erhebung des Magnentius imWesten unddeserneuten Sasanideneinfalls imOsten imJahr 350 n.Chr. ist als Hintergrund für die Prägungen zu sehen10. Sowohl die Phönixdarstellung als auch das Schiffsbild sollten ein Motiv vermitteln, dass einem breiten Publikum verständlich gewesen sein dürfte. Eine Symbolik wurde aufgegriffen undein seit langem geläufiges Motiv verarbeitet, ohne an religiöse Grenzen zu stoßen. Durch den Verzicht auf die Darstellung des Sol sollte der christliche Betrachter angesprochen werden11. Auch die Wahl des mythischen Vogels erklärt sich, wenn man bedenkt, dass der Phönix in dieser Zeit bereits als ein Symbol der Auferstehung in der christlichen Kunst geläufig war. Durch den Bezug zwischen Vogel und Sonnenkult konnte problemlos auf das Bild des Sonnengottes verzichtet werden, ohne dieVerständlichkeit derAussage zubeeinträchtigen12. Sollte die gesamte FEL.-TEMP.-REPARATIO-Serie zudem mit Saecularfeiern in Zusammenhang gebracht werden können, die möglicherweise imJahr 348 n.Chr. abgehalten sein sollen, zeigt sich die Fortsetzung einer Tradition aus der Zeit heidnischer Münzmotive13. Der Phönix würde in diesem Fall, wie zuvor der Sonnengott, die aeternitas imperii symbolisieren. Mögliche Erwartungen, mit dem Beginn der Alleinherrschaft des Iulianus 363)14 würden dietraditionellen Götterdarstellungen indieMünzApostata (361– prägung zurückkehren, werden aber enttäuscht. Ungeachtet einer anti-christlichen Haltung und Politik dieses umstrittenen Kaisers, der gerade auch einen

8 Die Zeit nach demTodConstantins I. (337 n.Chr.) wardurch interne

Konflikte zwischen

denConstantinsöhnen gekennzeichnet undfand erst mit demTodConstantins II. (340 n.Chr.) ein vorläufiges Ende. Zur Datierung siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 310ff., zur Darstellung siehe u.a. A. DEMANDT; Spätantike; S. 81ff. u. H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 39ff. 9 Die Jahre nach 340 standen im Zeichen militärischer Aktionen gegen die Franken (341– 342 n.Chr.; siehe D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 312 u. A. DEMANDT; Spätantike; S. 82) und die Sasaniden (348 n.Chr.; siehe, A. DEMANDT; Spätantike; S. 86 u. K. SCHIPPMANN; S. 32ff. [Datierung des römischen Sieges über die Perser bei Singara in das Jahr 344 n.Chr., T; Kaisertabelle; D. KIENASS. 314, dieses Ereignis in dasJahr 348 n.Chr. datiert]). 10K. KRAFT; „ Die Taten der Kaiser Constans undConstantius II.“ ; JNG 9 (1958); S. 141ff. (zur gesamten Münzserie mit dieser Legende, v.a. zuden Siegesdarstellungen). 11Dazu G. BRUCK; „ Die Verwendung christlicher Symbole auf Münzen vonConstantin I. bis Magnentius“ ; NZ76 (1955); S. 30f., derbetont, dass diese Münzserie „erstmalig dasChristogramm auf alle Münzstätten gleichmäßig verteilt“(S. 30). 12Zum Phönix in der christlichen Kunst siehe R. VAN DEN BROEK; The Myth of the Phoenix according to Classical and Early Christian Traditions; Leiden, 1972; S. 423ff.; zur Verbindung des antiken Phönixmythos zumSonnenkult siehe zuletzt L. KÄPPEL; s.v. Phoinix 2; DNP 9 (2000); Sp. 937f. 13Siehe dazu K. KRAFT; S. 145ff. (zu den Saekularfeiern undder paganen Symbolik der während

anderen Typen dieser Münzserie). 14Die Literatur zuIulian ist umfangreich undmitder zuConstantin sowohl hinsichtlich der kontroversen Ansätze als auch des Umfangs durchaus vergleichbar. Einen Überblick bietet zuletzt H. BRANDT; Kaiserzeit; S. 49ff. u. S. 165ff.

5. Ausblick:

Sonnenkult undImperium Christianum

(4/5. Jh.)

231

Sonnengott als oberste Gottheit ansah15, ist eine Rückkehr zu den paganen Motiven kaiserlicher Selbstdarstellung nicht erkennbar. Diese von Iulian in seinenSchriften erwähnte Gottheit (β α σ ιλ ε υ ςἭ λ ιο ) ist vorrangig als eine Figur ς derphilosophischen Vorstellungen deshellenistisch orientierten Kaisers zuwerten. Zudem ist derEinfluss derchristlichen Gottesvorstellungen nicht zuverleugnen. Bei demSonnengott desIulian ist indieser Hinsicht vorallem dermonotheistische Charakter unübersehbar, die der Sol invictus bis in die constantinische Zeit hinein nicht erkennen ließ. Der iulianische Sol / Helios ist demnach vor diesem Hintergrund zusehen undeindirekter Vergleich deshalb kaummöglich16. Folglich bleibt Sol weiterhin von den Münzreversen verbannt. Die nun in großer Stückzahl ausgebrachten Typen, dieeinen Stier mitderLegende SECVRITAS REIPVB. auf ihrer Rückseite tragen17, sind in ihrer Interpretation umstritten. Die frühe Hinwendung Iulians zumMithraskult bietet sich als Erklärungsmöglichkeit für diesen Typen zwar an, aber eine zufrieden stellende Interpretation ergibt sich dadurch ebenfalls nicht18. Aber auch mit viel Phantasie lässt sich kaum eine Verbindung zujenen Münzdarstellungen der Zeit vor 326 n.Chr. herstellen, die einen unverkennbaren Bezug zumrömischen Sonnenkult aufweisen19. AmWeitesten gelangt manan diesen Themenbereich heran, wenn mandie beiden Sterne, die oberhalb desTieres zuerkennen sind, mit derbereits aus den Anfängen der Römischen Republik bekannten Aeternitas-Symbolik in Zusammenhang bringt. Zwar ist eine Einordnung desiulianischen Heliosglauben in die Gründungssage Roms nicht generell abzulehnen20, doch ist eine Umsetzung dieser marginalen Verbindung in derMünzprägung nicht anzunehmen. Der Stier dürfte als Symbol fürdiekultische Verehrung dertraditionellen paganen Gottheiten Roms stehen, durch die das Wohl des Staates (salus rei publicae) erst gesichert wird.

15R. SMITH; Julians Gods: Religion and Philosophy in the Thought and Action of Julian the Apostate; London (u.a.), 1995. Der Autor spricht sich m.E. zurecht gegen eine Übernahme desMithraskultes als Staatsreligion Iulians aus. Oballerdings eine Anknüpfung dieses Kaiser an denSol-Kult seines Vorgängers Aurelian angenommen werden kann, ist m.E. zweifelhaft. 16Dazu zuletzt W. FAUTH; Helios Megistos; S. 147ff., v.a. S. 155ff. (zum Konzept, dass alle Götter nurverschiedene Aspekte dereinen Sonnengottheit sind), aber auch S. 149ff. (zum christlichen Einfluss; dazu siehe auch M. WALLRAFF; S. 27ff., der in der spätantiken Sonnenverehrung monotheistische Züge zuerkennen glaubt). 17Stier n.r. st., r. davor Adler m. Kranz: RIC IX, p. 195.236ff. (Lugdunum), 318ff. (Arelate). Stier n.r. st., darüber 2 Sterne: RIC IX, p. 337.242f. (Aquileia),

p. 229.313ff. u. p. 380.411ff. u.

417ff. (Siscia), p. 392.105ff. (Sirmium), p. 423.222ff. (Thessaloniki), p. 438.101ff. (Heraclea), p.462.161ff. (Constantinopolis), p.438.118ff. (Nicomedia), p.500.125ff. (Cyzicus), p. 532.216ff. (Antiochia). 18Zu Iulian undden Mysterien des Mithras siehe W. FAUTH; Helios Megistos; S. 146ff. 19Eine Verbindung zu demStier auf denSOLI-CONS-AVG-Typen des Gallienus (siehe oben Kap. 3.2.4), daseinzige mirbekannte Beispiel fürdie Verwendung dieses Tieres in Verbindung mit Sol auf römischen Münzen, ist m.E. unwahrscheinlich. 20 P. ATHANASSIASI-FOWDEN; Julian and Hellenism: an Intellectual Biography; Oxford, 1981; S. 65ff. (Bezug zwischen paganer Sonnenverehrung Iulians und der christlichen Religionspolitik d.Constantius II.) u.S. 176ff. (zur Verbindung vonHelios zurGründungssage).

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5. Ausblick:

Sonnenkult

undImperium Christianum (4./5. Jh.)

Letztendlich erwiesen sich die religiösen Reformansätze Iulians dann auch als zukurzlebig undvonihren Inhalten als zukomplex. Sie waren nicht ansprechend genug, umderfortschreitenden Christianisierung entgegenwirken zukönnen21.

Erneut in das Blickfeld rückt die Zeit des Theodosius I., die nicht nur hinsichtlich der politischen Geschichte des Römischen Reiches interessant ist, sondern auch bezüglich desVerhältnisses deschristianisierten Staates zuseinen paganen Untertanen22. Nach einer ersten Phase zurückhaltender Maßnahmen, ist die letzte Hälfte der Regierungszeit dieses Kaisers durch eine deutliche Kehrtwende gekennzeichnet. Scharfe Gesetzesinitiativen undrigoroses Vorgehen der staatlichen undkirchlichen Organe gegen heidnische Götterkulte sind ebenso zu beobachten wiedie Bekämpfung derAbweichler innerhalb derchristlichen Kirche23.

Allerdings liegen fürTheodosius undseine Kollegen mehrere Hinweise auf die Verwendung solarer Symbolik imBereich kaiserlicher Selbstdarstellung vor. EinMünztyp ausdemZeitraum 388 bis 393 n.Chr. zeigt einen der Kaiser frontal stehend mit Feldherrnkleidung. Der nach links gewandte Kopf ist von einem Nimbus umrahmt. In seiner linken Handhält derHerrscher denGlobus, während er seine Rechte erhoben hat24. Folgerichtig kann Theodosius auf der Inschrift seines Reiterstandbildes in Constantinopolis auch als ‚anderer Helios‘angesprochen werden25. Dieses Bild erfährt in demPanegyricus des Pacatus auf Theodosius, der in denPrägezeitraum deroben genannten Münzen fällt, seine Fortsetzung26. In der felicitatis publicae auspex Rede wird der Herrschaftsantritt dieses Kaisers als „ dies“gefeiert27, die darauffolgende Regierung als „tempus ..., quo Romana lux coepit“ beschrieben28. DieGegenwart konnte als Kontrast zuderTrauer unddem unzähligen Leid gezeichnet werden, deren Ursprung in der Katastrophe von Adrianopel 378 n.Chr. aber auch in der Herrschaft des Maximus in Gallien von 383 bis 388 begründet war. So wird sie euphorisch als gaudiorum praesentium luxbezeichnet29. Damit findet die in denPanegyrici derTetrarchen undConstantins I. benutzte Lichtmetaphorik ihre nahtlose Fortführung.

21 W. FAUTH; Helios Megistos; S. 161ff.; Fauth bezeichnet die Konzepte Iulians und verwandter Philosophen des4. Jh n. als „ zukonstruiert undkompliziert fürschlichte Glaubenshaltung undHeilserwartung“(S. 161). 22Als Einführung siehe zuletzt H. LEPPIN; Theodosius der Große; Darmstadt, 2003.

23A. DEMANDT; Spätantike; S. 128ff. (zur Kirchenpolitik) u. S. 133ff. (Vorgehen gegen heidnische Kulte); dort auch Angaben zurantiken Überlieferung u. der Forschungsliteratur. 24RIC IX, p. 106.56 (Aquileia; für Valentinian II. u. Arcadius) u. p. 234.85 (Constantinopolis; für Theodosius I. u. Arcadius). Beide Typen mit der Legende GLORIA –ROMANORVM; zu diesen Attributen unddemGestus dererhobenen Rechten siehe oben Kap. 4.2.2. 25F. KOLB; Herrscherideologie; S. 121f.; dort auch Quellenangaben. 26 Zu Pacatus, zur Datierung seiner Rede und zum historischen Umfeld siehe C.E.V. NIXON (u.a.); S. 437ff. 27Pan.Lat. II (12), 3, 1. 28Pan.Lat. II (12), 3, 2. 29Pan.Lat. II (12), 3, 3f.

5. Ausblick:

Sonnenkult

undImperium Christianum (4./5. Jh.)

233

Ungeachtet ambivalenter Interpretationsmöglichkeiten dieser Sonnensymbo-

lik sind die aus dem3. Jh. n.Chr. bekannten Aspekte deraeternitas Augusti und dergöttlich legitimierten Herrschaft deutlich auszumachen. DerKaiser erscheint als strahlendes Abbild jener Göttlichkeit30. In gewisser Hinsicht sind selbst Teile der Oriens-Vorstellung erkennbar. Es entbehrt einerseits nicht einer gewissen Ironie, wennSymbolik undMetaphern aus dem Bereich des paganen Sonnenkultes zur Verherrlichung eines Herrschers verwendet werden, unter dessen Regierung jeglicher heidnischer Götterkult verboten wird31 undden manals den christianissmus imperator feiert32. Andererseits zeigt sich anTheodosius deutlich, dass die fortgesetzte Benutzung ursprünglich heidnischer Motive innerhalb der Selbstdarstellung der christlichen Kaiser ähnlich unkompliziert gewesen sein dürfte wie die Übernahme solarer paganer Symbolik durch das frühe Christentum33. Als ebenso unproblematisch ist auch der Vergleich des Honorius mit der voneinem Zentrum ausstrahlenden Sonne zusehen. DenSohn desTheodosius I. undseine Herrschaftspraxis hatderDichter Claudian in diesem Sinne interpretiert34 unddamit die Symbolik desEusebius weitergeführt. AusderZeit des späten 4. Jh. n.Chr. liegen dannallerdings die letzten sicher datierbaren epigraphischen Zeugnisse vor, durch die sich die Weiterexistenz der von Aurelian im Jahr 274 n.Chr. eingerichteten pontifices dei Solis nachweisen lässt. Ein ansonsten unbekannter Senator namens Quintus Clodius Flavianus hat im Jahr 383 eine Weihung für Mater Magna und Attis vorgenommen. Die Inschrift nennt seine paganen Priesterämter, darunter auch dasAmtdespontifex dei Solis35. Interessant sind schließlich vor allem die im folgenden Jahr gesetzten Grabinschriften für Vettius Agorius Praetextatus36. Dessen Laufbahn ist ebenso bekannt wie seine Zugehörigkeit zum Kreis des Symmachus37. Beide Inschriften enthalten eine Anzahl vonsakralen Ämtern, die sich erwartungsgemäß austraditionellen, staatlichen Priesterschaften zusammensetzen. Es werden jedoch auch solche genannt, die noch am Anfang des 4. Jh. n.Chr. für senatorische Inschriften untypisch waren38. So wird neben derMitgliedschaft imehrwürdigen Kollegium 30F. KOLB; Herrscherideologie; S. 122; siehe oben Kap. 4.1.1 (aeternitas) u. Kap. 4.2.2. (Sonnenvergleich). 31Codex Theodosianus XVI, 10, 12; zur Datierung siehe: D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 340.

32Zum Erscheinungsbild des imperator christianissimus, das vor allem durch Kreuz und Christogramm charakterisiert wird, undzur Repräsentation unter Theodosius I. siehe zuletzt F. KOLB; Herrscherideologie; S. 113ff. 33ZurBerührung vonSonnenkult undChristentum siehe oben Kap. 2.2.1.4.2. 34Dazu siehe H. HALFMANN; S. 151 u. Anm. 577. 35 CIL VI 501 = ILS 4149 (Rom); Datierung: NONIS APRILIBVS | FF LL MEROBAVDE II | ET SATVRNINO |15CONSS. = 5. April 383 n.Chr. Zu Q. Clodius Flavianus siehe PLRE I, p. 344.

36CIL VI 1778– 79. 37Überblick über die Laufbahn und die Person des Praetextatus in A. CHASTAGNOL; fastes; S. 171ff.; siehe auch PLRE I, p. 722ff. 38Dazu M. CLAUSS; Mithras; S. 39ff.

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5. Ausblick:

Sonnenkult

undImperium Christianum (4./5. Jh.)

derpontifices Vestae39 die demMithraskult zuzuordnende Stellung eines pater patrum genannt40. Diese Ämterhäufung und die bewusste Präsentation der religiösen, nichtchristlichen Laufbahn eines stadtrömischen Senators ist keineswegs zufällig. Sie besitzt auch keinen Ausnahmecharakter, sondern reflektiert die Spannungen jener Zeit41. Inbeiden Fällen wirdjedoch genau darauf geachtet, diePositionen in den traditionellen Staatskulten getrennt von den anderen aufzuführen. Dabei werden die pontifices dei Solis unter denErsteren mit aufgezählt. Sie sind, wie bereits im 3. und frühen 4. Jh. n.Chr., sowohl als hochrangig wie auch als Einstiegsamt zuwerten42. Die Stellung dieses Pontifikalkollegiums als traditionelle, mitdemheidnischen Staat verbundene Priesterschaft istjedoch unverkennbar. Doch ein Abbruch der Benutzung solarer Symbolik und des Sonnenvergleichs eines Herrschers ist auch nach dem Ende der paganen Kulte nicht zu beobachten. Vielmehr lässt sich ein Fortdauern der für den Untersuchungszeitraumunddie vorangegangenen Perioden charakteristischen Elemente aufzeigen. Weitere Zeugnisse desHerrscherlobs, die sowohl ausdergriechischen wieauch lateinischen Tradition stammen belegen das Fortleben solarer Motive in der kaiserlichen Selbstdarstellung über das Ende des weströmischen Kaisertums hinaus. Unverkennbar wirdeinBogen vonderSpätantike bis indasbyzantinische Mittelalter hinein gespannt43. Im Mittelpunkt stehen dann auch die beiden wesentlichen Aspekte der Zukunftshoffnung unddes Ewigkeitsgedankens. Sie bleiben ein Bestandteil herrschaftlicher Selbstdarstellung bis in die Neuzeit hinein44. Die Lichtmetaphorik undderSonnenvergleich waren nicht zuletzt durch ihre wiederholte Verwendung im 3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. zuallgemein verständlichen Motiven geworden, die zueinem konkret praktizierten Kult offensichtlich in keiner direkten Verbindung stehen mussten.

39 Zu den pontifices Vestae oder maiores siehe M. BEARD [u.a.]; Religions I; S. 18ff. (Republik) undS. 186ff. (Kaiserzeit). 40W. BURKERT; S. 45f. u. M. CLAUSS; Mithras; S. 145. 41M. CLAUSS; Mithras; S. 39ff. („ Diese demonstrative öffentliche Verehrung so vieler traditioneller römischer Kulte war auch ein Protest der heidnischen Oberschicht der alten Hauptstadt gegen die zunehmend rigider werdende Religionspolitik der Kaiser“[S. 39]). 42Zum3. und4. Jh. siehe oben Kap. 3.3.2.4.3. DieEinstufung muss unter demVorbehalt erfolgen, dass die Auflistung einer Hierarchie folgt, wie dies für den senatorischen cursus honorumder Hohen Kaiserzeit belegbar ist (dazu siehe L. SCHUMACHER; Inschriften; S. 26ff.). 43M. WALLRAFF; S. 139ff. (dort auch Angabe ausgewählter Zeugnisse). 44 Einen knappen Überblick bietet E. KANTOROWICZ; „ Oriens“ ; S. 117ff. Diese leider nurwenig beachtete Untersuchung zeigt deutlich die Kontinuität über die Antike hinaus auf. Auch wenn die Arbeit einige Fehler enthält, ist der Argumentation grundsätzlich zuzustimmen. Übersehen werden kannjedoch auch nicht, dass auf diesem Gebiet weiterhin Forschungsbedarf besteht.

6. ZUSAMMENFASSUNG: SONNENKULT UND KAISERTUM IM 3. UNDFRÜHEN 4. JH. N.CHR. Im Jahr 921 n.Chr. bot sich dem Betrachter der Solidi des gerade gekrönten by944) einungewohntes Bild. zantinischen Herrschers Romanos I. Lakopenos (920– Die Münzen zeigen derZeit entsprechend die Investitur desarmenischen Admirals durch Christus1. Die Krönung deschristlichen Herrschers aber erinnert vielmehr andie Investiturszenen, die seine paganen, römischen Vorgänger auf ihren Geldstücken abbilden ließen. Sie sindnachdemVerschwinden heidnischer Motive im4. Jh. n.Chr. auf keiner römischen oder byzantinischen Münze mehr zufinden.

Wasaber, so dürfte natürlich die Frage lauten, hatzurÜbernahme einer derartigen Investiturszene auf einer Goldmünze des frühen 10. Jh. n.Chr. geführt? Die zunächst kompliziert erscheinende Antwort löst sich bald auf, wennmanden Werdegang desRomanos betrachtet undmitdemderrömischen Kaiser des3. Jh. vergleicht. Romanos warein Militär niederer Herkunft. Durch den Einsatz der ihmunterstellten Truppenverbände konnte er als Sieger ausdenbürgerkriegsähnlichen Wirren derJahre 913 bis 920 n.Chr. hervorgehen. Denlegitimen Throninhaber hatte er politisch kaltgestellt undsich kurzerhand selbst zumKaiser krönen lassen2. In Anbetracht der Bedeutung, die der Krönung durch denVorgänger in dieser Zeit zukam, brauchte der neue Regent eine alternative Legitimation für seine Herrschaft3. Die Betonung der göttlichen Investitur dürfte sich in dieser Situation sofort angeboten haben. Romanos hatdamit dengleichen Wegbeschritten wiedie ‚Soldatenkaiser‘, die imMittelpunkt dervorliegenden Untersuchung gestanden haben. Durch die Einleitung ist der Blick somit direkt auf die zentrale Fragestellung dieser Arbeit gefallen: wie lässt sich die ständig zunehmende Bedeutung des Sonnenkultes für das Kaisertum im Zeitraum von der Erhebung des Septimius Severus (193 n.Chr.) bis zumTodConstantins I. (337 n.Chr.) erklären? Dergewählte Lösungsansatz stellte die Herrscherideologie der Kaiser undUsurpatoren dieser Zeit in den Mittelpunkt. Dadurch wurde auch die Frage nach der Herrschaftslegitimation zueinem ständig wiederkehrenden Aspekt. Ungewöhnlich ist dieser geänderte Blickwinkel deshalb, weil in der modernenAltertumswissenschaft lange Zeit eine andere Meinung vorherrschend gewesen ist. Mansuchte zurErklärung der steilen Karriere des Sonnengottes imRö1BMC[Byz], p. 459.39 + pl. 53.2. 2 Dazu P. SCHREINER; Byzanz; München, 1986; (OGG 22); S. 17f. u. als ältere, ausführliche Darstellung S. RUNCIMAN; The Emperor Romanus Lecapenus and his Reign; Cambridge, 1929, ND 1988. 3 Zur Herrschaftslegitimation und der Bedeutung der Krönung durch den Vorgänger in Byzanz siehe u.a. R.J. LILIE; Byzanz: Kaiser undReich; Köln (u.a.), 1994; S. 10ff.

236

6. Zusammenfassung:

Sonnenkult

undKaisertum im3. undfrühen 4. Jh. n.Chr.

mischen Reich nach einem neuartigen, möglichst orientalischen Sonnenkult. Erst mit Stichworten wie ‚Orientalisierung derrömischen Religion‘und‚Eindringen heno- oder gar monotheistischer Religionsvorstellungen in die Kaiserideologie‘ meinte mandie Veränderungen dieser Epoche derrömischen Geschichte begründen zu können. So lag also ein Erklärungsmuster vor, das erst in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten ist, und das nun für den Bereich des Sonnenkultes untersucht werden sollte. Bei derBetrachtung derhistorischen Entwicklung desSonnenkultes ist eine, im Vergleich zu den bisher vorherrschenden Forschungsmeinungen, geänderte Gewichtung deutlich geworden. Während bislang dem L. Septimius Severus und 235) die ausschlaggebenden Impulse zugerechnet wurden, seiner Familie (193– hatdieser Zeitraum mehreine Bindefunktion. Sie sollte jedoch keinesfalls unterschätzt werden, denn die Severer stehen zwischen den Erscheinungen unter den Antoninen unddernachfolgenden Entwicklung. Die eigentliche Vorbildfunktion bezüglich der Bedeutung des Sonnenkultes für die Herrschaftslegitimation hatte jedoch die zumeist wenig beachtete Regent244) für die nachfolgenden Kaiser schaft des M. Antonius Gordianus III. (238– besessen. Wichtige Aspekte machen dieBesonderheiten dieser kurzen Herrschaft eines noch minderjährigen Kaisers aus. Die Investitur des Herrschers durch Sol, die Verbindung derkaiserlichen virtus mitdemSonnengott unddasKonzept der Angleichung desjungen Herrschers an Sol / Helios sind zuihnen zurechnen. Unter seinen Nachfolgern ist das Fortdauern und die Weiterentwicklung dieser Konzepte zuerkennen. AuchaufdemHöhepunkt derinnen- undaußenpolitischen Krise unter Valerianus undGallienus (253– 260/68) stand beiderBenutzung des Sonnengottes die Herrschaftslegitimation im Mittelpunkt. Die schon vondenSeverern eindringlich beschworene Dauerhaftigkeit dereigenen Regentschaft unddesKaisertums allgemein wurden durch die Verwendung desSonnengottes zum Ausdruck gebracht. 275), dessen Regierungszeit denweitaus größL. Domitius Aurelianus (270– ten Teil innerhalb der historischen Darstellung einnimmt, bildet hierbei keine Ausnahme. Bereits inderFrühphase konnte dieBerufung aufgöttliche Legitimation durch die literarische undnumismatische Überlieferung belegt werden. Im Kampf gegen dieFeinde desReiches steht derSonnengott außerdem anderSeite desKaisers undgarantiert dessen Sieghaftigkeit. Aurelian benutzt Sol in diesem Zusammenhang, um nach der triumphalen Wiederherstellung derReichseinheit denAnbruch eines neuen saeculum aureum gezielt mitseiner Person undseinen Leistungen zuverbinden. Als er denentsprechend eindrucksvollen Tempel für Sol in Romerrichten lässt, hater kaumandie Schaffung einer Zentrale für einen orientalischen oder gar neu geschaffenen Sonnenkult gedacht. Für ihn standen die Festigung der eigenen Herrschaft und die Verherrlichung seiner militärischen Taten im Mittelpunkt. Die Einrichtung einer neuen Priesterschaft zur Stärkung der staatsrömischen Kulte ist in diesem Zusammenhang sowohl als Restaurationsmaßnahme wie als Versuch zuwerten, denSenatorenstand in seine Herrschaft einzubinden. Dabei bewegte sich Aurelian nicht nur in den bereits durch die Severer und Gordian III. vorgegebenen Bahnen, er knüpfte auch bewusst an Kaiser Augustus an. Wie sein Vorgänger

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er einen bis dahin in der Hauptstadt bekannten Gott vonmittlerer Prominenz, und erhob ihn zum Symbol des beginnenden Zeitalters aber auch der eigenen Herrschaft. Sol rückte zwar in das Zentrum kaiserlicher Selbstdarstellung, zueiner monotheistischen Reichsgottheit wurde er dadurch jedoch nicht. 282) vor Augen. Er Dieses Beispiel hatte auch M. Aurelius Probus (276– stellt denSonnengott als seinen Beschützer (conservator) undBegleiter (comes) vor, legitimiert damit seine Herrschaft underklärt seinen militärischen Erfolg. Probus macht Sol dadurch zugleich zumunbesiegbaren Begleiter (Sol invictus comes) undverbindet ihn mit derfelicitas temporum. Sie wird, vergleichbar mit Sol oriens unter Aurelian, durch die Siege des Kaisers garantiert. Diese Vorstellung vomHerrscher, dessen Erfolg imKrieg ebenso durch sein Nahverhältnis zum Sonnengott garantiert werden wie das Fortdauern seiner Regentschaft, lässt sich bis in die Spätphase der Regierung des Flavius Constan337) als Schwerpunkt aufzeigen. Unter der Herrschaft dieses Kaiser tinus I. (306– wird auch die Doppelfunktion noch einmal sichtbar, die der Sonnenkult für den Kaiser persönlich hatte. Einerseits steht Sol selbst imMittelpunkt. Er sichert als Schutzgott die Herrschaft undbewahrt die Person des Herrschers vor Schaden. Andererseits aber wird der Kaiser in den Vordergrund gestellt. Dieser konnte durch seine Eigenschaften und Taten mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht, mit ihm sogar verglichen werden. Der militärisch erfolgreiche Herrscher ist demnach unbesiegbar undgarantiert durch seine Taten die Rückkehr des mythischen saeculum aureum. Fast selbstverständlich begegnet Sol als Symbol für diefelicitas temporum unddie aeternitas imperii, denn nicht zuletzt waren durch sein Eingreifen die Bedingungendafür geschaffen worden. Hier finden vorallem auch frührömische Traditionenihre Fortsetzung. Die Beliebtheit dieses Konzeptes dürfte gerade in Zeiten allgemeiner Unsicherheit undpolitischer Instabilität kaumverwundern. Derverzweifelte Hilferuf derBewohner vonAragua unter Philippus Arabs steht nicht nurexemplarisch für diverse Krisensymptome. Er belegt eindrucksvoll die Aktualität der FelicitasTemporum- und Oriens-Propaganda, auch wenn diese natürlich, im Falle des Versagens, ebenso in die Gegenrichtung wirken konnte. Dass Sol dadurch zur vielseitigen Symbolfigur wurde, ist ein weiterer Grund für seine Popularität in derMünzprägung dieser Jahrzehnte. Ob sich mit der Bevorzugung des Sonnengottes undseiner umfangreichen Herausstellung auf Münzen ausschließlich politische Aspekte verbinden lassen, ist keineswegs sicher. Allerdings können auf der Grundlage der spärlichen und zudem noch problematischen Überlieferung keine weitergehenden Schlussfolgerungen gezogen werden. Es ist wohl anzunehmen, dass die religiösen Vorlieben der einzelnen Herrscher eine Rolle gespielt haben dürften. Dennoch spricht die Kontinuität in der Verwendung von Sol mit den stets wiederkehrenden Aspekten imgleichen Maße fürein übergreifendes Konzept. Die Betonung dermilitärischen Unbesiegbarkeit, die Verkündung derRückkehr glücklicher Zeiten (oriens) unddie Beschwörung des Fortbestandes von Kaisertum undReich (aeternitas) sind durchgehend als Eckpunkte bei der Verwendung des Sonnenkultes zuerkennen. Sie werden noch in denletzten heidninutzte

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schen Münzmotiven unter Constantin I., die bezeichnenderweise denSonnengott zeigen, im Bild deutlich. Durch die Legende FELICITAS PERPETVA SAECVLI werden die genannten Punkte ausformuliert4. Diese Vorstellungen machten sich auch Kaiser zunutze, deren persönliche Ambitionen in eine andere Richtung zielten. Sie wollten oder konnten aber auf diese Aspekte kaiserlicher Propaganda nicht verzichten. Immerhin hatte Sol eine nicht zuunterschätzende Wirkung aufdie Hauptzielgruppe ihrer Propaganda, die auch zugleich die größte Gefahrenquelle für ihre Herrschaft darstellte: die Ar-

mee.

Den Kaisern dieses Zeitraums eine von ihren Vorgängern fundamental abweichende Religionspolitik unterstellen zuwollen, führt an deneben aufgeführten Aspekten vorbei. Wiederholt fallen in diesem Zusammenhang die anfangs genannten Stichworte ‚Orientalisierung‘ und‚monotheistische Staatsreligion‘. Jedoch lässt sich dasEindringen ‚orientalischer‘Religionen indieoffiziellen Staatskulte nicht belegen. Außerdem müssen die zahlreichen, kaum miteinander in Einklang zu bringenden syrischen Sonnenkulte nicht herangezogen werden, umdie Popularität des Sonnengottes im 3. Jh. n.Chr. zu erklären. Die Kaiser bewegten sich vielmehr in bereits vorgegebenen Bahnen, denn der Sonnengott unddie mit ihm verknüpfte Symbolik hatte an der Wende vom 2. zum 3. Jh. n.Chr. eine lange Entwicklung durchgemacht. In Rom und Italien konnte der Sonnenkult aufeine lange undteilweise glanzvolle Tradition zurückblicken. Auf römischen Münzen findet sich das Porträt des Sol seit den frühen Unciae der Republik mit Regelmäßigkeit. Die Bedeutung des Sonnenkultes warfür die Form der Herrschaftslegitimation, wie sie gerade für die 2. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. charakteristisch wurde, schon seit augusteischer Zeit vorbereitet worden. Nicht zuletzt deshalb fällt im Verlauf dieser Untersuchung fast regelmäßig der Name desersten römischen Kaisers. 222) vor Bislang aber hatte die Forschung das Beispiel desAntoninus (218– Augen, der eine Sol invictus Elagabalus genannte lokale Baalgottheit an die Spitze desrömischen Pantheons stellen wollte. Mansuchte nach Belegen fürdas Vordringen eines solaren Monotheismus syrisch-orientalischer Prägung. DieKaiser dernach-severischen Zeit aber waren weder Priesterkönige nochReligionsstifter, sondern römische Augusti. Sie stellten ihre fast schon rustikal wirkende Romanitas ganz demonstrativ zur Schau, während ihr Ziel die Wiederherstellung und Festigung der traditionellen, staatsrömischen Kulte war5, nicht deren Ablösung durch einen neuen Glauben. Diesem Zweck dienten nicht erst diereligionspolitischen Maßnahmen derTetrarchen, sondern bereits dieEinrichtung eines zusätzlichen Pontifikalkollegiums durch Aurelian. Die Stärkung der eigenen Herrschaft durch diese Maßnahmen wurde nicht nur begrüßt, sie darf als durchaus beabsichtigt angesehen werden. Vor allem sollte sie dadurch gegenüber dentragenden Gruppen in der Stadt Rom, gerade aber in denMilitärzonen legitimiert werden. Dies warjedoch nicht gleichbedeu4 RIC VII, p. 245.114 u. p. 500.10 (Solidi aus Arelate u. Thessaloniki, ca. 320– 21 n.Chr. geprägt). 5 Siehe dazu u.a. G. ALFÖLDY; „Krise undReligion“ ; S. 53ff.

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tendmitderAuflösung bestehender Strukturen oderderSchaffung eines Konkur-

renzverhältnisses zwischen denexistierenden Kulten undeinem neuen Sonnenkult. Keiner der Kaiser von Septimius Severus bis Galerius hatte zudem die Einführung eines für alle Reichsbewohner verbindlichen Kultes im Sinn gehabt, als er den Sonnengott in seine Münzprägung aufnahm. Das Interesse eines Kaisers musste eine ganz andere Zielrichtung haben, als die eigene, ohnehin unsichere Herrschaft durch eine religionspolitische Kehrtwende noch weiter zu destabilisieren. Erst Constantin konnte nach einer etwa zwanzigjährigen Herrschaft und der Ausschaltung der größeren Gefahrenquellen versuchen, erste Veränderungen vorzunehmen. Doch ist selbst für diesen Kaiser das behutsame Vorgehen und die weitgehende Rücksichtnahme auf die für seine Regierung bedeutenden Gruppen deutlich erkennbar. Viele Missverständnisse ergaben sich bislang durch den unvorsichtigen Umgang mit derH.A., deren blumige Schilderungen zu voreiligen Schlussfolgerungen geradezu verleiten. Selbst wenn die Angaben dieser Sammlung von Kaiserbiographien seit nunmehr über einhundert Jahren kritisch betrachtet werden, lassen sich noch die problematischen Argumentationen von L. Homo undG.H. Halsberghe durch die verworrenen Ausführungen derentsprechenden Herrscherviten der H.A. erklären. Dass die H.A. durchaus verwertbare Angaben enthält, dürfte im Verlauf dieser Untersuchung deutlich geworden sein. Doch ist ebenfalls die Problematik dieser Quelle gerade beijenen Details offen zutage getreten, für die keine parallele Überlieferung vorliegt. Das Beispiel der Schlacht bei Emesa in der vita Aureliani hat gezeigt, dass einerseits die von der H.A. verbreitete Version von falschen Angaben durchzogen ist. Die Beeinflussung durch die religionspolitischen Intentionen des Autors ist unübersehbar. Andererseits darf aber das Konzept der göttlichen Schlachtenhilfe generell nicht abgelehnt werden. Durch einen Vergleich mitdernumismatischen Überlieferung konnte belegt werden, dass für Aurelian genau diese Vorstellung im Mittelpunkt gestanden hatte. Sol hatte demnach als Schutzgott (conservator Augusti) anseiner Seite gestanden unddie Rückgewinnung derOstprovinzen ermöglicht (restitutor Orientis). Diese Vorlage hatdieH.A. offensichtlich aufgegriffen und zu einer Erzählung umgebaut, die Aurelian mit Constantin vergleicht undden Sonnengott als syrischen Baal erscheinen lässt. Auf dieser Grundlage aufbauend wurde bislang der syrische Charakter des Sonnengottes angenommen, denAurelian wie auch seine Nachfolger undVorgänger auf Münzen benutzten. Diese gesamte Konzeption dürfte nunmehr ebenso sehr in Frage gestellt sein, wie dasBild eines monotheistischen Sonnenkultes. ZudemAspekt dessyrisch –orientalischen Charakters derSoldatenkaiser ist anzumerken, dass mit der Ermordung des Philippus Arabs 249 n.Chr. der letzte ‚Orientale‘ vom Kaiserthron verschwand. Davor lassen sich die syrische Herkunft undder Bezug zu einem dort zu lokalisierenden Kult nur für Antoninus (Elagabal) und Severus Alexander nachweisen. Während Ersterer mit seinen Reformversuchen kläglich scheiterte, musste Letzterer gerade vordiesem Hintergrund seine ethnischen und religiösen Wurzeln, zumindest bezüglich seiner Maßnahmen als Herrscher, verbergen.

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Während der gesamten ‚Reichskrise‘ bekleideten Personen das Kaiseramt, die sich weder ethnisch noch sozial in einer festen Gruppe zusammenfassen lassen. Septimius Severus war ein Senator, der Einflüsse seiner nordafrikanischen Herkunft erkennen ließ. Erst mit Antoninus (Elagabal) sind eine syrische Herkunft undsyrische Traditionen fassbar. Selbst Caracalla, dereine ausgeprägte Vorliebe für Astralreligionen und auch den Sonnengott zeigte, kann nicht als Orientale charakterisiert werden. Vielmehr war seine Anhänglichkeit an keltische Traditionen so weit ausgeprägt, dass manihnnach einem dort verbreiteten Kleidungsstück (Caracallus) benannte6. Ein Blick auf die Förderer des Sonnenkultes bestätigt die Ablehnung der ‚Orientalismus-These‘. Die Familie des in Romgeborenen Gordian III. stammte aus Kleinasien7, Valerian und Gallienus aus Italien8. Die Kaiser Claudius II. Gothicus, Aurelian undProbus kamen, wieDiocletian undseine Mitregenten, aus den Balkanprovinzen9. Allen gemein war nicht die ethnische oder soziale Herkunft, sondern die Probleme, mit denen sich ein neuer Regent konfrontiert sah. Undso erklären sich die Gemeinsamkeiten in ihrer Selbstdarstellung wie in der intensiven Einbindung des Sonnenkultes in die Herrschaftspropaganda durch andere, lebensnotwendige Aufgaben. Sie mussten die eigene Herrschaft legitimieren und gegen die Forderungen der gerade dafür maßgeblichen Gruppen absichern. Zumeist stand auch nicht der Kaiser, sondern derGott selbst imMittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen. Sein spektakulärer Aufstieg voneiner zwar regelmäßig wiederkehrenden, doch stets im Schatten anderer Götter stehenden Gestalt zurpermanent undoft in großem Umfang verwendeten Gottheit hatnicht selten zu überzogenen Schlussfolgerungen geführt. Die Ansätze sind ja bereits oben diskutiert worden. Doch wer war der auf den Reichsmünzen abgebildete undim Rahmen kaiserlicher Selbstdarstellung so ausgiebig genutzte Sol? Sol war,dies dürfte bereits deutlich geworden sein, keingeographisch festgelegter Gott. Anders als beispielsweise Isis oder Sarapis, deren regionaler Charakter sich nie verleugnen ließ, war Sol ebenso ein römischer Gott wie auch ein syrischer oder ägyptischer. Die Sonne warebenfalls für die Reichsbewohner aus den keltischen oder illyrischen Kulturräumen ein Begriff, die als abstrakte Macht oder als anthropomorphe Gottheit einen durchaus zentralen Bestandteil derdort vorherrschenden Religionsvorstellungen ausmachte. Seine umfassende Verwendungist nicht durch dieAllmacht eines bestimmten Sonnengottes, sondern durch die Vielfalt seiner Ausprägungen zuerklären10.

6 Cass. Dio LXXIX, 3, 3 berichtet, dass Caracalla sogar imOsten in germanischer Kleidung auftrat.

7 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 192 (Geburt in Rom). 8 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 214ff. (Falerii Novi?). 9 D. KIENAST; Kaisertabelle; S. 231ff.

10Dies sollte allerdings nicht dazu führen, demvon den Kaisern herausgestellten Sonnengott ‚Profillosigkeit‘ zu unterstellen (So M. WALLRAFF; S. 35 [„ Zumspezifischen Profil des

römischen Sol invictus gehörte seine Profillosigkeit“ ]). Die in dieser Untersuchung vorgestelltenEigenschaften undAttribute sprechen deutlich gegen eine derartige Abwertung (oder Hilflosigkeit imUmgang mitdiesem Phänomen?).

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Mit Sicherheit aber musste im 2. oder gar 3. Jh. n.Chr. nicht erst eine orientalische Sonnengottheit romanisiert undindenbekannten Sol umgewandelt werden. Der Sonnenkult hatte unübersehbare römische Wurzeln, die in ihrer offiziellen Ausprägung bis in die Frühzeit Roms zurückreichen. Seit derEtablierung derMonarchie hatte derSonnengott als Teil derkaiserlichen Selbstdarstellung, wennauch in zunächst geringem Umfang, gedient. Er warbenutzt worden, umdie Kontinuität der Kaiserherrschaft zu propagieren unddie Taten unddie Person desKaisers mitderRückkehr eines mythischen undidyllischen Zeitalters assoziieren. In diesem Spektrum mussten nunnoch die militärischen Eigenschaften des Sonnengottes in größerem Umfang herausgestellt werden. Durch seine Funktion als Symbol und Garant kaiserlicher virtus wurden nicht nur die Soldaten angesprochen, denn auch den anderen Reichsbewohnern musste die Dringlichkeit militärischer Stärke und Sieghaftigkeit deutlich geworden sein. Dies war gerade dann erforderlich, wenn die eigenen Provinzen zumSchauplatz erbitterter und langwieriger Kämpfe geworden waren. Zusätzliche Impulse dürften diese Aspekte des Sonnengottes sicherlich auch durch die Herkunft der sogenannten ‚Illyrerkaiser‘ausdenMilitärzonen unddenmilitärischen Schwerpunkt ihrer Regierung erfahren haben. Andieser Stelle ist aufdiewiederholt aufgezeigte Verbindung zwischen dem Sonnenkult undderAnknüpfung bzw. Angleichung eines Kaisers an Alexander d.Gr. hinzuweisen. Auch wenn die imitatio Alexandri nicht ausführlich untersucht werden konnte, ist dieser Aspekt doch noch einmal anzusprechen. Nicht nurimFalle desCaracalla, dessen Vorliebe fürdenMakedonenkönig hinlänglich bekannt ist, ist dieses Phänomen erkennbar. Auch für Aurelian undProbus ist eine Alexanderimitation nachweisbar. Sie berührt gerade imZusammenhang mit der wiederholt herausgestellten Unbesiegbarkeit des Herrschers die Thematik dieser Arbeit. Somit lässt sich die Verwendung desBeinamens invictus durch die römischen Kaiser nicht als Argument füreinen Einfluss syrischer Kulte anführen, sondern kann gerade durch einen Verweis auf Alexander erklärt werden. Derindieser Zeit bereits mythisch verklärte König warnicht nurdasSinnbild des unbesiegbaren Herrschers, er wurde zudem frühzeitig mit demSonnengott verglichen. Beide Aspekte finden sich imBereich kaiserlicher Selbstdarstellung überdengesamten behandelten Zeitraum hinweg wieder. Dies sollte jedoch nicht so weit führen, dass der Sonnenvergleich eines Kaisers oder die Verwendung solarer Symbolik pauschal als imitatio Alexandri gewertet werden darf11. Wie im Verlauf derUntersuchung aufgezeigt werden konnte, sind die Hintergründe hier vielschichtig. Andererseits wird manmit demHinweis auf fehlende literarische Überlieferung eine ikonographische Verbindung zwischen Alexander unddem Sonnenkult ebenfalls nicht ablehnen dürfen12. DieAngleichung derKaiser anSol unddie Herausstellung ihres Nahverhältnisses zu demGott decken sich auffallend oft mit ihrer imitatio Alexandri. Ergänzend dazu nähern Münzporträts und 11So M.PFROMMER; S. 38 („ DieHeliosadaption beinhaltet somit Alexanderimitatio“ ). 12P. MATERN; S. 120ff. u. S. 178f.

injedem Fall aucheine

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Titulatur den jeweiligen Herrscher soweit an Alexander an, dass die damit erkennbaren, ausdemSonnenkult entlehnten Bestandteile einin sich geschlossenesBild ergeben. Seinen Erfolg als Symbolfigur wie auch als göttlicher Helfer des Kaisers verdankte Sol somit nicht einer religiösen Wende oder dem Eindringen neuer philosophischer undtheologischer Ideen. Das Augenmerk ist vielmehr auf das geänderte innen- undaußenpolitische Umfeld zu richten. Nicht zufällig beginnt der Aufstieg des Sonnengottes, nach Anfängen unter Commodus, schließlich unter den Severern zu einer Zeit, als die Vorboten der militärischen, aber auch ökonomischen Krise nicht mehr zu übersehen waren. Der Höhepunkt der Verflechtung von Sonnenkult und Kaisertum in der 2. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. ist zugleich auch der Höhepunkt jener Reichskrise. In der Zeit des Aurelian und Probus sind dann auch die Auswirkungen der strukturellen Schwächen des Kaisertums, die sich vor allem im Bereich der Herrschaftslegitimation deutlich abzeichnen, unverkennbar. Der Sonnenkult wurde nun herangezogen, umeine Antwort auf diese Bedrohungen zu finden. Diese Antwort durfte aber nicht als Ansammlung leerer Phrasen aufgenommen werden. Durch sie konnte vielmehr aufdie Forderungen derGruppen eingegangen werden, die fürdie Stabilisierung derHerrschaft wichtig waren13. Eine genaue Trennlinie zwischen demSol invictus derkaiserlichen Münzprägung unddenzahlreichen Sonnengottheiten, die sich in allen Teilen desReiches mit unterschiedlichem regionalem Bezug nachweisen lassen, ist wohl kaum zu ziehen. Inwieweit eine Verknüpfung von Seiten der Kaiser von vornherein gewollt war, ist kaum mehr nachzuvollziehen. Dennoch war eine Adaption des gerade in den Münzbildern und-legenden so eindringlich herausgestellten Sol durch die Reichsbewohner, vor allem natürlich durch die Heeresangehörigen, sicherlich nicht unwillkommen. Daraus aber gleich eine gezielte Politik der religiösen Umformung bzw. Gleichschaltung zu folgern, ist im gleichen Maße überzogen wiediePostulierung einer indiesem Rahmen immer wieder angenommenen Vergottung des Kaisers. So ist, umdies nocheinmal zusammenzufassen, die Geschichte desSonnenkultes imRömischen Reich im3. undfrühen 4. Jh. n.Chr. nicht als derSiegeszug bestimmter religiöser Ideen odereinzelner lokaler Kulte zuverstehen. Gerade die offenkundigen Verbindungen zwischen Sonnenkult undKaisertum in dieser Zeit sind imWesentlichen unter demGesichtspunkt offizieller Herrscherideologie zu betrachten. Versuche, mitdemStichwort der persönlichen Erlösung zuarbeiten, sindhingegen abzulehnen. ImMittelpunkt fürdenKaiser, seine Angehörigen und Berater stand durchweg die Frage der Herrschaftslegitimation. So ist die zunehmend intensivere Einbindung des Sonnengottes, seiner Eigenschaften, Attribute undSymbolik indie Münzpropaganda als Ansatz zuwerten, eine Antwort aufdie immer dringlicher werdenden Probleme zufinden, die sich durch denaußen- und innenpolitischen Druck dieser Zeit ergaben.

13In gewisser Hinsicht kann manhier voneinem Dialogcharakter der Münzprägung sprechen (siehe dazu R. WOLTERS; S. 255ff.).

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PERSONENINDEX a) Kaiser undFamilie, Usurpatoren Aemilianus 74f. Allectus 143ff., 177f. Antoninus (Elagabal) 10, 51ff., 60, 97, 105,

112f., 189, 238ff. Antoninus Pius 32f., 171, 179, 219 Augustus 30, 36, 54, 104, 111, 115ff., 155, 164, 174f., 185, 198, 202, 205f., 210f., 214f., 219, 236f.

7, 10, 20, 23, 24, 27, 36, 54, 79, 82, 85, 88, 89ff., 129f., 132f., 161, 174, 176, 188ff., 200f., 203, 211f., 223, 236ff., 241, 242 Balbinus 61f., 63 (C. Iulius) Caesar 185, 213f. Caracalla 41ff., 47ff., 58f., 66ff., 80, 83, 106, 137, 188, 216, 220f., 227, 240 Aurelianus

Carausius 141, 143ff., 177, 181f., 196 Carinus 12, 135ff., 194f., 224 Carus 129, 135ff., 192, 224 Claudius 206 Claudius Gothicus 37, 79, 85ff., 97, 135,

190, 208, 240

Clodius Albinus 39, 41, 91 Commodus 32f., 37, 41, 47, 88, 109, 185,

187, 199, 207, 211, 219f., 224, 227, 242

Constans 229 Constantinus I. 9, 10, 23, 54, 92, 146, 148ff.,

175, 183f., 193ff., 202, 204, 208f., 210, 212, 224, 225ff., 229, 232, 235, 237, 239 Constantinus II. 9, 15, 159 Constantius I. 92, 141ff., 144, 146ff., 155, 175, 176, 183 Constantius II. 9, 198, 229 Crispus 159 Decius 75, 89 Diadumenianus 51 Didius Iulianus 39 Diocletianus 11, 27, 33, 35, 79, 101, 135,

139ff., 144, 149f., 174, 240 Domitianus 195, 213 Faustina I. 171, 173, 174f. Florianus 126ff., 130, 188f. Gaius (Caligula) 176, 221f. Galba

30

Galerius 141ff., 183f., 192, 239 Gallienus 22, 74, 76ff., 86f., 120, 166, 185,

188ff., 208, 210f., 222, 240 Geta 41f., 44, 47, 137, 220f.

Gordianus I. 61 Gordianus II. 61 Gordianus III. 9, 61ff., 80, 98, 173, 177,

179ff., 188, 199f., 203, 221f., 227f., 236,

240 Hadrianus 12, 31f., Honorius 233

41, 177

Iulia (Domna) 42, 45, 49, 51, 80, 228 Iulia Mamaea 58 Iulia Soaemias 52 lulianus (Apostata) 23, 109, 148, 197, 230ff. Laelianus 82f. Licinius I. 23, 150ff., 165ff., 193ff., 212 Macrianus 80, 185 Macrinus 51, 54 Magnus Maximus 232 Marcus Aurelius 33, 98, 178f., 206 Marius 82f. Maxentius 100, 153, 158, 173, 196 Maximianus 79, 140ff., 144, 175, 176, 192,

196 Maximinus (Daia) 146, 160, 162ff., 197 Maximinus (Thrax) 58, 61, 63, 70, 113 Maximus 61

Nero 30f., 33, 71, 107, 213, 217, 219

Nerva 37, 179 Numerianus 135ff., 194f., 224

Otacilia Severa

72

Pertinax 39, 216 Pescennius Niger 39, 182f. Philippus I. (Arabs) 72ff., 136, 179f., 222,

237, 239 Philippus II. 72ff., 136 Postumus 81ff. Probus 20, 23, 84, 91, 126ff., 129ff., 151,

161, 174, 177, 180f., 191f., 194, 200f., 204, 208ff., 215, 223, 225, 237, 240, 241 Pupienus 61f., 63, 217 Quietus 80, 185 Quintillus 85, 88f., 97 Salonina 76, 79 Septimius Severus 9, 15, 33, 36, 39ff., 48,

262

Personenindex

51, 58f., 64, 66f., 79f., 88, 91, 137, 183, 199, 216f., 220f., 224, 227f., 235f., 239f. Severina 94, 123f. Severus II. 146 Severus Alexander 20, 40, 57ff., 64, 239 Tacitus (Claudius) 126ff., 130, 174 Tetricus 82, 94 Theodosius I. 11, 125, 232f. Tiberius 20, 174f., 176, 185 Titus 31 Traianus 31, 148, 175, 177ff., 185f., 195 Tranquillina 62, 68 Trebonianus Gallus 74f. Uranius Antoninus 55ff. Valerianus I. 56, 74ff., 81, 86 Vespasianus 30f., 122 Victorinus 83ff., 184, 209, 225 Volusianus 82ff. Zenobia 118

b) Gottheiten (ohne Sol) Aglibol 21, 97 Apollon 20, 23, 30, 75, 77, 86, 92, 117f., 121f., 129, 155f., 169, 205f., 215, 219,

225f. Attis 233 Baal (Ba’alim) 21, 97 Bacchus (Liber Pater) 45f., 66, 77 Christus 27ff., 169 Demeter 80 Diana 75, 77, 86, 121f. Dioskuren 172f. Elagabal 10, 21, 52ff., 105, 115, 189, 238 Genius 157, 164f. Hercules 45f., 80, 83, 99ff., 125, 131, 137, 139ff., 147, 150, 185ff., 195f., 199,

201ff., 207, 209, 219, 224f. Isis 240 Iuppiter 18, 21, 45, 54, 58ff., 69, 76f., 92f., 98, 99ff., 118, 125, 128, 139ff., 150, 157f., 160f., 162, 166f., 187ff., 195f., 201ff., 211ff., 217 Iuno 94, 171 Luna 48f., 79, 172, 183 Magna Mater

233

Mars 59, 99ff., 125, 131, 148f., 166, 186, 195ff., 201ff., 224

Mercur 77 Minerva 56 Mithras 24ff., 87, 101, 149f., 185, 202, 233f. Neptun

77

Roma 43, 133, 172 Sarapis 51, 163ff., 240 Saturn 182 Venus 56, 95, 171, 217 Vesta 171 Victoria 67, 69, 71, 138, 156f., 167, 195,

221

Vulcan 185 Yarhibol 21

c) Sonstige Aelius Aristides 36 Alexander d.Gr. 48ff., 68, 83, 134, 187ff.,

241f. (Marcus) Antonius 29f., 116, 218f. Apollonius (Tyana) 22 Aquillius Florus 122 Caeonius Bassus 112f. Cassiodorus 103 Cassius Dio 37, 39 Cicero 210 Clemens (Alexand.) 29 Clodius Flavianus 233 Dexippos 96f. Eusebius (Caesarea) 9, 95, 183, 226 Florus 213 Hieronymus 103, 108 Iulius Priscus 72 Kleopatra 118 Lactantius 95 Leo (Bischof v. Rom) 29 Mussidius Longus 121 Nazarius 204, 226 Oppian (Apameia) 49 Pacatus 232 Philocalus 103, 108 Platon 22 Plinius d.Jr. 186f. Plotin 22 Postumius Titianus 113f. Praetextatus 233f. Romanos Lakopenos 235 Seneca 213 Statius 213 Sulla 107 Symmachus 233 Tacitus (Cornelius) 176, 202 Timesitheus 62f. Vergil 30, 121 Virius Lupus 112

STELLENREGISTER a) Literatur Amm.Marc. 23, 5, 7 6316 Aristeid.

80

36143

Arnob. nat.

5, 42

183104, 184115

Aug. fid. et op.

24, 45 25, 46

21264 21264

Aur.Vic.

23, 1ff. 26, 2 27, 4 27, 6 27, 8 28, 2 33, 8 35, 1ff. 35, 7 35, 8ff. 35, 12 36, 1 36, 2 37, 3 37, 4 38, 2 29, 13 39, 20 39, 39 40, 10

55153, 55154

612 615 627

72, 15, 2ff. 72, 36, 4 72, 10, 4 73, 15, 1 74, 11ff. 76, 7, 4 77, 2, 5 77, 11, 1 77, 15, 2 77, 16, 3 78, 7, 1ff. 78, 9, 1 78, 23, 2 79, 3, 3 79, 32, 1ff. 79, 33, 1 79, 36, 3 79, 38, 4 80, 3, 3ff. 80, 19, 4

219116 32116, 17869

98124

4123, 199244, 220126

391 4121 4335 4557

396 4664

4883 4883 51115

2406 51117

53137 1435

54147

55153 58178

6319, 7282

7284

Cassiod.chron.

82191

p.148

103167, 104175

8949

38150, 104175, 105189, 106191, 107201, 116266, 125343

Catull.

44, 204

186128

9054

10257

Chron.min.

126346

p.71

2886

126348, 127353

p.148

105183, 106195, 108207, 108213

129374 129372,

135428

129376

Cicero Att.

9, 10, 3

21044

1395 14340 14447

Cicero dom.

26

21044

168240

Cicero fin.

5, 62

Ausonius

377, 8

21044

20610

Cicero har.

Cass. Dio

37, 8, If. 51, 2 53, 10, 6 72, 3, 4

107205 118287 37149

2051

38 58

185119

21044

Cicero leg.

2, 6 2, 28

21044 186128

264

Stellenregister

Cicero leg.agr.

2, 52

Eutr.

8, 22 9, 1 9, 2 9, 3 9, 13f. 9, 14 9, 15 9, 17 9, 22 11, 18

185119

Cicero Lig.

18

185119

Cicero Marc.

12

185119

Cicero Mil.

73

21044

Cicero Phil.

2, 31 2, 51 3, 8 3, 14 3, 28

2, 13, 91 3, 12, 3

Dex.frag. IIA, p.460

3

21044

3, 7, 3 4, 8, 1ff. 5, 3, 3 5, 3, 5 5, 3, 11ff. 5, 5, 3 5, 6, 7 5, 7, 6ff. 6, 7, 1ff. 7, 5, 2 7, 10, 3 7, 10, 6 8, 2ff. 8, 7, 7ff. 8, 8, 8

21044

21044

21044

Cicero Verr.

2, 4, 82 2, 5, 153

185119 185119

Clem.Alex. Protr.

11, 114, 3

129376 14444

135428

21469 183105

96111

185119

Herodian

Cicero Vatin.

7

7282, 7284 14340, 14442 38150, 8949, 102157, 111233 9054, 104175, 105189, 106191

185119

Cicero Sest.

37

627, 6212, 6540

Enn. frag. var. 21044

Cicero rep.

6, 13

615

Flor. epit. 21044 21044 21044 21044 21044

Cicero Pis.

23 34 52

55153, 55154

58178

4883 58180

52127 51117 53132, 52133 52129

55153 59192

612, 6970 614 616

615 627

628, 227180

2990

Hesiod theog.

Epit. deCaes.

35, 2 35, 4 35, 8 Eus. v.C. 2, 64

4, 42

188149,

191171

78148 78148

8949

9054

Homer II.

3, 103ff. 6, 155 198235 198235

Eus. Tric.

3, 4

276ff. 286

91, 168240, 184114, 226176,

227177

1396 78148

H.A. Aurei.

3, 1 4, 1 4, 2 4, 5 5, 5

9161, 9163 9162 9055, 223146 9056

9057

265

Stellenregister

6, 1 6, 4 7, 1 7, 3ff.

38150

9058 9058

H.A. Max+Balb 14, 1ff. H.A. Niger

627

183102

38150

8, 2

12, 6

9058

H.A. Prob.

10, 2ff. 14, 4ff. 21, 5 21, 6 24, 2ff.

123331 123331

3, 1 10, 4

8949

15, 1ff. 17, 1ff. 21, 3

111233

55151 9598, 9599, 95100, 96112

25, 2ff. 25, 4ff. 25, 6 28, 5 33ff. 33, 2ff. 35, 2 35, 3 36, 4ff. 37, 1 38, 5 39, 2 39, 8 42, If. 48, 4

112241

125343 106193, 116267 8950

55151 107201

110224, 110231

9054

111233 105189 104175, 106190, 133411

111233 123330, 124337

107201

H.A. Car. 8, 1ff. H.A. Cara.

6, 6ff. 9, 10

5, 1 6, 9 9, 2 13, 1 13, 5 14, 1 14, 5

59192 59192

126346 126346 126346 127352 127353 126347 126348

127351

p.185

103166, 104175, 108207, 108208, 108213

186128

Iulian.or. 32113

32113

H.A. Hel. H.A. Gall. 16, 4 18, 2f. H.A. Gor. 10, 5ff.

4556

9160

H.A. Had.

23, 1 23, 2 26, 3 26, 4f. 30, 1ff. 31, 4ff. 34, 3 38

H.A. Sev.Alex. 11, 2ff. 13, 7 H.A. Tac. 4, 1ff.

Hor. c. 3, 24, 78

8944

H.A. Clod.Alb.

28, 2

21043

18190

H.A. Sept.

3, 9

51113

13, 3 19, 12f.

129376 129370,

Hier. chron.

4886

5, 3ff.

18087

135428

H.A. Claud. 12, 2,5

22, 2 23, 2

129372 134425 129374

4, 155 4, 156 11, 13

109217 102220, 109221

14879

55151

81180, 190162, 222140

Leo serm. 54, 218 87, 17

612

Livius

6427

8, 3, 7 9, 18, 17

81181, 190162, 222140

6428

2992

168239

50104,

6212, 6514 6214

Macrob. sat.

6319

2, 4, 28ff. 6, 5, 2

7181 194203 7181

194202

186128

Martial.

20, 4

185119,

50104, 185119,

185125

188142

188142

266

Stellenregister

6(7), 17, 1 6(7), 17, 4 6(7), 21, 2 6(7), 21, 3ff. 6(7), 22, 1 7(6), 1, 1 7(6), 3, 2 7(6), 12, 3 7(6), 14, 3 7(6), 21, 4 8(4), 1, 4 8(4), 2, 2 8(4), 3, 1 8(4), 4, 3 8(4), 19, 1 8(4), 19, 2 8(4), 10, 1 10(2), 1, 7ff. 11(3), 1, 1ff. 11(3), 8, 3 11(3), 10, 5 12(9), 2, 4 12(9), 2, 5 12(9), 3, 3 12(9), 4, 1

Nep. Hannibal

6, 1

185119

Not.dign.

p.11f. p.23f. p.116ff. Not. Regionum p.550 Not. Romae p.550

79161 79161 79161

105186

105183

Oppian, Kynegetika

1, 1ff.

4997

Ovid. fast.

5, 125ff. 5, 560 6, 650

186128 186128 186128

Ovid met.

4, 785

78148

11, 705 13, 44 13, 353 14, 371 14, 397 14, 483

20610 20610

12(9), 12(9), 12(9), 12(9),

20610 20610 20610 20610

25, 4 26, 1

154133 152111, 156146, 225163

226168 17648, 184112 157155

14986 14876, 169245, 17538 156143 183108

14123, 14125, 14874, 183109 14124 14335 96113, 14226, 14874 6860, 14123, 156143

14874 14445 14445 79158 226169

158159, 20931 158157, 158159

158158 158159 158159, 158160, 158161

158159 157155 158159

Petr.Frag.

Ovid. trist

4, 2, 43ff. 5, 1, 39ff.

13, 2 16, 2

152111, 157155, 226171 153121, 157155, 225163

F8M 10, 6

185123 185123

6213

97118, 98122, 17643, 2051,

20718

Oros.

7, 4 7, 25, 3

8949

Plin. epist.

14346

10, 2, 1ff. 10, 58, 7 10, 113

Pan.Lat.

2(12), 3, 1 2(12), 3, 2 2(12), 3, 3 4(10), 2, 2 4(10), 5, 1 4(10), 5, 2ff. 4(10), 5, 4 4(10), 16, 1 4(10), 26, 1 4(10), 29, 5 5(8), 1, 3 5(8), 14, 4 6(7), 10, 1f.

23227 23228 23229

101147,

17971 35134

Plin. nat.

1, 7, 27

183105

204292 160179

Plin. paneg.

226173 226172

8, 1ff. 8, 2

20932 20932

Prokop HA

24, 27f.

226170 218109 155134,

204292

20931

187136 186135

153119

Seneca benef.

1, 13, 3

199242

121316

267

Stellenregister

5, 15, 6

183104

Vergil. Aen. 2, 281ff. 5, 42 6, 792f. 7, 671ff. 7, 704ff. 8, 675ff.

199242

4, 5ff.

199242

Seneca declem.

1, 8, 4

21365

Seneca epist.

66, 20

Sil. 2. 704ff. 12, 671f. 16, 58f.

17866

120306 121320

2054

Vergil. ecl.

Seneca Herc.Oet.

1, 13, 3

14550 17644

3097

Vergil. georg. 185119

1, 250

17644

186128 185119

Vergil. mor.

4, 10

117285

Statius Silvae

4, 1 4, 7, 49 4, 8, 61

21366, 221133 185125

Zon.

12, 29

129377, 134424

185125

Zosimos

Suet. Aug. 96, 4

Dom. 5 Tib. 17, 2 Vesp. 23, 4

Tac. ann. 1, 11ff. 4, 28, 1ff. 6, 28, 1ff. 6, 45, 3ff. 6, 46, 4 15, 74, 1 25, 71

9165

21148 185124 31105

21475 32117

2295 17646 17647 8837

21045

1, 14, 1 1, 14, 2 1, 15, 2 1, 16, 2 1, 19, 1 1, 45 1, 47 1, 49, 2 1, 61, 1ff.

1, 62, 1ff.

613 614

615

6323 6319

8941 8944

111233 2136, 105189, 106193, 118288, 125343 9054, 97115, 103165, 104175, 133412

1, 63, 1 1, 64, 1 1, 71, 4f.

126347 134424 129377

Tac. Agr.

3 44, 5

Tac. his. 3, 24, 3 3, 74 4, 81, 1ff. Tertullian de spect. 8

Val. Max. 7, 6, 5 Vell.Pat. 2, 103, 4

17971 17866

b) Inschriften, Papyri Alföldy, Tarraco

202270

87

123331

21148 31105

8837

185119

17534

AE 1888, 181 1894, 109 1895, 119 1899, 171 1899, 119 1907, 45 1907, 176 1912, 199 1912, 281

616

2353 110225

6425 110223, 113251

7398, 222137 2353

2353 2453

268 1914, 249 1917/18, 124 1919, 52 1923, 102 1930, 78 1934, 44 1951, 48 1952, 165 1957, 50 1964, 223 1965, 123 1966, 314 1969/70, 116 1969/70, 374 1975, 351 1983, 44 1983, 696 1986, 282 1986, 490 1988, 1110 1989, 139 1990, 224a 1990, 949

Stellenregister 114254, 114257, 1409, 14772 114254, 114257, 1409, 14772

710 1111

226169

114254, 114257, 1409, 14772

1114

2454

194202 6424 123331

4413 6934

616

12336

35135

616 2052

12351 14191

186138 110225, 112244, 114250

14460

2453

CIL V 803 856 4319

2453

110225 102160

2052

CIL VI 227 313ff. 317ff. 328 423 437 438 501 570 699ff.

198234

701/2

707 712 715 728

199238

117283

2052

Börker, Ephesos II

304

6429, 199248, 221130

CIL I 1

103169

2221

186130 100141, 186128

2217

2244

CIL II 258 259 807

186130

4336 4336

1080 1112 1114 1139 1397 1418 1673 1739 1778 1779 1785 2074

8728, 8833 188152 199241 199241 102160 8728, 8833

2151 3721 31181

CIL III 3

165217

206/7

50105,

CIL VIII 298

1115 1671 1669f. 3832

6308

2775, 14227, 14987

38151 35135 119299

1408, 14772 188147 119299, 126344, 188151, 191171

1916

110223 188150 195217 188150 2348, 197231 193192 193192 35134

(Augustus) rgdA

1 3 13 21 34

2353

188144

31388a 31775 33856a 33859a

4672 186130, 196214 100143

196215

21148 8728, 8833 195209

23335 51143 116275, 158160 3098, 116271, 117274, 203276 165217

196217 189156, 202275

202275 4996

9052 188148 96113, 157155 110225

110225, 113252

110225 110225 115259, 23336 115259, 23336

107201 195213

110225, 190166

8728, 8833 202275 50105, 188145 110225, 112243, 113250

100142 193194

165217

269

Stellenregister

907 1329 1628 2350

2618 2620 4513 4877 5143 6968 6981 8712 9331 10217 10308

10961 17881 20537 21613

22361 22449 23924

188146 2347, 133379

21148 8728, 8833

21148 21148 8728, 8833 102160

16027

172

9052 9052 9052, 200253 9052, 200253

Dörner, Bithynien

2349

66

7398, 222137

IAM II 361

17426

9052 188143 102160 102160

9052

IlAfr

199241

612

9052 9052

IGBulg

2346

151170

1915

123331 1915

110225

20820 4672, 187139 188143

CIL XI 1214 1776

194203 194203

CIL XII 561

200253

1066

21147 17970

9052 9052, 200253

9052 17976

CIL XIII 8997 9119

614

195210

2320 2327 4192

1754 1807

202271 4773, 219114, 186137, 199244

2350

188147

14191

7924

8728, 8833

1559

4333 5456 5549 5561

CIL XVII 31

2346

CIL IX

CIL X 5061 5331 5825 6893

CIL XIV 2523 3449 3902

4995 6210

188150

6426

IGRR I, 1480 III, 646 IV, 598 IV, 1333 IV, 1738

4773, 219114, 186137, 199244

7398, 222137

7398, 222137

6425 17976 186134 186134

IK 12 304

221130

30259

221130

ILS 419 421 427 479 542 547 577 579 580 587 614ff. 629 659 694

226169 2775, 14227, 14987 96113, 157155

1210 1330

6210

2662 4149

202271 23335

4672, 187139 4672, 187139 4672 188143 188147 188147 9052 119299,

126344, 188151,191171

2346, 905, 102160 123331 192184

110225, 112243, 113250

270 4287 4387 4398 4399 4400 4921a 5035 6185 8938 8940

Stellenregister 21148 51113 165217

165217

Aulock, Pisidien

195210

no.546

21688

Banti III.3 p.19.32 p.177.344

4120, 6536, 187140, 220121

195213 110225, 113251 156148

166222

17976

17536

Bastien, Beaurains 14122 p.94.218

PGiess.

20 SEG 4, 516 4.2, 1930 37, 593 35134

21693

Banti IV.2 p.168.12 p.287.57 p.322.127 p.323.129

102160

OGIS

159

6647, 218108, 221130 6647, 221130 6647, 6753, 221130, 218108

165217

Merlin

777

p.572.2314 p.857.3364 p.859.3366f.

60200 7178, 199247, 203279 6865, 203279 6865, 203279

Bastien, buste monétaire 17541 6424

SIG3

798

221131

TAM II.3 830

6425

pl.104.2 pl.112.7 pl.121.1 pl.123.1 pl.128.9 pl.131.8 pl.133.7 pl.172.6 pl.173.11 pl.180.4ff.

81185 8730

161187, 201264 151105, 21041

137453, 224149 14013, 18192 14117 225165 225162 160174

c) Münzen

BMCGr 16, p.199.73

2027

Handbücher

19, p.64.1 19, p.126.31

4452

1922

Agrinier, Eauze

pl.20.301

53130, 54142

BMC II p.8.47

Alföldy, Goldprägung pl.5.60 15199

pl.5.63 pl.5.64 pl.5.65ff. pl.5.72 pl.22.274 AMNG I.1 p.303.1098 p.303.1099 AMNG I.2 p.571.2316f.

151106, 225160, 225165

122327

BMC IV p.177.816

20715

225160 152110, 225165 6966, 6968

BMC V p.1

21040

p.33.8 p.52.197f. p.52.199f. p.196ff. p.197.218f. p.197.220f. p.200.246f. p.207.275a

6647, 221130

6753

6753

128363 6534

227178 227178 220126 227178 227178 227178 4666

271

Stellenregister

p.215.314ff. p.341 p.342.843 pl.10.19 pl.91.9

BMC VI pl.19.543 BMC[Byz] p.459.39

pl.152 pl.154 pl.156 pl.157 pl.158 pl.159

4666

4667 4666

220123 54144

60200

2351

Carson, Coins

pl.48.724

169244

Casey, British Usurpers

pl.2.1

196218

pl.5.3 pl.5.4

14558 14554, 14557

Geissen(u.a.), Alexandria

3, 2274 4, 3243 4, 3299f. 4, 3304 4, 3679

Gnecchi II p.9.2f. p.16f. p.16.67 p.41.23

p.52.3f. p.80.5 p.80.10 p.89.24 p.93.56 p.93.58 p.93.59 p.119.35 p.120.41 pl.68.8

163196, 165213

165213 165214

138458, 138459, 225159

220121 169245 31118, 33124, 220121

220121 169245, 220121

59195 59195, 59197 7178, 199247, 203279 98128, 203279

6865, 203279

9384, 9487, 9494 9488, 9489, 9490, 9491, 9492, 9493 9484

no.2 no.3 no.5 no.7 no.56 no. 115ff. no.125 no.129 no.130 no.149 no.150 no.151f.

200252 200251 200251 200251 203285

no.152k no.192 no.216f. no.219 no.227 no.252 no.253 no.255w no.256ff. no.259ff. no.260dd no.261dd no.261ee no.263 no.264 no.323 no.336 no.343 no.349f.

9484

103163

203281 134420, 203281 117279, 120308, 203281 132401, 203284 132401, 203284 101149, 118294, 119302, 120312,

132406

132405 4012, 218106

4342

200254 6966, 6968, 98126, 99136, 133414 203285 200256, 203285 99136, 100138, 161186, 201262 99136, 100137, 161186, 201262 98126, 100145

191172 190170 101146 101146 101146

96105

17642 203285

21155 203285

99136, 100139, 161186, 190164,

201262

95

no.363 no.364 no.365 no.367 no.368 no.372 no.374 no.375

Göbl, Aurelianus p.119 9274, 9275 p.125ff. 9485 p. 144ff. 9487 p.146 99132 p.146f. 9053

Göbl, Gallienus

pl.137ff.

no.349ff.

95104

9275, 9380, 9381, 98129 9484

122329, 158160, 203284

163196

95, 6865,

98130, 21153

pl.160 pl.163

163195

Gnecchi I

p.10.1

9274, 9275, 98130

96106 96108, 203285 96105, 96109,

200256

96106 96105 96108, 200256, 203285

96107

96105

76134

272 no.356ff. no.576ff. no.689 no.691 no.694f. no.699 no.709 no.710f. no.713f. no.716 no.718 no.723 no.724 no.727f. no.729 no.730f. no.732 no.733ff. no.741 no.742 no.749 no.750 no.752ff. no.976 no.984 no.990 no.1051 no.1125 no.1138

no. 1382f. no.1467 no.1521 no.1536 no.1559 no.1560 no.1562 no.1564 no.1611 no.1632 no.1655 no.1659 no.1662 no.1663 no.1675 no.1697 no.1741 no.1742

Stellenregister

76134

Kent(u.a.)

79164

pl.115.518

198237 198237

Oikonomidos

198237

198237 77142 77146, 8615, 21152

p.102 p.119f. p.153f. p.163

20935

6645 6645 6645

6645

77144 77140

Pink, Medaillon

77140

p.20.16 p.22.28 p.23.32 p.23.34 p.24.35

77140

77139 77140

77142

21040 133406

132403 132405, 20827 133410

77139

77142

Pink, Münzprägung VI/2

77140

p.5ff. p.22ff. p.27 p.32ff.

77142 77142 77146, 21152 77140 224153

79166

78152 78152 78155 79166

p.37 p.39 p.40ff. p.44 p.46 p.52f.

136439 195212 195212 136443, 136445 192182, 194206,

224157 224158 138457

136440, 136442, 136447, 192181 136446, 137447 138458, 138461

192183

81184, 190161, 218108, 222141,

224154 79165 75120

20823, 20826 8729, 20824, 20826, 222142 182100

75120

199245 75121, 222139

79163

195212 80171, 185118, 189158 80171, 185118, 189158

Pink, Probus

p.2f. p.18 p.24 p.25 p.40

p.41 p.43ff. p.44 p.45 p.46 p.47 p.48

182100

80171, 185118, 189158

76125

21154 80172, 185117, 189156, 203280 80172, 185117, 189156, 203280

Imhoof-Blumer p.160.4 2130 p.496.1 21688

p.49 p.52 p.53ff.

S.57ff. p.58 p.59

p.61ff.

130388

20936 129372 129372, 131389 18086

18086 18086, 191178 130383,

191173

132398 195212, 20938, 21041 192179, 21579, 20937 131395, 132398, 17756, 17863, 18085, 18188, 191174, 20936

130382 191174,

21042

201259 162187, 201265 129374, 131389, 132398, 132404, 191175, 201264 129374, 130382, 131389, 132398, 132404, 14116, 18192, 191177, 194204, 201266 133409, 133415, 201259, 20937,

273

Stellenregister 21039

p.68

130384, 195212

Prieur

p.48.253 p.51.285ff. p.52.298 p.58.357a p.113.939ff.

6861 6861 6861

6861 6861

Renner

p.223.276a

21580, 21581

RIC I2 p.30f. p.43ff. p.45.57 p.48f. p.49ff. p.60f. p.60.271f. p.63.302 p.63.303 p.63.304f. p.69.365f. p.95.23ff. p.101.91ff. p.153.46f.

121319

2052 128362 119302 119302 121320 122321 122325 122326 122325

2054 21474 21474 21796

RIC II p.18.2 p.18.28 p.28.121 p.39.209 p.68.431 p.77.525 p.78.533 p.89.638 p.111.155a p.186.253 p.189.279 p.191.289 p.191.297 p.194.313 p.197.342 p.199.358 p.203.288 p.204.401 p.205.412 p.250.91f. p.259.229 p.260.241 p.262.258

122327 203277 6535, 17213, 17319 6535, 17213, 17319

195212 6757 195212

6757 224151 195208 195208 6535, 17213, 17319 6535, 17213, 17319 195208 195208 195208 195208 195208 195208 6535, 17213 6535, 17213 6535, 17213

195212

p.267.326 p.267.329 p.340.16 p.343.27 p.343.28 p.344.38 p.345.43 p.345.43b p.354.114f. p.360.167f. p.369.251 p.381.355 p.417.597 p.436.744 p.507.66ff.

31107, 17757

17757

31107,

31108, 17757 31110,

32117

31110 32113

31108, 17757

4012

6535, 17213 32112, 17432, 220121 195211 32112, 17432

6535, 17213 6535, 17213 202273

RIC III p.45.160 p.48.185 p.69.344f. p.69.346 p.70.348ff. p.70.350ff. p.72.382 p.73.382 p.124.763ff. p.133.857 p.134.859 p.145.961 p.161.1099 p.161.1100 p.161.1101 p.161.1103ff. p.256.1059 p.271.718f. p.296.1044 p.301.1106ff. p.302.1121 p.312 p.335.1524f. p.343.1612 p.394.247 p.395.250ff. p.401.291 p.436.616 p.437.629 p.438.632 p.439.637ff.

RIC IV.1 p.8.11 p.15.3 p.17.16

32115

17972 1714

1714 1714

1713, 1714, 21693 1714 17320, 17537 32115, 219117

17972 17972 17972 1714

1714 1714

1714, 1715, 21693 32115

17972 195212 195212 195212

21693 21150 195211

187140, 219114 187140, 219114 195211

187140, 219114

219114

20715 187140, 219114

21692 4445, 21690

4445

274

Stellenregister

p.22.1

182101

p.31.54 p.32.55ff.

195212 195212

p.35.31

4662

p.94.24 p.94.25

4662, 4668

p.95.31 p.95.32 p.95.34 p.95.35 p.97.44 p.100.73f. p.100.79 p.102.97 p.103.99

p.103.101 p.103.102 p.104.111 p.104.112f. p.104.115 p.104.144 p.105.117 p.107.131 p.107.134 p.110.151c p.111.155 p.114.174 p.114.178 p.119.217 p.122.248f. p.123.250 p.125.270 p.126.282 p.127.287 p.127.291ff. p.130.311 p.131.321c p.133.330 p.136.350 p.139.6B p.143.389ff. p.145.404ff. p.147.417 p.149.431a p.151.441 p.152.454 p.153.456ff. p.156.480a p.157.488 p.160.508f. p.162.522 p.162.523

4340 4668

4662

4444 4559 4662 4449

4662, 4668 4662, 4668 4662 408

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4449 4338

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4672, 195211, 195212, 187139 195211

195212 199246, 187140 4662, 4668 195212 4234, 17321, 224152, 228182 195212

p.167.548 p.174.613 p.178.638 p.180.657 p.181.660 p.181.661 p.182.666 p.183.669 p.183.673ff. p.189.718f. p.190.731 p.194.761 p.195.762 p.195.764 p.208.851 p.210.871 p.218.36 p.218.39f. p.220.52 p.221.59 p.221.60 p.224.76 p.231.125 p.233.141 p.233.143 p.233.147 p.235.163 p.239.193f. p.241.208 p.245.284 p.246.244 p.248.256 p.250.263ff. p.251.265 p.252.273 p.252.274 p.253.280 p.254.283 p.255.289ff. p.256.296 p.262.323 p.270.366 p.272.373 p.273.379 p.278.412 p.280.422 p.289.474 p.302.540 p.302.543 p.303.548 p.304.550 p.304.551

4887

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4449 4449

4665 4663, 4665 4665

4887 4887

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4891, 21689 4998 4887, 4891 4891, 21689

275

Stellenregister

p.304.552 p.304.554 p.305.556 p.305.557 p.305.558 p.306.562f. p.306.564 p.306.565 p.306.566 p.307.567 p.307.570 p.307.571 p.310.583 p.312.600 p.315.7 p.316.19 p.317.21 p.320.50 p.321.54 p.329.103 p.330.112

4998 4887

4891, 4998 4887, 4891, 4998 4887, 4891, 4887, 4891, 4998 4887

21689 4891

21689 4891

21689 4891

21689

4887

4234, 17321, 224152, 228182 4338 93, 4233, 4672, 6534, 6749, 218108, 221129 4117, 7180, 199240 4338

195212 4663

RIC IV.2 p.26f. p.29.17 p.30.28 p.31ff. p.31.37 p.31.40 p.31.46ff. p.32.6 p.32.52ff. p.32.61f. p.32.63

p.33.61 p.33.64f. p.34.86ff. p.36.119ff. p.37.131ff. p.37.143f. p.38.146ff. p.41.176 p.41.177 p.42.181 p.43.191 p.43.194 p.44.198 p.44.200 p.52.289 p.53.300ff. p.53.307 p.54.318ff.

54145 53138 53138 52126 53138 53138 53133 52129 53139, 53133 54142 54140 53138 52129, 54142

p.54.323ff. p.55.334 p.56f. p.56.350f. p.57.362ff. p.58.369ff. p.78.100f. p.78.105 p.78.107f. p.79.109ff p.79.111ff. p.80.118ff. p.80.121 p.80.122f. p.80.124 p.80.125 p.82.140f. p.83.158 p.83.160ff. p.86.197 p.87.106 p.104.412f. p.102.491 p.109.488 p.110.495ff. p.110.500ff. p.111.508f. p.111.511ff. p.112.524 p.112.525ff. p.113.535ff. p.113.538ff. p.113.541 p.115.558f. p.117.584 p.177.1ff.

53133, 53135

RIC IV.3

195212 53133 52129 53133 52129 53133 53133

p.12f. p.15.2 p.29.135 p.30.139 p.24.83ff. p.26.97 p.26.111 p.27.117 p.37.213 p.37.216 p.48.297 p.62ff. p.63ff. p.71.25 p.75.58

53133, 53135

53133 54144 53133 53138 53138 53133 53138

53133 53139

54145 53133, 53135 195212

53133 58186 59190

59189 58186, 6432

58186 58186 59191 58186 59189 58186 59196 195212 195212 59196 58186 58179 58186 59189 59191 58186 59190

58186 59190

58186

58186 58186 58186 59196

195212 616

6539, 17752 6969 6214

6214

6431, 6431, 6431, 6431, 6537,

6432, 18080, 17322 18080, 17322

18080, 17322 18080, 17322 18079, 17752

18191 6431, 18080, 17322 7393 7396

7177

7397, 18081

276 p.75.60 p.77.73 p.78.84 p.79.86 p.79.87 p.79.90 p.79.92 p.80.103 p.81.108 p.81.112 p.82.118 p.84.132 p.89.167a– d p.90.169 p.97.126 p.99.242 p.99.244 p.99.247 p.101.256a p.107ff. p.176.154 p.203ff.

p.205.1 p.205.2 p.206.8

Stellenregister

17975 17975 17975 7177

17975 7295, 18081 17975 17975 7177 7292, 18081 7177

17975 7397

17975 7292, 18081 17975 7177

17975 73100, 222137, 227180

75115

21693 56158 56160, 57169 56161, 57170 56161, 57170

RIC V.1 p.38.2 p.39.10ff. p.41.30 p.42.46f. p.44.66 p.47.106f. p.49.144 p.50.148 p.51.170 p.54.211 p.55.22 p.55.28f. p.56.232 p.75.86 p.81.154 p.86.229ff. p.90.289 p.91.296 p.91.302 p.91.303 p.98.373 p.111.32 p.155.282ff. p.179.545 p.211.2 p.213.16f.

75117

75117 75116 75117 75116 75117 75117 75117 75117 75116 75121 75116 75116 75117

p.213.22f. p.213.25ff. p.214.29 p.214.34ff. p.215.51ff. p.216.65 p.216.66 p.216.68ff. p.217.76ff. p.219.104ff. p.219.109ff. p.220.118 p.222.140ff. p.222.144 p.223.148f. p.223.152 p.223.153ff. p.225.170f. p.226.177 p.227.194 p.227.195 p.228.198 p.228.205 p.230.221 p.232.247 p.232.251f. p.239ff. p.240.7 p.243.40 p.244.56 p.273.68f. p.286.189 p.287.207 p.326ff. p.341ff. p.346.197 p.350.7 p.351.17f. p.360.111 p.360.112

75117

RIC V.2

75117 75116 75121 75116 75117 75116 75117 77147 78155 8618

p.20.5ff. p.21.11

8610

p.21.12 p.24.46f. p.26.65ff. p.28.93ff. p.29.101 p.32.138 p.32.140 p.33.143 p.33.148

8618

858 8619

858 8612 8612 8612 8612

8614 8610

859 8615

858 8620, 8622

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190168 8610

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20820

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277

Stellenregister

p.39.204ff. p.40.209 p.40.217ff. p.45.262 p.45.263 p.49.307 p.51.323ff. p.55.354 p.57.373ff. p.61.404ff. p.63.418ff. p.63.423f. p.67.456 p.74.536ff. p.79.590 p.80.596 p.81.599ff. p.82.611ff. p.90.674ff. p.92.699 p.97.226 p.99.764ff. p.101.776ff. p.108.829 p.109.835 p.110.844 p.112.861ff. p.113.875f. p.116.898 p.118.911ff. p.119.915 p.119.916ff. p.133.135 p.133.139ff. p.139 p.146.99 p.146.100 p.152.133ff. p.153.146 p.156ff. p.167.225 p.170.247 p.171.262 p.176.310 p.180.333 p.187ff. p.187.355 p.190.373 p.192ff. p.192.381 p.195.411ff.

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130388 132400

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14012

21258 195212

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131395 131395 131395 131395 131395,

131395

131395 192186 200249 131395 192186 131396 131396

131396

131395 131395 131395 14551, 17754, 18193

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278 p.534.868ff. p.535.872ff. p.545.1044 p.558.84 p.560.26f.

Stellenregister 14551, 14552, 17754, 18193

14558 14554 14553, 17754 14553, 17754

RIC VI p.109ff. p.119 p.131ff. p.164.11 p.167.31 p.167.32f. p.167.34 p.169.49ff. p.173.83 p.173.87ff. p.179ff. p.202.616 p.203.620a p.204.630a p.204.630b p.204.631 p.205.634 p.212ff. p.220.789 p.220.799f. p.221.808 p.221.809 p.222.816 p.222.817 p.222.818 p.224ff. p.227.886ff. p.224.825 p.261.262 p.264.296 p.265ff. p.296.111 p.297ff. p.318ff. p.324.101ff. p.328ff. p.328.142ff. p.367.137 p.369.142 p.369.147f. p.369.152 p.370.153 p.378.130f. p.378.132f. p.379.140ff. p.380.145ff.

14769 14984 153124 196216 195212 14444

6860, 14122, 14444 196216 14232, 192187

14444 14983 14770, 163194, 21259

14771 14770, 159172, 21259 14770, 159172, 21259 159172 197226

14983 197227 197227 197227

14876 197227

197227 196220 153124

225162 153117 196221 196221 153124 15199, 153119, 156142, 193191 153124 153124 193192 153124 154132, 204286 193192 193192 193192 193192 193192 193197 193196 193197 193196

p.390.341ff. p.400.3 p.401.6 p.401.7 p.403.14f. p.403.16ff. p.405.55 p.408ff. p.409.93 p.458.28 p.458.30 p.458.31 p.482.217 p.527f. p.542.78 p.550 p.555.17 p.566.73

p.575f. p.592.92 p.593.98f. p.594.106 p.595.110 p.609 p.615.26 p.616 p.636.132 p.637.140ff. p.637.149ff. p.638.144 p.640.154 p.641.159f. p.643.164f. p.644.167f. p.655f. p.677.94 p.677.96ff. p.681.132 pl.16.96 pl.16.132

154132, 204286

196223 196219

193192, 197225 17317 17317 196219 153124,

154132 14230, 14230, 14230, 17649 163199 162190 163199 14232, 162190

154130

184113 184113 184113, 17649

192187

163199

162190 162190

162190 162190 163198 14232, 192187 14770 165212 164205 162190 164207 162190, 163203 162190, 163203

165212 163203 163197 162190, 163202 162190, 163202 162190 163191 163191

RIC VII p.23.49 p.97ff. p.103.101ff. p.122ff. p.168ff. p.168.48 p.173.124ff. p.175.146ff. p.177.175ff. p.189.70 p.200.409

167232 153124 159166, 183110

153124 153124 154132 159166, 183110 159166, 183110 159166, 183110 92

167228

279

Stellenregister

p.200.410 p.236.22 p.243.104f. p.245.114 p.246.118f. p.248.140f. p.293 p.296ff. p.297.113 p.302.49 p.302.51ff. p.303.59 p.307.80ff. p.309.98 p.312.130f. p.325ff. p.360ff. p.363.31 p.364.36 p.368.53 p.368.56 p.368.57f. p.369.59 p.370.66 p.370.79ff. p.372.79ff. p.374.98f. p.375.108

167228 154132 159166, 183110 152113, 2384, 204291 159166, 183110 159166, 183110

159166, 183110 159166, 183110 159166, 183110

159166, 183110

153124 153124 151106, 225160, 20820

153118 151106, 225160, 20820, 225165 197228, 20820

197228 197229 183110

159166 159166, 183110 152112, 152116, 159169, 204290 152113, 152115, 159169, 204291,

153124

154132 159166, 183110 159170, 204291, 20820 154132, 204286

153125 159166, 183110

159167 152112, 159172, 204290, 20929 152113, 154132, 159172, 204291,

20820, 20930 159168

p.471.21 p.472.31

152112, 159172, 204290, 20929

160174 159172, 204290, 20929

20820 159166, 183110, 204286

204291,

2384

159166, 183110

156149,

168237

160181 166224 192195

151107, 218108, 225165, 227177 152107, 218108

192195 167231 151107, 218108, 225165, 225166,

94,

RIC IX

156144

204287 154132

p.470 p.470.18

p.480.4 p.500.8f. p.500.10 p.502.23 p.507.66ff. p.576.42 p.603.22 p.606 p.606.38

151107, 218108, 225165

227177

154128 153124, 225161

20820

p.392ff. p.392.2 p.394.14ff. p.397.35 p.426.24 p.428 p.428.37f. p.467ff. p.467.3 p.468.8

p.609.53 p.612.68f. p.616.101 p.645.13 p.685.49 p.689.70

159173

p.106.56 p.153.212ff. p.153.226ff. p.154.231ff. p.154.239ff. p.182.69ff. p.183.90f. p.183.92ff. p.183.95ff. p.195.236ff. p.210.99ff. p.210.109f. p.211.111ff. p.211.116f. p.229.313ff. p.229.318ff. p.234.85 p.256.107ff. p.258.141f. p.258.142ff. p.258.146f. p.259.148ff. p.323.97ff. p.324.108ff. p.324.110f. p.324.112 p.337.242f. p.364.197ff. p.366.227ff. p.380.411ff. p.380.417ff. p.386.26f. p.392.105ff. p.412.107ff. p.418.165ff. p.423.222ff. p.434.66ff. p.435.79f. p.438.101ff. p.438.118ff. p.454.80ff. p.454.93f. p.462.161ff.

23224

2297 2294 2293

2297 2297 2294 2293 2297 23117

2297 2294 2293 2297 23117 23117 23224

2297 2294 2293 2297 2297 2297 2297 2293 2294 23117

2297 2294 23117 23117

2294 23117

2297 2297 23117

2297 2293 23117 23117

2297 2293 23117

280 p.475.61ff. p.476.73 p.494.66 p.496.88ff. p.496.91 p.500.125ff. p.522.121ff. p.522.129ff. p.532.216ff. p.541.45

RPC I no.29ff. no.47f. no.2454f. no.2474ff. no.2877 no.3054ff. no.3086 RPC II no. 1772ff. no.1776

Stellenregister

2297 2293 2297 2293 2294

p.132.9 p.132.10 p.137.28 p.138.30 p.140.40 p.142.46 p.145.55f. p.182.9 pl.9.115ff. pl.19.20 pl.19.30a pl.19.40a pl.20.46a

23117 2297 2293 23117

2297 17533, 21474

17533 221133 221133

20934 84208, 189157 84210,

20934

84210, 84211, 20934 84210, 84211, 20934

20934 184116 183106

20937 131397, 20937

20937 131397, 20937

Schultz, Magnesia

no.254f. no.425

2030

165214

6644

2028

Schulzki, Antoninianprägung p.78.8a 84207

221133

221133 2130, 221133

RRC I p.39.4 p.57.2 p.150.39/4

17214 17214 188, 121317

p.280.250/1 p.306.292.1 p.314.303/1 p.318.309/1 p.318.310/1 p.335.10 p.404.390/1 p.457.437/1 p.474.463/4 p.484.474/5 p.505.494/20 p.509.494/43 p.512.496/1 p.534.533

1810

17216 1810, 17215, 17318

1810, 17318 1812, 202268

17214 1810, 17215

1810, 202269 1810

1810, 17215, 17318

2995, 17318 2995,

121317,

122328

2995, 3096, 133408 2995

Schulte, Goldprägung

p.75.25ff. p.76.16ff. p.77.18a p.80.28f. p.81.30 p.100.100f. p.102.108ff. p.105.115ff. p.131.8

84207

83197 82196, 17861 82195, 17753 83200, 84208, 189157, 223143

156144

223145

20933 83205 83207, 184116, 189156

p.79.8ff. pl.6.50

200249

Shiel, Carausius p.100ff. p.104.30ff. p.110.65ff. p.112.73ff.

18296 18298 18297 18297

SNG Aulock no.333 no.569 no.879 no.887 no.898 no.2927 no.2931 no.3081 no.3083 no.3765 no.3857 no.4278 no.4310 no.4596 no.5746 no.6044 no.6212 no.6366 no.6377 no.6386 no.6404 no.6410ff. no.6432f.

184116, 189156

2023 2023, 218105

2023 2023

2023 2130 2130

2027 2027

21688 49101

6862 2030 1922

2023

2023 21688, 218105 21688 2025, 21688 2025, 21688

21688 21688 2025, 21688

281

Stellenregister

no.6438f. no.6441 no.6450 no.6478 no.6482 no.6485 no.6515 no.8201 no.8679

SNG Cop. no.32, 350 no.34, 188 SNG France II no.442 no.1253 no.1723 no.1787 no.2206 no.2231 no.2233 no.2246 no.2402

SNG France III no.2036

SNG Levante no.272 no.662 no.664 no.702 no.721 no.749 no.784 no.1043 no.1044 no.1062 no.1077 no.1103 no.1147 no.1182 no.1560 no.1548 no.1586 no.1587

2023, 21688

21688 2025 2025 2025

2025

2023 165214 218105

SNG Righetti no.684 no.1114 no.1170 no.1757 no.1768 no. 1772f.

2025, 21688

SNG Tübingen no.2154

2023

1922

Staffieri, Olba

2025

no.60 no.62

1922

2023 6754, 6755, 218108, 221130 2023

2023 4012

2023, 218105 2028

2028 2023, 21688 2025

4452

4451

Toynbee pl.2.7

21041

pl.14.2 pl.16.2 pl.16.3 pl.28.7

32112, 4012

17432 32112 132403

4011

2023, 2027

Sydenham,

2023

no.226

2130

p.109.12 p.331.131 p.409.81ff. p.416.138 p.566.378 p.585.70ff. p.610.51

Aesgrave 17212

Waddington RG

2023

4448 2023 2023

1922

2023

2023, 218105 33124 2023

2023 2023

1922 1922

Auktionskataloge

1922

2023, 50107 2023, 50107 50108

Aufhäuser

8, 392 10, 457

151107, 152109

2023

11, 269

182101

2023 6754, 218108, 221130 2023, 2028 2023, 2028 2023 4011

4012

SNG Levante Suppl. no.177 4448 no.390 2023, 6863

4447

Garrett (NFA&Leu)

1, 625

17212

Gorny

58, 867 62, 609

6647, 6753, 221130 14552, 14556

KM 72, 216

4011

Lanz

30, 638

4555

282 Leu 33, 99 45, 370

Stellenregister

4992 127355, 127358, 17430

M&M[Ch]

66, 703

93, 4229, 4995, 6534,

127359, 131392, 17430, 18086 131397, 20937, 21579

Peus

301, 938

6647, 221130

127355

Tkalec 1992, 372

18081

6648,

221128

NFA 25, 461 27, 175

Spink&Galerie 1977, 669

Triton 2, 1054 2, 1056 3, 1163

151107, 225165

156144 8730

TAFELN

Tafel I

Abb. 1: Denar, 200/2

Abb.2: Denar, 242/44

Abb.3: Sesterz, 242/44

PACATOR ORBIS Büste desSol mitStrahlenkrone

ORIENS AVG(usti) Sol stehend mit Globus (Rom, Gordianus III.)

AETERNITATI AVG(usti) Sol stehend mit Globus (Rom, Gordianus III.)

(Rom, Caracalla)

Abb.4: Antoninian, 254

Abb.5: Antoninian, 267/68

RESTITVT(or) GENER(is) HVMANI

SOLI CONS(ervatori) AVG.

Valerian I. als Sol (Antiochia, Valerianus

I.)

Stier rechts stehend (Rom, Gallienus)

Abb.6: Antoninian, 267/68

SOLI CONS. AVG. Pferd des Sol rechts (Rom, Gallienus)

Abb.7: Antoninian, 273

Abb.8: Antoninian, 274

Abb.9: Antoninian, 274

ORIENS AVG. Sol mit2 Gefangenen (Siscia, Aurelianus)

ORIE-NS AVG. Sol m.Bogen undLorbeer (Rom, Aurelianus)

CONC-ORDI-A AVG. Severina undAurelian (Rom, Aurelianus)

Tafel II

Abb. 11: Antoninian, 276

Abb.12: Antoninian, 280

MAR-S INVICTVS Mars (1.) u.Sol (r.) (Cyzicus, Aurelianus)

PRO-VIDEN(tia) D-EOR(um) Concordia Militum undSol (Serdica, Probus)

CONS-E-RVAT(or) AVG(usti) Sol stehend mit Globus (Siscia, Probus)

Abb.13: Antoninian, 278/79

Abb.14: Antoninian, 278

Abb.15: Follis, 310/13

SOLI IN-VICTO

SOLI I-NVIC-TO

SOLI INVIC-TO COMITI Sol stehend mit Globus

Abb.10: Antoninian, 275

Sol in Quadriga

frontal

(Siscia, Probus)

links

(Rom, Probus)

Abb.16: Follis, 310/13

SOLI INVICTO COMITI Solbüste rechts (Trier, Constantinus

Sol in Quadriga

I.)

Abb.17: Follis, 310/11 GENIO CA-ESARIS

Genius m.Füllhorn u. Schale (Antiochia, Maximinus Daia)

(Trier, Constantinus

I.)

Abb.18: Follis, 311/13 AVGVSTI GENIO – Genius m. Füllhorn u. Solbüste (Antiochia, Maximinus Daia)

HISTORIA-EINZELSCHRIFTEN

Herausgegeben vonKaiBrodersen, Mortimer Chambers, Martin Jehne, François Paschoud undHildegard Temporini

1. Gerold Walser: Caesar unddie Germanen.

Studien zur politischen Tendenz römischer Feldzugsberichte. 1956. XI, 104 S., kt. 2 00250– 515– ISBN 3– 2. Edmund Buchner: Der Panegyrikos des Isokrates. Eine historisch-philologische Unter2 suchung. 1958. IX, 170 S., kt. 0251– 3. Wolf Steidle: Sallusts historische Monographien. Themenwahl und Geschichtsbild 9 0252– (vergriffen) 4. Ulrich Kahrstedt: Die wirtschaftliche Lage Großgriechenlands in der Kaiserzeit. 1960. 7 0253– VII, 133 S., 1 Faltkte., kt. 5. Dieter Timpe: Untersuchungen zur Kontinuität des frühen Prinzipates. 1962. VIII, 133 5 0254– S., kt.

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FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

Die Forschung behandelte die Bedeutung des Sonnenkults im Römischen Reich bislang weitgehend vor dem Hintergrund einer angeblichen Orientalisierung der römischen Religion, dem damit einhergehenden Verfall der traditionellen Kulte und der fortschreitenden Christianisierung. Jetzt leuchtet Berrens die zunehmende Verflechtung von Sonnenkult und Kaisertum in den Krisenjahren von der Erhebung des Septimius Severus bis zum Tod Constantins I. unter funktionalen Fragestel-

lungen neu aus: Welchen Legitimationszwängen sahen sich die Regenten ausgesetzt, die anderen gesellschaftlichen Gruppen entstammten als ihre Vorgänger? Wie konnten diese ‚Soldatenkaiser‘ auf neue Anforderungen reagieren und ihre Herrschaft in einem sich ständig wandelnden Umfeld behaupten? Für. seine Untersuchung wertet Berrens nicht nur die literarischen und epigraphischen Quellen aus, sondern zieht auch die zahlreichen numismatischen Zeugnisse heran.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 3-515-08575-0

9 783515 085755