Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen [Reprint 2018 ed.] 9783486788341, 9783486232974

Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen für Volkswirte, Politikwissenschaftler, Soziologen, Betriebswirte und

265 96 32MB

German Pages 441 [448] Year 1996

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Einleitung
Inhaltsverzeichnis
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
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O
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Q
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Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen [Reprint 2018 ed.]
 9783486788341, 9783486232974

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Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen Herausgegeben von

Dr. Thomas Plümper

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Dr. Thomas Plümper, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung e-mail: [email protected]

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lexikon der internationalen Wirtschaftsbeziehungen / hrsg. von Thomas Plümper. - München ; Wien : Oldenbourg, 1996 ISBN 3-486-23297-5 NE: Plümper, Thomas [Hrsg.]

© 1996 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: R. Oldenbourg Graphische Betriebe GmbH, München ISBN 3 - 4 8 6 - 2 3 2 9 7 - 5

Einleitung Internationale Wirtschaftsbeziehungen sind nicht länger ein Forschungsgegenstand, der allein für Volkswirte von akademischem Interesse ist. Da die Globalisierung und Internationalisierung die Funktionsbedingungen von Gesellschaften und nicht zuletzt auch die Handlungsmöglichkeiten von Staaten und Unternehmen verändert, interessieren sich zunehmend auch Politikwissenschaftler, Soziologen, Betriebswirte und Juristen für die Funktionsweise der Weltwirtschaft. Zugleich gewinnt das Verständnis globaler wirtschaftlicher Prozesse für die Praktiker aus Wirtschaft, Politik und Verbänden an Bedeutung. Die Grundlagen ihres Handelns sind gegenwärtig nicht mehr allein von nationalen Institutionen und Strukturen geprägt. Die Welt und damit auch und vor allem die Weltwirtschaft bilden mehr und mehr das Referenzsystem des Handelns individueller und kollektiver Akteure. Das vorliegende Lexikon versucht diese Dynamik nicht zuletzt dadurch wiederzuspiegeln, indem es disziplinübergreifend Konzepte vorstellt, mit deren Hilfe die verschiedenen Sozialwissenschaften Aufschluß über das Phänomen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu erlangen versuchen. Diese Konzepte befruchten derzeit - zum Teil konkurrierend und widersprüchlich, und zum Teil einander ergänzend - die Theorieentwicklung in den Internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Ein besonderes Augenmerk wurde zusätzlich auf die institutionellen Bedingungen grenzüberschreitender oder globaler ökonomischer Wirtschaftstätigkeit beziehungsweise international koordinierter Wirtschaftspolitik gelegt. Das Lexikon der internationalen Wirtschaftsbeziehungen soll dem Benutzer die Möglichkeit einräumen, sich knapp aber zugleich detailliert über Begriffe, Grundlagen und Institutionen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu informieren. Aufmerksamkeit wurde von daher auf diejenigen Begriffe gelegt, welche die Schnittstelle von internationa1

Einleitung

1er Wirtschaft und Politik bilden und die gleichzeitig in anderen, allgemeinen Wirtschaftslexiken in der Regel nicht als eigenständiges Stichwort geführt werden. Die Herausgabe dieses Lexikons wäre nicht möglich gewesen, ohne die guten Arbeitsbedingungen und die Freiräume, die mir an der Sozialund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, gewährt wurden. Für hilfreiche Ratschläge bedanke ich mich bei Michael Bolle, Klaus Hüfner und Detlef Lorenz, alle FU Berlin, sowie Martin M. Weigert vom Oldenbourg Verlag. Mein ganz besonderer Dank aber gilt den Autoren, für ihre Bereitschaft Beiträge zu schreiben und für die Anregung und Kritik im Vorfeld der endgültigen Konzipierung des Lexikons. Dieses Lexikon ist von Anfang an ein 'offenes Projekt' gewesen, das deshalb in hohem Maße externer Expertise und des guten Willens der Autoren und Mitarbeiter bedurfte. Dankbar bin ich auch denjenigen, die die Freundlichkeit hatten, erste Konzepte dieses Lexikons zu kommentieren und Vorschläge zu unterbreiten, ohne selbst mitarbeiten zu können oder zu wollen. Thomas Plumper

2

Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung

1

Lexikon

5

Autoren

475

A

den. Die Abschöpfung errechnet sich

ABEDA

dabei aus der Differenz zwischen dem

Abk. der Arabischen Bank für öko-

Schwellenpreis, d.h. dem in der Euro-

nomische Entwicklung in Afrika (Arab

päischen Union geltenden

Bank for Economic Development in

der Hauptzuschußregion

Africa), ( - » regionale

weilige

Entwicklungs-

Agrarprodukt

Richtpreis

für das

abzüglich

jeder

Transportkosten, und dem jeweiligen

banken)

schwankenden cif-Weltmarktpreis (—>

Abkoppelung

INCO-Terms).

Die

Abschöpfungen

stellen eine vollkommene

—» Dissoziation

lung

Abschließungseffekt

des

Inlandsmarkts

Abkoppevom

Welt-

markt dar.

Als Abschließungseffekt wird die han-

Absorption

delsumlenkende Wirkung von —> Zollunionen bezeichnet. Ein solcher Effekt

Die heimische Absorption setzt sich

tritt immer dann auf, wenn die Export-

aus der Nachfrage der privaten Wirt-

preise eines Wirtschaftssubjektes aus

schaftssubjekte nach Konsum- und In-

einem Drittland, die vor der Gründung

vestitionsgütern sowie aus der Güter-

der Zollunion unter denen der Konkur-

nachfrage der öffentlichen

renten aus einem an der Zollunion be-

bzw. des Staates (dem Staatskonsum

Haushalte

teiligten Land lagen, nach der Schaf-

und den staatlichen Investitionsausga-

fung

liegen,

ben) zusammen, wobei die Befriedi-

weil für die —» Importe aus Partner-

gung der Nachfrage jeweils aus heimi-

der Zollunion

darüber

ländern kein Zoll mehr erhoben wird.

scher und ausländischer Produktion erfolgen kann. Die Absorption entspricht

Abschöpfung

insofern der Differenz des Sozialpro-

Abgabe im Rahmen der Gemeinsamen

duktes (—» Bruttosozialprodukt)

Agrarpolitik der —> Europäischen Uni-

des —» Außenbeitrages.

on, mit deren Hilfe die Preise

Die heimische Absorption ist vom in-

der

und

Agrarimporte aus Drittländern auf das

ländischen Einkommen und bei einer

in der Europäischen Union herrschen-

Zinsabhängigkeit der privaten

de Preisniveau heraufgeschleust wer-

frage nach Investitionsgütern vom in-

5

Nach-

Absorptionskapazität ländischen Zinsniveau abhängig. Zusätzlich können Veränderungen der —» Terms of Trade eines Landes sowie Veränderungen des —> Wechselkurses einen direkten Einfluß auf die heimische Absorption haben.

reichend sind, um die Verbindlichkeiten aus den entsprechenden Käufen aufzuwiegen. Die Notwendigkeit hierzu ergibt sich regelmäßig aus zu hoher Konsumneigung und der daraus sich ergebenden Importüberschüsse (—» Importe) von Handelswaren und Dienstleistungen in dem Abwertungsland. Die daraus entstandene Devisennachfrage, wäre nach den Regeln der Fixkurssysteme von der —> Zentralbank aus deren —> Devisenreserve a b zugleichen.

Absorptionskapazität Absorptionskapazität bezeichnet das maximale Investitionsvolumen, welches eine Volkswirtschaft in einem gegebenen Zeitraum effizient einsetzen kann. In der —> Entwicklungspolitik bezeichnet Absorptionskapazität die obere Grenze des Kapitals (Kredite, —» Entwicklungshilfe), das ein —» Entwicklungsland ökonomisch sinnvoll nutzen kann.

Das Ziel der Abwertung ist die Erhöhung der Nachfrage nach und die Verminderung des Angebotes von inländischer Währung auf dem Devisenmarkt, um diese Verpflichtung aufzulösen. Das angestrebte Ergebnis tritt ein, wenn der neue Wechselkurs am Markt als hoch eingeschätzt, also eine Aufwertung oder ein Sinken des Wechselkurses in der Zukunft eher als eine weitere Abwertung oder Steigerung des Wechselkurses erwartet wird. Die Entlastung kommt nach einer als ausreichend angesehenen Abwertung durch kurzfristige Kapitalimporte, die das Leistungsbilanzdefizit (—> Zahlungsbilanzdefizit) finanzieren und den Abwertungsdruck (—> Abwertung) beseitigen. Mittelfristig erfolgt ein Ausgleich der Zahlungsbilanz ohne weiteren Interventionsbedarf (—> Devisenmarktintervention) infolge der Verbilligung der lieferbaren Warenbestände und unmittelbar erbringbarer Dienstleistungen. Wegen dieser entlastenden Wirkung werden Abwertun-

Abwertung Wird der in heimischer Währung ausgedrückte Preis einer bestimmten fremden Währungsmenge durch einen diskriminierenden wirtschaftspolitischen Akt so neu bestimmt, daß der ursprünglich fix gesetzte —> Wechselkurs steigt, spricht man von einer Abwertung. Bei flexiblen Wechselkursen drückt der steigende Wechselkurs eine Minderbewertung durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt (—> Finanzmarkt, internationaler) aus. Abwertungen dienen in Fixkurssystemen (—> Wechselkurssysteme) dem Ausgleich der —» Zahlungsbilanz, wenn die Forderungen der Inländer gegen Ausländer aus Verkäufen von Gütern, Dienstleistungen und Vermögenswerten zum laufenden Wechselkurs unzu-

6

Abwertungswettlauf

gen wirtschaftspolitisch eingesetzt, um eine bestehende Arbeitslosigkeit im Inland zu mindern. Dauerhafte Lösungen können davon zumindest für kleine Länder mit offenen Märkten nicht erwartet werden, weil sie viele Vorleistungen für die inländischen Produktionen importieren, die sich durch Abwertung verteuern. Die Preisvorteile für ihre Exportgüter werden sich dann auf den Ausverkauf von Lagerbeständen beschränken. Wird die Abwertung nicht durch Konsum mindernde Finanz- und Geldpolitik ergänzt, gelingt die Stabilisierung des neuen Wechselkurses nicht. Es kommt dann zu einer Abwertungs-Inflationsspirale.

Abwertungen, der Abwertungswettlauf, folgen, weil jeder Währungsraum Wirtschaftsbeziehungen in viele andere Währungsräume unterhält, die sich ebenfalls durch Abwertung einer sonst eintretenden Aufwertung ihrer Währung widersetzen können. Im September 1931 löste das Abgehen vom —» Golddevisenstandard in Großbritannien einen weltweiten Abwertungswettlauf aus. Die damit verbundene Störung des —> Welthandels nahe dem Höhepunkt der —> Weltwirtschaftskrise wirkte auf diese verschärfend. ACC Abk. für Arab Cooperation Council

Abwertungswettlauf

ACP Abk. für African, Caribbean, and Pacific Countries

Versucht ein Währungsraum, sich durch —» Abwertung seiner Währung Entlastung auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen, so beabsichtigt er, die Arbeitslosigkeit zu exportieren. Diese als —> beggar my neighbour bezeichneten Politik verschafft zwar den komplementären Währungsräumen durch verbesserte —» Terms of Trade Steigerungen des Realeinkommens, wird aber wegen der Arbeitsmarktwirkung nicht immer als Vorteil eingeschätzt. Die betroffenen Währungsräume können sich der Beschäftigung senkenden Wirkung ihrerseits durch Abwertung oder durch Handelsbeschränkungen (—» Protektion) entziehen. Einer derartigen Reaktion wird eine progressiv beschleunigte Neigung zu weiteren

ADB —> Asiatische Entwicklungsbank —» Afrikanische Entwicklungsbank —> regionale Entwicklungsbanken AfDB Abk. für African Development Bank —> regionale Entwicklungsbanken AFESD Abk. für Arab Fund for Economic and Social Development Afrikanische Entwicklungsbank (ADB) Die ADB (African Development Bank) ist eine 1963 gegründete —> re-

7

Agrarmarktordnung

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

gionale Entwicklungsbank mit Sitz in Abidjan. Aufgabe der Bank ist die Bereitstellung von —» Entwicklungshilfekrediten an afrikanische —» Entwicklungsländer. Zusätzlich gewährt sie Unterstützung bei Entwicklungshilfeprojekten (—» Projekthilfe).

—» GATT AMF Abk. des Arabischen Währungsfonds (Arab Monetary Fund) An- und Verkaufsverpflichtungen

Agrarmarktordnung

Multilaterale (—» Multilateralismus) Anund Verkaufsverpflichtungen zwischen Produzenten- und Konsumentenländern dienen der Exporterlösstabilisierung (—» Erlösstabilisierung) der Produzentenländer und der Preisglättung an Rohstoffmärkten. In An- und Verkaufsverpflichtungen verpflichten sich die Konsumentenländer dazu, festgelegte Mengen eines Rohstoffs zu einem vereinbarten Mindestpreis von den Produzentenländern zu kaufen, wenn der Weltmarktpreis unter diesen Mindestpreis sinkt. Im Gegenzug verpflichten sich die Produzentenländer dazu, festgelegte Mengen eines Rohstoffs zu einem vereinbarten Höchstpreis an die Konsumentenländer zu verkaufen, wenn der Weltmarktpreis über diesen Höchstpreis steigt. Der Vorteil solcher Vereinbarungen liegt darin begründet, daß keine Lagerhaltung (—» Ausgleichslager) und keine Produktions- und Exportbeschränkungen (—* Selbstbeschränkungsabkommen) erforderlich sind. Der Nachteil ist, daß beim Mindestpreis ein Angebotsüberhang und beim Höchstpreis ein Nachfrageüberhang besteht; die Einhaltung des Mindest- bzw. Höchst-

—> Europäische Agrarmarktordnung Agrarpreisrunde Agrarpreisrunde ist die Bezeichnung für die jährlich stattfindende Festsetzung der Agrarpreise im Agrarministerrat der —> Europäischen Gemeinschaft bzw. der —> Europäischen Union (—» Europäische Agrarmarktordnung). AKP-Staaten AKP-Staaten ist der Sammelbegriff für diejenigen —> Entwicklungsländer in Afrika, der Karibik und im Pazifik, die mit der —» Europäischen Union im Rahmen der europäischen Entwicklungszusammenarbeit (—> Entwicklungshilfe) das —» Lomé-Abkommen geschlossen haben. Lomé I wurde für den Zeitraum 1975-80 mit 46 Staaten geschlossen; 1977 erfolgte eine Erweiterung auf 52 Staaten. Lomé II wurde für 1980-85 mit 58, Lomé ΙΠ für 198590 mit 66 u. Lomé IV für 1990-2000 mit 69 Staaten geschlossen. Jüngste Mitglieder sind seit 1990 die Dominikanische Republik, Haiti und Namibia, so daß nun insgesamt 46 afrikanische, 15 karibische und 8 pazifische Staaten Vertragspartner sind.

8

Andenpakt

Ankerwährung

preises hängt davon ab, ob die zusätzlich

nachgefragte

bzw.

angebotene

Eine Ankerwährung stellt den Fixpunkt in einem System fester —* Wechselkurse dar. Das Ankerwährungsland kann eigenständige Geldpolitik betreiben, während sich die Geldpolitik der anderen Länder ausschließlich auf die —> Stabilisierung der Wechselkurse ausrichtet. Wenn mehrere Länder glaubhaft den Wechselkurs ihrer Währungen fixieren und kein spezifisches —» Länderrisiko besteht, kann es mehrere Kombinationen von Geldmengen und Zinssätzen geben, die mit dem fixierten Wechselkurs vereinbar sind, d.h. Geldangebot bzw. Zinshöhe sind indeterminiert. Diese Indeterminiertheit kann nur durch direkte oder indirekte Abstimmung unter den beteiligten Ländern über die Geldmenge oder den Zins beseitigt werden. Eine Lösung dieses Problems besteht darin, eine Währung als Ankerwährung zu bestimmen.

Rohstoffmenge ausreicht, den Angebots-

bzw.

Nachfrageüberhang

zu

eliminieren. Andenpakt Der Andenpakt ist ein 1969 in Cartagena begründeter Zusammenschluß der südamerikanischen Staaten Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru. Venezuela trat dem Andenpakt 1974 bei, Chile verließ ihn 1976. Peru schied nach dem Staatsstreich 1992 befristet aus. Ziel des Andenpaktes ist es, die Abhängigkeit der Region von Primärgüterimporten zu reduzieren und ein Gegengewicht zu den wirtschaftlich dominierenden Staaten Argentinien, Brasilien und Mexiko zu bilden. Dies suchte man durch Abbau der Handelsschranken (—> Protektion), Einführung eines gemeinsamen Außenzolltarifs (—» Zollunion), gemeinsame sektorale Förderprogramme, Beschränkungen für ausländisches Kapital und —> Harmonisierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik mit dem Ziel eines gemeinsamen Binnenmarktes zu erreichen. Ungleiche Verteilung der Integrationsgewinne (—> Integration), unterschiedliche Interessen hinsichtlich der Zollharmonisierung sowie eine unabgestimmte Geldpolitik der Mitgliedsstaaten verhinderten größere Erfolge der Integrationsbestrebungen des Andenpaktes.

Anlagewährung Eine Anlagewährung ist Bestandteil der erweiterten internationalen —> Liquidität, insofern sie zum Zwecke der Vermögensbildung gewählt wird. Wichtigste Anlagewährung ist gegenwärtig der US Dollar (—» Hegemonialwährung), die D-Mark und der Yen. Anleihemärkte, internationale —> Kapitalmärkte, internationale

9

Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen

Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen

spricht den internationalen Regeln des 'fair trade' (—» Fairer Handel) nach Art. VI des GATT, wenn es zu einer bedeutenden Schädigung eines bereits existierenden Industriezweigs führt oder den Aufbau einer neuen Industriebranche entscheidend verzögert. Darüber hinaus genehmigt das GATT —¥ Ausgleichszölle auf —» Importe von Produkten subventionierter Unternehmen (Art. VI, 3). Nach dem neuen Antisubventionskodex sind Subventionen finanzielle Zuwendungen, die direkt oder indirekt durch eine Regierung oder eine öffentliche Institution bereitgestellt werden und einen Nutzen an das betroffene Unternehmen übertragen. Die Verfahrensabläufe von Antidumping- und Antisubventionsverfahrens stimmen in weiten Teilen überein. In der Regel beantragt die heimische Industrie die Einleitung eines Antidumping- oder Antisubventionsverfahrens bei der zuständigen nationalen Behörde. Die Behörde prüft als erstes, ob die von den Klägern eingereichten Dumping· bzw. Subventionsbeweise für die Einleitung eines Verfahrens ausreichend sind. Ist dies der Fall, so errechnet sie im Fall eines Antisubventionsverfahrens den Subventionsanteil am Exportpreis der betroffenen Produkte (Subventionsanalyse). Bei einem Antidumpingverfahren vergleicht sie im Rahmen der Dumpinganalyse den Exportpreis mit dem modifizierten Preis auf dem Binnenmarkt des Ausfuhrlandes, dem sogenannten Nor-

Seit den 80er Jahren finden Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen immer stärkere Anwendung und gehören mittlerweile zu den bedeutendsten Importrestriktionen (—> Protektion) im —» Welthandel. Die Abwehrmaßnahmen gegen gedumpte (-* Dumping) oder subventionierte —» Exporte (—> Exportsubventionen) bestehen aus einem vorläufigen und einem endgültigen Antidumping- bzw. Antisubventionszoll. Beide —> Zölle werden im Rahmen eines nationalen Verfahrens ermittelt, welches der internationalen Übereinkunft des —> GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), in Form des Antidumping- und Antisubventionskodex unterliegt. Unter Dumping im —> Außenhandel wird generell der Verkauf einer Ware auf einem ausländischen Markt unter dem Preis auf dem inländischen Markt verstanden. Für das Dumping des exportierenden Unternehmens kann es verschiedene Motive geben, beispielsweise: 1. Die Steigerung des —» Exports als Mittel, um vorübergehende Nachfrage- bzw. Absatzrückgänge auf dem inländischen Markt abzugleichen oder, um durch eine bessere Kapazitätsauslastung die Stückkosten zu senken; 2. die Erhöhung des Marktanteils auf einem ausländischen Markt oder 3. die Beibehaltung des Verkaufspreises in ausländischer Währung trotz einer —» Aufwertung der eigenen Währung. Dumping wider-

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Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen

malwert. Der Normalwert wird berechnet, indem auf den Preis des Produkts im Ausfuhrland die Transportkosten und sämtliche mit dem Export verbundenen Kosten aufgeschlagen werden. Bei Nicht-Vorherrschen von normalen Marktbedingungen im Ausfuhrland, wie z.B. bei Staatshandelsländern, oder bei unzureichenden Verkäufen des Produkts im Ausfuhrland, kann die untersuchende Behörde auf Drittlandsverkaufspreise ausweichen. Ist auch dieses Verfahren zur Bestimmung des Normalwerts nicht geeignet, so wird der Normalwert rechnerisch ermittelt. Hierbei wird die Summe aus Material- und Verarbeitungsstückkosten sowie anteiligen Gemeinkosten gebildet und eine Mindestgewinnspanne addiert (Kostenkriterium). Die Differenz zwischen Normalwert und Exportpreis ergibt die Dumpingspanne. In der anschließenden Schädigungsanalyse wird untersucht, ob durch die Importe eine Schädigung stattfand, droht oder ein heimischer Wirtschaftszweig im Aufbau behindert wird. Die Antidumping- und Antisubventionsverfahren sind in zwei Abschnitte aufgeteilt. Um möglichst schnell auf gedumpte oder subventionierte Importe reagieren zu können, ist der eigentlichen Untersuchung eine provisorische Subventions- und Schädigungsfeststellung vorgeschaltet, wobei bei positivem Verfahrensergebnis ein vorläufiger Antidumping- bzw. Antisubventionszoll erhoben wird. Anschließend werden in einem zweiten Verfah-

rensabschnitt die endgültige Dumpingbzw. Subventionsuntersuchung und die endgültige Schädigungsanalyse durchgeführt, die bei positivem Ausgang zu einem endgültigen Antidumping- bzw. Antisubventionszoll führen, den der Importeur bei der Einfuhr zu entrichten hat. Die schädigende Wirkung von Dumping ist umstritten und hängt stark vom Einzelfall ab. Einerseits entstehen durch den Import der Güter zu einem Preis unter Herstellungskosten Wohlfahrtsgewinne für das einführende Land. Anderseits werden diese positiven Wohlfahrtstransfers überkompensiert, falls die ausländischen Produzenten, nachdem sie mit ruinösem kurzfristigem Dumping die Konkurrenz im Einfuhrland beseitigt haben, die Preise als monopolistische Anbieter erhöhen. Behalten die Exporteure hingegen die niedrigen Preise bei (langfristiges Dumping), so verhindern Schutzmaßnahmen, wie Antidumpingzölle die Ausnutzung der durch den niedrigen Preis entstehenden Wohlstandsgewinne und schädigen somit das Einfuhrland. Kurzfristiges Dumping kann jedoch auch, wenn es Marktverdrängungsdumping ist, ein Ausdruck von Wettbewerb sein. So gesehen ist Dumping ökonomisch wünschenswert, sofern dadurch international keine wohlfahrtsmindernden Monopol- oder Oligopolstrukturen entstehen. Dies wird jedoch innerhalb der Antidumpingverfahren nicht untersucht. Generell ruft Dumping Wettbewerbsverzerrungen

11

Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen

hervor, wenn es durch Monopolrenten im Ausfuhrland oder durch Gewinne aus anderen Unternehmenssparten finanziert wird, weil in diesem Fall die Preisunterbietung nicht Ausdruck eines durch eigene Leistung im Markt erwirtschafteten Wettbewerbsvorteils ist. Als weiteres Argument für die Notwendigkeit von Antidumpingverfahren wird die schädigende Wirkung von kurzfristigem Dumping auf die inländische Industrie und deren Arbeitsplätze angeführt.

subventionskodex waren allgemein gehalten und ungenau formuliert. Dies führte in der Praxis zu sehr unterschiedlichen Auslegungen der jeweiligen Bestimmungen durch die Unterzeichnerstaaten, was erhebliche Verstimmtheiten und Meinungsverschiedenheiten über die korrekte Auslegung und Anwendung der GATT-Bestimungen nach sich zog. Diese Mängel wurden im wesentlichen durch die —> Uruguay-Runde beseitigt. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Durchsetzung eines effektiven Streitbeilegungsverfahrens. Trotzdem bestehen für die nationalen Behörden in den Antidumping- und Antisubventionsverfahren noch genügend Möglichkeiten, um ausländische Produzenten zu benachteiligen.

Gleiches gilt grundsätzlich für Antisubventionszölle. Subventionen ermöglichen es den ausländischen Produzenten, ihre Produkte unter Herstellungskosten in dem Einfuhrland zu verkaufen. Diesen Wohlfahrtsgewinnen stehen die schädigenden Wirkungen der subventionierten Einfuhren auf die inländische Industrie und deren Arbeitsplätze gegenüber. Bei nur über einen kurzen Zeitraum gewährten Uberbrückungssubventionen werden jedoch die Wohlfahrtsgewinne wesentlich geringer sein als die schädigende Wirkung. Negative Wirkungen auf die internationale Ressourcenallokation und den Leistungswettbewerb haben Subventionen generell, weil sie durch Steuergelder des Ausfuhrlandes finanziert werden und die Preisunterbietung somit auch hier nicht Ausdruck eines im Markt durch eigene Leistung erwirtschafteten Wettbewerbsvorteils ist Die Bestimmungen des 1979 zuletzt im Rahmen der —» Tokio-Runde geänderten GATT-Antidumping- und Anti-

Literatur: Conrad, Christian A. (1996): Der neue GATT-Subventionskodex, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 45,2. Senti, Richard (1990): Dumping und Subventionen im internationalen Handel, Wirtschaftspolitische Mitteilungen der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft, 46. Jg. United States - General Accounting Office (1994): The General Agreement on Tariffs and Trade - Uruguay Round Final Act Should Produce Overall U.S. Economic Gains, Vol. 2, Washington. Christian A. Conrad

12

APEC

APEC

dar, bei der e i n z e l n e L ä n d e r sich auf b e s t i m m t e P r o d u k t e vollständig

—> Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone

zumindest

Arbeitserlaubnis

oder

spezialisie-

ren, bei d e n e n sie k o m p a r a t i v e Vorteile (—» T h e o r e m d e r k o m p a r a t i v e n Ko-

Eine Arbeitserlaubnis ist die Berechtig u n g f ü r Ausländer,

unvollständig

eine Arbeit

sten) a u f g r u n d von

in

Produktivitätsun-

d e m Staat a u f z u n e h m e n , der die Ar-

terschieden o d e r bei sogar internatio-

beitserlaubnis erteilt. Eine Arbeitser-

nal identischen P r o d u k t i o n s f u n k t i o n e n

laubnis wird in der R e g e l nur befristet

für gleiche P r o d u k t e unterschiedlichen

u n d gelegentlich a u c h nur zur A u f -

Faktorausstattungen a u f w e i s e n . Beide

nahme

Formen

spezieller Tätigkeiten

erteilt.

der

Spezialisierung

treten

E i n e Arbeitserlaubnis begründet kein

gleichzeitig auf bei der z u n e h m e n d be-

p e r m a n e n t e s Niederlassungsrecht.

deutsamen

Derzeit gibt es vor a l l e m von den —>

fertigung, bei w e l c h e r die U n t e r n e h -

internationalen

E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n forcierte Bestre-

mer Teile d e s

b u n g e n , die Erteilung von Arbeitser-

Länder

l a u b n i s s e n multilateral (—> Multilate-

cher L o h n k o s t e n verlagern.

z.B.

Produktes

aufgrund

Auftragsin

andere

unterschiedli-

ralismus) im R a h m e n d e s —> G A T S zu

Die Vorteile d e r Arbeitsteilung wer-

liberalisieren (—» Liberalisierung).

den o f t m a l s in T a u s c h - und Spezialisierungsgewinne

Arbeitsteilung, internationale

nen P r o d u k t i o n s r i c h t u n g e n (sektorspe-

teilung als sinnvoll eingeschätzt w e r -

zifische F a k t o r e n , die eher k u r z - als

den, beruht einmal auf d e m Vorteil d e r

langfristig r e l e v a n t sind) von Bedeu-

Spezialisierung bei d e r Erzeugung ei-

tung sind, sind H a n d e l s g e w i n n e

nes G u t e s , indem m e h r e r e Produktions-

(—> A u t a r k i e ) v e r ä n d e r t e n W e l t m a r k t -

verteilt werden (das Stecknadelbeispiel

preisen zu e r w a r t e n , denen sich die

von A d a m Smith). D e m G e w i n n kön-

Konsumenten

nen allerdings Nachteile durch eintögleicher

Pro-

derten —» T e r m s of T r a d e auch Produktionsumstellungen

man

auftreten, ohne

die k e i n e ü b e r e i n s t i m m e n d e n

ö f t e r s auch zur T e a m p r o d u k t i o n über-

Entloh-

n u n g e n für g l e i c h e , aber in verschiede-

geht.

nen Sektoren tätigen Faktoren möglich

Eine andere F o r m d e r Arbeitsteilung

sind, es sei d e n n , m a n n i m m t Fehlallo-

stellt die regionale (—» R e g i o n a l i s m u s ) internationale

Spezialisie-

ten hinzu, w e n n a u f g r u n d der verän-

zur E n t f r e m d u n g d e s M e n s c h e n v o n

oder

anpassen.

r u n g s g e w i n n e im erweiterten Sinn tre-

duktionsschritte g e g e n ü b e r s t e h e n (die seiner Arbeit f ü h r e n ) , w e s h a l b

aus

den g e g e n ü b e r einer Autarkiesituation

schritte auf unterschiedliche Personen

Wiederholungen

Die

tormobilität z w i s c h e n den verschiede-

D a ß v e r s c h i e d e n e F o r m e n der Arbeits-

nige

unterschieden.

ersten, die z.B. bei begrenzter —> Fak-

kationen u n d Arbeitslosigkeit in Kauf.

Spezialisierung

13

Arbeitsteilung, internationale

Die unbestreitbaren Vorteile der Arbeitsteilung haben zu einem stürmischen Wachstum internationaler Wirtschaftsbeziehungen [sowohl des —> Handels, der Faktorbewegungen (—» Direktinvestitionen) und der verschiedenen Formen internationaler Produktion] geführt, welches deutlich über dem Wachstum der Sozialprodukte lag. Interessierte man sich bei den Handelsvorteilen früher meist nur für die Gewinne aus der Spezialisierung in der Güterproduktion, führt die zunehmende Bedeutung der Dienstleistungen (deren Anteil am —> Bruttosozialprodukt in vielen Ländern inzwischen deutlich über 50% liegt) auch zur erhöhten Beachtung des internationalen Handels mit Dienstleistungen (—> Dienstleistungstransfer) (man denke nur an die große Rolle des Austausch von Finanzdienstleistungen oder Dienstleistungen der Computerindustrie), für den wohl stärker als beim Güteraustausch neben den üblichen Angebotsvorteilen auch sonstige Faktoren bedeutsam erscheinen, die es oftmals schwierig erscheinen lassen, die optimalen Handelsrichtungen zu erkennen.

die Terms of Trade zu ihren Gunsten zu verbessern (Gedanke des —> Optimalzolls). Eine besondere Rolle spielt das bei niedrigen Nachfrageelastizitäten für die Produkte eines Landes möglicherweise auftretende 'immiserizing growth' (verelendendes Wachstum; der Gedanke stammt von J. Bhagwati). Hier führen z.B. technologische Verbesserungen in der Exportindustrie eines Landes zwar zunächst zu Produktivitätssteigerungen; das vermehrte Exportangebot verschlechtert aber die Terms of Trade so stark, daß der Nettoeffekt negativ wird. Diese Gefahr ist um so größer, je einseitiger die Spezialisierung ist und könnte durch Produktdiversifizierungen und nicht auf einzelne Sektoren begrenztes Angebotswachstum verringert werden: Zu nennen sind hier auch der Gedanke vom ungleichen Tausch, der angeblich vor allem —» Entwicklungsländer schädigt, und die ebenfalls problematische, nach dem früheren Generalsekretär der UNCTAD benannte Prebisch-These, wonach sich die Terms of Trade für die —> Entwicklungsländer dauernd verschlechtern. Durch die internationale Arbeitsteilung können die Besitzer knapper Faktoren, die intensiv in der importkonkurrierenden Industrie eingesetzt werden, nicht nur relativ zu anderen Gruppen im Zuge der globalen Handelsgewinne, sondern sogar absolut verlieren (—> Stolper-Samuelson-Theorem), was aber nicht nur im internationalen Handel auftreten kann, sondern

Die internationale Arbeitsteilung begünstigt nicht alle Länder oder Gruppen innerhalb eines Landes gleichermaßen. Für ersteres sind z.B. monopolistische Praktiken verantwortlich, wenn es einzelnen Staaten gelingt, z.B. durch Angebots- und Nachfragezurückhaltung gegenüber dem bei optimaler Allokation erwünschten Maß,

14

Arbitrage

immer dann, wenn durch Wettbewerbsverbesserungen bisher monopolistisch geschützte knappe Faktoren zurückgedrängt werden und ihre Knappheitsrenten einbüßen. Gleiches kann bei sektorspezifischen Faktoren in den importkonkurrierenden Branchen insgesamt geschehen. Diese Vorgänge sind oftmals Ursache für protektionistische Praktiken (—» Protektionismus) zugunsten solcher Sektoren bzw. Faktoren, sofern keine Entschädigung erfolgt (Gedanke des KaldorHicks-Kriteriums) oder dynamische Handelsgewinne aufgrund besseren —» Technologietransfers vernachlässigt werden.

hört - können Nachteile durch exteme Effekte auftauchen, die wegen der Betonung privatwirtschaftlicher statt volkswirtschaftlicher Vorteile im Zuge der Arbeitsteilung auftreten können. Im Grunde aber ist das ein vergleichbares Phänomen zu den Konsequenzen monopolistischer Praktiken; es kann durch verstärkten Wettbewerb und geeignete Schritte (gegebenenfalls durch staatliche Subventionen oder Steuern) zur Internalisierung volkswirtschaftlicher Kosten und Erträge vermindert werden. Literatur: Borchert, M. (1992), Außenwirtschaftslehre Theorie und Politik, 4. Aufl., Gabler Verlag (Wiesbaden). Caves, R.E./ Frankel, J.AJ Jones, R.W. (1993), World Trade and Payments, 6. Aufl., Harper Collins (New York). Dieckheuer, G. (1995), Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3. Aufl. Oldenbourg (München/ Wien). Greenaway, D i Winters, L.A. Hrsg. (1994), Surveys in International Trade; Blackwell (Oxford, Cambridge/ US). Krugman, P.R7 Obstfeld, M. (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper Collins (New York)

Je mehr es gelingt, durch verstärkte internationale - 4 Integration monopolistische Praktiken von Ländern einzudämmen und je eher diese Integration sich in verbesserten Wachstumsbedingungen aufgrund zunehmenden Technologietransfers und verstärkter Kapitalakkumulation als Folge erhöhter Ersparnis infolge gestiegener Einkommen niederschlägt, um so eher sind die genannten Gefahren vermeidbar. Bisweilen wird befürchtet, die internationale Arbeitsteilung könnte wegen der erhöhten Nachfrage nach bestimmten Produkten (Tropenhölzer) ökologische Nachteile bringen (—» Umweltaspekte des Handels). Dies ist sicher möglich, aber es ist kaum einzusehen, wieso durch Verzicht auf Integration gleiche oder andere ökologische Nachteile vermieden würden. Abschließend - was in eine ähnliche Kategorie ge-

Hans-Joachim

Heinemann

Arbitrage In der Theorie unterscheidet man verschiedene Arbitragearten, die im Wesentlichen auf den gleichen Voraussetzungen und Funktionsweisen basie-

15

ASEAN

ren. Zeit- und Raumarbitrage lassen sich wiederum in Differenzarbitrage und Ausgleichsarbitrage unterteilen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Differenzarbitrage um ausgenutzte Differenzen bei Kursen und Zinsen, die sich aus räumlichen Distanzen ein oder mehrerer autonomer Märkte oder aus zeitlich unterschiedlichen Fälligkeiten ergeben. Differenzarbitragen sind die (Er-) Folge einer sukzessiven Kombination selbständiger Kauf- und Verkaufsakte zum gleichen Zeitpunkt an unterschiedlichen Orten (Raumarbitrage) zu verschiedenen Konditionen oder das Ausnutzen unterschiedlicher Konditionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (Zeitarbitrage). Die Ausgleichsarbitrage läßt sich als Erfolg aus dem Kauf oder Verkauf eines Vermögensgegenstandes am preisgünstigsten Platz oder zum besten Zeitpunkt definieren. So werden bei Arbitragegeschäften einerseits Kursdifferenzen zwischen den Handelsplätzen genutzt und andererseits infolgedessen grobe Mißverhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage im Sinne eines Marktausgleichs nivelliert. Jeder Arbitrageeffekt ist damit zeitlich konditioniert und negiert sich durch eine mit den Arbitragegeschäften einhergehende Vereinheitlichung der Kurse bzw. Zinsen selbst.

donesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand. Standen zunächst politische und sicherheitspolitische Ziele im Vordergrund, so wurde 1976 zusätzlich vereinbart, den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und technisch-wissenschaftlichen Zusammenhalt zu vertiefen und eine Wirtschaftsintegration (—> Integration) herbeizuführen. Zu diesem Zweck wurden Handelsbarrieren (—> Protektion) abgebaut sowie der Kapital- und Technologietransfer liberalisiert (—> Liberalisierung). Die ASEAN verfügt über ein ständiges Sekretariat, der Vorsitz wechselt unter den Mitgliedern, bindende Beschlüsse faßt die Konferenz der Staats- und Regierungschefs oder in deren Vertretung die Konferenzen von Fachministem. Die ASEAN war der erste Zusammenschluß zwischen —» Entwicklungsländern in Asien nach der Unabhängigkeit und weist viele Elemente nach dem Muster der Europäischen Integration auf (—» Europäische Gemeinschaft). Frühzeitig hat die ASEAN zudem direkte Kontakte zu und Unterstützung bei der —s> Europäischen Union gesucht. Dies hat unter anderem zu einem Abkommen geführt, das die Verstärkung ausländischer Investitionen europäischer Unternehmen (—» Direktinvestitionen) in den ASEAN-Ländern fördern und die technisch-wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den europäischen und den asiatischen Staaten verstärken soll.

ASEAN Die 1967 in Bangkok gegründete Assoziation südostasiatischer Staaten (Association of South-East Asian Nations, ASEAN) besteht aus Brunei, In-

16

Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone (APEC)

Z u r Planung und D u r c h f ü h r u n g privatwirtschaftlichen

der

chefs oder bei K o n f e r e n z e n z w i s c h e n

Zusammenarbeit

Fachministern.

w e r d e n g e m e i n s a m e K o n f e r e n z e n mit

Die G r ü n d u n g der A P E C spiegelt das

B e t e i l i g u n g v o n Vertretern der U n t e r -

Bestreben

n e h m e n w e c h s e l w e i s e in e i n e m euro-

amerikanischen

päischen oder in einem asiatischen L a n d

Südostasien weiterhin zu unterstützen

abgehalten.

und d e n asiatischen Staaten die Furcht

wider,

die

Öffnung

der

Unternehmen

nach

vor einer A b s c h o t t u n g d e r M ä r k t e (—>

Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone (APEC)

Protektionismus)

in

Nordamerika

durch die N o r d a m e r i k a n i s c h e Freihan-

D i e Asiatisch-Pazifische W i r t s c h a f t s -

delszone

z o n e (Asian-Pacific E c o n o m i c

Gegenüber Europa dokumentiert

Zone,

(—> N A F T A )

zu

nehmen. die

A P E C ) u m f a ß t neben den —> Industrie-

A P E C die Absicht, in e i n e m

rasch

staaten J a p a n , Australien, N e u s e e l a n d ,

wachsenden

den Vereinigten Staaten von A m e r i k a

Vordringen von K o n k u r r e n t e n von au-

u n d K a n a d a —» E n t w i c k l u n g s l ä n d e r in

ßerhalb der R e g i o n zu e r s c h w e r e n . Al-

Siidostasien (Brunei, VR China, Hong-

lerdings gibt es Z w e i f e l an der Durch-

—» W i r t s c h a f t s r a u m das

kong, Indonesien, Republik Korea, M a -

s e t z u n g s f ä h i g k e i t der A P E C , solange

laysia, Papua Neu Guinea, Philippinen,

die U S A und Japan ihre handelspoliti-

Singapur, Taiwan und Thailand) s o w i e

schen K o n f l i k t e nicht lösen.

in S ü d a m e r i k a die E n t w i c k l u n g s l ä n d e r C h i l e u n d M e x i k o . Der schluß

dieser

Staaten,

Asiatische Entwicklungsbank (ADB)

Zusammendem

s ü d - u n d mittelamerikanische

weitere

Die A D B ist eine 1966 g e g r ü n d e t e —>

Länder

regionale E n t w i c k l u n g s b a n k mit Sitz

an der Pazifikküste beitreten k ö n n e n ,

in Manila. D a s der A D B z u g r u n d e lie-

will als F e m z i e l eine W i r t s c h a f t s i n t e -

gende Übereinkommen

gration nach d e m Muster der —> Euro-

lich von 19 asiatischen und 12 nicht-

p ä i s c h e n U n i o n verwirklichen.

asiatischen L ä n d e r n unterzeichnet wor-

Zunächst sierung

stehen des

eine

Handels

—>

Liberali-

zwischen

den. A n f a n g 1995 w a r e n 40 asiatische

den

und 16 nicht-asiatische Staaten

beteiligten Staaten und eine A u s w e i t u n g d e r —» Direktinvestitionen auf d e r eines ständigen

beschlossen,

Die primäre A u f g a b e d e r B a n k ist die

das

die

V e r g a b e von

Sekretariats

sche —> E n t w i c k l u n g s l ä n d e r .

Verabauf

Zusätz-

lich vergibt die A D B über den Asiati-

s c h i e d e t werden m ü s s e n für die M i t glieder verbindliche Regeln

Entwicklungshilfekredi-

ten (—> Entwicklungspolitik) an asiati-

vorgesehenen

M a ß n a h m e n vorbereiten soll.

Mit-

glied der A D B .

T a g e s o r d n u n g . Die A P E C h a t die Errichtung

ist ursprüng-

schen

der

Entwicklungsfonds

und

den

F o n d s für technische Hilfe Z u s c h ü s s e

K o n f e r e n z d e r Staats- und R e g i e r u n g s -

für b e s o n d e r s

17

bedürftige

Mitglieds-

Assignment-Problem

Staaten beziehungsweise für spezielle

schen Gemeinschaft (—> Europäischen

Projekte (-> Projekthilfe).

Union) und Nichtmitgliedem. Die A s soziierung entspricht einem Freihan-

Assignment-Problem Unter

delsabkommen und wird in der Regel

Assignment-Problem

versteht

mit Staaten abgeschlossen, die lang-

man die Frage, w e l c h e s wirtschafts-,

fristig Mitglieder der EG/EU werden

geld- oder fiskalpolitische Instrument

wollen oder aber dies aus politischen,

welchem Ziel zugeordnet werden soll.

wirtschaftlichen oder völkerrechtlichen

Dabei gilt grundsätzlich, daß die Zahl

Gründen nicht wollen.

der voneinander unabhängigen Instru-

Aufwertung

mente der Zahl der wirtschaftspolitischen Ziele entsprechen muß (Tinber-

Wird der —> Wechselkurs für die in

gen). A l s einfache Regel gilt, daß ein

heimischer Währung so neu bestimmt,

bestimmtes

daß der Preis einer bestimmten frem-

Instrument

demjenigen

Ziel zugeordnet werden soll, auf das

der

es in besonders starkem M a ß wirkt.

man von einer Aufwertung. Bei flexi-

Währungsmengen

sinkt,

spricht

Das Prinzip wird an folgendem Bei-

blen Wechselkursen drückt dies eine

spiel illustriert: A n g e n o m m e n , es be-

Höherbewertung durch Angebot und

stehe Unterbeschäftigung bei defizitä-

Nachfrage auf dem Devisenmarkt aus.

rer —» Devisenbilanz. Der geeignete

In Fixkurssystemen

Policy mix bestünde darin, der Fiskal-

tungen durch diskretionäre Erklärung

politik das binnenwirtschaftliche Ziel

der für die

zuzuordnen und über eine expansive

verantwortlichen

Politik das inländische Einkommen zu

siert. Aufwertungen dienen unter die-

werden

Aufwer-

Wechselkursbestimmung Institutionen

reali-

erhöhen (Nebeneffekt: zunehmende —>

sen Bedingungen dem Ausgleich der

Importe und sich verschlechternde Lei-

—» Zahlungsbilanz, wenn die Forde-

stungsbilanz; —> Zahlungsbilanz), wäh-

rungen der Inländer gegen Ausländer

rend der (kontraktiven) Geldpolitik das

aus Verkäufen von Gütern, Dienstlei-

außenwirtschaftliche Ziel

zugeordnet

stungen

und Vermögenswerten

zum

wird. Die kontraktive Geldpolitik be-

laufenden Wechselkurs nachhaltig hö-

wirkt einen Anstieg des inländischen

her sind als die Verbindlichkeiten aus

Zinsniveaus, wodurch Kapitalimporte

den entsprechenden Käufen. Die Not-

ausgelöst werden, die zum Zahlungsbi-

wendigkeit zur Aufwertung ergibt sich

lanzausgleich führen.

in Fixkurssystemen aus einem der hohen Sparneigung günstigen ' K l i m a ' in

Assoziierung

dem unter Aufwertungsdruck stehenden Land. Die dadurch verstärkten De-

Assoziierung bezeichnet eine vertrag-

visenangebote wären nach den Regeln

lich vereinbarte enge ökonomische —»

der Fixkurssysteme von der Zentral-

Kooperation zwischen der —> Europäi-

18

Ausfuhren

b a n k als —> D e v i s e n r e s e r v e a u f z u s p e i -

Wechselkurses

chern, w e n n sie nicht in Reserven der

t u n g s d r u c k regeneriert sich stets neu.

Geschäftsbanken

und

Nichtbanken Minde-

scher

Währung

auf

Ausfuhrerstattung

inländiDevisen-

Erstattung, mit deren Hilfe b e i m —>

markt, u m die V e r p f l i c h t u n g zur Hort-

E x p o r t für b e s t i m m t e M a r k t o r d n u n g s -

bildung für die Z e n t r a l b a n k a u f z u l ö -

güter innerhalb d e r —> Europäischen

sen. D a s angestrebte E r g e b n i s tritt ein,

U n i o n deren Preis auf das geringere

w e n n d e r neu fixierte W e c h s e l k u r s a m

Weltmarktpreisniveau

M a r k t als niedrig eingeschätzt, also ei-

wird.

ne —> A b w e r t u n g oder Steigerung d e s

Die F e s t l e g u n g

W e c h s e l k u r s e s in der Z u k u n f t eher als

erfolgt f ü r die E U einheitlich, es kann

eine weitere A u f w e r t u n g oder weitere

allerdings eine S t a f f e l u n g unter Be-

S e n k u n g des W e c h s e l k u r s e s erwartet

r ü c k s i c h t i g u n g unterschiedlicher Markt-

wird. D i e

verhältnisse in den

Entlastung

dem

Aufwer-

—> Exporte

rung d e r N a c h f r a g e n a c h und die Erh ö h u n g des A n g e b o t e s von

Der

Ausfuhren

gehalten w e r d e n . D a s A u f w e r t u n g s z i e l ist die

nicht.

kommt

durch

der

herabgeschleust Erstattungssätze

Bestimmungslän-

kurzfristige K a p i t a l e x p o r t e , die j e d o c h

dern u n d unter Berücksichtigung der

eine

Leistungsbilanz-

T r a n s p o r t k o s t e n stattfinden. A u s f u h r -

Überschuß b e w i r k e n und den A u f w e r -

Neigung

zum

erstattungen sind das Spiegelbild der

t u n g s d r u c k e r n e u e r n k ö n n e n . Länger-

—» A b s c h ö p f u n g e n .

fristig wird ein A u s g l e i c h d e r Zah-

Ausgleichsfinanzierung

lungsbilanz o h n e weiteren Interventio n s b e d a r f infolge der V e r t e u e r u n g die

A u s g l e i c h s f i n a n z i e r u n g dient der di-

Güter u n d Dienstleistungen

rekten

Dauerhafte Lösungen

erwartet.

können

davon

Verstetigung

Deviseneinnahmen

exportbedingter

von —> Entwick-

z u m i n d e s t für kleine L ä n d e r mit o f f e -

lungsländern:

nen M ä r k t e n nicht erwartet

erhält Z a h l u n g e n , w e n n seine Expor-

werden,

weil sie viele V o r l e i s t u n g e n importie-

Entwicklungsland

terlöse (—> Exporte) unter ein festge-

ren, die sich d u r c h A u f w e r t u n g verbil-

legtes N i v e a u fallen, u n d zahlt diese -

ligen. D i e Preisnachteile für ihre in

sofern es vereinbart ist - zurück, wenn

f r e m d e r W ä h r u n g g e m e s s e n e n Export-

sie ü b e r d a s f e s t g e l e g t e Niveau stei-

güter w e r d e n sich dann auf die kurze

gen. V o r a u s s e t z u n g ist dabei, d a ß das

Frist b e s c h r ä n k e n . W i r d die A u f w e r tung nicht d u r c h K o n s u m

ein

L a n d d e n R ü c k g a n g seiner Exporterlö-

steigernde

se nicht absichtlich h e r b e i g e f ü h r t hat.

F i n a n z - und Geldpolitik ergänzt, ge-

I m e i n z e l n e n ergeben sich viele M ö g -

lingt d i e —> Stabilisierung des neuen

lichkeiten

zur konkreten

Ausgestal-

tung d e r A u s g l e i c h s f i n a n z i e r u n g : die

19

Ausgleichslager

relevanten Exporterlöse können sich auf Rohstoffexporte beschränken oder die gesamten Exporterlöse umfassen; das Niveau der Exporterlöse kann nominal oder real festgelegt werden; der Ausfall von Exporterlösen kann vollständig oder teilweise ausgeglichen werden usw. Die Ausgleichsfinanzierung hat den Vorteil, daß sie nicht in die Preisbildung auf den Weltrohstoffmärkten eingreift und auch keine Mengenbeschränkungen auferlegt (im Gegensatz zu —> An- und Verkaufsverpflichtungen), sondern einen temporären Einkommenstransfer auf Kreditbasis (bei einer Rückzahlungsverpflichtung) oder einen permanenten Einkommenstransfer (wenn keine RückZahlungsverpflichtung besteht) darstellt.

Kakao, Kautschuk, Kupfer, Tee, Zinn und Zucker eingerichtet. Da die mittleren Preise in der Regel über den durchschnittlichen Marktpreisen lagen und die Ausgleichslager ihr Kapital deshalb schnell verloren haben und es bislang keinen funktionierenden Fall gab, gelten sie als Instrumente der —> Entwicklungshilfe als gescheitert. Als ursächlich für das Scheitern werden Interessendivergenzen zwischen exportierenden und importierenden Staaten, hohe Lagerhaltungskosten aber auch Angebots- und Nachfrageschwankungen genannt. Ausgleichszoll Erhebung von —» Zöllen auf Waren, die vom exportierenden Land subventioniert (—> Exportsubventionen) wurden. Der Zweck von Ausgleichszöllen liegt in der Wiederherstellung von fairem Wettbewerb dient und in der Reduzierung von Marktstörungen im importierenden Land.

Ausgleichslager Unter einem Ausgleichslager (Bufferstock) versteht man einen Fonds, der durch den Ankauf von Rohstoffen bei Niedrigpreisen und durch den Verkauf von Rohstoffen bei Hochpreisen zur Preisstabilisierung der gehandelten Rohstoffe beitragen soll. Anders als Exportkartelle, deren Funktion sie ähneln, basieren Ausgleichslager auf einer Absprache zwischen Exporteuren und Importeuren, wobei erstere zumeist —» Entwicklungsländer und letztere zumeist —» Industriestaaten sind. Die Interventionspunkte werden politisch festgelegt.

Auslandsanleihe Bezeichnung für eine im Ausland aufgelegte Anleihe, die nicht in der Währung des Landes gezeichnet werden muß, in der die Anleihe ausgegeben wird. Auslandsinvestition —> Direktinvestitionen Auslandsverschuldung

Ausgleichslager wurden bislang für Baumwolle, Hartfasern, Jute, Kaffee,

—> Verschuldung, internationale

20

Außenbeitrag

Außenbeitrag

leicht in die Irre f ü h r e n , da es nicht allein auf die H ö h e des A u ß e n h a n d e l s

D e r Außenbeitrag ist ein in d e r B u n desrepublik D e u t s c h l a n d V e r w e n d u n g

insgesamt, sondern auch auf seine Dif-

f i n d e n d e r Begriff aus d e r volkswirt-

ferenzierung a n k o m m t . S o k ö n n e n aus

schaftlichen G e s a m t r e c h n u n g b z w . d e r

makroökonomischer Sicht

—> Z a h l u n g s b i l a n z als M a ß s t a b für d a s

eher kleine Länder bei e i n z e l n e n W a einen

großen

ökonomisch

a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e Gleichgewicht. E r

ren

w i r d ermittelt als Saldo der —> H a n -

W e l t m a r k t ausüben ( - > O P E C ) , w ä h -

Einfluß

auf

den

Dienstleistungsbilanz

rend ö k o n o m i s c h g r o ß e L ä n d e r (wie

(—> Zahlungsbilanz) als Anteil am —>

die U S A ) bei einzelnen Gütern sehr

Bruttosozialprodukt.

stark

dels-

und

der

Der

Außenbei-

trag galt in den siebziger Jahren

ausländischen

Veränderungen

ausgesetzt sein m ö g e n . L ä n d e r mit ei-

in

D e u t s c h l a n d als Z i e l g r ö ß e d e r W i r t -

ner vergleichsweise

kleinen

Außen-

schaftspolitik, die aber faktisch nicht

h a n d e l s q u o t e können s e h r w o h l einen

eingehalten w u r d e u n d der derzeit k e i -

g r o ß e n Weltmarktanteil h a b e n ( U S A )

ne B e d e u t u n g b e i g e m e s s e n wird.

und somit andere L ä n d e r erheblich beeinflussen.

Außenhandel

J e stärker V o l k s w i r t s c h a f t e n verfloch-

A u ß e n h a n d e l u m f a ß t die —» E x p o r t e

ten sind, desto stärker

und —» Importe von Waren- und Dienst-

die Grenze zwischen A u ß e n - u n d Bin-

verschwimmt

leistungen. Die A u ß e n h a n d e l s q u o t e b e -

nenhandel. Beachtet m a n , daß über die

zeichnet den Anteil dieser A u s - u n d

H ä l f t e der deutschen A u s - und E i n f u h -

Einfuhren (zusammengefaßt oder ge-

ren in die (bzw. aus d e r ) —» Europäi-

trennt) am Sozialprodukt (—> Brutto-

schen Union fließen, s o wird deutlich,

sozialprodukt) eines Landes.

der

d a ß m i t der V o l l e n d u n g des —> Euro-

Regel ist diese Q u o t e u m so größer, j e

päischen B i n n e n m a r k t e s bzw. der Eu-

kleiner eine V o l k s w i r t s c h a f t ist.

ropäischen W i r t s c h a f t s - und —> W ä h -

Die

Außenwirtschaftstheorie

rungsunion (—> M a a s t r i c h t - V e r t r a g ; —>

übliche U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n ei-

europäische W ä h r u n g s u n i o n ) die A u -

in

der

In

einem

ßenhandelsquote von derzeit ü b e r 3 0 %

ö k o n o m i s c h großen L a n d soll s a g e n ,

d e f a c t o auf unter die H ä l f t e s c h r u m p -

d a ß das erste durch seine Aktionen d i e

f e n wird. E s erscheint dann

Weltmarktbedingungen

m e n d sinnvoller, statt einer l ä n d e r m ä -

n e m ö k o n o m i s c h kleinen u n d

nicht

beein-

zuneh-

flussen k a n n , Ä n d e r u n g e n dieser j e -

ßigen Abgrenzung eine regionale A b -

d o c h voll ausgesetzt ist. M e i s t

grenzung vorzunehmen.

sind

ö k o n o m i s c h kleine L ä n d e r solche m i t

N e b e n Veränderungen in der regiona-

einer großen A u ß e n h a n d e l s q u o t e (Bel-

len Verteilung sind a u c h z.T. erhebli-

gien, L u x e m b u r g ) .

Be-

che V e r s c h i e b u n g e n in d e r g ü t e r m ä ß i -

trachtung solcher G r ö ß e n kann j e d o c h

gen Z u s a m m e n s e t z u n g zu e r w ä h n e n .

Die globale

21

Außenhandel

Die betreffen weniger die Exporte als die Importe. Heute beträgt der Anteil der Fertigwaren an den Güterexporten ca. 80%, bei den Importen etwa 70%; hier betrug der Anteil vor 30 Jahren nur ungefähr ein Drittel. Die Bestimmungsgründe des Außenhandels sind meist unterschiedliche Angebots- und Nachfragebedingungen in den beteiligten Ländern und werden in der Außenwirtschaftstheorie (—» Theorie der Außenwirtschaft) diskutiert. Hierbei stehen in der traditionellen —> Theorie des internationalen Handels die Angebotsunterschiede im Vordergrund, während die —» Neue Außenhandelstheorie u.a. solche Nachfrageunterschiede diskutiert, die auf monopolistische Preis- und vor allem Produktdifferenzierung zurückzuführen sind. Daneben werden hier auch Außenhandelseinflüsse diskutiert, die selbst bei international übereinstimmenden Angebots- und Nachfragebedingungen aus Skalareffekten und damit aus der Marktgröße resultieren. Die insbesondere in den letzten Jahrzehnten gewachsene Zahl von Erklärungshypothesen macht es verständlich, daß empirische Uberprüfungen einzelner Erklärungen wenig zufriedenstellend ausfallen. Dies gilt z.B. für die von W. Leontief mit Hilfe der Input-Output-Analyse durchgeführte Untersuchung des Außenhandels der USA, die das bis vor kurzem vorherrschende —» Heckscher-Ohlin-Theorem nicht bestätigte.

Auch in Ländern mit grundsätzlich liberaler Einstellung gegenüber den außenwirtschaftlichen Beziehungen gibt es Gesetze und Verordnungen, die Rahmenbedingungen für diese Beziehungen festlegen. Für die Bundesrepublik sind das Außenwirtschaftsgesetz und die auf diesem basierende Außenwirtschaftsverordnung zu nennen. Die USA haben ein weniger liberales Außenwirtschaftsrecht, das erst vor kurzem durch den Omnibus Trade Act Freiheiten verringerte. In den früheren Ostblockstaaten lenkten staatliche —» Außenhandelsmonopole die wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Ländern, was insbesondere von Nachteil für kleinere Handelspartner war und sich heute als hinderlich für die —» Integration dieser Staaten in die —» Weltwirtschaft erweist. Das Außenwirtschaftsgesetz für die Bundesrepublik ist grundsätzlich liberal (—> Liberalisierung), enthält jedoch Beschränkungen für den Außenwirtschaftsverkehr z.B. für die Sicherheit in In- und Ausland gefährdende Transaktionen [im kalten Krieg waren hier vor allem die —» COCOM-Vorschriften zu nennen, die insbesondere Güter des Hochtechnologiebereichs in die Ostblockstaaten (—» Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, RGW) zu exportieren verboten(—> Boykott)]. Heute gilt das Außenwirtschaftsgesetz in der Fassung von 1986, ergänzt durch die Außenwirtschaftsverordnung in der Fassung von 1987.

22

Außenhandelskontingent

Seit 1978 hat sich der Welthandel fast verdreifacht, der Beitrag Lateinamerikas nur verdoppelt, während der Japans auf etwa das 3 Vi fache gestiegen ist. Der Anteil der Dienstleistungen ( - » Dienstleistungstransaktionen) a m Sozialprodukt (—> Bruttosozialprodukt) ist heute wesentlich höher als vor zwanzig Jahren. Ahnliches läßt sich über den Dienstleistungshandel (—> Dienstleistungstransfer) verglichen mit dem Warenhandel feststellen. Allein in den vergangenen sieben Jahren sind in Deutschland die Dienstleistungsexporte etwa 31/2mal so schnell gewachsen wie die Güterexporte (70 gegenüber 21%); ähnlich ist es bei den Dienstleistungsimporten (95 gegenüber 36%); dieses schnelle Wachstum des Dienstleistungshandels ist vor allem auf die stürmische Entwicklung der Finanzdienstleistungen zurückzuführen. Weist man (wie es die Deutsche Bundesbank seit kurzem tut) die Erwerbs- und Vermögenseinkünfte gesondert aus, so findet man, daß das Wachstum der sonstigen Dienstleistungsexporte und -importe etwa dem des Güterhandels entspricht. Sowohl die Einnahmen wie die Ausgaben der Erwerbs- und Vermögenseinkommen waren 1994 mehr als doppelt so hoch wie 1988. Auf die Salden wirkten sich die unterschiedlichen Entwicklungstempi bei Finanz- und sonstigen Dienstleistungen allerdings weniger aus, so daß der Außenbeitrag zum Bruttosozialprodukt (der die Erwerbs- und Vermögenseinkommen enthält) sich nicht

gravierend unterschiedlich zum —> Aussenbeitrag zum —> Bruttoinlandsprodukt (der nur die sonstigen Dienstleistungen neben dem Warenhandel enthält) entwickelt hat. Den Warenhandel unterscheidet man in General-, —> Spezialhandel und die —» Durchfuhr im Transitverkehr. Der Generalhandel umfaßt alle in das Erhebungsgebiet eingehenden und alle von ihm ausgehenden Waren mit Ausnahme der Durchfuhr; der der Außenhandelsstatistik zugrundeliegende Spezialhandel enthält nicht die Aus- und Einfuhr auf Lager, soweit sie nicht für den freien Verkehr oder zur Veredelung bestimmt ist. Literatur: Deutsche Bundesbank: Monatsberichte und Zahlungsbilanzstatistik, laufend, Frankfurt (Main). Deutsche Bundesbank (1992): Die Zahlungsbilanzstatistik der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl. Frankfurt (Main). Glismann, H.HV Horn, E.J7 Nehring, SJ Vaubel, R. (1992): Weltwirtschaftslehre I, 3. Aufl. Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Siebert, H. (1994): Außenwirtschaft, 6. Aufl., Gustav Fischer (Stuttgart, Jena). Hans-Joachim Außenhandelskontingent —> Kontingentierung

23

Heinemann

Außenhandelsmonopol

Außenhandelsmonopol

Beschränkungen unterliegt. Das AWG ermächtigt die Bundesregierung unter bestimmten Umständen zu weitgehenden Eingriffen in Freiheit des —» Außenhandels und —» Kapitalverkehrs durch Rechtsverordnung (umgesetzt in der sog. Außenwirtschaftsverordnung) oder durch Spezialgesetze, z.B. um —> Zahlungsbilanzkrisen zu vermeiden, um schädigende Einflüsse auf einzelne Wirtschaftszweige abzuwehren, die aus Wettbewerbsverzerrungen des Auslands resultieren, oder um die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und den Schutz ihrer auswärtigen Interessen zu gewährleisten. Beispiele: Kapitalverkehrsbeschränkungen 19721974, Kriegswaffenkontrollgesetz, spezielle Exportverbote nach der —» COCOM-Liste, —» Handelsembargo gegen den Irak nach der Annexion von Kuwait; durch Übertragung von Hoheitsrechten auf die —» Europäische Gemeinschaft sind solche Eingriffe mittlerweile nur noch begrenzt möglich.

Unter den Bedingungen eines Außenhandelsmonopols werden alle (totales Außenhandelsmonopol) oder selektiv ausgewählte (partielles Außenhandelsmonopol) ökonomischen Transaktionen (—» Importe und —> Exporte) eines Landes mit nicht-einheimischen Wirtschaftssubjekten oder ausländischen staatlichen Agenturen über eine zentrale staatliche Stelle abgewickelt. Außenhandelsursachen Als Gründe für die Aufnahme von internationalem Handel gelten die unterschiedliche Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen an unterschiedlichen Märkten, Preis- beziehungsweise Qualitätsdifferenzen und Produktdifferenzierungen (—) Außenhandel). Außenhandelsverflechtung Bezeichnung für die Struktur der internationalen Handelsströme. Die Außenhandelsverflechtung ist besonders dann ein sinnvolles Analysekonzept, wenn sie sektoral ermittelt wird und Aufschluß über die Struktur der internationalen —» Arbeitsteilung zuläßt.

Außenwirtschaftsgleichgewicht Neben der Geldwertstabilität, der Realisierung eines hohen Beschäftigungsstandes und stetigem und angemessenen Wirtschaftswachstum enthält der Zielkatalog des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft von 1967 das außenwirtschaftliche Gleichgewicht (heute müßte man mindestens das Umweltziel ergänzen). Außenwirtschaftliches Gleichgewicht erfordert zunächst die

Außenverschuldung —> Verschuldung, internationale Außenwirtschaftsgesetz (AWG) Deutsches Bundesgesetz vom 28.4.1961, welches auf dem Grundsatz beruht, daß in Deutschland der gesamte Außenwirtschaftsverkehr uneingeschränkt zulässig ist, soweit er nicht ausdrücklich

24

Außenwirtschaftsgleichgewicht

externe Stabilität, die erfüllt ist, wenn der geplante Leistungsbilanzsaldo (—» Zahlungsbilanz) dem Saldo des —> Kapitalverkehrs entspricht (der auch einen geplanten Devisenzu- oder abfluß enthalten kann). Bei festen —> Wechselkursen dürfen also keine unerwünschten Veränderungen der —» Devisenreserven eintreten, bei flexiblen Wechselkursen dürfen deren Veränderungen im Zeitablauf geplante —* Aufund —» Abwertungen zur Realisierung eines erwünschten Leistungsbilanzsaldos und der inneren Stabilität nicht überschreiten. Somit verlangt das Außenwirtschaftsgleichgewicht neben der externen Stabilität letztlich auch das interne Gleichgewicht, d.h. ein geplanter Uberschuß der privaten Ersparnis über die private Investition abzüglich dem Budgetdefizit muß dem geplanten Leistungsbilanzsaldo entsprechen. Unstrittig ist, daß zumindest kurzfristig Leistungsbilanzsalden mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht vereinbar sind, wenn sie durch 'autonome', d.h. nicht zur Vermeidung eines ansonsten zu erwartenden unerwünschten Zahlungsbilanzsaldos vorgenommene Salden der Kapitalbilanz (—> Zahlungsbilanz) ausgeglichen werden. Da es im Interesse eines Landes (oder auch mehrerer Länder) liegen kann, wenn es seine —> Devisenreserven um einen festzulegenden Betrag zur Vermeidung internationaler Illiquidität (—> Liquidität, internationale) aufstockt, ist auch eine auf jeden Fall immer ausgeglichene Devisenbilanz

(—» Zahlungsbilanz) nicht unbedingt erforderlich. Strittig dagegen ist, ob auch langfristig Leistungsbilanzsalden mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht kompatibel sind. Ist der Aufbau einer dauerhaften Schuldnerposition Ausdruck zu geringer inländischer Ersparnis, die zur Finanzierung privater und staatlicher Konsumausgaben dient, ist die Skepsis berechtigt. Anders dagegen ist die Situation zu beurteilen, in der Kapitalimporte ansonsten nicht zustandekommende Inlandsinvestitionen finanzieren und dies wegen der höheren volkswirtschaftlichen Rendite im Kapitalimportland auch vom Gläubigerland gewünscht wird; auch Entwicklungshilfekredite (—> Entwicklungspolitik) können entsprechend gesehen werden. (Dieser Fall ist vergleichbar den expandierenden Unternehmen in einem Land, die gegenüber privaten Haushalten zunehmende Schuldnerpositionen aufbauen und regelmäßig ihre Zinsund Tilgungsverpflichtungen erfüllen). Freilich schließt das nicht aus, daß ein Land zu Beginn seiner Entwicklung ein Handels- und Leistungsbilanzdefizit (—» Zahlungsbilanzdefizit) aufweist, später bei aktiver Handelsbilanz wegen zu leistender Zinszahlungen weiterhin eine defizitäre Leistungsbilanz hat, schließlich seine Schulden tilgt und am Ende sich in einer Position befindet, in welcher die Zinseinnahmen aus einer inzwischen erreichten Gläubigerposition ein Handelsbilanzdefizit bei ausgeglichener oder gar

25

Außenwirtschaftsordnung

überschüssiger Leistungsbilanz erlaubten. Einen solchen Zyklus vom jungen Schuldnerland zum reifen Gläubigerland hat seinerzeit Ernst Wagemann beschrieben, er ist aber keineswegs zwangsläufig.

für Ungleichgewichte?, in Köhler, CJ Pohl, R. (Hrsg), Währungspolitische Probleme im integrierten Europa, S. 125-138, Duncker u. Humblot (Berlin). Köhler, C. (1979 u. 1983): Geldwirtschaft, Π + ΠΙ. Band, Duncker und Humblot, Berlin.

Die gegenwärtige Situation in der —> Weltwirtschaft entspricht allerdings nicht dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht. Statt dessen sind meist die Bedingungen sowohl der externen wie internen Stabilität nicht erfüllt, so daß Devisenzu- und -abflüsse bzw. erratische Wechselkursschwankungen ( - 4 Fluktuation von Wechselkursen) Gefahren für Beschäftigung und Preisniveaustabilität mit sich bringen. Wird die Europäische Wirtschafts- und —» Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; - 4 Europäische Währungsunion) verwirklicht, so sind auch ansonsten für zulässig gehaltene Wechselkursänderungen oder Änderungen der Devisenreserven ausgeschlossen. Dies verlangt entsprechende Abstimmungen der Wirtschaftspolitiken der Mitgliedsländer der EU, die über das bisher erreichte Maß weit hinausgehen. Die gegenwärtigen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte in den USA, Japan und Europa gefährden eine weitere weltwirtschaftliche —» Integration.

Köhler, C. (1990): Intemationalökonomie, Duncker u. Humblot, Berlin. Hans-Joachim

Heinemann

Außenwirtschaftsordnung Gesamtheit aller institutionellen Regelungen für den Außenwirtschaftsverkehr eines Staates (d.h. Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Zahlungsverkehr mit anderen Staaten, aber auch Freizügigkeit von Personen) als Teil seiner Wirtschaftsordnung; Außenwirtschaftsordnung kann Spielräume für Wirtschaftssubjekte garantieren und Regierung zu Eingriffen ermächtigen (—> Außenwirtschaftspolitik); Beispiele: in einer liberalen Außenwirtschaftsordnung garantiert Staat unbeschränkte Dispositionsfreiheit für die Privatwirtschaft, nur indirekte Lenkung durch staatliche Geld- und Fiskalpolitik ist zugelassen; in einer dirigistischen Außenwirtschaftsordnung übernimmt (z.B. durch staatliches —> Außenhandelsmonopol) oder kontrolliert (z.B. mittels Devisenbewirtschaftung oder —> Kontingentierung) der Staat alle außenwirtschaftlichen Transaktionen; Regelungen der Außenwirtschaftsordnung sind enthalten in der nationalen Wirtschaftsverfas-

Literatur: Giersch, H. (1977): Konjunktur- und Wachstumspolitik in offenen Volkswirtschaften, Gabler (Wiesbaden). Heinemann, H.J. (1992): Sind Salden im internationalen Kapitalverkehr Zeichen

26

Außenwirtschaftspolitik

s u n g (z.B. —> A u ß e n w i r t s c h a f t s g e s e t z ,

schaftliche Eingriffe b e e i n f l u ß t

Einwanderungsgesetze,

den w i e umgekehrt b i n n e n w i r t s c h a f t l i -

aber

auch

in

Zollgesetze),

multilateralen

EWG-Vertrag,

GATT,

(z.B.

che G r ö ß e n

(Beschäftigung,

wer-

Preisni-

IWF-Ab-

veaustabilität, E i n k o m m e n s v e r t e i l u n g )

k o m m e n ) und bilateralen völkerrecht-

durch außenwirtschaftliche I n s t r u m e n -

lichen Verträgen

te.

(z.B. —> Doppelbe-

steuerungs-, —> Investitionsschutz- u n d

Die Ausgestaltung der sich am —> Außen-

—> Selbstbeschränkungs-Abkommen).

wirtschaftsgesetz u n d der —» A u ß e n wirtschaftsordnung orientierenden

Außenwirtschaftspolitik

Au-

ßenwirtschaftspolitik h ä n g t v o m A u s m a ß d e r internationalen V e r f l e c h t u n g

D i e Z i e l e der A u ß e n w i r t s c h a f t s p o l i t i k sind im wesentlichen die gleichen w i e

(—» Integration) ab, o b z.B.

die der allgemeinen Wirtschaftspolitik;

besserer Nutzung der Vorteile der —»

zwecks

g e n a n n t sei hier n u r d a s

außenwirt-

Arbeitsteilung die A u ß e n h a n d e l s q u o t e

s c h a f t l i c h e G l e i c h g e w i c h t (—> A u ß e n -

erhöht oder w e g e n V e r m e i d u n g star-

w i r t s c h a f t s g l e i c h g e w i c h t ) . Im S y s t e m

ker A b h ä n g i g k e i t (—» I n t e r d e p e n d e n z )

fester —> W e c h s e l k u r s e d ü r f e n keine

g e s e n k t werden soll. E i n e lediglich na-

ungeplanten D e v i s e n z u - und a b f l ü s s e

tional ausgerichtete A u ß e n w i r t s c h a f t s -

a u f t r e t e n , im S y s t e m flexibler K u r s e

politik, womöglich mit —> b e g g a r my

keine

neighbour-Aktionen (auch die n e u e —»

unerwünschten

Wechselkursvon

strategische Handelspolitik bietet ent-

Wechselkursen). L e i s t u n g s b i l a n z s a l d e n

sprechende G e f a h r e n ) , sollte i m Zeital-

schwankungen

(—>

Fluktuation

(—> Z a h l u n g s b i l a n z ) sind mit d i e s e m

ter z u n e h m e n d e r regionaler o d e r multi-

Ziel vereinbar, w e n n sie vor entspre-

lateraler Integration

c h e n d e n Nettokapitalexporten bzw. -

den, statt ihrer sollte sich d i e A u ß e n -

importen begleitet w e r d e n .

wirtschaftspolitik

Instrumente d e r A u ß e n w i r t s c h a f t s p o -

schaftspolitik wandeln.

vermieden

zur

—>

wer-

Weltwirt-

litik sind im güterwirtschaftlichen B e -

Autarkie

reich z . B . —> Zölle, K o n t i n g e n t e (—> K o n t i n g e n t i e r u n g ) oder andere an G e -

(griechisch: S e l b s t g e n ü g s a m k e i t ) A u t -

wicht gewinnende —> nicht-tarifare H a n -

arkie galt den G r i e c h e n vor u n d zur

delshemmnisse, auf monetärer

Zeit d e s Aristoteles als h ö c h s t e s Ziel

Seite

die E n t s c h e i d u n g über d a s W e c h s e l -

der W i r t s c h a f t des Stadtstaates (polis).

k u r s r e g i m e (—> W e c h s e l k u r s s y s t e m e ) ,

Sie w u r d e selbst für den

D e v i s e n k o n t r o l l e n und a n d e r e auf d i e

einzelnen

Haushalt (oikos) f ü r vorteilhaft g e h a l -

—» Z a h l u n g s b i l a n z u n d d i e von ihr a u s -

ten u n d ihre U m s e t z u n g nur a u s prag-

g e h e n d e n W i r k u n g e n gerichtete M a ß -

matischen G r ü n d e n nicht verfolgt. In

nahmen. Außenwirtschaftliche Größen

der Neuzeit hat es m e h r f a c h V e r s u c h e

k ö n n e n aber a u c h d u r c h binnenwirt-

zu einer wirtschaftlichen U n a b h ä n g i g -

27

Autarkie

keit vom —> Weltmarkt gegeben. Als Mittel zu ihrer Realisierung bediente man sich der —» Zölle und Handelsbeschränkungen (—» Protektion). Die Entwicklung bislang nicht heimischer Produktionen sollte durch höhere als die Weltmarktpreise gefördert, die Bedürfnisse nach nicht heimisch produzierbare Güter durch Änderung der Konsumgewohnheiten unterdrückt werden.

Den historisch jüngsten Versuch zu einem autarken Wirtschaftszusammenhang stellte der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (-» RGW) dar. Nach der in der Wirtschaftswissenschaft überwiegenden Auffassung stellt Autarkie eine der internationalen —> Arbeitsteilung unterlegene Wirtschaftsorganisation dar. Sie mindert nach dieser Auffassung die Weltwohlfahrt und die der nach Autarkie strebenden —» Wirtschaftsräume, weil sie die Ausnutzung komparativer Kostenvorteile (—> Theorem komperativer Kosten), wie dies zwischen Freihandel betreibenden Wirtschaftsräumen möglich sei, nicht gestattet.

Starke Autarkiebewegungen entstanden im Verlauf der —> Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Sie blieben aber oft, wie beispielsweise im Dritten Reich, ohne erfolgreiche Umsetzung.

28

Β

dig sein muß: zur Aufrechterhaltung der Union könnte es sich als notwendig erweisen, überschuldete Ländern durch ein teilweises oder vollständiges Bailout zu unterstützen.

Bailout Dem ursprünglichen Wortsinn nach bedeutet Bailout soviel wie jemanden gegen eine Bürgschaft freikaufen. Im übertragenen Sinn versteht man darunter die Bürgschaft für die oder die Übernahme der Staatsschulden eines Landes durch andere Länder. Das Risiko eines Bailout besteht darin, daß hochverschuldeten Ländern keine Kreditrestriktionen oder -Verteuerungen von den —» Kapitalmärkten auferlegt werden, die sie zu größerer Haushaltsdisziplin zwingen würden, da die Gläubiger das Bailout antizipieren. Daher ist z.B. im Vertrag von Maastricht (—» Maastricht-Vertrag) eine No-Bailout Klausel aufgenommen worden (Art. 104 b EU-Vertrag), die eine Schuldenübernahme innerhalb der —» Europäischen Union ausschließen soll. Es wird nämlich befürchtet, daß die Wirtschafts- und —> Währungsunion in Europa (—) Maastricht-Vertrag; —» Europäische Währungsunion) von den Kapitalmärkten dahin gedeutet wird, daß die Uberschuldung eines Mitgliedsstaates von der Gemeinschaft aufgefangen wird. Das größte Problem einer No-Bailout Klausel besteht darin, daß sie nicht unbedingt glaubwür-

Baker-Plan Der Baker-Plan wurde 1985 von dem damaligen amerikanischen Finanzminister James Baker auf der gemeinsamen Jahrestagung des —> Internationalen Währungsfonds und der —» Weltbank vorgestellt. Er war eine späte Reaktion der —> Industriestaaten auf die bereits 1982 ausgebrochene —> Verschuldungskrise der Dritten Welt und versuchte, die Kreditwürdigkeit der am ernstesten betroffenen —> Entwicklungsländer wiederherzustellen. Der Baker-Plan sah vor, daß diejenigen hochverschuldeten Länder, die marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitiken verfolgten und ihre Handelsregime liberalisierten (—> Liberalisierung), von den Geschäftsbanken frisches Kapital in Höhe von 20. Mrd. Dollar und von den multilateralen —> Entwicklungsbanken, vor allem von der Weltbank, zusätzliche Kredite in Höhe von ca. 9 Mrd. Dollar in einem Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung gestellt wird.

29

Balcerowicz-Plan

Spätestens 1987 galt der Plan als gescheitert, da sich die Geschäftsbanken mit neuen Krediten an die betroffenen hochverschuldeten Länder zurückhielten und diese keine Entwicklungsfortschritte machten. Der Baker-Plan wurde deshalb durch den —> Brady-Plan ersetzt.

Europäischen Währungssystem beträgt die Bandbreite in der Regel ± 2,25%. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist formal eine Aktiengesellschaft, deren Aktien von den —> Zentralbanken ihrer Mitgliedsländer gehalten werden. Sie wurde 1930 zur Abwicklung der deutschen Reparationszahlungen im Rahmen des —> Young-Planes gegründet. Die zentralen Organe der BIZ sind die Generalversammlung und der Verwaltungsrat. Im Verwaltungsrat sind die Zentralbankpräsidenten der Gründerländer und der USA stimmberechtigt. Dem Verwaltungsrat, dem die Führung der laufenden Geschäfte obliegt, gehören als ständige Mitglieder die Präsidenten der Zentralbanken Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und der USA sowie sechs weitere Vertreter aus der Privatwirtschaft dieser Länder an. Aus den weiteren Mitgliedsstaaten werden drei weitere Zentralbankpräsidenten als nicht-ständige Mitglieder in den Rat gewählt.

Balcerowicz-Plan Vom ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten 1990 vorgelegtes Reformprogramm mit dem Ziel der Stabilisierung der polnischen Wirtschaft und der Umwandlung des Wirtschaftssystems in eine Marktwirtschaft. Dabei ging eine restriktive Geld-, Fiskal- und Lohnpolitik mit einer weitgehenden —» Liberalisierung der Preise und des —> Außenhandels sowie einer Fixierung der —> Wechselkurse einher. Im Zuge des Balcerowicz-Plan gelang es zwar, die Hyperinflation in Polen einzudämmen, aber nicht die Ubergangsrezession zu vermeiden, die auch durch die Umstrukturierung der polnischen Volkswirtschaft bedingt war. Bandbreite Bandbreite bezeichnet die größte erlaubte Abweichung der —> Wechselkurse nach unten und nach oben von den —> Paritäten in einem System fester Wechselkurse. Die Bandbreite wird in Prozent gemessen und betrug im Bretton-Woods-System (—> BrettonWoods-Abkommen) ±1% und im —> Smithsonian-Abkommen ±2,25% um die jeweiligen Paritäten. Auch im —»

Die BIZ ist im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit berechtigt, Gold- und Devisengeschäfte sowie Diskont- und Lombardgeschäfte mit den —» Zentralbanken zu tätigen und gilt als Zentralbank der Zentralbanken. Während der Krise des Bretton Woods Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) hat sie die Koordinierung des —> Gold-

30

Bankgeschäfte, internationale

pools geleitet. Gegenwärtig hat sie die Aufgabe, die Zusammenarbeit der Zentralbanken untereinander durch einen gegenseitigen Informationsfluß und multilaterale Konsultationen (—» Multilateralismus) zu vereinfachen. Sie ist ebenfalls mit der statistischen Erfassung der internationalen —» Finanzund —» Kapitalmärkte befaßt. Die Geschäftstätigkeit der BIZ muß satzungsgemäß mit der Währungspolitik der Zentralbanken vereinbar sein. Aufgrund der zunehmenden —» Interdependenz der internationalen Finanzmärkte wird die BIZ von den Zentralbanken als informelles Kooperations- und Koordinationsgremium genutzt. Das Committee on Banking Supervision and Regulatory Practices (CBSRP) der BIZ hat mit dem Baseler Konkordat und dem —» Baseler Akkord bislang zwei Abkommen ausgearbeitet, die der —> Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte dienen.

nale) werden über internationale Bankleistungen realisiert. Die Produktion internationaler Bankleistung ist Voraussetzung und Ergebnis des abzuwickelnden internationalen Geschäftes und damit im wesentlichen das Geschäft selbst. Damit wird das Wesen internationaler Bankgeschäfte mit der Charakteristik internationaler Bankleistungen komparabel. Sie liegt darin, daß die Produktion selbiger nicht nur auf der Grundlage des inländischen Nominalgutes 'Geld' sondern vielmehr unter Einbeziehung einer oder mehrerer ausländischer Währungen (ausländisches Zentralbankgeld, auf ausländische Währung lautendes Bankengiralgeld) erfolgen muß; oder darin, daß die Produktion bestimmter Bankleistungen ausländische Währungsgebiete betrifft, ohne daß primär ausländische monetäre Faktoren involviert sind. Anbieter und Nachfrager internationaler Bankleistungen treffen sich auf den internationalen Finanzmärkten, die entsprechend der Nachfrage· oder Angebotsspezifik in Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte unterschieden werden und gehen internationale Finanzmarktbeziehungen ein. Allgemein liegen internationale Finanzmarktbeziehungen bzw. Bankgeschäfte schon dann vor, wenn grenzüberschreitende Transaktionen zwischen zwei Bankbetrieben, zwischen einer oder mehreren —> Zentralbanken, und zwischen diesen und Nicht-Banken abgewickelt werden.

Bankgeschäfte, internationale Internationale Bankgeschäfte, differenziert nach dem kommerziellen Auslandsgeschäften in den traditionellen Formen der Außenhandelsfinanzierung, dem internationalen Geschäft als Produktion von Bankleistungen mit Hilfe von Auslandsstützpunkten, dem internationalen Konsortialgeschäft mit Kredit- und Emissionsgeschäft und dem Interbankengeschäft auf den internationalen Geld- und —» Kapitalmärkten (—> Finanzmärkte, internatio-

31

Barter

Barter

der Regel nominal bewertet wird. Die anrechenbare

—> Tauschhandel

Summe

des

zweiten

Korbes darf nicht zuletzt aus diesem

Baseler Akkord

Grund nicht größer sein als die des

Der B a s e l e r Akkord wurde 1986 be-

ersten.

schlossen und trat in seiner letzten

In der Endstufe ab 1993 müssen die

Stufe Anfang 1993 in Kraft. In dem

international operierenden Banken ei-

Abkommen standardisierten die in der

ne Mindestkapitalausstattung von 4 %

—> B a n k für Internationalen Zahlungs-

im ersten und 8 % in beiden Körben

ausgleich zusammengeschlossenen —>

zusammen

Zentralbanken der G l 0 die Mindestka-

der Banken werden entsprechend ih-

pitalausstattung der von ihnen beauf-

rem Risiko gewichtet. Sicherheiten der

sichtigten

international

tätigen

Ban-

aufweisen. D i e

Einlagen

nationalen Zentralregierung und Gut-

ken.

haben bei der nationalen

Im B a s e l e r Akkord wird das Eigen-

werden bevorzugt behandelt und als

kapital einer Bank in zwei Körbe un-

risikolos

terteilt. Der erste Korb enthält die li-

rungen an den privaten

quiden Mittel einer B a n k , das soge-

nicht

Notenbank

eingestuft, während durch

Forde-

Sektor,

Hypotheken

die

gesichert

nannte Kernkapital, der zweite das Er-

sind, mit vollen Risiko gewertet wer-

gänzungskapital, das als jederzeit li-

den.

quidisierbar gilt. Als Kernkomponen-

Baseler Konkordat

ten nennt die B I S den Kapitalbestand der Aktienbesitzer und die gemeldeten

Das Baseler Konkordat wurde

Rücklagen der Bank. Der zweite Korb

im Anschluß an den Zusammenbruch

enthält die nichtrealisierten Reserven,

der

die

eigentlichen

Finanzinstrumente

'Hessischen

und

nachrangige

Verbindlichkeiten.

le', der 'Franklin National B a n k ' und

Uber diese Einlagen hinaus steht der

der ' U S National Bank o f San D i e g o '

des

'Bankhauses

Herstatt'

Landesbank

1974, der

Girozentra-

Inhalt des zweiten Korbes weitgehend

im Rahmen der 'Committee on Ban-

im Ermessen der jeweiligen nationalen

king Regulation and Supervisory Prac-

Notenbank. In diesem zweiten Korb

tices' der —> B a n k für Internationalen

kann vor allem der Aktien- und der Immobilienbesitz der Banken

Zahlungsausgleich

aufge-

des blen

Konkordat

Ergänzungskapitals Bewertung

Komponenten einer

unterliegen,

1986

wurde das Konkordat novelliert. Das

nommen werden. Da diese zusätzlichen

vereinbart.

regelt

den

Informations-

austausch zwischen den in der B I Z zu-

varia-

sammengeschlossenen

eignen

Zentralbanken.

Gleichzeitig führte es eine Verantwor-

sie sich weniger für die Sicherung der

tung der international tätigen Banken

Kapitalaufnahme einer Bank, die in

für

32

deren

Auslandsniederlassungen

Beggar my neighbour-Policy

ein. Jeder Zentralbank der am Konkordat beteiligten Staaten überträgt das Abkommen die Aufgabe, die Geschäftstätigkeit aller in ihrem Zuständigkeitsbereich niedergelassenen Banken zu überwachen und andere betroffene Zentralbanken im Falle von Liquiditätsproblemen in Kenntnis zu setzen. Die revidierte zweite Version des Konkordats sieht eine grundsätzliche und gegenseitige Informationspflicht der Zentralbanken untereinander vor.

nen durch einen geeigneten Strategiemix vermieden werden. Zur Beggar my neighbour-Policy ist auch der Versuch zu rechnen, mittels handels- (oft —> zoll-) politischer Maßnahmen (—> Handelspolitik) die —> Terms of Trade zu verbessern (—> Optimalzoll), der bei entsprechender Reaktion des Auslands leicht zu einem für alle nachteiligen Handelskrieg führen kann. Die Beggar my neighbour-Policy ist als neomerkantilistischer Versuch (—> Merkantilismus, —> Neomerkantilismus) zu werten, der in einer auf —» Integration gerichteten Welt nichts verloren hat.

Beggar my neighbour-Policy Der wohl auf Joan Robinson zurückgehende Begriff bezeichnet die Strategie von Ländern, ihre Nachfrageschwäche durch Exportüberschüsse (z.B. über eine —> Abwertung) auszugleichen, was zum Export von Arbeitslosigkeit führen kann. Vor allem in einer Welt mit allseitigen Beschäftigungsproblemen wird dies zu Gegenaktionen des Auslands führen. Dies war kennzeichnend für den Abwertungswettlauf in der —> Weltwirtschaftskrise, der schließlich zu einer Abschottungsstrategie (—> Protektionismus) führte und den —> Welthandel zum Nachteil aller drastisch reduzierte. Die hier ausschlaggebende Nachfrageumlenkung vom Ausland ins Inland ist auf jeden Fall einer Nachfrageausweitung z.B. über staatliche Ausgabenprogramme unterlegen, selbst wenn das Ausland nicht zu entsprechenden Kontermaßnahmen greift. Die dann möglicherweise auftretenden —» Leistungsund Zahlungsbilanzprobleme kön-

Benelux Abk. für Benelux Economic Union Bestimmungslandprinzip Besteuerungsprinzip im Warenverkehr zwischen Staaten, bei dem —» Exporte von den indirekten Steuern im Herkunftsland entlastet und —> Importe mit den im Verbrauchsland herrschenden indirekten Steuern belastet werden. Damit unterliegen in- und ausländische Güter am Ort ihrer Verwendung einer jeweils gleichen Steuerbelastung. Die Steuereinnahmen fließen allein dem Fiskus des Verbrauchslandes zu. Das Bestimmungslandprinzip verhindert eine —> Doppelbesteuerung der Güter und vermeidet Wettbewerbsverzerrungen durch unterschiedliche nationale Verbrauchsteuersätze bei Wahrung der Steuerautonomie der

33

Big Bang

einzelnen Staaten. Eine Aufrechterhaltung des Bestimmungslandprinzips erfordert eine Erfassung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs und macht damit Grenzkontrollen erforderlich.

gen von einem zum anderen Tag verschwinden würden. Bilateralismus Der Begriff des Bilateralismus ist vor dem Hintergrund des Zahlungsbilanzausgleichs zu sehen. Betrachtet man die —> Zahlungsbilanz im statistischen Sinne, also die bilanzmäßige Zusammenstellung der internationalen Leistungs- und Kapital-Transaktionen eines Landes innerhalb einer Zeitperiode, so ist diese stets ausgeglichen und bereitet somit keine Probleme. Das ändert sich jedoch, wenn man das Gleichgewicht der Zahlungsbilanz mit dem Gleichgewicht von Devisenangebot und Devisennachfrage gleichsetzt (Marktzahlungsbilanz). In diesem Falle kann es, wenn sich der —> Wechselkurs nicht entsprechend der Marktverhältnisse frei bilden kann, zu Ungleichgewichten bei einem gegebenen Wechselkurs kommen. Von großer Bedeutung im Hinblick auf den Ausgleich der so definierten Zahlungsbilanz eines Landes ist es, ob dieser gegenüber jedem anderen Land einzeln zu erfolgen hat (Bilateralismus), ob die Zahlungsbilanz gegenüber verschiedenen Ländergruppen zu erzielen ist (Regionaler Ausgleich; Zahlungsunion) oder ob schließlich die Zahlungsbilanz gegenüber allen Ländern zusammen ausgeglichen sein muß (Multilateralismus). Bilateral ist der Zahlungsbilanzausgleich eines Landes gegenüber seinen Partnern also dann, wenn jede zweisei-

Big Bang Unter einem Big Bang versteht man die schlagartige Umstellung von Institutionen, Regelungen etc. innerhalb von Volkswirtschaften: den Gegensatz zum Big Bang stellt der Gradualismus dar, wobei Umstellungen von Institutionen, Regelungen etc. über einen größeren Zeitraum gestreckt vorgenommen werden. So gehört zu den Fragen der —> Transformationspolitik z.B. auch diejenige nach der Geschwindigkeit, mit der das alte Wirtschaftssystem durch Elemente des neuen ersetzt werden sollen. Man bezeichnet beispielsweise die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen Westdeutschland und der DDR als Big Bang. Der Ausdruck Big Bang wird aber nicht nur im Bereich der Transformationspolitik gebraucht. Z.B. wird in Hinblick auf die Einführung einer einheitlichen europäischen Währung auch eine Big Bang-Lösung diskutiert (—» Europäische Währungsunion), die so aussehen würde, daß ab einem bestimmten Stichtag alle Transaktionen und Buchungen nur noch in der Unionswährung ausgeführt werden dürften, mit der Folge, daß die nationalen Währun-

34

BUateralismus

aber auch eine Differenzierung der Wechselkurse (—» Wechselkursspaltung) nach Partnerländern und Käufergruppen sowie eine —> Diskriminierung durch ad hoc vereinbarte Exportund Importpreise beim Kompensationsverkehr angewandt. Die strengste Form des Bilateralismus bildet das zweiseitige Naturaltauschabkommen (Warenclearing). Nicht konvertierbare bzw. nicht transferierbare Guthaben aus Exportüberschüssen können gar nicht erst entstehen, da jedes individuelle Exportgeschäft an ein individuelles Importgeschäft gekoppelt ist. Diese Art des Bilateralismus tritt zum Beispiel in Form staatlicher Kompensationsgeschäfte auf. Abgeschwächte Formen des Bilateralismus stellen zwei- und mehrseitige Verrechnungsabkommen (Devisenclearing) dar. Hierbei sind in aller Regel limitierte Bilanzsalden zugelassen, es kommt also zu einer begrenzten Kreditierung. Ein Uberschreiten des vereinbarten Saldos hingegen ist gewöhnlich in Gold oder konvertibler Währung zu begleichen. Zu dieser Form des Bilateralismus gehört auch die Zahlungsunion. Im Gegensatz zum reinen Bilateralismus weist sie folgende Vorteile auf: - Es kommt zur Verrechnung bilateraler Salden auf Unionsebene, wodurch der Bedarf an konvertiblen Devisen wesentlich gemindert wird. Es bedarf nur noch des 'Spitzenausgleichs'.

tige Beziehung, jedes bilaterale Verhältnis sich im Gleichgewicht befinden muß. Ein solches Land sieht sich dann permanent vor die Aufgabe gestellt, gegenüber jedem seiner Handelspartner ein Zahlungsbilanzgleichgewicht herzustellen. Es ist allerdings nicht damit zu rechnen, daß bei uneingeschränkten Handels- und Zahlungsbeziehungen ein solcher bilateraler Ausgleich von selbst zustande kommt. Somit erfordert Bilateralismus in aller Regel, daß die Transaktionen mit dem Ausland Einschränkungen unterworfen werden. Bilateralismus bedeutet also immer, daß der freie Verkehr von Gütern, Dienstleistungen und Kapital einer Kontrolle unterworfen wird, um ihn bei Bedarf ganz oder zumindest teilweise zu unterbinden. Setzt man als Mittel hierzu - wie vielfach zu beobachten - die —> Devisenbewirtschaftung ein, so schränkt dies die —» Konvertibilität der Währung ein oder hebt sie ganz auf. Solche Beschränkungen beziehen sich in erster Linie auf: - den Besitzer der Devisen (Inländer-/ Ausländerkonvertibilität) und - den Verwendungszweck (laufende Transaktionen, die häufig nochmals unterschieden werden nach privaten und kommerziellen Zwecken, sowie Kapitaltransaktionen). Mit der Devisenbewirtschaftung geht zwangsläufig eine Ablieferungspflicht der erwirtschafteten Devisen einher, die eine staatliche Behörde dann nach selektiven Kriterien wieder verteilt. Daneben werden als weitere Mittel

35

Bilateralismus

-

E s k o m m t zu einer

weitgehenden

Handelsliberalisierung

auf

schränkungen

Union-

sebene (—> Liberalisierung). -

(—> Protektion)

gegen-

über Drittländern beibehält, bedarf es einer R e g e l u n g der Ursprungszeugnis-

Schuldner erfahren eine (temporäre)

se (—» Ursprungslandregel). B e i einer

Kreditierung;

Zollunion entfällt dieses Problem, da

Gläubiger

erhalten

größere Garantien, da die R ü c k z a h -

ein g e m e i n s a m e r Außenzoll

lung nicht von der Zahlungswillig-

wird (—» Zölle). Dies impliziert j e d o c h

keit eines Partners allein abhängt.

eine

weiterreichende

erhoben

Aufgabe

von

Eine Zahlungsunion funktioniert aber

handelspolitischen

nur dann reibungslos, wenn sich län-

ten. E i n e Zahlungsunion setzt f e m e r

gerfristig keine

die Fixierung der W e c h s e l k u r s e unter

strukturell

bedingten

Souveränitätsrech-

Uberschuß- und Defizitpositionen her-

den Mitgliedsländern

ausbilden. W e n n die Defizitländer kei-

einer Rechnungseinheit voraus, in der

nem

die

Anpassungszwang

unterliegen,

regionalen

und

Salden

gegenüber ausgedrückt

lassen sich solche Ungleichgewichts-

werden. Diskretionäre Wechselkursan-

Positionen

passungen sind allerdings nicht grund-

nur so

lange

aufrechter-

halten, wie andere Mitgliedsländer zur

sätzlich ausgeschlossen. K o m m t es j e -

Kreditgewährung bereit sind. Begrenzt

doch zu divergierenden Kursen in der

man die Kreditaufnahme, kommt

Geldpolitik,

es

werden

sich

temporäre

unter diesen Bedingungen bald zu ei-

Phasen der —> Uber- und —> Unterbe-

nem

wertung

Auseinanderbrechen

lungsunion, weil die sierung rückgängig

der

Zah-

Handelsliberaligemacht

der

beteiligten

wirkungen

werden

auf

die

position

die Devisenbewirtschaftung

nicht vermeiden lassen.

Aus

und den

diesem

Rück-

Leistungsbilanz-

muß. E s k o m m t zu einem Rückfall in Bilateralismus.

Währungen

und die damit einhergehenden (Uberschüsse

und

Defizite)

G e g e n ü b e r multilateralem —» Handel

Grunde

sah die europäische Zahlungsunion in

stellt der Bilateralismus

den 5 0 e r Jahren eine teilweise (gestaf-

ökonomischen Wohlfahrtsverlust dar.

stets

einen

felte) Schuldenbegleichung in konver-

D e r multilaterale Handel zeichnet sich

tiblen D e v i s e n (Dollar) bzw. Gold vor.

nämlich

insbesondere

dadurch

Dies erhöhte den Anpassungsdruck im

daß die Zahlungsbilanz lediglich

Inneren

Gesamtergebnis

der

beteiligten

Volkswirt-

ausgeglichen

aus, im sein

schaften und s c h u f so erst ein länger-

muß. Dabei kann es zwischen einzel-

fristig

ausgeglichenes

nen Ländern oder Regionen durchaus

Handelsliberali-

zu erheblichen negativen oder positi-

sierung selbst kann in F o r m einer —>

ven Salden der Leistungsbilanz k o m -

Freihandelszone oder einer

Zoll-

m e n . Deren A u s m a ß ist insofern un-

union erfolgen. D a die Freihandelszo-

bedeutend, als sich bei voller Konver-

ne die landesspezifischen Handelsbe-

tibilität ein G l e i c h g e w i c h t durch die

weitgehend

Handelsgeflecht. D i e

36

Bilateralismus, politischer

Summe aller aktiven und passiven (länderweisen) Konten ergibt. Schränkt man die Konvertibilität hingegen durch den Bilateralismus ein, dann entfällt diese Möglichkeit der Verrechnung ganz oder teilweise, und als Folge ist eine Schrumpfung des internationalen Austauschvolumens meistenteils auf die kürzere Seite der Bilanz mit dem jeweiligen Handelspartner unabwendbar. Dies mindert die Effizienz der internationalen Arbeitsteilung, weil es das Preisgefüge der internationalen Wirtschaftsbeziehungen verzerrt sowie unmittelbar oder mittelbar die internationale Produktionsstruktur negativ beeinflußt. Mit zunehmender Dauer nehmen die effizienzmindernden Wirkungen bilateraler Handelsbeziehungen noch zu, weil die Reagibilität der außenwirtschaftlichen Anpassung auf Datenänderungen spürbar herabgesetzt wird. Bilaterale Beziehungen stellen nämlich ein statisches Konzept dar, und stehen somit ständig in der Gefahr, Ausmaß, Struktur und Richtung des internationalen Wirtschaftsverkehrs ungebührlich festzuschreiben. Uber diese Verzerrungseffekte hinaus muß man aber auch veranschlagen, daß derartige bilateral orientierte Überlegungen hohe Informations· sowie Kontrollkosten verursachen und die wirtschaftlichen Dispositionen der am Außenhandelsverkehr Beteiligten ungemein erschweren. Ferner lehrt die Geschichte, daß von solchen zweiseitigen Ubereinkommen eine starke Tendenz ausgeht,

den Bilateralismus auf alle Handelspartner auszudehnen, so daß leicht ein interventionistischer Flächenbrand entsteht. Literatur: Heuss, Emst (1950): Das Problem des Gleichgewichts beim bilateralen Außenhandel. Kyklos 4, S. 196-205. Lutz, Friedrich A. (1951): Europäische Währungsprobleme 1946-1950. ORDO 4, S. 299-343. Möller, Hans (1952): Handelspolitik zwischen Bilateralismus und Multilateralismus. Weltwirtschaftliches Archiv 68, S. 203-261. Heinz-Dieter

Smeets

Bilateralismus, politischer Politischer Bilateralismus verweist auf die außenpolitische Praxis der Staaten, ihre diplomatischen und völkerrechtlichen Beziehungen auf zweiseitiger Basis abzuwickeln. Anders als beim —> Multilateralismus versuchen die Staaten nicht den Konsens einer möglichst großen Gruppe von Staaten zu erreichen. Bilaterale Beziehungen führen im Ergebnis zu zweiseitigen völkerrechtlichen Verträgen. Der Vorteil des Bilateralismus gegenüber Multilateralismus besteht in einer möglichst einfachen Verhandlungssituation, in der Beschlüsse kurzfristig erreicht werden können, da in der Regel nur wenig Interessen existieren, zwischen denen vermittelt werden muß. Bilaterale Ab-

37

Binnensektor

kommen werden vor allem im Bereich

—» Währungsschlange) in der Zeit von

des Investitionsschutzes, aber auch in

1973, also ab dem

kulturellen Angelegenheiten geschlos-

des Bretton-Woods-Systems (—> Bret-

Zusammenbruch

sen. Eine besondere Form des Bilate-

ton-Woods-Abkommen)

mit

ralismus sind die sogenannten freiwil-

Wechselkursfreigabe

US-Dollar,

ligen

—>

Exportselbstbeschränkungs-

des

der

bis 1979 (Gründung des Europäischen

abkommen.

Währungssystems).

Anders als im multilateralen Verhand-

Boykott

lungen kann Macht oftmals sehr direkt

Boykott

eingesetzt werden.

war ursprünglich

eine

Be-

zeichnung für den Abbruch der Ge-

Binnensektor

schäftsbeziehungen

zu einer

Person,

einem Unternehmen oder einem Land.

Der Binnensektor umfaßt die Produktion derjenigen Güter und Dienstlei-

Heute dient der Begriff als Bezeich-

stungen, die nicht international gehan-

nung

delt werden. Den größten Anteil am

Dienstleistungen

Binnensektor

Landes zu erwerben. Ein Boykott ist

besitzt

der

Staat

als

für

das

Verbot, eines

Güter

und

bestimmten

ein politisches Instrument und wird

Dienstleister.

meist multilateral beschlossen und an-

BIS

gewandt (—> Multilateralismus).

Als

Abk. für B a n k for International Sett-

Boykott galt beispielsweise der Ab-

lements —> Bank für internationalen

bruch der Wirtschaftsbeziehungen mit

Zahlungsausgleich

dem Arpartheidsregime in Südafrika. Verwand mit dem Boykott ist das Em-

BIZ

bargo (—> Handelsembargo).

—> B a n k für internationalen Zahlungs-

Brady-Plan

ausgleich

Der Brady-Plan ersetzte 1989 den als

Blockfloating Die

Mitglieder

gescheitert geltenden eines

Währungsver-

—» Baker-Plan

als Instrument der —» Industriestaaten

bundes fixieren untereinander die —>

gegenüber der

Wechselkurse ihrer Währungen bzw.

der

lassen diese nur innerhalb vereinbarter

folgte seinem Vorgänger in der Forcie-

—> Bandbreiten schwanken, während

rung

sich die Kurse gegenüber

Wirtschaftspolitiken

Drittwäh-

Dritten

Verschuldungskrise

Welt.

Der

marktwirtschaftlich und

Brady-Plan orientierter Marktöff-

rungen grundsätzlich frei entwickeln.

nung. Er ging gleichfalls über den B a -

Verschiedene

Länder

ker-Plan hinaus, indem er vorsichtige

praktizierten ein derartiges Wechsel-

Schritte der Schuldenreduzierung ein-

kursregime

leitete. Zu diesem Zweck sollten —>

(—>

europäische

Wechselkurssystem;

38

Brain Drain

Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds Kapital in Höhe von bis zu 35 Mrd. Dollar in einem Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung stellen.

chen Anpassungen (Diktat der —> Zahlungsbilanz) zu zwingen. (1) Alternative Vorschläge: Unstrittig war bei den Verhandlungen, daß im Grundsatz ein festes Wechselkursgefüge angestrebt werden sollte, um die den —> Handel belastenden —> Wechselkursrisiken zu vermeiden. Man ging dabei davon aus, daß der —» Wechselkurs von Leistungsströmen bestimmt wird, weil autonome —» Kapitalbewegungen unter Kontrolle gehalten werden sollten. Unstrittig war auch, daß zusätzliche Kreditfazilitäten eingebaut werden sollten (—» Fazilität), um die Länder nicht den Zwängen des —> Goldstandards zu unterwerfen. Uber deren Konstruktion setzte indessen eine Kontroverse ein. - (a) Im englischen —» Keynes-Plan war eine Clearing-Union vorgesehen (als konzeptionelle Neuentwicklung eines Weltwährungssystems): Danach sollten die Uberschußländer (gegen eine Gutschrift in bancor) ihre Uberschüsse der Clearing-Union zur Verfügung stellen, während sich die Defizitländer bei der Clearing-Union verschulden (Lastschrift) und mit den damit erhaltenen Interventionsmitteln den Wechselkurs stabilisieren (—> Stabilisierung) könnten. Die Verschuldungsmöglichkeit der Defizitländer sollte durch Quoten begrenzt werden; bei deren Uberschreiten sollten —> Abwertungen möglich sein. Der Kreditverpflichtung der Uberschußländer konnte (theoretisch) bis zur Summe der Quoten der Defizitländer reichen. - (b) Im ameri-

Brain Drain Brain Drain bezeichnet die Abwanderung von gut ausgebildeten Arbeitskräften beziehungsweise von Akademikern aus —> Entwicklungsländern. Für die Individuen ist dies rational, da sie in den Industriestaaten bessere und zugleich höher dotierte Arbeitsplätze finden. Für die Entwicklungsländer ruft der brain drain dagegen ein Verlust an Humankapital hervor, aus dem sich ein Entwicklungsproblem ergeben kann. Bretton-Woods-Abkommen Das Bretton-Woods-Abkommen stellt ein internationales Vertragswerk dar, das im Juli 1944 in Bretton Woods (New Hampshire, USA) abgeschlossen wurde und Anfang 1946 in Kraft trat; die BRD war 1952 beigetreten. Ziel des Bretton-Woods-Abkommens war es, den —» Welthandel durch ein neugestaltetes internationales Währungssystem abzusichern, das zwar geeignet war, die Länder bei —> Zahlungsbilanzungleichgewichten (v.a. bei Defiziten) zu größerer Zahlungsbilanzdisziplin zu veranlassen, das aber hinreichend elastisch war, um sie nicht zu neuerlicher Marktschließung [Verstoß gegen den Freihandelsgrundsatz (—» Freihandel, —> Freihandelsdoktrin)] oder zu sofortigen binnenwirtschaftli-

39

Bretton-Woods-Abkommen

Länder verpflichtet, ihre Quoten zu 25 vH in Gold und zu 75 vH in eigener Währung einzubezahlen. Sie erwarben dann sog. Ziehungsrechte auf Drittwährungen ('unbedingt' in Höhe ihrer Quote; 'bedingt' - Verzinsung, Rückzahlung, wirtschaftspolitische Auflagen seitens des Fonds - bis zu 125 vH ihrer Quote), die sie in die Lage versetzen sollten, im Defizitfall durch Intervention am Devisenmarkt ( - 4 Devisenmarktinterventionen) mit Drittwährungen den Wechselkurs zu stabilisieren (—» Stabilisierung). (Hier war allenfalls insoweit eine Asymmetrie angelegt, als die Überschußländer in eigener Währung intervenieren konnten - Nachfrage nach fremden Devisen -, die Defizitländer indessen mit Fondsmittel - Angebot von fremden Devisen - intervenieren mußten.) (3) Die Problematik. Das BrettonWoods-Abkommen warf zwei Probleme auf. - (a) Einmal schuf es ein Ungleichgewicht zwischen den Industrieländern (—> Industriestaaten) und den —> Entwicklungsländern: Letztere waren eher auf internationale —> Liquidität angewiesen, aufgrund ihrer niedrigen Quote aber gerade darin begrenzt. Damit verbunden war ihre geringere operationale Macht in der Einflußnahme auf die Fonds-Beschlüsse, da die Stimmrechte von der Höhe der Quote abhängig waren. Zwar wurde im Rahmen des Bretton-Woods-Abkommens gleichzeitig die —> 'Weltbank' gegründet, die über günstigere Konditionen Entwicklungsvorhaben

kanischen —» White-Plan war ein Fonds-Konzept vorgesehen (als konzeptionelle Weiterentwicklung des Goldstandards): Danach sollten die Vertragsparteien, gemäß zugewiesener Quoten, Gold und (eigene) Währung in den Fonds einbezahlen. Damit erwerben sie —» Ziehungsrechte (auf Drittwährungen), die sie ebenfalls in die Lage versetzten, den Wechselkurs zu stabilisieren. Hier war auch die Kreditverpflichtung der Uberschußländer - über die Quote - begrenzt; und der Fonds könnte seine Mittel eher gegen Auflagen (Preis- oder Zahlungsbilanzdisziplin) zuteilen. (2) Das Abkommen: Im Grundsatz hatte sich das Fondskonzept durchgesetzt; es kam zur Bildung des —> Internationalen Währungsfonds (IWF), der - mit Sitz in Washington - 1947 seine Tätigkeit aufnahm. - (a) Was das Wechselkursregime (—> Wechselkurssystem) anging, wurde ein Fixkurssystem zugrundegelegt: Alle Währungen wurden in US-Dollar, dieser in Gold definiert (1 Unze Feingold = 35 USDollar). Gleichwohl waren Elastizitäten eingebaut. Zum einen konnten die Währungen gegenüber dem US-Dollar in einer —> Bandbreite (± 1 vH) schwanken (untereinander: ± 2 vH). Zum zweiten hatten die Mitgliedsländer (bei 'fundamentalem —» Zahlungsbilanzungleichgewicht') das Recht zur Wechselkurskorrektur (bis 10 vH nach Konsultation, über 10 vH mit Zustimmung des IWF). - (b) Was das Liquiditätsregime anging, waren die

40

Bretton-Woods-Abkommen fördern sollte; dennoch war für die Entwicklungsländer hier ein strategisches Defizit eingebaut. - (b) Zum zweiten war es ein 'SchönwetterS c h i f f : Es konnte nur funktionieren, wenn zwischen den Ländern wechselnde Uberschuß-Defizit-Konstellationen gegeben waren (ansonsten gerieten immer wieder Länder unter permanenten Ab- oder Aufwertungsdruck). Überdies mußten die Kreditfazilitäten ausreichen, um die Welthandelsexpansion zu finanzieren; diese waren aber durch die Fondskonstruktion begrenzt. Damit etablierte sich die Neigung der Länder - schon in den 20er Jahren vom Völkerbund empfohlen -, neben Gold auch Golddevisen (die jederzeit in Gold umtauschbar waren) als —> Devisenreserven zu halten. Diese Rolle übernahm (außerhalb des Bretton-Woods-Abkommens) v.a. der US-Dollar. Die politische Vormachtstellung der USA (—» Hegemonie), der attraktive Güter- und Geldmarkt der USA und nicht zuletzt die offizielle Zusage der USA, jederzeit zum festgelegten Preis Dollar in Gold umzutauschen (Goldkonversion), hatte dies einerseits plausibel erscheinen lassen. Andererseits war die Voraussetzung für das sog. —> 'Triffin-Dilemma' geschaffen: Je knapper die internationale Liquidität ist, desto größer wird der Bedarf an Zusatzliquidität (eben an US-Dollar), der aber nur über ein —> Zahlungsbilanzdefizit der USA (v.a. Kapitalexporte) befriedigt werden kann. Dieses Defizit herzustellen, war

unproblematisch; denn die USA konnten - eben wegen der Leitwährungsfunktion des US-Dollar - ihr Defizit in eigener Währung finanzieren, solange die anderen Länder, im Vertrauen auf die Wertbeständigkeit des US-Dollar, diese Währung akzeptierten. Doch mit steigendem Dollar-Bestand in der Welt stieg das Mißtrauen, ob die USA ihrer Goldkonversionszusage noch gerecht werden können. (4) Der Zerfall: Im Jahre 1958 war die Währungskonvertibilität (—> Konvertibilität) nicht nur erreicht, sondern wie an sich nicht beabsichtigt - auf die Inländerkonvertibilität, dem Recht von Inländern, Inlandsguthaben in Auslandswährungen umzutauschen, ausgeweitet. Damit war der Weg für spekulative Kapitalbewegungen offen, das Triffin-Dilemma wurde relevant. Dem US-Dollar wurde mit Mißtrauen begegnet; die Flucht aus dem Dollar setzte ein. - (a) Der Flucht ins Gold konnte nur zeitweilig begegnet werden: Der Goldpool - 1961 vom sog. Zehnerclub gebildet, um über den Goldpreis den Dollarkurs zu stabilisieren - brach 1968 zusammen. Der 'freie' Goldpreis bildete sich am Markt und überstieg rasch den offiziellen Goldpreis, was letztlich zur Suspendierung des Goldes als 'offizielles' Reservemedium führte. - (b) Der Versuch, über die Schaffung von —> Sonderziehungsrechten (quotenabhängige Buchkredite) den Dollar in seiner Reservefunktion zu entlasten - 1970 erfolgte die erste Zuteilung -, scheiterte

41

Brief- und Geldkurs

daran, daß diese im Volumen zu gering dimensioniert waren, um den zwischenzeitlich angesammelten DollarBestand in der Welt, der letztlich virulentes Spekulationskapital darstellte, zu neutralisieren. - (c) Die Flucht in andere Währungen machte es damit immer schwieriger, den Dollar-Kurs zu stabilisieren. Trotz einer Bandbreitenerweiterungen für Wechselkursschwankungen sowie mehrmaliger Dollar-Abwertungen und Aufwertungen anderer Währungen (v.a. DM, Yen, s fr) blieb - v.a. als 1971 die USA die Goldkonversion ausgesetzt hatten und erstmals ihre Handelsbilanz ins Defizit geriet - dann 1973 nur die Wechselkursfreigabe; ein zentrales Element des Bretton Woods Abkommens war aufgegeben.

Währung im Kundengeschäft ist der sogenannte Geldkurs, dem der Briefkurs als Verkaufskurs einer Währung gegenübersteht. Die Bestimmung von Geld und Brief geht hier von der Bank aus, die als Akteur im Kundengeschäft selbige in der Hand hält. Bruttoinlandsprodukt Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Meßgröße des Wertes aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, in der Regel eines Jahres, innerhalb der Grenzen eines Staates erzeugt wurden. Zu unterscheiden ist das —> Bruttosozialprodukt. Bruttosozialprodukt Das Bruttosozialprodukt ist eine Meßgröße des Wertes aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, in der Regel eines Jahres, von den Inländern eines Staates erzeugt wurden. Zu unterscheiden ist das —> Bruttoinlandsprodukt.

Werner Glastetter Brief- und Geldkurs Alle Devisenhandelsgeschäfte, bei denen kein exakter Liefertermin vereinbart wird, gelten grundsätzlich als Kassageschäfte. Die Kurse, zu denen diese Geschäfte für die Bankkundschaft abgewickelt werden, ergeben sich aus dem für diesen Börsentag amtlich festgestellten Devisenkurs. Dieser Kurs ist der Mittelkurs, der für das eigentliche Börsengeschäft gilt. Im Kundengeschäft arbeiten die Banken mit zwei Kursen, die bei der Abrechnung der Kundenaufträge entsprechend Ankauf oder Verkauf zugrunde gelegt werden. Der Ankaufskurs einer

BSEC Abk. für Black Sea Economic Cooperation Zone Bufferstock —> Ausgleichslager

42

c

der Entwicklungsländer, den Abschluß

c

internationaler —» Rohstoffabkommen und das Recht auf Enteignung —> mul-

Abk. des Commonwealth o f Nations

tinationaler Konzerne enthielt. Einige

CACM

—> Industriestaaten, etwa die U S A und

Abk. des Zentralamerikanischen meinsamen Marktes (Central

die

Ge-

—» Ausgleichslager waren das einzige

CAEU

sichtbaren Ergebnisse der Charter.

Abk. für den Rat der arabischen öko-

CIS

nomischen Einheit (Council o f Arab Economic Unity)

Abk. der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (Commonwealth of Indepen-

CARICOM

dent States) Gemeinschaft

GUS

CMEA

(Caribbean Community and Common Market)

engl. Abk. des R G W

(Council

for

Mutual Economic Assistance)

CDB Abk. der Karibischen

Deutschland

in den siebziger Jahren eingerichteten

can Common Market)

Abk. der Karibischen

Bundesrepublik

stimmten gegen die Konvention. Die

Ameri-

COCOM

Entwicklungs-

bank (Caribbean Development Bank)

Abkürzung für Coordinating Committee o f the Consultative Group.

Charter der wirtschaftlichen Rechte und Pflichten der Staaten

Das

C O C O M entwickelte und vereinbarte die sogenannte C O C O M - L i s t e , auf der

Im Zuge der Forderung nach einer —>

die —> Industriestaaten ihre —> Han-

neuen Weltwirtschaftsordnung setzten

delspolitik gegenüber den —> R G W -

die von den —> Entwicklungsländern

Staaten koordinierten und insbesonde-

im Frühjahr 1974 in der Generalver-

re Exportverbote (—» Exporte) für aus-

sammlung der Vereinten Nationen ei-

gesuchte Technologieprodukte verein-

ne Resolution durch, die Forderungen

barten.

nach einer stärkeren Industrialisierung

43

Crawling Peg

Crawling Peg

dargestellt. Der Dollar übernimmt hier die Funktion des gemeinsamen Nenners (—» Leitwährung). So erhält man einen, den Marktverhältnissen entsprechenden Kurs.

Ein Crawling Peg ist ein elastisches System fester —> Wechselkurse, in dem den Währungsbehörden gestattet ist, entweder die —» Paritäten oder die —> Bandbreite oder beides zu verschieben. Es besteht insofern kein unmittelbarer Zwang zu —> Devisenmarktinterventionen, was die Flexibilität und die Stabilität des Systems erhöht. Dies geht allerdings auf Kosten der Erwartungssicherheit der Vermögensbesitzer.

Currency Board Ein Currency Board ist ein Währungsinstitut, das an die Stelle einer —» Zentralbank tritt und ausschließlich durch den Ankauf einer —» Reservewährung (z.B. US-Dollar, DM) nationales Geld schafft. Im Gegensatz zu einer Zentralbank vergibt ein Currency Board keine Kredite, weder an den Staat noch an Banken. Dadurch ist die von ihm geschaffene Geldbasis zu 100 % durch die Reservewährung gedeckt. Währungsmanipulationen werden vollkommen ausgeschlossen; Zinssätze und Inflationsraten entsprechen weitgehend denen des Reservewährungslandes. Gegenüber der Reservewährung wird ein fester —> Wechselkurs eingehalten und zu diesem Kurs kann nationales Geld (Banknoten, aber keine Sichtguthaben) jederzeit zum festen Kurs in die Reservewährung (und umgekehrt) umgetauscht werden. In einem orthodoxen Currency Board ist der Wechselkurs zur Reservewährung dauerhaft auf einen bestimmten Wert fixiert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen —•> Crawling-peg Currency Board zu etablieren. Bei diesem wird der Wechselkurs in einer vorher angekündigten Weise über die Zeit geändert. Die Funktionsweise des

Cross Rates Cross Rates ergeben sich aus der im —» Devisenhandel üblichen Verfahrensweise, die Preise (Kurse) der einzelnen Währungen im Verhältnis zum Dollar darzustellen. Dieser fungiert so als Transport- oder Basiswährung und gewinnt als internationale —> Arbitrage besondere Bedeutung. Der Kurs zwischen Dollar und einer nationalen Währung wird dabei nicht nur in dem jeweiligen Land notiert sondern an allen exponierten Finanzplätzen. Eine dadurch auftretende relative Gleichheit lokal unterschiedlicher Kursnotierungen dieser Währung wird nur temporär unterbrochen. Diese temporären, örtlichen Kursunterschiede für eine Währung werden über sogenannte Cross Rates berechnet. Der damit ermittelte echte Außenkurs einer Währung, der meist vom amtlichen —> Wechselkurs abweicht, wird mit Hilfe der Cross Rates als Verhältnis der Kurse zweier nationaler Währungen zum Dollar

44

Currency Board

deren Währung bisher kein Vertrauen aufbauen konnte oder in denen das Vertrauen durch sehr hohe Inflationsraten bzw. einen Kursverfall am Devisenmarkt (verbunden mit hohen Kapitalexporten) nachhaltig erschüttert worden ist.

Currency Board wird dadurch nicht beeinflußt. Gegenüber einer herkömmlichen Zentralbank weist der Currency Board eine doppelte Selbstbindung auf: Er ist von Weisungen der Regierung unabhängig und verzichtet auf jegliche diskretionäre Geldpolitik. Dennoch wird nicht auf die Emission einer eigenen Landeswährung verzichtet und die Währung eines anderen Landes als Zahlungsmittel verwendet. Der Grund dafür ist, daß es der Currency Board erlaubt, einen Geldschöpfungsgewinn (—» Seigniorage) zu erzielen, da die —» Währungsreserven zum großen Teil in Aktiva, die in der Reservewährung denominiert sind, zinstragend angelegt werden können und die Passiva (emittierte Noten) zinslos gehalten werden. Solange die —> Konvertibilität aufrechterhalten wird, ist die Qualität der nationalen Währung so hoch wie die der Reservewährung. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß die Reservewährung ohne Schaden für die beteiligten Volkswirtschaften gewechselt werden kann. Die Flexibilität eines Currency Board ist demnach höher als die einer Zentralbank in einem System fester Wechselkurse. Außerdem fördert ein Currency Board den —> Außenhandel, da ausländische Produzenten und Investoren damit rechnen können, im Rahmen einer stabilen Währung zu voraussehbaren Wechselkursen zu handeln. Offensichtlich eignet sich ein Currency Board in erster Linie für Länder,

Ein Currency Board kann allerdings weder Konjunkturpolitik betreiben noch als —> 'lender of the last resort' dienen. Außerdem verliert das Land den Wechselkurs als Verteidigungsinstrument gegen Schocks, die von einem anderen Land innerhalb des Gebiets der Reservewährung ausgehen. Man kann diese Einschränkungen als Nachteil eines Currency Board-Systems ansehen, muß aber dabei jeweils die Alternativen bedenken: eine Zentralbank hat mehr Freiheitsgrade für ihre Politik, ist aber auch wesentlich größeren Gefahren ausgesetzt, zumindest dann, wenn die Geldpolitik in dem Sinne politisiert wird, daß die Regierung darauf Einfluß nimmt. Generell ist die Selbstbindung eines Currency Board höher als diejenige einer Zentralbank, wie auch immer er konkret ausgestaltet ist. Das politische Risiko eines Currency Board-Systems besteht lediglich darin, daß die Einlösungspflicht für inländische Noten in die Währung des Reservelandes aufgegeben wird. Die Entwicklung der Geldbasis hängt im Currency Board-System allein von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt ab. Sieht man von —> Kapitalbewegungen ab, dann wächst bzw.

45

Currency Board

schrumpft die Geldbasis mit Leistungs-

gabe, die Zinssätze steigen und das

bilanzüberschüssen bzw. -defiziten (—>

Einkommen sinkt. Dadurch geht die

Zahlungsbilanz; —» Zahlungsbilanzde-

Nachfrage nach Gütern und Bankno-

fizit). Schränkt das Currency Board-

ten zurück, die Preise für Inlandsgüter

Land z.B. seinen —> Import von Gü-

sinken; in der Folge reduziert sich die

tern und Dienstleistungen

Inlandsnachfrage

ein

wächst die Exportnachfrage

oder Ex-

nach

Importgütern

bzw. die Exportnachfrage steigt, wo-

porte) nach seinen Gütern, ergibt sich

durch die Leistungsbilanz

ein Leistungsbilanzüberschuß. In der

chen wird.

Folge wachsen die Reserven der Ban-

Durch

ken (—» Devisenreserven), da ihre For-

Automatismus wird ein Ausgleich der

derungen gegenüber dem Ausland zu-

Leistungsbilanz

nehmen, worauf sie ihre Kreditvergabe

mengenentwicklung scheint vollkom-

diesen

ausgegli-

Currency forciert.

Board-

Die

Geld-

ausdehnen. Dadurch sinken die Zins-

men vom Saldo der Leistungsbilanz

sätze und das Einkommen steigt. Aus

abzuhängen.

diesem Grund steigt die Güternachfra-

wenn Kapitalbewegungen in die Be-

ge,

nach

trachtung einbezogen werden. Unter

Geld. Daraufhin erhöhen sich die In-

diesen Bedingungen wird der Zusam-

inklusive

der

Nachfrage

Das

ändert sich

aber,

landspreise und die inländische Nach-

menhang

frage nach Importgütern wächst (oder

Geldmenge zumindest teilweise auf-

die Nachfrage nach inländischen Ex-

gehoben. Es kann dann sogar eine de-

portgütern sinkt). Damit ist die Lei-

fizitäre

stungsbilanz wieder ausgeglichen und

Anstieg

der Vorgang beendet. Insgesamt ist im

sein, wenn

Laufe dieses Prozesses die inländische

sche —> Direktinvestitionen im Inland

Geldmenge (bestehend aus Banknoten

getätigt

und

Kapital im-

Sichteinlagen)

gestiegen:

die

von

Leistungsbilanz

Leistungsbilanz der

mit

Geldbasis

bzw.

Durch

einem

kompatibel

beispielsweise

werden.

und

ausländi-

kurzfristige

-exporte

können

Banken tauschen ihre Devisen beim

Schwankungen im Außenhandel aus-

Currency Board in inländische Wäh-

geglichen werden, so daß die inländi-

rung u m und können infolgedessen ih-

sche Geldbasis nicht auf Gedeih und

re Kreditvergabe erhöhen. Der umge-

Verderb an den Leistungsbilanzsaldo

kehrte Vorgang läuft ab, wenn ausge-

gebunden ist.

hend von einer ausgeglichenen Lei-

Als weiteres Argument gegen Curren-

stungsbilanz

cy Boards wird ins Feld geführt, daß

die

Inlandsnachfrage

nach Importgütern steigt bzw. die Ex-

sie Wachstum und —> Entwicklung der

portnachfrage für inländische

betreffenden

sinkt. Das entstehende

Güter

Volkswirtschaft

behin-

Leistungsbi-

dern. Dem kann jedoch entgegen ge-

lanzdefizit reduziert die Reserven der

halten werden, daß mit zunehmendem

Banken, diese senken ihre Kreditver-

Vertrauen in die Landeswährung das

46

Currency Board

Verhältnis von Banknoten zu Sichteinlagen sinken und damit die Giralgeldmenge in nicht-inflatorischer Weise steigen kann. Dadurch wird hinreichend monetärer Spielraum für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung geschaffen. Der Hauptvorteil eines Currency Board gegenüber einer Zentralbank liegt in der Entpolitisierung der Geldversorgung der Wirtschaft. Damit einhergehen muß aber eine hohe Disziplin in der Finanzpolitik, da überraschende Abwertungen der Inlandswährung ebenso ausgeschlossen sind wie der Rückgriff auf die Inflationssteuer zur Haushaltssanierung. Auch die Banken müssen diszipliniert sein, da sie entweder Reserven in heimischer Währung oder Vermögenstitel in der Währung des Reservelandes halten müssen. Als Alternative kommt allerdings die Schaffung einer Institution infrage, die Währungsreserven und ausländische Kreditlinien hält und dadurch die Banken absichert. In den vergangenen 150 Jahren gab es weltweit etwa 70 Currency Boards. Die meisten davon entstanden im britischen Weltreich zu Beginn dieses Jahrhunderts. Sie stellten Mechanismen bereit, die eine stabile und konvertible Währung mit Anbindung an das britische Pfund bzw. den USDollar gewährleisteten. Trotz des Erfolgs der Currency Boards wurden sehr viele nach der Unabhängigkeit der Länder aufgegeben und durch nationale Zentralbanken ersetzt. In den

meisten ehemaligen Kolonien konnten danach weder Geldwertstabilität noch stabile Wechselkurse erreicht werden. In neuerer Zeit gibt es ein wiederbelebtes Interesse an Currency Boards, da sie Ländern ohne Zentralbanktradition, mit Hyperinflationen oder Kapitalflucht einen Mechanismus bereitstellen, um das Vertrauen in ihre Währungen zu stärken. Neben Hongkong und Argentinien ist Estland 1992 dazu übergegangen, eine Variante des Currency Board-Systems zu betreiben, das die estnische Krone an die DM koppelt. Nicht zufälligerweise werden auch den übrigen Reformstaaten in Mittel- und Osteuropa (—> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten) Currency Boards als Lösung ihrer Stabilitäts- und Konvertibilitätsprobleme vorgeschlagen. Literatur: Bennett, Adam G.G. (1993): The Operation of the Estonian Currency Board. IMF Staff Papers, Vol. 40, No. 2. International Monetary Fund: Washington, S. 451-470. Hanke, Steve H., Jonung, Lars und Schuler, Kurt (1993): Russian Currency and Finance. A Currency Board Approach to Reform. Routledge: London und New York. Hanke, Steve H. und Schuler, Kurt (1991): Currency Boards for Eastern Europe. Heritage Lectures 355. Heritage Foundation: Washington. Osband, Kent und Villanueva, Delano (1993): Independent Currency Authori-

47

Currency Board

ties. An Analytic Primer. IMF Staff Papers, Vol. 40, No. 1. International Monetary Fund: Washington, S. 202-216. Schwartz, Anna J. (1992): Do Currency Boards Have a Future? Occasional Paper 88. Institute of Economic Affairs: London. Aloys Prinz

48

D schätzt, daß 7 0 % aller im Umlauf be-

DAC

findlicher

Dollarnoten im Ausland zir-

Abkürzung für den —> Entwicklungs-

kulieren. Die De-Dollarisierung einer

hilfeausschuß (Development Assistan-

Volkswirtschaft kann daher auch als

ce Committee) der —> O E C D .

Indikator für das Vertrauen in die Inlandswährung verwendet werden. Die

Dawes-Plan

Wirksamkeit

wirtschaftspolitischer

Auf den amerikanischen Vorsitzenden

Maßnahmen hängt nicht unwesentlich

der Sachverständigenkommission

davon ab, inwieweit die De-Dollarisie-

zu-

rung gelingt.

rückgehende Bezeichnung für das erste Abkommen zur Regelung der deutschen

Reparation

des

Ersten

Delors-Plan

Welt-

kriegs vom 1.9. 1924. Der Dawes-Plan

Der Delors-Plan, 1989 vorgelegt vom

beendete

Beschlagnahmepolitik

dem nach dem damaligen Präsidenten

und setzte darauf, daß die Reparatio-

der EG-Kommission (—» Europäische

nen nur durch ein Wirtschaftswachs-

Gemeinschaft) benannten Delors-Aus-

die

tum in Deutschland aufgebracht wer-

schuß,

den könnten.

zur Weiterentwicklung des —> Euro-

stellt einen

Drei-Stufen-Plan

päischen Währungssystems ( E W S ) zu

De-Dollarisierung

einer —» Europäischen Währungsunion

Unter De-Dollarisierung versteht man

dar. Der Delors-Plan favorisiert eine

den Ersatz des Dollar als Form der Li-

graduelle, politikbestimmte

quiditätshaltung durch die (stabilisier-

onsstrategie (—» Integration) und erteilt

Integrati-

te) inländische Währung. In Ländern

marktorientierten Lösungen, wie etwa

mit sehr hohen Inflationsraten erfolgt

dem

die

nicht

Absage. Der Plan sieht in der ersten

mehr oder nicht mehr überwiegend in

Stufe unter anderem eine verstärkte —>

inländischer Währung, sondern es fin-

Koordinierung

det

Stärkung der —» Zentralbankautono-

Liquiditätshaltung

—»

häufig

Währungssubstitution

statt.

Parallelwährungskonzept,

der

Geldpolitik,

die

Fremde Währungen, und darunter ins-

mie, die —> Liberalisierung

besondere der U S $, stellen zumindest

Kapitalverkehrs und eine intensivierte wirtschaftspolitische

einen Teil der Geldhaltung dar. Man

49

des

eine



Zusammenarbeit

Dependenztheorie

Die Dependenztheorie ist als Gegensatz zu modemisierungstheoretischen Erklärungsansätzen zu verstehen, welche vorrangig endogene Faktoren für Unterentwicklung verantwortlich machen. Die Dependencia entwickelte sich aus einem lateinamerikanischen Entwicklungsdiskurs und hat ihren Diskurshöhepunkt Ende der sechziger bis Anfang der achtziger Jahre. Wichtigste Vertreter u.a.: S. Amin, F.H. Cardoso, A.G. Frank, D. Senghaas, O.Sunkel.

(—» Kooperation, internationale) vor. In der zweiten Stufe soll ein —» Europäisches Währungsinstitut (EWI) geschaffen werden. Dessen Aufgabe ist es, die Geldpolitik, die nach wie vor von den nationalen Währungsbehörden betrieben wird, weiter zu harmonisieren (-4 Harmonisierung) und die dritte Stufe, die den Ubergang geldpolitischer Kompetenz auf eine neu zu schaffende Europäische —» Zentralbank markiert, vorzubereiten. Der Delors-Plan hat die weitere währungspolitische Diskussion in Europa maßgeblich beeinflußt und wurde schließlich durch die in Maastricht vom Europäischen Rat getroffenen Beschlüsse zur Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion weitgehend übernommen und konkretisiert (—» Maastricht-Vertrag). Die erste Stufe hatte bereits zuvor, am 1.7. 1990, begonnen. Am 1.1.1994 hat das EWI seine Arbeit aufgenommen. Der genaue Termin für den Ubergang in die dritte Stufe soll bis 1997 festgelegt werden. Sie beginnt gemäß Art. 104j EGV spätestens am 1.1. 1999.

Zentrales Erklärungsmuster. Zunächst hatte eine direkte Ausbeutung der —> Entwicklungsländer in der Kolonialzeit durch die späteren Industrienationen stattgefunden. Es folgte eine Degradierung der Entwicklungsländer zu reinen Rohstofflieferanten, wodurch sich geringere Wertschöpfungspotentiale und höhere Krisenanfälligkeit der Volkswirtschaften aufgrund der einseitig ausgerichteten Wirschafisstrukturen ergaben. Im Verlauf des technologischen und industriellen Fortschritts in den Industrieländern verschlechterten sich zunehmend die —> Terms of Trade aus Sicht der Entwicklungsländer. Bei Öffnung der Wirtschaft der Entwicklungsländer erfolgte im Zuge höherer Direktinvestitionen eine weitere Abhängigkeit auf technologischer und finanzieller Ebene, die besonders in der —> Verschuldungskrise zu Beginn der achtziger Jahre deutlich geworden ist. Ausgehend von einem solchen Entwicklungsszenario sind Peripherie-Zentrumsmodelle entstan-

Dependenztheorie Entwicklungstheoretisches Paradigma (—> Entwicklungspolitik), das bei Erklärung von Unterentwicklung die Abhängigkeit und die Ausbeutung der Dritten Welt durch —> Industriestaaten und Weltmarktintegration (—» Integration) (exogene Faktoren) Blick verengend in den Vordergrund stellt.

50

De-Rationierung (von Devisenoperationen)

d e n , d i e sowohl die B e z i e h u n g z w i -

darin, interne —» Konvertibilität

schen E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n u n d Indu-

Inlandswährung

strienationen zu beschreiben und zu

gehört, d a ß sich der Staat aus

erklären

die

D e v i s e n h a n d e l i m m e r stärker zurück-

innerhalb

zieht u n d den A u s t a u s c h von Devisen

versuchen,

strukturelle

als

auch

Heterogenität

d e r E n t w i c k l u n g s l ä n d e r zum

Gegen-

zwischen

stand h a b e n .

inländischen

der Dazu dem

Unternehmen

zuläßt b z w . fördert. D a d u r c h k ö n n e n

Dependenztheoretische

auch U n t e r n e h m e n , die k e i n e

Devi-

da

seneinnahmen

h a b e n , in den

Besitz

zur

ausländischer

Zahlungsmittel

gelan-

Überlegungen

sind insofern h e u t e von Bedeutung, ein Teil

herzustellen.

ihrer A r g u m e n t a t i o n e n

B e g r ü n d u n g von U n t e r w i c k l u n g b z w .

gen. A u f diese W e i s e w e r d e n Trans-

wirtschaftlicher S c h w ä c h e in eine w e -

aktionen der L e i s t u n g s b i l a n z

sentlich differenziertere A n a l y s e (dies

sondere —» I m - und

b e t r i f f t das B e g r ü n d u n g s s p e k t r u m w i e

W a r e n ) wesentlich erleichtert u n d ver-

die

billigt. D i e Herstellung externer K o n -

Unterscheidung

in

verschiedene

Entwicklungsländer-Kategorien)

Ein-

vertibilität der I n l a n d s w ä h r u n g ist ein

gang gefunden haben. Damalige Kon-

späterer

s e q u e n z e n , die aus d e p e n d e n z t h e o r e t i -

vollständigen Konvertibilität.

schen E r k l ä r u n g e n gezogen

wurden,

n ä m l i c h eine restriktive und

protek-

tionistische

Schritt b e i m U b e r g a n g

zur

Deregulierung

(—> Protektionismus) —>

Deregulierung b e z e i c h n e t den A b b a u

A u ß e n w i r t s c h a f t s p o l i t i k , in der radika-

von staatlichen

len F o r m eine vollständige

destvorschriften, u m

-4

(insbe-

E x p o r t von

Ab-

k o p p l u n g v o m —> W e l t m a r k t und Fa-

A u f l a g e n und

dungsspielräume

für

mehr

Min-

Entschei-

Privatunterneh-

vorisierung einer autozentrierten Ent-

men u n d V e r b r a u c h e r zu s c h a f f e n . Im

wicklung, werden

G e g e n s a t z zur —> Liberalisierung ist

heute

weitgehend

abgelehnt.

Deregulierung der

De-Rationierung (von Devisenoperationen)

jedoch

auf

Wirtschaftsordnung

Beispiele:

Erleichterungen

Elemente beschränkt. bei

be-

hördlichen Z u l a s s u n g e n im G e w e r b e recht, R e d u z i e r u n g der A u f l a g e n im

D e - R a t i o n i e r u n g stellt den schrittweisen A u f b a u der —» Konvertibilität ei-

B a u r e c h t oder der V o r s c h r i f t e n im Ar-

n e r W ä h r u n g u n d den A b b a u von D e -

beits- u n d Sozialrecht.

v i s e n v e r k e h r s b e s c h r ä n k u n g e n dar. Ins-

Deregulierung bedeutet nicht, d a ß alle

b e s o n d e r e k o m m t der D e - R a t i o n i e r u n g

staatlichen R e g u l i e r u n g e n a b g e s c h a f f t

eine wichtige Stellung im T r a n s f o r -

werden

m a t i o n s p r o z e ß der v o r m a l s sozialisti-

Staatliche Eingriffe z.B. d u r c h Kartell-

schen Staaten und in

Entwicklungs-

recht, in der U m w e l t p o l i t i k oder für

ländern zu. Der erste Schritt besteht

Z w e c k e des V e r b r a u c h e r s c h u t z e s wer-

51

sollen

(—»

Laissez-Faire).

Deregulierungswettlauf

den auch von Befürwortern einer Deregulierung als sinnvoll angesehen. Die negativen Erwartungen bezüglich eines Deregulierungswettlauf sind insofern nicht begründet; auf internationaler Ebene stellt sich im Sinne der Deregulierung dagegen die Aufgabe, wettbewerbsverzerrende Eingriffe einzelner Staaten durch Regelwerke zu begrenzen (z.B. GATT).

kauf bzw. Verkauf von Devisen gegen inländisches Geld oder andere Devisen ausschließlich auf der Grundlage von Bankguthaben. Der Devisenhandel ist daher keine an ein Medium wie Banknoten oder Münzen (Sorten) gekoppelte Transaktion von Währungsbeträgen, sondern erfolgt nur über eine Veränderung auf den Konten des Käufers bzw. Verkäufers der Devisen. Der diesem Geschäft zugrundegelegte Devisenkurs drückt das quantitative Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen aus und stellt den Preis für die Durchführung eines Devisenhandelsgeschäfts dar. Im Unterschied dazu handelt es sich beim Sortenhandel um ein dingliches, an Banknoten oder Münzen gebundenes Geldwechselgeschäft. Der damit einhergehende Sortenkurs ist der Preis der Sorten am Bankschalter oder in den Wechselstuben.

Literatur: Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulieningen [Deregulierungskommission] (1991), Marktöffnung und Wettbewerb. Deregulierung als Programm? Poeschel: Stuttgart. Deregulierungswettlauf Ein Deregulierungswettlauf ist eine mögliche negative Begleiterscheinung des internationalen —» Standortwettbewerbs. Staaten, die sich auf einen Deregulierungswettlauf einlassen, reduzieren die gesetzlichen Bindungen von Wirtschaftstätigkeit in einem Sektor, um konkurrenzfähig gegenüber ausländischen Anbietern und Märkten zu bleiben. Deregulierungswettläufe lassen sich im Umweltschutzbereich und im Arbeitsschutz beobachten. Eine gewisse Bedeutung hatten sie auch im Zusammenhang mit der —> International isierung der —> Finanzmärkte.

Devisenbestandsveränderungsbilanz —> Zahlungsbilanz Devisenbewirtschaftung Staatsbanken mit fixen —> Wechselkursen für nicht frei konvertierbare (—> Konvertibilität) Zahlungsmittel suchen den marktmäßigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage von Devisen durch bürokratische Anpassungsvorgänge zu ersetzen. Grundlage ist hierfür eine Pflicht zur Ablieferung erwirtschafteter Devisen bei der Staatsbank und eine Zuteilung von Devisen auf Antrag. Die Notwendigkeit dazu ergibt

Devisen- und Sortenkurs Grundlage für die Feststellung des Devisenkurses ist der —» Devisenhandel. Dabei handelt es sich um den An-

52

DevisenbUanz sich aus einer —» Überbewertung der heimischen Währung. Überbewertung ist eine Kursfixierung zu verstehen, die zu einer systematisch das Angebot übersteigenden Nachfrage nach Devisen führt. Sie kann auftreten, wenn die Kapitalbilanz in der —> Zahlungsbilanz des Währungsraumes allein Verkäufe von Vermögenswerten an Fremde, also Kapitalimporte enthält. Fehlende Passiva in der Kapitalbilanz (Kapitalexporte) führen verhindern, daß eine Überbewertung bezogen auf die Umsätze in der Leistungsbilanz ihr Komplement in unterbewerteten Umsätzen in der Kapitalbilanz finden können. Es entsteht damit nicht ein Struktureffekt in der Zahlungsbilanz, der die Nachfrage und das Angebot von Handelsgütern und Dienstleistungen einerseits und Vermögenswerten andererseits komplementär verändert. —> Importe von Handelsgütern und Dienstleistungen werden für das Inland verbilligt und —> Exporte erschwert, ohne Kapitalexporte für Inländer zu behindern und Kapitalimporte zu erleichtern. Die Übernachfrage nach Devisen ergibt sich dann aus den relativen Preisen heimischer und fremder Handelsgüter auf dem Binnenmarkt. Staatsbanken passen in diesem Fall durch Abweisung von gestellten Devisenanträgen die Nachfrage an das durch Ablieferungspflichten gewonnene Angebot an. Technisch kann die Zuteilung auf erfolgreich gestellte Einfuhranträge zum fixen Wechselkurs erfolgen, oder es kann der Devisenvorrat durch Ver-

steigerung an Höchstbietende abgegeben werden. Die Versteigerung der Devisen wird selten gewählt, weil sie die Devisen jenen sichert, die die dringendste zahlungskräftige Nachfrage haben. Gegen das Verfahren werden moralische Argumente vorgetragen. Im Gegensatz zu dem Zuteilungsverfahren kann es aber öffentlich und transparent realisiert werden. Devisenbilanz Devisenbilanz bezeichnet denjenigen Teil der —» Zahlungsbilanz, der die Devisenzugänge und -abgänge erfaßt. Devisenhandel An- und Verkauf von Fremdwährungen gegen Inlands- oder Drittwährungen. Der Devisenhandel kann in Form von Kassa- und Termingeschäften oder in Kombination stattfinden. In Systemen flexibler —> Wechselkursen dient der Devisenhandel einerseits dem Erzielen von Spekulationsgewinnen und andererseits der Vermeidung von Wechselkursrisiken durch Termingeschäfte . Devisenmarktinterventionen Devisenmarktinterventionen sind Eingriffe der Zentralnotenbanken oder sonstiger Währungsbehörden am Devisenmarkt (—» Finanzmärkte, internationale) zur Beeinflussung bzw. Steuerung des nominalen —> Wechselkurses. An Devisenmärkten werden auf ausländische Währungseinheiten lautende Forderungstitel gehandelt. Geht

53

Devisenmarktinterventionen

man von vollständiger —» Konvertibili-

terventionen

tät der Währungen aus, so findet die-

schrieben.

ser

sind im S y s t e m fester W e c h s e l k u r s e

Handel

der

für

internationale

institutionell Die

Transaktionen erforderlichen Währun-

grundsätzlich

gen frei, ohne j e g l i c h e

senmarktinterventionen

Beschränkun-

festge-

Zentralnotenbanken

i m m e r dann

zu

Devi-

verpflichtet,

gen statt. D e r Preis für eine Einheit der

wenn der W e c h s e l k u r s von dem ver-

ausländischen

inländi-

einbarten Leitkurs abweicht und einen

Wechselkurs.

der beiden —» Interventionspunkte er-

D u r c h das Z u s a m m e n t r e f f e n von D e -

reicht und zu überschreiten droht. Im

Währung

s c h e r Währung ist der visenangebot am

und

Devisenmarkt

markträumende

in

Devisennachfrage

Festkurssystem müssen die Zentralno-

bildet

tenbanken j e nach Marktsituation D e -

sich

der

Gleichgewichtswech-

visenangebot

oder

Devisennachfrage

selkurs. Die Devisenmarktinterventio-

in

nen (—» Intervention) als marktregulie-

Devisenmarktinterventionen

rende Eingriffe erfolgen in Form von

somit einerseits aufgrund institutionel-

(zusätzlicher) Devisennachfrage

ler Regelungen im R a h m e n von

(zusätzlichem) nationalen

Devisenangebot

Währungsbehörden.

oder der

unbegrenzter

Höhe

bereitstellen. können Sy-

stemen fester W e c h s e l k u r s e obligato-

Fragt

risch

die Zentralnotenbank die ausländische

sein, andererseits freiwillig

im

S y s t e m flexibler W e c h s e l k u r s e infolge

W ä h r u n g nach, muß sie im Gegenwert

wirtschaftspolitisch

inländisches Geld emittieren. Die um-

Wechselkursentwicklungen vorgenom-

laufende ( B a r - ) G e l d m e n g e steigt. B i e -

men werden (kontrolliertes oder schmut-

tet die Zentralnotenbank hingegen D e -

ziges —> Floating). Devisenmarktinter-

visen an und erhält durch den V e r k a u f

ventionen sind immer ein Eingriff in

der ausländischen W ä h r u n g den G e -

das freie Spiel der Marktkräfte und die

g e n w e r t in inländischer Währung, er-

Marktpreis(Wechselkurs)bildung.

gibt sich eine Geldvernichtung.

Die

erzeugen und stabilisieren folglich zu-

verringert

gleich eine Fehlbewertung des W e c h -

Devisenmarktinterventionen

selkurses, da sie ein Erreichen des De-

umlaufende sich. O b

Geldmenge

unerwünschter

freiwillig oder z w a n g s w e i s e erfolgen,

visenmarktgleichgewichtes

hängt von den gesetzten währungspo-

dern. S o konservieren

litischen

tinterventionen

Rahmenbedingungen,

also

auch

der Gestaltung des —> W e c h s e l k u r s s y -

lanzungleichgewichte,

stems ab. Im System flexibler W e c h -

durch den

s e l k u r s e besteht für die Zentralnoten-

beseitigt würden.

banken keine Verpflichtung zu einer

Sie

verhin-

Devisenmark-

—> Zahlungsbidie

ansonsten

Wechselkursmechanismus

B e z ü g l i c h der entstehenden Geldmen-

Durchführung von Devisenmarktinter-

geneffekte

ventionen. Im System fester W e c h s e l -

der

ventionspolitik

kurse hingegen sind Devisenmarktin-

und

54

beschriebenen sind

sterilisierte

Inter-

nicht-sterilisierte

Devisenmarktinter-

Devisenmarktinterventionen

ventionen zu unterscheiden. Nicht-ste-

rungen

weiterer

rilisierte

Größen

(Preisniveau, Zinsen,

oder auch nicht-neutralisierte

Devisenmarktinterventionen

liegen

einkommen)

makroökonomischer

müssen

dann

vor, wenn der aus der Devisenmarktin-

monetären Autoritäten

tervention resultierende

werden.

impuls

nicht

durch

geldpolitische

Geldmengen-

gegengerichtete

Maßnahmen

Nicht-sterilisierte

kompen-

den

hingenommen

Devisenmarktinter-

ventionen unterwerfen in Festkurssy-

siert wird.

stemen das inländische

D i e Devisenmarktinterventionen

Volks-

von

dem

sind

Einfluß

Geldangebot

außenwirtschaftlicher

ein T a u s c h zwischen inländischer und

U n g l e i c h g e w i c h t e . Uberschüsse in der

ausländischer

aus-

Zahlungsbilanz führen zu einer V e r -

ländischer Währung sind somit mit ei-

längerung der B i l a n z der Zentralno-

ner Schöpfung

tenbank, erhöhen

Währung.

Käufe

inländischen

Geldes,

somit

automatisch

V e r k ä u f e ausländischer Währung mit

die inländische Geldmenge, —» Z a h -

einer Vernichtung inländischen G e l d e s

lungsbilanzdefizite

verbunden. Daher wirkt sich

grund-

Verkürzung der B i l a n z der Zentralno-

sätzlich j e d e

Devisenmarktinterventi-

tenbank, senken somit die inländische

on

einmal

zunächst

direkt

auf

Geldmenge.

die

erzeugen

Die

Option

eine

autonomer

Ver-

nationaler Geldpolitik ist der Zentral-

änderung der —» Währungsreserven (—>

notenbank hier g e n o m m e n . B e z ü g l i c h

Devisenreserven), die in der D e v i s e n -

des G e l d m e n g e n e f f e k t e s gelten analo-

bilanz

ge Überlegungen für freiwillige, auf-

Zentralbankgeldmenge aus. D i e

erfaßt wird,

spiegelt

Zahlungsbilanzsaldo, also schaftliche In

den —>

Ungleichgewichte

Festkurssystemen

grund sonstiger

außenwirt-

Zielvorgaben

wider.

wirtschaftspolitischer

durchgeführter

senmarktinterventionen,

obligatorische

nicht

Interventionen infolge von Zahlungs-

sterilisiert

bilanzüberschüssen, die sich als A n -

auch neutralisierte Devisenmarktinter-

kauf

von

Devisen

darstellen

werden.

Devi-

die

Sterilisierte

oder

ventionen liegen vor, wenn der durch

(Stüt-

zungskäufe), erhöhen somit die inlän-

die

dische G e l d m e n g e . Defizite der Zah-

gelöste Geldmengenimpuls durch eine

lungsbilanz, die durch V e r k a u f von —»

gegengerichtete Veränderung

Währungsreserven müssen

Devisenmarktinterventionen

aus-

anderer

finanziert

werden

Entstehungskomponenten der Geldba-

(Stützungsverkäufe),

senken

sis ( z . B . Steuerung der Kreditvergabe

die umlaufende Geldmenge. Damit ist

an die G e s c h ä f t s b a n k e n ,

im

an- und -Verkäufe im R a h m e n der Of-

Fall

nicht-sterilisierter

marktinterventionen

die

Devisen-

fenmarktpolitik)

inländische

Wertpapier-

kompensiert

wird.

G e l d b a s i s (Primärgeldmenge) eine en-

D i e Zentralnotenbank kann beispiels-

dogene, nicht von der Zentralnoten-

w e i s e eine Erhöhung der inländischen

bank kontrollierte Variable. V e r ä n d e -

G e l d m e n g e , die aus dem A n k a u f von

55

Devisenmarktinterventionen

Devisen resultiert, durch den gleichzeitigen Verkauf von inländischen Wertpapieren kompensieren. Durch den Verkauf der Wertpapiere wird dem privaten Sektor wieder Geld entzogen. Eine aus dem Verkauf von Devisen folgende Reduktion der Geldmenge kann andererseits durch den Kauf von Wertpapieren am offenen Markt ausgeglichen werden. Der Gesamteffekt auf das inländische Geldangebot ist hier immer gleich null. Bezüglich der inländischen Geldmengenentwicklung sind daher sterilisierte Devisenmarktinterventionen neutral. Die inländische Zentralnotenbank behält durch diesen Korrektureingriff die geldpolitische Autonomie. Bei konstantem Bilanzvolumen der Zentralnotenbank ändert sich die Struktur der Aktivseite der Zentralnotenbankbilanz, die die Entstehungskomponenten der Geldbasis darstellt. Die konstante Geldbasis wird nun durch höhere Bestände ausländischer Finanzaktiva (auf ausländische Währungseinheiten lautende Forderungstitel) und in entsprechendem Umfang reduzierte Bestände inländischer Finanzaktiva finanziert. Der verbleibende Saldo der Zahlungsbilanz ist dann die endogene, von der Zentralnotenbank nicht kontrollierte Variable, da dieser nicht durch Wechselkursanpassungen am Devisenmarkt beseitigt wird. Die Stabilisierung von Zahlungsbilanzungleichgewichten durch sterilisierte Devisenmarktinterventionen wird aber nur zeitlich begrenzt

und nicht dauerhaft möglich sein. Dauerhafte Zahlungsbilanzüberschüsse führen zu einer Akkumulierung von Währungsreserven. Auf Dauer könnte es der Zentralnotenbank unmöglich werden, die neu emittierte Geldmenge abzuschöpfen. Im Fall von dauerhaften Zahlungsbilanzdefiziten kommt es letztendlich zu einer Erschöpfung der Währungsreserven. Dann könnte diese Interventionspolitik nur noch durch Auslandskredite aufrechterhalten werden. Dieses Problem tritt bei Sterilisationspolitik verstärkt auf, da bei konstanter Geldmenge auch weitere Einflußfaktoren der Zahlungsbilanz (wie Zinsen, Preise) unverändert bleiben können und so eine Anpassung der Zahlungsbilanz über andere Kanäle ebenfalls unterbunden wird. Die Effizienz sterilisierter Devisenmarktinterventionen zur Beeinflussung der Wechselkursentwicklung ist allerdings umstritten und konnte im Zusammenhang mit Untersuchungen des BrettonWoods-Systems (—> Bretton Woods Abkommen) nicht eindeutig und überzeugend nachgewiesen werden. Sterilisierte Devisenmarktinterventionen wurden insbesondere von der Deutschen Bundesbank im Rahmen des —> Europäischen Währungssystems (EWS) durch gegengerichtete Wertpapierpensionsgeschäfte durchgeführt. Diese dauerhaft auf strikte Einhaltung der Preisniveaustabilität gerichtete Geldpolitik der Deutschen Bundesbank erzeugte eine —> Ankerwährungsrolle der Deutschen Mark im EWS. Aus

56

Devisen reserven

dem hieraus bei den Marktteilnehmern entstandenen Vertrauenspotential ergab sich letztlich der de facto Zusammenbruch des 'alten' EWS mit engen —> Bandbreiten am 1. August 1993. Seit 1987 sind nach Abstimmung der Zentralnotenbanken der Mitgliedsländer innerhalb des EWS auch sogenannte intramarginale Devisenmarktinterventionen über den Europäischen Fond für währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) zulässig. Diese intramarginalen Devisenmarktinterventionen sind als Instrument der Feinsteuerung des Wechselkurses innerhalb der zulässigen Bandbreite anzusehen.

Produzent und Konsument müssen sich in einem Drittland treffen. Der Handel mit Dienstleistungen hat in den letzten Jahren absolut und auch relativ zu dem Güterhandel stark zugenommen. Der überproportionale Anstieg ist allerdings weitgehend den Finanzdienstleistungen zuzuschreiben. Dienstleistungshandel USA Frankreich Deutschland Italien Großbritannien Japan Niederlande Belgien Spanien Osterreich Hongkong Singapur Schweiz Kanada Korea

Norbert Lamar Devisenreserven Devisenreserven stellen den Teil der Bruttowährungsreserven einer —» Zentralbank dar, der in einer konvertierbaren (—> Konvertibilität) gehalten wird. Dienstleistungsbilanz —» Zahlungsbilanz

(1993)

Exporte 167,5 100,8 61,8 59,0 53,5 53,2 37,0 36,7 31,7 29,7 28,9 20,8 19,7 16,7 15,4

Importe 113,4 83,3 111,9 58,8 44,4 100,7 35,9 32,3 19,3 21,1 16,0 11,5 16,8 27,1 16,5

Die Tabelle verdeutlicht, daß im Dienstleistungshandel große Ungleichgewichte bestehen. Vor allem Japan und Deutschland importieren mehr Dienstleistungen als sie exportieren. Die USA weisen hier in der Regel große Überschüsse auf. Deshalb gingen von ihnen auch starke Impulse für eine —> Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels aus. Diese Bemühungen haben letztlich zum Allgemeinen Dienstleistungsabkom-

Dienstleistungstransfer Ein Dienstleistungstransfer ist eine grenzüberschreitende Transaktionen, die zu einer Veränderung an einer Person oder einem Gut führt. Dienstleistungstransfer können nach der Art und Weise unterschieden werden, in der der Grenzübertritt vollzogen wird. Es müssen entweder der Produzent oder der Konsument einer Dienstleistung die Grenze überschreiten oder

57

Direktinvestitionen

men —> GATS innerhalb der —> Welthandelsorganisation geführt.

sche Determinanten in differierenden Standortbedingungen, so z.B. unterschiedlichen Faktorkosten - insbesondere Lohnkosten - oder Marktgrößen, gesehen werden, orientieren sich firmenspezifische Determinanten an unternehmensinternen Faktoren wie z.B. der Risikodiversifizierung oder den Reaktionen oligopolistischer Firmen auf Auslandsaktivitäten konkurrierender Unternehmen. Als ad hoc-Bestimmungsgründe sind etwa die Rohstoffsicherung, die Erleichterung des Marktzutritts bei Existenz von Handelshemmnissen (—» Protektion) oder nationale Unterschiede in der Ertragsbesteuerung zu berücksichtigen. Diese Beispiele zeigen, daß Direktinvestitionen im wesentlichen durch Beschaffungs-, Absatz- und Kostenmotive gesteuert sind.

Direktinvestitionen Direktinvestitionen bezeichnen Auslandsinvestitionen, die mit dem Erwerb von unmittelbarem, dauerhaften Einfluß auf die Geschäftstätigkeit des kapitalempfangenden Unternehmens einhergehen. —> Portfolioinvestitionen hingegen sind Auslandsinvestitionen, die lediglich eingeschränkte Eigentumsrechte begründen. Direktinvestitionen liegen vor, wenn 1. die kapitalgebende Unternehmung ein ausländisches Unternehmen erwirbt oder sich in einem Umfang beteiligt, der einen Einfluß auf die Unternehmenspolitik gewährleistet, 2. wenn die Muttergesellschaft Produktionsstätten oder -anlagen im Ausland errichtet, 3. wenn sie durch Transfer von Finanzkapital das Eigenkapital einer bestehenden Tochtergesellschaft aufstockt, oder 4. wenn Gewinne der ausländischen Tochter vor Ort reinvestiert werden. Häufig sind Direktinvestitionen mit dem Transfer von Realkapital, Managementressourcen sowie technischem und organisatorischen Wissen verbunden.

Direktinvestitionen werden von —» multinationalen Unternehmen getätigt, die zwischen Exporttätigkeit, Gründung ausländischer Tochtergesellschaften und Lizenzvergabe als alternativen Internationalisierungsstrategien (—» Internationalisierung) wählen können. Die Entscheidung für Direktinvestitionen ist somit abhängig von der relativen Vorteilhaftigkeit dieser konkurrierenden Strategien. Als Erklärungsansatz hat die eklektische Theorie von Dunning Bedeutung erlangt. Dunning identifiziert drei Faktoren, die bei der Wahl der Internationalisierungsstrategie ausschlaggebend sind: 1. firmenspezifische Vorteile, die dem Unternehmen einen Vorteil gegen-

Traditionelle Hypothesen zur Erklärung von Direktinvestitionen setzen monokausal an länderspezifischen oder firmenspezifischen Determinanten für die grenzüberschreitende Investitionstätigkeit an. Während länderspezifi-

58

Direktinvestitionen

Nutzung firmenspezifischer Vorteile zu einer monopolistischen Marktstellung führen (strukturelle Marktunvollkommenheit). Auf vollkommenen Märkten hingegen kommt es bei international mobilem Kapital und nationalen Renditedifferenzen stets nur zu Portfolioinvestitionen, da inländische Unternehmen zum einen alle Kosteneinsparungspotentiale ausländischer Konkurrenten kennen und ebenfalls realisieren können, zum anderen aber gegenüber ausländischen Unternehmen einen inhärenten Kostenvorteil haben. Ein Kostennachteil für ausländische Unternehmen ergibt sich z.B. aus höheren Informationsbeschaffungs- und Kommunikationskosten, zusätzlichen Kosten, die sich aus sprachlichen und kulturellen Differenzen zum Heimatland ergeben, aus zusätzlichen Risiken, wie etwa dem —> Wechselkursrisiko und dem Kapitaltransferrisiko, oder aus höheren Kosten für entsandte Führungskräfte im Vergleich zu Kosten für nationale leitende Angestellte. Unter diesen Umständen sind Portfolioinvestitionen Direktinvestitionen vorzuziehen, zumal ein reiner Finanzkapitaltransfer aufgrund von Informationsvorsprüngen kostengünstiger über internationale Finanzmärkte erfolgen kann als über das Transfermedium Unternehmen. Zur Erklärung von Direktinvestitionen bedarf es somit mehr als nationale Renditedifferenzen. Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen unterscheiden sich ferner

über der Konkurrenz im Gastland verschaffen (z.B. durch organisatorische Fähigkeiten, Patente, einen guten Ruf, etc.), 2. länderspezifische Vorteile im Sinne der aus der klassischen und neoklassischen Handelstheorie (—» Theorie des internationalen Handels) bekannten Standortvorteile (z.B. Ausstattung mit Produktionsfaktoren, Entfernung von Absatzorten, Unterschiede in der Steuerbelastung etc.) und 3. Vorteile der Internalisierung, die darin bestehen, daß Märkte für firmenspezifische Aktiva nicht existieren oder nur über komplizierte Vertragswerke unter Aufwendung erheblicher Transaktionskosten zustande kommen. Sind alle drei Vorteile gegeben, so wird sich eine Unternehmung für Direktinvestitionen entscheiden, andernfalls wird dem —» Export bzw. der Lizenzierung der Vorzug gegeben. Direktinvestitionen und Marktunvollkommenheiten stehen in einem engen Zusammenhang. Intemalisierungsvorteile sind in der Existenz spezifischer Marktunvollkommenheiten (insbesondere auf Märkten für Wissensgüter) begründet. Länderspezifische Vorteile können u.a. aus staatlichen Eingriffen in Güter- oder Faktormärkte resultieren. Ein unvollkommener nationaler Kapitalmarkt kann wiederum für ein finanzkräftiges ausländisches Unternehmen einen firmenspezifischen Vorteil bedeuten. Umgekehrt kann die

59

Direktinvestitionen

hinsichtlich der Frage nach dem Zusammenhang von Auslandsinvestitionen und —> Handel. Während sich aus dem —> Heckscher-Ohlin Theorem ein eindeutig substitutives Verhältnis von Handel und Portfolioinvestitionen ergibt, ist unter Berücksichtigung der spezifischen Merkmale und Bestimmungsgründe von Direktinvestitionen weder ein eindeutig substitutives noch ein eindeutig komplementäres Verhältnis von Auslandsinvestitionen und Handel abzuleiten. Ein multinationales Unternehmen kann in Abhängigkeit von den jeweiligen Gegebenheiten sowohl der einen, als auch der anderen Strategie den Vorzug geben oder zugleich Direktinvestitionen tätigen und exportieren. Dienen Direktinvestitionen dazu, bestehende Handelshemmnisse zu überwinden (tariff-jumping), so sind Auslandsinvestitionen und Handel Substitute. Die Empirie zeigt jedoch, daß auf Direktinvestitionen vielfach unternehmensinterner —> Außenhandel folgt: Multinationale Unternehmen nutzen häufig nationale Standortvorteile auf unterschiedl ichen Produktionsstufen zur Kostenminimierung (vertikale Integration) und ausländische Tochterfirmen als lokale Vertriebsbasis, um in anderen Ländern erzeugte Güter mit Hilfe größerer Marktnähe besser vermarkten zu können. Auch das Vorliegen positiver Skalenerträge in Kombination mit Produktdifferenzierung und firmenspezifischen Vorteilen kann Intraunternehmenshandel und somit ein

komplementäres Verhältnis begründen. Aus wohlfahrtstheoretischer Sicht werden Direktinvestitionen ambivalent beurteilt. Zum einen können Effizienzgewinne im Gastland erzielt werden, da insbesondere im Zusammenhang mit dem einhergehenden Transfer von firmenspezifischem organisatorischen und technischen Wissen eine höhere Produktivität der Produktionsfaktoren im Gastland folgt. Weitere effizienzsteigernde Effekte können in Form von spillover-Effekten des Technologietransfers auftreten: Die Kenntnisse, die Arbeitnehmer des ausländischen Unternehmens erwerben, kommen bei Arbeitsplatzwechsel inländischen Unternehmen zugute; inländische Unternehmen können die eingeführte Technologie nachahmen. Außerdem kann der Zugang eines ausländischen Anbieters auf monopolistischen oder oligopolistischen Märkten des Gastlandes wettbewerbsund somit effizienzsteigernd wirken. Zum anderen jedoch genießt die multinationale Unternehmung aufgrund der firmenspezifischen Vorteile eine monopolistische Stellung, die sich zum Schaden des Gastlandes auswirken kann: Wenn die ins Heimatland transferierten monopolistischen Gewinne und Faktoreinkommen größer sind als die zusätzliche Wertschöpfung, wird das Gastland einen Wohlfahrtsverlust erleiden. Ob das Gastland dies durch Ertragsbesteuerung verhindern kann, hängt letztlich von den

60

Dirigismus

M ö g l i c h k e i t e n der U n t e r n e h m u n g ab,

Helpman, EV Krugman, P. R. (1985):

die G e w i n n h ö h e d u r c h die W a h l d e r

Market Structure and Foreign Trade.

internen V e r r e c h n u n g s p r e i s e

Increasing Returns, Imperfect Compe-

entspre-

c h e n d zu manipulieren. Skepsis genüber

Direktinvestitionen

potentiellen

ge-

wird

Empfängerländern

tition and the International Economy.

in

ΜΓΓ Press: Cambridge/ MA.

auch

Markusen, J. R J Melvin, J. R. (1988):

im H i n b l i c k auf den möglichen Ver-

The Theory

lust der politischen Souveränität u n d

Harper & Row: N e w York.

kulturellen Identität geäußert,

zumal

of

International

Trade.

Stehn, J. (1992): Ausländische Direktin-

wirtschaftliche M a c h t mit politischer

vestitionen in Industrieländern. Theo-

M a c h t e i n h e r g e h e . F e r n e r wird auf ne-

retische Erklärungsansätze und empiri-

gative Z a h l u n g s b i l a n z e f f e k t e (—» Zah-

sche Evidenz. M o h r Tübingen.

lungsbilanz) v e r w i e s e n , die daraus resultierten, d a ß multinationale

Zelgert, J. E. (1993): Internationale Di-

Unter-

rektinvestitionen. Theoretische Ansätze

n e h m e n eine h o h e Importneigung f ü r

und empirische Befunde internationaler

Vorprodukte haben.

Realkapitalbewegungen. Schulz-Kirch-

D i e s e u n d andere G r ü n d e dienen der

n e r Idstein.

Rechtfertigung

von

staatlichen

Be-

Pekka

s c h r ä n k u n g e n a u s l ä n d i s c h e r Direktin-

Helstelä

vestitionen. A u s Sicht des kapitalge-

Dirigismus

b e n d e n L a n d e s wird im Z u s a m m e n h a n g mit der V e r l a g e r u n g von

Pro-

D i r i g i s m u s b e z e i c h n e t die Gesamtheit

duktionsstätten ins A u s l a n d auf nega-

politischer M a ß n a h m e n in einem Sy-

tive B e s c h ä f t i g u n g s e f f e k t e hingewie-

stem

sen. E n t s c h e i d e n d f ü r diese Frage ist

staatlicher

Lenkung.

Im

Ver-

gleich zu den in vielen Staaten übli-

insbesondere, o b H a n d e l und Direkt-

chen

investitionen per saldo substitutiv oder

indirekten

—>

Interventionen

d u r c h —> Zölle u n d indirekte Steuern

k o m p l e m e n t ä r sind.

finden

hier

umfassendere

staatliche

E i n g r i f f e statt, d u r c h welche die FreiLiteratur

heit

Dunning, J. H. (1977): Trade, Location

s c h r ä n k t wird. Beispiele sind: Investi-

privater

Entscheidungen —»

einge-

of Economic Activity, and the Multi-

tionslenkung,

national Enterprise. A Search for an

staatliche Preiskontrollen.

Kontingentierung,

Eclectic Approach. In: Ohlin, Β., Has-

D i r i g i s m u s setzt d a m i t zentrale Funk-

selborn, P. O., und Wijkman, P. M .

tionen der M a r k t w i r t s c h a f t völlig au-

(Hrsg.) (1977): The International Allo-

ßer K r a f t , f ü h r t zu

cation of Economic Activity. Macmil-

langfristig zu A u s w e i c h r e a k t i o n e n der

lan: London, S. 395-418.

Privaten in die Schattenwirtschaft. Der

61

Ineffizienz

und

Diskriminierung

Extremfall des Dirigismus ist eine zentrale Planwirtschaft.

der südostasiatischen Staaten wird diese These heute nur noch selten vertreten.

Diskriminierung

Diversifizierung

Wie z.B. innerhalb einer Volkswirtschaft Gruppen durch Preisdifferenzierung gegenüber anderen diskriminiert werden, werden in offenen Wirtschaften Drittländer gegenüber den Mitgliedern einer —> Zollunion oder —> Freihandelszone benachteiligt. Ferner diskriminieren multiple —> Wechselkurse z.B. Finanztransaktionen gegenüber Leistungstransaktionen bzw. verschiedene Länder gegenüber anderen. Ahnlich werden Einfuhren (—> Importe) durch Importzölle gegenüber inländischen Importsubstituten bzw. Einfuhren ähnlicher Güter mit geringerer Zollbelastung benachteiligt —> Freihandel und der Ubergang zu einheitlichen Wechselkursen können die Diskriminierung beenden.

Diversifizierung bezeichnet im Zusammenhang mit —> Importen den Versuch, die Abhängigkeit von Zulieferern zu verringern und im Zusammenhang mit —» Exporten den Versuch, die Abhängigkeit von Aufnahmeländern oder von einzelnen Exportgütern zu reduzieren. Dollar-Standard —> Wechselkursregime Doppelbesteuerung Aus konkurrierenden Steueransprüchen verschiedener Staaten auf die Veranlagung grenzüberschreitender Transaktionen entsteht Doppelbesteuerung. Aus wirtschaftlicher Sicht vermindert Doppelbesteuerung bei einer grenzüberschreitenden Transaktion die Rentabilität. Gleichwohl ist die Doppelbesteuerung nicht zu trennen von der —> Internationalisierung betrieblicher Funktionen und den daraus sich ergebenden internen Leistungströmen zwischen verbundenen Unternehmen. Nach dem traditionellen steuerrechtlichen Verständnis muß bei Doppelbesteuerung das gleiche Steuersubjekt auf das gleiche Steuerobjekt mehrfach Steuern entrichten. Die heute vorherrschende Auffassung erweitert den Begriff der Doppelbesteuerung und kennzeichnet die Doppelbesteuerung funk-

Dissoziation Dissoziation bezeichnet die Abkoppelung vom —> Weltmarkt und eine (reziprok verstandene) zunehmende binnenwirtschaftlichen Orientierung der Wirtschaftspolitik und -tätigkeit. In der entwicklungspolitischen Debatte (—» Entwicklungspolitik) der siebziger Jahre wurde von neomarxistischen Theoretikern von einer Dissoziation vom Weltmarkt und insbesondere von den —> Industriestaaten eine stärkere Entwicklung erwartet. Wegen der von der Abkoppelungsthese nicht gestützten weltmarktorientierten Entwicklung

62

Doppelbesteuerungsabkommen

tional als die mehrfache Besteuerung des gleichen Steuerobjektes und trägt der Internationalisierung der Unternehmen sowie den Transaktionen und damit verbundenen Steuern zwischen verbunden, rechtlich unabhängigen Unternehmen Rechnung.

sätzliches Rechtssystem geschaffen, das den nationalen Steuernormen gleichgestellt ist und ihrem Wirkungsbereich Grenzen setzt. Die Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung zwischen den —> Industriestaaten folgen dem —» OECD-Musterabkommen. Es verteilt das Steueraufkommen aus grenzüberschreitenden Transaktionen auf die beteiligten Staaten nach dem Grundsatz der Gleichmäßigkeit. Die —> Entwicklungsländer versuchen, einen anderslautenden Entwurf der Vereinten Nationen durchzusetzen. Er ordnet das Steueraufkommen aus grenzüberschreitenden Transaktionen dem Fiskus in dem Entwicklungsland zu und räumt dem Fiskus weitgehende Erhebungsrechte gegenüber ausländischen Steuerpflichtigen ein.

Doppelbesteuerungsabkommen Abkommen zur Vermeidung der internationalen Doppelbesteuerung sind völkerrechtliche Verträge und folgen steuerrechtlichen Normen sowie den Regeln des internationalen Völkerrechts. Die Abkommen formulieren für einzelne Einkunftsarten Steuerverzicht zugunsten des anderen Fiskus (Freistellung) oder die Anrechnung von im Ausland gezahlten Steuern auf die inländische Steuerschuld (Anrechnungsverfahren). Darüber hinaus enthalten die Verträge Vereinbarungen über die Beilegung von Konflikten bei zwischen sich überschneidenden Ansprüchen über Streitschlichtungsverfahren zwischen den Streitschlichtungsverfahren. Nach herkömmlicher Rechtsauffassung ordnen sich die Doppel besteuerungsabkommen nationalem Recht unter und werden durch Verordnung oder Gesetz Teil des nationalen Steuerrechts. Im Zuge der zunehmenden —» Internationalisierung der Unternehmen und vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung multilateraler Regelungen für die Besteuerung grenzüberschreitender Transaktionen haben Doppelbesteuerungsabkommen ein eigenständiges, zu-

Dritte Welt Dritte Welt ist eine Sammelbezeichnung für die —> Entwicklungsländer. Beide Begriffe sind wegen der fortschreitenden Ausdifferenzierung analytisch problematisch geworden. Duale Güter Bezeichnung für industrielle Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können. Duale Güter spielen im Zusammenhang mit Technologieembargos (—» Handelsembargo) eine besondere Rolle und sind dann politisch besonders umstritten.

63

Dumping

Dumping

Sektor geschädigt werden können, zum anderen im Fall von Verdrängungsdumping die Konsumenten nur einen vorübergehenden Vorteil genießen. Gelingt es dem ausländischen Anbieter, Konkurrenten vom Markt zu verdrängen, kann er zum Nachteil der Konsumenten höhere, monopolistische Preise verlangen.

Dumping liegt gemäß Art. VI, Abs. 1 des —> GATT vor, wenn Waren eines Landes zu einem Preis auf den Markt eines anderen Landes gebracht werden, der unter ihrem normalen Wert liegt. Der normale Wert orientiert sich a) an einem vergleichbaren Verkaufspreis auf dem Inlandsmarkt des exportierenden Landes, b) wenn ein solcher Vergleichspreis fehlt, am höchsten Verkaufspreis für ein vergleichbares Gut, welches in ein Drittland exportiert wird oder c) an den Produktionskosten im Herkunftsland zuzüglich angemessener Aufschläge für Vertriebskosten und Gewinn. Dumping stellt räumliche Preisdifferenzierung zwischen nationalen Märkten dar. Voraussetzungen hierfür sind unterschiedliche Nachfragebedingungen auf diesen Märkten, mit monopolistischem Preissetzungsspielraum zumindest auf dem Inlandsmarkt, und fehlende Arbitragemöglichkeiten durch Reimport. Dumping wird trotz steigender Konsumentenrenten im importierenden Land in der Regel als unerwünscht erachtet, da zum einen Produzenten im importkonkurrierenden

Bei gegebenem Dumpingtatbestand sieht das GATT —» Antidumpingzölle vor, sofern eine Schädigung oder Gefährdung von Produzenten des Importkonkurrenzsektors vorliegt. Bei Valuta-, Sozial- oder Ökodumping ist nach GATT kein Dumping gegeben, da hier keine Preisdiskriminierung vorliegt. Kritik wird an den GATT-Dumpingregeln geübt, weil diese bei formaler Einhaltung vielfaltige Möglichkeiten bieten, zu protektionistischen Zwekken mißbraucht zu werden (—> Protektionismus). Durchfuhr Eine Durchfuhr findet statt, wenn Güter eine Grenze zum Zweck der Wiederausfuhr überschreiten. Das Gut wird im Durchfuhrland weder konsumiert noch weiterverarbeitet.

64

E

Transaktionen der —> Europäischen Gemeinschaft und teilweise auch für Kredite und Anlagen an den privaten —> Finanzmärkten Verwendung. Die ECU ist ein —> Währungskorb, in dem die EG-Währungen mit unterschiedlichen, ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Gewichten vertreten sind. Der Wert einer ECU betrug zur Jahresmitte 1995 1, 86 DM. Mit Beginn der dritten Stufe der Europäischen —» Währungsunion soll die Europäische Währungseinheit zur gemeinsamen europäischen Währung werden und die nationalen Währungen ablösen.

EADB Abk. für die' Ostafrikanische Entwicklungsbank (East African Development Bank), —» regionale Entwicklungsbanken. EBRD Abk. der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (European Bank for Reconstruction and Development) —> Osteuropabank, —> regionale Entwicklungsbanken. EC engl. Abk. der —» Europäischen Gemeinschaft (European Community)

Effektivzoll

ECOSOC

Im Gegensatz zum üblicherweise betrachteten —> Zoll, der die Belastung des Endproduktes erfaßt, wird beim Effektivzoll die Belastung der Wertschöpfung betrachtet. Ist der Endverkaufspreis eines Gutes 100 DM, wird hierauf ein (Nominal-) Zoll von 10% erhoben, also 10 DM, enthält das Gut importierte Vorleistungen von 40 DM und beträgt deren Zollbelastung 5%, so gilt für den effektiven Zollsatz: (100 · 0,1 - 40 · 0,05)/(100 - 40) = 13,3%. Die Wertschöpfung wird also mit einem um ein Drittel höheren Zoll

Abk. für den - 4 Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (Economic and Social Council) ECU Die European Currency Unit (Europäische Währungseinheit) wurde mit der Gründung des —» Europäischen Währungssystem als Recheneinheit und Zahlungsmittel zwischen den beteiligten —> Zentralbanken eingeführt. Seit Beginn der achtziger Jahre findet sie auch als Recheneinheit für finanzielle

65

EFTA

EFTA

belastet als das Endprodukt. Die Differenz zwischen beiden Zollsätzen ist immer positiv, wenn der Zoll auf die Vorprodukte niedriger als der auf das Endprodukt ist und um so höher, je größer der Anteil der Vorprodukte am Produktionswert ist. Exporteure von Fertigwaren müssen also um mindestens 13,3% billiger (und nicht um 10%) liefern, um mit der importkonkurrierenden Industrie des Einfuhrlandes konkurrieren zu können. Sind die Zölle auf Vorprodukte (oft aus —» Entwicklungsländern) wesentlich niedriger als die Zölle auf Endprodukte bzw. werden erstere gesenkt, so bedeutet diese scheinbare Liberalisierung de facto eine zusätzliche Erschwernis für die ausländischen Produzenten von Endprodukten, was den Industrialisierungsprozess z.B. in Entwicklungsländern hemmt. Die Produzenten in den Importländern geraten durch eine solche Maßnahme also nicht unter Importdruck, sondern gewinnen, denn ihr Wettbewerbsvorteil bei Endprodukten steigt. In vielen Ländern - so auch in Deutschland - ist die effektive —> Protektion höher als der nominale Zollschutz. 1987 (1972) betrug die effektive Protektion in der Bundesrepublik 7,3% (10%), der nominelle Zollschutz dagegen 5,2% (7,3%), bei der Zellstoff, Papier und Papperzeugung lagen die Sätze 1987 bei 22,2% bzw. 6,9%. In den Investitionsgüterindustrien bleibt dagegen der effektive hinter dem nominellen Zollschutz zurück.

Die Europäische Freihandels Assoziation (European Free Trade Association; EFTA) wurde am 4. Januar 1960 von Dänemark, Großbritannien, Norwegen. Osterreich, Portugal, Schweden und der Schweiz als Reaktion auf die Gründung der europäischen —> Zollunion und vor allem als Reaktion auf das Scheitern der geplanten europaweiten —» Freihandelszone gegründet. Zwischenzeitlich sind Island (1970), Finnland (1985) sowie Liechtenstein (1991) beigetreten. Dänemark, Großbritannien (1972), Portugal (1986), Finnland, Osterreich und Schweden (1994) sind dagegen ausgeschieden und zur —> Europäischen Gemeinschaft bzw. —> Europäischen Union gewechselt. Sitz der Organisation ist Genf. Oberstes Organ der EFTA ist der Ministerrat, in dem jedes Mitgliedsland mit einer Stimme vertreten ist. Es gilt das Konsensprinzip. Schwerpunkte des EFTA-Abkommens sind die Beseitigung der Binnenzölle und mengenmäßiger Handelsbeschränkungen (nicht-tarifare Protektion), Abbau von Wettbewerbsverzerrungen, Harmonisierung von Wirtschafts- und Finanzpolitik. Ausgenommen wurden der Agrar- und Fischereibereich, für die jeweils bilaterale Abkommen gelten. Außerdem ist keine Freizügigkeit für Kapital und Arbeitskräfte vorgesehen gewesen. Zwischen EFTA und EU bestehen enge Beziehungen: Nach dem Wechsel

66

EG

von Großbritannien und Dänemark in die EG im Jahre 1972 schlossen die 'Rest-Mitglieder' bilaterale Freihandelsabkommen mit der EG ab. 1993 wurde ein europäischer Wirtschaftsraum (EWR) geschaffen. Dies beinhaltet die Abschaffung nicht-tarifarer Handelshemmnisse und Zusammenarbeit in technologischer Forschung. Das ursprüngliche Ziel der EFTA, die vollständige Abschaffung der Zölle unter den Mitgliedsländern wurde bereits 1966 erreicht. Die EFTA ist eine reine Freihandelszone. Ihre Mitglieder behalten ihre jeweiligen nationalen Regeln gegenüber Importen aus Drittländern aufrecht.

mung von geschützten Warenzeichen bzw. entschädigungslose Enteignung von Kapitalanlagen drohen kann. Internationale Eigentumsrechte sind zwar grundsätzlich völkerrechtlich anerkannt (z.B. Art. 17 der UN-Menschenrechtskonvention), aber nicht immer durchsetzbar, da bei Enteignungen das Recht des Staates gilt, in dem sich die Sache befindet (Territorialprinzip). Aus diesem Grund werden für —> Direktinvestitionen bilaterale —» Investitionsschutzabkommen abgeschlossen oder das Enteignungsrisiko wird versichert (z.B. bei —» MIGA). Im Unterschied dazu bestehen bezüglich gewerblicher Urheberrechte mehrere internationale Abkommen und Institutionen (z.B. Weltorganisation für geistiges Eigentum, WIPO). Außerdem ist in der —> UruguayRunde ein neues Abkommen über sog. TRIPs (=trade related intellectual property rights) vereinbart worden. Bezüglich natürlicher Ressourcen außerhalb staatlicher Hoheitsgebiete (d.h. in Weltmeeren oder in der Atmosphäre) existieren ursprünglich gar keine internationalen Eigentumsrechte, daher besteht das Problem der Übernutzung. Mittlerweile sind dafür teilweise Eigentumsrechte in internationalen Abkommen geregelt.

Nachdem auch Österreich, Schweden und Finnland EG-Mitglieder wurden, ist die Zahl der EFTA-Mitglieder derzeit auf die drei Staaten Schweiz, Norwegen und Island reduziert. EG Abk. der —> Europäischen Gemeinschaft EIB Abk. der europäischen Investitionsbank (European Investment Bank) Eigentumsrechte, internationale Internationale Eigentumsrechte begründen das Recht auf Nutzung, Veränderung und Veräußerung einer Sache außerhalb des eigenen Staatsgebiets. Ohne internationale Eigentumsrechte besteht kein Anreiz für grenzüberschreitenden Handels- und —> Kapitalverkehr, da straffreie Nachah-

Literatur: Dolzer, Rudolf (1985): Eigentum, Enteignung und Entschädigung im geltenden Völkerrecht. Springer Berlin.

67

Einfuhrbeschränkung

Einfuhrbeschränkung

zudem das Abwehrpotential etablierter Unternehmen, das um so größer ist, je mehr marktspezifisches und damit nicht alternativ nutzbares Kapital diese bereits eingesetzt haben. Während im Leitbild der vollkommenen Konkurrenz ein gänzlich unbeschränkter Marktzugang postuliert wird, hat die Industrieökonomik mittlerweile eine Fülle von strukturellen Faktoren und unternehmerischen Verhaltensweisen aufgezeigt, die eintrittsbeschränkend wirken können. Eine spürbare Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs ist allerdings nur dann zu befürchten, wenn zugleich keine potentiellen Wettbewerber vorhanden sind, die über die Fähigkeit verfügen, bestehende Eintrittsbarrieren zu überwinden. Hohe Eintrittsfähigkeit ist zumeist bei Unternehmen zu vermuten, die nicht als absolute Newcomer auftreten, sondern auf anderen Märkten bereits als 'already established firms' tätig sind und die über die zum Markteintritt erforderlichen Ressourcen, etwa über hinreichend ergiebige Quellen der Eigen- oder Fremdfinanzierung, verfügen. Im grenzüberschreitenden Warenverkehr sind als Eintrittsbarrieren tarifáre (—> Zölle) und —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse von Bedeutung. Zu den nicht-tarifären Handelshemmnissen zählen etwa nationale Normen und Sicherheitsstandards, die von ausländischen Anbietern zu erfüllen sind. Auch die sogenannten freiwilligen —> Exportsselbstbeschränkungsabkommen (voluntary

—> Protektion Einfuhren —> Importe Einfuhrkontingent —> Kontingentierung Einheitswährung Einheitswährungen sind Währungen, die nicht von einem Staat, sondern von mehreren Staaten geschaffen werden. Die —> Europäische Union versucht mit der —» Währungsunion (—> Europäische Währungsunion) eine Einheitswährung zu schaffen. Einheitswährungen gelten nach innen als handelsschaffende Maßnahme, die der —> Integration mehrerer Länder über eine —> Freihandelszone hinaus dienen. Nach außen können Einheitswährungen ebenfalls den Versuch darstellen, durch die größere Verbreitung ein Gegengewicht gegenüber dominierenden Währungen anderer Länder zu schaffen. Eintrittsbarrieren Eintrittsbarrieren sind Faktoren, die Unternehmen den Zugang zu neuen sachlich oder räumlich abgegrenzten Märkten erschweren. Nachteile von Newcomern beruhen zumeist darauf, daß sie gegenüber etablierten Unternehmen Kostennachteile hinnehmen müssen oder Konsumentenpräferenzen für bereits eingeführte Produkte zu überwinden haben. Von Bedeutung ist

68

Embargo

export restraints, VER) sind in diesem Kontext als Eintrittsbarriere zu klassifizieren.

vom wirtschaftlichen Wachstum. Wachstum erfolgt durch die Erhöhung der Effizienz der Ressourceneinsätze in einer annäherungsweise vollbeschäftigten Wirtschaft auf der Grundlage der dort installierten Produktionsgewohnheiten. Entwicklung setzt immer eine Bereitschaft zur Veränderung der Produktionsgewohnheiten voraus. Dadurch werden Ressourcen in einem erheblichen Ausmaß anders beschäftigt und neuartige Güter hervorgebracht. Wirtschaftliche Entwicklung in diesem Sinne hat in der Neuzeit in England gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Industrialisierung stattgefunden. Viele europäische Volkswirtschaften und ihre vormals überseeischen Besitzungen haben seitdem diesen Weg der Erhöhung ihrer wirtschaftlichen Wohlfahrt durch Aufbau eines hohen Bestandes technischer Produktionsmittel eingeschlagen. Die Entwicklung einer Gemeinde, einer Region oder einer Volkswirtschaft wird in der Neuzeit deswegen oft mit ihrer Industrialisierung gleichgesetzt. Das wirkt irreführend. Wirtschaften werden traditionell nach drei Sektoren gegliedert. Agrarproduktion wird dem primären, Gewerbe und Industrie dem sekundären und Dienstleistungsproduktion dem tertiären Sektor der Wirtschaft zugeordnet. Entwicklung wird dann im Sinn von Industrialisierung nur als Problem aufholender Entwicklung diskutiert und als Angelegenheit von —> Entwicklungsländern in der sogenannten Dritten Welt verstanden. Tatsäch-

Embargo —> Handelsembargo Entrepöt-Handel Form des Außenhandels, bei der Fertigwaren importiert werden, um vor Ort verpackt, gelagert, sortiert, gereinigt oder gekennzeichnet und somit für einen weiteren Vertrieb an Großoder Einzelhändler vorbereitet zu werden. Anschließend werden die Güter (weitestgehend unverändert) wieder exportiert. Zusätzliche Wertschöpfung findet nicht statt. Entrepöt-Handel wird von manchen kleineren Ländern (Hongkong, Singapur), für die diese Form des Handels aufgrund ihrer dafür vorhandenen Infrastruktur ein große Rolle spielt, in gesonderten Statistiken ausgewiesen und stellt eine Variante des intraindustriellen Handels dar. Entwicklung Die vermehrte oder intensivierte Nutzung der einem —» Wirtschaftsraum verfügbaren natürlichen, technischen und menschlichen Ressourcen der Güterproduktion nennt man wirtschaftliche Entwicklung. Es handelt sich um einen Vorgang der Erschließung in diesem Raum selbst bislang brachliegender ökonomischer Möglichkeiten durch den Einsatz bis dahin nicht angewendeter Produktionsverfahren. Entwicklung unterscheidet sich

69

Entwicklung

lieh haben auch hoch industrialisierte Wirtschaftsräume (—» Industriestaaten) Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsbedarf. Die Vorstellungen über die Entwicklung der Industriegesellschaften zu postindustriellen Gesellschaften gehen jedoch noch weit auseinander, obwohl das Ziel jeder wirtschaftlicher Entwicklung die Steigerung der in Konsumgütern gemessenen Wohlfahrt des Wirtschaftsraumes ist.

Sektor zu erwarten. Vielmehr werden durch den Einsatz tertiärer Dienste Agrarwirtschaft, Gewerbe und Industrie einem Wandel unterworfen. Die Produkte dieser Wirtschaften werden andere als die bisherigen sein. Ein —> Handel dieser gegen traditionelle Agrar- und Industrieprodukte würde weiter stattfinden. Der durch Wertewandel bestimmte und mit Bezug auf den Ressourcenvorrat konservative Entwicklungsweg würde keine vergleichbaren Möglichkeiten der —> Arbeitsteilung erschließen. Die minder industrialisierte Welt würde sich selbst überlassen werden müssen, weil kaum zu erwarten steht, sie könnte den in den Industriegesellschaften denkbaren Wertewandel unmittelbar nachvollziehen. Die Abkopplung (—» Dissoziation) ergäbe sich aus der unvollständigen Durchsetzung der neuen Werte in den Industrienationen. Beschränkungen der grenzüberschreitenden Wirtschaftsaktivitäten wären unverzichtbar, um die in traditionellen Wertvorstellungen verharrenden Konsumenten an der Beibehaltung ihrer Konsumgewohnheiten zu hindern. Andernfalls würde nur eine Verlagerung der dem Wertewandel nicht angepaßten Produktionen in Wirtschaftsräume außerhalb der Zwangsgewalt der zum Wertewandel mehrheitlich entschlossenen Regionen stattfinden. Aus der Geschichte der industriellen Entwicklung ist die Erfahrung von Erfolg und Scheitern verschiedener Entwicklungsbestrebungen vorhanden: Die

Die Vieldeutigkeit der Entwicklungsmöglichkeiten moderner Industriegesellschaften kommt aus der umstrittenen Frage, ob die Wohlfahrtssteigerung weiterhin aus der Vermehrung des industriell erzeugbaren Güterangebotes mit Hilfe einer neuartigen Produktionstechnik kommen kann oder eine Neubestimmung des Wohlfahrtsbegriffs neue, mit einem ökologischen Reproduktionsgleichgewicht vereinbare Güter und Konsumgewohnheiten entstehen lassen muß. Aus beiden Visionen ergäbe sich eine unterscheidbare internationale —» Arbeitsteilung. Die Entwicklung auf dem traditionell evolutionären Wege führt unter —> Freihandelsbedingungen konsequent zu einer steigenden Verlagerung traditionell agrarischer und industrieller Produktion in die bislang minder industrialisierte Welt. In den jetzt hoch industrialisierten Wirtschaftsräumen wäre jedoch nicht komplementär die Verminderung agrarischer und industrieller Produktionen zugunsten der Expansion ihrer Wirtschaft im tertiären

70

Entwicklung

E r f o l g s b e d i n g u n g besteht in der zwingung

von

Investitionen,

Er-

schaft z u r Bildung von

deren

m o n e t ä r e r A u s d r u c k interner

spontan

Erspar-

hinreichend

Ersparnissen

g r o ß wäre.

Im

G e g e n s a t z zu d e n A n n a h m e n d e r k e y -

nisse sind. U m g e s e t z t wird diese B e -

nesianischen

d i n g u n g der E n t w i c k l u n g g e w ö h n l i c h

das

d u r c h hinter den Preisen zurückblei-

kleinen

b e n d e L ö h n e . D i e s gelingt in den f ü r

E i n k o m m e n zu ihrem T h e m a wählte,

Gründerphasen

m u ß a b e r die spontane

typischen

marktbedingungen

mit

Arbeits-

ungewöhnlich

zum

h o h e n Steigerungen der L e i s t u n g s f ä -

Nachfragetheorie,

vermeintliche Zahl

von

die

Ubersparen Beziehern

ausreichenden

einer großer

Bereitschaft

Konsumverzicht

bei den Beziehern der M a s s e n e i n k o m -

higkeit der Arbeit durch unterpropor-

men b e s t e h e n . N u r dann g e w i n n t die

tionale W e i t e r g a b e von E f f i z i e n z g e -

Ersparnis das V o l u m e n , aus d e m hin-

winnen

Aus

r e i c h e n d e Investitionen gebildet w e r -

D e u t s c h l a n d ist überliefert, d a ß w ä h -

in

den

den könnten. Feststellbar ist in diesen

rend des A u f b a u s der Industriestruktur

Einkommensschichten

in den Jahren 1820 - 1860 die Real-

N e i g u n g , den Ü b e r k o n s u m

löhne u m u n g e f ä h r 2 0 % gefallen sind.

hältnis z u m l a u f e n d e n E i n k o m m e n so

Die d r a m a t i s c h e n

dieser

weit zu steigern, wie es die institutio-

durch

nellen

Reallohnsenkung

Güterpreisen.

Wirkungen wurden

nur

eine dabei typischerweise auftretende Beschäftigungsvermehrung,

die

stei-

achtet

beste-

sehen wird nur, w o sparbare schüsse

zu m a c h e n , k ö n n e n aber auch dort auf

auftreten.

sind;

Uber-

übersehen Sparzwänge

w e r d e n f a l s c h e Schlüsse auf die Er-

wie

erneut

mit

sie möglich w a r e n . A u s dieser Sicht

lungsverluste zu Lasten von L o h n u n d

usw.

angefallen

wird, a u f g r u n d welcher

h ö h e r e m Niveau der W o h l f a h r t Vertei-

stungen

Großbe-

ten Ersparnissen Anderer ergänzt. G e -

erlauben. U m den Abstieg v e r m e i d b a r

Sozialversicherungslei-

industrieller

ihrer U n t e r n e h m e n geleistet und

Ver-

Altersrente,

Vorstellung,

den in B a n k e n und F o n d s g e s a m m e l -

hältnis zu den anderen zu verteidigen

Einkommen

die

realisierten

triebe hätten Ersparnisse zum A u f b a u

der Investition, die die wirtschaftliche

daraus abgeleiteten

historisch

entwickelnder

r e i c h e n d e r Ersparnisse zur S i c h e r u n g im

Kreditmarkt

die geringe Zahl der Eigentümer sich

hen Alternativen für die Bildung a u s -

Standortes

der

Zwangserspamisse

deuteten, gemildert. In weiter fortge-

des

die Ver-

In der Uberlieferung hält sich u n g e -

tet der real sinkenden Einzellöhne b e -

Bedeutung

im

im

gestatten.

gende Haushaltseinkommen ungeach-

schrittenen W i r t s c h a f t s r ä u m e n

Bedingungen

weit eher

spamismöglichkeiten

heute

nachho-

lend sich entwickelnder W i r t s c h a f t s -

Die

räume gezogen.

N o t w e n d i g k e i t zu derartigen Z w a n g s -

Seit d e m E n d e des Zweiten W e l t k r i e -

ersparnissen entfiele, w o die Bereit-

g e s hat sich die Vorstellung d u r c h g e -

71

Entwicklung

setzt, den bis dahin noch nicht indu-

als Folge der Verzinsung ein Zeitraum

strialisierten Wirtschaftsräumen könn-

von ungefähr 5 0 Jahren

ten bei ihrer Bemühung um steigende

sein. Damit durchläuft der Zyklus der

Wohlfahrt die harten Bedingungen der

Verschuldung und Entschuldung ins-

Entwicklung erspart bleiben. Entwick-

gesamt circa 7 0 Jahre. D i e Differenz

lungshilfe

zwischen

durch

(—»

Entwicklungspolitik)

Ressourcentransfers

soll

statt

erforderlich

der Neuverschuldung

der Zinszahlung

kann

während

und des

dessen der Entwicklung dieser Wirt-

20jährigen Aufbaus der Schuld L e i -

schaftsräume dienen. Postuliert wurde

stungsbilanzdefizite

deren Unfähigkeit zur Ersparnis und

lanz) finanzieren. In der

die Auffassung, man könne oder müs-

wird

se interne Ersparnisse durch externe

durch die Fläche unter der Nullinie am

ersetzen. Theoretische Gestalt gewann

Beginn der Graphik abgebildet. W e r -

diese Idee in der Schuldenzyklushypo-

den die Schulden vom 21. Jahre an

these.

In

der

Abbildung

wird

ein

dieses

(—»

ZahlungsbiAbbildung

Leistungsbilanzdefizit

abgebaut, so müssen Zins und Tilgung

Schuldenzyklus dargestellt.

durch Überschüsse in der Leistungsbi-

4000 3000 2000 1000

0



Leistungsbilanz

9

Zinslast

-1000 -2000 -3000 -4000

1994

2034

2074

Schuldenzyklus bei 8% Zinsen Angenommen

lanz

wird darin, ein W ä h -

erwirtschaftet

werden.

Beides

rungsraum würde sich über eine Dauer

führt in der Abbildung zu der nach der

von 2 0 Jahren jeweils um den Betrag

Zinsfläche der Abbildung aufsteigen-

von 1 0 0 Millionen U S - $ netto neu ver-

den

schulden. A b dem 21. Jahre soll die

Diese

Schuld mit gleichen Beträgen Jahr für

dem 71. Jahr Nettoforderungen gegen

Jahr abgetragen werden. Dafür wird

Fremde und positive Zinserträge. In

72

Fläche

der

Exportüberschüsse.

Exporte ergeben dann

ab

Entwicklung

als

der Amerikas und hier vor allem die

Möglichkeit zur Finanzierung erneuter

Vereinigten Staaten durch —> Importe

Leistungsbilanzdefizite oder negative

von Ressourcen und Gütern zur Ali-

der

Abbildung

erscheinen

sie

Zinsenlast unterhalb der Nullinie am

mentierung des Krieges bewegt, Ex-

Ende der Graphik. D a s Land beginnt

portüberschüsse zu bilden und durch

dann eine neue Phase im Schuldenzy-

Kapitalexport zu finanzieren. Der Auf-

klus. Es wird Kapitalexporteur

schwung der Vereinigten Staaten und

und

wächst in das Stadium der Rentnerna-

mit ihm mehrerer Staaten Lateiname-

tion hinein.

rikas nach dem Ersten Weltkrieg lie-

Diese Vorstellung wird in der Praxis

fert entsprechend nicht das Beispiel

nur in Ausnahmefällen bestätigt. Als

für einen erfolgreichen, durch die Po-

häufig zitiertes Beispiel

die

litik des Schuldnerlandes ausgelösten

Vereinigten Staaten von Amerika mit

Schuldenzyklus. Es war die von außen

ihrem

induzierte Umkehr

dienen

Entwicklungssprung

an

der

der

Leistungsbi-

Schwelle des 20. Jahrhunderts. Davor

lanzdefizit finanzierenden Kapitalströ-

hatte es bereits die erfolgreiche Ent-

me, die zur Entwicklung führte.

wicklung im Deutschen Reich gege-

So reduzieren sich die Beispiele für er-

ben. Zur Gruppe der Wirtschaftsräume

folgreich

mit ungewöhnlichen Raten des wirt-

zyklen

schaftlichen W a c h s t u m s gehören Ja-

Deutschland. Beide Wirtschaftsräume

pan und die Bundesrepublik Deutsch-

haben den Schuldenzyklus in seinem

abgeschlossene

auf

zwei

Fälle:

SchuldenJapan

und

Wiederaufbauleistung

typischen Ablauf mit einer Zentral-

nach dem Zweiten Weltkrieg. Jenseits

bankpolitik durchbrochen: Beide —>

dieser seltenen Beispiele zeichnet sich

Zentralbanken haben, w o nicht aus-

zur Zeit eine Entwicklung in einigen

gleichende Kapitalreexporte am Markt

ostasiatischen

auftraten,

land

mit

der

Ländern

ab.

Damit

langfristige

Kapitalimporte

scheint zumindest für eine kleine Zahl

durch kurzfristige autonome Kapital-

von Wirtschaftsräumen die Möglich-

exporte der —> Zentralbank kompen-

keit

einer

Entwicklung

nach

siert. Richtig betrachtet ist ihr Erfolg

dem

Theorem vom Schuldenzyklus als be-

das Ergebnis der durch

stätigt. Dieses Argument übersieht je-

forcierten Entschuldung.

doch etwas Wesentliches: Die Verei-

Die Verschuldung ist keine Voraus-

nigten Staaten von Amerika sind so

setzung der Entwicklung. Die Beispie-

lange ein Schuldnerland geblieben, bis

le belegen jedoch, daß selbst aus der

die Völker Europas einen Krieg ge-

Schuldnerposition heraus diese Politik

führt haben, in dem sie unfähig wur-

zu einem Erfolg führt, während der

den, weiter Exportüberschüsse in die

Aufbau von Nettoschulden keine Ent-

außereuropäische

wicklungskräfte freisetzt. Die

Welt

abzugeben.

messene

Ganz im Gegenteil haben sie die Län-

73

Geldpolitik

Zentralbankpolitik

angebesteht

Entwicklung

weder in der Behinderung von Kapitalimporten, noch in der protektionistischen Erzwingung von Kapitalimportüberschüsse ausschließenden Leistungsbilanzüberschüssen. Sie ist allerdings genau das Gegenteil jener Politik, die in einigen Schuldnerländern für entwicklungsfördernd gehalten wird. Jene unterwerfen den Kapitalexport einem Genehmigungsverfahren mit der Absicht, ihn zu begrenzen, statt Kapitalexport zumindest bis zum Ausgleich der laufenden Kapitalimporte zu fördern oder autonom von der Zentralbank durchzusetzen. Auch findet oft nicht einmal die einfachste Beschränkung Beachtung: Kapitalimporte dürfen unter keinen Umständen dazu dienen, Zinsen zu zahlen oder Konsum zu finanzieren. Das bedingt eine volkswirtschaftliche Steigerung der exportierbaren Güterproduktion in mindestens der Höhe des Durchschnittszinssatzes, der zur externen Finanzierung geleistet werden muß. Währungsräume, die den Schuldenzyklus in Ubereinstimmung zur Lehre durchführen, finanzieren regelmäßig nicht eine eigenständige Entwicklung. Im Vertrauen auf eine automatische Umkehr des Schuldenzyklus' schätzen sie die Möglichkeit zur sofortigen Konsumerweiterung im Inland als vorteilhaft ein. Volkswirtschaftlich finanzieren sie die Investitionen der Fremden durch Disinvestition im Inland. Ein an Fremde verkaufter inländischer Vermögenswert wird im günstigsten aller denkbaren Fälle gegen

einen von fremden gehaltenen Vermögenswert substituiert: Fremde erhalten einen gewöhnlich in Fremdwährung nominal fixierten Schuldvertrag, mit dem sich Inländer verpflichten, zukünftige Ersparnisse abdiskontieren zu lassen. Inländer erhalten dafür eine Fremdwährungsmenge, mit der sie in Investitionen einsetzbare Ressourcen und Güter kaufen können. Sehr viel häufiger ist der konsumtive Einsatz der verfügbar gemachten zusätzlichen Möglichkeit zur Nachfrage. Statt sich zu entwickeln, werden diese Wirtschaftsräume dann zu einem integralen Bestandteil der Bewirtschaftungszone der Gläubigerländer. Die Abschreibung bringt ihnen dann nicht Verfügung über die Mittel für die Reinvestition, weil Fremde diese Zahlungsströme realisieren. Schuldnerländer nähern sich deswegen nicht der Entschuldung an, sondern sind gezwungen, durch eine mittels periodischer —» Abwertungen zu stabilisierende niedrige heimische Wertschöpfung, hinreichende Überschüsse für den Kapitaldienst an die Gläubigerländer abzusichern. Versagen sie dabei, kehren sich die Kapitalströme um. Es ergibt sich dann die Unmöglichkeit, auch nur die genügende Reinvestition zur Aufrechterhaltung des Produktionsniveaus zu erreichen. Das Ausmaß der zwischenzeitlich eingetretenen Abhängigkeit wird deutlich. Eine glücklicher operierende Zentralbank schränkt dessen ungeachtet die Möglichkeiten zur Investition im In-

74

Entwicklungsbanken

land durch ihre Kapitalexporte keinesfalls ein. Der Aufbau der Devisenreserve bewirkt eine Aufwertungserwartung (—» Aufwertung) und verstärkt damit die Kapitalimporte. Die Erfahrung betätigt diese Aussage: Die Kapitalimporteure wenden sich freiwillig und zu den für die Importländer vorteilhaften Bedingungen in jene Währungsräume, die durch den beständigen Aufbau von —» Währungsreserven die Aufwertungswartung für ihre Währung stabilisieren. Damit füllt sich das für Investitionen im Inland verfügbare Finanzvolumen ungeachtet der autonomen Exporte der Zentralbank immer wieder auf. Verhindert wird nicht die fremd finanzierte Investition, sondern nur eine Disinvestition zu ihrer Refinanzierung.

sind, an. Die derzeit 22 DACMitglieder bringen rund 95 Prozent der öffentlichen EntwicklungshilfeLeistungen der westlichen —> Industriestaaten für die Entwicklungsländer auf. Alle zwei Jahre muß jedes DAC-Mitglied einen ausführlichen Bericht mit Angaben über Umfang, Formen und Vergabe-Bedingungen seiner Entwicklungshilfe-Leistungen abgeben, der im DAC diskutiert wird ('DAC-Examen'). Alljährlich erstellt das DAC der OECD einen Bericht über 'Development Co-operation', der über aktuelle Trends und Probleme berichtet; er ist auch in deutscher Sprache erhältlich. Die Entwicklungshilfeleistungen der DAC-Mitglieder werden nach einheitlichen Kriterien erfaßt. Als öffentliche Entwicklungshilfe (Official Development Assistance; ODA) werden von DAC nur Leistungen anerkannt, die der wirtschaftlichen Entwicklung und Erhöhung des Lebensstandards in Entwicklungsländern dienen und zu vergünstigten finanziellen Bedingungen vergeben werden; das ZuschußElement, definiert als Differenz zwischen Schenkung und Leistungen zu kommerziellen Bedingungen, muß mindestens 25 Prozent betragen (Empfehlung des DAC: 86 Prozent). Ab 1996 wird es eine neue DAC-Liste der Hilfe-Empfänger geben, die aus zwei Teilen bestehen soll: Teil I für ODA-Empfanger (nur diese Leistungen werden auf das angestrebt 0,7-

Hans-Joachim Stadermann Entwicklungsbanken —» Regionale Entwicklungsbanken Entwicklungshilfe —> Entwicklungspolitik Entwicklungshilfeausschuß Der Entwicklungshilfeausschuß (Development Assistance Committee; DAC) der 1961 gegründeten OECD ist für die —» Koordinierung der Entwicklungshilfe ihrer Mitglieder zuständig; er vergibt selbst keine Entwicklungshilfe. Ihm gehören alle OECD-Mitgliedstaaten, die nicht gleichzeitig —> Entwicklungsländer

75

Entwicklungsländer

Prozent-Brutto-Sozial-Produkt (BSP)Ziel angerechnet; tatsächlich wurden 1993 im Durchschnitt 0,36 Prozent erreicht), Teil II für Leistungen an Ubergangsländer (—> Schwellenländer; —> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten). Die Kriterien für die Einstufung in ODA- oder Nicht-ODA-Land sollen sich in Zukunft nicht nur auf das nationale Bruttosozialprodukt pro Kopf beziehen, sondern auch den Kaufkraftvergleich sowie den 'Index menschlicher Entwicklung' (UNDP) berücksichtigen.

entwickelten Länder' (Least Developed Countries, LLDCs), die 'von der Weltwirtschaftskrise am schwersten betroffenen Länder' (Most Seriously Affected Countries, MSACs), und —> 'Schwellenländer' (Newly Industrializing Countries, NICs) unterscheiden. Geographisch wird auch zwischen Ländern mit und ohne direkten Zugang zum Meer unterschieden. Außerdem werden die erdölexportierenden Staaten oftmals ausgeschlossen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks werden einige ehemalige Staatshandelsländer dagegen der Kategorie der Entwicklungsländer zugerechnet.

Entwicklungsländer Als Entwicklungsländer werden die Staaten bezeichnet, die entweder im Vergleich mit anderen, vornehmlich den —» Industriestaaten als weniger entwickelt angesehen werden oder deren Wohlfahrt ein bestimmtes —» Bruttosozialprodukt pro Kopf nicht überschreitet. Vielfach erfolgte die Zuordnung eines Staates als Entwicklungsland aufgrund einer Restkategorie. Als Entwicklungsland galten diejenigen Länder, die weder der —> OECD noch dem RGW angehörten.

Entwicklungspolitik Gesamtheit der Maßnahmen, die mit dem Ziel unternommen werden, 'Entwicklung' in den —> Entwicklungsländern zu fördern. Es existiert keine allgemeingültige Definition von 'Entwicklung', dies ist ein normativer und multidimensionaler Begriff. Elemente des Begriffs der Entwicklung (als Prozeß) umfassen u.a.: 1) Wirtschaftswachstum als notwendige (aber nicht hinreichende) Bedingung für Entwicklung, 2) Uberwindung der 'absoluten' Armut und damit Erreichung eines höheren Grades der Befriedigung von Mindestbedürfnissen, 3) Abbau von als unerwünscht angesehenen Diskrepanzen in der Vermögens- und Einkommensverteilung, 4) Ausbau der Partizipation der Bevölkerung an den politischen Entscheidungen, Sicherung der Menschenrechte,

Wegen der starken ökonomischen Ausdifferenzierung dieser Staaten ist diese Kategorisierung heute nur wenig funktionell. Deshalb wird in der Wissenschaft verstärkt auf eine weitere Typologisierung der Entwicklungsländer zurückgegriffen. Unter Zugrundelegung ökonomischer Kategorien lassen sich zusätzlich die 'Am wenigsten

76

Entwicklungspolitik

5) zunehmender Grad der Erfüllung weiterer außerwirtschaftlicher Ziele, wie etwa Gleichberechtigung von Frauen, Integration ethnischer Minderheiten, Umweltschutz. Träger der Entwicklungspolitik sind einerseits Regierungen der und Institutionen in den Entwicklungsländern, soweit sie unter der Zielsetzung agieren, die 'Entwicklung' des eigenen Landes zu fördern (nationale Entwicklungspolitik), zum anderen Regierungen und Institutionen vorwiegend der —> Industriestaaten sowie internationale Institutionen, die Entwicklungsprozesse von außen unterstützen wollen (internationale Entwicklungspolitik). Nur die internationale Entwicklungspolitik ist Gegenstand dieses Beitrags. Ihre Träger agieren dabei in der Regel nicht ausschließlich unter entwicklungspolitischer Zielsetzung; implizit oder explizit werden beim Einsatz entwicklungspolitischer Instrumente auch kurz- oder langfristig orientierte außen- und wirtschaftspolitische Zielsetzungen verfolgt, wobei Zielkonflikte gegeben sein können. Die Entwicklungshilfe (synonym Entwicklungszusammenarbeit) ist Teil der internationalen Entwicklungspolitik (internationale Entwicklungspolitik i.e.S.). Gemäß den Richtlinien des Entwicklungsausschusses (DAC: Development Assistance Committee; —> Entwicklungshilfeausschuß) der —> OECD werden Übertragungen als offizielle Entwicklungshilfe (ODA: Official Development Assistance) gewer-

tet, die von der öffentlichen Hand getätigt werden, vorwiegend unter entwicklungspolitischer Zielsetzung erfolgen und ein Zuschußelement von mindestens 25% aufweisen. Das Zuschußelement ist ein Maßstab für den Grad der Vergünstigung einer Zuwendung im Vergleich zu marktmäßigen Transaktionen. Es wird berechnet als Differenz zwischen dem Nominalwert der Zuwendung und dem Barwert der Forderung, ausgedrückt als Prozentsatz des Nominalwertes. Als Diskontierungsrate hat DAC 10% festgesetzt; Schwankungen des Zinssatzes werden nicht berücksichtigt. Die Höhe des Zuschußelements wird in erster Linie bestimmt durch die Höhe des Zinssatzes, die Laufzeit des Kredits und die Zahl der Freijahre. Die Festlegung der Konditionen bei öffentlichen Übertragungen erfolgt differenziert nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Empfängerländer. Die Erfassung der ODA-Leistungen erfolgt nach dem Netto-Konzept (net-flow), d.h. von den Bruttoleistungen werden die Tilgungszahlungen (nicht jedoch die Zinszahlungen) auf ausstehende Entwicklungskredite abgezogen. Die meisten Industrieländer haben sich zu dem von den Vereinten Nationen proklamierten Ziel bekannt, die offizielle Entwicklungshilfe auf 0,7% des —> Bruttosozialproduktes anzuheben. Dieser Selbstverpflichtung genügen nur wenige Länder (Dänemark, Norwegen, Schweden, Niederlande), der gewogene Durchschnitt für alle DAC-Mitglie-

77

Entwicklungspolitik

der beträgt 0,3% (DAC-Angabe für 1993). Die ODA-Leistungen werden g e m ä ß der dargelegten Kriterien abgegrenzt zu sonstigen öffentlichen Leistungen (u.a. Exportkredite, Kredite mit einem Zuschußelement unter 25%, Militärhilfe) und zu privaten Kapitaltransfers zu marktüblichen Bedingungen. Getrennt von den ODA-Leistungen wird zudem die private Entwicklungshilfe erfaßt, d.h. Leistungen der nicht-staatlichen gemeinnützigen Organisationen (Kirchen, —> Nicht-Regierungsorganisationen, Stiftungen) aus Eigenmitteln und Spenden. Die ODA-Leistungen werden eingeteilt in bilaterale Hilfen, die einem Entwicklungsland oder einer Gruppe von Entwicklungsländern direkt gewährt werden, und multilaterale Hilfen, d.h. Leistungen über internationale Organisationen (VN und ihre Sonderorganisationen, Weltbank-Gruppe, regionale Entwicklungsbanken). Die bilaterale Hilfe gliedert sich in die Finanzielle und die Technische Zusammenarbeit. Die Finanzielle Zusammenarbeit wird in Form von Zuschüssen und Krediten gewährt; sie dient vorrangig d e m Ausbau der materiellen Infrastruktur der Empfangerländer. Sie erfolgt in der deutschen Entwicklungspolitik überwiegend als Projekthilfe, d.h. für abgrenzbare Investitionsvorhaben, daneben als Programmhilfe für sektoral und regional definierte oder zielgruppenbezogene Programme, als Warenhilfe zur Finanzierung des Imports notwendiger

ziviler Güter sowie als Strukturhilfe im Zusammenhang mit Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank. Der Vorrang der Projekthilfe wird insbesondere damit begründet, daß bei ihr der Hilfegeber einen spezifischen Einfluß auf die Entwicklungspolitik des Nehmerlandes ausüben kann; jedoch ist zu berücksichtigen, daß die Hilfe Mittel für weniger entwicklungsprioritäre Ausgaben freisetzen kann. Die Technische Zusammenarbeit (—> Technische Hilfe) dient dem Transfer von Kenntnissen und Fähigkeiten insbesondere durch Entsendung oder Finanzierung von Beratern, Sachverständigen und Ausbildern und durch Aus- und Fortbildung einheimischer Fachkräfte. Sie wird in der deutschen Entwicklungspolitik ausschließlich in Form von Zuschüssen gewährt. Sektorale Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sind Projekte zum Ausbau der wirtschaftlichen Infrastruktur (Energieversorgung, Verkehr, Kommunikation), die Förderung des Bildungs- und Ausbildungswesens sowie des Landwirtschaftssektors; bedeutend sind zudem Projekte im Bereich des Gesundheitswesens, der Wasserversorgung sowie zur Förderung der gewerblichen Produktion. Die sektorale Entwicklungszusammenarbeit soll dabei durch sektorübergreifende Konzepte (Armutsbekämpfung, Frauenförderung, Ressourcenschutz) geleitet werden. Begrenzt wird die Wirkung der Entwicklungszusammenarbeit durch In-

78

Entwicklungspolitik

konsistenzen auf Seiten der Träger, etwa wenn aufgrund ihres Einsatzes als Instrument der Exportförderung nichtprioritäre Projekte ausgewählt werden. Der Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit wird entscheidend determiniert durch die Rahmenbedingungen in den Empfängerländem. Fehlende Rechtssicherheit für Produzenten und entwicklungshemmende Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß können Projektansätze der Entwicklungszusammenarbeit weitgehend wirkungslos werden lassen. Wenn etwa staatliche Preisfestsetzungen für Agrarprodukte die Produzenten kraß benachteiligen, bleiben Anreize zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion trotz direkter Förderansätze gering. Die staatliche Repression gegen den städtischen 'informellen' Sektor kann durch spezifische Programme für Kleinstbetriebe etwa zur Verbesserung der Kreditversorgung nicht aufgehoben werden. Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erfolgt vorrangig mit staatlichen Instanzen und damit in vielen Entwicklungsländern mit demokratisch nicht legitimierten reformfeindlichen politischen Kräften. In Ländern, in denen Korruption stark verbreitet ist, sind die Mittel der Entwicklungszusammenarbeit eine der Grundlagen für die illegale Bereicherung in der Verwaltung und bei politischen Funktionsträgern. Bei günstigen Rahmenbedingungen kann die Entwicklungszusammenarbeit die Eigenanstrengungen der nationalen

Entwicklungspolitik ergänzen und unterstützen. Die internationale Entwicklungspolitik im weiteren Sinne umfaßt neben der Entwicklungszusammenarbeit die Maßnahmen in anderen Politikfeldern, insbesondere der Außen- und Wirtschaftspolitik, soweit sie unter dem Anspruch erfolgen, Entwicklungsprozesse in Entwicklungsländern zu fördern. Nahezu alle Felder der Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern haben eine entwicklungspolitische Dimension. Relevant ist insbesondere die —» Handelspolitik, die Agrarpolitik, die Umweltpolitik und die Rüstungskontrollpolitik. Die Ausgestaltung dieser Politikfelder kann die Entwicklungspolitik im engeren Sinne konterkarieren. Literatur: Weltbank: Weltentwicklungsbericht. Washington D.C. (erscheint jährlich) Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen: Bericht über die menschliche Entwicklung, Bonn (erscheint jährlich) OECD: Development Co-operation. Development Assistance Committee Report (erscheint jährlich) Neunter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung. Deutscher Bundestag Drucksache 12/4096 (wird zweijährlich fortgeschrieben) Hemmer, Hans-Rimbert (1988): Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer. 2. Aufl. Vahlen: München

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Entwicklungsstrategien

Dams, Theodor (1986): Entwicklung, Entwicklungspolitik, in: Staatslexikon, 7. Aufl., Herden Freiburg Nohlen, Dieter u. Nuscheier, Franz (1992): Handbuch der Dritten Welt. 3. Aufl. Band 1. Grundprobleme, Theorien, Strategien. Dietz: Bonn.

utopisch ist, beschränkt man sich auf partielle Entwicklungsstrategien. 1. Wachstumsorientierte Entwicklungsstrategien: In den 50er und 60er Jahren wurde Entwicklung weitgehend mit wirtschaftlichem Wachstum gleichgesetzt (W. A. Lewis) und - in den verschiedenen Teufelskreistheorien - die Unterentwicklung vor allem auf eine unzureichende Kapitalbildung zurückgeführt. Daher sah man in einer verstärkten Kapitalakkumulation und einer forcierten einseitigen Industrialisierung, die häufig über eine offene oder verdeckte Besteuerung der Landwirtschaft finanziert wurde, den Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung und langfristig zu einer Lösung auch der sozialen und politischen Probleme der Entwicklungsländer. Die theoretischen Grundlagen lieferten R. F. Harrod und E. Domar mit ihrem postkeynesianischen Wachstumsmodell, nach dem die gleichgewichtige Wachstumsrate des Sozialproduktes (wy) dem Quotienten aus Sparquote (s) und Kapitalkoeffizienten (k) entspricht: wy = s/k. Hieraus wurde gefolgert, daß eine Beschleunigung des Wachstums durch eine Anhebung der Sparquote oder durch eine Senkung des Kapitalkoeffizienten (d. h. Steigerung der Kapitalproduktivität) zu erreichen sei. Die strategischen Überlegungen konzentrierten sich vor allem darauf, die gesamtwirtschaftliche Sparquote durch die Mobilisierung des inländischen Sparkapitals (u.a. durch eine Einkommensumverteilung hin zu

Georg Cremer Entwicklungsstrategien Unter einer Entwicklungsstrategie versteht man ein pragmatisches Konzept der politischen Entscheidungsträger einer Vielzahl konsistenter und aufeinander abgestimmter entwicklungspolitischer Maßnahmen, durch die ein sozio-ökonomischer Entwicklungsprozeß erreicht werden soll. Entwicklungsstrategien beruhen auf bestimmten Entwicklungstheorien, die die wirtschaftlichen, politischen und sozio-kulturellen Ursachen der Unterentwicklung analysieren. Die Formulierung solcher Strategien und ihre praktische Umsetzung zur Beseitigung dieser Ursachen der Unterentwicklung ist zentrale Aufgabe der —> Entwicklungspolitik. Da sich diese Entwicklungstheorien im Zeitablauf verändern, spiegeln die Entwicklungsstrategien auch die jeweils vorherrschende Auffassung von Entwicklung wider, die u.a. in den Entwicklungsdekaden der Vereinten Nationen (Dekadenstrategien) zum Ausdruck kommen. Da eine umfassende Theorie einer gesellschaftlichen Entwicklung weitgehend

80

Entwicklungsstrategien

Beziehern mit hoher Sparquote, tarifäre (—» Zölle) und —» nicht-tarifäre Importbeschränkungen sowie eine —> Uberbewertung der Währung) und des ausländischen Sparkapitals (u.a. durch öffentliche Entwicklungshilfe der —» Industriestaaten und durch staatliche Förderung des Kapitalimports) zu erhöhen. Hierbei war eine zunehmende Ungleichverteilung unter Berufung auf die U-Hypothese von S. Kuznets wachstumspolitisch (zumindest vorübergehend) erwünscht.

Auf diese Weise wurde in den 50er und 60er Jahren der Entwicklungskeynesianismus zur „Leitidee aller Entwicklungsstrategien" (Menzel). Mit der These von der säkularen Verschlechterung der realen Austauschverhältnisse (—» Terms of Trade) aufgrund divergierender Preisentwicklungen von Rohstoffen und industriellen Fertigwaren zuungunsten der Entwicklungsländer stellten R. Prebisch und H. W. Singer das auf D. Ricardo zurückgehende —» Theorem der komparativen Kosten und die hieraus abgeleitete Vorteilhaftigkeit des internationalen —> Handels in Frage. Dieses führte zusammen mit J. Bhagwatis These vom 'Verelendungswachstum' zu einer verstärkten Binnenmarktorientierung. 2. Zielgruppenorientierte Entwicklungsstrategien: Mitte der 60er wurde zunehmend Kritik an dieser vorrangigen Wachstumsorientierung als globale (wirtschaftliche) Entwicklungsstrategie laut (u.a. Pearson-Bericht 1969). Es wurden daher verschiedene zielgruppenorientierte Strategien entwikkelt, in denen insbesondere Verteilungsaspekte stärkere Berücksichtigung finden sollten und so die Armut bestimmter Gruppen unmittelbar beseitigt werden sollte. So sprach sich z.B. die - 4 Internationale Arbeitsorganisation für eine verstärkte Beschäftigungsorientierung aus, und in der Weltbankstudie „Redistribution with growth" von H. Chenery u.a. (1974) wurde - im Gegensatz zu frühe-

Hinsichtlich des einzuschlagenden Industrialisierungsweges standen sich mit P. Rosenstein-Rodan und R. Nurkse die Strategie des ausgewogenen Wachstums (balanced growth) und mit A. O. Hirschman die Strategie des unausgewogenen Wachstums (unbalanced growth) gegenüber. Während bei der Strategie des ausgewogenen Wachstums eine abgestimmte Ausweitung der Investitionen aller Unternehmen imperativ oder indikativ durchgeführt werden sollte, sollten beim unausgewogenen Wachstum ganz bewußt in Schlüsselsektoren Ungleichgewichte und Engpässe vom Staat künstlich gesetzt werden, um so die unzureichenden privatwirtschaftlichen Aktivitäten anzuregen und durch die Ausbreitungseffekte (spread-effects) auf die gesamte Wirtschaft zu übertragen. Ein vielfach intervenierender Staat sollte den Mangel an dynamischen Schumpeterschen Unternehmern ausgleichen und so als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung fungieren.

81

Entwicklungsstrategien

Weltwirtschaftsordnung bzw. von der UN-Generalversammlung im Jahre 1974 die Errichtung einer sog. —> 'Neuen Weltwirtschaftsordnung' gefordert.

ren Vorstellungen - eine Umverteilung hin zu den Ärmeren geradezu als notwendige Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum angesehen (z.B. 'produktiver Konsum'). Zu Beginn der 70er Jahre rückte mit der Grundbedürfnisorientierung die Befriedigung der grundlegenden physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt des entwicklungspolitischen Interesses. Hierunter fiel auch die politische Mitwirkung und die soziale Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung (Brandt-Bericht 1980). In den 80er Jahren waren die Frauen, die ländliche Bevölkerung und der städtische informelle Sektor die bevorzugten Zielgruppen.

3. Marktliche Entwicklungsstrategien'. Mit dem Ausbruch der —» Verschuldungskrise im September 1982 in Mexiko zeigte sich, daß die über Jahrzehnte hinweg verfolgten Entwicklungsstrategien von einseitiger Binnenmarktorientierung und —> Importsubstitution wenig zur Uberwindung der Unterentwicklung beigetragen, sondern vielmehr zu extrem hoher Auslandsverschuldung, hoher Inflation und geringem wirtschaftlichem Wachstum sowie zur Zahlungsunfähigkeit vieler Länder geführt haben. Im Gegensatz hierzu haben einige ostasiatische —» Schwellenländer mit einer exportorientierten und eher marktlichen Entwicklungsstrategie große wirtschaftliche Erfolge erzielt. Es hat sich gezeigt, daß dem rechtzeitigen Übergang von einer binnenmarkt- zu einer weltmarktorientierten Wirtschaftspol itik eine besondere Bedeutung zukommt. Zur Stabilisierung der makroökonomischen Situation und zur Reform der institutionell-strukturellen Bedingungen wurden vom —> Internationalen Währungsfonds und von der —> Weltbank seit Mitte der 80er Jahre Stabilisierungs- und Strukturanpassungsprogramme durchgeführt und hierbei die Einhaltung wirtschaftlicher Auflagen ('wirtschaftliche —> Konditionalität') gefordert.

In den 70er Jahren rückte auch die externe Dimension der Unterentwicklung in den Mittelpunkt des entwicklungspolitischen Interesses. Die autozentrierte Entwicklungsstrategie (self reliance) und (als lateinamerikanische Variante) die —» DependenzTheorie sahen in der Einbindung der Entwicklungsländer in die internationale —> Arbeitsteilung (internationaler Güter- und Kapitalverkehr) eine zentrale Ursache der Unterentwicklung und empfahlen eine 'Strategie der Abkoppelung' (—> Dissoziation) bei gleichzeitiger Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen den Entwicklungsländern (collective self reliance) (u.a. D. Senghaas' „Plädoyer für Dissoziation" (1977)). Auch wurde eine Modifizierung der bisherigen —»

82

Entwicklungsstrategien

Seit den 80er und nun verstärkt in den 90er Jahren ist eine Rückbesinnung auf marktwirtschaftliche Entwicklungsstrategien festzustellen, die eine Deregulierung und Liberalisierung der Wirtschaft sowie eine Privatisierung der zahlreichen Staatsbetriebe vorsehen und somit eine deutliche Abkehr von dem jahrzehntelang betriebenen Entwicklungskeynesianismus darstellen. Die Weltbank plädiert in ihrem Weltentwicklungsbericht 1991 für ein Uberdenken der Rolle des Staates und für eine 'marktfreundliche' Entwicklungsstrategie. Sie hatte schon in ihrem Bericht „Sub-Saharan Africa From Crisis to Sustainable Growth" (1989) deutlich auf die Eigenverantwortlichkeit der nationalen Wirtschaftspolitik für den Entwicklungserfolg hingewiesen und hieraus die Forderung nach 'good governance' abgeleitet. Die 'politische Konditionalität' bedeutet eine Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit mit Auflagen hinsichtlich der Achtung der Menschenrechte sowie der Einführung demokratischer Strukturen und rechtsstaatlicher Elemente. Eine marktlich orientierte und sozial ausgestaltete Wirtschaftsordnung und -politik dürfte wohl die erfolgversprechendste Entwicklungsstrategie sein. In diesem Sinne wird auch die soziale Marktwirtschaft für Entwicklungsländer vorgeschlagen.

verstärkte regionale Kooperations- und Integrationsbemühungen; auf die weitverbreitete Korruption als wichtiges Entwicklungshemmnis wird zunehmend hingewiesen; auf ökologische Vereinbarkeit des wirtschaftlichen Wachstums und auf die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ('sustainable development') wird zunehmend geachtet; als zielgruppenorientierte Maßnahmen verdienen die Beseitigung der absoluten und relativen Armut sowie verstärkte Investitionen in die staatlichen Gesundheits- und Bildungssysteme weiterhin hohe Priorität und über einen Abbau des —» Protektionismus der Industrieländer können die Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer wirksam unterstützt werden. Literatur: Addicks, Gerd/ Bünning, Hans-Helmut (1979): Ökonomische Strategien der Entwicklungspolitik, Kohlhammer Stuttgart u.a. Bender, Dieter (1992): Entwicklungspolitik, in: Berg, H. u.a. (Hrsg.): Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, 5. Aufl., Bd. 2, Vahlen: München, S. 507-551. Hemmer, Hans-Rimbert ( 1990): 40 Jahre Entwicklungstheorie und -politik, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bd. 110, S. 505-570. Hoffmann, Lutz/ Sanders, Hermann (1988): Entwicklungspolitik I: Strategien, in: Albers, W. u.a. (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissen-

Für die 90er Jahre lassen sich noch weitere Tendenzen marktlicher Entwicklungsstrategien kurz anführen:

83

Entwicklungszusammenarbeit

Eine Alternative zu einem Erziehungszoll stellt die Subvention der entsprechenden Produktionen dar. Sie würde den unerwünschten Nebeneffekt vermeiden, die Preise für die inländische Nachfrage zu erhöhen. Allerdings stellte sich die Frage nach der Finanzierung einer solchen Subvention, die letztlich durch Besteuerung der inländischen Haushalte erfolgen müßte.

schaft, Bd. 2, 2. Aufl., Fischer u.a. : Stuttgart u.a., S. 393-407. Menzel, Ulrich (1992): Das Ende der Dritten Welt und das Scheitern der großen Theorie, Suhrkamp: Frankfurt Nohlen, Dieter/ Nuscheier, Franz (Hrsg.) (1993): Handbuch der Dritten Welt, Bd. 1 : Grundprobleme-Theorien-Strategien, 3. Aufl., J. H. W. Dietz Nachf. : Bonn. Rupert

Pritzl

ESA Entwicklungszusammenarbeit

Abk. der europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency)

—> Entwicklungspolitik Erlösstabilisierung

EU Abk. der —> Europäischen Union

Begriff für die Maßnahmen zur Stabilisierung der Exporteinnahmen (vor allem der —> Entwicklungsländern). Hierunter werden vornehmlich —> Ausgleichslager gefaßt, obwohl diese in der Regel das Ziel der Preisstabilisierung verfolgt haben.

Eurodollarmärkte —> Finanzmärkte, internationale Euromärkte —> Finanzmärkte, internationale —> Kapitalmärkte, internationale

Erziehungszölle

Europäische Agrarmarktordnung

Erziehungszölle (—» Zölle) sollen die inländischen Produzenten zeitweise gegen die Konkurrenz ausländischer Anbieter abschirmen, bis diese 'herangewachsen' sind. Eine solche Protektion junger Industrien ist theoretisch gerechtfertigt, wenn sie erstens zu einer diversifizierten Produktion (-> Diversifizierung) und damit einer stabileren Einkommensbildung führt, oder wenn sie zweitens Ausbildungseffekte hat und die Ansammlung von Knowhow ('learning by doing') ermöglicht.

Der EWG-Vertrag von 1957 sah vor, nach einer Ubergangsfrist die Agrarpolitik der Mitgliedstaaten zu vergemeinschaften. Ziel sollte es sein (Artikel 39, EWG-Vertrag), die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern, der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung ein angemessenes Einkommen zu sichern, die Märkte zu stabilisieren, die Versorgung der Allgemeinheit mit Lebensmitteln zu gewährleisten und für angemessene Ver-

84

Europäische Agrarmarktordnung

braucherpreise zu sorgen. Der EWGVertrag ließ zunächst offen, in welcher konkreten Form die Vergemeinschaftung der Agarpolitik erfolgen sollte: lediglich durch gemeinsame Wettbewerbsregeln, durch die —> Koordinierung der nationalen Marktordnungen für Agrarprodukte oder aber mittels Errichtung europäischer Marktordnungen. Angesichts der divergierenden Strukturen und politischen Vorgaben gelang es den Mitgliedsregierungen jedoch nicht, sich in den jahrelangen Verhandlungen auf eine Deregulierung zu einigen. Nicht zuletzt die Bundesrepublik und Italien fürchteten um ihre kleinbäuerlichen Familienbetriebe (zum Teil in benachteiligten Regionen), die einem marktwirtschaftlichen Konkurrenzdruck nicht standhalten könnten. Folglich kamen die Agrarminister überein, gemeinsame Marktordnungen mit einer strengen Marktregulierung einzuführen, die vier Grundprinzipien Rechnung tragen sollten:

- Finanzielle Solidarität: Die Kosten der Gemeinsamen Agrarpolitik trug der EG-Haushalt. - Einkommenssicherung über Erzeugerpreise: Das Einkommen der Landwirte sollte am Markt und nicht über direkte staatliche Zuwendungen erwirtschaftet werden. Im Laufe vor allem der 60er und 70er Jahre wurden dann nach und nach Marktordnungen für über 90 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte in der Gemeinschaft eingeführt. Nennenswerte Ausnahmen blieben lediglich Kartoffeln und landwirtschaftlicher Alkohol. Als letzte Marktordnung wurde 1993 die heftig umstrittene Bananenmarktordnung beschlossen. Allen Marktordnungen gemeinsam sind spezifische Produktions- und Erzeugungsnormen, Qualitätsmaßstäbe sowie Vorschriften für den Handel und eventuell die Weiterverarbeitung. Ferner enthalten alle einen besonderen Außenschutz, das heißt Regelungen für den Handel mit Drittstaaten. Dazu gehören —» Abschöpfungen bei Einfuhr (—> Import) und Erstattungen bei Ausfuhr (—» Export), um das in der Regel höhere Binnenmarktpreisniveau zu sichern und einen Anreiz für den Export der Uberschüsse zu geben; außerdem Ein- und Ausfuhrlizenzen zur Überwachung von Warenbewegungen, Schutz der Verarbeitungsbetriebe in der Europäischen Gemeinschaft durch strenge Regulierung des Handels mit Verarbeitungserzeugnissen sowie be-

- Gemeinsamer Binnenmarkt: Agrarerzeugnisse durften in der —> Europäischen Gemeinschaft weder Zollschranken, mengenmäßigen Beschränkungen noch —> nicht-tarifären Handelshemmnissen unterliegen. - Gemeinschaftspräferenz: In der Gemeinschaft produzierte Waren genossen im Binnenmarkt Vorrang vor Produkten aus Drittstaaten (—» Präferenzen).

85

Europäische Agrarmarktordnung

sondere Sicherungsklauseln im Falle von Marktstörungen. Die Marktordnungen unterscheiden sich indessen teilweise erheblich in Form, Arbeitsweise und Wirkung und spiegeln damit einerseits die produktund marktspezifischen Gegebenheiten und Probleme, andererseits aber auch die agrarpolitischen Regulationsvorstellungen der jeweiligen Zeit wider. Dabei lassen sie sich im wesentlichen in zwei Gruppen einteilen:

dabei im wesentlichen die Marktinterventionen sowie die Exporterstattungen. Ihr kommen auch die Einnahmen aus Abgaben und Abschöpfungen zu. Die Abteilung 'Ausrichtung' dient demgegenüber der Unterstützung von strukturpolitischen Maßnahmen in den Mitgliedstaaten vor allem im Hinblick auf Größe und Wirtschaftlichkeit der Betriebe, die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur sowie die Stärkung der Verarbeitungs- und Vermarktungswege. Die Gemeinsame Agrarpolitik bildet nach wie vor den weitaus größten Ausgabenposten im EG-Haushalt. Ihr Anteil am Gesamtbudget ist allerdings von rund 70 Prozent 1975 auf gut 50 Prozent 1994 gesunken. Schon bald nach der Einführung der ersten Marktordnungen zeigten sich erhebliche Probleme mit der Gemeinsamen Agrarpolitik. Die Sicherung der Einkommen der in der Landwirtschaft Beschäftigten über die Preispolitik führte auf der einen Seite nur zu unzureichenden Vergleichseinkommen, auf der anderen Seite aber zu Produktionsanreizen und damit massiven Uberschüssen, die von der EG dann teuer vom Markt genommen werden mußten. Dadurch stiegen die Marktordnungskosten im Agrarbereich sprunghaft an, und die Gemeinschaft häufte umfangreiche Lagerbestände vor allem bei Getreide und Milchprodukten an, darunter den sprichwörtlichen 'Butterberg'. Ferner kam es zu unerwünschten Strukturanpassungen, insbesondere zu einer industriellen Agrarproduktion,

- Marktordnungen mit Marktsicherung (rund 70 %): Bei Erzeugnissen wie Getreide, Reis, Milch, Zucker oder Olivenöl muß, bei Schweineund Rindfleisch, Tabak, Wein, Obst, Gemüse oder Fisch kann die Gemeinschaft auf den Märkten intervenieren, wenn der Preis unter ein vorher vom Ministerrat festgelegtes Niveau fällt. Die EG kauft dann überschüssige Produkte auf, um den Preis zu stützen. - Marktordnungen ohne Marktsicherung (rund 20 Prozent): Beispielsweise für Eier, Geflügelfleisch, lebende Pflanzen, Blumen, Hopfen, Saatgut oder Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse gibt es zwar eine Marktordnung, aber kein festgelegtes Preisniveau und auch keine Interventionskäufe. Zur Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik schuf die EG vor allem den Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds Landwirtschaft, der zwei Abteilungen umfaßt. Die (größere) Abteilung 'Garantie' finanziert

86

Europäische Agrarmarktordnung

Diese vielschichtigen Probleme führten seit Anfang der 70er Jahre zu periodisch wiederkehrenden Reformversuchen, die aber zunächst die Marktordnungen selbst weitgehend unangetastet ließen und sich auf die Verbesserung ihrer Anwendung konzentrierten. Ergänzend weitete die Gemeinschaft in mehreren Schritten ihre Einnahmebasis aus, um den Haushalt a b zugleichen. Anfang der 80er Jahre explodierten aber die Agrarausgaben. Nach harten Auseinandersetzungen sowohl im Ministerrat als auch im Europäischen Rat einigten sich die Regierungen dann in mehreren Runden während der 80er und beginnenden 90er Jahre zunächst auf einschneidende Änderungen der Marktordnungen und schließlich 1992 auch auf einen schrittweisen Wechsel in den Grundprinzipien der Gemeinsamen Agrarpolitik: - Die Gemeinschaft führte bei den für die landwirtschaftlichen Einkommen wichtigsten und vom Uberschußproblem mit am schwersten betroffenen Produkten Getreide und Milch eine sogenannte 'Mitverantwortungsabgabe' der Erzeuger ein, die praktisch einer Preissenkung gleichkam. Darüber hinaus wurde bei Getreide eine 'Garantiemengenregelung' angewandt, die die Mindestpreisgarantie auf eine gewisse Höchstmenge begrenzte und Überschüsse mit einem abgestuften Preisabschlag bestrafte.

die ökologische Gesichtspunkte völlig außer acht ließ. Das stetig steigende Subventions- und Schutzniveau in der europäischen Landwirtschaft zog außerdem heftige Kritik der Handelspartner der EG im —» GATT auf sich. Nicht zuletzt die USA, aber auch die —> Entwicklungsländer beklagten, die EG verhindere mit ihrer Politik nicht nur Importe aus Drittstaaten, sondern werfe noch dazu ihre eigenen Uberschüsse subventioniert auf den —» Weltmarkt und verdränge so andere Anbieter von den Märkten. Und schließlich sah sich die Gemeinsame Agrarpolitik auch mit Währungsproblemen konfrontiert, da die Preise in den Marktordnungen in der Rechnungseinheit der Gemeinschaft (RE, ab 1979 ECU) festgesetzt wurden. Trotz der Bemühungen um eine Begrenzung der Wechselkursschwankungen in der EG (—» Währungsschlange, ab 1979 EWS) kam es nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—> BrettonWoods-Abkommen) nach 1973 zu immer wiederkehrenden —> Auf- und —> Abwertungen der mitgliedstaatlichen Währungen. Für die Bauern hieß das aber, daß in den Aufwertungsländern das Realeinkommen sank, in den Abwertungsländern hingegen zunahm. Vor allem Aufwertungsländer wie die Bundesrepublik oder die Niederlande verlangten daher einen 'Währungsausgleich', der in der Folge jedoch den EG-Haushalt erheblich belastete.

87

Europäische Entwicklungsbank

- Bei Milch ging die EG 1984 zu einer Quotenregelung über, bei der jedem Betrieb eine bestimmte Verkaufsmenge zugesprochen wurde. Die Überschreitung der Quote führte zu Abschlägen und Strafabgaben. Als im folgenden die Butterberge trotzdem nicht dauerhaft abnahmen, kam es zu mehrfachen Quotenkürzungen, um die Produktion dem Verbrauch anzupassen.

diese direkten Transfers ließen sich zudem auch ökologische Kriterien einbringen, so die Pflicht zur Flächenstillegung oder die Extensivierung der Viehhaltung mittels Bestandsobergrenzen je Hektar Betriebsfläche. Ziel dieser Maßnahmen war und ist es, auf der einen Seite die Uberschüsse in der agrarischen Produktion zu beseitigen und die Ausgaben der EG für diesen Bereich zu senken, auf der anderen Seite aber die Einkommen der Landwirte nicht drastisch zu verringern, sondern die Anpassung an den Weltmarkt erst nach und nach wirken zu lassen und den Strukturwandel nicht schlagartig zu erzwingen.

- Ab 1988 bot die Gemeinschaft zunächst auf freiwilliger Basis und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten ein Flächenstillegungsprogramm an, mit dessen Hilfe landwirtschaftliche Produktionsflächen zeitweise aus der Erzeugung genommen werden sollten. Die Landwirte bekamen dafür Ausgleichszahlungen. Seit 1992 ist die Stillegung von 15 Prozent der Nutzfläche vorgeschrieben. Eine Ausnahme gilt nur für Kleinbetriebe.

Dieter Wolf Europäische Entwicklungsbank —> Osteuropabank Europäische Freihandels Assoziation

- Mit der insbesondere auf Druck der GATT-Verhandlungen (—> Uruguay-Runde) erfolgten Agrarreform von 1992 brach die EG schließlich auch mit ihrem bis dahin feststehenden Prinzip der Einkommenssicherung über die Erzeugerpreise. Bei Getreide, Ölsaaten und Rindfleisch wurden die Preise teilweise erheblich gesenkt und im Gegenzug der Einkommensausfall durch direkte produktionsunabhängige Ausgleichszahlungen an die Betroffenen kompensiert, so daß der Anreiz zu Uberproduktion abnahm. Uber

—» EFTA Europäische Gemeinschaft Aufgrund des Unionsvertrages von 1991 aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hervorgegangener zentraler Bestandteil der —> Europäischen Union; auch Sammelbegriff für die drei Europäischen Gemeinschaften EWG (EG), Montanunion und Euratom. Die Entwicklung der EG begann mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl

88

Europäische Gemeinschaft

(EGKS, auch Montanunion) 1951, durch die Deutschland, Frankreich, Italien sowie die Benelux-Länder unter dem Eindruck der Folgen des Zweiten Weltkrieges eine zentralen und kriegswichtigen Sektor ihrer Volkswirtschaften der Kontrolle einer mit starken supranationalen Befugnissen ausgestatteten Organisation unterstellten und einen begrenzten gemeinsamen Markt schufen. Die EGKS folgt dem funktionalistischen Konzept der —» Integration einzelner wirtschaftlicher Sektoren.

—) Zollunion hinaus den freien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleisten sollte. Alle das Wirtschaftsleben in den Mitgliedsländern betreffenden Fragen fallen deshalb grundsätzlich in den Kompetenzbereich dieser Gemeinschaft. Die EWG entwickelte sich in der Folgezeit zum Zentrum des Integrationsprozesses. Bis 1968 wurden die Zollunion verwirklicht sowie die Grundlagen für die gemeinsame Agrarpolitik gelegt. Diese Erfolge wurden durch die institutionelle Ausgestaltung der EWG zur 'supranationalen' Organisation unterstützt. Zwar blieb der Ministerrat, in dem die Partikularinteressen der Mitgliedstaaten dominieren, das eigentliche Entscheidungszentrum der Gemeinschaft. Aber ihm wurde eine mächtige Kommission beigeordnet, die neben exekutiven auch erhebliche legislative Machtbefugnisse erhielt, darunter das alleinige Initiativrecht für Rechtsetzungsvorhaben. Der parlamentarischen Versammlung kam dagegen zunächst nur beratende Funktion zu. Verfahrensgemäß beschlossene Gesetzgebungsakte werden für die Mitgliedstaaten automatisch bindend und erlangen in der Form von Verordnungen unmittelbare Geltung innerhalb der nationalen Rechtssysteme. Der Europäische Gerichtshof legt das Europäische Recht verbindlich aus. Damit ist den Mitgliedstaaten die Option der Nichtumsetzung beschlossener Maßnahmen weitgehend verstellt.

Nach dem Scheitern des Projektes einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft sowie einer Europäischen Politischen Gemeinschaft im Jahre 1954 griffen die sechs EGKSMitglieder auf das Modell der schrittweisen Wirtschaftsintegration zurück und gründeten 1957 die Europäische Atomgemeinschaft (EAG, auch Euratom) sowie die EWG. Obwohl die Gründungsverträge zunächst kaum miteinander verbunden waren, bildeten die drei Gemeinschaften eine Einheit. Die Hauptorgane wurden frühzeitig zusammengelegt und spätere Beitritte erstreckten sich stets auf alle drei Gemeinschaften. Im Gegensatz zur EAG, die auf die Regulierung eines Sektors beschränkt blieb und insgesamt wenig Bedeutung erlangte, überwand die EWG das Konzept der Sektorintegration. Ihre Ziele bestanden in der Schaffung einer gemeinsamen Agrarpolitik und eines umfassenden gemeinsamen Marktes, der über eine

89

Europäische Gemeinschaft

Der EWG-Vertrag sah einen begrenzten Übergang zu Abstimmungsverfahren mit qualifizierter Mehrheit vor, um den Mitgliedstaaten die Möglichkeit zu nehmen, auf Dauer jede Entscheidung durch ihr Veto im Ministerrat blockieren zu können. An dieser Frage entzündete sich die erste schwere Krise der Gemeinschaft. Der französische Präsident de Gaulle forderte 1965 die Beibehaltung des Vetorechts für vitale Fragen und französische Repräsentanten blieben im Rahmen der 'Politik des leeren Stuhls' den Entscheidungsgremien fern. Die Krise wurde durch den 'Luxemburger Kompromiß' beigelegt, der eine nahezu vollständige Rückkehr zum Einstimmigkeitsprinzip einleitete und den weiteren Integrationsprozeß bis in die 80er Jahre hinein belastete.

päische Parlament erstmals direkt gewählt. Im Bereich der Regulierung begann sich die Aktivität der EWG stillschweigend auf neue, im Vertrag nicht vorgesehene Sachgebiete zu erstrekken, etwa die Umwelt-, Forschungsund Regionalpolitik. Unter dem Einfluß des Europäischen Gerichtshofs bildete sich ein einheitliches System des Europäischen Rechts heraus, das die Mitgliedstaaten auch gegenüber ihren eigenen Bürgern in die Pflicht nimmt. Außerhalb des institutionellen Rahmens der Verträge wurden in Form der 'Europäischen Politischen Zusammenarbeit' (EPZ) Umrisse einer gemeinsamen Außenpolitik der Mitgliedstaaten sowie in Form des 'Europäischen Währungssystems' Ansätze zu einer gemeinsamen Währungspolitik erkennbar. Schließlich etablierte sich der Europäische Rat der Staatsund Regierungschefs als zusätzliches Organ mit richtungweisendem Anspruch. Allerdings wurde die wirtschaftliche Integration durch das im Ministerrat vorherrschende Einstimmigkeitsprinzip stark behindert. Vor diesem Hintergrund gelang mit dem Abschluß der 'Einheitlichen Europäischen Akte' (EEA) 1986 die erste große Reform der Gründungsverträge. Im Zentrum stand die Fortentwicklung des gemeinsamen Marktes zu einem umfassenden Europäischen Binnenmarkt. Darüber hinaus erhielt das Europäische Parlament größere Mitwirkungsrechte und der EWG-Vertrag wurde um neue Kompetenzbereiche

Die Periode von 1965 bis 1985 wird deshalb bisweilen als Stagnationsphase angesehen. Das ist jedoch nur teilweise richtig, denn innerhalb des bestehenden institutionellen Gefüges führten vielfältige Entwicklungen zu einem beständigen Fortgang des Integrationsprozesses. 1973 traten Großbritannien, Irland und Dänemark den drei Gemeinschaften bei, 1981 und 1986 folgten Griechenland sowie Spanien und Portugal. Durch ein 'System der eigenen Mittel' wurde die Gemeinschaft mit einem festen Prozentsatz am —» Bruttosozialprodukt der Mitgliedsländer beteiligt. 1979 wurde das aus der parlamentarischen Versammlung hervorgegangene Euro-

90

Europäische Gemeinschaft

erweitert. Schließlich wurde die EPZ unter d e m gemeinsamen Dach des Europäischen Rates als eigenständiger Bestandteil einer zukünftigen Europäischen Union mit der EG verknüpft. Der Integrationsprozeß erhielt insbesondere durch das Binnenmarktprojekt erheblichen Auftrieb und wurde durch den Umbruch in Osteuropa und die deutschen Vereinigung weiter beschleunigt. 1991 leiteten die zwölf Mitgliedsländer durch den Abschluß des Vertrags über die —» Europäische Union eine zweite, weitaus umfassendere Reform ein. Die sachlichen Kompetenzen der nunmehr 'Europäische Gemeinschaft' (EG) genannten ehemaligen E W G wurden abermals erweitert, insbesondere durch das Projekt einer Wirtschafts- und —> Währungsunion (—» Europäische Währungsunion). Im Rahmen der neu geschaffenen —» Europäischen Union (EU) werden der Zusammenarbeit in den drei originären Gemeinschaften zwei weitere, weitgehend intergouvememental organisierte 'Pfeiler' beigestellt, nämlich die aus der EPZ hervorgegangene 'Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik' (GASP) und die 'Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres', die durch die vorgesehene Abschaffung der Personenkontrollen an den Binnengrenzen besondere Bedeutung erlangt.

wirksam

gewordenen

rung

Schweden, Finnland

um

Norderweiteund

Osterreich Beitrittsforderungen mehrerer

ostmittel-

und

südeuropäischer

Länder (—» Mittel- und osteuropäische Reformstaaten)

gegenüber.

Zentrale

Aufgabe wird deshalb nicht nur die Konsolidierung und Entwicklung des gegenwärtigen Standes der Integration sein, sondern auch die Vorbereitung von Gemeinschaft und Union auf eine wesentlich breitere und damit

auch

heterogenere Mitgliedschaft. Literatur: Dinan, Desmond (1994): Ever Closer Union ? An Introduction to the European Community, London. Jachtenfuchs, Markus und Beate KohlerKoch (Hrsg.) (1996): Europäische Integration, Opladen. Sbragia, Alberta (Hrsg.) (1992): EuroPolitics: Institutions and Policy-Making in the New European Community, Washington. Tsoukalis, Loukas (1993): The New European Economy. The Politics and Economics of Integration, Oxford. Wallace, William und Helen Wallace (Hrsg.) (1996): Policy-making in the European Union, Oxford. Weidenfeld, Werner und Wolfgang Wessels (Hrsg.) (1980 ff.): Jahrbuch der Europäischen Integration. Thomas

Obwohl der Unionsvertrag in einigen Ländern nur unter Schwierigkeiten ratifiziert werden konnte, sieht sich das Europa der Fünfzehn nach der 1995

91

Gehring

Europäische Union

Europäische Union

gen Form bleibt d e r S c h w e r p u n k t d e r

B e z e i c h n u n g f ü r die v o n den 12 E G Staaten

(—»

Europäische

E U die wirtschaftliche G e m e i n s c h a f t .

Gemein-

Europäische Währungseinheit

s c h a f t ) auf d e m G i p f e l von Maastricht (-»

Maastricht-Vertrag)

1991

be-

—» E C U

s c h l o s s e n e U n i o n . Sie ersetzt begrifflich

'Europäische

Europäische Währungsschlange

Gemeinschaft(en)'

als B e z e i c h n u n g f ü r d e n Z u s a m m e n -

—¥ W ä h n i n g s s c h l a n g e

s c h l u ß europäischer Staaten zu e i n e m supranationalen heute

Gebilde

und

15 Mitgliedstaaten.

Europäische Währungsunion

zählt dem

M i t dem —» M a a s t r i c h t e r Vertrag h a -

Maastrichter Vertrag w u r d e den V e r -

b e n die Mitgliedsländer d e r —> Euro-

trägen aus den 5 0 e r Jahren zur G r ü n -

päischen Union die Einrichtung einer

d u n g der G e m e i n s c h a f t f ü r Kohle u n d

Europäischen W ä h r u n g s u n i o n

Stahl

bis spätestens z u m J a h r e s b e g i n n 1999

(EGKS),

der

Mit

Atom-Gemein-

s c h a f t ( E A G ) u n d der Wirtschaftsgemeinschaft

vereinbart.

Europäischen (EWG)

(EWU)

ein

Als Vorteile der W ä h r u n g s u n i o n wer-

dem

den vor allem der W e g f a l l der U m -

n e b e n der G r ü n d u n g einer nicht n ä h e r

tausch- und T r a n s a k t i o n s k o s t e n s o w i e

definierten E u r o p ä i s c h e n Union ( E U )

der A b b a u d e r —» W e c h s e l k u r s u n s i -

Unionsvertrag

hinzugefügt,

in

B e s t i m m u n g e n zu einer G e m e i n s a m e n

cherheit g e s e h e n . A u ß e r d e m verspre-

A u ß e n - und Sicherheitspolitik

chen sich die

sowie

Befürworter von

der

B e s t i m m u n g e n z u r Z u s a m m e n a r b e i t in

E W U Impulse f ü r weitere Schritte in

den Bereichen Justiz u n d Inneres ent-

Richtung einer politischen Union

halten sind. N e b e n diesen neuen ' S ä u -

Europa. Kritiker sehen d a g e g e n

l e n ' d e r g e m e i n s a m e n äußeren und in-

allem G e f a h r e n f ü r die Preisstabilität

in vor

der

in der E W U (politischer D r u c k auf die

G r u n d l a g e der R e g i e r u n g s z u s a m m e n -

n e u e Europäische —» Z e n t r a l b a n k (—>

arbeit w u r d e der supranationale Teil,

Europäisches W ä h r u n g s i n s t i t u t ) ,

die wirtschaftliche Integration, als er-

lende Regeln im Bereich der Finanz-

neren

Angelegenheiten

auf

ste ' S ä u l e ' unter d e m EU-Vertrag re-

politik, politisch motivierte

feh-

Auswahl

f o r m i e r t und von E W G - V e r t r a g in E G -

der Teilnehmerländer).

Vertrag ( E G V ) u m b e n a n n t .

E n d e der 80er J a h r e erhielten d i e B e -

Die n e u e V e r t r a g s g r u n d l a g e stellt kei-

m ü h u n g e n um eine —» W ä h r u n g s u n i o n

ne

Verfassung

im

in

staatsrechtlichen

Sinne dar. E b e n s o w e n i g

Europa

nach

zwei

mißlungenen

A n l ä u f e n (—» W e m e r - B e r i c h t 1971, 2.

ist mit der

institutionelle P h a s e des E u r o p ä i s c h e n

n e u e n Union die Finalität als Staat

Währungssystems

oder d a s politische S y s t e m des künfti-

Anfang

der

80er

Jahre) n e u e I m p u l s e durch die Arbeit

gen G e b i l d e s b e s t i m m t . In ihrer jetzi-

92

Europäische Währungsunion

der Delors-Kommission. Sie schlug im April 1989 die Verwirklichung einer Wirtschafts- und Währungsunion in drei Stufen vor. Der Europäische Rat beschloß auf Basis des Delors-Berichts (—» Delors-Plan), am 1. Juli 1990 in die erste Stufe der Währungsunion einzutreten, die vor allem die vollständige —> Liberalisierung der Kapitalmärkte umfaßte. In dieser Phase wurden mit dem Maastrichter Vertrag dann auch die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung der Europäischen Währungsunion geschaffen. Nach der Ratifizierung des Maastrichter Vertrags läuft seit Januar 1994 die zweite Stufe der Währungsunion. Gleich zu Beginn wurde das —> Europäische Währungsinstitut (EWI) in Frankfurt gegründet. Es ist als Vorläuferin der künftigen Europäischen Zentralbank konzipiert und soll die geldund bankpolitischen Vorarbeiten der EU-Notenbanken koordinieren. Für den weiteren Weg in die Währungsunion liefert der Maastrichter Vertrag einige wesentliche Eckpunkte, insbesondere Terminvorgaben. Viele Entscheidungen sind aber noch offen und können erst im Verlauf des Übergangsprozesses getroffen werden. Folgende Vorgehensweise ist geplant. Auswahl der Teilnehmerländer: Im Frühjahr 1998 sollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten darüber abstimmen, welche Länder an der Währungsunion teilnehmen. Sie orientieren sich dabei an einem Vorschlag des Ministerrats auf Basis von

Berichten der Europäischen Kommission und des EWI. Es sollen nur Länder mit einer ähnlichen, stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik an der Währungsunion teilnehmen. Als Maßstab dienen die vier sogenannten Konvergenzkriterien nach Art. 109j EGV (—» Konvergenz): - Annäherung der Inflationsraten auf niedrigem Niveau, - auf Dauer tragbare öffentliche Finanzen, - stabile —» Wechselkurse im Europäischen Währungssystem, - Annäherung der langfristigen Zinsen auf niedrigem Niveau. Zweckmäßigkeit, Interpretation und Verbindlichkeit der Konvergenzkriterien sind in Wissenschaft und Politik umstritten, vor allem im Falle des Kriteriums tragbarer öffentlicher Finanzen. Letztlich sind die Konvergenzkriterien keine verpflichtenden Beitrittsbedingungen, die für einen Eintritt in die Währungsunion erfüllt sein müssen. Die Kriterien liefern lediglich Anhaltspunkte für die politisch zu treffende Auswahl der Teilnehmer der Währungsunion durch die Staatsund Regierungschefs der EU-Länder. Gründung der Europäischen Zentralbank: Nach der Auswahl der Teilnehmerländer beginnt die Gründungsphase der Europäischen Zentralbank (EZB) mit der Besetzung der Direktoriums. Der EZB-Rat, bestehend aus dem Direktorium und den Präsidenten der teilnehmenden Notenbanken, legt dann die künftige monetäre Strategie

93

Europäische Währungsunion

und das geldpolitische Instrumentarium fest und trifft die notwendigen organisatorischen und personellen Entscheidungen. Dabei kann sich die EZB auf umfangreiche Vorarbeiten der EUNotenbanken im Rahmen des EWI stützen. In der einjährigen Gründungsphase des EZB sind weiterhin die nationalen Notenbanken geldpolitisch verantwortlich. Die EZB genießt rechtlich einen ähnlich unabhängigen Status wie die Deutsche Bundesbank. Ihr vorrangiges Ziel ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten (Art. 105 EGV). Sie ist in ihrer Politik weisungsunabhängig (Art 107 EGV). Beginn der Währungsunion: Zum Jahresanfang 1999 soll die Währungsunion mit dem Eintritt in die dritte Stufe faktisch beginnen. Die —» Wechselkurse zwischen den beteiligten Währungen werden unwiderruflich fixiert, und die Umtauschkurse zwischen den Teilnehmerwährungen und der neuen gemeinsamen Währung, dem Euro, festgelegt. Die Europäische Zentralbank übernimmt als unabhängige Notenbank die geldpolitische Verantwortung von den teilnehmenden nationalen Notenbanken. Diese werden damit zu Filialen der EZB und bilden mit ihr zusammen das Europäische System der Zentralbanken (ESZB). Anfangs werden in den Ländern der Währungsunion noch die bisherigen nationalen Banknoten und Münzen verwendet. Faktisch gibt es aber von diesem Zeitpunkt an nur noch eine gemeinsame europäische Währung, für welche die

nationalen Währungen vollkommene Substitute sind. Die nationalen Währungen sind letztlich nur noch verschiedene Bezeichnungen der gemeinsamen Euro-Währung. Einfiihrung der einheitlichen europäischen Währung: Abgeschlossen wird die Ubergangsphase zur Europäischen Währungsunion mit der Einführung eines einheitlichen europäischen Bargelds. Aufgrund der umfangreichen technischen Vorarbeiten soll dies voraussichtlich etwa drei Jahre nach der Fixierung der Wechselkurse erfolgen, zum Beginn des Jahres 2000. Einheitliches europäisches Buchgeld, also Sicht-, Termin- und Spareinlagen, sowie andere Anlageformen in der gemeinsamen europäischen Währung werden von Banken und Finanzunternehmen wahrscheinlich schon vor Einführung des Euro-Bargeldes angeboten. Es könnte so zu einem fließenden Übergang bis zur endgültigen Abschaffung der nationalen Währungen kommen. Nach den derzeitigen Plänen der Notenbanken und Regierungen soll dann spätestens ab Mitte des Jahres 2002 nur noch die gemeinsame europäische Währung im Umlauf sein.

Literatur: Caesar, Rolf/ Scharrer, Hans Eckart, (Hrsg.) (1994): Maastricht: Königsweg oder Irrweg zur Wirtschafts- und Währungsunion?, Europa Union: Bonn. Europäisches Währungsinstitut (laufende Jahrgänge): Jahresberichte, Frankfurt.

94

Europäische Zahlungsuiiion

De Grauwe, Paul (1994): The Economics of Monetary Integration, Oxford University Press: Oxford. Emerson, Michael, u.a. (1991): Ein Markt - eine Währung: Potentielle Nutzen und Kosten der Erreichung einer Wirtschafts- und Währungsunion, Economica: Bonn, Heidelberg. Kloten, Norbert/ Grosch, Ulrich (1993): Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, in: Kloten, Norbert, von Stein, Johann Heinrich (Hrsg): Geld-, Bank- und Börsenwesen. SchaefferPoeschel: Stuttgart, S. 161-183.

kenebene bedeutete Transferibilität der EZU-Währungen untereinander auf dieser Ebene. Im Rahmen des multilateralen Kreditsystems wurde jedem Mitglied eine bestimmte Quote zugeteilt, die teils zu kreditieren, teils mit Gold oder Dollar abzudecken war. Aufgrund der regionalen Begrenztheit der EZU entstanden dabei extreme Gläubiger- und Schuldnerpositionen von langfristiger Natur, was dazu führte, daß einzelne Länder ihre —> Zahlungsbilanz durch handelspolitische Maßnahmen auszugleichen suchten (Liberalisierungsschaukel). Mit dem Ubergang der meisten europäischen Währungen zur —»Konvertibilität 1958 wurde die EZU vom Europäischen Währungsabkommen (EWA) abgelöst.

Bernhard Herz Europäische Zahlungsunion 1950 gegründetes Organ der —> OEEC mit dem Ziel der —> Liberalisierung des innereuropäischen Zahlungsverkehrs. Die Europäische Zahlungsunion (EZU) sah eine multilaterale Abrechnung (—> Multilateralismus) der laufenden Transaktionen des Handelsverkehrs (—» Außenhandel) ihrer Mitgliedsländer vor. Die bilateralen Salden aus dem Handelsverkehr der Mitglieder wurden von der —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zu einem festen —> Wechselkurs umgerechnet und saldiert, wodurch jedes Land statt mehrerer bilateraler Salden (—> Bilateralismus) gegenüber allen Mitgliedsländern der EZU nur eine Nettoposition gegenüber der EZU aufwies. Diese Form eines regionalen und zeitlichen Clearings der Zahlungen innerhalb der EZU über die Zentralban-

Europäischer Binnenmarkt Ein 'Raum ohne Binnengrenzen, in dem der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet ist' (Art. 7a EGVertrag). Unter dem Eindruck schwindender Konkurrenzfähigkeit Europas im globalen Wettbewerb ('Eurosklerose') legte die Europäische Kommission 1985 ein Weißbuch zur Beseitigung materieller, technischer und steuerlicher Handelshemmnisse (—> Protektion) vor. 1986 wurde das Ziel der Errichtung eines Europäischen Binnenmarktes bis Ende 1992 im Rahmen der Einheitlichen Europäischen Akte in den EWG-Vertrag aufgenommen. Das unter dem Stichwort 'Europa 1992' bekanntgewordene Projekt, das

95

Europäischer Wechselkursverbund

282 einzelne Rechtsetzungsvorhaben umfaßte, stellte weitgehend eine Umsetzungsstrategie für das bereits im Gründungsvertrag der EWG vorgesehene Ziel der Errichtung eines 'gemeinsamen Marktes' dar. Die Umsetzung wurde durch das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung der Gleichwertigkeit nationaler Schutzstandards sowie durch den verstärkten Einbezug europäischer Normungsinstitutionen in die Erarbeitung technischer Regeln erleichtert. Zusätzlich sah der geänderte EWG-Vertrag (Artikel 100a) für weite Teile der Binnenmarktgesetzgebung eine Beschlußfassung des Ministerrates mit qualifizierter Mehrheit vor. Das großenteils fristgerecht umgesetzte Binnenmarktprogramm hat zu einer erheblichen —» Liberalisierung des Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehrs innerhalb der EG geführt und dem Prozeß der (west-) europäischen —» Integration unerwartet starke Impulse verliehen. Dagegen steht die Beseitigung der innergemeinschaftlichen Grenzen für den Personenverkehr aufgrund fortdauernder Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit Fragen der inneren Sicherheit auch 1995 noch aus.

union (WWU; —» europäische Währungsunion) vorbereiten. Der —> Maastricht-Vertrag hat dem EMI (European Monetary Institut), das seit dem 2. Januar 1994 existiert, zwei grundlegende Aufträge erteilt. Zum Ersten soll über die Festlegung eines regulatorischen, organisatorischen und logistischen Rahmens ein integratives, funktionierendes System europäischer Zentralbanken kreiert werden. Um dies zu erreichen, wurde zum Zweiten die Förderung der gegenwärtigen, laufenden Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken der EU und die —> Koordinierung der Geldpolitik ihrer Mitgliedsstaaten fixiert. Konkret stellt sich für das EMI nach Vollendung der Europäischen Währungsunion die Aufgabe, ähnlich wie gegenwärtig bei den nationalen Zentralbanken, die Geld- und Wechselkurspolitik mit dem Ziel der Geldwertstabilität zu gestalten und zu bestimmen. Bis zum Eintritt in die dritte Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und der Gründung der Europäischen Zentralbank müssen die Strategie und die dazugehörigen geldpolitischen Instrumente dafür entwickelt sein. Die Europäische Zentralbank wird dann der Souverän der europäischen Geldpolitik sein. Die —> Wechselkurse werden mit Eintritt in die Endphase der Wirtschafts- und Währungsunion unwiderruflich fixiert und letztendlich werden die nationalen Währungen der Mitglieder der WWU in eine sogenannte

Europäischer Wechselkursverbund —» Währungsschlange Europäisches Währungsinstitut Das europäische Währungsinstitut soll die für spätestens 1999 anvisierte europäische Wirtschafts- und Währungs-

96

Europäisches Währungssystem

e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g getauscht wer-

-

- Grundlage

Europäisches Währungssystem Als

B e z u g s g r ö ß e f ü r den W e c h s e l k u r s mechanismus,

den.

am

13.3.1979

Währungssystem wurde, haben

das

Europäische

(EWS)

-

eingeführt

viele Ö k o n o m e n

auf-

Abweichungs-

(Denominator)

ventions·

sowohl

als

auch

für

im —» Interim

Kreditme-

chanismus,

F e s t k u r s s y s t e m e n (—> Bretton W o o d s Europäische

Rechengröße Operationen

grund der früheren Erfahrungen mit Abkommen;

für den

indikator,

- I n s t r u m e n t für den Saldenausgleich

Währungs-

z w i s c h e n den W ä h r u n g s b e h ö r d e n .

s c h l a n g e ) vor den stabilitätspolitischen

N a c h d e m es im V o r f e l d des E W S zu

G e f a h r e n gewarnt u n d d e m E W S n u r

einer intensiven Diskussion über die

eine

W i r k u n g e n ( S y m m e t r i e versus A s y m -

begrenzte

Lebensdauer

einge-

räumt. Diese S k e p s i s gründete sich a u f

metrie)

alternativer

Interventionssy-

h o h e u n d stark divergierende Inflati-

steme

onsraten w ä h r e n d d e r siebziger Jahre.

D e u t s c h l a n d d a h i n g e h e n d durch, das

D i e Kritiker setzten folglich an d e n

ein bilaterales - (zunächst)

Voraussetzungen

trisch w i r k e n d e s - —» Paritätengitter

f ü r eine d a u e r h a f t e

gekommen

war,

setzte

sich

symme-

F i x i e r u n g der —> W e c h s e l k u r s e an u n d

zur G r u n d l a g e d e s W e c h s e l k u r s - und

lassen

der

I n t e r v e n t i o n s m e c h a n i s m u s wurde. Da-

auf-

mit w u r d e die E W E in diesem Zu-

fassen. Die V e r f e c h t e r des E W S sahen

s a m m e n h a n g aber praktisch überflüs-

sich d a h e r

Krönungstheorie

als Vertreter

(Ökonomisten)

d a s S y s t e m h i n g e g e n in erster Linie

sig. D a f e m e r der auf d e r E W E basie-

als

mit

rende A b w e i c h u n g s i n d i k a t o r nie eine

d e s s e n Hilfe eine Z o n e monetärer Sta-

n e n n e n s w e r t e B e d e u t u n g erlangte, re-

bilität errichtet w e r d e n sollte. Sie sind

duzierte

s o m i t als A n h ä n g e r der Schrittmacher-

'zentralen E l e m e n t ' zu einer R e c h e n -

theorie (integrationspolitische M o n e t a -

einheit für offizielle Transaktionen im

risten) e i n z u o r d n e n .

E W S . U m den Interventionsverpflich-

Als

ein

Koordinierungssystem,

hauptsächliche

instrumentelle

tungen

N e u e r u n g brachte d a s E W S die E i n führung

einer

Europäischen

rungseinheit (EWE;

sich

(—>

die

EWE

von

einem

Devisenmarktinterventio-

nen) n a c h k o m m e n zu k ö n n e n , schuf

Wäh-

man

E C U = Europe-

darüber

hinaus

verschiedene

Kreditfazilitäten (—» Fazilitäten).

an C u r r e n c y Unit), die auf der G r u n d -

Betrachtet

lage eines

g r u n d die e m p i r i s c h e Evidenz, so läßt

—» W ä h r u n g s k o r b e s

be-

man

vor d i e s e m

r e c h n e t wird. Die als zentrales Ele-

sich d a s E W S in vier

ment des neuen Systems eingeführte

P h a s e n einteilen:

E W E sollte dienen als:

Hinter-

verschiedene

- W ä h r e n d der ersten Jahre des E W S k a m es zu h ä u f i g e n —> Realign-

97

Europäisches Währungssystem

m e n t s (7), die z u d e m ein beträchtli-

gliedsländer verantwortlich, die d u r c h

ches Ausmaß aufwiesen. Die durch-

W e c h s e l k u r s a n p a s s u n g e n s o w i e durch

schnittliche n o m i n a l e A u f w e r t u n g s -

—» Kapitalverkehrskontrollen

rate der D M (—» A u f w e r t u n g ) g e -

rär) durchgesetzt werden k o n n t e n . In

g e n ü b e r allen Mitgliedsländern b e -

dieser P h a s e übte das E W S nur in Ein-

trug in der Zeit von M ä r z 1979 bis

zelfallen

einschließlich M ä r z 1983 i n s g e s a m t

aus. Mit d e m z u n e h m e n d e n

2 3 vH. Dabei w i e s die italienische

auf die w e c h s e l k u r s g e s t ü t z t e n Allein-

Lira mit 33,6 vH die höchste u n d

g ä n g e einzelner

Mitgliedsländer

er-

der holländische G u l d e n m i t 3,9 v H

h ö h t e sich dieser D r u c k j e d o c h

im

die niedrigste A b w e r t u n g s r a t e (—»

L a u f e d e r Zeit. D i e s e r D r u c k

A b w e r t u n g ) auf.

zusätzlich durch den A b b a u der K a p i -

einen

(tempo-

Koordinationsdruck Verzicht

wurde

- N a c h f o l g e n d sank dann sowohl d i e

talverkehrskontrollen v e r s c h ä r f t . W ä h -

Zahl (4) als a u c h d a s A u s m a ß d e r

rend der A b b a u von K a p i t a l v e r k e h r s -

Realignments. Die durchschnittliche

b e s c h r ä n k u n g e n in erster L i n i e auf das

n o m i n a l e A u f w e r t u n g s r a t e der D M

Binnenmarktprojekt

verminderte sich in der Zeit

sen sich f ü r den v e r m i n d e r t e n

Rück-

April 1983 bis einschließlich J a n u a r

griff auf

insbe-

1987 auf insgesamt 7,7 v H .

sondere f o l g e n d e G r ü n d e a n f ü h r e n , die

von

Paritätsanpassungen

las-

nicht u n a b h ä n g i g v o n e i n a n d e r zu se-

- In der Zeit v o n F e b r u a r 1987 b i s einschließlich A u g u s t

zurückging,

hen sind:

1992 w u r d e

kein R e a l i g n m e n t d u r c h g e f ü h r t .

- E s k a m zu einer n e u e n B e w e r t u n g

und

Juli

d e s Ziels Preisniveaustabilität durch

1993 k a m es zu a n d a u e r n d e n

und

d i e Mitgliedsländer.

- Zwischen

August

1992

massiven S p a n n u n g e n im E W S , d i e

- M i t d e r W e c h s e l k u r s f i x i e r u n g ver-

dazu führten, d a ß im A u g u s t 1992

suchte m a n , Vertrauen in die e i g e n e

Italien u n d G r o ß b r i t a n n i e n aus d e m

Wirtschaftspolitik zu importieren.

E W S austraten u n d die verbliebenen

- Mit Währungsabwertungen

Mitglieder - mit A u s n a h m e des bilateralen

verbin-

Nebenwirkungen

zwischen

w i e a) P r e i s n i v e a u s t e i g e r u n g e n und

Deutschland u n d d e n N i e d e r l a n d e n

b ) einen Prestige veri ust f ü r d a s ab-

- im Juli 1993 ihre Paritäten

wertende Land.

stark

Verhältnisses

d e t m a n negative

erweiterten

—>

mit

Bandbreiten

D i e s mag erklären, w a r u m sich im eu-

von ± 15 vH entlasteten.

ropäischen

Kontext

'große'

Länder

wie Frankreich und Italien (fester) an

F ü r die Z u n a h m e nicht n u r d e r absoluten Inflationsraten sondern a u c h deren

die d e u t s c h e Stabilitätspolitik

D i v e r g e n z w ä h r e n d der ersten J a h r e

den h a b e n . D a ß dieser K o o r d i n a t i o n s -

d e s E W S waren p r i m ä r unterschiedli-

druck zugleich auch einen Stabilitäts-

che

d r u c k auslöste, geht auf d i e a s y m m e -

Stabilitätspräferenzen

der

Mit-

98

gebun-

Europäisches Währungssystem

Systems

n o m m e n . Die B u n d e s r e p u b l i k w a r so-

selbst z u r ü c k . D i e s e W i r k u n g e n waren

mit dasjenige L a n d , das seine G e l d -

aber, da sie in erster Linie von intra-

politik und d a m i t seine Stabilitätsprä-

marginalen

dem

ferenzen a u t o n o m d u r c h s e t z e n konnte.

Erreichen der B a n d b r e i t e n ) a u s g i n g e n ,

Diese Ankerrolle ist nicht (administra-

nicht geplant. Sie k a m e n v i e l m e h r da-

tiv) an die D M

durch z u s t a n d e , d a ß man sich gerade

kann v o n j e d e r a n d e r e n M i t g l i e d s w ä h -

nicht an die ursprünglich festgelegten

rung w a h r g e n o m m e n

Regeln in F o r m obligatorischer Inter-

sie sich a u f g r u n d (nachhaltiger) Sta-

ventionen (bei Erreichen d e r Bandbrei-

bilitätserfolge in d e n A u g e n d e r M ä r k -

ten) hielt. V o n

te d a f ü r qualifiziert.

irische W i r k u n g s w e i s e

des

Interventionen

der

(vor

Bundesrepublik

gebunden,

sondern

werden,

wenn

D e u t s c h l a n d w u r d e diese Politik aber

D i e U r s a c h e f ü r d i e K r i s e des E W S in

nur

die

den Jahren 1 9 9 2 / 1 9 9 3 ist in erster Li-

a s y m m e t r i s c h e W i r k u n g s w e i s e ihr ei-

nie im wirtschaftspolitischen Fehlver-

ne weitgehende Unabhängigkeitsposi-

halten der M i t g l i e d s l ä n d e r zu finden.

tion e i n r ä u m t e . Hätten sich h i n g e g e n

Dabei sollen zwei K r i s e n u r s a c h e n her-

die K o s t e n der K o o r d i n a t i o n in F o r m

ausgestellt w e r d e n , die

z u n e h m e n d e r G e f a h r e n f ü r die interne

Fällen z u s a m m e n , in anderen

Stabilität

aber a u c h alleine w i r k t e n :

deshalb

mitgetragen,

weil

(Inflationsübertragung,

Inflationsimport)

erhöht,

wären

—> von

-

in

manchen Fällen

M a n hat sich n i c h t an die e i n g a n g s

deutscher Seite sicherlich bereits zu

erläuterten ' S p i e l r e g e l n eines Fest-

diesem Z e i t p u n k t P a r i t ä t s a n p a s s u n g e n

k u r s s y s t e m s ' g e h a l t e n . Dabei w ü r d e

gefordert w o r d e n , u m d e m K o o r d i n a -

man dem längerfristig orientierten

tionsdruck

Konzept

zu

entgehen.

Auf

einen

der

Kaufkraftparität

si-

längeren Z e i t r a u m b e z o g e n , läßt sich

cherlich nicht g e r e c h t , w e n n

die d e u t s c h e Position im E W S

die aktuellen Inflationsraten in einer

mit statt

'längerfristiger mit

eher

Unabhängigkeit'

'Dominanz'

beschreiben.

Zeitpunktbetrachtung

man

gegenüber-

stellt. Betrachtet man h i n g e g e n z u m

Z w i s c h e n den R e a l i g n m e n t s hat die

Beispiel die k u m u l i e r t e Inflations-

d e u t s c h e Geldpolitik z w a r in

vielen

differenz (bereinigt u m Wechselkurs-

Fällen einen signifikanten E i n f l u ß auf

anpassungen) z w i s c h e n D e u t s c h l a n d

Mitgliedsländer

und Italien in d e r Zeit von 1987, als

a u s g e ü b t . Längerfristig läßt sich ein

das letzte u m f a s s e n d e R e a l i g n m e n t

die

Geldpolitik

gemeinsamer

der

Trend

Geldpolitik

stattfand, bis z u m S o m m e r 1992, so

aber n u r zwischen d e r B u n d e s r e p u b l i k

belief sich d i e s e auf i m m e r h i n rund

Deutschland

20 P r o z e n t p u n k t e . A h n l i c h e s gilt für

und

der

den

Niederlanden

n a c h w e i s e n . Faktisch hat die D M über

andere

weite Strecken d e s E W S die Funktio-

sches G e g e n b e i s p i e l wird in d i e s e m

nen e i n e s ' n o m i n a l e n A n k e r s '

Zusammenhang

über-

Mitgliedsländer. stets

Als

typi-

Frankreich

Europäisches Währungssystem

a n g e f ü h r t . In d e r - unzutreffenden -

nationalen Wirtschaftssituation eher

Z e i t p u n k t b e t r a c h t u n g lag die Infla-

an einer e x p a n s i v e n Geldpolitik mit

tionsrate

Frankreichs

1992

sogar

sinkenden Z i n s e n interessiert.

Die

u n t e r d e r j e n i g e n Deutschlands. B e -

W a h r s c h e i n l i c h k e i t , d a ß ein solcher

trachtet m a n h i n g e g e n auch hier die

Konflikt

kumulierte

so

e x t e r n e m G l e i c h g e w i c h t zu G u n s t e n

h a t t e Frankreich im S o m m e r 1992

einer n a t i o n a l orientierten Geldpoli-

i m m e r noch einen leichten Inflati-

tik ausgeht, e r h ö h t sich dabei insbe-

onsvorsprung

s o n d e r e d a n n , w e n n die b e t r e f f e n d e

Inflationsdifferenz,

gegenüber

Deutsch-

zwischen

l a n d . D a s A u s m a ß w a r allerdings so

—> Z e n t r a l b a n k

gering, d a ß es hier

ist, s o n d e r n

vernachlässigt

internem

nicht

unabhängig

statt dessen d e m

w e r d e n k a n n . E s m u ß also zusätzli-

nanzministerium

c h e K r i s e n - G r ü n d e g e g e b e n haben.

R e g i e r u n g untersteht. G e n a u

Bei

festen

und

damit

Fider

diese

Situation w a r aber in Frankreich zur

- E s k a m zu einer Vertrauenskrise im EWS.

und

Zeit d e r K r i s e (noch) g e g e b e n . Es

Wechselkursen

u n d insbesondere bei hoher K a p i -

herrschte s o m i t i m m e r noch

talmobilität k o m m t es nicht nur dar-

erhebliche

a u f an, d a ß die v e r g a n g e n e W i r t -

Während

schaftspolitik im Gleichschritt

Deutschen

er-

eine

Vertrauensasymmetrie. man

nämlich

von

Bundesbank

der

erwartete,

f o l g t e , sondern auch darauf, daß die

d a ß sie ihren Stabilitätskurs fortset-

Wirtschaftssubjekte

zen

ein

solches

würde,

erwartete

man

von

V o r g e h e n auch f ü r die Zukunft er-

Frankreich u n d anderen

Mitglieds-

w a r t e n . G e r a d e hiermit konnte m a n

ländern e h e r eine expansive Geld-

a b e r k a u m rechnen. Die binnenwirt-

politik zur B e k ä m p f u n g der nationa-

schaftliche

den

len B e s c h ä f t i g u n g s p r o b l e m e .

lief

Die Krise h a t zugleich gezeigt,

Entwicklung

Mitgliedsländern

des

in

EWS

daß

Wäh-

V e r t r a u e n n i c h t (dauerhaft) importiert

rend es in D e u t s c h l a n d ab 1990 a u f -

w e r d e n k a n n , sondern letztlich im ei-

g r u n d der W i e d e r v e r e i n i g u n g zu ei-

g e n e n L a n d g e s c h a f f e n w e r d e n muß.

n e r ' S o n d e r k o n j u n k t u r ' k a m , sahen

Hierzu sind die nun geltenden weiten

sich

Bandbreiten d u r c h a u s geeignet, d a die

nämlich

die

stark

auseinander.

anderen

Mitgliedsländer

z u n e h m e n d e n W a c h s t u m s - und B e -

eigenen

schäftigungsproblemen

g r u n d stehen. M a n

gegenüber.

W ä h r e n d man in Deutschland

Entscheidungen kann

länger a u f f r e m d e Hilfe

vor

im

Vorder-

sich

nicht

(Stabilitäts-

d i e s e m H i n t e r g r u n d eine expansive

anker) v e r l a s s e n , sondern m u ß den ei-

Fiskalpolitik bei gleichzeitig

g e n e n Stabilitätswillen unter

traktiver

Geldpolitik

betrieb,

kon-

Beweis

stellen. H i n z u k o m m t , d a ß sich geld-

was

die Zinsen steigen ließ, waren an-

politische F e h l e n t w i c k l u n g e n bei ho-

d e r e Mitgliedsländer aufgrund ihrer

her Kapitalmobilität sehr schnell und

100

Europäisches Wiederaufbauprogramm

überdeutlich

(—>

Wechselkurse) entwicklung

Overshooting

in der

der

Smeets, Heinz-Dieter (1993): Monetäre

Wechselkurs-

Integration. V o m E W S zur Währungs-

Nicht

union. In: Gröner, Helmut/ Schüller,

zuletzt aus d i e s e m G r u n d e sollte m a n

Alfred (Hrsg.): Die europäische Inte-

f ü r die U b e r g a n g s z e i t bis zur —> W ä h -

gration als ordnungspolitische Aufgabe,

rungsunion

niederschlagen.

(—>

Europäische

Wäh-

Stuttgart, S. 97-145.

r u n g s u n i o n ) an den weiten Bandbrei-

Smeets, Heinz-Dieter/ Möller, Michael

ten festhalten.

(1994): Zur Krise des

Z u m 1.1.1994 erfolgte trotz d e r zuvor

Währungssystems. List Forum 20, S.

erläuterten Probleme der - p l a n m ä ß i g e

226-243.

- Ü b e r g a n g in die zweite Stufe zur Er-

Heinz-Dieter

richtung einer —> E u r o p ä i s c h e n W ä h rungsunion.

Ende

1996

soll

Europäischen

dann

Smeets

Europäisches Wiederaufbauprogramm

e r s t m a l s ein Ubertritt in die E n d s t u f e g e p r ü f t werden. D i e s e P r ü f u n g neh-

—> Marshall-Plan

m e n zunächst die F i n a n z m i n i s t e r - auf

European Currency Unit

der B a s i s von E m p f e h l u n g e n des Europäischen

Währungsinstituts

-

mit

—» E C U

qualifizierter Mehrheit vor. Die letztinstanzliche

Entscheidung

Exportdiversifizierung

obliegt

dann aber d e m E u r o p ä i s c h e n R a t - al-

Exportdiversifizierung b e z e i c h n e t den

so den Staats- und

V e r s u c h , mehr G ü t e r b e z i e h u n g s w e i s e

Regierungschefs

selbst - und damit einer absolut politi-

G ü t e r g r u p p e n als zuvor zu exportie-

schen Instanz. Erfüllt zu d i e s e m Zeit-

ren. D e r Begriff wird o f t m a l s für den

p u n k t die Mehrheit der Mitglieder (seit

entwicklungspolitischen

1995 sind dies 8) die A n f o r d e r u n g e n

Entwicklungspolitik)

in F o r m der Konvergenzkriterien, so

Anteil von Industrieprodukten an den

soll dieser 'harte K e r n ' f r ü h e s t e n s z u m

—> Exporten zu e r h ö h e n . Exportdiver-

1.1.1997 in die E n d s t u f e eintreten. Ist

sifizierung ist eine

diese B e d i n g u n g nicht erfüllt, so soll

sche Strategie f ü r diejenigen L ä n d e r ,

die E n d s t u f e zum 1.1.1999 beginnen -

die n u r wenige G ü t e r exportieren und

u n d z w a r u n a b h ä n g i g von der Zahl der

d e s h a l b v e r w u n d b a r g e g e n ü b e r Preis-

potentiellen Mitgliedsländer.

schwankungen sind.

Literatur:

Exportdumping

Herz, Bernhard (1994): Währungspolitische

Asymmetrie

im

Europäischen

—» D u m p i n g

Währungssystem, Baden-Baden.

101

oder

V e r s u c h (—»

verwendet,

den

wirtschaftspoliti-

—>

Protektion

Exporte

Exporte

Exporte eines Landes. Als

handels-

die

politische Strategie (—> Handelspoli-

Ausfuhren von Waren- und Dienstlei-

tik) ist sie für —> Industrie- und —»

stungen. Ihren Anteil am —> Bruttoso-

Entwicklungsländer

zial- b z w . —¥ -inlandsprodukt bezeich-

Erstere richten sie auf die Erhaltung

net man als —» Exportquote, die seit

klassischer Exportsektoren oder - in

langem in den meisten Ländern deut-

Anlehnung an neuere handelstheoreti-

Die Exporte umfassen zunächst

von

Bedeutung.

lich gestiegen ist. 1992 betrug diese

sche Diskussionen (—> N e u e A u ß e n -

Quote in Deutschland 31,4%

(1960

handelstheorie) - strategisch auf die

nur 20%), in den U S A 10,6%, in Japan

Förderung neuer, insbes. technologie-

10,2% und in Belgien z.B. 72,5%.

intensiver Exporte, während

Deutschland liefert mehr als die Hälfte

damit die Verringerung der Abhängig-

letztere

seiner W a r e n - und Dienstleistungsex-

keit von Primärgüterexporten

porte in Staaten der —> Europäischen

Regel im A n s c h l u ß an eine Phase der

in der

G e m e i n s c h a f t (heute ist der Anteil et-

—» Importsubstitution anstreben.

wa 55%, vor 20 Jahren lag er bei etwa

Instrumente:

40%), von denen Frankreich und die

len außenwirtschaftliche oder

Niederlande die wichtigsten

Abneh-

sche M a ß n a h m e n zur Beeinflussung

mer sind. Die Exporte in die USA sind

von Kostenstruktur und Erlösen. Ne-

etwa so hoch wie die in die Niederlan-

ben den unmittelbar fiskalischen In-

Zur Exportförderung zähfiskali-

de und liegen bei ca. 8 % aller deut-

strumenten wie z.B. —> Exportsubven-

schen Ausfuhren.

tionen und Zollvergünstigungen

Neben

den

und

Dienstlei-

stungsexporten sind auch

Kapitalex-

porte

Bedeutung

zu

ebenso

Waren-

nennen,

wie

die

deren der

lungsländern bedeutenden Import von Vorprodukten, Maßnahmen

deutlich gewachsen ist. Kapitalexporte

die

steuerliche werden.

tionen oder M a ß n a h m e n im Rahmen der Gründung von —> Freihandelszo-

Dienstleistungsbilanz

nen.

(—> Zahlungsbilanz). Unter den Kapitalexporten sind insbesondere die zur

Exportförderung

Finanzierung von —» Direktinvestitio-

dern:

nen stark gewachsen.

Grundlagen:

in

Entwicklungslän-

Die Exportförderung in

Entwicklungsländern beruht auf dem

Exportförderung Begriff.

unterschieden

und

rung ausländischer —> Direktinvesti-

Zinseinnah-

men b z w . -Verpflichtungen und bewirsomit

kredit-

Hinzu k o m m e n Instrumente zur Förde-

und -importe (—> Kapitalverkehr, in-

ken

können

währungspolitische sowie

Kapitalimporte

ternationaler) führen zu

(—»

Zölle) , insbes. für den in Entwick-

sog.

Handelsoptimismus,

positiven

Die Exportförderung umfaßt

Zusammenhang

der

einen

zwischen

weltwirtschaftlicher —> Integration und

alle M a ß n a h m e n zur Steigerung der —*

102

Exportförderung

ökonomischer Entwicklung postuliert und der formal in der Exportwachstums-Hypothese (EWH) abgebildet wird, nach der ein höheres reales Exportwachstum eine höhere Wachstumsrate des realen Sozialproduktes bewirkt. Zu unterscheiden sind direkte und indirekte EWH. Die direkte EWH sieht im Exportsektor den Leitsektor einer Volkswirtschaft, der im Vergleich zu den anderen Sektoren ein höheres Wachstumspotential aufweist, während die indirekte EWH positive externe Effekte des Exportsektors in Form technischer spill-over Effekte und einer Verbesserung der Ressourcenallokation auf den Faktormärkten hervorhebt. Formen: Die Exportförderung in Entwicklungsländern ist auf den Abbau von mit der vorausgegangenen Importsubstitution geschaffenen Verzerrungen zu Lasten des Exportsektors und die Beseitigung der —> Diskriminierung des Primärgütersektors gerichtet. Sie soll zur Lösung der im Zusammenwirken von Importsubstitution und makroökonomischen Ungleichgewichten entstandenen Probleme, insbes. von hohen Inflationsraten, staatlichen Budgetdefiziten, —» Überbewertung der Währung, steigenden —> Zahlungsbilanzdefiziten und Tendenzen zur —> Kapitalflucht beitragen. Abhängig von der Art der zu diesem Zweck eingesetzten Instrumente kann die Exportförderung als interventionistisch oder liberalistisch eingestuft werden.

Kompensatorischer Interventionismus: Häufig wird in einer ersten Phase des Ubergangs von der Importsubstitution zur Exportförderung die Kompensation der exporthemmenden Wirkungen importbeschränkender Maßnahmen angestrebt. Hierzu werden exportfördernde Instrumente wie z.B. Exportsubventionen, Kompensationszahlungen für auf importierte Vorprodukte geleistete Zölle oder Wechselkursanpassungen in Form der Schaffung eines gespaltenen Wechselkurses (—> Wechselkursspaltung) eingesetzt, während vorhandene Importbeschränkungen bestehen bleiben. Es zeigt sich jedoch, daß durch diese Form der Exportförderung nur ein geringes Exportwachstum realisiert werden kann, während die effektive Protektion im Importsubstitutionssektor weiter steigt und die Diskriminierung des Primärgütersektors zunimmt. Preisauftrieb und Belastung des Staatsbudgets verschärfen die Situation, so daß die Exportförderung durch kompensatorischen Interventionismus (—» Intervention) in einer Zunahme statt einer Reduzierung von Verzerrungen mündet. Exportförderung durch Abbau handelsbeschränkender Maßnahmen'. Der Abbau eines mit der Importsubstitution geschaffenen 'anti-export bias' und der Diskriminierung des Primärgütersektors kann auch durch die Beseitigung handelspolitischer Beschränkungen und einen verstärkten Einsatz des Preismechanismus anstelle von diskretionären Lenkungsinstrumenten an-

103

Exportförderung

gestrebt werden. Diese Politik der Außenhandelsliberalisierung (—» Liberalisierung) hat die Annäherung an einen Freihandelszustand und damit verbunden die Realisierung eines niedrigeren Preisniveaus, einer effizienteren, an den Weltmarktpreisen orientierten Ressourcenallokation, die Verbesserung der Budgetsituation des Staates und den Abbau eines —» Zahlungsbilanzdefizits zum Ziel. Erforderlich ist die Beseitigung sowohl der importbeschränkenden Maßnahmen als auch der diskretionären Instrumente der Exportförderung sowie des Wechselkursprotektionismus. Im Bereich der Importliberalisierung erfolgt meist ein Ubergang von quantitativen Restriktionen zu —> Zöllen, eine Vereinheitlichung des Zollsystems und eine Senkung des Zollniveaus. Ahnlich kann der Abbau direkter Maßnahmen der Exportförderung zunächst durch eine Beseitigung quantitativer Instrumente und daran anschließend durch die Angleichung und Absenkung tarifärer Interventionen erfolgen. Die Beseitigung des Wechselkursprotektionismus setzt sich zusammen aus Maßnahmen zur Vereinheitlichung des Wechselkurssystems und der Beseitigung einer vorhandenen Überbewertung der Währung. Das Problem der Durchführung einer solchen Politik der Handelsliberalisierung besteht in der Regel in der Bestimmung von Abfolge und Zeitpunkt des Einsatzes der einzelnen Maßnahmen und in der Abstimmung mit häufig begleitend erforderlichen

Maßnahmen zur makroökonomischen Stabilisierung. Urteil: Trotz der Probleme bei der Gestaltung einer Politik der Exportförderung durch den Abbau handelsbeschränkender Maßnahmen, wird die größere Effizienz dieser Strategie empirisch durch den Nachweis einer besseren wirtschaftlichen Situation in Liberalisierungsländern im Vergleich zu Ländern, die einer Strategie der Importsubstitution oder der Exportförderung durch kompensatorischen Interventionismus folgen, bestätigt. Exportförderung in Industrieländern: Grundlagen: Exportförderung im Rahmen —> strategischer Handelspolitik beruht auf der sog. 'Neuen Außenhandelstheorie', die durch Verschmelzung traditioneller Analyse - gekennzeichnet durch die Annahme vollkommener Konkurrenz - mit Erkenntnissen der Industrieökonomik die Untersuchung von Wohlfahrtswirkungen interventionistischer Eingriffe unter den Bedingungen unvollkommenen Wettbewerbs ermöglicht. Grundlegend ist das sog. 'Brander-Spencer Modell' zur strategischen Handels- und Industriepolitik. Dieser Ansatz geht von einem internationalen Duopol aus, in dem beide Anbieter ausschließlich für den Export in ein Drittland produzieren und sich als Cournot-Mengenanpasser verhalten, d. h. ihre Produktionsmenge bei gegebener Produktionsmenge des Konkurrenten so wählen, daß sie ihren Gewinn maximieren. Staatliche Interventionen in Form von Produktions-

104

Exportförderung

oder Exportsubventionen, die das Un-

schaft beinhaltet. Daher werden oligo-

ternehmen in sein Kalkül einbezieht,

polistische Handelsmodelle als geeig-

zielen auf eine Erhöhung des Marktan-

netes Element zur Erklärung,

teils des inländischen zu Lasten des

aber zur Rechtfertigung protektionisti-

nicht

ausländischen Unternehmens und da-

scher Tendenzen eingestuft.

mit auf eine U m l e n k u n g von Produ-

Durchfiihrung:

zentenrente. Das inländische Unterneh-

Spencer Modell'

men wird in die Position eines Stak-

als das

kelberg-Führers gebracht. Der Wohl-

Realisierung strategischer Ziele identi-

fahrtseffekt ergibt sich aus der Dif-

fiziert werden, stößt deren Gewährung

ferenz zwischen gestiegenem

aufgrund ihres generellen Verbots im

Unter-

Obwohl im 'BranderExportsubventionen

geeignetste

Instrument

zur

nehmensgewinn und Subventionsauf-

Rahmen des —» G A T T auf Schwierig-

wand. Das Grundmodell ist unter Bei-

keiten, so daß oftmals auf Forschungs-

behaltung der

Cournot-Verhaltensan-

subventionen ausgewichen wird. Staat-

nahme auf unterschiedliche Weise mo-

liche Forschungsförderung wird

difiziert worden, so daß auch die Ana-

allem in Hochtechnologiesektoren wie

lyse anderer interventionistischer Ein-

Elektrotechnik oder Luft- und Raum-

griffe (—> Interventionen) möglich wur-

fahrt gewährt. Zur Förderung solcher

de. Generell besteht das Problem, daß

technologieintensiver

der Erfolg strategischer Handelspolitik

denen positive externe Effekte erwar-

in oligopolistischen Märkten an enge

tet werden, aber auch zum

Bedingungen gebunden ist, die sein

strukturschwacher

Eintreten

werden darüber hinaus statt Export-

unwahrscheinlich

machen.

So besteht insbesondere die Gefahr

subventionen

ausländischer Vergeltungsmaßnahmen,

Instrumente

die

in

einem

nicht

kooperativen

Branchen,

'alter'

vor

von

Schutz

Branchen

handelsbeschränkende sowohl

in

tarifärer

als

auch nicht-tarifärer Form (—> nicht-ta-

Gleichgewicht zu Wohlfahrtsverlusten

rifäre Handelshemmnisse) eingesetzt.

der beteiligten Länder im Vergleich zu

Urteil: Es bleibt festzustellen, daß die

einem Freihandelsgleichgewicht resul-

interventionistische

tieren, so daß kooperative Lösungen

auch hier in der Regel eine Abwei-

Exportförderung

überlegen sind. Zudem besteht ein ho-

chung des —> Außenhandels von den

her Informationsbedarf zum gezielten

komparativen Vorteilen (—> T h e o r e m

Einsatz strategischer Politik, der die

der komparativen Kosten) und damit

Identifizierung strategischer Sektoren,

eine Fehlallokation

die Kenntnis des Wettbewerbsverhal-

und internationale Wohlfahrtsverluste

tens der Unternehmen zur Auswahl

bewirkt.

der

angemessenen

Instrumente

und

den Uberblick über die Auswirkungen auf andere Sektoren der

Volkswirt-

105

von

Ressourcen

Export selbstbeschränkungs-abkommen

Literatur: Bender, Dieter (1995): Exportförderung durch Handelsliberalisierung. In: Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (Hg.): Neuorientierungen der Entwicklungspolitik. Lang: Frankfurt a. M. u.a., S. 139-164.

—» Bruttosozialprodukt eines Landes bezeichnet. Diese Meßgröße verdeutlicht die Abhängigkeit einer Wirtschaft von der konjunkturellen Entwicklung der Abnehmerländer. Sie ist als Indikator aber nur bedingt tauglich, da sie nichts über der Marktstellung der Exportwirtschaft in den Abnehmerländer aussagt.

Bietschacher, Georg/ Klodt, Henning (1992): Strategische Handels- und Industriepolitik. Mohn Tübingen. Helpman, Elhanan/ Trajtenberg, Manuel (1988): The Hypothesis of Export-Led Growth Revisited. The David Horowitz Institute for the Research of the Developing Countries. University Paper 12/88. Tel Aviv.

Exportquotenabkommen In Exportquotenabkommen verpflichten sich die Produzentenländer von Rohstoffen gegenüber den Konsumentenländem, ihre Rohstoffausfuhr zu beschränken, wenn bei einem festgelegten Preis ein Überangebot auf dem —> Weltmarkt zustande kommt. Auf diese Weise soll eine Erhöhung des Rohstoffpreises am Weltmarkt erzielt werden. Daher können Exportquotenabkommen als eine Form indirekter Entwicklungshilfe aufgefaßt werden. Die Besonderheit von Exportquotenabkommen besteht darin, daß die Konsumentenländer daran beteiligt sind und somit über ihr Nachfrageverhalten die Produzentenländer zur Einhaltung des Abkommens beeinflussen können. Die Wirksamkeit von Exportquotenabkommen setzt voraus, daß die wichtigsten Anbieterstaaten daran beteiligt sind. Der Vorteil von Exportquotenabkommen gegenüber Bufferstocks (—» Ausgleichslager) liegt in der Ersparnis von Lagerhaltungs- und Interventionskosten. Allerdings haben Exportquotenabkommen den gravierenden Nachteil, daß durch die Festlegung von

Milner, Chris (1988): Trade Strategies and Economic Development Theory and Evidence. In: Greenaway, David (Hg.): Economic Development and International Trade. Macmillan: London, S. 55-76. Preusse, Heinz Gert (1991): Handelspessimismus - alt und neu. Mohr Tübingen. Spencer, Barbara iJ Brander, James A. (1983): International R&D Rivalry and Industrial Strategy. Review of Economic Studies. Vol. 50, S. 707-722. Gabriele Bäcker Exportselbstbeschränkungsabkommen —> Selbstbeschränkungsabkommen Exportquote Als Exportquote wird der Anteil der Güter- und Dienstleistungsexporte am

106

Exportstruktur Quoten u.U. ineffiziente Anbieter zu Lasten effizienter Anbieter bevorzugt werden.

ventionen für Produkte aus Fischerei und Land- und Forstwirtschaft sind Exportsubventionen gem. Art. XVI des —» GATT zu vermeiden, da sie den internationalen Wettbewerb verzerren. Die —> Neue Außenhandelstheorie versucht dagegen, den Einsatz von Exportsubventionen als Mittel zur —> Abschöpfung von Monopolrenten auf Drittmärkten zu rechtfertigen. Bei indirekten Exportsubventionen tritt in der Praxis häufig Streit über die Zulässigkeit auf, z.B. wenn Subventionen nicht nur für Exporte gezahlt werden. Befreiungen von Steuern, die bei Inlandsverkauf erhoben würden (z.B. Umsatzsteuer, spezielle Verbrauchssteuern), gelten dagegen nicht als Exportsubventionen (—» Bestimmungslandprinzip).

Exportstruktur Exportstruktur bezeichnet die Zusammensetzung der Ausfuhren (—> Exporte) einer Volkswirtschaft. Die Unterscheidung folgt meist dem SITC. Exportsubventionen Bezeichnung für die Subventionen für zur Ausfuhr (—> Exporte) bestimmte Produkte. Exportsubventionen stellen eine Maßnahme der —> Exportförderung mit dem Ziel dar, sonst nicht konkurrenzfähigen Produkten den Marktzugang in anderen Ländern zu ermöglichen. Anstelle direkter Zuschüsse werden häufig versteckte staatliche Exportsubventionen eingesetzt, z.B. ExportBürgschaften (—> Hermeskreditversicherung) oder Aufkauf von Produktionsüberschüssen zu überhöhten Preisen. Mit Ausnahme von Exportsub-

Literatur: OECD (1992): Guidelines for Officially Supported Export Credits. OECD: Paris.

107

F Als Ursachen für internationale Faktorbewegungen sind neben politischen und sozialen Gründen insbesondere Faktomutzungspreisunterschiede zu nennen, d.h. die Produktionsfaktoren werden in die Regionen und Sektoren wandern, in denen sie nach Abzug von Informations- und Transaktionskosten die höchsten realen Entlohnungen bekommen.

Fairer Handel Bezeichnung für Strategien, die im wesentlichen anderen Ländern nur Zugeständnisse einräumen, wenn sich auch diese entsprechend 'fair' verhalten. Der Begriff ist verwandt der —» Reziprozitätsklausel im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (—» GATT). Hiemach hängt z.B. die Gewährung der —> Meistbegünstigung häufig davon ab, daß der Handelspartner eine entsprechende Gegenleistung erbringt. Vor allem in der neuen - im Gegensatz zu früher weniger liberalen - Handelspolitik der USA (Omnibus Trade Act, 301-Klausel) spielt der Gedanke des fair trade eine große Rolle (z.B. gerade im Verhältnis gegenüber Japan). Das Prinzip ist höchst problematisch, da es letztlich einem Land überlassen bleibt zu definieren, was 'fairer Handel' ist. Weit entfernt ist der faire Handel vom —» Freihandel.

Sind die Prämissen des —> Faktorpreisausgleichstheorems nicht erfüllt, so können durch internationale Faktorbewegungen bestehende Entlohnungsunterschiede zwischen Volkswirtschaften abgebaut werden, so daß auf diese Weise die Allokation verbessert wird. Unter den Annahmen des —» Heckscher-Ohlin-Samuelson-Theorems sind dabei Faktormobilität und Güterhandel (—> Handel) substitutiv in dem Sinne, daß Faktorbewegungen den Güterhandel ersetzen können und vice versa. Faktormobilität und Güterhandel sind hingegen komplementär, wenn die Produktionstechnologien zwischen den Volkswirtschaften divergieren, international unterschiedliche Produktionssteuem gelten, Güteroder Faktormarktunvollkommenheiten oder steigende Skalenerträge in bestimmten Industrien vorliegen. In sol-

Faktorausstattung —» Heckscher-Ohlin-Theorem Faktormobilität In einem weiteren Sinne alle sektoralen und räumlichen Bewegungen von Produktionsfaktoren.

108

Faktorpreisausgleichstheorem

chen

Fällen

führt eine

1. Die linear h o m o g e n e n Produktions-

zunehmende

M o b i l i t ä t der Produktionsfaktoren zu

f u n k t i o n e n m ü s s e n f ü r gleiche G ü -

e i n e m verstärkten G ü t e r h a n d e l . In o p -

ter z w i s c h e n den Ländern übereinstimmen;

timalen —> W ä h r u n g s r ä u m e n kann die internationale Mobilität der Produkti-

2. es

dürfen

keine

Transportkosten,

o n s f a k t o r e n als Substitut f ü r W e c h s e l -

Zölle oder

kursänderungen fungieren.

nisse (—» Protektion) vorliegen, so

Eine

mangelnde

intersektorale

Fak-

andere

Handelshemm-

d a ß die Güterpreise völlig überein-

tormobilität innerhalb einer Volkswirt-

stimmen

s c h a f t führt zu zusätzlichen

auf den G ü t e r m ä r k t e n ) ;

sungskosten

und

E r g e b n i s s e der

Anpas-

modifiziert

einige

(vollständige

Konkurrenz

3. die Faktorleistungen w e r d e n mit ih-

Außenhandelstheorie.

ren

Wertgrenzprodukten

S o bewirken bei E x i s t e n z sektorspezi-

(vollständige K o n k u r r e n z

f i s c h e r Faktoren

Faktormärkten);

Relativpreisänderun-

g e n andere V e r t e i l u n g s e f f e k t e als die des und

—»

4. die

Stolper-Samuelson-Theorems

Faktorbestandsänderungen

vom

von

Samuelson

des

—»

beiden

ständig sein (ist sie nämlich vollständig,

Faktorpreisausgleichstheorem der

sektoralen

m u ß in

5. die Spezialisierung darf nicht voll-

Produktionsstruktureffekte.

Fassung

der

den

Ländern übereinstimmen;

—» R y b c z y n s k i - T h e o r e m a b w e i c h e n d e

In

Reihenfolge

Kapitalintensitäten

entlohnt auf

Preiserhöhungen

ren A l l o k a t i o n e n zu seinen Gunsten

präzisierten

u n d d a m i t k e i n e zusätzlichen

Heckscher-Ohlin-

T h e o r e m s kann der A u ß e n h a n d e l

könnten

für d a s b e t r e f f e n d e G u t keine weite-

wegungen

al-

auf den

Be-

Faktormärkten

hervorrufen).

lein n e b e n d e m A u s g l e i c h der Güterpreise a u c h den A u s g l e i c h der Faktor-

Fazilität

nutzungspreise herbeiführen, ohne daß

A l l g e m e i n b e z e i c h n e n Fazilitäten die

e s dazu internationaler Arbeits- u n d Kapitalmobilität bedarf. D a die hierfür

von B a n k e n u n d Finanzinstituten be-

n ö t i g e n B e d i n g u n g e n j e d o c h sehr re-

reitgestellten Finanzierungs-,

striktiv

l a g e · und

sind,

verlangt

die

optimale

Geldan-

Zahlungsverkehrsmöglich-

A l l o k a t i o n aller R e s s o u r c e n in der R e -

keiten. D e m e n t s p r e c h e n d w e r d e n Fa-

gel auch die —» Liberalisierung

zilitäten d i f f e r e n z i e r t u n d definiert. Fi-

der

Faktorpreis-

nanzierungsfazilitäten

sind

a u s g l e i c h ist g e f ä h r d e t , w e n n die Zahl

den G e s c h ä f t s b a n k e n

bereitgestellten

Faktorbewegungen.

Der

die

von

d e r Faktoren die der G ü t e r übersteigt.

F i n a n z i e r u n g s m i t t e l in allen

Die

Faktorpreisausgleich

j e d e r Art, j e d e r Fristigkeit u n d für alle

d u r c h G ü t e r h a n d e l erforderlichen B e -

K u n d e n g r u p p e n . D a g e g e n stehen die

d i n g u n g e n sind:

Geld- u n d Kapitalanlagefazilitäten für

für

den

109

Formen,

feste Wechselkurse

sämtliche Bankleistungen im Rahmen der Übernahme von Geld- und Kapitalnutzungen mit unterschiedlichen Frostigkeiten aus den Finanzmitteln der Kunden, die die Banken zur Finanzmittelbeschaffung in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gehört die Vermittlung von Geld- und Kapitalanlagemöglichkeiten bei anderen Banken, Unternehmen und Institutionen für die Bankkunden als sogenannter Effektenhandel dazu. Zahlungsverkehrsfazilitäten als Bereitstellung von Einrichtungen für den Giro- und Abrechnugsverkehr sowie für sonstige Arten des unbaren Zahlungsverkehr im Inland und mit dem Ausland obliegen in erster Linie der Deutschen Bundesbank. Bei der Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs durch die Geschäftsbanken handelt es sich um Leistungen zur Abwicklung dokumentärer und nicht dokumentärer Zahlungen für Zahlungsempfänger und Zahlungspflichtigen. Im internationalen Finanzierungsgeschäft definieren Fazilitäten die von Banken Unternehmen und anderen Banken zur Verfügung gestellten Finanzierungsrahmen entweder zur Kreditaufnahme (loan facility, stand-by-facility) oder für garantierte Emissionen von Schuldtiteln wie certificates of deposit, Euro-notes u. ä. (Euro-notes-facility, transferable revolving underwriting facility). Als Fazilität werden auch die normalen Kreditlinien des —> Internationalen Währungsfonds bezeichnet, die zur kurz- und mittelfristigen Finanzierung

von Zahlungsbilanzschwierigkeiten (—> Zahlungsbilanz; —» Zahlungsbilanzungleichgewichte) einzelner Staaten eingesetzt werden. (—> Sonderfazilitäten) feste Wechselkurse —> Wechselkurse, feste, flexible FIBOR Der 'Frankfurt Interbank Offered Rate' (FIBOR) ist definiert als BriefsatzQuotierung von 19 ausgewählten Referenzbanken (FIBOR-Referenzbanken) für Ausleihungen von Ein- bis Zwölf-Monats-Termingeldern an erste Adressen im Interbankenhandel. Der Zinssatz wird arbeitstägig im Auftrag des zentralen Kreditausschusses unter Mitwirkung der geldmarktführenden deutschen Banken ermittelt und veröffentlicht. Der FIBOR-Zinssatz dient als Referenzzinssatz für DM-Anleihen mit variablen Zinssatz und wird zur Feststellung der Geldmarktlage bei 1bis 12 Monatsfestgelder genutzt. Finanzmärkte, internationale Internationale Finanzmärkte sind diejenigen Märkte, in denen Geld- oder Kapitaltransaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten aus verschiedenen Ländern vorgenommen werden (oder zwischen Wirtschaftssubjekten aus einem Land, wenn die Transaktion in einem anderen Land stattfindet.) Üblicherweise werden diese Finanztransaktionen von Intermediären, also von Banken und anderen Finanzinstitutio-

110

Finanzmärkte, internationale

nen, abgewickelt. Wichtige auf

internationalen

Akteure

wettbewerb

Finanzmärkten

zwischen

den

Finanz-

m ä r k t e n seinerseits zu einer —> D e r e -

sind a u c h Staaten.

gulierung d e r F i n a n z m ä r k t e u n d z u m

Internationale F i n a n z m ä r k t e existieren

W e g f a l l der G r e n z e n

seit m e h r e r e n J a h r h u n d e r t e n . W ä h r e n d

F i n a n z m ä r k t e n bei. D i e Internationa-

des f r ü h e n 14. J a h r h u n d e r t s e t w a tätig-

lisierung

ten d i e italienischen B a n k h ä u s e r Bardi

siebziger Jahren w a r d e m n a c h ein sich

und Peruzzi zahlreiche Finanztransak-

s e l b s t v e r s t ä r k e n d e r und sich verselb-

tionen in ganz Europa. Beispielsweise

ständigender P r o z e ß .

der

zwischen

Finanzmärkte

in

den den

v e r g a b e n sie Kriegsdarlehen an Eng-

Spätestens M i t t e der achtziger J a h r e

land. D i e E n t s t e h u n g d e s

hatten sich g l o b a l e F i n a n z m ä r k t e ent-

internationalen

modernen

Finanzsystems

wickelt. In diesen Märkten ist der Ein-

kann

auf 1817 datiert w e r d e n , als d a s engli-

fluß d e r Politik auf internationale Fi-

s c h e B a n k h a u s B a r i n g s internationale

n a n z t r a n s a k t i o n e n stark reduziert, w o -

F i n a n z s t r u k t u r e n entwickelte, mit d e -

bei dahingestellt bleibt, ob die Staaten

nen die f r a n z ö s i s c h e n R e p a r a t i o n s z a h -

aus S t a n d o r t g r ü n d e n ein Interesse an

l u n g e n (—» R e p a r a t i o n e n ) an Britanni-

deregulierten M ä r k t e n haben oder ob

en u n d dessen Alliierte

sie a u s den gleichen G r ü n d e n weitge-

abgewickelt

hend h a n d l u n g s u n f ä h i g sind.

wurden. In

der

blieben

direkten die

Im R ü c k b l i c k läßt sich erkennen, daß

Nachkriegsperiode

internationalen

diese —» G l o b a l i s i e r u n g der

Finanz-

m ä r k t e im Vergleich mit den nationa-

märkte

len F i n a n z m ä r k t e n l a n g e Zeit relativ

schäfte

tionalen F i n a n z m ä r k t e u n d grenzüber-

der

Finanzwe-

nationalen

Finanzmärkten

auch

ohne

regulative

aus v e r s c h i e d e n e n Gründen: Die Ban-

internationaler Fi-

ken folgten d e n im A u s l a n d —> Direktinvestionen v o r n e h m e n d e n —> Multi-

m e h r als 10% jährlich. D i e s e W a c h s -

nationalen K o n z e r n e n und errichteten

t u m s r a t e n w u r d e n d u r c h den W e g f a l l

A u s l a n d s f i l i a l e n . W e n n die U n t e r n e h -

regulativer G r e n z e n z w i s c h e n den naFinanzmärkten

zugelassen

Restriktionen. D i e s e M ä r k t e n w u c h s e n

n a n z t r a n s a k t i o n e n durchschnittlich u m

tionalen

auf

weitestgehend

Fremd-

w ä h r u n g s e i n l a g e n akzeptierten, w u c h s auch das Volumen

uneingeschränkt

Kontrolle d e r A u f s i c h t s b e h ö r d e n und

sens, als die international operierenden erstmals

sind

ren a u f diesen E u r o m ä r k t e n außerhalb

reguliert hatten. Mit d e r b e g i n n e n d e n

Finanzintermediäre

Euromärkte

Fremdwährungsge-

sind. Die W i r t s c h a f t s s u b j e k t e operie-

s c h r e i t e n d e Kapitaltransaktionen stark des

einsetzte.

M ä r k t e , in d e n e n

u n w i c h t i g , d a die R e g i e r u n g e n die na-

Internationalisierung

Finanz-

m ä r k t e mit d e m Entstehen der Euro-

men einen K r e d i t in d e r H e i m a t w ä h -

ermöglicht.

rung bei diesen Bankfilialen a u f n a h -

Gleichzeitig trug aber d e r sich mit die-

m e n , trugen sie bereits z u m W a c h s t u m

s e m P r o z e ß einstellende —» Standort-

111

Finanzmärkte, internationale

der

E u r o m ä r k t e bei. Die E u r o m ä r k t e

expandierten j e d o c h auch als

staaten u n d z u n e h m e n d a u c h in Ent-

Folge

wicklungsländern

angelegt.

Letztlich

d e s V e r s u c h s der B a n k e n u n d Finanz-

w u r d e die Globalisierung

institute, sich mittels Finanzinnovatio-

t e c h n o l o g i s c h e Revolution im Bereich

nen n e u e M ä r k t e zu erschließen u n d

der

gleichzeitig

s t e m e ermöglicht, die die V o r a u s s e t -

die

nationale

Steuerge-

Computer-

und

durch

die

Informationssy-

s e t z g e b u n g zu u m g e h e n . Einige Staa-

z u n g für den elektronischen

ten

u n d den unmittelbaren A u s t a u s c h von

tolerierten

und

förderten

Euro-

Handel

m ä r k t e geradezu, u m ihren U n t e r n e h -

Informationen schaffte.

m e n d e n Zugriff auf g ü n s t i g e Finan-

D i e s e E n t w i c k l u n g e n setzen allerdings

z i e r u n g s i n s t r u m e n t e zu ermöglichen.

auch voraus, d a ß die nationalen R e g u -

D i e Globalisierung der F i n a n z m ä r k t e

lations· u n d A u f s i c h t s b e h ö r d e n M a ß -

w u r d e zusätzlich durch den

n a h m e n ergriffen. In vielen

menbruch

des

Zusam-

wurden

Bretton-Woods-Sy-

Ländern

Wettbewerbsbeschränkungen

s t e m s (—> B r e t t o n - W o o d s - A b k o m m e n )

reduziert oder vollständig a b g e s c h a f f t ,

u n d d e m damit v e r b u n d e n e n U b e r g a n g

u m d i e E f f i z i e n z der F i n a n z m ä r k t e zu

von festen zu

erhöhen.

flexiblen

—» W e c h s e l -

k u r s e n gefördert. Die z u n e h m e n d e —> Volatilität

eines

Systems

W e c h s e l k u r s e rief neue

ausländische

flexibler

Anforderun-

Unternehmen

Die B a n k e n

mit

denen

s c h a f t s s u b j e k t e den n e u e n kursrisiken

begegnen

die

internationalen G e l d m ä r k t e

da sie nur so weiterhin das E m m i s s i o n s g e s c h ä f t mit den

Wechsel-

beralisierungsimpulse der

dem

der (—>

Staaten

Gemeinschaft,

A n f a n g d e r achtziger Jahre w u r d e allerdings deutlich, d a ß die G l o b a l i s i e -

das —> Recycling der Petrodollars ererdölexportierenden

—> E u r o p ä i s c h e n

ternationalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h aus.

durch

h e b l i c h zu. D a s D o l l a r v e r m ö g e n

von

der —» O E C D u n d der —> B a n k f ü r in-

Die —» Liquidität der internationalen ebenfalls

aber auch

internationalen —> Organisationen w i e

n e u e n I n t e r b a n k e n m a r k t zu betreiben. nahm

Unter-

gingen Internationalisierungs- und Li-

wuchsen,

g a n n e n , W ä h r u n g s g e s c h ä f t e mit a u s -

Finanzmärkte

großen

n e h m e n tätigen konnten. Nicht zuletzt

Die

auf

Aktienmarkt

von den F i n a n z u n t e r n e h m e n verlangt,

da viele, vor allem große Banken b e l ä n d i s c h e n Finanzinstituten

aufzulö-

a u f w i e s e n , w u r d e die Liberalisierung

Wirt-

konnten.

Wettbewerber

nen wenig entwickelten

hervor.

entwickelten n e u e P r o -

usw.),

diente

ren. V o r allem in den Ländern, die ei-

d u k t e (Finanzderivate, —» S w a p s , O p tionen

Liberalisierung

sen oder in ihrer W i r k u n g z u reduzie-

gen u n d B e d ü r f n i s s e bei international operierenden

Die

auch dazu, nationale Oligopole d u r c h

r u n g der F i n a n z m ä r k t e eine verstärkte internationale

Zusammenarbeit

zwi-

schen den nationalen Aufsichts- u n d

O P E C ) wurde mit Hilfe d e r internatio-

Regulierungsbehörden

nalen F i n a n z m ä r k t e in d e n Industrie-

112

verlangt,

um

Fixing

den Verlust an nationalem Einfluß partiell zu kompensieren. Das Baseler Komitee der Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat sich zum zentralen Forum für diese internationale —» Kooperation gemacht. Nachdem bereits 1974 die gegenseitige Informationspflicht im Krisenfall eingeführt wurde (—» Baseler Konkordat), beschlossen die beteiligten Staaten 1988, die Mindestkapitalanforderungen für international operierende Banken anzuheben (—> Baseler Akkord). Im Wertpapierbereich gibt es eine ähnliche Kooperation und Koordination der —> Industriestaaten im Hinblick auf die Regulation von Börsen. Dies wird von der IOSCO (International Organization for Securities Commissions) gefördert.

International Monetary Fund (1987): International Capital Markets, IMF, New York. Kapstein, Ethan (1994): Governing the Global Economy: International Finance and the State, Harvard University Press, Cambridge. Kaushik, Surandra (Hrsg.) (1987): International Banking and World Economic Growth, New York. Pecchioli, Rinaldo M. (1983): The Internationalisation of Banking, OECD, Paris. Pecchioli, Rinaldo M. (1989): Bankenaufsicht in den OECD-Ländern, Nomos, Baden-Baden. Richard

Deeg

Fixing Die Feststellung eines amtlichen Einheitskurses erfolgt grundsätzlich im Börsen- und Devisenhandel und dient in erster Linie der Transparenz der abzuwickelnden Geschäfte. Für die Uberschaubarkeit bei Devisengeschäften werden gegenwärtig an den fünf deutschen Devisenbörsen börsentäglich die amtlichen Devisenmittelkurse für 20 Währungen, unter Federführung der Frankfurter Devisenbörse ermittelt. Damit sollen trotz der dezentralisierten Börsen die Devisenkurse weitgehend frei von Regionaleinflüssen gewährleistet werden. Die amtlichen Devisenmakler sind verpflichtet alle unlimitierten Aufträge auszuführen und rechnen die Kurse solange hinauf bzw. herunter bis alle Aufträge ausführbar

Abschließend muß darauf verwiesen werden, daß die Globalisierung der Finanzmärkte weitreichende ökonomische und politische Implikationen aufweist. Die globalen Finanzmärkte fördern und beschleunigen die Globalisierung in der Industrie und gleichzeitig wird die Befähigung der Nationalstaaten, eine autonome Geld- und Fiskalpolitik zu verfolgen, weitgehend eingeschränkt. Literatur: Bank für internationalen Zahlungsausgleich (jährlich): Jahresberichte, BIZ, Basel. Hamouda, Omar F. (1989): The Future of the International Monetary System, Edgar Elgar, Aldershot

113

flexible Wechselkurse

sind. Der Kurs, der sich somit einstellt, ist der amtliche Devisen-KassaMittelkurs. Da für jede Währung dieser amtliche Kurs nur einmal am Tag, zu einer bestimmten Zeit festgelegt wird, spricht man hier vom 'Fixing'. Die Feststellung des Einheitskurses an der Börse für alle zum amtlichen Handel zugelassenen Wertpapiere erfolgt nach den gleichen Grundsätzen, wie das 'Fixing' bei den Devisenkursen und hat im Prinzip auch die gleiche Funktion. Die hier festgestellten Einheitskurse werden nach dem Meistausführungsprinzip ermittelt und spiegeln einen marktgerechten Kurs wieder.

lungen, aber durch Devisenmarktinterventionen von den Zentralnotenbanken oder sonstigen Währungsbehörden korrigiert werden. Von schmutzigem Floating wird auch gesprochen, wenn sonstige, in den Auswirkungen ähnliche (z.B. handelspolitische) Eingriffe erfolgen, die eine den Marktkräften entgegengerichtete Beeinflussung der Wechselkursbildung induzieren. Fluktuation von Wechselkursen Wechselkursschwankungen sind das Ergebnis eines Anfang der siebziger Jahre postulierten Währungssystems rein marktbestimmter (flexibler) —> Wechselkurse. In diesem System, welches gegenwärtig in verschiedenen mehr oder weniger fixen oder flexiblen Varianten, welche wiederum abhängig sind von der Interventionspflicht (—» Devisenmarktintervention) der Notenbanken (—» Zentralbank), existiert, werden die Wechselkurse allein durch die Kräfte des Marktes Angebot und Nachfrage der privaten Marktteilnehmer - bestimmt. Erhöht sich das Angebot in einer ausländischen Währung am Devisenmarkt (—> Finanzmärkte, internationale), so führt das ceteris paribus zu einem marktmäßigen —) Abwerten (Kursverfall) der entsprechenden Währung zu anderen, inländischen Währungen, bzw. zu einem —> Aufwerten (Kursanstieg) derselben am Markt. Erhöht sich dagegen die Nachfrage nach einer ausländischen Währung, bewirkt dies für diese ceteris paribus eine marktmäßige

flexible Wechselkurse —> Wechselkurse, feste, flexible Floating Mit Floating wird ein Wechselkurssystem bezeichnet, in dem der —» Wechselkurs zwischen zwei Währungen völlig frei beweglich ist und jegliche —» Devisenmarktinterventionen seitens der Länder unterlassen werden. Im Unterschied zu diesem sauberen, reinen Floating liegt kontrolliertes oder schmutziges Floating (managed floating) vor, wenn die Wechselkursentwicklung zwar grundsätzlich den Devisenmärkten (—> Finanzmärkte, internationale) überlassen wird, aufgrund wirtschaftspolitischer Zielsetzungen unerwünschte Schwankungen des Wechselkurses, seien es nun kurzfristige, erratische Fluktuationen oder mittel- bis langfristige Trendentwick-

114

Freihandel

A u f w e r t u n g bzw. eine

Sektoren vor auswärtiger Konkurrenz

marktmäßige

Abwertung für die Inlandswährungen.

schützen.

Verschiedene Wechselkurstheorien erklären

das

Zustandekommen

Freihandelsdoktrin

von

Wechselkursen und ihre Veränderun-

Die Freihandelsdoktrin ist ein wichti-

gen aus den zugrundeliegenden unter-

ges Prinzip einer liberalen —> Welt-

schiedlichen

ökonomischen

Bedin-

wirtschaftsordnung. Im —> Merkanti-

gungen. Aber unter den gegenwärtigen

lismus stand das Interesse der Bin-

informationstechnologischen, den K a -

nenwirtschaft im Vordergrund,

pitaltransfer vereinfachenden und ihn

nach herrschender Meinung am besten

sichernden

gedient war, wenn Nachfrage aus dem

derivativen

Konditionen

dem

sind Wechselkursschwankungen nicht

Ausland ins Inland gezogen

mehr nur an Hand von

woraus sich die Forderung nach einem

taldaten erklärbar.

Fundamenspielen

positiven Handelsbilanzsaldo (—> Zah-

eklatanten

lungsbilanz) entwickelt (was natürlich

Kursauf- bzw. abwertungen von Wäh-

zu einem Widerspruch führen mußte,

subjektive rungen

Vielmehr

wurde,

Kriterien

eine

immer

bei

entscheidendere

wenn

Rolle.

alle wichtigen

Länder

dieses

Ziel verfolgten). Ahnliche Gedanken finden sich im —> Neomerkantilismus,

Freihandel

der sich im Zuge der Theorie

von

vollständigen

Keynes Ende der 20er Jahre heraus-

Verzicht auf —» Zölle und —> nicht-

zubilden begann. Wegen fehlender ef-

tarifäre Handelshemmnisse

fektiver Nachfrage im Inland soll über

Bezeichnung

mindestens

für

zwei

den

zwischen

Exportüberschüsse

Volkswirtschaften

oder Wirtschaftsräumen. Freihandel ist

zu einer —> beggar my

ein Leitmotiv der internationalen Wirt-

wickelte sich im Gegensatz dazu die

chen Theoriebildung (—> Freihandels-

Forderung nach freizügigen internat-

doktrin). wirtschaftspolitischen

ionalen Wirtschaftsbeziehungen. Maß-

Praxis

geblich war die liberale Wirtschafts-

wird Freihandel zumeist sektoral oder regional

begrenzt

verwirklicht.

auffassung von Adam Smith und insbe-

Ur-

sondere das von David

sächlich dafür sind die Schwierigkeiten, multilaterale

neighbour-

tie und vor allem in der Klassik ent-

tik) und der wirtschaftswissenschaftli-

der

die

Politik führen kann. In der Physiokra-

schaftspolitik (—> Weltwirtschaftspoli-

In

(—> Exporte)

Nachfrage verstärkt werden, was leicht

Ricardo

ent-

wickelte —> Theorem der komparativen

Freihandelsabkom-

Kosten. Ricardo argumentiert mit der

men zu stabilisieren, da viele Staaten

Freihandelstheorie gegen die in Eng-

ihre —> Handelspolitik am —> Schutz-

land geltenden Corn Laws. Bis heute

zollargument orientieren und einzelne

ist der Freihandelsgedanke zumindest

115

Freihandelsdoktrin

in M a r k t w i r t s c h a f t e n ein grundsätzlich

k ö n n t e , d a ß die Bildung von —> Frei-

w i c h t i g e s Prinzip, auch wenn er o f t -

h a n d e l s z o n e n oder —» Zollunionen als

m a l s z u einem Lippenbekenntnis ver-

V o r s t u f e einer weltweiten Liberalisie-

k o m m t , wie der trotz wirtschaftlichen

r u n g angesehen w e r d e n k a n n ) oder d a s

Integrationserfolgen

neomerkantilistischen

(—>

Integration)

a n h a l t e n d e —> Protektionismus belegt. Das

Freihandelsprinzip

Schaffung

verlangt

binnenmarktmäßiger

Geist

atmende

—> Reziprozitätsprinzip (das der Vor-

die

stellung zu huldigen scheint, interna-

Be-

tionale W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n

seien

d i n g u n g e n auch in den internationalen

Null- oder z u m i n d e s t

W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n . D a s erfordert

menspiele). A u c h das v o m G A T T zu-

die

gelassene

Befreiung

aller

Güter-

und

Konstantsum-

Welttextilabkommen

(—>

D i e n s t l e i s t u n g e n von —> Zöllen, K o n -

M u l t i f a s e r a b k o m m e n ) z e u g t von w e -

tingenten (—» Kontingentierung)

und

nig f r e i h ä n d l e r i s c h e m Geist. A u f der

Handels-

anderen Seite aber sind der Z o l l a b b a u ,

h e m m n i s s e n . D a m i t dies gelingt, sind

die freizügigen Arbeits- und —» Kapi-

a u c h d i e zwischenstaatlichen

talbewegungen

anderen

—> nicht-tarifären

bewegungen

und

Faktor-

insbesondere

der

und

die

Niederlas-

sungsfreiheit innerhalb des

Europäi-

Z a h l u n g s v e r k e h r zu liberalisieren. Zu

schen B i n n e n m a r k t e s positive Beispie-

b e a c h t e n ist, d a ß auch bei Beseitigung

le f ü r die Freihandelsdoktrin,

aller a u ß e n w i r t s c h a f t s s p e z i f i s c h e n A b -

w e n n es auch hier noch protektionisti-

selbst

g a b e n noch nicht von völligem Frei-

sche B e s t r e b u n g e n gibt (man d e n k e an

h a n d e l gesprochen werden kann, so-

die allerdings v o m Europäischen G e -

lange

richtshof z u r ü c k g e w i e s e n e

Forderung

nach

Reinheits-

an

sich

Maßnahmen

binnenwirtschaftliche

vor allem auch die au-

ß e n w i r t s c h a f t l i c h e n Beziehungen t r e f f e n , man d e n k e an

be-

der Einhaltung

des

g e b o t s auch f ü r importiertes Bier).

Subventionen

D e r F r e i h a n d e l s g e d a n k e k o m m t auch

z u g u n s t e n von Industrien, die im star-

d e s h a l b nicht i m m e r g e n ü g e n d

zum

k e m M a ß e exportieren (—> Exportsub-

Z u g e , weil

eine

v e n t i o n e n ) oder importkonkurrierende

größere A b h ä n g i g k e i t

Wirtschaftssubjekte ihrer

Disposi-

P r o d u k t e erzeugen b z w . an den ganzen

tionen von a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e n Be-

B e r e i c h der Industriepolitik.

z i e h u n g e n f ü r c h t e n ; dabei wird aller-

D i e wichtigen Wirtschaftsorganisatio-

d i n g s ü b e r s e h e n , d a ß der —> A u ß e n -

nen w i e —> G A T T oder —> O E C D

handel

f ü h l e n sich der Freihandelsdoktrin (im

d e n n durch die größeren Märkte kön-

gewissen

n e n binnenwirtschaftlich bedingte Stö-

Maße!)

verpflichtet.

d i e s nicht g a n z zutrifft, zeigen

Daß die

einen

Risikopool

r u n g e n leichter k o m p e n s i e r t

darstellt,

werden.

zahlreichen A u s n a h m e n z.B. von d e r

V o r allem aber sind k n a p p e Produkti-

—> M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l

onsfaktoren

man

immerhin

positiv

(wobei

vermerken

Theorem)

116

(—»

Stolper-Samuelson-

und unter Importdruck ste-

Freihandelszone

Freihandelszone

hende Sektoren skeptisch gegenüber der Öffnung der Handelsgrenzen, wobei bisweilen übersehen wird, daß vor allem dynamische Handelsgewinne (aufgrund verstärkten —» Technologietransfers und verstärkter Kapitalakkumulation als Folge des Einkommenswachstums) anfängliche Verteilungsnachteile ausgleichen können. Gleichwohl hat sich die Überzeugung von möglichst freizügigen zwischenstaatlichen Wirtschaftsbeziehungen weitgehend durchgesetzt, wie nicht nur die Zunahme der Außenhandelsquoten, sondern auch das Wachstum der Arbeits- und Kapitalmobilität und der internationalen Produktion zeigen (man spricht in diesem Zusammenhang auch von der zunehmenden —> Globalisierung der Wirtschaft). Man muß hoffen, daß dieser Geist nicht geschädigt wird von der an Bedeutung gewinnenden —> strategischen Handelspolitik.

Gruppe von Staaten, zwischen denen —> Zölle und andere Handelshemmnisse (—> Protektion) für eigene Produkte beseitigt sind. Im Unterschied zur —> Zollunion kann allerdings die nationale —> Außenhandelspolitik gegenüber Drittstaaten bestehen bleiben, insbesondere ist kein gemeinsamer Außenzolltarif erforderlich. Daher besteht für alle Mitglieder der Freihandelszone ein Anreiz zum - 4 Import über den Staat mit dem jeweils niedrigsten Importzoll. Zur Verhinderung solcher indirekten Importe werden —> Ursprungslandregeln vereinbart. Eine Freihandelszone ist eine Maßnahme zur wirtschaftlichen —» Integration (—» Regionalismus). Die Gründung einer Freihandelszone wirkt jedoch gleichzeitig wie eine Maßnahme zur —> Liberalisierung und der —> Diskriminierung gegenüber Drittstaaten (—» Handelsumlenkung). Gemäß Art. XXIV des GATT ist die Gründung von Freihandelszonen dennoch zulässig, falls dabei keine Zollerhöhungen oder neuen Handelsbeschränkungen gegenüber Drittstaaten vereinbart werden. Beispiele für Freihandelszonen sind die —> EFTA, die —> NAFTA und zahlreiche Freihandelszonen zwischen —» Entwicklungsländern, die jedoch häufig nur auf dem Papier existieren.

Literatur: Glismann, H.H./ Horn, E.JJ Nehring, SJ Vaubel, R. (1992) Weltwirtschaftslehre I, 3. Aufl., Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Greenaway, D7 Winters, L.A., Hrsg. (1994), Surveys in International Trade, Blackwell (Oxford, Cambridge/US). Niehans, S. (1995), Geschichte der Außenwirtschaftstheorie im Uberblick, Mohr (Siebeck)(Tübingen). Hans-Joachim

Literatur: Langhammer, Rolf J J Hiemenz, Ulrich (1990): Regional Integration among

Heinemann

117

Freiwillige Exportbeschränkung Freizügigkeit

Developing Countries. Opportunities, Obstacles, Options. Mohr Tübingen.

Als Freizügigkeit wird das Recht bezeichnet, Wohnsitz und Aufenthaltsort innerhalb verschiedener Staaten frei zu wählen. Das Prinzip der Freizügigkeit gilt beispielsweise innerhalb der —» Europäischen Gemeinschaft.

Freiwillige Exportbeschränkung —> Selbstbeschränkungsabkommen

118

G Überwachung der Wirtschaftsentwick-

G-5

lung mit dem Ziel, die einzelnen Län-

Im Jahre 1973 erstmals erfolgtes Zu-

der

sammentreffen der Finanzminister und

setzen (peer pressure) änderte daran

unter

Rechtfertigungszwang

zu

Notenbankpräsidenten der USA, Frank-

nichts. Statt dessen hat sich eine Zu-

reichs, Deutschlands, Großbritanniens

sammenarbeit

der

und Japans mit dem Ziel, eine engere

Minister

Notenbankpräsidenten

—> Kooperation

auf Basis gemeinsamer

der

Hauptindustrie-

und

verantwortlichen Konsultatio-

länder (—> Industriestaaten) auf dem

nen herausgebildet, welche sich in der

Gebiet der Währungspolitik zu ver-

Regel dreimal jährlich treffen.

wirklichen (—> Weltwirtschaftsgipfel).

G-10

In späteren Jahren wurde die Fünfergruppe u m K a n a d a und Italien zur —»

Die 'Zehnergruppe' umfaßt die Auf-

G - 7 erweitert.

sichtsbehörden

und

Regulationsin-

stanzen, die für die Finanzmärkte der

G-7

zehn

wichtigsten

Staaten

der

—>

O E C D verantwortlich sind. Dies sind

Die Siebenergruppe umfaßt die USA, Japan, Deutschland, Frankreich Itali-

Belgien,

en, Großbritannien und Kanada. Die

Großbritannien, Italien, Japan, Kana-

sieben größten —> Industrieländer der

da, die Niederlande, Schweden

Welt erörtern auf den jährlichen Tref-

die USA. Seit Anfang der achtziger

fen der Staats- bzw. Regierungschefs

Jahre ist auch die Schweiz Mitglied.

(—>

Die G - 1 0 spielt für die Funktion des

Weltwirtschaftsgipfel)

globale

Deutschland,

Währungs-

Frankreich,

und

und

Wirtschafts- und Währungsfragen und

internationalen

wirtschaftlich relevante Sonderproble-

nanzsystems eine große Rolle. In die-

Fi-

me. Erfolgreich war die G-7 vor allem

sem Gremium wurden das —> Baseler

in Fragen der informellen Währungs-

Konkordat und der

kooperation, während die angestrebte

beschlossen.

Baseler Akkord

dauerhafte —> Koordinierung der ma-

Gaidar-Programm

kroökonomischen Politiken im wesentlichen nicht gelang. Auch das 1986

Nach

eingeführte Konzept der multilateralen

Premierminister Y. Gaidar benanntes

119

dem

ehemaligen

russischen

Gains from Trade

umfangreiches Programm zur —> Stabilisierung der russischen Wirtschaft. Maßnahmen des Gaidar-Programms waren eine weitestgehende Freigabe der Preise, umfangreiche Privatisierungsbestrebungen, eine an entwickelten —» Industriestaaten orientierte Wettbewerbspolitik, eine Reform des Bankensystems und eine teilweise —» Liberalisierung des —> Außenhandels z.B. durch Währungsauktionen. Zusätzlich verfolgte die Regierung Gaidar mit Ausgabenkürzungen und Steuerreformen eine restriktive Fiskalpolitik und leitete monetäre Reformen ein.

le einer größeren Produktvielfalt (qualitative Erhöhung des Konsumpotentials) und die mögliche Ausnutzung von Skalenerträgen (Kostendegression durch Massenherstellung) betont.

GATS Das Allgemeine Abkommen für den Dienstleistungshandel (General Agreement on Trade in Services, GATS) kann als jüngere Schwester des —» GATT bezeichnet werden. Das Abkommen reguliert den internationalen Handel mit Dienstleistungen (-4 Dienstleistungstransfer). Diese internationalen Transaktionen sollten bereits im Rahmen der —> Internationalen Handelsorganisation (ΓΤΟ) liberalisiert werden. Nach dem Scheitern der ΓΓΟ wurden der internationale Handel mit Dienstleistungen zumindest multilateral (—> Multilateralismus) bis zur Einigung auf das GATS nicht verregelt.

Gains from Trade Gains from Trade bezeichnen die Vorteile, die Staaten aus dem —> Freihandel ziehen. Sie werden in der quantitativen Erhöhung des Konsumpotentials gemessen. In strenger Form wurden die Gains from Trade erstmals von Ricardo formuliert: Gegeben, daß zwei Länder (Portugal und England) unterschiedliche Produktivitäten in der Herstellung zweier Güter (Weizen und Wein) aufweisen, kann jedes Land potentiell von beiden Gütern mehr konsumieren, wenn sie miteinander Handel treiben. Dazu muß sich jedes Land auf die Herstellung desjenigen Gutes spezialisieren, in dem es die komparativ höchste Produktivität aufweist (—> Theorem der komparativen Kosten). In der neueren Handelstheorie (—» Theorie des internationalen Handels) werden außerdem die Vortei-

Ursprünglich war in der —> UruguayRunde geplant, die Dienstleistungen ins GATT zu integrieren. Der Vorschlag der USA sah vor, den Text des GATT, in denen 'Güter' steht, um 'und Dienstleistungen' zu ergänzen. Dies erwies sich jedoch wegen der spezifischen Unterschiede des Güterhandels und des Dienstleistungshandels und wegen des Widerstandes verschiedener Entwicklungsländer gegen eine einfache Integration der Dienstleistungen ins GATT als nicht sinnvoll.

120

GATS

A u f D r ä n g e n d e r U S A b e k a m e n die

werden m ü s s e n , sondern d a ß aus-

D i e n s t l e i s t u n g e n in der U r u g u a y - R u n -

ländische Dienstleister nicht g e g e n -

de

über

einen

Sonderstatus

zugewiesen.

Das Dienstleistungsabkommen zwar v o n

den

wurde

Vertragsparteien

einheimischen

Dienstleistern

benachteiligt w e r d e n . Für alle soll

des

die gleiche Regulation gelten. D a s

G A T T v e r h a n d e l t , doch dies g e s c h a h

Prinzip der T r a n s p a r e n z

völkerrechtlich

den

darauf a u f b a u e n d darauf, d a ß diese

G ATT-Verhandlungen.

Regulation b e k a n n t g e m a c h t wird.

unabhängig

eigentlichen

Diese B e h e l f s k o n s t r u k t i o n

von

er-

Einheimische A n b i e t e r sollen nicht

m ö g l i c h e n , d a ß ein D i e n s t l e i s t u n g s a b -

deshalb b e v o r z u g t w e r d e n , weil sie

kommen

die Regulation b e s s e r als ihre aus-

mit e i n e m

sollte

verweist

Beteiligtenkreis

a b g e s c h l o s s e n w e r d e n konnte, w e l c h e r

ländischen K o n k u r r e n t e n .

unterschiedlich war von d e n Vertrags-

In d e n A n h ä n g e n w e r d e n verschie-

parteien d e s G A T T .

dene Dienstleistungssektoren unter-

Das G A T S

besteht

aus

drei

unter-

schieden, die j e w e i l s

unterschied-

schiedlichen Vertragsteilen: D e m Rah-

lich liberalisiert w e r d e n sollen. E s

menabkommen,

verschiedenen

gibt vier A n h ä n g e : D e r A n h a n g f ü r

A n h ä n g e n und den national voneinan-

die B e w e g u n g natürlicher P e r s o n e n

den

der a b w e i c h e n d e n Z u g e s t ä n d n i s s e n :

sieht vor, d a ß Individuen d e r Zutritt

- D a s R a h m e n a b k o m m e n b e n e n n t die

zu

einem

Wirtschaftsgebiet

zum

Prinzipien, auf deren G r u n d l a g e der

Z w e c k eines zeitlich v o r ü b e r g e h e n -

internationale Dienstleistungshandel

den D i e n s t l e i s t u n g s t r a n s f e r s gestat-

gestaltet w e r d e n soll. Explizit ge-

tet w e r d e n soll. Der A n h a n g regelt

nannt w e r d e n vor allem Inländerbe-

den

h a n d l u n g , —* M e i s t b e g ü n s t i g u n g s -

Arbeitskräften

klausel, T r a n s p a r e n z ,

Der A n h a n g f ü r die

Marktzugang

und p r o g r e s s i v e —> Liberalisierung.

permanenten

Aufenthalt

ausdrücklich

von nicht.

Finanzdienst-

leistungen sieht vor, d a ß die natio-

Die M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l und

nalen A u f s i c h t s b e h ö r d e n d a s R e c h t

d a s Prinzip der progressiven Libe-

haben,

ralisierung sind aus d e m G A T T be-

der Investoren

kannt. Die anderen Prinzipien un-

sitzer und zur —> Stabilisierung der

terscheiden

sich j e d o c h

Regulationen und

zum

Schutz

Vermögensbe-

von

den

—> F i n a n z m ä r k t e zu erlassen.

tragen

den

A n h a n g f ü r die T e l e k o m m u n i k a t i o n

a b w e i c h e n d e n Modalitäten d e s in-

erkennt die d u a l e Rolle des Sektors

ternationalen

GATT-Prinzipien

und

Wirtschaftsaktivitäten

Der

H a n d e l s mit

Dienst-

für die

leistungen R e c h n u n g . D a s

Prinzip

verpflichtet die Signatarstaaten j e -

der I n l ä n d e r b e h a n d l u n g verweist da-

doch,

rauf, d a ß die Dienstleistungssekto-

nicht-diskriminatorischen

ren

zu d e n nationalen Netzen zu g e w ä h -

nicht

vollständig

liberalisiert

121

ausländischen

an,

Anbietern Zugang

GATT

ren. Der Anhang für Lufttransport schließlich schließt die von

Jackson, John H. (1994): Managing the

Regelung

Luftverkehrsrechten

Trading System. The World Trade Or-

explizit

ganization

and

the

Post

Uruguay-

aus, aber sieht die Liberalisierung

Round GATT Agenda, in Kenen, Peter

von

Dienstleistungen

B.: Managing the World Economy.

wie Reparaturen und Marketing vor.

Fifty Years after Bretton Woods. Insti-

sekundären

- In den nationalen geben

die

Zugeständnisse

Vertragsparteien

tute for International Economics, Wa-

des

shington.

G A T S an, welche Sektoren sie auf

May, Bernhard (1994): Die Uruguay-

welche Weise liberalisieren und re-

Runde, Europa-Union-Verlag, Bonn.

gulieren wollen, und welche Sekto-

Schott, Jeffrey J. (1994): The Uruguay-

ren zunächst von solchen Maßnah-

Round. An Assessment. Institute for

men ausgenommen

International Economics, Washington.

werden. Dies

umschließt ebenfalls die Ausnah-

Thomas

men von der Meistbegünstigungsklausel. Dieser dritte Korb enthält also

die

spezifischen

Bedingungen

des

Plumper

GATT

nationalen

Dienstleistungs-

Das Allgemeine Zoll- und Handelsab-

handels. Die Bedingungen in den

kommen (General Agreement on Ta-

nationalen Zugeständnissen dürfen

riffs and Trade, GATT) wurde am 30.

nicht zurückgenommen oder (im Si-

Oktober 1947 von 23 Staaten in Genf

nne der Liberalisierung) verschlech-

unterzeichnet und trat a m 1. Januar

tert werden. Das GATS

1948 in Kraft. Das Ziel bestand ur-

ist gemeinsam

mit der

sprünglich darin, das Abkommen in

GATT

die geplante —> Internationale Handel-

( G A T T 94) ein zentrales Element der

sorganisation ΓΓΟ einzufügen. Die —>

überarbeiteten

Version

des

—> Welthandelsorganisation

(WTO).

Havanna-Charter for an International

Derzeit werden in verschiedenen Ver-

Trade

handlungsgruppen die nationalen Re-

März 1948 von 54 Staaten unterzeich-

gime für das staatliche Beschaffungs-

net, die Gründung der Organisation

Organization

wurde

am

24.

wesen, Qualifikationen und —> Stan-

scheiterte aber am

dards diskutiert. Ein wichtiges Thema

amerikanischen Kongresses. So kon-

Widerstand

des

bildet die Gruppe für Dienstleistungs-

stituierte der GATT-Vertrag die Welt-

handel und Umwelt (—> Umweltaspek-

handelsordnung bis zur Gründung der

te des Handels).

—> Welthandelsorganisation

(WTO)

nach dem Abschluß der —> UruguayLiteratur:

Runde

1994.

Zu diesem

Zeitpunkt

GATT (1994): Focus - Newsletter Nr.

nahmen 123 Staaten am Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen teil: 34

107, Genf.

122

GATT

—»

Industriestaaten

und

89

wirt-

Liberalisierungszugeständnisse

zu

schaftlich schwache Staaten (—» Ent-

machen, die denen, die ihnen von

wicklungsländer).

anderen Signatarstaaten eingeräumt

Ziel des Allgemeinen Zoll- und Han-

werden, gleichwertig sind (Art. XIX

delsabkommens ist der Abbau von —»

und Art. XXVIII). Seit 1965 wird

Zöllen und —> nicht-tarifaren Handels-

von den Entwicklungsländern

hemmnissen, um damit zur Erhöhung

eine ihren Verhältnissen

des Lebensstandards, zur Verwirkli-

chende und damit

chung der Vollbeschäftigung, zum A n -

Reziprozität gefordert (An. XXXVI).

stieg des Realeinkommens,

—>Meistbegünstigung

zur Er-

nur

entspre-

eingeschränkte (Most Favored

schließung der Ressourcen und zur

Nations Clause, MFN): die

Steigerung der Produktion beizutragen

tragsparteien sind verpflichtet, bila-

(Präambel).

terale Zugeständnisse, die zwischen

Zur

Umsetzung

seiner

Zielsetzung proklamiert der

zwei oder mehr Staaten ausgehan-

GATT-

delt werden, allen weiteren

Vertrag die Ordnungsprinzipien: - Liberalisierung:

bestehende

Ver-

Ver-

tragsparteien unverzüglich und be-

Zölle

dürfen nicht heraufgesetzt und neue

dingungslos

Zölle nicht eingeführt werden. Men-

und Art. III). Die Ländergrenzen als

genmäßige

Anlaß

Beschränkungen

nicht-tarifare

und

einzuräumen

unterschiedlicher

I

Behand-

lung gleichartiger oder unmittelbar

Handelsschranken

sind nicht erlaubt (Art. III, Art. VIII

konkurrierender

und Art. XI). Um zu verhindern,

entfallen.

daß Zollsenkungen

können die

durch

(Art.

andere

Produkte

Gegenüber

sollen

Drittstaaten

GATT-Signatarstaaten

werden,

nach eigenem Ermessen über die

werden einheitliche Zollwertbestim-

Weitergabe von Handelszugeständ-

Maßnahmen

unterlaufen

nissen entscheiden.

mungen formuliert (Art. II, Art. VII und Art. X). Gegenseitige Zollzuge-

Abweichungen vom Prinzip der Meist-

ständnisse werden in Listen festge-

begünstigung sind erlaubt, wenn Prä-

halten, die einen Bestandteil

des

ferenzabkommen tangiert werden, die

Abkommens bilden (Art. II). Listen-

bei der Schaffung des G A T T schon

änderungen sind nur unter bestimm-

bestanden (Commonwealth, französi-

ten, im GATT festgelegten Voraus-

sche Union etc.), oder wenn es sich

setzungen möglich (Art. XXVIII).

um Präferenzen zugunsten von Ent-

In seiner ursprünglichen Form be-

wicklungsländern oder zwischen Ent-

inhaltet das GATT-Dokument die

wicklungsländern

Ergebnisse der

Zollverhandlungen

Clause,

von 1947.

stem). Auch die Erlaubnis zur Schaf-

- Gegenseitigkeit

(—> Reziprozität):

fung von —> Zollunionen und Zoll-

Forderung an die Vertragspartner,

gemeinschaften zur Förderung regio-

123

handelt

Allgemeines

(Enabling

Präferenzsy-

GATT

naler wirtschaftlicher Integration (Art. XXIV) konstituiert eine Ausnahme von der MFN-Klausel. Eine Voraussetzung dafür ist, daß der gemeinsame Außenzoll der Freihandelszone in den teilnehmenden Gebieten nicht höher oder einschränkender ist als vor der Bildung der Union. Weitere Ausnahmen vom Prinzip der Meistbegünstigung werden in den Schutzklauseln (Art. XIX), den Allgemeinen Ausnahmen (Art. XX), den Ausnahmen zur Wahrung der Sicherheit (Art. XXI) sowie bei den Vorschriften über den Schutz der Zugeständnisse und sonstiger Vorteile (Art. ΧΧΠΙ) und den Bestimmungen über die Nichtanwendung dieses Abkommens zwischen bestimmten Vertragsparteien (Art. XXXV) formuliert. Das System der Schutzmaßnahmen des GATT enthält Bestimmungen, die es den Signatarstaaten erlauben, sich den globalen Regeln zu verweigern, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Erlaubt sind beispielsweise Maßnahmen gegen Subventionen, gegen Dumping oder bei Listenänderungen. Ebenfalls statthaft sind Maßnahmen zum Schutz der Landesversorgung und Landwirtschaft, zum Schutz der finanziellen Lage und der Zahlungsbilanz sowie zum Schutze des Lebens und der Gesundheit. Dieses Schutzmaßnahmen-System ist als Zugeständnis an die Vertragsparteien zu werten, Liberalisierungsfortschritte einzuschränken oder in Notzeiten zu-

rückzunehmen, und damit für die politische Durchsetzbarkeit unabdingbar. De jure ist das GATT keine Organisation, sondern ein Vertrag ohne abschließende Regelung der Administration. De facto entwickelte sich das GATT zu einer Institution mit Verwaltungsapparat, ständigen Organen und spezifischen Verhandlungsmodalitäten. Die Organe sind: die Vertragsparteien, der GATT-Rat (seit 1960), der Generaldirektor, das Sekretariat sowie Ausschüsse, Arbeitsgruppen und Sondergruppen (Panels). 1949 wurde ein Ausschuß für Fragen der —> Zahlungsbilanz und Importrestriktionen gebildet, 1958 ein Ausschuß zur Förderung des —> Welthandels unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen der Exporterlöse auf die Wirtschaft der Entwicklungsländer. Dessen Aufgaben wurden 1964 dem neuen Ausschuß für Handel und Entwicklung übertragen. 1975 rief der GATT-Rat eine Konsultativgruppe der 18 ins Leben, die die Entwicklung des Welthandels zu überwachen hatte. Zu Beginn der achtziger Jahre entstanden Ausschüsse für Subventionen und Ausgleichsmaßnahmen, für Antidumpingpraktiken, für technische Handelshemmnisse, für den Zollwert und für Einfuhrlizenzverfahren. Weitere Ausschüsse befaßten sich mit Fragen aus den Bereichen Textil, Milchpulver, Milchfett und Käsearten sowie Zucker und (Rind-)Fleisch.

124

Gefangenendilemma

Die Aufgaben der Organe waren allgemein die Umsetzung der Vertragsziele, die Organisation der —> Welthandelsrunden, die Konfliktschlichtung und die Überwachung und Analyse des Welthandels. Dem Generaldirektor standen zur Durchsetzung der GATT-Vorschriften keine Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Jede Vertragspartei hatte bei anstehenden Entscheidungen eine Stimme. Vertraglich waren für Entschlüsse der Vertragsparteien je nach Bedeutung einfache Mehrheiten, Zweidrittelmehrheiten oder Einstimmigkeit gefordert. Aufgrund der unterschiedlichen Interessenlage verschiedener Mitgliederblöcke wurde de facto Einstimmigkeit praktiziert (KonsensPrinzip).

Uruguay-Runde endete am 15. April 1994 mit dem Unterzeichnen der Schlußakte zur Gründung einer neuen Welthandelsorganisation in Marrakesch. Literatur: Berg, Hartmut (1994): Außenwirtschaftspolitik, in: Bender D. u.a.: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Band 2, 5. Auflage, München. S. 458-503. Dam, Kenneth W. (1970): The GATT, Law and International Organization, Chicago, London. Hauser, Heinz/ Schanz, Kai-Uwe (1995): Das neue GATT. Die Welthandelsordnung nach dem Abschluß der UruguayRunde. Oldenbourg: München. Senti, Richard (1986): GATT. Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen als System der Welthandelsordnung. Schulthess Polygraphischer Verlag: Zürich.

Die Weiterentwicklung und Umsetzung der Ziele des GATT erfolgt in Welthandelsrunden. Bisher fanden folgende Verhandlungsrunden statt: Genf 1947, Annecy 1949, Torquay 1950/51, Genf 1955/56, Genf 1961/62 (DillonRunde), Genf 1964-67 (KennedyRunde), Genf 1973-79 (Tokio-Runde) und Genf 1986-93 (Uruguay-Runde). Die höchsten Zollsenkungen wurden 1947 in Genf (20 Prozent), bei der Kennedy-Runde (30 bis 40 Prozent) und bei der Tokio-Runde (35 Prozent) erreicht. Mit dem Abbau der Zölle geht in Krisenzeiten häufig eine verstärkte Anwendung nicht-tarifärer Handelshemmnisse einher, so daß diese in jüngster Zeit mehr in den Mittelpunkt der Verhandlungen rückten. Die

Senti, Richard (1994): GATT - WTO. Die neue Welthandelsordnung nach der Uruguay-Runde. Institut für Wirtschaftsforschung der ΕΤΗ: Zürich. Eva-Maria Peters Gefangenendilemma —> Kooperation, internationale Gegenseitigkeit —» Reziprozität Geld —» Liquidität, internationale

125

Gemeinsamer Markt

Gemeinsamer Markt

ner —> Wirtschaftsunion, wenngleich sie diesem Anspruch nur unbefriedigend genügt. Die zentralen wirtschaftsrelevanten Dokumente sind der Vertrag über die Gründung einer Wirtschaftsunion (24. September 1993), das Abkommen über die Gründung eines zwischenstaatlichen Wirtschaftskomitees der Wirtschaftsunion (21. Oktober 1994) und das Abkommen zur Errichtung einer Zahlungsunion (21. Oktober 1994). Die Ukraine hat diese ökonomisch relevanten Abkommen nicht ratifiziert und betrachtet sich lediglich als assoziiertes Mitglied.

Begriff aus der Integrationstheorie. Staaten, die sich zu einem gemeinsamem Markt zusammengeschlossen haben, verpflichten sich zu einem vollständigen Abbau der Handelsschranken untereinander und zu einer gemeinsamen Handelsstrategie gegenüber Drittstaaten. Die untereinander bestehenden politischen Grenzen verlieren ihre ökonomische Funktion, dadurch entsteht ein offener —» Binnenmarkt. Das bedeutet, daß neben dem nicht mehr kontrollierbaren Grenzübertritt der handelbaren Güter auch die internationale Faktorwanderung möglich wird, daß also Arbeit und Kapital vollständige Freiheit genießen und daß zugleich Wettbewerbsverzerrungen durch Arbeits-, Gesellschafts-, Steuer-, Subventions- oder Umweltrecht im gesamten Binnenmarkt durchwirken und deshalb über Angleichung dieser Vorgaben (—> Koordination) vermieden werden müssen. Nur die autonome Gestaltung der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik bleibt noch gewahrt.

Literatur: WeltTrends (1995): Rußland und die GUS, GSFP, Berlin. Gemeinschaftsunternehmen —» Joint Ventures Generalhandel Gesamtheit aller Exporte und Importe incl. der Durchfuhren. Gleichgewichtskurs

Gemeinschaft unabhängiger Staaten

Gleichgewichtskurs bezeichnet denjenigen —» Wechselkurs zwischen zwei Währungen, der zu einem Ausgleich der —» Zahlungsbilanz zwischen den jeweiligen, die Währung emittierenden Staaten führt.

Die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) wurde nach dem Auseinanderbruch der Sowjetunion von den 12 Staaten Aserbaidshan, Armenien, Belorußland, Georgien, Kasachstan, Kyrgystan, Moldova, Rußland, Tadshikistan, Turkmenistan, Usbekistan und der Ukraine gegründet. Ihr wirtschaftspolitischer Status entspricht de iure ei-

Globalisierung Globalisierung ist auf dem besten Wege eines der zentralen politik-ökono-

126

Globalisierung

mischen Analysekonzepte in den Internationalen Beziehungen zu werden. Gleichzeitig ist es ein Konzept, das noch weit davon entfernt ist, eine einheitliche Verwendungsweise zu erfahren. Im Sinne einer ersten Annäherung kann Globalisierung als die Zunahme der Intensität und der Reichweite grenzüberschreitender Interaktionsprozesse definiert werden. Interaktionsprozesse konstituieren sich durch den Austausch oder die gemeinsame Produktion von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften (Wohlfahrt), Bedrohungen und Kriegsrisiken (Sicherheit), Umweltschadstoffen und -risiken (Umwelt) sowie Zeichen (Kultur und Kommunikation). Im Sachbereich 'Sicherheit' ergibt sich Globalisierung sowohl durch die Ausweitung der Wirkungsreichweite moderner Waffen als auch durch die Verbreitung solcher Waffen (bzw. ihrer Technologie). Die Globalisierung von Bedrohungen erfuhr in den letzten drei bis vier Jahrzehnten durch die Entwicklung von Trägersystemen mit interkontinentaler Reichweite und von zerstörungsmächtigen Massenvemichtungswaffen einerseits sowie durch die Verbreitung dieser Trägersysteme und Waffen andererseits eine schubartige Entwicklung. Im 'Umweltbereich' ist das Bekanntwerden von global verursachten Risiken mit potentiell globalen Auswirkungen Ausdruck des Globalisierungsprozesses, der insbesondere durch das Ozonloch und den Klimawandel beschleunigt wurde. Im Sach-

bereich 'Kultur und Kommunikation' setzte in den 70er Jahren durch die Entwicklung und Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ein Globalisierungsschub ein. Von besonderer Bedeutung sind dabei neue Telephon- und Telefaxverbindungen, elektronische Datennetze - insbesondere das Internet - und Kommunikationssatelliten, die die weitere Ausbreitung von Massenmedien beschleunigten. Besonders offensichtlich ist die Globalisierung im wirtschaftlichen Bereich. Dabei werden je nach Sichtweise die folgenden Entwicklungen betont: - der Anstieg der Außenhandelsquoten (—» Außenhandel) bei Waren in allen führenden —> Industriestaaten (zwischen 8% in den USA und 25% in der Bundesrepublik), der in den 50er Jahren einsetzte und allerdings von Mitte der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre stagnierte; - der in den letzten fünf Jahren deutlich anwachsende internationale Dienstleistungshandel (—» Dienstleistungstransfer); - die seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre rasant wachsenden —> Direktinvestitionen (fast eine Verdreifachung der Bestandswerte zwischen 1985 und 1990); - die Zunahme von transnationalen Kooperationen (—> Unternehmenskooperationen, internationale) insbesondere mit Blick auf die Technologieund Produktentwicklung ('strategische Allianzen');

127

Globalisierung

- der explosionsartige Anstieg der internationalen Bankgeschäfte, sowohl von produktionsbezogenen als auch von rein spekulativen Transaktionen (eine Verzehnfachung in den OECD-Ländern zwischen 1976 und 1990) (—> Finanzmärkte, internationale). Neben diesen Sachbereichen lassen sich auch mit Blick auf den Grad der Vergesellschaftung unterschiedliche Verwendungsweisen des Begriffs 'Globalisierung' unterscheiden. - Globalisierung kann als das bloße Anwachsen der Reichweite und der grenzüberschreitenIntensität von den Aktivitäten in den obengenannten Sachbereichen aufgefaßt werden. In der Folge solcher Verflechtungsprozesse erwächst eine Interdependenz bezüglich der Auswirkungen von sozialen Entscheidungen. Die Auswirkungs-Interdependenz bezeichnet die 'Verflechtungskomponente' der Globalisierung, welche unabhängig von der Wahrnehmung der sozialen und politischen Akteure besteht. Beispielsweise wissen wir heute, daß die gemeinsame Produktion des Ozonlochs bereits in den 60er Jahren stattfand, auch wenn niemand davon wußte. - Die Verflechtungskomponente der Globalisierung bezieht sich auf grenzüberschreitende Interaktionen, die potentiell regelungsbedürftig sind. Die politische Regelung von Interaktionen setzt allerdings vor-

aus, daß vorhandene Verflechtungen auch erkannt werden. Eine anspruchsvollere Definition von Globalisierung zielt mithin auf die Ausweitung des strategischen Planungshorizonts sozialer Akteure. Voraussetzung dafür ist, daß die objektiven Auswirkungs-Interdependenzen wahrgenommen werden und in das subjektive Entscheidungskalkül sozialer Akteure eingehen. Große Konzerne treffen ihre Investitions-, Werbe- und Strukturentscheidungen heute mit Blick auf den —> Weltmarkt und auf ihre weltweite Reputation, ebenso wie nationale Umweltpolitik heute mit Blick auf die Politik anderer Länder formuliert wird. Aufgrund der Entscheidungs-Interdependenz kann es zur internationalen und/oder transnationalen Verregelung der Handlungszusammenhänge kommen, die als 'politische Globalisierung', —> Ί η ternationalisierung der Staatlichkeit' oder 'politische Integration' bezeichnet wird. - Globalisierung kann noch weitergehender daran bemessen werden, ob sich soziale Interessen und Identitäten ausbilden, die sich auf die Menschheit als Ganzes beziehen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Ausbildung des Bewußtseins, auf einem zerbrechlichen Planeten zu leben. Das häufig verwendete Symbol des aus dem Weltraum aufgenommenen Planeten Erde illustriert diese Perspektive genauso

128

Globalisierung

wie die Metapher von dem 'einen Boot', in dem die Menschheit sitzt. Es kann in diesem Zusammenhang davon ausgegangen werden, daß sog. transnationale Organisationen, (—» Nicht-Regierungs Organisationen) wie Greenpeace oder Amnesty International, Ausdruck der Organisation weltgemeinschaftlicher Interessen sind. Diese Interessen-Interdependenz bezeichnet die 'Identitäts -oder die Gemeinschafts-Komponente' der Globalisierung. Nicht selten wird argumentiert, daß nur solche politischen Institutionen Stabilität vermitteln können, die neben strategischen Nutzenerwägungen auf gemeinsame Identitätsschichten zurückgeführt werden können. Als Ursachen für die Globalisierung werden genannt: - eine kapitalistische Weltwirtschaft, die Arbeitsteilung und Spezialisierung belohnt und von Beginn an aus immanenten Gründen der Globalisierung zugestrebt hat; - der wirtschaftliche Strukturwandel von der Industrie- zu einer Informationsgesellschaft, der sich spätestens mit der Einführung der neuen Informations- und Kommunikationstechnlogien vollzogen hat; - ein Set von weltwirtschaftlichen Institutionen, die unter amerikanischer Führung nach dem 2. Weltkrieg das Prinzip des abgefederten —> Liberalismus (Ruggie) etabliert haben;

- die Interessen einer transnationalen Funktionselite, die durch die Regierungen Reagan (USA) und Thatcher (Großbritannien) begünstigt, eine weltweite Deregulierung der Wirtschaft, insbesondere im Finanzsektor, durchsetzen konnte. Prinzipiell läßt sich sagen, daß sog. neo-marxistische Autoren insbesondere auf die Struktur des kapitalistischen Wirtschaftssystems und auf die Politik der USA bzw. Großbritanniens in der ersten Hälfte der 80er Jahre verweisen, während sog. liberale Autoren insbesondere die politischen Institutionen und den technologischen Wandel betonen (—> Internationale Politische Ökonomie). Ein Großteil der Forschung, die auf das Konzept der Globalisierung rekurriert, fragt jedoch nach den Folgen der Globalisierung. Neoklassische Wirtschaftswissenschaftlerinnen erwarten im wirtschaftlichen Bereich mittelfristig eine Nivellierung der weltweiten Einkommensdifferenzen und die Beseitigung ineffizienter Marktbeschränkungen, insgesamt also eine Wohlfahrtssteigerung. Andere verweisen auf die zurückgehenden Interventionsmöglichkeiten (—> Interventionen) des Staates und die Asymmetrien, die sich durch die enorm angestiegene Mobilität des Kapitals angesichts der Immobilität von Arbeit und von politischen Regelungen ergeben. Im politischen Bereich werden dementsprechend eine zunehmende —* Konvergenz unterschiedlicher nationaler Politiken, die

129

Golddevisenstandard

generelle Entdemokratisierung und Entleerung von Politik, eine sinkende soziale Integrationskapazität des Nationalstaates und letztlich politische Fragmentierungsprozesse erwartet. Liberale Autoren halten diesen primär pessimistischen Prognosen entgegen, daß Globalisierung - je nach Rahmenbedingungen - auch zu transnationaler politischer Integration, zur Unterminierung autoritärer Herrschaftsformen, zur Obsoleszenz zwischenstaatlicher Kriege und letztlich zu einer Weltgesellschaft führen kann, in der Menschen unabhängig von Nation, Rasse und Geschlecht ein Verantwortungsgefühl füreinander entwickeln.

Zürn, Michael (1992): Jenseits der Staatlichkeit Über die Folgen der ungleichzeitigen Denadonalsierung, in: Leviathan, 20:4,490-513. Michael Zürn Golddevisenstandard Anders als beim klassischen —> Goldstandard bringen die Notenbanken in einem Golddevisenstandard keine Goldmünzen in Umlauf. Sie halten darüber hinaus neben dem Gold auch Fremdwährungen (Devisen) als Reserve zur Deckung ihrer Notenemission. Der Wert der Währung bzw. einer bestimmten Menge Geldes wird in einem Verhältnis zu einer bestimmten Goldgewicht bemessen. In einem Golddevisenstandard können allerdings nur solche Währungen zur inländischen Notendeckung dienen, die ihrerseits von der ausländischen Notenbank jederzeit in Gold eingetauscht werden. Die Notenbanken versprechen sich davon eine - im Vergleich zum Goldstandard - bessere Einflußmöglichkeit auf die Veränderung der nationalen Geldmenge, da sie die aus außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten resultierenden Veränderungen der —> Liquidität durch eine Veränderung der Reserveposition zumindest mittelfristig zu sterilisieren vermögen. Der erste institutionell beschlossene Golddevisenstandard trat mit dem 'Abkommen über den —» Internationalen Währungsfond' am 27. Dezember in Kraft. In diesem als Bretton-

Literatur: Cox, Robert W. (1987): Production, Power, and World Order. Social Forces in the Making of History, New York: Columbia University Press. Holm, Hans-Henrik/ Sorensen, Georg (Hg.) (1995): Whose World Order? Uneven Globalization and the End of the Cold War, Boulder, Colo.: Westview. Lash, Scott/ Urry, John (1994): Economies of Sign and Space, London: Sage Reich, Robert ( 1991 ): The Work of Nations. Preparing Ourselves for 2 Γ Century Capitalism, New York: Random House. Scharpf, Fritz W. (1991): Die Handlungsfähigkeit des Staates am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, in: Politische Vierteljahresschrift, 32:4, 621635.

130

Goldparität

Woods-System

Bretton-Woods-

giert somit als Äquivalent für alle in

A b k o m m e n ) bekannt gewordenen A b -

G o l d einzulösenden Währungen. A u f

k o m m e n b e s c h l o s s e n die Signatarstaa-

dieser B a s i s ergeben sich für alle auf

ten, den W e r t ihrer Währungen in fe-

einem Goldstandard beruhenden W ä h -

sten —> Paritäten entweder zum Gold

rungen feste —> W e c h s e l k u r s e

oder zum Dollar festzulegen. Die ei-

ander.

gentliche

(—>

Goldparität

und

-deckung

zuein-

Goldpool

wurde von den U S A erklärt. D i e s e war damit von der Verpflichtung zu —> D e -

Anfang

visenmarktinterventionen befreit, ver-

Z w e c k der —> Stabilisierung des Gold-

der

sechziger

zum

pflichte sich aber umgekehrt zu einer

preises

Einlösung von Dollar in Gold zur fest-

Verkaufskonsortium.

gelegten

die —» Zentralbanken der G - 1 3 Staa-

Preis von 3 5 $ j e

Feinunze

EinkaufsBeteiligt

und waren

ten. M i t der 1 9 6 8 einseitig verkünde-

Gold.

ten Aufhebung

Goldparität Bezeichnung zweier

für

das

über

Währungen

in

den

einem

ermittelte

Goldstandard

Ausun-

Unter dem Goldstandard ist national

tereinander.

ein W ä h r u n g s s y s t e m zu verstehen, in

Weltwährungsordnung

Mitte der zweiten

von

Hälfte des

Jahrhunderts bis

dem das G o l d letzte

der

zum

als

'Internationaler

Recheneinheits-

und Wertaufbewahrungsfunktion,

neun-

Falle der Goldumlaufswährung

Aus-

im

über-

dies die Transaktionsfunktion, erfüllt.

bruch des 1. W e l t k r i e g e s wird allgemein

Einlöseverpflich-

ist der Goldpool gescheitert.

—>

Goldgehalt

tauschverhältnis der Währungen

zehnten

der

tung durch die Zentralbank der U S A

Goldstandard

Die

geschaffenes

Jahre

Ubertragen

Goldstan-

auf

die

internationalen

dard' bezeichnet. Grundlage war die

Wirtschaftsbeziehungen bedeutet dies

Entscheidung der einzelnen

eine

Teilneh-

Währungsordnung,

in

der

die

merländer für ihre nationalen Währun-

Staaten sich letztendlich am G o l d ori-

gen eine bestimmte Goldparität festzu-

entieren und sich damit

legen,

den

zu

der

die

nationalen

Zah-

Regeln

des

gleichzeitig

Goldautomatismus

(i.S. des G e l d m e n g e n - P r e i s - M e c h a n i s -

lungsmittel jederzeit in G o l d eingelöst werden konnten. U b e r die Goldparität

mus) unterwerfen. D i e Grundidee ist

drückt sich das Wertverhältnis zweier

nicht nur, den —> Welthandel zu finan-

Währungen zueinander in G o l d

zieren, sondern

und aufgrund des

aus

die Staaten

bei

(im

Grundsatz) freiem Welthandel zu einer

Goldautomatismus

können sich die W e c h s e l k u r s e der b e -

unabdingbaren

teiligten Währungen nur marginal von

plin (—> Zahlungsbilanz) zu veranlas-

den —» Paritäten entfernen. G o l d fun-

sen.

131

Zahlungsbilanzdiszi-

Goldstandard

(1) Die Funktionsbedingungen: Damit der Goldstandard in die internationale Praxis umgesetzt und der Goldautomatismus funktionsfähig gemacht werden kann, müssen die beteiligten Staaten drei Funktionsbedingungen erfüllen. - (a) Golddefinition: Das bedeutet, daß die Staaten sich verpflichten, ihre Währung in Gold zu definieren. Damit binden sie ihre Währung nicht nur an das Gold; überdies ist der wechselseitige Kurswert der Währungen festgelegt (z.B.: 1 Unze Feingold = 35 US-$; 1 Unze Feingold = 70 sfr; daraus folgt: 1 US-$ = 2 sfr.). - (b) Goldkonversion: Das bedeutet, daß die Staaten sich gegenüber ihren Bürgern verpflichten, zu dem festgelegten Preis ihre Währungen in Gold zu tauschen und umgekehrt, d.h. die Bürger können gegen Hingabe eigener Währung (gegen Hingabe von Gold) Gold erwerben (eigene Währung erhalten). (c) Golddeckung: Das bedeutet, daß die Staaten sich verpflichten, ihre inländische Geldmenge (gemäß der festgelegten Golddefinition) in einer bestimmten Relation zum inländischen Goldbestand zu halten, d.h. das Volumen der Geldmenge bei Erhöhung (Abnahme) des Goldbestandes in der gegebenen Relation zu diesem zu vergrößern (zu vermindern).

erwartet. - (a) Gerät z.B. ein Land in ein —> Zahlungsbilanzdefizit (aus welchen Gründen auch immer), liegt somit die Nachfrage nach ausländischen Devisen über dem gegebenen Devisenangebot, dann löst dies am Devisenmarkt einen Anstieg des Kurses der ausländischen Devisen aus (—> Abwertung der eigenen Währung). Dann wird es indessen für den inländischen Importeur attraktiver, zum gegebenen Preis (Golddefinition) Gold zu erwerben, wozu er legitimiert ist (Goldkonversion), und dieses zu versenden (sog. Goldexportpunkt); der ausländische Exporteur kann dies akzeptieren, weil er im Gegenzug für das erhaltene Gold eigene Währung erhält. (Im Uberschußland fließt im analogen Umkehrschluß Gold zu: sog. Goldimportpunkt.) Eine Modifikation dieser Verlaufshypothese ergibt sich ausschließlich aus den Versendungs- und Versicherungskosten für die Goldverschickung, weshalb der Kursanstieg für ausländische Devisen so lange erfolgen kann, so lange diese Kosten noch nicht überschritten werden, d.h. solange der 'Preis' für ausländische Devisen noch unterhalb der Summe aus Goldpreis plus Versendungskosten liegt; wird diese Summe überschritten, setzt indessen die Goldversendung ein. Der —> Wechselkurs zwischen zwei Währungen stabilisiert sich somit ohne daß die Länder mit Devisenangebot bzw. -nachfrage intervenieren innerhalb einer —» Bandbreite, die allein durch die Goldversendungskosten

(2) Die Funktionsweise: Sind die skizzierten Funktionsbedingungen erfüllt, wird ein quasi-automatischer Zahlungsbilanzausgleich (—> Zahlungsbilanzgleichgewicht) zwischen den daran beteiligten Staaten in drei Schritten

132

Goldstandard

somit zu einem Abbau des Zahlungsbilanzdefizits. (Die skizzierte Funktionsweise erfährt einen entgegengesetzten Verlauf, wenn in einem Land mit Zahlungsbilanzüberschuß - mit einem entsprechendem Goldzufluß, einer entsprechenden Geldmengenerhöhung und einem dadurch provozierten Preisniveauanstieg, damit einer geringeren internationalen Wettbewerbsfähigkeit - dieser Uberschuß wieder abgebaut wird.)

bestimmt ist, weil oberhalb des Goldexportpunktes die Devisennachfrage, unterhalb des Goldimportpunktes das Devisenangebot völlig elastisch werden, d.h. über dem Goldexportpunkt kommt es zu keiner zusätzlichen Devisennachfrage, unter dem Goldimportpunkt zu keinem zusätzlichen Devisenangebot. - (b) Erfolgt nun ein Goldabfiuß, ist der Staat bzw. die Notenbank gehalten, die inländische Geldmenge zu vermindern, um die Gold-Geldmengen-Relation aufrechtzuerhalten (Golddeckung). Gilt nun die Quantitätstheorie (G • U = Η · Ρ), dann bedeutet dies, daß, bei gegebener Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (U) und bei gegebenem realen Sozialprodukt in einer Volkswirtschaft (H), der Rückgang des Geldvolumens (G) notwendigerweise einen Rückgang des Preisniveaus in einer Volkswirtschaft (P) impliziert. (Im analogen Umkehrschluß führt eine Geldmengenerhöhung zu einem inländischen Preisanstieg.) - (c) Kommt es zu einem Rückgang des inländischen Preisniveaus, so bedeutet dies, daß - bei gegebenem Wechselkursgefüge, das einen direkten Preisvergleich möglich macht - die Volkswirtschaft am —> Weltmarkt wettbewerbsfähiger wird, weil die inländischen Produkte gegenüber den ausländischen Produkten attraktiver werden. Sind Auslands- und Inlandsnachfrage sowie das Inlandsangebot hinreichend elastisch, steigen die Warenexporte (—> Exporte) und sinken die Warenimporte (—» Importe): es kommt

(3) Die Funktionsgrenzen: Der skizzierte Ablaufsprozeß ist theoretisch schlüssig, wenn im Defizitfall (Uberschußfall) der negative (positive) Geldmengeneffekt, der negative (positive) Preiseffekt und der positive (negative) Zahlungsbilanzeffekt sichergestellt sind. Davon kann indessen nicht ausgegangen werden. Schon der 'Geldmengeneffekt' ist in Frage zu stellen, wenn der intendierte negative (positive) Geldmengeneffekt im Inland zu Zinserhöhungen (Zinssenkungen) führte und Kapitalimporte (Kapitalexporte) auslöste. Doch selbst, wenn die Geldmengeneffekte sichergestellt wären, erweist sich der (negative) Preiseffekt und damit der (positive) Zahlungsbilanzeffekt als zentrale Schwachstelle. Denn es können sich asymmetrische Geldmengen-Preis-Effekte etablieren. Kann man noch davon ausgehen, daß Geldmengenerhöhungen (zumindest auch) zu Preissteigerungen führen, so ist der gegenteilige Effekt eben nicht unbedingt unterstellbar, wenn sich Preisrigiditäten nach unten herausbil-

133

Grappe der 77

den, die teils auf eine Marktvermachtung an den Gütermärkten (Konzentrationstendenzen), teils auf eine Marktvermachtung an den Faktormärkten (Riegelcharakter des Tariflohnes) zurückgeführt werden können. Besteht indessen Preisrigidität (nach unten), so erhöht sich die Gefahr, daß - bei gegebener Quantitätsbeziehung (s.o.) - ein Rückgang des Geldvolumens nicht zu einem Rückgang des binnenwirtschaftlichen Preisniveaus (P), sondern zu einem Rückgang des realen Sozialprodukts (H) führt - mithin zur Rezession (Produktionsrückgang, Arbeitslosigkeit). An diesem Punkt wird die konzeptionelle Schwäche des Goldstandards erkennbar: Die Binnenwirtschaftspolitik (v.a. die Geldpolitik) untersteht dem Diktat der —> Zahlungsbilanz. Ein Zahlungsbilanzüberschuß 'erzwingt' eine expansive, ein Defizit eine kontraktive Geldpolitik. Dies wäre noch so lange unproblematisch, als die intendierte Funktionsweise des Goldstandards sichergestellt wäre und somit - über kurzfristige und nicht unbedingt exzessive Preisschwankungen - ein ständiger Wechsel in den Uberschuß-Defizit-Konstellationen ausgelöst würde. Als nach dem ersten Weltkrieg dies nicht mehr gewährleistet war, als der negative Geldmengeneffekt keinen negativen Preiseffekt und somit auch keinen positiven Zahlungsbilanzeffekt mehr auslöste, brach der Goldstandard zusammen. Während England den Goldstandard bereits

1823 einführte, die wichtigsten europäischen Staaten in den 70er Jahren, Rußland und die USA um die Jahrhundertwende beitraten, wurde er nach dem ersten Weltkrieg suspendiert. Initiativen des Völkerbundes auf internationalen Währungskonferenzen in Brüssel (1920) und Genua (1922), mit dem Ziel der Re-Aktivierung des Goldstandard, hatten keinen Erfolg. Schließlich knüpfte das —> Bretton Woods-Abkommen allenfalls formal an einigen Grundzügen des Goldstandard an, ging materiell aber darüber hinaus. Werner

Glastetter

Gruppe der 77 1964 in Algier erfolgter Zusammenschluß von damals 77 - mittlerweile rund 130 - —> Entwicklungsländern. Die G-77 versteht sich als Sprachrohr der Dritten Welt in Handels- und Entwicklungsfragen. Insbesondere vor —» UNCTAD-Konferenzen stimmen sich die Mitgliedsländer auf eine gemeinsame Position ab; von ihren Tagungen gehen wichtige Impulse für die Nord-Süd-Beziehungen aus. Probleme der G-77 sind vor allem ihr fehlender organisatorischer Unterbau und die z.T. erheblich divergierenden Interessen der Mitgliedsstaaten. Gruppenfloating Bezeichnung für Außenverhalten von gegeneinander fixierten Währungen. Währungen, zwischen denen feste

134

Gruppenfloating

Wechselkursrelationen (—> Wechselkurse) bestehen, weisen gegenüber Drittwährungen sehr ähnliche Wechselkursentwicklungen (—» Fluktuation von Wechselkursen) auf.

135

H

Handel, internationaler

Handelsembargo

Internationaler Handel bezeichnet die Gesamtheit des grenzüberschreitenden Transfers von Gütern und Dienstleistungen. Der Handel eines Staates kann durch geeignete Maßnahmen beeinflußt werden (—» Handelspolitik). Die Staaten treiben Handel untereinander, da einige Produkte nur in ausgesuchten Länder produziert, erzeugt oder gefördert werden und da die internationale —> Arbeitsteilung die Wohlfahrt der in den —> Weltmarkt integrierten Staaten fördert (—> Welthandel).

1. Begriff. Ursprünglich wurde mit Embargo nur die Beschlagnahme von fremden Handelsschiffen bezeichnet (abgeleitet von embargar (span.) 'behindern, beschlagnahmen'). Seit Anfang des 20. Jh. bezeichnet Handelsembargo ein staatlich durchgesetztes Warenausfuhr- oder -einfuhrverbot gegen einen anderen Staat mit dem Ziel, dessen Politik zu beeinflussen. Im Gegensatz zum —> Protektionismus sind beim Handelsembargo also nicht eigene wirtschaftspolitische Ziele vorrangig, sondern die Schädigung des anderen Staats. Ein Handelsembargo kann für einzelne Güter (z.B. Waffen oder Treibstoffe) oder für den gesamten —> Außenhandel mit einem Staat angeordnet werden; neben dem Handelsembargo werden häufig Kredite an diesen Staat gesperrt und seine Auslandsvermögen beschlagnahmt. Handelsembargos wurden manchmal mit militärischen Mitteln außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets (Blockade) durchgesetzt; durch eine Blockade werden jedoch auch unbeteiligte Staaten betroffen. Obwohl Handelsembargo und Boykott häufig synonym verwandt werden, versteht man

Handelsablenkung Die mit der Gründung einer —> Zollunion oder der Schließung eines bilateralen Freihandelsabkommens (—» Freihandel) verbundene Veränderung der Konkurrenzfähigkeit zwischen Wirtschaftssubjekten aus Mitgliedsländern und Wirtschaftssubjekten aus Drittstaaten führt zu einer Veränderung der Handelsströme. Handelsbilanz —» Zahlungsbilanz

136

Handelsembargo

unter Boykott eigentlich eine kollektive Kaufverweigerung, die im Gegensatz zum Handelsembargo auf rein privater Initiative beruht. 2. Rechtfertigung: Ein Handelsembargo kann das direkte Ziel haben, einen potentiellen oder tatsächlichen Kriegsgegners zu schwächen, insbesondere durch ein Waffenembargo. Meistens hat ein Handelsembargo dagegen das indirekte Ziel, auf das politische Verhalten eines Staates einzuwirken; konkreter Anlaß kann z.B. ein militärischer Angriff gegen einen dritten Staat, ein schwerer interner Verstoß gegen die Menschenrechte, Enteignungen oder auch nur ein mißliebiger Regierungswechsel sein. Einzelstaatliche Handelsembargos standen häufig im Verdacht, nationalen Machtinteressen zu dienen, vor allem während des Kalten Krieges. In der UN-Charta ist zwar die Einflußnahme auf einen anderen Staat mittels Androhung oder Anwendung von Gewalt verboten, nach vorherrschender Ansicht ist dabei mit Gewalt aber nur militärischer Druck gemeint. Es ist jedoch fraglich, ob ein Handelsembargo immer zulässig ist, da insbesondere kleine Staaten auch durch ein Handelsembargo empfindlich getroffen werden können. In jedem Falle kann ein Handelsembargo nur dann gerechtfertigt sein, wenn damit keine völkerrechtswidrigen Ziele verfolgt werden (wie z.B. bei einer Hungerblockade). Der UN-Sicherheitsrat kann dagegen nur als Reaktion auf eine Gewaltan-

wendung eines Staates ein Handelsembargo oder andere Wirtschaftssanktionen anordnen, die dann für alle UN-Mitglieder verbindlich sind (Art. 41 der UN-Charta). Bei Uneinigkeit des Sicherheitsrats kann auch die UNGeneralversammlung entsprechende Maßnahmen empfehlen (wie z.B. gegen Nordkorea und China 1951 im Koreakrieg). Der Rat der —» Europäischen Union kann als Teil seiner Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik Wirtschaftssanktionen anordnen (Art. 228a des EG-Vertrags). In Deutschland kann die Bundesregierung auf Grundlage des —> Außenwirtschaftsgesetzes ein Handelsembargo anordnen, um die auswärtigen Interessen Deutschlands zu schützen; Details sind in den sog. Einfuhr- und Ausfuhrlisten der Außenwirtschaftsverordnung geregelt. 3. Bewertung·. Der Erfolg eines Handelsembargos hängt von seiner Durchsetzbarkeit und seiner Wirksamkeit ab. Um ein Handelsembargo durchzusetzen ist sowohl ein internationaler als auch ein nationaler Konsens nötig, was nur selten gelingt. Zum einen finden sich häufig andere Staaten oder einzelne Unternehmen, die das Handelsembargo nicht unterstützen und damit dem betroffenen Staat eine Ausweichmöglichkeit schaffen. Aus diesem Grund wird manchmal anderen Staaten verboten, bestimmte an sie gelieferte Güter weiter in den mit einem Handelsembargo belegten Staat zu exportieren (indirektes Handelsem-

137

Handelsembargo

mutlich seltener an den Kosten des Handelsembargos als an internen politischen Prozessen. Der Ausbau der internationalen Rechtsprechung und Bestrafung völkerrechtswidriger Handlungen, insbesondere in Menschenrechtsfragen, wäre dagegen eine wirkungsvollere Alternative, wodurch außerdem der Mißbrauch durch einzelstaatliche Handelsembargos beendet werden könnte; allerdings scheitert dies bisher an den kulturell bedingten Unterschieden der nationalen Rechtssysteme.

bargo), wie z.B. bei der —> CoComListe. Zum anderen kann ein Handelsembargo auch spürbare wirtschaftliche Verluste im eigenen Land verursachen, wie z.B. beim US-Getreideexportembargo gegen die Sowjetunion 1980/81; in solchen Fällen führt der Konflikt zwischen Regierung und nationalen Interessengruppen meistens zu einer raschen Beendigung des Handelsembargo. Selbst wenn ein Handelsembargo durchgesetzt werden kann, ist damit noch nicht seine Wirksamkeit garantiert, die von den Kosten für den vom Handelsembargo betroffenen Staat abhängt. Erstens kann der betroffene Staat in vielen Fällen die weggefallenen Importe durch eigene Anstrengungen substituieren. Zweitens verursacht ein Handelsembargo im Gegensatz zur Beschlagnahme von Auslandsvermögen häufig nur relativ geringe volkswirtschaftliche Schäden im betroffenen Staat; von 80 untersuchten Handelsembargos im Zeitraum 1914-1990 wurden nur in 30 Fällen jährliche Kosten von mehr als einem Prozent des —> Bruttosozialprodukts verursacht. Drittens können selbst hohe Kosten zu einer Verhärtung der politischen Haltung führen, da die Belastung der eigenen Bevölkerung häufig nicht dazu führt, daß die Regierung auf das Handelsembargo reagiert. Insgesamt wurden nur die wenigsten Handelsembargos aufgrund eines Erfolgs im Sinne der ursprünglichen Zielsetzung beendet; selbst wenn das Ziel erreicht wurde lag dies ver-

4. Historischer Uberblick: Bis ins 20. Jh. wurden als politisches Druckmittel vor allem Blockaden verwandt. Erst seit Ende des 1. Weltkriegs werden Handelsembargos eingesetzt, allerdings meistens als Maßnahme eines einzelnen Staates. Nach dem Ende des Kalten Krieges haben ideologische Konflikte als Motiv für Handelsembargos an Bedeutung verloren, während kollektive Handelsembargos, insbesondere zur Begrenzung militärischer Auseinandersetzungen, einfacher durchgesetzt werden können. Möglicherweise werden in Zukunft neue Anlässe für Handelsembargos aufkommen, vor allem ökologische Probleme (z.B. Tropenwaldzerstörung) oder eine als unfair empfundene Handelspolitik (—» fairer Handel), z.B. USA gegen Japan. Wichtige Beispiele: Papst Urban IV. gegen Siena und Florenz Ende des 13. Jh.; kollektives Importverbot gegen England ('Kontinentalsperre') 1798-1814; Völkerbund

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Handelshemmnisse

gegen Italien 1935/36; Arabische Liga gegen Israel seit 1946; Sowjetunion gegen Jugoslawien 1948-55; CoComListe; USA gegen Vietnam 1957-94; Sowjetunion gegen Finnland 1958/59; USA gegen Kuba seit 1960; UN gegen Rhodesien 1966-1979; UN gegen Südafrika (nur Ol- und Waffenexporte) 1977-94; USA gegen Iran 1979-81 wegen Geiselnahme in US-Botschaft; USA gegen Sowjetunion 1980-81 wegen Einmarsch in Afghanistan; USA gegen Polen 1981-87 wegen Verhängung des Kriegsrechts; USA gegen Nicaragua 1981-90; UN gegen Jugoslawien seit 1991 (nur Waffenexporte); totales Handelsembargo der UN gegen Serbien und Montenegro seit 1992.

Sanctions Reconsidered (2. Α.). Vol. I: History and Current Policy; Vol. Π: Supplemental Case Histories. Institute for International Economics: Washington DC. Stenger, Gemot (1988): Das Handelsembargo im Außenwirtschaftsrecht: Praxis und Zuverlässigkeit, Brühl, Gießen. Neuss, Jobst Joachim (1989): Handelsembargos zwischen Völkerrecht und IPR. Florentz, München. Markus Diehl Handelshemmnisse —> Protektion Handelspolitik Der Begriff der Handelspolitik bezeichnet die Summe aller Maßnahmen, die —» Handel schaffen oder verhindern, beziehungsweise Handelsströme beeinflussen sollen. Handelspolitische Maßnahmen können sowohl unilateral als auch multilateral vereinbart werden. Als Mittel der Handelspolitik gelten Restriktionen wie —» Zölle und —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse einerseits und —> Exportsubventionen andererseits. Als handelspolitische Maßnahme sollte auch die Veränderung der handelsbeeinflussenden Mittel sowohl in Richtung auf mehr als auch auf weniger Liberalität verstanden werden. Eine aktive Handelspolitik kann damit das Ziel haben, die weltwirtschaftliche —> Integration eines Staates zu erhöhen oder zu senken. Während protek-

Literatur: Bergeijk, Peter A.G. van (1994): Economic Diplomacy, Trade, and Commercial Policy. Positive and Negative Sanctions in a New World Order. Edward Elgan Aldershot Brown-John, C. Lloyd (1975): Multilateral Sanctions in International Law: A Comparative Analysis. Praegen New York. Doxey, Margaret (1980): Economic Sanctions and International Enforcement (2. Α.). Oxford University Press: New York. Hasse, Rolf (1973): Theorie und Politik des Embargos. Institut fur Wirtschaftspolitik: Köln. Hufbauer, Gary C J Schott, Jeffrey J J Elliott, Kimberly Ann (1990): Economic

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Handelspolitik

vor allem aus der 'ansteckenden' Wirkung, die von ihnen ausgeht: Selbst unbedeutende protektionistische Maßnahmen führen oftmals zu Gegenmaßnahmen in anderen Ländern oder zu ähnlichen Maßnahmen in Drittstaaten. Deshalb sieht das GATT und die neu geschaffene —> Welthandelsorganisation neben einem institutionalisierten Streitschlichtungsmechanismus auch Ausgleichs- und —> Antidumpingzölle als legitime Gegenmaßnahmen vor. Abweichend allerdings von der neoklassischen Freihandelsdoktrin wird in der neueren handelspolitischen Diskussion (—» Neue Außenhandelstheorie) nicht länger davon ausgegangen, daß ein einseitig verkündeter —> Freihandel für alle beteiligten Parteien eine wohlfahrtssteigernde Wirkung besitzt. Statt von einer harmonischen Interessenkonstellation in der Handelspolitik wird heute oftmals eine Situation beschrieben, die einem —> Gefangenendilemma (—» Kooperation, internationale) gleicht: Eine möglichst vollständige Öffnung der nationalen Märkte ist nur dann wohlfahrtssteigernd, wenn zumindest die wichtigen anderen Handelsnationen ihre Märkte gleichfalls öffnen. Diese These hat zu einem Bedeutungsgewinn des Prinzips der spezifischen Reziprozität geführt. Als vernünftige Handelspolitik gelten deshalb vielfach auch Maßnahmen, die dazu dienen, andere Staaten zu veranlassen, sich ebenfalls möglichst vorbehaltlos in die Weltwirtschaft zu integrieren. Demzufolge sind unter be-

tionistische Maßnahmen (—» Protektion) zumeist durch das Ziel der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit oder aber durch den Versuch legitimiert wird, den durch auswärtige Konkurrenz hervorgerufenen Strukturwandel zu dämpfen und für die Wirtschaftssubjekte zu erleichtern, wird die Reduzierung des Protektionsgrades durch eine Steigerung der Effizienz und letztlich der nationalen Wohlfahrt legitimiert. In der entwicklungspolitischen Debatte spielt auch das infant industry Argument (—» Schutzzoll) eine zentrale Rolle. Diesem zufolge bedürfen Industrien, die in einem Land neu angesiedelt werden, einem vorübergehenden Schutz vor auswärtiger Konkurrenz, damit sie mittelfristig eine Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem —) Weltmarkt erlangen. In der sicherheitspolitischen Debatte wird das Argument der Versorgungssicherheit vorgebracht. Demnach müssen einige Branchen im Land verbleiben, selbst wenn sie auf dem —» Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind. Ursprünglich wurden mit diesem Argument die Ausnahmen des Agrarhandels im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen —» GATT begründet. Sowohl Protektion als auch Exportsubventionen sind in der Regel vom GATT und heute von der —> Welthandelsorganisation untersagt, da diese Maßnahmen die Weltwirtschaft desintegrieren und zu globalen Wohlfahrtsverlusten führen. Die negativen Effekte derartiger Maßnahmen resultieren

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Handelsvertrag

stimmten, allerdings sehr restriktiven Bedingungen illiberale, im Prinzip protektionistische handelspolitische Maßnahmen für einzelne Länder und auch für die Weltwirtschaft wohlfahrtssteigemd.

Lenkung von Handelsströmen dienen. Ein Beispiel für die neo-protektionistische Variante (—» Neoprotektionismus) von Handelsverträgen sind die freiwilligen Exportbeschränkungen (—> Selbstbeschränkungsabkommen). Harmonisierung

Literatur: Glismann, Hans Hinrich/ Horn, EmstJürgen/ Nehring, Sighard/ Vaubel, Roland (1992): Weltwirtschaftlehre, 4. Aufl., Göttingen. Krugman, PauV Obstfeld, Maurice (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper Collins, New York. Krugman, Paul (1994): Competitiveness. A Dangerous Obsession, Foreign Affairs 73,28-44. McMillan, John (1986): Game Theory in International Economics, Harwood, Chur.

1. Definitionen. Die Forderung nach Harmonisierung ökonomischer Größen im Sinne einer Angleichung wurde wiederholt im Zusammenhang mit regionalen Integrationen (z.B. der Europäischen Integration, —» Europäische Gemeinschaft, —> Europäische Union) erhoben. Dabei bezog sich diese Forderung auf sehr unterschiedliche Größen wie Sozialleistungen, Arbeitskosten, Steuersätze, Systeme der sozialen Sicherheit etc. Die Anhänger einer Harmonisierung verstehen diese Forderung als eine ex ante-Harmonisierung, bei der die Gleichstellung als notwendige Voraussetzung für die Einleitung einer Integration gilt. Demgegenüber wurde von den Gegnern einer Harmonisierung eingewandt, daß der Integrationsprozeß notwendigerweise zu einer Harmonisierung ökonomischer Größen im nachhinein führe (These von einer ex post-Harmonisierung). Ordnungspolitisch von Bedeutung ist darüber hinaus die Unterscheidung einer Harmonisierung in den Marktergebnissen (z.B. Arbeitskosten) und der Gleichstellung gewisser Rahmenbedingungen (z.B. gleiche soziale Einrichtungen etc.).

Thomas Plumper Handelsvertrag Vertrag zwischen mindestens zwei Staaten über die rechtliche Ausgestaltung des Handels zwischen ihren Märkten. In Handelsverträgen werden vor allem der Grad der Freizügigkeit von Güter- und Dienstleistungshandel bestimmt. Bilaterale Handelsverträge haben in der Nachkriegsphase gegenüber dem globalen Handelssystem —> GATT an Bedeutung verloren. Handelsverträge dienen jedoch nicht allein der —> Liberalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Vertragsparteien, sie können auch der

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Harmonisierung

te Sozialleistungen vorsieht, die in anderen Ländern überhaupt nicht oder zumindest nicht in diesem Umfang gewährt werden. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die einzelnen Länder sehr unterschiedliche Ausgestaltungen der sozialen Leistungen kennen. Bezogen auf die Gesamtlohnkosten sind jedoch die Unterschiede der einzelnen Mitgliedsstaaten sehr viel geringer als bezogen auf einzelne Arten der Sozialleistungen.

2. Wettbewerbspolitische Aspekte. Eine Harmonisierung wird vor allem gefordert, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird durch das Verhältnis der mit den —> Wechselkursen gewichteten nationalen Preise bestimmt. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit hängt jedoch primär von den Lohnstückkosten und weniger von den Lohnsätzen ab. Die Lohnstückkosten werden hierbei durch den Quotienten aus Lohnsatz und Arbeitsproduktivität bestimmt. Da sich die Arbeitsproduktivitäten in den einzelnen Staaten wesentlich unterscheiden, können auch die nationalen Lohnsätze diese Unterschiede aufweisen, ohne daß hierdurch das Lohnstückkostenniveau und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinflußt wird. Weiterhin gilt, daß die Arbeitskosten nicht nur von den einzelnen Lohnbestandteilen, sondern auch von den Sozialleistungen, den sogenannten Lohnnebenkosten, bestimmt werden. Ein überdurchschnittlich hohes Lohnniveau kann unter Umständen durch ein vergleichsweise niedrigeres Sozialleistungsniveau ausgeglichen werden. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit kommt es jedoch allein auf die gesamten Arbeitsstückkosten an, nicht auf die Frage, wie diese Gesamtkosten auf Lohn- und Lohnnebenkosten aufgeteilt werden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wird vor allem nicht bereits dadurch eingeschränkt, daß ein Land bestimm-

Weiterhin gilt es in diesem Zusammenhang die Erkenntnisse des —> Theorems der komparativen Kosten und des —> Heckscher-Ohlin-Theorems in Erinnerung zu rufen. Bereits D. Ricardo hatte gezeigt, daß selbst dann eine Volkswirtschaft auf lange Sicht wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn alle absoluten realen Kosten eines Landes höher wären als die des Auslandes. Die Richtung des internationalen —» Handels wird nämlich nicht durch die absoluten, sondern durch die komparativen Kosten, also durch die Preisverhältnisse, bestimmt. Ein Land kann sich mit Erfolg auf die Güter spezialisieren, die relativ billiger sind als im Ausland, selbst dann, wenn diese Güter zunächst - in realen Faktoreinheiten gerechnet - absolut teurer wären. Allerdings setzt diese Schlußfolgerung voraus, daß eine Volkswirtschaft auch den Strukturwandel zuläßt, der für diese internationale Arbeitsteilung notwendig ist. Die Wettbewerbsnachteile bei arbeitsintensiven Produkten können also z.B. durch Wettbe-

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Harmonisierung

sondern gestattet aufgrund einer Zunahme der Arbeitsproduktivität langfristig auch einen Zuwachs der Lohneinkommen. Zweitens trägt auch die Wanderung der Arbeitskräfte in die Hochlohnländer nicht nur dazu bei, daß die abwandernden Arbeitskräfte in dem Hochlohnland einen höheren Lohn beziehen, sondern auch, daß im Abwanderungsland die Arbeitskräfte knapper werden und daß damit dort Arbeitslosigkeit reduziert wird. Drittens hat der —> Freihandel tendenziell zur Folge, daß die internationalen Einkommensunterschiede abgebaut werden, da sich jedes Land auf die Güter spezialisieren kann, die schwergewichtig den jeweils reichlichen Faktor benötigen. Die ärmeren Länder sind im allgemeinen dadurch ausgezeichnet, daß sie im Vergleich zu den reicheren Ländern relativ über mehr Arbeitskräfte und über weniger Kapital verfügen. Eine Abschaffung der staatlichen Handelsbeschränkungen wird also auf lange Sicht dazu führen, daß sich die ärmeren Länder vor allem auf die arbeitsintensiven Güter spezialisieren und diese Güter vermehrt exportieren können, während die kapitalintensiven Güter von diesen Ländern vermehrt importiert werden. Dadurch findet eine intranationale Wanderung der Produktivkräfte von der kapitalintensiven zur arbeitsintensiven Produktion statt. Da in der kapitalintensiven Produktion jedoch mehr Kapital als Arbeit freigesetzt wird, hat dieser Prozeß gleichzeitig zur Folge, daß die Kapi-

werbsvorteile bei kapitalintensiven Produkten ausgeglichen werden. Auch Unterschiede in den gesamten Durchschnittskosten führen langfristig dann nicht zu einer Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit, wenn der Wechselkurs an die veränderte Situation angepaßt wird. Die Wettbewerbsfähigkeit wird bestimmt von den mit den Wechselkursen gewichteten Preisrelationen (—> Standortwettbewerb). Allerdings ist ein Ausgleich über die Wechselkurse nur solange möglich, wie Europa an einem System fester, aber durchaus anpassungsfähiger Wechselkurse festhält. Für die Zukunft ist bekanntlich eine —» Währungsunion mit einer einheitlichen Währung beschlossen. Sobald diese Währungsunion vollzogen ist, haben die einzelnen Länder nicht mehr die Möglichkeit, Verschlechterungen in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch währungspolitische Maßnahmen a b zugleichen. 3. Sozialpolitische Aspekte. Eine Harmonisierung wurde teilweise auch aus sozialpolitischen Gründen gefordert. Der Integrationsprozeß führt jedoch von selbst tendenziell zu einem Abbau der Einkommensunterschiede, da erstens durch den Abbau von Kapitalverkehrskontrollen Kapital und mit ihm die Nachfrage nach Arbeitskräften in die Länder mit geringem Lohnniveau wandert. Diese Mehrnachfrage nach Arbeitskräften in den ärmeren Mitgliedsstaaten führt dort nicht nur zu einem Abbau von Arbeitslosigkeit,

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Harmonisierung

talknappheit reduziert, Arbeit jedoch knapper wird. Die zunehmende Knappheit des Faktors Arbeit löst schließlich eine Zunahme des Lohnes in den jeweils ärmeren Mitgliedsstaaten aus. Insgesamt gilt weiterhin, daß die Einführung eines gemeinsamen Marktes dem Leistungsprinzip stärker als bisher zum Durchbruch verhilft und somit schneller zu einem Abbau von Monopolrenten jeder Art beiträgt. Damit werden selbstverständlich nicht alle Einkommensunterschiede abgebaut. Die Forderung nach Gerechtigkeit ist jedoch auch nicht mit der Forderung nach Gleichheit identisch. Das Gleichheitsprinzip spielt nur insofern eine Rolle, als zu den obersten Prinzipien einer Demokratie die Realisierung der Gleichheit vor dem Gesetz gilt. Es fragt sich deshalb, inwieweit aus Gerechtigkeitsgründen auch die sozialpolitischen Gesetze (Mitwirkung im Unternehmen, gleiche Leistungsansprüche gegenüber den Systemen der Sozialen Sicherheit etc.) in allen Mitgliedsstaaten harmonisiert, also vereinheitlicht werden sollten. Diese Forderung ist jedoch erst dann von Bedeutung, wenn Europa zu einer politischen Einheit im Sinne eines einheitlichen Staates herangewachsen ist. Allerdings bringt es der föderative Aufbau eines Staates mit sich, daß auch den föderativen Untergliederungen (z.B. den Ländern in der Bundesrepublik) Gesetzgebungshoheit zugestanden wird, so daß es hier dem de-

mokratischen Prinzip auch nicht widerspricht, daß Bürger desselben Rechtsstaates in unterschiedlichen Ländern unterschiedlichem Landesrecht unterliegen. Es wäre deshalb auch bei einer Bildung eines europäischen Staates immer noch mit dem Prinzip des demokratischen Rechtsstaates vereinbar, daß das Recht auf Sozialpolitik primär bei den Mitgliedsstaaten verbleibt. Die Forderung nach einer nationalen Differenzierung in der Sozialpolitik erscheint aus zweierlei Gründen geboten. Auf der einen Seite wirken sich die historisch gewachsenen Unterschiede in den einzelnen Völkern auch auf die Art und Weise aus, in denen der Staat seinen Bürgern Kollektivgüter und soziale Sicherheit anbietet. Aber auch dann, wenn diese historisch gewachsenen Unterschiede im Zuge der Integration verschwinden, erscheinen zumindest solange unterschiedliche Regelungen der sozialen Sicherheit erwünscht, als sich die einzelnen Länder noch auf einem unterschiedlichen Wohlfahrtsniveau befinden. Es ist zu erwarten, daß der Integrationsprozeß sehr viel Zeit erfordert, so daß erst nach mehreren Jahrzehnten eine Angleichung aller Länder erreicht sein dürfte. Auf der anderen Seite dürfte die Wettbewerbsidee auch auf das Angebot sozialer Leistungen übertragbar sein. Der Wettbewerbsidee im privaten Güterbereich liegt die Vorstellung zugrunde, daß in jedem Augenblick Unklarheit über die jeweils beste

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Hartwährungsländer

Lösung besteht und daß sich erst in einem trial and error-Prozeß des Wettbewerbes die einzelnen besten Lösungen herauskristallisieren. In ähnlicher Weise muß jedoch auch im Hinblick auf die kollektiven Güter der sozialen Sicherheit davon ausgegangen werden, daß die jeweils besten Lösungen nicht im vorhinein bekannt sind und daß die Zulassung eines nationalen Wettbewerbes auch im Hinblick auf die kollektiven Einrichtungen der Sozialen Sicherheit zu einer verbesserten Qualität führen wird. Trotzdem mag es berechtigt sein, gemeinsame soziale Standards europaweit festzulegen. So werden in einer europäischen Sozialcharta gewisse existentielle Minima für alle Bürger sichergestellt.

Siebert, H7 Koop, M.J. (1994): Europa zwischen Wettbewerb und Harmonisierung. In: WiSt, Heft 12, Beck: München, S. 611-616. Bernhard Kiilp Hartwährungsländer Länder, deren Währungen von den Wirtschaftssubjekten und insbesondere den international operierenden Vermögensbesitzem als hinreichend wertbeständig angesehen werden, so daß die Währung von ihnen als Kapital gehalten werden und Teil der internationalen —> Liquidität sind. Grundbedingung dafür ist die uneingeschränkte —> Konvertibilität und eine Mindeststabilität der Währung. Ein entscheidendes Kriterium ist auch die Option der Vermögensbesitzer, die Währung jederzeit verlassen zu können.

Literatur: Lell, H. J. (1966): Die soziale Harmonisierung in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen. Duncker & Humblot, Berlin. Sannwald, R7 Stohler, J. (1961): Wirtschaftliche Integration. Theoretische Voraussetzungen und Folgen eines europäischen Zusammenschlusses. In: Kyklos, Basel und Mohr, Tübingen. Kommission der europäischen Gemeinschaften (1967): Grundkriterien für die Festsetzung der Löhne und damit zusammenhängende Probleme einer Lohn- und Einkommenspolitik. Veröffentlichungsstelle der Europäischen Gemeinschaften, Brüssel.

Havanna-Charta Die Havanna-Charta (engl.: Charter for an International Trade Organization) ist ein internationales Abkommen über Elemente einer —> Weltwirtschaftsordnung, welche im März 1948 in Havanna nach mehreren Konferenzen im Rahmen der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Als Ergänzung zu den Weltwährungsfonds (—» Internationaler Währungsfonds) und —> Weltbank-Abkommen sah die Havanna-Charta die Errichtung der —> Internationalen Handelsorganisation und Regelungen über Entwicklungshilfe (—> Entwicklungspolitik), Außenhan-

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Heckscher-Ohlin-Theorem

delspolitik (—> Handelspolitik), internationalen Wettbewerb und Rohstoffhandel vor. Im Vergleich zum ursprünglichen Vorschlag der US-Regierung enthielt die Havanna-Charta viele Ausnahmen vom —» Freihandel und vom —» Multilateralismus. Die Havanna-Charta ist als Ganzes nie in Kraft getreten, da sie zwar bis 1950 von 53 Staaten ratifiziert wurde, nicht aber von den USA. Noch während der Verhandlungen sind die Grundsätze der Havanna-Charta über die Außenhandelspolitik in Form des —> GATT in Kraft getreten.

messen. Mit zunehmender Entwicklung wird Arbeit immer knapper, also wird sich ein hochentwickeltes Land vorwiegend auf kapitalintensive Güter spezialisieren und arbeitsintensive Güter importieren. Die distributive These lautet: Aufgrund des —» Außenhandels nähem sich die internationalen Faktorpreisverhältnisse einander an. Der jeweils knappe Faktor erleidet aufgrund einer —> Liberalisierung Einkommensverluste. Da die Grenzproduktivitäten von der Ausbringungsmenge abhängen, werden die Unterschiede in den Grenzproduktivitätsverhältnissen bei Zunahme der internationalen —> Arbeitsteilung immer geringer. Damit nähem sich die Faktorpreisverhältnisse einander an. Es gilt: 1/i = gpa/gpk. (1/i: Lohn-Zinsverhältnis; gpa: Grenzproduktivität der Arbeit; gpk: Grenzproduktivität des Kapitals). Die Grenzprodukte hängen ihrerseits von insgesamt drei Faktoren ab, und zwar: Von den Strukturparametern der Produktion, von dem jeweiligen Produktionsniveau und von der jeweiligen partiellen Faktorintensität. Die Strukturparameter sind im Inund Ausland gleich, wenn identische Produktionsfunktionen unterstellt werden. Wenn darüber hinaus homogenlineare Produktionsfunktionen angenommen werden, hängen die Grenzprodukte nicht mehr vom Produktionsniveau ab. Es verbleibt also die Abhängigkeit vom relativen Faktoreinsatz: 1/i = f(kl/k2) (kl: Kapitalintensität bei Produktion 1; k2: Kapitalin-

Literatur: Diebold, William (1952): The End of ΓΓΟ. Princeton University Press: Princeton.

Heckscher-Ohlin-Theorem 1. Grundaussage. Zwei Thesen bestimmen das Heckscher-Ohlin-Theorem: eine allokative und eine distributive These. Nach der ailokativen These wird ein Land jeweils die Güter exportieren, die in dem relativ reichlichen Faktor intensiv sind. Die Begriffe 'relativ knapp' bzw. 'reichlich' wurden hierbei von Heckscher und Ohlin an dem Mengenverhältnis zweier Faktoren (Fl und F2) im In- und Ausland (i, a) : (F1/F2)1 > (Fl/F2) a gemessen. Später hat man im Zusammenhang mit der Kritik am Heckscher-Ohlin-Theorem die relativen Faktorknappheiten am Wertverhältnis (Lohnsumme L zur Kapitalsumme K): (IVK)' > UK) a ge-

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Heckscher-Ohlin-Theorem

tensität bei Produktion 2). Gleichzeitig gilt aber auch, daß das Güterpreisverhältnis (pl/p2) vom Verhältnis der Kapitalintensitäten bei beiden Güterarten bestimmt wird: pl/p2 = f(kl/k2). Also entspricht einem bestimmten Faktoreinsatz auch ein bestimmtes Güterpreisverhältnis. Der —> Freihandel baut nun bekanntlich diese Güterpreisunterschiede ab. Bei gleichen Güterpreisverhältnissen entsprechen sich auch die Faktoreinsatzverhältnisse. Gleiche Faktoreinsatzverhältnisse führen schließlich zu gleichen Faktorpreisverhältnissen. Diese Zusammenhänge seien an einem Beispiel erläutert: In den USA sei die Arbeit relativ knapp, folglich sind hier die Löhne relativ höher als im Ausland, daher spezialisieren sich die USA auf kapitalintensive Güter. Die Folge hiervon ist, daß die Nachfrage nach Arbeitskräften relativ zurückgeht, dies wirkt sich senkend auf die Lohnsätze aus. Somit verliert der jeweils knappe Faktor durch den Außenhandel. W. F. Stolper und P. A. Samuelson haben schließlich nachgewiesen, daß ein ungehinderter Freihandel nicht nur eine Angleichung der internationalen Faktorpreisverhältnisse herbeiführt, sondern auch, daß der jeweils knappe Faktor absolute reale Einkommensverluste bei Freihandel erleidet (—> Stolper-Samuelson-Theorem). 2. Vergleich mit dem —> Theorem der komparativen Kosten. Das Theorem der komparativen Kosten kennt im Gegensatz zum Heckscher-Ohlin-

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Theorem nur einen allokativen und keinen distributiven Aspekt, da nur ein Produktionsfaktor (Arbeit) unterstellt wird. Heckscher und Ohlin versuchen weiterhin eine Antwort auf die Frage zu finden, warum ein bestimmtes Gut relativ billiger produziert werden kann. Die Antwort lautet bei ihnen: Ein Außenhandel wird vorteilhaft, weil in den einzelnen Ländern entwicklungsbedingt die Ausstattung mit Faktoren unterschiedlich ist. Das Theorem der komparativen Kosten untersucht diese Frage nicht; oft wird allerdings davon gesprochen, daß die Frühklassiker auf technikbedingte Unterschiede in den Kosten abheben (es wird von Ricardogütem im Gegensatz zu Heckscher-Ohlin-Gütern gesprochen). 3. Das Leontief-Paradoxon. W . Leontief kam 1953 zu dem Ergebnis, daß die USA, obwohl sie damals im Vergleich zu Japan knapp mit Arbeit und reichlich mit Kapital ausgestattet waren, trotzdem arbeitsintensive Produkte ausführten. In der Folgezeit gab es zahlreiche Versuche, dieses Paradoxon aufzulösen: a) Heckscher und Ohlin unterstellen einen gleichen Stand an Technik im In- und Ausland; de facto war jedoch die Arbeitsproduktivität in den USA höher als in Japan; höhere Arbeitsqualität bedeutet quasi hohes Humankapital, damit sind jedoch diese facharbeiterintensiven Güter ebenfalls reichlich mit Kapital ausgestattet, b) Die USA sind zwar reichlich mit Kapital ausgestattet,

Hedging Hedging

gleichzeitig weisen sie jedoch auch eine überdurchschnittlich große Nachfrage nach kapitalintensiven

Die in der Vergangenheit beobachtete hohe Wechselkursvolatilität (—> Volatilität der —> Wechselkurse) hat bei international tätigen Unternehmen erhebliche wechselkursbedingte Erfolgsrisiken verursacht (—» Wechselkursrisiko). Diesem Umstand begegnen die Unternehmen mehr und mehr dadurch, daß sie ihr Wechselkursrisiko hedgen (-» Hedging). Als wichtige Hedginginstrumente f ü r das Risikomanagement kommen Devisenterminkontrakte, Devisenoptionen und Fremdwährungskredite in Frage. Ein Wechselkursrisiko entsteht, wenn im internationalen Güter- und Leistungsaustausch bei Vertragsabschluß der im Zahlungstermin geltende Wechselkurs noch nicht bekannt ist. Dadurch ist der in heimischer Währung gerechnete Verkaufserlös für den Exporteur (bei Fakturierung in der Währung des ausländischen Käufers) unsicher. Risikomärkte geben international tätigen Unternehmen die Möglichkeit, Währungsrisiken aus —> Exporten, —» Importen und —> Direktinvestitionen abzusichern oder zu hedgen. Diese Märkte ermöglichen Transaktionen mit versicherungsähnlichen Wirkungen: So unterliegt beispielsweise ein deutscher Exporteur, der in sechs Monaten 1 Million US-$ erhalten wird, einem Wechselkursrisiko, da der Devisenkassakurs S, der in sechs Monaten gilt, heute nicht vorhergesagt werden kann. Das Wechselkursrisiko läßt sich ausschalten, wenn der Exporteur

Gutem

auf, so daß sich die Faktorpreisverhältnisse wieder annähern, c) Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung können sich unter Umständen die Faktorintensitäten umkehren. Ein Gut, das zunächst bei geringer Produktion arbeitsintensiv war, kann ab einer bestimmten Ausbringungsmenge kapitalintensiv

werden.

Das

Heckscher-Ohlin-

Theorem gilt jedoch nur bei nichtumschlagenden Faktorintensitäten. Literatur: Heckscher, E. (1961): The Effect of Foreign Trade on the Distribution of Income. In: Ellis, H.SV Metzler, L.A. (Hrsg.) (1961): Readings in the Theory of International Trade. Allen & Unwin: London. Külp, B. (1978): Außenwirtschaftspolitik. Mohr Tübingen. Rose, KV Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft 12., Überarb. Aufl., Vahlen: München, ΙΠ. Teil. Stolper, W. FJ Samuelson, P. A. (1941/ 42): Protection and Real Wages. In: The Review of Economic Studies, Vol. 9, S. 58-73, deutsche Übersetzung in: Rose, K. (Hrsg.) (1971): Theorie der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Zollschutz und Reallöhne. Kiepenheuer-Witsch: Köln und Berlin. Bernhard

Külp

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Hegemonialwährung

Werden im Derivathandel Devisenterminkontrakte angeboten, deren Ausübungsgewinne vollkommen negativ korreliert sind mit dem Exporterlös, dann kann das Exportunternehmen ein direktes Risikomanagement verwirklichen. Das bedeutet bei prämienfreiem Terminmarkt eine Vollabsicherung der Fremdwährungsposition per Terminkauf und darüber hinaus eine Vereinfachung der Produktionspolitik. Denn Wechselkurserwartungen und Risikopräferenzen haben keinen Einfluß auf die optimale Exportmenge. Diese Erkenntnis ist zu relativieren, wenn im Derivathandel nur imperfekte Absicherungsmöglichkeiten angeboten werden. In diesem Fall wird ersatzweise ein Finanztitel zum Risikomanagement herangezogen, dessen zukünftiger Marktpreis möglichst hoch korreliert ist mit dem künftigen Kassakurs der Devise aus dem Exportgeschäft.

die zukünftigen Dollarerlöse zum heutigen Devisenterminkurs F verkauft. Der Exporteur liefert in sechs Monaten den eingegangenen Dollarbetrag an den Vertragspartner und erhält einen DM-Betrag in Höhe von 1 Million US-$ umgerechnet zum Terminkurs. Ist der tatsächliche Devisenkassakurs S am Ende der Laufzeit kleiner als der Devisenterminkurs F, so beträgt der Ausübungsgewinn aus dem Terminverkauf (F-S) Z, wobei Ζ das Kontraktvolumen angibt. Liegt der Terminkurs unter dem Kassakurs, so beträgt der Ausübungsverlust (S-F) Z. Bei einem Terminkontrakt verzichtet der Exporteur von vornherein auf die Möglichkeit der Realisierung sogenannter windfall profits, die bei steigendem Wechselkurs entstehen. Denn der Exporteur ist zur Erfüllung des eingegangenen Devisentermingeschäfts verpflichtet. Diesen Nachteil hat die Devisenoption nicht. Eine Option erlaubt nämlich, die Vorteile des Termingeschäfts (= Reduktion des Risikos) bei gleichzeitiger Wahrung des Interesses an günstigen Kursentwicklungen zu verwirklichen, indem die Ausübung der Option dem Exporteur als Optionsinhaber freigestellt ist. Damit läßt sich der wichtige Unterschied zwischen einem Termin- und einem Optionskontrakt hinsichtlich der Hedgingpolitik festhalten: Eine Option stellt ein Instrument zur einseitigen Risikobekämpfung dar, ein Terminkontrakt hingegen führt zu einer zweiseitigen Risikoreduktion.

Udo Broli Hegemonialwährung Eine Hegemonialwährung ist eine Währung, die sich durch ihre Wertstabilität eine Vormachtstellung an den Devisenmärkten (als internationale Anlagewährung) verschafft hat. Sie kann als indirektes Koordinationsinstrument der Geldpolitik betrachtet werden (—» Ankerwährung; —> Leitwährung): Länder, welche die Stabilität der Hegemonialwährung importieren wollen, können sich an diese anlehnen, indem sie ihre Zinspolitik ganz

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Hegemonie

Wechselkurse und internationale —> Liquidität sichert, und die Aufrechterhaltung des —> Freihandels. Ohne den Eingriff des Hegemons würden diese Güter wegen der bei kollektiven Gütern bestehenden 'free-rider' Problematik tendenziell in einem aus Sicht der Weltwohlfahrt zu geringem Umfang bereitgestellt. Zu den Aufgaben des Hegemons zählt es daher, ein 'free-rider'-Verhalten anderer Staaten zu verhindern, die internationalen Regeln durchzusetzen sowie andere zur Finanzierung des Systems zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, übt der Hegemon nicht nur hierarchische Macht aus, sondern verschafft v.a. den Marktkräften eine größtmögliche Geltung. Der Hegemon wirkt zudem über drei Kanäle als 'engine of growth' für die übrige Welt: Als Absatzmarkt, als Ursprungsland für —» Direktinvestitionen und als Quelle (technischen) Wissens durch —» Technologietransfer. Motiviert wird der Hegemon durch die Möglichkeit, überproportionalen Nutzen aus seiner Rolle zu ziehen; insbes. die Fähigkeit, Leistungsbilanzdefizite in eigener Währung zu finanzieren. Die obige Definition der Hegemonie ist insofern zu kritisieren, als sie suggeriert, die Existenz eines liberalen

an diejenige des Hegemonialwährungslandes anpassen. Auf Zinsänderungen im Hegemonialwährungsland muß sofort mit gleichgerichteter Zinsänderung reagiert werden. Europäische Beispiele für diese indirekte Politikkoordination sind Osterreich und die Niederlande, die sich an die Geldpolitik der Deutschen Bundesbank anpassen und dadurch ihre —» Wechselkurse gegenüber der DM stabil halten. Hegemonie Hegemonie bezeichnet die Vorherrschaft eines Staates, die formal durch internationale Verträge abgesichert ist, aber v.a. auf dem strategischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ubergewicht dieses Staates über andere Staaten beruht. In ihrer einfachsten Form besagt die Hegemonialthese: Wenn hegemoniale Strukturen der Macht in der Welt existieren, so wird eine offene und liberale internationale Wirtschaftsordnung (—> Weltwirtschaftsordnung) entstehen, deren Regeln präzise sind und von allen beachtet werden. Schwindet die Macht des Hegemons, löst sich die liberale Ordnung auf und wird, sofern keine neue Hegemonialmacht auftaucht, durch eine konfrontative, merkantilistische Ordnung (—> Merkantilismus) ersetzt. Der Hegemon stellt die für eine liberale Weltwirtschaftsordnung notwendigen internationalen —> Kollektivgüter bereit, insbesondere ein internationales Währungssystem, das stabile —»

Welthandels-

und

-Währungssystems

sei eine zwingende Konsequenz aus der Existenz eines Hegemons. Vielmehr ist die Existenz eines Hegemons zwar eine notwendige, keineswegs aber eine hinreichende Bedingung für eine liberale Weltwirtschaftsordnung.

150

Hegemonie

ger des Hegemons - den Preis, der für die Hegemonialrolle zu zahlen ist, als zu hoch einschätzen. Zusammenfassend kann damit also als These hegemonialer Stabilität formuliert werden: Die Existenz und Stabilität eines liberalen Weltwirtschaftssystems ist von drei Voraussetzungen abhängig: Der Existenz eine Hegemons, einer liberalen Ideologie und dem gemeinsamen Interesse der Beteiligten. Die wirtschaftliche Stärke des Hegemons beruht auf seiner Herrschaft über Märkte und Kapital sowie komparativer Vorteile seiner Unternehmen bei der Produktion hochwertiger Güter. Besonders die Herrschaft über Märkte und Kapital sind dabei wichtig, stellen sie doch wichtige Sanktionsmittel zur Durchsetzung der Regeln dar: Während regelkonformes Verhalten durch präferentiellen Marktzugang und Kapitaltransfers belohnt wird, können Regelverstöße durch die Verweigerung des Marktzugangs und des Zugangs zu günstigen Kapitalquellen sanktioniert werden. Ultimativ ist die Bewahrung der Hegemonie damit abhängig von der Fähigkeit der Volkswirtschaft des Hegemons, diese wirtschaftliche Führungsrolle zu bewahren. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, daß es an dieser Fähigkeit mangeln wird; das System ist daher inhärent instabil: Zum einen wird es den Partnerstaaten durch die stabile, dem wirtschaftlichen Wachstum förderliche Wirtschaftsordnung ermöglicht, die Lücke in der

Dies ist nur dann gewährleistet, wenn der Hegemon selbst einer liberalen Ordnung verschrieben ist, da der Hegemon seine Macht offensichtlich zur Etablierung höchst unterschiedlicher, auch nicht-liberaler Regime einsetzen kann. Die einfache Version der hegemonialen Stabilität ist also insofern defizitär, als sie allein auf den Machtaspekt abstellt, die Frage der politischen Ziele, für die diese Macht eingesetzt wird, jedoch ignoriert. Damit ist auch klar, daß die Stabilität der liberalen, hegemonialen Ordnung nicht nur durch den Aufstieg und den Fall des Hegemons determiniert wird, sondern auch von Änderungen in der grundsätzlichen politischen Zielrichtung des Hegemons abhängt. Auch damit sind die Bedingungen jedoch nicht vollständig: Da aufgrund nationalstaatlicher Souveränität die Einflußmöglichkeiten des Hegemons auf das Verhalten der übrigen Staaten begrenzt ist, ist die Aufrechterhaltung des liberalen Systems nur dann möglich, wenn die wichtigsten Partnerstaaten die grundsätzliche Ausrichtung des Hegemons teilen. Die Macht des Hegemons beruht neben seiner wirtschaftlichen Stärke auf der Akzeptanz der Legitimität seiner Hegemonie durch die Partnerstaaten. Wenn es scheint, daß der Hegemon seine Stellung zu seinem Vorteil ausnutzt, werden die Partner nicht mehr seiner Führung folgen. Umgekehrt wird das System auch dann instabil, wenn der Hegemon - bzw. in Demokratien die Bür-

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Hegemonie

wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gegenüber dem Hegemon zu schließen, was die Stellung des Hegemons unterminiert. Zum anderen begünstigt die priviligierte Stellung des Hegemons die Neigung, den privaten und staatlichen Konsum zu Lasten von Ersparnis und produktiven Investitionen auszuweiten.

ist auch die Schaffung eines Systems kollektiver Führerschaft eine theoretische Alternative zum Hegemonialsystem. Als typische Beispiele für die Existenz hegemonialer Regime gelten die pax Britannica des späten 19. Jahrhunderts sowie die pax Americana nach dem Zweiten Weltkrieg. Während dem britischen Einfluß dabei die Durchsetzung des Freihandelsgedankens zu verdanken ist, begründete die amerikanische Hegemonie v.a. die institutionelle Absicherung der liberalen Weltwirtschaftsordnung durch das System der Bretton-Woods-Institutionen (—> Internationaler Währungsfonds, —> GATT, Weltbank). Die Unfähigkeit Großbritanniens und die gleichzeitige fehlende Bereitschaft der USA, die Rolle des Hegemons wahrzunehmen, erklärt danach den Zusammenbruch des Weltwirtschafts- und -währungssystems in der Zwischenkriegszeit (—> Weltwirtschaftskrise). Die empirische Validität dieser Aussagen ist jedoch ebenso umstritten wie die der Aussage, daß das währungspolitische 'nonsystem' und der —> Neoprotektionismus der Gegenwart eine direkte Folge der schwindenden wirtschaftlichen Macht der USA seien.

Gelingt es nicht, die Führerschaft des bisherigen Hegemons durch ein anderes, der Bewahrung der liberalen Ordnung verpflichtetes Regime zu ersetzen, droht das Ende des offenen liberalen Systems. Legt man die These hegemonialer Stabilität strikt aus, kann der Fall eines Hegemons nur durch den Aufstieg eines neuen Hegemons kompensiert werden. Der Fall des Hegemons muß allerdings nicht zwingend zum Fall des von ihm errichteten Regimes führen, da Regime leichter zu erhalten als zu errichten sind: Die Errichtung eines neuen Regimes ist vergleichbar einer Investition mit hohen 'sunk costs'. Die Investition wird daher nur dann stattfinden, wenn ein neuer Hegemon existiert, der ausreichend wirtschaftlich und politisch potent sowie bereit ist, diese Kosten zu tragen, und wenn gleichzeitig der Problemdruck so groß ist, daß seine Beseitigung diese Investition rechtfertigen. Das alte System kann daher selbst bei einem Verfall der Hegemonialmacht solange bestehen bleiben, wie die Interessen der Beteiligten eng genug beieinander liegen und der Problemdruck gering bleibt. Daneben

Literatur: Kindleberger, Charles P. (1981): Dominance and Leadership in the International Economy; in: International Studies Quarterly 25, No.2 (June); S. 242254

152

Hermeskreditversicherung

Gilpin, Robert (1987): The Political Economy of International Relations; Princeton University Press, Princeton Keohane, Robert O. (1984): After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy; Princeton University Press, Princeton Ruggie, John G. (1982): International regimes, transcactions, and change: embedded liberalism in the postwar economic order, in: International Organization 36, No.2 (Spring), S. 379415

einbarte Kaufpreis und bei Finanzkreditdeckung sind der dem Schuldner eingeräumte Darlehensbetrag und die Zinsen Gegenstand der Deckung. Exportforderungen durch Hermes werden allgemein durch Einzeldeckung gesichert, das heißt, der Exporteur kann wählen, ob und welche Exportgeschäfte er versichern will. Die politischen und wirtschaftlichen Risiken, denen ein Exporteur neben den einzelnen Importeursrisiken ausgesetzt ist, können jedoch nur zusammen gedeckt werden. Desweiteren bietet Hermes deutschen Exporteuren die Deckung des —> Wechselkursrisikos für den Fall der Fakturierung in Auslandswährung über Wechselkursgarantien bzw. Wechselkursbürgschaften an.

Bernhard Speyer Hermeskreditversicherung Mit der Exportversicherung des Bundes ('Hermes Deckung') ist die Hermes Kreditversicherungs AG beauftragt. Sie soll zur langfristigen Sicherung und Erschließung von Exportmärkten beitragen, indem sie dem einzelnen Exporteur eine Absicherung der Risiken ermöglicht, die er nicht abschätzen und kalkulieren kann. Grundsätzlich werden Forderungen jeder Fristigkeit aus dem Exportgeschäft gedeckt.

Hoover-Moratorium Auf den amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover zurückgehender Versuch, die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches nach dem ersten Weltkrieg sicherzustellen. Das Hoover-Moratorium sah die Aussetzung der Zahlungen zwischen dem 1.7.1931 und dem 30.6.1932 vor. Die Zahlungsfähigkeit Deutschlands konnte dadurch jedoch nicht sichergestellt werden.

Im einzelnen übernimmt Hermes folgende Deckungsarten: Fabrikationsgarantie und Fabrikationsbürgschaft; Ausfuhrgarantie und Ausfuhrbürgschaft; Garantien und Bürgschaften für gebundene Finanzkredite. Bei Garantien und Bürgschaften zur Deckung von Fabrikationsrisiken sind die Selbstkosten des Exporteurs, bei Dekkung von Ausfuhrrisiken ist der ver-

Hysterese (Hysteresis) im Außenhandel Der aus der Physik stammende Begriff 'Hysterese' beschreibt das Zurückbleiben einer Wirkung nach Beendigung der Ursache, wie z.B. die anhal-

153

Hysterese (Hysteresis) im Außenhandel

tende Magnetisierung von Eisen bei einer nur temporären Einwirkung einer Feldstärke. Im Fall von Hysterese haben temporäre (exogene) Störungen einen bleibenden Einfluß auf die Gleichgewichtswerte eines Systems, d.h. es besteht Zeitpfadabhängigkeit. Die Hysterese im —> Außenhandel beruht darauf, daß es im Laufe von temporären Wechselkursänderung (—> Aufwertung; —> Abwertung) zu Markteintritten ausländischer Anbieter kommt, die anschließend nicht (völlig) zurückgenommen werden, weil z.B. Markteintritts-Sunk Costs, kostenreduzierende Lerneffekte oder die Bildung produktbezogener Präferenzen auftreten. Mit einer Abwertung der heimischen Währung wird der Export von Gütern für einige Exportuntemehmen lohnend. Beim Eintritt in einen ausländischen Markt sind Eintrittskosten aufzuwenden, z.B. für den Aufbau eines Vertriebsnetzes oder für einführende Werbung. Diese Investitionen sind z.T. unternehmensspezifisch und daher bei einem späteren Marktaustritt nicht veräußerbar (i.e. Sunk Costs). Wenn später der —» Wechselkurs wieder das Ausgangsniveau erreicht, werden daher einige der

eingetretenen Exporteure im Auslandsmarkt aktiv bleiben. Die Exporte sind somit nach einer nur zeitweiligen Abwertung dauerhaft gestiegen. Analog werden die —» Importe eines Landes nach einer temporären Aufwertung dauerhaft höher sein. Im Fall von Lerneffekten (dynamische Skalenerträge) können im Zuge der Exporttätigkeit während der Abwertungsphase die Kosten gesenkt werden. Außerdem kann sich im Importland im Laufe der Exportaktivität die Zahlungsbereitschaft für die angebotenen Güter erhöhen, sofern die (risikoaversen) Konsumenten gute Erfahrungen mit der Produktqualität gemacht haben, so daß später höhere Preise erzielbar sind. Alle genannten Faktoren führen dazu, daß die Exporteure - nach dem Vollzug des Eintritts - im Anschluß an die temporäre Wechselkursschwankung noch bei einem Wechselkurs aktiv bleiben, für den sie in der Ausgangssituation noch inaktiv waren. Die nur zeitweilig aufgetretene Wechselkursänderung kann somit eine dauerhafte Auswirkung auf die Handelsströme haben: Die Handelsströme sind folglich vom vergangenen Zeitpfad des Wechselkurses abhängig.

154

I

IAEA

IMF

Abk. der Internationalen Atomenergie Behörde (International Atomic Energy Agency)

Abk. des —> Internationalen Währungsfonds (International Monetary Fund) Importe

IBRD

Ähnlich wie bei den —> Exporten ist auch die Importquote seit den 50er Jahren deutlich gestiegen. Wie bei den Ausfuhren sind bei den Einfuhren die wichtigsten Handelspartner Deutschlands die Staaten der —» Europäischen Gemeinschaft und bei ihnen insbesondere Frankreich und die Niederlande. Von den Nicht-EG Staaten sind vor allem die USA zu nennen. Importe aus Japan sind etwa doppelt so hoch wie die Exporte dorthin und machen ca. 5% der deutschen Einfuhren aus (bei einzelnen Gütern wie Autos, Kameras oder Elektronikprodukten ist der Prozentsatz allerdings deutlich höher). Kapitalimporte sind deutlich gewachsen. Die für sie zu leistenden Zinsund Dividendenzahlungen erscheinen in der Dienstleistungsbilanz (—» Zahlungsbilanz).

Abk. der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development) —> Weltbank IDA Abk. der —> Internationalen Entwicklungsorganisation (International Development Association) IDB Abk. der Islamischen Entwicklungsbank (Islamic Development Bank) IFC Abk. der —> Internationalen Finanz Korporation (International Finance Corporation) ILO Abk. für die —> Internationale Arbeitsorganisation (International Labor Organization)

Importelastizität Importelastizität bezeichnet die relative Nachfrageänderung, die von einer Veränderung der Importpreise aus-

155

Importgenehmigungsvorschriften

geht. Die j e w e i l i g e Importelastizität ist

allem für —> Entwicklungsländer rele-

verantwortlich

vante

für die

Reaktion

der

wirtschaftspolitische

Strategie

Leistungsbilanz aufgrund von W e c h -

verstanden wird.

selkursveränderungen. Ist die Import-

Grundlagen:

elastizität

beruht a u f dem strukturalistisch

gering,

wird

der

—>

J-

K u r v e n - E f f e k t hervorgerufen.

Importsubstitution

prägten Handelspessimismus, nen

Importgenehmigungsvorschrifteii Importgenehmigungsvorschriften

Die

negativen

ge-

der ei-

Zusammenhang

zwi-

schen weltwirtschaftlicher —> Integra-

zwin-

tion und ökonomischer

Entwicklung

gen Importeure, vor dem —> Import

postuliert und in seiner traditionellen

aller oder ausgesuchter Güter eine G e -

F o r m die U n m ö g l i c h k e i t eines indu-

nehmigung einzuholen.

striell geprägten Strukturwandels (—>

migungsvorschriften

Importgeneh-

werden von na-

E n t w i c k l u n g ) bei Einbindung

in ein

hezu allen Ländern erlassen und die-

weltwirtschaftliches

nen der statistischen Erhebung von —»

mentärer

Handel und gelegentlich auch der na-

W i c h t i g e Vertreter sind Prebisch und

tionalen

Strukturpolitik.

Sie

werden

System

Arbeitsteilung

komple-

unterstellt.

S i n g e r ( T h e s e von der Verschlechte-

aber auch im Z u s a m m e n h a n g mit D e -

rung

visenbewirtschaftungsmaßnahmen

Nurkse, der in der aufgrund sinkenden

er-

der

—»

Terms-of-Trade)

und

lassen und dienen dann dem Versuch,

Wachstumspotentials und

—» Zahlungsbilanzdefizite zu vermei-

der Substitution rückläufigen Nachfra-

den oder zu verringern.

ge der —» Industriestaaten nach

zunehmenPri-

märgütern die Ursache für schwaches

importierte Inflation

Wachstum

Inflationsimport

in

Entwicklungsländern

sieht, das danach in starrem Zusammenhang mit der Importnachfrage der

Importquote

Industrieländer steht. D e r sogenannte

D e r Anteil der —> Importe von Gütern

neue Handelspessimismus bezieht die

und Dienstleistungen am —> Bruttoso-

mangelnde Aufnahmefähigkeit der In-

zialprodukt wird als Importquote be-

dustrieländer auf verarbeitete Exporte

zeichnet.

der Entwicklungsländer. Eine weitere Begründung der Importsubstitution ist

Importsubstitution B e g r i f f : Importsubstitution

das

'infant-industry'-Argument

(—»

beschreibt

Schutzzoll), das den B e d a r f temporä-

einen Prozeß, in dessen Verlauf der

ren S c h u t z e s j u n g e r Industrien aus in-

Anteil der —> Importe am Gesamtan-

vestitionshemmenden

gebot sinkt und der natürlicher

Be-

kommenheiten ableitet.

standteil des Industrialisierungsprozes-

Instrumente und Ziele:

ses sein kann, in der R e g e l aber als vor

tution erfolgt durch tarifare

156

MarktunvollImportsubstiund

Industriestaaten

nicht-tarifäre Importbeschränkungen wie —> Zölle, Kontingente (—> Kontingentierung) und Devisenbewirtschaftung, durch Investitions- und Produktionsförderung und soll der Entwicklung einer wachstumsstarken Wirtschaft mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit dienen. Urteil: Die Importsubstitution resultiert in der Regel in inflationären Tendenzen und gravierenden Verzerrungen zu Lasten des Exportsektors, so daß weder Wachstums- noch Zahlungsbilanzziele realisiert werden können. Mit zunehmender Dauer steigt die Kapitalintensität der Produktion und damit der Import- und aufgrund steigender Wettbewerbsnachteile der Protektionsbedarf (—> Protektionismus), während Beschäftigungs- und Verteilungsziele nicht realisiert werden können. Aus der Protektion des verarbeitenden Sektors resultiert zudem eine Diskriminierung des Primärgütersektors. Die künftigen Exportchancen geschützter Bereiche sind mit der zunehmenden —> Abkopplung vom —> Weltmarkt skeptisch zu beurteilen.

schen Volkswirtschaften (—» Mittelund

der —» Schwellenländer, verliert der Begriff zunehmend an Kontur. Inflationsimport In Systemen fester —» Wechselkurse tritt wegen der Interventionsverpflichtungen der unerwünschte Effekt des Inflationsimportes auf, da die eigene Geldmenge zur Stabilisierung einer Fremdwährung vergrößert werden muß. Inflationsimporte können allerdings auch in Systemen fester oder stabilisierter Wechselkurse (—» Wechselkurssystem) auftreten. Ein Inflationsimport findet in Systemen flexibler Wechselkurse zumindest kurzfristig allerdings dann statt, wenn das Ausland stärker inflationiert als das Inland und wenn gleichzeitig bestimmte Importgüter eine geringe Importelastizität aufweisen und nicht substituiert werden können (—> Importsubstitution). Als Abwehreffekt gegen die Übertragung von Inflation durch die Stabilisierung von Wechselkursen sind die Staaten dazu übergegangen, Interventionen zu sterilisieren (—> Devisenmarktintervention).

Bezeichnung für die Staaten, die sich im Zuge der industriellen Revolution entwickelt haben. Der Begriff der In-

Inländer

dustriestaaten wird auch als Synonym für die 24 OECD-Mitglieder gebraucht zu

Reformstaaten)

rung der Dritten Welt, insbesondere

Industriestaaten

und dient als Abgrenzung

osteuropäische

und der fortschreitenden Industrialisie-

Für die —> Zahlungsbilanz gelten alle

den

Personen, die dauerhaft in einem Staat

Staatshandelsländern und den —> Ent-

niedergelassen sind, als Inländer. Die-

wicklungsländern. Im Zusammenhang

se

umfaßt

Gastarbeiter,

mit der Transformation der osteuropäi-

nicht aber Angehörige

ausländischer

157

Definition

Integration

Streitkräfte oder die Mitarbeiter der

len Faktorbestand und bei gegebener nationaler Faktorkombination, durch wechselseitigen Austausch der handelbaren Güter den Gesamtnutzen der Güter im Integrationsraum (gemäß den Gossen'sehen Gesetzen) zu maximieren.

diplomatischen Vertretungen. Integration Unter Integration (i.w.S.) ist die Herstellung einer Einheit durch Verschmelzung selbständiger Teileinheiten zu einem neugebildeten Integrationsraum oder durch Einbeziehung bislang außenstehender Teileinheiten in einen bestehenden Integrationsraum zu verstehen. Ubertragen auf die internationalen Wirtschaftsbeziehungen (i.e.S.) bedeutet diese Definition: Verschmelzung von Volkswirtschaften zu einem (neuzubildenden) oder Einbeziehung von Volkswirtschaften in einen (bestehenden) inter- bzw. supranationalen —» Wirtschaftsraum. Mit Blick auf Zielsetzungen, Autonomieverzicht und Voraussetzungen ist zu differenzieren: (1) Ziel der Integration ist die Nutzung bzw. Verbesserung der internationalen —» Arbeitsteilung. Dies kann für Volkswirtschaften erforderlich werden, wenn sie nicht autark sind (—* Autarkie), d.h. einen unabweisbaren Importbedarf für Nahrungsmittel, Rohstoffe oder Produktionsfaktoren haben; dies kann aber auch für Volkswirtschaften als wünschenswert gelten, wenn sie sich durch die Integration Spezialisierungsvorteile erhoffen. Die Arbeitsteilung kann auf drei Ebenen, mit jeweils steigender Verflechtungsintensität der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten, angestrebt werden. - Handelsoptimum: Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem nationa-

- Produktionsmaximum (relativ): Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem nationalen Faktorbestand, durch nationale Faktormobilität und Variation der nationalen Faktorkombination, somit Spezialisierung einer Volkswirtschaft (gemäß des Theorems der komparativen Kosten), den Ertrag des nationalen Faktorbestandes zu maximieren. - Produktionsmaximum (absolut): Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem internationalen Faktorbestand, durch Variation der Faktorkombination im Integrationsraum, jetzt auf der Basis einer internationalen Faktormobilität, den Ertrag des gesamten Faktorbestandes des Integrationsraumes (gemäß dem Ertragsgesetz) zu maximieren. (2) Autonomieverzicht im Integrationsraum besagt, daß sich die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten nicht mehr allein an nationalen Zielprioritäten orientieren können, da sie in den Integrationsraum hineinwirken und die Interessenlage der Partnerländer berühren. Die Politikbereiche bedürfen der —> 'Intemationalisierung', d.h. der nationale Mitteleinsatz unterliegt Bindungen - sei es durch

158

Integration

internationale Abstimmung der zu ergreifenden Maßnahmen (Politik- —> Koordination), sei es durch Gründung supranationaler Institutionen, die legitimiert werden, im Integrationsraum für die einzelnen Volkswirtschaften verbindliche Maßnahmen zu ergreifen (Politik-Übertragung). Dabei können vier Stufen des Autonomieverzichts der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten unterschieden werden.

- Gemeinsamer Markt: Hier verpflichten sich die Staaten nicht nur zu einem (internen) Abbau der Handelsschranken und zu einer gemeinsamen (externen) Handelsstrategie gegenüber Drittländern. Die völkerrechtlich bestehenden Grenzen verlieren nun ihre ökonomisch relevante Abgrenzungsfunktion; es entsteht ein offener —> Binnenmarkt. Das bedeutet, daß neben dem nicht mehr kontrollierbaren Grenzübertritt der handelbaren Güter auch die internationale Faktorwanderung möglich wird, und daß nun Wettbewerbsverzerrungen durch Arbeits·, Gesellschafts-, Steuer-, Subventions· oder Umweltrecht im gesamten Binnenmarkt durchwirken und deshalb über Angleichung dieser Vorgaben vermieden werden müssen (—» Koordination). Nur die autonome Gestaltung der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik bleibt noch gewahrt.

- —» Freihandelszone: Hier verpflichten sich die Staaten zu einem Abbau der Handelshemmnisse untereinander. Sie behalten aber ihre handelspolitische Autonomie gegenüber Drittländern, ihre Autonomie hinsichtlich der Beeinflussung der internationalen Faktorwanderung und ihre Autonomie hinsichtlich ihrer binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik. - —» Zollunion. Hier verpflichten sich die Staaten nicht nur zu einem Abbau der —> Handelshemmnisse untereinander, sondern auch zu einer Vergemeinschaftung der Handelspolitik gegenüber Drittländern (gemeinsame Handelsstrategie, gemeinsamer Außenzolltarif). Der Grenzübertritt der Waren bleibt aber noch kontrollierbar, und die Staaten behalten überdies noch ihre Autonomie hinsichtlich der Beeinflussung der internationalen Faktorwanderung und hinsichtlich ihrer binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik.

- Wirtschafts- und Währungsunion: Die Autonomie der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik der Staaten ist so lange möglich, wie diese - wenn sie von unterschiedlichen nationalen Zielvorstellungen getragen ist und dann zu —» Zahlungsbilanzungleichgewichten führt - durch flexible —> Wechselkurse bzw. durch eine fallweise Kurskorrektur 'abgesichert' werden kann. Will man das damit verbundene —> Wechselkursrisiko für Leistungs- und Faktorverkehr vermei-

159

Integration

d e n , bleibt nur d i e S c h a f f u n g e i n e s

sungshilfen). Aber d e n n o c h gilt, d a ß

einheitlichen W ä h r u n g s g e b i e t e s m i t

j e d e r Integrationsprozeß z w e i V o r a u s -

einem oder

irreversiblen einer

—>

Fixkurssystem

setzungen erfüllen m u ß .

Einheitswährung.

- E i n m a l bedarf es der K l a r h e i t über

D a n n aber wirkt j e d e nationale Fi-

d e n G r a d d e r außenwirtschaftlichen

n a n z - u n d Geldpolitik in den Inte-

—» Liberalisierung: Soweit sich d a s

grationsraum

weshalb

Integrationsmodell auf d i e H a n d e l s -

n u n auch diese Politikbereiche v e r -

o p t i m i e r u n g beschränkt, g e n ü g t ein

g e m e i n s c h a f t e t werden müssen; a u f

V e r z i c h t auf m a r k t i n k o n f o r m e H a n -

d i e s e r S t u f e ist d e r wirtschaftspoliti-

delshemmnisse

sche A u t o n o m i e v e r z i c h t a m g r ö ß -

gente), u m einen freien H a n d e l s v e r -

ten.

kehr ü b e r h a u p t zu e r m ö g l i c h e n , u n d

voll durch,

(3) Voraussetzungen: Bindungsintensität onsprozesses

und

(2) des

kann

Volkswirtschaft

(1)

dieser

Kontin-

d i e S c h a f f u n g von Regeln ü b e r ei-

Unbeschadet der

Verflechtungsintensität

(Verbote,

nen

der

systematischen

Abbau

von

Integrati-

marktkonformen

in

s u n g e n (—» Exportförderung, Zölle),

einer

um

Allokationsprobleme

im

Handelsbeeinflus-

Integrationsraum

a u f w e r f e n (wenn B r a n c h e n im o f f e n e n I n t e g r a t i o n s r a u m nicht m e h r

wettbe-

W i r d e i n e - relative oder absolute -

w e r b s f ä h i g sind, w a s nationale Struk-

P r o d u k t i o n s m a x i m i e r u n g angestrebt,

turkrisen auslösen kann) oder Stabili-

bedarf es der Förderung des natio-

s i e r u n g s p r o b l e m e s c h a f f e n (wenn a n -

nalen u n d internationalen Faktorver-

haltende

kehrs,

—> Zahlungsbilanzungleich-

zumindest

zu

Wettbe-

werbsverzerrungen

eines

g e w i c h t e sich herausbilden). Damit ist

a u f Diskriminierung

d i e G e f a h r v e r b u n d e n , d a ß Staaten a u s

Produktionsfaktoren.

dem

Integrationsraum

wieder

aus-

s c h e i d e n u n d die Zielsetzungen Integrationsprozesses

im

vermeiden.

Verzichts

ausländischer

- Z u m zweiten bedarf es d e r Klarheit

des

über

nachhinein

den

schaftlichen

Grad

der

binnenwirt-

Flankierung:

Sollten

w i e d e r g e f ä h r d e n . Dies wird v.a. d a n n

sich in o f f e n e n Märkten Z a h l u n g s b i -

problematisch,

lanzungleichgewichte

wenn

andere

Länder

herausbilden,

ein solches V o r g e h e n als eine beggar-

k ö n n e n diese zwar zeitweise d u r c h

my-neighbour-Strategie

Wechselkurskorrekturen

empfinden

oder

Ein-

u n d dann ähnlich reagieren. Ein sol-

r ä u m u n g von Kreditfazilitäten über-

cher kumulativer Abschottungsprozeß

brückt w e r d e n . D o c h da dies k e i n e

kann

D a u e r l ö s u n g sein kann - W e c h s e l -

wenn

u.U. z w a r v e r m i e d e n in

gewisser

die

werden,

Integrationspolitik

Pragmatismus

ein

kurskorrekturen implizieren

eingebaut

d a s E l e m e n t des

immer

Wechselkursrisi-

w i r d (zeitliche A b s t u f u n g e n , sachliche

k o s u n d sind auch nicht in j e d e m

Ausnahmeregeln,

Falle binnenwirtschaftlich

finanzielle

Anpas-

160

neutral;

Integriertes RohstofTprogramm

und K r e d i t f a z i l i t ä t e n stoßen an V e r -

Industrieländer

s c h u l d u n g s g r e n z e n -, bleibt als A l -

nen.

ternative

nur

Angleichung

eine der

systematische

bei A g r a r g ü t e r n

die-

INTELSAT

'fundamentalen'

ö k o n o m i s c h e n D a t e n im Integrati-

Abk. f ü r die Internationale T e l e k o m -

onsraum

munikations-Satelliten

dard,

(Wachstum,

Produktivität,

schäftigung,

LebensstanPreise,

Be-

Produktionsstruktur),

tellite O r g a n i z a t i o n )

d.h. d i e n a t i o n a l e n V o l k s w i r t s c h a f ten m ü s s e n den

Interdependenz

Integrationsprozeß

d u r c h eine w e c h s e l s e i t i g e

binnen-

wirtschaftliche A n g l e i c h u n g

Organisation

(International T e l e c o m m u n i c a t i o n s Sa-

Die f o r t s c h r e i t e n d e —» Globalisierung

dieser

und —» I n t e m a t i o n a l i s i e r u n g

der —>

D a t e n flankieren, u m die V o r a u s -

W e l t w i r t s c h a f t erhöht die als g e g e n -

setzungen f ü r d i e Politikharmonisie-

seitige A b h ä n g i g k e i t der Staaten verstandene

rung zu s c h a f f e n . Werner

und

definierte

Interdepen-

denz.

Glastetter

Interdependenz

bezeichnet

zugleich

ein b r a u c h b a r e s analytisches K o n z e p t

Integriertes Rohstoffprogramm

für Situationen,

in d e n e n die

(wirt-

A u f d e r - > U N C T A D IV 1976 erarbei-

schaftspolitische) H a n d l u n g eines Ak-

tetes K o n z e p t

umfassende

teurs ( ö k o n o m i s c h e ) E f f e k t e bei e i n e m

R o h s t o f f p o l i t i k von —>

oder m e h r e r e n anderen A k t e u r e n her-

Industriestaaten u n d —> E n t w i c k l u n g s -

vorruft. Infolge der z u n e h m e n d e n In-

ländern. Ziele d e s Integrierten

Roh-

terdependenz verlieren die ' a l t e n ' Mit-

ge-

tel u n d I n s t r u m e n t e der Politik im all-

Rohstoff-

gemeinen und der Wirtschaftspolitik

gemeinsame

für eine

stoffprogramms (IRPs) rechteres

und

sind ein

stabileres

Exporterlösstabilisierung,

im b e s o n d e r e n an W i r k s a m k e i t . Inso-

eine V e r b e s s e r u n g des M a r k t z u g a n g e s

fern f u n g i e r t I n t e r d e p e n d e n z als politi-

preisniveau, und

der

Wettbewerbsfähigkeit

Rohstoffen gegenüber

sche K o n s e q u e n z w e l t w i r t s c h a f t l i c h e r

von

—> Integration.

Ersatzrohstof-

fen. A l s Mittel z u r E r r e i c h u n g dieser

International Commercial Terms (InCoTerms)

Ziele sollen u m f a s s e n d e R e g e l u n g e n und E i n g r i f f e in d a s M a r k t g e s c h e h e n z u g u n s t e n der E n t w i c k l u n g s l ä n d e r w i e

Mit d e n I n C o T e r m s k a n n d e r K o s t e n -

internationale

Marktausgleichslager

und G e f a h r e n ü b e r g a n g aus d e m K a u f -

(—> Ausgleichslager), multilaterale Lie-

vertrag bei der V e r s e n d u n g v o n W a r e n

fer- u n d A b n a h m e v e r p f l i c h t u n g e n u n d

im internationalen —» H a n d e l geregelt

ein A b b a u d e s —> Protektionismus d e r

werden.

Ihre

Anwendung,

die

v.a.

Rechtsicherheit vor der Vielfalt regio-

161

International Commercial Terms (InCoTerms)

naler Handelsusancen bietet, ist freiwillig und muß im Kaufvertrag vereinbart werden. Die InCoTerms wurden von der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris 1936 erstmalig aufgestellt, mehrfach revidiert und 1990 unter dem Eindruck neuer Entwicklungen der Transporttechnik (Containerisierung, RoRo) sowie des elektronischen Datenaustausches (EDI) angepaßt. Gegenwärtig bestehen sie aus 13 Klauseln, eingeteilt in vier Gruppen: Die Ε-Klausel (EXW) bedeutet, daß der Verkäufer die Ware auf seinem eigenen Gelände zur Verfügung stellt. Gemäß der F-Klauseln (FCA, FAS, FOB) muß der Verkäufer die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer übergeben. Die C-Klauseln (CFR, CIF, CPT, CIP) legen fest, daß der Verkäufer den Beförderungsvertrag abzuschließen hat, ohne das Risiko des Verlusts oder der Beschädigung der Ware oder zusätzliche Kosten, die auf Ereignisse nach dem Abtransport zurückzuführen sind, zu tragen; nach den CIF- und CIPKlauseln muß der Verkäufer außerdem die Ware auf eigene Kosten versichern. Die C-Klauseln enthalten dadurch zwei kritische Punkte, einmal für die Kostenteilung (vereinbarter Bestimmungsort) und zum anderen für den Gefahrenübergang (Übergabe zum Transport). C- und F-Klauseln stehen sich insoweit gleich, als der Verkäufer in beiden Fällen seine vertraglichen Verpflichtungen im Verschiffungsbzw. Versandland erfüllt. Dagegen hat

bei den D-Klauseln (DAF, DES, DEQ, DDU, DDP) der Verkäufer alle Kosten und Risiken zu übernehmen, bis die Ware im benannten Bestimmungsland eintrifft. D-Klauseln sind deshalb Ankunftsverträge, während die C-Klauseln Absendeverträge darstellen. Die InCoTerms beziehen sich auf Handelsklauseln im Kaufvertrag, nicht im Beförderungsvertrag; letzterer legt die Pflichten des Verladers bzw. des Absenders bezüglich der Übergabe der Ware an den Frachtführer fest. Durch neue Transporttechniken entstehen erhebliche Probleme bei der Synchronisierung von Kauf- und Beförderungsvertrag; v.a. im Containerverkehr wird die Ware häufig vor dem Verladetermin an den Frachtführer geliefert. Während bei den traditionellen FOB (free on board)-, CFR (cost and freight)- und CIF (cost, insurance and freight)-Klauseln eine Verpflichtung zur Lieferung an Bord des Schiffs besteht, setzen die neueren Klauseln FCA (free carrier), CPT (carriage paid to) und CIP (carriage and insurance paid to) die Übergabe zur Beförderung nicht mit der Verladung an Bord gleich. Zudem ist der Verkäufer nach den CFR- und CIF-Klauseln noch verpflichtet, ein Konnossement (Bill of Lading, B/L) zu beschaffen, das als Warenwertpapier die Übertragung der Rechte an der Ware ermöglicht. Die dafür jeweils erforderliche Indossierung macht den Einsatz von EDI problematisch. Dagegen können die neueren B/L- freien und damit EDI-fähigen

162

International Trade Center

CPT- oder CIP-Klauseln angewandt werden, wenn der Käufer (wie im Containerverkehr üblich) die Ware während des Transports nicht weiterveräußern will.

- einer jährlich tagenden Allgemeinen Konferenz, auch 'Weltparlament der Arbeit' genannt (jedes Mitglied entsendet zwei Regierungsvertreter sowie je einen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter); - einem Verwaltungsrat, bestehend aus 28 Regierungs- sowie je 14 Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern; und - einem Sekretariat, dem Internationalen Arbeitsamt, an dessen Spitze ein Generaldirektor steht. Die beiden Aktionsinstrumente der Organisation sind (a) Aktivitäten der Normensetzung (Übereinkommen und Empfehlungen) und (b) Aktivitäten der technischen Zusammenarbeit. Die Annahme von Ubereinkommen und Empfehlungen führte zu einem Internationalen Arbeitskodex von 174 Ubereinkommen und 181 Empfehlungen (Stand: 31. Dezember 1994). Bis heute wurden mehr als 6.000 Ratifikationen der verschiedenen Ubereinkommen registriert. Die technische Zusammenarbeit erlebte seit Anfang der 60er Jahre eine starke Expansion. 1969, zum 50. Jahrestag der ILO, startete die Organisation ihr Weltbeschäftigungsprogramm (World Employment Programme, WEP). Im Juni 1976 fand die Weltbeschäftigungskonferenz in Genf statt. Das Grundbedürfniskonzept hat seither die Hilfsprogramme anderer Institutionen des VN-Systems erheblich beeinflußt, insbesondere die der —>

International Trade Center Das ITC ist Gremium, das die Politik von UNCTAD und GATT koordinieren und zwischen beiden —> internationalen Organisationen vermitteln soll. Internationale Arbeitsorganisation Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organisation; ILO) wurde auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 mit Sitz in Genf gegründet. Die Nachkriegsentwicklung begann 1944 mit der Erklärung von Philadelphia, in der ihre Grundsätze nochmals bestätigt wurden: "(a) Arbeit ist keine Ware; (b) Freiheit der Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit sind wesentliche Voraussetzungen beständigen Fortschritts; (c) Armut, wo immer sie besteht, gefährdet den Wohlstand aller; (d) der Kampf gegen die Not muß innerhalb jeder Nation und durch ständiges internationales Vorgehen unermüdlich weitergeführt werden ...". 1946 wurde die ILO die erste Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie hat heute (Stand: Juni 1995) 173 Mitglieder. Der organisatorische Aufbau besteht aus:

163

Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

Weltbank, UNICEF.

des

UNDP

und

von

Internationale Entwicklungsorganisation

Die gegenwärtige Arbeit der Organisation beruht auf einem mittelfristigen Plan für 1990-1995, einem zweijährigen Arbeitsplan und Haushalt von rund 467 Mio US-Dollar f ü r 1994-95. Der ILO-Generaldirektor betonte 1994 anläßlich des 75jährigen Bestehens, daß die Organisation einerseits ihre dreigliedrige Grundstruktur beibehalten muß, um die Regierungen und die Akteure auf dem Arbeitsmarkt zusammenzubringen, andererseits die soziale Problematik nicht außerhalb des wirtschaftlichen Kontextes sehen darf und gegebenenfalls bestimmte Arbeitsnormen neu überdenken muß.

Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association; IDA) wurde am 5. Dezember 1959 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegründet und nahm im Herbst 1960 ihre Arbeit auf. Es handelt sich um eine juristisch selbständige Tochterorganisation der —» Weltbank, obwohl Verwaltungsorgane und -verfahren, Kompetenzverteilung und Personal mit denen der Weltbank identisch sind. Die IDA hat 158 Mitglieder (Stand: 1. Juli 1995). Mitglied der Organisation kann nur werden, wer bereits der Weltbank angehört, bei der wiederum die Zugehörigkeit zum —> Internationalen Währungsfonds Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist. Die Mitgliedstaaten der IDA sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe besteht aus 24 wirtschaftlich hochentwickelten Staaten (—» Industriestaaten; —> OECD). Diese müssen den Betrag ihres gezeichneten Kapitals in einer frei konvertierbaren Währung (—» Konvertibilität) einzahlen. Die zweite Gruppe umfaßt alle anderen Mitgliedstaaten. Diese zahlen nur 10 Prozent ihrer Erstzeichnung in frei konvertierbarer Währung ein, den Rest in eigener nationaler Währung, der jedoch von der IDA nur mit Zustimmung des betreffenden Staates verwendet werden darf.

Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Weltbank Internationale Energie Agentur Die

Internationale

Energie

Agentur

(IEA) ist eine internationale Organisation, die von

den

industrialisierten

Staaten im Zusammenhang

mit der

ersten Ölkrise 1973 gegründet wurde, um ein institutionelles Gegengewicht zum Kartell der Erdölexportierenden Staaten, —> OPEC, zu schaffen. Ihre Aktivitäten sind allerdings nicht auf den Erdölbereich beschränkt, vielmehr hat sie auch Programme zu Kernenergie, Kohle und alternativen Energiequellen eingerichtet.

Die IDA ist faktisch nichts anderes als ein Fonds, der von der Weltbank ver-

164

Internationale Finanz-Corporation

waltet w i r d . I m U n t e r s c h i e d zur Welt-

R e g i e r u n g s g a r a n t i e n vergeben durfte,

b a n k , w e l c h e ihre Darlehen grundsätz-

zur

lich zu

Unternehmen

kommerziellen

Bedingungen

direkten

Unterstützung gegründet

privater

und

bildet

verleiht, vergibt die I D A ihre Mittel an

damit

R e g i e r u n g e n zinslos u n d verlangt le-

' W e l t b a n k G r u p p e ' ( I B R D , IFC, I D A

diglich e i n e jährliche B e a r b e i t u n g s g e -

und

einen

wichtigen

Teil

der

MIGA).

b ü h r von 0,75 Prozent sowie eine ge-

Im U n t e r s c h i e d zur I B R D ist die IFC

ringe

Z u s a g e g e b ü h r von 0,5 Prozent,

bei d e r M i t t e l b e s c h a f f u n g bisher weit-

die a u c h teilweise oder ganz erlassen

g e h e n d auf die E i n z a h l u n g e n der Mit-

w e r d e n k a n n . Die I D A - K r e d i t e haben

gliedsländer (1991: $ 1 , 2 Mrd., nach

e i n e s e h r lange L a u f z e i t (35 bis 4 0

einer weiteren K a p i t a l e r h ö h u n g 1992:

Jahre). D i e tilgungsfreie Zeit beträgt

$2,3 Mrd.), auf Kredite von der I B R D

zehn Jahre.

D a m i t der erfüllen

die

IDA-Kredite

deutlich

(seit 1965; 1991: $1,175 Mrd.) u n d ih-

Kriterium

re Erträge (Reserven 1991: $ 9 5 8 Mio.)

d e s —> E n t w i c k l u n g s h i l f e a u s s c h u s s e s

a n g e w i e s e n . Erst seit 1984 n i m m t sie

das

d e r —> O E C D : mit e i n e m Z u s c h u ß e -

ihre Kredite auch direkt auf den inter-

l e m e n t v o n über 80 Prozent zählen sie

nationalen K a p i t a l m ä r k t e n auf (1991:

zur

$600

öffentlichen

(Official

Entwicklungshilfe

Development

Mio.). D a f ü r erlauben

es

die

Assistance;

Statuten der IFC, mit einer geringeren

O D A ) . A l s E m p f ä n g e r w e r d e n über-

E i g e n k a p i t a l q u o t e als die I B R D zu ar-

w i e g e n d die a m w e n i g s t e n entwickel-

beiten. Die G e s a m t v e r s c h u l d u n g darf

ten

Pro-Kopf-

d a s V i e r f a c h e d e s Eigenkapitals errei-

E i n k o m m e n von w e n i g e r als 825 U S -

chen u n d die I F C kann Beteiligungen

Dollar berücksichtigt.

der v o n ihr geförderten U n t e r n e h m e n

Länder

mit

einem

D i e V e r h a n d l u n g e n ü b e r die Zusatz-

v e r k a u f e n . D a die IFC bei den von ihr

z e i c h n u n g e n sind d u r c h ein sehr hefti-

g e f ö r d e r t e n privatwirtschaftlichen Pro-

g e s T a u z i e h e n u m die

jekten

Lastenvertei-

lung u n t e r den f ü h r e n d e n staaten (10.

Industrie-

der westlichen Welt

Wiederauffüllungsrunde

außerdem

auf

Regierungsga-

rantien verzichtet, versucht sie die Be-

geprägt

s c h r ä n k u n g der Risiken und die Profi-

1993-

tabilität der

1996: e t w a 2 9 Mrd. D M ) .

Unternehmungen

durch

strikte P r ü f u n g e n und eine Beteiligung privaten Kapitals von m i n d e s t e n s 7 5 %

Internationale Finanz-Corporation

an j e d e m Projekt sicherzustellen. Der IFC-Anteil an privaten Projekten be-

D i e Internationale Finanz-Corporation (International

Finance

trägt

Corporation,

I F C ) w u r d e 1956 als privatwirtschaft-

nen

licher A r m der —» W e l t b a n k , die als IBRD Kredite

b i s zu diesem

Zeitpunkt

an R e g i e r u n g e n

oder

in

den

letzten

Jahren

durch-

schnittlich n u r 7 % , in einigen RegioAfrikas werden

die

möglichen

2 5 % allerdings erreicht. Eine größere

nur

B e d e u t u n g n e b e n der I B R D erhielt die

gegen

165

Internationale Handelsorganisation (ITO)

IFC erst im Gefolge der —> Verschuldungskrise und mit der Kapitalerhöhung von 1985, die es ihre ermöglichte, ihre Kredite und Eigenkapitalbeteiligungen in den Jahren 1989 bis 1991 von jährlich $0,4 Mrd. auf durchschnittlich $1,2 Mrd. zu erhöhen (insgesamt $9,5 Mrd. bis 1991). 1994 konnten bei einer stark wachsenden Nachfrage bereits Zusagen für $2,4 Mrd. gemacht werden, mit denen Projekte für $18 Mrd. finanziert werden.

kommen —> GATT, ursprünglich ein Teil der ITO, wurde von den Staaten umgesetzt. Internationale Organisationen Internationale Organisationen sind ein gemeinsamer institutioneller Versuch der Staaten, ihre ökonomischen, politischen, militärischen und kulturellen Beziehungen zu regeln. Im Bereich der internationalen Wirtschaftsbeziehungen sind vor allem der —> Internationale Währungsfonds, die —» Weltbank, die —» Welthandelsorganisation, die —> OECD und die Europäische Union zu nennen. Internationale Organisationen beruhen in der Regel auf einem internationalen Abkommen und sind mit einer Organisationsstruktur ausgestattet, welche die laufenden Geschäfte ausführt. Die Entscheidungen über die Politik und deren Änderung behalten sich in der Regel jedoch die Staaten vor.

Internationale Handelsorganisation (ITO) Die Internationale Handelsorganisation (International Trade Organization, ΓΓΟ) war in der Nachkriegsphase als handelspolitische Ergänzung der Bretton Woods Zwillinge —> Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds vorgesehen. Sie sollte dem Wiederaufbau und der —» Integration der Weltwirtschaft durch die Erleichterung des —> Handels dienen. Sie war ein auf der Havanna-Charter basierender Versuch, die internationale Handelsordnung der Nachkriegsperiode zu schaffen und die Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zu reintegrieren (—» Integration). Da der ITO jedoch weitgehende, zum Teil von den Staaten unabhängige Rechte zum Ausbau der internationalen Handelsbeziehungen zugewiesen wurden, ratifizierten einige Staaten, insbesondere die USA, die HavannaCharter nicht und verhinderten so die Arbeitsaufnahme der ITO. Lediglich das Allgemeine Zoll- und Handelsab-

Internationale Wirtschaftsorganisationen beinhalten zum Teil komplexe Regelwerke, an denen die Staaten ihre Wirtschaftspolitik ausrichten. Zum Teil dienen sie auch der —> Koordinierung der makroökonomischen Politik der Staaten und sind insofern Instrumente der —> Weltwirtschaftspolitik. Zu nennen sind auch die nichtstaatlichen internationalen Organisationen (-* Nicht-Regierungsorganisationen), die zumindest teilweise Einfluß auf die nationalen und die internationale Wirtschaftspolitiken nehmen.

166

Internationale Politische Ökonomie

Im Z u s a m m e n h a n g mit der —> Globa-

senskonstellation der staatlichen Ak-

lisierung der Weltwirtschaft und der

teure, die sich in deren Wirtschafts-

zunehmenden —» Interdependenz zwi-

politik

schen den Staaten n e h m e n auch die

schaftsordnung wird also nicht als ge-

internationalen Organisationen an Zahl

geben betrachtet; sie ist vielmehr das

und Aufgaben zu.

Ergebnis einer konkreten und

Internationale Politische Ökonomie

wiederfindet.

strategischen

Die

Weltwirt-

politischen

Interaktion

der

Staaten, die sich von globalen ökonomischen Prozessen beeinflussen las-

Der Begriff Internationale

Politische

Ö k o n o m i e bezeichnet eine

Analyse-

sen. Die politische Konstellation wie-

Forschungsbe-

derum läßt sich analytisch in eine In-

methode

(oder einen

reich) d e r Internationalen Wirtschafts-

teressen- und in eine Machtkomponen-

beziehungen, die von der untrennbaren

te trennen. Beide Faktoren sind nicht

Politik

unabhängig von ökonomischen Fakto-

ausgeht. Für die Vertreter der Interna-

ren wie der Ausstattung der Länder

Einheit

von

Ökonomie

und

sind

mit Ressourcen, ihrer relativen Kon-

internationale ö k o n o m i s c h e und politi-

kurrenzfähigkeit und ihre —> Integrati-

sche P h ä n o m e n e nur in ihrer W e c h -

on in die —> Weltwirtschaft. Relevant

selwirkung erklärbar. Anders als in der

wird deshalb auch die Frage nach den

neoklassischen Ö k o n o m i e , aber ver-

ökonomischen

gleichbar zur institutionellen

von internationaler Wirtschaftspolitik.

tionalen

Politischen

Ökonomie

Ökono-

Handlungsgrundlagen

mik, werden Institutionen als Varia-

Der derzeit zentrale Untersuchungsge-

blen verstanden. Damit ist die Interna-

genstand

tionale

Politische

Ökonomie

der

Internationalen

Politi-

schen Ökonomie sind die politischen

der

Klassik näher als der Neoklassik, wel-

Bedingungen einer liberalen, offenen

che die institutionellen

Bedingungen

und dabei gleichzeitig stabilen Welt-

weitgehend

wirtschaft. Dabei wird gegenwärtig -

von

Wirtschaftstätigkeit

als Parameter behandelt und analytisch

anders als während der 60er und der

ignoriert hat.

ersten Hälfte der 70er Jahre - das liberale Dogma der Ö k o n o m i e weitgehend

Die moderne Internationale Politische

akzeptiert, demzufolge eine

Ökonomie basiert auf einem systemischen Analysemodell der

liberale

Weltwirtschaft die globale Wohlfahrt

internatio-

ebenso steigert wie die Wohlfahrt der

nalen Wirtschaftsbeziehungen. Grund-

in die Weltwirtschaft integrierten Na-

legend ist der Gedanke, daß globale

tionen.

ökonomische Prozesse zumindest partiell das Resultat der jeweiligen —*

Diese These galt während der sechzi-

Weltwirtschaftsordnung

ger und siebziger Jahre als umstritten.

sind.

Diese

wird als veränderlich behandelt und

Sie wurde zum einen durch die Vertre-

erscheint als Ausdruck

ter der —» Dependenztheorie und zum

der

Interes-

167

Internationale Politische Ökonomie

a n d e r e n durch d i e Vertreter des politi-

gen Staaten ihre A u ß e n w i r t s c h a f t s b e -

s c h e n R e a l i s m u s herausgefordert. Er-

z i e h u n g e n liberal u n d o f f e n gestalten,

stere argumentierten, die W e l t zerfalle

führt d a s z u m besten E r g e b n i s f ü r das

in ein Z e n t r u m u n d in eine Peripherie

weltwirtschaftliche

u n d d i e Erste W e l t b e u t e die Dritte

Die

W e l t aus. Für letztere g e h e n politische

W o h l f a h r t j e d o c h a u f K o s t e n der ande-

M a c h t und das Streben n a c h U n a b h ä n -

ren Staaten

g i g k e i t dem Ziel nach W o h l f a h r t s m e h -

Märkte

rung vor. Erst w e n n Staaten militärisch

Märkte der a n d e r e n Staaten durch —»

abgesichert sind, wird d a s Ziel

Handel u n d Investitionen (—» Direkt-

Wohlfahrtssteigerung und

der

entscheidungs-

handlungsrelevant.

Nur

einzelnen

können

steigern, w e n n

sie

ihre ihre

abschotten, w ä h r e n d sie die

investitionen;

mili-

Gesamtsystem.

Staaten

—»

Portfolioinvestitio-

nen) ' e r o b e r n ' k ö n n e n . D i e Weltwirt-

tärisch und zugleich ö k o n o m i s c h do-

schaft e r s c h e i n t so betrachtet als inter-

m i n i e r e n d e A k t e u r e (—» H e g e m o n i e )

nationales ö f f e n t l i c h e s G u t (—> Kollek-

o p t i e r e n deshalb f ü r eine stärkere w e l t -

tivgüter, internationale) u n d die beste

wirtschaftliche Integration.

Wirtschaftspolitik d e r Staaten basiert

Dieses Gedankengebäude

ist in d e n

auf d e m Prinzip d e r s p e z i f i s c h e n —»

letzten zwei D e k a d e n zu einer M i n -

Reziprozität.

derheitenposition

A u s g e h e n d von diesen

geworden.

Gegen-

Grundannah-

w ä r t i g erscheint eine W o h l f a h r t s m e h -

m e n hat die auf d e m politischen Rea-

rung als a u t o n o m e s und zentrales Ziel

lismus a u f b a u e n d e T h e o r i e

staatlicher Politik. Ein liberales u n d

nialer Stabilität behauptet,

o f f e n e s W e l t w i r t s c h a f t s s y s t e m gilt als

weltwirtschaftliche

originäres

Stabilität

Interesse

der

staatlichen

nur

hegemodaß

Liberalität

einstelle,

wenn

sich und eine

A k t e u r e . A n d e r s j e d o c h als die auf

dominierende

dem

ein liberales w e l t w i r t s c h a f t l i c h e s Sy-

Ricardo-Theorem

(—» T h e o r e m

Macht,

ein

Hegemon,

der k o m p e r a t i v e n K o s t e n ) basierende

stem errichtet u n d die R e g e l b e f o l g u n g

—> Freihandelsdoktrin g e h t die Inter-

der anderen Staaten politisch durch-

n a t i o n a l e Politische Ö k o n o m i e

nicht

setzt. Als Beispiele f ü r d i e s e Theorie

d a v o n aus, d a ß die beste Außenwirt-

f u n g i e r t e n ursprünglich d i e Pax Bri-

schaftspolitik d e r

Staaten

in

einem

tannica u n d die Pax A m e r i c a n a . Die

vollständigen, selbst einseitig verkün-

Theorie n a h m allerdings a n , daß nach

deten —> Freihandel b e s t e h e . V i e l m e h r

dem Niedergang der

wird a n g e n o m m e n , d a ß die

H e g e m o n i e auch die von d e n U S A er-

Freiheit

amerikanischen

d e s K a p i t a l s dazu führe, d a ß sich die

richteten

S t a a t e n in einer Situation befinden, die

a u f g e g e b e n w e r d e n w ü r d e n . Tatsäch-

einem

lich schien d e r K o l l a p s d e s Bretton-

Gefangenendilemma

operation,

internationale)

(—» K o gleicht.

internationalen

Woods-Systems

W e n n alle o d e r z u m i n d e s t die wichti-

Abkommen)

168

(—>

—> R e g i m e

Bretton-Woods-

diese T h e o r i e

zunächst

Internationale Politische Ökonomie

zu verifizieren. A l s sich allerdings E n -

Politischen Ö k o n o m i e . Die A n a l y s e -

de der s i e b z i g e r Jahre deutlich abzu-

k o n z e p t e Macht u n d Interesse

z e i c h n e n b e g a n n , daß andere interna-

allem u m die A n a l y s e der institutionel-

tionale O r g a n i s a t i o n e n wie v o r allem

len B e d i n g u n g e n von

d a s —> G A T T u n b e s c h a d e t v o m h e g e -

Politik

monialen

s c h a f t s b e z i e h u n g e n ergänzt u n d

Niedergang

fortbestehen,

geriet d i e T h e o r i e unter

und

sind vor

internationaler

internationalen

Wirtpar-

Legitimati-

tiell ersetzt worden. G e g e n w ä r t i g wer-

o n s d r u c k . G e g e n w ä r t i g wird d e s h a l b

den d i e A u s w i r k u n g von internationa-

überwiegend davon ausgegangen, daß

len Institutionen auf die ö k o n o m i s c h e n

die E x i s t e n z eines H e g e m o n s

Transaktionen von W i r t s c h a f t s s u b j e k -

weder

e i n e n o t w e n d i g e noch eine hinreichen-

ten u n d umgekehrt, die W i r k u n g von

de B e d i n g u n g f ü r ein liberales W e l t -

—> Globalisierungs- und

Regiona-

w i r t s c h a f t s s y s t e m ist.

lisierungstendenzen auf internationale

E n d e d e r siebziger Jahre w u r d e diese

Wirtschaftspolitik thematisiert.

Theorie d u r c h die A n n a h m e ergänzt,

Die in Deutschland lange Zeit domi-

daß

errichteten

n i e r e n d e marxistische Variante der In-

R e g i m e selbststabilisierend sein. D i e s

ternationalen Politische Ö k o n o m i e ge-

allerdings w ü r d e die A u f g a b e des Sy-

rät d a b e i (zu Recht) z u n e h m e n d

stem f e s t e r —» W e c h s e l k u r s e nicht er-

V e r g e s s e n h e i t . Die liberale Internatio-

klären. E s war Robert K e o h a n e vorbe-

nale Politische Ö k o n o m i e k o m m t aber

halten, a u f die Regime-stabilisierende

auch

W i r k u n g internationaler —» Kooperati-

scheren Einschätzung im Hinblick auf

on a u f m e r k s a m zu machen. N a c h d e m

die

N i e d e r g a n g eines H e g e m o n s kann die

scheinlichkeit der internationalen Ko-

W e l t w i r t s c h a f t durch fortgesetzte in-

ordination von Wirtschaftspolitik als

ternationale

die n e o k l a s s i s c h e ö k o n o m i s c h e Lehre,

die

vom

Hegemon

Kooperation

stabilisiert

u n d o f f e n gestaltet werden. Politischen

weitreichende Ökonomie

Ökonomie

Anleihen

generell

bei

an

Möglichkeit

und

optimisti-

Erfolgswahr-

w e l c h e die wirtschaftswissenschaftli-

D i e s e s n e u e Paradigma der Internationalen

zu einer wesentlich

in

chen

nimmt in

Forschungsinstitute

dominiert.

Sie bestreitet, d a ß die Integration von

der

—» E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n

Popularität

politische Partizipation zu

und

deren

Umbruch-

g e w i n n e n d e institutionellen A n s ä t z e n .

p r o z e s s e n in der W e l t w i r t s c h a f t s o r d -

Spätestens

n u n g f ü h r e n w e r d e n . Einerseits

seit

Mitte

der

achtziger

läßt

J a h r e b i l d e n Analysen der F u n k t i o n s -

sich empirisch b e o b a c h t e n und ande-

w e i s e internationaler Institutionen u n d

rerseits

d e r B e d i n g u n g e n internationaler ö k o -

g r ü n d e n , d a ß die Staaten zu K o o p e r a -

theoretisch

einwandfrei

n o m i s c h e r Kooperation und —> K o o r -

tion

dination

d u r c h a u s in der Lage sind.

den

zentralen

Untersu-

c h u n g s g e g e n s t a n d der Internationalen

169

und

abgestimmtem

be-

Handeln

Internationale Selbstbeschränkungsabkommen

lerweise 2 bis 3 Jahre) für Mitglieder (1994: 178 Länder) übertragen, die in Zahlungsbilanzschwierigkeiten (-* Zahlungsbilanz; —> Zahlungsbilanzungleichgewicht) gekommen sind. Innerhalb des Systems von Bretton Woods hatte er die Aufgabe, die bilateralen —) Wechselkurse und die freie —> Konvertibilität der Währungen (Artikel VIII) zum Dollar zu kontrollieren und die Wechselkurspolitiken der Mitgliedsländer zu überwachen (Artikel IV). Änderungen der Kursparitäten (—» Parität) konnten nur mit Zustimmung des IWF erfolgen. Die Konvertibiliät der meisten europäischen Währungen konnte allerdings erst im Laufe der 50er Jahre (entsprechend Artikel VIII erst 1961) erreicht werden. Zur Ausübung seiner Tätigkeit wurden dem Fonds Depositen der Mitgliedsländer übertragen, deren Höhe dabei ebenso wie die Stimmrechte im Executive Board des Fonds durch eine (im wesentlichen) handelsgewichtete Quote festgelegt werden (Quoten der letzten Änderung 1990: USA 20%; Japan und Deutschland jeweils 6%; Großbritannien und Frankreich jeweils 5,5%). Die ersten 25% der festgelegten Quote werden als international konvertible Währungen (usable currencies) oder in Gold in einen Pool eingezahlt. Diese 'Reservetranche' unterliegt für den Einleger keinerlei Einschränkungen in der Disposition, so daß sie einen Teil der —> Währungsreserven eines Landes bilden. Die nächsten 25% der Quote, die erste Kredittranche, können

Literatur: Cohen, Benjamin J. (1990): The Political Economy of International Trade. International Organization 44. Gill, Stephen/ Law, David (1989): The Global Political Economy. Harvester, Wheatsheaf. Gilpin, Robert (1987): The Political Economy of International Relations. Princeton University Press, Princeton. Keohane, Robert (1984): After Hegemony. Princeton University Press, Princeton. Plümper, Thomas (1996): Der Wandel weltwirtschaftlicher Institutionen. Duncker & Humblot, Berlin. Strange, Susan (1988): States and Markets. Pinter, London. Thomas Plümper Internationale Selbstbeschränkungsabkommen —» Selbstbeschränkungsabkommen Internationale Verschuldung —> Verschuldung, internationale Internationaler Währungsfonds Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde auf der Bretton WoodsKonferenz (—> Bretton-Woods-Abkommen) 1944 gegründet und begann 1946 mit seiner Arbeit. In den 'Articles of Agreement' wurde ihm die Aufgabe der Unterstützung der internationalen monetären —> Kooperation und Wechselkursstabilität, sowie die Verwaltung kurzfristiger Kredite (norma-

170

Internationaler Währungsfonds

bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten ei-

te verweigern oder Auflagen zur Her-

nes L a n d e s relativ frei verwendet wer-

beiführung

den (—> Ziehungsrechte).

gleichs machen konnte. Der konstruk-

Die restlichen 50% der Quote, die obe-

tionsbedingten

re Kredittranche, können als Kreditli-

sigkeit des Fonds bei den in den 60er

nien bei

Jahren

Zahlungsbilanzschwierigkei-

ten im R a h m e n eines mit dem Fonds

Leistungsbilanzauseinseitigen

zunehmenden

Einflußlo-

internationalen

Zahlungsbilanzasymetrien (—» Triffin-

wirtschaftspoliti-

Dilemma) versuchte der Fonds durch

schen P r o g r a m m s als 'Stand-by Ar-

die Schaffung eines eigenen Reserve-

rangements'

gestellt

mediums, den —> Sonderziehungsrech-

werden. Stellen sich die Zahlungsbi-

ten (SZR), zu begegnen. Die umfas-

zu

vereinbarenden

des

zur Verfügung

lanzschwierigkeiten

eines

sende

Mitglieds-

Durchsetzung

eines

solchen

landes als anhaltend heraus, so müssen

vom I W F geschaffenen und kontrol-

die ' f u n d a m e n t a l e n Ungleichgewichte'

lierten

dieses

renz zu Dollar und Gold hätten die be-

Landes

in

Abstimmung

mit

Reservemediums

in

Konkur-

d e m F o n d s (—» Konditionalität) durch

schränkten Möglichkeiten des I W F in

eine —> Abwertung und unter Umstän-

der Rolle eines ' F o n d s ' deutlich in

den

auch

durch

umfassende

wirt-

schaftspolitische

Maßnahmenpakete

behoben

die der I W F

werden,

Richtung

einer

Zentralbank

als

internationalen

erweitert.

Diese

—> Pläne

scheiterten jedoch ebenso wie der —>

Gläubiger eines solchen Landes auch

Keynes-Plan

erzwingen kann. Der Fonds legt bei

I W F an den unterschiedlichen nationa-

diesen Verhandlungen zur Behebung

len Interessen gegenüber einer solchen

der Finanzkrise nicht nur klare Maß-

Währungsbehörde. Während sich die

größen und Ziele (Performance Crite-

europäischen Länder von ihr eine Ab-

ria)

koppelung von der (expansiven) Wirt-

zugrunde, auch die wirtschafts-

bei der Gründung

des

politischen M a ß n a h m e n zur Zielerrei-

schaftspolitik der USA erhofften, sa-

chung werden auf der Grundlage eines

hen die Entwicklungsländer in ihr ein

laufend

Instrument des Zugriffs auf die Reser-

schen)

aktualisierten

(monetaristi-

Modells (Financial

Program-

ven der Uberschußländer (vor allem

ming M o d e l ) in Verhandlung mit der

Europas) und der Entwicklungsfinan-

jeweiligen Regierung festgelegt und

zierung (Link), während die U S A ei-

ausformuliert (Letter of Intent).

nen

Der Einfluß des Fonds bei der Festle-

mußten.

gung und Überwachung der Wechselkursparitäten

innerhalb

des

weitgehend

auf

befürchten

Durch die starke Entwicklung der in-

Bretton

ternationalen

W o o d s - S y s t e m s beschränkte sich allerdings

Autonomieverlust

dem

defizitäre

—» Kapitalmärkte

Zusammenbruch

des

seit

Bretton

Woods-Systems spielt der I W F bei der

Länder, denen er Zahlungsbilanzkredi-

Behebung von —> Zahlungsbilanzun-

171

Internationaler Währungsfonds

gleichgewichten der kreditwürdigen Länder praktisch keine Rolle mehr. Entsprechend werden die wichtigen währungspolitischen Entscheidungen, trotz der weiterhin stattfindenden jährlichen Konsultationen der 'Article IV Missions' zur Überwachung der Wechselkurspolitik der Mitglieder, nicht mehr im oder mit dem IWF gefällt, sondern bei Treffen der Gl ζ. B. auf den —> Weltwirtschaftsgipfeln (—> Plaza-, -¥ Louvre-Accord). Die Bedeutung des Fonds reduzierte sich für diese Länder de facto auf die Rolle eines 'think tank' mit wichtigen Veröffentlichungen: World Economic Outlook, International Financial Statistics, nicht veröffentlichte Reports der 'Article IV Missions'. Demgegenüber ist die Bedeutung des IWF für die —> Entwicklungsländer seit den 70er Jahren sogar gewachsen. Viele Entwicklungsländer versuchten auch nach dem Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems den Konvertibilitätsproblemen ihrer Währungen durch stufenflexible Wechselkurse zu einer internationalen Reservewährung oder einem Währungskorb zu begegnen. Diese Länder behielten in der Folge von Inflationsdifferentialen und in einem internationalen Umfeld stärker schwankender internationaler Wechselkurse einen großen Bedarf nach Zahlungsbilanzkrediten des IWF. Die Ölkrisen und später die —» Verschuldungskrise verstärkten diesen Bedarf. Um den Notwendigkeiten von Strukturveränderungen und längerfristigen

Entwicklungsmöglichkeiten, die vom IWF im Einklang mit der Weltbank als bezeichnet 'structural adjustment' werden, in diesen Ländern Rechnung zu tragen, wurden 1974 die kurzfristigen Kreditinstrumente des Fonds um die 'Extended Fund Facilities' (EFF) mit einer Laufzeit von 4 bis 10 Jahren (seit 1979) erweitert (1994: $6,5 Mrd.). 1976 legte der IWF sogar einen in den Konditionen der Kreditvergabe der IDA ähnlichen 'Trust Fund' auf, aus dem er mit den Erträgen der Verkäufe seiner nun mehr weitgehend überflüssigen Goldreserven niedrig verzinste oder zinsfreie Kredite vergab. 1987 wurden die EFF um die '(Enhanced) Structural Adjustment Facilities' (SAF und ESAF 1994: $5,8 Mrd.) zur Unterstützung der ärmeren Kreditnehmer erweitert, die den Trust Fund weitgehend ablösten. Im Gefolge der Verschuldungskrise erweiterte der IWF auch seine wirtschaftspolitischen Aktivitäten. Der Fonds spielte vor allem bei der Ausarbeitung von konzertierten Umschuldungsprogrammen mit den privaten Gläubigern (überwiegend internationale Banken) der zahlungsunfähigen Länder eine wichtige Rolle. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die bilanzgerechte Umschuldungen und Abschreibungen zur Stabilisierung der internationalen Banken im Mittelpunkt stand (—» Baker-Plan) und obwohl für die Zahlungsfähigkeit der Krisenländer nur wenig oder nichts erreicht wurde, geriet der IWF mit seinen Programmen

172

Internationaler Währungsfonds

in

den

Entwicklungsländern

immer

wird zum gegenwärtigen 50. Geburts-

stärker auf das Terrain seiner S c h w e -

tag intensiv geführt. Bereits während

sterorganisation

Der

der Gründungskonferenz soll Keynes

Fonds konzentrierte sich immer stär-

bemerkt haben, daß der Fonds als in-

ker auf die langfristige Finanzierung

ternationale Clearing Stelle besser eine

und die wirtschaftspolitische (Zwangs)

Bank und die Weltbank als Entwick-

Beratung zur Reduzierung der Schul-

lungsinstitution besser ein Fonds sein

denlast (—» Brady-Plan). Gleichzeitig

sollte. Inzwischen haben beide Orga-

wurde die Beratung in geld- und wäh-

nisationen jeweils Teile der ursprüng-

rungspolitischen Fragen zu einer um-

lich festgelegten Aufgaben der ande-

fassenden wirtschaftspolitischen

Ak-

ren übernommen. In diesen gemisch-

tivität

ein-

ten Rollen besitzt der Fonds gegen-

—> Weltbank.

(Technical

Assistance)

schließlich der Beratung und Mitwir-

über der Weltbank den Vorteil

kung in Fragen der Fiskalpolitik und

größeren Unabhängigkeit von den je-

der

der institutionellen wie admistrativen

weiligen Marktbedingungen, während

Ordnung ausgebaut. Für die Entwick-

die Weltbank ein wichtiger (Kapital-

lungsländer wurde die Durchführung

markt-) Makler für viele Länder mit

eines ' P r o g r a m m s ' mit dem I W F zu

Zahlungsbilanzschwierigkeiten gewor-

einer wesentlichen K o m p o n e n t e ihres

den ist.

'Rating' f ü r weitere Kredite durch die internationalen Finanzmärkte. Auch in den Ländern der ehemaligen Sowjet-

Literatur:

union, Mittel- und Osteuropas (—» Mit-

Bretton

tel- und osteuropäische

Woods

Commission

(Hrsg.)

Reformstaa-

(1994): Bretton Woods: Looking to the

ten) hat der Fonds in dieser Position

Future. Commission Report, Staff Re-

eine weit über die Finanzhilfen

view,

im

Rahmen einer 'Systemic Transforma-

Woods

tion Facility' (seit 1993; 1994: $3,9 Mrd.) hinausgehende Integration in das stem

und

dem

Bretton

Washington

(DC). Deutsche Bundesbank (1992): Interna-

Weltwährungssy-

tionale Organisationen und Gremien im

Transformationsprozeß gen

Papers.

Commission:

der

damit

Rolle bei

Background

verbundenen der

Bereich von Währung und Wirtschaft.

ehemali-

Sonderdrucke der Deutschen Bundes-

Planwirtschaften gewonnen (—>

bank, Nr. 3.

Transformationspolitik).

Polak, Jaques J. (1991): The Changing

Die Z u k u n f t des I W F wird in starkem

Nature of IMF Conditional ity, Prince-

M a ß von der genaueren Definition sei-

ton University, International

ner Rolle als —» internationaler Orga-

Section, Essays in International Finan-

nisation in Abgrenzung zur Weltbank

ce, No. 184.

bestimmt sein. Die Diskussion darum

173

Finance

Internationalisierung

Polak, Jacques J. (1994): The World Bank and the IMF. A Changing Relationship. Brookings Institution: Washington (DC).

einen Markt beziehungsweise in einen Wirtschaftsprozeß zum Zweck der Veränderung von relativen Preisen. Im Bereich der internationalen Währungsbeziehungen bezieht sich der Begriff vornehmlich auf politische Maßnahmen zur —» Stabilisierung der —> Wechselkurse. Dies geschieht durch den Ankauf oder Verkauf von Devisen (—» Devisenmarktinterventionen) oder generell Eigen- oder Fremdwährungsfinanztiteln durch die —> Zentralbank. In Systemen fester Wechselkurse wie dem —> Währungsregime von Bretton Woods (—» Bretton-Woods-Abkommen) oder dem —> Europäischen Währungssystem der —» Europäischen Union sind die Notenbanken verpflichtet, Interventionen vorzunehmen, wenn ein festgelegter —* Interventionspunkt erreicht wird. In Systemen flexibler Wechselkurse sind die Notenbanken nicht zu Interventionen verpflichtet. In der Entwicklungspolitik waren Interventionen im Bereich der —> Ausgleichslager für zentrale Rohstoffe von Bedeutung. Sie sollten die Preise von Rohstoffen stabilisieren, die für die Exporterlöse der —> Entwicklungsländer von zentraler Bedeutung waren. In der —> Europäischen Gemeinschaft und der Europäischen Union dienen Agrarmarktinterventionen als eine Form der Subvention von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (—» Agrarmarktordnung).

Martin Schulz Internationalisierung Der Begriff der Internationalisierung bezeichnet die zunehmende, durch die fortschreitende weltwirtschaftliche —» Integration bedingte Kalkulation globaler und internationaler ökonomischer Zusammenhänge durch die Wirtschaftssubjekte. Dies führt ebenso zu einer weltweiten Suche nach Industriestandorten wie auch an einem international diversifizierten Portfolio der Vermögensbesitzer. Wirtschaftspolitisch betrachtet bedingt die Internationalisierung eine schwindende Autonomie der wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Staaten. Dieser, auch unter dem Stichwort der Standortkonkurrenz (—> Standortwettbewerb) diskutierte Prozeß hat erwünschte, aber auch unerwünschte Effekte. Erwünscht sind in der Regel die Zunahmen der Konkurrenz zwischen global operierenden —> multinationalen Konzernen, wenn damit der Verlust von nationalen Monopolen verbunden ist. Unerwünscht ist hingegen der mit dem Standortwettbewerb verbundene —> Deregulierungswettlauf. Intervention

Interventionen können entweder diskretionär oder regelgeleitet vorgenommen werden. Ihre Wirkung und

Unter einer Intervention versteht man allgemein den Eingriff eines Staates in

174

Interventionspiinkte

den Markttransaktionen zu. Dies gilt auch für —> multinationale Unternehmen. In den USA liegt der Anteil des Handels zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften am gesamten amerikanischen —> Außenhandel bei über einem Drittel. Er ist vor allem bei technologie- und humankapital-intensiven Produkten zu finden. Der größte Teil des Intra-Firmen-Handels der USA ist zugleich intraindustriell, z.B. US-amerikanische versus kanadische Autos, während er in Japan —> interindustriell ist. Inter-industriell ist der Intra-Firmen-Handel z.B., wenn die Muttergesellschaft von ihren Töchtern Erdöl zur Weiterverarbeitung bezieht. Der Intra-Firmen-Handel erschwert die Eingriffsmöglichkeiten der Wirtschaftspolitik, kann andererseits aber die internationale —> Liberalisierung fördern. Untemehmensinterne Verrechnungspreise (häufig aus steuerlichen Gründen gesetzt) können die Transparenz über das Ausmaß der Handelsbeziehungen verringern.

Nützlichkeit ist umstritten. Interventionen können aber immer dann als probates wirtschaftspolitisches Instrumentarium angesehen werden, wenn sie dazu dienen, Marktimperfektheiten zu beseitigen oder zu verringern. Ihre Wirkung ist dann groß, wenn sich mit ihrer Hilfe das ökonomische Kalkül und die Erwartung der Wirtschaftssubjekte verändert. Interventionspunkte Interventionspunkte bezeichnen in Systemen fester —» Wechselkurse die Grenzen, innerhalb derer sich der Wechselkurs zwischen zwei Währungen um eine politisch festgelegte —> Paritat frei bewegen darf.

Werden die Interventionspunkte erreicht, sind die Staaten beziehungsweise die Notenbanken zu —> Interventionen verpflichtet. A m oberen Interventionspunkt soll eine weitere —» Abwertung, am unteren eine weitere —> Aufwertung der eigenen Währung verhindert werden.

Intra-industrieller Handel In der traditionellen Theorie Handelsbeziehungen

stehen

zwischen

ver-

schiedenen Sektoren zweier Länder im Mittelpunkt (Tuche gegen Wein im Ricardo-Beispiel).

Man

vom inter-industriellen

spricht Handel,

sich durch das —> Theorem

Intra-Firmen-Handel

parativen

Kosten

der

hier der kom-

und das —> Heck-

Mit zunehmender Unternehmensgröße

scher-Ohlin-Theorem

nimmt der Anteil der Transaktionen

Mehr und mehr setzt sich vor allem

innerhalb der Unternehmen gegenüber

zwischen

175

erklären

strukturell ähnlichen

läßt. Län-

Investitionsentscheidungen

dem der intra-industrielle Handel durch, bei dem Länder gleiche oder zumindest ähnliche Güter miteinander tauschen (Autos gegen Autos, Büromaschinen gegen Büromaschinen). Auch wenn die Unterscheidung nicht immer eindeutig ist (Aggregationsprobleme, die Abgrenzung erfolgt nach der —» Standard Industriai Trade Classification), ist nicht zu leugnen, daß ähnliche Technologien und Faktorausstattungsrelationen bestimmend sind. Ob hier dies allerdings - wie viele Ökonomen meinen - bedeutet, daß die genannten Theoreme, und insbesondere das Faktorproportionentheorem, nicht mehr anwendbar sind, ist vor allem dann strittig, wenn mehr als zwei Faktoren verwendet werden und wenn man bedenkt, daß es beim Heckscher-Ohlin-Theorem nicht darauf ankommt, daß sich die Faktorproportionen zwischen den Handelspartnern stark unterscheiden, sondern daß sie sich überhaupt unterscheiden. Gleichwohl ist nicht zu bestreiten, daß zur Erklärung des Handels weitere Erklärungshypothesen herangezogen werden müssen. Man betont insbesondere Nachfrageunterschiede (Käufer präferieren z.B. Renaults, andere BMW's) die auch auf (monopolistisch bedingte) Produktdifferenzierungen durch Unternehmer zurückgeführt werden können.

wiederum monopolistische Strategien ermöglichen. Auf jeden Fall ist stärker als beim inter-industriellen Handel eine Vielzahl von Faktoren zu beachten, die für die Standortentscheidungen von Unternehmen von Bedeutung sind. Investitionsentscheidungen Im Kontext internationaler Wirtschaftsbeziehungen zielen Investitionsentscheidungen auf den Auf- oder Ausbau von Wertschöpfungsprozessen international operierender Unternehmen im Ausland ab. Die in diesem Zusammenhang interessierenden Fragestellungen können sich auf das Wie, Wo, Warum und Wann der Investition erstrecken und werden von unterschiedlichen Theorien zu beantworten versucht, die sowohl aus der Sphäre der Betriebswirtschaftslehre als auch der Volkswirtschaftslehre stammen. Den bisher umfassendsten Ansatz zur Erklärung von Investitionen —» multinationaler Unternehmen im Ausland liefert John H. Dunning mit dem sog. 'Eklektischen Paradigma': Investitionsentscheidungen hängen demgemäß von vier notwendigen und hinreichenden Bedingungen ab. So müssen Wettbewerbsvorteile des Investors, Marktunvollkommenheiten und daraus resultierende Internalisierungsvorteile im Zuge der Investition, Standortvorteile des Gast- und Heimatlandes sowie die Kompatibilität der Investition mit unternehmensstrategischen Überlegungen berücksichtigt

Oftmals spielen beim intraindustriellen Handel Vorteile aus steigenden Skalenerträgen eine Rolle, die zur Unternehmenskonzentration beitragen und

176

Investitionsschutzabkommen

und

zur

Entscheidungskonfiguration

verdichtet werden. Analyse

dieser

Eklektischen

Mit

Hilfe

Komponenten

Paradigma

lassen

tionen

(—» Direktinvestitionen)

exi-

einer

stiert derzeit nicht; allerdings enthält

des

die Internationale Konvention über die

sich

Beilegung von Investitionsstreitigkeiten

neben der Entscheidung zur —» Direk-

(ICSID, 1965) verbindliche

tinvestition auch Lizenzvergabe

tungsregeln,

und

falls

ein

Schlich-

Investitions-

—> Export als alternative Formen der

schutzabkommen

Marktpenetration im Ausland erklären.

dere die Bundesrepublik Deutschland

vorliegt.

Insbeson-

Die Investitionsentscheidung als sol-

hat daher ein weitreichendes Netz sol-

che wird jedoch vor dem Hintergrund

cher Verträge mit —> Entwicklungs-

rationalen

ländern geschaffen.

Verhaltens

der

Entschei-

dungsträger gesehen und darüber hinaus keiner gesonderten

Betrachtung

Literatur:

unterzogen. Mit dem Anspruch einer allgemeingültigen se

von

Banz, Michael (1988): Völkerrechtlicher

Erklärungshypothe-

Eigentumsschutz

Investitionsentscheidungen Elemente

Investitions-

schutzabkommen. Duncker und Hum-

müßte das Eklektische Paradigma um behavioristische

durch

blot, Berlin.

ergänzt

Karl, Joachim (1994): Neue Entwicklun-

werden. Damit wäre der interdiszipli-

gen beim Internationalen Investitions-

näre Charakter einer Erklärung Investitionsentscheidungen

von

schutz. In: Recht der Internationalen

realisti-

Wirtschaft, 40. Jg., S. 809-817.

scherweise um psychologische und so-

ISO

ziologische Elemente erweitert.

Abk. für die Internationale StandardiLiteratur:

sierungsorganisation (International Or-

Dunning, John H. (1993): Multinational

ganization for Standardization)

Enterprises and the Global Economy.

ITO

Addison-Wesley, Reading.

Abk. der —> Internationalen

Investitionsschutzabkommen Investitionsschutzabkommen sind bila-

ganization)

terale A b k o m m e n , in denen ein Staat

ITU

gegenüber einem anderen Staat Schutz vor

entschädigungsloser

Handel-

sorganisation (International Trade Or-

Enteignung

Abk. f ü r die Internationale Telekom-

von Kapitalanlagen aus diesem Staat

munikations Union (International Te-

und (meistens) Transfer der Gewinne

lecommunication Union)

und Liquidationserlöse garantiert. Ein umfassendes multilaterales Regelwerk für den Schutz ausländischer Investi-

177

J Importwert

J-Kurven-Effekt

Zum

Der J - K u r v e n - E f f e k t beschreibt

in

anderen

Inlandswährung bestehen

zu.

Hemmnisse

den

wie persönliche Präferenzen und man-

zeitlichen Anpassungsprozeß der Lei-

gelnde Informationen, die eine rasche

stungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) in-

Substitution

folge einer —» Abwertung der inländi-

schen Güter erschweren.

schen W ä h r u n g .

zugunsten

der

inländi-

Marshall-Lemer-Bedingung

Joint Ventures

erfüllt, so bewirkt eine Abwertung in-

Joint Ventures

nerhalb

nehmen) entstehen aus der auf Dauer

Ist die

einer

komparativ-statischen

(Gemeinschaftsunter-

Analyse über Preis- und Mengeneffek-

angelegten

te eine Verbesserung der heimischen

mehrerer Unternehmen aus verschie-

Leistungsbilanz. A u f g r u n d einer ver-

denen Ländern an der Gründung eines

zögerten

dritten Unternehmens. Gründe für die

Reaktionsgeschwindigkeit

Beteiligung

zweier

oder

bei der Anpassung der Entscheidungen

Bildung eines Gemeinschaftsunterne-

und Handlungen an die veränderten

h m e n s statt einer

Marktbedingungen

an einer im Ausland gelegenen Be-

kommt

es

aber

lOOvH-Beteiligung

vorübergehend zu einer Verschlechte-

triebstätte

rung der Leistungsbilanz.

sind zum einen innerbetriebliche Eng-

Graphisch

oder

Tochtergesellschaft

resultiert hieraus ein j-förmiger An-

pässe

passungspfad.

unzureichende Verfügbarkeit von ent-

Risikofurcht,

sendungsfähigem Personal) und zum

Verantwortlich für diese Anpassungsverzögerungen

(Kapitalmangel,

anderen

sind zum einen ver-

in

der

Gesetzgebung

des

Gastlandes zu suchen. Gemeinschafts-

tragliche Vereinbarungen, durch die die Preise und Mengen für eine be-

unternehmen in —> Entwicklungslän-

stimmte

festgelegt

dern sind gekennzeichnet durch einen

sind. Erfolgt die Preisabsprache bei

Kapital- und —» Technologietransfer

Zeit

verbindlich

Exportgütern in Inlandswährung und

von Unternehmen aus einem Industrie-

für Importgüter in Auslandswährung,

oder

so ergibt sich durch die Abwertung

während der Partner lokal verfügbare

keine Veränderung des Exportwerts in

Sachwerte einbringt Die Entwicklungs-

Inlandswährung; dagegen nimmt der

länder haben lange Zeit aus Furcht vor

178

einem

fortgeschrittenen

Land,

Joint Ventures

einer Übermacht ausländischer Unternehmen nur Beteiligungen zugelassen, an denen einheimische Partner mit Stimmenmehrheit beteiligt sind. Die weite Verbreitung von Gemeinschaftsunternehmen auch zwischen Unternehmen in Industriestaaten und in osteuropäischen Transformationsstaaten (—> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten) beruht aber auch darauf, daß für Gemeinschaftsunternehmen staatlich festgelegte Vertragsnor-

men nicht bestehen. Deshalb hat sich eine Vielfalt von Kooperationsformen unter dem Namen von Gemeinschaftsunternehmen herausgebildet entsprechend der Zielsetzung und der Ausgangslage der beteiligten Betriebe. Die Aushandlung von Joint Ventures ist üblicherweise zeitaufwendig und verlangt Voraussicht, um mögliche Konfliktfalle zu vermeiden oder in einem geordneten Verfahren beizulegen.

179

κ schränkten —» Konvertibilität der inländischen Währung (aufgrund von —» Kapitalverkehrskontrollen oder staatlicher Devisenbewirtschaftung) und (3) einer erwarteten oder bereits fortschreitenden erheblichen Inflation im Inland und einer erwarteten —» Abwertung der inländischen Währung. Das Fluchtkapital fließt bevorzugt in politisch sichere Länder und stabile Währungen, etwa in die Schweiz. Die Messung der Kapitalflucht bereitet erhebliche Schwierigkeiten insbesondere in der Abgrenzung gegenüber normalen Kapitalexporten (—» Kapitalverkehr). Daher ist man häufig auf Schätzungen angewiesen. Der Umfang der Kapitalflucht allein aus Lateinamerika wird für die Jahre von 1973-1985 auf ca. 151 Mrd. US-Dollar geschätzt. Kapitalflucht führt zu allokativen und distributiven Verzerrungen. Als Beispiel für erstere können verstärkte Wechselkursschwankungen (—> Fluktuation von Wechselkursen und Kapitalmangel, als Beispiel für zweiteres Verringerung der Steuerbasis genannte werden. Kurzfristig verschlechtert sich die Zahlungsfähigkeit und langfristig die Verschuldungssituation (—> Verschuldung) des betroffenen Landes. Erfolgreiche Maßnahmen zur Vermei-

Kapitalbewegungen —»Kapitalverkehr, internationaler Kapitalbilanz —» Zahlungsbilanz Kapitalertragsbilanz Die Kapitalertragsbilanz ist eine Teilbilanz der Dienstleistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz), in der die Erträge aus im Ausland investiertem Vermögen erfaßt werden. In der Kapitalertragsbilanz wird das Entgelt für die durch den Faktor Kapital im Ausland erbrachten Leistungen ausgewiesen. Kapitalflucht Unter Kapitalflucht versteht man den Transfer von liquiden Mitteln ins Ausland bzw. in eine andere Währung, der nicht primär auf Renditeüberlegungen, sondern

auf

Sicherheitsmotiven

be-

ruht. Die Ursachen der Kapitalflucht liegen vor allem in ( 1 ) der allgemeinen politischen Unsicherheit und im fehlenden

Vertrauen

in

die

staatliche

Wirtschaftspolitik (z.B. bei drohenden Enteignungsmaßnahmen, bzw.

konfiskatori scher

überhöhter Besteuerung

(auch: Steuerflucht) und weitverbreiteter

Korruption),

(2)

einer

einge-

180

Kapitalmärkte, internationale

dung müssen an den Ursachen anset-

lierungen sondern beruhen auf den, zwischen Schuldner und Konsortium getroffenen Vereinbarungen und den Einflüssen der herrschenden Marktgegebenheiten. In der Regel werden Euroanleihen in den Währungen denominiert, in denen regelmäßig Geldund Kapitaltransaktionen abwickelt werden.

zen. Daher sind vornehmlich die allgemeinen

Rahmenbedingungen

(d.h.

die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung) zu verbessern und das Vertrauen in die (Wirtschafts-) Politik des Landes zu stärken. Kapitalmärkte, internationale Internationale Anleihemärkte, respektive internationale Kapitalmärkte zerfallen in zwei Kategorien - die nationalen Kapitalmärkte für Ausländer und die Eurokapitalmärkte, mit den dazugehörigen Emissionstypen Auslandsanleihen bzw. Euroanleihen (—> Finanzmärkte, internationale). In beiden Fällen handelt es sich um die A u f n a h m e von Fremdkapital im Ausland bzw. außerhalb des betreffenden Währungsgebietes. Die erste Kategorie bezeichnet im wesentlichen modifizierte, nationale Kapitalmärkte, deren internationaler Charakter durch ausländische Schuldner bestimmt wird. Durch die abgestimmte Kontrolle nationaler Aufsichtsorgane und Behörden sind diese Märkte reguliert (—» Baseler Konkordat; —> Baseler Akkord). Bei der zweiten Kategorie, den Eurokapitalmärkten, bzw. Eurobondmärkten werden sogenannte Euroanleihen von Konsortien aus Banken und Emissionshäusern garantiert und übernommen und international weiterverkauft. Reine Euroanleihen, die ausschließlich außerhalb des betreffenden Währungsgebietes piaziert werden, unterliegen keinen Regu-

Die Gründe für die Inanspruchnahme internationaler Anleihemärkte richtet sich vorwiegend nach der Intention des Anleihenehmers. Während der private Sektor mit der Begebung einer Auslands- oder Euroanleihe vorwiegend die Finanzierung konkreter kommerzieller Vorhaben verfolgt, dienen selbige beim öffentlichen Sektor der Aufstockung von —» Währungsreserven, dem Ausgleich der —> Zahlungsbilanz sowie der Finanzierung staatlicher Projekte. Zu den Investoren zählen sowohl private Anleger als auch institutionelle Investoren, wie Versicherungs-, Treuhand- und Vermögensverwaltungsgesellschaften, Pensionsfonds und in Wertpapieren anlegende Investmentfonds. Kapitalverkehr, internationaler Alle Transaktionen zwischen in- und ausländischen

Wirtschaftssubjekten,

die das Niveau und/oder die Struktur der Nettoauslandsposition (= Saldo der Forderungen

und

Verbindlichkeiten)

einer Volkswirtschaft verändern. Ihre statistische Erfassung erfolgt mit mindestens einer Buchung in der Kapitalbilanz im weiteren Sinne. Aufgrund

181

Kapitalverkehr, internationaler

der d o p p e l t e n V e r b u c h u n g von T r a n s aktionen

bedarf

einer

sifikationen des internationalen K a p i -

Gegenbu-

talverkehrs erfolgen nach d e r Art des

c h u n g . G e h e n internationale Kapital-

G l ä u b i g e r s bzw. Schuldners (Kreditin-

b e w e g u n g e n mit

es

Leistungstransaktio-

stitute, U n t e r n e h m e n und Privatperso-

nen e i n h e r (z.B. Finanzierung von A u -

nen

ßenhandelsgeschäften),

eine

theoretischer Perspektive w i r d g e m ä ß

G e g e n b u c h u n g in der Leistungsbilanz

d e m Motiv des internationalen K a p i -

(—» Z a h l u n g s b i l a n z ) . In d i e s e m

talverkehrs die U n t e r s c h e i d u n g in au-

erfolgt

ä n d e r t sich die H ö h e der

Fall

Nettoaus-

t o n o m e u n d induzierte

landsposition. H a n d e l t es sich hingegen

um

reine

sowie öffentliche Stellen).

Aus

Kapitalbewe-

g u n g e n v o r g e n o m m e n . Erstere e r f o l -

Finanztransaktionen

gen

unabhängig

von

der

Zahlungs-

(z.B. P o r t f o l i o u m s c h i c h t u n g e n ) , so er-

bilanzsituation einer V o l k s w i r t s c h a f t ,

folgt die G e g e n b u c h u n g in der —> K a -

w ä h r e n d letztere mit der Intention d e s

pitalbilanz, so d a ß sich nur die Struk-

Ausgleichs

tur d e r F o r d e r u n g e n und Verbindlich-

vorgenommen werden.

keiten verändert.

In der traditionellen, n e o k l a s s i s c h ge-

Gemäß

der

werden

internationale

prägten realen

Zahlungsbilanzstatistik

Änderung

ab

Kapitalbewe-

der

1995

Balance of P a y in —»

preise

bzw.

(Realzinsen)

Grenzproihrerseits

unterschiede

(—»

Heckscher-Ohlin-

T h e o r e m ) oder divergierende P r o d u k -

d e n d e n w e r t e n , Investmentzertifikaten,

tionstechnologien, aber auch auf n a c h -

Wert-

p a p i e r e n , Geldmarktpapieren und

Kapitalnutzungs-

tige Faktoren w i e Faktorausstattungs-

Wertpapieranla-

festverzinslichen

un-

terschiedliche reale

z u r ü c k g e f ü h r t werden auf a n g e b o t s s e i -

gen ( K ä u f e und V e r k ä u f e von D i v i langfristigen

internationaler

duktivitäten. D i e s e k ö n n e n

m e n t s M a n u a l des —» Internationalen Direktinvestitionen,

Außenwirtschaftstheo-

K a p i t a l b e w e g u n g e n insbesondere

umgesetzten)

W ä h r u n g s f o n d s unterschieden

Zahlungsbilanz

f u n g i e r e n als U r s a c h e

Zahlungsbilanzsyste-

matik g e m ä ß d e m

—>

rie (—> T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t )

g u n g e n nach der jüngsten (in der B u n desrepublik

der

frageseitige Faktoren wie u n t e r s c h i e d -

Fi-

liche P r ä f e r e n z e n .

nanzderivaten; —> Portfolioinvestition e n ) u n d K r e d i t g e w ä h r u n g e n . Die zu-

L a n g f r i s t i g e Ertragsüberlegungen spie-

vor geltende U n t e r s c h e i d u n g

len auch bei Direktinvestitionen

in d e n

eine

k u r z - und langfristigen Kapitalverkehr,

Rolle,

die w e g e n Prolongations- und Substi-

reale G e g e b e n h e i t e n wie I n f o r m a t i o n s -

tutionsmöglichkeiten

unvollkommenheiten

zwischen

den

wobei

die

Erklärungsansätze oder

die

Exi-

A n l a g e a r t e n o h n e h i n ökonomisch pro-

stenz von Transaktionskosten abzubil-

blematisch

weitgehend

d e n versuchen. Direktinvestitionen im

a u f g e g e b e n und gilt n u n m e h r nur n o c h

war,

wurde

A u s l a n d werden dann getätigt, w e n n

für d e n Kreditverkehr. Weitere K l a s -

U n t e r n e h m e n über f i r m e n s p e z i f i s c h e s

182

Kapitalverkehr, internationaler

Wissen verfügen, dessen

Verwertung

Portefeuilles g e m ä ß den

Präferenzen

a u f g r u n d der s p e z i f i s c h e n E i g e n s c h a f -

der A n l e g e r z u s a m m e n s t e l l e n .

Zins-

ten dieses W i s s e n s u n d d e s daraus re-

oder

dann

sultierenden M a r k t v e r s a g e n s n u r u n -

e b e n s o zu internationalen

ternehmensintern

w e g u n g e n wie Ä n d e r u n g e n d e r H ö h e

möglich

w e n n zusätzlich b e s o n d e r e

ist,

und

Standort-

Risikoänderungen

führen

Kapitalbe-

des aufzuteilenden F i n a n z v e r m ö g e n s .

vorteile des A u s l a n d s h i n z u k o m m e n .

Betrachtet

Im

internationalen K a p i t a l v e r k e h r s aus al-

internationalen

Wertpapierhandel

u n d Kreditverkehr, der s o w o h l

kurz-

man

die W i r k u n g e n

des

lokativer Perspektive, s o ergibt

sich

als auch langfristiger N a t u r sein k a n n ,

infolge der K a p i t a l b e w e g u n g e n

unter

spielen i n s b e s o n d e r e Z i n s - u n d S w a p -

V e r n a c h l ä s s i g u n g von externen E f f e k -

sätze, Anlagerisiken und W e c h s e l k u r s -

ten eine A n g l e i c h u n g der Kapitalrendi-

ä n d e r u n g s e r w a r t u n g e n eine Rolle a l s

ten und insofern eine T e n d e n z

Determinanten d e s internationalen K a -

optimalen Einsatz des weltweiten K a -

pitalverkehrs. A k t e u r e a u f internatio-

pitalstocks.

nalen —> F i n a n z m ä r k t e n k ö n n e n dabei risikolose

Die

—> A r b i t r a g e g e s c h ä f t e (Zins-

zur

Erfüllung

der

ren mit d e m —> W e c h s e l k u r s s y s t e m und den sich daraus ergebenden unter-

aber auch (insbesondere in der kurzen

schiedlichen

Frist) spekulative M o t i v e im Kapital-

Kapitalbewegungen

Zins- oder —» W e c h s e l k u r s r i s i k e n ein-

wieweit

resultieren, A n l a g e r i s i k e n zu reduzieren. Mittels der aus der Portfoliotheo-

Wechselkursen

Kapitalexporte

oder

-im-

ven u n d - s o f e m die —> Z e n t r a l b a n k

mit W e r t p a p i e r e n , aber auch Direktin-

keine Neutralisierungspolitik betreibt -

vestitionen b e g r ü n d e n . A u s der bei ei-

die —) Liquidität d e s B a n k e n s y s t e m s .

n e m liberalisierten internationalen K a -

Hierüber w e r d e n

der

löst,

lassen sich bei

die

Zinseffekte

ihrerseits

die

ausge-

gesamtwirt-

schaftliche N a c h f r a g e sowie d a s E i n -

K e n n t n i s der Erträge u n d der Risiken Anlagearten

—> Absorption

verändert. Bei festen

porte die H ö h e der —» W ä h r u n g s r e s e r -

Teile d e s internationalen —> H a n d e l s

d e r einzelnen

Einkommenseffekte

gesamtwirtschaftliche verändern

rie bekannten A r g u m e n t e lassen sich

Anlagemöglichkeiten

hieraus

resultieren h ä n g t d a v o n ab, ob sich die

Bestreben

Palette

zu

die Leistungsbilanz b e e i n f l u s s e n . In-

(ungedeckte

Zinsparität). A n d e r e r s e i t s k ö n n e n K a -

erweiterten

führen

in der Regel

W e c h s e l k u r s r e a k t i o n e n , die ihrerseits

g e g a n g e n w e r d e n , u m hieraus erwarte-

pitalverkehr

Transmissionskanälen.

Bei flexiblen W e c h s e l k u r s e n

verkehr eine Rolle, in d e n e n b e w u ß t

pitalbewegungen aus dem

internationalen

schäftigung und Preisniveau divergie-

gedeckten

Zinsparität beitragen. D a n e b e n spielen

te G e w i n n e zu erzielen

des

Kapitalverkehrs auf E i n k o m m e n , B e -

arbitrage, Devisenarbitrage) tätigen u n d damit

Wirkungen

zum

k o m m e n u n d das Preisniveau gleich-

optimale

gerichtet b e e i n f l u s s e n .

183

Kapitalverkehrskontrollen

Der internationale Kapitalverkehr beeinflußt über diese Wirkungskanäle auch die Effizienz der nationalen Geld- und Fiskalpolitik. Während bei flexiblen Wechselkursen der Geldpolitik eine hohe Wirksamkeit bescheinigt wird, gilt diese bei festen Wechselkursen als relativ wirkungslos. Fiskalpolitische Maßnahmen erweisen sich bei festen Wechselkursen als wirksam, bei flexiblen hingegen als relativ unwirksam. Nicht eindeutig geklärt ist auch die Frage, ob internationale Kapitalbewegungen Wechselkursschwankungen verstärken oder dämpfen.

ken) oder spezifische Transaktionen beschränkt sein oder den gesamten Kapitalverkehr einer Volkswirtschaft betreffen. Zwar gibt es Kapitalverkehrskontrollen, die Realkapitalströme direkt regulieren wie etwa eine Konzessionspflicht für —» Direktinvestitionen. In der Regel zielen Kapitalverkehrskontrollen jedoch auf Finanztransaktionen und beschränken so indirekt den Realkapitaltransfer. Kapitalverkehrskontrollen können als quantitative Restriktionen oder als Steuern auf bestimmte Transaktionen auftreten. Zu ihnen gehören beispielsweise das Verbot für Inländer in ausländischer Währung denominierte Guthaben zu halten, das Verzinsungsverbot für Ausländereinlagen, die Genehmigungspflicht für die Vergabe oder die Aufnahme von Auslandsdarlehen, Restriktionen grenzüberschreitender —» Portfolioinvestitionen (Kauf und Verkauf von Aktien, Obligationen etc.), eine Zinsausgleichssteuer auf Erträge aus Auslandsinvestitionen oder Obergrenzen für offene Positionen der Banken.

Literatur: Black, John/ Dunning, John H. (1982): International Capital Movements. Macmillan: London. International Monetary Fund (1993), Balance of Payments Manual, 5th ed., Washington D.C. Schröder, Jürgen (1978): Kapitalbewegungen, internationale Π: Theorie und Politik. In: Albers, Willi u.a. (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Bd. 4, Gustav Fischer usw.: Stuttgart u.a., S. 389-404. Dirk

Kapitalverkehrskontrollen sind eher die Regel als die Ausnahme: 1992 hatten von 178 Ländern nur 37 keine Kapitalverkehrskontrollen. Die meisten Kontrollen betreffen Kapitalexporte; prominente Beispiele für Kapitalimportkontrollen sind Schweiz, Japan und Deutschland in den siebziger Jahren und Spanien in den späten achtziger Jahren.

Rübesamen

Kapitalverkehrskontrollen Kapitalverkehrskontrollen staatlichen

Maßnahmen,

sind

alle

die

den

grenzüberschreitenden —» Kapitalverkehr restringieren. Sie können auf bestimmte Akteure

(Banken/Nichtban-

184

Kapitalverkehrskontrollen

Kapitalverkehrskontrollen sind in aller

der F i n a n z i e r u n g

R e g e l ineffizient: Sie verursachen eine

Darüber

Fehlallokation

W e c h s e l k u r s stabilisieren.

Kapital

der

nicht

Verwendung

in

Ressourcen, seine

da

produktivste

fließen kann. D i e s

hinaus

der

Staatsbudgets.

sollen

sie

den —>

Eine - umstrittene - B e g r ü n d u n g f ü r

hat

Kapitalverkehrskontrollen liegt in d e m

n e g a t i v e R ü c k w i r k u n g e n auf das —>

Bestreben, Währungsspekulation

Bruttosozialprodukt

z u d ä m m e n . W ä h r e n d sich —> Finanz-

und

die

Erspar-

ein-

nisbildung entsprechend der Z i n s e l a -

m ä r k t e an n e u e Situationen sofort an-

stizität des Sparens, da im Falle v o n

passen, finden real wirtschaftliche A n -

Kapitalexportbeschränkungen

passungsvorgänge

heimi-

(Produktionsverla-

s c h e s Kapital nun eine geringere R e n -

gerungen,

dite erwirtschaftet. Ist —> T e c h n o l o g i e -

zeitverzögert statt. Die

transfer an internationalen Kapitalver-

chen

k e h r g e b u n d e n e t w a in Form von D i -

zusammen

rektinvestitionen, verringern sich die

V o l u m e n kurzfristig sehr flexiblen Fi-

globalen W a c h s t u m s p o t e n t i a l e weiter.

n a n z k a p i t a l s (sog. 'hot m o n e y ' ) kann

Arbeitskräftewanderungen) unterschiedli-

Anpassungsgeschwindigkeiten mit einem

beträchtlichen

A u ß e r d e m sind Anleger in der W a h l

im S y s t e m flexibler —> W e c h s e l k u r s e

ihres Portfolios beschränkt u n d k ö n -

dazu

n e n nur suboptimale

über sein Gleichgewichtsniveau hinaus

zierung

betreiben.

Risikodiversifi-

Der

Schutz

des

führen,

daß

der

Wechselkurs

schießt (—> O v e r s h o o t i n g ) oder es zu

h e i m i s c h e n Finanzsektors vor auslän-

spekulativen

discher K o n k u r r e n z durch Kapitalver-

Folge, daß realwirtschaftliche Aktivi-

kehrskontrollen

hat

zudem

Blasen k o m m t mit der

negative

täten gestört w e r d e n . Im System fester

Folgen f ü r die Qualität und die K o s t e n

W e c h s e l k u r s e kann h o h e Finanzkapi-

der

Darüber

talvolatilität große Variationen in den

Verwaltungs-

—» W ä h r u n g s r e s e r v e n oder im heimi-

u n d Κ on troll apparat einen i m m e r grö-

schen Z i n s n i v e a u bewirken: U m d e n

ßer w e r d e n d e n Anteil an R e s s o u r c e n ,

h e r r s c h e n d e n W e c h s e l k u r s zu vertei-

die nicht produktiv

digen, m u ß die —> Zentralbank e n t w e -

Finanzintermediation.

h i n a u s verschlingt der

genutzt

werden

können.

der die Kapitalströme sterilisieren oder d e m Spekulationsanreiz durch geeig-

W a r u m also gibt es Kapitalverkehrskontrollen? E s sind vor allem

nete Z i n s s i g n a l e e n t g e g e n w i r k e n (vgl.

poli-

u n g e d e c k t e Zinsparität). Längerfristig

tisch-ökonomische Überlegungen, die zu und

Kapitalverkehrskontrollen Ineffizienzen

bewußt

j e d o c h w e r d e n sich spekulative

führen in

pitalbewegungen

Kauf

nehmen:

Kapitalverkehrskontrollen

dienen der

Einkommensumverteilung

lassen

kaum

und j e wahrscheinlicher

Wechselkursanpassung

Ka-

sterilisieren (—>

eine

Realign-

ment) a n g e s e h e n wird, u m so w e n i g e r

z w i s c h e n Eigentümern der Produkti-

sind Zinssatzdifferentiale in d e r L a g e ,

o n s f a k t o r e n Kapital und Arbeit u n d

185

Kapitalverkehrskontrollen

Abwer-

Zugriff d e s h e i m i s c h e n Fiskus. E f f e k -

tungsverlust ( - 4 A u f w e r t u n g ; —» A b -

tive Kapitalverkehrskontrollen verhin-

w e r t u n g ) a u s z u g l e i c h e n . So kann e i n e

dern diese Steuerhinterziehung u n d er-

einen

Aufwertungsgewinn/

S p e k u l a t i o n s a t t a c k e selbst dann zu ei-

lauben e i n e E r h ö h u n g des Steuerauf-

ner

Prophezeiung

k o m m e n s bzw. eine andere Verteilung

Fundamentaldaten

der Steuerlast zu U n g u n s t e n d e s F a k -

selbsterfüllenden

werden, wenn die im

Ausgangszustand

wicht waren.

im

tors Kapital. Sie sichern ü b e r d i e s —>

Gleichge-

Seignioragegewinne

Kapitalverkehrskontrol-

len sollen diese

des

Staates

R a h m e n der Inflationssteuer.

Überschußvolatilität

im

Beson-

a b b a u e n , i n d e m sie kurzfristige K a p i -

ders (—> Entwicklungs-)

t a l b e w e g u n g e n b e h i n d e r n , langfristige

einer

K a p i t a l b e w e g u n g e n aber u n b e e i n f l u ß t

finanzieren beträchtliche

lassen.

Budgets über die E r h ö h u n g der m o n e -

Längerfristig

wirksame

kehrskontrollen

im

Länder

mit

Steuerverwaltung Teile

ihres

tären Basis mit der Folge, d a ß inflati-

Kapitalver-

können

ineffizienten

o n s b e d i n g t die h e i m i s c h e W ä h r u n g ih-

System

fester W e c h s e l k u r s e dazu dienen, der

re

Regierung eine g e w i s s e A u t o n o m i e in

n e h m e n d verliert. K a p i t a l v e r k e h r s k o n -

der

So

trollen sollen einer resultierende W ä h -

Kapitalverkehrskontrollen

rungssubstitution z u g u n s t e n von har-

im Falle e x p a n s i v e r Geldpolitik zins-

ten W ä h r u n g e n ( ' D o l l a r i s i e r u n g ' ) ent-

induzierte K a p i t a l e x p o r t e , d i e die sti-

g e g e n w i r k e n und s o für eine stabile

Geldpolitik

verhindern

zu

verschaffen:

Wertaufbewahrungsfunktion

zu-

konterkarieren

Steuerbasis sorgen. Sie tragen zur Fi-

w ü r d e n . A h n l i c h e s gilt für m a k r o ö k o -

n a n z i e r u n g des B u d g e t s drittens bei,

mulierende nomische

Wirkung

indem

Anpassungsprogramme.

sie ein

System

regulierter

-

Fehlt einem R e f o r m p r o g r a m m anfäng-

niedriger - Z i n s s ä t z e a u ß e n w i r t s c h a f t -

lich G l a u b w ü r d i g k e i t , s o k a n n die da-

lich absichern. So kann d a s B u d g e t d e -

d u r c h h e r v o r g e r u f e n e —> Kapitalflucht

fizit billig aus h e i m i s c h e r Ersparnis fi-

den

nanziert w e r d e n , d e r h ö h e r e ausländi-

Stabilisierungserfolg

in

Frage

stellen. A b e r auch der u m g e k e h r t e Fall

sche Renditen v e r w e h r t bleiben.

kann

zinsinduzierte

Kapitalverkehrskontrollen, die R e a l k a -

K a p i t a l z u f l ü s s e d e n Erfolg einer A u -

pitalexporte verhindern, verändern die

steritätspolitik g e f ä h r d e n .

Faktorproportionen

Kapitalverkehrskontrollen

relativ allgemeinen B e d i n g u n g e n

eintreten,

Erosion

wenn

der heimischen

sollen

die

Faktorpreise.

Steuerbasis

und

Kapital

damit wird

unter die

relativ

verhindern. D a d a s W o h n s i t z l a n d p r i n -

reichlicher mit d e m E f f e k t , d a ß die

zip in der K a p i t a l e i n k o m m e n s b e s t e u e -

Kapitalrendite sinkt und d e r L o h n s a t z

rung d e facto meist nicht durchsetzbar

steigt. ( I m einzelnen h ä n g e n die E f f e k -

ist, entzieht sich ins A u s l a n d exportier-

te allerdings von der konkreten

tes Kapital

dellspezifizierung ab.) D i e s e M a n i p u -

('Steueroasen')

oft d e m

186

Mo-

Kapital verkehrskon trollen

lation der Faktorpreise kann politisch

legal exportieren, indem

g e w ü n s c h t sein, zumal sie eine weni-

stände (Edelsteine und -metalle etc.)

ger direkte Form der

Umverteilung

und Fremdwährung außer Landes ge-

darstellt. Gibt es bei Lohnsatzrigiditä-

schmuggelt werden (—> Schmuggel).

ten

(z.B. Mindestlohn)

Kapitalman-

Kurzfristige Kapitalexporte bei einer

gelarbeitslosigkeit, können kurzfristig

Abwertungserwartung

sogar

veränderte

positive

Beschäftigungswirkun-

gen von solchen

Wertgegen-

werden

durch

Zahlungsmodalitäten

be-

Kapitalverkehrskon-

wirkt: Importe werden im voraus be-

trollen ausgehen. Längerfristig wird

zahlt, Exporterlöse erst mit Verzöge-

sich aber wegen verringerter Erspar-

rung

nisbildung (s.o.) und der Behinderung

Umgehungsmöglichkeit, besonders für

repatriiert.

Die

bedeutendste

der Geschäftstätigkeit durch die Kon-

verbundene Unternehmen (—> Unter-

trollen die heimische

nehmenskooperation,

Kapitalbildung

eher verringern, so daß

Kapitalver-

internationale;

—> Joint Ventures), liegt jedoch in der

kehrskontrollen langfristig kontrapro-

Fehldeklaration

duktiv sind.

Werden

(Sektorale)

von

Handelspreisen:

beispielsweise

Exporterlöse

Kapitalimportkontrollen

unterdeklariert, so muß nur ein Teil

können industriepolitische Ziele ver-

der erlösten Fremdwährung bei der —>

folgen. Sie verhindern das Eindringen

Zentralbank zum offiziellen K u r s um-

ausländischer Wettbewerber in heimi-

getauscht werden (sog. 'Andienungs-

sche

z w a n g ' ) , der Restbetrag verbleibt auf

Märkte

durch

Errichtung

von

derglei-

einem ausländischen Konto, resultie-

chen und ergänzen so die Handelspro-

rend in einem verdeckten Kapitalex-

tektion

port.

Zweigniederlassungen

und

(—» Protektion)

für

diesen

Sektor. W i e d e r u m ist nicht gesamtge-

Die Wirksamkeit von Kapitalverkehrs-

sellschaftliche Effizienz, sondern die

kontrollen wird ermittelt, indem Ab-

Förderung von Produzenteninteressen

weichungen von der gedeckten Zin-

das Ziel der Politiker, die ihre politi-

sparität

sche Unterstützung zu maximieren su-

Zinssätze mit Eurozinssätzen der glei-

chen.

chen W ä h r u n g verglichen werden. Der

Kapitalverkehrskontrollen

gemessen

bzw.

heimische

empirische Befund zeigt, daß Kapital-

tendieren

dazu, im Zeitablauf immer umfassen-

verkehrskontrollen

der

W i r k u n g verlieren und weniger effek-

und

schärfer

zu

werden.

Der

im Zeitablauf

an

Grund liegt in den zahlreichen Umge-

tiv in entwickelteren Volkswirtschaf-

hungsmöglichkeiten. So können regu-

ten sind. Bei spekulativen

lierte Aktivitäten

sind die Zinssatzdifferentiale kurzfri-

durch

unregulierte

Attacken

stig jedoch auch dort erheblich.

ersetzen werden mit der Konsequenz, werden

Neben der Verhinderung destabilisie-

müssen. Daneben läßt sich Kapital il-

render Spekulation durch nur kurzfri-

daß

auch diese

beschränkt

187

Kapital Verkehrskontrollen

stig wirksame Kapitalverkehrskontrollen liegt der tiefere Grund für Kapitalverkehrskontrollen darin, daß die nationale Politik durch sie ihr Monopol über die Wirtschaftspolitik zurückgewinnen will, die sie durch die enger gewordenen internationalen Arbitragebeziehungen verloren hat. Sie tut das um den Preis eines erheblichen bürokratischen Aufwandes sowohl auf Seiten des kontrollierenden Staates als auch auf Seiten der Privatwirtschaft. Die Vielzahl der aus Kapitalverkehrskontrollen resultierenden Effizienzverluste (Wettbewerbsverzerrungen auf Finanz-, Kapital- und Gütermärkten, aber auch geringere Stabilitätsorientierung nationaler Wirtschaftspolitik) hat ihre Ursache in der reduzierten Disziplinierungsfunktion internationaler Märkte. Uberfällige Anpassungen werden verschleppt oder nicht verwirklicht; miteinander unvereinbare Geld- und Wechselkurspolitiken können länger aufrechterhalten werden. Die fortschreitende Technisierung der Finanzmärkte und Produktdiversifizierung erschweren zunehmend eine effektive Kontrolle des Kapitalverkehrs in entwickelten Volkswirtschaften. Nationale Politik steht vor der Entscheidung, die Kontrollen weiter zu verschärfen um den Preis immer größerer - vor allem dynamischer Effizienzverluste oder eine glaubwürdige, stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik zu betreiben, die der Kontrollen nicht mehr bedarf, und den enger gewordenen Spielraum für nationale

Wirtschaftspolitik

zu

akzeptieren.

Teilweise können Gestaltungsspielräume durch internationale —> Kooperation zurückgewonnen werden. Die meisten —» Industriestaaten haben Kapitalverkehrskontrollen in den siebziger und

achtziger

Jahren

abgebaut;

zu

welchen Teilen dies auf die steigende Einsicht in die Ineffizienz dieser Maßnahmen oder auf die Erkenntnis ihrer schwindenden Wirksamkeit zurückzuführen ist, sei dahingestellt. Literatur: Alesina, Alberto, Vittorio Grilli, und Gian Maria Milesi-Ferretti (1994): The Political Economy of Capital Controls, in: Leonardo Leiderman und Assaf Razin (Hrsg.), Capital Mobility: The Impact on Consumption, Investment and Growth, Cambridge University Press: Cambridge/UK, S. 289-321. Bhagwati, Jagdish (1978): Foreign Trade Regimes and Economic Development: Anatomy and Consequences of Exchange Control Regimes, Ballinger. Cambridge/MA. Dooley, Michael und Peter Isard (1980): Capital Controls, Political Risk, and Deviations from Interest Rate Parity, in: Journal of Political Economy, 88: 37084. Gros, Daniel (1987): The Effectiveness of Capital Controls, in: I M F Staff Papers, 34: 621-42. Mathieson, Donald und Liliana RojasSuarez (1994): Capital Controls and Capital Account Liberalization in Industrial Countries, in: Leonardo Lei-

188

Katastrophenmanagement

derman und Assaf Razin (Hrsg.), Capi-

mittelsicherung, m e d i z i n i s c h e Notver-

tal Mobility: T h e Impact on Consump-

sorgung), d i e Rehabilitationshilfe zur

tion, Investment and Growth,

Cam-

Instandsetzung

bridge

Cam-

und Hilfen z u m W i e d e r a u f b a u . Träger

University

Press:

bridge/UK, S. 329-347.

der

der internationalen

Grundversorgung Katastrophenhilfe

Schulze, Günther (1995): The Political

sind i n s b e s o n d e r e U N - O r g a n i s a t i o n e n

Economy of Capital Controls, Ph.D.

(u.a. U N H C R , das Flüchtlingshilfswerk

Dissertation, Universität Konstanz.

der V N ) , kirchliche H i l f s w e r k e und —>

Günther

G.

Nicht-Regierungsorganisationen.

Schulze

Kaufkraftparität Katastrophenmanagement

1. Einfiihrung.

In der T e r m i n o l o g i e der Vereinten N a tionen ( D e p a r t m e n t of

Die T h e o r i e d e r K a u f -

kraftparität g e h t auf G. C a s s e l zurück,

Humanitarian

obgleich die wichtigsten

Zusammen-

Affairs) umfaßt das Katastrophenma-

h ä n g e dieser T h e o r i e a u c h bereits den

nagement

Frühklassikern b e k a n n t w a r e n . In ihrer

die

Katastrophenvorsorge

u n d die K a t a s t r o p h e n b e w ä l t i g u n g b e -

ursprünglichen F a s s u n g k o m m t diese

ziehungsweise Katastrophenhilfe. Als

T h e o r i e zu d e m E r g e b n i s , d a ß der —»

Katastrophen

werden

mit

W e c h s e l k u r s w (der W e r t der auslän-

Verlusten

Menschenleben,

mate-

dischen W ä h r u n g , a u s g e d r ü c k t in in-

riellen gen

an

Ereignisse

S c h ä d e n o d e r Beeinträchtigunder

Umwelt

bezeichnet,

ländischen

deren

Währungseinheiten,

z.B.

D M / $ ) im G l e i c h g e w i c h t der interna-

U m f a n g die K a p a z i t ä t e n zur Bewälti-

tionalen

g u n g d e r j e w e i l i g e n G e s e l l s c h a f t über-

wobei

steigt. U n t e r s c h i e d e n

zwischen

hältnis des a u s l ä n d i s c h e n Güterpreis-

N a t u r k a t a s t r o p h e n u n d von M e n s c h e n

n i v e a u s (p a ) z u m inländischen Güter-

wird

Kaufkraftparität

entspricht,

die K a u f k r a f t p a r i t ä t a m

Ver-

verursachten K a t a s t r o p h e n , die Tren-

preisniveau (p,) g e m e s s e n wird. Es gilt

n u n g s l i n i e ist nicht eindeutig, da N a -

also f o l g e n d e F o r m e l : w = p / p , .

turereignisse h ä u f i g durch

2. Erklärung.

menschli-

D i e s e r theoretische Zu-

c h e E i n g r i f f e in die Natur mitbedingt

s a m m e n h a n g wird d a m i t erklärt, daß

sind. D i e K a t a s t r o p h e n v o r s o r g e

sich

um-

auf

vollständigen

und

freien

faßt M a ß n a h m e n d e r V o r b e u g u n g , d.h.

M ä r k t e n k e i n e Preisunterschiede

z u m Schutz v o r u n d zur A b m i l d e r u n g

identischen Gütern auf D a u e r halten

der

k ö n n e n . G e h e n w i r z.B. davon

Folgen

von

Katastrophen

(z.B.

bei aus,

d u r c h e r d b e b e n s i c h e r e B a u w e i s e ) so-

d a ß d a s gleiche G u t im A u s l a n d für

wie die V o r b e r e i t u n g für den Fall einer

einen geringeren D M - P r e i s (w · p a ) als

Katastrophe.

Die

Katastrophenhilfe

im Inland e r w o r b e n w e r d e n kann. Als

gliedert sich in die Nothilfe z u r Uber-

Folge dieser internationalen

lebenssicherung (Bergung, Nahrungs-

terschiede steigt die N a c h f r a g e nach

189

Preisun-

Kaufkraftparität

Paßt man diese Annahmen der Realität an, weicht auch im Gleichgewicht der Wechselkurs mehr oder weniger von der Kaufkraftparität ab. 4. Die Rolle von Kapitalbewegungen. Von größerer Bedeutung ist der Umstand, daß der Wechselkurs nicht nur wie in diesem Modell stillschweigend unterstellt wurde - von der Nachfrage nach Importgütern und dem Angebot an Exportgütern bestimmt wird. Devisen werden auch im Zusammenhang mit internationalen Kapitaltransaktionen angeboten oder nachgefragt. Wer z.B. sein Kapital in USA dadurch anlegen möchte, daß er amerikanische Aktien kauft, bedarf hierzu US-Dollar. Er fragt also zunächst Dollar auf den Devisenmärkten nach. Somit ist davon auszugehen, daß die Höhe des Wechselkurses de facto auch von den Kapitalmarkttransaktionen bestimmt wird. In der Realität ist sogar damit zu rechnen, daß der überaus größte Teil der täglichen Devisengeschäfte mit internationalen Kapitaltransfers zusammenhängt, so daß der tägliche Wechselkurs auch immer mehr oder weniger von der Kaufkraftparität abweicht. Trotzdem kann man davon ausgehen, daß auf sehr lange Sicht der Wechselkurs von den Gütermarktverhältnissen und damit von der Kaufkraftparität bestimmt wird. Bei hoher internationaler Kapitalmobilität hängt Richtung und Umfang der internationalen Kapitalströme langfristig von den internationalen Zinsunterschieden ab. Kapital wandert jeweils in die Länder mit den

im Ausland erworbenen Gütern und damit auch die Nachfrage nach ausländischer Währung: Der Wechselkurs und damit auch der DM-Preis dieses Gutes steigt an. Gleichzeitig geht die Nachfrage des Auslandes nach im Inland produzierten Gütern und damit die Nachfrage nach inländischer Währung zurück. Damit können die Ausländer die im Inland produzierten Güter nur noch zu einem höheren Preis (in ausländischen Währungseinheiten ausgedrückt) erwerben. Dies verstärkt jedoch die Tendenz, die mit den Wechselkursen gewichteten internationalen Preisverhältnisse (w · pa, p) einander anzugleichen. Dieser Prozeß wirkt solange, bis alle internationalen Preisunterschiede ausgeglichen sind. 3. Voraussetzungen. Selbstverständlich gilt die These von der Kaufkraftparität nur unter idealtypischen Bedingungen, die in der Realität immer nur annähernd gegeben sind. Die Märkte müssen vollkommen sein. Damit sind Qualitätsunterschiede und unvollständiges Wissen ausgeschlossen. Der internationale Handel darf nicht durch —> Zölle, —> Kontingentierungen oder —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse behindert werden. Auch wird von Transaktionskosten des internationalen —» Handels wie Transport- und Versicherungskosten abgesehen. Schließlich wird ein System freier Wechselkurse unterstellt, in dem die Notenbanken auf jegliche —> Intervention auf den Devisenmärkten (—> Devisenmarktinterventionen) verzichten.

190

Kaufkraftparität

höchsten Renditen. Diese Kapitalwanderung baut jedoch gleichzeitig die internationalen Zinsunterschiede ab, so daß sich auf sehr lange Sicht Nachfrage und Angebot nach bzw. an Devisen aus Kapitalgeschäften ausgleichen müssen. Der sehr langfristige Trend im Wechselkurs wird somit nach wie vor von der Kaufkraftparität bestimmt. 5. Die Unterscheidung handelbarer und nicht-handelbarer Güter. Vor allem B. Balassa hat auf eine weitere Schwäche in der ursprünglichen Fassung der Kaufkraftparitätstheorie hingewiesen. Der Wechselkurs kann offensichtlich nur insoweit von den internationalen Preisverhältnissen bestimmt werden, als Güter auch international gehandelt werden können. In der Realität wird ein großer Teil des —» Bruttosozialproduktes im internationalen Handel gar nicht angeboten. Dies gilt insbesondere für die —» Entwicklungsländer, die in einer dualen Wirtschaftsform leben, bei der der größte Teil der Produktion in Eigenwirtschaft erstellt wird und deshalb auch nicht in den internationalen Handel eingeht. In den hochentwickelten Volkswirtschaften ist der Anteil der nichthandelbaren Güter wesentlich geringer. Zwar gibt es auch hier Güter und Ressourcen, die nicht unmittelbar transferiert werden können; dies gilt z.B. für Immobilien (Grundstücke) und für Einzelhandelsgeschäfte. Allerdings wird die Bedeutung dieser nichthandelbaren Güter für die Kaufkraftparität in den hochentwickelten

Ländern oftmals überschätzt, da es für die Gültigkeit der Marktgesetze nicht notwendig ist, daß die einzelnen Güter international 'wandern', es reicht aus, daß die Rechte an diesen Gütern international erworben werden können und dies ist auch bei Rechten an Grundstücken der Fall. 6. Die relative Kaufkraftparitätstheorie. In der Literatur wurde der Versuch unternommen, den oben aufgeführten Kritikpunkten dadurch zu begegnen, daß man nicht mehr mit Hilfe dieser Theorie die absolute Höhe des Wechselkurses, sondern lediglich die Anderungsraten des Wechselkurses (dw/w) zu erklären versucht und diese Anderungsraten im Wechselkurs auf Änderungen in der Kaufkraftparität (dp/p) zurückführt. Es gilt dann folgende Formel: dw/w = f(dp a /p a , dp/p,, τ), wobei τ ein technischer Parameter darstellt, von dessen Höhe es abhängt, in welchem Umfang Wechselkursänderungen auch von anderen Faktoren als der Kaufkraftparität abhängen. Die absolute Kaufkraftparitätstheorie stellt hier ein Spezialfall dieser allgemeineren Theorie dar, sie gilt für den Fall, daß t den Wert 1 erreicht. Literatur: Balassa, B. (1964): The Purchasing Power Parity Doctrine. A Reappraisal. In: Journal of Political Economy. The University of Chicago Press: Chicago/ Dl„ S. 584-596. Barret, R. N. (1981): Purchasing Power Parity and the Equilibrium Exchange

191

Kennedy-Runde

Rate. In: Journal of Money, Credit and Banking, Bd. 13, Ohio State University Press: Ohio, S. 227-233. Officer, L. H. (1982): Purchasing Power Parity and Exchange Rates. Evidence and Relevance. Jai Press: London. Rose, KJ Sauernheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft. 12., Überarb. Auflage, Vahlen: München, S. 177 ff.

dy-Runde nur geringfügige Verbesserungen ergaben. Keynes-Plan Von dem als britischen Unterhändler fungierenden Ökonomen John Maynard Keynes entwickeltes Modell einer Weltwährungsorganisation und eines Weltwährungssystems. Im Unterschied zu dem später als Bretton-Woods-System (—> BrettonWoods-Abkommen) implementierten —» White-Plan sah der britische Vorschlag eine stärkere Beteiligung der kapitalexportierenden Länder bei der Stabilisierung der —> Wechselkurse und eine institutionelle internationale Verrechnungseinheit, den Bancor, vor. Alle unterzeichnenden Staaten sollten gemäß der Vorstellung Keynes' ein Konto bei einer internationalen Organisation besitzen, auf dem sowohl Guthaben als auch Schulden Kosten verursachen würden. Dieses Prinzip sollte zur —> Stabilisierung der internationalen Finanz- und Währungsbeziehungen beitragen. Da die USA in der Nachkriegsphase davon ausgingen, stets ein kapitalexportierendes Land zu bleiben, konnte sich der Keynes-Plan politisch nicht gegen den White-Plan durchsetzen.

Bernhard Kiilp Kennedy-Runde Nach ihrem Initiator John F. Kennedy benannte sechste Verhandlungsrunde des General Agreement on Tariffs and Trade (—» GATT). In den zwischen 1964 und 1967 geführten Verhandlungen wurde zum ersten mal nach der linearen Methode der Zollreduzierung (—> Zölle) verfahren. Während bis dato langwierige bilaterale Verhandlungen über jede einzelne Zollposition die Regel waren, wurde nunmehr ein proportionaler Abbau aller Zollsätze um 50% betrieben. Obwohl dieses Ziel nicht erreicht werden konnte, war die Kennedy-Runde mit einer durchschnittlichen Zollsenkung für Industrieprodukte von mehr als 30% ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur —> Liberalisierung des Welthandels. Zu den Produktbereichen, für die zwischen den 54 Teilnehmerstaaten keine Einigung erzielt werden konnte zählt der Agrarsektor, so daß sich für die —> Entwicklungsländer wie bereits in den vorangegangenen Verhandlungsrunden - aus der Kenne-

Kingston-Konferenz Tagung des Interimsausschuß des —> Internationalen Währungsfonds im Januar 1976 auf Jamaika, auf der den Mitgliedsstaaten die Wahl ihres Währungs- und Wechselkursregimes (—»

192

KoUektivgiiter, internationale

Wechselkurssystem) freigestellt wurde. Die Kingston-Konferenz setzte damit im wesentlichen die nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) bestehende Praxis in gültiges Recht um. Gleichzeitig wurden die —» Sonderziehungsrechte geschaffen, um das Gold als internationales Reservemedium substituieren zu können und die Mehrheitsregelungen wurden vereinfacht.

anderen bereitgestellten Gut zu ziehen, ohne selber einen Beitrag zu leisten. Die Bereitstellung kollektiver Güter über private Märkte ist daher unmöglich, sie muß durch den Staat erfolgen. Aufgabe des Staates ist es dabei erstens, die Nutznießer zur Zahlung eines Kostenbeitrags zu zwingen; es muß zweitens über den öffentlichen Willensbildungsprozeß eine Entscheidung über die Verteilung der Kosten getroffen werden, und es muß drittens im Fall der Existenz mehrerer Kollektivgüter eine Entscheidung über die Verteilung der Mittel auf die verschiedenen Güter erfolgen. Die grundsätzliche Problematik kollektiver Güter ist auch auf die internationale Ebene übertragbar: Internationale Kollektivgüter sind solche Güter, aus deren Existenz alle Staaten einen Nutzen ziehen, zu deren anteiliger Bereitstellung und Erhaltung jedoch der einzelne Staat wegen der free-rider Problematik (—» Trittbrettfahrer) freiwillig nicht bereit ist. Daraus folgt, daß die Welt mit diesen Gütern tendenziell immer unterversorgt ist und es Mechanismen zu finden gilt, die eine Bereitstellung dieser Güter ermöglichen. Als typische internationale Kollektivgüter gelten dabei aus ökonomischer Sicht ein offenes und liberales, auf dem unbedingten —» Meistbegünstigungsprinzip beruhendes Handelssystem, eine internationale Wettbewerbsordnung, ein stabiles System fester —> Wechselkurse, ausreichende internationale —> Liquidität, interna-

Kollektivgüter, internationale Öffentliche oder Kollektivgüter sind dadurch definiert, daß sie nicht-rivalisierend im Konsum sind und der Ausschluß eines Konsumenten vom Konsum dieses Gutes unmöglich ist. Im Gegensatz zum privaten Gut ist der Nutzen aus dem Konsum des Gutes also nicht auf einen bestimmten Konsumenten beschränkt, sondern kommt anderen gleichermaßen zugute. Dabei sind die Grenzkosten, also die Kosten der Zulassung eines zusätzlichen Nutzers, gleich Null, so daß der Ausschluß dieses Nutzers aus Sicht allokativer Effizienz grundsätzlich unnötig ist. Gleichwohl ist auch die Bereitstellung kollektiver Güter mit Kosten verbunden. Allerdings hat wegen der fehlenden Möglichkeit des Ausschlusses keiner der Konsumenten einen Anreiz, sich an der Bereitstellung dieser Güter zu beteiligen; vielmehr besteht ein Anreiz, eine free-rider Position einzunehmen, d.h. Nutzen aus einem von

193

Kollektivgüter, internationale

werden kann, welche Güter internationale Kollektivgüter sind. Es ist daher nötig, andere Mechanismen zu finden, um die Bereitstellung internationaler Kollektivgüter zu gewährleisten. Es ist argumentiert worden, daß sich das Problem eigentlich nur bei wirklich globalen Kollektivgütem stelle, nicht jedoch bei regionalen, da es bei letzteren zu einer Verhandlungslösung im Rahmen einer kleinen Gruppe (z.B. —» Zollunion) kommen könne. In einer kleinen Gruppe steige die Transparenz, d.h. die Kontrolle und Sanktion eines free-rider Verhaltens sei eher möglich, während gleichzeitig die Zahlungsbereitschaft des Einzelnen steige, da er den Nutzen seines Beitrags unmittelbar erkennen und bemessen könne. Es läßt sich jedoch zeigen, daß sich die Spieler gerade in Kleingruppen ihrer strategischen Interaktivität bewußt und daher nicht bereit sind, ihre wahren Präferenzen zu enthüllen. Insofern ist die Kleingruppe per se ohne zusätzliche Elemente keine befriedigende Lösung. Im wesentlichen bieten sich daher für die Bereitstellung internationaler Kollektivgüter zwei Lösungen an: Zum einen ein sog. Hegemonialsystem, zum anderen die Gründung internationaler Organisationen. In ersterem wird das Kollektivgut durch den —> Hegemon bereitgestellt, der einerseits bereit ist, einen überproportionalen Kostenbeitrag zu leisten, andererseits ausreichend große wirtschaftliche, politische und militärische Macht besitzt, um die

tionale Rechtssicherheit sowie eine als befriedigend empfundene Verteilungssituation zwischen den Staaten. Der ökonomisch relevante räumliche Wirkungsbereich ist bei all diesen Gütern größer als der wirtschaftspolitische Zuständigkeitsbereich eines einzelnen Staates. Die Staaten befinden sich hinsichtlich des internationalen Kollektivgutes in einer einem 'prisoners' dilemma' (—> Kooperation, internationale) vergleichbaren Situation, bei der die pareto-effiziente Lösung mangels bindender Sanktionsgewalt nicht realisiert werden kann. Eine Übertragung der oben genannten Probleme bei der Bereitstellung kollektiver Güter auf die internationale Ebene macht die Kernfragen deutlich: Zunächst gilt, daß es auf globaler Ebene keine übergeordnete Instanz gibt, wie sie der Staat im Verhältnis zu seinen Bürgern auf nationaler Ebene darstellt. Vielmehr entsprechen den Bürgern auf internationaler Ebene souveräne Staaten, die in der Regel nicht zu einem Finanzierungsbeitrag, zu einer Teilnahme gezwungen werden können. Ebenso fehlen auf internationaler Ebene die auf nationaler Ebene üblichen Abstimmungsmechanismen (Wahlen, Referenden, Entscheidungen durch Repräsentanten, Bürokraten oder Diktatoren), die über die Kostenverteilung sowie die Verteilung der Mittel auf alternative Verwendungen entscheiden, wobei nicht einmal Einigkeit darüber vorausgesetzt

194

Kollektivgüter, internationale

Einhaltung der Regeln durchzusetzen.

sation

nur dann,

wenn

ihre

Kom-

Problematisch an dieser Variante ist

petenz-Reichweite

und

ihre

Mit-

allerdings,

gliederstruktur d e m

daß

Hegemonialsysteme

des Kollektivgutes entsprechen. Daher

inhärent instabil sind, die Versorgung der

Welt

mit

dem

ist es aus Sicht der Effizienz nötig, die

internationalen

Kollektivgut also nicht stets gesichert

Tätigkeit

der

ist.

konkrete

Aufgabe

Dagegen

sprechen

Internationale Organisationen den

gemeinsamen

dienen

Interessen

Wirkungsbereich

empirische

der

auf

Organisation zu

die

beschränken.

allerdings

Sachverhalte:

zwei Erstens

Mitglieder, ihre Gründung findet daher

steigt die Bereitschaft von Staaten zur

ihre Rechtfertigung in der Theorie in-

Teilnahme, wenn

ternationaler Kollektivgüter. Je nach-

schaft über den Zugang zum Kollek-

dem, wie stark die Bereitschaft der

tivgut hinaus auch ein 'privater', d.h.

mit der

nationalstaatlicher

Mitglied-

Staaten zum Souveränitätsverzicht ist,

rein

wird die Organisation dabei wahlweise

bunden ist. So haben z.B. nur Mitglie-

Nutzen

ver-

mit der Bereitstellung des internationa-

der der —» Internationalen

len Kollektivgutes - und damit auch

gentur, die das Kollektivgut

entsprechender Sanktionsgewalt - be-

internationale Energieversorgung' be-

traut oder lediglich mit der Formulie-

reitstellt, das Recht, in Krisensituatio-

rung gemeinsamer Regeln beauftragt,

nen auf die Notfall-Reserven der IEA

deren

einzelnen

zurückzugreifen. Zweitens zeigt sich,

bleibt.

daß neue Probleme häufig an bereits

Realisierung

Mitgliedsländern

den

überlassen

Der Beitritt zu einer

Energiea'Stabile

bestehende, ursprünglich für

internationalen

gegründete

andere

Organisation stellt für den einzelnen

Zwecke

Staat zum einen eine Form der Selbst-

delegiert werden, die sich als effizient

bindung dar, da er sich den gemein-

erwiesen

samen Regeln unterwirft und damit die

vermeidet nicht nur die Fixkosten der

Bereitschaft signalisiert, auf ein free-

Schaffung einer neuen

haben.

Organisationen

Dieses

Vorgehen

Organisation,

Zum

sondern nutzt v.a. das in der bisheri-

anderen kann die internationale Orga-

gen Zusammenarbeit entstandene Ver-

nisation die Rolle des neutralen Drit-

trauen zwischen den Teilnehmern aus.

rider

Verhalten zu verzichten.

ten einnehmen, der die Realisierung der pareto-effizienten Lösung des 'pri-

Literatur:

soners' dilemma' ermöglicht.

Conybeare, John (1984): Public Goods,

Beim Design der internationalen Organisationen daß

man

globalen

ist zu

zwischen

Prisoners' Dilemmas and the Interna-

berücksichtigen, regionalen

Kollektivgütem

zu

tional Political Economy; in: Interna-

und

tional Studies Quarterly 28,5-22

unter-

Olson, Mancur (1971): The Logic of

scheiden hat. Effizient ist eine Organi-

Collective Action. Cambridge, MA;

195

Komparative Kosten

Olson, Mancur und Richard Zeckhauser

kerwartungen

des —> Internationalen

( 1 9 6 6 ) : An E c o n o m i c Theory o f Allian-

Währungsfonds an ein Land

ces, in: T h e Review o f Economics and

m e n , dem er Kredite gewährt.

zusamDas

Statistics 4 8 , 2 6 6 - 2 7 9

Zentrum und die Ausgestaltung

der

Auflagenpolitik unterscheidet und ver-

Bernhard Speyer

ändert sich daher nach den Kreditnehmern. W ä h r e n d des Bretton

Komparative Kosten

S y s t e m s (—» men)

—> T h e o r e m der komparativen Kosten

Woods-

Bretton-Woods-Abkom-

waren

die

Kredite

(Kredit-

fazilitäten) und Auflagen des I W F vor

Kompensation Ausgleich,

allem a u f die Regulierung der —» Z a h -

Aufrechnung

von

lungsbilanzungleichgewichte

gegen-

seitigen Forderungen.

rer

1.) in —> Welthandelsrunden: Senkung

und besaßen eine kurzfristig monetäre

von

Ausrichtung.

Importbeschränkungen

tektion)

für

einzelne

(—> Pro-

ausgerichtet

als

S e i t den frühen 7 0 e r Jahren und be-

A u s g l e i c h für die Erhöhung von Im-

sonders seit der —> Verschuldungskri-

portbeschränkungen

Produkte

—» Industriestaaten

defizitä-

für andere

Pro-

se Anfang der 8 0 e r

richten

sich die

dukte g e m ä ß Art. X X V I I des G A T T .

Kredite und Auflagen j e d o c h fast aus-

2.) A u s g l e i c h von Erlösschwankungen

schließlich an die —> Entwicklungs-

durch Finanzhilfen im R a h m e n inter-

länder. S e i t Anfang der 9 0 e r sind noch

nationaler R o h s t o f f a b k o m m e n .

die

3.) A u s g l e i c h in einer Bankbilanz von

Mittel- und Osteuropäische

Forderungen gegenüber ist

und

rechtlich

nur

staaten)

Verbindlichkeiten

demselben

Kunden.

unter

Transformationsökonomien des

ehemaligen

(—>

ReformOstblocks

hinzugekommen. D i e Auflagenpolitik

Dies

mußte mit diesen längerfristigen

bestimmten

nanzierungszielen

Voraussetzungen zulässig. 4 . ) Aufrechnung von Forderungen aus

wicklungs-

zwei

nehmen. Insbesondere sind vollständi-

ten

verschiedenen zur

Vermeidung

Handelsgeschäf-

und

Fi-

E l e m e n t e der EntStrukturpolitik

ge Programme, Politikberatung,

internationaler

auftech-

U b e r w e i s u n g e n . D e r Importeur des ei-

nische Hilfe und Schulungen in den

nen G e s c h ä f t s zahlt an einen Expor-

Vordergrund getreten, die einen

ent-

teur im selben Staat, analog Kompen-

sprechend langfristigen Einfluß auf ein

sation der j e w e i l i g e n Partner im A u s -

Land ('working w i t h ' ) mit sich brin-

land (sog. K o m p e n s a t i o n s - G e s c h ä f t ) .

gen. D i e Grundlagen für die Auflagen bil-

Konditionalität Die Auflagenpolitik

det ein 'Letter o f Intent', das aus den Verhandlungen des j e w e i l i g e n L a n d e s

(Konditionalität)

mit dem

setzt sich aus den Auflagen und Politi-

196

Fonds

hervorgeht und

die

Konjunkturzusammenhang, internationaler

politischen Anpassungsmaßnahmen auf der Grundlage eines monetaristisch geprägten 'Financial Programming Model' des IWF festlegt. Seit 1986 muß die jeweilige Regierung zusätzlich ein 'Policy Framework Paper' verhandeln, das die beabsichtigten entwicklungspolitischen Strukturprogramme für die folgenden drei Jahre beinhaltet. Der IWF verfolgt daraufhin die festgelegten Programme anhand von 'Performance Criteria' und 'Benchmarks'. Bei den Auflagen und Beurteilungen wird entsprechend der traditionellen Rolle des Fonds ein Schwerpunkt auf die Entwicklung der Zahlungsbilanz gelegt, so daß auch überwiegend restriktive, statt wachstumsfördemde Strukturprogramme für Entwicklungsländer unterstützt werden. Inzwischen werden vom Fonds die Wachstumsziele immer stärker in den Vordergrund gestellt und sollen die mit der Entwicklungsfinanzierung einhergehenden wirtschaftspolitischen Eingriffe bereits im Planungsstadium im Sinne einer umfassenderen —> Entwicklungspolitik stärker berücksichtigt werden.

änderungen über die Landesgrenzen hinaus auswirken, nicht auf die Ursachen der Schwankungen selbst, deren Erklärung Gegenstand der allgemeinen Konjunkturtheorie ist. Kommt es aufgrund des internationalen Konjunkturzusammenhangs zu einem Gleichlauf von Inlands- und Auslandskonjunktur, so spricht man hinsichtlich der Ubertragungswirkungen von Paralleleffekten, andernfalls von Konträreffekten. Übertragungskanäle: Voraussetzung für das Entstehen von Konjunkturen und damit auch für die internationale Übertragung konjunktureller Störungen ist ein (zumindest kurzfristig) preiselastisches Güterangebot im Inund Ausland, von dem im folgenden ausgegangen wird. Richtung und Ausmaß des internationalen Konjunkturzusammenhangs hängen davon ab, wie sich die im Konjunkturverlauf schwankenden Größen (insbesondere: Einkommen, realer —> Wechselkurs, Zinsniveau) auf die Leistungs- und Kapitalverkehrsbilanz (—» Zahlungsbilanz) eines Landes auswirken. Über internationale Leistungstransaktionen werden die in- und ausländischen Nachfrageaggregate direkt miteinander verknüpft, folglich führen Änderungen des Leistungsbilanzsaldos c. p. unmittelbar zu Einkommensänderungen eines Landes. Der internationale —> Kapitalverkehr stellt eine Verbindung zwischen den nationalen Finanzmärkten her, wodurch es zu einer Beeinflussung der nachfragerelevanten Zinssätze in den beteiligten Ländern

Konjunkturzusammenhang, internationaler Begriff. Übertragung von Einkommensschwankungen zwischen In- und Ausland, mit denen ein variierender Auslastungsgrad des jeweiligen Produktionspotentials einhergeht. Der Begriff stellt ab auf die Übertragungskanäle, durch die sich Einkommens-

197

Konjunkturzusammenhang, internationaler

kommen kann. Die Bedeutung dieser güterund finanzwirtschaftlichen Ubertragungskanäle sowie die —> Interdependenz zwischen beiden ist abhängig vom Wechselkurssystem, in das die betrachteten Länder eingebunden sind.

ausländischer Zinsanstieg ergibt, der im Ausland mehr heimische Güternachfrage verdrängt, als dort durch den verbesserten Leistungsbilanzsaldo geschaffen worden ist. Dieses Ergebnis ist um so wahrscheinlicher, je zinsreagibler der internationale Kapitalverkehr, die nationalen Geldnachfragen sowie die ausländische Güternachfrage sind und je geringer die marginale Importquote des Inlands ist. Mithin kann bei festen Wechselkursen nicht uneingeschränkt von einer Synchronisierung der nationalen Konjunkturen ausgegangen werden, (b) Flexible Wechselkurse: Die These, mit flexiblen Wechselkursen könnte sich eine Volkswirtschaft vor internationalen Konjunkturübertragungen schützen und so die im Festkurssystem bestehende offene außenwirtschaftliche Flanke der Stabilisierungspolitik (—» Stabilisierung) schließen, läßt sich nicht uneingeschränkt vertreten. Sie liegt in der Vorstellung begründet, der frei am Markt gebildete Wechselkurs würde sich stets so einstellen, daß sich Export- und Importnachfrage gerade entsprechen. Käme es unter diesen Bedingungen ζ. B. zu einem Einkommensaufschwung im Ausland und in dessen Folge zu vermehrter Importnachfrage der Ausländer, so würde sich die ausländische Währung in dem Maße abwerten, daß sich emeut Exund Importnachfrage entsprechen (normale Reaktion des —» Außenbeitrags auf Wechselkursänderungen unterstellt). Aufgrund der nach wie vor ausge-

Internationaler Konjunkturzusammenhang und Wechselkursregime (—» Wechselkurssystem): (a) Feste Wechselkurse: Feste Wechselkurse stehen in dem Ruf, Paralleleffekte zu begünstigen. Dies wird insbesondere auf den Einkommensmechanismus zurückgeführt (steigende Einkommen in einem Land führen dort zu erhöhten Importen, die als zusätzliche Exporte in den Handelspartnerländem einen expansiven Einkommensmultiplikatorprozeß in Gang setzen). Diese Argumentation läßt die Kapitalverkehrsund Geldmengeneffekte und die sich daraus ergebende Zinsentwicklung unberücksichtigt. Kommt es etwa im Inland aufgrund eines autonomen Investitionsstoßes zu einem Einkommens- und Zinsanstieg, so verschlechtert sich zwar die Leistungsbilanz (Importanstieg), gleichzeitig kommt es aber zu einer zinsinduzierten Verbesserung der Kapitalverkehrsbilanz (Zunahme der Nettokapitalimporte), so daß sich per Saldo die inländische Zahlungsbilanz aktivieren kann. Neutralisiert die ausländische —» Zentralbank in dieser Situation die mit den Devisenabflüssen verbundene ausländische Geldmengenkontraktion nicht, so ist es möglich, daß sich hieraus ein

198

Konjunkturzusammenhang, internationaler

glichenen

das

nachfrage stets für eine ausgeglichene

Inland dann vor einer Konjunkturüber-

Leistungsbilanz

wäre

Zahlungsbilanz, dieser Ausgleich be-

tragung durch schwankende Auslands-

zieht sich jedoch nur auf die Zah-

nachfrage abgeschirmt. Laursen

lungsbilanz als Ganzes und nicht auf

und

Metzler haben jedoch gezeigt, daß in

ihre Teilsalden. Damit ist nur sicher-

dieser Situation trotzdem eine konträre

gestellt, daß Uberschüsse in der Lei-

konjunkturelle Beeinflussung des In-

stungsbilanz durch entsprechende De-

lands möglich ist, und zwar über die

fizite in der Kapitalbilanz

—> Terms-of-Trade-Abhängigkeit

chen werden und umgekehrt. Hängen

der

aber

internationale

ausgegli-

heimischen —» Absorption des Inlands:

nun

Bei unendlichen Angebotselastizitäten

bewegungen

führt die —> Abwertung der ausländi-

turverlauf schwankenden Determinan-

schen Währung

von

im

KapitalKonjunk-

einer

ten (internationale Zinsdifferenz, W e c h -

Verbesserung der inländischen Terms-

selkurserwartungen, Einkommen bzw.

of-Trade, so daß sich das reale Inland-

Kapitalbildung) ab, so eröffnet sich

seinkommen - ausgedrückt in einem

hieraus unmittelbar ein Kanal f ü r den

zwingend

zu

Warenkorb aus in- und ausländischen

internationalen Konjunkturzusammen-

Gütereinheiten - erhöht. Reagiert die

hang. Führt z.B. ein Konjunkturauf-

inländische heimische Absorption nur

schwung

unterproportional

im Ausland

dort zu

stei-

die

Realein-

genden Zinsen, so führt dies c. p. zu

ist

aufgrund

einem verstärkten ausländischen Kapi-

des verbesserten Austauschverhältnis-

talsog (= vermehrte Kapitalexporte des

kommenserhöhung,

auf so

ses mit dem Ausland nur noch eine

Inlands); flexible Wechselkurse brin-

geringere inländische Produktion er-

gen die Zahlungsbilanz dann durch ei-

forderlich, um den Inlandsanteil an der

ne

heimischen Absorption und die Ex-

und einer Verbesserung der Leistungs-

Abwertung

der

Inlandswährung

portnachfrage zu befriedigen, was zu

bilanz wieder zum Ausgleich, so daß

einem kontraktiven Einkommenseffekt

in diesem Fall Paralleleffekte durch

im Inland führt.

den internationalen Konjunkturzusam-

Von größerer praktischer

menhang auftreten. Führt die Abwer-

Bedeutung

tung der Inlandswährung zu weiteren

als der Laursen-Metzler-Effekt dürfte

Abwertungserwartungen, verstärkt sich

für den internationalen Konjunkturzusammenhang

bei

flexiblen

dieser Prozeß noch. Wird der Auf-

Wech-

schwung im Ausland hingegen

selkursen der Einfluß des internationa-

sinkenden

len Kapitalverkehrs auf den Wechselkurs und damit auch auf den stungsbilanzsaldo

sein.

Auslandszinsen

von

begleitet

oder gar in Gang gesetzt (ζ. B. durch

Lei-

eine expansive Geldpolitik der auslän-

Flexible

dischen Zentralbank), so werden im

Wechselkurse sorgen zwar über den

Inland konjunkturelle Konträreffekte

Ausgleich von Devisenangebot und -

199

Konjunkturzusammenhang, internationaler

len Konjunkturzusammenhang nur passiv betroffen und können mit ihrem nationalen Stabilisierungsinstrumentarium versuchen, außenwirtschaftlich bedingten Störungen entgegenzuwirken, ohne mit Rückwirkungseffekten ihrer Politik rechnen zu müssen. Große Länder beeinflussen hingegen das konjunkturelle Umfeld anderer Länder mit, sofern sie weltwirtschaftlich eng verflochten sind. Die binnenwirtschaftlich motivierte Konjunkturpolitik eines großen Landes kann daher in anderen Ländern über den internationalen Konjunkturzusammenhang Konjunkturprobleme hervorrufen. Ferner haben große Länder mit internationalen Rückwirkungen ihrer Politik zu rechnen. Internationaler Koordinierungsbedarf der nationalen Stabilitätspolitiken ist erforderlich, um einer gegenseitigen —> 'Beggar-my-neighbour'-Politik entgegenzuwirken, bei der alle beteiligten Länder versuchen, ihre konjunkturellen Probleme auf die Handelspartnerländer abzuwälzen. Den Einfluß expansiver nationaler Geldund Fiskalpolitik auf das in- und ausländische Volkseinkommen zeigt folgende Tabelle:

ausgelöst. Die jeweiligen Effekte sind um so größer, je höher die Zinsabhängigkeit des internationalen Kapitalverkehrs ist. Doch selbst bei völliger Zinsunabhängigkeit kann es durch kapitalverkehrsbedingte Wechselkursänderungen zu konjunkturellen Transmissionseffekten kommen. Denkbar ist z.B. ein positiver Zusammenhang zwischen den Kapitalexporten eines Landes und seiner Kapitalbildung, die wiederum positiv vom heimischen Einkommen abhängt. In diesem Fall würden von einem Aufschwung in einem Land rezessive Effekte auf den Teil der Welt übertragen, der Ziel dieser Kapitalexporte ist. Zieht eine (im Weltdurchschnitt) überproportional wachsende Volkswirtschaft hingegen verstärkt internationales Kapital an (weil z.B. höhere Wachstumsraten Anlaß zu erhöhten Renditerwartungen geben), so sind auch Paralleleffekte über den internationalen Konjunkturzusammenhang denkbar. Schließlich ist auf die Bedeutung der Wechselkurserwartungen für den internationalen Kapitalverkehr und damit für die tatsächliche Entwicklung von Wechselkurs und Leistungsbilanz hinzuweisen. Solange ein (nicht notwendigerweise konstanter) Zusammenhang zu im Konjunkturverlauf schwankenden Größen besteht, liegt hier eine Quelle permanenter außenwirtschaftlich bedingter Nachfrageschwankungen vor. Ländergröße und Koordinierungsbedarf der nationalen Stabilitätspolitiken: Kleine Länder sind vom internationa-

200

Konkurrenzfähigkeit, internationale

Kleines Land Fiskal politik

Geldpolitik

Fiskalpolitik

IEK

AEK

IEK

AEK

IEK

•o·

-

•fr

ft

-

ft

-

-*

-

•fr

ft ft ft

-

-

-

-

•fr

-

-

•ff

-

ft ft ft ft ft ft

Geldpolitik Zinsreaqibilität

unendlich

feste Wechsel-

IEK

AEK

-

-

endlich

kurse flexible

null

_*

unendlich

ft ft

endlich

Wechselkurse

null

0

Großes Land

IEK

=

Inlandseinkommen

AEK

=

Auslandseinkommen

ft ft ft

θ & -

AEK ft-0 ft-£

ft ft ft -

*) Bei K o m p e n s a t i o n s p o l t i k gilt: 1} Literatur: Dieckheuer,

G.:

Internationale

Wirt-

schaftsbeziehungen, 3. Aufl., M ü n c h e n 1995, Kapitel D. Rose, K./ Sauernheimer, K.: Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl., M ü n c h e n 1995, Π. Teil, Kap. 5. Kapitel. Gustav Dieckheuer,

Stefan

Kooths

K o n k u r r e n z f ä h i g k e i t , internationale D e r Begriff der internationalen

Kon-

internationaler Schutzrechte

k u r r e n z f ä h i g k e i t kann sich auf Unter-

wie

tente u n d M a r k e n . Instrumente

Pazum

n e h m e n , auf Branchen u n d auf die g e -

Erhalt und z u m A u s b a u der W e t t b e -

samte V o l k s w i r t s c h a f t b e z i e h e n . U n -

w e r b s f ä h i g k e i t sind die

t e r n e h m e n w e r d e n dann als internatio-

politik,

nal k o n k u r r e n z f ä h i g a n g e s e h e n , w e n n

N u t z u n g internationaler

die

Innovations-

Produktvariation

unter

Schutzrechte,

sie in d e r Lage sind, ihre Produkte a b -

d e r Einsatz

z u s e t z e n und einen a n g e m e s s e n e n G e -

zur Erschließung internationaler M ä r k -

winn

über-

te sowie die N u t z u n g u n d das effizien-

An-

te M a n a g e m e n t internationaler K o o p e -

spruch zu n e h m e n (ability to sell, abili-

rationen (—» U n t e r n e h m e n s k o o p e r a t i -

ty to earn). Weitere Indikatoren sind

on, internationale; —» Joint V e n t u r e s )

f ü r exportorientierte U n t e r n e h m e n E x -

auf d e n B e z u g s - und A b s a t z m ä r k t e n .

zu

erzielen,

durchschnittliche

ohne

eine

Protektion

in

portanteile a m U m s a t z und d e r Besitz

201

von

Marketingstrategien

Konkurrenzfähigkeit, internationale

Eine B r a n c h e ist international konkur-

H a n d e l s innerhalb d e s gleichen K o n -

renz- oder w e t t b e w e r b s f ä h i g , wenn die

zern (—» intra-firmen H a n d e l ) g e k o m -

U n t e r n e h m e n dieser B r a n c h e sich o h -

m e n , w a s tendenziell einer Spezialisie-

ne ü b e r m ä ß i g e Protektion auf dem —»

r u n g von Ländern a u f b e s t i m m t e Pro-

W e l t m a r k t b e h a u p t e n k ö n n e n . Indika-

duktgruppen e n t g e g e n w i r k t und stati-

toren sind —» E x p o r t q u o t e n

(Export/

stisch zu einer N i v e l l i e r u n g der R C A -

Umsatz) und

(Import/

W e r t e in der v e r a r b e i t e n d e n Industrie

Branchen.

führt. A u s d e m statistischen K o n z e p t

Importquoten

Inlandsverfügbarkeit) Ein

Vergleich

der

der

Branchen

die

Branchen mit positiven als auch Bran-

Comparative

c h e n mit negativen R C A - W e r t e n ge-

L a n d e s miteinander w i r d Methode der 'Revealed Advantages'

(RCA)

folgt, d a ß es in e i n e m L a n d s o w o h l

eines

durch

möglich.

ben

Hier

muß.

Bei

hochentwickelten

wird d i e Nettoexportposition (—» E x -

Volkswirtschaften

porte abzüglich —» I m p o r t e

schungsintensiven Branchen tendenziell

dividiert

werden

in

for-

durch die S u m m e von Exporten u n d

positive W e r t e e r w a r t e t u n d bei e i n f a -

Importen) einer B r a n c h e mit der N e t -

c h e n Produkten mit

toexportposition

Technik

aller

übrigen

Bran-

tendenziell

arbeitsintensiver negative

Der

positiven W e r t e n besitzen eine relativ

Lohnstückkosten

starke internationale

letztere B r a n c h e n v o n B e d e u t u n g .

Wettbewerbspo-

internationale

Werte.

chen verglichen. B r a n c h e n mit hohen

Vergleich

ist

vor

von

allem

für

empiri-

D e r Begriff der internationalen W e t t -

scher Daten ist e i n s c h r ä n k e n d zu be-

bewerbsfähigkeit von Volkswirtschaf-

achten, daß E x p o r t e u n d Importe auch

ten

durch in- u n d a u s l ä n d i s c h e —> Protek-

sondern U n t e r n e h m e n auf den M ä r k -

tion

ten

sition. Bei der Interpretation

bestimmt

sind.

Positive

RCA-

ist umstritten, d a nicht agieren. D i e

Länder,

Fragestellung

muß

W e r t e k ö n n e n z.B. d a d u r c h zustande

aus g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e r Sicht daher

k o m m e n , d a ß Importe d u r c h H a n d e l s -

sein, inwieweit es L ä n d e r n

hemmnisse

ist,

abgewehrt

und

Exporte

Unternehmen

mit

durch Subventionen g e f ö r d e r t werden.

Wertschöpfungskapazität

Mit d e r starken —» Intemationalisie-

Standort zu b i n d e n . E i n e

rung d e r Produktion d u r c h

s c h a f t kann

multina-

dann

als

gelungen

einer an

hohen den

Volkswirtinternational

tionale U n t e r n e h m e n u n d einer Ver-

wettbewerbsfähig angesehen

einheitlichung der W i r t s c h a f t s s t r u k t u -

w e n n sie ihren B ü r g e r n im internatio-

ren in den industrialisierten

nalen Vergleich einen relativ

Ländern

werden, hohen

(—> Industriestaaten) ist e s zu einer star-

W o h l s t a n d ermöglicht. G e m e s s e n wer-

ken Z u n a h m e

den kann eine V e r ä n d e r u n g der W e t t -

des —» intra-industriAus-

b e w e r b s f ä h i g k e i t ex post an der Posi-

tausch innerhalb d e r gleichen Produkt-

tionierung beim P r o - K o p f - E i n k o m m e n

g r u p p e n ) u n d des internationalen —»

und anderen W o h l f a h r t s i n d i k a t o r e n .

ellen

Handels

(internationaler

202

Konkurrenzfähigkeit, internationale

Im Hinblick auf die zukünftige Wett-

erwarten

bewerbsfähigkeit

CMS-Analyse erfolgt eine regionale

lassen

sich

input-

war.

Bei

der

dreistufigen

und outputbezogene Indikatoren unter-

und gütermäßige Disaggregation

scheiden. Inputbezogene

Indikatoren

Exporte. Ein Nachteil dieser Methode

der

sind z.B. A u f w e n d u n g e n im Bereich

liegt in der einseitigen Betrachtung der

Bildung und Ausbildung sowie F&E

Leistungsfähigkeit im Export. Ein glo-

als

Zukunftsinvestitionen.

bales M a ß für die internationale Kon-

Outputbezogene Indikatoren sind Pa-

kurrenzfähigkeit der Unternehmen ei-

tente,

Wachs-

nes Landes wird in der Fähigkeit ge-

tumsbranchen und die Präsenz der Ex-

sehen, die Leistungsbilanz zumindest

Maß

für

Weltmarktanteile

in

portindustrie in Wachstumsregionen.

im

D a s Exportwachstum und die Güter-

Uberschüsse zu erwirtschaften. Das ist

Gleichgewicht

zu

und Regionalstruktur des Exports wer-

dann der Fall, wenn die Erlöse aus

den in der Constant-Market-Share Ana-

dem Export von Gütern und Diensten zumindest

CMS-Analyse

Zuwachs

einschließlich notwendiger Nettoüber-

des Exports eines Landes in einzelne

tragungen an das Ausland zu decken.

Komponenten,

ökonomi-

Bei flexiblen —» Wechselkursen ist zu

schen Interpretation zugänglich sind.

berücksichtigen, daß Exporterfolge der

Bei der einstufigen Analyse wird das

Unternehmen auf den Devisenmärkten

Exportwachstum mit dem hypotheti-

zu einem Angebot an Devisen führen

schen Wert verglichen, den ein Land

und damit eine —» A u f w e r t u n g der in-

beim Halten des bisherigen Marktan-

ländischen

teils realisiert hätte. Eine positive Dif-

wenn ihnen kein freiwilliger Kapital-

die

einer

Währung

die

oder

lyse (CMS-Analyse) thematisiert. Die zerlegt den

ausreichen,

halten

Importe

herbeiführen,

ferenz wird als Gewinn an internatio-

export entgegensteht. Eine Verbesse-

naler Wettbewerbsfähigkeit

interpre-

rung der internationalen Wettbewerbs-

tiert. Bei der zweistufigen

Analyse

fähigkeit zeigt sich dann nicht in Lei-

werden

neben

dem

der

stungsbilanzüberschüssen, sondern in

regionale

einer Aufwertungstendenz. In Ländern

Wachstum

Weltexporte alternativ die

oder die gütermäßige Struktur des Ex-

mit

ports betrachtet.

zeigt sich entsprechend der Verlust der

Eine

Verbesserung

nachlassenden

Exporterfolgen

der Wettbewerbsfähigkeit wird dann

internationalen

konstatiert, wenn das Wachstum grö-

in einer

Wettbewerbsfähigkeit

ßer war als aufgrund des allgemeinen

Währung. Bei einem Vergleich von

Abwertung

der

nationalen

Exportwachstums und des Wachstums

Ländern mit starken Unterschieden in

der Importe in den Abnehmerregionen

den Inflationsraten werden die Verän-

(Regionalstruktureffekt) oder des Wach-

derungen der realen (um Inflationsun-

stums der Importe bei den einzelnen

terschiede

Gütergruppen (Güterstruktureffekt) zu

als Indikatoren f ü r die Wohlfahrtsge-

203

bereinigte)

Wechselkurse

Kontingente

winne aus dem —» Außenhandel herangezogen. Aufwertungen des realen Wechselkurses der inländischen Währung bedeuten einzelwirtschaftlich eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Wenn diese Verschlechterung nicht durch Produktivitätssteigerungen, qualitative Verbesserungen des Produkts oder andere Maßnahmen ausgeglichen werden kann, scheiden die betroffenen Unternehmen langfristig aus dem Markt aus. Gesamtwirtschaftlich ist dieses nicht von Nachteil, wenn dadurch Ressourcen in eine produktivere Verwendung gelenkt werden. Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit liegen in einer Verbesserung der Standortfaktoren für Unternehmen und Branchen, die potentiell eine hohe Wertschöpfung realisieren können. Instrumente des internationalen Standortwettbewerbs werden in der Humankapitalbildung, der Förderung von F&E, dem Ausbau der Infrastruktur und in der Verbesserung der Abstimmung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gesehen.

einer Volkswirtschaft überholt? Aussenwirtschaft, 45. Jg. (1990), Heft I, S. 81-103 Seil, Axel, Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1991 Trabold, Harald, Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Vierteljahrsheft 2/95, Schwerpunktheft Internationale Wettbewerbsfähigkeit, S. 169-185. Axel Seil Kontingente Bezeichnung für eine bestimmte Menge oder einen bestimmten Wert an Gütern oder Dienstleistungen, die trotz eines Import- oder Exportverbotes gehandelt werden dürfen (—> Kontingentierung). Kontingentierung Kontingentierung bezeichnet eine wert- oder mengenmäßige Begrenzung der Ein- und Ausfuhr (Lizenzen 1., Quoten 2.). Obwohl eine Kontingentierung wie alle quantitativen Handelsbeschränkungen (—> nicht-tarifäre Handelshemmnisse) gegen Art. XI des —¥ GATT verstößt (Ausnahmen: bezüglich Agrarprodukten oder in Zahlungsbilanzkrisen), wird sie dennoch häufig als Mittel einer protektionistischen Industriepolitik (—> Protektion) eingesetzt. Gemäß Art. XIII des GATT soll Kontingentierung dann zumindest nicht zur —> Diskriminie-

Literatur: Bellendorf, Heinz, Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im weltweiten Strukturwandel, Peter Lang Verlag, Frankfurt a.M. u.a. 1994 Preusse, Heinz G., Ist die Frage nach der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

204

Konvergenz

rung nach Herkunftsländern genutzt werden. Wie bei —» Selbstbeschränkungsabkommen entsteht bei Kontingentierung durch die indirekte Preiserhöhung eine Rente, die jedoch nicht dem Exporteur, sondern dem Importeur zufließt. Für jedes Kontingent läßt sich daher ein äquivalenter (d.h. gleichermaßen handelsbeschränkender) Zollsatz (—» Zölle) angeben, dem wegen der geringeren Eingriffe in die Marktprozesse aus ökonomischer Sicht der Vorzug zu geben ist.

die zentral gelenkte Planwirtschaft sowjetischen Typs im Zeitablauf mehr und mehr annähern. Diese Annäherung äußere sich in der zunehmenden Verdrängung marktlicher Koordination durch planerische Elemente in den westlichen Volkswirtschaften und der Wiederbelebung dezentraler Entscheidungsstrukturen und die begrenzte Nutzung des Preismechanismus in den Planwirtschaften der Ostblockländer. Galbraith führt die Substitution marktwirtschaftlicher —» Koordination durch Planung darauf zurück, daß infolge technischen Fortschritts die Größe von Produktionsanlagen und der zu ihrer Erstellung notwendige Kapitalbedarf stetig steigt. Mit zunehmendem Investitionsvolumen wächst bei den Unternehmen die Neigung, die unsicheren Folgen von Marktprozessen zu begrenzen, indem Methoden langfristiger Absatz- und Beschaffungsplanung aber auch Strategien vertikaler und horizontaler Integration eingesetzt werden. Unterstützt werden sie dabei von einer Politik, die bemüht ist, Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen aber auch der industriespezifischen Nachfrage zu begrenzen. Die Dezentralisierung vormals zentraler Planung in den sozialistischen Staaten andererseits ist Resultat der hohen Komplexität des Wirtschaftsprozesses. Diese zwingt zur Delegation von Entscheidungsbefugnissen auf die Ebene des zunehmend autonomen betrieblichen Managements und macht die

Konvergenz Der ökonomische Konvergenzbegriff hat eine grundlegende Wandlung seiner Bedeutung hinter sich. Er wurde über lange Zeit im Kontext der Frage nach der Annäherung von Wirtschaftssystemen gebraucht. In jüngerer Zeit wird Konvergenz zumeist europapolitisch - als Resultat oder Bedingung Europäischer —» Integration - interpretiert (—» Europäische Gemeinschaft; —» Europäische Union). Der Begriff der Konvergenz spielte zunächst eine zentrale Rolle bei der Diskussion über die zu erwartende oder bereits eingetretene Annäherung einander polar gegenüberstehender Wirtschaftssysteme, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht und ihren Höhepunkt in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts erreichte. Kern der Konvergenzhypothese ist die Prognose, daß sich die marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung der entwickelten —> Industriestaaten des Westens und

205

Konvergenz

Hinnahme marktlicher Austauschmechanismen unausweichlich. Während Systemkonvergenz bei Galbraith mit Sachzwängen des fortschreitenden Industrialisierungsprozesses begründet wird, begreift Tinbergen diese Annäherung als Folge wirtschaftspolitischer Entscheidungen, die sich am Ziel der Wohlfahrtsmaximierung orientieren. In Marktwirtschaften zwingt die notwendige Korrektur von Marktversagen, etwa durch die staatliche Bereitstellung von Kollektivgütem, zu einer Ausdehnung des öffentlichen Sektors und zu lenkenden Eingriffen in den Marktprozeß. Zugleich wird eine Glättung des Konjunkturzyklus mit Hilfe keynesianischer Nachfragesteuerung angestrebt, um Unterbeschäftigung zu vermeiden. Sozialistische Systeme sind dagegen gezwungen, zur Wohlstandssteigerung produktivitätsorientierte Lohndifferenzierung sowie die Verwendung von Preisen und Zinsen als Knappheitsindikator in beschränktem Maße zuzulassen. Die Orientierung am sozialökonomischen Optimum im Osten wie im Westen führt nach Tinbergen nicht nur zur Konvergenz der ökonomischen Strukturen, sondern auch zu einer Angleichung der Wirtschaftsverfassungen. Während die genannten Autoren eine weitgehende Annäherung der Wirtschaftsysteme und die Entstehung einer dritten Wirtschafts- oder gar Gesellschaftsordnung prognostizieren, die Elemente beider Systeme enthält, erwarten andere, wie Suranyi-Unger, le-

diglich die Konvergenz innerhalb größerer Bandbreiten oder in bestimmten Teilbereichen von Ökonomie und Gesellschaft. Differenzen bestehen auch hinsichtlich der Frage, ob am Ende des Annäherungsprozesses eher eine marktwirtschaftlich geprägte oder eine zentralplanerische Wirtschaftsordnung steht, oder ob Elemente beider Systeme gleichgewichtig nebeneinanderstehen. Die verschiedenen Konvergenzhypothesen, vor allem jedoch diejenigen, die eine Konvergenz auch der Ordnungsprinzipien von Ökonomie und Gesellschaft erwarten, sind mit dem Hinweis darauf kritisiert worden, daß trotz Verwendung gleichartiger Planungs- bzw. Koordinationsinstrumente zwischen den Wirtschaftsordnungen westlichen und östlichen Typs fundamentale Unterschiede, etwa hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln, bestehen bleiben werden. Daneben ist eingewendet worden, daß die Prognose der Entwicklung komplexer Systeme, wie sie Wirtschaftsordnungen darstellen, grundsätzlich problematisch sei und auf die bloße Fortschreibung beobachteter Trends keinesfalls gegründet werden dürfe. Die Konvergenzdebatte hat nach ihrem Stellenwert in der wissenschaftlichen Diskussion mit dem Zusammenbruch der Planwirtschaften Osteuropas auch ihre reale Bedeutung mittlerweile weitgehend eingebüßt. Eine gewandelte Bedeutung erhält der Begriff der Konvergenz bei der Analy-

206

Konvergenz

se

von

—> W i r t s c h a f t s r ä u m e n ,

hier

geldpolitischen

Kompetenz

von

den

i n s b e s o n d e r e im Kontext der Europäi-

nationalen N o t e n b a n k e n auf e i n e neu

schen Integration. Die i m m e r engere

zu s c h a f f e n d e E u r o p ä i s c h e —> Zentral-

V e r k n ü p f u n g der

b a n k (—> E u r o p ä i s c h e s W ä h r u n g s i n s t i -

wirtschaften der

nationalen

Volks-

EU-Mitgliedstaaten,

tut). N a c h e i n e m

Ubergangszeitraum

b e g i n n e n d mit d e m E W G - V e r t r a g über

sollen die nationalen W ä h r u n g e n durch

das Programm

eine e u r o p ä i s c h e E i n h e i t s w ä h r u n g er-

zur S c h a f f u n g

eines

E u r o p ä i s c h e n B i n n e n m a r k t e s bis hin

setzt w e r d e n . D e r EG-Vertrag in der

zur projektierten Wirtschafts- und —>

durch

Währungsunion

Maastricht-Ver-

revidierten und ergänzten F a s s u n g bin-

trag), w i r f t die Frage nach der durch

det d e n Eintritt in die dritte S t u f e der

sie bewirkten A n g l e i c h u n g oder D i f f e -

W W U an die Erfüllung der s o g e n a n n -

r e n z i e r u n g auf. K o n v e r g e n z b e d e u t e t

ten Konvergenzkriterien. Diese sind in

in d i e s e m ausbildung

(—>

Zusammenhang ähnlicher

die

Her-

die —> Maastrichter

Verträge

Art. 109j b e n a n n t und in einem Proto-

Wirtschafts-

koll

zum

EU-Vertrag

konkretisiert.

strukturen und folglich eine Z u n a h m e

D e r Eintritt in die dritte Stufe erfolgt

d e s —» intra-industriellen H a n d e l s so-

s p ä t e s t e n s am

wie

Wohlstandsni-

falls z u n ä c h s t n u r mit den Mitglied-

v e a u s eine A n n ä h e r u n g der P r o - K o p f -

staaten, die zu diesem Z e i t p u n k t den

hinsichtlich

Einkommen

des

zwischen

industriellen

im Vertrag festgelegten

Zentren und Peripherie.

Die

genteil) folglich einerseits als Resultat Integration

und

der

Annäherung

durch

auf d i e

Wechselkurskonstanz

inner-

halb d e s —> E u r o p ä i s c h e n W ä h r u n g s -

geld-

systems (EWS). Während für Haus-

zu

haltsdefizit

forcieren, andererseits als B e d i n g u n g

und

Staatsverschuldung

S c h w e l l e n w e r t e von 3 b z w . 6 0 v.H.

für den Eintritt der EU-Staaten in die

d e s —» Bruttoinlandsprodukt festgelegt

dritte S t u f e der W i r t s c h a f t s - u n d W ä h (WWU;

beziehen

haltsdefizit, Staatsverschuldung sowie

diese, b z w . die Bereitschaft der Natiound finanzpolitische M a ß n a h m e n

Konvergenzkriterien

N i v e a u des langfristigen Z i n s e s , H a u s -

pitalströme b e g r i f f e n werden kann, gilt

rungsunion

Anforderun-

sich a u f die Indikatoren Inflationsrate,

d u r c h sie bewirkten Handels- u n d K a -

nalstaaten,

gegebenen-

gen g e n ü g e n .

W ä h r e n d K o n v e r g e n z (oder ihr G e wirtschaftlicher

1.1.1999,

sind, d ü r f e n Zinssätze und Inflations-

—> E u r o p ä i s c h e

raten u m nicht m e h r als 2 b z w . 1,5

Währungsunion).

P r o z e n t p u n k t e über den W e r t e n

der

D i e s e dritte S t u f e ist g e k e n n z e i c h n e t

m a x i m a l drei Mitgliedstaaten

durch die unwiderrufliche

die im Jahr vor der P r ü f u n g d e n höch-

Fixierung

liegen,

der - 4 W e c h s e l k u r s e der W ä h r u n g e n

sten G r a d an Preisstabilität a u f w e i s e n .

der

Mitgliedstaaten

Bandbreite

und

den

jede

—>

W e c h s e l k u r s k o n s t a n z gilt als erreicht,

Ubergang

der

w e n n in den zwei Jahren, die d e r Prü-

ohne

207

Konvertibilität

fung vorangehen, die Währung des Mitgliedes ohne Spannungen innerhalb der geltenden Bandbreiten notiert worden ist und keine —> Abwertungen vorgenommen wurden. Die Erreichung der genannten Kriterien soll durch eine intensivierte wirtschaftspolitische —> Koordination erleichtert werden. Ein hohes Maß an Konvergenz gilt als Bedingung für die erfolgreiche Vollendung der monetären Integration. Anderenfalls drohten den Teilnehmern hohe Anpassungslasten, die diese iiberfordem und den Bestand der Währungsunion rasch in Frage stellen könnten. Ob die im EG-Vertrag fixierten Kriterien hinreichend sind, um einen derartigen Mißerfolg auszuschließen, ist umstritten. So hat die relative Festlegung der monetären Kriterien für Zinsniveau und Inflationsrate, die formal auch von einer Inflationsgemeinschaft erfüllt würden, Kritik hervorgerufen. Die Schwellenwerte für Haushaltsdefizit und Schuldenstand seien letztlich willkürlich festgesetzt, das Kriterium der Wechselkursstabilität wenig präzise formuliert. Die geforderte Schuldenquote von maximal 60v.H. des —» Bruttoinlandsprodukt ist für manche EU-Staaten auf absehbare Zeit wohl nicht zu erreichen. Der Vertrag enthält folglich eine Reihe von Ausnahmeregelungen, die es erlauben, einem Mitglied die Erfüllung der Konvergenzkriterien auch dann zu bescheinigen, wenn sein Schuldenstand 'hinreichend rückläufig' ist. Eine Aus-

legung dieser und

anderer

Bestim-

mungen entsprechend politischer Opportunität muß somit prinzipiell für möglich erachtet werden. Literatur: Windhoff, Bernd (1971): Darstellung und Kritik der Konvergenztheorie. Gibt es eine Annäherung der sozialistischen und kapitalistischen Wirtschaftssysteme. Lang: Bern. Schenk, Karl-Ernst (1972): Konvergenz der Wirtschaftsordnungen?, in: WiSt, 1. JgTH.10, S. 431-435. Schiemann, Jürgen (1992): Das Europäische Währungssystem im Zielkonflikt zwischen Stabilität und Konvergenz, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 41. Jg7H.3,S. 271-301. Franzmeyer, Fritz (Hrsg.) (1994): Das Konvergenzproblem - Wirtschaftspolitik im Europa von Maastricht Duncker & Humblot: Berlin Frank

Schmidt

Konvertibilität Begriff.

Die Konvertibilität (oder auch

Konvertierbarkeit) einer Währung beschreibt allgemein ihre Umwandelbarkeit in andere Tauschmittel oder Güter bzw. Rechte. Heute spricht man von einer vollständig konvertiblen

Wäh-

rung, wenn jedermann das Recht hat, diese Währung zu Marktbedingungen ungehindert gegen eine der internationalen Hauptreservewährungen (—» Devisenreserven) und somit gegen eine

208

Konvertibilität

' h a r t e ' Fremdwährung

zu

konvertie-

chen

Rationierungsmarken

(z.B. Le-

ren, sprich zu tauschen.

bensmittelkarten) erforderlich ist. Ganz

Zu Zeiten des —» Goldstandards, d. h.

ähnlich wird das Begriffspaar der fi-

bis zum Ausbruch des Ersten Welt-

nanziellen und der gütermäßigen Kon-

krieges 1914, bedeutete Konvertibilität

vertibilität verwendet. Sie weisen hin

das Recht zum unbeschränkten Tausch

auf

insbesondere von Papiergeld in Gold

Substituierbarkeit von Handels-

bei der emittierenden Notenbank (—»

Zahlungsrestriktionen im

Zentralbank)

schaftsverkehr.

zu

einem

festgelegten

die grundsätzliche

gegenseitige und

Außenwirt-

Beschränkungen

der

Kurs. Die seitdem erfolgten währungs-

außenwirtschaftlichen

politischen

können ansetzen an den zugrundelie-

Veränderungen

gestatten

Beziehungen

eine pauschale Beantwortung der Fra-

genden

ge nach dem Konvertibilitätsstatus ei-

durch diese induzierten Zahlungsvor-

ner Währung nicht mehr. Sinnvoll sind

gängen.

vielmehr Aussagen über den jeweili-

liegt vor, wenn die Freiheit des inter-

gen Grad der Konvertibilität. Z u des-

nationalen Zahlungsverkehrs gegeben

Transaktionen Finanzielle

und

an

den

Konvertibilität

sen Beschreibung werden Konvertibi-

ist, gütermäßige Konvertibilität liegt

litätskonzepte verwendet, die darüber

vor, wenn keine direkten Handelsbe-

A u s k u n f t geben, wer die betrachtete

schränkungen (—> Protektion) vorlie-

W ä h r u n g zu welchem Zweck wogegen

gen.

tauschen darf.

Faktisch hängt

Leider werden die entsprechenden Be-

grad einer Währung von beiden ab,

griffe nicht immer einheitlich und aus-

das eine ist ohne das andere inhalts-

reichend

differenziert

benutzt.

Das

leer.

der

Hinsichtlich

Konvertibilitäts-

des

Zwecks

von

oben angeführte Recht, die betreffende

Zahlungen

W ä h r u n g frei und unbeschränkt zu den

konvertibilität in der Regel zwischen

geltenden Kursen (—> Wechselkurse) -

Leistungsbilanz- und Kapitalverkehrs-

mögen diese fest oder flexibel sein - in

bilanzkonvertibilität

(—> Zahlungsbi-

andere

lanz) unterschieden.

Leistungsbilanz-

Währungen

einzutauschen,

wird bei der

Währungs-

wird als Währungs- oder auch Devi-

konvertibilität erlaubt den freien Han-

senkonvertibilität bezeichnet. Die rea-

del mit ausländischen Währungen zum

le oder Warenkonvertibilität ist b z w .

Zwecke von Zahlungen im

war dagegen vor allem in Zentralver-

menhang mit dem —» Ex- und —> Im-

waltungswirtschaften von Bedeutung.

port von Gütern und Dienstleistungen

Zusam-

Sie ist gegeben, wenn zum Bezug ei-

(—> Dienstleistungstransfer) einschließ-

ner Ware lediglich die Zahlung

lich der entsprechenden

des

vereinbarten Kaufpreises und nicht die zusätzliche

Genehmigung

einer

ste.

Dieses

Kapitaldien-

Konvertibilitätskonzept

Be-

liegt den Vereinbarungen des —> Inter-

hörde oder der Besitz von irgendwel-

nationalen Währungsfonds zugrunde.

209

Konvertibilität

Die Kapitalverkehrsbilanzkonveitibilität gestattet demgegenüber die freie Konvertierung im Zusammenhang mit Transaktionen, welche in der Kapitalverkehrsbilanz zu vermerken sind. Die Begriffe der Inländer- und Ausländerkonvertibilität beziehen sich auf die Frage, wer das Recht hat, inländische gegen ausländische Währung zu tauschen. Liegt lediglich Inländerkonvertibilität vor, haben ausschließlich Deviseninländer dieses Recht. Devisenausländem ist es dann nicht gestattet, die heimische Währung zu erwerben, um z.B. Güter oder Vermögenswerte im Inland zu kaufen. Im Falle der ausschließlichen Ausländerkonvertibilität ist dagegen nur den Devisenausländern der freie Umtausch gestattet. Weitere Differenzierungen werden in dieser Beziehung z.B. noch zwischen Notenbanken und Nichtnotenbanken etc. vorgenommen. Zu klären bleibt schließlich der Begriff der internen Konvertibilität. Sie gewährt Deviseninländern das Recht, ausländische Währung oder bestimmte in ausländischer Währung denominierte inländische Aktiva, z.B. in Form von Bankguthaben, zu erwerben und zu halten, ohne daß damit die Erlaubnis zu grenzüberschreitenden Transaktionen verbunden sein muß. Obwohl in der Verwendung stark beschränkt, bietet die ausländische Währung doch Schutz vor hohen Inflationsraten der heimischen Währung, insbesondere wenn in letzterer keine den Realwert erhaltenden Anlagemöglichkeiten (z.B.

in Form indexierter Guthaben) existieren. Ökonomische Bedeutung: Der Konvertibilitätsgrad einer Währung charakterisiert die Ordnung der betreffenden Volkswirtschaft. Je höher der Konvertibilitätsgrad, um so mehr Einfluß gewinnen die einzelnen Wirtschaftssubjekte auf den Ressourceneinsatz. Warenkonvertibilität ermöglicht eine dezentrale Koordination des wirtschaftlichen Prozesses mit Hilfe von Märkten und Preisen, Währungskonvertibilität die einzelwirtschaftliche Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung. Der Staat verliert gewissermaßen das Koordinierungsmonopol und damit an Möglichkeiten der direkten Einflußnahme auf den binnenwirtschaftlichen Prozeß und dessen Abschottung vom Weltmarktgeschehen. Die Konsumenten profitieren vom breiteren Angebot des —> Weltmarktes, während sich die Anbieter von Arbeit und Gütern dem dort herrschenden intensiveren Wettbewerb zu stellen haben. Die inteme Konvertibilität beschränkt die Monopolgewinne des Staates bzw. seiner Notenbank aus der Emission des allgemeinen Tausch-, Rechen- und Wertaufbewahrungsmittels (—> Seigniorage). Da die Wirtschaftssubjekte grundsätzlich die Möglichkeit zum Ausweichen auf eine stabile ausländische Währung haben (—» Währungssubstitution), erreichen die Inflationssteuereinahmen schon bei einer niedrigeren Inflationsrate ihr Maximum. Die breitere Palette an Re-

210

Konvertibilität

aktionsmöglichkeiten, welche die Konvertibilität den einzelnen in- und ausländischen Wirtschaftssubjekte eröffnet, kann jedoch die makroökonomische Stabilität beeinträchtigen. Die mikroökonomischen Transaktionen beeinflussen über die Zahlungsbilanz die makroökonomischen Größen Wechselkurs und Geldmenge. Insbesondere wenn Kapitalverkehrsbilanzkonvertibilität gegeben ist, können im Falle von Erwartungsänderungen die häufig sehr kurzfristig und umfangreich resultierenden Kapitalströme (hot capital) die mit den Erwartungsänderungen verbundenen makroökonomischen Schwankungen verstärken.

folgen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage darf nicht über das volkswirtschaftliche Produktionspotential zuzüglich auch längerfristig haltbarer internationaler Verschuldungsmöglichkeiten hinaus stimuliert werden. D. h. Leistungsbilanzdefizite sollten temporärer Natur sein und die ihrer Finanzierung dienende ausländische Ersparnis zu investiven Zwecken verwendet werden. Notwendig sind insbesondere die Einrichtung eines effizienten Steuersystems, einer funktionierenden Kontrolle der staatlichen Ausgaben und eines Zentralbanksystems, welches über die zur monetären Steuerung notwendigen Instrumente verfügt.

Bedingungen: Um die skizzierten Chancen und Risiken der Konvertibilität nutzen bzw. unter Kontrolle halten zu können, ist die Einhaltung einiger Bedingungen hervorzuheben: 1. Die Wechselkurse sollten realistisch und dadurch auch glaubwürdig sein. Dies erscheint am ehesten gewährleistet, wenn sie der mittelfristig haltbaren Zahlungsbilanzsituation entsprechen.

4. Die einzelnen Wirtschaftssubjekte müssen bezüglich Fähigkeiten und Anreizstruktur in die Lage versetzt werden, sich den am Weltmarkt herrschenden Preisverhältnissen anzupassen. Hierzu ist vor allem der Abbau von Preiskontrollen und die Beschränkung der Subventionsgewährung auf diejenigen Fälle notwendig, in denen realisierbare positive externe Effekte die volkswirtschaftlichen Kosten übersteigen.

2 Zum Ausgleich zyklischer Zahlungsbilanzschwankungen und zur Abfederung unvorhersehbarer Schocks solange, bis Anpassungsmechanismen wirksam werden, sollten angemessene Devisen- und internationale Finanzierungsreserven zur Verfügung stehen. 3. Die nationale Geld- und Fiskalpolitik hat einen widerspruchsfreien und damit glaubwürdigen Kurs zu ver-

Literatur: Gilman, Martin G. (1990), Auf dem Weg zur Währungskonvertibilität, in: Internationaler Währungsfonds, Weltbank und HWWA (Hrsg.), Finanzierung und Entwicklung, 27. Jg., September, Hamburg, S. 32-34.

211

Kooperation, internationale

Greene, Joshua EJ Peter Isard (1991), Currency Convertibility and the Transformation of Centrally Planned Economies, International Monetary Fund Occasonal Paper No. 81, Washington, D.C.

Grund dafür ist, daß internationale Kooperation aus sogenannten problematischen sozialen Situationen erwächst, d.h. aus sozialen Situationen, in denen sich für Staaten Anreize zusammenzuarbeiten und Anreize, den anderen zu hintergehen, treffen. Diese Problematik nicht nur internationaler Kooperation sondern jeder Kooperation, die im Kontext anarchischer Strukturen erreicht werden soll, läßt sich anhand der problematischen sozialen Situation des Gefangenendilemmas illustrieren. Gemäß der Geschichte, die der Situation des Gefangenendilemmas ihren Namen gibt, sind zwei Strafgefangene, die gemeinsam in ein Haus eingebrochen waren und dort den Eigentümer umgebracht hatten, des gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Der Staatsanwalt kann zwar den Einbruch, nicht jedoch den Mord nachweisen. Wenn beide Gefangenen die Tat leugnen, kann er sie nur wegen Einbruchs für jeweils ein Jahr hinter Gitter bringen. Um die Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen, ist er auf das Geständnis zumindest eines der Gefangenen angewiesen. Deshalb bietet er jedem Gefangenen einzeln ein Geschäft an: Demnach soll ein Strafgefangener sofort freikommen, wenn er ein Geständnis ablegt und damit die Uberführung seines leugnenden Komplizen ermöglicht. Dieser hingegen wird wegen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Gestehen hingegen beide, so werden sie beide wegen Mordes verurteilt werden. Allerdings wird ihnen

Haberler, Gottfried (1954), Currency Convertibility, National Economic Problems Series. No. 451, American Enterprise Association, New York. Wettstein, Patrik (1994), Wechselkurspolitik beim Ubergang von Plan- zu Marktwirtschaften, Verlag Rilegger, Zürich. Williamson, John (1991), Convertibility, in: Marer, Paul; Salvatore Zecchini (Eds.), The Transition to a Market Economy. Vol. Π - Special Issues, OECD, Paris. Hans-Hermann Morrien Kooperation, internationale Für eine wachsende Anzahl von Problemen wird internationale Kooperation als Imperativ ihrer erfolgreichen Bewältigung betrachtet. Einige dieser Probleme wie die Weiterverbreitung von Atomwaffen oder die Zerstörung der Ozonschicht werden von den Staaten mittlerweile auch kooperativ bearbeitet. Bei anderen Problemen hingegen, wie beim Schutz des Weltklimas und der Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sind die Bemühungen um substantielle Vereinbarungen internationaler Kooperation bislang weniger fruchtbar gewesen.

212

Kooperation, internationale

dann ihr G e s t ä n d n i s zugute gehalten,

a b h ä n g i g v o m Verhalten seines Mitge-

s o d a ß sie nur zu zehn Jahren

im

f a n g e n e n v e r k ü r z e n , w e n n er gesteht,

Strafvollzug verurteilt w e r d e n . D i e s e

also nicht kooperiert. U n d : beide wis-

Situation läßt sich wie folgt

(spiel-

sen, d a ß d e r j e w e i l s andere w e i ß , d a ß

theoretisch) abbilden: Das

es f ü r ihn besser ist, nicht zu kooperie-

Gefangenendilemma Angeklagter Β

Gestehen

Leugnen

Angeklagter A

(Kooperation)

(Selbsthilfe)

Leugnen (Kooperation)

1 J a h r / 1 Jahr

12 J a h r e / 0 Jahre

0 J a h r e / 1 2 Jahre

10 J a h r e / lOJahre

Gestehen (Selbsthilfe)

In dieser Situation verhält sich der G e -

ren. W e n n allerdings beide nicht ko-

f a n g e n e g e g e n ü b e r seinem M i t g e f a n -

operieren,

g e n e n kooperativ, der die Tat leugnet.

M o r d e s ü b e r f ü h r t und erhalten j e w e i l s

W e n n d e r M i t g e f a n g e n e e b e n s o leug-

eine

net, d a n n m ü s s e n beide nur für ein

hätten ihre H a f t a u f ein Jahr verkürzen

Jahr ins G e f ä n g n i s . Durch sein Leug-

k ö n n e n , w e n n sie beide die Tat ge-

dann

werden

zehnjährige

beide

Haftstrafe.

des Beide

nen e r ö f f n e t er seinem M i t g e f a n g e n e n

leugnet, miteinander kooperiert hätten.

allerdings auch die Möglichkeit sofort

Die Kooperationsproblematik

auf freien F u ß zu k o m m e n . D e r G e -

Falle) besteht also darin, d a ß beide

(soziale

f a n g e n e , der leugnet, sich also k o o p e -

g e m e i n s a m (kollektiv) ein schlechtes

rativ verhält, geht d a h e r auch ein Risi-

E r g e b n i s erzielen werden, w e n n

k o ein. W e n n der M i t g e f a n g e n e sein

b e i d e für sich (individuell) nach d e m

k o o p e r a t i v e s Verhalten nicht erwidert

besten

bzw.

das

und gesteht, dann erhält er die Höchst-

s c h l e c h t e s t e Ergebnis unbedingt

ver-

strafe v o n zwölf Jahren Haft. E s w ä r e

m e i d e n wollen. Dabei könnten die G e -

f ü r ihn mithin besser, selbst auch zu

fangenen

g e s t e h e n , u m somit der Höchststrafe

(kollektiv)

zu e n t g e h e n . A u ß e r d e m birgt ein G e -

w e n n sie beide d e m j e w e i l s anderen

Ergebnis

ein

streben

f ü r beide

gutes

sie

gemeinsam

Ergebnis

erzielen,

ständnis die C h a n c e in sich, sofort a u s

die V e r w i r k l i c h u n g seines (individu-

d e r H a f t entlassen zu w e r d e n , w e n n

ell) besten E r g e b n i s s e s e r m ö g l i c h e n .

der M i t g e f a n g e n e doch leugnen sollte.

Eine Vielzahl von Situationen in den

U n a b h ä n g i g d a v o n , o b der M i t g e f a n -

internationalen

g e n e leugnet oder gesteht, ist es f ü r

ihrer Struktur mit d e m G e f a n g e n e n d i -

den G e f a n g e n e n also günstiger, selbst

lemma

vergleichbar.

zu g e s t e h e n , d.h. nicht zu kooperieren.

stellen

die

G l e i c h e s gilt auch für seinen Mitge-

Handel,

f a n g e n e n . A u c h e r kann seine H a f t u n -

Staaten mit großen heimischen M ä r k -

213

Beziehungen

sind

in

Beispielsweise

Handelsbeziehungen internationaler)

(—»

zwischen

Kooperation, internationale

ten e i n e derartige problematische s o -

Staaten kooperatives

ziale Situation dar: Für j e d e n einzel-

schreibt, sie kontrolliert u n d g e g e b e -

nen Staat u n d f ü r alle Staaten z u s a m -

nenfalls sanktioniert. N u r ein

m e n ist es günstig, w e n n alle Staaten

m o n kann d e m n a c h d e n Anreiz, durch

gemeinsam

auf

Verhalten

vorHege-

protektionistische

nicht-kooperatives Verhalten zusätzli-

M a ß n a h m e n (—» Protektionismus) ver-

che G e w i n n e zu m a c h e n , d u r c h seine

zichten und liberale H a n d e l s b e z i e h u n -

Sanktionsgewalt

gen

jeder

somit auch die Furcht, d u r c h u n k o o p e -

Staat h o f f e n , d u r c h protektionistische

ratives Verhalten anderer Staaten ge-

M a ß n a h m e n g e g e n ü b e r a n d e r e n Staa-

schädigt zu werden, a b b a u e n . Entspre-

ten, die eine liberale

Handelspolitik

c h e n d dieser Theorie der h e g e m o n i a -

betreiben, einen W o h l f a h r t s g e w i n n z u

len Stabilität w u r d e b e i s p i e l s w e i s e die

erzielen. V e r s u c h e n j e d o c h

vermehrte A n w e n d u n g

p f l e g e n . Allerdings

kann

mehrere

ausgleichen

und

protektionisti-

g r o ß e Staaten ihre W o h l f a h r t so a u f

scher Praktiken in d e n internationalen

K o s t e n der W o h l f a h r t a n d e r e r zu stei-

H a n d e l s b e z i e h u n g e n in den 70er und

gern, dann wird j e d e r e i n z e l n e von ih-

80er Jahren mit dem A b s t i e g der U S A

nen

als H e g e m o n in V e r b i n d u n g gebracht.

Wohlfahrtseinbußen

hinnehmen

müssen.

(2) In der Tradition von J o h n L o c k e

A l s E r k l ä r u n g d a f ü r , w a n n internatio-

stehend, wird von d e n Vertreterinnen

nale K o o p e r a t i o n in problematischen

des Neoinstitutionalismus in d e n In-

sozialen Situationen wie d e m G e f a n -

ternationalen B e z i e h u n g e n d i e C h a n c e

g e n e n d i l e m m a gelingt b z w . scheitert,

internationaler

w e r d e n in der Disziplin Internationale

Interesse der Staaten gegründet, kol-

Beziehungen

lektiv u n b e f r i e d i g e n d e Interaktionser-

im

wesentlichen

drei

Kooperation

auf

das

T h e o r i e n diskutiert.

gebnisse zu v e r m e i d e n . Ein

(1) In A n l e h n u n g an T h o m a s H o b b e s

aus problematischen sozialen Situatio-

Ausweg

w u r d e von Vertreterinnen d e s Realis-

nen wie d e m G e f a n g e n e n d i l e m m a be-

m u s in den Internationalen B e z i e h u n -

steht dann, w e n n die A k t e u r e sich wie-

gen

überlegenen

derholt in der Situation eines G e f a n g e -

M a c h t , eines —> H e g e m o n s als A u s -

n e n d i l e m m a s w i e d e r f i n d e n . Die W i e -

w e g a u s der sozialen Falle d e s G e f a n -

derholung e r ö f f n e t d e n A k t e u r e n die

genendilemmas

Exi-

Möglichkeit, kontingente Strategien zu

stenz eines H e g e m o n s wird hier als

wählen und d a m i t das kooperative In-

notwendige Bedingung zwischenstaat-

teraktionsergebnis dezentral

licher Kooperation betrachtet.

Allein

setzen. Sie können ihr e i g e n e s Verhal-

ein mit überlegenen Machtmitteln aus-

ten v o m Verhalten d e r Interaktions-

die Existenz einer

diskutiert.

gestatteter H e g e m o n

Die

ist demnach

der L a g e , internationale

durchzu-

partner a b h ä n g i g m a c h e n , i n d e m sie

in

beispielsweise

Kooperation

im

Gefangenendilem-

ma Selbsthilfe durch Selbsthilfe be-

d a d u r c h zu e r m ö g l i c h e n , d a ß er d e n

214

Kooperation, internationale

strafen bzw. Kooperation mit Kooperation belohnen. Dementsprechend gilt, je größer die Interaktionsdichte zwischen Staaten ist, um so wahrscheinlicher ist internationale Kooperation. Dabei wird betont, daß internationale Institutionen einen wichtigen Beitrag zum Gelingen und insbesondere zur Stabilisierung dezentraler Kooperation leisten. Sie definieren Strategien konditionaler Kooperation (legen Spielregeln fest) und sorgen durch die Reduktion von Kontroll- und Sanktionskosten (bzw. Informations- und Transaktionskosten) für deren Durchführung. Internationale Institutionen sichern mithin konditionale Kooperation zwischen Staaten ab. Die Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus gewann gegenüber der des Neorealismus insbesondere an Bedeutung als sich zeigte, daß trotz des hegemonialen Abstiegs der USA die internationale Kooperation in den internationalen Handelsbeziehungen nicht gänzlich zusammenbrach, vielfach sich sogar neu entwickelte. 3) Die Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus wird seit geraumer Zeit durch die Kooperationstheorie des Reflektivismus herausgefordert. In der Tradition der Soziologie von Emile Durkheim stehend, betonen Vertreterinnen des Reflektivismus, daß internationale Kooperation nicht allein durch egoistische Motive der beteiligten Staaten zu erklären ist. Sie heben hervor, daß soziales Handeln stets an soziale Kontexte gebunden ist, in de-

nen Normen gelten, die problematischen sozialen Situationen wie dem Gefangenendilemma ihre Brisanz nehmen. Demnach sind in den sozialen Kontext der Staaten, die internationale Staatengemeinschaft, Normen wie die wechselseitige Achtung der Souveränität eingebettet, die Staaten dazu bewegen, die Durchsetzung günstiger Ergebnisse für jeden einzelnen zugunsten von kollektiv für die Staatengemeinschaft wünschbaren Ergebnisse zurückzustellen. Mangels klarer empirischer Belege ist es dieser Kooperationstheorie des Reflektivismus bislang jedoch nicht gelungen, die Dominanz der (rationalistischen) Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus zu brechen. Literatur: Hurrell, Andrew 1993: International Society and the Study of Regimes, in: Rittberger, Volker (Hrsg.): Regime Theory and International Relations. Clarendon Press: Oxford, 49-72. Keohane, Robert O. 1984: After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy. Princeton University Press: Princeton, N.J. Keohane, Roberto. 1980: The Theory of Hegemonic Stability and Changes in International Economic Regimes, 1967-1977, in: Holsti, Ole RVSiverson, Randolph M ./George, Alexander L. (Hrsg.): Change in the International System. Westview Press: Boulder, Colorado, 131-162.

215

Koordination, wirtschaftspolitische

Kindleberger, Charles P. 1976: Systems of International Economic Organization, in: Calleo, David P. (Hrsg.): Money and the Coming World Order. New York University Press: New York, 1539. Wendt, Alexander 1992: Anarchy is What States Make of iL The Social Construction of Power Politics, in: International Organization 46:2,391-425. Zürn, Michael 1992: Interessen und Institutionen in der internationalen Politik. Grundlegung und Anwendungen des situationsstrukturellen Ansatzes. Leske + Budrich: Opladen.

faren (—> Zölle) und —> nicht-tarifären Handelshemmnissen, einer —> Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs, aber auch durch Fortschritte bei den Informations- und Kommunikationstechnologien die weltweite ökonomische Verflechtung (—¥ Interdependenz; —* Intemationalisierung)) zugenommen hat. Die Konsequenz hieraus ist, daß in einem Land auftretende Störungen im Wirtschaftsablauf ebenso wie nationale Wirtschaftspolitiken in ihren Wirkungen nicht ausschließlich auf dieses Land beschränkt bleiben. Es ergeben sich vielmehr positive und/oder negative Ausstrahlungseffekte (spill-overs) auf andere Volkswirtschaften, die ihrerseits wiederum Rückkoppelungseffekte auf das Ursprungsland hervorrufen. Auf diese Weise kann nicht nur der Wirkungsgrad autonom durchgeführter wirtschaftspolitischer Maßnahmen beeinträchtigt werden, sondern es kann auch zu unerwünschten Nebenwirkungen im eigenen Land und im Ausland kommen.

Bernhard Zangl Koordination, wirtschaftspolitische Als wirtschaftspolitische Koordination wird die bilaterale oder multilaterale Abstimmung der Wirtschaftspolitiken souveräner Staaten zur Erreichung eines gemeinsamen Zielkatalogs bezeichnet. Die wirtschaftspolitische Koordination kann sich dabei sowohl auf ordnungspolitischer (Schaffung von generellen Rahmenbedingungen bezüglich grenzüberschreitender Transaktionen oder Schaffung von Marktordnungen für bestimmte Sektoren) wie auf prozeßpolitischer Ebene (Abstimmung von fiskal-, geld- und währungspolitischen Maßnahmen) vollziehen. Der Ausgangspunkt der Überlegung, ob und in welchem Umfang nationale Wirtschaftspolitiken koordiniert werden sollen, ergibt sich aus der Tatsache, daß infolge des Abbaus von tari-

Auf makroökonomischer Ebene handelt es sich um die Phänomene der Konjunktur- und —» Inflationsübertragung. Inwieweit es hier zu Ubertragungseffekten kommt, hängt in entscheidendem Maße von dem —» Wechselkurssystem ab (—» Wechselkurse). Auf mikroökonomischer Ebene werden die preisliche —> Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungssituation einzelner Unternehmen und Sekto-

216

Koordination, wirtschaftspolitische

ren der verflochtenen Volkswirtschaf-

dination generell für alle Beteiligten

ten berührt.

zu Wohlfahrtsverbesserungen

Die bloße Existenz ökonomischer Ver-

könnte, stehen ihrer Umsetzung häufig

flechtungen ist indes allein noch keine

Probleme entgegen. Analog z u m Ge-

Rechtfertigung für eine

fangenendilemma der Spieltheorie (—»

politische

wirtschafts-

Koordination.

Vielmehr

müssen weitere Faktoren

Kooperation,

internationale)

führen

könnten

hinzukom-

zwar kooperative Strategien für alle

men. S o müssen die wirtschaftspoliti-

Beteiligten das höchste Wohlfahrtsni-

schen Maßnahmen

veau hervorbringen, aber wegen

eines Landes in

den anderen Ländern einen

merkli-

Dominanz

chen, d. h. von den wirtschaftspolitischen

Entscheidungsträgern

der

der

nicht-kooperativen

Strategien, in denen nationale Interes-

wahr-

sen ohne eine Berücksichtigung

der

nehmbaren Einfluß auf relevante öko-

W o h l f a h r t anderer Länder in den Vor-

nomische Größen haben und das Ziel-

dergrund gestellt werden, u.U. nicht

system der dortigen Wirtschaftspolitik

zum Einsatz kommen, so daß insge-

negativ beeinflussen. Z u d e m werden

samt ein suboptimaler

Bestrebungen

resultiert.

um eine

Abstimmung

Politikeinsatz

der Politiken nur einsetzen, wenn ei-

D e s weiteren kann eine Koordination

nem

an einer unzureichenden oder falschen

Land

nicht

ausreichend

viele

wirtschaftspolitische Instrumente

zur

(Modell-) Kenntnis der jeweiligen Re-

Verfügung stehen, um seine Ziele au-

gierungen

tonom zu erreichen. Voraussetzung ist

Z u s a m m e n h ä n g e scheitern. Die gene-

ferner, daß zwischen den Staaten eine

relle

Einigung über ein konsistentes Ziel-

schaftspolitischen Koordination

system erfolgt, das dem gemeinsamen

z u d e m durch hohe

Instrumenteneinsatz

sten in Frage gestellt werden, die ins-

zugrundegelegt

bezüglich

ökonomischer

Vorteilhaftigkeit

einer

wirtkann

Verhandlungsko-

wird.

besondere bei einer Vielzahl beteilig-

Eine wirtschaftspolitische Koordinati-

ter Staaten oder bei relativ heterogener

on kann jedoch auch suboptimale Er-

Interessenlage der einzelnen Verhand-

gebnisse mit sich bringen, wenn ein

lungspartner auftreten. Auf der Ebene

Staat eine für die Wohlfahrt aller Be-

der Durchführung können

teiligten optimale Politik durchgeführt

auftreten, wenn es trotz eines K o n s e n -

Probleme

hat, aber infolge eines Verhandlungs-

ses zwischen den Trägern der nationa-

prozesses zu einem Abweichen

von

len Wirtschaftspolitiken bezüglich der

dieser Strategie veranlaßt wird. In die-

anzustrebenden Ziele und des Instru-

sem Fall erweist

sich ein

System-

menteneinsatzes Widerstände in den

wettbewerb als sinnvoll. Selbst wenn bei bestimmten

jeweiligen Parlamenten gibt. Proble-

Die

men eine wirtschaftspolitische Koor-

wirtschaftspolitische

Koordinie-

rung läßt sich auf verschiedene Arten

217

Korbwährung

implementieren. Zu unterscheiden sind hierbei diskretionäre Ansätze, bei denen Konsultationen über gemeinsame Politiken erst beim Auftreten eines konkreten Problems beginnen, und regelgebundene Ansätze, bei denen ex ante Verfahren determiniert sind, die unmittelbar zur Anwendung gelangen, wenn bestimmte Zielabweichungen festgestellt werden. Ferner können zentrale oder dezentrale Lösungen gewählt werden. Bei ersteren werden (z.B. gemäß dem —> Subsidiaritätsprinzip) Entscheidungsbefugnisse auf supranationale Institutionen übertragen, während bei letzteren die Entscheidungsgewalt bei nationalen Entscheidungsträgern verbleibt. Wirtschaftspolitische Koordination vollzieht sich in der Praxis vor allem im Rahmen von —> Weltwirtschaftsgipfeln, den —» GATT-Runden (—» Welthandelsrunden) sowie in —> internationalen Organisationen wie der —» Weltbank, dem —» Internationalen Währungsfonds, der —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der —> Welthandelsorganisation, der —> UNCTAD und der OECD, aber auch auf der Ebene von regionalen Zusammenschlüssen wie z.B. —» NAFTA, -> EFTA, EWR, ASEAN, Mercosur. Eine sehr enge wirtschaftspolitische Zusammenarbeit hat sich nach der Vollendung des europäischen —» Binnenmarktes und den —> Maastrichter Verträgen zur Errichtung einer Wirtschafts- und —> Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; —> Europäi-

sche Währungsunion) mittlerweile in der —» Europäischen Union etabliert. Literatur: Blommestein, Hans J. (Hrsg.) (1991): The Reality of International Economic Policy Coordination. North Holland: Amsterdam u.a. Kantzenbach, Erhard (Hrsg.) (1990): Probleme der internationalen Koordination der Wirtschaftspolitik. Schriften des Vereins fur Socialpolitik, Band 198. Duncker & Humblot Berlin. Dirk Rübesamen Korbwährung Korbwährung bezeichnet eine Fremdwährung, die in den —> Währungskorb eines Landes oder einer internationalen Verrechnungseinheit wie den —» Sonderziehungsrechten aufgenommen worden ist. Korruption, internationale Unter Korruption läßt sich die mißbräuchliche Verwendung eines Amtes bzw. einer Machtposition für private Zwecke verstehen. Ist dieses Amt ein öffentliches, spricht man auch von öffentlicher Korruption. Die internationale (auch: grenzüberschreitende) Korruption tritt vor allem in Form von Bestechung von oder Erpressung durch öffentliche Amtsträger in —> Entwicklungsländern bei einer Auftragsvergabe auf. Aufgrund der Eigendynamik der Korruption lassen sich diese beiden Formen in der Realität nur schwer

218

Kredittranche

voneinander trennen. Häufig wird dem

führen langfristig zu einer Diskreditie-

E m p f ä n g e r einer Leistung offiziell ein

rung und Destabilisierung der wirt-

überhöhter Preis in Rechnung gestellt

schaftlichen und politischen Ordnung.

(Überfakturierung), den dieser zu ei-

Die internationale Korruption wird da-

n e m bestimmten Teil wieder an den

durch gefördert, daß (mit Ausnahme

Absender zurücktransferiert (kick-back).

der U S A seit 1977) Bestechungszah-

Besonders

lungen im Ausland weitgehend steuer-

vor

korruptionssensibel

allem kapitalintensive

sind

Bereiche

lich abzugsfähig sind. Der

Bekäm-

der (staatlichen) Auftragsvergabe (z.B.

pfung der Korruption hat sich die im

Bauwirtschaft, Energieversorgung und

Mai 1993 gegründete internationale —>

Rüstungsindustrie), bei denen öffent-

Nichtregierungsorganisation

liche Amtsträger eine hoheitliche Mo-

rency International (Berlin) gewidmet,

nopolstellung

die sich um eine Ausarbeitung interna-

chend

sowie

einen

kontrollierbaren

unzurei-

Ermessens-

tionaler Verhaltensstandards

spielraum u.a. aufgrund fehlender ver-

Auch die

Transpa-

bemüht.

O E C D hat im Mai 1994

gleichbarer Marktpreise besitzen. Die

einen Vorschlag f ü r international ein-

Auswirkungen der in vielen Ländern

heitliche Verhaltensregeln unterbreitet,

(insbes. der Dritten Welt) weit verbrei-

deren Ü b e r n a h m e von den einzelnen

teten und häufig systematisch betrie-

Ländern aber noch aussteht.

benen öffentlichen Korruption zeigen sich

in

unerwünschten

Kredittranche

allokativen

(u.a. illegale und heimliche Ausschal-

Die Kredittranche beziffert den Teil

tung des Wettbewerbs und Beeinflus-

der normalen —» Ziehungsrechte der Mit-

sung der Entscheidungsstrukturen) und

glieder des —» Internationalen

distributiven Verzerrungen (u.a. Ver-

rungsfondes, der 25% der Quote eines

größerung der Ungleichverteilung) und

Landes übersteigt.

219

Wäh-

L für Verlustgefahren bei der Kreditge-

Laissez-Faire Laissez-Faire

währung resultieren bestimmte Rang(frz.:

Maßt

folgen der verschiedenen Staaten unter

machen')

wird benutzt als Bezeichnung für G e -

dem Gesichtspunkt ihrer

währung oder Duldung. In der Öko-

und wirtschaftlichen Stabilität, die die

nomie

Beurteilung über Bestehen

bezeichnet

der

Begriff

den

politischen und/oder

Grundsatz der Nicht-Einmischung des

Entwicklung von —> Länderrisiken un-

Staates im ökonomischen Bereich, da

terstützen. Einen Uberblick über die

auf diese Weise die wirtschaftliche —>

Bonität der verschiedenen Länder ge-

Entwicklung am besten gefördert wird.

ben die Ergebnisse internationaler Ex-

Laissez-Faire

sowohl —>

perten-Panels, die sogenannte ' C o u n -

Freihandel als auch Gewerbe- und Nie-

try Ratings' oder Länderklassifikatio-

derlassungsfreiheit

nen nach bestimmten Indizesverfahren

beinhaltet und

damit

freien

Wettbewerb. Ursprünglich diente der

aufstellen. Der für die Klassifikation

Begriff als Parole des französischen

und den Vergleich der Länder bzw. ih-

Liberalismus im 17. und 18. Jh. ('lais-

rer

sez faire, laissez passer'), er entstand

über detaillierte

als Reaktion auf die staatlichen Ein-

politische Indikatoren ermittelt. Grund-

griffe des —> Merkantilismus. Laissez-

lage ist dabei ein Punktesystem, wel-

Faire wird heute meistens überspitzt als

ches die einzelnen Hauptindiktoren an

völlige Abwesenheit staatlicher Regu-

Hand

lierungen verstanden.

Die maximal zu erreichende Bewer-

Bonität notwendige

Index

wirtschaftliche

von Teilindikatoren

tungszahl

eines

und

bewertet.

Hauptindikators

Hundert. Die Hauptindikatoren

Literatur:

wird

ist kön-

nen j e nach Verfahren variieren, das

Oncken, August (1886): Die Maxime

heißt, sie sind entweder stärker poli-

Jaissez faire et laissez passei", ihr Ur-

tisch

sprung, ihr Werden. Wyss: Bern.

oder

wirtschaftlich

dominiert.

Ein praktikabler Ansatz zur Ermittlung der Länderrisiken ist ein Indikatorsy-

Länderklassifikation

stem, welches für jedes Land

Aus speziellen Verfahren der Risiko-

zwei

Indizes, einen Liquiditäts- und einen

schätzung basierend auf der Analyse

Strukturindex, ermittelt. Der Liquidi-

politischer und ökonomischer Motive

220

Länderrisiken

tätsindex mißt die optimale Verhält-

langfristige Gefährdung von —> Di-

nismäßigkeit der internationalen Akti-

rekt-

va eines Landes zu seinen kurzfristi-

sowie von Krediten und Anleihen be-

gen Passiva. Der Strukturindex

wertet. Ausschlaggebend für die Ein-

fixiert

und

—>

Portfolioinvestitionen

die Stabilität der Volkswirtschaft an

ordnung der einzelnen Länder ist de-

Hand geld- und außenwirtschaftlicher

ren

politische

und

wirtschaftliche

Kennzahlen. 100 zu erreichende Punk-

Stabilität, die Eindeutigkeit der

te eines Index signalisieren bei selbi-

setzlichen Bestimmungen, die Einstel-

gem ein minimales Risiko, wobei die

lung des Gastandes zu Auslandsinve-

Klassifizierung

der

Länder

in

ge-

fünf

stitionen sowie die Integrität der staat-

Gruppen mit 20-Punkt-Intervallen er-

lichen Bürokratien. Bewertet werden

folgt. Das Gesamtergebnis pro Land

auch solche außen- und

drückt sich in einem Zahlenpaar aus,

schen Fixa wie die Zugehörigkeit zu

welches beide Indizes verbindet und

politischen Allianzen oder das Verhal-

die Klassifizierung optimiert.

ten anderer Staaten gegenüber diesem

Folge

der Länderklassifikation ist die Festle-

Land sowie die Stabilität des sozialen

gung von Länderlimiten, mit denen die Kreditinstitute bei der

Systems

Kreditgewäh-

Land,

die

Handund

die Funktionstüchtigkeit der Verwal-

begren-

tung auf der Grundlage des Staats- und

zen.

Rechtssytems (—» Länderklassifikation).

Länderrisiken Bei

in dem

lungsfähigkeit der Regierungen

rung die Volumina auf ein zumutbares, verlustgefährdetes Maß

innenpoliti-

Die wirtschaftlichen Risiken bestehen

internationalen

Kreditleistungen

zum

einen

aus

mikroökonomischen

spielt neben der Prüfung der indivi-

Risiken in Form von Fehlinformatio-

duellen

Kreditnehmers

nen über Unternehmensstrukturen und

auch die Feststellung der Bonität des

Bonität

des

Vertriebssysteme und aus makroöko-

entsprechenden Landes zur Minimie-

nomischen Risiken, die aus der Struk-

rung der Verlustgefahren bei der Kre-

tur der jeweiligen Volkswirtschaft re-

ditgewährung eine bedeutende Rolle.

sultieren. Zum anderen dokumentieren

Dabei läßt man sich in erster Linie von

—» Wechselkursrisiken und Transfer-

Sicherheitsaspekten bzw. avisierbaren

risiken einzukalkulierende wirtschaft-

Risiken in Bezug auf die wirtschaftli-

liche Risiken.

che, soziale, politische und ökologi-

Das bekannteste Analyseverfahren ist

sche Situation in dem Land und deren

der Business Environment Risk Index

Status quo leiten. In Länderrisikoanalysen

(BERI-Index), der zwischen operatiowerden

geld- und währungspolitischen

die

nalen, allgemein-politischen und wäh-

Risi-

rungspolitischen

ken eines Landes im Hinblick auf die

Risiken

unterschei-

det. Die Bewertung einzelner Staaten

221

LDC

in den standardisierten Ratings der Kreditbewertungsagenturen (Moody's, Standards & Poor's) hat Auswirkung auf die Höhe der Verzinsung der Kapitalaufnahme auf den —¥ Finanzmärkten. Auf der betriebswirtschaftliche Ebene liefern Länderrisikoanalysen eine Grundlage für Investitionsentscheidungen.

währungslandes bestimmt dann die monetäre Entwicklung und insbesondere das Preisniveau im gesamten Währungsraum. Die Leitwährung wird daher auch als —> Ankerwährung oder nomineller Anker charakterisiert. In diesem Zusammenhang wird auch von der Dominanz des Leitwährungslandes gesprochen. Dieser Begriff ist insofern mißverständlich, als ein Land die Leitwährungsfunktion nicht direkt erzwingen kann. Es wird dadurch zum Leitwährungsland, daß andere Länder sich geldpolitisch ankoppeln. Die Leitwährungsfunktion kann einem Land direkt im Rahmen eines Währungsabkommens zugewiesen werden. Sie kann sich aber auch informell durch die praktische Geld- und Währungspolitik der beteiligten Länder herausbilden.

LDC Abk. für less developed country —» Entwicklungsländer Leistungsbilanz —> Zahlungsbilanz Leitwährung Als Leitwährung wird eine Währung bezeichnet, an der sich andere Länder bei ihren geld- und währungspolitischen Entscheidungen ausrichten. Dies kann dadurch geschehen, daß sie den —» Wechselkurs mit der Leitwährung einseitig durch —> Interventionen stabilisieren (Pegging) oder daß sie sich bei geldpolitischen Maßnahmen relativ eng an den Entscheidungen des Leitwährungslandes orientieren. Geldpolitisch ergibt sich damit folgende Arbeitsteilung (geldpolitische Asymmetrie). Das Leitwährungsland betreibt eine eigenständige Geldpolitik, während die anderen Länder ihre Geldpolitik in erster Linie auf die Stabilisierung des Wechselkurses mit der Leitwährung ausrichten und somit implizit die Politik des Leitwährungslandes übernehmen. Die Notenbank des Leit-

Das geldpolitische Ankoppeln an die Währung eines Landes kann aus verschiedenen Gründen vorteilhaft sein. Kleine Länder können an einem stabilen Wechselkurs mit ihrem wichtigsten Handelspartner interessiert sein, um sich gegen abrupte Wechselkursänderungen zu schützen. Damit sollen der —> Außenhandel und die wirtschaftliche —> Entwicklung verstetigt werden. Auch im Falle einer instabilen Geldnachfrage und damit verbundener monetärer Steuerungsproblemen kann die Übernahme der Geldpolitik des Leitwährungslandes von Vorteil sein. Schließlich versuchen Länder durch die Koppelung an eine stabile Währung von der Reputation des Leitwäh-

222

Leitwährung

rungslandes zu profitieren. Sie h o f f e n ,

Leitwährungsfunktion dagegen

auf diese Weise die Kosten einer Sta-

direkt einem Land

bilisierungspolitik in Form von W a c h -

wächst implizit dem

stums-

und

Beschäftigungsverlusten

prinzipiell handelt es sich

Leitwährungen

um

die

Land

nicht Sie

mit der

stabilsten W ä h r u n g zu und kann somit

zu verringern. Typischerweise

zugeordnet.

auch

zwischen

Ländern

wechseln. Seit Mitte der 80er Jahren

bei

orientiert sich eine wachsende

Währungen

Zahl

Sie

von Ländern geldpolitisch an der D-

dienen meist auch als bedeutsame A n -

Mark, so daß heute von einer Leitwäh-

lagewährungen für private Kapitalan-

rungsrolle der D-Mark in Europa ge-

leger sowie als —> Reserve- und Inter-

sprochen wird (D-Mark-Zone). Teil-

ventionswährungen der Notenbanken.

weise wird erwartet, daß der japani-

Vor dem ersten Weltkrieg, war d a s

sche Yen künftig eine entsprechende

wirtschaftlich wichtiger Länder.

Pfund Sterling die wichtigste Leitwäh-

Rolle für die asiatischen Länder spie-

rung der Welt. Diese Funktion büßte

len könnte.

es in der Zwischenkriegszeit allmäh-

Ein Land verliert die Funktion

lich,

Weltkrieg

Leitwährungslandes in dem Maße, wie

nach

dem

Zweiten

vollständig

ein.

Seit

dem

des

Zweiten

andere Länder auf die einseitige —»

Weltkrieg hat sich der US-Dollar zur

Stabilisierung des Wechselkurses mit

wichtigsten

der Leitwährung verzichten, etwa weil

Leitwährung

entwickelt,

vor allem in der Periode fester W e c h -

sie eine andere Geldpolitik verfolgen

selkurse bis Anfang der 70er Jahre (—»

wollen. So schwächte sich die Leit-

Bretton-Woods-Abkommen).

währungsfunktion des US-Dollars im

Im

Sy-

stem von Bretton Woods war d e m U S -

System von Bretton Woods Ende der

Dollar die Leitwährungsrolle vertrag-

60er Jahre ab, als viele —> Industrie-

lich zugeordnet. Fast alle Länder fi-

staaten die expansive

xierten den Leitkurs ihrer Währung in

sche Wirtschaftspolitik (Vietnamkrieg)

US-Dollar und waren damit verpflich-

nicht mehr mitmachen wollten. Ahn-

tet, durch einseitige Interventionen den

lich waren einige europäische Länder

Wechselkurs ihrer Währung mit d e m

A n f a n g der 90er Jahre nicht mehr be-

US-Dollar innerhalb der vereinbarten

reit,

—) Bandbreite zu stabilisieren. Fak-

Deutschen

tisch waren sie damit gezwungen, d e m

menhang mit der Deutschen Einheit zu

dem

US-amerikani-

geldpolitischen Bundesbank

Kurs im

der

Zusam-

geldpolitischen Kurs der U S A direkt

folgen (Austritt Großbritanniens und

zu folgen. Mit dem Ubergang zu flexi-

Italiens aus dem E W S im September

bleren Wechselkursen hat sich die Leit-

1992).

währungsfunktion des US-Dollars etw a s abgeschwächt. Im —> Europäischen Währungssystem (EWS) ist die

223

Leitzinsen

Literatur:

Verpfändung bestimmter, lombardfähiger Wertpapiere vergibt. Der Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte bzw. für Offenmarktgeschäfte über Wertpapiere mit Rückkaufvereinbarungen werden über zwei Ausschreibungsverfahren vorgegeben. Im sogenannten Mengentender ist der Zinssatz fixiert und die Kreditinstitute nennen den gewünschten in Anspruch zu nehmenden Betrag. In den meisten Fällen wird dann repartiert. Beim zweiten Verfahren, dem Zinstender gibt die Bundesbank einen Mindestbietungssatz vor und die Banken reagieren darauf ihrerseits mit einem Gebot von Zinssatz und Menge, wenn sie interessiert sind. Zugeteilt wird zu dem Zinssatz, der den Vorstellungen der Bundesbank über das Zuteilungsvolumen entspricht.

Bofinger, Peter (1991): Festkurssysteme und geldpolitische Koordination, Nomos: Baden-Baden. Herz, Bernhard (1993):

Währungspo-

litische Asymmetrie im Europäischen Währungssystem, Nomos: Baden-Baden. McKinnon, Ronald (1993): The Rules of the Game: International Money in Historical Perspective, in: Journal of Economic Literature, S. 1-44. Bernhard

Herz

Leitzinsen Als Leitzinsen werden allgemein die von den —» Zentralbanken vorgegebenen Zinssätze bezeichnet, über die sich die Geschäftsbanken sich bei den —> Zentralbanken refinanzieren. Die Zentralbanken nutzen diese Zinssätze direkt zur liquiditätspolitischen Steuerung und zur Beeinflussung des Geldmengenwachstums. Die drei wichtigen Zinssätze für die Refinanzierung der Geschäftsbanken bei der Deutschen Bundesbank sind der Diskontzinssatz, der Lombardzinssatz und der Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte. Der Diskontsatz ist der Zinssatz, den die Zentralbank für ihr Rediskontgeschäft vorgibt. Das heißt, die Kreditinstitute können rediskontfähige Wechsel im Rahmen ihrer Rediskont-Kontingente bei der Bundesbank rediskontieren. Der Lombardsatz ist der Zinssatz zu dem die Bundesbank kurzfristig Kredite an die Geschäftsbanken gegen die

Lender-of-last-resort Bezeichnung für eine Institution, die den —» Finanzmärkten im Krisenfall —> Liquidität zur Verfügung stellt, um eine allgemeine Krise zu vermeiden oder einzudämmen. Die Übernahme der lender-of-last-resort Funktion gilt als wesentlich für den Aufgabenbereich einer Zentralbank. Diese steht allerdings vor dem grundsätzlichen Problem, daß die Eigenverantwortlichkeit der Vermögensbesitzer, insbesondere der Banken sinkt, wenn bekannt ist, daß die verantwortliche Notenbank die lender-of-last-resort-Funktion ausübt. Die lender-of-last-resort-Funktion wird auf den nationalen Märkten in der Re-

224

Leon tief-Paradox

gel v o n den j e w e i l i g e n

Notenbanken

Kontingenten

(—» Kontingentierung),

a u s g e ü b t . I m Z u g e der —> Internatio-

Devisenbewirtschaftung

nalisierung d e s B a n k w e s e n s u n d d e r

haupt B e g r e n z u n g e n d e r —> Konver-

—» G l o b a l i s i e r u n g der F i n a n z m ä r k t e ist

tibilität.

allerdings w i e d e r h o l t auf d a s Fehlen

Nach d e m 2. W e l t k r i e g w a r e n es vor

eines internationalen

allem das —> G A T T , d i e Organisation

Lenders

hinge-

und

über-

w i e s e n w o r d e n . Ein institutioneller in-

für wirtschaftliche Z u s a m m e n a r b e i t in

ternationaler lender-of-last-resort soll

Europa ( - » O E E C , später

den a u f internationalen F i n a n z m ä r k t e n

und der —» Internationale W ä h r u n g s -

agierenden

f o n d s (IMF), die die

Vermögensbesitzern

im

OECD)

Liberalisierung

Falle einer internationalen Finanzkrise

vorantrieben.

Liquidität z u r V e r f ü g u n g stellen. W e -

der

der d e m —» Internationalen W ä h r u n g s -

G A T T und d e s s e n finanzielle Begleit-

Hier standen

Warenverkehr

zunächst

(—> H a n d e l )

im

fond noch d e r —» B a n k für Internatio-

transaktionen in d e r O E E C im Vorder-

nalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h ist diese R o l -

grund. Der I M F b e m ü h t e sich durch

le v o n den Staaten bislang eindeutig

ein auf feste —> Paritäten g e g r ü n d e t e s

zugewiesen

worden.

W ä h r u n g s s y s t e m mit zahlreichen Kre-

die z w e i t e

Version

Allerdings

legt

des —> Baseler

ditmöglichkeiten

die

Finanztransak-

K o n k o r d a t s der B a n k für Internationa-

tionen zu erleichtern; d i e hierzu letzt-

len Z a h l u n g s a u s g l e i c h eindeutige Z u -

lich auch erforderliche —> Konverti-

ständigkeiten

bilität (zumindest f ü r d i e sich aus den

der beteiligten

Noten-

b a n k e n für die international operieren-

Leistungstransaktionen

den B a n k e n u n d deren T ö c h t e r fest, so

Verpflichtungen) w u r d e allerdings erst

ergebenden

daß davon ausgegangen werden kann,

1958

daß

zusammenge-

wenn sie zahlreiche L ä n d e r , so z.B.

s c h l o s s e n e n N o t e n b a n k e n im B e d a r f s -

die B u n d e s r e p u b l i k , schon vorher ein-

fall

g e f ü h r t hatten. D a s im Z u s a m m e n h a n g

die ein

in

der

BIZ

international

Krisenmanagement Koordination, IWF

kommt

abgestimmtes

durchführen

internationale). dabei

eine

allgemein

verwirklicht,

auch

(—>

mit d e m A n s c h w e l l e n des internatio-

Dem

nalen —> K a p i t a l v e r k e h r s zu sehende

Unterstütz-

Ende

f u n k t i o n zu.

des

ursprünglichen

Woods-Systems

(—>

Bretton-

Bretton-Woods-

A b k o m m e n ) führte zu den nicht mehr

Leontief-Paradox

zu v e r m e i d e n d e n kursen,

—) H e c k s c h e r - O h l i n - T h e o r e m

was

flexiblen

jedoch

auch

Wechselals

eine

V e r m i n d e r u n g d e r bis E n d e der 60er Jahre geltenden Sicherheit i m interna-

Liberalisierung Befreiung grenzüberschreitender

Lei-

stungs- und Finanztransaktionen

von

tionalen

Zahlungsverkehr

werden k a n n .

allen B e s c h r ä n k u n g e n wie —» Zöllen,

225

angesehen

Liberalisierung

Später wurde die multilaterale Liberalisierung zumindest teilweise abgelöst von einer auf begrenzte regionale Zusammenschlüsse - und das heißt zunächst auf die Mitglieder (z.T. auch die assoziierten Mitglieder) der —> Europäischen Gemeinschaft. Die 1987 ratifizierte Einheitliche Europäische Akte und der zum 1.1.1993 verwirklichte Europäische Binnenmarkt stellen den bisherigen Höhepunkt der Liberalisierung im Rahmen der —» Europäischen Union dar. Die bereits grundsätzlich in den Römischen Verträgen zur Schaffung der EWG 1957 festgelegten und schon seit längerem auch großenteils verwirklichten Regelungen zum Abbau aller Beschränkungen im Handels-, Personen- und Kapitalverkehr werden präzisiert und ergänzt durch Bestimmungen über die Niederlassungsfreiheit, das öffentliche Beschaffungswesen (immerhin entfallen hierauf über 15% des —» Bruttosozialprodukts der Mitgliedsländer der —» Europäischen Union) und zahlreiche Bestimmungen über die Anerkennung z.B. von Studienleistungen bzw. Mindestharmonisierungen unterschiedlicher Rechtsvorschriften oder von Steuersätzen bei der Mehrwertsteuer. Allerdings war keine vollständige —> Harmonisierung beabsichtigt; grundsätzlich gelten die Rechtsvorschriften im jeweiligen Herkunftsland. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies immer ausreicht, um den Wettbewerb innerhalb der EU genügend zu fördern; wenn man bedenkt, daß z.B. im Bank-

und Versicherungsrecht noch mancherlei Handelshemmnisse (—> Protektion) zu überwinden sind. Vergleichsweise weitgehend sind die Einigungen auf Mindestanforderungen im Verbraucherschutz und im Umweltrecht. Auf monetärem Gebiet trug die Schaffung des —» Europäischen Währungssystems zur Liberalisierung bei. Allerdings haben sich die Hoffnungen auf zusätzliche Stabilität hier nur begrenzt erfüllt, wie die währungspolitischen Turbulenzen der letzten Jahre verdeutlichen. Daß ein Erfolg des —> Maastrichter Vertrages bezüglich der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; —> Europäische Währungsunion) die günstige Entwicklung des Europäischen Binnenmarktes weiter fördern würde, ist sicher unstrittig. Strittig allerdings ist, ob die EU Ende dieses Jahrzehnts schon reif für eine einheitliche Währung und Geldpolitik ist oder ob nicht die nach Meinung der Maastricht-Kritiker übereilten Schritte die Liberalisierung gar gefährden. Trotz einiger Fortschritte im Maastrichter Vertrag bleiben v.a. in der Budget- und Steuerpolitik noch viele Unterschiede, die weitere Anstrengungen in den Liberalisierungsbemühungen erfordern. Auch wenn die Liberalisierungserfolge im Sinne der —> Freihandelsdoktrin insgesamt die wirtschaftliche Effizienz erhöhen, ist unbestritten, daß z.B. regionale Randgebiete und im Wettbe-

226

LIBOR LIBOR

werb in ihrer Entwicklung überhaupt zurückgebliebene Sektoren durch die Integration Verluste erleiden; diese Anpassungsverluste werden um so größer sein, je weniger flexibel Produktionsbedingungen und die Beschäftigungsverhältnisse reagieren. Der Ruf nach Verzögerung in den Liberalisierungsanstrengungen oder gar nach protektionistischen Gegenmaßnahmen sollte auf keinen Fall gehört werden. Im Gegenteil: regionale Liberalisierungen (—» Regionalisierung) sollten auf Drittländer ausstrahlen und schließlich zu einer Wiederbelebung der multilateralen Integration führen. Einige Hoffnungen wird man auf die neu geschaffene —> Welthandelsorganisation setzen. Nicht auszuschließen ist auch, daß die Ausweitung der internationalen Produktion, insbesondere die Aktivitäten —> multinationaler Unternehmen hierzu beitragen können.

Der 'London Interbank Offered Rate' (LIBOR) ist ähnlich wie der

FIBOR

ein Referenzzinssatz zu dem bestimmte erstklassige Bankadressen am Londoner

Finanzplatz

im

Interbankge-

schäft anderen Banken für bestimmte kurze Laufzeiten (1 bis 12 Monate) und in bestimmten Währungen Gelder überlassen. Desweiteren fungiert der LIBOR auch als Basiszins f ü r sogenannte 'Floating Rate Notes'. Deren zugrundegelegter

variabler

Zinssatz

wird periodisch, parallel zum LIBOR angepaßt. Lieferbindung Lieferbindung

liegt vor, wenn

der

Empfanger von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit

(—>

Entwick-

lungspolitik), insbesondere der ziellen Zusammenarbeit, ist, die hierdurch

finan-

verpflichtet

finanzierten

Waren

und Dienstleistungen aus einem beLiteratur:

stimmten Land (in der Regel dem die

Greenaway, D./ Winters, L.A., Hrsg.

Hilfe vergebenden Land) oder einer

(1994), Surveys in International Trade,

beschränkten Gruppe von Ländern zu

Blackwell (Oxford, Cambridge/US).

beziehen. Diese Verpflichtung kann

Krugman, P.R./ Obstfeld, M. (1994), In-

vertraglich vereinbart sein oder sich

ternational Economics, 3. Aufl., Harper

aus informellen Absprachen

Collins (New York).

(etwa wenn weitere Hilfen in Aussicht

Niehans, J. (1995), Geschichte der Außenwirtschaftstheorie

im

gestellt werden, falls der Bezug im

Überblick,

vergebenden Land erfolgt). Durch die

Mohr (Siebeck) (Tübingen). Hans-Joachim

ergeben

Lieferbindung wird der internationale Wettbewerb beschränkt bzw. bei Be-

Heinemann

schränkung

der

Bezugsmöglichkeit

auf ein Land ausgeschaltet, damit erfolgen in der Regel die durch die Hilfe finanzierten

227

Käufe überteuert.

Eine

Liquidität, internationale

Lieferbindung wird von Regierungen der Hilfe vergebenden Länder insbesondere für Güter jener Branchen angestrebt, deren internationale Wettbewerbsposition schwach ist. Ein Berichtsverfahren beim Development Assistance Committee (—> Entwicklungshilfeausschuß; DAC) der —» OECD soll die Gefahr reduzieren, daß liefergebundene Mittel der finanziellen Zusammenarbeit zur Finanzierung von Projekten verwandt werden, die ausschließlich mit kommerziellen Krediten realisiert werden können und somit keiner Unterstützung durch die Entwicklungszusammenarbeit erfordern.

Als gesamte internationale Liquidität kann auch die in internationalen Transaktionen eingesetzte Geldmenge angesehen werden. Die gesamte internationale Liquidität war aufgrund des Einlagensicherungskalküls der Vermögensbesitzer immer dann besonders groß, wenn der Dollar als Hegemonial- und —> Leitwährung schwach war. Lizenz Eine Lizenz ist eine zeitlich begrenzte Erlaubnis, ein bestimmtes Recht auszuüben. Lizenzen sind meistens gebührenpflichtig. 1.) im Außenhandel sind Lizenzen ein Instrument der —> Kontingentierung (Import-Lizenz, Export-Lizenz). Dabei werden entweder Lizenzen für einzelne Produkte oder über den Gesamtwert der gehandelten Güter zugeteilt. Gegenwärtig spielen Lizenzen nur noch im Textilhandel (—> Multifaserabkommen) und bei einigen Rohstoffen (z.B. Bananenimporte der —» Europäischen Gemeinschaft) eine Rolle. 2.) im Urheber- und Patentrecht Überlassung eines gewerblichen Schutzrechts an einen anderen Nutzer; im Außenwirtschaftsverkehr häufig als Form der —> Unternehmenskooperation anstelle von —» Direktinvestitionen erteilt. Der Lizenzgeber kann dadurch neue Absatzmärkte oder günstigere Produktionsstandorte erschließen ohne eigenes Kapital einzusetzen, für den Lizenznehmer stellt dies eine Form des —» Technologietransfers dar. Der Lizenzgeber trägt allerdings ein Ver-

Liquidität, internationale Die Ausstattung eines Landes mit international, für Zahlungen von Verbindlichkeiten bzw. zum Ausgleich von —> Zahlungsbilanzdefiziten verwendbaren Geldern oder Finanzierungsmittel bezeichnet man als internationale Liquidität. Eine ausreichende internationale Liquidität weist ein Staat dann auf, wenn er eine optimale Ausstattung mit —> Währungsreserven und internationalen Kreditaufnahmemöglichkeiten besitzt, und er damit einen reibungslosen Zahlungsausgleich im Verkehr mit anderen Ländern gewährleisten kann. Ein Mangel an internationaler Liquidität liegt umgekehrt dann vor, wenn ein Land sein Zahlungsbilanzdefizit nicht durch ihm zur Verfügung stehende Währungsreserven und Kreditfazilitäten (—» Fazilität) ausgleichen kann.

228

LLDC

lustrisiko

bei

Vertragsbruchs

Empirische

durch

Untersuchungen

lassen

diese als eher gering erscheinen.

den Lizenznehmer.

Lomé-Abkommen

LLDC Abk. f ü r least developed country —>

Die nach der togolesischen Hauptstadt

Entwicklungsländer

Lomé benannten Abkommen sind Ba-

Lokomotiv-Theorie

beit von EU (—» Europäische Union)

Die

sis für die Entwicklungszusammenar-

Lokomotiv-Theorie

hat

und

wirt-

AKP-Staaten.

schaftspolitisch einige Bedeutung er-

Laufzeit

langt und wird argumentativ bei der

1975-80, 46; II: 80-85, 58; ΙΠ: 85-90,

u. Zahl der Partner:

Lomé-I:

wirtschaftspolitischen —» Koordination

66; IV: 90-00, 69.

zwischen Ländern immer wieder gern

Finanzierung:

verwendet. Ein großes Land mit unter-

gliedern getragene Europäische

ausgelastetem

wicklungsfonds (EEF) wird für je 5

und

Produktionspotential

Handelsbilanzüberschüssen

(—>

Der von den EU-MitEnt-

Jahre beschlossen. Volumen in Mrd.

Zahlungsbilanz) wird als "Lokomoti-

ECU: 4. EEF (75-80) 2, 98; 5. (80-85)

ve' angesehen, die die übrigen Länder

4, 63; 6. (85-90) 7, 4; 7. (90-95) 10, 8;

aus

einer

konjunkturellen

herausziehen kann. Die

Talsohle

8. (95-00) 13,3.

Lokomotive

Inhalt:

(1) Handel:

Die EU gewährt

sollte (z.B. über expansive Fiskalpolitik)

freien Marktzugang für fast alle Waren

ihre inländische —> Absorption erhö-

ohne —> Reziprozität.

hen, u m damit zunächst das inländi-

gen bestehen durch Schutzklauseln bei

Einschränkun-

sche Einkommen zu steigern. Mit stei-

'ernsthaften

gendem

Agrarhandel u. durch —> Ursprungsre-

Inlandseinkommen

würde

Störungen',

für

den

dann auch die Importnachfrage des

geln. (2) Rohstoffe:

Inlandes steigen, mit positiven Folgen

Fonds zur Stabilisierung der Exporter-

a) Der S T A B E X -

für die —) Exporte der übrigen Länder.

löse landwirtschaftlicher Grundstoffe

Uber die gestiegenen Exporte wird die

besteht seit Lomé-I u. erfaßt inzwi-

Handelsbilanzsituation in den Defizit-

schen 49 Produkte. Leistungsvoraus-

ländern verbessert und das Einkom-

setzungen: (α)

men erhöht. Damit werden mit dieser

Ein Produkt muß einen

Politik zwei Probleme gleichzeitig an-

Anteil am Export haben, (ß)

gegangen:

schwelle:

die

Unterauslastung

Produktionspotentials gleichgewichte in den

und

die

des

Abhängigkeitsschwelle: bestimmten Auslöse-

Die Verluste müssen einen

Un-

bestimmten Anteil der Durchschnitts-

Handelsbilan-

eriöse der letzten 4 bzw. seit Lomé-IV

zen. Der Erfolg dieser Politik hängt

6 Jahre (unter Vernachlässigung des

davon ab, welche quantitativen Effekte

höchsten u. niedrigsten Wertes) über-

tatsächlich ausgelöst werden können.

schreiten. Die Anteile betragen derzeit

229

Londoner Schuldenabkommen

5% (1% für LDCs, Binnen- u. Inselstaaten); Lomé-I: 7, 5 (2, 5), II: 6, 5 (2), III: 6 (1, 5). Zuschüsse können im Entstehungssektor oder zur Diversifizierung in anderen landwirtschaftlichen Bereichen eingesetzt werden, b) Der SYSMIN-Fonds zur Stabilisierung der Exporterlöse mineralischer Rohstoffe besteht seit Lomé-II. Leistungsvoraussetzungen: (α) Abhängigkeitsschwelle: Das Produkt bzw. Bergbauerzeugnisse insges. müssen in mind. 2 der letzten 4 Jahre mind. 15% (10) bzw. 20 (12) Exportanteil haben, (ß) Auslöseschwelle: Produktions- oder Exportkapazität bzw. Exporterlöse müssen um mind. 10% gegenüber dem Durchschnitt der letzten 2 Jahre gefallen sein. Zuschüsse können seit LoméIV zur Diversifizierung eingesetzt werden. (3) Finanzielle u. technische Zusammenarbeit mit AKP-Staaten, die von der Erlösstabilisierung kaum profitieren. (4) Neue Elemente: In LoméIV wurde ein Strukturanpassungsfonds aufgelegt, dessen Leistungen zum Ausgleich sozialer Härten von den AKP-Staaten eingesetzt werden sollen. Akteure: (1) Vertragsabschluß: Der Rat schließt den von der Kommission ausgehandelten u. durch das Parlament genehmigten Vertrag. (2) Durchfiihrung in den paritätisch besetzten Gremien Ministerrat, Botschafterausschuß und Paritätische Versammlung.

welche die Bundesrepublik Deutschland am 27.02.1953 mit 18 Gläubigerstaaten vereinbart hat. In dem Abkommen wurde die Höhe der Schulden des deutschen Reiches auf 7 Mrd. Dollar beziffert. Dies Summe war bereits 1980 vollständig getilgt. Louvre-Abkommen Von den G-5 Staaten plus Kanada (auch G-6 genannt) am 22. Februar 1987 auf dem —> Weltwirtschaftsgipfel im Pariser Louvre beschlossenes Nachfolgeabkommen des —» Plaza-Akkordes. Das Plaza-Abkommen sah in der Hauptsache eine —> Stabilisierung des Dollarkurses gegenüber dem japanischen Yen und gegenüber den europäischen Währungen auf dem seinerzeit erreichten Level vor. Der Dollarkurs sollte dementsprechend 153 Yen beziehungsweise 1,82,- DM betragen. Es wird davon ausgegangen, daß das Louvre-Abkommen —> Bandbreiten in der Größenordnung von etwa 5% vorsah und insofern ein Schritt in Richtung auf ein lockeres Festkurssystem auf der Grundlage von Zielzonen darstellte. In Bezug auf die D-Mark durfte der Dollarkurs demnach zwischen 1,73,- und 1,91,- schwanken, ohne daß die Staaten intervenieren sollten (—> Devisenmarktintervention). Zugleich koordinierten (—> Koordination) die beteiligten Staaten ihre Wirtschaftspolitik durch abgestimmte fiskalische und währungspolitische Maßnahmen der einzelnen Länder. Das Abkommen sah allerdings diskrete

Londoner Schuldenabkommen Regelung der deutschen Schulden aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg,

230

Louvre-Abkommen

Maßnahmen vor und besaß demnach keinen Verpflichtungscharakter für die beteiligten Staaten. Das Louvre-Abkommen kam im Zusammenhang mit dem internationalen Börsencrash vom Oktober 1987 unter politischen Druck, da die USA den Dollarkurs absinken ließen. In langfristiger Perspektive

scheinen sich die Staaten dagegen eine Strategie des 'leaning with the wind' zu eigen zu machen. Sie intervenieren immer dann, wenn die Transaktionen der Wirtschaftssubjekte den —> Wechselkurs in die politisch gewünschte Richtung bewegen.

231

M

Der Erfolg und die Dynamik des Bin-

Maastricht-Vertrag

nenmarktprogramms seit 1985 sollte

' M a a s t r i c h t ' ist zum Synonym für die

für die nächste Integrationsstufe, die

R e f o r m der —> Europäischen Gemein-

Wirtschafts- und Währungsunion (—>

schaft (EG) geworden, die auf dem

Europäische Währungsunion), genutzt

EG-Gipfel in Maastricht im Dezember

werden. Nach dem gleichen

1991 von den damals 12 Staats- und

wie zuvor wird ein Stufenplan vorge-

Regierungschefs beschlossen

wurde.

Muster

legt - der —> Delors-PIan von 1989 -

Mit 'Maastricht-Vertrag' wird der Ver-

auf dessen Erfüllung sich die

trag über die —> Europäische

Union

gliedstaaten politisch verpflichten und

( E U V ) vom 7.2.1992 bezeichnet, der

das Ziel vertraglich fixieren. Verzich-

nach

am

tet wird bei dieser 'Politik der kleinen

1.11.1993 in Kraft trat.

Schritte' auf weitreichende Änderun-

Neben dem neuen E U V wurde eine

gen wie Verfassungsgebung, Staats-

den

Ratifizierungen

Mit-

R e f o r m des EWG-Vertrages beschlos-

gründung oder Festlegung der Finalität

sen, der künftig EG-Vertrag heißt und

der Union.

die 'erste Säule' des E U V bildet. Neu

Für die Anhänger einer Vertiefung der

sind Bestimmungen über die Gemein-

—> Integration gaben die

same

Sicherheitspolitik

schen Änderungen seit 1989, neue Bei-

(GASP) und über die Zusammenarbeit

trittsgesuche und die Größe und wirt-

in der Innen- und Justizpolitik. Diese

schaftliche

beiden 'Säulen' des Vertrages sind j e -

Deutschlands Anlaß, die Gemeinschaft

doch

Außen- und

keine 'echten'

Potenz

weltpoliti-

des

vereinten

Gemeinschafts-

rasch zu reformieren. Eine engere eu-

politiken sondern völkerrechtliche Ver-

ropäische Einbindung Deutschlands war

einbarungen, die auf der Zusammen-

aus Sicht der meisten Mitgliedstaaten

arbeit der Regierungen der Mitglied-

insbesondere durch eine gemeinsame

staaten beruhen. Zusätzlich wurden in

Geld- und Währungspolitik

Maastricht

eine

anzustreben, weil durch die —> Anker-

Schlußakte mit 33 Erklärungen dem

währungsrolle der D-Mark im —> Eu-

Vertrag beigefügt.

ropäischen

Die Gründe für die Vertragsreform sind

Asymmetrie zugunsten der Bundes-

17 Protokolle

und

bank bestand.

vielfältig.

232

Währungssystem

deshalb

eine

Maastricht-Vertrag

Ö k o n o m i s c h w u r d e n v o n der

WWU

von

Konvergenzkriterien

festgelegt,

vor a l l e m m e h r T r a n s p a r e n z , ein W e g -

mit d e r der Rat die ö k o n o m i s c h e Eig-

fall v o n Transaktionskosten u n d die

n u n g der e i n z e l n e n Mitgliedstaaten für

positiven Effekte einer internationalen

einen B e g i n n der W W U ab 1997 oder

R e s e r v e w ä h r u n g erwartet. N e b e n d e r

1999 beurteilen wird.

W W U m a c h t e die E n t w i c k l u n g in ein-

Als

zelnen Politikbereichen die A n p a s s u n g

Zentralisierung und als Leitlinie

der

R e g e l u n g der vertikalen

vertraglichen

Grundlagen

not-

wendig.

Schutz

vor

zu

weitreichender zur

Kompetenz-

verteilung w u r d e in Art. 3b E G V d a s

D e m o f t bemängelten

Demokratiede-

—»

Subsidiaritätsprinzip

formuliert.

fizit des E G - S y s t e m s sollte d u r c h eine

D a n a c h wird die G e m e i n s c h a f t „in Be-

A u f w e r t u n g der Politischen

r e i c h e n , die nicht in ihre ausschließli-

Gemein-

schaft b e g e g n e t w e r d e n , u m die A k -

che Z u s t ä n d i g k e i t

zeptanz für die e u r o p ä i s c h e Integration

w e n n die Ziele auf E b e n e d e r

zu verbessern und das

gliedstaaten nicht ausreichend und auf

ökonomische

fallen" nur

tätig, Mit-

Ü b e r g e w i c h t der Integration a b z u b a u -

EU-Ebene

en.

k ö n n e n . D i e s e s soll bewirken, d a ß die

besser

erreicht

werden

Politischer Kern des V e r t r a g e s ist die

M a ß n a h m e n des Vertrages nicht über

G r ü n d u n g einer —> Europäischen Uni-

das „ f ü r die Erreichung der Ziele des

on, w o m i t sich die G e m e i n s c h a f t von

V e r t r a g e s erforderliche M a ß " h i n a u s -

' E G ' in ' E U ' u m b e n e n n t . Finalität u n d

gehen.

Gestalt als politisches S y s t e m bleiben

Zusätzlich w u r d e dem A u f g a b e n k a t a -

o f f e n . Mit der G r ü n d u n g soll laut Prä-

log in Art. 3 E G V „fast d u r c h w e g eine

ambel „der Prozeß der

europäischen

einschränkende

Präzisierung

beste-

Integration auf eine n e u e Stufe geho-

h e n d e r und/oder faktisch schon a u s g e -

ben w e r d e n " . Als zentraler inhaltlicher

übter

Punkt wird die Idee einer W W U wie-

betrifft neue K o m p e t e n z e n in den Be-

der a u f g e g r i f f e n und im E G V ein 3 -

reichen

Stufen-Plan festgelegt, an d e s s e n E n d e

Verbraucherschutz,

eine g e m e i n s a m e

Wäh-

T r a n s e u r o p ä i s c h e Netze (Projekte zu

geldpolitische

Energie, V e r k e h r , Bildung u n d T e l e -

rung stehen

europäische

soll. Die

Befugnisse" hinzugefügt. Kultur,

Das

Gesundheitswesen, Industrie

und

Z u s t ä n d i g k e i t wird dann auf eine neu

k o m m u n i k a t i o n ) und a u ß e r d e m Ä n d e -

zu s c h a f f e n d e a u t o n o m e

rungen bestehender Kompetenzen

Europäische

—» Zentralbank übertragen, d i e

dem

Ziel d e r Preisstabilität verpflichtet ist.

verkehr, V e r k e h r , Soziales,

Die Haushaltspolitik

Forschung

bleibt bei

in

den B e r e i c h e n Kapital- u n d Z a h l u n g s -

den

und

Bildung,

Technologie,

wirt-

Mitgliedstaaten. Die W ä h r u n g s p o l i t i k

schaftlicher und sozialer Z u s a m m e n -

liegt b e i m Rat. Als Eintrittsvorausset-

halt, U m w e l t und E n t w i c k u n g s z u s a m -

zung in die W W U w u r d e eine Reihe

menarbeit.

233

Maastricht-Vertrag

Institutionelle Reformen betreffen vor allem die Schaffung eines Ausschusses der Regionen, erweiterte Mitentscheidungsrechte des Parlaments sowie eine ausgedehntere Anwendung der Mehrheitsregel. Für ein „Europa der Bürger" werden eine Unionsbürgerschaft für alle Staatsbürger der Mitgliedstaaten, ein Bürgerbeauftragter, das aktive und passive Wahlrecht auf kommunaler und europäischer Ebene sowie der diplomatische und konsularische Schutz aller EU-Bürger in den Auslandsvertretungen der Mitgliedstaaten eingeführt. Als Besonderheit gegenüber den bisherigen Integrationsschritten und dem Homogenitätsgebot der Rechtsgemeinschaft ist das Ausscheren Großbritanniens in der Sozialpolitik und - wie Dänemark - bei der —» Währungsunion anzusehen.

talisieren. Zum anderen entstand eine grundsätzliche Kontroverse zwischen entschiedenen Integrationsbefürwortern und -gegnern. Vorwürfe richteten sich gegen die Regierungskonferenzen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit, gegen redaktionelle Mängel und Unverständlichkeit des Vertragswerks, ordnungspolitisch bedenkliche Kompetenzerweiterungen wie etwa das neue Kapitel zur Industriepolitik, mangelnde demokratische Legitimation des Entscheidungssystems und die nach wie vor schwache Rolle des Europäischen Parlaments. Dem wurde entgegengehalten, Maastricht sei Ausdruck des politisch Machbaren und der Interessenlage der Staaten. Die zentralen Streitpunkte bei der Diskussion der W W U war die Frage nach ihrer ökonomischen Notwendigkeit und der hinreichenden Sicherung der Preisstabilität einer europäischen Währung durch die im Vertrag gewählten Maßnahmen. Hinzu kamen Zweifel an der —» Absorptionsfähigkeit bei asymmetrischen Schocks. Die künftige Rolle der öffentlichen Finanzen und der Tarifpolitik gab Anlaß für Kontroversen.

Bereits in Maastricht wurde die nächste Revision der Verträge für 1996 beschlossen. Anders als während der kaum beachteten Regierungskonferenzen, mit denen die Schaffung einer W W U und einer Politischen Union im Laufe des Jahres 1991 vorbereitet wurden, stieß das Thema Maastricht in der Phase der Ratifizierung der Verträge in den einzelnen Mitgliedstaaten auf große öffentliche Resonanz. Wegen der Komplexität und Intransparenz des Vertragswerks und dem sehr unterschiedlichen Wissen über die EU war es leicht, den Ratifizierungsprozeß für innenpolitische Zwecke zu instrumen-

Das Spektrum der integrationspolitischen Bedenken reichte von der Enttäuschung über den Verzicht auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa oder eine Verfassungsgebung bis hin zum Vorwurf, daß jede Vertiefung vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Gesamteuropa neue

234

Maastricht-Vertrag

Hürden für künftige

Beitrittskandida-

ten errichte. Unterschiedliche

zeitig wurden qualitativ neue Integra-

Bewer-

tionsziele b e s c h l o s s e n . Ihre Konkreti-

tungen resultierten aus der jeweiligen

sierungen reichen von e i n e m Zeitplan

politischen und nationalen

Perspekti-

mit Aufnahmekriterien für die W W U

v e . S i e betrafen z . B . die Verteilung

bis zur unverbindlichen Absichtserklä-

von V o r - und Nachteilen auf einzelne

rung einer möglichen künftigen

Staaten und R e g i o n e n und die integra-

Sicherheitspolitik. S e l b s t die konkre-

tionspolitischen

EU-

Ausnah-

ten Pläne lassen aber Optionen offen.

meregeln.

Nur

Zentral war die F r a g e nach Art und

schiedlichen Vorstellungen d e m Ver-

Folgen

der

der

einzelnen

Staaten

unter-

mit

trag zustimmen.

U m f a n g des Souveränitäts- und K o m petenzverlustes

so konnten

Mit-

Maastricht hat nicht nur den

Prozeß

gliedstaaten und o b das Subsidiaritäts-

der europäischen Integration „auf eine

prinzip ausreichend Schutz böte. D e r

neue Stufe g e h o b e n " , sondern auch die

weitreichende

Grenzen

Einfluß

der

europäi-

dieser

Integrationsmethode

schen Integration a u f das innerstaatli-

aufgezeigt. D i e Vertragsrevision

c h e R e c h t und die Handlungsfähigkeit

wird inakzeptabel sein, wenn sie in der

1996

für nationale und regionale Politik b e -

W e i s e von 1991 unter A u s s c h l u ß der

schäftigte nicht nur ein Fachpublikum.

Öffentlichkeit

Trotz der vielfältigen Bedenken

und

schieden wird. Wird das Akzeptanz-

M ä n g e l des Vertrags bestand und b e -

problem nicht gelöst, wird es „keinen

steht

keine

realistische

verhandelt

und

ent-

Alternative

Sprung ins U n g e w i s s e g e b e n " , als der

z u m K e m g e d a n k e n des Vertrages ei-

die W W U , eine Verfassung oder ein

n e s immer engeren

europäischer Staat für viele erscheint.

Zusammenwach-

s e n s der europäischen Staaten. Da in den Mitgliedstaaten nach wie vor unterschiedliche

Auffassungen

Literatur:

darüber

Pernice, Ingolf (1993): Maastricht, Staat

b e s t e h e n , w e l c h e Finalität die E U ha-

und Demokratie, in: D i e Verwaltung

ben soll, mit welchen Mitteln die V e r -

26, Nr. 4, S . 4 4 9 - 4 8 8 .

tragsziele erreicht werden sollen und

Hrbek, Rudolf (Hrsg.) (1993): Maastricht

w i e die Ziele zueinander stehen, ist Maastricht

das

Spiegelbild

in der wissenschaftlichen Kontroverse,

unter-

Baden-Baden: Nomos.

schiedlicher Interessen. D a s D i l e m m a ,

Bofmger,

Integrationserträge zu nutzen und dabei soviel A u t o n o m i e wie möglich zu wahren,

ist ein

Hauptgrund

für

Lösungen.

Das

In-

S.

/Lipp,

(1993):

Wäh-

kommt nach der D - M a r k ? Wiesbaden: Gabler.

Akzeptanz-

problem blieb bestehen, und

(Hrsg.)

rungsunion oder Währungschaos? W a s

transparenz und den Verzicht auf eindeutige

Peter /Collignon,

Emst-Moritz

Krägenau,

gleich-

Henry

/Wetter,

Wolfgang

(1993): Europäische Wirtschafts- und

235

Marktzugang

Währungsunion, mos.

Baden-Baden:

No-

Ausgangssituation ausgeglichene Leistungsbilanz, wenn die Summe der Preiselastizitäten der Export- und der Importgütemachfrage absolut größer als Eins ist. Die Marshall-LernerBedingung kann aus der allgemeineren Robinson-Bedingung abgeleitet werden, wenn dort von einem vollkommen preiselastischen Export- und Importgüterangebot ausgegangen wird und somit Änderungen der Nachfrage keinen Einfluß auf die Preise haben.

Ulrich Brückner Marktzugang Bezeichnung für Absatzmöglichkeiten für Unternehmen in einem bestimmten Markt; allgemeiner auch: Offenheit nationaler Märkte gegenüber —> Importen. Marktzugang ist eine Voraussetzung für das Entstehen von Wettbewerb; ohne freien Marktzugang droht dauerhafte Kartellbildung oder Monopolisierung. Beschränkungen für den Marktzugang ('barriers to entry') können durch die Kostenstruktur (Betriebsgrößenvorteile aufgrund hoher Fixkosten) oder durch Patentschutz bedingt oder aber Ergebnis von —» Protektionismus (z.B. gesetzlich abgesicherte Monopole, Selbstbeschränkungsabkommen) sein.

Marshall-Plan Der Marshall-Plan (European Recovery Program, ERP) war umfassendes Hilfsprogramm für Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Es wird nach seinem Initiator, George C. Marshall (US-Außenminister von 1947-49), benannt. Das ERP wurde am 3. April 1948 vom amerikanischen Kongreß verabschiedet und umfaßte Sachmittel, Lebensmittel und günstige Kreditgewährung zur Investitionsförderung. Ziel des ERP war die wirtschaftliche Stabilisierung Europas. Das Einbeziehen Deutschlands in das ERPProgramm war mit der Hoffnung verbunden, so das Erwirtschaften deutscher Reparationsleistungen aus der laufenden Produktion zu ermöglichen. Für den Wiederaufbau und die —» Integration Deutschlands wurde eine —> Koordination nationaler Produktionsund Investitionsentscheidungen in Europa angestrebt. Am 16. April 1948 wurde zur —> Liberalisierung des europäischen Handelsverkehrs und dem

Literatur: Jickeli, Joachim (1990): Marktzutrittsschranken im Recht der Wettbewerbsbeschränkungen. Nomos: BadenBaden. OECD (1995): New Dimensions of Market Access in a Globalising World Economy. OECD: Paris. Marshall-Lerner-Bedingung Bedingung für eine normale Reaktion der Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) bei einer —> Wechselkursänderung. Eine —> Abwertung der inländischen Währung verbessert eine in der

236

Meistbegünstigungsklausel

Verteilen der amerikanischen Hilfe die Organization for European Economic Cooperation (—» OEEC) als europäische Aufsichtsbehörde gegründet. Innerhalb der ersten fünf Jahre des Programms wurden die europäischen Staaten mit 13.9 Mrd. S unterstützt. Die Bundesrepublik Deutschland erhielt 1,32 Mrd. $, zunächst in Form von Gegenwertmitteln für den Bezug amerikanischer Waren (Counterpart Funds), die von der am 5. November 1948 gegründeten Kreditanstalt für Wiederaufbau verwaltet wurden. A m 14. September 1953 wurden die Gegenwertmittel im ERP-Sondervermögen verselbständigt.

delsbeschränkungen gilt - soweit sie nicht verboten sind - analog das Prinzip der —> Nichtdiskriminierung, —» nicht-tarifäre Protektion). Ergänzt wird die Meistbegünstigungsklausel durch die in Artikel III festgehaltene Gleichstellung in- und ausländischer Waren nach erfolgter Einfuhr (Prinzip der Inländerbehandlung). Durchbrochen wird der Grundsatz der Meistbegünstigung im GATT durch Ausnahmen für —> Zollunionen bzw. —> Freihandelszonen und —> Entwicklungsländer. Außerdem können Mitgliedsstaaten gemäß Artikel XXXV Zollzugeständnisse gegenüber beitrittswilligen Ländern verweigern, wenn in bilateralen Verhandlungen keine Einigung erzielt wird. Dem neuen Mitgliedsland steht das gleiche Recht zu.

Literatur: Maier, Charles C (1992): Deutschland und der Marshall-Plan. Nomos Ver-

Merkantilismus

lagsgesellschaft: Baden-Baden.

1. Zur Entwicklung

Meistbegünstigungsklausel

des

Merkantilis-

mus. Zu Beginn der Neuzeit waren die

Zentrales Prinzip gemäß Artikel I des

Könige in zweifacher Weise von den

General Agreement

Tariffs and

Adligen abhängig. Sie nahmen auf der

Trade (—> GATT). Die Meistbegünsti-

einen Seite die Dienste des Adels in

gungsklausel beinhaltet gegenüber al-

Anspruch: Die Adligen erfüllten Auf-

len Vertragsstaaten die Verpflichtung,

gaben am Hofe und in der Verwaltung,

on

sämtliche tarifaren Handelsvergünsti-

im Kriegsfalle stellten sie Soldaten.

gungen (—> Zölle; insbesondere Zoller-

Auf der anderen Seite hatten sie zu-

leichterungen), die einer Vertragspar-

sammen mit der Geistlichkeit und der

tei eingeräumt werden, auch allen üb-

Bürgerschaft das Recht, den Herrscher

rigen Unterzeichnerstaaten zu gewäh-

dadurch

ren. Durch die

Meistbegünstigungs-

Ständeparlamenten u.a. die Genehmi-

klausel wird damit für große Teile des

gung der direkten Abgaben oblag. Die

handelspolitischen

Instrumentariums

absolutistischen Herrscher versuchten

ein diskriminierender Gebrauch ausge-

im 17. Jahrhundert diese standesstaat-

schlossen

lichen Kontrollen abzuschütteln, und

(für mengenmäßige

Han-

237

zu

kontrollieren,

daß

den

Merkantilismus

zwar dadurch, daß sie ein ständiges Beamtentum und ein stehendes Heer schufen, um auf diesem Wege nicht mehr auf die Dienste des Adels angewiesen zu sein. Als unmittelbare Folge entstand ein Bedarf an zusätzlichen Steuerquellen, die nicht vom Parlament (vom Adel) kontrolliert werden. Da das Parlament das Recht besaß, direkte Steueraufkommen zu kontrollieren, versuchte der absolutistische Herrscher, durch Einführung indirekter Steuern und —» Zölle diese Kontrollen seitens des Adels zu umgehen.

grundsätzlichen Zielsetzung läßt sich unmittelbar ein weiteres Unterziel ableiten: nämlich die Erreichung einer aktiven Handelsbilanz, die sowohl zur Vergrößerung der Absatzmöglichkeiten sowie zur Erhöhung der umlaufenden Geldmenge beitrug. Die Absatzmöglichkeiten wurden vergrößert, da die inländischen Unternehmer einen Teil ihrer Waren im Ausland absetzen konnten, ohne daß in gleichem Umfange durch —» Importe ausländischer Waren die Absatzmöglichkeiten der inländischen Unternehmer im eigenen Land verringert wurden. Die Handelsbilanzüberschüsse erfüllten hierbei zusätzlich eine geldpolitische Funktion. In der damaligen Zeit herrschte in Europa das System einer Goldkernwährung (—> Goldstandard) vor. Entsprechend der Grundaussage der einfachen Quantitätstheorie setzt wirtschaftliches Wachstum ein Wachstum der umlaufenden Geldmenge voraus. Wird die Vermehrung der Gütermenge nicht von einer gleichgroßen Vermehrung der umlaufenden Geldmenge begleitet, ist ein Preisverfall zu befürchten, der selbst wiederum die wirtschaftliche Aktivität der Unternehmer beeinträchtigen könnte, da sinkende Preise auch zu sinkenden Gewinnen führen. Hierbei ergab sich für die einzelnen Länder eine grundlegend verschiedene Ausgangssituation, je nachdem, ob ein Land über eine eigene Goldproduktion verfügte. Frankreich verfügte über keine eigenen Goldquellen. Länder ohne eigene Goldproduk-

2. Die wachstumspolitische Zielsetzung des Merkantilismus. Voraussetzung für eine solche Politik war die Ausweitung des Güterumsatzes und damit der Güterproduktion, da die indirekten Abgaben unmittelbar vom Umfang des Warenumsatzes abhängen. Der Merkantilismus ist somit wirtschaftspolitisch durch das Ziel eines starken Wachstums geprägt. Hieraus abgeleitet ergab sich das Ziel einer Ausweitung der Absatzmöglichkeiten, indem der Staat die —» Exporte finanziell förderte, indem die Importe von Waren durch Zölle und —> Kontingente (—» Kontingentierung) beschränkt wurden und indem durch Kolonisation neue Absatzgebiete erschlossen wurden. Damit wurde jedoch auch jeglicher Wettbewerb der inländischen Unternehmungen mit ausländischen Unternehmungen unterbunden. 3. Das Ziel einer aktiven Handelsbilanz (—» Zahlungsbilanz). Aus dieser

238

Merkantilismus

tion können jedoch Gold und damit

wurde, ist notwendigerweise von ei-

bei einer Goldwährung auch die u m -

nem gleich großen Handelsbilanzde-

laufende

dem

fizit des Auslandes begleitet, das dem

U m w e g über Handelsbilanzüberschüs-

Ausland aus den gleichen Gründen ei-

se ausweiten. Z w a r dachten die abso-

nen wirtschaftlichen Schaden zufügt.

Geldmenge

nur

auf

lutistischen Herrscher sehr wohl über

Ein Land kann also nur auf Kosten ei-

die Möglichkeit nach, durch Reduzie-

nes anderen seinen Reichtum vermeh-

rung des Edelmetallgrades der M ü n -

ren. Diese Grundgedanken der mer-

zen die Geldmenge auszuweiten, eine

kantilistischen

von

sondere in dem Methuen-Vertrag, der

der

Golddeckung

unabhängige

Politik fanden

insbe-

Papierwährung wurde jedoch zu der

1703 zwischen England und Portugal

damaligen Zeit als nicht möglich an-

abgeschlossen

gesehen.

schlag: Der primäre Zweck dieses Han-

Die

Erzielung

von

Han-

delsbilanzüberschüssen war somit für

delsvertrages

diejenigen Länder, die über keine ei-

gemeinsam

genen

gungen

Goldquellen

verfügten,

der

wurde, ihren bestand

darin,

eingeräumte

der

beiden

Niederdurch

Vergünsti-

Handelspartner

wichtigste Weg, die umlaufende Geld-

gleichzeitig dem gemeinsamen Feind,

menge

nämlich Frankreich, zu schaden.

auszuweiten.

Warenexporte

setzen jedoch eine Verfügung über Roh-

5. Ausbreitung

und

stoffe voraus, die in den europäischen

Merkantilismus.

Merkantilistische Be-

Kernländern ebenfalls äußerst knapp

strebungen fanden im 17. Jahrhundert

waren. So wird verständlich, daß der

fast in allen

merkantilistische Staat einerseits bei

statt, allerdings

Untergang

europäischen in

des

Ländern

unterschiedlicher

grundsätzlicher Förderung des W a r e n -

Intensität und auch in unterschiedli-

exportes gleichzeitig bemüht war, den

cher Spielart. Das Musterbeispiel ei-

Export von Rohstoffen zu verhindern

nes reinen Merkantilismus wurde ins-

und bei grundsätzlicher Behinderung

besondere in Frankreich unter Ludwig

des Warenimportes gleichzeitig eine

XIV. praktiziert und vor allem von

Förderung des Importes von Rohstof-

Minister Colbert geprägt. Diese Vari-

fen betrieb.

ante des Merkantilismus wird deshalb

4. Die Grundkonzeption tilismus.

des

auch als Colbertismus bezeichnet. Ei-

Merkan-

nen

Der Merkantilismus basierte

auf der Grundvorstellung, daß der ei-

eine positive Funktion

Merkantilis-

ten schlug sich der Merkantilismus vor

auf die Handelsbilanz bedeutet dies: aufgrund der obengenannten

dirigistischen

den. In den einzelnen deutschen Staa-

des anderen verbunden ist. Ubertragen Handelsüberschuß,

geringeren

mus in England und in den Niederlan-

gene Vorteil stets mit dem Nachteil

Der eigene

weit

Charakter erreichte der

allem als Kameralismus nieder, der

dem

sich in einer starken A u f b l ä h u n g der

Gründe

Bürokratie äußerte, aber auch bereits

beigemessen

239

Merkantilismus

die G r u n d l a g e n f ü r ein s p a r s a m e s u n d

streit miteinander liegen: D a s B e m ü -

unbestechliches

hen des Staates, d u r c h E i n g r e i f e n in

Beamtentum

schuf.

bemühten

den

sich v o r allem d u r c h Kolonisation in

und

Richtung Osten und durch Aufnahme

c h e n , u n d die G r u n d v o r s t e l l u n g

d e r in Frankreich verfolgten H u g e n o t -

Liberalismus,

ten, U n t e r n e h m e r p e r s ö n l i c h k e i t e n

zu

wohl a m ehesten in einer freien M a r k t -

fand

w i r t s c h a f t realisiert wird, in d e r die Ei-

Die

preußischen

Könige

gewinnen. Der Merkantilismus

Wirtschaftsprozeß sozialpolitische

geninitiative

im a u s g e h e n d e n 18. J a h r h u n d e r t sein

wonach

und

wirtschafts-

Ziele

zu

das

die

erreides

Gemein-

Risikobereit-

E n d e und w u r d e durch den von A .

s c h a f t s o wenig wie m ö g l i c h von Sei-

Smith

ten des

ganz

propagierten Europa

Liberalismus

abgelöst.

Für

in

Staates e i n g e s c h r ä n k t

D e r M e r k a n t i l i s m u s w a r ein

diesen

wird. System

W a n d e l gibt es u n t e r s c h i e d l i c h e Grün-

der Regulierung und d e s

de: Insbesondere a u f g r u n d der Exzesse

Eingreifens, eine M e t h o d e , zu der d i e

der absolutistischen

Herrscher,

Regierungen

aber

im

staatlichen

Zeitwandel

immer

auch d e s A d e l s k a m es schließlich zur

wieder bis auf den heutigen T a g Z u -

französischen

flucht g e n o m m e n h a b e n . A u s d i e s e m

Revolution,

die

dem

A b s o l u t i s m u s ein E n d e bereitete. Mit

G r u n d e werden regulierende

d e m S t a a t s s y s t e m , das d e n Merkanti-

den des Staates, i n s b e s o n d e r e die R e -

lismus schuf, fiel a u c h d a s wirtschafts-

gulierung des —» A u ß e n h a n d e l s , in d e r

politische S y s t e m d e s M e r k a n t i l i s m u s

Öffentlichkeit o f t m a l s als —> N e o m e r -

zusammen.

k a n t i l i s m u s bezeichnet, auch w e n n d i e

Das

Verschwinden

des

M e r k a n t i l i s m u s lag j e d o c h auch darin

speziellen

begründet,

daß

bei

des Absolutismus heute

Wachstum

der

Industriegesellschaft

zunehmendem

politischen

Metho-

Zielsetzungen nicht

mehr

gültig sind.

die staatlichen R e g l e m e n t i e r u n g e n die wirtschaftliche W e i t e r e n t w i c k l u n g im-

Literatur:

m e r m e h r behinderten. S o sehr der Ab-

Brandt, K. (1992): Geschichte der deut-

s o l u t i s m u s in E u r o p a einen wesentli-

schen Volkswirtschaftslehre. Band

chen Beitrag zur E n t s t e h u n g der modernen

Industriegesellschaft

geleistet

Schumpeter, J. A. (1963): History

hatte, g e n a u s o b e h i n d e r t e j e d o c h das-

solidierung

des

nach

kapitalistischen

of

Economic Analysis, 4. Aufl., Allen &

selbe S y s t e m vor allem d u r c h seine Wettbewerbsfeindlichkeit

1,

Haufe Verlag: Freiburg.

Un win: London.

Kon-

Zimmermann, L. J. (1954): Geschichte

Sy-

der theoretischen Volkswirtschaftsleh-

stems dessen W e i t e r e n t w i c k l u n g . Die

re. Deutsche Ubersetzung: Bundverlag:

G e s c h i c h t e d e r wirtschaftspolitischen

Köln-Deutz.

Ideen z e i c h n e t sich dadurch aus, daß zwei g r u n d l e g e n d e Prinzipien in Wett-

Bernhard

240

Kiilp

MIGA

MIGA

ändert w e r d e n . Die S u m m e der von

Die Multilateral Investment G u a r a n t e e

der M I G A geförderten

A g e n c y ( M I G A ) w u r d e 1988 als wei-

tionen steigt n a c h einer

terer privatwirtschaftl icher A r m der —>

A n f a n g s p h a s e schnell: B i s 1991 wur-

Direktinvestiverhaltenen

- > W e l t b a n k , die als I B R D bis zur

den für $ 2 M r d .

G r ü n d u n g der I F C 1956 nur Kredite an

gefördert, 1994 waren es bereits über

R e g i e r u n g e n o d e r gegen

$6 M r d .

Regierungs-

Direktinvestitionen

garantien v e r g e b e n durfte, zur Unterstützung

von

Misalignment

—> Direktinvestitionen

d u r c h eine V e r s i c h e r u n g d e s

politi-

Als M i s a l i g n m e n t w e r d e n starke lang-

schen Kreditrisikos gegründet und bil-

fristige

det d a m i t einen wichtigen

Wechselkurse

Teil

'Weltbank Gruppe' (IBRD,

der

Inter-

Abweichungen

wichtswerten

von

flexibler —>

ihren

Gleichge-

bezeichnet. U m

Misa-

nationale Finanzkorporation, IFC, IDA

l i g n m e n t s b e s t i m m e n zu k ö n n e n , m ü ß -

und M I G A ) .

ten die tatsächlichen

Die M I G A ist von ihrer Finanzierungs-

w e c h s e l k u r s e b e k a n n t sein. D a diese

seite her ähnlich a u f g e b a u t wie

aber nicht b e k a n n t sind, behilft man

die

Gleichgewichts-

I B R D , von d e m g e n e h m i g t e n G r u n d -

sich mit der B e o b a c h t u n g von

kapital von $ 1 , 0 8 2 M r d . sollten 10%

F u n d a m e n t a l f a k t o r e n (u.a. der K a u f -

sog.

in konvertibler W ä h r u n g (—> Konver-

kraftparität). —» Zentralbanken versu-

tibilität) u n d weitere 10% als Schuld-

chen b i s w e i l e n , mittelfristige

schein eingezahlt werden. —> Entwick-

selkursschwankungen

Wech-

(Abweichungen

l u n g s l ä n d e r d ü r f e n bis zu 2 5 % in ei-

des Wechselkurses von seinem Gleich-

g e n e r W ä h r u n g leisten. Bis 1991 sind

gewichtswert) zu glätten. Die Zentral-

$155 M i o . d a v o n eingezahlt w o r d e n .

b a n k k a u f t dabei ausländische

Die M I G A kann bis z u m eineinhalbfa-

rung, w e n n diese abwertet, und ver-

chen ihres Kapitals als Garantien für

k a u f t sie, wenn sie a u f w e r t e t (—» Ab-

nichtkommerzielle

w e r t u n g ; —» A u f w e r t u n g ) . D a die in-

Risiken

(Enteig-

Wäh-

n u n g e n , V e r t r a g s b r u c h , U n r u h e n usw.)

tervenierende Zentralbank

an private Investoren zur Förderung

senmarktintervention) aber den Gleich-

von

g e w i c h t s w e c h s e l k u r s nicht kennt, ist

Direktinvestitionen

lungsländer

vergeben

Zusammenarbeit

mit

in

Entwick-

und leistet der

IFC

(—> Devi-

der E r f o l g solcher —> Interventionen

in

(—»

auch

Devisenmarktinterventionen)

zweifelhaft.

technische Hilfe bei der Investitionsf ö r d e r u n g . Die festgelegte Kapitaldek-

Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten

kungsquote kann vom Gouverneursrat nach einer erfolgreichen Etablierungsp h a s e und d e m damit e i n h e r g e h e n d e n

E h e m a l s sozialistische Staaten Osteu-

Vertrauen auf den Kapitalmärkte ver-

ropas, w e l c h e

241

seit

1989 ihre

Wirt-

Mobilität, internationale

schafts- und Gesellschaftssysteme in

nationaler —> Arbeitsteilung

Richtung Marktwirtschaft und Demo-

unter Berücksichtigung

kratie umgestalten. Zu den Mittel- und

Faktormobilität nunmehr auch auf die

Osteuropäischen

zäh-

Verlagerung von Wertschöpfungspro-

len u.a. Polen, Ungarn, die Slowakei,

zessen ausgedehnt werden; es ist da-

Tschechien, Rumänien, Bulgarien und

von auszugehen, daß Einkommenser-

die Staaten der früheren Sowjetunion.

zielung verstärkt von der Attrahierung

Reformstaaten

mobiler Faktoren bestimmt wird. In-

Mobilität, internationale

ternationale Mobilität kann in diesem

Die technologische Entwicklung auf

Zusammenhang

den

druck

Gebieten

des

müssen

zunehmender

Transportwesens

Ursache

veränderter

oder

Aus-

internationaler

und der Kommunikation hat insb. in

Wettbewerbsfähigkeit sein und führt

der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu

zu einem

einem signifikanten Anstieg der inter-

Standortwettbewerb von Nationen.

nationalen Mobilität von Produktionsfaktoren

geführt.

Die

immer ausgeprägteren —»

Moratorium

Verlagerung

nicht nur der Produktionsergebnisse in

Einfrieren einer aktuell vom Schuldner

Form von handelbaren Gütern, son-

wegen Illiquidität nicht zu erfüllenden

dern

auch

der

Input-Faktoren

über

Forderung durch befristeten Verzicht

Ländergrenzen

hinweg,

führt

zum

des

Phänomen

'Internationalen

Pro-

Schuldendienst. Im internationalen Zu-

der

Gläubigers

auf

planmäßigen

d u k t i o n ' , dem eine immer größere Be-

sammenhang

deutung zukommt. Damit muß die An-

durch Verhandlung zwischen den Re-

n a h m e weitestgehender

gierungen von Schuldnernationen und

Faktorimmo-

werden

Moratorien

bilität auf internationaler Ebene, von

ihren Gläubigern als Alternative oder

der in der klassischen Außenhandels-

Ergänzung von Umschuldungen

theorie (—» Theorie des Außenhandels)

Schuldenswaps bewirkt.

und

noch ausgegangen wird, revidiert wer-

Multifaserabkommen (MFA)

den: Mit A u s n a h m e der Produktionsfaktoren Natur und Infrastruktur kön-

D a s Multifaserabkommen (engl.: Mul-

nen sämtliche im unternehmensinter-

ti-Fibre Arrangement) ist ein seit 1974

nen Wertschöpfungsprozeß benötigten

gültiges A b k o m m e n zwischen etwa 40

Input-Faktoren von einem —> multina-

Staaten

tionalen Unternehmen über die Ländergrenzen hinweg bewegt und ausländischen

am

fristiges

zum Einsatz gebracht werden. Die auf Ebene

den

Welthandel

mit

waren: Kurzfristiges (1961) bzw. Lang-

Produktionsstandort

handelstheoretischer

über

Textilien und Bekleidung. Vorläufer Baumwoll-Textilabkommen

(1962-1973).

identifi-

Das

Abkommen

sieht

den schrittweisen Abbau der weltwei-

zierten Wohlfahrtsgewinne aus inter-

ten Handelsbeschränkungen (—> Pro-

242

Multilaterale Investitionsgarantie Agentur

tektion) für Textil- und Bekleidungsimporte vor; das Multifaserabkommen erlaubt jedoch als Ausnahme vom —> GATT, daß bei 'Gefahr einer Zerrüttung des Marktes' bilaterale Abkommen (sog. —» Selbstbeschränkungsabkommen) geschlossen werden, in denen Einfuhrhöchstmengen für detailliert bestimmte Textil- und Bekleidungswaren festgeschrieben sind. Diese Ausnahmeregel ist seit Inkrafttreten des Multifaserabkommens häufig genutzt worden (z.B. in etwa 30 Abkommen der —> Europäischen Gemeinschaft), so daß 1994 immer noch mehr als die Hälfte des weltweiten Textilund Bekleidungshandels mengenmäßigen Beschränkungen (—> nicht-tarifäre Handelshemmnisse) unterliegt. Das Multifaserabkommen hat also dazu geführt, daß der Wettbewerb eingeschränkt und der Marktzugang für neue Anbieter behindert wird; als Ergebnis der —> Uruguay-Runde sollen die bestehenden Handelsbeschränkungen bis zum Jahr 2005 schrittweise vollständig abgebaut werden. Für Kontrolle und Streitschlichtung ist der sog. Textil-Uberwachungsausschuß bei der —> Welthandelsorganisation (WTO) zuständig.

Schöppenthau, Philip von (1993): Multifaserabkommen

quo

vadis?

Der

Runde. In: Außenwirtschaft, Vol. 48, S. 309-336. Multilaterale Investitionsgarantie Agentur —> MIGA Multilateralismus 1. Begriff. Mit Multilateralismus bezeichnet man den politischen Grundsatz, in internationalen Beziehungen den Konsens einer möglichst großen Gruppe von Staaten zu erreichen und danach zu handeln, ohne bislang unbeteiligte Staaten von der Mitarbeit auszuschließen (von multilateral flat.) 'mehrseitig'; Gegensatz: —» Bilateralimus). Der Charakter des Multilateralismus drückt sich also im Ergebnis aus, während der eigentliche Verhandlungsprozeß auch in bilateralen Verhandlungen ablaufen kann. Im engeren Sinne bezeichnet Multilateralismus das Verfahren in —» Welthandelsrunden, in denen ein gemeinsames Handelsabkommen aller teilnehmenden Staaten erarbeitet wird. 2. Rechtfertigung: Multilateralismus basiert auf den liberalen Prinzipien der —» Nichtdiskriminierung, der —> Reziprozität und der Offenheit gegenüber neuen Vertragspartnern. Bei länderübergreifenden Problemen ist es sinnvoll, auf diese Weise möglichst viele Staaten in ein Regelwerk gegenseitiger Rechte und Pflichten einzubinden. Er-

Literatur: Hamilton, Carl B. (Hrsg.) (1990): Textiles Trade and the Developing Countries. Eliminating the Multi-Fibre Arrangement in the

-

Welttextilhandel nach der Uruguay-

1990s. Weltbank:

Washington DC.

243

Multilateralismus

stens kann d a d u r c h C h a n c e n g l e i c h h e i t

regionalen W i r t s c h a f t s a b k o m m e n

für

werden,

V o r z u g v o r multilateralen A b k o m m e n

uneingeschränkte

g e g e b e n ; die G r ü n d u n g der —> N A F T A

alle

Staaten

garantiert

w ä h r e n d sonst d a s

der

würde.

w u r d e z.B. mit der N o t w e n d i g k e i t ei-

Z w e i t e n s läßt sich d u r c h Multilatera-

nes G e g e n g e w i c h t s z u m E u r o p ä i s c h e n

l i s m u s das —» Trittbrettfahrer-Verhal-

—» B i n n e n m a r k t begründet. V o n den

Recht

des

Stärkeren

gelten

ten einzelner Staaten b e g r e n z e n , die

Befürwortern

sonst o h n e eigene A n s t r e n g u n g e n von

K r u g m a n u n d D o r n b u s c h ) w i r d argu-

den Aktivitäten anderer Staaten profi-

mentiert, d a ß multilaterale

tieren

lungen a u f g r u n d der g e s t i e g e n e n Zahl

würden.

künftige

Drittens

Konflikte

können

vermieden

zu-

dieses

Trends

der beteiligten Staaten zu

oder

(z.B.

Verhandschwierig

z u m i n d e s t d u r c h e i n e g e m e i n s a m ein-

g e w o r d e n seien, d a ß d i e an B e d e u t u n g

gesetzte Instanz geschlichtet werden.

z u n e h m e n d e n nicht-tarifären H a n d e l s -

A n d e r e r s e i t s wird d e m Multilateralis-

h e m m n i s s e nicht multilateral

m u s h ä u f i g v o r g e w o r f e n , d a ß er zur

delt w e r d e n

V e r z ö g e r u n g von politischen Aktivitä-

Vertragsdisziplin der Staaten n a c h g e -

ten

lassen h a b e

oder

zu

Minimalkompromissen

könnten,

verhan-

und

seit es keine

daß

die

Hegemo-

führt, vor a l l e m bei g r o ß e n anfängli-

nialmächte (—> H e g e m o n i e ) m e h r ge-

chen

be. D a h e r sei es besser, w e n i g s t e n s auf

Interessensunterschieden

der

Beteiligten. E s ist j e d o c h fraglich, o b

regionaler E b e n e eine

das Ziel d u r c h uni- o d e r

bilaterales

lisierung (—» Liberalisierung) zu errei-

werden

chen als gar keine. D i e dahinter ste-

Vorgehen

besser

erreicht

h e n d e T h e s e , der R e g i o n a l i s m u s

kann. 3. Aktuelle

Diskussion: (—»

Seit e t w a 1980

Bilateralismus,

z u m M u l t i l a t e r a l i s m u s zu verstehen ist jedoch

politi-

weltweit

an

umstritten;

außerdem

die Vor- und Nachteile des Multilate-

Bedeu-

ralismus g e f ü h r t zu w e r d e n ,

tung zu. Z u m einen g e w i n n t d i e Mein u n g an Einfluß, d a ß

stark

scheint die D i s k u s s i o n h ä u f i g nicht u m

scher) in der A u ß e n h a n d e l s p o l i t i k (—» Handelspolitik)

sei

nicht als Ersatz, sondern als V o r s t u f e

n e h m e n —> R e g i o n a l i s m u s und Bilateralismus

Handelslibera-

sondern

um die Alternative —> P r o t e k t i o n i s m u s

Multilateralis-

statt L i b e r a l i s m u s .

m u s altruistisch sei u n d statt dessen w i e d e r stärker nationale Interessen ver-

Die Gegner des Arguments (z.B. Bhag-

folgt w e r d e n sollten. Eine solche pro-

wati und Irwin) weisen d a h e r

darauf

tektionistische

hin, d a ß

häufig

Grundeinstellung

f ä h r d e t j e d o c h die bisherigen

ge-

Regionalabkommen

Errun-

gar kein Interesse an einer A u f n a h m e

g e n s c h a f t e n d e s M u l t i l a t e r a l i s m u s und

neuer Mitglieder h a b e n , da nationale

könnte

weltweit

zu

ähnlichen

wirt-

I n t e r e s s e n g r u p p e n eine w e i t e r g e h e n d e

schaftlichen P r o b l e m e n f ü h r e n wie in

Ö f f n u n g verhindern wollen. A u ß e r d e m

den 1930er Jahren. Z u m a n d e r e n wird

sei —» Freihandel in d e r V e r g a n g e n h e i t

244

Multilateralismus

Abrüstungsvereinbarungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Multilateralismus zum ersten Mal das Leitbild der Außenhandelspolitik, was sich jedoch nach dem Ersten Weltkrieg ins Gegenteil verkehrte. Im GATT ist Multilateralismus zwar seit 1957 als Verfahrens-Grundsatz verankert (Art. XXVIIIbis); seit der Tokio-Runde tragen die Welthandelsrunden auch den Titel 'multilaterale Außenhandels-Verhandlungen '.

immer dann unpopulär gewesen, wenn wenige große Mächte im Wettbewerb standen, so daß kaum zu erwarten sei, daß sich regionale Wirtschaftsblöcke für eine weltweite —» Liberalisierung einsetzen. Schließlich könne Vertragsdisziplin auch nicht allein durch eine Hegemonialmacht garantiert werden; entscheidend sei vielmehr, daß eine ausreichend große Anzahl von Staaten bereit ist, konstruktive Angebote zu machen. Wie man am Beispiel der —» Uruguay-Runde beobachten konnte liegt das eigentliche Hauptproblem des Multilateralismus nämlich darin, daß die Verhandlungssituation durch die Passivität zu vieler beteiligter Staaten blockiert werden kann, vor allem weil Regierungen sich nicht immer mit der notwendigen politischen Autorität gegen nationale Interessengruppen durchsetzen (Beispiel: Agrarpolitik). 4. Geschichte: Die Wiener Schlußakte von 1815 gilt als erster multilateraler Vertrag in der Geschichte des Völkerrechts. Der Gedanke des Multilateralismus hat jedoch erst im 20. Jahrhundert die notwendige Unterstützung gefunden und zur Gründung des Völkerbunds und der UNO geführt. Neben den verschiedenen UN-Organisationen sind auch die globale Währungsordnung mit dem —» Internationale Währungsfonds und die —> Welthandelsorganisation Ergebnis des Multilateralismus, ebenso wie die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe (—» Entwicklungspolitik) oder bei

Literatur: Bhagwati, Jagdish N. (1990): Multilateralism at Risk. The GATT is Dead, Long Live the GATT. The World Economy, Vol. 13, S. 149-169. Curzon, Gerard (1965): Multilateral Commercial Diplomacy. The GATT and its Impact on National Commercial Policies and Techniques. Joseph: London. Irwin, Douglas A. (1993): Multilateral and Bilateral Trade Policies in the World Trading System. An Historical Perspective. In: Jaime de Melo/Arvind Panagariya (Hrsg.) (1993): New Dimensions in Regional Integration. Cambridge University Press: Cambridge (UK) S. 90-119. Lawrence, Robert ZJ Schultze, Charles L. (Hrsg.) (1990): An American Trade Strategy. Options for the 1990s. Brookings Institution: Washington DC. Schomerus, Lorenz (1994): Die multilaterale Handelsordnung nach der Uruguay-Runde. Wirtschaftsdienst, Vol. 74, S. 96-100.

245

Multinationale Unternehmen

Stehn, Jürgen (1993): A m e r i c a ' s Depar-

Einer der H a u p t a k t e u r e der —» Inter-

ture from Multilateralism. Highway or

nationalisierungs- und —> G l o b a l i s i e -

Dirt Road to Freer Trade? Kieler Dis-

r u n g s t e n d e n z e n der W e l t w i r t s c h a f t ist

kussionsbeiträge, No. 212. Institut f ü r

d a s multinationale U n t e r n e h m e n . U n -

Weltwirtschaft Kiel.

ter einem multinationalen Markus

m e n versteht m a n ein

Diehl

Unterneh-

Unternehmen,

d a s in mehreren L ä n d e r n m i t eigenen Produktionsstätten und/oder Vertriebs-

Multinationale Unternehmen 1. Problemstellung: Unternehmung

systemen

Die multinationale als g r o ß e ,

Tätigkeit viele L ä n d e r

mit

die

ausragenden

hungen

nationalen

inter-

—» Arbeitsteilung

gewor-

der grenzüberschreitenden

internationalen

Wirtschaftsbezie-

eingebunden.

Unternehmen

lösen

Multinationale sich d u r c h

g e o g r a p h i s c h e und sektorale

den. H e u t e vollzieht sich ein großer Teil

ist.

tionaler U n t e r n e h m e n noch stärker in

umspannende der

vertreten

durch die Direktinvestitionen multina-

ihrer

U n t e m e h m e n s e i n h e i t ist zu e i n e m herMerkmal

nachhaltig

A u c h die Wirtschaftspolitik sieht sich

ihre

Dezen-

tralisierung v o m direkten W i r k u n g s b e -

Lei-

stungserstellung u n d -Verwertung in-

reich nationaler Politiken.

n e r h a l b weltweit o p e r i e r e n d e r Unter-

W a r u m werden U n t e r n e h m e n multina-

nehmen.

tional?

Traditionell beliefern U n t e r n e h m e n ih-

hier z u s a m m e n , die eine Direktinvesti-

le), Z u g a n g zu k n a p p e n

U n t e r n e h m e n tritt jedoch die A u s l a n d s -

Ressourcen

(Rohstoffsicherung), Erleichterung d e s

produktion als Alternative z u m inter-

Marktzutritts (etwa d a n n , w e n n H a n -

in

d e l s h e m m n i s s e , —» Protektion, beste-

den V o r d e r g r u n d . Für e i n e A u s l a n d s -

hen), niedrigere B e s t e u e r u n g der Er-

produktion sind in der R e g e l —» Di-

träge im A u s l a n d (Steuervorteile), ge-

rektinvestitionen erforderlich. Aus d e r

ringere —> W e c h s e l k u r s r i s i k e n (Risiko-

Sicht eines international tätigen Unterstellen

Direktinvestitionen

politik).

spezifische

Koordinationsform

Ein multinationales U n t e r n e h m e n ko-

nehmens eine

kommen

onskosten im A u s l a n d (Standortvortei-

multinationaler

nationalen —» Handel z u n e h m e n d

Faktoren

tion begünstigen: Geringere Produkti-

re A u s l a n d s m ä r k t e d u r c h —» Exporte. Mit d e r Entwicklung

Mehrere

der internationalen Leistungserstellung

ordiniert

und -Verwertung dar. D a s P r o b l e m d e r

stungserstellung und -Verwertung über

W a h l der K o o r d i n a t i o n s f o r m und die

die

Implikationen

Diese

für die

internationale

seine

Hierarchie

wirtschaftliche des

Lei-

Unternehmens.

interne Koordination

ist

eine

Arbeitsteilung ist G e g e n s t a n d der m o -

Alternative zur externen K o o r d i n a t i o n

dernen Außenhandelstheorie.

d e s M a r k t s y s t e m s . Sind internationale Güter- und Faktormärkte

246

unvollkom-

Multinationale Unternehmen

men oder sind internationale Kooperationen (—> Unternehmenskooperationen, internationale) mit hohen Risiken der Vertragserfüllung verbunden, so werden die Unternehmen eine interne Koordination vorziehen. Die interne Koordination setzt in der Regel eine Direktinvestition im Zielland voraus. 2. Internationalisierung der Produktion: In den letzten Jahren hat die Internationalisierung der Produktion durch Direktinvestitionen stark zugenommen. Immer mehr Unternehmen haben Produktions- und Absatzbeziehungen weltweit internalisiert. Entsprechend ist der Anteil des —> Intra-Unternehmenshandels gestiegen. Unternehmen, die im Ausland direktinvestieren, verwirklichen das Prinzip der internationalen Arbeitsteilung innerhalb des Unternehmens: Die unternehmensinterne Beschaffung von Produktionsfaktoren, Rohstoffen, Zwischen- und Endprodukten aus dem jeweils günstigsten Anbieterland. Dank ihrer Flexibilität sind sie in der Lage, die bestehenden Unterschiede der internationalen Standortbedingungen zu nutzen. Sie treffen ihre Investitions-, Produktions- und Absatzentscheidungen im Quervergleich der Standortbedingungen globalisierter Märkte.

Gütermarkt als dezentrales Koordinationsinstrument nutzen, d. h. die hergestellten Produkte und Leistungen werden auf Export- und Importmärkten verwertet. Als Alternative zur externen Marktbenutzung kann eine Auslandsproduktion in Form eines eigenen Unternehmens (hierarchische Koordination), eine vertragliche Vereinbarung über eine Patentauswertung, ein —> Joint Venture oder eine Lizenzproduktion angesehen werden. Die Koordinationsfunktion übernimmt die Verhandlung, die in einen Vertrag mündet. Der Vertrag sollte dabei so ausgestaltet sein, daß den Vertragsparteien Anreize zur Vertragserfüllung gegeben werden. Direktinvestitionen werden im wesentlichen durch drei Motive gesteuert: - Beschaffungsmotive. Hierunter sind alle Beteiligungen und Produktionsverlagerungen zu verstehen, die vorgenommen werden, um den Bezug von Rohstoffen und Zwischenprodukten aus dem Ausland langfristig zu sichern (vertikale Integration). - Kostenmotive. Verschlechtern sich die ökonomischen Standortbedingungen im Inland, so werden durch Standortinnovationen relativ günstige Standortbedingungen im Ausland gesucht. In diesem Fall wird die inländische Produktion durch eine ausländische Produktion substituiert.

In Marktwirtschaften lassen sich die Koordinationsformen Markt, Hierarchie und Kooperation unterscheiden. Diese Vorstellung kann auf das Phänomen der Internationalisierung der Produktion angewendet werden. Ein Unternehmen kann den internationalen

- Absatzmotive. Hierunter werden Direktinvestitionen verstanden, die

247

Multinationale Unternehmen

der

Sicherung

ausländischer

satzmärkte dienen. Diesem

AbMotiv

sind in der Regel unabhängig

vom

Produktionsstandort

Sind

einsetzbar.

der Direktinvestition liegt die Erfah-

unternehmensspezifische

rung zugrunde, daß Marktanteile im

vorteile ohne große zusätzlich Kosten

Ausland oft nur zu gewinnen sind,

auf ausländische Tochterunternehmen

wenn ein eigenes

übertragbar, und gibt es darüber hin-

Vertriebssystem

aufgebaut wird, bzw. ein Produktionsstätte Zwischen

eigene

vorhanden

Wettbewerbs-

aus länderspezifische Standortvorteile,

ist.

so können hieraus Anreize f ü r Direkt-

Auslandsinvestitionen

investitionen im Ausland resultieren.

und Exporten besteht unter diesen

Im Mittelpunkt wirtschaftspolitischer

Bedingungen

Diskussionen über mögliche

eine

komplementäre

Beziehung.

quenzen aus verstärkten

Über Bestimmungsgründe von Direkt-

Konse-

Direktinve-

stitionen steht die Frage, ob Auslands-

investitionen und ihre Bedeutung für

investitionen

die

zu einem Rückgang der Beschäftigung

Internationalisierung

der

Wirt-

inländischer

Investoren

schaft existiert bislang keine allgemein

im Inland führen. Sind Direktinvesti-

anerkannte Theorie. Es gibt allerdings

tionen

wichtige (sich ergänzende oder auch

werden durch Direktinvestitionen Ex-

konkurrierende) Erklärungsansätze. Im

porte ersetzt. Andererseits ist bekannt,

allgemeinen gehen die Ansätze davon

daß

aus, d a ß direktinvestierende Unterneh-

Ausland Erfolge überhaupt erst ermög-

men erhebliche Wettbewerbsnachteile

licht werden, d. h. Handel und Direk-

gegenüber

tinvestition sind komplementär.

heimischen

Unternehmen

substitutiv

durch

zum

Handel,

Direktinvestitionen

so

im

überwinden müssen. Diese Nachteile

3. /nternalisierungsthese: Die Interna-

beruhen vor allem auf den Informati-

lisierungsthese, die sich intensiv mit

onsbeschaffungskosten und den insti-

den Bestimmungsgründen der Inter-

tutionellen

nationalisierung der Produktion durch

Rahmenbedingungen

der

Gastländer. Anreize für Direktinvesti-

Direktinvestitionen

tionen im Ausland sind somit nur für

Unternehmen auseinandersetzt, basiert

j e n e Unternehmen gegeben, die auf-

auf der Vorstellung der Existenz von

grund von

unternehmensspezifischen

Wettbewerbsvorteilen

in

der

multinationaler

Marktunvollkommenheiten.

Lange

Interna-

tionale Gütermärkte sind beispielswei-

sind, die oben genannten Nachteile der

se wegen des —> Protektionismus un-

Internationalisierung mehr als a b z u -

vollkommen.

gleichen. Wettbewerbsvorteile können

kann unter bestimmten

auf patentierte Technologien, etablier-

Marktunvollkommenheiten

te Markennamen oder Vertriebstech-

sieren. Direktinvestitionen bieten

im

niken

allgemeinen mehr Freiheitsgrade

als

zurückgeführt

werden.

Diese

Wettbewerbsvorteile ('intangible assets')

Eine

Direktinvestition Bedingungen internali-

eine reine Exportstrategie bzw. eine

248

Multinationale Unternehmen

rein

kontraktorientierte

stellung

und

Leistungser-

-Verwertung.

Marktunvollkommenheiten auf

Finanzmärkten

tionalisierungsstrategie

optimal

Weitere

Wachsen

tätige

können

nehmen in Unternehmensgrößen hin-

bestehen.

Bei-

international

ist.

Unter-

ein, für die sich nur noch im Ausland

spielsweise sind Devisen-Terminkon-

größere

trakte nur für die wichtigsten Währun-

finden lassen, so ist es sehr wahr-

Ausdehnungsmöglichkeiten

gen verfügbar, so daß ein direktes —»

scheinlich, daß es zu Direktinvestitio-

Hedging von —> Wechselkursrisiken

nen kommt. Die Fixkosten der Aus-

nicht für alle Währungen möglich ist.

landsproduktion sind zwar hoch, aber

Um unter diesen Bedingungen wech-

die variablen Produktionskosten sind

selkursbedingte Erfolgsrisiken

einzu-

relativ niedrig. Das Internationalisie-

schränken, werden unternehmenspoli-

rungsprofil eines Unternehmens wird

tische

somit durch das Zusammenspiel von

Maßnahmen

ergriffen.

Diese

Maßnahmen haben einen erheblichen

Marktgröße

Einfluß auf den internationalen Handel

stimmt.

und die internationalen —> Kapitalbe-

4. —» Entwicklungsländer·.

Durch Di-

rektinvestitionen

Eigentums-

wegungen. So versetzt beispielsweise das

Instrument

des

Intra-Unterneh-

und Kostenstruktur

werden

be-

rechte und Führungskompetenz zugun-

menshandels das multinationale Un-

sten multinationaler Unternehmen ge-

ternehmen in die Lage, wechselkurs-

schaffen. In den Entwicklungsländern

bedingte Gewinnrisiken zu intemali-

kann die Existenz multinationaler Un-

sieren.

ternehmen zu einem Zielkonflikt fühKostenunter-

ren, denn einerseits transferieren diese

schiede der verschiedenen Internatio-

Unternehmen wichtige, für die Ent-

nal isierungsformen und die Marktgrö-

wicklungsländer

ße können entscheidend dafür sein,

ins Land, andererseits wird die politi-

Kostenunterschiede.

knappe

Ressourcen

daß es zu Exporten, zu einer Koopera-

sche und ökonomische

tion oder zu einer Direktinvestition im

keit dieser Länder dadurch verändert.

Ausland kommt.

Die Entwicklungsländer haben dieses

Aufgrund

von

Problem

Kostenunterschieden

des

Unternehmens,

das

ten

die

Direktinvestitionen,

schränken

Durchschnittskosten minimiert und ei-

Auflagen

ne ganz bestimmte Reihenfolge der Intemationalisierungsstrategien

auf verschiedene

Art

und

Weise zu lösen. Einige Länder verbie-

ergibt sich ein Internationalisierungsprofil

Unabhängig-

andere

Direktinvestitionen und

Regulierungen.

be-

durch Eine

dritte Gruppe von Ländern versucht,

anzeigt.

das Problem durch die sogenannten

Je größer die potentielle Absatzmenge

Neuen Formen der

auf dem ausländischen Markt ist, de-

rung zu lösen.

sto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine Direktinvestition als Intema-

249

Intemationalisie-

Mundell-Flemming-Modell

Literatur: Broli, U. (1990): Direktinvestitionen und Multinationale Unternehmen, Frankfurt.

Unter den neuen Formen der Intemationalisierung versteht man vertragliche Abmachungen zwischen in- und ausländischen Unternehmen, ohne daß es zu einer Beteiligung am Eigenkapital der Unternehmen im Entwicklungsland kommt (—» Joint Venture, Subauftrag, Lizenzvergabe, Know howund Managementvertrag u.a.) Die Grundüberlegungen' lassen sich wie folgt angeben: Multinationale Unternehmen transferieren durch Investitionen ein sehr komplexes Bündel an unternehmensspezifischen Fähigkeiten in das Zielland (wie Real- und Finanzkapital, Managementfähigkeiten, technisches Wissen). Mit Hilfe der 'Neuen Formen' wird versucht, dieses komplexe Leistungsbündel in die wichtigsten Komponenten zu zerlegen, wobei Einzelkomponenten über Märkte beschafft werden. Ziel dieser Vertragslösungen ist es, einen größtmöglichen Teil der entstehenden Renten im Entwicklungsland zu binden. Die bestehenden Probleme bei der Ausgestaltung von Investitionsverträgen zum Schutz und zur Förderung von Direktinvestitionen für verschuldete Entwicklungsländer können reduziert werden, indem der Code of Conduct als Verhaltenskodex für multinationale Unternehmen und als Leitraster für den Abschluß eines Investitionsvertrages verwendet wird. Der Code of Conduct behandelt dabei alle relevanten Regelungsbereiche und stellt hierfür international akzeptierte —» Standards auf.

Broil, U7 J. Wahl (1992): Multinationale Unternehmung, Wechselkursunsicherheit und Hedging, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Band 43, S. 394-401. Ebenroth, C.T. (1987): Code of Conduct, Konstanz. Gilroy, B. MV U. Broli (1987), West Germany: Expanding Where the Markets Are, in: Multinational Business, Vol. 7, S. 1-11. Helpman, E. (1984): A Simple Theory of International Trade with Multinational Corporations, in: Journal of Political Economy, Vol. 92, S. 451-471. Hennart, J. -F. (1989): Can the New Form of Investment Substitute for the Old Form? A Transaction Costs Perspective, in: Journal of International Business Studies, Vol. 20, S. 211-234. Udo Broil Mundell-Flemming-Modell Keynesianische Erklärung der Wechselkursentwicklung, derzufolge ein Leistungsbilanzdefizit (—» Zahlungsbilanzdefizit) zu einer —» Abwertung, und ein Leistungsbilanzüberschuß zu einer —» Aufwertung der einheimischen Währung führt. Das Modell ist beispielsweise durch die Entwicklung des Dollarkurses zwischen 1981 und 1985 widerlegt worden, als der hohe Dollarkurs zeitgleich mit einem Leistungsbilanzdefizit einherging.

250

Ν

sentlich beeinflußt durch das Freihan-

NAFTA

delsabkommen zwischen Kanada und den U S A , mit dem der größte bilatera-

NAFTA (North American Free Trade Agreement) bezeichnet das zum 1. 1.

le Handel der Welt zum 1. 1. 1989 ei-

1994 in Kraft getretene, historisch er-

nen

ste

hielt. Erstmalig einbezogen wurden im

—» Freihandelsabkommen

zwi-

institutionalisierten

Rahmen

er-

schen einem —» Entwicklungsland (Me-

N A F T A der Schutz geistigen Eigen-

xiko) und zwei hochentwickelten —>

tums und - in N e b e n a b k o m m e n - der

Industriestaaten

(Kanada

und

Schutz

USA).

der

Umwelt

sowie

arbeits-

rechtliche Fragen. N A F T A ist für bei-

Mit dem gestaffelten Abbau von —> Zöllen und Handelsbarrieren (—» Pro-

trittswillige

tektionismus) über einen Zeitraum von

Zutrittsklausel

Länder

bis zu 10 Jahren (in Ausnahmeberei-

grenzung offen.

ohne

aufgrund

einer

regionale

Ein-

chen bis zu 15 Jahren) entsteht die bislang größte —> Freihandelszone Weltgeschichte,

abgesehen

Neomerkantilismus

der

vom —>

Als

Neomerkanitilismus

wurde

ur-

Europäischen Wirtschaftsraum (EWR),

sprünglich die in der Zwischenkriegs-

welcher aber in der Form nicht ver-

zeit praktizierte —> Außenwirtschafts-

gleichbar ist. Z u m Zeitpunkt des In-

politik der europäischen Länder und

krafttretens übertrifft die

der USA bezeichnet. Diese

nordameri-

Außen-

kanische Freihandelszone noch die —>

wirtschaftspolitik hatte eine protektio-

Europäische

Be-

nistische Stoßrichtung und zielte dar-

und —> Bruttoinlandspro-

auf, eine Erhöhung der nationalen Be-

völkerung

Union

hinsichtlich

dukt.

schäftigung zu erreichen. Ihren Höhe-

Gegenstand sind neben der —> Libera-

punkt erreichte die so bezeichnete Po-

lisierung des Güterhandels insbeson-

litik

dere Liberalisierungen im Bereich von

1929-1933. Bis heute steht der Begriff

Investitionsbedingungen

in der —> Weltwirtschaftskrise

Dienst-

des Neomerkantilismus in der tagespo-

leistungen (—> Dienstleistungstranfer)

litischen Diskussion f ü r eine beschäfti-

sowie die Schaffung von Streitbeile-

gungsorientierte

gungsmechanismen.

litik.

Die

und

Ausgestal-

tung in diesen Bereichen wurde w e -

251

Außenwirtschaftspo-

Neomerkantilismus

In der Zwischenkriegszeit bestanden

Ausgaben der Haushalte im Ausland

die wichtigsten neomerkantilistischen

finanziert. Infolgedessen ist zu erwar-

M a ß n a h m e n aus

ten, daß das inländische Zinsniveau

- Wechselkursabwertungen

nicht oder weniger steigt als bei einem

(—» Ab-

wertung), um Exportgüter gemessen

kreditfinanzierten

in ausländischer Währung zu ver-

gramm b z w . das verfügbare Einkom-

billigen und Importgüter gemessen

men der inländischen Haushalte nicht

in inländischer Währung zu verteu-

gesenkt wird wie bei der Steuerfinan-

ern;

zierung

- Lohnsenkungen,

um

die

Beschäftigungspro-

gramms. Diese Überlegungen

inländi-

schen Produktionskosten zu

eines

Investitionspro-

ließen

sich mit der in diesem Zeitraum ent-

drük-

stehenden Beschäftigungstheorie von

ken;

Keynes (1936) stützen.

- —» Exportsubventionen und —»

Die Steigerung von —> Exporten oder

Zölle und Mengenkontingente (—»

die Verminderung von —> Importen ei-

Kontingentierung).

nes Landes ist nur möglich,

- Importbeschränkungen

durch

wenn

D e m —» Merkantilismus des 17. Jahr-

mindestens ein anderes Land weniger

hunderts und dem Neomerkantilismus

exportiert bzw. mehr importiert. D a s

des 20. Jahrhunderts gemeinsam ist

ist aus saldenmechanischen

das Ziel einer

zwingend:

überschüssigen

Lei-

die

Gründen

Weltzahlungsbilanz

stungsbilanz (—» Zahlungsbilanz), also

weist immer einen Saldo (eine Verän-

wertmäßig mehr Güter und Dienstlei-

derung der Nettoforderungen aus dem

stungen zu exportieren als zu importie-

—> Außenhandel) von 0 auf. Wegen

ren. Sie unterscheidet, daß der Neo-

dieses

merkantilismus fast ausschließlich be-

menhangs hat Joan Robinson (1947)

schäftigungspolitische Ziele damit ver-

die neomerkantilistischen Maßnahmen

folgt, d.h. die Hersteller von Export-

als —» 'Beggar-my-neighbour-Heilmit-

und Importsubstitutionsgütern

tel für Arbeitslosigkeit' bezeichnet.

förder-

saldenmechanischen

Zusam-

te, u m damit der Massenarbeitslosig-

In einer allgemeinen Beschäftigungs-

keit zu begegnen.

krise möchte kein Land die spiegelbildlich anfallenden Defizite aufwei-

Von einem solchen außenwirtschaftlichen

Beschäftigungsprogramm

sen, die den Überschüssen der erfolg-

ver-

reich

sprach man sich im Vergleich zu einem

inländischen

InvestitionsproDenn

agierenden

entsprechen.

Wenn

freilich alle Regierungen den Versuch

gramm eine größere Wirkung auf die Einkommensbildung.

merkantilistisch

Währungsräume

unternehmen, die nationale Beschäfti-

ersteres

gung durch Erzielen einer überschüs-

wird gewissermaßen vom Ausland fi-

sigen Leistungsbilanz (—» Zahlungsbi-

nanziert, genauer: es wird in H ö h e der

lanz) zu steigern, so muß dies zu ei-

überschüssigen Leistungsbilanz durch

252

Neomerkantilismus

nem

des

Union, eine neue Spielart des Neo-

Welthandelsvolumens führen. In der

kumulativen

Schrumpfen

merkantilismus auf. Sie wird auch als

wirtschaftshistorischen Literatur wird

—» 'strategische Handelspolitik'

deshalb vermutet, daß der Neomerkan-

'Neuer Interventionismus' bezeichnet.

oder

tilismus die —> Weltwirtschaftskrise

Seinen Ursprung hat dieser Neomer-

befördert oder zumindest ihre Uber-

kantilismus

windung behindert hat.

chen Auseinandersetzung über den Er-

Aufgrund dieser Erfahrungen betrieb

klärungsgehalt der traditionellen (neo-

v.a. die US-amerikanische Regierung

klassischen) —> Außenhandelstheorie.

nach dem 2. Weltkrieg die Kodifizie-

Im Zuge dieser

rung von Freihandelsregeln, wie das

wurden Modelle entwickelt, die die

Prinzip der

Protektion gerade jener großen Indu-

Meistbegünstigung (die

vorteilhaftesten

in einer

wissenschaftli-

Auseinandersetzung

Handelsbedingungen,

striebranchen begründen konnten, die

die ein Land einem anderen einräumt,

aus traditioneller ökonomischer Sicht

muß

das

unter zuwenig W e t t b e w e r b litten: die

Prinzip der Multilateralität (Verbot des

Auto-, Flugzeug oder Pharmaindustrie,

es allen

Ergreifens

einräumen)

einseitiger

und

Maßnahmen).

die national und international eine er-

Von diesen Regeln zur Verhinderung

hebliche

des Neomerkantilismus gab es jedoch

aufweisen. Sie waren auch diejenigen

Unternehmenskonzentration

gewichtige Ausnahmen, etwa die Er-

Branchen, in denen US-amerikanische

laubnis zu Bildung von —> Freihan-

Unternehmen einst eine marktbeherr-

delszonen

(Verletzung der

Meistbe-

günstigung) oder zur Erhebung

schende Stellung einnahmen und seit

dis-

den 70er Jahren z u n e h m e n d von der

kriminierender —> Zölle bei fundamen-

ausländischen

talen Zahlungsbilanzproblemen

wurden.

stoß

gegen

(Ver-

Konkurrenz

Die

bedrängt

interventionistischen

Nicht-Diskriminierung).

Aussagen der ' N e u e n Außenhandels-

Damit kam man der Kritik entgegen,

theorie' fielen daher in der politischen

die in erster Linie von

Diskussion der U S A auf fruchtbaren

Regierungen

sich nachholend entwickelnder Länder

Boden.

geübt wurde. Denn wie schon Fried-

Strategische

rich List gegen die englische Klassik (Smith, Ricardo) einwandte, kann man sowohl Freihandel wie

ternehmen

Protektionis-

versucht

mit Marktmacht

erzielen

können, zugunsten der nationalen In-

mus als (neo-) merkantilistische Op-

dustrien

tionen sehen,- der Freihandel ist eben die Option wettbewerbsstarker

Handelspolitik

jene Renten, die weltweit tätige Un-

umzulenken.

Eine

solche

Rentenumlenkung ist aus nationaler,

Han-

Verbraucher-

delsnationen.

wie

Produzentensicht,

dann vorteilhaft, wenn die höhere Pro-

In den 80er Jahren trat zuerst in den

duktion eines inländischen

USA, dann in der

herrschenden Unternehmens

Europäischen

253

marktbe-

Neomerkantilismus

- die Ausnutzung steigender Skalenerträge (Kostendegression, so daß größere Stückzahlen billiger hergestellt werden können) erlaubt,

Niedergangs

- die Produktvielfalt steigert und die Haushalte eine Präferenz für differenzierte Produkte (verschiedene Käsesorten, Automarken etc.) haben,

es seien die 'unfairen Handelsprakti-

- die Wahrnehmung von Externalitäten (z.B. Lemeffekte, die unentgeltlich mit der Produktion anfallen) ermöglicht.

handel selbst eine (neo-) merkantilisti-

Neu ist an diesem Neomerkantilismus, daß er eine industriepolitisch ansetzende Außenwirtschaftspolitik darstellt und damit insbesondere auch auf die Qualität der Beschäftigung abzielt. Ihn kennzeichnet, daß er unter der Parole —> 'fairer Handel' auf die Öffnung ausländischer Märkte drängt und den Akzent deutlich weniger auf die Abschirmung des inländischen Marktes setzt. Den Forderungen Nachdruck verliehen wird durch die einseitige Androhung von Vergeltungsmaßnahmen (für 'unfaire Handelspraktiken'),so etwa die 'Super 301'-Bestimmung in der Handelsgesetzgebung der USA. Das wirkt als glaubwürdige Drohung offenkundig nur bei einem Industrieland mit hochentwickeltem Binnenmarkt. Der neue und der alte Neomerkantilismus stehen also für die außenwirtschaftliche Praxis von —» Industriestaaten.

position vorteilhaft erscheint.

eines

einstigen

Wirt-

schaftsriesen, der USA,

interpretiert

(sog. 'diminished giant

syndrome').

Damit wird dem Argument begegnet, k e n ' der anderen, die eine strategische Handelspolitik rechtfertigten. Zugleich wird damit jedoch - unfreiwillig - die List'sche These bestätigt, daß Freische Option ist. Sie wird nur so lange zur Maxime erhoben, wie dies angesichts einer überlegenen

Weltmarkt-

Literatur: Bhagwati, Jagdish (1994): Free Trade: Old and New Challenges, in: Economic Journal Bd. 104, S.231-246. Guerrieri, Paolo/ P i e r C . Padoan (1986): Neomercantilism and international economic stability, in: International Organization Bd. 40, S.29-42. Keynes, John Maynard (1936): The General Theory of Employment, Interest, and Money, London & Basingstoke: Macmillan. Krugman, Paul R. (1987): Is Free Trade Passé?, in: Economic Perspectives Bd.l, S.131-144. Robinson, Joan (1947): Beggar-myNeighbour Remedies for Unemployment, in: dies.: Essays in the Theory of Employment, Oxford: Basil Blackwell, S. 156-170. Waltraud

Von den wirtschaftsliberalen Kritikern dieses Neuen Interventionismus wird seine Popularität als Anzeichen des

254

Schelkle

Neue Außenhandelstheorie

Neue Außenhandelstheorie

stand und schließlich in ein Gebiet mit

Je nach inhaltlicher Abgrenzung hat

viel ungelernter Arbeit verlagert. In-

sich seit den achtziger Jahren bzw.

zwischen werden im ersten Land neue Produkte

der als Antwort auf die Kritik an der

diese

herrschenden —> Theorie des interna-

komparativer Vorteile innerhalb eines

tionalen Handels Aussagen enthält, die

Unternehmens

zur Neuen Außenhandelstheorie

Entwicklung

ge-

entwickelt.

kann

schon früher ein Bereich entwickelt,

Oftmals

Inanspruchnahme

wechselnder was

zur

—> multinationaler

geschehen,

Un-

zählt werden. Bei entsprechend weiter

ternehmen beiträgt.

Interpretation kann man hierzu zählen:

Zu b) Der größte Teil des Handels ent-

a) die Theorie des Produktzyklus (—»

fällt nicht auf den Tausch zwischen industriellen

Produktlebenszyklus-Konzept)

Produkten (bzw.

Autos

b) die Entwicklung der Aussagen vom

versus Hifi-Geräten) gegenüber land-

intraindustriellen Handel gegenüber

wirtschaftlichen Gütern, was man als

der herrschenden These des inter-

—> inter-industriellen

industriellen Handels.

net, der am ehesten durch die klassischen

c) Die Betonung der Rolle des Hu-

Hände!

bezeich-

Angebotshypothesen

erklärt

Neofaktorpro-

werden kann. Vielmehr exportiert ein

d) die Bedeutung der Endogenisierung

che; der Handel vollzieht sich inner-

mankapitals

in der

Land z.B. Autos und importiert wel-

portionentheorie\

halb des gleichen Sektors; man spricht

des technischen Fortschritts; e) die

Diskussion

dann vom —> intraindustriellen

monopolistischer

Han-

del. Die Abgrenzung ist nicht immer

und oligopolistischer Strategien;

eindeutig, sondern hängt u.a. vom Ag-

f) die Rolle steigender Skalenerträge

gregationsgrad ab (betrachtet man nur

und g) die Einbeziehung der Unsicherheit.

das 'Gut Sozialprodukt', so ist jeder

Zu a) Die aus dem —» Theorem der

Handel

bei

völliger

komparativen Kosten bzw. aus dem

Disaggregation ist eben ein

Renault

intraindustriell;

Faktorproportionentheorem (—» Heck-

ein anderes Produkt als ein Golf, der

scher-Ohlin-Theorem) ableitbaren Han-

Handel ist inter-industriell). A u ß e r d e m

delsrichtungen sind nicht konstant, da

handelt es sich nicht um

sich

intraindu-

Faktorpro-

striellen Handel, wenn ein Land im

duktivitäten und Nachfragebedingun-

Winter die gleichen Güter importiert,

Faktorausstattungen,

gen im Zeitablauf ändern. Die Theorie

die es

des Produktzyklus geht davon aus, d a ß

wenn

ein Produkt zunächst in einem Land

Staates die Güter in die nördlichen

mit hoher Technologie erforscht wird;

Nachbarländer exportiert werden, die

anschließend wird die Produktion in

die Südregion von seinen

ein Land mit hohem

Nachbarn bezieht. Beim 'echten' intra-

Sachkapitalbe-

255

im aus

S o m m e r exportiert den

Nordregionen

oder eines

südlichen

Neue Außenhandelstheorie

industriellen

Handel

heterogenisiert

o f t m a l s der Anbieter (z.B.

a u c h in der N e u e n W a c h s t u m s t h e o r i e

Autoher-

e i n e große Rolle spielt.

steller) das Produkt, w a s s o m i t v o m

Zu e) Internationale W i r t s c h a f t s b e z i e -

N a c h f r a g e r als v e r s c h i e d e n v o n ähnli-

hungen

c h e n Gütern e m p f u n d e n w i r d . D a s be-

W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n innerhalb ei-

r u h t auf (monopolistischer)

n e s L a n d e s allein a n h a n d des M o d e l l s

Produkt-

können

ebensowenig

wie

differenzierung.

der vollständigen K o n k u r r e n z

Zu c) Schon bei d e r D i s k u s s i o n d e s

tiert werden; m o n o p o l i s t i s c h e u n d oli-

Leontief-Paradoxons

gopolistische Strategien spielen

(—>

Heckscher-

diskueine

O h l i n - T h e o r e m ) w u r d e betont, daß die

z u n e h m e n d e Rolle. Sie erlauben U n -

im F a k t o r p r o p o r t i o n e n t h e o r e m übliche

t e r n e h m e n u.a. die M a r k t d i v e r s i f i z i e -

B e s c h r ä n k u n g auf z w e i in sich homo-

rung.

g e n e P r o d u k t i o n s f a k t o r e n der Realität

Z u f) Von h e r a u s r a g e n d e r B e d e u t u n g

widerspricht. Neben der E i n b e z i e h u n g

in d e r Neuen A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e ist

z.B. von R o h s t o f f v o r k o m m e n wurde

die Betonung von S k a l a r e f f e k t e n . A u f -

insbesondere

g r u n d sinkender S t ü c k k o s t e n

schen

betont, d a ß

verschiedenen

man

zwi-

lohnen

Qualifikationen

sich für U n t e r n e h m e n m ö g l i c h s t g r o ß e

d e r Arbeit unterscheiden m ü s s e . Be-

Marktgebiete, und sie v e r s u c h e n , auch

s o n d e r s in h o c h e n t w i c k e l t e n

Volks-

mittels staatlicher F ö r d e r u n g (—> stra-

w i r t s c h a f t e n spielt d a s in die Ausbil-

tegische

d u n g investierte Kapital (inkl. der Zeit:

Einsatz oligopolistischer

Handelspolitik)

wie

durch

und

mono-

learning by doing) eine g r o ß e Rolle, so

polistischer Strategien

d a ß d a s Humankapital

biet zu vergrößern. W i e in der tradi-

als eigenstän-

diger Faktor zu b e r ü c k s i c h t i g e n m a n spricht dann v o m

ihr

sei;

tionellen A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e spielen

Neofaktorpro-

natürlich auch hier U n t e r s c h i e d e in d e r

portionentheorem,

w o n a c h ein

trotz r e i c h l i c h e m

Sachkapitalbestand

Land

Faktorausstattung u n d in den Faktorproduktivitäten

eine

wichtige

Rolle.

international

völlig

kapitalintensive Güter importiert und

Aber

G ü t e r mit h o h e r H u m a n k a p i t a l i n t e n s i -

übereinstimmenden

tät exportiert.

Nachfragebedingungen

Zu

d)

Technischer

Absatzge-

Fortschritt

selbst bei

Handelsbeziehungen

fällt

Angebots-

und

lohnen

sich

aufgrund

der

nicht v o m H i m m e l , sondern ist das Er-

A u s n u t z u n g der M a r k t g r ö ß e . E i n e s d e r

gebnis von F o r s c h u n g e n , in d e n e n Hu-

beiden beteiligten L ä n d e r

m a n k a p i t a l u n d auch Sachkapital eine

wird sich wie im T h e o r e m der k o m p a -

w i c h t i g e Rolle spielen. D a s führt zur

rativen Kosten vollständig spezialisier-

zumindest

E n d o g e n i s i e r u n g des t e c h n i s c h e n Fort-

ten. A n d e r s als dort, j e d o c h

schritts, die nicht n u r in der Neuen

w i e im F a k t o r p r o p o r t i o n e n t h e o r e m , er-

A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e sondern

zielt auch das sich unvollständig spe-

ebenso

zialisierende Land G e w i n n e .

wie die Betonung d e s H u m a n k a p i t a l s

256

ebenso

Neue Weltwirtschaftsordnung

Zu g) Unsicherheiten machen (wie aus der Theorie der Portfoliodiversifizierung bekannt) Produkt- wie Handelsdiversifizierungen lohnend. Selbst bei übereinstimmenden Erwartungswerten binnen- und außenwirtschaftlicher Strategien lohnen sich Handelsbeziehungen bei unterschiedlichen Varianzen beider. Die Unsicherheit wird zur eigenständigen Handcisursache. Wie im Falle von Skalenerträgen kann jedoch auch hier nicht immer gesagt werden, welches Land welche Güter exportiert.

Krugman, P.R. (1990), Rethinking International Trade, MIT-Press (Cambridge/US.). Hans-Joachim Heinemann Neue Weltwirtschaftsordnung Angestrebtes System von Gesetzen und vertraglichen Regelungen zur Gestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, welches Strategien zur Beseitigung der Mängel des bestehenden Ordnungsrahmens implementieren soll. Es handelt sich im wesentlichen um Forderungen der —» Entwicklungsländer, welche seit Anfang der 70er Jahre insbesondere über die Vereinten Nationen bzw. die —» UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) eingebracht wurden. Dabei konzentrieren sich die Forderungen der Dritte-WeltStaaten vor allem auf die —> Stabilisierung der realen Rohstofferlöse, die Beschleunigung der Industrialisierung durch Investitionen, erhöhte Entwicklungshilfe und beschleunigten Technologietransfer sowie auf eine Neuordnung ihrer Auslandsschulden. Von Seiten der —> Industriestaaten werden zunehmend Antworten auf die sich permanent verschärfende Umweltproblematik gefordert. Trotz allgemeiner Einsicht in die Dringlichkeit vieler Probleme, weist die Weiterentwicklung der bestehenden Wirtschaftsordnung nur geringe Dynamik auf. Die Ursachen hierfür liegen vor allem in zunehmenden binnenwirtschaftlichen

Die Neue Außenhandelstheorie ist weniger neu bezüglich der von ihr diskutierten einzelnen Elemente, sondern wegen der Gesamtschau aller. Sie bildet allerdings auch die Basis einer als problematisch einzuschätzenden Neuorientierung der Außenwirtschaftspolitik mit starken protektionistischen Elementen (strategische Handelspolitik). Literatur: Broil, U./ Gilroy, B.M. (1994), Außenwirtschaftstheorie: Einführung und neuere Ansätze, 2.Aufl., Oldenbourg (München/Wien) Greenaway, D./ Winters L.A., Hrsg. (1994), Surveys in International Trade, Blackwell (Oxford + Cambridge/US). Helpman, E J Krugman P.R. (1985), Market Structure and Foreign Trade, Wheatsheap Books (Brighton usw.) Helpman, E./ Krugman, P.R. (1989), Trade Policy and Market Structure, ΜΓΓ-Press (Cambridge/US.)

257

NIC

P r o b l e m e n d e r Industrienationen u n d

z.B. d u r c h die Diskriminierung

in der neu h i n z u g e k o m m e n e n H e r a u s -

F e r t i g w a r e n im Vergleich zu R o h - u n d

f o r d e r u n g d e s A u f b a u s d e r osteuropäi-

H a l b f e r t i g p r o d u k t e n (—> Effektivzoll),

schen V o l k s w i r t s c h a f t e n .

d u r c h —» S t a n d a r d s und Subventionen.

NIC

von

Nicht-Regierungs-Organisation

A b k . f ü r n e w l y industrializing country

H ä u f i g auch als N G O

—> S c h w e l l e n l ä n d e r

mental-Organization) bezeichnet.

(Non-Govem-

Historisch g e s e h e n geht der N G O - B e -

Nichtdiskriminierungsprinzip

griff auf die U N - C h a r t a (Art.71) zurück und bezog sich ursprünglich nur

G r u n d s a t z in der Außenhandelspolitik, d a ß j e d e —> D i s k r i m i n i e r u n g gleichar-

auf

tiger G ü t e r

ihrer H e r k u n f t z u

nen. Inzwischen w e r d e n sowohl

Or-

Nichtdiskriminie-

ganisationen, d i e auf nationaler

als

nach

v e r m e i d e n ist. D a s

international

tätige

Organisatio-

r u n g s p r i n z i p soll gleiche W e t t b e w e r b -

a u c h Organisationen, die auf interna-

schancen

tionaler E b e n e arbeiten, d a m i t u m f a ß t .

für ausländische

Anbieter,

aber nicht u n b e d i n g t gleichen Markt-

Es existiert keine eindeutige Definiti-

z u g a n g in allen Ländern garantieren,

on. Dies zeigt sich u.a. in weiteren

aber

B e z e i c h n u n g e n , die f ü r derartige Or-

strenggenommen

wendet

Nichtdiskriminierungsprinzip jede

Form

Neben

des

dem

sich

ganisationen

gegen

Abbau

von

verwendet

werden

und

d a b e i b e s t i m m t e M e r k m a l e herausstel-

—> Protektionismus.

len (z.B. Non-Profit-Organization, Pri-

Handelsbe-

s c h r ä n k u n g e n u n d —> Reziprozität ist

vate-Organization-Sector,

das

ei-

luntary Organization, Private Foreign

in d e r

Aid, Altruistic Organization). Es las-

Nichtdiskriminierungsprinzip

nes d e r drei Grundprinzipien

Private-Vo-

P r ä a m b e l d e s —> G A T T . E s wird durch

sen sich einige konstitutive

die —> M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l u n d

chen

die s o g . I n l ä n d e r b e h a n d l u n g ('national

NichtStaatlichkeit,

t r e a t m e n t ' , d . h . G e b o t der Gleichbe-

Steuerungsmechanismus

nennen: formale

Solidarität

als

(kooperatives

h a n d l u n g importierter und inländischer

Verhalten)

G ü t e r g l e i c h e r Art in allen nationalen

Gesellschaft.

V o r s c h r i f t e n a u ß e r Zollgesetzen) kon-

keit und direkte gesellschaftliche In-

kretisiert. A u s n a h m e n v o m Nichtdis-

teressenkoordinierung und -Vertretung

kriminierungsprinzip

e r h ö h e n d i e A u s s c h ö p f u n g d e s gesell-

gelten

f ü r —»

zynischen

Kennzei-

Organisation,

Organisation

Staatliche

und

Unabhängig-

F r e i h a n d e l s z o n e n und —» Präferenzen

schaftlichen

f ü r —> I m p o r t e aus —> Entwicklungs-

als, u m politische, soziale u n d kultu-

ländern.

relle Probleme a d ä q u a t e r und e f f i z i e n t

Das

Nichtdiskriminierungs-

Selbststeuerungspotenti-

prinzip wird d u r c h i m m e r n e u e Spiel-

zu lösen. Eine

arten d e s P r o t e k t i o n i s m u s ausgehöhlt,

ganisation ist d a m i t als Akteurin auf

258

Nicht-Regierungs-Or-

Nicht-tarifáre Handelshemmnisse

Nicht-tarifäre Handelshemmnisse

einer gesellschaftlichen Mesoebene zu verstehen, die jenseits von Staat und Markt —> Kollektivgüter produziert. In Bezug auf die Mitgliederanzahl, die Organisationsstruktur, die Zielsetzungen und die Arbeitsweise der NichtRegierungs-Organisation lassen sich keine spezifischen Gemeinsamkeiten aufzeigen. Dies zeigt sich auch am Spektrum der Organisationen - vom Internationalen Roten Kreuz bis hin zu kleinen Frauenkooperativen in —> Entwicklungsländern. Probleme ergeben sich u.a. bei der Finanzierung der Nicht-RegierungsOrganisation, z.T. bei der Arbeitsweise (Ehrenamtlichkeit/ Unprofessionalität) und bei der Einbindung in mittelu. langfristige politische Konzepte. Die überwiegende Anzahl von NichtRegierungs-Organisation ist zur Zeit in den Arbeitsbereichen Entwicklung, Umwelt, Menschenrechte tätig. Daß die Nicht-Regierungs-Organisation zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist u.a. an ihrer wachsenden Präsenz bei den letzten UN-Weltkonferenzen ( Rio de Janeiro 1992, Wien 1993, Kairo 1994, Kopenhagen 1995, Peking 1995) als auch an der intensiven Diskussion über eine größere, gezielte Beteiligung an politischen Prozessen auf nationaler und internationaler Ebene, zu sehen. Innerhalb der Entwicklungspolitik haben die Nicht-Regierungs-Organisation im letzten Jahrzehnt eine derartige Beachtung gefunden, daß hier ein eigenständiger wissenschaftlicher Diskurs entstanden ist.

Nicht-tarifare Handelshemmnisse sind Instrumente zur Handelsbeschränkung, die nicht in den Zolltarifen (—> Zölle) abgelesen werden können, wie etwa Freiwillige Selbstbeschränkungsabkommen (VERs), Marktabsprachen (OMAs), Subventionen, restriktive Anwendung der —» AntidumpingPolitik, Einfuhrkontrollen und -kontingente (—> Kontingentierung), nationale Normen, Prüf- und Testzertifizierung, Verfahren bei der öffentlichen Auftragsvergabe und ähnliches mehr. —> Protektion in Form nicht-tarifärer Handelshemmnisse ist schwer nachweisbar und quantifizierbar. Mit zunehmendem Abbau der Zolltarife wird Protektion vermehrt mit Hilfe nichttarifärer Handelshemmnisse durchgeführt. Verhandlungen über den Abbau dieser Instrumente gestalten sich aufgrund der Vielfältigkeit und Komplexität der Maßnahmen schwierig. Mit dem Abschluß der —> Tokio-Runde des GATT werden Rahmenbedingungen für eine —> Liberalisierung im Bereich der nicht-tarifären Handelshemmnisse geschaffen. Weitere Fortschritte bei dem Abbau nicht-tarifarer Handelshemmnisse werden bei den Verhandlungen der —> UruguayRunde des GATT erzielt. Nomineller Anker —> Ankerwährung; —»Leitwährung N-te Währung —»Leitwährung

259

o

treten ist. In der Regel einmal jährlich

OAS

tagt der Rat auf Ministerebene; Ent-

Abk. f ü r die Organisation amerikani-

scheidungen werden im Konsensprin-

scher Staaten (Organization of Ameri-

zip getroffen. Durch Stimmenthaltung

can States)

kann

ein

Mitgliedsland

Anwendbarkeit

OAU

einer

zudem

die

Entscheidung

oder Empfehlung auf sich selbst aus-

Abk. f ü r die Organisation der afrikani-

schließen, ohne die kooperative Hand-

schen Einheit (Organization of African

lungsfähigkeit der anderen Mitgliedsländer einzuschränken (—> Kooperati-

Unity)

on, internationale).

OECD

Dieses

Abstimmungsprinzip

bedingt

Die Organisation

für wirtschaftliche

eine im wesentlichen informelle Ar-

Zusammenarbeit

und

beitsweise. Die O E C D gibt hauptsäch-

Entwicklung

lich Empfehlungen ab, die f ü r die Mit-

( O E C D ) ging am 30.9.1961 aus der O E E C hervor. In der Organisation, die

gliedsstaaten nicht bindend sind. Den-

20 Gründungsmitglieder hatte, waren

noch kann durch den kontinuierlichen

1995 vierundzwanzig —» Industriestaa-

Konsultationsprozeß eine

ten z u s a m m e n g e s c h l o s s e n , um durch

rung

gegenseitige Konsultationen eine bes-

werden.

sere A b s t i m m u n g zwischen den wirt-

Die O E C D unterstützt die wirtschafts-

schaftspolitischen

politische

Maßnahmen

der

der

Koordinie-

Wirtschaftspolitik

Diplomatie

erreicht

ihrer

Mit-

Mitgliedsländer zu erreichen (—> Ko-

gliedsländer hauptsächlich durch die

ordinierung). Ziel der Organisation ist

Arbeit der Fachausschüsse, des

eine optimale Wirtschaftsentwicklung

kutivausschusses,

des

Exe-

Wirtschaftspoli-

und ein steigender Lebensstandard in

tischen Ausschusses,

den Mitgliedsländern sowie eine Aus-

fiir —> Kapitalverkehr

weitung des Welthandels.

Transaktionen

Der Sitz der Organisation ist Paris. Lei-

fiir —> Finanzmärkte.

tendes Organ der O E C D ist der Rat, in

terhält zudem kontinuierlichen

dem j e d e s Mitgliedsland durch den

takt zu anderen internationalen Orga-

Leiter der Ständigen

nisationen, wie der —> Europäischen

Delegation

ver-

260

des und

und des

Ausschusses unsichtbare Ausschusses

Die O E C D unKon-

OECD

Gemeinschaft beziehungsweise der —> Europäischen Union, der —» Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und dem —> Internationalen Währungsfonds. Sie unterstützt den Entscheidungsprozeß der —> Weltwirtschaftsgipfel informell.

gesamtwirtschaftlichen Ressourcenverteilung einschließlich der Entwicklung der öffentlichen Haushalte der Mitgliedsländer. Im Ausschuß für Kapitalverkehr und unsichtbare Transaktionen wird die Einhaltung der Verpflichtungen überwacht, auf die sich die Mitgliedsstaaten 1951 im 'Kodex der —» Liberalisierung des —> Handels und der unsichtbaren Transaktionen' (—> Dienstleistungstransfer) sowie im 1959 ausgehandelten 'Kodex der Liberalisierung des Kapitalverkehrs' geeinigt hatten. Diese Kodizes sind ohne maßgebliche Änderungen von der OEEC übernommen worden. Die Bedeutung ist gegenwärtig allerdings nur mehr gering, da sie durch weiterreichende und umfassender gültige Regelungen des —» GATT ersetzt wurden. Der Ausschuß fiir Finanzmärkte wurde 1969 eingerichtet. Sein Ziel ist es, Maßnahmen zu empfehlen, die diese Märkte durch den Abbau auf Marktzugangsbeschränkungen und der Barrieren der internationalen —» Kapitalbewegungen effizienter machen. Zu diesem Zweck beobachtet er die Entwicklung und Funktion sowohl der nationalen Geld- und Kapitalmärkte als auch der internationalen Finanzmärkte und analysiert die Auswirkungen der Währungs- und Finanzpolitik seiner Mitgliedsländer in dieser Hinsicht. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt der Verbindung zwischen nationalen Kapitalmärkten und internationalen Kapitalbewegungen. Seit Anfang der acht-

Veranlaßt von den finanzpolitischen und konjunkturellen Problemen der ersten Ölkrise gründeten die Mitgliedsstaaten der OECD mit der Ausnahme Frankreichs innerhalb ihres institutionellen Rahmens die —> Internationale Energie Agentur (IEA). Im Wirtschaftspolitischen Ausschuß wird jährlich die Wirtschaftslage im OECD-Raum erörtert. Der Ausschuß ist seinerseits in verschiedene Arbeitsgruppen unterteilt. In der auch als währungspolitischer Ausschuß bezeichnete Arbeitsgruppe 3 wird die Entwicklung der —> Zahlungsbilanzen von den währungspolitisch wichtigsten Industriestaaten in einem zweimonatigen Abstand diskutiert. Damit sollen unerwartete Entwicklungen verhindert und gegebenenfalls frühzeitige währungs- und wirtschaftspolitische Maßnahmen ermöglicht werden. Nach dem Zusammenbruch des BrettonWoods-Systems (—> Bretton-WoodsAbkommen) ist noch im Dezember 1971 in dieser Arbeitsgruppe das —> Smithsonian Agreement ausgehandelt worden. Die 1980 aus den beiden konjunkturpolitischen Arbeitsgruppen entstandene Arbeitsgruppe 1 befaßt sich mit anti-inflationären Maßnahmen, der Angebotspolitik sowie der

261

OEEC

ziger Jahre hat sich die O E C D be-

päischen

m ü h t , ihre Mitgliedsländer zur weitge-

Güter-

h e n d e n Liberalisierung ihrer Finanz-

z u r Förderung von —» F r e i h a n d e l s z o -

m ä r k t e zu b e w e g e n .

n e n und —> Zollunionen z w i s c h e n den

und und

des

transatlantischen

Dienstleistungsverkehrs,

von

Mitgliedsstaaten, zu einer k o n v e r t i b l e n

Publikationen heraus. Z u n e n n e n sind

G e s t a l t u n g ihrer W ä h r u n g e n (—> K o n -

Die O E C D etwa

die

gibt eine

regelmäßig

Vielzahl

vertibilität) u n d zur Erleichterung d e s

erscheinenden

„ O E C D Financial Statistics", die „Fi-

europäischen Zusammenlebens

nancial

eine Aufhebung des

Markets Trends"

durch

Visumzwanges.

sowie

die

A n a l y s e n der W i r t s c h a f t s p o l i t i k

und

1950 w u r d e im R a h m e n der O E E C die

der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g der

Europäische Zahlungsunion gegründet und

Mitgliedsländer.

1955

wurde

Währungsabkommen Thomas

Pliimper

das

Europäische abgeschlossen.

D i e angestrebte G r ü n d u n g einer e u r o päischen F r e i h a n d e l s z o n e z w i s c h e n al-

OEEC Die

Organisation

len Mitgliedsstaaten scheiterte in den für

f ü n f z i g e r Jahren.

Europäische

Wirtschaftszusammenarbeit

(OEEC)

1961 w u r d e die O E E C zugunsten der

w u r d e am 16.4.1948 von 16 europäi-

O E C D aufgelöst.

schen Staaten u n d den O b e r b e f e h l s h a bern der drei westlichen

Offenheit

Besatzungs-

z o n e n in Deutschland gegründet, u m

O f f e n h e i t ist eine M e ß g r ö ß e für den

den E i n s a t z der a m e r i k a n i s c h e n Wirt-

G r a d der internationaler V e r f l e c h t u n g

s c h a f t s - und Finanzhilfe f ü r den W i e -

einer V o l k s w i r t s c h a f t . G e m e s s e n wird

d e r a u f b a u Europa (—> Marshall-Plan)

d a s Verhältnis von Exporten plus I m -

zu koordinieren. G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r

porten z u m n o m i n e l l e n —> Bruttosozi-

w a r e n Belgien, D ä n e m a r k , Frankreich,

alprodukt eines Staates. Insofern er-

G r i e c h e n l a n d , G r o ß b r i t a n n i e n , Irland,

laubt die G r ö ß e eine gute

Island, Italien, L u x e m b u r g , N o r w e g e n ,

z u n g der Weltmarktintegration einzel-

die N i e d e r l a n d e , O s t e r r e i c h , Portugal,

n e r Staaten (—> Integration).

Einschät-

S c h w e d e n , die S c h w e i z u n d die Tür-

Die O f f e n h e i t der V o l k s w i r t s c h a f t e n

kei. D i e B u n d e s r e p u b l i k

u n d die E n t w i c k l u n g der W e l t m a r k t i n -

wurde

3 1 . 1 9 . 1 9 4 9 anstelle d e r drei

am

westli-

tegration ist sehr unterschiedlich. All-

chen B e s a t z u n g s z o n e n Mitglied. Die

g e m e i n , wenngleich mit b e d e u t e n d e n

U S A und K a n a d a waren seit 1950 le-

(und forschungsrelevanten) A u s n a h m e n ,

diglich assoziierte Mitglieder. Sitz d e r

kann

Organisation war Paris.

T r e n d zu z u n e h m e n d e r O f f e n h e i t fest-

Die Mitglieder verpflichteten sich auf

gestellt w e r d e n . D i e s verweist auf die

eine —> Liberalisierung d e s innereuro-

262

in

der

Nachkriegsperiode

ein

Offenheit

zunehmende —> Globalisierung und —>

messen

Internationalisierung.

der Sachverhalt, daß Japans Integrati-

am

Offenheit-Indikator

und

Dieser Trend wird verursacht von der

on in den —> Weltmarkt in den achtzi-

zunehmenden

ger Jahren

Spezialisierung

der

deutlich

zurückging.

In

Staaten, dem Bedeutungszuwachs des

Deutschland läßt sich dagegen eine,

—> inter-industriellen Handels und vor

vor allem auf die europäische Integra-

allem den bilateralen, regionalen und

tion (—» Europäische Gemeinschaft; —»

globalen

Freihandelsabkommen.

Europäische Union) zurückzuführende

Letztere führen beispielsweise zu einer

zunehmende Offenheit feststellen - bei

sehr parallel

Stagnation auf hohem Niveau während

—>

verlaufenden

Entwick-

lung d e s Offenheit-Indikators in allen

der achtziger Jahre.

Mitgliedsstaaten der —» Europäischen

sind die generell festzustellenden Un-

Gemeinschaft.

terschiede zwischen südostasiatischen

Die Offenheit ausgewählter USA Japan Deutschland Brasilien China Malaysia UdSSR Australien

Staaten

Bemerkenswert

1950-1990

1950

1955

1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

8,35 18,18 18,68 15,71

9,03 20,30 29,03 13,24

9,41

9,49 19,65 35,61 13.32 7.24 77,54 5,73 31.26

11,35 20,33 40,41 14,48 5,00 79,87 5,67 28.90

16,36 25,55 46,46 19,04 9,88 86,76 10,24 28.78

21,10 28.29 53,34 20,36 20,17 112,56 15,20 33.92

18.01 25,54 61,25 19,34 19,44 104,69 18,28 35,28

21,50 20,92 58,03 12.66 25,42 154.20

81,94 50,80

33,48

21,09 35,25 11,82 8,96 88,24 5,18 31.49

34.43

Quelle: Penn World Tables Vers. 5.6, eigene Berechnung

In der Regel haben sehr große Volks-

und lateinamerikanischen Ländern, die

wirtschaften einen niedrigeren

sich in der Tabelle ober im Unter-

der Offenheit als kleine

Grad

schied zwischen

Volkswirt-

Brasilien und

Ma-

schaften. Auffallig sind jedoch vor al-

laysia widerspiegeln.

lem auch die Unterschiede zwischen

Konsequenz der Offenheit sind eine stär-

den lateinamerikanischen Staaten und

kere Abhängigkeit von beziehungsweise

vergleichbaren südostasiatischen Staa-

ein größeres Interesse an stabilen —>

ten, die in der gesamten Nachkriegs-

Wechselkursen und einer liberalen —>

phase einen wesentlich höheren Grad

Weltwirtschaftsordnung.

an Offenheit hatten und insofern weit-

politisch betrachtet zeichnen sich of-

aus stärker in den —> Weltmarkt inte-

fenere Staaten durch eine größere Dy-

griert waren.

namik aus.

Auffällig ist vor allem auch die geringe Weltmarktintegration

Entwicklungs-

Thomas

Japans, ge-

263

Plumper

OfTshoremarkt

Offshoremarkt

tax' in den Vereinigten Staaten, wonach der Durchschnitt aller in den

—> Finanzmärkte, internationale

USA verkauften Automobile eines

Ökoprotektionismus

Herstellers einen bestimmten Ver-

N e b e n dem Ziel, die Qualität der U m -

brauchswert

welt zu verbessern, können Umwelt-

darf. D a gerade europäische Her-

nicht

überschreiten

m a ß n a h m e n auch aus strategischen Er-

steller vorwiegend Wagen der Ober-

wägungen ergriffen werden, um bei-

klasse in die Vereinigten

Staaten

spielsweise die Wettbewerbssituation

liefern, sind sie von der 'gas-guzzler

heimischer Produzenten zu Lasten aus-

tax' betroffen, während amerikani-

ländischer Konkurrenten zu beeinflus-

sche Hersteller durch eine breite

sen. Durch die zunehmende Achtung

Angebotspalette

von Handelsbeschränkungen in Frei-

Norm erfüllen können.

handelsabkommen

sind

protektionistische

Maßnahmen

die

geforderte

- Ein zweiter Aspekt betrifft

traditionelle

dumping

(—»

Öko-

(—> Dumping). Hier wer-

weniger

den Prozeßstandards bewußt niedrig

durchsetzbar. In diese Lücke stoßen

gewählt. Somit wird die Wettbe-

die neuen Formen des —> Protektio-

werbssituation inländischer Produ-

nismus, wie sogenannte freiwillige E x -

zenten

portselbstbeschränkungen

(—» Selbst-

schen Konkurrenten gestärkt. E s ist

beschränkungsbakommen), sowie So-

allerdings strittig, o b Okodumping

zial- und Umweltstandards (—» Stan-

wirklich ein relevantes

dards). Zwei Phänomene, die eng mit

ist. Die Relevanz von Okodumping

Fragen der —> strategischen Handels-

besteht darin, daß Niedrig-Standard-

politik verknüpft sind, können bei der

Ländem Okodumping

Wahl von Umweltstandards eine Rolle

werden könnte, um neue protektio-

spielen:

nistische M a ß n a h m e n zu rechtferti-

Protektion) politisch immer

- V o n Ökoprotektionismus de, wenn ein

gegenüber

ihren

ausländi-

Phänomen

vorgeworfen

gen.

ist die Re-

Umweltproduktstan-

OPEC

dard so gewählt wird, daß er zu einer Erschwerung des Marktzutritts

Kurzbezeichnung für die Organisation

ausländischer

führt.

erdölexportierender Staaten mit Sitz in

Entscheidend ist, daß die Maßnah-

Wien, in der sich 13 ölexportierenden

m e in erster Linie zum Schutz inlän-

—» Entwicklungsländer

discher Anbieter und weniger aus

zusammengeschlossen haben. Das ur-

Produzenten

kartellgleich

Umweltschutzzielen verhängt wird.

sprüngliche Ziel der 1960 gegründeten

Ein Beispiel, bei d e m ökoprotek-

O P E C bestand in der Durchsetzung fi-

tionistische

nanzieller Interessen

werden,

Absichten

betrifft

die

vermutet 'gaz-guzzler

gegenüber

den

großen O l k o n z e m e n . Aus Anlaß des

264

Opportunitätskosten

Nahostkrieges verhängte die OPEC 1973

schwinden, so daß es meist in beiden

ein zeitweiliges Ölembargo (—» Han-

Ländern nur zur unvollständigen Spe-

delsembargo), das zu einer Erhöhung

zialisierung kommt.

des Rohölpreises um 500% und damit

Optimalzoll

zur ersten Ölkrise führte. Gegenwärtig versucht die OPEC mit wechselndem

Die Theorie des Optimalzolls

Erfolg eine Politik der Prcisstabilisie-

mentiert, daß es einem Land möglich

argu-

rung durch Angebotskontingentierung

ist, durch eine von —) Zöllen hervorge-

(—» Kontingentierung).

rufene

Veränderung

der

relativen

Weltmarktpreise eine Erhöhung

Opportunitätskosten

nationalen Wohlfahrt zu Lasten

Bei knappen Aktoren muß auf einen Teil der Produktion eines Guts verzichtet werden, wenn die Erzeugung eines zweiten Gutes um eine Einheit ausgedehnt werden soll. Diese nicht in Geldeinheiten und indirekt in Faktoreinheiten bemessene aufzugebende Menge des ersten Gutes bezeichnet man als die Opportunitätskosten des zweiten Gutes. Je nach Produktionsbedingungen sind die Opportunitätskosten unabhängig von der Produktionsstruktur konstant oder sie fallen bzw. steigen mit wachsender Produktion. Im internationalen —» Handel bedeutet dies folgendes: in den ersten beiden Fällen besteht grundsätzlich eine Tendenz zur vollständigen Spezialisierung, wenn die Opportunitätskosten unter dem Weltmarktpreis eines Gutes liegen. Ob es im Zwei-Länder Fall in beiden Ländern oder nur in einem zur vollständigen Spezialisierung kommt, hängt von den Nachfragebedingungen ab. Bei steigenden Opportunitätskosten wird mit zunehmender Spezialisierung der Kostenvorteil gegenüber dem Weltmarktpreis ver-

Handelspartner

durchzusetzen.

der der Eine

Optimalzollpolitik ist ein nur f ü r große Länder mögliches Instrument der —> strategischen Handelspolitik. Osteuropabank 1991 als European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) gegründete —» regionale Entwicklungsbank (Sitz in London) mit dem Ziel der Unterstützung der osteuropäischen Reformstaaten bei der Transformation der planwirtschaftlichen in marktwirtschaftliche Systeme. Die Osteuropabank soll bei der Privatisierung von Staatsunternehmen helfen, die Privatwirtschaft fördern und westliche Investitionen in den betreffenden Ländern forcieren. Dabei sollen Unterstützungsleistungen nur an solche Länder geleistet werden, die den Demokratisierungsprozeß konsequent verfolgen (politisches Mandat). Outsourcing, internationales Internationales Outcourcing ist aus der Sicht

der

Wirtschaftssubjekte

die

Übertragung von Sach- und Dienstlei-

265

Overshooting der Wechselkurse

stungen aus dem Stammland auf eine Wirtschaftseinheit, die ihren Standort in einer anderen Volkswirtschaft hat. Hierdurch sollen Synergieeffekte für die inländische unternehmerische (Teil-) Leistungsbereitstellung, -erstellung und -Verwertung erzielt werden. Internationales Outsourcing läßt sich durch Ausgliederung und/oder Auslagerung realisieren. Dabei umfaßt internationales Outsourcing potentiell die gesamte Wertschöpfungskette und schließt (fast) alle unternehmerischen Hierarchieebenen und Bereiche ein. Die Kontraktion des Begriffes Outsourcing (outside - resource - using) ist zwar neu, nicht aber die grundsätzliche Fragestellung (Make-or-Buy). Neu ist beim (nationalen und) internationalen Outsourcing der Umfang, der sich auf den gesamten Wertschöpfungsprozeß beziehen kann.

Nach Dornbusch liegt die Ursache für diese unterschiedliche Reaktion in unterschiedlichen Anpassungsgeschwindigkeiten auf den Güter- und Finanzmärkten. Die Preise und Mengen auf den Gütermärkten reagieren auf Störungen erst mit zeitlicher Verzögerung; Finanzmärkte hingegen passen sich schnell an und befinden sich kontinuierlich im Gleichgewicht. Wird z.B. die Geldmenge ausgeweitet, ergibt sich folgender Anpassungsprozeß: Bei gegebenen Preisen und gegebenem Output sinkt kurzfristig der Nominalzins unter das ausländische Zinsniveau. Dadurch kommt es zu Kapitalexport, verbunden mit einer —» Abwertung der inländischen Währung. Diese Abwertung ist zur Aufrechterhaltung der ungedeckten Zinsparität notwendig und schießt kurzfristig über das langfristig gleichgewichtige Niveau hinaus. Die inländische Zinssenkung und die Abwertung der inländischen Währung führen zu einer inländischen Uberschußnachfrage am Gütermarkt, die Preisniveausteigerungen auslöst. In dem Maße, wie das Preisniveau ansteigt, entwickelt sich das Uberschießen des Wechselkurses bis zum langfristigen Gleichgewicht zurück.

Overshooting der Wechselkurse In Systemen flexibler —> Wechselkurse kommt es zu stark ausgeprägten Schwankungen der Kurse (—> Volatilität). Mit dem Overshooting der Wechselkurse bezeichnet man das Phänomen, daß bei monetären Störungen die kurzfristige Reaktion des Wechselkurses stärker ausfällt als die langfristige.

266

Ρ

Währungssystem von Bretton Woods

Parität

(—> Bretton-Woods-Abkommen).

Als Parität bezeichnet man eine festgesetzte

Austauschrelation

Paritätengitter

zwischen

zwei Währungen. Die —» Wechselkur-

Darstellungsform der Gesamtheit der

se verhalten sich dabei relativ stabil

bilateralen —> Wechselkurse im —» Eu-

zueinander, das heißt, sie schwanken

ropäischen Währungssystem, welches

ausschließlich innerhalb enger Gren-

die Wiedergabe der Preisnotierung ei-

zen um die festgelegte Parität. Ist die

ner Währung in allen anderen europäi-

Parität der Wechselkurse

schen Währungen ermöglicht.

bzw. ihre

Schwankungsfreiheit innerhalb der —>

Peso-Problem

Bandbreiten durch erhebliche —> Zahlungsbilanzungleichgewichte

bzw.

Als Peso-Problem bezeichnet man ei-

Geld- oder währungspolitische

Dis-

ne Situation, in der Devisenmarktteil-

funktionen nicht mehr zu halten, müs-

nehmer

sen die Zentralnotenbanken innerhalb

mentalfaktoren

der engen Bandbreiten intervenierend

aber doch nicht eintreten. Die Erwar-

am Devisenmarkt (—> Finanzmärkte,

tungen der Marktteilnehmer

internationale)

(—» Devi-

aber ihre W ä h r u n g s k ä u f e und -Ver-

senmarktintervention), u m die Kurse

käufe beeinflussen mit der Folge, daß

wieder zu stabilisieren. Gelingt dies

sich Kassakurse ergeben, die mit den

eingreifen

Veränderungen erwarten,

der die

Fundadann können

nicht und ist die, zwischen den Wäh-

Fundamentalfaktoren nicht kompatibel

rungen einmal festgelegte Parität aus

zu sein scheinen.

oben genannten Gründen obsolet, wird

Petrodollar

die Parität in Form von —> Auf- oder —» Abwertungen der Währungen neu

Die Ölkrisen der achtziger Jahre führ-

determiniert (—» Realignment). Typi-

ten

sches Beispiel für die Funktionsweise eines

paritätischen

Währungssystem

Staaten

ist das im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges

geschaffene

zu

einem

großen

Zahlungsbi-

lanzüberschuß der erdölexportierenden OPEC). Diese Devisen-

einnahmen wurden als Petrodollar be-

internationale

zeichnet. Den internationalen —» Finanzmärkten gelang eine nahezu rei-

267

Plaza-Abkommen

Portfolioinvestitionen

bungslose R ü c k f ü h r u n g d e r Devisen in den

internationalen

Finanzkreislauf

Im R a h m e n privater internationaler —>

(—» Recycling).

Kapitalbewegungen investitionen

Plaza-Abkommen

den

stellen

Portfolio-

Erwerb

ausländi-

scher W e r t p a p i e r e (Aktien oder Anlei-

V o n den G - 5 Staaten a m 2 2 . Septem-

hen) dar. Im G e g e n s a t z zu eher lang-

ber 1985 auf d e m —> W e l t w i r t s c h a f t s -

fristig ausgerichteten

gipfel im N e w Y o r k e r Plaza-Hotel ge-

stitionen, bei d e n e n ein b e s o n d e r s in-

t r o f f e n e U b e r e i n k u n f t , d e n Dollar ge-

tensives

g e n ü b e r d e m j a p a n i s c h e n Y e n und d e n

ment in F o r m von Kontroll- und Ent-

europäischen Währungen

unternehmerisches

scheidungsbefugnis

abzuwerten

—> DirektinveEngage-

unterstellt

wird,

(—» A b w e r t u n g ) . Der D o l l a r hatte sei-

handelt e s sich bei Portfolioinvestitio-

nen W e r t z w i s c h e n J a n u a r 1981 u n d

nen um meist kurzfristige F i n a n z a n l a -

F e b r u a r 1985 von 1,71 D M auf 3,47

gen liquider Mittel, die u n t e r A b w ä -

m e h r als verdoppelt. D a mit der libera-

g u n g von Rendite- u n d R i s i k o p e r z e p -

len Wirtschaftspolitik z u n e h m e n d u n d

tion getätigt w e r d e n . Sie unterliegen in

auch für die W i r t s c h a f t s p o l i t i k e r d e r

der Regel einer deutlich h ö h e r e n Zins-

Reagan-Administration e r k e n n b a r u n -

und Wechselkursreagibilität

erwünschte

ländische Direktinvestitionen u n d re-

Nebeneffekte

wie

eine

als

aus-

stockende K o n j u n k t u r u n d vor allem

präsentieren d a h e r eine b e s o n d e r s vo-

das Zwillingsdefizit v o n H a u s h a l t u n d

latile F o r m von

Handelsbilanz

Finanzströmen,

die

(—> A u ß e n h a n d e l ; —»

starke u n d plötzlich a u f t r e t e n d e Zu-

Zahlungsbilanz) v e r b u n d e n war, ver-

und A b f l ü s s e zur Folge h a b e n k ö n n e n .

einbarten die G - 5 eine a u f koordinierte

So

Interventionen b a s i e r e n d e Politik d e s

Ebene im Fall von

W e c h s e l k u r s m a n a g m e n t s (—» Koordi-

Instabilitäten, d i e sich b s p w . im An-

nation). Ziel w a r es

zunächst,

drohen

auf

makroökonomischer Kapitalzuflüssen

stieg des V e r b r a u c h s , steigender

den

In-

Dollar um 10-12% a b z u w e r t e n , w e n n -

flation u n d einer A u f w e r t u n g des rea-

gleich dieses Ziel n i c h t veröffentlicht

len —> W e c h s e l k u r s e s des E m p f ä n g e r -

wurde.

landes manifestieren; ihnen wird häufig durch neutralisierende M a ß n a h m e n

Dies Politik der a b g e s t i m m t e n —» Interventionen

(—»

auf geld- und fiskalpolitischer E b e n e

Devisenmarktinter-

zu begegnen versucht. Mit B e g i n n der

vention) wurde d u r c h e b e n f a l l s multilateral

abgestimmte

nationale

schaftspolitische M a ß n a h m e n tet.

Das

Abkommen

sehr

erfolgreiche

wurde

anderthalb

90er J a h r e h a b e n

wirt-

Portfolioinvestitio-

nen besondere B e d e u t u n g b e i m T r a n s -

beglei-

fer von Finanzierungsmittel in —> Ent-

Plaza-

wicklungsländer

Jahre

erlangt.

Hauptemp-

fänger waren ostasiatische und latein-

später vom —> L o u v r e - A b k o m m e n ab-

amerikanische L ä n d e r , die internatio-

gelöst.

268

Präferenzen

nal

über-

W i r k u n g von P r ä f e r e n z e n im L a u f e

durchschnittlich h o h e Renditen sowie

operierenden

Investoren

der Zeit d u r c h a l l g e m e i n e Z o l l s e n k u n g

die M ö g l i c h k e i t

s c h w ä c h e r g e w o r d e n (sog. Präferenz-

zur

geographischen

Diversifikation boten. D u r c h die A n fang 1995 e i n s e t z e n d e n

Turbulenzen

an den neuen W e r t p a p i e r m ä r k t e n (sog.

Erosion).

Prebisch-Singer-These

' e m e r g i n g m a r k e t s ' ) ist j e d o c h die h o -

V o n Raul P r e b i s c h u n d H a n s Singer

he Volatilität u n d d a s d a m i t v e r b u n d e -

aufgestellte T h e s e , d e r z u f o l g e die sä-

ne F i n a n z r i s i k o von

kulare

Portfolioinvesti-

der

—»

—> Industriestaaten eine primäre Ursa-

Präferenzen 1.

Verschlechterung

T e r m s - o f - T r a d e im —> H a n d e l mit den

tionen erneut bestätigt w o r d e n .

che

Vorlieben

im

Konsum

der

Unterentwicklung

der

—>

privater

E n t w i c k l u n g s l ä n d e r darstellt. Prebisch

N a c h f r a g e r , i n s b e s o n d e r e bei Produkt-

und Singer verwiesen auf die unter-

differenzierung.

schiedliche Preisentwicklung für R o h -

2. B e v o r z u g u n g eines H a n d e l s p a r t n e r s

stoffe und agrarische E r z e u g n i s s e und

im —> A u ß e n h a n d e l , meistens in F o r m

für industrielle P r o d u k t e .

von

reduzierten

Importzöllen

P r ä f e r e n z e n , —» Zölle) multilateraler

im

(Zoll-

Preisstabilisierung

Rahmen

Handelsverträge.

Als

Begriff für die

Maßnahmen

z u r —>

A u s n a h m e von der —> M e i s t b e g ü n s t i -

Stabilisierung d e r Exportpreise ausge-

gungsklausel d e s —> G A T T sind Präfe-

suchter Güter. E i n e Politik der Preis-

renzen

nur g e g e n ü b e r

lungsländern

zulässig

Kennedy-Runde).

—> E n t w i c k (seit

Beispiele:

r e n z s y s t e m d e s britischen wealth von

der

stabilisierung

—»

Präfe-

erfolgte

vornehmlich

durch die Einrichtung

von —» Aus-

gleichslagem.

Common-

Preiszusammenhang, internationaler

1919, —» L o m é - A b k o m -

men, seit 1971 A l l g e m e i n e P r ä f e r e n z -

Der

s y s t e m e der E G u n d der U S A

auf

h a n g beschreibt die Ü b e r t r a g u n g von

Empfehlung

—> U N C T A D ;

Preiszusammen-

die

Preisniveauänderungen zwischen V o l k s -

haben

je-

wirtschaften. Ein —» Inflationsimport

doch nur geringe A u s w i r k u n g e n

ge-

meisten

der

internationale

Präferenzsysteme

('importierte I n f l a t i o n ' ) kann über fol-

habt, da der M a r k t z u g a n g f ü r viele

gende Transmissionswege erfolgen:

Produkte

Φ Liquiditätsmechanismus'.

aus

Entwicklungsländern

Eine Preis-

weiterhin d u r c h m e n g e n m ä ß i g e H a n -

steigerung im A u s l a n d führt bei ei-

d e l s b e s c h r ä n k u n g e n (z.B. A g r a r m a r k -

ner 'normalen'

tordnung

—> M u l t i f a s e r a b -

V e r b e s s e r u n g der inländischen Lei-

k o m m e n ; —> nicht-tarifäre Protektion)

stungsbilanz (vgl. R o b i n s o n - u n d —>

beschränkt

der

EG,

war.

Außerdem

ist

die

Reaktion

c.p.

Marshall-Lemer-Bedingung)

269

zur

und

Preiszusammenhang, internationaler

somit auch der —> Zahlungsbilanz. Im System fester —> Wechselkurse steigen die inländischen —» Währungsreserven. Diese Geldmengensteigerung bewirkt gemäß der Quantitätstheorie des Geldes einen Inflationsimpuls.

indirekte Kostenmechanismus eine Verstärkung anderer Inflationsimpulse. Es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. © Direkter Preismechanismus: Die Preissteigerung im Ausland bedeutet eine Verbesserung der Wettbewerbssituation der exportierenden oder importkonkurrierenden inländischen Anbieter. Die verbesserte Wettbewerbslage wird über höhere Preisforderungen zur Verbesserung der Ertragslage genutzt. Die Transmissionswege des internationalen Preiszusammenhang sind für den Fall des Steigens des ausländischen Preisniveaus in einem Festkurssystem veranschaulicht.

Φ Direkter Nachfrage- bzw. Einkommensmechanismus: Die Leistungsbilanzverbesserung (—> Zahlungsbilanz) bewirkt eine Erhöhung des inländischen Volkseinkommens. Dies führt zur Steigerung der Nachfrage und damit zu einer DemandPull-Inflation. Q Direkter Kostenmechanismus: Die Preissteigerung im Ausland verteuert die Importpreise für Vorleistungsgüter und Endprodukte. Der direkte Kostenmechanismus wirkt insbesondere im System fester Wechselkurse; bei flexiblen Wechselkursen wirkt der direkte Kostenmechanismus, soweit die ausländische Preissteigerung nicht völlig durch Wechselkursänderungen kompensiert wird. © Indirekter Kostenmechanismus: Die Preissteigerung im Ausland bringt eine bessere Absatzsituation für die inländischen Produzenten mit sich. Die Verhandlungsposition der Faktoranbieter verbessert sich; die Löhne und Zinsen steigen. Sofem schon andere Preisübertragungsmechanismen zu einem Inflationsimplus führen, folgen zur Sicherung der Realentlohnung höhere nominelle Faktorentlohnungen. Somit bewirkt der

B' AD, Aggregierte Nachfrage Einkommen Y

270

Preiszusammenhang, internationaler

Der Liquiditäts- (©: LMQ—>LM') und der Einkommensmechanismus (©: ISQ—>IS') führen zu einer Steigerung der aggregierten Nachfrage (Nachfrageinflation: ADQ—>ADJ). Die beiden Kostenmechanismen ( ® , © ) sowie der Preismechanismus (©) erhöhen die Angebotspreise (Anbieterinflation: ASQ—>AS Ι ). Im Inland steigt nun auch im Zuge des internationalen Preiszusammenhang das Preisniveau. Als Folge werden der primäre Liquiditätsund Nachfrageimpuls kompensiert (LM' bzw. IS' wieder nach links). Je nachdem, wie stark der Kosten- und der Preismechanismus wirken, kommt es zu einer unterproportionalen (ASj mit Punkt C'), zu einer proportionalen (AS] mit Punkt A") oder sogar zu einer überproportionalen internationalen Preisübertragung (AS] mit Punkt D'). Die einzelnen Ubertragungsmechanismen sind insbesondere dann wirksam, wenn ein möglichst freier Güter- und Kapitalverkehr sowie Währungskonvertibilität (—> Konvertibilität) zwischen den Ländern vorliegt. Ein internationaler Preiszusammenhang besteht insbesondere im System fester Wechselkurse. Bei flexiblen Wechselkursen tritt zum einen der Liquiditätseffekt nicht auf - hier muß die —> Zentralbank nicht zur Kursstützung auf dem Devisenmarkt intervenieren (—> Devisenmarktintervention) und die Devisenbilanz (—» Zahlungsbilanz) bleibt ausgeglichen - zum anderen wird dem Einkommens-, Kosten- und Preismechanismus durch Änderungen des

nominellen Wechselkurses entgegengewirkt. Bei flexiblen Wechselkursen ist es allerdings möglich, daß es aufgrund der Inflation im Ausland zu einer Änderung der Kapitalverkehrsbilanz (—> Zahlungsbilanz) kommt. So könnte sich im Ausland inflationsbedingt die reale Geldmenge reduzieren, was dort zu einer Zinserhöhung führt. Dies könnte Kapitalexporte des Inlands induzieren; die inländische Kapitalverkehrsbilanz (—» Zahlungsbilanz) würde sich verschlechtern. Andererseits ist auch eine inflationsbedingte Kapitalflucht aus dem Ausland in Richtung der stabilen Inlandswährung denkbar, hier würde sich die inländische Kapitalbilanz verbessern. Ändert sich die Kapitalverkehrsbilanz, so wird sich der Wechselkurs so einstellen, daß die Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) eine genau entgegengesetzte Veränderung aufweist. Im Fall einer Kapitalbilanzverschlechterung würde eine Leistungsbilanzverbesserung über den Einkommensmechanismus zu positiven Preisübertragungen führen. In diesem Fall würde die nominelle Aufwertung der Inlandswährung die ausländische Preisaussteigerung nicht vollständig gleichen. Es kommt trotzdem zur realen —> Abwertung der Inlandswährung, so daß auch die anderen Mechanismen greifen. Käme es allerdings zu einer Kapitalbilanzverbesserung, so würde es sogar zu einer realen —> Aufwertung kommen. In diesem

271

Preiszusammenhang, internationaler

Fall wäre die Preisübertragung sogar negativ. Internationaler Mechanismus

©

Preiszusammenhang Transmissionsweg

Festkurs

Flexibler Kurs

Devisenbilanz-

Liquiditätsmechanismus

saldo

Stichworte Quantitäts-

X

theorie

Nachfrage-

=> G e l d m e n -

(LM-Verschie-

inflation

geneffekte

bung)

®

Leistungs-

Einkommens-

bilanzsaldo

mechanismus

=> N a c h f r a g e -

-

d e m a n d pull X

(X) falls A K V B

effekte

inflation

(AD-Ver-

(IS-Verschie-

schiebung)

buns)

Φ Direkter

Importpreise,

Kosten-

Importstück-

mechanismus

X

(X) falls Ä W K „ ,

kosten

©

cost push In-

Anbieter-

flation

inflation

( w a g e push

Indirekter

Lohnkosten

X

Kosten-

(X)

inflation)

falls A W K r i

mechanismus

© Direkter Preis-

Wettbewerbs-

X

position

(X) falls AWK,„,

mechanismus

Festzuhalten

bleibt,

daß

flexible

Wechselkurse nicht unbedingt vor internationalen

Preiszusammenhängen

schützen; über die Richtung der Preisübertragung läßt sich allerdings keine allgemeingültige Aussage treffen. Literatur: Dieckheuer, Gustav (1995): Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3. Aufl., München. Rose, Klaus; Sauemheimer, Karlhans, (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Auflage, München. Gustav Dieckheuer,

Matthias

Göcke

272

p r o f i t push

(AS-Ver-

inflation

schiebung)

Produktlebenszyklus-Konzept

Produktlebenszyklus-Konzept

gemein verfügbar. Auch das Handels-

D a s Konzept des Produktlebenszyklus

gut an sich ist zu diesem Zeitpunkt

(product-life-cycle) wurde

allgemein verfügbar, sein Preis sinkt

1966 von

R a y m o n d Vernon entwickelt, um Un-

und der Markt wird hochkompetitiv.

stimmigkeiten zwischen dem —> Heck-

Für die —> Theorie des internationalen

scher-Ohlin-Theorem

Handels ergibt sich aus dieser An-

und

den

tat-

auszuräu-

nahme, daß ein Produkt zunächst in

men und zu erklären. Der eigentliche

dem wettbewerbsstärksten und techno-

Anstoßpunkt für die Entwicklung die-

logisch

ses Theorems war das Leontief-Para-

stellt wird. Wegen der oligopol istische

dox (—> Heckscher-Ohlin-Theorem).

hohen Preise wird das Produkt von

In dem

diesem Land zunächst überwiegend in

sächlichen Handelsströmen

Produktlebenszyklus-Konzept

entwickeltsten

herge-

gab Vernon die statischen Grundlagen

andere,

der orthodoxen neoklassischen Außen-

exportiert. In der zweiten Phase haben

handel stheorie (—» Theorie des Außen-

diese die Produktion des Gutes ge-

handels) auf. Das Konzept geht von

lernt. Der Markt wird wettbewerbsin-

der Prämisse aus, daß jedes Produkt

tensiver und die Preise sinken. Zwi-

einen

Lebenszyklus

mit

mittlere

Land

—> Industriestaaten

schen den Industriestaaten findet —>

mindestens

drei unterscheidbaren Phasen Innova-

Intra-Industrie-Handel

tionsphase,

und

Rest der Welt beginnt, das Gut zu im-

Ausreifungsphase

statt

und

der

durchläuft.

portieren. In der dritten Phase schließ-

Gelegentlich werden die Phasen auch

lich verliert das innovativste Land sei-

als Markteinführung, Wachstum, Rei-

ne Konkurrenzfähigkeit in der

f u n g , Sättigung und Degeneration aus-

duktion des ursprünglich von ihm ent-

differenziert.

wickelten Produktes. Es wird ein Net-

Standardisierungsphase

toimporteur dieser Ware, die nun über-

Kurz nach der Markteinführung einer Produktinnovation

wird das

wiegend in den —» Entwicklungslän-

Produkt

dern produziert wird.

nur von einigen wenigen hochspezia-

Es m u ß darauf verwiesen werden, daß

lisierten und innovativen Unternehmen

zu jedem Zeitpunkt sowohl innovative

angeboten werden können. Der Markt f ü r dieses

Produkt

ist

Pro-

als auch ausgereifte und standardisier-

dementspre-

te Produkte im Weltmarkt gehandelt

chend monopolistisch oder oligopoli-

werden. Der Produktlebenszyklus sagt

stisch. In der zweiten Phase ist das

dementsprechend nichts über die Han-

Produkt ausgereift. Es kann von relativ

delsbilanzen (—> Zahlungsbilanz) der

vielen Produzenten hergestellt werden,

Länder aus. Z w a r verlieren die tech-

seine Produktion ist allerdings unver-

nisch innovativsten Länder, die zu-

ändert kapitalintensiv. In der dritten

meist auch Hochlohnländer sind, im

Phase ist die Technologie, die zur Pro-

Laufe des Produktlebenzyklus an in-

duktion des Gutes benötigt wird, all-

273

Programmhilfe

ternationaler

zur F ö r d e r u n g einzelner Sektoren oder

Wettbewerbsfähigkeit,

d e m g e g e n ü b e r steht aber ihre Fähig-

R e g i o n e n , w ä h r e n d letztere

keit, fortgesetzt

gleichartige

Produktinnovationen

zu e n t w i c k e l n .

Maßnahmen

mehrere umfassen,

die aber sektorale, technische oder or-

E s fallt auf, d a ß im Unterschied z u m

ganisatorische Gemeinsamkeiten

Heckscher-Ohlin-Theorem

Zusammenhänge

nicht

die

und

aufweisen. D a s —>

relativen Preise der Produktionsfakto-

E n t w i c k l u n g s l a n d bestimmt im R a h -

ren f ü r die H a n d e l s s t r ö m e verantwort-

m e n der P r o g r a m m e den Mitteleinsatz

lich

im Detail selbst (—» Projekthilfe).

gemacht

werden,

sondern

zu-

n ä c h s t die V e r f ü g b a r k e i t von T e c h n o logie und später d e r absolute Wettbewerbsvorteil

in d e r Produktion

Projekthilfe

for-

I m G e g e n s a t z zur —» P r o g r a m m h i l f e

schungsintensiver Produkte.

ist die Projekthilfe im R a h m e n

Die Anwendung

des

E n t w i c k l u n g s h i l f e (—» Entwicklungs-

zyklus-Theorems

wird allgemein

Produktlebensals

politik) an

ein

bestimmtes,

der

konkret

f r u c h t b a r betrachtet. Die Thesen sind

v o r g e g e b e n e s Investitionsvorhaben ei-

b e i s p i e l s w e i s e in A n a l y s e n der Elek-

n e s —> E n t w i c k l u n g s l a n d e s g e b u n d e n .

tronik- und der P e t r o c h e m i s c h e n

E s ist umstritten, in welcher d e r beiden

In-

dustrie bestätigt w o r d e n .

F o r m e n Kapitalhife gegeben

werden

soll. Die kapitalgebenden L ä n d e r treLiteratur:

ten eher für eine Projekthilfe, die E m p -

R a y m o n d Vernon: International Invest-

f ä n g e r l ä n d e r f ü r eine A u s w e i t u n g der P r o g r a m m h i l f e ein.

ment and International Trade in the Product Cycle. Quarterly Journal

of

Protektion

Economics 8 0 , 1 9 6 6 , S. 190-207.

Protektion b e d e u t e t allgemein Schutz

Programmhilfe

und

Förderung.

Außenwirtschaftlich

A l s P r o g r a m m h i l f e w e r d e n im Bereich

w i r d darunter die A b s c h i r m u n g

der

heimischen

Entwicklungshilfe

(—» Entwick-

Produzenten

der

gegenüber

lungspolitik) von d e r V e r w e n d u n g s s e i -

a u s l ä n d i s c h e r K o n k u r r e n z verstanden.

te h e r F i n a n z h i l f e n bezeichnet, die d e r

Protektionistische M a ß n a h m e n w e r d e n

Finanzierung

e r g r i f f e n , u m heimische B e s c h ä f t i g u n g

umfassender

Entwick-

lungsprogramme

dienen.

dabei

integrierten

zwischen

Man

kann

zu

Sektor-

sichern,

um

eine

Selbstversor-

g u n g s b a s i s zu gewährleisten oder u m

b z w . R e g i o n a l p r o g r a m m e n und Paral-

bestimmte

l e l p r o g r a m m e n unterscheiden:

bauen,

erstere

die

Produktionszweige als

aufzu-

entwicklungsrelevant

u m f a s s e n zeitlich u n d räumlich auf-

angesehen werden

einander

funktional

sive Industrien, r o h s t o f f v e r a r b e i t e n d e s

Maßnahmen

Gewerbe). Maßnahmen zum Zwecke

voneinander

abgestimmte, abhängige

274

(technologieinten-

Protektionismus

der Protektion sind (i) —» Zölle auf —»

Importkonkurrenz oder ermöglichen

Importe oder S u b v e n t i o n e n f ü r —» E x -

die A u f n a h m e bisher nicht v o r h a n -

porte, (ii) M e n g e n b e s c h r ä n k u n g e n f ü r

d e n e r Produktionen u n d

Importe und Exporte, (iii) Kapitalver-

g e n so die E i n k o m m e n s b i l d u n g in

kehrskontrollen wie die B e s c h r ä n k u n g

den betreffenden Sektoren;

begünsti-

von —> Direktinvestitionen u n d (iv) —>

- auf die —» Z a h l u n g s b i l a n z : sie ver-

nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s s e (z.B.

teuern —> Importe für die inländi-

langwierige

Genehmigungsverfahren

für Importlizenzen, forderungen,

sche N a c h f r a g e und verbilligen —>

local-content-An-

Exporte für die a u s l ä n d i s c h e N a c h -

beschränkt

öffentliche

frage, w a s bei h i n r e i c h e n d

Ausschreibungsverfahren,

freiwillige

empfindlichem

—)

Exportbeschränkungsabkommen,

zu

willkürliche P r o d u k t s t a n d a r d s ) .

einer

preis-

Nachfrageverhalten

ausgeglicheneren

stungsbilanz

(—>

Lei-

Zahlungsbilanz)

führt;

Protektionismus

- auf die

Wettbewerbsbedingungen:

Protektionismus b e z e i c h n e t d a s B ü n -

sie schützen

del von M a ß n a h m e n zur w i r t s c h a f t s -

vor Weltmarktkonkurrenz

politischen

lauben

mung

Förderung

und

der h e i m i s c h e n

Abschir-

Industrie (—»

inländische

diesen

Monopolrenten,

die

Anbieter und

Erzielung

was

ervon

volkswirt-

Protektion). P r o t e k t i o n i s m u s steht d a -

schaftlich e r w ü n s c h t sein k a n n , so-

mit im G e g e n s a t z z u m

fern diese besteuert u n d umverteilt

theoretischen

Grenzfall des —> Freihandels. Folgen-

werden k ö n n e n ;

d e W i r k u n g e n verspricht man sich von

- auf die langfristige W e t t b e w e r b s f ä -

protektionistischen M a ß n a h m e n :

higkeit: sie e r m ö g l i c h e n

- auf den K o n s u m : sie verteuern cet.

zesse, den E r w e r b von K n o w - h o w

par. ausländische P r o d u k t e und ver-

in Produktionen, die a n d e r n f a l l s we-

schieben die h e i m i s c h e N a c h f r a g e

gen der W e l t m a r k t k o n k u r r e n z nicht

zugunsten d e s inländischen

aufgenommen würden.

Ange-

bots von Importsubstituten;

All

- auf die Produktion: sie g e b e n Investitionsanreize in d e n

Lernpro-

diese

Wirkungen

treten

erfah-

r u n g s g e m ä ß nicht so ein, wie es w o h l -

geschützten

m e i n e n d e Wirtschaftspolitik b e a b s i c h -

Sektoren und m a c h e n die Diversifi-

tigt. D a s liegt h ä u f i g daran, d a ß die

zierung, also die E r w e i t e r u n g

der

gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen

nicht

nicht berücksichtigt w e r d e n . D a s läßt

Angebotspalette konkurrenzfähig

um

bisher

herzustellende

sich z.B. an d e r beabsichtigten

Güter, profitabel;

kung auf die Z a h l u n g s b i l a n z

So erlaubte etwa d a s —> G A T T

- auf die B e s c h ä f t i g u n g : sie schützen

Wir-

zeigen. im

arbeitsintensive P r o d u k t i o n e n (Tex-

Falle von Zahlungsbilanzproblemen aus-

tilindustrie, L a n d w i r t s c h a f t ) vor d e r

nahmsweise protektionistische M a ß n a h -

275

Protektionismus

m e n . D o c h ist die W i r k u n g bei dieser

verkehrskontrollen; 4. —> nicht-tarifare

Z i e l s e t z u n g w e g e n der d a m i t verbun-

Handelshemmnisse.

denen Einkommenseffekte nicht eindeu-

Nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s s e

tig: Z u m einen sinkt die K a u f k r a f t d e r

ben in den letzten Jahren stark z u g e -

ha-

i n l ä n d i s c h e n E i n k o m m e n infolge d e r

n o m m e n , n a c h d e m in G A T T - R u n d e n

V e r t e u e r u n g ausländischer G ü t e r b z w .

eine erhebliche S e n k u n g d e r tarifaren

der V e r s c h i e b u n g der N a c h f r a g e z u -

H a n d e l s h e m m n i s s e (Zölle u n d

gunsten

genbeschränkungen)

teurerer

inländischer

Güter.

erreicht

Menwurde.

zugunsten

Die nicht-tarifären H a n d e l s h e m m n i s s e

einer a u s g e g l i c h e n e n Leistungsbilanz.

sind ein S a m m e l b e g r i f f f ü r so unter-

Z u m anderen kann sich aber das in-

schiedliche B e s c h r ä n k u n g e n wie V e r -

ländische

erhöhen,

trieb ausschließlich über d e n inländi-

Einkom-

schen

D a s wirkt w i e e r w ü n s c h t

wenn

Realeinkommen

die

Steigerung

mensbildung

der

in den v o m

Einzelhandel,

freiwillige

Selbstbeschränkungsabkommen

Protektio-

Exporteure

und

—> aus-

n i s m u s begünstigten Sektoren gelingt.

ländischer

D a s w i r k t tendenziell z u g u n s t e n eines

nierende

diskrimi-

noch h ö h e r e n Defizits ( N a c h f r a g e s o g ) .

s a m m e n h a n g mit der F o r d e r u n g n a c h

Produktstandards.

Zu-

Per s a l d o ist die W i r k u n g u n b e s t i m m t .

Einhaltung

U n t e r s c h i e d e n werden k a n n zwischen

Umweltstandards,

globalem

g e n ü b e r P r o d u z e n t e n aus d e r Dritten

und

selektivem

Protektio-

bestimmter

Im

Arbeits-

und

insbesondere

ge-

n i s m u s . Globaler Protektionismus ver-

W e l t , wird h e u t e h ä u f i g von

s c h a f f t der h e i m i s c h e n Industrie durch

'roten' bzw. 'grünen' Protektionismus

einem

—» U n t e r b e w e r t u n g der W ä h r u n g einen

g e s p r o c h e n (—> Ö k o p r o t e k t i o n i s m u s ) .

allgemeinen Wettbewerbsvorteil. D a s

D a s deutet darauf hin, d a ß es e i n e

wird d u r c h

Grauzone

eine

stabilitätsorientierte

G e l d - und E i n k o m m e n s p o l i t i k

gibt, in der nicht

leicht zu unterscheiden

sowie

immer

ist zwischen

die V e r h i n d e r u n g einer —> A u f w e r t u n g

sinnvollen A u f l a g e n z u m Schutz der

(Devisenbestandspolitik,

G e s u n d h e i t etc. einerseits u n d diskri-

Kapitalim-

p o r t b e s c h r ä n k u n g e n ) erreicht. Selekti-

minierenden

ver P r o t e k t i o n i s m u s fördert

der A u s l a n d s k o n k u r r e n z andererseits.

einzelne

E i n g r i f f e n zur

Abwehr

inländische P r o d u k t i o n e n u n d ist übli-

P r o t e k t i o n i s m u s ist aus nationaler Sicht

c h e r w e i s e g e m e i n t , w e n n von Protek-

fast i m m e r vorteilhaft, sofern alle an-

t i o n i s m u s d i e R e d e ist. Die

deren L ä n d e r —> Freihandel praktizie-

selektiv

a n s e t z e n d e n M a ß n a h m e n lassen sich

ren b z w . ihre Zölle nicht

in e i n e der vier f o l g e n d e n Kategorien

D o c h g e h e n diese Vorteile eines Lan-

e i n o r d n e n : 1. Importzölle oder Export-

des zu Lasten aller übrigen, sofern die

s u b v e n t i o n e n ; 2. M e n g e n b e s c h r ä n k u n -

Bedingungen vollkommenen

gen (—» Kontingentierung); 3. Kapital-

werbs

(insbesondere

verändern.

keine

WettbeMarkt-

m a c h t einzelner N a c h f r a g e r oder A n -

276

Protektionismus

bietcr, keine Externalitäten) zutreffen.

zu m ü s s e n . D e n n wenn sie a u s g e ü b t

P r o t e k t i o n i s m u s wird deshalb auch o f t

w e r d e n m u ß , droht die Eskalation in

als

einen H a n d e l s k r i e g , in d e m sich alle

—>

'Beggar-thy-neighbour'-Politik

bezeichnet,

wobei

die

altertümliche

schlechter stellen.

F o r m u l i e r u n g auf den Ursprung dieser

A u s d e n Ü b e r l e g u n g e n zur Instabilität

Maßnahmen

- und gleichzeitigen W ü n s c h b a r k e i t -

im

—>

Merkantilismus

hindeutet.

des F r e i h a n d e l s wird auf die N o t w e n -

A u s dieser Situation ergibt sich, d a ß

digkeit

Freihandel

n i s m e n , internationale

theoretisch

kein

stabiler

politisch-rechtlicher

Mecha-

Vertragswerke

Z u s t a n d ist. J e d e einzelne Regierung

wie d a s G A T T oder die —» W e l t h a n -

hat einen A n r e i z , Protektionismus zu

delsorganisation,

betreiben, sofern andere Regierungen

Freihandel

durchsetzen.

sich

drohe

passiv

oder statisch

verhalten.

ein

geschlossen,

um

Andernfalls

Gefangenendilemma

(—»

D a r a u s w u r d e z u m Teil der Schluß ge-

K o o p e r a t i o n , internationale), in

dem

zogen, es b e d ü r f e eines stabilen —»

sich j e d e s L a n d protektionistisch ver-

H e g e m o n s zur D u r c h s e t z u n g von Frei-

hält, o b w o h l dies in der S u m m e für

handel b z w . Zeiten eines s c h w a c h e n

alle L ä n d e r Verluste bedeutet.

H e g e m o n s seien auch Zeiten, die von einer Z u n a h m e

des

Protektionismus

Literatur:

geprägt seien. Allerdings gilt in dieser

Kindleberger, Charles P. (1981): Domi-

Situation auch, daß die v o m Protek-

nance and Leadership in the Internatio-

tionismus

nal

eines

Landes

betroffenen

Economy.

Exploitation,

Public

R e g i e r u n g e n sich zur Vergeltung ver-

Goods, and Free Rides, in: International

anlaßt sehen, u m Schaden von

Studies Quarterly Bd. 25, S.245-254.

abzuwenden. von

Wenn

die

sich

Androhung

Vergeltungsmaßnahmen

Samuelson, Paul A. (1962): The Gains

glaub-

from International Trade Once Again,

würdig ist, k ö n n t e dies von vornherein

in: Economic Journal Bd. 72, S.820-

die

829.

Ergreifung

protektionistischer

M a ß n a h m e n verhindern. Das P r o b l e m Waltraud

verlagert sich somit auf die Frage, w i e diese

Androhung

glaubwürdig

ge-

m a c h t w e r d e n kann o h n e sie a u s ü b e n

277

Schelkle

Q Quotenauktionen werden Teile einer

Quoten

festgelegten Gesamtimportmenge

un-

1.) Anteile am Eigenkapital des —> In-

ter interessierten Exporteuren verstei-

ternationalen

gert. Diese erwerben dann das Recht,

Währungsfonds

(IWF).

Nach ihr bemessen sich die Einzah-

in einem bestimmten Zeitraum

lungsverpflichtung, die —> Ziehungs-

festgelegte, die ersteigerte, M e n g e an

rechte und das Stimmrecht der Mit-

Gütern in das Land einzuführen, wel-

gliedsstaaten. Bei der Festlegung der

ches die Quoten versteigert.

Quoten spielen vor allem volkswirt-

Die Versteigerung von Quoten verbin-

schaftliche Kennzahlen (—» Bruttoin-

det die ökonomische Wirkung von —»

landsprodukt,

Selbstbeschränkungsabkommen

—> Währungsreserven,

eine

mit

—> Außenhandel) eine Rolle; alle fünf

der fiskalischen Wirkung von —> Zöl-

Jahre

len. Da dem protektionierenden Staat

(zuletzt

1990;

voraussichtlich und

Einnahmen zufallen, ist die Auktionie-

die Quoten-Struktur überprüft und ge-

rung populär. Sie stellt f ü r oligopole

1996) wird die Quoten-Summe gebenenfalls geändert.

Märkte eine Alternative zu Zöllen dar

2.) Zugeteilter Anteil bei staatlicher —»

und ist bilateral ausgehandelten

Kontingentierung; Instrument der —>

tektionismen vorzuziehen. In atomisti-

Pro-

(Import-Quoten,

schen Märkten sind Quotenauktionen

Export-Quoten) oder der Angebotskar-

dagegen kein gangbarer W e g da die

Außenhandelspolitik

telle im Rahmen von Rohstoffabkom-

Auktionierung

men.

Transaktionskosten hervorruft.

Quotenauktionierung

selbst

relativ

hohe

Literatur:

—» Quoten stellen eine Form der —>

Bergsten, C. Fred et al. (1987): Auctio-

Protektion dar. Sie erlauben den —»

ning Quotas and United States Trade

Import von einer begrenzten Stückzahl

Policy, Institute for International Eco-

eines bestimmten Gutes.

nomics, Washington.

Durch die Auktionierung von Quoten läßt sich allerdings eine marktgerechtere Lösung des Protektionsproblems (—>

Protektionismus)

erreichen.

In

278

R

Rating

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe A m 25. Januar als Reaktion auf den

Beurteilung

Marshall-Plan gegründete Wirtschafts-

schaftssubjekten, etwa von

organisation der planwirtschaftlich or-

und Staaten im Hinblick auf ihre Kre-

ganisierten Länder mit dem Ziel, die

ditwürdigkeit. Die

nationalen Wirtschaftspläne miteinan-

differenzieren

der zu koordinieren und eine regionale

schen A A A (triple-A) und D.

Wirtschaftsintegration (—» Integration)

Das Rating soll die Transparenz der

zu

Märkte für die auf den nationalen und

erreichen.

waren

die

Gründungsmitglieder

Sowjetunion,

Bulgarien,

der

Bonität

von

Wirt-

Banken,

Beurteilungsgrade

beispielsweise

internationalen

—>

zwi-

Finanzmärkten

Rumänien, Polen, die Tschechoslowa-

agierenden Akteure erhöhen. Es hat

kei und Ungarn. Beigetreten sind Al-

Einfluß auf die Refinanzierungskondi-

banien, die D D R , die Mongolei und

tionen

der

beurteilten

Akteure.

Je

Kuba. Jugoslawien war seit 1964 as-

schlechter das Rating, desto höher ist

soziiertes Mitglied.

beispielsweise der Zuschlag auf die

Die Beschlüsse des R G W wurden in

Verzinsung ( - » LIBOR;

der Regel von einer, im Statut nicht

am Interbankenmarkt.

vorgesehenen

Konferenz der

Partei-

FIBOR)

Realignment

führer gefaßt. Oberstes offizielles Organ war der Rat der Regierungschefs,

Realignment bezeichnet die Neufest-

der einmal jährlich

legung der —> Paritäten innerhalb eines

schlüsse

wurden

tagte. Die

einstimmig

Be-

gefaßt

Systems fester —» Wechselkurse. Dies

und hatten keinen bindenden, sondern

kann durch Abweichungen in der ma-

lediglich einen empfehlenden Charak-

kroökonomischen

ter.

dener Ländern, zwischen deren W ä h -

Leistung

vom

rungen

ein

R G W kaum integrative Impulse aus.

hältnis

besteht,

Im Zuge der Transformation der osteu-

schiedliche Inflationsraten der W ä h -

ropäischen

rungen notwendig

Ökonomisch

betrachtet gingen

Staaten

(—> Mittel-

und

festes

verschie-

Wechselkursver-

oder

durch

werden.

unterRealign-

Osteuropäische Reformstaaten) wurde

ments sind also zu erwarten, wenn

der R G W am 27.6.1991 aufgelöst.

große Unterschiede beispielsweise im

279

Recycling

W i r t s c h a f t s w a c h s t u m oder der Inflati-

Realignments vorgenommen

o n s r a t e , über einen längeren Zeitraum

d e s t o größer ist die M ö g l i c h k e i t der

h i n w e g zu b e o b a c h t e n sind.

nationalen N o t e n b a n k , trotz des Sy-

Die

Festlegung

neuer

Wechselkur-

sparitäten k a n n s o w o h l bilateral a u c h multilateral verhandelt Es

ist e b e n f a l l s

möglich,

s t e m s fester W e c h s e l k u r s e eine auto-

als

n o m e Geldpolitik zu betreiben.

werden. in

werden,

Recycling

einem

F e s t k u r s s y s t e m f e s t e Regeln für d i e

In der weltwirtschaftlichen

kontinuierliche A n p a s s u n g der W e c h -

logie ist R e c y c l i n g eine B e z e i c h n u n g

s e l k u r s e zu etablieren (—» Williamson-

für die R ü c k f ü h r u n g der

P l a n ) oder a b e r die Neufestsetzung d e r

gewachsenen

K u r s e auf einer a d ' h o c Basis vorzu-

ölexportierenden Staaten in die inter-

nehmen.

nationalen

Terminosprunghaft

Exporterlöse

der

—> F i n a n z m ä r k t e

im

erdZu-

R e a l i g n m e n t s w a r e n sowohl im Bret-

s a m m e n h a n g der von der —» O P E C

t o n - W o o d s - S y s t e m (—» Bretton-Woods-

h e r v o r g e r u f e n e n ersten Ölkrise.

A b k o m m e n ) als a u c h im —> Europäischen-Währungs-System

Regime, internationale

vorgesehen.

I m B r e t t o n - W o o d s - S y s t e m mußte e i n e

Internationale

V e r ä n d e r u n g der Parität mit dem —>

niert als Prinzipien, N o r m e n , Regeln

Regime

werden

defi-

ver-

und V e r h a l t e n s p r o z e d u r e n , die in ei-

h a n d e l t w e r d e n , im E W S setzen d i e

n e m b e s t i m m t e n P r o b l e m f e l d der in-

M i t g l i e d s l ä n d e r die —> Leitkurse u n -

ternationalen B e z i e h u n g e n die Erwar-

tereinander fest. In beiden W ä h r u n g s -

tungen der beteiligten Staaten in Ein-

systemen wurden Realignments wenn

klang

m ö g l i c h politisch vermieden. Dies er-

f e l d s p e z i f i s c h e internationale

h ö h t d i e Orientierung an der Leitwäh-

tionen o h n e Akteursqualität und lassen

r u n g , es kann aber auch zu eruptiven

sich d a d u r c h identifizieren, d a ß (1) die

P r o z e s s e n an den freien Geldmärkten

N o r m e n u n d R e g e l n , die ein b e s t i m m -

f ü h r e n , die eine politische

tes Verhalten e n t w e d e r verlangen oder

Internationalen

gung

der

Währungsfond

festen

Verteidi-

Wechselkurse

bringen.

verbieten,

er-

schen

s c h w e r e n o d e r gar unmöglich werden

in

Staaten

Sie

sind

niedergelegt

sind; (2) diese N o r m e n u n d

Woods-System

von

1992

und

im

innerhalb d e s E W S .

September

IWF,

das

Festkurssystem

das

Smithsonian

zur

Regeln

Beschreibung

b z w . zur Beurteilung des Verhaltens anderer Staaten h e r a n g e z o g e n werden.

von

W i c h t i g e internationale R e g i m e

B r e t t o n W o o d s d u r c h ein u m f a s s e n d e s Realignment,

Staaten

zwiworden

oder R e c h t f e r t i g u n g ihres V e r h a l t e n s

Bezeich-

n e n d e r w e i s e versuchten die Mitglieder des

Institu-

Vereinbarungen

l a s s e n . Dies g e s c h a h 1971 im Bretton-

den

problem-

die

Ab-

Regime

zur

Weiterverbreitung

k o m m e n , zu retten. Je regelmäßiger

280

Verhinderung von

sind der

Atomwaffen,

Regionale Entwicklungsbanken

zum Schutz der Ozonschicht, zur Sicherung des geistigen Eigentums sowie zur —> Liberalisierung des internationalen Industriegüter- und Dienstleistungshandels (-> GATT; GATS; —» Dienstleistungstranfer).

in der Praxis folgen sie den theoretischen Vorgaben der Bretton-WoodsZwillinge und werden vor allem in enger Abstimmung und mit Ko-Finanzierung durch die Weltbank aktiv. Die wichtigsten regionalen Entwicklungsbanken sind die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB, gegründet 1959), die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB, 1963), die Asiatische Entwicklungsbank (—» ADB, 1966) sowie die Europäische Bank fiir Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD, 1991). Analog zur Selbstkritik und öffentlichen Evaluierung bei der Weltbank (Wapenhans-Bericht) sind auch alle großen regionalen Entwicklungsbanken seit Beginn der 90er Jahre um größere Effizienz bemüht, um durch Reformen bei der Ausgabenpolitik und Ausgabenkontrolle die angemessene Verwendung der öffentlichen Mittel gewährleisten zu können, nachdem ihre Geschäftspolitik von der Öffentlichkeit und von ihren Mitgliedsländern aus der Ersten Welt zunehmend kritischer beurteilt wurde.

Regionale Entwicklungsbanken Unter regionalen Enwicklungsbanken versteht man, im Gegensatz zur globalen Reichweite der —> Weltbank und ihrer Tochterorganisationen, Banken, die sich per Satzung dazu verpflichtet haben, nur in einer bestimmten Region bzw. auf einem bestimmten Kontinent tätig zu werden. Die großen regionalen Entwicklungsbanken haben einen Status als bevorzugte Gläubiger und finanzieren ihre Kredite und Programmhilfen aus den Kapitalbeiträgen der Mitgliedsländer, aus den Rückflüssen früherer Kredite sowie aus eigenen Emissionen an den internationalen —» Kapitalmärkten. Sie verfolgen vor allem das Ziel, die ökonomische und soziale Entwicklung ihrer Mitgliedsländer voranzutreiben. Anders als bei Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds, in denen die —» Industriestaaten die Mehrheit haben, stellen in den regionalen Entwicklungsbanken in der Regel die Mitgliedsländer aus der Region die Mehrheit der Kapitalanteile und Stimmen, obwohl auch die Industrieländer vertreten sind. Theoretisch kann das größere Gewicht der regionalen Mitgliedsländer ein besser angepaßtes und regionalspezifisches Vorgehen der Banken gewährleisten;

Regionalisierung Regionalisierung bezeichnet a) einen Trend zur ökonomischen und politischen Bildung von regional organisierten Wirtschaftsräumen (—> Regionalismus), b) die zunehmende regionale Orientierung der Wirtschaftssubjekte in ihren Handelsbeziehungen. Eine, nur unter bestimmten Bedingungen mit dem H> GATT zu vereinba-

281

Regional isierung

rende Regionalisierung kann entweder durch Bevorzugung regionaler Anbieter (—» Freihandelszone) oder durch Benachteiligung nicht-regionaler Anbieter ('Festung Europa'; —» Protektionismus) hervorgerufen werden. Eine Regionalisierung des ersten Types kann durchaus als handelsschaffende Liberalisierungsmaßnahme verstanden werden, während die diskriminierende Variante (—» Diskriminierung) oft reziproke Maßnahmen in anderen Wirtschaftsräumen hervorruft und die weitere —) Integration und —» Globalisierung der —> Weltwirtschaft beeinträchtigt.

me zwischen 1970 und 1980 im wesentlichen der Dekolonialisierung geschuldet ist, kann der außerordentlich hohe Wert in den neunziger Jahren ein als Indikator für eine zunehmende Regionalisierung der Weltwirtschaft gelten. Allerdings sind bislang lediglich 25 der 107 Integrationsabkommen beim —> GATT notifiziert worden. Zugleich muß darauf verwiesen werden, daß dieser institutionelle Indikator in bezug auf die umstrittene Frage nur wenig Unterstützung bei den ökonomischen Daten findet. Der Anteil des regionalen Handel am Welthandel ist von etwa 33% im Jahr 1948 auf ca. 50% im Jahr 1970 gewachsen und stagniert seitdem bei dieser Größe. Es kann deshalb vermutet werden, daß lediglich eine Erholung von einem kriegsbedingten Tiefstand beobachtet wird.

Ein Indikator für die zunehmende institutionelle Regionalisierung der Weltwirtschaft ist der Abschluß von multilateralen Abkommen, die der regionalen Integration dienen. Regionale Zeitraum 1948-54 1955-59 1960-64 1965-69 1970-74 1975-79 1980-84

Uberdurchschnittlich integriert ist Westeuropa. Hier beträgt der Regionalanteil etwa 66%, was auf die —> Europäische Gemeinschaft beziehungsweise die —> Europäische Union zurückgeführt werden kann. Die regionale Orientierung des Rests der Welt ist weitaus geringer und liegt in Afrika und im Nahen Osten unter 10%. In dem ökonomischen Boomgebiet in Südostasien liegt sie dagegen bei etwa 50%, so daß ein Zusammenhang von Regionalisierung und Industrialisierung beziehungsweise zwischen Regionalisierung und —> Entwicklung deutlich ins Auge fällt.

Integrationsabkommen

1985-89 1990-94

Anzahl 2 3 12 8 21 18 6 4 33

Σ

107

Initialzündungen gingen von der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1958 und der EFTA 1960 aus. Während die Zunah282

Regionalismus

Literatur:

sah, wie sie Art.XXIV des

WTO: Focus - Newsletter No. 3. Genf

als Voraussetzung f ü r die Ausnahme-

GATT

regelung von —> Zollunionen und —»

1995

Freihandelszonen von der —» Meistbe-

File, Wolfgang/ Köhler, Claus (1994): der

günstigungsklausel vorschrieb. In der

Weltwirtschaft? Duncker & Humblot,

Tat können die Ergebnisse der —» Ken-

Berlin.

nedy-Runde als entsprechender Erfolg

Integration

oder

Desintegration

gewertet werden. Inzwischen lösten in

Krugman, Paul R7 Obstfeld, Maurice (1994):

International

Economics,

der U S A bilaterale Vorstellungen die

3.

frühere weltoffene

Aufl. Harper Collins, New York.

Position

weitge-

hend ab. Dies ist im Zusammenhang Thomas

Plumper

mit

Regionalismus

dem

zurückgegangenen

Welt-

marktanteil der U S A zu sehen

und

steht auch in Verbindung mit

dem

Seit einigen Jahren erleben wir eine

O m n i b u s Trade Act mit dem Artikel

Renaissance des Regionalismus, der in

301, die eine restriktivere —> Handels-

den 50er und 60er Jahren schon An-

politik bedeuten. Bedeutsam

hierfür

sätze hervorbrachte, von denen aller-

sind auch disintegrative Tendenzen in

dings lediglich die —> Europäische G e -

der Weltwirtschaft, wie sie unter ande-

meinschaft eine bedeutende Entwick-

rem in der Abkehr des Weltwährungs-

lung nahm. Inzwischen haben sich die

systems vom dauernd weniger funktio-

USA, Kanada und Mexiko auf die

nierenden Festkurssystem und den Er-

Nordamerikani sehe

satz

Fre ihandel szone

(—> N A F T A ) geeinigt, die einen weitgehenden

—» Freihandel

und

von

Zollsenkungen

(—> Zölle)

durch immer komplizierter werdende —> nicht-tarifäre

auch

Handelshemmnisse

Verbesserungen der —» Faktormobili-

zum Ausdruck kommen. Der letztend-

tät zwischen diesen drei Staaten ins

liche Erfolg der —> Uruguay-Runde

Auge faßt. In Südostasien und Latein-

und die Schaffung der —> Welthandel-

Überle-

sorganisation können diesen Entwick-

gungen im Gange, denen weit bessere

lungen nur begrenzt entgegenwirken.

Chancen als vor 3 0 Jahren eingeräumt

F e m e r haben die —> Neue Außenhan-

werden.

delstheorie und die auf ihr fußende —»

amerika sind entsprechende

strategische Handelspolitik einer welt-

Die neue Hinwendung zum Regiona-

weiten

lismus beruht insbesondere auch auf der veränderten

Position

der

—> Liberalisierung

entgegen-

wirkt.

USA.

Diese fühlten sich früher multilatera-

Zollunionen

len

können deshalb mit dem G A T T ver-

Gedanken

verpflichtet; die

EG

und

Freihandelszonen

wurde akzeptiert, weil man in ihr auch

einbar sein, weil Liberalisierung

Marktöffnungstendenzen nach

kleinerem regionalen Rahmen leichter

außen

283

in

Regionalismus

als w e l t w e i t d u r c h z u f ü h r e n ist. Dieser

den V o l k s w i r t s c h a f t e n . R e g i o n a l e In-

Ü b e r l e g u n g steht e n t g e g e n , d a ß regio-

tegrationen k ö n n e n solche

nal b e g r e n z t e

heiten

Liberalisierungsgebiete

vermeiden

mehr, je

mit —» A b s c h o t t u n g s e f f e k t e n nach a u -

und

Unsicher-

zwar

um

stärker sie zu einer

so

wirt-

ßen v e r b u n d e n sein k ö n n e n und d a n n

schafts- u n d w ä h r u n g s p o l i t i s c h e n K o -

Drittländer schlechter als zuvor stel-

ordinierung beitragen. D i e s k a n n z w a r

len. D i e Theorie der Zollunion k o n n t e

zunächst Abschottungstendenzen

bis h e u t e e n t s p r e c h e n d e

nur

g e n ü b e r Drittländern b e g ü n s t i g e n . Er-

deshalb,

h ö h e n sich j e d o c h die I m p o r t n e i g u n -

weil sie w e i t g e h e n d statisch ist u n d

gen der Mitgliedsländer, so kann sich

dynamische

dies auch günstig auf die B e z i e h u n g e n

Fragen

b e g r e n z t b e a n t w o r t e n , auch

Außenhandelsgewinne

z.B. a u f g r u n d eines verstärkten inter-

zu

nationalen

ver-

wird sich der Anteil des H a n d e l s in-

begrenzte

n e r h a l b der R e g i o n am G e s a m t h a n d e l

Technologietransfers

nachlässigt.

Für

L ö s u n g e n kann zunehmende

regional

a u c h sprechen,

Drittländern

auswirken

ge-

(freilich

erhöhen; über die H ä l f t e des d e u t s c h e n

daß

Außenhandels

Integrationsbemühungen

bezieht

sich

auf

die

von fallenden G r e n z e r t r ä g e n und stei-

M i t g l i e d s l ä n d e r der —> E u r o p ä i s c h e n

genden

sind.

U n i o n ) u n d z w a r u m so eher, j e h ö h e r

Bei geringer E i n b i n d u n g in die W e l t -

die W a c h s t u m s r a t e des S o z i a l p r o d u k -

w i r t s c h a f t sind die Erträge multilatera-

tes ist und j e geringer der Anteil d e s

ler V e r e i n b a r u n g e n hoch. U m

I n t r a - U n i o n s h a n d e l s am G e s a m t a u ß e n -

Grenzkosten

begleitet

selbst

H a n d e l s v o r t e i l e zu erzielen werden d i e

handel eines L a n d e s ist ( w a s

in d e r Reziprozitätsregel

GATT

spricht, d a ß die E r w e i t e r u n g d e r —>

v o r g e s e h e n e n Z u g e s t ä n d n i s s e an H a n -

E u r o p ä i s c h e n Union sich e h e r u n g ü n -

delspartner

bereitwillig

wachsender

des

erfüllt.

Mit

stig auf Drittländer auswirkt). Insge-

wird

dies

s a m t hängt der Erfolg d a v o n ab, wie

Integration

schwieriger, da angeblich unverzicht-

Produktivitätssteigerungen

bare

der

Produktions-

dafür

und

Verteilungs-

aufgrund

Aufschließungseffekte

innerhalb

werden

der Union im Vergleich zu Produktivi-

sollen. Auch die z u n e h m e n d e B e d e u -

t ä t s m i n d e r u n g e n aufgrund von Handels-

tung —> multinationaler U n t e r n e h m e n

ablenkungseffekten gewichtet werden.

kann regionale L ö s u n g e n favorisieren,

Daß

w e n n Mutter- und T o c h t e r g e s e l l s c h a f -

z u n e h m e n d an B e d e u t u n g

ten konzentrierte Aktionen g e g e n ü b e r

h ä n g t mit d e m w a c h s e n d e n

f ü r sie zuständigen R e g i e r u n g e n vor-

der beteiligten Länder z u s a m m e n und

nehmen,

der E i n s c h ä t z u n g , d a ß b e g r e n z t e Libe-

standards

nicht

um

aufgesehen

Handelserleichterungen

ralisierungen

zu erzielen.

Abhängigkeiten

Integrationsabsichten

leichter

gewinnen, Gewicht

durchführbar

sind als multilaterale Integrationsver-

Internationale W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n erzeugen

regionale

b e s s e r u n g e n innerhalb von G A T T be-

zwischen

284

Reparationen

z i e h u n g s w e i s e der —> W e l t h a n d e l s o r -

Krugman, P.R. (1991), Geography and

ganisation. R e g i o n a l e L ö s u n g e n k ö n -

Trade, Leuven University Press and

nen für die Beteiligten u m so e h e r V o r -

MIT-Press (Leuven, Cambridge/ U S u.

teile h a b e n , j e ähnlicher

London).

strukturiert

die L ä n d e r sind, s o daß interregionale im G e g e n s a t z zu internationalen Wirt-

Hans-Joachim

Heinemann

s c h a f t s b e z i e h u n g e n besonders wichtig w e r d e n . —» Multinationale

Unterneh-

Reparationen

m e n können z u n ä c h s t regionale L ö s u n -

Reparationen

gen b e g ü n s t i g e n ; j e m e h r T ö c h t e r sie j e d o c h in v e r s c h i e d e n e n Regionen h a daß

sich

Wiedergut-

K r i e g e verloren h a b e n , an die Sieger-

ben, ist von ihrer Seite j e d o c h auch zu erwarten,

bezeichnet

m a c h u n g s l e i s t u n g e n , die Staaten, die m ä c h t e zu erbringen h a b e n .

Regionalismen

Reserven

multilateral ö f f n e n . Wichtig f ü r e i n e w e l t w e i t e Liberalisierung ist die B e -

—> D e v i s e n r e s e r v e n

folgung der im Vertrag über d i e W e l t handelsorganisation

vereinbarten

Reservewährung

Re-

gelungen u n d eine bessere K o o r d i n i e -

Im R a h m e n einer f u n k t i o n i e r e n d e n in-

rung der Wirtschaftspolitik z w i s c h e n

ternationalen G e l d w i r t s c h a f t wird die

den f ü h r e n d e n W e l t h a n d e l s n a t i o n e n .

Konzentration

der G e l d f u n k t i o n

ein

international

auf

genauso

z w i n g e n d , wie sie es national ist. Es

Literatur:

m u ß also ein M e d i u m geben, in d e m

Bhagwati, J. (1992), Regionalism versus Multilateralism, in World

Medium

einerseits internationale

Economy,

Handelsströ-

me bezahlt werden k ö n n e n u n d ande-

Vol. 15, S. 535-555.

rerseits Weltliquidität (—» Liquidität,

Heinemann, H.J. (1994), Regionalismus: Chance oder Gefahr für die Weltwirt-

internationale) gehalten w e r d e n kann

schaft?, in Rübel, G., Hrsg., Perspekti-

oder internationale Schuldverhältnisse

ven der europäischen Integration, S.

abgeschlossen w e r d e n k ö n n e n .

107-124, Physica-Verlag (Heidelberg).

In einer G e l d w i r t s c h a f t haben interna-

Hine, R.C. (1994), International Econo-

tional agierende Individuen u n d Insti-

mic Integration, in Greenaway, iJ W i n -

tutionen also den W u n s c h , v o r allem

ters, L.A.; Hrsg., Surveys in Internatio-

ihre G e l d b e s t ä n d e s o w i e ihre Forde-

nal Trade, S. 234-272, Blackwell (Ox-

r u n g s b e s t ä n d e in einer weltweit aner-

ford, Cambridge/US).

kannten F o r m zu halten. D i e s e F o r m beziehungsweise

Krugman, P.R. (1991), Is bilateralism

Funktion

übernehmit —>

men

International Trade and Trade Policy, S.

Leitwährungscharakter,

9-23, ΜΓΓ-Press (Cambridge/US).

oben g e n a n n t e n Akteuren als Reser-

285

nationale

Währungen

bad?, in Helpman, E J Razin, Α. (Hrsg.)

die von

den

Ressourcentransfer

kann ein positiver Nettoressourcentransfer c.p. zu vermehrtem Import von Gütern führen (Alimentierung eines negativen —> Außenbeitrags) oder eine Zunahme der —» Devisenreserven bewirken (und damit erhöhte Zugriffsmöglichkeiten auf Teile ausländischen Sozialprodukts gewährleisten). Ein negativer Ressourcentransfer hingegen bedeutet die Überlassung knapper inländischer Ressourcen an das Ausland bei gleichzeitiger Einschränkung von Konsum und Investitionen. Der Nettoressourcentransfer in —> Entwicklungsländer ist Weltbank-Angaben zufolge seit 1989 positiv und weist seitdem eine steigende Tendenz auf. Dies ist primär auf absolut und relativ steigende private Zuflüsse in Form von —> Direkt- und —> Portfolioinvestitionen zurückzuführen, während die öffentliche Entwicklungshilfe (—> Entwicklungspolitik) seit Anfang der 90er Jahre stagniert.

ven (—» Devisenreserven) gehalten werden, um ihre internationale Liquidität sicher zu stellen oder Zahlungsverpflichtungen zu gewährleisten. Ressourcentransfer Im entwicklungstheoretischen Kontext umfaßt der Begriff 'Ressource' i.w.S. sämtliche bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen benötigten Hilfsmittel. Ressourcentransfer im hier angesprochenen engeren Sinne vollzieht sich auf internationaler Ebene jedoch vornehmlich in Form eines reinen Geldkapitaltransfers, in dessen Gefolge die Finanzierung des —» Importes von Ressourcen i.w.S. erst ermöglicht wird. Damit soll der Prozeß einer Entwicklungsförderung ressourcenschwacher Volkswirtschaften auf konzeptioneller Ebene erfaßt werden. Weltbank und - » OECD liefern hierzu intertemporale Studien (Weltbank, Jahresberichte bzw. OECD-Surveys). Das Konzept des Ressourcentransfers wird auf Netto-Basis angewandt, d.h. es werden die einem Land zugeflossenen Netto-Kredite, Netto-Investitionen und Finanzierungszuschüsse den Zinszahlungen und Gewinnüberweisungen gegenübergestellt. Die daraus resultierende Größe stellt den bisher umfassendsten theoretischen Ansatz zur Quantifizierung von Mitteln dar, die einem Land extem zufließen und es diesem ermöglichen, zahlungsbilanztechnische Passivpositionen (—> Zahlungsbilanz) zu alimentieren. Somit

Restposten der Zahlungsbilanz —> Zahlungsbilanz Retorsionszoll —> Vergeltungszölle Reziprozität 1. Begriff. Reziprozität (oder Gegenseitigkeit) bezeichnet im Völkerrecht die Auffassung, daß aufgrund der souveränen Gleichheit der Staaten nur wechselseitige Rechte und Pflichten existieren (von reciprocus (lat.) 'gegenseitig, aufeinander bezüglich'). Ein

286

Reziprozität

mische Gründe für Reziprozität, z.B.

Staat kann also nur dann von einem anderen Staat etwas fordern, wenn er

um —> Terms-of-Trade-Verschlechte-

diesem dasselbe Recht zugesteht; in

rungen und Leistungsbilanzkrisen (—»

Verträgen wird dies durch eine Rezi-

Zahlungsbilanz) zu vermeiden,

prozitäts-Klausel festgehalten.

durch

Reziprozität ist sowohl in multilatera-

Wechselkurse obsolet geworden. Wenn

len als auch in bilateralen Beziehun-

nach einseitiger Zollsenkung (—» Libe-

gen anwendbar (—> Multilateralismus;

ralisierung) tatsächlich die eigenen —»

—» Bilateralismus, politischer). Im en-

Importe stark zunehmen, bewirkt die

geren

Sinne bezeichnet

die

Einführung

sind

flexibler —*

Reziprozität

automatische —» Abwertung der eige-

das Prinzip der —» Welthandelsrunden,

nen W ä h r u n g größere Exportchancen

daß der weltweite Abbau von Han-

f ü r alle Sektoren.

delsbeschränkungen

—>

Die politischen Argumente f ü r Rezi-

nicht-tarifäre Protektion; —> Protektio-

prozität beziehen sich auf die Ver-

nismus) durch ausgewogene gegensei-

handlungs-Situation mit anderen Staa-

tige Vereinbarungen („reciprocal and

ten oder auf die Zustimmung der in-

mutually advantageous arrangements"

ländischen

im G A T T ) erreicht werden soll. Rezi-

Argument lautet, daß nur durch eigene

prozität ist allerdings kein

Angebote

(—»

Zölle;

rechtlich

verbindlicher Grundsatz, sondern nur

Bevölkerung. auch

Das

erste

Handelserleichterun-

gen von anderen Staaten zu erreichen

eine politisch bindende Absichtserklä-

seien; allerdings wird dadurch nicht

rung; außerdem

die Frage beantwortet, w a r u m Zuge-

ist weder

Maßstab

noch Verfahren der Reziprozität

im

ständnisse anderer Staaten notwendig

Das Eintreten des

die eigene Marktöffnung gegenüber

—> Merkantilismus für Reziprozität be-

der eigenen Bevölkerung leichter zu

ruht auf dem Argument, daß Importer-

rechtfertigen ist bei gleichzeitig

leichterungen grundsätzlich einen G e -

leichtertem Marktzugang

winn f ü r die anderen Staaten und ein

Staaten, da durch Importe bedrohte in-

G A T T definiert. 2. Rechtfertigung:

sind. D a s zweite Argument lautet, daß

er-

in anderen

Opfer f ü r die eigene Wirtschaft dar-

ländische

stellen, so daß —) Freihandel nur sinn-

Arbeitsplätze im Exportsektor ausge-

voll sei, wenn alle Beteiligten Zuge-

glichen werden können. Reziprozität

Arbeitsplätze

durch

neue

ständnisse machen (—» Handelspoli-

in der Außenhandelspolitik ist nur mit

tik). A u s Sicht der —» Außenhandels-

diesem Argument der Neuen

theorie erreicht ein Staat jedoch auch

schen Ökonomie zu begründen.

durch einseitigen Abbau seiner Im-

3. Maßstab:

portbeschränkungen Wohlfahrtsgewin-

meistens die Gleichwertigkeit verein-

ne, so daß dieses Argument ökono-

barter Veränderungen

misch nicht haltbar ist. Andere ökono-

kungen), unabhängig vom jeweiligen

287

Politi-

Ziel der Reziprozität ist (z.B.

Zollsen-

Reziprozität

Ausgangsniveau,

aber

denkbar

ist

Staat mehr

nach der sich kein

an

auch das Kräftegleichgewicht zu ei-

rechtliche Regeln zu halten braucht,

nem

bestimmten

(z.B.

wenn ein einzelner Staat rechtswidrig

freier

gehandelt hat, ist im Völkerrecht j e -

Marktzugang). D a s theoretisch am be-

doch nicht zulässig. An sich ist Rezi-

sten geeignete K o n z e p t zur Beurtei-

prozität nämlich ein kooperatives Ver-

lung von Reziprozität bei Zollsenkun-

fahren, das auf multilateral vereinbar-

gen

ten Regeln und einer zentralen Schlich-

gleich

hohe

ist das

Zeitpunkt

Zollsätze

zusätzlich

oder

geschaffene

Handelsvolumen, das j e d o c h nur grob

tungsinstanz

basiert.

Ohne

durch-

geschätzt werden kann; statt dessen

setzbare Regeln wird Reziprozität da-

wird häufig der „Wert der Zollsen-

gegen leicht

k u n g " (Zollsenkung in Prozentpunk-

Verfahren, in der jeder Teilnehmer nur

zum

nichtkooperativen

ten, multipliziert mit dem davon be-

spiegelbildlich auf frühere Regelver-

troffenen bilateralen Handelsvolumen)

letzungen

als Maßstab verwandt. Bei —» nicht-

reagiert bzw. durch Drohungen

tarifaren Handelshemmnissen oder gar

sucht, Zugeständnisse im eigenen In-

bei der Vereinbarung

teresse zu erreichen. In der gegenwär-

neuer

Regeln

der

anderen

Beteiligten ver-

sind objektive M a ß s t ä b e dagegen nur

tigen Welthandelsordnung

schwer vorstellbar. Das Schicksal ei-

solche 'negative Reziprozität', also die

nes jeden M a ß s t a b s ist jedoch, daß

Gewährung eines erleichterten Markt-

Gleichwertigkeit nicht auf objektiven

zugangs nur für die Staaten die ent-

Kriterien, sondern auf der subjektiven

sprechende

Einschätzung der beteiligten Verhand-

im

lungsparteien von F a i m e ß basiert. Als

stigungsklausel. Trotzdem gehen seit

reziproke

1980 einzelne Staaten in der —» Han-

Gegenleistungen

werden

steht eine

Gegenangebote

Konflikt

zur

—»

machen,

Meistbegün-

mittlerweile nicht nur Handelserleich-

delspolitik nicht-kooperativ

terungen, sondern auch Angebote zu

versuchen den Marktzugang in ande-

anderen Themen (z.B. Urheberrechte)

ren Staaten durch Androhung von ein-

akzeptiert. In den U S A wird von ande-

seitig verhängten Z w a n g s m a ß n a h m e n

vor und

ren Staaten mit B e z u g auf Reziprozität

zu erzwingen (vor allenì die USA mit

teilweise nicht n u r ein

Clause 301). Als Grund f ü r ein nicht-

wertmäßiger

Ausgleich gefordert, sondern konkreter

kooperatives

Marktzugang bei bestimmten Gütern.

führt, d a ß

4. Aktuelle Diskussion:

Reziprozität ist

multilateraler Verhandlungen nur so

ein

Grundsatz

Fortschritte in Richtung

ungeschriebener

des

Verfahren in

Zeiten

wird

ange-

schleppender Freihandel

Völkerrechts, der sich auch in einigen

und mehr Regeldisziplin erreicht wer-

internationalen A b k o m m e n (z.B. Wie-

den kann; alternativ könne auch die

ner Vertragsrecht-Konvention) findet.

Meistbegünstigungsklausel

Die

ben werden, um so alle Staaten zu ak-

Interpretation

von

Reziprozität,

288

aufgeho-

Reziprozität

tiver Teilnahme zu zwingen. Dabei wird häufig ein bilaterales Handelsbilanzdefizit (z.B. der USA mit Japan) als Anzeichen von ungleichen Marktzugangsbarrieren interpretiert, was jedoch ökonomisch unsinnig ist; in der Regel werden durch solche Argumente nur die Interessen einzelner Wirtschaftszweige verdeckt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahrzehnte zeigt außerdem, daß die Duldung einseitiger Vergeltungsmaßnahmen für (subjektiv) als unfair erkannte Verhaltensweisen eher zu weniger als zu mehr Regeldisziplin führt, und meistens das Verhalten wirtschaftlich schwächerer Staaten beeinflußt wird. Reziprozität und Multilateralismus als liberale Grundsätze der Welthandelsordnung sind also durch diesen 'aggressiven Unilateralismus' gefährdet. 5. Historischer Überblick: In der Welthandelspolitik diente Reziprozität im 19. Jahrhundert im Rahmen bilateraler Abkommen eher als Instrument nationaler Interessen im Sinne des —> Protektionismus. Nicht-protektionistische Reziprozität geht auf das Handelsgesetz der USA von 1934 („Reciprocal Trade Agreements Act") zurück, das zwar bilaterale Verhandlungen zum Grundsatz machte, aber mit einer Meistbegünstigungsklausel gekoppelt war. In der Präambel (seit 1957 in Art. XXVIII f.) des GATT ist Reziprozität als Grundsatz für —> Welthandelsrunden festgehalten, aber auch den Regeln über —» Antidumpingmaßnahmen und Streitschlichtung

liegt der Reziprozität-Gedanke zugrunde. —» Entwicklungsländer sind seit der —» Kennedy-Runde explizit von der Verpflichtung zu reziproken Offnungen ihrer Märkte befreit, um ihren besonderen wirtschaftlichen Problemen Rechnung zu tragen. Literatur: Bhagwati, Jagdish N. (1993): Fair Trade, Reciprocity, and Harmonization. The Novel Challenge to the Theory and Policy of Free Trade. In: Dominick Salvatore (Hrsg.) (1993): Protectionism and World Welfare. Cambridge University Press: Cambridge (UK) S. 17-53. Cline, William R. (1983): 'Reciprocity'. A New Approach to World Trade Policy? Institute for International Economics: Washington DC. Keohane, Robert O. (1984): After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy. Princeton University Press: Princeton. Roessler, Frieder (1978): The Rationale for Reciprocity in Multilateral Trade Negotiations under Floating Currencies. Kyklos,Vol. 31, S. 258-274. Simma, Bruno (1972): Das Reziprozitätselement im Zustandekommen völkerrechtlicher Verträge. Duncker & Humblot: Berlin. Yarbrough, Beth V7 Yarbrough, Robert M. (1992): Cooperation and Governance in International Trade. The Strategie Organizational Approach. Princeton University Press: Princeton. Markus

289

Diehl

Ricardo-Theorem

Ricardo-Theorem

als einzig b e d e u t e n d e N a c h f r a g e r räumen

—> T h e o r e m der k o m p e r a t i v e n Kosten

Rohstoffabkommen

beschäftigungspolitischen Unterneh-

m e n bei d e r Belieferung der nationalen

R o h s t o f f a b k o m m e n sind Vereinbarungen

aus

G r ü n d e n den inländischen

Streitkräfte eine stark bevorzugte Stel-

vertragliche

zwischen

lung

rohstoff-

ein. Der

Rüstungshandel

zwi-

-verbrauchenden

schen Industrieländern erfolgt vorran-

L ä n d e r n ü b e r Produktion, —» Export

gig im R a h m e n internationaler K o o p e -

u n d Preis von R o h s t o f f e n mit

rationen

produzierenden und

dem

(—>

Untemehmenskoopera-

Ziel, die internationalen R o h s t o f f m ä r k -

tionen, internationale), wie sie bei der

te zu regulieren. —» E n t w i c k l u n g s l ä n -

Produktion k o m p l e x e r W a f f e n s y s t e m e

d e r v e r f o l g e n mit R o h s t o f f a b k o m m e n

üblich sind. Neben den Industrielän-

z u m einen

Preis-

dern als vorrangigen Exporteuren ex-

Verstetigung

portieren auch einige S c h w e l l e n l ä n d e r

die G l ä t t u n g von

s c h w a n k u n g e n u n d die

ihrer R o h s t o f f e x p o r t e r l ö s e , z u m ande-

R ü s t u n g s g ü t e r , meist ohne Restriktio-

ren aber a u c h eine Erhöhung d e r R o h -

nen einer Rüstungskontrollpolitik, als

s t o f f p r e i s e g e g e n ü b e r den M a r k t p r e i -

Teil ihrer B e m ü h u n g e n , ihre —> E x p o r -

solcher

te z u diversifizieren. R ü s t u n g s e x p o r t -

R o h s t o f f a b k o m m e n sind B u f f e r s t o c k -

politisch von Bedeutung ist neben d e m

S y s t e m e (—» Ausgleichslager), multila-

Handel mit W a f f e n u n d sonstigen R ü -

sen.

Wichtige

Instrumente

terale —» A n - und V e r k a u f s v e r p f l i c h -

s t u n g s g ü t e m auch der H a n d e l mit so-

t u n g e n zwischen

genannten

Konsumenten-

und

D u a l - U s e - G ü t e m , die

wohl zivil wie militärisch

P r o d u z e n t e n l ä n d e r n sowie —> Export-

so-

verwandt

werden k ö n n e n , z.B. logistisches G e -

quotenabkommen.

rät u n d z u r Produktion von R ü s t u n g s g ü t e m g e e i g n e t e Anlagen. Seit

Rüstungshandel, internationaler Internationaler Handel mit K r i e g s w a f -

Zerfall

fen u n d sonstigen Rüstungsgütern. E r unterliegt in der Regel d e m G e n e h m i -

die

Disarmament Geschätzter

US-

Agency Wert

des

(US-ACDA): Handels

mit

R ü s t u n g s g ü t e r n und D u a l - U s e - G ü t e m

Rüstungsgütern ist

Mrd.

port- und Exportländern v e r ö f f e n t l i c h t

Entwicklungs- und

Industrieländer

22

regelmäßig: 1) U.S. A r m s Control and

—» S c h w e l l e n l ä n d e r n als Importeuren. durch

(1993:

R ü s t u n g s h a n d e l differenziert nach Im-

Rüstungs-

z w i s c h e n —> Industriestaaten als E x -

D e r —» I m p o r t von

Paktes

Dollar). D a t e n über den internationalen

handel ist v o r w i e g e n d ein —> Handel porteuren u n d

Warschauer

Rüstungsgüter

der E x p o r t l ä n d e r ( R ü s t u n g s e x p o r t k o n internationale

des

s c h r u m p f t der internationale M a r k t für

g u n g s v o r b e h a l t durch die Regierungen trolle). Der

dem

E n d e der S y s t e m k o n k u r r e n z und d e m

bei v o r w i e g e n d militärischer V e r w e n -

ver-

d u n g , in: U S - A C D A : W o r l d Military

g l e i c h s w e i s e gering; die Regierungen

290

Rybczyn ski-Theorem

Expenditures and Arms Transfer. U.S. Government Printing Office: Washington D.C., erscheint zweijährlich; 2) Stockholm International Peace Research Institut (SIPRI): Register laufender Verträge des Handels mit und der Lizenzproduktion von konventionellen Großwaffen (Schiffe, Flugzeuge, Lenkwaffen, gepanzerte Fahrzeuge, Radarsysteme), jährlich in: SIPRI Yearbook. World Armaments and Disarmament. Oxford University Press: Oxford u.a.

Gut relativ intensiv nutzt, um einen höheren Prozentsatz als das gesamte Sozialprodukt steigt. Begründung: Die Konstanz der relativen Güterpreise impliziert auch eine Konstanz der relativen Faktorpreise und damit eine Konstanz der Faktoreinsatzverhältnisse. Steigt nun die Menge des Produktionsfaktors A, so ist ein unverändertes Faktoreinsatzverhältnis nur dann möglich, wenn durch eine Einschränkung der Produktion desjenigen Gutes, welches diesen Faktor relativ gering nutzt, genug vom Produktionsfaktor Β freigesetzt wird, um die zusätzliche Menge an A bei der Produktion des anderen Gutes zu beschäftigen. Dies ist deswegen möglich, weil bei einem Rückgang der Produktion dieses Gutes mehr vom Produktionsfaktor Β als vom Produktionsfaktor A freigesetzt wird.

Rybczynski-Theorem Auf T.M. Rybczynski zurückgeführte Hypothese, welche besagt, daß in einem Land bei Zunahme eines Produktionsfaktors A und konstanten —> Terms of Trade die Erzeugung desjenigen Gutes, welches diesen Produktionsfaktor im Vergleich zum anderen

291

s restriktionen mindestens eines der betroffenen Länder. Die Gründe für Schmuggel sind vielfältig: Er kann die Folge einer an sich unter Strafe stehenden ökonomischen Aktivität sein, wie etwa im Falle des Drogenschmuggels, Alkoholhandels zu Zeiten der Prohibition, oder des —> Handel mit Waren, die gegen die Sittengesetze des Landes verstoßen etc. Schmuggel kann außerdem Ausfuhrverbote umgehen für Waren, deren Produktion oder innerstaatlicher Handel grundsätzlich erlaubt ist. Dies betrifft zum einen v.a. Kunstgegenstände und archäologische Funde zum Schutze des nationalen Kulturerbes; zum anderen ist der —> Export von Hochtechnologie und Waffen in vielen Staaten aus politischmilitärischen Gründen verboten oder auf bestimmte Länder beschränkt (—> 'COCOM-Liste'). Wirtschaftsembargos (—» Handelsembargo) sind ein besonderer Fall von Handelsverboten (und damit Grund für Schmuggel): Eine Gruppe von Staaten versucht, die Einfuhr (—» Importe) in einen bestimmten Staat zu unterbinden (z.B. nach Restjugoslawien); allerdings können Embargos auch Ausfuhrrestriktionen beinhalten (z.B. das UN Ölembargo im Falle Iraks).

SAARC Abk. für South Asian Association for Regional Cooperation SACU Abk. der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union). SADC Abk. der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (Southern African Development Community) Sanktionen Sanktionen sind Zwangsmaßnahmen. Der Begriff bezeichnet entweder von einem Schiedsgericht verhängte Strafen (z.B. Geldbußen, —» AntidumpingMaßnahmen) oder einseitige außenpolitische Maßnahme eines Staates (z.B. diplomatischer Protest, —> Handelsembargo, Beschränkungen der Kreditvergabe, militärische Eingriffe). Schenkungsbilanz —» Zahlungsbilanz Schmuggel Schmuggel bezeichnet den illegalen grenzüberschreitenden Warenverkehr; er verstößt gegen Ein- oder Ausfuhr-

292

Schmuggel

D a n e b e n gibt es rein ö k o n o m i s c h m o -

sie nicht zugleich Produzenten

tivierte Handelsrestriktionen, w i e —>

die Steuern im U r s p r u n g s l a n d (—» Ur-

Zölle, —> Quoten und S t e u e r s a t z d i f f e -

sprungslandregel)

rentiale, die S c h m u g g e l induzieren (—»

sparen sie aber die n a c h d e m vorherr-

Protektion).

beispielsweise

s c h e n d e n —» B e s t i m m u n g s l a n d p r i n z i p

Importzölle erhoben, u m h e i m i s c h e In-

bei d e r indirekten Besteuerung fälligen

Werden

sind,

entrichten;

dafür

dustrien zu schützen und den h e i m i -

Steuern im L a n d e , in d a s sie die W a -

schen

ver-

ren g e s c h m u g g e l t h a b e n . Diese Steu-

s c h a f f e n , so entstehen Preisdifferentia-

e r s a t z d i f f e r e n z bildet den Anreiz z u m

le zwischen d e n e n t s p r e c h e n d e n

In-

S c h m u g g e l ; sie kann insbesondere bei

lands- u n d den —> W e l t m ä r k t e n .

speziellen

S c h m u g g e l nutzt die so g e s c h a f f e n e n

ralöl-, T a b a k - , W e i n b r a n n t s t e u e m und

Arbitragemöglichkeiten (—> Arbitrage)

dergleichen) beträchtlich sein, wie et-

u n d erzielt zunächst im Mittel einen

w a im Falle d e s Z i g a r e t t e n s c h m u g g e l s

G e w i n n in H ö h e dieser P r e i s d i f f e r e n z

z w i s c h e n U S A und C a n a d a in den frü-

abzüglich zusätzlicher Kosten f ü r C a -

hen n e u n z i g e r Jahren.

m o u f l a g e und d e m E r w a r t u n g s w e r t d e r

E s gibt grundsätzlich zwei M e t h o d e n

Strafe. Bei f r e i e m Markteintritt wird

zu s c h m u g g e l n : Die S c h m u g g l e r w a r e n

sich dieser G e w i n n j e d o c h bis auf e i n e

k ö n n e n an unkontrollierten Orten ver-

Risikoprämie

verringern.

Bestimmte

steckt in das Land hinein- oder aus

Formen

Devisenbewirtschaftung

ihm h e r a u s g e b r a c h t werden. A n d e r e r -

Produzenten

wirken

der

Renten

wie Importquoten:

zu

Verbrauchssteuern

(Mine-

Viele —»

seits k ö n n e n die W a r e n das L a n d auch

Entwicklungsländer, b e s o n d e r s solche

auf n o r m a l e n H a n d e l s w e g e n erreichen

mit überbewerteter W ä h r u n g ,

bzw. verlassen. Dies gilt insbesondere

leiden

unter D e v i s e n k n a p p h e i t und alloziie-

dann,

ren die k n a p p e n —» D e v i s e n r e s e r v e n

W a r e n prinzipiell erlaubt ist, aber Re-

wenn der H a n d e l

mit

diesen

zu I m p o r t z w e c k e n g e m ä ß einer Priori-

striktionen (z.B. der Zollpflicht) un-

tätenliste. D a die rationierten D e v i s e n

terliegt. Entsprechend der B e m e s s u n g s -

z u m offiziellen K u r s (also zu billig)

g r u n d l a g e f ü r den Zoll oder d i e Q u o t e

u m g e t a u s c h t w e r d e n , können d i e B e -

w e r d e n dann W e r t , Qualität,

sitzer von Importlizenzen

oder G e w i c h t der gehandelten

einen

zu-

Menge Ware

sätzlichen G e w i n n realisieren ( ' w i n d -

falsch deklariert. D i e s e Fehlfakturie-

fall g a i n ' ) · D i e

rung des internationalen H a n d e l s im-

so

hervorgerufenen

K n a p p h e i t s r e n t e n verursachen Schmug-

pliziert, d a ß legaler u n d illegaler H a n -

gel.

del koexistieren - dieser dient als C a -

Durch

Schmuggel

a u c h indirekte

Steuern

lassen

sich

hinterziehen.

m o u f l a g e f ü r j e n e n . Hierbei gilt zu be-

D i e s ist b e s o n d e r s dann lukrativ, w e n n

a c h t e n , daß ein s c h m u g g e l n d e r Impor-

Steuersatzdifferenzen sehr h o c h sind.

teur durch eine Unterdeklaration

Z w a r m ü s s e n die S c h m u g g l e r ,

Importpreises

wenn

293

z w a r Zoll spart,

des aber

Schmuggel

durch den Zwang zu konsistenten Erklärungen gegenüber den Finanzbehörden höhere Körperschaftssteueren entrichten muß, da die Unterdeklaration importierter Zwischenprodukte den steuerpflichtigen Gewinn erhöht. Daneben hat er oder sie die Möglichkeit von Entdeckung und Bestrafung ins Kalkül zu ziehen: Beide Größen steigen in aller Regel mit dem Ausmaß der Fehldeklaration relativ zum gesamten Handelsvolumen. Bhagwati und Hansen zeigen, daß die Wohlfahrtswirkungen des Schmuggels 'normaler' Güter (also nicht Waffen, Drogen etc.) sich theoretisch nicht eindeutig ableiten lassen: Wenn der versteckte Handel zusätzliche Kosten verursacht z.B. in Form geheimer, umständlicherer Transportwege, so resultiert das in einer wohlfahrtsmindemden Verschlechterung der —> Terms of Trade. Obwohl Schmuggel für den einzelnen Importeur vorteilhaft ist - da die zusätzlichen Kosten unter den Zollverbindlichkeiten liegen - ist dieser Import gesamtgesellschaftlich teurer, denn zusätzliche Transportkosten bedeuten Verschwendung, während Zolleinnahmen der Gesellschaft als Ganzes erhalten bleiben. Demgegenüber steht die wohlfahrtssteigemde Wirkung des Schmuggels, der das heimische Preisverhältnis dem Weltmarktpreisverhältnis näherbringt, indem er die Zollwirkungen außer Kraft setzt: Produktions- und Konsumentscheidungen werden weniger stark verzerrt als bei Handelsprotektion. Im

Modell von Bhagwati und Hansen existiert entweder legaler Handel oder Schmuggel, abhängig davon, ob die Zollverbindlichkeiten kleiner oder größer als die zusätzlichen Schmuggelkosten sind. Nur für den Fall, daß beide Größen gleich groß sind, koexistieren beide Handelsformen - in diesem Fall ist Schmuggel eindeutig wohlfahrtsmindemd, da er zusätzliche Ressourcen verschlingt, ohne die heimischen Relativpreise den Weltmarktpreisen anzunähern. Diese Analyse der Wohlfahrtswirkungen von Schmuggel ist analog zu der einer handelsablenkenden —> Zollunion: Der Handelspartner produziert zu höheren Kosten, aber muß den Zoll nicht entrichten. Der Nettoeffekt für die soziale Wohlfahrt ist theoretisch unbestimmt. Pitt erklärt das Phämomen, daß legal gehandelte Güter oft mit Verlust gehandelt werden, wenn dieses Gut gleichzeitig geschmuggelt wird. Dienen legal exportierte Güter als Tarnung für geschmuggelte, so muß der heimische Preis für diese Güter unter dem Weltmarktpreis liegen, sonst würde nicht geschmuggelt werden. Bei vollständiger Konkurrenz muß aber gleichzeitig der heimische Preis über dem Weltmarktpreis nach Exportsteuern liegen, da sonst Schmuggler positive Gewinne erzielten mit der Folge von Markteintritten. In Pitt's Modell bleiben die Wohlfahrtswirkungen des Schmuggels uneindeutig: entscheidend sind wiederum die relativen Effekte

294

Schmuggel

von zusätzlicher R e s s o u r c e n v e r s c h w e n -

dern d i e Beseitigung der G r ü n d e für

d u n g und verringerter Protektion.

S c h m u g g e l : —> Freihandel ist die beste

T h u r s b y et al. erweitern Pitt's A n a l y s e

—> Handelspolitik.

auf a n d e r e M a r k t f o r m e n und zeigen, d a ß F i r m e n , die teilweise s c h m u g g e l n ,

Literatur:

u n d solche die nur legal handeln ne-

Bhagwati, Jagdish

beneinander bestehen können,

wenn

(1973)

u n v o l l k o m m e n e K o n k u r r e n z herrscht.

A

und

Theoretical

Bent

Hansen

Analysis

of

Smuggling, Quarterly Journal of Eco-

D e a r d o r f f und Stolper zeigen a m Bei-

nomics, Vol. 87: 172-187.

spiel des innerafrikanischen H a n d e l s ,

Deardorff, Alan und Wolfgang Stolper

d a ß S c h m u g g e l eindeutig wohlfahrts-

(1990)

steigernd sein kann. S c h m u g g e l kann

African Conditions: A Factual, Institu-

Effects of Smuggling

under

w e n i g e r reale K o s t e n verursachen als

tional

legaler H a n d e l , w e n n er gut organisiert

Weltwirtschaftliches Archiv, Bd

ist und legaler H a n d e l w e g e n vielfälti-

116-141.

ger, s c h w e r w i e g e n d e r

Staatseingriffe

and

Analytical

Discussion, 126:

Pitt, Mark (1981), Smuggling and Price

ineffizient g e w o r d e n ist. Er reduziert

Disparity, Journal of International Eco-

die V e r z e r r u n g e n in den Produktions-

nomics, Vol. 11, S. 447-58.

u n d K o n s u m e n t s c h e i d u n g e n hervorge-

Schulze, Günther (1995): Misinvoicing

r u f e n d u r c h Handelsprotektion; über-

Import Prices: The Interdependence of

dies sorgt er f ü r W e t t b e w e r b , w e n n ein

Tax and Tariff Evasion, Public Finance

h e i m i s c h e r M o n o p o l i s t durch eine I m portquote

geschützt

kann a u ß e r d e m die

ist.

Quarterly, Vol. 22: 335-365.

Schmuggel

Thursby, Marie, Richard Jensen und Jer-

Produktionsmög-

ry Thursby (1991) Smuggling, Camouf-

lichkeiten erhöhen, i n d e m er die Ra-

lage, and Market Structure, Quarterly

tionierung oder Verteuerung importier-

Journal of Economics, Vol. 56, 789-

ter Z w i s c h e n p r o d u k t e teilweise revi-

814.

diert. D e a r d o r f f und Stolper bewerten den

afrikanischen

Schmuggel

Günther G.

so:

Schulze

„...the large n u m b e r of misguided gov e r n m e n t policies h a s c o m e close to

Schuldendienstquote

destroying the productive capacities of the

countries,

and

that

it

is

Moratorien, Schuldenswaps und Um-

only

s c h u l d u n g e n , die im Fall fehlgeschla-

through s m u g g l i n g that the e c o n o m i e s

g e n e r E n t w i c k l u n g s f i n a n z i e r u n g zwi-

h a v e survived at all." W i e die W o h l -

schen

f a h r t s a n a l y s e im konkreten Fall auch ausfallen m a g , so ist w e d e r die Tolerierung

Schuldnerländem

und

ihren

G l ä u b i g e m a u s g e h a n d e l t w e r d e n müssen, orientieren sich mit ihren Anfor-

noch die U n t e r d r ü c k u n g v o n

d e r u n g e n an den Schuldner an dessen

S c h m u g g e l die optimale Politik, son-

Leistungsfähigkeit.

295

Die

Schulden-

Schuldenerlaß dienstquote dient als Kennziffer der Bestimmung der Belastbarkeit der Schuldnernation. Sie drückt den Prozentsatz der für den Schuldendienst aufzuwendenden Exporterlöse (—» Exporte) an der Gesamtheit der Exporterlöse aus.

unplanmäßigen Tilgung messenden Abschlägen an neue oder an alte Gläubiger verkauft und auf Termin vom Schuldner zurückgekauft. Der Verkäufer seiner Verbindlichkeiten erhält im Gegenzug für die Dauer des Swaps zinslos Geld und gewinnt auf diese Weise —> Liquidität zurück. Schuldenswaps werden in internationalen Kreditbeziehungen als Alternative oder Ergänzung zu Moratorien und Umschuldungen eingesetzt. Hierbei erhält das Schuldnerland gewöhnlich kein neues Geld als Erlös seiner befristet verkauften Verbindlichkeiten. Sofern öffentliche Haushalte in Gläubigernationen als Ankäufer auftreten, handelt es sich um Wertpapierswaps. Die Schuldnernation nimmt für die Dauer des Swaps Staatspapiere des Gläubigerlandes in ihre —> Devisenreserve. Die Entlastung wird dann auf die unmittelbare Suspendierung des zwischenzeitlichen Kapitaldienstes beschränkt.

Schuldenerlaß Die —> Verschuldungskrise der Dritten Welt hat koordinierte (—» Koordination) politische Maßnahmen der —» Industriestaaten unabdingbar gemacht. Ein Vorschlag, wie mit den internationalen Schulden der —> Entwicklungsländer umgegangen werden könnte, war ein Schuldenerlaß. Durch einen Schuldenerlaß sollten die Staateshaushalte der hochverschuldeten Länder vor allem Lateinamerikas konsolidiert werden. Da die Schulden aber großen Teils bei privaten Gläubigern und vor allem international operierenden Banken angefallen waren, hätte ein Schuldenerlaß eine Vergesellschaftung privater Risiken bedeutet. Ein multilateraler Schuldenerlaß scheiterte vor allem am Widerstand der USA. Einzelne Länder haben dennoch in bilateralen Abkommen ihren Gläubigem deren Schulden teilweise erlassen.

Schuman-Plan Auf den französischen Außenminister Robert Schuman zurückgehender Plan, die Stahl- und Kohlenproduktion Deutschlands und Frankreichs einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Der Schuman-Plan führte am 18. 4. 1951 zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl.

Schuldenswap Verbindlichkeiten aktuell illiquider Schuldner können durch Swapgeschäfte in der Schwebe gehalten werden. Dabei werden die nicht bedienten Forderungen mit, den ausfallenden Zins und das erhöhte Risiko einer erneut

Schutzzoll Schutzzoll bezeichnet diejenigen Zölle, die primär dem Schutz der heimi-

296

Schwellenländer

ausländischen

Seigniorage

Konkurrenten dient. Schutzzölle gehen

Seigniorage

wirtschaftstheoretisch auf das —> In-

von

sehen

Industrie

vor

repräsentiert

Ressourcen

den

Wert

beziehungsweise

Profiten, die bei der Emission

fant-Industry-Argument zurück.

von

Geld dadurch entstehen, daß der Tau-

Schwellenländer

schwert des Geldes die Produktionskosten der Geldscheine oder Münzen

Im Zuge der Ausdifferenzierung der Entwicklungsländer

übersteigt. Innerhalb nationaler Wirt-

entstandene

Bezeichnung für die entwicklungspo-

schaftsräume

litisch erfolgreichen Länder (—» Ent-

oder —» Zentralbanken

wicklung).

gewinne durch den Druck von zusätzihre

Seigniorage-

lichem Geld. Innerhalb eines gegebe-

Industrialisierungsfort-

nen Zeitraumes kann Seigniorage des-

schritte erwarten lassen, daß in abseh-

halb

barer

Geldmenge

Zeit

Regierungen

für Schwellenländer

Charakteristisch ist, daß

erzielen

die

Strukturdefizite

von

mittels

der

Veränderung

gemessen

werden.

der Eine

Entwicklungsländern überwunden sein

zusätzliche Quelle von

werden.

gewinnen entsteht dadurch, daß die kommerziellen

Als Schwellenländer sind zunächst die rasch wachsenden und sich kelnden

Taiwan,

Länder

Hongkong und Südkorea

Banken

Seigniorageverpflichtet

sind, Reserven bei der Zentralbank zu

entwik-

deponieren.

Singapur, bezeichnet

In der —> Weltwirtschaft ergeben sich

worden. Heute werden auch Malaysia,

Seignioragegewinne

Thailand und gelegentlich Indonesien

Länder, welche maßgeblich zur Pro-

in Südostasien

duktion von internationaler —> Liquidi-

und

Mexiko,

Chile,

für

diejenigen

Argentinien und Brasilien in Latein-

tät beitragen, also international

amerika hinzugerechnet. Diese erfolg-

brauchte —> Reservewährungen emit-

reichen

tieren. In diesem Fall k o m m t es zu

eine

Schwellenländer

exportorientierte

strategie mit

verknüpfen

ge-

Entwicklungs-

Seigniorage für die Länder, die Reser-

Industrialisierungserfol-

vewährungen ausgeben, da die Halter

gen in mittleren Technologien

oder

dieser Währung diese nicht in Güter,

auf

Dienstleistungen oder aber in Anlei-

Dienstleistungen. Die Bedeutung von

hen eintauschen, für die sie Zinszah-

autoritären Regimen f ü r die Entwick-

lungen vom Ausgabeland erhalten.

lung ist dagegen umstritten.

Im

durch

eine

Spezialisierung

Goldstandard der Vorkriegszeit

ergab sich Seigniorage für die gold-

SDR Abkürzung

produzierenden Länder in dem Ausfür

Special

maß, in dem die

Drawing

Produktionskosten

des Goldes unter seinem offiziellen

Rights, —» Sonderziehungsrechte

Preis lagen. Doch auch in diesem —>

297

Selbstbeschränkungsabkommen

Währungssystem diente das britische Pfund als wichtige internationale Reservewährung und deshalb fielen in Großbritannien Seignioragegewinne an. Im Gold-Dollar-Standard der Nachkriegszeit waren Gold und Dollar die dominierenden internationalen Währungseinheiten. In diesem System agierten die USA als 'Weltbanker', indem sie die Verantwortung übernahmen, Gold zu einem festgelegten Preis von 35$ je Feinunze an ausländische Zentralbanken (und private Anleger) zu kaufen und verkaufen. Der Dollar war vollständig konvertibel (—> Konvertibilität) gegenüber dem Gold und die anderen Währungen waren zu einer festen Umtauschrelation an den Dollar gebunden. Von 1945 bis Ende der sechziger Jahre wiesen die USA ein durchgängiges —> Zahlungsbilanzdefizit auf. Diese Quelle internationaler Liquidität wurde anfangs von den anderen Staaten begrüßt, da sie notwendig war für die Finanzierung des Wiederaufbaus der Wirtschaften und für die Finanzierung des internationalen —» Handels. Die Seignioragegewinne der USA waren durch diese Konstellation beachtlich. Ende der sechziger Jahre hielten die Ausländer jedoch mehr US Dollars als sie eigentlich benötigten und der Gesamtbestand an Dollar, den die Dollarausländer hielten, überstieg den Geldwert der amerikanischen Goldbestände (—» Triffin-Dilemma). In dieser Situation antizipierten die ausländischen Halter von Dollar eine bevorstehende Abwer-

tung der amerikanischen Währung und begannen Dollar in Gold zu konvertieren. Um ihre Geldvorräte zu schützen, setzen die USA daraufhin (1971) die Goldkonvertibilität des Dollars aus und das System fester Wechselkurse brach zusammen (1973). Im sich anschließenden System flexibler Wechselkurse lagen die amerikanischen Seignioragegewinne deutlich niedriger, da die Stellung des Dollars als dominierende Reservewährung zurückging. Um die internationale Liquidität zu sichern, schuf der —> Internationale Währungsfonds —> Sonderziehungsrechte. Die Seignioragegewinne, die bei der Ausgabe dieser neuen Währungsform entstehen, kommen allen Mitgliedern des IWF zugute. Richard Deeg Selbstbeschränkungsabkommen Selbstbeschränkungsabkommen sind bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen zur mengen- oder wertmäßigen Beschränkung von —» Exporten bestimmter Waren oder Warengruppen, wobei die Initiative vom Importland ausgeht. Dabei verzichten ein Exporteur, eine Gruppe von Exporteuren oder ein Exportland für eine in der Regel begrenzte Zeit auf die vollständige Ausnutzung bestehender Exportmöglichkeiten. Die Abkommen werden häufig auf Regierungsebene geschlossen, können aber auch zwischen Unternehmen oder

298

Selbstversorgungsgrad

Regierungen

und Unternehmen

ver-

ren. F ü r die Z u k u n f t sollte sich diese

einbart w e r d e n . S e l b s t b e s c h r ä n k u n g s -

Bedeutung

a b k o m m e n w e r d e n zu den —> nicht-

s c h l ü s s e der —» U r u g u a y - R u n d e

tarifaren H a n d e l s h e m m n i s s e n

A u s l a u f e n derartiger

gerech-

net. D i e vereinbarte B e g r e n z u n g d e r Liefermenge

ist

hinsichtlich

da

die

Beein

Grauzonenmaß-

n a h m e n vorsehen.

ihrer

Selbstversorgungsgrad

S c h u t z w i r k u n g e n den —> Kontingenten (—> K o n t i n g e n t i e r u n g )

verringern,

vergleichbar,

Als S e l b s t v e r s o r g u n g s g r a d

wird

das

die Verteilung der entstehenden R e n -

V e r h ä l t n i s der inländischen Produkti-

ten h i n g e g e n nicht. Die reduzierte A n -

on eines b e s t i m m t e n G u t e s zur inlän-

gebotsmenge

dischen

auf

dem

geschützten

M a r k t hat dort c.p. eine Preissteige-

N a c h f r a g e desselben

Gutes

bezeichnet.

r u n g z u r Folge. Die hierdurch redu-

Sequencing der Transformation

zierte K o n s u m e n t e n r e n t e schafft ihrerseits Renten f ü r alle Anbieter auf die-

Das Sequencing

sem M a r k t . E s profitieren somit d i e

b e h a n d e l t die zeitliche A b f o l g e , den

h e i m i s c h e Industrie

U m f a n g und die D a u e r transformati-

des

geschützten

Sektors, die d e m A b k o m m e n

unter-

inländischer

Konsumentenrente

formationspolitik), die erforderlich und

an

geeignet

wer-

der

umzuwandeln.

her W a h r s c h e i n l i c h k e i t auf einen inflationsfreien W a c h s t u m s p f a d

g e s c h ü t z t e Industrie. D a es a u ß e r d e m

und d a b e i die sozialen

v e r s c h i e d e n e Möglichkeiten der U m -

P l a n w i r t s c h a f t e n w u r d e das

s c h r ä n k u n g nicht in j e d e m Fall z u m

Entwicklungsländern Vermeidung

Sequen-

cing von R e f o r m e n anhand von —»

Erfolg f ü h r e n .

oder

des

Bereits vor d e m Z u s a m m e n b r u c h der

D i v e r s i o n - E f f e k t ) , m u ß die Exportbe-

häufig

führen

Kosten

U b e r g a n g s minimieren.

g e h u n g gibt ( U p g r a d i n g - E f f e k t , T r a d e -

werden

Das

T r a n s f o r m a t i o n s s c h r i t t e n , die mit ho-

tektion den A n p a s s u n g s d r u c k für d i e

Abkommen

Zentralverwal-

Ziel ist die A n g a b e einer A b f o l g e von

zeitig v e r m i n d e r t j e d o c h jede —> Pro-

Beendigung

eine

Marktwirtschaft

heimi-

schen Industrie gerechtfertigt. Gleich-

Die

sind,

t u n g s w i r t s c h a f t in eine f u n k t i o n s f ä h i g e

den mit d e m H i n w e i s auf n o t w e n d i g e Anpassungsmaßnahmen

Transformation

onspolitischer M a ß n a h m e n (—> Trans-

w o r f e n e n A n b i e t e r und sonstige ausl ä n d i s c h e Anbieter. D i e Verluste

der

untersucht.

Bis

zur

e t w a 19B9 erfolgte die Orientierung an

von

folgendem Sequencing-Konzept:

Am

H a n d e l s k r i e g e n geschlossen. Sie g e -

A n f a n g stand die m a k r o ö k o n o m i s c h e

w a n n e n in d e n vergangenen

Stabilisierung

zwanzig

mit der A u f g a b e ,

die

Jahren nicht zuletzt d e s h a l b an B e d e u -

Inflation zu b e k ä m p f e n u n d —» Zah-

tung, weil sie im —> G A T T - V e r t r a g s -

l u n g s b i l a n z u n g l e i c h g e w i c h t e (—» Zah-

w e r k nicht ausdrücklich geregelt w a -

lungsbilanz) zu eliminieren, an zweiter

299

Sequencing der Transformation

Stelle k a m e n m i k r o ö k o n o m i s c h e

Re-

ralisierungen ist e n o r m u n d die Zahl

f o r m e n , deren A u f g a b e d a r i n bestand,

d e r zu privatisierenden

über d e n P r e i s m e c h a n i s m u s die A n g e -

ist sehr groß. D a h e r m ü s s e n b e i m Se-

botsseite

q u e n c i n g der T r a n s f o r m a t i o n die un-

auf

einen

Pfad

höheren

Unternehmen

W a c h s t u m s zu bringen.

terschiedlichen

D i e wichtigsten I n s t r u m e n t e der m a -

berücksichtigt werden.

kroökonomischen

G r o ß e Einigkeit besteht in den

Stabilisierungspoli-

tik sind die Liberalisierung der Preise,

Anfangsbedingungen Vor-

schlägen z u m S e q u e n c i n g der T r a n s -

der finanzpolitische B u d g e t a u s g l e i c h ,

f o r m a t i o n darin, d a ß a m A n f a n g insti-

eine nichtinflationäre G e l d m e n g e n p o -

tutionelle

litik u n d eine W e c h s e l k u r s p o l i t i k (—>

w e l c h e die Anreizstruktur einer V o l k s -

R e f o r m e n stehen

müssen,

W e c h s e l k u r s e ) , die nichttragbare Lei-

w i r t s c h a f t festlegen: die S c h a f f u n g ei-

stungsbilanzdefizite

n e s adäquaten

dennoch

die

vermeidet

und

Rechtssystems

sowie

Leistungsbilanzkonver-

von Eigentumsrechten, die E i n f ü h r u n g

tibilität (-> Konvertibilität) der W ä h -

von Vertrags- und U n t e r n e h m e n s r e c h t

r u n g aufrechterhält. Mikroökonomische

etc. Gleichzeitig sollte mit m a k r o ö k o und

strukturelle

n o m i s c h e n Stabil i s i e r u n g s m a ß n a h m e n

M a ß n a h m e n u m f a s s e n die —» Handels-

geld- u n d fiskalpolitischer Art b e g o n -

politik (—» Zölle, Q u o t e n und —> E x -

nen w e r d e n , u m d a s g e s a m t w i r t s c h a f t -

portsubventionen),

liche A n g e b o t u n d

die

Umstrukturie-

die

gesamtwirt-

rung u n d A n p a s s u n g des industriellen

schaftliche Nachfrage zum Ausgleich

S e k t o r s sowie die V e r b e s s e r u n g

zu bringen, den G e l d ü b e r h a n g zu be-

Finanzsektors

(Bankensystem,

des Zins-

seitigen

sätze, Kreditlinien etc.). Nach

1989 w u r d e

das

und

den

Staatshaushalt

zu

konsolidieren. D e s weiteren m u ß ein Sequencing-

n o m i n a l e r A n k e r - ein G e l d m e n g e n -

K o n z e p t dahin g e h e n d geändert, d a ß

oder ein Wechselkursziel (—> W e c h -

n u n m e h r gleichzeitig mit der m a k r o -

selkurse)

ökonomischen

eingebaut

—> Stabilisierung

be-

- zur

Systemstabilisierung

werden.

Einigkeit

besteht

s t i m m t e strukturelle R e f o r m e n durch-

auch

g e f ü h r t w e r d e n sollten. D i e s e s K o n -

vollständige —> Liberalisierung des —»

weitgehend

zept ist auch f ü r die —> Systemtrans-

Kapitalverkehrs

formation

der

wichtige

relevant.

Es

Unterschiede

marktorientierten

gibt

jedoch

darüber, erst

daß

die

zum

Abschluß

Systemtransformation

erfolgen

zwischen

soll, u m spekulative Attacken zu ver-

Entwicklungslän-

m e i d e n , während bereits relativ f r ü h -

dern u n d den postsozialistischen L ä n -

zeitig mit der Freigabe d e s langfristi-

dern: in letzteren fehlen nahezu alle

gen Kapitalverkehrs b e g o n n e n w e r d e n

rechtlichen u n d institutionellen

Vor-

sollte, u m den Z u f l u ß von A u s l a n d s k a -

a u s s e t z u n g e n f ü r eine M a r k t w i r t s c h a f t ,

pital (—» Direktinvestitionen; —» Port-

das A u s m a ß an n o t w e n d i g e n Preislibe-

folioinvestitionen) zu e r m ö g l i c h e n .

300

Sequencing der Transformation

demgegenüber

wird die I n e f f i z i e n z der U n t e r n e h m e n

über die weiteren R e f o r m s c h r i t t e . Ins-

Uneinigkeit

besteht

gesenkt. A n d e r e r s e i t s k a n n eine H a n -

b e s o n d e r e ist umstritten, ob m i t d e r

delsliberalisierung bei n o c h n i c h t ab-

makroökonomischen

g e s c h l o s s e n e r Stabilisierung (z.B. bei

Stabilisierung

auch eine R e f o r m d e s F i n a n z s y s t e m s ,

noch v o r h a n d e n e m

vor allem der A u f b a u eines f u n k t i o n s -

hoher Inflation) zu einer E r h ö h u n g des

fähigen, z w e i s t u f i g e n B a n k e n s y s t e m s ,

realen W e c h s e l k u r s e s f ü h r e n u n d die

einhergehen m u ß o d e r erst zu e i n e m

Preissignale k ö n n e n i m m e r n o c h durch

Staatsdefizit und

späteren Z e i t p u n k t e r f o l g e n soll. D a s

die Inflation verzerrt sein.

A r g u m e n t f ü r d i e frühzeitige R e f o r m

Auch d e r richtige Z e i t p u n k t d e r Preis-

ein

freigabe ist umstritten. Sicherlich h a t

erfor-

es keinen Sinn, den A u ß e n h a n d e l o h n e

derlich ist, das v.a. d a f ü r sorgt, d a ß d i e

Preisfreigabe zu liberalisieren, da j a

Kreditexpansion g e s t o p p t wird, d a m i t

der A u ß e n h a n d e l g e r a d e dazu beitra-

die

gen soll, die ' r i c h t i g e n ' relativen Prei-

des

Finanzsystems

lautet,

daß

funktionsfähiges Finanzsystem

Stabilisierungspolitik

überhaupt

greifen kann. I m S o z i a l i s m u s hatte d a s

se im R e f o r m l a n d zu etablieren. U n -

Finanzsystem nur untergeordnete Be-

klar ist j e d o c h , ob P r e i s f r e i g a b e und

deutung; es m u ß völlig u m g e b a u t u n d

Stabilisierung der Privatisierung vor-

seine Bilanzen m ü s s e n von ' s c h l e c h -

ausgehen sollen o d e r o b die

t e n ' , d.h. nicht m e h r einforderbaren,

kehrte

Krediten

Preisfreigabe und

bereinigt

werden.

Darüber

Reihenfolge

umge-

vorzuziehen

ist.

Privatisierung

be-

hinaus ist d a s F i n a n z s y s t e m f ü r die

dingen sich z u m großen Teil g e g e n s e i -

T r a n s f o r m a t i o n wichtig, da dort Er-

tig: o h n e Preisfreigabe fehlen K n a p p -

sparnisse a k k u m u l i e r t , Risiken

heitssignale

trans-

f ü r die P r o d u k t i o n

und

formiert und d a s M a n a g e m e n t der U n -

ohne Privatisierung ist n i e m a n d vor-

t e r n e h m e n indirekt kontrolliert

wird.

h a n d e n , der a u f diese K n a p p h e i t s s i g -

G e g e n eine s o f o r t i g e Liberalisierung

nale reagiert. Statt d e s s e n kann es für

des F i n a n z s y s t e m s spricht vor allem,

das M a n a g e m e n t viel l o h n e n d e r sein,

d a ß die dazu n o t w e n d i g e Kreditberei-

mit den A r b e i t n e h m e r n z u s a m m e n z u -

nigung der B i l a n z e n z u m Z u s a m m e n -

arbeiten und s o über L ö h n e , vermie-

bruch

d e n e Entlassungen

des

noch

kapitalschwachen

unterlassene

Investitionen

Strittig ist auch, o b die Liberalisierung

a u f z u b r a u c h e n . A n d e r e r s e i t s k a n n eine

des —» A u ß e n h a n d e l s gleichzeitig mit

frühzeitige Privatisierung zu e i n e m zu

der

makroökonomischen

den

und

B a n k e n s y s t e m s f ü h r e n könnte.

Restkapitalstock

schnellen Z u s a m m e n b r u c h

Stabilisie-

führen und

zu über

vieler

rung erfolgen soll. M i t der (partiellen)

Unternehmen

Freigabe des A u ß e n h a n d e l s sollen in-

hohe Arbeitslosigkeit d a s Gelingen der

eine

ländische U n t e r n e h m e n unter W e t t b e -

S y s t e m t r a n s f o r m a t i o n i n s g e s a m t infra-

werbsdruck gesetzt werden. Dadurch

ge stellen. U n p r o b l e m a t i s c h ist dage-

301

Sequencing der Transformation

Strategie scheint daher auch weniger glaubwürdig. Uberwiegend wird daher einem Big Bang der Vorzug gegeben. Demnach könnte das Sequencing der Transformation wie folgt aussehen: - Institutionelle Reformen gekoppelt mit Preisfreigabe, makroökonomischer Stabilisierung und dem Aufbau eines zweistufigen Bankensystems

gen die sehr frühe Privatisierung kleiner und mittlerer Unternehmen, die Förderung von Untemehmensneugründungen (bottom-up Privatisierung) und die Aufteilung von Großkonglomeraten in einzelne Unternehmen (Kommerzialisierung). Auch Wohnungen sollten so schnell wie möglich privatisiert werden, um die Reallokation der Arbeit zu ermöglichen. Die Unsicherheit über das richtige Sequencing der Transformation rührt zumindest teilweise daher, daß es politische Beschränkungen für den Transformationsprozeß gibt. Zu jedem Zeitpunkt muß eine hinreichend große Zustimmung in der Bevölkerung zur Transformation bestehen, da ansonsten die jeweilige Regierung gestürzt werden kann. Darüber hinaus muß die Transformationsstrategie auch glaubwürdig sein, um die gewünschten Effekte zu erzielen.

- Privatisierung, wobei große Staatsuntemehmen von (mehreren) Privatisierungsagenturen übernommen und allmählich reorganisiert, verkauft oder liquidiert werden, verbunden mit der Freigabe des Außenhandels, wobei gegebenenfalls temporär Zölle und Exportsubventionen angebracht sein können - Restrukturierung der Volkswirtschaften und vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Allerdings hängt die Schrittfolge im Detail von der jeweiligen Ausgangssituation ab und muß daher nicht für alle Länder identisch sein.

Diskutiert wird in diesem Zusammenhang die Geschwindigkeit des Transformationsprozesses als Ganzes und der einzelnen Schritte; die Wahl besteht zwischen einem —> Big Bang oder einem gradualistischen Vorgehen. Letzteres scheint den Vorteil zu haben, daß die volkswirtschaftlichen Kosten (Transformationskrise mit Outputriickgang und Arbeitslosigkeit) über die Zeit anfallen und daher die Zustimmung zur Reform nicht gefährden. Andererseits reicht die administrative Kapazität der staatlichen Institutionen nicht dazu aus, einen graduellen Systemübergang zu steuern; diese

Literatur: Apolte, Thomas/ Cassel, Dieter (1994): Timing und Sequencing im Transformationsprozeß: Gibt es eine optimale Transformationsstrategie? In: Hölscher, Jens et al. (Hrsg.): Bedingungen ökonomischer Entwicklung in Zentralosteuropa, Bd. 2: Wirtschaftiche Entwicklung und institutioneller Wandel. Metropolis: Marburg, S. 11-36. Funke, Norbert (1993): Timing and Sequencing of Reforms: Competing

302

SITC

Skalenerträge

Views and the Role of Credibility. Kyklos, Vol. 46, Fase. 3, S. 337-362. McKinnon, Ronald I. (1993): The Order of Economic Liberalization. Financial Control in the Transition to a Market Economy. The Johns Hopkins University Press: Baltimore und London, 2. Aufl.

Skalenerträge charakterisieren eine Technologie unter dem Aspekt, ob sich der Output infolge einer Veränderung aller Inputmengen über-, unteroder direktproportional verändert. Es sei X ein Inputvektor zur Erzeugung des Outputs y und y = / ( x ) die zugehörige Produktionsfunktion, dann impliziert

Newbery, David M. (1992): Sequencing the Transition. In: Siebert, Horst (Hrsg.): The Transition of Socialist Economies. Symposium 1991. Möhr. Tübingen, S. 161-199. Rybczynski, Tad M. (1991): The Sequencing of Reform. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 7, No. 4, S. 2634.

λ/(χ)/(λχ) abnehmende Skalenerträge für λ > 1 sowie λ/(χ) = /(λχ) konstante Skalenerträge für λ > 0 . Während die traditionelle —» Außenhandelstheorie konstante Skalenerträge und vollkommene Konkurrenz unterstellt, liegt die Betonung neuerer Ansätze auf zunehmenden Skalenerträgen. Ihr Einfluß auf den internationalen —> Handel hängt davon ab, ob die Skaleneffekte für den einzelnen Anbieter intern oder extern sind. Im erstgenannten Fall führen firmenintern sinkende Durchschnittskosten zu Größenvorteilen, die ein Preisnehmerverhalten ausschließen. Externe zunehmende Skalenerträge lassen sich dagegen mit Marktgleichgewichten bei vollkommener Konkurrenz vereinbaren, denn der Kostendegressionseffekt hängt hier vom aggregierten Output der Branche, des Landes oder des —> Weltmarktes ab. Diese Variante bildet neben der —> Faktorproportionentheorie eine eigenständige Erklärung für —>

Svindland, Eirik (1992): Das Sequencing-Problem der Systemtransformation in Mittel- und Osteuropa. Kredit und Kapital, Jg. 25, S. 65-93. Zohlnhöfer, Wemer (1993): Systemtransformation als strategisches Problem: 'Stückwerks-Reformen' oder 'Großer Sprung'? Aufsätze zur Wirtschaftspolitik 38, Forschungsinstitut für Wirtschaftspolitik, Mainz. Aloys Prinz SITC Als Standard International Trade Classification wird ein gebräuchliches Verzeichnis der Vereinten Nationen zur Klassifizierung von Gütern im internationalen —> Handel bezeichnet.

303

Smithsonian Agreement

inter-industriellen Handel. Die Analyse interner zunehmender Skalenerträge geht mit einer Erweiterung der Außenwirtschaftstheorie um Modelle der unvollkommenen Konkurrenz einher. Hierdurch wird —> intra-industrieller Handel sowohl in differenzierten als auch homogenen Produkten erklärbar. Wohlfahrtsgewinne entstehen durch eine Vergrößerung der Produktvielfalt bzw. eine Verringerung inländischer Marktmacht. Darüber hinaus hat die Integration von Oligopolmodellen zu einer Neubewertung des —» Protektionismus geführt.

zu Marktpreisen an private wie auch an staatliche Akteure verkauft wurde. Trotz der kurzfristig wiedererlangten Stellung des US Dollars als internationaler Interventionswährung gelang es den Staaten mit dem Smithsonian Abkommen jedoch nicht, das internationale Währungs- und Finanzsystem zu stabilisieren. Mit dem Auszug des britischen Pfund aus dem europäischen Währungsverbund war auch das Smithsonian Agreement gescheitert. Dies war der bislang letzte Versuch, die —» Wechselkurse auf globaler Ebene institutionell zu stabilisieren.

Smithsonian Agreement

Sonderfazilitäten

Nach dem offenkundigen Scheitern des Bretton-Woods-Systems (—> Bretton-Woods-Abkommen) beschlossen die G-10 Staaten innerhalb der institutionellen Ordnung des —> Internationalen Währungsfonds eine Neufestsetzung der —» Paritäten (—> Realignment) zwischen den wichtigsten Anlagewährungen. Dieses, am 18. Dezember 1971 in den Räumen des Smithsonian Instituts beschlossene Abkommen sah eine Ausweitung der —> Bandbreiten auf 4,5% und ein umfassendes Wechselkursrealignment vor. Zusätzlich wurde der offizielle Preis einer Feinunze Gold von 35 auf 38 Dollar erhöht. Diese letzte Vereinbarung war allerdings nach der einseitig verkündeten Aufhebung der Einlösepflicht von Dollar in Gold durch die USA unbedeutend, da Gold nur noch

Als Sonderfazilitäten werden die zusätzlich zu den normalen —» Fazilitäten des —> Internationalen Währungsfonds geschaffenen Finanzierungsmöglichkeiten bezeichnet. Sie dienen vor allem der Finanzierung von besonderen Kapitalbedürfnissen der —> Entwicklungsländer. So wurde im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise die Olfazilität eingerichtet, die von 1974-76 den erweiterten Kapitalbedarf von erdölimportierenden Entwicklungsländern befriedigen sollte. Sonderwirtschaftszonen Sonderwirtschaftszonen sind eng begrenzte räumliche Gebiete innerhalb eines Staates mit besonderen Vergünstigungen (z.B. niedrigere Unternehmenssteuem, Befreiung von Importzöllen, verbilligte Bereitstellung von Infrastruktur, weniger gesetzliche

304

Sonderziehungsrechte

A u f l a g e n ) . Sie w e r d e n - meistens für Industriebetriebe

(„export

porterlösen, —> Exporte); Sonderwirt-

processing

schaftszonen

sind

nur

—>

GATT-

f r e e zones"), aber auch für Finanz-

k o n f o r m , w e n n k e i n e —* Exportsub-

dienstleistungen (sog. O f f s h o r e M ä r k -

ventionen g e w ä h r t w e r d e n .

te) - h ä u f i g v o n —> E n t w i c k l u n g s l ä n dern mit d e m Ziel errichtet, ausländi-

Literatur:

sche Investoren (—> Direktinvestitio-

Spinanger, Dean (1984): Objectives and

n e n ) a n z u z i e h e n u n d die D e v i s e n e i n -

Impact of Economic Activity Zones.

n a h m e n zu steigern.

Some Evidence from Asia. In: Welt-

S o n d e r w i r t s c h a f t s z o n e n beinhalten die

wirtschaftliches Archiv, Vol. 120, S.

Idee einer stärkeren —» Integration in den

Welthandel

ohne

64-89.

Binnen-

Weltbank (1992): Export Processing Zo-

markt vollständig zu ö f f n e n . Beispiele:

nes. Policy and Research Series 20.

Kaohsiung

Weltbank: Washington DC.

(Taiwan);

den Masan

(Süd-

korea); B a t a a n (Philippinen);

Penang

(Malaysia); S h e n z h e n (China);

Sonderziehungsrechte

Kali-

ningrad (Rußland).

A m 28.6.1969 wurde das Abkommen

M ö g l i c h e Vorteile sind die

Ausnut-

zur S c h a f f u n g eines zusätzlichen inter-

z u n g der lokalen Standortvorteile ohne

nationalen R e s e r v e m e d i u m s , der Son-

V e r z e r r u n g e n d u r c h wirtschaftspoliti-

d e r z i e h u n g s r e c h t e (SZR), im R a h m e n

sche E i n g r i f f e sowie positive A u s w i r -

d e s —> Internationalen W ä h r u n g s f o n d s

kungen

für die g e s a m t e

Volkswirt-

( I W F ) ratifiziert. Bis z u diesem Zeit-

schaft

durch

Technologietransfer,

punkt k o n n t e die internationale —> Li-

Arbeitskräften

quidität im w e s e n t l i c h e n in Reserven

Ausbildung

von

und

L i e f e r v e r f l e c h t u n g e n mit d e m übrigen

(70%, d a v o n 5 2 % Gold), d. h. Z a h -

Staatsgebiet;

lungsmittel

grundsätzlich

sind

alle

ohne

irgendwelche

Bin-

diese Vorteile j e d o c h auch d u r c h ge-

d u n g e n , u n d —> Z i e h u n g s r e c h t e b e i m

nerelle

errei-

IWF

(30%)

Mit-

SZR

sind

—» Liberalisierung

zu

chen. M ö g l i c h e Nachteile sind

unterschieden

von den

werden.

Devisenkrediten

n a h m e e f f e k t e d u r c h Verlagerung von

( Z i e h u n g s r e c h t e n ) des I W F abgeleitet,

Investitionen

besitzen aber a u f g r u n d von

aus

anderen

Regionen

zusätzli-

d e s s e l b e n Staates s o w i e zu teure staat-

chen G e l d f u n k t i o n e n einen Sondersta-

liche

tus, d e r sich aus den (theoretisch) be-

Vorleistungen

um

ungünstige

Standortfaktoren zu k o m p e n s i e r e n ; die

dingungslosen

Bedeutung

Sonderwirtschaftszo-

keiten und des d a u e r h a f t e n B e s t a n d e s

n e n ist i n s g e s a m t gering ( 1 9 9 0 welt-

auch n a c h d e m A b l a u f eines Kreditge-

weit ca. 5 0 0 . 0 0 0 B e s c h ä f t i g t e in Son-

s c h ä f t e s mit S Z R ergibt. Der W e r t der

d e r w i r t s c h a f t s z o n e n , nur geringer A n -

SZR

teil an den j e w e i l i g e n nationalen E x -

später an einen —» W ä h r u n g s k o r b (seit

von

305

wurde

Verwendungsmöglich-

zunächst

an d a s

Gold,

Sorten

1991: US-Dollar 4 0 % , D M 2 1 % , Y e n

obern. Sie w e r d e n h e u t e ü b e r w i e g e n d

17%, P f u n d u n d Franc j e 11%) gekop-

für T r a n s a k t i o n e n mit d e m I W F e i n g e -

pelt u n d die V e r z i n s u n g ü b e r einen

setzt und m a c h e n 1994 n u r m e h r 2 %

Schlüssel

der N i c h t - G o l d —> W ä h r u n g s r e s e r v e n

kurzfristiger

festgelegt.

Den

Marktzinsen

aus.

Teilnehmerländern

w u r d e n z w i s c h e n 1970 und 1972 9 , 3

Sorten

M r d . u n d 1979 bis 1981 n o c h einmal 12,1 M r d . S Z R ($17,2 Mrd.) zugeteilt.

Bezeichnung für ausländische Münzen

Die

und B a n k n o t e n .

Liquiditätsbindung

Woods-Systems

des

Bretton

(—» B r e t t o n - W o o d s -

Spezialhandel

A b k o m m e n ) an d a s A n g e b o t von U S D o l l a r (—» T r i f f i n - D i l e m m a ) hatte seit

Im S p e z i a l h a n d e l werden die E i n f u h r

E n d e d e r 50er J a h r e zu B e s t r e b u n g e n

von G ü t e r n aus d e m A u s l a n d u n d aus

n a c h e i n e m zusätzlichen ' e c h t e n ' R e -

F r e i h a f e n - b e z i e h u n g s w e i s e Zollagern

s e r v e m e d i u m und in den 6 0 e r Jahren

erfaßt.

zu einer Diskussion u m die A b l ö s u n g

Stabilisierung

d e s Dollars durch eine neue Liquidität g e f ü h r t . Der

mit einer

zusätzlichen

U n t e r Stabilisierung versteht m a n die

V e r k e h r s r e s e r v e ( R e s e r v e s to spend)

Senkung

v e r b u n d e n e geldpolitische A u t o n o m i e -

A r b e i t s l o s e n q u o t e auf ein

verlust

akzeptiertes Niveau sowie die

der

(Devisenbilanz-)

Uber-

Infiationsrate u n d

der

allgemein

s c h u ß l ä n d e r (—> Z a h l u n g s b i l a n z ) u n d d e r U S A verhinderten auch nach d e m

Bruttoinlandsprodukts und d i e Herstel-

U b e r g a n g zu flexiblen —> W e c h s e l k u r -

lung

sen den A u s b a u der S Z R zu einem in-

G l e i c h g e w i c h t s (—> A u ß e n w i r t s c h a f t s -

ternationalen Geld mit einer zentralen

gleichgewicht). Stabilisierung als Pro-

Währungsbehörde

zeß erfordert o f t d a s E i n g e h e n

Hinter-

Veränderungsrate

Glät-

tung

(IWF) im

der

der

eines

d e s —>

außenwirtschaftlichen

von

g r u n d e b e n s o , wie die K o p p e l u n g d e r

K o m p r o m i s s e n , da die Stabilisierungs-

SZR

ziele nicht nur neutral o d e r k o m p l e -

mit

der

Entwicklungsfinanzie-

r u n g (Link). So konnten sie sich b i s

mentär,

heute

z u e i n a n d e r stehen können. Ein Stabi-

durch

ihre b e s c h r ä n k t e n

satzmöglichkeiten tionen) zwischen

Ein-

sondern

auch

konfligierend

(Tauschmittelfunk-

lisierungsdilemma

Regierungen,

w e n n miteinander konfligierende Sta-

IWF

kann

entstehen,

u n d einigen ' O t h e r h o l d e r s ' , u n d trotz

bilisierungsziele

d e s schrittweisen A b b a u s der R e k o n -

sind und mittels Stabilisierungspolitik

stituierungspflicht von

beeinflußt w e r d e n

SZR-Mindest-

b e s t ä n d e n ( R e s e r v e s to hold),

rungsdilemmata

keine

Rolle

verletzt

sollen.

Stabilisie-

entstehen

besonders

leicht in E n t w i c k l u n g s - und T r a n s f o r -

ü b e r eine R e c h n u n g s e i n h e i t u n d Kreditfazilität h i n a u s g e h e n d e

gleichzeitig

mationsländern (—» Mittel- u n d O s t e u -

er-

306

Standards

r o p ä i s c h e R e f o r m s t a a t e n ) , d a binnen-

d e r u n g e n für die P r o d u k t i o n s v e r f a h r e n

u n d a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e Instabilitäten

(sog.

n e b e n e i n a n d e r b e s t e h e n u n d o f t nur

diskutiert, aber o h n e verbindliche Er-

Öko-

bzw.

Sozial-Standards)

ein Teil des stabilisierungspolitischen

gebnisse.

I n s t r u m e n t a r i u m s zur V e r f ü g u n g steht (z.B. w e g e n der U n t e r e n t w i c k l u n g d e s

Literatur:

inländischen

Grossmann, Harald/ Koopmann, Harald

Geld-

und

Kreditsy-

stems).

(1994): Sozialstandards für den internationalen Handel? Wirtschaftsdienst,

Standards

Vol. 74, S. 85-91. wie

Scholz, Imme/ Wiemann, Jürgen (1993):

b e i s p i e l s w e i s e t e c h n i s c h e N o r m e n . Ihr

Ökologische Anforderungen an Kon-

S t a n d a r d s sind Qualitätsmuster,

Ziel ist die größere M a r k t t r a n s p a r e n z

sumgüter als neue Herausforderung für

d u r c h normierte

Entwicklungsländerexporte

Eigenschaften

Verbraucherschutz durch

oder

Deutschland.

Mindestan-

Bewertungsstandards

der Bilanzierung). S t a n d a r d s

nach Institut

für

Entwicklungspolitik: Berlin.

f o r d e r u n g e n (z.B. Sicherheitsstandards f ü r Geräte,

Deutsches

in

Standortwettbewerb

können

aber zur versteckten —> Diskriminie-

Die g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n Z i e l e , ste-

rung ausländischer

tiges W i r t s c h a f t s w a c h s t u m u n d

z.B.

durch

Standards

Produkte

Anwendung differenzierten

führen,

von

nach

B e s c h ä f t i g u n g veranlassen

Zolltarifen

u n d andere Institutionen

hohe

politische

Maßnahmen

(—» Zölle) oder d u r c h teure U b e r p r ü -

zu

f u n g s v e r f a h r e n f ü r —> Importe. D a h e r

Wettbewerbsfähigkeit

einer

Region

sind in der —» T o k i o - R u n d e G r u n d s ä t -

h e r b e i f ü h r e n , erhalten oder

steigern.

ze über die Zulässigkeit von Standards

Mit Hilfe der H e r a u s b i l d u n g u n d / o d e r

im

—»

Außenhandel

ergreifen,

die

die

internationale

verabschiedet

Stärkung von Pull-Faktoren (z.B. mo-

w o r d e n ( A g r e e m e n t on Technical Bar-

derne und l e i s t u n g s f ä h i g e Infrastruktur

riers to Trade).

sowie qualifizierte u n d

Inhalt: Einhaltung

kriminierungsprinzips mögliche

Transparenz,

Anerkennung

durch

Ar-

duktionsfaktoren a u s d e m A u s l a n d zu

größt-

attrahieren.

gegenseitige

gleichwertiger,

flexible

beitskräfte) w i r d versucht, m o b i l e Pro-

d e s —> Nichtdis-

Durch

den

Abbau

und/

von

Push-

oder die A b s c h w ä c h u n g

aber

nicht identischer S t a n d a r d s und Z u -

Faktoren

(beispielsweise

Substanz-

s a m m e n a r b e i t bei der —> H a r m o n i s i e -

steuererhebung und U m w e l t s c h u t z a u f -

r u n g von Standards. W ä h r e n d der —>

lagen) sollte v e r m i e d e n w e r d e n , d a ß

Uruguay-Runde

Inländer

w u r d e über

Einfüh-

Ressourcen

nicht

effizient

r u n g international verbindlicher ö k o -

einsetzen b z w . einer V e r w e n d u n g im

logischer oder sozialer M i n d e s t a n f o r -

A u s l a n d z u f ü h r e n . Letzteres ist nicht

307

Sterilisierung von Devisenmarktinterventionen

im Sinn von markterschließenden oder marktsichernden Maßnahmen zu verstehen; diese sind das Resultat von Pull-Faktoren des Gastlandes und führen tendenziell zu einer Verbesserung der einzel- und gesamtwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit für das Herkunftsland.

Stolper-Samuelson-Theorem Das Stolper-Samuelson-Theorem formuliert einen Zusammenhang zwischen —> Protektion und Einkommen beziehungsweise zwischen Zollveränderungen (—> Zölle) und Einkommensveränderungen. Es steht im Zusammenhang mit dem —» Faktorproportionentheorem.

Der Wettbewerb der Regionen wird um so stärker, je mobiler die Produktionsfaktoren sind. Dies ist bei Humankapital und Geldkapital vor allem abhängig vom Stand der Kommunikationstechnologien und dem Ausbau der KommunikationsinfrastruktuT. Die Verkehrsinfrastruktur bestimmt vorrangig die Beweglichkeit von Sachkapital und materiellen Vorleistungen. Bei dem Faktor Arbeit steht der Aspekt der Freizügigkeit im Vordergrund. Den einzelnen Determinanten übergeordnet ist der Grad der wirtschaftlichen und politischen Integration der Regionen; es besteht ein positiver Zusammenhang.

Dem Stolper-Samuelson-Theorem zufolge erhöhen Zölle die Einkommen für relativ knappe Güter und senken die Einkommen für relativ reichliche Güter. Der Zusammenhang läßt sich in der Realität dadurch begründen, daß hohe Zölle ein Monopol auf dem abgeschütteten nationalen Markt schaffen können, welches dem Anbieter durch die Einführung von —» Freihandel verloren gehen kann. Wirtschaftspolitisch betrachtet optieren Monopolisten daher für Marktabschottung, während Industrien, die auf dem Heimatmarkt bereits Konkurrenz ausgesetzt sind, eher für Marktöffnung plädieren.

Als Konsequenz des Standortwettbewerbs wird oftmals eine Deregulierung von Mindeststandards etwa im Bereich des Umweltschutzes und eine Aushöhlung des Sozialstaatsprinzips befürchtet. Diese These verkennt allerdings die effizienzsteigernde Wirkung von Regulationen und normativen Rahmenbedingungen.

Literatur: Stolper, W. F./ Samuelson, P. A. (1941/ 42): Protection and Real Wages, Review of Economic Studies 9, S. 58-73. Strategische Handelspolitik Strategische —» Handelspolitik bezeichnet protektionistische Maßnahmen (—» Protektionismus), die in einer statischen (einstufigen) Betrachtung zu keiner Wohlfahrtssteigerung des betreffenden Landes führen, sondern

Sterilisierung von Devisenmarktinterventionen —> Devisenmarktinterventionen

308

Strategische Handelspolitik

nur in einem dynamischen Kontext op-

zweistufige

timal sind. Ihr Anwendungsbereich er-

sten Stufe wählt die inländische Re-

streckt sich auf internationale Märkte,

gierung í dergestalt, daß

die durch oligopolistische —> Interde-

Spielstruktur.

Auf der er-

du dn dn da dn da* _ m — = 1μ =0 w ds d s d a ds d a* ds

pendenzen gekennzeichnet sind. Die Funktionsweise beruht darauf, das Verhalten ausländischer Anbieter zu-

gilt. Der optimale Wert heißt sc . Auf

gunsten eines höheren Marktanteils in-

der zweiten Stufe maximieren die Fir-

ländischer Produzenten zu beeinflus-

men ihre Auszahlung bezüglich

sen.

bzw. a*(s)

f ü r ein gegebenes s. Der

Summand

(d π / d a*) / (3 a * Id s)

Zur

Abgrenzung

nicht strategischen

strategischer

von

Maßnahmen

wer-

entspricht dem

strategischen

a(s)

Effekt,

über den eine Einflußnahme auf das

den zunächst die auf einem internationalen Oligopolmarkt konkurrierenden

nachgelagerte Optimierungskalkül der

Exportbranchen (—> Exporte)

zweier

Oligopolisten möglich ist. Diese Vor-

Länder (In- und Ausland) untersucht.

gehensweise korrespondiert mit einem

Um die strategische Wirkung handels-

Nash-Gleichgewicht in „Closed-loop"-

politischer Maßnahmen von den übli-

Strategien. W e n n dagegen keine Be-

cherweise analysierten —» Terms-of-

einflussung des ausländischen Akteurs

Trade-Effekten

wird

über 5 möglich ist, werden die Auszah-

angenommen, daß in beiden Ländern

lungsfunktionen bezüglich aller drei

kein K o n s u m des Exportgutes stattfin-

Variablen simultan optimiert. Hierbei

det.

entfällt der strategische Effekt, da der

Strategische Handelspolitik zielt darauf

optimale s-Wert

ab, die Bedingungen, von denen die

zeichnet) nun die Bedingung

zu

separieren,

Lösung des Oligopolspiels auf dem Drittmarkt

abhängt,

Maßnahmen

durch

zugunsten

der

¿ π

geeignete

=

3 π

ds

inländi-

+

d s

(er wird als

3 π ώ

be-

= ( )

(2)

d a ds

schen Anbieter zu beeinflussen, und

erfüllt.

zwar auf einer vorherigen

Gleichgewicht in „Open-loop"-Strate-

dungsstufe.

Entschei-

Bezeichne

Das

resultierende

Nash-

gien entspricht folglich einem

nicht

π (s, a(s), a * (s)) bzw.

strategischen Einsatz der Variablen s.

π * (s, a(s), a * (s))

Die Existenz eines Closed-loop-Gleich-

a bzw. a *

die Auszahlung,

die Entscheidungsvaria-

gewichts mit der Eigenschaft sc * s°

ble eines inländischen bzw. ausländi-

stellt jedoch noch keine hinreichende

schen Dyopolisten sowie 5 die han-

Bedingung f ü r die Wirksamkeit

delspolitische Instrumentvariable

strategischen M a ß n a h m e dar. /

Inlandes, dann erfordert ein

des

strategi-

darüber hinaus

scher Einsatz von s eine (mindestens)

(glaubwürdig)

309

absolut

der muß

irreversibel

sein. Andernfalls könn-

Strategische Handelspolitik

te der ausländische Konkurrent den bei

π ( j c , a ( i c ) , a * (s c )) und

Abwesenheit der strategischen

π (sv,aM(sv

nahme optimalen Wert a*(s°

Maß-

aM(s)

) setz-

)) zu vergleichen, wobei

den optimalen

0(5)-Wert im

ten. Damit entfiele der strategische E f -

Monopolfall darstellt.

fekt in (1). Folglich wäre Bedingung

Ein positiver Wohlfahrtseffekt

(2) relevant und s°

obigen Grundmodell durch sog. rent

optimal, womit )

shifting erzielt, d. h. die Gewinne in-

dagegen irreversibel, so

ländischer Anbieter werden zulasten

sich das Gleichgewicht a(s° ),a*(s° c

ergäbe. Ist s bleibt

c

a(s )

wird im

und

folglich

ausländischer

auch

Eigenschaft V V π *(s ,a(s ),a*(s

Konkurrenten

erhöht.

Ein Anreiz zur Ausübung strategischer

a * (sc ) optimal. und Richtung der Die Ausprägung strategischen Maßnahme (Vergleich der Größen sc und s° ) hängt davon ab, ob die Auszahlung des ausländischen Kontrahenten steigend oder fallend in 5 ist. Außerdem ist die Struktur der oligopolistischen Interdependenz maßgeblich, und zwar unter dem Kriterium, ob die marginale Auszahlung der Spieler eine fallende (strategische Substitute) oder steigende (strategische Komplemente) Funktion der Entscheidungsvariablen des Kontrahenten ist. Das Cournot-Modell (fallende Reaktionsfunktionen) stellt ein klassisches Beispiel für den erstgenannten und das Bertrand-Modell (steigende Reaktionsfunktionen) für den zweiten Fall dar. Die resultierenden vier Fälle können schließlich noch unter dem Aspekt unterteilt werden, inwieweit eine Verdrängung des ausländischen Anbieters bzw. die Verhinderung seines Markteintritts gegenüber einer Maximierung der Oligopolauszahlung des inländischen Akteurs optimal ist. Existiert ein Wert s v , j l * sc, mit der

Handelspolitik

besteht genau

dann,

wenn die Kosten der strategischen Maßnahme geringer als die Profitsteigerung sind. Im viel diskutierten Branderl Beispiel

Spencer-

wird Cournot-Verhalten un-

terstellt. Hier kann durch eine —> Exportsubvention

ein

Rent-shifting-Ef-

fekt erzielt werden, der das Subventionsvolumen übertrifft.

In der Graphik verschiebt sich die Reaktionskurve der inländischen Firma,

V

deren entscheidungsrelevanten Grenz-

)) = 0 ,

kosten um den Subventionsbetrag ver-

so sind die Auszahlungen

ringert

310

werden, nach rechts. Damit

Strategische Handelspolitik

ergibt sich ein für sie profitableres Cournot-Gleichgewicht. Die optimale Subvention erlaubt dem inländischen Anbieter eine glaubwürdige Aufrechterhaltung des Stackelberg-Outputs. Es ist jedoch zu prüfen, ob eine Verdrängung des Konkurrenten mittels eines höheren s-Wertes optimal ist. Außerdem kann der Marktanteil des ausländischen Anbieters bereits bei einem geringeren Subventionsbetrag als s c das mindestens zur Kostendeckung erforderliche Niveau unterschreiten. Änderungen des Oligopoltyps können allerdings zur gegenteiligen Schlußfolgerung führen. Wird z.B. BertrandKonkurrenz (strategische Komplemente) unterstellt, so kann die erwünschte strategische Wirkung nur mit einem Exportzoll erzielt werden. Werden handelspolitische (Gegen-) Maßnahmen des Auslandes einbezogen, so optimieren beide Regierungen das Niveau der strategischen Variable in der ersten Spielstufe nach Maßgabe des jeweiligen Feedbacks auf das in der darauffolgenden Periode stattfindende Oligopolspiel. Im Falle strategischer Substitute resultiert eine dem Gefangenendilemma (—> Kooperation, internationale) ähnliche Situation, denn jede Regierung hat stets einen Anreiz zur —> Exportsubventionierung, falls das andere Land nicht subventioniert. Im Gleichgewicht ergibt sich ein Subventionsvolumen, welches die Wohlfahrt beider Länder unter das —» Freihandelsniveau senkt; ein unilateraler Verzicht würde das betreffende

Land noch schlechter stellen. Nur eine kooperative Lösung ließe den bilateralen und damit Pareto-optimalen Verzicht zu. Betrachtet man einen inländischen Oligopolmarkt, dessen Anbieter sich einer ausländischen, ebenfalls oligopoIistischen Konkurrenz gegenüber sehen, dann sind strategische Maßnahmen der Importbeschränkung möglich. Die Wohlfahrtsanalyse - etwa im Falle eines Importzolls - umfaßt drei unterschiedliche Effekte: eine Verringerung der inländischen Konsumentenrente, eine Erhöhung der inländischen Profite und Zolleinnahmen. Einen Sonderfall stellen sinkenden Grenzkosten dar. Die mit einer Protektion inländischer Firmen einhergehende Outputerhöhung reduziert gleichzeitig deren Grenzkosten, während die ausländische Konkurrenz den gegenteiligen Effekt verzeichnet. Auf diese Weise kann eine Importbeschränkung zur —> Exportförderung werden, denn die inländische Anbieter können nun in den Auslandsmarkt eindringen oder dort den bisherigen Marktanteil ausdehnen. Die Errichtung von Eintrittsbarrieren für ausländische Konkurrenten kann ebenfalls das Ziel strategischer Importpolitik sein. Literatur: Brander, J.A7 Spencer, B.J. (1985): Export Subsidies and International Market Share Rivalry, Journal of International Economics 18, S. 83-100.

311

Subcontracting

Subsidiarität

Krugman, Paul R. (1989): Industrial Organization and International Trade. In:

In der D i s k u s s i o n u m d e n —> M a a -

Schmalensee, R./ Willig, R.D. (Hrsg.):

stricht-Vertrag h a t das Subsidiaritäts-

Handbook of Industrial Organization,

prinzip e i n e p r o m i n e n t e R o l l e gespielt.

ΜΓΓ Press, Cambridge.

E s basiert auf d e m G e d a n k e n , d a ß es in e i n e m G e m e i n w e s e n

Tiróle, J. (1988): T h e Theory of Indu-

verschiedene

Z u s t ä n d i g k e i t e n f ü r die O r g a n i s a t i o n ,

strial Organization, ΜΓΓ Press, C a m -

R e g e l u n g u n d D u r c h f ü h r u n g öffentli-

bridge. Niko

c h e r A u f g a b e n gibt u n d d a ß den unte-

Paech

ren, regionalen Einheiten die Priorität z u k o m m t . Im Z u s a m m e n h a n g mit der

Subcontracting

—> E u r o p ä i s c h e n U n i o n f o l g t daraus,

Mit S u b c o n t r a c t i n g wird generell d i e

d a ß nur Politikbereiche, d i e w e d e r re-

W e i t e r g a b e d e r A u s f ü h r u n g eines A u f -

gional n o c h national gestaltet w e r d e n

trags v o n e i n e m

k ö n n e n , in den Zuständigkeitsbereich

(subcontractor)

Generaluntemehmer an

d e r e u r o p ä i s c h e n Instanzen fallen.

Subunternehmer

b e z e i c h n e t . D a s S u b c o n t r a c t i n g spielt im

entwicklungspolitischen

(—» E n t w i c k l u n g s p o l i t i k )

Subventionen

Bereich

eine

Rolle

Subventionen

sind

finanzielle

Ver-

auf d e m G e b i e t d e r Industriekoopera-

g ü n s t i g u n g e n aus ö f f e n t l i c h e n Mitteln,

tion (—> U n t e r n e h m e n s k o o p e r a t i o n , in-

häufig

ternationale). D a r u n t e r w e r d e n allge-

wettbewerbsfähigen

mein U n t e r n e h m e n s b e z i e h u n g e n

L a n d w i r t s c h a f t , S c h i f f b a u , Bergbau).

standen, die über reine

ver-

f ü r international

nicht

mehr

Branchen

(z.B.

Lieferbezie-

N i c h t n u r direkte Z u s c h ü s s e , sondern

h u n g e n h i n a u s g e h e n . N e b e n d e m Sub-

a u c h indirekte V e r g ü n s t i g u n g e n gelten

contracting sind —> Joint Ventures ein

als S u b v e n t i o n e n (z.B. spezielle Steu-

w i c h t i g e s I n s t r u m e n t der Industrieko-

ererleichterungen,

operation.

verbilligte Bereitstellung von G r u n d -

Vorzugskredite,

Die B e d e u t u n g dieser Instrumente in

stücken

oder

Dienstleistungen).

Mit

der E n t w i c k l u n g s p o l i t i k ergeben sich

zunehmender

—> Liberalisierung

des

aus

Welthandels

werden

den

Zielvorstellungen

Entwicklungsländer,

ihren Anteil

der W e l t i n d u s t r i e p r o d u k t i o n gern.

der

Industriekooperationen

zu

—> an

Subventionen

i m m e r h ä u f i g e r als I n s t r u m e n t des —>

stei-

Protektionismus

stellen

genutzt.

Subventio-

n e n erfüllen nur in w e n i g e n Fällen ei-

private Aktivitäten zur Erreichung die-

n e w i c h t i g e Funktion

ses Ziels dar; sie k ö n n e n aber auch

von M a r k t v e r s a g e n (z.B. in der U m -

zur

Korrektur

von einzelnen Staaten oder von inter-

weltpolitik), in der Regel f ü h r e n sie

nationalen

j e d o c h zu V e r z e r r u n g e n d e s interna-

Organisationen

gefördert

werden.

tionalen W e t t b e w e r b s . D a h e r sind in

312

Swap-Abkommen

d e r —> T o k i o - R u n d e G r u n d s ä t z e ü b e r

parative Kostenvorteile ( - » T h e o r e m

die eingeschränkte

Zulässigkeit

der k o m p a r a t i v e n

Subventionen

Verfahrensregeln

für

und

von

Antisubventionsmaßnahmen

Antidumpingmaßnahmen)

und

(—>

bestimmten

Antisubventions-

verabschiedet

K o s t e n ) , die

eine

Partei g e g e n ü b e r der anderen an einem Finanzmarkt

genießt

zu

arbitrieren (—> Arbitrage). H ä u f i g wer-

worden

den F o r d e r u n g e n b z w . Verbindlichkei-

(„Code of S u b s i d i e s and C o u n t e r v a i -

ten z w i s c h e n Partnern mit sehr unter-

ling M e a s u r e s " ) . D e m n a c h sind einige

schiedlicher Bonität g e s w a p t . Grund-

Subventionen

grundsätzlich

zulässig

sätzlich unterscheidet m a n zwei Basis-

(z.B. R e g i o n a l h i l f e n , Subventionen f ü r

Swap-Transaktionen,

F o r s c h u n g u n d Entwicklung, u m w e l t -

variieren k ö n n e n , i n d e m sie miteinan-

p o l i t i s c h e S u b v e n t i o n e n ) , andere ver-

der

boten (z.B. Export-Subventionen); al-

Währungs-Swap

verbunden

die

werden. als eine

wiederum Bei

einem

Basisform

l e r d i n g s kann j e d e —> G A T T - V e r t r a g s -

wird eine K a p i t a l s u m m e einer W ä h -

partei e i n Schlichtungsverfahren ver-

r u n g und die darauf zu

l a n g e n . W e n n glaubhaft g e m a c h t wird,

Z i n s v e r p f l i c h t u n g in ein entsprechen-

d a ß d i e Subventionen eines

des

anderen

Kapitalvolumen

bedienende

mit den

damit

Staates zu starken W e t t b e w e r b s v e r z e r -

verbundenen

rungen f ü h r e n .

ner anderen W ä h r u n g getauscht. Somit werden

für

einen

ei-

Währungs-Swap

zwei Partner benötigt, die hinsichtlich

Literatur:

der L a u f z e i t und des V o l u m e n s glei-

Bourgeois, Jacques H J . (Hrsg.) (1991)

che Interessen besitzen, aber entge-

Subsidies and international trade. Klu-

g e n g e s e t z t e W ä h r u n g s b e d ü r f n i s s e ha-

w e r Deventer.

ben. Ein Z i n s - S w a p als zweite Basis-

Swap-Abkommen

f o r m f ü r eine Swaptransaktion beruht auf d e m A u s t a u s c h von zinsvariablen

S w a p a b k o m m e n sind V e r e i n b a r u n g e n

Verbindlichkeiten/

z w i s c h e n m i n d e s t e n zwei —> Zentral-

in

gen oder vice versa. I m G e g e n s a t z zu

d e m K o o p e r a t i o n s p a r t n e r kurzfristige

W ä h r u n g s - S w a p s wird bei einfachen

Wäh-

r u n g z u g e w ä h r e n . Die M e t h o d e

Forderungen

zinsfixe Verbindlichkeiten/ Forderun-

b a n k e n , in d e n e n sie sich verpflichten, D e v i s e n k r e d i t e in der eigenen

Zinsverpflichtungen

ist

dabei d e r Praxis der G e s c h ä f t s b a n k e n

Z i n s - S w a p kein A u s t a u s c h der

dem

Swapgeschäft zugrundeliegenden

Ka-

p i t a l s u m m e v o r g e n o m m e n . N e b e n den

e n t l e h n t (—> S w a p - G e s c h ä f t e ) .

beschriebenen Basis-Swap-Geschäften

Swap-Geschäfte G r u n d p r i n z i p eines Swaps ist der A u s -

wurden

von

weitere

derivative

entwickelt,

tausch von Z a h l u n g s f o r d e r u n g e n o d e r

den

Markteilnehmem Swap-Varianten

Options-Swap-Transaktio-

n e n , Z i n s - W a r r a n t s mit S w a p , Zero-

-Verbindlichkeiten mit d e m Ziel k o m -

313

System of National Accounts

B o n d s mit S w a p s , denen aber das glei-

listischen

c h e Grundprinzip des Austauschs in-

sozialistischen Planwirtschaft verstan-

härent ist.

den;

Um

die

seit

mittel-

System of National Accounts

Marktwirtschaft dem

und

zu

einer

Zusammenbruch

osteuropäischen

der

Volks-

wirtschaften versteht man darunter den

makroökonomischen

umgekehrten Ubergang von einer Z e n -

Daten

der Staaten vergleichbarer zu gestal-

tralverwaltungs- zu einer

ten,

schaft. D i e s e s Phänomen ist neu, wenn

haben

die

Vereinten

Richtlinien

für

die

Nationen

Gestaltung

Marktwirt-

der

auch marktwirtschaftsimmanente Uber-

Gesamtrech-

gangsprozesse zwischen einzelnen Ent-

nung erstellt. D i e s e s S y s t e m wird als

wicklungsstadien in Lateinamerika, Ost-

S y s t e m o f National A c c o u n t s

asien und Afrika seit etwa

volkswirtschaftlichen

(SNA)

zwanzig

bezeichnet. A l s modifizierte und w e i -

Jahren intensiv beobachtet und analy-

terentwickelte Variante des S N A g e l -

siert worden sind.

ten

V o n der Dimension her kann die S y -

derzeit

die

sogenannten

Penn

W o r l d T a b l e s , die allerdings auf d e m

stemtransformation nur mit dem W i e -

S N A aufbauen.

deraufbau und der

Systemtransformation Unter

Systemtransformation

Umstrukturierung

der deutschen Wirtschaft nach

1945

verglichen

auch

werden,

vielleicht

noch mit der Entwicklung von Japan

versteht

man einen durch zielgerichtetes politi-

und K o r e a seit Mitte des zwanzigsten

s c h e s Handeln ausgelösten Prozeß, in

Jahrhunderts.

dem

be-

Ziel der Systemtransformation ist der

ordnungskonstituierenden

Aufbau einer funktionsfähigen Markt-

ein W i r t s c h a f t s s y s t e m

stimmten

mit

Merkmalen durch ein anderes mit qualitativ

Merkmalen

wirtschaft, die einen hohen

Lebens-

ersetzt

standard garantieren soll. D o c h bevor

wird. Dabei ist ein Wirtschaftssystem

dieses Ziel erreicht werden kann, müs-

durch

anderen folgende

Komponenten

defi-

sen

verschiedene

vorübergehende

niert: ( 1 ) die rechtlichen und institutio-

Transformationsstadien

nellen Regelungen, die den Wirtschafts-

werden. Kern der Systemtransformati-

a b l a u f regulieren, ( 2 ) die Gesamtheit

on ist der Ubergang zu anderen wirt-

durchschritten

der natürlichen, sachlichen und mensch-

schaftlichen Allokationsmethoden. W ä h -

lichen Ressourcen und ( 3 ) die Abläu-

rend

f e , Beziehungen

schaft

mechanismen

und

Koordinations-

zwischen

den

Wirt-

in

der

Zentralverwaltungswirt-

staatliche

Direktiven

auf

der

B a s i s von Plänen das wichtigste Allo-

schaftssubjekten.

kationsinstrument darstellten, sind das

S e i t den zwanziger Jahren dieses J a h r -

in einer

hunderts wurde unter Systemtransfor-

der Wettbewerb. Daher sind das Preis-

mation der Ubergang von einer kapita-

314

Marktwirtschaft

Preise

und

Systemtransformation

system u n d die P r e i s b i l d u n g s v e r f a h r e n

m e n t a r i u m s f ü r die A u s f ü h r u n g

das eigentlich N e u e .

kroökonomischer Politikmaßnahmen.

D i e S y s t e m t r a n s f o r m a t i o n u m f a ß t im

D a m i t es ü b e r h a u p t zu einer S y s t e m -

e i n z e l n e n f o l g e n d e E l e m e n t e : (1) M a -

transformation k o m m t , m u ß eine 'kri-

k r o ö k o n o m i s c h e —) Stabilisierung: B e -

tische M a s s e ' an A b l e h n u n g d e s alten

seitigung

und B e f ü r w o r t u n g d e s

makroökonomischer

Un-

neuen

ma-

Wirt-

gesamtwirt-

s c h a f t s s y s t e m s erreicht w e r d e n . Dabei

s c h a f t l i c h e N a c h f r a g e und g e s a m t w i r t -

begünstigt a n f a n g s „der Schleier der

schaftliches

Unwissenheit

gleichgewichte,

so

daß

Angebot

ausgeglichen

die

Option

für

das

w e r d e n , ' H ä r t u n g ' d e r Budgetrestrik-

N e u e " (Kloten). U m den P r o z e ß aber

tionen d e s Staats u n d der U n t e r n e h -

u n u m k e h r b a r zu m a c h e n , ist es erfor-

m e n d u r c h E i n s c h r ä n k u n g der

derlich, ständig diese kritische M a s s e

lichkeiten

zur

Mög-

a u f r e c h t zu erhalten, so d a ß die Ent-

Kreditfinanzierung,

S t r a f f u n g der G e l d - u n d Finanzpolitik,

w i c k l u n g an E i g e n d y n a m i k g e w i n n t .

Aufbau eines elementaren Sicherungs-

D a s H a u p t p r o b l e m in d e r Ü b e r g a n g s -

systems. (2) M i k r o ö k o n o m i s c h e —> Li-

phase besteht darin, d a ß m a n sich in

beralisierung: P r e i s r e f o r m d u r c h Frei-

einem

gabe d e r Preise und A b b a u von —>

schen nicht m e h r Plan- u n d noch nicht

'hybriden

Mischsystem'

zwi-

Subventionen, Deregulierung der Gü-

M a r k t w i r t s c h a f t b e f i n d e t , mit d e m die

ter- und F a k t o r m ä r k t e , Liberalisierung

Wirtschaftssubjekte keine Erfahrungen

d e s —> A u ß e n h a n d e l s , H e r s t e l l u n g von

haben und w o der rechtliche und insti-

W ä h r u n g s k o n v e r t i b i l i t ä t (—> Konverti-

tutionelle

bilität). (3) Restrukturierung u n d Pri-

ständig der n e u e n W i r t s c h a f t s f o r m an-

vatisierung der U n t e r n e h m e n : Privati-

gepaßt ist. Dies hat zur F o l g e , d a ß gro-

sierung großer

kleiner

noch

nicht

voll-

mittlerer

sowie

ße Unsicherheit d a r ü b e r besteht, wel-

Aufbau

neuer

c h e s die

Privatisierung

von

sind (—» S e q u e n c i n g der T r a n s f o r m a t i -

und

Unternehmen,

Unternehmen,

Rahmen

richtigen

nächsten

Schritte

Grund u n d B o d e n sowie von W o h n g e -

on). D i e s e wird noch d a d u r c h überla-

bäuden, K o m m e r z i a l i s i e r u n g n o c h exi-

gert, d a ß es z u n ä c h s t k a u m V e r b e s s e -

stierender

Indu-

rungen gibt, sondern eine längere oder

Indu-

kürzere Durststrecke z u r ü c k g e l e g t wer-

strien. ( 4 ) R e f o r m der Rolle des Staats:

den muß, bis der Lebensstandard steigt.

Einrichtung

In dieser Phase besteht die G e f a h r , daß

Staatsunternehmen,

striepolitik z u m A u f b a u n e u e r eines

marktwirtschaftli-

chen R e c h t s r a h m e n s , A u f b a u

der R e f o r m p r o z e ß ins S t o c k e n

markt-

gerät

oder g a n z eingestellt wird, weil d e r so-

orientierter Institutionen w i e einer —» Z e n t r a l b a n k , eines B a n k e n s y s t e m s , ei-

ziale K o n s e n s verlorengeht.

ner K a r t e l l b e h ö r d e etc., V e r w a l t u n g s -

Zu

reform, A u f b a u eines sozialen Siche-

Ü b e r g a n g s p r o b l e m e n g e h ö r e n (1) der

rungssystems,

G e l d ü b e r h a n g , der aus d e m Z w a n g s -

S c h a f f u n g des

Instru-

315

den

am

häufigsten

genannten

Systemtransformation

sparen im planwirtschaftlichen System resultiert und bei administrativ gebundenen Preisen zu einer zurückgestauten Inflation geführt hat, (2) hohe Subventionsforderungen an den Staat zur Stützung maroder und nicht privatisierbarer Staatsbetriebe, die von einem permissiven Staat erfüllt werden, (3) Staatsfinanzierung über die Notenbank, die zu einer weiteren Erhöhung des Geldüberhangs führt, (4) weiche Budgetrestriktionen für Unternehmen durch entsprechende Kreditvergabe und (5) ein kaum ausgebautes Bankensystem. Dazu kommt noch, daß zu einem großen Teil das wichtigste Element für ein erfolgreiches marktwirtschaftliches System fehlt: das Vertrauen aller Teilnehmer am wirtschaftlichen Geschehen darauf, daß alle andern - einschließlich des Staats - sich ebenfalls an die Spielregeln des neuen Systems halten: daß Lieferungen rechtzeitig bezahlt werden, daß Arbeitnehmer die Arbeit erledigen, für die sie eingestellt wurden, daß Manager sich korrekt verhalten, daß Banken Kredite zu allgemein bekannten Bedingungen vergeben, daß die Regeln des Steuersystem relativ stabil sind und vieles mehr.

stem wird von den Wirtschaftssubjekten eine fast antagonistische Position gegenüber dem Staat übernommen, die Reformen behindern oder gar unmöglich machen kann. Übergangsstadien im Transformationsprozeß sind notwendig, da die Systemtransformation Zeit braucht. Die einzelnen Teilordnungen wie die Geld- und Finanzordnung, die Arbeitsmarkt- und Sozialordnung, die Wettbewerbs- und —> Außenwirtschaftsordnung müssen systematisch neu entwickelt und miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Neue Denk- und Verhaltensweisen müssen sich erst einmal etablieren, die neue wirtschaftliche und soziale Lage muß verkraftet werden. Es wird Zeit benötigt, die Umstrukturierung durchzusetzen und zu finanzieren. Während der Transformation kommt es immer wieder zu Inkohärenzen und Inkompatibilitäten, die Restrukturierungen auslösen. Es werden zwangsläufig Fehler gemacht, deren Erkennen schwierig und deren Beheben teuer sein können. Daher spielen die Transformationspolitik sowie die Reihenfolge der einzelnen Transformationsschritte bei der Systemtransformation ein große Rolle.

Gerade das staatliche Verhalten wird im Transformationsprozeß zu einem äußerst wichtigen Faktor, da ein starker Staat gebraucht wird, um die Reformen durchzusetzen und zu implementieren. Dieses Erfordernis stößt aber auf fehlendes Vertrauen in den Staat. Aus dem vorhergehenden Sy-

Literatur: Ahrens, Joachim (1994): The Transition to a Market Economy: Are there Useful Lessons from History? In: Schipke, Alfred/ Taylor, Alan M. (Hrsg.): The Economics of Transformation. Theory

316

SZR

and Practice in the New Market Economies. Springer Berlin u.a., S. 17-46.

Kloten, Norbert (1991): Die Transforma-

Fischer, Stanley/ Gelb, Alan (1991): The Process of Socialist Economic Transformation. Journal of Economic Perspectives, Vol. 5, No. 4, S. 91-105.

retische, phänotypische und politische

tion von Wirtschaftsordnungen. TheoAspekte. Mohr Tübingen. Schwarz, Rainer (1995): Chaos

oder

Ordnung? Einsichten in die ökonomi-

Hare, Paul G. (1991): The Assessment Microeconomics of Transition in Eastern Europe. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 7, No. 4. Oxford University Press: Oxford, S. 1-15.

sche Literatur zur Transformationsforschung. Metropolis-Verlag: Maiburg. Aloys

Prinz

SZR

Käser, Michael/ Allsopp, Christopher (1992): The Assessment Macroeconomic Transition in Eastern Europe, 1989-91. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 8, No. 1. Oxford University Press: Oxford, S. 1-13.

Abkürzung rechte

317

für —» Sonderziehungs-

τ rater, Gutachter, Ausbilder), W a r e n h i l -

Tauschhandel

fe ( A u s r ü s t u n g und Material) u n d —>

Internationaler A u s t a u s c h von Gütern

Projekthilfe. D a b e i soll die T e c h n i s c h e

und D i e n s t l e i t u n g e n , d e r ohne vermit-

H i l f e n a c h d e m G r u n d s a t z d e s gering-

telnde f i n a n z i e l l e T r a n s f e r s abgewik-

sten Eingriffs e r f o l g e n (Eigeninitiative

kelt u n d a u s g e g l i c h e n wird. Tausch-

und -Verantwortlichkeit stärken, P r ä f e -

handel wird in d e r R e g e l zwischen —»

renz für e i n h e i m i s c h e F a c h k r ä f t e , B e -

E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n u n d gelegentlich

rücksichtigung

auch

zwischen

ten).

oder

Transformationsökonomien

Entwicklungsländern

Mittel- u n d O s t e u r o p ä i s c h e

nationaler

Eigenhei-

(—>

Technologietransfer

Reform-

staaten) u n d W i r t s c h a f t s s u b j e k t e n a u s

T e c h n o l o g i e k a n n im weiten Sinne als

—» I n d u s t r i e s t a a t e n abgewickelt, w e n n

S u m m e der b e k a n n t e n Fähigkeiten zur

deren H a n d e l s p a r t n e r nicht über aus-

Kontrolle und N u t z u n g d e r

reichend i n t e r n a t i o n a l e

—> Liquidität

aufgefaßt werden. Das technologische

v e r f ü g e n . D e r N a c h t e i l besteht aller-

W i s s e n ist bei ausgebildeten Personen,

Umwelt

dings darin, d a ß bilaterale Handelsin-

in M a s c h i n e n , A n l a g e n u n d

teressen g e g e b e n sein, ein Z w i s c h e n -

Einrichtungen d e s P r o d u k t i o n s a p p a r a -

h ä n d l e r existieren oder aufwendig zu

tes vorhanden u n d kann in Datenträ-

organisierende

gern wie B ü c h e r n , Z e i c h n u n g e n , Plä-

geschlossen

Ringtauschabkommen

werden

müssen.

Damit

nen und M o d e l l e n g e s p e i c h e r t w e r d e n .

w e r d e n die h a n d e l s f ö r d e m d e n Instrumentarien

eines

multilateralen

anderen

Ein T e c h n o l o g i e t r a n s f e r b e d e u t e t

Wirt-

internationalen

s c h a f t s s y s t e m s n i c h t ausgenutzt.

Kontext die

im

Übertra-

g u n g ö k o n o m i s c h verwertbarer technischer Fähigkeiten von e i n e m L a n d in

Technische Hilfe

ein anderes. Ein gütergebundener T e c h -

Instrument d e r —> Entwicklungspolitik

nologietransfer findet d u r c h den —»

mit d e m Z i e l , d e n —> Entwicklungs-

Export bisher im E m p f ä n g e r l a n d nicht

ländern

technische,

v o r h a n d e n e r T y p e n von

wirtschaftliche

und o r g a n i s a t o r i s c h e Kenntnisse u n d Fertigkeiten

stitionsgüter g e b u n d e n e n k o m m e r z i e l -

zu vermitteln. Dies g e -

schieht d u r c h

Investitions-

gütern statt. F o r m e n d e s nicht an Invelen T e c h n o l o g i e t r a n s f e r s sind der Ver-

p e r s o n e l l e Hilfe (Be-

318

Technologietransfer

kauf v o n Patenten, der Lizenzvertrag,

ten sowie internationale —> Unterneh-

der Know-how-Vertrag, die zeitweise

menskooperationen im Bereich F&E

Beschäftigung von Ausländern mit der

mit der Absicht, von technologischen

Zielsetzung, inländische Kräfte anzu-

Vorsprüngen des jeweiligen

lernen, die Beratung, Aus- und Wei-

zu profitieren.

terbildung durch ausländische ExperEinnahmen

und Ausgaben

te, Erfindungen,

Verfahren

ausgewählter

Industrieländer

und Urheberrechte,

fiir

1992 Belgien/Luxemburg

Einnahmen Ausgaben

Deutschland

Großbritannien

-415

-430 2010

-2470

-2380

Einnahmen

1773

1655

2622

2320

Saldo

-849

-665

Einnahmen

3493 2647

3106

Spanien

USA

2395 711

Einnahmen

2636

2217

3604

3100

Saldo

-968

-883

Einnahmen

3060 7220

3880

-4160

-3310

7190

Einnahmen Ausgaben

1612

1894

2276

2533

Saldo

-664

-639

126 424

410

Einnahmen Ausgaben Saldo

Schweden

846

Ausgaben

Saldo

Osterreich

4390

Ausgaben

Ausgaben Niederlande

1408

2050 4520

Saldo

Japan

978

1276

Saldo

Ausgaben Italien'

1993

861

Einnahmen Ausgaben Saldo

Frankreich

Paten-

in Mio. US-$

117

-298

-293

Einnahmen

640

Ausgaben

716

746 587

Saldo

-76

159

Einnahmen

101

256

Ausgaben

1070

1079

Saldo

-969

-823

19920

20400

Einnahmen Ausgaben Saldo

4990

4840

14930

15560

1 ) Patentgebühren; 2) einschließlich Pachten für Immobilien Quelle: IMF, Balance o f Payments Statistics Yearbook, Part 1 1994

319

Partners

Technologietransfer

D a n e b e n findet ein nicht primär k o m -

sterverträge zurückzugreifen und

merziell betriebener Technologietrans-

Möglichkeit der Anrufung von Schieds-

die

fer d u r c h die Verbreitung v o n Wissen

stellen wie die der Internationalen H a n -

über B ü c h e r , w i s s e n s c h a f t l i c h e Zeit-

d e l s k a m m e r (International C h a m b e r of

schriften u n d andere M e d i e n sowie i m

C o m m e r c e Court of Arbitration) vor-

R a h m e n der —» t e c h n i s c h e n Hilfe f ü r

zusehen.

E n t w i c k l u n g s l ä n d e r statt. Illegale

Die F o r m e n des T e c h n o l o g i e t r a n s f e r s

F o r m e n sind Industriespionage und d i e

treten selten isoliert auf. So wird d e r

Aneignung

K a u f von A n l a g e n und neuartigen M a -

und industrielle

Verwer-

tung technischen W i s s e n s unter Ver-

schinen einschließlich der t e c h n i s c h e n

letzung g e w e r b l i c h e r Schutzrechte.

D o k u m e n t a t i o n e n in der Regel mit ei-

V o n b e s o n d e r e r B e d e u t u n g ist die Li-

n e m Vertrag über eine Betreuung in

z e n z v e r g a b e . In e i n e m internationalen

der A n f a n g s p h a s e der Produktion u n d

L i z e n z v e r t r a g räumt der Lizenzgeber

über die A u s b i l d u n g inländischen Per-

dem ausländischen Lizenznehmer das

sonals verbunden sein. D a s gilt insbe-

R e c h t ein, seine g e w e r b l i c h e n Schutz-

s o n d e r e im G r o ß a n l a g e n b a u

rechte und/oder nicht g e s c h ü t z t e oder

Übergabe

nicht schutzrechtfahige Betriebsgeheim-

A u c h Patentlizenzverträge sind oft mit

nisse zu benutzen, u m Produkte her-

der W e i t e r g a b e v o n nicht patentrecht-

zustellen o d e r zu vertreiben. Voraus-

lich geschütztem

setzung f ü r einen intensiven

pelt.

interna-

schlüsselfertiger

bei

der

Anlagen.

Know-how

gekop-

tionalen T e c h n o l o g i e t r a n s f e r durch Li-

—> Multinationale Unternehmungen tra-

z e n z v e r t r ä g e ist der E r w e r b internatio-

gen

naler Schutzrechte, w a s f ü r Patente i m

Produktion wesentlich zur internatio-

europäischen

Raum

seit

1978

nalen

nach

im R a h m e n

der

Verbreitung

internationalen fortgeschrittener

Patent-

T e c h n o l o g i e n bei. Die G r ü n d u n g einer

ü b e r e i n k u n f t durch A n m e l d u n g beim

T o c h t e r g e s e l l s c h a f t im A u s l a n d ist re-

E u r o p ä i s c h e n Patentamt in M ü n c h e n

g e l m ä ß i g nicht n u r von einem T r a n s f e r

erleichtert wurde. Die

m o d e m e r Produktionstechnologien b e -

S c h a f f u n g der E u r o p ä i s c h e n

Durchsetzung

der A n s p r ü c h e im Fall d e r

gleitet, sondern a u c h von der Übertra-

Schutz-

rechtverletzungen ist in d e n einzelnen

gung

L ä n d e r n allerdings unterschiedlich ge-

ken. Der A u s t a u s c h von Informationen

moderner

Managementtechni-

regelt, mit Kosten u n d Risiken verbun-

innerhalb d e s K o n z e r n s sorgt in d e r

den u n d in einigen außereuropäischen

F o l g e für einen permanenten T e c h n o -

L ä n d e r n de facto nicht möglich. Pa-

logietransfer. Der größte Teil der Z a h -

tentlizenzverträge

unterliegen

lungen im internationalen Patent- u n d

keiner

F o r m v o r s c h r i f t . Z u r V e r m e i d u n g von

Lizenzverkehr

Auseinandersetzungen

der

während

der

besteht

weltwirtschaftlichen

entsprechend Bedeutung

multinationaler U n t e r n e h m e n aus k o n -

L a u f z e i t e m p f i e h l t es sich, auf M u -

320

Technologietransfer

zerninternen Zahlungen. Von den Einnahmen der USA stammten 78% der Zahlungen von verbundenen Unternehmen, bei den Ausgaben 58% (1993). An den Zahlungen gemessen sind die USA größter Nettoexporteur von Technologie, während die meisten anderen Staaten - wie auch Deutschland und Japan - Nettoimporteure sind. In der Diskussion um den Technologietransfer in Entwicklungsländern wird einerseits die Bedeutung für den industriellen Aufholprozeß betont, andererseits aber auch die Entwicklung und Übertragung einer an die besonderen Bedingungen angepaßten Technologie (appropriate technology) gefordert. Diese soll z.B. auf die klimatischen Bedingungen abgestellt sein, aber auch die unterschiedliche Faktorausstattung und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen und insbesondere auch von Inländern beherrschbar sein. Der im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung geförderte Technologietransfer findet im wesentlichen durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH statt. Die einzelnen Formen des internationalen Technologietransfers unterliegen unterschiedlichen staatlichen Regulierungen im Hinblick auf die Genehmigung, die Möglichkeiten der Vertragsgestaltung und die Besteuerung. In einigen Ländern dürfen in ausgewählten Sektoren —> Direktinvestitionen überhaupt nicht oder nur als —> Joint Venture mit inländischen Partnern ge-

tätigt werden. Lizenzverträge müssen in vielen Entwicklungsländern staatlich genehmigt werden, dürfen vorgegebene Lizenzgebührensätze nicht überschreiten und bestimmte für den Lizenznehmer restriktive Klauseln nicht enthalten. Auch bei Lizenzverträgen in den —» Industriestaaten bestehen Einschränkungen der Vertragsfreiheit aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Das betrifft u.a. Vorschriften über Wiederverkaufspreise lizenzierter Produkte und Beschränkungen über den Gebrauch der Technologie nach Auslaufen des Patentschutzes. Einschränkungen von der Geberseite bestehen durch Waffenkontrollgesetze und, z.B. in den USA, durch besondere Regulierungen für den Export technischer Daten und Computer-Software. Auch steuerliche Aspekte sind bei internationalen Lizenzverträgen zu beachten, weil die Steuerbehörden zweier Länder Anspruch auf die Besteuerung der Lizenzgebühr erheben können mit der Folge einer —> Doppelbesteuerung. Diese kann durch einseitige Maßnahmen eines der beteiligten Länder oder durch —> Doppelbesteuerungsabkommen gemindert oder vermieden werden.

Literatur: Deutsche Bundesbank (1994): Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz, Statistische Sonderveröffentlichungen. Endres, D. (1986): Direktinvestitionen in Entwicklungsländern. Besteuerung und

321

Terms of Trade

Gestaltung der Auslandstätigkeit, Mün-

Terms-of-Trade versuchen, die durch den —» Außenhandel entstehenden Wohlstandssteigerungen bzw. -minderungen zu messen.

chen. Sell, Α. (1983): und

Ressourcenallokation

Technologietransfer, Verlag

V.

Fiorente, München.

Für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen zwischen —> Entwicklungs- und Industrieländern (—> Industriestaaten) ist vor allem die Theorie der säkularen Verschlechterung der Terms-of-Trade (Prebisch-Singer-Hypothese) von Bedeutung. Sie besagt entgegen den Annahmen der neoklassischen —» Außenhandelstheorie, daß sich die realen Austauschverhältnisse für die Entwicklungsländer, die überwiegend Primärgüter ausführen, langfristig negativ entwickeln und damit ein kontinuierlicher Einkommenstransfer an die Industrieländer fließt, wenn es den Entwicklungsländern nicht gelingt, die exportierte Primärgütermenge zu steigern oder selbst stärker Fertigwaren herzustellen. Die Debatte läßt sich, trotz der ständig vorgebrachten gegenteiligen Behauptungen aus den Reihen der Solidaritätsgruppen für die Dritte Welt und ihnen nahestehender Wissenschaftler, dahingehend zusammenfassen, daß ein eindeutiger Einkommen stransfer aus der Dritten Welt in die Industrieländer nicht zu belegen ist. Die Komplexität und inhärente Dynamik der Außenhandelsbeziehungen sollte nicht auf ein paar Zahlenbeispiele mit fragwürdigen Indikatoren und willkürlich gewählten Basisjahren reduziert werden.

Sell, A. (1994): Internationale Untemehmenskooperationen, Oldenbourg Verlag, München, Wien

1994, Kapitel

vm. Axel Seil

Terms of Trade Wenn von Terms of Trade (tot) ohne qualifizierenden Zusatz die Rede ist, sind in der Regel die commodity oder net barter terms of trade (c-tot) gemeint, die für fast alle Länder ständig in den Statistiken internationaler Wirtschaftsorganisationen kalkuliert und ausgewiesen werden. Man versteht darunter den Quotienten aus dem Importpreis- und Exportpreisindex eines Landes oder von Ländergruppen bezogen auf ein bestimmtes Basisjahr. Daneben, aber weitaus weniger gebräuchlich, wird auch von income-tot gesprochen, bei denen der Index der Exportpreise mit einem Index des Exportvolumens gewichtet wird, um Veränderungen bei den Mengenrelationen berücksichtigen zu können. Bei den single bzw. double factoral-tot werden die c-tot mit einem Produktivitätsindex der exportierten Waren multipliziert, um den Einfluß der Produktivitätsentwicklung auf das Austauschverhältnis kontrollieren zu können. Die verschiedenen Berechnungsmethoden für

322

Theorem der komparativen Kosten

Theorem der komparativen Kosten

beitsqualitäten wird technisch bestimmt, so daß verschiedene Arbeitsstunden in eine Standardgröße umgerechnet werden können. Die Technik legt die Höhe der Durchschnittskosten eindeutig fest, es besteht vor allem keine Abhängigkeit von der Ausbringungsmenge.

1. Grundlage der klassischen Theorie. Das Theorem der komparativen Kosten wurde von D. Ricardo Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die Hauptthese lautet: Im —» Außenhandel bestimmen nicht die absoluten, sondern die komparativen Kosten über die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Unter komparativen Kosten eines Gutes xl im Verhältnis zu einem anderen Gut x2 versteht man die Kostenverhältnisse des Gutes xl zu dem Gut x2. Jede Volkswirtschaft hat mindestens in einem Gut einen komparativen Kostenvorteil, auch dann, wenn die absoluten Kosten bei allen Gütern höher als im Ausland liegen. Die einzige Ausnahme ist gegeben, wenn die Kostenstrukturen aller Länder identisch sind. Die relativen Preise, auf die es allein im Rahmen dieser Theorie ankommt, sind langfristig nur vom Angebot, und zwar von den Durchschnittskosten bestimmt. Die Nachfrage beeinflußt nur kurzfristig die Preishöhe. Alle Kosten lassen sich im Rahmen der Arbeitswerttheorie auf einen homogenen Faktor Arbeit und damit auf eine bestimmte Zahl von Arbeitsstunden zurückführen. Kapitalkosten erhöhen alle Preise proportional, scheiden also als Bestimmungsgrund der Preisverhältnisse aus. Voraussetzung ist, daß die Nutzungsdauer bei allen Kapitalgütem gleich groß ist. Die Rente ist Folge von Preissteigerungen, kann also nicht Ursache der Preise sein. Die Struktur der einzelnen Ar-

2. Beweisfiihrung bei Ricardo. Es wird eine Vergrößerung der Weltproduktion erzielt, wenn sich jedes Land auf die Produktion spezialisiert, in der es einen komparativen Vorteil aufweist. Es besteht eine Tendenz zur vollständigen Spezialisierung, da sich die Kostenverhältnisse nicht verändern. Es wird allerdings keine Aussage darüber gemacht, wie sich der Außenhandelsgewinn auf die beiden Länder verteilt. Der neue Gleichgewichtspreis liegt zwischen den bisherigen komparativen Kosten. Zunächst exportiert das Land mit den absolut niedrigeren Kosten beide Güter. Als Folge hiervon entsteht ein positiver LeistungsbilanzSaldo (—» Zahlungsbilanz), im Goldwährungssystem (—> Goldstandard) findet ein Goldimport statt, und dieser löst Preissteigerungen aus, so daß schließlich das Inland nur noch in dem Gut absolut billiger ist, das auch die geringeren komparativen Kosten aufweist. 3. Die neoklassische Version dieser Theorie. Die klassische Preistheorie wurde aufgegeben, da auch die Nachfrage die Preise mitbestimmt, da es stets mehrere Faktoren gibt und da die Durchschnittskosten von der Ausbrin-

323

Theorem der komparativen Kosten

gungsmenge abhängen. G. Haberler hat das Theorem der komparativen Kosten jedoch der neoklassischen Preistheorie angepaßt. Er schlug vor, Opportunitätskosten anstelle der Arbeitskosten zu berücksichtigen. Unter Opportunitätskosten von xl versteht man die Menge an x2, die durch Produktion von χ 1 reduziert werden muß. A. Marshall führte weiterhin die sogenannten Tauschkurven ein, eine Art kombinierte Angebots-/ Nachfragekurve, allerdings als gesamtwirtschaftliche Kurve, bei der der Preis durch den Fahrstrahl im Ursprung bestimmt wird und die Koordinatenachsen die jeweilige Menge des Export- und des Importgutes messen. J. E. Meade schließlich leitete diese Tauschkurven aus dem Indifferenzkurvensystem ab. 4. Folgerungen, a) Das Ausmaß des Außenhandelsvolumens wird durch die Preisverhältnisse des In- und Auslandes bei —) Autarkie bestimmt. Bei Identität entsprechen sich die Fahrstrahle an beide Tauschkurven im Ursprung. Außenhandel ist in diesem Falle nicht vorteilhaft. Je größer jedoch der Unterschied in den nationalen Preisverhältnissen vor Aufnahme des Außenhandels ist, um so größer fallt auch das Außenhandelsvolumen aus. b) Da die Kosten von der Aúsbringungsmenge abhängen, nähern sich die Preisverhältnisse durch Außenhandel einander an. Dies bedeutet, daß im allgemeinen keine vollständige Spezialisierung zu erwarten ist. c) Internationale Preisunterschiede ergeben

sich nicht nur aus unterschiedlichen Kostenstrukturen, sondern auch durch Unterschiede in der Bedarfsstruktur, d) Jedes Land wird sich auf die Güter spezialisieren, bei denen es komparative Preisvorteile aufweist. Je größer die anfänglichen Preisunterschiede sind, um so günstiger sind die —¥ Terms of Trade (die realen Austauschverhältnisse) für das Land, e) Im allgemeinen liegt das Tauschgleichgewicht für beide Länder bei einer höheren Wohlfahrt als im Autarkiezustand. 0 Obwohl also die —» Arbeitsteilung einem Autarkiezustand überlegen ist, könnte ein Land durch Begrenzung des Außenhandels trotzdem eine höhere Wohlfahrt erzielen als bei —> Freihandel. Dies gilt allerdings nur, wenn man von Gegenreaktionen des Auslandes auf Handelsbegrenzungen (—» Protektionismus) absieht. 5. Kritik an dieser Theorie. Ein empirischer Test ist erschwert, da Opportunitätskosten nicht meßbar sind und da die Preisverhältnisse zumeist nur nach Einführung des Außenhandels bekannt sind. Diese sind jedoch tendenziell gleich hoch. Das Theorem der komparativen Kosten kann weiterhin nicht erklären, warum Außenhandel vor allem zwischen Volkswirtschaften ähnlicher Struktur stattfindet. Es wird vernachlässigt, daß auch die Güterqualität über internationalen Wettbewerbsvorteile entscheidet. Auch die Daten der neoklassischen Außenhandelstheorie bedürfen der Erklärung. So hängt z.B. die Entwicklung der Be-

324

Theorie der Außenwirtschaft

darfsstruktur v o m

Pro-Kopf-Einkom-

H a n d e l s diskutiert werden, d i e

zwi-

m e n ab. Mit z u n e h m e n d e m W o h l s t a n d

schenstaatlichen B e w e g u n g e n von K a -

steigt z u n ä c h s t der Anteil der Indu-

pital u n d Arbeit u n d die internationale

strieprodukte und damit der kapitalin-

Produktion, w e l c h e neben den m e i s t

tensiven

Güter

an;

bei

weiterem

mit —» Direktinvestitionen

W a c h s t u m erhöht sich d e r Anteil der

nen

Dienstleistungen

U n t e r n e h m e n v.a. die

und damit

der

ar-

—> multi- b z w .

verbunde-

transnationalen Lizenzvergabe

beitsintensiven Güter. A u c h der W a n -

u n d die A u f t r a g s f e r t i g u n g enthält.

del in d e r Technik kann selbst wieder-

Traditionell stellt die Theorie der A u -

um vom Wohlstandsniveau abhängen.

ß e n w i r t s c h a f t den

D i e s gilt vor allem im R a h m e n der

H a n d e l und die o f t m a l s losgelöst hier-

T h e s e v o m verkörperten

von

Fortschritt.

technischen

Schließlich

hängt

vom

internationalen —>

diskutierten

internationalen

Kapitalbewegungen

in

den

—>

Mittel-

W o h l s t a n d auch die E n t w i c k l u n g der

punkt. D a s ist problematisch, d a inter-

P r o d u k t i o n s f a k t o r e n ab. Die B e v ö l k e -

nationale Kapital- und A r b e i t s m o b i l i -

r u n g s w a c h s t u m s r a t e geht zurück, die

tät o f t m a l s substitutiv, vielfach aber

W a c h s t u m s r a t e des Kapitals steigt re-

auch k o m p l e m e n t ä r zu den H a n d e l s -

lativ an.

und Dienstleistungsbewegungen

( —>

Dienstleistungstransfer) auftreten u n d d e s h a l b aus meist gleichen

Literatur: Külp, B . (1978): Außenwirtschaftspoli-

liegt in der A n n a h m e ,

tik. M o h r Tübingen.

Faktorbewegungen

Ricardo, D. (1829): Principles of Political

Sauemheimer,

K.

b e z i e h u n g e n allein die optimale Allo-

(1995):

kation aller Faktoren im W i r t s c h a f t s -

Theorie der Außenwirtschaft 12., Über-

r a u m bewirkten. Die T r e n n u n g

arb. Aufl., Vahlen: München, ΙΠ. Teil. Bernhard

ge-

striktiven B e d i n g u n g e n die H a n d e l s -

London. ΚJ

(substitutive)

müßten nicht

trennt b e h a n d e l t w e r d e n , weil unter re-

E c o n o m y and Taxation. Bell and Sons: Rose,

Motiven

entstehen. Ein G r u n d für die T r e n n u n g

zwi-

schen güterwirtschaftlicher u n d m o n e -

Külp

tärer T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t ist b e s o n d e r s f r a g w ü r d i g in einer u n s i c h e ren W e l t . D a hier die A k t e u r e

Theorie der Außenwirtschaft

Zahlungs-

D i e T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t b e handelt

das

Zusammenwirken

Wirtschaftssubjekten

nicht n u r A k t e u r e auf d e n —> Finanz-

verschiedener

m ä r k t e n , sondern auch Exporteure u n d Importeure

W i r t s c h a f t s t h e o r i e ) , u m f a ß t die güterdes

gezwungen,

Forderungen

v e r s c h i e d e n e r Fälligkeiten zu

w i r t s c h a f t l i c h e n B e z i e h u n g e n , die in —> T h e o r i e

über

Liefermöglichkeiten

nur u n z u r e i c h e n d informiert sind, sind

von

L ä n d e r (und ist Teil der allgemeinen

der

und

internationalen

325

halten

Theorie der Außenwirtschaft

u n d über —> Liquidität in verschiede-

kräften H a n d e l s - und K r e d i t b e z i e h u n -

nen W ä h r u n g e n z u verfügen.

g e n ausgelöst w e r d e n .

G e h t m a n von d e r Gliederung der —>

E i n e b e s o n d e r e Rolle spielt die inter-

Z a h l u n g s b i l a n z aus, so finden die g ü -

n a t i o n a l e Produktion, deren

terwirtschaftlichen Transaktionen ins-

i n z w i s c h e n oft den Handel mit G ü t e r n

b e s o n d e r e in der Leistungsbilanz ( u n d

u n d Dienstleistungen übersteigt. V i e l e

hier v.a. in der W a r e n - und Dienstlei-

Unternehmen

s t u n g s b i l a n z ) ihren Niederschlag, d i e

g e n im A u s l a n d , um besseren Z u g a n g

Gegenbuchungen

gründen

Umfang

Niederlassun-

sind j e d o c h in d e r

zu B e s c h a f f u n g s - und A b s a t z m ä r k t e n

K a p i t a l - u n d in d e r Devisenbilanz e n t -

zu finden. Für das W a c h s t u m d e r —>

halten (—> Zahlungsbilanz). M o n e t ä r e

multinationalen U n t e r n e h m e n spielten

außenwirtschaftliche Beziehungen u m -

—»

f a s s e n aber auch Finanztransaktionen

schwankungen

über k ü r z e r e o d e r längere Zeiträume,

W e c h s e l k u r s e n ) und die z u n e h m e n d e

die (z.B. W e r t p a p i e r k ä u f e ) nichts mit

Bedeutung untemehmensintemer Trans-

d e m H a n d e l von Gütern und Dienst-

aktionen (—> Intra-Firmen-Handel) an-

leistungen zu tun haben müssen.

stelle

Protektionismus,

von

Wechselkurs-

(—> Fluktuation

Markttransaktionen

von

eine

N i c h t vollständig erfaßt werden

au-

wichtige Rolle. Die hiermit v e r b u n d e -

ßenwirtschaftliche

die

n e n Finanztransaktionen finden ihren

Beziehungen,

nicht zu Z a h l u n g s v o r g ä n g e n

führen;

Niederschlag

in

der

Kapitalbilanz,

dies sind v.a. W a n d e r u n g e n des F a k -

aber

tors Arbeit. A h n l i c h wie Kapitalbewe-

G e w i n n e n und Zinsen in der D i e n s t -

gungen

leistungsbilanz

h a b e n j e n e insbesondere

in

auch

wegen

des

(—»

Flusses

von

Zahlungsbilanz).

den s e c h z i g e r Jahren an Gewicht g e -

Ein b e s o n d e r e s Problem sind hierbei

w o n n e n , auch w e n n die meisten L ä n -

unternehmensinterne

der einen Z u w a n d e r u n g s s t o p (zumin-

die

dest f ü r Bürger, die z.B. im Fall der —>

n i c h t i m m e r zu Marktpreisen e r f o l g e n ,

E u r o p ä i s c h e n Union nicht a u s e i n e m

so d a ß sie insoweit die A u s s a g e k r a f t

der M i t g l i e d s l ä n d e r d e s Integrations-

der Z a h l u n g s b i l a n z s c h w ä c h e n .

r a u m e s k o m m e n ) verhängt haben, d e r

wichtige Rolle in der internationalen

unter

Produktion

Beachtung

des

—>

Freihan-

z.B.

aus

Abrechnungen,

steuerlichen

spielt

die

Gründen

Eine

Auftragsferti-

d e l s p r i n z i p s als problematisch anzuse-

g u n g (passive u n d aktive L o h n v e r e d e -

h e n ist. E r f a ß t werden A r b e i t s w a n d e -

lung). H i e r vergeben U n t e r n e h m e n ei-

rungen

n e s L a n d e s den Auftrag an (rechtlich

insoweit

gungsbilanz,

als

in

der

Übertra-

Gastarbeiter

einen

selbständige) ausländische

Unterneh-

Teil ihres E i n k o m m e n s in ihre H e i m a t

m e n , Teilschritte der Produktion

ü b e r w e i s e n . Nicht übersehen

ü b e r n e h m e n ; d e r Vertrieb obliegt d e m

werden

zu

sollten indirekte E f f e k t e , wenn durch

inländischen U n t e r n e h m e n . D a s V e r -

den Z u - o d e r A b s t r o m von Arbeits-

fahren erweist sich der G r ü n d u n g von

326

Theorie der Außenwirtschaft

T o c h t e r g e s e l l s c h a f t e n o d e r d e r inlän-

r u n g s f o n d s , die - 4 W e l t b a n k u n d die

dischen Verarbeitung v o n R o h s t o f f e n

Organisation

und

sammenarbeit

Zwischenprodukten

kostenmäßig

überlegen.

oftmals

als

Deutschland

f ü r wirtschaftliche und

Entwicklung

verlagert Teilschritte v o r allem in d e r

sationen

gungsbilanz erfaßt) u n d

in

der Lederindustrie, bei B ü r o m a s c h i n e n in der Elektroindustrie.

In

(—»

O E C D ) ; Z a h l u n g e n an diese O r g a n i -

Textil- und Bekleidungsindustrie, und

Zu-

werden

in

der

Ubertra-

Rohstoffab-

k o m m e n (man d e n k e an —> O P E C , —>

der

Multifaserabkommen) niederschlagen.

Z a h l u n g s b i l a n z wird die A u f t r a g s f e r t i -

V o r allem seit d e m Z w e i t e n W e l t k r i e g

g u n g bei den —> Exporten b z w .

im

sind die internationalen

Wirtschafts-

Falle der B u n d e s r e p u b l i k insbesondere

beziehungen stark g e w a c h s e n , dies gilt

bei den —> Importen erfaßt.

einmal für den H a n d e l von G ü t e r n und

Schließlich ist die Patent- und Lizenz-

Dienstleistungen

vergabe

weist

quote, die das Verhältnis von E x p o r t e n

Dienstlei-

b z w . Importen z u m —» Bruttosozial-

zu

Deutschland

nennen. ein

(in

Hier der

(die

Außenhandels-

stungsbilanz erfaßtes) D e f i z i t auf. Li-

produkt mißt, h a t deutlich

zenzen

rechtlich

men; so hat sie sich in den U S A ver-

werden

selbständigen

zwischen Unternehmen,

zugenom-

häufig

doppelt, auch w e n n sie dort n u r e t w a

aber auch zwischen M u t t e r - u n d T o c h -

ein Drittel der Q u o t e in der B u n d e s r e -

tergesellschaften v e r g e b e n . Die Tatsa-

publik ausmacht), vor allem a b e r für

che, d a ß Deutschland w e s e n t l i c h m e h r

internationale K a p i t a l b e w e g u n g e n und

Lizenzen aus d e m A u s l a n d n a c h f r a g t

die internationale Produktion. M i t ei-

als d i e s e m anbietet, hat der B u n d e s r e -

ner A u ß e n h a n d e l s q u o t e von über 3 0 %

publik den f r a g w ü r d i g e n V o r w u r f ein-

ist die Bundesrepublik sehr stark ab-

gebracht, technologisch an B o d e n zu

hängig

verlieren und damit ähnlich w i e bei

Ländern, insbesondere den M i t g l i e d s -

der h o h e n und w a c h s e n d e n Gläubiger-

ländern der Europäischen Union. A n -

position bei —> Direktinvestitionen d e n

dererseits

von

Vorgängen

strahlen

in

anderen

wirtschaftliche

Standort Deutschland im internationa-

Entwicklungen

len K o n z e r t zu g e f ä h r d e n (—» Stand-

der Tatsache, d a ß D e u t s c h l a n d zu den

ortwettbewerb).

drei

Nicht u n e r w ä h n t bleiben d ü r f e n weite-

Welthandelsnationen

W o h l f a h r t anderer L ä n d e r aus. D a international

b e z i e h u n g e n , die sich z . B . in d e r gro-

(selbst

ßen B e d e u t u n g internationaler O r g a n i -

Union)

sationen (genannt seien n u r die O r g a -

—»

innerhalb aufgrund

Wirtschaftspolitiken der

Europäischen

unterschiedlicher

Ziele und Instrumente noch nicht hin-

ne der —» Europäischen U n i o n , die —>

reichend koordiniert ( - 4 K o o r d i n a t i o n )

Welthandelsorganisation bzw. das —> der —> Internationale

führenden

aufgrund

zählt, auf die M ä r k t e u n d d a m i t die

re F o r m e n internationaler W i r t s c h a f t s -

GATT,

hierzulande

sind, erhöht insoweit die große inter-

Wäh-

327

Theorie des internationalen Handels

nationale Verflechtung die Unsicherheit der Transaktionen. Andererseits ist zu erwähnen, daß die hierdurch vergrößerten Märkte durch binnenwirtschaftliche Änderungen der Präferenzen und Technologien bedingte Anpassungsvorgänge abfedern. Internationale Wirtschaftsbeziehungen erweisen sich insoweit als Risikopool. Die Theorie der Außenwirtschaft klammert meist die Entfernung aus, die gesondert in der Raumwirtschaftstheorie behandelt wird. Obwohl der Weg von München nach Salzburg kürzer ist als der nach Kiel, ist dieses Versäumnis gerade für internationale Wirtschaftsbeziehungen von Bedeutung. Dies gilt nicht nur wegen der Transportkosten, (deren Anteil an den Gesamtkosten als Folge verbesserter Technologien in den letzten 30-50 Jahren deutlich gesunken ist), sondern insbesondere wegen der bei räumlicher Diversifizierung geringer werdenden Zahl von Anbietern und Nachfragern an einem Standort, was monopolistische Strategien begünstigt und die v.a. in der Theorie des internationalen Handels bis heute vorherrschende Annahme der vollständigen Konkurrenz problematisch erscheinen läßt. Andererseits ist zu bedenken, daß der kostengünstiger werdende internationale —> Technologietransfer die vor allem in der Außenhandelstheorie übliche Annahme international übereinstimmender Produktionsfunktionen weniger problematisch werden läßt.

Literatur: Broil, U./ Gilroy, B.M. (1994), Außenwirtschaftstheorie-Einführung und neuere Ansätze, 2.Aufl. Oldenbourg (München/Wien) Jones, R.Wy Kenen, P.B., Hrsg., (1984/5): Handbook of International Economics, 2 Bde, North Holland (Amsterdam, New York, Oxford). Krugman, P.R7 Obstfeld, M. (1994): International Economics, 3. Aufl. (Harper Collins (New York) Rose, K7 Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl. Vahlen (München). Siebert, H. (1994), Außenwirtschaft, 6. Aufl., Gustav Fischer (Stuttgart/Jena) Wagner, J. (1991): Die bundesrepublikanische Industrie auf dem Weltmarkt, Ökonometrische Untersuchungen zu Bestimmungsgründen von Außenhandel und internationaler Produktion. Duncker u. Humblot (Berlin). Hans-Joachim Heinemann Theorie des internationalen Handels Als Teil der —> Theorie der Außenwirtschaft befaßt sich die Theorie des internationalen Handels mit den Strömen von Dienstleistungen und vor allem Gütern zwischen Bürgern verschiedener Länder. Sie abstrahiert meist von der Rolle der Staatsgrenze (solange sie nicht zur Theorie der Außenwirtschaftspolitik wird) und fällt deshalb weitgehend mit der allgemeinen Tausch- und Produktionstheorie zusammen.

328

Theorie des internationalen Handels

Traditionell

stehen

angebotsbedingte

verlaufende

Transformationskurven)

Ursachen für die Erklärung internatio-

Nachfrageunterschiede

naler Handelsbeziehungen im Vorder-

—> Handel bewirken. Wohl aber kön-

grund. Daß im Inland nicht vorhande-

nen

ne Rohstoffe oder tropische Produkte

stimmen, ob sich nur ein Land (das ist

die

allein

keinen

Nachfragebedingungen

be-

importiert werden, liegt auf der Hand.

mindestens immer der Fall) oder beide

Zu nennen sind auch vorübergehende

Länder auf die Produktion jeweils ei-

Lieferstörungen (infolge von

nes Gutes vollständig

Streiks

spezialisieren.

oder Mißernten), die auch dort zu —>

Ist in beiden Ländern etwa gleicher

Importen führen, von wo diese Güter

Größe die Präferenz für Gut zwei be-

ansonsten exportiert werden. Die bei-

sonders hoch, so wird sich nur das

den

wichtigsten

Angebotsursachen

Land

vollständig

spezialisieren,

das

basieren allerdings auf Kostenunter-

bei diesem Gut komparative Kosten-

schieden

die

vorteile hat, während sich das andere

grundsätzlich alle Güter (in der Regel

zwischen

Ländern,

Land unvollständig spezialisiert. D a s

geht man vereinfachend von zwei Pro-

erste Land erzielt den gesamten Han-

dukten aus) erzeugen können.

delsvorteil; das internationale

Zunächst ist das auf David zurückgehende —> Theorem parativen

Kosten

Ricardo der

zu nennen.

verhältnis entspricht den

kom-

Preis-

Opportuni-

tätskosten des sich unvollständig spe-

Auch

zialisierenden

Landes.

Spezialisieren

wenn ein Land in allen (beiden) Pro-

sich beide Länder vollständig, so bil-

duktionsrichtungen niedrigere Kosten

det sich das Preisverhältnis zwischen

als ein anderes aufweist, ist —» Handel

den Opportunitätskosten, es wird von

sinnvoll, solange sich die Kostenvor-

den Nachfragebedingungen bestimmt

teile zwischen den Gütern unterschei-

und begünstigt das Land am stärksten,

den. Die Opportunitätskosten

dessen Opportunitätskosten am

unter-

mei-

scheiden sich dann zwischen den Län-

sten von dem Preisverhältnis differie-

dern, sind aber wegen der Annahme

ren.

nur eines knappen Produktionsfaktors

Die zweite fundamentale Erklärungs-

konstant. In (in Lehrbüchern zu findenden)

graphischen

hypothese bildet das

Darstellungen

nentheorem,

drückt sich das in linearen Transfor-

auch

mationskurven aus. Es ist unerheblich,

—»

Faktorproportio-

nach seinen Begründern Heckscher-Ohlin-Theorem

bzw. wegen der formalen Interpretati-

o b das Inland z.B. stärkere Präferen-

on durch Samuelson auch Heckscher-

zen zugunsten von Gut 2 als für Gut 1

Ohlin-Samuelson (HOS)-Theorem ge-

aufweist, das Kostenverhältnis ist das

nannt. Hier sind es nicht Produktivi-

gleiche. Folglich können bei überein-

tätsunterschiede, sondern

stimmenden Angebotsbedingungen (glei-

Unterschie-

de in den Ausstattungsrelationen zwei-

che Opportunitätskosten bzw. parallel

er Primärfaktoren (meist Arbeit und

329

Theorie des internationalen Handels

Kapital), die d e n

Handel

Die O p p o r t u n i t ä t s k o s t e n nun

bedingen.

ändern

mit d e r Produktionsstruktur

graphischen

Darstellungen

talintensiver (arbeitsintensiver)

sich

Güter

spezialisiert und diese exportiert.

(in

Unterscheiden sich z w i s c h e n den Län-

bedeutet

d e r n Produktivitäten

und

Faktoraus-

dies z u m U r s p r u n g k o n k a v e Transfor-

stattungsrelationen,

so

können

sich

m a t i o n s k u r v e n ) u n d sind f ü r ein G u t

diese U n t e r s c h i e d e

kumulieren

oder

u m s o höher, j e m e h r d a v o n produziert

k o m p e n s i e r e n . Ein kapitalreiches L a n d

wird. Dies bedeutet, d a ß es in der R e -

exportiert dann m ö g l i c h e r w e i s e nicht

gel meist nicht zu vollständiger S p e -

kapitalintensive, sondern arbeitsinten-

zialisierung k o m m t , d a die Opportuni-

sive G ü t e r , w e n n es bei diesen ent-

tätskosten schon z u v o r d a s internatio-

s p r e c h e n d e Produktivitätsvorteile hat.

nale Preisverhältnis übersteigen. Fer-

G l e i c h e s ist möglich, w e n n das L a n d

ner

können

nun

international

starke P r ä f e r e n z e n f ü r d a s kapitalin-

Angebotsbedin-

tensive G u t hat ( N a c h f r a g e u n t e r s c h i e -

g u n g e n N a c h f r a g e u n t e r s c h i e d e (die in

de dominieren in diesem Fall die A n -

der —> Autarkie zu verschiedenen O p -

gebotsunterschiede).

portunitätskosten f ü h r e n ) Handel a u s -

Weitere f u n d a m e n t a l e aus d e m

lösen.

torproportionentheorem

ableitbare

S t i m m e n die (in der Regel als linear

T h e o r e m e sind das —>

Slolper-Samuel-

übereinstimmenden

homogen

bei

angenommenen)

o n s f u n k t i o n e n f ü r ein G u t

Produkti-

Theorem.

zwischen

—> Terms

dukts,

Güter-, sondern auch der Faktorpreise Ein

die

Entlohnung

auch (stark) des

den

Preis

erhöhen Faktors

der und

Arbeit

v e r m i n d e r n (trotz des H a n d e l s g e w i n -

erreicht, o h n e d a ß es zur z w i s c h e n -

n e s aufgrund der T e r m s of Trade -

staatlichen Mobilität der Produktions-

Verbesserung

faktoren k o m m t . Indirekt kommt die kapitalreiche

sondern

Kapitalnutzung

gesamtwirtschaftliches Optimum wird

das

nicht n u r die Pro-

Lasten d e r des arbeitsintensiven Pro-

H a n d e l nicht n u r z u m Ausgleich der

sich

of Trade,

duktion d e s kapitalintensiven G u t e s zu

grenzprodukten entlohnt, s o führt der

daß

ein

portgut), also eine V e r b e s s e r u n g der

w e r d e n die Faktoren mit ihren W e r t -

—» Faktormobilität d a d u r c h

wird

s e n k u n g für d a s arbeitsintensive Im-

in beiden L ä n d e r n unvollständig u n d

).

Rybczynski-

—> Liberalisierung in Form einer Zoll-

vernach-

lässigt werden, ist die Spezialisierung

( Faktorpreisausgleichstheorem

ersterem

kapitalintensive Exportgut (bzw. eine

portkosten und a n d e r e H a n d e l s h e m m (—» P r o t e k t i o n i s m u s )

Nach

Anstieg des W e l t m a r k t p r e i s e s f ü r das

den Ländern überein, k ö n n e n T r a n s nisse

und das —>

son-Theorem

Fak-

bzw.

Liberalisierung

verschlechtert sich die Situation

zustande,

k n a p p e n Faktors, w a s als

(arbeits-

des

Argument

f ü r die —> Protektion importkonkurrie-

reiche) L a n d auf die Produktion k a p i -

render Sektoren v e r w e n d e t wird).

330

Tobin-S teuer

Nach dem Rybczynski-Theorem wird bei konstanten Weltmarktpreisen (Annahme einer kleinen offenen Volkswirtschaft) eine Kapitalakkumulation die Produktion des kapitalintensiven Gutes (stark) erhöhen und die Produktion des arbeitsintensiven Importgutes absolut vermindern! Da in der Theorie des internationalen Handels in der Regel von ausgeglichenen Handelsbilanzen (—» Zahlungsbilanz) ausgegangen wird, bedeutet eine Exportsteigerung zugleich eine Zunahme der Importe. Datenänderungen der beschriebenen Art sind somit handelsvermehrend, während z.B. Zollerhöhungen (—» Zölle) (auf das arbeitsintensive Gut) oder eine Zunahme des (knappen) Faktors Arbeit (bei konstanter Kapitalausstattung) handelsvermindernd wirken. Eine weitere im Rahmen des Modells diskutierte Datenänderung kann technischer Fortschritt z.B. in einem oder beiden Sektoren sein, der ursprünglich international identische Produktionsfunktionen nun unterschiedlich macht und somit die Gültigkeit des Faktorpreisausgleichstheorems aufhebt. Schließlich diskutieren Modellerweiterungen die Implikationen von mehr als zwei Gütern, Faktoren oder Ländern. Diese Erweiterungen werden teils im Gefolge des Leontief-Paradoxons vorgenommen, in welchem W. Leontief mit Hilfe der von ihm entwickelten Input-Output-Analyse die Gültigkeit des Faktorproportionentheorems in Frage stellte.

Das und Weiteres wird in der —> Neuen Außenhandelstheorie behandelt. Letztendlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Theorie des internationalen Handels wie andere ökonomische Theorien neoklassischer Herkunft von der nicht realistischen Vollbeschäftigungsannahme ausgeht. Abweichungen kann man z.B. durch die Annahme von Mindestfaktorpreisen oder begrenzter intersektoraler Faktormobilität erfassen (wodurch fundamentale Aussagen in Zweifel gezogen werden). Literatur: Caves, R. EJ Frankel, J.A7 Jones, R.W. (1993): World Trade and Payments, 6. Aufl. Harper Collins (New York) Dixit, A.K./ Norman, V. (1980): Theoiy of International Trade, Cambridge University Press (New York usw.) Gandolfo, G. (1994), International Economics Bd. I, 2. Aufl. Springer (Berlin usw.). Jones, R.W./ Kenen, P.B. Hrsg. (1984): Handbook of International Economics Bd. I, North Holland (Amsterdam, New York, Oxford). Rose, KV Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl. Vahlen (München). Hans-Joachim

Heinemann

Tobin-Steuer 1978 von James Tobin gemachter Vorschlag zu einer weltwährungspolitischen Reform, der darauf abzielt, die

331

Tobin-S teuer

Währungsbeziehungen

Insofern diese f ü r die hohe Volatilität

und v o r allem die —> W e c h s e l k u r s e zu

internationalen

der W e c h s e l k u r s e tatsächlich verant-

stabilisieren. D i e s e r Vorschlag

kon-

wortlich sind, trägt die T o b i n - S t e u e r

kurriert mit d e m —» M c K i n n o n

und

zur Stabilisierung der

Wechselkurse

d e m —> W i l l i a m s o n - P l a n .

bei.

T o b i n m a c h t d e n spekulativen kurz-

D i e Kritik an der T o b i n - S t e u e r

fristigen K a p i t a l v e r k e h r für die h o h e

sich an d i e Beeinträchtigung des G ü -

—» Volatilität u n d die —> Fluktuation

ter-

Dienstleistungshandels

(-»

der W e c h s e l k u r s e u n d vor allem f ü r

Dienstleistungstransfer) u n d auf

ihre

die A b w e i c h u n g e n gerechtfertigten

von

fundamental

Kursen

verantwort-

und

richtet

allokative W i r k u n g , da der Handel innerhalb eines W ä h r u n g s g e b i e t e s

von

lich.

der T o b i n - S t e u e r befreit ist. A u f m e r k -

Tobin verweist in s e i n e m grundlegen-

s a m g e m a c h t w u r d e auch darauf, d a ß

den Artikel auf d i e g r o ß e n

Finanzinnovationen

kungen

der

Schwan-

Wechselkurse.

eine

Umgehung

der T o b i n - S t e u e r e r m ö g l i c h e n , der E f -

Tobins

Plan setzt daran a n , diese internationa-

f e k t sollte d e s h a l b mit d e r Zeit ab-

len

nehmen.

Kapitaltransaktionen

durch

eine

Ein

letzter

Einwand

weist

grenzüber-

d a r a u f h i n , d a ß Finanztransaktionen an

schreitenden —» Kapitalverkehr unat-

d i e j e n i g e n F i n a n z p l ä t z e verlagert wer-

traktiver zu m a c h e n . Seiner E m p f e h -

d e n , an d e n e n die Tobin-Steuer nicht

lung liegt eine strikte Trennung v o n

erhoben wird.

e r w ü n s c h t e m , l a n g f r i s t i g e m und

Trotz dieser

geringe

Steuer

erwünschtem,

auf

den

(spekulativem)

un-

berechtigten

Einwände

erscheint die A b l e h n u n g der T o b i n -

kurz-

Steuer

fristigem Kapital v e r k e h r zugrunde.

durch

die

Ökonomie

vor-

Funktional, also von ihrer W i r k u n g s -

schnell. D i e a n g e n o m m e n e nachteilige

weise aus betrachtet, desintegriert die

W i r k u n g auf den —> Handel beispiels-

Tobin-Steuer

Kapital-

w e i s e tritt auch o h n e die T o b i n - S t e u e r

Rendite-

a u f , da sich die exportierenden

anlagen

internationale

voneinander,

differenzen nicht länger

da

importierenden

ökonomisch

durch

Unternehmen kostenintensive

und

in

der

rational d u r c h —» Arbitrage ausgegli-

Regel

chen w e r d e n k ö n n e n . D a die Tobin-

rungsfutures

Steuer bei j e d e r internationalen K a p i -

s c h w a n k u n g e n versichern m ü s s e n . In-

gegen

Wäh-

Wechselkurs-

taltransaktion anfällt, sinkt die Rendite

sofern tritt eine faktische h a n d e l s u m -

und d a m i t d e r G r a d der internationalen

l e n k e n d e W i r k u n g auch bei volatilen

Kapitalmobilität

W e c h s e l k u r s e n auf und ist keine D o -

generell, aber über-

m ä n e d e r Tobin-Steuer. Letztlich hat

durchschnittlich stark bei kurzfristigen

die internationale —> Kooperation zur

Kapitalanlagen. D e s h a l b sollte vor al-

R e g u l i e r u n g der —> F i n a n z m ä r k t e ge-

lem d a s V o l u m e n grenzüberschreiten-

zeigt,

der kurzfristiger K a p i t a l a n l a g e n fallen.

332

daß

der

Standortwettbewerb

Tokio-Runde

z w i s c h e n den internationalen märkten

nicht

sondern

durch

durch

Finanz-

S t a n d a r d s und über die Erteilung von

Deregulierung,

richtige,

Import-Lizenzen).

koordinierte

R e r e g u l i e r u n g positiv gestaltet

D i e meisten Kodizes sehen A u s s c h ü s -

wird.

se v o r , die als U b e r w a c h u n g s -

D i e T o b i n - S t e u e r ist eine Möglichkeit,

und

Schlichtungsorgan fungieren.

d e n E i n f l u ß und G e s t a l t u n g s s p i e l r a u m d e r Wirtschaftspolitik zu stärken.

Literatur: G A T T (1986), The Texts of the Tokyo

Literatur:

R o u n d Agreements. GATT: Genf.

Tobin, James (1978): A Proposal for In-

Transfer

ternational Monetary Reform. Eastern Economic Journal 4, S. 153-159. Krugman, Paul (1989):

S a m m e l b e z e i c h n u n g f ü r alle Arten d e s

Exchange-rate

W a r e n - und Kapitalaustausches

Instability. ΜΓΓ Press, Cambridge. Menkhoff,

Lukas/

Michaelis,

Jochen

Transformationspolitik

(1995): Ist die Tobin-Steuer wirklich tot?, Jahrbuch für Wirtschaftswissen-

Die

schaften 46, S. 55-75.

alle M a ß n a h m e n , die g e e i g n e t Thomas

den

Plümper

Transformationspolitik Ubergang

eines

umfaßt

D a b e i geht es in der Regel um die Transformation

einer

A l s T o k i o - R u n d e wird die siebte —>

tungswirtschaft

in

Zentralverwal-

eine

Marktwirt-

W e l t h a n d e l s r u n d e im R a h m e n des —»

s c h a f t (—» Systemtransformation).

G A T T (Genf, 1975-1979) b e z e i c h n e t .

Ausgehend

Ihr wichtigsten Ergebnisse waren die

m u ß eine

vom

Transformationsziel

Transformationskonzeption

e n t w o r f e n werden, die mittels einer

der Importzölle (—» Zölle)

u m durchschnittlich 3 4 %, die erstma-

Transformationsstrategie

lige

Transformationspolitik

Verringerung

sind,

Wirtschaftssy-

s t e m s in ein anderes h e r b e i z u f ü h r e n .

Tokio-Runde

Senkung

zwi-

schen zwei Ländern.

—> nicht-tarifärer

in

konkrete umgesetzt

Ermächti-

wird. W ä h r e n d das T r a n s f o r m a t i o n s -

gungsregel ( ' e n a b l i n g c l a u s e ' ) , durch

ziel d i e grobe Richtung der T r a n s f o r -

die Zoll—> Präferenzen für —> Ent-

m a t i o n vorgibt, wird in der T r a n s f o r -

w i c k l u n g s l ä n d e r jetzt G A T T - k o n f o r m

mationskonzeption bereits stärker k o n -

Handelshemmnisse,

sind,

die

die

Neufassung

des

über

e i n z e l n e n vonstatten g e h e n soll. Die

und Ver-

Transformationsstrategie ordnet dann

K o d e x der —> K e n n e d y - R u n d e Anti-Dumping-Maßnahmen einbarung

mehrerer

neuer

kretisiert, w i e die T r a n s f o r m a t i o n im

GATT-

die einzelnen Schritte in dem Ziel an-

GATT-

gemessene,

K o d i z e s (u.a. über —> S u b v e n t i o n e n und Ausgleichsmaßnahmen,

über —>

333

sachlich

und

zeitlich

Transformationspolitik

strukturierte Maßnahmen (—» Sequencing der Transformation). Zur Transformationspolitik gehören folgende Bereiche: - Makroökonomische —> Stabilisierung und Preisliberalisierung, - Privatisierung der Unternehmen sowie - Restrukturierung der Volkswirtschaft. Besondere Bedeutung kommt dabei der Stabilisierungspolitik zu, da ohne weitgehende makroökonomische Stabilisierung alle anderen Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt sind oder erst gar nicht zum Einsatz kommen.

stärkt wird. Als Folge des Preisanstiegs kann das Horten von Gütern zunehmen, das wiederum zu Preissteigerungen führt. Im Laufe dieses Prozesses gehen die meist auf der Unternehmensebene anknüpfenden Staatseinnahmen in ihrem Realwert zurück, während gleichzeitig die Staatsausgaben (zur Stützung von Unternehmen, zur sozialen Abfederung der Preisfreigabe, durch Lohnerhöhungen im Staatssektor etc.) steigen. Wird die dadurch auflaufende Staatsschuld monetisiert, so wird der Anstieg der Inflationsrate stark beschleunigt und es kann sogar zu einer Hyperinflation (wie es z.B. in Polen der Fall war) kommen.

Die Notwendigkeit makroökonomischer Stabilisierung entsteht dadurch, daß als Erbe der Zentralverwaltungswirtschaft das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bei gleichzeitigem Geldüberhang mehr oder weniger weit auseinanderklaffen. Werden in dieser Situation die Preise freigegeben, kann es zu einem Kollaps des Output und zu hohen Inflationsraten kommen, die mit einer weiteren Verknappung des Angebots einhergehen können. Die Ursache einer derartigen Reaktion liegt darin begründet, daß im Ausgangszustand die angebotenen Güter nicht der Nachfrage entsprechen. So kommt es zu einem rapiden Outputeinbruch bei denjenigen Gütern, die nicht gefragt sind, und einem starken Preisanstieg bei den präferierten Gütern, der durch monopolistische Unternehmensstrukturen und den eventuell vorhandenen Geldüberhang ver-

Das Paket stabilisierungspolitischer Maßnahmen umfaßt - die Herstellung des Budgetgleichgewichts zum Abbau des inflationären Potentials staatlicher Defizite, - die Wahl eines nominalen Ankers zur Wahrung der Preisstabilität und - Preisfreigabe inklusive Abbau bzw. Eliminierung von Preissubventionen zur Implementierung knappheitsorientierter relativer Preise. Besteht ein Geldüberhang, so muß dieser entweder durch Konfiskation der Mittel oder Konsolidierung (Ausgabe indexierter, niedrig verzinslicher und langfristiger Staatsschuldtitel) beseitigt werden; auch eine Kombination von Teilkonfiskation und -konsolidierung ist möglich. Als nominaler Anker kann entweder das Geldmengenwachstum oder ein fester —> Wechselkurs - eventuell in Verbin-

334

Transformationspolitik

dung mit einem —> Currency Board -

mit oder ohne Beteiligung des Mana-

gewählt

gements und der dort beschäftigten

werden;

das

Preisniveau

selbst wie auch die nominalen Preise

Arbeitnehmer.

scheiden als Anker aus. Beide mögli-

können nicht auf einen Schlag privati-

Große

Unternehmen

chen Anker sind nicht ohne Risiken:

siert werden, da weder ausreichendes

Gelingt die Stabilisierung über eine

Kapital noch ein hinreichend großes

Beschränkung des Geldmengenwachs-

Reservoir an Führungskräften noch ein

tums, dann steigt die zuvor aufgrund

funktionsfähiges Bankensystem kurz-

der hohen Inflationsraten sehr niedrige

fristig verfügbar sind. Sie dürfen aber

Geldnachfrage wieder an und müßte

auch nicht sich selbst überlassen blei-

zur Vermeidung sehr hoher Realzins-

ben, da das alte Management und die

sätze mit einem einmaligen Sprung in

dort noch Beschäftigen einen starken

der Geldversorgung befriedigt werden;

Anreiz haben, die vorhandenen Res-

das kann aber neue Inflationserwar-

sourcen der Unternehmen untereinan-

tungen auslösen. Die Fixierung

des

der aufzuteilen. Daher bietet sich ein

Wechselkurses kann dazu führen, d a ß

zweistufiges Privatisierungsmodell an:

seine Verteidigung temporär sehr hohe

Die

Realzinssätze verlangt. Steigen die in-

großen Privatisierungsholdings

ländischen Preise relativ zu den aus-

ordnet, die das Management der Un-

ländischen weiter an, kommt es zu ei-

ternehmen übernehmen und je nach

Unternehmen

werden

wenigen zuge-

ner Erhöhung des realen Wechselkur-

Lage der Dinge die Unternehmen ver-

ses; wird die Währung dann abgewer-

kaufen, reorganisieren oder liquidieren

tet (—¥ Abwertung), besteht die Ge-

können. Erst danach werden die Un-

fahr, d a ß die Glaubwürdigkeit der In-

ternehmen

flationsbekämpfung verlorengeht und

selbständig wirtschaftende Einheiten.

ein erneuter Inflationsschub droht. Die

Die Arbeit dieser Holdings ist zeitlich

Preisfreigabe sollte in einem

zu beschränken; sie dient dazu, die

Schlag

(sofern noch

vorhanden)

erfolgen, um intertemporaler Spekula-

Unternehmen in der Ubergangsphase

tion, Güterhortung und

effizient zu leiten und sie für den

Gütermangel

vorzubeugen und die Währungskon-

Markt fit zu machen oder aufzulösen.

vertibilität (—> Konvertibilität) vorzu-

Neben den Unternehmen sind

bereiten, auch wenn dieses Vorgehen

Wohnungen

den Unternehmen temporär die Aus-

kann sehr schnell geschehen und ist

nutzung

eine wichtige Voraussetzung für die

von Monopolpositionen

er-

laubt.

zu

privatisieren;

auch dies

Reallokation von Arbeitskräften. Teil der Privatisierungspolitik ist die

Bei der Privatisierung muß zwischen

Verteilung des Eigentums an den Un-

kleinen und großen Unternehmen un-

ternehmen. Anstelle das Eigentum an

terschieden werden. Kleine Unterneh-

den einzelnen Unternehmen zu vertei-

men können sofort privatisiert werden,

335

Transformationspolitik

len bietet sich hier an, Aktien o.ä. der

hochsensibel auf die politischen Be-

Privatisierungsholdings

dingungen. Insbesondere besteht die

auszugeben

und entweder vollständig oder teilwei-

Gefahr, daß Direktinvestitionen

se an die Bevölkerung zu übergeben;

bleiben, da es sich für die Investoren

im zweiten Fall könnte der Rest der

lohnt, erst einmal die Entwicklung ab-

Beteiligungen vom Staat gehalten und/

zuwarten. Ist eine Investition getätigt,

aus-

oder an die Arbeitnehmer der Unter-

ist sie oft nicht mehr reversibel. Für

nehmen

Der

die Verfügbarkeit von Ersparnissen ist

Vorteil einer solchen Regelung wäre,

ein funktionsfähiges Bankensystem er-

ausgegeben

werden.

daß sie Fairneß-Aspekten

Rechnung

forderlich, das elementare Formen der

trägt und das Risiko der

Untemeh-

Ersparnisbildung

mensauflösung für die Anteilsinhaber

ermöglicht

Kredite vergeben kann. Ein

und solches

poolt. Die Anteilsscheine sollten an

Bankensystem befindet sich in Mittel-

einer Börse notiert und frei gehandelt

und Osteuropa erst im Anfangsstadi-

werden können. Dadurch ergibt sich

um, mit der schweren Hypothek, daß

eine indirekte Kontrolle der Geschäfts-

die Bank- und Unternehmensbilanzen

f ü h r u n g der Holdings: Diejenigen, die

nicht vorher von uneinbringbaren Kre-

arbeiten,

dit-Altlasten befreit wurden. Darüber

werden bessere Kurse erzielen als die

hinaus erfordert die Restrukturierung

anderen. Den Holdings fließen beim

hohe Investitionen in die Infrastruktur,

Verkauf der Unternehmen (der eigent-

wozu wiederum Kapital benötigt wird.

effizient

und

erfolgreich

lichen Privatisierung auf der zweiten

Die Restrukturierung wird daher lange

Stufe) Mittel zu, die wiederum den

dauern und m u ß durch ein adäquates

Anteilsinhabem zugute kommen.

System der Arbeitslosenunterstützung

Neben dieser Privatisierungspolitik ist

flankiert werden.

es unerläßlich, die Bildung und den Markteintritt neuer Unternehmen zu-

Literatur:

zulassen und zu fördern. Es besteht ein besonders hoher Bedarf an und

mittleren

Blanchard, Olivier et al. (1991): Reform

kleinen

Unternehmen.

in Eastern Europe. The MIT Press:

Erst

Cambridge, Massachusetts und Lon-

durch den Markteintritt neuer Unter-

don, England.

n e h m e n wird es zu dem gewünschten

Herr, Hansjörg/ Tober, Silke/ Westphal,

W e t t b e w e r b kommen.

Andreas (Hrsg.) (1994): Macroecono-

Für die Restrukturierung der Volks-

mic Problems of Transformation. Sta-

wirtschaften ist die Verfügbarkeit von Kapital von großer Bedeutung.

bilization Policies and Economic Re-

Als

structuring. Edward Elgar: Aldershot,

Quellen dafür kommen die inländische

England

Ersparnis und ausländische —> Direkt-

USA.

investitionen infrage. Beide reagieren

336

und

Brookfield,

Vermont,

Transnationale Unternehmen

Hölscher, Jens et al. (Hrsg.) (1994): Bedingungen ökonomischer Entwicklung in Zentralosteuropa, Bd. 2: Wirtschaftliche Entwicklung und institutioneller Wandel. Metropolis: Marburg. Saunders, Christopher T. (Hrsg.) (1992): Economics and Politics of Transition. Macmillan: Houndsmill, Basingstoke und London. Schipke, Alfred/ Taylor, Alan M. (Hrsg.) (1994): The Economics of Transformation. Theory and Practice in the New Market Economies. Springen Berlin u.a.

Triffin bereits 1960 als Dilemma formulierte: Würden die USA ihr —> Zahlungsbilanzdefizit korrigieren, geriete die Welt in eine Liquiditätsknappheit (—» Liquidität, internationale) mit der potentiellen Gefahr einer Deflation. Korrigieren die USA das Defizit dagegen nicht, führen weitere Goldabflüsse zu einer umfassenden Vertrauenskrise in den Dollar. Triffins Lösungsvorschlag in Anlehnung an den Keynes-Plan der Bretton Woods-Konferenz beinhaltete die Schaffung einer neuen Reserveeinheit, die von einer Weltzentralbank (—» Zentralbank) ausgegeben und kontrolliert werden sollte. Ebenso wie zuvor fand ein solcher Plan allerdings keine internationale Zustimmung. Immerhin erwuchs aus der Vertrauenskrise und der Diskussion um das Triffin-Dilemma aber eine neue Reserveeinheit des —> Internationalen Währungsfonds, die —» Sonderziehungsrechte, die allerdings nie den Status einer wirklichen internationalen Liquidität, eines 'Weltgeldes', erlangten. Das 'Dilemma' löste sich daher erst mit einer anderen ' R e f o r m ' des Weltwährungssystems: Dem Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems und dem Ubergang zu flexiblen —> Wechselkursen.

Wienen, Angela (1994): Stabilisierungspolitik im Transformationsprozeß. Untersuchungen zur Wirtschaftspolitik 97. Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln: Köln. Aloys

Prinz

Transnationale Unternehmen —> Multinationale Unternehmen Triffin-Dilemma Zwei der wesentlichen Elemente des Weltwährungssystem Woods

(—>

von

Bretton

Bretton-Woods-Abkom-

men) waren die

Institutionalisierung

des Dollars als Weltreservewährung und die gleichzeitige Dollars

an

eine

Bindung

Goldparität.

des Dies

führte in den 60er Jahren durch die

Trittbrettfahrer

kontinuierlichen Zahlungs-, bzw. Devisenbilanzdefizite der USA (—> Zah-

Bezeichnung für diejenigen Akteure,

lungsbilanz) seit den 50er Jahren zu

die sich nicht an der Bereitstellung

einer systembedingten Vertrauenskrise

(internationaler) öffentlicher —> Güter

des Weltwährungssystems, die Robert

beteiligen. Obwohl diese Staaten sich

337

Trittbrettfahrer

nicht oder nicht angemessen an den Kosten beispielsweise der weltwirtschaftlichen —ï Stabilisierung beteiligen, profitieren sie dennoch davon, daß andere Staaten das öffentliche Gut produzieren. Der Vorwurf des Trittbrettfahrens wird seit einigen Jahren von den USA gegenüber Japan vorgebracht, da Japan hohe Handelsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz) erzielt.

338

υ markt wird dann zum Vorteil umkehrt.

Überbewertung

Uberbewertung muß daher nach Auf-

Auf Verbesserung der Kaufkraft der

fassung derer, die sie als Mittel

inländischen

wicklung

Währung

Wechselkurspolitik

gerichtete

terte Konsummöglichkeiten

(—» Wechselkur-

Ent-

der Wirtschaft durch erweif ü r vor-

se). Die —> Aufwertung der Währung

teilhaft halten, durch Devisenzuflüsse

in eine Uberbewertungsposition wird

aus der Entwicklungshilfe (—> Ent-

zur eine Verbesserung der

wicklungspolitik) stabilisiert

Terms of

werden.

Trade eines um —> Entwicklung be-

Die Devisenzuflüsse erlauben

mühten —> Wirtschaftsraumes

ange-

haltsdefizite mit expansiver Finanzpo-

strebt. Sie gilt zuweilen auch als auf-

litik zu realisieren und durch Subven-

gezwungenes K o m p l e m e n t einer Poli-

tionen die Konsumkraft zu steigern.

tik der —> Unterbewertung

in wirt-

Als Merkmal einer Uberbewertungs-

schaftlich prosperierend vorgestellten

politik gilt der Leistungsbilanzdefizit.

Währungsräumen.

Das

Uberbewertung

Haus-

Leistungsbilanzüberschuß

kann als dauerhafte Position nach der

jedoch

Auffassung

Nettokapitalimport. Es handelt sich bei

der

klassischen

Lehre

saldenmechanisch

folgt

aus

dem

nicht realisiert werden. Sie führt aus

der als Uberbewertung

dieser Sicht zu Leistungsbilanzdefizi-

Politik u m eine durch Kredite zu wei-

ten (—» Zahlungsbilanz).

chen Bedingungen

Die

damit

bezeichneten

mögliche

Gestal-

verbundenen Devisenfehlbeträge müs-

tung der Struktur der —> Zahlungsbi-

sen durch den Verkauf von Vermö-

lanz.

genswerten an Fremde (Kapitalimpor-

wirtschaftlich hoch entwickelten W ä h -

Uberbewertung

wird

auch

in

te) gewonnen werden. Mit der Quanti-

rungsräumen angewendet. Sie ist dort

tätstheorie schließt die Lehre auf eine

eine autonome Zentralbankpolitik (—>

daraus folgende Tendenz zur Absen-

Zentralbank), die ein Ungleichgewicht

kung des Preisniveaus, wenn Kapital-

zwischen der bestehenden

importe infolge nicht weiter steigerba-

onsstruktur

rer Zinssätze ungenügend nur noch ge-

und seinem Wechselkurs durch knap-

wonnen werden können. Der wegen

peres Geldangebot durchsetzt. Diese

eines

Produkti-

Wirtschaftsraumes

der Fehlbewertung bestehende Wett-

Politik dient der Erzwingung

bewerbsnachteil

Effizienz der inländischen Produktion.

auf dem

—> Welt-

339

hoher

Überschießen

Sie ist ein Mittel mit d e m d i e inländi-

u n d der —> W e l t b a n k ist dies u n a b -

sche

dingbar. Der G r u n d liegt darin, d a ß e s

Wirtschaft

einer

verstärkten

K o n k u r r e n z d e s —> W e l t m a r k t e s a u s -

für Staaten kein

g e s e t z t wird. Sie kann n u r

Schulden

begrenzt

Konkursrecht

gibt.

von Staaten k ö n n e n

nicht

Entwicklungsstrategie

o h n e Tilgung oder S c h u l d e n e r l a ß auf-

v e r w e n d e t w e r d e n , weil sie in der k u r -

gelöst werden. G e l i n g t e i n e m Staat die

zen Frist stets A r b e i t s m a r k t p r o b l e m e

planmäßige E n t s c h u l d u n g durch

entstehen läßt. Realisiert w i r d sie im

Verkauf

von

stungen

nicht,

mit Erfolg als

Zustand

freier —> W ä h r u n g s k o n k u r -

r e n z , die d e m Z u s a m m e n b r u c h Weltwährungssystemen

folgen.

Gütern muß

den

und

Dienstlei-

ein

Ausgleich

von

durch d e n V e r k a u f weiterer

Vermö-

Die

genswerte

erreicht

(Kapitalimporte)

U b e r b e w e r t u n g s b e m ü h u n g e n finden in

werden. W e n n es an g e e i g n e t e n V e r -

einer

m ö g e n s w e r t e n mangelt, o d e r Kapital-

aus

der

Währungskonkurrenz

hervorgehenden

neuen

importe, die a b s e h b a r der Schuldentil-

—» Weltwirt-

g u n g dienen,

s c h a f t s o r d n u n g ein E n d e .

werden,

Überschießen

Zahlungsbilanz

mit

einem

Gläubigern.

Im

dienst o h n e

Schuldnerländer,

Kapitalimporte

tritt mit der U m s c h u l d u n g g e w ö h n l i c h eine Erhöhung d e r

durch

zur

Kreditfähigkeit

Verbindlichkeiten

ein.

ihre —> E n t w i c k l u n g

wandeln

Geld

die Wirkung von Z i n s u n d Z i n s e s z i n s

werden

die

nachgeschossenes

zukünftig p l a n m ä ß i g zu leisten. D u r c h

Zahlungsun-

abgewendet

aktuellen Schuldners

fahren den Schuldner, seinen Kapital-

fähigkeit nicht durch Moratorien o d e r Schuldenswaps

des

Gläubiger in e i n e m U m s c h u l d u n g s v e r -

internationalen

gen unabweisbar, wenn

ihrer

ermä-

gestreckt

bestimmt. Im E r g e b n i s b e f ä h i g e n die

neuen

Zusammenhang werden Umschuldun-

rung

lungsfähigkeit des S c h u l d n e r s

Leistungsfähigkeit

Schuldvertrag durch U b e r e i n k u n f t mit

finanzieren,

Zah-

u n d Zinsen neu n a c h d e r

Schuldners

den wer-

gerverzicht auf die v e r ä n d e r t e ßigt, Zahlungsziele w e r d e n

K o n v e r s i o n der Verbindlichkeiten ei-

kann.

über

damit unter U m s t ä n d e n d u r c h G l ä u b i -

Umschuldung

den

verweigert

den. Z a h l u n g s v e r p f l i c h t u n g e n w e r d e n

Übertragungsbilanz

nes

Markt Verträge

Zahlungsaufschub ausgehandelt

—» O v e r s h o o t i n g d e r W e c h s e l k u r s e

—>

am

müssen

Verbessedie

Umweltaspekte des Handels

Ver-

bindlichkeiten der unmittelbaren K a p i -

Durch d i e Z u n a h m e des —> W e l t h a n -

talimporteure in Verbindlichkeiten d e s

dels und die z u n e h m e n d e B e d e u t u n g ,

S t a a t e s um.

die U m w e l t f r a g e s t e l l u n g e n in den letz-

Bei

Kreditgewährungen

d e s —» Internationalen W ä h r u n g s f o n d s

ten

340

zwanzig

Jahren

erlangt

haben,

Umweltaspekte des Handels

rückt a u c h d a s Z u s a m m e n w i r k e n von

mendem

U m w e l t und H a n d e l in den

nach einer h ö h e r e n Umweltqualität. Es

Vorder-

g r u n d . Erstens stellt sich die n a c h d e m E i n f l u ß von

Frage

die

Nachfrage

ist zu erwarten, d a ß ein armes L a n d

Umweltregu-

lierung auf —> H a n d e l und

Wohlstand

deswegen

mehr

Verschmutzung

zu-

Wettbe-

läßt, d a es seine k n a p p e n Ressourcen

w e r b s f ä h i g k e i t . Z w e i t e n s ist von B e -

nicht f ü r eine saubere U m w e l t , son-

lang, w i e Handelsliberalisierung (—>

dern zuallererst f ü r andere Ziele mit

Liberalisierung) auf die U m w e l t wirkt.

h ö h e r e r Priorität v e r w e n d e t . Die Inten-

Drittens geht es u m die handelspolitischer

Legitimität

Maßnahmen

sität d e r U m w e l t r e g u l i e r u n g beeinflußt

zur

die V e r f ü g b a r k e i t von U m w e l t für die

D u r c h s e t z u n g u m w e l t p o l i t i s c h e r Ziele.

Produktion u n d determiniert auf diese

Zu 1. D i e —» T h e o r i e des internationa-

W e i s e die A u s s t a t t u n g d e s L a n d e s mit

len H a n d e l s postuliert, d a ß j e d e s Land

d e m P r o d u k t i o n s f a k t o r U m w e l t . Eine

sich auf die Produktion d e r Güter spe-

s c h w a c h e U m w e l t p o l i t i k erhöht also

zialisiert, in w e l c h e r es einen k o m p a -

die A u f n a h m e f ä h i g k e i t f ü r V e r s c h m u t -

rativen Vorteil (—> T h e o r e m der kom-

zung u n d gibt d e m armen und d ü n n

parativen K o s t e n ) hat. W i e ein Land

besiedelten L a n d einen komparativen

mit e i n e m reichen A n g e b o t an Arbeits-

Vorteil in der Produktion umweltinten-

kräften sich auf arbeitsintensiv produ-

siver Güter. D i e s e Land kann sich im

zierte G ü t e r spezialisiert, ist ebenso zu

R a h m e n der weltwirtschaftlichen Ar-

e r w a r t e n , d a ß ein L a n d unter zwei be-

beitsteilung auf u m w e l t i n t e n s i v e G ü t e r

s t i m m t e n B e d i n g u n g e n sich auf Pro-

spezialisieren u n d damit einhergehen-

d u k t e spezialisiert, deren

de Wohlfahrtsgewinne realisieren. U m -

Herstellung

die U m w e l t stark belastet. Z u m einen

g e k e h r t kann d u r c h g r e i f e n d e U m w e l t -

kann e i n e solche Spezialisierung statt-

regulierung in den reichen —» Indu-

finden

w e n n die U m w e l t eine hohe

Aufnahmefähigkeit

für

hat.

ist

Entscheidend

striestaaten z u r V e r l a g e r u n g u m w e l t i n -

Schadstoffe hier

t e n s i v e r Branchen in —> Entwicklungs-

wieviel

länder f ü h r e n .

S c h a d s t o f f e emittiert w e r d e n können, o h n e d a ß die

E s w i r d allerdings bestritten, daß eine

Regenerationsfähigkeit

solche Spezialisierung in m e r k b a r e m

von natürlichen R e s s o u r c e n gefährdet

Ausmaß

ist. So richtet V e r s c h m u t z u n g in einem

überhaupt

stattfindet.

Von

Einzelfällen a b g e s e h e n findet die e m -

großen und d ü n n b e s i e d e l t e n Land re-

pirische Literatur keine klare

lativ w e n i g S c h a d e n an, d a s Land hat

Bezie-

h u n g z w i s c h e n der H ö h e der U m w e l t -

folglich eine h o h e A u f n a h m e f ä h i g k e i t .

politik und d e m

Z u m anderen sind die sozialen Präfe-

Investitionsverhalten

u n d Handelsmuster. Ein zentraler G r u n d

renzen f ü r eine saubere U m w e l t für

h i e r f ü r dürfte in den geringen Kosten

die Art der Spezialisierung b e s t i m m e n d .

von U m w e l t m a ß n a h m e n relativ zu den

S o steigt im allgemeinen mit zuneh-

G e s a m t k o s t e n der Produktion

341

liegen.

Umweltaspekte des Handels

A n d e r e Einflüsse, wie stark unterschied-

3. Struktureffekte:

Handel

beeinflußt

liche Lohnkosten und Infrastrukturer-

die Z u s a m m e n s e t z u n g d e r Produk-

fordernisse, sind f ü r die Art der inter-

tion

sich

entspre-

nationalen Arbeitsteilung v o n größerer

chend ihres k o m p a r a t i v e n

Vorteils

Relevanz.

spezialisieren. Dementsprechend f ü h r t

indem

Länder

Zu 2. Handel hat aber a u c h A u s w i r -

Handel zu e i n e m M e h r an U m w e l t -

k u n g e n auf die U m w e l t . D i e s w u r d e

belastung in d e m Land d a s sich in

b e s o n d e r s deutlich, als im Zuge d e r

einer verschmutzungsintensiven Pro-

V e r h a n d l u n g e n über das N o r d a m e r i k a -

duktion spezialisiert, während in an-

nische

deren L ä n d e r n die U m w e l t

Freihandelsabkommen

(—>

chen

Umweltschäden

warnten.

durch

Spezialisierung auf saubere P r o d u k -

N A F T A ) U m w e l t s c h ü t z e r vor mögli-

tion entlastet wird.

Das

A b k o m m e n w u r d e d a r a u f h i n mit M a ß -

Diese A u f g l i e d e r u n g zeigt, daß H a n -

n a h m e n zu Schutz der U m w e l t ausge-

d e l s m a ß n a h m e n , wie Zollsatzsenkun-

stattet.

Binnen-

gen (—» Zölle) u n t e r den Regeln d e r —>

m a r k t p r o g r a m m der —) E u r o p ä i s c h e n

Welthandelsorganisation (WTO), e b e n -

Ebenso

wurde

das

U n i o n nach möglichen G e f a h r e n für

so wie d i e Ö f f n u n g der Märkte im Zu-

die U m w e l t ausgelotet. Drei E f f e k t e

ge des B i n n n e n m a r k t p r o g r a m m s

von Handelsliberalisierung (—» L i b e -

—> E u r o p ä i s c h e n U n i o n , eine Vielzahl

ralisierung) auf die U m w e l t

von E f f e k t e auf die U m w e l t

werden

Handel

züglich

erleichtert

somit umweltfreundliche

Einerseits wird

durch

wann

die

den durch importierte Güter schützen, kann es n a c h d e n Richtlinien der W T O

andererseits

Produktstandards Handel

d i e Nachfrage nach sauberer U m -

erlassen,

diesen

die

den

Produkten

ein-

m u ß aber das Prinzip der —» Nichtdis-

sten Umweltstandards und schneiden an

mit

schränken. Für diese Produktstandards

w e l t . Reiche Länder haben die höchVerbrauch

zum

Will ein Land seine U m w e l t vor Schä-

mehr

steigen E i n k o m m e n u n d mit ihnen

trotz großem

Handelseinschränkungen

Schutz d e r U m w e l t gerechtfertigt sind.

Produktion und T r a n s p o r t die U m w e l t stärker belastet,

die

Zu 3. Schließlich stellt sich die Frage,

ö k o n o m i s c h e Aktivität u n d W a c h s tum.

auf

j e d e s einzelnen Falles.

s o Gefahrengüter, zu verbreiten. fördert

Auswirkungen

besteht B e d a r f n a c h der U n t e r s u c h u n g

Produkte

u n d Technologien, allerdings e b e n Handel

der

U m w e l t g e m a c h t werden kann. Hier

d e n Austausch von G ü t e r n und h i l f t

2. Skaleneffekte:

haben,

aber ex ante k e i n e klare A u s s a g e be-

unterschieden: 1. Produkteffekte·.

der

kriminierung

Res-

gelten,

ebenso

dürfen

einheimische P r o d u k t e nicht bevorzugt

sourcen bei vielen U m w e l t q u a l i t ä t s -

werden u n d m ü s s e n daher den selben

indikatoren besser als a r m e L ä n d e r

—> Standards w i e die Importprodukte

ab.

342

UN unterliegen. Nach den Regeln der WTO ist es aber verboten, Umweltauflagen zur Herstellung von Produkten (sog. Prozeßstandards) zu erlassen und anschließend die Einfuhr von Produkten, die diesen Prozeßstandards nicht genügen, zu untersagen. Hier wird schnell die Grenze zum —» Okoprotektionismus überschritten. Handelseinschränkungen sind dagegen im Rahmen allgemeiner Vorgaben erlaubt wenn es sich um multilaterale Umweltabkommen handelt und die Handelseinschränkungen zur Durchsetzung dieser Umweltabkommen gegen Nichtteilnehmer-Staaten nötig sind. So sind Handelsbeschränkungen und Verbote u.a. in der Baseler Konvention über den grenzüberschreitenden Transport von Sondermüll und dem Abkommen über den Handel von gefährdeten Tierund Pflanzenarten geregelt um negative Effekte aus dem Handel eines Gutes, z.B. das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, direkt zu vermeiden. Handelseinschränkungen sind ebenso im Rahmen allgemeiner Vorgaben erlaubt wenn die Produktion der gehandelten Güter die Umwelt anderer Länder schädigt, also internationale oder gar globale Externalitäten vorliegen. Ein solcher Fall ist durch das Montreal Abkommen zum Schutz der Ozonschicht geregelt. Es sieht Handelseinschränkungen nicht nur unmittelbar für die ozonschichtzerstörenden FCKWs vor, sondern auch für Produkte, die mit den FCKWs produziert werden. Um die Gefahr von ökoprotektionisti-

schem Verhalten einzudämmen, erfordert die Durchsetzung des Montreal Protokolls multilateraler Übereinstimmung. Literatur: Anderson, Kym/ Richard Blackhurst (1992) (Eds.): The Greening of World Trade Issues, New York, Harvester Wheatsheaf. Dean, Judith (1992): Trade and Environment. A Survey of the Literature. In: Low, Patrick (Ed.), 15-28. GATT (1992): International Trade 90-91. Genf. Low, Patrick (1992) (Ed.): International Trade and the Environment World Bank Discussion Papers, Washington, D. C. Stevens, Candice (1993): The Environmental Effects of Trade. World Economy 14,439-451. Rolf Bommer UN Abk. für die Vereinten (United Nations)

Nationen

UNCTAD Abk. der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (United Nations Conference on Trade and Development; UNCTAD). Die Welthandelskonferenz wurde am 30.12.1964 gegründet. Der Sitz ist Genf. Im Mai 1992 hatte sie 179 Mitgliedsstaaten. Sie ist ein ständiges Sonderorgan der UN-Vollversamm-

343

UNDP

lung mit den Aufgaben: Förderung und —> Harmonisierung des Welthandels und der wirtschaftlichen —> Entwicklung.

sen in gesellschaftlich notwendiger Arbeit, zuungunsten des armen Landes erfolgt. Diese These wurde im Jahre 1969 von A. Emmanuel aufgestellt und verbreitete sich schnell in der marxistischen Literatur. In der Folgezeit wurde eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansätzen hervorgebracht, die jedoch alle unter terminologischen, methodischen und empirischen Schwächen leiden. Dennoch ist das Konzept in der —> Entwicklungsländer-Forschung (—> Dependenz-Theorien) aufgegriffen worden und hat zu weitreichenden entwicklungspolitischen Schlußfolgerungen (—» Entwicklungspolitik) geführt. Mittlerweile wird auch von Marxisten die Brauchbarkeit des Konzepts ungleichen Tausches skeptisch beurteilt.

Oberstes Organ ist die Vollversammlung, die ca. alle vier Jahre zusammentritt und deren Resolutionen zwar nicht rechtsverbindlich aber moralisch verpflichtend sind. In den bisherigen acht Verhandlungsrunden wurden folgende Problemkreise erörtert: Entwicklungsfinanzierung, internationale Währungsfragen und Verschuldung, —» Handel mit Rohstoffen, —» Technologietransfer, Sondermaßnahmen für am wenigsten entwickelte Länder (LDCs) sowie regionale Handelsausweitung und Wirtschaftsintegration (—> Integration). UNDP

Unterbewertung

Abk. für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Program)

Auf Verbesserung der Wettbewerbsposition der inländischen Handelswaren und Dienstleistungen gerichtete —» Wechselkurspolitik. Eine unterbewertete Währung ist daran erkennbar, daß der entsprechende Währungsraum anhaltend eine überschüssige Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) aufweist, also mehr exportiert als importiert. Die —> Abwertung der Währung in eine Unterbewertungsposition wird als eine Alternative zu Handelsbeschränkungen und —> Zöllen aufgefaßt. Unterbewertung kann somit strategisch eingesetzt werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unternehmen zu erhöhen

Ungleicher Tausch Nach der neomarxistischen Theorie des ungleichen Tausches besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen der Armut eines Landes und der Tatsache, daß dieses Land mit einem reichen Land —» Handel treibt und dabei Kapital aus dem reichen Land importiert. Ungleicher Tausch besteht darin, daß das arme Land arbeitsintensiv produzierte Güter exportiert und dafür Güter erhält, die mit einem geringeren Arbeitsquantum hergestellt wurden. Das hat zur Folge, daß der Tausch, gemes-

344

Unterbewertung

und

gegen

Importkonkurrenz

rungen durch eine restriktive

zu der

nanzierungspolitik

Unterbewertung

die

Als Merkmal einer Unterbewertungs-

bedeutet,

daß

Aufwertung der Währung verhindert

politik gilt der

oder

schuß. Der

verzögert

wird,

beispielsweise

indem die —» Zentralbank Devisenreserven

Zentralbank.

Leistungsbilanzüber-

Leistungsbilanzüberschuß

folgt dort jedoch nicht aus einer Un-

hohe

aufschatzt

der

Refi-

schützen. Eine solche Strategie

terbewertung, sondern ist durch Kapi-

(eine

„künstliche" Nachfrage nach Fremd-

talexporte induziert. Es handelt sich

währungen entfaltet, um deren A b w e r -

dabei um eine Politik zur Gestaltung

tung zu verhindern) oder indem Kapi-

der Struktur der —>

talimporte

Eine

Unterbewertung in wirtschaftlich we-

Politik der Unterbewertung gilt ent-

niger entwickelten Wirtschaftsräumen

beschränkt

werden.

Zahlungsbilanz.

sprechend auch als eine die interna-

ist dagegen keine vorteilhafte Situati-

tionalen

on. Realisiert wird sie in Währungs-

Wirtschaftsbeziehungen

be-

lastende M a ß n a h m e von der —> A b -

räumen,

wertungswettläufe

durchführen. In deren Zahlungsbilanz

ausgelöst

werden

die

keinen

Kapitalexport

können.

gleichen —> Exporte von Handelswa-

Unterbewertung kann als dauerhafte

ren,

Position

nach

der

Auffassung

der

Zah-

Verteuerung der Einfuhr von Vermögenswerten kompensiert, wie dies ge-

Devisenüberschüsse können bei der —» in

heimische

wöhnlich

Währung

senkung von Realeinkommen der Inländer zielt, um deren Beschäftigung

gende Preisniveauerhöhung, die den

gegenüber effizienteren Produktionen

zuvor bestehenden Wettbewerbsvorteil

im Ausland aufrechtzuerhalten. Den

auf dem —> Weltmarkt zum Nachteil

Wirkungen dieser Politik können sich

umkehrt. Unterbewertung muß daher

inländische Wirtschafter nur

nach Auffassung derer, die sie f ü r vorteilhaft halten, durch

ten, deren Preise sich mit den W e c h -

stabilisiert

selkursen

werden. Dies kann durch den A u f b a u von

Haushaltsüberschüssen

mit

Kompensation

der

verändern.

In

unterbe-

wertenden Währungsräumen entstehen

Fi-

infolgedessen sehr große Verteilungs-

nanzpolitik ebenso geschehen wie mit einer

entzie-

hen, wenn sie Welthandelsgüter anbie-

Sterilisierung

Devisenüberschüsse

Unterbewertung

ßenwirtschaftspolitik, das auf die Ab-

Quantitätstheorie

schließt die Lehre auf eine daraus fol-

der

geschieht.

ist dann ein Instrument der —» Au-

konvertiert werden und erweitem die Geldmenge. Mit der

der

Exporte wird daher nicht durch eine

lungsbilanz). Die damit verbundenen Zentralbank

Vermö-

stungen aus. Eine Verbilligung

den. Sie führt aus dieser Sicht zu Lei(—»

und

te) von Handelswaren und Dienstlei-

klassischen Lehre nicht realisiert werstungsbilanzüberschüssen

Dienstleistungen

genswerten nur die Einfuhr (—> Impor-

Konvertie-

345

Unternehmenskooperationen, internationale

und V e r m ö g e n s u n t e r s c h i e d e zwischen

gen L e i s t u n g s p r o z e s s e s b e t r e f f e n , sie

den W i r t s c h a f t e r n .

k ö n n e n aber auch in d e r E r s c h l i e ß u n g neuer Geschäftsfelder bestehen.

Unternehmenskooperationen, internationale Internationale

operationen wenn

diese

werden

dann

Ko-

gewählt,

Koordinationsform

im

Hinblick auf den A u s b a u o d e r den Er-

Untemehmenskoopera-

tionen haben a u f g r u n d d e r V e r ä n d e -

halt

r u n g e n der w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n R a h -

m e n s z w e c k m ä ß i g e r e r s c h e i n t als die

m e n b e d i n g u n g e n in der V e r g a n g e n h e i t

Alternativen des K a u f s von

stark an B e d e u t u n g g e w o n n e n . Fort-

gen über den a n o n y m e n M a r k t (buy)

schritte im T r a n s p o r t - u n d K o m m u n i -

und

k a t i o n s w e s e n , d e r A b b a u von —> Z ö l -

g u n g im U n t e r n e h m e n b z w . K o n z e r n

len u n d anderen

Handelshemmnis-

d u r c h vollständig kontrollierte U n t e r -

sen, d i e Ö f f n u n g der B e z u g s - und A b -

n e h m e n s t e i l e oder T o c h t e r g e s e l l s c h a f -

satzmärkte in Mittel- u n d Osteuropa,

ten (make). K o o p e r a t i o n e n u n t e r s c h e i -

steigende F o r s c h u n g s - u n d

den

lungskosten Zunahme

Entwick-

der

alleinigen

sich von der

UnternehLeistun-

Leistungserbrin-

buy-Entscheidung

d u r c h die größere E i n f l u ß n a h m e

in vielen B r a n c h e n , d i e

der

der Ertragskraft des

auf

die innerbetrieblichen Verhältnisse d e s

Wettbewerbsintensität

und d e r w e t t b e w e r b l i c h e n Interdepen-

Lieferanten bzw. des P a r t n e r s im V e r -

d e n z e n der g r o ß e n U n t e r n e h m e n

auf

trieb mit d e m Ziel d e r Sicherstellung

globalen M ä r k t e n h a b e n internationale

des g e w ü n s c h t e n Qualitäts- und Lie-

Unternehmenskooperationen

ferserviceniveaus b z w . d e r

möglich

und n o t w e n d i g g e m a c h t . Unter

Die W a h l der K o o r d i n a t i o n s f o r m u n d

Untemehmenskooperationen

versteht m a n eine

Intensität

der A b s a t z b e m ü h u n g e n . ggf. des Partners wird im w e s e n t l i c h e n

zwischenbetriebli-

che Z u s a m m e n a r b e i t z w i s c h e n minde-

von

der A u f g a b e n s t e l l u n g

stens zwei rechtlich u n d wirtschaftlich

dem

unternehmerischen

und

Umfeld

Die A u f g a b e n s t e l l u n g

von be-

in d e n nicht von der Kooperation be-

stimmt.

troffenen G e b i e t e n selbständigen U n -

m a n funktional g r o b in Vertrieb, Pro-

kann

ternehmen

Durch-

duktion und B e s c h a f f u n g einschließ-

f ü h r u n g von A u f g a b e n , d i e in der R e -

lich F & E unterteilen. Z w e c k m ä ß i g ist

gel auf mittlere bis längere Frist ange-

alternativ auch eine Unterteilung n a c h

legt sind. Bei internationalen K o o p e -

der bisherigen Stellung d e r A u f g a b e

zur g e m e i n s a m e n

rationen k o m m e n die beteiligten U n -

im U n t e r n e h m e n s p r o g r a m m und d a m i t

ternehmen a u s z w e i o d e r mehr L ä n -

n a c h der E x p a n s i o n s r i c h t u n g . V o n ei-

dern.

ner

Die durch die K o o p e r a t i o n

vertikalen

Expansionsrichtung

spricht m a n bei einer N e u o r g a n i s a t i o n

wahrge-

der

n o m m e n e n A u f g a b e n k ö n n e n einzelne

Aktivitäten

im

Vorleistungsbe-

reich. Eine diagonale E x p a n s i o n

oder m e h r e r e F u n k t i o n e n des bisheri-

346

be-

Unternehmenskooperationen, internationale

deutet

Ge-

meinsame Entwicklungen und Quali-

schäftsfelder, eine horizontale Expan-

fizierungen, der gemeinsame Vertrieb

sion eine Erweiterung der Aktivitäten

sowie Lizenzverträge. U n t e m e h m e n s -

auf bereits bearbeiteten Märkten durch

politisch wichtige Kooperationen die-

regionale Ausweitung

ser Art werden oft durch wechselseiti-

oder Das

das

Erschließen

stärkere

neuer

des

Absatzes

Marktdurchdringung.

unternehmerische

Umfeld

ge Beteiligungen abgesichert.

wird

Organisatorische

Veränderungen

in

durch die technologischen Vorausset-

den Betrieben haben in den

zungen für die Erbringung der Lei-

Jahren zu einer stärkeren Separierbar-

stung (z.B. economies of scale, hohe

keit von Teilaufgaben geführt, die aus

Fixkosten bei F&E) und durch

letzten

die

Produktions- und Transaktionskosten-

Wettbewerbsintensität sowie die be-

gesichtspunkten nicht im eigenen Be-

stehenden wettbewerbsrechtlichen Be-

trieb wahrgenommen werden. D a s be-

stimmungen

deutet

für Kooperationen,

Fu-

sionen und Akquisitionen geprägt. In Anlehnung an die Terminologie der Industrieökonomik

spricht

man

Abschluß langfristiger Lieferverträge mit unabhängigen ausländischen

nem Zulieferer eine Kooperation ein-

cing). Vorteile dieser Kooperationen

Unternehmen

im Vergleich zum —> Joint Venture

z u s a m m e n , die bisher auf unterschiedBei

einer

horizontalen

mit Kapitalbeteiligung sind der gerin-

waren.

gere finanzielle Einsatz und damit ein

Kooperation

geringeres Risiko. Sie werden insbe-

handelt es sich u m die Zusammenar-

sondere von mittelständischen Unter-

beit direkter Konkurrenten. In den bei-

nehmen genutzt. Joint Ventures haben

den letzten Fällen spricht man bei un-

demgegenüber den Vorteil einer stär-

ternehmenspolitisch bedeutsamen Vor-

keren Kontrolle des im Zuge der Ko-

haben auch von diagonalen und hori-

operation

zontalen strategischen Allianzen.

Vereinbarungen

ohne

vertraglichen

mögli-

technolo-

kooperieren globale Unternehmen bei

Kapitalbeteili-

Tochtergesellschaften.

und

gischen Wissen. Statt mit Zulieferern der Weiterentwicklung und Produktion

gung bis zur Gründung von gemeinsamen

transferierten

cherweise fortentwickelten

Die rechtliche Ausgestaltung der Kooperationen reicht von

Zu-

lieferern (internationales —> Outsour-

gegangen wird. Bei einer diagonalen

lichen Geschäftsfeldern tätig

Vorleistungsbereich

den Ersatz der Eigenerstellung durch

Hinblick auf die Partnerwahl von ver-

arbeiten

den

minderung der Leistungstiefe und oft

im

tikalen Kooperationen, wenn mit ei-

Kooperation

für

(vertikale Expansionsrichtung) eine Ver-

wichtiger Komponenten häufig mit di-

Typi-

sche Vereinbarungen ohne Kapitalbe-

rekten Konkurrenten. Durch die Ko-

teiligung sind langfristige Liefer- und

operation werden F & E - A u f w e n d u n g e n

Serviceverträge, Ko-Produktionen, ge-

für das einzelne Unternehmen gemindert und economies of scale in der

347

Unternehmenskooperationen, internationale

Produktion genutzt, zudem wird die Wettbewerbsintensität und damit das unternehmerische Risiko in einem Teilbereich gemindert. Beim Aufbau neuer Geschäftsfelder (diagonale Expansion) wird durch eine Kooperation ebenfalls der oft die Ressourcen des einzelnen Unternehmens überfordernde Kapitaleinsatz vermindert, das Zusammenführen der Kompetenzen führt zu kürzeren Entwicklungszeiten und vermindert das Risiko des technologischen Scheiterns. Mitunter werden erst durch das Zusammenlegen der Ressourcen zweier Unternehmen Marktchancen eröffnet, z.B. die Kombination von Materialund Produktkompetenz und der Vertrieb neuartiger Produkte über bestehende Absatzkanäle anderer Unternehmen im Ausland. Darüber hinaus ist der Zugang zur staatlichen und europäischen Forschungs- und Entwicklungsförderung in einigen Bereichen nur durch die Mitwirkung an internationalen Konsortien zu erreichen. Bei Kooperationen mit horizontaler Expansionsrichtung sind meist direkte wettbewerbliche Aspekte und Fragen des verbesserten Marktzutritts von Bedeutung. Beispiele sind Absprachen zwischen einzelnen Unternehmen über Normen und —» Standards, die wechselseitige Nutzung der Vertriebssysteme, vertragliche Absprachen über die Nutzung vorhandener Vertriebsstrukturen ausländischer Konkurrenten und die Gründung von Joint Ventures

zur gemeinsamen Erschließung Auslandsmärkten.

von

Aus wettbewerbspolitischer Sicht sind insbesondere horizontale Kooperationen zwischen globalen Unternehmen bedenklich, da die Gefahr besteht, daß die Interessenkoordinierung auf weitere Teilbereiche ausgedehnt und der Wettbewerb gemindert wird. Im europäischen Kartellrecht sind für Kooperationen die EG-Fusionskontrollverordnung und die Art. 85 und 86 EWGV über das Kartellverbot und entsprechende Freistellungsmöglichkeiten relevant. Nicht betroffen sind Kooperationen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (Bagatellvereinbarungen) und eine Reihe von Vertragstypen (Gruppenfreistellungsverordnungen), die z.B. in den Verordnungen über Forschungs- und Entwicklungs-Gemeinschaftsunternehmen sowie über Patentlizenzvereinbarungen genannt werden. Daneben können auf Antrag auch weitere Kooperationen vom Verbot freigestellt werden. Literatur Bronder ChrV R. Pritzel (Hrsg.), Wegweiser für strategische Allianzen, Gabler, Wiesbaden 1992 Kappich, L., Theorie der internationalen Untemehmungstätigkeit, V. Florentz Verlag, München 1989 Kumar, Ν / Η. Haussmann (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, Verlag D.H. Beck, München 1992

348

Ursprungsland

Sell, Α., Internationale Untemehmensko-

Literatur: Bundesministerium für Finanzen (Hrsg.)

operationen, Oldenbourg Verlag, Mün-

(1994): Ausarbeitung der endgültigen

chen, Wien 1994

Regelung für die Umsatzbesteuerung.

Axel Seil

Gutachten

kunftsland

sog.

Ursprungsland-

kommission. Stolleis: Bonn.

Ursprungsland Ursprungsland

der

bezeichnet

einer

Ware.

das

Her-

Das

Ur-

Ursprungsregeln V o r s c h r i f t e n im —> A u ß e n h a n d e l

zur

sprungsland m u ß dann o f t m a l s g e g e n -

Feststellung

Ur-

über Zollämtern

sprungsland) in d e m eine W a r e h e r -

nachgewiesen

wer-

des

Landes

(—»

d e n , w e n n Güter aus unterschiedlichen

gestellt

Ländern

w e r d e n notwendig, w e n n die bei d e r

zollrechtlich

unterschiedlich

wurde.

Besondere

Regeln

b e h a n d e l t , einigen L ä n d e r n also Präfe-

Herstellung

renzen

Halbfertigwaren nicht a u s d e m L a n d

eingeräumt

werden

(—» Ur-

sprungslandprinzip).

verwandten

Roh-

und

d e r Endfertigung s t a m m e n . H ä u f i g e s K r i t e r i u m ist der Ort d e r letzten w e -

Ursprungslandprinzip

sentlichen B e - oder Verarbeitung, d.h.

Prinzip der internationalen

mit e i n e m Mindestanteil an der g e s a m -

Besteue-

rung, n a c h d e m alle G ü t e r u n d Lei-

ten W e r t s c h ö p f u n g ; durch Z w i s c h e n -

stungen

handel über andere L ä n d e r ändert sich

unabhängig

von

ihrem

Be-

s t i m m u n g s o r t mit d e n Steuern desje-

also nicht d a s —» U r s p r u n g s l a n d ; bei

nigen L a n d e s belastet w e r d e n , in d e m

ausnahmsloser

sie produziert w e r d e n . D a s U r s p r u n g s -

M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l w ä r e n Ur-

landprinzip wird derzeit bei fast allen

sprungsregeln

Anwendung unnötig.

der

—>

Anwendung

indirekten Steuern a n g e w a n d t , f ü r die

f i n d e n Ursprungsregeln daher vor al-

U m s a t z s t e u e r in Staaten der —» Euro-

l e m im Rahmen von —> P r ä f e r e n z a b -

päischen G e m e i n s c h a f t w i r d e b e n f a l l s

k o m m e n oder von —> F r e i h a n d e l s z o -

das U r s p r u n g s l a n d p r i n z i p

nen.

eingeführt.

D a s U r s p r u n g s l a n d p r i n z i p hat im G e -

O h n e Ursprungsregeln k ö n n e n a u ß e r -

gensatz z u m B e s t i m m u n g s l a n d p r i n z i p

dem mengenmäßige

bei Vorliegen unterschiedlicher natio-

k u n g e n für Fertigprodukte leicht u m -

naler S t e u e r s y s t e m e

g a n g e n werden, i n d e m d i e in K o m p o -

zerrende

wettbewerbsver-

Auswirkungen;

daher

Importbeschrän-

nenten zerlegten P r o d u k t e

wird

importiert

h ä u f i g —> H a r m o n i s i e r u n g der Steuer-

u n d im Importland z u m

arten u n d -sätze gefordert, u m w e c h -

m o n t i e r t werden

selseitige

z.B. j a p a n i s c h e A u t o m o b i l f a b r i k e n in

Steuersenkungen

(„Steuer-

(sog.

Endprodukt „transplants",

Großbritannien); in der —» U r u g u a y -

w e t t b e w e r b " ) zu v e r m e i d e n .

R u n d e ist ein R a h m e n a b k o m m e n ü b e r

349

Uruguay-Runde

Ursprungsregeln

worden,

D a m i t lag der F o c u s der V e r h a n d l u n -

nach d e m U r s p r u n g s r e g e l n nicht dis-

erarbeitet

gen - a n d e r s als in den v o r a u s g e g a n genen

k r i m i n i e r e n d wirken dürfen.

GATT-Runden

(—>

Welthan-

delsrunden) - auf d e m A b b a u —» nichtLiteratur:

tarifärer H a n d e l s h e m m n i s s e u n d d e m

Vermulst, Edwin (Hrsg.) (1994): Rules

Einbeziehen

of Origin

in International Trade.

bisheriger

„Grauzonen"

in die internationale H a n d e l s o r d n u n g .

A

Comparative Study. University of Mi-

Eine

chigan Press: A n n Arbour.

G A T T - A r t i k e l w u r d e angestrebt.

Neuformulierung

wesentlicher

D i e ambitionierte Zielsetzung d e r Uru-

Uruguay-Runde

g u a y - R u n d e f ü h r t e vor d e m

Hinter-

Die U r u g u a y - R u n d e ist die achte u n d

grund w a c h s e n d e n —> P r o t e k t i o n i s m u s

bisher

aufgrund

letzte

Verhandlungsrunde

im

der

weltwirtschaftlichen

R a h m e n d e s A l l g e m e i n e n Zoll- u n d

(Fehl-) E n t w i c k l u n g e n und fortschrei-

H a n d e l s a b k o m m e n s (—> G A T T ) . V e r -

tender

h a n d e l t w u r d e v o n 1986 bis 1993 in

nalen G ü t e r - u n d —> F i n a n z m ä r k t e zu

Verflechtung

der

internatio-

G e n f . In d e n B e r a t u n g e n über Verbes-

sehr langwierigen u n d k o n f l i k t b e l a d e -

serungen

nen Verhandlungen.

des Marktzugangs

werden

Agrarwirtschaft

D i e s e w u r d e n in 15 G r u p p e n g e f ü h r t :

Beschaffungswesen

Zölle, Nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s -

betont, s o w i e Z o l l s e n k u n g e n (—» Z ö l -

se, tropische Erzeugnisse, verarbeitete

die B e r e i c h e Textil, und

öffentliches

le) b e s o n d e r s a u c h von Seiten wirt-

Produkte,

schaftlich s c h w a c h e r Staaten und —»

A g r a r w i r t s c h a f t , Textilien und B e k l e i -

natürlicher

Rohstoffe,

Entwicklungsländer.

d u n g , D i e n s t l e i s t u n g e n , geistiges

Institutionelle A s p e k t e wurden in den

gentum, h a n d e l s b e z o g e n e Investitions-

V e r h a n d l u n g e n über eine

maßnahmen,

tung des

Neugestal-

Subventionen

und

EiGe-

genmaßnahmen, GATT-Kodizies, Re-

Streitschlichtungsverfahrens

und ü b e r M o d i f i k a t i o n e n der U b e r w a -

vision

chungs- und

klauseln,

Entscheidungsmechanis-

von

GATT-Artikeln,

Schutz-

Streitschlichtungsverfahren

men s o w i e bei d e r S c h a f f u n g einer —>

und

Welthandelsorganisation (WTO) in den

stems. I n s b e s o n d e r e die G e s p r ä c h e in

Funktionsweise

GATT-Sy-

Verhandlungen angesprochen.

den

D a r ü b e r h i n a u s w u r d e über die Inte-

Agrarpolitik u n d h a n d e l s b e z o g e n e In-

gration

v e s t i t i o n s m a ß n a h m e n gestalteten sich

von

Bestimmungen

Dienstleistungen,

geistiges

über

Bereichen

des

Antidumping-Politik,

mühsam.

Eigentum

und h a n d e l s b e z o g e n e Investitionsmaß-

A m 15. April 1995 w u r d e in M a r r a -

n a h m e n in die internationale Handels-

kesch die S c h l u ß a k t e über die E r g e b -

o r d n u n g beraten.

nisse der multinationalen H a n d e l s v e r handlungen

350

der Uruguay-Runde

mit

Uruguay-Runde

d e m A b k o m m e n zur Errichtung einer

schnittlich 36 P r o z e n t zu

Welthandlungsorganisation

unterzeich-

Gleichzeitig f o r m u l i e r t e A u s n a h m e -

net. Sie enthält 19 multilaterale Ab-

regelungen verhindern einen durch-

k o m m e n , V e r e i n b a r u n g e n und

greifenden A b b a u von Protektionis-

Uber-

e i n k o m m e n über den Handel mit W a ren

(GATT),

ein

Allgemeines

senken.

mus.

Ab-

-

Es w e r d e n verbindliche R a h m e n r e -

k o m m e n über den Handel mit Dienst-

geln

leistungen (—» G A T S ) und ein A b k o m -

schaffen, die versteckte, diskretio-

men

über handelsbezogene

der R e c h t e des geistigen

Aspekte

für den

Warenursprung

ge-

näre —» D i s k r i m i n i e r u n g verhindern

Eigentums

helfen.

Präferentielle

Ursprungs-

( T R I P S ) , die V e r e i n b a r u n g über Re-

regeln bleiben d a v o n unberührt. D i e

geln u n d V e r f a h r e n zur Streitbeilegung

GATT-Regeln

u n d B e s t i m m u n g e n über handelspoli-

von —» Z o l l u n i o n e n u n d —> Freihan-

tische P r ü f u n g s m e c h a n i s m e n .

delszonen w e r d e n d a f ü r verschärft.

W e s e n t l i c h e Ergebnisse der U r u g u a y -

-

R u n d e sind: -

-

Deutliche

Zollzugeständnisse

der

Schaffung

protektionistischem

brauch

der

GATT

wird

Miß-

Schutzklauseln durch

ein

des

explizites

E n t w i c k l u n g s - und —» Schwellen-

V e r b o t von freiwilligen E x p o r t b e -

l ä n d e r in V e r b i n d u n g mit einer zu-

schränkungen

n e h m e n d e n Bereitschaft zur —» Re-

sprachen

(VERs),

(OMAs)

u.ä.

Marktabentgegen-

ziprozität.

gewirkt. D i e Schutzklauseln w e r d e n

Ein Stufenplan zur Liberalisierung

geändert.

des Welttextilhandels (—» Multifa-

k ö n n e n nun u n t e r b e s t i m m t e n U m -

s e r a b k o m m e n ) . Die anvisierten Er-

ständen selektiv a n g e w a n d t w e r d e n .

leichterungen

für

Es

Exportunterneh-

wird

Mengenbeschränkungen

eine

dreijährige

Vergel-

men aus Entwicklungsländern blei-

tungsfreiheit e i n g e f ü h r t , die die A n -

ben aber hinter den E r w a r t u n g e n zu-

w e n d u n g der S c h u t z k l a u s e l n attrak-

rück: M a ß n a h m e n gegen den Import

tiver macht. Erreicht wird f ü r diesen

b e s o n d e r s sensibler W a r e n g r u p p e n

Bereich in erster Linie eine verbesserte T r a n s p a r e n z .

sind weiter möglich, eine spezifische Textilschutzklausel erlaubt un-

-

Dem

für die

- Die

Antidumping-Bestimmungen

ter b e s t i m m t e n U m s t ä n d e n selektive

wurden

M a ß n a h m e n gegen Textilimporte.

Liberalisierungsfortschritte, wie et-

Ein Stufenplan zur Liberalisierung

wa die A u f n a h m e d e r „de-minimis-

des A g r a r h a n d e l s , der u.a. die U m -

Regel", die das Niederschlagen un-

w a n d l u n g aller nicht-tarifaren H a n -

b e d e u t e n d e r Fälle ermöglicht

delshemmnisse

der „sunset-clause", d i e das A u s l a u -

in Zölle

vorsieht.

überarbeitet

und

ergänzt.

Die Agrarzölle der Industrieländer

fen von

sind bis z u m Jahr 2001 um durch-

n a c h fünf J a h r e n verbindlich

351

und

Antidumping-Maßnahmen vor-

Uruguay-Runde

schreibt, werden durch zahlreiche Ausnahmeregelungen nahezu vollständig aufgehoben. Eine verbesserte Transparenz und eine Straffung der Streitschlichtung werden erreicht.

zum Ausgleich der Handelsbilanz (Zahlungsbilanz), über Inlandsverkäufe und Herstellungsbeschränkungen. Dadurch werden verbesserte Rahmenbedingungen für ausländische —» Direktinvestitionen geschaffen.

- Ein eigenständiges Subventionsabkommen wurde ausgehandelt. - Technische Handelshindernisse sollen durch die Harmonisierung von Produktstandards, Prozeß- und Verfahrensnormen verringert werden. Die gegenseitige Anerkennung nationaler Standards wird nicht verbindlich vorgeschrieben.

- Die Welthandelsorganisation W T O wurde errichtet. Eine zentrale Funktion der WTO liegt in der Streitschlichtung. Diese wird einem Streitschlichtungsgremium (Dispute Settlement Board, DSB) übertragen, ein strukturiertes Streitschlichtungsverfahren wird eingerichtet. Die Schiedsgerichte werden aufgewertet. Die Verhandlungsposition kleiner und wirtschaftlich schwacher Staaten wird durch die neuen Vorschriften verbessert.

- Der internationale Marktzugang für Dienstleistungen wird im Rahmen des Abkommens über den Dienstleistungshandel (GATS) auf Basis der —» Meistbegünstigung geregelt: Ausländische Dienstleistungen und Dienstleister dürfen nicht diskriminiert werden. Öffentliche Ausschreibungen sind davon ausgenommen. In den Bereichen Telekommunikation und audiovisueller Sektor kann keine Einigung erzielt werden.

Literatur: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.) (1994): Uruguay Runde. Globales Ubereinkommen. Globale Vorteile. Luxemburg. Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (Hrsg.) (1995): Zoll- und Handelsinformation (ZHI). WTO/ GATT' 94. Schlussakte über die Ergebnisse der multilateralen Handelsverhandlungen der Uruguay-Runde mit dem Abkommen zur Errichtung einer Welthandelsorganisation (WTO). Köln. Großmann, Harald/ Koopmann, Georg/ Michaelowa, Axel (1994): Die neue Welthandelsorganisation: Schrittmacher für den Welthandel?, Wirt-

- Das Abkommen über handelsbezogene Aspekte geistiger Eigentumsrechte (TRIPS) formuliert zukünftig höhere Schutzstandards; verschiedenen Ländergruppen werden unterschiedlich lange Übergangsperioden eingeräumt. - Das Ubereinkommen über handelsbezogene Investitionsmaßnahmen (TRIMS) enthält Vorschriften über den Inlandsanteil, über Maßnahmen

352

Uruguay-Runde

schaftsdienst, 74. Jg. Heft 5, S. 256-

Schott, Jeffrey J. (1990): Completing

264.

the

Uruguay

Round.

A

Results-

Oriented Approach to the GATT Trade

Hauser, Heinz, Schanz, Kai-Uwe (1995): Das neue GATT. Die Welthandelsord-

Negotiations. Institute for International

nung nach dem Abschluß der Uruguay-

Economics: Washington.

Runde. Oldenbourg: München.

Eva-Maria Peters

Herrmann, Anneliese (1991): UruguayRunde und Welthandelssystem. Eine Zwischenbilanz, ifo-schnelldienst, Heft 13, S. 8-13.

353

ν Vergeltungszölle

Verschuldung

Vergeltungszölle (—> Zölle) sind Steu-

In einem Schuldvertrag gehen Schuld-

ern auf Einfuhren aus Ländern, die

ner gegen Gläubiger in der Zukunft

Handelsbeschränkungen

liegende

(—> Protek-

Zahlungsverpflichtung

ein.

tionismus) oder andere „unfaire Han-

Schuldner lassen in der Gegenwart ih-

delspraktiken" (—» fairer Handel) ge-

re zukünftigen Ersparnisse abdiskon-

genüber der heimischen Industrie aus-

tieren. Sie erhalten deren Barwert von

üben. Dem Begriff nach stellen sie re-

Gläubigern als Verfügungsrechte über

aktive Maßnahmen dar. Solche Ver-

Ressourcen

geltungsmaßnahmen werden im Prin-

werden

zip v o m —» G A T T und den neuen

schlossen und wird das Verfügungs-

Richtlinien der —> Welthandelsorgani-

recht in Geld gewährt. Schuldverträge

übertragen.

Schuldverträge

Gewöhnlich in Geld

ge-

sation gedeckt, sofern sie angekündigt

in

und in einem formalen Verfahren ge-

hungen

n e h m i g t werden (sog. countervailing

und Ausländern in Währungen ihrer

duties

Wahl nur zwischen Währungsräumen

und

Anti-Dumping-Maßnah-

men).

mit

Die Gefahr von

internationalen können

frei konvertierbarem

Konvertibilität)

Vergeltungsmaßnah-

Wirtschaftsbezie-

zwischen

Inländern

Geld (—>

geschlossen

werden.

men und ihre Eskalation in einen Han-

D a s größte Volumen der internationa-

delskrieg sind ein gewichtiges Argu-

len Schulden besteht in der Form ge-

ment zugunsten des

genseitiger

Freihandels.

Schulden

Denn analytisch läßt sich zeigen, d a ß Protektion

aus

nationaler

und unter

hoch entwickelten

Sicht

konsolidierbarer den

wirtschaftlich

Währungsräumen.

Diese durch international mobiles Ka-

vorteilhaft ist, sofem sich alle anderen Handelspartner passiv verhalten,- d a ß

pital bewirkte Verflechtung der Welt-

sich

wirtschaftsbeziehungen

aber

alle

beteiligten

Länder

wird

in

der

schlechter stellen, wenn die Handels-

neoklassischen Theorie als Vorgang

partner mit der Erhebung von Vergel-

der optimalen Allokation interpretiert.

tungszölle auf die Protektion reagie-

Investoren lenken damit die Güterpro-

ren.

duktion an den Ort mit den für sie besten Bedingungen. Die durch interna-

354

Verschuldung

tionale —> Arbeitsteilung geschaffenen Abhängigkeiten

schaffen

ter des Schuldnerlandes. Es entstehen

zwischen

statt dessen wachsende Verpflichtun-

den Nationen einen hohen Grad vor-

gen zum

teilhafter —» Interdependenz. Schuld-

Die Schuldnerländer werden dadurch

ner und Gläubiger sind ganz überwie-

zu einem integralen Bestandteil

gend private Wirtschafter. Zwischen

Bewirtschaftungszone der Gläubiger-

der

länder. Faktisch besteht auch dadurch

wirtschaftlich

eng

verbundenen

dauerhaften

Kapitaldienst. der

Gruppe der —> Industriestaaten und der

eine Interdependenz. Sie wird aber in

wirtschaftlich

den verschuldeten Wirtschaftsräumen

minder

entwickelten

Welt (—» Entwicklungsländer)

beste-

gewöhnlich als Abhängigkeit

erlebt.

hen keine vergleichbaren Gegenseitig-

Schuldverhältnisse dieser Art unterlie-

keiten. Typischerweise treten die u m

gen einem hohen Risiko. Private In-

Entwicklung bemühten Nationen ein-

vestoren sind selten, außer um

seitig als Kapitalimporteure, das heißt

Preis sehr hoher Zinsen bereit, sie oh-

als Anbieter von

ne weitere Sicherheiten

Vermögenswerten

auf dem internationalen

Vermögens-

den

einzugehen.

Insbesondere in zur Verschuldung be-

markt (—> Kapitalmarkt) auf. In der —>

reiten

Zahlungsbilanz

Konvertierbarkeit unterliegen Schuld-

dieser

Währungsräu-

Währungsräumen

freie

me entsprechen dann die Aktiva aus

verträge

dem Kapitalimport dem Defizit in der

Ausländern einem hohen Ausfallrisiko

Leistungsbilanz. Es wird auf diese Art

durch die Möglichkeit des Konkurses

ein Teil der Einfuhr (—> Import) von

und der NichtZuteilung von Devisen

Handelswaren

zum Termin des Kapitaldienstes (—>

und

Dienstleistungen

zwischen

ohne

Inländern

und

durch den Verkauf von Vermögens-

Länderrisiken), wenn der Vertrag in

werten finanziert. Nach der Auffas-

der Gläubigerwährung vereinbart wird.

sung so vorgehender W ä h r u n g s r ä u m e

Die

dient dies der —> Entwicklung. Es wird

kann dann durch Übernahme der ur-

angenommen, die durch Kapitalimpor-

sprünglich

te finanzierten Importe bestünden in

den Staat gesichert werden, weil es

Investitionsgütern

kein Konkursrecht für Staaten gibt.

oder

der Güterproduktion.

Die

Ressourcen Verschul-

dung enthielte dann in ihrem stets die Möglichkeit zur dung

durch

privaten

dieser Schulden

Länder durch

Die Transformation privater in öffent-

Kern

liche Schulden fördern internationale

Entschul-

Organisationen wie die —» Weltbank-

einer

gruppe (IBRD), der —> Internationale

Empi-

Währungsfonds (IMF) und eine Reihe

risch sind Fälle tatsächlicher Rückzah-

durch Interaktion von Staaten begrün-

lung selten. Die Verkäufe von Vermö-

dete Entwicklungs- oder Investitions-

genswerten an Fremde führen zumeist

banken.

nicht zum Rückkauf durch Wirtschaf-

sollen erschlossen werden, u m Trans-

wachsenden

—> Exporte

Kreditfähigkeit

aus

Güterproduktion.

355

Diese

Kreditmöglichkeiten

Verschuldungskrise

fers von Ersparnissen aus hoch entwickelten Wirtschaftsgebieten in Länder mit einem Bedarf an Entwicklung zu niedrigen, die Beschäftigung fördernden Zinsen zu ermöglichen. Ungeachtet in den 70er Jahren realisierter Entwicklungserfolge kann bislang auch mit derartiger Beihilfe zur Verschuldung eine abschließende Entschuldung der um Entwicklung bemühten Länder nicht festgestellt werden. Im Gegenteil bereiten Zahlungsbilanzkrisen in den Schuldnerländern seit den 80er Jahren immer wieder Anlaß für Moratorien, Umschuldungen, Schuldenswaps (—» Swap-Abkommen) und Diskussionen über die Möglichkeiten eines —> Schuldenerlaß. In diesem Zusammenhang sind auch die Kreditfazilitäten des IMF wiederholt durch Kapitalerhöhungen und die Schaffung von —» Sonderziehungsrechten (SZR) erweitert worden, um ein steigendes Volumen von an sich nur dem Zahlungsbilanzausgleich dienender kurzfristiger Schulden in der Schwebe zu halten. Stillschweigend ist den Schuldnerländer damit eine Quelle der Finanzierung von permanenten - 4 Zahlungsbilanzungleichgewichten erschlossen worden. Gleichzeitig erhöhte sich das Volumen der Entwicklungsfinanzierungen der IBRD. Das angestrebte Entwicklungsergebnis steht dagegen aus, so daß eine Weltschuldenkrise für den Fall eintritt, in dem die Gläubigernationen die Kraft zur Erweiterung der Kreditfazilitäten verlieren. Eine derartige Krise würde

nicht aus der Unfähigkeit zur Tilgung der Kredite, sondern aus der Unfähigkeit zur Leistung des Kapitaldienstes infolge von Zinssätzen entstehen, die die Wachstumsraten der Wirtschaft in den Schuldnerländern übersteigen. Hans-Joachim

Stadermann

Verschuldungskrise Wenn von der Verschuldungskrise die Rede ist, sollte zwischen zwei Krisenphänomenen unterschieden werden, von denen das erste (die Krise des internationalen Finanzsystems) inzwischen überwunden ist, während das zweite (die Krise hochverschuldeter —> Entwicklungsländer) immer noch ein emsthaftes Problem, vor allem für die Gruppe der armen und hochverschuldeten Staaten (SILICs - severely indebted low-income countries) darstellt. Die Zahlungsunfähigkeit Mexikos hatte im August 1982 Befürchtungen geweckt, daß dadurch Bankkonkurse insbesondere bei einigen US-amerikanischen Großbanken ausgelöst werden könnten, die dann wiederum aufgrund der Verflochtenheit des internationalen Bankensystems in einer Kettenreaktion zum Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems führen würden. In der Folgezeit gelang es im Rahmen des internationalen Managements der Verschuldungssituation, die Situation so zu entschärfen, daß von einem möglichen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems späte-

356

Visegrád-Staaten

sondern realistischerweise von einer

stens seit Ende der 80er Jahre nicht mehr die Rede sein kann. An dieser Bewertung ändert auch die —» Peso-Krise Mexikos von Ende 1994 wenig. Diese wird von den meisten Beobachtern nur als temporäres Nachbeben, nicht aber als Beginn einer neuen Verschuldungskrise in Lateinamerika gewertet, zumal rasch internationale —» Liquidität mobilisiert werden konnte.

Insolvenzsituation ausgegangen

wer-

den sollte. Visegrád-Staaten 1991 begründeter Zusammenschluß Polens, Ungarns sowie der Tschechischen und Slowakischen Republik mit dem Ziel einer solidarischen —> Koordination der Schritte auf dem Weg zur europäischen —> Integration. Geplant waren u.a. Maßnahmen im Bereich des freien Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehrs, beim Kulturund Informationsaustausch, beim Minderheitenschutz, bei Infrastruktur und Ökologie sowie der grenzüberschreitenden regionalen Zusammenarbeit.

Anders stellt sich dagegen die Situation bis heute für diejenigen Staaten dar, die von der neuen Wachstumsdynamik und von den seit Anfang der 90er Jahre rasant gewachsenen —» Direkt- und —> Portfolioinvestitionen nicht profitieren konnten, da letztere sich vor allem auf wenige —> Schwellenländer konzentriert haben. Besonders zugespitzt finden sich die unverminderten Probleme der Verschuldungskrise bei den (Anfang 1995) 32 SILICs, davon 25 im sub-saharischen Afrika. Trotz des 1988 mit den Toronto-Bedingungen eingeleiteten partiellen Erlasses der bilateralen Schulden weist die Auslandsverschuldung dieser ärmsten Staaten im Vergleich zu ihrer geringen wirtschaftlichen Leistungskraft weiterhin extrem hohe Werte auf, so daß bei ihnen im eigentlichen Sinne nicht von einem Liquiditätsproblem,

Volatilität Bezeichnung für stark schwankende —» Wechselkurse. Tritt spekulationsbedingt in einem System flexibler Wechselkurse auf, wenn die Staaten nicht intervenieren oder wenn die —» Interventionen nicht erfolgreich sind. Eine hohe Volatilität der Wechselkurse ist für die Kalkulationssicherheit von exportabhängigen Unternehmen nachteilig.

357

w näre Prozesse und —> Abwertungen des —» Wechselkurses ist sie. Als Indiz für die Stabilität einer Währung für international agierende Akteure, die bei Eingehen von Gläubiger-Schuldner-Verhältnissen auf diejenige Währung als Wertstandard zurückgreifen, die die höchste Vermögenssicherungsqualität aufweist, gelten anhaltende Leistungsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz) und eine Nettogläubigerposition. Währungen verfügen unabhängig von dem konkret vorherrschenden Währungsregime in einer bestimmten historischen Phase über unterschiedliche Vermögenssicherungsqualitäten, die sich in unterschiedlichen Liquiditätsprämien (—» Liquidität, internationale) und folglich unterschiedlichen (realen) pekuniären Ertragsraten ausdrücken. Somit existiert immer ein Konkurrenzverhältnis zwischen Währungen mit deren voneinander differierenden Geldqualitäten, das sich zwingend in einer Hierarchie von Währungen manifestiert. —> Leit- und Weltreservewährungen, die die Spitze der Währungshierarchie bilden, können aufgrund der hohen Liquiditätsprämien ihrer Währungen über ein international niedriges (reales) Zinsniveau verfügen, während

Währungsblock Als Währungsblock wird eine Gruppe von Währungen bezeichnet, zwischen denen feste oder stabilisierte —» Wechselkurse bestehen, während ihre Wechselkurse gegenüber Drittwährungen floaten. Das —» Europäische Währungssystem gilt als institutionell stabilisierter Währungsblock. Doch auch um den Dollar und der Yen haben sich funktionale Währungsblöcke gebildet, da einzelne Staaten bestrebt sind, ihre Währungen gegenüber einer dieser Währungen stabil zu halten. Währungskonkurrenz Eine Währungskonkurrenz stellt eine Konkurrenz einzelner nationaler Währungen um die Übernahme internationaler Geldfunktionen, insbesondere derjenigen der Wertaufbewahrung und des Zahlungsmittels, dar. Das entscheidende Kriterium für die Übernahme internationaler Geldfunktionen bildet die Vermögenssicherungsqualität einer Währung. Je knapper eine Währung durch die emittierende —» Zentralbank im Verhältnis zu anderen Währungen gehalten wird, desto sicherer vor Entwertung durch inflatio-

358

Währungskonkurrenz

demgegenüber

Weichwährungen

als

W ä h r u n g s k o n k u r r e n z , d i e eine R e d u -

niedrigste Stufe der W ä h r u n g s h i e r a r -

zierung

chie, die w e d e r internationale

veaus impliziert. A u f g r u n d der starken

Funk-

des

internationalen

Zinsni-

tionen ü b e r n e h m e n noch den b i n n e n -

D i s k r e p a n z z w i s c h e n d e r (relativ ho-

wirtschaftlichen F u n k t i o n s a n f o r d e r u n -

hen) nicht p e k u n i ä r e n Ertragsrate d e s

gen g e n ü g e n , als K o m p e n s a t i o n ihrer

Leitwährungslandes

niedrigen nicht pekuniären Ertragsra-

niedrigen) nicht pekuniären Ertragsra-

und

der

(relativ

ten ein h o h e s (reales) Z i n s n i v e a u a u f -

te der anderen W ä h r u n g e n k ö n n e n die

w e i s e n m ü s s e n . Als eine K o n s e q u e n z

Zinssätze auf e i n e m niedrigen Niveau

der W ä h r u n g s k o n k u r r e n z und in deren

verbleiben.

Folge

kann

In einer P h a s e , in d e r es keine u n a n g e -

eine w e s e n t l i c h e Beeinträchtigung d e r

f o c h t e n e L e i t w ä h r u n g m e h r gibt, ist

Akkumulationsbedingungen

die K o n k u r r e n z u m die Vormachtstel-

der Währungshierarchie in

den

einzelnen Ländern gefolgert w e r d e n .

lung

Bei sonst gleichem R e s s o u r c e n - u n d

Weltreservewährungen

Faktoreinsatz

kreditfinan-

dato v o r h e r r s c h e n d e L e i t w ä h r u n g be-

zierte Investition in e i n e m W e i c h w ä h -

sonders ausgeprägt. Sowohl d i e Zin-

muß

eine

zwischen

den

verschiedenen und

der

bis

r u n g s l a n d eine h ö h e r e Profitrate er-

sen als auch die

wirtschaften als in einem

der L e i t w ä h r u n g u n d der Weltreserve-

Hartwäh-

rungsland.

Liquiditätsprämien

w ä h r u n g e n gleichen sich an. Die GeldWährungskonkur-

politik wird z u m e n t s c h e i d e n d e n Fak-

renz variiert mit den j e w e i l i g e n vor-

tor der D o m i n a n z , w o b e i die V e r m ö -

Die Intensität

der

herrschenden Währungsregimen. Cha-

genssicherungsqualität d e s nationalen

rakteristisches

hege-

G e l d e s das Mittel zur K o n k u r r e n z dar-

(—» H e -

stellt. A u f g r u n d der fehlenden eindeu-

g e m o n i e ) stellt die Existenz einer u n -

tigen nicht pekuniären Ertragsrate ver-

Moment

eines

monialen Währungssystems angefochtenen

—* L e i t w ä h r u n g

suchen

dar.

L ä n d e r ihre W ä h r u n g

D i e s e L e i t w ä h r u n g , die mit einer sehr

hohe p e k u n i ä r e Ertragsraten zu

hohen

knappen.

nicht

pekuniären

Ertragsrate

Ein

solches

Regime

durch verdes

ausgestattet ist und alle internationalen

Multiwährungsstandard

G e l d f u n k t i o n e n auf sich vereinigt, übt

demnach

eine stabilisierende Funktion auf die

und birgt die G e f a h r , daß

weltwirtschaftlichen B e z i e h u n g e n aus.

L ä n d e r mit Hilfe einer

D i e Stabilität basiert neben der Ü b e r -

schen

n a h m e d e r Rolle als W e l t k o n j u n k t u r -

versuchen, die V e r m ö g e n s s i c h e r u n g s -

lokomotive durch das weltgeldprodu-

qualität zu e r h ö h e n .

zierende Land und der A b w e s e n h e i t

Die W e l t w i r t s c h a f t ist in einer solchen

von

Phase d e m R i s i k o einer gegenseitigen

stark

wegungen

schwankenden

Kapitalbe-

auf der R e d u z i e r u n g

durch

zeichnet sich

Hochzinspolitik

aus

einzelne

merkantilisti-

Strategie (—> Merkantilismus)

B l o c k a d e u n d der U b e r s c h u l d u n g der

der

359

Währungskorb

Länder am unteren Ende der Währungshierarchie ausgesetzt. Als historische Beispiele der Nachkriegszeit können für ein hegemoniales Währungssystem das System von Bretton Woods (—> Bretton-Woods-Abkommen) mit dem US $ als Leitwährung und für einen Multiwährungsstandard die sich an den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems anschließende Zeit nach 1973 bis heute dienen. Literatur: Herr, Hansjörg (1992): Geld, Währungswettbewerb und Währungssysteme. Theoretische und historische Analyse der internationalen Geldwirtschaft Campus: Frankfurt/Main, New York. Lüken-Klaßen, Mathilde/ Betz, Karl: Weltmarkt und Abhängigkeit In: Riese, Hajo/ Spahn, Heinz-Peter (Hrsg.) (1989): Internationale Geldwirtschaft Transfer Regensburg, S.217-265. Emminger, Otmar (1986): D-Mark, Dollar, Währungskrisen. Erinnerungen eines ehemaligen Bundesbankpräsidenten. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart

Der Vorteil der Koppelung einer Währung an einen Währungskorb statt an eine Leitwährung besteht darin, daß zum einen Wechselkursschwankungen schwächer ausfallen und zum anderen kann die Außenhandelsverflechtung des Landes besser wiedergegeben werden. Auch der Wert der —> Sonderziehungsrechte des —> Internationalen Währungsfonds basiert auf einem Währungskorb, in dem verschiedene Anlagewährungen zu unterschiedlichen Teilen liegen. Währungsordnung —» Wechselkurssystem Währungsparität Parität Währungsraum, optimaler Ein Währungsgebiet ist eine Gruppe von Ländern bzw. Regionen mit einheitlicher Währung oder unwiderruflich fixierten —» Wechselkursen zwischen den Währungen. Notwendige Voraussetzung für den Zusammenschluß mehrerer Länder zu einem einheitlichen Währungsgebiet bzw. einer —» Währungsunion ist die freie —» Konvertibilität der Währungen und vollständige Kapitalmobilität. Inwieweit verschiedene Länder sich zu einem einheitlichen Währungsraum zusammenschließen sollten und welches Ausmaß das Währungsgebiet haben sollte, analysiert die Theorie des optimalen Währungsgebietes. Traditionelle Ansätze unterscheiden Ab-

Martina Metzger Währungskorb Methode eines festen Wechselkursregimes (—* Wechselkurssystem), bei dem die eigene Währung nicht an eine —> Leitwährung, sondern an mehrere Währungen gekoppelt wird. Diese Währungen können unterschiedlich gewichtet sein.

360

Währungsraum, optimaler

grenzungskriterien bei makroökonomischen und bei mikroökonomischen Störungen. Für den Fall mikroökonomischer Störungen bilden demnach Länder (bzw. Regionen), die entweder

Anpassungsinstrument nach auftretenden Störungen verzichtet werden) und 2.) die währungspolitischen Beziehungen nach außen (zu anderen Währungsgebieten oder Ländern) am besten durch flexible Wechselkurse zu gestalten sind.

- eine hohe Mobilität der Produktionsfaktoren, - einen hohen —» Offenheitsgrad oder - ein hohes Maß der Produktdiversifikation (—» Diversifizierung) besitzen, einen optimalen Währungsraum, da diese aufgeführten Eigenschaften im Fall internationaler Ungleichgewichte und divergierender nationaler Entwicklungen für einen Ausgleich sorgen und daher auf den —» Wechselkurs als Puffer zwischen den beteiligten Ländern verzichtet werden kann. Bei makroökonomischen Störungen sind

Die angesprochenen traditionellen Ansätze liefern allerdings in ihrer Gesamtheit unbefriedigende Resultate zur Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes und zur Beurteilung seiner Vorteilhaftigkeit. Während einerseits das Problem der Operationalisierung existiert, besteht andererseits das Problem der Eindimensionalität der jeweiligen vorgeschlagenen Kriterien. Die Kriterien können bei der Anwendung auf eine spezifische Ländergruppe dementsprechend zu uneinheitlichen bzw. konträren Aussagen führen. Zum Teil sind auf dieser Basis lediglich Aussagen bezüglich der möglichen Erfolgsaussichten einer potentiellen —> Währungsunion, nicht aber über die optimale regionale Ausdehnung des Währungsgebietes möglich. Damit stellen diese im Prinzip nur einen Indikator für das Ausmaß möglicher Probleme, welche sich im Gefolge der Gründung einer Währungsunion aus vorher selbständigen Währungsgebieten ergeben, dar. Als währungspolitische Entscheidungsgrundlage sind die Kriterien der traditionellen Ansätze daher nicht zufriedenstellend geeignet. Die traditionellen Ansätze zur Frage nach dem Ausmaß und den Folgen einer Währungsunion beleuchten letzt-

- eine vergleichbare nationale Inflationsneigung und - der Grad der —» Harmonisierung der Geld- und Finanzpolitik (das Vorliegen homogener wirtschaftspolitischer Präferenzen) als Kriterium zur Abgrenzung eines optimalen Währungsgebietes heranzuziehen. Nach den traditionellen Ansätzen ist demnach immer dann ein optimales Währungsgebiet als Zusammenschluß mehrerer Länder gegeben, wenn 1.) im Hinblick auf die gesamtwirtschaftlichen Ziele die Wechselkurse zwischen den beteiligten Währungen fixiert werden können, ohne damit stabilitätspolitische Probleme zu erzeugen (auf flexible Wechselkurse kann als

361

Währungsraum, optimaler

lieh

nur

Ausschnitte

gesamtwirt-

len, angeführt. J e d e r g r e n z ü b e r s c h r e i -

schaftlicher, auf a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e

tende Güter- oder K a p i t a l v e r k e h r

Verflechtungen zurückzuführende An-

mit W ä h r u n g s u m r e c h n u n g e n und V e r -

passungsprozesse.

lusten a u f g r u n d des W ä h r u n g s u m t a u -

Mit dem

Kosten-Nutzen-Ansatz

ist

sches v e r b u n d e n . Verantwortlich d a f ü r

zur

B e s t i m m u n g des optimalen W ä h r u n g s -

sind D i f f e r e n z e n z w i s c h e n

gebietes

und V e r k a u f s k u r s v o n Sorten, Provi-

sollen

diese

Einzelaspekte

Ankaufs-

integriert u n d im H i n b l i c k auf die Fra-

sionen u n d Spesen d e r G e s c h ä f t s b a n -

gestellung d e r W o h l f a h r t s e f f e k t e einer

ken,

W ä h r u n g s i n t e g r a t i o n einer u m f a s s e n -

häufigen

Geldumtausches.

den B e t r a c h t u n g s w e i s e zugänglich ge-

nerhalb

einer

macht

werden.

Der

Ansatz

basiert

auf

allgemeine

Opportunitätskosten Wird

in-

Währungsunion

nur

noch in einer W ä h r u n g fakturiert und

Kosten-NutzenSichtweise,

hat diese W ä h r u n g in allen R e g i o n e n

(sämtliche) K o s t e n u n d Nutzen einer

der G e m e i n s c h a f t Gültigkeit, entfallen

Währungsintegration

(—» Integration)

diese Kosten. H i n z u treten V e r e i n f a -

zu ermitteln, monetär zu bewerten u n d

chungen des R e c h n u n g s w e s e n s inter-

so ein e i n d e u t i g e s

nationaler K o n z e r n e und E i n s p a r u n g e n

der

Entscheidungskri-

terium bereitzustellen. Ein

aufgrund verminderter Fremdwährungs-

optimales

W ä h r u n g s g e b i e t ist d e m n a c h g e g e b e n ,

kassenhaltung (Zu b e a c h t e n

w e n n die N u t z e n der W ä h r u n g s i n t e -

daß die V e r m i n d e r u n g d e r Transakti-

ist

hier,

gration die K o s t e n übersteigen.

onskosten bei V e r w e n d u n g einer einWäh-

heitlichen W ä h r u n g g r ö ß e r ist als bei

r u n g s u n i o n lassen sich in differenzier-

einer reinen, w e n n auch u n w i d e r r u f l i -

ten

chen

Die

Wohlfahrtseffekte Kriterien

zur

einer

detaillierten

Be-

Fixierung

der

Wechselkurse.).

schreibung v o n N u t z e n - und K o s t e n e f -

Diese Reduktion der T r a n s a k t i o n s k o -

f e k t e n e r f a s s e n . N u t z e n f o l g e n aus

sten soll zu einer Intensivierung

der

internationalen

Be-

- einer

Reduktion

wechselkursbe-

dingter T r a n s a k t i o n s k o s t e n

ziehungen, also einer H a n d e l s a u s w e i -

(Infor-

tung f ü h r e n . V e r b u n d e n m i t d e m W e g -

mations- u n d V e r ä n d e r u n g s k o s t e n ) ,

fall unterschiedlicher W ä h r u n g e n

- d e m W e g f a l l d e s —> W e c h s e l k u r s -

die

risikos,

vor

Geldfunktionen.

Damit

Als w i c h t i g s t e s A r g u m e n t f ü r die Ereiner

Währungsunion

die V e r m i n d e r u n g

der

des

ergeben

wird

sich

ist

—> W e c h s e l Absicherung

Wechselkursrisiken

Währungsunion

entfallen.

innerhalb

geringere

der

Zinssätze

infolge f e h l e n d e r R i s i k o a u f s c h l ä g e mit

Transaktions-

der K o n s e q u e n z der Investitionsstimu-

k o s t e n , w e l c h e im Z u s a m m e n h a n g mit G ü t e r - und K a p i t a l b e w e g u n g e n

Verringerung

kursrisikos. K o s t e n der

- einer V e r s t ä r k u n g d e r allgemeinen

richtung

wirtschaftlichen

lierung, daraus resultierenden

zwi-

stumseffekten

schen zwei oder m e h r L ä n d e r n anfal-

362

und

einer

Wach-

deutlichen

Währungsraum, optimaler

A u s w e i t u n g des —> Handels- und —»

d e s M i t g l i e d s l a n d gibt somit die Opti-

Kapitalverkehrs

Währungsgebiet.

on auf, die Geldpolitik seinen Präfe-

H a n d e l s s c h a f f u n g und verbesserte in-

renzen e n t s p r e c h e n zu gestalten. Eng

ternationale Kapitalallokation ergeben

v e r b u n d e n hiermit ist andererseits die

im

sich s o m i t als F o l g e e f f e k t e von T r a n s -

G e f ä h r d u n g der

a k t i o n s k o s t e n s e n k u n g und Wegfall d e s

G e l i n g t es innerhalb der W ä h r u n g s -

Währungsrisikos.

union nicht, sich auf eine stabilitäts-

Diesen positiven N u t z e n e f f e k t e n ste-

k o n f o r m e , strikt i n f l a t i o n s v e r m e i d e n d e

h e n allerdings W o h l f a h r t s k o s t e n durch

Geldpolitik zu einigen, sondern reali-

-

Verzicht auf n o m i n a l e W e c h s e l k u r s -

siert m a n

änderungen

s c h w ä c h e r e n L ä n d e r (mit einer stärke-

als

Anpassungsinstru-

Preisniveaustabilität.

als Z u g e s t ä n d n i s

an

die

ren P r ä f e r e n z f ü r das B e s c h ä f t i g u n g s -

ment, -

Verlust geldpolitischer A u t o n o m i e ,

ziel) eine zu h o h e W a c h s t u m s r a t e der

-

Gefährdung der

G e l d m e n g e , ist die F o l g e eine inflatio-

Preisniveaustabili-

näre E n t w i c k l u n g im g e s a m t e n W ä h -

tät gegenüber.

r u n g s r a u m . E b e n s o kann durch

W e r d e n die L ä n d e r von spezifischen

u n s o l i d e Finanzpolitik eines einzelnen L a n d e s eine stabilitätsorientierte Geld-

d.h. asymmetrischen S c h o c k s getroffen oder

ist

die

Transmission

politik unterlaufen w e r d e n .

globaler

A u c h d e r K o s t e n - N u t z e n - V e r g l e i c h ist

S c h o c k s in den L ä n d e r n unterschiedlich, s o k ö n n e n entstehende

mit

interna-

ist die

tionaler W ä h r u n g e n im System flexi-

rungsgebietes

Diese Pufferfunktion nominaler Wech-

müßten

Währungsbe-

tatsächlich

nach Wäh-

entwickeln

im

Rahmen

eines

theoreti-

schen M o d e l l s die a u f g e f ü h r t e n Nut-

h ö r d e ü b e r n o m m e n w e r d e n . Die ein-

zen u n d K o s t e n in monetäre Ä q u i v a -

ihre

lente u m g e r e c h n e t und anhand einer

geldpolitische A u t o n o m i e . D a in einer

g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n sozialen Präfe-

W ä h r u n g s u n i o n eine a u t o n o m e natio-

r e n z f u n k t i o n bewertet w e r d e n . Z u d e m

nale Geldpolitik nicht mehr möglich für die

Kosten

te nicht gelöst. U m dieses zu leisten

union m u ß die g e m e i n s a m e Geldpoli-

ist, entfällt

und

monetären Bewertung der Einzeleffek-

Währungs-

somit

ist

w e r d e n . W e i t e r h i n ist d a s Problem der

s e l k u r s e entfällt z w a n g s l ä u f i g in einer

verlieren

Es

Realisierung des einheitlichen

selkurse aufgefangen werden.

Länder

behaftet.

Prognoseunsicherheit.

fang sich N u t z e n

die V e r ä n d e r u n g d e r nominalen W e c h -

zelnen

Problemen

s c h w e r a b s c h ä t z b a r , in w e l c h e m U m -

bler W e c h s e l k u r s e grundsätzlich durch

tik von einer zentralen

einigen

G r u n d s ä t z l i c h e s P r o b l e m des A n s a t z e s

tionale D i v e r g e n z e n bei Vorliegen na-

W ä h r u n g s u n i o n . In einer

eine

ist fraglich, o b bei einer B e w e r t u n g

Mitgliedsländer

tatsächlich

zugleich ein Instrument der n a c h f r a g e -

sämtliche

Nutzeneffekte

seitigen Preis- u n d Zinssteuerung. Je-

363

erfaßt

Kostenwerden.

und Trotz

Währungsreform

aller Vorbehalte scheint der Ansatz geeignet, eine Entscheidungsgrundlage für die Errichtung einer Währungsunion darzustellen. Aktuelle Bedeutung und neuere Impulse zur Weiterentwicklung hat die Theorie des optimalen Währungsgebietes im Zusammenhang mit dem Vertrag von —> Maastricht und der geplanten Errichtung einer —> Europäischen Währungsunion (EWU) sowie Einführung einer europäischen Einheitswährung „Euro" erlangt. Befürworter einer EWU stellen vor allem auf die positiven Effekte der Transaktionskostensenkung und Verminderung des —¥ Wechselkursrisikos ab.

Währungsreform Eine Währungsreform stellt eine Veränderung sowohl der vorhandenen Vermögens- als auch der Schuldenbestände in Relation zu den Stromgrößen dergestalt dar, daß eine Reduzierung der 'Stocks' vorgenommen wird, während demgegenüber die flows (Einkommen, Mieten etc.) unverändert bleiben. Anlaß für eine Währungsreform sind gewöhnlich Phasen einer unterdrückten Inflation, möglicherweise aber auch einer offenen Hyperinflation, in deren Verlauf das heimische Geld seine Funktionen (Wertaufbewahrung, Zahlungsmittel, Tauschmittel) verliert, die dann auf Sach- oder Güterwerte (Zigaretten währung) bzw. auf eine wertstabilere ausländische Währung übergehen.

Literatur: Feldsieper, Manfred (198Ü), Währungsunionen Π: Zielsetzungen und Probleme, Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Bd. 8, Stuttgart u.a., S. 546-562. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1990), Ein Markt, eine Währung, Europäische Wirtschaft, Nr. 44. Magnifico, Giovanni (1973), European

Das Ziel einer Währungsreform besteht in der (Re-)Etablierung einer harten heimischen Währung, die von den ökonomischen Akteuren akzeptiert wird. Dafür ist es notwendig, die Verbindlichkeiten spürbar zu reduzieren sowie die Vermögensbestände zu entwerten, ersteres, um eine Uberschuldung und in deren Gefolge Produktionszusammenbrüche zu verhindern und letzteres, um eine Überschußnachfrage nach Fremdwährung bereits durch die Höhe der zur Verfügung stehenden stocks zu begrenzen. Darüber hinaus stellen die Reduzierung der staatlichen Verbindlichkeiten und eine auf einen Budgetüberschuß abzielende Fiskalpolitik wichtige flankierende Maßnahmen einer Währungsre-

Monetary Unification, London. McKinnon, Ronald (1963), Optimum Currency Areas, American Economic Review, 53, S. 717-752. Mundell, Robert A. (1961), A Theory of Optimum Currency Areas, American Economic Review, 51, S. 657-665. Vaubel, Roland (1978), Strategies for Currency Unification, Kieler Studien Nr. 156, Tübingen. Norbert Lamar

364

Währungsreserven

f o r m dar. U m eine —> Ü b e r b e w e r t u n g

im R a h m e n der R e s e r v e t r a n c h e

und d a m i t S c h w ä c h u n g d e r neu einzu-

sonstige Forderungen g e g e n ü b e r d e m

und

f ü h r e n d e n W ä h r u n g zu v e r m e i d e n , ist

—>

eine einmalige —> A b w e r t u n g u n d eine

sowie schließlich der B e s t a n d an —>

sich

daran

anschließende

Internationalen

Währungsfonds

Stabilisie-

Sonderziehungsrechten. Im —> Euro-

r u n g des —» W e c h s e l k u r s e s s o w i e d e s

päischen W ä h r u n g s s y s t e m ( E W S ) sind

internen Preisniveaus erforderlich. U n -

z u d e m Forderungen an das E W I von

abdingbare

Bedeutung. So hielt die

Voraussetzung

D u r c h f ü h r u n g einer

für

die

Währungsreform

Bundesbank

1995 einen R e s e r v e b e s t a n d

in H ö h e

ist j e d o c h , daß die D e v i s e n e r i ö s e a u s

von rund 120 M r d D M . —> W ä h r u n g s -

einem

zu

generierenden

Handelsbi-

reserven dienen der D u r c h f ü h r u n g von

Leistungsbilanz)

obligatorischen —» D e v i s e n m a r k t i n t e r -

d e n Devisenbedarf zur B e d i e n u n g der

ventionen und d a m i t d e r Z a h l u n g s b i -

Auslandsschuld, soweit v o r h a n d e n , in

lanzfinanzierung (—> Zahlungsbilanz) in

lanzüberschuß

(—»

F o r m der Zins- u n d T i l g u n g s v e r p f l i c h -

Systemen

tungen decken, da a n d e r n f a l l s bereits

W e c h s e l k u r s s y s t e m ) . Bei flexiblen Pa-

bei E i n f ü h r u n g der n e u e n W ä h r u n g ei-

ritäten ermöglichen W ä h r u n g s r e s e r v e n

ne

Fremdwährungsnach-

der —> Zentralbank E i n f l u ß n a h m e auf

f r a g e vorliegt u n d d i e s e das mit d e r

die W e c h s e l k u r s e n t w i c k l u n g , g e n a u e r

strukturelle

W ä h r u n g s r e f o r m verfolgte Ziel

kon-

fester

—>

Paritäten

die zumindest zeitweilige

(—>

Verhinde-

terkariert. Im Extremfall kann d e s h a l b

rung von —» A b w e r t u n g e n d e r eigenen

eine komplette Streichung d e r

Währung. Während

Aus-

landsschuld n o t w e n d i g sein.

der Nutzen

der

Reservehaltung somit in der V e r m e i dung von kurzfristig w i r k s a m w e r d e n -

Währungsreserven

den A n p a s s u n g s z w ä n g e n

Währungsreserven

sind

diejenigen

sie andererseits K o s t e n in F o r m ent-

Teile des V e r m ö g e n s von W ä h r u n g s behörden,

die zu

Interventionen

g a n g e n e r Erträge, da die V e r z i n s u n g

an

der Reserveaktiva, verglichen mit Ka-

D e v i s e n m ä r k t e n (—> D e v i s e n m a r k t i n -

pitalmarktanlagen oder Sachkapitalin-

tervention) entweder u n m i t t e l b a r ge-

vestitionen, unterdurchschnittlich ist.

nutzt oder kurzfristig, d u r c h V e r k a u f oder visen Zu

Beleihung,

in

umgewandelt den

Interventionsdewerden

können.

Währungsreserven

gezählt

f ü r die in-

ländische W i r t s c h a f t liegt, v e r u r s a c h t

Währungsschlange Die W ä h r u n g s s c h l a n g e - offiziell der

w e r d e n der G o l d b e s t a n d der —> Z e n -

„europäische W e c h s e l k u r s v e r b u n d "

tralbank, der Bestand an D e v i s e n in

war ein W ä h r u n g s a b k o m m e n , d a s die

-

F o r m von kurzfristigen Einlagen bei

Länder der —> E u r o p ä i s c h e n

ausländischen Währungsbehörden oder

schaft im April 1972 als R e a k t i o n auf

G e l d m a r k t a n l a g e n , —» Z i e h u n g s r e c h t e

die W ä h r u n g s u n r u h e n im S y s t e m von

365

Gemein-

Währungsschnitt

Bretton

Woods

(-»

Bretton-Woods-

D e n n o c h w a r die

Währungsschlange

A b k o m m e n ) a b s c h l o s s e n . Ziel war e s ,

aus institutioneller Sicht von

die —» W e c h s e l k u r s e

den

tung. Sie m a r k i e r t e den Einstieg in ei-

Mitgliedswährungen

zwischen zu

Bedeu-

stabilisieren.

ne „ E u r o p ä i s i e r u n g " und „ V e r g e m e i n -

Die W ä h r u n g s s c h l a n g e bildete ein Sy-

s c h a f t u n g " der W ä h r u n g s p o l i t i k . A u -

stem f e s t e r aber v e r ä n d e r b a r e r W e c h -

ß e r d e m w u r d e n die Interventions-, Fi-

selkurse

nanzierungs- und

zwischen

den

beteiligten

Saldenausgleichsre-

W ä h r u n g e n u n d flexibler W e c h s e l k u r -

gelungen

sen

w e s e n t l i c h e n u n v e r ä n d e r t in das Euro-

gegenüber

anderen

Währungen.

der Währungsschlange

Die N o t e n b a n k e n w a r e n verpflichtet,

päische

d u r c h S t ü t z u n g s k ä u f e u n d geldpoliti-

m e n , das die W ä h r u n g s s c h l a n g e

sche M a ß n a h m e n

M ä r z 1979 ablöste.

die

Wechselkurse

Währungssystem

im

übernomim

z w i s c h e n d e n M i t g l i e d s w ä h r u n g e n inn e r h a l b einer —» B a n d b r e i t e von ± 2,

Währungsschnitt

2 5 % u m die vereinbarten Leitkurse z u

Ein W ä h r u n g s s c h n i t t besteht in einer

halten. Z u r F i n a n z i e r u n g der Interven-

W ä h r u n g s u m s t e l l u n g , die im G e g e n -

tionen (—> D e v i s e n m a r k t i n t e r v e n t i o n )

satz

wurde

Verhältnis der S c h u l d - und

(sehr

eine

kurzfristige

kurzfristige

prinzipiell

Kreditlinie

Finanzierung)

unbegrenzter

Höhe

zu

einer

Währungsreform

das

Vermö-

in

g e n s b e s t ä n d e zu den Z a h l u n g s s t r ö m e n

zwi-

u n v e r ä n d e r t läßt, aber die zu v e r w e n -

schen den N o t e n b a n k e n (—» Zentral-

denden Währungseinheiten

b a n k e n ) vereinbart. Die R ü c k z a h l u n g

und damit die T r a n s a k t i o n s k o s t e n re-

insgesamt

b e a n s p r u c h t e r Kredite m u ß t e in d e r

duziert. Ein W ä h r u n g s s c h n i t t

Regel

h ä u f i g n a c h lang anhaltenden Phasen

nach

einem

Monat

(Saldierungsmechanismus).

beginnen Bei

erfolgt

dau-

einer g a l o p p i e r e n d e n oder einer H y -

e r h a f t e n w i r t s c h a f t l i c h e n Ungleichge-

perinflation, in deren Verlauf das hei-

w i c h t e n k o n n t e n die Leitkurse im R a h -

m i s c h e G e l d seine Funktionen verliert,

m e n multilateraler Konsultationen ver-

so d a ß der h e i m i s c h e V e r m ö g e n s - und

ändert w e r d e n . Die W ä h r u n g s s c h l a n g e

K a p i t a l m a r k t im Z u g e einer Dollarisie-

k o n n t e letztlich a b e r n u r wenig z u r

r u n g von d e r die a u s l ä n d i s c h e W ä h -

Stabilisierung der W e c h s e l k u r s e bei-

r u n g emittierenden —» Zentralbank ge-

tragen. I n s g e s a m t w u r d e n die Leitkur-

steuert w i r d . E i n e E r h ö h u n g der A k -

se

zeptanz d e r h e i m i s c h e n W ä h r u n g sei-

zehnmal

geändert

und

von

den

z e i t w e i s e z e h n Mitgliedsländern ver-

tens der ö k o n o m i s c h e n

blieb a m E n d e nur noch d i e sogenann-

Konsequenz eines Währungsschnittes

te „ R u m p f s c h l a n g e " mit den

ist j e d o c h z w e i f e l h a f t .

Bene-

l u x - L ä n d e m , D ä n e m a r k u n d der B u n desrepublik Deutschland.

366

Akteure

als

Währungssubstitution

Währungssubstitution

kann Währungssubstitution Wechselkursphänomene wie das —> Overshooting verändern.

Währungssubstitution liegt vor, wenn Geld in fremder Währung die Liquiditätsfunktion (—> Liquidität, internationale) der Inlandswährung teilweise oder ganz ersetzt, d.h., wenn Inländer sowohl inländisches als auch ausländisches Geld halten (Währungssubstitution im engeren Sinn in bezug auf Geld als Zahlungsmittel). Inwieweit fremdes Geld dieselben Aufgaben erfüllen kann wie einheimisches, hängt davon ab, in welchem Ausmaß es der Liquidität der inländischen Währung nahekommt. Es gibt Situationen, in denen fremdes Geld fast so liquide ist wie einheimisches: bei Bewohnern von Grenzregionen, bei Touristen und bei international arbeitenden Unternehmen. Währungssubstitution tritt insbesondere in Phasen sehr hoher Inflationsraten der heimischen Währung auf. Zwar ist die fremde Währung nur ein unvollkommenes Substitut als Zahlungsmittel, dies wird aber dadurch überkompensiert, daß sie ein besseres Wertaufbewahrungsmittel ist. Währungssubstitution spielt daher auch im Kapitalverkehr eine Rolle: eine Währung wird durch eine andere ersetzt, wenn sich die Kosten und Erträge der Geldhaltung zugunsten der letzteren verschieben (Währungssubstitution im weiteren Sinn in bezug auf Geld als Wertaufbewahrungs- oder Spekulationsmittel). Je nach dem, wie die Erwartungsbildung an den —> Devisenmärkten (—» Finanzmärkte, internationale) verläuft,

Währungsunion Die Währungsunion stellt einen supranationalen Wirtschaftsraum dar, in dem - zumindest im Grundsatz - die Grenzen zwischen den beteiligten Volkswirtschaften für einen freien Leistungs- und Faktorverkehr offen sind, und in dem zwischen den Währungen der beteiligten Volkswirtschaften ein festes Wechselkursgefüge oder gar in der gesamten Währungsunion eine Einheitswährung existiert. (Letzteres ist für eine Währungsunion zwar nicht konstitutiv, kann aber Transaktionskosten beim Geldwechsel vermeiden und psychologisch eine Währungsunion stabilisieren.) (1) Der theoretische Grundsatzkonflikr. Eine Währungsunion hat zwar den Vorzug, daß im supra-nationalen Wirtschaftsraum das —> Wechselkursrisiko vermieden wird; der Leistungsund Faktorverkehr erhält eine sichere Kalkulationsgrundlage. Doch wirken nationale Maßnahmen der Wirtschafts- und Währungspolitik in den Integrationsraum (—» Integration) nun voll durch und berühren somit auch die Interessen der Partnerländer. Eine Währungsunion wird sich deshalb nur stabilisieren lassen, wenn im Gebiet der Währungsunion eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik durchgeführt wird. Ob diese durch —> Koordination der einzelnen Politikbe-

367

Währungsunion

r e i c h e oder d u r c h deren Übertragung

g e n , an ihren - nationalen - Prioritä-

an e i n e s u p r a - n a t i o n a l e I n s t a n z erfolgt,

ten festzuhalten; sie w ü r d e n

ist k o n z e p t i o n e l l u n e r h e b l i c h ; in j e d e m

keine K o n v e r g e n z akzeptieren, son-

Falle ist die Politikharmonisierung un-

dern e h e r die W ä h r u n g s u n i o n ver-

a b d i n g b a r . D a m i t diese indessen m ö g -

lassen.

lich ist, b e d a r f es im Integrationsraum einer

vergleichbaren

dann

- D i e G e g e n p o s i t i o n will d e s h a l b die

realökonomi-

Schaffung

einer

Währungsunion

schen —> E n t w i c k l u n g (Wachstum, Le-

zeitlich v e r s c h i e b e n . D a n a c h sollten

bensstandard,

d i e beteiligten Länder in die Lage

Preise,

Beschäftigung,

Produktivität, Produktionsstruktur etc.),

versetzt w e r d e n , unter d e m „ S c h u t z "

weil n u r d a n n die S e t z u n g g e m e i n s a m

flexibler Wechselkurse

v e r b i n d l i c h e r Zielprioritäten, die ihrer-

w e i s e r W e c h s e l k u r s k o r r e k t u r e n , die

bzw.

fall-

seits eine V o r a u s s e t z u n g f ü r Politik-

—» Z a h l u n g s b i l a n z u n g l e i c h g e w i c h t e

h a r m o n i s i e r u n g darstellt, f ü r die Part-

an der A u ß e n f r o n t solange a u f z u -

n e r l ä n d e r a k z e p t a b e l ist. Ist dies nicht

fangen,

bis

die

realökonomische

g e g e b e n , w e r d e n Prioritäten verschie-

Entwicklung

im

Integrationsraum

den

sich angleicht. Ist dies erreicht, w ä -

gesetzt.

Dies

führt

zu

einem

Grundsatzkonflikt.

re eine K o n v e r g e n z der nationalen Währungs-

Z i e l s e t z u n g e n e h e r möglich, letzt-

u n i o n , a u c h bei Entwicklungs- und

lich eine W ä h r u n g s u n i o n dann auch

Z i e l d i s k r e p a n z e n , sofort herbeifüh-

erst f u n k t i o n s f ä h i g . A m E n d e d e s

ren; sie e r h o f f t sich d a v o n für die

Konvergenzprozesses

beteiligten

dann

- E i n e Position will die

L ä n d e r einen

Diszipli-

eingeführt

könnte

werden

sie

(„Krö-

n u n g s " - T h e o r i e ) . D i e Kritiker dieser

n i e r u n g s z w a n g , weil - bei gegebeFixkurssystem

Position b e f ü r c h t e n , daß das beste-

( o d e r E i n h e i t s w ä h r u n g ) - eine natio-

h e n d e —> W e c h s e l k u r s r i s i k o und der

nem nal

irreversiblen unterschiedliche

fehlende

Wirtschafts-

schuß-Defizit-Konstellationen

Disziplinierungszwang

eher g e e i g n e t sein könnten, den In-

u n d W ä h r u n g s p o l i t i k rasch zu Uber-

t e g r a t i o n s p r o z e ß in Frage zu stellen.

der

M i t g l i e d s l ä n d e r f ü h r t u n d damit —>

(2) Der praktische

K o n v e r g e n z p r o z e s s e in d e r Zielset-

D a s Ziel einer W ä h r u n g s u n i o n war in-

zung

nerhalb d e r —> E u r o p ä i s c h e n G e m e i n -

erzwingt

(„Peitschen"-Theo-

von

Umsetzungsprozeß:

rie). Die Kritiker dieser Position be-

schaft

Anfang

an

intendiert. Römischen

f ü r c h t e n , d a ß dann die W ä h r u n g s -

Schon bei A b s c h l u ß der

u n i o n z u m S p r e n g s a t z f ü r den Inte-

Verträge (1958) zwischen den damali-

grationsprozeß

gen E W G - S t a a t e n (Belgien,

Wenn

werden

unterschiedliche

könnte:

Bundes-

republik D e u t s c h l a n d , Frankreich, Ita-

realökono-

m i s c h e E n t w i c k l u n g e n nämlich vor-

lien,

l ä g e n , w ä r e n die L ä n d e r

nicht nur eine —» „Zollunion" (gemein-

gezwun-

368

Luxemburg,

Niederlande)

war

Währungsunion

s a m e Handelspolitik g e g e n ü b e r Dritt-

und

ländern) angestrebt, sondern auch d i e

schaftet sein. D e r Plan w u r d e

Bildung

„Gemeinsamen

Realität. Z w a r w u r d e a m G e d a n k e n

M a r k t e s " (freier L e i s t u n g s - u n d Fak-

eines stabilen W e c h s e l k u r s g e f ü g e s

eines

—>

Währungspolitik

vergemeinnie

torverkehr) sowie einer „Wirtschafts-

festgehalten; n a c h der Freigabe des

u n d W ä h r u n g s u n i o n " (—> Maastricht-

U S - D o l l a r - K u r s e s w u r d e in Europa

Vertrag; —> e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g s u n i -

immer

o n ) vorgesehen (die Wirtschafts- und

Wechselkursverbund

Währungspolitik wird als Angelegenheit

halten („Schlange im T u n n e l " , —>

von g e m e i n s a m e m Interesse" gesehen).

Währungsschlange;

Blockfloating).

U n d diese Prinzipien standen bei den

Dennoch

immer

wieder

versucht,

scherten

einen

aufrechtzuer-

wieder

Beitritten von Drittländern - in den

Länder a u s oder beanspruchten Son-

70er Jahren: D ä n e m a r k , Großbritanni-

d e r r e g e l u n g e n , u m sich d e m

en, Irland; in den 80er Jahren: Grie-

ziplinierungszwang

c h e n l a n d , Portugal, Spanien; in d e n

Regelwerkes

90er

ökonomische

Jahren:

Finnland,

Schweden

-

Gleichwohl

erwies

nie

zur

Osterreich, Disposition.

sich der

panzen

Umset-

zu

eines

Dis-

Fixkurs-

entziehen.

Real-

Entwicklungsdiskre-

im

EG-Raum,

aber

auch

weltweite T u r b u l e n z e n , die auf die

z u n g s p r o z e ß - eben mit Blick auf den

EG-Länder

skizzierten

S c h o c k s w i r k t e n , verhinderten

sehr

Grundsatzkonflikt

schwierig.

Dabei

-

können

als drei

als

asymmetrische die

Z i e l k o n v e r g e n z u n d damit die Bil-

Phasen unterschieden w e r d e n .

dung einer stabilen W ä h r u n g s u n i o n .

-

Als auf d e m G i p f e l von Den H a a g

Als sich d a n n der W a c h s t u m s p r o -

( 1969) der weitere Fortgang von d e r

zeß im E G - R a u m erholte und der

Zollunion

zur

Wirtschafts-

und

P r e i s a u f t r i e b g e b r e m s t war, schien

Währungsunion beschlossen wurde,

eine

sah d e r ^

W e r n e r - P l a n (1970) die

W ä h r u n g s u n i o n auf eine n e u e Basis

neue

Chance

gegeben,

die

(gestufte) H e r b e i f ü h r u n g einer W ä h -

zu stellen: E s k a m zur Bildung des

rungsunion vor: Ein festes W e c h -

Europäischen

s e l k u r s g e f ü g e (wenn auch mit d e r

(1979). D i e S c h a f f u n g des

ECU

Möglichkeit

(als e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g s -

aller-

von

schwankungen Bandbreiten

Wechselkurs-

innerhalb

sowie

der

von

Währungssystems

—»

dings nur i.S. einer V e r r e c h n u n g s -

Wechsel-

einheit) u n d die Zielsetzung eines

kurskorrektur) w u r d e mit der Bil-

stabilen W e c h s e l k u r v e r b u n d e s gin-

d u n g eines I n t e r v e n t i o n s f o n d s ver-

gen e i n h e r mit e i n e m differenzierten

bunden,

finanziellen

sollte, (->

der um

Mittel

bereitstellen

abwertungsverdächtige

Abwertung)

Währungen

Beistandssystem,

das

den L ä n d e r n e r m ö g l i c h e n sollte, ih-

zu

ren Interventionspflichten (Stützung

stützen; 1980 sollte die W i r t s c h a f t s -

abwertungsverdächtiger

369

Währungen)

Währungswettbewerb

n a c h z u k o m m e n ; ab 1981 sollte ein

tralbankensystem,

Europäischer Währungsfonds

über

d e n soll. (Die Finanzpolitik soll in

die E C U - Z u t e i l u n g b e f i n d e n . H i e r

nationaler H o h e i t bleiben, aber ko-

w a r e n erneut w e s e n t l i c h e E l e m e n t e

ordiniert w e r d e n . ) Z u diesem Z w e c k

einer Währungsunion angelegt, w e n n -

w u r d e ein S t u f e n p l a n f e s t g e s c h r i e -

gleich n a c h wie vor

ben und Konvergenzkriterien

Elastizitäten

e i n g e b a u t blieben. E s w a r e n B a n d -

gelegt,

breiten (± 2,25 v H ) festgelegt, b e -

Beitritt zur W ä h r u n g s u n i o n

stimmten

Ländern

von

deren

wer-

Erfüllung

festder

abhän-

sogar

gig g e m a c h t wird. Eine k o n z e p t i o -

eingeräumt;

nelle Folgerichtigkeit wird m a n den

wurden

Ausnahmeregelungen

u n d ü b e r d i e s blieb es n a c h wie v o r

B e s c h l ü s s e n nicht absprechen k ö n -

bei der M ö g l i c h k e i t d e r W e c h s e l -

nen. O b sie am E n d e zur U m s e t -

kurskorrektur. Insoweit waren w e -

zung f ü h r e n k ö n n e n , wird entschei-

der eine Irreversibilität d e s K u r s g e -

d e n d d a v o n a b h ä n g e n , o b die —»

füges noch

eine

Einheitswährung

K o n v e r g e n z k r i t e r i e n erfüllt w e r d e n

vorgesehen.

Die

Währungsunion

u n d wie h o c h die finanz- und geld-

behielt also nach wie vor einen labi-

politische Disziplin ist.

len Charakter. -

übertragen

Mit der U n t e r z e i c h n u n g heitlichen

der

Europäischen

Werner

EinAkte

Währungswettbewerb

(1987) erfolgte der definitive Übergang

zum

„Gemeinsamen

Markt"

—» W ä h r u n g s k o n k u r r e n z

mit u n g e h i n d e r t e m L e i s t u n g s - u n d Faktorverkehr.

Damit

stellte

Glasretter

Wechselkurse, feste, flexible

sich

die Frage a u f s neue, wie einer W ä h -

D e r W e c h s e l k u r s ist das A u s t a u s c h v e r -

rungsunion

an

hältnis z w i s c h e n z w e i W ä h r u n g e n . Er

Stabilität vermittelt w e r d e n konnte.

gibt an, wieviel Einheiten inländischer

D i e s war letztlich G e g e n s t a n d d e r

Währung

B e s c h l ü s s e von M a a s t r i c h t

scher W ä h r u n g bezahlt werden

ein

höheres

Maß

(1991)

für eine

Einheit

ausländimüs-

(—> Maastricht-Vertrag) . Ihre Ziel-

sen. Neben dieser Preisnotierung (auch

setzung ist die u n w i d e r r u f l i c h e Fi-

Devisenkurs)

xierung der W e c h s e l k u r s e z w i s c h e n

sich der W e c h s e l k u r s auch als soge-

den Mitgliedsländern, als V o r s t u f e

nannte

genannten

Form,

Mengennotierung

läßt

darstellen.

f ü r eine E i n h e i t s w ä h r u n g , sowie ei-

Die M e n g e n n o t i e r u n g ist d e r reziproke

n e einheitliche, vorrangig d e m Ziel

W e r t der Preisnotierung u n d gibt an,

der Geldwertstabilität Geld-

und

verpflichtete

Währungspolitik,

wieviel

Einheiten

der

ausländischen

die

W ä h r u n g man f ü r e i n e Einheit inländi-

überdies einer supra-nationalen In-

scher W ä h r u n g erhält. Ist d i e inländi-

stanz, d e m Europäischen

sche W ä h r u n g die D M , die ausländi-

—> Z e n -

370

Wechselkurse, feste, flexible

sehe Währung der U S - D o l l a r und b e -

Wechselkursentwicklung

zeichnet

Währungsbehörden

man

den

Preisnotierung mit

e,

die

Wechselkurs

in

(Dollar-Wechselkurs)

Mengennotierung

die

Abb.

1

sind Devisenangebot und - n a c h f r a g e

(DM-

in Abhängigkeit vom W e c h s e l k u r s e

W e c h s e l k u r s ) mit e D M , so gilt: e D M =

durch

statt. In

dargestellt.

1/e. Erhöht sich der D o l l a r - W e c h -

selkurs e, spricht man von einer —> Abwertung der inländischen W ä h r u n g , da für eine Einheit der ausländischen W ä h r u n g jetzt ein höherer Preis zu b e zahlen ist. D i e s entspricht umgekehrt einer

—» Aufwertung

der

ausländi-

schen Währung. Sinkt der W e c h s e l kurs e, spricht man von einer Aufwertung der inländischen Währung.

Für

einen U S - D o l l a r sind weniger D M als Abb. 1

vorher zu bezahlen. D i e ausländische Währung hat entsprechend abgewertet.

Die Kurve A s sei die Kurve des (po-

D e r W e c h s e l k u r s bildet sich am D e v i -

sitiv v o m W e c h s e l k u r s

senmarkt, auf w e l c h e m die für internationale Transaktionen

Devisenangebots,

notwendigen

abhängenden) Devisennachfrage.

In Abhängigkeit v o m Grad der B e e i n die

des

Devisenmarktes

nationalen

gleichgewichtige

durch

Währungsbehörden,

Zwischen

Extremen

und Nachfrage

den

Wechselkurs

werden durch

Zahlungsbilanzam

Devisenmarkt

Wechselkursanpassun-

se nach ausländischer Währung erzeu-

Devisenmarkt

gen Erhöhungen,

durch das Z u s a m m e n s p i e l D e v i s e n a n -

Angebotsüberschüs-

se Senkungen des W e c h s e l k u r s e s . Er-

gebot und -nachfrage. E s finden kei-

höht sich die Nachfrage nach der aus-

nerlei —> Devisenmarktinterventionen und sonstige Einflußnahmen

über-

gen ausgeglichen. Nachfrageüberschüs-

flexibler W e c h s e l k u r s e bildet sich der am

ein

Ungleichgewichte

Misch-

formen realisierbar. In einem S y s t e m frei

Devisen

gleichgewicht vor.

flexibler und vollständig fester W e c h -

Wechselkurs

nach

einstimmen. Zugleich liegt bei diesem

vollständig

selkurse sind kontinuierliche

Wechsel-

Gleichgewichtspreis dort, wo A n g e b o t

terscheidet man S y s t e m e flexibler und Wechselkurse.

nominale

Der

der beiden Kurven, resultiert also als

banken (—» Zentralbanken) sind, un-

theoretischen

die

kurs eo ergibt sich im Schnittpunkt Eo

w e l c h e s in der R e g e l die Zentralnoten-

fester

NS

Kurve der (negativ vom W e c h s e l k u r s

Währungen gehandelt werden. flussung

abhängenden)

die Kurve

ländischen

a u f die

Währung

oder

verringert

sich das Angebot (—» Zahlungsbilanz-

371

Wechselkurse, feste, flexible

defizit), so verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts bzw. die Angebotskurve nach links. Der Wechselkurs steigt auf el. Ebenso kommt es bei Verringerungen der Devisennachfrage bzw. Erhöhungen des Devisenangebots (Zahlungsbilanzüberschuß; —> Zahlungsbilanz) zu Senkungen des Wechselkurses. Veränderungen von Devisenangebot und -nachfrage erzeugen somit Schwankungen des Wechselkurses, die von den Ländern nicht kontrolliert werden. Im System vollständig flexibler Wechselkurse ergibt sich mit dem Ausgleich am Devisenmarkt immer auch gleichzeitig eine Beseitigung von —> Zahlungsbilanzungleichgewichten. Ein System grundsätzlich flexibler Wechselkurse wird seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) im Jahr 1973 zwischen der DM und dem US-Dollar realisiert. Allerdings zeigt die historische Entwicklung, daß in diesem System des —> Floating die Länder den Wechselkurs nur ungern vollständig den Marktkräften überlassen und daher immer wieder fallweise durch Devisenmarktinterventionen in die Wechselkursbildung eingreifen oder den Wechselkurs durch protektionistische Maßnahmen (—> Protektionismus) oder sonstige Transaktionen zu steuern versuchen (kontrolliertes oder schmutziges Floating). Bei festen Wechselkursen ist zu unterscheiden zwischen dem Idealtypus absolut fester Wechselkurse und dem Sy-

stem fester Wechselkurse mit —» Bandbreiten. Bei beiden Varianten wird zunächst zwischen den Ländern eine bestimmte Währungsparität (Leitkurs; —> Parität) als Festpreis am Devisenmarkt vereinbart. Vollkommen feste Wechselkurse schließen jegliche, auch kurzfristige, Abweichungen des Wechselkurses von dieser Wechselkursparität aus. Ergeben sich Wechselkursänderungstendenzen, so müssen die Zentralnotenbanken sofort adäquate Gegenmaßnahmen ergreifen. Erhöht sich beispielsweise die $-Nachfrage, so kommt es bei dem Wechselkurs eO zu einem Nachfrageüberschuß ($01 - $0). Dieser Nachfrageüberschuß muß zur Wechselkursstabilisierung durch ein entsprechendes Devisenangebot der Zentralnotenbank ausgeglichen werden. Analoge Überlegungen gelten für eine Erhöhung des Devisenangebotes. Zur Realisierung absolut fester Wechselkurse sind neben den genannten Interventionen auch Maßnahmen der —> Devisenbewirtschaftung denkbar. Merkmal eines Systems fester Wechselkurse mit Bandbreiten ist über die Vereinbarung einer bestimmten Wechselkursparität und die stabilisierenden Devisenmarktinterventionen der Zentralnotenbanken hinaus die Festlegung einer Bandbreite, innerhalb derer der Wechselkurs frei schwanken kann. Innerhalb der festgelegten Bandbreite gelten die bezüglich des Systems flexibler Wechselkurse gemachten Aussagen.

372

Wechselkurse, feste, flexible

t e n b a n k induziert eine e n t s p r e c h e n d e :

DM

V e r r i n g e r u n g der inländischen

Γ5Ί

m e n g e , da ein T a u s c h gegen

Geld-

ausländischer

inländische W ä h r u n g

stattfin-

det. B e w e g t sich der W e c h s e l k u r s a m

des

indem sie ihre S A L und S E C A L deut-

Lending'

lich a u s d e h n t e (1989-91: Durchschnittl-

( S A L ) zur U b e r w i n d u n g von struktu-

ich 2 5 % der gesamten

rellen

und

Leistungsbilanzdefiziten

Zahlungsbilanzdefizit)

zu

(—»

begleiten.

Garantien

Kredite

für

verhandelte

Kreditzusagen) umgeschuldete

und

übernahm.

Die Kontrolle der V e r w e n d u n g dieser

Gleichzeitig verstärkte die B a n k

K r e d i t e durch die einzelnen

E n g a g e m e n t in den ärmsten

Staaten

führte die W e l t b a n k dann

wie

Schwesterorganisation,

IWF,

den

der

Brady-Plan),

ihre

ihr

Ländern

und in der Finanzierung der Bereiche

in

Bildung, Gesundheit, E r n ä h r u n g

und

die Rolle einer wirtschaftspolitischen

Bevölkerungskontrolle, sowie im Be-

Kontrollinstanz. Bei der B e w ä l t i g u n g

reich der Forstwirtschaft, w o b e i inzwi-

der

schen umweltpolitische G e s i c h t s p u n k -

Verschuldungskrise

spielte

die

W e l t b a n k im Vergleich z u m I W F j e -

te b e t o n t werden.

doch n u r eine untergeordnete Rolle, d a mit d e m Amtsantritt R e a g a n s als Prä-

Literatur:

sidenten der U S A und unter d e n N a c h -

Bretton

folgern M c N a m a r a s der K r e d i t e x p a n sion der W e l t b a n k enge G r e n z e n g e setzt w u r d e n . D a r ü b e r h i n a u s hinweg

als

kurzfristige

view, Woods

Zah-

internationale)

(Hrsg.)

Background

Papers.

Commission:

Bretton

Washington

(DC).

lungsbilanz- oder Liquiditätskrise (—> Liquidität,

Commission

Future. Commission Report, Staff Re-

wurde

die V e r s c h u l d u n g s k r i s e offiziell über Jahre

Woods

(1994): Bretton Woods: Looking to the

Deutsche Bundesbank (1992): Interna-

gewertet,

tionale Organisationen und Gremien im

391

Welthandel

Prozentuale Veränderung von Weltgüterproduktion und Welthandel

Bereich von Währung und W i r t s c h a f t Sonderdrucke der Deutschen Bundesbank, Nr. 3.

Handel

Gwin, Catherine (1994): U.S. Relations with the World B a n k 1945-92. Brookings Institution: Washington (DC).

Produktion Differenz

1960-70

8,5

6,0

2,5

1970-80 1980-90

5,0 3.5

4.0 2.0

1,0 1.5 2,0

Polak, Jacques J. (1994): T h e World

1980

2,5

0,5

Bank and the IMF. A Changing Relati-

1981

0,5 -3,0 2,5 8,0 3,0 4,0

0,0 -2.0 2,0 6,0 3,0 3,0 3,0

onship.

Brookings

Institution:

1982 1983 1984 1985

Wa-

shington (DC). Martin

Schulz

1986 1987 1988

Welthandel

1989 1990

B e z e i c h n u n g f ü r d i e G e s a m t h e i t aller

1991 1992 1993

international transferierten Güter u n d Dienstleistungen ( m e i s t innerhalb ein e s Jahres). D a s A u s m a ß d e s W e l t und

der

5,0 4,0 2,0 0,0 1,0 1.5

1,0 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 1.0

Quelle: T h o m a s Plumper: Der Wandel internationaler Institutionen, Duncker & Humblot, Berlin 1996, S. 182

h a n d e l s wird von d e n nationalen H a n delspolitiken

6,0 8.0 7,0 5,0 3,0 4.0 2.5

0,5 -1,0 0,5 2,0 0,0

—» Weltwirt-

s c h a f t s o r d n u n g b e s t i m m t . In der N a c h kriegsphase ist d e r W e l t h a n d e l s b e i -

Der Anteil der —» Industriestaaten a m

n a h e in j e d e m J a h r g e w a c h s e n . In d e n

W e l t h a n d e l hat in der N a c h k r i e g s p h a -

siebziger J a h r e n h a t die erste Ölkrise

se stetig z u g e n o m m e n . D i e —> Ent-

den

wicklungsländer

Welthandel

nur

vorübergehend

beeinträchtigen k ö n n e n und auch

und

die

Staatshan-

delsländer h a b e n reziprok k o n t i n u i e r -

in

den achtziger Jahren ist der W e l t h a n -

lich an W e l t h a n d e l s a n t e i l e n

del f a s t in j e d e m J a h r schneller g e -

Erst mit d e n E x p o r t e r f o l g e n der —>

verloren.

w a c h s e n als die W e l t i n d u s t r i e p r o d u k -

S c h w e l l e n l ä n d e r ist dieser T r e n d par-

tion. Die o f t m a l s v o r g e b r a c h t e T h e s e ,

tiell d u r c h b r o c h e n w o r d e n . D e n größ-

d a ß in den achtziger Jahren der —>

ten Anteil a m W e l t h a n d e l h a b e n die

P r o t e k t i o n i s m u s zu einer tendenziellen

U S A , D e u t s c h l a n d und J a p a n . Bei den

Desintegration der W e l t w i r t s c h a f t (—»

Dienstleistungen weist Frankreich ei-

Integration) g e f ü h r t hat, bestätigt sich

nen größeren Export als D e u t s c h l a n d

aus dieser P e r s p e k t i v e nicht.

und Japan auf, die beide traditionell Nettoimporteure von D i e n s t l e i s t u n g e n sind.

392

Welthandelskonferenz

der —» Uruguay-Runde des GATT. Sie Güter Handel

steht in der direkten Nachfolge der

1994

USA Deutschland Japan Frankreich Großbritannien Italien Kanada Hongkong

Exporte 512,7 421,9 397,0 236,0 205,2 189,1 165,8 152,7

Importe

geplanten —> Internationalen Handels-

689,2 376,6 275,4 229,5 227,1

organisation

(ITO) und

des

GATT,

wenngleich das W T O kein Nachfolger des G A T T im völkerrechtlichen Sinn ist. Die Staaten müssen das

166,0

demzufolge

156,9 163,1

aufkündigen,

GATT

um

der

W T O beizutreten, was beispielsweise die U S A und die —> Europäische G e -

Dienstleistungshandel USA Frankreich Deutschland Italien Großbritannien Japan Niederlande Belgien

meinschaft bereits getan haben.

1994 Exporte 67,5 100,8 61,8 59,0 53,5 53,2 37,0 36.7

Importe 113,4

Die W T O hat das Ziel, die globale wirtschaftliche —> Kooperation im Be-

83,3 111,9 58,8 44,4 100,7

reich des internationalen Handels zwischen den Staaten zu stärken, um die Wohlfahrt der Nationen durch freieren (—* Liberalismus) und —> fairen Han-

35,9 32.3

del zu erhöhen. Gleichzeitig

nimmt

das Abkommen zur Einrichtung der

Quelle: W T O . Focus - Newsletter 2. 1995

W T O das Prinzip der „nachhaltigen Der traditionell stärker im Blickpunkt

Entwicklung" auf. Sie basiert auf den

stehende Handel mit Industrieproduk-

zentralen Prinzipien des G A T T wie —>

ten, der vom —> G A T T geregelt wird,

Multilateralismus, —> Meistbegünsti-

hat in den letzten zwei Jahrzehnten

gung und —> Reziprozität. Sie geht je-

gegenüber dem Handel mit Dienstlei-

doch in ihrer Zuständigkeit und in ih-

stungen relativ an Bedeutung verloren.

rem Einfluß als Organisation weit über das G A T T hinaus.

Welthandelskonferenz

Die

—»UNCTAD

Unterschiede

zwi-

- Die W T O hat einen allgemeineren

Welthandelsorganisation (WTO) Die

wichtigsten

schen dem G A T T und der W T O sind:

Welthandelsorganisation

Mitgliederkreis. Ursprünglich wur-

wurde

de der Vertrag von 150 Mitgliedern

am 1. Januar 1995 gegründet, nach-

beschlossen. Bis zum 1. Juli 1995

dem sich die Mitgliedsstaaten des All-

hatten bereits 100 Staaten ratifiziert

gemeinen Zoll- und

28

Handelsabkom-

GATT-Vertragsparteien

waren

mens (—> GATT) auf der Konferenz in

vorläufige Mitglieder (die Ratifizie-

Marrakesh auf ihre Einrichtung ver-

rungsfrist läuft bis zum 31.12.1996)

ständigen konnten. Die W T O ist inso-

und 28 Staaten, darunter Rußland,

fern ein zentraler Verhandlungserfolg

die Volksrepublik China und Tai-

393

Welthandelsorganisation (WTO)

w a n hatten die Mitgliedschaft b e a n -

ständig in d i e W T O integriert w o r -

tragt.

den.

- E s u m f a ß t mehr handelspolitisch re-

- Die GATT-Regeln

ist

aufgenom-

l e v a n t e Bereiche. D i e Zuständigkeit

men u n d modifiziert w o r d e n .

ist u m

intellek-

neue G A T T ( „ G A T T 1994") v e r e i n -

tuelle E i g e n t u m s r e c h t e u n d Investi-

facht die A n w e n d u n g u n d Kontrolle

tionen (—» Direktinvestitionen)

des internationalen

Dienstleistungen,

er-

weitert worden.

Handelsabkom-

mens.

- D i e W T O hat den Status einer internationalen

Das

Organisationen.

- Die W T O sieht d a s A u s l a u f e n von

Das

Sonderregelungen,

etwa

das

—>

G A T T w a r dagegen ein internatio-

M u l t i f a s e r a b k o m m e n u n d die R e g e -

n a l e r Vertrag mit e i n e m ad hoc Se-

lungen des A g r a r h a n d e l s , vor u n d

kretariat.

verbietet gen

- D i e Vertragsstruktur und die V e r pflichtungen

sind

kommen)

vereinheitlicht

im

GATT

s p i e l s w e i s e die R e g e l u n g

wie

Selbstbeschränkungsabweitaus

eindeutiger

als

das G A T T .

w o r d e n . Die komplizierten N e b e n abkommen

Exportselbstbeschränkun-

(—»

bei-

- Die W T O v e r f ü g t über einen selbst-

von —>

ständigeren

A n t i - D u m p i n g M a ß n a h m e n ist voll-

chanismus.

Streitschlichtungsme-

Die Struktur der W T O

Panel 2ur Überwachung der Handelspoliti

Streits ctilrchtungspenel Hausriaü Finanz·

Das

zentrale

der W T O

Entscheidungsgremium

ist die

Dienstleistungshandel und der R a t für

Ministerkonferenz,

handelsbezogene

Aspekte

internatio-

die alle z w e i Jahre tagt. In der Z w i -

naler Eigentumsrechte. D i e s e G r e m i e n

s c h e n z e i t ü b e r n e h m e n eine Reihe v o n

dienen d a z u , d i e R e c h t s o r d n u n g

K o m i t e e s u n d G r e m i e n die laufenden

n e u e n internationalen H a n d e l s s y s t e m s

Geschäfte. Genannt

zu verwalten u n d die Einhaltung der

werden

müssen

des

hier v o r a l l e m das K o m i t e e f ü r Handel

Regeln d u r c h d i e Vertragsparteien zu

und

für

b e o b a c h t e n . Zu diesem Z w e c k b e g u t -

H a n d e l und U m w e l t , d a s Komitee f ü r

achtet es regelmäßig die H a n d e l s r e g i -

Zahlungsbilanzrestriktionen

m e der Mitgliedsstaaten.

Entwicklung,

Komitee

das

f ü r Haushalt,

Komitee und

das

Finanzierung

und V e r w a l t u n g . Die zentralen

Die

Ver-

Entscheidungsprozeduren

W T O folgen weitgehend des

Rat

k o n s e n s u a l getroffen, wobei ein K o n -

Güterhandel,

der

Rat

für

394

Entscheidungen

der Praxis

w a l t u n g s g r e m i e n der W T O sind d e r für

GATT.

der

werden

Welthandelsrunden

sens bereits dann als gegeben gilt, wenn keine Vertragspartei explizit widerspricht. Wenn kein Konsens erzielt werden kann, werden Mehrheitsabstimmungen herbeigeführt, in denen jedes Land eine Stimme hat. Lediglich Abstimmungen, die der Interpretation des Abkommens und Waiver betreffen, bedürfen einer qualifizierten Mehrheit von % der abgegebenen Stimmen. Vertragsänderungen bedürfen entweder dem Konsens oder % der abgegebenen Stimmen im Ministerrat. Sitz der Organisation ist Genf.

(—> „Uruguay-Runde"). Während die ersten sechs Runden vor allem den Abbau von —» Zöllen und die Aufnahme neuer Vertragspartner zum Gegenstand hatten, waren seitdem der Abbau —> nicht-tarifärer Handelshemmnisse und die Ergänzung des GATT durch neue Regeln der —» Außenhandelspolitik die wichtigsten Themen der Welthandelsrunden. Die erste Verhandlungsrunde fand 1947 in Genf statt. Neben der Einigung über das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen wurde eine durchschnittliche Senkung des Zollniveaus um 20 Prozent erreicht. Bei den Beratungen der zweiten Runde in Annecy 1949 standen Beitrittsverhandlungen weiterer Staaten im Mittelpunkt. Gleiches gilt für die dritte Verhandlungsrunde 1950/51 in Torquay, während der die Bundesrepublik Deutschland dem GATT beitrat. Japan unterzeichnete das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen im Laufe der vierten Verhandlungsrunde 1955/56 in Genf. Die Zollverhandlungen der fünften Runde 1961/62 in Genf standen im Zeichen der Gründung der E W G ; es wurde über den Außenzoll der E W G verhandelt (—» Europäische Gemeinschaft). Die sechste Runde (KennedyRunde) fand von 1964-67 in Genf statt. Es wurden Zollsenkungen um 30 bis 40 Prozent vereinbart. Angestrebte Liberalisierungsfortschritte im Bereich nicht-tarifärer Handelshemmnisse und im Agrarsektor wurden nicht erreicht. Auf der siebten Verhandlungsrunde

Literatur: WTO: The Results of the UruguayRound: The Legal Texts, Genf 1995. WTO: Focus - Newsletter No. 1, Genf, Januar 1995.

Thomas Plumper Welthandelsrunden Die Welthandelsrunden sind unregelmäßig stattfindende, multilaterale Verhandlungsrunden im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und

Handelsabkom-

mens (—¥ GATT) zur weiteren Ausgestaltung der Welthandelsordnung und —> Liberalisierung des —> Welthandels. Vorläufer waren die Weltwirtschaftskonferenzen

in

Genf

(1927)

und London (1933). Bislang sind acht Welthandelsninden abgeschlossen

worden:

1947,

1949,

1951, 1956, 1960/61 („Dillon-Runde"), 1964-67 (-> „Kennedy-Runde"), 197379 ( - » „Tokio-Runde") und 1986-93

395

Weltmarkt

v o n 1973-79 in G e n f

(Tokio-Runde)

g e n . Ein G l e i c h g e w i c h t s m o d e l l ,

das

w u r d e n die Zölle u m weitere 35 Pro-

auf der A n n a h m e basiert, es g ä b e ei-

z e n t g e s e n k t . Eine E i n i g u n g über R e -

n e n Preis, der den W e l t m a r k t r ä u m t

geln

u n d der die internationalen

für

nicht-tarifäre

hemmnisse

wurde

Handels-

erzielt.

Ver-

Handels-

m e n g e n s o w i e die —» Exporte u n d —»

g ü n s t i g u n g e n f ü r —> Entwicklungslän-

I m p o r t e determiniert, ist nicht in j e -

d e r w u r d e n b e s c h l o s s e n . Eine Libera-

d e m Fall geeignet, die Struktur

der

lisierung

Weltwirtschaft

die

des

nicht. D i e

Agrarbereichs

achte

gelang

zu

erklären,

da

Verhandlungsrunde

W e l t m a r k t i n t e g r a t i o n (—» Integration)

v o n 1 9 8 6 - 9 3 in G e n f (Uruguay-Run-

unvollständig ist. S o k o n s u m i e r e n bei-

de) e n d e t e mit der S c h a f f u n g der —>

spielsweise

Welthandelsorganisation (WTO).

w e i t a u s h ö h e r e n Anteil a m e r i k a n i s c h e

Gleichzeitig

wurden

weitere

Fort-

Amerikaner

Produkte

zu

einem

Nicht-Amerikaner.

als

schritte b e i m A b b a u von Zöllen und

Nichtsdestotrotz bilden sich f ü r viele

nicht-tarifären H a n d e l s h e m m n i s s e n er-

G ü t e r u n d seltener auch f ü r Dienstlei-

zielt; d i e B e r e i c h e

stungen

Dienstleistungen,

' W e l t m a r k t p r e i s e ' , das heißt

g e i s t i g e s E i g e n t u m u n d handelsbezo-

die j e w e i l i g e n Preise einer H a n d e l s w a -

gene Investitionsmaßnahmen

re n ä h e r t sich auf den

wurden

in die W e l t h a n d e l s o r d n u n g integriert.

unterschiedli-

c h e n nationalen Märkten

weitgehend

an. Literatur:

D e r Begriff des W e l t m a r k t s b e z e i c h -

Senti, Richard (1994): GATT-WTO. Die

n e t auch die S u m m e der f r e m d e n na-

neue

Welthandelsordnung

Uruguay-Runde.

Institut

nach für

tionalen Märkte. Hier dient der Begriff

der

zu

Wirt-

analytischen

schaftsforschung: Zürich.

Relations.

des

auch

'heimi-

des Außenhandels.

ding System. Law and Policy of InterEconomic

Trennung

oder

s c h e n ' M a r k t e s analog zur K o n z e p t i o n

Jackson, John (1989): The World Tranational

einer konzeptionellen

MIT

Weltsystemansatz

Press: Cambridge M a s s .

D e r W e l t s y s t e m a n s a t z w u r d e von I.

Weltmarkt

Wallerstein

in den

siebziger

Jahren

Fiktiver, m o d e l l h a f t e r oder (in Aus-

e n t w i c k e l t und zählt zu den n e u e r e n

n a h m e f ä l l e n ) realer Platz, an dem d e r

marxistischen

Weltmarktpreis

c h e n , die langfristigen E n t w i c k l u n g s -

delter

Güter

international ermittelt

wird.

gehanReale

Börsen

die

t e n d e n z e n der kapitalistischen

W e l t m ä r k t e existieren in F o r m von internationalen

Ansätzen,

versuWelt-

w i r t s c h a f t zu erklären. A u s g a n g s p u n k t

nur für einige

ist

dabei

ein

historisch-empirischer

a u s g e s u c h t e R o h s t o f f e u n d Agrarpro-

Kapitalismusbegriff, wohingegen

dukte

logisch-deduktive

s o w i e f ü r Finanzdienstleistun-

396

entschieden

der abge-

Weltwährungsfonds

lehnt wird. Dieser historische Kapita-

publik Deutschland. Die erste T a g u n g

l i s m u s ist d a d u r c h definiert, daß in

fand 1975 auf Initiative von Valerie

ihm alle D i n g e zu W a r e n w e r d e n ; sei-

G i s c a r d d ' E s t a i n g (in enger A b s t i m -

n e E n t s t e h u n g wird auf das späte 15.

m u n g mit H e l m u t Schmidt) in R a m -

und f r ü h e 16. Jahrhundert datiert. A l s

bouillet statt. K a n a d a k a m 1976 hinzu.

k o n k r e t e s S y s t e m u m f a ß t der histori-

Die —> Europäische G e m e i n s c h a f t , an

sche K a p i t a l i s m u s die g e s a m t e Erde.

die einige Mitgliedsländer erhebliche

W e i t e r e M e r k m a l e sind die strukturier-

wirtschaftspolitische K o m p e t e n z e n a b -

te

internationale

insbesondere

—»

Arbeitsteilung,

zwischen

getreten haben, w u r d e a b 1977 durch

Produzenten

den

Kommissionspräsidenten

sowie

von Fertiggütern und R o h s t o f f p r o d u -

den j e w e i l i g e n Vorsitzenden des E u -

zenten, und

ropäischen R a t e s vertreten. Seit 1992

eine

damit

verbundene

H i e r a r c h i s i e r u n g d e r W e l t ö k o n o m i e in

wurde

Zentren, Semi-Peripherien

Peri-

T e i l n a h m e zugelassen. Die Mitglieds-

pherien. Die Staaten der Zentren sind

länder wechseln sich in einem regel-

und

stark, d i e d e r Peripherien Die

treibende

Entwicklungskraft

die K a p i t a l a k k u m u l a t i o n , gleicher

schwach.

Tausch

wobei

zwischen

mäßigen

ist un-

Zentren,

Erfolg,

Der W e l t w i r t s c h a f t s g i p f e l bildet

das

ges Ziel der Z u s a m m e n k ü n f t e ist die

Zentrums den

der

politischen —> Kooperation d e r f ü h -

Abstimmung

m ä c h t i g e r sind als die der Peripherie, mit

als G a s t g e b e r

renden —> Industriestaaten. V o r r a n g i -

c h e n d e s W o h l s t a n d s g e f ä l l e vergrößert

sie

zur

K e r n s t ü c k d e r informellen wirtschafts-

steht mit der Folge, daß ein entspre-

versuchen

Turnus

Rußland

G i p f e l t r e f f e n ab.

Semi-Peripherien u n d Peripherien b e -

wird. D a die Staaten des

verschiedentlich

im Hinblick a u f

welt-

w i r t s c h a f t l i c h e P r o b l e m e , die —* K o -

—»

ordinierung

W e l t m a r k t zu ihrem Vorteil zu beein-

und

—* H a r m o n i s i e r u n g

d e r nationalen Wirtschaftspolitiken so-

flussen.

wie d i e Förderung der währungspolitischen Z u s a m m e n a r b e i t . N e b e n d i e s e m

Weltwährungsfonds

primären

Arbeitsgebiet

wurden

auf

den v e r s c h i e d e n e n Gipfeltreffen eine

—> Internationaler W ä h r u n g s f o n d e s

Vielzahl

Weltwirtschaftsgipfel

tiert,

spezieller

welche

Probleme

häufig

disku-

nichtökonomi-

Zusam-

schen C h a r a k t e r a u f w i e s e n . A u f g r u n d

m e n a r b e i t der F ü n f e r g r u p p e (G5) h e r -

der geringen Mitgliederzahl und der

v o r g e g a n g e n e jährliche K o n f e r e n z d e r

gleichzeitigen

Staats- und R e g i e r u n g s c h e f s der Sie-

schaftlicher M a c h t , sollte d e m G r e m i -

b e n e r g r u p p e (G7). Letztere u m f a ß t die

u m große Flexibilität u n d erhebliches

A u s der währungspolitischen

Konzentration

wirt-

U S A , J a p a n , Frankreich, Italien, G r o ß -

D u r c h s e t z u n g s v e r m ö g e n zu eigen sein.

britannien, K a n a d a und die B u n d e s r e -

Die

397

bisherigen

Weltwirtschaftsgipfel

Weltwirtschaftsgipfel

zeigten j e d o c h , d a ß die Siebenergrup-

schiedene Versionen von S c h l u ß p r o t o -

pe

sich k e i n e s w e g s

Gebilde

präsentiert

als

homogenes

kollen.

und

Interessen-

Die

Ergebnisse

der

Verhandlungen

k o n f l i k t e (—> Z a h l u n g s b i l a n z u n g l e i c h -

werden

gewichte, Währungsturbulenzen,

festgehalten. Sie k o m m e n h ä u f i g nicht

un-

in

AbschluBkommuniqués

terschiedliche konjunkturpolitische Vor-

über Absichtserklärungen - eine A u s -

stellungen) ein g e m e i n s a m e s

Agieren

n a h m e bilden z.B. die G i p f e l von Lon-

erheblich e r s c h w e r e n . Z u d e m belaste-

don 1977 und Bonn 1978 - h i n a u s . So

ten persönliche G e g e n s ä t z e

verhinderten Japan u n d die B u n d e s r e -

Antipathie

zwischen

wie

Carter

publik D e u t s c h l a n d auf d e m T o k i o t e r

und Helmut Schmidt die Atmosphäre

Gipfel von 1986, den d u r c h die U S A

d e r G i p f e l t r e f f e n erheblich.

Erwähnt

betriebenen Einbau von H a n d l u n g s a u -

sei auch, d a ß die N o t w e n d i g k e i t e i n e r

t o m a t i s m e n in das K o n z e p t der multi-

internationalen K o o p e r a t i o n und K o -

lateralen

ordination

liche

in

Jimmy

die

verschiedenen

Phasen

Überwachung

Beobachtung

(kontinuier-

makroökonomi-

seit bestehen der W e l t w i r t s c h a f t s g i p f e l

scher Indikatoren). A n d e r e r s e i t s schei-

unterschiedlich

terte wiederholt die U m s e t z u n g

beurteilt

wurde.

So

zu-

stand d i e Politik A n f a n g der 80er J a h -

nächst als vielversprechend e i n g e s t u f -

re unter der R e g i e r u n g Reagan g a n z

ter A b s c h l u B k o m m u n i q u é s (z.B. Lon-

b e s o n d e r s im Z e i c h e n nationaler Inter-

don 1977).

e s s e n . Aus den g e n a n n t e n

Gründen

O b w o h l es bis heute nur a n s a t z w e i s e

w a r e n die T e i l n e h m e r a u f verschiede-

gelungen ist eine H a r m o n i s i e r u n g und

n e n G i p f e l n , wie z u m Beispiel denen

Koordinierung

v o n L o n d o n ( 1 9 7 7 ) und T o k i o (1986), vorrangig u m K o n f l i k t m a n g e m e n t b e müht.

der

nationalen

Wirt-

schaftspolitiken zu e r r e i c h e n ,

kommt

den Gipfeltreffen e r h e b l i c h e

Bedeu-

tung für das M a n a g e m e n t

weltwirt-

schaftlicher P r o b l e m e zu. D i e s gilt u m

S c h o n früh setzte eine Tendenz

zu-

nehmender

der

so mehr, als die V e r h a n d l u n g e n in ein

G i p f e l t r e f f e n ein. U m e i n e effizientere

u m f a s s e n d e s informelles S y s t e m öko-

G e s t a l t u n g der K o n f e r e n z e n zu errei-

nomischer Zusammenarbeit,

c h e n , bereiten seit

persönliche

unter a n d e r e m Schnittstellen z u m —»

B e a u f t r a g t e , die s o g e n a n n t e n „sherpa",

Internationalen W ä h r u n g s f o n d s , der —»

die G e s p r ä c h e vor. D i e s e

Vorberei-

O E C D u n d der —» B a n k f ü r Internatio-

Abstim-

nalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h a u f w e i s t , ein-

Institutionalisierung

1977

tung erstreckt sich auf die

welches

m u n g der freilich inoffiziellen T a g e s -

gebettet sind. In diesem

Sinne

darf

o r d n u n g , s o w i e d i e Erarbeitung mögli-

festgestellt werden, d a ß e s auf

den

cher K o n z e s s i o n s s z e n a r i e n u n d -gren-

verschiedenen

zen. D a r a u s resultieren j e w e i l s ver-

h ä u f i g gelang, den Administrationen

398

Weltwirtschaftsgipfel Blickwinkel

und

der

Regierungen

Weltwirtschaftskrise, große

weg von nationalen Interessen hin zu einer globaleren Perspektive zu erweitern.

und den Eintausch von Pfund in Gold durch die französische Nationalbank in London) führten im Oktober 1929 zu einem Absinken der Kurse an der New Yorker Börse und schließlich nach dem 'Schwarzen Freitag' zu einer großen Panik. Der plötzliche Abzug bedeutender Kapitalmengen von der New Yorker Börse und der massive Kursverfall waren zwar nicht allein ursächlich für die Weltwirtschaftskrise, lösten aber über einen Zusammenbruch der Konjunktur, der Rohstoffpreise und der —» Importe Ende 1929 einen sich selbst verstärkenden Abschwungsprozeß aus. Infolge des Zusammenbruchs der Börse und der einsetzenden Rezession gingen der Güterimport und der Kapitalexport (—» Export) der USA erheblich zurück. Der voranschreitende Kapitalabzug führte zu Liquiditätsproblemen auch vieler Großbanken und im Sommer 1931 schließlich zur sog. Bankenkrise in Deutschland. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren gravierend. Die Krise war begleitet von Investitionsrückgängen und weltweitem Preisverfall (bei Rohstoffen von 1929-1932 mehr als 50 %). Wegen zunehmender nationalistischer Zollschutzpraktiken kam der —» Welthandel bis 1932 weitgehend zum Erliegen. Ausgelöst wurde der 'Protektionismuswettlauf (—» Protektionismus) durch die Verabschiedung des amerikanischen SmootHawley-Gesetzes 1930. Auf die darin

Literatur: Kanzenbach, E. (Hrsg.) (1990): Probleme der Internationalen Koordination der Wirtschaftpolitik. Duncker & Humblot, Berlin. Hajnal, P. I. (1989): The Seven-Power Summit, Kraus International Publications, New York. Putnam, R. D., Bayne, N. (1985): Weltwirtschaftsgipfel im Wandel, Europa Union Verlag, Bonn. Boris Haut Weltwirtschaftskrise, große Als Große Weltwirtschaftskrise wird die tiefe und weltweite Depressionsphase von 1929-1933 bezeichnet. Andere wirtschaftliche Krisen weltweiten Ausmaßes waren zwischen 1857 und 1859 sowie infolge des Ölpreisschocks 1973 zu verzeichnen. 'Schwarzer Freitag' und Auswirkungen der Krise'. Symbol für die Große Weltwirtschaftskrise ist der New Yorker Börsencrash vom 25.10.1929, dem sogenannten 'Schwarzen Freitag'. Zuvor waren die Aktienkurse durch breite, vor allem kreditfinanzierte Aktienspekulationen in die Höhe getrieben worden. Eine Abflachung der amerikanischen Konjunktur und Diskontsatzerhöhungen in Europa, insbesondere in England (als Reaktion auf den Zusammenbruch des Hatry-Imperiums

399

Weltwirtschaftskrise, große

festgelegten Schutzzölle (—» Zölle) für landwirtschaftliche Güter, Rohstoffe und viele Fertigprodukte wurde international mit Vergeltungsmaßnahmen wie —) Zöllen, Quoten und Währungsabwertungen (—» Abwertung) reagiert. Der zunehmende Zollschutz führte außerdem international zu weiterem Preissenkungsdruck. Von 1929-1932 nahmen die Pro-KopfEinkommen weltweit ab und die Arbeitslosigkeit erreichte Rekordhöhen (in Deutschland 1932 u. 1933 mehr als 6 Mio., bei 12 Mio. Beschäftigten). Die drückende soziale Problematik begünstigte dabei eine politische Radikalisierung und insbesondere auch den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland.

nell". Mitangestoßen wurde dieser Anstieg durch die Auflage und den Erfolg der Dawes-Anleihe (1924) im Zuge der Bemühungen zur Regelung der Reparationsfrage (—» Dawes-Plan). Reparationen und Kriegsschulden waren ein Hauptdiskussionspunkt in den internationalen Verhandlungen. Frankreich und England forderten erhebliche Reparationszahlungen von Deutschland, hatten aber ihrerseits hohe Kriegsschulden bei den USA. Außerdem war Frankreich bei Großbritannien verschuldet. Reparations- und Schuldendienstleistungen bedeuteten eine erhebliche ökonomische Belastung der betroffenen Länder und des —> Weltwirtschaftssystems, verlangten sie doch zur Finanzierung entweder die Aufnahme von Auslandskrediten oder die Erwirtschaftung hoher Leistungsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz). Dies wiederum führte zu handelspolitischen Konflikten. Versuche zur Lösung der ökonomisch und politisch komplizierten Situation waren der Dawes-Plan (1924), der —> Young-Plan und schließlich das —> Hoover-Moratorium (1931). Entgegen den Forderungen mehrerer internationaler Konferenzen (Brüssel 1920, Portrose 1921, Genua 1922 und 1927) war in den zwanziger Jahren ein weltweiter Zollanstieg zu beobachten. Die Zölle dienten dem Schutz neuer Industrien, oft aber auch dem Strukturerhalt. Der erste Weltkrieg hatte zu erheblichen strukturellen Fehlentwicklungen geführt. Unter anderem gab es

Historische Rahmenbedingungen: Mit einigen Ausnahmen (v.a. England und Japan) und kurzen Unterbrechungen zeigten die Jahre vor dem Börsencrash Aufschwung- und sogar Boomerscheinungen. Hauptträger des Booms waren die USA, Kanada, Australien, Frankreich und Italien. In Deutschland traten allerdings bereits im Sommer 1929 mit steigender Lagerhaltung und 1,9 Mio. Arbeitslosen deutliche Anzeichen einer Rezession zutage. Weiterhin kennzeichnend waren zunehmende internationale Kapitalverflechtungen. Von 1924-1929 vergaben die USA rund 6,4 Mrd. US-$ an Auslandsanleihen, England weitere 3,3 Mrd. US-$. Den Anstieg der Ausleihungen an Europa und Lateinamerika bezeichnet Kindleberger als „sensatio-

400

Weltwirtschaftskrise, große

eine Überproduktion von Weizen, Zucker, Baumwolle, Kohle und im Schiffsbaubereich. Als Währungssystem wurde ab Mitte der zwanziger Jahre der —> Golddevisenstandard vorherrschend. Neben dem Gold waren US-$ und Britisches Pfund —> Reservewährungen. Die faktische —> Uberbewertung des Britischen Pfund und die —» Unterbewertung des französischen Francs in diesem System bewirkten gravierende Störungen.

- Kriegsbedingte strukturelle Verwerfungen wie Uberproduktion von Weizen, Zucker, Baumwolle, Kohle und im Schiffsbaubereich. Sie provozierten marktseitigen Druck auf die Preise und staatliche Strukturerhaltungspolitik, die sich in verordneten Preisuntergrenzen, Subventionen und Protektionismus ausdrückte. - Weltweiter Protektionismus. - Golddevisenstandard als Währungsordnung. Nach dem „Schwarzen Freitag" führte der Umtausch von US-$ und Pfund in Gold zu erheblichen Störungen und Druck auf die englische und amerikanische Notenbank, eine Deflationspolitik durchzuführen.

Ursachen·. Uber die Ursachen für die langanhaltende Krise gibt es unterschiedliche Hypothesen: Friedman machte die fehlerhafte Durchführung der Geldpolitik in den USA verantwortlich. Samuelson sah die Depression als Ergebnis einer Reihe historischer Zufälle an. Keynes kritisierte besonders die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik führender Länder auf staatlichen Budgetausgleich. Der amerikanische Präsident Hoover entdeckte die Ursachen in Europa und betrachtete die Weltwirtschaftskrise vor allem als Folge des ersten Weltkrieges. In einer spieltheoretischen Interpretation sah Kindleberger die Schuld für die Dauer und Tiefe der Depression in der Unfähigkeit Großbritanniens und dem Unwillen der USA, die Führung in der Weltwirtschaft zu übernehmen. Als wichtige Einflußfaktoren lassen sich besonders herausstellen: - Verzerrungen des internationalen Finanzgefüges durch —> Reparationen und Kriegsschulden

- Uberbewertung des britischen Pfundes bei gleichzeitiger Unterbewertung des französischen Francs. Die Falschbewertungen beeinträchtigten die Stabilität des internationalen Währungsgefüges und begünstigten Handelskonflikte. - Verfehlte Geldpolitiken. Deutschland betrieb bis 1932 aus Angst vor Wiederholung einer Hyperinflation wie 1922/23 eine krisenverschärfende restriktive Geldpolitik. Auch das amerikanische Federal Reserve Board verfolgte ab 1928 eine restriktive Geldpolitik. - Festhalten an Deflationspolitik in Deutschland: Im Rahmen der Brüning'schen Deflationspolitik wurden Steuererhöhungen, Lohn- und Gehaltskürzungen bei Staatsbedien-

401

Weltwirtschaftsordnung

steten und Kürzungen der Arbeitslosenunterstützungen

per

sierungsbemühungen (—> Liberalisierung), die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeleitet wurden. Sie wird heute größtenteils in nationalen Außenwirtschaftsordnungen geregelt (Beispiele: Arbeitskräftewanderung, internationale Eigentumsrechte, Marktzutritt, —» multinationale Unternehmen, Regeln für internationalen Wettbewerb) und ist im internationalen System im wesentlichen durch das General Agreement on Tariffs and Trade (—» GATT) und den —> Internationalen Währungsfonds (IMF) konstituiert.

Notver-

ordnungen durchgesetzt (1930/31). Die Wirtschaftspolitik wirkte prozyklisch und verschärfte die Rezession. - Internationale Führungskrise:

We-

der die USA noch Großbritannien übernahmen Verantwortung für die Stabilität des Systems. Beide hielten ihre

Märkte

für

Krisenprodukte

nicht offen und stellten auch nicht antizyklisch

langfristiges

Kapital

zur Verfügung, um die entstandenden —> Zahlungsbilanzungleichgewichte auszugleichen.

Die entscheidenden Grundsätze der bestehenden Ordnung sind die Prinzipien der —» Meistbegünstigung bzw. —> Nicht-Diskriminierung im —» Außenhandel und die Herstellung der —> Konvertibilität also der Liberalisierung des —» Kapitalverkehrs. Hierdurch sollen die Vorteile der internationalen —» Arbeitsteilung ausgenutzt und die Voraussetzungen für eine optimale Allokation der Ressourcen geschaffen werden. Nachteilig wirkte sich die Ausklammerung der Staatshandelsländer sowie die ungenügende Berücksichtigung der Interessen der —> Entwicklungsländer aus. Ebenso zeigt sich, daß die Liberalisierungsgrundsätze immer dann von —> Industriestaaten verstärkt unterlaufen werden, wenn sich binnenwirtschaftliche Probleme verschärfen. Die genannten Probleme führten vor allem von Seiten der Länder der Dritten Welt

Literatur: Kindleberger, C.P., Die Weltwirtschaftskrise, in: Geschichte der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert, Bd. 4, München 1984. Gustav Dieckheuer, Christian Lütke Wöstmann YVeltwirtschaftsordnung System der Gesetze und vertraglichen Regelungen, die den Rahmen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen bilden, gleichzeitig Rahmen für und Objekt der —» Weltwirtschaftspolitik. Aufgrund der Souveränität der Staaten besteht das Problem, daß Rechtssicherheit und Vertragsautonomie nicht durch eine zentrale politische Autorität garantiert werden kann. Die heute existierende Weltwirtschaftsordnung fußt auf den Liberali-

402

Weltwirtschaftspolitik

zur Forderung nach einer —> Neuen

G e d a n k e n jedoch nicht ungefährlich.

Weltwirtschaftsordnung.

Die Weltwirtschaftspolitik sollte dem Z u w a c h s des internationalen —» Han-

Weltwirtschaftspolitik

dels, der zwischenstaatlichen

Faktor-

Während die klassische Nationalöko-

bewegungen und dem noch deutliche-

nomie die Vorteile der internationalen

ren Anstieg der internationalen Pro-

—> Arbeitsteilung betonte und somit

duktion Rechnung tragen durch regio-

eine auf —> Integration gerichtete Poli-

nale und noch besser multilaterale —»

tik unterstützt, sehen

Kooperation.

Merkantilisten

(—> Merkantilismus) wie auch in unse-

Die seit Ende des zweiten Weltkriegs

rem Jahrhundert

keineswegs

agierende

neomer-

ungestört

verlaufende

kantilistische Politiker und Ökonomen

wirtschaftliche Integration ist in eine

(—> Neomerkantilismus)

in den

au-

—> Weltwirtschaftsordnung eingebun-

ßenwirtschaftlichen Beziehungen

vor

den, die von weltweiten Organisatio-

allem Möglichkeiten, Vorteile für die

nen

nationalen Interessen zu erreichen. D a

Währungsfonds

sie eben keine —» Liberalisierung im

Welthandelsorganisation und regional

Sinne

begrenzten

einer

gegenseitigen

außenwirtschaftlicher

Nutzung

wie

—> G A T T , und

Internationaler neuerdings —>

Organisationen

wie

—>

Beziehungen

O E C D oder —> Europäische Union ge-

vertreten, besteht die Gefahr, interna-

prägt wird. Manche Rückschläge oder

tionale

zu

Verzögerungen (wie zuletzt in der —>

Nullsummenspielen werden zu lassen.

Uruguay-Runde) konnten die Libera-

Auch ansonsten eher freihändlerische

lisierung nicht nachhaltig verhindern,

Positionen

Ökonomen

auch wenn manche befürchten, daß

schließen Überlegungen nicht immer

z.B. —» nicht-tarifäre Handelshemm-

aus, die die Interessen durch die Ö f f -

nisse die Erfolge von Zollsenkungen

nung der Grenzen verlierender Grup-

zunichte machten. Nicht gelungen ist

pen

bisher die Eingliederung der —> Ent-

Wirtschaftsbeziehungen

vertretende

über die

der

Gesamtwirtschaft

stellen (was auch an der starken Lobby

wicklungsländer, von denen zahlreiche

ersterer liegt) oder die zwar keine di-

heute im Verhältnis zu anderen und

rekten protektionistischen (—>

Protektionismus)

Positionen

insbesondere zu —» Schwellen- und

unterstützen,

Industrieländern (—> Industriestaaten)

aber durchaus Maßnahmen befürwor-

niedrigere

ten, die durch Subventionen oder steu-

ben als vor zwanzig Jahren. Der Ruf

erliche Eingriffe (—> Interventionen)

nach einer —» Neuen Weltwirtschafts-

die heimische Wirtschaft bevorzugen

ordnung ist dabei verständlich, auch

(wie in der —> strategischen Handels-

wenn die konkreten Forderungen oft-

politik). Bei zunehmender —» Globali-

mals kritisch zu sehen

sierung der Weltwirtschaft sind solche

Überlegungen

403

pro-Kopf-Einkommen

werden

sind. im

ha-

Diese

wesentli-

Weltwirtschaftspolitik

chen vorbereitet von der 1962 auf B e -

Detailbeschluß) immer nötig ist, ist

schluß der U N gegründeten

umstritten; Kritiker behaupten

United

sogar

Nations Conference on Trade and D e -

(was wohl übertrieben ist), Effizienz-

velopment ( - » U N C T A D ) , die in K o -

gewinne der Integration würden durch

operation mit den Industrieländern vor

die Bürokratie zunichte gemacht. Die

allem die Interessen der Entwicklungs-

von

länder vertritt. Noch bei weitem kei-

Marktkoordinationen dürften nach al-

ihnen

vorgeschlagenen

reinen

n e s w e g s befriedigend verlaufen ist fer-

len

ner die Einbindung der früheren Ost-

kaum ausreichen.

blockländer (—> Ost- und Mitteleuro-

Auch

päische Reformstaaten) in die Welt-

übernationale Strategien an Bedeutung

wirtschaft.

gewinnen; das gilt insbesondere für

Im Gegensatz zu einer wenig integrier-

die Welthandelsorganisation, die z.B.

ten Weltwirtschaft ist im heutigen Sy-

durch Berücksichtigung

stem die herkömmliche —» Außenwirt-

leistungshandels (—> Dienstleistungs-

schaftspolitik kaum mehr möglich. In-

transfer) und Regelungen des geistigen

ternationale Organisationen fassen B e -

Eigentums über bisherige Möglichkei-

schlüsse, die wie bei der O E C D zwar

ten des G A T T hinausgehen.

nur empfehlenden Charakter

haben,

festen Institutionen sind hier auch zu

gleichwohl aber nicht unbeachtet blei-

nennen die Zehnergruppe (—» G-10),

ben können. In anderen Fällen wie in

die Siebenergruppe und der aus den

der Europäischen Union sind solche

gleichen

Beschlüsse

setzte —> Weltwirtschaftsgipfel,

für die

Mitgliedsländer

nationalstaatlichen

Erfahrungen

für nicht EU-Länder

Teilnehmern

des

werden

Dienst-

Neben

zusammengeauf

o f t m a l s verbindlich. So mußten diese

dem sich seit 1975 jährlich die Staats-

z.B. schon früh in der Zollpolitik Sou-

bzw. Regierungschefs der U S A , Ka-

veränitätsrechte an Kommission

nadas, Japans, Großbritanniens, Frank-

und

vor allem Ministerrat abtreten, die bei

reichs,

Wegfall der Zölle zwischen den Mit-

(neuerdings wird auch Rußland hinzu-

gliedsländern

gezogen) treffen. Diese Organe versu-

Außenzölle

gegenüber

Italiens

und

die

Deutschlands

Drittländern allein festlegen. Im Zuge

chen zunächst,

der Verwirklichung des Europäischen

der wichtigen Industrieländer zu ko-

Stabilitätspolitik

Binnenmarkts traten weitere allgemein

ordinieren. Nicht nur durch sie sind

verbindliche Regelungen hinzu, und

auf diesem Sektor in den letzten Jah-

dies wird sich nach Inkrafttreten der

ren merkliche Verbesserungen zu ver-

Wirtschafts- und —> Währungsunion

zeichnen; hohe Inflationsraten - früher

noch verstärken. Die Institutionen der

z.B.: Italien, Frankreich oder Großbri-

Europäischen

mehr

tannien - konnten deutlich verringert

Bürokratie verbunden. O b dies in die-

werden und somit auch eine wichtige

sem

Voraussetzung

Union sind

U m f a n g (ebenso wie

mit

mancher

404

für die

Europäische

Weltwirtschaftspolitik

Wirtschafts- und Währungsunion teil-

noch deutlich im Obligo. Wichtig ist

weise bereits verwirklicht werden. Auf

auch, daß in diesem Zusammenhang

dem wahrscheinlich weltweit zur Zeit

oftmals das W o r t vom Ökodumping

noch wichtigeren Gebiet, nämlich bei

fallt

der

Dumping), eine ebenso fragwürdige

Beschäftigungspolitik,

konnten

(—>

Ökoprotektionismus;

—>

noch keine merkbaren Erfolge erzielt

Vorstellung wie das

werden. D a ß sich gerade hier die An-

die aber dennoch beide auf Integration

strengungen als so unbefriedigend er-

gerichtete B e m ü h u n g e n der Weltwirt-

weisen, stellt auch eine Gefahr für ei-

schaftspolitik negativ beeinflussen.

Sozialdumping,

ne liberale Weltwirtschaftspolitik dar

Umstritten ist der zunehmende Regio-

und provoziert protektionistische Stö-

nalismus. Trotz der aus liberaler Sicht

rungen. In einzelstaatlich

eher wünschenswerten

multilateralen

Verhaltensweisen

nicht

wirtschaftlich gewinnen

wie

schwierigen

binnen-

wie

schaftliche M a ß n a h m e n

weltPhasen

außenwirtzur

ist

auszu-

schließen, d a ß auch regionale Z u s a m -

Steige-

menschlüsse die weltweite Integration

rung der effektiven Nachfrage wieder

begünstigen.

an Bedeutung, was wiederum stabili-

Bei aller Skepsis, die angesichts der

tätspolitisch bedenklich sein kann und

erwähnten U m s t ä n d e angebracht

den Vorteilen der internationalen Arbeitsteilung geringeres Gewicht bei-

de Kooperation der nationalen Politi-

mißt. Hier spielt auch der internationa-

ken (v.a. der Budgetpolitiken) beiträgt,

le Technologietransfer eine wichtige

sind positive Entwicklungen nicht zu

Rolle. Schließlich erfordert eine er-

leugnen wie z.B. die angesprochenen

folgreiche Weltwirtschaftspolitik, daß

Erfolge der Uruguay-Runde, die wich-

die Länder nicht nur auf binnenwirt-

tig vor allem auch wegen des starken

schaftliche Stabilität achten, sondern auch

ihr

Anwachsens des Handels mit Dienst-

außenwirtschaftliches

leistungen sind. Positiv zu werten ist

Gleichgewicht realisieren, was meist

ferner der U b e r g a n g vieler Entwick-

den Abbau hoher Leistungsbilanzsal-

lungsländer von einer importsubstitu-

den (—> Zahlungsbilanz) erfordert.

tiven zu einer exportorientierten Poli-

Weitere (nicht nur ökonomisch rele-

tik, der von d e m Erfolg der Schwellen-

vante) Felder sind Umweltpolitik und Maßnahmen

gegenüber

einer

er-

scheint, und zu der die noch mangeln-

länder erheblich vorangetrieben wur-

Ver-

de.

schlechterung des Klimas. Leider sind gerade hier die Fortschritte gering; die

Literatur:

U S A z.B. tun viel zu wenig, um Ge-

Gahlen, B7 Hesse, H J Ramser, H J . ,

fahren für die Ozonschicht oder den

Hrsg. (1994), Europäische

Abbau der Regenwälder zu bekämp-

onsproblemé

fen; aber auch die anderen Länder sind

405

aus

Integrati-

wirtschaftswissen-

Werner-Plan

schaftlicher

Sicht,

Mohr

(Siebeck),

sogenannten

(Tübingen). Glismann, H.H./ Horn, E.J7 Nehring, SJ Vaubel,

R.

„Werner-Bericht"

vor,

der einen Stufenplan zur Errichtung (1987/1992),

einer Wirtschafts- und —» Währungs-

Weltwirt-

union in der Gemeinschaft enthielt.

schaftslehre, 2. Bde (Bd.l 3. Aufl.).

Ziel sollte es sein, in einer Ubergangs-

Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen).

frist bis 1980 einen Binnenmarkt ohne

Grossman, G.M7 Helpman, E. (1991),

Grenzkontrollen, unveränderlich fest-

Innovation and Growth in the Global

gelegte

Economy, MIT Press (Cambridge/US,

den beteiligten Währungen sowie eine

—» Wechselkurse

zwischen

London).

gemeinsame —» Zentralbank zu schaffen. Als Krönung sah der Plan vor,

Hasse, R.H7 Schäfer, W „ Hrsg. (1994), Die Weltwirtschaft vor neuen Heraus-

schließlich

forderungen - Strategischer

Handel,

Währung überzugehen. Dieses Ziel, so

Wettbewerb,

der Vorschlag, könne am besten in

Protektionismus

und

zu

einer

einheitlichen

drei Stufen erreicht werden. In der er-

Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Sautter, H., Hrsg. (1994), Wirtschafts-

sten Stufe, die von 1971 bis 1973 dau-

politik in offenen Volkswirtschaften,

ern solle, sei es notwendig, die natio-

Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen).

nalen Wirtschaftspolitiken stärker zu

Wagner, H. (1993), Einfuhrung in die

koordinieren und die Zusammenarbeit

Weltwirtschaftspolitik, 2. Aufl., Olden-

in der Währungspolitik zu verstärken.

bourg (München u. Wien).

In der zweiten Stufe (von 1974 bis 1979) werde dann die Zusammenar-

Hans-Joachim

beit zwischen den Regierungen

Heinemann

zwischen

den

Notenbanken

und

weiter

verstärkt. Dazu solle ein Europäischer

Werner-Plan

Fonds für währungspolitische Zusam-

U m der europäischen Einigung neue

menarbeit (EFWZ) ins Leben gerufen

Impulse zu verleihen, beschloß der Gipfel der Staats- und

werden, der als Vorläufer der zukünf-

Regierungs-

chefs der —> Europäischen

tigen gemeinsamen Zentralbank anzu-

Gemein-

sehen sei.

schaft im Dezember 1969 in Den Haag unter anderem, die Gemeinschaft zu

Mit Hilfe dieser engen Zusammenar-

einer Wirtschafts- und —> Währungs-

beit könnten die —> Fluktuationen der

union

Wechselkurse schrittweise

weiterzuentwickeln.

Anfang

verringert

1970 bekam eine Kommission unter

und schließlich ganz beseitigt werden.

Leitung

Pre-

Dies eröffne die Möglichkeit, zur drit-

mierministers Pierre Werner den Auf-

ten und letzten Stufe (ab 1980) über-

des

luxemburgischen

zugehen,

trag, sowohl Ziel als auch Ubergangsphase näher zu definieren. Diese Kommission legte im Oktober

in

der

die

Wechselkurse

endgültig fixiert würden und die neu zu

1970 den

406

gründende

gemeinsame

Zentral-

Wettbewerb, internationaler

bank

die

währungspolitischen

ständigkeiten vollständig

E i n g a n g in d e n endgültigen Vertrags-

Zu-

übernehme.

text f a n d e n .

In dieser einheitlichen N o t e n b a n k ginW e t t b e w e r b , internationaler

gen s o w o h l der E F W Z als auch die mitgliedstaatlichen Z e n t r a l b a n k e n auf,

Internationaler

so d a ß in der E G dann n u r n o c h eine

s t u n g s k a m p f , im engeren Sinne zwi-

wirtschaftlicher

Lei-

Verantwortlichkeit f ü r die G e l d - und

schen U n t e r n e h m e n , im weiteren Sin-

Kreditpolitik bestehe.

ne z w i s c h e n Staaten. Freier W e t t b e -

D e r W e m e r - P l a n w u r d e im M ä r z 1971

w e r b bietet G e w ä h r f ü r optimalen Ein-

z w a r v o m Rat in F o r m einer Entschlie-

satz d e r R e s s o u r c e n und A r b e i t s k r ä f t e

ß u n g a n g e n o m m e n . E s g e l a n g auch,

s o w i e für ständige Innovationen.

m e h r e r e Richtlinien zur

Zur V e r m e i d u n g „unlauteren W e t t b e -

der wirtschafts- u n d

Verstärkung

währungspoliti-

w e r b s " w e r d e n ähnliche

Regelwerke

schen Z u s a m m e n a r b e i t zu verabschie-

diskutiert wie sie im R a h m e n d e r na-

den und im Januar

tionalen

1972 schließlich

Wirtschaftsordnung

üblich

den E F W Z zu g r ü n d e n . D o c h geriet

sind.

die G e b u r t des V o r h a b e n s in den Sog

solchen internationalen

der internationalen W ä h r u n g s k r i s e von

o r d n u n g w ä r e die V e r p f l i c h t u n g z u m

1971, die dann letztlich z u m Scheitern

—> Freihandel, darüber hinaus w e r d e n

des S y s t e m s von B r e t t o n - W o o d s

Subventionsabbau,

im

Wichtigste

Komponente

einer

Wettbewerbs-

Fusionskontrolle

J a h r e 1973 führte ( - > B r e t t o n - W o o d s -

und d a s V e r b o t von Kartellabsprachen

Abkommen).

Die erste Ölkrise

1973 beendete strengungen,

von

gefordert.

alle

An-

geln der E G (Art. 8 5 - 9 4

Werner-Plan

zu

schließlich den

trag),

Beispiel:

Entwurf

Wettbewerbsre-

eines

verwirklichen, z u m a l e i n e g e m e i n s a -

Wettbewerbsrechts

m e A n t w o r t auf diesen S c h o c k nicht

Wissenschaftlergruppe.

gefunden

werden

konnte

und

Mitgliedstaat eine e i g e n s t ä n d i g e , na-

Fikentscher, Wolfgang/ Immenga, Ulrich

allerdings

(1995):

(—» Maastricht-Vertrag) als hilf-

ergänzenden

eines

Beiträgen. Nomos:

Ba-

den-Baden.

K e r n v o r s c h l ä g e von 1970 zurück und das

Antitrust

internationalen Wettbewerbsrechts mit

D e l o r s - A u s s c h u ß 1989 explizit auf die im G r u n d s a t z

Draft International

Code. Kommentierter Entwurf

r e i c h e s Vorbild e r w i e s e n . So griff d e r

nahm

privaten

Literatur:

im V o r f e l d des V e r t r a g e s von Maastricht

einer

jeder

tionale Reaktion favorisierte. Der W e r n e r - P l a n h a t sich

EWG-Ver-

internationalen

Gundlach, Erich et al. (1995): Fairneß im

dreistufige

V e r f a h r e n sowie die wichtigsten Zielsetzungen e m e u t a u f , d i e dann auch

Standortwettbewerb?

Auf d e m

zur

Ordnungspolitik.

internationalen

Weg

Kieler Diskussionsbeiträge 254. Institut für Weltwirtschaft Kiel.

407

Wettbewerbsfähigkeit

Wettbewerbsfähigkeit

Woods-Abkommen), der nach ihrem Chefunterhändler Harry Dexter White benannt wurde. Der White-Plan basierte ähnlich wie der konkurrierende Keynes-Plan der britischen Delegation im Prinzip auf keynesianischen Vorstellungen. Zentral war das auf dem Gold und dem US Dollar basierende Festkurssystem (—> Wechselkurssystem).

Wettbewerbsfähigkeit läßt sich - im nationalen und internationalen Zusammenhang - auf der Unternehmensebene als Gewinnerzielung bei konstanten oder steigenden Marktanteilen auf neuen bzw. bereits bedienten Märkten charakterisieren. Auf makroökonomischer Ebene muß eine eigenständige Bedeutungszuordnung erfolgen, um Aggregationsprobleme zu umgehen. Internationale Wettbewerbsfähigkeit kann verstanden werden als die Fähigkeit aller am Wirtschaftsprozeß beteiligter Gruppen, unter sich wandelnden Gegebenheiten Aktivitäten zu entfalten sowie Strukturen zu schaffen und/oder anzupassen, die es den im Inland ansässigen Unternehmen ermöglichen, mittel- und langfristig Waren und Dienstleistungen zu entwickeln und zu produzieren, die auf dem nationalen und den internationalen Märkten erfolgreich i.o.g.S. sind und damit ein nachhaltig steigendes Realeinkommen pro Kopf zu erreichen. Dies impliziert, daß die ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für Investition und Produktion mobile inländische Produktionsfaktoren (vor allem Kapital aber auch Arbeit) halten und ausländische Ressourcen attrahieren können.

Im Unterschied zum Keynes-Plan wies White dem Dollar eine wesentlich zentralere Rolle als Interventionswährung (—» Deviseninterventionen) in einem Gold-Dollar-Standard zu und sah vor, daß allein die Länder mit einem —» Zahlungsbilanzdefizit die zur —» Stabilisierung der —> Wechselkurse notwendigen Maßnahmen ergreifen müssen. Die USA waren als Produzent der —> Leitwährung vollständig von wechselkurspolitischen Maßnahmen befreit. Wegen dem größeren politischen Gewicht der USA wurde der WhitePlan bei der Gestaltung der Nachkriegswährungsordnung weitgehend berücksichtigt. Auf seinen Vorstellungen basierte der —> Internationale Währungsfonds bis etwa 1970. Williamson-Plan 1981 von John Williamson erstmals vorgebrachter Vorschlag zu einer weltwährungspolitischen Reform, der darauf abzielt, die internationalen Währungsbeziehungen und vor allem die —¥ Wechselkurse zu stabilisieren. Dieser Vorschlag konkurriert mit dem

White-Plan Vorschlag der USA zur Gestaltung der Nachkriegswährungsordnung des Bretton-Woods-Systems (—> Bretton-

408

Williamson-Plan

—> McKinnon-Plan und der —> Tobin-

Die Regeln sollen so variiert werden,

Steuer, geht aber über diese hinaus, da

daß ein Ansteigen der Staatsverschul-

Williamson zugleich die —» Koordinie-

dung unterbleibt.

rung der Wirtschaftspolitik fordert.

Ein Vorteil des Williamson-Plans ist

Der Williamson-Plan sieht die Einrich-

zugleich sein Nachteil: Da der Plan

tung von Zielzonen vor. Die Staaten

regelgebunden

sind - ähnlich der Praxis in einem Sy-

schaftspolitische Autonomie der Staa-

stem fester Wechselkurse - mit —»

ten eingeschränkt. Die Staaten

sind

Bandbreitenregelung - zu —> Interven-

gezwungen, auf der Grundlage

von

tionen

Devisenmarktinterventio-

Regeln wirtschaftspolitische Maßnah-

nen) verpflichtet, wenn die sich am

men zu ergreifen. W ä h r e n d der Plaza-

Markt

(—>

einstellenden

Wechselkurse

Louvre-Phase

ist,

wird

die

wirt-

(—» Plaza-Abkommen,

diese Bandbreiten zu verlassen dro-

—> Louvre-Abkommen) der Koordinie-

hen. Anders als traditionelle Systeme

rung der Wirtschaftspolitik haben sich

fester Wechselkurse wie beispielswei-

vor allem Deutschland und Japan ge-

se

gen diese „Roboterisierung" der Poli-

das

Bretton-Woods-System

Bretton-Woods-Abkommen)

(—» sieht

tik ausgesprochen. Der

Williamson jedoch eine regelgeleitete, auf makroökonomischen

Williamson-

Plan ist also politisch kaum durchzu-

Indikatoren

setzen. Die Staaten sind zwar in der

basierende Anpassung der —> Paritäten

Lage, ihre Wirtschaftspolitik zu koor-

vor.

dinieren, sie bevorzugen jedoch eine

Der Williamson-Plan enthält drei zen-

diskrete, nicht an Regeln gebundene

trale Regeln:

Koordination.

1 . D e r Durchschnitt der kurzfristigen

scheint auch, daß vom

Nicht

ausgeschlossen Williamson-

Zinsen aller wichtigen Währungen

Plan inflationäre Impulse in die tra-

wird

ditionell

angehoben

(gesenkt),

wenn

eher

stabilitätsorientierten

das aggregierte nominelle Einkom-

Ländern wie vor allem

menswachstum

der

übertragen werden. Der Hauptnachteil

übersteigt

des Planes ist aber, daß sich die Wech-

nominellen

die Zielgröße

Nachfrage

Deutschland

selkursanpassung, die von der Fiskal-

(unterschreitet). 2. Die Unterschiede der kurzfristigen

und Zinspolitik ausgeht, in vielen Fäl-

Zinssätze zwischen den beteiligten

len nur langfristig vollzieht, daß aber

Staaten

wird

angepaßt,

um

spekulationsbedingt

die

eine kurzfristige

Wechselkurse innerhalb der vorge-

A n p a s s u n g wünschenswert oder gar

sehenen Bandbreiten zu halten.

notwendig erscheint.

3. Die

nationalen

So m u ß die Bewertung des William-

fiskalpolitischen

M a ß n a h m e n werden verändert, um

son-Plans zwiespältig bleiben. Einer-

das jeweilige

seits hat die weltwirtschaftliche Ko-

nationale

Ziel

des

ordination innerhalb der G-7 (—> Welt-

Nachfragewachstums zu erreichen.

409

Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)

wirtschaftsgipfel) Mitte der achtziger

ihre Handlungsautonomie einschränkt.

se, Abstimmung und Verfahren des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen (ECOSOC) dar. Der Rat ist kein Plenarorgan; er setzt er sich heute aus 54 Mitgliedern zusammen, die jeweils auf drei Jahre gewählt werden. Ein ausscheidendes Mitglied kann unmittelbar wiedergewählt werden.

Literatur:

Die Aufgaben und Befugnisse Rats decken ein breites Feld ab:

Jahre gut funktioniert (—> Plaza-Abkommen; —» Louvre-Abkommen) und tatsächlich lassen

sich auch

Regel-

und Indikator-gestiitztes Verhalten erkennen. Gleichzeitig aber ist der Williamson-Plan bei den politischen Akteuren umstritten und unbeliebt, da er

- Er kann auf den Gebieten der Wirtschaft, des Sozialwesens, der Kultur, der Erziehung, der Gesundheit und auf verwandten Gebieten Untersuchungen oder Berichte abfassen oder veranlassen und Empfehlungen abgeben;

Williamson, John (1986): Target Zones and the Management of the Dollar. Brookings Papers on Economic Activity 1. Williamson, John/ Miller, Marcus (1987): Targets and Indicators. A Blueprint for the International Coordination of Economic Policy. Institute for International Economics, Washington. Dobson, Wendy (1991): Economic Policy Coordination. Requiem or Prologue?, Institute for International Economics, Washington. Kantzenbach, Erhard (Hrsg.) (1990): Probleme der internationalen Koordination der Wirtschaftspolitik, Duncker & Humblot, Berlin. Plumper, Thomas (1994): Wirtschaftspolitik als internationaler Koordinierungsprozeß, Initial 1,25-34. Thomas

des

- er soll die Achtung und Verwirklichung von Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle fördern; - er kann Ubereinkommen zur Vorlage bei der Generalversammlung entwerfen und internationale Konferenzen einberufen, soweit es sich um Angelegenheiten handelt, die in seine Zuständigkeit fallen (Artikel 62 der Charta). Der Rat ist ebenso verantwortlich dafür, mit den Sonderorganisationen Abkommen zu schließen sowie die Tätigkeiten dieser Sonderorganisationen zu koordinieren, indem er an die Generalversammlung und an die Mitglieder der V N Empfehlungen richtet (Artikel 63 Charta). Darüber hinaus führt der ECOSOC auch Konsultationen mit —» Nicht-Regierungsorganisationen in

Plümper

VVirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) Kapitel X (Artikel 61-72) der Charta der Vereinten Nationen stellt Zusammensetzung, Aufgaben und Befugnis-

410

Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)

A n g e l e g e n h e i t e n durch, f ü r die er zu-

mit d e m V e r s u c h d e r

ständig ist.

länder z u s a m m e n h i n g e n , eine —» N e u e

Die ständige A r b e i t des R a t s findet in

W e l t w i r t s c h a f t s o r d n u n g zu etablieren,

n a c h g e o r d n e t e n O r g a n e n statt, die in

w u r d e n hauptsächlich in der G e n e r a l -

regelmäßigen

v e r s a m m l u n g diskutiert.

Abständen

zusammen-

Entwicklungs-

treten u n d d e m Rat Bericht erstatten.

Die meisten R e f o r m v e r s u c h e w u r d e n

Dieser " U n t e r b a u " des R a t e s u m f a ß t

halbherzig a n g e g a n g e n . Ein a u ß e r g e -

neun f u n k t i o n a l e K o m m i s s i o n e n , f ü n f

wöhnlicher Reformvorschlag entstand

regionale

Wirtschaftskommissionen,

bereits in den 7 0 e r J a h r e n . D e r Dag-

sechs ständige A u s s c h ü s s e und eine

Hammarskjöld-Bericht von 1975 m a c h -

Vielzahl von E x p e r t e n g r e m i e n .

te folgende Ä n d e r u n g s v o r s c h l ä g e :

Es

gilt

übereinstimmend,

daß

der

-

Radikale V e r e i n f a c h u n g der Plenar-

E C O S O C die A u f g a b e n , die ihm die

organe

Charta

angemessen

und zwar die E r s e t z u n g des Z w e i t e n

zuweist,

nicht

der

Generalversammlung,

w a h r n i m m t . D i e s e Kritik ist nicht n e u .

und Dritten A u s s c h u s s e s s o w i e der

Zu den größten S c h w ä c h e n zählt seine

->

fast vollständige (in der C h a r t a festge-

Entwicklungsrat ( U N D e v e l o p m e n t

legte)

Unterordnung

gegenüber

der

UNCTAD

durch

einen

VN-

Board);

Generalversammlung.

-

Ein w e i t e r e s P r o b l e m b e s t e h t in d e m

Neugruppierung der Funktionen des E C O S O C , g e k o p p e l t mit V o r g a b e n

extrem breit g e f ä c h e r t e n M a n d a t d e s

für eine drastische V e r r i n g e r u n g der

E C O S O C , das sich auch in der Viel-

Anzahl der N e b e n o r g a n e ;

zahl

seiner

Nebenorgane

widerspie-

- G r ü n d u n g eines s y s t e m w e i t e n V N -

gelt. D a r a u s ergibt sich stets eine sehr

Management-Rates

u m f a n g r e i c h e Tagesordnung mit höchst

ment Board) f ü r den

unterschiedlichen Inhalten, welche ei-

transfer und die operativen T ä t i g k e i -

ne

auf

allen

Gebieten

kompetente

D i e s e Ideen griff M a u r i c e Bertrand in

praktisch u n m ö g l i c h m a c h t . wichtige

und

Angelegenheiten

soziale

seinem

wirtschaftliche

„Weltorganisation d e r Dritten G e n e r a -

setzte

tion", forderte er einen

sich w ä h r e n d der 60er u n d 70er J a h r e a u f g r u n d der w a c h s e n d e n

Mitgliederfort,

schaft (ca. 23 Mitglieder), die sich auf den Anteil am (Welt-) —» Bruttosozial-

da

diese d e n Rat als „Club d e r R e i c h e n " ansahen und die G e n e r a l v e r s a m m l u n g vorzogen. Alle A n g e l e g e n h e i t e n ,

Wirtschafts-

Sicherheitsrat mit b e g r e n z t e r M i t g l i e d -

zahl und des z u n e h m e n d e n E i n f l u s s e s der —> E n t w i c k l u n g s l ä n d e r

Joint-Inspection-Unit-Bericht

von 1985 auf. In s e i n e m Plan f ü r eine

außer-

halb d e s Rats zu diskutieren,

Manage-

Ressourcen-

ten.

Vertretung d u r c h die Mitgliedstaaten Der T r e n d ,

(UN

produkt (mehr als 2,5 Prozent),

die

Bevölkerungsgröße

100

(mehr

als

Mio. Einwohner) u n d einen Schlüssel

die

411

Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)

für eine gleichwertige

geographische

E C O S O C - S i t z u n g im Jahr 1992 unter

V e r t e i l u n g b e z i e h e n sollte.

n e u e n V o r z e i c h e n statt. E s b e g a n n mit

D i e nordischen L ä n d e r n a h m e n 1991

e i n e m allgemeinpolitischen

Segment,

d i e s e V o r s c h l ä g e n o c h einmal auf. D e r

in d e m die Mitgliedstaaten

überein-

B e r i c h t regte an, ein n e u e s Forum zu

s t i m m t e n , die Ziele Friedenssicherung,

s c h a f f e n , einen

Entwicklung

wicklungsrat

Internationalen

(International

Ent-

Develop-

und

Gerechtigkeit

als

unteilbar a n z u s e h e n . In U b e r e i n s t i m -

m e n t Council), d e r d a s VN-Exekutiv-

m u n g mit Artikel 69 Charta und unter

organ

hochrangiger,

für o p e r a t i v e

Tätigkeiten

auf

ministerieller

Beteili-

h ö c h s t e r E b e n e b e r a t e n sollte. Weiter-

g u n g sollen in diesem S e g m e n t jähr-

hin forderte der B e r i c h t eine Revision

lich eine oder mehrere w i c h t i g e wirt-

des

s c h a f t l i c h e u n d / o d e r soziale Fragestel-

gegenwärtigen

Finanzierungssy-

s t e m s für d i e o p e r a t i v e n

Tätigkeiten

lungen diskutiert w e r d e n , die auf der

d u r c h die K o m b i n a t i o n dreier Quellen,

Organisations-Sitzung

u n d z w a r von Pflichtbeiträgen von al-

den, wobei

len M i t g l i e d s t a a t e n , von ausgehandel-

p r o g r a m m d e s W i r t s c h a f t s - und Sozi-

ten

alrats berücksichtigt wird. In derselben

Beiträgen

und

freiwilligen

Bei-

tragsleistungen. Schließlich

begann

die

v e r s a m m l u n g ein

Reformdis-

seinem Human Development

VN-Sy-

der S p e z i a l o r g a n e , Organisationen und

Report

G r e m i e n des V N - S y s t e m s zu b e f a s s e n , und ein o p e r a t i v e s S e g m e n t , u m sich

s t ä r k t e s V N - S y s t e m , d a s eine weitaus größere Verantwortung

i n s b e s o n d e r e mit der U m s e t z u n g von

f ü r die For-

Strategie-Empfehlungen und -Entschei-

m u l i e r u n g von —» Entwicklungsstra-

d u n g e n der G e n e r a l v e r s a m m l u n g und

tegien ü b e r n e h m e n u n d hierfür einen Entwicklungs-Sicherheitsrat

der s y s t e m w e i t e n Koordinierung o p e -

schaffen

rativer A k t i v i t ä t e n zu beschäftigten.

sollte. Dieser Rat sollte sich aus 22

Mitgliedern,

z u s a m m e n s e t z e n , je 11

wobei

—> W e l t h a n d e l , Bedeutung

und

A u c h die j ü n g s t e n R e f o r m - V o r s c h l ä g e

11

fordern

nicht-ständigen

organisatorische on

Global G o v e r n a n c e legte 1995 ihren

am

Bericht „Our Global N e i g h b o u r h o o d "

strategisch-politische eine

drastische

V e r ä n d e r u n g e n . Die C o m m i s s i o n

Bruttosozialpro-

d u k t , B e v ö l k e r u n g s g r ö ß e , Anteil

Koordinierungsseg-

Tätigkeiten d e r Sonderorganisationen,

1992 forderte das U N D P auch ein ge-

und

wer-

m e n t , u m sich mit den V e r f a h r e n u n d

s t e m s deutlich h ö r b a r zu werden. In

ständigen

bestimmt

Mehrjahres-Arbeits-

E n t s c h l i e ß u n g etablierte die G e n e r a l -

k u s s i o n auch i n n e r h a l b d e s

Mitgliedern

das

v o r und s p r a c h sich ( a u s g e h e n d von

gleichwertige

e i n e m w e i t g e f a ß t e n Sicherheitsbegriff)

g e o g r a p h i s c h e V e r t e i l u n g in der A u s -

für

w a h l berücksichtigt w e r d e n sollten.

einen

Wirtschafts-Sicherheitsrat

( E c o n o m i c Security Council) aus, der

N a c h einigen e n t t ä u s c h e n d e n Resulta-

f o l g e n d e A u f g a b e n erfüllen sollte:

ten in den späten 80er Jahren fand die

412

Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)

- Ständige Bewertung des Zustandes

- die größten Volkswirtschaften, ge-

der Weltwirtschaft und der Interak-

messen

tionen

wichtigsten

auf der Grundlage der K a u f k r a f t -

- Entwicklung eines Bezugsrahmens

- es sollte f e m e r eine ausgeglichene

zwischen

den

Politik-Bereichen;

am

Brutto-Inlandsprodukt

parität, sollten vertreten sein;

für eine langfristige Strategie, u m

regionale Vertretung

eine

werden;

stabile,

ausgeglichene

und

nachhaltige Entwicklung zu fördern; - Sicherung

einer

Konsistenz

sichergestellt

- regionale Wirtschaftsorganisationen sollten

zwi-

Mitglied

werden

können

(z.B. die —> Europäische Union, aber

schen den Politik-Zielen der wich-

auch H> ASEAN und MERCOSUR).

tigsten internationalen Organisationen, insbesondere der großen multi-

Noch

lateralen

schläge einer Unabhängigen Arbeits-

Wirtschaftsinstitutionen

(Bretton-Woods-Institutionen

weitreichender sind die

Vor-

und

gruppe über die Zukunft der Vereinten

die neue —> Welthandelsorganisati-

Nationen, die ihren Bericht im Juni

on) bei gleichzeitiger Anerkennung

1995 vorlegte. Neben dem bestehen-

ihrer spezifischen Rolle; und

den, aber auf 23 Mitglieder zu erwei-

konsensbildenden

ternden Sicherheitsrat sollen ein neuer

Dialogs zwischen den Regierungen

Wirtschaftsrat (NWR) und ein neuer

- Förderung eines über

die

Sozialrat (NSR) gegründet werden, die

Entwicklungstendenzen Wirtschaftssy-

ebenfalls aus je 23 Mitgliedern beste-

stem und gleichzeitige Funktion als

hen sollen. Alle drei Räte sollen von

globales Forum für die „neuen Kräf-

einem

te" in der Weltwirtschaft, u.a. f ü r

notwendigen

des

internationalen

neugegründete

ECOSOC

ersetzen

Rat, soll,

politische Führungsrolle

Dienste

Sekretariat

die

erhalten.

Die

beiden neuen Räte sollen - wie der Si-

Regionalorganisationen. Der

gemeinsamen

der

den

cherheitsrat - als ständig einberufbare

sollte

eine

Gremien mit Sitz am

Hauptquartier

der Vereinten Nationen in New York

übernehmen

und einen Konsensus zu internationa-

tagen und den E C O S O C ersetzen.

len Wirtschaftsfragen herstellen, die,

Diese beiden zuletzt genannten

langfristig gesehen, die Sicherheit im

form-Empfehlungen

liegen

Re-

deutlich

weitesten Sinne gefährden: z.B. öko-

,4m Trend" der seit 1975 gemachten

logische

In-

Vorschläge. Die von der 49. General-

Arbeitslosig-

versammlung eingerichtete o f f e n e Ar-

Krisen,

stabilititäten,

wirtschaftliche

steigende

keit, Massenarmut, mangelnde

beitsgruppe zur „Agenda für Entwick-

Nah-

rungsmittelsicherheit.

lung" wird nicht umhin können, ana-

Als Kriterien für eine auf 23 Mitglie-

log zur Reform des

der begrenzte Mitgliedschaft wurden

auch konkrete Vorschläge zur Reform

genannt:

des E C O S O C zu entwickeln.

413

Sicherheitsrates

Wirtschafts- und Währungsunion

politische A u t o n o m i e v e r z i c h t der beLiteratur:

teiligten Staaten a m größten.

Commission

on

Global

Governance

Wirtschaftspolitik, internationale

(Ed): Our Global Neighbourhood. T h e Report of the Commission on Global

—> Weltwirtschaftspolitik

Governance. Oxford: Oxford Universi-

Wirtschaftsräume

ty Press, 1995,410. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten

D e r Begriff des W i r t s c h a f t s r a u m e s ist

Nationen (Ed): Die Vereinten Nationen

v o n der —> T h e o r i e der

in ihren nächsten 5 0 Jahren. Ein Bericht

s c h a f t nie eindeutig definiert w o r d e n .

Außenwirt-

der Unabhängigen Arbeitsgruppe über

R e i n formal wird eine w i r t s c h a f t l i c h e

Die Zukunft der Vereinten Nationen.

Transaktion dann zu einer internatio-

Bonn: D G V N , 1995,59.

n a l e n Transaktion, w e n n sie

Joint Inspection Unit: Some Reflections

stens eine Staatsgrenze

minde-

überschreitet.

on Reform of the United Nations. G e -

W i r t s c h a f t s r ä u m e sind d a m i t z u n ä c h s t

neva: JIU,

durch

1985, 84

(JIU/REP/85/9;

völkerrechtlich

anerkannte

auch bekannt als „Bertrand-Bericht").

Staatsgrenzen definiert, innerhalb de-

The 1975 D a g Hammarskjöld Report o n

rer die nationalstaatliche S o u v e r ä n i t ä t

Development and International Co-ope-

greift. A u c h durch internationale V e r -

ration: W h a t Now. In: Development

träge g e s c h a f f e n e und

Dialogue No. 1/2: 1-128, 1975.

Integrationsräume (—> Integration) w i e

Klaus

determinierte

e t w a die —> Europäische U n i o n oder

Hiifner

die —» N A F T A k ö n n e n in d i e s e m institutionalistischen Sinn als W i r t s c h a f t s -

Wirtschafts- und Währungsunion

r ä u m e begriffen w e r d e n . Bei derarti-

B e g r i f f aus d e r Integrationstheorie (—>

gen formalen I n t e g r a t i o n s r ä u m e n

Integration), der ein Integrationsstadi-

terscheidet man j e nach T i e f e der Inte-

u m b e s c h r e i b t , w e l c h e s über einen —»

gration

g e m e i n s a m e n M a r k t hinausgeht. In e i -

me, —> Freihandelszonen, —» Z o l l u n i -

ner Wirtschafts- und

o n e n , —> G e m e i n s a m e M ä r k t e und —»

Währungsunion

einem oder

Währungsgebietes

irreversiblen einer

den Staatsgrenzen g e m e i n , d a ß sie ge-

mit

g e n ü b e r Dritten d i s k r i m i n i e r e n d

Fixkurssystem

—» E i n h e i t s w ä h r u n g

Präferenzräu-

W i r t s c h a f t s u n i o n e n . Ihnen allen ist mit

w i r d v o n d e n beteiligten Staaten ein einheitliches

typischerweise

un-

wir-

ken.

ge-

s c h a f f e n . D i e s erfordert o d e r erzwingt

Staatsgrenzen

eine vollständige V e r g e m e i n s c h a f t u n g

Linie politisch, geschichtlich und kul-

der Wirtschaftspolitik. A u f dieser Stu-

turell

f e der Integration ist der wirtschafts-

lich. Gleichwohl

sind j e d o c h

bestimmt,

weniger

in

erster

wirtschaft-

ist auch d i e

Frage

n a c h einer ö k o n o m i s c h sinnvollen A b -

414

Wirtschaftsräume

grenzung von Wirtschaftsräumen keineswegs nur theoretisch interessant, lassen sich doch daraus z.B. Aussagen über die Stabilität bestehender Staatsräume oder die Sinnhaftigkeit des Beitritts eines Landes zu einem supranationalen Integrationsraum ableiten. Die herrschende Außenwirtschaftstheorie hat die räumliche Dimension der Wirtschaft und Aspekte wirtschaftlicher Macht großer Länder allerdings weitgehend ignoriert, indem sie Staaten als dimensionslose Punkte betrachtet und grundsätzlich von der „KleineLand-These" ausgeht. Letztere besagt in Analogie zum mikroökonomischen Modell des Preisnehmers, daß sich jedes Land einer vollständig elastischen Importangebots- und Exportnachfragekurve gegenübersieht, d.h. die Preise seiner —> Import- und Exportgüter (—» Exporte) als gegeben nehmen muß. Aus ökonomischer Sicht bieten sich vor allem drei Kriterien an, um Wirtschaftsräume voneinander abzugrenzen: Die Faktorausstattung und damit die wirtschaftliche Struktur eines Raumes, eine einheitliche Währung sowie der Wirkungsbereich öffentlicher Güter. Die Festlegung dieser Kriterien ist dabei immer wieder mit dem Versuch verbunden worden, anhand dieser Kriterien „optimale Wirtschaftsräume" zu definieren.

tur einer Region ist, desto spezifischer ist die Wirkung nominaler und realer Schocks in den verschiedenen Regionen. Die institutionelle Konsequenz ist klar: Eine wirtschaftspolitische Reaktion auf diese Schocks kann um so zielgerichteter erfolgen und wird den Präferenzen der dort angesiedelten Wirtschaftssubjekte um so mehr entsprechen, je mehr der Wirkungsbereich der Wirtschaftspolitik mit den Grenzen einer Region homogener Struktur übereinstimmt. Diese Überlegung liegt auch den meisten Theorien zugrunde, die sich mit der Abgrenzung sog. „Optimaler Währungsräume" beschäftigen. Dabei gilt es zunächst festzuhalten, daß auch eine Währung als ein formales Abgrenzungskriterium für einen Wirtschaftsraum gelten kann: Ahnlich der Staatsgrenze ist der Geltungsbereich einer nationalen Währung und damit auch der Wirkungsbereich nationaler Geldpolitik zunächst rein politisch-rechtlich definiert. Aus ökonomischer Sicht ist die entscheidende Frage bei der Abgrenzung „optimaler" Währungsräume, ob die Vorteile der Nutzung einer einheitlichen Währung die Nachteile aus dem Verlust autonomer Geldpolitik überwiegen. Im wesentlichen geht es dabei um die Frage, welche strukturellen Eigenschaften eines Raumes Wechselkursänderungen (—> Wechselkurse) gegenüber anderen Währungen entweder unwirksam oder unnötig machen. Obwohl diesbezüglich bis dato eine ganze Reihe von

Regionen sind häufig durch die Dominanz einer bestimmten Branche gekennzeichnet. Beispiele sind etwa das frühere Ruhrgebiet und die Region um Detroit. Je idiosynkratischer die Struk-

415

Wirtschaftsräume

Kriterien d i s k u t i e r t w u r d e , bleiben d i e

W i r t s c h a f t s r a u m nach diesem Kriteri-

bisherigen A n t w o r t e n

auf die Frage

u m d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , d a ß die

nach d e m o p t i m a l e n

Währungsraum

S u m m e d e r N u t z e n d e r dort lebenden

u n b e f r i e d i g e n d . D i e s liegt vermutlich

Individuen

nicht zuletzt d a r a n , d a ß eine isolierte

der

hinsichtlich

B e t r a c h t u n g allein der monetären In-

m a x i m i e r t wird.

tegration w e n i g sinnvoll ist.

D e r B e g r i f f d e s W i r t s c h a f t s r a u m e s hat

angebotenen

des

Bündels

öffentlichen

Güter

Die O p t i m a l i t ä t e i n e s Wirtschaftsrau-

in j ü n g s t e r Z e i t w i e d e r an B e d e u t u n g

m e s hinsichtlich des Wirkungsberei-

g e w o n n e n . D i e s liegt zum einen

c h e s eines ö f f e n t l i c h e n G u t e s hängt

den empirisch b e o b a c h t b a r e n

d a v o n ab, o b d e r Wirtschaftsraum in

nalisierungstendenzen

der g e w ä h l t e n A b g r e n z u n g in der Lage

w i r t s c h a f t , z u m anderen an Entwick-

in

an

Regio-

der

Welt-

ist, d a s g e w ü n s c h t e G u t kostenmini-

lungen in der T h e o r i e , w o die altbe-

m i e r e n d bereitzustellen. Dabei tritt in

kannte

aller Regel ein K o n f l i k t auf: Die B e -

R a h m e n der sog. „economic geogra-

reitstellung v o n ö f f e n t l i c h e n Gütern ist

p h y " eine R e n a i s s a n c e erlebt. Dieser

meist mit s t e i g e n d e n

Skalenerträgen

A n s a t z v e r s u c h t , die empirisch b e o b -

und positiven externen Effekten ver-

achtbare A u f t e i l u n g d e r (Welt-) W i r t -

b u n d e n . B e i d e Kriterien sprechen da-

s c h a f t in weiterentwickelte, industriel-

für, d e n G e l t u n g s b e r e i c h des öffentli-

le K e r n r e g i o n e n , sog. Gravitationszen-

chen G u t e s m ö g l i c h s t weit auszudeh-

tren,

nen. D e m g e g e n ü b e r steht die Tatsa-

Peripherie,

che, d a ß - u n t e r d e r realistischen A n -

E n t w i c k l u n g s r e g i o n e n besteht, zu er-

n a h m e , daß die Streubreite der Präfe-

klären. D i e A b k e h r von der A n n a h m e

Raumwirtschaftstheorie

und

eine die

weniger aus

im

entwickelte

Schwellen-

und

renzen mit w a c h s e n d e r räumlicher und

v o l l k o m m e n e n W e t t b e w e r b s , wie sie

ö k o n o m i s c h e r G r ö ß e d e s R a u m e s zu-

der k l a s s i s c h e n

n i m m t - den P r ä f e r e n z e n der Individu-

zugrundeliegt, ö f f n e t dabei die M ö g -

Außenhandelstheorie

en für ein b e s t i m m t e s öffentliches G u t

lichkeit,

i m m e r w e n i g e r e n t s p r o c h e n wird, j e

w i r t s c h a f t l i c h e r Aktivität als Ergebnis

größer der R a u m wird. In der Theorie

zirkulärer,

des funktionalen

P r o z e s s e zu modellieren. D a m i t

Föderalismus

wird

die

räumliche

sich

selbst

Verteilung verstärkender ge-

d a h e r die B i l d u n g eines S y s t e m s sich

lingt es, s o w o h l j e n e Prozesse zu ana-

überlappender

lysieren, die zu einer

Institution

gefordert,

Konzentration

von d e n e n j e d e separat den optimalen

w i r t s c h a f t l i c h e r Aktivität in d e n G r a v i -

trade-off für ein b e s t i m m t e s öffentli-

tationszentren f ü h r e n , als auch j e n e ,

c h e s G u t erzeugt. N i m m t man realisti-

die d a s A u f h o l e n der Peripherie er-

s c h e r w e i s e an, d a ß Individuen diverse

m ö g l i c h e n . Die wichtigsten Faktoren,

öffentliche G ü t e r gleichzeitig

die diese d y n a m i s c h e n

mieren

wollen,

s o ist der

konsuoptimale

terminieren,

416

sind

Prozesse

de-

Transportkosten,

Wirtschaftsunion

S k a l e n e f f e k t e sowie die Existenz ex-

Tavlas, George (1993): T h e ' N e w ' Theo-

temer Effekte. Diese

ry of Optimum Currency Areas; in:

raumwirtschaftlichen

lassen auch die bisweilen

Ansätze

World Economy, Vol.16, No.6, pp.663-

geäußerte

Sorge um ein A u s e i n a n d e r f a l l e n

685.

der

Torre, Augusto de la und Margaret Kelly

W e l t w i r t s c h a f t in eine Triade - also in

(1992): Regional Trade Arrangements;

drei g r o ß e , u m die Gravitationszentren

I M F Occasional Paper #93; Washing-

U S A , E U und Japan gruppierte Wirt-

ton.

s c h a f t s b l ö c k e - in e i n e m e t w a s ande-

Bernhard

ren Licht erscheinen: Z u e i n e m guten Teil handelt es sich bei d i e s e m P h ä n o -

Wirtschaftsunion

men lediglich um sog. natürliche W i r t schaftsräume,

deren

Speyer

Der Begriff der W i r t s c h a f t s u n i o n be-

intra-regionale

wirtschaftliche V e r f l e c h t u n g a u f g r u n d

zeichnet den Z u s a m m e n s c h l u ß

geographischer, kultureller u n d histo-

desten zweier Staaten zu e i n e m ein-

rischer

in-

heitlichen W i r t s c h a f t s g e b i e t mit bin-

tensiver ist, als ihre V e r b i n d u n g zur

nenmarktähnlichen Verhältnis. U m ei-

übrigen Welt.

ne W i r t s c h a f t s u n i o n zu erreichen m ü s -

Literatur:

dernisse

Cooper, Richard N. (1976): Worldwide

stungs-, Personen- und K a p i t a l v e r k e h r

versus Regional Integration: Is there an

untereinander beseitigen und n a c h au-

Nähe

„natürlicherweise"

min-

sen die beteiligten Staaten alle Hinfür den

Güter-,

Dienstlei-

Optimum Size of the Integration Area?;

ßen eine —» Zollunion verwirklichen.

in: Machlup, Fritz (ed.): Economic In-

Gleichzeitig m ü s s e n sie e n t w e d e r eine

tegration Worldwide, Regional, Secto-

einheitliche W ä h r u n g

ral; London

die —> W e c h s e l k u r s e ihre W ä h r u n g e n untereinander

Krugman, Paul R. (1991): Geography

schaffen

vollständig

oder

fixieren.

Dies m a c h t zugleich eine koordinierte

and Trade, Cambridge, M A

Wirtschaftspolitik

Lorenz, Detlef (1992): Economic Geo-

(—>

Koordination)

erforderlich.

graphy and the Political Economy of Regionalization: The Example of W e -

WTO

stern Europe; in: A E R , P&P, Vol.82, No.2; pp. 84-87

A b k . der —» W e l t h a n d e l s o r g a n i s a t i o n

Oates, Wallace (1972): Fiscal Federa-

(World Trade Organization)

lism, N.Y.

417

X - Y

Xenomarkt —> Finanzmärkte, internationale

Young-Plan 1929 entwickelter Plan zur Regelung der Reparationszahlungen der Deutschen Reiches, der allerdings nur bis 1931 gültig war. Der Young-Plan ersetzte den Dawes-Plan. Ein Überbleibsel des Young-Plans ist die —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

418

ζ Basis (Überweisungen von Unterhaltsmitteln von in der Fremde arbeitenden Personen an ihre Familien im Inland) sein. Aktiva ergeben sich somit aus der Ausfuhr von Waren (Handelsbilanz), aus der Ausfuhr von Dienstleistungen (Dienstleistungsbilanz) und aus erhaltenen Übertragungen ohne unmittelbare Gegenleistung (Übertragungsbilanz) in der Leistungsbilanz genannten Bilanz der laufenden Posten. Sie ergeben sich auch aus dem Verkauf von Vermögenswerten an Fremde (Kapitalimporte) in der Kapitalbilanz. Den Devisen stehen Passiva aus Transaktionen gegenüber, durch die Inländer zu Schuldnern von Ausländem wurden. Das sind Einfuhren (—» Importe) von Waren, von Dienstleistungen und erbrachte Übertragungen ohne Gegenleistung in der Leistungsbilanz und Käufe von Vermögenswerten (Kapitalexporte) in der Kapitalbilanz. Erfaßt werden die Forderungen und Verbindlichkeiten begründenden Transaktionen im Rahmen einer doppelten Buchführung im Moment der Einfuhr oder Ausfuhr (—» Exporte) und im Moment der Erfüllung der Zahlungspflichten. Aus der Erfas-

Zahlungsbilanz Wirtschaftsvorgänge, die monetäre Verbindlichkeiten und Forderungen zwischen Inländern und Ausländem begründen, werden in einer statistischen Zahlungsbilanz periodisch erfaßt. Inländer sind natürliche und juristische Personen, deren gewöhnlicher Aufenthaltsort (Lebensmittelpunkt) oder Hauptverwaltung im Inland liegt (Inländerkonzept). Der Ort, an dem die Forderungen und Verbindlichkeiten entstehen oder erfüllt werden, ist für deren Erfassung in der Bilanz nicht von Bedeutung (kein Inlandskonzept). Üblich sind Zusammenfassungen der Bilanz für Monate, Quartale, Halbjahre oder Jahre. Grob gliedert sich die Zahlungsbilanz in die Posten Leistungsbilanz und Kapitalbilanz. Aktiva bilden die Transaktionen, die Forderungen der Inländer gegen Fremde (Devisen) begründen. Die Grundlage dieser Forderungen können Verkäufe von Waren, Dienstleistungen und Vermögenswerten, auch Übertragungen aufgrund internationaler Verträge (ζ. B. Zahlungen aus Fonds der —> Europäischen Union) oder Übertragungen auf privater

419

Zahlungsbilanz

sung in der Form einer doppelten

Allgemein

Buchführung ergibt sich,

einem Saldo in der unausgegliche-

daß die

ausgedrückt

Leistungsbilanz

Bilanz über alle Posten immer aus-

nen

geglichen sein muß: Die S u m m e der

gleich

Aktiva ist gleich der S u m m e der

pitalbilanz. Es ist die Differenz zwi-

großer

Saldo

ein

entspricht

in

absolut der

Ka-

Passiva.

schen Einfuhr und Ausfuhr von W a -

Für die Einzelposten trifft dies je-

ren und Dienstleistungen unter Ein-

doch kaum jemals zu. Schließt die

schluß der Übertragungen gleich der

Leistungsbilanz

ausgewiesenen

zum

Beispiel

mit

Differenz

zwischen

einem Defizit ab, wurden also mehr

Kapitalausfuhr und

Waren und Dienstleistungen impor-

D i e Inländer können also ein ihre

tiert als exportiert, dann wird der

Waren- und

Saldo der Leistungsbilanz durch ei-

übersteigendes

nen Kapitalbilanzsaldo „finanziert".

stungen aus dem Ausland beziehen,

Aktiva

TahlirngsbUiUK Leistungsbilanz: Handelsbilanz Dienstleistungsbilanz Übertraeungsbilanz

Kapitalbilanz: öffentliche langfristige Kapitalbilanz private langfristige Kapitalbilanz

öffentliche kurzfristige Kapitalbilanz private kurzfristige Kapitalbilanz

Devisenbestandsveränderungsbilanz Ausgleichsposten

Laufende Posten Warenausfuhr Dienstleistungsausfuhr erhaltene Übertragungen Veränderung der Forderungen Langfristige Kreditaufnahme im Ausland und Verkauf von Anleihen an Fremde Kreditgewährungen, Direkt in vestitionen und Portfolioinvestitionen in das Inland durch Fremde Kurzfristige Kreditaufnahme im Ausland und Verkauf von Anleihen an Fremde kurzfristige Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen in das Inland durch Fremde Devisenverkäufe zur Stützung der Inlandswährung

Kapitaleinfuhr.

Dienstleistungsexporte Volumen

von

Lei-

Passiva Laufende Posten Wareneinfuhr Dienstleistungseinfuhr geleistete Übertragungen Veränderung der Verbindlichkeiten Entwicklungshilfe (ODAKredite) Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen durch Inländer in die Fremde Kurzfristige Kreditgewährungen (Z-B. zur Exportforderung)

Kurssteigerungen des Devisenbestandes

kurzfristige Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen durch Inländer in die Fremde Devisenkäufe zur Stützung fremder Währungen oder zum Aufbau der Devisenreserve Kursverluste des Devisenbestandes

BiJanzmuau'

Bilanzsumme

ungeklärte Beträge

420

Zahlungsbilanz

wenn sie dorthin mehr Vermögens-

die Vermögenswerte mit ursprüngli-

werte verkaufen, als sie selbst von

chen Laufzeiten von mehr als vier

den

Jahre

Fremden

kaufen.

Umgekehrt

können und müssen sie netto von den Fremden Vermögenswerte

betreffen.

Der

Kauf

einer

fremden 5jährigen Anleihe mit einer

er-

Restlaufzeit von 10 Tagen gilt als

werben (im einfachsten Fall: Zah-

ein langfristiger Kapitalexport. Der

lungsfristen einräumen), wenn

Erwerb und der Verkauf von Ver-

sie

weniger Güter und Dienste einfüh-

mögenswerten kann rein spekulative

ren als ausführen.

Gründe

Kapitalbilanzaktivitäten können In-

Kapitalbilanzaktivitäten

könnte

ein

vestitionen in der Form von —» Port-

Ausgleich der Leistungsbilanz

nur

folioinvestitionen (Aktien und An-

durch vollkommen flexible —» W e c h -

leihen) oder —> Direktinvestitionen

selkurse oder durch dirigistische (—>

(Beteiligungen)

Dirigismus) Handelslenkung staatli-

sein. In der

Zah-

haben.

Ohne

spekulative

lungsbilanz werden die Bewegungen

cher

Stellen

in der Kapitalbilanz nicht vollstän-

gen;

—> Protektionismus)

(Einfuhrbeschränkun-

dig erfaßt. Nur die Veränderungen

werden. D a s ergibt sich, weil die

von Forderungen und Verbindlich-

Forderungen

keiten gehen in das Zahlenwerk ein.

Aktiva in der Zahlungsbilanz) von

gegen

erreicht

Fremde

(die

Die deutliche Dominanz der Vermö-

ihren Eigentümern auf dem Devisen-

gensmarkttransaktionen

gegenüber

markt angeboten werden und dort

den Aktivitäten im Gütermarkt ist

von Wirtschaftern erworben werden,

der Grund hierfür. Die Finanzbewe-

die Verbindlichkeiten gegen Fremde

gungen haben wegen der Vielzahl

(die Passiva in der Zahlungsbilanz)

der Arbitragegeschäfte bei bewegli-

haben. Angebot und Nachfrage wür-

chen

den durch den flexiblen Wechsel-

Wechselkursen

gewöhnlich

den mehr als 20fachen Umfang des

kurs in sehr kurzen Fristen immer

Wertes der Bewegungen von Gütern

wieder zum Ausgleich geführt wer-

und Dienstleistungen. Direktinvesti-

den können. Das zeigt auch:

tionen in Form von Gründungen von

Gleichheit der Bilanzsumme in der

Tochterunternehmen

Die

Aktien-

Zahlungsbilanz ist nicht nur der dop-

käufe werden als langfristige Kapi-

pelten Buchführung geschuldet. Sie

taltransaktionen betrachtet. Investi-

ergibt sich auch, weil Forderungen

tionen

und Verbindlichkeiten der Inländer

in

oder

Nominalvermögenswerte

(Bankguthaben, Kreditverträge, An-

gegenüber

leihen)

Kursanpassungen

können

langfristige

oder

den

Ausländem oder

durch

Mengenan-

Kapitalbilanzaktivitäten

passungen mit Devisenbestandsver-

sein. Langfristig nennt man die Ka-

änderungen immer zu einem Gleich-

pitaleinfuhren und Kapitalausfuhren,

gewicht geführt werden müssen. Ein

kurzfristige

421

Zahlungsbilanz

Ausgleich durch völlig flexible Kurse ohne Mengenanpassungen durch die Veränderung privater oder öffentlicher —» Devisenreserven mit Kapitalbilanzaktivitäten müßte den —> Handel und den Dienstleistungsverkehr (—> Dienstleistungstransfer) stark behindern, weil der Ertrag oder die Kosten einer grenzüberschreitenden Transaktion erst zum Zeitpunkt der Konvertierung der Devisenerträge in heimische Währung oder der Konvertierung (—» Konvertibilität) der heimischen Währung in die geschuldeten Devisen endgültig bestimmt werden könnten. Eine bürokratische Handelslenkung durch Anpassung der Importmengen an die aus Exporten verfügbaren Devisenmengen ließe sich nicht mit —> Freihandel vereinbaren, was nach der unter Ökonomen überwiegenden Auffassung einen Wohlfahrtsverlust mit sich bringt. Die Mengenanpassungen zum Ausgleich der Bilanz auch bei flexiblen Wechselkursen eingesetzten Devisenbestände werden überwiegend von der privaten Devisenspekulation bereitgehalten. Nur in Währungssystemen mit fixen —» Wechselkursen obliegt es vorrangig der —» Zentralbank, durch Stützungskäufe und Entlastungsverkäufe auf Rechnung ihrer Devisenreserve die Kurse bestimmter Devisen in zumeist vertraglich vereinbarten Bandbreiten zu halten und den Bilanzausgleich zu diesem Wechselkurs zu bewirken. Bei grundsätzlich

flexiblen Wechselkursen kommen Kurs stabilisierende Mengeninterventionen der Zentralbanken nur als Ergänzung des Marktgeschehens vor. Man spricht dann vom schmutzigen floating. Alle Interventionen (—» Devisenmarktinterventionen) auf Rechnung der Zentralbankreserven werden innerhalb der Kapitalbilanz als Devisenbestandsveränderungen gebucht. Verbleibt in einer betrachteten Periode ein Saldo in der Bilanz der Devisenbestandsveränderungen der Zentralbank, so nennt man die Zahlungsbilanz unausgeglichen, da der Ausgleich nicht allein durch Marktkräfte erfolgte. In der statistischen Praxis ergibt sich gewöhnlich die beschriebenen Saldenkomplementarität und die Gleichheit der aktiven und passiven Bilanzsumme nicht. Es verbleibt vor allem wegen spekulativ begründeter Verschiebung von Zahlungsterminen für einzelne erfaßte Perioden ein Posten ungeklärte Beträge in der Zahlungsbilanz. Devisenbestände aus Interventionskäufen und Zuteilungen von —> Sonderziehungsrechten des —» Internationalen Währungsfonds im Eigentum der Zentralbank bleiben in der Zahlungsbilanz unverändert zum Ankaufskurs bewertet. Bewertungsänderungen der Bestände durch Kursveränderungen im Zeitablauf werden in einem Ausgleichsposten der Zentralbank ausgewiesen.

422

Zahlungsbilanz

sich

aus der umgekehrten

tung. Mit diesen, die

Erwar-

kurzfristigen

Umsätze der Kapitalbilanz determinierenden

Erwartungen

bestimmen

die sich mit dem W e c h s e l k u r s

än-

dernden Preise von Gütern, Dienstleistungen

und langfristig

klassifi-

zierten Vermögenswerten das A n g e bot und die Nachfrage auf dem D e -

Zahlungsbilanz im Marktsinne

visenmarkt aus den U m s ä t z e n in der

A u f einen Zeitpunkt bezogen

Leistungsbilanz. Steigende W e c h s e l -

läßt

sich die Zahlungsbilanz im Markt-

kurse

fremde

Angebote

sinne

und machen im Inland

verfügbare

abbilden.

Nachfrage

nach

Angebot

von

Devisen

und

verteuern

Bestände billiger für F r e m d e .

werden

Aus

dann als vom W e c h s e l k u r s abhängi-

diesen Annahmen ergibt sich insge-

ge Funktionen in einem P r e i s - M e n -

samt der abgebildete Kurvenverlauf.

gen-Diagramm dargestellt. D i e A b -

Gleichgewicht im D e v i s e n m a r k t , al-

bildung zeigt diesen Zusammenhang

so gleich große B e t r ä g e für A n g e b o t

für

Devisen-

und Nachfrage bei e i n e m b e s t i m m -

markt Frankfurt am Main in A b h ä n -

ten W e c h s e l k u r s , besteht im Schnitt-

gigkeit zum W e c h s e l k u r s (wDM/$).

punkt der Kurven. D i e

US-Dollar

a u f dem

Entfernung

stimmt

v o m Nullpunkt mißt auf der senk-

Nachfrage

rechten A c h s e den W e c h s e l k u r s und

und einem geringen A n g e b o t über-

auf der Waagerechten die umgesetz-

ein. Für einen hohen

te M e n g e der Devise. D a s unterlegte

Ein niedriger W e c h s e l k u r s darin

mit einer großen

Wechselkurs

gilt das Umgekehrte. Ist ein W e c h -

Rechteck

selkurs hoch, so bedeutet dies, daß

W e c h s e l k u r s und D e v i s e n m e n g e in

mißt

als

Produkt

aus

sein Fallen in der Zukunft erwartet

inländischer

wird. D e s w e g e n werden Halter der

lungsbilanz im Marktsinne.

D e v i s e sie verstärkt verkaufen und

Aus der Struktur der Posten der Zah-

Akteure, die D e v i s e n benötigen, ihre

lungsbilanz werden B e e i n f l u s s u n g e n

Nachfrage aufschieben. Daraus

des

er-

Währung

inländischen

die

Zah-

Wirtschaftskreis-

gibt sich die positive Steigung der

laufes erwartet. Seit dem

Angebotskurve: j e höher der

des - 4 Merkantilismus gilt ein Uber-

Kurs

Zeitalter

steigt, desto mehr nimmt die Ü b e r -

schuß in der Handelsbilanz als für

zeugung zu, er werde nicht

das Inland vorteilhaft. Zur merkanti-

weiter

steigen können oder gar in absehba-

listischen Wirtschaftspolitik gehörte

rer

negative

deswegen auch stets die Intervention

Steigung der Nachfragekurve ergibt

in die Außenhandelsbeziehungen mit

Zukunft

fallen.

Die

423

Zahlungsbilanz

d e m Z i e l d e r F ö r d e r u n g der A u s f u h r

W i r k u n g des

und der Behinderung

Handels jenseits einer

der

Einfuhr.

grenzüberschreitenden allgemeinen

E b e n s o w a r d e r E x p o r t von E d e l m e -

Steigerung

tall ( K a p i t a l i m p o r t ) g e w ö h n l i c h ver-

sein. Dennoch

b o t e n . A n g e n o m m e n w u r d e , der zu

genwärtigen

Theoriediskussion

ge-

fördernde

gen diese Merkantilismuskritik

ver-

breitet

Lei-

zum

Zustrom

Ausgleich

werde

die

der

Edelmetall

Handelsbilanz

Kreditgewährung

territorialen die Zinsen

von

Monopolbank senken

der

die

Wohlfahrt hält s i c h

Überzeugung,

entsprechend

damit

Devisenreserven

b a n k o d e r b e i den

u n d N i c h t b a n k e n s e i der

Die

K l a s s i k e r ( e t w a 1 7 7 5 b i s 1 8 7 0 ) hatten d i e s j e d o c h m i t der T h e s e

erreichbare

von

ihm

v o n —>

Geschäftsbanken

Stand

lanzstruktur.

ge-

in der —> Z e n t r a l -

des

auswirken.

der

Aufschatzung

b e l e b e n d a u f die W i r t s c h a f t s a k t i v i t ä t Territoriums

neutral

in d e r

stungsbilanzüberschuß und die

erhöhen,

und s i c h

der

der

günstigste

Zahlungsbi-

Außenwirtschaftliches

d e r K a u l k r a f t p a r i t ä t und der Q u a n t i -

G l e i c h g e w i c h t w u r d e in d e r B u n d e s -

tätstheorie bestritten. S i c erwarteten,

republik D e u t s c h l a n d i m m e r mit ei-

der

nem

Leistungsbilanzsaldo

nen

Ausgleich

schreitende

durch

Versendung

metall

(specie

münzt

zu

flow),

einer

fände

ei-

—> A u ß e n b e i t r a g

grenzüber-

produkt genannten

von

überschuß

das

Edelausge-

reichbar

Preisniveausteige-

zum

Sozial-

Leistungsbilanz-

vereinbar

gehalten.

g l a u b t man d i e s e

Er-

Konstel-

l a t i o n g e w ö h n l i c h d u r c h e i n e a l s —>

r u n g i m E x p o r t ü b e r s c h u ß l a n d führen

Unterbewertung

werde.

rungspolitik. A u s einem Lcistungsbi-

Sie

folgerten

daraus,

jeder

S a l d o der L e i s t u n g s b i l a n z b e r g e in

lanzüberschuß

sich die Kräfte

der Währung

zu

seiner

Umkehr.

bezeichnete auf

zu

Wäh-

Unterbewertung schließen,

ist

je-

D i e weltweit verfügbare Edclmctall-

doch häufig nicht zulässig. Der G e -

m e n g e mußte sich nach dieser Auf-

s a m t z u s a m m e n h a n g der Z a h l u n g s b i -

f a s s u n g p r o p o r t i o n a l zu den n a t i o n a -

lanz wird nicht beachtet,

len

unter d i e —>

T e r m s o f T r a d e und D i v e r g e n z e n in

W i r t s c h a f t s r ä u m e v e r t e i l e n . F ü r aus-

b e z u g a u f die K a u f k r a f t p a r i t ä t a l l e i n

geglichene

an e i n e m

sich

Handcisvolumina

Leistungsbilanzen

ihrer M e i n u n g

rücksichtigung ein

des

internationaler

In d e n

ergab

n a c h unter

Be-

Handelsgütern

und Dienstleistungen g e m e s s e n wer-

Wechselkurses

den.

Preisgleichstand.

Handelsbeschränkungen

K o r b von

wenn

Wenn

diese

Wechselkurses

sa-

an

angesichts Fremde

des

„billig"

v e r k a u f t w e r d e n k ö n n e n , stellt

sich

h e n s i e e i n e n u t z l o s e H i n d e r u n g der

d a s P r e i s n i v e a u der V e r m ö g e n s w e r -

z u m Vorteil aller Nationen

te für F r e m d e

der

Marktkräfte.

herrschte,

glaubten

Wo sie,

wirken-

als

'teuer'

dar.

Die

Freihandel

Unterbewertung

müsse

D i e n s t l e i s t u n g e n in d e r L c i s t u n g s b i -

die

424

der

Güter

und

Zahlungsbilanz

l a n z w e r d e n d u r c h eine —> Ü b e r b e -

g e n d B e a c h t u n g gezollt. Die B e z i e -

w e r t u n g der V e r m ö g e n s w e r t e in der

h u n g zwischen Leistungsbilanz u n d

Kapitalbilanz

Kapitalbilanz w u r d e o h n e R ü c k s i c h t

kompensiert.

Wegen

d e s im V e r h ä l t n i s viel größeren U m -

auf Zinsen u n d Preise mittels d e s

fanges

A b s o r p t i o n s a n s a t z e s d e r keynesiani-

der

grenzüberschreitenden

schen

G e s c h ä f t e im V e r m ö g e n s m a r k t fällt

Kreislaufanalyse

diskutiert.

d i e absolute Preisveränderung

dort

A u s g a n g s p u n k t ist dabei eine Identi-

w e n i g e r auf. W a h r g e n o m m e n

wird

tät a u s der volkswirtschaftlichen G e -

Unterbewertung,

s a m t r e c h n u n g . D i e Investition (I) ei-

dann

isoliert

als

w a s ein Struktureffekt erfolgreicher

ner Periode ist darin

Wirtschaften

gleich der Ersparnis (S), weil

wöhnlich

ist. Er resultiert

aus der

ge-

das

Sozialprodukt (Y) aus der Produkti-

kurssteigernden,

durch Aufwertungserwartungen

definitorisch

on v o n K o n s u m g ü t e r n und Investiti-

er-

h ö h t e n N a c h f r a g e F r e m d e r n a c h in-

onsgütern entsteht: Y = C + I, u n d

l ä n d i s c h e n V e r m ö g e n s w e r t e n (Kapi-

nur auf K o n s u m und Ersparnis ver-

talimport) und kann durch eine k o m -

w e n d e t w e r d e n k a n n : Y = C + S.

p e n s i e r e n d e E r h ö h u n g d e s Devisen-

A u s der Substraktion beider Glei-

b e s t a n d e s der Zentralbank (Kapital-

c h u n g e n folgt I = S. E s wird ferner

export) stabilisiert w e r d e n . Ein

festgestellt,

so

v e r f a h r e n d e r W ä h r u n g s r a u m prakti-

tion absorbieren, die in ihm

Disinvesti-

gleich als Sozialprodukt

Aus

zeit-

hervorge-

bracht wurde

dieser Sicht wird auch d a s merkanGoldausfuhrverbot

Güter-

m e n g e (A) für K o n s u m und Investi-

e i n e Investition im Inland mit einer

tilistische

Periode

u m Importe ( M ) vermehrte

w i d e r s e t z t sich der Möglichkeit, daß

tion d e r Inländer einhergeht.

Wirtschaftsraum

die u m Exporte ( X ) verminderte u n d

ziert nicht U n t e r b e w e r t u n g , sondern

K o n s u m finanzierenden

ein

k ö n n e in einer b e s t i m m t e n

ver-

A = C + I = Y - X + M.

ständlich: Sieht man davon ab, daß

W e n n ein Saldo in der Leistungsbi-

e s auf die U n t e r d r ü c k u n g der Nettokapitalimporte und nicht der Kapital-

lanz auftritt, w i r d netto ein Defizit

i m p o r t e überhaupt a n k o m m t ,

d u r c h einen Kapitalimport ( K M ) fi-

dann

enthielt die merkantilistische T h e o -

nanziert u n d m u ß netto ein

rie, d i e a n g e m e s s e n e H a n d l u n g s a n -

s c h u ß mit e i n e m Kapitalexport ( K X )

w e i s u n g für die A u ß e n w i r t s c h a f t s -

zusammenfallen:

politik

eines

um

—> E n t w i c k l u n g

Uber-

X - M = KX - KM.

bemühten Wirtschaftsraumes. In der o h n e m i k r o ö k o n o m i s c h e Fun-

Infolge der U n s c h a r f e des B e g r i f f s

d i e r u n g argumentierenden Z a h l u n g s -

Kapitalimport, wird d i e B e d e u t u n g

bilanzliteratur w u r d e d e m

der A b s o r p t i o n s g l e i c h u n g j e d o c h o f t

ungenü-

425

Zahlungsbilanzdefizit

falsch interpretiert. Es wird unterstellt, die Verkäufe von Vermögenswerten (Kapitalimporte) seien Transfers von Ersparnis und Investition in das Inland. Dies, weil einer Differenz zwischen inländischer Investition und der inländischen Ersparnis einer Differenz zwischen dem Verkauf von Vermögenswerten an Fremde und den Käufen solcher Vermögenswerte entsprechen muß. Ist die heimische Investition ex post größer, als die heimische Ersparnis, dann muß ein Nettokapitalimport stattgefunden haben. Der Umkehrschluß führt jedoch auf ein falsches Ergebnis. W o netto mehr Vermögenswerte an Fremde verkauft als von Fremden gekauft werden, kann dieser Nettokapitalimport mit einer den Konsum jenseits der laufenden heimischen Konsumgüterproduktion finanzierenden Disinvestition einhergehen. Hans-Joachim

lanzüberschuß und/ oder eine Abnahme der Nettoauslandsaktiva der Notenbank. Nur letzteres stellt im engeren Sinne -und zwar ohne Betrachtung der Ursache- ein Zahlungsbilanzdefizit dar. Der Saldo der Gold- und Devisenbilanz (einer Teilbilanz) wird als Saldo der —» Zahlungsbilanz insgesamt interpretiert. Schmutziges Floaten (—» Floating) ausgeschlossen, kann es nur bei festen —» Wechselkursen zu Änderungen der —> Devisenreserven der Zentralbank kommen. Dabei ergibt sich nicht zwingend eine Änderung des gesamtwirtschaftlichen Geldvermögens. Wird keine sterilisierende Geldpolitik (Kompensation der durch Intervention entstehenden Geldmengenänderung) betrieben, so sinkt die Geldmenge, was c.p. zu einem steigenden Realzinssatz und einer Preissniveausenkung führt. Bis sich mittel- oder langfristig über den Kapital- und Warenverkehr wieder ein entsprechender Nettodevisenzufluß, also ein Zahlungsbilanzausgleich mit den entsprechenden geldpolitischen Konsequenzen ergibt, besteht die Schwierigkeit der restriktiven deflatorischen Wirkung auf die binnenwirtschaftlichen Ziele, Beschäftigung und Wachstum sowie ggf. die Einschränkung der Zahlungsfähigkeit gegenüber Ausländern wegen der gesunkenen —> Devisenreserven. Durch eine expansive Fiskalpolitik und/ oder eine neutra-

Stadermann

Zahlungsbilanzdefizit Der Begriffsinhalt ist nicht eindeutig festgelegt: Vereinzelt wird nur die Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) betrachtet. Dann bedeutet ein Defizit, d a ß Inländer netto mehr Leistungen von Ausländern empfangen haben. Der Saldo steht auf der Aktivseite, die Leistungsbilanz wird als passiv bezeichnet. Das Geldvermögen der Volkswirtschaft ist gesunken. Gegenposition ist ein Kapitalbi-

426

Zahlungsbilanzgleichgewicht

lisierende oder sogar expansive Geldpolitik können die internen Zielstellungen unterstützt werden. Bewirkt wird dadurch unter Umständen eine weitere Verschlechterung der Zielerreichung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes. Dies führt in den betroffenen Volkswirtschaften häufig zur Wahl der Alternative —> Protektionismus, womit Wohlfahrtsverluste verbunden sind.

zeichnet. Strenggenommen ist der Begriff falsch, da sich ex definitionem die beiden Seiten einer Bilanz wertmäßig entsprechen. Abhängig vom —> Wechselkurssystem gibt es zwei grundlegende Ausgleichsmechanismen, die voraussetzen, daß Devisenangebot und -nachfrage vorrangig von Handelsströmen induziert werden und normale Preiselastizitäten bei den Handelsgütern vorliegen. Im System fester —> Wechselkurse vollzieht sich die Anpassung der Devisenreserven über den Geldmengen-Preis-Mechanismus: Die —> Zentralbank interveniert (—> Intervention; —» Devisenmarktintervention) im Fall eines Devisenüberschusses (-defizits) zu Gunsten (zu Lasten) der Auslandswährung. Die inländische Geldmenge steigt (sinkt). Wird keine neutralisierende Geldpolitik betrieben und ein positiver Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Geldmenge und dem Preisniveau unterstellt, steigt (fallt) das inländische Preisniveau. Da der Wechselkurs unverändert ist, verteuern (verbilligen) sich die Exportgüter (—» Exporte) in Auslandswährung und die Importgüter (—> Importe) werden relativ billiger (teurer). Es sinkt (steigt) das Angebot an Devisen aus Ausfuhrgeschäften und steigt (sinkt) die Nachfrage nach Devisen für Einfuhren. Die Notenbank (—» Zentralbank) reduziert (erhöht) durch Teilnahme

Zahlungsbilanzgleichgewicht —» Zahlungsbilanz, —> Zahlungsbilanzungleichgewicht Zahlungsbilanzpolitik Als Zahlungsbilanzpolitik können diejenigen Maßnahmen verstanden werden, welche der Veränderung der —> Zahlungsbilanz dienen sollen. In der Regel werden allerdings diejenigen Maßnahmen als Zahlungsbilanzpolitik verstanden, mit denen ein Ausgleich der Zahlungsbilanz erreicht werden soll. Die Zahlungsbilanzpolitik umfaßt drei verschiedene politische Optionen: Maßnahmen zur Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten, Maßnahmen zur Zahlungsbilanzanpassung und Maßnahmen zur Regulierung der Zahlungsbilanz. Zahlungsbilanzungleichgewicht Meist wird nur die Änderung der —> Devisenreserven der Notenbank als Zahlungsbilanzungleichgewicht be-

427

Zehnergruppe am Markt ihre Devisenbestände auf das ursprüngliche Volumen. Ein System flexibler Wechselkurse ist definiert durch die ex-post Konstanz der Nettoauslandsaktiva der Zentralbank. Die Änderung des Austauschverhältnisse der Währungen führt über den Wechselkursmechanismus zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt ohne die Notwendigkeit von —» Interventionen (—> Devisenmarktinterventionen): Ein Angebotsüberschuß (Nachfrageüberschuß) führt zu einem Sinken (Steigen) des Wechselkurses. Bei gegebenem Preisniveau im In- und Ausland verteuern (verbilligen) sich die Exporte in Auslandswährung und verbilligen (verteuern) sich die Importe in Inlandswährung. Angebotene und nachgefragte Devisenmenge ändern sich.

mit dem Ausland und Überwachung der Kreditinstitute besteht Konsens über die Ziele der Preisniveau- und Wechselkursstabilität (—» Wechselkurse), da Inflation und häufige —> Abwertungen nicht nur die Funktionsbedingungen der heimischen Währung bedrohen, sondern die Zentralbank als solche in Frage stellen. Als Instrumente zur Durchsetzung ihrer Politik stehen den Zentralbanken neben Devisen- und Offenmarktoperationen die Zinssätze zur Verfügung, mit denen sie die Refinanzierung des Geschäftsbankensystems steuern. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Zentralbanken lediglich in der Lage sind, eine asymmetrische Macht auszuüben. Während eine restriktive Geldpolitik ökonomische Prozesse entscheidend zu beeinflussen vermag, stellt ein erweiterter Refinanzierungsspielraum im Rahmen einer expansiven Geldpolitik nur einen Anreiz unter vielen an das Geschäftsbankensystem und den Unternehmensektor zur Kreditund Investitionsausweitung dar, wobei sich die Preis- und Mengeneffekte dem Einflußbereich der Zentralbank entziehen. Die Alimentierung eines Budgetdefizites durch die Kreditvergabe an den Staat oder durch die Notenpresse stellt weder Aufgabe noch Instrument dar, da hiermit das Ziel der Preisniveau- und Wechselkursstabilität verletzt wird. Die institutionelle Verankerung der Unabhängigkeit der Zentralbank stellt

Zehnergruppe —> G-10 Zentralbanken Zentralbanken haben sich mit der Gründung von Nationalstaaten und den daraus erwachsenden Aufgaben entwickelt. Aufgaben, Instrumentarien und Ziele von Zentralbanken haben sich im Laufe der Zeit verändert und sind in der wissenschaftlichen Diskussion nicht unumstritten. Neben den Aufgaben Versorgung der Wirtschaft mit Zahlungsmitteln, Abwicklung des Zahlungsverkehrs

428

Ziehungsrechte

fenen —> Sonderziehungsrechte, die auch theoretisch eine monetäre Sonderrolle spielen, so besitzen die seit den 70er Jahren geschaffenen Kreditarrangements des IWF, die 'Extended Fund Facility' (EFF) seit 1974, die 'Structural Adjustment Facility' (SAF) seit 1986 und die 'Enhanced Structural Adjustment Facility' (ESAF) seit 1988 keine Ziehungsberechtigungen mehr, da die Kreditnehmer, vor allem —> Entwicklungsländer und Transformationsökonomien (—» Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten), keine Einzahlungen in nennenswertem Umfang geleistet haben. Es handelt sich hier mehr oder weniger ausgeprägt um Entwicklungskredite, die unter Auflagen gewährt werden und nur mit einer geringen Verzinsung belegt sind. Entsprechend werden sie vom IWF als Kredite oder, im Falle der SAF und ESAF, als Darlehen bezeichnet.

je nach theoretischem Standpunkt eine notwendige, wenn auch keine hinreichende Bedingung für die Funktionserfüllung dar. Bislang gilt nur eine Minorität der existierenden Zentralbanken als unabhängig, jedoch mit steigender Tendenz. Demgegenüber bedingt ein —> currency board als institutionelle Alternative eine Aufgabe der währungspolitischen Autonomie und der Funktion des —» Lender of Last Resort. Ziehungsrechte Die traditionellen Devisenkreditlinien (Kreditfazilitäten) des —» Internationalen Währungsfonds (IWF) werden als Ziehungsrechte (Drawing Rights) bezeichnet, da die Mitgliedsländer berechtigt sind, aus ihren und den Fondseinzahlungen anderer Staaten konvertible Devisen (—> Konvertibilität) gegen eigene Währung zu 'ziehen', um Zahlungsbilanzschwierigkeiten (—» Zahlungsbilanz) zu überbrücken. Seit der Erweiterung der 'Rechte' zur 'Ziehung' von Devisen um die Kredite der Stand-By Arrangements 1952 sind die Kreditarrangements mit dem starken Bedarf an längerfristigen Entwicklungsfinanzierungen so erheblich erweitert worden, daß die eigentlichen kurzfristigen Ziehungsrechte als Zahlungsbilanzkredit nur noch eine unbedeutende Rolle spielen. Vernachlässigt man spezielle Ziehungsrechte, wie die Olfazilität der 70er Jahre und die 1968 geschaf-

Zinsarbitrage —> Arbitrage Zinsdifferenz, internationale Bei Gültigkeit der Zinsparität entspricht die Zinsdifferenz zwischen zwei sonst identischen Anlagen in verschiedenen Währungen gerade der erwarteten Wechselkursänderung. Sind wie im Europäischen Währungssystem nur bestimmte —» Bandbreiten für den —» Wechselkurs S zugelassen, dann ist auch die

429

Zinsparität Zinsparität

Zinsdifferenz begrenzt. Bei glaubwürdigen unteren und oberen Interventionspunkten, s" und s°,

liegt

der erwartete Wechselkurs E t

j

Die Zinsparität ist ein wichtiger Bestandteil der monetären Außenwirtschaftstheorie (—> Theorie der Außenwirtschaft). Sie besagt, daß bei vollkommenen internationalen Kapitalmärkten die durch —» Arbitrage ausgelösten Kapitalströme bewirken, daß im Gleichgewicht keine Bewertungsunterschiede zwischen einer im Inland und im Ausland angelegten Währungseinheit mehr bestehen. Mit einer Geldeinheit kann ein Investor nach einer Periode

innerhalb der Bandbreite

Aufgrund der Zinsparitätentheorie gilt f ü r die Differenz zwischen den in- und ausländischen Einperiodenzinssätzen das folgende Intervall: (>+ 'Γ

s

('< - '·/" ) s [ ( ' + h

ι J L t Die internationalen Zinsdifferenzen sollten gegen null konvergieren, wenn Währungen stark aneinander gekoppelt sind. Allerdings lassen sich im —» Europäischen Währungssystem Zinsdifferenzen beobachten, die über einen längeren Zeitraum mit den zulässigen Bandbreiten der Wechselkurse nicht vereinbar sind. Hierin kommt das Risiko von Realignments zum Ausdruck. Aber auch Abweichungen von der Zinsparitätentheorie sind denkbar. Sie wurden unter verschiedenen Wechselkursregimen (—> Wechselkurssysteme) nachgewiesen. Zinsdifferenzen, die von der ungedeckten Zinsparität abweichen, lassen sich bei Risikoaversion der Anleger durch eine Risikoprämie auf dem Devisenterminmarkt erklären und bei Risikoneutralität durch eine Orientierung der Marktteilnehmer an den Realzinssätzen, wenn Preise und Wechselkurse unsicher, aber nicht stochastisch unabhänig sind.

O*',) Geldeinheiten erhalten, wobei i t der inländische Zins ist. Bei einer Anlage in ausländischer Währung erhält er (I

+

,;)F,/5,

Einheiten in inländischer Währung. Dabei ist if der ausländische Zins, S ( der Kassakurs und F, der heutige Devisenterminkurs, zu dem die Auslandsanlage am Ende der Periode zurückgetauscht wird. Das durch die gedeckte Zinsparität beschriebene Arbitragegleichgewicht verlangt, daß beide Anlagen ex ante genau dieselbe risikofreie Rendite aufweisen:

Diese Bedingung gilt

unabhängig

von der Erwartungsbildung und Risikoeinstellung der Marktteilnehmer.

430

Zölle

Zölle

Mit Hilfe der Taylorreihenapproximation läßt sich zeigen, daß die Zinsdifferenz näherungsweise gleich der Differenz von / , : = In F¡ und s,: = In S, ist: •t-'t

α

Bei den Ausfuhr-, Durchfuhr- und Einfuhrzöllen handelt es sich um staatliche Abgaben, die beim Grenzübertritt von Waren in einem Land erhoben werden. Abgesehen von einzelnen —» Entwicklungsländern haben heute nur noch Einfuhrzölle eine ökonomische Bedeutung (gelegentlich gibt es negative Ausfuhrzölle, bei denen es sich de facto um —» Exportsubventionen handelt). Wir verstehen im folgenden daher unter Zöllen ausschließlich Importzölle. Sie gibt es als spezifische Zölle (d.h. Mengen- oder Stückzölle) oder Wertzölle (die besonders beim Anstieg der Einfuhrpreise von Bedeutung sind. Misch- oder Gleitzölle verbinden beide Elemente, sie sehen bei Preiserhöhungen stufenweise Erhöhungen der ansonsten spezifischen Zölle vor.

,

=Λ " V

Unter der Bedingung, daß der Terminkurs ein unverzerrter Schätzer für den zukünftigen Kassakurs sei )= Λ · ergibt sich die ungedeckte tät •r ~'t =

Zinspari-

E

i{s,+l)-si'

Die Zinsdifferenz ist dann gleich der erwarteten Wechselkursänderung. Abweichungen vom Zinsparitätentheorem können sich aus Transaktionskosten, Kapitalverkehrsbeschränkungen, Informationsineffizienzen oder Präferenzunterschieden der Anleger ergeben. Neuere Untersuchungen zur gedeckten Zinsparität fanden bei Eurogeldmarktdaten, die zeitgleich und mit einer hohen Frequenz erhoben wurden, kaum profitable Arbitragemöglichkeiten (—> Arbitrage). Bei langfristigen Anlagen auf den internationalen Wertpapiermärkten konnten dagegen noch Marktineffizienzen nachgewiesen werden. Abweichungen von der Hypothese der ungedeckten Zinsparität wurden ebenfalls trotz —> Liberalisierung der —> Finanzmärkte und hoher Kapitalmobilität in einigen Untersuchungen festgestellt

Zölle differieren in der Regel nach Gütern, seltener nach Herkunftsländern. Letzteres ist ohnehin (außer für —> Zollunionen und —» Feihandeiszonen) im Rahmen der —» Meistbegünstigungsklausel durch das —» GATT ausgeschlossen. Die warenmäßige Zolldifferenzierung diskriminiert zwischen verschiedenen importierten Gütern (diese —> Diskriminierung tritt zu der Benachteiligung von —» Importen gegenüber inländischen —> Importsubstitutionen hinzu). Seit den GATT-Zollrunden (insbesondere der —> KennedyRunde und —» Uruguay-Runde) ist

431

Zölle

der Zollprotektionismus

gegenüber

n o m i s c h großen Land der —> T e r m s

Handelshemmnis-

o f Trade E f f e k t durch die S e n k u n g

sen in den Hintergrund getreten. Da

der Weltmarktpreise für Importe und

ihre W i r k u n g e n

wegen

—» nicht-tarifären

ähnlich

analysiert

des bei

ausgeglichen

blei-

w e r d e n können w i e Z o l l e f f e k t e , ist

bender Handelsbilanz (—» Z a h l u n g s -

deren Untersuchung nach w i e

bilanz) reduzierten

vor

Exportangebots.

relevant.

Je stärker dieser ist, um so geringer

Z ö l l e erhöhen die Inlandspreise ge-

wird der Schutzeffekt. B e i m —> Op-

g e n ü b e r den Weltmarktpreisen. Hat

timalzoll

das betreffende L a n d keinen Einfluß

gerade so groß, d a ß er die (negative)

ist der terms of trade-Effekt

a u f die Weltmarktbedingungen (öko-

Wirkung

n o m i s c h kleines Land), erhöht sich

ausgleicht.

des

Handelsrückgangs

der Inlandspreis u m den Zollbetrag.

k o m m t es letztlich weniger auf die

D i e in importkonkurrierenden Bran-

nominelle Zollbelastung an als a u f

Bei

dem

Schutzeffekt

chen intensiv beschäftigten Faktoren

den E f f e k t i v z o l l , der unterschiedli-

( b z w . bei sektorspezifischen Fakto-

c h e Z ö l l e auf V o r - und Endproduk-

ren die Branchen insgesamt) werden

ten berücksichtigt und die

z u Lasten anderer Sektoren b z w . in

sche W e r t s c h ö p f u n g um so stärker

diesen

begünstigt, j e niedriger erstere

intensiv genutzten

begünstigt

(—>

Faktoren

Vergleich

Stolper-Samuelson-

zur

inländi-

Zollbelastung

im des

T h e o r e m ) . Ist das Land nicht öko-

Endproduktes sind. In unterbeschäf-

nomisch

der

tigten Wirtschaften kann die Z o l l b e -

da durch die von ihm

lastung zusätzliche N a c h f r a g e nach

klein, reduziert

Schutzeffekt,

b e w i r k t e Verringerung der

sich

Inlandsprodukten

Import-

stimulieren

und

n a c h f r a g e die Weltmarktpreise sin-

dadurch die B e s c h ä f t i g u n g anheben.

ken

Zugleich

(bei

Nachfrage

sehr können

preisunelastischer diese

verbessert

sich

die

Lei-

stungsbilanz (es sei denn, der Im-

Preissen-

kungen so gravierend sein, daß die

portrückgang

Inlandspreise

g l e i c h hohe, j e d o c h unter U m s t ä n -

sogar fallen und an-

stelle d e s S c h u t z e f f e k t e s eine

würde

durch

eine

den die B e s c h ä f t i g u n g nicht entspre-

Be-

nachteiligung der betreffenden Fak-

chend

toren und Sektoren eintritt; in die-

Exporte kompensiert) und das heißt

reduzierende

Abnahme

der

s e m Falle handelt es sich um das

hier meist auch die - 4 Z a h l u n g s b i -

(Metzler-Paradox). W e g e n d e s redu-

lanz. Bei flexiblen —» W e c h s e l k u r -

zierten S c h u t z e f f e k t e s sind bei preis-

sen wertet die heimische

unelastischen Gütern die Interessen-

a u f (—» A u f w e r t u n g ) (was die sti-

ten o f t m a l s eher an

mulierende

(—»

Kontingentierung)

Kontingenten

Wirkung

der

Währung Zollbela-

stung reduziert und eine B e n a c h t e i -

interessiert.

l i g u n g der durch die

Z u d e m S c h u t z e f f e k t tritt im öko-

432

Zollerhebung

Zollunion

nicht begünstigten S e k t o r e n b e d e u -

unbedingt engen)

ten kann).

hältnis zu d e n I m p o r t e n stehen.

Substitutionsver-

Zusätzlich zu den g e r a d e diskutierten Beschäftigungs-

und

Zahlungsbi-

Literatur:

lanzeffekten

Zolls

sind

Borchert, M. (1992) Außenwirtschafts-

eines

W i r k u n g e n d e s —>

Erziehungszolls

zu nennen; d e r zur Förderung nicht

die

wettbewerbsfähiger

lehre Theorie und Politik, 4. Aufl.,

noch

Gabler Verlag (Wiesbaden).

Sektoren

Corden, W . M . (1971), The Theory of

erhoben wird. In W i r k l i c h k e i t wird

Protection, Clarendon Press (Oxford).

der Erziehungszoll o f t m a l s zu e i n e m

Dieckheuer, G. (1995), Internationale

Beharrungszoll

zugunsten

nicht

Wirtschaftsbeziehungen,

mehr w e t t b e w e r b s f ä h i g e r Sektoren. A h n l i c h zu b e w e r t e n sind pingzölle

Antidum-

Krugman, P.R./ Obstfeld (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper

weniger

zur

die

oft-

Abwehr

echter

durch

auslän-

Preisdiskriminierung

Collins (New York). Rose, KV Sauemheimer, K. Theorie

dische Exporteure als zur ( v o m - 4 GATT

Aufl.,

(—» A n t i d u m p i n g - u n d A n -

tisubventionsmaßnahmen), mals

3.

Oldenbourg (München/Wien).

bisher

tolerierten)

der

(1995),

Außenwirtschaft,

12.

Aufl. Vahlen (München).

Wettbe-

Siebert, H. (1994), Außenwirtschaft, 6.

w e r b s b e g ü n s t i g u n g inländischer I m -

Aufl., G. Fischer (Stuttgart/ Jena).

portsubstitute d i e n e n . Die

beschriebenen

Hans-Joachim

ökonomischen

E f f e k t e von Z o l l e r h e b u n g e n

Heinemann

diskriZollunion

minieren das A u s l a n d (was a u f solc h e —> B e g g a r - m y - N e i g h b o u r - P o l i t i -

E i n e Zollunion ist d e r Z u s a m m e n -

ken o f t mit

Retorsionsmaßnahmen

s c h l u ß von zwei oder m e h r politisch

antwortet) u n d E x p o r t b r a n c h e n w i e

s o u v e r ä n e n Ländern zu e i n e m ein-

N i c h t - H a n d e l s s e k t o r e n des Inlands.

heitlichen

Ihre Erfolge sind d e s h a l b m e i s t be-

s c h e s M e r k m a l einer Zollunion ist

scheidener als die b i n n e n w i r t s c h a f t -

die A b s c h a f f u n g sämtlicher —> Zölle

lichen Strategien. Ein letzter A s p e k t

u n d sonstiger

sei erwähnt: die staatliche

gen (—» Protektion) z w i s c h e n

Einnah-

Zollgebiet.

Defmitori-

Handelsbeschränkunden

meerzielung. Sie sollte in a u s g e b a u -

Mitgliedsländern

ten F i n a n z s y s t e m e n keine w i c h t i g e

E i n f ü h r u n g eines g e m e i n s a m e n A u -

Rolle

Finanzzölle

ßenzolltarifs. In der Regel (so auch

(z.B. auf tropische Produkte) erwei-

im R a h m e n der E W G ; —» Europäi-

spielen.

Auch

bei

gleichzeitiger

sen sich oft als S c h u t z z ö l l e für in-

sche G e m e i n s c h a f t ) erfolgt e b e n f a l l s

ländische G ü t e r , d i e in e i n e m (nicht

eine

Vergemeinschaftung

handelspolitischer

433

weiterer

Maßnahmen

ge-

Zuschußelement

genüber Drittländern. Die Aufteilung der gemeinsamen Zolleinnahmen auf die Mitgliedsländer erfolgt gemäß eines vereinbarten Schlüssels.

die Differenz zu den Marktbedingungen in v.H. an. Dabei wird in der Regel ein Marktzinssatz von 10% angesetzt. Ein reiner Kredit hat ein Zuschußelement von 0, ein reiner Zuschuß (grant) hat ein Zuschußelement von 100.

Ziel der Errichtung einer Zollunion ist eine Wohlfahrtssteigerung durch Nutzung von Spezialisierungsvorteilen infolge verbesserter internationaler —> Arbeitsteilung und Handelsintensivierung zwischen den Mitgliedsländern. Die Zollunion stellt eine Stufe der internationalen wirtschaftlichen —> Integration dar. Zugleich kann mit der Schaffung einer Zollunion auch die Hoffnung auf eine intensivere politische Integration verbunden sein.

Zwanziger-Ausschuß Der Zwanzigerausschuß wurde 1972 vom —> Internationalen Währungsfonds eingesetzt, um die Grundlagen der - nach dem Zusammenbruch des Festkurssystems (—> Wechselkurse) von Bretton Woods (—) BrettonWoods-Abkommen) notwendig gewordenen - Reform der internationalen Währungsordnung auszuarbeiten.

Zuschußelement

Der Ausschuß legte 1974 einen Entwurf für ein neues Weltwährungssystem vor, das aber vom Govemeursrat des IWF aufgrund der Ölkrise nicht akzeptiert wurde.

Meßgröße für den Grad der Vergünstigung eines Kredites gegenüber der Vergabe des Kredits zu Marktbedingungen für Zins, Laufzeit und Freijahre. Das Zuschußelement gibt

434

Autoren Gabriele Bäcker, Dipl. -Ök., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion 'Internationale Wirtschaftsbeziehungen' des Instituts für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik an der Ruhr-Universität Bochum: rung; Importsubstitution;

Lomé-Abkommen;

Exportförde-

AKP-Staaten

Oliver Bathe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut f ü r Volkswirtschaftslehre der Technischen Universität Berlin: Standortwettbewerb; fähigkeit;

Zahlungsbilanzdefizit;

Wettbewerbs-

Zahlungsbilanzungleichgewicht

H. Beck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Abschöpfung; fuhrerstattung; Handel;

Balcerowitz-Plan;

Europäische

Zahlungsunion;

Gruppe der 77; Integriertes sche Reformstaaten; Hilfe; Visegrád-Staaten;

G-5;

Rohstoffprogramm;

Osteuropabank;

Andenpakt;

Bestimmungslandprinzip; C-7;

Aus-

Entrepôt-

Gaidar-Programm;

Mittel- und

Rybczynski-Theorem;

OsteuropäiTechnische

Zuschußelement

Dr. Michael Blank, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin: dungen;

Mobilität,

internationale;

Investitionsentschei-

Portfolioinvestitionen;

Ressourcen-

transfer Rolf Bommer, Dipl. -Vw., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät f ü r Wirtschaftswissenschaften und Statistik, Universität Konstanz: te des Handels;

Umweltaspek-

Okoprotektionismus

Dr. U d o Broli, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Multinationale ging,

Unternehmen;

Hed-

Wechselkursrisiko

Christian A. Conrad, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Abt. Wirtschaftspolitik): Antidumping-

und

Antisubven-

tionsmaßnahmen Dr. Georg Cremer, Privatdozent, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Freiburg und Caritas international (Deutscher Caritasverband), Referat

435

Not- und Katastrophenhilfe: Entwicklungspolitik; ment; Rüstungshandel;

Katastrophenmanage-

Lieferbindung

Dr. Richard Deeg, Ph.D., Professor für Politikwissenschaft an der Temple University, Philadelphia: Seigniorage;

Finanzmärkte,

internationale

Dr. Gustav Dieckheuer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Konjunkturzusammenhang, ler; Preiszusammenhang,

internationaler;

internationa-

Weltwirtschaftskrise

Markus Diehl, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (Abteilung Entwicklungsökonomie und

weltwirtschaftliche

Multilateralismus; Deregulierung; ventionen; kommen;

Kompensation;

Eigentumsrechte,

Außenwirtschaftsordnung; internationale; Laissez-Faire;

Nichtdiskriminierung;

Sonderwirtschaftszonen;

Standards;

Ursprungsregeln:

Wettbewerb,

Exportsub-

Investitionsschutzab-

Kontingentierung;

Ursprungslandprinzip;

den; Weltwirtschaftsordnung;

Handelsembargo;

Havanna-Charter;

Multifaserabkommen;

Sanktionen;

Tokio-Runde;

Reziprozität;

Außenwirtschaftsgesetz; Dirigismus;

Freihandelszone;

Marktzugang; Quoten;

Integration):

Lizenz; Präferenzen; Subventionen;

Welthandelsrun-

internationaler

Dr. Thomas Gehring, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, z.Zt. Europäisches Hochschulinstitut, Florenz: Europäische

Gemeinschaft,

Europäischer

Binnenmarkt

Dr. Werner Glastetter, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld: Bretton-Woods-System;

Goldstandard;

Integration;

Währungsuni-

on Dr. Matthias Göcke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Preiszusammenhang,

internationaler;

Hysteresis

Ralf J. Hauschild, Dipl.-Oec., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management, Universität Bremen: courcing,

internationales

436

Out-

Boris Haut, Dipl.-Ök., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Hannover: kungsabkommen; schaftsgipfel;

Meistbegünstigungsklausel;

Weltwirtschaftsordnung;

Selbstbeschrän-

Kennedy-Runde;

Neue

Weltwirt-

Weltwirtschaftsordnung

Dr. Hans-Joachim Heinemann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hannover: Arbeitsteilung, wirtschaftsgleichgewicht; bour-Policy;

internationale;

Diskriminierung;

ausgleichstheorem; Intra-industrieller

Effektivzoll;

Freihandelsdoktrin; Handel;

Theorie des internationalen

Handels;

Exporte;

Faktorpreis-

Intra-Firmen-Handel;

Neue

Theorie

Außen-

Beggar-my-neigh-

Importe;

Liberalisierung;

Regionalismus;

Opportunitätskosten;

Außenhandel;

Außenwirtschaftspolitik;

Außenhandelstheorie; der

Außenwirtschaft;

Weltwirtschaftspolitik;

Zölle

Pekka Helstelä, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut f ü r Allgemeine Wirtschaftsforschung, Abteilung Sozialpolitik, der sität Freiburg i. Br.: Direktinvestitionen,

Albert-Ludwigs-Univer-

Dumping,

NAFTA

Dr. Bernhard Herz, Hochschuldozent, Universität Tübingen: Europäische rungsunion;

Leitwährung;

Währungsschlange;

Wäh-

ECU

Dr. Klaus Hüfner, Universitätsprofessor, Institut für Wirtschaftspolitik der Freien Universität Berlin: WirtschaftsEntwicklungshilfeausschuß on; Internationale

und Sozialrat

der Vereinten

der OECD; Internationale

Nationen;

Arbeitsorganisati-

Entwicklungsorganisation

Axel Hülsemeyer, Speditionskaufmann/Betriebswirt ( W A H ) , Dipl.Pol., Lehrstuhl Internationale Politik, Universität Potsdam:

InCoTerms

Johannes Jaenicke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Zinsdifferenz,

internationale;

Zinsparität Dr. Cord Jakobeit, M P A (Harvard University); z.Zt. Habilitationsstipendiat der D F G an der Universität Hamburg: Regionale schuldungskrise;

Terms of Trade

437

Entwicklungsbanken;

Ver-

Stefan Kooths, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Konjunkturzusammenhang, internationaler Kathrin Krause, Diplom-Ökonom, Diplom Bankbetriebswirt; Deutsche Bank AG, Berlin: Anleihemärkte, internationale; Arbitrage; Bankgeschäfte, internationale; Brief- und Geldkurs; Cross Rate; Devisen- und Sortenkurs; Europäisches Währungsinstitut; Fazilität; FIBOR; Fixing; Fluktuation von Wechselkursen; Goldparität; Hermeskreditversicherung; Länderklassifikation; Leitzinsen; LIBOR; Liquidität, internationale; Parität; Reservewährung; Swap-Geschäfte Dr. Bernhard Kiilp, Professor für Volkswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.: Harmonisierung; Heckscher-Ohlin-Theorem; Kaufkraftparität; Theorem der komparativen Kosten; Merkantilismus Dr. Norbert Lamar, wissenschaftlicher Assistent, Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Ruhr-Universität Bochum: Devisenmarktinterventionen; Währungsraum, optimaler; Wechselkurse, feste, flexible; Floating; Zollunion Markus Langenfurth, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industrie wirtschaftliche Forschung der Westfälischen WilhelmsUniversität, Münster: Absorption Thomas Lueb, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: J-Kurven-Effekt; Marshall-Lerner-Bedingung Dr. Karl Wolfgang Menck, Forschungsgruppenleiter im HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg: APEC; ASEAN; Doppelbesteuerung; Doppelbesteuerungsabkommen; Joint Ventures Martina Metzger, Dipl.Vw., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin: Währungskonkurrenz; Währungsreform; Währungsschnitt; Zentralbanken

438

Hans-Hermann Morrien, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theoretische Wirtschaftslehre, insbes. Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Ruhr-Universität Bochum:

Konvertibilität;

Blockfloating Dr. Niko Paech, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Strategische

Handelspolitik;

Ska-

lenerträge Dr. Eva-Maria Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl f ü r Wirtschaftspolitik, Wirtschafts- und

Sozialwissenschaftliche

Universität Dortmund: General Agreement

on Tariffs and

Fakultät

der

Trade

Dr. Aloys Prinz, Professor für Volkswirtschaftslehre, Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Currency transformation;

Board;

Transformationspolitik;

gen; Ankerwährung; out; Big Bang;

De-Dollarisierung;

Hegemonialwährung;

shooting

der Wechselkurse;

tion;

der Transformation; An- und

Assignment-Problem;

kommen;

Stabilisierung;

Sequencing

Lokomotiv-Theorie;

Subcontracting;

Verkaufsverpflichtun-

Ausgleichsfinanzierung;

De-Rationierung;

Peso-Problem; Ungleicher

SystemBail-

ExportquotenabMisalignment;

Programmhilfe; Tausch;

Over-

Projekthilfe; Währungssubstitu-

Weltsystemansatz

Rupert F. J. Pritzl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung, Abteilung Sozialpolitik, der sität Freiburg i. Br.: Entwicklungsstrategien;

Albert-Ludwigs-Univer-

Korruption,

internationale;

Kapitalflucht Dirk Rübesamen, Dipl.-Ok., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Hannover: tät; Kapitalverkehr,

internationaler;

Koordination,

Faktormobili-

wirtschaftspolitische

Dr. Axel Seil, Professor für Internationale Wirtschaftsbeziehungen unter besonderer Berücksichtigung multinationaler Unternehmungen, Universität Bremen: Konkurrenzfähigkeit, nehmenskooperation,

internationale;

Technologietransfer;

Unter-

internationale

Dr. Waltraud Schelkle; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin:

439

Neomerkantilismus>

Protektionismus; bewertung;

Erziehungszoll;

Gains from

Trade;

Protektion;

Unter-

Vergeltungszölle

Dr. Frank Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Dortmund: Delors-Plan;

Eintrittsbarrieren;

Konvergenz;

Währungsre-

serven Klaudia Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Universität Bielefeld: Dependenztheorie;

Nicht-Regierungsorganisarionen

Dr. Martin Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für ökonomische und soziologische Analyse politischer Systeme, FU Berlin: MIGA;

Sonderziehungsrechte;

Währungsfonds;

Triffin-Dilemma;

Wechselkurstheorie;

Konditionalität;

IFC;

Weltbank;

Internationaler

Ziehungsrechte

Dr. Günther G. Schulze, Department of Economics, Stanford University: verkehrskontrollen;

Kapital-

Schmuggel

Dr. Bernhard Speyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter a m Institut für Weltwirtschaft, Freie Universität Berlin: Internationale

Kollektivgüter;

Hegemonie,

Wirt-

schaftsräume Dr. Hans-Joachim Stadermann, Professer an der Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin: Abwertung; bewirtschaftung; denswap;

Abwertungswettlauf; Entwicklung;

Uberbewertung;

dung; Wechselkurspolitik;

Außvertung;

Moratorium; Umschuldung;

Autarkie;

Devisen-

Schuldendienstquote;

Schul-

Unterbewertung;

Wechselkursspaltung;

Verschul-

Zahlungsbilanz

Frank Vollmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bielefeld: EFTA;

UNCTAD

Reinhard W o l f , wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Politikwissenschaft an der Universität Bremen: Europäische

Agrarmarktordnungen;

Werner-

Plan Lütke Wöstmann, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Universität, Münster:

Forschung

Weltwirtschaftskrise

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der

Westfälischen

Wilhelms-

Berhard Zangl, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Politikwissenschaft an der Universität Bremen: Kooperation, internationale; Regime, internationale Dr. Michael Zürn, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt internationale und transnationale Beziehungen an der Universität Bremen: Globalisierung

Einträge, die keinem der genannten Autoren zugeordnet werden, sind vom Herausgeber verfaßt worden.

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