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German Pages 441 [448] Year 1996
Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen Herausgegeben von
Dr. Thomas Plümper
R. Oldenbourg Verlag München Wien
Dr. Thomas Plümper, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung e-mail: [email protected]
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lexikon der internationalen Wirtschaftsbeziehungen / hrsg. von Thomas Plümper. - München ; Wien : Oldenbourg, 1996 ISBN 3-486-23297-5 NE: Plümper, Thomas [Hrsg.]
© 1996 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: R. Oldenbourg Graphische Betriebe GmbH, München ISBN 3 - 4 8 6 - 2 3 2 9 7 - 5
Einleitung Internationale Wirtschaftsbeziehungen sind nicht länger ein Forschungsgegenstand, der allein für Volkswirte von akademischem Interesse ist. Da die Globalisierung und Internationalisierung die Funktionsbedingungen von Gesellschaften und nicht zuletzt auch die Handlungsmöglichkeiten von Staaten und Unternehmen verändert, interessieren sich zunehmend auch Politikwissenschaftler, Soziologen, Betriebswirte und Juristen für die Funktionsweise der Weltwirtschaft. Zugleich gewinnt das Verständnis globaler wirtschaftlicher Prozesse für die Praktiker aus Wirtschaft, Politik und Verbänden an Bedeutung. Die Grundlagen ihres Handelns sind gegenwärtig nicht mehr allein von nationalen Institutionen und Strukturen geprägt. Die Welt und damit auch und vor allem die Weltwirtschaft bilden mehr und mehr das Referenzsystem des Handelns individueller und kollektiver Akteure. Das vorliegende Lexikon versucht diese Dynamik nicht zuletzt dadurch wiederzuspiegeln, indem es disziplinübergreifend Konzepte vorstellt, mit deren Hilfe die verschiedenen Sozialwissenschaften Aufschluß über das Phänomen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu erlangen versuchen. Diese Konzepte befruchten derzeit - zum Teil konkurrierend und widersprüchlich, und zum Teil einander ergänzend - die Theorieentwicklung in den Internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Ein besonderes Augenmerk wurde zusätzlich auf die institutionellen Bedingungen grenzüberschreitender oder globaler ökonomischer Wirtschaftstätigkeit beziehungsweise international koordinierter Wirtschaftspolitik gelegt. Das Lexikon der internationalen Wirtschaftsbeziehungen soll dem Benutzer die Möglichkeit einräumen, sich knapp aber zugleich detailliert über Begriffe, Grundlagen und Institutionen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu informieren. Aufmerksamkeit wurde von daher auf diejenigen Begriffe gelegt, welche die Schnittstelle von internationa1
Einleitung
1er Wirtschaft und Politik bilden und die gleichzeitig in anderen, allgemeinen Wirtschaftslexiken in der Regel nicht als eigenständiges Stichwort geführt werden. Die Herausgabe dieses Lexikons wäre nicht möglich gewesen, ohne die guten Arbeitsbedingungen und die Freiräume, die mir an der Sozialund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, gewährt wurden. Für hilfreiche Ratschläge bedanke ich mich bei Michael Bolle, Klaus Hüfner und Detlef Lorenz, alle FU Berlin, sowie Martin M. Weigert vom Oldenbourg Verlag. Mein ganz besonderer Dank aber gilt den Autoren, für ihre Bereitschaft Beiträge zu schreiben und für die Anregung und Kritik im Vorfeld der endgültigen Konzipierung des Lexikons. Dieses Lexikon ist von Anfang an ein 'offenes Projekt' gewesen, das deshalb in hohem Maße externer Expertise und des guten Willens der Autoren und Mitarbeiter bedurfte. Dankbar bin ich auch denjenigen, die die Freundlichkeit hatten, erste Konzepte dieses Lexikons zu kommentieren und Vorschläge zu unterbreiten, ohne selbst mitarbeiten zu können oder zu wollen. Thomas Plumper
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Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung
1
Lexikon
5
Autoren
475
A
den. Die Abschöpfung errechnet sich
ABEDA
dabei aus der Differenz zwischen dem
Abk. der Arabischen Bank für öko-
Schwellenpreis, d.h. dem in der Euro-
nomische Entwicklung in Afrika (Arab
päischen Union geltenden
Bank for Economic Development in
der Hauptzuschußregion
Africa), ( - » regionale
weilige
Entwicklungs-
Agrarprodukt
Richtpreis
für das
abzüglich
jeder
Transportkosten, und dem jeweiligen
banken)
schwankenden cif-Weltmarktpreis (—>
Abkoppelung
INCO-Terms).
Die
Abschöpfungen
stellen eine vollkommene
—» Dissoziation
lung
Abschließungseffekt
des
Inlandsmarkts
Abkoppevom
Welt-
markt dar.
Als Abschließungseffekt wird die han-
Absorption
delsumlenkende Wirkung von —> Zollunionen bezeichnet. Ein solcher Effekt
Die heimische Absorption setzt sich
tritt immer dann auf, wenn die Export-
aus der Nachfrage der privaten Wirt-
preise eines Wirtschaftssubjektes aus
schaftssubjekte nach Konsum- und In-
einem Drittland, die vor der Gründung
vestitionsgütern sowie aus der Güter-
der Zollunion unter denen der Konkur-
nachfrage der öffentlichen
renten aus einem an der Zollunion be-
bzw. des Staates (dem Staatskonsum
Haushalte
teiligten Land lagen, nach der Schaf-
und den staatlichen Investitionsausga-
fung
liegen,
ben) zusammen, wobei die Befriedi-
weil für die —» Importe aus Partner-
gung der Nachfrage jeweils aus heimi-
der Zollunion
darüber
ländern kein Zoll mehr erhoben wird.
scher und ausländischer Produktion erfolgen kann. Die Absorption entspricht
Abschöpfung
insofern der Differenz des Sozialpro-
Abgabe im Rahmen der Gemeinsamen
duktes (—» Bruttosozialprodukt)
Agrarpolitik der —> Europäischen Uni-
des —» Außenbeitrages.
on, mit deren Hilfe die Preise
Die heimische Absorption ist vom in-
der
und
Agrarimporte aus Drittländern auf das
ländischen Einkommen und bei einer
in der Europäischen Union herrschen-
Zinsabhängigkeit der privaten
de Preisniveau heraufgeschleust wer-
frage nach Investitionsgütern vom in-
5
Nach-
Absorptionskapazität ländischen Zinsniveau abhängig. Zusätzlich können Veränderungen der —» Terms of Trade eines Landes sowie Veränderungen des —> Wechselkurses einen direkten Einfluß auf die heimische Absorption haben.
reichend sind, um die Verbindlichkeiten aus den entsprechenden Käufen aufzuwiegen. Die Notwendigkeit hierzu ergibt sich regelmäßig aus zu hoher Konsumneigung und der daraus sich ergebenden Importüberschüsse (—» Importe) von Handelswaren und Dienstleistungen in dem Abwertungsland. Die daraus entstandene Devisennachfrage, wäre nach den Regeln der Fixkurssysteme von der —> Zentralbank aus deren —> Devisenreserve a b zugleichen.
Absorptionskapazität Absorptionskapazität bezeichnet das maximale Investitionsvolumen, welches eine Volkswirtschaft in einem gegebenen Zeitraum effizient einsetzen kann. In der —> Entwicklungspolitik bezeichnet Absorptionskapazität die obere Grenze des Kapitals (Kredite, —» Entwicklungshilfe), das ein —» Entwicklungsland ökonomisch sinnvoll nutzen kann.
Das Ziel der Abwertung ist die Erhöhung der Nachfrage nach und die Verminderung des Angebotes von inländischer Währung auf dem Devisenmarkt, um diese Verpflichtung aufzulösen. Das angestrebte Ergebnis tritt ein, wenn der neue Wechselkurs am Markt als hoch eingeschätzt, also eine Aufwertung oder ein Sinken des Wechselkurses in der Zukunft eher als eine weitere Abwertung oder Steigerung des Wechselkurses erwartet wird. Die Entlastung kommt nach einer als ausreichend angesehenen Abwertung durch kurzfristige Kapitalimporte, die das Leistungsbilanzdefizit (—> Zahlungsbilanzdefizit) finanzieren und den Abwertungsdruck (—> Abwertung) beseitigen. Mittelfristig erfolgt ein Ausgleich der Zahlungsbilanz ohne weiteren Interventionsbedarf (—> Devisenmarktintervention) infolge der Verbilligung der lieferbaren Warenbestände und unmittelbar erbringbarer Dienstleistungen. Wegen dieser entlastenden Wirkung werden Abwertun-
Abwertung Wird der in heimischer Währung ausgedrückte Preis einer bestimmten fremden Währungsmenge durch einen diskriminierenden wirtschaftspolitischen Akt so neu bestimmt, daß der ursprünglich fix gesetzte —> Wechselkurs steigt, spricht man von einer Abwertung. Bei flexiblen Wechselkursen drückt der steigende Wechselkurs eine Minderbewertung durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt (—> Finanzmarkt, internationaler) aus. Abwertungen dienen in Fixkurssystemen (—> Wechselkurssysteme) dem Ausgleich der —» Zahlungsbilanz, wenn die Forderungen der Inländer gegen Ausländer aus Verkäufen von Gütern, Dienstleistungen und Vermögenswerten zum laufenden Wechselkurs unzu-
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Abwertungswettlauf
gen wirtschaftspolitisch eingesetzt, um eine bestehende Arbeitslosigkeit im Inland zu mindern. Dauerhafte Lösungen können davon zumindest für kleine Länder mit offenen Märkten nicht erwartet werden, weil sie viele Vorleistungen für die inländischen Produktionen importieren, die sich durch Abwertung verteuern. Die Preisvorteile für ihre Exportgüter werden sich dann auf den Ausverkauf von Lagerbeständen beschränken. Wird die Abwertung nicht durch Konsum mindernde Finanz- und Geldpolitik ergänzt, gelingt die Stabilisierung des neuen Wechselkurses nicht. Es kommt dann zu einer Abwertungs-Inflationsspirale.
Abwertungen, der Abwertungswettlauf, folgen, weil jeder Währungsraum Wirtschaftsbeziehungen in viele andere Währungsräume unterhält, die sich ebenfalls durch Abwertung einer sonst eintretenden Aufwertung ihrer Währung widersetzen können. Im September 1931 löste das Abgehen vom —» Golddevisenstandard in Großbritannien einen weltweiten Abwertungswettlauf aus. Die damit verbundene Störung des —> Welthandels nahe dem Höhepunkt der —> Weltwirtschaftskrise wirkte auf diese verschärfend. ACC Abk. für Arab Cooperation Council
Abwertungswettlauf
ACP Abk. für African, Caribbean, and Pacific Countries
Versucht ein Währungsraum, sich durch —» Abwertung seiner Währung Entlastung auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen, so beabsichtigt er, die Arbeitslosigkeit zu exportieren. Diese als —> beggar my neighbour bezeichneten Politik verschafft zwar den komplementären Währungsräumen durch verbesserte —» Terms of Trade Steigerungen des Realeinkommens, wird aber wegen der Arbeitsmarktwirkung nicht immer als Vorteil eingeschätzt. Die betroffenen Währungsräume können sich der Beschäftigung senkenden Wirkung ihrerseits durch Abwertung oder durch Handelsbeschränkungen (—» Protektion) entziehen. Einer derartigen Reaktion wird eine progressiv beschleunigte Neigung zu weiteren
ADB —> Asiatische Entwicklungsbank —» Afrikanische Entwicklungsbank —> regionale Entwicklungsbanken AfDB Abk. für African Development Bank —> regionale Entwicklungsbanken AFESD Abk. für Arab Fund for Economic and Social Development Afrikanische Entwicklungsbank (ADB) Die ADB (African Development Bank) ist eine 1963 gegründete —> re-
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Agrarmarktordnung
Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen
gionale Entwicklungsbank mit Sitz in Abidjan. Aufgabe der Bank ist die Bereitstellung von —» Entwicklungshilfekrediten an afrikanische —» Entwicklungsländer. Zusätzlich gewährt sie Unterstützung bei Entwicklungshilfeprojekten (—» Projekthilfe).
—» GATT AMF Abk. des Arabischen Währungsfonds (Arab Monetary Fund) An- und Verkaufsverpflichtungen
Agrarmarktordnung
Multilaterale (—» Multilateralismus) Anund Verkaufsverpflichtungen zwischen Produzenten- und Konsumentenländern dienen der Exporterlösstabilisierung (—» Erlösstabilisierung) der Produzentenländer und der Preisglättung an Rohstoffmärkten. In An- und Verkaufsverpflichtungen verpflichten sich die Konsumentenländer dazu, festgelegte Mengen eines Rohstoffs zu einem vereinbarten Mindestpreis von den Produzentenländern zu kaufen, wenn der Weltmarktpreis unter diesen Mindestpreis sinkt. Im Gegenzug verpflichten sich die Produzentenländer dazu, festgelegte Mengen eines Rohstoffs zu einem vereinbarten Höchstpreis an die Konsumentenländer zu verkaufen, wenn der Weltmarktpreis über diesen Höchstpreis steigt. Der Vorteil solcher Vereinbarungen liegt darin begründet, daß keine Lagerhaltung (—» Ausgleichslager) und keine Produktions- und Exportbeschränkungen (—* Selbstbeschränkungsabkommen) erforderlich sind. Der Nachteil ist, daß beim Mindestpreis ein Angebotsüberhang und beim Höchstpreis ein Nachfrageüberhang besteht; die Einhaltung des Mindest- bzw. Höchst-
—> Europäische Agrarmarktordnung Agrarpreisrunde Agrarpreisrunde ist die Bezeichnung für die jährlich stattfindende Festsetzung der Agrarpreise im Agrarministerrat der —> Europäischen Gemeinschaft bzw. der —> Europäischen Union (—» Europäische Agrarmarktordnung). AKP-Staaten AKP-Staaten ist der Sammelbegriff für diejenigen —> Entwicklungsländer in Afrika, der Karibik und im Pazifik, die mit der —» Europäischen Union im Rahmen der europäischen Entwicklungszusammenarbeit (—> Entwicklungshilfe) das —» Lomé-Abkommen geschlossen haben. Lomé I wurde für den Zeitraum 1975-80 mit 46 Staaten geschlossen; 1977 erfolgte eine Erweiterung auf 52 Staaten. Lomé II wurde für 1980-85 mit 58, Lomé ΙΠ für 198590 mit 66 u. Lomé IV für 1990-2000 mit 69 Staaten geschlossen. Jüngste Mitglieder sind seit 1990 die Dominikanische Republik, Haiti und Namibia, so daß nun insgesamt 46 afrikanische, 15 karibische und 8 pazifische Staaten Vertragspartner sind.
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Andenpakt
Ankerwährung
preises hängt davon ab, ob die zusätzlich
nachgefragte
bzw.
angebotene
Eine Ankerwährung stellt den Fixpunkt in einem System fester —* Wechselkurse dar. Das Ankerwährungsland kann eigenständige Geldpolitik betreiben, während sich die Geldpolitik der anderen Länder ausschließlich auf die —> Stabilisierung der Wechselkurse ausrichtet. Wenn mehrere Länder glaubhaft den Wechselkurs ihrer Währungen fixieren und kein spezifisches —» Länderrisiko besteht, kann es mehrere Kombinationen von Geldmengen und Zinssätzen geben, die mit dem fixierten Wechselkurs vereinbar sind, d.h. Geldangebot bzw. Zinshöhe sind indeterminiert. Diese Indeterminiertheit kann nur durch direkte oder indirekte Abstimmung unter den beteiligten Ländern über die Geldmenge oder den Zins beseitigt werden. Eine Lösung dieses Problems besteht darin, eine Währung als Ankerwährung zu bestimmen.
Rohstoffmenge ausreicht, den Angebots-
bzw.
Nachfrageüberhang
zu
eliminieren. Andenpakt Der Andenpakt ist ein 1969 in Cartagena begründeter Zusammenschluß der südamerikanischen Staaten Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru. Venezuela trat dem Andenpakt 1974 bei, Chile verließ ihn 1976. Peru schied nach dem Staatsstreich 1992 befristet aus. Ziel des Andenpaktes ist es, die Abhängigkeit der Region von Primärgüterimporten zu reduzieren und ein Gegengewicht zu den wirtschaftlich dominierenden Staaten Argentinien, Brasilien und Mexiko zu bilden. Dies suchte man durch Abbau der Handelsschranken (—> Protektion), Einführung eines gemeinsamen Außenzolltarifs (—» Zollunion), gemeinsame sektorale Förderprogramme, Beschränkungen für ausländisches Kapital und —> Harmonisierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik mit dem Ziel eines gemeinsamen Binnenmarktes zu erreichen. Ungleiche Verteilung der Integrationsgewinne (—> Integration), unterschiedliche Interessen hinsichtlich der Zollharmonisierung sowie eine unabgestimmte Geldpolitik der Mitgliedsstaaten verhinderten größere Erfolge der Integrationsbestrebungen des Andenpaktes.
Anlagewährung Eine Anlagewährung ist Bestandteil der erweiterten internationalen —> Liquidität, insofern sie zum Zwecke der Vermögensbildung gewählt wird. Wichtigste Anlagewährung ist gegenwärtig der US Dollar (—» Hegemonialwährung), die D-Mark und der Yen. Anleihemärkte, internationale —> Kapitalmärkte, internationale
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Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen
Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen
spricht den internationalen Regeln des 'fair trade' (—» Fairer Handel) nach Art. VI des GATT, wenn es zu einer bedeutenden Schädigung eines bereits existierenden Industriezweigs führt oder den Aufbau einer neuen Industriebranche entscheidend verzögert. Darüber hinaus genehmigt das GATT —¥ Ausgleichszölle auf —» Importe von Produkten subventionierter Unternehmen (Art. VI, 3). Nach dem neuen Antisubventionskodex sind Subventionen finanzielle Zuwendungen, die direkt oder indirekt durch eine Regierung oder eine öffentliche Institution bereitgestellt werden und einen Nutzen an das betroffene Unternehmen übertragen. Die Verfahrensabläufe von Antidumping- und Antisubventionsverfahrens stimmen in weiten Teilen überein. In der Regel beantragt die heimische Industrie die Einleitung eines Antidumping- oder Antisubventionsverfahrens bei der zuständigen nationalen Behörde. Die Behörde prüft als erstes, ob die von den Klägern eingereichten Dumping· bzw. Subventionsbeweise für die Einleitung eines Verfahrens ausreichend sind. Ist dies der Fall, so errechnet sie im Fall eines Antisubventionsverfahrens den Subventionsanteil am Exportpreis der betroffenen Produkte (Subventionsanalyse). Bei einem Antidumpingverfahren vergleicht sie im Rahmen der Dumpinganalyse den Exportpreis mit dem modifizierten Preis auf dem Binnenmarkt des Ausfuhrlandes, dem sogenannten Nor-
Seit den 80er Jahren finden Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen immer stärkere Anwendung und gehören mittlerweile zu den bedeutendsten Importrestriktionen (—> Protektion) im —» Welthandel. Die Abwehrmaßnahmen gegen gedumpte (-* Dumping) oder subventionierte —» Exporte (—> Exportsubventionen) bestehen aus einem vorläufigen und einem endgültigen Antidumping- bzw. Antisubventionszoll. Beide —> Zölle werden im Rahmen eines nationalen Verfahrens ermittelt, welches der internationalen Übereinkunft des —> GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), in Form des Antidumping- und Antisubventionskodex unterliegt. Unter Dumping im —> Außenhandel wird generell der Verkauf einer Ware auf einem ausländischen Markt unter dem Preis auf dem inländischen Markt verstanden. Für das Dumping des exportierenden Unternehmens kann es verschiedene Motive geben, beispielsweise: 1. Die Steigerung des —» Exports als Mittel, um vorübergehende Nachfrage- bzw. Absatzrückgänge auf dem inländischen Markt abzugleichen oder, um durch eine bessere Kapazitätsauslastung die Stückkosten zu senken; 2. die Erhöhung des Marktanteils auf einem ausländischen Markt oder 3. die Beibehaltung des Verkaufspreises in ausländischer Währung trotz einer —» Aufwertung der eigenen Währung. Dumping wider-
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Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen
malwert. Der Normalwert wird berechnet, indem auf den Preis des Produkts im Ausfuhrland die Transportkosten und sämtliche mit dem Export verbundenen Kosten aufgeschlagen werden. Bei Nicht-Vorherrschen von normalen Marktbedingungen im Ausfuhrland, wie z.B. bei Staatshandelsländern, oder bei unzureichenden Verkäufen des Produkts im Ausfuhrland, kann die untersuchende Behörde auf Drittlandsverkaufspreise ausweichen. Ist auch dieses Verfahren zur Bestimmung des Normalwerts nicht geeignet, so wird der Normalwert rechnerisch ermittelt. Hierbei wird die Summe aus Material- und Verarbeitungsstückkosten sowie anteiligen Gemeinkosten gebildet und eine Mindestgewinnspanne addiert (Kostenkriterium). Die Differenz zwischen Normalwert und Exportpreis ergibt die Dumpingspanne. In der anschließenden Schädigungsanalyse wird untersucht, ob durch die Importe eine Schädigung stattfand, droht oder ein heimischer Wirtschaftszweig im Aufbau behindert wird. Die Antidumping- und Antisubventionsverfahren sind in zwei Abschnitte aufgeteilt. Um möglichst schnell auf gedumpte oder subventionierte Importe reagieren zu können, ist der eigentlichen Untersuchung eine provisorische Subventions- und Schädigungsfeststellung vorgeschaltet, wobei bei positivem Verfahrensergebnis ein vorläufiger Antidumping- bzw. Antisubventionszoll erhoben wird. Anschließend werden in einem zweiten Verfah-
rensabschnitt die endgültige Dumpingbzw. Subventionsuntersuchung und die endgültige Schädigungsanalyse durchgeführt, die bei positivem Ausgang zu einem endgültigen Antidumping- bzw. Antisubventionszoll führen, den der Importeur bei der Einfuhr zu entrichten hat. Die schädigende Wirkung von Dumping ist umstritten und hängt stark vom Einzelfall ab. Einerseits entstehen durch den Import der Güter zu einem Preis unter Herstellungskosten Wohlfahrtsgewinne für das einführende Land. Anderseits werden diese positiven Wohlfahrtstransfers überkompensiert, falls die ausländischen Produzenten, nachdem sie mit ruinösem kurzfristigem Dumping die Konkurrenz im Einfuhrland beseitigt haben, die Preise als monopolistische Anbieter erhöhen. Behalten die Exporteure hingegen die niedrigen Preise bei (langfristiges Dumping), so verhindern Schutzmaßnahmen, wie Antidumpingzölle die Ausnutzung der durch den niedrigen Preis entstehenden Wohlstandsgewinne und schädigen somit das Einfuhrland. Kurzfristiges Dumping kann jedoch auch, wenn es Marktverdrängungsdumping ist, ein Ausdruck von Wettbewerb sein. So gesehen ist Dumping ökonomisch wünschenswert, sofern dadurch international keine wohlfahrtsmindernden Monopol- oder Oligopolstrukturen entstehen. Dies wird jedoch innerhalb der Antidumpingverfahren nicht untersucht. Generell ruft Dumping Wettbewerbsverzerrungen
11
Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen
hervor, wenn es durch Monopolrenten im Ausfuhrland oder durch Gewinne aus anderen Unternehmenssparten finanziert wird, weil in diesem Fall die Preisunterbietung nicht Ausdruck eines durch eigene Leistung im Markt erwirtschafteten Wettbewerbsvorteils ist. Als weiteres Argument für die Notwendigkeit von Antidumpingverfahren wird die schädigende Wirkung von kurzfristigem Dumping auf die inländische Industrie und deren Arbeitsplätze angeführt.
subventionskodex waren allgemein gehalten und ungenau formuliert. Dies führte in der Praxis zu sehr unterschiedlichen Auslegungen der jeweiligen Bestimmungen durch die Unterzeichnerstaaten, was erhebliche Verstimmtheiten und Meinungsverschiedenheiten über die korrekte Auslegung und Anwendung der GATT-Bestimungen nach sich zog. Diese Mängel wurden im wesentlichen durch die —> Uruguay-Runde beseitigt. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Durchsetzung eines effektiven Streitbeilegungsverfahrens. Trotzdem bestehen für die nationalen Behörden in den Antidumping- und Antisubventionsverfahren noch genügend Möglichkeiten, um ausländische Produzenten zu benachteiligen.
Gleiches gilt grundsätzlich für Antisubventionszölle. Subventionen ermöglichen es den ausländischen Produzenten, ihre Produkte unter Herstellungskosten in dem Einfuhrland zu verkaufen. Diesen Wohlfahrtsgewinnen stehen die schädigenden Wirkungen der subventionierten Einfuhren auf die inländische Industrie und deren Arbeitsplätze gegenüber. Bei nur über einen kurzen Zeitraum gewährten Uberbrückungssubventionen werden jedoch die Wohlfahrtsgewinne wesentlich geringer sein als die schädigende Wirkung. Negative Wirkungen auf die internationale Ressourcenallokation und den Leistungswettbewerb haben Subventionen generell, weil sie durch Steuergelder des Ausfuhrlandes finanziert werden und die Preisunterbietung somit auch hier nicht Ausdruck eines im Markt durch eigene Leistung erwirtschafteten Wettbewerbsvorteils ist Die Bestimmungen des 1979 zuletzt im Rahmen der —» Tokio-Runde geänderten GATT-Antidumping- und Anti-
Literatur: Conrad, Christian A. (1996): Der neue GATT-Subventionskodex, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 45,2. Senti, Richard (1990): Dumping und Subventionen im internationalen Handel, Wirtschaftspolitische Mitteilungen der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft, 46. Jg. United States - General Accounting Office (1994): The General Agreement on Tariffs and Trade - Uruguay Round Final Act Should Produce Overall U.S. Economic Gains, Vol. 2, Washington. Christian A. Conrad
12
APEC
APEC
dar, bei der e i n z e l n e L ä n d e r sich auf b e s t i m m t e P r o d u k t e vollständig
—> Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone
zumindest
Arbeitserlaubnis
oder
spezialisie-
ren, bei d e n e n sie k o m p a r a t i v e Vorteile (—» T h e o r e m d e r k o m p a r a t i v e n Ko-
Eine Arbeitserlaubnis ist die Berechtig u n g f ü r Ausländer,
unvollständig
eine Arbeit
sten) a u f g r u n d von
in
Produktivitätsun-
d e m Staat a u f z u n e h m e n , der die Ar-
terschieden o d e r bei sogar internatio-
beitserlaubnis erteilt. Eine Arbeitser-
nal identischen P r o d u k t i o n s f u n k t i o n e n
laubnis wird in der R e g e l nur befristet
für gleiche P r o d u k t e unterschiedlichen
u n d gelegentlich a u c h nur zur A u f -
Faktorausstattungen a u f w e i s e n . Beide
nahme
Formen
spezieller Tätigkeiten
erteilt.
der
Spezialisierung
treten
E i n e Arbeitserlaubnis begründet kein
gleichzeitig auf bei der z u n e h m e n d be-
p e r m a n e n t e s Niederlassungsrecht.
deutsamen
Derzeit gibt es vor a l l e m von den —>
fertigung, bei w e l c h e r die U n t e r n e h -
internationalen
E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n forcierte Bestre-
mer Teile d e s
b u n g e n , die Erteilung von Arbeitser-
Länder
l a u b n i s s e n multilateral (—> Multilate-
cher L o h n k o s t e n verlagern.
z.B.
Produktes
aufgrund
Auftragsin
andere
unterschiedli-
ralismus) im R a h m e n d e s —> G A T S zu
Die Vorteile d e r Arbeitsteilung wer-
liberalisieren (—» Liberalisierung).
den o f t m a l s in T a u s c h - und Spezialisierungsgewinne
Arbeitsteilung, internationale
nen P r o d u k t i o n s r i c h t u n g e n (sektorspe-
teilung als sinnvoll eingeschätzt w e r -
zifische F a k t o r e n , die eher k u r z - als
den, beruht einmal auf d e m Vorteil d e r
langfristig r e l e v a n t sind) von Bedeu-
Spezialisierung bei d e r Erzeugung ei-
tung sind, sind H a n d e l s g e w i n n e
nes G u t e s , indem m e h r e r e Produktions-
(—> A u t a r k i e ) v e r ä n d e r t e n W e l t m a r k t -
verteilt werden (das Stecknadelbeispiel
preisen zu e r w a r t e n , denen sich die
von A d a m Smith). D e m G e w i n n kön-
Konsumenten
nen allerdings Nachteile durch eintögleicher
Pro-
derten —» T e r m s of T r a d e auch Produktionsumstellungen
man
auftreten, ohne
die k e i n e ü b e r e i n s t i m m e n d e n
ö f t e r s auch zur T e a m p r o d u k t i o n über-
Entloh-
n u n g e n für g l e i c h e , aber in verschiede-
geht.
nen Sektoren tätigen Faktoren möglich
Eine andere F o r m d e r Arbeitsteilung
sind, es sei d e n n , m a n n i m m t Fehlallo-
stellt die regionale (—» R e g i o n a l i s m u s ) internationale
Spezialisie-
ten hinzu, w e n n a u f g r u n d der verän-
zur E n t f r e m d u n g d e s M e n s c h e n v o n
oder
anpassen.
r u n g s g e w i n n e im erweiterten Sinn tre-
duktionsschritte g e g e n ü b e r s t e h e n (die seiner Arbeit f ü h r e n ) , w e s h a l b
aus
den g e g e n ü b e r einer Autarkiesituation
schritte auf unterschiedliche Personen
Wiederholungen
Die
tormobilität z w i s c h e n den verschiede-
D a ß v e r s c h i e d e n e F o r m e n der Arbeits-
nige
unterschieden.
ersten, die z.B. bei begrenzter —> Fak-
kationen u n d Arbeitslosigkeit in Kauf.
Spezialisierung
13
Arbeitsteilung, internationale
Die unbestreitbaren Vorteile der Arbeitsteilung haben zu einem stürmischen Wachstum internationaler Wirtschaftsbeziehungen [sowohl des —> Handels, der Faktorbewegungen (—» Direktinvestitionen) und der verschiedenen Formen internationaler Produktion] geführt, welches deutlich über dem Wachstum der Sozialprodukte lag. Interessierte man sich bei den Handelsvorteilen früher meist nur für die Gewinne aus der Spezialisierung in der Güterproduktion, führt die zunehmende Bedeutung der Dienstleistungen (deren Anteil am —> Bruttosozialprodukt in vielen Ländern inzwischen deutlich über 50% liegt) auch zur erhöhten Beachtung des internationalen Handels mit Dienstleistungen (—> Dienstleistungstransfer) (man denke nur an die große Rolle des Austausch von Finanzdienstleistungen oder Dienstleistungen der Computerindustrie), für den wohl stärker als beim Güteraustausch neben den üblichen Angebotsvorteilen auch sonstige Faktoren bedeutsam erscheinen, die es oftmals schwierig erscheinen lassen, die optimalen Handelsrichtungen zu erkennen.
die Terms of Trade zu ihren Gunsten zu verbessern (Gedanke des —> Optimalzolls). Eine besondere Rolle spielt das bei niedrigen Nachfrageelastizitäten für die Produkte eines Landes möglicherweise auftretende 'immiserizing growth' (verelendendes Wachstum; der Gedanke stammt von J. Bhagwati). Hier führen z.B. technologische Verbesserungen in der Exportindustrie eines Landes zwar zunächst zu Produktivitätssteigerungen; das vermehrte Exportangebot verschlechtert aber die Terms of Trade so stark, daß der Nettoeffekt negativ wird. Diese Gefahr ist um so größer, je einseitiger die Spezialisierung ist und könnte durch Produktdiversifizierungen und nicht auf einzelne Sektoren begrenztes Angebotswachstum verringert werden: Zu nennen sind hier auch der Gedanke vom ungleichen Tausch, der angeblich vor allem —» Entwicklungsländer schädigt, und die ebenfalls problematische, nach dem früheren Generalsekretär der UNCTAD benannte Prebisch-These, wonach sich die Terms of Trade für die —> Entwicklungsländer dauernd verschlechtern. Durch die internationale Arbeitsteilung können die Besitzer knapper Faktoren, die intensiv in der importkonkurrierenden Industrie eingesetzt werden, nicht nur relativ zu anderen Gruppen im Zuge der globalen Handelsgewinne, sondern sogar absolut verlieren (—> Stolper-Samuelson-Theorem), was aber nicht nur im internationalen Handel auftreten kann, sondern
Die internationale Arbeitsteilung begünstigt nicht alle Länder oder Gruppen innerhalb eines Landes gleichermaßen. Für ersteres sind z.B. monopolistische Praktiken verantwortlich, wenn es einzelnen Staaten gelingt, z.B. durch Angebots- und Nachfragezurückhaltung gegenüber dem bei optimaler Allokation erwünschten Maß,
14
Arbitrage
immer dann, wenn durch Wettbewerbsverbesserungen bisher monopolistisch geschützte knappe Faktoren zurückgedrängt werden und ihre Knappheitsrenten einbüßen. Gleiches kann bei sektorspezifischen Faktoren in den importkonkurrierenden Branchen insgesamt geschehen. Diese Vorgänge sind oftmals Ursache für protektionistische Praktiken (—» Protektionismus) zugunsten solcher Sektoren bzw. Faktoren, sofern keine Entschädigung erfolgt (Gedanke des KaldorHicks-Kriteriums) oder dynamische Handelsgewinne aufgrund besseren —» Technologietransfers vernachlässigt werden.
hört - können Nachteile durch exteme Effekte auftauchen, die wegen der Betonung privatwirtschaftlicher statt volkswirtschaftlicher Vorteile im Zuge der Arbeitsteilung auftreten können. Im Grunde aber ist das ein vergleichbares Phänomen zu den Konsequenzen monopolistischer Praktiken; es kann durch verstärkten Wettbewerb und geeignete Schritte (gegebenenfalls durch staatliche Subventionen oder Steuern) zur Internalisierung volkswirtschaftlicher Kosten und Erträge vermindert werden. Literatur: Borchert, M. (1992), Außenwirtschaftslehre Theorie und Politik, 4. Aufl., Gabler Verlag (Wiesbaden). Caves, R.E./ Frankel, J.AJ Jones, R.W. (1993), World Trade and Payments, 6. Aufl., Harper Collins (New York). Dieckheuer, G. (1995), Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3. Aufl. Oldenbourg (München/ Wien). Greenaway, D i Winters, L.A. Hrsg. (1994), Surveys in International Trade; Blackwell (Oxford, Cambridge/ US). Krugman, P.R7 Obstfeld, M. (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper Collins (New York)
Je mehr es gelingt, durch verstärkte internationale - 4 Integration monopolistische Praktiken von Ländern einzudämmen und je eher diese Integration sich in verbesserten Wachstumsbedingungen aufgrund zunehmenden Technologietransfers und verstärkter Kapitalakkumulation als Folge erhöhter Ersparnis infolge gestiegener Einkommen niederschlägt, um so eher sind die genannten Gefahren vermeidbar. Bisweilen wird befürchtet, die internationale Arbeitsteilung könnte wegen der erhöhten Nachfrage nach bestimmten Produkten (Tropenhölzer) ökologische Nachteile bringen (—» Umweltaspekte des Handels). Dies ist sicher möglich, aber es ist kaum einzusehen, wieso durch Verzicht auf Integration gleiche oder andere ökologische Nachteile vermieden würden. Abschließend - was in eine ähnliche Kategorie ge-
Hans-Joachim
Heinemann
Arbitrage In der Theorie unterscheidet man verschiedene Arbitragearten, die im Wesentlichen auf den gleichen Voraussetzungen und Funktionsweisen basie-
15
ASEAN
ren. Zeit- und Raumarbitrage lassen sich wiederum in Differenzarbitrage und Ausgleichsarbitrage unterteilen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Differenzarbitrage um ausgenutzte Differenzen bei Kursen und Zinsen, die sich aus räumlichen Distanzen ein oder mehrerer autonomer Märkte oder aus zeitlich unterschiedlichen Fälligkeiten ergeben. Differenzarbitragen sind die (Er-) Folge einer sukzessiven Kombination selbständiger Kauf- und Verkaufsakte zum gleichen Zeitpunkt an unterschiedlichen Orten (Raumarbitrage) zu verschiedenen Konditionen oder das Ausnutzen unterschiedlicher Konditionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (Zeitarbitrage). Die Ausgleichsarbitrage läßt sich als Erfolg aus dem Kauf oder Verkauf eines Vermögensgegenstandes am preisgünstigsten Platz oder zum besten Zeitpunkt definieren. So werden bei Arbitragegeschäften einerseits Kursdifferenzen zwischen den Handelsplätzen genutzt und andererseits infolgedessen grobe Mißverhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage im Sinne eines Marktausgleichs nivelliert. Jeder Arbitrageeffekt ist damit zeitlich konditioniert und negiert sich durch eine mit den Arbitragegeschäften einhergehende Vereinheitlichung der Kurse bzw. Zinsen selbst.
donesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand. Standen zunächst politische und sicherheitspolitische Ziele im Vordergrund, so wurde 1976 zusätzlich vereinbart, den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und technisch-wissenschaftlichen Zusammenhalt zu vertiefen und eine Wirtschaftsintegration (—> Integration) herbeizuführen. Zu diesem Zweck wurden Handelsbarrieren (—> Protektion) abgebaut sowie der Kapital- und Technologietransfer liberalisiert (—> Liberalisierung). Die ASEAN verfügt über ein ständiges Sekretariat, der Vorsitz wechselt unter den Mitgliedern, bindende Beschlüsse faßt die Konferenz der Staats- und Regierungschefs oder in deren Vertretung die Konferenzen von Fachministem. Die ASEAN war der erste Zusammenschluß zwischen —» Entwicklungsländern in Asien nach der Unabhängigkeit und weist viele Elemente nach dem Muster der Europäischen Integration auf (—» Europäische Gemeinschaft). Frühzeitig hat die ASEAN zudem direkte Kontakte zu und Unterstützung bei der —s> Europäischen Union gesucht. Dies hat unter anderem zu einem Abkommen geführt, das die Verstärkung ausländischer Investitionen europäischer Unternehmen (—» Direktinvestitionen) in den ASEAN-Ländern fördern und die technisch-wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den europäischen und den asiatischen Staaten verstärken soll.
ASEAN Die 1967 in Bangkok gegründete Assoziation südostasiatischer Staaten (Association of South-East Asian Nations, ASEAN) besteht aus Brunei, In-
16
Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone (APEC)
Z u r Planung und D u r c h f ü h r u n g privatwirtschaftlichen
der
chefs oder bei K o n f e r e n z e n z w i s c h e n
Zusammenarbeit
Fachministern.
w e r d e n g e m e i n s a m e K o n f e r e n z e n mit
Die G r ü n d u n g der A P E C spiegelt das
B e t e i l i g u n g v o n Vertretern der U n t e r -
Bestreben
n e h m e n w e c h s e l w e i s e in e i n e m euro-
amerikanischen
päischen oder in einem asiatischen L a n d
Südostasien weiterhin zu unterstützen
abgehalten.
und d e n asiatischen Staaten die Furcht
wider,
die
Öffnung
der
Unternehmen
nach
vor einer A b s c h o t t u n g d e r M ä r k t e (—>
Asiatisch-Pazifische Wirtschaftszone (APEC)
Protektionismus)
in
Nordamerika
durch die N o r d a m e r i k a n i s c h e Freihan-
D i e Asiatisch-Pazifische W i r t s c h a f t s -
delszone
z o n e (Asian-Pacific E c o n o m i c
Gegenüber Europa dokumentiert
Zone,
(—> N A F T A )
zu
nehmen. die
A P E C ) u m f a ß t neben den —> Industrie-
A P E C die Absicht, in e i n e m
rasch
staaten J a p a n , Australien, N e u s e e l a n d ,
wachsenden
den Vereinigten Staaten von A m e r i k a
Vordringen von K o n k u r r e n t e n von au-
u n d K a n a d a —» E n t w i c k l u n g s l ä n d e r in
ßerhalb der R e g i o n zu e r s c h w e r e n . Al-
Siidostasien (Brunei, VR China, Hong-
lerdings gibt es Z w e i f e l an der Durch-
—» W i r t s c h a f t s r a u m das
kong, Indonesien, Republik Korea, M a -
s e t z u n g s f ä h i g k e i t der A P E C , solange
laysia, Papua Neu Guinea, Philippinen,
die U S A und Japan ihre handelspoliti-
Singapur, Taiwan und Thailand) s o w i e
schen K o n f l i k t e nicht lösen.
in S ü d a m e r i k a die E n t w i c k l u n g s l ä n d e r C h i l e u n d M e x i k o . Der schluß
dieser
Staaten,
Asiatische Entwicklungsbank (ADB)
Zusammendem
s ü d - u n d mittelamerikanische
weitere
Die A D B ist eine 1966 g e g r ü n d e t e —>
Länder
regionale E n t w i c k l u n g s b a n k mit Sitz
an der Pazifikküste beitreten k ö n n e n ,
in Manila. D a s der A D B z u g r u n d e lie-
will als F e m z i e l eine W i r t s c h a f t s i n t e -
gende Übereinkommen
gration nach d e m Muster der —> Euro-
lich von 19 asiatischen und 12 nicht-
p ä i s c h e n U n i o n verwirklichen.
asiatischen L ä n d e r n unterzeichnet wor-
Zunächst sierung
stehen des
eine
Handels
—>
Liberali-
zwischen
den. A n f a n g 1995 w a r e n 40 asiatische
den
und 16 nicht-asiatische Staaten
beteiligten Staaten und eine A u s w e i t u n g d e r —» Direktinvestitionen auf d e r eines ständigen
beschlossen,
Die primäre A u f g a b e d e r B a n k ist die
das
die
V e r g a b e von
Sekretariats
sche —> E n t w i c k l u n g s l ä n d e r .
Verabauf
Zusätz-
lich vergibt die A D B über den Asiati-
s c h i e d e t werden m ü s s e n für die M i t glieder verbindliche Regeln
Entwicklungshilfekredi-
ten (—> Entwicklungspolitik) an asiati-
vorgesehenen
M a ß n a h m e n vorbereiten soll.
Mit-
glied der A D B .
T a g e s o r d n u n g . Die A P E C h a t die Errichtung
ist ursprüng-
schen
der
Entwicklungsfonds
und
den
F o n d s für technische Hilfe Z u s c h ü s s e
K o n f e r e n z d e r Staats- und R e g i e r u n g s -
für b e s o n d e r s
17
bedürftige
Mitglieds-
Assignment-Problem
Staaten beziehungsweise für spezielle
schen Gemeinschaft (—> Europäischen
Projekte (-> Projekthilfe).
Union) und Nichtmitgliedem. Die A s soziierung entspricht einem Freihan-
Assignment-Problem Unter
delsabkommen und wird in der Regel
Assignment-Problem
versteht
mit Staaten abgeschlossen, die lang-
man die Frage, w e l c h e s wirtschafts-,
fristig Mitglieder der EG/EU werden
geld- oder fiskalpolitische Instrument
wollen oder aber dies aus politischen,
welchem Ziel zugeordnet werden soll.
wirtschaftlichen oder völkerrechtlichen
Dabei gilt grundsätzlich, daß die Zahl
Gründen nicht wollen.
der voneinander unabhängigen Instru-
Aufwertung
mente der Zahl der wirtschaftspolitischen Ziele entsprechen muß (Tinber-
Wird der —> Wechselkurs für die in
gen). A l s einfache Regel gilt, daß ein
heimischer Währung so neu bestimmt,
bestimmtes
daß der Preis einer bestimmten frem-
Instrument
demjenigen
Ziel zugeordnet werden soll, auf das
der
es in besonders starkem M a ß wirkt.
man von einer Aufwertung. Bei flexi-
Währungsmengen
sinkt,
spricht
Das Prinzip wird an folgendem Bei-
blen Wechselkursen drückt dies eine
spiel illustriert: A n g e n o m m e n , es be-
Höherbewertung durch Angebot und
stehe Unterbeschäftigung bei defizitä-
Nachfrage auf dem Devisenmarkt aus.
rer —» Devisenbilanz. Der geeignete
In Fixkurssystemen
Policy mix bestünde darin, der Fiskal-
tungen durch diskretionäre Erklärung
politik das binnenwirtschaftliche Ziel
der für die
zuzuordnen und über eine expansive
verantwortlichen
Politik das inländische Einkommen zu
siert. Aufwertungen dienen unter die-
werden
Aufwer-
Wechselkursbestimmung Institutionen
reali-
erhöhen (Nebeneffekt: zunehmende —>
sen Bedingungen dem Ausgleich der
Importe und sich verschlechternde Lei-
—» Zahlungsbilanz, wenn die Forde-
stungsbilanz; —> Zahlungsbilanz), wäh-
rungen der Inländer gegen Ausländer
rend der (kontraktiven) Geldpolitik das
aus Verkäufen von Gütern, Dienstlei-
außenwirtschaftliche Ziel
zugeordnet
stungen
und Vermögenswerten
zum
wird. Die kontraktive Geldpolitik be-
laufenden Wechselkurs nachhaltig hö-
wirkt einen Anstieg des inländischen
her sind als die Verbindlichkeiten aus
Zinsniveaus, wodurch Kapitalimporte
den entsprechenden Käufen. Die Not-
ausgelöst werden, die zum Zahlungsbi-
wendigkeit zur Aufwertung ergibt sich
lanzausgleich führen.
in Fixkurssystemen aus einem der hohen Sparneigung günstigen ' K l i m a ' in
Assoziierung
dem unter Aufwertungsdruck stehenden Land. Die dadurch verstärkten De-
Assoziierung bezeichnet eine vertrag-
visenangebote wären nach den Regeln
lich vereinbarte enge ökonomische —»
der Fixkurssysteme von der Zentral-
Kooperation zwischen der —> Europäi-
18
Ausfuhren
b a n k als —> D e v i s e n r e s e r v e a u f z u s p e i -
Wechselkurses
chern, w e n n sie nicht in Reserven der
t u n g s d r u c k regeneriert sich stets neu.
Geschäftsbanken
und
Nichtbanken Minde-
scher
Währung
auf
Ausfuhrerstattung
inländiDevisen-
Erstattung, mit deren Hilfe b e i m —>
markt, u m die V e r p f l i c h t u n g zur Hort-
E x p o r t für b e s t i m m t e M a r k t o r d n u n g s -
bildung für die Z e n t r a l b a n k a u f z u l ö -
güter innerhalb d e r —> Europäischen
sen. D a s angestrebte E r g e b n i s tritt ein,
U n i o n deren Preis auf das geringere
w e n n d e r neu fixierte W e c h s e l k u r s a m
Weltmarktpreisniveau
M a r k t als niedrig eingeschätzt, also ei-
wird.
ne —> A b w e r t u n g oder Steigerung d e s
Die F e s t l e g u n g
W e c h s e l k u r s e s in der Z u k u n f t eher als
erfolgt f ü r die E U einheitlich, es kann
eine weitere A u f w e r t u n g oder weitere
allerdings eine S t a f f e l u n g unter Be-
S e n k u n g des W e c h s e l k u r s e s erwartet
r ü c k s i c h t i g u n g unterschiedlicher Markt-
wird. D i e
verhältnisse in den
Entlastung
dem
Aufwer-
—> Exporte
rung d e r N a c h f r a g e n a c h und die Erh ö h u n g des A n g e b o t e s von
Der
Ausfuhren
gehalten w e r d e n . D a s A u f w e r t u n g s z i e l ist die
nicht.
kommt
durch
der
herabgeschleust Erstattungssätze
Bestimmungslän-
kurzfristige K a p i t a l e x p o r t e , die j e d o c h
dern u n d unter Berücksichtigung der
eine
Leistungsbilanz-
T r a n s p o r t k o s t e n stattfinden. A u s f u h r -
Überschuß b e w i r k e n und den A u f w e r -
Neigung
zum
erstattungen sind das Spiegelbild der
t u n g s d r u c k e r n e u e r n k ö n n e n . Länger-
—» A b s c h ö p f u n g e n .
fristig wird ein A u s g l e i c h d e r Zah-
Ausgleichsfinanzierung
lungsbilanz o h n e weiteren Interventio n s b e d a r f infolge der V e r t e u e r u n g die
A u s g l e i c h s f i n a n z i e r u n g dient der di-
Güter u n d Dienstleistungen
rekten
Dauerhafte Lösungen
erwartet.
können
davon
Verstetigung
Deviseneinnahmen
exportbedingter
von —> Entwick-
z u m i n d e s t für kleine L ä n d e r mit o f f e -
lungsländern:
nen M ä r k t e n nicht erwartet
erhält Z a h l u n g e n , w e n n seine Expor-
werden,
weil sie viele V o r l e i s t u n g e n importie-
Entwicklungsland
terlöse (—> Exporte) unter ein festge-
ren, die sich d u r c h A u f w e r t u n g verbil-
legtes N i v e a u fallen, u n d zahlt diese -
ligen. D i e Preisnachteile für ihre in
sofern es vereinbart ist - zurück, wenn
f r e m d e r W ä h r u n g g e m e s s e n e n Export-
sie ü b e r d a s f e s t g e l e g t e Niveau stei-
güter w e r d e n sich dann auf die kurze
gen. V o r a u s s e t z u n g ist dabei, d a ß das
Frist b e s c h r ä n k e n . W i r d die A u f w e r tung nicht d u r c h K o n s u m
ein
L a n d d e n R ü c k g a n g seiner Exporterlö-
steigernde
se nicht absichtlich h e r b e i g e f ü h r t hat.
F i n a n z - und Geldpolitik ergänzt, ge-
I m e i n z e l n e n ergeben sich viele M ö g -
lingt d i e —> Stabilisierung des neuen
lichkeiten
zur konkreten
Ausgestal-
tung d e r A u s g l e i c h s f i n a n z i e r u n g : die
19
Ausgleichslager
relevanten Exporterlöse können sich auf Rohstoffexporte beschränken oder die gesamten Exporterlöse umfassen; das Niveau der Exporterlöse kann nominal oder real festgelegt werden; der Ausfall von Exporterlösen kann vollständig oder teilweise ausgeglichen werden usw. Die Ausgleichsfinanzierung hat den Vorteil, daß sie nicht in die Preisbildung auf den Weltrohstoffmärkten eingreift und auch keine Mengenbeschränkungen auferlegt (im Gegensatz zu —> An- und Verkaufsverpflichtungen), sondern einen temporären Einkommenstransfer auf Kreditbasis (bei einer Rückzahlungsverpflichtung) oder einen permanenten Einkommenstransfer (wenn keine RückZahlungsverpflichtung besteht) darstellt.
Kakao, Kautschuk, Kupfer, Tee, Zinn und Zucker eingerichtet. Da die mittleren Preise in der Regel über den durchschnittlichen Marktpreisen lagen und die Ausgleichslager ihr Kapital deshalb schnell verloren haben und es bislang keinen funktionierenden Fall gab, gelten sie als Instrumente der —> Entwicklungshilfe als gescheitert. Als ursächlich für das Scheitern werden Interessendivergenzen zwischen exportierenden und importierenden Staaten, hohe Lagerhaltungskosten aber auch Angebots- und Nachfrageschwankungen genannt. Ausgleichszoll Erhebung von —» Zöllen auf Waren, die vom exportierenden Land subventioniert (—> Exportsubventionen) wurden. Der Zweck von Ausgleichszöllen liegt in der Wiederherstellung von fairem Wettbewerb dient und in der Reduzierung von Marktstörungen im importierenden Land.
Ausgleichslager Unter einem Ausgleichslager (Bufferstock) versteht man einen Fonds, der durch den Ankauf von Rohstoffen bei Niedrigpreisen und durch den Verkauf von Rohstoffen bei Hochpreisen zur Preisstabilisierung der gehandelten Rohstoffe beitragen soll. Anders als Exportkartelle, deren Funktion sie ähneln, basieren Ausgleichslager auf einer Absprache zwischen Exporteuren und Importeuren, wobei erstere zumeist —» Entwicklungsländer und letztere zumeist —» Industriestaaten sind. Die Interventionspunkte werden politisch festgelegt.
Auslandsanleihe Bezeichnung für eine im Ausland aufgelegte Anleihe, die nicht in der Währung des Landes gezeichnet werden muß, in der die Anleihe ausgegeben wird. Auslandsinvestition —> Direktinvestitionen Auslandsverschuldung
Ausgleichslager wurden bislang für Baumwolle, Hartfasern, Jute, Kaffee,
—> Verschuldung, internationale
20
Außenbeitrag
Außenbeitrag
leicht in die Irre f ü h r e n , da es nicht allein auf die H ö h e des A u ß e n h a n d e l s
D e r Außenbeitrag ist ein in d e r B u n desrepublik D e u t s c h l a n d V e r w e n d u n g
insgesamt, sondern auch auf seine Dif-
f i n d e n d e r Begriff aus d e r volkswirt-
ferenzierung a n k o m m t . S o k ö n n e n aus
schaftlichen G e s a m t r e c h n u n g b z w . d e r
makroökonomischer Sicht
—> Z a h l u n g s b i l a n z als M a ß s t a b für d a s
eher kleine Länder bei e i n z e l n e n W a einen
großen
ökonomisch
a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e Gleichgewicht. E r
ren
w i r d ermittelt als Saldo der —> H a n -
W e l t m a r k t ausüben ( - > O P E C ) , w ä h -
Einfluß
auf
den
Dienstleistungsbilanz
rend ö k o n o m i s c h g r o ß e L ä n d e r (wie
(—> Zahlungsbilanz) als Anteil am —>
die U S A ) bei einzelnen Gütern sehr
Bruttosozialprodukt.
stark
dels-
und
der
Der
Außenbei-
trag galt in den siebziger Jahren
ausländischen
Veränderungen
ausgesetzt sein m ö g e n . L ä n d e r mit ei-
in
D e u t s c h l a n d als Z i e l g r ö ß e d e r W i r t -
ner vergleichsweise
kleinen
Außen-
schaftspolitik, die aber faktisch nicht
h a n d e l s q u o t e können s e h r w o h l einen
eingehalten w u r d e u n d der derzeit k e i -
g r o ß e n Weltmarktanteil h a b e n ( U S A )
ne B e d e u t u n g b e i g e m e s s e n wird.
und somit andere L ä n d e r erheblich beeinflussen.
Außenhandel
J e stärker V o l k s w i r t s c h a f t e n verfloch-
A u ß e n h a n d e l u m f a ß t die —» E x p o r t e
ten sind, desto stärker
und —» Importe von Waren- und Dienst-
die Grenze zwischen A u ß e n - u n d Bin-
verschwimmt
leistungen. Die A u ß e n h a n d e l s q u o t e b e -
nenhandel. Beachtet m a n , daß über die
zeichnet den Anteil dieser A u s - u n d
H ä l f t e der deutschen A u s - und E i n f u h -
Einfuhren (zusammengefaßt oder ge-
ren in die (bzw. aus d e r ) —» Europäi-
trennt) am Sozialprodukt (—> Brutto-
schen Union fließen, s o wird deutlich,
sozialprodukt) eines Landes.
der
d a ß m i t der V o l l e n d u n g des —> Euro-
Regel ist diese Q u o t e u m so größer, j e
päischen B i n n e n m a r k t e s bzw. der Eu-
kleiner eine V o l k s w i r t s c h a f t ist.
ropäischen W i r t s c h a f t s - und —> W ä h -
Die
Außenwirtschaftstheorie
rungsunion (—> M a a s t r i c h t - V e r t r a g ; —>
übliche U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n ei-
europäische W ä h r u n g s u n i o n ) die A u -
in
der
In
einem
ßenhandelsquote von derzeit ü b e r 3 0 %
ö k o n o m i s c h großen L a n d soll s a g e n ,
d e f a c t o auf unter die H ä l f t e s c h r u m p -
d a ß das erste durch seine Aktionen d i e
f e n wird. E s erscheint dann
Weltmarktbedingungen
m e n d sinnvoller, statt einer l ä n d e r m ä -
n e m ö k o n o m i s c h kleinen u n d
nicht
beein-
zuneh-
flussen k a n n , Ä n d e r u n g e n dieser j e -
ßigen Abgrenzung eine regionale A b -
d o c h voll ausgesetzt ist. M e i s t
grenzung vorzunehmen.
sind
ö k o n o m i s c h kleine L ä n d e r solche m i t
N e b e n Veränderungen in der regiona-
einer großen A u ß e n h a n d e l s q u o t e (Bel-
len Verteilung sind a u c h z.T. erhebli-
gien, L u x e m b u r g ) .
Be-
che V e r s c h i e b u n g e n in d e r g ü t e r m ä ß i -
trachtung solcher G r ö ß e n kann j e d o c h
gen Z u s a m m e n s e t z u n g zu e r w ä h n e n .
Die globale
21
Außenhandel
Die betreffen weniger die Exporte als die Importe. Heute beträgt der Anteil der Fertigwaren an den Güterexporten ca. 80%, bei den Importen etwa 70%; hier betrug der Anteil vor 30 Jahren nur ungefähr ein Drittel. Die Bestimmungsgründe des Außenhandels sind meist unterschiedliche Angebots- und Nachfragebedingungen in den beteiligten Ländern und werden in der Außenwirtschaftstheorie (—» Theorie der Außenwirtschaft) diskutiert. Hierbei stehen in der traditionellen —> Theorie des internationalen Handels die Angebotsunterschiede im Vordergrund, während die —» Neue Außenhandelstheorie u.a. solche Nachfrageunterschiede diskutiert, die auf monopolistische Preis- und vor allem Produktdifferenzierung zurückzuführen sind. Daneben werden hier auch Außenhandelseinflüsse diskutiert, die selbst bei international übereinstimmenden Angebots- und Nachfragebedingungen aus Skalareffekten und damit aus der Marktgröße resultieren. Die insbesondere in den letzten Jahrzehnten gewachsene Zahl von Erklärungshypothesen macht es verständlich, daß empirische Uberprüfungen einzelner Erklärungen wenig zufriedenstellend ausfallen. Dies gilt z.B. für die von W. Leontief mit Hilfe der Input-Output-Analyse durchgeführte Untersuchung des Außenhandels der USA, die das bis vor kurzem vorherrschende —» Heckscher-Ohlin-Theorem nicht bestätigte.
Auch in Ländern mit grundsätzlich liberaler Einstellung gegenüber den außenwirtschaftlichen Beziehungen gibt es Gesetze und Verordnungen, die Rahmenbedingungen für diese Beziehungen festlegen. Für die Bundesrepublik sind das Außenwirtschaftsgesetz und die auf diesem basierende Außenwirtschaftsverordnung zu nennen. Die USA haben ein weniger liberales Außenwirtschaftsrecht, das erst vor kurzem durch den Omnibus Trade Act Freiheiten verringerte. In den früheren Ostblockstaaten lenkten staatliche —» Außenhandelsmonopole die wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Ländern, was insbesondere von Nachteil für kleinere Handelspartner war und sich heute als hinderlich für die —» Integration dieser Staaten in die —» Weltwirtschaft erweist. Das Außenwirtschaftsgesetz für die Bundesrepublik ist grundsätzlich liberal (—> Liberalisierung), enthält jedoch Beschränkungen für den Außenwirtschaftsverkehr z.B. für die Sicherheit in In- und Ausland gefährdende Transaktionen [im kalten Krieg waren hier vor allem die —» COCOM-Vorschriften zu nennen, die insbesondere Güter des Hochtechnologiebereichs in die Ostblockstaaten (—» Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, RGW) zu exportieren verboten(—> Boykott)]. Heute gilt das Außenwirtschaftsgesetz in der Fassung von 1986, ergänzt durch die Außenwirtschaftsverordnung in der Fassung von 1987.
22
Außenhandelskontingent
Seit 1978 hat sich der Welthandel fast verdreifacht, der Beitrag Lateinamerikas nur verdoppelt, während der Japans auf etwa das 3 Vi fache gestiegen ist. Der Anteil der Dienstleistungen ( - » Dienstleistungstransaktionen) a m Sozialprodukt (—> Bruttosozialprodukt) ist heute wesentlich höher als vor zwanzig Jahren. Ahnliches läßt sich über den Dienstleistungshandel (—> Dienstleistungstransfer) verglichen mit dem Warenhandel feststellen. Allein in den vergangenen sieben Jahren sind in Deutschland die Dienstleistungsexporte etwa 31/2mal so schnell gewachsen wie die Güterexporte (70 gegenüber 21%); ähnlich ist es bei den Dienstleistungsimporten (95 gegenüber 36%); dieses schnelle Wachstum des Dienstleistungshandels ist vor allem auf die stürmische Entwicklung der Finanzdienstleistungen zurückzuführen. Weist man (wie es die Deutsche Bundesbank seit kurzem tut) die Erwerbs- und Vermögenseinkünfte gesondert aus, so findet man, daß das Wachstum der sonstigen Dienstleistungsexporte und -importe etwa dem des Güterhandels entspricht. Sowohl die Einnahmen wie die Ausgaben der Erwerbs- und Vermögenseinkommen waren 1994 mehr als doppelt so hoch wie 1988. Auf die Salden wirkten sich die unterschiedlichen Entwicklungstempi bei Finanz- und sonstigen Dienstleistungen allerdings weniger aus, so daß der Außenbeitrag zum Bruttosozialprodukt (der die Erwerbs- und Vermögenseinkommen enthält) sich nicht
gravierend unterschiedlich zum —> Aussenbeitrag zum —> Bruttoinlandsprodukt (der nur die sonstigen Dienstleistungen neben dem Warenhandel enthält) entwickelt hat. Den Warenhandel unterscheidet man in General-, —> Spezialhandel und die —» Durchfuhr im Transitverkehr. Der Generalhandel umfaßt alle in das Erhebungsgebiet eingehenden und alle von ihm ausgehenden Waren mit Ausnahme der Durchfuhr; der der Außenhandelsstatistik zugrundeliegende Spezialhandel enthält nicht die Aus- und Einfuhr auf Lager, soweit sie nicht für den freien Verkehr oder zur Veredelung bestimmt ist. Literatur: Deutsche Bundesbank: Monatsberichte und Zahlungsbilanzstatistik, laufend, Frankfurt (Main). Deutsche Bundesbank (1992): Die Zahlungsbilanzstatistik der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl. Frankfurt (Main). Glismann, H.HV Horn, E.J7 Nehring, SJ Vaubel, R. (1992): Weltwirtschaftslehre I, 3. Aufl. Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Siebert, H. (1994): Außenwirtschaft, 6. Aufl., Gustav Fischer (Stuttgart, Jena). Hans-Joachim Außenhandelskontingent —> Kontingentierung
23
Heinemann
Außenhandelsmonopol
Außenhandelsmonopol
Beschränkungen unterliegt. Das AWG ermächtigt die Bundesregierung unter bestimmten Umständen zu weitgehenden Eingriffen in Freiheit des —» Außenhandels und —» Kapitalverkehrs durch Rechtsverordnung (umgesetzt in der sog. Außenwirtschaftsverordnung) oder durch Spezialgesetze, z.B. um —> Zahlungsbilanzkrisen zu vermeiden, um schädigende Einflüsse auf einzelne Wirtschaftszweige abzuwehren, die aus Wettbewerbsverzerrungen des Auslands resultieren, oder um die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und den Schutz ihrer auswärtigen Interessen zu gewährleisten. Beispiele: Kapitalverkehrsbeschränkungen 19721974, Kriegswaffenkontrollgesetz, spezielle Exportverbote nach der —» COCOM-Liste, —» Handelsembargo gegen den Irak nach der Annexion von Kuwait; durch Übertragung von Hoheitsrechten auf die —» Europäische Gemeinschaft sind solche Eingriffe mittlerweile nur noch begrenzt möglich.
Unter den Bedingungen eines Außenhandelsmonopols werden alle (totales Außenhandelsmonopol) oder selektiv ausgewählte (partielles Außenhandelsmonopol) ökonomischen Transaktionen (—» Importe und —> Exporte) eines Landes mit nicht-einheimischen Wirtschaftssubjekten oder ausländischen staatlichen Agenturen über eine zentrale staatliche Stelle abgewickelt. Außenhandelsursachen Als Gründe für die Aufnahme von internationalem Handel gelten die unterschiedliche Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen an unterschiedlichen Märkten, Preis- beziehungsweise Qualitätsdifferenzen und Produktdifferenzierungen (—) Außenhandel). Außenhandelsverflechtung Bezeichnung für die Struktur der internationalen Handelsströme. Die Außenhandelsverflechtung ist besonders dann ein sinnvolles Analysekonzept, wenn sie sektoral ermittelt wird und Aufschluß über die Struktur der internationalen —» Arbeitsteilung zuläßt.
Außenwirtschaftsgleichgewicht Neben der Geldwertstabilität, der Realisierung eines hohen Beschäftigungsstandes und stetigem und angemessenen Wirtschaftswachstum enthält der Zielkatalog des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft von 1967 das außenwirtschaftliche Gleichgewicht (heute müßte man mindestens das Umweltziel ergänzen). Außenwirtschaftliches Gleichgewicht erfordert zunächst die
Außenverschuldung —> Verschuldung, internationale Außenwirtschaftsgesetz (AWG) Deutsches Bundesgesetz vom 28.4.1961, welches auf dem Grundsatz beruht, daß in Deutschland der gesamte Außenwirtschaftsverkehr uneingeschränkt zulässig ist, soweit er nicht ausdrücklich
24
Außenwirtschaftsgleichgewicht
externe Stabilität, die erfüllt ist, wenn der geplante Leistungsbilanzsaldo (—» Zahlungsbilanz) dem Saldo des —> Kapitalverkehrs entspricht (der auch einen geplanten Devisenzu- oder abfluß enthalten kann). Bei festen —> Wechselkursen dürfen also keine unerwünschten Veränderungen der —» Devisenreserven eintreten, bei flexiblen Wechselkursen dürfen deren Veränderungen im Zeitablauf geplante —* Aufund —» Abwertungen zur Realisierung eines erwünschten Leistungsbilanzsaldos und der inneren Stabilität nicht überschreiten. Somit verlangt das Außenwirtschaftsgleichgewicht neben der externen Stabilität letztlich auch das interne Gleichgewicht, d.h. ein geplanter Uberschuß der privaten Ersparnis über die private Investition abzüglich dem Budgetdefizit muß dem geplanten Leistungsbilanzsaldo entsprechen. Unstrittig ist, daß zumindest kurzfristig Leistungsbilanzsalden mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht vereinbar sind, wenn sie durch 'autonome', d.h. nicht zur Vermeidung eines ansonsten zu erwartenden unerwünschten Zahlungsbilanzsaldos vorgenommene Salden der Kapitalbilanz (—> Zahlungsbilanz) ausgeglichen werden. Da es im Interesse eines Landes (oder auch mehrerer Länder) liegen kann, wenn es seine —> Devisenreserven um einen festzulegenden Betrag zur Vermeidung internationaler Illiquidität (—> Liquidität, internationale) aufstockt, ist auch eine auf jeden Fall immer ausgeglichene Devisenbilanz
(—» Zahlungsbilanz) nicht unbedingt erforderlich. Strittig dagegen ist, ob auch langfristig Leistungsbilanzsalden mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht kompatibel sind. Ist der Aufbau einer dauerhaften Schuldnerposition Ausdruck zu geringer inländischer Ersparnis, die zur Finanzierung privater und staatlicher Konsumausgaben dient, ist die Skepsis berechtigt. Anders dagegen ist die Situation zu beurteilen, in der Kapitalimporte ansonsten nicht zustandekommende Inlandsinvestitionen finanzieren und dies wegen der höheren volkswirtschaftlichen Rendite im Kapitalimportland auch vom Gläubigerland gewünscht wird; auch Entwicklungshilfekredite (—> Entwicklungspolitik) können entsprechend gesehen werden. (Dieser Fall ist vergleichbar den expandierenden Unternehmen in einem Land, die gegenüber privaten Haushalten zunehmende Schuldnerpositionen aufbauen und regelmäßig ihre Zinsund Tilgungsverpflichtungen erfüllen). Freilich schließt das nicht aus, daß ein Land zu Beginn seiner Entwicklung ein Handels- und Leistungsbilanzdefizit (—» Zahlungsbilanzdefizit) aufweist, später bei aktiver Handelsbilanz wegen zu leistender Zinszahlungen weiterhin eine defizitäre Leistungsbilanz hat, schließlich seine Schulden tilgt und am Ende sich in einer Position befindet, in welcher die Zinseinnahmen aus einer inzwischen erreichten Gläubigerposition ein Handelsbilanzdefizit bei ausgeglichener oder gar
25
Außenwirtschaftsordnung
überschüssiger Leistungsbilanz erlaubten. Einen solchen Zyklus vom jungen Schuldnerland zum reifen Gläubigerland hat seinerzeit Ernst Wagemann beschrieben, er ist aber keineswegs zwangsläufig.
für Ungleichgewichte?, in Köhler, CJ Pohl, R. (Hrsg), Währungspolitische Probleme im integrierten Europa, S. 125-138, Duncker u. Humblot (Berlin). Köhler, C. (1979 u. 1983): Geldwirtschaft, Π + ΠΙ. Band, Duncker und Humblot, Berlin.
Die gegenwärtige Situation in der —> Weltwirtschaft entspricht allerdings nicht dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht. Statt dessen sind meist die Bedingungen sowohl der externen wie internen Stabilität nicht erfüllt, so daß Devisenzu- und -abflüsse bzw. erratische Wechselkursschwankungen ( - 4 Fluktuation von Wechselkursen) Gefahren für Beschäftigung und Preisniveaustabilität mit sich bringen. Wird die Europäische Wirtschafts- und —» Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; - 4 Europäische Währungsunion) verwirklicht, so sind auch ansonsten für zulässig gehaltene Wechselkursänderungen oder Änderungen der Devisenreserven ausgeschlossen. Dies verlangt entsprechende Abstimmungen der Wirtschaftspolitiken der Mitgliedsländer der EU, die über das bisher erreichte Maß weit hinausgehen. Die gegenwärtigen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte in den USA, Japan und Europa gefährden eine weitere weltwirtschaftliche —» Integration.
Köhler, C. (1990): Intemationalökonomie, Duncker u. Humblot, Berlin. Hans-Joachim
Heinemann
Außenwirtschaftsordnung Gesamtheit aller institutionellen Regelungen für den Außenwirtschaftsverkehr eines Staates (d.h. Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Zahlungsverkehr mit anderen Staaten, aber auch Freizügigkeit von Personen) als Teil seiner Wirtschaftsordnung; Außenwirtschaftsordnung kann Spielräume für Wirtschaftssubjekte garantieren und Regierung zu Eingriffen ermächtigen (—> Außenwirtschaftspolitik); Beispiele: in einer liberalen Außenwirtschaftsordnung garantiert Staat unbeschränkte Dispositionsfreiheit für die Privatwirtschaft, nur indirekte Lenkung durch staatliche Geld- und Fiskalpolitik ist zugelassen; in einer dirigistischen Außenwirtschaftsordnung übernimmt (z.B. durch staatliches —> Außenhandelsmonopol) oder kontrolliert (z.B. mittels Devisenbewirtschaftung oder —> Kontingentierung) der Staat alle außenwirtschaftlichen Transaktionen; Regelungen der Außenwirtschaftsordnung sind enthalten in der nationalen Wirtschaftsverfas-
Literatur: Giersch, H. (1977): Konjunktur- und Wachstumspolitik in offenen Volkswirtschaften, Gabler (Wiesbaden). Heinemann, H.J. (1992): Sind Salden im internationalen Kapitalverkehr Zeichen
26
Außenwirtschaftspolitik
s u n g (z.B. —> A u ß e n w i r t s c h a f t s g e s e t z ,
schaftliche Eingriffe b e e i n f l u ß t
Einwanderungsgesetze,
den w i e umgekehrt b i n n e n w i r t s c h a f t l i -
aber
auch
in
Zollgesetze),
multilateralen
EWG-Vertrag,
GATT,
(z.B.
che G r ö ß e n
(Beschäftigung,
wer-
Preisni-
IWF-Ab-
veaustabilität, E i n k o m m e n s v e r t e i l u n g )
k o m m e n ) und bilateralen völkerrecht-
durch außenwirtschaftliche I n s t r u m e n -
lichen Verträgen
te.
(z.B. —> Doppelbe-
steuerungs-, —> Investitionsschutz- u n d
Die Ausgestaltung der sich am —> Außen-
—> Selbstbeschränkungs-Abkommen).
wirtschaftsgesetz u n d der —» A u ß e n wirtschaftsordnung orientierenden
Außenwirtschaftspolitik
Au-
ßenwirtschaftspolitik h ä n g t v o m A u s m a ß d e r internationalen V e r f l e c h t u n g
D i e Z i e l e der A u ß e n w i r t s c h a f t s p o l i t i k sind im wesentlichen die gleichen w i e
(—» Integration) ab, o b z.B.
die der allgemeinen Wirtschaftspolitik;
besserer Nutzung der Vorteile der —»
zwecks
g e n a n n t sei hier n u r d a s
außenwirt-
Arbeitsteilung die A u ß e n h a n d e l s q u o t e
s c h a f t l i c h e G l e i c h g e w i c h t (—> A u ß e n -
erhöht oder w e g e n V e r m e i d u n g star-
w i r t s c h a f t s g l e i c h g e w i c h t ) . Im S y s t e m
ker A b h ä n g i g k e i t (—» I n t e r d e p e n d e n z )
fester —> W e c h s e l k u r s e d ü r f e n keine
g e s e n k t werden soll. E i n e lediglich na-
ungeplanten D e v i s e n z u - und a b f l ü s s e
tional ausgerichtete A u ß e n w i r t s c h a f t s -
a u f t r e t e n , im S y s t e m flexibler K u r s e
politik, womöglich mit —> b e g g a r my
keine
neighbour-Aktionen (auch die n e u e —»
unerwünschten
Wechselkursvon
strategische Handelspolitik bietet ent-
Wechselkursen). L e i s t u n g s b i l a n z s a l d e n
sprechende G e f a h r e n ) , sollte i m Zeital-
schwankungen
(—>
Fluktuation
(—> Z a h l u n g s b i l a n z ) sind mit d i e s e m
ter z u n e h m e n d e r regionaler o d e r multi-
Ziel vereinbar, w e n n sie vor entspre-
lateraler Integration
c h e n d e n Nettokapitalexporten bzw. -
den, statt ihrer sollte sich d i e A u ß e n -
importen begleitet w e r d e n .
wirtschaftspolitik
Instrumente d e r A u ß e n w i r t s c h a f t s p o -
schaftspolitik wandeln.
vermieden
zur
—>
wer-
Weltwirt-
litik sind im güterwirtschaftlichen B e -
Autarkie
reich z . B . —> Zölle, K o n t i n g e n t e (—> K o n t i n g e n t i e r u n g ) oder andere an G e -
(griechisch: S e l b s t g e n ü g s a m k e i t ) A u t -
wicht gewinnende —> nicht-tarifare H a n -
arkie galt den G r i e c h e n vor u n d zur
delshemmnisse, auf monetärer
Zeit d e s Aristoteles als h ö c h s t e s Ziel
Seite
die E n t s c h e i d u n g über d a s W e c h s e l -
der W i r t s c h a f t des Stadtstaates (polis).
k u r s r e g i m e (—> W e c h s e l k u r s s y s t e m e ) ,
Sie w u r d e selbst für den
D e v i s e n k o n t r o l l e n und a n d e r e auf d i e
einzelnen
Haushalt (oikos) f ü r vorteilhaft g e h a l -
—» Z a h l u n g s b i l a n z u n d d i e von ihr a u s -
ten u n d ihre U m s e t z u n g nur a u s prag-
g e h e n d e n W i r k u n g e n gerichtete M a ß -
matischen G r ü n d e n nicht verfolgt. In
nahmen. Außenwirtschaftliche Größen
der Neuzeit hat es m e h r f a c h V e r s u c h e
k ö n n e n aber a u c h d u r c h binnenwirt-
zu einer wirtschaftlichen U n a b h ä n g i g -
27
Autarkie
keit vom —> Weltmarkt gegeben. Als Mittel zu ihrer Realisierung bediente man sich der —» Zölle und Handelsbeschränkungen (—» Protektion). Die Entwicklung bislang nicht heimischer Produktionen sollte durch höhere als die Weltmarktpreise gefördert, die Bedürfnisse nach nicht heimisch produzierbare Güter durch Änderung der Konsumgewohnheiten unterdrückt werden.
Den historisch jüngsten Versuch zu einem autarken Wirtschaftszusammenhang stellte der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (-» RGW) dar. Nach der in der Wirtschaftswissenschaft überwiegenden Auffassung stellt Autarkie eine der internationalen —> Arbeitsteilung unterlegene Wirtschaftsorganisation dar. Sie mindert nach dieser Auffassung die Weltwohlfahrt und die der nach Autarkie strebenden —» Wirtschaftsräume, weil sie die Ausnutzung komparativer Kostenvorteile (—> Theorem komperativer Kosten), wie dies zwischen Freihandel betreibenden Wirtschaftsräumen möglich sei, nicht gestattet.
Starke Autarkiebewegungen entstanden im Verlauf der —> Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Sie blieben aber oft, wie beispielsweise im Dritten Reich, ohne erfolgreiche Umsetzung.
28
Β
dig sein muß: zur Aufrechterhaltung der Union könnte es sich als notwendig erweisen, überschuldete Ländern durch ein teilweises oder vollständiges Bailout zu unterstützen.
Bailout Dem ursprünglichen Wortsinn nach bedeutet Bailout soviel wie jemanden gegen eine Bürgschaft freikaufen. Im übertragenen Sinn versteht man darunter die Bürgschaft für die oder die Übernahme der Staatsschulden eines Landes durch andere Länder. Das Risiko eines Bailout besteht darin, daß hochverschuldeten Ländern keine Kreditrestriktionen oder -Verteuerungen von den —» Kapitalmärkten auferlegt werden, die sie zu größerer Haushaltsdisziplin zwingen würden, da die Gläubiger das Bailout antizipieren. Daher ist z.B. im Vertrag von Maastricht (—» Maastricht-Vertrag) eine No-Bailout Klausel aufgenommen worden (Art. 104 b EU-Vertrag), die eine Schuldenübernahme innerhalb der —» Europäischen Union ausschließen soll. Es wird nämlich befürchtet, daß die Wirtschafts- und —> Währungsunion in Europa (—) Maastricht-Vertrag; —» Europäische Währungsunion) von den Kapitalmärkten dahin gedeutet wird, daß die Uberschuldung eines Mitgliedsstaates von der Gemeinschaft aufgefangen wird. Das größte Problem einer No-Bailout Klausel besteht darin, daß sie nicht unbedingt glaubwür-
Baker-Plan Der Baker-Plan wurde 1985 von dem damaligen amerikanischen Finanzminister James Baker auf der gemeinsamen Jahrestagung des —> Internationalen Währungsfonds und der —» Weltbank vorgestellt. Er war eine späte Reaktion der —> Industriestaaten auf die bereits 1982 ausgebrochene —> Verschuldungskrise der Dritten Welt und versuchte, die Kreditwürdigkeit der am ernstesten betroffenen —> Entwicklungsländer wiederherzustellen. Der Baker-Plan sah vor, daß diejenigen hochverschuldeten Länder, die marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitiken verfolgten und ihre Handelsregime liberalisierten (—> Liberalisierung), von den Geschäftsbanken frisches Kapital in Höhe von 20. Mrd. Dollar und von den multilateralen —> Entwicklungsbanken, vor allem von der Weltbank, zusätzliche Kredite in Höhe von ca. 9 Mrd. Dollar in einem Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung gestellt wird.
29
Balcerowicz-Plan
Spätestens 1987 galt der Plan als gescheitert, da sich die Geschäftsbanken mit neuen Krediten an die betroffenen hochverschuldeten Länder zurückhielten und diese keine Entwicklungsfortschritte machten. Der Baker-Plan wurde deshalb durch den —> Brady-Plan ersetzt.
Europäischen Währungssystem beträgt die Bandbreite in der Regel ± 2,25%. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist formal eine Aktiengesellschaft, deren Aktien von den —> Zentralbanken ihrer Mitgliedsländer gehalten werden. Sie wurde 1930 zur Abwicklung der deutschen Reparationszahlungen im Rahmen des —> Young-Planes gegründet. Die zentralen Organe der BIZ sind die Generalversammlung und der Verwaltungsrat. Im Verwaltungsrat sind die Zentralbankpräsidenten der Gründerländer und der USA stimmberechtigt. Dem Verwaltungsrat, dem die Führung der laufenden Geschäfte obliegt, gehören als ständige Mitglieder die Präsidenten der Zentralbanken Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und der USA sowie sechs weitere Vertreter aus der Privatwirtschaft dieser Länder an. Aus den weiteren Mitgliedsstaaten werden drei weitere Zentralbankpräsidenten als nicht-ständige Mitglieder in den Rat gewählt.
Balcerowicz-Plan Vom ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten 1990 vorgelegtes Reformprogramm mit dem Ziel der Stabilisierung der polnischen Wirtschaft und der Umwandlung des Wirtschaftssystems in eine Marktwirtschaft. Dabei ging eine restriktive Geld-, Fiskal- und Lohnpolitik mit einer weitgehenden —» Liberalisierung der Preise und des —> Außenhandels sowie einer Fixierung der —> Wechselkurse einher. Im Zuge des Balcerowicz-Plan gelang es zwar, die Hyperinflation in Polen einzudämmen, aber nicht die Ubergangsrezession zu vermeiden, die auch durch die Umstrukturierung der polnischen Volkswirtschaft bedingt war. Bandbreite Bandbreite bezeichnet die größte erlaubte Abweichung der —> Wechselkurse nach unten und nach oben von den —> Paritäten in einem System fester Wechselkurse. Die Bandbreite wird in Prozent gemessen und betrug im Bretton-Woods-System (—> BrettonWoods-Abkommen) ±1% und im —> Smithsonian-Abkommen ±2,25% um die jeweiligen Paritäten. Auch im —»
Die BIZ ist im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit berechtigt, Gold- und Devisengeschäfte sowie Diskont- und Lombardgeschäfte mit den —» Zentralbanken zu tätigen und gilt als Zentralbank der Zentralbanken. Während der Krise des Bretton Woods Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) hat sie die Koordinierung des —> Gold-
30
Bankgeschäfte, internationale
pools geleitet. Gegenwärtig hat sie die Aufgabe, die Zusammenarbeit der Zentralbanken untereinander durch einen gegenseitigen Informationsfluß und multilaterale Konsultationen (—» Multilateralismus) zu vereinfachen. Sie ist ebenfalls mit der statistischen Erfassung der internationalen —» Finanzund —» Kapitalmärkte befaßt. Die Geschäftstätigkeit der BIZ muß satzungsgemäß mit der Währungspolitik der Zentralbanken vereinbar sein. Aufgrund der zunehmenden —» Interdependenz der internationalen Finanzmärkte wird die BIZ von den Zentralbanken als informelles Kooperations- und Koordinationsgremium genutzt. Das Committee on Banking Supervision and Regulatory Practices (CBSRP) der BIZ hat mit dem Baseler Konkordat und dem —» Baseler Akkord bislang zwei Abkommen ausgearbeitet, die der —> Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte dienen.
nale) werden über internationale Bankleistungen realisiert. Die Produktion internationaler Bankleistung ist Voraussetzung und Ergebnis des abzuwickelnden internationalen Geschäftes und damit im wesentlichen das Geschäft selbst. Damit wird das Wesen internationaler Bankgeschäfte mit der Charakteristik internationaler Bankleistungen komparabel. Sie liegt darin, daß die Produktion selbiger nicht nur auf der Grundlage des inländischen Nominalgutes 'Geld' sondern vielmehr unter Einbeziehung einer oder mehrerer ausländischer Währungen (ausländisches Zentralbankgeld, auf ausländische Währung lautendes Bankengiralgeld) erfolgen muß; oder darin, daß die Produktion bestimmter Bankleistungen ausländische Währungsgebiete betrifft, ohne daß primär ausländische monetäre Faktoren involviert sind. Anbieter und Nachfrager internationaler Bankleistungen treffen sich auf den internationalen Finanzmärkten, die entsprechend der Nachfrage· oder Angebotsspezifik in Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte unterschieden werden und gehen internationale Finanzmarktbeziehungen ein. Allgemein liegen internationale Finanzmarktbeziehungen bzw. Bankgeschäfte schon dann vor, wenn grenzüberschreitende Transaktionen zwischen zwei Bankbetrieben, zwischen einer oder mehreren —> Zentralbanken, und zwischen diesen und Nicht-Banken abgewickelt werden.
Bankgeschäfte, internationale Internationale Bankgeschäfte, differenziert nach dem kommerziellen Auslandsgeschäften in den traditionellen Formen der Außenhandelsfinanzierung, dem internationalen Geschäft als Produktion von Bankleistungen mit Hilfe von Auslandsstützpunkten, dem internationalen Konsortialgeschäft mit Kredit- und Emissionsgeschäft und dem Interbankengeschäft auf den internationalen Geld- und —» Kapitalmärkten (—> Finanzmärkte, internatio-
31
Barter
Barter
der Regel nominal bewertet wird. Die anrechenbare
—> Tauschhandel
Summe
des
zweiten
Korbes darf nicht zuletzt aus diesem
Baseler Akkord
Grund nicht größer sein als die des
Der B a s e l e r Akkord wurde 1986 be-
ersten.
schlossen und trat in seiner letzten
In der Endstufe ab 1993 müssen die
Stufe Anfang 1993 in Kraft. In dem
international operierenden Banken ei-
Abkommen standardisierten die in der
ne Mindestkapitalausstattung von 4 %
—> B a n k für Internationalen Zahlungs-
im ersten und 8 % in beiden Körben
ausgleich zusammengeschlossenen —>
zusammen
Zentralbanken der G l 0 die Mindestka-
der Banken werden entsprechend ih-
pitalausstattung der von ihnen beauf-
rem Risiko gewichtet. Sicherheiten der
sichtigten
international
tätigen
Ban-
aufweisen. D i e
Einlagen
nationalen Zentralregierung und Gut-
ken.
haben bei der nationalen
Im B a s e l e r Akkord wird das Eigen-
werden bevorzugt behandelt und als
kapital einer Bank in zwei Körbe un-
risikolos
terteilt. Der erste Korb enthält die li-
rungen an den privaten
quiden Mittel einer B a n k , das soge-
nicht
Notenbank
eingestuft, während durch
Forde-
Sektor,
Hypotheken
die
gesichert
nannte Kernkapital, der zweite das Er-
sind, mit vollen Risiko gewertet wer-
gänzungskapital, das als jederzeit li-
den.
quidisierbar gilt. Als Kernkomponen-
Baseler Konkordat
ten nennt die B I S den Kapitalbestand der Aktienbesitzer und die gemeldeten
Das Baseler Konkordat wurde
Rücklagen der Bank. Der zweite Korb
im Anschluß an den Zusammenbruch
enthält die nichtrealisierten Reserven,
der
die
eigentlichen
Finanzinstrumente
'Hessischen
und
nachrangige
Verbindlichkeiten.
le', der 'Franklin National B a n k ' und
Uber diese Einlagen hinaus steht der
der ' U S National Bank o f San D i e g o '
des
'Bankhauses
Herstatt'
Landesbank
1974, der
Girozentra-
Inhalt des zweiten Korbes weitgehend
im Rahmen der 'Committee on Ban-
im Ermessen der jeweiligen nationalen
king Regulation and Supervisory Prac-
Notenbank. In diesem zweiten Korb
tices' der —> B a n k für Internationalen
kann vor allem der Aktien- und der Immobilienbesitz der Banken
Zahlungsausgleich
aufge-
des blen
Konkordat
Ergänzungskapitals Bewertung
Komponenten einer
unterliegen,
1986
wurde das Konkordat novelliert. Das
nommen werden. Da diese zusätzlichen
vereinbart.
regelt
den
Informations-
austausch zwischen den in der B I Z zu-
varia-
sammengeschlossenen
eignen
Zentralbanken.
Gleichzeitig führte es eine Verantwor-
sie sich weniger für die Sicherung der
tung der international tätigen Banken
Kapitalaufnahme einer Bank, die in
für
32
deren
Auslandsniederlassungen
Beggar my neighbour-Policy
ein. Jeder Zentralbank der am Konkordat beteiligten Staaten überträgt das Abkommen die Aufgabe, die Geschäftstätigkeit aller in ihrem Zuständigkeitsbereich niedergelassenen Banken zu überwachen und andere betroffene Zentralbanken im Falle von Liquiditätsproblemen in Kenntnis zu setzen. Die revidierte zweite Version des Konkordats sieht eine grundsätzliche und gegenseitige Informationspflicht der Zentralbanken untereinander vor.
nen durch einen geeigneten Strategiemix vermieden werden. Zur Beggar my neighbour-Policy ist auch der Versuch zu rechnen, mittels handels- (oft —> zoll-) politischer Maßnahmen (—> Handelspolitik) die —> Terms of Trade zu verbessern (—> Optimalzoll), der bei entsprechender Reaktion des Auslands leicht zu einem für alle nachteiligen Handelskrieg führen kann. Die Beggar my neighbour-Policy ist als neomerkantilistischer Versuch (—> Merkantilismus, —> Neomerkantilismus) zu werten, der in einer auf —» Integration gerichteten Welt nichts verloren hat.
Beggar my neighbour-Policy Der wohl auf Joan Robinson zurückgehende Begriff bezeichnet die Strategie von Ländern, ihre Nachfrageschwäche durch Exportüberschüsse (z.B. über eine —> Abwertung) auszugleichen, was zum Export von Arbeitslosigkeit führen kann. Vor allem in einer Welt mit allseitigen Beschäftigungsproblemen wird dies zu Gegenaktionen des Auslands führen. Dies war kennzeichnend für den Abwertungswettlauf in der —> Weltwirtschaftskrise, der schließlich zu einer Abschottungsstrategie (—> Protektionismus) führte und den —> Welthandel zum Nachteil aller drastisch reduzierte. Die hier ausschlaggebende Nachfrageumlenkung vom Ausland ins Inland ist auf jeden Fall einer Nachfrageausweitung z.B. über staatliche Ausgabenprogramme unterlegen, selbst wenn das Ausland nicht zu entsprechenden Kontermaßnahmen greift. Die dann möglicherweise auftretenden —» Leistungsund Zahlungsbilanzprobleme kön-
Benelux Abk. für Benelux Economic Union Bestimmungslandprinzip Besteuerungsprinzip im Warenverkehr zwischen Staaten, bei dem —» Exporte von den indirekten Steuern im Herkunftsland entlastet und —> Importe mit den im Verbrauchsland herrschenden indirekten Steuern belastet werden. Damit unterliegen in- und ausländische Güter am Ort ihrer Verwendung einer jeweils gleichen Steuerbelastung. Die Steuereinnahmen fließen allein dem Fiskus des Verbrauchslandes zu. Das Bestimmungslandprinzip verhindert eine —> Doppelbesteuerung der Güter und vermeidet Wettbewerbsverzerrungen durch unterschiedliche nationale Verbrauchsteuersätze bei Wahrung der Steuerautonomie der
33
Big Bang
einzelnen Staaten. Eine Aufrechterhaltung des Bestimmungslandprinzips erfordert eine Erfassung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs und macht damit Grenzkontrollen erforderlich.
gen von einem zum anderen Tag verschwinden würden. Bilateralismus Der Begriff des Bilateralismus ist vor dem Hintergrund des Zahlungsbilanzausgleichs zu sehen. Betrachtet man die —> Zahlungsbilanz im statistischen Sinne, also die bilanzmäßige Zusammenstellung der internationalen Leistungs- und Kapital-Transaktionen eines Landes innerhalb einer Zeitperiode, so ist diese stets ausgeglichen und bereitet somit keine Probleme. Das ändert sich jedoch, wenn man das Gleichgewicht der Zahlungsbilanz mit dem Gleichgewicht von Devisenangebot und Devisennachfrage gleichsetzt (Marktzahlungsbilanz). In diesem Falle kann es, wenn sich der —> Wechselkurs nicht entsprechend der Marktverhältnisse frei bilden kann, zu Ungleichgewichten bei einem gegebenen Wechselkurs kommen. Von großer Bedeutung im Hinblick auf den Ausgleich der so definierten Zahlungsbilanz eines Landes ist es, ob dieser gegenüber jedem anderen Land einzeln zu erfolgen hat (Bilateralismus), ob die Zahlungsbilanz gegenüber verschiedenen Ländergruppen zu erzielen ist (Regionaler Ausgleich; Zahlungsunion) oder ob schließlich die Zahlungsbilanz gegenüber allen Ländern zusammen ausgeglichen sein muß (Multilateralismus). Bilateral ist der Zahlungsbilanzausgleich eines Landes gegenüber seinen Partnern also dann, wenn jede zweisei-
Big Bang Unter einem Big Bang versteht man die schlagartige Umstellung von Institutionen, Regelungen etc. innerhalb von Volkswirtschaften: den Gegensatz zum Big Bang stellt der Gradualismus dar, wobei Umstellungen von Institutionen, Regelungen etc. über einen größeren Zeitraum gestreckt vorgenommen werden. So gehört zu den Fragen der —> Transformationspolitik z.B. auch diejenige nach der Geschwindigkeit, mit der das alte Wirtschaftssystem durch Elemente des neuen ersetzt werden sollen. Man bezeichnet beispielsweise die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen Westdeutschland und der DDR als Big Bang. Der Ausdruck Big Bang wird aber nicht nur im Bereich der Transformationspolitik gebraucht. Z.B. wird in Hinblick auf die Einführung einer einheitlichen europäischen Währung auch eine Big Bang-Lösung diskutiert (—» Europäische Währungsunion), die so aussehen würde, daß ab einem bestimmten Stichtag alle Transaktionen und Buchungen nur noch in der Unionswährung ausgeführt werden dürften, mit der Folge, daß die nationalen Währun-
34
BUateralismus
aber auch eine Differenzierung der Wechselkurse (—» Wechselkursspaltung) nach Partnerländern und Käufergruppen sowie eine —> Diskriminierung durch ad hoc vereinbarte Exportund Importpreise beim Kompensationsverkehr angewandt. Die strengste Form des Bilateralismus bildet das zweiseitige Naturaltauschabkommen (Warenclearing). Nicht konvertierbare bzw. nicht transferierbare Guthaben aus Exportüberschüssen können gar nicht erst entstehen, da jedes individuelle Exportgeschäft an ein individuelles Importgeschäft gekoppelt ist. Diese Art des Bilateralismus tritt zum Beispiel in Form staatlicher Kompensationsgeschäfte auf. Abgeschwächte Formen des Bilateralismus stellen zwei- und mehrseitige Verrechnungsabkommen (Devisenclearing) dar. Hierbei sind in aller Regel limitierte Bilanzsalden zugelassen, es kommt also zu einer begrenzten Kreditierung. Ein Uberschreiten des vereinbarten Saldos hingegen ist gewöhnlich in Gold oder konvertibler Währung zu begleichen. Zu dieser Form des Bilateralismus gehört auch die Zahlungsunion. Im Gegensatz zum reinen Bilateralismus weist sie folgende Vorteile auf: - Es kommt zur Verrechnung bilateraler Salden auf Unionsebene, wodurch der Bedarf an konvertiblen Devisen wesentlich gemindert wird. Es bedarf nur noch des 'Spitzenausgleichs'.
tige Beziehung, jedes bilaterale Verhältnis sich im Gleichgewicht befinden muß. Ein solches Land sieht sich dann permanent vor die Aufgabe gestellt, gegenüber jedem seiner Handelspartner ein Zahlungsbilanzgleichgewicht herzustellen. Es ist allerdings nicht damit zu rechnen, daß bei uneingeschränkten Handels- und Zahlungsbeziehungen ein solcher bilateraler Ausgleich von selbst zustande kommt. Somit erfordert Bilateralismus in aller Regel, daß die Transaktionen mit dem Ausland Einschränkungen unterworfen werden. Bilateralismus bedeutet also immer, daß der freie Verkehr von Gütern, Dienstleistungen und Kapital einer Kontrolle unterworfen wird, um ihn bei Bedarf ganz oder zumindest teilweise zu unterbinden. Setzt man als Mittel hierzu - wie vielfach zu beobachten - die —> Devisenbewirtschaftung ein, so schränkt dies die —» Konvertibilität der Währung ein oder hebt sie ganz auf. Solche Beschränkungen beziehen sich in erster Linie auf: - den Besitzer der Devisen (Inländer-/ Ausländerkonvertibilität) und - den Verwendungszweck (laufende Transaktionen, die häufig nochmals unterschieden werden nach privaten und kommerziellen Zwecken, sowie Kapitaltransaktionen). Mit der Devisenbewirtschaftung geht zwangsläufig eine Ablieferungspflicht der erwirtschafteten Devisen einher, die eine staatliche Behörde dann nach selektiven Kriterien wieder verteilt. Daneben werden als weitere Mittel
35
Bilateralismus
-
E s k o m m t zu einer
weitgehenden
Handelsliberalisierung
auf
schränkungen
Union-
sebene (—> Liberalisierung). -
(—> Protektion)
gegen-
über Drittländern beibehält, bedarf es einer R e g e l u n g der Ursprungszeugnis-
Schuldner erfahren eine (temporäre)
se (—» Ursprungslandregel). B e i einer
Kreditierung;
Zollunion entfällt dieses Problem, da
Gläubiger
erhalten
größere Garantien, da die R ü c k z a h -
ein g e m e i n s a m e r Außenzoll
lung nicht von der Zahlungswillig-
wird (—» Zölle). Dies impliziert j e d o c h
keit eines Partners allein abhängt.
eine
weiterreichende
erhoben
Aufgabe
von
Eine Zahlungsunion funktioniert aber
handelspolitischen
nur dann reibungslos, wenn sich län-
ten. E i n e Zahlungsunion setzt f e m e r
gerfristig keine
die Fixierung der W e c h s e l k u r s e unter
strukturell
bedingten
Souveränitätsrech-
Uberschuß- und Defizitpositionen her-
den Mitgliedsländern
ausbilden. W e n n die Defizitländer kei-
einer Rechnungseinheit voraus, in der
nem
die
Anpassungszwang
unterliegen,
regionalen
und
Salden
gegenüber ausgedrückt
lassen sich solche Ungleichgewichts-
werden. Diskretionäre Wechselkursan-
Positionen
passungen sind allerdings nicht grund-
nur so
lange
aufrechter-
halten, wie andere Mitgliedsländer zur
sätzlich ausgeschlossen. K o m m t es j e -
Kreditgewährung bereit sind. Begrenzt
doch zu divergierenden Kursen in der
man die Kreditaufnahme, kommt
Geldpolitik,
es
werden
sich
temporäre
unter diesen Bedingungen bald zu ei-
Phasen der —> Uber- und —> Unterbe-
nem
wertung
Auseinanderbrechen
lungsunion, weil die sierung rückgängig
der
Zah-
Handelsliberaligemacht
der
beteiligten
wirkungen
werden
auf
die
position
die Devisenbewirtschaftung
nicht vermeiden lassen.
Aus
und den
diesem
Rück-
Leistungsbilanz-
muß. E s k o m m t zu einem Rückfall in Bilateralismus.
Währungen
und die damit einhergehenden (Uberschüsse
und
Defizite)
G e g e n ü b e r multilateralem —» Handel
Grunde
sah die europäische Zahlungsunion in
stellt der Bilateralismus
den 5 0 e r Jahren eine teilweise (gestaf-
ökonomischen Wohlfahrtsverlust dar.
stets
einen
felte) Schuldenbegleichung in konver-
D e r multilaterale Handel zeichnet sich
tiblen D e v i s e n (Dollar) bzw. Gold vor.
nämlich
insbesondere
dadurch
Dies erhöhte den Anpassungsdruck im
daß die Zahlungsbilanz lediglich
Inneren
Gesamtergebnis
der
beteiligten
Volkswirt-
ausgeglichen
aus, im sein
schaften und s c h u f so erst ein länger-
muß. Dabei kann es zwischen einzel-
fristig
ausgeglichenes
nen Ländern oder Regionen durchaus
Handelsliberali-
zu erheblichen negativen oder positi-
sierung selbst kann in F o r m einer —>
ven Salden der Leistungsbilanz k o m -
Freihandelszone oder einer
Zoll-
m e n . Deren A u s m a ß ist insofern un-
union erfolgen. D a die Freihandelszo-
bedeutend, als sich bei voller Konver-
ne die landesspezifischen Handelsbe-
tibilität ein G l e i c h g e w i c h t durch die
weitgehend
Handelsgeflecht. D i e
36
Bilateralismus, politischer
Summe aller aktiven und passiven (länderweisen) Konten ergibt. Schränkt man die Konvertibilität hingegen durch den Bilateralismus ein, dann entfällt diese Möglichkeit der Verrechnung ganz oder teilweise, und als Folge ist eine Schrumpfung des internationalen Austauschvolumens meistenteils auf die kürzere Seite der Bilanz mit dem jeweiligen Handelspartner unabwendbar. Dies mindert die Effizienz der internationalen Arbeitsteilung, weil es das Preisgefüge der internationalen Wirtschaftsbeziehungen verzerrt sowie unmittelbar oder mittelbar die internationale Produktionsstruktur negativ beeinflußt. Mit zunehmender Dauer nehmen die effizienzmindernden Wirkungen bilateraler Handelsbeziehungen noch zu, weil die Reagibilität der außenwirtschaftlichen Anpassung auf Datenänderungen spürbar herabgesetzt wird. Bilaterale Beziehungen stellen nämlich ein statisches Konzept dar, und stehen somit ständig in der Gefahr, Ausmaß, Struktur und Richtung des internationalen Wirtschaftsverkehrs ungebührlich festzuschreiben. Uber diese Verzerrungseffekte hinaus muß man aber auch veranschlagen, daß derartige bilateral orientierte Überlegungen hohe Informations· sowie Kontrollkosten verursachen und die wirtschaftlichen Dispositionen der am Außenhandelsverkehr Beteiligten ungemein erschweren. Ferner lehrt die Geschichte, daß von solchen zweiseitigen Ubereinkommen eine starke Tendenz ausgeht,
den Bilateralismus auf alle Handelspartner auszudehnen, so daß leicht ein interventionistischer Flächenbrand entsteht. Literatur: Heuss, Emst (1950): Das Problem des Gleichgewichts beim bilateralen Außenhandel. Kyklos 4, S. 196-205. Lutz, Friedrich A. (1951): Europäische Währungsprobleme 1946-1950. ORDO 4, S. 299-343. Möller, Hans (1952): Handelspolitik zwischen Bilateralismus und Multilateralismus. Weltwirtschaftliches Archiv 68, S. 203-261. Heinz-Dieter
Smeets
Bilateralismus, politischer Politischer Bilateralismus verweist auf die außenpolitische Praxis der Staaten, ihre diplomatischen und völkerrechtlichen Beziehungen auf zweiseitiger Basis abzuwickeln. Anders als beim —> Multilateralismus versuchen die Staaten nicht den Konsens einer möglichst großen Gruppe von Staaten zu erreichen. Bilaterale Beziehungen führen im Ergebnis zu zweiseitigen völkerrechtlichen Verträgen. Der Vorteil des Bilateralismus gegenüber Multilateralismus besteht in einer möglichst einfachen Verhandlungssituation, in der Beschlüsse kurzfristig erreicht werden können, da in der Regel nur wenig Interessen existieren, zwischen denen vermittelt werden muß. Bilaterale Ab-
37
Binnensektor
kommen werden vor allem im Bereich
—» Währungsschlange) in der Zeit von
des Investitionsschutzes, aber auch in
1973, also ab dem
kulturellen Angelegenheiten geschlos-
des Bretton-Woods-Systems (—> Bret-
Zusammenbruch
sen. Eine besondere Form des Bilate-
ton-Woods-Abkommen)
mit
ralismus sind die sogenannten freiwil-
Wechselkursfreigabe
US-Dollar,
ligen
—>
Exportselbstbeschränkungs-
des
der
bis 1979 (Gründung des Europäischen
abkommen.
Währungssystems).
Anders als im multilateralen Verhand-
Boykott
lungen kann Macht oftmals sehr direkt
Boykott
eingesetzt werden.
war ursprünglich
eine
Be-
zeichnung für den Abbruch der Ge-
Binnensektor
schäftsbeziehungen
zu einer
Person,
einem Unternehmen oder einem Land.
Der Binnensektor umfaßt die Produktion derjenigen Güter und Dienstlei-
Heute dient der Begriff als Bezeich-
stungen, die nicht international gehan-
nung
delt werden. Den größten Anteil am
Dienstleistungen
Binnensektor
Landes zu erwerben. Ein Boykott ist
besitzt
der
Staat
als
für
das
Verbot, eines
Güter
und
bestimmten
ein politisches Instrument und wird
Dienstleister.
meist multilateral beschlossen und an-
BIS
gewandt (—> Multilateralismus).
Als
Abk. für B a n k for International Sett-
Boykott galt beispielsweise der Ab-
lements —> Bank für internationalen
bruch der Wirtschaftsbeziehungen mit
Zahlungsausgleich
dem Arpartheidsregime in Südafrika. Verwand mit dem Boykott ist das Em-
BIZ
bargo (—> Handelsembargo).
—> B a n k für internationalen Zahlungs-
Brady-Plan
ausgleich
Der Brady-Plan ersetzte 1989 den als
Blockfloating Die
Mitglieder
gescheitert geltenden eines
Währungsver-
—» Baker-Plan
als Instrument der —» Industriestaaten
bundes fixieren untereinander die —>
gegenüber der
Wechselkurse ihrer Währungen bzw.
der
lassen diese nur innerhalb vereinbarter
folgte seinem Vorgänger in der Forcie-
—> Bandbreiten schwanken, während
rung
sich die Kurse gegenüber
Wirtschaftspolitiken
Drittwäh-
Dritten
Verschuldungskrise
Welt.
Der
marktwirtschaftlich und
Brady-Plan orientierter Marktöff-
rungen grundsätzlich frei entwickeln.
nung. Er ging gleichfalls über den B a -
Verschiedene
Länder
ker-Plan hinaus, indem er vorsichtige
praktizierten ein derartiges Wechsel-
Schritte der Schuldenreduzierung ein-
kursregime
leitete. Zu diesem Zweck sollten —>
(—>
europäische
Wechselkurssystem;
38
Brain Drain
Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds Kapital in Höhe von bis zu 35 Mrd. Dollar in einem Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung stellen.
chen Anpassungen (Diktat der —> Zahlungsbilanz) zu zwingen. (1) Alternative Vorschläge: Unstrittig war bei den Verhandlungen, daß im Grundsatz ein festes Wechselkursgefüge angestrebt werden sollte, um die den —> Handel belastenden —> Wechselkursrisiken zu vermeiden. Man ging dabei davon aus, daß der —» Wechselkurs von Leistungsströmen bestimmt wird, weil autonome —» Kapitalbewegungen unter Kontrolle gehalten werden sollten. Unstrittig war auch, daß zusätzliche Kreditfazilitäten eingebaut werden sollten (—» Fazilität), um die Länder nicht den Zwängen des —> Goldstandards zu unterwerfen. Uber deren Konstruktion setzte indessen eine Kontroverse ein. - (a) Im englischen —» Keynes-Plan war eine Clearing-Union vorgesehen (als konzeptionelle Neuentwicklung eines Weltwährungssystems): Danach sollten die Uberschußländer (gegen eine Gutschrift in bancor) ihre Uberschüsse der Clearing-Union zur Verfügung stellen, während sich die Defizitländer bei der Clearing-Union verschulden (Lastschrift) und mit den damit erhaltenen Interventionsmitteln den Wechselkurs stabilisieren (—> Stabilisierung) könnten. Die Verschuldungsmöglichkeit der Defizitländer sollte durch Quoten begrenzt werden; bei deren Uberschreiten sollten —> Abwertungen möglich sein. Der Kreditverpflichtung der Uberschußländer konnte (theoretisch) bis zur Summe der Quoten der Defizitländer reichen. - (b) Im ameri-
Brain Drain Brain Drain bezeichnet die Abwanderung von gut ausgebildeten Arbeitskräften beziehungsweise von Akademikern aus —> Entwicklungsländern. Für die Individuen ist dies rational, da sie in den Industriestaaten bessere und zugleich höher dotierte Arbeitsplätze finden. Für die Entwicklungsländer ruft der brain drain dagegen ein Verlust an Humankapital hervor, aus dem sich ein Entwicklungsproblem ergeben kann. Bretton-Woods-Abkommen Das Bretton-Woods-Abkommen stellt ein internationales Vertragswerk dar, das im Juli 1944 in Bretton Woods (New Hampshire, USA) abgeschlossen wurde und Anfang 1946 in Kraft trat; die BRD war 1952 beigetreten. Ziel des Bretton-Woods-Abkommens war es, den —» Welthandel durch ein neugestaltetes internationales Währungssystem abzusichern, das zwar geeignet war, die Länder bei —> Zahlungsbilanzungleichgewichten (v.a. bei Defiziten) zu größerer Zahlungsbilanzdisziplin zu veranlassen, das aber hinreichend elastisch war, um sie nicht zu neuerlicher Marktschließung [Verstoß gegen den Freihandelsgrundsatz (—» Freihandel, —> Freihandelsdoktrin)] oder zu sofortigen binnenwirtschaftli-
39
Bretton-Woods-Abkommen
Länder verpflichtet, ihre Quoten zu 25 vH in Gold und zu 75 vH in eigener Währung einzubezahlen. Sie erwarben dann sog. Ziehungsrechte auf Drittwährungen ('unbedingt' in Höhe ihrer Quote; 'bedingt' - Verzinsung, Rückzahlung, wirtschaftspolitische Auflagen seitens des Fonds - bis zu 125 vH ihrer Quote), die sie in die Lage versetzen sollten, im Defizitfall durch Intervention am Devisenmarkt ( - 4 Devisenmarktinterventionen) mit Drittwährungen den Wechselkurs zu stabilisieren (—» Stabilisierung). (Hier war allenfalls insoweit eine Asymmetrie angelegt, als die Überschußländer in eigener Währung intervenieren konnten - Nachfrage nach fremden Devisen -, die Defizitländer indessen mit Fondsmittel - Angebot von fremden Devisen - intervenieren mußten.) (3) Die Problematik. Das BrettonWoods-Abkommen warf zwei Probleme auf. - (a) Einmal schuf es ein Ungleichgewicht zwischen den Industrieländern (—> Industriestaaten) und den —> Entwicklungsländern: Letztere waren eher auf internationale —> Liquidität angewiesen, aufgrund ihrer niedrigen Quote aber gerade darin begrenzt. Damit verbunden war ihre geringere operationale Macht in der Einflußnahme auf die Fonds-Beschlüsse, da die Stimmrechte von der Höhe der Quote abhängig waren. Zwar wurde im Rahmen des Bretton-Woods-Abkommens gleichzeitig die —> 'Weltbank' gegründet, die über günstigere Konditionen Entwicklungsvorhaben
kanischen —» White-Plan war ein Fonds-Konzept vorgesehen (als konzeptionelle Weiterentwicklung des Goldstandards): Danach sollten die Vertragsparteien, gemäß zugewiesener Quoten, Gold und (eigene) Währung in den Fonds einbezahlen. Damit erwerben sie —» Ziehungsrechte (auf Drittwährungen), die sie ebenfalls in die Lage versetzten, den Wechselkurs zu stabilisieren. Hier war auch die Kreditverpflichtung der Uberschußländer - über die Quote - begrenzt; und der Fonds könnte seine Mittel eher gegen Auflagen (Preis- oder Zahlungsbilanzdisziplin) zuteilen. (2) Das Abkommen: Im Grundsatz hatte sich das Fondskonzept durchgesetzt; es kam zur Bildung des —> Internationalen Währungsfonds (IWF), der - mit Sitz in Washington - 1947 seine Tätigkeit aufnahm. - (a) Was das Wechselkursregime (—> Wechselkurssystem) anging, wurde ein Fixkurssystem zugrundegelegt: Alle Währungen wurden in US-Dollar, dieser in Gold definiert (1 Unze Feingold = 35 USDollar). Gleichwohl waren Elastizitäten eingebaut. Zum einen konnten die Währungen gegenüber dem US-Dollar in einer —> Bandbreite (± 1 vH) schwanken (untereinander: ± 2 vH). Zum zweiten hatten die Mitgliedsländer (bei 'fundamentalem —» Zahlungsbilanzungleichgewicht') das Recht zur Wechselkurskorrektur (bis 10 vH nach Konsultation, über 10 vH mit Zustimmung des IWF). - (b) Was das Liquiditätsregime anging, waren die
40
Bretton-Woods-Abkommen fördern sollte; dennoch war für die Entwicklungsländer hier ein strategisches Defizit eingebaut. - (b) Zum zweiten war es ein 'SchönwetterS c h i f f : Es konnte nur funktionieren, wenn zwischen den Ländern wechselnde Uberschuß-Defizit-Konstellationen gegeben waren (ansonsten gerieten immer wieder Länder unter permanenten Ab- oder Aufwertungsdruck). Überdies mußten die Kreditfazilitäten ausreichen, um die Welthandelsexpansion zu finanzieren; diese waren aber durch die Fondskonstruktion begrenzt. Damit etablierte sich die Neigung der Länder - schon in den 20er Jahren vom Völkerbund empfohlen -, neben Gold auch Golddevisen (die jederzeit in Gold umtauschbar waren) als —> Devisenreserven zu halten. Diese Rolle übernahm (außerhalb des Bretton-Woods-Abkommens) v.a. der US-Dollar. Die politische Vormachtstellung der USA (—» Hegemonie), der attraktive Güter- und Geldmarkt der USA und nicht zuletzt die offizielle Zusage der USA, jederzeit zum festgelegten Preis Dollar in Gold umzutauschen (Goldkonversion), hatte dies einerseits plausibel erscheinen lassen. Andererseits war die Voraussetzung für das sog. —> 'Triffin-Dilemma' geschaffen: Je knapper die internationale Liquidität ist, desto größer wird der Bedarf an Zusatzliquidität (eben an US-Dollar), der aber nur über ein —> Zahlungsbilanzdefizit der USA (v.a. Kapitalexporte) befriedigt werden kann. Dieses Defizit herzustellen, war
unproblematisch; denn die USA konnten - eben wegen der Leitwährungsfunktion des US-Dollar - ihr Defizit in eigener Währung finanzieren, solange die anderen Länder, im Vertrauen auf die Wertbeständigkeit des US-Dollar, diese Währung akzeptierten. Doch mit steigendem Dollar-Bestand in der Welt stieg das Mißtrauen, ob die USA ihrer Goldkonversionszusage noch gerecht werden können. (4) Der Zerfall: Im Jahre 1958 war die Währungskonvertibilität (—> Konvertibilität) nicht nur erreicht, sondern wie an sich nicht beabsichtigt - auf die Inländerkonvertibilität, dem Recht von Inländern, Inlandsguthaben in Auslandswährungen umzutauschen, ausgeweitet. Damit war der Weg für spekulative Kapitalbewegungen offen, das Triffin-Dilemma wurde relevant. Dem US-Dollar wurde mit Mißtrauen begegnet; die Flucht aus dem Dollar setzte ein. - (a) Der Flucht ins Gold konnte nur zeitweilig begegnet werden: Der Goldpool - 1961 vom sog. Zehnerclub gebildet, um über den Goldpreis den Dollarkurs zu stabilisieren - brach 1968 zusammen. Der 'freie' Goldpreis bildete sich am Markt und überstieg rasch den offiziellen Goldpreis, was letztlich zur Suspendierung des Goldes als 'offizielles' Reservemedium führte. - (b) Der Versuch, über die Schaffung von —> Sonderziehungsrechten (quotenabhängige Buchkredite) den Dollar in seiner Reservefunktion zu entlasten - 1970 erfolgte die erste Zuteilung -, scheiterte
41
Brief- und Geldkurs
daran, daß diese im Volumen zu gering dimensioniert waren, um den zwischenzeitlich angesammelten DollarBestand in der Welt, der letztlich virulentes Spekulationskapital darstellte, zu neutralisieren. - (c) Die Flucht in andere Währungen machte es damit immer schwieriger, den Dollar-Kurs zu stabilisieren. Trotz einer Bandbreitenerweiterungen für Wechselkursschwankungen sowie mehrmaliger Dollar-Abwertungen und Aufwertungen anderer Währungen (v.a. DM, Yen, s fr) blieb - v.a. als 1971 die USA die Goldkonversion ausgesetzt hatten und erstmals ihre Handelsbilanz ins Defizit geriet - dann 1973 nur die Wechselkursfreigabe; ein zentrales Element des Bretton Woods Abkommens war aufgegeben.
Währung im Kundengeschäft ist der sogenannte Geldkurs, dem der Briefkurs als Verkaufskurs einer Währung gegenübersteht. Die Bestimmung von Geld und Brief geht hier von der Bank aus, die als Akteur im Kundengeschäft selbige in der Hand hält. Bruttoinlandsprodukt Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Meßgröße des Wertes aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, in der Regel eines Jahres, innerhalb der Grenzen eines Staates erzeugt wurden. Zu unterscheiden ist das —> Bruttosozialprodukt. Bruttosozialprodukt Das Bruttosozialprodukt ist eine Meßgröße des Wertes aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, in der Regel eines Jahres, von den Inländern eines Staates erzeugt wurden. Zu unterscheiden ist das —> Bruttoinlandsprodukt.
Werner Glastetter Brief- und Geldkurs Alle Devisenhandelsgeschäfte, bei denen kein exakter Liefertermin vereinbart wird, gelten grundsätzlich als Kassageschäfte. Die Kurse, zu denen diese Geschäfte für die Bankkundschaft abgewickelt werden, ergeben sich aus dem für diesen Börsentag amtlich festgestellten Devisenkurs. Dieser Kurs ist der Mittelkurs, der für das eigentliche Börsengeschäft gilt. Im Kundengeschäft arbeiten die Banken mit zwei Kursen, die bei der Abrechnung der Kundenaufträge entsprechend Ankauf oder Verkauf zugrunde gelegt werden. Der Ankaufskurs einer
BSEC Abk. für Black Sea Economic Cooperation Zone Bufferstock —> Ausgleichslager
42
c
der Entwicklungsländer, den Abschluß
c
internationaler —» Rohstoffabkommen und das Recht auf Enteignung —> mul-
Abk. des Commonwealth o f Nations
tinationaler Konzerne enthielt. Einige
CACM
—> Industriestaaten, etwa die U S A und
Abk. des Zentralamerikanischen meinsamen Marktes (Central
die
Ge-
—» Ausgleichslager waren das einzige
CAEU
sichtbaren Ergebnisse der Charter.
Abk. für den Rat der arabischen öko-
CIS
nomischen Einheit (Council o f Arab Economic Unity)
Abk. der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (Commonwealth of Indepen-
CARICOM
dent States) Gemeinschaft
GUS
CMEA
(Caribbean Community and Common Market)
engl. Abk. des R G W
(Council
for
Mutual Economic Assistance)
CDB Abk. der Karibischen
Deutschland
in den siebziger Jahren eingerichteten
can Common Market)
Abk. der Karibischen
Bundesrepublik
stimmten gegen die Konvention. Die
Ameri-
COCOM
Entwicklungs-
bank (Caribbean Development Bank)
Abkürzung für Coordinating Committee o f the Consultative Group.
Charter der wirtschaftlichen Rechte und Pflichten der Staaten
Das
C O C O M entwickelte und vereinbarte die sogenannte C O C O M - L i s t e , auf der
Im Zuge der Forderung nach einer —>
die —> Industriestaaten ihre —> Han-
neuen Weltwirtschaftsordnung setzten
delspolitik gegenüber den —> R G W -
die von den —> Entwicklungsländern
Staaten koordinierten und insbesonde-
im Frühjahr 1974 in der Generalver-
re Exportverbote (—» Exporte) für aus-
sammlung der Vereinten Nationen ei-
gesuchte Technologieprodukte verein-
ne Resolution durch, die Forderungen
barten.
nach einer stärkeren Industrialisierung
43
Crawling Peg
Crawling Peg
dargestellt. Der Dollar übernimmt hier die Funktion des gemeinsamen Nenners (—» Leitwährung). So erhält man einen, den Marktverhältnissen entsprechenden Kurs.
Ein Crawling Peg ist ein elastisches System fester —> Wechselkurse, in dem den Währungsbehörden gestattet ist, entweder die —» Paritäten oder die —> Bandbreite oder beides zu verschieben. Es besteht insofern kein unmittelbarer Zwang zu —> Devisenmarktinterventionen, was die Flexibilität und die Stabilität des Systems erhöht. Dies geht allerdings auf Kosten der Erwartungssicherheit der Vermögensbesitzer.
Currency Board Ein Currency Board ist ein Währungsinstitut, das an die Stelle einer —» Zentralbank tritt und ausschließlich durch den Ankauf einer —» Reservewährung (z.B. US-Dollar, DM) nationales Geld schafft. Im Gegensatz zu einer Zentralbank vergibt ein Currency Board keine Kredite, weder an den Staat noch an Banken. Dadurch ist die von ihm geschaffene Geldbasis zu 100 % durch die Reservewährung gedeckt. Währungsmanipulationen werden vollkommen ausgeschlossen; Zinssätze und Inflationsraten entsprechen weitgehend denen des Reservewährungslandes. Gegenüber der Reservewährung wird ein fester —> Wechselkurs eingehalten und zu diesem Kurs kann nationales Geld (Banknoten, aber keine Sichtguthaben) jederzeit zum festen Kurs in die Reservewährung (und umgekehrt) umgetauscht werden. In einem orthodoxen Currency Board ist der Wechselkurs zur Reservewährung dauerhaft auf einen bestimmten Wert fixiert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen —•> Crawling-peg Currency Board zu etablieren. Bei diesem wird der Wechselkurs in einer vorher angekündigten Weise über die Zeit geändert. Die Funktionsweise des
Cross Rates Cross Rates ergeben sich aus der im —» Devisenhandel üblichen Verfahrensweise, die Preise (Kurse) der einzelnen Währungen im Verhältnis zum Dollar darzustellen. Dieser fungiert so als Transport- oder Basiswährung und gewinnt als internationale —> Arbitrage besondere Bedeutung. Der Kurs zwischen Dollar und einer nationalen Währung wird dabei nicht nur in dem jeweiligen Land notiert sondern an allen exponierten Finanzplätzen. Eine dadurch auftretende relative Gleichheit lokal unterschiedlicher Kursnotierungen dieser Währung wird nur temporär unterbrochen. Diese temporären, örtlichen Kursunterschiede für eine Währung werden über sogenannte Cross Rates berechnet. Der damit ermittelte echte Außenkurs einer Währung, der meist vom amtlichen —> Wechselkurs abweicht, wird mit Hilfe der Cross Rates als Verhältnis der Kurse zweier nationaler Währungen zum Dollar
44
Currency Board
deren Währung bisher kein Vertrauen aufbauen konnte oder in denen das Vertrauen durch sehr hohe Inflationsraten bzw. einen Kursverfall am Devisenmarkt (verbunden mit hohen Kapitalexporten) nachhaltig erschüttert worden ist.
Currency Board wird dadurch nicht beeinflußt. Gegenüber einer herkömmlichen Zentralbank weist der Currency Board eine doppelte Selbstbindung auf: Er ist von Weisungen der Regierung unabhängig und verzichtet auf jegliche diskretionäre Geldpolitik. Dennoch wird nicht auf die Emission einer eigenen Landeswährung verzichtet und die Währung eines anderen Landes als Zahlungsmittel verwendet. Der Grund dafür ist, daß es der Currency Board erlaubt, einen Geldschöpfungsgewinn (—» Seigniorage) zu erzielen, da die —» Währungsreserven zum großen Teil in Aktiva, die in der Reservewährung denominiert sind, zinstragend angelegt werden können und die Passiva (emittierte Noten) zinslos gehalten werden. Solange die —> Konvertibilität aufrechterhalten wird, ist die Qualität der nationalen Währung so hoch wie die der Reservewährung. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß die Reservewährung ohne Schaden für die beteiligten Volkswirtschaften gewechselt werden kann. Die Flexibilität eines Currency Board ist demnach höher als die einer Zentralbank in einem System fester Wechselkurse. Außerdem fördert ein Currency Board den —> Außenhandel, da ausländische Produzenten und Investoren damit rechnen können, im Rahmen einer stabilen Währung zu voraussehbaren Wechselkursen zu handeln. Offensichtlich eignet sich ein Currency Board in erster Linie für Länder,
Ein Currency Board kann allerdings weder Konjunkturpolitik betreiben noch als —> 'lender of the last resort' dienen. Außerdem verliert das Land den Wechselkurs als Verteidigungsinstrument gegen Schocks, die von einem anderen Land innerhalb des Gebiets der Reservewährung ausgehen. Man kann diese Einschränkungen als Nachteil eines Currency Board-Systems ansehen, muß aber dabei jeweils die Alternativen bedenken: eine Zentralbank hat mehr Freiheitsgrade für ihre Politik, ist aber auch wesentlich größeren Gefahren ausgesetzt, zumindest dann, wenn die Geldpolitik in dem Sinne politisiert wird, daß die Regierung darauf Einfluß nimmt. Generell ist die Selbstbindung eines Currency Board höher als diejenige einer Zentralbank, wie auch immer er konkret ausgestaltet ist. Das politische Risiko eines Currency Board-Systems besteht lediglich darin, daß die Einlösungspflicht für inländische Noten in die Währung des Reservelandes aufgegeben wird. Die Entwicklung der Geldbasis hängt im Currency Board-System allein von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt ab. Sieht man von —> Kapitalbewegungen ab, dann wächst bzw.
45
Currency Board
schrumpft die Geldbasis mit Leistungs-
gabe, die Zinssätze steigen und das
bilanzüberschüssen bzw. -defiziten (—>
Einkommen sinkt. Dadurch geht die
Zahlungsbilanz; —» Zahlungsbilanzde-
Nachfrage nach Gütern und Bankno-
fizit). Schränkt das Currency Board-
ten zurück, die Preise für Inlandsgüter
Land z.B. seinen —> Import von Gü-
sinken; in der Folge reduziert sich die
tern und Dienstleistungen
Inlandsnachfrage
ein
wächst die Exportnachfrage
oder Ex-
nach
Importgütern
bzw. die Exportnachfrage steigt, wo-
porte) nach seinen Gütern, ergibt sich
durch die Leistungsbilanz
ein Leistungsbilanzüberschuß. In der
chen wird.
Folge wachsen die Reserven der Ban-
Durch
ken (—» Devisenreserven), da ihre For-
Automatismus wird ein Ausgleich der
derungen gegenüber dem Ausland zu-
Leistungsbilanz
nehmen, worauf sie ihre Kreditvergabe
mengenentwicklung scheint vollkom-
diesen
ausgegli-
Currency forciert.
Board-
Die
Geld-
ausdehnen. Dadurch sinken die Zins-
men vom Saldo der Leistungsbilanz
sätze und das Einkommen steigt. Aus
abzuhängen.
diesem Grund steigt die Güternachfra-
wenn Kapitalbewegungen in die Be-
ge,
nach
trachtung einbezogen werden. Unter
Geld. Daraufhin erhöhen sich die In-
diesen Bedingungen wird der Zusam-
inklusive
der
Nachfrage
Das
ändert sich
aber,
landspreise und die inländische Nach-
menhang
frage nach Importgütern wächst (oder
Geldmenge zumindest teilweise auf-
die Nachfrage nach inländischen Ex-
gehoben. Es kann dann sogar eine de-
portgütern sinkt). Damit ist die Lei-
fizitäre
stungsbilanz wieder ausgeglichen und
Anstieg
der Vorgang beendet. Insgesamt ist im
sein, wenn
Laufe dieses Prozesses die inländische
sche —> Direktinvestitionen im Inland
Geldmenge (bestehend aus Banknoten
getätigt
und
Kapital im-
Sichteinlagen)
gestiegen:
die
von
Leistungsbilanz
Leistungsbilanz der
mit
Geldbasis
bzw.
Durch
einem
kompatibel
beispielsweise
werden.
und
ausländi-
kurzfristige
-exporte
können
Banken tauschen ihre Devisen beim
Schwankungen im Außenhandel aus-
Currency Board in inländische Wäh-
geglichen werden, so daß die inländi-
rung u m und können infolgedessen ih-
sche Geldbasis nicht auf Gedeih und
re Kreditvergabe erhöhen. Der umge-
Verderb an den Leistungsbilanzsaldo
kehrte Vorgang läuft ab, wenn ausge-
gebunden ist.
hend von einer ausgeglichenen Lei-
Als weiteres Argument gegen Curren-
stungsbilanz
cy Boards wird ins Feld geführt, daß
die
Inlandsnachfrage
nach Importgütern steigt bzw. die Ex-
sie Wachstum und —> Entwicklung der
portnachfrage für inländische
betreffenden
sinkt. Das entstehende
Güter
Volkswirtschaft
behin-
Leistungsbi-
dern. Dem kann jedoch entgegen ge-
lanzdefizit reduziert die Reserven der
halten werden, daß mit zunehmendem
Banken, diese senken ihre Kreditver-
Vertrauen in die Landeswährung das
46
Currency Board
Verhältnis von Banknoten zu Sichteinlagen sinken und damit die Giralgeldmenge in nicht-inflatorischer Weise steigen kann. Dadurch wird hinreichend monetärer Spielraum für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung geschaffen. Der Hauptvorteil eines Currency Board gegenüber einer Zentralbank liegt in der Entpolitisierung der Geldversorgung der Wirtschaft. Damit einhergehen muß aber eine hohe Disziplin in der Finanzpolitik, da überraschende Abwertungen der Inlandswährung ebenso ausgeschlossen sind wie der Rückgriff auf die Inflationssteuer zur Haushaltssanierung. Auch die Banken müssen diszipliniert sein, da sie entweder Reserven in heimischer Währung oder Vermögenstitel in der Währung des Reservelandes halten müssen. Als Alternative kommt allerdings die Schaffung einer Institution infrage, die Währungsreserven und ausländische Kreditlinien hält und dadurch die Banken absichert. In den vergangenen 150 Jahren gab es weltweit etwa 70 Currency Boards. Die meisten davon entstanden im britischen Weltreich zu Beginn dieses Jahrhunderts. Sie stellten Mechanismen bereit, die eine stabile und konvertible Währung mit Anbindung an das britische Pfund bzw. den USDollar gewährleisteten. Trotz des Erfolgs der Currency Boards wurden sehr viele nach der Unabhängigkeit der Länder aufgegeben und durch nationale Zentralbanken ersetzt. In den
meisten ehemaligen Kolonien konnten danach weder Geldwertstabilität noch stabile Wechselkurse erreicht werden. In neuerer Zeit gibt es ein wiederbelebtes Interesse an Currency Boards, da sie Ländern ohne Zentralbanktradition, mit Hyperinflationen oder Kapitalflucht einen Mechanismus bereitstellen, um das Vertrauen in ihre Währungen zu stärken. Neben Hongkong und Argentinien ist Estland 1992 dazu übergegangen, eine Variante des Currency Board-Systems zu betreiben, das die estnische Krone an die DM koppelt. Nicht zufälligerweise werden auch den übrigen Reformstaaten in Mittel- und Osteuropa (—> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten) Currency Boards als Lösung ihrer Stabilitäts- und Konvertibilitätsprobleme vorgeschlagen. Literatur: Bennett, Adam G.G. (1993): The Operation of the Estonian Currency Board. IMF Staff Papers, Vol. 40, No. 2. International Monetary Fund: Washington, S. 451-470. Hanke, Steve H., Jonung, Lars und Schuler, Kurt (1993): Russian Currency and Finance. A Currency Board Approach to Reform. Routledge: London und New York. Hanke, Steve H. und Schuler, Kurt (1991): Currency Boards for Eastern Europe. Heritage Lectures 355. Heritage Foundation: Washington. Osband, Kent und Villanueva, Delano (1993): Independent Currency Authori-
47
Currency Board
ties. An Analytic Primer. IMF Staff Papers, Vol. 40, No. 1. International Monetary Fund: Washington, S. 202-216. Schwartz, Anna J. (1992): Do Currency Boards Have a Future? Occasional Paper 88. Institute of Economic Affairs: London. Aloys Prinz
48
D schätzt, daß 7 0 % aller im Umlauf be-
DAC
findlicher
Dollarnoten im Ausland zir-
Abkürzung für den —> Entwicklungs-
kulieren. Die De-Dollarisierung einer
hilfeausschuß (Development Assistan-
Volkswirtschaft kann daher auch als
ce Committee) der —> O E C D .
Indikator für das Vertrauen in die Inlandswährung verwendet werden. Die
Dawes-Plan
Wirksamkeit
wirtschaftspolitischer
Auf den amerikanischen Vorsitzenden
Maßnahmen hängt nicht unwesentlich
der Sachverständigenkommission
davon ab, inwieweit die De-Dollarisie-
zu-
rung gelingt.
rückgehende Bezeichnung für das erste Abkommen zur Regelung der deutschen
Reparation
des
Ersten
Delors-Plan
Welt-
kriegs vom 1.9. 1924. Der Dawes-Plan
Der Delors-Plan, 1989 vorgelegt vom
beendete
Beschlagnahmepolitik
dem nach dem damaligen Präsidenten
und setzte darauf, daß die Reparatio-
der EG-Kommission (—» Europäische
nen nur durch ein Wirtschaftswachs-
Gemeinschaft) benannten Delors-Aus-
die
tum in Deutschland aufgebracht wer-
schuß,
den könnten.
zur Weiterentwicklung des —> Euro-
stellt einen
Drei-Stufen-Plan
päischen Währungssystems ( E W S ) zu
De-Dollarisierung
einer —» Europäischen Währungsunion
Unter De-Dollarisierung versteht man
dar. Der Delors-Plan favorisiert eine
den Ersatz des Dollar als Form der Li-
graduelle, politikbestimmte
quiditätshaltung durch die (stabilisier-
onsstrategie (—» Integration) und erteilt
Integrati-
te) inländische Währung. In Ländern
marktorientierten Lösungen, wie etwa
mit sehr hohen Inflationsraten erfolgt
dem
die
nicht
Absage. Der Plan sieht in der ersten
mehr oder nicht mehr überwiegend in
Stufe unter anderem eine verstärkte —>
inländischer Währung, sondern es fin-
Koordinierung
det
Stärkung der —» Zentralbankautono-
Liquiditätshaltung
—»
häufig
Währungssubstitution
statt.
Parallelwährungskonzept,
der
Geldpolitik,
die
Fremde Währungen, und darunter ins-
mie, die —> Liberalisierung
besondere der U S $, stellen zumindest
Kapitalverkehrs und eine intensivierte wirtschaftspolitische
einen Teil der Geldhaltung dar. Man
49
des
eine
-»
Zusammenarbeit
Dependenztheorie
Die Dependenztheorie ist als Gegensatz zu modemisierungstheoretischen Erklärungsansätzen zu verstehen, welche vorrangig endogene Faktoren für Unterentwicklung verantwortlich machen. Die Dependencia entwickelte sich aus einem lateinamerikanischen Entwicklungsdiskurs und hat ihren Diskurshöhepunkt Ende der sechziger bis Anfang der achtziger Jahre. Wichtigste Vertreter u.a.: S. Amin, F.H. Cardoso, A.G. Frank, D. Senghaas, O.Sunkel.
(—» Kooperation, internationale) vor. In der zweiten Stufe soll ein —» Europäisches Währungsinstitut (EWI) geschaffen werden. Dessen Aufgabe ist es, die Geldpolitik, die nach wie vor von den nationalen Währungsbehörden betrieben wird, weiter zu harmonisieren (-4 Harmonisierung) und die dritte Stufe, die den Ubergang geldpolitischer Kompetenz auf eine neu zu schaffende Europäische —» Zentralbank markiert, vorzubereiten. Der Delors-Plan hat die weitere währungspolitische Diskussion in Europa maßgeblich beeinflußt und wurde schließlich durch die in Maastricht vom Europäischen Rat getroffenen Beschlüsse zur Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion weitgehend übernommen und konkretisiert (—» Maastricht-Vertrag). Die erste Stufe hatte bereits zuvor, am 1.7. 1990, begonnen. Am 1.1.1994 hat das EWI seine Arbeit aufgenommen. Der genaue Termin für den Ubergang in die dritte Stufe soll bis 1997 festgelegt werden. Sie beginnt gemäß Art. 104j EGV spätestens am 1.1. 1999.
Zentrales Erklärungsmuster. Zunächst hatte eine direkte Ausbeutung der —> Entwicklungsländer in der Kolonialzeit durch die späteren Industrienationen stattgefunden. Es folgte eine Degradierung der Entwicklungsländer zu reinen Rohstofflieferanten, wodurch sich geringere Wertschöpfungspotentiale und höhere Krisenanfälligkeit der Volkswirtschaften aufgrund der einseitig ausgerichteten Wirschafisstrukturen ergaben. Im Verlauf des technologischen und industriellen Fortschritts in den Industrieländern verschlechterten sich zunehmend die —> Terms of Trade aus Sicht der Entwicklungsländer. Bei Öffnung der Wirtschaft der Entwicklungsländer erfolgte im Zuge höherer Direktinvestitionen eine weitere Abhängigkeit auf technologischer und finanzieller Ebene, die besonders in der —> Verschuldungskrise zu Beginn der achtziger Jahre deutlich geworden ist. Ausgehend von einem solchen Entwicklungsszenario sind Peripherie-Zentrumsmodelle entstan-
Dependenztheorie Entwicklungstheoretisches Paradigma (—> Entwicklungspolitik), das bei Erklärung von Unterentwicklung die Abhängigkeit und die Ausbeutung der Dritten Welt durch —> Industriestaaten und Weltmarktintegration (—» Integration) (exogene Faktoren) Blick verengend in den Vordergrund stellt.
50
De-Rationierung (von Devisenoperationen)
d e n , d i e sowohl die B e z i e h u n g z w i -
darin, interne —» Konvertibilität
schen E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n u n d Indu-
Inlandswährung
strienationen zu beschreiben und zu
gehört, d a ß sich der Staat aus
erklären
die
D e v i s e n h a n d e l i m m e r stärker zurück-
innerhalb
zieht u n d den A u s t a u s c h von Devisen
versuchen,
strukturelle
als
auch
Heterogenität
d e r E n t w i c k l u n g s l ä n d e r zum
Gegen-
zwischen
stand h a b e n .
inländischen
der Dazu dem
Unternehmen
zuläßt b z w . fördert. D a d u r c h k ö n n e n
Dependenztheoretische
auch U n t e r n e h m e n , die k e i n e
Devi-
da
seneinnahmen
h a b e n , in den
Besitz
zur
ausländischer
Zahlungsmittel
gelan-
Überlegungen
sind insofern h e u t e von Bedeutung, ein Teil
herzustellen.
ihrer A r g u m e n t a t i o n e n
B e g r ü n d u n g von U n t e r w i c k l u n g b z w .
gen. A u f diese W e i s e w e r d e n Trans-
wirtschaftlicher S c h w ä c h e in eine w e -
aktionen der L e i s t u n g s b i l a n z
sentlich differenziertere A n a l y s e (dies
sondere —» I m - und
b e t r i f f t das B e g r ü n d u n g s s p e k t r u m w i e
W a r e n ) wesentlich erleichtert u n d ver-
die
billigt. D i e Herstellung externer K o n -
Unterscheidung
in
verschiedene
Entwicklungsländer-Kategorien)
Ein-
vertibilität der I n l a n d s w ä h r u n g ist ein
gang gefunden haben. Damalige Kon-
späterer
s e q u e n z e n , die aus d e p e n d e n z t h e o r e t i -
vollständigen Konvertibilität.
schen E r k l ä r u n g e n gezogen
wurden,
n ä m l i c h eine restriktive und
protek-
tionistische
Schritt b e i m U b e r g a n g
zur
Deregulierung
(—> Protektionismus) —>
Deregulierung b e z e i c h n e t den A b b a u
A u ß e n w i r t s c h a f t s p o l i t i k , in der radika-
von staatlichen
len F o r m eine vollständige
destvorschriften, u m
-4
(insbe-
E x p o r t von
Ab-
k o p p l u n g v o m —> W e l t m a r k t und Fa-
A u f l a g e n und
dungsspielräume
für
mehr
Min-
Entschei-
Privatunterneh-
vorisierung einer autozentrierten Ent-
men u n d V e r b r a u c h e r zu s c h a f f e n . Im
wicklung, werden
G e g e n s a t z zur —> Liberalisierung ist
heute
weitgehend
abgelehnt.
Deregulierung der
De-Rationierung (von Devisenoperationen)
jedoch
auf
Wirtschaftsordnung
Beispiele:
Erleichterungen
Elemente beschränkt. bei
be-
hördlichen Z u l a s s u n g e n im G e w e r b e recht, R e d u z i e r u n g der A u f l a g e n im
D e - R a t i o n i e r u n g stellt den schrittweisen A u f b a u der —» Konvertibilität ei-
B a u r e c h t oder der V o r s c h r i f t e n im Ar-
n e r W ä h r u n g u n d den A b b a u von D e -
beits- u n d Sozialrecht.
v i s e n v e r k e h r s b e s c h r ä n k u n g e n dar. Ins-
Deregulierung bedeutet nicht, d a ß alle
b e s o n d e r e k o m m t der D e - R a t i o n i e r u n g
staatlichen R e g u l i e r u n g e n a b g e s c h a f f t
eine wichtige Stellung im T r a n s f o r -
werden
m a t i o n s p r o z e ß der v o r m a l s sozialisti-
Staatliche Eingriffe z.B. d u r c h Kartell-
schen Staaten und in
Entwicklungs-
recht, in der U m w e l t p o l i t i k oder für
ländern zu. Der erste Schritt besteht
Z w e c k e des V e r b r a u c h e r s c h u t z e s wer-
51
sollen
(—»
Laissez-Faire).
Deregulierungswettlauf
den auch von Befürwortern einer Deregulierung als sinnvoll angesehen. Die negativen Erwartungen bezüglich eines Deregulierungswettlauf sind insofern nicht begründet; auf internationaler Ebene stellt sich im Sinne der Deregulierung dagegen die Aufgabe, wettbewerbsverzerrende Eingriffe einzelner Staaten durch Regelwerke zu begrenzen (z.B. GATT).
kauf bzw. Verkauf von Devisen gegen inländisches Geld oder andere Devisen ausschließlich auf der Grundlage von Bankguthaben. Der Devisenhandel ist daher keine an ein Medium wie Banknoten oder Münzen (Sorten) gekoppelte Transaktion von Währungsbeträgen, sondern erfolgt nur über eine Veränderung auf den Konten des Käufers bzw. Verkäufers der Devisen. Der diesem Geschäft zugrundegelegte Devisenkurs drückt das quantitative Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen aus und stellt den Preis für die Durchführung eines Devisenhandelsgeschäfts dar. Im Unterschied dazu handelt es sich beim Sortenhandel um ein dingliches, an Banknoten oder Münzen gebundenes Geldwechselgeschäft. Der damit einhergehende Sortenkurs ist der Preis der Sorten am Bankschalter oder in den Wechselstuben.
Literatur: Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulieningen [Deregulierungskommission] (1991), Marktöffnung und Wettbewerb. Deregulierung als Programm? Poeschel: Stuttgart. Deregulierungswettlauf Ein Deregulierungswettlauf ist eine mögliche negative Begleiterscheinung des internationalen —» Standortwettbewerbs. Staaten, die sich auf einen Deregulierungswettlauf einlassen, reduzieren die gesetzlichen Bindungen von Wirtschaftstätigkeit in einem Sektor, um konkurrenzfähig gegenüber ausländischen Anbietern und Märkten zu bleiben. Deregulierungswettläufe lassen sich im Umweltschutzbereich und im Arbeitsschutz beobachten. Eine gewisse Bedeutung hatten sie auch im Zusammenhang mit der —> International isierung der —> Finanzmärkte.
Devisenbestandsveränderungsbilanz —> Zahlungsbilanz Devisenbewirtschaftung Staatsbanken mit fixen —> Wechselkursen für nicht frei konvertierbare (—> Konvertibilität) Zahlungsmittel suchen den marktmäßigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage von Devisen durch bürokratische Anpassungsvorgänge zu ersetzen. Grundlage ist hierfür eine Pflicht zur Ablieferung erwirtschafteter Devisen bei der Staatsbank und eine Zuteilung von Devisen auf Antrag. Die Notwendigkeit dazu ergibt
Devisen- und Sortenkurs Grundlage für die Feststellung des Devisenkurses ist der —» Devisenhandel. Dabei handelt es sich um den An-
52
DevisenbUanz sich aus einer —» Überbewertung der heimischen Währung. Überbewertung ist eine Kursfixierung zu verstehen, die zu einer systematisch das Angebot übersteigenden Nachfrage nach Devisen führt. Sie kann auftreten, wenn die Kapitalbilanz in der —> Zahlungsbilanz des Währungsraumes allein Verkäufe von Vermögenswerten an Fremde, also Kapitalimporte enthält. Fehlende Passiva in der Kapitalbilanz (Kapitalexporte) führen verhindern, daß eine Überbewertung bezogen auf die Umsätze in der Leistungsbilanz ihr Komplement in unterbewerteten Umsätzen in der Kapitalbilanz finden können. Es entsteht damit nicht ein Struktureffekt in der Zahlungsbilanz, der die Nachfrage und das Angebot von Handelsgütern und Dienstleistungen einerseits und Vermögenswerten andererseits komplementär verändert. —> Importe von Handelsgütern und Dienstleistungen werden für das Inland verbilligt und —> Exporte erschwert, ohne Kapitalexporte für Inländer zu behindern und Kapitalimporte zu erleichtern. Die Übernachfrage nach Devisen ergibt sich dann aus den relativen Preisen heimischer und fremder Handelsgüter auf dem Binnenmarkt. Staatsbanken passen in diesem Fall durch Abweisung von gestellten Devisenanträgen die Nachfrage an das durch Ablieferungspflichten gewonnene Angebot an. Technisch kann die Zuteilung auf erfolgreich gestellte Einfuhranträge zum fixen Wechselkurs erfolgen, oder es kann der Devisenvorrat durch Ver-
steigerung an Höchstbietende abgegeben werden. Die Versteigerung der Devisen wird selten gewählt, weil sie die Devisen jenen sichert, die die dringendste zahlungskräftige Nachfrage haben. Gegen das Verfahren werden moralische Argumente vorgetragen. Im Gegensatz zu dem Zuteilungsverfahren kann es aber öffentlich und transparent realisiert werden. Devisenbilanz Devisenbilanz bezeichnet denjenigen Teil der —» Zahlungsbilanz, der die Devisenzugänge und -abgänge erfaßt. Devisenhandel An- und Verkauf von Fremdwährungen gegen Inlands- oder Drittwährungen. Der Devisenhandel kann in Form von Kassa- und Termingeschäften oder in Kombination stattfinden. In Systemen flexibler —> Wechselkursen dient der Devisenhandel einerseits dem Erzielen von Spekulationsgewinnen und andererseits der Vermeidung von Wechselkursrisiken durch Termingeschäfte . Devisenmarktinterventionen Devisenmarktinterventionen sind Eingriffe der Zentralnotenbanken oder sonstiger Währungsbehörden am Devisenmarkt (—» Finanzmärkte, internationale) zur Beeinflussung bzw. Steuerung des nominalen —> Wechselkurses. An Devisenmärkten werden auf ausländische Währungseinheiten lautende Forderungstitel gehandelt. Geht
53
Devisenmarktinterventionen
man von vollständiger —» Konvertibili-
terventionen
tät der Währungen aus, so findet die-
schrieben.
ser
sind im S y s t e m fester W e c h s e l k u r s e
Handel
der
für
internationale
institutionell Die
Transaktionen erforderlichen Währun-
grundsätzlich
gen frei, ohne j e g l i c h e
senmarktinterventionen
Beschränkun-
festge-
Zentralnotenbanken
i m m e r dann
zu
Devi-
verpflichtet,
gen statt. D e r Preis für eine Einheit der
wenn der W e c h s e l k u r s von dem ver-
ausländischen
inländi-
einbarten Leitkurs abweicht und einen
Wechselkurs.
der beiden —» Interventionspunkte er-
D u r c h das Z u s a m m e n t r e f f e n von D e -
reicht und zu überschreiten droht. Im
Währung
s c h e r Währung ist der visenangebot am
und
Devisenmarkt
markträumende
in
Devisennachfrage
Festkurssystem müssen die Zentralno-
bildet
tenbanken j e nach Marktsituation D e -
sich
der
Gleichgewichtswech-
visenangebot
oder
Devisennachfrage
selkurs. Die Devisenmarktinterventio-
in
nen (—» Intervention) als marktregulie-
Devisenmarktinterventionen
rende Eingriffe erfolgen in Form von
somit einerseits aufgrund institutionel-
(zusätzlicher) Devisennachfrage
ler Regelungen im R a h m e n von
(zusätzlichem) nationalen
Devisenangebot
Währungsbehörden.
oder der
unbegrenzter
Höhe
bereitstellen. können Sy-
stemen fester W e c h s e l k u r s e obligato-
Fragt
risch
die Zentralnotenbank die ausländische
sein, andererseits freiwillig
im
S y s t e m flexibler W e c h s e l k u r s e infolge
W ä h r u n g nach, muß sie im Gegenwert
wirtschaftspolitisch
inländisches Geld emittieren. Die um-
Wechselkursentwicklungen vorgenom-
laufende ( B a r - ) G e l d m e n g e steigt. B i e -
men werden (kontrolliertes oder schmut-
tet die Zentralnotenbank hingegen D e -
ziges —> Floating). Devisenmarktinter-
visen an und erhält durch den V e r k a u f
ventionen sind immer ein Eingriff in
der ausländischen W ä h r u n g den G e -
das freie Spiel der Marktkräfte und die
g e n w e r t in inländischer Währung, er-
Marktpreis(Wechselkurs)bildung.
gibt sich eine Geldvernichtung.
Die
erzeugen und stabilisieren folglich zu-
verringert
gleich eine Fehlbewertung des W e c h -
Devisenmarktinterventionen
selkurses, da sie ein Erreichen des De-
umlaufende sich. O b
Geldmenge
unerwünschter
freiwillig oder z w a n g s w e i s e erfolgen,
visenmarktgleichgewichtes
hängt von den gesetzten währungspo-
dern. S o konservieren
litischen
tinterventionen
Rahmenbedingungen,
also
auch
der Gestaltung des —> W e c h s e l k u r s s y -
lanzungleichgewichte,
stems ab. Im System flexibler W e c h -
durch den
s e l k u r s e besteht für die Zentralnoten-
beseitigt würden.
banken keine Verpflichtung zu einer
Sie
verhin-
Devisenmark-
—> Zahlungsbidie
ansonsten
Wechselkursmechanismus
B e z ü g l i c h der entstehenden Geldmen-
Durchführung von Devisenmarktinter-
geneffekte
ventionen. Im System fester W e c h s e l -
der
ventionspolitik
kurse hingegen sind Devisenmarktin-
und
54
beschriebenen sind
sterilisierte
Inter-
nicht-sterilisierte
Devisenmarktinter-
Devisenmarktinterventionen
ventionen zu unterscheiden. Nicht-ste-
rungen
weiterer
rilisierte
Größen
(Preisniveau, Zinsen,
oder auch nicht-neutralisierte
Devisenmarktinterventionen
liegen
einkommen)
makroökonomischer
müssen
dann
vor, wenn der aus der Devisenmarktin-
monetären Autoritäten
tervention resultierende
werden.
impuls
nicht
durch
geldpolitische
Geldmengen-
gegengerichtete
Maßnahmen
Nicht-sterilisierte
kompen-
den
hingenommen
Devisenmarktinter-
ventionen unterwerfen in Festkurssy-
siert wird.
stemen das inländische
D i e Devisenmarktinterventionen
Volks-
von
dem
sind
Einfluß
Geldangebot
außenwirtschaftlicher
ein T a u s c h zwischen inländischer und
U n g l e i c h g e w i c h t e . Uberschüsse in der
ausländischer
aus-
Zahlungsbilanz führen zu einer V e r -
ländischer Währung sind somit mit ei-
längerung der B i l a n z der Zentralno-
ner Schöpfung
tenbank, erhöhen
Währung.
Käufe
inländischen
Geldes,
somit
automatisch
V e r k ä u f e ausländischer Währung mit
die inländische Geldmenge, —» Z a h -
einer Vernichtung inländischen G e l d e s
lungsbilanzdefizite
verbunden. Daher wirkt sich
grund-
Verkürzung der B i l a n z der Zentralno-
sätzlich j e d e
Devisenmarktinterventi-
tenbank, senken somit die inländische
on
einmal
zunächst
direkt
auf
Geldmenge.
die
erzeugen
Die
Option
eine
autonomer
Ver-
nationaler Geldpolitik ist der Zentral-
änderung der —» Währungsreserven (—>
notenbank hier g e n o m m e n . B e z ü g l i c h
Devisenreserven), die in der D e v i s e n -
des G e l d m e n g e n e f f e k t e s gelten analo-
bilanz
ge Überlegungen für freiwillige, auf-
Zentralbankgeldmenge aus. D i e
erfaßt wird,
spiegelt
Zahlungsbilanzsaldo, also schaftliche In
den —>
Ungleichgewichte
Festkurssystemen
grund sonstiger
außenwirt-
Zielvorgaben
wider.
wirtschaftspolitischer
durchgeführter
senmarktinterventionen,
obligatorische
nicht
Interventionen infolge von Zahlungs-
sterilisiert
bilanzüberschüssen, die sich als A n -
auch neutralisierte Devisenmarktinter-
kauf
von
Devisen
darstellen
werden.
Devi-
die
Sterilisierte
oder
ventionen liegen vor, wenn der durch
(Stüt-
zungskäufe), erhöhen somit die inlän-
die
dische G e l d m e n g e . Defizite der Zah-
gelöste Geldmengenimpuls durch eine
lungsbilanz, die durch V e r k a u f von —»
gegengerichtete Veränderung
Währungsreserven müssen
Devisenmarktinterventionen
aus-
anderer
finanziert
werden
Entstehungskomponenten der Geldba-
(Stützungsverkäufe),
senken
sis ( z . B . Steuerung der Kreditvergabe
die umlaufende Geldmenge. Damit ist
an die G e s c h ä f t s b a n k e n ,
im
an- und -Verkäufe im R a h m e n der Of-
Fall
nicht-sterilisierter
marktinterventionen
die
Devisen-
fenmarktpolitik)
inländische
Wertpapier-
kompensiert
wird.
G e l d b a s i s (Primärgeldmenge) eine en-
D i e Zentralnotenbank kann beispiels-
dogene, nicht von der Zentralnoten-
w e i s e eine Erhöhung der inländischen
bank kontrollierte Variable. V e r ä n d e -
G e l d m e n g e , die aus dem A n k a u f von
55
Devisenmarktinterventionen
Devisen resultiert, durch den gleichzeitigen Verkauf von inländischen Wertpapieren kompensieren. Durch den Verkauf der Wertpapiere wird dem privaten Sektor wieder Geld entzogen. Eine aus dem Verkauf von Devisen folgende Reduktion der Geldmenge kann andererseits durch den Kauf von Wertpapieren am offenen Markt ausgeglichen werden. Der Gesamteffekt auf das inländische Geldangebot ist hier immer gleich null. Bezüglich der inländischen Geldmengenentwicklung sind daher sterilisierte Devisenmarktinterventionen neutral. Die inländische Zentralnotenbank behält durch diesen Korrektureingriff die geldpolitische Autonomie. Bei konstantem Bilanzvolumen der Zentralnotenbank ändert sich die Struktur der Aktivseite der Zentralnotenbankbilanz, die die Entstehungskomponenten der Geldbasis darstellt. Die konstante Geldbasis wird nun durch höhere Bestände ausländischer Finanzaktiva (auf ausländische Währungseinheiten lautende Forderungstitel) und in entsprechendem Umfang reduzierte Bestände inländischer Finanzaktiva finanziert. Der verbleibende Saldo der Zahlungsbilanz ist dann die endogene, von der Zentralnotenbank nicht kontrollierte Variable, da dieser nicht durch Wechselkursanpassungen am Devisenmarkt beseitigt wird. Die Stabilisierung von Zahlungsbilanzungleichgewichten durch sterilisierte Devisenmarktinterventionen wird aber nur zeitlich begrenzt
und nicht dauerhaft möglich sein. Dauerhafte Zahlungsbilanzüberschüsse führen zu einer Akkumulierung von Währungsreserven. Auf Dauer könnte es der Zentralnotenbank unmöglich werden, die neu emittierte Geldmenge abzuschöpfen. Im Fall von dauerhaften Zahlungsbilanzdefiziten kommt es letztendlich zu einer Erschöpfung der Währungsreserven. Dann könnte diese Interventionspolitik nur noch durch Auslandskredite aufrechterhalten werden. Dieses Problem tritt bei Sterilisationspolitik verstärkt auf, da bei konstanter Geldmenge auch weitere Einflußfaktoren der Zahlungsbilanz (wie Zinsen, Preise) unverändert bleiben können und so eine Anpassung der Zahlungsbilanz über andere Kanäle ebenfalls unterbunden wird. Die Effizienz sterilisierter Devisenmarktinterventionen zur Beeinflussung der Wechselkursentwicklung ist allerdings umstritten und konnte im Zusammenhang mit Untersuchungen des BrettonWoods-Systems (—> Bretton Woods Abkommen) nicht eindeutig und überzeugend nachgewiesen werden. Sterilisierte Devisenmarktinterventionen wurden insbesondere von der Deutschen Bundesbank im Rahmen des —> Europäischen Währungssystems (EWS) durch gegengerichtete Wertpapierpensionsgeschäfte durchgeführt. Diese dauerhaft auf strikte Einhaltung der Preisniveaustabilität gerichtete Geldpolitik der Deutschen Bundesbank erzeugte eine —> Ankerwährungsrolle der Deutschen Mark im EWS. Aus
56
Devisen reserven
dem hieraus bei den Marktteilnehmern entstandenen Vertrauenspotential ergab sich letztlich der de facto Zusammenbruch des 'alten' EWS mit engen —> Bandbreiten am 1. August 1993. Seit 1987 sind nach Abstimmung der Zentralnotenbanken der Mitgliedsländer innerhalb des EWS auch sogenannte intramarginale Devisenmarktinterventionen über den Europäischen Fond für währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) zulässig. Diese intramarginalen Devisenmarktinterventionen sind als Instrument der Feinsteuerung des Wechselkurses innerhalb der zulässigen Bandbreite anzusehen.
Produzent und Konsument müssen sich in einem Drittland treffen. Der Handel mit Dienstleistungen hat in den letzten Jahren absolut und auch relativ zu dem Güterhandel stark zugenommen. Der überproportionale Anstieg ist allerdings weitgehend den Finanzdienstleistungen zuzuschreiben. Dienstleistungshandel USA Frankreich Deutschland Italien Großbritannien Japan Niederlande Belgien Spanien Osterreich Hongkong Singapur Schweiz Kanada Korea
Norbert Lamar Devisenreserven Devisenreserven stellen den Teil der Bruttowährungsreserven einer —» Zentralbank dar, der in einer konvertierbaren (—> Konvertibilität) gehalten wird. Dienstleistungsbilanz —» Zahlungsbilanz
(1993)
Exporte 167,5 100,8 61,8 59,0 53,5 53,2 37,0 36,7 31,7 29,7 28,9 20,8 19,7 16,7 15,4
Importe 113,4 83,3 111,9 58,8 44,4 100,7 35,9 32,3 19,3 21,1 16,0 11,5 16,8 27,1 16,5
Die Tabelle verdeutlicht, daß im Dienstleistungshandel große Ungleichgewichte bestehen. Vor allem Japan und Deutschland importieren mehr Dienstleistungen als sie exportieren. Die USA weisen hier in der Regel große Überschüsse auf. Deshalb gingen von ihnen auch starke Impulse für eine —> Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels aus. Diese Bemühungen haben letztlich zum Allgemeinen Dienstleistungsabkom-
Dienstleistungstransfer Ein Dienstleistungstransfer ist eine grenzüberschreitende Transaktionen, die zu einer Veränderung an einer Person oder einem Gut führt. Dienstleistungstransfer können nach der Art und Weise unterschieden werden, in der der Grenzübertritt vollzogen wird. Es müssen entweder der Produzent oder der Konsument einer Dienstleistung die Grenze überschreiten oder
57
Direktinvestitionen
men —> GATS innerhalb der —> Welthandelsorganisation geführt.
sche Determinanten in differierenden Standortbedingungen, so z.B. unterschiedlichen Faktorkosten - insbesondere Lohnkosten - oder Marktgrößen, gesehen werden, orientieren sich firmenspezifische Determinanten an unternehmensinternen Faktoren wie z.B. der Risikodiversifizierung oder den Reaktionen oligopolistischer Firmen auf Auslandsaktivitäten konkurrierender Unternehmen. Als ad hoc-Bestimmungsgründe sind etwa die Rohstoffsicherung, die Erleichterung des Marktzutritts bei Existenz von Handelshemmnissen (—» Protektion) oder nationale Unterschiede in der Ertragsbesteuerung zu berücksichtigen. Diese Beispiele zeigen, daß Direktinvestitionen im wesentlichen durch Beschaffungs-, Absatz- und Kostenmotive gesteuert sind.
Direktinvestitionen Direktinvestitionen bezeichnen Auslandsinvestitionen, die mit dem Erwerb von unmittelbarem, dauerhaften Einfluß auf die Geschäftstätigkeit des kapitalempfangenden Unternehmens einhergehen. —> Portfolioinvestitionen hingegen sind Auslandsinvestitionen, die lediglich eingeschränkte Eigentumsrechte begründen. Direktinvestitionen liegen vor, wenn 1. die kapitalgebende Unternehmung ein ausländisches Unternehmen erwirbt oder sich in einem Umfang beteiligt, der einen Einfluß auf die Unternehmenspolitik gewährleistet, 2. wenn die Muttergesellschaft Produktionsstätten oder -anlagen im Ausland errichtet, 3. wenn sie durch Transfer von Finanzkapital das Eigenkapital einer bestehenden Tochtergesellschaft aufstockt, oder 4. wenn Gewinne der ausländischen Tochter vor Ort reinvestiert werden. Häufig sind Direktinvestitionen mit dem Transfer von Realkapital, Managementressourcen sowie technischem und organisatorischen Wissen verbunden.
Direktinvestitionen werden von —» multinationalen Unternehmen getätigt, die zwischen Exporttätigkeit, Gründung ausländischer Tochtergesellschaften und Lizenzvergabe als alternativen Internationalisierungsstrategien (—» Internationalisierung) wählen können. Die Entscheidung für Direktinvestitionen ist somit abhängig von der relativen Vorteilhaftigkeit dieser konkurrierenden Strategien. Als Erklärungsansatz hat die eklektische Theorie von Dunning Bedeutung erlangt. Dunning identifiziert drei Faktoren, die bei der Wahl der Internationalisierungsstrategie ausschlaggebend sind: 1. firmenspezifische Vorteile, die dem Unternehmen einen Vorteil gegen-
Traditionelle Hypothesen zur Erklärung von Direktinvestitionen setzen monokausal an länderspezifischen oder firmenspezifischen Determinanten für die grenzüberschreitende Investitionstätigkeit an. Während länderspezifi-
58
Direktinvestitionen
Nutzung firmenspezifischer Vorteile zu einer monopolistischen Marktstellung führen (strukturelle Marktunvollkommenheit). Auf vollkommenen Märkten hingegen kommt es bei international mobilem Kapital und nationalen Renditedifferenzen stets nur zu Portfolioinvestitionen, da inländische Unternehmen zum einen alle Kosteneinsparungspotentiale ausländischer Konkurrenten kennen und ebenfalls realisieren können, zum anderen aber gegenüber ausländischen Unternehmen einen inhärenten Kostenvorteil haben. Ein Kostennachteil für ausländische Unternehmen ergibt sich z.B. aus höheren Informationsbeschaffungs- und Kommunikationskosten, zusätzlichen Kosten, die sich aus sprachlichen und kulturellen Differenzen zum Heimatland ergeben, aus zusätzlichen Risiken, wie etwa dem —> Wechselkursrisiko und dem Kapitaltransferrisiko, oder aus höheren Kosten für entsandte Führungskräfte im Vergleich zu Kosten für nationale leitende Angestellte. Unter diesen Umständen sind Portfolioinvestitionen Direktinvestitionen vorzuziehen, zumal ein reiner Finanzkapitaltransfer aufgrund von Informationsvorsprüngen kostengünstiger über internationale Finanzmärkte erfolgen kann als über das Transfermedium Unternehmen. Zur Erklärung von Direktinvestitionen bedarf es somit mehr als nationale Renditedifferenzen. Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen unterscheiden sich ferner
über der Konkurrenz im Gastland verschaffen (z.B. durch organisatorische Fähigkeiten, Patente, einen guten Ruf, etc.), 2. länderspezifische Vorteile im Sinne der aus der klassischen und neoklassischen Handelstheorie (—» Theorie des internationalen Handels) bekannten Standortvorteile (z.B. Ausstattung mit Produktionsfaktoren, Entfernung von Absatzorten, Unterschiede in der Steuerbelastung etc.) und 3. Vorteile der Internalisierung, die darin bestehen, daß Märkte für firmenspezifische Aktiva nicht existieren oder nur über komplizierte Vertragswerke unter Aufwendung erheblicher Transaktionskosten zustande kommen. Sind alle drei Vorteile gegeben, so wird sich eine Unternehmung für Direktinvestitionen entscheiden, andernfalls wird dem —» Export bzw. der Lizenzierung der Vorzug gegeben. Direktinvestitionen und Marktunvollkommenheiten stehen in einem engen Zusammenhang. Intemalisierungsvorteile sind in der Existenz spezifischer Marktunvollkommenheiten (insbesondere auf Märkten für Wissensgüter) begründet. Länderspezifische Vorteile können u.a. aus staatlichen Eingriffen in Güter- oder Faktormärkte resultieren. Ein unvollkommener nationaler Kapitalmarkt kann wiederum für ein finanzkräftiges ausländisches Unternehmen einen firmenspezifischen Vorteil bedeuten. Umgekehrt kann die
59
Direktinvestitionen
hinsichtlich der Frage nach dem Zusammenhang von Auslandsinvestitionen und —> Handel. Während sich aus dem —> Heckscher-Ohlin Theorem ein eindeutig substitutives Verhältnis von Handel und Portfolioinvestitionen ergibt, ist unter Berücksichtigung der spezifischen Merkmale und Bestimmungsgründe von Direktinvestitionen weder ein eindeutig substitutives noch ein eindeutig komplementäres Verhältnis von Auslandsinvestitionen und Handel abzuleiten. Ein multinationales Unternehmen kann in Abhängigkeit von den jeweiligen Gegebenheiten sowohl der einen, als auch der anderen Strategie den Vorzug geben oder zugleich Direktinvestitionen tätigen und exportieren. Dienen Direktinvestitionen dazu, bestehende Handelshemmnisse zu überwinden (tariff-jumping), so sind Auslandsinvestitionen und Handel Substitute. Die Empirie zeigt jedoch, daß auf Direktinvestitionen vielfach unternehmensinterner —> Außenhandel folgt: Multinationale Unternehmen nutzen häufig nationale Standortvorteile auf unterschiedl ichen Produktionsstufen zur Kostenminimierung (vertikale Integration) und ausländische Tochterfirmen als lokale Vertriebsbasis, um in anderen Ländern erzeugte Güter mit Hilfe größerer Marktnähe besser vermarkten zu können. Auch das Vorliegen positiver Skalenerträge in Kombination mit Produktdifferenzierung und firmenspezifischen Vorteilen kann Intraunternehmenshandel und somit ein
komplementäres Verhältnis begründen. Aus wohlfahrtstheoretischer Sicht werden Direktinvestitionen ambivalent beurteilt. Zum einen können Effizienzgewinne im Gastland erzielt werden, da insbesondere im Zusammenhang mit dem einhergehenden Transfer von firmenspezifischem organisatorischen und technischen Wissen eine höhere Produktivität der Produktionsfaktoren im Gastland folgt. Weitere effizienzsteigernde Effekte können in Form von spillover-Effekten des Technologietransfers auftreten: Die Kenntnisse, die Arbeitnehmer des ausländischen Unternehmens erwerben, kommen bei Arbeitsplatzwechsel inländischen Unternehmen zugute; inländische Unternehmen können die eingeführte Technologie nachahmen. Außerdem kann der Zugang eines ausländischen Anbieters auf monopolistischen oder oligopolistischen Märkten des Gastlandes wettbewerbsund somit effizienzsteigernd wirken. Zum anderen jedoch genießt die multinationale Unternehmung aufgrund der firmenspezifischen Vorteile eine monopolistische Stellung, die sich zum Schaden des Gastlandes auswirken kann: Wenn die ins Heimatland transferierten monopolistischen Gewinne und Faktoreinkommen größer sind als die zusätzliche Wertschöpfung, wird das Gastland einen Wohlfahrtsverlust erleiden. Ob das Gastland dies durch Ertragsbesteuerung verhindern kann, hängt letztlich von den
60
Dirigismus
M ö g l i c h k e i t e n der U n t e r n e h m u n g ab,
Helpman, EV Krugman, P. R. (1985):
die G e w i n n h ö h e d u r c h die W a h l d e r
Market Structure and Foreign Trade.
internen V e r r e c h n u n g s p r e i s e
Increasing Returns, Imperfect Compe-
entspre-
c h e n d zu manipulieren. Skepsis genüber
Direktinvestitionen
potentiellen
ge-
wird
Empfängerländern
tition and the International Economy.
in
ΜΓΓ Press: Cambridge/ MA.
auch
Markusen, J. R J Melvin, J. R. (1988):
im H i n b l i c k auf den möglichen Ver-
The Theory
lust der politischen Souveränität u n d
Harper & Row: N e w York.
kulturellen Identität geäußert,
zumal
of
International
Trade.
Stehn, J. (1992): Ausländische Direktin-
wirtschaftliche M a c h t mit politischer
vestitionen in Industrieländern. Theo-
M a c h t e i n h e r g e h e . F e r n e r wird auf ne-
retische Erklärungsansätze und empiri-
gative Z a h l u n g s b i l a n z e f f e k t e (—» Zah-
sche Evidenz. M o h r Tübingen.
lungsbilanz) v e r w i e s e n , die daraus resultierten, d a ß multinationale
Zelgert, J. E. (1993): Internationale Di-
Unter-
rektinvestitionen. Theoretische Ansätze
n e h m e n eine h o h e Importneigung f ü r
und empirische Befunde internationaler
Vorprodukte haben.
Realkapitalbewegungen. Schulz-Kirch-
D i e s e u n d andere G r ü n d e dienen der
n e r Idstein.
Rechtfertigung
von
staatlichen
Be-
Pekka
s c h r ä n k u n g e n a u s l ä n d i s c h e r Direktin-
Helstelä
vestitionen. A u s Sicht des kapitalge-
Dirigismus
b e n d e n L a n d e s wird im Z u s a m m e n h a n g mit der V e r l a g e r u n g von
Pro-
D i r i g i s m u s b e z e i c h n e t die Gesamtheit
duktionsstätten ins A u s l a n d auf nega-
politischer M a ß n a h m e n in einem Sy-
tive B e s c h ä f t i g u n g s e f f e k t e hingewie-
stem
sen. E n t s c h e i d e n d f ü r diese Frage ist
staatlicher
Lenkung.
Im
Ver-
gleich zu den in vielen Staaten übli-
insbesondere, o b H a n d e l und Direkt-
chen
investitionen per saldo substitutiv oder
indirekten
—>
Interventionen
d u r c h —> Zölle u n d indirekte Steuern
k o m p l e m e n t ä r sind.
finden
hier
umfassendere
staatliche
E i n g r i f f e statt, d u r c h welche die FreiLiteratur
heit
Dunning, J. H. (1977): Trade, Location
s c h r ä n k t wird. Beispiele sind: Investi-
privater
Entscheidungen —»
einge-
of Economic Activity, and the Multi-
tionslenkung,
national Enterprise. A Search for an
staatliche Preiskontrollen.
Kontingentierung,
Eclectic Approach. In: Ohlin, Β., Has-
D i r i g i s m u s setzt d a m i t zentrale Funk-
selborn, P. O., und Wijkman, P. M .
tionen der M a r k t w i r t s c h a f t völlig au-
(Hrsg.) (1977): The International Allo-
ßer K r a f t , f ü h r t zu
cation of Economic Activity. Macmil-
langfristig zu A u s w e i c h r e a k t i o n e n der
lan: London, S. 395-418.
Privaten in die Schattenwirtschaft. Der
61
Ineffizienz
und
Diskriminierung
Extremfall des Dirigismus ist eine zentrale Planwirtschaft.
der südostasiatischen Staaten wird diese These heute nur noch selten vertreten.
Diskriminierung
Diversifizierung
Wie z.B. innerhalb einer Volkswirtschaft Gruppen durch Preisdifferenzierung gegenüber anderen diskriminiert werden, werden in offenen Wirtschaften Drittländer gegenüber den Mitgliedern einer —> Zollunion oder —> Freihandelszone benachteiligt. Ferner diskriminieren multiple —> Wechselkurse z.B. Finanztransaktionen gegenüber Leistungstransaktionen bzw. verschiedene Länder gegenüber anderen. Ahnlich werden Einfuhren (—> Importe) durch Importzölle gegenüber inländischen Importsubstituten bzw. Einfuhren ähnlicher Güter mit geringerer Zollbelastung benachteiligt —> Freihandel und der Ubergang zu einheitlichen Wechselkursen können die Diskriminierung beenden.
Diversifizierung bezeichnet im Zusammenhang mit —> Importen den Versuch, die Abhängigkeit von Zulieferern zu verringern und im Zusammenhang mit —» Exporten den Versuch, die Abhängigkeit von Aufnahmeländern oder von einzelnen Exportgütern zu reduzieren. Dollar-Standard —> Wechselkursregime Doppelbesteuerung Aus konkurrierenden Steueransprüchen verschiedener Staaten auf die Veranlagung grenzüberschreitender Transaktionen entsteht Doppelbesteuerung. Aus wirtschaftlicher Sicht vermindert Doppelbesteuerung bei einer grenzüberschreitenden Transaktion die Rentabilität. Gleichwohl ist die Doppelbesteuerung nicht zu trennen von der —> Internationalisierung betrieblicher Funktionen und den daraus sich ergebenden internen Leistungströmen zwischen verbundenen Unternehmen. Nach dem traditionellen steuerrechtlichen Verständnis muß bei Doppelbesteuerung das gleiche Steuersubjekt auf das gleiche Steuerobjekt mehrfach Steuern entrichten. Die heute vorherrschende Auffassung erweitert den Begriff der Doppelbesteuerung und kennzeichnet die Doppelbesteuerung funk-
Dissoziation Dissoziation bezeichnet die Abkoppelung vom —> Weltmarkt und eine (reziprok verstandene) zunehmende binnenwirtschaftlichen Orientierung der Wirtschaftspolitik und -tätigkeit. In der entwicklungspolitischen Debatte (—» Entwicklungspolitik) der siebziger Jahre wurde von neomarxistischen Theoretikern von einer Dissoziation vom Weltmarkt und insbesondere von den —> Industriestaaten eine stärkere Entwicklung erwartet. Wegen der von der Abkoppelungsthese nicht gestützten weltmarktorientierten Entwicklung
62
Doppelbesteuerungsabkommen
tional als die mehrfache Besteuerung des gleichen Steuerobjektes und trägt der Internationalisierung der Unternehmen sowie den Transaktionen und damit verbundenen Steuern zwischen verbunden, rechtlich unabhängigen Unternehmen Rechnung.
sätzliches Rechtssystem geschaffen, das den nationalen Steuernormen gleichgestellt ist und ihrem Wirkungsbereich Grenzen setzt. Die Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung zwischen den —> Industriestaaten folgen dem —» OECD-Musterabkommen. Es verteilt das Steueraufkommen aus grenzüberschreitenden Transaktionen auf die beteiligten Staaten nach dem Grundsatz der Gleichmäßigkeit. Die —> Entwicklungsländer versuchen, einen anderslautenden Entwurf der Vereinten Nationen durchzusetzen. Er ordnet das Steueraufkommen aus grenzüberschreitenden Transaktionen dem Fiskus in dem Entwicklungsland zu und räumt dem Fiskus weitgehende Erhebungsrechte gegenüber ausländischen Steuerpflichtigen ein.
Doppelbesteuerungsabkommen Abkommen zur Vermeidung der internationalen Doppelbesteuerung sind völkerrechtliche Verträge und folgen steuerrechtlichen Normen sowie den Regeln des internationalen Völkerrechts. Die Abkommen formulieren für einzelne Einkunftsarten Steuerverzicht zugunsten des anderen Fiskus (Freistellung) oder die Anrechnung von im Ausland gezahlten Steuern auf die inländische Steuerschuld (Anrechnungsverfahren). Darüber hinaus enthalten die Verträge Vereinbarungen über die Beilegung von Konflikten bei zwischen sich überschneidenden Ansprüchen über Streitschlichtungsverfahren zwischen den Streitschlichtungsverfahren. Nach herkömmlicher Rechtsauffassung ordnen sich die Doppel besteuerungsabkommen nationalem Recht unter und werden durch Verordnung oder Gesetz Teil des nationalen Steuerrechts. Im Zuge der zunehmenden —» Internationalisierung der Unternehmen und vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung multilateraler Regelungen für die Besteuerung grenzüberschreitender Transaktionen haben Doppelbesteuerungsabkommen ein eigenständiges, zu-
Dritte Welt Dritte Welt ist eine Sammelbezeichnung für die —> Entwicklungsländer. Beide Begriffe sind wegen der fortschreitenden Ausdifferenzierung analytisch problematisch geworden. Duale Güter Bezeichnung für industrielle Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können. Duale Güter spielen im Zusammenhang mit Technologieembargos (—» Handelsembargo) eine besondere Rolle und sind dann politisch besonders umstritten.
63
Dumping
Dumping
Sektor geschädigt werden können, zum anderen im Fall von Verdrängungsdumping die Konsumenten nur einen vorübergehenden Vorteil genießen. Gelingt es dem ausländischen Anbieter, Konkurrenten vom Markt zu verdrängen, kann er zum Nachteil der Konsumenten höhere, monopolistische Preise verlangen.
Dumping liegt gemäß Art. VI, Abs. 1 des —> GATT vor, wenn Waren eines Landes zu einem Preis auf den Markt eines anderen Landes gebracht werden, der unter ihrem normalen Wert liegt. Der normale Wert orientiert sich a) an einem vergleichbaren Verkaufspreis auf dem Inlandsmarkt des exportierenden Landes, b) wenn ein solcher Vergleichspreis fehlt, am höchsten Verkaufspreis für ein vergleichbares Gut, welches in ein Drittland exportiert wird oder c) an den Produktionskosten im Herkunftsland zuzüglich angemessener Aufschläge für Vertriebskosten und Gewinn. Dumping stellt räumliche Preisdifferenzierung zwischen nationalen Märkten dar. Voraussetzungen hierfür sind unterschiedliche Nachfragebedingungen auf diesen Märkten, mit monopolistischem Preissetzungsspielraum zumindest auf dem Inlandsmarkt, und fehlende Arbitragemöglichkeiten durch Reimport. Dumping wird trotz steigender Konsumentenrenten im importierenden Land in der Regel als unerwünscht erachtet, da zum einen Produzenten im importkonkurrierenden
Bei gegebenem Dumpingtatbestand sieht das GATT —» Antidumpingzölle vor, sofern eine Schädigung oder Gefährdung von Produzenten des Importkonkurrenzsektors vorliegt. Bei Valuta-, Sozial- oder Ökodumping ist nach GATT kein Dumping gegeben, da hier keine Preisdiskriminierung vorliegt. Kritik wird an den GATT-Dumpingregeln geübt, weil diese bei formaler Einhaltung vielfaltige Möglichkeiten bieten, zu protektionistischen Zwekken mißbraucht zu werden (—> Protektionismus). Durchfuhr Eine Durchfuhr findet statt, wenn Güter eine Grenze zum Zweck der Wiederausfuhr überschreiten. Das Gut wird im Durchfuhrland weder konsumiert noch weiterverarbeitet.
64
E
Transaktionen der —> Europäischen Gemeinschaft und teilweise auch für Kredite und Anlagen an den privaten —> Finanzmärkten Verwendung. Die ECU ist ein —> Währungskorb, in dem die EG-Währungen mit unterschiedlichen, ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Gewichten vertreten sind. Der Wert einer ECU betrug zur Jahresmitte 1995 1, 86 DM. Mit Beginn der dritten Stufe der Europäischen —» Währungsunion soll die Europäische Währungseinheit zur gemeinsamen europäischen Währung werden und die nationalen Währungen ablösen.
EADB Abk. für die' Ostafrikanische Entwicklungsbank (East African Development Bank), —» regionale Entwicklungsbanken. EBRD Abk. der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (European Bank for Reconstruction and Development) —> Osteuropabank, —> regionale Entwicklungsbanken. EC engl. Abk. der —» Europäischen Gemeinschaft (European Community)
Effektivzoll
ECOSOC
Im Gegensatz zum üblicherweise betrachteten —> Zoll, der die Belastung des Endproduktes erfaßt, wird beim Effektivzoll die Belastung der Wertschöpfung betrachtet. Ist der Endverkaufspreis eines Gutes 100 DM, wird hierauf ein (Nominal-) Zoll von 10% erhoben, also 10 DM, enthält das Gut importierte Vorleistungen von 40 DM und beträgt deren Zollbelastung 5%, so gilt für den effektiven Zollsatz: (100 · 0,1 - 40 · 0,05)/(100 - 40) = 13,3%. Die Wertschöpfung wird also mit einem um ein Drittel höheren Zoll
Abk. für den - 4 Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (Economic and Social Council) ECU Die European Currency Unit (Europäische Währungseinheit) wurde mit der Gründung des —» Europäischen Währungssystem als Recheneinheit und Zahlungsmittel zwischen den beteiligten —> Zentralbanken eingeführt. Seit Beginn der achtziger Jahre findet sie auch als Recheneinheit für finanzielle
65
EFTA
EFTA
belastet als das Endprodukt. Die Differenz zwischen beiden Zollsätzen ist immer positiv, wenn der Zoll auf die Vorprodukte niedriger als der auf das Endprodukt ist und um so höher, je größer der Anteil der Vorprodukte am Produktionswert ist. Exporteure von Fertigwaren müssen also um mindestens 13,3% billiger (und nicht um 10%) liefern, um mit der importkonkurrierenden Industrie des Einfuhrlandes konkurrieren zu können. Sind die Zölle auf Vorprodukte (oft aus —» Entwicklungsländern) wesentlich niedriger als die Zölle auf Endprodukte bzw. werden erstere gesenkt, so bedeutet diese scheinbare Liberalisierung de facto eine zusätzliche Erschwernis für die ausländischen Produzenten von Endprodukten, was den Industrialisierungsprozess z.B. in Entwicklungsländern hemmt. Die Produzenten in den Importländern geraten durch eine solche Maßnahme also nicht unter Importdruck, sondern gewinnen, denn ihr Wettbewerbsvorteil bei Endprodukten steigt. In vielen Ländern - so auch in Deutschland - ist die effektive —> Protektion höher als der nominale Zollschutz. 1987 (1972) betrug die effektive Protektion in der Bundesrepublik 7,3% (10%), der nominelle Zollschutz dagegen 5,2% (7,3%), bei der Zellstoff, Papier und Papperzeugung lagen die Sätze 1987 bei 22,2% bzw. 6,9%. In den Investitionsgüterindustrien bleibt dagegen der effektive hinter dem nominellen Zollschutz zurück.
Die Europäische Freihandels Assoziation (European Free Trade Association; EFTA) wurde am 4. Januar 1960 von Dänemark, Großbritannien, Norwegen. Osterreich, Portugal, Schweden und der Schweiz als Reaktion auf die Gründung der europäischen —> Zollunion und vor allem als Reaktion auf das Scheitern der geplanten europaweiten —» Freihandelszone gegründet. Zwischenzeitlich sind Island (1970), Finnland (1985) sowie Liechtenstein (1991) beigetreten. Dänemark, Großbritannien (1972), Portugal (1986), Finnland, Osterreich und Schweden (1994) sind dagegen ausgeschieden und zur —> Europäischen Gemeinschaft bzw. —> Europäischen Union gewechselt. Sitz der Organisation ist Genf. Oberstes Organ der EFTA ist der Ministerrat, in dem jedes Mitgliedsland mit einer Stimme vertreten ist. Es gilt das Konsensprinzip. Schwerpunkte des EFTA-Abkommens sind die Beseitigung der Binnenzölle und mengenmäßiger Handelsbeschränkungen (nicht-tarifare Protektion), Abbau von Wettbewerbsverzerrungen, Harmonisierung von Wirtschafts- und Finanzpolitik. Ausgenommen wurden der Agrar- und Fischereibereich, für die jeweils bilaterale Abkommen gelten. Außerdem ist keine Freizügigkeit für Kapital und Arbeitskräfte vorgesehen gewesen. Zwischen EFTA und EU bestehen enge Beziehungen: Nach dem Wechsel
66
EG
von Großbritannien und Dänemark in die EG im Jahre 1972 schlossen die 'Rest-Mitglieder' bilaterale Freihandelsabkommen mit der EG ab. 1993 wurde ein europäischer Wirtschaftsraum (EWR) geschaffen. Dies beinhaltet die Abschaffung nicht-tarifarer Handelshemmnisse und Zusammenarbeit in technologischer Forschung. Das ursprüngliche Ziel der EFTA, die vollständige Abschaffung der Zölle unter den Mitgliedsländern wurde bereits 1966 erreicht. Die EFTA ist eine reine Freihandelszone. Ihre Mitglieder behalten ihre jeweiligen nationalen Regeln gegenüber Importen aus Drittländern aufrecht.
mung von geschützten Warenzeichen bzw. entschädigungslose Enteignung von Kapitalanlagen drohen kann. Internationale Eigentumsrechte sind zwar grundsätzlich völkerrechtlich anerkannt (z.B. Art. 17 der UN-Menschenrechtskonvention), aber nicht immer durchsetzbar, da bei Enteignungen das Recht des Staates gilt, in dem sich die Sache befindet (Territorialprinzip). Aus diesem Grund werden für —> Direktinvestitionen bilaterale —» Investitionsschutzabkommen abgeschlossen oder das Enteignungsrisiko wird versichert (z.B. bei —» MIGA). Im Unterschied dazu bestehen bezüglich gewerblicher Urheberrechte mehrere internationale Abkommen und Institutionen (z.B. Weltorganisation für geistiges Eigentum, WIPO). Außerdem ist in der —> UruguayRunde ein neues Abkommen über sog. TRIPs (=trade related intellectual property rights) vereinbart worden. Bezüglich natürlicher Ressourcen außerhalb staatlicher Hoheitsgebiete (d.h. in Weltmeeren oder in der Atmosphäre) existieren ursprünglich gar keine internationalen Eigentumsrechte, daher besteht das Problem der Übernutzung. Mittlerweile sind dafür teilweise Eigentumsrechte in internationalen Abkommen geregelt.
Nachdem auch Österreich, Schweden und Finnland EG-Mitglieder wurden, ist die Zahl der EFTA-Mitglieder derzeit auf die drei Staaten Schweiz, Norwegen und Island reduziert. EG Abk. der —> Europäischen Gemeinschaft EIB Abk. der europäischen Investitionsbank (European Investment Bank) Eigentumsrechte, internationale Internationale Eigentumsrechte begründen das Recht auf Nutzung, Veränderung und Veräußerung einer Sache außerhalb des eigenen Staatsgebiets. Ohne internationale Eigentumsrechte besteht kein Anreiz für grenzüberschreitenden Handels- und —> Kapitalverkehr, da straffreie Nachah-
Literatur: Dolzer, Rudolf (1985): Eigentum, Enteignung und Entschädigung im geltenden Völkerrecht. Springer Berlin.
67
Einfuhrbeschränkung
Einfuhrbeschränkung
zudem das Abwehrpotential etablierter Unternehmen, das um so größer ist, je mehr marktspezifisches und damit nicht alternativ nutzbares Kapital diese bereits eingesetzt haben. Während im Leitbild der vollkommenen Konkurrenz ein gänzlich unbeschränkter Marktzugang postuliert wird, hat die Industrieökonomik mittlerweile eine Fülle von strukturellen Faktoren und unternehmerischen Verhaltensweisen aufgezeigt, die eintrittsbeschränkend wirken können. Eine spürbare Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs ist allerdings nur dann zu befürchten, wenn zugleich keine potentiellen Wettbewerber vorhanden sind, die über die Fähigkeit verfügen, bestehende Eintrittsbarrieren zu überwinden. Hohe Eintrittsfähigkeit ist zumeist bei Unternehmen zu vermuten, die nicht als absolute Newcomer auftreten, sondern auf anderen Märkten bereits als 'already established firms' tätig sind und die über die zum Markteintritt erforderlichen Ressourcen, etwa über hinreichend ergiebige Quellen der Eigen- oder Fremdfinanzierung, verfügen. Im grenzüberschreitenden Warenverkehr sind als Eintrittsbarrieren tarifáre (—> Zölle) und —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse von Bedeutung. Zu den nicht-tarifären Handelshemmnissen zählen etwa nationale Normen und Sicherheitsstandards, die von ausländischen Anbietern zu erfüllen sind. Auch die sogenannten freiwilligen —> Exportsselbstbeschränkungsabkommen (voluntary
—> Protektion Einfuhren —> Importe Einfuhrkontingent —> Kontingentierung Einheitswährung Einheitswährungen sind Währungen, die nicht von einem Staat, sondern von mehreren Staaten geschaffen werden. Die —> Europäische Union versucht mit der —» Währungsunion (—> Europäische Währungsunion) eine Einheitswährung zu schaffen. Einheitswährungen gelten nach innen als handelsschaffende Maßnahme, die der —> Integration mehrerer Länder über eine —> Freihandelszone hinaus dienen. Nach außen können Einheitswährungen ebenfalls den Versuch darstellen, durch die größere Verbreitung ein Gegengewicht gegenüber dominierenden Währungen anderer Länder zu schaffen. Eintrittsbarrieren Eintrittsbarrieren sind Faktoren, die Unternehmen den Zugang zu neuen sachlich oder räumlich abgegrenzten Märkten erschweren. Nachteile von Newcomern beruhen zumeist darauf, daß sie gegenüber etablierten Unternehmen Kostennachteile hinnehmen müssen oder Konsumentenpräferenzen für bereits eingeführte Produkte zu überwinden haben. Von Bedeutung ist
68
Embargo
export restraints, VER) sind in diesem Kontext als Eintrittsbarriere zu klassifizieren.
vom wirtschaftlichen Wachstum. Wachstum erfolgt durch die Erhöhung der Effizienz der Ressourceneinsätze in einer annäherungsweise vollbeschäftigten Wirtschaft auf der Grundlage der dort installierten Produktionsgewohnheiten. Entwicklung setzt immer eine Bereitschaft zur Veränderung der Produktionsgewohnheiten voraus. Dadurch werden Ressourcen in einem erheblichen Ausmaß anders beschäftigt und neuartige Güter hervorgebracht. Wirtschaftliche Entwicklung in diesem Sinne hat in der Neuzeit in England gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Industrialisierung stattgefunden. Viele europäische Volkswirtschaften und ihre vormals überseeischen Besitzungen haben seitdem diesen Weg der Erhöhung ihrer wirtschaftlichen Wohlfahrt durch Aufbau eines hohen Bestandes technischer Produktionsmittel eingeschlagen. Die Entwicklung einer Gemeinde, einer Region oder einer Volkswirtschaft wird in der Neuzeit deswegen oft mit ihrer Industrialisierung gleichgesetzt. Das wirkt irreführend. Wirtschaften werden traditionell nach drei Sektoren gegliedert. Agrarproduktion wird dem primären, Gewerbe und Industrie dem sekundären und Dienstleistungsproduktion dem tertiären Sektor der Wirtschaft zugeordnet. Entwicklung wird dann im Sinn von Industrialisierung nur als Problem aufholender Entwicklung diskutiert und als Angelegenheit von —> Entwicklungsländern in der sogenannten Dritten Welt verstanden. Tatsäch-
Embargo —> Handelsembargo Entrepöt-Handel Form des Außenhandels, bei der Fertigwaren importiert werden, um vor Ort verpackt, gelagert, sortiert, gereinigt oder gekennzeichnet und somit für einen weiteren Vertrieb an Großoder Einzelhändler vorbereitet zu werden. Anschließend werden die Güter (weitestgehend unverändert) wieder exportiert. Zusätzliche Wertschöpfung findet nicht statt. Entrepöt-Handel wird von manchen kleineren Ländern (Hongkong, Singapur), für die diese Form des Handels aufgrund ihrer dafür vorhandenen Infrastruktur ein große Rolle spielt, in gesonderten Statistiken ausgewiesen und stellt eine Variante des intraindustriellen Handels dar. Entwicklung Die vermehrte oder intensivierte Nutzung der einem —» Wirtschaftsraum verfügbaren natürlichen, technischen und menschlichen Ressourcen der Güterproduktion nennt man wirtschaftliche Entwicklung. Es handelt sich um einen Vorgang der Erschließung in diesem Raum selbst bislang brachliegender ökonomischer Möglichkeiten durch den Einsatz bis dahin nicht angewendeter Produktionsverfahren. Entwicklung unterscheidet sich
69
Entwicklung
lieh haben auch hoch industrialisierte Wirtschaftsräume (—» Industriestaaten) Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsbedarf. Die Vorstellungen über die Entwicklung der Industriegesellschaften zu postindustriellen Gesellschaften gehen jedoch noch weit auseinander, obwohl das Ziel jeder wirtschaftlicher Entwicklung die Steigerung der in Konsumgütern gemessenen Wohlfahrt des Wirtschaftsraumes ist.
Sektor zu erwarten. Vielmehr werden durch den Einsatz tertiärer Dienste Agrarwirtschaft, Gewerbe und Industrie einem Wandel unterworfen. Die Produkte dieser Wirtschaften werden andere als die bisherigen sein. Ein —> Handel dieser gegen traditionelle Agrar- und Industrieprodukte würde weiter stattfinden. Der durch Wertewandel bestimmte und mit Bezug auf den Ressourcenvorrat konservative Entwicklungsweg würde keine vergleichbaren Möglichkeiten der —> Arbeitsteilung erschließen. Die minder industrialisierte Welt würde sich selbst überlassen werden müssen, weil kaum zu erwarten steht, sie könnte den in den Industriegesellschaften denkbaren Wertewandel unmittelbar nachvollziehen. Die Abkopplung (—» Dissoziation) ergäbe sich aus der unvollständigen Durchsetzung der neuen Werte in den Industrienationen. Beschränkungen der grenzüberschreitenden Wirtschaftsaktivitäten wären unverzichtbar, um die in traditionellen Wertvorstellungen verharrenden Konsumenten an der Beibehaltung ihrer Konsumgewohnheiten zu hindern. Andernfalls würde nur eine Verlagerung der dem Wertewandel nicht angepaßten Produktionen in Wirtschaftsräume außerhalb der Zwangsgewalt der zum Wertewandel mehrheitlich entschlossenen Regionen stattfinden. Aus der Geschichte der industriellen Entwicklung ist die Erfahrung von Erfolg und Scheitern verschiedener Entwicklungsbestrebungen vorhanden: Die
Die Vieldeutigkeit der Entwicklungsmöglichkeiten moderner Industriegesellschaften kommt aus der umstrittenen Frage, ob die Wohlfahrtssteigerung weiterhin aus der Vermehrung des industriell erzeugbaren Güterangebotes mit Hilfe einer neuartigen Produktionstechnik kommen kann oder eine Neubestimmung des Wohlfahrtsbegriffs neue, mit einem ökologischen Reproduktionsgleichgewicht vereinbare Güter und Konsumgewohnheiten entstehen lassen muß. Aus beiden Visionen ergäbe sich eine unterscheidbare internationale —» Arbeitsteilung. Die Entwicklung auf dem traditionell evolutionären Wege führt unter —> Freihandelsbedingungen konsequent zu einer steigenden Verlagerung traditionell agrarischer und industrieller Produktion in die bislang minder industrialisierte Welt. In den jetzt hoch industrialisierten Wirtschaftsräumen wäre jedoch nicht komplementär die Verminderung agrarischer und industrieller Produktionen zugunsten der Expansion ihrer Wirtschaft im tertiären
70
Entwicklung
E r f o l g s b e d i n g u n g besteht in der zwingung
von
Investitionen,
Er-
schaft z u r Bildung von
deren
m o n e t ä r e r A u s d r u c k interner
spontan
Erspar-
hinreichend
Ersparnissen
g r o ß wäre.
Im
G e g e n s a t z zu d e n A n n a h m e n d e r k e y -
nisse sind. U m g e s e t z t wird diese B e -
nesianischen
d i n g u n g der E n t w i c k l u n g g e w ö h n l i c h
das
d u r c h hinter den Preisen zurückblei-
kleinen
b e n d e L ö h n e . D i e s gelingt in den f ü r
E i n k o m m e n zu ihrem T h e m a wählte,
Gründerphasen
m u ß a b e r die spontane
typischen
marktbedingungen
mit
Arbeits-
ungewöhnlich
zum
h o h e n Steigerungen der L e i s t u n g s f ä -
Nachfragetheorie,
vermeintliche Zahl
von
die
Ubersparen Beziehern
ausreichenden
einer großer
Bereitschaft
Konsumverzicht
bei den Beziehern der M a s s e n e i n k o m -
higkeit der Arbeit durch unterpropor-
men b e s t e h e n . N u r dann g e w i n n t die
tionale W e i t e r g a b e von E f f i z i e n z g e -
Ersparnis das V o l u m e n , aus d e m hin-
winnen
Aus
r e i c h e n d e Investitionen gebildet w e r -
D e u t s c h l a n d ist überliefert, d a ß w ä h -
in
den
den könnten. Feststellbar ist in diesen
rend des A u f b a u s der Industriestruktur
Einkommensschichten
in den Jahren 1820 - 1860 die Real-
N e i g u n g , den Ü b e r k o n s u m
löhne u m u n g e f ä h r 2 0 % gefallen sind.
hältnis z u m l a u f e n d e n E i n k o m m e n so
Die d r a m a t i s c h e n
dieser
weit zu steigern, wie es die institutio-
durch
nellen
Reallohnsenkung
Güterpreisen.
Wirkungen wurden
nur
eine dabei typischerweise auftretende Beschäftigungsvermehrung,
die
stei-
achtet
beste-
sehen wird nur, w o sparbare schüsse
zu m a c h e n , k ö n n e n aber auch dort auf
auftreten.
sind;
Uber-
übersehen Sparzwänge
w e r d e n f a l s c h e Schlüsse auf die Er-
wie
erneut
mit
sie möglich w a r e n . A u s dieser Sicht
lungsverluste zu Lasten von L o h n u n d
usw.
angefallen
wird, a u f g r u n d welcher
h ö h e r e m Niveau der W o h l f a h r t Vertei-
stungen
Großbe-
ten Ersparnissen Anderer ergänzt. G e -
erlauben. U m den Abstieg v e r m e i d b a r
Sozialversicherungslei-
industrieller
ihrer U n t e r n e h m e n geleistet und
Ver-
Altersrente,
Vorstellung,
den in B a n k e n und F o n d s g e s a m m e l -
hältnis zu den anderen zu verteidigen
Einkommen
die
realisierten
triebe hätten Ersparnisse zum A u f b a u
der Investition, die die wirtschaftliche
daraus abgeleiteten
historisch
entwickelnder
r e i c h e n d e r Ersparnisse zur S i c h e r u n g im
Kreditmarkt
die geringe Zahl der Eigentümer sich
hen Alternativen für die Bildung a u s -
Standortes
der
Zwangserspamisse
deuteten, gemildert. In weiter fortge-
des
die Ver-
In der Uberlieferung hält sich u n g e -
tet der real sinkenden Einzellöhne b e -
Bedeutung
im
im
gestatten.
gende Haushaltseinkommen ungeach-
schrittenen W i r t s c h a f t s r ä u m e n
Bedingungen
weit eher
spamismöglichkeiten
heute
nachho-
lend sich entwickelnder W i r t s c h a f t s -
Die
räume gezogen.
N o t w e n d i g k e i t zu derartigen Z w a n g s -
Seit d e m E n d e des Zweiten W e l t k r i e -
ersparnissen entfiele, w o die Bereit-
g e s hat sich die Vorstellung d u r c h g e -
71
Entwicklung
setzt, den bis dahin noch nicht indu-
als Folge der Verzinsung ein Zeitraum
strialisierten Wirtschaftsräumen könn-
von ungefähr 5 0 Jahren
ten bei ihrer Bemühung um steigende
sein. Damit durchläuft der Zyklus der
Wohlfahrt die harten Bedingungen der
Verschuldung und Entschuldung ins-
Entwicklung erspart bleiben. Entwick-
gesamt circa 7 0 Jahre. D i e Differenz
lungshilfe
zwischen
durch
(—»
Entwicklungspolitik)
Ressourcentransfers
soll
statt
erforderlich
der Neuverschuldung
der Zinszahlung
kann
während
und des
dessen der Entwicklung dieser Wirt-
20jährigen Aufbaus der Schuld L e i -
schaftsräume dienen. Postuliert wurde
stungsbilanzdefizite
deren Unfähigkeit zur Ersparnis und
lanz) finanzieren. In der
die Auffassung, man könne oder müs-
wird
se interne Ersparnisse durch externe
durch die Fläche unter der Nullinie am
ersetzen. Theoretische Gestalt gewann
Beginn der Graphik abgebildet. W e r -
diese Idee in der Schuldenzyklushypo-
den die Schulden vom 21. Jahre an
these.
In
der
Abbildung
wird
ein
dieses
(—»
ZahlungsbiAbbildung
Leistungsbilanzdefizit
abgebaut, so müssen Zins und Tilgung
Schuldenzyklus dargestellt.
durch Überschüsse in der Leistungsbi-
4000 3000 2000 1000
0
•
Leistungsbilanz
9
Zinslast
-1000 -2000 -3000 -4000
1994
2034
2074
Schuldenzyklus bei 8% Zinsen Angenommen
lanz
wird darin, ein W ä h -
erwirtschaftet
werden.
Beides
rungsraum würde sich über eine Dauer
führt in der Abbildung zu der nach der
von 2 0 Jahren jeweils um den Betrag
Zinsfläche der Abbildung aufsteigen-
von 1 0 0 Millionen U S - $ netto neu ver-
den
schulden. A b dem 21. Jahre soll die
Diese
Schuld mit gleichen Beträgen Jahr für
dem 71. Jahr Nettoforderungen gegen
Jahr abgetragen werden. Dafür wird
Fremde und positive Zinserträge. In
72
Fläche
der
Exportüberschüsse.
Exporte ergeben dann
ab
Entwicklung
als
der Amerikas und hier vor allem die
Möglichkeit zur Finanzierung erneuter
Vereinigten Staaten durch —> Importe
Leistungsbilanzdefizite oder negative
von Ressourcen und Gütern zur Ali-
der
Abbildung
erscheinen
sie
Zinsenlast unterhalb der Nullinie am
mentierung des Krieges bewegt, Ex-
Ende der Graphik. D a s Land beginnt
portüberschüsse zu bilden und durch
dann eine neue Phase im Schuldenzy-
Kapitalexport zu finanzieren. Der Auf-
klus. Es wird Kapitalexporteur
schwung der Vereinigten Staaten und
und
wächst in das Stadium der Rentnerna-
mit ihm mehrerer Staaten Lateiname-
tion hinein.
rikas nach dem Ersten Weltkrieg lie-
Diese Vorstellung wird in der Praxis
fert entsprechend nicht das Beispiel
nur in Ausnahmefällen bestätigt. Als
für einen erfolgreichen, durch die Po-
häufig zitiertes Beispiel
die
litik des Schuldnerlandes ausgelösten
Vereinigten Staaten von Amerika mit
Schuldenzyklus. Es war die von außen
ihrem
induzierte Umkehr
dienen
Entwicklungssprung
an
der
der
Leistungsbi-
Schwelle des 20. Jahrhunderts. Davor
lanzdefizit finanzierenden Kapitalströ-
hatte es bereits die erfolgreiche Ent-
me, die zur Entwicklung führte.
wicklung im Deutschen Reich gege-
So reduzieren sich die Beispiele für er-
ben. Zur Gruppe der Wirtschaftsräume
folgreich
mit ungewöhnlichen Raten des wirt-
zyklen
schaftlichen W a c h s t u m s gehören Ja-
Deutschland. Beide Wirtschaftsräume
pan und die Bundesrepublik Deutsch-
haben den Schuldenzyklus in seinem
abgeschlossene
auf
zwei
Fälle:
SchuldenJapan
und
Wiederaufbauleistung
typischen Ablauf mit einer Zentral-
nach dem Zweiten Weltkrieg. Jenseits
bankpolitik durchbrochen: Beide —>
dieser seltenen Beispiele zeichnet sich
Zentralbanken haben, w o nicht aus-
zur Zeit eine Entwicklung in einigen
gleichende Kapitalreexporte am Markt
ostasiatischen
auftraten,
land
mit
der
Ländern
ab.
Damit
langfristige
Kapitalimporte
scheint zumindest für eine kleine Zahl
durch kurzfristige autonome Kapital-
von Wirtschaftsräumen die Möglich-
exporte der —> Zentralbank kompen-
keit
einer
Entwicklung
nach
siert. Richtig betrachtet ist ihr Erfolg
dem
Theorem vom Schuldenzyklus als be-
das Ergebnis der durch
stätigt. Dieses Argument übersieht je-
forcierten Entschuldung.
doch etwas Wesentliches: Die Verei-
Die Verschuldung ist keine Voraus-
nigten Staaten von Amerika sind so
setzung der Entwicklung. Die Beispie-
lange ein Schuldnerland geblieben, bis
le belegen jedoch, daß selbst aus der
die Völker Europas einen Krieg ge-
Schuldnerposition heraus diese Politik
führt haben, in dem sie unfähig wur-
zu einem Erfolg führt, während der
den, weiter Exportüberschüsse in die
Aufbau von Nettoschulden keine Ent-
außereuropäische
wicklungskräfte freisetzt. Die
Welt
abzugeben.
messene
Ganz im Gegenteil haben sie die Län-
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Geldpolitik
Zentralbankpolitik
angebesteht
Entwicklung
weder in der Behinderung von Kapitalimporten, noch in der protektionistischen Erzwingung von Kapitalimportüberschüsse ausschließenden Leistungsbilanzüberschüssen. Sie ist allerdings genau das Gegenteil jener Politik, die in einigen Schuldnerländern für entwicklungsfördernd gehalten wird. Jene unterwerfen den Kapitalexport einem Genehmigungsverfahren mit der Absicht, ihn zu begrenzen, statt Kapitalexport zumindest bis zum Ausgleich der laufenden Kapitalimporte zu fördern oder autonom von der Zentralbank durchzusetzen. Auch findet oft nicht einmal die einfachste Beschränkung Beachtung: Kapitalimporte dürfen unter keinen Umständen dazu dienen, Zinsen zu zahlen oder Konsum zu finanzieren. Das bedingt eine volkswirtschaftliche Steigerung der exportierbaren Güterproduktion in mindestens der Höhe des Durchschnittszinssatzes, der zur externen Finanzierung geleistet werden muß. Währungsräume, die den Schuldenzyklus in Ubereinstimmung zur Lehre durchführen, finanzieren regelmäßig nicht eine eigenständige Entwicklung. Im Vertrauen auf eine automatische Umkehr des Schuldenzyklus' schätzen sie die Möglichkeit zur sofortigen Konsumerweiterung im Inland als vorteilhaft ein. Volkswirtschaftlich finanzieren sie die Investitionen der Fremden durch Disinvestition im Inland. Ein an Fremde verkaufter inländischer Vermögenswert wird im günstigsten aller denkbaren Fälle gegen
einen von fremden gehaltenen Vermögenswert substituiert: Fremde erhalten einen gewöhnlich in Fremdwährung nominal fixierten Schuldvertrag, mit dem sich Inländer verpflichten, zukünftige Ersparnisse abdiskontieren zu lassen. Inländer erhalten dafür eine Fremdwährungsmenge, mit der sie in Investitionen einsetzbare Ressourcen und Güter kaufen können. Sehr viel häufiger ist der konsumtive Einsatz der verfügbar gemachten zusätzlichen Möglichkeit zur Nachfrage. Statt sich zu entwickeln, werden diese Wirtschaftsräume dann zu einem integralen Bestandteil der Bewirtschaftungszone der Gläubigerländer. Die Abschreibung bringt ihnen dann nicht Verfügung über die Mittel für die Reinvestition, weil Fremde diese Zahlungsströme realisieren. Schuldnerländer nähern sich deswegen nicht der Entschuldung an, sondern sind gezwungen, durch eine mittels periodischer —» Abwertungen zu stabilisierende niedrige heimische Wertschöpfung, hinreichende Überschüsse für den Kapitaldienst an die Gläubigerländer abzusichern. Versagen sie dabei, kehren sich die Kapitalströme um. Es ergibt sich dann die Unmöglichkeit, auch nur die genügende Reinvestition zur Aufrechterhaltung des Produktionsniveaus zu erreichen. Das Ausmaß der zwischenzeitlich eingetretenen Abhängigkeit wird deutlich. Eine glücklicher operierende Zentralbank schränkt dessen ungeachtet die Möglichkeiten zur Investition im In-
74
Entwicklungsbanken
land durch ihre Kapitalexporte keinesfalls ein. Der Aufbau der Devisenreserve bewirkt eine Aufwertungserwartung (—» Aufwertung) und verstärkt damit die Kapitalimporte. Die Erfahrung betätigt diese Aussage: Die Kapitalimporteure wenden sich freiwillig und zu den für die Importländer vorteilhaften Bedingungen in jene Währungsräume, die durch den beständigen Aufbau von —» Währungsreserven die Aufwertungswartung für ihre Währung stabilisieren. Damit füllt sich das für Investitionen im Inland verfügbare Finanzvolumen ungeachtet der autonomen Exporte der Zentralbank immer wieder auf. Verhindert wird nicht die fremd finanzierte Investition, sondern nur eine Disinvestition zu ihrer Refinanzierung.
sind, an. Die derzeit 22 DACMitglieder bringen rund 95 Prozent der öffentlichen EntwicklungshilfeLeistungen der westlichen —> Industriestaaten für die Entwicklungsländer auf. Alle zwei Jahre muß jedes DAC-Mitglied einen ausführlichen Bericht mit Angaben über Umfang, Formen und Vergabe-Bedingungen seiner Entwicklungshilfe-Leistungen abgeben, der im DAC diskutiert wird ('DAC-Examen'). Alljährlich erstellt das DAC der OECD einen Bericht über 'Development Co-operation', der über aktuelle Trends und Probleme berichtet; er ist auch in deutscher Sprache erhältlich. Die Entwicklungshilfeleistungen der DAC-Mitglieder werden nach einheitlichen Kriterien erfaßt. Als öffentliche Entwicklungshilfe (Official Development Assistance; ODA) werden von DAC nur Leistungen anerkannt, die der wirtschaftlichen Entwicklung und Erhöhung des Lebensstandards in Entwicklungsländern dienen und zu vergünstigten finanziellen Bedingungen vergeben werden; das ZuschußElement, definiert als Differenz zwischen Schenkung und Leistungen zu kommerziellen Bedingungen, muß mindestens 25 Prozent betragen (Empfehlung des DAC: 86 Prozent). Ab 1996 wird es eine neue DAC-Liste der Hilfe-Empfänger geben, die aus zwei Teilen bestehen soll: Teil I für ODA-Empfanger (nur diese Leistungen werden auf das angestrebt 0,7-
Hans-Joachim Stadermann Entwicklungsbanken —» Regionale Entwicklungsbanken Entwicklungshilfe —> Entwicklungspolitik Entwicklungshilfeausschuß Der Entwicklungshilfeausschuß (Development Assistance Committee; DAC) der 1961 gegründeten OECD ist für die —» Koordinierung der Entwicklungshilfe ihrer Mitglieder zuständig; er vergibt selbst keine Entwicklungshilfe. Ihm gehören alle OECD-Mitgliedstaaten, die nicht gleichzeitig —> Entwicklungsländer
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Entwicklungsländer
Prozent-Brutto-Sozial-Produkt (BSP)Ziel angerechnet; tatsächlich wurden 1993 im Durchschnitt 0,36 Prozent erreicht), Teil II für Leistungen an Ubergangsländer (—> Schwellenländer; —> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten). Die Kriterien für die Einstufung in ODA- oder Nicht-ODA-Land sollen sich in Zukunft nicht nur auf das nationale Bruttosozialprodukt pro Kopf beziehen, sondern auch den Kaufkraftvergleich sowie den 'Index menschlicher Entwicklung' (UNDP) berücksichtigen.
entwickelten Länder' (Least Developed Countries, LLDCs), die 'von der Weltwirtschaftskrise am schwersten betroffenen Länder' (Most Seriously Affected Countries, MSACs), und —> 'Schwellenländer' (Newly Industrializing Countries, NICs) unterscheiden. Geographisch wird auch zwischen Ländern mit und ohne direkten Zugang zum Meer unterschieden. Außerdem werden die erdölexportierenden Staaten oftmals ausgeschlossen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks werden einige ehemalige Staatshandelsländer dagegen der Kategorie der Entwicklungsländer zugerechnet.
Entwicklungsländer Als Entwicklungsländer werden die Staaten bezeichnet, die entweder im Vergleich mit anderen, vornehmlich den —» Industriestaaten als weniger entwickelt angesehen werden oder deren Wohlfahrt ein bestimmtes —» Bruttosozialprodukt pro Kopf nicht überschreitet. Vielfach erfolgte die Zuordnung eines Staates als Entwicklungsland aufgrund einer Restkategorie. Als Entwicklungsland galten diejenigen Länder, die weder der —> OECD noch dem RGW angehörten.
Entwicklungspolitik Gesamtheit der Maßnahmen, die mit dem Ziel unternommen werden, 'Entwicklung' in den —> Entwicklungsländern zu fördern. Es existiert keine allgemeingültige Definition von 'Entwicklung', dies ist ein normativer und multidimensionaler Begriff. Elemente des Begriffs der Entwicklung (als Prozeß) umfassen u.a.: 1) Wirtschaftswachstum als notwendige (aber nicht hinreichende) Bedingung für Entwicklung, 2) Uberwindung der 'absoluten' Armut und damit Erreichung eines höheren Grades der Befriedigung von Mindestbedürfnissen, 3) Abbau von als unerwünscht angesehenen Diskrepanzen in der Vermögens- und Einkommensverteilung, 4) Ausbau der Partizipation der Bevölkerung an den politischen Entscheidungen, Sicherung der Menschenrechte,
Wegen der starken ökonomischen Ausdifferenzierung dieser Staaten ist diese Kategorisierung heute nur wenig funktionell. Deshalb wird in der Wissenschaft verstärkt auf eine weitere Typologisierung der Entwicklungsländer zurückgegriffen. Unter Zugrundelegung ökonomischer Kategorien lassen sich zusätzlich die 'Am wenigsten
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Entwicklungspolitik
5) zunehmender Grad der Erfüllung weiterer außerwirtschaftlicher Ziele, wie etwa Gleichberechtigung von Frauen, Integration ethnischer Minderheiten, Umweltschutz. Träger der Entwicklungspolitik sind einerseits Regierungen der und Institutionen in den Entwicklungsländern, soweit sie unter der Zielsetzung agieren, die 'Entwicklung' des eigenen Landes zu fördern (nationale Entwicklungspolitik), zum anderen Regierungen und Institutionen vorwiegend der —> Industriestaaten sowie internationale Institutionen, die Entwicklungsprozesse von außen unterstützen wollen (internationale Entwicklungspolitik). Nur die internationale Entwicklungspolitik ist Gegenstand dieses Beitrags. Ihre Träger agieren dabei in der Regel nicht ausschließlich unter entwicklungspolitischer Zielsetzung; implizit oder explizit werden beim Einsatz entwicklungspolitischer Instrumente auch kurz- oder langfristig orientierte außen- und wirtschaftspolitische Zielsetzungen verfolgt, wobei Zielkonflikte gegeben sein können. Die Entwicklungshilfe (synonym Entwicklungszusammenarbeit) ist Teil der internationalen Entwicklungspolitik (internationale Entwicklungspolitik i.e.S.). Gemäß den Richtlinien des Entwicklungsausschusses (DAC: Development Assistance Committee; —> Entwicklungshilfeausschuß) der —> OECD werden Übertragungen als offizielle Entwicklungshilfe (ODA: Official Development Assistance) gewer-
tet, die von der öffentlichen Hand getätigt werden, vorwiegend unter entwicklungspolitischer Zielsetzung erfolgen und ein Zuschußelement von mindestens 25% aufweisen. Das Zuschußelement ist ein Maßstab für den Grad der Vergünstigung einer Zuwendung im Vergleich zu marktmäßigen Transaktionen. Es wird berechnet als Differenz zwischen dem Nominalwert der Zuwendung und dem Barwert der Forderung, ausgedrückt als Prozentsatz des Nominalwertes. Als Diskontierungsrate hat DAC 10% festgesetzt; Schwankungen des Zinssatzes werden nicht berücksichtigt. Die Höhe des Zuschußelements wird in erster Linie bestimmt durch die Höhe des Zinssatzes, die Laufzeit des Kredits und die Zahl der Freijahre. Die Festlegung der Konditionen bei öffentlichen Übertragungen erfolgt differenziert nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Empfängerländer. Die Erfassung der ODA-Leistungen erfolgt nach dem Netto-Konzept (net-flow), d.h. von den Bruttoleistungen werden die Tilgungszahlungen (nicht jedoch die Zinszahlungen) auf ausstehende Entwicklungskredite abgezogen. Die meisten Industrieländer haben sich zu dem von den Vereinten Nationen proklamierten Ziel bekannt, die offizielle Entwicklungshilfe auf 0,7% des —> Bruttosozialproduktes anzuheben. Dieser Selbstverpflichtung genügen nur wenige Länder (Dänemark, Norwegen, Schweden, Niederlande), der gewogene Durchschnitt für alle DAC-Mitglie-
77
Entwicklungspolitik
der beträgt 0,3% (DAC-Angabe für 1993). Die ODA-Leistungen werden g e m ä ß der dargelegten Kriterien abgegrenzt zu sonstigen öffentlichen Leistungen (u.a. Exportkredite, Kredite mit einem Zuschußelement unter 25%, Militärhilfe) und zu privaten Kapitaltransfers zu marktüblichen Bedingungen. Getrennt von den ODA-Leistungen wird zudem die private Entwicklungshilfe erfaßt, d.h. Leistungen der nicht-staatlichen gemeinnützigen Organisationen (Kirchen, —> Nicht-Regierungsorganisationen, Stiftungen) aus Eigenmitteln und Spenden. Die ODA-Leistungen werden eingeteilt in bilaterale Hilfen, die einem Entwicklungsland oder einer Gruppe von Entwicklungsländern direkt gewährt werden, und multilaterale Hilfen, d.h. Leistungen über internationale Organisationen (VN und ihre Sonderorganisationen, Weltbank-Gruppe, regionale Entwicklungsbanken). Die bilaterale Hilfe gliedert sich in die Finanzielle und die Technische Zusammenarbeit. Die Finanzielle Zusammenarbeit wird in Form von Zuschüssen und Krediten gewährt; sie dient vorrangig d e m Ausbau der materiellen Infrastruktur der Empfangerländer. Sie erfolgt in der deutschen Entwicklungspolitik überwiegend als Projekthilfe, d.h. für abgrenzbare Investitionsvorhaben, daneben als Programmhilfe für sektoral und regional definierte oder zielgruppenbezogene Programme, als Warenhilfe zur Finanzierung des Imports notwendiger
ziviler Güter sowie als Strukturhilfe im Zusammenhang mit Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank. Der Vorrang der Projekthilfe wird insbesondere damit begründet, daß bei ihr der Hilfegeber einen spezifischen Einfluß auf die Entwicklungspolitik des Nehmerlandes ausüben kann; jedoch ist zu berücksichtigen, daß die Hilfe Mittel für weniger entwicklungsprioritäre Ausgaben freisetzen kann. Die Technische Zusammenarbeit (—> Technische Hilfe) dient dem Transfer von Kenntnissen und Fähigkeiten insbesondere durch Entsendung oder Finanzierung von Beratern, Sachverständigen und Ausbildern und durch Aus- und Fortbildung einheimischer Fachkräfte. Sie wird in der deutschen Entwicklungspolitik ausschließlich in Form von Zuschüssen gewährt. Sektorale Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sind Projekte zum Ausbau der wirtschaftlichen Infrastruktur (Energieversorgung, Verkehr, Kommunikation), die Förderung des Bildungs- und Ausbildungswesens sowie des Landwirtschaftssektors; bedeutend sind zudem Projekte im Bereich des Gesundheitswesens, der Wasserversorgung sowie zur Förderung der gewerblichen Produktion. Die sektorale Entwicklungszusammenarbeit soll dabei durch sektorübergreifende Konzepte (Armutsbekämpfung, Frauenförderung, Ressourcenschutz) geleitet werden. Begrenzt wird die Wirkung der Entwicklungszusammenarbeit durch In-
78
Entwicklungspolitik
konsistenzen auf Seiten der Träger, etwa wenn aufgrund ihres Einsatzes als Instrument der Exportförderung nichtprioritäre Projekte ausgewählt werden. Der Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit wird entscheidend determiniert durch die Rahmenbedingungen in den Empfängerländem. Fehlende Rechtssicherheit für Produzenten und entwicklungshemmende Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß können Projektansätze der Entwicklungszusammenarbeit weitgehend wirkungslos werden lassen. Wenn etwa staatliche Preisfestsetzungen für Agrarprodukte die Produzenten kraß benachteiligen, bleiben Anreize zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion trotz direkter Förderansätze gering. Die staatliche Repression gegen den städtischen 'informellen' Sektor kann durch spezifische Programme für Kleinstbetriebe etwa zur Verbesserung der Kreditversorgung nicht aufgehoben werden. Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erfolgt vorrangig mit staatlichen Instanzen und damit in vielen Entwicklungsländern mit demokratisch nicht legitimierten reformfeindlichen politischen Kräften. In Ländern, in denen Korruption stark verbreitet ist, sind die Mittel der Entwicklungszusammenarbeit eine der Grundlagen für die illegale Bereicherung in der Verwaltung und bei politischen Funktionsträgern. Bei günstigen Rahmenbedingungen kann die Entwicklungszusammenarbeit die Eigenanstrengungen der nationalen
Entwicklungspolitik ergänzen und unterstützen. Die internationale Entwicklungspolitik im weiteren Sinne umfaßt neben der Entwicklungszusammenarbeit die Maßnahmen in anderen Politikfeldern, insbesondere der Außen- und Wirtschaftspolitik, soweit sie unter dem Anspruch erfolgen, Entwicklungsprozesse in Entwicklungsländern zu fördern. Nahezu alle Felder der Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern haben eine entwicklungspolitische Dimension. Relevant ist insbesondere die —» Handelspolitik, die Agrarpolitik, die Umweltpolitik und die Rüstungskontrollpolitik. Die Ausgestaltung dieser Politikfelder kann die Entwicklungspolitik im engeren Sinne konterkarieren. Literatur: Weltbank: Weltentwicklungsbericht. Washington D.C. (erscheint jährlich) Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen: Bericht über die menschliche Entwicklung, Bonn (erscheint jährlich) OECD: Development Co-operation. Development Assistance Committee Report (erscheint jährlich) Neunter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung. Deutscher Bundestag Drucksache 12/4096 (wird zweijährlich fortgeschrieben) Hemmer, Hans-Rimbert (1988): Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer. 2. Aufl. Vahlen: München
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Entwicklungsstrategien
Dams, Theodor (1986): Entwicklung, Entwicklungspolitik, in: Staatslexikon, 7. Aufl., Herden Freiburg Nohlen, Dieter u. Nuscheier, Franz (1992): Handbuch der Dritten Welt. 3. Aufl. Band 1. Grundprobleme, Theorien, Strategien. Dietz: Bonn.
utopisch ist, beschränkt man sich auf partielle Entwicklungsstrategien. 1. Wachstumsorientierte Entwicklungsstrategien: In den 50er und 60er Jahren wurde Entwicklung weitgehend mit wirtschaftlichem Wachstum gleichgesetzt (W. A. Lewis) und - in den verschiedenen Teufelskreistheorien - die Unterentwicklung vor allem auf eine unzureichende Kapitalbildung zurückgeführt. Daher sah man in einer verstärkten Kapitalakkumulation und einer forcierten einseitigen Industrialisierung, die häufig über eine offene oder verdeckte Besteuerung der Landwirtschaft finanziert wurde, den Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung und langfristig zu einer Lösung auch der sozialen und politischen Probleme der Entwicklungsländer. Die theoretischen Grundlagen lieferten R. F. Harrod und E. Domar mit ihrem postkeynesianischen Wachstumsmodell, nach dem die gleichgewichtige Wachstumsrate des Sozialproduktes (wy) dem Quotienten aus Sparquote (s) und Kapitalkoeffizienten (k) entspricht: wy = s/k. Hieraus wurde gefolgert, daß eine Beschleunigung des Wachstums durch eine Anhebung der Sparquote oder durch eine Senkung des Kapitalkoeffizienten (d. h. Steigerung der Kapitalproduktivität) zu erreichen sei. Die strategischen Überlegungen konzentrierten sich vor allem darauf, die gesamtwirtschaftliche Sparquote durch die Mobilisierung des inländischen Sparkapitals (u.a. durch eine Einkommensumverteilung hin zu
Georg Cremer Entwicklungsstrategien Unter einer Entwicklungsstrategie versteht man ein pragmatisches Konzept der politischen Entscheidungsträger einer Vielzahl konsistenter und aufeinander abgestimmter entwicklungspolitischer Maßnahmen, durch die ein sozio-ökonomischer Entwicklungsprozeß erreicht werden soll. Entwicklungsstrategien beruhen auf bestimmten Entwicklungstheorien, die die wirtschaftlichen, politischen und sozio-kulturellen Ursachen der Unterentwicklung analysieren. Die Formulierung solcher Strategien und ihre praktische Umsetzung zur Beseitigung dieser Ursachen der Unterentwicklung ist zentrale Aufgabe der —> Entwicklungspolitik. Da sich diese Entwicklungstheorien im Zeitablauf verändern, spiegeln die Entwicklungsstrategien auch die jeweils vorherrschende Auffassung von Entwicklung wider, die u.a. in den Entwicklungsdekaden der Vereinten Nationen (Dekadenstrategien) zum Ausdruck kommen. Da eine umfassende Theorie einer gesellschaftlichen Entwicklung weitgehend
80
Entwicklungsstrategien
Beziehern mit hoher Sparquote, tarifäre (—» Zölle) und —» nicht-tarifäre Importbeschränkungen sowie eine —> Uberbewertung der Währung) und des ausländischen Sparkapitals (u.a. durch öffentliche Entwicklungshilfe der —» Industriestaaten und durch staatliche Förderung des Kapitalimports) zu erhöhen. Hierbei war eine zunehmende Ungleichverteilung unter Berufung auf die U-Hypothese von S. Kuznets wachstumspolitisch (zumindest vorübergehend) erwünscht.
Auf diese Weise wurde in den 50er und 60er Jahren der Entwicklungskeynesianismus zur „Leitidee aller Entwicklungsstrategien" (Menzel). Mit der These von der säkularen Verschlechterung der realen Austauschverhältnisse (—» Terms of Trade) aufgrund divergierender Preisentwicklungen von Rohstoffen und industriellen Fertigwaren zuungunsten der Entwicklungsländer stellten R. Prebisch und H. W. Singer das auf D. Ricardo zurückgehende —» Theorem der komparativen Kosten und die hieraus abgeleitete Vorteilhaftigkeit des internationalen —> Handels in Frage. Dieses führte zusammen mit J. Bhagwatis These vom 'Verelendungswachstum' zu einer verstärkten Binnenmarktorientierung. 2. Zielgruppenorientierte Entwicklungsstrategien: Mitte der 60er wurde zunehmend Kritik an dieser vorrangigen Wachstumsorientierung als globale (wirtschaftliche) Entwicklungsstrategie laut (u.a. Pearson-Bericht 1969). Es wurden daher verschiedene zielgruppenorientierte Strategien entwikkelt, in denen insbesondere Verteilungsaspekte stärkere Berücksichtigung finden sollten und so die Armut bestimmter Gruppen unmittelbar beseitigt werden sollte. So sprach sich z.B. die - 4 Internationale Arbeitsorganisation für eine verstärkte Beschäftigungsorientierung aus, und in der Weltbankstudie „Redistribution with growth" von H. Chenery u.a. (1974) wurde - im Gegensatz zu frühe-
Hinsichtlich des einzuschlagenden Industrialisierungsweges standen sich mit P. Rosenstein-Rodan und R. Nurkse die Strategie des ausgewogenen Wachstums (balanced growth) und mit A. O. Hirschman die Strategie des unausgewogenen Wachstums (unbalanced growth) gegenüber. Während bei der Strategie des ausgewogenen Wachstums eine abgestimmte Ausweitung der Investitionen aller Unternehmen imperativ oder indikativ durchgeführt werden sollte, sollten beim unausgewogenen Wachstum ganz bewußt in Schlüsselsektoren Ungleichgewichte und Engpässe vom Staat künstlich gesetzt werden, um so die unzureichenden privatwirtschaftlichen Aktivitäten anzuregen und durch die Ausbreitungseffekte (spread-effects) auf die gesamte Wirtschaft zu übertragen. Ein vielfach intervenierender Staat sollte den Mangel an dynamischen Schumpeterschen Unternehmern ausgleichen und so als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung fungieren.
81
Entwicklungsstrategien
Weltwirtschaftsordnung bzw. von der UN-Generalversammlung im Jahre 1974 die Errichtung einer sog. —> 'Neuen Weltwirtschaftsordnung' gefordert.
ren Vorstellungen - eine Umverteilung hin zu den Ärmeren geradezu als notwendige Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum angesehen (z.B. 'produktiver Konsum'). Zu Beginn der 70er Jahre rückte mit der Grundbedürfnisorientierung die Befriedigung der grundlegenden physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt des entwicklungspolitischen Interesses. Hierunter fiel auch die politische Mitwirkung und die soziale Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung (Brandt-Bericht 1980). In den 80er Jahren waren die Frauen, die ländliche Bevölkerung und der städtische informelle Sektor die bevorzugten Zielgruppen.
3. Marktliche Entwicklungsstrategien'. Mit dem Ausbruch der —» Verschuldungskrise im September 1982 in Mexiko zeigte sich, daß die über Jahrzehnte hinweg verfolgten Entwicklungsstrategien von einseitiger Binnenmarktorientierung und —> Importsubstitution wenig zur Uberwindung der Unterentwicklung beigetragen, sondern vielmehr zu extrem hoher Auslandsverschuldung, hoher Inflation und geringem wirtschaftlichem Wachstum sowie zur Zahlungsunfähigkeit vieler Länder geführt haben. Im Gegensatz hierzu haben einige ostasiatische —» Schwellenländer mit einer exportorientierten und eher marktlichen Entwicklungsstrategie große wirtschaftliche Erfolge erzielt. Es hat sich gezeigt, daß dem rechtzeitigen Übergang von einer binnenmarkt- zu einer weltmarktorientierten Wirtschaftspol itik eine besondere Bedeutung zukommt. Zur Stabilisierung der makroökonomischen Situation und zur Reform der institutionell-strukturellen Bedingungen wurden vom —> Internationalen Währungsfonds und von der —> Weltbank seit Mitte der 80er Jahre Stabilisierungs- und Strukturanpassungsprogramme durchgeführt und hierbei die Einhaltung wirtschaftlicher Auflagen ('wirtschaftliche —> Konditionalität') gefordert.
In den 70er Jahren rückte auch die externe Dimension der Unterentwicklung in den Mittelpunkt des entwicklungspolitischen Interesses. Die autozentrierte Entwicklungsstrategie (self reliance) und (als lateinamerikanische Variante) die —» DependenzTheorie sahen in der Einbindung der Entwicklungsländer in die internationale —> Arbeitsteilung (internationaler Güter- und Kapitalverkehr) eine zentrale Ursache der Unterentwicklung und empfahlen eine 'Strategie der Abkoppelung' (—> Dissoziation) bei gleichzeitiger Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen den Entwicklungsländern (collective self reliance) (u.a. D. Senghaas' „Plädoyer für Dissoziation" (1977)). Auch wurde eine Modifizierung der bisherigen —»
82
Entwicklungsstrategien
Seit den 80er und nun verstärkt in den 90er Jahren ist eine Rückbesinnung auf marktwirtschaftliche Entwicklungsstrategien festzustellen, die eine Deregulierung und Liberalisierung der Wirtschaft sowie eine Privatisierung der zahlreichen Staatsbetriebe vorsehen und somit eine deutliche Abkehr von dem jahrzehntelang betriebenen Entwicklungskeynesianismus darstellen. Die Weltbank plädiert in ihrem Weltentwicklungsbericht 1991 für ein Uberdenken der Rolle des Staates und für eine 'marktfreundliche' Entwicklungsstrategie. Sie hatte schon in ihrem Bericht „Sub-Saharan Africa From Crisis to Sustainable Growth" (1989) deutlich auf die Eigenverantwortlichkeit der nationalen Wirtschaftspolitik für den Entwicklungserfolg hingewiesen und hieraus die Forderung nach 'good governance' abgeleitet. Die 'politische Konditionalität' bedeutet eine Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit mit Auflagen hinsichtlich der Achtung der Menschenrechte sowie der Einführung demokratischer Strukturen und rechtsstaatlicher Elemente. Eine marktlich orientierte und sozial ausgestaltete Wirtschaftsordnung und -politik dürfte wohl die erfolgversprechendste Entwicklungsstrategie sein. In diesem Sinne wird auch die soziale Marktwirtschaft für Entwicklungsländer vorgeschlagen.
verstärkte regionale Kooperations- und Integrationsbemühungen; auf die weitverbreitete Korruption als wichtiges Entwicklungshemmnis wird zunehmend hingewiesen; auf ökologische Vereinbarkeit des wirtschaftlichen Wachstums und auf die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ('sustainable development') wird zunehmend geachtet; als zielgruppenorientierte Maßnahmen verdienen die Beseitigung der absoluten und relativen Armut sowie verstärkte Investitionen in die staatlichen Gesundheits- und Bildungssysteme weiterhin hohe Priorität und über einen Abbau des —» Protektionismus der Industrieländer können die Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer wirksam unterstützt werden. Literatur: Addicks, Gerd/ Bünning, Hans-Helmut (1979): Ökonomische Strategien der Entwicklungspolitik, Kohlhammer Stuttgart u.a. Bender, Dieter (1992): Entwicklungspolitik, in: Berg, H. u.a. (Hrsg.): Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, 5. Aufl., Bd. 2, Vahlen: München, S. 507-551. Hemmer, Hans-Rimbert ( 1990): 40 Jahre Entwicklungstheorie und -politik, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bd. 110, S. 505-570. Hoffmann, Lutz/ Sanders, Hermann (1988): Entwicklungspolitik I: Strategien, in: Albers, W. u.a. (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissen-
Für die 90er Jahre lassen sich noch weitere Tendenzen marktlicher Entwicklungsstrategien kurz anführen:
83
Entwicklungszusammenarbeit
Eine Alternative zu einem Erziehungszoll stellt die Subvention der entsprechenden Produktionen dar. Sie würde den unerwünschten Nebeneffekt vermeiden, die Preise für die inländische Nachfrage zu erhöhen. Allerdings stellte sich die Frage nach der Finanzierung einer solchen Subvention, die letztlich durch Besteuerung der inländischen Haushalte erfolgen müßte.
schaft, Bd. 2, 2. Aufl., Fischer u.a. : Stuttgart u.a., S. 393-407. Menzel, Ulrich (1992): Das Ende der Dritten Welt und das Scheitern der großen Theorie, Suhrkamp: Frankfurt Nohlen, Dieter/ Nuscheier, Franz (Hrsg.) (1993): Handbuch der Dritten Welt, Bd. 1 : Grundprobleme-Theorien-Strategien, 3. Aufl., J. H. W. Dietz Nachf. : Bonn. Rupert
Pritzl
ESA Entwicklungszusammenarbeit
Abk. der europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency)
—> Entwicklungspolitik Erlösstabilisierung
EU Abk. der —> Europäischen Union
Begriff für die Maßnahmen zur Stabilisierung der Exporteinnahmen (vor allem der —> Entwicklungsländern). Hierunter werden vornehmlich —> Ausgleichslager gefaßt, obwohl diese in der Regel das Ziel der Preisstabilisierung verfolgt haben.
Eurodollarmärkte —> Finanzmärkte, internationale Euromärkte —> Finanzmärkte, internationale —> Kapitalmärkte, internationale
Erziehungszölle
Europäische Agrarmarktordnung
Erziehungszölle (—» Zölle) sollen die inländischen Produzenten zeitweise gegen die Konkurrenz ausländischer Anbieter abschirmen, bis diese 'herangewachsen' sind. Eine solche Protektion junger Industrien ist theoretisch gerechtfertigt, wenn sie erstens zu einer diversifizierten Produktion (-> Diversifizierung) und damit einer stabileren Einkommensbildung führt, oder wenn sie zweitens Ausbildungseffekte hat und die Ansammlung von Knowhow ('learning by doing') ermöglicht.
Der EWG-Vertrag von 1957 sah vor, nach einer Ubergangsfrist die Agrarpolitik der Mitgliedstaaten zu vergemeinschaften. Ziel sollte es sein (Artikel 39, EWG-Vertrag), die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern, der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung ein angemessenes Einkommen zu sichern, die Märkte zu stabilisieren, die Versorgung der Allgemeinheit mit Lebensmitteln zu gewährleisten und für angemessene Ver-
84
Europäische Agrarmarktordnung
braucherpreise zu sorgen. Der EWGVertrag ließ zunächst offen, in welcher konkreten Form die Vergemeinschaftung der Agarpolitik erfolgen sollte: lediglich durch gemeinsame Wettbewerbsregeln, durch die —> Koordinierung der nationalen Marktordnungen für Agrarprodukte oder aber mittels Errichtung europäischer Marktordnungen. Angesichts der divergierenden Strukturen und politischen Vorgaben gelang es den Mitgliedsregierungen jedoch nicht, sich in den jahrelangen Verhandlungen auf eine Deregulierung zu einigen. Nicht zuletzt die Bundesrepublik und Italien fürchteten um ihre kleinbäuerlichen Familienbetriebe (zum Teil in benachteiligten Regionen), die einem marktwirtschaftlichen Konkurrenzdruck nicht standhalten könnten. Folglich kamen die Agrarminister überein, gemeinsame Marktordnungen mit einer strengen Marktregulierung einzuführen, die vier Grundprinzipien Rechnung tragen sollten:
- Finanzielle Solidarität: Die Kosten der Gemeinsamen Agrarpolitik trug der EG-Haushalt. - Einkommenssicherung über Erzeugerpreise: Das Einkommen der Landwirte sollte am Markt und nicht über direkte staatliche Zuwendungen erwirtschaftet werden. Im Laufe vor allem der 60er und 70er Jahre wurden dann nach und nach Marktordnungen für über 90 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte in der Gemeinschaft eingeführt. Nennenswerte Ausnahmen blieben lediglich Kartoffeln und landwirtschaftlicher Alkohol. Als letzte Marktordnung wurde 1993 die heftig umstrittene Bananenmarktordnung beschlossen. Allen Marktordnungen gemeinsam sind spezifische Produktions- und Erzeugungsnormen, Qualitätsmaßstäbe sowie Vorschriften für den Handel und eventuell die Weiterverarbeitung. Ferner enthalten alle einen besonderen Außenschutz, das heißt Regelungen für den Handel mit Drittstaaten. Dazu gehören —» Abschöpfungen bei Einfuhr (—> Import) und Erstattungen bei Ausfuhr (—» Export), um das in der Regel höhere Binnenmarktpreisniveau zu sichern und einen Anreiz für den Export der Uberschüsse zu geben; außerdem Ein- und Ausfuhrlizenzen zur Überwachung von Warenbewegungen, Schutz der Verarbeitungsbetriebe in der Europäischen Gemeinschaft durch strenge Regulierung des Handels mit Verarbeitungserzeugnissen sowie be-
- Gemeinsamer Binnenmarkt: Agrarerzeugnisse durften in der —> Europäischen Gemeinschaft weder Zollschranken, mengenmäßigen Beschränkungen noch —> nicht-tarifären Handelshemmnissen unterliegen. - Gemeinschaftspräferenz: In der Gemeinschaft produzierte Waren genossen im Binnenmarkt Vorrang vor Produkten aus Drittstaaten (—» Präferenzen).
85
Europäische Agrarmarktordnung
sondere Sicherungsklauseln im Falle von Marktstörungen. Die Marktordnungen unterscheiden sich indessen teilweise erheblich in Form, Arbeitsweise und Wirkung und spiegeln damit einerseits die produktund marktspezifischen Gegebenheiten und Probleme, andererseits aber auch die agrarpolitischen Regulationsvorstellungen der jeweiligen Zeit wider. Dabei lassen sie sich im wesentlichen in zwei Gruppen einteilen:
dabei im wesentlichen die Marktinterventionen sowie die Exporterstattungen. Ihr kommen auch die Einnahmen aus Abgaben und Abschöpfungen zu. Die Abteilung 'Ausrichtung' dient demgegenüber der Unterstützung von strukturpolitischen Maßnahmen in den Mitgliedstaaten vor allem im Hinblick auf Größe und Wirtschaftlichkeit der Betriebe, die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur sowie die Stärkung der Verarbeitungs- und Vermarktungswege. Die Gemeinsame Agrarpolitik bildet nach wie vor den weitaus größten Ausgabenposten im EG-Haushalt. Ihr Anteil am Gesamtbudget ist allerdings von rund 70 Prozent 1975 auf gut 50 Prozent 1994 gesunken. Schon bald nach der Einführung der ersten Marktordnungen zeigten sich erhebliche Probleme mit der Gemeinsamen Agrarpolitik. Die Sicherung der Einkommen der in der Landwirtschaft Beschäftigten über die Preispolitik führte auf der einen Seite nur zu unzureichenden Vergleichseinkommen, auf der anderen Seite aber zu Produktionsanreizen und damit massiven Uberschüssen, die von der EG dann teuer vom Markt genommen werden mußten. Dadurch stiegen die Marktordnungskosten im Agrarbereich sprunghaft an, und die Gemeinschaft häufte umfangreiche Lagerbestände vor allem bei Getreide und Milchprodukten an, darunter den sprichwörtlichen 'Butterberg'. Ferner kam es zu unerwünschten Strukturanpassungen, insbesondere zu einer industriellen Agrarproduktion,
- Marktordnungen mit Marktsicherung (rund 70 %): Bei Erzeugnissen wie Getreide, Reis, Milch, Zucker oder Olivenöl muß, bei Schweineund Rindfleisch, Tabak, Wein, Obst, Gemüse oder Fisch kann die Gemeinschaft auf den Märkten intervenieren, wenn der Preis unter ein vorher vom Ministerrat festgelegtes Niveau fällt. Die EG kauft dann überschüssige Produkte auf, um den Preis zu stützen. - Marktordnungen ohne Marktsicherung (rund 20 Prozent): Beispielsweise für Eier, Geflügelfleisch, lebende Pflanzen, Blumen, Hopfen, Saatgut oder Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse gibt es zwar eine Marktordnung, aber kein festgelegtes Preisniveau und auch keine Interventionskäufe. Zur Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik schuf die EG vor allem den Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds Landwirtschaft, der zwei Abteilungen umfaßt. Die (größere) Abteilung 'Garantie' finanziert
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Europäische Agrarmarktordnung
Diese vielschichtigen Probleme führten seit Anfang der 70er Jahre zu periodisch wiederkehrenden Reformversuchen, die aber zunächst die Marktordnungen selbst weitgehend unangetastet ließen und sich auf die Verbesserung ihrer Anwendung konzentrierten. Ergänzend weitete die Gemeinschaft in mehreren Schritten ihre Einnahmebasis aus, um den Haushalt a b zugleichen. Anfang der 80er Jahre explodierten aber die Agrarausgaben. Nach harten Auseinandersetzungen sowohl im Ministerrat als auch im Europäischen Rat einigten sich die Regierungen dann in mehreren Runden während der 80er und beginnenden 90er Jahre zunächst auf einschneidende Änderungen der Marktordnungen und schließlich 1992 auch auf einen schrittweisen Wechsel in den Grundprinzipien der Gemeinsamen Agrarpolitik: - Die Gemeinschaft führte bei den für die landwirtschaftlichen Einkommen wichtigsten und vom Uberschußproblem mit am schwersten betroffenen Produkten Getreide und Milch eine sogenannte 'Mitverantwortungsabgabe' der Erzeuger ein, die praktisch einer Preissenkung gleichkam. Darüber hinaus wurde bei Getreide eine 'Garantiemengenregelung' angewandt, die die Mindestpreisgarantie auf eine gewisse Höchstmenge begrenzte und Überschüsse mit einem abgestuften Preisabschlag bestrafte.
die ökologische Gesichtspunkte völlig außer acht ließ. Das stetig steigende Subventions- und Schutzniveau in der europäischen Landwirtschaft zog außerdem heftige Kritik der Handelspartner der EG im —» GATT auf sich. Nicht zuletzt die USA, aber auch die —> Entwicklungsländer beklagten, die EG verhindere mit ihrer Politik nicht nur Importe aus Drittstaaten, sondern werfe noch dazu ihre eigenen Uberschüsse subventioniert auf den —» Weltmarkt und verdränge so andere Anbieter von den Märkten. Und schließlich sah sich die Gemeinsame Agrarpolitik auch mit Währungsproblemen konfrontiert, da die Preise in den Marktordnungen in der Rechnungseinheit der Gemeinschaft (RE, ab 1979 ECU) festgesetzt wurden. Trotz der Bemühungen um eine Begrenzung der Wechselkursschwankungen in der EG (—» Währungsschlange, ab 1979 EWS) kam es nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—> BrettonWoods-Abkommen) nach 1973 zu immer wiederkehrenden —> Auf- und —> Abwertungen der mitgliedstaatlichen Währungen. Für die Bauern hieß das aber, daß in den Aufwertungsländern das Realeinkommen sank, in den Abwertungsländern hingegen zunahm. Vor allem Aufwertungsländer wie die Bundesrepublik oder die Niederlande verlangten daher einen 'Währungsausgleich', der in der Folge jedoch den EG-Haushalt erheblich belastete.
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Europäische Entwicklungsbank
- Bei Milch ging die EG 1984 zu einer Quotenregelung über, bei der jedem Betrieb eine bestimmte Verkaufsmenge zugesprochen wurde. Die Überschreitung der Quote führte zu Abschlägen und Strafabgaben. Als im folgenden die Butterberge trotzdem nicht dauerhaft abnahmen, kam es zu mehrfachen Quotenkürzungen, um die Produktion dem Verbrauch anzupassen.
diese direkten Transfers ließen sich zudem auch ökologische Kriterien einbringen, so die Pflicht zur Flächenstillegung oder die Extensivierung der Viehhaltung mittels Bestandsobergrenzen je Hektar Betriebsfläche. Ziel dieser Maßnahmen war und ist es, auf der einen Seite die Uberschüsse in der agrarischen Produktion zu beseitigen und die Ausgaben der EG für diesen Bereich zu senken, auf der anderen Seite aber die Einkommen der Landwirte nicht drastisch zu verringern, sondern die Anpassung an den Weltmarkt erst nach und nach wirken zu lassen und den Strukturwandel nicht schlagartig zu erzwingen.
- Ab 1988 bot die Gemeinschaft zunächst auf freiwilliger Basis und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten ein Flächenstillegungsprogramm an, mit dessen Hilfe landwirtschaftliche Produktionsflächen zeitweise aus der Erzeugung genommen werden sollten. Die Landwirte bekamen dafür Ausgleichszahlungen. Seit 1992 ist die Stillegung von 15 Prozent der Nutzfläche vorgeschrieben. Eine Ausnahme gilt nur für Kleinbetriebe.
Dieter Wolf Europäische Entwicklungsbank —> Osteuropabank Europäische Freihandels Assoziation
- Mit der insbesondere auf Druck der GATT-Verhandlungen (—> Uruguay-Runde) erfolgten Agrarreform von 1992 brach die EG schließlich auch mit ihrem bis dahin feststehenden Prinzip der Einkommenssicherung über die Erzeugerpreise. Bei Getreide, Ölsaaten und Rindfleisch wurden die Preise teilweise erheblich gesenkt und im Gegenzug der Einkommensausfall durch direkte produktionsunabhängige Ausgleichszahlungen an die Betroffenen kompensiert, so daß der Anreiz zu Uberproduktion abnahm. Uber
—» EFTA Europäische Gemeinschaft Aufgrund des Unionsvertrages von 1991 aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hervorgegangener zentraler Bestandteil der —> Europäischen Union; auch Sammelbegriff für die drei Europäischen Gemeinschaften EWG (EG), Montanunion und Euratom. Die Entwicklung der EG begann mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl
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Europäische Gemeinschaft
(EGKS, auch Montanunion) 1951, durch die Deutschland, Frankreich, Italien sowie die Benelux-Länder unter dem Eindruck der Folgen des Zweiten Weltkrieges eine zentralen und kriegswichtigen Sektor ihrer Volkswirtschaften der Kontrolle einer mit starken supranationalen Befugnissen ausgestatteten Organisation unterstellten und einen begrenzten gemeinsamen Markt schufen. Die EGKS folgt dem funktionalistischen Konzept der —» Integration einzelner wirtschaftlicher Sektoren.
—) Zollunion hinaus den freien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleisten sollte. Alle das Wirtschaftsleben in den Mitgliedsländern betreffenden Fragen fallen deshalb grundsätzlich in den Kompetenzbereich dieser Gemeinschaft. Die EWG entwickelte sich in der Folgezeit zum Zentrum des Integrationsprozesses. Bis 1968 wurden die Zollunion verwirklicht sowie die Grundlagen für die gemeinsame Agrarpolitik gelegt. Diese Erfolge wurden durch die institutionelle Ausgestaltung der EWG zur 'supranationalen' Organisation unterstützt. Zwar blieb der Ministerrat, in dem die Partikularinteressen der Mitgliedstaaten dominieren, das eigentliche Entscheidungszentrum der Gemeinschaft. Aber ihm wurde eine mächtige Kommission beigeordnet, die neben exekutiven auch erhebliche legislative Machtbefugnisse erhielt, darunter das alleinige Initiativrecht für Rechtsetzungsvorhaben. Der parlamentarischen Versammlung kam dagegen zunächst nur beratende Funktion zu. Verfahrensgemäß beschlossene Gesetzgebungsakte werden für die Mitgliedstaaten automatisch bindend und erlangen in der Form von Verordnungen unmittelbare Geltung innerhalb der nationalen Rechtssysteme. Der Europäische Gerichtshof legt das Europäische Recht verbindlich aus. Damit ist den Mitgliedstaaten die Option der Nichtumsetzung beschlossener Maßnahmen weitgehend verstellt.
Nach dem Scheitern des Projektes einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft sowie einer Europäischen Politischen Gemeinschaft im Jahre 1954 griffen die sechs EGKSMitglieder auf das Modell der schrittweisen Wirtschaftsintegration zurück und gründeten 1957 die Europäische Atomgemeinschaft (EAG, auch Euratom) sowie die EWG. Obwohl die Gründungsverträge zunächst kaum miteinander verbunden waren, bildeten die drei Gemeinschaften eine Einheit. Die Hauptorgane wurden frühzeitig zusammengelegt und spätere Beitritte erstreckten sich stets auf alle drei Gemeinschaften. Im Gegensatz zur EAG, die auf die Regulierung eines Sektors beschränkt blieb und insgesamt wenig Bedeutung erlangte, überwand die EWG das Konzept der Sektorintegration. Ihre Ziele bestanden in der Schaffung einer gemeinsamen Agrarpolitik und eines umfassenden gemeinsamen Marktes, der über eine
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Europäische Gemeinschaft
Der EWG-Vertrag sah einen begrenzten Übergang zu Abstimmungsverfahren mit qualifizierter Mehrheit vor, um den Mitgliedstaaten die Möglichkeit zu nehmen, auf Dauer jede Entscheidung durch ihr Veto im Ministerrat blockieren zu können. An dieser Frage entzündete sich die erste schwere Krise der Gemeinschaft. Der französische Präsident de Gaulle forderte 1965 die Beibehaltung des Vetorechts für vitale Fragen und französische Repräsentanten blieben im Rahmen der 'Politik des leeren Stuhls' den Entscheidungsgremien fern. Die Krise wurde durch den 'Luxemburger Kompromiß' beigelegt, der eine nahezu vollständige Rückkehr zum Einstimmigkeitsprinzip einleitete und den weiteren Integrationsprozeß bis in die 80er Jahre hinein belastete.
päische Parlament erstmals direkt gewählt. Im Bereich der Regulierung begann sich die Aktivität der EWG stillschweigend auf neue, im Vertrag nicht vorgesehene Sachgebiete zu erstrekken, etwa die Umwelt-, Forschungsund Regionalpolitik. Unter dem Einfluß des Europäischen Gerichtshofs bildete sich ein einheitliches System des Europäischen Rechts heraus, das die Mitgliedstaaten auch gegenüber ihren eigenen Bürgern in die Pflicht nimmt. Außerhalb des institutionellen Rahmens der Verträge wurden in Form der 'Europäischen Politischen Zusammenarbeit' (EPZ) Umrisse einer gemeinsamen Außenpolitik der Mitgliedstaaten sowie in Form des 'Europäischen Währungssystems' Ansätze zu einer gemeinsamen Währungspolitik erkennbar. Schließlich etablierte sich der Europäische Rat der Staatsund Regierungschefs als zusätzliches Organ mit richtungweisendem Anspruch. Allerdings wurde die wirtschaftliche Integration durch das im Ministerrat vorherrschende Einstimmigkeitsprinzip stark behindert. Vor diesem Hintergrund gelang mit dem Abschluß der 'Einheitlichen Europäischen Akte' (EEA) 1986 die erste große Reform der Gründungsverträge. Im Zentrum stand die Fortentwicklung des gemeinsamen Marktes zu einem umfassenden Europäischen Binnenmarkt. Darüber hinaus erhielt das Europäische Parlament größere Mitwirkungsrechte und der EWG-Vertrag wurde um neue Kompetenzbereiche
Die Periode von 1965 bis 1985 wird deshalb bisweilen als Stagnationsphase angesehen. Das ist jedoch nur teilweise richtig, denn innerhalb des bestehenden institutionellen Gefüges führten vielfältige Entwicklungen zu einem beständigen Fortgang des Integrationsprozesses. 1973 traten Großbritannien, Irland und Dänemark den drei Gemeinschaften bei, 1981 und 1986 folgten Griechenland sowie Spanien und Portugal. Durch ein 'System der eigenen Mittel' wurde die Gemeinschaft mit einem festen Prozentsatz am —» Bruttosozialprodukt der Mitgliedsländer beteiligt. 1979 wurde das aus der parlamentarischen Versammlung hervorgegangene Euro-
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Europäische Gemeinschaft
erweitert. Schließlich wurde die EPZ unter d e m gemeinsamen Dach des Europäischen Rates als eigenständiger Bestandteil einer zukünftigen Europäischen Union mit der EG verknüpft. Der Integrationsprozeß erhielt insbesondere durch das Binnenmarktprojekt erheblichen Auftrieb und wurde durch den Umbruch in Osteuropa und die deutschen Vereinigung weiter beschleunigt. 1991 leiteten die zwölf Mitgliedsländer durch den Abschluß des Vertrags über die —» Europäische Union eine zweite, weitaus umfassendere Reform ein. Die sachlichen Kompetenzen der nunmehr 'Europäische Gemeinschaft' (EG) genannten ehemaligen E W G wurden abermals erweitert, insbesondere durch das Projekt einer Wirtschafts- und —> Währungsunion (—» Europäische Währungsunion). Im Rahmen der neu geschaffenen —» Europäischen Union (EU) werden der Zusammenarbeit in den drei originären Gemeinschaften zwei weitere, weitgehend intergouvememental organisierte 'Pfeiler' beigestellt, nämlich die aus der EPZ hervorgegangene 'Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik' (GASP) und die 'Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres', die durch die vorgesehene Abschaffung der Personenkontrollen an den Binnengrenzen besondere Bedeutung erlangt.
wirksam
gewordenen
rung
Schweden, Finnland
um
Norderweiteund
Osterreich Beitrittsforderungen mehrerer
ostmittel-
und
südeuropäischer
Länder (—» Mittel- und osteuropäische Reformstaaten)
gegenüber.
Zentrale
Aufgabe wird deshalb nicht nur die Konsolidierung und Entwicklung des gegenwärtigen Standes der Integration sein, sondern auch die Vorbereitung von Gemeinschaft und Union auf eine wesentlich breitere und damit
auch
heterogenere Mitgliedschaft. Literatur: Dinan, Desmond (1994): Ever Closer Union ? An Introduction to the European Community, London. Jachtenfuchs, Markus und Beate KohlerKoch (Hrsg.) (1996): Europäische Integration, Opladen. Sbragia, Alberta (Hrsg.) (1992): EuroPolitics: Institutions and Policy-Making in the New European Community, Washington. Tsoukalis, Loukas (1993): The New European Economy. The Politics and Economics of Integration, Oxford. Wallace, William und Helen Wallace (Hrsg.) (1996): Policy-making in the European Union, Oxford. Weidenfeld, Werner und Wolfgang Wessels (Hrsg.) (1980 ff.): Jahrbuch der Europäischen Integration. Thomas
Obwohl der Unionsvertrag in einigen Ländern nur unter Schwierigkeiten ratifiziert werden konnte, sieht sich das Europa der Fünfzehn nach der 1995
91
Gehring
Europäische Union
Europäische Union
gen Form bleibt d e r S c h w e r p u n k t d e r
B e z e i c h n u n g f ü r die v o n den 12 E G Staaten
(—»
Europäische
E U die wirtschaftliche G e m e i n s c h a f t .
Gemein-
Europäische Währungseinheit
s c h a f t ) auf d e m G i p f e l von Maastricht (-»
Maastricht-Vertrag)
1991
be-
—» E C U
s c h l o s s e n e U n i o n . Sie ersetzt begrifflich
'Europäische
Europäische Währungsschlange
Gemeinschaft(en)'
als B e z e i c h n u n g f ü r d e n Z u s a m m e n -
—¥ W ä h n i n g s s c h l a n g e
s c h l u ß europäischer Staaten zu e i n e m supranationalen heute
Gebilde
und
15 Mitgliedstaaten.
Europäische Währungsunion
zählt dem
M i t dem —» M a a s t r i c h t e r Vertrag h a -
Maastrichter Vertrag w u r d e den V e r -
b e n die Mitgliedsländer d e r —> Euro-
trägen aus den 5 0 e r Jahren zur G r ü n -
päischen Union die Einrichtung einer
d u n g der G e m e i n s c h a f t f ü r Kohle u n d
Europäischen W ä h r u n g s u n i o n
Stahl
bis spätestens z u m J a h r e s b e g i n n 1999
(EGKS),
der
Mit
Atom-Gemein-
s c h a f t ( E A G ) u n d der Wirtschaftsgemeinschaft
vereinbart.
Europäischen (EWG)
(EWU)
ein
Als Vorteile der W ä h r u n g s u n i o n wer-
dem
den vor allem der W e g f a l l der U m -
n e b e n der G r ü n d u n g einer nicht n ä h e r
tausch- und T r a n s a k t i o n s k o s t e n s o w i e
definierten E u r o p ä i s c h e n Union ( E U )
der A b b a u d e r —» W e c h s e l k u r s u n s i -
Unionsvertrag
hinzugefügt,
in
B e s t i m m u n g e n zu einer G e m e i n s a m e n
cherheit g e s e h e n . A u ß e r d e m verspre-
A u ß e n - und Sicherheitspolitik
chen sich die
sowie
Befürworter von
der
B e s t i m m u n g e n z u r Z u s a m m e n a r b e i t in
E W U Impulse f ü r weitere Schritte in
den Bereichen Justiz u n d Inneres ent-
Richtung einer politischen Union
halten sind. N e b e n diesen neuen ' S ä u -
Europa. Kritiker sehen d a g e g e n
l e n ' d e r g e m e i n s a m e n äußeren und in-
allem G e f a h r e n f ü r die Preisstabilität
in vor
der
in der E W U (politischer D r u c k auf die
G r u n d l a g e der R e g i e r u n g s z u s a m m e n -
n e u e Europäische —» Z e n t r a l b a n k (—>
arbeit w u r d e der supranationale Teil,
Europäisches W ä h r u n g s i n s t i t u t ) ,
die wirtschaftliche Integration, als er-
lende Regeln im Bereich der Finanz-
neren
Angelegenheiten
auf
ste ' S ä u l e ' unter d e m EU-Vertrag re-
politik, politisch motivierte
feh-
Auswahl
f o r m i e r t und von E W G - V e r t r a g in E G -
der Teilnehmerländer).
Vertrag ( E G V ) u m b e n a n n t .
E n d e der 80er J a h r e erhielten d i e B e -
Die n e u e V e r t r a g s g r u n d l a g e stellt kei-
m ü h u n g e n um eine —» W ä h r u n g s u n i o n
ne
Verfassung
im
in
staatsrechtlichen
Sinne dar. E b e n s o w e n i g
Europa
nach
zwei
mißlungenen
A n l ä u f e n (—» W e m e r - B e r i c h t 1971, 2.
ist mit der
institutionelle P h a s e des E u r o p ä i s c h e n
n e u e n Union die Finalität als Staat
Währungssystems
oder d a s politische S y s t e m des künfti-
Anfang
der
80er
Jahre) n e u e I m p u l s e durch die Arbeit
gen G e b i l d e s b e s t i m m t . In ihrer jetzi-
92
Europäische Währungsunion
der Delors-Kommission. Sie schlug im April 1989 die Verwirklichung einer Wirtschafts- und Währungsunion in drei Stufen vor. Der Europäische Rat beschloß auf Basis des Delors-Berichts (—» Delors-Plan), am 1. Juli 1990 in die erste Stufe der Währungsunion einzutreten, die vor allem die vollständige —> Liberalisierung der Kapitalmärkte umfaßte. In dieser Phase wurden mit dem Maastrichter Vertrag dann auch die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung der Europäischen Währungsunion geschaffen. Nach der Ratifizierung des Maastrichter Vertrags läuft seit Januar 1994 die zweite Stufe der Währungsunion. Gleich zu Beginn wurde das —> Europäische Währungsinstitut (EWI) in Frankfurt gegründet. Es ist als Vorläuferin der künftigen Europäischen Zentralbank konzipiert und soll die geldund bankpolitischen Vorarbeiten der EU-Notenbanken koordinieren. Für den weiteren Weg in die Währungsunion liefert der Maastrichter Vertrag einige wesentliche Eckpunkte, insbesondere Terminvorgaben. Viele Entscheidungen sind aber noch offen und können erst im Verlauf des Übergangsprozesses getroffen werden. Folgende Vorgehensweise ist geplant. Auswahl der Teilnehmerländer: Im Frühjahr 1998 sollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten darüber abstimmen, welche Länder an der Währungsunion teilnehmen. Sie orientieren sich dabei an einem Vorschlag des Ministerrats auf Basis von
Berichten der Europäischen Kommission und des EWI. Es sollen nur Länder mit einer ähnlichen, stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik an der Währungsunion teilnehmen. Als Maßstab dienen die vier sogenannten Konvergenzkriterien nach Art. 109j EGV (—» Konvergenz): - Annäherung der Inflationsraten auf niedrigem Niveau, - auf Dauer tragbare öffentliche Finanzen, - stabile —» Wechselkurse im Europäischen Währungssystem, - Annäherung der langfristigen Zinsen auf niedrigem Niveau. Zweckmäßigkeit, Interpretation und Verbindlichkeit der Konvergenzkriterien sind in Wissenschaft und Politik umstritten, vor allem im Falle des Kriteriums tragbarer öffentlicher Finanzen. Letztlich sind die Konvergenzkriterien keine verpflichtenden Beitrittsbedingungen, die für einen Eintritt in die Währungsunion erfüllt sein müssen. Die Kriterien liefern lediglich Anhaltspunkte für die politisch zu treffende Auswahl der Teilnehmer der Währungsunion durch die Staatsund Regierungschefs der EU-Länder. Gründung der Europäischen Zentralbank: Nach der Auswahl der Teilnehmerländer beginnt die Gründungsphase der Europäischen Zentralbank (EZB) mit der Besetzung der Direktoriums. Der EZB-Rat, bestehend aus dem Direktorium und den Präsidenten der teilnehmenden Notenbanken, legt dann die künftige monetäre Strategie
93
Europäische Währungsunion
und das geldpolitische Instrumentarium fest und trifft die notwendigen organisatorischen und personellen Entscheidungen. Dabei kann sich die EZB auf umfangreiche Vorarbeiten der EUNotenbanken im Rahmen des EWI stützen. In der einjährigen Gründungsphase des EZB sind weiterhin die nationalen Notenbanken geldpolitisch verantwortlich. Die EZB genießt rechtlich einen ähnlich unabhängigen Status wie die Deutsche Bundesbank. Ihr vorrangiges Ziel ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten (Art. 105 EGV). Sie ist in ihrer Politik weisungsunabhängig (Art 107 EGV). Beginn der Währungsunion: Zum Jahresanfang 1999 soll die Währungsunion mit dem Eintritt in die dritte Stufe faktisch beginnen. Die —» Wechselkurse zwischen den beteiligten Währungen werden unwiderruflich fixiert, und die Umtauschkurse zwischen den Teilnehmerwährungen und der neuen gemeinsamen Währung, dem Euro, festgelegt. Die Europäische Zentralbank übernimmt als unabhängige Notenbank die geldpolitische Verantwortung von den teilnehmenden nationalen Notenbanken. Diese werden damit zu Filialen der EZB und bilden mit ihr zusammen das Europäische System der Zentralbanken (ESZB). Anfangs werden in den Ländern der Währungsunion noch die bisherigen nationalen Banknoten und Münzen verwendet. Faktisch gibt es aber von diesem Zeitpunkt an nur noch eine gemeinsame europäische Währung, für welche die
nationalen Währungen vollkommene Substitute sind. Die nationalen Währungen sind letztlich nur noch verschiedene Bezeichnungen der gemeinsamen Euro-Währung. Einfiihrung der einheitlichen europäischen Währung: Abgeschlossen wird die Ubergangsphase zur Europäischen Währungsunion mit der Einführung eines einheitlichen europäischen Bargelds. Aufgrund der umfangreichen technischen Vorarbeiten soll dies voraussichtlich etwa drei Jahre nach der Fixierung der Wechselkurse erfolgen, zum Beginn des Jahres 2000. Einheitliches europäisches Buchgeld, also Sicht-, Termin- und Spareinlagen, sowie andere Anlageformen in der gemeinsamen europäischen Währung werden von Banken und Finanzunternehmen wahrscheinlich schon vor Einführung des Euro-Bargeldes angeboten. Es könnte so zu einem fließenden Übergang bis zur endgültigen Abschaffung der nationalen Währungen kommen. Nach den derzeitigen Plänen der Notenbanken und Regierungen soll dann spätestens ab Mitte des Jahres 2002 nur noch die gemeinsame europäische Währung im Umlauf sein.
Literatur: Caesar, Rolf/ Scharrer, Hans Eckart, (Hrsg.) (1994): Maastricht: Königsweg oder Irrweg zur Wirtschafts- und Währungsunion?, Europa Union: Bonn. Europäisches Währungsinstitut (laufende Jahrgänge): Jahresberichte, Frankfurt.
94
Europäische Zahlungsuiiion
De Grauwe, Paul (1994): The Economics of Monetary Integration, Oxford University Press: Oxford. Emerson, Michael, u.a. (1991): Ein Markt - eine Währung: Potentielle Nutzen und Kosten der Erreichung einer Wirtschafts- und Währungsunion, Economica: Bonn, Heidelberg. Kloten, Norbert/ Grosch, Ulrich (1993): Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, in: Kloten, Norbert, von Stein, Johann Heinrich (Hrsg): Geld-, Bank- und Börsenwesen. SchaefferPoeschel: Stuttgart, S. 161-183.
kenebene bedeutete Transferibilität der EZU-Währungen untereinander auf dieser Ebene. Im Rahmen des multilateralen Kreditsystems wurde jedem Mitglied eine bestimmte Quote zugeteilt, die teils zu kreditieren, teils mit Gold oder Dollar abzudecken war. Aufgrund der regionalen Begrenztheit der EZU entstanden dabei extreme Gläubiger- und Schuldnerpositionen von langfristiger Natur, was dazu führte, daß einzelne Länder ihre —> Zahlungsbilanz durch handelspolitische Maßnahmen auszugleichen suchten (Liberalisierungsschaukel). Mit dem Ubergang der meisten europäischen Währungen zur —»Konvertibilität 1958 wurde die EZU vom Europäischen Währungsabkommen (EWA) abgelöst.
Bernhard Herz Europäische Zahlungsunion 1950 gegründetes Organ der —> OEEC mit dem Ziel der —> Liberalisierung des innereuropäischen Zahlungsverkehrs. Die Europäische Zahlungsunion (EZU) sah eine multilaterale Abrechnung (—> Multilateralismus) der laufenden Transaktionen des Handelsverkehrs (—» Außenhandel) ihrer Mitgliedsländer vor. Die bilateralen Salden aus dem Handelsverkehr der Mitglieder wurden von der —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zu einem festen —> Wechselkurs umgerechnet und saldiert, wodurch jedes Land statt mehrerer bilateraler Salden (—> Bilateralismus) gegenüber allen Mitgliedsländern der EZU nur eine Nettoposition gegenüber der EZU aufwies. Diese Form eines regionalen und zeitlichen Clearings der Zahlungen innerhalb der EZU über die Zentralban-
Europäischer Binnenmarkt Ein 'Raum ohne Binnengrenzen, in dem der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet ist' (Art. 7a EGVertrag). Unter dem Eindruck schwindender Konkurrenzfähigkeit Europas im globalen Wettbewerb ('Eurosklerose') legte die Europäische Kommission 1985 ein Weißbuch zur Beseitigung materieller, technischer und steuerlicher Handelshemmnisse (—> Protektion) vor. 1986 wurde das Ziel der Errichtung eines Europäischen Binnenmarktes bis Ende 1992 im Rahmen der Einheitlichen Europäischen Akte in den EWG-Vertrag aufgenommen. Das unter dem Stichwort 'Europa 1992' bekanntgewordene Projekt, das
95
Europäischer Wechselkursverbund
282 einzelne Rechtsetzungsvorhaben umfaßte, stellte weitgehend eine Umsetzungsstrategie für das bereits im Gründungsvertrag der EWG vorgesehene Ziel der Errichtung eines 'gemeinsamen Marktes' dar. Die Umsetzung wurde durch das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung der Gleichwertigkeit nationaler Schutzstandards sowie durch den verstärkten Einbezug europäischer Normungsinstitutionen in die Erarbeitung technischer Regeln erleichtert. Zusätzlich sah der geänderte EWG-Vertrag (Artikel 100a) für weite Teile der Binnenmarktgesetzgebung eine Beschlußfassung des Ministerrates mit qualifizierter Mehrheit vor. Das großenteils fristgerecht umgesetzte Binnenmarktprogramm hat zu einer erheblichen —» Liberalisierung des Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehrs innerhalb der EG geführt und dem Prozeß der (west-) europäischen —» Integration unerwartet starke Impulse verliehen. Dagegen steht die Beseitigung der innergemeinschaftlichen Grenzen für den Personenverkehr aufgrund fortdauernder Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit Fragen der inneren Sicherheit auch 1995 noch aus.
union (WWU; —» europäische Währungsunion) vorbereiten. Der —> Maastricht-Vertrag hat dem EMI (European Monetary Institut), das seit dem 2. Januar 1994 existiert, zwei grundlegende Aufträge erteilt. Zum Ersten soll über die Festlegung eines regulatorischen, organisatorischen und logistischen Rahmens ein integratives, funktionierendes System europäischer Zentralbanken kreiert werden. Um dies zu erreichen, wurde zum Zweiten die Förderung der gegenwärtigen, laufenden Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken der EU und die —> Koordinierung der Geldpolitik ihrer Mitgliedsstaaten fixiert. Konkret stellt sich für das EMI nach Vollendung der Europäischen Währungsunion die Aufgabe, ähnlich wie gegenwärtig bei den nationalen Zentralbanken, die Geld- und Wechselkurspolitik mit dem Ziel der Geldwertstabilität zu gestalten und zu bestimmen. Bis zum Eintritt in die dritte Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und der Gründung der Europäischen Zentralbank müssen die Strategie und die dazugehörigen geldpolitischen Instrumente dafür entwickelt sein. Die Europäische Zentralbank wird dann der Souverän der europäischen Geldpolitik sein. Die —> Wechselkurse werden mit Eintritt in die Endphase der Wirtschafts- und Währungsunion unwiderruflich fixiert und letztendlich werden die nationalen Währungen der Mitglieder der WWU in eine sogenannte
Europäischer Wechselkursverbund —» Währungsschlange Europäisches Währungsinstitut Das europäische Währungsinstitut soll die für spätestens 1999 anvisierte europäische Wirtschafts- und Währungs-
96
Europäisches Währungssystem
e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g getauscht wer-
-
- Grundlage
Europäisches Währungssystem Als
B e z u g s g r ö ß e f ü r den W e c h s e l k u r s mechanismus,
den.
am
13.3.1979
Währungssystem wurde, haben
das
Europäische
(EWS)
-
eingeführt
viele Ö k o n o m e n
auf-
Abweichungs-
(Denominator)
ventions·
sowohl
als
auch
für
im —» Interim
Kreditme-
chanismus,
F e s t k u r s s y s t e m e n (—> Bretton W o o d s Europäische
Rechengröße Operationen
grund der früheren Erfahrungen mit Abkommen;
für den
indikator,
- I n s t r u m e n t für den Saldenausgleich
Währungs-
z w i s c h e n den W ä h r u n g s b e h ö r d e n .
s c h l a n g e ) vor den stabilitätspolitischen
N a c h d e m es im V o r f e l d des E W S zu
G e f a h r e n gewarnt u n d d e m E W S n u r
einer intensiven Diskussion über die
eine
W i r k u n g e n ( S y m m e t r i e versus A s y m -
begrenzte
Lebensdauer
einge-
räumt. Diese S k e p s i s gründete sich a u f
metrie)
alternativer
Interventionssy-
h o h e u n d stark divergierende Inflati-
steme
onsraten w ä h r e n d d e r siebziger Jahre.
D e u t s c h l a n d d a h i n g e h e n d durch, das
D i e Kritiker setzten folglich an d e n
ein bilaterales - (zunächst)
Voraussetzungen
trisch w i r k e n d e s - —» Paritätengitter
f ü r eine d a u e r h a f t e
gekommen
war,
setzte
sich
symme-
F i x i e r u n g der —> W e c h s e l k u r s e an u n d
zur G r u n d l a g e d e s W e c h s e l k u r s - und
lassen
der
I n t e r v e n t i o n s m e c h a n i s m u s wurde. Da-
auf-
mit w u r d e die E W E in diesem Zu-
fassen. Die V e r f e c h t e r des E W S sahen
s a m m e n h a n g aber praktisch überflüs-
sich d a h e r
Krönungstheorie
als Vertreter
(Ökonomisten)
d a s S y s t e m h i n g e g e n in erster Linie
sig. D a f e m e r der auf d e r E W E basie-
als
mit
rende A b w e i c h u n g s i n d i k a t o r nie eine
d e s s e n Hilfe eine Z o n e monetärer Sta-
n e n n e n s w e r t e B e d e u t u n g erlangte, re-
bilität errichtet w e r d e n sollte. Sie sind
duzierte
s o m i t als A n h ä n g e r der Schrittmacher-
'zentralen E l e m e n t ' zu einer R e c h e n -
theorie (integrationspolitische M o n e t a -
einheit für offizielle Transaktionen im
risten) e i n z u o r d n e n .
E W S . U m den Interventionsverpflich-
Als
ein
Koordinierungssystem,
hauptsächliche
instrumentelle
tungen
N e u e r u n g brachte d a s E W S die E i n führung
einer
Europäischen
rungseinheit (EWE;
sich
(—>
die
EWE
von
einem
Devisenmarktinterventio-
nen) n a c h k o m m e n zu k ö n n e n , schuf
Wäh-
man
E C U = Europe-
darüber
hinaus
verschiedene
Kreditfazilitäten (—» Fazilitäten).
an C u r r e n c y Unit), die auf der G r u n d -
Betrachtet
lage eines
g r u n d die e m p i r i s c h e Evidenz, so läßt
—» W ä h r u n g s k o r b e s
be-
man
vor d i e s e m
r e c h n e t wird. Die als zentrales Ele-
sich d a s E W S in vier
ment des neuen Systems eingeführte
P h a s e n einteilen:
E W E sollte dienen als:
Hinter-
verschiedene
- W ä h r e n d der ersten Jahre des E W S k a m es zu h ä u f i g e n —> Realign-
97
Europäisches Währungssystem
m e n t s (7), die z u d e m ein beträchtli-
gliedsländer verantwortlich, die d u r c h
ches Ausmaß aufwiesen. Die durch-
W e c h s e l k u r s a n p a s s u n g e n s o w i e durch
schnittliche n o m i n a l e A u f w e r t u n g s -
—» Kapitalverkehrskontrollen
rate der D M (—» A u f w e r t u n g ) g e -
rär) durchgesetzt werden k o n n t e n . In
g e n ü b e r allen Mitgliedsländern b e -
dieser P h a s e übte das E W S nur in Ein-
trug in der Zeit von M ä r z 1979 bis
zelfallen
einschließlich M ä r z 1983 i n s g e s a m t
aus. Mit d e m z u n e h m e n d e n
2 3 vH. Dabei w i e s die italienische
auf die w e c h s e l k u r s g e s t ü t z t e n Allein-
Lira mit 33,6 vH die höchste u n d
g ä n g e einzelner
Mitgliedsländer
er-
der holländische G u l d e n m i t 3,9 v H
h ö h t e sich dieser D r u c k j e d o c h
im
die niedrigste A b w e r t u n g s r a t e (—»
L a u f e d e r Zeit. D i e s e r D r u c k
A b w e r t u n g ) auf.
zusätzlich durch den A b b a u der K a p i -
einen
(tempo-
Koordinationsdruck Verzicht
wurde
- N a c h f o l g e n d sank dann sowohl d i e
talverkehrskontrollen v e r s c h ä r f t . W ä h -
Zahl (4) als a u c h d a s A u s m a ß d e r
rend der A b b a u von K a p i t a l v e r k e h r s -
Realignments. Die durchschnittliche
b e s c h r ä n k u n g e n in erster L i n i e auf das
n o m i n a l e A u f w e r t u n g s r a t e der D M
Binnenmarktprojekt
verminderte sich in der Zeit
sen sich f ü r den v e r m i n d e r t e n
Rück-
April 1983 bis einschließlich J a n u a r
griff auf
insbe-
1987 auf insgesamt 7,7 v H .
sondere f o l g e n d e G r ü n d e a n f ü h r e n , die
von
Paritätsanpassungen
las-
nicht u n a b h ä n g i g v o n e i n a n d e r zu se-
- In der Zeit v o n F e b r u a r 1987 b i s einschließlich A u g u s t
zurückging,
hen sind:
1992 w u r d e
kein R e a l i g n m e n t d u r c h g e f ü h r t .
- E s k a m zu einer n e u e n B e w e r t u n g
und
Juli
d e s Ziels Preisniveaustabilität durch
1993 k a m es zu a n d a u e r n d e n
und
d i e Mitgliedsländer.
- Zwischen
August
1992
massiven S p a n n u n g e n im E W S , d i e
- M i t d e r W e c h s e l k u r s f i x i e r u n g ver-
dazu führten, d a ß im A u g u s t 1992
suchte m a n , Vertrauen in die e i g e n e
Italien u n d G r o ß b r i t a n n i e n aus d e m
Wirtschaftspolitik zu importieren.
E W S austraten u n d die verbliebenen
- Mit Währungsabwertungen
Mitglieder - mit A u s n a h m e des bilateralen
verbin-
Nebenwirkungen
zwischen
w i e a) P r e i s n i v e a u s t e i g e r u n g e n und
Deutschland u n d d e n N i e d e r l a n d e n
b ) einen Prestige veri ust f ü r d a s ab-
- im Juli 1993 ihre Paritäten
wertende Land.
stark
Verhältnisses
d e t m a n negative
erweiterten
—>
mit
Bandbreiten
D i e s mag erklären, w a r u m sich im eu-
von ± 15 vH entlasteten.
ropäischen
Kontext
'große'
Länder
wie Frankreich und Italien (fester) an
F ü r die Z u n a h m e nicht n u r d e r absoluten Inflationsraten sondern a u c h deren
die d e u t s c h e Stabilitätspolitik
D i v e r g e n z w ä h r e n d der ersten J a h r e
den h a b e n . D a ß dieser K o o r d i n a t i o n s -
d e s E W S waren p r i m ä r unterschiedli-
druck zugleich auch einen Stabilitäts-
che
d r u c k auslöste, geht auf d i e a s y m m e -
Stabilitätspräferenzen
der
Mit-
98
gebun-
Europäisches Währungssystem
Systems
n o m m e n . Die B u n d e s r e p u b l i k w a r so-
selbst z u r ü c k . D i e s e W i r k u n g e n waren
mit dasjenige L a n d , das seine G e l d -
aber, da sie in erster Linie von intra-
politik und d a m i t seine Stabilitätsprä-
marginalen
dem
ferenzen a u t o n o m d u r c h s e t z e n konnte.
Erreichen der B a n d b r e i t e n ) a u s g i n g e n ,
Diese Ankerrolle ist nicht (administra-
nicht geplant. Sie k a m e n v i e l m e h r da-
tiv) an die D M
durch z u s t a n d e , d a ß man sich gerade
kann v o n j e d e r a n d e r e n M i t g l i e d s w ä h -
nicht an die ursprünglich festgelegten
rung w a h r g e n o m m e n
Regeln in F o r m obligatorischer Inter-
sie sich a u f g r u n d (nachhaltiger) Sta-
ventionen (bei Erreichen d e r Bandbrei-
bilitätserfolge in d e n A u g e n d e r M ä r k -
ten) hielt. V o n
te d a f ü r qualifiziert.
irische W i r k u n g s w e i s e
des
Interventionen
der
(vor
Bundesrepublik
gebunden,
sondern
werden,
wenn
D e u t s c h l a n d w u r d e diese Politik aber
D i e U r s a c h e f ü r d i e K r i s e des E W S in
nur
die
den Jahren 1 9 9 2 / 1 9 9 3 ist in erster Li-
a s y m m e t r i s c h e W i r k u n g s w e i s e ihr ei-
nie im wirtschaftspolitischen Fehlver-
ne weitgehende Unabhängigkeitsposi-
halten der M i t g l i e d s l ä n d e r zu finden.
tion e i n r ä u m t e . Hätten sich h i n g e g e n
Dabei sollen zwei K r i s e n u r s a c h e n her-
die K o s t e n der K o o r d i n a t i o n in F o r m
ausgestellt w e r d e n , die
z u n e h m e n d e r G e f a h r e n f ü r die interne
Fällen z u s a m m e n , in anderen
Stabilität
aber a u c h alleine w i r k t e n :
deshalb
mitgetragen,
weil
(Inflationsübertragung,
Inflationsimport)
erhöht,
wären
—> von
-
in
manchen Fällen
M a n hat sich n i c h t an die e i n g a n g s
deutscher Seite sicherlich bereits zu
erläuterten ' S p i e l r e g e l n eines Fest-
diesem Z e i t p u n k t P a r i t ä t s a n p a s s u n g e n
k u r s s y s t e m s ' g e h a l t e n . Dabei w ü r d e
gefordert w o r d e n , u m d e m K o o r d i n a -
man dem längerfristig orientierten
tionsdruck
Konzept
zu
entgehen.
Auf
einen
der
Kaufkraftparität
si-
längeren Z e i t r a u m b e z o g e n , läßt sich
cherlich nicht g e r e c h t , w e n n
die d e u t s c h e Position im E W S
die aktuellen Inflationsraten in einer
mit statt
'längerfristiger mit
eher
Unabhängigkeit'
'Dominanz'
beschreiben.
Zeitpunktbetrachtung
man
gegenüber-
stellt. Betrachtet man h i n g e g e n z u m
Z w i s c h e n den R e a l i g n m e n t s hat die
Beispiel die k u m u l i e r t e Inflations-
d e u t s c h e Geldpolitik z w a r in
vielen
differenz (bereinigt u m Wechselkurs-
Fällen einen signifikanten E i n f l u ß auf
anpassungen) z w i s c h e n D e u t s c h l a n d
Mitgliedsländer
und Italien in d e r Zeit von 1987, als
a u s g e ü b t . Längerfristig läßt sich ein
das letzte u m f a s s e n d e R e a l i g n m e n t
die
Geldpolitik
gemeinsamer
der
Trend
Geldpolitik
stattfand, bis z u m S o m m e r 1992, so
aber n u r zwischen d e r B u n d e s r e p u b l i k
belief sich d i e s e auf i m m e r h i n rund
Deutschland
20 P r o z e n t p u n k t e . A h n l i c h e s gilt für
und
der
den
Niederlanden
n a c h w e i s e n . Faktisch hat die D M über
andere
weite Strecken d e s E W S die Funktio-
sches G e g e n b e i s p i e l wird in d i e s e m
nen e i n e s ' n o m i n a l e n A n k e r s '
Zusammenhang
über-
Mitgliedsländer. stets
Als
typi-
Frankreich
Europäisches Währungssystem
a n g e f ü h r t . In d e r - unzutreffenden -
nationalen Wirtschaftssituation eher
Z e i t p u n k t b e t r a c h t u n g lag die Infla-
an einer e x p a n s i v e n Geldpolitik mit
tionsrate
Frankreichs
1992
sogar
sinkenden Z i n s e n interessiert.
Die
u n t e r d e r j e n i g e n Deutschlands. B e -
W a h r s c h e i n l i c h k e i t , d a ß ein solcher
trachtet m a n h i n g e g e n auch hier die
Konflikt
kumulierte
so
e x t e r n e m G l e i c h g e w i c h t zu G u n s t e n
h a t t e Frankreich im S o m m e r 1992
einer n a t i o n a l orientierten Geldpoli-
i m m e r noch einen leichten Inflati-
tik ausgeht, e r h ö h t sich dabei insbe-
onsvorsprung
s o n d e r e d a n n , w e n n die b e t r e f f e n d e
Inflationsdifferenz,
gegenüber
Deutsch-
zwischen
l a n d . D a s A u s m a ß w a r allerdings so
—> Z e n t r a l b a n k
gering, d a ß es hier
ist, s o n d e r n
vernachlässigt
internem
nicht
unabhängig
statt dessen d e m
w e r d e n k a n n . E s m u ß also zusätzli-
nanzministerium
c h e K r i s e n - G r ü n d e g e g e b e n haben.
R e g i e r u n g untersteht. G e n a u
Bei
festen
und
damit
Fider
diese
Situation w a r aber in Frankreich zur
- E s k a m zu einer Vertrauenskrise im EWS.
und
Zeit d e r K r i s e (noch) g e g e b e n . Es
Wechselkursen
u n d insbesondere bei hoher K a p i -
herrschte s o m i t i m m e r noch
talmobilität k o m m t es nicht nur dar-
erhebliche
a u f an, d a ß die v e r g a n g e n e W i r t -
Während
schaftspolitik im Gleichschritt
Deutschen
er-
eine
Vertrauensasymmetrie. man
nämlich
von
Bundesbank
der
erwartete,
f o l g t e , sondern auch darauf, daß die
d a ß sie ihren Stabilitätskurs fortset-
Wirtschaftssubjekte
zen
ein
solches
würde,
erwartete
man
von
V o r g e h e n auch f ü r die Zukunft er-
Frankreich u n d anderen
Mitglieds-
w a r t e n . G e r a d e hiermit konnte m a n
ländern e h e r eine expansive Geld-
a b e r k a u m rechnen. Die binnenwirt-
politik zur B e k ä m p f u n g der nationa-
schaftliche
den
len B e s c h ä f t i g u n g s p r o b l e m e .
lief
Die Krise h a t zugleich gezeigt,
Entwicklung
Mitgliedsländern
des
in
EWS
daß
Wäh-
V e r t r a u e n n i c h t (dauerhaft) importiert
rend es in D e u t s c h l a n d ab 1990 a u f -
w e r d e n k a n n , sondern letztlich im ei-
g r u n d der W i e d e r v e r e i n i g u n g zu ei-
g e n e n L a n d g e s c h a f f e n w e r d e n muß.
n e r ' S o n d e r k o n j u n k t u r ' k a m , sahen
Hierzu sind die nun geltenden weiten
sich
Bandbreiten d u r c h a u s geeignet, d a die
nämlich
die
stark
auseinander.
anderen
Mitgliedsländer
z u n e h m e n d e n W a c h s t u m s - und B e -
eigenen
schäftigungsproblemen
g r u n d stehen. M a n
gegenüber.
W ä h r e n d man in Deutschland
Entscheidungen kann
länger a u f f r e m d e Hilfe
vor
im
Vorder-
sich
nicht
(Stabilitäts-
d i e s e m H i n t e r g r u n d eine expansive
anker) v e r l a s s e n , sondern m u ß den ei-
Fiskalpolitik bei gleichzeitig
g e n e n Stabilitätswillen unter
traktiver
Geldpolitik
betrieb,
kon-
Beweis
stellen. H i n z u k o m m t , d a ß sich geld-
was
die Zinsen steigen ließ, waren an-
politische F e h l e n t w i c k l u n g e n bei ho-
d e r e Mitgliedsländer aufgrund ihrer
her Kapitalmobilität sehr schnell und
100
Europäisches Wiederaufbauprogramm
überdeutlich
(—>
Wechselkurse) entwicklung
Overshooting
in der
der
Smeets, Heinz-Dieter (1993): Monetäre
Wechselkurs-
Integration. V o m E W S zur Währungs-
Nicht
union. In: Gröner, Helmut/ Schüller,
zuletzt aus d i e s e m G r u n d e sollte m a n
Alfred (Hrsg.): Die europäische Inte-
f ü r die U b e r g a n g s z e i t bis zur —> W ä h -
gration als ordnungspolitische Aufgabe,
rungsunion
niederschlagen.
(—>
Europäische
Wäh-
Stuttgart, S. 97-145.
r u n g s u n i o n ) an den weiten Bandbrei-
Smeets, Heinz-Dieter/ Möller, Michael
ten festhalten.
(1994): Zur Krise des
Z u m 1.1.1994 erfolgte trotz d e r zuvor
Währungssystems. List Forum 20, S.
erläuterten Probleme der - p l a n m ä ß i g e
226-243.
- Ü b e r g a n g in die zweite Stufe zur Er-
Heinz-Dieter
richtung einer —> E u r o p ä i s c h e n W ä h rungsunion.
Ende
1996
soll
Europäischen
dann
Smeets
Europäisches Wiederaufbauprogramm
e r s t m a l s ein Ubertritt in die E n d s t u f e g e p r ü f t werden. D i e s e P r ü f u n g neh-
—> Marshall-Plan
m e n zunächst die F i n a n z m i n i s t e r - auf
European Currency Unit
der B a s i s von E m p f e h l u n g e n des Europäischen
Währungsinstituts
-
mit
—» E C U
qualifizierter Mehrheit vor. Die letztinstanzliche
Entscheidung
Exportdiversifizierung
obliegt
dann aber d e m E u r o p ä i s c h e n R a t - al-
Exportdiversifizierung b e z e i c h n e t den
so den Staats- und
V e r s u c h , mehr G ü t e r b e z i e h u n g s w e i s e
Regierungschefs
selbst - und damit einer absolut politi-
G ü t e r g r u p p e n als zuvor zu exportie-
schen Instanz. Erfüllt zu d i e s e m Zeit-
ren. D e r Begriff wird o f t m a l s für den
p u n k t die Mehrheit der Mitglieder (seit
entwicklungspolitischen
1995 sind dies 8) die A n f o r d e r u n g e n
Entwicklungspolitik)
in F o r m der Konvergenzkriterien, so
Anteil von Industrieprodukten an den
soll dieser 'harte K e r n ' f r ü h e s t e n s z u m
—> Exporten zu e r h ö h e n . Exportdiver-
1.1.1997 in die E n d s t u f e eintreten. Ist
sifizierung ist eine
diese B e d i n g u n g nicht erfüllt, so soll
sche Strategie f ü r diejenigen L ä n d e r ,
die E n d s t u f e zum 1.1.1999 beginnen -
die n u r wenige G ü t e r exportieren und
u n d z w a r u n a b h ä n g i g von der Zahl der
d e s h a l b v e r w u n d b a r g e g e n ü b e r Preis-
potentiellen Mitgliedsländer.
schwankungen sind.
Literatur:
Exportdumping
Herz, Bernhard (1994): Währungspolitische
Asymmetrie
im
Europäischen
—» D u m p i n g
Währungssystem, Baden-Baden.
101
oder
V e r s u c h (—»
verwendet,
den
wirtschaftspoliti-
—>
Protektion
Exporte
Exporte
Exporte eines Landes. Als
handels-
die
politische Strategie (—> Handelspoli-
Ausfuhren von Waren- und Dienstlei-
tik) ist sie für —> Industrie- und —»
stungen. Ihren Anteil am —> Bruttoso-
Entwicklungsländer
zial- b z w . —¥ -inlandsprodukt bezeich-
Erstere richten sie auf die Erhaltung
net man als —» Exportquote, die seit
klassischer Exportsektoren oder - in
langem in den meisten Ländern deut-
Anlehnung an neuere handelstheoreti-
Die Exporte umfassen zunächst
von
Bedeutung.
lich gestiegen ist. 1992 betrug diese
sche Diskussionen (—> N e u e A u ß e n -
Quote in Deutschland 31,4%
(1960
handelstheorie) - strategisch auf die
nur 20%), in den U S A 10,6%, in Japan
Förderung neuer, insbes. technologie-
10,2% und in Belgien z.B. 72,5%.
intensiver Exporte, während
Deutschland liefert mehr als die Hälfte
damit die Verringerung der Abhängig-
letztere
seiner W a r e n - und Dienstleistungsex-
keit von Primärgüterexporten
porte in Staaten der —> Europäischen
Regel im A n s c h l u ß an eine Phase der
in der
G e m e i n s c h a f t (heute ist der Anteil et-
—» Importsubstitution anstreben.
wa 55%, vor 20 Jahren lag er bei etwa
Instrumente:
40%), von denen Frankreich und die
len außenwirtschaftliche oder
Niederlande die wichtigsten
Abneh-
sche M a ß n a h m e n zur Beeinflussung
mer sind. Die Exporte in die USA sind
von Kostenstruktur und Erlösen. Ne-
etwa so hoch wie die in die Niederlan-
ben den unmittelbar fiskalischen In-
Zur Exportförderung zähfiskali-
de und liegen bei ca. 8 % aller deut-
strumenten wie z.B. —> Exportsubven-
schen Ausfuhren.
tionen und Zollvergünstigungen
Neben
den
und
Dienstlei-
stungsexporten sind auch
Kapitalex-
porte
Bedeutung
zu
ebenso
Waren-
nennen,
wie
die
deren der
lungsländern bedeutenden Import von Vorprodukten, Maßnahmen
deutlich gewachsen ist. Kapitalexporte
die
steuerliche werden.
tionen oder M a ß n a h m e n im Rahmen der Gründung von —> Freihandelszo-
Dienstleistungsbilanz
nen.
(—> Zahlungsbilanz). Unter den Kapitalexporten sind insbesondere die zur
Exportförderung
Finanzierung von —» Direktinvestitio-
dern:
nen stark gewachsen.
Grundlagen:
in
Entwicklungslän-
Die Exportförderung in
Entwicklungsländern beruht auf dem
Exportförderung Begriff.
unterschieden
und
rung ausländischer —> Direktinvesti-
Zinseinnah-
men b z w . -Verpflichtungen und bewirsomit
kredit-
Hinzu k o m m e n Instrumente zur Förde-
und -importe (—> Kapitalverkehr, in-
ken
können
währungspolitische sowie
Kapitalimporte
ternationaler) führen zu
(—»
Zölle) , insbes. für den in Entwick-
sog.
Handelsoptimismus,
positiven
Die Exportförderung umfaßt
Zusammenhang
der
einen
zwischen
weltwirtschaftlicher —> Integration und
alle M a ß n a h m e n zur Steigerung der —*
102
Exportförderung
ökonomischer Entwicklung postuliert und der formal in der Exportwachstums-Hypothese (EWH) abgebildet wird, nach der ein höheres reales Exportwachstum eine höhere Wachstumsrate des realen Sozialproduktes bewirkt. Zu unterscheiden sind direkte und indirekte EWH. Die direkte EWH sieht im Exportsektor den Leitsektor einer Volkswirtschaft, der im Vergleich zu den anderen Sektoren ein höheres Wachstumspotential aufweist, während die indirekte EWH positive externe Effekte des Exportsektors in Form technischer spill-over Effekte und einer Verbesserung der Ressourcenallokation auf den Faktormärkten hervorhebt. Formen: Die Exportförderung in Entwicklungsländern ist auf den Abbau von mit der vorausgegangenen Importsubstitution geschaffenen Verzerrungen zu Lasten des Exportsektors und die Beseitigung der —> Diskriminierung des Primärgütersektors gerichtet. Sie soll zur Lösung der im Zusammenwirken von Importsubstitution und makroökonomischen Ungleichgewichten entstandenen Probleme, insbes. von hohen Inflationsraten, staatlichen Budgetdefiziten, —» Überbewertung der Währung, steigenden —> Zahlungsbilanzdefiziten und Tendenzen zur —> Kapitalflucht beitragen. Abhängig von der Art der zu diesem Zweck eingesetzten Instrumente kann die Exportförderung als interventionistisch oder liberalistisch eingestuft werden.
Kompensatorischer Interventionismus: Häufig wird in einer ersten Phase des Ubergangs von der Importsubstitution zur Exportförderung die Kompensation der exporthemmenden Wirkungen importbeschränkender Maßnahmen angestrebt. Hierzu werden exportfördernde Instrumente wie z.B. Exportsubventionen, Kompensationszahlungen für auf importierte Vorprodukte geleistete Zölle oder Wechselkursanpassungen in Form der Schaffung eines gespaltenen Wechselkurses (—> Wechselkursspaltung) eingesetzt, während vorhandene Importbeschränkungen bestehen bleiben. Es zeigt sich jedoch, daß durch diese Form der Exportförderung nur ein geringes Exportwachstum realisiert werden kann, während die effektive Protektion im Importsubstitutionssektor weiter steigt und die Diskriminierung des Primärgütersektors zunimmt. Preisauftrieb und Belastung des Staatsbudgets verschärfen die Situation, so daß die Exportförderung durch kompensatorischen Interventionismus (—» Intervention) in einer Zunahme statt einer Reduzierung von Verzerrungen mündet. Exportförderung durch Abbau handelsbeschränkender Maßnahmen'. Der Abbau eines mit der Importsubstitution geschaffenen 'anti-export bias' und der Diskriminierung des Primärgütersektors kann auch durch die Beseitigung handelspolitischer Beschränkungen und einen verstärkten Einsatz des Preismechanismus anstelle von diskretionären Lenkungsinstrumenten an-
103
Exportförderung
gestrebt werden. Diese Politik der Außenhandelsliberalisierung (—» Liberalisierung) hat die Annäherung an einen Freihandelszustand und damit verbunden die Realisierung eines niedrigeren Preisniveaus, einer effizienteren, an den Weltmarktpreisen orientierten Ressourcenallokation, die Verbesserung der Budgetsituation des Staates und den Abbau eines —» Zahlungsbilanzdefizits zum Ziel. Erforderlich ist die Beseitigung sowohl der importbeschränkenden Maßnahmen als auch der diskretionären Instrumente der Exportförderung sowie des Wechselkursprotektionismus. Im Bereich der Importliberalisierung erfolgt meist ein Ubergang von quantitativen Restriktionen zu —> Zöllen, eine Vereinheitlichung des Zollsystems und eine Senkung des Zollniveaus. Ahnlich kann der Abbau direkter Maßnahmen der Exportförderung zunächst durch eine Beseitigung quantitativer Instrumente und daran anschließend durch die Angleichung und Absenkung tarifärer Interventionen erfolgen. Die Beseitigung des Wechselkursprotektionismus setzt sich zusammen aus Maßnahmen zur Vereinheitlichung des Wechselkurssystems und der Beseitigung einer vorhandenen Überbewertung der Währung. Das Problem der Durchführung einer solchen Politik der Handelsliberalisierung besteht in der Regel in der Bestimmung von Abfolge und Zeitpunkt des Einsatzes der einzelnen Maßnahmen und in der Abstimmung mit häufig begleitend erforderlichen
Maßnahmen zur makroökonomischen Stabilisierung. Urteil: Trotz der Probleme bei der Gestaltung einer Politik der Exportförderung durch den Abbau handelsbeschränkender Maßnahmen, wird die größere Effizienz dieser Strategie empirisch durch den Nachweis einer besseren wirtschaftlichen Situation in Liberalisierungsländern im Vergleich zu Ländern, die einer Strategie der Importsubstitution oder der Exportförderung durch kompensatorischen Interventionismus folgen, bestätigt. Exportförderung in Industrieländern: Grundlagen: Exportförderung im Rahmen —> strategischer Handelspolitik beruht auf der sog. 'Neuen Außenhandelstheorie', die durch Verschmelzung traditioneller Analyse - gekennzeichnet durch die Annahme vollkommener Konkurrenz - mit Erkenntnissen der Industrieökonomik die Untersuchung von Wohlfahrtswirkungen interventionistischer Eingriffe unter den Bedingungen unvollkommenen Wettbewerbs ermöglicht. Grundlegend ist das sog. 'Brander-Spencer Modell' zur strategischen Handels- und Industriepolitik. Dieser Ansatz geht von einem internationalen Duopol aus, in dem beide Anbieter ausschließlich für den Export in ein Drittland produzieren und sich als Cournot-Mengenanpasser verhalten, d. h. ihre Produktionsmenge bei gegebener Produktionsmenge des Konkurrenten so wählen, daß sie ihren Gewinn maximieren. Staatliche Interventionen in Form von Produktions-
104
Exportförderung
oder Exportsubventionen, die das Un-
schaft beinhaltet. Daher werden oligo-
ternehmen in sein Kalkül einbezieht,
polistische Handelsmodelle als geeig-
zielen auf eine Erhöhung des Marktan-
netes Element zur Erklärung,
teils des inländischen zu Lasten des
aber zur Rechtfertigung protektionisti-
nicht
ausländischen Unternehmens und da-
scher Tendenzen eingestuft.
mit auf eine U m l e n k u n g von Produ-
Durchfiihrung:
zentenrente. Das inländische Unterneh-
Spencer Modell'
men wird in die Position eines Stak-
als das
kelberg-Führers gebracht. Der Wohl-
Realisierung strategischer Ziele identi-
fahrtseffekt ergibt sich aus der Dif-
fiziert werden, stößt deren Gewährung
ferenz zwischen gestiegenem
aufgrund ihres generellen Verbots im
Unter-
Obwohl im 'BranderExportsubventionen
geeignetste
Instrument
zur
nehmensgewinn und Subventionsauf-
Rahmen des —» G A T T auf Schwierig-
wand. Das Grundmodell ist unter Bei-
keiten, so daß oftmals auf Forschungs-
behaltung der
Cournot-Verhaltensan-
subventionen ausgewichen wird. Staat-
nahme auf unterschiedliche Weise mo-
liche Forschungsförderung wird
difiziert worden, so daß auch die Ana-
allem in Hochtechnologiesektoren wie
lyse anderer interventionistischer Ein-
Elektrotechnik oder Luft- und Raum-
griffe (—> Interventionen) möglich wur-
fahrt gewährt. Zur Förderung solcher
de. Generell besteht das Problem, daß
technologieintensiver
der Erfolg strategischer Handelspolitik
denen positive externe Effekte erwar-
in oligopolistischen Märkten an enge
tet werden, aber auch zum
Bedingungen gebunden ist, die sein
strukturschwacher
Eintreten
werden darüber hinaus statt Export-
unwahrscheinlich
machen.
So besteht insbesondere die Gefahr
subventionen
ausländischer Vergeltungsmaßnahmen,
Instrumente
die
in
einem
nicht
kooperativen
Branchen,
'alter'
vor
von
Schutz
Branchen
handelsbeschränkende sowohl
in
tarifärer
als
auch nicht-tarifärer Form (—> nicht-ta-
Gleichgewicht zu Wohlfahrtsverlusten
rifäre Handelshemmnisse) eingesetzt.
der beteiligten Länder im Vergleich zu
Urteil: Es bleibt festzustellen, daß die
einem Freihandelsgleichgewicht resul-
interventionistische
tieren, so daß kooperative Lösungen
auch hier in der Regel eine Abwei-
Exportförderung
überlegen sind. Zudem besteht ein ho-
chung des —> Außenhandels von den
her Informationsbedarf zum gezielten
komparativen Vorteilen (—> T h e o r e m
Einsatz strategischer Politik, der die
der komparativen Kosten) und damit
Identifizierung strategischer Sektoren,
eine Fehlallokation
die Kenntnis des Wettbewerbsverhal-
und internationale Wohlfahrtsverluste
tens der Unternehmen zur Auswahl
bewirkt.
der
angemessenen
Instrumente
und
den Uberblick über die Auswirkungen auf andere Sektoren der
Volkswirt-
105
von
Ressourcen
Export selbstbeschränkungs-abkommen
Literatur: Bender, Dieter (1995): Exportförderung durch Handelsliberalisierung. In: Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (Hg.): Neuorientierungen der Entwicklungspolitik. Lang: Frankfurt a. M. u.a., S. 139-164.
—» Bruttosozialprodukt eines Landes bezeichnet. Diese Meßgröße verdeutlicht die Abhängigkeit einer Wirtschaft von der konjunkturellen Entwicklung der Abnehmerländer. Sie ist als Indikator aber nur bedingt tauglich, da sie nichts über der Marktstellung der Exportwirtschaft in den Abnehmerländer aussagt.
Bietschacher, Georg/ Klodt, Henning (1992): Strategische Handels- und Industriepolitik. Mohn Tübingen. Helpman, Elhanan/ Trajtenberg, Manuel (1988): The Hypothesis of Export-Led Growth Revisited. The David Horowitz Institute for the Research of the Developing Countries. University Paper 12/88. Tel Aviv.
Exportquotenabkommen In Exportquotenabkommen verpflichten sich die Produzentenländer von Rohstoffen gegenüber den Konsumentenländem, ihre Rohstoffausfuhr zu beschränken, wenn bei einem festgelegten Preis ein Überangebot auf dem —> Weltmarkt zustande kommt. Auf diese Weise soll eine Erhöhung des Rohstoffpreises am Weltmarkt erzielt werden. Daher können Exportquotenabkommen als eine Form indirekter Entwicklungshilfe aufgefaßt werden. Die Besonderheit von Exportquotenabkommen besteht darin, daß die Konsumentenländer daran beteiligt sind und somit über ihr Nachfrageverhalten die Produzentenländer zur Einhaltung des Abkommens beeinflussen können. Die Wirksamkeit von Exportquotenabkommen setzt voraus, daß die wichtigsten Anbieterstaaten daran beteiligt sind. Der Vorteil von Exportquotenabkommen gegenüber Bufferstocks (—» Ausgleichslager) liegt in der Ersparnis von Lagerhaltungs- und Interventionskosten. Allerdings haben Exportquotenabkommen den gravierenden Nachteil, daß durch die Festlegung von
Milner, Chris (1988): Trade Strategies and Economic Development Theory and Evidence. In: Greenaway, David (Hg.): Economic Development and International Trade. Macmillan: London, S. 55-76. Preusse, Heinz Gert (1991): Handelspessimismus - alt und neu. Mohr Tübingen. Spencer, Barbara iJ Brander, James A. (1983): International R&D Rivalry and Industrial Strategy. Review of Economic Studies. Vol. 50, S. 707-722. Gabriele Bäcker Exportselbstbeschränkungsabkommen —> Selbstbeschränkungsabkommen Exportquote Als Exportquote wird der Anteil der Güter- und Dienstleistungsexporte am
106
Exportstruktur Quoten u.U. ineffiziente Anbieter zu Lasten effizienter Anbieter bevorzugt werden.
ventionen für Produkte aus Fischerei und Land- und Forstwirtschaft sind Exportsubventionen gem. Art. XVI des —» GATT zu vermeiden, da sie den internationalen Wettbewerb verzerren. Die —> Neue Außenhandelstheorie versucht dagegen, den Einsatz von Exportsubventionen als Mittel zur —> Abschöpfung von Monopolrenten auf Drittmärkten zu rechtfertigen. Bei indirekten Exportsubventionen tritt in der Praxis häufig Streit über die Zulässigkeit auf, z.B. wenn Subventionen nicht nur für Exporte gezahlt werden. Befreiungen von Steuern, die bei Inlandsverkauf erhoben würden (z.B. Umsatzsteuer, spezielle Verbrauchssteuern), gelten dagegen nicht als Exportsubventionen (—» Bestimmungslandprinzip).
Exportstruktur Exportstruktur bezeichnet die Zusammensetzung der Ausfuhren (—> Exporte) einer Volkswirtschaft. Die Unterscheidung folgt meist dem SITC. Exportsubventionen Bezeichnung für die Subventionen für zur Ausfuhr (—> Exporte) bestimmte Produkte. Exportsubventionen stellen eine Maßnahme der —> Exportförderung mit dem Ziel dar, sonst nicht konkurrenzfähigen Produkten den Marktzugang in anderen Ländern zu ermöglichen. Anstelle direkter Zuschüsse werden häufig versteckte staatliche Exportsubventionen eingesetzt, z.B. ExportBürgschaften (—> Hermeskreditversicherung) oder Aufkauf von Produktionsüberschüssen zu überhöhten Preisen. Mit Ausnahme von Exportsub-
Literatur: OECD (1992): Guidelines for Officially Supported Export Credits. OECD: Paris.
107
F Als Ursachen für internationale Faktorbewegungen sind neben politischen und sozialen Gründen insbesondere Faktomutzungspreisunterschiede zu nennen, d.h. die Produktionsfaktoren werden in die Regionen und Sektoren wandern, in denen sie nach Abzug von Informations- und Transaktionskosten die höchsten realen Entlohnungen bekommen.
Fairer Handel Bezeichnung für Strategien, die im wesentlichen anderen Ländern nur Zugeständnisse einräumen, wenn sich auch diese entsprechend 'fair' verhalten. Der Begriff ist verwandt der —» Reziprozitätsklausel im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (—» GATT). Hiemach hängt z.B. die Gewährung der —> Meistbegünstigung häufig davon ab, daß der Handelspartner eine entsprechende Gegenleistung erbringt. Vor allem in der neuen - im Gegensatz zu früher weniger liberalen - Handelspolitik der USA (Omnibus Trade Act, 301-Klausel) spielt der Gedanke des fair trade eine große Rolle (z.B. gerade im Verhältnis gegenüber Japan). Das Prinzip ist höchst problematisch, da es letztlich einem Land überlassen bleibt zu definieren, was 'fairer Handel' ist. Weit entfernt ist der faire Handel vom —» Freihandel.
Sind die Prämissen des —> Faktorpreisausgleichstheorems nicht erfüllt, so können durch internationale Faktorbewegungen bestehende Entlohnungsunterschiede zwischen Volkswirtschaften abgebaut werden, so daß auf diese Weise die Allokation verbessert wird. Unter den Annahmen des —» Heckscher-Ohlin-Samuelson-Theorems sind dabei Faktormobilität und Güterhandel (—> Handel) substitutiv in dem Sinne, daß Faktorbewegungen den Güterhandel ersetzen können und vice versa. Faktormobilität und Güterhandel sind hingegen komplementär, wenn die Produktionstechnologien zwischen den Volkswirtschaften divergieren, international unterschiedliche Produktionssteuem gelten, Güteroder Faktormarktunvollkommenheiten oder steigende Skalenerträge in bestimmten Industrien vorliegen. In sol-
Faktorausstattung —» Heckscher-Ohlin-Theorem Faktormobilität In einem weiteren Sinne alle sektoralen und räumlichen Bewegungen von Produktionsfaktoren.
108
Faktorpreisausgleichstheorem
chen
Fällen
führt eine
1. Die linear h o m o g e n e n Produktions-
zunehmende
M o b i l i t ä t der Produktionsfaktoren zu
f u n k t i o n e n m ü s s e n f ü r gleiche G ü -
e i n e m verstärkten G ü t e r h a n d e l . In o p -
ter z w i s c h e n den Ländern übereinstimmen;
timalen —> W ä h r u n g s r ä u m e n kann die internationale Mobilität der Produkti-
2. es
dürfen
keine
Transportkosten,
o n s f a k t o r e n als Substitut f ü r W e c h s e l -
Zölle oder
kursänderungen fungieren.
nisse (—» Protektion) vorliegen, so
Eine
mangelnde
intersektorale
Fak-
andere
Handelshemm-
d a ß die Güterpreise völlig überein-
tormobilität innerhalb einer Volkswirt-
stimmen
s c h a f t führt zu zusätzlichen
auf den G ü t e r m ä r k t e n ) ;
sungskosten
und
E r g e b n i s s e der
Anpas-
modifiziert
einige
(vollständige
Konkurrenz
3. die Faktorleistungen w e r d e n mit ih-
Außenhandelstheorie.
ren
Wertgrenzprodukten
S o bewirken bei E x i s t e n z sektorspezi-
(vollständige K o n k u r r e n z
f i s c h e r Faktoren
Faktormärkten);
Relativpreisänderun-
g e n andere V e r t e i l u n g s e f f e k t e als die des und
—»
4. die
Stolper-Samuelson-Theorems
Faktorbestandsänderungen
vom
von
Samuelson
des
—»
beiden
ständig sein (ist sie nämlich vollständig,
Faktorpreisausgleichstheorem der
sektoralen
m u ß in
5. die Spezialisierung darf nicht voll-
Produktionsstruktureffekte.
Fassung
der
den
Ländern übereinstimmen;
—» R y b c z y n s k i - T h e o r e m a b w e i c h e n d e
In
Reihenfolge
Kapitalintensitäten
entlohnt auf
Preiserhöhungen
ren A l l o k a t i o n e n zu seinen Gunsten
präzisierten
u n d d a m i t k e i n e zusätzlichen
Heckscher-Ohlin-
T h e o r e m s kann der A u ß e n h a n d e l
könnten
für d a s b e t r e f f e n d e G u t keine weite-
wegungen
al-
auf den
Be-
Faktormärkten
hervorrufen).
lein n e b e n d e m A u s g l e i c h der Güterpreise a u c h den A u s g l e i c h der Faktor-
Fazilität
nutzungspreise herbeiführen, ohne daß
A l l g e m e i n b e z e i c h n e n Fazilitäten die
e s dazu internationaler Arbeits- u n d Kapitalmobilität bedarf. D a die hierfür
von B a n k e n u n d Finanzinstituten be-
n ö t i g e n B e d i n g u n g e n j e d o c h sehr re-
reitgestellten Finanzierungs-,
striktiv
l a g e · und
sind,
verlangt
die
optimale
Geldan-
Zahlungsverkehrsmöglich-
A l l o k a t i o n aller R e s s o u r c e n in der R e -
keiten. D e m e n t s p r e c h e n d w e r d e n Fa-
gel auch die —» Liberalisierung
zilitäten d i f f e r e n z i e r t u n d definiert. Fi-
der
Faktorpreis-
nanzierungsfazilitäten
sind
a u s g l e i c h ist g e f ä h r d e t , w e n n die Zahl
den G e s c h ä f t s b a n k e n
bereitgestellten
Faktorbewegungen.
Der
die
von
d e r Faktoren die der G ü t e r übersteigt.
F i n a n z i e r u n g s m i t t e l in allen
Die
Faktorpreisausgleich
j e d e r Art, j e d e r Fristigkeit u n d für alle
d u r c h G ü t e r h a n d e l erforderlichen B e -
K u n d e n g r u p p e n . D a g e g e n stehen die
d i n g u n g e n sind:
Geld- u n d Kapitalanlagefazilitäten für
für
den
109
Formen,
feste Wechselkurse
sämtliche Bankleistungen im Rahmen der Übernahme von Geld- und Kapitalnutzungen mit unterschiedlichen Frostigkeiten aus den Finanzmitteln der Kunden, die die Banken zur Finanzmittelbeschaffung in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gehört die Vermittlung von Geld- und Kapitalanlagemöglichkeiten bei anderen Banken, Unternehmen und Institutionen für die Bankkunden als sogenannter Effektenhandel dazu. Zahlungsverkehrsfazilitäten als Bereitstellung von Einrichtungen für den Giro- und Abrechnugsverkehr sowie für sonstige Arten des unbaren Zahlungsverkehr im Inland und mit dem Ausland obliegen in erster Linie der Deutschen Bundesbank. Bei der Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs durch die Geschäftsbanken handelt es sich um Leistungen zur Abwicklung dokumentärer und nicht dokumentärer Zahlungen für Zahlungsempfänger und Zahlungspflichtigen. Im internationalen Finanzierungsgeschäft definieren Fazilitäten die von Banken Unternehmen und anderen Banken zur Verfügung gestellten Finanzierungsrahmen entweder zur Kreditaufnahme (loan facility, stand-by-facility) oder für garantierte Emissionen von Schuldtiteln wie certificates of deposit, Euro-notes u. ä. (Euro-notes-facility, transferable revolving underwriting facility). Als Fazilität werden auch die normalen Kreditlinien des —> Internationalen Währungsfonds bezeichnet, die zur kurz- und mittelfristigen Finanzierung
von Zahlungsbilanzschwierigkeiten (—> Zahlungsbilanz; —» Zahlungsbilanzungleichgewichte) einzelner Staaten eingesetzt werden. (—> Sonderfazilitäten) feste Wechselkurse —> Wechselkurse, feste, flexible FIBOR Der 'Frankfurt Interbank Offered Rate' (FIBOR) ist definiert als BriefsatzQuotierung von 19 ausgewählten Referenzbanken (FIBOR-Referenzbanken) für Ausleihungen von Ein- bis Zwölf-Monats-Termingeldern an erste Adressen im Interbankenhandel. Der Zinssatz wird arbeitstägig im Auftrag des zentralen Kreditausschusses unter Mitwirkung der geldmarktführenden deutschen Banken ermittelt und veröffentlicht. Der FIBOR-Zinssatz dient als Referenzzinssatz für DM-Anleihen mit variablen Zinssatz und wird zur Feststellung der Geldmarktlage bei 1bis 12 Monatsfestgelder genutzt. Finanzmärkte, internationale Internationale Finanzmärkte sind diejenigen Märkte, in denen Geld- oder Kapitaltransaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten aus verschiedenen Ländern vorgenommen werden (oder zwischen Wirtschaftssubjekten aus einem Land, wenn die Transaktion in einem anderen Land stattfindet.) Üblicherweise werden diese Finanztransaktionen von Intermediären, also von Banken und anderen Finanzinstitutio-
110
Finanzmärkte, internationale
nen, abgewickelt. Wichtige auf
internationalen
Akteure
wettbewerb
Finanzmärkten
zwischen
den
Finanz-
m ä r k t e n seinerseits zu einer —> D e r e -
sind a u c h Staaten.
gulierung d e r F i n a n z m ä r k t e u n d z u m
Internationale F i n a n z m ä r k t e existieren
W e g f a l l der G r e n z e n
seit m e h r e r e n J a h r h u n d e r t e n . W ä h r e n d
F i n a n z m ä r k t e n bei. D i e Internationa-
des f r ü h e n 14. J a h r h u n d e r t s e t w a tätig-
lisierung
ten d i e italienischen B a n k h ä u s e r Bardi
siebziger Jahren w a r d e m n a c h ein sich
und Peruzzi zahlreiche Finanztransak-
s e l b s t v e r s t ä r k e n d e r und sich verselb-
tionen in ganz Europa. Beispielsweise
ständigender P r o z e ß .
der
zwischen
Finanzmärkte
in
den den
v e r g a b e n sie Kriegsdarlehen an Eng-
Spätestens M i t t e der achtziger J a h r e
land. D i e E n t s t e h u n g d e s
hatten sich g l o b a l e F i n a n z m ä r k t e ent-
internationalen
modernen
Finanzsystems
wickelt. In diesen Märkten ist der Ein-
kann
auf 1817 datiert w e r d e n , als d a s engli-
fluß d e r Politik auf internationale Fi-
s c h e B a n k h a u s B a r i n g s internationale
n a n z t r a n s a k t i o n e n stark reduziert, w o -
F i n a n z s t r u k t u r e n entwickelte, mit d e -
bei dahingestellt bleibt, ob die Staaten
nen die f r a n z ö s i s c h e n R e p a r a t i o n s z a h -
aus S t a n d o r t g r ü n d e n ein Interesse an
l u n g e n (—» R e p a r a t i o n e n ) an Britanni-
deregulierten M ä r k t e n haben oder ob
en u n d dessen Alliierte
sie a u s den gleichen G r ü n d e n weitge-
abgewickelt
hend h a n d l u n g s u n f ä h i g sind.
wurden. In
der
blieben
direkten die
Im R ü c k b l i c k läßt sich erkennen, daß
Nachkriegsperiode
internationalen
diese —» G l o b a l i s i e r u n g der
Finanz-
m ä r k t e im Vergleich mit den nationa-
märkte
len F i n a n z m ä r k t e n l a n g e Zeit relativ
schäfte
tionalen F i n a n z m ä r k t e u n d grenzüber-
der
Finanzwe-
nationalen
Finanzmärkten
auch
ohne
regulative
aus v e r s c h i e d e n e n Gründen: Die Ban-
internationaler Fi-
ken folgten d e n im A u s l a n d —> Direktinvestionen v o r n e h m e n d e n —> Multi-
m e h r als 10% jährlich. D i e s e W a c h s -
nationalen K o n z e r n e n und errichteten
t u m s r a t e n w u r d e n d u r c h den W e g f a l l
A u s l a n d s f i l i a l e n . W e n n die U n t e r n e h -
regulativer G r e n z e n z w i s c h e n den naFinanzmärkten
zugelassen
Restriktionen. D i e s e M ä r k t e n w u c h s e n
n a n z t r a n s a k t i o n e n durchschnittlich u m
tionalen
auf
weitestgehend
Fremd-
w ä h r u n g s e i n l a g e n akzeptierten, w u c h s auch das Volumen
uneingeschränkt
Kontrolle d e r A u f s i c h t s b e h ö r d e n und
sens, als die international operierenden erstmals
sind
ren a u f diesen E u r o m ä r k t e n außerhalb
reguliert hatten. Mit d e r b e g i n n e n d e n
Finanzintermediäre
Euromärkte
Fremdwährungsge-
sind. Die W i r t s c h a f t s s u b j e k t e operie-
s c h r e i t e n d e Kapitaltransaktionen stark des
einsetzte.
M ä r k t e , in d e n e n
u n w i c h t i g , d a die R e g i e r u n g e n die na-
Internationalisierung
Finanz-
m ä r k t e mit d e m Entstehen der Euro-
men einen K r e d i t in d e r H e i m a t w ä h -
ermöglicht.
rung bei diesen Bankfilialen a u f n a h -
Gleichzeitig trug aber d e r sich mit die-
m e n , trugen sie bereits z u m W a c h s t u m
s e m P r o z e ß einstellende —» Standort-
111
Finanzmärkte, internationale
der
E u r o m ä r k t e bei. Die E u r o m ä r k t e
expandierten j e d o c h auch als
staaten u n d z u n e h m e n d a u c h in Ent-
Folge
wicklungsländern
angelegt.
Letztlich
d e s V e r s u c h s der B a n k e n u n d Finanz-
w u r d e die Globalisierung
institute, sich mittels Finanzinnovatio-
t e c h n o l o g i s c h e Revolution im Bereich
nen n e u e M ä r k t e zu erschließen u n d
der
gleichzeitig
s t e m e ermöglicht, die die V o r a u s s e t -
die
nationale
Steuerge-
Computer-
und
durch
die
Informationssy-
s e t z g e b u n g zu u m g e h e n . Einige Staa-
z u n g für den elektronischen
ten
u n d den unmittelbaren A u s t a u s c h von
tolerierten
und
förderten
Euro-
Handel
m ä r k t e geradezu, u m ihren U n t e r n e h -
Informationen schaffte.
m e n d e n Zugriff auf g ü n s t i g e Finan-
D i e s e E n t w i c k l u n g e n setzen allerdings
z i e r u n g s i n s t r u m e n t e zu ermöglichen.
auch voraus, d a ß die nationalen R e g u -
D i e Globalisierung der F i n a n z m ä r k t e
lations· u n d A u f s i c h t s b e h ö r d e n M a ß -
w u r d e zusätzlich durch den
n a h m e n ergriffen. In vielen
menbruch
des
Zusam-
wurden
Bretton-Woods-Sy-
Ländern
Wettbewerbsbeschränkungen
s t e m s (—> B r e t t o n - W o o d s - A b k o m m e n )
reduziert oder vollständig a b g e s c h a f f t ,
u n d d e m damit v e r b u n d e n e n U b e r g a n g
u m d i e E f f i z i e n z der F i n a n z m ä r k t e zu
von festen zu
erhöhen.
flexiblen
—» W e c h s e l -
k u r s e n gefördert. Die z u n e h m e n d e —> Volatilität
eines
Systems
W e c h s e l k u r s e rief neue
ausländische
flexibler
Anforderun-
Unternehmen
Die B a n k e n
mit
denen
s c h a f t s s u b j e k t e den n e u e n kursrisiken
begegnen
die
internationalen G e l d m ä r k t e
da sie nur so weiterhin das E m m i s s i o n s g e s c h ä f t mit den
Wechsel-
beralisierungsimpulse der
dem
der (—>
Staaten
Gemeinschaft,
A n f a n g d e r achtziger Jahre w u r d e allerdings deutlich, d a ß die G l o b a l i s i e -
das —> Recycling der Petrodollars ererdölexportierenden
—> E u r o p ä i s c h e n
ternationalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h aus.
durch
h e b l i c h zu. D a s D o l l a r v e r m ö g e n
von
der —» O E C D u n d der —> B a n k f ü r in-
Die —» Liquidität der internationalen ebenfalls
aber auch
internationalen —> Organisationen w i e
n e u e n I n t e r b a n k e n m a r k t zu betreiben. nahm
Unter-
gingen Internationalisierungs- und Li-
wuchsen,
g a n n e n , W ä h r u n g s g e s c h ä f t e mit a u s -
Finanzmärkte
großen
n e h m e n tätigen konnten. Nicht zuletzt
Die
auf
Aktienmarkt
von den F i n a n z u n t e r n e h m e n verlangt,
da viele, vor allem große Banken b e l ä n d i s c h e n Finanzinstituten
aufzulö-
a u f w i e s e n , w u r d e die Liberalisierung
Wirt-
konnten.
Wettbewerber
nen wenig entwickelten
hervor.
entwickelten n e u e P r o -
usw.),
diente
ren. V o r allem in den Ländern, die ei-
d u k t e (Finanzderivate, —» S w a p s , O p tionen
Liberalisierung
sen oder in ihrer W i r k u n g z u reduzie-
gen u n d B e d ü r f n i s s e bei international operierenden
Die
auch dazu, nationale Oligopole d u r c h
r u n g der F i n a n z m ä r k t e eine verstärkte internationale
Zusammenarbeit
zwi-
schen den nationalen Aufsichts- u n d
O P E C ) wurde mit Hilfe d e r internatio-
Regulierungsbehörden
nalen F i n a n z m ä r k t e in d e n Industrie-
112
verlangt,
um
Fixing
den Verlust an nationalem Einfluß partiell zu kompensieren. Das Baseler Komitee der Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat sich zum zentralen Forum für diese internationale —» Kooperation gemacht. Nachdem bereits 1974 die gegenseitige Informationspflicht im Krisenfall eingeführt wurde (—» Baseler Konkordat), beschlossen die beteiligten Staaten 1988, die Mindestkapitalanforderungen für international operierende Banken anzuheben (—> Baseler Akkord). Im Wertpapierbereich gibt es eine ähnliche Kooperation und Koordination der —> Industriestaaten im Hinblick auf die Regulation von Börsen. Dies wird von der IOSCO (International Organization for Securities Commissions) gefördert.
International Monetary Fund (1987): International Capital Markets, IMF, New York. Kapstein, Ethan (1994): Governing the Global Economy: International Finance and the State, Harvard University Press, Cambridge. Kaushik, Surandra (Hrsg.) (1987): International Banking and World Economic Growth, New York. Pecchioli, Rinaldo M. (1983): The Internationalisation of Banking, OECD, Paris. Pecchioli, Rinaldo M. (1989): Bankenaufsicht in den OECD-Ländern, Nomos, Baden-Baden. Richard
Deeg
Fixing Die Feststellung eines amtlichen Einheitskurses erfolgt grundsätzlich im Börsen- und Devisenhandel und dient in erster Linie der Transparenz der abzuwickelnden Geschäfte. Für die Uberschaubarkeit bei Devisengeschäften werden gegenwärtig an den fünf deutschen Devisenbörsen börsentäglich die amtlichen Devisenmittelkurse für 20 Währungen, unter Federführung der Frankfurter Devisenbörse ermittelt. Damit sollen trotz der dezentralisierten Börsen die Devisenkurse weitgehend frei von Regionaleinflüssen gewährleistet werden. Die amtlichen Devisenmakler sind verpflichtet alle unlimitierten Aufträge auszuführen und rechnen die Kurse solange hinauf bzw. herunter bis alle Aufträge ausführbar
Abschließend muß darauf verwiesen werden, daß die Globalisierung der Finanzmärkte weitreichende ökonomische und politische Implikationen aufweist. Die globalen Finanzmärkte fördern und beschleunigen die Globalisierung in der Industrie und gleichzeitig wird die Befähigung der Nationalstaaten, eine autonome Geld- und Fiskalpolitik zu verfolgen, weitgehend eingeschränkt. Literatur: Bank für internationalen Zahlungsausgleich (jährlich): Jahresberichte, BIZ, Basel. Hamouda, Omar F. (1989): The Future of the International Monetary System, Edgar Elgar, Aldershot
113
flexible Wechselkurse
sind. Der Kurs, der sich somit einstellt, ist der amtliche Devisen-KassaMittelkurs. Da für jede Währung dieser amtliche Kurs nur einmal am Tag, zu einer bestimmten Zeit festgelegt wird, spricht man hier vom 'Fixing'. Die Feststellung des Einheitskurses an der Börse für alle zum amtlichen Handel zugelassenen Wertpapiere erfolgt nach den gleichen Grundsätzen, wie das 'Fixing' bei den Devisenkursen und hat im Prinzip auch die gleiche Funktion. Die hier festgestellten Einheitskurse werden nach dem Meistausführungsprinzip ermittelt und spiegeln einen marktgerechten Kurs wieder.
lungen, aber durch Devisenmarktinterventionen von den Zentralnotenbanken oder sonstigen Währungsbehörden korrigiert werden. Von schmutzigem Floating wird auch gesprochen, wenn sonstige, in den Auswirkungen ähnliche (z.B. handelspolitische) Eingriffe erfolgen, die eine den Marktkräften entgegengerichtete Beeinflussung der Wechselkursbildung induzieren. Fluktuation von Wechselkursen Wechselkursschwankungen sind das Ergebnis eines Anfang der siebziger Jahre postulierten Währungssystems rein marktbestimmter (flexibler) —> Wechselkurse. In diesem System, welches gegenwärtig in verschiedenen mehr oder weniger fixen oder flexiblen Varianten, welche wiederum abhängig sind von der Interventionspflicht (—» Devisenmarktintervention) der Notenbanken (—» Zentralbank), existiert, werden die Wechselkurse allein durch die Kräfte des Marktes Angebot und Nachfrage der privaten Marktteilnehmer - bestimmt. Erhöht sich das Angebot in einer ausländischen Währung am Devisenmarkt (—> Finanzmärkte, internationale), so führt das ceteris paribus zu einem marktmäßigen —) Abwerten (Kursverfall) der entsprechenden Währung zu anderen, inländischen Währungen, bzw. zu einem —> Aufwerten (Kursanstieg) derselben am Markt. Erhöht sich dagegen die Nachfrage nach einer ausländischen Währung, bewirkt dies für diese ceteris paribus eine marktmäßige
flexible Wechselkurse —> Wechselkurse, feste, flexible Floating Mit Floating wird ein Wechselkurssystem bezeichnet, in dem der —» Wechselkurs zwischen zwei Währungen völlig frei beweglich ist und jegliche —» Devisenmarktinterventionen seitens der Länder unterlassen werden. Im Unterschied zu diesem sauberen, reinen Floating liegt kontrolliertes oder schmutziges Floating (managed floating) vor, wenn die Wechselkursentwicklung zwar grundsätzlich den Devisenmärkten (—> Finanzmärkte, internationale) überlassen wird, aufgrund wirtschaftspolitischer Zielsetzungen unerwünschte Schwankungen des Wechselkurses, seien es nun kurzfristige, erratische Fluktuationen oder mittel- bis langfristige Trendentwick-
114
Freihandel
A u f w e r t u n g bzw. eine
Sektoren vor auswärtiger Konkurrenz
marktmäßige
Abwertung für die Inlandswährungen.
schützen.
Verschiedene Wechselkurstheorien erklären
das
Zustandekommen
Freihandelsdoktrin
von
Wechselkursen und ihre Veränderun-
Die Freihandelsdoktrin ist ein wichti-
gen aus den zugrundeliegenden unter-
ges Prinzip einer liberalen —> Welt-
schiedlichen
ökonomischen
Bedin-
wirtschaftsordnung. Im —> Merkanti-
gungen. Aber unter den gegenwärtigen
lismus stand das Interesse der Bin-
informationstechnologischen, den K a -
nenwirtschaft im Vordergrund,
pitaltransfer vereinfachenden und ihn
nach herrschender Meinung am besten
sichernden
gedient war, wenn Nachfrage aus dem
derivativen
Konditionen
dem
sind Wechselkursschwankungen nicht
Ausland ins Inland gezogen
mehr nur an Hand von
woraus sich die Forderung nach einem
taldaten erklärbar.
Fundamenspielen
positiven Handelsbilanzsaldo (—> Zah-
eklatanten
lungsbilanz) entwickelt (was natürlich
Kursauf- bzw. abwertungen von Wäh-
zu einem Widerspruch führen mußte,
subjektive rungen
Vielmehr
wurde,
Kriterien
eine
immer
bei
entscheidendere
wenn
Rolle.
alle wichtigen
Länder
dieses
Ziel verfolgten). Ahnliche Gedanken finden sich im —> Neomerkantilismus,
Freihandel
der sich im Zuge der Theorie
von
vollständigen
Keynes Ende der 20er Jahre heraus-
Verzicht auf —» Zölle und —> nicht-
zubilden begann. Wegen fehlender ef-
tarifäre Handelshemmnisse
fektiver Nachfrage im Inland soll über
Bezeichnung
mindestens
für
zwei
den
zwischen
Exportüberschüsse
Volkswirtschaften
oder Wirtschaftsräumen. Freihandel ist
zu einer —> beggar my
ein Leitmotiv der internationalen Wirt-
wickelte sich im Gegensatz dazu die
chen Theoriebildung (—> Freihandels-
Forderung nach freizügigen internat-
doktrin). wirtschaftspolitischen
ionalen Wirtschaftsbeziehungen. Maß-
Praxis
geblich war die liberale Wirtschafts-
wird Freihandel zumeist sektoral oder regional
begrenzt
verwirklicht.
auffassung von Adam Smith und insbe-
Ur-
sondere das von David
sächlich dafür sind die Schwierigkeiten, multilaterale
neighbour-
tie und vor allem in der Klassik ent-
tik) und der wirtschaftswissenschaftli-
der
die
Politik führen kann. In der Physiokra-
schaftspolitik (—> Weltwirtschaftspoli-
In
(—> Exporte)
Nachfrage verstärkt werden, was leicht
Ricardo
ent-
wickelte —> Theorem der komparativen
Freihandelsabkom-
Kosten. Ricardo argumentiert mit der
men zu stabilisieren, da viele Staaten
Freihandelstheorie gegen die in Eng-
ihre —> Handelspolitik am —> Schutz-
land geltenden Corn Laws. Bis heute
zollargument orientieren und einzelne
ist der Freihandelsgedanke zumindest
115
Freihandelsdoktrin
in M a r k t w i r t s c h a f t e n ein grundsätzlich
k ö n n t e , d a ß die Bildung von —> Frei-
w i c h t i g e s Prinzip, auch wenn er o f t -
h a n d e l s z o n e n oder —» Zollunionen als
m a l s z u einem Lippenbekenntnis ver-
V o r s t u f e einer weltweiten Liberalisie-
k o m m t , wie der trotz wirtschaftlichen
r u n g angesehen w e r d e n k a n n ) oder d a s
Integrationserfolgen
neomerkantilistischen
(—>
Integration)
a n h a l t e n d e —> Protektionismus belegt. Das
Freihandelsprinzip
Schaffung
verlangt
binnenmarktmäßiger
Geist
atmende
—> Reziprozitätsprinzip (das der Vor-
die
stellung zu huldigen scheint, interna-
Be-
tionale W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n
seien
d i n g u n g e n auch in den internationalen
Null- oder z u m i n d e s t
W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n . D a s erfordert
menspiele). A u c h das v o m G A T T zu-
die
gelassene
Befreiung
aller
Güter-
und
Konstantsum-
Welttextilabkommen
(—>
D i e n s t l e i s t u n g e n von —> Zöllen, K o n -
M u l t i f a s e r a b k o m m e n ) z e u g t von w e -
tingenten (—» Kontingentierung)
und
nig f r e i h ä n d l e r i s c h e m Geist. A u f der
Handels-
anderen Seite aber sind der Z o l l a b b a u ,
h e m m n i s s e n . D a m i t dies gelingt, sind
die freizügigen Arbeits- und —» Kapi-
a u c h d i e zwischenstaatlichen
talbewegungen
anderen
—> nicht-tarifären
bewegungen
und
Faktor-
insbesondere
der
und
die
Niederlas-
sungsfreiheit innerhalb des
Europäi-
Z a h l u n g s v e r k e h r zu liberalisieren. Zu
schen B i n n e n m a r k t e s positive Beispie-
b e a c h t e n ist, d a ß auch bei Beseitigung
le f ü r die Freihandelsdoktrin,
aller a u ß e n w i r t s c h a f t s s p e z i f i s c h e n A b -
w e n n es auch hier noch protektionisti-
selbst
g a b e n noch nicht von völligem Frei-
sche B e s t r e b u n g e n gibt (man d e n k e an
h a n d e l gesprochen werden kann, so-
die allerdings v o m Europäischen G e -
lange
richtshof z u r ü c k g e w i e s e n e
Forderung
nach
Reinheits-
an
sich
Maßnahmen
binnenwirtschaftliche
vor allem auch die au-
ß e n w i r t s c h a f t l i c h e n Beziehungen t r e f f e n , man d e n k e an
be-
der Einhaltung
des
g e b o t s auch f ü r importiertes Bier).
Subventionen
D e r F r e i h a n d e l s g e d a n k e k o m m t auch
z u g u n s t e n von Industrien, die im star-
d e s h a l b nicht i m m e r g e n ü g e n d
zum
k e m M a ß e exportieren (—> Exportsub-
Z u g e , weil
eine
v e n t i o n e n ) oder importkonkurrierende
größere A b h ä n g i g k e i t
Wirtschaftssubjekte ihrer
Disposi-
P r o d u k t e erzeugen b z w . an den ganzen
tionen von a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e n Be-
B e r e i c h der Industriepolitik.
z i e h u n g e n f ü r c h t e n ; dabei wird aller-
D i e wichtigen Wirtschaftsorganisatio-
d i n g s ü b e r s e h e n , d a ß der —> A u ß e n -
nen w i e —> G A T T oder —> O E C D
handel
f ü h l e n sich der Freihandelsdoktrin (im
d e n n durch die größeren Märkte kön-
gewissen
n e n binnenwirtschaftlich bedingte Stö-
Maße!)
verpflichtet.
d i e s nicht g a n z zutrifft, zeigen
Daß die
einen
Risikopool
r u n g e n leichter k o m p e n s i e r t
darstellt,
werden.
zahlreichen A u s n a h m e n z.B. von d e r
V o r allem aber sind k n a p p e Produkti-
—> M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l
onsfaktoren
man
immerhin
positiv
(wobei
vermerken
Theorem)
116
(—»
Stolper-Samuelson-
und unter Importdruck ste-
Freihandelszone
Freihandelszone
hende Sektoren skeptisch gegenüber der Öffnung der Handelsgrenzen, wobei bisweilen übersehen wird, daß vor allem dynamische Handelsgewinne (aufgrund verstärkten —» Technologietransfers und verstärkter Kapitalakkumulation als Folge des Einkommenswachstums) anfängliche Verteilungsnachteile ausgleichen können. Gleichwohl hat sich die Überzeugung von möglichst freizügigen zwischenstaatlichen Wirtschaftsbeziehungen weitgehend durchgesetzt, wie nicht nur die Zunahme der Außenhandelsquoten, sondern auch das Wachstum der Arbeits- und Kapitalmobilität und der internationalen Produktion zeigen (man spricht in diesem Zusammenhang auch von der zunehmenden —> Globalisierung der Wirtschaft). Man muß hoffen, daß dieser Geist nicht geschädigt wird von der an Bedeutung gewinnenden —> strategischen Handelspolitik.
Gruppe von Staaten, zwischen denen —> Zölle und andere Handelshemmnisse (—> Protektion) für eigene Produkte beseitigt sind. Im Unterschied zur —> Zollunion kann allerdings die nationale —> Außenhandelspolitik gegenüber Drittstaaten bestehen bleiben, insbesondere ist kein gemeinsamer Außenzolltarif erforderlich. Daher besteht für alle Mitglieder der Freihandelszone ein Anreiz zum - 4 Import über den Staat mit dem jeweils niedrigsten Importzoll. Zur Verhinderung solcher indirekten Importe werden —> Ursprungslandregeln vereinbart. Eine Freihandelszone ist eine Maßnahme zur wirtschaftlichen —» Integration (—» Regionalismus). Die Gründung einer Freihandelszone wirkt jedoch gleichzeitig wie eine Maßnahme zur —> Liberalisierung und der —> Diskriminierung gegenüber Drittstaaten (—» Handelsumlenkung). Gemäß Art. XXIV des GATT ist die Gründung von Freihandelszonen dennoch zulässig, falls dabei keine Zollerhöhungen oder neuen Handelsbeschränkungen gegenüber Drittstaaten vereinbart werden. Beispiele für Freihandelszonen sind die —> EFTA, die —> NAFTA und zahlreiche Freihandelszonen zwischen —» Entwicklungsländern, die jedoch häufig nur auf dem Papier existieren.
Literatur: Glismann, H.H./ Horn, E.JJ Nehring, SJ Vaubel, R. (1992) Weltwirtschaftslehre I, 3. Aufl., Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Greenaway, D7 Winters, L.A., Hrsg. (1994), Surveys in International Trade, Blackwell (Oxford, Cambridge/US). Niehans, S. (1995), Geschichte der Außenwirtschaftstheorie im Uberblick, Mohr (Siebeck)(Tübingen). Hans-Joachim
Literatur: Langhammer, Rolf J J Hiemenz, Ulrich (1990): Regional Integration among
Heinemann
117
Freiwillige Exportbeschränkung Freizügigkeit
Developing Countries. Opportunities, Obstacles, Options. Mohr Tübingen.
Als Freizügigkeit wird das Recht bezeichnet, Wohnsitz und Aufenthaltsort innerhalb verschiedener Staaten frei zu wählen. Das Prinzip der Freizügigkeit gilt beispielsweise innerhalb der —» Europäischen Gemeinschaft.
Freiwillige Exportbeschränkung —> Selbstbeschränkungsabkommen
118
G Überwachung der Wirtschaftsentwick-
G-5
lung mit dem Ziel, die einzelnen Län-
Im Jahre 1973 erstmals erfolgtes Zu-
der
sammentreffen der Finanzminister und
setzen (peer pressure) änderte daran
unter
Rechtfertigungszwang
zu
Notenbankpräsidenten der USA, Frank-
nichts. Statt dessen hat sich eine Zu-
reichs, Deutschlands, Großbritanniens
sammenarbeit
der
und Japans mit dem Ziel, eine engere
Minister
Notenbankpräsidenten
—> Kooperation
auf Basis gemeinsamer
der
Hauptindustrie-
und
verantwortlichen Konsultatio-
länder (—> Industriestaaten) auf dem
nen herausgebildet, welche sich in der
Gebiet der Währungspolitik zu ver-
Regel dreimal jährlich treffen.
wirklichen (—> Weltwirtschaftsgipfel).
G-10
In späteren Jahren wurde die Fünfergruppe u m K a n a d a und Italien zur —»
Die 'Zehnergruppe' umfaßt die Auf-
G - 7 erweitert.
sichtsbehörden
und
Regulationsin-
stanzen, die für die Finanzmärkte der
G-7
zehn
wichtigsten
Staaten
der
—>
O E C D verantwortlich sind. Dies sind
Die Siebenergruppe umfaßt die USA, Japan, Deutschland, Frankreich Itali-
Belgien,
en, Großbritannien und Kanada. Die
Großbritannien, Italien, Japan, Kana-
sieben größten —> Industrieländer der
da, die Niederlande, Schweden
Welt erörtern auf den jährlichen Tref-
die USA. Seit Anfang der achtziger
fen der Staats- bzw. Regierungschefs
Jahre ist auch die Schweiz Mitglied.
(—>
Die G - 1 0 spielt für die Funktion des
Weltwirtschaftsgipfel)
globale
Deutschland,
Währungs-
Frankreich,
und
und
Wirtschafts- und Währungsfragen und
internationalen
wirtschaftlich relevante Sonderproble-
nanzsystems eine große Rolle. In die-
Fi-
me. Erfolgreich war die G-7 vor allem
sem Gremium wurden das —> Baseler
in Fragen der informellen Währungs-
Konkordat und der
kooperation, während die angestrebte
beschlossen.
Baseler Akkord
dauerhafte —> Koordinierung der ma-
Gaidar-Programm
kroökonomischen Politiken im wesentlichen nicht gelang. Auch das 1986
Nach
eingeführte Konzept der multilateralen
Premierminister Y. Gaidar benanntes
119
dem
ehemaligen
russischen
Gains from Trade
umfangreiches Programm zur —> Stabilisierung der russischen Wirtschaft. Maßnahmen des Gaidar-Programms waren eine weitestgehende Freigabe der Preise, umfangreiche Privatisierungsbestrebungen, eine an entwickelten —» Industriestaaten orientierte Wettbewerbspolitik, eine Reform des Bankensystems und eine teilweise —» Liberalisierung des —> Außenhandels z.B. durch Währungsauktionen. Zusätzlich verfolgte die Regierung Gaidar mit Ausgabenkürzungen und Steuerreformen eine restriktive Fiskalpolitik und leitete monetäre Reformen ein.
le einer größeren Produktvielfalt (qualitative Erhöhung des Konsumpotentials) und die mögliche Ausnutzung von Skalenerträgen (Kostendegression durch Massenherstellung) betont.
GATS Das Allgemeine Abkommen für den Dienstleistungshandel (General Agreement on Trade in Services, GATS) kann als jüngere Schwester des —» GATT bezeichnet werden. Das Abkommen reguliert den internationalen Handel mit Dienstleistungen (-4 Dienstleistungstransfer). Diese internationalen Transaktionen sollten bereits im Rahmen der —> Internationalen Handelsorganisation (ΓΤΟ) liberalisiert werden. Nach dem Scheitern der ΓΓΟ wurden der internationale Handel mit Dienstleistungen zumindest multilateral (—> Multilateralismus) bis zur Einigung auf das GATS nicht verregelt.
Gains from Trade Gains from Trade bezeichnen die Vorteile, die Staaten aus dem —> Freihandel ziehen. Sie werden in der quantitativen Erhöhung des Konsumpotentials gemessen. In strenger Form wurden die Gains from Trade erstmals von Ricardo formuliert: Gegeben, daß zwei Länder (Portugal und England) unterschiedliche Produktivitäten in der Herstellung zweier Güter (Weizen und Wein) aufweisen, kann jedes Land potentiell von beiden Gütern mehr konsumieren, wenn sie miteinander Handel treiben. Dazu muß sich jedes Land auf die Herstellung desjenigen Gutes spezialisieren, in dem es die komparativ höchste Produktivität aufweist (—> Theorem der komparativen Kosten). In der neueren Handelstheorie (—» Theorie des internationalen Handels) werden außerdem die Vortei-
Ursprünglich war in der —> UruguayRunde geplant, die Dienstleistungen ins GATT zu integrieren. Der Vorschlag der USA sah vor, den Text des GATT, in denen 'Güter' steht, um 'und Dienstleistungen' zu ergänzen. Dies erwies sich jedoch wegen der spezifischen Unterschiede des Güterhandels und des Dienstleistungshandels und wegen des Widerstandes verschiedener Entwicklungsländer gegen eine einfache Integration der Dienstleistungen ins GATT als nicht sinnvoll.
120
GATS
A u f D r ä n g e n d e r U S A b e k a m e n die
werden m ü s s e n , sondern d a ß aus-
D i e n s t l e i s t u n g e n in der U r u g u a y - R u n -
ländische Dienstleister nicht g e g e n -
de
über
einen
Sonderstatus
zugewiesen.
Das Dienstleistungsabkommen zwar v o n
den
wurde
Vertragsparteien
einheimischen
Dienstleistern
benachteiligt w e r d e n . Für alle soll
des
die gleiche Regulation gelten. D a s
G A T T v e r h a n d e l t , doch dies g e s c h a h
Prinzip der T r a n s p a r e n z
völkerrechtlich
den
darauf a u f b a u e n d darauf, d a ß diese
G ATT-Verhandlungen.
Regulation b e k a n n t g e m a c h t wird.
unabhängig
eigentlichen
Diese B e h e l f s k o n s t r u k t i o n
von
er-
Einheimische A n b i e t e r sollen nicht
m ö g l i c h e n , d a ß ein D i e n s t l e i s t u n g s a b -
deshalb b e v o r z u g t w e r d e n , weil sie
kommen
die Regulation b e s s e r als ihre aus-
mit e i n e m
sollte
verweist
Beteiligtenkreis
a b g e s c h l o s s e n w e r d e n konnte, w e l c h e r
ländischen K o n k u r r e n t e n .
unterschiedlich war von d e n Vertrags-
In d e n A n h ä n g e n w e r d e n verschie-
parteien d e s G A T T .
dene Dienstleistungssektoren unter-
Das G A T S
besteht
aus
drei
unter-
schieden, die j e w e i l s
unterschied-
schiedlichen Vertragsteilen: D e m Rah-
lich liberalisiert w e r d e n sollen. E s
menabkommen,
verschiedenen
gibt vier A n h ä n g e : D e r A n h a n g f ü r
A n h ä n g e n und den national voneinan-
die B e w e g u n g natürlicher P e r s o n e n
den
der a b w e i c h e n d e n Z u g e s t ä n d n i s s e n :
sieht vor, d a ß Individuen d e r Zutritt
- D a s R a h m e n a b k o m m e n b e n e n n t die
zu
einem
Wirtschaftsgebiet
zum
Prinzipien, auf deren G r u n d l a g e der
Z w e c k eines zeitlich v o r ü b e r g e h e n -
internationale Dienstleistungshandel
den D i e n s t l e i s t u n g s t r a n s f e r s gestat-
gestaltet w e r d e n soll. Explizit ge-
tet w e r d e n soll. Der A n h a n g regelt
nannt w e r d e n vor allem Inländerbe-
den
h a n d l u n g , —* M e i s t b e g ü n s t i g u n g s -
Arbeitskräften
klausel, T r a n s p a r e n z ,
Der A n h a n g f ü r die
Marktzugang
und p r o g r e s s i v e —> Liberalisierung.
permanenten
Aufenthalt
ausdrücklich
von nicht.
Finanzdienst-
leistungen sieht vor, d a ß die natio-
Die M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l und
nalen A u f s i c h t s b e h ö r d e n d a s R e c h t
d a s Prinzip der progressiven Libe-
haben,
ralisierung sind aus d e m G A T T be-
der Investoren
kannt. Die anderen Prinzipien un-
sitzer und zur —> Stabilisierung der
terscheiden
sich j e d o c h
Regulationen und
zum
Schutz
Vermögensbe-
von
den
—> F i n a n z m ä r k t e zu erlassen.
tragen
den
A n h a n g f ü r die T e l e k o m m u n i k a t i o n
a b w e i c h e n d e n Modalitäten d e s in-
erkennt die d u a l e Rolle des Sektors
ternationalen
GATT-Prinzipien
und
Wirtschaftsaktivitäten
Der
H a n d e l s mit
Dienst-
für die
leistungen R e c h n u n g . D a s
Prinzip
verpflichtet die Signatarstaaten j e -
der I n l ä n d e r b e h a n d l u n g verweist da-
doch,
rauf, d a ß die Dienstleistungssekto-
nicht-diskriminatorischen
ren
zu d e n nationalen Netzen zu g e w ä h -
nicht
vollständig
liberalisiert
121
ausländischen
an,
Anbietern Zugang
GATT
ren. Der Anhang für Lufttransport schließlich schließt die von
Jackson, John H. (1994): Managing the
Regelung
Luftverkehrsrechten
Trading System. The World Trade Or-
explizit
ganization
and
the
Post
Uruguay-
aus, aber sieht die Liberalisierung
Round GATT Agenda, in Kenen, Peter
von
Dienstleistungen
B.: Managing the World Economy.
wie Reparaturen und Marketing vor.
Fifty Years after Bretton Woods. Insti-
sekundären
- In den nationalen geben
die
Zugeständnisse
Vertragsparteien
tute for International Economics, Wa-
des
shington.
G A T S an, welche Sektoren sie auf
May, Bernhard (1994): Die Uruguay-
welche Weise liberalisieren und re-
Runde, Europa-Union-Verlag, Bonn.
gulieren wollen, und welche Sekto-
Schott, Jeffrey J. (1994): The Uruguay-
ren zunächst von solchen Maßnah-
Round. An Assessment. Institute for
men ausgenommen
International Economics, Washington.
werden. Dies
umschließt ebenfalls die Ausnah-
Thomas
men von der Meistbegünstigungsklausel. Dieser dritte Korb enthält also
die
spezifischen
Bedingungen
des
Plumper
GATT
nationalen
Dienstleistungs-
Das Allgemeine Zoll- und Handelsab-
handels. Die Bedingungen in den
kommen (General Agreement on Ta-
nationalen Zugeständnissen dürfen
riffs and Trade, GATT) wurde am 30.
nicht zurückgenommen oder (im Si-
Oktober 1947 von 23 Staaten in Genf
nne der Liberalisierung) verschlech-
unterzeichnet und trat a m 1. Januar
tert werden. Das GATS
1948 in Kraft. Das Ziel bestand ur-
ist gemeinsam
mit der
sprünglich darin, das Abkommen in
GATT
die geplante —> Internationale Handel-
( G A T T 94) ein zentrales Element der
sorganisation ΓΓΟ einzufügen. Die —>
überarbeiteten
Version
des
—> Welthandelsorganisation
(WTO).
Havanna-Charter for an International
Derzeit werden in verschiedenen Ver-
Trade
handlungsgruppen die nationalen Re-
März 1948 von 54 Staaten unterzeich-
gime für das staatliche Beschaffungs-
net, die Gründung der Organisation
Organization
wurde
am
24.
wesen, Qualifikationen und —> Stan-
scheiterte aber am
dards diskutiert. Ein wichtiges Thema
amerikanischen Kongresses. So kon-
Widerstand
des
bildet die Gruppe für Dienstleistungs-
stituierte der GATT-Vertrag die Welt-
handel und Umwelt (—> Umweltaspek-
handelsordnung bis zur Gründung der
te des Handels).
—> Welthandelsorganisation
(WTO)
nach dem Abschluß der —> UruguayLiteratur:
Runde
1994.
Zu diesem
Zeitpunkt
GATT (1994): Focus - Newsletter Nr.
nahmen 123 Staaten am Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen teil: 34
107, Genf.
122
GATT
—»
Industriestaaten
und
89
wirt-
Liberalisierungszugeständnisse
zu
schaftlich schwache Staaten (—» Ent-
machen, die denen, die ihnen von
wicklungsländer).
anderen Signatarstaaten eingeräumt
Ziel des Allgemeinen Zoll- und Han-
werden, gleichwertig sind (Art. XIX
delsabkommens ist der Abbau von —»
und Art. XXVIII). Seit 1965 wird
Zöllen und —> nicht-tarifaren Handels-
von den Entwicklungsländern
hemmnissen, um damit zur Erhöhung
eine ihren Verhältnissen
des Lebensstandards, zur Verwirkli-
chende und damit
chung der Vollbeschäftigung, zum A n -
Reziprozität gefordert (An. XXXVI).
stieg des Realeinkommens,
—>Meistbegünstigung
zur Er-
nur
entspre-
eingeschränkte (Most Favored
schließung der Ressourcen und zur
Nations Clause, MFN): die
Steigerung der Produktion beizutragen
tragsparteien sind verpflichtet, bila-
(Präambel).
terale Zugeständnisse, die zwischen
Zur
Umsetzung
seiner
Zielsetzung proklamiert der
zwei oder mehr Staaten ausgehan-
GATT-
delt werden, allen weiteren
Vertrag die Ordnungsprinzipien: - Liberalisierung:
bestehende
Ver-
Ver-
tragsparteien unverzüglich und be-
Zölle
dürfen nicht heraufgesetzt und neue
dingungslos
Zölle nicht eingeführt werden. Men-
und Art. III). Die Ländergrenzen als
genmäßige
Anlaß
Beschränkungen
nicht-tarifare
und
einzuräumen
unterschiedlicher
I
Behand-
lung gleichartiger oder unmittelbar
Handelsschranken
sind nicht erlaubt (Art. III, Art. VIII
konkurrierender
und Art. XI). Um zu verhindern,
entfallen.
daß Zollsenkungen
können die
durch
(Art.
andere
Produkte
Gegenüber
sollen
Drittstaaten
GATT-Signatarstaaten
werden,
nach eigenem Ermessen über die
werden einheitliche Zollwertbestim-
Weitergabe von Handelszugeständ-
Maßnahmen
unterlaufen
nissen entscheiden.
mungen formuliert (Art. II, Art. VII und Art. X). Gegenseitige Zollzuge-
Abweichungen vom Prinzip der Meist-
ständnisse werden in Listen festge-
begünstigung sind erlaubt, wenn Prä-
halten, die einen Bestandteil
des
ferenzabkommen tangiert werden, die
Abkommens bilden (Art. II). Listen-
bei der Schaffung des G A T T schon
änderungen sind nur unter bestimm-
bestanden (Commonwealth, französi-
ten, im GATT festgelegten Voraus-
sche Union etc.), oder wenn es sich
setzungen möglich (Art. XXVIII).
um Präferenzen zugunsten von Ent-
In seiner ursprünglichen Form be-
wicklungsländern oder zwischen Ent-
inhaltet das GATT-Dokument die
wicklungsländern
Ergebnisse der
Zollverhandlungen
Clause,
von 1947.
stem). Auch die Erlaubnis zur Schaf-
- Gegenseitigkeit
(—> Reziprozität):
fung von —> Zollunionen und Zoll-
Forderung an die Vertragspartner,
gemeinschaften zur Förderung regio-
123
handelt
Allgemeines
(Enabling
Präferenzsy-
GATT
naler wirtschaftlicher Integration (Art. XXIV) konstituiert eine Ausnahme von der MFN-Klausel. Eine Voraussetzung dafür ist, daß der gemeinsame Außenzoll der Freihandelszone in den teilnehmenden Gebieten nicht höher oder einschränkender ist als vor der Bildung der Union. Weitere Ausnahmen vom Prinzip der Meistbegünstigung werden in den Schutzklauseln (Art. XIX), den Allgemeinen Ausnahmen (Art. XX), den Ausnahmen zur Wahrung der Sicherheit (Art. XXI) sowie bei den Vorschriften über den Schutz der Zugeständnisse und sonstiger Vorteile (Art. ΧΧΠΙ) und den Bestimmungen über die Nichtanwendung dieses Abkommens zwischen bestimmten Vertragsparteien (Art. XXXV) formuliert. Das System der Schutzmaßnahmen des GATT enthält Bestimmungen, die es den Signatarstaaten erlauben, sich den globalen Regeln zu verweigern, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Erlaubt sind beispielsweise Maßnahmen gegen Subventionen, gegen Dumping oder bei Listenänderungen. Ebenfalls statthaft sind Maßnahmen zum Schutz der Landesversorgung und Landwirtschaft, zum Schutz der finanziellen Lage und der Zahlungsbilanz sowie zum Schutze des Lebens und der Gesundheit. Dieses Schutzmaßnahmen-System ist als Zugeständnis an die Vertragsparteien zu werten, Liberalisierungsfortschritte einzuschränken oder in Notzeiten zu-
rückzunehmen, und damit für die politische Durchsetzbarkeit unabdingbar. De jure ist das GATT keine Organisation, sondern ein Vertrag ohne abschließende Regelung der Administration. De facto entwickelte sich das GATT zu einer Institution mit Verwaltungsapparat, ständigen Organen und spezifischen Verhandlungsmodalitäten. Die Organe sind: die Vertragsparteien, der GATT-Rat (seit 1960), der Generaldirektor, das Sekretariat sowie Ausschüsse, Arbeitsgruppen und Sondergruppen (Panels). 1949 wurde ein Ausschuß für Fragen der —> Zahlungsbilanz und Importrestriktionen gebildet, 1958 ein Ausschuß zur Förderung des —> Welthandels unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen der Exporterlöse auf die Wirtschaft der Entwicklungsländer. Dessen Aufgaben wurden 1964 dem neuen Ausschuß für Handel und Entwicklung übertragen. 1975 rief der GATT-Rat eine Konsultativgruppe der 18 ins Leben, die die Entwicklung des Welthandels zu überwachen hatte. Zu Beginn der achtziger Jahre entstanden Ausschüsse für Subventionen und Ausgleichsmaßnahmen, für Antidumpingpraktiken, für technische Handelshemmnisse, für den Zollwert und für Einfuhrlizenzverfahren. Weitere Ausschüsse befaßten sich mit Fragen aus den Bereichen Textil, Milchpulver, Milchfett und Käsearten sowie Zucker und (Rind-)Fleisch.
124
Gefangenendilemma
Die Aufgaben der Organe waren allgemein die Umsetzung der Vertragsziele, die Organisation der —> Welthandelsrunden, die Konfliktschlichtung und die Überwachung und Analyse des Welthandels. Dem Generaldirektor standen zur Durchsetzung der GATT-Vorschriften keine Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Jede Vertragspartei hatte bei anstehenden Entscheidungen eine Stimme. Vertraglich waren für Entschlüsse der Vertragsparteien je nach Bedeutung einfache Mehrheiten, Zweidrittelmehrheiten oder Einstimmigkeit gefordert. Aufgrund der unterschiedlichen Interessenlage verschiedener Mitgliederblöcke wurde de facto Einstimmigkeit praktiziert (KonsensPrinzip).
Uruguay-Runde endete am 15. April 1994 mit dem Unterzeichnen der Schlußakte zur Gründung einer neuen Welthandelsorganisation in Marrakesch. Literatur: Berg, Hartmut (1994): Außenwirtschaftspolitik, in: Bender D. u.a.: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Band 2, 5. Auflage, München. S. 458-503. Dam, Kenneth W. (1970): The GATT, Law and International Organization, Chicago, London. Hauser, Heinz/ Schanz, Kai-Uwe (1995): Das neue GATT. Die Welthandelsordnung nach dem Abschluß der UruguayRunde. Oldenbourg: München. Senti, Richard (1986): GATT. Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen als System der Welthandelsordnung. Schulthess Polygraphischer Verlag: Zürich.
Die Weiterentwicklung und Umsetzung der Ziele des GATT erfolgt in Welthandelsrunden. Bisher fanden folgende Verhandlungsrunden statt: Genf 1947, Annecy 1949, Torquay 1950/51, Genf 1955/56, Genf 1961/62 (DillonRunde), Genf 1964-67 (KennedyRunde), Genf 1973-79 (Tokio-Runde) und Genf 1986-93 (Uruguay-Runde). Die höchsten Zollsenkungen wurden 1947 in Genf (20 Prozent), bei der Kennedy-Runde (30 bis 40 Prozent) und bei der Tokio-Runde (35 Prozent) erreicht. Mit dem Abbau der Zölle geht in Krisenzeiten häufig eine verstärkte Anwendung nicht-tarifärer Handelshemmnisse einher, so daß diese in jüngster Zeit mehr in den Mittelpunkt der Verhandlungen rückten. Die
Senti, Richard (1994): GATT - WTO. Die neue Welthandelsordnung nach der Uruguay-Runde. Institut für Wirtschaftsforschung der ΕΤΗ: Zürich. Eva-Maria Peters Gefangenendilemma —> Kooperation, internationale Gegenseitigkeit —» Reziprozität Geld —» Liquidität, internationale
125
Gemeinsamer Markt
Gemeinsamer Markt
ner —> Wirtschaftsunion, wenngleich sie diesem Anspruch nur unbefriedigend genügt. Die zentralen wirtschaftsrelevanten Dokumente sind der Vertrag über die Gründung einer Wirtschaftsunion (24. September 1993), das Abkommen über die Gründung eines zwischenstaatlichen Wirtschaftskomitees der Wirtschaftsunion (21. Oktober 1994) und das Abkommen zur Errichtung einer Zahlungsunion (21. Oktober 1994). Die Ukraine hat diese ökonomisch relevanten Abkommen nicht ratifiziert und betrachtet sich lediglich als assoziiertes Mitglied.
Begriff aus der Integrationstheorie. Staaten, die sich zu einem gemeinsamem Markt zusammengeschlossen haben, verpflichten sich zu einem vollständigen Abbau der Handelsschranken untereinander und zu einer gemeinsamen Handelsstrategie gegenüber Drittstaaten. Die untereinander bestehenden politischen Grenzen verlieren ihre ökonomische Funktion, dadurch entsteht ein offener —» Binnenmarkt. Das bedeutet, daß neben dem nicht mehr kontrollierbaren Grenzübertritt der handelbaren Güter auch die internationale Faktorwanderung möglich wird, daß also Arbeit und Kapital vollständige Freiheit genießen und daß zugleich Wettbewerbsverzerrungen durch Arbeits-, Gesellschafts-, Steuer-, Subventions- oder Umweltrecht im gesamten Binnenmarkt durchwirken und deshalb über Angleichung dieser Vorgaben (—> Koordination) vermieden werden müssen. Nur die autonome Gestaltung der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik bleibt noch gewahrt.
Literatur: WeltTrends (1995): Rußland und die GUS, GSFP, Berlin. Gemeinschaftsunternehmen —» Joint Ventures Generalhandel Gesamtheit aller Exporte und Importe incl. der Durchfuhren. Gleichgewichtskurs
Gemeinschaft unabhängiger Staaten
Gleichgewichtskurs bezeichnet denjenigen —» Wechselkurs zwischen zwei Währungen, der zu einem Ausgleich der —» Zahlungsbilanz zwischen den jeweiligen, die Währung emittierenden Staaten führt.
Die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) wurde nach dem Auseinanderbruch der Sowjetunion von den 12 Staaten Aserbaidshan, Armenien, Belorußland, Georgien, Kasachstan, Kyrgystan, Moldova, Rußland, Tadshikistan, Turkmenistan, Usbekistan und der Ukraine gegründet. Ihr wirtschaftspolitischer Status entspricht de iure ei-
Globalisierung Globalisierung ist auf dem besten Wege eines der zentralen politik-ökono-
126
Globalisierung
mischen Analysekonzepte in den Internationalen Beziehungen zu werden. Gleichzeitig ist es ein Konzept, das noch weit davon entfernt ist, eine einheitliche Verwendungsweise zu erfahren. Im Sinne einer ersten Annäherung kann Globalisierung als die Zunahme der Intensität und der Reichweite grenzüberschreitender Interaktionsprozesse definiert werden. Interaktionsprozesse konstituieren sich durch den Austausch oder die gemeinsame Produktion von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften (Wohlfahrt), Bedrohungen und Kriegsrisiken (Sicherheit), Umweltschadstoffen und -risiken (Umwelt) sowie Zeichen (Kultur und Kommunikation). Im Sachbereich 'Sicherheit' ergibt sich Globalisierung sowohl durch die Ausweitung der Wirkungsreichweite moderner Waffen als auch durch die Verbreitung solcher Waffen (bzw. ihrer Technologie). Die Globalisierung von Bedrohungen erfuhr in den letzten drei bis vier Jahrzehnten durch die Entwicklung von Trägersystemen mit interkontinentaler Reichweite und von zerstörungsmächtigen Massenvemichtungswaffen einerseits sowie durch die Verbreitung dieser Trägersysteme und Waffen andererseits eine schubartige Entwicklung. Im 'Umweltbereich' ist das Bekanntwerden von global verursachten Risiken mit potentiell globalen Auswirkungen Ausdruck des Globalisierungsprozesses, der insbesondere durch das Ozonloch und den Klimawandel beschleunigt wurde. Im Sach-
bereich 'Kultur und Kommunikation' setzte in den 70er Jahren durch die Entwicklung und Verbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ein Globalisierungsschub ein. Von besonderer Bedeutung sind dabei neue Telephon- und Telefaxverbindungen, elektronische Datennetze - insbesondere das Internet - und Kommunikationssatelliten, die die weitere Ausbreitung von Massenmedien beschleunigten. Besonders offensichtlich ist die Globalisierung im wirtschaftlichen Bereich. Dabei werden je nach Sichtweise die folgenden Entwicklungen betont: - der Anstieg der Außenhandelsquoten (—» Außenhandel) bei Waren in allen führenden —> Industriestaaten (zwischen 8% in den USA und 25% in der Bundesrepublik), der in den 50er Jahren einsetzte und allerdings von Mitte der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre stagnierte; - der in den letzten fünf Jahren deutlich anwachsende internationale Dienstleistungshandel (—» Dienstleistungstransfer); - die seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre rasant wachsenden —> Direktinvestitionen (fast eine Verdreifachung der Bestandswerte zwischen 1985 und 1990); - die Zunahme von transnationalen Kooperationen (—> Unternehmenskooperationen, internationale) insbesondere mit Blick auf die Technologieund Produktentwicklung ('strategische Allianzen');
127
Globalisierung
- der explosionsartige Anstieg der internationalen Bankgeschäfte, sowohl von produktionsbezogenen als auch von rein spekulativen Transaktionen (eine Verzehnfachung in den OECD-Ländern zwischen 1976 und 1990) (—> Finanzmärkte, internationale). Neben diesen Sachbereichen lassen sich auch mit Blick auf den Grad der Vergesellschaftung unterschiedliche Verwendungsweisen des Begriffs 'Globalisierung' unterscheiden. - Globalisierung kann als das bloße Anwachsen der Reichweite und der grenzüberschreitenIntensität von den Aktivitäten in den obengenannten Sachbereichen aufgefaßt werden. In der Folge solcher Verflechtungsprozesse erwächst eine Interdependenz bezüglich der Auswirkungen von sozialen Entscheidungen. Die Auswirkungs-Interdependenz bezeichnet die 'Verflechtungskomponente' der Globalisierung, welche unabhängig von der Wahrnehmung der sozialen und politischen Akteure besteht. Beispielsweise wissen wir heute, daß die gemeinsame Produktion des Ozonlochs bereits in den 60er Jahren stattfand, auch wenn niemand davon wußte. - Die Verflechtungskomponente der Globalisierung bezieht sich auf grenzüberschreitende Interaktionen, die potentiell regelungsbedürftig sind. Die politische Regelung von Interaktionen setzt allerdings vor-
aus, daß vorhandene Verflechtungen auch erkannt werden. Eine anspruchsvollere Definition von Globalisierung zielt mithin auf die Ausweitung des strategischen Planungshorizonts sozialer Akteure. Voraussetzung dafür ist, daß die objektiven Auswirkungs-Interdependenzen wahrgenommen werden und in das subjektive Entscheidungskalkül sozialer Akteure eingehen. Große Konzerne treffen ihre Investitions-, Werbe- und Strukturentscheidungen heute mit Blick auf den —> Weltmarkt und auf ihre weltweite Reputation, ebenso wie nationale Umweltpolitik heute mit Blick auf die Politik anderer Länder formuliert wird. Aufgrund der Entscheidungs-Interdependenz kann es zur internationalen und/oder transnationalen Verregelung der Handlungszusammenhänge kommen, die als 'politische Globalisierung', —> Ί η ternationalisierung der Staatlichkeit' oder 'politische Integration' bezeichnet wird. - Globalisierung kann noch weitergehender daran bemessen werden, ob sich soziale Interessen und Identitäten ausbilden, die sich auf die Menschheit als Ganzes beziehen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Ausbildung des Bewußtseins, auf einem zerbrechlichen Planeten zu leben. Das häufig verwendete Symbol des aus dem Weltraum aufgenommenen Planeten Erde illustriert diese Perspektive genauso
128
Globalisierung
wie die Metapher von dem 'einen Boot', in dem die Menschheit sitzt. Es kann in diesem Zusammenhang davon ausgegangen werden, daß sog. transnationale Organisationen, (—» Nicht-Regierungs Organisationen) wie Greenpeace oder Amnesty International, Ausdruck der Organisation weltgemeinschaftlicher Interessen sind. Diese Interessen-Interdependenz bezeichnet die 'Identitäts -oder die Gemeinschafts-Komponente' der Globalisierung. Nicht selten wird argumentiert, daß nur solche politischen Institutionen Stabilität vermitteln können, die neben strategischen Nutzenerwägungen auf gemeinsame Identitätsschichten zurückgeführt werden können. Als Ursachen für die Globalisierung werden genannt: - eine kapitalistische Weltwirtschaft, die Arbeitsteilung und Spezialisierung belohnt und von Beginn an aus immanenten Gründen der Globalisierung zugestrebt hat; - der wirtschaftliche Strukturwandel von der Industrie- zu einer Informationsgesellschaft, der sich spätestens mit der Einführung der neuen Informations- und Kommunikationstechnlogien vollzogen hat; - ein Set von weltwirtschaftlichen Institutionen, die unter amerikanischer Führung nach dem 2. Weltkrieg das Prinzip des abgefederten —> Liberalismus (Ruggie) etabliert haben;
- die Interessen einer transnationalen Funktionselite, die durch die Regierungen Reagan (USA) und Thatcher (Großbritannien) begünstigt, eine weltweite Deregulierung der Wirtschaft, insbesondere im Finanzsektor, durchsetzen konnte. Prinzipiell läßt sich sagen, daß sog. neo-marxistische Autoren insbesondere auf die Struktur des kapitalistischen Wirtschaftssystems und auf die Politik der USA bzw. Großbritanniens in der ersten Hälfte der 80er Jahre verweisen, während sog. liberale Autoren insbesondere die politischen Institutionen und den technologischen Wandel betonen (—> Internationale Politische Ökonomie). Ein Großteil der Forschung, die auf das Konzept der Globalisierung rekurriert, fragt jedoch nach den Folgen der Globalisierung. Neoklassische Wirtschaftswissenschaftlerinnen erwarten im wirtschaftlichen Bereich mittelfristig eine Nivellierung der weltweiten Einkommensdifferenzen und die Beseitigung ineffizienter Marktbeschränkungen, insgesamt also eine Wohlfahrtssteigerung. Andere verweisen auf die zurückgehenden Interventionsmöglichkeiten (—> Interventionen) des Staates und die Asymmetrien, die sich durch die enorm angestiegene Mobilität des Kapitals angesichts der Immobilität von Arbeit und von politischen Regelungen ergeben. Im politischen Bereich werden dementsprechend eine zunehmende —* Konvergenz unterschiedlicher nationaler Politiken, die
129
Golddevisenstandard
generelle Entdemokratisierung und Entleerung von Politik, eine sinkende soziale Integrationskapazität des Nationalstaates und letztlich politische Fragmentierungsprozesse erwartet. Liberale Autoren halten diesen primär pessimistischen Prognosen entgegen, daß Globalisierung - je nach Rahmenbedingungen - auch zu transnationaler politischer Integration, zur Unterminierung autoritärer Herrschaftsformen, zur Obsoleszenz zwischenstaatlicher Kriege und letztlich zu einer Weltgesellschaft führen kann, in der Menschen unabhängig von Nation, Rasse und Geschlecht ein Verantwortungsgefühl füreinander entwickeln.
Zürn, Michael (1992): Jenseits der Staatlichkeit Über die Folgen der ungleichzeitigen Denadonalsierung, in: Leviathan, 20:4,490-513. Michael Zürn Golddevisenstandard Anders als beim klassischen —> Goldstandard bringen die Notenbanken in einem Golddevisenstandard keine Goldmünzen in Umlauf. Sie halten darüber hinaus neben dem Gold auch Fremdwährungen (Devisen) als Reserve zur Deckung ihrer Notenemission. Der Wert der Währung bzw. einer bestimmten Menge Geldes wird in einem Verhältnis zu einer bestimmten Goldgewicht bemessen. In einem Golddevisenstandard können allerdings nur solche Währungen zur inländischen Notendeckung dienen, die ihrerseits von der ausländischen Notenbank jederzeit in Gold eingetauscht werden. Die Notenbanken versprechen sich davon eine - im Vergleich zum Goldstandard - bessere Einflußmöglichkeit auf die Veränderung der nationalen Geldmenge, da sie die aus außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten resultierenden Veränderungen der —> Liquidität durch eine Veränderung der Reserveposition zumindest mittelfristig zu sterilisieren vermögen. Der erste institutionell beschlossene Golddevisenstandard trat mit dem 'Abkommen über den —» Internationalen Währungsfond' am 27. Dezember in Kraft. In diesem als Bretton-
Literatur: Cox, Robert W. (1987): Production, Power, and World Order. Social Forces in the Making of History, New York: Columbia University Press. Holm, Hans-Henrik/ Sorensen, Georg (Hg.) (1995): Whose World Order? Uneven Globalization and the End of the Cold War, Boulder, Colo.: Westview. Lash, Scott/ Urry, John (1994): Economies of Sign and Space, London: Sage Reich, Robert ( 1991 ): The Work of Nations. Preparing Ourselves for 2 Γ Century Capitalism, New York: Random House. Scharpf, Fritz W. (1991): Die Handlungsfähigkeit des Staates am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, in: Politische Vierteljahresschrift, 32:4, 621635.
130
Goldparität
Woods-System
Bretton-Woods-
giert somit als Äquivalent für alle in
A b k o m m e n ) bekannt gewordenen A b -
G o l d einzulösenden Währungen. A u f
k o m m e n b e s c h l o s s e n die Signatarstaa-
dieser B a s i s ergeben sich für alle auf
ten, den W e r t ihrer Währungen in fe-
einem Goldstandard beruhenden W ä h -
sten —> Paritäten entweder zum Gold
rungen feste —> W e c h s e l k u r s e
oder zum Dollar festzulegen. Die ei-
ander.
gentliche
(—>
Goldparität
und
-deckung
zuein-
Goldpool
wurde von den U S A erklärt. D i e s e war damit von der Verpflichtung zu —> D e -
Anfang
visenmarktinterventionen befreit, ver-
Z w e c k der —> Stabilisierung des Gold-
der
sechziger
zum
pflichte sich aber umgekehrt zu einer
preises
Einlösung von Dollar in Gold zur fest-
Verkaufskonsortium.
gelegten
die —» Zentralbanken der G - 1 3 Staa-
Preis von 3 5 $ j e
Feinunze
EinkaufsBeteiligt
und waren
ten. M i t der 1 9 6 8 einseitig verkünde-
Gold.
ten Aufhebung
Goldparität Bezeichnung zweier
für
das
über
Währungen
in
den
einem
ermittelte
Goldstandard
Ausun-
Unter dem Goldstandard ist national
tereinander.
ein W ä h r u n g s s y s t e m zu verstehen, in
Weltwährungsordnung
Mitte der zweiten
von
Hälfte des
Jahrhunderts bis
dem das G o l d letzte
der
zum
als
'Internationaler
Recheneinheits-
und Wertaufbewahrungsfunktion,
neun-
Falle der Goldumlaufswährung
Aus-
im
über-
dies die Transaktionsfunktion, erfüllt.
bruch des 1. W e l t k r i e g e s wird allgemein
Einlöseverpflich-
ist der Goldpool gescheitert.
—>
Goldgehalt
tauschverhältnis der Währungen
zehnten
der
tung durch die Zentralbank der U S A
Goldstandard
Die
geschaffenes
Jahre
Ubertragen
Goldstan-
auf
die
internationalen
dard' bezeichnet. Grundlage war die
Wirtschaftsbeziehungen bedeutet dies
Entscheidung der einzelnen
eine
Teilneh-
Währungsordnung,
in
der
die
merländer für ihre nationalen Währun-
Staaten sich letztendlich am G o l d ori-
gen eine bestimmte Goldparität festzu-
entieren und sich damit
legen,
den
zu
der
die
nationalen
Zah-
Regeln
des
gleichzeitig
Goldautomatismus
(i.S. des G e l d m e n g e n - P r e i s - M e c h a n i s -
lungsmittel jederzeit in G o l d eingelöst werden konnten. U b e r die Goldparität
mus) unterwerfen. D i e Grundidee ist
drückt sich das Wertverhältnis zweier
nicht nur, den —> Welthandel zu finan-
Währungen zueinander in G o l d
zieren, sondern
und aufgrund des
aus
die Staaten
bei
(im
Grundsatz) freiem Welthandel zu einer
Goldautomatismus
können sich die W e c h s e l k u r s e der b e -
unabdingbaren
teiligten Währungen nur marginal von
plin (—> Zahlungsbilanz) zu veranlas-
den —» Paritäten entfernen. G o l d fun-
sen.
131
Zahlungsbilanzdiszi-
Goldstandard
(1) Die Funktionsbedingungen: Damit der Goldstandard in die internationale Praxis umgesetzt und der Goldautomatismus funktionsfähig gemacht werden kann, müssen die beteiligten Staaten drei Funktionsbedingungen erfüllen. - (a) Golddefinition: Das bedeutet, daß die Staaten sich verpflichten, ihre Währung in Gold zu definieren. Damit binden sie ihre Währung nicht nur an das Gold; überdies ist der wechselseitige Kurswert der Währungen festgelegt (z.B.: 1 Unze Feingold = 35 US-$; 1 Unze Feingold = 70 sfr; daraus folgt: 1 US-$ = 2 sfr.). - (b) Goldkonversion: Das bedeutet, daß die Staaten sich gegenüber ihren Bürgern verpflichten, zu dem festgelegten Preis ihre Währungen in Gold zu tauschen und umgekehrt, d.h. die Bürger können gegen Hingabe eigener Währung (gegen Hingabe von Gold) Gold erwerben (eigene Währung erhalten). (c) Golddeckung: Das bedeutet, daß die Staaten sich verpflichten, ihre inländische Geldmenge (gemäß der festgelegten Golddefinition) in einer bestimmten Relation zum inländischen Goldbestand zu halten, d.h. das Volumen der Geldmenge bei Erhöhung (Abnahme) des Goldbestandes in der gegebenen Relation zu diesem zu vergrößern (zu vermindern).
erwartet. - (a) Gerät z.B. ein Land in ein —> Zahlungsbilanzdefizit (aus welchen Gründen auch immer), liegt somit die Nachfrage nach ausländischen Devisen über dem gegebenen Devisenangebot, dann löst dies am Devisenmarkt einen Anstieg des Kurses der ausländischen Devisen aus (—> Abwertung der eigenen Währung). Dann wird es indessen für den inländischen Importeur attraktiver, zum gegebenen Preis (Golddefinition) Gold zu erwerben, wozu er legitimiert ist (Goldkonversion), und dieses zu versenden (sog. Goldexportpunkt); der ausländische Exporteur kann dies akzeptieren, weil er im Gegenzug für das erhaltene Gold eigene Währung erhält. (Im Uberschußland fließt im analogen Umkehrschluß Gold zu: sog. Goldimportpunkt.) Eine Modifikation dieser Verlaufshypothese ergibt sich ausschließlich aus den Versendungs- und Versicherungskosten für die Goldverschickung, weshalb der Kursanstieg für ausländische Devisen so lange erfolgen kann, so lange diese Kosten noch nicht überschritten werden, d.h. solange der 'Preis' für ausländische Devisen noch unterhalb der Summe aus Goldpreis plus Versendungskosten liegt; wird diese Summe überschritten, setzt indessen die Goldversendung ein. Der —> Wechselkurs zwischen zwei Währungen stabilisiert sich somit ohne daß die Länder mit Devisenangebot bzw. -nachfrage intervenieren innerhalb einer —» Bandbreite, die allein durch die Goldversendungskosten
(2) Die Funktionsweise: Sind die skizzierten Funktionsbedingungen erfüllt, wird ein quasi-automatischer Zahlungsbilanzausgleich (—> Zahlungsbilanzgleichgewicht) zwischen den daran beteiligten Staaten in drei Schritten
132
Goldstandard
somit zu einem Abbau des Zahlungsbilanzdefizits. (Die skizzierte Funktionsweise erfährt einen entgegengesetzten Verlauf, wenn in einem Land mit Zahlungsbilanzüberschuß - mit einem entsprechendem Goldzufluß, einer entsprechenden Geldmengenerhöhung und einem dadurch provozierten Preisniveauanstieg, damit einer geringeren internationalen Wettbewerbsfähigkeit - dieser Uberschuß wieder abgebaut wird.)
bestimmt ist, weil oberhalb des Goldexportpunktes die Devisennachfrage, unterhalb des Goldimportpunktes das Devisenangebot völlig elastisch werden, d.h. über dem Goldexportpunkt kommt es zu keiner zusätzlichen Devisennachfrage, unter dem Goldimportpunkt zu keinem zusätzlichen Devisenangebot. - (b) Erfolgt nun ein Goldabfiuß, ist der Staat bzw. die Notenbank gehalten, die inländische Geldmenge zu vermindern, um die Gold-Geldmengen-Relation aufrechtzuerhalten (Golddeckung). Gilt nun die Quantitätstheorie (G • U = Η · Ρ), dann bedeutet dies, daß, bei gegebener Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (U) und bei gegebenem realen Sozialprodukt in einer Volkswirtschaft (H), der Rückgang des Geldvolumens (G) notwendigerweise einen Rückgang des Preisniveaus in einer Volkswirtschaft (P) impliziert. (Im analogen Umkehrschluß führt eine Geldmengenerhöhung zu einem inländischen Preisanstieg.) - (c) Kommt es zu einem Rückgang des inländischen Preisniveaus, so bedeutet dies, daß - bei gegebenem Wechselkursgefüge, das einen direkten Preisvergleich möglich macht - die Volkswirtschaft am —> Weltmarkt wettbewerbsfähiger wird, weil die inländischen Produkte gegenüber den ausländischen Produkten attraktiver werden. Sind Auslands- und Inlandsnachfrage sowie das Inlandsangebot hinreichend elastisch, steigen die Warenexporte (—> Exporte) und sinken die Warenimporte (—» Importe): es kommt
(3) Die Funktionsgrenzen: Der skizzierte Ablaufsprozeß ist theoretisch schlüssig, wenn im Defizitfall (Uberschußfall) der negative (positive) Geldmengeneffekt, der negative (positive) Preiseffekt und der positive (negative) Zahlungsbilanzeffekt sichergestellt sind. Davon kann indessen nicht ausgegangen werden. Schon der 'Geldmengeneffekt' ist in Frage zu stellen, wenn der intendierte negative (positive) Geldmengeneffekt im Inland zu Zinserhöhungen (Zinssenkungen) führte und Kapitalimporte (Kapitalexporte) auslöste. Doch selbst, wenn die Geldmengeneffekte sichergestellt wären, erweist sich der (negative) Preiseffekt und damit der (positive) Zahlungsbilanzeffekt als zentrale Schwachstelle. Denn es können sich asymmetrische Geldmengen-Preis-Effekte etablieren. Kann man noch davon ausgehen, daß Geldmengenerhöhungen (zumindest auch) zu Preissteigerungen führen, so ist der gegenteilige Effekt eben nicht unbedingt unterstellbar, wenn sich Preisrigiditäten nach unten herausbil-
133
Grappe der 77
den, die teils auf eine Marktvermachtung an den Gütermärkten (Konzentrationstendenzen), teils auf eine Marktvermachtung an den Faktormärkten (Riegelcharakter des Tariflohnes) zurückgeführt werden können. Besteht indessen Preisrigidität (nach unten), so erhöht sich die Gefahr, daß - bei gegebener Quantitätsbeziehung (s.o.) - ein Rückgang des Geldvolumens nicht zu einem Rückgang des binnenwirtschaftlichen Preisniveaus (P), sondern zu einem Rückgang des realen Sozialprodukts (H) führt - mithin zur Rezession (Produktionsrückgang, Arbeitslosigkeit). An diesem Punkt wird die konzeptionelle Schwäche des Goldstandards erkennbar: Die Binnenwirtschaftspolitik (v.a. die Geldpolitik) untersteht dem Diktat der —> Zahlungsbilanz. Ein Zahlungsbilanzüberschuß 'erzwingt' eine expansive, ein Defizit eine kontraktive Geldpolitik. Dies wäre noch so lange unproblematisch, als die intendierte Funktionsweise des Goldstandards sichergestellt wäre und somit - über kurzfristige und nicht unbedingt exzessive Preisschwankungen - ein ständiger Wechsel in den Uberschuß-Defizit-Konstellationen ausgelöst würde. Als nach dem ersten Weltkrieg dies nicht mehr gewährleistet war, als der negative Geldmengeneffekt keinen negativen Preiseffekt und somit auch keinen positiven Zahlungsbilanzeffekt mehr auslöste, brach der Goldstandard zusammen. Während England den Goldstandard bereits
1823 einführte, die wichtigsten europäischen Staaten in den 70er Jahren, Rußland und die USA um die Jahrhundertwende beitraten, wurde er nach dem ersten Weltkrieg suspendiert. Initiativen des Völkerbundes auf internationalen Währungskonferenzen in Brüssel (1920) und Genua (1922), mit dem Ziel der Re-Aktivierung des Goldstandard, hatten keinen Erfolg. Schließlich knüpfte das —> Bretton Woods-Abkommen allenfalls formal an einigen Grundzügen des Goldstandard an, ging materiell aber darüber hinaus. Werner
Glastetter
Gruppe der 77 1964 in Algier erfolgter Zusammenschluß von damals 77 - mittlerweile rund 130 - —> Entwicklungsländern. Die G-77 versteht sich als Sprachrohr der Dritten Welt in Handels- und Entwicklungsfragen. Insbesondere vor —» UNCTAD-Konferenzen stimmen sich die Mitgliedsländer auf eine gemeinsame Position ab; von ihren Tagungen gehen wichtige Impulse für die Nord-Süd-Beziehungen aus. Probleme der G-77 sind vor allem ihr fehlender organisatorischer Unterbau und die z.T. erheblich divergierenden Interessen der Mitgliedsstaaten. Gruppenfloating Bezeichnung für Außenverhalten von gegeneinander fixierten Währungen. Währungen, zwischen denen feste
134
Gruppenfloating
Wechselkursrelationen (—> Wechselkurse) bestehen, weisen gegenüber Drittwährungen sehr ähnliche Wechselkursentwicklungen (—» Fluktuation von Wechselkursen) auf.
135
H
Handel, internationaler
Handelsembargo
Internationaler Handel bezeichnet die Gesamtheit des grenzüberschreitenden Transfers von Gütern und Dienstleistungen. Der Handel eines Staates kann durch geeignete Maßnahmen beeinflußt werden (—» Handelspolitik). Die Staaten treiben Handel untereinander, da einige Produkte nur in ausgesuchten Länder produziert, erzeugt oder gefördert werden und da die internationale —> Arbeitsteilung die Wohlfahrt der in den —> Weltmarkt integrierten Staaten fördert (—> Welthandel).
1. Begriff. Ursprünglich wurde mit Embargo nur die Beschlagnahme von fremden Handelsschiffen bezeichnet (abgeleitet von embargar (span.) 'behindern, beschlagnahmen'). Seit Anfang des 20. Jh. bezeichnet Handelsembargo ein staatlich durchgesetztes Warenausfuhr- oder -einfuhrverbot gegen einen anderen Staat mit dem Ziel, dessen Politik zu beeinflussen. Im Gegensatz zum —> Protektionismus sind beim Handelsembargo also nicht eigene wirtschaftspolitische Ziele vorrangig, sondern die Schädigung des anderen Staats. Ein Handelsembargo kann für einzelne Güter (z.B. Waffen oder Treibstoffe) oder für den gesamten —> Außenhandel mit einem Staat angeordnet werden; neben dem Handelsembargo werden häufig Kredite an diesen Staat gesperrt und seine Auslandsvermögen beschlagnahmt. Handelsembargos wurden manchmal mit militärischen Mitteln außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets (Blockade) durchgesetzt; durch eine Blockade werden jedoch auch unbeteiligte Staaten betroffen. Obwohl Handelsembargo und Boykott häufig synonym verwandt werden, versteht man
Handelsablenkung Die mit der Gründung einer —> Zollunion oder der Schließung eines bilateralen Freihandelsabkommens (—» Freihandel) verbundene Veränderung der Konkurrenzfähigkeit zwischen Wirtschaftssubjekten aus Mitgliedsländern und Wirtschaftssubjekten aus Drittstaaten führt zu einer Veränderung der Handelsströme. Handelsbilanz —» Zahlungsbilanz
136
Handelsembargo
unter Boykott eigentlich eine kollektive Kaufverweigerung, die im Gegensatz zum Handelsembargo auf rein privater Initiative beruht. 2. Rechtfertigung: Ein Handelsembargo kann das direkte Ziel haben, einen potentiellen oder tatsächlichen Kriegsgegners zu schwächen, insbesondere durch ein Waffenembargo. Meistens hat ein Handelsembargo dagegen das indirekte Ziel, auf das politische Verhalten eines Staates einzuwirken; konkreter Anlaß kann z.B. ein militärischer Angriff gegen einen dritten Staat, ein schwerer interner Verstoß gegen die Menschenrechte, Enteignungen oder auch nur ein mißliebiger Regierungswechsel sein. Einzelstaatliche Handelsembargos standen häufig im Verdacht, nationalen Machtinteressen zu dienen, vor allem während des Kalten Krieges. In der UN-Charta ist zwar die Einflußnahme auf einen anderen Staat mittels Androhung oder Anwendung von Gewalt verboten, nach vorherrschender Ansicht ist dabei mit Gewalt aber nur militärischer Druck gemeint. Es ist jedoch fraglich, ob ein Handelsembargo immer zulässig ist, da insbesondere kleine Staaten auch durch ein Handelsembargo empfindlich getroffen werden können. In jedem Falle kann ein Handelsembargo nur dann gerechtfertigt sein, wenn damit keine völkerrechtswidrigen Ziele verfolgt werden (wie z.B. bei einer Hungerblockade). Der UN-Sicherheitsrat kann dagegen nur als Reaktion auf eine Gewaltan-
wendung eines Staates ein Handelsembargo oder andere Wirtschaftssanktionen anordnen, die dann für alle UN-Mitglieder verbindlich sind (Art. 41 der UN-Charta). Bei Uneinigkeit des Sicherheitsrats kann auch die UNGeneralversammlung entsprechende Maßnahmen empfehlen (wie z.B. gegen Nordkorea und China 1951 im Koreakrieg). Der Rat der —» Europäischen Union kann als Teil seiner Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik Wirtschaftssanktionen anordnen (Art. 228a des EG-Vertrags). In Deutschland kann die Bundesregierung auf Grundlage des —> Außenwirtschaftsgesetzes ein Handelsembargo anordnen, um die auswärtigen Interessen Deutschlands zu schützen; Details sind in den sog. Einfuhr- und Ausfuhrlisten der Außenwirtschaftsverordnung geregelt. 3. Bewertung·. Der Erfolg eines Handelsembargos hängt von seiner Durchsetzbarkeit und seiner Wirksamkeit ab. Um ein Handelsembargo durchzusetzen ist sowohl ein internationaler als auch ein nationaler Konsens nötig, was nur selten gelingt. Zum einen finden sich häufig andere Staaten oder einzelne Unternehmen, die das Handelsembargo nicht unterstützen und damit dem betroffenen Staat eine Ausweichmöglichkeit schaffen. Aus diesem Grund wird manchmal anderen Staaten verboten, bestimmte an sie gelieferte Güter weiter in den mit einem Handelsembargo belegten Staat zu exportieren (indirektes Handelsem-
137
Handelsembargo
mutlich seltener an den Kosten des Handelsembargos als an internen politischen Prozessen. Der Ausbau der internationalen Rechtsprechung und Bestrafung völkerrechtswidriger Handlungen, insbesondere in Menschenrechtsfragen, wäre dagegen eine wirkungsvollere Alternative, wodurch außerdem der Mißbrauch durch einzelstaatliche Handelsembargos beendet werden könnte; allerdings scheitert dies bisher an den kulturell bedingten Unterschieden der nationalen Rechtssysteme.
bargo), wie z.B. bei der —> CoComListe. Zum anderen kann ein Handelsembargo auch spürbare wirtschaftliche Verluste im eigenen Land verursachen, wie z.B. beim US-Getreideexportembargo gegen die Sowjetunion 1980/81; in solchen Fällen führt der Konflikt zwischen Regierung und nationalen Interessengruppen meistens zu einer raschen Beendigung des Handelsembargo. Selbst wenn ein Handelsembargo durchgesetzt werden kann, ist damit noch nicht seine Wirksamkeit garantiert, die von den Kosten für den vom Handelsembargo betroffenen Staat abhängt. Erstens kann der betroffene Staat in vielen Fällen die weggefallenen Importe durch eigene Anstrengungen substituieren. Zweitens verursacht ein Handelsembargo im Gegensatz zur Beschlagnahme von Auslandsvermögen häufig nur relativ geringe volkswirtschaftliche Schäden im betroffenen Staat; von 80 untersuchten Handelsembargos im Zeitraum 1914-1990 wurden nur in 30 Fällen jährliche Kosten von mehr als einem Prozent des —> Bruttosozialprodukts verursacht. Drittens können selbst hohe Kosten zu einer Verhärtung der politischen Haltung führen, da die Belastung der eigenen Bevölkerung häufig nicht dazu führt, daß die Regierung auf das Handelsembargo reagiert. Insgesamt wurden nur die wenigsten Handelsembargos aufgrund eines Erfolgs im Sinne der ursprünglichen Zielsetzung beendet; selbst wenn das Ziel erreicht wurde lag dies ver-
4. Historischer Uberblick: Bis ins 20. Jh. wurden als politisches Druckmittel vor allem Blockaden verwandt. Erst seit Ende des 1. Weltkriegs werden Handelsembargos eingesetzt, allerdings meistens als Maßnahme eines einzelnen Staates. Nach dem Ende des Kalten Krieges haben ideologische Konflikte als Motiv für Handelsembargos an Bedeutung verloren, während kollektive Handelsembargos, insbesondere zur Begrenzung militärischer Auseinandersetzungen, einfacher durchgesetzt werden können. Möglicherweise werden in Zukunft neue Anlässe für Handelsembargos aufkommen, vor allem ökologische Probleme (z.B. Tropenwaldzerstörung) oder eine als unfair empfundene Handelspolitik (—» fairer Handel), z.B. USA gegen Japan. Wichtige Beispiele: Papst Urban IV. gegen Siena und Florenz Ende des 13. Jh.; kollektives Importverbot gegen England ('Kontinentalsperre') 1798-1814; Völkerbund
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Handelshemmnisse
gegen Italien 1935/36; Arabische Liga gegen Israel seit 1946; Sowjetunion gegen Jugoslawien 1948-55; CoComListe; USA gegen Vietnam 1957-94; Sowjetunion gegen Finnland 1958/59; USA gegen Kuba seit 1960; UN gegen Rhodesien 1966-1979; UN gegen Südafrika (nur Ol- und Waffenexporte) 1977-94; USA gegen Iran 1979-81 wegen Geiselnahme in US-Botschaft; USA gegen Sowjetunion 1980-81 wegen Einmarsch in Afghanistan; USA gegen Polen 1981-87 wegen Verhängung des Kriegsrechts; USA gegen Nicaragua 1981-90; UN gegen Jugoslawien seit 1991 (nur Waffenexporte); totales Handelsembargo der UN gegen Serbien und Montenegro seit 1992.
Sanctions Reconsidered (2. Α.). Vol. I: History and Current Policy; Vol. Π: Supplemental Case Histories. Institute for International Economics: Washington DC. Stenger, Gemot (1988): Das Handelsembargo im Außenwirtschaftsrecht: Praxis und Zuverlässigkeit, Brühl, Gießen. Neuss, Jobst Joachim (1989): Handelsembargos zwischen Völkerrecht und IPR. Florentz, München. Markus Diehl Handelshemmnisse —> Protektion Handelspolitik Der Begriff der Handelspolitik bezeichnet die Summe aller Maßnahmen, die —» Handel schaffen oder verhindern, beziehungsweise Handelsströme beeinflussen sollen. Handelspolitische Maßnahmen können sowohl unilateral als auch multilateral vereinbart werden. Als Mittel der Handelspolitik gelten Restriktionen wie —» Zölle und —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse einerseits und —> Exportsubventionen andererseits. Als handelspolitische Maßnahme sollte auch die Veränderung der handelsbeeinflussenden Mittel sowohl in Richtung auf mehr als auch auf weniger Liberalität verstanden werden. Eine aktive Handelspolitik kann damit das Ziel haben, die weltwirtschaftliche —> Integration eines Staates zu erhöhen oder zu senken. Während protek-
Literatur: Bergeijk, Peter A.G. van (1994): Economic Diplomacy, Trade, and Commercial Policy. Positive and Negative Sanctions in a New World Order. Edward Elgan Aldershot Brown-John, C. Lloyd (1975): Multilateral Sanctions in International Law: A Comparative Analysis. Praegen New York. Doxey, Margaret (1980): Economic Sanctions and International Enforcement (2. Α.). Oxford University Press: New York. Hasse, Rolf (1973): Theorie und Politik des Embargos. Institut fur Wirtschaftspolitik: Köln. Hufbauer, Gary C J Schott, Jeffrey J J Elliott, Kimberly Ann (1990): Economic
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Handelspolitik
vor allem aus der 'ansteckenden' Wirkung, die von ihnen ausgeht: Selbst unbedeutende protektionistische Maßnahmen führen oftmals zu Gegenmaßnahmen in anderen Ländern oder zu ähnlichen Maßnahmen in Drittstaaten. Deshalb sieht das GATT und die neu geschaffene —> Welthandelsorganisation neben einem institutionalisierten Streitschlichtungsmechanismus auch Ausgleichs- und —> Antidumpingzölle als legitime Gegenmaßnahmen vor. Abweichend allerdings von der neoklassischen Freihandelsdoktrin wird in der neueren handelspolitischen Diskussion (—» Neue Außenhandelstheorie) nicht länger davon ausgegangen, daß ein einseitig verkündeter —> Freihandel für alle beteiligten Parteien eine wohlfahrtssteigernde Wirkung besitzt. Statt von einer harmonischen Interessenkonstellation in der Handelspolitik wird heute oftmals eine Situation beschrieben, die einem —> Gefangenendilemma (—» Kooperation, internationale) gleicht: Eine möglichst vollständige Öffnung der nationalen Märkte ist nur dann wohlfahrtssteigernd, wenn zumindest die wichtigen anderen Handelsnationen ihre Märkte gleichfalls öffnen. Diese These hat zu einem Bedeutungsgewinn des Prinzips der spezifischen Reziprozität geführt. Als vernünftige Handelspolitik gelten deshalb vielfach auch Maßnahmen, die dazu dienen, andere Staaten zu veranlassen, sich ebenfalls möglichst vorbehaltlos in die Weltwirtschaft zu integrieren. Demzufolge sind unter be-
tionistische Maßnahmen (—» Protektion) zumeist durch das Ziel der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit oder aber durch den Versuch legitimiert wird, den durch auswärtige Konkurrenz hervorgerufenen Strukturwandel zu dämpfen und für die Wirtschaftssubjekte zu erleichtern, wird die Reduzierung des Protektionsgrades durch eine Steigerung der Effizienz und letztlich der nationalen Wohlfahrt legitimiert. In der entwicklungspolitischen Debatte spielt auch das infant industry Argument (—» Schutzzoll) eine zentrale Rolle. Diesem zufolge bedürfen Industrien, die in einem Land neu angesiedelt werden, einem vorübergehenden Schutz vor auswärtiger Konkurrenz, damit sie mittelfristig eine Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem —) Weltmarkt erlangen. In der sicherheitspolitischen Debatte wird das Argument der Versorgungssicherheit vorgebracht. Demnach müssen einige Branchen im Land verbleiben, selbst wenn sie auf dem —» Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind. Ursprünglich wurden mit diesem Argument die Ausnahmen des Agrarhandels im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen —» GATT begründet. Sowohl Protektion als auch Exportsubventionen sind in der Regel vom GATT und heute von der —> Welthandelsorganisation untersagt, da diese Maßnahmen die Weltwirtschaft desintegrieren und zu globalen Wohlfahrtsverlusten führen. Die negativen Effekte derartiger Maßnahmen resultieren
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Handelsvertrag
stimmten, allerdings sehr restriktiven Bedingungen illiberale, im Prinzip protektionistische handelspolitische Maßnahmen für einzelne Länder und auch für die Weltwirtschaft wohlfahrtssteigemd.
Lenkung von Handelsströmen dienen. Ein Beispiel für die neo-protektionistische Variante (—» Neoprotektionismus) von Handelsverträgen sind die freiwilligen Exportbeschränkungen (—> Selbstbeschränkungsabkommen). Harmonisierung
Literatur: Glismann, Hans Hinrich/ Horn, EmstJürgen/ Nehring, Sighard/ Vaubel, Roland (1992): Weltwirtschaftlehre, 4. Aufl., Göttingen. Krugman, PauV Obstfeld, Maurice (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper Collins, New York. Krugman, Paul (1994): Competitiveness. A Dangerous Obsession, Foreign Affairs 73,28-44. McMillan, John (1986): Game Theory in International Economics, Harwood, Chur.
1. Definitionen. Die Forderung nach Harmonisierung ökonomischer Größen im Sinne einer Angleichung wurde wiederholt im Zusammenhang mit regionalen Integrationen (z.B. der Europäischen Integration, —» Europäische Gemeinschaft, —> Europäische Union) erhoben. Dabei bezog sich diese Forderung auf sehr unterschiedliche Größen wie Sozialleistungen, Arbeitskosten, Steuersätze, Systeme der sozialen Sicherheit etc. Die Anhänger einer Harmonisierung verstehen diese Forderung als eine ex ante-Harmonisierung, bei der die Gleichstellung als notwendige Voraussetzung für die Einleitung einer Integration gilt. Demgegenüber wurde von den Gegnern einer Harmonisierung eingewandt, daß der Integrationsprozeß notwendigerweise zu einer Harmonisierung ökonomischer Größen im nachhinein führe (These von einer ex post-Harmonisierung). Ordnungspolitisch von Bedeutung ist darüber hinaus die Unterscheidung einer Harmonisierung in den Marktergebnissen (z.B. Arbeitskosten) und der Gleichstellung gewisser Rahmenbedingungen (z.B. gleiche soziale Einrichtungen etc.).
Thomas Plumper Handelsvertrag Vertrag zwischen mindestens zwei Staaten über die rechtliche Ausgestaltung des Handels zwischen ihren Märkten. In Handelsverträgen werden vor allem der Grad der Freizügigkeit von Güter- und Dienstleistungshandel bestimmt. Bilaterale Handelsverträge haben in der Nachkriegsphase gegenüber dem globalen Handelssystem —> GATT an Bedeutung verloren. Handelsverträge dienen jedoch nicht allein der —> Liberalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Vertragsparteien, sie können auch der
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Harmonisierung
te Sozialleistungen vorsieht, die in anderen Ländern überhaupt nicht oder zumindest nicht in diesem Umfang gewährt werden. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die einzelnen Länder sehr unterschiedliche Ausgestaltungen der sozialen Leistungen kennen. Bezogen auf die Gesamtlohnkosten sind jedoch die Unterschiede der einzelnen Mitgliedsstaaten sehr viel geringer als bezogen auf einzelne Arten der Sozialleistungen.
2. Wettbewerbspolitische Aspekte. Eine Harmonisierung wird vor allem gefordert, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird durch das Verhältnis der mit den —> Wechselkursen gewichteten nationalen Preise bestimmt. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit hängt jedoch primär von den Lohnstückkosten und weniger von den Lohnsätzen ab. Die Lohnstückkosten werden hierbei durch den Quotienten aus Lohnsatz und Arbeitsproduktivität bestimmt. Da sich die Arbeitsproduktivitäten in den einzelnen Staaten wesentlich unterscheiden, können auch die nationalen Lohnsätze diese Unterschiede aufweisen, ohne daß hierdurch das Lohnstückkostenniveau und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinflußt wird. Weiterhin gilt, daß die Arbeitskosten nicht nur von den einzelnen Lohnbestandteilen, sondern auch von den Sozialleistungen, den sogenannten Lohnnebenkosten, bestimmt werden. Ein überdurchschnittlich hohes Lohnniveau kann unter Umständen durch ein vergleichsweise niedrigeres Sozialleistungsniveau ausgeglichen werden. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit kommt es jedoch allein auf die gesamten Arbeitsstückkosten an, nicht auf die Frage, wie diese Gesamtkosten auf Lohn- und Lohnnebenkosten aufgeteilt werden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wird vor allem nicht bereits dadurch eingeschränkt, daß ein Land bestimm-
Weiterhin gilt es in diesem Zusammenhang die Erkenntnisse des —> Theorems der komparativen Kosten und des —> Heckscher-Ohlin-Theorems in Erinnerung zu rufen. Bereits D. Ricardo hatte gezeigt, daß selbst dann eine Volkswirtschaft auf lange Sicht wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn alle absoluten realen Kosten eines Landes höher wären als die des Auslandes. Die Richtung des internationalen —» Handels wird nämlich nicht durch die absoluten, sondern durch die komparativen Kosten, also durch die Preisverhältnisse, bestimmt. Ein Land kann sich mit Erfolg auf die Güter spezialisieren, die relativ billiger sind als im Ausland, selbst dann, wenn diese Güter zunächst - in realen Faktoreinheiten gerechnet - absolut teurer wären. Allerdings setzt diese Schlußfolgerung voraus, daß eine Volkswirtschaft auch den Strukturwandel zuläßt, der für diese internationale Arbeitsteilung notwendig ist. Die Wettbewerbsnachteile bei arbeitsintensiven Produkten können also z.B. durch Wettbe-
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Harmonisierung
sondern gestattet aufgrund einer Zunahme der Arbeitsproduktivität langfristig auch einen Zuwachs der Lohneinkommen. Zweitens trägt auch die Wanderung der Arbeitskräfte in die Hochlohnländer nicht nur dazu bei, daß die abwandernden Arbeitskräfte in dem Hochlohnland einen höheren Lohn beziehen, sondern auch, daß im Abwanderungsland die Arbeitskräfte knapper werden und daß damit dort Arbeitslosigkeit reduziert wird. Drittens hat der —> Freihandel tendenziell zur Folge, daß die internationalen Einkommensunterschiede abgebaut werden, da sich jedes Land auf die Güter spezialisieren kann, die schwergewichtig den jeweils reichlichen Faktor benötigen. Die ärmeren Länder sind im allgemeinen dadurch ausgezeichnet, daß sie im Vergleich zu den reicheren Ländern relativ über mehr Arbeitskräfte und über weniger Kapital verfügen. Eine Abschaffung der staatlichen Handelsbeschränkungen wird also auf lange Sicht dazu führen, daß sich die ärmeren Länder vor allem auf die arbeitsintensiven Güter spezialisieren und diese Güter vermehrt exportieren können, während die kapitalintensiven Güter von diesen Ländern vermehrt importiert werden. Dadurch findet eine intranationale Wanderung der Produktivkräfte von der kapitalintensiven zur arbeitsintensiven Produktion statt. Da in der kapitalintensiven Produktion jedoch mehr Kapital als Arbeit freigesetzt wird, hat dieser Prozeß gleichzeitig zur Folge, daß die Kapi-
werbsvorteile bei kapitalintensiven Produkten ausgeglichen werden. Auch Unterschiede in den gesamten Durchschnittskosten führen langfristig dann nicht zu einer Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit, wenn der Wechselkurs an die veränderte Situation angepaßt wird. Die Wettbewerbsfähigkeit wird bestimmt von den mit den Wechselkursen gewichteten Preisrelationen (—> Standortwettbewerb). Allerdings ist ein Ausgleich über die Wechselkurse nur solange möglich, wie Europa an einem System fester, aber durchaus anpassungsfähiger Wechselkurse festhält. Für die Zukunft ist bekanntlich eine —» Währungsunion mit einer einheitlichen Währung beschlossen. Sobald diese Währungsunion vollzogen ist, haben die einzelnen Länder nicht mehr die Möglichkeit, Verschlechterungen in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch währungspolitische Maßnahmen a b zugleichen. 3. Sozialpolitische Aspekte. Eine Harmonisierung wurde teilweise auch aus sozialpolitischen Gründen gefordert. Der Integrationsprozeß führt jedoch von selbst tendenziell zu einem Abbau der Einkommensunterschiede, da erstens durch den Abbau von Kapitalverkehrskontrollen Kapital und mit ihm die Nachfrage nach Arbeitskräften in die Länder mit geringem Lohnniveau wandert. Diese Mehrnachfrage nach Arbeitskräften in den ärmeren Mitgliedsstaaten führt dort nicht nur zu einem Abbau von Arbeitslosigkeit,
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Harmonisierung
talknappheit reduziert, Arbeit jedoch knapper wird. Die zunehmende Knappheit des Faktors Arbeit löst schließlich eine Zunahme des Lohnes in den jeweils ärmeren Mitgliedsstaaten aus. Insgesamt gilt weiterhin, daß die Einführung eines gemeinsamen Marktes dem Leistungsprinzip stärker als bisher zum Durchbruch verhilft und somit schneller zu einem Abbau von Monopolrenten jeder Art beiträgt. Damit werden selbstverständlich nicht alle Einkommensunterschiede abgebaut. Die Forderung nach Gerechtigkeit ist jedoch auch nicht mit der Forderung nach Gleichheit identisch. Das Gleichheitsprinzip spielt nur insofern eine Rolle, als zu den obersten Prinzipien einer Demokratie die Realisierung der Gleichheit vor dem Gesetz gilt. Es fragt sich deshalb, inwieweit aus Gerechtigkeitsgründen auch die sozialpolitischen Gesetze (Mitwirkung im Unternehmen, gleiche Leistungsansprüche gegenüber den Systemen der Sozialen Sicherheit etc.) in allen Mitgliedsstaaten harmonisiert, also vereinheitlicht werden sollten. Diese Forderung ist jedoch erst dann von Bedeutung, wenn Europa zu einer politischen Einheit im Sinne eines einheitlichen Staates herangewachsen ist. Allerdings bringt es der föderative Aufbau eines Staates mit sich, daß auch den föderativen Untergliederungen (z.B. den Ländern in der Bundesrepublik) Gesetzgebungshoheit zugestanden wird, so daß es hier dem de-
mokratischen Prinzip auch nicht widerspricht, daß Bürger desselben Rechtsstaates in unterschiedlichen Ländern unterschiedlichem Landesrecht unterliegen. Es wäre deshalb auch bei einer Bildung eines europäischen Staates immer noch mit dem Prinzip des demokratischen Rechtsstaates vereinbar, daß das Recht auf Sozialpolitik primär bei den Mitgliedsstaaten verbleibt. Die Forderung nach einer nationalen Differenzierung in der Sozialpolitik erscheint aus zweierlei Gründen geboten. Auf der einen Seite wirken sich die historisch gewachsenen Unterschiede in den einzelnen Völkern auch auf die Art und Weise aus, in denen der Staat seinen Bürgern Kollektivgüter und soziale Sicherheit anbietet. Aber auch dann, wenn diese historisch gewachsenen Unterschiede im Zuge der Integration verschwinden, erscheinen zumindest solange unterschiedliche Regelungen der sozialen Sicherheit erwünscht, als sich die einzelnen Länder noch auf einem unterschiedlichen Wohlfahrtsniveau befinden. Es ist zu erwarten, daß der Integrationsprozeß sehr viel Zeit erfordert, so daß erst nach mehreren Jahrzehnten eine Angleichung aller Länder erreicht sein dürfte. Auf der anderen Seite dürfte die Wettbewerbsidee auch auf das Angebot sozialer Leistungen übertragbar sein. Der Wettbewerbsidee im privaten Güterbereich liegt die Vorstellung zugrunde, daß in jedem Augenblick Unklarheit über die jeweils beste
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Hartwährungsländer
Lösung besteht und daß sich erst in einem trial and error-Prozeß des Wettbewerbes die einzelnen besten Lösungen herauskristallisieren. In ähnlicher Weise muß jedoch auch im Hinblick auf die kollektiven Güter der sozialen Sicherheit davon ausgegangen werden, daß die jeweils besten Lösungen nicht im vorhinein bekannt sind und daß die Zulassung eines nationalen Wettbewerbes auch im Hinblick auf die kollektiven Einrichtungen der Sozialen Sicherheit zu einer verbesserten Qualität führen wird. Trotzdem mag es berechtigt sein, gemeinsame soziale Standards europaweit festzulegen. So werden in einer europäischen Sozialcharta gewisse existentielle Minima für alle Bürger sichergestellt.
Siebert, H7 Koop, M.J. (1994): Europa zwischen Wettbewerb und Harmonisierung. In: WiSt, Heft 12, Beck: München, S. 611-616. Bernhard Kiilp Hartwährungsländer Länder, deren Währungen von den Wirtschaftssubjekten und insbesondere den international operierenden Vermögensbesitzem als hinreichend wertbeständig angesehen werden, so daß die Währung von ihnen als Kapital gehalten werden und Teil der internationalen —> Liquidität sind. Grundbedingung dafür ist die uneingeschränkte —> Konvertibilität und eine Mindeststabilität der Währung. Ein entscheidendes Kriterium ist auch die Option der Vermögensbesitzer, die Währung jederzeit verlassen zu können.
Literatur: Lell, H. J. (1966): Die soziale Harmonisierung in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen. Duncker & Humblot, Berlin. Sannwald, R7 Stohler, J. (1961): Wirtschaftliche Integration. Theoretische Voraussetzungen und Folgen eines europäischen Zusammenschlusses. In: Kyklos, Basel und Mohr, Tübingen. Kommission der europäischen Gemeinschaften (1967): Grundkriterien für die Festsetzung der Löhne und damit zusammenhängende Probleme einer Lohn- und Einkommenspolitik. Veröffentlichungsstelle der Europäischen Gemeinschaften, Brüssel.
Havanna-Charta Die Havanna-Charta (engl.: Charter for an International Trade Organization) ist ein internationales Abkommen über Elemente einer —> Weltwirtschaftsordnung, welche im März 1948 in Havanna nach mehreren Konferenzen im Rahmen der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Als Ergänzung zu den Weltwährungsfonds (—» Internationaler Währungsfonds) und —> Weltbank-Abkommen sah die Havanna-Charta die Errichtung der —> Internationalen Handelsorganisation und Regelungen über Entwicklungshilfe (—> Entwicklungspolitik), Außenhan-
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Heckscher-Ohlin-Theorem
delspolitik (—> Handelspolitik), internationalen Wettbewerb und Rohstoffhandel vor. Im Vergleich zum ursprünglichen Vorschlag der US-Regierung enthielt die Havanna-Charta viele Ausnahmen vom —» Freihandel und vom —» Multilateralismus. Die Havanna-Charta ist als Ganzes nie in Kraft getreten, da sie zwar bis 1950 von 53 Staaten ratifiziert wurde, nicht aber von den USA. Noch während der Verhandlungen sind die Grundsätze der Havanna-Charta über die Außenhandelspolitik in Form des —> GATT in Kraft getreten.
messen. Mit zunehmender Entwicklung wird Arbeit immer knapper, also wird sich ein hochentwickeltes Land vorwiegend auf kapitalintensive Güter spezialisieren und arbeitsintensive Güter importieren. Die distributive These lautet: Aufgrund des —» Außenhandels nähem sich die internationalen Faktorpreisverhältnisse einander an. Der jeweils knappe Faktor erleidet aufgrund einer —> Liberalisierung Einkommensverluste. Da die Grenzproduktivitäten von der Ausbringungsmenge abhängen, werden die Unterschiede in den Grenzproduktivitätsverhältnissen bei Zunahme der internationalen —> Arbeitsteilung immer geringer. Damit nähem sich die Faktorpreisverhältnisse einander an. Es gilt: 1/i = gpa/gpk. (1/i: Lohn-Zinsverhältnis; gpa: Grenzproduktivität der Arbeit; gpk: Grenzproduktivität des Kapitals). Die Grenzprodukte hängen ihrerseits von insgesamt drei Faktoren ab, und zwar: Von den Strukturparametern der Produktion, von dem jeweiligen Produktionsniveau und von der jeweiligen partiellen Faktorintensität. Die Strukturparameter sind im Inund Ausland gleich, wenn identische Produktionsfunktionen unterstellt werden. Wenn darüber hinaus homogenlineare Produktionsfunktionen angenommen werden, hängen die Grenzprodukte nicht mehr vom Produktionsniveau ab. Es verbleibt also die Abhängigkeit vom relativen Faktoreinsatz: 1/i = f(kl/k2) (kl: Kapitalintensität bei Produktion 1; k2: Kapitalin-
Literatur: Diebold, William (1952): The End of ΓΓΟ. Princeton University Press: Princeton.
Heckscher-Ohlin-Theorem 1. Grundaussage. Zwei Thesen bestimmen das Heckscher-Ohlin-Theorem: eine allokative und eine distributive These. Nach der ailokativen These wird ein Land jeweils die Güter exportieren, die in dem relativ reichlichen Faktor intensiv sind. Die Begriffe 'relativ knapp' bzw. 'reichlich' wurden hierbei von Heckscher und Ohlin an dem Mengenverhältnis zweier Faktoren (Fl und F2) im In- und Ausland (i, a) : (F1/F2)1 > (Fl/F2) a gemessen. Später hat man im Zusammenhang mit der Kritik am Heckscher-Ohlin-Theorem die relativen Faktorknappheiten am Wertverhältnis (Lohnsumme L zur Kapitalsumme K): (IVK)' > UK) a ge-
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Heckscher-Ohlin-Theorem
tensität bei Produktion 2). Gleichzeitig gilt aber auch, daß das Güterpreisverhältnis (pl/p2) vom Verhältnis der Kapitalintensitäten bei beiden Güterarten bestimmt wird: pl/p2 = f(kl/k2). Also entspricht einem bestimmten Faktoreinsatz auch ein bestimmtes Güterpreisverhältnis. Der —> Freihandel baut nun bekanntlich diese Güterpreisunterschiede ab. Bei gleichen Güterpreisverhältnissen entsprechen sich auch die Faktoreinsatzverhältnisse. Gleiche Faktoreinsatzverhältnisse führen schließlich zu gleichen Faktorpreisverhältnissen. Diese Zusammenhänge seien an einem Beispiel erläutert: In den USA sei die Arbeit relativ knapp, folglich sind hier die Löhne relativ höher als im Ausland, daher spezialisieren sich die USA auf kapitalintensive Güter. Die Folge hiervon ist, daß die Nachfrage nach Arbeitskräften relativ zurückgeht, dies wirkt sich senkend auf die Lohnsätze aus. Somit verliert der jeweils knappe Faktor durch den Außenhandel. W. F. Stolper und P. A. Samuelson haben schließlich nachgewiesen, daß ein ungehinderter Freihandel nicht nur eine Angleichung der internationalen Faktorpreisverhältnisse herbeiführt, sondern auch, daß der jeweils knappe Faktor absolute reale Einkommensverluste bei Freihandel erleidet (—> Stolper-Samuelson-Theorem). 2. Vergleich mit dem —> Theorem der komparativen Kosten. Das Theorem der komparativen Kosten kennt im Gegensatz zum Heckscher-Ohlin-
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Theorem nur einen allokativen und keinen distributiven Aspekt, da nur ein Produktionsfaktor (Arbeit) unterstellt wird. Heckscher und Ohlin versuchen weiterhin eine Antwort auf die Frage zu finden, warum ein bestimmtes Gut relativ billiger produziert werden kann. Die Antwort lautet bei ihnen: Ein Außenhandel wird vorteilhaft, weil in den einzelnen Ländern entwicklungsbedingt die Ausstattung mit Faktoren unterschiedlich ist. Das Theorem der komparativen Kosten untersucht diese Frage nicht; oft wird allerdings davon gesprochen, daß die Frühklassiker auf technikbedingte Unterschiede in den Kosten abheben (es wird von Ricardogütem im Gegensatz zu Heckscher-Ohlin-Gütern gesprochen). 3. Das Leontief-Paradoxon. W . Leontief kam 1953 zu dem Ergebnis, daß die USA, obwohl sie damals im Vergleich zu Japan knapp mit Arbeit und reichlich mit Kapital ausgestattet waren, trotzdem arbeitsintensive Produkte ausführten. In der Folgezeit gab es zahlreiche Versuche, dieses Paradoxon aufzulösen: a) Heckscher und Ohlin unterstellen einen gleichen Stand an Technik im In- und Ausland; de facto war jedoch die Arbeitsproduktivität in den USA höher als in Japan; höhere Arbeitsqualität bedeutet quasi hohes Humankapital, damit sind jedoch diese facharbeiterintensiven Güter ebenfalls reichlich mit Kapital ausgestattet, b) Die USA sind zwar reichlich mit Kapital ausgestattet,
Hedging Hedging
gleichzeitig weisen sie jedoch auch eine überdurchschnittlich große Nachfrage nach kapitalintensiven
Die in der Vergangenheit beobachtete hohe Wechselkursvolatilität (—> Volatilität der —> Wechselkurse) hat bei international tätigen Unternehmen erhebliche wechselkursbedingte Erfolgsrisiken verursacht (—» Wechselkursrisiko). Diesem Umstand begegnen die Unternehmen mehr und mehr dadurch, daß sie ihr Wechselkursrisiko hedgen (-» Hedging). Als wichtige Hedginginstrumente f ü r das Risikomanagement kommen Devisenterminkontrakte, Devisenoptionen und Fremdwährungskredite in Frage. Ein Wechselkursrisiko entsteht, wenn im internationalen Güter- und Leistungsaustausch bei Vertragsabschluß der im Zahlungstermin geltende Wechselkurs noch nicht bekannt ist. Dadurch ist der in heimischer Währung gerechnete Verkaufserlös für den Exporteur (bei Fakturierung in der Währung des ausländischen Käufers) unsicher. Risikomärkte geben international tätigen Unternehmen die Möglichkeit, Währungsrisiken aus —> Exporten, —» Importen und —> Direktinvestitionen abzusichern oder zu hedgen. Diese Märkte ermöglichen Transaktionen mit versicherungsähnlichen Wirkungen: So unterliegt beispielsweise ein deutscher Exporteur, der in sechs Monaten 1 Million US-$ erhalten wird, einem Wechselkursrisiko, da der Devisenkassakurs S, der in sechs Monaten gilt, heute nicht vorhergesagt werden kann. Das Wechselkursrisiko läßt sich ausschalten, wenn der Exporteur
Gutem
auf, so daß sich die Faktorpreisverhältnisse wieder annähern, c) Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung können sich unter Umständen die Faktorintensitäten umkehren. Ein Gut, das zunächst bei geringer Produktion arbeitsintensiv war, kann ab einer bestimmten Ausbringungsmenge kapitalintensiv
werden.
Das
Heckscher-Ohlin-
Theorem gilt jedoch nur bei nichtumschlagenden Faktorintensitäten. Literatur: Heckscher, E. (1961): The Effect of Foreign Trade on the Distribution of Income. In: Ellis, H.SV Metzler, L.A. (Hrsg.) (1961): Readings in the Theory of International Trade. Allen & Unwin: London. Külp, B. (1978): Außenwirtschaftspolitik. Mohr Tübingen. Rose, KV Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft 12., Überarb. Aufl., Vahlen: München, ΙΠ. Teil. Stolper, W. FJ Samuelson, P. A. (1941/ 42): Protection and Real Wages. In: The Review of Economic Studies, Vol. 9, S. 58-73, deutsche Übersetzung in: Rose, K. (Hrsg.) (1971): Theorie der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Zollschutz und Reallöhne. Kiepenheuer-Witsch: Köln und Berlin. Bernhard
Külp
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Hegemonialwährung
Werden im Derivathandel Devisenterminkontrakte angeboten, deren Ausübungsgewinne vollkommen negativ korreliert sind mit dem Exporterlös, dann kann das Exportunternehmen ein direktes Risikomanagement verwirklichen. Das bedeutet bei prämienfreiem Terminmarkt eine Vollabsicherung der Fremdwährungsposition per Terminkauf und darüber hinaus eine Vereinfachung der Produktionspolitik. Denn Wechselkurserwartungen und Risikopräferenzen haben keinen Einfluß auf die optimale Exportmenge. Diese Erkenntnis ist zu relativieren, wenn im Derivathandel nur imperfekte Absicherungsmöglichkeiten angeboten werden. In diesem Fall wird ersatzweise ein Finanztitel zum Risikomanagement herangezogen, dessen zukünftiger Marktpreis möglichst hoch korreliert ist mit dem künftigen Kassakurs der Devise aus dem Exportgeschäft.
die zukünftigen Dollarerlöse zum heutigen Devisenterminkurs F verkauft. Der Exporteur liefert in sechs Monaten den eingegangenen Dollarbetrag an den Vertragspartner und erhält einen DM-Betrag in Höhe von 1 Million US-$ umgerechnet zum Terminkurs. Ist der tatsächliche Devisenkassakurs S am Ende der Laufzeit kleiner als der Devisenterminkurs F, so beträgt der Ausübungsgewinn aus dem Terminverkauf (F-S) Z, wobei Ζ das Kontraktvolumen angibt. Liegt der Terminkurs unter dem Kassakurs, so beträgt der Ausübungsverlust (S-F) Z. Bei einem Terminkontrakt verzichtet der Exporteur von vornherein auf die Möglichkeit der Realisierung sogenannter windfall profits, die bei steigendem Wechselkurs entstehen. Denn der Exporteur ist zur Erfüllung des eingegangenen Devisentermingeschäfts verpflichtet. Diesen Nachteil hat die Devisenoption nicht. Eine Option erlaubt nämlich, die Vorteile des Termingeschäfts (= Reduktion des Risikos) bei gleichzeitiger Wahrung des Interesses an günstigen Kursentwicklungen zu verwirklichen, indem die Ausübung der Option dem Exporteur als Optionsinhaber freigestellt ist. Damit läßt sich der wichtige Unterschied zwischen einem Termin- und einem Optionskontrakt hinsichtlich der Hedgingpolitik festhalten: Eine Option stellt ein Instrument zur einseitigen Risikobekämpfung dar, ein Terminkontrakt hingegen führt zu einer zweiseitigen Risikoreduktion.
Udo Broli Hegemonialwährung Eine Hegemonialwährung ist eine Währung, die sich durch ihre Wertstabilität eine Vormachtstellung an den Devisenmärkten (als internationale Anlagewährung) verschafft hat. Sie kann als indirektes Koordinationsinstrument der Geldpolitik betrachtet werden (—» Ankerwährung; —> Leitwährung): Länder, welche die Stabilität der Hegemonialwährung importieren wollen, können sich an diese anlehnen, indem sie ihre Zinspolitik ganz
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Hegemonie
Wechselkurse und internationale —> Liquidität sichert, und die Aufrechterhaltung des —> Freihandels. Ohne den Eingriff des Hegemons würden diese Güter wegen der bei kollektiven Gütern bestehenden 'free-rider' Problematik tendenziell in einem aus Sicht der Weltwohlfahrt zu geringem Umfang bereitgestellt. Zu den Aufgaben des Hegemons zählt es daher, ein 'free-rider'-Verhalten anderer Staaten zu verhindern, die internationalen Regeln durchzusetzen sowie andere zur Finanzierung des Systems zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, übt der Hegemon nicht nur hierarchische Macht aus, sondern verschafft v.a. den Marktkräften eine größtmögliche Geltung. Der Hegemon wirkt zudem über drei Kanäle als 'engine of growth' für die übrige Welt: Als Absatzmarkt, als Ursprungsland für —» Direktinvestitionen und als Quelle (technischen) Wissens durch —» Technologietransfer. Motiviert wird der Hegemon durch die Möglichkeit, überproportionalen Nutzen aus seiner Rolle zu ziehen; insbes. die Fähigkeit, Leistungsbilanzdefizite in eigener Währung zu finanzieren. Die obige Definition der Hegemonie ist insofern zu kritisieren, als sie suggeriert, die Existenz eines liberalen
an diejenige des Hegemonialwährungslandes anpassen. Auf Zinsänderungen im Hegemonialwährungsland muß sofort mit gleichgerichteter Zinsänderung reagiert werden. Europäische Beispiele für diese indirekte Politikkoordination sind Osterreich und die Niederlande, die sich an die Geldpolitik der Deutschen Bundesbank anpassen und dadurch ihre —» Wechselkurse gegenüber der DM stabil halten. Hegemonie Hegemonie bezeichnet die Vorherrschaft eines Staates, die formal durch internationale Verträge abgesichert ist, aber v.a. auf dem strategischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ubergewicht dieses Staates über andere Staaten beruht. In ihrer einfachsten Form besagt die Hegemonialthese: Wenn hegemoniale Strukturen der Macht in der Welt existieren, so wird eine offene und liberale internationale Wirtschaftsordnung (—> Weltwirtschaftsordnung) entstehen, deren Regeln präzise sind und von allen beachtet werden. Schwindet die Macht des Hegemons, löst sich die liberale Ordnung auf und wird, sofern keine neue Hegemonialmacht auftaucht, durch eine konfrontative, merkantilistische Ordnung (—> Merkantilismus) ersetzt. Der Hegemon stellt die für eine liberale Weltwirtschaftsordnung notwendigen internationalen —> Kollektivgüter bereit, insbesondere ein internationales Währungssystem, das stabile —»
Welthandels-
und
-Währungssystems
sei eine zwingende Konsequenz aus der Existenz eines Hegemons. Vielmehr ist die Existenz eines Hegemons zwar eine notwendige, keineswegs aber eine hinreichende Bedingung für eine liberale Weltwirtschaftsordnung.
150
Hegemonie
ger des Hegemons - den Preis, der für die Hegemonialrolle zu zahlen ist, als zu hoch einschätzen. Zusammenfassend kann damit also als These hegemonialer Stabilität formuliert werden: Die Existenz und Stabilität eines liberalen Weltwirtschaftssystems ist von drei Voraussetzungen abhängig: Der Existenz eine Hegemons, einer liberalen Ideologie und dem gemeinsamen Interesse der Beteiligten. Die wirtschaftliche Stärke des Hegemons beruht auf seiner Herrschaft über Märkte und Kapital sowie komparativer Vorteile seiner Unternehmen bei der Produktion hochwertiger Güter. Besonders die Herrschaft über Märkte und Kapital sind dabei wichtig, stellen sie doch wichtige Sanktionsmittel zur Durchsetzung der Regeln dar: Während regelkonformes Verhalten durch präferentiellen Marktzugang und Kapitaltransfers belohnt wird, können Regelverstöße durch die Verweigerung des Marktzugangs und des Zugangs zu günstigen Kapitalquellen sanktioniert werden. Ultimativ ist die Bewahrung der Hegemonie damit abhängig von der Fähigkeit der Volkswirtschaft des Hegemons, diese wirtschaftliche Führungsrolle zu bewahren. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, daß es an dieser Fähigkeit mangeln wird; das System ist daher inhärent instabil: Zum einen wird es den Partnerstaaten durch die stabile, dem wirtschaftlichen Wachstum förderliche Wirtschaftsordnung ermöglicht, die Lücke in der
Dies ist nur dann gewährleistet, wenn der Hegemon selbst einer liberalen Ordnung verschrieben ist, da der Hegemon seine Macht offensichtlich zur Etablierung höchst unterschiedlicher, auch nicht-liberaler Regime einsetzen kann. Die einfache Version der hegemonialen Stabilität ist also insofern defizitär, als sie allein auf den Machtaspekt abstellt, die Frage der politischen Ziele, für die diese Macht eingesetzt wird, jedoch ignoriert. Damit ist auch klar, daß die Stabilität der liberalen, hegemonialen Ordnung nicht nur durch den Aufstieg und den Fall des Hegemons determiniert wird, sondern auch von Änderungen in der grundsätzlichen politischen Zielrichtung des Hegemons abhängt. Auch damit sind die Bedingungen jedoch nicht vollständig: Da aufgrund nationalstaatlicher Souveränität die Einflußmöglichkeiten des Hegemons auf das Verhalten der übrigen Staaten begrenzt ist, ist die Aufrechterhaltung des liberalen Systems nur dann möglich, wenn die wichtigsten Partnerstaaten die grundsätzliche Ausrichtung des Hegemons teilen. Die Macht des Hegemons beruht neben seiner wirtschaftlichen Stärke auf der Akzeptanz der Legitimität seiner Hegemonie durch die Partnerstaaten. Wenn es scheint, daß der Hegemon seine Stellung zu seinem Vorteil ausnutzt, werden die Partner nicht mehr seiner Führung folgen. Umgekehrt wird das System auch dann instabil, wenn der Hegemon - bzw. in Demokratien die Bür-
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Hegemonie
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gegenüber dem Hegemon zu schließen, was die Stellung des Hegemons unterminiert. Zum anderen begünstigt die priviligierte Stellung des Hegemons die Neigung, den privaten und staatlichen Konsum zu Lasten von Ersparnis und produktiven Investitionen auszuweiten.
ist auch die Schaffung eines Systems kollektiver Führerschaft eine theoretische Alternative zum Hegemonialsystem. Als typische Beispiele für die Existenz hegemonialer Regime gelten die pax Britannica des späten 19. Jahrhunderts sowie die pax Americana nach dem Zweiten Weltkrieg. Während dem britischen Einfluß dabei die Durchsetzung des Freihandelsgedankens zu verdanken ist, begründete die amerikanische Hegemonie v.a. die institutionelle Absicherung der liberalen Weltwirtschaftsordnung durch das System der Bretton-Woods-Institutionen (—> Internationaler Währungsfonds, —> GATT, Weltbank). Die Unfähigkeit Großbritanniens und die gleichzeitige fehlende Bereitschaft der USA, die Rolle des Hegemons wahrzunehmen, erklärt danach den Zusammenbruch des Weltwirtschafts- und -währungssystems in der Zwischenkriegszeit (—> Weltwirtschaftskrise). Die empirische Validität dieser Aussagen ist jedoch ebenso umstritten wie die der Aussage, daß das währungspolitische 'nonsystem' und der —> Neoprotektionismus der Gegenwart eine direkte Folge der schwindenden wirtschaftlichen Macht der USA seien.
Gelingt es nicht, die Führerschaft des bisherigen Hegemons durch ein anderes, der Bewahrung der liberalen Ordnung verpflichtetes Regime zu ersetzen, droht das Ende des offenen liberalen Systems. Legt man die These hegemonialer Stabilität strikt aus, kann der Fall eines Hegemons nur durch den Aufstieg eines neuen Hegemons kompensiert werden. Der Fall des Hegemons muß allerdings nicht zwingend zum Fall des von ihm errichteten Regimes führen, da Regime leichter zu erhalten als zu errichten sind: Die Errichtung eines neuen Regimes ist vergleichbar einer Investition mit hohen 'sunk costs'. Die Investition wird daher nur dann stattfinden, wenn ein neuer Hegemon existiert, der ausreichend wirtschaftlich und politisch potent sowie bereit ist, diese Kosten zu tragen, und wenn gleichzeitig der Problemdruck so groß ist, daß seine Beseitigung diese Investition rechtfertigen. Das alte System kann daher selbst bei einem Verfall der Hegemonialmacht solange bestehen bleiben, wie die Interessen der Beteiligten eng genug beieinander liegen und der Problemdruck gering bleibt. Daneben
Literatur: Kindleberger, Charles P. (1981): Dominance and Leadership in the International Economy; in: International Studies Quarterly 25, No.2 (June); S. 242254
152
Hermeskreditversicherung
Gilpin, Robert (1987): The Political Economy of International Relations; Princeton University Press, Princeton Keohane, Robert O. (1984): After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy; Princeton University Press, Princeton Ruggie, John G. (1982): International regimes, transcactions, and change: embedded liberalism in the postwar economic order, in: International Organization 36, No.2 (Spring), S. 379415
einbarte Kaufpreis und bei Finanzkreditdeckung sind der dem Schuldner eingeräumte Darlehensbetrag und die Zinsen Gegenstand der Deckung. Exportforderungen durch Hermes werden allgemein durch Einzeldeckung gesichert, das heißt, der Exporteur kann wählen, ob und welche Exportgeschäfte er versichern will. Die politischen und wirtschaftlichen Risiken, denen ein Exporteur neben den einzelnen Importeursrisiken ausgesetzt ist, können jedoch nur zusammen gedeckt werden. Desweiteren bietet Hermes deutschen Exporteuren die Deckung des —> Wechselkursrisikos für den Fall der Fakturierung in Auslandswährung über Wechselkursgarantien bzw. Wechselkursbürgschaften an.
Bernhard Speyer Hermeskreditversicherung Mit der Exportversicherung des Bundes ('Hermes Deckung') ist die Hermes Kreditversicherungs AG beauftragt. Sie soll zur langfristigen Sicherung und Erschließung von Exportmärkten beitragen, indem sie dem einzelnen Exporteur eine Absicherung der Risiken ermöglicht, die er nicht abschätzen und kalkulieren kann. Grundsätzlich werden Forderungen jeder Fristigkeit aus dem Exportgeschäft gedeckt.
Hoover-Moratorium Auf den amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover zurückgehender Versuch, die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches nach dem ersten Weltkrieg sicherzustellen. Das Hoover-Moratorium sah die Aussetzung der Zahlungen zwischen dem 1.7.1931 und dem 30.6.1932 vor. Die Zahlungsfähigkeit Deutschlands konnte dadurch jedoch nicht sichergestellt werden.
Im einzelnen übernimmt Hermes folgende Deckungsarten: Fabrikationsgarantie und Fabrikationsbürgschaft; Ausfuhrgarantie und Ausfuhrbürgschaft; Garantien und Bürgschaften für gebundene Finanzkredite. Bei Garantien und Bürgschaften zur Deckung von Fabrikationsrisiken sind die Selbstkosten des Exporteurs, bei Dekkung von Ausfuhrrisiken ist der ver-
Hysterese (Hysteresis) im Außenhandel Der aus der Physik stammende Begriff 'Hysterese' beschreibt das Zurückbleiben einer Wirkung nach Beendigung der Ursache, wie z.B. die anhal-
153
Hysterese (Hysteresis) im Außenhandel
tende Magnetisierung von Eisen bei einer nur temporären Einwirkung einer Feldstärke. Im Fall von Hysterese haben temporäre (exogene) Störungen einen bleibenden Einfluß auf die Gleichgewichtswerte eines Systems, d.h. es besteht Zeitpfadabhängigkeit. Die Hysterese im —> Außenhandel beruht darauf, daß es im Laufe von temporären Wechselkursänderung (—> Aufwertung; —> Abwertung) zu Markteintritten ausländischer Anbieter kommt, die anschließend nicht (völlig) zurückgenommen werden, weil z.B. Markteintritts-Sunk Costs, kostenreduzierende Lerneffekte oder die Bildung produktbezogener Präferenzen auftreten. Mit einer Abwertung der heimischen Währung wird der Export von Gütern für einige Exportuntemehmen lohnend. Beim Eintritt in einen ausländischen Markt sind Eintrittskosten aufzuwenden, z.B. für den Aufbau eines Vertriebsnetzes oder für einführende Werbung. Diese Investitionen sind z.T. unternehmensspezifisch und daher bei einem späteren Marktaustritt nicht veräußerbar (i.e. Sunk Costs). Wenn später der —» Wechselkurs wieder das Ausgangsniveau erreicht, werden daher einige der
eingetretenen Exporteure im Auslandsmarkt aktiv bleiben. Die Exporte sind somit nach einer nur zeitweiligen Abwertung dauerhaft gestiegen. Analog werden die —» Importe eines Landes nach einer temporären Aufwertung dauerhaft höher sein. Im Fall von Lerneffekten (dynamische Skalenerträge) können im Zuge der Exporttätigkeit während der Abwertungsphase die Kosten gesenkt werden. Außerdem kann sich im Importland im Laufe der Exportaktivität die Zahlungsbereitschaft für die angebotenen Güter erhöhen, sofern die (risikoaversen) Konsumenten gute Erfahrungen mit der Produktqualität gemacht haben, so daß später höhere Preise erzielbar sind. Alle genannten Faktoren führen dazu, daß die Exporteure - nach dem Vollzug des Eintritts - im Anschluß an die temporäre Wechselkursschwankung noch bei einem Wechselkurs aktiv bleiben, für den sie in der Ausgangssituation noch inaktiv waren. Die nur zeitweilig aufgetretene Wechselkursänderung kann somit eine dauerhafte Auswirkung auf die Handelsströme haben: Die Handelsströme sind folglich vom vergangenen Zeitpfad des Wechselkurses abhängig.
154
I
IAEA
IMF
Abk. der Internationalen Atomenergie Behörde (International Atomic Energy Agency)
Abk. des —> Internationalen Währungsfonds (International Monetary Fund) Importe
IBRD
Ähnlich wie bei den —> Exporten ist auch die Importquote seit den 50er Jahren deutlich gestiegen. Wie bei den Ausfuhren sind bei den Einfuhren die wichtigsten Handelspartner Deutschlands die Staaten der —» Europäischen Gemeinschaft und bei ihnen insbesondere Frankreich und die Niederlande. Von den Nicht-EG Staaten sind vor allem die USA zu nennen. Importe aus Japan sind etwa doppelt so hoch wie die Exporte dorthin und machen ca. 5% der deutschen Einfuhren aus (bei einzelnen Gütern wie Autos, Kameras oder Elektronikprodukten ist der Prozentsatz allerdings deutlich höher). Kapitalimporte sind deutlich gewachsen. Die für sie zu leistenden Zinsund Dividendenzahlungen erscheinen in der Dienstleistungsbilanz (—» Zahlungsbilanz).
Abk. der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development) —> Weltbank IDA Abk. der —> Internationalen Entwicklungsorganisation (International Development Association) IDB Abk. der Islamischen Entwicklungsbank (Islamic Development Bank) IFC Abk. der —> Internationalen Finanz Korporation (International Finance Corporation) ILO Abk. für die —> Internationale Arbeitsorganisation (International Labor Organization)
Importelastizität Importelastizität bezeichnet die relative Nachfrageänderung, die von einer Veränderung der Importpreise aus-
155
Importgenehmigungsvorschriften
geht. Die j e w e i l i g e Importelastizität ist
allem für —> Entwicklungsländer rele-
verantwortlich
vante
für die
Reaktion
der
wirtschaftspolitische
Strategie
Leistungsbilanz aufgrund von W e c h -
verstanden wird.
selkursveränderungen. Ist die Import-
Grundlagen:
elastizität
beruht a u f dem strukturalistisch
gering,
wird
der
—>
J-
K u r v e n - E f f e k t hervorgerufen.
Importsubstitution
prägten Handelspessimismus, nen
Importgenehmigungsvorschrifteii Importgenehmigungsvorschriften
Die
negativen
ge-
der ei-
Zusammenhang
zwi-
schen weltwirtschaftlicher —> Integra-
zwin-
tion und ökonomischer
Entwicklung
gen Importeure, vor dem —> Import
postuliert und in seiner traditionellen
aller oder ausgesuchter Güter eine G e -
F o r m die U n m ö g l i c h k e i t eines indu-
nehmigung einzuholen.
striell geprägten Strukturwandels (—>
migungsvorschriften
Importgeneh-
werden von na-
E n t w i c k l u n g ) bei Einbindung
in ein
hezu allen Ländern erlassen und die-
weltwirtschaftliches
nen der statistischen Erhebung von —»
mentärer
Handel und gelegentlich auch der na-
W i c h t i g e Vertreter sind Prebisch und
tionalen
Strukturpolitik.
Sie
werden
System
Arbeitsteilung
komple-
unterstellt.
S i n g e r ( T h e s e von der Verschlechte-
aber auch im Z u s a m m e n h a n g mit D e -
rung
visenbewirtschaftungsmaßnahmen
Nurkse, der in der aufgrund sinkenden
er-
der
—»
Terms-of-Trade)
und
lassen und dienen dann dem Versuch,
Wachstumspotentials und
—» Zahlungsbilanzdefizite zu vermei-
der Substitution rückläufigen Nachfra-
den oder zu verringern.
ge der —» Industriestaaten nach
zunehmenPri-
märgütern die Ursache für schwaches
importierte Inflation
Wachstum
Inflationsimport
in
Entwicklungsländern
sieht, das danach in starrem Zusammenhang mit der Importnachfrage der
Importquote
Industrieländer steht. D e r sogenannte
D e r Anteil der —> Importe von Gütern
neue Handelspessimismus bezieht die
und Dienstleistungen am —> Bruttoso-
mangelnde Aufnahmefähigkeit der In-
zialprodukt wird als Importquote be-
dustrieländer auf verarbeitete Exporte
zeichnet.
der Entwicklungsländer. Eine weitere Begründung der Importsubstitution ist
Importsubstitution B e g r i f f : Importsubstitution
das
'infant-industry'-Argument
(—»
beschreibt
Schutzzoll), das den B e d a r f temporä-
einen Prozeß, in dessen Verlauf der
ren S c h u t z e s j u n g e r Industrien aus in-
Anteil der —> Importe am Gesamtan-
vestitionshemmenden
gebot sinkt und der natürlicher
Be-
kommenheiten ableitet.
standteil des Industrialisierungsprozes-
Instrumente und Ziele:
ses sein kann, in der R e g e l aber als vor
tution erfolgt durch tarifare
156
MarktunvollImportsubstiund
Industriestaaten
nicht-tarifäre Importbeschränkungen wie —> Zölle, Kontingente (—> Kontingentierung) und Devisenbewirtschaftung, durch Investitions- und Produktionsförderung und soll der Entwicklung einer wachstumsstarken Wirtschaft mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit dienen. Urteil: Die Importsubstitution resultiert in der Regel in inflationären Tendenzen und gravierenden Verzerrungen zu Lasten des Exportsektors, so daß weder Wachstums- noch Zahlungsbilanzziele realisiert werden können. Mit zunehmender Dauer steigt die Kapitalintensität der Produktion und damit der Import- und aufgrund steigender Wettbewerbsnachteile der Protektionsbedarf (—> Protektionismus), während Beschäftigungs- und Verteilungsziele nicht realisiert werden können. Aus der Protektion des verarbeitenden Sektors resultiert zudem eine Diskriminierung des Primärgütersektors. Die künftigen Exportchancen geschützter Bereiche sind mit der zunehmenden —> Abkopplung vom —> Weltmarkt skeptisch zu beurteilen.
schen Volkswirtschaften (—» Mittelund
der —» Schwellenländer, verliert der Begriff zunehmend an Kontur. Inflationsimport In Systemen fester —» Wechselkurse tritt wegen der Interventionsverpflichtungen der unerwünschte Effekt des Inflationsimportes auf, da die eigene Geldmenge zur Stabilisierung einer Fremdwährung vergrößert werden muß. Inflationsimporte können allerdings auch in Systemen fester oder stabilisierter Wechselkurse (—» Wechselkurssystem) auftreten. Ein Inflationsimport findet in Systemen flexibler Wechselkurse zumindest kurzfristig allerdings dann statt, wenn das Ausland stärker inflationiert als das Inland und wenn gleichzeitig bestimmte Importgüter eine geringe Importelastizität aufweisen und nicht substituiert werden können (—> Importsubstitution). Als Abwehreffekt gegen die Übertragung von Inflation durch die Stabilisierung von Wechselkursen sind die Staaten dazu übergegangen, Interventionen zu sterilisieren (—> Devisenmarktintervention).
Bezeichnung für die Staaten, die sich im Zuge der industriellen Revolution entwickelt haben. Der Begriff der In-
Inländer
dustriestaaten wird auch als Synonym für die 24 OECD-Mitglieder gebraucht zu
Reformstaaten)
rung der Dritten Welt, insbesondere
Industriestaaten
und dient als Abgrenzung
osteuropäische
und der fortschreitenden Industrialisie-
Für die —> Zahlungsbilanz gelten alle
den
Personen, die dauerhaft in einem Staat
Staatshandelsländern und den —> Ent-
niedergelassen sind, als Inländer. Die-
wicklungsländern. Im Zusammenhang
se
umfaßt
Gastarbeiter,
mit der Transformation der osteuropäi-
nicht aber Angehörige
ausländischer
157
Definition
Integration
Streitkräfte oder die Mitarbeiter der
len Faktorbestand und bei gegebener nationaler Faktorkombination, durch wechselseitigen Austausch der handelbaren Güter den Gesamtnutzen der Güter im Integrationsraum (gemäß den Gossen'sehen Gesetzen) zu maximieren.
diplomatischen Vertretungen. Integration Unter Integration (i.w.S.) ist die Herstellung einer Einheit durch Verschmelzung selbständiger Teileinheiten zu einem neugebildeten Integrationsraum oder durch Einbeziehung bislang außenstehender Teileinheiten in einen bestehenden Integrationsraum zu verstehen. Ubertragen auf die internationalen Wirtschaftsbeziehungen (i.e.S.) bedeutet diese Definition: Verschmelzung von Volkswirtschaften zu einem (neuzubildenden) oder Einbeziehung von Volkswirtschaften in einen (bestehenden) inter- bzw. supranationalen —» Wirtschaftsraum. Mit Blick auf Zielsetzungen, Autonomieverzicht und Voraussetzungen ist zu differenzieren: (1) Ziel der Integration ist die Nutzung bzw. Verbesserung der internationalen —» Arbeitsteilung. Dies kann für Volkswirtschaften erforderlich werden, wenn sie nicht autark sind (—* Autarkie), d.h. einen unabweisbaren Importbedarf für Nahrungsmittel, Rohstoffe oder Produktionsfaktoren haben; dies kann aber auch für Volkswirtschaften als wünschenswert gelten, wenn sie sich durch die Integration Spezialisierungsvorteile erhoffen. Die Arbeitsteilung kann auf drei Ebenen, mit jeweils steigender Verflechtungsintensität der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten, angestrebt werden. - Handelsoptimum: Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem nationa-
- Produktionsmaximum (relativ): Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem nationalen Faktorbestand, durch nationale Faktormobilität und Variation der nationalen Faktorkombination, somit Spezialisierung einer Volkswirtschaft (gemäß des Theorems der komparativen Kosten), den Ertrag des nationalen Faktorbestandes zu maximieren. - Produktionsmaximum (absolut): Hier versuchen die Staaten, bei gegebenem internationalen Faktorbestand, durch Variation der Faktorkombination im Integrationsraum, jetzt auf der Basis einer internationalen Faktormobilität, den Ertrag des gesamten Faktorbestandes des Integrationsraumes (gemäß dem Ertragsgesetz) zu maximieren. (2) Autonomieverzicht im Integrationsraum besagt, daß sich die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten nicht mehr allein an nationalen Zielprioritäten orientieren können, da sie in den Integrationsraum hineinwirken und die Interessenlage der Partnerländer berühren. Die Politikbereiche bedürfen der —> 'Intemationalisierung', d.h. der nationale Mitteleinsatz unterliegt Bindungen - sei es durch
158
Integration
internationale Abstimmung der zu ergreifenden Maßnahmen (Politik- —> Koordination), sei es durch Gründung supranationaler Institutionen, die legitimiert werden, im Integrationsraum für die einzelnen Volkswirtschaften verbindliche Maßnahmen zu ergreifen (Politik-Übertragung). Dabei können vier Stufen des Autonomieverzichts der am Integrationsprozeß beteiligten Staaten unterschieden werden.
- Gemeinsamer Markt: Hier verpflichten sich die Staaten nicht nur zu einem (internen) Abbau der Handelsschranken und zu einer gemeinsamen (externen) Handelsstrategie gegenüber Drittländern. Die völkerrechtlich bestehenden Grenzen verlieren nun ihre ökonomisch relevante Abgrenzungsfunktion; es entsteht ein offener —> Binnenmarkt. Das bedeutet, daß neben dem nicht mehr kontrollierbaren Grenzübertritt der handelbaren Güter auch die internationale Faktorwanderung möglich wird, und daß nun Wettbewerbsverzerrungen durch Arbeits·, Gesellschafts-, Steuer-, Subventions· oder Umweltrecht im gesamten Binnenmarkt durchwirken und deshalb über Angleichung dieser Vorgaben vermieden werden müssen (—» Koordination). Nur die autonome Gestaltung der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik bleibt noch gewahrt.
- —» Freihandelszone: Hier verpflichten sich die Staaten zu einem Abbau der Handelshemmnisse untereinander. Sie behalten aber ihre handelspolitische Autonomie gegenüber Drittländern, ihre Autonomie hinsichtlich der Beeinflussung der internationalen Faktorwanderung und ihre Autonomie hinsichtlich ihrer binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik. - —» Zollunion. Hier verpflichten sich die Staaten nicht nur zu einem Abbau der —> Handelshemmnisse untereinander, sondern auch zu einer Vergemeinschaftung der Handelspolitik gegenüber Drittländern (gemeinsame Handelsstrategie, gemeinsamer Außenzolltarif). Der Grenzübertritt der Waren bleibt aber noch kontrollierbar, und die Staaten behalten überdies noch ihre Autonomie hinsichtlich der Beeinflussung der internationalen Faktorwanderung und hinsichtlich ihrer binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik.
- Wirtschafts- und Währungsunion: Die Autonomie der binnenorientierten Wirtschafts- und Währungspolitik der Staaten ist so lange möglich, wie diese - wenn sie von unterschiedlichen nationalen Zielvorstellungen getragen ist und dann zu —» Zahlungsbilanzungleichgewichten führt - durch flexible —> Wechselkurse bzw. durch eine fallweise Kurskorrektur 'abgesichert' werden kann. Will man das damit verbundene —> Wechselkursrisiko für Leistungs- und Faktorverkehr vermei-
159
Integration
d e n , bleibt nur d i e S c h a f f u n g e i n e s
sungshilfen). Aber d e n n o c h gilt, d a ß
einheitlichen W ä h r u n g s g e b i e t e s m i t
j e d e r Integrationsprozeß z w e i V o r a u s -
einem oder
irreversiblen einer
—>
Fixkurssystem
setzungen erfüllen m u ß .
Einheitswährung.
- E i n m a l bedarf es der K l a r h e i t über
D a n n aber wirkt j e d e nationale Fi-
d e n G r a d d e r außenwirtschaftlichen
n a n z - u n d Geldpolitik in den Inte-
—» Liberalisierung: Soweit sich d a s
grationsraum
weshalb
Integrationsmodell auf d i e H a n d e l s -
n u n auch diese Politikbereiche v e r -
o p t i m i e r u n g beschränkt, g e n ü g t ein
g e m e i n s c h a f t e t werden müssen; a u f
V e r z i c h t auf m a r k t i n k o n f o r m e H a n -
d i e s e r S t u f e ist d e r wirtschaftspoliti-
delshemmnisse
sche A u t o n o m i e v e r z i c h t a m g r ö ß -
gente), u m einen freien H a n d e l s v e r -
ten.
kehr ü b e r h a u p t zu e r m ö g l i c h e n , u n d
voll durch,
(3) Voraussetzungen: Bindungsintensität onsprozesses
und
(2) des
kann
Volkswirtschaft
(1)
dieser
Kontin-
d i e S c h a f f u n g von Regeln ü b e r ei-
Unbeschadet der
Verflechtungsintensität
(Verbote,
nen
der
systematischen
Abbau
von
Integrati-
marktkonformen
in
s u n g e n (—» Exportförderung, Zölle),
einer
um
Allokationsprobleme
im
Handelsbeeinflus-
Integrationsraum
a u f w e r f e n (wenn B r a n c h e n im o f f e n e n I n t e g r a t i o n s r a u m nicht m e h r
wettbe-
W i r d e i n e - relative oder absolute -
w e r b s f ä h i g sind, w a s nationale Struk-
P r o d u k t i o n s m a x i m i e r u n g angestrebt,
turkrisen auslösen kann) oder Stabili-
bedarf es der Förderung des natio-
s i e r u n g s p r o b l e m e s c h a f f e n (wenn a n -
nalen u n d internationalen Faktorver-
haltende
kehrs,
—> Zahlungsbilanzungleich-
zumindest
zu
Wettbe-
werbsverzerrungen
eines
g e w i c h t e sich herausbilden). Damit ist
a u f Diskriminierung
d i e G e f a h r v e r b u n d e n , d a ß Staaten a u s
Produktionsfaktoren.
dem
Integrationsraum
wieder
aus-
s c h e i d e n u n d die Zielsetzungen Integrationsprozesses
im
vermeiden.
Verzichts
ausländischer
- Z u m zweiten bedarf es d e r Klarheit
des
über
nachhinein
den
schaftlichen
Grad
der
binnenwirt-
Flankierung:
Sollten
w i e d e r g e f ä h r d e n . Dies wird v.a. d a n n
sich in o f f e n e n Märkten Z a h l u n g s b i -
problematisch,
lanzungleichgewichte
wenn
andere
Länder
herausbilden,
ein solches V o r g e h e n als eine beggar-
k ö n n e n diese zwar zeitweise d u r c h
my-neighbour-Strategie
Wechselkurskorrekturen
empfinden
oder
Ein-
u n d dann ähnlich reagieren. Ein sol-
r ä u m u n g von Kreditfazilitäten über-
cher kumulativer Abschottungsprozeß
brückt w e r d e n . D o c h da dies k e i n e
kann
D a u e r l ö s u n g sein kann - W e c h s e l -
wenn
u.U. z w a r v e r m i e d e n in
gewisser
die
werden,
Integrationspolitik
Pragmatismus
ein
kurskorrekturen implizieren
eingebaut
d a s E l e m e n t des
immer
Wechselkursrisi-
w i r d (zeitliche A b s t u f u n g e n , sachliche
k o s u n d sind auch nicht in j e d e m
Ausnahmeregeln,
Falle binnenwirtschaftlich
finanzielle
Anpas-
160
neutral;
Integriertes RohstofTprogramm
und K r e d i t f a z i l i t ä t e n stoßen an V e r -
Industrieländer
s c h u l d u n g s g r e n z e n -, bleibt als A l -
nen.
ternative
nur
Angleichung
eine der
systematische
bei A g r a r g ü t e r n
die-
INTELSAT
'fundamentalen'
ö k o n o m i s c h e n D a t e n im Integrati-
Abk. f ü r die Internationale T e l e k o m -
onsraum
munikations-Satelliten
dard,
(Wachstum,
Produktivität,
schäftigung,
LebensstanPreise,
Be-
Produktionsstruktur),
tellite O r g a n i z a t i o n )
d.h. d i e n a t i o n a l e n V o l k s w i r t s c h a f ten m ü s s e n den
Interdependenz
Integrationsprozeß
d u r c h eine w e c h s e l s e i t i g e
binnen-
wirtschaftliche A n g l e i c h u n g
Organisation
(International T e l e c o m m u n i c a t i o n s Sa-
Die f o r t s c h r e i t e n d e —» Globalisierung
dieser
und —» I n t e m a t i o n a l i s i e r u n g
der —>
D a t e n flankieren, u m die V o r a u s -
W e l t w i r t s c h a f t erhöht die als g e g e n -
setzungen f ü r d i e Politikharmonisie-
seitige A b h ä n g i g k e i t der Staaten verstandene
rung zu s c h a f f e n . Werner
und
definierte
Interdepen-
denz.
Glastetter
Interdependenz
bezeichnet
zugleich
ein b r a u c h b a r e s analytisches K o n z e p t
Integriertes Rohstoffprogramm
für Situationen,
in d e n e n die
(wirt-
A u f d e r - > U N C T A D IV 1976 erarbei-
schaftspolitische) H a n d l u n g eines Ak-
tetes K o n z e p t
umfassende
teurs ( ö k o n o m i s c h e ) E f f e k t e bei e i n e m
R o h s t o f f p o l i t i k von —>
oder m e h r e r e n anderen A k t e u r e n her-
Industriestaaten u n d —> E n t w i c k l u n g s -
vorruft. Infolge der z u n e h m e n d e n In-
ländern. Ziele d e s Integrierten
Roh-
terdependenz verlieren die ' a l t e n ' Mit-
ge-
tel u n d I n s t r u m e n t e der Politik im all-
Rohstoff-
gemeinen und der Wirtschaftspolitik
gemeinsame
für eine
stoffprogramms (IRPs) rechteres
und
sind ein
stabileres
Exporterlösstabilisierung,
im b e s o n d e r e n an W i r k s a m k e i t . Inso-
eine V e r b e s s e r u n g des M a r k t z u g a n g e s
fern f u n g i e r t I n t e r d e p e n d e n z als politi-
preisniveau, und
der
Wettbewerbsfähigkeit
Rohstoffen gegenüber
sche K o n s e q u e n z w e l t w i r t s c h a f t l i c h e r
von
—> Integration.
Ersatzrohstof-
fen. A l s Mittel z u r E r r e i c h u n g dieser
International Commercial Terms (InCoTerms)
Ziele sollen u m f a s s e n d e R e g e l u n g e n und E i n g r i f f e in d a s M a r k t g e s c h e h e n z u g u n s t e n der E n t w i c k l u n g s l ä n d e r w i e
Mit d e n I n C o T e r m s k a n n d e r K o s t e n -
internationale
Marktausgleichslager
und G e f a h r e n ü b e r g a n g aus d e m K a u f -
(—> Ausgleichslager), multilaterale Lie-
vertrag bei der V e r s e n d u n g v o n W a r e n
fer- u n d A b n a h m e v e r p f l i c h t u n g e n u n d
im internationalen —» H a n d e l geregelt
ein A b b a u d e s —> Protektionismus d e r
werden.
Ihre
Anwendung,
die
v.a.
Rechtsicherheit vor der Vielfalt regio-
161
International Commercial Terms (InCoTerms)
naler Handelsusancen bietet, ist freiwillig und muß im Kaufvertrag vereinbart werden. Die InCoTerms wurden von der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris 1936 erstmalig aufgestellt, mehrfach revidiert und 1990 unter dem Eindruck neuer Entwicklungen der Transporttechnik (Containerisierung, RoRo) sowie des elektronischen Datenaustausches (EDI) angepaßt. Gegenwärtig bestehen sie aus 13 Klauseln, eingeteilt in vier Gruppen: Die Ε-Klausel (EXW) bedeutet, daß der Verkäufer die Ware auf seinem eigenen Gelände zur Verfügung stellt. Gemäß der F-Klauseln (FCA, FAS, FOB) muß der Verkäufer die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer übergeben. Die C-Klauseln (CFR, CIF, CPT, CIP) legen fest, daß der Verkäufer den Beförderungsvertrag abzuschließen hat, ohne das Risiko des Verlusts oder der Beschädigung der Ware oder zusätzliche Kosten, die auf Ereignisse nach dem Abtransport zurückzuführen sind, zu tragen; nach den CIF- und CIPKlauseln muß der Verkäufer außerdem die Ware auf eigene Kosten versichern. Die C-Klauseln enthalten dadurch zwei kritische Punkte, einmal für die Kostenteilung (vereinbarter Bestimmungsort) und zum anderen für den Gefahrenübergang (Übergabe zum Transport). C- und F-Klauseln stehen sich insoweit gleich, als der Verkäufer in beiden Fällen seine vertraglichen Verpflichtungen im Verschiffungsbzw. Versandland erfüllt. Dagegen hat
bei den D-Klauseln (DAF, DES, DEQ, DDU, DDP) der Verkäufer alle Kosten und Risiken zu übernehmen, bis die Ware im benannten Bestimmungsland eintrifft. D-Klauseln sind deshalb Ankunftsverträge, während die C-Klauseln Absendeverträge darstellen. Die InCoTerms beziehen sich auf Handelsklauseln im Kaufvertrag, nicht im Beförderungsvertrag; letzterer legt die Pflichten des Verladers bzw. des Absenders bezüglich der Übergabe der Ware an den Frachtführer fest. Durch neue Transporttechniken entstehen erhebliche Probleme bei der Synchronisierung von Kauf- und Beförderungsvertrag; v.a. im Containerverkehr wird die Ware häufig vor dem Verladetermin an den Frachtführer geliefert. Während bei den traditionellen FOB (free on board)-, CFR (cost and freight)- und CIF (cost, insurance and freight)-Klauseln eine Verpflichtung zur Lieferung an Bord des Schiffs besteht, setzen die neueren Klauseln FCA (free carrier), CPT (carriage paid to) und CIP (carriage and insurance paid to) die Übergabe zur Beförderung nicht mit der Verladung an Bord gleich. Zudem ist der Verkäufer nach den CFR- und CIF-Klauseln noch verpflichtet, ein Konnossement (Bill of Lading, B/L) zu beschaffen, das als Warenwertpapier die Übertragung der Rechte an der Ware ermöglicht. Die dafür jeweils erforderliche Indossierung macht den Einsatz von EDI problematisch. Dagegen können die neueren B/L- freien und damit EDI-fähigen
162
International Trade Center
CPT- oder CIP-Klauseln angewandt werden, wenn der Käufer (wie im Containerverkehr üblich) die Ware während des Transports nicht weiterveräußern will.
- einer jährlich tagenden Allgemeinen Konferenz, auch 'Weltparlament der Arbeit' genannt (jedes Mitglied entsendet zwei Regierungsvertreter sowie je einen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter); - einem Verwaltungsrat, bestehend aus 28 Regierungs- sowie je 14 Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern; und - einem Sekretariat, dem Internationalen Arbeitsamt, an dessen Spitze ein Generaldirektor steht. Die beiden Aktionsinstrumente der Organisation sind (a) Aktivitäten der Normensetzung (Übereinkommen und Empfehlungen) und (b) Aktivitäten der technischen Zusammenarbeit. Die Annahme von Ubereinkommen und Empfehlungen führte zu einem Internationalen Arbeitskodex von 174 Ubereinkommen und 181 Empfehlungen (Stand: 31. Dezember 1994). Bis heute wurden mehr als 6.000 Ratifikationen der verschiedenen Ubereinkommen registriert. Die technische Zusammenarbeit erlebte seit Anfang der 60er Jahre eine starke Expansion. 1969, zum 50. Jahrestag der ILO, startete die Organisation ihr Weltbeschäftigungsprogramm (World Employment Programme, WEP). Im Juni 1976 fand die Weltbeschäftigungskonferenz in Genf statt. Das Grundbedürfniskonzept hat seither die Hilfsprogramme anderer Institutionen des VN-Systems erheblich beeinflußt, insbesondere die der —>
International Trade Center Das ITC ist Gremium, das die Politik von UNCTAD und GATT koordinieren und zwischen beiden —> internationalen Organisationen vermitteln soll. Internationale Arbeitsorganisation Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organisation; ILO) wurde auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 mit Sitz in Genf gegründet. Die Nachkriegsentwicklung begann 1944 mit der Erklärung von Philadelphia, in der ihre Grundsätze nochmals bestätigt wurden: "(a) Arbeit ist keine Ware; (b) Freiheit der Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit sind wesentliche Voraussetzungen beständigen Fortschritts; (c) Armut, wo immer sie besteht, gefährdet den Wohlstand aller; (d) der Kampf gegen die Not muß innerhalb jeder Nation und durch ständiges internationales Vorgehen unermüdlich weitergeführt werden ...". 1946 wurde die ILO die erste Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie hat heute (Stand: Juni 1995) 173 Mitglieder. Der organisatorische Aufbau besteht aus:
163
Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
Weltbank, UNICEF.
des
UNDP
und
von
Internationale Entwicklungsorganisation
Die gegenwärtige Arbeit der Organisation beruht auf einem mittelfristigen Plan für 1990-1995, einem zweijährigen Arbeitsplan und Haushalt von rund 467 Mio US-Dollar f ü r 1994-95. Der ILO-Generaldirektor betonte 1994 anläßlich des 75jährigen Bestehens, daß die Organisation einerseits ihre dreigliedrige Grundstruktur beibehalten muß, um die Regierungen und die Akteure auf dem Arbeitsmarkt zusammenzubringen, andererseits die soziale Problematik nicht außerhalb des wirtschaftlichen Kontextes sehen darf und gegebenenfalls bestimmte Arbeitsnormen neu überdenken muß.
Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association; IDA) wurde am 5. Dezember 1959 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegründet und nahm im Herbst 1960 ihre Arbeit auf. Es handelt sich um eine juristisch selbständige Tochterorganisation der —» Weltbank, obwohl Verwaltungsorgane und -verfahren, Kompetenzverteilung und Personal mit denen der Weltbank identisch sind. Die IDA hat 158 Mitglieder (Stand: 1. Juli 1995). Mitglied der Organisation kann nur werden, wer bereits der Weltbank angehört, bei der wiederum die Zugehörigkeit zum —> Internationalen Währungsfonds Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist. Die Mitgliedstaaten der IDA sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe besteht aus 24 wirtschaftlich hochentwickelten Staaten (—» Industriestaaten; —> OECD). Diese müssen den Betrag ihres gezeichneten Kapitals in einer frei konvertierbaren Währung (—» Konvertibilität) einzahlen. Die zweite Gruppe umfaßt alle anderen Mitgliedstaaten. Diese zahlen nur 10 Prozent ihrer Erstzeichnung in frei konvertierbarer Währung ein, den Rest in eigener nationaler Währung, der jedoch von der IDA nur mit Zustimmung des betreffenden Staates verwendet werden darf.
Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Weltbank Internationale Energie Agentur Die
Internationale
Energie
Agentur
(IEA) ist eine internationale Organisation, die von
den
industrialisierten
Staaten im Zusammenhang
mit der
ersten Ölkrise 1973 gegründet wurde, um ein institutionelles Gegengewicht zum Kartell der Erdölexportierenden Staaten, —> OPEC, zu schaffen. Ihre Aktivitäten sind allerdings nicht auf den Erdölbereich beschränkt, vielmehr hat sie auch Programme zu Kernenergie, Kohle und alternativen Energiequellen eingerichtet.
Die IDA ist faktisch nichts anderes als ein Fonds, der von der Weltbank ver-
164
Internationale Finanz-Corporation
waltet w i r d . I m U n t e r s c h i e d zur Welt-
R e g i e r u n g s g a r a n t i e n vergeben durfte,
b a n k , w e l c h e ihre Darlehen grundsätz-
zur
lich zu
Unternehmen
kommerziellen
Bedingungen
direkten
Unterstützung gegründet
privater
und
bildet
verleiht, vergibt die I D A ihre Mittel an
damit
R e g i e r u n g e n zinslos u n d verlangt le-
' W e l t b a n k G r u p p e ' ( I B R D , IFC, I D A
diglich e i n e jährliche B e a r b e i t u n g s g e -
und
einen
wichtigen
Teil
der
MIGA).
b ü h r von 0,75 Prozent sowie eine ge-
Im U n t e r s c h i e d zur I B R D ist die IFC
ringe
Z u s a g e g e b ü h r von 0,5 Prozent,
bei d e r M i t t e l b e s c h a f f u n g bisher weit-
die a u c h teilweise oder ganz erlassen
g e h e n d auf die E i n z a h l u n g e n der Mit-
w e r d e n k a n n . Die I D A - K r e d i t e haben
gliedsländer (1991: $ 1 , 2 Mrd., nach
e i n e s e h r lange L a u f z e i t (35 bis 4 0
einer weiteren K a p i t a l e r h ö h u n g 1992:
Jahre). D i e tilgungsfreie Zeit beträgt
$2,3 Mrd.), auf Kredite von der I B R D
zehn Jahre.
D a m i t der erfüllen
die
IDA-Kredite
deutlich
(seit 1965; 1991: $1,175 Mrd.) u n d ih-
Kriterium
re Erträge (Reserven 1991: $ 9 5 8 Mio.)
d e s —> E n t w i c k l u n g s h i l f e a u s s c h u s s e s
a n g e w i e s e n . Erst seit 1984 n i m m t sie
das
d e r —> O E C D : mit e i n e m Z u s c h u ß e -
ihre Kredite auch direkt auf den inter-
l e m e n t v o n über 80 Prozent zählen sie
nationalen K a p i t a l m ä r k t e n auf (1991:
zur
$600
öffentlichen
(Official
Entwicklungshilfe
Development
Mio.). D a f ü r erlauben
es
die
Assistance;
Statuten der IFC, mit einer geringeren
O D A ) . A l s E m p f ä n g e r w e r d e n über-
E i g e n k a p i t a l q u o t e als die I B R D zu ar-
w i e g e n d die a m w e n i g s t e n entwickel-
beiten. Die G e s a m t v e r s c h u l d u n g darf
ten
Pro-Kopf-
d a s V i e r f a c h e d e s Eigenkapitals errei-
E i n k o m m e n von w e n i g e r als 825 U S -
chen u n d die I F C kann Beteiligungen
Dollar berücksichtigt.
der v o n ihr geförderten U n t e r n e h m e n
Länder
mit
einem
D i e V e r h a n d l u n g e n ü b e r die Zusatz-
v e r k a u f e n . D a die IFC bei den von ihr
z e i c h n u n g e n sind d u r c h ein sehr hefti-
g e f ö r d e r t e n privatwirtschaftlichen Pro-
g e s T a u z i e h e n u m die
jekten
Lastenvertei-
lung u n t e r den f ü h r e n d e n staaten (10.
Industrie-
der westlichen Welt
Wiederauffüllungsrunde
außerdem
auf
Regierungsga-
rantien verzichtet, versucht sie die Be-
geprägt
s c h r ä n k u n g der Risiken und die Profi-
1993-
tabilität der
1996: e t w a 2 9 Mrd. D M ) .
Unternehmungen
durch
strikte P r ü f u n g e n und eine Beteiligung privaten Kapitals von m i n d e s t e n s 7 5 %
Internationale Finanz-Corporation
an j e d e m Projekt sicherzustellen. Der IFC-Anteil an privaten Projekten be-
D i e Internationale Finanz-Corporation (International
Finance
trägt
Corporation,
I F C ) w u r d e 1956 als privatwirtschaft-
nen
licher A r m der —» W e l t b a n k , die als IBRD Kredite
b i s zu diesem
Zeitpunkt
an R e g i e r u n g e n
oder
in
den
letzten
Jahren
durch-
schnittlich n u r 7 % , in einigen RegioAfrikas werden
die
möglichen
2 5 % allerdings erreicht. Eine größere
nur
B e d e u t u n g n e b e n der I B R D erhielt die
gegen
165
Internationale Handelsorganisation (ITO)
IFC erst im Gefolge der —> Verschuldungskrise und mit der Kapitalerhöhung von 1985, die es ihre ermöglichte, ihre Kredite und Eigenkapitalbeteiligungen in den Jahren 1989 bis 1991 von jährlich $0,4 Mrd. auf durchschnittlich $1,2 Mrd. zu erhöhen (insgesamt $9,5 Mrd. bis 1991). 1994 konnten bei einer stark wachsenden Nachfrage bereits Zusagen für $2,4 Mrd. gemacht werden, mit denen Projekte für $18 Mrd. finanziert werden.
kommen —> GATT, ursprünglich ein Teil der ITO, wurde von den Staaten umgesetzt. Internationale Organisationen Internationale Organisationen sind ein gemeinsamer institutioneller Versuch der Staaten, ihre ökonomischen, politischen, militärischen und kulturellen Beziehungen zu regeln. Im Bereich der internationalen Wirtschaftsbeziehungen sind vor allem der —> Internationale Währungsfonds, die —» Weltbank, die —» Welthandelsorganisation, die —> OECD und die Europäische Union zu nennen. Internationale Organisationen beruhen in der Regel auf einem internationalen Abkommen und sind mit einer Organisationsstruktur ausgestattet, welche die laufenden Geschäfte ausführt. Die Entscheidungen über die Politik und deren Änderung behalten sich in der Regel jedoch die Staaten vor.
Internationale Handelsorganisation (ITO) Die Internationale Handelsorganisation (International Trade Organization, ΓΓΟ) war in der Nachkriegsphase als handelspolitische Ergänzung der Bretton Woods Zwillinge —> Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds vorgesehen. Sie sollte dem Wiederaufbau und der —» Integration der Weltwirtschaft durch die Erleichterung des —> Handels dienen. Sie war ein auf der Havanna-Charter basierender Versuch, die internationale Handelsordnung der Nachkriegsperiode zu schaffen und die Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zu reintegrieren (—» Integration). Da der ITO jedoch weitgehende, zum Teil von den Staaten unabhängige Rechte zum Ausbau der internationalen Handelsbeziehungen zugewiesen wurden, ratifizierten einige Staaten, insbesondere die USA, die HavannaCharter nicht und verhinderten so die Arbeitsaufnahme der ITO. Lediglich das Allgemeine Zoll- und Handelsab-
Internationale Wirtschaftsorganisationen beinhalten zum Teil komplexe Regelwerke, an denen die Staaten ihre Wirtschaftspolitik ausrichten. Zum Teil dienen sie auch der —> Koordinierung der makroökonomischen Politik der Staaten und sind insofern Instrumente der —> Weltwirtschaftspolitik. Zu nennen sind auch die nichtstaatlichen internationalen Organisationen (-* Nicht-Regierungsorganisationen), die zumindest teilweise Einfluß auf die nationalen und die internationale Wirtschaftspolitiken nehmen.
166
Internationale Politische Ökonomie
Im Z u s a m m e n h a n g mit der —> Globa-
senskonstellation der staatlichen Ak-
lisierung der Weltwirtschaft und der
teure, die sich in deren Wirtschafts-
zunehmenden —» Interdependenz zwi-
politik
schen den Staaten n e h m e n auch die
schaftsordnung wird also nicht als ge-
internationalen Organisationen an Zahl
geben betrachtet; sie ist vielmehr das
und Aufgaben zu.
Ergebnis einer konkreten und
Internationale Politische Ökonomie
wiederfindet.
strategischen
Die
Weltwirt-
politischen
Interaktion
der
Staaten, die sich von globalen ökonomischen Prozessen beeinflussen las-
Der Begriff Internationale
Politische
Ö k o n o m i e bezeichnet eine
Analyse-
sen. Die politische Konstellation wie-
Forschungsbe-
derum läßt sich analytisch in eine In-
methode
(oder einen
reich) d e r Internationalen Wirtschafts-
teressen- und in eine Machtkomponen-
beziehungen, die von der untrennbaren
te trennen. Beide Faktoren sind nicht
Politik
unabhängig von ökonomischen Fakto-
ausgeht. Für die Vertreter der Interna-
ren wie der Ausstattung der Länder
Einheit
von
Ökonomie
und
sind
mit Ressourcen, ihrer relativen Kon-
internationale ö k o n o m i s c h e und politi-
kurrenzfähigkeit und ihre —> Integrati-
sche P h ä n o m e n e nur in ihrer W e c h -
on in die —> Weltwirtschaft. Relevant
selwirkung erklärbar. Anders als in der
wird deshalb auch die Frage nach den
neoklassischen Ö k o n o m i e , aber ver-
ökonomischen
gleichbar zur institutionellen
von internationaler Wirtschaftspolitik.
tionalen
Politischen
Ökonomie
Ökono-
Handlungsgrundlagen
mik, werden Institutionen als Varia-
Der derzeit zentrale Untersuchungsge-
blen verstanden. Damit ist die Interna-
genstand
tionale
Politische
Ökonomie
der
Internationalen
Politi-
schen Ökonomie sind die politischen
der
Klassik näher als der Neoklassik, wel-
Bedingungen einer liberalen, offenen
che die institutionellen
Bedingungen
und dabei gleichzeitig stabilen Welt-
weitgehend
wirtschaft. Dabei wird gegenwärtig -
von
Wirtschaftstätigkeit
als Parameter behandelt und analytisch
anders als während der 60er und der
ignoriert hat.
ersten Hälfte der 70er Jahre - das liberale Dogma der Ö k o n o m i e weitgehend
Die moderne Internationale Politische
akzeptiert, demzufolge eine
Ökonomie basiert auf einem systemischen Analysemodell der
liberale
Weltwirtschaft die globale Wohlfahrt
internatio-
ebenso steigert wie die Wohlfahrt der
nalen Wirtschaftsbeziehungen. Grund-
in die Weltwirtschaft integrierten Na-
legend ist der Gedanke, daß globale
tionen.
ökonomische Prozesse zumindest partiell das Resultat der jeweiligen —*
Diese These galt während der sechzi-
Weltwirtschaftsordnung
ger und siebziger Jahre als umstritten.
sind.
Diese
wird als veränderlich behandelt und
Sie wurde zum einen durch die Vertre-
erscheint als Ausdruck
ter der —» Dependenztheorie und zum
der
Interes-
167
Internationale Politische Ökonomie
a n d e r e n durch d i e Vertreter des politi-
gen Staaten ihre A u ß e n w i r t s c h a f t s b e -
s c h e n R e a l i s m u s herausgefordert. Er-
z i e h u n g e n liberal u n d o f f e n gestalten,
stere argumentierten, die W e l t zerfalle
führt d a s z u m besten E r g e b n i s f ü r das
in ein Z e n t r u m u n d in eine Peripherie
weltwirtschaftliche
u n d d i e Erste W e l t b e u t e die Dritte
Die
W e l t aus. Für letztere g e h e n politische
W o h l f a h r t j e d o c h a u f K o s t e n der ande-
M a c h t und das Streben n a c h U n a b h ä n -
ren Staaten
g i g k e i t dem Ziel nach W o h l f a h r t s m e h -
Märkte
rung vor. Erst w e n n Staaten militärisch
Märkte der a n d e r e n Staaten durch —»
abgesichert sind, wird d a s Ziel
Handel u n d Investitionen (—» Direkt-
Wohlfahrtssteigerung und
der
entscheidungs-
handlungsrelevant.
Nur
einzelnen
können
steigern, w e n n
sie
ihre ihre
abschotten, w ä h r e n d sie die
investitionen;
mili-
Gesamtsystem.
Staaten
—»
Portfolioinvestitio-
nen) ' e r o b e r n ' k ö n n e n . D i e Weltwirt-
tärisch und zugleich ö k o n o m i s c h do-
schaft e r s c h e i n t so betrachtet als inter-
m i n i e r e n d e A k t e u r e (—» H e g e m o n i e )
nationales ö f f e n t l i c h e s G u t (—> Kollek-
o p t i e r e n deshalb f ü r eine stärkere w e l t -
tivgüter, internationale) u n d die beste
wirtschaftliche Integration.
Wirtschaftspolitik d e r Staaten basiert
Dieses Gedankengebäude
ist in d e n
auf d e m Prinzip d e r s p e z i f i s c h e n —»
letzten zwei D e k a d e n zu einer M i n -
Reziprozität.
derheitenposition
A u s g e h e n d von diesen
geworden.
Gegen-
Grundannah-
w ä r t i g erscheint eine W o h l f a h r t s m e h -
m e n hat die auf d e m politischen Rea-
rung als a u t o n o m e s und zentrales Ziel
lismus a u f b a u e n d e T h e o r i e
staatlicher Politik. Ein liberales u n d
nialer Stabilität behauptet,
o f f e n e s W e l t w i r t s c h a f t s s y s t e m gilt als
weltwirtschaftliche
originäres
Stabilität
Interesse
der
staatlichen
nur
hegemodaß
Liberalität
einstelle,
wenn
sich und eine
A k t e u r e . A n d e r s j e d o c h als die auf
dominierende
dem
ein liberales w e l t w i r t s c h a f t l i c h e s Sy-
Ricardo-Theorem
(—» T h e o r e m
Macht,
ein
Hegemon,
der k o m p e r a t i v e n K o s t e n ) basierende
stem errichtet u n d die R e g e l b e f o l g u n g
—> Freihandelsdoktrin g e h t die Inter-
der anderen Staaten politisch durch-
n a t i o n a l e Politische Ö k o n o m i e
nicht
setzt. Als Beispiele f ü r d i e s e Theorie
d a v o n aus, d a ß die beste Außenwirt-
f u n g i e r t e n ursprünglich d i e Pax Bri-
schaftspolitik d e r
Staaten
in
einem
tannica u n d die Pax A m e r i c a n a . Die
vollständigen, selbst einseitig verkün-
Theorie n a h m allerdings a n , daß nach
deten —> Freihandel b e s t e h e . V i e l m e h r
dem Niedergang der
wird a n g e n o m m e n , d a ß die
H e g e m o n i e auch die von d e n U S A er-
Freiheit
amerikanischen
d e s K a p i t a l s dazu führe, d a ß sich die
richteten
S t a a t e n in einer Situation befinden, die
a u f g e g e b e n w e r d e n w ü r d e n . Tatsäch-
einem
lich schien d e r K o l l a p s d e s Bretton-
Gefangenendilemma
operation,
internationale)
(—» K o gleicht.
internationalen
Woods-Systems
W e n n alle o d e r z u m i n d e s t die wichti-
Abkommen)
168
(—>
—> R e g i m e
Bretton-Woods-
diese T h e o r i e
zunächst
Internationale Politische Ökonomie
zu verifizieren. A l s sich allerdings E n -
Politischen Ö k o n o m i e . Die A n a l y s e -
de der s i e b z i g e r Jahre deutlich abzu-
k o n z e p t e Macht u n d Interesse
z e i c h n e n b e g a n n , daß andere interna-
allem u m die A n a l y s e der institutionel-
tionale O r g a n i s a t i o n e n wie v o r allem
len B e d i n g u n g e n von
d a s —> G A T T u n b e s c h a d e t v o m h e g e -
Politik
monialen
s c h a f t s b e z i e h u n g e n ergänzt u n d
Niedergang
fortbestehen,
geriet d i e T h e o r i e unter
und
sind vor
internationaler
internationalen
Wirtpar-
Legitimati-
tiell ersetzt worden. G e g e n w ä r t i g wer-
o n s d r u c k . G e g e n w ä r t i g wird d e s h a l b
den d i e A u s w i r k u n g von internationa-
überwiegend davon ausgegangen, daß
len Institutionen auf die ö k o n o m i s c h e n
die E x i s t e n z eines H e g e m o n s
Transaktionen von W i r t s c h a f t s s u b j e k -
weder
e i n e n o t w e n d i g e noch eine hinreichen-
ten u n d umgekehrt, die W i r k u n g von
de B e d i n g u n g f ü r ein liberales W e l t -
—> Globalisierungs- und
Regiona-
w i r t s c h a f t s s y s t e m ist.
lisierungstendenzen auf internationale
E n d e d e r siebziger Jahre w u r d e diese
Wirtschaftspolitik thematisiert.
Theorie d u r c h die A n n a h m e ergänzt,
Die in Deutschland lange Zeit domi-
daß
errichteten
n i e r e n d e marxistische Variante der In-
R e g i m e selbststabilisierend sein. D i e s
ternationalen Politische Ö k o n o m i e ge-
allerdings w ü r d e die A u f g a b e des Sy-
rät d a b e i (zu Recht) z u n e h m e n d
stem f e s t e r —» W e c h s e l k u r s e nicht er-
V e r g e s s e n h e i t . Die liberale Internatio-
klären. E s war Robert K e o h a n e vorbe-
nale Politische Ö k o n o m i e k o m m t aber
halten, a u f die Regime-stabilisierende
auch
W i r k u n g internationaler —» Kooperati-
scheren Einschätzung im Hinblick auf
on a u f m e r k s a m zu machen. N a c h d e m
die
N i e d e r g a n g eines H e g e m o n s kann die
scheinlichkeit der internationalen Ko-
W e l t w i r t s c h a f t durch fortgesetzte in-
ordination von Wirtschaftspolitik als
ternationale
die n e o k l a s s i s c h e ö k o n o m i s c h e Lehre,
die
vom
Hegemon
Kooperation
stabilisiert
u n d o f f e n gestaltet werden. Politischen
weitreichende Ökonomie
Ökonomie
Anleihen
generell
bei
an
Möglichkeit
und
optimisti-
Erfolgswahr-
w e l c h e die wirtschaftswissenschaftli-
D i e s e s n e u e Paradigma der Internationalen
zu einer wesentlich
in
chen
nimmt in
Forschungsinstitute
dominiert.
Sie bestreitet, d a ß die Integration von
der
—» E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n
Popularität
politische Partizipation zu
und
deren
Umbruch-
g e w i n n e n d e institutionellen A n s ä t z e n .
p r o z e s s e n in der W e l t w i r t s c h a f t s o r d -
Spätestens
n u n g f ü h r e n w e r d e n . Einerseits
seit
Mitte
der
achtziger
läßt
J a h r e b i l d e n Analysen der F u n k t i o n s -
sich empirisch b e o b a c h t e n und ande-
w e i s e internationaler Institutionen u n d
rerseits
d e r B e d i n g u n g e n internationaler ö k o -
g r ü n d e n , d a ß die Staaten zu K o o p e r a -
theoretisch
einwandfrei
n o m i s c h e r Kooperation und —> K o o r -
tion
dination
d u r c h a u s in der Lage sind.
den
zentralen
Untersu-
c h u n g s g e g e n s t a n d der Internationalen
169
und
abgestimmtem
be-
Handeln
Internationale Selbstbeschränkungsabkommen
lerweise 2 bis 3 Jahre) für Mitglieder (1994: 178 Länder) übertragen, die in Zahlungsbilanzschwierigkeiten (-* Zahlungsbilanz; —> Zahlungsbilanzungleichgewicht) gekommen sind. Innerhalb des Systems von Bretton Woods hatte er die Aufgabe, die bilateralen —) Wechselkurse und die freie —> Konvertibilität der Währungen (Artikel VIII) zum Dollar zu kontrollieren und die Wechselkurspolitiken der Mitgliedsländer zu überwachen (Artikel IV). Änderungen der Kursparitäten (—» Parität) konnten nur mit Zustimmung des IWF erfolgen. Die Konvertibiliät der meisten europäischen Währungen konnte allerdings erst im Laufe der 50er Jahre (entsprechend Artikel VIII erst 1961) erreicht werden. Zur Ausübung seiner Tätigkeit wurden dem Fonds Depositen der Mitgliedsländer übertragen, deren Höhe dabei ebenso wie die Stimmrechte im Executive Board des Fonds durch eine (im wesentlichen) handelsgewichtete Quote festgelegt werden (Quoten der letzten Änderung 1990: USA 20%; Japan und Deutschland jeweils 6%; Großbritannien und Frankreich jeweils 5,5%). Die ersten 25% der festgelegten Quote werden als international konvertible Währungen (usable currencies) oder in Gold in einen Pool eingezahlt. Diese 'Reservetranche' unterliegt für den Einleger keinerlei Einschränkungen in der Disposition, so daß sie einen Teil der —> Währungsreserven eines Landes bilden. Die nächsten 25% der Quote, die erste Kredittranche, können
Literatur: Cohen, Benjamin J. (1990): The Political Economy of International Trade. International Organization 44. Gill, Stephen/ Law, David (1989): The Global Political Economy. Harvester, Wheatsheaf. Gilpin, Robert (1987): The Political Economy of International Relations. Princeton University Press, Princeton. Keohane, Robert (1984): After Hegemony. Princeton University Press, Princeton. Plümper, Thomas (1996): Der Wandel weltwirtschaftlicher Institutionen. Duncker & Humblot, Berlin. Strange, Susan (1988): States and Markets. Pinter, London. Thomas Plümper Internationale Selbstbeschränkungsabkommen —» Selbstbeschränkungsabkommen Internationale Verschuldung —> Verschuldung, internationale Internationaler Währungsfonds Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde auf der Bretton WoodsKonferenz (—> Bretton-Woods-Abkommen) 1944 gegründet und begann 1946 mit seiner Arbeit. In den 'Articles of Agreement' wurde ihm die Aufgabe der Unterstützung der internationalen monetären —> Kooperation und Wechselkursstabilität, sowie die Verwaltung kurzfristiger Kredite (norma-
170
Internationaler Währungsfonds
bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten ei-
te verweigern oder Auflagen zur Her-
nes L a n d e s relativ frei verwendet wer-
beiführung
den (—> Ziehungsrechte).
gleichs machen konnte. Der konstruk-
Die restlichen 50% der Quote, die obe-
tionsbedingten
re Kredittranche, können als Kreditli-
sigkeit des Fonds bei den in den 60er
nien bei
Jahren
Zahlungsbilanzschwierigkei-
ten im R a h m e n eines mit dem Fonds
Leistungsbilanzauseinseitigen
zunehmenden
Einflußlo-
internationalen
Zahlungsbilanzasymetrien (—» Triffin-
wirtschaftspoliti-
Dilemma) versuchte der Fonds durch
schen P r o g r a m m s als 'Stand-by Ar-
die Schaffung eines eigenen Reserve-
rangements'
gestellt
mediums, den —> Sonderziehungsrech-
werden. Stellen sich die Zahlungsbi-
ten (SZR), zu begegnen. Die umfas-
zu
vereinbarenden
des
zur Verfügung
lanzschwierigkeiten
eines
sende
Mitglieds-
Durchsetzung
eines
solchen
landes als anhaltend heraus, so müssen
vom I W F geschaffenen und kontrol-
die ' f u n d a m e n t a l e n Ungleichgewichte'
lierten
dieses
renz zu Dollar und Gold hätten die be-
Landes
in
Abstimmung
mit
Reservemediums
in
Konkur-
d e m F o n d s (—» Konditionalität) durch
schränkten Möglichkeiten des I W F in
eine —> Abwertung und unter Umstän-
der Rolle eines ' F o n d s ' deutlich in
den
auch
durch
umfassende
wirt-
schaftspolitische
Maßnahmenpakete
behoben
die der I W F
werden,
Richtung
einer
Zentralbank
als
internationalen
erweitert.
Diese
—> Pläne
scheiterten jedoch ebenso wie der —>
Gläubiger eines solchen Landes auch
Keynes-Plan
erzwingen kann. Der Fonds legt bei
I W F an den unterschiedlichen nationa-
diesen Verhandlungen zur Behebung
len Interessen gegenüber einer solchen
der Finanzkrise nicht nur klare Maß-
Währungsbehörde. Während sich die
größen und Ziele (Performance Crite-
europäischen Länder von ihr eine Ab-
ria)
koppelung von der (expansiven) Wirt-
zugrunde, auch die wirtschafts-
bei der Gründung
des
politischen M a ß n a h m e n zur Zielerrei-
schaftspolitik der USA erhofften, sa-
chung werden auf der Grundlage eines
hen die Entwicklungsländer in ihr ein
laufend
Instrument des Zugriffs auf die Reser-
schen)
aktualisierten
(monetaristi-
Modells (Financial
Program-
ven der Uberschußländer (vor allem
ming M o d e l ) in Verhandlung mit der
Europas) und der Entwicklungsfinan-
jeweiligen Regierung festgelegt und
zierung (Link), während die U S A ei-
ausformuliert (Letter of Intent).
nen
Der Einfluß des Fonds bei der Festle-
mußten.
gung und Überwachung der Wechselkursparitäten
innerhalb
des
weitgehend
auf
befürchten
Durch die starke Entwicklung der in-
Bretton
ternationalen
W o o d s - S y s t e m s beschränkte sich allerdings
Autonomieverlust
dem
defizitäre
—» Kapitalmärkte
Zusammenbruch
des
seit
Bretton
Woods-Systems spielt der I W F bei der
Länder, denen er Zahlungsbilanzkredi-
Behebung von —> Zahlungsbilanzun-
171
Internationaler Währungsfonds
gleichgewichten der kreditwürdigen Länder praktisch keine Rolle mehr. Entsprechend werden die wichtigen währungspolitischen Entscheidungen, trotz der weiterhin stattfindenden jährlichen Konsultationen der 'Article IV Missions' zur Überwachung der Wechselkurspolitik der Mitglieder, nicht mehr im oder mit dem IWF gefällt, sondern bei Treffen der Gl ζ. B. auf den —> Weltwirtschaftsgipfeln (—> Plaza-, -¥ Louvre-Accord). Die Bedeutung des Fonds reduzierte sich für diese Länder de facto auf die Rolle eines 'think tank' mit wichtigen Veröffentlichungen: World Economic Outlook, International Financial Statistics, nicht veröffentlichte Reports der 'Article IV Missions'. Demgegenüber ist die Bedeutung des IWF für die —> Entwicklungsländer seit den 70er Jahren sogar gewachsen. Viele Entwicklungsländer versuchten auch nach dem Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems den Konvertibilitätsproblemen ihrer Währungen durch stufenflexible Wechselkurse zu einer internationalen Reservewährung oder einem Währungskorb zu begegnen. Diese Länder behielten in der Folge von Inflationsdifferentialen und in einem internationalen Umfeld stärker schwankender internationaler Wechselkurse einen großen Bedarf nach Zahlungsbilanzkrediten des IWF. Die Ölkrisen und später die —» Verschuldungskrise verstärkten diesen Bedarf. Um den Notwendigkeiten von Strukturveränderungen und längerfristigen
Entwicklungsmöglichkeiten, die vom IWF im Einklang mit der Weltbank als bezeichnet 'structural adjustment' werden, in diesen Ländern Rechnung zu tragen, wurden 1974 die kurzfristigen Kreditinstrumente des Fonds um die 'Extended Fund Facilities' (EFF) mit einer Laufzeit von 4 bis 10 Jahren (seit 1979) erweitert (1994: $6,5 Mrd.). 1976 legte der IWF sogar einen in den Konditionen der Kreditvergabe der IDA ähnlichen 'Trust Fund' auf, aus dem er mit den Erträgen der Verkäufe seiner nun mehr weitgehend überflüssigen Goldreserven niedrig verzinste oder zinsfreie Kredite vergab. 1987 wurden die EFF um die '(Enhanced) Structural Adjustment Facilities' (SAF und ESAF 1994: $5,8 Mrd.) zur Unterstützung der ärmeren Kreditnehmer erweitert, die den Trust Fund weitgehend ablösten. Im Gefolge der Verschuldungskrise erweiterte der IWF auch seine wirtschaftspolitischen Aktivitäten. Der Fonds spielte vor allem bei der Ausarbeitung von konzertierten Umschuldungsprogrammen mit den privaten Gläubigern (überwiegend internationale Banken) der zahlungsunfähigen Länder eine wichtige Rolle. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die bilanzgerechte Umschuldungen und Abschreibungen zur Stabilisierung der internationalen Banken im Mittelpunkt stand (—» Baker-Plan) und obwohl für die Zahlungsfähigkeit der Krisenländer nur wenig oder nichts erreicht wurde, geriet der IWF mit seinen Programmen
172
Internationaler Währungsfonds
in
den
Entwicklungsländern
immer
wird zum gegenwärtigen 50. Geburts-
stärker auf das Terrain seiner S c h w e -
tag intensiv geführt. Bereits während
sterorganisation
Der
der Gründungskonferenz soll Keynes
Fonds konzentrierte sich immer stär-
bemerkt haben, daß der Fonds als in-
ker auf die langfristige Finanzierung
ternationale Clearing Stelle besser eine
und die wirtschaftspolitische (Zwangs)
Bank und die Weltbank als Entwick-
Beratung zur Reduzierung der Schul-
lungsinstitution besser ein Fonds sein
denlast (—» Brady-Plan). Gleichzeitig
sollte. Inzwischen haben beide Orga-
wurde die Beratung in geld- und wäh-
nisationen jeweils Teile der ursprüng-
rungspolitischen Fragen zu einer um-
lich festgelegten Aufgaben der ande-
fassenden wirtschaftspolitischen
Ak-
ren übernommen. In diesen gemisch-
tivität
ein-
ten Rollen besitzt der Fonds gegen-
—> Weltbank.
(Technical
Assistance)
schließlich der Beratung und Mitwir-
über der Weltbank den Vorteil
kung in Fragen der Fiskalpolitik und
größeren Unabhängigkeit von den je-
der
der institutionellen wie admistrativen
weiligen Marktbedingungen, während
Ordnung ausgebaut. Für die Entwick-
die Weltbank ein wichtiger (Kapital-
lungsländer wurde die Durchführung
markt-) Makler für viele Länder mit
eines ' P r o g r a m m s ' mit dem I W F zu
Zahlungsbilanzschwierigkeiten gewor-
einer wesentlichen K o m p o n e n t e ihres
den ist.
'Rating' f ü r weitere Kredite durch die internationalen Finanzmärkte. Auch in den Ländern der ehemaligen Sowjet-
Literatur:
union, Mittel- und Osteuropas (—» Mit-
Bretton
tel- und osteuropäische
Woods
Commission
(Hrsg.)
Reformstaa-
(1994): Bretton Woods: Looking to the
ten) hat der Fonds in dieser Position
Future. Commission Report, Staff Re-
eine weit über die Finanzhilfen
view,
im
Rahmen einer 'Systemic Transforma-
Woods
tion Facility' (seit 1993; 1994: $3,9 Mrd.) hinausgehende Integration in das stem
und
dem
Bretton
Washington
(DC). Deutsche Bundesbank (1992): Interna-
Weltwährungssy-
tionale Organisationen und Gremien im
Transformationsprozeß gen
Papers.
Commission:
der
damit
Rolle bei
Background
verbundenen der
Bereich von Währung und Wirtschaft.
ehemali-
Sonderdrucke der Deutschen Bundes-
Planwirtschaften gewonnen (—>
bank, Nr. 3.
Transformationspolitik).
Polak, Jaques J. (1991): The Changing
Die Z u k u n f t des I W F wird in starkem
Nature of IMF Conditional ity, Prince-
M a ß von der genaueren Definition sei-
ton University, International
ner Rolle als —» internationaler Orga-
Section, Essays in International Finan-
nisation in Abgrenzung zur Weltbank
ce, No. 184.
bestimmt sein. Die Diskussion darum
173
Finance
Internationalisierung
Polak, Jacques J. (1994): The World Bank and the IMF. A Changing Relationship. Brookings Institution: Washington (DC).
einen Markt beziehungsweise in einen Wirtschaftsprozeß zum Zweck der Veränderung von relativen Preisen. Im Bereich der internationalen Währungsbeziehungen bezieht sich der Begriff vornehmlich auf politische Maßnahmen zur —» Stabilisierung der —> Wechselkurse. Dies geschieht durch den Ankauf oder Verkauf von Devisen (—» Devisenmarktinterventionen) oder generell Eigen- oder Fremdwährungsfinanztiteln durch die —> Zentralbank. In Systemen fester Wechselkurse wie dem —> Währungsregime von Bretton Woods (—» Bretton-Woods-Abkommen) oder dem —> Europäischen Währungssystem der —» Europäischen Union sind die Notenbanken verpflichtet, Interventionen vorzunehmen, wenn ein festgelegter —* Interventionspunkt erreicht wird. In Systemen flexibler Wechselkurse sind die Notenbanken nicht zu Interventionen verpflichtet. In der Entwicklungspolitik waren Interventionen im Bereich der —> Ausgleichslager für zentrale Rohstoffe von Bedeutung. Sie sollten die Preise von Rohstoffen stabilisieren, die für die Exporterlöse der —> Entwicklungsländer von zentraler Bedeutung waren. In der —> Europäischen Gemeinschaft und der Europäischen Union dienen Agrarmarktinterventionen als eine Form der Subvention von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (—» Agrarmarktordnung).
Martin Schulz Internationalisierung Der Begriff der Internationalisierung bezeichnet die zunehmende, durch die fortschreitende weltwirtschaftliche —» Integration bedingte Kalkulation globaler und internationaler ökonomischer Zusammenhänge durch die Wirtschaftssubjekte. Dies führt ebenso zu einer weltweiten Suche nach Industriestandorten wie auch an einem international diversifizierten Portfolio der Vermögensbesitzer. Wirtschaftspolitisch betrachtet bedingt die Internationalisierung eine schwindende Autonomie der wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Staaten. Dieser, auch unter dem Stichwort der Standortkonkurrenz (—> Standortwettbewerb) diskutierte Prozeß hat erwünschte, aber auch unerwünschte Effekte. Erwünscht sind in der Regel die Zunahmen der Konkurrenz zwischen global operierenden —> multinationalen Konzernen, wenn damit der Verlust von nationalen Monopolen verbunden ist. Unerwünscht ist hingegen der mit dem Standortwettbewerb verbundene —> Deregulierungswettlauf. Intervention
Interventionen können entweder diskretionär oder regelgeleitet vorgenommen werden. Ihre Wirkung und
Unter einer Intervention versteht man allgemein den Eingriff eines Staates in
174
Interventionspiinkte
den Markttransaktionen zu. Dies gilt auch für —> multinationale Unternehmen. In den USA liegt der Anteil des Handels zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften am gesamten amerikanischen —> Außenhandel bei über einem Drittel. Er ist vor allem bei technologie- und humankapital-intensiven Produkten zu finden. Der größte Teil des Intra-Firmen-Handels der USA ist zugleich intraindustriell, z.B. US-amerikanische versus kanadische Autos, während er in Japan —> interindustriell ist. Inter-industriell ist der Intra-Firmen-Handel z.B., wenn die Muttergesellschaft von ihren Töchtern Erdöl zur Weiterverarbeitung bezieht. Der Intra-Firmen-Handel erschwert die Eingriffsmöglichkeiten der Wirtschaftspolitik, kann andererseits aber die internationale —> Liberalisierung fördern. Untemehmensinterne Verrechnungspreise (häufig aus steuerlichen Gründen gesetzt) können die Transparenz über das Ausmaß der Handelsbeziehungen verringern.
Nützlichkeit ist umstritten. Interventionen können aber immer dann als probates wirtschaftspolitisches Instrumentarium angesehen werden, wenn sie dazu dienen, Marktimperfektheiten zu beseitigen oder zu verringern. Ihre Wirkung ist dann groß, wenn sich mit ihrer Hilfe das ökonomische Kalkül und die Erwartung der Wirtschaftssubjekte verändert. Interventionspunkte Interventionspunkte bezeichnen in Systemen fester —» Wechselkurse die Grenzen, innerhalb derer sich der Wechselkurs zwischen zwei Währungen um eine politisch festgelegte —> Paritat frei bewegen darf.
Werden die Interventionspunkte erreicht, sind die Staaten beziehungsweise die Notenbanken zu —> Interventionen verpflichtet. A m oberen Interventionspunkt soll eine weitere —» Abwertung, am unteren eine weitere —> Aufwertung der eigenen Währung verhindert werden.
Intra-industrieller Handel In der traditionellen Theorie Handelsbeziehungen
stehen
zwischen
ver-
schiedenen Sektoren zweier Länder im Mittelpunkt (Tuche gegen Wein im Ricardo-Beispiel).
Man
vom inter-industriellen
spricht Handel,
sich durch das —> Theorem
Intra-Firmen-Handel
parativen
Kosten
der
hier der kom-
und das —> Heck-
Mit zunehmender Unternehmensgröße
scher-Ohlin-Theorem
nimmt der Anteil der Transaktionen
Mehr und mehr setzt sich vor allem
innerhalb der Unternehmen gegenüber
zwischen
175
erklären
strukturell ähnlichen
läßt. Län-
Investitionsentscheidungen
dem der intra-industrielle Handel durch, bei dem Länder gleiche oder zumindest ähnliche Güter miteinander tauschen (Autos gegen Autos, Büromaschinen gegen Büromaschinen). Auch wenn die Unterscheidung nicht immer eindeutig ist (Aggregationsprobleme, die Abgrenzung erfolgt nach der —» Standard Industriai Trade Classification), ist nicht zu leugnen, daß ähnliche Technologien und Faktorausstattungsrelationen bestimmend sind. Ob hier dies allerdings - wie viele Ökonomen meinen - bedeutet, daß die genannten Theoreme, und insbesondere das Faktorproportionentheorem, nicht mehr anwendbar sind, ist vor allem dann strittig, wenn mehr als zwei Faktoren verwendet werden und wenn man bedenkt, daß es beim Heckscher-Ohlin-Theorem nicht darauf ankommt, daß sich die Faktorproportionen zwischen den Handelspartnern stark unterscheiden, sondern daß sie sich überhaupt unterscheiden. Gleichwohl ist nicht zu bestreiten, daß zur Erklärung des Handels weitere Erklärungshypothesen herangezogen werden müssen. Man betont insbesondere Nachfrageunterschiede (Käufer präferieren z.B. Renaults, andere BMW's) die auch auf (monopolistisch bedingte) Produktdifferenzierungen durch Unternehmer zurückgeführt werden können.
wiederum monopolistische Strategien ermöglichen. Auf jeden Fall ist stärker als beim inter-industriellen Handel eine Vielzahl von Faktoren zu beachten, die für die Standortentscheidungen von Unternehmen von Bedeutung sind. Investitionsentscheidungen Im Kontext internationaler Wirtschaftsbeziehungen zielen Investitionsentscheidungen auf den Auf- oder Ausbau von Wertschöpfungsprozessen international operierender Unternehmen im Ausland ab. Die in diesem Zusammenhang interessierenden Fragestellungen können sich auf das Wie, Wo, Warum und Wann der Investition erstrecken und werden von unterschiedlichen Theorien zu beantworten versucht, die sowohl aus der Sphäre der Betriebswirtschaftslehre als auch der Volkswirtschaftslehre stammen. Den bisher umfassendsten Ansatz zur Erklärung von Investitionen —» multinationaler Unternehmen im Ausland liefert John H. Dunning mit dem sog. 'Eklektischen Paradigma': Investitionsentscheidungen hängen demgemäß von vier notwendigen und hinreichenden Bedingungen ab. So müssen Wettbewerbsvorteile des Investors, Marktunvollkommenheiten und daraus resultierende Internalisierungsvorteile im Zuge der Investition, Standortvorteile des Gast- und Heimatlandes sowie die Kompatibilität der Investition mit unternehmensstrategischen Überlegungen berücksichtigt
Oftmals spielen beim intraindustriellen Handel Vorteile aus steigenden Skalenerträgen eine Rolle, die zur Unternehmenskonzentration beitragen und
176
Investitionsschutzabkommen
und
zur
Entscheidungskonfiguration
verdichtet werden. Analyse
dieser
Eklektischen
Mit
Hilfe
Komponenten
Paradigma
lassen
tionen
(—» Direktinvestitionen)
exi-
einer
stiert derzeit nicht; allerdings enthält
des
die Internationale Konvention über die
sich
Beilegung von Investitionsstreitigkeiten
neben der Entscheidung zur —» Direk-
(ICSID, 1965) verbindliche
tinvestition auch Lizenzvergabe
tungsregeln,
und
falls
ein
Schlich-
Investitions-
—> Export als alternative Formen der
schutzabkommen
Marktpenetration im Ausland erklären.
dere die Bundesrepublik Deutschland
vorliegt.
Insbeson-
Die Investitionsentscheidung als sol-
hat daher ein weitreichendes Netz sol-
che wird jedoch vor dem Hintergrund
cher Verträge mit —> Entwicklungs-
rationalen
ländern geschaffen.
Verhaltens
der
Entschei-
dungsträger gesehen und darüber hinaus keiner gesonderten
Betrachtung
Literatur:
unterzogen. Mit dem Anspruch einer allgemeingültigen se
von
Banz, Michael (1988): Völkerrechtlicher
Erklärungshypothe-
Eigentumsschutz
Investitionsentscheidungen Elemente
Investitions-
schutzabkommen. Duncker und Hum-
müßte das Eklektische Paradigma um behavioristische
durch
blot, Berlin.
ergänzt
Karl, Joachim (1994): Neue Entwicklun-
werden. Damit wäre der interdiszipli-
gen beim Internationalen Investitions-
näre Charakter einer Erklärung Investitionsentscheidungen
von
schutz. In: Recht der Internationalen
realisti-
Wirtschaft, 40. Jg., S. 809-817.
scherweise um psychologische und so-
ISO
ziologische Elemente erweitert.
Abk. für die Internationale StandardiLiteratur:
sierungsorganisation (International Or-
Dunning, John H. (1993): Multinational
ganization for Standardization)
Enterprises and the Global Economy.
ITO
Addison-Wesley, Reading.
Abk. der —> Internationalen
Investitionsschutzabkommen Investitionsschutzabkommen sind bila-
ganization)
terale A b k o m m e n , in denen ein Staat
ITU
gegenüber einem anderen Staat Schutz vor
entschädigungsloser
Handel-
sorganisation (International Trade Or-
Enteignung
Abk. f ü r die Internationale Telekom-
von Kapitalanlagen aus diesem Staat
munikations Union (International Te-
und (meistens) Transfer der Gewinne
lecommunication Union)
und Liquidationserlöse garantiert. Ein umfassendes multilaterales Regelwerk für den Schutz ausländischer Investi-
177
J Importwert
J-Kurven-Effekt
Zum
Der J - K u r v e n - E f f e k t beschreibt
in
anderen
Inlandswährung bestehen
zu.
Hemmnisse
den
wie persönliche Präferenzen und man-
zeitlichen Anpassungsprozeß der Lei-
gelnde Informationen, die eine rasche
stungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) in-
Substitution
folge einer —» Abwertung der inländi-
schen Güter erschweren.
schen W ä h r u n g .
zugunsten
der
inländi-
Marshall-Lemer-Bedingung
Joint Ventures
erfüllt, so bewirkt eine Abwertung in-
Joint Ventures
nerhalb
nehmen) entstehen aus der auf Dauer
Ist die
einer
komparativ-statischen
(Gemeinschaftsunter-
Analyse über Preis- und Mengeneffek-
angelegten
te eine Verbesserung der heimischen
mehrerer Unternehmen aus verschie-
Leistungsbilanz. A u f g r u n d einer ver-
denen Ländern an der Gründung eines
zögerten
dritten Unternehmens. Gründe für die
Reaktionsgeschwindigkeit
Beteiligung
zweier
oder
bei der Anpassung der Entscheidungen
Bildung eines Gemeinschaftsunterne-
und Handlungen an die veränderten
h m e n s statt einer
Marktbedingungen
an einer im Ausland gelegenen Be-
kommt
es
aber
lOOvH-Beteiligung
vorübergehend zu einer Verschlechte-
triebstätte
rung der Leistungsbilanz.
sind zum einen innerbetriebliche Eng-
Graphisch
oder
Tochtergesellschaft
resultiert hieraus ein j-förmiger An-
pässe
passungspfad.
unzureichende Verfügbarkeit von ent-
Risikofurcht,
sendungsfähigem Personal) und zum
Verantwortlich für diese Anpassungsverzögerungen
(Kapitalmangel,
anderen
sind zum einen ver-
in
der
Gesetzgebung
des
Gastlandes zu suchen. Gemeinschafts-
tragliche Vereinbarungen, durch die die Preise und Mengen für eine be-
unternehmen in —> Entwicklungslän-
stimmte
festgelegt
dern sind gekennzeichnet durch einen
sind. Erfolgt die Preisabsprache bei
Kapital- und —» Technologietransfer
Zeit
verbindlich
Exportgütern in Inlandswährung und
von Unternehmen aus einem Industrie-
für Importgüter in Auslandswährung,
oder
so ergibt sich durch die Abwertung
während der Partner lokal verfügbare
keine Veränderung des Exportwerts in
Sachwerte einbringt Die Entwicklungs-
Inlandswährung; dagegen nimmt der
länder haben lange Zeit aus Furcht vor
178
einem
fortgeschrittenen
Land,
Joint Ventures
einer Übermacht ausländischer Unternehmen nur Beteiligungen zugelassen, an denen einheimische Partner mit Stimmenmehrheit beteiligt sind. Die weite Verbreitung von Gemeinschaftsunternehmen auch zwischen Unternehmen in Industriestaaten und in osteuropäischen Transformationsstaaten (—> Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten) beruht aber auch darauf, daß für Gemeinschaftsunternehmen staatlich festgelegte Vertragsnor-
men nicht bestehen. Deshalb hat sich eine Vielfalt von Kooperationsformen unter dem Namen von Gemeinschaftsunternehmen herausgebildet entsprechend der Zielsetzung und der Ausgangslage der beteiligten Betriebe. Die Aushandlung von Joint Ventures ist üblicherweise zeitaufwendig und verlangt Voraussicht, um mögliche Konfliktfalle zu vermeiden oder in einem geordneten Verfahren beizulegen.
179
κ schränkten —» Konvertibilität der inländischen Währung (aufgrund von —» Kapitalverkehrskontrollen oder staatlicher Devisenbewirtschaftung) und (3) einer erwarteten oder bereits fortschreitenden erheblichen Inflation im Inland und einer erwarteten —» Abwertung der inländischen Währung. Das Fluchtkapital fließt bevorzugt in politisch sichere Länder und stabile Währungen, etwa in die Schweiz. Die Messung der Kapitalflucht bereitet erhebliche Schwierigkeiten insbesondere in der Abgrenzung gegenüber normalen Kapitalexporten (—» Kapitalverkehr). Daher ist man häufig auf Schätzungen angewiesen. Der Umfang der Kapitalflucht allein aus Lateinamerika wird für die Jahre von 1973-1985 auf ca. 151 Mrd. US-Dollar geschätzt. Kapitalflucht führt zu allokativen und distributiven Verzerrungen. Als Beispiel für erstere können verstärkte Wechselkursschwankungen (—> Fluktuation von Wechselkursen und Kapitalmangel, als Beispiel für zweiteres Verringerung der Steuerbasis genannte werden. Kurzfristig verschlechtert sich die Zahlungsfähigkeit und langfristig die Verschuldungssituation (—> Verschuldung) des betroffenen Landes. Erfolgreiche Maßnahmen zur Vermei-
Kapitalbewegungen —»Kapitalverkehr, internationaler Kapitalbilanz —» Zahlungsbilanz Kapitalertragsbilanz Die Kapitalertragsbilanz ist eine Teilbilanz der Dienstleistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz), in der die Erträge aus im Ausland investiertem Vermögen erfaßt werden. In der Kapitalertragsbilanz wird das Entgelt für die durch den Faktor Kapital im Ausland erbrachten Leistungen ausgewiesen. Kapitalflucht Unter Kapitalflucht versteht man den Transfer von liquiden Mitteln ins Ausland bzw. in eine andere Währung, der nicht primär auf Renditeüberlegungen, sondern
auf
Sicherheitsmotiven
be-
ruht. Die Ursachen der Kapitalflucht liegen vor allem in ( 1 ) der allgemeinen politischen Unsicherheit und im fehlenden
Vertrauen
in
die
staatliche
Wirtschaftspolitik (z.B. bei drohenden Enteignungsmaßnahmen, bzw.
konfiskatori scher
überhöhter Besteuerung
(auch: Steuerflucht) und weitverbreiteter
Korruption),
(2)
einer
einge-
180
Kapitalmärkte, internationale
dung müssen an den Ursachen anset-
lierungen sondern beruhen auf den, zwischen Schuldner und Konsortium getroffenen Vereinbarungen und den Einflüssen der herrschenden Marktgegebenheiten. In der Regel werden Euroanleihen in den Währungen denominiert, in denen regelmäßig Geldund Kapitaltransaktionen abwickelt werden.
zen. Daher sind vornehmlich die allgemeinen
Rahmenbedingungen
(d.h.
die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung) zu verbessern und das Vertrauen in die (Wirtschafts-) Politik des Landes zu stärken. Kapitalmärkte, internationale Internationale Anleihemärkte, respektive internationale Kapitalmärkte zerfallen in zwei Kategorien - die nationalen Kapitalmärkte für Ausländer und die Eurokapitalmärkte, mit den dazugehörigen Emissionstypen Auslandsanleihen bzw. Euroanleihen (—> Finanzmärkte, internationale). In beiden Fällen handelt es sich um die A u f n a h m e von Fremdkapital im Ausland bzw. außerhalb des betreffenden Währungsgebietes. Die erste Kategorie bezeichnet im wesentlichen modifizierte, nationale Kapitalmärkte, deren internationaler Charakter durch ausländische Schuldner bestimmt wird. Durch die abgestimmte Kontrolle nationaler Aufsichtsorgane und Behörden sind diese Märkte reguliert (—» Baseler Konkordat; —> Baseler Akkord). Bei der zweiten Kategorie, den Eurokapitalmärkten, bzw. Eurobondmärkten werden sogenannte Euroanleihen von Konsortien aus Banken und Emissionshäusern garantiert und übernommen und international weiterverkauft. Reine Euroanleihen, die ausschließlich außerhalb des betreffenden Währungsgebietes piaziert werden, unterliegen keinen Regu-
Die Gründe für die Inanspruchnahme internationaler Anleihemärkte richtet sich vorwiegend nach der Intention des Anleihenehmers. Während der private Sektor mit der Begebung einer Auslands- oder Euroanleihe vorwiegend die Finanzierung konkreter kommerzieller Vorhaben verfolgt, dienen selbige beim öffentlichen Sektor der Aufstockung von —» Währungsreserven, dem Ausgleich der —> Zahlungsbilanz sowie der Finanzierung staatlicher Projekte. Zu den Investoren zählen sowohl private Anleger als auch institutionelle Investoren, wie Versicherungs-, Treuhand- und Vermögensverwaltungsgesellschaften, Pensionsfonds und in Wertpapieren anlegende Investmentfonds. Kapitalverkehr, internationaler Alle Transaktionen zwischen in- und ausländischen
Wirtschaftssubjekten,
die das Niveau und/oder die Struktur der Nettoauslandsposition (= Saldo der Forderungen
und
Verbindlichkeiten)
einer Volkswirtschaft verändern. Ihre statistische Erfassung erfolgt mit mindestens einer Buchung in der Kapitalbilanz im weiteren Sinne. Aufgrund
181
Kapitalverkehr, internationaler
der d o p p e l t e n V e r b u c h u n g von T r a n s aktionen
bedarf
einer
sifikationen des internationalen K a p i -
Gegenbu-
talverkehrs erfolgen nach d e r Art des
c h u n g . G e h e n internationale Kapital-
G l ä u b i g e r s bzw. Schuldners (Kreditin-
b e w e g u n g e n mit
es
Leistungstransaktio-
stitute, U n t e r n e h m e n und Privatperso-
nen e i n h e r (z.B. Finanzierung von A u -
nen
ßenhandelsgeschäften),
eine
theoretischer Perspektive w i r d g e m ä ß
G e g e n b u c h u n g in der Leistungsbilanz
d e m Motiv des internationalen K a p i -
(—» Z a h l u n g s b i l a n z ) . In d i e s e m
talverkehrs die U n t e r s c h e i d u n g in au-
erfolgt
ä n d e r t sich die H ö h e der
Fall
Nettoaus-
t o n o m e u n d induzierte
landsposition. H a n d e l t es sich hingegen
um
reine
sowie öffentliche Stellen).
Aus
Kapitalbewe-
g u n g e n v o r g e n o m m e n . Erstere e r f o l -
Finanztransaktionen
gen
unabhängig
von
der
Zahlungs-
(z.B. P o r t f o l i o u m s c h i c h t u n g e n ) , so er-
bilanzsituation einer V o l k s w i r t s c h a f t ,
folgt die G e g e n b u c h u n g in der —> K a -
w ä h r e n d letztere mit der Intention d e s
pitalbilanz, so d a ß sich nur die Struk-
Ausgleichs
tur d e r F o r d e r u n g e n und Verbindlich-
vorgenommen werden.
keiten verändert.
In der traditionellen, n e o k l a s s i s c h ge-
Gemäß
der
werden
internationale
prägten realen
Zahlungsbilanzstatistik
Änderung
ab
Kapitalbewe-
der
1995
Balance of P a y in —»
preise
bzw.
(Realzinsen)
Grenzproihrerseits
unterschiede
(—»
Heckscher-Ohlin-
T h e o r e m ) oder divergierende P r o d u k -
d e n d e n w e r t e n , Investmentzertifikaten,
tionstechnologien, aber auch auf n a c h -
Wert-
p a p i e r e n , Geldmarktpapieren und
Kapitalnutzungs-
tige Faktoren w i e Faktorausstattungs-
Wertpapieranla-
festverzinslichen
un-
terschiedliche reale
z u r ü c k g e f ü h r t werden auf a n g e b o t s s e i -
gen ( K ä u f e und V e r k ä u f e von D i v i langfristigen
internationaler
duktivitäten. D i e s e k ö n n e n
m e n t s M a n u a l des —» Internationalen Direktinvestitionen,
Außenwirtschaftstheo-
K a p i t a l b e w e g u n g e n insbesondere
umgesetzten)
W ä h r u n g s f o n d s unterschieden
Zahlungsbilanz
f u n g i e r e n als U r s a c h e
Zahlungsbilanzsyste-
matik g e m ä ß d e m
—>
rie (—> T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t )
g u n g e n nach der jüngsten (in der B u n desrepublik
der
frageseitige Faktoren wie u n t e r s c h i e d -
Fi-
liche P r ä f e r e n z e n .
nanzderivaten; —> Portfolioinvestition e n ) u n d K r e d i t g e w ä h r u n g e n . Die zu-
L a n g f r i s t i g e Ertragsüberlegungen spie-
vor geltende U n t e r s c h e i d u n g
len auch bei Direktinvestitionen
in d e n
eine
k u r z - und langfristigen Kapitalverkehr,
Rolle,
die w e g e n Prolongations- und Substi-
reale G e g e b e n h e i t e n wie I n f o r m a t i o n s -
tutionsmöglichkeiten
unvollkommenheiten
zwischen
den
wobei
die
Erklärungsansätze oder
die
Exi-
A n l a g e a r t e n o h n e h i n ökonomisch pro-
stenz von Transaktionskosten abzubil-
blematisch
weitgehend
d e n versuchen. Direktinvestitionen im
a u f g e g e b e n und gilt n u n m e h r nur n o c h
war,
wurde
A u s l a n d werden dann getätigt, w e n n
für d e n Kreditverkehr. Weitere K l a s -
U n t e r n e h m e n über f i r m e n s p e z i f i s c h e s
182
Kapitalverkehr, internationaler
Wissen verfügen, dessen
Verwertung
Portefeuilles g e m ä ß den
Präferenzen
a u f g r u n d der s p e z i f i s c h e n E i g e n s c h a f -
der A n l e g e r z u s a m m e n s t e l l e n .
Zins-
ten dieses W i s s e n s u n d d e s daraus re-
oder
dann
sultierenden M a r k t v e r s a g e n s n u r u n -
e b e n s o zu internationalen
ternehmensintern
w e g u n g e n wie Ä n d e r u n g e n d e r H ö h e
möglich
w e n n zusätzlich b e s o n d e r e
ist,
und
Standort-
Risikoänderungen
führen
Kapitalbe-
des aufzuteilenden F i n a n z v e r m ö g e n s .
vorteile des A u s l a n d s h i n z u k o m m e n .
Betrachtet
Im
internationalen K a p i t a l v e r k e h r s aus al-
internationalen
Wertpapierhandel
u n d Kreditverkehr, der s o w o h l
kurz-
man
die W i r k u n g e n
des
lokativer Perspektive, s o ergibt
sich
als auch langfristiger N a t u r sein k a n n ,
infolge der K a p i t a l b e w e g u n g e n
unter
spielen i n s b e s o n d e r e Z i n s - u n d S w a p -
V e r n a c h l ä s s i g u n g von externen E f f e k -
sätze, Anlagerisiken und W e c h s e l k u r s -
ten eine A n g l e i c h u n g der Kapitalrendi-
ä n d e r u n g s e r w a r t u n g e n eine Rolle a l s
ten und insofern eine T e n d e n z
Determinanten d e s internationalen K a -
optimalen Einsatz des weltweiten K a -
pitalverkehrs. A k t e u r e a u f internatio-
pitalstocks.
nalen —> F i n a n z m ä r k t e n k ö n n e n dabei risikolose
Die
—> A r b i t r a g e g e s c h ä f t e (Zins-
zur
Erfüllung
der
ren mit d e m —> W e c h s e l k u r s s y s t e m und den sich daraus ergebenden unter-
aber auch (insbesondere in der kurzen
schiedlichen
Frist) spekulative M o t i v e im Kapital-
Kapitalbewegungen
Zins- oder —» W e c h s e l k u r s r i s i k e n ein-
wieweit
resultieren, A n l a g e r i s i k e n zu reduzieren. Mittels der aus der Portfoliotheo-
Wechselkursen
Kapitalexporte
oder
-im-
ven u n d - s o f e m die —> Z e n t r a l b a n k
mit W e r t p a p i e r e n , aber auch Direktin-
keine Neutralisierungspolitik betreibt -
vestitionen b e g r ü n d e n . A u s der bei ei-
die —) Liquidität d e s B a n k e n s y s t e m s .
n e m liberalisierten internationalen K a -
Hierüber w e r d e n
der
löst,
lassen sich bei
die
Zinseffekte
ihrerseits
die
ausge-
gesamtwirt-
schaftliche N a c h f r a g e sowie d a s E i n -
K e n n t n i s der Erträge u n d der Risiken Anlagearten
—> Absorption
verändert. Bei festen
porte die H ö h e der —» W ä h r u n g s r e s e r -
Teile d e s internationalen —> H a n d e l s
d e r einzelnen
Einkommenseffekte
gesamtwirtschaftliche verändern
rie bekannten A r g u m e n t e lassen sich
Anlagemöglichkeiten
hieraus
resultieren h ä n g t d a v o n ab, ob sich die
Bestreben
Palette
zu
die Leistungsbilanz b e e i n f l u s s e n . In-
(ungedeckte
Zinsparität). A n d e r e r s e i t s k ö n n e n K a -
erweiterten
führen
in der Regel
W e c h s e l k u r s r e a k t i o n e n , die ihrerseits
g e g a n g e n w e r d e n , u m hieraus erwarte-
pitalverkehr
Transmissionskanälen.
Bei flexiblen W e c h s e l k u r s e n
verkehr eine Rolle, in d e n e n b e w u ß t
pitalbewegungen aus dem
internationalen
schäftigung und Preisniveau divergie-
gedeckten
Zinsparität beitragen. D a n e b e n spielen
te G e w i n n e zu erzielen
des
Kapitalverkehrs auf E i n k o m m e n , B e -
arbitrage, Devisenarbitrage) tätigen u n d damit
Wirkungen
zum
k o m m e n u n d das Preisniveau gleich-
optimale
gerichtet b e e i n f l u s s e n .
183
Kapitalverkehrskontrollen
Der internationale Kapitalverkehr beeinflußt über diese Wirkungskanäle auch die Effizienz der nationalen Geld- und Fiskalpolitik. Während bei flexiblen Wechselkursen der Geldpolitik eine hohe Wirksamkeit bescheinigt wird, gilt diese bei festen Wechselkursen als relativ wirkungslos. Fiskalpolitische Maßnahmen erweisen sich bei festen Wechselkursen als wirksam, bei flexiblen hingegen als relativ unwirksam. Nicht eindeutig geklärt ist auch die Frage, ob internationale Kapitalbewegungen Wechselkursschwankungen verstärken oder dämpfen.
ken) oder spezifische Transaktionen beschränkt sein oder den gesamten Kapitalverkehr einer Volkswirtschaft betreffen. Zwar gibt es Kapitalverkehrskontrollen, die Realkapitalströme direkt regulieren wie etwa eine Konzessionspflicht für —» Direktinvestitionen. In der Regel zielen Kapitalverkehrskontrollen jedoch auf Finanztransaktionen und beschränken so indirekt den Realkapitaltransfer. Kapitalverkehrskontrollen können als quantitative Restriktionen oder als Steuern auf bestimmte Transaktionen auftreten. Zu ihnen gehören beispielsweise das Verbot für Inländer in ausländischer Währung denominierte Guthaben zu halten, das Verzinsungsverbot für Ausländereinlagen, die Genehmigungspflicht für die Vergabe oder die Aufnahme von Auslandsdarlehen, Restriktionen grenzüberschreitender —» Portfolioinvestitionen (Kauf und Verkauf von Aktien, Obligationen etc.), eine Zinsausgleichssteuer auf Erträge aus Auslandsinvestitionen oder Obergrenzen für offene Positionen der Banken.
Literatur: Black, John/ Dunning, John H. (1982): International Capital Movements. Macmillan: London. International Monetary Fund (1993), Balance of Payments Manual, 5th ed., Washington D.C. Schröder, Jürgen (1978): Kapitalbewegungen, internationale Π: Theorie und Politik. In: Albers, Willi u.a. (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Bd. 4, Gustav Fischer usw.: Stuttgart u.a., S. 389-404. Dirk
Kapitalverkehrskontrollen sind eher die Regel als die Ausnahme: 1992 hatten von 178 Ländern nur 37 keine Kapitalverkehrskontrollen. Die meisten Kontrollen betreffen Kapitalexporte; prominente Beispiele für Kapitalimportkontrollen sind Schweiz, Japan und Deutschland in den siebziger Jahren und Spanien in den späten achtziger Jahren.
Rübesamen
Kapitalverkehrskontrollen Kapitalverkehrskontrollen staatlichen
Maßnahmen,
sind
alle
die
den
grenzüberschreitenden —» Kapitalverkehr restringieren. Sie können auf bestimmte Akteure
(Banken/Nichtban-
184
Kapitalverkehrskontrollen
Kapitalverkehrskontrollen sind in aller
der F i n a n z i e r u n g
R e g e l ineffizient: Sie verursachen eine
Darüber
Fehlallokation
W e c h s e l k u r s stabilisieren.
Kapital
der
nicht
Verwendung
in
Ressourcen, seine
da
produktivste
fließen kann. D i e s
hinaus
der
Staatsbudgets.
sollen
sie
den —>
Eine - umstrittene - B e g r ü n d u n g f ü r
hat
Kapitalverkehrskontrollen liegt in d e m
n e g a t i v e R ü c k w i r k u n g e n auf das —>
Bestreben, Währungsspekulation
Bruttosozialprodukt
z u d ä m m e n . W ä h r e n d sich —> Finanz-
und
die
Erspar-
ein-
nisbildung entsprechend der Z i n s e l a -
m ä r k t e an n e u e Situationen sofort an-
stizität des Sparens, da im Falle v o n
passen, finden real wirtschaftliche A n -
Kapitalexportbeschränkungen
passungsvorgänge
heimi-
(Produktionsverla-
s c h e s Kapital nun eine geringere R e n -
gerungen,
dite erwirtschaftet. Ist —> T e c h n o l o g i e -
zeitverzögert statt. Die
transfer an internationalen Kapitalver-
chen
k e h r g e b u n d e n e t w a in Form von D i -
zusammen
rektinvestitionen, verringern sich die
V o l u m e n kurzfristig sehr flexiblen Fi-
globalen W a c h s t u m s p o t e n t i a l e weiter.
n a n z k a p i t a l s (sog. 'hot m o n e y ' ) kann
Arbeitskräftewanderungen) unterschiedli-
Anpassungsgeschwindigkeiten mit einem
beträchtlichen
A u ß e r d e m sind Anleger in der W a h l
im S y s t e m flexibler —> W e c h s e l k u r s e
ihres Portfolios beschränkt u n d k ö n -
dazu
n e n nur suboptimale
über sein Gleichgewichtsniveau hinaus
zierung
betreiben.
Risikodiversifi-
Der
Schutz
des
führen,
daß
der
Wechselkurs
schießt (—> O v e r s h o o t i n g ) oder es zu
h e i m i s c h e n Finanzsektors vor auslän-
spekulativen
discher K o n k u r r e n z durch Kapitalver-
Folge, daß realwirtschaftliche Aktivi-
kehrskontrollen
hat
zudem
Blasen k o m m t mit der
negative
täten gestört w e r d e n . Im System fester
Folgen f ü r die Qualität und die K o s t e n
W e c h s e l k u r s e kann h o h e Finanzkapi-
der
Darüber
talvolatilität große Variationen in den
Verwaltungs-
—» W ä h r u n g s r e s e r v e n oder im heimi-
u n d Κ on troll apparat einen i m m e r grö-
schen Z i n s n i v e a u bewirken: U m d e n
ßer w e r d e n d e n Anteil an R e s s o u r c e n ,
h e r r s c h e n d e n W e c h s e l k u r s zu vertei-
die nicht produktiv
digen, m u ß die —> Zentralbank e n t w e -
Finanzintermediation.
h i n a u s verschlingt der
genutzt
werden
können.
der die Kapitalströme sterilisieren oder d e m Spekulationsanreiz durch geeig-
W a r u m also gibt es Kapitalverkehrskontrollen? E s sind vor allem
nete Z i n s s i g n a l e e n t g e g e n w i r k e n (vgl.
poli-
u n g e d e c k t e Zinsparität). Längerfristig
tisch-ökonomische Überlegungen, die zu und
Kapitalverkehrskontrollen Ineffizienzen
bewußt
j e d o c h w e r d e n sich spekulative
führen in
pitalbewegungen
Kauf
nehmen:
Kapitalverkehrskontrollen
dienen der
Einkommensumverteilung
lassen
kaum
und j e wahrscheinlicher
Wechselkursanpassung
Ka-
sterilisieren (—>
eine
Realign-
ment) a n g e s e h e n wird, u m so w e n i g e r
z w i s c h e n Eigentümern der Produkti-
sind Zinssatzdifferentiale in d e r L a g e ,
o n s f a k t o r e n Kapital und Arbeit u n d
185
Kapitalverkehrskontrollen
Abwer-
Zugriff d e s h e i m i s c h e n Fiskus. E f f e k -
tungsverlust ( - 4 A u f w e r t u n g ; —» A b -
tive Kapitalverkehrskontrollen verhin-
w e r t u n g ) a u s z u g l e i c h e n . So kann e i n e
dern diese Steuerhinterziehung u n d er-
einen
Aufwertungsgewinn/
S p e k u l a t i o n s a t t a c k e selbst dann zu ei-
lauben e i n e E r h ö h u n g des Steuerauf-
ner
Prophezeiung
k o m m e n s bzw. eine andere Verteilung
Fundamentaldaten
der Steuerlast zu U n g u n s t e n d e s F a k -
selbsterfüllenden
werden, wenn die im
Ausgangszustand
wicht waren.
im
tors Kapital. Sie sichern ü b e r d i e s —>
Gleichge-
Seignioragegewinne
Kapitalverkehrskontrol-
len sollen diese
des
Staates
R a h m e n der Inflationssteuer.
Überschußvolatilität
im
Beson-
a b b a u e n , i n d e m sie kurzfristige K a p i -
ders (—> Entwicklungs-)
t a l b e w e g u n g e n b e h i n d e r n , langfristige
einer
K a p i t a l b e w e g u n g e n aber u n b e e i n f l u ß t
finanzieren beträchtliche
lassen.
Budgets über die E r h ö h u n g der m o n e -
Längerfristig
wirksame
kehrskontrollen
im
Länder
mit
Steuerverwaltung Teile
ihres
tären Basis mit der Folge, d a ß inflati-
Kapitalver-
können
ineffizienten
o n s b e d i n g t die h e i m i s c h e W ä h r u n g ih-
System
fester W e c h s e l k u r s e dazu dienen, der
re
Regierung eine g e w i s s e A u t o n o m i e in
n e h m e n d verliert. K a p i t a l v e r k e h r s k o n -
der
So
trollen sollen einer resultierende W ä h -
Kapitalverkehrskontrollen
rungssubstitution z u g u n s t e n von har-
im Falle e x p a n s i v e r Geldpolitik zins-
ten W ä h r u n g e n ( ' D o l l a r i s i e r u n g ' ) ent-
induzierte K a p i t a l e x p o r t e , d i e die sti-
g e g e n w i r k e n und s o für eine stabile
Geldpolitik
verhindern
zu
verschaffen:
Wertaufbewahrungsfunktion
zu-
konterkarieren
Steuerbasis sorgen. Sie tragen zur Fi-
w ü r d e n . A h n l i c h e s gilt für m a k r o ö k o -
n a n z i e r u n g des B u d g e t s drittens bei,
mulierende nomische
Wirkung
indem
Anpassungsprogramme.
sie ein
System
regulierter
-
Fehlt einem R e f o r m p r o g r a m m anfäng-
niedriger - Z i n s s ä t z e a u ß e n w i r t s c h a f t -
lich G l a u b w ü r d i g k e i t , s o k a n n die da-
lich absichern. So kann d a s B u d g e t d e -
d u r c h h e r v o r g e r u f e n e —> Kapitalflucht
fizit billig aus h e i m i s c h e r Ersparnis fi-
den
nanziert w e r d e n , d e r h ö h e r e ausländi-
Stabilisierungserfolg
in
Frage
stellen. A b e r auch der u m g e k e h r t e Fall
sche Renditen v e r w e h r t bleiben.
kann
zinsinduzierte
Kapitalverkehrskontrollen, die R e a l k a -
K a p i t a l z u f l ü s s e d e n Erfolg einer A u -
pitalexporte verhindern, verändern die
steritätspolitik g e f ä h r d e n .
Faktorproportionen
Kapitalverkehrskontrollen
relativ allgemeinen B e d i n g u n g e n
eintreten,
Erosion
wenn
der heimischen
sollen
die
Faktorpreise.
Steuerbasis
und
Kapital
damit wird
unter die
relativ
verhindern. D a d a s W o h n s i t z l a n d p r i n -
reichlicher mit d e m E f f e k t , d a ß die
zip in der K a p i t a l e i n k o m m e n s b e s t e u e -
Kapitalrendite sinkt und d e r L o h n s a t z
rung d e facto meist nicht durchsetzbar
steigt. ( I m einzelnen h ä n g e n die E f f e k -
ist, entzieht sich ins A u s l a n d exportier-
te allerdings von der konkreten
tes Kapital
dellspezifizierung ab.) D i e s e M a n i p u -
('Steueroasen')
oft d e m
186
Mo-
Kapital verkehrskon trollen
lation der Faktorpreise kann politisch
legal exportieren, indem
g e w ü n s c h t sein, zumal sie eine weni-
stände (Edelsteine und -metalle etc.)
ger direkte Form der
Umverteilung
und Fremdwährung außer Landes ge-
darstellt. Gibt es bei Lohnsatzrigiditä-
schmuggelt werden (—> Schmuggel).
ten
(z.B. Mindestlohn)
Kapitalman-
Kurzfristige Kapitalexporte bei einer
gelarbeitslosigkeit, können kurzfristig
Abwertungserwartung
sogar
veränderte
positive
Beschäftigungswirkun-
gen von solchen
Wertgegen-
werden
durch
Zahlungsmodalitäten
be-
Kapitalverkehrskon-
wirkt: Importe werden im voraus be-
trollen ausgehen. Längerfristig wird
zahlt, Exporterlöse erst mit Verzöge-
sich aber wegen verringerter Erspar-
rung
nisbildung (s.o.) und der Behinderung
Umgehungsmöglichkeit, besonders für
repatriiert.
Die
bedeutendste
der Geschäftstätigkeit durch die Kon-
verbundene Unternehmen (—> Unter-
trollen die heimische
nehmenskooperation,
Kapitalbildung
eher verringern, so daß
Kapitalver-
internationale;
—> Joint Ventures), liegt jedoch in der
kehrskontrollen langfristig kontrapro-
Fehldeklaration
duktiv sind.
Werden
(Sektorale)
von
Handelspreisen:
beispielsweise
Exporterlöse
Kapitalimportkontrollen
unterdeklariert, so muß nur ein Teil
können industriepolitische Ziele ver-
der erlösten Fremdwährung bei der —>
folgen. Sie verhindern das Eindringen
Zentralbank zum offiziellen K u r s um-
ausländischer Wettbewerber in heimi-
getauscht werden (sog. 'Andienungs-
sche
z w a n g ' ) , der Restbetrag verbleibt auf
Märkte
durch
Errichtung
von
derglei-
einem ausländischen Konto, resultie-
chen und ergänzen so die Handelspro-
rend in einem verdeckten Kapitalex-
tektion
port.
Zweigniederlassungen
und
(—» Protektion)
für
diesen
Sektor. W i e d e r u m ist nicht gesamtge-
Die Wirksamkeit von Kapitalverkehrs-
sellschaftliche Effizienz, sondern die
kontrollen wird ermittelt, indem Ab-
Förderung von Produzenteninteressen
weichungen von der gedeckten Zin-
das Ziel der Politiker, die ihre politi-
sparität
sche Unterstützung zu maximieren su-
Zinssätze mit Eurozinssätzen der glei-
chen.
chen W ä h r u n g verglichen werden. Der
Kapitalverkehrskontrollen
gemessen
bzw.
heimische
empirische Befund zeigt, daß Kapital-
tendieren
dazu, im Zeitablauf immer umfassen-
verkehrskontrollen
der
W i r k u n g verlieren und weniger effek-
und
schärfer
zu
werden.
Der
im Zeitablauf
an
Grund liegt in den zahlreichen Umge-
tiv in entwickelteren Volkswirtschaf-
hungsmöglichkeiten. So können regu-
ten sind. Bei spekulativen
lierte Aktivitäten
sind die Zinssatzdifferentiale kurzfri-
durch
unregulierte
Attacken
stig jedoch auch dort erheblich.
ersetzen werden mit der Konsequenz, werden
Neben der Verhinderung destabilisie-
müssen. Daneben läßt sich Kapital il-
render Spekulation durch nur kurzfri-
daß
auch diese
beschränkt
187
Kapital Verkehrskontrollen
stig wirksame Kapitalverkehrskontrollen liegt der tiefere Grund für Kapitalverkehrskontrollen darin, daß die nationale Politik durch sie ihr Monopol über die Wirtschaftspolitik zurückgewinnen will, die sie durch die enger gewordenen internationalen Arbitragebeziehungen verloren hat. Sie tut das um den Preis eines erheblichen bürokratischen Aufwandes sowohl auf Seiten des kontrollierenden Staates als auch auf Seiten der Privatwirtschaft. Die Vielzahl der aus Kapitalverkehrskontrollen resultierenden Effizienzverluste (Wettbewerbsverzerrungen auf Finanz-, Kapital- und Gütermärkten, aber auch geringere Stabilitätsorientierung nationaler Wirtschaftspolitik) hat ihre Ursache in der reduzierten Disziplinierungsfunktion internationaler Märkte. Uberfällige Anpassungen werden verschleppt oder nicht verwirklicht; miteinander unvereinbare Geld- und Wechselkurspolitiken können länger aufrechterhalten werden. Die fortschreitende Technisierung der Finanzmärkte und Produktdiversifizierung erschweren zunehmend eine effektive Kontrolle des Kapitalverkehrs in entwickelten Volkswirtschaften. Nationale Politik steht vor der Entscheidung, die Kontrollen weiter zu verschärfen um den Preis immer größerer - vor allem dynamischer Effizienzverluste oder eine glaubwürdige, stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik zu betreiben, die der Kontrollen nicht mehr bedarf, und den enger gewordenen Spielraum für nationale
Wirtschaftspolitik
zu
akzeptieren.
Teilweise können Gestaltungsspielräume durch internationale —> Kooperation zurückgewonnen werden. Die meisten —» Industriestaaten haben Kapitalverkehrskontrollen in den siebziger und
achtziger
Jahren
abgebaut;
zu
welchen Teilen dies auf die steigende Einsicht in die Ineffizienz dieser Maßnahmen oder auf die Erkenntnis ihrer schwindenden Wirksamkeit zurückzuführen ist, sei dahingestellt. Literatur: Alesina, Alberto, Vittorio Grilli, und Gian Maria Milesi-Ferretti (1994): The Political Economy of Capital Controls, in: Leonardo Leiderman und Assaf Razin (Hrsg.), Capital Mobility: The Impact on Consumption, Investment and Growth, Cambridge University Press: Cambridge/UK, S. 289-321. Bhagwati, Jagdish (1978): Foreign Trade Regimes and Economic Development: Anatomy and Consequences of Exchange Control Regimes, Ballinger. Cambridge/MA. Dooley, Michael und Peter Isard (1980): Capital Controls, Political Risk, and Deviations from Interest Rate Parity, in: Journal of Political Economy, 88: 37084. Gros, Daniel (1987): The Effectiveness of Capital Controls, in: I M F Staff Papers, 34: 621-42. Mathieson, Donald und Liliana RojasSuarez (1994): Capital Controls and Capital Account Liberalization in Industrial Countries, in: Leonardo Lei-
188
Katastrophenmanagement
derman und Assaf Razin (Hrsg.), Capi-
mittelsicherung, m e d i z i n i s c h e Notver-
tal Mobility: T h e Impact on Consump-
sorgung), d i e Rehabilitationshilfe zur
tion, Investment and Growth,
Cam-
Instandsetzung
bridge
Cam-
und Hilfen z u m W i e d e r a u f b a u . Träger
University
Press:
bridge/UK, S. 329-347.
der
der internationalen
Grundversorgung Katastrophenhilfe
Schulze, Günther (1995): The Political
sind i n s b e s o n d e r e U N - O r g a n i s a t i o n e n
Economy of Capital Controls, Ph.D.
(u.a. U N H C R , das Flüchtlingshilfswerk
Dissertation, Universität Konstanz.
der V N ) , kirchliche H i l f s w e r k e und —>
Günther
G.
Nicht-Regierungsorganisationen.
Schulze
Kaufkraftparität Katastrophenmanagement
1. Einfiihrung.
In der T e r m i n o l o g i e der Vereinten N a tionen ( D e p a r t m e n t of
Die T h e o r i e d e r K a u f -
kraftparität g e h t auf G. C a s s e l zurück,
Humanitarian
obgleich die wichtigsten
Zusammen-
Affairs) umfaßt das Katastrophenma-
h ä n g e dieser T h e o r i e a u c h bereits den
nagement
Frühklassikern b e k a n n t w a r e n . In ihrer
die
Katastrophenvorsorge
u n d die K a t a s t r o p h e n b e w ä l t i g u n g b e -
ursprünglichen F a s s u n g k o m m t diese
ziehungsweise Katastrophenhilfe. Als
T h e o r i e zu d e m E r g e b n i s , d a ß der —»
Katastrophen
werden
mit
W e c h s e l k u r s w (der W e r t der auslän-
Verlusten
Menschenleben,
mate-
dischen W ä h r u n g , a u s g e d r ü c k t in in-
riellen gen
an
Ereignisse
S c h ä d e n o d e r Beeinträchtigunder
Umwelt
bezeichnet,
ländischen
deren
Währungseinheiten,
z.B.
D M / $ ) im G l e i c h g e w i c h t der interna-
U m f a n g die K a p a z i t ä t e n zur Bewälti-
tionalen
g u n g d e r j e w e i l i g e n G e s e l l s c h a f t über-
wobei
steigt. U n t e r s c h i e d e n
zwischen
hältnis des a u s l ä n d i s c h e n Güterpreis-
N a t u r k a t a s t r o p h e n u n d von M e n s c h e n
n i v e a u s (p a ) z u m inländischen Güter-
wird
Kaufkraftparität
entspricht,
die K a u f k r a f t p a r i t ä t a m
Ver-
verursachten K a t a s t r o p h e n , die Tren-
preisniveau (p,) g e m e s s e n wird. Es gilt
n u n g s l i n i e ist nicht eindeutig, da N a -
also f o l g e n d e F o r m e l : w = p / p , .
turereignisse h ä u f i g durch
2. Erklärung.
menschli-
D i e s e r theoretische Zu-
c h e E i n g r i f f e in die Natur mitbedingt
s a m m e n h a n g wird d a m i t erklärt, daß
sind. D i e K a t a s t r o p h e n v o r s o r g e
sich
um-
auf
vollständigen
und
freien
faßt M a ß n a h m e n d e r V o r b e u g u n g , d.h.
M ä r k t e n k e i n e Preisunterschiede
z u m Schutz v o r u n d zur A b m i l d e r u n g
identischen Gütern auf D a u e r halten
der
k ö n n e n . G e h e n w i r z.B. davon
Folgen
von
Katastrophen
(z.B.
bei aus,
d u r c h e r d b e b e n s i c h e r e B a u w e i s e ) so-
d a ß d a s gleiche G u t im A u s l a n d für
wie die V o r b e r e i t u n g für den Fall einer
einen geringeren D M - P r e i s (w · p a ) als
Katastrophe.
Die
Katastrophenhilfe
im Inland e r w o r b e n w e r d e n kann. Als
gliedert sich in die Nothilfe z u r Uber-
Folge dieser internationalen
lebenssicherung (Bergung, Nahrungs-
terschiede steigt die N a c h f r a g e nach
189
Preisun-
Kaufkraftparität
Paßt man diese Annahmen der Realität an, weicht auch im Gleichgewicht der Wechselkurs mehr oder weniger von der Kaufkraftparität ab. 4. Die Rolle von Kapitalbewegungen. Von größerer Bedeutung ist der Umstand, daß der Wechselkurs nicht nur wie in diesem Modell stillschweigend unterstellt wurde - von der Nachfrage nach Importgütern und dem Angebot an Exportgütern bestimmt wird. Devisen werden auch im Zusammenhang mit internationalen Kapitaltransaktionen angeboten oder nachgefragt. Wer z.B. sein Kapital in USA dadurch anlegen möchte, daß er amerikanische Aktien kauft, bedarf hierzu US-Dollar. Er fragt also zunächst Dollar auf den Devisenmärkten nach. Somit ist davon auszugehen, daß die Höhe des Wechselkurses de facto auch von den Kapitalmarkttransaktionen bestimmt wird. In der Realität ist sogar damit zu rechnen, daß der überaus größte Teil der täglichen Devisengeschäfte mit internationalen Kapitaltransfers zusammenhängt, so daß der tägliche Wechselkurs auch immer mehr oder weniger von der Kaufkraftparität abweicht. Trotzdem kann man davon ausgehen, daß auf sehr lange Sicht der Wechselkurs von den Gütermarktverhältnissen und damit von der Kaufkraftparität bestimmt wird. Bei hoher internationaler Kapitalmobilität hängt Richtung und Umfang der internationalen Kapitalströme langfristig von den internationalen Zinsunterschieden ab. Kapital wandert jeweils in die Länder mit den
im Ausland erworbenen Gütern und damit auch die Nachfrage nach ausländischer Währung: Der Wechselkurs und damit auch der DM-Preis dieses Gutes steigt an. Gleichzeitig geht die Nachfrage des Auslandes nach im Inland produzierten Gütern und damit die Nachfrage nach inländischer Währung zurück. Damit können die Ausländer die im Inland produzierten Güter nur noch zu einem höheren Preis (in ausländischen Währungseinheiten ausgedrückt) erwerben. Dies verstärkt jedoch die Tendenz, die mit den Wechselkursen gewichteten internationalen Preisverhältnisse (w · pa, p) einander anzugleichen. Dieser Prozeß wirkt solange, bis alle internationalen Preisunterschiede ausgeglichen sind. 3. Voraussetzungen. Selbstverständlich gilt die These von der Kaufkraftparität nur unter idealtypischen Bedingungen, die in der Realität immer nur annähernd gegeben sind. Die Märkte müssen vollkommen sein. Damit sind Qualitätsunterschiede und unvollständiges Wissen ausgeschlossen. Der internationale Handel darf nicht durch —> Zölle, —> Kontingentierungen oder —> nicht-tarifäre Handelshemmnisse behindert werden. Auch wird von Transaktionskosten des internationalen —» Handels wie Transport- und Versicherungskosten abgesehen. Schließlich wird ein System freier Wechselkurse unterstellt, in dem die Notenbanken auf jegliche —> Intervention auf den Devisenmärkten (—> Devisenmarktinterventionen) verzichten.
190
Kaufkraftparität
höchsten Renditen. Diese Kapitalwanderung baut jedoch gleichzeitig die internationalen Zinsunterschiede ab, so daß sich auf sehr lange Sicht Nachfrage und Angebot nach bzw. an Devisen aus Kapitalgeschäften ausgleichen müssen. Der sehr langfristige Trend im Wechselkurs wird somit nach wie vor von der Kaufkraftparität bestimmt. 5. Die Unterscheidung handelbarer und nicht-handelbarer Güter. Vor allem B. Balassa hat auf eine weitere Schwäche in der ursprünglichen Fassung der Kaufkraftparitätstheorie hingewiesen. Der Wechselkurs kann offensichtlich nur insoweit von den internationalen Preisverhältnissen bestimmt werden, als Güter auch international gehandelt werden können. In der Realität wird ein großer Teil des —» Bruttosozialproduktes im internationalen Handel gar nicht angeboten. Dies gilt insbesondere für die —» Entwicklungsländer, die in einer dualen Wirtschaftsform leben, bei der der größte Teil der Produktion in Eigenwirtschaft erstellt wird und deshalb auch nicht in den internationalen Handel eingeht. In den hochentwickelten Volkswirtschaften ist der Anteil der nichthandelbaren Güter wesentlich geringer. Zwar gibt es auch hier Güter und Ressourcen, die nicht unmittelbar transferiert werden können; dies gilt z.B. für Immobilien (Grundstücke) und für Einzelhandelsgeschäfte. Allerdings wird die Bedeutung dieser nichthandelbaren Güter für die Kaufkraftparität in den hochentwickelten
Ländern oftmals überschätzt, da es für die Gültigkeit der Marktgesetze nicht notwendig ist, daß die einzelnen Güter international 'wandern', es reicht aus, daß die Rechte an diesen Gütern international erworben werden können und dies ist auch bei Rechten an Grundstücken der Fall. 6. Die relative Kaufkraftparitätstheorie. In der Literatur wurde der Versuch unternommen, den oben aufgeführten Kritikpunkten dadurch zu begegnen, daß man nicht mehr mit Hilfe dieser Theorie die absolute Höhe des Wechselkurses, sondern lediglich die Anderungsraten des Wechselkurses (dw/w) zu erklären versucht und diese Anderungsraten im Wechselkurs auf Änderungen in der Kaufkraftparität (dp/p) zurückführt. Es gilt dann folgende Formel: dw/w = f(dp a /p a , dp/p,, τ), wobei τ ein technischer Parameter darstellt, von dessen Höhe es abhängt, in welchem Umfang Wechselkursänderungen auch von anderen Faktoren als der Kaufkraftparität abhängen. Die absolute Kaufkraftparitätstheorie stellt hier ein Spezialfall dieser allgemeineren Theorie dar, sie gilt für den Fall, daß t den Wert 1 erreicht. Literatur: Balassa, B. (1964): The Purchasing Power Parity Doctrine. A Reappraisal. In: Journal of Political Economy. The University of Chicago Press: Chicago/ Dl„ S. 584-596. Barret, R. N. (1981): Purchasing Power Parity and the Equilibrium Exchange
191
Kennedy-Runde
Rate. In: Journal of Money, Credit and Banking, Bd. 13, Ohio State University Press: Ohio, S. 227-233. Officer, L. H. (1982): Purchasing Power Parity and Exchange Rates. Evidence and Relevance. Jai Press: London. Rose, KJ Sauernheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft. 12., Überarb. Auflage, Vahlen: München, S. 177 ff.
dy-Runde nur geringfügige Verbesserungen ergaben. Keynes-Plan Von dem als britischen Unterhändler fungierenden Ökonomen John Maynard Keynes entwickeltes Modell einer Weltwährungsorganisation und eines Weltwährungssystems. Im Unterschied zu dem später als Bretton-Woods-System (—> BrettonWoods-Abkommen) implementierten —» White-Plan sah der britische Vorschlag eine stärkere Beteiligung der kapitalexportierenden Länder bei der Stabilisierung der —> Wechselkurse und eine institutionelle internationale Verrechnungseinheit, den Bancor, vor. Alle unterzeichnenden Staaten sollten gemäß der Vorstellung Keynes' ein Konto bei einer internationalen Organisation besitzen, auf dem sowohl Guthaben als auch Schulden Kosten verursachen würden. Dieses Prinzip sollte zur —> Stabilisierung der internationalen Finanz- und Währungsbeziehungen beitragen. Da die USA in der Nachkriegsphase davon ausgingen, stets ein kapitalexportierendes Land zu bleiben, konnte sich der Keynes-Plan politisch nicht gegen den White-Plan durchsetzen.
Bernhard Kiilp Kennedy-Runde Nach ihrem Initiator John F. Kennedy benannte sechste Verhandlungsrunde des General Agreement on Tariffs and Trade (—» GATT). In den zwischen 1964 und 1967 geführten Verhandlungen wurde zum ersten mal nach der linearen Methode der Zollreduzierung (—> Zölle) verfahren. Während bis dato langwierige bilaterale Verhandlungen über jede einzelne Zollposition die Regel waren, wurde nunmehr ein proportionaler Abbau aller Zollsätze um 50% betrieben. Obwohl dieses Ziel nicht erreicht werden konnte, war die Kennedy-Runde mit einer durchschnittlichen Zollsenkung für Industrieprodukte von mehr als 30% ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur —> Liberalisierung des Welthandels. Zu den Produktbereichen, für die zwischen den 54 Teilnehmerstaaten keine Einigung erzielt werden konnte zählt der Agrarsektor, so daß sich für die —> Entwicklungsländer wie bereits in den vorangegangenen Verhandlungsrunden - aus der Kenne-
Kingston-Konferenz Tagung des Interimsausschuß des —> Internationalen Währungsfonds im Januar 1976 auf Jamaika, auf der den Mitgliedsstaaten die Wahl ihres Währungs- und Wechselkursregimes (—»
192
KoUektivgiiter, internationale
Wechselkurssystem) freigestellt wurde. Die Kingston-Konferenz setzte damit im wesentlichen die nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) bestehende Praxis in gültiges Recht um. Gleichzeitig wurden die —» Sonderziehungsrechte geschaffen, um das Gold als internationales Reservemedium substituieren zu können und die Mehrheitsregelungen wurden vereinfacht.
anderen bereitgestellten Gut zu ziehen, ohne selber einen Beitrag zu leisten. Die Bereitstellung kollektiver Güter über private Märkte ist daher unmöglich, sie muß durch den Staat erfolgen. Aufgabe des Staates ist es dabei erstens, die Nutznießer zur Zahlung eines Kostenbeitrags zu zwingen; es muß zweitens über den öffentlichen Willensbildungsprozeß eine Entscheidung über die Verteilung der Kosten getroffen werden, und es muß drittens im Fall der Existenz mehrerer Kollektivgüter eine Entscheidung über die Verteilung der Mittel auf die verschiedenen Güter erfolgen. Die grundsätzliche Problematik kollektiver Güter ist auch auf die internationale Ebene übertragbar: Internationale Kollektivgüter sind solche Güter, aus deren Existenz alle Staaten einen Nutzen ziehen, zu deren anteiliger Bereitstellung und Erhaltung jedoch der einzelne Staat wegen der free-rider Problematik (—» Trittbrettfahrer) freiwillig nicht bereit ist. Daraus folgt, daß die Welt mit diesen Gütern tendenziell immer unterversorgt ist und es Mechanismen zu finden gilt, die eine Bereitstellung dieser Güter ermöglichen. Als typische internationale Kollektivgüter gelten dabei aus ökonomischer Sicht ein offenes und liberales, auf dem unbedingten —» Meistbegünstigungsprinzip beruhendes Handelssystem, eine internationale Wettbewerbsordnung, ein stabiles System fester —> Wechselkurse, ausreichende internationale —> Liquidität, interna-
Kollektivgüter, internationale Öffentliche oder Kollektivgüter sind dadurch definiert, daß sie nicht-rivalisierend im Konsum sind und der Ausschluß eines Konsumenten vom Konsum dieses Gutes unmöglich ist. Im Gegensatz zum privaten Gut ist der Nutzen aus dem Konsum des Gutes also nicht auf einen bestimmten Konsumenten beschränkt, sondern kommt anderen gleichermaßen zugute. Dabei sind die Grenzkosten, also die Kosten der Zulassung eines zusätzlichen Nutzers, gleich Null, so daß der Ausschluß dieses Nutzers aus Sicht allokativer Effizienz grundsätzlich unnötig ist. Gleichwohl ist auch die Bereitstellung kollektiver Güter mit Kosten verbunden. Allerdings hat wegen der fehlenden Möglichkeit des Ausschlusses keiner der Konsumenten einen Anreiz, sich an der Bereitstellung dieser Güter zu beteiligen; vielmehr besteht ein Anreiz, eine free-rider Position einzunehmen, d.h. Nutzen aus einem von
193
Kollektivgüter, internationale
werden kann, welche Güter internationale Kollektivgüter sind. Es ist daher nötig, andere Mechanismen zu finden, um die Bereitstellung internationaler Kollektivgüter zu gewährleisten. Es ist argumentiert worden, daß sich das Problem eigentlich nur bei wirklich globalen Kollektivgütem stelle, nicht jedoch bei regionalen, da es bei letzteren zu einer Verhandlungslösung im Rahmen einer kleinen Gruppe (z.B. —» Zollunion) kommen könne. In einer kleinen Gruppe steige die Transparenz, d.h. die Kontrolle und Sanktion eines free-rider Verhaltens sei eher möglich, während gleichzeitig die Zahlungsbereitschaft des Einzelnen steige, da er den Nutzen seines Beitrags unmittelbar erkennen und bemessen könne. Es läßt sich jedoch zeigen, daß sich die Spieler gerade in Kleingruppen ihrer strategischen Interaktivität bewußt und daher nicht bereit sind, ihre wahren Präferenzen zu enthüllen. Insofern ist die Kleingruppe per se ohne zusätzliche Elemente keine befriedigende Lösung. Im wesentlichen bieten sich daher für die Bereitstellung internationaler Kollektivgüter zwei Lösungen an: Zum einen ein sog. Hegemonialsystem, zum anderen die Gründung internationaler Organisationen. In ersterem wird das Kollektivgut durch den —> Hegemon bereitgestellt, der einerseits bereit ist, einen überproportionalen Kostenbeitrag zu leisten, andererseits ausreichend große wirtschaftliche, politische und militärische Macht besitzt, um die
tionale Rechtssicherheit sowie eine als befriedigend empfundene Verteilungssituation zwischen den Staaten. Der ökonomisch relevante räumliche Wirkungsbereich ist bei all diesen Gütern größer als der wirtschaftspolitische Zuständigkeitsbereich eines einzelnen Staates. Die Staaten befinden sich hinsichtlich des internationalen Kollektivgutes in einer einem 'prisoners' dilemma' (—> Kooperation, internationale) vergleichbaren Situation, bei der die pareto-effiziente Lösung mangels bindender Sanktionsgewalt nicht realisiert werden kann. Eine Übertragung der oben genannten Probleme bei der Bereitstellung kollektiver Güter auf die internationale Ebene macht die Kernfragen deutlich: Zunächst gilt, daß es auf globaler Ebene keine übergeordnete Instanz gibt, wie sie der Staat im Verhältnis zu seinen Bürgern auf nationaler Ebene darstellt. Vielmehr entsprechen den Bürgern auf internationaler Ebene souveräne Staaten, die in der Regel nicht zu einem Finanzierungsbeitrag, zu einer Teilnahme gezwungen werden können. Ebenso fehlen auf internationaler Ebene die auf nationaler Ebene üblichen Abstimmungsmechanismen (Wahlen, Referenden, Entscheidungen durch Repräsentanten, Bürokraten oder Diktatoren), die über die Kostenverteilung sowie die Verteilung der Mittel auf alternative Verwendungen entscheiden, wobei nicht einmal Einigkeit darüber vorausgesetzt
194
Kollektivgüter, internationale
Einhaltung der Regeln durchzusetzen.
sation
nur dann,
wenn
ihre
Kom-
Problematisch an dieser Variante ist
petenz-Reichweite
und
ihre
Mit-
allerdings,
gliederstruktur d e m
daß
Hegemonialsysteme
des Kollektivgutes entsprechen. Daher
inhärent instabil sind, die Versorgung der
Welt
mit
dem
ist es aus Sicht der Effizienz nötig, die
internationalen
Kollektivgut also nicht stets gesichert
Tätigkeit
der
ist.
konkrete
Aufgabe
Dagegen
sprechen
Internationale Organisationen den
gemeinsamen
dienen
Interessen
Wirkungsbereich
empirische
der
auf
Organisation zu
die
beschränken.
allerdings
Sachverhalte:
zwei Erstens
Mitglieder, ihre Gründung findet daher
steigt die Bereitschaft von Staaten zur
ihre Rechtfertigung in der Theorie in-
Teilnahme, wenn
ternationaler Kollektivgüter. Je nach-
schaft über den Zugang zum Kollek-
dem, wie stark die Bereitschaft der
tivgut hinaus auch ein 'privater', d.h.
mit der
nationalstaatlicher
Mitglied-
Staaten zum Souveränitätsverzicht ist,
rein
wird die Organisation dabei wahlweise
bunden ist. So haben z.B. nur Mitglie-
Nutzen
ver-
mit der Bereitstellung des internationa-
der der —» Internationalen
len Kollektivgutes - und damit auch
gentur, die das Kollektivgut
entsprechender Sanktionsgewalt - be-
internationale Energieversorgung' be-
traut oder lediglich mit der Formulie-
reitstellt, das Recht, in Krisensituatio-
rung gemeinsamer Regeln beauftragt,
nen auf die Notfall-Reserven der IEA
deren
einzelnen
zurückzugreifen. Zweitens zeigt sich,
bleibt.
daß neue Probleme häufig an bereits
Realisierung
Mitgliedsländern
den
überlassen
Der Beitritt zu einer
Energiea'Stabile
bestehende, ursprünglich für
internationalen
gegründete
andere
Organisation stellt für den einzelnen
Zwecke
Staat zum einen eine Form der Selbst-
delegiert werden, die sich als effizient
bindung dar, da er sich den gemein-
erwiesen
samen Regeln unterwirft und damit die
vermeidet nicht nur die Fixkosten der
Bereitschaft signalisiert, auf ein free-
Schaffung einer neuen
haben.
Organisationen
Dieses
Vorgehen
Organisation,
Zum
sondern nutzt v.a. das in der bisheri-
anderen kann die internationale Orga-
gen Zusammenarbeit entstandene Ver-
nisation die Rolle des neutralen Drit-
trauen zwischen den Teilnehmern aus.
rider
Verhalten zu verzichten.
ten einnehmen, der die Realisierung der pareto-effizienten Lösung des 'pri-
Literatur:
soners' dilemma' ermöglicht.
Conybeare, John (1984): Public Goods,
Beim Design der internationalen Organisationen daß
man
globalen
ist zu
zwischen
Prisoners' Dilemmas and the Interna-
berücksichtigen, regionalen
Kollektivgütem
zu
tional Political Economy; in: Interna-
und
tional Studies Quarterly 28,5-22
unter-
Olson, Mancur (1971): The Logic of
scheiden hat. Effizient ist eine Organi-
Collective Action. Cambridge, MA;
195
Komparative Kosten
Olson, Mancur und Richard Zeckhauser
kerwartungen
des —> Internationalen
( 1 9 6 6 ) : An E c o n o m i c Theory o f Allian-
Währungsfonds an ein Land
ces, in: T h e Review o f Economics and
m e n , dem er Kredite gewährt.
zusamDas
Statistics 4 8 , 2 6 6 - 2 7 9
Zentrum und die Ausgestaltung
der
Auflagenpolitik unterscheidet und ver-
Bernhard Speyer
ändert sich daher nach den Kreditnehmern. W ä h r e n d des Bretton
Komparative Kosten
S y s t e m s (—» men)
—> T h e o r e m der komparativen Kosten
Woods-
Bretton-Woods-Abkom-
waren
die
Kredite
(Kredit-
fazilitäten) und Auflagen des I W F vor
Kompensation Ausgleich,
allem a u f die Regulierung der —» Z a h -
Aufrechnung
von
lungsbilanzungleichgewichte
gegen-
seitigen Forderungen.
rer
1.) in —> Welthandelsrunden: Senkung
und besaßen eine kurzfristig monetäre
von
Ausrichtung.
Importbeschränkungen
tektion)
für
einzelne
(—> Pro-
ausgerichtet
als
S e i t den frühen 7 0 e r Jahren und be-
A u s g l e i c h für die Erhöhung von Im-
sonders seit der —> Verschuldungskri-
portbeschränkungen
Produkte
—» Industriestaaten
defizitä-
für andere
Pro-
se Anfang der 8 0 e r
richten
sich die
dukte g e m ä ß Art. X X V I I des G A T T .
Kredite und Auflagen j e d o c h fast aus-
2.) A u s g l e i c h von Erlösschwankungen
schließlich an die —> Entwicklungs-
durch Finanzhilfen im R a h m e n inter-
länder. S e i t Anfang der 9 0 e r sind noch
nationaler R o h s t o f f a b k o m m e n .
die
3.) A u s g l e i c h in einer Bankbilanz von
Mittel- und Osteuropäische
Forderungen gegenüber ist
und
rechtlich
nur
staaten)
Verbindlichkeiten
demselben
Kunden.
unter
Transformationsökonomien des
ehemaligen
(—>
ReformOstblocks
hinzugekommen. D i e Auflagenpolitik
Dies
mußte mit diesen längerfristigen
bestimmten
nanzierungszielen
Voraussetzungen zulässig. 4 . ) Aufrechnung von Forderungen aus
wicklungs-
zwei
nehmen. Insbesondere sind vollständi-
ten
verschiedenen zur
Vermeidung
Handelsgeschäf-
und
Fi-
E l e m e n t e der EntStrukturpolitik
ge Programme, Politikberatung,
internationaler
auftech-
U b e r w e i s u n g e n . D e r Importeur des ei-
nische Hilfe und Schulungen in den
nen G e s c h ä f t s zahlt an einen Expor-
Vordergrund getreten, die einen
ent-
teur im selben Staat, analog Kompen-
sprechend langfristigen Einfluß auf ein
sation der j e w e i l i g e n Partner im A u s -
Land ('working w i t h ' ) mit sich brin-
land (sog. K o m p e n s a t i o n s - G e s c h ä f t ) .
gen. D i e Grundlagen für die Auflagen bil-
Konditionalität Die Auflagenpolitik
det ein 'Letter o f Intent', das aus den Verhandlungen des j e w e i l i g e n L a n d e s
(Konditionalität)
mit dem
setzt sich aus den Auflagen und Politi-
196
Fonds
hervorgeht und
die
Konjunkturzusammenhang, internationaler
politischen Anpassungsmaßnahmen auf der Grundlage eines monetaristisch geprägten 'Financial Programming Model' des IWF festlegt. Seit 1986 muß die jeweilige Regierung zusätzlich ein 'Policy Framework Paper' verhandeln, das die beabsichtigten entwicklungspolitischen Strukturprogramme für die folgenden drei Jahre beinhaltet. Der IWF verfolgt daraufhin die festgelegten Programme anhand von 'Performance Criteria' und 'Benchmarks'. Bei den Auflagen und Beurteilungen wird entsprechend der traditionellen Rolle des Fonds ein Schwerpunkt auf die Entwicklung der Zahlungsbilanz gelegt, so daß auch überwiegend restriktive, statt wachstumsfördemde Strukturprogramme für Entwicklungsländer unterstützt werden. Inzwischen werden vom Fonds die Wachstumsziele immer stärker in den Vordergrund gestellt und sollen die mit der Entwicklungsfinanzierung einhergehenden wirtschaftspolitischen Eingriffe bereits im Planungsstadium im Sinne einer umfassenderen —> Entwicklungspolitik stärker berücksichtigt werden.
änderungen über die Landesgrenzen hinaus auswirken, nicht auf die Ursachen der Schwankungen selbst, deren Erklärung Gegenstand der allgemeinen Konjunkturtheorie ist. Kommt es aufgrund des internationalen Konjunkturzusammenhangs zu einem Gleichlauf von Inlands- und Auslandskonjunktur, so spricht man hinsichtlich der Ubertragungswirkungen von Paralleleffekten, andernfalls von Konträreffekten. Übertragungskanäle: Voraussetzung für das Entstehen von Konjunkturen und damit auch für die internationale Übertragung konjunktureller Störungen ist ein (zumindest kurzfristig) preiselastisches Güterangebot im Inund Ausland, von dem im folgenden ausgegangen wird. Richtung und Ausmaß des internationalen Konjunkturzusammenhangs hängen davon ab, wie sich die im Konjunkturverlauf schwankenden Größen (insbesondere: Einkommen, realer —> Wechselkurs, Zinsniveau) auf die Leistungs- und Kapitalverkehrsbilanz (—» Zahlungsbilanz) eines Landes auswirken. Über internationale Leistungstransaktionen werden die in- und ausländischen Nachfrageaggregate direkt miteinander verknüpft, folglich führen Änderungen des Leistungsbilanzsaldos c. p. unmittelbar zu Einkommensänderungen eines Landes. Der internationale —> Kapitalverkehr stellt eine Verbindung zwischen den nationalen Finanzmärkten her, wodurch es zu einer Beeinflussung der nachfragerelevanten Zinssätze in den beteiligten Ländern
Konjunkturzusammenhang, internationaler Begriff. Übertragung von Einkommensschwankungen zwischen In- und Ausland, mit denen ein variierender Auslastungsgrad des jeweiligen Produktionspotentials einhergeht. Der Begriff stellt ab auf die Übertragungskanäle, durch die sich Einkommens-
197
Konjunkturzusammenhang, internationaler
kommen kann. Die Bedeutung dieser güterund finanzwirtschaftlichen Ubertragungskanäle sowie die —> Interdependenz zwischen beiden ist abhängig vom Wechselkurssystem, in das die betrachteten Länder eingebunden sind.
ausländischer Zinsanstieg ergibt, der im Ausland mehr heimische Güternachfrage verdrängt, als dort durch den verbesserten Leistungsbilanzsaldo geschaffen worden ist. Dieses Ergebnis ist um so wahrscheinlicher, je zinsreagibler der internationale Kapitalverkehr, die nationalen Geldnachfragen sowie die ausländische Güternachfrage sind und je geringer die marginale Importquote des Inlands ist. Mithin kann bei festen Wechselkursen nicht uneingeschränkt von einer Synchronisierung der nationalen Konjunkturen ausgegangen werden, (b) Flexible Wechselkurse: Die These, mit flexiblen Wechselkursen könnte sich eine Volkswirtschaft vor internationalen Konjunkturübertragungen schützen und so die im Festkurssystem bestehende offene außenwirtschaftliche Flanke der Stabilisierungspolitik (—» Stabilisierung) schließen, läßt sich nicht uneingeschränkt vertreten. Sie liegt in der Vorstellung begründet, der frei am Markt gebildete Wechselkurs würde sich stets so einstellen, daß sich Export- und Importnachfrage gerade entsprechen. Käme es unter diesen Bedingungen ζ. B. zu einem Einkommensaufschwung im Ausland und in dessen Folge zu vermehrter Importnachfrage der Ausländer, so würde sich die ausländische Währung in dem Maße abwerten, daß sich emeut Exund Importnachfrage entsprechen (normale Reaktion des —» Außenbeitrags auf Wechselkursänderungen unterstellt). Aufgrund der nach wie vor ausge-
Internationaler Konjunkturzusammenhang und Wechselkursregime (—» Wechselkurssystem): (a) Feste Wechselkurse: Feste Wechselkurse stehen in dem Ruf, Paralleleffekte zu begünstigen. Dies wird insbesondere auf den Einkommensmechanismus zurückgeführt (steigende Einkommen in einem Land führen dort zu erhöhten Importen, die als zusätzliche Exporte in den Handelspartnerländem einen expansiven Einkommensmultiplikatorprozeß in Gang setzen). Diese Argumentation läßt die Kapitalverkehrsund Geldmengeneffekte und die sich daraus ergebende Zinsentwicklung unberücksichtigt. Kommt es etwa im Inland aufgrund eines autonomen Investitionsstoßes zu einem Einkommens- und Zinsanstieg, so verschlechtert sich zwar die Leistungsbilanz (Importanstieg), gleichzeitig kommt es aber zu einer zinsinduzierten Verbesserung der Kapitalverkehrsbilanz (Zunahme der Nettokapitalimporte), so daß sich per Saldo die inländische Zahlungsbilanz aktivieren kann. Neutralisiert die ausländische —» Zentralbank in dieser Situation die mit den Devisenabflüssen verbundene ausländische Geldmengenkontraktion nicht, so ist es möglich, daß sich hieraus ein
198
Konjunkturzusammenhang, internationaler
glichenen
das
nachfrage stets für eine ausgeglichene
Inland dann vor einer Konjunkturüber-
Leistungsbilanz
wäre
Zahlungsbilanz, dieser Ausgleich be-
tragung durch schwankende Auslands-
zieht sich jedoch nur auf die Zah-
nachfrage abgeschirmt. Laursen
lungsbilanz als Ganzes und nicht auf
und
Metzler haben jedoch gezeigt, daß in
ihre Teilsalden. Damit ist nur sicher-
dieser Situation trotzdem eine konträre
gestellt, daß Uberschüsse in der Lei-
konjunkturelle Beeinflussung des In-
stungsbilanz durch entsprechende De-
lands möglich ist, und zwar über die
fizite in der Kapitalbilanz
—> Terms-of-Trade-Abhängigkeit
chen werden und umgekehrt. Hängen
der
aber
internationale
ausgegli-
heimischen —» Absorption des Inlands:
nun
Bei unendlichen Angebotselastizitäten
bewegungen
führt die —> Abwertung der ausländi-
turverlauf schwankenden Determinan-
schen Währung
von
im
KapitalKonjunk-
einer
ten (internationale Zinsdifferenz, W e c h -
Verbesserung der inländischen Terms-
selkurserwartungen, Einkommen bzw.
of-Trade, so daß sich das reale Inland-
Kapitalbildung) ab, so eröffnet sich
seinkommen - ausgedrückt in einem
hieraus unmittelbar ein Kanal f ü r den
zwingend
zu
Warenkorb aus in- und ausländischen
internationalen Konjunkturzusammen-
Gütereinheiten - erhöht. Reagiert die
hang. Führt z.B. ein Konjunkturauf-
inländische heimische Absorption nur
schwung
unterproportional
im Ausland
dort zu
stei-
die
Realein-
genden Zinsen, so führt dies c. p. zu
ist
aufgrund
einem verstärkten ausländischen Kapi-
des verbesserten Austauschverhältnis-
talsog (= vermehrte Kapitalexporte des
kommenserhöhung,
auf so
ses mit dem Ausland nur noch eine
Inlands); flexible Wechselkurse brin-
geringere inländische Produktion er-
gen die Zahlungsbilanz dann durch ei-
forderlich, um den Inlandsanteil an der
ne
heimischen Absorption und die Ex-
und einer Verbesserung der Leistungs-
Abwertung
der
Inlandswährung
portnachfrage zu befriedigen, was zu
bilanz wieder zum Ausgleich, so daß
einem kontraktiven Einkommenseffekt
in diesem Fall Paralleleffekte durch
im Inland führt.
den internationalen Konjunkturzusam-
Von größerer praktischer
menhang auftreten. Führt die Abwer-
Bedeutung
tung der Inlandswährung zu weiteren
als der Laursen-Metzler-Effekt dürfte
Abwertungserwartungen, verstärkt sich
für den internationalen Konjunkturzusammenhang
bei
flexiblen
dieser Prozeß noch. Wird der Auf-
Wech-
schwung im Ausland hingegen
selkursen der Einfluß des internationa-
sinkenden
len Kapitalverkehrs auf den Wechselkurs und damit auch auf den stungsbilanzsaldo
sein.
Auslandszinsen
von
begleitet
oder gar in Gang gesetzt (ζ. B. durch
Lei-
eine expansive Geldpolitik der auslän-
Flexible
dischen Zentralbank), so werden im
Wechselkurse sorgen zwar über den
Inland konjunkturelle Konträreffekte
Ausgleich von Devisenangebot und -
199
Konjunkturzusammenhang, internationaler
len Konjunkturzusammenhang nur passiv betroffen und können mit ihrem nationalen Stabilisierungsinstrumentarium versuchen, außenwirtschaftlich bedingten Störungen entgegenzuwirken, ohne mit Rückwirkungseffekten ihrer Politik rechnen zu müssen. Große Länder beeinflussen hingegen das konjunkturelle Umfeld anderer Länder mit, sofern sie weltwirtschaftlich eng verflochten sind. Die binnenwirtschaftlich motivierte Konjunkturpolitik eines großen Landes kann daher in anderen Ländern über den internationalen Konjunkturzusammenhang Konjunkturprobleme hervorrufen. Ferner haben große Länder mit internationalen Rückwirkungen ihrer Politik zu rechnen. Internationaler Koordinierungsbedarf der nationalen Stabilitätspolitiken ist erforderlich, um einer gegenseitigen —> 'Beggar-my-neighbour'-Politik entgegenzuwirken, bei der alle beteiligten Länder versuchen, ihre konjunkturellen Probleme auf die Handelspartnerländer abzuwälzen. Den Einfluß expansiver nationaler Geldund Fiskalpolitik auf das in- und ausländische Volkseinkommen zeigt folgende Tabelle:
ausgelöst. Die jeweiligen Effekte sind um so größer, je höher die Zinsabhängigkeit des internationalen Kapitalverkehrs ist. Doch selbst bei völliger Zinsunabhängigkeit kann es durch kapitalverkehrsbedingte Wechselkursänderungen zu konjunkturellen Transmissionseffekten kommen. Denkbar ist z.B. ein positiver Zusammenhang zwischen den Kapitalexporten eines Landes und seiner Kapitalbildung, die wiederum positiv vom heimischen Einkommen abhängt. In diesem Fall würden von einem Aufschwung in einem Land rezessive Effekte auf den Teil der Welt übertragen, der Ziel dieser Kapitalexporte ist. Zieht eine (im Weltdurchschnitt) überproportional wachsende Volkswirtschaft hingegen verstärkt internationales Kapital an (weil z.B. höhere Wachstumsraten Anlaß zu erhöhten Renditerwartungen geben), so sind auch Paralleleffekte über den internationalen Konjunkturzusammenhang denkbar. Schließlich ist auf die Bedeutung der Wechselkurserwartungen für den internationalen Kapitalverkehr und damit für die tatsächliche Entwicklung von Wechselkurs und Leistungsbilanz hinzuweisen. Solange ein (nicht notwendigerweise konstanter) Zusammenhang zu im Konjunkturverlauf schwankenden Größen besteht, liegt hier eine Quelle permanenter außenwirtschaftlich bedingter Nachfrageschwankungen vor. Ländergröße und Koordinierungsbedarf der nationalen Stabilitätspolitiken: Kleine Länder sind vom internationa-
200
Konkurrenzfähigkeit, internationale
Kleines Land Fiskal politik
Geldpolitik
Fiskalpolitik
IEK
AEK
IEK
AEK
IEK
•o·
-
•fr
ft
-
ft
-
-*
-
•fr
ft ft ft
-
-
-
-
•fr
-
-
•ff
-
ft ft ft ft ft ft
Geldpolitik Zinsreaqibilität
unendlich
feste Wechsel-
IEK
AEK
-
-
endlich
kurse flexible
null
_*
unendlich
ft ft
endlich
Wechselkurse
null
0
Großes Land
IEK
=
Inlandseinkommen
AEK
=
Auslandseinkommen
ft ft ft
θ & -
AEK ft-0 ft-£
ft ft ft -
*) Bei K o m p e n s a t i o n s p o l t i k gilt: 1} Literatur: Dieckheuer,
G.:
Internationale
Wirt-
schaftsbeziehungen, 3. Aufl., M ü n c h e n 1995, Kapitel D. Rose, K./ Sauernheimer, K.: Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl., M ü n c h e n 1995, Π. Teil, Kap. 5. Kapitel. Gustav Dieckheuer,
Stefan
Kooths
K o n k u r r e n z f ä h i g k e i t , internationale D e r Begriff der internationalen
Kon-
internationaler Schutzrechte
k u r r e n z f ä h i g k e i t kann sich auf Unter-
wie
tente u n d M a r k e n . Instrumente
Pazum
n e h m e n , auf Branchen u n d auf die g e -
Erhalt und z u m A u s b a u der W e t t b e -
samte V o l k s w i r t s c h a f t b e z i e h e n . U n -
w e r b s f ä h i g k e i t sind die
t e r n e h m e n w e r d e n dann als internatio-
politik,
nal k o n k u r r e n z f ä h i g a n g e s e h e n , w e n n
N u t z u n g internationaler
die
Innovations-
Produktvariation
unter
Schutzrechte,
sie in d e r Lage sind, ihre Produkte a b -
d e r Einsatz
z u s e t z e n und einen a n g e m e s s e n e n G e -
zur Erschließung internationaler M ä r k -
winn
über-
te sowie die N u t z u n g u n d das effizien-
An-
te M a n a g e m e n t internationaler K o o p e -
spruch zu n e h m e n (ability to sell, abili-
rationen (—» U n t e r n e h m e n s k o o p e r a t i -
ty to earn). Weitere Indikatoren sind
on, internationale; —» Joint V e n t u r e s )
f ü r exportorientierte U n t e r n e h m e n E x -
auf d e n B e z u g s - und A b s a t z m ä r k t e n .
zu
erzielen,
durchschnittliche
ohne
eine
Protektion
in
portanteile a m U m s a t z und d e r Besitz
201
von
Marketingstrategien
Konkurrenzfähigkeit, internationale
Eine B r a n c h e ist international konkur-
H a n d e l s innerhalb d e s gleichen K o n -
renz- oder w e t t b e w e r b s f ä h i g , wenn die
zern (—» intra-firmen H a n d e l ) g e k o m -
U n t e r n e h m e n dieser B r a n c h e sich o h -
m e n , w a s tendenziell einer Spezialisie-
ne ü b e r m ä ß i g e Protektion auf dem —»
r u n g von Ländern a u f b e s t i m m t e Pro-
W e l t m a r k t b e h a u p t e n k ö n n e n . Indika-
duktgruppen e n t g e g e n w i r k t und stati-
toren sind —» E x p o r t q u o t e n
(Export/
stisch zu einer N i v e l l i e r u n g der R C A -
Umsatz) und
(Import/
W e r t e in der v e r a r b e i t e n d e n Industrie
Branchen.
führt. A u s d e m statistischen K o n z e p t
Importquoten
Inlandsverfügbarkeit) Ein
Vergleich
der
der
Branchen
die
Branchen mit positiven als auch Bran-
Comparative
c h e n mit negativen R C A - W e r t e n ge-
L a n d e s miteinander w i r d Methode der 'Revealed Advantages'
(RCA)
folgt, d a ß es in e i n e m L a n d s o w o h l
eines
durch
möglich.
ben
Hier
muß.
Bei
hochentwickelten
wird d i e Nettoexportposition (—» E x -
Volkswirtschaften
porte abzüglich —» I m p o r t e
schungsintensiven Branchen tendenziell
dividiert
werden
in
for-
durch die S u m m e von Exporten u n d
positive W e r t e e r w a r t e t u n d bei e i n f a -
Importen) einer B r a n c h e mit der N e t -
c h e n Produkten mit
toexportposition
Technik
aller
übrigen
Bran-
tendenziell
arbeitsintensiver negative
Der
positiven W e r t e n besitzen eine relativ
Lohnstückkosten
starke internationale
letztere B r a n c h e n v o n B e d e u t u n g .
Wettbewerbspo-
internationale
Werte.
chen verglichen. B r a n c h e n mit hohen
Vergleich
ist
vor
von
allem
für
empiri-
D e r Begriff der internationalen W e t t -
scher Daten ist e i n s c h r ä n k e n d zu be-
bewerbsfähigkeit von Volkswirtschaf-
achten, daß E x p o r t e u n d Importe auch
ten
durch in- u n d a u s l ä n d i s c h e —> Protek-
sondern U n t e r n e h m e n auf den M ä r k -
tion
ten
sition. Bei der Interpretation
bestimmt
sind.
Positive
RCA-
ist umstritten, d a nicht agieren. D i e
Länder,
Fragestellung
muß
W e r t e k ö n n e n z.B. d a d u r c h zustande
aus g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e r Sicht daher
k o m m e n , d a ß Importe d u r c h H a n d e l s -
sein, inwieweit es L ä n d e r n
hemmnisse
ist,
abgewehrt
und
Exporte
Unternehmen
mit
durch Subventionen g e f ö r d e r t werden.
Wertschöpfungskapazität
Mit d e r starken —» Intemationalisie-
Standort zu b i n d e n . E i n e
rung d e r Produktion d u r c h
s c h a f t kann
multina-
dann
als
gelungen
einer an
hohen den
Volkswirtinternational
tionale U n t e r n e h m e n u n d einer Ver-
wettbewerbsfähig angesehen
einheitlichung der W i r t s c h a f t s s t r u k t u -
w e n n sie ihren B ü r g e r n im internatio-
ren in den industrialisierten
nalen Vergleich einen relativ
Ländern
werden, hohen
(—> Industriestaaten) ist e s zu einer star-
W o h l s t a n d ermöglicht. G e m e s s e n wer-
ken Z u n a h m e
den kann eine V e r ä n d e r u n g der W e t t -
des —» intra-industriAus-
b e w e r b s f ä h i g k e i t ex post an der Posi-
tausch innerhalb d e r gleichen Produkt-
tionierung beim P r o - K o p f - E i n k o m m e n
g r u p p e n ) u n d des internationalen —»
und anderen W o h l f a h r t s i n d i k a t o r e n .
ellen
Handels
(internationaler
202
Konkurrenzfähigkeit, internationale
Im Hinblick auf die zukünftige Wett-
erwarten
bewerbsfähigkeit
CMS-Analyse erfolgt eine regionale
lassen
sich
input-
war.
Bei
der
dreistufigen
und outputbezogene Indikatoren unter-
und gütermäßige Disaggregation
scheiden. Inputbezogene
Indikatoren
Exporte. Ein Nachteil dieser Methode
der
sind z.B. A u f w e n d u n g e n im Bereich
liegt in der einseitigen Betrachtung der
Bildung und Ausbildung sowie F&E
Leistungsfähigkeit im Export. Ein glo-
als
Zukunftsinvestitionen.
bales M a ß für die internationale Kon-
Outputbezogene Indikatoren sind Pa-
kurrenzfähigkeit der Unternehmen ei-
tente,
Wachs-
nes Landes wird in der Fähigkeit ge-
tumsbranchen und die Präsenz der Ex-
sehen, die Leistungsbilanz zumindest
Maß
für
Weltmarktanteile
in
portindustrie in Wachstumsregionen.
im
D a s Exportwachstum und die Güter-
Uberschüsse zu erwirtschaften. Das ist
Gleichgewicht
zu
und Regionalstruktur des Exports wer-
dann der Fall, wenn die Erlöse aus
den in der Constant-Market-Share Ana-
dem Export von Gütern und Diensten zumindest
CMS-Analyse
Zuwachs
einschließlich notwendiger Nettoüber-
des Exports eines Landes in einzelne
tragungen an das Ausland zu decken.
Komponenten,
ökonomi-
Bei flexiblen —» Wechselkursen ist zu
schen Interpretation zugänglich sind.
berücksichtigen, daß Exporterfolge der
Bei der einstufigen Analyse wird das
Unternehmen auf den Devisenmärkten
Exportwachstum mit dem hypotheti-
zu einem Angebot an Devisen führen
schen Wert verglichen, den ein Land
und damit eine —» A u f w e r t u n g der in-
beim Halten des bisherigen Marktan-
ländischen
teils realisiert hätte. Eine positive Dif-
wenn ihnen kein freiwilliger Kapital-
die
einer
Währung
die
oder
lyse (CMS-Analyse) thematisiert. Die zerlegt den
ausreichen,
halten
Importe
herbeiführen,
ferenz wird als Gewinn an internatio-
export entgegensteht. Eine Verbesse-
naler Wettbewerbsfähigkeit
interpre-
rung der internationalen Wettbewerbs-
tiert. Bei der zweistufigen
Analyse
fähigkeit zeigt sich dann nicht in Lei-
werden
neben
dem
der
stungsbilanzüberschüssen, sondern in
regionale
einer Aufwertungstendenz. In Ländern
Wachstum
Weltexporte alternativ die
oder die gütermäßige Struktur des Ex-
mit
ports betrachtet.
zeigt sich entsprechend der Verlust der
Eine
Verbesserung
nachlassenden
Exporterfolgen
der Wettbewerbsfähigkeit wird dann
internationalen
konstatiert, wenn das Wachstum grö-
in einer
Wettbewerbsfähigkeit
ßer war als aufgrund des allgemeinen
Währung. Bei einem Vergleich von
Abwertung
der
nationalen
Exportwachstums und des Wachstums
Ländern mit starken Unterschieden in
der Importe in den Abnehmerregionen
den Inflationsraten werden die Verän-
(Regionalstruktureffekt) oder des Wach-
derungen der realen (um Inflationsun-
stums der Importe bei den einzelnen
terschiede
Gütergruppen (Güterstruktureffekt) zu
als Indikatoren f ü r die Wohlfahrtsge-
203
bereinigte)
Wechselkurse
Kontingente
winne aus dem —» Außenhandel herangezogen. Aufwertungen des realen Wechselkurses der inländischen Währung bedeuten einzelwirtschaftlich eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Wenn diese Verschlechterung nicht durch Produktivitätssteigerungen, qualitative Verbesserungen des Produkts oder andere Maßnahmen ausgeglichen werden kann, scheiden die betroffenen Unternehmen langfristig aus dem Markt aus. Gesamtwirtschaftlich ist dieses nicht von Nachteil, wenn dadurch Ressourcen in eine produktivere Verwendung gelenkt werden. Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit liegen in einer Verbesserung der Standortfaktoren für Unternehmen und Branchen, die potentiell eine hohe Wertschöpfung realisieren können. Instrumente des internationalen Standortwettbewerbs werden in der Humankapitalbildung, der Förderung von F&E, dem Ausbau der Infrastruktur und in der Verbesserung der Abstimmung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gesehen.
einer Volkswirtschaft überholt? Aussenwirtschaft, 45. Jg. (1990), Heft I, S. 81-103 Seil, Axel, Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1991 Trabold, Harald, Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Vierteljahrsheft 2/95, Schwerpunktheft Internationale Wettbewerbsfähigkeit, S. 169-185. Axel Seil Kontingente Bezeichnung für eine bestimmte Menge oder einen bestimmten Wert an Gütern oder Dienstleistungen, die trotz eines Import- oder Exportverbotes gehandelt werden dürfen (—> Kontingentierung). Kontingentierung Kontingentierung bezeichnet eine wert- oder mengenmäßige Begrenzung der Ein- und Ausfuhr (Lizenzen 1., Quoten 2.). Obwohl eine Kontingentierung wie alle quantitativen Handelsbeschränkungen (—> nicht-tarifäre Handelshemmnisse) gegen Art. XI des —¥ GATT verstößt (Ausnahmen: bezüglich Agrarprodukten oder in Zahlungsbilanzkrisen), wird sie dennoch häufig als Mittel einer protektionistischen Industriepolitik (—> Protektion) eingesetzt. Gemäß Art. XIII des GATT soll Kontingentierung dann zumindest nicht zur —> Diskriminie-
Literatur: Bellendorf, Heinz, Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im weltweiten Strukturwandel, Peter Lang Verlag, Frankfurt a.M. u.a. 1994 Preusse, Heinz G., Ist die Frage nach der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
204
Konvergenz
rung nach Herkunftsländern genutzt werden. Wie bei —» Selbstbeschränkungsabkommen entsteht bei Kontingentierung durch die indirekte Preiserhöhung eine Rente, die jedoch nicht dem Exporteur, sondern dem Importeur zufließt. Für jedes Kontingent läßt sich daher ein äquivalenter (d.h. gleichermaßen handelsbeschränkender) Zollsatz (—» Zölle) angeben, dem wegen der geringeren Eingriffe in die Marktprozesse aus ökonomischer Sicht der Vorzug zu geben ist.
die zentral gelenkte Planwirtschaft sowjetischen Typs im Zeitablauf mehr und mehr annähern. Diese Annäherung äußere sich in der zunehmenden Verdrängung marktlicher Koordination durch planerische Elemente in den westlichen Volkswirtschaften und der Wiederbelebung dezentraler Entscheidungsstrukturen und die begrenzte Nutzung des Preismechanismus in den Planwirtschaften der Ostblockländer. Galbraith führt die Substitution marktwirtschaftlicher —» Koordination durch Planung darauf zurück, daß infolge technischen Fortschritts die Größe von Produktionsanlagen und der zu ihrer Erstellung notwendige Kapitalbedarf stetig steigt. Mit zunehmendem Investitionsvolumen wächst bei den Unternehmen die Neigung, die unsicheren Folgen von Marktprozessen zu begrenzen, indem Methoden langfristiger Absatz- und Beschaffungsplanung aber auch Strategien vertikaler und horizontaler Integration eingesetzt werden. Unterstützt werden sie dabei von einer Politik, die bemüht ist, Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen aber auch der industriespezifischen Nachfrage zu begrenzen. Die Dezentralisierung vormals zentraler Planung in den sozialistischen Staaten andererseits ist Resultat der hohen Komplexität des Wirtschaftsprozesses. Diese zwingt zur Delegation von Entscheidungsbefugnissen auf die Ebene des zunehmend autonomen betrieblichen Managements und macht die
Konvergenz Der ökonomische Konvergenzbegriff hat eine grundlegende Wandlung seiner Bedeutung hinter sich. Er wurde über lange Zeit im Kontext der Frage nach der Annäherung von Wirtschaftssystemen gebraucht. In jüngerer Zeit wird Konvergenz zumeist europapolitisch - als Resultat oder Bedingung Europäischer —» Integration - interpretiert (—» Europäische Gemeinschaft; —» Europäische Union). Der Begriff der Konvergenz spielte zunächst eine zentrale Rolle bei der Diskussion über die zu erwartende oder bereits eingetretene Annäherung einander polar gegenüberstehender Wirtschaftssysteme, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht und ihren Höhepunkt in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts erreichte. Kern der Konvergenzhypothese ist die Prognose, daß sich die marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung der entwickelten —> Industriestaaten des Westens und
205
Konvergenz
Hinnahme marktlicher Austauschmechanismen unausweichlich. Während Systemkonvergenz bei Galbraith mit Sachzwängen des fortschreitenden Industrialisierungsprozesses begründet wird, begreift Tinbergen diese Annäherung als Folge wirtschaftspolitischer Entscheidungen, die sich am Ziel der Wohlfahrtsmaximierung orientieren. In Marktwirtschaften zwingt die notwendige Korrektur von Marktversagen, etwa durch die staatliche Bereitstellung von Kollektivgütem, zu einer Ausdehnung des öffentlichen Sektors und zu lenkenden Eingriffen in den Marktprozeß. Zugleich wird eine Glättung des Konjunkturzyklus mit Hilfe keynesianischer Nachfragesteuerung angestrebt, um Unterbeschäftigung zu vermeiden. Sozialistische Systeme sind dagegen gezwungen, zur Wohlstandssteigerung produktivitätsorientierte Lohndifferenzierung sowie die Verwendung von Preisen und Zinsen als Knappheitsindikator in beschränktem Maße zuzulassen. Die Orientierung am sozialökonomischen Optimum im Osten wie im Westen führt nach Tinbergen nicht nur zur Konvergenz der ökonomischen Strukturen, sondern auch zu einer Angleichung der Wirtschaftsverfassungen. Während die genannten Autoren eine weitgehende Annäherung der Wirtschaftsysteme und die Entstehung einer dritten Wirtschafts- oder gar Gesellschaftsordnung prognostizieren, die Elemente beider Systeme enthält, erwarten andere, wie Suranyi-Unger, le-
diglich die Konvergenz innerhalb größerer Bandbreiten oder in bestimmten Teilbereichen von Ökonomie und Gesellschaft. Differenzen bestehen auch hinsichtlich der Frage, ob am Ende des Annäherungsprozesses eher eine marktwirtschaftlich geprägte oder eine zentralplanerische Wirtschaftsordnung steht, oder ob Elemente beider Systeme gleichgewichtig nebeneinanderstehen. Die verschiedenen Konvergenzhypothesen, vor allem jedoch diejenigen, die eine Konvergenz auch der Ordnungsprinzipien von Ökonomie und Gesellschaft erwarten, sind mit dem Hinweis darauf kritisiert worden, daß trotz Verwendung gleichartiger Planungs- bzw. Koordinationsinstrumente zwischen den Wirtschaftsordnungen westlichen und östlichen Typs fundamentale Unterschiede, etwa hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln, bestehen bleiben werden. Daneben ist eingewendet worden, daß die Prognose der Entwicklung komplexer Systeme, wie sie Wirtschaftsordnungen darstellen, grundsätzlich problematisch sei und auf die bloße Fortschreibung beobachteter Trends keinesfalls gegründet werden dürfe. Die Konvergenzdebatte hat nach ihrem Stellenwert in der wissenschaftlichen Diskussion mit dem Zusammenbruch der Planwirtschaften Osteuropas auch ihre reale Bedeutung mittlerweile weitgehend eingebüßt. Eine gewandelte Bedeutung erhält der Begriff der Konvergenz bei der Analy-
206
Konvergenz
se
von
—> W i r t s c h a f t s r ä u m e n ,
hier
geldpolitischen
Kompetenz
von
den
i n s b e s o n d e r e im Kontext der Europäi-
nationalen N o t e n b a n k e n auf e i n e neu
schen Integration. Die i m m e r engere
zu s c h a f f e n d e E u r o p ä i s c h e —> Zentral-
V e r k n ü p f u n g der
b a n k (—> E u r o p ä i s c h e s W ä h r u n g s i n s t i -
wirtschaften der
nationalen
Volks-
EU-Mitgliedstaaten,
tut). N a c h e i n e m
Ubergangszeitraum
b e g i n n e n d mit d e m E W G - V e r t r a g über
sollen die nationalen W ä h r u n g e n durch
das Programm
eine e u r o p ä i s c h e E i n h e i t s w ä h r u n g er-
zur S c h a f f u n g
eines
E u r o p ä i s c h e n B i n n e n m a r k t e s bis hin
setzt w e r d e n . D e r EG-Vertrag in der
zur projektierten Wirtschafts- und —>
durch
Währungsunion
Maastricht-Ver-
revidierten und ergänzten F a s s u n g bin-
trag), w i r f t die Frage nach der durch
det d e n Eintritt in die dritte S t u f e der
sie bewirkten A n g l e i c h u n g oder D i f f e -
W W U an die Erfüllung der s o g e n a n n -
r e n z i e r u n g auf. K o n v e r g e n z b e d e u t e t
ten Konvergenzkriterien. Diese sind in
in d i e s e m ausbildung
(—>
Zusammenhang ähnlicher
die
Her-
die —> Maastrichter
Verträge
Art. 109j b e n a n n t und in einem Proto-
Wirtschafts-
koll
zum
EU-Vertrag
konkretisiert.
strukturen und folglich eine Z u n a h m e
D e r Eintritt in die dritte Stufe erfolgt
d e s —» intra-industriellen H a n d e l s so-
s p ä t e s t e n s am
wie
Wohlstandsni-
falls z u n ä c h s t n u r mit den Mitglied-
v e a u s eine A n n ä h e r u n g der P r o - K o p f -
staaten, die zu diesem Z e i t p u n k t den
hinsichtlich
Einkommen
des
zwischen
industriellen
im Vertrag festgelegten
Zentren und Peripherie.
Die
genteil) folglich einerseits als Resultat Integration
und
der
Annäherung
durch
auf d i e
Wechselkurskonstanz
inner-
halb d e s —> E u r o p ä i s c h e n W ä h r u n g s -
geld-
systems (EWS). Während für Haus-
zu
haltsdefizit
forcieren, andererseits als B e d i n g u n g
und
Staatsverschuldung
S c h w e l l e n w e r t e von 3 b z w . 6 0 v.H.
für den Eintritt der EU-Staaten in die
d e s —» Bruttoinlandsprodukt festgelegt
dritte S t u f e der W i r t s c h a f t s - u n d W ä h (WWU;
beziehen
haltsdefizit, Staatsverschuldung sowie
diese, b z w . die Bereitschaft der Natiound finanzpolitische M a ß n a h m e n
Konvergenzkriterien
N i v e a u des langfristigen Z i n s e s , H a u s -
pitalströme b e g r i f f e n werden kann, gilt
rungsunion
Anforderun-
sich a u f die Indikatoren Inflationsrate,
d u r c h sie bewirkten Handels- u n d K a -
nalstaaten,
gegebenen-
gen g e n ü g e n .
W ä h r e n d K o n v e r g e n z (oder ihr G e wirtschaftlicher
1.1.1999,
sind, d ü r f e n Zinssätze und Inflations-
—> E u r o p ä i s c h e
raten u m nicht m e h r als 2 b z w . 1,5
Währungsunion).
P r o z e n t p u n k t e über den W e r t e n
der
D i e s e dritte S t u f e ist g e k e n n z e i c h n e t
m a x i m a l drei Mitgliedstaaten
durch die unwiderrufliche
die im Jahr vor der P r ü f u n g d e n höch-
Fixierung
liegen,
der - 4 W e c h s e l k u r s e der W ä h r u n g e n
sten G r a d an Preisstabilität a u f w e i s e n .
der
Mitgliedstaaten
Bandbreite
und
den
jede
—>
W e c h s e l k u r s k o n s t a n z gilt als erreicht,
Ubergang
der
w e n n in den zwei Jahren, die d e r Prü-
ohne
207
Konvertibilität
fung vorangehen, die Währung des Mitgliedes ohne Spannungen innerhalb der geltenden Bandbreiten notiert worden ist und keine —> Abwertungen vorgenommen wurden. Die Erreichung der genannten Kriterien soll durch eine intensivierte wirtschaftspolitische —> Koordination erleichtert werden. Ein hohes Maß an Konvergenz gilt als Bedingung für die erfolgreiche Vollendung der monetären Integration. Anderenfalls drohten den Teilnehmern hohe Anpassungslasten, die diese iiberfordem und den Bestand der Währungsunion rasch in Frage stellen könnten. Ob die im EG-Vertrag fixierten Kriterien hinreichend sind, um einen derartigen Mißerfolg auszuschließen, ist umstritten. So hat die relative Festlegung der monetären Kriterien für Zinsniveau und Inflationsrate, die formal auch von einer Inflationsgemeinschaft erfüllt würden, Kritik hervorgerufen. Die Schwellenwerte für Haushaltsdefizit und Schuldenstand seien letztlich willkürlich festgesetzt, das Kriterium der Wechselkursstabilität wenig präzise formuliert. Die geforderte Schuldenquote von maximal 60v.H. des —» Bruttoinlandsprodukt ist für manche EU-Staaten auf absehbare Zeit wohl nicht zu erreichen. Der Vertrag enthält folglich eine Reihe von Ausnahmeregelungen, die es erlauben, einem Mitglied die Erfüllung der Konvergenzkriterien auch dann zu bescheinigen, wenn sein Schuldenstand 'hinreichend rückläufig' ist. Eine Aus-
legung dieser und
anderer
Bestim-
mungen entsprechend politischer Opportunität muß somit prinzipiell für möglich erachtet werden. Literatur: Windhoff, Bernd (1971): Darstellung und Kritik der Konvergenztheorie. Gibt es eine Annäherung der sozialistischen und kapitalistischen Wirtschaftssysteme. Lang: Bern. Schenk, Karl-Ernst (1972): Konvergenz der Wirtschaftsordnungen?, in: WiSt, 1. JgTH.10, S. 431-435. Schiemann, Jürgen (1992): Das Europäische Währungssystem im Zielkonflikt zwischen Stabilität und Konvergenz, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 41. Jg7H.3,S. 271-301. Franzmeyer, Fritz (Hrsg.) (1994): Das Konvergenzproblem - Wirtschaftspolitik im Europa von Maastricht Duncker & Humblot: Berlin Frank
Schmidt
Konvertibilität Begriff.
Die Konvertibilität (oder auch
Konvertierbarkeit) einer Währung beschreibt allgemein ihre Umwandelbarkeit in andere Tauschmittel oder Güter bzw. Rechte. Heute spricht man von einer vollständig konvertiblen
Wäh-
rung, wenn jedermann das Recht hat, diese Währung zu Marktbedingungen ungehindert gegen eine der internationalen Hauptreservewährungen (—» Devisenreserven) und somit gegen eine
208
Konvertibilität
' h a r t e ' Fremdwährung
zu
konvertie-
chen
Rationierungsmarken
(z.B. Le-
ren, sprich zu tauschen.
bensmittelkarten) erforderlich ist. Ganz
Zu Zeiten des —» Goldstandards, d. h.
ähnlich wird das Begriffspaar der fi-
bis zum Ausbruch des Ersten Welt-
nanziellen und der gütermäßigen Kon-
krieges 1914, bedeutete Konvertibilität
vertibilität verwendet. Sie weisen hin
das Recht zum unbeschränkten Tausch
auf
insbesondere von Papiergeld in Gold
Substituierbarkeit von Handels-
bei der emittierenden Notenbank (—»
Zahlungsrestriktionen im
Zentralbank)
schaftsverkehr.
zu
einem
festgelegten
die grundsätzliche
gegenseitige und
Außenwirt-
Beschränkungen
der
Kurs. Die seitdem erfolgten währungs-
außenwirtschaftlichen
politischen
können ansetzen an den zugrundelie-
Veränderungen
gestatten
Beziehungen
eine pauschale Beantwortung der Fra-
genden
ge nach dem Konvertibilitätsstatus ei-
durch diese induzierten Zahlungsvor-
ner Währung nicht mehr. Sinnvoll sind
gängen.
vielmehr Aussagen über den jeweili-
liegt vor, wenn die Freiheit des inter-
gen Grad der Konvertibilität. Z u des-
nationalen Zahlungsverkehrs gegeben
Transaktionen Finanzielle
und
an
den
Konvertibilität
sen Beschreibung werden Konvertibi-
ist, gütermäßige Konvertibilität liegt
litätskonzepte verwendet, die darüber
vor, wenn keine direkten Handelsbe-
A u s k u n f t geben, wer die betrachtete
schränkungen (—> Protektion) vorlie-
W ä h r u n g zu welchem Zweck wogegen
gen.
tauschen darf.
Faktisch hängt
Leider werden die entsprechenden Be-
grad einer Währung von beiden ab,
griffe nicht immer einheitlich und aus-
das eine ist ohne das andere inhalts-
reichend
differenziert
benutzt.
Das
leer.
der
Hinsichtlich
Konvertibilitäts-
des
Zwecks
von
oben angeführte Recht, die betreffende
Zahlungen
W ä h r u n g frei und unbeschränkt zu den
konvertibilität in der Regel zwischen
geltenden Kursen (—> Wechselkurse) -
Leistungsbilanz- und Kapitalverkehrs-
mögen diese fest oder flexibel sein - in
bilanzkonvertibilität
(—> Zahlungsbi-
andere
lanz) unterschieden.
Leistungsbilanz-
Währungen
einzutauschen,
wird bei der
Währungs-
wird als Währungs- oder auch Devi-
konvertibilität erlaubt den freien Han-
senkonvertibilität bezeichnet. Die rea-
del mit ausländischen Währungen zum
le oder Warenkonvertibilität ist b z w .
Zwecke von Zahlungen im
war dagegen vor allem in Zentralver-
menhang mit dem —» Ex- und —> Im-
waltungswirtschaften von Bedeutung.
port von Gütern und Dienstleistungen
Zusam-
Sie ist gegeben, wenn zum Bezug ei-
(—> Dienstleistungstransfer) einschließ-
ner Ware lediglich die Zahlung
lich der entsprechenden
des
vereinbarten Kaufpreises und nicht die zusätzliche
Genehmigung
einer
ste.
Dieses
Kapitaldien-
Konvertibilitätskonzept
Be-
liegt den Vereinbarungen des —> Inter-
hörde oder der Besitz von irgendwel-
nationalen Währungsfonds zugrunde.
209
Konvertibilität
Die Kapitalverkehrsbilanzkonveitibilität gestattet demgegenüber die freie Konvertierung im Zusammenhang mit Transaktionen, welche in der Kapitalverkehrsbilanz zu vermerken sind. Die Begriffe der Inländer- und Ausländerkonvertibilität beziehen sich auf die Frage, wer das Recht hat, inländische gegen ausländische Währung zu tauschen. Liegt lediglich Inländerkonvertibilität vor, haben ausschließlich Deviseninländer dieses Recht. Devisenausländem ist es dann nicht gestattet, die heimische Währung zu erwerben, um z.B. Güter oder Vermögenswerte im Inland zu kaufen. Im Falle der ausschließlichen Ausländerkonvertibilität ist dagegen nur den Devisenausländern der freie Umtausch gestattet. Weitere Differenzierungen werden in dieser Beziehung z.B. noch zwischen Notenbanken und Nichtnotenbanken etc. vorgenommen. Zu klären bleibt schließlich der Begriff der internen Konvertibilität. Sie gewährt Deviseninländern das Recht, ausländische Währung oder bestimmte in ausländischer Währung denominierte inländische Aktiva, z.B. in Form von Bankguthaben, zu erwerben und zu halten, ohne daß damit die Erlaubnis zu grenzüberschreitenden Transaktionen verbunden sein muß. Obwohl in der Verwendung stark beschränkt, bietet die ausländische Währung doch Schutz vor hohen Inflationsraten der heimischen Währung, insbesondere wenn in letzterer keine den Realwert erhaltenden Anlagemöglichkeiten (z.B.
in Form indexierter Guthaben) existieren. Ökonomische Bedeutung: Der Konvertibilitätsgrad einer Währung charakterisiert die Ordnung der betreffenden Volkswirtschaft. Je höher der Konvertibilitätsgrad, um so mehr Einfluß gewinnen die einzelnen Wirtschaftssubjekte auf den Ressourceneinsatz. Warenkonvertibilität ermöglicht eine dezentrale Koordination des wirtschaftlichen Prozesses mit Hilfe von Märkten und Preisen, Währungskonvertibilität die einzelwirtschaftliche Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung. Der Staat verliert gewissermaßen das Koordinierungsmonopol und damit an Möglichkeiten der direkten Einflußnahme auf den binnenwirtschaftlichen Prozeß und dessen Abschottung vom Weltmarktgeschehen. Die Konsumenten profitieren vom breiteren Angebot des —> Weltmarktes, während sich die Anbieter von Arbeit und Gütern dem dort herrschenden intensiveren Wettbewerb zu stellen haben. Die inteme Konvertibilität beschränkt die Monopolgewinne des Staates bzw. seiner Notenbank aus der Emission des allgemeinen Tausch-, Rechen- und Wertaufbewahrungsmittels (—> Seigniorage). Da die Wirtschaftssubjekte grundsätzlich die Möglichkeit zum Ausweichen auf eine stabile ausländische Währung haben (—» Währungssubstitution), erreichen die Inflationssteuereinahmen schon bei einer niedrigeren Inflationsrate ihr Maximum. Die breitere Palette an Re-
210
Konvertibilität
aktionsmöglichkeiten, welche die Konvertibilität den einzelnen in- und ausländischen Wirtschaftssubjekte eröffnet, kann jedoch die makroökonomische Stabilität beeinträchtigen. Die mikroökonomischen Transaktionen beeinflussen über die Zahlungsbilanz die makroökonomischen Größen Wechselkurs und Geldmenge. Insbesondere wenn Kapitalverkehrsbilanzkonvertibilität gegeben ist, können im Falle von Erwartungsänderungen die häufig sehr kurzfristig und umfangreich resultierenden Kapitalströme (hot capital) die mit den Erwartungsänderungen verbundenen makroökonomischen Schwankungen verstärken.
folgen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage darf nicht über das volkswirtschaftliche Produktionspotential zuzüglich auch längerfristig haltbarer internationaler Verschuldungsmöglichkeiten hinaus stimuliert werden. D. h. Leistungsbilanzdefizite sollten temporärer Natur sein und die ihrer Finanzierung dienende ausländische Ersparnis zu investiven Zwecken verwendet werden. Notwendig sind insbesondere die Einrichtung eines effizienten Steuersystems, einer funktionierenden Kontrolle der staatlichen Ausgaben und eines Zentralbanksystems, welches über die zur monetären Steuerung notwendigen Instrumente verfügt.
Bedingungen: Um die skizzierten Chancen und Risiken der Konvertibilität nutzen bzw. unter Kontrolle halten zu können, ist die Einhaltung einiger Bedingungen hervorzuheben: 1. Die Wechselkurse sollten realistisch und dadurch auch glaubwürdig sein. Dies erscheint am ehesten gewährleistet, wenn sie der mittelfristig haltbaren Zahlungsbilanzsituation entsprechen.
4. Die einzelnen Wirtschaftssubjekte müssen bezüglich Fähigkeiten und Anreizstruktur in die Lage versetzt werden, sich den am Weltmarkt herrschenden Preisverhältnissen anzupassen. Hierzu ist vor allem der Abbau von Preiskontrollen und die Beschränkung der Subventionsgewährung auf diejenigen Fälle notwendig, in denen realisierbare positive externe Effekte die volkswirtschaftlichen Kosten übersteigen.
2 Zum Ausgleich zyklischer Zahlungsbilanzschwankungen und zur Abfederung unvorhersehbarer Schocks solange, bis Anpassungsmechanismen wirksam werden, sollten angemessene Devisen- und internationale Finanzierungsreserven zur Verfügung stehen. 3. Die nationale Geld- und Fiskalpolitik hat einen widerspruchsfreien und damit glaubwürdigen Kurs zu ver-
Literatur: Gilman, Martin G. (1990), Auf dem Weg zur Währungskonvertibilität, in: Internationaler Währungsfonds, Weltbank und HWWA (Hrsg.), Finanzierung und Entwicklung, 27. Jg., September, Hamburg, S. 32-34.
211
Kooperation, internationale
Greene, Joshua EJ Peter Isard (1991), Currency Convertibility and the Transformation of Centrally Planned Economies, International Monetary Fund Occasonal Paper No. 81, Washington, D.C.
Grund dafür ist, daß internationale Kooperation aus sogenannten problematischen sozialen Situationen erwächst, d.h. aus sozialen Situationen, in denen sich für Staaten Anreize zusammenzuarbeiten und Anreize, den anderen zu hintergehen, treffen. Diese Problematik nicht nur internationaler Kooperation sondern jeder Kooperation, die im Kontext anarchischer Strukturen erreicht werden soll, läßt sich anhand der problematischen sozialen Situation des Gefangenendilemmas illustrieren. Gemäß der Geschichte, die der Situation des Gefangenendilemmas ihren Namen gibt, sind zwei Strafgefangene, die gemeinsam in ein Haus eingebrochen waren und dort den Eigentümer umgebracht hatten, des gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Der Staatsanwalt kann zwar den Einbruch, nicht jedoch den Mord nachweisen. Wenn beide Gefangenen die Tat leugnen, kann er sie nur wegen Einbruchs für jeweils ein Jahr hinter Gitter bringen. Um die Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen, ist er auf das Geständnis zumindest eines der Gefangenen angewiesen. Deshalb bietet er jedem Gefangenen einzeln ein Geschäft an: Demnach soll ein Strafgefangener sofort freikommen, wenn er ein Geständnis ablegt und damit die Uberführung seines leugnenden Komplizen ermöglicht. Dieser hingegen wird wegen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Gestehen hingegen beide, so werden sie beide wegen Mordes verurteilt werden. Allerdings wird ihnen
Haberler, Gottfried (1954), Currency Convertibility, National Economic Problems Series. No. 451, American Enterprise Association, New York. Wettstein, Patrik (1994), Wechselkurspolitik beim Ubergang von Plan- zu Marktwirtschaften, Verlag Rilegger, Zürich. Williamson, John (1991), Convertibility, in: Marer, Paul; Salvatore Zecchini (Eds.), The Transition to a Market Economy. Vol. Π - Special Issues, OECD, Paris. Hans-Hermann Morrien Kooperation, internationale Für eine wachsende Anzahl von Problemen wird internationale Kooperation als Imperativ ihrer erfolgreichen Bewältigung betrachtet. Einige dieser Probleme wie die Weiterverbreitung von Atomwaffen oder die Zerstörung der Ozonschicht werden von den Staaten mittlerweile auch kooperativ bearbeitet. Bei anderen Problemen hingegen, wie beim Schutz des Weltklimas und der Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sind die Bemühungen um substantielle Vereinbarungen internationaler Kooperation bislang weniger fruchtbar gewesen.
212
Kooperation, internationale
dann ihr G e s t ä n d n i s zugute gehalten,
a b h ä n g i g v o m Verhalten seines Mitge-
s o d a ß sie nur zu zehn Jahren
im
f a n g e n e n v e r k ü r z e n , w e n n er gesteht,
Strafvollzug verurteilt w e r d e n . D i e s e
also nicht kooperiert. U n d : beide wis-
Situation läßt sich wie folgt
(spiel-
sen, d a ß d e r j e w e i l s andere w e i ß , d a ß
theoretisch) abbilden: Das
es f ü r ihn besser ist, nicht zu kooperie-
Gefangenendilemma Angeklagter Β
Gestehen
Leugnen
Angeklagter A
(Kooperation)
(Selbsthilfe)
Leugnen (Kooperation)
1 J a h r / 1 Jahr
12 J a h r e / 0 Jahre
0 J a h r e / 1 2 Jahre
10 J a h r e / lOJahre
Gestehen (Selbsthilfe)
In dieser Situation verhält sich der G e -
ren. W e n n allerdings beide nicht ko-
f a n g e n e g e g e n ü b e r seinem M i t g e f a n -
operieren,
g e n e n kooperativ, der die Tat leugnet.
M o r d e s ü b e r f ü h r t und erhalten j e w e i l s
W e n n d e r M i t g e f a n g e n e e b e n s o leug-
eine
net, d a n n m ü s s e n beide nur für ein
hätten ihre H a f t a u f ein Jahr verkürzen
Jahr ins G e f ä n g n i s . Durch sein Leug-
k ö n n e n , w e n n sie beide die Tat ge-
dann
werden
zehnjährige
beide
Haftstrafe.
des Beide
nen e r ö f f n e t er seinem M i t g e f a n g e n e n
leugnet, miteinander kooperiert hätten.
allerdings auch die Möglichkeit sofort
Die Kooperationsproblematik
auf freien F u ß zu k o m m e n . D e r G e -
Falle) besteht also darin, d a ß beide
(soziale
f a n g e n e , der leugnet, sich also k o o p e -
g e m e i n s a m (kollektiv) ein schlechtes
rativ verhält, geht d a h e r auch ein Risi-
E r g e b n i s erzielen werden, w e n n
k o ein. W e n n der M i t g e f a n g e n e sein
b e i d e für sich (individuell) nach d e m
k o o p e r a t i v e s Verhalten nicht erwidert
besten
bzw.
das
und gesteht, dann erhält er die Höchst-
s c h l e c h t e s t e Ergebnis unbedingt
ver-
strafe v o n zwölf Jahren Haft. E s w ä r e
m e i d e n wollen. Dabei könnten die G e -
f ü r ihn mithin besser, selbst auch zu
fangenen
g e s t e h e n , u m somit der Höchststrafe
(kollektiv)
zu e n t g e h e n . A u ß e r d e m birgt ein G e -
w e n n sie beide d e m j e w e i l s anderen
Ergebnis
ein
streben
f ü r beide
gutes
sie
gemeinsam
Ergebnis
erzielen,
ständnis die C h a n c e in sich, sofort a u s
die V e r w i r k l i c h u n g seines (individu-
d e r H a f t entlassen zu w e r d e n , w e n n
ell) besten E r g e b n i s s e s e r m ö g l i c h e n .
der M i t g e f a n g e n e doch leugnen sollte.
Eine Vielzahl von Situationen in den
U n a b h ä n g i g d a v o n , o b der M i t g e f a n -
internationalen
g e n e leugnet oder gesteht, ist es f ü r
ihrer Struktur mit d e m G e f a n g e n e n d i -
den G e f a n g e n e n also günstiger, selbst
lemma
vergleichbar.
zu g e s t e h e n , d.h. nicht zu kooperieren.
stellen
die
G l e i c h e s gilt auch für seinen Mitge-
Handel,
f a n g e n e n . A u c h e r kann seine H a f t u n -
Staaten mit großen heimischen M ä r k -
213
Beziehungen
sind
in
Beispielsweise
Handelsbeziehungen internationaler)
(—»
zwischen
Kooperation, internationale
ten e i n e derartige problematische s o -
Staaten kooperatives
ziale Situation dar: Für j e d e n einzel-
schreibt, sie kontrolliert u n d g e g e b e -
nen Staat u n d f ü r alle Staaten z u s a m -
nenfalls sanktioniert. N u r ein
m e n ist es günstig, w e n n alle Staaten
m o n kann d e m n a c h d e n Anreiz, durch
gemeinsam
auf
Verhalten
vorHege-
protektionistische
nicht-kooperatives Verhalten zusätzli-
M a ß n a h m e n (—» Protektionismus) ver-
che G e w i n n e zu m a c h e n , d u r c h seine
zichten und liberale H a n d e l s b e z i e h u n -
Sanktionsgewalt
gen
jeder
somit auch die Furcht, d u r c h u n k o o p e -
Staat h o f f e n , d u r c h protektionistische
ratives Verhalten anderer Staaten ge-
M a ß n a h m e n g e g e n ü b e r a n d e r e n Staa-
schädigt zu werden, a b b a u e n . Entspre-
ten, die eine liberale
Handelspolitik
c h e n d dieser Theorie der h e g e m o n i a -
betreiben, einen W o h l f a h r t s g e w i n n z u
len Stabilität w u r d e b e i s p i e l s w e i s e die
erzielen. V e r s u c h e n j e d o c h
vermehrte A n w e n d u n g
p f l e g e n . Allerdings
kann
mehrere
ausgleichen
und
protektionisti-
g r o ß e Staaten ihre W o h l f a h r t so a u f
scher Praktiken in d e n internationalen
K o s t e n der W o h l f a h r t a n d e r e r zu stei-
H a n d e l s b e z i e h u n g e n in den 70er und
gern, dann wird j e d e r e i n z e l n e von ih-
80er Jahren mit dem A b s t i e g der U S A
nen
als H e g e m o n in V e r b i n d u n g gebracht.
Wohlfahrtseinbußen
hinnehmen
müssen.
(2) In der Tradition von J o h n L o c k e
A l s E r k l ä r u n g d a f ü r , w a n n internatio-
stehend, wird von d e n Vertreterinnen
nale K o o p e r a t i o n in problematischen
des Neoinstitutionalismus in d e n In-
sozialen Situationen wie d e m G e f a n -
ternationalen B e z i e h u n g e n d i e C h a n c e
g e n e n d i l e m m a gelingt b z w . scheitert,
internationaler
w e r d e n in der Disziplin Internationale
Interesse der Staaten gegründet, kol-
Beziehungen
lektiv u n b e f r i e d i g e n d e Interaktionser-
im
wesentlichen
drei
Kooperation
auf
das
T h e o r i e n diskutiert.
gebnisse zu v e r m e i d e n . Ein
(1) In A n l e h n u n g an T h o m a s H o b b e s
aus problematischen sozialen Situatio-
Ausweg
w u r d e von Vertreterinnen d e s Realis-
nen wie d e m G e f a n g e n e n d i l e m m a be-
m u s in den Internationalen B e z i e h u n -
steht dann, w e n n die A k t e u r e sich wie-
gen
überlegenen
derholt in der Situation eines G e f a n g e -
M a c h t , eines —> H e g e m o n s als A u s -
n e n d i l e m m a s w i e d e r f i n d e n . Die W i e -
w e g a u s der sozialen Falle d e s G e f a n -
derholung e r ö f f n e t d e n A k t e u r e n die
genendilemmas
Exi-
Möglichkeit, kontingente Strategien zu
stenz eines H e g e m o n s wird hier als
wählen und d a m i t das kooperative In-
notwendige Bedingung zwischenstaat-
teraktionsergebnis dezentral
licher Kooperation betrachtet.
Allein
setzen. Sie können ihr e i g e n e s Verhal-
ein mit überlegenen Machtmitteln aus-
ten v o m Verhalten d e r Interaktions-
die Existenz einer
diskutiert.
gestatteter H e g e m o n
Die
ist demnach
der L a g e , internationale
durchzu-
partner a b h ä n g i g m a c h e n , i n d e m sie
in
beispielsweise
Kooperation
im
Gefangenendilem-
ma Selbsthilfe durch Selbsthilfe be-
d a d u r c h zu e r m ö g l i c h e n , d a ß er d e n
214
Kooperation, internationale
strafen bzw. Kooperation mit Kooperation belohnen. Dementsprechend gilt, je größer die Interaktionsdichte zwischen Staaten ist, um so wahrscheinlicher ist internationale Kooperation. Dabei wird betont, daß internationale Institutionen einen wichtigen Beitrag zum Gelingen und insbesondere zur Stabilisierung dezentraler Kooperation leisten. Sie definieren Strategien konditionaler Kooperation (legen Spielregeln fest) und sorgen durch die Reduktion von Kontroll- und Sanktionskosten (bzw. Informations- und Transaktionskosten) für deren Durchführung. Internationale Institutionen sichern mithin konditionale Kooperation zwischen Staaten ab. Die Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus gewann gegenüber der des Neorealismus insbesondere an Bedeutung als sich zeigte, daß trotz des hegemonialen Abstiegs der USA die internationale Kooperation in den internationalen Handelsbeziehungen nicht gänzlich zusammenbrach, vielfach sich sogar neu entwickelte. 3) Die Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus wird seit geraumer Zeit durch die Kooperationstheorie des Reflektivismus herausgefordert. In der Tradition der Soziologie von Emile Durkheim stehend, betonen Vertreterinnen des Reflektivismus, daß internationale Kooperation nicht allein durch egoistische Motive der beteiligten Staaten zu erklären ist. Sie heben hervor, daß soziales Handeln stets an soziale Kontexte gebunden ist, in de-
nen Normen gelten, die problematischen sozialen Situationen wie dem Gefangenendilemma ihre Brisanz nehmen. Demnach sind in den sozialen Kontext der Staaten, die internationale Staatengemeinschaft, Normen wie die wechselseitige Achtung der Souveränität eingebettet, die Staaten dazu bewegen, die Durchsetzung günstiger Ergebnisse für jeden einzelnen zugunsten von kollektiv für die Staatengemeinschaft wünschbaren Ergebnisse zurückzustellen. Mangels klarer empirischer Belege ist es dieser Kooperationstheorie des Reflektivismus bislang jedoch nicht gelungen, die Dominanz der (rationalistischen) Kooperationstheorie des Neoinstitutionalismus zu brechen. Literatur: Hurrell, Andrew 1993: International Society and the Study of Regimes, in: Rittberger, Volker (Hrsg.): Regime Theory and International Relations. Clarendon Press: Oxford, 49-72. Keohane, Robert O. 1984: After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy. Princeton University Press: Princeton, N.J. Keohane, Roberto. 1980: The Theory of Hegemonic Stability and Changes in International Economic Regimes, 1967-1977, in: Holsti, Ole RVSiverson, Randolph M ./George, Alexander L. (Hrsg.): Change in the International System. Westview Press: Boulder, Colorado, 131-162.
215
Koordination, wirtschaftspolitische
Kindleberger, Charles P. 1976: Systems of International Economic Organization, in: Calleo, David P. (Hrsg.): Money and the Coming World Order. New York University Press: New York, 1539. Wendt, Alexander 1992: Anarchy is What States Make of iL The Social Construction of Power Politics, in: International Organization 46:2,391-425. Zürn, Michael 1992: Interessen und Institutionen in der internationalen Politik. Grundlegung und Anwendungen des situationsstrukturellen Ansatzes. Leske + Budrich: Opladen.
faren (—> Zölle) und —> nicht-tarifären Handelshemmnissen, einer —> Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs, aber auch durch Fortschritte bei den Informations- und Kommunikationstechnologien die weltweite ökonomische Verflechtung (—¥ Interdependenz; —* Intemationalisierung)) zugenommen hat. Die Konsequenz hieraus ist, daß in einem Land auftretende Störungen im Wirtschaftsablauf ebenso wie nationale Wirtschaftspolitiken in ihren Wirkungen nicht ausschließlich auf dieses Land beschränkt bleiben. Es ergeben sich vielmehr positive und/oder negative Ausstrahlungseffekte (spill-overs) auf andere Volkswirtschaften, die ihrerseits wiederum Rückkoppelungseffekte auf das Ursprungsland hervorrufen. Auf diese Weise kann nicht nur der Wirkungsgrad autonom durchgeführter wirtschaftspolitischer Maßnahmen beeinträchtigt werden, sondern es kann auch zu unerwünschten Nebenwirkungen im eigenen Land und im Ausland kommen.
Bernhard Zangl Koordination, wirtschaftspolitische Als wirtschaftspolitische Koordination wird die bilaterale oder multilaterale Abstimmung der Wirtschaftspolitiken souveräner Staaten zur Erreichung eines gemeinsamen Zielkatalogs bezeichnet. Die wirtschaftspolitische Koordination kann sich dabei sowohl auf ordnungspolitischer (Schaffung von generellen Rahmenbedingungen bezüglich grenzüberschreitender Transaktionen oder Schaffung von Marktordnungen für bestimmte Sektoren) wie auf prozeßpolitischer Ebene (Abstimmung von fiskal-, geld- und währungspolitischen Maßnahmen) vollziehen. Der Ausgangspunkt der Überlegung, ob und in welchem Umfang nationale Wirtschaftspolitiken koordiniert werden sollen, ergibt sich aus der Tatsache, daß infolge des Abbaus von tari-
Auf makroökonomischer Ebene handelt es sich um die Phänomene der Konjunktur- und —» Inflationsübertragung. Inwieweit es hier zu Ubertragungseffekten kommt, hängt in entscheidendem Maße von dem —» Wechselkurssystem ab (—» Wechselkurse). Auf mikroökonomischer Ebene werden die preisliche —> Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungssituation einzelner Unternehmen und Sekto-
216
Koordination, wirtschaftspolitische
ren der verflochtenen Volkswirtschaf-
dination generell für alle Beteiligten
ten berührt.
zu Wohlfahrtsverbesserungen
Die bloße Existenz ökonomischer Ver-
könnte, stehen ihrer Umsetzung häufig
flechtungen ist indes allein noch keine
Probleme entgegen. Analog z u m Ge-
Rechtfertigung für eine
fangenendilemma der Spieltheorie (—»
politische
wirtschafts-
Koordination.
Vielmehr
müssen weitere Faktoren
Kooperation,
internationale)
führen
könnten
hinzukom-
zwar kooperative Strategien für alle
men. S o müssen die wirtschaftspoliti-
Beteiligten das höchste Wohlfahrtsni-
schen Maßnahmen
veau hervorbringen, aber wegen
eines Landes in
den anderen Ländern einen
merkli-
Dominanz
chen, d. h. von den wirtschaftspolitischen
Entscheidungsträgern
der
der
nicht-kooperativen
Strategien, in denen nationale Interes-
wahr-
sen ohne eine Berücksichtigung
der
nehmbaren Einfluß auf relevante öko-
W o h l f a h r t anderer Länder in den Vor-
nomische Größen haben und das Ziel-
dergrund gestellt werden, u.U. nicht
system der dortigen Wirtschaftspolitik
zum Einsatz kommen, so daß insge-
negativ beeinflussen. Z u d e m werden
samt ein suboptimaler
Bestrebungen
resultiert.
um eine
Abstimmung
Politikeinsatz
der Politiken nur einsetzen, wenn ei-
D e s weiteren kann eine Koordination
nem
an einer unzureichenden oder falschen
Land
nicht
ausreichend
viele
wirtschaftspolitische Instrumente
zur
(Modell-) Kenntnis der jeweiligen Re-
Verfügung stehen, um seine Ziele au-
gierungen
tonom zu erreichen. Voraussetzung ist
Z u s a m m e n h ä n g e scheitern. Die gene-
ferner, daß zwischen den Staaten eine
relle
Einigung über ein konsistentes Ziel-
schaftspolitischen Koordination
system erfolgt, das dem gemeinsamen
z u d e m durch hohe
Instrumenteneinsatz
sten in Frage gestellt werden, die ins-
zugrundegelegt
bezüglich
ökonomischer
Vorteilhaftigkeit
einer
wirtkann
Verhandlungsko-
wird.
besondere bei einer Vielzahl beteilig-
Eine wirtschaftspolitische Koordinati-
ter Staaten oder bei relativ heterogener
on kann jedoch auch suboptimale Er-
Interessenlage der einzelnen Verhand-
gebnisse mit sich bringen, wenn ein
lungspartner auftreten. Auf der Ebene
Staat eine für die Wohlfahrt aller Be-
der Durchführung können
teiligten optimale Politik durchgeführt
auftreten, wenn es trotz eines K o n s e n -
Probleme
hat, aber infolge eines Verhandlungs-
ses zwischen den Trägern der nationa-
prozesses zu einem Abweichen
von
len Wirtschaftspolitiken bezüglich der
dieser Strategie veranlaßt wird. In die-
anzustrebenden Ziele und des Instru-
sem Fall erweist
sich ein
System-
menteneinsatzes Widerstände in den
wettbewerb als sinnvoll. Selbst wenn bei bestimmten
jeweiligen Parlamenten gibt. Proble-
Die
men eine wirtschaftspolitische Koor-
wirtschaftspolitische
Koordinie-
rung läßt sich auf verschiedene Arten
217
Korbwährung
implementieren. Zu unterscheiden sind hierbei diskretionäre Ansätze, bei denen Konsultationen über gemeinsame Politiken erst beim Auftreten eines konkreten Problems beginnen, und regelgebundene Ansätze, bei denen ex ante Verfahren determiniert sind, die unmittelbar zur Anwendung gelangen, wenn bestimmte Zielabweichungen festgestellt werden. Ferner können zentrale oder dezentrale Lösungen gewählt werden. Bei ersteren werden (z.B. gemäß dem —> Subsidiaritätsprinzip) Entscheidungsbefugnisse auf supranationale Institutionen übertragen, während bei letzteren die Entscheidungsgewalt bei nationalen Entscheidungsträgern verbleibt. Wirtschaftspolitische Koordination vollzieht sich in der Praxis vor allem im Rahmen von —> Weltwirtschaftsgipfeln, den —» GATT-Runden (—» Welthandelsrunden) sowie in —> internationalen Organisationen wie der —» Weltbank, dem —» Internationalen Währungsfonds, der —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der —> Welthandelsorganisation, der —> UNCTAD und der OECD, aber auch auf der Ebene von regionalen Zusammenschlüssen wie z.B. —» NAFTA, -> EFTA, EWR, ASEAN, Mercosur. Eine sehr enge wirtschaftspolitische Zusammenarbeit hat sich nach der Vollendung des europäischen —» Binnenmarktes und den —> Maastrichter Verträgen zur Errichtung einer Wirtschafts- und —> Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; —> Europäi-
sche Währungsunion) mittlerweile in der —» Europäischen Union etabliert. Literatur: Blommestein, Hans J. (Hrsg.) (1991): The Reality of International Economic Policy Coordination. North Holland: Amsterdam u.a. Kantzenbach, Erhard (Hrsg.) (1990): Probleme der internationalen Koordination der Wirtschaftspolitik. Schriften des Vereins fur Socialpolitik, Band 198. Duncker & Humblot Berlin. Dirk Rübesamen Korbwährung Korbwährung bezeichnet eine Fremdwährung, die in den —> Währungskorb eines Landes oder einer internationalen Verrechnungseinheit wie den —» Sonderziehungsrechten aufgenommen worden ist. Korruption, internationale Unter Korruption läßt sich die mißbräuchliche Verwendung eines Amtes bzw. einer Machtposition für private Zwecke verstehen. Ist dieses Amt ein öffentliches, spricht man auch von öffentlicher Korruption. Die internationale (auch: grenzüberschreitende) Korruption tritt vor allem in Form von Bestechung von oder Erpressung durch öffentliche Amtsträger in —> Entwicklungsländern bei einer Auftragsvergabe auf. Aufgrund der Eigendynamik der Korruption lassen sich diese beiden Formen in der Realität nur schwer
218
Kredittranche
voneinander trennen. Häufig wird dem
führen langfristig zu einer Diskreditie-
E m p f ä n g e r einer Leistung offiziell ein
rung und Destabilisierung der wirt-
überhöhter Preis in Rechnung gestellt
schaftlichen und politischen Ordnung.
(Überfakturierung), den dieser zu ei-
Die internationale Korruption wird da-
n e m bestimmten Teil wieder an den
durch gefördert, daß (mit Ausnahme
Absender zurücktransferiert (kick-back).
der U S A seit 1977) Bestechungszah-
Besonders
lungen im Ausland weitgehend steuer-
vor
korruptionssensibel
allem kapitalintensive
sind
Bereiche
lich abzugsfähig sind. Der
Bekäm-
der (staatlichen) Auftragsvergabe (z.B.
pfung der Korruption hat sich die im
Bauwirtschaft, Energieversorgung und
Mai 1993 gegründete internationale —>
Rüstungsindustrie), bei denen öffent-
Nichtregierungsorganisation
liche Amtsträger eine hoheitliche Mo-
rency International (Berlin) gewidmet,
nopolstellung
die sich um eine Ausarbeitung interna-
chend
sowie
einen
kontrollierbaren
unzurei-
Ermessens-
tionaler Verhaltensstandards
spielraum u.a. aufgrund fehlender ver-
Auch die
Transpa-
bemüht.
O E C D hat im Mai 1994
gleichbarer Marktpreise besitzen. Die
einen Vorschlag f ü r international ein-
Auswirkungen der in vielen Ländern
heitliche Verhaltensregeln unterbreitet,
(insbes. der Dritten Welt) weit verbrei-
deren Ü b e r n a h m e von den einzelnen
teten und häufig systematisch betrie-
Ländern aber noch aussteht.
benen öffentlichen Korruption zeigen sich
in
unerwünschten
Kredittranche
allokativen
(u.a. illegale und heimliche Ausschal-
Die Kredittranche beziffert den Teil
tung des Wettbewerbs und Beeinflus-
der normalen —» Ziehungsrechte der Mit-
sung der Entscheidungsstrukturen) und
glieder des —» Internationalen
distributiven Verzerrungen (u.a. Ver-
rungsfondes, der 25% der Quote eines
größerung der Ungleichverteilung) und
Landes übersteigt.
219
Wäh-
L für Verlustgefahren bei der Kreditge-
Laissez-Faire Laissez-Faire
währung resultieren bestimmte Rang(frz.:
Maßt
folgen der verschiedenen Staaten unter
machen')
wird benutzt als Bezeichnung für G e -
dem Gesichtspunkt ihrer
währung oder Duldung. In der Öko-
und wirtschaftlichen Stabilität, die die
nomie
Beurteilung über Bestehen
bezeichnet
der
Begriff
den
politischen und/oder
Grundsatz der Nicht-Einmischung des
Entwicklung von —> Länderrisiken un-
Staates im ökonomischen Bereich, da
terstützen. Einen Uberblick über die
auf diese Weise die wirtschaftliche —>
Bonität der verschiedenen Länder ge-
Entwicklung am besten gefördert wird.
ben die Ergebnisse internationaler Ex-
Laissez-Faire
sowohl —>
perten-Panels, die sogenannte ' C o u n -
Freihandel als auch Gewerbe- und Nie-
try Ratings' oder Länderklassifikatio-
derlassungsfreiheit
nen nach bestimmten Indizesverfahren
beinhaltet und
damit
freien
Wettbewerb. Ursprünglich diente der
aufstellen. Der für die Klassifikation
Begriff als Parole des französischen
und den Vergleich der Länder bzw. ih-
Liberalismus im 17. und 18. Jh. ('lais-
rer
sez faire, laissez passer'), er entstand
über detaillierte
als Reaktion auf die staatlichen Ein-
politische Indikatoren ermittelt. Grund-
griffe des —> Merkantilismus. Laissez-
lage ist dabei ein Punktesystem, wel-
Faire wird heute meistens überspitzt als
ches die einzelnen Hauptindiktoren an
völlige Abwesenheit staatlicher Regu-
Hand
lierungen verstanden.
Die maximal zu erreichende Bewer-
Bonität notwendige
Index
wirtschaftliche
von Teilindikatoren
tungszahl
eines
und
bewertet.
Hauptindikators
Hundert. Die Hauptindikatoren
Literatur:
wird
ist kön-
nen j e nach Verfahren variieren, das
Oncken, August (1886): Die Maxime
heißt, sie sind entweder stärker poli-
Jaissez faire et laissez passei", ihr Ur-
tisch
sprung, ihr Werden. Wyss: Bern.
oder
wirtschaftlich
dominiert.
Ein praktikabler Ansatz zur Ermittlung der Länderrisiken ist ein Indikatorsy-
Länderklassifikation
stem, welches für jedes Land
Aus speziellen Verfahren der Risiko-
zwei
Indizes, einen Liquiditäts- und einen
schätzung basierend auf der Analyse
Strukturindex, ermittelt. Der Liquidi-
politischer und ökonomischer Motive
220
Länderrisiken
tätsindex mißt die optimale Verhält-
langfristige Gefährdung von —> Di-
nismäßigkeit der internationalen Akti-
rekt-
va eines Landes zu seinen kurzfristi-
sowie von Krediten und Anleihen be-
gen Passiva. Der Strukturindex
wertet. Ausschlaggebend für die Ein-
fixiert
und
—>
Portfolioinvestitionen
die Stabilität der Volkswirtschaft an
ordnung der einzelnen Länder ist de-
Hand geld- und außenwirtschaftlicher
ren
politische
und
wirtschaftliche
Kennzahlen. 100 zu erreichende Punk-
Stabilität, die Eindeutigkeit der
te eines Index signalisieren bei selbi-
setzlichen Bestimmungen, die Einstel-
gem ein minimales Risiko, wobei die
lung des Gastandes zu Auslandsinve-
Klassifizierung
der
Länder
in
ge-
fünf
stitionen sowie die Integrität der staat-
Gruppen mit 20-Punkt-Intervallen er-
lichen Bürokratien. Bewertet werden
folgt. Das Gesamtergebnis pro Land
auch solche außen- und
drückt sich in einem Zahlenpaar aus,
schen Fixa wie die Zugehörigkeit zu
welches beide Indizes verbindet und
politischen Allianzen oder das Verhal-
die Klassifizierung optimiert.
ten anderer Staaten gegenüber diesem
Folge
der Länderklassifikation ist die Festle-
Land sowie die Stabilität des sozialen
gung von Länderlimiten, mit denen die Kreditinstitute bei der
Systems
Kreditgewäh-
Land,
die
Handund
die Funktionstüchtigkeit der Verwal-
begren-
tung auf der Grundlage des Staats- und
zen.
Rechtssytems (—» Länderklassifikation).
Länderrisiken Bei
in dem
lungsfähigkeit der Regierungen
rung die Volumina auf ein zumutbares, verlustgefährdetes Maß
innenpoliti-
Die wirtschaftlichen Risiken bestehen
internationalen
Kreditleistungen
zum
einen
aus
mikroökonomischen
spielt neben der Prüfung der indivi-
Risiken in Form von Fehlinformatio-
duellen
Kreditnehmers
nen über Unternehmensstrukturen und
auch die Feststellung der Bonität des
Bonität
des
Vertriebssysteme und aus makroöko-
entsprechenden Landes zur Minimie-
nomischen Risiken, die aus der Struk-
rung der Verlustgefahren bei der Kre-
tur der jeweiligen Volkswirtschaft re-
ditgewährung eine bedeutende Rolle.
sultieren. Zum anderen dokumentieren
Dabei läßt man sich in erster Linie von
—» Wechselkursrisiken und Transfer-
Sicherheitsaspekten bzw. avisierbaren
risiken einzukalkulierende wirtschaft-
Risiken in Bezug auf die wirtschaftli-
liche Risiken.
che, soziale, politische und ökologi-
Das bekannteste Analyseverfahren ist
sche Situation in dem Land und deren
der Business Environment Risk Index
Status quo leiten. In Länderrisikoanalysen
(BERI-Index), der zwischen operatiowerden
geld- und währungspolitischen
die
nalen, allgemein-politischen und wäh-
Risi-
rungspolitischen
ken eines Landes im Hinblick auf die
Risiken
unterschei-
det. Die Bewertung einzelner Staaten
221
LDC
in den standardisierten Ratings der Kreditbewertungsagenturen (Moody's, Standards & Poor's) hat Auswirkung auf die Höhe der Verzinsung der Kapitalaufnahme auf den —¥ Finanzmärkten. Auf der betriebswirtschaftliche Ebene liefern Länderrisikoanalysen eine Grundlage für Investitionsentscheidungen.
währungslandes bestimmt dann die monetäre Entwicklung und insbesondere das Preisniveau im gesamten Währungsraum. Die Leitwährung wird daher auch als —> Ankerwährung oder nomineller Anker charakterisiert. In diesem Zusammenhang wird auch von der Dominanz des Leitwährungslandes gesprochen. Dieser Begriff ist insofern mißverständlich, als ein Land die Leitwährungsfunktion nicht direkt erzwingen kann. Es wird dadurch zum Leitwährungsland, daß andere Länder sich geldpolitisch ankoppeln. Die Leitwährungsfunktion kann einem Land direkt im Rahmen eines Währungsabkommens zugewiesen werden. Sie kann sich aber auch informell durch die praktische Geld- und Währungspolitik der beteiligten Länder herausbilden.
LDC Abk. für less developed country —» Entwicklungsländer Leistungsbilanz —> Zahlungsbilanz Leitwährung Als Leitwährung wird eine Währung bezeichnet, an der sich andere Länder bei ihren geld- und währungspolitischen Entscheidungen ausrichten. Dies kann dadurch geschehen, daß sie den —» Wechselkurs mit der Leitwährung einseitig durch —> Interventionen stabilisieren (Pegging) oder daß sie sich bei geldpolitischen Maßnahmen relativ eng an den Entscheidungen des Leitwährungslandes orientieren. Geldpolitisch ergibt sich damit folgende Arbeitsteilung (geldpolitische Asymmetrie). Das Leitwährungsland betreibt eine eigenständige Geldpolitik, während die anderen Länder ihre Geldpolitik in erster Linie auf die Stabilisierung des Wechselkurses mit der Leitwährung ausrichten und somit implizit die Politik des Leitwährungslandes übernehmen. Die Notenbank des Leit-
Das geldpolitische Ankoppeln an die Währung eines Landes kann aus verschiedenen Gründen vorteilhaft sein. Kleine Länder können an einem stabilen Wechselkurs mit ihrem wichtigsten Handelspartner interessiert sein, um sich gegen abrupte Wechselkursänderungen zu schützen. Damit sollen der —> Außenhandel und die wirtschaftliche —> Entwicklung verstetigt werden. Auch im Falle einer instabilen Geldnachfrage und damit verbundener monetärer Steuerungsproblemen kann die Übernahme der Geldpolitik des Leitwährungslandes von Vorteil sein. Schließlich versuchen Länder durch die Koppelung an eine stabile Währung von der Reputation des Leitwäh-
222
Leitwährung
rungslandes zu profitieren. Sie h o f f e n ,
Leitwährungsfunktion dagegen
auf diese Weise die Kosten einer Sta-
direkt einem Land
bilisierungspolitik in Form von W a c h -
wächst implizit dem
stums-
und
Beschäftigungsverlusten
prinzipiell handelt es sich
Leitwährungen
um
die
Land
nicht Sie
mit der
stabilsten W ä h r u n g zu und kann somit
zu verringern. Typischerweise
zugeordnet.
auch
zwischen
Ländern
wechseln. Seit Mitte der 80er Jahren
bei
orientiert sich eine wachsende
Währungen
Zahl
Sie
von Ländern geldpolitisch an der D-
dienen meist auch als bedeutsame A n -
Mark, so daß heute von einer Leitwäh-
lagewährungen für private Kapitalan-
rungsrolle der D-Mark in Europa ge-
leger sowie als —> Reserve- und Inter-
sprochen wird (D-Mark-Zone). Teil-
ventionswährungen der Notenbanken.
weise wird erwartet, daß der japani-
Vor dem ersten Weltkrieg, war d a s
sche Yen künftig eine entsprechende
wirtschaftlich wichtiger Länder.
Pfund Sterling die wichtigste Leitwäh-
Rolle für die asiatischen Länder spie-
rung der Welt. Diese Funktion büßte
len könnte.
es in der Zwischenkriegszeit allmäh-
Ein Land verliert die Funktion
lich,
Weltkrieg
Leitwährungslandes in dem Maße, wie
nach
dem
Zweiten
vollständig
ein.
Seit
dem
des
Zweiten
andere Länder auf die einseitige —»
Weltkrieg hat sich der US-Dollar zur
Stabilisierung des Wechselkurses mit
wichtigsten
der Leitwährung verzichten, etwa weil
Leitwährung
entwickelt,
vor allem in der Periode fester W e c h -
sie eine andere Geldpolitik verfolgen
selkurse bis Anfang der 70er Jahre (—»
wollen. So schwächte sich die Leit-
Bretton-Woods-Abkommen).
währungsfunktion des US-Dollars im
Im
Sy-
stem von Bretton Woods war d e m U S -
System von Bretton Woods Ende der
Dollar die Leitwährungsrolle vertrag-
60er Jahre ab, als viele —> Industrie-
lich zugeordnet. Fast alle Länder fi-
staaten die expansive
xierten den Leitkurs ihrer Währung in
sche Wirtschaftspolitik (Vietnamkrieg)
US-Dollar und waren damit verpflich-
nicht mehr mitmachen wollten. Ahn-
tet, durch einseitige Interventionen den
lich waren einige europäische Länder
Wechselkurs ihrer Währung mit d e m
A n f a n g der 90er Jahre nicht mehr be-
US-Dollar innerhalb der vereinbarten
reit,
—) Bandbreite zu stabilisieren. Fak-
Deutschen
tisch waren sie damit gezwungen, d e m
menhang mit der Deutschen Einheit zu
dem
US-amerikani-
geldpolitischen Bundesbank
Kurs im
der
Zusam-
geldpolitischen Kurs der U S A direkt
folgen (Austritt Großbritanniens und
zu folgen. Mit dem Ubergang zu flexi-
Italiens aus dem E W S im September
bleren Wechselkursen hat sich die Leit-
1992).
währungsfunktion des US-Dollars etw a s abgeschwächt. Im —> Europäischen Währungssystem (EWS) ist die
223
Leitzinsen
Literatur:
Verpfändung bestimmter, lombardfähiger Wertpapiere vergibt. Der Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte bzw. für Offenmarktgeschäfte über Wertpapiere mit Rückkaufvereinbarungen werden über zwei Ausschreibungsverfahren vorgegeben. Im sogenannten Mengentender ist der Zinssatz fixiert und die Kreditinstitute nennen den gewünschten in Anspruch zu nehmenden Betrag. In den meisten Fällen wird dann repartiert. Beim zweiten Verfahren, dem Zinstender gibt die Bundesbank einen Mindestbietungssatz vor und die Banken reagieren darauf ihrerseits mit einem Gebot von Zinssatz und Menge, wenn sie interessiert sind. Zugeteilt wird zu dem Zinssatz, der den Vorstellungen der Bundesbank über das Zuteilungsvolumen entspricht.
Bofinger, Peter (1991): Festkurssysteme und geldpolitische Koordination, Nomos: Baden-Baden. Herz, Bernhard (1993):
Währungspo-
litische Asymmetrie im Europäischen Währungssystem, Nomos: Baden-Baden. McKinnon, Ronald (1993): The Rules of the Game: International Money in Historical Perspective, in: Journal of Economic Literature, S. 1-44. Bernhard
Herz
Leitzinsen Als Leitzinsen werden allgemein die von den —» Zentralbanken vorgegebenen Zinssätze bezeichnet, über die sich die Geschäftsbanken sich bei den —> Zentralbanken refinanzieren. Die Zentralbanken nutzen diese Zinssätze direkt zur liquiditätspolitischen Steuerung und zur Beeinflussung des Geldmengenwachstums. Die drei wichtigen Zinssätze für die Refinanzierung der Geschäftsbanken bei der Deutschen Bundesbank sind der Diskontzinssatz, der Lombardzinssatz und der Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte. Der Diskontsatz ist der Zinssatz, den die Zentralbank für ihr Rediskontgeschäft vorgibt. Das heißt, die Kreditinstitute können rediskontfähige Wechsel im Rahmen ihrer Rediskont-Kontingente bei der Bundesbank rediskontieren. Der Lombardsatz ist der Zinssatz zu dem die Bundesbank kurzfristig Kredite an die Geschäftsbanken gegen die
Lender-of-last-resort Bezeichnung für eine Institution, die den —» Finanzmärkten im Krisenfall —> Liquidität zur Verfügung stellt, um eine allgemeine Krise zu vermeiden oder einzudämmen. Die Übernahme der lender-of-last-resort Funktion gilt als wesentlich für den Aufgabenbereich einer Zentralbank. Diese steht allerdings vor dem grundsätzlichen Problem, daß die Eigenverantwortlichkeit der Vermögensbesitzer, insbesondere der Banken sinkt, wenn bekannt ist, daß die verantwortliche Notenbank die lender-of-last-resort-Funktion ausübt. Die lender-of-last-resort-Funktion wird auf den nationalen Märkten in der Re-
224
Leon tief-Paradox
gel v o n den j e w e i l i g e n
Notenbanken
Kontingenten
(—» Kontingentierung),
a u s g e ü b t . I m Z u g e der —> Internatio-
Devisenbewirtschaftung
nalisierung d e s B a n k w e s e n s u n d d e r
haupt B e g r e n z u n g e n d e r —> Konver-
—» G l o b a l i s i e r u n g der F i n a n z m ä r k t e ist
tibilität.
allerdings w i e d e r h o l t auf d a s Fehlen
Nach d e m 2. W e l t k r i e g w a r e n es vor
eines internationalen
allem das —> G A T T , d i e Organisation
Lenders
hinge-
und
über-
w i e s e n w o r d e n . Ein institutioneller in-
für wirtschaftliche Z u s a m m e n a r b e i t in
ternationaler lender-of-last-resort soll
Europa ( - » O E E C , später
den a u f internationalen F i n a n z m ä r k t e n
und der —» Internationale W ä h r u n g s -
agierenden
f o n d s (IMF), die die
Vermögensbesitzern
im
OECD)
Liberalisierung
Falle einer internationalen Finanzkrise
vorantrieben.
Liquidität z u r V e r f ü g u n g stellen. W e -
der
der d e m —» Internationalen W ä h r u n g s -
G A T T und d e s s e n finanzielle Begleit-
Hier standen
Warenverkehr
zunächst
(—> H a n d e l )
im
fond noch d e r —» B a n k für Internatio-
transaktionen in d e r O E E C im Vorder-
nalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h ist diese R o l -
grund. Der I M F b e m ü h t e sich durch
le v o n den Staaten bislang eindeutig
ein auf feste —> Paritäten g e g r ü n d e t e s
zugewiesen
worden.
W ä h r u n g s s y s t e m mit zahlreichen Kre-
die z w e i t e
Version
Allerdings
legt
des —> Baseler
ditmöglichkeiten
die
Finanztransak-
K o n k o r d a t s der B a n k für Internationa-
tionen zu erleichtern; d i e hierzu letzt-
len Z a h l u n g s a u s g l e i c h eindeutige Z u -
lich auch erforderliche —> Konverti-
ständigkeiten
bilität (zumindest f ü r d i e sich aus den
der beteiligten
Noten-
b a n k e n für die international operieren-
Leistungstransaktionen
den B a n k e n u n d deren T ö c h t e r fest, so
Verpflichtungen) w u r d e allerdings erst
ergebenden
daß davon ausgegangen werden kann,
1958
daß
zusammenge-
wenn sie zahlreiche L ä n d e r , so z.B.
s c h l o s s e n e n N o t e n b a n k e n im B e d a r f s -
die B u n d e s r e p u b l i k , schon vorher ein-
fall
g e f ü h r t hatten. D a s im Z u s a m m e n h a n g
die ein
in
der
BIZ
international
Krisenmanagement Koordination, IWF
kommt
abgestimmtes
durchführen
internationale). dabei
eine
allgemein
verwirklicht,
auch
(—>
mit d e m A n s c h w e l l e n des internatio-
Dem
nalen —> K a p i t a l v e r k e h r s zu sehende
Unterstütz-
Ende
f u n k t i o n zu.
des
ursprünglichen
Woods-Systems
(—>
Bretton-
Bretton-Woods-
A b k o m m e n ) führte zu den nicht mehr
Leontief-Paradox
zu v e r m e i d e n d e n kursen,
—) H e c k s c h e r - O h l i n - T h e o r e m
was
flexiblen
jedoch
auch
Wechselals
eine
V e r m i n d e r u n g d e r bis E n d e der 60er Jahre geltenden Sicherheit i m interna-
Liberalisierung Befreiung grenzüberschreitender
Lei-
stungs- und Finanztransaktionen
von
tionalen
Zahlungsverkehr
werden k a n n .
allen B e s c h r ä n k u n g e n wie —» Zöllen,
225
angesehen
Liberalisierung
Später wurde die multilaterale Liberalisierung zumindest teilweise abgelöst von einer auf begrenzte regionale Zusammenschlüsse - und das heißt zunächst auf die Mitglieder (z.T. auch die assoziierten Mitglieder) der —> Europäischen Gemeinschaft. Die 1987 ratifizierte Einheitliche Europäische Akte und der zum 1.1.1993 verwirklichte Europäische Binnenmarkt stellen den bisherigen Höhepunkt der Liberalisierung im Rahmen der —» Europäischen Union dar. Die bereits grundsätzlich in den Römischen Verträgen zur Schaffung der EWG 1957 festgelegten und schon seit längerem auch großenteils verwirklichten Regelungen zum Abbau aller Beschränkungen im Handels-, Personen- und Kapitalverkehr werden präzisiert und ergänzt durch Bestimmungen über die Niederlassungsfreiheit, das öffentliche Beschaffungswesen (immerhin entfallen hierauf über 15% des —» Bruttosozialprodukts der Mitgliedsländer der —» Europäischen Union) und zahlreiche Bestimmungen über die Anerkennung z.B. von Studienleistungen bzw. Mindestharmonisierungen unterschiedlicher Rechtsvorschriften oder von Steuersätzen bei der Mehrwertsteuer. Allerdings war keine vollständige —> Harmonisierung beabsichtigt; grundsätzlich gelten die Rechtsvorschriften im jeweiligen Herkunftsland. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dies immer ausreicht, um den Wettbewerb innerhalb der EU genügend zu fördern; wenn man bedenkt, daß z.B. im Bank-
und Versicherungsrecht noch mancherlei Handelshemmnisse (—> Protektion) zu überwinden sind. Vergleichsweise weitgehend sind die Einigungen auf Mindestanforderungen im Verbraucherschutz und im Umweltrecht. Auf monetärem Gebiet trug die Schaffung des —» Europäischen Währungssystems zur Liberalisierung bei. Allerdings haben sich die Hoffnungen auf zusätzliche Stabilität hier nur begrenzt erfüllt, wie die währungspolitischen Turbulenzen der letzten Jahre verdeutlichen. Daß ein Erfolg des —> Maastrichter Vertrages bezüglich der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (—» Maastricht-Vertrag; —> Europäische Währungsunion) die günstige Entwicklung des Europäischen Binnenmarktes weiter fördern würde, ist sicher unstrittig. Strittig allerdings ist, ob die EU Ende dieses Jahrzehnts schon reif für eine einheitliche Währung und Geldpolitik ist oder ob nicht die nach Meinung der Maastricht-Kritiker übereilten Schritte die Liberalisierung gar gefährden. Trotz einiger Fortschritte im Maastrichter Vertrag bleiben v.a. in der Budget- und Steuerpolitik noch viele Unterschiede, die weitere Anstrengungen in den Liberalisierungsbemühungen erfordern. Auch wenn die Liberalisierungserfolge im Sinne der —> Freihandelsdoktrin insgesamt die wirtschaftliche Effizienz erhöhen, ist unbestritten, daß z.B. regionale Randgebiete und im Wettbe-
226
LIBOR LIBOR
werb in ihrer Entwicklung überhaupt zurückgebliebene Sektoren durch die Integration Verluste erleiden; diese Anpassungsverluste werden um so größer sein, je weniger flexibel Produktionsbedingungen und die Beschäftigungsverhältnisse reagieren. Der Ruf nach Verzögerung in den Liberalisierungsanstrengungen oder gar nach protektionistischen Gegenmaßnahmen sollte auf keinen Fall gehört werden. Im Gegenteil: regionale Liberalisierungen (—» Regionalisierung) sollten auf Drittländer ausstrahlen und schließlich zu einer Wiederbelebung der multilateralen Integration führen. Einige Hoffnungen wird man auf die neu geschaffene —> Welthandelsorganisation setzen. Nicht auszuschließen ist auch, daß die Ausweitung der internationalen Produktion, insbesondere die Aktivitäten —> multinationaler Unternehmen hierzu beitragen können.
Der 'London Interbank Offered Rate' (LIBOR) ist ähnlich wie der
FIBOR
ein Referenzzinssatz zu dem bestimmte erstklassige Bankadressen am Londoner
Finanzplatz
im
Interbankge-
schäft anderen Banken für bestimmte kurze Laufzeiten (1 bis 12 Monate) und in bestimmten Währungen Gelder überlassen. Desweiteren fungiert der LIBOR auch als Basiszins f ü r sogenannte 'Floating Rate Notes'. Deren zugrundegelegter
variabler
Zinssatz
wird periodisch, parallel zum LIBOR angepaßt. Lieferbindung Lieferbindung
liegt vor, wenn
der
Empfanger von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit
(—>
Entwick-
lungspolitik), insbesondere der ziellen Zusammenarbeit, ist, die hierdurch
finan-
verpflichtet
finanzierten
Waren
und Dienstleistungen aus einem beLiteratur:
stimmten Land (in der Regel dem die
Greenaway, D./ Winters, L.A., Hrsg.
Hilfe vergebenden Land) oder einer
(1994), Surveys in International Trade,
beschränkten Gruppe von Ländern zu
Blackwell (Oxford, Cambridge/US).
beziehen. Diese Verpflichtung kann
Krugman, P.R./ Obstfeld, M. (1994), In-
vertraglich vereinbart sein oder sich
ternational Economics, 3. Aufl., Harper
aus informellen Absprachen
Collins (New York).
(etwa wenn weitere Hilfen in Aussicht
Niehans, J. (1995), Geschichte der Außenwirtschaftstheorie
im
gestellt werden, falls der Bezug im
Überblick,
vergebenden Land erfolgt). Durch die
Mohr (Siebeck) (Tübingen). Hans-Joachim
ergeben
Lieferbindung wird der internationale Wettbewerb beschränkt bzw. bei Be-
Heinemann
schränkung
der
Bezugsmöglichkeit
auf ein Land ausgeschaltet, damit erfolgen in der Regel die durch die Hilfe finanzierten
227
Käufe überteuert.
Eine
Liquidität, internationale
Lieferbindung wird von Regierungen der Hilfe vergebenden Länder insbesondere für Güter jener Branchen angestrebt, deren internationale Wettbewerbsposition schwach ist. Ein Berichtsverfahren beim Development Assistance Committee (—> Entwicklungshilfeausschuß; DAC) der —» OECD soll die Gefahr reduzieren, daß liefergebundene Mittel der finanziellen Zusammenarbeit zur Finanzierung von Projekten verwandt werden, die ausschließlich mit kommerziellen Krediten realisiert werden können und somit keiner Unterstützung durch die Entwicklungszusammenarbeit erfordern.
Als gesamte internationale Liquidität kann auch die in internationalen Transaktionen eingesetzte Geldmenge angesehen werden. Die gesamte internationale Liquidität war aufgrund des Einlagensicherungskalküls der Vermögensbesitzer immer dann besonders groß, wenn der Dollar als Hegemonial- und —> Leitwährung schwach war. Lizenz Eine Lizenz ist eine zeitlich begrenzte Erlaubnis, ein bestimmtes Recht auszuüben. Lizenzen sind meistens gebührenpflichtig. 1.) im Außenhandel sind Lizenzen ein Instrument der —> Kontingentierung (Import-Lizenz, Export-Lizenz). Dabei werden entweder Lizenzen für einzelne Produkte oder über den Gesamtwert der gehandelten Güter zugeteilt. Gegenwärtig spielen Lizenzen nur noch im Textilhandel (—> Multifaserabkommen) und bei einigen Rohstoffen (z.B. Bananenimporte der —» Europäischen Gemeinschaft) eine Rolle. 2.) im Urheber- und Patentrecht Überlassung eines gewerblichen Schutzrechts an einen anderen Nutzer; im Außenwirtschaftsverkehr häufig als Form der —> Unternehmenskooperation anstelle von —» Direktinvestitionen erteilt. Der Lizenzgeber kann dadurch neue Absatzmärkte oder günstigere Produktionsstandorte erschließen ohne eigenes Kapital einzusetzen, für den Lizenznehmer stellt dies eine Form des —» Technologietransfers dar. Der Lizenzgeber trägt allerdings ein Ver-
Liquidität, internationale Die Ausstattung eines Landes mit international, für Zahlungen von Verbindlichkeiten bzw. zum Ausgleich von —> Zahlungsbilanzdefiziten verwendbaren Geldern oder Finanzierungsmittel bezeichnet man als internationale Liquidität. Eine ausreichende internationale Liquidität weist ein Staat dann auf, wenn er eine optimale Ausstattung mit —> Währungsreserven und internationalen Kreditaufnahmemöglichkeiten besitzt, und er damit einen reibungslosen Zahlungsausgleich im Verkehr mit anderen Ländern gewährleisten kann. Ein Mangel an internationaler Liquidität liegt umgekehrt dann vor, wenn ein Land sein Zahlungsbilanzdefizit nicht durch ihm zur Verfügung stehende Währungsreserven und Kreditfazilitäten (—» Fazilität) ausgleichen kann.
228
LLDC
lustrisiko
bei
Vertragsbruchs
Empirische
durch
Untersuchungen
lassen
diese als eher gering erscheinen.
den Lizenznehmer.
Lomé-Abkommen
LLDC Abk. f ü r least developed country —>
Die nach der togolesischen Hauptstadt
Entwicklungsländer
Lomé benannten Abkommen sind Ba-
Lokomotiv-Theorie
beit von EU (—» Europäische Union)
Die
sis für die Entwicklungszusammenar-
Lokomotiv-Theorie
hat
und
wirt-
AKP-Staaten.
schaftspolitisch einige Bedeutung er-
Laufzeit
langt und wird argumentativ bei der
1975-80, 46; II: 80-85, 58; ΙΠ: 85-90,
u. Zahl der Partner:
Lomé-I:
wirtschaftspolitischen —» Koordination
66; IV: 90-00, 69.
zwischen Ländern immer wieder gern
Finanzierung:
verwendet. Ein großes Land mit unter-
gliedern getragene Europäische
ausgelastetem
wicklungsfonds (EEF) wird für je 5
und
Produktionspotential
Handelsbilanzüberschüssen
(—>
Der von den EU-MitEnt-
Jahre beschlossen. Volumen in Mrd.
Zahlungsbilanz) wird als "Lokomoti-
ECU: 4. EEF (75-80) 2, 98; 5. (80-85)
ve' angesehen, die die übrigen Länder
4, 63; 6. (85-90) 7, 4; 7. (90-95) 10, 8;
aus
einer
konjunkturellen
herausziehen kann. Die
Talsohle
8. (95-00) 13,3.
Lokomotive
Inhalt:
(1) Handel:
Die EU gewährt
sollte (z.B. über expansive Fiskalpolitik)
freien Marktzugang für fast alle Waren
ihre inländische —> Absorption erhö-
ohne —> Reziprozität.
hen, u m damit zunächst das inländi-
gen bestehen durch Schutzklauseln bei
Einschränkun-
sche Einkommen zu steigern. Mit stei-
'ernsthaften
gendem
Agrarhandel u. durch —> Ursprungsre-
Inlandseinkommen
würde
Störungen',
für
den
dann auch die Importnachfrage des
geln. (2) Rohstoffe:
Inlandes steigen, mit positiven Folgen
Fonds zur Stabilisierung der Exporter-
a) Der S T A B E X -
für die —) Exporte der übrigen Länder.
löse landwirtschaftlicher Grundstoffe
Uber die gestiegenen Exporte wird die
besteht seit Lomé-I u. erfaßt inzwi-
Handelsbilanzsituation in den Defizit-
schen 49 Produkte. Leistungsvoraus-
ländern verbessert und das Einkom-
setzungen: (α)
men erhöht. Damit werden mit dieser
Ein Produkt muß einen
Politik zwei Probleme gleichzeitig an-
Anteil am Export haben, (ß)
gegangen:
schwelle:
die
Unterauslastung
Produktionspotentials gleichgewichte in den
und
die
des
Abhängigkeitsschwelle: bestimmten Auslöse-
Die Verluste müssen einen
Un-
bestimmten Anteil der Durchschnitts-
Handelsbilan-
eriöse der letzten 4 bzw. seit Lomé-IV
zen. Der Erfolg dieser Politik hängt
6 Jahre (unter Vernachlässigung des
davon ab, welche quantitativen Effekte
höchsten u. niedrigsten Wertes) über-
tatsächlich ausgelöst werden können.
schreiten. Die Anteile betragen derzeit
229
Londoner Schuldenabkommen
5% (1% für LDCs, Binnen- u. Inselstaaten); Lomé-I: 7, 5 (2, 5), II: 6, 5 (2), III: 6 (1, 5). Zuschüsse können im Entstehungssektor oder zur Diversifizierung in anderen landwirtschaftlichen Bereichen eingesetzt werden, b) Der SYSMIN-Fonds zur Stabilisierung der Exporterlöse mineralischer Rohstoffe besteht seit Lomé-II. Leistungsvoraussetzungen: (α) Abhängigkeitsschwelle: Das Produkt bzw. Bergbauerzeugnisse insges. müssen in mind. 2 der letzten 4 Jahre mind. 15% (10) bzw. 20 (12) Exportanteil haben, (ß) Auslöseschwelle: Produktions- oder Exportkapazität bzw. Exporterlöse müssen um mind. 10% gegenüber dem Durchschnitt der letzten 2 Jahre gefallen sein. Zuschüsse können seit LoméIV zur Diversifizierung eingesetzt werden. (3) Finanzielle u. technische Zusammenarbeit mit AKP-Staaten, die von der Erlösstabilisierung kaum profitieren. (4) Neue Elemente: In LoméIV wurde ein Strukturanpassungsfonds aufgelegt, dessen Leistungen zum Ausgleich sozialer Härten von den AKP-Staaten eingesetzt werden sollen. Akteure: (1) Vertragsabschluß: Der Rat schließt den von der Kommission ausgehandelten u. durch das Parlament genehmigten Vertrag. (2) Durchfiihrung in den paritätisch besetzten Gremien Ministerrat, Botschafterausschuß und Paritätische Versammlung.
welche die Bundesrepublik Deutschland am 27.02.1953 mit 18 Gläubigerstaaten vereinbart hat. In dem Abkommen wurde die Höhe der Schulden des deutschen Reiches auf 7 Mrd. Dollar beziffert. Dies Summe war bereits 1980 vollständig getilgt. Louvre-Abkommen Von den G-5 Staaten plus Kanada (auch G-6 genannt) am 22. Februar 1987 auf dem —> Weltwirtschaftsgipfel im Pariser Louvre beschlossenes Nachfolgeabkommen des —» Plaza-Akkordes. Das Plaza-Abkommen sah in der Hauptsache eine —> Stabilisierung des Dollarkurses gegenüber dem japanischen Yen und gegenüber den europäischen Währungen auf dem seinerzeit erreichten Level vor. Der Dollarkurs sollte dementsprechend 153 Yen beziehungsweise 1,82,- DM betragen. Es wird davon ausgegangen, daß das Louvre-Abkommen —> Bandbreiten in der Größenordnung von etwa 5% vorsah und insofern ein Schritt in Richtung auf ein lockeres Festkurssystem auf der Grundlage von Zielzonen darstellte. In Bezug auf die D-Mark durfte der Dollarkurs demnach zwischen 1,73,- und 1,91,- schwanken, ohne daß die Staaten intervenieren sollten (—> Devisenmarktintervention). Zugleich koordinierten (—> Koordination) die beteiligten Staaten ihre Wirtschaftspolitik durch abgestimmte fiskalische und währungspolitische Maßnahmen der einzelnen Länder. Das Abkommen sah allerdings diskrete
Londoner Schuldenabkommen Regelung der deutschen Schulden aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg,
230
Louvre-Abkommen
Maßnahmen vor und besaß demnach keinen Verpflichtungscharakter für die beteiligten Staaten. Das Louvre-Abkommen kam im Zusammenhang mit dem internationalen Börsencrash vom Oktober 1987 unter politischen Druck, da die USA den Dollarkurs absinken ließen. In langfristiger Perspektive
scheinen sich die Staaten dagegen eine Strategie des 'leaning with the wind' zu eigen zu machen. Sie intervenieren immer dann, wenn die Transaktionen der Wirtschaftssubjekte den —> Wechselkurs in die politisch gewünschte Richtung bewegen.
231
M
Der Erfolg und die Dynamik des Bin-
Maastricht-Vertrag
nenmarktprogramms seit 1985 sollte
' M a a s t r i c h t ' ist zum Synonym für die
für die nächste Integrationsstufe, die
R e f o r m der —> Europäischen Gemein-
Wirtschafts- und Währungsunion (—>
schaft (EG) geworden, die auf dem
Europäische Währungsunion), genutzt
EG-Gipfel in Maastricht im Dezember
werden. Nach dem gleichen
1991 von den damals 12 Staats- und
wie zuvor wird ein Stufenplan vorge-
Regierungschefs beschlossen
wurde.
Muster
legt - der —> Delors-PIan von 1989 -
Mit 'Maastricht-Vertrag' wird der Ver-
auf dessen Erfüllung sich die
trag über die —> Europäische
Union
gliedstaaten politisch verpflichten und
( E U V ) vom 7.2.1992 bezeichnet, der
das Ziel vertraglich fixieren. Verzich-
nach
am
tet wird bei dieser 'Politik der kleinen
1.11.1993 in Kraft trat.
Schritte' auf weitreichende Änderun-
Neben dem neuen E U V wurde eine
gen wie Verfassungsgebung, Staats-
den
Ratifizierungen
Mit-
R e f o r m des EWG-Vertrages beschlos-
gründung oder Festlegung der Finalität
sen, der künftig EG-Vertrag heißt und
der Union.
die 'erste Säule' des E U V bildet. Neu
Für die Anhänger einer Vertiefung der
sind Bestimmungen über die Gemein-
—> Integration gaben die
same
Sicherheitspolitik
schen Änderungen seit 1989, neue Bei-
(GASP) und über die Zusammenarbeit
trittsgesuche und die Größe und wirt-
in der Innen- und Justizpolitik. Diese
schaftliche
beiden 'Säulen' des Vertrages sind j e -
Deutschlands Anlaß, die Gemeinschaft
doch
Außen- und
keine 'echten'
Potenz
weltpoliti-
des
vereinten
Gemeinschafts-
rasch zu reformieren. Eine engere eu-
politiken sondern völkerrechtliche Ver-
ropäische Einbindung Deutschlands war
einbarungen, die auf der Zusammen-
aus Sicht der meisten Mitgliedstaaten
arbeit der Regierungen der Mitglied-
insbesondere durch eine gemeinsame
staaten beruhen. Zusätzlich wurden in
Geld- und Währungspolitik
Maastricht
eine
anzustreben, weil durch die —> Anker-
Schlußakte mit 33 Erklärungen dem
währungsrolle der D-Mark im —> Eu-
Vertrag beigefügt.
ropäischen
Die Gründe für die Vertragsreform sind
Asymmetrie zugunsten der Bundes-
17 Protokolle
und
bank bestand.
vielfältig.
232
Währungssystem
deshalb
eine
Maastricht-Vertrag
Ö k o n o m i s c h w u r d e n v o n der
WWU
von
Konvergenzkriterien
festgelegt,
vor a l l e m m e h r T r a n s p a r e n z , ein W e g -
mit d e r der Rat die ö k o n o m i s c h e Eig-
fall v o n Transaktionskosten u n d die
n u n g der e i n z e l n e n Mitgliedstaaten für
positiven Effekte einer internationalen
einen B e g i n n der W W U ab 1997 oder
R e s e r v e w ä h r u n g erwartet. N e b e n d e r
1999 beurteilen wird.
W W U m a c h t e die E n t w i c k l u n g in ein-
Als
zelnen Politikbereichen die A n p a s s u n g
Zentralisierung und als Leitlinie
der
R e g e l u n g der vertikalen
vertraglichen
Grundlagen
not-
wendig.
Schutz
vor
zu
weitreichender zur
Kompetenz-
verteilung w u r d e in Art. 3b E G V d a s
D e m o f t bemängelten
Demokratiede-
—»
Subsidiaritätsprinzip
formuliert.
fizit des E G - S y s t e m s sollte d u r c h eine
D a n a c h wird die G e m e i n s c h a f t „in Be-
A u f w e r t u n g der Politischen
r e i c h e n , die nicht in ihre ausschließli-
Gemein-
schaft b e g e g n e t w e r d e n , u m die A k -
che Z u s t ä n d i g k e i t
zeptanz für die e u r o p ä i s c h e Integration
w e n n die Ziele auf E b e n e d e r
zu verbessern und das
gliedstaaten nicht ausreichend und auf
ökonomische
fallen" nur
tätig, Mit-
Ü b e r g e w i c h t der Integration a b z u b a u -
EU-Ebene
en.
k ö n n e n . D i e s e s soll bewirken, d a ß die
besser
erreicht
werden
Politischer Kern des V e r t r a g e s ist die
M a ß n a h m e n des Vertrages nicht über
G r ü n d u n g einer —> Europäischen Uni-
das „ f ü r die Erreichung der Ziele des
on, w o m i t sich die G e m e i n s c h a f t von
V e r t r a g e s erforderliche M a ß " h i n a u s -
' E G ' in ' E U ' u m b e n e n n t . Finalität u n d
gehen.
Gestalt als politisches S y s t e m bleiben
Zusätzlich w u r d e dem A u f g a b e n k a t a -
o f f e n . Mit der G r ü n d u n g soll laut Prä-
log in Art. 3 E G V „fast d u r c h w e g eine
ambel „der Prozeß der
europäischen
einschränkende
Präzisierung
beste-
Integration auf eine n e u e Stufe geho-
h e n d e r und/oder faktisch schon a u s g e -
ben w e r d e n " . Als zentraler inhaltlicher
übter
Punkt wird die Idee einer W W U wie-
betrifft neue K o m p e t e n z e n in den Be-
der a u f g e g r i f f e n und im E G V ein 3 -
reichen
Stufen-Plan festgelegt, an d e s s e n E n d e
Verbraucherschutz,
eine g e m e i n s a m e
Wäh-
T r a n s e u r o p ä i s c h e Netze (Projekte zu
geldpolitische
Energie, V e r k e h r , Bildung u n d T e l e -
rung stehen
europäische
soll. Die
Befugnisse" hinzugefügt. Kultur,
Das
Gesundheitswesen, Industrie
und
Z u s t ä n d i g k e i t wird dann auf eine neu
k o m m u n i k a t i o n ) und a u ß e r d e m Ä n d e -
zu s c h a f f e n d e a u t o n o m e
rungen bestehender Kompetenzen
Europäische
—» Zentralbank übertragen, d i e
dem
Ziel d e r Preisstabilität verpflichtet ist.
verkehr, V e r k e h r , Soziales,
Die Haushaltspolitik
Forschung
bleibt bei
in
den B e r e i c h e n Kapital- u n d Z a h l u n g s -
den
und
Bildung,
Technologie,
wirt-
Mitgliedstaaten. Die W ä h r u n g s p o l i t i k
schaftlicher und sozialer Z u s a m m e n -
liegt b e i m Rat. Als Eintrittsvorausset-
halt, U m w e l t und E n t w i c k u n g s z u s a m -
zung in die W W U w u r d e eine Reihe
menarbeit.
233
Maastricht-Vertrag
Institutionelle Reformen betreffen vor allem die Schaffung eines Ausschusses der Regionen, erweiterte Mitentscheidungsrechte des Parlaments sowie eine ausgedehntere Anwendung der Mehrheitsregel. Für ein „Europa der Bürger" werden eine Unionsbürgerschaft für alle Staatsbürger der Mitgliedstaaten, ein Bürgerbeauftragter, das aktive und passive Wahlrecht auf kommunaler und europäischer Ebene sowie der diplomatische und konsularische Schutz aller EU-Bürger in den Auslandsvertretungen der Mitgliedstaaten eingeführt. Als Besonderheit gegenüber den bisherigen Integrationsschritten und dem Homogenitätsgebot der Rechtsgemeinschaft ist das Ausscheren Großbritanniens in der Sozialpolitik und - wie Dänemark - bei der —» Währungsunion anzusehen.
talisieren. Zum anderen entstand eine grundsätzliche Kontroverse zwischen entschiedenen Integrationsbefürwortern und -gegnern. Vorwürfe richteten sich gegen die Regierungskonferenzen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit, gegen redaktionelle Mängel und Unverständlichkeit des Vertragswerks, ordnungspolitisch bedenkliche Kompetenzerweiterungen wie etwa das neue Kapitel zur Industriepolitik, mangelnde demokratische Legitimation des Entscheidungssystems und die nach wie vor schwache Rolle des Europäischen Parlaments. Dem wurde entgegengehalten, Maastricht sei Ausdruck des politisch Machbaren und der Interessenlage der Staaten. Die zentralen Streitpunkte bei der Diskussion der W W U war die Frage nach ihrer ökonomischen Notwendigkeit und der hinreichenden Sicherung der Preisstabilität einer europäischen Währung durch die im Vertrag gewählten Maßnahmen. Hinzu kamen Zweifel an der —» Absorptionsfähigkeit bei asymmetrischen Schocks. Die künftige Rolle der öffentlichen Finanzen und der Tarifpolitik gab Anlaß für Kontroversen.
Bereits in Maastricht wurde die nächste Revision der Verträge für 1996 beschlossen. Anders als während der kaum beachteten Regierungskonferenzen, mit denen die Schaffung einer W W U und einer Politischen Union im Laufe des Jahres 1991 vorbereitet wurden, stieß das Thema Maastricht in der Phase der Ratifizierung der Verträge in den einzelnen Mitgliedstaaten auf große öffentliche Resonanz. Wegen der Komplexität und Intransparenz des Vertragswerks und dem sehr unterschiedlichen Wissen über die EU war es leicht, den Ratifizierungsprozeß für innenpolitische Zwecke zu instrumen-
Das Spektrum der integrationspolitischen Bedenken reichte von der Enttäuschung über den Verzicht auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa oder eine Verfassungsgebung bis hin zum Vorwurf, daß jede Vertiefung vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Gesamteuropa neue
234
Maastricht-Vertrag
Hürden für künftige
Beitrittskandida-
ten errichte. Unterschiedliche
zeitig wurden qualitativ neue Integra-
Bewer-
tionsziele b e s c h l o s s e n . Ihre Konkreti-
tungen resultierten aus der jeweiligen
sierungen reichen von e i n e m Zeitplan
politischen und nationalen
Perspekti-
mit Aufnahmekriterien für die W W U
v e . S i e betrafen z . B . die Verteilung
bis zur unverbindlichen Absichtserklä-
von V o r - und Nachteilen auf einzelne
rung einer möglichen künftigen
Staaten und R e g i o n e n und die integra-
Sicherheitspolitik. S e l b s t die konkre-
tionspolitischen
EU-
Ausnah-
ten Pläne lassen aber Optionen offen.
meregeln.
Nur
Zentral war die F r a g e nach Art und
schiedlichen Vorstellungen d e m Ver-
Folgen
der
der
einzelnen
Staaten
unter-
mit
trag zustimmen.
U m f a n g des Souveränitäts- und K o m petenzverlustes
so konnten
Mit-
Maastricht hat nicht nur den
Prozeß
gliedstaaten und o b das Subsidiaritäts-
der europäischen Integration „auf eine
prinzip ausreichend Schutz böte. D e r
neue Stufe g e h o b e n " , sondern auch die
weitreichende
Grenzen
Einfluß
der
europäi-
dieser
Integrationsmethode
schen Integration a u f das innerstaatli-
aufgezeigt. D i e Vertragsrevision
c h e R e c h t und die Handlungsfähigkeit
wird inakzeptabel sein, wenn sie in der
1996
für nationale und regionale Politik b e -
W e i s e von 1991 unter A u s s c h l u ß der
schäftigte nicht nur ein Fachpublikum.
Öffentlichkeit
Trotz der vielfältigen Bedenken
und
schieden wird. Wird das Akzeptanz-
M ä n g e l des Vertrags bestand und b e -
problem nicht gelöst, wird es „keinen
steht
keine
realistische
verhandelt
und
ent-
Alternative
Sprung ins U n g e w i s s e g e b e n " , als der
z u m K e m g e d a n k e n des Vertrages ei-
die W W U , eine Verfassung oder ein
n e s immer engeren
europäischer Staat für viele erscheint.
Zusammenwach-
s e n s der europäischen Staaten. Da in den Mitgliedstaaten nach wie vor unterschiedliche
Auffassungen
Literatur:
darüber
Pernice, Ingolf (1993): Maastricht, Staat
b e s t e h e n , w e l c h e Finalität die E U ha-
und Demokratie, in: D i e Verwaltung
ben soll, mit welchen Mitteln die V e r -
26, Nr. 4, S . 4 4 9 - 4 8 8 .
tragsziele erreicht werden sollen und
Hrbek, Rudolf (Hrsg.) (1993): Maastricht
w i e die Ziele zueinander stehen, ist Maastricht
das
Spiegelbild
in der wissenschaftlichen Kontroverse,
unter-
Baden-Baden: Nomos.
schiedlicher Interessen. D a s D i l e m m a ,
Bofmger,
Integrationserträge zu nutzen und dabei soviel A u t o n o m i e wie möglich zu wahren,
ist ein
Hauptgrund
für
Lösungen.
Das
In-
S.
/Lipp,
(1993):
Wäh-
kommt nach der D - M a r k ? Wiesbaden: Gabler.
Akzeptanz-
problem blieb bestehen, und
(Hrsg.)
rungsunion oder Währungschaos? W a s
transparenz und den Verzicht auf eindeutige
Peter /Collignon,
Emst-Moritz
Krägenau,
gleich-
Henry
/Wetter,
Wolfgang
(1993): Europäische Wirtschafts- und
235
Marktzugang
Währungsunion, mos.
Baden-Baden:
No-
Ausgangssituation ausgeglichene Leistungsbilanz, wenn die Summe der Preiselastizitäten der Export- und der Importgütemachfrage absolut größer als Eins ist. Die Marshall-LernerBedingung kann aus der allgemeineren Robinson-Bedingung abgeleitet werden, wenn dort von einem vollkommen preiselastischen Export- und Importgüterangebot ausgegangen wird und somit Änderungen der Nachfrage keinen Einfluß auf die Preise haben.
Ulrich Brückner Marktzugang Bezeichnung für Absatzmöglichkeiten für Unternehmen in einem bestimmten Markt; allgemeiner auch: Offenheit nationaler Märkte gegenüber —> Importen. Marktzugang ist eine Voraussetzung für das Entstehen von Wettbewerb; ohne freien Marktzugang droht dauerhafte Kartellbildung oder Monopolisierung. Beschränkungen für den Marktzugang ('barriers to entry') können durch die Kostenstruktur (Betriebsgrößenvorteile aufgrund hoher Fixkosten) oder durch Patentschutz bedingt oder aber Ergebnis von —» Protektionismus (z.B. gesetzlich abgesicherte Monopole, Selbstbeschränkungsabkommen) sein.
Marshall-Plan Der Marshall-Plan (European Recovery Program, ERP) war umfassendes Hilfsprogramm für Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Es wird nach seinem Initiator, George C. Marshall (US-Außenminister von 1947-49), benannt. Das ERP wurde am 3. April 1948 vom amerikanischen Kongreß verabschiedet und umfaßte Sachmittel, Lebensmittel und günstige Kreditgewährung zur Investitionsförderung. Ziel des ERP war die wirtschaftliche Stabilisierung Europas. Das Einbeziehen Deutschlands in das ERPProgramm war mit der Hoffnung verbunden, so das Erwirtschaften deutscher Reparationsleistungen aus der laufenden Produktion zu ermöglichen. Für den Wiederaufbau und die —» Integration Deutschlands wurde eine —> Koordination nationaler Produktionsund Investitionsentscheidungen in Europa angestrebt. Am 16. April 1948 wurde zur —> Liberalisierung des europäischen Handelsverkehrs und dem
Literatur: Jickeli, Joachim (1990): Marktzutrittsschranken im Recht der Wettbewerbsbeschränkungen. Nomos: BadenBaden. OECD (1995): New Dimensions of Market Access in a Globalising World Economy. OECD: Paris. Marshall-Lerner-Bedingung Bedingung für eine normale Reaktion der Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) bei einer —> Wechselkursänderung. Eine —> Abwertung der inländischen Währung verbessert eine in der
236
Meistbegünstigungsklausel
Verteilen der amerikanischen Hilfe die Organization for European Economic Cooperation (—» OEEC) als europäische Aufsichtsbehörde gegründet. Innerhalb der ersten fünf Jahre des Programms wurden die europäischen Staaten mit 13.9 Mrd. S unterstützt. Die Bundesrepublik Deutschland erhielt 1,32 Mrd. $, zunächst in Form von Gegenwertmitteln für den Bezug amerikanischer Waren (Counterpart Funds), die von der am 5. November 1948 gegründeten Kreditanstalt für Wiederaufbau verwaltet wurden. A m 14. September 1953 wurden die Gegenwertmittel im ERP-Sondervermögen verselbständigt.
delsbeschränkungen gilt - soweit sie nicht verboten sind - analog das Prinzip der —> Nichtdiskriminierung, —» nicht-tarifäre Protektion). Ergänzt wird die Meistbegünstigungsklausel durch die in Artikel III festgehaltene Gleichstellung in- und ausländischer Waren nach erfolgter Einfuhr (Prinzip der Inländerbehandlung). Durchbrochen wird der Grundsatz der Meistbegünstigung im GATT durch Ausnahmen für —> Zollunionen bzw. —> Freihandelszonen und —> Entwicklungsländer. Außerdem können Mitgliedsstaaten gemäß Artikel XXXV Zollzugeständnisse gegenüber beitrittswilligen Ländern verweigern, wenn in bilateralen Verhandlungen keine Einigung erzielt wird. Dem neuen Mitgliedsland steht das gleiche Recht zu.
Literatur: Maier, Charles C (1992): Deutschland und der Marshall-Plan. Nomos Ver-
Merkantilismus
lagsgesellschaft: Baden-Baden.
1. Zur Entwicklung
Meistbegünstigungsklausel
des
Merkantilis-
mus. Zu Beginn der Neuzeit waren die
Zentrales Prinzip gemäß Artikel I des
Könige in zweifacher Weise von den
General Agreement
Tariffs and
Adligen abhängig. Sie nahmen auf der
Trade (—> GATT). Die Meistbegünsti-
einen Seite die Dienste des Adels in
gungsklausel beinhaltet gegenüber al-
Anspruch: Die Adligen erfüllten Auf-
len Vertragsstaaten die Verpflichtung,
gaben am Hofe und in der Verwaltung,
on
sämtliche tarifaren Handelsvergünsti-
im Kriegsfalle stellten sie Soldaten.
gungen (—> Zölle; insbesondere Zoller-
Auf der anderen Seite hatten sie zu-
leichterungen), die einer Vertragspar-
sammen mit der Geistlichkeit und der
tei eingeräumt werden, auch allen üb-
Bürgerschaft das Recht, den Herrscher
rigen Unterzeichnerstaaten zu gewäh-
dadurch
ren. Durch die
Meistbegünstigungs-
Ständeparlamenten u.a. die Genehmi-
klausel wird damit für große Teile des
gung der direkten Abgaben oblag. Die
handelspolitischen
Instrumentariums
absolutistischen Herrscher versuchten
ein diskriminierender Gebrauch ausge-
im 17. Jahrhundert diese standesstaat-
schlossen
lichen Kontrollen abzuschütteln, und
(für mengenmäßige
Han-
237
zu
kontrollieren,
daß
den
Merkantilismus
zwar dadurch, daß sie ein ständiges Beamtentum und ein stehendes Heer schufen, um auf diesem Wege nicht mehr auf die Dienste des Adels angewiesen zu sein. Als unmittelbare Folge entstand ein Bedarf an zusätzlichen Steuerquellen, die nicht vom Parlament (vom Adel) kontrolliert werden. Da das Parlament das Recht besaß, direkte Steueraufkommen zu kontrollieren, versuchte der absolutistische Herrscher, durch Einführung indirekter Steuern und —» Zölle diese Kontrollen seitens des Adels zu umgehen.
grundsätzlichen Zielsetzung läßt sich unmittelbar ein weiteres Unterziel ableiten: nämlich die Erreichung einer aktiven Handelsbilanz, die sowohl zur Vergrößerung der Absatzmöglichkeiten sowie zur Erhöhung der umlaufenden Geldmenge beitrug. Die Absatzmöglichkeiten wurden vergrößert, da die inländischen Unternehmer einen Teil ihrer Waren im Ausland absetzen konnten, ohne daß in gleichem Umfange durch —» Importe ausländischer Waren die Absatzmöglichkeiten der inländischen Unternehmer im eigenen Land verringert wurden. Die Handelsbilanzüberschüsse erfüllten hierbei zusätzlich eine geldpolitische Funktion. In der damaligen Zeit herrschte in Europa das System einer Goldkernwährung (—> Goldstandard) vor. Entsprechend der Grundaussage der einfachen Quantitätstheorie setzt wirtschaftliches Wachstum ein Wachstum der umlaufenden Geldmenge voraus. Wird die Vermehrung der Gütermenge nicht von einer gleichgroßen Vermehrung der umlaufenden Geldmenge begleitet, ist ein Preisverfall zu befürchten, der selbst wiederum die wirtschaftliche Aktivität der Unternehmer beeinträchtigen könnte, da sinkende Preise auch zu sinkenden Gewinnen führen. Hierbei ergab sich für die einzelnen Länder eine grundlegend verschiedene Ausgangssituation, je nachdem, ob ein Land über eine eigene Goldproduktion verfügte. Frankreich verfügte über keine eigenen Goldquellen. Länder ohne eigene Goldproduk-
2. Die wachstumspolitische Zielsetzung des Merkantilismus. Voraussetzung für eine solche Politik war die Ausweitung des Güterumsatzes und damit der Güterproduktion, da die indirekten Abgaben unmittelbar vom Umfang des Warenumsatzes abhängen. Der Merkantilismus ist somit wirtschaftspolitisch durch das Ziel eines starken Wachstums geprägt. Hieraus abgeleitet ergab sich das Ziel einer Ausweitung der Absatzmöglichkeiten, indem der Staat die —» Exporte finanziell förderte, indem die Importe von Waren durch Zölle und —> Kontingente (—» Kontingentierung) beschränkt wurden und indem durch Kolonisation neue Absatzgebiete erschlossen wurden. Damit wurde jedoch auch jeglicher Wettbewerb der inländischen Unternehmungen mit ausländischen Unternehmungen unterbunden. 3. Das Ziel einer aktiven Handelsbilanz (—» Zahlungsbilanz). Aus dieser
238
Merkantilismus
tion können jedoch Gold und damit
wurde, ist notwendigerweise von ei-
bei einer Goldwährung auch die u m -
nem gleich großen Handelsbilanzde-
laufende
dem
fizit des Auslandes begleitet, das dem
U m w e g über Handelsbilanzüberschüs-
Ausland aus den gleichen Gründen ei-
se ausweiten. Z w a r dachten die abso-
nen wirtschaftlichen Schaden zufügt.
Geldmenge
nur
auf
lutistischen Herrscher sehr wohl über
Ein Land kann also nur auf Kosten ei-
die Möglichkeit nach, durch Reduzie-
nes anderen seinen Reichtum vermeh-
rung des Edelmetallgrades der M ü n -
ren. Diese Grundgedanken der mer-
zen die Geldmenge auszuweiten, eine
kantilistischen
von
sondere in dem Methuen-Vertrag, der
der
Golddeckung
unabhängige
Politik fanden
insbe-
Papierwährung wurde jedoch zu der
1703 zwischen England und Portugal
damaligen Zeit als nicht möglich an-
abgeschlossen
gesehen.
schlag: Der primäre Zweck dieses Han-
Die
Erzielung
von
Han-
delsbilanzüberschüssen war somit für
delsvertrages
diejenigen Länder, die über keine ei-
gemeinsam
genen
gungen
Goldquellen
verfügten,
der
wurde, ihren bestand
darin,
eingeräumte
der
beiden
Niederdurch
Vergünsti-
Handelspartner
wichtigste Weg, die umlaufende Geld-
gleichzeitig dem gemeinsamen Feind,
menge
nämlich Frankreich, zu schaden.
auszuweiten.
Warenexporte
setzen jedoch eine Verfügung über Roh-
5. Ausbreitung
und
stoffe voraus, die in den europäischen
Merkantilismus.
Merkantilistische Be-
Kernländern ebenfalls äußerst knapp
strebungen fanden im 17. Jahrhundert
waren. So wird verständlich, daß der
fast in allen
merkantilistische Staat einerseits bei
statt, allerdings
Untergang
europäischen in
des
Ländern
unterschiedlicher
grundsätzlicher Förderung des W a r e n -
Intensität und auch in unterschiedli-
exportes gleichzeitig bemüht war, den
cher Spielart. Das Musterbeispiel ei-
Export von Rohstoffen zu verhindern
nes reinen Merkantilismus wurde ins-
und bei grundsätzlicher Behinderung
besondere in Frankreich unter Ludwig
des Warenimportes gleichzeitig eine
XIV. praktiziert und vor allem von
Förderung des Importes von Rohstof-
Minister Colbert geprägt. Diese Vari-
fen betrieb.
ante des Merkantilismus wird deshalb
4. Die Grundkonzeption tilismus.
des
auch als Colbertismus bezeichnet. Ei-
Merkan-
nen
Der Merkantilismus basierte
auf der Grundvorstellung, daß der ei-
eine positive Funktion
Merkantilis-
ten schlug sich der Merkantilismus vor
auf die Handelsbilanz bedeutet dies: aufgrund der obengenannten
dirigistischen
den. In den einzelnen deutschen Staa-
des anderen verbunden ist. Ubertragen Handelsüberschuß,
geringeren
mus in England und in den Niederlan-
gene Vorteil stets mit dem Nachteil
Der eigene
weit
Charakter erreichte der
allem als Kameralismus nieder, der
dem
sich in einer starken A u f b l ä h u n g der
Gründe
Bürokratie äußerte, aber auch bereits
beigemessen
239
Merkantilismus
die G r u n d l a g e n f ü r ein s p a r s a m e s u n d
streit miteinander liegen: D a s B e m ü -
unbestechliches
hen des Staates, d u r c h E i n g r e i f e n in
Beamtentum
schuf.
bemühten
den
sich v o r allem d u r c h Kolonisation in
und
Richtung Osten und durch Aufnahme
c h e n , u n d die G r u n d v o r s t e l l u n g
d e r in Frankreich verfolgten H u g e n o t -
Liberalismus,
ten, U n t e r n e h m e r p e r s ö n l i c h k e i t e n
zu
wohl a m ehesten in einer freien M a r k t -
fand
w i r t s c h a f t realisiert wird, in d e r die Ei-
Die
preußischen
Könige
gewinnen. Der Merkantilismus
Wirtschaftsprozeß sozialpolitische
geninitiative
im a u s g e h e n d e n 18. J a h r h u n d e r t sein
wonach
und
wirtschafts-
Ziele
zu
das
die
erreides
Gemein-
Risikobereit-
E n d e und w u r d e durch den von A .
s c h a f t s o wenig wie m ö g l i c h von Sei-
Smith
ten des
ganz
propagierten Europa
Liberalismus
abgelöst.
Für
in
Staates e i n g e s c h r ä n k t
D e r M e r k a n t i l i s m u s w a r ein
diesen
wird. System
W a n d e l gibt es u n t e r s c h i e d l i c h e Grün-
der Regulierung und d e s
de: Insbesondere a u f g r u n d der Exzesse
Eingreifens, eine M e t h o d e , zu der d i e
der absolutistischen
Herrscher,
Regierungen
aber
im
staatlichen
Zeitwandel
immer
auch d e s A d e l s k a m es schließlich zur
wieder bis auf den heutigen T a g Z u -
französischen
flucht g e n o m m e n h a b e n . A u s d i e s e m
Revolution,
die
dem
A b s o l u t i s m u s ein E n d e bereitete. Mit
G r u n d e werden regulierende
d e m S t a a t s s y s t e m , das d e n Merkanti-
den des Staates, i n s b e s o n d e r e die R e -
lismus schuf, fiel a u c h d a s wirtschafts-
gulierung des —» A u ß e n h a n d e l s , in d e r
politische S y s t e m d e s M e r k a n t i l i s m u s
Öffentlichkeit o f t m a l s als —> N e o m e r -
zusammen.
k a n t i l i s m u s bezeichnet, auch w e n n d i e
Das
Verschwinden
des
M e r k a n t i l i s m u s lag j e d o c h auch darin
speziellen
begründet,
daß
bei
des Absolutismus heute
Wachstum
der
Industriegesellschaft
zunehmendem
politischen
Metho-
Zielsetzungen nicht
mehr
gültig sind.
die staatlichen R e g l e m e n t i e r u n g e n die wirtschaftliche W e i t e r e n t w i c k l u n g im-
Literatur:
m e r m e h r behinderten. S o sehr der Ab-
Brandt, K. (1992): Geschichte der deut-
s o l u t i s m u s in E u r o p a einen wesentli-
schen Volkswirtschaftslehre. Band
chen Beitrag zur E n t s t e h u n g der modernen
Industriegesellschaft
geleistet
Schumpeter, J. A. (1963): History
hatte, g e n a u s o b e h i n d e r t e j e d o c h das-
solidierung
des
nach
kapitalistischen
of
Economic Analysis, 4. Aufl., Allen &
selbe S y s t e m vor allem d u r c h seine Wettbewerbsfeindlichkeit
1,
Haufe Verlag: Freiburg.
Un win: London.
Kon-
Zimmermann, L. J. (1954): Geschichte
Sy-
der theoretischen Volkswirtschaftsleh-
stems dessen W e i t e r e n t w i c k l u n g . Die
re. Deutsche Ubersetzung: Bundverlag:
G e s c h i c h t e d e r wirtschaftspolitischen
Köln-Deutz.
Ideen z e i c h n e t sich dadurch aus, daß zwei g r u n d l e g e n d e Prinzipien in Wett-
Bernhard
240
Kiilp
MIGA
MIGA
ändert w e r d e n . Die S u m m e der von
Die Multilateral Investment G u a r a n t e e
der M I G A geförderten
A g e n c y ( M I G A ) w u r d e 1988 als wei-
tionen steigt n a c h einer
terer privatwirtschaftl icher A r m der —>
A n f a n g s p h a s e schnell: B i s 1991 wur-
Direktinvestiverhaltenen
- > W e l t b a n k , die als I B R D bis zur
den für $ 2 M r d .
G r ü n d u n g der I F C 1956 nur Kredite an
gefördert, 1994 waren es bereits über
R e g i e r u n g e n o d e r gegen
$6 M r d .
Regierungs-
Direktinvestitionen
garantien v e r g e b e n durfte, zur Unterstützung
von
Misalignment
—> Direktinvestitionen
d u r c h eine V e r s i c h e r u n g d e s
politi-
Als M i s a l i g n m e n t w e r d e n starke lang-
schen Kreditrisikos gegründet und bil-
fristige
det d a m i t einen wichtigen
Wechselkurse
Teil
'Weltbank Gruppe' (IBRD,
der
Inter-
Abweichungen
wichtswerten
von
flexibler —>
ihren
Gleichge-
bezeichnet. U m
Misa-
nationale Finanzkorporation, IFC, IDA
l i g n m e n t s b e s t i m m e n zu k ö n n e n , m ü ß -
und M I G A ) .
ten die tatsächlichen
Die M I G A ist von ihrer Finanzierungs-
w e c h s e l k u r s e b e k a n n t sein. D a diese
seite her ähnlich a u f g e b a u t wie
aber nicht b e k a n n t sind, behilft man
die
Gleichgewichts-
I B R D , von d e m g e n e h m i g t e n G r u n d -
sich mit der B e o b a c h t u n g von
kapital von $ 1 , 0 8 2 M r d . sollten 10%
F u n d a m e n t a l f a k t o r e n (u.a. der K a u f -
sog.
in konvertibler W ä h r u n g (—> Konver-
kraftparität). —» Zentralbanken versu-
tibilität) u n d weitere 10% als Schuld-
chen b i s w e i l e n , mittelfristige
schein eingezahlt werden. —> Entwick-
selkursschwankungen
Wech-
(Abweichungen
l u n g s l ä n d e r d ü r f e n bis zu 2 5 % in ei-
des Wechselkurses von seinem Gleich-
g e n e r W ä h r u n g leisten. Bis 1991 sind
gewichtswert) zu glätten. Die Zentral-
$155 M i o . d a v o n eingezahlt w o r d e n .
b a n k k a u f t dabei ausländische
Die M I G A kann bis z u m eineinhalbfa-
rung, w e n n diese abwertet, und ver-
chen ihres Kapitals als Garantien für
k a u f t sie, wenn sie a u f w e r t e t (—» Ab-
nichtkommerzielle
w e r t u n g ; —» A u f w e r t u n g ) . D a die in-
Risiken
(Enteig-
Wäh-
n u n g e n , V e r t r a g s b r u c h , U n r u h e n usw.)
tervenierende Zentralbank
an private Investoren zur Förderung
senmarktintervention) aber den Gleich-
von
g e w i c h t s w e c h s e l k u r s nicht kennt, ist
Direktinvestitionen
lungsländer
vergeben
Zusammenarbeit
mit
in
Entwick-
und leistet der
IFC
(—> Devi-
der E r f o l g solcher —> Interventionen
in
(—»
auch
Devisenmarktinterventionen)
zweifelhaft.
technische Hilfe bei der Investitionsf ö r d e r u n g . Die festgelegte Kapitaldek-
Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten
kungsquote kann vom Gouverneursrat nach einer erfolgreichen Etablierungsp h a s e und d e m damit e i n h e r g e h e n d e n
E h e m a l s sozialistische Staaten Osteu-
Vertrauen auf den Kapitalmärkte ver-
ropas, w e l c h e
241
seit
1989 ihre
Wirt-
Mobilität, internationale
schafts- und Gesellschaftssysteme in
nationaler —> Arbeitsteilung
Richtung Marktwirtschaft und Demo-
unter Berücksichtigung
kratie umgestalten. Zu den Mittel- und
Faktormobilität nunmehr auch auf die
Osteuropäischen
zäh-
Verlagerung von Wertschöpfungspro-
len u.a. Polen, Ungarn, die Slowakei,
zessen ausgedehnt werden; es ist da-
Tschechien, Rumänien, Bulgarien und
von auszugehen, daß Einkommenser-
die Staaten der früheren Sowjetunion.
zielung verstärkt von der Attrahierung
Reformstaaten
mobiler Faktoren bestimmt wird. In-
Mobilität, internationale
ternationale Mobilität kann in diesem
Die technologische Entwicklung auf
Zusammenhang
den
druck
Gebieten
des
müssen
zunehmender
Transportwesens
Ursache
veränderter
oder
Aus-
internationaler
und der Kommunikation hat insb. in
Wettbewerbsfähigkeit sein und führt
der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu
zu einem
einem signifikanten Anstieg der inter-
Standortwettbewerb von Nationen.
nationalen Mobilität von Produktionsfaktoren
geführt.
Die
immer ausgeprägteren —»
Moratorium
Verlagerung
nicht nur der Produktionsergebnisse in
Einfrieren einer aktuell vom Schuldner
Form von handelbaren Gütern, son-
wegen Illiquidität nicht zu erfüllenden
dern
auch
der
Input-Faktoren
über
Forderung durch befristeten Verzicht
Ländergrenzen
hinweg,
führt
zum
des
Phänomen
'Internationalen
Pro-
Schuldendienst. Im internationalen Zu-
der
Gläubigers
auf
planmäßigen
d u k t i o n ' , dem eine immer größere Be-
sammenhang
deutung zukommt. Damit muß die An-
durch Verhandlung zwischen den Re-
n a h m e weitestgehender
gierungen von Schuldnernationen und
Faktorimmo-
werden
Moratorien
bilität auf internationaler Ebene, von
ihren Gläubigern als Alternative oder
der in der klassischen Außenhandels-
Ergänzung von Umschuldungen
theorie (—» Theorie des Außenhandels)
Schuldenswaps bewirkt.
und
noch ausgegangen wird, revidiert wer-
Multifaserabkommen (MFA)
den: Mit A u s n a h m e der Produktionsfaktoren Natur und Infrastruktur kön-
D a s Multifaserabkommen (engl.: Mul-
nen sämtliche im unternehmensinter-
ti-Fibre Arrangement) ist ein seit 1974
nen Wertschöpfungsprozeß benötigten
gültiges A b k o m m e n zwischen etwa 40
Input-Faktoren von einem —> multina-
Staaten
tionalen Unternehmen über die Ländergrenzen hinweg bewegt und ausländischen
am
fristiges
zum Einsatz gebracht werden. Die auf Ebene
den
Welthandel
mit
waren: Kurzfristiges (1961) bzw. Lang-
Produktionsstandort
handelstheoretischer
über
Textilien und Bekleidung. Vorläufer Baumwoll-Textilabkommen
(1962-1973).
identifi-
Das
Abkommen
sieht
den schrittweisen Abbau der weltwei-
zierten Wohlfahrtsgewinne aus inter-
ten Handelsbeschränkungen (—> Pro-
242
Multilaterale Investitionsgarantie Agentur
tektion) für Textil- und Bekleidungsimporte vor; das Multifaserabkommen erlaubt jedoch als Ausnahme vom —> GATT, daß bei 'Gefahr einer Zerrüttung des Marktes' bilaterale Abkommen (sog. —» Selbstbeschränkungsabkommen) geschlossen werden, in denen Einfuhrhöchstmengen für detailliert bestimmte Textil- und Bekleidungswaren festgeschrieben sind. Diese Ausnahmeregel ist seit Inkrafttreten des Multifaserabkommens häufig genutzt worden (z.B. in etwa 30 Abkommen der —> Europäischen Gemeinschaft), so daß 1994 immer noch mehr als die Hälfte des weltweiten Textilund Bekleidungshandels mengenmäßigen Beschränkungen (—> nicht-tarifäre Handelshemmnisse) unterliegt. Das Multifaserabkommen hat also dazu geführt, daß der Wettbewerb eingeschränkt und der Marktzugang für neue Anbieter behindert wird; als Ergebnis der —> Uruguay-Runde sollen die bestehenden Handelsbeschränkungen bis zum Jahr 2005 schrittweise vollständig abgebaut werden. Für Kontrolle und Streitschlichtung ist der sog. Textil-Uberwachungsausschuß bei der —> Welthandelsorganisation (WTO) zuständig.
Schöppenthau, Philip von (1993): Multifaserabkommen
quo
vadis?
Der
Runde. In: Außenwirtschaft, Vol. 48, S. 309-336. Multilaterale Investitionsgarantie Agentur —> MIGA Multilateralismus 1. Begriff. Mit Multilateralismus bezeichnet man den politischen Grundsatz, in internationalen Beziehungen den Konsens einer möglichst großen Gruppe von Staaten zu erreichen und danach zu handeln, ohne bislang unbeteiligte Staaten von der Mitarbeit auszuschließen (von multilateral flat.) 'mehrseitig'; Gegensatz: —» Bilateralimus). Der Charakter des Multilateralismus drückt sich also im Ergebnis aus, während der eigentliche Verhandlungsprozeß auch in bilateralen Verhandlungen ablaufen kann. Im engeren Sinne bezeichnet Multilateralismus das Verfahren in —» Welthandelsrunden, in denen ein gemeinsames Handelsabkommen aller teilnehmenden Staaten erarbeitet wird. 2. Rechtfertigung: Multilateralismus basiert auf den liberalen Prinzipien der —» Nichtdiskriminierung, der —> Reziprozität und der Offenheit gegenüber neuen Vertragspartnern. Bei länderübergreifenden Problemen ist es sinnvoll, auf diese Weise möglichst viele Staaten in ein Regelwerk gegenseitiger Rechte und Pflichten einzubinden. Er-
Literatur: Hamilton, Carl B. (Hrsg.) (1990): Textiles Trade and the Developing Countries. Eliminating the Multi-Fibre Arrangement in the
-
Welttextilhandel nach der Uruguay-
1990s. Weltbank:
Washington DC.
243
Multilateralismus
stens kann d a d u r c h C h a n c e n g l e i c h h e i t
regionalen W i r t s c h a f t s a b k o m m e n
für
werden,
V o r z u g v o r multilateralen A b k o m m e n
uneingeschränkte
g e g e b e n ; die G r ü n d u n g der —> N A F T A
alle
Staaten
garantiert
w ä h r e n d sonst d a s
der
würde.
w u r d e z.B. mit der N o t w e n d i g k e i t ei-
Z w e i t e n s läßt sich d u r c h Multilatera-
nes G e g e n g e w i c h t s z u m E u r o p ä i s c h e n
l i s m u s das —» Trittbrettfahrer-Verhal-
—» B i n n e n m a r k t begründet. V o n den
Recht
des
Stärkeren
gelten
ten einzelner Staaten b e g r e n z e n , die
Befürwortern
sonst o h n e eigene A n s t r e n g u n g e n von
K r u g m a n u n d D o r n b u s c h ) w i r d argu-
den Aktivitäten anderer Staaten profi-
mentiert, d a ß multilaterale
tieren
lungen a u f g r u n d der g e s t i e g e n e n Zahl
würden.
künftige
Drittens
Konflikte
können
vermieden
zu-
dieses
Trends
der beteiligten Staaten zu
oder
(z.B.
Verhandschwierig
z u m i n d e s t d u r c h e i n e g e m e i n s a m ein-
g e w o r d e n seien, d a ß d i e an B e d e u t u n g
gesetzte Instanz geschlichtet werden.
z u n e h m e n d e n nicht-tarifären H a n d e l s -
A n d e r e r s e i t s wird d e m Multilateralis-
h e m m n i s s e nicht multilateral
m u s h ä u f i g v o r g e w o r f e n , d a ß er zur
delt w e r d e n
V e r z ö g e r u n g von politischen Aktivitä-
Vertragsdisziplin der Staaten n a c h g e -
ten
lassen h a b e
oder
zu
Minimalkompromissen
könnten,
verhan-
und
seit es keine
daß
die
Hegemo-
führt, vor a l l e m bei g r o ß e n anfängli-
nialmächte (—> H e g e m o n i e ) m e h r ge-
chen
be. D a h e r sei es besser, w e n i g s t e n s auf
Interessensunterschieden
der
Beteiligten. E s ist j e d o c h fraglich, o b
regionaler E b e n e eine
das Ziel d u r c h uni- o d e r
bilaterales
lisierung (—» Liberalisierung) zu errei-
werden
chen als gar keine. D i e dahinter ste-
Vorgehen
besser
erreicht
h e n d e T h e s e , der R e g i o n a l i s m u s
kann. 3. Aktuelle
Diskussion: (—»
Seit e t w a 1980
Bilateralismus,
z u m M u l t i l a t e r a l i s m u s zu verstehen ist jedoch
politi-
weltweit
an
umstritten;
außerdem
die Vor- und Nachteile des Multilate-
Bedeu-
ralismus g e f ü h r t zu w e r d e n ,
tung zu. Z u m einen g e w i n n t d i e Mein u n g an Einfluß, d a ß
stark
scheint die D i s k u s s i o n h ä u f i g nicht u m
scher) in der A u ß e n h a n d e l s p o l i t i k (—» Handelspolitik)
sei
nicht als Ersatz, sondern als V o r s t u f e
n e h m e n —> R e g i o n a l i s m u s und Bilateralismus
Handelslibera-
sondern
um die Alternative —> P r o t e k t i o n i s m u s
Multilateralis-
statt L i b e r a l i s m u s .
m u s altruistisch sei u n d statt dessen w i e d e r stärker nationale Interessen ver-
Die Gegner des Arguments (z.B. Bhag-
folgt w e r d e n sollten. Eine solche pro-
wati und Irwin) weisen d a h e r
darauf
tektionistische
hin, d a ß
häufig
Grundeinstellung
f ä h r d e t j e d o c h die bisherigen
ge-
Regionalabkommen
Errun-
gar kein Interesse an einer A u f n a h m e
g e n s c h a f t e n d e s M u l t i l a t e r a l i s m u s und
neuer Mitglieder h a b e n , da nationale
könnte
weltweit
zu
ähnlichen
wirt-
I n t e r e s s e n g r u p p e n eine w e i t e r g e h e n d e
schaftlichen P r o b l e m e n f ü h r e n wie in
Ö f f n u n g verhindern wollen. A u ß e r d e m
den 1930er Jahren. Z u m a n d e r e n wird
sei —» Freihandel in d e r V e r g a n g e n h e i t
244
Multilateralismus
Abrüstungsvereinbarungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Multilateralismus zum ersten Mal das Leitbild der Außenhandelspolitik, was sich jedoch nach dem Ersten Weltkrieg ins Gegenteil verkehrte. Im GATT ist Multilateralismus zwar seit 1957 als Verfahrens-Grundsatz verankert (Art. XXVIIIbis); seit der Tokio-Runde tragen die Welthandelsrunden auch den Titel 'multilaterale Außenhandels-Verhandlungen '.
immer dann unpopulär gewesen, wenn wenige große Mächte im Wettbewerb standen, so daß kaum zu erwarten sei, daß sich regionale Wirtschaftsblöcke für eine weltweite —» Liberalisierung einsetzen. Schließlich könne Vertragsdisziplin auch nicht allein durch eine Hegemonialmacht garantiert werden; entscheidend sei vielmehr, daß eine ausreichend große Anzahl von Staaten bereit ist, konstruktive Angebote zu machen. Wie man am Beispiel der —» Uruguay-Runde beobachten konnte liegt das eigentliche Hauptproblem des Multilateralismus nämlich darin, daß die Verhandlungssituation durch die Passivität zu vieler beteiligter Staaten blockiert werden kann, vor allem weil Regierungen sich nicht immer mit der notwendigen politischen Autorität gegen nationale Interessengruppen durchsetzen (Beispiel: Agrarpolitik). 4. Geschichte: Die Wiener Schlußakte von 1815 gilt als erster multilateraler Vertrag in der Geschichte des Völkerrechts. Der Gedanke des Multilateralismus hat jedoch erst im 20. Jahrhundert die notwendige Unterstützung gefunden und zur Gründung des Völkerbunds und der UNO geführt. Neben den verschiedenen UN-Organisationen sind auch die globale Währungsordnung mit dem —» Internationale Währungsfonds und die —> Welthandelsorganisation Ergebnis des Multilateralismus, ebenso wie die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe (—» Entwicklungspolitik) oder bei
Literatur: Bhagwati, Jagdish N. (1990): Multilateralism at Risk. The GATT is Dead, Long Live the GATT. The World Economy, Vol. 13, S. 149-169. Curzon, Gerard (1965): Multilateral Commercial Diplomacy. The GATT and its Impact on National Commercial Policies and Techniques. Joseph: London. Irwin, Douglas A. (1993): Multilateral and Bilateral Trade Policies in the World Trading System. An Historical Perspective. In: Jaime de Melo/Arvind Panagariya (Hrsg.) (1993): New Dimensions in Regional Integration. Cambridge University Press: Cambridge (UK) S. 90-119. Lawrence, Robert ZJ Schultze, Charles L. (Hrsg.) (1990): An American Trade Strategy. Options for the 1990s. Brookings Institution: Washington DC. Schomerus, Lorenz (1994): Die multilaterale Handelsordnung nach der Uruguay-Runde. Wirtschaftsdienst, Vol. 74, S. 96-100.
245
Multinationale Unternehmen
Stehn, Jürgen (1993): A m e r i c a ' s Depar-
Einer der H a u p t a k t e u r e der —» Inter-
ture from Multilateralism. Highway or
nationalisierungs- und —> G l o b a l i s i e -
Dirt Road to Freer Trade? Kieler Dis-
r u n g s t e n d e n z e n der W e l t w i r t s c h a f t ist
kussionsbeiträge, No. 212. Institut f ü r
d a s multinationale U n t e r n e h m e n . U n -
Weltwirtschaft Kiel.
ter einem multinationalen Markus
m e n versteht m a n ein
Diehl
Unterneh-
Unternehmen,
d a s in mehreren L ä n d e r n m i t eigenen Produktionsstätten und/oder Vertriebs-
Multinationale Unternehmen 1. Problemstellung: Unternehmung
systemen
Die multinationale als g r o ß e ,
Tätigkeit viele L ä n d e r
mit
die
ausragenden
hungen
nationalen
inter-
—» Arbeitsteilung
gewor-
der grenzüberschreitenden
internationalen
Wirtschaftsbezie-
eingebunden.
Unternehmen
lösen
Multinationale sich d u r c h
g e o g r a p h i s c h e und sektorale
den. H e u t e vollzieht sich ein großer Teil
ist.
tionaler U n t e r n e h m e n noch stärker in
umspannende der
vertreten
durch die Direktinvestitionen multina-
ihrer
U n t e m e h m e n s e i n h e i t ist zu e i n e m herMerkmal
nachhaltig
A u c h die Wirtschaftspolitik sieht sich
ihre
Dezen-
tralisierung v o m direkten W i r k u n g s b e -
Lei-
stungserstellung u n d -Verwertung in-
reich nationaler Politiken.
n e r h a l b weltweit o p e r i e r e n d e r Unter-
W a r u m werden U n t e r n e h m e n multina-
nehmen.
tional?
Traditionell beliefern U n t e r n e h m e n ih-
hier z u s a m m e n , die eine Direktinvesti-
le), Z u g a n g zu k n a p p e n
U n t e r n e h m e n tritt jedoch die A u s l a n d s -
Ressourcen
(Rohstoffsicherung), Erleichterung d e s
produktion als Alternative z u m inter-
Marktzutritts (etwa d a n n , w e n n H a n -
in
d e l s h e m m n i s s e , —» Protektion, beste-
den V o r d e r g r u n d . Für e i n e A u s l a n d s -
hen), niedrigere B e s t e u e r u n g der Er-
produktion sind in der R e g e l —» Di-
träge im A u s l a n d (Steuervorteile), ge-
rektinvestitionen erforderlich. Aus d e r
ringere —> W e c h s e l k u r s r i s i k e n (Risiko-
Sicht eines international tätigen Unterstellen
Direktinvestitionen
politik).
spezifische
Koordinationsform
Ein multinationales U n t e r n e h m e n ko-
nehmens eine
kommen
onskosten im A u s l a n d (Standortvortei-
multinationaler
nationalen —» Handel z u n e h m e n d
Faktoren
tion begünstigen: Geringere Produkti-
re A u s l a n d s m ä r k t e d u r c h —» Exporte. Mit d e r Entwicklung
Mehrere
der internationalen Leistungserstellung
ordiniert
und -Verwertung dar. D a s P r o b l e m d e r
stungserstellung und -Verwertung über
W a h l der K o o r d i n a t i o n s f o r m und die
die
Implikationen
Diese
für die
internationale
seine
Hierarchie
wirtschaftliche des
Lei-
Unternehmens.
interne Koordination
ist
eine
Arbeitsteilung ist G e g e n s t a n d der m o -
Alternative zur externen K o o r d i n a t i o n
dernen Außenhandelstheorie.
d e s M a r k t s y s t e m s . Sind internationale Güter- und Faktormärkte
246
unvollkom-
Multinationale Unternehmen
men oder sind internationale Kooperationen (—> Unternehmenskooperationen, internationale) mit hohen Risiken der Vertragserfüllung verbunden, so werden die Unternehmen eine interne Koordination vorziehen. Die interne Koordination setzt in der Regel eine Direktinvestition im Zielland voraus. 2. Internationalisierung der Produktion: In den letzten Jahren hat die Internationalisierung der Produktion durch Direktinvestitionen stark zugenommen. Immer mehr Unternehmen haben Produktions- und Absatzbeziehungen weltweit internalisiert. Entsprechend ist der Anteil des —> Intra-Unternehmenshandels gestiegen. Unternehmen, die im Ausland direktinvestieren, verwirklichen das Prinzip der internationalen Arbeitsteilung innerhalb des Unternehmens: Die unternehmensinterne Beschaffung von Produktionsfaktoren, Rohstoffen, Zwischen- und Endprodukten aus dem jeweils günstigsten Anbieterland. Dank ihrer Flexibilität sind sie in der Lage, die bestehenden Unterschiede der internationalen Standortbedingungen zu nutzen. Sie treffen ihre Investitions-, Produktions- und Absatzentscheidungen im Quervergleich der Standortbedingungen globalisierter Märkte.
Gütermarkt als dezentrales Koordinationsinstrument nutzen, d. h. die hergestellten Produkte und Leistungen werden auf Export- und Importmärkten verwertet. Als Alternative zur externen Marktbenutzung kann eine Auslandsproduktion in Form eines eigenen Unternehmens (hierarchische Koordination), eine vertragliche Vereinbarung über eine Patentauswertung, ein —> Joint Venture oder eine Lizenzproduktion angesehen werden. Die Koordinationsfunktion übernimmt die Verhandlung, die in einen Vertrag mündet. Der Vertrag sollte dabei so ausgestaltet sein, daß den Vertragsparteien Anreize zur Vertragserfüllung gegeben werden. Direktinvestitionen werden im wesentlichen durch drei Motive gesteuert: - Beschaffungsmotive. Hierunter sind alle Beteiligungen und Produktionsverlagerungen zu verstehen, die vorgenommen werden, um den Bezug von Rohstoffen und Zwischenprodukten aus dem Ausland langfristig zu sichern (vertikale Integration). - Kostenmotive. Verschlechtern sich die ökonomischen Standortbedingungen im Inland, so werden durch Standortinnovationen relativ günstige Standortbedingungen im Ausland gesucht. In diesem Fall wird die inländische Produktion durch eine ausländische Produktion substituiert.
In Marktwirtschaften lassen sich die Koordinationsformen Markt, Hierarchie und Kooperation unterscheiden. Diese Vorstellung kann auf das Phänomen der Internationalisierung der Produktion angewendet werden. Ein Unternehmen kann den internationalen
- Absatzmotive. Hierunter werden Direktinvestitionen verstanden, die
247
Multinationale Unternehmen
der
Sicherung
ausländischer
satzmärkte dienen. Diesem
AbMotiv
sind in der Regel unabhängig
vom
Produktionsstandort
Sind
einsetzbar.
der Direktinvestition liegt die Erfah-
unternehmensspezifische
rung zugrunde, daß Marktanteile im
vorteile ohne große zusätzlich Kosten
Ausland oft nur zu gewinnen sind,
auf ausländische Tochterunternehmen
wenn ein eigenes
übertragbar, und gibt es darüber hin-
Vertriebssystem
aufgebaut wird, bzw. ein Produktionsstätte Zwischen
eigene
vorhanden
Wettbewerbs-
aus länderspezifische Standortvorteile,
ist.
so können hieraus Anreize f ü r Direkt-
Auslandsinvestitionen
investitionen im Ausland resultieren.
und Exporten besteht unter diesen
Im Mittelpunkt wirtschaftspolitischer
Bedingungen
Diskussionen über mögliche
eine
komplementäre
Beziehung.
quenzen aus verstärkten
Über Bestimmungsgründe von Direkt-
Konse-
Direktinve-
stitionen steht die Frage, ob Auslands-
investitionen und ihre Bedeutung für
investitionen
die
zu einem Rückgang der Beschäftigung
Internationalisierung
der
Wirt-
inländischer
Investoren
schaft existiert bislang keine allgemein
im Inland führen. Sind Direktinvesti-
anerkannte Theorie. Es gibt allerdings
tionen
wichtige (sich ergänzende oder auch
werden durch Direktinvestitionen Ex-
konkurrierende) Erklärungsansätze. Im
porte ersetzt. Andererseits ist bekannt,
allgemeinen gehen die Ansätze davon
daß
aus, d a ß direktinvestierende Unterneh-
Ausland Erfolge überhaupt erst ermög-
men erhebliche Wettbewerbsnachteile
licht werden, d. h. Handel und Direk-
gegenüber
tinvestition sind komplementär.
heimischen
Unternehmen
substitutiv
durch
zum
Handel,
Direktinvestitionen
so
im
überwinden müssen. Diese Nachteile
3. /nternalisierungsthese: Die Interna-
beruhen vor allem auf den Informati-
lisierungsthese, die sich intensiv mit
onsbeschaffungskosten und den insti-
den Bestimmungsgründen der Inter-
tutionellen
nationalisierung der Produktion durch
Rahmenbedingungen
der
Gastländer. Anreize für Direktinvesti-
Direktinvestitionen
tionen im Ausland sind somit nur für
Unternehmen auseinandersetzt, basiert
j e n e Unternehmen gegeben, die auf-
auf der Vorstellung der Existenz von
grund von
unternehmensspezifischen
Wettbewerbsvorteilen
in
der
multinationaler
Marktunvollkommenheiten.
Lange
Interna-
tionale Gütermärkte sind beispielswei-
sind, die oben genannten Nachteile der
se wegen des —> Protektionismus un-
Internationalisierung mehr als a b z u -
vollkommen.
gleichen. Wettbewerbsvorteile können
kann unter bestimmten
auf patentierte Technologien, etablier-
Marktunvollkommenheiten
te Markennamen oder Vertriebstech-
sieren. Direktinvestitionen bieten
im
niken
allgemeinen mehr Freiheitsgrade
als
zurückgeführt
werden.
Diese
Wettbewerbsvorteile ('intangible assets')
Eine
Direktinvestition Bedingungen internali-
eine reine Exportstrategie bzw. eine
248
Multinationale Unternehmen
rein
kontraktorientierte
stellung
und
Leistungser-
-Verwertung.
Marktunvollkommenheiten auf
Finanzmärkten
tionalisierungsstrategie
optimal
Weitere
Wachsen
tätige
können
nehmen in Unternehmensgrößen hin-
bestehen.
Bei-
international
ist.
Unter-
ein, für die sich nur noch im Ausland
spielsweise sind Devisen-Terminkon-
größere
trakte nur für die wichtigsten Währun-
finden lassen, so ist es sehr wahr-
Ausdehnungsmöglichkeiten
gen verfügbar, so daß ein direktes —»
scheinlich, daß es zu Direktinvestitio-
Hedging von —> Wechselkursrisiken
nen kommt. Die Fixkosten der Aus-
nicht für alle Währungen möglich ist.
landsproduktion sind zwar hoch, aber
Um unter diesen Bedingungen wech-
die variablen Produktionskosten sind
selkursbedingte Erfolgsrisiken
einzu-
relativ niedrig. Das Internationalisie-
schränken, werden unternehmenspoli-
rungsprofil eines Unternehmens wird
tische
somit durch das Zusammenspiel von
Maßnahmen
ergriffen.
Diese
Maßnahmen haben einen erheblichen
Marktgröße
Einfluß auf den internationalen Handel
stimmt.
und die internationalen —> Kapitalbe-
4. —» Entwicklungsländer·.
Durch Di-
rektinvestitionen
Eigentums-
wegungen. So versetzt beispielsweise das
Instrument
des
Intra-Unterneh-
und Kostenstruktur
werden
be-
rechte und Führungskompetenz zugun-
menshandels das multinationale Un-
sten multinationaler Unternehmen ge-
ternehmen in die Lage, wechselkurs-
schaffen. In den Entwicklungsländern
bedingte Gewinnrisiken zu intemali-
kann die Existenz multinationaler Un-
sieren.
ternehmen zu einem Zielkonflikt fühKostenunter-
ren, denn einerseits transferieren diese
schiede der verschiedenen Internatio-
Unternehmen wichtige, für die Ent-
nal isierungsformen und die Marktgrö-
wicklungsländer
ße können entscheidend dafür sein,
ins Land, andererseits wird die politi-
Kostenunterschiede.
knappe
Ressourcen
daß es zu Exporten, zu einer Koopera-
sche und ökonomische
tion oder zu einer Direktinvestition im
keit dieser Länder dadurch verändert.
Ausland kommt.
Die Entwicklungsländer haben dieses
Aufgrund
von
Problem
Kostenunterschieden
des
Unternehmens,
das
ten
die
Direktinvestitionen,
schränken
Durchschnittskosten minimiert und ei-
Auflagen
ne ganz bestimmte Reihenfolge der Intemationalisierungsstrategien
auf verschiedene
Art
und
Weise zu lösen. Einige Länder verbie-
ergibt sich ein Internationalisierungsprofil
Unabhängig-
andere
Direktinvestitionen und
Regulierungen.
be-
durch Eine
dritte Gruppe von Ländern versucht,
anzeigt.
das Problem durch die sogenannten
Je größer die potentielle Absatzmenge
Neuen Formen der
auf dem ausländischen Markt ist, de-
rung zu lösen.
sto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine Direktinvestition als Intema-
249
Intemationalisie-
Mundell-Flemming-Modell
Literatur: Broli, U. (1990): Direktinvestitionen und Multinationale Unternehmen, Frankfurt.
Unter den neuen Formen der Intemationalisierung versteht man vertragliche Abmachungen zwischen in- und ausländischen Unternehmen, ohne daß es zu einer Beteiligung am Eigenkapital der Unternehmen im Entwicklungsland kommt (—» Joint Venture, Subauftrag, Lizenzvergabe, Know howund Managementvertrag u.a.) Die Grundüberlegungen' lassen sich wie folgt angeben: Multinationale Unternehmen transferieren durch Investitionen ein sehr komplexes Bündel an unternehmensspezifischen Fähigkeiten in das Zielland (wie Real- und Finanzkapital, Managementfähigkeiten, technisches Wissen). Mit Hilfe der 'Neuen Formen' wird versucht, dieses komplexe Leistungsbündel in die wichtigsten Komponenten zu zerlegen, wobei Einzelkomponenten über Märkte beschafft werden. Ziel dieser Vertragslösungen ist es, einen größtmöglichen Teil der entstehenden Renten im Entwicklungsland zu binden. Die bestehenden Probleme bei der Ausgestaltung von Investitionsverträgen zum Schutz und zur Förderung von Direktinvestitionen für verschuldete Entwicklungsländer können reduziert werden, indem der Code of Conduct als Verhaltenskodex für multinationale Unternehmen und als Leitraster für den Abschluß eines Investitionsvertrages verwendet wird. Der Code of Conduct behandelt dabei alle relevanten Regelungsbereiche und stellt hierfür international akzeptierte —» Standards auf.
Broil, U7 J. Wahl (1992): Multinationale Unternehmung, Wechselkursunsicherheit und Hedging, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Band 43, S. 394-401. Ebenroth, C.T. (1987): Code of Conduct, Konstanz. Gilroy, B. MV U. Broli (1987), West Germany: Expanding Where the Markets Are, in: Multinational Business, Vol. 7, S. 1-11. Helpman, E. (1984): A Simple Theory of International Trade with Multinational Corporations, in: Journal of Political Economy, Vol. 92, S. 451-471. Hennart, J. -F. (1989): Can the New Form of Investment Substitute for the Old Form? A Transaction Costs Perspective, in: Journal of International Business Studies, Vol. 20, S. 211-234. Udo Broil Mundell-Flemming-Modell Keynesianische Erklärung der Wechselkursentwicklung, derzufolge ein Leistungsbilanzdefizit (—» Zahlungsbilanzdefizit) zu einer —» Abwertung, und ein Leistungsbilanzüberschuß zu einer —» Aufwertung der einheimischen Währung führt. Das Modell ist beispielsweise durch die Entwicklung des Dollarkurses zwischen 1981 und 1985 widerlegt worden, als der hohe Dollarkurs zeitgleich mit einem Leistungsbilanzdefizit einherging.
250
Ν
sentlich beeinflußt durch das Freihan-
NAFTA
delsabkommen zwischen Kanada und den U S A , mit dem der größte bilatera-
NAFTA (North American Free Trade Agreement) bezeichnet das zum 1. 1.
le Handel der Welt zum 1. 1. 1989 ei-
1994 in Kraft getretene, historisch er-
nen
ste
hielt. Erstmalig einbezogen wurden im
—» Freihandelsabkommen
zwi-
institutionalisierten
Rahmen
er-
schen einem —» Entwicklungsland (Me-
N A F T A der Schutz geistigen Eigen-
xiko) und zwei hochentwickelten —>
tums und - in N e b e n a b k o m m e n - der
Industriestaaten
(Kanada
und
Schutz
USA).
der
Umwelt
sowie
arbeits-
rechtliche Fragen. N A F T A ist für bei-
Mit dem gestaffelten Abbau von —> Zöllen und Handelsbarrieren (—» Pro-
trittswillige
tektionismus) über einen Zeitraum von
Zutrittsklausel
Länder
bis zu 10 Jahren (in Ausnahmeberei-
grenzung offen.
ohne
aufgrund
einer
regionale
Ein-
chen bis zu 15 Jahren) entsteht die bislang größte —> Freihandelszone Weltgeschichte,
abgesehen
Neomerkantilismus
der
vom —>
Als
Neomerkanitilismus
wurde
ur-
Europäischen Wirtschaftsraum (EWR),
sprünglich die in der Zwischenkriegs-
welcher aber in der Form nicht ver-
zeit praktizierte —> Außenwirtschafts-
gleichbar ist. Z u m Zeitpunkt des In-
politik der europäischen Länder und
krafttretens übertrifft die
der USA bezeichnet. Diese
nordameri-
Außen-
kanische Freihandelszone noch die —>
wirtschaftspolitik hatte eine protektio-
Europäische
Be-
nistische Stoßrichtung und zielte dar-
und —> Bruttoinlandspro-
auf, eine Erhöhung der nationalen Be-
völkerung
Union
hinsichtlich
dukt.
schäftigung zu erreichen. Ihren Höhe-
Gegenstand sind neben der —> Libera-
punkt erreichte die so bezeichnete Po-
lisierung des Güterhandels insbeson-
litik
dere Liberalisierungen im Bereich von
1929-1933. Bis heute steht der Begriff
Investitionsbedingungen
in der —> Weltwirtschaftskrise
Dienst-
des Neomerkantilismus in der tagespo-
leistungen (—> Dienstleistungstranfer)
litischen Diskussion f ü r eine beschäfti-
sowie die Schaffung von Streitbeile-
gungsorientierte
gungsmechanismen.
litik.
Die
und
Ausgestal-
tung in diesen Bereichen wurde w e -
251
Außenwirtschaftspo-
Neomerkantilismus
In der Zwischenkriegszeit bestanden
Ausgaben der Haushalte im Ausland
die wichtigsten neomerkantilistischen
finanziert. Infolgedessen ist zu erwar-
M a ß n a h m e n aus
ten, daß das inländische Zinsniveau
- Wechselkursabwertungen
nicht oder weniger steigt als bei einem
(—» Ab-
wertung), um Exportgüter gemessen
kreditfinanzierten
in ausländischer Währung zu ver-
gramm b z w . das verfügbare Einkom-
billigen und Importgüter gemessen
men der inländischen Haushalte nicht
in inländischer Währung zu verteu-
gesenkt wird wie bei der Steuerfinan-
ern;
zierung
- Lohnsenkungen,
um
die
Beschäftigungspro-
gramms. Diese Überlegungen
inländi-
schen Produktionskosten zu
eines
Investitionspro-
ließen
sich mit der in diesem Zeitraum ent-
drük-
stehenden Beschäftigungstheorie von
ken;
Keynes (1936) stützen.
- —» Exportsubventionen und —»
Die Steigerung von —> Exporten oder
Zölle und Mengenkontingente (—»
die Verminderung von —> Importen ei-
Kontingentierung).
nes Landes ist nur möglich,
- Importbeschränkungen
durch
wenn
D e m —» Merkantilismus des 17. Jahr-
mindestens ein anderes Land weniger
hunderts und dem Neomerkantilismus
exportiert bzw. mehr importiert. D a s
des 20. Jahrhunderts gemeinsam ist
ist aus saldenmechanischen
das Ziel einer
zwingend:
überschüssigen
Lei-
die
Gründen
Weltzahlungsbilanz
stungsbilanz (—» Zahlungsbilanz), also
weist immer einen Saldo (eine Verän-
wertmäßig mehr Güter und Dienstlei-
derung der Nettoforderungen aus dem
stungen zu exportieren als zu importie-
—> Außenhandel) von 0 auf. Wegen
ren. Sie unterscheidet, daß der Neo-
dieses
merkantilismus fast ausschließlich be-
menhangs hat Joan Robinson (1947)
schäftigungspolitische Ziele damit ver-
die neomerkantilistischen Maßnahmen
folgt, d.h. die Hersteller von Export-
als —» 'Beggar-my-neighbour-Heilmit-
und Importsubstitutionsgütern
tel für Arbeitslosigkeit' bezeichnet.
förder-
saldenmechanischen
Zusam-
te, u m damit der Massenarbeitslosig-
In einer allgemeinen Beschäftigungs-
keit zu begegnen.
krise möchte kein Land die spiegelbildlich anfallenden Defizite aufwei-
Von einem solchen außenwirtschaftlichen
Beschäftigungsprogramm
sen, die den Überschüssen der erfolg-
ver-
reich
sprach man sich im Vergleich zu einem
inländischen
InvestitionsproDenn
agierenden
entsprechen.
Wenn
freilich alle Regierungen den Versuch
gramm eine größere Wirkung auf die Einkommensbildung.
merkantilistisch
Währungsräume
unternehmen, die nationale Beschäfti-
ersteres
gung durch Erzielen einer überschüs-
wird gewissermaßen vom Ausland fi-
sigen Leistungsbilanz (—» Zahlungsbi-
nanziert, genauer: es wird in H ö h e der
lanz) zu steigern, so muß dies zu ei-
überschüssigen Leistungsbilanz durch
252
Neomerkantilismus
nem
des
Union, eine neue Spielart des Neo-
Welthandelsvolumens führen. In der
kumulativen
Schrumpfen
merkantilismus auf. Sie wird auch als
wirtschaftshistorischen Literatur wird
—» 'strategische Handelspolitik'
deshalb vermutet, daß der Neomerkan-
'Neuer Interventionismus' bezeichnet.
oder
tilismus die —> Weltwirtschaftskrise
Seinen Ursprung hat dieser Neomer-
befördert oder zumindest ihre Uber-
kantilismus
windung behindert hat.
chen Auseinandersetzung über den Er-
Aufgrund dieser Erfahrungen betrieb
klärungsgehalt der traditionellen (neo-
v.a. die US-amerikanische Regierung
klassischen) —> Außenhandelstheorie.
nach dem 2. Weltkrieg die Kodifizie-
Im Zuge dieser
rung von Freihandelsregeln, wie das
wurden Modelle entwickelt, die die
Prinzip der
Protektion gerade jener großen Indu-
Meistbegünstigung (die
vorteilhaftesten
in einer
wissenschaftli-
Auseinandersetzung
Handelsbedingungen,
striebranchen begründen konnten, die
die ein Land einem anderen einräumt,
aus traditioneller ökonomischer Sicht
muß
das
unter zuwenig W e t t b e w e r b litten: die
Prinzip der Multilateralität (Verbot des
Auto-, Flugzeug oder Pharmaindustrie,
es allen
Ergreifens
einräumen)
einseitiger
und
Maßnahmen).
die national und international eine er-
Von diesen Regeln zur Verhinderung
hebliche
des Neomerkantilismus gab es jedoch
aufweisen. Sie waren auch diejenigen
Unternehmenskonzentration
gewichtige Ausnahmen, etwa die Er-
Branchen, in denen US-amerikanische
laubnis zu Bildung von —> Freihan-
Unternehmen einst eine marktbeherr-
delszonen
(Verletzung der
Meistbe-
günstigung) oder zur Erhebung
schende Stellung einnahmen und seit
dis-
den 70er Jahren z u n e h m e n d von der
kriminierender —> Zölle bei fundamen-
ausländischen
talen Zahlungsbilanzproblemen
wurden.
stoß
gegen
(Ver-
Konkurrenz
Die
bedrängt
interventionistischen
Nicht-Diskriminierung).
Aussagen der ' N e u e n Außenhandels-
Damit kam man der Kritik entgegen,
theorie' fielen daher in der politischen
die in erster Linie von
Diskussion der U S A auf fruchtbaren
Regierungen
sich nachholend entwickelnder Länder
Boden.
geübt wurde. Denn wie schon Fried-
Strategische
rich List gegen die englische Klassik (Smith, Ricardo) einwandte, kann man sowohl Freihandel wie
ternehmen
Protektionis-
versucht
mit Marktmacht
erzielen
können, zugunsten der nationalen In-
mus als (neo-) merkantilistische Op-
dustrien
tionen sehen,- der Freihandel ist eben die Option wettbewerbsstarker
Handelspolitik
jene Renten, die weltweit tätige Un-
umzulenken.
Eine
solche
Rentenumlenkung ist aus nationaler,
Han-
Verbraucher-
delsnationen.
wie
Produzentensicht,
dann vorteilhaft, wenn die höhere Pro-
In den 80er Jahren trat zuerst in den
duktion eines inländischen
USA, dann in der
herrschenden Unternehmens
Europäischen
253
marktbe-
Neomerkantilismus
- die Ausnutzung steigender Skalenerträge (Kostendegression, so daß größere Stückzahlen billiger hergestellt werden können) erlaubt,
Niedergangs
- die Produktvielfalt steigert und die Haushalte eine Präferenz für differenzierte Produkte (verschiedene Käsesorten, Automarken etc.) haben,
es seien die 'unfairen Handelsprakti-
- die Wahrnehmung von Externalitäten (z.B. Lemeffekte, die unentgeltlich mit der Produktion anfallen) ermöglicht.
handel selbst eine (neo-) merkantilisti-
Neu ist an diesem Neomerkantilismus, daß er eine industriepolitisch ansetzende Außenwirtschaftspolitik darstellt und damit insbesondere auch auf die Qualität der Beschäftigung abzielt. Ihn kennzeichnet, daß er unter der Parole —> 'fairer Handel' auf die Öffnung ausländischer Märkte drängt und den Akzent deutlich weniger auf die Abschirmung des inländischen Marktes setzt. Den Forderungen Nachdruck verliehen wird durch die einseitige Androhung von Vergeltungsmaßnahmen (für 'unfaire Handelspraktiken'),so etwa die 'Super 301'-Bestimmung in der Handelsgesetzgebung der USA. Das wirkt als glaubwürdige Drohung offenkundig nur bei einem Industrieland mit hochentwickeltem Binnenmarkt. Der neue und der alte Neomerkantilismus stehen also für die außenwirtschaftliche Praxis von —» Industriestaaten.
position vorteilhaft erscheint.
eines
einstigen
Wirt-
schaftsriesen, der USA,
interpretiert
(sog. 'diminished giant
syndrome').
Damit wird dem Argument begegnet, k e n ' der anderen, die eine strategische Handelspolitik rechtfertigten. Zugleich wird damit jedoch - unfreiwillig - die List'sche These bestätigt, daß Freische Option ist. Sie wird nur so lange zur Maxime erhoben, wie dies angesichts einer überlegenen
Weltmarkt-
Literatur: Bhagwati, Jagdish (1994): Free Trade: Old and New Challenges, in: Economic Journal Bd. 104, S.231-246. Guerrieri, Paolo/ P i e r C . Padoan (1986): Neomercantilism and international economic stability, in: International Organization Bd. 40, S.29-42. Keynes, John Maynard (1936): The General Theory of Employment, Interest, and Money, London & Basingstoke: Macmillan. Krugman, Paul R. (1987): Is Free Trade Passé?, in: Economic Perspectives Bd.l, S.131-144. Robinson, Joan (1947): Beggar-myNeighbour Remedies for Unemployment, in: dies.: Essays in the Theory of Employment, Oxford: Basil Blackwell, S. 156-170. Waltraud
Von den wirtschaftsliberalen Kritikern dieses Neuen Interventionismus wird seine Popularität als Anzeichen des
254
Schelkle
Neue Außenhandelstheorie
Neue Außenhandelstheorie
stand und schließlich in ein Gebiet mit
Je nach inhaltlicher Abgrenzung hat
viel ungelernter Arbeit verlagert. In-
sich seit den achtziger Jahren bzw.
zwischen werden im ersten Land neue Produkte
der als Antwort auf die Kritik an der
diese
herrschenden —> Theorie des interna-
komparativer Vorteile innerhalb eines
tionalen Handels Aussagen enthält, die
Unternehmens
zur Neuen Außenhandelstheorie
Entwicklung
ge-
entwickelt.
kann
schon früher ein Bereich entwickelt,
Oftmals
Inanspruchnahme
wechselnder was
zur
—> multinationaler
geschehen,
Un-
zählt werden. Bei entsprechend weiter
ternehmen beiträgt.
Interpretation kann man hierzu zählen:
Zu b) Der größte Teil des Handels ent-
a) die Theorie des Produktzyklus (—»
fällt nicht auf den Tausch zwischen industriellen
Produktlebenszyklus-Konzept)
Produkten (bzw.
Autos
b) die Entwicklung der Aussagen vom
versus Hifi-Geräten) gegenüber land-
intraindustriellen Handel gegenüber
wirtschaftlichen Gütern, was man als
der herrschenden These des inter-
—> inter-industriellen
industriellen Handels.
net, der am ehesten durch die klassischen
c) Die Betonung der Rolle des Hu-
Hände!
bezeich-
Angebotshypothesen
erklärt
Neofaktorpro-
werden kann. Vielmehr exportiert ein
d) die Bedeutung der Endogenisierung
che; der Handel vollzieht sich inner-
mankapitals
in der
Land z.B. Autos und importiert wel-
portionentheorie\
halb des gleichen Sektors; man spricht
des technischen Fortschritts; e) die
Diskussion
dann vom —> intraindustriellen
monopolistischer
Han-
del. Die Abgrenzung ist nicht immer
und oligopolistischer Strategien;
eindeutig, sondern hängt u.a. vom Ag-
f) die Rolle steigender Skalenerträge
gregationsgrad ab (betrachtet man nur
und g) die Einbeziehung der Unsicherheit.
das 'Gut Sozialprodukt', so ist jeder
Zu a) Die aus dem —» Theorem der
Handel
bei
völliger
komparativen Kosten bzw. aus dem
Disaggregation ist eben ein
Renault
intraindustriell;
Faktorproportionentheorem (—» Heck-
ein anderes Produkt als ein Golf, der
scher-Ohlin-Theorem) ableitbaren Han-
Handel ist inter-industriell). A u ß e r d e m
delsrichtungen sind nicht konstant, da
handelt es sich nicht um
sich
intraindu-
Faktorpro-
striellen Handel, wenn ein Land im
duktivitäten und Nachfragebedingun-
Winter die gleichen Güter importiert,
Faktorausstattungen,
gen im Zeitablauf ändern. Die Theorie
die es
des Produktzyklus geht davon aus, d a ß
wenn
ein Produkt zunächst in einem Land
Staates die Güter in die nördlichen
mit hoher Technologie erforscht wird;
Nachbarländer exportiert werden, die
anschließend wird die Produktion in
die Südregion von seinen
ein Land mit hohem
Nachbarn bezieht. Beim 'echten' intra-
Sachkapitalbe-
255
im aus
S o m m e r exportiert den
Nordregionen
oder eines
südlichen
Neue Außenhandelstheorie
industriellen
Handel
heterogenisiert
o f t m a l s der Anbieter (z.B.
a u c h in der N e u e n W a c h s t u m s t h e o r i e
Autoher-
e i n e große Rolle spielt.
steller) das Produkt, w a s s o m i t v o m
Zu e) Internationale W i r t s c h a f t s b e z i e -
N a c h f r a g e r als v e r s c h i e d e n v o n ähnli-
hungen
c h e n Gütern e m p f u n d e n w i r d . D a s be-
W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n innerhalb ei-
r u h t auf (monopolistischer)
n e s L a n d e s allein a n h a n d des M o d e l l s
Produkt-
können
ebensowenig
wie
differenzierung.
der vollständigen K o n k u r r e n z
Zu c) Schon bei d e r D i s k u s s i o n d e s
tiert werden; m o n o p o l i s t i s c h e u n d oli-
Leontief-Paradoxons
gopolistische Strategien spielen
(—>
Heckscher-
diskueine
O h l i n - T h e o r e m ) w u r d e betont, daß die
z u n e h m e n d e Rolle. Sie erlauben U n -
im F a k t o r p r o p o r t i o n e n t h e o r e m übliche
t e r n e h m e n u.a. die M a r k t d i v e r s i f i z i e -
B e s c h r ä n k u n g auf z w e i in sich homo-
rung.
g e n e P r o d u k t i o n s f a k t o r e n der Realität
Z u f) Von h e r a u s r a g e n d e r B e d e u t u n g
widerspricht. Neben der E i n b e z i e h u n g
in d e r Neuen A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e ist
z.B. von R o h s t o f f v o r k o m m e n wurde
die Betonung von S k a l a r e f f e k t e n . A u f -
insbesondere
g r u n d sinkender S t ü c k k o s t e n
schen
betont, d a ß
verschiedenen
man
zwi-
lohnen
Qualifikationen
sich für U n t e r n e h m e n m ö g l i c h s t g r o ß e
d e r Arbeit unterscheiden m ü s s e . Be-
Marktgebiete, und sie v e r s u c h e n , auch
s o n d e r s in h o c h e n t w i c k e l t e n
Volks-
mittels staatlicher F ö r d e r u n g (—> stra-
w i r t s c h a f t e n spielt d a s in die Ausbil-
tegische
d u n g investierte Kapital (inkl. der Zeit:
Einsatz oligopolistischer
Handelspolitik)
wie
durch
und
mono-
learning by doing) eine g r o ß e Rolle, so
polistischer Strategien
d a ß d a s Humankapital
biet zu vergrößern. W i e in der tradi-
als eigenstän-
diger Faktor zu b e r ü c k s i c h t i g e n m a n spricht dann v o m
ihr
sei;
tionellen A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e spielen
Neofaktorpro-
natürlich auch hier U n t e r s c h i e d e in d e r
portionentheorem,
w o n a c h ein
trotz r e i c h l i c h e m
Sachkapitalbestand
Land
Faktorausstattung u n d in den Faktorproduktivitäten
eine
wichtige
Rolle.
international
völlig
kapitalintensive Güter importiert und
Aber
G ü t e r mit h o h e r H u m a n k a p i t a l i n t e n s i -
übereinstimmenden
tät exportiert.
Nachfragebedingungen
Zu
d)
Technischer
Absatzge-
Fortschritt
selbst bei
Handelsbeziehungen
fällt
Angebots-
und
lohnen
sich
aufgrund
der
nicht v o m H i m m e l , sondern ist das Er-
A u s n u t z u n g der M a r k t g r ö ß e . E i n e s d e r
gebnis von F o r s c h u n g e n , in d e n e n Hu-
beiden beteiligten L ä n d e r
m a n k a p i t a l u n d auch Sachkapital eine
wird sich wie im T h e o r e m der k o m p a -
w i c h t i g e Rolle spielen. D a s führt zur
rativen Kosten vollständig spezialisier-
zumindest
E n d o g e n i s i e r u n g des t e c h n i s c h e n Fort-
ten. A n d e r s als dort, j e d o c h
schritts, die nicht n u r in der Neuen
w i e im F a k t o r p r o p o r t i o n e n t h e o r e m , er-
A u ß e n h a n d e l s t h e o r i e sondern
zielt auch das sich unvollständig spe-
ebenso
zialisierende Land G e w i n n e .
wie die Betonung d e s H u m a n k a p i t a l s
256
ebenso
Neue Weltwirtschaftsordnung
Zu g) Unsicherheiten machen (wie aus der Theorie der Portfoliodiversifizierung bekannt) Produkt- wie Handelsdiversifizierungen lohnend. Selbst bei übereinstimmenden Erwartungswerten binnen- und außenwirtschaftlicher Strategien lohnen sich Handelsbeziehungen bei unterschiedlichen Varianzen beider. Die Unsicherheit wird zur eigenständigen Handcisursache. Wie im Falle von Skalenerträgen kann jedoch auch hier nicht immer gesagt werden, welches Land welche Güter exportiert.
Krugman, P.R. (1990), Rethinking International Trade, MIT-Press (Cambridge/US.). Hans-Joachim Heinemann Neue Weltwirtschaftsordnung Angestrebtes System von Gesetzen und vertraglichen Regelungen zur Gestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, welches Strategien zur Beseitigung der Mängel des bestehenden Ordnungsrahmens implementieren soll. Es handelt sich im wesentlichen um Forderungen der —» Entwicklungsländer, welche seit Anfang der 70er Jahre insbesondere über die Vereinten Nationen bzw. die —» UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) eingebracht wurden. Dabei konzentrieren sich die Forderungen der Dritte-WeltStaaten vor allem auf die —> Stabilisierung der realen Rohstofferlöse, die Beschleunigung der Industrialisierung durch Investitionen, erhöhte Entwicklungshilfe und beschleunigten Technologietransfer sowie auf eine Neuordnung ihrer Auslandsschulden. Von Seiten der —> Industriestaaten werden zunehmend Antworten auf die sich permanent verschärfende Umweltproblematik gefordert. Trotz allgemeiner Einsicht in die Dringlichkeit vieler Probleme, weist die Weiterentwicklung der bestehenden Wirtschaftsordnung nur geringe Dynamik auf. Die Ursachen hierfür liegen vor allem in zunehmenden binnenwirtschaftlichen
Die Neue Außenhandelstheorie ist weniger neu bezüglich der von ihr diskutierten einzelnen Elemente, sondern wegen der Gesamtschau aller. Sie bildet allerdings auch die Basis einer als problematisch einzuschätzenden Neuorientierung der Außenwirtschaftspolitik mit starken protektionistischen Elementen (strategische Handelspolitik). Literatur: Broil, U./ Gilroy, B.M. (1994), Außenwirtschaftstheorie: Einführung und neuere Ansätze, 2.Aufl., Oldenbourg (München/Wien) Greenaway, D./ Winters L.A., Hrsg. (1994), Surveys in International Trade, Blackwell (Oxford + Cambridge/US). Helpman, E J Krugman P.R. (1985), Market Structure and Foreign Trade, Wheatsheap Books (Brighton usw.) Helpman, E./ Krugman, P.R. (1989), Trade Policy and Market Structure, ΜΓΓ-Press (Cambridge/US.)
257
NIC
P r o b l e m e n d e r Industrienationen u n d
z.B. d u r c h die Diskriminierung
in der neu h i n z u g e k o m m e n e n H e r a u s -
F e r t i g w a r e n im Vergleich zu R o h - u n d
f o r d e r u n g d e s A u f b a u s d e r osteuropäi-
H a l b f e r t i g p r o d u k t e n (—> Effektivzoll),
schen V o l k s w i r t s c h a f t e n .
d u r c h —» S t a n d a r d s und Subventionen.
NIC
von
Nicht-Regierungs-Organisation
A b k . f ü r n e w l y industrializing country
H ä u f i g auch als N G O
—> S c h w e l l e n l ä n d e r
mental-Organization) bezeichnet.
(Non-Govem-
Historisch g e s e h e n geht der N G O - B e -
Nichtdiskriminierungsprinzip
griff auf die U N - C h a r t a (Art.71) zurück und bezog sich ursprünglich nur
G r u n d s a t z in der Außenhandelspolitik, d a ß j e d e —> D i s k r i m i n i e r u n g gleichar-
auf
tiger G ü t e r
ihrer H e r k u n f t z u
nen. Inzwischen w e r d e n sowohl
Or-
Nichtdiskriminie-
ganisationen, d i e auf nationaler
als
nach
v e r m e i d e n ist. D a s
international
tätige
Organisatio-
r u n g s p r i n z i p soll gleiche W e t t b e w e r b -
a u c h Organisationen, die auf interna-
schancen
tionaler E b e n e arbeiten, d a m i t u m f a ß t .
für ausländische
Anbieter,
aber nicht u n b e d i n g t gleichen Markt-
Es existiert keine eindeutige Definiti-
z u g a n g in allen Ländern garantieren,
on. Dies zeigt sich u.a. in weiteren
aber
B e z e i c h n u n g e n , die f ü r derartige Or-
strenggenommen
wendet
Nichtdiskriminierungsprinzip jede
Form
Neben
des
dem
sich
ganisationen
gegen
Abbau
von
verwendet
werden
und
d a b e i b e s t i m m t e M e r k m a l e herausstel-
—> Protektionismus.
len (z.B. Non-Profit-Organization, Pri-
Handelsbe-
s c h r ä n k u n g e n u n d —> Reziprozität ist
vate-Organization-Sector,
das
ei-
luntary Organization, Private Foreign
in d e r
Aid, Altruistic Organization). Es las-
Nichtdiskriminierungsprinzip
nes d e r drei Grundprinzipien
Private-Vo-
P r ä a m b e l d e s —> G A T T . E s wird durch
sen sich einige konstitutive
die —> M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l u n d
chen
die s o g . I n l ä n d e r b e h a n d l u n g ('national
NichtStaatlichkeit,
t r e a t m e n t ' , d . h . G e b o t der Gleichbe-
Steuerungsmechanismus
nennen: formale
Solidarität
als
(kooperatives
h a n d l u n g importierter und inländischer
Verhalten)
G ü t e r g l e i c h e r Art in allen nationalen
Gesellschaft.
V o r s c h r i f t e n a u ß e r Zollgesetzen) kon-
keit und direkte gesellschaftliche In-
kretisiert. A u s n a h m e n v o m Nichtdis-
teressenkoordinierung und -Vertretung
kriminierungsprinzip
e r h ö h e n d i e A u s s c h ö p f u n g d e s gesell-
gelten
f ü r —»
zynischen
Kennzei-
Organisation,
Organisation
Staatliche
und
Unabhängig-
F r e i h a n d e l s z o n e n und —» Präferenzen
schaftlichen
f ü r —> I m p o r t e aus —> Entwicklungs-
als, u m politische, soziale u n d kultu-
ländern.
relle Probleme a d ä q u a t e r und e f f i z i e n t
Das
Nichtdiskriminierungs-
Selbststeuerungspotenti-
prinzip wird d u r c h i m m e r n e u e Spiel-
zu lösen. Eine
arten d e s P r o t e k t i o n i s m u s ausgehöhlt,
ganisation ist d a m i t als Akteurin auf
258
Nicht-Regierungs-Or-
Nicht-tarifáre Handelshemmnisse
Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
einer gesellschaftlichen Mesoebene zu verstehen, die jenseits von Staat und Markt —> Kollektivgüter produziert. In Bezug auf die Mitgliederanzahl, die Organisationsstruktur, die Zielsetzungen und die Arbeitsweise der NichtRegierungs-Organisation lassen sich keine spezifischen Gemeinsamkeiten aufzeigen. Dies zeigt sich auch am Spektrum der Organisationen - vom Internationalen Roten Kreuz bis hin zu kleinen Frauenkooperativen in —> Entwicklungsländern. Probleme ergeben sich u.a. bei der Finanzierung der Nicht-RegierungsOrganisation, z.T. bei der Arbeitsweise (Ehrenamtlichkeit/ Unprofessionalität) und bei der Einbindung in mittelu. langfristige politische Konzepte. Die überwiegende Anzahl von NichtRegierungs-Organisation ist zur Zeit in den Arbeitsbereichen Entwicklung, Umwelt, Menschenrechte tätig. Daß die Nicht-Regierungs-Organisation zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist u.a. an ihrer wachsenden Präsenz bei den letzten UN-Weltkonferenzen ( Rio de Janeiro 1992, Wien 1993, Kairo 1994, Kopenhagen 1995, Peking 1995) als auch an der intensiven Diskussion über eine größere, gezielte Beteiligung an politischen Prozessen auf nationaler und internationaler Ebene, zu sehen. Innerhalb der Entwicklungspolitik haben die Nicht-Regierungs-Organisation im letzten Jahrzehnt eine derartige Beachtung gefunden, daß hier ein eigenständiger wissenschaftlicher Diskurs entstanden ist.
Nicht-tarifare Handelshemmnisse sind Instrumente zur Handelsbeschränkung, die nicht in den Zolltarifen (—> Zölle) abgelesen werden können, wie etwa Freiwillige Selbstbeschränkungsabkommen (VERs), Marktabsprachen (OMAs), Subventionen, restriktive Anwendung der —» AntidumpingPolitik, Einfuhrkontrollen und -kontingente (—> Kontingentierung), nationale Normen, Prüf- und Testzertifizierung, Verfahren bei der öffentlichen Auftragsvergabe und ähnliches mehr. —> Protektion in Form nicht-tarifärer Handelshemmnisse ist schwer nachweisbar und quantifizierbar. Mit zunehmendem Abbau der Zolltarife wird Protektion vermehrt mit Hilfe nichttarifärer Handelshemmnisse durchgeführt. Verhandlungen über den Abbau dieser Instrumente gestalten sich aufgrund der Vielfältigkeit und Komplexität der Maßnahmen schwierig. Mit dem Abschluß der —> Tokio-Runde des GATT werden Rahmenbedingungen für eine —> Liberalisierung im Bereich der nicht-tarifären Handelshemmnisse geschaffen. Weitere Fortschritte bei dem Abbau nicht-tarifarer Handelshemmnisse werden bei den Verhandlungen der —> UruguayRunde des GATT erzielt. Nomineller Anker —> Ankerwährung; —»Leitwährung N-te Währung —»Leitwährung
259
o
treten ist. In der Regel einmal jährlich
OAS
tagt der Rat auf Ministerebene; Ent-
Abk. f ü r die Organisation amerikani-
scheidungen werden im Konsensprin-
scher Staaten (Organization of Ameri-
zip getroffen. Durch Stimmenthaltung
can States)
kann
ein
Mitgliedsland
Anwendbarkeit
OAU
einer
zudem
die
Entscheidung
oder Empfehlung auf sich selbst aus-
Abk. f ü r die Organisation der afrikani-
schließen, ohne die kooperative Hand-
schen Einheit (Organization of African
lungsfähigkeit der anderen Mitgliedsländer einzuschränken (—> Kooperati-
Unity)
on, internationale).
OECD
Dieses
Abstimmungsprinzip
bedingt
Die Organisation
für wirtschaftliche
eine im wesentlichen informelle Ar-
Zusammenarbeit
und
beitsweise. Die O E C D gibt hauptsäch-
Entwicklung
lich Empfehlungen ab, die f ü r die Mit-
( O E C D ) ging am 30.9.1961 aus der O E E C hervor. In der Organisation, die
gliedsstaaten nicht bindend sind. Den-
20 Gründungsmitglieder hatte, waren
noch kann durch den kontinuierlichen
1995 vierundzwanzig —» Industriestaa-
Konsultationsprozeß eine
ten z u s a m m e n g e s c h l o s s e n , um durch
rung
gegenseitige Konsultationen eine bes-
werden.
sere A b s t i m m u n g zwischen den wirt-
Die O E C D unterstützt die wirtschafts-
schaftspolitischen
politische
Maßnahmen
der
der
Koordinie-
Wirtschaftspolitik
Diplomatie
erreicht
ihrer
Mit-
Mitgliedsländer zu erreichen (—> Ko-
gliedsländer hauptsächlich durch die
ordinierung). Ziel der Organisation ist
Arbeit der Fachausschüsse, des
eine optimale Wirtschaftsentwicklung
kutivausschusses,
des
Exe-
Wirtschaftspoli-
und ein steigender Lebensstandard in
tischen Ausschusses,
den Mitgliedsländern sowie eine Aus-
fiir —> Kapitalverkehr
weitung des Welthandels.
Transaktionen
Der Sitz der Organisation ist Paris. Lei-
fiir —> Finanzmärkte.
tendes Organ der O E C D ist der Rat, in
terhält zudem kontinuierlichen
dem j e d e s Mitgliedsland durch den
takt zu anderen internationalen Orga-
Leiter der Ständigen
nisationen, wie der —> Europäischen
Delegation
ver-
260
des und
und des
Ausschusses unsichtbare Ausschusses
Die O E C D unKon-
OECD
Gemeinschaft beziehungsweise der —> Europäischen Union, der —» Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und dem —> Internationalen Währungsfonds. Sie unterstützt den Entscheidungsprozeß der —> Weltwirtschaftsgipfel informell.
gesamtwirtschaftlichen Ressourcenverteilung einschließlich der Entwicklung der öffentlichen Haushalte der Mitgliedsländer. Im Ausschuß für Kapitalverkehr und unsichtbare Transaktionen wird die Einhaltung der Verpflichtungen überwacht, auf die sich die Mitgliedsstaaten 1951 im 'Kodex der —» Liberalisierung des —> Handels und der unsichtbaren Transaktionen' (—> Dienstleistungstransfer) sowie im 1959 ausgehandelten 'Kodex der Liberalisierung des Kapitalverkehrs' geeinigt hatten. Diese Kodizes sind ohne maßgebliche Änderungen von der OEEC übernommen worden. Die Bedeutung ist gegenwärtig allerdings nur mehr gering, da sie durch weiterreichende und umfassender gültige Regelungen des —» GATT ersetzt wurden. Der Ausschuß fiir Finanzmärkte wurde 1969 eingerichtet. Sein Ziel ist es, Maßnahmen zu empfehlen, die diese Märkte durch den Abbau auf Marktzugangsbeschränkungen und der Barrieren der internationalen —» Kapitalbewegungen effizienter machen. Zu diesem Zweck beobachtet er die Entwicklung und Funktion sowohl der nationalen Geld- und Kapitalmärkte als auch der internationalen Finanzmärkte und analysiert die Auswirkungen der Währungs- und Finanzpolitik seiner Mitgliedsländer in dieser Hinsicht. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt der Verbindung zwischen nationalen Kapitalmärkten und internationalen Kapitalbewegungen. Seit Anfang der acht-
Veranlaßt von den finanzpolitischen und konjunkturellen Problemen der ersten Ölkrise gründeten die Mitgliedsstaaten der OECD mit der Ausnahme Frankreichs innerhalb ihres institutionellen Rahmens die —> Internationale Energie Agentur (IEA). Im Wirtschaftspolitischen Ausschuß wird jährlich die Wirtschaftslage im OECD-Raum erörtert. Der Ausschuß ist seinerseits in verschiedene Arbeitsgruppen unterteilt. In der auch als währungspolitischer Ausschuß bezeichnete Arbeitsgruppe 3 wird die Entwicklung der —> Zahlungsbilanzen von den währungspolitisch wichtigsten Industriestaaten in einem zweimonatigen Abstand diskutiert. Damit sollen unerwartete Entwicklungen verhindert und gegebenenfalls frühzeitige währungs- und wirtschaftspolitische Maßnahmen ermöglicht werden. Nach dem Zusammenbruch des BrettonWoods-Systems (—> Bretton-WoodsAbkommen) ist noch im Dezember 1971 in dieser Arbeitsgruppe das —> Smithsonian Agreement ausgehandelt worden. Die 1980 aus den beiden konjunkturpolitischen Arbeitsgruppen entstandene Arbeitsgruppe 1 befaßt sich mit anti-inflationären Maßnahmen, der Angebotspolitik sowie der
261
OEEC
ziger Jahre hat sich die O E C D be-
päischen
m ü h t , ihre Mitgliedsländer zur weitge-
Güter-
h e n d e n Liberalisierung ihrer Finanz-
z u r Förderung von —» F r e i h a n d e l s z o -
m ä r k t e zu b e w e g e n .
n e n und —> Zollunionen z w i s c h e n den
und und
des
transatlantischen
Dienstleistungsverkehrs,
von
Mitgliedsstaaten, zu einer k o n v e r t i b l e n
Publikationen heraus. Z u n e n n e n sind
G e s t a l t u n g ihrer W ä h r u n g e n (—> K o n -
Die O E C D etwa
die
gibt eine
regelmäßig
Vielzahl
vertibilität) u n d zur Erleichterung d e s
erscheinenden
„ O E C D Financial Statistics", die „Fi-
europäischen Zusammenlebens
nancial
eine Aufhebung des
Markets Trends"
durch
Visumzwanges.
sowie
die
A n a l y s e n der W i r t s c h a f t s p o l i t i k
und
1950 w u r d e im R a h m e n der O E E C die
der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g der
Europäische Zahlungsunion gegründet und
Mitgliedsländer.
1955
wurde
Währungsabkommen Thomas
Pliimper
das
Europäische abgeschlossen.
D i e angestrebte G r ü n d u n g einer e u r o päischen F r e i h a n d e l s z o n e z w i s c h e n al-
OEEC Die
Organisation
len Mitgliedsstaaten scheiterte in den für
f ü n f z i g e r Jahren.
Europäische
Wirtschaftszusammenarbeit
(OEEC)
1961 w u r d e die O E E C zugunsten der
w u r d e am 16.4.1948 von 16 europäi-
O E C D aufgelöst.
schen Staaten u n d den O b e r b e f e h l s h a bern der drei westlichen
Offenheit
Besatzungs-
z o n e n in Deutschland gegründet, u m
O f f e n h e i t ist eine M e ß g r ö ß e für den
den E i n s a t z der a m e r i k a n i s c h e n Wirt-
G r a d der internationaler V e r f l e c h t u n g
s c h a f t s - und Finanzhilfe f ü r den W i e -
einer V o l k s w i r t s c h a f t . G e m e s s e n wird
d e r a u f b a u Europa (—> Marshall-Plan)
d a s Verhältnis von Exporten plus I m -
zu koordinieren. G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r
porten z u m n o m i n e l l e n —> Bruttosozi-
w a r e n Belgien, D ä n e m a r k , Frankreich,
alprodukt eines Staates. Insofern er-
G r i e c h e n l a n d , G r o ß b r i t a n n i e n , Irland,
laubt die G r ö ß e eine gute
Island, Italien, L u x e m b u r g , N o r w e g e n ,
z u n g der Weltmarktintegration einzel-
die N i e d e r l a n d e , O s t e r r e i c h , Portugal,
n e r Staaten (—> Integration).
Einschät-
S c h w e d e n , die S c h w e i z u n d die Tür-
Die O f f e n h e i t der V o l k s w i r t s c h a f t e n
kei. D i e B u n d e s r e p u b l i k
u n d die E n t w i c k l u n g der W e l t m a r k t i n -
wurde
3 1 . 1 9 . 1 9 4 9 anstelle d e r drei
am
westli-
tegration ist sehr unterschiedlich. All-
chen B e s a t z u n g s z o n e n Mitglied. Die
g e m e i n , wenngleich mit b e d e u t e n d e n
U S A und K a n a d a waren seit 1950 le-
(und forschungsrelevanten) A u s n a h m e n ,
diglich assoziierte Mitglieder. Sitz d e r
kann
Organisation war Paris.
T r e n d zu z u n e h m e n d e r O f f e n h e i t fest-
Die Mitglieder verpflichteten sich auf
gestellt w e r d e n . D i e s verweist auf die
eine —> Liberalisierung d e s innereuro-
262
in
der
Nachkriegsperiode
ein
Offenheit
zunehmende —> Globalisierung und —>
messen
Internationalisierung.
der Sachverhalt, daß Japans Integrati-
am
Offenheit-Indikator
und
Dieser Trend wird verursacht von der
on in den —> Weltmarkt in den achtzi-
zunehmenden
ger Jahren
Spezialisierung
der
deutlich
zurückging.
In
Staaten, dem Bedeutungszuwachs des
Deutschland läßt sich dagegen eine,
—> inter-industriellen Handels und vor
vor allem auf die europäische Integra-
allem den bilateralen, regionalen und
tion (—» Europäische Gemeinschaft; —»
globalen
Freihandelsabkommen.
Europäische Union) zurückzuführende
Letztere führen beispielsweise zu einer
zunehmende Offenheit feststellen - bei
sehr parallel
Stagnation auf hohem Niveau während
—>
verlaufenden
Entwick-
lung d e s Offenheit-Indikators in allen
der achtziger Jahre.
Mitgliedsstaaten der —» Europäischen
sind die generell festzustellenden Un-
Gemeinschaft.
terschiede zwischen südostasiatischen
Die Offenheit ausgewählter USA Japan Deutschland Brasilien China Malaysia UdSSR Australien
Staaten
Bemerkenswert
1950-1990
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
8,35 18,18 18,68 15,71
9,03 20,30 29,03 13,24
9,41
9,49 19,65 35,61 13.32 7.24 77,54 5,73 31.26
11,35 20,33 40,41 14,48 5,00 79,87 5,67 28.90
16,36 25,55 46,46 19,04 9,88 86,76 10,24 28.78
21,10 28.29 53,34 20,36 20,17 112,56 15,20 33.92
18.01 25,54 61,25 19,34 19,44 104,69 18,28 35,28
21,50 20,92 58,03 12.66 25,42 154.20
81,94 50,80
33,48
21,09 35,25 11,82 8,96 88,24 5,18 31.49
34.43
Quelle: Penn World Tables Vers. 5.6, eigene Berechnung
In der Regel haben sehr große Volks-
und lateinamerikanischen Ländern, die
wirtschaften einen niedrigeren
sich in der Tabelle ober im Unter-
der Offenheit als kleine
Grad
schied zwischen
Volkswirt-
Brasilien und
Ma-
schaften. Auffallig sind jedoch vor al-
laysia widerspiegeln.
lem auch die Unterschiede zwischen
Konsequenz der Offenheit sind eine stär-
den lateinamerikanischen Staaten und
kere Abhängigkeit von beziehungsweise
vergleichbaren südostasiatischen Staa-
ein größeres Interesse an stabilen —>
ten, die in der gesamten Nachkriegs-
Wechselkursen und einer liberalen —>
phase einen wesentlich höheren Grad
Weltwirtschaftsordnung.
an Offenheit hatten und insofern weit-
politisch betrachtet zeichnen sich of-
aus stärker in den —> Weltmarkt inte-
fenere Staaten durch eine größere Dy-
griert waren.
namik aus.
Auffällig ist vor allem auch die geringe Weltmarktintegration
Entwicklungs-
Thomas
Japans, ge-
263
Plumper
OfTshoremarkt
Offshoremarkt
tax' in den Vereinigten Staaten, wonach der Durchschnitt aller in den
—> Finanzmärkte, internationale
USA verkauften Automobile eines
Ökoprotektionismus
Herstellers einen bestimmten Ver-
N e b e n dem Ziel, die Qualität der U m -
brauchswert
welt zu verbessern, können Umwelt-
darf. D a gerade europäische Her-
nicht
überschreiten
m a ß n a h m e n auch aus strategischen Er-
steller vorwiegend Wagen der Ober-
wägungen ergriffen werden, um bei-
klasse in die Vereinigten
Staaten
spielsweise die Wettbewerbssituation
liefern, sind sie von der 'gas-guzzler
heimischer Produzenten zu Lasten aus-
tax' betroffen, während amerikani-
ländischer Konkurrenten zu beeinflus-
sche Hersteller durch eine breite
sen. Durch die zunehmende Achtung
Angebotspalette
von Handelsbeschränkungen in Frei-
Norm erfüllen können.
handelsabkommen
sind
protektionistische
Maßnahmen
die
geforderte
- Ein zweiter Aspekt betrifft
traditionelle
dumping
(—»
Öko-
(—> Dumping). Hier wer-
weniger
den Prozeßstandards bewußt niedrig
durchsetzbar. In diese Lücke stoßen
gewählt. Somit wird die Wettbe-
die neuen Formen des —> Protektio-
werbssituation inländischer Produ-
nismus, wie sogenannte freiwillige E x -
zenten
portselbstbeschränkungen
(—» Selbst-
schen Konkurrenten gestärkt. E s ist
beschränkungsbakommen), sowie So-
allerdings strittig, o b Okodumping
zial- und Umweltstandards (—» Stan-
wirklich ein relevantes
dards). Zwei Phänomene, die eng mit
ist. Die Relevanz von Okodumping
Fragen der —> strategischen Handels-
besteht darin, daß Niedrig-Standard-
politik verknüpft sind, können bei der
Ländem Okodumping
Wahl von Umweltstandards eine Rolle
werden könnte, um neue protektio-
spielen:
nistische M a ß n a h m e n zu rechtferti-
Protektion) politisch immer
- V o n Ökoprotektionismus de, wenn ein
gegenüber
ihren
ausländi-
Phänomen
vorgeworfen
gen.
ist die Re-
Umweltproduktstan-
OPEC
dard so gewählt wird, daß er zu einer Erschwerung des Marktzutritts
Kurzbezeichnung für die Organisation
ausländischer
führt.
erdölexportierender Staaten mit Sitz in
Entscheidend ist, daß die Maßnah-
Wien, in der sich 13 ölexportierenden
m e in erster Linie zum Schutz inlän-
—» Entwicklungsländer
discher Anbieter und weniger aus
zusammengeschlossen haben. Das ur-
Produzenten
kartellgleich
Umweltschutzzielen verhängt wird.
sprüngliche Ziel der 1960 gegründeten
Ein Beispiel, bei d e m ökoprotek-
O P E C bestand in der Durchsetzung fi-
tionistische
nanzieller Interessen
werden,
Absichten
betrifft
die
vermutet 'gaz-guzzler
gegenüber
den
großen O l k o n z e m e n . Aus Anlaß des
264
Opportunitätskosten
Nahostkrieges verhängte die OPEC 1973
schwinden, so daß es meist in beiden
ein zeitweiliges Ölembargo (—» Han-
Ländern nur zur unvollständigen Spe-
delsembargo), das zu einer Erhöhung
zialisierung kommt.
des Rohölpreises um 500% und damit
Optimalzoll
zur ersten Ölkrise führte. Gegenwärtig versucht die OPEC mit wechselndem
Die Theorie des Optimalzolls
Erfolg eine Politik der Prcisstabilisie-
mentiert, daß es einem Land möglich
argu-
rung durch Angebotskontingentierung
ist, durch eine von —) Zöllen hervorge-
(—» Kontingentierung).
rufene
Veränderung
der
relativen
Weltmarktpreise eine Erhöhung
Opportunitätskosten
nationalen Wohlfahrt zu Lasten
Bei knappen Aktoren muß auf einen Teil der Produktion eines Guts verzichtet werden, wenn die Erzeugung eines zweiten Gutes um eine Einheit ausgedehnt werden soll. Diese nicht in Geldeinheiten und indirekt in Faktoreinheiten bemessene aufzugebende Menge des ersten Gutes bezeichnet man als die Opportunitätskosten des zweiten Gutes. Je nach Produktionsbedingungen sind die Opportunitätskosten unabhängig von der Produktionsstruktur konstant oder sie fallen bzw. steigen mit wachsender Produktion. Im internationalen —» Handel bedeutet dies folgendes: in den ersten beiden Fällen besteht grundsätzlich eine Tendenz zur vollständigen Spezialisierung, wenn die Opportunitätskosten unter dem Weltmarktpreis eines Gutes liegen. Ob es im Zwei-Länder Fall in beiden Ländern oder nur in einem zur vollständigen Spezialisierung kommt, hängt von den Nachfragebedingungen ab. Bei steigenden Opportunitätskosten wird mit zunehmender Spezialisierung der Kostenvorteil gegenüber dem Weltmarktpreis ver-
Handelspartner
durchzusetzen.
der der Eine
Optimalzollpolitik ist ein nur f ü r große Länder mögliches Instrument der —> strategischen Handelspolitik. Osteuropabank 1991 als European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) gegründete —» regionale Entwicklungsbank (Sitz in London) mit dem Ziel der Unterstützung der osteuropäischen Reformstaaten bei der Transformation der planwirtschaftlichen in marktwirtschaftliche Systeme. Die Osteuropabank soll bei der Privatisierung von Staatsunternehmen helfen, die Privatwirtschaft fördern und westliche Investitionen in den betreffenden Ländern forcieren. Dabei sollen Unterstützungsleistungen nur an solche Länder geleistet werden, die den Demokratisierungsprozeß konsequent verfolgen (politisches Mandat). Outsourcing, internationales Internationales Outcourcing ist aus der Sicht
der
Wirtschaftssubjekte
die
Übertragung von Sach- und Dienstlei-
265
Overshooting der Wechselkurse
stungen aus dem Stammland auf eine Wirtschaftseinheit, die ihren Standort in einer anderen Volkswirtschaft hat. Hierdurch sollen Synergieeffekte für die inländische unternehmerische (Teil-) Leistungsbereitstellung, -erstellung und -Verwertung erzielt werden. Internationales Outsourcing läßt sich durch Ausgliederung und/oder Auslagerung realisieren. Dabei umfaßt internationales Outsourcing potentiell die gesamte Wertschöpfungskette und schließt (fast) alle unternehmerischen Hierarchieebenen und Bereiche ein. Die Kontraktion des Begriffes Outsourcing (outside - resource - using) ist zwar neu, nicht aber die grundsätzliche Fragestellung (Make-or-Buy). Neu ist beim (nationalen und) internationalen Outsourcing der Umfang, der sich auf den gesamten Wertschöpfungsprozeß beziehen kann.
Nach Dornbusch liegt die Ursache für diese unterschiedliche Reaktion in unterschiedlichen Anpassungsgeschwindigkeiten auf den Güter- und Finanzmärkten. Die Preise und Mengen auf den Gütermärkten reagieren auf Störungen erst mit zeitlicher Verzögerung; Finanzmärkte hingegen passen sich schnell an und befinden sich kontinuierlich im Gleichgewicht. Wird z.B. die Geldmenge ausgeweitet, ergibt sich folgender Anpassungsprozeß: Bei gegebenen Preisen und gegebenem Output sinkt kurzfristig der Nominalzins unter das ausländische Zinsniveau. Dadurch kommt es zu Kapitalexport, verbunden mit einer —» Abwertung der inländischen Währung. Diese Abwertung ist zur Aufrechterhaltung der ungedeckten Zinsparität notwendig und schießt kurzfristig über das langfristig gleichgewichtige Niveau hinaus. Die inländische Zinssenkung und die Abwertung der inländischen Währung führen zu einer inländischen Uberschußnachfrage am Gütermarkt, die Preisniveausteigerungen auslöst. In dem Maße, wie das Preisniveau ansteigt, entwickelt sich das Uberschießen des Wechselkurses bis zum langfristigen Gleichgewicht zurück.
Overshooting der Wechselkurse In Systemen flexibler —> Wechselkurse kommt es zu stark ausgeprägten Schwankungen der Kurse (—> Volatilität). Mit dem Overshooting der Wechselkurse bezeichnet man das Phänomen, daß bei monetären Störungen die kurzfristige Reaktion des Wechselkurses stärker ausfällt als die langfristige.
266
Ρ
Währungssystem von Bretton Woods
Parität
(—> Bretton-Woods-Abkommen).
Als Parität bezeichnet man eine festgesetzte
Austauschrelation
Paritätengitter
zwischen
zwei Währungen. Die —» Wechselkur-
Darstellungsform der Gesamtheit der
se verhalten sich dabei relativ stabil
bilateralen —> Wechselkurse im —» Eu-
zueinander, das heißt, sie schwanken
ropäischen Währungssystem, welches
ausschließlich innerhalb enger Gren-
die Wiedergabe der Preisnotierung ei-
zen um die festgelegte Parität. Ist die
ner Währung in allen anderen europäi-
Parität der Wechselkurse
schen Währungen ermöglicht.
bzw. ihre
Schwankungsfreiheit innerhalb der —>
Peso-Problem
Bandbreiten durch erhebliche —> Zahlungsbilanzungleichgewichte
bzw.
Als Peso-Problem bezeichnet man ei-
Geld- oder währungspolitische
Dis-
ne Situation, in der Devisenmarktteil-
funktionen nicht mehr zu halten, müs-
nehmer
sen die Zentralnotenbanken innerhalb
mentalfaktoren
der engen Bandbreiten intervenierend
aber doch nicht eintreten. Die Erwar-
am Devisenmarkt (—> Finanzmärkte,
tungen der Marktteilnehmer
internationale)
(—» Devi-
aber ihre W ä h r u n g s k ä u f e und -Ver-
senmarktintervention), u m die Kurse
käufe beeinflussen mit der Folge, daß
wieder zu stabilisieren. Gelingt dies
sich Kassakurse ergeben, die mit den
eingreifen
Veränderungen erwarten,
der die
Fundadann können
nicht und ist die, zwischen den Wäh-
Fundamentalfaktoren nicht kompatibel
rungen einmal festgelegte Parität aus
zu sein scheinen.
oben genannten Gründen obsolet, wird
Petrodollar
die Parität in Form von —> Auf- oder —» Abwertungen der Währungen neu
Die Ölkrisen der achtziger Jahre führ-
determiniert (—» Realignment). Typi-
ten
sches Beispiel für die Funktionsweise eines
paritätischen
Währungssystem
Staaten
ist das im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges
geschaffene
zu
einem
großen
Zahlungsbi-
lanzüberschuß der erdölexportierenden OPEC). Diese Devisen-
einnahmen wurden als Petrodollar be-
internationale
zeichnet. Den internationalen —» Finanzmärkten gelang eine nahezu rei-
267
Plaza-Abkommen
Portfolioinvestitionen
bungslose R ü c k f ü h r u n g d e r Devisen in den
internationalen
Finanzkreislauf
Im R a h m e n privater internationaler —>
(—» Recycling).
Kapitalbewegungen investitionen
Plaza-Abkommen
den
stellen
Portfolio-
Erwerb
ausländi-
scher W e r t p a p i e r e (Aktien oder Anlei-
V o n den G - 5 Staaten a m 2 2 . Septem-
hen) dar. Im G e g e n s a t z zu eher lang-
ber 1985 auf d e m —> W e l t w i r t s c h a f t s -
fristig ausgerichteten
gipfel im N e w Y o r k e r Plaza-Hotel ge-
stitionen, bei d e n e n ein b e s o n d e r s in-
t r o f f e n e U b e r e i n k u n f t , d e n Dollar ge-
tensives
g e n ü b e r d e m j a p a n i s c h e n Y e n und d e n
ment in F o r m von Kontroll- und Ent-
europäischen Währungen
unternehmerisches
scheidungsbefugnis
abzuwerten
—> DirektinveEngage-
unterstellt
wird,
(—» A b w e r t u n g ) . Der D o l l a r hatte sei-
handelt e s sich bei Portfolioinvestitio-
nen W e r t z w i s c h e n J a n u a r 1981 u n d
nen um meist kurzfristige F i n a n z a n l a -
F e b r u a r 1985 von 1,71 D M auf 3,47
gen liquider Mittel, die u n t e r A b w ä -
m e h r als verdoppelt. D a mit der libera-
g u n g von Rendite- u n d R i s i k o p e r z e p -
len Wirtschaftspolitik z u n e h m e n d u n d
tion getätigt w e r d e n . Sie unterliegen in
auch für die W i r t s c h a f t s p o l i t i k e r d e r
der Regel einer deutlich h ö h e r e n Zins-
Reagan-Administration e r k e n n b a r u n -
und Wechselkursreagibilität
erwünschte
ländische Direktinvestitionen u n d re-
Nebeneffekte
wie
eine
als
aus-
stockende K o n j u n k t u r u n d vor allem
präsentieren d a h e r eine b e s o n d e r s vo-
das Zwillingsdefizit v o n H a u s h a l t u n d
latile F o r m von
Handelsbilanz
Finanzströmen,
die
(—> A u ß e n h a n d e l ; —»
starke u n d plötzlich a u f t r e t e n d e Zu-
Zahlungsbilanz) v e r b u n d e n war, ver-
und A b f l ü s s e zur Folge h a b e n k ö n n e n .
einbarten die G - 5 eine a u f koordinierte
So
Interventionen b a s i e r e n d e Politik d e s
Ebene im Fall von
W e c h s e l k u r s m a n a g m e n t s (—» Koordi-
Instabilitäten, d i e sich b s p w . im An-
nation). Ziel w a r es
zunächst,
drohen
auf
makroökonomischer Kapitalzuflüssen
stieg des V e r b r a u c h s , steigender
den
In-
Dollar um 10-12% a b z u w e r t e n , w e n n -
flation u n d einer A u f w e r t u n g des rea-
gleich dieses Ziel n i c h t veröffentlicht
len —> W e c h s e l k u r s e s des E m p f ä n g e r -
wurde.
landes manifestieren; ihnen wird häufig durch neutralisierende M a ß n a h m e n
Dies Politik der a b g e s t i m m t e n —» Interventionen
(—»
auf geld- und fiskalpolitischer E b e n e
Devisenmarktinter-
zu begegnen versucht. Mit B e g i n n der
vention) wurde d u r c h e b e n f a l l s multilateral
abgestimmte
nationale
schaftspolitische M a ß n a h m e n tet.
Das
Abkommen
sehr
erfolgreiche
wurde
anderthalb
90er J a h r e h a b e n
wirt-
Portfolioinvestitio-
nen besondere B e d e u t u n g b e i m T r a n s -
beglei-
fer von Finanzierungsmittel in —> Ent-
Plaza-
wicklungsländer
Jahre
erlangt.
Hauptemp-
fänger waren ostasiatische und latein-
später vom —> L o u v r e - A b k o m m e n ab-
amerikanische L ä n d e r , die internatio-
gelöst.
268
Präferenzen
nal
über-
W i r k u n g von P r ä f e r e n z e n im L a u f e
durchschnittlich h o h e Renditen sowie
operierenden
Investoren
der Zeit d u r c h a l l g e m e i n e Z o l l s e n k u n g
die M ö g l i c h k e i t
s c h w ä c h e r g e w o r d e n (sog. Präferenz-
zur
geographischen
Diversifikation boten. D u r c h die A n fang 1995 e i n s e t z e n d e n
Turbulenzen
an den neuen W e r t p a p i e r m ä r k t e n (sog.
Erosion).
Prebisch-Singer-These
' e m e r g i n g m a r k e t s ' ) ist j e d o c h die h o -
V o n Raul P r e b i s c h u n d H a n s Singer
he Volatilität u n d d a s d a m i t v e r b u n d e -
aufgestellte T h e s e , d e r z u f o l g e die sä-
ne F i n a n z r i s i k o von
kulare
Portfolioinvesti-
der
—»
—> Industriestaaten eine primäre Ursa-
Präferenzen 1.
Verschlechterung
T e r m s - o f - T r a d e im —> H a n d e l mit den
tionen erneut bestätigt w o r d e n .
che
Vorlieben
im
Konsum
der
Unterentwicklung
der
—>
privater
E n t w i c k l u n g s l ä n d e r darstellt. Prebisch
N a c h f r a g e r , i n s b e s o n d e r e bei Produkt-
und Singer verwiesen auf die unter-
differenzierung.
schiedliche Preisentwicklung für R o h -
2. B e v o r z u g u n g eines H a n d e l s p a r t n e r s
stoffe und agrarische E r z e u g n i s s e und
im —> A u ß e n h a n d e l , meistens in F o r m
für industrielle P r o d u k t e .
von
reduzierten
Importzöllen
P r ä f e r e n z e n , —» Zölle) multilateraler
im
(Zoll-
Preisstabilisierung
Rahmen
Handelsverträge.
Als
Begriff für die
Maßnahmen
z u r —>
A u s n a h m e von der —> M e i s t b e g ü n s t i -
Stabilisierung d e r Exportpreise ausge-
gungsklausel d e s —> G A T T sind Präfe-
suchter Güter. E i n e Politik der Preis-
renzen
nur g e g e n ü b e r
lungsländern
zulässig
Kennedy-Runde).
—> E n t w i c k (seit
Beispiele:
r e n z s y s t e m d e s britischen wealth von
der
stabilisierung
—»
Präfe-
erfolgte
vornehmlich
durch die Einrichtung
von —» Aus-
gleichslagem.
Common-
Preiszusammenhang, internationaler
1919, —» L o m é - A b k o m -
men, seit 1971 A l l g e m e i n e P r ä f e r e n z -
Der
s y s t e m e der E G u n d der U S A
auf
h a n g beschreibt die Ü b e r t r a g u n g von
Empfehlung
—> U N C T A D ;
Preiszusammen-
die
Preisniveauänderungen zwischen V o l k s -
haben
je-
wirtschaften. Ein —» Inflationsimport
doch nur geringe A u s w i r k u n g e n
ge-
meisten
der
internationale
Präferenzsysteme
('importierte I n f l a t i o n ' ) kann über fol-
habt, da der M a r k t z u g a n g f ü r viele
gende Transmissionswege erfolgen:
Produkte
Φ Liquiditätsmechanismus'.
aus
Entwicklungsländern
Eine Preis-
weiterhin d u r c h m e n g e n m ä ß i g e H a n -
steigerung im A u s l a n d führt bei ei-
d e l s b e s c h r ä n k u n g e n (z.B. A g r a r m a r k -
ner 'normalen'
tordnung
—> M u l t i f a s e r a b -
V e r b e s s e r u n g der inländischen Lei-
k o m m e n ; —> nicht-tarifäre Protektion)
stungsbilanz (vgl. R o b i n s o n - u n d —>
beschränkt
der
EG,
war.
Außerdem
ist
die
Reaktion
c.p.
Marshall-Lemer-Bedingung)
269
zur
und
Preiszusammenhang, internationaler
somit auch der —> Zahlungsbilanz. Im System fester —> Wechselkurse steigen die inländischen —» Währungsreserven. Diese Geldmengensteigerung bewirkt gemäß der Quantitätstheorie des Geldes einen Inflationsimpuls.
indirekte Kostenmechanismus eine Verstärkung anderer Inflationsimpulse. Es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. © Direkter Preismechanismus: Die Preissteigerung im Ausland bedeutet eine Verbesserung der Wettbewerbssituation der exportierenden oder importkonkurrierenden inländischen Anbieter. Die verbesserte Wettbewerbslage wird über höhere Preisforderungen zur Verbesserung der Ertragslage genutzt. Die Transmissionswege des internationalen Preiszusammenhang sind für den Fall des Steigens des ausländischen Preisniveaus in einem Festkurssystem veranschaulicht.
Φ Direkter Nachfrage- bzw. Einkommensmechanismus: Die Leistungsbilanzverbesserung (—> Zahlungsbilanz) bewirkt eine Erhöhung des inländischen Volkseinkommens. Dies führt zur Steigerung der Nachfrage und damit zu einer DemandPull-Inflation. Q Direkter Kostenmechanismus: Die Preissteigerung im Ausland verteuert die Importpreise für Vorleistungsgüter und Endprodukte. Der direkte Kostenmechanismus wirkt insbesondere im System fester Wechselkurse; bei flexiblen Wechselkursen wirkt der direkte Kostenmechanismus, soweit die ausländische Preissteigerung nicht völlig durch Wechselkursänderungen kompensiert wird. © Indirekter Kostenmechanismus: Die Preissteigerung im Ausland bringt eine bessere Absatzsituation für die inländischen Produzenten mit sich. Die Verhandlungsposition der Faktoranbieter verbessert sich; die Löhne und Zinsen steigen. Sofem schon andere Preisübertragungsmechanismen zu einem Inflationsimplus führen, folgen zur Sicherung der Realentlohnung höhere nominelle Faktorentlohnungen. Somit bewirkt der
B' AD, Aggregierte Nachfrage Einkommen Y
270
Preiszusammenhang, internationaler
Der Liquiditäts- (©: LMQ—>LM') und der Einkommensmechanismus (©: ISQ—>IS') führen zu einer Steigerung der aggregierten Nachfrage (Nachfrageinflation: ADQ—>ADJ). Die beiden Kostenmechanismen ( ® , © ) sowie der Preismechanismus (©) erhöhen die Angebotspreise (Anbieterinflation: ASQ—>AS Ι ). Im Inland steigt nun auch im Zuge des internationalen Preiszusammenhang das Preisniveau. Als Folge werden der primäre Liquiditätsund Nachfrageimpuls kompensiert (LM' bzw. IS' wieder nach links). Je nachdem, wie stark der Kosten- und der Preismechanismus wirken, kommt es zu einer unterproportionalen (ASj mit Punkt C'), zu einer proportionalen (AS] mit Punkt A") oder sogar zu einer überproportionalen internationalen Preisübertragung (AS] mit Punkt D'). Die einzelnen Ubertragungsmechanismen sind insbesondere dann wirksam, wenn ein möglichst freier Güter- und Kapitalverkehr sowie Währungskonvertibilität (—> Konvertibilität) zwischen den Ländern vorliegt. Ein internationaler Preiszusammenhang besteht insbesondere im System fester Wechselkurse. Bei flexiblen Wechselkursen tritt zum einen der Liquiditätseffekt nicht auf - hier muß die —> Zentralbank nicht zur Kursstützung auf dem Devisenmarkt intervenieren (—> Devisenmarktintervention) und die Devisenbilanz (—» Zahlungsbilanz) bleibt ausgeglichen - zum anderen wird dem Einkommens-, Kosten- und Preismechanismus durch Änderungen des
nominellen Wechselkurses entgegengewirkt. Bei flexiblen Wechselkursen ist es allerdings möglich, daß es aufgrund der Inflation im Ausland zu einer Änderung der Kapitalverkehrsbilanz (—> Zahlungsbilanz) kommt. So könnte sich im Ausland inflationsbedingt die reale Geldmenge reduzieren, was dort zu einer Zinserhöhung führt. Dies könnte Kapitalexporte des Inlands induzieren; die inländische Kapitalverkehrsbilanz (—» Zahlungsbilanz) würde sich verschlechtern. Andererseits ist auch eine inflationsbedingte Kapitalflucht aus dem Ausland in Richtung der stabilen Inlandswährung denkbar, hier würde sich die inländische Kapitalbilanz verbessern. Ändert sich die Kapitalverkehrsbilanz, so wird sich der Wechselkurs so einstellen, daß die Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) eine genau entgegengesetzte Veränderung aufweist. Im Fall einer Kapitalbilanzverschlechterung würde eine Leistungsbilanzverbesserung über den Einkommensmechanismus zu positiven Preisübertragungen führen. In diesem Fall würde die nominelle Aufwertung der Inlandswährung die ausländische Preisaussteigerung nicht vollständig gleichen. Es kommt trotzdem zur realen —> Abwertung der Inlandswährung, so daß auch die anderen Mechanismen greifen. Käme es allerdings zu einer Kapitalbilanzverbesserung, so würde es sogar zu einer realen —> Aufwertung kommen. In diesem
271
Preiszusammenhang, internationaler
Fall wäre die Preisübertragung sogar negativ. Internationaler Mechanismus
©
Preiszusammenhang Transmissionsweg
Festkurs
Flexibler Kurs
Devisenbilanz-
Liquiditätsmechanismus
saldo
Stichworte Quantitäts-
X
theorie
Nachfrage-
=> G e l d m e n -
(LM-Verschie-
inflation
geneffekte
bung)
®
Leistungs-
Einkommens-
bilanzsaldo
mechanismus
=> N a c h f r a g e -
-
d e m a n d pull X
(X) falls A K V B
effekte
inflation
(AD-Ver-
(IS-Verschie-
schiebung)
buns)
Φ Direkter
Importpreise,
Kosten-
Importstück-
mechanismus
X
(X) falls Ä W K „ ,
kosten
©
cost push In-
Anbieter-
flation
inflation
( w a g e push
Indirekter
Lohnkosten
X
Kosten-
(X)
inflation)
falls A W K r i
mechanismus
© Direkter Preis-
Wettbewerbs-
X
position
(X) falls AWK,„,
mechanismus
Festzuhalten
bleibt,
daß
flexible
Wechselkurse nicht unbedingt vor internationalen
Preiszusammenhängen
schützen; über die Richtung der Preisübertragung läßt sich allerdings keine allgemeingültige Aussage treffen. Literatur: Dieckheuer, Gustav (1995): Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3. Aufl., München. Rose, Klaus; Sauemheimer, Karlhans, (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Auflage, München. Gustav Dieckheuer,
Matthias
Göcke
272
p r o f i t push
(AS-Ver-
inflation
schiebung)
Produktlebenszyklus-Konzept
Produktlebenszyklus-Konzept
gemein verfügbar. Auch das Handels-
D a s Konzept des Produktlebenszyklus
gut an sich ist zu diesem Zeitpunkt
(product-life-cycle) wurde
allgemein verfügbar, sein Preis sinkt
1966 von
R a y m o n d Vernon entwickelt, um Un-
und der Markt wird hochkompetitiv.
stimmigkeiten zwischen dem —> Heck-
Für die —> Theorie des internationalen
scher-Ohlin-Theorem
Handels ergibt sich aus dieser An-
und
den
tat-
auszuräu-
nahme, daß ein Produkt zunächst in
men und zu erklären. Der eigentliche
dem wettbewerbsstärksten und techno-
Anstoßpunkt für die Entwicklung die-
logisch
ses Theorems war das Leontief-Para-
stellt wird. Wegen der oligopol istische
dox (—> Heckscher-Ohlin-Theorem).
hohen Preise wird das Produkt von
In dem
diesem Land zunächst überwiegend in
sächlichen Handelsströmen
Produktlebenszyklus-Konzept
entwickeltsten
herge-
gab Vernon die statischen Grundlagen
andere,
der orthodoxen neoklassischen Außen-
exportiert. In der zweiten Phase haben
handel stheorie (—» Theorie des Außen-
diese die Produktion des Gutes ge-
handels) auf. Das Konzept geht von
lernt. Der Markt wird wettbewerbsin-
der Prämisse aus, daß jedes Produkt
tensiver und die Preise sinken. Zwi-
einen
Lebenszyklus
mit
mittlere
Land
—> Industriestaaten
schen den Industriestaaten findet —>
mindestens
drei unterscheidbaren Phasen Innova-
Intra-Industrie-Handel
tionsphase,
und
Rest der Welt beginnt, das Gut zu im-
Ausreifungsphase
statt
und
der
durchläuft.
portieren. In der dritten Phase schließ-
Gelegentlich werden die Phasen auch
lich verliert das innovativste Land sei-
als Markteinführung, Wachstum, Rei-
ne Konkurrenzfähigkeit in der
f u n g , Sättigung und Degeneration aus-
duktion des ursprünglich von ihm ent-
differenziert.
wickelten Produktes. Es wird ein Net-
Standardisierungsphase
toimporteur dieser Ware, die nun über-
Kurz nach der Markteinführung einer Produktinnovation
wird das
wiegend in den —» Entwicklungslän-
Produkt
dern produziert wird.
nur von einigen wenigen hochspezia-
Es m u ß darauf verwiesen werden, daß
lisierten und innovativen Unternehmen
zu jedem Zeitpunkt sowohl innovative
angeboten werden können. Der Markt f ü r dieses
Produkt
ist
Pro-
als auch ausgereifte und standardisier-
dementspre-
te Produkte im Weltmarkt gehandelt
chend monopolistisch oder oligopoli-
werden. Der Produktlebenszyklus sagt
stisch. In der zweiten Phase ist das
dementsprechend nichts über die Han-
Produkt ausgereift. Es kann von relativ
delsbilanzen (—> Zahlungsbilanz) der
vielen Produzenten hergestellt werden,
Länder aus. Z w a r verlieren die tech-
seine Produktion ist allerdings unver-
nisch innovativsten Länder, die zu-
ändert kapitalintensiv. In der dritten
meist auch Hochlohnländer sind, im
Phase ist die Technologie, die zur Pro-
Laufe des Produktlebenzyklus an in-
duktion des Gutes benötigt wird, all-
273
Programmhilfe
ternationaler
zur F ö r d e r u n g einzelner Sektoren oder
Wettbewerbsfähigkeit,
d e m g e g e n ü b e r steht aber ihre Fähig-
R e g i o n e n , w ä h r e n d letztere
keit, fortgesetzt
gleichartige
Produktinnovationen
zu e n t w i c k e l n .
Maßnahmen
mehrere umfassen,
die aber sektorale, technische oder or-
E s fallt auf, d a ß im Unterschied z u m
ganisatorische Gemeinsamkeiten
Heckscher-Ohlin-Theorem
Zusammenhänge
nicht
die
und
aufweisen. D a s —>
relativen Preise der Produktionsfakto-
E n t w i c k l u n g s l a n d bestimmt im R a h -
ren f ü r die H a n d e l s s t r ö m e verantwort-
m e n der P r o g r a m m e den Mitteleinsatz
lich
im Detail selbst (—» Projekthilfe).
gemacht
werden,
sondern
zu-
n ä c h s t die V e r f ü g b a r k e i t von T e c h n o logie und später d e r absolute Wettbewerbsvorteil
in d e r Produktion
Projekthilfe
for-
I m G e g e n s a t z zur —» P r o g r a m m h i l f e
schungsintensiver Produkte.
ist die Projekthilfe im R a h m e n
Die Anwendung
des
E n t w i c k l u n g s h i l f e (—» Entwicklungs-
zyklus-Theorems
wird allgemein
Produktlebensals
politik) an
ein
bestimmtes,
der
konkret
f r u c h t b a r betrachtet. Die Thesen sind
v o r g e g e b e n e s Investitionsvorhaben ei-
b e i s p i e l s w e i s e in A n a l y s e n der Elek-
n e s —> E n t w i c k l u n g s l a n d e s g e b u n d e n .
tronik- und der P e t r o c h e m i s c h e n
E s ist umstritten, in welcher d e r beiden
In-
dustrie bestätigt w o r d e n .
F o r m e n Kapitalhife gegeben
werden
soll. Die kapitalgebenden L ä n d e r treLiteratur:
ten eher für eine Projekthilfe, die E m p -
R a y m o n d Vernon: International Invest-
f ä n g e r l ä n d e r f ü r eine A u s w e i t u n g der P r o g r a m m h i l f e ein.
ment and International Trade in the Product Cycle. Quarterly Journal
of
Protektion
Economics 8 0 , 1 9 6 6 , S. 190-207.
Protektion b e d e u t e t allgemein Schutz
Programmhilfe
und
Förderung.
Außenwirtschaftlich
A l s P r o g r a m m h i l f e w e r d e n im Bereich
w i r d darunter die A b s c h i r m u n g
der
heimischen
Entwicklungshilfe
(—» Entwick-
Produzenten
der
gegenüber
lungspolitik) von d e r V e r w e n d u n g s s e i -
a u s l ä n d i s c h e r K o n k u r r e n z verstanden.
te h e r F i n a n z h i l f e n bezeichnet, die d e r
Protektionistische M a ß n a h m e n w e r d e n
Finanzierung
e r g r i f f e n , u m heimische B e s c h ä f t i g u n g
umfassender
Entwick-
lungsprogramme
dienen.
dabei
integrierten
zwischen
Man
kann
zu
Sektor-
sichern,
um
eine
Selbstversor-
g u n g s b a s i s zu gewährleisten oder u m
b z w . R e g i o n a l p r o g r a m m e n und Paral-
bestimmte
l e l p r o g r a m m e n unterscheiden:
bauen,
erstere
die
Produktionszweige als
aufzu-
entwicklungsrelevant
u m f a s s e n zeitlich u n d räumlich auf-
angesehen werden
einander
funktional
sive Industrien, r o h s t o f f v e r a r b e i t e n d e s
Maßnahmen
Gewerbe). Maßnahmen zum Zwecke
voneinander
abgestimmte, abhängige
274
(technologieinten-
Protektionismus
der Protektion sind (i) —» Zölle auf —»
Importkonkurrenz oder ermöglichen
Importe oder S u b v e n t i o n e n f ü r —» E x -
die A u f n a h m e bisher nicht v o r h a n -
porte, (ii) M e n g e n b e s c h r ä n k u n g e n f ü r
d e n e r Produktionen u n d
Importe und Exporte, (iii) Kapitalver-
g e n so die E i n k o m m e n s b i l d u n g in
kehrskontrollen wie die B e s c h r ä n k u n g
den betreffenden Sektoren;
begünsti-
von —> Direktinvestitionen u n d (iv) —>
- auf die —» Z a h l u n g s b i l a n z : sie ver-
nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s s e (z.B.
teuern —> Importe für die inländi-
langwierige
Genehmigungsverfahren
für Importlizenzen, forderungen,
sche N a c h f r a g e und verbilligen —>
local-content-An-
Exporte für die a u s l ä n d i s c h e N a c h -
beschränkt
öffentliche
frage, w a s bei h i n r e i c h e n d
Ausschreibungsverfahren,
freiwillige
empfindlichem
—)
Exportbeschränkungsabkommen,
zu
willkürliche P r o d u k t s t a n d a r d s ) .
einer
preis-
Nachfrageverhalten
ausgeglicheneren
stungsbilanz
(—>
Lei-
Zahlungsbilanz)
führt;
Protektionismus
- auf die
Wettbewerbsbedingungen:
Protektionismus b e z e i c h n e t d a s B ü n -
sie schützen
del von M a ß n a h m e n zur w i r t s c h a f t s -
vor Weltmarktkonkurrenz
politischen
lauben
mung
Förderung
und
der h e i m i s c h e n
Abschir-
Industrie (—»
inländische
diesen
Monopolrenten,
die
Anbieter und
Erzielung
was
ervon
volkswirt-
Protektion). P r o t e k t i o n i s m u s steht d a -
schaftlich e r w ü n s c h t sein k a n n , so-
mit im G e g e n s a t z z u m
fern diese besteuert u n d umverteilt
theoretischen
Grenzfall des —> Freihandels. Folgen-
werden k ö n n e n ;
d e W i r k u n g e n verspricht man sich von
- auf die langfristige W e t t b e w e r b s f ä -
protektionistischen M a ß n a h m e n :
higkeit: sie e r m ö g l i c h e n
- auf den K o n s u m : sie verteuern cet.
zesse, den E r w e r b von K n o w - h o w
par. ausländische P r o d u k t e und ver-
in Produktionen, die a n d e r n f a l l s we-
schieben die h e i m i s c h e N a c h f r a g e
gen der W e l t m a r k t k o n k u r r e n z nicht
zugunsten d e s inländischen
aufgenommen würden.
Ange-
bots von Importsubstituten;
All
- auf die Produktion: sie g e b e n Investitionsanreize in d e n
Lernpro-
diese
Wirkungen
treten
erfah-
r u n g s g e m ä ß nicht so ein, wie es w o h l -
geschützten
m e i n e n d e Wirtschaftspolitik b e a b s i c h -
Sektoren und m a c h e n die Diversifi-
tigt. D a s liegt h ä u f i g daran, d a ß die
zierung, also die E r w e i t e r u n g
der
gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen
nicht
nicht berücksichtigt w e r d e n . D a s läßt
Angebotspalette konkurrenzfähig
um
bisher
herzustellende
sich z.B. an d e r beabsichtigten
Güter, profitabel;
kung auf die Z a h l u n g s b i l a n z
So erlaubte etwa d a s —> G A T T
- auf die B e s c h ä f t i g u n g : sie schützen
Wir-
zeigen. im
arbeitsintensive P r o d u k t i o n e n (Tex-
Falle von Zahlungsbilanzproblemen aus-
tilindustrie, L a n d w i r t s c h a f t ) vor d e r
nahmsweise protektionistische M a ß n a h -
275
Protektionismus
m e n . D o c h ist die W i r k u n g bei dieser
verkehrskontrollen; 4. —> nicht-tarifare
Z i e l s e t z u n g w e g e n der d a m i t verbun-
Handelshemmnisse.
denen Einkommenseffekte nicht eindeu-
Nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s s e
tig: Z u m einen sinkt die K a u f k r a f t d e r
ben in den letzten Jahren stark z u g e -
ha-
i n l ä n d i s c h e n E i n k o m m e n infolge d e r
n o m m e n , n a c h d e m in G A T T - R u n d e n
V e r t e u e r u n g ausländischer G ü t e r b z w .
eine erhebliche S e n k u n g d e r tarifaren
der V e r s c h i e b u n g der N a c h f r a g e z u -
H a n d e l s h e m m n i s s e (Zölle u n d
gunsten
genbeschränkungen)
teurerer
inländischer
Güter.
erreicht
Menwurde.
zugunsten
Die nicht-tarifären H a n d e l s h e m m n i s s e
einer a u s g e g l i c h e n e n Leistungsbilanz.
sind ein S a m m e l b e g r i f f f ü r so unter-
Z u m anderen kann sich aber das in-
schiedliche B e s c h r ä n k u n g e n wie V e r -
ländische
erhöhen,
trieb ausschließlich über d e n inländi-
Einkom-
schen
D a s wirkt w i e e r w ü n s c h t
wenn
Realeinkommen
die
Steigerung
mensbildung
der
in den v o m
Einzelhandel,
freiwillige
Selbstbeschränkungsabkommen
Protektio-
Exporteure
und
—> aus-
n i s m u s begünstigten Sektoren gelingt.
ländischer
D a s w i r k t tendenziell z u g u n s t e n eines
nierende
diskrimi-
noch h ö h e r e n Defizits ( N a c h f r a g e s o g ) .
s a m m e n h a n g mit der F o r d e r u n g n a c h
Produktstandards.
Zu-
Per s a l d o ist die W i r k u n g u n b e s t i m m t .
Einhaltung
U n t e r s c h i e d e n werden k a n n zwischen
Umweltstandards,
globalem
g e n ü b e r P r o d u z e n t e n aus d e r Dritten
und
selektivem
Protektio-
bestimmter
Im
Arbeits-
und
insbesondere
ge-
n i s m u s . Globaler Protektionismus ver-
W e l t , wird h e u t e h ä u f i g von
s c h a f f t der h e i m i s c h e n Industrie durch
'roten' bzw. 'grünen' Protektionismus
einem
—» U n t e r b e w e r t u n g der W ä h r u n g einen
g e s p r o c h e n (—> Ö k o p r o t e k t i o n i s m u s ) .
allgemeinen Wettbewerbsvorteil. D a s
D a s deutet darauf hin, d a ß es e i n e
wird d u r c h
Grauzone
eine
stabilitätsorientierte
G e l d - und E i n k o m m e n s p o l i t i k
gibt, in der nicht
leicht zu unterscheiden
sowie
immer
ist zwischen
die V e r h i n d e r u n g einer —> A u f w e r t u n g
sinnvollen A u f l a g e n z u m Schutz der
(Devisenbestandspolitik,
G e s u n d h e i t etc. einerseits u n d diskri-
Kapitalim-
p o r t b e s c h r ä n k u n g e n ) erreicht. Selekti-
minierenden
ver P r o t e k t i o n i s m u s fördert
der A u s l a n d s k o n k u r r e n z andererseits.
einzelne
E i n g r i f f e n zur
Abwehr
inländische P r o d u k t i o n e n u n d ist übli-
P r o t e k t i o n i s m u s ist aus nationaler Sicht
c h e r w e i s e g e m e i n t , w e n n von Protek-
fast i m m e r vorteilhaft, sofern alle an-
t i o n i s m u s d i e R e d e ist. Die
deren L ä n d e r —> Freihandel praktizie-
selektiv
a n s e t z e n d e n M a ß n a h m e n lassen sich
ren b z w . ihre Zölle nicht
in e i n e der vier f o l g e n d e n Kategorien
D o c h g e h e n diese Vorteile eines Lan-
e i n o r d n e n : 1. Importzölle oder Export-
des zu Lasten aller übrigen, sofern die
s u b v e n t i o n e n ; 2. M e n g e n b e s c h r ä n k u n -
Bedingungen vollkommenen
gen (—» Kontingentierung); 3. Kapital-
werbs
(insbesondere
verändern.
keine
WettbeMarkt-
m a c h t einzelner N a c h f r a g e r oder A n -
276
Protektionismus
bietcr, keine Externalitäten) zutreffen.
zu m ü s s e n . D e n n wenn sie a u s g e ü b t
P r o t e k t i o n i s m u s wird deshalb auch o f t
w e r d e n m u ß , droht die Eskalation in
als
einen H a n d e l s k r i e g , in d e m sich alle
—>
'Beggar-thy-neighbour'-Politik
bezeichnet,
wobei
die
altertümliche
schlechter stellen.
F o r m u l i e r u n g auf den Ursprung dieser
A u s d e n Ü b e r l e g u n g e n zur Instabilität
Maßnahmen
- und gleichzeitigen W ü n s c h b a r k e i t -
im
—>
Merkantilismus
hindeutet.
des F r e i h a n d e l s wird auf die N o t w e n -
A u s dieser Situation ergibt sich, d a ß
digkeit
Freihandel
n i s m e n , internationale
theoretisch
kein
stabiler
politisch-rechtlicher
Mecha-
Vertragswerke
Z u s t a n d ist. J e d e einzelne Regierung
wie d a s G A T T oder die —» W e l t h a n -
hat einen A n r e i z , Protektionismus zu
delsorganisation,
betreiben, sofern andere Regierungen
Freihandel
durchsetzen.
sich
drohe
passiv
oder statisch
verhalten.
ein
geschlossen,
um
Andernfalls
Gefangenendilemma
(—»
D a r a u s w u r d e z u m Teil der Schluß ge-
K o o p e r a t i o n , internationale), in
dem
zogen, es b e d ü r f e eines stabilen —»
sich j e d e s L a n d protektionistisch ver-
H e g e m o n s zur D u r c h s e t z u n g von Frei-
hält, o b w o h l dies in der S u m m e für
handel b z w . Zeiten eines s c h w a c h e n
alle L ä n d e r Verluste bedeutet.
H e g e m o n s seien auch Zeiten, die von einer Z u n a h m e
des
Protektionismus
Literatur:
geprägt seien. Allerdings gilt in dieser
Kindleberger, Charles P. (1981): Domi-
Situation auch, daß die v o m Protek-
nance and Leadership in the Internatio-
tionismus
nal
eines
Landes
betroffenen
Economy.
Exploitation,
Public
R e g i e r u n g e n sich zur Vergeltung ver-
Goods, and Free Rides, in: International
anlaßt sehen, u m Schaden von
Studies Quarterly Bd. 25, S.245-254.
abzuwenden. von
Wenn
die
sich
Androhung
Vergeltungsmaßnahmen
Samuelson, Paul A. (1962): The Gains
glaub-
from International Trade Once Again,
würdig ist, k ö n n t e dies von vornherein
in: Economic Journal Bd. 72, S.820-
die
829.
Ergreifung
protektionistischer
M a ß n a h m e n verhindern. Das P r o b l e m Waltraud
verlagert sich somit auf die Frage, w i e diese
Androhung
glaubwürdig
ge-
m a c h t w e r d e n kann o h n e sie a u s ü b e n
277
Schelkle
Q Quotenauktionen werden Teile einer
Quoten
festgelegten Gesamtimportmenge
un-
1.) Anteile am Eigenkapital des —> In-
ter interessierten Exporteuren verstei-
ternationalen
gert. Diese erwerben dann das Recht,
Währungsfonds
(IWF).
Nach ihr bemessen sich die Einzah-
in einem bestimmten Zeitraum
lungsverpflichtung, die —> Ziehungs-
festgelegte, die ersteigerte, M e n g e an
rechte und das Stimmrecht der Mit-
Gütern in das Land einzuführen, wel-
gliedsstaaten. Bei der Festlegung der
ches die Quoten versteigert.
Quoten spielen vor allem volkswirt-
Die Versteigerung von Quoten verbin-
schaftliche Kennzahlen (—» Bruttoin-
det die ökonomische Wirkung von —»
landsprodukt,
Selbstbeschränkungsabkommen
—> Währungsreserven,
eine
mit
—> Außenhandel) eine Rolle; alle fünf
der fiskalischen Wirkung von —> Zöl-
Jahre
len. Da dem protektionierenden Staat
(zuletzt
1990;
voraussichtlich und
Einnahmen zufallen, ist die Auktionie-
die Quoten-Struktur überprüft und ge-
rung populär. Sie stellt f ü r oligopole
1996) wird die Quoten-Summe gebenenfalls geändert.
Märkte eine Alternative zu Zöllen dar
2.) Zugeteilter Anteil bei staatlicher —»
und ist bilateral ausgehandelten
Kontingentierung; Instrument der —>
tektionismen vorzuziehen. In atomisti-
Pro-
(Import-Quoten,
schen Märkten sind Quotenauktionen
Export-Quoten) oder der Angebotskar-
dagegen kein gangbarer W e g da die
Außenhandelspolitik
telle im Rahmen von Rohstoffabkom-
Auktionierung
men.
Transaktionskosten hervorruft.
Quotenauktionierung
selbst
relativ
hohe
Literatur:
—» Quoten stellen eine Form der —>
Bergsten, C. Fred et al. (1987): Auctio-
Protektion dar. Sie erlauben den —»
ning Quotas and United States Trade
Import von einer begrenzten Stückzahl
Policy, Institute for International Eco-
eines bestimmten Gutes.
nomics, Washington.
Durch die Auktionierung von Quoten läßt sich allerdings eine marktgerechtere Lösung des Protektionsproblems (—>
Protektionismus)
erreichen.
In
278
R
Rating
Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe A m 25. Januar als Reaktion auf den
Beurteilung
Marshall-Plan gegründete Wirtschafts-
schaftssubjekten, etwa von
organisation der planwirtschaftlich or-
und Staaten im Hinblick auf ihre Kre-
ganisierten Länder mit dem Ziel, die
ditwürdigkeit. Die
nationalen Wirtschaftspläne miteinan-
differenzieren
der zu koordinieren und eine regionale
schen A A A (triple-A) und D.
Wirtschaftsintegration (—» Integration)
Das Rating soll die Transparenz der
zu
Märkte für die auf den nationalen und
erreichen.
waren
die
Gründungsmitglieder
Sowjetunion,
Bulgarien,
der
Bonität
von
Wirt-
Banken,
Beurteilungsgrade
beispielsweise
internationalen
—>
zwi-
Finanzmärkten
Rumänien, Polen, die Tschechoslowa-
agierenden Akteure erhöhen. Es hat
kei und Ungarn. Beigetreten sind Al-
Einfluß auf die Refinanzierungskondi-
banien, die D D R , die Mongolei und
tionen
der
beurteilten
Akteure.
Je
Kuba. Jugoslawien war seit 1964 as-
schlechter das Rating, desto höher ist
soziiertes Mitglied.
beispielsweise der Zuschlag auf die
Die Beschlüsse des R G W wurden in
Verzinsung ( - » LIBOR;
der Regel von einer, im Statut nicht
am Interbankenmarkt.
vorgesehenen
Konferenz der
Partei-
FIBOR)
Realignment
führer gefaßt. Oberstes offizielles Organ war der Rat der Regierungschefs,
Realignment bezeichnet die Neufest-
der einmal jährlich
legung der —> Paritäten innerhalb eines
schlüsse
wurden
tagte. Die
einstimmig
Be-
gefaßt
Systems fester —» Wechselkurse. Dies
und hatten keinen bindenden, sondern
kann durch Abweichungen in der ma-
lediglich einen empfehlenden Charak-
kroökonomischen
ter.
dener Ländern, zwischen deren W ä h -
Leistung
vom
rungen
ein
R G W kaum integrative Impulse aus.
hältnis
besteht,
Im Zuge der Transformation der osteu-
schiedliche Inflationsraten der W ä h -
ropäischen
rungen notwendig
Ökonomisch
betrachtet gingen
Staaten
(—> Mittel-
und
festes
verschie-
Wechselkursver-
oder
durch
werden.
unterRealign-
Osteuropäische Reformstaaten) wurde
ments sind also zu erwarten, wenn
der R G W am 27.6.1991 aufgelöst.
große Unterschiede beispielsweise im
279
Recycling
W i r t s c h a f t s w a c h s t u m oder der Inflati-
Realignments vorgenommen
o n s r a t e , über einen längeren Zeitraum
d e s t o größer ist die M ö g l i c h k e i t der
h i n w e g zu b e o b a c h t e n sind.
nationalen N o t e n b a n k , trotz des Sy-
Die
Festlegung
neuer
Wechselkur-
sparitäten k a n n s o w o h l bilateral a u c h multilateral verhandelt Es
ist e b e n f a l l s
möglich,
s t e m s fester W e c h s e l k u r s e eine auto-
als
n o m e Geldpolitik zu betreiben.
werden. in
werden,
Recycling
einem
F e s t k u r s s y s t e m f e s t e Regeln für d i e
In der weltwirtschaftlichen
kontinuierliche A n p a s s u n g der W e c h -
logie ist R e c y c l i n g eine B e z e i c h n u n g
s e l k u r s e zu etablieren (—» Williamson-
für die R ü c k f ü h r u n g der
P l a n ) oder a b e r die Neufestsetzung d e r
gewachsenen
K u r s e auf einer a d ' h o c Basis vorzu-
ölexportierenden Staaten in die inter-
nehmen.
nationalen
Terminosprunghaft
Exporterlöse
der
—> F i n a n z m ä r k t e
im
erdZu-
R e a l i g n m e n t s w a r e n sowohl im Bret-
s a m m e n h a n g der von der —» O P E C
t o n - W o o d s - S y s t e m (—» Bretton-Woods-
h e r v o r g e r u f e n e n ersten Ölkrise.
A b k o m m e n ) als a u c h im —> Europäischen-Währungs-System
Regime, internationale
vorgesehen.
I m B r e t t o n - W o o d s - S y s t e m mußte e i n e
Internationale
V e r ä n d e r u n g der Parität mit dem —>
niert als Prinzipien, N o r m e n , Regeln
Regime
werden
defi-
ver-
und V e r h a l t e n s p r o z e d u r e n , die in ei-
h a n d e l t w e r d e n , im E W S setzen d i e
n e m b e s t i m m t e n P r o b l e m f e l d der in-
M i t g l i e d s l ä n d e r die —> Leitkurse u n -
ternationalen B e z i e h u n g e n die Erwar-
tereinander fest. In beiden W ä h r u n g s -
tungen der beteiligten Staaten in Ein-
systemen wurden Realignments wenn
klang
m ö g l i c h politisch vermieden. Dies er-
f e l d s p e z i f i s c h e internationale
h ö h t d i e Orientierung an der Leitwäh-
tionen o h n e Akteursqualität und lassen
r u n g , es kann aber auch zu eruptiven
sich d a d u r c h identifizieren, d a ß (1) die
P r o z e s s e n an den freien Geldmärkten
N o r m e n u n d R e g e l n , die ein b e s t i m m -
f ü h r e n , die eine politische
tes Verhalten e n t w e d e r verlangen oder
Internationalen
gung
der
Währungsfond
festen
Verteidi-
Wechselkurse
bringen.
verbieten,
er-
schen
s c h w e r e n o d e r gar unmöglich werden
in
Staaten
Sie
sind
niedergelegt
sind; (2) diese N o r m e n u n d
Woods-System
von
1992
und
im
innerhalb d e s E W S .
September
IWF,
das
Festkurssystem
das
Smithsonian
zur
Regeln
Beschreibung
b z w . zur Beurteilung des Verhaltens anderer Staaten h e r a n g e z o g e n werden.
von
W i c h t i g e internationale R e g i m e
B r e t t o n W o o d s d u r c h ein u m f a s s e n d e s Realignment,
Staaten
zwiworden
oder R e c h t f e r t i g u n g ihres V e r h a l t e n s
Bezeich-
n e n d e r w e i s e versuchten die Mitglieder des
Institu-
Vereinbarungen
l a s s e n . Dies g e s c h a h 1971 im Bretton-
den
problem-
die
Ab-
Regime
zur
Weiterverbreitung
k o m m e n , zu retten. Je regelmäßiger
280
Verhinderung von
sind der
Atomwaffen,
Regionale Entwicklungsbanken
zum Schutz der Ozonschicht, zur Sicherung des geistigen Eigentums sowie zur —> Liberalisierung des internationalen Industriegüter- und Dienstleistungshandels (-> GATT; GATS; —» Dienstleistungstranfer).
in der Praxis folgen sie den theoretischen Vorgaben der Bretton-WoodsZwillinge und werden vor allem in enger Abstimmung und mit Ko-Finanzierung durch die Weltbank aktiv. Die wichtigsten regionalen Entwicklungsbanken sind die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB, gegründet 1959), die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB, 1963), die Asiatische Entwicklungsbank (—» ADB, 1966) sowie die Europäische Bank fiir Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD, 1991). Analog zur Selbstkritik und öffentlichen Evaluierung bei der Weltbank (Wapenhans-Bericht) sind auch alle großen regionalen Entwicklungsbanken seit Beginn der 90er Jahre um größere Effizienz bemüht, um durch Reformen bei der Ausgabenpolitik und Ausgabenkontrolle die angemessene Verwendung der öffentlichen Mittel gewährleisten zu können, nachdem ihre Geschäftspolitik von der Öffentlichkeit und von ihren Mitgliedsländern aus der Ersten Welt zunehmend kritischer beurteilt wurde.
Regionale Entwicklungsbanken Unter regionalen Enwicklungsbanken versteht man, im Gegensatz zur globalen Reichweite der —> Weltbank und ihrer Tochterorganisationen, Banken, die sich per Satzung dazu verpflichtet haben, nur in einer bestimmten Region bzw. auf einem bestimmten Kontinent tätig zu werden. Die großen regionalen Entwicklungsbanken haben einen Status als bevorzugte Gläubiger und finanzieren ihre Kredite und Programmhilfen aus den Kapitalbeiträgen der Mitgliedsländer, aus den Rückflüssen früherer Kredite sowie aus eigenen Emissionen an den internationalen —» Kapitalmärkten. Sie verfolgen vor allem das Ziel, die ökonomische und soziale Entwicklung ihrer Mitgliedsländer voranzutreiben. Anders als bei Weltbank und —> Internationaler Währungsfonds, in denen die —» Industriestaaten die Mehrheit haben, stellen in den regionalen Entwicklungsbanken in der Regel die Mitgliedsländer aus der Region die Mehrheit der Kapitalanteile und Stimmen, obwohl auch die Industrieländer vertreten sind. Theoretisch kann das größere Gewicht der regionalen Mitgliedsländer ein besser angepaßtes und regionalspezifisches Vorgehen der Banken gewährleisten;
Regionalisierung Regionalisierung bezeichnet a) einen Trend zur ökonomischen und politischen Bildung von regional organisierten Wirtschaftsräumen (—> Regionalismus), b) die zunehmende regionale Orientierung der Wirtschaftssubjekte in ihren Handelsbeziehungen. Eine, nur unter bestimmten Bedingungen mit dem H> GATT zu vereinba-
281
Regional isierung
rende Regionalisierung kann entweder durch Bevorzugung regionaler Anbieter (—» Freihandelszone) oder durch Benachteiligung nicht-regionaler Anbieter ('Festung Europa'; —» Protektionismus) hervorgerufen werden. Eine Regionalisierung des ersten Types kann durchaus als handelsschaffende Liberalisierungsmaßnahme verstanden werden, während die diskriminierende Variante (—» Diskriminierung) oft reziproke Maßnahmen in anderen Wirtschaftsräumen hervorruft und die weitere —) Integration und —» Globalisierung der —> Weltwirtschaft beeinträchtigt.
me zwischen 1970 und 1980 im wesentlichen der Dekolonialisierung geschuldet ist, kann der außerordentlich hohe Wert in den neunziger Jahren ein als Indikator für eine zunehmende Regionalisierung der Weltwirtschaft gelten. Allerdings sind bislang lediglich 25 der 107 Integrationsabkommen beim —> GATT notifiziert worden. Zugleich muß darauf verwiesen werden, daß dieser institutionelle Indikator in bezug auf die umstrittene Frage nur wenig Unterstützung bei den ökonomischen Daten findet. Der Anteil des regionalen Handel am Welthandel ist von etwa 33% im Jahr 1948 auf ca. 50% im Jahr 1970 gewachsen und stagniert seitdem bei dieser Größe. Es kann deshalb vermutet werden, daß lediglich eine Erholung von einem kriegsbedingten Tiefstand beobachtet wird.
Ein Indikator für die zunehmende institutionelle Regionalisierung der Weltwirtschaft ist der Abschluß von multilateralen Abkommen, die der regionalen Integration dienen. Regionale Zeitraum 1948-54 1955-59 1960-64 1965-69 1970-74 1975-79 1980-84
Uberdurchschnittlich integriert ist Westeuropa. Hier beträgt der Regionalanteil etwa 66%, was auf die —> Europäische Gemeinschaft beziehungsweise die —> Europäische Union zurückgeführt werden kann. Die regionale Orientierung des Rests der Welt ist weitaus geringer und liegt in Afrika und im Nahen Osten unter 10%. In dem ökonomischen Boomgebiet in Südostasien liegt sie dagegen bei etwa 50%, so daß ein Zusammenhang von Regionalisierung und Industrialisierung beziehungsweise zwischen Regionalisierung und —> Entwicklung deutlich ins Auge fällt.
Integrationsabkommen
1985-89 1990-94
Anzahl 2 3 12 8 21 18 6 4 33
Σ
107
Initialzündungen gingen von der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1958 und der EFTA 1960 aus. Während die Zunah282
Regionalismus
Literatur:
sah, wie sie Art.XXIV des
WTO: Focus - Newsletter No. 3. Genf
als Voraussetzung f ü r die Ausnahme-
GATT
regelung von —> Zollunionen und —»
1995
Freihandelszonen von der —» Meistbe-
File, Wolfgang/ Köhler, Claus (1994): der
günstigungsklausel vorschrieb. In der
Weltwirtschaft? Duncker & Humblot,
Tat können die Ergebnisse der —» Ken-
Berlin.
nedy-Runde als entsprechender Erfolg
Integration
oder
Desintegration
gewertet werden. Inzwischen lösten in
Krugman, Paul R7 Obstfeld, Maurice (1994):
International
Economics,
der U S A bilaterale Vorstellungen die
3.
frühere weltoffene
Aufl. Harper Collins, New York.
Position
weitge-
hend ab. Dies ist im Zusammenhang Thomas
Plumper
mit
Regionalismus
dem
zurückgegangenen
Welt-
marktanteil der U S A zu sehen
und
steht auch in Verbindung mit
dem
Seit einigen Jahren erleben wir eine
O m n i b u s Trade Act mit dem Artikel
Renaissance des Regionalismus, der in
301, die eine restriktivere —> Handels-
den 50er und 60er Jahren schon An-
politik bedeuten. Bedeutsam
hierfür
sätze hervorbrachte, von denen aller-
sind auch disintegrative Tendenzen in
dings lediglich die —> Europäische G e -
der Weltwirtschaft, wie sie unter ande-
meinschaft eine bedeutende Entwick-
rem in der Abkehr des Weltwährungs-
lung nahm. Inzwischen haben sich die
systems vom dauernd weniger funktio-
USA, Kanada und Mexiko auf die
nierenden Festkurssystem und den Er-
Nordamerikani sehe
satz
Fre ihandel szone
(—> N A F T A ) geeinigt, die einen weitgehenden
—» Freihandel
und
von
Zollsenkungen
(—> Zölle)
durch immer komplizierter werdende —> nicht-tarifäre
auch
Handelshemmnisse
Verbesserungen der —» Faktormobili-
zum Ausdruck kommen. Der letztend-
tät zwischen diesen drei Staaten ins
liche Erfolg der —> Uruguay-Runde
Auge faßt. In Südostasien und Latein-
und die Schaffung der —> Welthandel-
Überle-
sorganisation können diesen Entwick-
gungen im Gange, denen weit bessere
lungen nur begrenzt entgegenwirken.
Chancen als vor 3 0 Jahren eingeräumt
F e m e r haben die —> Neue Außenhan-
werden.
delstheorie und die auf ihr fußende —»
amerika sind entsprechende
strategische Handelspolitik einer welt-
Die neue Hinwendung zum Regiona-
weiten
lismus beruht insbesondere auch auf der veränderten
Position
der
—> Liberalisierung
entgegen-
wirkt.
USA.
Diese fühlten sich früher multilatera-
Zollunionen
len
können deshalb mit dem G A T T ver-
Gedanken
verpflichtet; die
EG
und
Freihandelszonen
wurde akzeptiert, weil man in ihr auch
einbar sein, weil Liberalisierung
Marktöffnungstendenzen nach
kleinerem regionalen Rahmen leichter
außen
283
in
Regionalismus
als w e l t w e i t d u r c h z u f ü h r e n ist. Dieser
den V o l k s w i r t s c h a f t e n . R e g i o n a l e In-
Ü b e r l e g u n g steht e n t g e g e n , d a ß regio-
tegrationen k ö n n e n solche
nal b e g r e n z t e
heiten
Liberalisierungsgebiete
vermeiden
mehr, je
mit —» A b s c h o t t u n g s e f f e k t e n nach a u -
und
Unsicher-
zwar
um
stärker sie zu einer
so
wirt-
ßen v e r b u n d e n sein k ö n n e n und d a n n
schafts- u n d w ä h r u n g s p o l i t i s c h e n K o -
Drittländer schlechter als zuvor stel-
ordinierung beitragen. D i e s k a n n z w a r
len. D i e Theorie der Zollunion k o n n t e
zunächst Abschottungstendenzen
bis h e u t e e n t s p r e c h e n d e
nur
g e n ü b e r Drittländern b e g ü n s t i g e n . Er-
deshalb,
h ö h e n sich j e d o c h die I m p o r t n e i g u n -
weil sie w e i t g e h e n d statisch ist u n d
gen der Mitgliedsländer, so kann sich
dynamische
dies auch günstig auf die B e z i e h u n g e n
Fragen
b e g r e n z t b e a n t w o r t e n , auch
Außenhandelsgewinne
z.B. a u f g r u n d eines verstärkten inter-
zu
nationalen
ver-
wird sich der Anteil des H a n d e l s in-
begrenzte
n e r h a l b der R e g i o n am G e s a m t h a n d e l
Technologietransfers
nachlässigt.
Für
L ö s u n g e n kann zunehmende
regional
a u c h sprechen,
Drittländern
auswirken
ge-
(freilich
erhöhen; über die H ä l f t e des d e u t s c h e n
daß
Außenhandels
Integrationsbemühungen
bezieht
sich
auf
die
von fallenden G r e n z e r t r ä g e n und stei-
M i t g l i e d s l ä n d e r der —> E u r o p ä i s c h e n
genden
sind.
U n i o n ) u n d z w a r u m so eher, j e h ö h e r
Bei geringer E i n b i n d u n g in die W e l t -
die W a c h s t u m s r a t e des S o z i a l p r o d u k -
w i r t s c h a f t sind die Erträge multilatera-
tes ist und j e geringer der Anteil d e s
ler V e r e i n b a r u n g e n hoch. U m
I n t r a - U n i o n s h a n d e l s am G e s a m t a u ß e n -
Grenzkosten
begleitet
selbst
H a n d e l s v o r t e i l e zu erzielen werden d i e
handel eines L a n d e s ist ( w a s
in d e r Reziprozitätsregel
GATT
spricht, d a ß die E r w e i t e r u n g d e r —>
v o r g e s e h e n e n Z u g e s t ä n d n i s s e an H a n -
E u r o p ä i s c h e n Union sich e h e r u n g ü n -
delspartner
bereitwillig
wachsender
des
erfüllt.
Mit
stig auf Drittländer auswirkt). Insge-
wird
dies
s a m t hängt der Erfolg d a v o n ab, wie
Integration
schwieriger, da angeblich unverzicht-
Produktivitätssteigerungen
bare
der
Produktions-
dafür
und
Verteilungs-
aufgrund
Aufschließungseffekte
innerhalb
werden
der Union im Vergleich zu Produktivi-
sollen. Auch die z u n e h m e n d e B e d e u -
t ä t s m i n d e r u n g e n aufgrund von Handels-
tung —> multinationaler U n t e r n e h m e n
ablenkungseffekten gewichtet werden.
kann regionale L ö s u n g e n favorisieren,
Daß
w e n n Mutter- und T o c h t e r g e s e l l s c h a f -
z u n e h m e n d an B e d e u t u n g
ten konzentrierte Aktionen g e g e n ü b e r
h ä n g t mit d e m w a c h s e n d e n
f ü r sie zuständigen R e g i e r u n g e n vor-
der beteiligten Länder z u s a m m e n und
nehmen,
der E i n s c h ä t z u n g , d a ß b e g r e n z t e Libe-
standards
nicht
um
aufgesehen
Handelserleichterungen
ralisierungen
zu erzielen.
Abhängigkeiten
Integrationsabsichten
leichter
gewinnen, Gewicht
durchführbar
sind als multilaterale Integrationsver-
Internationale W i r t s c h a f t s b e z i e h u n g e n erzeugen
regionale
b e s s e r u n g e n innerhalb von G A T T be-
zwischen
284
Reparationen
z i e h u n g s w e i s e der —> W e l t h a n d e l s o r -
Krugman, P.R. (1991), Geography and
ganisation. R e g i o n a l e L ö s u n g e n k ö n -
Trade, Leuven University Press and
nen für die Beteiligten u m so e h e r V o r -
MIT-Press (Leuven, Cambridge/ U S u.
teile h a b e n , j e ähnlicher
London).
strukturiert
die L ä n d e r sind, s o daß interregionale im G e g e n s a t z zu internationalen Wirt-
Hans-Joachim
Heinemann
s c h a f t s b e z i e h u n g e n besonders wichtig w e r d e n . —» Multinationale
Unterneh-
Reparationen
m e n können z u n ä c h s t regionale L ö s u n -
Reparationen
gen b e g ü n s t i g e n ; j e m e h r T ö c h t e r sie j e d o c h in v e r s c h i e d e n e n Regionen h a daß
sich
Wiedergut-
K r i e g e verloren h a b e n , an die Sieger-
ben, ist von ihrer Seite j e d o c h auch zu erwarten,
bezeichnet
m a c h u n g s l e i s t u n g e n , die Staaten, die m ä c h t e zu erbringen h a b e n .
Regionalismen
Reserven
multilateral ö f f n e n . Wichtig f ü r e i n e w e l t w e i t e Liberalisierung ist die B e -
—> D e v i s e n r e s e r v e n
folgung der im Vertrag über d i e W e l t handelsorganisation
vereinbarten
Reservewährung
Re-
gelungen u n d eine bessere K o o r d i n i e -
Im R a h m e n einer f u n k t i o n i e r e n d e n in-
rung der Wirtschaftspolitik z w i s c h e n
ternationalen G e l d w i r t s c h a f t wird die
den f ü h r e n d e n W e l t h a n d e l s n a t i o n e n .
Konzentration
der G e l d f u n k t i o n
ein
international
auf
genauso
z w i n g e n d , wie sie es national ist. Es
Literatur:
m u ß also ein M e d i u m geben, in d e m
Bhagwati, J. (1992), Regionalism versus Multilateralism, in World
Medium
einerseits internationale
Economy,
Handelsströ-
me bezahlt werden k ö n n e n u n d ande-
Vol. 15, S. 535-555.
rerseits Weltliquidität (—» Liquidität,
Heinemann, H.J. (1994), Regionalismus: Chance oder Gefahr für die Weltwirt-
internationale) gehalten w e r d e n kann
schaft?, in Rübel, G., Hrsg., Perspekti-
oder internationale Schuldverhältnisse
ven der europäischen Integration, S.
abgeschlossen w e r d e n k ö n n e n .
107-124, Physica-Verlag (Heidelberg).
In einer G e l d w i r t s c h a f t haben interna-
Hine, R.C. (1994), International Econo-
tional agierende Individuen u n d Insti-
mic Integration, in Greenaway, iJ W i n -
tutionen also den W u n s c h , v o r allem
ters, L.A.; Hrsg., Surveys in Internatio-
ihre G e l d b e s t ä n d e s o w i e ihre Forde-
nal Trade, S. 234-272, Blackwell (Ox-
r u n g s b e s t ä n d e in einer weltweit aner-
ford, Cambridge/US).
kannten F o r m zu halten. D i e s e F o r m beziehungsweise
Krugman, P.R. (1991), Is bilateralism
Funktion
übernehmit —>
men
International Trade and Trade Policy, S.
Leitwährungscharakter,
9-23, ΜΓΓ-Press (Cambridge/US).
oben g e n a n n t e n Akteuren als Reser-
285
nationale
Währungen
bad?, in Helpman, E J Razin, Α. (Hrsg.)
die von
den
Ressourcentransfer
kann ein positiver Nettoressourcentransfer c.p. zu vermehrtem Import von Gütern führen (Alimentierung eines negativen —> Außenbeitrags) oder eine Zunahme der —» Devisenreserven bewirken (und damit erhöhte Zugriffsmöglichkeiten auf Teile ausländischen Sozialprodukts gewährleisten). Ein negativer Ressourcentransfer hingegen bedeutet die Überlassung knapper inländischer Ressourcen an das Ausland bei gleichzeitiger Einschränkung von Konsum und Investitionen. Der Nettoressourcentransfer in —> Entwicklungsländer ist Weltbank-Angaben zufolge seit 1989 positiv und weist seitdem eine steigende Tendenz auf. Dies ist primär auf absolut und relativ steigende private Zuflüsse in Form von —> Direkt- und —> Portfolioinvestitionen zurückzuführen, während die öffentliche Entwicklungshilfe (—> Entwicklungspolitik) seit Anfang der 90er Jahre stagniert.
ven (—» Devisenreserven) gehalten werden, um ihre internationale Liquidität sicher zu stellen oder Zahlungsverpflichtungen zu gewährleisten. Ressourcentransfer Im entwicklungstheoretischen Kontext umfaßt der Begriff 'Ressource' i.w.S. sämtliche bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen benötigten Hilfsmittel. Ressourcentransfer im hier angesprochenen engeren Sinne vollzieht sich auf internationaler Ebene jedoch vornehmlich in Form eines reinen Geldkapitaltransfers, in dessen Gefolge die Finanzierung des —» Importes von Ressourcen i.w.S. erst ermöglicht wird. Damit soll der Prozeß einer Entwicklungsförderung ressourcenschwacher Volkswirtschaften auf konzeptioneller Ebene erfaßt werden. Weltbank und - » OECD liefern hierzu intertemporale Studien (Weltbank, Jahresberichte bzw. OECD-Surveys). Das Konzept des Ressourcentransfers wird auf Netto-Basis angewandt, d.h. es werden die einem Land zugeflossenen Netto-Kredite, Netto-Investitionen und Finanzierungszuschüsse den Zinszahlungen und Gewinnüberweisungen gegenübergestellt. Die daraus resultierende Größe stellt den bisher umfassendsten theoretischen Ansatz zur Quantifizierung von Mitteln dar, die einem Land extem zufließen und es diesem ermöglichen, zahlungsbilanztechnische Passivpositionen (—> Zahlungsbilanz) zu alimentieren. Somit
Restposten der Zahlungsbilanz —> Zahlungsbilanz Retorsionszoll —> Vergeltungszölle Reziprozität 1. Begriff. Reziprozität (oder Gegenseitigkeit) bezeichnet im Völkerrecht die Auffassung, daß aufgrund der souveränen Gleichheit der Staaten nur wechselseitige Rechte und Pflichten existieren (von reciprocus (lat.) 'gegenseitig, aufeinander bezüglich'). Ein
286
Reziprozität
mische Gründe für Reziprozität, z.B.
Staat kann also nur dann von einem anderen Staat etwas fordern, wenn er
um —> Terms-of-Trade-Verschlechte-
diesem dasselbe Recht zugesteht; in
rungen und Leistungsbilanzkrisen (—»
Verträgen wird dies durch eine Rezi-
Zahlungsbilanz) zu vermeiden,
prozitäts-Klausel festgehalten.
durch
Reziprozität ist sowohl in multilatera-
Wechselkurse obsolet geworden. Wenn
len als auch in bilateralen Beziehun-
nach einseitiger Zollsenkung (—» Libe-
gen anwendbar (—> Multilateralismus;
ralisierung) tatsächlich die eigenen —»
—» Bilateralismus, politischer). Im en-
Importe stark zunehmen, bewirkt die
geren
Sinne bezeichnet
die
Einführung
sind
flexibler —*
Reziprozität
automatische —» Abwertung der eige-
das Prinzip der —» Welthandelsrunden,
nen W ä h r u n g größere Exportchancen
daß der weltweite Abbau von Han-
f ü r alle Sektoren.
delsbeschränkungen
—>
Die politischen Argumente f ü r Rezi-
nicht-tarifäre Protektion; —> Protektio-
prozität beziehen sich auf die Ver-
nismus) durch ausgewogene gegensei-
handlungs-Situation mit anderen Staa-
tige Vereinbarungen („reciprocal and
ten oder auf die Zustimmung der in-
mutually advantageous arrangements"
ländischen
im G A T T ) erreicht werden soll. Rezi-
Argument lautet, daß nur durch eigene
prozität ist allerdings kein
Angebote
(—»
Zölle;
rechtlich
verbindlicher Grundsatz, sondern nur
Bevölkerung. auch
Das
erste
Handelserleichterun-
gen von anderen Staaten zu erreichen
eine politisch bindende Absichtserklä-
seien; allerdings wird dadurch nicht
rung; außerdem
die Frage beantwortet, w a r u m Zuge-
ist weder
Maßstab
noch Verfahren der Reziprozität
im
ständnisse anderer Staaten notwendig
Das Eintreten des
die eigene Marktöffnung gegenüber
—> Merkantilismus für Reziprozität be-
der eigenen Bevölkerung leichter zu
ruht auf dem Argument, daß Importer-
rechtfertigen ist bei gleichzeitig
leichterungen grundsätzlich einen G e -
leichtertem Marktzugang
winn f ü r die anderen Staaten und ein
Staaten, da durch Importe bedrohte in-
G A T T definiert. 2. Rechtfertigung:
sind. D a s zweite Argument lautet, daß
er-
in anderen
Opfer f ü r die eigene Wirtschaft dar-
ländische
stellen, so daß —) Freihandel nur sinn-
Arbeitsplätze im Exportsektor ausge-
voll sei, wenn alle Beteiligten Zuge-
glichen werden können. Reziprozität
Arbeitsplätze
durch
neue
ständnisse machen (—» Handelspoli-
in der Außenhandelspolitik ist nur mit
tik). A u s Sicht der —» Außenhandels-
diesem Argument der Neuen
theorie erreicht ein Staat jedoch auch
schen Ökonomie zu begründen.
durch einseitigen Abbau seiner Im-
3. Maßstab:
portbeschränkungen Wohlfahrtsgewin-
meistens die Gleichwertigkeit verein-
ne, so daß dieses Argument ökono-
barter Veränderungen
misch nicht haltbar ist. Andere ökono-
kungen), unabhängig vom jeweiligen
287
Politi-
Ziel der Reziprozität ist (z.B.
Zollsen-
Reziprozität
Ausgangsniveau,
aber
denkbar
ist
Staat mehr
nach der sich kein
an
auch das Kräftegleichgewicht zu ei-
rechtliche Regeln zu halten braucht,
nem
bestimmten
(z.B.
wenn ein einzelner Staat rechtswidrig
freier
gehandelt hat, ist im Völkerrecht j e -
Marktzugang). D a s theoretisch am be-
doch nicht zulässig. An sich ist Rezi-
sten geeignete K o n z e p t zur Beurtei-
prozität nämlich ein kooperatives Ver-
lung von Reziprozität bei Zollsenkun-
fahren, das auf multilateral vereinbar-
gen
ten Regeln und einer zentralen Schlich-
gleich
hohe
ist das
Zeitpunkt
Zollsätze
zusätzlich
oder
geschaffene
Handelsvolumen, das j e d o c h nur grob
tungsinstanz
basiert.
Ohne
durch-
geschätzt werden kann; statt dessen
setzbare Regeln wird Reziprozität da-
wird häufig der „Wert der Zollsen-
gegen leicht
k u n g " (Zollsenkung in Prozentpunk-
Verfahren, in der jeder Teilnehmer nur
zum
nichtkooperativen
ten, multipliziert mit dem davon be-
spiegelbildlich auf frühere Regelver-
troffenen bilateralen Handelsvolumen)
letzungen
als Maßstab verwandt. Bei —» nicht-
reagiert bzw. durch Drohungen
tarifaren Handelshemmnissen oder gar
sucht, Zugeständnisse im eigenen In-
bei der Vereinbarung
teresse zu erreichen. In der gegenwär-
neuer
Regeln
der
anderen
Beteiligten ver-
sind objektive M a ß s t ä b e dagegen nur
tigen Welthandelsordnung
schwer vorstellbar. Das Schicksal ei-
solche 'negative Reziprozität', also die
nes jeden M a ß s t a b s ist jedoch, daß
Gewährung eines erleichterten Markt-
Gleichwertigkeit nicht auf objektiven
zugangs nur für die Staaten die ent-
Kriterien, sondern auf der subjektiven
sprechende
Einschätzung der beteiligten Verhand-
im
lungsparteien von F a i m e ß basiert. Als
stigungsklausel. Trotzdem gehen seit
reziproke
1980 einzelne Staaten in der —» Han-
Gegenleistungen
werden
steht eine
Gegenangebote
Konflikt
zur
—»
machen,
Meistbegün-
mittlerweile nicht nur Handelserleich-
delspolitik nicht-kooperativ
terungen, sondern auch Angebote zu
versuchen den Marktzugang in ande-
anderen Themen (z.B. Urheberrechte)
ren Staaten durch Androhung von ein-
akzeptiert. In den U S A wird von ande-
seitig verhängten Z w a n g s m a ß n a h m e n
vor und
ren Staaten mit B e z u g auf Reziprozität
zu erzwingen (vor allenì die USA mit
teilweise nicht n u r ein
Clause 301). Als Grund f ü r ein nicht-
wertmäßiger
Ausgleich gefordert, sondern konkreter
kooperatives
Marktzugang bei bestimmten Gütern.
führt, d a ß
4. Aktuelle Diskussion:
Reziprozität ist
multilateraler Verhandlungen nur so
ein
Grundsatz
Fortschritte in Richtung
ungeschriebener
des
Verfahren in
Zeiten
wird
ange-
schleppender Freihandel
Völkerrechts, der sich auch in einigen
und mehr Regeldisziplin erreicht wer-
internationalen A b k o m m e n (z.B. Wie-
den kann; alternativ könne auch die
ner Vertragsrecht-Konvention) findet.
Meistbegünstigungsklausel
Die
ben werden, um so alle Staaten zu ak-
Interpretation
von
Reziprozität,
288
aufgeho-
Reziprozität
tiver Teilnahme zu zwingen. Dabei wird häufig ein bilaterales Handelsbilanzdefizit (z.B. der USA mit Japan) als Anzeichen von ungleichen Marktzugangsbarrieren interpretiert, was jedoch ökonomisch unsinnig ist; in der Regel werden durch solche Argumente nur die Interessen einzelner Wirtschaftszweige verdeckt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahrzehnte zeigt außerdem, daß die Duldung einseitiger Vergeltungsmaßnahmen für (subjektiv) als unfair erkannte Verhaltensweisen eher zu weniger als zu mehr Regeldisziplin führt, und meistens das Verhalten wirtschaftlich schwächerer Staaten beeinflußt wird. Reziprozität und Multilateralismus als liberale Grundsätze der Welthandelsordnung sind also durch diesen 'aggressiven Unilateralismus' gefährdet. 5. Historischer Überblick: In der Welthandelspolitik diente Reziprozität im 19. Jahrhundert im Rahmen bilateraler Abkommen eher als Instrument nationaler Interessen im Sinne des —> Protektionismus. Nicht-protektionistische Reziprozität geht auf das Handelsgesetz der USA von 1934 („Reciprocal Trade Agreements Act") zurück, das zwar bilaterale Verhandlungen zum Grundsatz machte, aber mit einer Meistbegünstigungsklausel gekoppelt war. In der Präambel (seit 1957 in Art. XXVIII f.) des GATT ist Reziprozität als Grundsatz für —> Welthandelsrunden festgehalten, aber auch den Regeln über —» Antidumpingmaßnahmen und Streitschlichtung
liegt der Reziprozität-Gedanke zugrunde. —» Entwicklungsländer sind seit der —» Kennedy-Runde explizit von der Verpflichtung zu reziproken Offnungen ihrer Märkte befreit, um ihren besonderen wirtschaftlichen Problemen Rechnung zu tragen. Literatur: Bhagwati, Jagdish N. (1993): Fair Trade, Reciprocity, and Harmonization. The Novel Challenge to the Theory and Policy of Free Trade. In: Dominick Salvatore (Hrsg.) (1993): Protectionism and World Welfare. Cambridge University Press: Cambridge (UK) S. 17-53. Cline, William R. (1983): 'Reciprocity'. A New Approach to World Trade Policy? Institute for International Economics: Washington DC. Keohane, Robert O. (1984): After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy. Princeton University Press: Princeton. Roessler, Frieder (1978): The Rationale for Reciprocity in Multilateral Trade Negotiations under Floating Currencies. Kyklos,Vol. 31, S. 258-274. Simma, Bruno (1972): Das Reziprozitätselement im Zustandekommen völkerrechtlicher Verträge. Duncker & Humblot: Berlin. Yarbrough, Beth V7 Yarbrough, Robert M. (1992): Cooperation and Governance in International Trade. The Strategie Organizational Approach. Princeton University Press: Princeton. Markus
289
Diehl
Ricardo-Theorem
Ricardo-Theorem
als einzig b e d e u t e n d e N a c h f r a g e r räumen
—> T h e o r e m der k o m p e r a t i v e n Kosten
Rohstoffabkommen
beschäftigungspolitischen Unterneh-
m e n bei d e r Belieferung der nationalen
R o h s t o f f a b k o m m e n sind Vereinbarungen
aus
G r ü n d e n den inländischen
Streitkräfte eine stark bevorzugte Stel-
vertragliche
zwischen
lung
rohstoff-
ein. Der
Rüstungshandel
zwi-
-verbrauchenden
schen Industrieländern erfolgt vorran-
L ä n d e r n ü b e r Produktion, —» Export
gig im R a h m e n internationaler K o o p e -
u n d Preis von R o h s t o f f e n mit
rationen
produzierenden und
dem
(—>
Untemehmenskoopera-
Ziel, die internationalen R o h s t o f f m ä r k -
tionen, internationale), wie sie bei der
te zu regulieren. —» E n t w i c k l u n g s l ä n -
Produktion k o m p l e x e r W a f f e n s y s t e m e
d e r v e r f o l g e n mit R o h s t o f f a b k o m m e n
üblich sind. Neben den Industrielän-
z u m einen
Preis-
dern als vorrangigen Exporteuren ex-
Verstetigung
portieren auch einige S c h w e l l e n l ä n d e r
die G l ä t t u n g von
s c h w a n k u n g e n u n d die
ihrer R o h s t o f f e x p o r t e r l ö s e , z u m ande-
R ü s t u n g s g ü t e r , meist ohne Restriktio-
ren aber a u c h eine Erhöhung d e r R o h -
nen einer Rüstungskontrollpolitik, als
s t o f f p r e i s e g e g e n ü b e r den M a r k t p r e i -
Teil ihrer B e m ü h u n g e n , ihre —> E x p o r -
solcher
te z u diversifizieren. R ü s t u n g s e x p o r t -
R o h s t o f f a b k o m m e n sind B u f f e r s t o c k -
politisch von Bedeutung ist neben d e m
S y s t e m e (—» Ausgleichslager), multila-
Handel mit W a f f e n u n d sonstigen R ü -
sen.
Wichtige
Instrumente
terale —» A n - und V e r k a u f s v e r p f l i c h -
s t u n g s g ü t e m auch der H a n d e l mit so-
t u n g e n zwischen
genannten
Konsumenten-
und
D u a l - U s e - G ü t e m , die
wohl zivil wie militärisch
P r o d u z e n t e n l ä n d e r n sowie —> Export-
so-
verwandt
werden k ö n n e n , z.B. logistisches G e -
quotenabkommen.
rät u n d z u r Produktion von R ü s t u n g s g ü t e m g e e i g n e t e Anlagen. Seit
Rüstungshandel, internationaler Internationaler Handel mit K r i e g s w a f -
Zerfall
fen u n d sonstigen Rüstungsgütern. E r unterliegt in der Regel d e m G e n e h m i -
die
Disarmament Geschätzter
US-
Agency Wert
des
(US-ACDA): Handels
mit
R ü s t u n g s g ü t e r n und D u a l - U s e - G ü t e m
Rüstungsgütern ist
Mrd.
port- und Exportländern v e r ö f f e n t l i c h t
Entwicklungs- und
Industrieländer
22
regelmäßig: 1) U.S. A r m s Control and
—» S c h w e l l e n l ä n d e r n als Importeuren. durch
(1993:
R ü s t u n g s h a n d e l differenziert nach Im-
Rüstungs-
z w i s c h e n —> Industriestaaten als E x -
D e r —» I m p o r t von
Paktes
Dollar). D a t e n über den internationalen
handel ist v o r w i e g e n d ein —> Handel porteuren u n d
Warschauer
Rüstungsgüter
der E x p o r t l ä n d e r ( R ü s t u n g s e x p o r t k o n internationale
des
s c h r u m p f t der internationale M a r k t für
g u n g s v o r b e h a l t durch die Regierungen trolle). Der
dem
E n d e der S y s t e m k o n k u r r e n z und d e m
bei v o r w i e g e n d militärischer V e r w e n -
ver-
d u n g , in: U S - A C D A : W o r l d Military
g l e i c h s w e i s e gering; die Regierungen
290
Rybczyn ski-Theorem
Expenditures and Arms Transfer. U.S. Government Printing Office: Washington D.C., erscheint zweijährlich; 2) Stockholm International Peace Research Institut (SIPRI): Register laufender Verträge des Handels mit und der Lizenzproduktion von konventionellen Großwaffen (Schiffe, Flugzeuge, Lenkwaffen, gepanzerte Fahrzeuge, Radarsysteme), jährlich in: SIPRI Yearbook. World Armaments and Disarmament. Oxford University Press: Oxford u.a.
Gut relativ intensiv nutzt, um einen höheren Prozentsatz als das gesamte Sozialprodukt steigt. Begründung: Die Konstanz der relativen Güterpreise impliziert auch eine Konstanz der relativen Faktorpreise und damit eine Konstanz der Faktoreinsatzverhältnisse. Steigt nun die Menge des Produktionsfaktors A, so ist ein unverändertes Faktoreinsatzverhältnis nur dann möglich, wenn durch eine Einschränkung der Produktion desjenigen Gutes, welches diesen Faktor relativ gering nutzt, genug vom Produktionsfaktor Β freigesetzt wird, um die zusätzliche Menge an A bei der Produktion des anderen Gutes zu beschäftigen. Dies ist deswegen möglich, weil bei einem Rückgang der Produktion dieses Gutes mehr vom Produktionsfaktor Β als vom Produktionsfaktor A freigesetzt wird.
Rybczynski-Theorem Auf T.M. Rybczynski zurückgeführte Hypothese, welche besagt, daß in einem Land bei Zunahme eines Produktionsfaktors A und konstanten —> Terms of Trade die Erzeugung desjenigen Gutes, welches diesen Produktionsfaktor im Vergleich zum anderen
291
s restriktionen mindestens eines der betroffenen Länder. Die Gründe für Schmuggel sind vielfältig: Er kann die Folge einer an sich unter Strafe stehenden ökonomischen Aktivität sein, wie etwa im Falle des Drogenschmuggels, Alkoholhandels zu Zeiten der Prohibition, oder des —> Handel mit Waren, die gegen die Sittengesetze des Landes verstoßen etc. Schmuggel kann außerdem Ausfuhrverbote umgehen für Waren, deren Produktion oder innerstaatlicher Handel grundsätzlich erlaubt ist. Dies betrifft zum einen v.a. Kunstgegenstände und archäologische Funde zum Schutze des nationalen Kulturerbes; zum anderen ist der —> Export von Hochtechnologie und Waffen in vielen Staaten aus politischmilitärischen Gründen verboten oder auf bestimmte Länder beschränkt (—> 'COCOM-Liste'). Wirtschaftsembargos (—» Handelsembargo) sind ein besonderer Fall von Handelsverboten (und damit Grund für Schmuggel): Eine Gruppe von Staaten versucht, die Einfuhr (—» Importe) in einen bestimmten Staat zu unterbinden (z.B. nach Restjugoslawien); allerdings können Embargos auch Ausfuhrrestriktionen beinhalten (z.B. das UN Ölembargo im Falle Iraks).
SAARC Abk. für South Asian Association for Regional Cooperation SACU Abk. der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union). SADC Abk. der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (Southern African Development Community) Sanktionen Sanktionen sind Zwangsmaßnahmen. Der Begriff bezeichnet entweder von einem Schiedsgericht verhängte Strafen (z.B. Geldbußen, —» AntidumpingMaßnahmen) oder einseitige außenpolitische Maßnahme eines Staates (z.B. diplomatischer Protest, —> Handelsembargo, Beschränkungen der Kreditvergabe, militärische Eingriffe). Schenkungsbilanz —» Zahlungsbilanz Schmuggel Schmuggel bezeichnet den illegalen grenzüberschreitenden Warenverkehr; er verstößt gegen Ein- oder Ausfuhr-
292
Schmuggel
D a n e b e n gibt es rein ö k o n o m i s c h m o -
sie nicht zugleich Produzenten
tivierte Handelsrestriktionen, w i e —>
die Steuern im U r s p r u n g s l a n d (—» Ur-
Zölle, —> Quoten und S t e u e r s a t z d i f f e -
sprungslandregel)
rentiale, die S c h m u g g e l induzieren (—»
sparen sie aber die n a c h d e m vorherr-
Protektion).
beispielsweise
s c h e n d e n —» B e s t i m m u n g s l a n d p r i n z i p
Importzölle erhoben, u m h e i m i s c h e In-
bei d e r indirekten Besteuerung fälligen
Werden
sind,
entrichten;
dafür
dustrien zu schützen und den h e i m i -
Steuern im L a n d e , in d a s sie die W a -
schen
ver-
ren g e s c h m u g g e l t h a b e n . Diese Steu-
s c h a f f e n , so entstehen Preisdifferentia-
e r s a t z d i f f e r e n z bildet den Anreiz z u m
le zwischen d e n e n t s p r e c h e n d e n
In-
S c h m u g g e l ; sie kann insbesondere bei
lands- u n d den —> W e l t m ä r k t e n .
speziellen
S c h m u g g e l nutzt die so g e s c h a f f e n e n
ralöl-, T a b a k - , W e i n b r a n n t s t e u e m und
Arbitragemöglichkeiten (—> Arbitrage)
dergleichen) beträchtlich sein, wie et-
u n d erzielt zunächst im Mittel einen
w a im Falle d e s Z i g a r e t t e n s c h m u g g e l s
G e w i n n in H ö h e dieser P r e i s d i f f e r e n z
z w i s c h e n U S A und C a n a d a in den frü-
abzüglich zusätzlicher Kosten f ü r C a -
hen n e u n z i g e r Jahren.
m o u f l a g e und d e m E r w a r t u n g s w e r t d e r
E s gibt grundsätzlich zwei M e t h o d e n
Strafe. Bei f r e i e m Markteintritt wird
zu s c h m u g g e l n : Die S c h m u g g l e r w a r e n
sich dieser G e w i n n j e d o c h bis auf e i n e
k ö n n e n an unkontrollierten Orten ver-
Risikoprämie
verringern.
Bestimmte
steckt in das Land hinein- oder aus
Formen
Devisenbewirtschaftung
ihm h e r a u s g e b r a c h t werden. A n d e r e r -
Produzenten
wirken
der
Renten
wie Importquoten:
zu
Verbrauchssteuern
(Mine-
Viele —»
seits k ö n n e n die W a r e n das L a n d auch
Entwicklungsländer, b e s o n d e r s solche
auf n o r m a l e n H a n d e l s w e g e n erreichen
mit überbewerteter W ä h r u n g ,
bzw. verlassen. Dies gilt insbesondere
leiden
unter D e v i s e n k n a p p h e i t und alloziie-
dann,
ren die k n a p p e n —» D e v i s e n r e s e r v e n
W a r e n prinzipiell erlaubt ist, aber Re-
wenn der H a n d e l
mit
diesen
zu I m p o r t z w e c k e n g e m ä ß einer Priori-
striktionen (z.B. der Zollpflicht) un-
tätenliste. D a die rationierten D e v i s e n
terliegt. Entsprechend der B e m e s s u n g s -
z u m offiziellen K u r s (also zu billig)
g r u n d l a g e f ü r den Zoll oder d i e Q u o t e
u m g e t a u s c h t w e r d e n , können d i e B e -
w e r d e n dann W e r t , Qualität,
sitzer von Importlizenzen
oder G e w i c h t der gehandelten
einen
zu-
Menge Ware
sätzlichen G e w i n n realisieren ( ' w i n d -
falsch deklariert. D i e s e Fehlfakturie-
fall g a i n ' ) · D i e
rung des internationalen H a n d e l s im-
so
hervorgerufenen
K n a p p h e i t s r e n t e n verursachen Schmug-
pliziert, d a ß legaler u n d illegaler H a n -
gel.
del koexistieren - dieser dient als C a -
Durch
Schmuggel
a u c h indirekte
Steuern
lassen
sich
hinterziehen.
m o u f l a g e f ü r j e n e n . Hierbei gilt zu be-
D i e s ist b e s o n d e r s dann lukrativ, w e n n
a c h t e n , daß ein s c h m u g g e l n d e r Impor-
Steuersatzdifferenzen sehr h o c h sind.
teur durch eine Unterdeklaration
Z w a r m ü s s e n die S c h m u g g l e r ,
Importpreises
wenn
293
z w a r Zoll spart,
des aber
Schmuggel
durch den Zwang zu konsistenten Erklärungen gegenüber den Finanzbehörden höhere Körperschaftssteueren entrichten muß, da die Unterdeklaration importierter Zwischenprodukte den steuerpflichtigen Gewinn erhöht. Daneben hat er oder sie die Möglichkeit von Entdeckung und Bestrafung ins Kalkül zu ziehen: Beide Größen steigen in aller Regel mit dem Ausmaß der Fehldeklaration relativ zum gesamten Handelsvolumen. Bhagwati und Hansen zeigen, daß die Wohlfahrtswirkungen des Schmuggels 'normaler' Güter (also nicht Waffen, Drogen etc.) sich theoretisch nicht eindeutig ableiten lassen: Wenn der versteckte Handel zusätzliche Kosten verursacht z.B. in Form geheimer, umständlicherer Transportwege, so resultiert das in einer wohlfahrtsmindemden Verschlechterung der —> Terms of Trade. Obwohl Schmuggel für den einzelnen Importeur vorteilhaft ist - da die zusätzlichen Kosten unter den Zollverbindlichkeiten liegen - ist dieser Import gesamtgesellschaftlich teurer, denn zusätzliche Transportkosten bedeuten Verschwendung, während Zolleinnahmen der Gesellschaft als Ganzes erhalten bleiben. Demgegenüber steht die wohlfahrtssteigemde Wirkung des Schmuggels, der das heimische Preisverhältnis dem Weltmarktpreisverhältnis näherbringt, indem er die Zollwirkungen außer Kraft setzt: Produktions- und Konsumentscheidungen werden weniger stark verzerrt als bei Handelsprotektion. Im
Modell von Bhagwati und Hansen existiert entweder legaler Handel oder Schmuggel, abhängig davon, ob die Zollverbindlichkeiten kleiner oder größer als die zusätzlichen Schmuggelkosten sind. Nur für den Fall, daß beide Größen gleich groß sind, koexistieren beide Handelsformen - in diesem Fall ist Schmuggel eindeutig wohlfahrtsmindemd, da er zusätzliche Ressourcen verschlingt, ohne die heimischen Relativpreise den Weltmarktpreisen anzunähern. Diese Analyse der Wohlfahrtswirkungen von Schmuggel ist analog zu der einer handelsablenkenden —> Zollunion: Der Handelspartner produziert zu höheren Kosten, aber muß den Zoll nicht entrichten. Der Nettoeffekt für die soziale Wohlfahrt ist theoretisch unbestimmt. Pitt erklärt das Phämomen, daß legal gehandelte Güter oft mit Verlust gehandelt werden, wenn dieses Gut gleichzeitig geschmuggelt wird. Dienen legal exportierte Güter als Tarnung für geschmuggelte, so muß der heimische Preis für diese Güter unter dem Weltmarktpreis liegen, sonst würde nicht geschmuggelt werden. Bei vollständiger Konkurrenz muß aber gleichzeitig der heimische Preis über dem Weltmarktpreis nach Exportsteuern liegen, da sonst Schmuggler positive Gewinne erzielten mit der Folge von Markteintritten. In Pitt's Modell bleiben die Wohlfahrtswirkungen des Schmuggels uneindeutig: entscheidend sind wiederum die relativen Effekte
294
Schmuggel
von zusätzlicher R e s s o u r c e n v e r s c h w e n -
dern d i e Beseitigung der G r ü n d e für
d u n g und verringerter Protektion.
S c h m u g g e l : —> Freihandel ist die beste
T h u r s b y et al. erweitern Pitt's A n a l y s e
—> Handelspolitik.
auf a n d e r e M a r k t f o r m e n und zeigen, d a ß F i r m e n , die teilweise s c h m u g g e l n ,
Literatur:
u n d solche die nur legal handeln ne-
Bhagwati, Jagdish
beneinander bestehen können,
wenn
(1973)
u n v o l l k o m m e n e K o n k u r r e n z herrscht.
A
und
Theoretical
Bent
Hansen
Analysis
of
Smuggling, Quarterly Journal of Eco-
D e a r d o r f f und Stolper zeigen a m Bei-
nomics, Vol. 87: 172-187.
spiel des innerafrikanischen H a n d e l s ,
Deardorff, Alan und Wolfgang Stolper
d a ß S c h m u g g e l eindeutig wohlfahrts-
(1990)
steigernd sein kann. S c h m u g g e l kann
African Conditions: A Factual, Institu-
Effects of Smuggling
under
w e n i g e r reale K o s t e n verursachen als
tional
legaler H a n d e l , w e n n er gut organisiert
Weltwirtschaftliches Archiv, Bd
ist und legaler H a n d e l w e g e n vielfälti-
116-141.
ger, s c h w e r w i e g e n d e r
Staatseingriffe
and
Analytical
Discussion, 126:
Pitt, Mark (1981), Smuggling and Price
ineffizient g e w o r d e n ist. Er reduziert
Disparity, Journal of International Eco-
die V e r z e r r u n g e n in den Produktions-
nomics, Vol. 11, S. 447-58.
u n d K o n s u m e n t s c h e i d u n g e n hervorge-
Schulze, Günther (1995): Misinvoicing
r u f e n d u r c h Handelsprotektion; über-
Import Prices: The Interdependence of
dies sorgt er f ü r W e t t b e w e r b , w e n n ein
Tax and Tariff Evasion, Public Finance
h e i m i s c h e r M o n o p o l i s t durch eine I m portquote
geschützt
kann a u ß e r d e m die
ist.
Quarterly, Vol. 22: 335-365.
Schmuggel
Thursby, Marie, Richard Jensen und Jer-
Produktionsmög-
ry Thursby (1991) Smuggling, Camouf-
lichkeiten erhöhen, i n d e m er die Ra-
lage, and Market Structure, Quarterly
tionierung oder Verteuerung importier-
Journal of Economics, Vol. 56, 789-
ter Z w i s c h e n p r o d u k t e teilweise revi-
814.
diert. D e a r d o r f f und Stolper bewerten den
afrikanischen
Schmuggel
Günther G.
so:
Schulze
„...the large n u m b e r of misguided gov e r n m e n t policies h a s c o m e close to
Schuldendienstquote
destroying the productive capacities of the
countries,
and
that
it
is
Moratorien, Schuldenswaps und Um-
only
s c h u l d u n g e n , die im Fall fehlgeschla-
through s m u g g l i n g that the e c o n o m i e s
g e n e r E n t w i c k l u n g s f i n a n z i e r u n g zwi-
h a v e survived at all." W i e die W o h l -
schen
f a h r t s a n a l y s e im konkreten Fall auch ausfallen m a g , so ist w e d e r die Tolerierung
Schuldnerländem
und
ihren
G l ä u b i g e m a u s g e h a n d e l t w e r d e n müssen, orientieren sich mit ihren Anfor-
noch die U n t e r d r ü c k u n g v o n
d e r u n g e n an den Schuldner an dessen
S c h m u g g e l die optimale Politik, son-
Leistungsfähigkeit.
295
Die
Schulden-
Schuldenerlaß dienstquote dient als Kennziffer der Bestimmung der Belastbarkeit der Schuldnernation. Sie drückt den Prozentsatz der für den Schuldendienst aufzuwendenden Exporterlöse (—» Exporte) an der Gesamtheit der Exporterlöse aus.
unplanmäßigen Tilgung messenden Abschlägen an neue oder an alte Gläubiger verkauft und auf Termin vom Schuldner zurückgekauft. Der Verkäufer seiner Verbindlichkeiten erhält im Gegenzug für die Dauer des Swaps zinslos Geld und gewinnt auf diese Weise —> Liquidität zurück. Schuldenswaps werden in internationalen Kreditbeziehungen als Alternative oder Ergänzung zu Moratorien und Umschuldungen eingesetzt. Hierbei erhält das Schuldnerland gewöhnlich kein neues Geld als Erlös seiner befristet verkauften Verbindlichkeiten. Sofern öffentliche Haushalte in Gläubigernationen als Ankäufer auftreten, handelt es sich um Wertpapierswaps. Die Schuldnernation nimmt für die Dauer des Swaps Staatspapiere des Gläubigerlandes in ihre —> Devisenreserve. Die Entlastung wird dann auf die unmittelbare Suspendierung des zwischenzeitlichen Kapitaldienstes beschränkt.
Schuldenerlaß Die —> Verschuldungskrise der Dritten Welt hat koordinierte (—» Koordination) politische Maßnahmen der —» Industriestaaten unabdingbar gemacht. Ein Vorschlag, wie mit den internationalen Schulden der —> Entwicklungsländer umgegangen werden könnte, war ein Schuldenerlaß. Durch einen Schuldenerlaß sollten die Staateshaushalte der hochverschuldeten Länder vor allem Lateinamerikas konsolidiert werden. Da die Schulden aber großen Teils bei privaten Gläubigern und vor allem international operierenden Banken angefallen waren, hätte ein Schuldenerlaß eine Vergesellschaftung privater Risiken bedeutet. Ein multilateraler Schuldenerlaß scheiterte vor allem am Widerstand der USA. Einzelne Länder haben dennoch in bilateralen Abkommen ihren Gläubigem deren Schulden teilweise erlassen.
Schuman-Plan Auf den französischen Außenminister Robert Schuman zurückgehender Plan, die Stahl- und Kohlenproduktion Deutschlands und Frankreichs einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Der Schuman-Plan führte am 18. 4. 1951 zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl.
Schuldenswap Verbindlichkeiten aktuell illiquider Schuldner können durch Swapgeschäfte in der Schwebe gehalten werden. Dabei werden die nicht bedienten Forderungen mit, den ausfallenden Zins und das erhöhte Risiko einer erneut
Schutzzoll Schutzzoll bezeichnet diejenigen Zölle, die primär dem Schutz der heimi-
296
Schwellenländer
ausländischen
Seigniorage
Konkurrenten dient. Schutzzölle gehen
Seigniorage
wirtschaftstheoretisch auf das —> In-
von
sehen
Industrie
vor
repräsentiert
Ressourcen
den
Wert
beziehungsweise
Profiten, die bei der Emission
fant-Industry-Argument zurück.
von
Geld dadurch entstehen, daß der Tau-
Schwellenländer
schwert des Geldes die Produktionskosten der Geldscheine oder Münzen
Im Zuge der Ausdifferenzierung der Entwicklungsländer
übersteigt. Innerhalb nationaler Wirt-
entstandene
Bezeichnung für die entwicklungspo-
schaftsräume
litisch erfolgreichen Länder (—» Ent-
oder —» Zentralbanken
wicklung).
gewinne durch den Druck von zusätzihre
Seigniorage-
lichem Geld. Innerhalb eines gegebe-
Industrialisierungsfort-
nen Zeitraumes kann Seigniorage des-
schritte erwarten lassen, daß in abseh-
halb
barer
Geldmenge
Zeit
Regierungen
für Schwellenländer
Charakteristisch ist, daß
erzielen
die
Strukturdefizite
von
mittels
der
Veränderung
gemessen
werden.
der Eine
Entwicklungsländern überwunden sein
zusätzliche Quelle von
werden.
gewinnen entsteht dadurch, daß die kommerziellen
Als Schwellenländer sind zunächst die rasch wachsenden und sich kelnden
Taiwan,
Länder
Hongkong und Südkorea
Banken
Seigniorageverpflichtet
sind, Reserven bei der Zentralbank zu
entwik-
deponieren.
Singapur, bezeichnet
In der —> Weltwirtschaft ergeben sich
worden. Heute werden auch Malaysia,
Seignioragegewinne
Thailand und gelegentlich Indonesien
Länder, welche maßgeblich zur Pro-
in Südostasien
duktion von internationaler —> Liquidi-
und
Mexiko,
Chile,
für
diejenigen
Argentinien und Brasilien in Latein-
tät beitragen, also international
amerika hinzugerechnet. Diese erfolg-
brauchte —> Reservewährungen emit-
reichen
tieren. In diesem Fall k o m m t es zu
eine
Schwellenländer
exportorientierte
strategie mit
verknüpfen
ge-
Entwicklungs-
Seigniorage für die Länder, die Reser-
Industrialisierungserfol-
vewährungen ausgeben, da die Halter
gen in mittleren Technologien
oder
dieser Währung diese nicht in Güter,
auf
Dienstleistungen oder aber in Anlei-
Dienstleistungen. Die Bedeutung von
hen eintauschen, für die sie Zinszah-
autoritären Regimen f ü r die Entwick-
lungen vom Ausgabeland erhalten.
lung ist dagegen umstritten.
Im
durch
eine
Spezialisierung
Goldstandard der Vorkriegszeit
ergab sich Seigniorage für die gold-
SDR Abkürzung
produzierenden Länder in dem Ausfür
Special
maß, in dem die
Drawing
Produktionskosten
des Goldes unter seinem offiziellen
Rights, —» Sonderziehungsrechte
Preis lagen. Doch auch in diesem —>
297
Selbstbeschränkungsabkommen
Währungssystem diente das britische Pfund als wichtige internationale Reservewährung und deshalb fielen in Großbritannien Seignioragegewinne an. Im Gold-Dollar-Standard der Nachkriegszeit waren Gold und Dollar die dominierenden internationalen Währungseinheiten. In diesem System agierten die USA als 'Weltbanker', indem sie die Verantwortung übernahmen, Gold zu einem festgelegten Preis von 35$ je Feinunze an ausländische Zentralbanken (und private Anleger) zu kaufen und verkaufen. Der Dollar war vollständig konvertibel (—> Konvertibilität) gegenüber dem Gold und die anderen Währungen waren zu einer festen Umtauschrelation an den Dollar gebunden. Von 1945 bis Ende der sechziger Jahre wiesen die USA ein durchgängiges —> Zahlungsbilanzdefizit auf. Diese Quelle internationaler Liquidität wurde anfangs von den anderen Staaten begrüßt, da sie notwendig war für die Finanzierung des Wiederaufbaus der Wirtschaften und für die Finanzierung des internationalen —» Handels. Die Seignioragegewinne der USA waren durch diese Konstellation beachtlich. Ende der sechziger Jahre hielten die Ausländer jedoch mehr US Dollars als sie eigentlich benötigten und der Gesamtbestand an Dollar, den die Dollarausländer hielten, überstieg den Geldwert der amerikanischen Goldbestände (—» Triffin-Dilemma). In dieser Situation antizipierten die ausländischen Halter von Dollar eine bevorstehende Abwer-
tung der amerikanischen Währung und begannen Dollar in Gold zu konvertieren. Um ihre Geldvorräte zu schützen, setzen die USA daraufhin (1971) die Goldkonvertibilität des Dollars aus und das System fester Wechselkurse brach zusammen (1973). Im sich anschließenden System flexibler Wechselkurse lagen die amerikanischen Seignioragegewinne deutlich niedriger, da die Stellung des Dollars als dominierende Reservewährung zurückging. Um die internationale Liquidität zu sichern, schuf der —> Internationale Währungsfonds —> Sonderziehungsrechte. Die Seignioragegewinne, die bei der Ausgabe dieser neuen Währungsform entstehen, kommen allen Mitgliedern des IWF zugute. Richard Deeg Selbstbeschränkungsabkommen Selbstbeschränkungsabkommen sind bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen zur mengen- oder wertmäßigen Beschränkung von —» Exporten bestimmter Waren oder Warengruppen, wobei die Initiative vom Importland ausgeht. Dabei verzichten ein Exporteur, eine Gruppe von Exporteuren oder ein Exportland für eine in der Regel begrenzte Zeit auf die vollständige Ausnutzung bestehender Exportmöglichkeiten. Die Abkommen werden häufig auf Regierungsebene geschlossen, können aber auch zwischen Unternehmen oder
298
Selbstversorgungsgrad
Regierungen
und Unternehmen
ver-
ren. F ü r die Z u k u n f t sollte sich diese
einbart w e r d e n . S e l b s t b e s c h r ä n k u n g s -
Bedeutung
a b k o m m e n w e r d e n zu den —> nicht-
s c h l ü s s e der —» U r u g u a y - R u n d e
tarifaren H a n d e l s h e m m n i s s e n
A u s l a u f e n derartiger
gerech-
net. D i e vereinbarte B e g r e n z u n g d e r Liefermenge
ist
hinsichtlich
da
die
Beein
Grauzonenmaß-
n a h m e n vorsehen.
ihrer
Selbstversorgungsgrad
S c h u t z w i r k u n g e n den —> Kontingenten (—> K o n t i n g e n t i e r u n g )
verringern,
vergleichbar,
Als S e l b s t v e r s o r g u n g s g r a d
wird
das
die Verteilung der entstehenden R e n -
V e r h ä l t n i s der inländischen Produkti-
ten h i n g e g e n nicht. Die reduzierte A n -
on eines b e s t i m m t e n G u t e s zur inlän-
gebotsmenge
dischen
auf
dem
geschützten
M a r k t hat dort c.p. eine Preissteige-
N a c h f r a g e desselben
Gutes
bezeichnet.
r u n g z u r Folge. Die hierdurch redu-
Sequencing der Transformation
zierte K o n s u m e n t e n r e n t e schafft ihrerseits Renten f ü r alle Anbieter auf die-
Das Sequencing
sem M a r k t . E s profitieren somit d i e
b e h a n d e l t die zeitliche A b f o l g e , den
h e i m i s c h e Industrie
U m f a n g und die D a u e r transformati-
des
geschützten
Sektors, die d e m A b k o m m e n
unter-
inländischer
Konsumentenrente
formationspolitik), die erforderlich und
an
geeignet
wer-
der
umzuwandeln.
her W a h r s c h e i n l i c h k e i t auf einen inflationsfreien W a c h s t u m s p f a d
g e s c h ü t z t e Industrie. D a es a u ß e r d e m
und d a b e i die sozialen
v e r s c h i e d e n e Möglichkeiten der U m -
P l a n w i r t s c h a f t e n w u r d e das
s c h r ä n k u n g nicht in j e d e m Fall z u m
Entwicklungsländern Vermeidung
Sequen-
cing von R e f o r m e n anhand von —»
Erfolg f ü h r e n .
oder
des
Bereits vor d e m Z u s a m m e n b r u c h der
D i v e r s i o n - E f f e k t ) , m u ß die Exportbe-
häufig
führen
Kosten
U b e r g a n g s minimieren.
g e h u n g gibt ( U p g r a d i n g - E f f e k t , T r a d e -
werden
Das
T r a n s f o r m a t i o n s s c h r i t t e n , die mit ho-
tektion den A n p a s s u n g s d r u c k für d i e
Abkommen
Zentralverwal-
Ziel ist die A n g a b e einer A b f o l g e von
zeitig v e r m i n d e r t j e d o c h jede —> Pro-
Beendigung
eine
Marktwirtschaft
heimi-
schen Industrie gerechtfertigt. Gleich-
Die
sind,
t u n g s w i r t s c h a f t in eine f u n k t i o n s f ä h i g e
den mit d e m H i n w e i s auf n o t w e n d i g e Anpassungsmaßnahmen
Transformation
onspolitischer M a ß n a h m e n (—> Trans-
w o r f e n e n A n b i e t e r und sonstige ausl ä n d i s c h e Anbieter. D i e Verluste
der
untersucht.
Bis
zur
e t w a 19B9 erfolgte die Orientierung an
von
folgendem Sequencing-Konzept:
Am
H a n d e l s k r i e g e n geschlossen. Sie g e -
A n f a n g stand die m a k r o ö k o n o m i s c h e
w a n n e n in d e n vergangenen
Stabilisierung
zwanzig
mit der A u f g a b e ,
die
Jahren nicht zuletzt d e s h a l b an B e d e u -
Inflation zu b e k ä m p f e n u n d —» Zah-
tung, weil sie im —> G A T T - V e r t r a g s -
l u n g s b i l a n z u n g l e i c h g e w i c h t e (—» Zah-
w e r k nicht ausdrücklich geregelt w a -
lungsbilanz) zu eliminieren, an zweiter
299
Sequencing der Transformation
Stelle k a m e n m i k r o ö k o n o m i s c h e
Re-
ralisierungen ist e n o r m u n d die Zahl
f o r m e n , deren A u f g a b e d a r i n bestand,
d e r zu privatisierenden
über d e n P r e i s m e c h a n i s m u s die A n g e -
ist sehr groß. D a h e r m ü s s e n b e i m Se-
botsseite
q u e n c i n g der T r a n s f o r m a t i o n die un-
auf
einen
Pfad
höheren
Unternehmen
W a c h s t u m s zu bringen.
terschiedlichen
D i e wichtigsten I n s t r u m e n t e der m a -
berücksichtigt werden.
kroökonomischen
G r o ß e Einigkeit besteht in den
Stabilisierungspoli-
tik sind die Liberalisierung der Preise,
Anfangsbedingungen Vor-
schlägen z u m S e q u e n c i n g der T r a n s -
der finanzpolitische B u d g e t a u s g l e i c h ,
f o r m a t i o n darin, d a ß a m A n f a n g insti-
eine nichtinflationäre G e l d m e n g e n p o -
tutionelle
litik u n d eine W e c h s e l k u r s p o l i t i k (—>
w e l c h e die Anreizstruktur einer V o l k s -
R e f o r m e n stehen
müssen,
W e c h s e l k u r s e ) , die nichttragbare Lei-
w i r t s c h a f t festlegen: die S c h a f f u n g ei-
stungsbilanzdefizite
n e s adäquaten
dennoch
die
vermeidet
und
Rechtssystems
sowie
Leistungsbilanzkonver-
von Eigentumsrechten, die E i n f ü h r u n g
tibilität (-> Konvertibilität) der W ä h -
von Vertrags- und U n t e r n e h m e n s r e c h t
r u n g aufrechterhält. Mikroökonomische
etc. Gleichzeitig sollte mit m a k r o ö k o und
strukturelle
n o m i s c h e n Stabil i s i e r u n g s m a ß n a h m e n
M a ß n a h m e n u m f a s s e n die —» Handels-
geld- u n d fiskalpolitischer Art b e g o n -
politik (—» Zölle, Q u o t e n und —> E x -
nen w e r d e n , u m d a s g e s a m t w i r t s c h a f t -
portsubventionen),
liche A n g e b o t u n d
die
Umstrukturie-
die
gesamtwirt-
rung u n d A n p a s s u n g des industriellen
schaftliche Nachfrage zum Ausgleich
S e k t o r s sowie die V e r b e s s e r u n g
zu bringen, den G e l d ü b e r h a n g zu be-
Finanzsektors
(Bankensystem,
des Zins-
seitigen
sätze, Kreditlinien etc.). Nach
1989 w u r d e
das
und
den
Staatshaushalt
zu
konsolidieren. D e s weiteren m u ß ein Sequencing-
n o m i n a l e r A n k e r - ein G e l d m e n g e n -
K o n z e p t dahin g e h e n d geändert, d a ß
oder ein Wechselkursziel (—> W e c h -
n u n m e h r gleichzeitig mit der m a k r o -
selkurse)
ökonomischen
eingebaut
—> Stabilisierung
be-
- zur
Systemstabilisierung
werden.
Einigkeit
besteht
s t i m m t e strukturelle R e f o r m e n durch-
auch
g e f ü h r t w e r d e n sollten. D i e s e s K o n -
vollständige —> Liberalisierung des —»
weitgehend
zept ist auch f ü r die —> Systemtrans-
Kapitalverkehrs
formation
der
wichtige
relevant.
Es
Unterschiede
marktorientierten
gibt
jedoch
darüber, erst
daß
die
zum
Abschluß
Systemtransformation
erfolgen
zwischen
soll, u m spekulative Attacken zu ver-
Entwicklungslän-
m e i d e n , während bereits relativ f r ü h -
dern u n d den postsozialistischen L ä n -
zeitig mit der Freigabe d e s langfristi-
dern: in letzteren fehlen nahezu alle
gen Kapitalverkehrs b e g o n n e n w e r d e n
rechtlichen u n d institutionellen
Vor-
sollte, u m den Z u f l u ß von A u s l a n d s k a -
a u s s e t z u n g e n f ü r eine M a r k t w i r t s c h a f t ,
pital (—» Direktinvestitionen; —» Port-
das A u s m a ß an n o t w e n d i g e n Preislibe-
folioinvestitionen) zu e r m ö g l i c h e n .
300
Sequencing der Transformation
demgegenüber
wird die I n e f f i z i e n z der U n t e r n e h m e n
über die weiteren R e f o r m s c h r i t t e . Ins-
Uneinigkeit
besteht
gesenkt. A n d e r e r s e i t s k a n n eine H a n -
b e s o n d e r e ist umstritten, ob m i t d e r
delsliberalisierung bei n o c h n i c h t ab-
makroökonomischen
g e s c h l o s s e n e r Stabilisierung (z.B. bei
Stabilisierung
auch eine R e f o r m d e s F i n a n z s y s t e m s ,
noch v o r h a n d e n e m
vor allem der A u f b a u eines f u n k t i o n s -
hoher Inflation) zu einer E r h ö h u n g des
fähigen, z w e i s t u f i g e n B a n k e n s y s t e m s ,
realen W e c h s e l k u r s e s f ü h r e n u n d die
einhergehen m u ß o d e r erst zu e i n e m
Preissignale k ö n n e n i m m e r n o c h durch
Staatsdefizit und
späteren Z e i t p u n k t e r f o l g e n soll. D a s
die Inflation verzerrt sein.
A r g u m e n t f ü r d i e frühzeitige R e f o r m
Auch d e r richtige Z e i t p u n k t d e r Preis-
ein
freigabe ist umstritten. Sicherlich h a t
erfor-
es keinen Sinn, den A u ß e n h a n d e l o h n e
derlich ist, das v.a. d a f ü r sorgt, d a ß d i e
Preisfreigabe zu liberalisieren, da j a
Kreditexpansion g e s t o p p t wird, d a m i t
der A u ß e n h a n d e l g e r a d e dazu beitra-
die
gen soll, die ' r i c h t i g e n ' relativen Prei-
des
Finanzsystems
lautet,
daß
funktionsfähiges Finanzsystem
Stabilisierungspolitik
überhaupt
greifen kann. I m S o z i a l i s m u s hatte d a s
se im R e f o r m l a n d zu etablieren. U n -
Finanzsystem nur untergeordnete Be-
klar ist j e d o c h , ob P r e i s f r e i g a b e und
deutung; es m u ß völlig u m g e b a u t u n d
Stabilisierung der Privatisierung vor-
seine Bilanzen m ü s s e n von ' s c h l e c h -
ausgehen sollen o d e r o b die
t e n ' , d.h. nicht m e h r einforderbaren,
kehrte
Krediten
Preisfreigabe und
bereinigt
werden.
Darüber
Reihenfolge
umge-
vorzuziehen
ist.
Privatisierung
be-
hinaus ist d a s F i n a n z s y s t e m f ü r die
dingen sich z u m großen Teil g e g e n s e i -
T r a n s f o r m a t i o n wichtig, da dort Er-
tig: o h n e Preisfreigabe fehlen K n a p p -
sparnisse a k k u m u l i e r t , Risiken
heitssignale
trans-
f ü r die P r o d u k t i o n
und
formiert und d a s M a n a g e m e n t der U n -
ohne Privatisierung ist n i e m a n d vor-
t e r n e h m e n indirekt kontrolliert
wird.
h a n d e n , der a u f diese K n a p p h e i t s s i g -
G e g e n eine s o f o r t i g e Liberalisierung
nale reagiert. Statt d e s s e n kann es für
des F i n a n z s y s t e m s spricht vor allem,
das M a n a g e m e n t viel l o h n e n d e r sein,
d a ß die dazu n o t w e n d i g e Kreditberei-
mit den A r b e i t n e h m e r n z u s a m m e n z u -
nigung der B i l a n z e n z u m Z u s a m m e n -
arbeiten und s o über L ö h n e , vermie-
bruch
d e n e Entlassungen
des
noch
kapitalschwachen
unterlassene
Investitionen
Strittig ist auch, o b die Liberalisierung
a u f z u b r a u c h e n . A n d e r e r s e i t s k a n n eine
des —» A u ß e n h a n d e l s gleichzeitig mit
frühzeitige Privatisierung zu e i n e m zu
der
makroökonomischen
den
und
B a n k e n s y s t e m s f ü h r e n könnte.
Restkapitalstock
schnellen Z u s a m m e n b r u c h
Stabilisie-
führen und
zu über
vieler
rung erfolgen soll. M i t der (partiellen)
Unternehmen
Freigabe des A u ß e n h a n d e l s sollen in-
hohe Arbeitslosigkeit d a s Gelingen der
eine
ländische U n t e r n e h m e n unter W e t t b e -
S y s t e m t r a n s f o r m a t i o n i n s g e s a m t infra-
werbsdruck gesetzt werden. Dadurch
ge stellen. U n p r o b l e m a t i s c h ist dage-
301
Sequencing der Transformation
Strategie scheint daher auch weniger glaubwürdig. Uberwiegend wird daher einem Big Bang der Vorzug gegeben. Demnach könnte das Sequencing der Transformation wie folgt aussehen: - Institutionelle Reformen gekoppelt mit Preisfreigabe, makroökonomischer Stabilisierung und dem Aufbau eines zweistufigen Bankensystems
gen die sehr frühe Privatisierung kleiner und mittlerer Unternehmen, die Förderung von Untemehmensneugründungen (bottom-up Privatisierung) und die Aufteilung von Großkonglomeraten in einzelne Unternehmen (Kommerzialisierung). Auch Wohnungen sollten so schnell wie möglich privatisiert werden, um die Reallokation der Arbeit zu ermöglichen. Die Unsicherheit über das richtige Sequencing der Transformation rührt zumindest teilweise daher, daß es politische Beschränkungen für den Transformationsprozeß gibt. Zu jedem Zeitpunkt muß eine hinreichend große Zustimmung in der Bevölkerung zur Transformation bestehen, da ansonsten die jeweilige Regierung gestürzt werden kann. Darüber hinaus muß die Transformationsstrategie auch glaubwürdig sein, um die gewünschten Effekte zu erzielen.
- Privatisierung, wobei große Staatsuntemehmen von (mehreren) Privatisierungsagenturen übernommen und allmählich reorganisiert, verkauft oder liquidiert werden, verbunden mit der Freigabe des Außenhandels, wobei gegebenenfalls temporär Zölle und Exportsubventionen angebracht sein können - Restrukturierung der Volkswirtschaften und vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Allerdings hängt die Schrittfolge im Detail von der jeweiligen Ausgangssituation ab und muß daher nicht für alle Länder identisch sein.
Diskutiert wird in diesem Zusammenhang die Geschwindigkeit des Transformationsprozesses als Ganzes und der einzelnen Schritte; die Wahl besteht zwischen einem —> Big Bang oder einem gradualistischen Vorgehen. Letzteres scheint den Vorteil zu haben, daß die volkswirtschaftlichen Kosten (Transformationskrise mit Outputriickgang und Arbeitslosigkeit) über die Zeit anfallen und daher die Zustimmung zur Reform nicht gefährden. Andererseits reicht die administrative Kapazität der staatlichen Institutionen nicht dazu aus, einen graduellen Systemübergang zu steuern; diese
Literatur: Apolte, Thomas/ Cassel, Dieter (1994): Timing und Sequencing im Transformationsprozeß: Gibt es eine optimale Transformationsstrategie? In: Hölscher, Jens et al. (Hrsg.): Bedingungen ökonomischer Entwicklung in Zentralosteuropa, Bd. 2: Wirtschaftiche Entwicklung und institutioneller Wandel. Metropolis: Marburg, S. 11-36. Funke, Norbert (1993): Timing and Sequencing of Reforms: Competing
302
SITC
Skalenerträge
Views and the Role of Credibility. Kyklos, Vol. 46, Fase. 3, S. 337-362. McKinnon, Ronald I. (1993): The Order of Economic Liberalization. Financial Control in the Transition to a Market Economy. The Johns Hopkins University Press: Baltimore und London, 2. Aufl.
Skalenerträge charakterisieren eine Technologie unter dem Aspekt, ob sich der Output infolge einer Veränderung aller Inputmengen über-, unteroder direktproportional verändert. Es sei X ein Inputvektor zur Erzeugung des Outputs y und y = / ( x ) die zugehörige Produktionsfunktion, dann impliziert
Newbery, David M. (1992): Sequencing the Transition. In: Siebert, Horst (Hrsg.): The Transition of Socialist Economies. Symposium 1991. Möhr. Tübingen, S. 161-199. Rybczynski, Tad M. (1991): The Sequencing of Reform. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 7, No. 4, S. 2634.
λ/(χ)/(λχ) abnehmende Skalenerträge für λ > 1 sowie λ/(χ) = /(λχ) konstante Skalenerträge für λ > 0 . Während die traditionelle —» Außenhandelstheorie konstante Skalenerträge und vollkommene Konkurrenz unterstellt, liegt die Betonung neuerer Ansätze auf zunehmenden Skalenerträgen. Ihr Einfluß auf den internationalen —> Handel hängt davon ab, ob die Skaleneffekte für den einzelnen Anbieter intern oder extern sind. Im erstgenannten Fall führen firmenintern sinkende Durchschnittskosten zu Größenvorteilen, die ein Preisnehmerverhalten ausschließen. Externe zunehmende Skalenerträge lassen sich dagegen mit Marktgleichgewichten bei vollkommener Konkurrenz vereinbaren, denn der Kostendegressionseffekt hängt hier vom aggregierten Output der Branche, des Landes oder des —> Weltmarktes ab. Diese Variante bildet neben der —> Faktorproportionentheorie eine eigenständige Erklärung für —>
Svindland, Eirik (1992): Das Sequencing-Problem der Systemtransformation in Mittel- und Osteuropa. Kredit und Kapital, Jg. 25, S. 65-93. Zohlnhöfer, Wemer (1993): Systemtransformation als strategisches Problem: 'Stückwerks-Reformen' oder 'Großer Sprung'? Aufsätze zur Wirtschaftspolitik 38, Forschungsinstitut für Wirtschaftspolitik, Mainz. Aloys Prinz SITC Als Standard International Trade Classification wird ein gebräuchliches Verzeichnis der Vereinten Nationen zur Klassifizierung von Gütern im internationalen —> Handel bezeichnet.
303
Smithsonian Agreement
inter-industriellen Handel. Die Analyse interner zunehmender Skalenerträge geht mit einer Erweiterung der Außenwirtschaftstheorie um Modelle der unvollkommenen Konkurrenz einher. Hierdurch wird —> intra-industrieller Handel sowohl in differenzierten als auch homogenen Produkten erklärbar. Wohlfahrtsgewinne entstehen durch eine Vergrößerung der Produktvielfalt bzw. eine Verringerung inländischer Marktmacht. Darüber hinaus hat die Integration von Oligopolmodellen zu einer Neubewertung des —» Protektionismus geführt.
zu Marktpreisen an private wie auch an staatliche Akteure verkauft wurde. Trotz der kurzfristig wiedererlangten Stellung des US Dollars als internationaler Interventionswährung gelang es den Staaten mit dem Smithsonian Abkommen jedoch nicht, das internationale Währungs- und Finanzsystem zu stabilisieren. Mit dem Auszug des britischen Pfund aus dem europäischen Währungsverbund war auch das Smithsonian Agreement gescheitert. Dies war der bislang letzte Versuch, die —» Wechselkurse auf globaler Ebene institutionell zu stabilisieren.
Smithsonian Agreement
Sonderfazilitäten
Nach dem offenkundigen Scheitern des Bretton-Woods-Systems (—> Bretton-Woods-Abkommen) beschlossen die G-10 Staaten innerhalb der institutionellen Ordnung des —> Internationalen Währungsfonds eine Neufestsetzung der —» Paritäten (—> Realignment) zwischen den wichtigsten Anlagewährungen. Dieses, am 18. Dezember 1971 in den Räumen des Smithsonian Instituts beschlossene Abkommen sah eine Ausweitung der —> Bandbreiten auf 4,5% und ein umfassendes Wechselkursrealignment vor. Zusätzlich wurde der offizielle Preis einer Feinunze Gold von 35 auf 38 Dollar erhöht. Diese letzte Vereinbarung war allerdings nach der einseitig verkündeten Aufhebung der Einlösepflicht von Dollar in Gold durch die USA unbedeutend, da Gold nur noch
Als Sonderfazilitäten werden die zusätzlich zu den normalen —» Fazilitäten des —> Internationalen Währungsfonds geschaffenen Finanzierungsmöglichkeiten bezeichnet. Sie dienen vor allem der Finanzierung von besonderen Kapitalbedürfnissen der —> Entwicklungsländer. So wurde im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise die Olfazilität eingerichtet, die von 1974-76 den erweiterten Kapitalbedarf von erdölimportierenden Entwicklungsländern befriedigen sollte. Sonderwirtschaftszonen Sonderwirtschaftszonen sind eng begrenzte räumliche Gebiete innerhalb eines Staates mit besonderen Vergünstigungen (z.B. niedrigere Unternehmenssteuem, Befreiung von Importzöllen, verbilligte Bereitstellung von Infrastruktur, weniger gesetzliche
304
Sonderziehungsrechte
A u f l a g e n ) . Sie w e r d e n - meistens für Industriebetriebe
(„export
porterlösen, —> Exporte); Sonderwirt-
processing
schaftszonen
sind
nur
—>
GATT-
f r e e zones"), aber auch für Finanz-
k o n f o r m , w e n n k e i n e —* Exportsub-
dienstleistungen (sog. O f f s h o r e M ä r k -
ventionen g e w ä h r t w e r d e n .
te) - h ä u f i g v o n —> E n t w i c k l u n g s l ä n dern mit d e m Ziel errichtet, ausländi-
Literatur:
sche Investoren (—> Direktinvestitio-
Spinanger, Dean (1984): Objectives and
n e n ) a n z u z i e h e n u n d die D e v i s e n e i n -
Impact of Economic Activity Zones.
n a h m e n zu steigern.
Some Evidence from Asia. In: Welt-
S o n d e r w i r t s c h a f t s z o n e n beinhalten die
wirtschaftliches Archiv, Vol. 120, S.
Idee einer stärkeren —» Integration in den
Welthandel
ohne
64-89.
Binnen-
Weltbank (1992): Export Processing Zo-
markt vollständig zu ö f f n e n . Beispiele:
nes. Policy and Research Series 20.
Kaohsiung
Weltbank: Washington DC.
(Taiwan);
den Masan
(Süd-
korea); B a t a a n (Philippinen);
Penang
(Malaysia); S h e n z h e n (China);
Sonderziehungsrechte
Kali-
ningrad (Rußland).
A m 28.6.1969 wurde das Abkommen
M ö g l i c h e Vorteile sind die
Ausnut-
zur S c h a f f u n g eines zusätzlichen inter-
z u n g der lokalen Standortvorteile ohne
nationalen R e s e r v e m e d i u m s , der Son-
V e r z e r r u n g e n d u r c h wirtschaftspoliti-
d e r z i e h u n g s r e c h t e (SZR), im R a h m e n
sche E i n g r i f f e sowie positive A u s w i r -
d e s —> Internationalen W ä h r u n g s f o n d s
kungen
für die g e s a m t e
Volkswirt-
( I W F ) ratifiziert. Bis z u diesem Zeit-
schaft
durch
Technologietransfer,
punkt k o n n t e die internationale —> Li-
Arbeitskräften
quidität im w e s e n t l i c h e n in Reserven
Ausbildung
von
und
L i e f e r v e r f l e c h t u n g e n mit d e m übrigen
(70%, d a v o n 5 2 % Gold), d. h. Z a h -
Staatsgebiet;
lungsmittel
grundsätzlich
sind
alle
ohne
irgendwelche
Bin-
diese Vorteile j e d o c h auch d u r c h ge-
d u n g e n , u n d —> Z i e h u n g s r e c h t e b e i m
nerelle
errei-
IWF
(30%)
Mit-
SZR
sind
—» Liberalisierung
zu
chen. M ö g l i c h e Nachteile sind
unterschieden
von den
werden.
Devisenkrediten
n a h m e e f f e k t e d u r c h Verlagerung von
( Z i e h u n g s r e c h t e n ) des I W F abgeleitet,
Investitionen
besitzen aber a u f g r u n d von
aus
anderen
Regionen
zusätzli-
d e s s e l b e n Staates s o w i e zu teure staat-
chen G e l d f u n k t i o n e n einen Sondersta-
liche
tus, d e r sich aus den (theoretisch) be-
Vorleistungen
um
ungünstige
Standortfaktoren zu k o m p e n s i e r e n ; die
dingungslosen
Bedeutung
Sonderwirtschaftszo-
keiten und des d a u e r h a f t e n B e s t a n d e s
n e n ist i n s g e s a m t gering ( 1 9 9 0 welt-
auch n a c h d e m A b l a u f eines Kreditge-
weit ca. 5 0 0 . 0 0 0 B e s c h ä f t i g t e in Son-
s c h ä f t e s mit S Z R ergibt. Der W e r t der
d e r w i r t s c h a f t s z o n e n , nur geringer A n -
SZR
teil an den j e w e i l i g e n nationalen E x -
später an einen —» W ä h r u n g s k o r b (seit
von
305
wurde
Verwendungsmöglich-
zunächst
an d a s
Gold,
Sorten
1991: US-Dollar 4 0 % , D M 2 1 % , Y e n
obern. Sie w e r d e n h e u t e ü b e r w i e g e n d
17%, P f u n d u n d Franc j e 11%) gekop-
für T r a n s a k t i o n e n mit d e m I W F e i n g e -
pelt u n d die V e r z i n s u n g ü b e r einen
setzt und m a c h e n 1994 n u r m e h r 2 %
Schlüssel
der N i c h t - G o l d —> W ä h r u n g s r e s e r v e n
kurzfristiger
festgelegt.
Den
Marktzinsen
aus.
Teilnehmerländern
w u r d e n z w i s c h e n 1970 und 1972 9 , 3
Sorten
M r d . u n d 1979 bis 1981 n o c h einmal 12,1 M r d . S Z R ($17,2 Mrd.) zugeteilt.
Bezeichnung für ausländische Münzen
Die
und B a n k n o t e n .
Liquiditätsbindung
Woods-Systems
des
Bretton
(—» B r e t t o n - W o o d s -
Spezialhandel
A b k o m m e n ) an d a s A n g e b o t von U S D o l l a r (—» T r i f f i n - D i l e m m a ) hatte seit
Im S p e z i a l h a n d e l werden die E i n f u h r
E n d e d e r 50er J a h r e zu B e s t r e b u n g e n
von G ü t e r n aus d e m A u s l a n d u n d aus
n a c h e i n e m zusätzlichen ' e c h t e n ' R e -
F r e i h a f e n - b e z i e h u n g s w e i s e Zollagern
s e r v e m e d i u m und in den 6 0 e r Jahren
erfaßt.
zu einer Diskussion u m die A b l ö s u n g
Stabilisierung
d e s Dollars durch eine neue Liquidität g e f ü h r t . Der
mit einer
zusätzlichen
U n t e r Stabilisierung versteht m a n die
V e r k e h r s r e s e r v e ( R e s e r v e s to spend)
Senkung
v e r b u n d e n e geldpolitische A u t o n o m i e -
A r b e i t s l o s e n q u o t e auf ein
verlust
akzeptiertes Niveau sowie die
der
(Devisenbilanz-)
Uber-
Infiationsrate u n d
der
allgemein
s c h u ß l ä n d e r (—> Z a h l u n g s b i l a n z ) u n d d e r U S A verhinderten auch nach d e m
Bruttoinlandsprodukts und d i e Herstel-
U b e r g a n g zu flexiblen —> W e c h s e l k u r -
lung
sen den A u s b a u der S Z R zu einem in-
G l e i c h g e w i c h t s (—> A u ß e n w i r t s c h a f t s -
ternationalen Geld mit einer zentralen
gleichgewicht). Stabilisierung als Pro-
Währungsbehörde
zeß erfordert o f t d a s E i n g e h e n
Hinter-
Veränderungsrate
Glät-
tung
(IWF) im
der
der
eines
d e s —>
außenwirtschaftlichen
von
g r u n d e b e n s o , wie die K o p p e l u n g d e r
K o m p r o m i s s e n , da die Stabilisierungs-
SZR
ziele nicht nur neutral o d e r k o m p l e -
mit
der
Entwicklungsfinanzie-
r u n g (Link). So konnten sie sich b i s
mentär,
heute
z u e i n a n d e r stehen können. Ein Stabi-
durch
ihre b e s c h r ä n k t e n
satzmöglichkeiten tionen) zwischen
Ein-
sondern
auch
konfligierend
(Tauschmittelfunk-
lisierungsdilemma
Regierungen,
w e n n miteinander konfligierende Sta-
IWF
kann
entstehen,
u n d einigen ' O t h e r h o l d e r s ' , u n d trotz
bilisierungsziele
d e s schrittweisen A b b a u s der R e k o n -
sind und mittels Stabilisierungspolitik
stituierungspflicht von
beeinflußt w e r d e n
SZR-Mindest-
b e s t ä n d e n ( R e s e r v e s to hold),
rungsdilemmata
keine
Rolle
verletzt
sollen.
Stabilisie-
entstehen
besonders
leicht in E n t w i c k l u n g s - und T r a n s f o r -
ü b e r eine R e c h n u n g s e i n h e i t u n d Kreditfazilität h i n a u s g e h e n d e
gleichzeitig
mationsländern (—» Mittel- u n d O s t e u -
er-
306
Standards
r o p ä i s c h e R e f o r m s t a a t e n ) , d a binnen-
d e r u n g e n für die P r o d u k t i o n s v e r f a h r e n
u n d a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e Instabilitäten
(sog.
n e b e n e i n a n d e r b e s t e h e n u n d o f t nur
diskutiert, aber o h n e verbindliche Er-
Öko-
bzw.
Sozial-Standards)
ein Teil des stabilisierungspolitischen
gebnisse.
I n s t r u m e n t a r i u m s zur V e r f ü g u n g steht (z.B. w e g e n der U n t e r e n t w i c k l u n g d e s
Literatur:
inländischen
Grossmann, Harald/ Koopmann, Harald
Geld-
und
Kreditsy-
stems).
(1994): Sozialstandards für den internationalen Handel? Wirtschaftsdienst,
Standards
Vol. 74, S. 85-91. wie
Scholz, Imme/ Wiemann, Jürgen (1993):
b e i s p i e l s w e i s e t e c h n i s c h e N o r m e n . Ihr
Ökologische Anforderungen an Kon-
S t a n d a r d s sind Qualitätsmuster,
Ziel ist die größere M a r k t t r a n s p a r e n z
sumgüter als neue Herausforderung für
d u r c h normierte
Entwicklungsländerexporte
Eigenschaften
Verbraucherschutz durch
oder
Deutschland.
Mindestan-
Bewertungsstandards
der Bilanzierung). S t a n d a r d s
nach Institut
für
Entwicklungspolitik: Berlin.
f o r d e r u n g e n (z.B. Sicherheitsstandards f ü r Geräte,
Deutsches
in
Standortwettbewerb
können
aber zur versteckten —> Diskriminie-
Die g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n Z i e l e , ste-
rung ausländischer
tiges W i r t s c h a f t s w a c h s t u m u n d
z.B.
durch
Standards
Produkte
Anwendung differenzierten
führen,
von
nach
B e s c h ä f t i g u n g veranlassen
Zolltarifen
u n d andere Institutionen
hohe
politische
Maßnahmen
(—» Zölle) oder d u r c h teure U b e r p r ü -
zu
f u n g s v e r f a h r e n f ü r —> Importe. D a h e r
Wettbewerbsfähigkeit
einer
Region
sind in der —» T o k i o - R u n d e G r u n d s ä t -
h e r b e i f ü h r e n , erhalten oder
steigern.
ze über die Zulässigkeit von Standards
Mit Hilfe der H e r a u s b i l d u n g u n d / o d e r
im
—»
Außenhandel
ergreifen,
die
die
internationale
verabschiedet
Stärkung von Pull-Faktoren (z.B. mo-
w o r d e n ( A g r e e m e n t on Technical Bar-
derne und l e i s t u n g s f ä h i g e Infrastruktur
riers to Trade).
sowie qualifizierte u n d
Inhalt: Einhaltung
kriminierungsprinzips mögliche
Transparenz,
Anerkennung
durch
Ar-
duktionsfaktoren a u s d e m A u s l a n d zu
größt-
attrahieren.
gegenseitige
gleichwertiger,
flexible
beitskräfte) w i r d versucht, m o b i l e Pro-
d e s —> Nichtdis-
Durch
den
Abbau
und/
von
Push-
oder die A b s c h w ä c h u n g
aber
nicht identischer S t a n d a r d s und Z u -
Faktoren
(beispielsweise
Substanz-
s a m m e n a r b e i t bei der —> H a r m o n i s i e -
steuererhebung und U m w e l t s c h u t z a u f -
r u n g von Standards. W ä h r e n d der —>
lagen) sollte v e r m i e d e n w e r d e n , d a ß
Uruguay-Runde
Inländer
w u r d e über
Einfüh-
Ressourcen
nicht
effizient
r u n g international verbindlicher ö k o -
einsetzen b z w . einer V e r w e n d u n g im
logischer oder sozialer M i n d e s t a n f o r -
A u s l a n d z u f ü h r e n . Letzteres ist nicht
307
Sterilisierung von Devisenmarktinterventionen
im Sinn von markterschließenden oder marktsichernden Maßnahmen zu verstehen; diese sind das Resultat von Pull-Faktoren des Gastlandes und führen tendenziell zu einer Verbesserung der einzel- und gesamtwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit für das Herkunftsland.
Stolper-Samuelson-Theorem Das Stolper-Samuelson-Theorem formuliert einen Zusammenhang zwischen —> Protektion und Einkommen beziehungsweise zwischen Zollveränderungen (—> Zölle) und Einkommensveränderungen. Es steht im Zusammenhang mit dem —» Faktorproportionentheorem.
Der Wettbewerb der Regionen wird um so stärker, je mobiler die Produktionsfaktoren sind. Dies ist bei Humankapital und Geldkapital vor allem abhängig vom Stand der Kommunikationstechnologien und dem Ausbau der KommunikationsinfrastruktuT. Die Verkehrsinfrastruktur bestimmt vorrangig die Beweglichkeit von Sachkapital und materiellen Vorleistungen. Bei dem Faktor Arbeit steht der Aspekt der Freizügigkeit im Vordergrund. Den einzelnen Determinanten übergeordnet ist der Grad der wirtschaftlichen und politischen Integration der Regionen; es besteht ein positiver Zusammenhang.
Dem Stolper-Samuelson-Theorem zufolge erhöhen Zölle die Einkommen für relativ knappe Güter und senken die Einkommen für relativ reichliche Güter. Der Zusammenhang läßt sich in der Realität dadurch begründen, daß hohe Zölle ein Monopol auf dem abgeschütteten nationalen Markt schaffen können, welches dem Anbieter durch die Einführung von —» Freihandel verloren gehen kann. Wirtschaftspolitisch betrachtet optieren Monopolisten daher für Marktabschottung, während Industrien, die auf dem Heimatmarkt bereits Konkurrenz ausgesetzt sind, eher für Marktöffnung plädieren.
Als Konsequenz des Standortwettbewerbs wird oftmals eine Deregulierung von Mindeststandards etwa im Bereich des Umweltschutzes und eine Aushöhlung des Sozialstaatsprinzips befürchtet. Diese These verkennt allerdings die effizienzsteigernde Wirkung von Regulationen und normativen Rahmenbedingungen.
Literatur: Stolper, W. F./ Samuelson, P. A. (1941/ 42): Protection and Real Wages, Review of Economic Studies 9, S. 58-73. Strategische Handelspolitik Strategische —» Handelspolitik bezeichnet protektionistische Maßnahmen (—» Protektionismus), die in einer statischen (einstufigen) Betrachtung zu keiner Wohlfahrtssteigerung des betreffenden Landes führen, sondern
Sterilisierung von Devisenmarktinterventionen —> Devisenmarktinterventionen
308
Strategische Handelspolitik
nur in einem dynamischen Kontext op-
zweistufige
timal sind. Ihr Anwendungsbereich er-
sten Stufe wählt die inländische Re-
streckt sich auf internationale Märkte,
gierung í dergestalt, daß
die durch oligopolistische —> Interde-
Spielstruktur.
Auf der er-
du dn dn da dn da* _ m — = 1μ =0 w ds d s d a ds d a* ds
pendenzen gekennzeichnet sind. Die Funktionsweise beruht darauf, das Verhalten ausländischer Anbieter zu-
gilt. Der optimale Wert heißt sc . Auf
gunsten eines höheren Marktanteils in-
der zweiten Stufe maximieren die Fir-
ländischer Produzenten zu beeinflus-
men ihre Auszahlung bezüglich
sen.
bzw. a*(s)
f ü r ein gegebenes s. Der
Summand
(d π / d a*) / (3 a * Id s)
Zur
Abgrenzung
nicht strategischen
strategischer
von
Maßnahmen
wer-
entspricht dem
strategischen
a(s)
Effekt,
über den eine Einflußnahme auf das
den zunächst die auf einem internationalen Oligopolmarkt konkurrierenden
nachgelagerte Optimierungskalkül der
Exportbranchen (—> Exporte)
zweier
Oligopolisten möglich ist. Diese Vor-
Länder (In- und Ausland) untersucht.
gehensweise korrespondiert mit einem
Um die strategische Wirkung handels-
Nash-Gleichgewicht in „Closed-loop"-
politischer Maßnahmen von den übli-
Strategien. W e n n dagegen keine Be-
cherweise analysierten —» Terms-of-
einflussung des ausländischen Akteurs
Trade-Effekten
wird
über 5 möglich ist, werden die Auszah-
angenommen, daß in beiden Ländern
lungsfunktionen bezüglich aller drei
kein K o n s u m des Exportgutes stattfin-
Variablen simultan optimiert. Hierbei
det.
entfällt der strategische Effekt, da der
Strategische Handelspolitik zielt darauf
optimale s-Wert
ab, die Bedingungen, von denen die
zeichnet) nun die Bedingung
zu
separieren,
Lösung des Oligopolspiels auf dem Drittmarkt
abhängt,
Maßnahmen
durch
zugunsten
der
¿ π
geeignete
=
3 π
ds
inländi-
+
d s
(er wird als
3 π ώ
be-
= ( )
(2)
d a ds
schen Anbieter zu beeinflussen, und
erfüllt.
zwar auf einer vorherigen
Gleichgewicht in „Open-loop"-Strate-
dungsstufe.
Entschei-
Bezeichne
Das
resultierende
Nash-
gien entspricht folglich einem
nicht
π (s, a(s), a * (s)) bzw.
strategischen Einsatz der Variablen s.
π * (s, a(s), a * (s))
Die Existenz eines Closed-loop-Gleich-
a bzw. a *
die Auszahlung,
die Entscheidungsvaria-
gewichts mit der Eigenschaft sc * s°
ble eines inländischen bzw. ausländi-
stellt jedoch noch keine hinreichende
schen Dyopolisten sowie 5 die han-
Bedingung f ü r die Wirksamkeit
delspolitische Instrumentvariable
strategischen M a ß n a h m e dar. /
Inlandes, dann erfordert ein
des
strategi-
darüber hinaus
scher Einsatz von s eine (mindestens)
(glaubwürdig)
309
absolut
der muß
irreversibel
sein. Andernfalls könn-
Strategische Handelspolitik
te der ausländische Konkurrent den bei
π ( j c , a ( i c ) , a * (s c )) und
Abwesenheit der strategischen
π (sv,aM(sv
nahme optimalen Wert a*(s°
Maß-
aM(s)
) setz-
)) zu vergleichen, wobei
den optimalen
0(5)-Wert im
ten. Damit entfiele der strategische E f -
Monopolfall darstellt.
fekt in (1). Folglich wäre Bedingung
Ein positiver Wohlfahrtseffekt
(2) relevant und s°
obigen Grundmodell durch sog. rent
optimal, womit )
shifting erzielt, d. h. die Gewinne in-
dagegen irreversibel, so
ländischer Anbieter werden zulasten
sich das Gleichgewicht a(s° ),a*(s° c
ergäbe. Ist s bleibt
c
a(s )
wird im
und
folglich
ausländischer
auch
Eigenschaft V V π *(s ,a(s ),a*(s
Konkurrenten
erhöht.
Ein Anreiz zur Ausübung strategischer
a * (sc ) optimal. und Richtung der Die Ausprägung strategischen Maßnahme (Vergleich der Größen sc und s° ) hängt davon ab, ob die Auszahlung des ausländischen Kontrahenten steigend oder fallend in 5 ist. Außerdem ist die Struktur der oligopolistischen Interdependenz maßgeblich, und zwar unter dem Kriterium, ob die marginale Auszahlung der Spieler eine fallende (strategische Substitute) oder steigende (strategische Komplemente) Funktion der Entscheidungsvariablen des Kontrahenten ist. Das Cournot-Modell (fallende Reaktionsfunktionen) stellt ein klassisches Beispiel für den erstgenannten und das Bertrand-Modell (steigende Reaktionsfunktionen) für den zweiten Fall dar. Die resultierenden vier Fälle können schließlich noch unter dem Aspekt unterteilt werden, inwieweit eine Verdrängung des ausländischen Anbieters bzw. die Verhinderung seines Markteintritts gegenüber einer Maximierung der Oligopolauszahlung des inländischen Akteurs optimal ist. Existiert ein Wert s v , j l * sc, mit der
Handelspolitik
besteht genau
dann,
wenn die Kosten der strategischen Maßnahme geringer als die Profitsteigerung sind. Im viel diskutierten Branderl Beispiel
Spencer-
wird Cournot-Verhalten un-
terstellt. Hier kann durch eine —> Exportsubvention
ein
Rent-shifting-Ef-
fekt erzielt werden, der das Subventionsvolumen übertrifft.
In der Graphik verschiebt sich die Reaktionskurve der inländischen Firma,
V
deren entscheidungsrelevanten Grenz-
)) = 0 ,
kosten um den Subventionsbetrag ver-
so sind die Auszahlungen
ringert
310
werden, nach rechts. Damit
Strategische Handelspolitik
ergibt sich ein für sie profitableres Cournot-Gleichgewicht. Die optimale Subvention erlaubt dem inländischen Anbieter eine glaubwürdige Aufrechterhaltung des Stackelberg-Outputs. Es ist jedoch zu prüfen, ob eine Verdrängung des Konkurrenten mittels eines höheren s-Wertes optimal ist. Außerdem kann der Marktanteil des ausländischen Anbieters bereits bei einem geringeren Subventionsbetrag als s c das mindestens zur Kostendeckung erforderliche Niveau unterschreiten. Änderungen des Oligopoltyps können allerdings zur gegenteiligen Schlußfolgerung führen. Wird z.B. BertrandKonkurrenz (strategische Komplemente) unterstellt, so kann die erwünschte strategische Wirkung nur mit einem Exportzoll erzielt werden. Werden handelspolitische (Gegen-) Maßnahmen des Auslandes einbezogen, so optimieren beide Regierungen das Niveau der strategischen Variable in der ersten Spielstufe nach Maßgabe des jeweiligen Feedbacks auf das in der darauffolgenden Periode stattfindende Oligopolspiel. Im Falle strategischer Substitute resultiert eine dem Gefangenendilemma (—> Kooperation, internationale) ähnliche Situation, denn jede Regierung hat stets einen Anreiz zur —> Exportsubventionierung, falls das andere Land nicht subventioniert. Im Gleichgewicht ergibt sich ein Subventionsvolumen, welches die Wohlfahrt beider Länder unter das —» Freihandelsniveau senkt; ein unilateraler Verzicht würde das betreffende
Land noch schlechter stellen. Nur eine kooperative Lösung ließe den bilateralen und damit Pareto-optimalen Verzicht zu. Betrachtet man einen inländischen Oligopolmarkt, dessen Anbieter sich einer ausländischen, ebenfalls oligopoIistischen Konkurrenz gegenüber sehen, dann sind strategische Maßnahmen der Importbeschränkung möglich. Die Wohlfahrtsanalyse - etwa im Falle eines Importzolls - umfaßt drei unterschiedliche Effekte: eine Verringerung der inländischen Konsumentenrente, eine Erhöhung der inländischen Profite und Zolleinnahmen. Einen Sonderfall stellen sinkenden Grenzkosten dar. Die mit einer Protektion inländischer Firmen einhergehende Outputerhöhung reduziert gleichzeitig deren Grenzkosten, während die ausländische Konkurrenz den gegenteiligen Effekt verzeichnet. Auf diese Weise kann eine Importbeschränkung zur —> Exportförderung werden, denn die inländische Anbieter können nun in den Auslandsmarkt eindringen oder dort den bisherigen Marktanteil ausdehnen. Die Errichtung von Eintrittsbarrieren für ausländische Konkurrenten kann ebenfalls das Ziel strategischer Importpolitik sein. Literatur: Brander, J.A7 Spencer, B.J. (1985): Export Subsidies and International Market Share Rivalry, Journal of International Economics 18, S. 83-100.
311
Subcontracting
Subsidiarität
Krugman, Paul R. (1989): Industrial Organization and International Trade. In:
In der D i s k u s s i o n u m d e n —> M a a -
Schmalensee, R./ Willig, R.D. (Hrsg.):
stricht-Vertrag h a t das Subsidiaritäts-
Handbook of Industrial Organization,
prinzip e i n e p r o m i n e n t e R o l l e gespielt.
ΜΓΓ Press, Cambridge.
E s basiert auf d e m G e d a n k e n , d a ß es in e i n e m G e m e i n w e s e n
Tiróle, J. (1988): T h e Theory of Indu-
verschiedene
Z u s t ä n d i g k e i t e n f ü r die O r g a n i s a t i o n ,
strial Organization, ΜΓΓ Press, C a m -
R e g e l u n g u n d D u r c h f ü h r u n g öffentli-
bridge. Niko
c h e r A u f g a b e n gibt u n d d a ß den unte-
Paech
ren, regionalen Einheiten die Priorität z u k o m m t . Im Z u s a m m e n h a n g mit der
Subcontracting
—> E u r o p ä i s c h e n U n i o n f o l g t daraus,
Mit S u b c o n t r a c t i n g wird generell d i e
d a ß nur Politikbereiche, d i e w e d e r re-
W e i t e r g a b e d e r A u s f ü h r u n g eines A u f -
gional n o c h national gestaltet w e r d e n
trags v o n e i n e m
k ö n n e n , in den Zuständigkeitsbereich
(subcontractor)
Generaluntemehmer an
d e r e u r o p ä i s c h e n Instanzen fallen.
Subunternehmer
b e z e i c h n e t . D a s S u b c o n t r a c t i n g spielt im
entwicklungspolitischen
(—» E n t w i c k l u n g s p o l i t i k )
Subventionen
Bereich
eine
Rolle
Subventionen
sind
finanzielle
Ver-
auf d e m G e b i e t d e r Industriekoopera-
g ü n s t i g u n g e n aus ö f f e n t l i c h e n Mitteln,
tion (—> U n t e r n e h m e n s k o o p e r a t i o n , in-
häufig
ternationale). D a r u n t e r w e r d e n allge-
wettbewerbsfähigen
mein U n t e r n e h m e n s b e z i e h u n g e n
L a n d w i r t s c h a f t , S c h i f f b a u , Bergbau).
standen, die über reine
ver-
f ü r international
nicht
mehr
Branchen
(z.B.
Lieferbezie-
N i c h t n u r direkte Z u s c h ü s s e , sondern
h u n g e n h i n a u s g e h e n . N e b e n d e m Sub-
a u c h indirekte V e r g ü n s t i g u n g e n gelten
contracting sind —> Joint Ventures ein
als S u b v e n t i o n e n (z.B. spezielle Steu-
w i c h t i g e s I n s t r u m e n t der Industrieko-
ererleichterungen,
operation.
verbilligte Bereitstellung von G r u n d -
Vorzugskredite,
Die B e d e u t u n g dieser Instrumente in
stücken
oder
Dienstleistungen).
Mit
der E n t w i c k l u n g s p o l i t i k ergeben sich
zunehmender
—> Liberalisierung
des
aus
Welthandels
werden
den
Zielvorstellungen
Entwicklungsländer,
ihren Anteil
der W e l t i n d u s t r i e p r o d u k t i o n gern.
der
Industriekooperationen
zu
—> an
Subventionen
i m m e r h ä u f i g e r als I n s t r u m e n t des —>
stei-
Protektionismus
stellen
genutzt.
Subventio-
n e n erfüllen nur in w e n i g e n Fällen ei-
private Aktivitäten zur Erreichung die-
n e w i c h t i g e Funktion
ses Ziels dar; sie k ö n n e n aber auch
von M a r k t v e r s a g e n (z.B. in der U m -
zur
Korrektur
von einzelnen Staaten oder von inter-
weltpolitik), in der Regel f ü h r e n sie
nationalen
j e d o c h zu V e r z e r r u n g e n d e s interna-
Organisationen
gefördert
werden.
tionalen W e t t b e w e r b s . D a h e r sind in
312
Swap-Abkommen
d e r —> T o k i o - R u n d e G r u n d s ä t z e ü b e r
parative Kostenvorteile ( - » T h e o r e m
die eingeschränkte
Zulässigkeit
der k o m p a r a t i v e n
Subventionen
Verfahrensregeln
für
und
von
Antisubventionsmaßnahmen
Antidumpingmaßnahmen)
und
(—>
bestimmten
Antisubventions-
verabschiedet
K o s t e n ) , die
eine
Partei g e g e n ü b e r der anderen an einem Finanzmarkt
genießt
zu
arbitrieren (—> Arbitrage). H ä u f i g wer-
worden
den F o r d e r u n g e n b z w . Verbindlichkei-
(„Code of S u b s i d i e s and C o u n t e r v a i -
ten z w i s c h e n Partnern mit sehr unter-
ling M e a s u r e s " ) . D e m n a c h sind einige
schiedlicher Bonität g e s w a p t . Grund-
Subventionen
grundsätzlich
zulässig
sätzlich unterscheidet m a n zwei Basis-
(z.B. R e g i o n a l h i l f e n , Subventionen f ü r
Swap-Transaktionen,
F o r s c h u n g u n d Entwicklung, u m w e l t -
variieren k ö n n e n , i n d e m sie miteinan-
p o l i t i s c h e S u b v e n t i o n e n ) , andere ver-
der
boten (z.B. Export-Subventionen); al-
Währungs-Swap
verbunden
die
werden. als eine
wiederum Bei
einem
Basisform
l e r d i n g s kann j e d e —> G A T T - V e r t r a g s -
wird eine K a p i t a l s u m m e einer W ä h -
partei e i n Schlichtungsverfahren ver-
r u n g und die darauf zu
l a n g e n . W e n n glaubhaft g e m a c h t wird,
Z i n s v e r p f l i c h t u n g in ein entsprechen-
d a ß d i e Subventionen eines
des
anderen
Kapitalvolumen
bedienende
mit den
damit
Staates zu starken W e t t b e w e r b s v e r z e r -
verbundenen
rungen f ü h r e n .
ner anderen W ä h r u n g getauscht. Somit werden
für
einen
ei-
Währungs-Swap
zwei Partner benötigt, die hinsichtlich
Literatur:
der L a u f z e i t und des V o l u m e n s glei-
Bourgeois, Jacques H J . (Hrsg.) (1991)
che Interessen besitzen, aber entge-
Subsidies and international trade. Klu-
g e n g e s e t z t e W ä h r u n g s b e d ü r f n i s s e ha-
w e r Deventer.
ben. Ein Z i n s - S w a p als zweite Basis-
Swap-Abkommen
f o r m f ü r eine Swaptransaktion beruht auf d e m A u s t a u s c h von zinsvariablen
S w a p a b k o m m e n sind V e r e i n b a r u n g e n
Verbindlichkeiten/
z w i s c h e n m i n d e s t e n zwei —> Zentral-
in
gen oder vice versa. I m G e g e n s a t z zu
d e m K o o p e r a t i o n s p a r t n e r kurzfristige
W ä h r u n g s - S w a p s wird bei einfachen
Wäh-
r u n g z u g e w ä h r e n . Die M e t h o d e
Forderungen
zinsfixe Verbindlichkeiten/ Forderun-
b a n k e n , in d e n e n sie sich verpflichten, D e v i s e n k r e d i t e in der eigenen
Zinsverpflichtungen
ist
dabei d e r Praxis der G e s c h ä f t s b a n k e n
Z i n s - S w a p kein A u s t a u s c h der
dem
Swapgeschäft zugrundeliegenden
Ka-
p i t a l s u m m e v o r g e n o m m e n . N e b e n den
e n t l e h n t (—> S w a p - G e s c h ä f t e ) .
beschriebenen Basis-Swap-Geschäften
Swap-Geschäfte G r u n d p r i n z i p eines Swaps ist der A u s -
wurden
von
weitere
derivative
entwickelt,
tausch von Z a h l u n g s f o r d e r u n g e n o d e r
den
Markteilnehmem Swap-Varianten
Options-Swap-Transaktio-
n e n , Z i n s - W a r r a n t s mit S w a p , Zero-
-Verbindlichkeiten mit d e m Ziel k o m -
313
System of National Accounts
B o n d s mit S w a p s , denen aber das glei-
listischen
c h e Grundprinzip des Austauschs in-
sozialistischen Planwirtschaft verstan-
härent ist.
den;
Um
die
seit
mittel-
System of National Accounts
Marktwirtschaft dem
und
zu
einer
Zusammenbruch
osteuropäischen
der
Volks-
wirtschaften versteht man darunter den
makroökonomischen
umgekehrten Ubergang von einer Z e n -
Daten
der Staaten vergleichbarer zu gestal-
tralverwaltungs- zu einer
ten,
schaft. D i e s e s Phänomen ist neu, wenn
haben
die
Vereinten
Richtlinien
für
die
Nationen
Gestaltung
Marktwirt-
der
auch marktwirtschaftsimmanente Uber-
Gesamtrech-
gangsprozesse zwischen einzelnen Ent-
nung erstellt. D i e s e s S y s t e m wird als
wicklungsstadien in Lateinamerika, Ost-
S y s t e m o f National A c c o u n t s
asien und Afrika seit etwa
volkswirtschaftlichen
(SNA)
zwanzig
bezeichnet. A l s modifizierte und w e i -
Jahren intensiv beobachtet und analy-
terentwickelte Variante des S N A g e l -
siert worden sind.
ten
V o n der Dimension her kann die S y -
derzeit
die
sogenannten
Penn
W o r l d T a b l e s , die allerdings auf d e m
stemtransformation nur mit dem W i e -
S N A aufbauen.
deraufbau und der
Systemtransformation Unter
Systemtransformation
Umstrukturierung
der deutschen Wirtschaft nach
1945
verglichen
auch
werden,
vielleicht
noch mit der Entwicklung von Japan
versteht
man einen durch zielgerichtetes politi-
und K o r e a seit Mitte des zwanzigsten
s c h e s Handeln ausgelösten Prozeß, in
Jahrhunderts.
dem
be-
Ziel der Systemtransformation ist der
ordnungskonstituierenden
Aufbau einer funktionsfähigen Markt-
ein W i r t s c h a f t s s y s t e m
stimmten
mit
Merkmalen durch ein anderes mit qualitativ
Merkmalen
wirtschaft, die einen hohen
Lebens-
ersetzt
standard garantieren soll. D o c h bevor
wird. Dabei ist ein Wirtschaftssystem
dieses Ziel erreicht werden kann, müs-
durch
anderen folgende
Komponenten
defi-
sen
verschiedene
vorübergehende
niert: ( 1 ) die rechtlichen und institutio-
Transformationsstadien
nellen Regelungen, die den Wirtschafts-
werden. Kern der Systemtransformati-
a b l a u f regulieren, ( 2 ) die Gesamtheit
on ist der Ubergang zu anderen wirt-
durchschritten
der natürlichen, sachlichen und mensch-
schaftlichen Allokationsmethoden. W ä h -
lichen Ressourcen und ( 3 ) die Abläu-
rend
f e , Beziehungen
schaft
mechanismen
und
Koordinations-
zwischen
den
Wirt-
in
der
Zentralverwaltungswirt-
staatliche
Direktiven
auf
der
B a s i s von Plänen das wichtigste Allo-
schaftssubjekten.
kationsinstrument darstellten, sind das
S e i t den zwanziger Jahren dieses J a h r -
in einer
hunderts wurde unter Systemtransfor-
der Wettbewerb. Daher sind das Preis-
mation der Ubergang von einer kapita-
314
Marktwirtschaft
Preise
und
Systemtransformation
system u n d die P r e i s b i l d u n g s v e r f a h r e n
m e n t a r i u m s f ü r die A u s f ü h r u n g
das eigentlich N e u e .
kroökonomischer Politikmaßnahmen.
D i e S y s t e m t r a n s f o r m a t i o n u m f a ß t im
D a m i t es ü b e r h a u p t zu einer S y s t e m -
e i n z e l n e n f o l g e n d e E l e m e n t e : (1) M a -
transformation k o m m t , m u ß eine 'kri-
k r o ö k o n o m i s c h e —) Stabilisierung: B e -
tische M a s s e ' an A b l e h n u n g d e s alten
seitigung
und B e f ü r w o r t u n g d e s
makroökonomischer
Un-
neuen
ma-
Wirt-
gesamtwirt-
s c h a f t s s y s t e m s erreicht w e r d e n . Dabei
s c h a f t l i c h e N a c h f r a g e und g e s a m t w i r t -
begünstigt a n f a n g s „der Schleier der
schaftliches
Unwissenheit
gleichgewichte,
so
daß
Angebot
ausgeglichen
die
Option
für
das
w e r d e n , ' H ä r t u n g ' d e r Budgetrestrik-
N e u e " (Kloten). U m den P r o z e ß aber
tionen d e s Staats u n d der U n t e r n e h -
u n u m k e h r b a r zu m a c h e n , ist es erfor-
m e n d u r c h E i n s c h r ä n k u n g der
derlich, ständig diese kritische M a s s e
lichkeiten
zur
Mög-
a u f r e c h t zu erhalten, so d a ß die Ent-
Kreditfinanzierung,
S t r a f f u n g der G e l d - u n d Finanzpolitik,
w i c k l u n g an E i g e n d y n a m i k g e w i n n t .
Aufbau eines elementaren Sicherungs-
D a s H a u p t p r o b l e m in d e r Ü b e r g a n g s -
systems. (2) M i k r o ö k o n o m i s c h e —> Li-
phase besteht darin, d a ß m a n sich in
beralisierung: P r e i s r e f o r m d u r c h Frei-
einem
gabe d e r Preise und A b b a u von —>
schen nicht m e h r Plan- u n d noch nicht
'hybriden
Mischsystem'
zwi-
Subventionen, Deregulierung der Gü-
M a r k t w i r t s c h a f t b e f i n d e t , mit d e m die
ter- und F a k t o r m ä r k t e , Liberalisierung
Wirtschaftssubjekte keine Erfahrungen
d e s —> A u ß e n h a n d e l s , H e r s t e l l u n g von
haben und w o der rechtliche und insti-
W ä h r u n g s k o n v e r t i b i l i t ä t (—> Konverti-
tutionelle
bilität). (3) Restrukturierung u n d Pri-
ständig der n e u e n W i r t s c h a f t s f o r m an-
vatisierung der U n t e r n e h m e n : Privati-
gepaßt ist. Dies hat zur F o l g e , d a ß gro-
sierung großer
kleiner
noch
nicht
voll-
mittlerer
sowie
ße Unsicherheit d a r ü b e r besteht, wel-
Aufbau
neuer
c h e s die
Privatisierung
von
sind (—» S e q u e n c i n g der T r a n s f o r m a t i -
und
Unternehmen,
Unternehmen,
Rahmen
richtigen
nächsten
Schritte
Grund u n d B o d e n sowie von W o h n g e -
on). D i e s e wird noch d a d u r c h überla-
bäuden, K o m m e r z i a l i s i e r u n g n o c h exi-
gert, d a ß es z u n ä c h s t k a u m V e r b e s s e -
stierender
Indu-
rungen gibt, sondern eine längere oder
Indu-
kürzere Durststrecke z u r ü c k g e l e g t wer-
strien. ( 4 ) R e f o r m der Rolle des Staats:
den muß, bis der Lebensstandard steigt.
Einrichtung
In dieser Phase besteht die G e f a h r , daß
Staatsunternehmen,
striepolitik z u m A u f b a u n e u e r eines
marktwirtschaftli-
chen R e c h t s r a h m e n s , A u f b a u
der R e f o r m p r o z e ß ins S t o c k e n
markt-
gerät
oder g a n z eingestellt wird, weil d e r so-
orientierter Institutionen w i e einer —» Z e n t r a l b a n k , eines B a n k e n s y s t e m s , ei-
ziale K o n s e n s verlorengeht.
ner K a r t e l l b e h ö r d e etc., V e r w a l t u n g s -
Zu
reform, A u f b a u eines sozialen Siche-
Ü b e r g a n g s p r o b l e m e n g e h ö r e n (1) der
rungssystems,
G e l d ü b e r h a n g , der aus d e m Z w a n g s -
S c h a f f u n g des
Instru-
315
den
am
häufigsten
genannten
Systemtransformation
sparen im planwirtschaftlichen System resultiert und bei administrativ gebundenen Preisen zu einer zurückgestauten Inflation geführt hat, (2) hohe Subventionsforderungen an den Staat zur Stützung maroder und nicht privatisierbarer Staatsbetriebe, die von einem permissiven Staat erfüllt werden, (3) Staatsfinanzierung über die Notenbank, die zu einer weiteren Erhöhung des Geldüberhangs führt, (4) weiche Budgetrestriktionen für Unternehmen durch entsprechende Kreditvergabe und (5) ein kaum ausgebautes Bankensystem. Dazu kommt noch, daß zu einem großen Teil das wichtigste Element für ein erfolgreiches marktwirtschaftliches System fehlt: das Vertrauen aller Teilnehmer am wirtschaftlichen Geschehen darauf, daß alle andern - einschließlich des Staats - sich ebenfalls an die Spielregeln des neuen Systems halten: daß Lieferungen rechtzeitig bezahlt werden, daß Arbeitnehmer die Arbeit erledigen, für die sie eingestellt wurden, daß Manager sich korrekt verhalten, daß Banken Kredite zu allgemein bekannten Bedingungen vergeben, daß die Regeln des Steuersystem relativ stabil sind und vieles mehr.
stem wird von den Wirtschaftssubjekten eine fast antagonistische Position gegenüber dem Staat übernommen, die Reformen behindern oder gar unmöglich machen kann. Übergangsstadien im Transformationsprozeß sind notwendig, da die Systemtransformation Zeit braucht. Die einzelnen Teilordnungen wie die Geld- und Finanzordnung, die Arbeitsmarkt- und Sozialordnung, die Wettbewerbs- und —> Außenwirtschaftsordnung müssen systematisch neu entwickelt und miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Neue Denk- und Verhaltensweisen müssen sich erst einmal etablieren, die neue wirtschaftliche und soziale Lage muß verkraftet werden. Es wird Zeit benötigt, die Umstrukturierung durchzusetzen und zu finanzieren. Während der Transformation kommt es immer wieder zu Inkohärenzen und Inkompatibilitäten, die Restrukturierungen auslösen. Es werden zwangsläufig Fehler gemacht, deren Erkennen schwierig und deren Beheben teuer sein können. Daher spielen die Transformationspolitik sowie die Reihenfolge der einzelnen Transformationsschritte bei der Systemtransformation ein große Rolle.
Gerade das staatliche Verhalten wird im Transformationsprozeß zu einem äußerst wichtigen Faktor, da ein starker Staat gebraucht wird, um die Reformen durchzusetzen und zu implementieren. Dieses Erfordernis stößt aber auf fehlendes Vertrauen in den Staat. Aus dem vorhergehenden Sy-
Literatur: Ahrens, Joachim (1994): The Transition to a Market Economy: Are there Useful Lessons from History? In: Schipke, Alfred/ Taylor, Alan M. (Hrsg.): The Economics of Transformation. Theory
316
SZR
and Practice in the New Market Economies. Springer Berlin u.a., S. 17-46.
Kloten, Norbert (1991): Die Transforma-
Fischer, Stanley/ Gelb, Alan (1991): The Process of Socialist Economic Transformation. Journal of Economic Perspectives, Vol. 5, No. 4, S. 91-105.
retische, phänotypische und politische
tion von Wirtschaftsordnungen. TheoAspekte. Mohr Tübingen. Schwarz, Rainer (1995): Chaos
oder
Ordnung? Einsichten in die ökonomi-
Hare, Paul G. (1991): The Assessment Microeconomics of Transition in Eastern Europe. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 7, No. 4. Oxford University Press: Oxford, S. 1-15.
sche Literatur zur Transformationsforschung. Metropolis-Verlag: Maiburg. Aloys
Prinz
SZR
Käser, Michael/ Allsopp, Christopher (1992): The Assessment Macroeconomic Transition in Eastern Europe, 1989-91. Oxford Review of Economic Policy, Vol. 8, No. 1. Oxford University Press: Oxford, S. 1-13.
Abkürzung rechte
317
für —» Sonderziehungs-
τ rater, Gutachter, Ausbilder), W a r e n h i l -
Tauschhandel
fe ( A u s r ü s t u n g und Material) u n d —>
Internationaler A u s t a u s c h von Gütern
Projekthilfe. D a b e i soll die T e c h n i s c h e
und D i e n s t l e i t u n g e n , d e r ohne vermit-
H i l f e n a c h d e m G r u n d s a t z d e s gering-
telnde f i n a n z i e l l e T r a n s f e r s abgewik-
sten Eingriffs e r f o l g e n (Eigeninitiative
kelt u n d a u s g e g l i c h e n wird. Tausch-
und -Verantwortlichkeit stärken, P r ä f e -
handel wird in d e r R e g e l zwischen —»
renz für e i n h e i m i s c h e F a c h k r ä f t e , B e -
E n t w i c k l u n g s l ä n d e r n u n d gelegentlich
rücksichtigung
auch
zwischen
ten).
oder
Transformationsökonomien
Entwicklungsländern
Mittel- u n d O s t e u r o p ä i s c h e
nationaler
Eigenhei-
(—>
Technologietransfer
Reform-
staaten) u n d W i r t s c h a f t s s u b j e k t e n a u s
T e c h n o l o g i e k a n n im weiten Sinne als
—» I n d u s t r i e s t a a t e n abgewickelt, w e n n
S u m m e der b e k a n n t e n Fähigkeiten zur
deren H a n d e l s p a r t n e r nicht über aus-
Kontrolle und N u t z u n g d e r
reichend i n t e r n a t i o n a l e
—> Liquidität
aufgefaßt werden. Das technologische
v e r f ü g e n . D e r N a c h t e i l besteht aller-
W i s s e n ist bei ausgebildeten Personen,
Umwelt
dings darin, d a ß bilaterale Handelsin-
in M a s c h i n e n , A n l a g e n u n d
teressen g e g e b e n sein, ein Z w i s c h e n -
Einrichtungen d e s P r o d u k t i o n s a p p a r a -
h ä n d l e r existieren oder aufwendig zu
tes vorhanden u n d kann in Datenträ-
organisierende
gern wie B ü c h e r n , Z e i c h n u n g e n , Plä-
geschlossen
Ringtauschabkommen
werden
müssen.
Damit
nen und M o d e l l e n g e s p e i c h e r t w e r d e n .
w e r d e n die h a n d e l s f ö r d e m d e n Instrumentarien
eines
multilateralen
anderen
Ein T e c h n o l o g i e t r a n s f e r b e d e u t e t
Wirt-
internationalen
s c h a f t s s y s t e m s n i c h t ausgenutzt.
Kontext die
im
Übertra-
g u n g ö k o n o m i s c h verwertbarer technischer Fähigkeiten von e i n e m L a n d in
Technische Hilfe
ein anderes. Ein gütergebundener T e c h -
Instrument d e r —> Entwicklungspolitik
nologietransfer findet d u r c h den —»
mit d e m Z i e l , d e n —> Entwicklungs-
Export bisher im E m p f ä n g e r l a n d nicht
ländern
technische,
v o r h a n d e n e r T y p e n von
wirtschaftliche
und o r g a n i s a t o r i s c h e Kenntnisse u n d Fertigkeiten
stitionsgüter g e b u n d e n e n k o m m e r z i e l -
zu vermitteln. Dies g e -
schieht d u r c h
Investitions-
gütern statt. F o r m e n d e s nicht an Invelen T e c h n o l o g i e t r a n s f e r s sind der Ver-
p e r s o n e l l e Hilfe (Be-
318
Technologietransfer
kauf v o n Patenten, der Lizenzvertrag,
ten sowie internationale —> Unterneh-
der Know-how-Vertrag, die zeitweise
menskooperationen im Bereich F&E
Beschäftigung von Ausländern mit der
mit der Absicht, von technologischen
Zielsetzung, inländische Kräfte anzu-
Vorsprüngen des jeweiligen
lernen, die Beratung, Aus- und Wei-
zu profitieren.
terbildung durch ausländische ExperEinnahmen
und Ausgaben
te, Erfindungen,
Verfahren
ausgewählter
Industrieländer
und Urheberrechte,
fiir
1992 Belgien/Luxemburg
Einnahmen Ausgaben
Deutschland
Großbritannien
-415
-430 2010
-2470
-2380
Einnahmen
1773
1655
2622
2320
Saldo
-849
-665
Einnahmen
3493 2647
3106
Spanien
USA
2395 711
Einnahmen
2636
2217
3604
3100
Saldo
-968
-883
Einnahmen
3060 7220
3880
-4160
-3310
7190
Einnahmen Ausgaben
1612
1894
2276
2533
Saldo
-664
-639
126 424
410
Einnahmen Ausgaben Saldo
Schweden
846
Ausgaben
Saldo
Osterreich
4390
Ausgaben
Ausgaben Niederlande
1408
2050 4520
Saldo
Japan
978
1276
Saldo
Ausgaben Italien'
1993
861
Einnahmen Ausgaben Saldo
Frankreich
Paten-
in Mio. US-$
117
-298
-293
Einnahmen
640
Ausgaben
716
746 587
Saldo
-76
159
Einnahmen
101
256
Ausgaben
1070
1079
Saldo
-969
-823
19920
20400
Einnahmen Ausgaben Saldo
4990
4840
14930
15560
1 ) Patentgebühren; 2) einschließlich Pachten für Immobilien Quelle: IMF, Balance o f Payments Statistics Yearbook, Part 1 1994
319
Partners
Technologietransfer
D a n e b e n findet ein nicht primär k o m -
sterverträge zurückzugreifen und
merziell betriebener Technologietrans-
Möglichkeit der Anrufung von Schieds-
die
fer d u r c h die Verbreitung v o n Wissen
stellen wie die der Internationalen H a n -
über B ü c h e r , w i s s e n s c h a f t l i c h e Zeit-
d e l s k a m m e r (International C h a m b e r of
schriften u n d andere M e d i e n sowie i m
C o m m e r c e Court of Arbitration) vor-
R a h m e n der —» t e c h n i s c h e n Hilfe f ü r
zusehen.
E n t w i c k l u n g s l ä n d e r statt. Illegale
Die F o r m e n des T e c h n o l o g i e t r a n s f e r s
F o r m e n sind Industriespionage und d i e
treten selten isoliert auf. So wird d e r
Aneignung
K a u f von A n l a g e n und neuartigen M a -
und industrielle
Verwer-
tung technischen W i s s e n s unter Ver-
schinen einschließlich der t e c h n i s c h e n
letzung g e w e r b l i c h e r Schutzrechte.
D o k u m e n t a t i o n e n in der Regel mit ei-
V o n b e s o n d e r e r B e d e u t u n g ist die Li-
n e m Vertrag über eine Betreuung in
z e n z v e r g a b e . In e i n e m internationalen
der A n f a n g s p h a s e der Produktion u n d
L i z e n z v e r t r a g räumt der Lizenzgeber
über die A u s b i l d u n g inländischen Per-
dem ausländischen Lizenznehmer das
sonals verbunden sein. D a s gilt insbe-
R e c h t ein, seine g e w e r b l i c h e n Schutz-
s o n d e r e im G r o ß a n l a g e n b a u
rechte und/oder nicht g e s c h ü t z t e oder
Übergabe
nicht schutzrechtfahige Betriebsgeheim-
A u c h Patentlizenzverträge sind oft mit
nisse zu benutzen, u m Produkte her-
der W e i t e r g a b e v o n nicht patentrecht-
zustellen o d e r zu vertreiben. Voraus-
lich geschütztem
setzung f ü r einen intensiven
pelt.
interna-
schlüsselfertiger
bei
der
Anlagen.
Know-how
gekop-
tionalen T e c h n o l o g i e t r a n s f e r durch Li-
—> Multinationale Unternehmungen tra-
z e n z v e r t r ä g e ist der E r w e r b internatio-
gen
naler Schutzrechte, w a s f ü r Patente i m
Produktion wesentlich zur internatio-
europäischen
Raum
seit
1978
nalen
nach
im R a h m e n
der
Verbreitung
internationalen fortgeschrittener
Patent-
T e c h n o l o g i e n bei. Die G r ü n d u n g einer
ü b e r e i n k u n f t durch A n m e l d u n g beim
T o c h t e r g e s e l l s c h a f t im A u s l a n d ist re-
E u r o p ä i s c h e n Patentamt in M ü n c h e n
g e l m ä ß i g nicht n u r von einem T r a n s f e r
erleichtert wurde. Die
m o d e m e r Produktionstechnologien b e -
S c h a f f u n g der E u r o p ä i s c h e n
Durchsetzung
der A n s p r ü c h e im Fall d e r
gleitet, sondern a u c h von der Übertra-
Schutz-
rechtverletzungen ist in d e n einzelnen
gung
L ä n d e r n allerdings unterschiedlich ge-
ken. Der A u s t a u s c h von Informationen
moderner
Managementtechni-
regelt, mit Kosten u n d Risiken verbun-
innerhalb d e s K o n z e r n s sorgt in d e r
den u n d in einigen außereuropäischen
F o l g e für einen permanenten T e c h n o -
L ä n d e r n de facto nicht möglich. Pa-
logietransfer. Der größte Teil der Z a h -
tentlizenzverträge
unterliegen
lungen im internationalen Patent- u n d
keiner
F o r m v o r s c h r i f t . Z u r V e r m e i d u n g von
Lizenzverkehr
Auseinandersetzungen
der
während
der
besteht
weltwirtschaftlichen
entsprechend Bedeutung
multinationaler U n t e r n e h m e n aus k o n -
L a u f z e i t e m p f i e h l t es sich, auf M u -
320
Technologietransfer
zerninternen Zahlungen. Von den Einnahmen der USA stammten 78% der Zahlungen von verbundenen Unternehmen, bei den Ausgaben 58% (1993). An den Zahlungen gemessen sind die USA größter Nettoexporteur von Technologie, während die meisten anderen Staaten - wie auch Deutschland und Japan - Nettoimporteure sind. In der Diskussion um den Technologietransfer in Entwicklungsländern wird einerseits die Bedeutung für den industriellen Aufholprozeß betont, andererseits aber auch die Entwicklung und Übertragung einer an die besonderen Bedingungen angepaßten Technologie (appropriate technology) gefordert. Diese soll z.B. auf die klimatischen Bedingungen abgestellt sein, aber auch die unterschiedliche Faktorausstattung und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen und insbesondere auch von Inländern beherrschbar sein. Der im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung geförderte Technologietransfer findet im wesentlichen durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH statt. Die einzelnen Formen des internationalen Technologietransfers unterliegen unterschiedlichen staatlichen Regulierungen im Hinblick auf die Genehmigung, die Möglichkeiten der Vertragsgestaltung und die Besteuerung. In einigen Ländern dürfen in ausgewählten Sektoren —> Direktinvestitionen überhaupt nicht oder nur als —> Joint Venture mit inländischen Partnern ge-
tätigt werden. Lizenzverträge müssen in vielen Entwicklungsländern staatlich genehmigt werden, dürfen vorgegebene Lizenzgebührensätze nicht überschreiten und bestimmte für den Lizenznehmer restriktive Klauseln nicht enthalten. Auch bei Lizenzverträgen in den —» Industriestaaten bestehen Einschränkungen der Vertragsfreiheit aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Das betrifft u.a. Vorschriften über Wiederverkaufspreise lizenzierter Produkte und Beschränkungen über den Gebrauch der Technologie nach Auslaufen des Patentschutzes. Einschränkungen von der Geberseite bestehen durch Waffenkontrollgesetze und, z.B. in den USA, durch besondere Regulierungen für den Export technischer Daten und Computer-Software. Auch steuerliche Aspekte sind bei internationalen Lizenzverträgen zu beachten, weil die Steuerbehörden zweier Länder Anspruch auf die Besteuerung der Lizenzgebühr erheben können mit der Folge einer —> Doppelbesteuerung. Diese kann durch einseitige Maßnahmen eines der beteiligten Länder oder durch —> Doppelbesteuerungsabkommen gemindert oder vermieden werden.
Literatur: Deutsche Bundesbank (1994): Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz, Statistische Sonderveröffentlichungen. Endres, D. (1986): Direktinvestitionen in Entwicklungsländern. Besteuerung und
321
Terms of Trade
Gestaltung der Auslandstätigkeit, Mün-
Terms-of-Trade versuchen, die durch den —» Außenhandel entstehenden Wohlstandssteigerungen bzw. -minderungen zu messen.
chen. Sell, Α. (1983): und
Ressourcenallokation
Technologietransfer, Verlag
V.
Fiorente, München.
Für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen zwischen —> Entwicklungs- und Industrieländern (—> Industriestaaten) ist vor allem die Theorie der säkularen Verschlechterung der Terms-of-Trade (Prebisch-Singer-Hypothese) von Bedeutung. Sie besagt entgegen den Annahmen der neoklassischen —» Außenhandelstheorie, daß sich die realen Austauschverhältnisse für die Entwicklungsländer, die überwiegend Primärgüter ausführen, langfristig negativ entwickeln und damit ein kontinuierlicher Einkommenstransfer an die Industrieländer fließt, wenn es den Entwicklungsländern nicht gelingt, die exportierte Primärgütermenge zu steigern oder selbst stärker Fertigwaren herzustellen. Die Debatte läßt sich, trotz der ständig vorgebrachten gegenteiligen Behauptungen aus den Reihen der Solidaritätsgruppen für die Dritte Welt und ihnen nahestehender Wissenschaftler, dahingehend zusammenfassen, daß ein eindeutiger Einkommen stransfer aus der Dritten Welt in die Industrieländer nicht zu belegen ist. Die Komplexität und inhärente Dynamik der Außenhandelsbeziehungen sollte nicht auf ein paar Zahlenbeispiele mit fragwürdigen Indikatoren und willkürlich gewählten Basisjahren reduziert werden.
Sell, A. (1994): Internationale Untemehmenskooperationen, Oldenbourg Verlag, München, Wien
1994, Kapitel
vm. Axel Seil
Terms of Trade Wenn von Terms of Trade (tot) ohne qualifizierenden Zusatz die Rede ist, sind in der Regel die commodity oder net barter terms of trade (c-tot) gemeint, die für fast alle Länder ständig in den Statistiken internationaler Wirtschaftsorganisationen kalkuliert und ausgewiesen werden. Man versteht darunter den Quotienten aus dem Importpreis- und Exportpreisindex eines Landes oder von Ländergruppen bezogen auf ein bestimmtes Basisjahr. Daneben, aber weitaus weniger gebräuchlich, wird auch von income-tot gesprochen, bei denen der Index der Exportpreise mit einem Index des Exportvolumens gewichtet wird, um Veränderungen bei den Mengenrelationen berücksichtigen zu können. Bei den single bzw. double factoral-tot werden die c-tot mit einem Produktivitätsindex der exportierten Waren multipliziert, um den Einfluß der Produktivitätsentwicklung auf das Austauschverhältnis kontrollieren zu können. Die verschiedenen Berechnungsmethoden für
322
Theorem der komparativen Kosten
Theorem der komparativen Kosten
beitsqualitäten wird technisch bestimmt, so daß verschiedene Arbeitsstunden in eine Standardgröße umgerechnet werden können. Die Technik legt die Höhe der Durchschnittskosten eindeutig fest, es besteht vor allem keine Abhängigkeit von der Ausbringungsmenge.
1. Grundlage der klassischen Theorie. Das Theorem der komparativen Kosten wurde von D. Ricardo Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die Hauptthese lautet: Im —» Außenhandel bestimmen nicht die absoluten, sondern die komparativen Kosten über die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Unter komparativen Kosten eines Gutes xl im Verhältnis zu einem anderen Gut x2 versteht man die Kostenverhältnisse des Gutes xl zu dem Gut x2. Jede Volkswirtschaft hat mindestens in einem Gut einen komparativen Kostenvorteil, auch dann, wenn die absoluten Kosten bei allen Gütern höher als im Ausland liegen. Die einzige Ausnahme ist gegeben, wenn die Kostenstrukturen aller Länder identisch sind. Die relativen Preise, auf die es allein im Rahmen dieser Theorie ankommt, sind langfristig nur vom Angebot, und zwar von den Durchschnittskosten bestimmt. Die Nachfrage beeinflußt nur kurzfristig die Preishöhe. Alle Kosten lassen sich im Rahmen der Arbeitswerttheorie auf einen homogenen Faktor Arbeit und damit auf eine bestimmte Zahl von Arbeitsstunden zurückführen. Kapitalkosten erhöhen alle Preise proportional, scheiden also als Bestimmungsgrund der Preisverhältnisse aus. Voraussetzung ist, daß die Nutzungsdauer bei allen Kapitalgütem gleich groß ist. Die Rente ist Folge von Preissteigerungen, kann also nicht Ursache der Preise sein. Die Struktur der einzelnen Ar-
2. Beweisfiihrung bei Ricardo. Es wird eine Vergrößerung der Weltproduktion erzielt, wenn sich jedes Land auf die Produktion spezialisiert, in der es einen komparativen Vorteil aufweist. Es besteht eine Tendenz zur vollständigen Spezialisierung, da sich die Kostenverhältnisse nicht verändern. Es wird allerdings keine Aussage darüber gemacht, wie sich der Außenhandelsgewinn auf die beiden Länder verteilt. Der neue Gleichgewichtspreis liegt zwischen den bisherigen komparativen Kosten. Zunächst exportiert das Land mit den absolut niedrigeren Kosten beide Güter. Als Folge hiervon entsteht ein positiver LeistungsbilanzSaldo (—» Zahlungsbilanz), im Goldwährungssystem (—> Goldstandard) findet ein Goldimport statt, und dieser löst Preissteigerungen aus, so daß schließlich das Inland nur noch in dem Gut absolut billiger ist, das auch die geringeren komparativen Kosten aufweist. 3. Die neoklassische Version dieser Theorie. Die klassische Preistheorie wurde aufgegeben, da auch die Nachfrage die Preise mitbestimmt, da es stets mehrere Faktoren gibt und da die Durchschnittskosten von der Ausbrin-
323
Theorem der komparativen Kosten
gungsmenge abhängen. G. Haberler hat das Theorem der komparativen Kosten jedoch der neoklassischen Preistheorie angepaßt. Er schlug vor, Opportunitätskosten anstelle der Arbeitskosten zu berücksichtigen. Unter Opportunitätskosten von xl versteht man die Menge an x2, die durch Produktion von χ 1 reduziert werden muß. A. Marshall führte weiterhin die sogenannten Tauschkurven ein, eine Art kombinierte Angebots-/ Nachfragekurve, allerdings als gesamtwirtschaftliche Kurve, bei der der Preis durch den Fahrstrahl im Ursprung bestimmt wird und die Koordinatenachsen die jeweilige Menge des Export- und des Importgutes messen. J. E. Meade schließlich leitete diese Tauschkurven aus dem Indifferenzkurvensystem ab. 4. Folgerungen, a) Das Ausmaß des Außenhandelsvolumens wird durch die Preisverhältnisse des In- und Auslandes bei —) Autarkie bestimmt. Bei Identität entsprechen sich die Fahrstrahle an beide Tauschkurven im Ursprung. Außenhandel ist in diesem Falle nicht vorteilhaft. Je größer jedoch der Unterschied in den nationalen Preisverhältnissen vor Aufnahme des Außenhandels ist, um so größer fallt auch das Außenhandelsvolumen aus. b) Da die Kosten von der Aúsbringungsmenge abhängen, nähern sich die Preisverhältnisse durch Außenhandel einander an. Dies bedeutet, daß im allgemeinen keine vollständige Spezialisierung zu erwarten ist. c) Internationale Preisunterschiede ergeben
sich nicht nur aus unterschiedlichen Kostenstrukturen, sondern auch durch Unterschiede in der Bedarfsstruktur, d) Jedes Land wird sich auf die Güter spezialisieren, bei denen es komparative Preisvorteile aufweist. Je größer die anfänglichen Preisunterschiede sind, um so günstiger sind die —¥ Terms of Trade (die realen Austauschverhältnisse) für das Land, e) Im allgemeinen liegt das Tauschgleichgewicht für beide Länder bei einer höheren Wohlfahrt als im Autarkiezustand. 0 Obwohl also die —» Arbeitsteilung einem Autarkiezustand überlegen ist, könnte ein Land durch Begrenzung des Außenhandels trotzdem eine höhere Wohlfahrt erzielen als bei —> Freihandel. Dies gilt allerdings nur, wenn man von Gegenreaktionen des Auslandes auf Handelsbegrenzungen (—» Protektionismus) absieht. 5. Kritik an dieser Theorie. Ein empirischer Test ist erschwert, da Opportunitätskosten nicht meßbar sind und da die Preisverhältnisse zumeist nur nach Einführung des Außenhandels bekannt sind. Diese sind jedoch tendenziell gleich hoch. Das Theorem der komparativen Kosten kann weiterhin nicht erklären, warum Außenhandel vor allem zwischen Volkswirtschaften ähnlicher Struktur stattfindet. Es wird vernachlässigt, daß auch die Güterqualität über internationalen Wettbewerbsvorteile entscheidet. Auch die Daten der neoklassischen Außenhandelstheorie bedürfen der Erklärung. So hängt z.B. die Entwicklung der Be-
324
Theorie der Außenwirtschaft
darfsstruktur v o m
Pro-Kopf-Einkom-
H a n d e l s diskutiert werden, d i e
zwi-
m e n ab. Mit z u n e h m e n d e m W o h l s t a n d
schenstaatlichen B e w e g u n g e n von K a -
steigt z u n ä c h s t der Anteil der Indu-
pital u n d Arbeit u n d die internationale
strieprodukte und damit der kapitalin-
Produktion, w e l c h e neben den m e i s t
tensiven
Güter
an;
bei
weiterem
mit —» Direktinvestitionen
W a c h s t u m erhöht sich d e r Anteil der
nen
Dienstleistungen
U n t e r n e h m e n v.a. die
und damit
der
ar-
—> multi- b z w .
verbunde-
transnationalen Lizenzvergabe
beitsintensiven Güter. A u c h der W a n -
u n d die A u f t r a g s f e r t i g u n g enthält.
del in d e r Technik kann selbst wieder-
Traditionell stellt die Theorie der A u -
um vom Wohlstandsniveau abhängen.
ß e n w i r t s c h a f t den
D i e s gilt vor allem im R a h m e n der
H a n d e l und die o f t m a l s losgelöst hier-
T h e s e v o m verkörperten
von
Fortschritt.
technischen
Schließlich
hängt
vom
internationalen —>
diskutierten
internationalen
Kapitalbewegungen
in
den
—>
Mittel-
W o h l s t a n d auch die E n t w i c k l u n g der
punkt. D a s ist problematisch, d a inter-
P r o d u k t i o n s f a k t o r e n ab. Die B e v ö l k e -
nationale Kapital- und A r b e i t s m o b i l i -
r u n g s w a c h s t u m s r a t e geht zurück, die
tät o f t m a l s substitutiv, vielfach aber
W a c h s t u m s r a t e des Kapitals steigt re-
auch k o m p l e m e n t ä r zu den H a n d e l s -
lativ an.
und Dienstleistungsbewegungen
( —>
Dienstleistungstransfer) auftreten u n d d e s h a l b aus meist gleichen
Literatur: Külp, B . (1978): Außenwirtschaftspoli-
liegt in der A n n a h m e ,
tik. M o h r Tübingen.
Faktorbewegungen
Ricardo, D. (1829): Principles of Political
Sauemheimer,
K.
b e z i e h u n g e n allein die optimale Allo-
(1995):
kation aller Faktoren im W i r t s c h a f t s -
Theorie der Außenwirtschaft 12., Über-
r a u m bewirkten. Die T r e n n u n g
arb. Aufl., Vahlen: München, ΙΠ. Teil. Bernhard
ge-
striktiven B e d i n g u n g e n die H a n d e l s -
London. ΚJ
(substitutive)
müßten nicht
trennt b e h a n d e l t w e r d e n , weil unter re-
E c o n o m y and Taxation. Bell and Sons: Rose,
Motiven
entstehen. Ein G r u n d für die T r e n n u n g
zwi-
schen güterwirtschaftlicher u n d m o n e -
Külp
tärer T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t ist b e s o n d e r s f r a g w ü r d i g in einer u n s i c h e ren W e l t . D a hier die A k t e u r e
Theorie der Außenwirtschaft
Zahlungs-
D i e T h e o r i e der A u ß e n w i r t s c h a f t b e handelt
das
Zusammenwirken
Wirtschaftssubjekten
nicht n u r A k t e u r e auf d e n —> Finanz-
verschiedener
m ä r k t e n , sondern auch Exporteure u n d Importeure
W i r t s c h a f t s t h e o r i e ) , u m f a ß t die güterdes
gezwungen,
Forderungen
v e r s c h i e d e n e r Fälligkeiten zu
w i r t s c h a f t l i c h e n B e z i e h u n g e n , die in —> T h e o r i e
über
Liefermöglichkeiten
nur u n z u r e i c h e n d informiert sind, sind
von
L ä n d e r (und ist Teil der allgemeinen
der
und
internationalen
325
halten
Theorie der Außenwirtschaft
u n d über —> Liquidität in verschiede-
kräften H a n d e l s - und K r e d i t b e z i e h u n -
nen W ä h r u n g e n z u verfügen.
g e n ausgelöst w e r d e n .
G e h t m a n von d e r Gliederung der —>
E i n e b e s o n d e r e Rolle spielt die inter-
Z a h l u n g s b i l a n z aus, so finden die g ü -
n a t i o n a l e Produktion, deren
terwirtschaftlichen Transaktionen ins-
i n z w i s c h e n oft den Handel mit G ü t e r n
b e s o n d e r e in der Leistungsbilanz ( u n d
u n d Dienstleistungen übersteigt. V i e l e
hier v.a. in der W a r e n - und Dienstlei-
Unternehmen
s t u n g s b i l a n z ) ihren Niederschlag, d i e
g e n im A u s l a n d , um besseren Z u g a n g
Gegenbuchungen
gründen
Umfang
Niederlassun-
sind j e d o c h in d e r
zu B e s c h a f f u n g s - und A b s a t z m ä r k t e n
K a p i t a l - u n d in d e r Devisenbilanz e n t -
zu finden. Für das W a c h s t u m d e r —>
halten (—> Zahlungsbilanz). M o n e t ä r e
multinationalen U n t e r n e h m e n spielten
außenwirtschaftliche Beziehungen u m -
—»
f a s s e n aber auch Finanztransaktionen
schwankungen
über k ü r z e r e o d e r längere Zeiträume,
W e c h s e l k u r s e n ) und die z u n e h m e n d e
die (z.B. W e r t p a p i e r k ä u f e ) nichts mit
Bedeutung untemehmensintemer Trans-
d e m H a n d e l von Gütern und Dienst-
aktionen (—> Intra-Firmen-Handel) an-
leistungen zu tun haben müssen.
stelle
Protektionismus,
von
Wechselkurs-
(—> Fluktuation
Markttransaktionen
von
eine
N i c h t vollständig erfaßt werden
au-
wichtige Rolle. Die hiermit v e r b u n d e -
ßenwirtschaftliche
die
n e n Finanztransaktionen finden ihren
Beziehungen,
nicht zu Z a h l u n g s v o r g ä n g e n
führen;
Niederschlag
in
der
Kapitalbilanz,
dies sind v.a. W a n d e r u n g e n des F a k -
aber
tors Arbeit. A h n l i c h wie Kapitalbewe-
G e w i n n e n und Zinsen in der D i e n s t -
gungen
leistungsbilanz
h a b e n j e n e insbesondere
in
auch
wegen
des
(—»
Flusses
von
Zahlungsbilanz).
den s e c h z i g e r Jahren an Gewicht g e -
Ein b e s o n d e r e s Problem sind hierbei
w o n n e n , auch w e n n die meisten L ä n -
unternehmensinterne
der einen Z u w a n d e r u n g s s t o p (zumin-
die
dest f ü r Bürger, die z.B. im Fall der —>
n i c h t i m m e r zu Marktpreisen e r f o l g e n ,
E u r o p ä i s c h e n Union nicht a u s e i n e m
so d a ß sie insoweit die A u s s a g e k r a f t
der M i t g l i e d s l ä n d e r d e s Integrations-
der Z a h l u n g s b i l a n z s c h w ä c h e n .
r a u m e s k o m m e n ) verhängt haben, d e r
wichtige Rolle in der internationalen
unter
Produktion
Beachtung
des
—>
Freihan-
z.B.
aus
Abrechnungen,
steuerlichen
spielt
die
Gründen
Eine
Auftragsferti-
d e l s p r i n z i p s als problematisch anzuse-
g u n g (passive u n d aktive L o h n v e r e d e -
h e n ist. E r f a ß t werden A r b e i t s w a n d e -
lung). H i e r vergeben U n t e r n e h m e n ei-
rungen
n e s L a n d e s den Auftrag an (rechtlich
insoweit
gungsbilanz,
als
in
der
Übertra-
Gastarbeiter
einen
selbständige) ausländische
Unterneh-
Teil ihres E i n k o m m e n s in ihre H e i m a t
m e n , Teilschritte der Produktion
ü b e r w e i s e n . Nicht übersehen
ü b e r n e h m e n ; d e r Vertrieb obliegt d e m
werden
zu
sollten indirekte E f f e k t e , wenn durch
inländischen U n t e r n e h m e n . D a s V e r -
den Z u - o d e r A b s t r o m von Arbeits-
fahren erweist sich der G r ü n d u n g von
326
Theorie der Außenwirtschaft
T o c h t e r g e s e l l s c h a f t e n o d e r d e r inlän-
r u n g s f o n d s , die - 4 W e l t b a n k u n d die
dischen Verarbeitung v o n R o h s t o f f e n
Organisation
und
sammenarbeit
Zwischenprodukten
kostenmäßig
überlegen.
oftmals
als
Deutschland
f ü r wirtschaftliche und
Entwicklung
verlagert Teilschritte v o r allem in d e r
sationen
gungsbilanz erfaßt) u n d
in
der Lederindustrie, bei B ü r o m a s c h i n e n in der Elektroindustrie.
In
(—»
O E C D ) ; Z a h l u n g e n an diese O r g a n i -
Textil- und Bekleidungsindustrie, und
Zu-
werden
in
der
Ubertra-
Rohstoffab-
k o m m e n (man d e n k e an —> O P E C , —>
der
Multifaserabkommen) niederschlagen.
Z a h l u n g s b i l a n z wird die A u f t r a g s f e r t i -
V o r allem seit d e m Z w e i t e n W e l t k r i e g
g u n g bei den —> Exporten b z w .
im
sind die internationalen
Wirtschafts-
Falle der B u n d e s r e p u b l i k insbesondere
beziehungen stark g e w a c h s e n , dies gilt
bei den —> Importen erfaßt.
einmal für den H a n d e l von G ü t e r n und
Schließlich ist die Patent- und Lizenz-
Dienstleistungen
vergabe
weist
quote, die das Verhältnis von E x p o r t e n
Dienstlei-
b z w . Importen z u m —» Bruttosozial-
zu
Deutschland
nennen. ein
(in
Hier der
(die
Außenhandels-
stungsbilanz erfaßtes) D e f i z i t auf. Li-
produkt mißt, h a t deutlich
zenzen
rechtlich
men; so hat sie sich in den U S A ver-
werden
selbständigen
zwischen Unternehmen,
zugenom-
häufig
doppelt, auch w e n n sie dort n u r e t w a
aber auch zwischen M u t t e r - u n d T o c h -
ein Drittel der Q u o t e in der B u n d e s r e -
tergesellschaften v e r g e b e n . Die Tatsa-
publik ausmacht), vor allem a b e r für
che, d a ß Deutschland w e s e n t l i c h m e h r
internationale K a p i t a l b e w e g u n g e n und
Lizenzen aus d e m A u s l a n d n a c h f r a g t
die internationale Produktion. M i t ei-
als d i e s e m anbietet, hat der B u n d e s r e -
ner A u ß e n h a n d e l s q u o t e von über 3 0 %
publik den f r a g w ü r d i g e n V o r w u r f ein-
ist die Bundesrepublik sehr stark ab-
gebracht, technologisch an B o d e n zu
hängig
verlieren und damit ähnlich w i e bei
Ländern, insbesondere den M i t g l i e d s -
der h o h e n und w a c h s e n d e n Gläubiger-
ländern der Europäischen Union. A n -
position bei —> Direktinvestitionen d e n
dererseits
von
Vorgängen
strahlen
in
anderen
wirtschaftliche
Standort Deutschland im internationa-
Entwicklungen
len K o n z e r t zu g e f ä h r d e n (—» Stand-
der Tatsache, d a ß D e u t s c h l a n d zu den
ortwettbewerb).
drei
Nicht u n e r w ä h n t bleiben d ü r f e n weite-
Welthandelsnationen
W o h l f a h r t anderer L ä n d e r aus. D a international
b e z i e h u n g e n , die sich z . B . in d e r gro-
(selbst
ßen B e d e u t u n g internationaler O r g a n i -
Union)
sationen (genannt seien n u r die O r g a -
—»
innerhalb aufgrund
Wirtschaftspolitiken der
Europäischen
unterschiedlicher
Ziele und Instrumente noch nicht hin-
ne der —» Europäischen U n i o n , die —>
reichend koordiniert ( - 4 K o o r d i n a t i o n )
Welthandelsorganisation bzw. das —> der —> Internationale
führenden
aufgrund
zählt, auf die M ä r k t e u n d d a m i t die
re F o r m e n internationaler W i r t s c h a f t s -
GATT,
hierzulande
sind, erhöht insoweit die große inter-
Wäh-
327
Theorie des internationalen Handels
nationale Verflechtung die Unsicherheit der Transaktionen. Andererseits ist zu erwähnen, daß die hierdurch vergrößerten Märkte durch binnenwirtschaftliche Änderungen der Präferenzen und Technologien bedingte Anpassungsvorgänge abfedern. Internationale Wirtschaftsbeziehungen erweisen sich insoweit als Risikopool. Die Theorie der Außenwirtschaft klammert meist die Entfernung aus, die gesondert in der Raumwirtschaftstheorie behandelt wird. Obwohl der Weg von München nach Salzburg kürzer ist als der nach Kiel, ist dieses Versäumnis gerade für internationale Wirtschaftsbeziehungen von Bedeutung. Dies gilt nicht nur wegen der Transportkosten, (deren Anteil an den Gesamtkosten als Folge verbesserter Technologien in den letzten 30-50 Jahren deutlich gesunken ist), sondern insbesondere wegen der bei räumlicher Diversifizierung geringer werdenden Zahl von Anbietern und Nachfragern an einem Standort, was monopolistische Strategien begünstigt und die v.a. in der Theorie des internationalen Handels bis heute vorherrschende Annahme der vollständigen Konkurrenz problematisch erscheinen läßt. Andererseits ist zu bedenken, daß der kostengünstiger werdende internationale —> Technologietransfer die vor allem in der Außenhandelstheorie übliche Annahme international übereinstimmender Produktionsfunktionen weniger problematisch werden läßt.
Literatur: Broil, U./ Gilroy, B.M. (1994), Außenwirtschaftstheorie-Einführung und neuere Ansätze, 2.Aufl. Oldenbourg (München/Wien) Jones, R.Wy Kenen, P.B., Hrsg., (1984/5): Handbook of International Economics, 2 Bde, North Holland (Amsterdam, New York, Oxford). Krugman, P.R7 Obstfeld, M. (1994): International Economics, 3. Aufl. (Harper Collins (New York) Rose, K7 Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl. Vahlen (München). Siebert, H. (1994), Außenwirtschaft, 6. Aufl., Gustav Fischer (Stuttgart/Jena) Wagner, J. (1991): Die bundesrepublikanische Industrie auf dem Weltmarkt, Ökonometrische Untersuchungen zu Bestimmungsgründen von Außenhandel und internationaler Produktion. Duncker u. Humblot (Berlin). Hans-Joachim Heinemann Theorie des internationalen Handels Als Teil der —> Theorie der Außenwirtschaft befaßt sich die Theorie des internationalen Handels mit den Strömen von Dienstleistungen und vor allem Gütern zwischen Bürgern verschiedener Länder. Sie abstrahiert meist von der Rolle der Staatsgrenze (solange sie nicht zur Theorie der Außenwirtschaftspolitik wird) und fällt deshalb weitgehend mit der allgemeinen Tausch- und Produktionstheorie zusammen.
328
Theorie des internationalen Handels
Traditionell
stehen
angebotsbedingte
verlaufende
Transformationskurven)
Ursachen für die Erklärung internatio-
Nachfrageunterschiede
naler Handelsbeziehungen im Vorder-
—> Handel bewirken. Wohl aber kön-
grund. Daß im Inland nicht vorhande-
nen
ne Rohstoffe oder tropische Produkte
stimmen, ob sich nur ein Land (das ist
die
allein
keinen
Nachfragebedingungen
be-
importiert werden, liegt auf der Hand.
mindestens immer der Fall) oder beide
Zu nennen sind auch vorübergehende
Länder auf die Produktion jeweils ei-
Lieferstörungen (infolge von
nes Gutes vollständig
Streiks
spezialisieren.
oder Mißernten), die auch dort zu —>
Ist in beiden Ländern etwa gleicher
Importen führen, von wo diese Güter
Größe die Präferenz für Gut zwei be-
ansonsten exportiert werden. Die bei-
sonders hoch, so wird sich nur das
den
wichtigsten
Angebotsursachen
Land
vollständig
spezialisieren,
das
basieren allerdings auf Kostenunter-
bei diesem Gut komparative Kosten-
schieden
die
vorteile hat, während sich das andere
grundsätzlich alle Güter (in der Regel
zwischen
Ländern,
Land unvollständig spezialisiert. D a s
geht man vereinfachend von zwei Pro-
erste Land erzielt den gesamten Han-
dukten aus) erzeugen können.
delsvorteil; das internationale
Zunächst ist das auf David zurückgehende —> Theorem parativen
Kosten
Ricardo der
zu nennen.
verhältnis entspricht den
kom-
Preis-
Opportuni-
tätskosten des sich unvollständig spe-
Auch
zialisierenden
Landes.
Spezialisieren
wenn ein Land in allen (beiden) Pro-
sich beide Länder vollständig, so bil-
duktionsrichtungen niedrigere Kosten
det sich das Preisverhältnis zwischen
als ein anderes aufweist, ist —» Handel
den Opportunitätskosten, es wird von
sinnvoll, solange sich die Kostenvor-
den Nachfragebedingungen bestimmt
teile zwischen den Gütern unterschei-
und begünstigt das Land am stärksten,
den. Die Opportunitätskosten
dessen Opportunitätskosten am
unter-
mei-
scheiden sich dann zwischen den Län-
sten von dem Preisverhältnis differie-
dern, sind aber wegen der Annahme
ren.
nur eines knappen Produktionsfaktors
Die zweite fundamentale Erklärungs-
konstant. In (in Lehrbüchern zu findenden)
graphischen
hypothese bildet das
Darstellungen
nentheorem,
drückt sich das in linearen Transfor-
auch
mationskurven aus. Es ist unerheblich,
—»
Faktorproportio-
nach seinen Begründern Heckscher-Ohlin-Theorem
bzw. wegen der formalen Interpretati-
o b das Inland z.B. stärkere Präferen-
on durch Samuelson auch Heckscher-
zen zugunsten von Gut 2 als für Gut 1
Ohlin-Samuelson (HOS)-Theorem ge-
aufweist, das Kostenverhältnis ist das
nannt. Hier sind es nicht Produktivi-
gleiche. Folglich können bei überein-
tätsunterschiede, sondern
stimmenden Angebotsbedingungen (glei-
Unterschie-
de in den Ausstattungsrelationen zwei-
che Opportunitätskosten bzw. parallel
er Primärfaktoren (meist Arbeit und
329
Theorie des internationalen Handels
Kapital), die d e n
Handel
Die O p p o r t u n i t ä t s k o s t e n nun
bedingen.
ändern
mit d e r Produktionsstruktur
graphischen
Darstellungen
talintensiver (arbeitsintensiver)
sich
Güter
spezialisiert und diese exportiert.
(in
Unterscheiden sich z w i s c h e n den Län-
bedeutet
d e r n Produktivitäten
und
Faktoraus-
dies z u m U r s p r u n g k o n k a v e Transfor-
stattungsrelationen,
so
können
sich
m a t i o n s k u r v e n ) u n d sind f ü r ein G u t
diese U n t e r s c h i e d e
kumulieren
oder
u m s o höher, j e m e h r d a v o n produziert
k o m p e n s i e r e n . Ein kapitalreiches L a n d
wird. Dies bedeutet, d a ß es in der R e -
exportiert dann m ö g l i c h e r w e i s e nicht
gel meist nicht zu vollständiger S p e -
kapitalintensive, sondern arbeitsinten-
zialisierung k o m m t , d a die Opportuni-
sive G ü t e r , w e n n es bei diesen ent-
tätskosten schon z u v o r d a s internatio-
s p r e c h e n d e Produktivitätsvorteile hat.
nale Preisverhältnis übersteigen. Fer-
G l e i c h e s ist möglich, w e n n das L a n d
ner
können
nun
international
starke P r ä f e r e n z e n f ü r d a s kapitalin-
Angebotsbedin-
tensive G u t hat ( N a c h f r a g e u n t e r s c h i e -
g u n g e n N a c h f r a g e u n t e r s c h i e d e (die in
de dominieren in diesem Fall die A n -
der —> Autarkie zu verschiedenen O p -
gebotsunterschiede).
portunitätskosten f ü h r e n ) Handel a u s -
Weitere f u n d a m e n t a l e aus d e m
lösen.
torproportionentheorem
ableitbare
S t i m m e n die (in der Regel als linear
T h e o r e m e sind das —>
Slolper-Samuel-
übereinstimmenden
homogen
bei
angenommenen)
o n s f u n k t i o n e n f ü r ein G u t
Produkti-
Theorem.
zwischen
—> Terms
dukts,
Güter-, sondern auch der Faktorpreise Ein
die
Entlohnung
auch (stark) des
den
Preis
erhöhen Faktors
der und
Arbeit
v e r m i n d e r n (trotz des H a n d e l s g e w i n -
erreicht, o h n e d a ß es zur z w i s c h e n -
n e s aufgrund der T e r m s of Trade -
staatlichen Mobilität der Produktions-
Verbesserung
faktoren k o m m t . Indirekt kommt die kapitalreiche
sondern
Kapitalnutzung
gesamtwirtschaftliches Optimum wird
das
nicht n u r die Pro-
Lasten d e r des arbeitsintensiven Pro-
H a n d e l nicht n u r z u m Ausgleich der
sich
of Trade,
duktion d e s kapitalintensiven G u t e s zu
grenzprodukten entlohnt, s o führt der
daß
ein
portgut), also eine V e r b e s s e r u n g der
w e r d e n die Faktoren mit ihren W e r t -
—» Faktormobilität d a d u r c h
wird
s e n k u n g für d a s arbeitsintensive Im-
in beiden L ä n d e r n unvollständig u n d
).
Rybczynski-
—> Liberalisierung in Form einer Zoll-
vernach-
lässigt werden, ist die Spezialisierung
( Faktorpreisausgleichstheorem
ersterem
kapitalintensive Exportgut (bzw. eine
portkosten und a n d e r e H a n d e l s h e m m (—» P r o t e k t i o n i s m u s )
Nach
Anstieg des W e l t m a r k t p r e i s e s f ü r das
den Ländern überein, k ö n n e n T r a n s nisse
und das —>
son-Theorem
Fak-
bzw.
Liberalisierung
verschlechtert sich die Situation
zustande,
k n a p p e n Faktors, w a s als
(arbeits-
des
Argument
f ü r die —> Protektion importkonkurrie-
reiche) L a n d auf die Produktion k a p i -
render Sektoren v e r w e n d e t wird).
330
Tobin-S teuer
Nach dem Rybczynski-Theorem wird bei konstanten Weltmarktpreisen (Annahme einer kleinen offenen Volkswirtschaft) eine Kapitalakkumulation die Produktion des kapitalintensiven Gutes (stark) erhöhen und die Produktion des arbeitsintensiven Importgutes absolut vermindern! Da in der Theorie des internationalen Handels in der Regel von ausgeglichenen Handelsbilanzen (—» Zahlungsbilanz) ausgegangen wird, bedeutet eine Exportsteigerung zugleich eine Zunahme der Importe. Datenänderungen der beschriebenen Art sind somit handelsvermehrend, während z.B. Zollerhöhungen (—» Zölle) (auf das arbeitsintensive Gut) oder eine Zunahme des (knappen) Faktors Arbeit (bei konstanter Kapitalausstattung) handelsvermindernd wirken. Eine weitere im Rahmen des Modells diskutierte Datenänderung kann technischer Fortschritt z.B. in einem oder beiden Sektoren sein, der ursprünglich international identische Produktionsfunktionen nun unterschiedlich macht und somit die Gültigkeit des Faktorpreisausgleichstheorems aufhebt. Schließlich diskutieren Modellerweiterungen die Implikationen von mehr als zwei Gütern, Faktoren oder Ländern. Diese Erweiterungen werden teils im Gefolge des Leontief-Paradoxons vorgenommen, in welchem W. Leontief mit Hilfe der von ihm entwickelten Input-Output-Analyse die Gültigkeit des Faktorproportionentheorems in Frage stellte.
Das und Weiteres wird in der —> Neuen Außenhandelstheorie behandelt. Letztendlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Theorie des internationalen Handels wie andere ökonomische Theorien neoklassischer Herkunft von der nicht realistischen Vollbeschäftigungsannahme ausgeht. Abweichungen kann man z.B. durch die Annahme von Mindestfaktorpreisen oder begrenzter intersektoraler Faktormobilität erfassen (wodurch fundamentale Aussagen in Zweifel gezogen werden). Literatur: Caves, R. EJ Frankel, J.A7 Jones, R.W. (1993): World Trade and Payments, 6. Aufl. Harper Collins (New York) Dixit, A.K./ Norman, V. (1980): Theoiy of International Trade, Cambridge University Press (New York usw.) Gandolfo, G. (1994), International Economics Bd. I, 2. Aufl. Springer (Berlin usw.). Jones, R.W./ Kenen, P.B. Hrsg. (1984): Handbook of International Economics Bd. I, North Holland (Amsterdam, New York, Oxford). Rose, KV Sauemheimer, K. (1995): Theorie der Außenwirtschaft, 12. Aufl. Vahlen (München). Hans-Joachim
Heinemann
Tobin-Steuer 1978 von James Tobin gemachter Vorschlag zu einer weltwährungspolitischen Reform, der darauf abzielt, die
331
Tobin-S teuer
Währungsbeziehungen
Insofern diese f ü r die hohe Volatilität
und v o r allem die —> W e c h s e l k u r s e zu
internationalen
der W e c h s e l k u r s e tatsächlich verant-
stabilisieren. D i e s e r Vorschlag
kon-
wortlich sind, trägt die T o b i n - S t e u e r
kurriert mit d e m —» M c K i n n o n
und
zur Stabilisierung der
Wechselkurse
d e m —> W i l l i a m s o n - P l a n .
bei.
T o b i n m a c h t d e n spekulativen kurz-
D i e Kritik an der T o b i n - S t e u e r
fristigen K a p i t a l v e r k e h r für die h o h e
sich an d i e Beeinträchtigung des G ü -
—» Volatilität u n d die —> Fluktuation
ter-
Dienstleistungshandels
(-»
der W e c h s e l k u r s e u n d vor allem f ü r
Dienstleistungstransfer) u n d auf
ihre
die A b w e i c h u n g e n gerechtfertigten
von
fundamental
Kursen
verantwort-
und
richtet
allokative W i r k u n g , da der Handel innerhalb eines W ä h r u n g s g e b i e t e s
von
lich.
der T o b i n - S t e u e r befreit ist. A u f m e r k -
Tobin verweist in s e i n e m grundlegen-
s a m g e m a c h t w u r d e auch darauf, d a ß
den Artikel auf d i e g r o ß e n
Finanzinnovationen
kungen
der
Schwan-
Wechselkurse.
eine
Umgehung
der T o b i n - S t e u e r e r m ö g l i c h e n , der E f -
Tobins
Plan setzt daran a n , diese internationa-
f e k t sollte d e s h a l b mit d e r Zeit ab-
len
nehmen.
Kapitaltransaktionen
durch
eine
Ein
letzter
Einwand
weist
grenzüber-
d a r a u f h i n , d a ß Finanztransaktionen an
schreitenden —» Kapitalverkehr unat-
d i e j e n i g e n F i n a n z p l ä t z e verlagert wer-
traktiver zu m a c h e n . Seiner E m p f e h -
d e n , an d e n e n die Tobin-Steuer nicht
lung liegt eine strikte Trennung v o n
erhoben wird.
e r w ü n s c h t e m , l a n g f r i s t i g e m und
Trotz dieser
geringe
Steuer
erwünschtem,
auf
den
(spekulativem)
un-
berechtigten
Einwände
erscheint die A b l e h n u n g der T o b i n -
kurz-
Steuer
fristigem Kapital v e r k e h r zugrunde.
durch
die
Ökonomie
vor-
Funktional, also von ihrer W i r k u n g s -
schnell. D i e a n g e n o m m e n e nachteilige
weise aus betrachtet, desintegriert die
W i r k u n g auf den —> Handel beispiels-
Tobin-Steuer
Kapital-
w e i s e tritt auch o h n e die T o b i n - S t e u e r
Rendite-
a u f , da sich die exportierenden
anlagen
internationale
voneinander,
differenzen nicht länger
da
importierenden
ökonomisch
durch
Unternehmen kostenintensive
und
in
der
rational d u r c h —» Arbitrage ausgegli-
Regel
chen w e r d e n k ö n n e n . D a die Tobin-
rungsfutures
Steuer bei j e d e r internationalen K a p i -
s c h w a n k u n g e n versichern m ü s s e n . In-
gegen
Wäh-
Wechselkurs-
taltransaktion anfällt, sinkt die Rendite
sofern tritt eine faktische h a n d e l s u m -
und d a m i t d e r G r a d der internationalen
l e n k e n d e W i r k u n g auch bei volatilen
Kapitalmobilität
W e c h s e l k u r s e n auf und ist keine D o -
generell, aber über-
m ä n e d e r Tobin-Steuer. Letztlich hat
durchschnittlich stark bei kurzfristigen
die internationale —> Kooperation zur
Kapitalanlagen. D e s h a l b sollte vor al-
R e g u l i e r u n g der —> F i n a n z m ä r k t e ge-
lem d a s V o l u m e n grenzüberschreiten-
zeigt,
der kurzfristiger K a p i t a l a n l a g e n fallen.
332
daß
der
Standortwettbewerb
Tokio-Runde
z w i s c h e n den internationalen märkten
nicht
sondern
durch
durch
Finanz-
S t a n d a r d s und über die Erteilung von
Deregulierung,
richtige,
Import-Lizenzen).
koordinierte
R e r e g u l i e r u n g positiv gestaltet
D i e meisten Kodizes sehen A u s s c h ü s -
wird.
se v o r , die als U b e r w a c h u n g s -
D i e T o b i n - S t e u e r ist eine Möglichkeit,
und
Schlichtungsorgan fungieren.
d e n E i n f l u ß und G e s t a l t u n g s s p i e l r a u m d e r Wirtschaftspolitik zu stärken.
Literatur: G A T T (1986), The Texts of the Tokyo
Literatur:
R o u n d Agreements. GATT: Genf.
Tobin, James (1978): A Proposal for In-
Transfer
ternational Monetary Reform. Eastern Economic Journal 4, S. 153-159. Krugman, Paul (1989):
S a m m e l b e z e i c h n u n g f ü r alle Arten d e s
Exchange-rate
W a r e n - und Kapitalaustausches
Instability. ΜΓΓ Press, Cambridge. Menkhoff,
Lukas/
Michaelis,
Jochen
Transformationspolitik
(1995): Ist die Tobin-Steuer wirklich tot?, Jahrbuch für Wirtschaftswissen-
Die
schaften 46, S. 55-75.
alle M a ß n a h m e n , die g e e i g n e t Thomas
den
Plümper
Transformationspolitik Ubergang
eines
umfaßt
D a b e i geht es in der Regel um die Transformation
einer
A l s T o k i o - R u n d e wird die siebte —>
tungswirtschaft
in
Zentralverwal-
eine
Marktwirt-
W e l t h a n d e l s r u n d e im R a h m e n des —»
s c h a f t (—» Systemtransformation).
G A T T (Genf, 1975-1979) b e z e i c h n e t .
Ausgehend
Ihr wichtigsten Ergebnisse waren die
m u ß eine
vom
Transformationsziel
Transformationskonzeption
e n t w o r f e n werden, die mittels einer
der Importzölle (—» Zölle)
u m durchschnittlich 3 4 %, die erstma-
Transformationsstrategie
lige
Transformationspolitik
Verringerung
sind,
Wirtschaftssy-
s t e m s in ein anderes h e r b e i z u f ü h r e n .
Tokio-Runde
Senkung
zwi-
schen zwei Ländern.
—> nicht-tarifärer
in
konkrete umgesetzt
Ermächti-
wird. W ä h r e n d das T r a n s f o r m a t i o n s -
gungsregel ( ' e n a b l i n g c l a u s e ' ) , durch
ziel d i e grobe Richtung der T r a n s f o r -
die Zoll—> Präferenzen für —> Ent-
m a t i o n vorgibt, wird in der T r a n s f o r -
w i c k l u n g s l ä n d e r jetzt G A T T - k o n f o r m
mationskonzeption bereits stärker k o n -
Handelshemmnisse,
sind,
die
die
Neufassung
des
über
e i n z e l n e n vonstatten g e h e n soll. Die
und Ver-
Transformationsstrategie ordnet dann
K o d e x der —> K e n n e d y - R u n d e Anti-Dumping-Maßnahmen einbarung
mehrerer
neuer
kretisiert, w i e die T r a n s f o r m a t i o n im
GATT-
die einzelnen Schritte in dem Ziel an-
GATT-
gemessene,
K o d i z e s (u.a. über —> S u b v e n t i o n e n und Ausgleichsmaßnahmen,
über —>
333
sachlich
und
zeitlich
Transformationspolitik
strukturierte Maßnahmen (—» Sequencing der Transformation). Zur Transformationspolitik gehören folgende Bereiche: - Makroökonomische —> Stabilisierung und Preisliberalisierung, - Privatisierung der Unternehmen sowie - Restrukturierung der Volkswirtschaft. Besondere Bedeutung kommt dabei der Stabilisierungspolitik zu, da ohne weitgehende makroökonomische Stabilisierung alle anderen Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt sind oder erst gar nicht zum Einsatz kommen.
stärkt wird. Als Folge des Preisanstiegs kann das Horten von Gütern zunehmen, das wiederum zu Preissteigerungen führt. Im Laufe dieses Prozesses gehen die meist auf der Unternehmensebene anknüpfenden Staatseinnahmen in ihrem Realwert zurück, während gleichzeitig die Staatsausgaben (zur Stützung von Unternehmen, zur sozialen Abfederung der Preisfreigabe, durch Lohnerhöhungen im Staatssektor etc.) steigen. Wird die dadurch auflaufende Staatsschuld monetisiert, so wird der Anstieg der Inflationsrate stark beschleunigt und es kann sogar zu einer Hyperinflation (wie es z.B. in Polen der Fall war) kommen.
Die Notwendigkeit makroökonomischer Stabilisierung entsteht dadurch, daß als Erbe der Zentralverwaltungswirtschaft das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bei gleichzeitigem Geldüberhang mehr oder weniger weit auseinanderklaffen. Werden in dieser Situation die Preise freigegeben, kann es zu einem Kollaps des Output und zu hohen Inflationsraten kommen, die mit einer weiteren Verknappung des Angebots einhergehen können. Die Ursache einer derartigen Reaktion liegt darin begründet, daß im Ausgangszustand die angebotenen Güter nicht der Nachfrage entsprechen. So kommt es zu einem rapiden Outputeinbruch bei denjenigen Gütern, die nicht gefragt sind, und einem starken Preisanstieg bei den präferierten Gütern, der durch monopolistische Unternehmensstrukturen und den eventuell vorhandenen Geldüberhang ver-
Das Paket stabilisierungspolitischer Maßnahmen umfaßt - die Herstellung des Budgetgleichgewichts zum Abbau des inflationären Potentials staatlicher Defizite, - die Wahl eines nominalen Ankers zur Wahrung der Preisstabilität und - Preisfreigabe inklusive Abbau bzw. Eliminierung von Preissubventionen zur Implementierung knappheitsorientierter relativer Preise. Besteht ein Geldüberhang, so muß dieser entweder durch Konfiskation der Mittel oder Konsolidierung (Ausgabe indexierter, niedrig verzinslicher und langfristiger Staatsschuldtitel) beseitigt werden; auch eine Kombination von Teilkonfiskation und -konsolidierung ist möglich. Als nominaler Anker kann entweder das Geldmengenwachstum oder ein fester —> Wechselkurs - eventuell in Verbin-
334
Transformationspolitik
dung mit einem —> Currency Board -
mit oder ohne Beteiligung des Mana-
gewählt
gements und der dort beschäftigten
werden;
das
Preisniveau
selbst wie auch die nominalen Preise
Arbeitnehmer.
scheiden als Anker aus. Beide mögli-
können nicht auf einen Schlag privati-
Große
Unternehmen
chen Anker sind nicht ohne Risiken:
siert werden, da weder ausreichendes
Gelingt die Stabilisierung über eine
Kapital noch ein hinreichend großes
Beschränkung des Geldmengenwachs-
Reservoir an Führungskräften noch ein
tums, dann steigt die zuvor aufgrund
funktionsfähiges Bankensystem kurz-
der hohen Inflationsraten sehr niedrige
fristig verfügbar sind. Sie dürfen aber
Geldnachfrage wieder an und müßte
auch nicht sich selbst überlassen blei-
zur Vermeidung sehr hoher Realzins-
ben, da das alte Management und die
sätze mit einem einmaligen Sprung in
dort noch Beschäftigen einen starken
der Geldversorgung befriedigt werden;
Anreiz haben, die vorhandenen Res-
das kann aber neue Inflationserwar-
sourcen der Unternehmen untereinan-
tungen auslösen. Die Fixierung
des
der aufzuteilen. Daher bietet sich ein
Wechselkurses kann dazu führen, d a ß
zweistufiges Privatisierungsmodell an:
seine Verteidigung temporär sehr hohe
Die
Realzinssätze verlangt. Steigen die in-
großen Privatisierungsholdings
ländischen Preise relativ zu den aus-
ordnet, die das Management der Un-
ländischen weiter an, kommt es zu ei-
ternehmen übernehmen und je nach
Unternehmen
werden
wenigen zuge-
ner Erhöhung des realen Wechselkur-
Lage der Dinge die Unternehmen ver-
ses; wird die Währung dann abgewer-
kaufen, reorganisieren oder liquidieren
tet (—¥ Abwertung), besteht die Ge-
können. Erst danach werden die Un-
fahr, d a ß die Glaubwürdigkeit der In-
ternehmen
flationsbekämpfung verlorengeht und
selbständig wirtschaftende Einheiten.
ein erneuter Inflationsschub droht. Die
Die Arbeit dieser Holdings ist zeitlich
Preisfreigabe sollte in einem
zu beschränken; sie dient dazu, die
Schlag
(sofern noch
vorhanden)
erfolgen, um intertemporaler Spekula-
Unternehmen in der Ubergangsphase
tion, Güterhortung und
effizient zu leiten und sie für den
Gütermangel
vorzubeugen und die Währungskon-
Markt fit zu machen oder aufzulösen.
vertibilität (—> Konvertibilität) vorzu-
Neben den Unternehmen sind
bereiten, auch wenn dieses Vorgehen
Wohnungen
den Unternehmen temporär die Aus-
kann sehr schnell geschehen und ist
nutzung
eine wichtige Voraussetzung für die
von Monopolpositionen
er-
laubt.
zu
privatisieren;
auch dies
Reallokation von Arbeitskräften. Teil der Privatisierungspolitik ist die
Bei der Privatisierung muß zwischen
Verteilung des Eigentums an den Un-
kleinen und großen Unternehmen un-
ternehmen. Anstelle das Eigentum an
terschieden werden. Kleine Unterneh-
den einzelnen Unternehmen zu vertei-
men können sofort privatisiert werden,
335
Transformationspolitik
len bietet sich hier an, Aktien o.ä. der
hochsensibel auf die politischen Be-
Privatisierungsholdings
dingungen. Insbesondere besteht die
auszugeben
und entweder vollständig oder teilwei-
Gefahr, daß Direktinvestitionen
se an die Bevölkerung zu übergeben;
bleiben, da es sich für die Investoren
im zweiten Fall könnte der Rest der
lohnt, erst einmal die Entwicklung ab-
Beteiligungen vom Staat gehalten und/
zuwarten. Ist eine Investition getätigt,
aus-
oder an die Arbeitnehmer der Unter-
ist sie oft nicht mehr reversibel. Für
nehmen
Der
die Verfügbarkeit von Ersparnissen ist
Vorteil einer solchen Regelung wäre,
ein funktionsfähiges Bankensystem er-
ausgegeben
werden.
daß sie Fairneß-Aspekten
Rechnung
forderlich, das elementare Formen der
trägt und das Risiko der
Untemeh-
Ersparnisbildung
mensauflösung für die Anteilsinhaber
ermöglicht
Kredite vergeben kann. Ein
und solches
poolt. Die Anteilsscheine sollten an
Bankensystem befindet sich in Mittel-
einer Börse notiert und frei gehandelt
und Osteuropa erst im Anfangsstadi-
werden können. Dadurch ergibt sich
um, mit der schweren Hypothek, daß
eine indirekte Kontrolle der Geschäfts-
die Bank- und Unternehmensbilanzen
f ü h r u n g der Holdings: Diejenigen, die
nicht vorher von uneinbringbaren Kre-
arbeiten,
dit-Altlasten befreit wurden. Darüber
werden bessere Kurse erzielen als die
hinaus erfordert die Restrukturierung
anderen. Den Holdings fließen beim
hohe Investitionen in die Infrastruktur,
Verkauf der Unternehmen (der eigent-
wozu wiederum Kapital benötigt wird.
effizient
und
erfolgreich
lichen Privatisierung auf der zweiten
Die Restrukturierung wird daher lange
Stufe) Mittel zu, die wiederum den
dauern und m u ß durch ein adäquates
Anteilsinhabem zugute kommen.
System der Arbeitslosenunterstützung
Neben dieser Privatisierungspolitik ist
flankiert werden.
es unerläßlich, die Bildung und den Markteintritt neuer Unternehmen zu-
Literatur:
zulassen und zu fördern. Es besteht ein besonders hoher Bedarf an und
mittleren
Blanchard, Olivier et al. (1991): Reform
kleinen
Unternehmen.
in Eastern Europe. The MIT Press:
Erst
Cambridge, Massachusetts und Lon-
durch den Markteintritt neuer Unter-
don, England.
n e h m e n wird es zu dem gewünschten
Herr, Hansjörg/ Tober, Silke/ Westphal,
W e t t b e w e r b kommen.
Andreas (Hrsg.) (1994): Macroecono-
Für die Restrukturierung der Volks-
mic Problems of Transformation. Sta-
wirtschaften ist die Verfügbarkeit von Kapital von großer Bedeutung.
bilization Policies and Economic Re-
Als
structuring. Edward Elgar: Aldershot,
Quellen dafür kommen die inländische
England
Ersparnis und ausländische —> Direkt-
USA.
investitionen infrage. Beide reagieren
336
und
Brookfield,
Vermont,
Transnationale Unternehmen
Hölscher, Jens et al. (Hrsg.) (1994): Bedingungen ökonomischer Entwicklung in Zentralosteuropa, Bd. 2: Wirtschaftliche Entwicklung und institutioneller Wandel. Metropolis: Marburg. Saunders, Christopher T. (Hrsg.) (1992): Economics and Politics of Transition. Macmillan: Houndsmill, Basingstoke und London. Schipke, Alfred/ Taylor, Alan M. (Hrsg.) (1994): The Economics of Transformation. Theory and Practice in the New Market Economies. Springen Berlin u.a.
Triffin bereits 1960 als Dilemma formulierte: Würden die USA ihr —> Zahlungsbilanzdefizit korrigieren, geriete die Welt in eine Liquiditätsknappheit (—» Liquidität, internationale) mit der potentiellen Gefahr einer Deflation. Korrigieren die USA das Defizit dagegen nicht, führen weitere Goldabflüsse zu einer umfassenden Vertrauenskrise in den Dollar. Triffins Lösungsvorschlag in Anlehnung an den Keynes-Plan der Bretton Woods-Konferenz beinhaltete die Schaffung einer neuen Reserveeinheit, die von einer Weltzentralbank (—» Zentralbank) ausgegeben und kontrolliert werden sollte. Ebenso wie zuvor fand ein solcher Plan allerdings keine internationale Zustimmung. Immerhin erwuchs aus der Vertrauenskrise und der Diskussion um das Triffin-Dilemma aber eine neue Reserveeinheit des —> Internationalen Währungsfonds, die —» Sonderziehungsrechte, die allerdings nie den Status einer wirklichen internationalen Liquidität, eines 'Weltgeldes', erlangten. Das 'Dilemma' löste sich daher erst mit einer anderen ' R e f o r m ' des Weltwährungssystems: Dem Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems und dem Ubergang zu flexiblen —> Wechselkursen.
Wienen, Angela (1994): Stabilisierungspolitik im Transformationsprozeß. Untersuchungen zur Wirtschaftspolitik 97. Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln: Köln. Aloys
Prinz
Transnationale Unternehmen —> Multinationale Unternehmen Triffin-Dilemma Zwei der wesentlichen Elemente des Weltwährungssystem Woods
(—>
von
Bretton
Bretton-Woods-Abkom-
men) waren die
Institutionalisierung
des Dollars als Weltreservewährung und die gleichzeitige Dollars
an
eine
Bindung
Goldparität.
des Dies
führte in den 60er Jahren durch die
Trittbrettfahrer
kontinuierlichen Zahlungs-, bzw. Devisenbilanzdefizite der USA (—> Zah-
Bezeichnung für diejenigen Akteure,
lungsbilanz) seit den 50er Jahren zu
die sich nicht an der Bereitstellung
einer systembedingten Vertrauenskrise
(internationaler) öffentlicher —> Güter
des Weltwährungssystems, die Robert
beteiligen. Obwohl diese Staaten sich
337
Trittbrettfahrer
nicht oder nicht angemessen an den Kosten beispielsweise der weltwirtschaftlichen —ï Stabilisierung beteiligen, profitieren sie dennoch davon, daß andere Staaten das öffentliche Gut produzieren. Der Vorwurf des Trittbrettfahrens wird seit einigen Jahren von den USA gegenüber Japan vorgebracht, da Japan hohe Handelsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz) erzielt.
338
υ markt wird dann zum Vorteil umkehrt.
Überbewertung
Uberbewertung muß daher nach Auf-
Auf Verbesserung der Kaufkraft der
fassung derer, die sie als Mittel
inländischen
wicklung
Währung
Wechselkurspolitik
gerichtete
terte Konsummöglichkeiten
(—» Wechselkur-
Ent-
der Wirtschaft durch erweif ü r vor-
se). Die —> Aufwertung der Währung
teilhaft halten, durch Devisenzuflüsse
in eine Uberbewertungsposition wird
aus der Entwicklungshilfe (—> Ent-
zur eine Verbesserung der
wicklungspolitik) stabilisiert
Terms of
werden.
Trade eines um —> Entwicklung be-
Die Devisenzuflüsse erlauben
mühten —> Wirtschaftsraumes
ange-
haltsdefizite mit expansiver Finanzpo-
strebt. Sie gilt zuweilen auch als auf-
litik zu realisieren und durch Subven-
gezwungenes K o m p l e m e n t einer Poli-
tionen die Konsumkraft zu steigern.
tik der —> Unterbewertung
in wirt-
Als Merkmal einer Uberbewertungs-
schaftlich prosperierend vorgestellten
politik gilt der Leistungsbilanzdefizit.
Währungsräumen.
Das
Uberbewertung
Haus-
Leistungsbilanzüberschuß
kann als dauerhafte Position nach der
jedoch
Auffassung
Nettokapitalimport. Es handelt sich bei
der
klassischen
Lehre
saldenmechanisch
folgt
aus
dem
nicht realisiert werden. Sie führt aus
der als Uberbewertung
dieser Sicht zu Leistungsbilanzdefizi-
Politik u m eine durch Kredite zu wei-
ten (—» Zahlungsbilanz).
chen Bedingungen
Die
damit
bezeichneten
mögliche
Gestal-
verbundenen Devisenfehlbeträge müs-
tung der Struktur der —> Zahlungsbi-
sen durch den Verkauf von Vermö-
lanz.
genswerten an Fremde (Kapitalimpor-
wirtschaftlich hoch entwickelten W ä h -
Uberbewertung
wird
auch
in
te) gewonnen werden. Mit der Quanti-
rungsräumen angewendet. Sie ist dort
tätstheorie schließt die Lehre auf eine
eine autonome Zentralbankpolitik (—>
daraus folgende Tendenz zur Absen-
Zentralbank), die ein Ungleichgewicht
kung des Preisniveaus, wenn Kapital-
zwischen der bestehenden
importe infolge nicht weiter steigerba-
onsstruktur
rer Zinssätze ungenügend nur noch ge-
und seinem Wechselkurs durch knap-
wonnen werden können. Der wegen
peres Geldangebot durchsetzt. Diese
eines
Produkti-
Wirtschaftsraumes
der Fehlbewertung bestehende Wett-
Politik dient der Erzwingung
bewerbsnachteil
Effizienz der inländischen Produktion.
auf dem
—> Welt-
339
hoher
Überschießen
Sie ist ein Mittel mit d e m d i e inländi-
u n d der —> W e l t b a n k ist dies u n a b -
sche
dingbar. Der G r u n d liegt darin, d a ß e s
Wirtschaft
einer
verstärkten
K o n k u r r e n z d e s —> W e l t m a r k t e s a u s -
für Staaten kein
g e s e t z t wird. Sie kann n u r
Schulden
begrenzt
Konkursrecht
gibt.
von Staaten k ö n n e n
nicht
Entwicklungsstrategie
o h n e Tilgung oder S c h u l d e n e r l a ß auf-
v e r w e n d e t w e r d e n , weil sie in der k u r -
gelöst werden. G e l i n g t e i n e m Staat die
zen Frist stets A r b e i t s m a r k t p r o b l e m e
planmäßige E n t s c h u l d u n g durch
entstehen läßt. Realisiert w i r d sie im
Verkauf
von
stungen
nicht,
mit Erfolg als
Zustand
freier —> W ä h r u n g s k o n k u r -
r e n z , die d e m Z u s a m m e n b r u c h Weltwährungssystemen
folgen.
Gütern muß
den
und
Dienstlei-
ein
Ausgleich
von
durch d e n V e r k a u f weiterer
Vermö-
Die
genswerte
erreicht
(Kapitalimporte)
U b e r b e w e r t u n g s b e m ü h u n g e n finden in
werden. W e n n es an g e e i g n e t e n V e r -
einer
m ö g e n s w e r t e n mangelt, o d e r Kapital-
aus
der
Währungskonkurrenz
hervorgehenden
neuen
importe, die a b s e h b a r der Schuldentil-
—» Weltwirt-
g u n g dienen,
s c h a f t s o r d n u n g ein E n d e .
werden,
Überschießen
Zahlungsbilanz
mit
einem
Gläubigern.
Im
dienst o h n e
Schuldnerländer,
Kapitalimporte
tritt mit der U m s c h u l d u n g g e w ö h n l i c h eine Erhöhung d e r
durch
zur
Kreditfähigkeit
Verbindlichkeiten
ein.
ihre —> E n t w i c k l u n g
wandeln
Geld
die Wirkung von Z i n s u n d Z i n s e s z i n s
werden
die
nachgeschossenes
zukünftig p l a n m ä ß i g zu leisten. D u r c h
Zahlungsun-
abgewendet
aktuellen Schuldners
fahren den Schuldner, seinen Kapital-
fähigkeit nicht durch Moratorien o d e r Schuldenswaps
des
Gläubiger in e i n e m U m s c h u l d u n g s v e r -
internationalen
gen unabweisbar, wenn
ihrer
ermä-
gestreckt
bestimmt. Im E r g e b n i s b e f ä h i g e n die
neuen
Zusammenhang werden Umschuldun-
rung
lungsfähigkeit des S c h u l d n e r s
Leistungsfähigkeit
Schuldvertrag durch U b e r e i n k u n f t mit
finanzieren,
Zah-
u n d Zinsen neu n a c h d e r
Schuldners
den wer-
gerverzicht auf die v e r ä n d e r t e ßigt, Zahlungsziele w e r d e n
K o n v e r s i o n der Verbindlichkeiten ei-
kann.
über
damit unter U m s t ä n d e n d u r c h G l ä u b i -
Umschuldung
den
verweigert
den. Z a h l u n g s v e r p f l i c h t u n g e n w e r d e n
Übertragungsbilanz
nes
Markt Verträge
Zahlungsaufschub ausgehandelt
—» O v e r s h o o t i n g d e r W e c h s e l k u r s e
—>
am
müssen
Verbessedie
Umweltaspekte des Handels
Ver-
bindlichkeiten der unmittelbaren K a p i -
Durch d i e Z u n a h m e des —> W e l t h a n -
talimporteure in Verbindlichkeiten d e s
dels und die z u n e h m e n d e B e d e u t u n g ,
S t a a t e s um.
die U m w e l t f r a g e s t e l l u n g e n in den letz-
Bei
Kreditgewährungen
d e s —» Internationalen W ä h r u n g s f o n d s
ten
340
zwanzig
Jahren
erlangt
haben,
Umweltaspekte des Handels
rückt a u c h d a s Z u s a m m e n w i r k e n von
mendem
U m w e l t und H a n d e l in den
nach einer h ö h e r e n Umweltqualität. Es
Vorder-
g r u n d . Erstens stellt sich die n a c h d e m E i n f l u ß von
Frage
die
Nachfrage
ist zu erwarten, d a ß ein armes L a n d
Umweltregu-
lierung auf —> H a n d e l und
Wohlstand
deswegen
mehr
Verschmutzung
zu-
Wettbe-
läßt, d a es seine k n a p p e n Ressourcen
w e r b s f ä h i g k e i t . Z w e i t e n s ist von B e -
nicht f ü r eine saubere U m w e l t , son-
lang, w i e Handelsliberalisierung (—>
dern zuallererst f ü r andere Ziele mit
Liberalisierung) auf die U m w e l t wirkt.
h ö h e r e r Priorität v e r w e n d e t . Die Inten-
Drittens geht es u m die handelspolitischer
Legitimität
Maßnahmen
sität d e r U m w e l t r e g u l i e r u n g beeinflußt
zur
die V e r f ü g b a r k e i t von U m w e l t für die
D u r c h s e t z u n g u m w e l t p o l i t i s c h e r Ziele.
Produktion u n d determiniert auf diese
Zu 1. D i e —» T h e o r i e des internationa-
W e i s e die A u s s t a t t u n g d e s L a n d e s mit
len H a n d e l s postuliert, d a ß j e d e s Land
d e m P r o d u k t i o n s f a k t o r U m w e l t . Eine
sich auf die Produktion d e r Güter spe-
s c h w a c h e U m w e l t p o l i t i k erhöht also
zialisiert, in w e l c h e r es einen k o m p a -
die A u f n a h m e f ä h i g k e i t f ü r V e r s c h m u t -
rativen Vorteil (—> T h e o r e m der kom-
zung u n d gibt d e m armen und d ü n n
parativen K o s t e n ) hat. W i e ein Land
besiedelten L a n d einen komparativen
mit e i n e m reichen A n g e b o t an Arbeits-
Vorteil in der Produktion umweltinten-
kräften sich auf arbeitsintensiv produ-
siver Güter. D i e s e Land kann sich im
zierte G ü t e r spezialisiert, ist ebenso zu
R a h m e n der weltwirtschaftlichen Ar-
e r w a r t e n , d a ß ein L a n d unter zwei be-
beitsteilung auf u m w e l t i n t e n s i v e G ü t e r
s t i m m t e n B e d i n g u n g e n sich auf Pro-
spezialisieren u n d damit einhergehen-
d u k t e spezialisiert, deren
de Wohlfahrtsgewinne realisieren. U m -
Herstellung
die U m w e l t stark belastet. Z u m einen
g e k e h r t kann d u r c h g r e i f e n d e U m w e l t -
kann e i n e solche Spezialisierung statt-
regulierung in den reichen —» Indu-
finden
w e n n die U m w e l t eine hohe
Aufnahmefähigkeit
für
hat.
ist
Entscheidend
striestaaten z u r V e r l a g e r u n g u m w e l t i n -
Schadstoffe hier
t e n s i v e r Branchen in —> Entwicklungs-
wieviel
länder f ü h r e n .
S c h a d s t o f f e emittiert w e r d e n können, o h n e d a ß die
E s w i r d allerdings bestritten, daß eine
Regenerationsfähigkeit
solche Spezialisierung in m e r k b a r e m
von natürlichen R e s s o u r c e n gefährdet
Ausmaß
ist. So richtet V e r s c h m u t z u n g in einem
überhaupt
stattfindet.
Von
Einzelfällen a b g e s e h e n findet die e m -
großen und d ü n n b e s i e d e l t e n Land re-
pirische Literatur keine klare
lativ w e n i g S c h a d e n an, d a s Land hat
Bezie-
h u n g z w i s c h e n der H ö h e der U m w e l t -
folglich eine h o h e A u f n a h m e f ä h i g k e i t .
politik und d e m
Z u m anderen sind die sozialen Präfe-
Investitionsverhalten
u n d Handelsmuster. Ein zentraler G r u n d
renzen f ü r eine saubere U m w e l t für
h i e r f ü r dürfte in den geringen Kosten
die Art der Spezialisierung b e s t i m m e n d .
von U m w e l t m a ß n a h m e n relativ zu den
S o steigt im allgemeinen mit zuneh-
G e s a m t k o s t e n der Produktion
341
liegen.
Umweltaspekte des Handels
A n d e r e Einflüsse, wie stark unterschied-
3. Struktureffekte:
Handel
beeinflußt
liche Lohnkosten und Infrastrukturer-
die Z u s a m m e n s e t z u n g d e r Produk-
fordernisse, sind f ü r die Art der inter-
tion
sich
entspre-
nationalen Arbeitsteilung v o n größerer
chend ihres k o m p a r a t i v e n
Vorteils
Relevanz.
spezialisieren. Dementsprechend f ü h r t
indem
Länder
Zu 2. Handel hat aber a u c h A u s w i r -
Handel zu e i n e m M e h r an U m w e l t -
k u n g e n auf die U m w e l t . D i e s w u r d e
belastung in d e m Land d a s sich in
b e s o n d e r s deutlich, als im Zuge d e r
einer verschmutzungsintensiven Pro-
V e r h a n d l u n g e n über das N o r d a m e r i k a -
duktion spezialisiert, während in an-
nische
deren L ä n d e r n die U m w e l t
Freihandelsabkommen
(—>
chen
Umweltschäden
warnten.
durch
Spezialisierung auf saubere P r o d u k -
N A F T A ) U m w e l t s c h ü t z e r vor mögli-
tion entlastet wird.
Das
A b k o m m e n w u r d e d a r a u f h i n mit M a ß -
Diese A u f g l i e d e r u n g zeigt, daß H a n -
n a h m e n zu Schutz der U m w e l t ausge-
d e l s m a ß n a h m e n , wie Zollsatzsenkun-
stattet.
Binnen-
gen (—» Zölle) u n t e r den Regeln d e r —>
m a r k t p r o g r a m m der —) E u r o p ä i s c h e n
Welthandelsorganisation (WTO), e b e n -
Ebenso
wurde
das
U n i o n nach möglichen G e f a h r e n für
so wie d i e Ö f f n u n g der Märkte im Zu-
die U m w e l t ausgelotet. Drei E f f e k t e
ge des B i n n n e n m a r k t p r o g r a m m s
von Handelsliberalisierung (—» L i b e -
—> E u r o p ä i s c h e n U n i o n , eine Vielzahl
ralisierung) auf die U m w e l t
von E f f e k t e auf die U m w e l t
werden
Handel
züglich
erleichtert
somit umweltfreundliche
Einerseits wird
durch
wann
die
den durch importierte Güter schützen, kann es n a c h d e n Richtlinien der W T O
andererseits
Produktstandards Handel
d i e Nachfrage nach sauberer U m -
erlassen,
diesen
die
den
Produkten
ein-
m u ß aber das Prinzip der —» Nichtdis-
sten Umweltstandards und schneiden an
mit
schränken. Für diese Produktstandards
w e l t . Reiche Länder haben die höchVerbrauch
zum
Will ein Land seine U m w e l t vor Schä-
mehr
steigen E i n k o m m e n u n d mit ihnen
trotz großem
Handelseinschränkungen
Schutz d e r U m w e l t gerechtfertigt sind.
Produktion und T r a n s p o r t die U m w e l t stärker belastet,
die
Zu 3. Schließlich stellt sich die Frage,
ö k o n o m i s c h e Aktivität u n d W a c h s tum.
auf
j e d e s einzelnen Falles.
s o Gefahrengüter, zu verbreiten. fördert
Auswirkungen
besteht B e d a r f n a c h der U n t e r s u c h u n g
Produkte
u n d Technologien, allerdings e b e n Handel
der
U m w e l t g e m a c h t werden kann. Hier
d e n Austausch von G ü t e r n und h i l f t
2. Skaleneffekte:
haben,
aber ex ante k e i n e klare A u s s a g e be-
unterschieden: 1. Produkteffekte·.
der
kriminierung
Res-
gelten,
ebenso
dürfen
einheimische P r o d u k t e nicht bevorzugt
sourcen bei vielen U m w e l t q u a l i t ä t s -
werden u n d m ü s s e n daher den selben
indikatoren besser als a r m e L ä n d e r
—> Standards w i e die Importprodukte
ab.
342
UN unterliegen. Nach den Regeln der WTO ist es aber verboten, Umweltauflagen zur Herstellung von Produkten (sog. Prozeßstandards) zu erlassen und anschließend die Einfuhr von Produkten, die diesen Prozeßstandards nicht genügen, zu untersagen. Hier wird schnell die Grenze zum —» Okoprotektionismus überschritten. Handelseinschränkungen sind dagegen im Rahmen allgemeiner Vorgaben erlaubt wenn es sich um multilaterale Umweltabkommen handelt und die Handelseinschränkungen zur Durchsetzung dieser Umweltabkommen gegen Nichtteilnehmer-Staaten nötig sind. So sind Handelsbeschränkungen und Verbote u.a. in der Baseler Konvention über den grenzüberschreitenden Transport von Sondermüll und dem Abkommen über den Handel von gefährdeten Tierund Pflanzenarten geregelt um negative Effekte aus dem Handel eines Gutes, z.B. das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, direkt zu vermeiden. Handelseinschränkungen sind ebenso im Rahmen allgemeiner Vorgaben erlaubt wenn die Produktion der gehandelten Güter die Umwelt anderer Länder schädigt, also internationale oder gar globale Externalitäten vorliegen. Ein solcher Fall ist durch das Montreal Abkommen zum Schutz der Ozonschicht geregelt. Es sieht Handelseinschränkungen nicht nur unmittelbar für die ozonschichtzerstörenden FCKWs vor, sondern auch für Produkte, die mit den FCKWs produziert werden. Um die Gefahr von ökoprotektionisti-
schem Verhalten einzudämmen, erfordert die Durchsetzung des Montreal Protokolls multilateraler Übereinstimmung. Literatur: Anderson, Kym/ Richard Blackhurst (1992) (Eds.): The Greening of World Trade Issues, New York, Harvester Wheatsheaf. Dean, Judith (1992): Trade and Environment. A Survey of the Literature. In: Low, Patrick (Ed.), 15-28. GATT (1992): International Trade 90-91. Genf. Low, Patrick (1992) (Ed.): International Trade and the Environment World Bank Discussion Papers, Washington, D. C. Stevens, Candice (1993): The Environmental Effects of Trade. World Economy 14,439-451. Rolf Bommer UN Abk. für die Vereinten (United Nations)
Nationen
UNCTAD Abk. der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (United Nations Conference on Trade and Development; UNCTAD). Die Welthandelskonferenz wurde am 30.12.1964 gegründet. Der Sitz ist Genf. Im Mai 1992 hatte sie 179 Mitgliedsstaaten. Sie ist ein ständiges Sonderorgan der UN-Vollversamm-
343
UNDP
lung mit den Aufgaben: Förderung und —> Harmonisierung des Welthandels und der wirtschaftlichen —> Entwicklung.
sen in gesellschaftlich notwendiger Arbeit, zuungunsten des armen Landes erfolgt. Diese These wurde im Jahre 1969 von A. Emmanuel aufgestellt und verbreitete sich schnell in der marxistischen Literatur. In der Folgezeit wurde eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansätzen hervorgebracht, die jedoch alle unter terminologischen, methodischen und empirischen Schwächen leiden. Dennoch ist das Konzept in der —> Entwicklungsländer-Forschung (—> Dependenz-Theorien) aufgegriffen worden und hat zu weitreichenden entwicklungspolitischen Schlußfolgerungen (—» Entwicklungspolitik) geführt. Mittlerweile wird auch von Marxisten die Brauchbarkeit des Konzepts ungleichen Tausches skeptisch beurteilt.
Oberstes Organ ist die Vollversammlung, die ca. alle vier Jahre zusammentritt und deren Resolutionen zwar nicht rechtsverbindlich aber moralisch verpflichtend sind. In den bisherigen acht Verhandlungsrunden wurden folgende Problemkreise erörtert: Entwicklungsfinanzierung, internationale Währungsfragen und Verschuldung, —» Handel mit Rohstoffen, —» Technologietransfer, Sondermaßnahmen für am wenigsten entwickelte Länder (LDCs) sowie regionale Handelsausweitung und Wirtschaftsintegration (—> Integration). UNDP
Unterbewertung
Abk. für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Program)
Auf Verbesserung der Wettbewerbsposition der inländischen Handelswaren und Dienstleistungen gerichtete —» Wechselkurspolitik. Eine unterbewertete Währung ist daran erkennbar, daß der entsprechende Währungsraum anhaltend eine überschüssige Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) aufweist, also mehr exportiert als importiert. Die —> Abwertung der Währung in eine Unterbewertungsposition wird als eine Alternative zu Handelsbeschränkungen und —> Zöllen aufgefaßt. Unterbewertung kann somit strategisch eingesetzt werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unternehmen zu erhöhen
Ungleicher Tausch Nach der neomarxistischen Theorie des ungleichen Tausches besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen der Armut eines Landes und der Tatsache, daß dieses Land mit einem reichen Land —» Handel treibt und dabei Kapital aus dem reichen Land importiert. Ungleicher Tausch besteht darin, daß das arme Land arbeitsintensiv produzierte Güter exportiert und dafür Güter erhält, die mit einem geringeren Arbeitsquantum hergestellt wurden. Das hat zur Folge, daß der Tausch, gemes-
344
Unterbewertung
und
gegen
Importkonkurrenz
rungen durch eine restriktive
zu der
nanzierungspolitik
Unterbewertung
die
Als Merkmal einer Unterbewertungs-
bedeutet,
daß
Aufwertung der Währung verhindert
politik gilt der
oder
schuß. Der
verzögert
wird,
beispielsweise
indem die —» Zentralbank Devisenreserven
Zentralbank.
Leistungsbilanzüber-
Leistungsbilanzüberschuß
folgt dort jedoch nicht aus einer Un-
hohe
aufschatzt
der
Refi-
schützen. Eine solche Strategie
terbewertung, sondern ist durch Kapi-
(eine
„künstliche" Nachfrage nach Fremd-
talexporte induziert. Es handelt sich
währungen entfaltet, um deren A b w e r -
dabei um eine Politik zur Gestaltung
tung zu verhindern) oder indem Kapi-
der Struktur der —>
talimporte
Eine
Unterbewertung in wirtschaftlich we-
Politik der Unterbewertung gilt ent-
niger entwickelten Wirtschaftsräumen
beschränkt
werden.
Zahlungsbilanz.
sprechend auch als eine die interna-
ist dagegen keine vorteilhafte Situati-
tionalen
on. Realisiert wird sie in Währungs-
Wirtschaftsbeziehungen
be-
lastende M a ß n a h m e von der —> A b -
räumen,
wertungswettläufe
durchführen. In deren Zahlungsbilanz
ausgelöst
werden
die
keinen
Kapitalexport
können.
gleichen —> Exporte von Handelswa-
Unterbewertung kann als dauerhafte
ren,
Position
nach
der
Auffassung
der
Zah-
Verteuerung der Einfuhr von Vermögenswerten kompensiert, wie dies ge-
Devisenüberschüsse können bei der —» in
heimische
wöhnlich
Währung
senkung von Realeinkommen der Inländer zielt, um deren Beschäftigung
gende Preisniveauerhöhung, die den
gegenüber effizienteren Produktionen
zuvor bestehenden Wettbewerbsvorteil
im Ausland aufrechtzuerhalten. Den
auf dem —> Weltmarkt zum Nachteil
Wirkungen dieser Politik können sich
umkehrt. Unterbewertung muß daher
inländische Wirtschafter nur
nach Auffassung derer, die sie f ü r vorteilhaft halten, durch
ten, deren Preise sich mit den W e c h -
stabilisiert
selkursen
werden. Dies kann durch den A u f b a u von
Haushaltsüberschüssen
mit
Kompensation
der
verändern.
In
unterbe-
wertenden Währungsräumen entstehen
Fi-
infolgedessen sehr große Verteilungs-
nanzpolitik ebenso geschehen wie mit einer
entzie-
hen, wenn sie Welthandelsgüter anbie-
Sterilisierung
Devisenüberschüsse
Unterbewertung
ßenwirtschaftspolitik, das auf die Ab-
Quantitätstheorie
schließt die Lehre auf eine daraus fol-
der
geschieht.
ist dann ein Instrument der —» Au-
konvertiert werden und erweitem die Geldmenge. Mit der
der
Exporte wird daher nicht durch eine
lungsbilanz). Die damit verbundenen Zentralbank
Vermö-
stungen aus. Eine Verbilligung
den. Sie führt aus dieser Sicht zu Lei(—»
und
te) von Handelswaren und Dienstlei-
klassischen Lehre nicht realisiert werstungsbilanzüberschüssen
Dienstleistungen
genswerten nur die Einfuhr (—> Impor-
Konvertie-
345
Unternehmenskooperationen, internationale
und V e r m ö g e n s u n t e r s c h i e d e zwischen
gen L e i s t u n g s p r o z e s s e s b e t r e f f e n , sie
den W i r t s c h a f t e r n .
k ö n n e n aber auch in d e r E r s c h l i e ß u n g neuer Geschäftsfelder bestehen.
Unternehmenskooperationen, internationale Internationale
operationen wenn
diese
werden
dann
Ko-
gewählt,
Koordinationsform
im
Hinblick auf den A u s b a u o d e r den Er-
Untemehmenskoopera-
tionen haben a u f g r u n d d e r V e r ä n d e -
halt
r u n g e n der w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n R a h -
m e n s z w e c k m ä ß i g e r e r s c h e i n t als die
m e n b e d i n g u n g e n in der V e r g a n g e n h e i t
Alternativen des K a u f s von
stark an B e d e u t u n g g e w o n n e n . Fort-
gen über den a n o n y m e n M a r k t (buy)
schritte im T r a n s p o r t - u n d K o m m u n i -
und
k a t i o n s w e s e n , d e r A b b a u von —> Z ö l -
g u n g im U n t e r n e h m e n b z w . K o n z e r n
len u n d anderen
Handelshemmnis-
d u r c h vollständig kontrollierte U n t e r -
sen, d i e Ö f f n u n g der B e z u g s - und A b -
n e h m e n s t e i l e oder T o c h t e r g e s e l l s c h a f -
satzmärkte in Mittel- u n d Osteuropa,
ten (make). K o o p e r a t i o n e n u n t e r s c h e i -
steigende F o r s c h u n g s - u n d
den
lungskosten Zunahme
Entwick-
der
alleinigen
sich von der
UnternehLeistun-
Leistungserbrin-
buy-Entscheidung
d u r c h die größere E i n f l u ß n a h m e
in vielen B r a n c h e n , d i e
der
der Ertragskraft des
auf
die innerbetrieblichen Verhältnisse d e s
Wettbewerbsintensität
und d e r w e t t b e w e r b l i c h e n Interdepen-
Lieferanten bzw. des P a r t n e r s im V e r -
d e n z e n der g r o ß e n U n t e r n e h m e n
auf
trieb mit d e m Ziel d e r Sicherstellung
globalen M ä r k t e n h a b e n internationale
des g e w ü n s c h t e n Qualitäts- und Lie-
Unternehmenskooperationen
ferserviceniveaus b z w . d e r
möglich
und n o t w e n d i g g e m a c h t . Unter
Die W a h l der K o o r d i n a t i o n s f o r m u n d
Untemehmenskooperationen
versteht m a n eine
Intensität
der A b s a t z b e m ü h u n g e n . ggf. des Partners wird im w e s e n t l i c h e n
zwischenbetriebli-
che Z u s a m m e n a r b e i t z w i s c h e n minde-
von
der A u f g a b e n s t e l l u n g
stens zwei rechtlich u n d wirtschaftlich
dem
unternehmerischen
und
Umfeld
Die A u f g a b e n s t e l l u n g
von be-
in d e n nicht von der Kooperation be-
stimmt.
troffenen G e b i e t e n selbständigen U n -
m a n funktional g r o b in Vertrieb, Pro-
kann
ternehmen
Durch-
duktion und B e s c h a f f u n g einschließ-
f ü h r u n g von A u f g a b e n , d i e in der R e -
lich F & E unterteilen. Z w e c k m ä ß i g ist
gel auf mittlere bis längere Frist ange-
alternativ auch eine Unterteilung n a c h
legt sind. Bei internationalen K o o p e -
der bisherigen Stellung d e r A u f g a b e
zur g e m e i n s a m e n
rationen k o m m e n die beteiligten U n -
im U n t e r n e h m e n s p r o g r a m m und d a m i t
ternehmen a u s z w e i o d e r mehr L ä n -
n a c h der E x p a n s i o n s r i c h t u n g . V o n ei-
dern.
ner
Die durch die K o o p e r a t i o n
vertikalen
Expansionsrichtung
spricht m a n bei einer N e u o r g a n i s a t i o n
wahrge-
der
n o m m e n e n A u f g a b e n k ö n n e n einzelne
Aktivitäten
im
Vorleistungsbe-
reich. Eine diagonale E x p a n s i o n
oder m e h r e r e F u n k t i o n e n des bisheri-
346
be-
Unternehmenskooperationen, internationale
deutet
Ge-
meinsame Entwicklungen und Quali-
schäftsfelder, eine horizontale Expan-
fizierungen, der gemeinsame Vertrieb
sion eine Erweiterung der Aktivitäten
sowie Lizenzverträge. U n t e m e h m e n s -
auf bereits bearbeiteten Märkten durch
politisch wichtige Kooperationen die-
regionale Ausweitung
ser Art werden oft durch wechselseiti-
oder Das
das
Erschließen
stärkere
neuer
des
Absatzes
Marktdurchdringung.
unternehmerische
Umfeld
ge Beteiligungen abgesichert.
wird
Organisatorische
Veränderungen
in
durch die technologischen Vorausset-
den Betrieben haben in den
zungen für die Erbringung der Lei-
Jahren zu einer stärkeren Separierbar-
stung (z.B. economies of scale, hohe
keit von Teilaufgaben geführt, die aus
Fixkosten bei F&E) und durch
letzten
die
Produktions- und Transaktionskosten-
Wettbewerbsintensität sowie die be-
gesichtspunkten nicht im eigenen Be-
stehenden wettbewerbsrechtlichen Be-
trieb wahrgenommen werden. D a s be-
stimmungen
deutet
für Kooperationen,
Fu-
sionen und Akquisitionen geprägt. In Anlehnung an die Terminologie der Industrieökonomik
spricht
man
Abschluß langfristiger Lieferverträge mit unabhängigen ausländischen
nem Zulieferer eine Kooperation ein-
cing). Vorteile dieser Kooperationen
Unternehmen
im Vergleich zum —> Joint Venture
z u s a m m e n , die bisher auf unterschiedBei
einer
horizontalen
mit Kapitalbeteiligung sind der gerin-
waren.
gere finanzielle Einsatz und damit ein
Kooperation
geringeres Risiko. Sie werden insbe-
handelt es sich u m die Zusammenar-
sondere von mittelständischen Unter-
beit direkter Konkurrenten. In den bei-
nehmen genutzt. Joint Ventures haben
den letzten Fällen spricht man bei un-
demgegenüber den Vorteil einer stär-
ternehmenspolitisch bedeutsamen Vor-
keren Kontrolle des im Zuge der Ko-
haben auch von diagonalen und hori-
operation
zontalen strategischen Allianzen.
Vereinbarungen
ohne
vertraglichen
mögli-
technolo-
kooperieren globale Unternehmen bei
Kapitalbeteili-
Tochtergesellschaften.
und
gischen Wissen. Statt mit Zulieferern der Weiterentwicklung und Produktion
gung bis zur Gründung von gemeinsamen
transferierten
cherweise fortentwickelten
Die rechtliche Ausgestaltung der Kooperationen reicht von
Zu-
lieferern (internationales —> Outsour-
gegangen wird. Bei einer diagonalen
lichen Geschäftsfeldern tätig
Vorleistungsbereich
den Ersatz der Eigenerstellung durch
Hinblick auf die Partnerwahl von ver-
arbeiten
den
minderung der Leistungstiefe und oft
im
tikalen Kooperationen, wenn mit ei-
Kooperation
für
(vertikale Expansionsrichtung) eine Ver-
wichtiger Komponenten häufig mit di-
Typi-
sche Vereinbarungen ohne Kapitalbe-
rekten Konkurrenten. Durch die Ko-
teiligung sind langfristige Liefer- und
operation werden F & E - A u f w e n d u n g e n
Serviceverträge, Ko-Produktionen, ge-
für das einzelne Unternehmen gemindert und economies of scale in der
347
Unternehmenskooperationen, internationale
Produktion genutzt, zudem wird die Wettbewerbsintensität und damit das unternehmerische Risiko in einem Teilbereich gemindert. Beim Aufbau neuer Geschäftsfelder (diagonale Expansion) wird durch eine Kooperation ebenfalls der oft die Ressourcen des einzelnen Unternehmens überfordernde Kapitaleinsatz vermindert, das Zusammenführen der Kompetenzen führt zu kürzeren Entwicklungszeiten und vermindert das Risiko des technologischen Scheiterns. Mitunter werden erst durch das Zusammenlegen der Ressourcen zweier Unternehmen Marktchancen eröffnet, z.B. die Kombination von Materialund Produktkompetenz und der Vertrieb neuartiger Produkte über bestehende Absatzkanäle anderer Unternehmen im Ausland. Darüber hinaus ist der Zugang zur staatlichen und europäischen Forschungs- und Entwicklungsförderung in einigen Bereichen nur durch die Mitwirkung an internationalen Konsortien zu erreichen. Bei Kooperationen mit horizontaler Expansionsrichtung sind meist direkte wettbewerbliche Aspekte und Fragen des verbesserten Marktzutritts von Bedeutung. Beispiele sind Absprachen zwischen einzelnen Unternehmen über Normen und —» Standards, die wechselseitige Nutzung der Vertriebssysteme, vertragliche Absprachen über die Nutzung vorhandener Vertriebsstrukturen ausländischer Konkurrenten und die Gründung von Joint Ventures
zur gemeinsamen Erschließung Auslandsmärkten.
von
Aus wettbewerbspolitischer Sicht sind insbesondere horizontale Kooperationen zwischen globalen Unternehmen bedenklich, da die Gefahr besteht, daß die Interessenkoordinierung auf weitere Teilbereiche ausgedehnt und der Wettbewerb gemindert wird. Im europäischen Kartellrecht sind für Kooperationen die EG-Fusionskontrollverordnung und die Art. 85 und 86 EWGV über das Kartellverbot und entsprechende Freistellungsmöglichkeiten relevant. Nicht betroffen sind Kooperationen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (Bagatellvereinbarungen) und eine Reihe von Vertragstypen (Gruppenfreistellungsverordnungen), die z.B. in den Verordnungen über Forschungs- und Entwicklungs-Gemeinschaftsunternehmen sowie über Patentlizenzvereinbarungen genannt werden. Daneben können auf Antrag auch weitere Kooperationen vom Verbot freigestellt werden. Literatur Bronder ChrV R. Pritzel (Hrsg.), Wegweiser für strategische Allianzen, Gabler, Wiesbaden 1992 Kappich, L., Theorie der internationalen Untemehmungstätigkeit, V. Florentz Verlag, München 1989 Kumar, Ν / Η. Haussmann (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, Verlag D.H. Beck, München 1992
348
Ursprungsland
Sell, Α., Internationale Untemehmensko-
Literatur: Bundesministerium für Finanzen (Hrsg.)
operationen, Oldenbourg Verlag, Mün-
(1994): Ausarbeitung der endgültigen
chen, Wien 1994
Regelung für die Umsatzbesteuerung.
Axel Seil
Gutachten
kunftsland
sog.
Ursprungsland-
kommission. Stolleis: Bonn.
Ursprungsland Ursprungsland
der
bezeichnet
einer
Ware.
das
Her-
Das
Ur-
Ursprungsregeln V o r s c h r i f t e n im —> A u ß e n h a n d e l
zur
sprungsland m u ß dann o f t m a l s g e g e n -
Feststellung
Ur-
über Zollämtern
sprungsland) in d e m eine W a r e h e r -
nachgewiesen
wer-
des
Landes
(—»
d e n , w e n n Güter aus unterschiedlichen
gestellt
Ländern
w e r d e n notwendig, w e n n die bei d e r
zollrechtlich
unterschiedlich
wurde.
Besondere
Regeln
b e h a n d e l t , einigen L ä n d e r n also Präfe-
Herstellung
renzen
Halbfertigwaren nicht a u s d e m L a n d
eingeräumt
werden
(—» Ur-
sprungslandprinzip).
verwandten
Roh-
und
d e r Endfertigung s t a m m e n . H ä u f i g e s K r i t e r i u m ist der Ort d e r letzten w e -
Ursprungslandprinzip
sentlichen B e - oder Verarbeitung, d.h.
Prinzip der internationalen
mit e i n e m Mindestanteil an der g e s a m -
Besteue-
rung, n a c h d e m alle G ü t e r u n d Lei-
ten W e r t s c h ö p f u n g ; durch Z w i s c h e n -
stungen
handel über andere L ä n d e r ändert sich
unabhängig
von
ihrem
Be-
s t i m m u n g s o r t mit d e n Steuern desje-
also nicht d a s —» U r s p r u n g s l a n d ; bei
nigen L a n d e s belastet w e r d e n , in d e m
ausnahmsloser
sie produziert w e r d e n . D a s U r s p r u n g s -
M e i s t b e g ü n s t i g u n g s k l a u s e l w ä r e n Ur-
landprinzip wird derzeit bei fast allen
sprungsregeln
Anwendung unnötig.
der
—>
Anwendung
indirekten Steuern a n g e w a n d t , f ü r die
f i n d e n Ursprungsregeln daher vor al-
U m s a t z s t e u e r in Staaten der —» Euro-
l e m im Rahmen von —> P r ä f e r e n z a b -
päischen G e m e i n s c h a f t w i r d e b e n f a l l s
k o m m e n oder von —> F r e i h a n d e l s z o -
das U r s p r u n g s l a n d p r i n z i p
nen.
eingeführt.
D a s U r s p r u n g s l a n d p r i n z i p hat im G e -
O h n e Ursprungsregeln k ö n n e n a u ß e r -
gensatz z u m B e s t i m m u n g s l a n d p r i n z i p
dem mengenmäßige
bei Vorliegen unterschiedlicher natio-
k u n g e n für Fertigprodukte leicht u m -
naler S t e u e r s y s t e m e
g a n g e n werden, i n d e m d i e in K o m p o -
zerrende
wettbewerbsver-
Auswirkungen;
daher
Importbeschrän-
nenten zerlegten P r o d u k t e
wird
importiert
h ä u f i g —> H a r m o n i s i e r u n g der Steuer-
u n d im Importland z u m
arten u n d -sätze gefordert, u m w e c h -
m o n t i e r t werden
selseitige
z.B. j a p a n i s c h e A u t o m o b i l f a b r i k e n in
Steuersenkungen
(„Steuer-
(sog.
Endprodukt „transplants",
Großbritannien); in der —» U r u g u a y -
w e t t b e w e r b " ) zu v e r m e i d e n .
R u n d e ist ein R a h m e n a b k o m m e n ü b e r
349
Uruguay-Runde
Ursprungsregeln
worden,
D a m i t lag der F o c u s der V e r h a n d l u n -
nach d e m U r s p r u n g s r e g e l n nicht dis-
erarbeitet
gen - a n d e r s als in den v o r a u s g e g a n genen
k r i m i n i e r e n d wirken dürfen.
GATT-Runden
(—>
Welthan-
delsrunden) - auf d e m A b b a u —» nichtLiteratur:
tarifärer H a n d e l s h e m m n i s s e u n d d e m
Vermulst, Edwin (Hrsg.) (1994): Rules
Einbeziehen
of Origin
in International Trade.
bisheriger
„Grauzonen"
in die internationale H a n d e l s o r d n u n g .
A
Comparative Study. University of Mi-
Eine
chigan Press: A n n Arbour.
G A T T - A r t i k e l w u r d e angestrebt.
Neuformulierung
wesentlicher
D i e ambitionierte Zielsetzung d e r Uru-
Uruguay-Runde
g u a y - R u n d e f ü h r t e vor d e m
Hinter-
Die U r u g u a y - R u n d e ist die achte u n d
grund w a c h s e n d e n —> P r o t e k t i o n i s m u s
bisher
aufgrund
letzte
Verhandlungsrunde
im
der
weltwirtschaftlichen
R a h m e n d e s A l l g e m e i n e n Zoll- u n d
(Fehl-) E n t w i c k l u n g e n und fortschrei-
H a n d e l s a b k o m m e n s (—> G A T T ) . V e r -
tender
h a n d e l t w u r d e v o n 1986 bis 1993 in
nalen G ü t e r - u n d —> F i n a n z m ä r k t e zu
Verflechtung
der
internatio-
G e n f . In d e n B e r a t u n g e n über Verbes-
sehr langwierigen u n d k o n f l i k t b e l a d e -
serungen
nen Verhandlungen.
des Marktzugangs
werden
Agrarwirtschaft
D i e s e w u r d e n in 15 G r u p p e n g e f ü h r t :
Beschaffungswesen
Zölle, Nicht-tarifäre H a n d e l s h e m m n i s -
betont, s o w i e Z o l l s e n k u n g e n (—» Z ö l -
se, tropische Erzeugnisse, verarbeitete
die B e r e i c h e Textil, und
öffentliches
le) b e s o n d e r s a u c h von Seiten wirt-
Produkte,
schaftlich s c h w a c h e r Staaten und —»
A g r a r w i r t s c h a f t , Textilien und B e k l e i -
natürlicher
Rohstoffe,
Entwicklungsländer.
d u n g , D i e n s t l e i s t u n g e n , geistiges
Institutionelle A s p e k t e wurden in den
gentum, h a n d e l s b e z o g e n e Investitions-
V e r h a n d l u n g e n über eine
maßnahmen,
tung des
Neugestal-
Subventionen
und
EiGe-
genmaßnahmen, GATT-Kodizies, Re-
Streitschlichtungsverfahrens
und ü b e r M o d i f i k a t i o n e n der U b e r w a -
vision
chungs- und
klauseln,
Entscheidungsmechanis-
von
GATT-Artikeln,
Schutz-
Streitschlichtungsverfahren
men s o w i e bei d e r S c h a f f u n g einer —>
und
Welthandelsorganisation (WTO) in den
stems. I n s b e s o n d e r e die G e s p r ä c h e in
Funktionsweise
GATT-Sy-
Verhandlungen angesprochen.
den
D a r ü b e r h i n a u s w u r d e über die Inte-
Agrarpolitik u n d h a n d e l s b e z o g e n e In-
gration
v e s t i t i o n s m a ß n a h m e n gestalteten sich
von
Bestimmungen
Dienstleistungen,
geistiges
über
Bereichen
des
Antidumping-Politik,
mühsam.
Eigentum
und h a n d e l s b e z o g e n e Investitionsmaß-
A m 15. April 1995 w u r d e in M a r r a -
n a h m e n in die internationale Handels-
kesch die S c h l u ß a k t e über die E r g e b -
o r d n u n g beraten.
nisse der multinationalen H a n d e l s v e r handlungen
350
der Uruguay-Runde
mit
Uruguay-Runde
d e m A b k o m m e n zur Errichtung einer
schnittlich 36 P r o z e n t zu
Welthandlungsorganisation
unterzeich-
Gleichzeitig f o r m u l i e r t e A u s n a h m e -
net. Sie enthält 19 multilaterale Ab-
regelungen verhindern einen durch-
k o m m e n , V e r e i n b a r u n g e n und
greifenden A b b a u von Protektionis-
Uber-
e i n k o m m e n über den Handel mit W a ren
(GATT),
ein
Allgemeines
senken.
mus.
Ab-
-
Es w e r d e n verbindliche R a h m e n r e -
k o m m e n über den Handel mit Dienst-
geln
leistungen (—» G A T S ) und ein A b k o m -
schaffen, die versteckte, diskretio-
men
über handelsbezogene
der R e c h t e des geistigen
Aspekte
für den
Warenursprung
ge-
näre —» D i s k r i m i n i e r u n g verhindern
Eigentums
helfen.
Präferentielle
Ursprungs-
( T R I P S ) , die V e r e i n b a r u n g über Re-
regeln bleiben d a v o n unberührt. D i e
geln u n d V e r f a h r e n zur Streitbeilegung
GATT-Regeln
u n d B e s t i m m u n g e n über handelspoli-
von —» Z o l l u n i o n e n u n d —> Freihan-
tische P r ü f u n g s m e c h a n i s m e n .
delszonen w e r d e n d a f ü r verschärft.
W e s e n t l i c h e Ergebnisse der U r u g u a y -
-
R u n d e sind: -
-
Deutliche
Zollzugeständnisse
der
Schaffung
protektionistischem
brauch
der
GATT
wird
Miß-
Schutzklauseln durch
ein
des
explizites
E n t w i c k l u n g s - und —» Schwellen-
V e r b o t von freiwilligen E x p o r t b e -
l ä n d e r in V e r b i n d u n g mit einer zu-
schränkungen
n e h m e n d e n Bereitschaft zur —» Re-
sprachen
(VERs),
(OMAs)
u.ä.
Marktabentgegen-
ziprozität.
gewirkt. D i e Schutzklauseln w e r d e n
Ein Stufenplan zur Liberalisierung
geändert.
des Welttextilhandels (—» Multifa-
k ö n n e n nun u n t e r b e s t i m m t e n U m -
s e r a b k o m m e n ) . Die anvisierten Er-
ständen selektiv a n g e w a n d t w e r d e n .
leichterungen
für
Es
Exportunterneh-
wird
Mengenbeschränkungen
eine
dreijährige
Vergel-
men aus Entwicklungsländern blei-
tungsfreiheit e i n g e f ü h r t , die die A n -
ben aber hinter den E r w a r t u n g e n zu-
w e n d u n g der S c h u t z k l a u s e l n attrak-
rück: M a ß n a h m e n gegen den Import
tiver macht. Erreicht wird f ü r diesen
b e s o n d e r s sensibler W a r e n g r u p p e n
Bereich in erster Linie eine verbesserte T r a n s p a r e n z .
sind weiter möglich, eine spezifische Textilschutzklausel erlaubt un-
-
Dem
für die
- Die
Antidumping-Bestimmungen
ter b e s t i m m t e n U m s t ä n d e n selektive
wurden
M a ß n a h m e n gegen Textilimporte.
Liberalisierungsfortschritte, wie et-
Ein Stufenplan zur Liberalisierung
wa die A u f n a h m e d e r „de-minimis-
des A g r a r h a n d e l s , der u.a. die U m -
Regel", die das Niederschlagen un-
w a n d l u n g aller nicht-tarifaren H a n -
b e d e u t e n d e r Fälle ermöglicht
delshemmnisse
der „sunset-clause", d i e das A u s l a u -
in Zölle
vorsieht.
überarbeitet
und
ergänzt.
Die Agrarzölle der Industrieländer
fen von
sind bis z u m Jahr 2001 um durch-
n a c h fünf J a h r e n verbindlich
351
und
Antidumping-Maßnahmen vor-
Uruguay-Runde
schreibt, werden durch zahlreiche Ausnahmeregelungen nahezu vollständig aufgehoben. Eine verbesserte Transparenz und eine Straffung der Streitschlichtung werden erreicht.
zum Ausgleich der Handelsbilanz (Zahlungsbilanz), über Inlandsverkäufe und Herstellungsbeschränkungen. Dadurch werden verbesserte Rahmenbedingungen für ausländische —» Direktinvestitionen geschaffen.
- Ein eigenständiges Subventionsabkommen wurde ausgehandelt. - Technische Handelshindernisse sollen durch die Harmonisierung von Produktstandards, Prozeß- und Verfahrensnormen verringert werden. Die gegenseitige Anerkennung nationaler Standards wird nicht verbindlich vorgeschrieben.
- Die Welthandelsorganisation W T O wurde errichtet. Eine zentrale Funktion der WTO liegt in der Streitschlichtung. Diese wird einem Streitschlichtungsgremium (Dispute Settlement Board, DSB) übertragen, ein strukturiertes Streitschlichtungsverfahren wird eingerichtet. Die Schiedsgerichte werden aufgewertet. Die Verhandlungsposition kleiner und wirtschaftlich schwacher Staaten wird durch die neuen Vorschriften verbessert.
- Der internationale Marktzugang für Dienstleistungen wird im Rahmen des Abkommens über den Dienstleistungshandel (GATS) auf Basis der —» Meistbegünstigung geregelt: Ausländische Dienstleistungen und Dienstleister dürfen nicht diskriminiert werden. Öffentliche Ausschreibungen sind davon ausgenommen. In den Bereichen Telekommunikation und audiovisueller Sektor kann keine Einigung erzielt werden.
Literatur: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.) (1994): Uruguay Runde. Globales Ubereinkommen. Globale Vorteile. Luxemburg. Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (Hrsg.) (1995): Zoll- und Handelsinformation (ZHI). WTO/ GATT' 94. Schlussakte über die Ergebnisse der multilateralen Handelsverhandlungen der Uruguay-Runde mit dem Abkommen zur Errichtung einer Welthandelsorganisation (WTO). Köln. Großmann, Harald/ Koopmann, Georg/ Michaelowa, Axel (1994): Die neue Welthandelsorganisation: Schrittmacher für den Welthandel?, Wirt-
- Das Abkommen über handelsbezogene Aspekte geistiger Eigentumsrechte (TRIPS) formuliert zukünftig höhere Schutzstandards; verschiedenen Ländergruppen werden unterschiedlich lange Übergangsperioden eingeräumt. - Das Ubereinkommen über handelsbezogene Investitionsmaßnahmen (TRIMS) enthält Vorschriften über den Inlandsanteil, über Maßnahmen
352
Uruguay-Runde
schaftsdienst, 74. Jg. Heft 5, S. 256-
Schott, Jeffrey J. (1990): Completing
264.
the
Uruguay
Round.
A
Results-
Oriented Approach to the GATT Trade
Hauser, Heinz, Schanz, Kai-Uwe (1995): Das neue GATT. Die Welthandelsord-
Negotiations. Institute for International
nung nach dem Abschluß der Uruguay-
Economics: Washington.
Runde. Oldenbourg: München.
Eva-Maria Peters
Herrmann, Anneliese (1991): UruguayRunde und Welthandelssystem. Eine Zwischenbilanz, ifo-schnelldienst, Heft 13, S. 8-13.
353
ν Vergeltungszölle
Verschuldung
Vergeltungszölle (—> Zölle) sind Steu-
In einem Schuldvertrag gehen Schuld-
ern auf Einfuhren aus Ländern, die
ner gegen Gläubiger in der Zukunft
Handelsbeschränkungen
liegende
(—> Protek-
Zahlungsverpflichtung
ein.
tionismus) oder andere „unfaire Han-
Schuldner lassen in der Gegenwart ih-
delspraktiken" (—» fairer Handel) ge-
re zukünftigen Ersparnisse abdiskon-
genüber der heimischen Industrie aus-
tieren. Sie erhalten deren Barwert von
üben. Dem Begriff nach stellen sie re-
Gläubigern als Verfügungsrechte über
aktive Maßnahmen dar. Solche Ver-
Ressourcen
geltungsmaßnahmen werden im Prin-
werden
zip v o m —» G A T T und den neuen
schlossen und wird das Verfügungs-
Richtlinien der —> Welthandelsorgani-
recht in Geld gewährt. Schuldverträge
übertragen.
Schuldverträge
Gewöhnlich in Geld
ge-
sation gedeckt, sofern sie angekündigt
in
und in einem formalen Verfahren ge-
hungen
n e h m i g t werden (sog. countervailing
und Ausländern in Währungen ihrer
duties
Wahl nur zwischen Währungsräumen
und
Anti-Dumping-Maßnah-
men).
mit
Die Gefahr von
internationalen können
frei konvertierbarem
Konvertibilität)
Vergeltungsmaßnah-
Wirtschaftsbezie-
zwischen
Inländern
Geld (—>
geschlossen
werden.
men und ihre Eskalation in einen Han-
D a s größte Volumen der internationa-
delskrieg sind ein gewichtiges Argu-
len Schulden besteht in der Form ge-
ment zugunsten des
genseitiger
Freihandels.
Schulden
Denn analytisch läßt sich zeigen, d a ß Protektion
aus
nationaler
und unter
hoch entwickelten
Sicht
konsolidierbarer den
wirtschaftlich
Währungsräumen.
Diese durch international mobiles Ka-
vorteilhaft ist, sofem sich alle anderen Handelspartner passiv verhalten,- d a ß
pital bewirkte Verflechtung der Welt-
sich
wirtschaftsbeziehungen
aber
alle
beteiligten
Länder
wird
in
der
schlechter stellen, wenn die Handels-
neoklassischen Theorie als Vorgang
partner mit der Erhebung von Vergel-
der optimalen Allokation interpretiert.
tungszölle auf die Protektion reagie-
Investoren lenken damit die Güterpro-
ren.
duktion an den Ort mit den für sie besten Bedingungen. Die durch interna-
354
Verschuldung
tionale —> Arbeitsteilung geschaffenen Abhängigkeiten
schaffen
ter des Schuldnerlandes. Es entstehen
zwischen
statt dessen wachsende Verpflichtun-
den Nationen einen hohen Grad vor-
gen zum
teilhafter —» Interdependenz. Schuld-
Die Schuldnerländer werden dadurch
ner und Gläubiger sind ganz überwie-
zu einem integralen Bestandteil
gend private Wirtschafter. Zwischen
Bewirtschaftungszone der Gläubiger-
der
länder. Faktisch besteht auch dadurch
wirtschaftlich
eng
verbundenen
dauerhaften
Kapitaldienst. der
Gruppe der —> Industriestaaten und der
eine Interdependenz. Sie wird aber in
wirtschaftlich
den verschuldeten Wirtschaftsräumen
minder
entwickelten
Welt (—» Entwicklungsländer)
beste-
gewöhnlich als Abhängigkeit
erlebt.
hen keine vergleichbaren Gegenseitig-
Schuldverhältnisse dieser Art unterlie-
keiten. Typischerweise treten die u m
gen einem hohen Risiko. Private In-
Entwicklung bemühten Nationen ein-
vestoren sind selten, außer um
seitig als Kapitalimporteure, das heißt
Preis sehr hoher Zinsen bereit, sie oh-
als Anbieter von
ne weitere Sicherheiten
Vermögenswerten
auf dem internationalen
Vermögens-
den
einzugehen.
Insbesondere in zur Verschuldung be-
markt (—> Kapitalmarkt) auf. In der —>
reiten
Zahlungsbilanz
Konvertierbarkeit unterliegen Schuld-
dieser
Währungsräu-
Währungsräumen
freie
me entsprechen dann die Aktiva aus
verträge
dem Kapitalimport dem Defizit in der
Ausländern einem hohen Ausfallrisiko
Leistungsbilanz. Es wird auf diese Art
durch die Möglichkeit des Konkurses
ein Teil der Einfuhr (—> Import) von
und der NichtZuteilung von Devisen
Handelswaren
zum Termin des Kapitaldienstes (—>
und
Dienstleistungen
zwischen
ohne
Inländern
und
durch den Verkauf von Vermögens-
Länderrisiken), wenn der Vertrag in
werten finanziert. Nach der Auffas-
der Gläubigerwährung vereinbart wird.
sung so vorgehender W ä h r u n g s r ä u m e
Die
dient dies der —> Entwicklung. Es wird
kann dann durch Übernahme der ur-
angenommen, die durch Kapitalimpor-
sprünglich
te finanzierten Importe bestünden in
den Staat gesichert werden, weil es
Investitionsgütern
kein Konkursrecht für Staaten gibt.
oder
der Güterproduktion.
Die
Ressourcen Verschul-
dung enthielte dann in ihrem stets die Möglichkeit zur dung
durch
privaten
dieser Schulden
Länder durch
Die Transformation privater in öffent-
Kern
liche Schulden fördern internationale
Entschul-
Organisationen wie die —» Weltbank-
einer
gruppe (IBRD), der —> Internationale
Empi-
Währungsfonds (IMF) und eine Reihe
risch sind Fälle tatsächlicher Rückzah-
durch Interaktion von Staaten begrün-
lung selten. Die Verkäufe von Vermö-
dete Entwicklungs- oder Investitions-
genswerten an Fremde führen zumeist
banken.
nicht zum Rückkauf durch Wirtschaf-
sollen erschlossen werden, u m Trans-
wachsenden
—> Exporte
Kreditfähigkeit
aus
Güterproduktion.
355
Diese
Kreditmöglichkeiten
Verschuldungskrise
fers von Ersparnissen aus hoch entwickelten Wirtschaftsgebieten in Länder mit einem Bedarf an Entwicklung zu niedrigen, die Beschäftigung fördernden Zinsen zu ermöglichen. Ungeachtet in den 70er Jahren realisierter Entwicklungserfolge kann bislang auch mit derartiger Beihilfe zur Verschuldung eine abschließende Entschuldung der um Entwicklung bemühten Länder nicht festgestellt werden. Im Gegenteil bereiten Zahlungsbilanzkrisen in den Schuldnerländern seit den 80er Jahren immer wieder Anlaß für Moratorien, Umschuldungen, Schuldenswaps (—» Swap-Abkommen) und Diskussionen über die Möglichkeiten eines —> Schuldenerlaß. In diesem Zusammenhang sind auch die Kreditfazilitäten des IMF wiederholt durch Kapitalerhöhungen und die Schaffung von —» Sonderziehungsrechten (SZR) erweitert worden, um ein steigendes Volumen von an sich nur dem Zahlungsbilanzausgleich dienender kurzfristiger Schulden in der Schwebe zu halten. Stillschweigend ist den Schuldnerländer damit eine Quelle der Finanzierung von permanenten - 4 Zahlungsbilanzungleichgewichten erschlossen worden. Gleichzeitig erhöhte sich das Volumen der Entwicklungsfinanzierungen der IBRD. Das angestrebte Entwicklungsergebnis steht dagegen aus, so daß eine Weltschuldenkrise für den Fall eintritt, in dem die Gläubigernationen die Kraft zur Erweiterung der Kreditfazilitäten verlieren. Eine derartige Krise würde
nicht aus der Unfähigkeit zur Tilgung der Kredite, sondern aus der Unfähigkeit zur Leistung des Kapitaldienstes infolge von Zinssätzen entstehen, die die Wachstumsraten der Wirtschaft in den Schuldnerländern übersteigen. Hans-Joachim
Stadermann
Verschuldungskrise Wenn von der Verschuldungskrise die Rede ist, sollte zwischen zwei Krisenphänomenen unterschieden werden, von denen das erste (die Krise des internationalen Finanzsystems) inzwischen überwunden ist, während das zweite (die Krise hochverschuldeter —> Entwicklungsländer) immer noch ein emsthaftes Problem, vor allem für die Gruppe der armen und hochverschuldeten Staaten (SILICs - severely indebted low-income countries) darstellt. Die Zahlungsunfähigkeit Mexikos hatte im August 1982 Befürchtungen geweckt, daß dadurch Bankkonkurse insbesondere bei einigen US-amerikanischen Großbanken ausgelöst werden könnten, die dann wiederum aufgrund der Verflochtenheit des internationalen Bankensystems in einer Kettenreaktion zum Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems führen würden. In der Folgezeit gelang es im Rahmen des internationalen Managements der Verschuldungssituation, die Situation so zu entschärfen, daß von einem möglichen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems späte-
356
Visegrád-Staaten
sondern realistischerweise von einer
stens seit Ende der 80er Jahre nicht mehr die Rede sein kann. An dieser Bewertung ändert auch die —» Peso-Krise Mexikos von Ende 1994 wenig. Diese wird von den meisten Beobachtern nur als temporäres Nachbeben, nicht aber als Beginn einer neuen Verschuldungskrise in Lateinamerika gewertet, zumal rasch internationale —» Liquidität mobilisiert werden konnte.
Insolvenzsituation ausgegangen
wer-
den sollte. Visegrád-Staaten 1991 begründeter Zusammenschluß Polens, Ungarns sowie der Tschechischen und Slowakischen Republik mit dem Ziel einer solidarischen —> Koordination der Schritte auf dem Weg zur europäischen —> Integration. Geplant waren u.a. Maßnahmen im Bereich des freien Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehrs, beim Kulturund Informationsaustausch, beim Minderheitenschutz, bei Infrastruktur und Ökologie sowie der grenzüberschreitenden regionalen Zusammenarbeit.
Anders stellt sich dagegen die Situation bis heute für diejenigen Staaten dar, die von der neuen Wachstumsdynamik und von den seit Anfang der 90er Jahre rasant gewachsenen —» Direkt- und —> Portfolioinvestitionen nicht profitieren konnten, da letztere sich vor allem auf wenige —> Schwellenländer konzentriert haben. Besonders zugespitzt finden sich die unverminderten Probleme der Verschuldungskrise bei den (Anfang 1995) 32 SILICs, davon 25 im sub-saharischen Afrika. Trotz des 1988 mit den Toronto-Bedingungen eingeleiteten partiellen Erlasses der bilateralen Schulden weist die Auslandsverschuldung dieser ärmsten Staaten im Vergleich zu ihrer geringen wirtschaftlichen Leistungskraft weiterhin extrem hohe Werte auf, so daß bei ihnen im eigentlichen Sinne nicht von einem Liquiditätsproblem,
Volatilität Bezeichnung für stark schwankende —» Wechselkurse. Tritt spekulationsbedingt in einem System flexibler Wechselkurse auf, wenn die Staaten nicht intervenieren oder wenn die —» Interventionen nicht erfolgreich sind. Eine hohe Volatilität der Wechselkurse ist für die Kalkulationssicherheit von exportabhängigen Unternehmen nachteilig.
357
w näre Prozesse und —> Abwertungen des —» Wechselkurses ist sie. Als Indiz für die Stabilität einer Währung für international agierende Akteure, die bei Eingehen von Gläubiger-Schuldner-Verhältnissen auf diejenige Währung als Wertstandard zurückgreifen, die die höchste Vermögenssicherungsqualität aufweist, gelten anhaltende Leistungsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz) und eine Nettogläubigerposition. Währungen verfügen unabhängig von dem konkret vorherrschenden Währungsregime in einer bestimmten historischen Phase über unterschiedliche Vermögenssicherungsqualitäten, die sich in unterschiedlichen Liquiditätsprämien (—» Liquidität, internationale) und folglich unterschiedlichen (realen) pekuniären Ertragsraten ausdrücken. Somit existiert immer ein Konkurrenzverhältnis zwischen Währungen mit deren voneinander differierenden Geldqualitäten, das sich zwingend in einer Hierarchie von Währungen manifestiert. —> Leit- und Weltreservewährungen, die die Spitze der Währungshierarchie bilden, können aufgrund der hohen Liquiditätsprämien ihrer Währungen über ein international niedriges (reales) Zinsniveau verfügen, während
Währungsblock Als Währungsblock wird eine Gruppe von Währungen bezeichnet, zwischen denen feste oder stabilisierte —» Wechselkurse bestehen, während ihre Wechselkurse gegenüber Drittwährungen floaten. Das —» Europäische Währungssystem gilt als institutionell stabilisierter Währungsblock. Doch auch um den Dollar und der Yen haben sich funktionale Währungsblöcke gebildet, da einzelne Staaten bestrebt sind, ihre Währungen gegenüber einer dieser Währungen stabil zu halten. Währungskonkurrenz Eine Währungskonkurrenz stellt eine Konkurrenz einzelner nationaler Währungen um die Übernahme internationaler Geldfunktionen, insbesondere derjenigen der Wertaufbewahrung und des Zahlungsmittels, dar. Das entscheidende Kriterium für die Übernahme internationaler Geldfunktionen bildet die Vermögenssicherungsqualität einer Währung. Je knapper eine Währung durch die emittierende —» Zentralbank im Verhältnis zu anderen Währungen gehalten wird, desto sicherer vor Entwertung durch inflatio-
358
Währungskonkurrenz
demgegenüber
Weichwährungen
als
W ä h r u n g s k o n k u r r e n z , d i e eine R e d u -
niedrigste Stufe der W ä h r u n g s h i e r a r -
zierung
chie, die w e d e r internationale
veaus impliziert. A u f g r u n d der starken
Funk-
des
internationalen
Zinsni-
tionen ü b e r n e h m e n noch den b i n n e n -
D i s k r e p a n z z w i s c h e n d e r (relativ ho-
wirtschaftlichen F u n k t i o n s a n f o r d e r u n -
hen) nicht p e k u n i ä r e n Ertragsrate d e s
gen g e n ü g e n , als K o m p e n s a t i o n ihrer
Leitwährungslandes
niedrigen nicht pekuniären Ertragsra-
niedrigen) nicht pekuniären Ertragsra-
und
der
(relativ
ten ein h o h e s (reales) Z i n s n i v e a u a u f -
te der anderen W ä h r u n g e n k ö n n e n die
w e i s e n m ü s s e n . Als eine K o n s e q u e n z
Zinssätze auf e i n e m niedrigen Niveau
der W ä h r u n g s k o n k u r r e n z und in deren
verbleiben.
Folge
kann
In einer P h a s e , in d e r es keine u n a n g e -
eine w e s e n t l i c h e Beeinträchtigung d e r
f o c h t e n e L e i t w ä h r u n g m e h r gibt, ist
Akkumulationsbedingungen
die K o n k u r r e n z u m die Vormachtstel-
der Währungshierarchie in
den
einzelnen Ländern gefolgert w e r d e n .
lung
Bei sonst gleichem R e s s o u r c e n - u n d
Weltreservewährungen
Faktoreinsatz
kreditfinan-
dato v o r h e r r s c h e n d e L e i t w ä h r u n g be-
zierte Investition in e i n e m W e i c h w ä h -
sonders ausgeprägt. Sowohl d i e Zin-
muß
eine
zwischen
den
verschiedenen und
der
bis
r u n g s l a n d eine h ö h e r e Profitrate er-
sen als auch die
wirtschaften als in einem
der L e i t w ä h r u n g u n d der Weltreserve-
Hartwäh-
rungsland.
Liquiditätsprämien
w ä h r u n g e n gleichen sich an. Die GeldWährungskonkur-
politik wird z u m e n t s c h e i d e n d e n Fak-
renz variiert mit den j e w e i l i g e n vor-
tor der D o m i n a n z , w o b e i die V e r m ö -
Die Intensität
der
herrschenden Währungsregimen. Cha-
genssicherungsqualität d e s nationalen
rakteristisches
hege-
G e l d e s das Mittel zur K o n k u r r e n z dar-
(—» H e -
stellt. A u f g r u n d der fehlenden eindeu-
g e m o n i e ) stellt die Existenz einer u n -
tigen nicht pekuniären Ertragsrate ver-
Moment
eines
monialen Währungssystems angefochtenen
—* L e i t w ä h r u n g
suchen
dar.
L ä n d e r ihre W ä h r u n g
D i e s e L e i t w ä h r u n g , die mit einer sehr
hohe p e k u n i ä r e Ertragsraten zu
hohen
knappen.
nicht
pekuniären
Ertragsrate
Ein
solches
Regime
durch verdes
ausgestattet ist und alle internationalen
Multiwährungsstandard
G e l d f u n k t i o n e n auf sich vereinigt, übt
demnach
eine stabilisierende Funktion auf die
und birgt die G e f a h r , daß
weltwirtschaftlichen B e z i e h u n g e n aus.
L ä n d e r mit Hilfe einer
D i e Stabilität basiert neben der Ü b e r -
schen
n a h m e d e r Rolle als W e l t k o n j u n k t u r -
versuchen, die V e r m ö g e n s s i c h e r u n g s -
lokomotive durch das weltgeldprodu-
qualität zu e r h ö h e n .
zierende Land und der A b w e s e n h e i t
Die W e l t w i r t s c h a f t ist in einer solchen
von
Phase d e m R i s i k o einer gegenseitigen
stark
wegungen
schwankenden
Kapitalbe-
auf der R e d u z i e r u n g
durch
zeichnet sich
Hochzinspolitik
aus
einzelne
merkantilisti-
Strategie (—> Merkantilismus)
B l o c k a d e u n d der U b e r s c h u l d u n g der
der
359
Währungskorb
Länder am unteren Ende der Währungshierarchie ausgesetzt. Als historische Beispiele der Nachkriegszeit können für ein hegemoniales Währungssystem das System von Bretton Woods (—> Bretton-Woods-Abkommen) mit dem US $ als Leitwährung und für einen Multiwährungsstandard die sich an den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems anschließende Zeit nach 1973 bis heute dienen. Literatur: Herr, Hansjörg (1992): Geld, Währungswettbewerb und Währungssysteme. Theoretische und historische Analyse der internationalen Geldwirtschaft Campus: Frankfurt/Main, New York. Lüken-Klaßen, Mathilde/ Betz, Karl: Weltmarkt und Abhängigkeit In: Riese, Hajo/ Spahn, Heinz-Peter (Hrsg.) (1989): Internationale Geldwirtschaft Transfer Regensburg, S.217-265. Emminger, Otmar (1986): D-Mark, Dollar, Währungskrisen. Erinnerungen eines ehemaligen Bundesbankpräsidenten. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart
Der Vorteil der Koppelung einer Währung an einen Währungskorb statt an eine Leitwährung besteht darin, daß zum einen Wechselkursschwankungen schwächer ausfallen und zum anderen kann die Außenhandelsverflechtung des Landes besser wiedergegeben werden. Auch der Wert der —> Sonderziehungsrechte des —> Internationalen Währungsfonds basiert auf einem Währungskorb, in dem verschiedene Anlagewährungen zu unterschiedlichen Teilen liegen. Währungsordnung —» Wechselkurssystem Währungsparität Parität Währungsraum, optimaler Ein Währungsgebiet ist eine Gruppe von Ländern bzw. Regionen mit einheitlicher Währung oder unwiderruflich fixierten —» Wechselkursen zwischen den Währungen. Notwendige Voraussetzung für den Zusammenschluß mehrerer Länder zu einem einheitlichen Währungsgebiet bzw. einer —» Währungsunion ist die freie —» Konvertibilität der Währungen und vollständige Kapitalmobilität. Inwieweit verschiedene Länder sich zu einem einheitlichen Währungsraum zusammenschließen sollten und welches Ausmaß das Währungsgebiet haben sollte, analysiert die Theorie des optimalen Währungsgebietes. Traditionelle Ansätze unterscheiden Ab-
Martina Metzger Währungskorb Methode eines festen Wechselkursregimes (—* Wechselkurssystem), bei dem die eigene Währung nicht an eine —> Leitwährung, sondern an mehrere Währungen gekoppelt wird. Diese Währungen können unterschiedlich gewichtet sein.
360
Währungsraum, optimaler
grenzungskriterien bei makroökonomischen und bei mikroökonomischen Störungen. Für den Fall mikroökonomischer Störungen bilden demnach Länder (bzw. Regionen), die entweder
Anpassungsinstrument nach auftretenden Störungen verzichtet werden) und 2.) die währungspolitischen Beziehungen nach außen (zu anderen Währungsgebieten oder Ländern) am besten durch flexible Wechselkurse zu gestalten sind.
- eine hohe Mobilität der Produktionsfaktoren, - einen hohen —» Offenheitsgrad oder - ein hohes Maß der Produktdiversifikation (—» Diversifizierung) besitzen, einen optimalen Währungsraum, da diese aufgeführten Eigenschaften im Fall internationaler Ungleichgewichte und divergierender nationaler Entwicklungen für einen Ausgleich sorgen und daher auf den —» Wechselkurs als Puffer zwischen den beteiligten Ländern verzichtet werden kann. Bei makroökonomischen Störungen sind
Die angesprochenen traditionellen Ansätze liefern allerdings in ihrer Gesamtheit unbefriedigende Resultate zur Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes und zur Beurteilung seiner Vorteilhaftigkeit. Während einerseits das Problem der Operationalisierung existiert, besteht andererseits das Problem der Eindimensionalität der jeweiligen vorgeschlagenen Kriterien. Die Kriterien können bei der Anwendung auf eine spezifische Ländergruppe dementsprechend zu uneinheitlichen bzw. konträren Aussagen führen. Zum Teil sind auf dieser Basis lediglich Aussagen bezüglich der möglichen Erfolgsaussichten einer potentiellen —> Währungsunion, nicht aber über die optimale regionale Ausdehnung des Währungsgebietes möglich. Damit stellen diese im Prinzip nur einen Indikator für das Ausmaß möglicher Probleme, welche sich im Gefolge der Gründung einer Währungsunion aus vorher selbständigen Währungsgebieten ergeben, dar. Als währungspolitische Entscheidungsgrundlage sind die Kriterien der traditionellen Ansätze daher nicht zufriedenstellend geeignet. Die traditionellen Ansätze zur Frage nach dem Ausmaß und den Folgen einer Währungsunion beleuchten letzt-
- eine vergleichbare nationale Inflationsneigung und - der Grad der —» Harmonisierung der Geld- und Finanzpolitik (das Vorliegen homogener wirtschaftspolitischer Präferenzen) als Kriterium zur Abgrenzung eines optimalen Währungsgebietes heranzuziehen. Nach den traditionellen Ansätzen ist demnach immer dann ein optimales Währungsgebiet als Zusammenschluß mehrerer Länder gegeben, wenn 1.) im Hinblick auf die gesamtwirtschaftlichen Ziele die Wechselkurse zwischen den beteiligten Währungen fixiert werden können, ohne damit stabilitätspolitische Probleme zu erzeugen (auf flexible Wechselkurse kann als
361
Währungsraum, optimaler
lieh
nur
Ausschnitte
gesamtwirt-
len, angeführt. J e d e r g r e n z ü b e r s c h r e i -
schaftlicher, auf a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e
tende Güter- oder K a p i t a l v e r k e h r
Verflechtungen zurückzuführende An-
mit W ä h r u n g s u m r e c h n u n g e n und V e r -
passungsprozesse.
lusten a u f g r u n d des W ä h r u n g s u m t a u -
Mit dem
Kosten-Nutzen-Ansatz
ist
sches v e r b u n d e n . Verantwortlich d a f ü r
zur
B e s t i m m u n g des optimalen W ä h r u n g s -
sind D i f f e r e n z e n z w i s c h e n
gebietes
und V e r k a u f s k u r s v o n Sorten, Provi-
sollen
diese
Einzelaspekte
Ankaufs-
integriert u n d im H i n b l i c k auf die Fra-
sionen u n d Spesen d e r G e s c h ä f t s b a n -
gestellung d e r W o h l f a h r t s e f f e k t e einer
ken,
W ä h r u n g s i n t e g r a t i o n einer u m f a s s e n -
häufigen
Geldumtausches.
den B e t r a c h t u n g s w e i s e zugänglich ge-
nerhalb
einer
macht
werden.
Der
Ansatz
basiert
auf
allgemeine
Opportunitätskosten Wird
in-
Währungsunion
nur
noch in einer W ä h r u n g fakturiert und
Kosten-NutzenSichtweise,
hat diese W ä h r u n g in allen R e g i o n e n
(sämtliche) K o s t e n u n d Nutzen einer
der G e m e i n s c h a f t Gültigkeit, entfallen
Währungsintegration
(—» Integration)
diese Kosten. H i n z u treten V e r e i n f a -
zu ermitteln, monetär zu bewerten u n d
chungen des R e c h n u n g s w e s e n s inter-
so ein e i n d e u t i g e s
nationaler K o n z e r n e und E i n s p a r u n g e n
der
Entscheidungskri-
terium bereitzustellen. Ein
aufgrund verminderter Fremdwährungs-
optimales
W ä h r u n g s g e b i e t ist d e m n a c h g e g e b e n ,
kassenhaltung (Zu b e a c h t e n
w e n n die N u t z e n der W ä h r u n g s i n t e -
daß die V e r m i n d e r u n g d e r Transakti-
ist
hier,
gration die K o s t e n übersteigen.
onskosten bei V e r w e n d u n g einer einWäh-
heitlichen W ä h r u n g g r ö ß e r ist als bei
r u n g s u n i o n lassen sich in differenzier-
einer reinen, w e n n auch u n w i d e r r u f l i -
ten
chen
Die
Wohlfahrtseffekte Kriterien
zur
einer
detaillierten
Be-
Fixierung
der
Wechselkurse.).
schreibung v o n N u t z e n - und K o s t e n e f -
Diese Reduktion der T r a n s a k t i o n s k o -
f e k t e n e r f a s s e n . N u t z e n f o l g e n aus
sten soll zu einer Intensivierung
der
internationalen
Be-
- einer
Reduktion
wechselkursbe-
dingter T r a n s a k t i o n s k o s t e n
ziehungen, also einer H a n d e l s a u s w e i -
(Infor-
tung f ü h r e n . V e r b u n d e n m i t d e m W e g -
mations- u n d V e r ä n d e r u n g s k o s t e n ) ,
fall unterschiedlicher W ä h r u n g e n
- d e m W e g f a l l d e s —> W e c h s e l k u r s -
die
risikos,
vor
Geldfunktionen.
Damit
Als w i c h t i g s t e s A r g u m e n t f ü r die Ereiner
Währungsunion
die V e r m i n d e r u n g
der
des
ergeben
wird
sich
ist
—> W e c h s e l Absicherung
Wechselkursrisiken
Währungsunion
entfallen.
innerhalb
geringere
der
Zinssätze
infolge f e h l e n d e r R i s i k o a u f s c h l ä g e mit
Transaktions-
der K o n s e q u e n z der Investitionsstimu-
k o s t e n , w e l c h e im Z u s a m m e n h a n g mit G ü t e r - und K a p i t a l b e w e g u n g e n
Verringerung
kursrisikos. K o s t e n der
- einer V e r s t ä r k u n g d e r allgemeinen
richtung
wirtschaftlichen
lierung, daraus resultierenden
zwi-
stumseffekten
schen zwei oder m e h r L ä n d e r n anfal-
362
und
einer
Wach-
deutlichen
Währungsraum, optimaler
A u s w e i t u n g des —> Handels- und —»
d e s M i t g l i e d s l a n d gibt somit die Opti-
Kapitalverkehrs
Währungsgebiet.
on auf, die Geldpolitik seinen Präfe-
H a n d e l s s c h a f f u n g und verbesserte in-
renzen e n t s p r e c h e n zu gestalten. Eng
ternationale Kapitalallokation ergeben
v e r b u n d e n hiermit ist andererseits die
im
sich s o m i t als F o l g e e f f e k t e von T r a n s -
G e f ä h r d u n g der
a k t i o n s k o s t e n s e n k u n g und Wegfall d e s
G e l i n g t es innerhalb der W ä h r u n g s -
Währungsrisikos.
union nicht, sich auf eine stabilitäts-
Diesen positiven N u t z e n e f f e k t e n ste-
k o n f o r m e , strikt i n f l a t i o n s v e r m e i d e n d e
h e n allerdings W o h l f a h r t s k o s t e n durch
Geldpolitik zu einigen, sondern reali-
-
Verzicht auf n o m i n a l e W e c h s e l k u r s -
siert m a n
änderungen
s c h w ä c h e r e n L ä n d e r (mit einer stärke-
als
Anpassungsinstru-
Preisniveaustabilität.
als Z u g e s t ä n d n i s
an
die
ren P r ä f e r e n z f ü r das B e s c h ä f t i g u n g s -
ment, -
Verlust geldpolitischer A u t o n o m i e ,
ziel) eine zu h o h e W a c h s t u m s r a t e der
-
Gefährdung der
G e l d m e n g e , ist die F o l g e eine inflatio-
Preisniveaustabili-
näre E n t w i c k l u n g im g e s a m t e n W ä h -
tät gegenüber.
r u n g s r a u m . E b e n s o kann durch
W e r d e n die L ä n d e r von spezifischen
u n s o l i d e Finanzpolitik eines einzelnen L a n d e s eine stabilitätsorientierte Geld-
d.h. asymmetrischen S c h o c k s getroffen oder
ist
die
Transmission
politik unterlaufen w e r d e n .
globaler
A u c h d e r K o s t e n - N u t z e n - V e r g l e i c h ist
S c h o c k s in den L ä n d e r n unterschiedlich, s o k ö n n e n entstehende
mit
interna-
ist die
tionaler W ä h r u n g e n im System flexi-
rungsgebietes
Diese Pufferfunktion nominaler Wech-
müßten
Währungsbe-
tatsächlich
nach Wäh-
entwickeln
im
Rahmen
eines
theoreti-
schen M o d e l l s die a u f g e f ü h r t e n Nut-
h ö r d e ü b e r n o m m e n w e r d e n . Die ein-
zen u n d K o s t e n in monetäre Ä q u i v a -
ihre
lente u m g e r e c h n e t und anhand einer
geldpolitische A u t o n o m i e . D a in einer
g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n sozialen Präfe-
W ä h r u n g s u n i o n eine a u t o n o m e natio-
r e n z f u n k t i o n bewertet w e r d e n . Z u d e m
nale Geldpolitik nicht mehr möglich für die
Kosten
te nicht gelöst. U m dieses zu leisten
union m u ß die g e m e i n s a m e Geldpoli-
ist, entfällt
und
monetären Bewertung der Einzeleffek-
Währungs-
somit
ist
w e r d e n . W e i t e r h i n ist d a s Problem der
s e l k u r s e entfällt z w a n g s l ä u f i g in einer
verlieren
Es
Realisierung des einheitlichen
selkurse aufgefangen werden.
Länder
behaftet.
Prognoseunsicherheit.
fang sich N u t z e n
die V e r ä n d e r u n g d e r nominalen W e c h -
zelnen
Problemen
s c h w e r a b s c h ä t z b a r , in w e l c h e m U m -
bler W e c h s e l k u r s e grundsätzlich durch
tik von einer zentralen
einigen
G r u n d s ä t z l i c h e s P r o b l e m des A n s a t z e s
tionale D i v e r g e n z e n bei Vorliegen na-
W ä h r u n g s u n i o n . In einer
eine
ist fraglich, o b bei einer B e w e r t u n g
Mitgliedsländer
tatsächlich
zugleich ein Instrument der n a c h f r a g e -
sämtliche
Nutzeneffekte
seitigen Preis- u n d Zinssteuerung. Je-
363
erfaßt
Kostenwerden.
und Trotz
Währungsreform
aller Vorbehalte scheint der Ansatz geeignet, eine Entscheidungsgrundlage für die Errichtung einer Währungsunion darzustellen. Aktuelle Bedeutung und neuere Impulse zur Weiterentwicklung hat die Theorie des optimalen Währungsgebietes im Zusammenhang mit dem Vertrag von —> Maastricht und der geplanten Errichtung einer —> Europäischen Währungsunion (EWU) sowie Einführung einer europäischen Einheitswährung „Euro" erlangt. Befürworter einer EWU stellen vor allem auf die positiven Effekte der Transaktionskostensenkung und Verminderung des —¥ Wechselkursrisikos ab.
Währungsreform Eine Währungsreform stellt eine Veränderung sowohl der vorhandenen Vermögens- als auch der Schuldenbestände in Relation zu den Stromgrößen dergestalt dar, daß eine Reduzierung der 'Stocks' vorgenommen wird, während demgegenüber die flows (Einkommen, Mieten etc.) unverändert bleiben. Anlaß für eine Währungsreform sind gewöhnlich Phasen einer unterdrückten Inflation, möglicherweise aber auch einer offenen Hyperinflation, in deren Verlauf das heimische Geld seine Funktionen (Wertaufbewahrung, Zahlungsmittel, Tauschmittel) verliert, die dann auf Sach- oder Güterwerte (Zigaretten währung) bzw. auf eine wertstabilere ausländische Währung übergehen.
Literatur: Feldsieper, Manfred (198Ü), Währungsunionen Π: Zielsetzungen und Probleme, Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Bd. 8, Stuttgart u.a., S. 546-562. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1990), Ein Markt, eine Währung, Europäische Wirtschaft, Nr. 44. Magnifico, Giovanni (1973), European
Das Ziel einer Währungsreform besteht in der (Re-)Etablierung einer harten heimischen Währung, die von den ökonomischen Akteuren akzeptiert wird. Dafür ist es notwendig, die Verbindlichkeiten spürbar zu reduzieren sowie die Vermögensbestände zu entwerten, ersteres, um eine Uberschuldung und in deren Gefolge Produktionszusammenbrüche zu verhindern und letzteres, um eine Überschußnachfrage nach Fremdwährung bereits durch die Höhe der zur Verfügung stehenden stocks zu begrenzen. Darüber hinaus stellen die Reduzierung der staatlichen Verbindlichkeiten und eine auf einen Budgetüberschuß abzielende Fiskalpolitik wichtige flankierende Maßnahmen einer Währungsre-
Monetary Unification, London. McKinnon, Ronald (1963), Optimum Currency Areas, American Economic Review, 53, S. 717-752. Mundell, Robert A. (1961), A Theory of Optimum Currency Areas, American Economic Review, 51, S. 657-665. Vaubel, Roland (1978), Strategies for Currency Unification, Kieler Studien Nr. 156, Tübingen. Norbert Lamar
364
Währungsreserven
f o r m dar. U m eine —> Ü b e r b e w e r t u n g
im R a h m e n der R e s e r v e t r a n c h e
und d a m i t S c h w ä c h u n g d e r neu einzu-
sonstige Forderungen g e g e n ü b e r d e m
und
f ü h r e n d e n W ä h r u n g zu v e r m e i d e n , ist
—>
eine einmalige —> A b w e r t u n g u n d eine
sowie schließlich der B e s t a n d an —>
sich
daran
anschließende
Internationalen
Währungsfonds
Stabilisie-
Sonderziehungsrechten. Im —> Euro-
r u n g des —» W e c h s e l k u r s e s s o w i e d e s
päischen W ä h r u n g s s y s t e m ( E W S ) sind
internen Preisniveaus erforderlich. U n -
z u d e m Forderungen an das E W I von
abdingbare
Bedeutung. So hielt die
Voraussetzung
D u r c h f ü h r u n g einer
für
die
Währungsreform
Bundesbank
1995 einen R e s e r v e b e s t a n d
in H ö h e
ist j e d o c h , daß die D e v i s e n e r i ö s e a u s
von rund 120 M r d D M . —> W ä h r u n g s -
einem
zu
generierenden
Handelsbi-
reserven dienen der D u r c h f ü h r u n g von
Leistungsbilanz)
obligatorischen —» D e v i s e n m a r k t i n t e r -
d e n Devisenbedarf zur B e d i e n u n g der
ventionen und d a m i t d e r Z a h l u n g s b i -
Auslandsschuld, soweit v o r h a n d e n , in
lanzfinanzierung (—> Zahlungsbilanz) in
lanzüberschuß
(—»
F o r m der Zins- u n d T i l g u n g s v e r p f l i c h -
Systemen
tungen decken, da a n d e r n f a l l s bereits
W e c h s e l k u r s s y s t e m ) . Bei flexiblen Pa-
bei E i n f ü h r u n g der n e u e n W ä h r u n g ei-
ritäten ermöglichen W ä h r u n g s r e s e r v e n
ne
Fremdwährungsnach-
der —> Zentralbank E i n f l u ß n a h m e auf
f r a g e vorliegt u n d d i e s e das mit d e r
die W e c h s e l k u r s e n t w i c k l u n g , g e n a u e r
strukturelle
W ä h r u n g s r e f o r m verfolgte Ziel
kon-
fester
—>
Paritäten
die zumindest zeitweilige
(—>
Verhinde-
terkariert. Im Extremfall kann d e s h a l b
rung von —» A b w e r t u n g e n d e r eigenen
eine komplette Streichung d e r
Währung. Während
Aus-
landsschuld n o t w e n d i g sein.
der Nutzen
der
Reservehaltung somit in der V e r m e i dung von kurzfristig w i r k s a m w e r d e n -
Währungsreserven
den A n p a s s u n g s z w ä n g e n
Währungsreserven
sind
diejenigen
sie andererseits K o s t e n in F o r m ent-
Teile des V e r m ö g e n s von W ä h r u n g s behörden,
die zu
Interventionen
g a n g e n e r Erträge, da die V e r z i n s u n g
an
der Reserveaktiva, verglichen mit Ka-
D e v i s e n m ä r k t e n (—> D e v i s e n m a r k t i n -
pitalmarktanlagen oder Sachkapitalin-
tervention) entweder u n m i t t e l b a r ge-
vestitionen, unterdurchschnittlich ist.
nutzt oder kurzfristig, d u r c h V e r k a u f oder visen Zu
Beleihung,
in
umgewandelt den
Interventionsdewerden
können.
Währungsreserven
gezählt
f ü r die in-
ländische W i r t s c h a f t liegt, v e r u r s a c h t
Währungsschlange Die W ä h r u n g s s c h l a n g e - offiziell der
w e r d e n der G o l d b e s t a n d der —> Z e n -
„europäische W e c h s e l k u r s v e r b u n d "
tralbank, der Bestand an D e v i s e n in
war ein W ä h r u n g s a b k o m m e n , d a s die
-
F o r m von kurzfristigen Einlagen bei
Länder der —> E u r o p ä i s c h e n
ausländischen Währungsbehörden oder
schaft im April 1972 als R e a k t i o n auf
G e l d m a r k t a n l a g e n , —» Z i e h u n g s r e c h t e
die W ä h r u n g s u n r u h e n im S y s t e m von
365
Gemein-
Währungsschnitt
Bretton
Woods
(-»
Bretton-Woods-
D e n n o c h w a r die
Währungsschlange
A b k o m m e n ) a b s c h l o s s e n . Ziel war e s ,
aus institutioneller Sicht von
die —» W e c h s e l k u r s e
den
tung. Sie m a r k i e r t e den Einstieg in ei-
Mitgliedswährungen
zwischen zu
Bedeu-
stabilisieren.
ne „ E u r o p ä i s i e r u n g " und „ V e r g e m e i n -
Die W ä h r u n g s s c h l a n g e bildete ein Sy-
s c h a f t u n g " der W ä h r u n g s p o l i t i k . A u -
stem f e s t e r aber v e r ä n d e r b a r e r W e c h -
ß e r d e m w u r d e n die Interventions-, Fi-
selkurse
nanzierungs- und
zwischen
den
beteiligten
Saldenausgleichsre-
W ä h r u n g e n u n d flexibler W e c h s e l k u r -
gelungen
sen
w e s e n t l i c h e n u n v e r ä n d e r t in das Euro-
gegenüber
anderen
Währungen.
der Währungsschlange
Die N o t e n b a n k e n w a r e n verpflichtet,
päische
d u r c h S t ü t z u n g s k ä u f e u n d geldpoliti-
m e n , das die W ä h r u n g s s c h l a n g e
sche M a ß n a h m e n
M ä r z 1979 ablöste.
die
Wechselkurse
Währungssystem
im
übernomim
z w i s c h e n d e n M i t g l i e d s w ä h r u n g e n inn e r h a l b einer —» B a n d b r e i t e von ± 2,
Währungsschnitt
2 5 % u m die vereinbarten Leitkurse z u
Ein W ä h r u n g s s c h n i t t besteht in einer
halten. Z u r F i n a n z i e r u n g der Interven-
W ä h r u n g s u m s t e l l u n g , die im G e g e n -
tionen (—> D e v i s e n m a r k t i n t e r v e n t i o n )
satz
wurde
Verhältnis der S c h u l d - und
(sehr
eine
kurzfristige
kurzfristige
prinzipiell
Kreditlinie
Finanzierung)
unbegrenzter
Höhe
zu
einer
Währungsreform
das
Vermö-
in
g e n s b e s t ä n d e zu den Z a h l u n g s s t r ö m e n
zwi-
u n v e r ä n d e r t läßt, aber die zu v e r w e n -
schen den N o t e n b a n k e n (—» Zentral-
denden Währungseinheiten
b a n k e n ) vereinbart. Die R ü c k z a h l u n g
und damit die T r a n s a k t i o n s k o s t e n re-
insgesamt
b e a n s p r u c h t e r Kredite m u ß t e in d e r
duziert. Ein W ä h r u n g s s c h n i t t
Regel
h ä u f i g n a c h lang anhaltenden Phasen
nach
einem
Monat
(Saldierungsmechanismus).
beginnen Bei
erfolgt
dau-
einer g a l o p p i e r e n d e n oder einer H y -
e r h a f t e n w i r t s c h a f t l i c h e n Ungleichge-
perinflation, in deren Verlauf das hei-
w i c h t e n k o n n t e n die Leitkurse im R a h -
m i s c h e G e l d seine Funktionen verliert,
m e n multilateraler Konsultationen ver-
so d a ß der h e i m i s c h e V e r m ö g e n s - und
ändert w e r d e n . Die W ä h r u n g s s c h l a n g e
K a p i t a l m a r k t im Z u g e einer Dollarisie-
k o n n t e letztlich a b e r n u r wenig z u r
r u n g von d e r die a u s l ä n d i s c h e W ä h -
Stabilisierung der W e c h s e l k u r s e bei-
r u n g emittierenden —» Zentralbank ge-
tragen. I n s g e s a m t w u r d e n die Leitkur-
steuert w i r d . E i n e E r h ö h u n g der A k -
se
zeptanz d e r h e i m i s c h e n W ä h r u n g sei-
zehnmal
geändert
und
von
den
z e i t w e i s e z e h n Mitgliedsländern ver-
tens der ö k o n o m i s c h e n
blieb a m E n d e nur noch d i e sogenann-
Konsequenz eines Währungsschnittes
te „ R u m p f s c h l a n g e " mit den
ist j e d o c h z w e i f e l h a f t .
Bene-
l u x - L ä n d e m , D ä n e m a r k u n d der B u n desrepublik Deutschland.
366
Akteure
als
Währungssubstitution
Währungssubstitution
kann Währungssubstitution Wechselkursphänomene wie das —> Overshooting verändern.
Währungssubstitution liegt vor, wenn Geld in fremder Währung die Liquiditätsfunktion (—> Liquidität, internationale) der Inlandswährung teilweise oder ganz ersetzt, d.h., wenn Inländer sowohl inländisches als auch ausländisches Geld halten (Währungssubstitution im engeren Sinn in bezug auf Geld als Zahlungsmittel). Inwieweit fremdes Geld dieselben Aufgaben erfüllen kann wie einheimisches, hängt davon ab, in welchem Ausmaß es der Liquidität der inländischen Währung nahekommt. Es gibt Situationen, in denen fremdes Geld fast so liquide ist wie einheimisches: bei Bewohnern von Grenzregionen, bei Touristen und bei international arbeitenden Unternehmen. Währungssubstitution tritt insbesondere in Phasen sehr hoher Inflationsraten der heimischen Währung auf. Zwar ist die fremde Währung nur ein unvollkommenes Substitut als Zahlungsmittel, dies wird aber dadurch überkompensiert, daß sie ein besseres Wertaufbewahrungsmittel ist. Währungssubstitution spielt daher auch im Kapitalverkehr eine Rolle: eine Währung wird durch eine andere ersetzt, wenn sich die Kosten und Erträge der Geldhaltung zugunsten der letzteren verschieben (Währungssubstitution im weiteren Sinn in bezug auf Geld als Wertaufbewahrungs- oder Spekulationsmittel). Je nach dem, wie die Erwartungsbildung an den —> Devisenmärkten (—» Finanzmärkte, internationale) verläuft,
Währungsunion Die Währungsunion stellt einen supranationalen Wirtschaftsraum dar, in dem - zumindest im Grundsatz - die Grenzen zwischen den beteiligten Volkswirtschaften für einen freien Leistungs- und Faktorverkehr offen sind, und in dem zwischen den Währungen der beteiligten Volkswirtschaften ein festes Wechselkursgefüge oder gar in der gesamten Währungsunion eine Einheitswährung existiert. (Letzteres ist für eine Währungsunion zwar nicht konstitutiv, kann aber Transaktionskosten beim Geldwechsel vermeiden und psychologisch eine Währungsunion stabilisieren.) (1) Der theoretische Grundsatzkonflikr. Eine Währungsunion hat zwar den Vorzug, daß im supra-nationalen Wirtschaftsraum das —> Wechselkursrisiko vermieden wird; der Leistungsund Faktorverkehr erhält eine sichere Kalkulationsgrundlage. Doch wirken nationale Maßnahmen der Wirtschafts- und Währungspolitik in den Integrationsraum (—» Integration) nun voll durch und berühren somit auch die Interessen der Partnerländer. Eine Währungsunion wird sich deshalb nur stabilisieren lassen, wenn im Gebiet der Währungsunion eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik durchgeführt wird. Ob diese durch —> Koordination der einzelnen Politikbe-
367
Währungsunion
r e i c h e oder d u r c h deren Übertragung
g e n , an ihren - nationalen - Prioritä-
an e i n e s u p r a - n a t i o n a l e I n s t a n z erfolgt,
ten festzuhalten; sie w ü r d e n
ist k o n z e p t i o n e l l u n e r h e b l i c h ; in j e d e m
keine K o n v e r g e n z akzeptieren, son-
Falle ist die Politikharmonisierung un-
dern e h e r die W ä h r u n g s u n i o n ver-
a b d i n g b a r . D a m i t diese indessen m ö g -
lassen.
lich ist, b e d a r f es im Integrationsraum einer
vergleichbaren
dann
- D i e G e g e n p o s i t i o n will d e s h a l b die
realökonomi-
Schaffung
einer
Währungsunion
schen —> E n t w i c k l u n g (Wachstum, Le-
zeitlich v e r s c h i e b e n . D a n a c h sollten
bensstandard,
d i e beteiligten Länder in die Lage
Preise,
Beschäftigung,
Produktivität, Produktionsstruktur etc.),
versetzt w e r d e n , unter d e m „ S c h u t z "
weil n u r d a n n die S e t z u n g g e m e i n s a m
flexibler Wechselkurse
v e r b i n d l i c h e r Zielprioritäten, die ihrer-
w e i s e r W e c h s e l k u r s k o r r e k t u r e n , die
bzw.
fall-
seits eine V o r a u s s e t z u n g f ü r Politik-
—» Z a h l u n g s b i l a n z u n g l e i c h g e w i c h t e
h a r m o n i s i e r u n g darstellt, f ü r die Part-
an der A u ß e n f r o n t solange a u f z u -
n e r l ä n d e r a k z e p t a b e l ist. Ist dies nicht
fangen,
bis
die
realökonomische
g e g e b e n , w e r d e n Prioritäten verschie-
Entwicklung
im
Integrationsraum
den
sich angleicht. Ist dies erreicht, w ä -
gesetzt.
Dies
führt
zu
einem
Grundsatzkonflikt.
re eine K o n v e r g e n z der nationalen Währungs-
Z i e l s e t z u n g e n e h e r möglich, letzt-
u n i o n , a u c h bei Entwicklungs- und
lich eine W ä h r u n g s u n i o n dann auch
Z i e l d i s k r e p a n z e n , sofort herbeifüh-
erst f u n k t i o n s f ä h i g . A m E n d e d e s
ren; sie e r h o f f t sich d a v o n für die
Konvergenzprozesses
beteiligten
dann
- E i n e Position will die
L ä n d e r einen
Diszipli-
eingeführt
könnte
werden
sie
(„Krö-
n u n g s " - T h e o r i e ) . D i e Kritiker dieser
n i e r u n g s z w a n g , weil - bei gegebeFixkurssystem
Position b e f ü r c h t e n , daß das beste-
( o d e r E i n h e i t s w ä h r u n g ) - eine natio-
h e n d e —> W e c h s e l k u r s r i s i k o und der
nem nal
irreversiblen unterschiedliche
fehlende
Wirtschafts-
schuß-Defizit-Konstellationen
Disziplinierungszwang
eher g e e i g n e t sein könnten, den In-
u n d W ä h r u n g s p o l i t i k rasch zu Uber-
t e g r a t i o n s p r o z e ß in Frage zu stellen.
der
M i t g l i e d s l ä n d e r f ü h r t u n d damit —>
(2) Der praktische
K o n v e r g e n z p r o z e s s e in d e r Zielset-
D a s Ziel einer W ä h r u n g s u n i o n war in-
zung
nerhalb d e r —> E u r o p ä i s c h e n G e m e i n -
erzwingt
(„Peitschen"-Theo-
von
Umsetzungsprozeß:
rie). Die Kritiker dieser Position be-
schaft
Anfang
an
intendiert. Römischen
f ü r c h t e n , d a ß dann die W ä h r u n g s -
Schon bei A b s c h l u ß der
u n i o n z u m S p r e n g s a t z f ü r den Inte-
Verträge (1958) zwischen den damali-
grationsprozeß
gen E W G - S t a a t e n (Belgien,
Wenn
werden
unterschiedliche
könnte:
Bundes-
republik D e u t s c h l a n d , Frankreich, Ita-
realökono-
m i s c h e E n t w i c k l u n g e n nämlich vor-
lien,
l ä g e n , w ä r e n die L ä n d e r
nicht nur eine —» „Zollunion" (gemein-
gezwun-
368
Luxemburg,
Niederlande)
war
Währungsunion
s a m e Handelspolitik g e g e n ü b e r Dritt-
und
ländern) angestrebt, sondern auch d i e
schaftet sein. D e r Plan w u r d e
Bildung
„Gemeinsamen
Realität. Z w a r w u r d e a m G e d a n k e n
M a r k t e s " (freier L e i s t u n g s - u n d Fak-
eines stabilen W e c h s e l k u r s g e f ü g e s
eines
—>
Währungspolitik
vergemeinnie
torverkehr) sowie einer „Wirtschafts-
festgehalten; n a c h der Freigabe des
u n d W ä h r u n g s u n i o n " (—> Maastricht-
U S - D o l l a r - K u r s e s w u r d e in Europa
Vertrag; —> e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g s u n i -
immer
o n ) vorgesehen (die Wirtschafts- und
Wechselkursverbund
Währungspolitik wird als Angelegenheit
halten („Schlange im T u n n e l " , —>
von g e m e i n s a m e m Interesse" gesehen).
Währungsschlange;
Blockfloating).
U n d diese Prinzipien standen bei den
Dennoch
immer
wieder
versucht,
scherten
einen
aufrechtzuer-
wieder
Beitritten von Drittländern - in den
Länder a u s oder beanspruchten Son-
70er Jahren: D ä n e m a r k , Großbritanni-
d e r r e g e l u n g e n , u m sich d e m
en, Irland; in den 80er Jahren: Grie-
ziplinierungszwang
c h e n l a n d , Portugal, Spanien; in d e n
Regelwerkes
90er
ökonomische
Jahren:
Finnland,
Schweden
-
Gleichwohl
erwies
nie
zur
Osterreich, Disposition.
sich der
panzen
Umset-
zu
eines
Dis-
Fixkurs-
entziehen.
Real-
Entwicklungsdiskre-
im
EG-Raum,
aber
auch
weltweite T u r b u l e n z e n , die auf die
z u n g s p r o z e ß - eben mit Blick auf den
EG-Länder
skizzierten
S c h o c k s w i r k t e n , verhinderten
sehr
Grundsatzkonflikt
schwierig.
Dabei
-
können
als drei
als
asymmetrische die
Z i e l k o n v e r g e n z u n d damit die Bil-
Phasen unterschieden w e r d e n .
dung einer stabilen W ä h r u n g s u n i o n .
-
Als auf d e m G i p f e l von Den H a a g
Als sich d a n n der W a c h s t u m s p r o -
( 1969) der weitere Fortgang von d e r
zeß im E G - R a u m erholte und der
Zollunion
zur
Wirtschafts-
und
P r e i s a u f t r i e b g e b r e m s t war, schien
Währungsunion beschlossen wurde,
eine
sah d e r ^
W e r n e r - P l a n (1970) die
W ä h r u n g s u n i o n auf eine n e u e Basis
neue
Chance
gegeben,
die
(gestufte) H e r b e i f ü h r u n g einer W ä h -
zu stellen: E s k a m zur Bildung des
rungsunion vor: Ein festes W e c h -
Europäischen
s e l k u r s g e f ü g e (wenn auch mit d e r
(1979). D i e S c h a f f u n g des
ECU
Möglichkeit
(als e u r o p ä i s c h e W ä h r u n g s -
aller-
von
schwankungen Bandbreiten
Wechselkurs-
innerhalb
sowie
der
von
Währungssystems
—»
dings nur i.S. einer V e r r e c h n u n g s -
Wechsel-
einheit) u n d die Zielsetzung eines
kurskorrektur) w u r d e mit der Bil-
stabilen W e c h s e l k u r v e r b u n d e s gin-
d u n g eines I n t e r v e n t i o n s f o n d s ver-
gen e i n h e r mit e i n e m differenzierten
bunden,
finanziellen
sollte, (->
der um
Mittel
bereitstellen
abwertungsverdächtige
Abwertung)
Währungen
Beistandssystem,
das
den L ä n d e r n e r m ö g l i c h e n sollte, ih-
zu
ren Interventionspflichten (Stützung
stützen; 1980 sollte die W i r t s c h a f t s -
abwertungsverdächtiger
369
Währungen)
Währungswettbewerb
n a c h z u k o m m e n ; ab 1981 sollte ein
tralbankensystem,
Europäischer Währungsfonds
über
d e n soll. (Die Finanzpolitik soll in
die E C U - Z u t e i l u n g b e f i n d e n . H i e r
nationaler H o h e i t bleiben, aber ko-
w a r e n erneut w e s e n t l i c h e E l e m e n t e
ordiniert w e r d e n . ) Z u diesem Z w e c k
einer Währungsunion angelegt, w e n n -
w u r d e ein S t u f e n p l a n f e s t g e s c h r i e -
gleich n a c h wie vor
ben und Konvergenzkriterien
Elastizitäten
e i n g e b a u t blieben. E s w a r e n B a n d -
gelegt,
breiten (± 2,25 v H ) festgelegt, b e -
Beitritt zur W ä h r u n g s u n i o n
stimmten
Ländern
von
deren
wer-
Erfüllung
festder
abhän-
sogar
gig g e m a c h t wird. Eine k o n z e p t i o -
eingeräumt;
nelle Folgerichtigkeit wird m a n den
wurden
Ausnahmeregelungen
u n d ü b e r d i e s blieb es n a c h wie v o r
B e s c h l ü s s e n nicht absprechen k ö n -
bei der M ö g l i c h k e i t d e r W e c h s e l -
nen. O b sie am E n d e zur U m s e t -
kurskorrektur. Insoweit waren w e -
zung f ü h r e n k ö n n e n , wird entschei-
der eine Irreversibilität d e s K u r s g e -
d e n d d a v o n a b h ä n g e n , o b die —»
füges noch
eine
Einheitswährung
K o n v e r g e n z k r i t e r i e n erfüllt w e r d e n
vorgesehen.
Die
Währungsunion
u n d wie h o c h die finanz- und geld-
behielt also nach wie vor einen labi-
politische Disziplin ist.
len Charakter. -
übertragen
Mit der U n t e r z e i c h n u n g heitlichen
der
Europäischen
Werner
EinAkte
Währungswettbewerb
(1987) erfolgte der definitive Übergang
zum
„Gemeinsamen
Markt"
—» W ä h r u n g s k o n k u r r e n z
mit u n g e h i n d e r t e m L e i s t u n g s - u n d Faktorverkehr.
Damit
stellte
Glasretter
Wechselkurse, feste, flexible
sich
die Frage a u f s neue, wie einer W ä h -
D e r W e c h s e l k u r s ist das A u s t a u s c h v e r -
rungsunion
an
hältnis z w i s c h e n z w e i W ä h r u n g e n . Er
Stabilität vermittelt w e r d e n konnte.
gibt an, wieviel Einheiten inländischer
D i e s war letztlich G e g e n s t a n d d e r
Währung
B e s c h l ü s s e von M a a s t r i c h t
scher W ä h r u n g bezahlt werden
ein
höheres
Maß
(1991)
für eine
Einheit
ausländimüs-
(—> Maastricht-Vertrag) . Ihre Ziel-
sen. Neben dieser Preisnotierung (auch
setzung ist die u n w i d e r r u f l i c h e Fi-
Devisenkurs)
xierung der W e c h s e l k u r s e z w i s c h e n
sich der W e c h s e l k u r s auch als soge-
den Mitgliedsländern, als V o r s t u f e
nannte
genannten
Form,
Mengennotierung
läßt
darstellen.
f ü r eine E i n h e i t s w ä h r u n g , sowie ei-
Die M e n g e n n o t i e r u n g ist d e r reziproke
n e einheitliche, vorrangig d e m Ziel
W e r t der Preisnotierung u n d gibt an,
der Geldwertstabilität Geld-
und
verpflichtete
Währungspolitik,
wieviel
Einheiten
der
ausländischen
die
W ä h r u n g man f ü r e i n e Einheit inländi-
überdies einer supra-nationalen In-
scher W ä h r u n g erhält. Ist d i e inländi-
stanz, d e m Europäischen
sche W ä h r u n g die D M , die ausländi-
—> Z e n -
370
Wechselkurse, feste, flexible
sehe Währung der U S - D o l l a r und b e -
Wechselkursentwicklung
zeichnet
Währungsbehörden
man
den
Preisnotierung mit
e,
die
Wechselkurs
in
(Dollar-Wechselkurs)
Mengennotierung
die
Abb.
1
sind Devisenangebot und - n a c h f r a g e
(DM-
in Abhängigkeit vom W e c h s e l k u r s e
W e c h s e l k u r s ) mit e D M , so gilt: e D M =
durch
statt. In
dargestellt.
1/e. Erhöht sich der D o l l a r - W e c h -
selkurs e, spricht man von einer —> Abwertung der inländischen W ä h r u n g , da für eine Einheit der ausländischen W ä h r u n g jetzt ein höherer Preis zu b e zahlen ist. D i e s entspricht umgekehrt einer
—» Aufwertung
der
ausländi-
schen Währung. Sinkt der W e c h s e l kurs e, spricht man von einer Aufwertung der inländischen Währung.
Für
einen U S - D o l l a r sind weniger D M als Abb. 1
vorher zu bezahlen. D i e ausländische Währung hat entsprechend abgewertet.
Die Kurve A s sei die Kurve des (po-
D e r W e c h s e l k u r s bildet sich am D e v i -
sitiv v o m W e c h s e l k u r s
senmarkt, auf w e l c h e m die für internationale Transaktionen
Devisenangebots,
notwendigen
abhängenden) Devisennachfrage.
In Abhängigkeit v o m Grad der B e e i n die
des
Devisenmarktes
nationalen
gleichgewichtige
durch
Währungsbehörden,
Zwischen
Extremen
und Nachfrage
den
Wechselkurs
werden durch
Zahlungsbilanzam
Devisenmarkt
Wechselkursanpassun-
se nach ausländischer Währung erzeu-
Devisenmarkt
gen Erhöhungen,
durch das Z u s a m m e n s p i e l D e v i s e n a n -
Angebotsüberschüs-
se Senkungen des W e c h s e l k u r s e s . Er-
gebot und -nachfrage. E s finden kei-
höht sich die Nachfrage nach der aus-
nerlei —> Devisenmarktinterventionen und sonstige Einflußnahmen
über-
gen ausgeglichen. Nachfrageüberschüs-
flexibler W e c h s e l k u r s e bildet sich der am
ein
Ungleichgewichte
Misch-
formen realisierbar. In einem S y s t e m frei
Devisen
gleichgewicht vor.
flexibler und vollständig fester W e c h -
Wechselkurs
nach
einstimmen. Zugleich liegt bei diesem
vollständig
selkurse sind kontinuierliche
Wechsel-
Gleichgewichtspreis dort, wo A n g e b o t
terscheidet man S y s t e m e flexibler und Wechselkurse.
nominale
Der
der beiden Kurven, resultiert also als
banken (—» Zentralbanken) sind, un-
theoretischen
die
kurs eo ergibt sich im Schnittpunkt Eo
w e l c h e s in der R e g e l die Zentralnoten-
fester
NS
Kurve der (negativ vom W e c h s e l k u r s
Währungen gehandelt werden. flussung
abhängenden)
die Kurve
ländischen
a u f die
Währung
oder
verringert
sich das Angebot (—» Zahlungsbilanz-
371
Wechselkurse, feste, flexible
defizit), so verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts bzw. die Angebotskurve nach links. Der Wechselkurs steigt auf el. Ebenso kommt es bei Verringerungen der Devisennachfrage bzw. Erhöhungen des Devisenangebots (Zahlungsbilanzüberschuß; —> Zahlungsbilanz) zu Senkungen des Wechselkurses. Veränderungen von Devisenangebot und -nachfrage erzeugen somit Schwankungen des Wechselkurses, die von den Ländern nicht kontrolliert werden. Im System vollständig flexibler Wechselkurse ergibt sich mit dem Ausgleich am Devisenmarkt immer auch gleichzeitig eine Beseitigung von —> Zahlungsbilanzungleichgewichten. Ein System grundsätzlich flexibler Wechselkurse wird seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (—» Bretton-Woods-Abkommen) im Jahr 1973 zwischen der DM und dem US-Dollar realisiert. Allerdings zeigt die historische Entwicklung, daß in diesem System des —> Floating die Länder den Wechselkurs nur ungern vollständig den Marktkräften überlassen und daher immer wieder fallweise durch Devisenmarktinterventionen in die Wechselkursbildung eingreifen oder den Wechselkurs durch protektionistische Maßnahmen (—> Protektionismus) oder sonstige Transaktionen zu steuern versuchen (kontrolliertes oder schmutziges Floating). Bei festen Wechselkursen ist zu unterscheiden zwischen dem Idealtypus absolut fester Wechselkurse und dem Sy-
stem fester Wechselkurse mit —» Bandbreiten. Bei beiden Varianten wird zunächst zwischen den Ländern eine bestimmte Währungsparität (Leitkurs; —> Parität) als Festpreis am Devisenmarkt vereinbart. Vollkommen feste Wechselkurse schließen jegliche, auch kurzfristige, Abweichungen des Wechselkurses von dieser Wechselkursparität aus. Ergeben sich Wechselkursänderungstendenzen, so müssen die Zentralnotenbanken sofort adäquate Gegenmaßnahmen ergreifen. Erhöht sich beispielsweise die $-Nachfrage, so kommt es bei dem Wechselkurs eO zu einem Nachfrageüberschuß ($01 - $0). Dieser Nachfrageüberschuß muß zur Wechselkursstabilisierung durch ein entsprechendes Devisenangebot der Zentralnotenbank ausgeglichen werden. Analoge Überlegungen gelten für eine Erhöhung des Devisenangebotes. Zur Realisierung absolut fester Wechselkurse sind neben den genannten Interventionen auch Maßnahmen der —> Devisenbewirtschaftung denkbar. Merkmal eines Systems fester Wechselkurse mit Bandbreiten ist über die Vereinbarung einer bestimmten Wechselkursparität und die stabilisierenden Devisenmarktinterventionen der Zentralnotenbanken hinaus die Festlegung einer Bandbreite, innerhalb derer der Wechselkurs frei schwanken kann. Innerhalb der festgelegten Bandbreite gelten die bezüglich des Systems flexibler Wechselkurse gemachten Aussagen.
372
Wechselkurse, feste, flexible
t e n b a n k induziert eine e n t s p r e c h e n d e :
DM
V e r r i n g e r u n g der inländischen
Γ5Ί
m e n g e , da ein T a u s c h gegen
Geld-
ausländischer
inländische W ä h r u n g
stattfin-
det. B e w e g t sich der W e c h s e l k u r s a m
des
indem sie ihre S A L und S E C A L deut-
Lending'
lich a u s d e h n t e (1989-91: Durchschnittl-
( S A L ) zur U b e r w i n d u n g von struktu-
ich 2 5 % der gesamten
rellen
und
Leistungsbilanzdefiziten
Zahlungsbilanzdefizit)
zu
(—»
begleiten.
Garantien
Kredite
für
verhandelte
Kreditzusagen) umgeschuldete
und
übernahm.
Die Kontrolle der V e r w e n d u n g dieser
Gleichzeitig verstärkte die B a n k
K r e d i t e durch die einzelnen
E n g a g e m e n t in den ärmsten
Staaten
führte die W e l t b a n k dann
wie
Schwesterorganisation,
IWF,
den
der
Brady-Plan),
ihre
ihr
Ländern
und in der Finanzierung der Bereiche
in
Bildung, Gesundheit, E r n ä h r u n g
und
die Rolle einer wirtschaftspolitischen
Bevölkerungskontrolle, sowie im Be-
Kontrollinstanz. Bei der B e w ä l t i g u n g
reich der Forstwirtschaft, w o b e i inzwi-
der
schen umweltpolitische G e s i c h t s p u n k -
Verschuldungskrise
spielte
die
W e l t b a n k im Vergleich z u m I W F j e -
te b e t o n t werden.
doch n u r eine untergeordnete Rolle, d a mit d e m Amtsantritt R e a g a n s als Prä-
Literatur:
sidenten der U S A und unter d e n N a c h -
Bretton
folgern M c N a m a r a s der K r e d i t e x p a n sion der W e l t b a n k enge G r e n z e n g e setzt w u r d e n . D a r ü b e r h i n a u s hinweg
als
kurzfristige
view, Woods
Zah-
internationale)
(Hrsg.)
Background
Papers.
Commission:
Bretton
Washington
(DC).
lungsbilanz- oder Liquiditätskrise (—> Liquidität,
Commission
Future. Commission Report, Staff Re-
wurde
die V e r s c h u l d u n g s k r i s e offiziell über Jahre
Woods
(1994): Bretton Woods: Looking to the
Deutsche Bundesbank (1992): Interna-
gewertet,
tionale Organisationen und Gremien im
391
Welthandel
Prozentuale Veränderung von Weltgüterproduktion und Welthandel
Bereich von Währung und W i r t s c h a f t Sonderdrucke der Deutschen Bundesbank, Nr. 3.
Handel
Gwin, Catherine (1994): U.S. Relations with the World B a n k 1945-92. Brookings Institution: Washington (DC).
Produktion Differenz
1960-70
8,5
6,0
2,5
1970-80 1980-90
5,0 3.5
4.0 2.0
1,0 1.5 2,0
Polak, Jacques J. (1994): T h e World
1980
2,5
0,5
Bank and the IMF. A Changing Relati-
1981
0,5 -3,0 2,5 8,0 3,0 4,0
0,0 -2.0 2,0 6,0 3,0 3,0 3,0
onship.
Brookings
Institution:
1982 1983 1984 1985
Wa-
shington (DC). Martin
Schulz
1986 1987 1988
Welthandel
1989 1990
B e z e i c h n u n g f ü r d i e G e s a m t h e i t aller
1991 1992 1993
international transferierten Güter u n d Dienstleistungen ( m e i s t innerhalb ein e s Jahres). D a s A u s m a ß d e s W e l t und
der
5,0 4,0 2,0 0,0 1,0 1.5
1,0 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 1.0
Quelle: T h o m a s Plumper: Der Wandel internationaler Institutionen, Duncker & Humblot, Berlin 1996, S. 182
h a n d e l s wird von d e n nationalen H a n delspolitiken
6,0 8.0 7,0 5,0 3,0 4.0 2.5
0,5 -1,0 0,5 2,0 0,0
—» Weltwirt-
s c h a f t s o r d n u n g b e s t i m m t . In der N a c h kriegsphase ist d e r W e l t h a n d e l s b e i -
Der Anteil der —» Industriestaaten a m
n a h e in j e d e m J a h r g e w a c h s e n . In d e n
W e l t h a n d e l hat in der N a c h k r i e g s p h a -
siebziger J a h r e n h a t die erste Ölkrise
se stetig z u g e n o m m e n . D i e —> Ent-
den
wicklungsländer
Welthandel
nur
vorübergehend
beeinträchtigen k ö n n e n und auch
und
die
Staatshan-
delsländer h a b e n reziprok k o n t i n u i e r -
in
den achtziger Jahren ist der W e l t h a n -
lich an W e l t h a n d e l s a n t e i l e n
del f a s t in j e d e m J a h r schneller g e -
Erst mit d e n E x p o r t e r f o l g e n der —>
verloren.
w a c h s e n als die W e l t i n d u s t r i e p r o d u k -
S c h w e l l e n l ä n d e r ist dieser T r e n d par-
tion. Die o f t m a l s v o r g e b r a c h t e T h e s e ,
tiell d u r c h b r o c h e n w o r d e n . D e n größ-
d a ß in den achtziger Jahren der —>
ten Anteil a m W e l t h a n d e l h a b e n die
P r o t e k t i o n i s m u s zu einer tendenziellen
U S A , D e u t s c h l a n d und J a p a n . Bei den
Desintegration der W e l t w i r t s c h a f t (—»
Dienstleistungen weist Frankreich ei-
Integration) g e f ü h r t hat, bestätigt sich
nen größeren Export als D e u t s c h l a n d
aus dieser P e r s p e k t i v e nicht.
und Japan auf, die beide traditionell Nettoimporteure von D i e n s t l e i s t u n g e n sind.
392
Welthandelskonferenz
der —» Uruguay-Runde des GATT. Sie Güter Handel
steht in der direkten Nachfolge der
1994
USA Deutschland Japan Frankreich Großbritannien Italien Kanada Hongkong
Exporte 512,7 421,9 397,0 236,0 205,2 189,1 165,8 152,7
Importe
geplanten —> Internationalen Handels-
689,2 376,6 275,4 229,5 227,1
organisation
(ITO) und
des
GATT,
wenngleich das W T O kein Nachfolger des G A T T im völkerrechtlichen Sinn ist. Die Staaten müssen das
166,0
demzufolge
156,9 163,1
aufkündigen,
GATT
um
der
W T O beizutreten, was beispielsweise die U S A und die —> Europäische G e -
Dienstleistungshandel USA Frankreich Deutschland Italien Großbritannien Japan Niederlande Belgien
meinschaft bereits getan haben.
1994 Exporte 67,5 100,8 61,8 59,0 53,5 53,2 37,0 36.7
Importe 113,4
Die W T O hat das Ziel, die globale wirtschaftliche —> Kooperation im Be-
83,3 111,9 58,8 44,4 100,7
reich des internationalen Handels zwischen den Staaten zu stärken, um die Wohlfahrt der Nationen durch freieren (—* Liberalismus) und —> fairen Han-
35,9 32.3
del zu erhöhen. Gleichzeitig
nimmt
das Abkommen zur Einrichtung der
Quelle: W T O . Focus - Newsletter 2. 1995
W T O das Prinzip der „nachhaltigen Der traditionell stärker im Blickpunkt
Entwicklung" auf. Sie basiert auf den
stehende Handel mit Industrieproduk-
zentralen Prinzipien des G A T T wie —>
ten, der vom —> G A T T geregelt wird,
Multilateralismus, —> Meistbegünsti-
hat in den letzten zwei Jahrzehnten
gung und —> Reziprozität. Sie geht je-
gegenüber dem Handel mit Dienstlei-
doch in ihrer Zuständigkeit und in ih-
stungen relativ an Bedeutung verloren.
rem Einfluß als Organisation weit über das G A T T hinaus.
Welthandelskonferenz
Die
—»UNCTAD
Unterschiede
zwi-
- Die W T O hat einen allgemeineren
Welthandelsorganisation (WTO) Die
wichtigsten
schen dem G A T T und der W T O sind:
Welthandelsorganisation
Mitgliederkreis. Ursprünglich wur-
wurde
de der Vertrag von 150 Mitgliedern
am 1. Januar 1995 gegründet, nach-
beschlossen. Bis zum 1. Juli 1995
dem sich die Mitgliedsstaaten des All-
hatten bereits 100 Staaten ratifiziert
gemeinen Zoll- und
28
Handelsabkom-
GATT-Vertragsparteien
waren
mens (—> GATT) auf der Konferenz in
vorläufige Mitglieder (die Ratifizie-
Marrakesh auf ihre Einrichtung ver-
rungsfrist läuft bis zum 31.12.1996)
ständigen konnten. Die W T O ist inso-
und 28 Staaten, darunter Rußland,
fern ein zentraler Verhandlungserfolg
die Volksrepublik China und Tai-
393
Welthandelsorganisation (WTO)
w a n hatten die Mitgliedschaft b e a n -
ständig in d i e W T O integriert w o r -
tragt.
den.
- E s u m f a ß t mehr handelspolitisch re-
- Die GATT-Regeln
ist
aufgenom-
l e v a n t e Bereiche. D i e Zuständigkeit
men u n d modifiziert w o r d e n .
ist u m
intellek-
neue G A T T ( „ G A T T 1994") v e r e i n -
tuelle E i g e n t u m s r e c h t e u n d Investi-
facht die A n w e n d u n g u n d Kontrolle
tionen (—» Direktinvestitionen)
des internationalen
Dienstleistungen,
er-
weitert worden.
Handelsabkom-
mens.
- D i e W T O hat den Status einer internationalen
Das
Organisationen.
- Die W T O sieht d a s A u s l a u f e n von
Das
Sonderregelungen,
etwa
das
—>
G A T T w a r dagegen ein internatio-
M u l t i f a s e r a b k o m m e n u n d die R e g e -
n a l e r Vertrag mit e i n e m ad hoc Se-
lungen des A g r a r h a n d e l s , vor u n d
kretariat.
verbietet gen
- D i e Vertragsstruktur und die V e r pflichtungen
sind
kommen)
vereinheitlicht
im
GATT
s p i e l s w e i s e die R e g e l u n g
wie
Selbstbeschränkungsabweitaus
eindeutiger
als
das G A T T .
w o r d e n . Die komplizierten N e b e n abkommen
Exportselbstbeschränkun-
(—»
bei-
- Die W T O v e r f ü g t über einen selbst-
von —>
ständigeren
A n t i - D u m p i n g M a ß n a h m e n ist voll-
chanismus.
Streitschlichtungsme-
Die Struktur der W T O
Panel 2ur Überwachung der Handelspoliti
Streits ctilrchtungspenel Hausriaü Finanz·
Das
zentrale
der W T O
Entscheidungsgremium
ist die
Dienstleistungshandel und der R a t für
Ministerkonferenz,
handelsbezogene
Aspekte
internatio-
die alle z w e i Jahre tagt. In der Z w i -
naler Eigentumsrechte. D i e s e G r e m i e n
s c h e n z e i t ü b e r n e h m e n eine Reihe v o n
dienen d a z u , d i e R e c h t s o r d n u n g
K o m i t e e s u n d G r e m i e n die laufenden
n e u e n internationalen H a n d e l s s y s t e m s
Geschäfte. Genannt
zu verwalten u n d die Einhaltung der
werden
müssen
des
hier v o r a l l e m das K o m i t e e f ü r Handel
Regeln d u r c h d i e Vertragsparteien zu
und
für
b e o b a c h t e n . Zu diesem Z w e c k b e g u t -
H a n d e l und U m w e l t , d a s Komitee f ü r
achtet es regelmäßig die H a n d e l s r e g i -
Zahlungsbilanzrestriktionen
m e der Mitgliedsstaaten.
Entwicklung,
Komitee
das
f ü r Haushalt,
Komitee und
das
Finanzierung
und V e r w a l t u n g . Die zentralen
Die
Ver-
Entscheidungsprozeduren
W T O folgen weitgehend des
Rat
k o n s e n s u a l getroffen, wobei ein K o n -
Güterhandel,
der
Rat
für
394
Entscheidungen
der Praxis
w a l t u n g s g r e m i e n der W T O sind d e r für
GATT.
der
werden
Welthandelsrunden
sens bereits dann als gegeben gilt, wenn keine Vertragspartei explizit widerspricht. Wenn kein Konsens erzielt werden kann, werden Mehrheitsabstimmungen herbeigeführt, in denen jedes Land eine Stimme hat. Lediglich Abstimmungen, die der Interpretation des Abkommens und Waiver betreffen, bedürfen einer qualifizierten Mehrheit von % der abgegebenen Stimmen. Vertragsänderungen bedürfen entweder dem Konsens oder % der abgegebenen Stimmen im Ministerrat. Sitz der Organisation ist Genf.
(—> „Uruguay-Runde"). Während die ersten sechs Runden vor allem den Abbau von —» Zöllen und die Aufnahme neuer Vertragspartner zum Gegenstand hatten, waren seitdem der Abbau —> nicht-tarifärer Handelshemmnisse und die Ergänzung des GATT durch neue Regeln der —» Außenhandelspolitik die wichtigsten Themen der Welthandelsrunden. Die erste Verhandlungsrunde fand 1947 in Genf statt. Neben der Einigung über das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen wurde eine durchschnittliche Senkung des Zollniveaus um 20 Prozent erreicht. Bei den Beratungen der zweiten Runde in Annecy 1949 standen Beitrittsverhandlungen weiterer Staaten im Mittelpunkt. Gleiches gilt für die dritte Verhandlungsrunde 1950/51 in Torquay, während der die Bundesrepublik Deutschland dem GATT beitrat. Japan unterzeichnete das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen im Laufe der vierten Verhandlungsrunde 1955/56 in Genf. Die Zollverhandlungen der fünften Runde 1961/62 in Genf standen im Zeichen der Gründung der E W G ; es wurde über den Außenzoll der E W G verhandelt (—» Europäische Gemeinschaft). Die sechste Runde (KennedyRunde) fand von 1964-67 in Genf statt. Es wurden Zollsenkungen um 30 bis 40 Prozent vereinbart. Angestrebte Liberalisierungsfortschritte im Bereich nicht-tarifärer Handelshemmnisse und im Agrarsektor wurden nicht erreicht. Auf der siebten Verhandlungsrunde
Literatur: WTO: The Results of the UruguayRound: The Legal Texts, Genf 1995. WTO: Focus - Newsletter No. 1, Genf, Januar 1995.
Thomas Plumper Welthandelsrunden Die Welthandelsrunden sind unregelmäßig stattfindende, multilaterale Verhandlungsrunden im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und
Handelsabkom-
mens (—¥ GATT) zur weiteren Ausgestaltung der Welthandelsordnung und —> Liberalisierung des —> Welthandels. Vorläufer waren die Weltwirtschaftskonferenzen
in
Genf
(1927)
und London (1933). Bislang sind acht Welthandelsninden abgeschlossen
worden:
1947,
1949,
1951, 1956, 1960/61 („Dillon-Runde"), 1964-67 (-> „Kennedy-Runde"), 197379 ( - » „Tokio-Runde") und 1986-93
395
Weltmarkt
v o n 1973-79 in G e n f
(Tokio-Runde)
g e n . Ein G l e i c h g e w i c h t s m o d e l l ,
das
w u r d e n die Zölle u m weitere 35 Pro-
auf der A n n a h m e basiert, es g ä b e ei-
z e n t g e s e n k t . Eine E i n i g u n g über R e -
n e n Preis, der den W e l t m a r k t r ä u m t
geln
u n d der die internationalen
für
nicht-tarifäre
hemmnisse
wurde
Handels-
erzielt.
Ver-
Handels-
m e n g e n s o w i e die —» Exporte u n d —»
g ü n s t i g u n g e n f ü r —> Entwicklungslän-
I m p o r t e determiniert, ist nicht in j e -
d e r w u r d e n b e s c h l o s s e n . Eine Libera-
d e m Fall geeignet, die Struktur
der
lisierung
Weltwirtschaft
die
des
nicht. D i e
Agrarbereichs
achte
gelang
zu
erklären,
da
Verhandlungsrunde
W e l t m a r k t i n t e g r a t i o n (—» Integration)
v o n 1 9 8 6 - 9 3 in G e n f (Uruguay-Run-
unvollständig ist. S o k o n s u m i e r e n bei-
de) e n d e t e mit der S c h a f f u n g der —>
spielsweise
Welthandelsorganisation (WTO).
w e i t a u s h ö h e r e n Anteil a m e r i k a n i s c h e
Gleichzeitig
wurden
weitere
Fort-
Amerikaner
Produkte
zu
einem
Nicht-Amerikaner.
als
schritte b e i m A b b a u von Zöllen und
Nichtsdestotrotz bilden sich f ü r viele
nicht-tarifären H a n d e l s h e m m n i s s e n er-
G ü t e r u n d seltener auch f ü r Dienstlei-
zielt; d i e B e r e i c h e
stungen
Dienstleistungen,
' W e l t m a r k t p r e i s e ' , das heißt
g e i s t i g e s E i g e n t u m u n d handelsbezo-
die j e w e i l i g e n Preise einer H a n d e l s w a -
gene Investitionsmaßnahmen
re n ä h e r t sich auf den
wurden
in die W e l t h a n d e l s o r d n u n g integriert.
unterschiedli-
c h e n nationalen Märkten
weitgehend
an. Literatur:
D e r Begriff des W e l t m a r k t s b e z e i c h -
Senti, Richard (1994): GATT-WTO. Die
n e t auch die S u m m e der f r e m d e n na-
neue
Welthandelsordnung
Uruguay-Runde.
Institut
nach für
tionalen Märkte. Hier dient der Begriff
der
zu
Wirt-
analytischen
schaftsforschung: Zürich.
Relations.
des
auch
'heimi-
des Außenhandels.
ding System. Law and Policy of InterEconomic
Trennung
oder
s c h e n ' M a r k t e s analog zur K o n z e p t i o n
Jackson, John (1989): The World Tranational
einer konzeptionellen
MIT
Weltsystemansatz
Press: Cambridge M a s s .
D e r W e l t s y s t e m a n s a t z w u r d e von I.
Weltmarkt
Wallerstein
in den
siebziger
Jahren
Fiktiver, m o d e l l h a f t e r oder (in Aus-
e n t w i c k e l t und zählt zu den n e u e r e n
n a h m e f ä l l e n ) realer Platz, an dem d e r
marxistischen
Weltmarktpreis
c h e n , die langfristigen E n t w i c k l u n g s -
delter
Güter
international ermittelt
wird.
gehanReale
Börsen
die
t e n d e n z e n der kapitalistischen
W e l t m ä r k t e existieren in F o r m von internationalen
Ansätzen,
versuWelt-
w i r t s c h a f t zu erklären. A u s g a n g s p u n k t
nur für einige
ist
dabei
ein
historisch-empirischer
a u s g e s u c h t e R o h s t o f f e u n d Agrarpro-
Kapitalismusbegriff, wohingegen
dukte
logisch-deduktive
s o w i e f ü r Finanzdienstleistun-
396
entschieden
der abge-
Weltwährungsfonds
lehnt wird. Dieser historische Kapita-
publik Deutschland. Die erste T a g u n g
l i s m u s ist d a d u r c h definiert, daß in
fand 1975 auf Initiative von Valerie
ihm alle D i n g e zu W a r e n w e r d e n ; sei-
G i s c a r d d ' E s t a i n g (in enger A b s t i m -
n e E n t s t e h u n g wird auf das späte 15.
m u n g mit H e l m u t Schmidt) in R a m -
und f r ü h e 16. Jahrhundert datiert. A l s
bouillet statt. K a n a d a k a m 1976 hinzu.
k o n k r e t e s S y s t e m u m f a ß t der histori-
Die —> Europäische G e m e i n s c h a f t , an
sche K a p i t a l i s m u s die g e s a m t e Erde.
die einige Mitgliedsländer erhebliche
W e i t e r e M e r k m a l e sind die strukturier-
wirtschaftspolitische K o m p e t e n z e n a b -
te
internationale
insbesondere
—»
Arbeitsteilung,
zwischen
getreten haben, w u r d e a b 1977 durch
Produzenten
den
Kommissionspräsidenten
sowie
von Fertiggütern und R o h s t o f f p r o d u -
den j e w e i l i g e n Vorsitzenden des E u -
zenten, und
ropäischen R a t e s vertreten. Seit 1992
eine
damit
verbundene
H i e r a r c h i s i e r u n g d e r W e l t ö k o n o m i e in
wurde
Zentren, Semi-Peripherien
Peri-
T e i l n a h m e zugelassen. Die Mitglieds-
pherien. Die Staaten der Zentren sind
länder wechseln sich in einem regel-
und
stark, d i e d e r Peripherien Die
treibende
Entwicklungskraft
die K a p i t a l a k k u m u l a t i o n , gleicher
schwach.
Tausch
wobei
zwischen
mäßigen
ist un-
Zentren,
Erfolg,
Der W e l t w i r t s c h a f t s g i p f e l bildet
das
ges Ziel der Z u s a m m e n k ü n f t e ist die
Zentrums den
der
politischen —> Kooperation d e r f ü h -
Abstimmung
m ä c h t i g e r sind als die der Peripherie, mit
als G a s t g e b e r
renden —> Industriestaaten. V o r r a n g i -
c h e n d e s W o h l s t a n d s g e f ä l l e vergrößert
sie
zur
K e r n s t ü c k d e r informellen wirtschafts-
steht mit der Folge, daß ein entspre-
versuchen
Turnus
Rußland
G i p f e l t r e f f e n ab.
Semi-Peripherien u n d Peripherien b e -
wird. D a die Staaten des
verschiedentlich
im Hinblick a u f
welt-
w i r t s c h a f t l i c h e P r o b l e m e , die —* K o -
—»
ordinierung
W e l t m a r k t zu ihrem Vorteil zu beein-
und
—* H a r m o n i s i e r u n g
d e r nationalen Wirtschaftspolitiken so-
flussen.
wie d i e Förderung der währungspolitischen Z u s a m m e n a r b e i t . N e b e n d i e s e m
Weltwährungsfonds
primären
Arbeitsgebiet
wurden
auf
den v e r s c h i e d e n e n Gipfeltreffen eine
—> Internationaler W ä h r u n g s f o n d e s
Vielzahl
Weltwirtschaftsgipfel
tiert,
spezieller
welche
Probleme
häufig
disku-
nichtökonomi-
Zusam-
schen C h a r a k t e r a u f w i e s e n . A u f g r u n d
m e n a r b e i t der F ü n f e r g r u p p e (G5) h e r -
der geringen Mitgliederzahl und der
v o r g e g a n g e n e jährliche K o n f e r e n z d e r
gleichzeitigen
Staats- und R e g i e r u n g s c h e f s der Sie-
schaftlicher M a c h t , sollte d e m G r e m i -
b e n e r g r u p p e (G7). Letztere u m f a ß t die
u m große Flexibilität u n d erhebliches
A u s der währungspolitischen
Konzentration
wirt-
U S A , J a p a n , Frankreich, Italien, G r o ß -
D u r c h s e t z u n g s v e r m ö g e n zu eigen sein.
britannien, K a n a d a und die B u n d e s r e -
Die
397
bisherigen
Weltwirtschaftsgipfel
Weltwirtschaftsgipfel
zeigten j e d o c h , d a ß die Siebenergrup-
schiedene Versionen von S c h l u ß p r o t o -
pe
sich k e i n e s w e g s
Gebilde
präsentiert
als
homogenes
kollen.
und
Interessen-
Die
Ergebnisse
der
Verhandlungen
k o n f l i k t e (—> Z a h l u n g s b i l a n z u n g l e i c h -
werden
gewichte, Währungsturbulenzen,
festgehalten. Sie k o m m e n h ä u f i g nicht
un-
in
AbschluBkommuniqués
terschiedliche konjunkturpolitische Vor-
über Absichtserklärungen - eine A u s -
stellungen) ein g e m e i n s a m e s
Agieren
n a h m e bilden z.B. die G i p f e l von Lon-
erheblich e r s c h w e r e n . Z u d e m belaste-
don 1977 und Bonn 1978 - h i n a u s . So
ten persönliche G e g e n s ä t z e
verhinderten Japan u n d die B u n d e s r e -
Antipathie
zwischen
wie
Carter
publik D e u t s c h l a n d auf d e m T o k i o t e r
und Helmut Schmidt die Atmosphäre
Gipfel von 1986, den d u r c h die U S A
d e r G i p f e l t r e f f e n erheblich.
Erwähnt
betriebenen Einbau von H a n d l u n g s a u -
sei auch, d a ß die N o t w e n d i g k e i t e i n e r
t o m a t i s m e n in das K o n z e p t der multi-
internationalen K o o p e r a t i o n und K o -
lateralen
ordination
liche
in
Jimmy
die
verschiedenen
Phasen
Überwachung
Beobachtung
(kontinuier-
makroökonomi-
seit bestehen der W e l t w i r t s c h a f t s g i p f e l
scher Indikatoren). A n d e r e r s e i t s schei-
unterschiedlich
terte wiederholt die U m s e t z u n g
beurteilt
wurde.
So
zu-
stand d i e Politik A n f a n g der 80er J a h -
nächst als vielversprechend e i n g e s t u f -
re unter der R e g i e r u n g Reagan g a n z
ter A b s c h l u B k o m m u n i q u é s (z.B. Lon-
b e s o n d e r s im Z e i c h e n nationaler Inter-
don 1977).
e s s e n . Aus den g e n a n n t e n
Gründen
O b w o h l es bis heute nur a n s a t z w e i s e
w a r e n die T e i l n e h m e r a u f verschiede-
gelungen ist eine H a r m o n i s i e r u n g und
n e n G i p f e l n , wie z u m Beispiel denen
Koordinierung
v o n L o n d o n ( 1 9 7 7 ) und T o k i o (1986), vorrangig u m K o n f l i k t m a n g e m e n t b e müht.
der
nationalen
Wirt-
schaftspolitiken zu e r r e i c h e n ,
kommt
den Gipfeltreffen e r h e b l i c h e
Bedeu-
tung für das M a n a g e m e n t
weltwirt-
schaftlicher P r o b l e m e zu. D i e s gilt u m
S c h o n früh setzte eine Tendenz
zu-
nehmender
der
so mehr, als die V e r h a n d l u n g e n in ein
G i p f e l t r e f f e n ein. U m e i n e effizientere
u m f a s s e n d e s informelles S y s t e m öko-
G e s t a l t u n g der K o n f e r e n z e n zu errei-
nomischer Zusammenarbeit,
c h e n , bereiten seit
persönliche
unter a n d e r e m Schnittstellen z u m —»
B e a u f t r a g t e , die s o g e n a n n t e n „sherpa",
Internationalen W ä h r u n g s f o n d s , der —»
die G e s p r ä c h e vor. D i e s e
Vorberei-
O E C D u n d der —» B a n k f ü r Internatio-
Abstim-
nalen Z a h l u n g s a u s g l e i c h a u f w e i s t , ein-
Institutionalisierung
1977
tung erstreckt sich auf die
welches
m u n g der freilich inoffiziellen T a g e s -
gebettet sind. In diesem
Sinne
darf
o r d n u n g , s o w i e d i e Erarbeitung mögli-
festgestellt werden, d a ß e s auf
den
cher K o n z e s s i o n s s z e n a r i e n u n d -gren-
verschiedenen
zen. D a r a u s resultieren j e w e i l s ver-
h ä u f i g gelang, den Administrationen
398
Weltwirtschaftsgipfel Blickwinkel
und
der
Regierungen
Weltwirtschaftskrise, große
weg von nationalen Interessen hin zu einer globaleren Perspektive zu erweitern.
und den Eintausch von Pfund in Gold durch die französische Nationalbank in London) führten im Oktober 1929 zu einem Absinken der Kurse an der New Yorker Börse und schließlich nach dem 'Schwarzen Freitag' zu einer großen Panik. Der plötzliche Abzug bedeutender Kapitalmengen von der New Yorker Börse und der massive Kursverfall waren zwar nicht allein ursächlich für die Weltwirtschaftskrise, lösten aber über einen Zusammenbruch der Konjunktur, der Rohstoffpreise und der —» Importe Ende 1929 einen sich selbst verstärkenden Abschwungsprozeß aus. Infolge des Zusammenbruchs der Börse und der einsetzenden Rezession gingen der Güterimport und der Kapitalexport (—» Export) der USA erheblich zurück. Der voranschreitende Kapitalabzug führte zu Liquiditätsproblemen auch vieler Großbanken und im Sommer 1931 schließlich zur sog. Bankenkrise in Deutschland. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren gravierend. Die Krise war begleitet von Investitionsrückgängen und weltweitem Preisverfall (bei Rohstoffen von 1929-1932 mehr als 50 %). Wegen zunehmender nationalistischer Zollschutzpraktiken kam der —» Welthandel bis 1932 weitgehend zum Erliegen. Ausgelöst wurde der 'Protektionismuswettlauf (—» Protektionismus) durch die Verabschiedung des amerikanischen SmootHawley-Gesetzes 1930. Auf die darin
Literatur: Kanzenbach, E. (Hrsg.) (1990): Probleme der Internationalen Koordination der Wirtschaftpolitik. Duncker & Humblot, Berlin. Hajnal, P. I. (1989): The Seven-Power Summit, Kraus International Publications, New York. Putnam, R. D., Bayne, N. (1985): Weltwirtschaftsgipfel im Wandel, Europa Union Verlag, Bonn. Boris Haut Weltwirtschaftskrise, große Als Große Weltwirtschaftskrise wird die tiefe und weltweite Depressionsphase von 1929-1933 bezeichnet. Andere wirtschaftliche Krisen weltweiten Ausmaßes waren zwischen 1857 und 1859 sowie infolge des Ölpreisschocks 1973 zu verzeichnen. 'Schwarzer Freitag' und Auswirkungen der Krise'. Symbol für die Große Weltwirtschaftskrise ist der New Yorker Börsencrash vom 25.10.1929, dem sogenannten 'Schwarzen Freitag'. Zuvor waren die Aktienkurse durch breite, vor allem kreditfinanzierte Aktienspekulationen in die Höhe getrieben worden. Eine Abflachung der amerikanischen Konjunktur und Diskontsatzerhöhungen in Europa, insbesondere in England (als Reaktion auf den Zusammenbruch des Hatry-Imperiums
399
Weltwirtschaftskrise, große
festgelegten Schutzzölle (—» Zölle) für landwirtschaftliche Güter, Rohstoffe und viele Fertigprodukte wurde international mit Vergeltungsmaßnahmen wie —) Zöllen, Quoten und Währungsabwertungen (—» Abwertung) reagiert. Der zunehmende Zollschutz führte außerdem international zu weiterem Preissenkungsdruck. Von 1929-1932 nahmen die Pro-KopfEinkommen weltweit ab und die Arbeitslosigkeit erreichte Rekordhöhen (in Deutschland 1932 u. 1933 mehr als 6 Mio., bei 12 Mio. Beschäftigten). Die drückende soziale Problematik begünstigte dabei eine politische Radikalisierung und insbesondere auch den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland.
nell". Mitangestoßen wurde dieser Anstieg durch die Auflage und den Erfolg der Dawes-Anleihe (1924) im Zuge der Bemühungen zur Regelung der Reparationsfrage (—» Dawes-Plan). Reparationen und Kriegsschulden waren ein Hauptdiskussionspunkt in den internationalen Verhandlungen. Frankreich und England forderten erhebliche Reparationszahlungen von Deutschland, hatten aber ihrerseits hohe Kriegsschulden bei den USA. Außerdem war Frankreich bei Großbritannien verschuldet. Reparations- und Schuldendienstleistungen bedeuteten eine erhebliche ökonomische Belastung der betroffenen Länder und des —> Weltwirtschaftssystems, verlangten sie doch zur Finanzierung entweder die Aufnahme von Auslandskrediten oder die Erwirtschaftung hoher Leistungsbilanzüberschüsse (—» Zahlungsbilanz). Dies wiederum führte zu handelspolitischen Konflikten. Versuche zur Lösung der ökonomisch und politisch komplizierten Situation waren der Dawes-Plan (1924), der —> Young-Plan und schließlich das —> Hoover-Moratorium (1931). Entgegen den Forderungen mehrerer internationaler Konferenzen (Brüssel 1920, Portrose 1921, Genua 1922 und 1927) war in den zwanziger Jahren ein weltweiter Zollanstieg zu beobachten. Die Zölle dienten dem Schutz neuer Industrien, oft aber auch dem Strukturerhalt. Der erste Weltkrieg hatte zu erheblichen strukturellen Fehlentwicklungen geführt. Unter anderem gab es
Historische Rahmenbedingungen: Mit einigen Ausnahmen (v.a. England und Japan) und kurzen Unterbrechungen zeigten die Jahre vor dem Börsencrash Aufschwung- und sogar Boomerscheinungen. Hauptträger des Booms waren die USA, Kanada, Australien, Frankreich und Italien. In Deutschland traten allerdings bereits im Sommer 1929 mit steigender Lagerhaltung und 1,9 Mio. Arbeitslosen deutliche Anzeichen einer Rezession zutage. Weiterhin kennzeichnend waren zunehmende internationale Kapitalverflechtungen. Von 1924-1929 vergaben die USA rund 6,4 Mrd. US-$ an Auslandsanleihen, England weitere 3,3 Mrd. US-$. Den Anstieg der Ausleihungen an Europa und Lateinamerika bezeichnet Kindleberger als „sensatio-
400
Weltwirtschaftskrise, große
eine Überproduktion von Weizen, Zucker, Baumwolle, Kohle und im Schiffsbaubereich. Als Währungssystem wurde ab Mitte der zwanziger Jahre der —> Golddevisenstandard vorherrschend. Neben dem Gold waren US-$ und Britisches Pfund —> Reservewährungen. Die faktische —> Uberbewertung des Britischen Pfund und die —» Unterbewertung des französischen Francs in diesem System bewirkten gravierende Störungen.
- Kriegsbedingte strukturelle Verwerfungen wie Uberproduktion von Weizen, Zucker, Baumwolle, Kohle und im Schiffsbaubereich. Sie provozierten marktseitigen Druck auf die Preise und staatliche Strukturerhaltungspolitik, die sich in verordneten Preisuntergrenzen, Subventionen und Protektionismus ausdrückte. - Weltweiter Protektionismus. - Golddevisenstandard als Währungsordnung. Nach dem „Schwarzen Freitag" führte der Umtausch von US-$ und Pfund in Gold zu erheblichen Störungen und Druck auf die englische und amerikanische Notenbank, eine Deflationspolitik durchzuführen.
Ursachen·. Uber die Ursachen für die langanhaltende Krise gibt es unterschiedliche Hypothesen: Friedman machte die fehlerhafte Durchführung der Geldpolitik in den USA verantwortlich. Samuelson sah die Depression als Ergebnis einer Reihe historischer Zufälle an. Keynes kritisierte besonders die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik führender Länder auf staatlichen Budgetausgleich. Der amerikanische Präsident Hoover entdeckte die Ursachen in Europa und betrachtete die Weltwirtschaftskrise vor allem als Folge des ersten Weltkrieges. In einer spieltheoretischen Interpretation sah Kindleberger die Schuld für die Dauer und Tiefe der Depression in der Unfähigkeit Großbritanniens und dem Unwillen der USA, die Führung in der Weltwirtschaft zu übernehmen. Als wichtige Einflußfaktoren lassen sich besonders herausstellen: - Verzerrungen des internationalen Finanzgefüges durch —> Reparationen und Kriegsschulden
- Uberbewertung des britischen Pfundes bei gleichzeitiger Unterbewertung des französischen Francs. Die Falschbewertungen beeinträchtigten die Stabilität des internationalen Währungsgefüges und begünstigten Handelskonflikte. - Verfehlte Geldpolitiken. Deutschland betrieb bis 1932 aus Angst vor Wiederholung einer Hyperinflation wie 1922/23 eine krisenverschärfende restriktive Geldpolitik. Auch das amerikanische Federal Reserve Board verfolgte ab 1928 eine restriktive Geldpolitik. - Festhalten an Deflationspolitik in Deutschland: Im Rahmen der Brüning'schen Deflationspolitik wurden Steuererhöhungen, Lohn- und Gehaltskürzungen bei Staatsbedien-
401
Weltwirtschaftsordnung
steten und Kürzungen der Arbeitslosenunterstützungen
per
sierungsbemühungen (—> Liberalisierung), die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeleitet wurden. Sie wird heute größtenteils in nationalen Außenwirtschaftsordnungen geregelt (Beispiele: Arbeitskräftewanderung, internationale Eigentumsrechte, Marktzutritt, —» multinationale Unternehmen, Regeln für internationalen Wettbewerb) und ist im internationalen System im wesentlichen durch das General Agreement on Tariffs and Trade (—» GATT) und den —> Internationalen Währungsfonds (IMF) konstituiert.
Notver-
ordnungen durchgesetzt (1930/31). Die Wirtschaftspolitik wirkte prozyklisch und verschärfte die Rezession. - Internationale Führungskrise:
We-
der die USA noch Großbritannien übernahmen Verantwortung für die Stabilität des Systems. Beide hielten ihre
Märkte
für
Krisenprodukte
nicht offen und stellten auch nicht antizyklisch
langfristiges
Kapital
zur Verfügung, um die entstandenden —> Zahlungsbilanzungleichgewichte auszugleichen.
Die entscheidenden Grundsätze der bestehenden Ordnung sind die Prinzipien der —» Meistbegünstigung bzw. —> Nicht-Diskriminierung im —» Außenhandel und die Herstellung der —> Konvertibilität also der Liberalisierung des —» Kapitalverkehrs. Hierdurch sollen die Vorteile der internationalen —» Arbeitsteilung ausgenutzt und die Voraussetzungen für eine optimale Allokation der Ressourcen geschaffen werden. Nachteilig wirkte sich die Ausklammerung der Staatshandelsländer sowie die ungenügende Berücksichtigung der Interessen der —> Entwicklungsländer aus. Ebenso zeigt sich, daß die Liberalisierungsgrundsätze immer dann von —> Industriestaaten verstärkt unterlaufen werden, wenn sich binnenwirtschaftliche Probleme verschärfen. Die genannten Probleme führten vor allem von Seiten der Länder der Dritten Welt
Literatur: Kindleberger, C.P., Die Weltwirtschaftskrise, in: Geschichte der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert, Bd. 4, München 1984. Gustav Dieckheuer, Christian Lütke Wöstmann YVeltwirtschaftsordnung System der Gesetze und vertraglichen Regelungen, die den Rahmen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen bilden, gleichzeitig Rahmen für und Objekt der —» Weltwirtschaftspolitik. Aufgrund der Souveränität der Staaten besteht das Problem, daß Rechtssicherheit und Vertragsautonomie nicht durch eine zentrale politische Autorität garantiert werden kann. Die heute existierende Weltwirtschaftsordnung fußt auf den Liberali-
402
Weltwirtschaftspolitik
zur Forderung nach einer —> Neuen
G e d a n k e n jedoch nicht ungefährlich.
Weltwirtschaftsordnung.
Die Weltwirtschaftspolitik sollte dem Z u w a c h s des internationalen —» Han-
Weltwirtschaftspolitik
dels, der zwischenstaatlichen
Faktor-
Während die klassische Nationalöko-
bewegungen und dem noch deutliche-
nomie die Vorteile der internationalen
ren Anstieg der internationalen Pro-
—> Arbeitsteilung betonte und somit
duktion Rechnung tragen durch regio-
eine auf —> Integration gerichtete Poli-
nale und noch besser multilaterale —»
tik unterstützt, sehen
Kooperation.
Merkantilisten
(—> Merkantilismus) wie auch in unse-
Die seit Ende des zweiten Weltkriegs
rem Jahrhundert
keineswegs
agierende
neomer-
ungestört
verlaufende
kantilistische Politiker und Ökonomen
wirtschaftliche Integration ist in eine
(—> Neomerkantilismus)
in den
au-
—> Weltwirtschaftsordnung eingebun-
ßenwirtschaftlichen Beziehungen
vor
den, die von weltweiten Organisatio-
allem Möglichkeiten, Vorteile für die
nen
nationalen Interessen zu erreichen. D a
Währungsfonds
sie eben keine —» Liberalisierung im
Welthandelsorganisation und regional
Sinne
begrenzten
einer
gegenseitigen
außenwirtschaftlicher
Nutzung
wie
—> G A T T , und
Internationaler neuerdings —>
Organisationen
wie
—>
Beziehungen
O E C D oder —> Europäische Union ge-
vertreten, besteht die Gefahr, interna-
prägt wird. Manche Rückschläge oder
tionale
zu
Verzögerungen (wie zuletzt in der —>
Nullsummenspielen werden zu lassen.
Uruguay-Runde) konnten die Libera-
Auch ansonsten eher freihändlerische
lisierung nicht nachhaltig verhindern,
Positionen
Ökonomen
auch wenn manche befürchten, daß
schließen Überlegungen nicht immer
z.B. —» nicht-tarifäre Handelshemm-
aus, die die Interessen durch die Ö f f -
nisse die Erfolge von Zollsenkungen
nung der Grenzen verlierender Grup-
zunichte machten. Nicht gelungen ist
pen
bisher die Eingliederung der —> Ent-
Wirtschaftsbeziehungen
vertretende
über die
der
Gesamtwirtschaft
stellen (was auch an der starken Lobby
wicklungsländer, von denen zahlreiche
ersterer liegt) oder die zwar keine di-
heute im Verhältnis zu anderen und
rekten protektionistischen (—>
Protektionismus)
Positionen
insbesondere zu —» Schwellen- und
unterstützen,
Industrieländern (—> Industriestaaten)
aber durchaus Maßnahmen befürwor-
niedrigere
ten, die durch Subventionen oder steu-
ben als vor zwanzig Jahren. Der Ruf
erliche Eingriffe (—> Interventionen)
nach einer —» Neuen Weltwirtschafts-
die heimische Wirtschaft bevorzugen
ordnung ist dabei verständlich, auch
(wie in der —> strategischen Handels-
wenn die konkreten Forderungen oft-
politik). Bei zunehmender —» Globali-
mals kritisch zu sehen
sierung der Weltwirtschaft sind solche
Überlegungen
403
pro-Kopf-Einkommen
werden
sind. im
ha-
Diese
wesentli-
Weltwirtschaftspolitik
chen vorbereitet von der 1962 auf B e -
Detailbeschluß) immer nötig ist, ist
schluß der U N gegründeten
umstritten; Kritiker behaupten
United
sogar
Nations Conference on Trade and D e -
(was wohl übertrieben ist), Effizienz-
velopment ( - » U N C T A D ) , die in K o -
gewinne der Integration würden durch
operation mit den Industrieländern vor
die Bürokratie zunichte gemacht. Die
allem die Interessen der Entwicklungs-
von
länder vertritt. Noch bei weitem kei-
Marktkoordinationen dürften nach al-
ihnen
vorgeschlagenen
reinen
n e s w e g s befriedigend verlaufen ist fer-
len
ner die Einbindung der früheren Ost-
kaum ausreichen.
blockländer (—> Ost- und Mitteleuro-
Auch
päische Reformstaaten) in die Welt-
übernationale Strategien an Bedeutung
wirtschaft.
gewinnen; das gilt insbesondere für
Im Gegensatz zu einer wenig integrier-
die Welthandelsorganisation, die z.B.
ten Weltwirtschaft ist im heutigen Sy-
durch Berücksichtigung
stem die herkömmliche —» Außenwirt-
leistungshandels (—> Dienstleistungs-
schaftspolitik kaum mehr möglich. In-
transfer) und Regelungen des geistigen
ternationale Organisationen fassen B e -
Eigentums über bisherige Möglichkei-
schlüsse, die wie bei der O E C D zwar
ten des G A T T hinausgehen.
nur empfehlenden Charakter
haben,
festen Institutionen sind hier auch zu
gleichwohl aber nicht unbeachtet blei-
nennen die Zehnergruppe (—» G-10),
ben können. In anderen Fällen wie in
die Siebenergruppe und der aus den
der Europäischen Union sind solche
gleichen
Beschlüsse
setzte —> Weltwirtschaftsgipfel,
für die
Mitgliedsländer
nationalstaatlichen
Erfahrungen
für nicht EU-Länder
Teilnehmern
des
werden
Dienst-
Neben
zusammengeauf
o f t m a l s verbindlich. So mußten diese
dem sich seit 1975 jährlich die Staats-
z.B. schon früh in der Zollpolitik Sou-
bzw. Regierungschefs der U S A , Ka-
veränitätsrechte an Kommission
nadas, Japans, Großbritanniens, Frank-
und
vor allem Ministerrat abtreten, die bei
reichs,
Wegfall der Zölle zwischen den Mit-
(neuerdings wird auch Rußland hinzu-
gliedsländern
gezogen) treffen. Diese Organe versu-
Außenzölle
gegenüber
Italiens
und
die
Deutschlands
Drittländern allein festlegen. Im Zuge
chen zunächst,
der Verwirklichung des Europäischen
der wichtigen Industrieländer zu ko-
Stabilitätspolitik
Binnenmarkts traten weitere allgemein
ordinieren. Nicht nur durch sie sind
verbindliche Regelungen hinzu, und
auf diesem Sektor in den letzten Jah-
dies wird sich nach Inkrafttreten der
ren merkliche Verbesserungen zu ver-
Wirtschafts- und —> Währungsunion
zeichnen; hohe Inflationsraten - früher
noch verstärken. Die Institutionen der
z.B.: Italien, Frankreich oder Großbri-
Europäischen
mehr
tannien - konnten deutlich verringert
Bürokratie verbunden. O b dies in die-
werden und somit auch eine wichtige
sem
Voraussetzung
Union sind
U m f a n g (ebenso wie
mit
mancher
404
für die
Europäische
Weltwirtschaftspolitik
Wirtschafts- und Währungsunion teil-
noch deutlich im Obligo. Wichtig ist
weise bereits verwirklicht werden. Auf
auch, daß in diesem Zusammenhang
dem wahrscheinlich weltweit zur Zeit
oftmals das W o r t vom Ökodumping
noch wichtigeren Gebiet, nämlich bei
fallt
der
Dumping), eine ebenso fragwürdige
Beschäftigungspolitik,
konnten
(—>
Ökoprotektionismus;
—>
noch keine merkbaren Erfolge erzielt
Vorstellung wie das
werden. D a ß sich gerade hier die An-
die aber dennoch beide auf Integration
strengungen als so unbefriedigend er-
gerichtete B e m ü h u n g e n der Weltwirt-
weisen, stellt auch eine Gefahr für ei-
schaftspolitik negativ beeinflussen.
Sozialdumping,
ne liberale Weltwirtschaftspolitik dar
Umstritten ist der zunehmende Regio-
und provoziert protektionistische Stö-
nalismus. Trotz der aus liberaler Sicht
rungen. In einzelstaatlich
eher wünschenswerten
multilateralen
Verhaltensweisen
nicht
wirtschaftlich gewinnen
wie
schwierigen
binnen-
wie
schaftliche M a ß n a h m e n
weltPhasen
außenwirtzur
ist
auszu-
schließen, d a ß auch regionale Z u s a m -
Steige-
menschlüsse die weltweite Integration
rung der effektiven Nachfrage wieder
begünstigen.
an Bedeutung, was wiederum stabili-
Bei aller Skepsis, die angesichts der
tätspolitisch bedenklich sein kann und
erwähnten U m s t ä n d e angebracht
den Vorteilen der internationalen Arbeitsteilung geringeres Gewicht bei-
de Kooperation der nationalen Politi-
mißt. Hier spielt auch der internationa-
ken (v.a. der Budgetpolitiken) beiträgt,
le Technologietransfer eine wichtige
sind positive Entwicklungen nicht zu
Rolle. Schließlich erfordert eine er-
leugnen wie z.B. die angesprochenen
folgreiche Weltwirtschaftspolitik, daß
Erfolge der Uruguay-Runde, die wich-
die Länder nicht nur auf binnenwirt-
tig vor allem auch wegen des starken
schaftliche Stabilität achten, sondern auch
ihr
Anwachsens des Handels mit Dienst-
außenwirtschaftliches
leistungen sind. Positiv zu werten ist
Gleichgewicht realisieren, was meist
ferner der U b e r g a n g vieler Entwick-
den Abbau hoher Leistungsbilanzsal-
lungsländer von einer importsubstitu-
den (—> Zahlungsbilanz) erfordert.
tiven zu einer exportorientierten Poli-
Weitere (nicht nur ökonomisch rele-
tik, der von d e m Erfolg der Schwellen-
vante) Felder sind Umweltpolitik und Maßnahmen
gegenüber
einer
er-
scheint, und zu der die noch mangeln-
länder erheblich vorangetrieben wur-
Ver-
de.
schlechterung des Klimas. Leider sind gerade hier die Fortschritte gering; die
Literatur:
U S A z.B. tun viel zu wenig, um Ge-
Gahlen, B7 Hesse, H J Ramser, H J . ,
fahren für die Ozonschicht oder den
Hrsg. (1994), Europäische
Abbau der Regenwälder zu bekämp-
onsproblemé
fen; aber auch die anderen Länder sind
405
aus
Integrati-
wirtschaftswissen-
Werner-Plan
schaftlicher
Sicht,
Mohr
(Siebeck),
sogenannten
(Tübingen). Glismann, H.H./ Horn, E.J7 Nehring, SJ Vaubel,
R.
„Werner-Bericht"
vor,
der einen Stufenplan zur Errichtung (1987/1992),
einer Wirtschafts- und —» Währungs-
Weltwirt-
union in der Gemeinschaft enthielt.
schaftslehre, 2. Bde (Bd.l 3. Aufl.).
Ziel sollte es sein, in einer Ubergangs-
Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen).
frist bis 1980 einen Binnenmarkt ohne
Grossman, G.M7 Helpman, E. (1991),
Grenzkontrollen, unveränderlich fest-
Innovation and Growth in the Global
gelegte
Economy, MIT Press (Cambridge/US,
den beteiligten Währungen sowie eine
—» Wechselkurse
zwischen
London).
gemeinsame —» Zentralbank zu schaffen. Als Krönung sah der Plan vor,
Hasse, R.H7 Schäfer, W „ Hrsg. (1994), Die Weltwirtschaft vor neuen Heraus-
schließlich
forderungen - Strategischer
Handel,
Währung überzugehen. Dieses Ziel, so
Wettbewerb,
der Vorschlag, könne am besten in
Protektionismus
und
zu
einer
einheitlichen
drei Stufen erreicht werden. In der er-
Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen). Sautter, H., Hrsg. (1994), Wirtschafts-
sten Stufe, die von 1971 bis 1973 dau-
politik in offenen Volkswirtschaften,
ern solle, sei es notwendig, die natio-
Vandenhoeck u. Ruprecht (Göttingen).
nalen Wirtschaftspolitiken stärker zu
Wagner, H. (1993), Einfuhrung in die
koordinieren und die Zusammenarbeit
Weltwirtschaftspolitik, 2. Aufl., Olden-
in der Währungspolitik zu verstärken.
bourg (München u. Wien).
In der zweiten Stufe (von 1974 bis 1979) werde dann die Zusammenar-
Hans-Joachim
beit zwischen den Regierungen
Heinemann
zwischen
den
Notenbanken
und
weiter
verstärkt. Dazu solle ein Europäischer
Werner-Plan
Fonds für währungspolitische Zusam-
U m der europäischen Einigung neue
menarbeit (EFWZ) ins Leben gerufen
Impulse zu verleihen, beschloß der Gipfel der Staats- und
werden, der als Vorläufer der zukünf-
Regierungs-
chefs der —> Europäischen
tigen gemeinsamen Zentralbank anzu-
Gemein-
sehen sei.
schaft im Dezember 1969 in Den Haag unter anderem, die Gemeinschaft zu
Mit Hilfe dieser engen Zusammenar-
einer Wirtschafts- und —> Währungs-
beit könnten die —> Fluktuationen der
union
Wechselkurse schrittweise
weiterzuentwickeln.
Anfang
verringert
1970 bekam eine Kommission unter
und schließlich ganz beseitigt werden.
Leitung
Pre-
Dies eröffne die Möglichkeit, zur drit-
mierministers Pierre Werner den Auf-
ten und letzten Stufe (ab 1980) über-
des
luxemburgischen
zugehen,
trag, sowohl Ziel als auch Ubergangsphase näher zu definieren. Diese Kommission legte im Oktober
in
der
die
Wechselkurse
endgültig fixiert würden und die neu zu
1970 den
406
gründende
gemeinsame
Zentral-
Wettbewerb, internationaler
bank
die
währungspolitischen
ständigkeiten vollständig
E i n g a n g in d e n endgültigen Vertrags-
Zu-
übernehme.
text f a n d e n .
In dieser einheitlichen N o t e n b a n k ginW e t t b e w e r b , internationaler
gen s o w o h l der E F W Z als auch die mitgliedstaatlichen Z e n t r a l b a n k e n auf,
Internationaler
so d a ß in der E G dann n u r n o c h eine
s t u n g s k a m p f , im engeren Sinne zwi-
wirtschaftlicher
Lei-
Verantwortlichkeit f ü r die G e l d - und
schen U n t e r n e h m e n , im weiteren Sin-
Kreditpolitik bestehe.
ne z w i s c h e n Staaten. Freier W e t t b e -
D e r W e m e r - P l a n w u r d e im M ä r z 1971
w e r b bietet G e w ä h r f ü r optimalen Ein-
z w a r v o m Rat in F o r m einer Entschlie-
satz d e r R e s s o u r c e n und A r b e i t s k r ä f t e
ß u n g a n g e n o m m e n . E s g e l a n g auch,
s o w i e für ständige Innovationen.
m e h r e r e Richtlinien zur
Zur V e r m e i d u n g „unlauteren W e t t b e -
der wirtschafts- u n d
Verstärkung
währungspoliti-
w e r b s " w e r d e n ähnliche
Regelwerke
schen Z u s a m m e n a r b e i t zu verabschie-
diskutiert wie sie im R a h m e n d e r na-
den und im Januar
tionalen
1972 schließlich
Wirtschaftsordnung
üblich
den E F W Z zu g r ü n d e n . D o c h geriet
sind.
die G e b u r t des V o r h a b e n s in den Sog
solchen internationalen
der internationalen W ä h r u n g s k r i s e von
o r d n u n g w ä r e die V e r p f l i c h t u n g z u m
1971, die dann letztlich z u m Scheitern
—> Freihandel, darüber hinaus w e r d e n
des S y s t e m s von B r e t t o n - W o o d s
Subventionsabbau,
im
Wichtigste
Komponente
einer
Wettbewerbs-
Fusionskontrolle
J a h r e 1973 führte ( - > B r e t t o n - W o o d s -
und d a s V e r b o t von Kartellabsprachen
Abkommen).
Die erste Ölkrise
1973 beendete strengungen,
von
gefordert.
alle
An-
geln der E G (Art. 8 5 - 9 4
Werner-Plan
zu
schließlich den
trag),
Beispiel:
Entwurf
Wettbewerbsre-
eines
verwirklichen, z u m a l e i n e g e m e i n s a -
Wettbewerbsrechts
m e A n t w o r t auf diesen S c h o c k nicht
Wissenschaftlergruppe.
gefunden
werden
konnte
und
Mitgliedstaat eine e i g e n s t ä n d i g e , na-
Fikentscher, Wolfgang/ Immenga, Ulrich
allerdings
(1995):
(—» Maastricht-Vertrag) als hilf-
ergänzenden
eines
Beiträgen. Nomos:
Ba-
den-Baden.
K e r n v o r s c h l ä g e von 1970 zurück und das
Antitrust
internationalen Wettbewerbsrechts mit
D e l o r s - A u s s c h u ß 1989 explizit auf die im G r u n d s a t z
Draft International
Code. Kommentierter Entwurf
r e i c h e s Vorbild e r w i e s e n . So griff d e r
nahm
privaten
Literatur:
im V o r f e l d des V e r t r a g e s von Maastricht
einer
jeder
tionale Reaktion favorisierte. Der W e r n e r - P l a n h a t sich
EWG-Ver-
internationalen
Gundlach, Erich et al. (1995): Fairneß im
dreistufige
V e r f a h r e n sowie die wichtigsten Zielsetzungen e m e u t a u f , d i e dann auch
Standortwettbewerb?
Auf d e m
zur
Ordnungspolitik.
internationalen
Weg
Kieler Diskussionsbeiträge 254. Institut für Weltwirtschaft Kiel.
407
Wettbewerbsfähigkeit
Wettbewerbsfähigkeit
Woods-Abkommen), der nach ihrem Chefunterhändler Harry Dexter White benannt wurde. Der White-Plan basierte ähnlich wie der konkurrierende Keynes-Plan der britischen Delegation im Prinzip auf keynesianischen Vorstellungen. Zentral war das auf dem Gold und dem US Dollar basierende Festkurssystem (—> Wechselkurssystem).
Wettbewerbsfähigkeit läßt sich - im nationalen und internationalen Zusammenhang - auf der Unternehmensebene als Gewinnerzielung bei konstanten oder steigenden Marktanteilen auf neuen bzw. bereits bedienten Märkten charakterisieren. Auf makroökonomischer Ebene muß eine eigenständige Bedeutungszuordnung erfolgen, um Aggregationsprobleme zu umgehen. Internationale Wettbewerbsfähigkeit kann verstanden werden als die Fähigkeit aller am Wirtschaftsprozeß beteiligter Gruppen, unter sich wandelnden Gegebenheiten Aktivitäten zu entfalten sowie Strukturen zu schaffen und/oder anzupassen, die es den im Inland ansässigen Unternehmen ermöglichen, mittel- und langfristig Waren und Dienstleistungen zu entwickeln und zu produzieren, die auf dem nationalen und den internationalen Märkten erfolgreich i.o.g.S. sind und damit ein nachhaltig steigendes Realeinkommen pro Kopf zu erreichen. Dies impliziert, daß die ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für Investition und Produktion mobile inländische Produktionsfaktoren (vor allem Kapital aber auch Arbeit) halten und ausländische Ressourcen attrahieren können.
Im Unterschied zum Keynes-Plan wies White dem Dollar eine wesentlich zentralere Rolle als Interventionswährung (—» Deviseninterventionen) in einem Gold-Dollar-Standard zu und sah vor, daß allein die Länder mit einem —» Zahlungsbilanzdefizit die zur —» Stabilisierung der —> Wechselkurse notwendigen Maßnahmen ergreifen müssen. Die USA waren als Produzent der —> Leitwährung vollständig von wechselkurspolitischen Maßnahmen befreit. Wegen dem größeren politischen Gewicht der USA wurde der WhitePlan bei der Gestaltung der Nachkriegswährungsordnung weitgehend berücksichtigt. Auf seinen Vorstellungen basierte der —> Internationale Währungsfonds bis etwa 1970. Williamson-Plan 1981 von John Williamson erstmals vorgebrachter Vorschlag zu einer weltwährungspolitischen Reform, der darauf abzielt, die internationalen Währungsbeziehungen und vor allem die —¥ Wechselkurse zu stabilisieren. Dieser Vorschlag konkurriert mit dem
White-Plan Vorschlag der USA zur Gestaltung der Nachkriegswährungsordnung des Bretton-Woods-Systems (—> Bretton-
408
Williamson-Plan
—> McKinnon-Plan und der —> Tobin-
Die Regeln sollen so variiert werden,
Steuer, geht aber über diese hinaus, da
daß ein Ansteigen der Staatsverschul-
Williamson zugleich die —» Koordinie-
dung unterbleibt.
rung der Wirtschaftspolitik fordert.
Ein Vorteil des Williamson-Plans ist
Der Williamson-Plan sieht die Einrich-
zugleich sein Nachteil: Da der Plan
tung von Zielzonen vor. Die Staaten
regelgebunden
sind - ähnlich der Praxis in einem Sy-
schaftspolitische Autonomie der Staa-
stem fester Wechselkurse - mit —»
ten eingeschränkt. Die Staaten
sind
Bandbreitenregelung - zu —> Interven-
gezwungen, auf der Grundlage
von
tionen
Devisenmarktinterventio-
Regeln wirtschaftspolitische Maßnah-
nen) verpflichtet, wenn die sich am
men zu ergreifen. W ä h r e n d der Plaza-
Markt
(—>
einstellenden
Wechselkurse
Louvre-Phase
ist,
wird
die
wirt-
(—» Plaza-Abkommen,
diese Bandbreiten zu verlassen dro-
—> Louvre-Abkommen) der Koordinie-
hen. Anders als traditionelle Systeme
rung der Wirtschaftspolitik haben sich
fester Wechselkurse wie beispielswei-
vor allem Deutschland und Japan ge-
se
gen diese „Roboterisierung" der Poli-
das
Bretton-Woods-System
Bretton-Woods-Abkommen)
(—» sieht
tik ausgesprochen. Der
Williamson jedoch eine regelgeleitete, auf makroökonomischen
Williamson-
Plan ist also politisch kaum durchzu-
Indikatoren
setzen. Die Staaten sind zwar in der
basierende Anpassung der —> Paritäten
Lage, ihre Wirtschaftspolitik zu koor-
vor.
dinieren, sie bevorzugen jedoch eine
Der Williamson-Plan enthält drei zen-
diskrete, nicht an Regeln gebundene
trale Regeln:
Koordination.
1 . D e r Durchschnitt der kurzfristigen
scheint auch, daß vom
Nicht
ausgeschlossen Williamson-
Zinsen aller wichtigen Währungen
Plan inflationäre Impulse in die tra-
wird
ditionell
angehoben
(gesenkt),
wenn
eher
stabilitätsorientierten
das aggregierte nominelle Einkom-
Ländern wie vor allem
menswachstum
der
übertragen werden. Der Hauptnachteil
übersteigt
des Planes ist aber, daß sich die Wech-
nominellen
die Zielgröße
Nachfrage
Deutschland
selkursanpassung, die von der Fiskal-
(unterschreitet). 2. Die Unterschiede der kurzfristigen
und Zinspolitik ausgeht, in vielen Fäl-
Zinssätze zwischen den beteiligten
len nur langfristig vollzieht, daß aber
Staaten
wird
angepaßt,
um
spekulationsbedingt
die
eine kurzfristige
Wechselkurse innerhalb der vorge-
A n p a s s u n g wünschenswert oder gar
sehenen Bandbreiten zu halten.
notwendig erscheint.
3. Die
nationalen
So m u ß die Bewertung des William-
fiskalpolitischen
M a ß n a h m e n werden verändert, um
son-Plans zwiespältig bleiben. Einer-
das jeweilige
seits hat die weltwirtschaftliche Ko-
nationale
Ziel
des
ordination innerhalb der G-7 (—> Welt-
Nachfragewachstums zu erreichen.
409
Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)
wirtschaftsgipfel) Mitte der achtziger
ihre Handlungsautonomie einschränkt.
se, Abstimmung und Verfahren des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen (ECOSOC) dar. Der Rat ist kein Plenarorgan; er setzt er sich heute aus 54 Mitgliedern zusammen, die jeweils auf drei Jahre gewählt werden. Ein ausscheidendes Mitglied kann unmittelbar wiedergewählt werden.
Literatur:
Die Aufgaben und Befugnisse Rats decken ein breites Feld ab:
Jahre gut funktioniert (—> Plaza-Abkommen; —» Louvre-Abkommen) und tatsächlich lassen
sich auch
Regel-
und Indikator-gestiitztes Verhalten erkennen. Gleichzeitig aber ist der Williamson-Plan bei den politischen Akteuren umstritten und unbeliebt, da er
- Er kann auf den Gebieten der Wirtschaft, des Sozialwesens, der Kultur, der Erziehung, der Gesundheit und auf verwandten Gebieten Untersuchungen oder Berichte abfassen oder veranlassen und Empfehlungen abgeben;
Williamson, John (1986): Target Zones and the Management of the Dollar. Brookings Papers on Economic Activity 1. Williamson, John/ Miller, Marcus (1987): Targets and Indicators. A Blueprint for the International Coordination of Economic Policy. Institute for International Economics, Washington. Dobson, Wendy (1991): Economic Policy Coordination. Requiem or Prologue?, Institute for International Economics, Washington. Kantzenbach, Erhard (Hrsg.) (1990): Probleme der internationalen Koordination der Wirtschaftspolitik, Duncker & Humblot, Berlin. Plumper, Thomas (1994): Wirtschaftspolitik als internationaler Koordinierungsprozeß, Initial 1,25-34. Thomas
des
- er soll die Achtung und Verwirklichung von Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle fördern; - er kann Ubereinkommen zur Vorlage bei der Generalversammlung entwerfen und internationale Konferenzen einberufen, soweit es sich um Angelegenheiten handelt, die in seine Zuständigkeit fallen (Artikel 62 der Charta). Der Rat ist ebenso verantwortlich dafür, mit den Sonderorganisationen Abkommen zu schließen sowie die Tätigkeiten dieser Sonderorganisationen zu koordinieren, indem er an die Generalversammlung und an die Mitglieder der V N Empfehlungen richtet (Artikel 63 Charta). Darüber hinaus führt der ECOSOC auch Konsultationen mit —» Nicht-Regierungsorganisationen in
Plümper
VVirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) Kapitel X (Artikel 61-72) der Charta der Vereinten Nationen stellt Zusammensetzung, Aufgaben und Befugnis-
410
Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)
A n g e l e g e n h e i t e n durch, f ü r die er zu-
mit d e m V e r s u c h d e r
ständig ist.
länder z u s a m m e n h i n g e n , eine —» N e u e
Die ständige A r b e i t des R a t s findet in
W e l t w i r t s c h a f t s o r d n u n g zu etablieren,
n a c h g e o r d n e t e n O r g a n e n statt, die in
w u r d e n hauptsächlich in der G e n e r a l -
regelmäßigen
v e r s a m m l u n g diskutiert.
Abständen
zusammen-
Entwicklungs-
treten u n d d e m Rat Bericht erstatten.
Die meisten R e f o r m v e r s u c h e w u r d e n
Dieser " U n t e r b a u " des R a t e s u m f a ß t
halbherzig a n g e g a n g e n . Ein a u ß e r g e -
neun f u n k t i o n a l e K o m m i s s i o n e n , f ü n f
wöhnlicher Reformvorschlag entstand
regionale
Wirtschaftskommissionen,
bereits in den 7 0 e r J a h r e n . D e r Dag-
sechs ständige A u s s c h ü s s e und eine
Hammarskjöld-Bericht von 1975 m a c h -
Vielzahl von E x p e r t e n g r e m i e n .
te folgende Ä n d e r u n g s v o r s c h l ä g e :
Es
gilt
übereinstimmend,
daß
der
-
Radikale V e r e i n f a c h u n g der Plenar-
E C O S O C die A u f g a b e n , die ihm die
organe
Charta
angemessen
und zwar die E r s e t z u n g des Z w e i t e n
zuweist,
nicht
der
Generalversammlung,
w a h r n i m m t . D i e s e Kritik ist nicht n e u .
und Dritten A u s s c h u s s e s s o w i e der
Zu den größten S c h w ä c h e n zählt seine
->
fast vollständige (in der C h a r t a festge-
Entwicklungsrat ( U N D e v e l o p m e n t
legte)
Unterordnung
gegenüber
der
UNCTAD
durch
einen
VN-
Board);
Generalversammlung.
-
Ein w e i t e r e s P r o b l e m b e s t e h t in d e m
Neugruppierung der Funktionen des E C O S O C , g e k o p p e l t mit V o r g a b e n
extrem breit g e f ä c h e r t e n M a n d a t d e s
für eine drastische V e r r i n g e r u n g der
E C O S O C , das sich auch in der Viel-
Anzahl der N e b e n o r g a n e ;
zahl
seiner
Nebenorgane
widerspie-
- G r ü n d u n g eines s y s t e m w e i t e n V N -
gelt. D a r a u s ergibt sich stets eine sehr
Management-Rates
u m f a n g r e i c h e Tagesordnung mit höchst
ment Board) f ü r den
unterschiedlichen Inhalten, welche ei-
transfer und die operativen T ä t i g k e i -
ne
auf
allen
Gebieten
kompetente
D i e s e Ideen griff M a u r i c e Bertrand in
praktisch u n m ö g l i c h m a c h t . wichtige
und
Angelegenheiten
soziale
seinem
wirtschaftliche
„Weltorganisation d e r Dritten G e n e r a -
setzte
tion", forderte er einen
sich w ä h r e n d der 60er u n d 70er J a h r e a u f g r u n d der w a c h s e n d e n
Mitgliederfort,
schaft (ca. 23 Mitglieder), die sich auf den Anteil am (Welt-) —» Bruttosozial-
da
diese d e n Rat als „Club d e r R e i c h e n " ansahen und die G e n e r a l v e r s a m m l u n g vorzogen. Alle A n g e l e g e n h e i t e n ,
Wirtschafts-
Sicherheitsrat mit b e g r e n z t e r M i t g l i e d -
zahl und des z u n e h m e n d e n E i n f l u s s e s der —> E n t w i c k l u n g s l ä n d e r
Joint-Inspection-Unit-Bericht
von 1985 auf. In s e i n e m Plan f ü r eine
außer-
halb d e s Rats zu diskutieren,
Manage-
Ressourcen-
ten.
Vertretung d u r c h die Mitgliedstaaten Der T r e n d ,
(UN
produkt (mehr als 2,5 Prozent),
die
Bevölkerungsgröße
100
(mehr
als
Mio. Einwohner) u n d einen Schlüssel
die
411
Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)
für eine gleichwertige
geographische
E C O S O C - S i t z u n g im Jahr 1992 unter
V e r t e i l u n g b e z i e h e n sollte.
n e u e n V o r z e i c h e n statt. E s b e g a n n mit
D i e nordischen L ä n d e r n a h m e n 1991
e i n e m allgemeinpolitischen
Segment,
d i e s e V o r s c h l ä g e n o c h einmal auf. D e r
in d e m die Mitgliedstaaten
überein-
B e r i c h t regte an, ein n e u e s Forum zu
s t i m m t e n , die Ziele Friedenssicherung,
s c h a f f e n , einen
Entwicklung
wicklungsrat
Internationalen
(International
Ent-
Develop-
und
Gerechtigkeit
als
unteilbar a n z u s e h e n . In U b e r e i n s t i m -
m e n t Council), d e r d a s VN-Exekutiv-
m u n g mit Artikel 69 Charta und unter
organ
hochrangiger,
für o p e r a t i v e
Tätigkeiten
auf
ministerieller
Beteili-
h ö c h s t e r E b e n e b e r a t e n sollte. Weiter-
g u n g sollen in diesem S e g m e n t jähr-
hin forderte der B e r i c h t eine Revision
lich eine oder mehrere w i c h t i g e wirt-
des
s c h a f t l i c h e u n d / o d e r soziale Fragestel-
gegenwärtigen
Finanzierungssy-
s t e m s für d i e o p e r a t i v e n
Tätigkeiten
lungen diskutiert w e r d e n , die auf der
d u r c h die K o m b i n a t i o n dreier Quellen,
Organisations-Sitzung
u n d z w a r von Pflichtbeiträgen von al-
den, wobei
len M i t g l i e d s t a a t e n , von ausgehandel-
p r o g r a m m d e s W i r t s c h a f t s - und Sozi-
ten
alrats berücksichtigt wird. In derselben
Beiträgen
und
freiwilligen
Bei-
tragsleistungen. Schließlich
begann
die
v e r s a m m l u n g ein
Reformdis-
seinem Human Development
VN-Sy-
der S p e z i a l o r g a n e , Organisationen und
Report
G r e m i e n des V N - S y s t e m s zu b e f a s s e n , und ein o p e r a t i v e s S e g m e n t , u m sich
s t ä r k t e s V N - S y s t e m , d a s eine weitaus größere Verantwortung
i n s b e s o n d e r e mit der U m s e t z u n g von
f ü r die For-
Strategie-Empfehlungen und -Entschei-
m u l i e r u n g von —» Entwicklungsstra-
d u n g e n der G e n e r a l v e r s a m m l u n g und
tegien ü b e r n e h m e n u n d hierfür einen Entwicklungs-Sicherheitsrat
der s y s t e m w e i t e n Koordinierung o p e -
schaffen
rativer A k t i v i t ä t e n zu beschäftigten.
sollte. Dieser Rat sollte sich aus 22
Mitgliedern,
z u s a m m e n s e t z e n , je 11
wobei
—> W e l t h a n d e l , Bedeutung
und
A u c h die j ü n g s t e n R e f o r m - V o r s c h l ä g e
11
fordern
nicht-ständigen
organisatorische on
Global G o v e r n a n c e legte 1995 ihren
am
Bericht „Our Global N e i g h b o u r h o o d "
strategisch-politische eine
drastische
V e r ä n d e r u n g e n . Die C o m m i s s i o n
Bruttosozialpro-
d u k t , B e v ö l k e r u n g s g r ö ß e , Anteil
Koordinierungsseg-
Tätigkeiten d e r Sonderorganisationen,
1992 forderte das U N D P auch ein ge-
und
wer-
m e n t , u m sich mit den V e r f a h r e n u n d
s t e m s deutlich h ö r b a r zu werden. In
ständigen
bestimmt
Mehrjahres-Arbeits-
E n t s c h l i e ß u n g etablierte die G e n e r a l -
k u s s i o n auch i n n e r h a l b d e s
Mitgliedern
das
v o r und s p r a c h sich ( a u s g e h e n d von
gleichwertige
e i n e m w e i t g e f a ß t e n Sicherheitsbegriff)
g e o g r a p h i s c h e V e r t e i l u n g in der A u s -
für
w a h l berücksichtigt w e r d e n sollten.
einen
Wirtschafts-Sicherheitsrat
( E c o n o m i c Security Council) aus, der
N a c h einigen e n t t ä u s c h e n d e n Resulta-
f o l g e n d e A u f g a b e n erfüllen sollte:
ten in den späten 80er Jahren fand die
412
Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)
- Ständige Bewertung des Zustandes
- die größten Volkswirtschaften, ge-
der Weltwirtschaft und der Interak-
messen
tionen
wichtigsten
auf der Grundlage der K a u f k r a f t -
- Entwicklung eines Bezugsrahmens
- es sollte f e m e r eine ausgeglichene
zwischen
den
Politik-Bereichen;
am
Brutto-Inlandsprodukt
parität, sollten vertreten sein;
für eine langfristige Strategie, u m
regionale Vertretung
eine
werden;
stabile,
ausgeglichene
und
nachhaltige Entwicklung zu fördern; - Sicherung
einer
Konsistenz
sichergestellt
- regionale Wirtschaftsorganisationen sollten
zwi-
Mitglied
werden
können
(z.B. die —> Europäische Union, aber
schen den Politik-Zielen der wich-
auch H> ASEAN und MERCOSUR).
tigsten internationalen Organisationen, insbesondere der großen multi-
Noch
lateralen
schläge einer Unabhängigen Arbeits-
Wirtschaftsinstitutionen
(Bretton-Woods-Institutionen
weitreichender sind die
Vor-
und
gruppe über die Zukunft der Vereinten
die neue —> Welthandelsorganisati-
Nationen, die ihren Bericht im Juni
on) bei gleichzeitiger Anerkennung
1995 vorlegte. Neben dem bestehen-
ihrer spezifischen Rolle; und
den, aber auf 23 Mitglieder zu erwei-
konsensbildenden
ternden Sicherheitsrat sollen ein neuer
Dialogs zwischen den Regierungen
Wirtschaftsrat (NWR) und ein neuer
- Förderung eines über
die
Sozialrat (NSR) gegründet werden, die
Entwicklungstendenzen Wirtschaftssy-
ebenfalls aus je 23 Mitgliedern beste-
stem und gleichzeitige Funktion als
hen sollen. Alle drei Räte sollen von
globales Forum für die „neuen Kräf-
einem
te" in der Weltwirtschaft, u.a. f ü r
notwendigen
des
internationalen
neugegründete
ECOSOC
ersetzen
Rat, soll,
politische Führungsrolle
Dienste
Sekretariat
die
erhalten.
Die
beiden neuen Räte sollen - wie der Si-
Regionalorganisationen. Der
gemeinsamen
der
den
cherheitsrat - als ständig einberufbare
sollte
eine
Gremien mit Sitz am
Hauptquartier
der Vereinten Nationen in New York
übernehmen
und einen Konsensus zu internationa-
tagen und den E C O S O C ersetzen.
len Wirtschaftsfragen herstellen, die,
Diese beiden zuletzt genannten
langfristig gesehen, die Sicherheit im
form-Empfehlungen
liegen
Re-
deutlich
weitesten Sinne gefährden: z.B. öko-
,4m Trend" der seit 1975 gemachten
logische
In-
Vorschläge. Die von der 49. General-
Arbeitslosig-
versammlung eingerichtete o f f e n e Ar-
Krisen,
stabilititäten,
wirtschaftliche
steigende
keit, Massenarmut, mangelnde
beitsgruppe zur „Agenda für Entwick-
Nah-
rungsmittelsicherheit.
lung" wird nicht umhin können, ana-
Als Kriterien für eine auf 23 Mitglie-
log zur Reform des
der begrenzte Mitgliedschaft wurden
auch konkrete Vorschläge zur Reform
genannt:
des E C O S O C zu entwickeln.
413
Sicherheitsrates
Wirtschafts- und Währungsunion
politische A u t o n o m i e v e r z i c h t der beLiteratur:
teiligten Staaten a m größten.
Commission
on
Global
Governance
Wirtschaftspolitik, internationale
(Ed): Our Global Neighbourhood. T h e Report of the Commission on Global
—> Weltwirtschaftspolitik
Governance. Oxford: Oxford Universi-
Wirtschaftsräume
ty Press, 1995,410. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten
D e r Begriff des W i r t s c h a f t s r a u m e s ist
Nationen (Ed): Die Vereinten Nationen
v o n der —> T h e o r i e der
in ihren nächsten 5 0 Jahren. Ein Bericht
s c h a f t nie eindeutig definiert w o r d e n .
Außenwirt-
der Unabhängigen Arbeitsgruppe über
R e i n formal wird eine w i r t s c h a f t l i c h e
Die Zukunft der Vereinten Nationen.
Transaktion dann zu einer internatio-
Bonn: D G V N , 1995,59.
n a l e n Transaktion, w e n n sie
Joint Inspection Unit: Some Reflections
stens eine Staatsgrenze
minde-
überschreitet.
on Reform of the United Nations. G e -
W i r t s c h a f t s r ä u m e sind d a m i t z u n ä c h s t
neva: JIU,
durch
1985, 84
(JIU/REP/85/9;
völkerrechtlich
anerkannte
auch bekannt als „Bertrand-Bericht").
Staatsgrenzen definiert, innerhalb de-
The 1975 D a g Hammarskjöld Report o n
rer die nationalstaatliche S o u v e r ä n i t ä t
Development and International Co-ope-
greift. A u c h durch internationale V e r -
ration: W h a t Now. In: Development
träge g e s c h a f f e n e und
Dialogue No. 1/2: 1-128, 1975.
Integrationsräume (—> Integration) w i e
Klaus
determinierte
e t w a die —> Europäische U n i o n oder
Hiifner
die —» N A F T A k ö n n e n in d i e s e m institutionalistischen Sinn als W i r t s c h a f t s -
Wirtschafts- und Währungsunion
r ä u m e begriffen w e r d e n . Bei derarti-
B e g r i f f aus d e r Integrationstheorie (—>
gen formalen I n t e g r a t i o n s r ä u m e n
Integration), der ein Integrationsstadi-
terscheidet man j e nach T i e f e der Inte-
u m b e s c h r e i b t , w e l c h e s über einen —»
gration
g e m e i n s a m e n M a r k t hinausgeht. In e i -
me, —> Freihandelszonen, —» Z o l l u n i -
ner Wirtschafts- und
o n e n , —> G e m e i n s a m e M ä r k t e und —»
Währungsunion
einem oder
Währungsgebietes
irreversiblen einer
den Staatsgrenzen g e m e i n , d a ß sie ge-
mit
g e n ü b e r Dritten d i s k r i m i n i e r e n d
Fixkurssystem
—» E i n h e i t s w ä h r u n g
Präferenzräu-
W i r t s c h a f t s u n i o n e n . Ihnen allen ist mit
w i r d v o n d e n beteiligten Staaten ein einheitliches
typischerweise
un-
wir-
ken.
ge-
s c h a f f e n . D i e s erfordert o d e r erzwingt
Staatsgrenzen
eine vollständige V e r g e m e i n s c h a f t u n g
Linie politisch, geschichtlich und kul-
der Wirtschaftspolitik. A u f dieser Stu-
turell
f e der Integration ist der wirtschafts-
lich. Gleichwohl
sind j e d o c h
bestimmt,
weniger
in
erster
wirtschaft-
ist auch d i e
Frage
n a c h einer ö k o n o m i s c h sinnvollen A b -
414
Wirtschaftsräume
grenzung von Wirtschaftsräumen keineswegs nur theoretisch interessant, lassen sich doch daraus z.B. Aussagen über die Stabilität bestehender Staatsräume oder die Sinnhaftigkeit des Beitritts eines Landes zu einem supranationalen Integrationsraum ableiten. Die herrschende Außenwirtschaftstheorie hat die räumliche Dimension der Wirtschaft und Aspekte wirtschaftlicher Macht großer Länder allerdings weitgehend ignoriert, indem sie Staaten als dimensionslose Punkte betrachtet und grundsätzlich von der „KleineLand-These" ausgeht. Letztere besagt in Analogie zum mikroökonomischen Modell des Preisnehmers, daß sich jedes Land einer vollständig elastischen Importangebots- und Exportnachfragekurve gegenübersieht, d.h. die Preise seiner —> Import- und Exportgüter (—» Exporte) als gegeben nehmen muß. Aus ökonomischer Sicht bieten sich vor allem drei Kriterien an, um Wirtschaftsräume voneinander abzugrenzen: Die Faktorausstattung und damit die wirtschaftliche Struktur eines Raumes, eine einheitliche Währung sowie der Wirkungsbereich öffentlicher Güter. Die Festlegung dieser Kriterien ist dabei immer wieder mit dem Versuch verbunden worden, anhand dieser Kriterien „optimale Wirtschaftsräume" zu definieren.
tur einer Region ist, desto spezifischer ist die Wirkung nominaler und realer Schocks in den verschiedenen Regionen. Die institutionelle Konsequenz ist klar: Eine wirtschaftspolitische Reaktion auf diese Schocks kann um so zielgerichteter erfolgen und wird den Präferenzen der dort angesiedelten Wirtschaftssubjekte um so mehr entsprechen, je mehr der Wirkungsbereich der Wirtschaftspolitik mit den Grenzen einer Region homogener Struktur übereinstimmt. Diese Überlegung liegt auch den meisten Theorien zugrunde, die sich mit der Abgrenzung sog. „Optimaler Währungsräume" beschäftigen. Dabei gilt es zunächst festzuhalten, daß auch eine Währung als ein formales Abgrenzungskriterium für einen Wirtschaftsraum gelten kann: Ahnlich der Staatsgrenze ist der Geltungsbereich einer nationalen Währung und damit auch der Wirkungsbereich nationaler Geldpolitik zunächst rein politisch-rechtlich definiert. Aus ökonomischer Sicht ist die entscheidende Frage bei der Abgrenzung „optimaler" Währungsräume, ob die Vorteile der Nutzung einer einheitlichen Währung die Nachteile aus dem Verlust autonomer Geldpolitik überwiegen. Im wesentlichen geht es dabei um die Frage, welche strukturellen Eigenschaften eines Raumes Wechselkursänderungen (—> Wechselkurse) gegenüber anderen Währungen entweder unwirksam oder unnötig machen. Obwohl diesbezüglich bis dato eine ganze Reihe von
Regionen sind häufig durch die Dominanz einer bestimmten Branche gekennzeichnet. Beispiele sind etwa das frühere Ruhrgebiet und die Region um Detroit. Je idiosynkratischer die Struk-
415
Wirtschaftsräume
Kriterien d i s k u t i e r t w u r d e , bleiben d i e
W i r t s c h a f t s r a u m nach diesem Kriteri-
bisherigen A n t w o r t e n
auf die Frage
u m d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , d a ß die
nach d e m o p t i m a l e n
Währungsraum
S u m m e d e r N u t z e n d e r dort lebenden
u n b e f r i e d i g e n d . D i e s liegt vermutlich
Individuen
nicht zuletzt d a r a n , d a ß eine isolierte
der
hinsichtlich
B e t r a c h t u n g allein der monetären In-
m a x i m i e r t wird.
tegration w e n i g sinnvoll ist.
D e r B e g r i f f d e s W i r t s c h a f t s r a u m e s hat
angebotenen
des
Bündels
öffentlichen
Güter
Die O p t i m a l i t ä t e i n e s Wirtschaftsrau-
in j ü n g s t e r Z e i t w i e d e r an B e d e u t u n g
m e s hinsichtlich des Wirkungsberei-
g e w o n n e n . D i e s liegt zum einen
c h e s eines ö f f e n t l i c h e n G u t e s hängt
den empirisch b e o b a c h t b a r e n
d a v o n ab, o b d e r Wirtschaftsraum in
nalisierungstendenzen
der g e w ä h l t e n A b g r e n z u n g in der Lage
w i r t s c h a f t , z u m anderen an Entwick-
in
an
Regio-
der
Welt-
ist, d a s g e w ü n s c h t e G u t kostenmini-
lungen in der T h e o r i e , w o die altbe-
m i e r e n d bereitzustellen. Dabei tritt in
kannte
aller Regel ein K o n f l i k t auf: Die B e -
R a h m e n der sog. „economic geogra-
reitstellung v o n ö f f e n t l i c h e n Gütern ist
p h y " eine R e n a i s s a n c e erlebt. Dieser
meist mit s t e i g e n d e n
Skalenerträgen
A n s a t z v e r s u c h t , die empirisch b e o b -
und positiven externen Effekten ver-
achtbare A u f t e i l u n g d e r (Welt-) W i r t -
b u n d e n . B e i d e Kriterien sprechen da-
s c h a f t in weiterentwickelte, industriel-
für, d e n G e l t u n g s b e r e i c h des öffentli-
le K e r n r e g i o n e n , sog. Gravitationszen-
chen G u t e s m ö g l i c h s t weit auszudeh-
tren,
nen. D e m g e g e n ü b e r steht die Tatsa-
Peripherie,
che, d a ß - u n t e r d e r realistischen A n -
E n t w i c k l u n g s r e g i o n e n besteht, zu er-
n a h m e , daß die Streubreite der Präfe-
klären. D i e A b k e h r von der A n n a h m e
Raumwirtschaftstheorie
und
eine die
weniger aus
im
entwickelte
Schwellen-
und
renzen mit w a c h s e n d e r räumlicher und
v o l l k o m m e n e n W e t t b e w e r b s , wie sie
ö k o n o m i s c h e r G r ö ß e d e s R a u m e s zu-
der k l a s s i s c h e n
n i m m t - den P r ä f e r e n z e n der Individu-
zugrundeliegt, ö f f n e t dabei die M ö g -
Außenhandelstheorie
en für ein b e s t i m m t e s öffentliches G u t
lichkeit,
i m m e r w e n i g e r e n t s p r o c h e n wird, j e
w i r t s c h a f t l i c h e r Aktivität als Ergebnis
größer der R a u m wird. In der Theorie
zirkulärer,
des funktionalen
P r o z e s s e zu modellieren. D a m i t
Föderalismus
wird
die
räumliche
sich
selbst
Verteilung verstärkender ge-
d a h e r die B i l d u n g eines S y s t e m s sich
lingt es, s o w o h l j e n e Prozesse zu ana-
überlappender
lysieren, die zu einer
Institution
gefordert,
Konzentration
von d e n e n j e d e separat den optimalen
w i r t s c h a f t l i c h e r Aktivität in d e n G r a v i -
trade-off für ein b e s t i m m t e s öffentli-
tationszentren f ü h r e n , als auch j e n e ,
c h e s G u t erzeugt. N i m m t man realisti-
die d a s A u f h o l e n der Peripherie er-
s c h e r w e i s e an, d a ß Individuen diverse
m ö g l i c h e n . Die wichtigsten Faktoren,
öffentliche G ü t e r gleichzeitig
die diese d y n a m i s c h e n
mieren
wollen,
s o ist der
konsuoptimale
terminieren,
416
sind
Prozesse
de-
Transportkosten,
Wirtschaftsunion
S k a l e n e f f e k t e sowie die Existenz ex-
Tavlas, George (1993): T h e ' N e w ' Theo-
temer Effekte. Diese
ry of Optimum Currency Areas; in:
raumwirtschaftlichen
lassen auch die bisweilen
Ansätze
World Economy, Vol.16, No.6, pp.663-
geäußerte
Sorge um ein A u s e i n a n d e r f a l l e n
685.
der
Torre, Augusto de la und Margaret Kelly
W e l t w i r t s c h a f t in eine Triade - also in
(1992): Regional Trade Arrangements;
drei g r o ß e , u m die Gravitationszentren
I M F Occasional Paper #93; Washing-
U S A , E U und Japan gruppierte Wirt-
ton.
s c h a f t s b l ö c k e - in e i n e m e t w a s ande-
Bernhard
ren Licht erscheinen: Z u e i n e m guten Teil handelt es sich bei d i e s e m P h ä n o -
Wirtschaftsunion
men lediglich um sog. natürliche W i r t schaftsräume,
deren
Speyer
Der Begriff der W i r t s c h a f t s u n i o n be-
intra-regionale
wirtschaftliche V e r f l e c h t u n g a u f g r u n d
zeichnet den Z u s a m m e n s c h l u ß
geographischer, kultureller u n d histo-
desten zweier Staaten zu e i n e m ein-
rischer
in-
heitlichen W i r t s c h a f t s g e b i e t mit bin-
tensiver ist, als ihre V e r b i n d u n g zur
nenmarktähnlichen Verhältnis. U m ei-
übrigen Welt.
ne W i r t s c h a f t s u n i o n zu erreichen m ü s -
Literatur:
dernisse
Cooper, Richard N. (1976): Worldwide
stungs-, Personen- und K a p i t a l v e r k e h r
versus Regional Integration: Is there an
untereinander beseitigen und n a c h au-
Nähe
„natürlicherweise"
min-
sen die beteiligten Staaten alle Hinfür den
Güter-,
Dienstlei-
Optimum Size of the Integration Area?;
ßen eine —» Zollunion verwirklichen.
in: Machlup, Fritz (ed.): Economic In-
Gleichzeitig m ü s s e n sie e n t w e d e r eine
tegration Worldwide, Regional, Secto-
einheitliche W ä h r u n g
ral; London
die —> W e c h s e l k u r s e ihre W ä h r u n g e n untereinander
Krugman, Paul R. (1991): Geography
schaffen
vollständig
oder
fixieren.
Dies m a c h t zugleich eine koordinierte
and Trade, Cambridge, M A
Wirtschaftspolitik
Lorenz, Detlef (1992): Economic Geo-
(—>
Koordination)
erforderlich.
graphy and the Political Economy of Regionalization: The Example of W e -
WTO
stern Europe; in: A E R , P&P, Vol.82, No.2; pp. 84-87
A b k . der —» W e l t h a n d e l s o r g a n i s a t i o n
Oates, Wallace (1972): Fiscal Federa-
(World Trade Organization)
lism, N.Y.
417
X - Y
Xenomarkt —> Finanzmärkte, internationale
Young-Plan 1929 entwickelter Plan zur Regelung der Reparationszahlungen der Deutschen Reiches, der allerdings nur bis 1931 gültig war. Der Young-Plan ersetzte den Dawes-Plan. Ein Überbleibsel des Young-Plans ist die —> Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
418
ζ Basis (Überweisungen von Unterhaltsmitteln von in der Fremde arbeitenden Personen an ihre Familien im Inland) sein. Aktiva ergeben sich somit aus der Ausfuhr von Waren (Handelsbilanz), aus der Ausfuhr von Dienstleistungen (Dienstleistungsbilanz) und aus erhaltenen Übertragungen ohne unmittelbare Gegenleistung (Übertragungsbilanz) in der Leistungsbilanz genannten Bilanz der laufenden Posten. Sie ergeben sich auch aus dem Verkauf von Vermögenswerten an Fremde (Kapitalimporte) in der Kapitalbilanz. Den Devisen stehen Passiva aus Transaktionen gegenüber, durch die Inländer zu Schuldnern von Ausländem wurden. Das sind Einfuhren (—» Importe) von Waren, von Dienstleistungen und erbrachte Übertragungen ohne Gegenleistung in der Leistungsbilanz und Käufe von Vermögenswerten (Kapitalexporte) in der Kapitalbilanz. Erfaßt werden die Forderungen und Verbindlichkeiten begründenden Transaktionen im Rahmen einer doppelten Buchführung im Moment der Einfuhr oder Ausfuhr (—» Exporte) und im Moment der Erfüllung der Zahlungspflichten. Aus der Erfas-
Zahlungsbilanz Wirtschaftsvorgänge, die monetäre Verbindlichkeiten und Forderungen zwischen Inländern und Ausländem begründen, werden in einer statistischen Zahlungsbilanz periodisch erfaßt. Inländer sind natürliche und juristische Personen, deren gewöhnlicher Aufenthaltsort (Lebensmittelpunkt) oder Hauptverwaltung im Inland liegt (Inländerkonzept). Der Ort, an dem die Forderungen und Verbindlichkeiten entstehen oder erfüllt werden, ist für deren Erfassung in der Bilanz nicht von Bedeutung (kein Inlandskonzept). Üblich sind Zusammenfassungen der Bilanz für Monate, Quartale, Halbjahre oder Jahre. Grob gliedert sich die Zahlungsbilanz in die Posten Leistungsbilanz und Kapitalbilanz. Aktiva bilden die Transaktionen, die Forderungen der Inländer gegen Fremde (Devisen) begründen. Die Grundlage dieser Forderungen können Verkäufe von Waren, Dienstleistungen und Vermögenswerten, auch Übertragungen aufgrund internationaler Verträge (ζ. B. Zahlungen aus Fonds der —> Europäischen Union) oder Übertragungen auf privater
419
Zahlungsbilanz
sung in der Form einer doppelten
Allgemein
Buchführung ergibt sich,
einem Saldo in der unausgegliche-
daß die
ausgedrückt
Leistungsbilanz
Bilanz über alle Posten immer aus-
nen
geglichen sein muß: Die S u m m e der
gleich
Aktiva ist gleich der S u m m e der
pitalbilanz. Es ist die Differenz zwi-
großer
Saldo
ein
entspricht
in
absolut der
Ka-
Passiva.
schen Einfuhr und Ausfuhr von W a -
Für die Einzelposten trifft dies je-
ren und Dienstleistungen unter Ein-
doch kaum jemals zu. Schließt die
schluß der Übertragungen gleich der
Leistungsbilanz
ausgewiesenen
zum
Beispiel
mit
Differenz
zwischen
einem Defizit ab, wurden also mehr
Kapitalausfuhr und
Waren und Dienstleistungen impor-
D i e Inländer können also ein ihre
tiert als exportiert, dann wird der
Waren- und
Saldo der Leistungsbilanz durch ei-
übersteigendes
nen Kapitalbilanzsaldo „finanziert".
stungen aus dem Ausland beziehen,
Aktiva
TahlirngsbUiUK Leistungsbilanz: Handelsbilanz Dienstleistungsbilanz Übertraeungsbilanz
Kapitalbilanz: öffentliche langfristige Kapitalbilanz private langfristige Kapitalbilanz
öffentliche kurzfristige Kapitalbilanz private kurzfristige Kapitalbilanz
Devisenbestandsveränderungsbilanz Ausgleichsposten
Laufende Posten Warenausfuhr Dienstleistungsausfuhr erhaltene Übertragungen Veränderung der Forderungen Langfristige Kreditaufnahme im Ausland und Verkauf von Anleihen an Fremde Kreditgewährungen, Direkt in vestitionen und Portfolioinvestitionen in das Inland durch Fremde Kurzfristige Kreditaufnahme im Ausland und Verkauf von Anleihen an Fremde kurzfristige Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen in das Inland durch Fremde Devisenverkäufe zur Stützung der Inlandswährung
Kapitaleinfuhr.
Dienstleistungsexporte Volumen
von
Lei-
Passiva Laufende Posten Wareneinfuhr Dienstleistungseinfuhr geleistete Übertragungen Veränderung der Verbindlichkeiten Entwicklungshilfe (ODAKredite) Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen durch Inländer in die Fremde Kurzfristige Kreditgewährungen (Z-B. zur Exportforderung)
Kurssteigerungen des Devisenbestandes
kurzfristige Kreditgewährungen, Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen durch Inländer in die Fremde Devisenkäufe zur Stützung fremder Währungen oder zum Aufbau der Devisenreserve Kursverluste des Devisenbestandes
BiJanzmuau'
Bilanzsumme
ungeklärte Beträge
420
Zahlungsbilanz
wenn sie dorthin mehr Vermögens-
die Vermögenswerte mit ursprüngli-
werte verkaufen, als sie selbst von
chen Laufzeiten von mehr als vier
den
Jahre
Fremden
kaufen.
Umgekehrt
können und müssen sie netto von den Fremden Vermögenswerte
betreffen.
Der
Kauf
einer
fremden 5jährigen Anleihe mit einer
er-
Restlaufzeit von 10 Tagen gilt als
werben (im einfachsten Fall: Zah-
ein langfristiger Kapitalexport. Der
lungsfristen einräumen), wenn
Erwerb und der Verkauf von Ver-
sie
weniger Güter und Dienste einfüh-
mögenswerten kann rein spekulative
ren als ausführen.
Gründe
Kapitalbilanzaktivitäten können In-
Kapitalbilanzaktivitäten
könnte
ein
vestitionen in der Form von —» Port-
Ausgleich der Leistungsbilanz
nur
folioinvestitionen (Aktien und An-
durch vollkommen flexible —» W e c h -
leihen) oder —> Direktinvestitionen
selkurse oder durch dirigistische (—>
(Beteiligungen)
Dirigismus) Handelslenkung staatli-
sein. In der
Zah-
haben.
Ohne
spekulative
lungsbilanz werden die Bewegungen
cher
Stellen
in der Kapitalbilanz nicht vollstän-
gen;
—> Protektionismus)
(Einfuhrbeschränkun-
dig erfaßt. Nur die Veränderungen
werden. D a s ergibt sich, weil die
von Forderungen und Verbindlich-
Forderungen
keiten gehen in das Zahlenwerk ein.
Aktiva in der Zahlungsbilanz) von
gegen
erreicht
Fremde
(die
Die deutliche Dominanz der Vermö-
ihren Eigentümern auf dem Devisen-
gensmarkttransaktionen
gegenüber
markt angeboten werden und dort
den Aktivitäten im Gütermarkt ist
von Wirtschaftern erworben werden,
der Grund hierfür. Die Finanzbewe-
die Verbindlichkeiten gegen Fremde
gungen haben wegen der Vielzahl
(die Passiva in der Zahlungsbilanz)
der Arbitragegeschäfte bei bewegli-
haben. Angebot und Nachfrage wür-
chen
den durch den flexiblen Wechsel-
Wechselkursen
gewöhnlich
den mehr als 20fachen Umfang des
kurs in sehr kurzen Fristen immer
Wertes der Bewegungen von Gütern
wieder zum Ausgleich geführt wer-
und Dienstleistungen. Direktinvesti-
den können. Das zeigt auch:
tionen in Form von Gründungen von
Gleichheit der Bilanzsumme in der
Tochterunternehmen
Die
Aktien-
Zahlungsbilanz ist nicht nur der dop-
käufe werden als langfristige Kapi-
pelten Buchführung geschuldet. Sie
taltransaktionen betrachtet. Investi-
ergibt sich auch, weil Forderungen
tionen
und Verbindlichkeiten der Inländer
in
oder
Nominalvermögenswerte
(Bankguthaben, Kreditverträge, An-
gegenüber
leihen)
Kursanpassungen
können
langfristige
oder
den
Ausländem oder
durch
Mengenan-
Kapitalbilanzaktivitäten
passungen mit Devisenbestandsver-
sein. Langfristig nennt man die Ka-
änderungen immer zu einem Gleich-
pitaleinfuhren und Kapitalausfuhren,
gewicht geführt werden müssen. Ein
kurzfristige
421
Zahlungsbilanz
Ausgleich durch völlig flexible Kurse ohne Mengenanpassungen durch die Veränderung privater oder öffentlicher —» Devisenreserven mit Kapitalbilanzaktivitäten müßte den —> Handel und den Dienstleistungsverkehr (—> Dienstleistungstransfer) stark behindern, weil der Ertrag oder die Kosten einer grenzüberschreitenden Transaktion erst zum Zeitpunkt der Konvertierung der Devisenerträge in heimische Währung oder der Konvertierung (—» Konvertibilität) der heimischen Währung in die geschuldeten Devisen endgültig bestimmt werden könnten. Eine bürokratische Handelslenkung durch Anpassung der Importmengen an die aus Exporten verfügbaren Devisenmengen ließe sich nicht mit —> Freihandel vereinbaren, was nach der unter Ökonomen überwiegenden Auffassung einen Wohlfahrtsverlust mit sich bringt. Die Mengenanpassungen zum Ausgleich der Bilanz auch bei flexiblen Wechselkursen eingesetzten Devisenbestände werden überwiegend von der privaten Devisenspekulation bereitgehalten. Nur in Währungssystemen mit fixen —» Wechselkursen obliegt es vorrangig der —» Zentralbank, durch Stützungskäufe und Entlastungsverkäufe auf Rechnung ihrer Devisenreserve die Kurse bestimmter Devisen in zumeist vertraglich vereinbarten Bandbreiten zu halten und den Bilanzausgleich zu diesem Wechselkurs zu bewirken. Bei grundsätzlich
flexiblen Wechselkursen kommen Kurs stabilisierende Mengeninterventionen der Zentralbanken nur als Ergänzung des Marktgeschehens vor. Man spricht dann vom schmutzigen floating. Alle Interventionen (—» Devisenmarktinterventionen) auf Rechnung der Zentralbankreserven werden innerhalb der Kapitalbilanz als Devisenbestandsveränderungen gebucht. Verbleibt in einer betrachteten Periode ein Saldo in der Bilanz der Devisenbestandsveränderungen der Zentralbank, so nennt man die Zahlungsbilanz unausgeglichen, da der Ausgleich nicht allein durch Marktkräfte erfolgte. In der statistischen Praxis ergibt sich gewöhnlich die beschriebenen Saldenkomplementarität und die Gleichheit der aktiven und passiven Bilanzsumme nicht. Es verbleibt vor allem wegen spekulativ begründeter Verschiebung von Zahlungsterminen für einzelne erfaßte Perioden ein Posten ungeklärte Beträge in der Zahlungsbilanz. Devisenbestände aus Interventionskäufen und Zuteilungen von —> Sonderziehungsrechten des —» Internationalen Währungsfonds im Eigentum der Zentralbank bleiben in der Zahlungsbilanz unverändert zum Ankaufskurs bewertet. Bewertungsänderungen der Bestände durch Kursveränderungen im Zeitablauf werden in einem Ausgleichsposten der Zentralbank ausgewiesen.
422
Zahlungsbilanz
sich
aus der umgekehrten
tung. Mit diesen, die
Erwar-
kurzfristigen
Umsätze der Kapitalbilanz determinierenden
Erwartungen
bestimmen
die sich mit dem W e c h s e l k u r s
än-
dernden Preise von Gütern, Dienstleistungen
und langfristig
klassifi-
zierten Vermögenswerten das A n g e bot und die Nachfrage auf dem D e -
Zahlungsbilanz im Marktsinne
visenmarkt aus den U m s ä t z e n in der
A u f einen Zeitpunkt bezogen
Leistungsbilanz. Steigende W e c h s e l -
läßt
sich die Zahlungsbilanz im Markt-
kurse
fremde
Angebote
sinne
und machen im Inland
verfügbare
abbilden.
Nachfrage
nach
Angebot
von
Devisen
und
verteuern
Bestände billiger für F r e m d e .
werden
Aus
dann als vom W e c h s e l k u r s abhängi-
diesen Annahmen ergibt sich insge-
ge Funktionen in einem P r e i s - M e n -
samt der abgebildete Kurvenverlauf.
gen-Diagramm dargestellt. D i e A b -
Gleichgewicht im D e v i s e n m a r k t , al-
bildung zeigt diesen Zusammenhang
so gleich große B e t r ä g e für A n g e b o t
für
Devisen-
und Nachfrage bei e i n e m b e s t i m m -
markt Frankfurt am Main in A b h ä n -
ten W e c h s e l k u r s , besteht im Schnitt-
gigkeit zum W e c h s e l k u r s (wDM/$).
punkt der Kurven. D i e
US-Dollar
a u f dem
Entfernung
stimmt
v o m Nullpunkt mißt auf der senk-
Nachfrage
rechten A c h s e den W e c h s e l k u r s und
und einem geringen A n g e b o t über-
auf der Waagerechten die umgesetz-
ein. Für einen hohen
te M e n g e der Devise. D a s unterlegte
Ein niedriger W e c h s e l k u r s darin
mit einer großen
Wechselkurs
gilt das Umgekehrte. Ist ein W e c h -
Rechteck
selkurs hoch, so bedeutet dies, daß
W e c h s e l k u r s und D e v i s e n m e n g e in
mißt
als
Produkt
aus
sein Fallen in der Zukunft erwartet
inländischer
wird. D e s w e g e n werden Halter der
lungsbilanz im Marktsinne.
D e v i s e sie verstärkt verkaufen und
Aus der Struktur der Posten der Zah-
Akteure, die D e v i s e n benötigen, ihre
lungsbilanz werden B e e i n f l u s s u n g e n
Nachfrage aufschieben. Daraus
des
er-
Währung
inländischen
die
Zah-
Wirtschaftskreis-
gibt sich die positive Steigung der
laufes erwartet. Seit dem
Angebotskurve: j e höher der
des - 4 Merkantilismus gilt ein Uber-
Kurs
Zeitalter
steigt, desto mehr nimmt die Ü b e r -
schuß in der Handelsbilanz als für
zeugung zu, er werde nicht
das Inland vorteilhaft. Zur merkanti-
weiter
steigen können oder gar in absehba-
listischen Wirtschaftspolitik gehörte
rer
negative
deswegen auch stets die Intervention
Steigung der Nachfragekurve ergibt
in die Außenhandelsbeziehungen mit
Zukunft
fallen.
Die
423
Zahlungsbilanz
d e m Z i e l d e r F ö r d e r u n g der A u s f u h r
W i r k u n g des
und der Behinderung
Handels jenseits einer
der
Einfuhr.
grenzüberschreitenden allgemeinen
E b e n s o w a r d e r E x p o r t von E d e l m e -
Steigerung
tall ( K a p i t a l i m p o r t ) g e w ö h n l i c h ver-
sein. Dennoch
b o t e n . A n g e n o m m e n w u r d e , der zu
genwärtigen
Theoriediskussion
ge-
fördernde
gen diese Merkantilismuskritik
ver-
breitet
Lei-
zum
Zustrom
Ausgleich
werde
die
der
Edelmetall
Handelsbilanz
Kreditgewährung
territorialen die Zinsen
von
Monopolbank senken
der
die
Wohlfahrt hält s i c h
Überzeugung,
entsprechend
damit
Devisenreserven
b a n k o d e r b e i den
u n d N i c h t b a n k e n s e i der
Die
K l a s s i k e r ( e t w a 1 7 7 5 b i s 1 8 7 0 ) hatten d i e s j e d o c h m i t der T h e s e
erreichbare
von
ihm
v o n —>
Geschäftsbanken
Stand
lanzstruktur.
ge-
in der —> Z e n t r a l -
des
auswirken.
der
Aufschatzung
b e l e b e n d a u f die W i r t s c h a f t s a k t i v i t ä t Territoriums
neutral
in d e r
stungsbilanzüberschuß und die
erhöhen,
und s i c h
der
der
günstigste
Zahlungsbi-
Außenwirtschaftliches
d e r K a u l k r a f t p a r i t ä t und der Q u a n t i -
G l e i c h g e w i c h t w u r d e in d e r B u n d e s -
tätstheorie bestritten. S i c erwarteten,
republik D e u t s c h l a n d i m m e r mit ei-
der
nem
Leistungsbilanzsaldo
nen
Ausgleich
schreitende
durch
Versendung
metall
(specie
münzt
zu
flow),
einer
fände
ei-
—> A u ß e n b e i t r a g
grenzüber-
produkt genannten
von
überschuß
das
Edelausge-
reichbar
Preisniveausteige-
zum
Sozial-
Leistungsbilanz-
vereinbar
gehalten.
g l a u b t man d i e s e
Er-
Konstel-
l a t i o n g e w ö h n l i c h d u r c h e i n e a l s —>
r u n g i m E x p o r t ü b e r s c h u ß l a n d führen
Unterbewertung
werde.
rungspolitik. A u s einem Lcistungsbi-
Sie
folgerten
daraus,
jeder
S a l d o der L e i s t u n g s b i l a n z b e r g e in
lanzüberschuß
sich die Kräfte
der Währung
zu
seiner
Umkehr.
bezeichnete auf
zu
Wäh-
Unterbewertung schließen,
ist
je-
D i e weltweit verfügbare Edclmctall-
doch häufig nicht zulässig. Der G e -
m e n g e mußte sich nach dieser Auf-
s a m t z u s a m m e n h a n g der Z a h l u n g s b i -
f a s s u n g p r o p o r t i o n a l zu den n a t i o n a -
lanz wird nicht beachtet,
len
unter d i e —>
T e r m s o f T r a d e und D i v e r g e n z e n in
W i r t s c h a f t s r ä u m e v e r t e i l e n . F ü r aus-
b e z u g a u f die K a u f k r a f t p a r i t ä t a l l e i n
geglichene
an e i n e m
sich
Handcisvolumina
Leistungsbilanzen
ihrer M e i n u n g
rücksichtigung ein
des
internationaler
In d e n
ergab
n a c h unter
Be-
Handelsgütern
und Dienstleistungen g e m e s s e n wer-
Wechselkurses
den.
Preisgleichstand.
Handelsbeschränkungen
K o r b von
wenn
Wenn
diese
Wechselkurses
sa-
an
angesichts Fremde
des
„billig"
v e r k a u f t w e r d e n k ö n n e n , stellt
sich
h e n s i e e i n e n u t z l o s e H i n d e r u n g der
d a s P r e i s n i v e a u der V e r m ö g e n s w e r -
z u m Vorteil aller Nationen
te für F r e m d e
der
Marktkräfte.
herrschte,
glaubten
Wo sie,
wirken-
als
'teuer'
dar.
Die
Freihandel
Unterbewertung
müsse
D i e n s t l e i s t u n g e n in d e r L c i s t u n g s b i -
die
424
der
Güter
und
Zahlungsbilanz
l a n z w e r d e n d u r c h eine —> Ü b e r b e -
g e n d B e a c h t u n g gezollt. Die B e z i e -
w e r t u n g der V e r m ö g e n s w e r t e in der
h u n g zwischen Leistungsbilanz u n d
Kapitalbilanz
Kapitalbilanz w u r d e o h n e R ü c k s i c h t
kompensiert.
Wegen
d e s im V e r h ä l t n i s viel größeren U m -
auf Zinsen u n d Preise mittels d e s
fanges
A b s o r p t i o n s a n s a t z e s d e r keynesiani-
der
grenzüberschreitenden
schen
G e s c h ä f t e im V e r m ö g e n s m a r k t fällt
Kreislaufanalyse
diskutiert.
d i e absolute Preisveränderung
dort
A u s g a n g s p u n k t ist dabei eine Identi-
w e n i g e r auf. W a h r g e n o m m e n
wird
tät a u s der volkswirtschaftlichen G e -
Unterbewertung,
s a m t r e c h n u n g . D i e Investition (I) ei-
dann
isoliert
als
w a s ein Struktureffekt erfolgreicher
ner Periode ist darin
Wirtschaften
gleich der Ersparnis (S), weil
wöhnlich
ist. Er resultiert
aus der
ge-
das
Sozialprodukt (Y) aus der Produkti-
kurssteigernden,
durch Aufwertungserwartungen
definitorisch
on v o n K o n s u m g ü t e r n und Investiti-
er-
h ö h t e n N a c h f r a g e F r e m d e r n a c h in-
onsgütern entsteht: Y = C + I, u n d
l ä n d i s c h e n V e r m ö g e n s w e r t e n (Kapi-
nur auf K o n s u m und Ersparnis ver-
talimport) und kann durch eine k o m -
w e n d e t w e r d e n k a n n : Y = C + S.
p e n s i e r e n d e E r h ö h u n g d e s Devisen-
A u s der Substraktion beider Glei-
b e s t a n d e s der Zentralbank (Kapital-
c h u n g e n folgt I = S. E s wird ferner
export) stabilisiert w e r d e n . Ein
festgestellt,
so
v e r f a h r e n d e r W ä h r u n g s r a u m prakti-
tion absorbieren, die in ihm
Disinvesti-
gleich als Sozialprodukt
Aus
zeit-
hervorge-
bracht wurde
dieser Sicht wird auch d a s merkanGoldausfuhrverbot
Güter-
m e n g e (A) für K o n s u m und Investi-
e i n e Investition im Inland mit einer
tilistische
Periode
u m Importe ( M ) vermehrte
w i d e r s e t z t sich der Möglichkeit, daß
tion d e r Inländer einhergeht.
Wirtschaftsraum
die u m Exporte ( X ) verminderte u n d
ziert nicht U n t e r b e w e r t u n g , sondern
K o n s u m finanzierenden
ein
k ö n n e in einer b e s t i m m t e n
ver-
A = C + I = Y - X + M.
ständlich: Sieht man davon ab, daß
W e n n ein Saldo in der Leistungsbi-
e s auf die U n t e r d r ü c k u n g der Nettokapitalimporte und nicht der Kapital-
lanz auftritt, w i r d netto ein Defizit
i m p o r t e überhaupt a n k o m m t ,
d u r c h einen Kapitalimport ( K M ) fi-
dann
enthielt die merkantilistische T h e o -
nanziert u n d m u ß netto ein
rie, d i e a n g e m e s s e n e H a n d l u n g s a n -
s c h u ß mit e i n e m Kapitalexport ( K X )
w e i s u n g für die A u ß e n w i r t s c h a f t s -
zusammenfallen:
politik
eines
um
—> E n t w i c k l u n g
Uber-
X - M = KX - KM.
bemühten Wirtschaftsraumes. In der o h n e m i k r o ö k o n o m i s c h e Fun-
Infolge der U n s c h a r f e des B e g r i f f s
d i e r u n g argumentierenden Z a h l u n g s -
Kapitalimport, wird d i e B e d e u t u n g
bilanzliteratur w u r d e d e m
der A b s o r p t i o n s g l e i c h u n g j e d o c h o f t
ungenü-
425
Zahlungsbilanzdefizit
falsch interpretiert. Es wird unterstellt, die Verkäufe von Vermögenswerten (Kapitalimporte) seien Transfers von Ersparnis und Investition in das Inland. Dies, weil einer Differenz zwischen inländischer Investition und der inländischen Ersparnis einer Differenz zwischen dem Verkauf von Vermögenswerten an Fremde und den Käufen solcher Vermögenswerte entsprechen muß. Ist die heimische Investition ex post größer, als die heimische Ersparnis, dann muß ein Nettokapitalimport stattgefunden haben. Der Umkehrschluß führt jedoch auf ein falsches Ergebnis. W o netto mehr Vermögenswerte an Fremde verkauft als von Fremden gekauft werden, kann dieser Nettokapitalimport mit einer den Konsum jenseits der laufenden heimischen Konsumgüterproduktion finanzierenden Disinvestition einhergehen. Hans-Joachim
lanzüberschuß und/ oder eine Abnahme der Nettoauslandsaktiva der Notenbank. Nur letzteres stellt im engeren Sinne -und zwar ohne Betrachtung der Ursache- ein Zahlungsbilanzdefizit dar. Der Saldo der Gold- und Devisenbilanz (einer Teilbilanz) wird als Saldo der —» Zahlungsbilanz insgesamt interpretiert. Schmutziges Floaten (—» Floating) ausgeschlossen, kann es nur bei festen —» Wechselkursen zu Änderungen der —> Devisenreserven der Zentralbank kommen. Dabei ergibt sich nicht zwingend eine Änderung des gesamtwirtschaftlichen Geldvermögens. Wird keine sterilisierende Geldpolitik (Kompensation der durch Intervention entstehenden Geldmengenänderung) betrieben, so sinkt die Geldmenge, was c.p. zu einem steigenden Realzinssatz und einer Preissniveausenkung führt. Bis sich mittel- oder langfristig über den Kapital- und Warenverkehr wieder ein entsprechender Nettodevisenzufluß, also ein Zahlungsbilanzausgleich mit den entsprechenden geldpolitischen Konsequenzen ergibt, besteht die Schwierigkeit der restriktiven deflatorischen Wirkung auf die binnenwirtschaftlichen Ziele, Beschäftigung und Wachstum sowie ggf. die Einschränkung der Zahlungsfähigkeit gegenüber Ausländern wegen der gesunkenen —> Devisenreserven. Durch eine expansive Fiskalpolitik und/ oder eine neutra-
Stadermann
Zahlungsbilanzdefizit Der Begriffsinhalt ist nicht eindeutig festgelegt: Vereinzelt wird nur die Leistungsbilanz (—> Zahlungsbilanz) betrachtet. Dann bedeutet ein Defizit, d a ß Inländer netto mehr Leistungen von Ausländern empfangen haben. Der Saldo steht auf der Aktivseite, die Leistungsbilanz wird als passiv bezeichnet. Das Geldvermögen der Volkswirtschaft ist gesunken. Gegenposition ist ein Kapitalbi-
426
Zahlungsbilanzgleichgewicht
lisierende oder sogar expansive Geldpolitik können die internen Zielstellungen unterstützt werden. Bewirkt wird dadurch unter Umständen eine weitere Verschlechterung der Zielerreichung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes. Dies führt in den betroffenen Volkswirtschaften häufig zur Wahl der Alternative —> Protektionismus, womit Wohlfahrtsverluste verbunden sind.
zeichnet. Strenggenommen ist der Begriff falsch, da sich ex definitionem die beiden Seiten einer Bilanz wertmäßig entsprechen. Abhängig vom —> Wechselkurssystem gibt es zwei grundlegende Ausgleichsmechanismen, die voraussetzen, daß Devisenangebot und -nachfrage vorrangig von Handelsströmen induziert werden und normale Preiselastizitäten bei den Handelsgütern vorliegen. Im System fester —> Wechselkurse vollzieht sich die Anpassung der Devisenreserven über den Geldmengen-Preis-Mechanismus: Die —> Zentralbank interveniert (—> Intervention; —» Devisenmarktintervention) im Fall eines Devisenüberschusses (-defizits) zu Gunsten (zu Lasten) der Auslandswährung. Die inländische Geldmenge steigt (sinkt). Wird keine neutralisierende Geldpolitik betrieben und ein positiver Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Geldmenge und dem Preisniveau unterstellt, steigt (fallt) das inländische Preisniveau. Da der Wechselkurs unverändert ist, verteuern (verbilligen) sich die Exportgüter (—» Exporte) in Auslandswährung und die Importgüter (—> Importe) werden relativ billiger (teurer). Es sinkt (steigt) das Angebot an Devisen aus Ausfuhrgeschäften und steigt (sinkt) die Nachfrage nach Devisen für Einfuhren. Die Notenbank (—» Zentralbank) reduziert (erhöht) durch Teilnahme
Zahlungsbilanzgleichgewicht —» Zahlungsbilanz, —> Zahlungsbilanzungleichgewicht Zahlungsbilanzpolitik Als Zahlungsbilanzpolitik können diejenigen Maßnahmen verstanden werden, welche der Veränderung der —> Zahlungsbilanz dienen sollen. In der Regel werden allerdings diejenigen Maßnahmen als Zahlungsbilanzpolitik verstanden, mit denen ein Ausgleich der Zahlungsbilanz erreicht werden soll. Die Zahlungsbilanzpolitik umfaßt drei verschiedene politische Optionen: Maßnahmen zur Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten, Maßnahmen zur Zahlungsbilanzanpassung und Maßnahmen zur Regulierung der Zahlungsbilanz. Zahlungsbilanzungleichgewicht Meist wird nur die Änderung der —> Devisenreserven der Notenbank als Zahlungsbilanzungleichgewicht be-
427
Zehnergruppe am Markt ihre Devisenbestände auf das ursprüngliche Volumen. Ein System flexibler Wechselkurse ist definiert durch die ex-post Konstanz der Nettoauslandsaktiva der Zentralbank. Die Änderung des Austauschverhältnisse der Währungen führt über den Wechselkursmechanismus zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt ohne die Notwendigkeit von —» Interventionen (—> Devisenmarktinterventionen): Ein Angebotsüberschuß (Nachfrageüberschuß) führt zu einem Sinken (Steigen) des Wechselkurses. Bei gegebenem Preisniveau im In- und Ausland verteuern (verbilligen) sich die Exporte in Auslandswährung und verbilligen (verteuern) sich die Importe in Inlandswährung. Angebotene und nachgefragte Devisenmenge ändern sich.
mit dem Ausland und Überwachung der Kreditinstitute besteht Konsens über die Ziele der Preisniveau- und Wechselkursstabilität (—» Wechselkurse), da Inflation und häufige —> Abwertungen nicht nur die Funktionsbedingungen der heimischen Währung bedrohen, sondern die Zentralbank als solche in Frage stellen. Als Instrumente zur Durchsetzung ihrer Politik stehen den Zentralbanken neben Devisen- und Offenmarktoperationen die Zinssätze zur Verfügung, mit denen sie die Refinanzierung des Geschäftsbankensystems steuern. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Zentralbanken lediglich in der Lage sind, eine asymmetrische Macht auszuüben. Während eine restriktive Geldpolitik ökonomische Prozesse entscheidend zu beeinflussen vermag, stellt ein erweiterter Refinanzierungsspielraum im Rahmen einer expansiven Geldpolitik nur einen Anreiz unter vielen an das Geschäftsbankensystem und den Unternehmensektor zur Kreditund Investitionsausweitung dar, wobei sich die Preis- und Mengeneffekte dem Einflußbereich der Zentralbank entziehen. Die Alimentierung eines Budgetdefizites durch die Kreditvergabe an den Staat oder durch die Notenpresse stellt weder Aufgabe noch Instrument dar, da hiermit das Ziel der Preisniveau- und Wechselkursstabilität verletzt wird. Die institutionelle Verankerung der Unabhängigkeit der Zentralbank stellt
Zehnergruppe —> G-10 Zentralbanken Zentralbanken haben sich mit der Gründung von Nationalstaaten und den daraus erwachsenden Aufgaben entwickelt. Aufgaben, Instrumentarien und Ziele von Zentralbanken haben sich im Laufe der Zeit verändert und sind in der wissenschaftlichen Diskussion nicht unumstritten. Neben den Aufgaben Versorgung der Wirtschaft mit Zahlungsmitteln, Abwicklung des Zahlungsverkehrs
428
Ziehungsrechte
fenen —> Sonderziehungsrechte, die auch theoretisch eine monetäre Sonderrolle spielen, so besitzen die seit den 70er Jahren geschaffenen Kreditarrangements des IWF, die 'Extended Fund Facility' (EFF) seit 1974, die 'Structural Adjustment Facility' (SAF) seit 1986 und die 'Enhanced Structural Adjustment Facility' (ESAF) seit 1988 keine Ziehungsberechtigungen mehr, da die Kreditnehmer, vor allem —> Entwicklungsländer und Transformationsökonomien (—» Mittel- und Osteuropäische Reformstaaten), keine Einzahlungen in nennenswertem Umfang geleistet haben. Es handelt sich hier mehr oder weniger ausgeprägt um Entwicklungskredite, die unter Auflagen gewährt werden und nur mit einer geringen Verzinsung belegt sind. Entsprechend werden sie vom IWF als Kredite oder, im Falle der SAF und ESAF, als Darlehen bezeichnet.
je nach theoretischem Standpunkt eine notwendige, wenn auch keine hinreichende Bedingung für die Funktionserfüllung dar. Bislang gilt nur eine Minorität der existierenden Zentralbanken als unabhängig, jedoch mit steigender Tendenz. Demgegenüber bedingt ein —> currency board als institutionelle Alternative eine Aufgabe der währungspolitischen Autonomie und der Funktion des —» Lender of Last Resort. Ziehungsrechte Die traditionellen Devisenkreditlinien (Kreditfazilitäten) des —» Internationalen Währungsfonds (IWF) werden als Ziehungsrechte (Drawing Rights) bezeichnet, da die Mitgliedsländer berechtigt sind, aus ihren und den Fondseinzahlungen anderer Staaten konvertible Devisen (—> Konvertibilität) gegen eigene Währung zu 'ziehen', um Zahlungsbilanzschwierigkeiten (—» Zahlungsbilanz) zu überbrücken. Seit der Erweiterung der 'Rechte' zur 'Ziehung' von Devisen um die Kredite der Stand-By Arrangements 1952 sind die Kreditarrangements mit dem starken Bedarf an längerfristigen Entwicklungsfinanzierungen so erheblich erweitert worden, daß die eigentlichen kurzfristigen Ziehungsrechte als Zahlungsbilanzkredit nur noch eine unbedeutende Rolle spielen. Vernachlässigt man spezielle Ziehungsrechte, wie die Olfazilität der 70er Jahre und die 1968 geschaf-
Zinsarbitrage —> Arbitrage Zinsdifferenz, internationale Bei Gültigkeit der Zinsparität entspricht die Zinsdifferenz zwischen zwei sonst identischen Anlagen in verschiedenen Währungen gerade der erwarteten Wechselkursänderung. Sind wie im Europäischen Währungssystem nur bestimmte —» Bandbreiten für den —» Wechselkurs S zugelassen, dann ist auch die
429
Zinsparität Zinsparität
Zinsdifferenz begrenzt. Bei glaubwürdigen unteren und oberen Interventionspunkten, s" und s°,
liegt
der erwartete Wechselkurs E t
j
Die Zinsparität ist ein wichtiger Bestandteil der monetären Außenwirtschaftstheorie (—> Theorie der Außenwirtschaft). Sie besagt, daß bei vollkommenen internationalen Kapitalmärkten die durch —» Arbitrage ausgelösten Kapitalströme bewirken, daß im Gleichgewicht keine Bewertungsunterschiede zwischen einer im Inland und im Ausland angelegten Währungseinheit mehr bestehen. Mit einer Geldeinheit kann ein Investor nach einer Periode
innerhalb der Bandbreite
Aufgrund der Zinsparitätentheorie gilt f ü r die Differenz zwischen den in- und ausländischen Einperiodenzinssätzen das folgende Intervall: (>+ 'Γ
s
('< - '·/" ) s [ ( ' + h
ι J L t Die internationalen Zinsdifferenzen sollten gegen null konvergieren, wenn Währungen stark aneinander gekoppelt sind. Allerdings lassen sich im —» Europäischen Währungssystem Zinsdifferenzen beobachten, die über einen längeren Zeitraum mit den zulässigen Bandbreiten der Wechselkurse nicht vereinbar sind. Hierin kommt das Risiko von Realignments zum Ausdruck. Aber auch Abweichungen von der Zinsparitätentheorie sind denkbar. Sie wurden unter verschiedenen Wechselkursregimen (—> Wechselkurssysteme) nachgewiesen. Zinsdifferenzen, die von der ungedeckten Zinsparität abweichen, lassen sich bei Risikoaversion der Anleger durch eine Risikoprämie auf dem Devisenterminmarkt erklären und bei Risikoneutralität durch eine Orientierung der Marktteilnehmer an den Realzinssätzen, wenn Preise und Wechselkurse unsicher, aber nicht stochastisch unabhänig sind.
O*',) Geldeinheiten erhalten, wobei i t der inländische Zins ist. Bei einer Anlage in ausländischer Währung erhält er (I
+
,;)F,/5,
Einheiten in inländischer Währung. Dabei ist if der ausländische Zins, S ( der Kassakurs und F, der heutige Devisenterminkurs, zu dem die Auslandsanlage am Ende der Periode zurückgetauscht wird. Das durch die gedeckte Zinsparität beschriebene Arbitragegleichgewicht verlangt, daß beide Anlagen ex ante genau dieselbe risikofreie Rendite aufweisen:
Diese Bedingung gilt
unabhängig
von der Erwartungsbildung und Risikoeinstellung der Marktteilnehmer.
430
Zölle
Zölle
Mit Hilfe der Taylorreihenapproximation läßt sich zeigen, daß die Zinsdifferenz näherungsweise gleich der Differenz von / , : = In F¡ und s,: = In S, ist: •t-'t
α
Bei den Ausfuhr-, Durchfuhr- und Einfuhrzöllen handelt es sich um staatliche Abgaben, die beim Grenzübertritt von Waren in einem Land erhoben werden. Abgesehen von einzelnen —» Entwicklungsländern haben heute nur noch Einfuhrzölle eine ökonomische Bedeutung (gelegentlich gibt es negative Ausfuhrzölle, bei denen es sich de facto um —» Exportsubventionen handelt). Wir verstehen im folgenden daher unter Zöllen ausschließlich Importzölle. Sie gibt es als spezifische Zölle (d.h. Mengen- oder Stückzölle) oder Wertzölle (die besonders beim Anstieg der Einfuhrpreise von Bedeutung sind. Misch- oder Gleitzölle verbinden beide Elemente, sie sehen bei Preiserhöhungen stufenweise Erhöhungen der ansonsten spezifischen Zölle vor.
,
=Λ " V
Unter der Bedingung, daß der Terminkurs ein unverzerrter Schätzer für den zukünftigen Kassakurs sei )= Λ · ergibt sich die ungedeckte tät •r ~'t =
Zinspari-
E
i{s,+l)-si'
Die Zinsdifferenz ist dann gleich der erwarteten Wechselkursänderung. Abweichungen vom Zinsparitätentheorem können sich aus Transaktionskosten, Kapitalverkehrsbeschränkungen, Informationsineffizienzen oder Präferenzunterschieden der Anleger ergeben. Neuere Untersuchungen zur gedeckten Zinsparität fanden bei Eurogeldmarktdaten, die zeitgleich und mit einer hohen Frequenz erhoben wurden, kaum profitable Arbitragemöglichkeiten (—> Arbitrage). Bei langfristigen Anlagen auf den internationalen Wertpapiermärkten konnten dagegen noch Marktineffizienzen nachgewiesen werden. Abweichungen von der Hypothese der ungedeckten Zinsparität wurden ebenfalls trotz —> Liberalisierung der —> Finanzmärkte und hoher Kapitalmobilität in einigen Untersuchungen festgestellt
Zölle differieren in der Regel nach Gütern, seltener nach Herkunftsländern. Letzteres ist ohnehin (außer für —> Zollunionen und —» Feihandeiszonen) im Rahmen der —» Meistbegünstigungsklausel durch das —» GATT ausgeschlossen. Die warenmäßige Zolldifferenzierung diskriminiert zwischen verschiedenen importierten Gütern (diese —> Diskriminierung tritt zu der Benachteiligung von —» Importen gegenüber inländischen —> Importsubstitutionen hinzu). Seit den GATT-Zollrunden (insbesondere der —> KennedyRunde und —» Uruguay-Runde) ist
431
Zölle
der Zollprotektionismus
gegenüber
n o m i s c h großen Land der —> T e r m s
Handelshemmnis-
o f Trade E f f e k t durch die S e n k u n g
sen in den Hintergrund getreten. Da
der Weltmarktpreise für Importe und
ihre W i r k u n g e n
wegen
—» nicht-tarifären
ähnlich
analysiert
des bei
ausgeglichen
blei-
w e r d e n können w i e Z o l l e f f e k t e , ist
bender Handelsbilanz (—» Z a h l u n g s -
deren Untersuchung nach w i e
bilanz) reduzierten
vor
Exportangebots.
relevant.
Je stärker dieser ist, um so geringer
Z ö l l e erhöhen die Inlandspreise ge-
wird der Schutzeffekt. B e i m —> Op-
g e n ü b e r den Weltmarktpreisen. Hat
timalzoll
das betreffende L a n d keinen Einfluß
gerade so groß, d a ß er die (negative)
ist der terms of trade-Effekt
a u f die Weltmarktbedingungen (öko-
Wirkung
n o m i s c h kleines Land), erhöht sich
ausgleicht.
des
Handelsrückgangs
der Inlandspreis u m den Zollbetrag.
k o m m t es letztlich weniger auf die
D i e in importkonkurrierenden Bran-
nominelle Zollbelastung an als a u f
Bei
dem
Schutzeffekt
chen intensiv beschäftigten Faktoren
den E f f e k t i v z o l l , der unterschiedli-
( b z w . bei sektorspezifischen Fakto-
c h e Z ö l l e auf V o r - und Endproduk-
ren die Branchen insgesamt) werden
ten berücksichtigt und die
z u Lasten anderer Sektoren b z w . in
sche W e r t s c h ö p f u n g um so stärker
diesen
begünstigt, j e niedriger erstere
intensiv genutzten
begünstigt
(—>
Faktoren
Vergleich
Stolper-Samuelson-
zur
inländi-
Zollbelastung
im des
T h e o r e m ) . Ist das Land nicht öko-
Endproduktes sind. In unterbeschäf-
nomisch
der
tigten Wirtschaften kann die Z o l l b e -
da durch die von ihm
lastung zusätzliche N a c h f r a g e nach
klein, reduziert
Schutzeffekt,
b e w i r k t e Verringerung der
sich
Inlandsprodukten
Import-
stimulieren
und
n a c h f r a g e die Weltmarktpreise sin-
dadurch die B e s c h ä f t i g u n g anheben.
ken
Zugleich
(bei
Nachfrage
sehr können
preisunelastischer diese
verbessert
sich
die
Lei-
stungsbilanz (es sei denn, der Im-
Preissen-
kungen so gravierend sein, daß die
portrückgang
Inlandspreise
g l e i c h hohe, j e d o c h unter U m s t ä n -
sogar fallen und an-
stelle d e s S c h u t z e f f e k t e s eine
würde
durch
eine
den die B e s c h ä f t i g u n g nicht entspre-
Be-
nachteiligung der betreffenden Fak-
chend
toren und Sektoren eintritt; in die-
Exporte kompensiert) und das heißt
reduzierende
Abnahme
der
s e m Falle handelt es sich um das
hier meist auch die - 4 Z a h l u n g s b i -
(Metzler-Paradox). W e g e n d e s redu-
lanz. Bei flexiblen —» W e c h s e l k u r -
zierten S c h u t z e f f e k t e s sind bei preis-
sen wertet die heimische
unelastischen Gütern die Interessen-
a u f (—» A u f w e r t u n g ) (was die sti-
ten o f t m a l s eher an
mulierende
(—»
Kontingentierung)
Kontingenten
Wirkung
der
Währung Zollbela-
stung reduziert und eine B e n a c h t e i -
interessiert.
l i g u n g der durch die
Z u d e m S c h u t z e f f e k t tritt im öko-
432
Zollerhebung
Zollunion
nicht begünstigten S e k t o r e n b e d e u -
unbedingt engen)
ten kann).
hältnis zu d e n I m p o r t e n stehen.
Substitutionsver-
Zusätzlich zu den g e r a d e diskutierten Beschäftigungs-
und
Zahlungsbi-
Literatur:
lanzeffekten
Zolls
sind
Borchert, M. (1992) Außenwirtschafts-
eines
W i r k u n g e n d e s —>
Erziehungszolls
zu nennen; d e r zur Förderung nicht
die
wettbewerbsfähiger
lehre Theorie und Politik, 4. Aufl.,
noch
Gabler Verlag (Wiesbaden).
Sektoren
Corden, W . M . (1971), The Theory of
erhoben wird. In W i r k l i c h k e i t wird
Protection, Clarendon Press (Oxford).
der Erziehungszoll o f t m a l s zu e i n e m
Dieckheuer, G. (1995), Internationale
Beharrungszoll
zugunsten
nicht
Wirtschaftsbeziehungen,
mehr w e t t b e w e r b s f ä h i g e r Sektoren. A h n l i c h zu b e w e r t e n sind pingzölle
Antidum-
Krugman, P.R./ Obstfeld (1994), International Economics, 3. Aufl., Harper
weniger
zur
die
oft-
Abwehr
echter
durch
auslän-
Preisdiskriminierung
Collins (New York). Rose, KV Sauemheimer, K. Theorie
dische Exporteure als zur ( v o m - 4 GATT
Aufl.,
(—» A n t i d u m p i n g - u n d A n -
tisubventionsmaßnahmen), mals
3.
Oldenbourg (München/Wien).
bisher
tolerierten)
der
(1995),
Außenwirtschaft,
12.
Aufl. Vahlen (München).
Wettbe-
Siebert, H. (1994), Außenwirtschaft, 6.
w e r b s b e g ü n s t i g u n g inländischer I m -
Aufl., G. Fischer (Stuttgart/ Jena).
portsubstitute d i e n e n . Die
beschriebenen
Hans-Joachim
ökonomischen
E f f e k t e von Z o l l e r h e b u n g e n
Heinemann
diskriZollunion
minieren das A u s l a n d (was a u f solc h e —> B e g g a r - m y - N e i g h b o u r - P o l i t i -
E i n e Zollunion ist d e r Z u s a m m e n -
ken o f t mit
Retorsionsmaßnahmen
s c h l u ß von zwei oder m e h r politisch
antwortet) u n d E x p o r t b r a n c h e n w i e
s o u v e r ä n e n Ländern zu e i n e m ein-
N i c h t - H a n d e l s s e k t o r e n des Inlands.
heitlichen
Ihre Erfolge sind d e s h a l b m e i s t be-
s c h e s M e r k m a l einer Zollunion ist
scheidener als die b i n n e n w i r t s c h a f t -
die A b s c h a f f u n g sämtlicher —> Zölle
lichen Strategien. Ein letzter A s p e k t
u n d sonstiger
sei erwähnt: die staatliche
gen (—» Protektion) z w i s c h e n
Einnah-
Zollgebiet.
Defmitori-
Handelsbeschränkunden
meerzielung. Sie sollte in a u s g e b a u -
Mitgliedsländern
ten F i n a n z s y s t e m e n keine w i c h t i g e
E i n f ü h r u n g eines g e m e i n s a m e n A u -
Rolle
Finanzzölle
ßenzolltarifs. In der Regel (so auch
(z.B. auf tropische Produkte) erwei-
im R a h m e n der E W G ; —» Europäi-
spielen.
Auch
bei
gleichzeitiger
sen sich oft als S c h u t z z ö l l e für in-
sche G e m e i n s c h a f t ) erfolgt e b e n f a l l s
ländische G ü t e r , d i e in e i n e m (nicht
eine
Vergemeinschaftung
handelspolitischer
433
weiterer
Maßnahmen
ge-
Zuschußelement
genüber Drittländern. Die Aufteilung der gemeinsamen Zolleinnahmen auf die Mitgliedsländer erfolgt gemäß eines vereinbarten Schlüssels.
die Differenz zu den Marktbedingungen in v.H. an. Dabei wird in der Regel ein Marktzinssatz von 10% angesetzt. Ein reiner Kredit hat ein Zuschußelement von 0, ein reiner Zuschuß (grant) hat ein Zuschußelement von 100.
Ziel der Errichtung einer Zollunion ist eine Wohlfahrtssteigerung durch Nutzung von Spezialisierungsvorteilen infolge verbesserter internationaler —> Arbeitsteilung und Handelsintensivierung zwischen den Mitgliedsländern. Die Zollunion stellt eine Stufe der internationalen wirtschaftlichen —> Integration dar. Zugleich kann mit der Schaffung einer Zollunion auch die Hoffnung auf eine intensivere politische Integration verbunden sein.
Zwanziger-Ausschuß Der Zwanzigerausschuß wurde 1972 vom —> Internationalen Währungsfonds eingesetzt, um die Grundlagen der - nach dem Zusammenbruch des Festkurssystems (—> Wechselkurse) von Bretton Woods (—) BrettonWoods-Abkommen) notwendig gewordenen - Reform der internationalen Währungsordnung auszuarbeiten.
Zuschußelement
Der Ausschuß legte 1974 einen Entwurf für ein neues Weltwährungssystem vor, das aber vom Govemeursrat des IWF aufgrund der Ölkrise nicht akzeptiert wurde.
Meßgröße für den Grad der Vergünstigung eines Kredites gegenüber der Vergabe des Kredits zu Marktbedingungen für Zins, Laufzeit und Freijahre. Das Zuschußelement gibt
434
Autoren Gabriele Bäcker, Dipl. -Ök., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion 'Internationale Wirtschaftsbeziehungen' des Instituts für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik an der Ruhr-Universität Bochum: rung; Importsubstitution;
Lomé-Abkommen;
Exportförde-
AKP-Staaten
Oliver Bathe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut f ü r Volkswirtschaftslehre der Technischen Universität Berlin: Standortwettbewerb; fähigkeit;
Zahlungsbilanzdefizit;
Wettbewerbs-
Zahlungsbilanzungleichgewicht
H. Beck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Abschöpfung; fuhrerstattung; Handel;
Balcerowitz-Plan;
Europäische
Zahlungsunion;
Gruppe der 77; Integriertes sche Reformstaaten; Hilfe; Visegrád-Staaten;
G-5;
Rohstoffprogramm;
Osteuropabank;
Andenpakt;
Bestimmungslandprinzip; C-7;
Aus-
Entrepôt-
Gaidar-Programm;
Mittel- und
Rybczynski-Theorem;
OsteuropäiTechnische
Zuschußelement
Dr. Michael Blank, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin: dungen;
Mobilität,
internationale;
Investitionsentschei-
Portfolioinvestitionen;
Ressourcen-
transfer Rolf Bommer, Dipl. -Vw., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät f ü r Wirtschaftswissenschaften und Statistik, Universität Konstanz: te des Handels;
Umweltaspek-
Okoprotektionismus
Dr. U d o Broli, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Multinationale ging,
Unternehmen;
Hed-
Wechselkursrisiko
Christian A. Conrad, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Abt. Wirtschaftspolitik): Antidumping-
und
Antisubven-
tionsmaßnahmen Dr. Georg Cremer, Privatdozent, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Freiburg und Caritas international (Deutscher Caritasverband), Referat
435
Not- und Katastrophenhilfe: Entwicklungspolitik; ment; Rüstungshandel;
Katastrophenmanage-
Lieferbindung
Dr. Richard Deeg, Ph.D., Professor für Politikwissenschaft an der Temple University, Philadelphia: Seigniorage;
Finanzmärkte,
internationale
Dr. Gustav Dieckheuer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Konjunkturzusammenhang, ler; Preiszusammenhang,
internationaler;
internationa-
Weltwirtschaftskrise
Markus Diehl, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (Abteilung Entwicklungsökonomie und
weltwirtschaftliche
Multilateralismus; Deregulierung; ventionen; kommen;
Kompensation;
Eigentumsrechte,
Außenwirtschaftsordnung; internationale; Laissez-Faire;
Nichtdiskriminierung;
Sonderwirtschaftszonen;
Standards;
Ursprungsregeln:
Wettbewerb,
Exportsub-
Investitionsschutzab-
Kontingentierung;
Ursprungslandprinzip;
den; Weltwirtschaftsordnung;
Handelsembargo;
Havanna-Charter;
Multifaserabkommen;
Sanktionen;
Tokio-Runde;
Reziprozität;
Außenwirtschaftsgesetz; Dirigismus;
Freihandelszone;
Marktzugang; Quoten;
Integration):
Lizenz; Präferenzen; Subventionen;
Welthandelsrun-
internationaler
Dr. Thomas Gehring, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, z.Zt. Europäisches Hochschulinstitut, Florenz: Europäische
Gemeinschaft,
Europäischer
Binnenmarkt
Dr. Werner Glastetter, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld: Bretton-Woods-System;
Goldstandard;
Integration;
Währungsuni-
on Dr. Matthias Göcke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Preiszusammenhang,
internationaler;
Hysteresis
Ralf J. Hauschild, Dipl.-Oec., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management, Universität Bremen: courcing,
internationales
436
Out-
Boris Haut, Dipl.-Ök., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Hannover: kungsabkommen; schaftsgipfel;
Meistbegünstigungsklausel;
Weltwirtschaftsordnung;
Selbstbeschrän-
Kennedy-Runde;
Neue
Weltwirt-
Weltwirtschaftsordnung
Dr. Hans-Joachim Heinemann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hannover: Arbeitsteilung, wirtschaftsgleichgewicht; bour-Policy;
internationale;
Diskriminierung;
ausgleichstheorem; Intra-industrieller
Effektivzoll;
Freihandelsdoktrin; Handel;
Theorie des internationalen
Handels;
Exporte;
Faktorpreis-
Intra-Firmen-Handel;
Neue
Theorie
Außen-
Beggar-my-neigh-
Importe;
Liberalisierung;
Regionalismus;
Opportunitätskosten;
Außenhandel;
Außenwirtschaftspolitik;
Außenhandelstheorie; der
Außenwirtschaft;
Weltwirtschaftspolitik;
Zölle
Pekka Helstelä, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut f ü r Allgemeine Wirtschaftsforschung, Abteilung Sozialpolitik, der sität Freiburg i. Br.: Direktinvestitionen,
Albert-Ludwigs-Univer-
Dumping,
NAFTA
Dr. Bernhard Herz, Hochschuldozent, Universität Tübingen: Europäische rungsunion;
Leitwährung;
Währungsschlange;
Wäh-
ECU
Dr. Klaus Hüfner, Universitätsprofessor, Institut für Wirtschaftspolitik der Freien Universität Berlin: WirtschaftsEntwicklungshilfeausschuß on; Internationale
und Sozialrat
der Vereinten
der OECD; Internationale
Nationen;
Arbeitsorganisati-
Entwicklungsorganisation
Axel Hülsemeyer, Speditionskaufmann/Betriebswirt ( W A H ) , Dipl.Pol., Lehrstuhl Internationale Politik, Universität Potsdam:
InCoTerms
Johannes Jaenicke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Zinsdifferenz,
internationale;
Zinsparität Dr. Cord Jakobeit, M P A (Harvard University); z.Zt. Habilitationsstipendiat der D F G an der Universität Hamburg: Regionale schuldungskrise;
Terms of Trade
437
Entwicklungsbanken;
Ver-
Stefan Kooths, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: Konjunkturzusammenhang, internationaler Kathrin Krause, Diplom-Ökonom, Diplom Bankbetriebswirt; Deutsche Bank AG, Berlin: Anleihemärkte, internationale; Arbitrage; Bankgeschäfte, internationale; Brief- und Geldkurs; Cross Rate; Devisen- und Sortenkurs; Europäisches Währungsinstitut; Fazilität; FIBOR; Fixing; Fluktuation von Wechselkursen; Goldparität; Hermeskreditversicherung; Länderklassifikation; Leitzinsen; LIBOR; Liquidität, internationale; Parität; Reservewährung; Swap-Geschäfte Dr. Bernhard Kiilp, Professor für Volkswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.: Harmonisierung; Heckscher-Ohlin-Theorem; Kaufkraftparität; Theorem der komparativen Kosten; Merkantilismus Dr. Norbert Lamar, wissenschaftlicher Assistent, Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Ruhr-Universität Bochum: Devisenmarktinterventionen; Währungsraum, optimaler; Wechselkurse, feste, flexible; Floating; Zollunion Markus Langenfurth, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industrie wirtschaftliche Forschung der Westfälischen WilhelmsUniversität, Münster: Absorption Thomas Lueb, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster: J-Kurven-Effekt; Marshall-Lerner-Bedingung Dr. Karl Wolfgang Menck, Forschungsgruppenleiter im HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg: APEC; ASEAN; Doppelbesteuerung; Doppelbesteuerungsabkommen; Joint Ventures Martina Metzger, Dipl.Vw., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin: Währungskonkurrenz; Währungsreform; Währungsschnitt; Zentralbanken
438
Hans-Hermann Morrien, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theoretische Wirtschaftslehre, insbes. Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Ruhr-Universität Bochum:
Konvertibilität;
Blockfloating Dr. Niko Paech, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Osnabrück: Strategische
Handelspolitik;
Ska-
lenerträge Dr. Eva-Maria Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl f ü r Wirtschaftspolitik, Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftliche
Universität Dortmund: General Agreement
on Tariffs and
Fakultät
der
Trade
Dr. Aloys Prinz, Professor für Volkswirtschaftslehre, Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Currency transformation;
Board;
Transformationspolitik;
gen; Ankerwährung; out; Big Bang;
De-Dollarisierung;
Hegemonialwährung;
shooting
der Wechselkurse;
tion;
der Transformation; An- und
Assignment-Problem;
kommen;
Stabilisierung;
Sequencing
Lokomotiv-Theorie;
Subcontracting;
Verkaufsverpflichtun-
Ausgleichsfinanzierung;
De-Rationierung;
Peso-Problem; Ungleicher
SystemBail-
ExportquotenabMisalignment;
Programmhilfe; Tausch;
Over-
Projekthilfe; Währungssubstitu-
Weltsystemansatz
Rupert F. J. Pritzl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung, Abteilung Sozialpolitik, der sität Freiburg i. Br.: Entwicklungsstrategien;
Albert-Ludwigs-Univer-
Korruption,
internationale;
Kapitalflucht Dirk Rübesamen, Dipl.-Ok., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Hannover: tät; Kapitalverkehr,
internationaler;
Koordination,
Faktormobili-
wirtschaftspolitische
Dr. Axel Seil, Professor für Internationale Wirtschaftsbeziehungen unter besonderer Berücksichtigung multinationaler Unternehmungen, Universität Bremen: Konkurrenzfähigkeit, nehmenskooperation,
internationale;
Technologietransfer;
Unter-
internationale
Dr. Waltraud Schelkle; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin:
439
Neomerkantilismus>
Protektionismus; bewertung;
Erziehungszoll;
Gains from
Trade;
Protektion;
Unter-
Vergeltungszölle
Dr. Frank Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Dortmund: Delors-Plan;
Eintrittsbarrieren;
Konvergenz;
Währungsre-
serven Klaudia Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Universität Bielefeld: Dependenztheorie;
Nicht-Regierungsorganisarionen
Dr. Martin Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für ökonomische und soziologische Analyse politischer Systeme, FU Berlin: MIGA;
Sonderziehungsrechte;
Währungsfonds;
Triffin-Dilemma;
Wechselkurstheorie;
Konditionalität;
IFC;
Weltbank;
Internationaler
Ziehungsrechte
Dr. Günther G. Schulze, Department of Economics, Stanford University: verkehrskontrollen;
Kapital-
Schmuggel
Dr. Bernhard Speyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter a m Institut für Weltwirtschaft, Freie Universität Berlin: Internationale
Kollektivgüter;
Hegemonie,
Wirt-
schaftsräume Dr. Hans-Joachim Stadermann, Professer an der Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin: Abwertung; bewirtschaftung; denswap;
Abwertungswettlauf; Entwicklung;
Uberbewertung;
dung; Wechselkurspolitik;
Außvertung;
Moratorium; Umschuldung;
Autarkie;
Devisen-
Schuldendienstquote;
Schul-
Unterbewertung;
Wechselkursspaltung;
Verschul-
Zahlungsbilanz
Frank Vollmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bielefeld: EFTA;
UNCTAD
Reinhard W o l f , wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Politikwissenschaft an der Universität Bremen: Europäische
Agrarmarktordnungen;
Werner-
Plan Lütke Wöstmann, Diplom-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industriewirtschaftliche Universität, Münster:
Forschung
Weltwirtschaftskrise
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der
Westfälischen
Wilhelms-
Berhard Zangl, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Politikwissenschaft an der Universität Bremen: Kooperation, internationale; Regime, internationale Dr. Michael Zürn, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt internationale und transnationale Beziehungen an der Universität Bremen: Globalisierung
Einträge, die keinem der genannten Autoren zugeordnet werden, sind vom Herausgeber verfaßt worden.
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