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German Pages 164 [180] Year 1933
Niemann & MoschlnsM. Hamburg 23* Kantstr. 18
Persiens auswärtige Wirtschaftsbeziehungen
Von
Dr. rer. pol. Hans Doevel
© Friederichfen, de Gruyter & Co. m. b. H. / Hamburg 1 9 3 3
Die vorliegende Abhandlung ift aus meinen Arbeiten im Sozialökonomifchen Seminar unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Sieveking hervorgegangen; fie ift von der Rechts- und Staatswiffenfchaftlichen Fakultät der Hamburgifchen Univerfität als Doktordiffertation angenommen worden. Der Verfailer.
Inhaltsüberiicht.
VORWORT
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EINLEITUNG. Die natürlichen und hiftorifchen Grundlagen der weltwirtfchaftlichen Verflechtung Perfiens
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T E I L I. Die auswärtigen Wirtfchaftsbeziehungen Perfiens vor der Krife A. Begriff und Methode B. Die Kapitalverflechtung Perfiens Ende 1 joy (März 1929) C. Dienflleiflungen und Reifeverkehr im Jahre 130J (1928129) 1. Transportdienftleiftungen und Nachrichtenverkehr 2. Veriicherungen 3. Perfonale Dienftleiftungen 4. Der Reifeverkehr D. Die Grundlagen des perßfchen Außenhandels vor der Krife. 1. Entwicklungstendenzen in der Aufichwungsperiode 1925—1928 2. Die Technik des Warentransports im Jahre 1307 (1928/29) 3. Die Verkehrswege für den Außenhandel im Jahre 1307 4. Die handelspolitifthen Grundlagen des Außenhandels im Jahre 1307
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E. Analyfe des Außenhandels im Jahre 1307. 1. Größe und Bilanz des Außenhandels . . . . 2. Die Zahlungsbilanz 3. Die Struktur der Ausfuhr 4. Die Hauptausfuhrprodukte 5. Die Struktur der Einfuhr 6. Verteilung des Gefamtaußenhandels . . . . F. Theoretifcbe Formulierung der Stellung Perßens in der Weltwirtfchaft vor der Krije
58 61 6j 67 84 9$ 97
T E I L II. Die weltwirtfdiaftlidie Verflechtung Perfiens im bisherigen Verlauf der Krife
A. Die Beflimmungsfaktoren B. Die
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Währungskrife 1. Die Währungslituation im Jahre 1307 (1928/29) 2. Die Währung feit 1929
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C. Die Kapitalverflechtung 1929 D. Die Dienßleißungen
der Entwicklung feit 1929
Perfiens mit dem Ausland feit
des Auslands feit 1929
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1. Die Transportverhältniffe 2. Die handelspolitifche Situation in der Krife . . 3. Größe und Bilanz des Außenhandels in den Krifenjahren 1 3 0 8 — 1 3 1 0 4. Die Urfadien der Außenhandelsentwicklung in der Krife j . Die Struktur des Außenhandels im Jahre 1 3 1 0 ^Wh1) F. Die gegenwärtige Situation
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E. Der perftfche Außenhandel in der Krife
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Vorwort. Das Perfien der Nachkriegszeit hat durch feine Bemühungen um nationale Unabhängigkeit und zivilifatorifchen und wirtfchaftlichen Fortfehritt die Aufmerkfamkeit der Welt mehr als früher auf fich gelenkt, und vor allem waren es wirtfchaftliche Intereilen, die in Deutfdiland und anderen weltlichen Induftrieftaaten durch die beginnende Emanzipation diefes orientalifchen Landes von der britifchruffifchen Vorherrfchaft und die großzügigen Reformpläne feiner Regierung geweckt wurden. Trotzdem, oder gerade weil die Entwicklung in der jüngften Vergangenheit die noch vor wenigen Jahren auf die ökonomifche Zukunft Perfiens gefetzten Erwartungen enttäufcht hat, befteht deshalb ein Bedürfnis nach Klarheit über feine heutige Stellung in der Weltwirtfchaft, dem die bisherige Literatur nicht genügend Rechnung trägt. Diefe befchränkt fich, foweit fie die Wirtfchaftsfragen betrifft, auf allgemeine Darftellungen des erften Entwicklungsftadiums der Nachkriegszeit und die Behandlung von Einzelproblemen, welche ebenfalls die wichtigen Wandlungen in den letzten Jahren nur teilweife miterfailen, fo daß heute die praktifchen Intereilen hauptfädhlich auf kurze Auffätze in Zeitungen und Zeitfchriften, Meldungen der Tagespreile und perfönliche Erfahrungen angewiefen find. Die vorliegende Arbeit foll in erfter Linie diefe Lücke ausfüllen und verfucht deshalb nach Möglichkeit, in allen Einzelheiten bis zur Gegenwart vorzudringen und fo die heutige Lage und die fich daraus ergebenden Folgerungen klarzuftellen. Gleichzeitig ift es aber auch ihre Aufgabe, der neuen Situation in methodifcher Beziehung Rechnung zu tragen. Denn mit Ausnahme Japans und der Türkei hat man bis jetzt bei der Behandlung der Wirtfchaftsfragen afiatifcher Länder meiftens darauf verzichtet, die Unterfuchungsmethoden der modernen Nationalökonomie ohne weiteres dabei anzuwenden, d. h. das betreffende Land als Volkswirtfchaft im europäifchen Sinne anzufeilen. Denn in der Mehrzahl der Fälle handelt es fich entweder um Wirtfchaftsräume mit ausgefprochenem Kolonialcharakter, deren Entwicklung alfo im wefentlichen von den Einflüffen der Kulturländer abhängig ift, für deren wirtfchaftliche Expanfion fie das 7
willenlofe Betätigungsfeld darftellen, oder aber um fliehe mit relativ großer Unabhängigkeit, denen jedoch eigene Triebkräfte fehlen und die deshalb in ungefähr gleichbleibenden Formen und Größenverhältniilen des Wirtfchaftslebens verharren. Die Nachkriegszeit hat in Afien überall Anfätze zu einer grundiätzlidien Wandlung in diefer Beziehung gebracht, und die Entwicklung ift in Perfien heute fo weit vorgefchritten, daß bei einer Unterfuchung der ökonomifchen VerhältniiTe diefes Landes trotz mancher Einfchränkungen prinzipiell die gleichen Fragen berückiichtigt werden müffen wie bei irgend einer modernen europäifchen Volkswirtfchaft. Befonders bei der Behandlung der außenwirtfehaftlichen Beziehungen ift es zweckmäßig, diefen orientalifchen Staat einmal als grundfätzlich felbftändigen Faktor im weltwirtfchaftlichen Gefchehen zu betrachten, als Volkswirtfchaft, die ein gefchloilenes Ganzes darftellt und eigene Entwicklungsgefetze hat, die trotz mancher Befonderheiten den allgemeinen Begriffen der theoretifchen Nationalökonomie entfprechen. Dadurch wird es möglich, im Rahmen der Frageftellung diefer Arbeit ein organifch zufammenhängendes Gefamtbild zu erhalten und nicht nur, wie es fonft der Fall fein müßte, eine Befchreibung von Einzeltatfachen. Gleichzeitig hat iich daraus die Forderung ergeben, immer die Verbundenheit zwifchen der Dynamik der Weltwirtfchaft und derjenigen der periifchen Volkswirtfchaft zu beachten und herauszuarbeiten. Dies führte zu einer fcharfen Trennung der Darftellung in zwei Teile: die Situation vor dem Einfetzen des Konjunkturabftiegs und die Entwicklung im Verlauf der gegenwärtigen Deprefiionsperiode, die auch in Perfien bald den Charakter einer K r i f e annahm und die ich der Einfachheit halber f ü r die Gefamtdauer feit 1929 mit diefem Begriff bezeichne, ohne damit einer abweichenden Definition die Berechtigung abfprechen zu wollen. Die Schwierigkeiten der Befchaifung zuverläffigen Materials waren angefichts des Mangels an einfdilägiger Literatur und amtlicher Statiftiken außerordentlich groß. Ich möchte an diefer Stelle allen denjenigen, die die Liebenswürdigkeit hatten, mir dafür ihre perfönlichen Erfahrungen zur Verfügung zu (teilen, herzlich danken. Hamburg, im Dezember 1932. Hans Doevel.
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Einleitung.
Die natürlichen und hiitorifchen Grundlagen der weltwirtfchaftlichen Verflechtung Periiens. Es ift im Rahmen diefer Arbeit, deren Zielfetzung ich im Vorwort umriflen habe, nicht möglich, die f ü r das Verftändnis der Gegenwart unentbehrlichen geographifchen, foziologiichen und hiftorifdien Grundlagen des perfiichen Wirtfchaftslebens ausführlich zu behandeln. Ich befchränke mich auf eine knappe Darftellung der mir am wichtigften icheinenden Tatfachen und verweife f ü r ein inteniiveres Studium diefer Fragen auf die vorhandene Literatur, von denen ich befonders die Schriften von Grothe, Beuck, Rofen und Millspaugh empfehle (f. Literaturverzeichnis). Für das Verftändnis vieler in der vorliegenden Unterfuchung erörterten Einzelheiten ift die gleichzeitige Benutzung einer genauen geographifchen Karte unbedingt erforderlich, foweit der Leier nicht mit der Geographie Periiens vertraut ift. Dabei kommt vor allem die 1932 erfchienene „Carte de Perse" (Maison Forest, Paris) in Frage, ferner die englifche Generalftabskarte „Persia and Afganistan" No. 2149 (H. M. Stationary Office, London).
Die natürlichen Grundlagen. Ein Blick auf eine folche Landkarte zeigt, daß Perfien zwifchen dem 25. und 40. Grad nördlicher Breite und dem 44. und 63. Grad öftlicher Länge liegt und damit auf dem fubtropifchen Trockengürtel, der fich von Innerafien bis Marokko hinzieht. Von befonderer Bedeutung ift feine Lage auf der Linie Europa—Indien und vor allem feine unmittelbare Nachbarfchaft zu Rußland auf der einen, BritifchIndien auf der anderen Seite. Die fich daraus ergebende Zwifchenftellung in politifcher und verkehrsgeographiicher Beziehung wird jedoch wefentlich beeinflußt und in ihrer Bedeutung eingeichränkt durch die beiondere Oberflächengeftaltung des Landes, welches in ieiner Ausdehnung von 1 647 000 qkm zu ca. 92 % ein Hochland ift, deffen durchichnittliche Höhe im Innern ca. 1 3 0 0 — 1 4 0 0 Meter beträgt und das außerdem nach allen Richtungen von teilweiie über 4000 Meter hohen Randgebirgen eingefchloiTen wird, abgeiehen von zahlreichen hohen Gebirgsketten, die auch das Innere der Hochebene
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durchziehen. Denn dadurch verliert die Rolle als Tranfitland, die dem perfifchen Staatsgebiet dank feiner geographifchen Lage zufallen müßte, wegen der fchwierigen Transportverhältniffe f a f t vollftändig an Bedeutung. Seit Erfchließung des Seeweges nach Südafien, in verftärktem Maße feit dem Bau des Suezkanals, hat es der Weltverkehr deshalb vorgezogen, diefes Hochland ganz zu umgehen. Daraus ergibt iich die wichtige Konfequenz, daß der perfifchen Wirtfchaft im Weltverkehr kaum irgendwelche vermittelnde Tätigkeit zufällt, daß vielmehr faft alle Beziehungen zum Ausland in der Binnenwirtjchaft des Landes ihre Grundlage haben. Diefe Binnenwirtfchaft ift in ihrer Struktur ebenfalls durch die oben fkizzierte Oberflächengeftaltung und durch die dadurch beeinflußten klimatifchen und fonftigen natürlichen Vorbedingungen beftimmt, welche kurz folgende find: Die innerperfifche Hochebene mit den wirtfchaftsgeographifdi dazugehörigen Gebirgen ift charakteriiiert durch außerordentlich große Fruchtbarkeit des Bodens mit Ausnahme der großen Salzwüften in den örtlichen Gebietsteilen. Diefer Fruchtbarkeit fleht ein extrem trockenes, rein kontinentales Klima gegenüber, mit großen Temperaturunterfchieden zwifchen Sommer und Winter und T a g und Nacht, und mit Niederfchlägen von ca. 1 2 5 — 3 0 0 mm jährlich 1 . Die Dürftigkeit diefer Niederfchläge wird in ihrer nachteiligen Wirkung noch durch das Fehlen jeglicher Wälder, die die Feuchtigkeit konfervieren könnten, erhöht, fowie durch die Tatfache, daß Regen und Schnee hauptfächlich im Winter und Frühjahr fallen, während fie im Sommer ca. vier Monate hindurch ganz ausbleiben. Starke Sonnenftrahlung, eine außergewöhnlich trockene Atmofphäre und dauernde Winde tragen noch dazu bei, nicht nur den Boden, fondern auch die meiften Flußläufe im Sommer vollftändig auszutrocknen und damit jede landwirtfchaftliche Produktion von künftlidier BewäiTerung abhängig zu machen. Soweit Flüffe und Bäche im Frühjahr genügend WaiTer enthalten, erfolgt die Bewäiferung durch einfache Gräben, die am Rand der Äcker und Gärten entlanglaufen. In der Mehrzahl der Fälle muß jedoch das Grundwaffer benutzt werden, das oft außerordentlich tief liegt. Deshalb findet man feit Jahrhunderten überall in Perfien die Kanate, d. f. unterirdifche Stollen, die von den höhergelegenen Grundwaffervorräten am Gebirgsrand ausgehen und diefes in die Ebene leiten (Näheres über diefe BewäiTerungstechnik f. Beuck, „Die Perfifche Bodenkultur . . . " ) . Alles dies trifft nicht nur für das Hochland zu, fondern auch f ü r die Küftengebiete im Süden, am Perfifchen Golf, einem der heißeften Landftriche der Erde, obwohl dort die jährliche Regenmenge und der Flußreichtum etwas größer find (Beuck gibt f ü r die Golfküfte durchfchnittlich 315 mm an, Sykes für Bufdiir 1 1 , 0 7 " ) . Nur die fchmale Ebene im Norden, am K a f p i f d i e n Meer, mit den wirtfchaftsgeographifch dazugehörigen Nordhängen des Elbursgebirges, kann ohne künftliche Bewäiferung auskommen, wenn man ') Alle Anmerkungen flehe S. 174. 10
von den Reiskulturcn abfieht. Ein feuditwarmes, fubtropifches Klima in Verbindung mit dem auch hier vorzüglichen Boden ermöglicht in diefen reichllen Gebieten des Landes eine fehr ergiebige landwirtfdiaftliche Produktion ohne die Schwierigkeiten, die ihr im gefamten übrigen Periien infolge des Waffermangels entgegenftehen. Von dem Mineralreichtum des Landes kommt bisher fall nur dem Erdöl praktifche Bedeutung zu, welches in der Provinz Khufiftan im Südweften Periiens von der Anglo-Persian Oil Co. Ltd. gefördert wird, wo die Nähe des Perfifchen Golfs den Export nach allen Weltteilen ermöglicht und vor allem die Verforgung der britifchen Flotte im Indifchen Ozean erleichtert. Dagegen werden die öllager im Norden des Landes, falls lie einmal ausgebeutet werden follten, wohl nur für den Inlandsbedarf Bedeutung erlangen. Was das Land im übrigen an Mineralien birgt, ift nur wenig erforfcht und noch weniger ausgenutzt. In primitivem Tagebau wird heute etwas Kohle abgebaut, ferner Blei, Kupfer, Schwefelnatrium, Schwefel, Alaun und Graphit, aber alles nur in fehr kleinem Maßftabe und lediglich für den lokalen Bedarf. Nur die feit Jahrhunderten bei Nifchapur geförderten Türkife fpielen für den Export eine Rolle, und in den letzten Jahren außerdem die Eifenoxydvorkommen auf der In fei Hormuz, im Perfifchen Golf. Es ift jedoch heute erwiefen, daß z. B. am Südhang des Elbursgebirges, ferner in der Nähe des Urmia-Sees im Nordweften fowie in einigen anderen Landftrichen große Kohlen- und Eifenvorräte in abbaufähigen Tiefenlagen vorhanden find. Ebenfo find in den verfchiedenften Gegenden bedeutende Vorkommen von Kupfer, Blei, Nickel, Chrom, Mangan, Antimon, Zinn, Zink, Queckfilber und vielen anderen Bodenfdiätzen nachgewiefen, darunter auch Gold, Silber und Platin. Die bisher angeftellten Verfuche der Goldausbeute fcheiterten nur an dem Mangel des für das Auswafchen des Sandes notwendigen Wallers. Alle diefe natürlichen Vorbedingungen der perfifchen Wirtfchaft geben noch keine Erklärung für die gegenwärtige Stellung des Landes in der Weltwirtfchaft. Denn ein Land von der 3V2fachen Ausdehnung Deutfchlands, deffen fruchtbarer Boden nach neueilen Schätzungen zu ca. 45% für den Ackerbau nutzbar ift2 und zu weiteren 10 bis i j % aus wertvollen Weiden befteht, und der dank der unterfchiedlidien Höhenlagen eine befondere Vielfeitigkeit der landwirtfchaftlichen Erzeugung ermöglicht, ließe eine ganz andere Rolle in der Weltwirtfchaft erwarten, befonders wenn man dazu den oben befchriebenen Mineralreichtum und den wirkungsvollen natürlichen Frachtenfdiutz gegenüber dem Auslande — in Geftalt der Randgebirge — berückfichtigt. Wenn die Entwicklung aber nicht zu einer Ausnutzung der vorhandenen potentiellen Wirtfdiaftskräfte geführt hat, fo lag das in erfter Linie an den Bevölkerungsverbältnifjen und an der politifcben Gefchichte Periiens. Uber die Bevölkerung flehen keine zuverläffigen Statiftiken zur Verfügung, fo daß ich midi an die neueften Sdiätzun11
gen halten muß, die zwifchen 9 und 12 Millionen Einwohnern fchwanken. Das allein ift fchon auffchlußreidi, denn es ergibt f ü r ein Land von 1 647 000 qkm eine durchfchnittliche Dichte von nur 5,4 bis 7,3 Bewohnern pro qkm, und das in einem Wirtfchaftsraum, der zu 5 j — 6 0 % eine fehr ertragreiche agrarifche Produktion ermöglichen würde, abgefehen von feinen Bodenfchätzen. Zu diefer Menfchenarmut, der die relative Übervölkerung Europas und großer Teile Afiens kraß gegüberfteht, kommt aber noch der geringe Grad der Ausnutzung des natürlichen Reichtums durch diefe Bevölkerung, die iich zu 80—85% aus Ackerbauern und Viehzüchtern zufammenfetzt 3 . Die unwirtfchaftliche Bewäfferung mit dem altertümlichen Kanatfyftem, die primitive Technik der Bodenbearbeitung, bei welcher die Hacke und der //o/zpflug meift die einzigen Werkzeuge lind, dazu ein erichreckender Tiefftand der Hygiene und eine entfprechend große Kinderfterblichkeit, alles das trägt dazu bei, daß inmitten diefes Oberfluiles an Produktionsmöglichkeiten auch den wenigen Menfchen nur ein fehr niedriger Lebensftandard geftattet ift. Es ift hier nicht der Ort, die tieferen Urfachen diefer Verhältnille zu unterfuchen, die nicht zuletzt in dem Einfluß der mohammedanifchen Priefterfchaft, in dem mittelalterlichen Feudalismus und in dem Befteuerungsfyftem liegen, d. h. in überkommenen Dingen, die gerade in der Landwirtfchaft jedem Fortfehritt hemmend im Wege flehen. Es fei hier nur auf die Tatfache hingewiefen, daß diefe technifche Rückftändigkeit und daneben der Mangel an Unternehmungsgeift und rationalem Denken die Wirtfchaft des Landes auf einem Ertragsniveau gehalten haben, das auch bei Würdigung aller naturbedingten Schwierigkeiten weit unter den vorhandenen Möglichkeiten liegt. Und nur diefe foziologifchen Verhältniffe haben es dazu kommen laflen, daß die früher faft autarke Wirtfchaft Perfiens feit einem Jahrhundert mehr und mehr in die Weltwirtfchaft eingegliedert wurde, als Lieferant landwirtfchaftlicher Produkte und K ä u f e r von Induftrieerzeugniffen, ohne daß diefe zunehmende Einjeitigkeit der Produktion zu einer entfprechend großen Steigerung der Produktivität auf die fem, nun völlig ausfchlaggebenden Gebiet der Landwirtfchaft geführt hätte. Denn die beiden wichtigften Vorausfetzungen für eine folche Produktivitätsfteigerung, Bevölkerungsvermehrung und rationelle Wirtfchaftsmethoden, find auch mit zunehmender weltwirtfchaftlidier Verflechtung ausgeblieben, wobei zu berüdkfichtigen ift, daß auch einem fehr bedeutenden Anwachfen der Einwohnerzahl f ü r abfehbare Zeit das Gefetz des abnehmenden Bodenertrages keine Grenze gezogen hätte, angeilchts der Tatfache, daß noch faft überall in unmittelbarer Nachbarfchaft der landwirtfchaftlich genutzten Flächen Boden mit gleichen Produktionsbedingungen vorhanden war. Gewiß haben dabei auch die fehr ungünftigen Transportverhältniffe eine Rolle gefpielt, die in diefem gebirgigen Lande eine empfindliche Verteuerung jeder Güterbewegung bedeuten und fo auch die durch die fortfehreitende Arbeitsteilung zuweilen erzielte VerbelTerung der Wirtfchaftlichkeit illuforifch machen. Aber 12
gerade bei dem problematifchen Bau der Transverfalbahn, der an anderer Stelle noch ausführlich behandelt werden wird, zeigt fich, daß die Überwindung der natürlichen Hinderniife durch moderne Verkehrstechnik zwar belebend auf eine folche ftagnierende Volkswirtfehaft wirken mag, daß iie aber auch auf lange Sicht unökonomifch fein muß, wenn iie ein Mehrfaches des tatfächlich vorhandenen Wirtfchaftsvolumens vorausfetzt. Diefes Wirtfchaftsvolumen, und damit die quantitative Nachfrage nach Transportmitteln, ift in einem Lande wie Perfien, mit einer Bevölkerungsdichte von ca. 6 pro qkm und einer wenig ergiebigen Produktionstechnik diefer Bevölkerung außerordentlich klein. Ich kann mich deshalb nicht der weit verbreiteten Anficht anfchließen, daß das Transportproblem in Perfien das Primäre ift und daß feine Löfung vor allem anderen durchgeführt werden muß. Vielmehr kann nur eine gleichzeitige Produktivitätsfteigerung und Bevölkerungsvermehrung die durchgreifende Moderniiierung der Verkehrstechnik ökonomifch rechtfertigen bezw. überhaupt erft ermöglichen. Nikitine4 fchätzt die jährliche Bevölkerungszunehme auf 0,75 bis 1 %; vielleicht kann man auch von einem vollftändigen Stillftand des Wachstums fprechen. Die alleinige Urfache diefer Stagnation ift jedoch die hohe Sterblichkeitsziffer, da von einem Geburtenrückgang nicht die Rede fein kann. Jede Verbeiferung der Volkshygiene, befonders eine wirkfame Bekämpfung der großen Kinderfterblichkeit, muß zu einem fehr fchnellen Wachstum führen, etwa mit dem Bevölkerungszuwachs in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert vergleichbar. Dabei muß betont werden, daß es fich bei Fortfehritten auf hygienifchem Gebiete weniger um ein finanzielles als vielmehr um ein Erziehungsproblem handelt. Koftfpielige fanitäre Einrichtungen find allerdings vorläufig für die breite Maile unerfchwinglich, aber es wäre fchon fehr viel erreicht, wenn das Volk zu anderen Sauberkeitsbegriffen und zu größerer Vorficht bei dem Genuß von Trinkwailer erzogen würde, was die mohammedanifche Geiftlichkeit vollftändig verfäumt hat. Neben dem natürlichen Wachstum der Bevölkerung kommt außerdem die Anfiedlung der Gebirgsftämme in den Ackerbaugebieten in Betracht, wie es bereits heute in kleinem Maßftabe in Angriff genommen wird, allerdings hauptfächlich aus innenpolitifchen Gründen. Audi fpricht man oft von der Anfiedlung von Einwanderern, eine Frage, der allerdings für den Augenblick keine Bedeutung zukommt.
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Gefchichtlicher Überblick. Es würde nicht den Tatfachen entiprechen, wollte man diefe tediniidie und wirtfchaftlidie Rückftändigkeit der Bewohner, welche die zum natürlichen Reichtum des Landes in Widerfpruch flehende geringe Bedeutung Perliens in der Weltwirtfchaft erklärt, lediglich auf die foziologifchen Gegebenheiten zurückführen. Denn eine vielleicht noch größere Bedeutung kommt dabei den politifchen Zuftänden zu, deren negativer Einfluß auf die wirtfchaftlidie Entwicklung der verflogenen hundert Jahre gerade heute deutlich wird, wo iich die Verhältniile in diefer Beziehung grundlegend geändert haben. Innenpolitifch hatte von jeher eine ftarke, zielbewußte Zentralregierung gefehlt, die imftande gewefen wäre, teilweife den Mangel an privater Initiative zu erfetzen, abgefehen von der erzieherifchen Wirkung einer fortfchrittlichen Wirtfchaftspolitik. Und auch außenpolitifch hatte der perfifche Staat bis vor wenigen Jahren weder Willen noch Macht gehabt, überhaupt irgendwelche autonome Wirtfchaftspolitik zu treiben. Dabei ift allerdings zu beachten, daß die Vorausfetzungen, unter welchen man einen Erziehungsprotektionismus im Sinne Friedrich Lifts hätte befürworten können, in Perfien damals noch nicht gegeben waren und es auch heute noch nicht lind, nämlich eine entwickelte Agrarwirtfchaft, die die vorhandenen landwirtfchaftlichen Produktionsmöglichkeiten voll ausnutzt. Wäre dies der Fall gewefen, fo hätte wahrfcheinlich die naturbedingte Unzugänglichkeit des Landes, d. h. der Frachtenfchutz, die gleichen Wirkungen gehabt wie ein Schutzzollfyftem. Die faft ununterbrochene innen- und außenpolitifche Schwäche während des vergangenen Jahrhunderts hat dann dazu geführt, daß Perfien bei feiner allmählichen Eingliederung in die Weltwirtschaft immer nur eine paffwe Rolle gefpielt hat. In dem Frieden von Turkomanchai im Jahre 1828 verlor es für genau 100 Jahre feine Zollautonomie, mußte dem ruffifdien und bald darauf dem britifchen Handel feine Grenzen öffnen, durch die erzwungene Senkung der Ein- und Ausfuhrzölle auf generell $ % des Wertes. Es war damit zu einem „Gebiet der offenen Tür" geworden, was feine handelspolitifche Stellung im internationalen Verkehr bis zum Jahre 1928 kennzeichnet. In diefen hundert Jahren erlebte es, politifch ein Spielball in der brtifdi-ruffifchen Rivalität, den Prozeß der friedlichen Durchdringung von zwei Seiten. Auf die Einbeziehung in den Welthandel und den daraus entfliehenden Ausfuhrzwang folgte bald die kapitalmäßige Verflechtung mit dem Auslande und die verkehrstechnifche Verbindung mit der Welt. So erhielt das Land 1864 die erfte Telegraphenlinie, die Verbindung zwifchen London und Indien, die zwifchen Bagdad und Karachi quer durch perfifches Gebiet gelegt wurde, auf Grund einer an das Indo-European Telegraph Department erteilten Konzeffion. Bald darauf erwarb Rußland eine Konzeffion für die Linie nach Täbris—Teheran. Im Jahre 1888 mußte 14
Perfien unter dem Druck britifcher Intereffen den einzigen ichiffbaren Strom des Landes, den Karun, für die internationale Schiffahrt freigeben, und ein Jahr fpäter, 1889, erfolgte die Konzeifionserteilung für die Gründung der Zentralnotenbank, der Imperial Bank of Persia, an den Engländer Baron de Reuter, die in der Folgezeit außerordentlich zur Stärkung des britiichen Einfluiles beigetragen hat. Mit der Gründung diefer Bank, deren Notenprivileg und gleichzeitige Schlüffelftellung bei der Finanzierung des Außenhandels das Wirtithaftsleben Periiens weitgehend an britiiche Intereffen knüpfte, begann auch eine fchnell wachiende finanzielle Bindung des per fliehen Staates an das Ausland. Die Anleihen, die durchweg konfumtiven Zwecken dienten, wurden zunächft von dem britiichen Inftitut, dann von der Banque des Prets, einer eigens für dieien Zweck in Perfien gegründeten ruffiidien Staatsbank, gewährt, fo daß neben die wirtfchaftliche und ilrategifche Abhängigkeit nun auch die finanzielle getreten war. Als Sicherung mußten dabei die Zolleinnahmen des größten Teils der Landesgrenzen an Rußland verpfändet werden, wobei die allerdings für Perfien vorteilhafte Reform der gefamten Zollverwaltung im Jahre 1898 notwendig wurde. Mit der gleichen Begründung erzwang Rußland im Jahre 1902 auch eine Änderung des Zolltarifs, nicht nur, um dadurch eine Erhöhung der verpfändeten Einnahmen zu erzielen, fondern auch aus handelspolitifchen Motiven. So wurden die Tarife für die vorwiegend aus Rußland importierten Waren, z. B. Zucker und Petroleum, ftark gefenkt (21/2 bezw. ^¡2%) während Perfien die Einfuhrbelaftung für britiiche Erzeugniffe beträchtlich erhöhen mußte, io für den indifchen Tee auf 100% ad val. Andererfeits wurden die ruf fliehen Zölle für die perfiichen gewerblichen Produkte ftark heraufgefetzt und die Durchfuhr aller perfifchen Waren durch ruififches Gebiet vollftändig geiperrt. Da es, abgefehen von hochwertigen, wenig frachtempfindlichen Waren, für den Verkehr der ertragreichen Provinzen am Kaipiichen Meer und Aierbeidjans mit Europa eine billige Transportmöglichkeit nur über den ruifiiehen Schwarzmeerhafen Batum gibt, wurden damit dieie Gebiete in die denkbar größte Abhängigkeit von dem ruifiiehen Markt gebracht, was fleh trotz einiger Zugeftändnifle der Sowjetunion bis heute nicht weientlich geändert hat. Hatte zu jener Zeit noch die politiiehe Rivalität der Imperien England und Rußland dieien Prozeß der „friedlichen Durchdringung" verlangiamt und der perfiichen Regierung oft die Möglichkeit gegeben, dabei beide Mächte gegeneinander auszufpielen und io wenigftens feine formale Selbftändigkeit zu bewahren, fo kam es auch hierin im Jahre 1907 zu einer Änderung, die das Land dem Stadium einer Ausbeutungskolonie einen großen Schritt näher brachte. Die Schwächung Rußlands durch den verlorenen Krieg gegen Japan und die Einkreiiungspolitik Englands gegenüber Deutichland ließen für beide Imperien eine friedliche Einigung über die Reibungspunkte in Tibet, Afghaniftan und Perfien wünfehenswert ericheinen, die zu 15
einer Aufteilung Perfiens in zwei „Intereffenfphären" führte, in denen nun jede der beiden Mächte die wirtfchaftliche Okkupation ungeftört fortfetzen konnte, was die weitere Entwicklung bis zum Weltkriege charakteriiierte. Dabei entftand f ü r England im Süden Perfiens ein ftarker Machtfaktor in Geftalt der Ölquellen in Khufiftan, deren 1901 an einen Auftralier vergebene Konzeffion nach erfolgreichen Bohrungen an die im Jahre 1909 gegründete AngloPersian Oil Co. überging, an welcher die britifche Admiralität bald darauf die Majorität erwarb. So ftellte Perfien bei Beginn des Krieges ein Land dar, welches mehr auf Initiative der großen Mächte als aus eigenem Willen eine wachiende Bedeutung in der Weltwirtfchaft erlangt hatte. Sein Gefamtaußenhandel war von 449 Mill. Kran im perfifchen Jahr 1280 (1901/02) auf 1 1 0 3 Mill. Kran in 1292 ( 1 9 1 3 / 1 4 ) geftiegen. Dabei unterliegt es keinem Zweifel, daß dies nicht eine entfprechende Ausdehnung des perfifchen Wirtfchaftsvolumens bedeutete, fondern eine Fortfetzung der vorhergehenden Entwicklung, d. h. der zunehmenden Einfeitigkeit der Produktion auf Korten der gewerblichen Erzeugung, deren tedinifdie Rückftändigkeit den Wettbewerb mit der europäifchen Induftrie unmöglich machte. Eine Ausnahme bildet lediglich die Produktion handgeknüpfter Teppiche mit ihrem bemerkenswerten Auslandsabiatz, was aber durchaus nicht in Widerfpruch zu dem Gefagten fteht, da es fich hier um ein Erzeugnis kunftgewerblichen Charakters handelt, bei dem die Konkurrenzfähigkeit nicht auf rationelle Herftellungsmethoden zurückzuführen ift, fondern auf jahrhundertelange künftlerifche Tradition in Verbindung mit fehr niedrigen Arbeitslöhnen. In diefer Volkswirtfchaft, die in vieler Beziehung noch nicht über das Stadium des europäifchen Mittelalters hinausgekommen war, hatten in den langen Jahren wirtfchaftlicher Durchdringung moderne europäifche Unternehmungen ein Arbeitsfeld gefunden, ohne fich ihr je ganz eingegliedert zu haben. Das war in erfter Linie die britifche Imperial Bank of Persia, der o f t eine f ü r Perfien nachteilige Politik vorgeworfen worden ift, und die Anglo-Persian Oil Co., welche begann, in der Südweftecke Perfiens ein vom übrigen Land f a f t ifoliertes „Zivilifationszentrum" zu fchaffen. Auch die zahlreichen ruffiichen Konzeffionsgefellfchaften fallen hierunter. Größtenteils befanden fie fidi in den Händen des ruffiichen Staates, was zur Folge hatte, daß fie in ihrer Tätigkeit das politifche Intereile immer vor das ökonomifche ftellten. Man muß fich diefe Situation bei Ausbruch des Weltkrieges vor Augen halten, um die grundlegende Wandlung der Verhältniile zu würdigen, die fich feitdem vollzogen hat. Es war eine Wandlung, deren treibende K r a f t die im Weltkriege neu belebten Beftrebungen zu nationaler Unabhängigkeit waren, wie fie f a l l gleichzeitig bei vielen afiatifchen Völkern eine neue Entwicklungsperiode einleiteten. Jedoch war es dem perfifchen Nationalismus, deffen befcheidene Anfänge fchon auf die Vorkriegszeit zurückgehen, erft durch die völlig 16
neue Situation in R u ß l a n d möglich geworden, fich im Innern des Landes durchzufetzen und den K a m p f nach außen mit Ausficht auf E r f o l g aufzunehmen. Denn mit der ruffifchen Revolution w a r f ü r einige J a h r e der feit einem Jahrhundert auf Perfien ladende Druck des zariftifchen Imperialismus genommen und der Weg zur politifchen und wirtfchaftlichen Unabhängigkeit wenigftens nach einer Seite hin frei geworden. Die nun ein fetzende Entwicklung, die auch durch eine o f t recht nachgiebige Haltung Großbritanniens erleichtert wurde, w i r d in der Geftalt des jetzigen Schah R i f a K h a n Pahlevi verkörpert, der 1 9 2 1 nach einem erfolgreichen Eingriff in das politifche und militärifche Chaos Kriegsminifter wurde, zwei J a h r e fpäter Minifterpräfident und im J a h r e 1 9 2 5 , nach Sturz der alten Dynaftie, den T h r o n beftieg. Unter der Führung diefer ungewöhnlich energifchen Perfönlichkeit und feines fähigen und einflußreichen Hofminifters Timurtalch ift bisher in Perfien zielbewußt auf eine gründliche politifche und wirtfchaftliche Emanzipierung hingearbeitet worden, der das Land trotz ungeheurer Schwierigkeiten und mancher Rückfchläge Schritt f ü r Schritt nähergekommen ift. Die praktifche Grundlage fchuf im J a h r e 1 9 2 1 der Verzicht der Sowjetunion auf die ruffilchen Wirtfchaftsintereflen in Perfien, durch Annullierung {amtlicher Vorkriegsanleihen, Aufhebung der damit verbundenen Pfandrechte auf die Zolleinnahmen und durch Abtretung aller privaten und ftaatlichen Eigentumsrechte und Konzeffionen mit Ausnahme der Fifchereien an der Südküfte des K a f p i f c h e n Meeres, über die erft 1 9 2 7 eine f ü r Perfien annehmbare Einigung erzielt wurde. Wenn auch Rußland bald wieder eine f a f t imperialiftifche Politik gegenüber Perfien aufgenommen hat, f o kommt doch auch heute noch jenem Freundfchaftsvertrag von 1 9 2 1 allergrößte Bedeutung zu, denn erft die damit gefdiaffenen Erfolgsausfichten hatten dem perfiichen Nationalismus die Möglichkeit gegeben, fich durchzufetzen. Dies wurde deutlich in der Weigerung des Parlaments, das 1 9 1 9 mit England getroffene Abkommen zu ratifizieren, durch das Perfien endgültig zu einem britifchen Protektorat gemacht worden wäre. A u f diefer Grundlage der nationalen Bewegung im Innern und der vorübergehenden Bewegungsfreiheit gegenüber der Sowjetunion, die auch einen energifchen Widerftand gegen den britifchen Imperialismus ermöglichte, wurden die großen R e f o r m p l ä n e in Angriff genommen, die hauptfächlich folgende Ziele verfolgten: Stärkung der Zentralregierung gegenüber den aufrührerifchen Gebirgsftämmen und den Provinzgouverneuren, damit Wiederherftellung von Sicherheit und Ordnung, Reorganifation der Finanzen, Ausbau des Straßennetzes f ü r den Motorverkehr, Bau einer Nord-Südbahn als A n f a n g eines Eifenbahnnetzes, Zurückdrängung des britifchen Einfluiles im Geld- und K r e d i t w e f e n durch Gründung einer Nationalbank, die auch die fpäter notwendig werdende Währungsreform durchführen follte, Förderung der A g r a r w i r t f c h a f t und nicht zuletzt Ausnutzung der inländifchen Bodenfchätze und Arbeitskräfte durch
Heranzüchtung induilrieller Unternehmungen. Nach außen entiprach diefer Zielfetzung das Streben nach politifcher und finanzieller Unabhängigkeit, autonomer Handelspolitik und AbichafFung der Kapitulationen. Uberblickt man die Entwicklung bis zum Beginn der Weltwirtfchaftskrife im Jahre 1929, fo ftellt man feil, daß in diefer kurzen Periode viel erreicht worden war, befonders in Anbetracht der außerordentlichen Schwierigkeiten, die den Bemühungen der neuen Staatsführung entgegenilanden. Schon 1921 war mit der Heeresreform begonnen worden und gleichzeitig mit der Finanzreform unter Leitung des amerikanifchen Sachverftändigen Dr. Millspaugh, deiTen erfolgreiche Arbeit feit 1927 von deutfchen Experten fortgefetzt wurde. 1925, als bereits die zunehmende Sicherheit des Verkehrs und die Verbeilerungen der Straßenverhältniile ihre günftige Wirkung auf das Wirtfchaftsleben auszuüben begannen, wurde mit der Einführung eines Staatsmonopols auf Zucker und Tee eine neue Einnahmequelle erfchlolTen, deren Erträge ausichließlich f ü r den Bau der transperfifchen Bahn Verwendung finden follten, deilen Durchführung dann auch im Jahre 1927 einem deutfch-amerikanifchen Syndikat probeweife übertragen wurde. Dazu kam die Einrichtung eines Flugverkehrsnetzes durch die Junkers-Gefellfchaft im Jahre 1926, welchem befonders f ü r den Poft- und Paffagierverkehr große Bedeutung zukam. Schließlich, 1928, wurden drei weitere Ziele — wenn auch mit Einfdiränkung — erreicht: die Gründung der Nationalbank, die unter der Leitung des Deutfchen Dr. Lindenblatt eine fehr fchnelle und gefunde Entwicklung nahm, die Abfchaffung der Kapitulationen, allerdings mit Refervatrechten des Auslandes für die Ubergangszeit bis zur Durchführung der Juitizreform, und der Beginn einer autonomen Handelspolitik mit der Feftfetzung des neuen Zolltarifs vom 3. Mai 1928. Die Aufzählung diefer Fortfehritte der Periode 1921/28 gibt jedoch allein noch kein wahrheitsgetreues Bild, wenn man die o f t unüberwindlichen Hemmniile und fchweren Rückfchläge außer acht läßt, mit denen Perfien zu kämpfen hatte. Dabei fpielt neben den fchlechten Ernten der Jahre 1924/25 die Änderung in der Haltung Rußlands eine entfeheidende Rolle, ganz zu fchweigen von den inneren Schwierigkeiten, welche in den einleitend beichriebenen foziologifchen Verhältniffen wurzeln. Der ruififch-perfifche Warenaustaufch begann fidi 1923 wieder zu beleben, was zunädift nur fegensreiche Wirkungen für Perfien hatte, da die Nordprovinzen, wie bereits erwähnt wurde, infolge der geographifchen Verhältnifle von Rußland als Abfatzland oder wenigftens als Tranfitgebiet weitgehend abhängig find. Jedoch wurde die Sympathie für das Sowjetregime, die es fich durch den Freundfchaftsvertrag vom 20. Februar 1921 in Perfien erworben hatte, fchnell wieder in das Gegenteil verwandelt. Sobald fich der Sowjetftaat innerlich und äußerlich etwas gefeftigt fühlte und auch erkannt hatte, daß felbft eine noch fo großzügige Freundfchaft das Bauernland Perfien nicht für die kommu18
niilifche Idee gewinnen würde, begann er, feine Politik gegenüber dem orientalifchen Nadibar zu ändern und feine geographifdi bedingte Monopolftellung im Außenhandel Nordperfiens rigoros auszunutzen. Zunädift wurde die direkte Warendurchfuhr durch ruffifches Gebiet praktifch unmöglich gemacht, teils durch einfache Verbote, teils durch prohibitive Frachtfätze und adminiftrative Maßnahmen. Damit trat an Stelle des direkten Tranfits nach und von Europa die Vermittlung der rufiifchen Handelsorganifationen, die dank dem Frachten fchutz die perfifche Ein- und Ausfuhr mit übermäßigen Gewinnzufchlägen belaften konnten. Von wirklich kataflropnaler Wirkung für die perfifche Volkswirtfchaft war jedoch die im Februar 1926 von Rußland erklärte abfolute Einfuhrfperre f ü r f a l l alle perfifchen Waren, die faft zwei Jahre in K r a f t blieb. Wenn fie audi nie ganz ftrikt durchgeführt wurde, fo bedeutete fie doch eine fehr nachhaltige Schädigung der nordperfifchen Produktionsgebiete, die fich kaum von den Schäden des Krieges und dem mehrjährigen vollftändigen Ausfall Rußlands als Käufer und als Lieferant erholt hatten. Deshalb wäre es unberechtigt, an dem Entwicklungstempo der perfifchen Reformen Kritik zu üben, wollte man diefe und viele anderen Schwierigkeiten unberückiiditigt lailen. Denn gerade diefer Handelskrieg mit Rußland war es, der es der perfifchen Wirtfchaft unmöglich machte, von der Weltkonjunktur der Jahre 1925/29 in vollem Umfange zu profitieren. Im Folgenden komme ich nun zum eigentlichen Thema diefer Arbeit, der Analyfe der weltwirtldiaftlichen Beziehungen Perfiens bei Beginn und im Verlauf der gegenwärtigen Krife, und werde dabei noch wichtige Einzelheiten der vorangehenden Periode behandeln, die in diefer einleitenden Darftellung keinen Platz hatten, die jedoch zum Verftändnis und zur richtigen Beurteilung der jüngften Entwicklung unentbehrlich find.
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TEIL I.
Die auswärtigen Wirtschaftsbeziehungen Persiens vor der Krife. A.
Begrifi und Methode.
Unter dem Begriff „auswärtige Wirtfchaftsbeziehungen" iit in diefer Unterfuchung die Gelamtheit der Auslandsbeziehungen zu verftehen, die fich aus der internationalen Arbeitsteilung und der internationalen Kapitalverteilung für eine Volkswirtfchaft ergeben. Da alle diefe Beziehungen wegen der rechtlichen und währungsmäßigen Einheit der betreffenden Volkswirtfchaft im Endeffekt Forderungen und Verpflichtungen ihr gegenüber begründen, finden fie in der Zahlungsbilanz diefes Landes ihren Niederichlag. Damit ergibt fich für die Behandlung diefes Themas die in einer folchen Zahlungsbilanz übliche Aufteilung in Kapitalverkehr, Warenverkehr, Austauich von Dienftleiftungen und Reifeverkehr. Im Folgenden follen nun die Auslandsbeziehungen Perfiens nach dem gleichen Schema aufgegliedert und im einzelnen unterfucht werden. Dabei empfiehlt es fich, zuerft die Kapitalverflechtung fowie die Rolle der Dienftleiftungen und des Reifeverkehrs zu behandeln, um danach auf den wichtigften Faktor, den Außenhandel, einzugehen, da zum Verftändnis der Außenhandelsprobleme die Kenntnis der erftgenannten Faktoren erforderlich ift. Um die Unterfuchung der Situation vor der Weltwirtfchaftskrife und der Entwicklung in ihrem bisherigen Verlauf getrennt durchzuführen, war es notwendig, beide Zeitabfchnitte fcharf voneinander abzugrenzen. Ida habe als Stichtag den 20. März 1929 gewählt, d. h. den Ultimo des perßjchen Jahres ijoy (21. III. 1928 21
bis 20. III. 1929). Dies ericheint am zweckmäßigiten, weil fowohl die Außenhandelsftatiftik als audi die Haushaltsredinung und die Bankbilanzen die perfifche Kalendereinteilung zugrundelegen und weil das Jahr 1307 in jeder Hinficht als Normaljahr der Nachkriegsperiode in Perfien angefehen werden kann, nadi deflen Ablauf bald die erften Anzeichen der beginnenden Weltkrife und vor allem die durch den rückgängigen Silberpreis bedingte Währungsentwertung das Wirtichaftsleben des Landes in Mitleidenfchaft zogen.
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B.
Die Kapitalverflechtung Perfiens Ende 1307 (März 1929).
Bei Beantwortung der Frage, auf welche Weife und in welchem Umfange Perfien vor der Weltwirtfchaftskrife kapitalmäßig mit dem Ausland verbunden war, wird der Mangel an zuverläffigen amtlichen Angaben befonders fühlbar. Ich habe der folgenden Darftellung deshalb Daten und glaubwürdige Schätzungen von fehr verfchiedener Herkunft zugrundelegen müiTen und verfucht, iie durch eigene Berechnungen zu ergänzen. Bei der Unterfuchung der Rolle des perfifchen Staates als Gläubiger bezw. Schuldner des Auslandes beliehen allerdings geringere Schwierigkeiten, genaue Zahlen zu ermitteln. Wie fchon in der Einleitung erwähnt wurde, hatte die Sowjetregierung im Freundfchaftsvertrag vom 20. Februar 1921 fämtlidie an Perfien gewährten Anleihen annulliert, und auch die in England aufgenommenen Staatsfchulden waren 1925 um £ i1/-, Mill. reduziert worden. Da in den Nachkriegsjahren keine neuen Anleihen aufgenommen worden waren — denn man hatte fich bereits 1924 endgültig entfchloilen, den Bahnbau und andere große Reformwerke aus eigener K r a f t zu finanzieren —, befchränkte fich die gefamte öffentliche Auslandsverfchuldung am 20. März 1929 auf £ 1 68j 164.— gegenüber dem britifchen Schatzamt und der Imperial Bank of Persia. Diefer Betrag fetzt fich zufammen aus: Anleihe von 1 9 1 1 (Imperial Bank of Persia) . £ 1 193 164.— Vorfchuß der brit. Regierung 1 9 1 2 £ 140 000.— Vorfchuß der brit. Regierung 1 9 1 3 . . . £ 200 000.— Vorfchuß der brit. Regierung (Fars) 1913 £ 100 000.— Vorfchuß der brit. Regierung (Kirman) 1 9 1 4 £ j o 000.— £ 1 683 164.— 6 Diefer fehr geringen öffentlichen Verfchuldung ftanden noch kurzfriftige Forderungen der perfifchen Regierung in London gegenüber, nämlich die dort deponierten Referven für den Bau der transperfifchen Bahn und die geplante Goldwährung. Die Referve f ü r den Bahnbau fetzte fich aus den Erträgen der am 30. Mai 1925 eingeführten Monopolbefteuerung von Zucker und Tee zufammen, die zunächft in Perfien angefammelt worden waren, bis die dadurch verurfachte Schrumpfung des Silbermünzenumlaufs eine Übertragung 23
in englifche Währung notwendig machte. Anfang 1307 belief fich das Depot in London auf ca. £ 3 Mill. 8 , verringerte iich aber im Laufe des Jahres beträchtlich durch Uberweifungen an das deutfchamerikanifche Baufyndikat, die iich bis zum 20. I I I . 1929 auf Kran 1 1 6 3 8 1 9 7 0 . — beliefen 7 . Dem ftand im gleichen Jahre ein Nettoertrag des Zucker- und Teemonopols in Höhe von Kran 64 334 560.— 8 gegenüber, fo daß iich unter Zugrundelegung des durchfchnittlichen Krankurfes von 48,03 : £ für Ende 1307 ein Reftguthaben in London von ca. £ 1 900 000.— ergibt, wozu noch der Fonds für die Einführung der Goldwährung kam. Diefer wurde feit dem Jahre 1927 aus den Konzeffionsabgaben der Anglo-Persian Oil Co. gebildet und betrug im obigen Zeitpunkt £ 1 30} 000.—. ZufammenfafTend ift alfo zu fagen, daß die Kreditbeziehungen des perfifchen Staates zum Ausland bei Ein fetzen des Konjunkturabftiegs lediglich aus einer niedrigen fundierten Schuld gegenüber England und einer diefe noch überfteigenden kurzfriftigen Forderung in Sterlingwährung beftand, wobei letztere allerdings nicht den Charakter einer Kapitalausleihung hatte, Jondern nur eine vorzeitige Transferierung für die fpätere Bezahlung von Bahnbaumaterial und Währungsgold bedeutete. Sehr viel wichtiger ift dagegen die private Kapitalverflechtung mit dem Ausland, obwohl Tie zahlenmäßig nur fehr ungenau erfaßbar ift. Dabei fpielt Periien als Kapitalausfuhrland praktifch keine Rolle, obwohl die Vermögenswerte der im Ausland anfäffigen perfifchen Kaufleute nicht vernachläffigt werden dürfen. Es handelt fich in der Hauptfache um Firmen in Britifch-Indien, in zweiter Linie um folche in England und auf dem europäifchen Kontinent, deren Gefamtkapital natürlich jeder Berechnung unzugänglich ift. Nadi privaten Angaben von deutfeher und perfifcher Seite möchte ich es hier mit ca. 6 Mill. Reichsmark an fetzen. Dabei ift darauf hinzuweifen, daß es fich größtenteils nicht um das Ergebnis einer vorhergehenden Kapitalausfuhr handelt, fondern im Ausland erworben wurde. Noch geringere Bedeutung kommt der Stellung der perfifchen Volkswirtfchaft als Privat gläubiger gegenüber dem Ausland zu, da auch in den Jahren politifcher Unficherheit nie eine eigentliche Kapitalflucht ftattgefunden hat. Auch ift es charakteriftifch für die wirtfchaftliche Mentalität des Perfers, daß er für fein Kapital faft nie im Ausland oder Inland eine Anlage um der Verzinfung willen fuchte, fondern es immer vorzog, es entweder in Form von Geld oder Edelmetallen zu horten oder in Grundbefitz anzulegen. Diefer Einftellung entfpricht auch die in der mangelhaften KreditverfalTung begründete Tatfache, daß fich der inländifche Kreditverkehr auf die Umfatzfinanzierung des Großhandels und die Produktionsfinanzierung der Landwirtfchaft und der Teppicherzeugung befchränkt, wobei nur die erftere in Geldform vor fich geht, während in der Landwirtfchaft die leihweife Hergabe von Saatgut und Zugtieren und in 24
der Teppichproduktion die Bereitftellung von Garnen und Farben die übliche K r e d i t f o r m find. Unter diefen Umftänden w a r es erklärlich, daß auch niemals ausländifches Leihkapital direkt oder über die Banken den Weg in die perfifche W i r t f c h a f t f a n d , daß vielmehr die gefamte K a p i t a l einfuhr in Form eigener Invertierungen ausländlicher Unternehmer erfolgte. In den meiften Fällen handelte es fich dabei um K o n z e f fionsgefellfchaften, w o f ü r die Anglo-Persian Oil C o m p a n y ein typifches Beifpiel ift. In der Einleitung wurde bereits ein Überblick über die hiftorifche Entwicklung diefer Form der Auffchließung des Landes gegeben. Dem ift zum Verftändnis der Sachlage im J a h r e 1 3 0 7 hinzuzufügen, daß die Überfremdung in der Nachkriegszeit weiter fortgeichritten w a r , trotz der Abtretung aller ruffifchen Eigentumsrechte im Freundfchaftsvertrag von 1 9 2 1 . Denn einmal hat Rußland inzwifchen wieder fehr beträchtliche Kapitalien in Perfien invertiert, und dann hat v o r allem die Anglo-Persian Oil C o . Ltd., parallel mit der fchnellen Entwicklung der E r d ö l w i r t f c h a f t , feit 1 9 2 2 ihre A n lagen in Perfien um ein Mehrfaches ausgedehnt. Dazu kamen noch Gründungen anderer englifcher, fowie deutfcher, amerikanifcher etc. Unternehmungen kleineren U m f a n g e s , deren Arbeitsgebiet hauptiächlich der Außenhandel ift. Bei einer Zufammenftellung der ausländifchen Kapitalanlagen in Perfien treten alle übrigen Unternehmungen hinter der AngloPersian Oil C o . Ltd. an Bedeutung weit zurück. Die Kapitalbafis diefes großen ö l k o n z e r n s bezifferte fich nach der Bilanz per 3 1 . X I I . 1928 a u f : Stamm- und Vorzugsaktien . . . £ 23 925 000.— Obligationen £ 6 025 000.— Referven £ 6 108 1 2 8 . — £
36 058 1 2 8 . —
D a z u kamen fehr große ftille R e f e r v e n , die fich in dem K u r s der Stammaktien ausdrückten, der fich 1928 zwifchen £ 4 . — und £ j . — bewegte (Nominalbetrag der Aktien £ 1 . — ) . Während es f o auf der einen Seite unmöglich ift, den wirklichen W e r t der A k t i v e n dieies Unternehmens auch nur annähernd abzufchätzen, fo läßt fich andererfeits auch ihr auf Perfien entfallender Anteil nicht feftftellen. Denn wenn auch der weitaus größte Teil der Produktion der G e f e l l fchaft auf die perfifchen Ölquellen entfällt (fchätzungsweife 95 bis 9 6 % ) , f o tritt daneben doch noch die Förderung im Irak und in Argentinien, und v o r allem nehmen die eigenen Raffinerien in England, Schottland und Auftralien, f o w i e die Werte der T a n k d a m p f e r flotte ( 8 j D a m p f e r von zufammen 7 5 6 0 0 0 Brutto-Regiftertonnen) und die Majoritätsbeteiligungen an den Vertriebsgefellfchaften auf dem europäifchen Kontinent (in Deutfchland die O l e x - G e f e l l f c h a f t ) innerhalb der A k t i v p o f t e n eine bedeutende Stellung ein. D a in der Bilanz keine Trennung zwifchen den perfifchen und den ausländi25
fchen Anlagen durchgeführt wird, ift es nicht möglich, den Wert der Invertierungen auf perfifchem Boden auch nur mit annähernder Genauigkeit anzugeben. Nur um einen ungefähren Begriff von ihrer Größe zu geben, möchte ich fie f ü r Ende 1307 (März 1929) mit ca. £ 1 5 000 000.— anfetzen, was auf keinen Fall zu hoch gegriffen ift. Denn es handelt fich nicht nur um die Bohrtürme, die doppelte Rohrleitung zur Küfte, die Hafenanlagen etc., iondern auch um die große Raffinerie in Abadan, die Wohn- und Verwaltungsgebäude, Straßen, Kleinbahnen fowie Schulen, Krankenhäufer u f w . , kurz alles, was diefes früher troftlofe Gebiet zum modernften Teil Perfiens gemacht hat". Die Bedeutung diefes Betrages von 15 Mill. £ wird deutlich, wenn man ihr die Größe der Gefamtausfuhr Perfiens im Jahre 1307 (exklufive der ölverfchiffungen) gegenüberftellt, die fich auf 27,07 Millionen £ belief (Umrechnungskurs 1 £ — 48,03 Kran). Das nächft wichtige englifche Unternehmen in Perfien, die Imperial Bank, kann dagegen kaum als englifche Invertierung in Perfien angefehen werden. Denn unterfucht man ihre Bilanz per 20. III. 1929 (29. Esfand 1307), fo findet man gegenüber dem Aktienkapital und den Referven von zufammen £ 1 260 000.— den Aktivpoften „British Government and other Securities" in Höhe von £ 2 5 3 6 7 8 7 . — . Dies befagt, daß die in der perfifchen Volkswirtfchaft arbeitenden Kapitalien lediglich die von ihr felbft zur Verfügung gedeihen Werte darftellen ( ¿ £ 6 1 7 6 0 1 5 . — Depofiten und £ 3 021 884.— emittierte Banknoten auf Grund des Notenprivilegs), während eine das Kapital der Bank noch überfchreitende Summe dem britifchen Kapitalmarkt zugefloffen ift. Als weitere englifche Kapitalanlagen in Perfien bei Beginn der Weltwirtfchaftskrife find zu nennen: Anlagen des Indo-European Telegraph Department £ 275 000.— Anlagen der Indo-European Telegr. Company . £ 50 000.— Bahnlinie der Indian North-Western Railway auf perfifchem Boden (93 km) . . . . £ 150000.— Oriental Carpet Manufacturers Ltd £ 200 000.— Handelshäufer, Transportgeiellfchaften und An600 000.— lagen von Schiffahrtsgefellfchaften . . . £ £ 1 275 0 0 0 — 1 0 Von nächftwichtiger Bedeutung find die ruffifchen Kapitalanlagen, die durchweg jüngeren Datums find, da die Sowjetunion, wie bereits erwähnt wurde, im Jahre 1 9 2 1 nicht nur auf die Rückzahlung der Anleihen, fondern auch auf die in ruffifchem Belitz befindlichen Sachwerte auf perfifchem Boden verzichtet hatte, mit Ausnahme der Fifchereibetriebe am Kafpifchen Meer. In den darauffolgenden Jahren hatten die Handelsintereilen der Sowjetunion zur Gründung neuer Gefellfchaften mit ruffifcher Kapitalmajorität geführt, und die Frage der Fifchereikonzeffion war in dem Abkommen vom 1. Oktober 1927 geregelt worden. Ende 1307 konnte man deshalb wieder von beträchtlichen Werten fprechen, die fich folgender26
maßen zuiammenfetzten (Umrechnungskurs i Kran — R M 0.394, d. h. Durchfchnittskurs im März 1929): Fifchereigefellfchaft: Kapital 30 Mill. Kran. Davon rufiifch 15 Mill. Kran . . . . RM 5910000.— Banque Russo-Persane: Kap. 5 Mill. Goldrubel. 100% rufiifch R M 10790000.— Handelsgefellfchaft Schark: 20 Mill. Kran. Davon 75% rufiifch RM 5910000.— Baumwoll-Gef. Persokhlop: 12,6 Mill. Kran. Davon 75 % rufiifch R M 3 720 000.— Übrige rufiifch-periifche Gefellfchaften, Kap. ca. 15 Mill. Kran, 75% rufiifch . R M 4 430 000.— Rufiifches Kapital in Perfien Ende 1307
.
.
RM
30760000.—
Uber die Kapitalfumme der „übrigen ruffifch-perfiichen Gefellfchaften", deren wichtigfte „Persasneft" und „Bueropers" find, liegen keine zuverläffigen Angaben vor. Ebenfo beruht der ruffifche Anteil von 75% an den gemifchten Gefellfchaften auf Schätzungen, denen die Tatfache zugrundeliegt, daß bei Gründung aller diefer Organifationen das periifche Kapital mit teilweife über 50% beteiligt war, wovon aber nach und nach ein immer größerer Prozentfatz in ruffilchen Beiltz übergegangen ift, fo daß heute (1932) die meirten diefer Organifationen hundertprozentig rufiifch find. Aus der einleitend dargeftellten hirtorifchen Entwicklung der wirtfdiaftlichen Erfchließung Perfiens ergibt iich bereits, daß neben dem britifchen Imperium und Rußland kein anderer Staat je eine nennenswerte Rolle als Kapitalgeber gefpielt hat. So haben auch die deutfchen Invertierungen nur einen fehr geringen Umfang und befchränkten iich in dem hier unterfuchten Zeitpunkt auf die in Periien arbeitenden Aktiven Hamburger und Bremer Handelshäufer, einer Teppichgefellfchaft und einer Zündholzfabrik in Täbris fowie einiger kleinerer Firmen. Dazu kamen die Einrichtungen des 1926 eröffneten innerperfifdien Luftverkehrs der Junkers-Gefellfdiaft. Nach eigenen Angaben diefer Firma rtanden 1930 iieben Flugzeuge im Verkehr, und zwar die einfachen einmotorigen Typen W 33 und F 13, fo daß es iich auch hier um keine volkswirtfchaftlich bedeutfamen Kapitalwerte handelte. Etwas wichtiger als die deutfchen Invertierungen in Perfien waren diejenigen der Vereinigten Staaten, bei denen es iich hauptfächlich um Einkaufsgefellfchaften perfifcher Erzeugniile handelte, die zugleich die Produktion finanzierten, letzteres befonders bei Teppichen. Nach Angaben der amerikanifchen Preile foll im Jahre 1 9 3 1 in Perfien ca. 1,9 Mill. $ amerikanifches Kapital gearbeitet haben 11 . Von diefer Summe dürften ca. 1 0 % auf die Kapitaleinfuhr nach dem 20. III. 1929 entfallen. Abgefehen von kleineren, dem Ein- und Ausfuhrgefchäft dienenden Invertierungen einiger anderer Länder, find damit die privaten Kapitalanlagen des Auslandes in Perfien erfaßt. Mit allen 27
Vorbehalten hiniichtlich der Genauigkeit der Zahlenangaben foll die folgende Zufammenftellung einen Uberblick über den Status am Schluß des Jahres 1 3 0 7 (März 1929) geben: Britifches K a p i t a l (£ 1 6 2 7 5 0 0 0 . — ) . . . R M 3 3 2 0 1 0 0 0 0 . — Ruffifches K a p i t a l RM 30 760 000.— K a p i t a l der Vereinigten Staaten . . . RM 7 1 8 0 000.— Deutfehes K a p i t a l RM 2 000 000.— Übrige Länder RM 3 000 000.— Ausländifches K a p i t a l insgefamt
.
.
Perfifches K a p i t a l (privat) im Ausland
R M 374 950 000.— RM
6 000 000.—
Aus dem bisher G e f a g t e n ergeben fleh nun folgende f ü r die Kapitalverflechtung Perfiens mit der W e l t w i r t f c h a f t charakteriftifche Tatfachen: 1. D a s gefamte private Fremdkapital fetzt iich aus Invertierungen ausländifcher Unternehmungen zufammen. Kredite an die perfifdie W i r t f c h a f t fpielen keine Rolle. 2. Die Zentrale f a i t aller diefer Unternehmungen befindet (ich im Ausland, f o daß der Kapitalertrag der perfifchen V o l k s w i r t fchaft nicht oder nur teilweife zugute kommt. 3. In Ubereinftimmung mit der hiftorifchen Entwicklung flehen die englifchen und ruffifchen Kapitalanlagen an erfter Stelle, und eril in weitem A b i l a n d folgen die Vereinigten Staaten von Amerika und der europäifche Kontinent. 4. Den weitaus größten Anteil hat der britifche Erdölkonzern, dank der güniligen natürlichen und konjunkturellen Bedingungen f ü r feine Ausdehnung. Z u m Schluß noch ein kurzer Hinweis auf die Entwicklungsrichtung in der Kapitalverflechtung mit dem Ausland bei Beginn der Krifenperiode. Aus der T a t f a c h e , daß die perfifche Regierung dank der gründlichen Budgetfanierung nicht auf die A u f n a h m e neuer A n leihen angewiefen w a r und diefen auch grundfätzlich ablehnend gegenüberftand, ergab (ich die Wahrfcheinlichkeit, daß die ohnehin kleine öffentliche Auslandsverfchuldung fich durch die jährliche Tilgung allmählich weiter verringerte. Auf der anderen Seite w a r ein fchneller A b b a u der f ü r den Bahnbau und die Einführung der Goldwährung in London deponierten Beträge vorauszufehen, parallel mit der Verwirklichung diefer beiden Projekte. Die zukünftige private K a p i t a l e i n f u h r fchien von zwei Momenten beftimmt zu fein. Einmal w a r mit weiter wachfendem Ölverbrauch in der W e l t w i r t fchaft eine fortfehreitende Ausdehnung der Anlagen der AngloPersian Oil C o . zu erwarten, w o f ü r die natürlichen Vorbedingungen durch die Entdeckung eines weiteren ö l f e l d e s bei H a f t K e l garantiert waren, und auch die ruffifche K a p i t a l e i n f u h r mußte vorausiiditlich eine Steigerung erfahren, folange der rufiifch-periifche W a r e n aus tau ich weiter wuchs und die Sowjetorganifationen fortfuhren, dabei die perilfdien P r i v a t k a u f l e u t e nach Möglichkeit auszufehalten. 28
Daneben beftand die Tendenz zu vermehrter Kapitaleinfuhr aus anderen Ländern infolge der Bereitwilligkeit der perfifchen Regierung, die Gründung induftrieller Unternehmungen im Inland zu unterftützen und Konzeiiionen für die Hebung der Bodenfchätze zu annehmbaren Bedingungen zu erteilen, wobei befonders foldie Ausländer bevorzugt werden follten, deren Heimatilaat in Perfien keine imperialiftifchen Ziele verfolgte. Mit zunehmender Rechts- und Verkehrsficherheit war deshalb eine wachfende Kapitaleinfuhr aus den Vereinigten Staaten und dem europäifchen Kontinent nicht unwahrfcheinlich, obwohl gerade für industrielle Gründungen die Erfolgsausfichten durch den Mangel an geeigneten Arbeitskräften beeinträchtigt wurden, ebenfo wie durch das Rifiko der rufiifchen Konkurrenz, die fchon häufig Anfänge induftrieller Produktion in Perfien durch Dumpingausfuhr im Keime erftickt hatte.
29
C. Dienitleiitungen und Reifeverkehr im Jahre 1307 (1928/29). H a t der vorige Abfchnitt gezeigt, daß bei den Kapitalbeziehungen zum Auslande Perfien nur durch die vorübergehende Deponierung der Regierungsreferven in England eine aktive Stellung innehatte, während es im übrigen Kapitaleinfuhrland war, fo ergibt die Unterfuchung der Dienitleiitungen das gleiche Bild. Als Land ohne eine auch nur partielle Übervölkerung, ohne gejchulte Arbeitskräfte und ohne mobilifierbare Kapitalien in größerem Umfange, dejjen Bevölkerung noch dazu durch eine ausgefprochen ftatifche Einteilung im Wirtfchaftsieben gekennzeichnet wird, mußte Perfien bei Eingliederung in den Weltverkehr notwendigerweife als Käufer von Dienflleiftungen auftreten, ohne felbfl folche anbieten zu können. Bei Beantwortung der Frage, von welcher Bedeutung und welcher A r t die vom Ausland an die perfifche Volkswirtschaft verkauften Dienitleiitungen im letzten J a h r der Konjunkturperiode waren, ift die folgende Aufgliederung zweckmäßig: i . Transportdienitleiitungen und Nachrichtenverkehr, 2. Verlicherungen, 3. perfonale und fonitige Dienitleiitungen. Es ift ferner erforderlich, bei diefer Unterfuchung nur die Dienite derjenigen ausländifchen Unternehmungen einzubeziehen, welche auch ihre Kapitalbaiis im Auslande haben, alfo nicht diejenigen, die bereits bei Behandlung der Kapitalverflechtung berückfichtigt wurden. Denn weder f ü r die Zahlungsbilanz des betreffenden Auslandes, nodi f ü r diejenige Periiens haben diefe Dienitleiitungen irgendwelche Bedeutung, foweit nicht Profite in den Heimatftaat transferiert werden. 1. Transportdienftleiftungen und Nachriditenverkehr. D a der Waren-, Per fönen- und Nachrichtenverkehr im Innern Perfiens zwar teilweife durch ausländifche Gefellfchaften bedient wurde, diefe jedoch durchweg Kapitalinveitierungen im obigen Sinne daritellten, kann im Inlandsverkehr nicht von einer w e l t w i r t f d i a f t 30
liehen Verflechtung in Form von Dienftleiftungen gefprochen werden. Umfomehr ift dies bei dem gefamten Verkehr mit dem Ausland außerhalb der periifdien Grenzen der Fall. Sowohl die Wareneinfuhr und -ausfuhr als auch die Perfonen- und Poftbeförderung und die Telegraphie haben (ich dort ausfchließlidi der Einrichtungen des Auslandes bedient. Da hierbei die Warentransporte die weitaus größte Rolle fpielen und diefe wiederum zu ca. 94% auf dem WaiTerwege das Land erreichten bezw. verließen, fo veranfchaulidit die folgende Aufftellung am bellen den Umfang diefer Dienftleiftungen (die Ziffern find den Angaben der periifchen Zollftatiftik entnommen bezw. aus ihnen errechnet, fchließen alfo nicht den umfangreichen Schmuggel ein): Schiffsverkehr IJOJ Nationalität der Fahrzeuge Einlaufend: Periien Rußland Auslaufend: Periien Rußland Schiffsverkehr
in den perßfehen Häfen am Kafpifchen Meer12. Zahl der Verladene Waren Fahrzeuge Nettotonnage (Tonnen) 1241 1493
537 249
1238 1492
539 7 3 2
2 7 988
28 3 2 6
ijoy in den perßfehe•n Häfen
Nationalität der Fahrzeuge Einlaufend : Perfien (Boote) Großbritannien Brit. Indien Deutichland Frankreich Irak (Boote) Rußland Übrige Ländei Auslaufend: Periien (Boote) Großbritannien Brit. Indien Deutfchland Frankreich Irak (Boote) Rußland Übrige Länder
Nettotonnage
8759 1 393
180 91 j 7 079 79°
41 16 2075 12
49
10 787
91 3 6 6
am Perfijchen
Zahl der Fahrzeuge
476
12 613 162
I40
3 7 0 004 1 9 9 568 134 1 1 7
b
755 23 2 J I 320 8 n
Golf.
Verladene Waren (Tonnen) 28 377 103 578 11 039 8 089
83
12 174
4 570 3 753 1 7 1 634
8607 1403 4 76 40 16 2072 12
49
178 791
7 0 7 7 185 3 7 0 004 !93 367 134 1 1 7 69 61 j 23 2 J I 320 8 l l
43 444 4 695 049
17032 31 8 J4 1 1 4 160 32402 1 746 2 9 0 803
j 226 490
31
Wie aus diefer Tabelle erfichtlich ift, haben die perfifchen Fahrzeuge im K a f p i f c h e n Meer eine durchfchnittliche Nettotonnage von 2 2 — 2 3 Tonnen, im Perfifchen G o l f eine iolche von 2 0 — 2 1 . Es handelt fich um kleine Segel-, allenfalls Motorboote, die nur der Küftenfchiffahrt dienen, welche natürlich in diefer Statiftik miterfaßt ift. Das gleiche trifft f ü r die irakifchen Fahrzeuge zu. Ferner veranfchaulicht diefe Zufammenilellung die ftarke Poiition der britifchen Schiffahrt im Perfifchen Golf und die abfolute Monopolftellung der Sowjetflotte im K a f p i f c h e n Meer. Außerdem gehen aus ihr noch folgende Tatfachen hervor, die auch teilweife bei der A n a l y f e des Außenhandels ihre Beftätigung finden: Die ausgehenden Warenmengen find bedeutend größer als die eingehenden, ein deutlicher Ausdruck der Rolle Perfiens als Produzent von fpezififch geringwertigen Rohftoffen und Nahrungsmitteln, insbefondere von Erdöl, deflen E r l ö f e noch dazu keine entfprechende K a u f k r a f t f t e i g e r u n g der perfifchen W i r t f c h a f t bedeuten. Ein großer Teil der im Perfifchen Golf verkehrenden Schiffe ftellt T a n k d a m p f e r dar, die den H a f e n Abadan der Anglo-Persian Oil C o . leer anlaufen und ihn unter voller Ausnutzung ihrer Tonnage verlaflen, um das Erdöl bezw. feine Derivate nach den großen Verteilungszentren in Europa, Ä g y p t e n und dem Indifchen Ozean zu bringen. Die Z i f f e r n f ü r die franzöfifchen D a m p f e r zeigen dies befonders deutlich. Außerdem bemerkt man bei einem großen Teil der Schiffe eine fehr geringe Ausnutzung der Tonnage, fowohl einlaufend wie auslaufend. Dies bedeutete — wenigftens in den Jahren vor dem Konjunkturabftieg — nicht etwa eine Uberfetzung in der Perfienfchiffahrt, fondern erklärte fich daraus, daß der G o l f f ü r viele der ihn bedienenden Linien nur eine untergeordnete Rolle fpielte, während die V e r ladungen von und nach den gleichzeitig angelaufenen indifchen H ä f e n f ü r die A u f f ü l l u n g des Frachtraums forgten. Bei Beurteilung der wertmäßigen Bedeutung diefer von der perfifchen V o l k s w i r t f c h a f t in Anfpruch genommenen Dienftleiftungen ift es zunächft notwendig, fich zu entfeheiden, unter welchem Gefiditspunkt man fie betrachten will. Es ift beim internationalen Warenaustaufch natürlich nicht möglich, daß fich bei jeder Güterbewegung die beiden betreffenden Volkswirtfchaften zu gleichen Teilen an der Transportleiftung beteiligen. D a deshalb ein folcher Normalzuftand eines zwifchenftaatlichen Warenaustaufches ohne Austaufch von Dienftleiftungen auch als theoretifche Vorftellung keinen W e r t hat, kann die Frage, ob und in welchem U m f a n g e folche Transportdienftleiftungen g e k a u f t oder v e r k a u f t werden, nur durch eine Unterfuchung ihrer Wirkungen auf die Zahlungsbilanzen der beteiligten Länder beantwortet werden. D a nun aber die Dienftleiftungen in der Zahlungsbilanz ergänzend neben die Poften der Handelsbilanz treten, können nur folche w i r k f a m werden, die zufätzliche Forderungen oder Verpflichtungen begründen; fie find a l f o 32
in ihrer Exiftenz von der ftatiftifchen Methode abhängig, welche bei Ermittlung der Handelsbilanz angewandt wird. Unterfucht man in diefem Sinne die Bedeutung der ausländifchen Transportdienftleiftungen für die Zahlungsbilanz Perfiens, fo ftellt man feil, daß Tie darin überhaupt keine Rolle fpielen. Denn da dem Wert der Ausfuhr in der Handelsbilanz der Warenwert loko Zollamt, alfo bei Seetransport frei Abladungshafen, zugrundeliegt, während die Einfuhrwaren ebenfalls mit ihrem Wert loko Zollamt, a l f o frei Ankunftshafen, deklariert werden, fo entftehen aus den Transportleiftungen keine für die perfifche Zahlungsbilanz wirkiamen zufätzlidien Forderungen. Ein Beifpiel möge dies erläutern: Der perfifche Exporteur deklariert für die Handelsftatiftik den Wert der ausgeführten Ware mit Kran 100 ooo.—, was den Gefamtkoften bis zur Abladung entfpricht. Dem überfeeifchen Käufer fakturiert er K r a n n o o o o . — cif Beftimmungshafen. Die Differenz von Kran 10 ooo.— ftellt die Transport- (und Verficherungs-)koften dar, die er an die ausländifchen Gefellfchaften zu bezahlen hat. Die Devifen f ü r die Bezahlung diefer Dienftleiftungen entfprechen alfo der Differenz zwifdien der Zahlung des Käufers und der Deklaration f ü r die Ausfuhrftatiftik. Nöda einfacher liegt die Frage bei dem Import, bei welchem die Transport- und Verficherungsfpefen von dem überfeeifchen Verkäufer bezahlt werden und die Zahlungsverpflichtung des perfifchen Importeurs mit dem deklarierten Einfuhrwert (cif perfifchen Hafen) übereinftimmt. Anders verhält es fich jedoch vom Standpunkt der Weltwirtfchaft aus, wo diefe Dienftleiftungen oft in voller Höhe in der Zahlungsbilanz des betreffenden Auslandes ericheinen, nämlich bei Verfchiffungen zwifchen Perfien und einem dritten Staate, oder jedenfalls mit einem Teilbetrag, d. h. mit den Verladungskoften der Einfuhr. Aus diefem Grunde, und weil in diefer Unterfuchung die Auslandsverflechtung Perfiens vorwiegend vom Standpunkt der Weltwirtfehaft gefehen werden foll, ift eine ungefähre zahlenmäßige Abfchätzung der Bedeutung diefer Dienftleiftungen wünfehenswert. In der folgenden Berechnung find die vorwiegend der Küftenfchiffahrt dienenden Segel- und Motorboote nicht berückfichtigt. Der Umfang, in dem diefe auch den Warenverkehr nach den benachbarten Auslandshäfen (Rußland, Irak, Brit. Indien und Oman) beforgen, dürfte nicht groß fein und ungefähr durch die Verfrachtungen der großen Schiffe von einem perfifchen H a f e n zum anderen ausgeglichen werden. Der Dampferverkehr in den perfifchen H ä f e n des Kafpifchen Meeres, der ausfchließlich auf die ruffifche Flotte entfiel, war im J a h r e 1307: Ausgehend Eingehend
83 037 Tonnen Ladung 123 338 Tonnen Ladung 206 3 7 j Tonnen Ladung
3
33
Der Dampferverkehr in den füdperfifchen Häfen war gleichen Jahre: Ausgehend j 144 4 7 j Tonnen Ladung Eingehend 1 2 9 2 3 4 Tonnen Ladung
im
5 273 709 Tonnen Ladung Davon entfielen auf die Erdölverfchiffungen der Anglo-Persian Oil Co. in Tankdampfern ca. j 042 000 Tonnen, die hauptfächlich von der Tankerflotte diefer Gefellfchaft, im übrigen von franzöfifchen, dänifchen und fchwedifchen Tankfchiffen beforgt wurden. Auf jeden Fall muß feftgeftellt werden, daß es fidi durchweg um nichtperfifdie Tonnage handelte, da die Tankdampferflotte der Anglo-Persian Oil Co. nicht eine Kapitalinveftierung in Perfien darfteilt und auch oben nicht als folche berückfichtigt wurde. So bedeuten alfo die genannten Ziffern den Umfang des Ladeangebots der per fliehen Wirtfchaft für die Weltfchiffahrt, wozu noch die Traniittransporte durch Rußland und den Irak, über die Häfen Batum und Basra, kommen. Die Berechnung der Wertfumme diefer Transportdienftleiftungen des Auslandes ftößt auf große Schwierigkeiten. Einerfeits lailen iich nicht die Teilmengen für die einzelnen Auslandshäfen ermitteln, und ferner gibt es weder bei den Verladungen der Privatflotte der Anglo-Persian Oil Co. noch bei denen der ruffifchen Staatsflotte eine marktmäßige Ratenbildung. In letzterem Falle find nur die den perfifchen Abladern berechneten Frachtfätze bekannt, die im Durchfchnitt ca. 9 Rubel betrugen, wobei von ruffifcher Seite ein Zwangskurs von ca. Kran J.JO bis 6.— zugrundegelegt wurde. Diefer Satz liegt zweifellos erheblich über den Selbftkoften und darf für die Verfchiffungen von Rußland nach Perfien nicht in gleicher Höhe angenommen werden. Für die ölverfchiffungen, die nach den verfchiedenften Teilen der Welt gingen, möchte ich als Berechnungsgrundlage die Durchfchnittsrate von R M I J . — pro Tonne wählen, was ungefähr mit der damaligen Tankfrachtenmarktlage für den Durchfdinitt der Entfernungen übereinftimmt. Für die übrigen Verfchiffungen vom und zum Perfifchen Golf nehme idi die Durchfchnittsraten mit R M 2 j . — bezw. 40.— an, was allerdings ebenfo wenig Anfpruch auf Genauigkeit erheben kann. Es ergeben fich danach die folgenden Frachtfummen für die gefamte beteiligte Schiffahrt: Nordperfifche Häfen, ausgehend . . . . R M 1 825 000.— Nordperfifche Häfen, eingehend . . . . R M 2 000 000.— Südperfifche Häfen, ausgehend . . . . R M 75 630 000.— Südperfifche Häfen, eingehend . . . . R M 5 700 000.— Gefamtwert der ausländifeilen Seetransportdienftleiftungen R M 85 155 000.— Uber die Transportdienftleiftungen auf dem Landwege laffen fich keine "Wertangaben machen. Sowohl die Karawanen- als auch die Laftautotransporte werden zum Teil durch inländifche, zum Teil 34
durch die Frachtführer des Nachbarlandes ausgeführt, was (Ich ungefähr die Waage halten dürfte. Dies betrifft jedoch nur den Warenaustaufch mit dem Nachbarland felbft. D a z u kommen die T r a n f i t transporte nach den ausländifchen H ä f e n , auf die bereits oben hingewiefen wurde. Schließlich ift noch der Nachrichtendienft zu erwähnen. Der allerdings nicht umfangreiche Telegrammverkehr mit dem Ausland, den das „Statesman's Y e a r B o o k " f ü r das J a h r 1 9 2 9 auf 104 559 Telegramme beziffert 1 3 , w i r d außerhalb der Landesgrenzen ausfchließlich durch nichtperiifche Linien vermittelt, ftellt a l f o Dienftleiftungen des Auslandes dar. Dagegen darf hierbei nicht der Dienft der 1 3 0 7 noch in britifchem Befitz befindlichen innerperfifchen Telegraphenlinien berückfichtigt werden, da diefe als ausländifche K a p i talanlagen in Perfien anzufehen find und bereits in dem Abfchnitt über die auswärtige Kapitalverflechtung als folche behandelt worden find. M i t dem Hinweis, daß fich auch der Perfonenverkehr ebenfo wie der Warenverkehr außerhalb der perfifchen Grenzen ausichließlich fremder Verkehrsmittel zu bedienen hat, ift f o das Wichtigfte über A r t und U m f a n g von Verkehrsdienftleiftungen, wie fie der perfifchen Wirtfchaft zur Verfügung geftellt wurden, gefagt. Es bleibt nun noch die Rolle der Vcrficherungstätigkeit fowie der perfonalen und fonftigen Dienftleiftungen zu unterfuchen, bei welchen allen Perfien ebenfalls eine p a f f i v e Stellung innehat.
2. Verficherungen. D a es keine inländifchen Verficherungsgefellfchaften gibt, fondern nur Niederlaflungen und Agentureri ausländifcher, in der Hauptfache .englifcher Inftitute und der ruffifchen Staats-Verficherungsabteilung „ G o s s t r a k h " , ift nicht nur der Außenhandel Perfiens, fondern auch die Binnenwirtfchaft K ä u f e r diefer Gattung von Dienftleiftungen. Bei der Verficherung des auswärtigen Warenverkehrs außerhalb der Landesgrenzen beftehen f ü r die perfifche Z a h lungsbilanz ebenfo wenig Wirkungen wie bei den Transporten (vgl. oben S. 33). Dagegen muß auch hier auf die Bedeutung f ü r die Z a h lungsbilanz des Auslandes hingewiefen werden. Einen ungefähren Begriff von ihrer Größe gibt die folgende A u f f t e l l u n g : G e f a m t w e r t des ftatiftifch erfaßten Außenhandels im J a h r e 1 3 0 7 : R M 992 802 8 0 1 . — Verfichert wurden fchätzungsweife 8 j % , a l f o : 10%
Überverficherung
Prämie 0 , 3 %
.
.
.
R M 843 883 000 — RM 84 388 000.— R M 928 2 7 1 000.— RM 2 785 000—14
Es ergibt iich alfo für die ausländiichen Verficherungsinftitute eine Prämieneinnahme von knapp 3 Mill. RM. Die für die periifche Zahlungsbilanz wirkfamen Inlandsverficherungen befdiränken fich, Sonderfälle ausgenommen, auf die Inlandstransport- und Feuerverficherungen, find aber jeder noch fo ungenauen Berechnung unzugänglich. Man darf jedenfalls annehmen, daß iie an Bedeutung hinter den für den auswärtigen Warenverkehr genannten Zahlen zurücktreten. 3. Perfonale Dienftleiftungen.
Unter perfonalen Dienftleiftungen ift der Verkauf körperlicher oder geiftiger Arbeitsleiftungen zu verliehen, foweit fie von außerhalb der betreffenden Volkswirtfchaft flehenden Perfonen angeboten werden. Für die Zahlungsbilanz eines Landes wird der Kauf folcher Dienftleiftungen in dem Augenblick wirkfam, wo der nicht verbrauchte Teil des Entgelts in das Ausland transferiert wird. Es fallen hierunter demnach die Wanderarbeiter, die nur vorübergehend im Lande bleiben, nicht jedoch eingewanderte Arbeiter, die fich Händig niederlaflen. Bei Prüfung der perfifchen Verhältnifle findet man, daß nur die letztere Kategorie einige Bedeutung hat, nämlich durch den Anteil der Ausländer (Araber und Inder) an der Belegfchaft der Anglo-Persian Oil Co., der 1307 ca. 5000 Arbeiter ausmachte. Im übrigen nahm Perfien keine ausländifche körperliche Arbeitskraft in Anfpruch, dagegen fchon feit mehreren Jahren die geiftige Hilfe von Europäern bei den wirtfchaftlichen und kulturellen Reformen. Dabei ift allerdings eine wertmäßige Abichätzung der geleifteten Dienfte bezw. ihrer Entgelte nicht möglich und auch, angefichts der geringen Bedeutung für die Zahlungsbilanz, unnötig. Es fei hier nur darauf hingewiefen, daß Perfien auch in diefer Beziehung eine rein paffive Stellung einnahm und daß es fich in der Hauptiache um technifche und wirtfchaftliche Sachverftändige und um Lehrkräfte handelte. Am meiften waren Deutfche, Franzofen, Belgier und Amerikaner vertreten, eine fehr intereflante Tatfache, welche zeigt, daß man es in Perfien abfichtlich vermieden hatte, der Sowjetunion und Großbritannien in diefer Beziehung einen Einfluß einzuräumen.
4. D e r Reifeverkehr.
Im Anhang der perfifchen Außenhandelsftatiftik finden fich genaue Zufammenftellungen des gefamten über die Grenzen gehenden Reifeverkehrs, eingeteilt nach Nationalität und Beruf bezw. Reifezweck der Perfonen. Jedoch läßt fich daraus wenig für die volkswirtfchaftlichen Auswirkungen folgern, da die Zuverläffigkeit diefer Angaben fehr zweifelhaft ift. So iollen z. B. im Jahre 1307 2859 Touriften nach Perfien gekommen fein, was auf keinen Fall 36
f ü r diefes für den Touriftenverkehr bisher wenig einladende Land zutreffen kann. Diefer Zweifel wird noch dadurch beflätigt, daß fich darunter nur 851 Perfer befunden haben follen, fo daß alfo auch die Annahme, es könnte fich um rückkehrende perfifche Auslandstouriften handeln, nicht berechtigt ift. Ich ziehe deshalb vor, über den Reifeverkehr keine Zahlen zu geben, fondern nur auf das Grundfätzliche hinzuweifen, nämlich daß diefer Faktor in der weltwirtfchaftlichen Verflechtung Perfiens nur geringe Bedeutung hatte und daß fich per Saldo auch hierbei eine Paffivität für die Zahlungsbilanz ergibt, hauptfächlich durch den großen Pilgerverkehr nach den mefopotamifchen Wallfahrtsorten Kerbela und Nedjef fowie nach Mekka, die nur teilweife durch die Ausgaben der aus dem Ollen, vor allem aus Afghaniftan durchziehenden Pilger ausgeglichen wird. Auch den Europareifen wohlhabender Perfer und dem vorübergehenden Aufenthalt der recht zahlreichen perfifchen Studenten im Auslande lieht kein entfprechender Aktivpollen gegenüber.
Zum Schluß diefes Teils der Unterfuchung, der die weltwirtfachftliche Verflechtung Perfiens vor der K r i f e mit Ausnahme des im Folgenden ausführlich behandelten Außenhandels betraf, möchte ich noch einmal auf die große Ungenauigkeit der dabei gemachten Zahlenangaben aufmerkfam machen. Als Berechnungsgrundlage hatte einerfeits die perfifche Außenhandelsllatillik mit ihren Angaben über Warenbewegung und Schiffsverkehr gedient, die den fehr umfangreichen Schmuggel nicht miterfaßt, anderer feits private Auskünfte und eigene Berechnungen, foweit nicht andere Quellen genannt wurden. Wenn ich trotz diefer Vorbehalte für die einzelnen Poflen foweit wie irgend möglich Größen- und Wertangaben gemacht habe, fo gefchah es in der Abficht, dem Lefer wenigflens Anhaltspunkte für eine vergleichende Betrachtung der weltwirtfchaftlichen Beziehungen Perfiens zu geben, Anhaltspunkte, die man in der bisherigen, ohnehin kargen Literatur über diefe Fragen vermißt, die aber notwendig find, um gänzlich unzutreffenden Vorflellungen über die Größenverhältnilfe vorzubeugen.
37
D.
Die Grundlagen des periifchen Außenhandels vor der Krife (1928/29).
1 . Entwicklungstendenzen in der Auffchwungsperiode 1 9 2 5 — 1 9 2 8 .
Umfang und Struktur des periifchen Außenhandels im Jahre 1307 (21. I I I . 1928 bis 20. III. 1929) waren nicht das Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung während der vorhergehenden Konjunkturperiode der Weltwirtfchaft. Denn nachdem fich eine foldie mit den eriten Auswirkungen der innenpolitifchen Stabiliiierung anzubahnen fchien, brachten die Ereigniile des Iahres 1925 fehr empfindliche Störungen für die Gefamtwirtfchaft des Landes und in befonderem Maße für den auswärtigen Handel. Eine außerordentlich fdilechte Ernte, die für viele Städte Nordperfiens die Gefahr der Hungersnot heraufbefchwor, führte nicht nur zu einer unmittelbaren Schwächung der K a u f k r a f t , fondern daneben, durch die Inanfpruchnahme aller verfügbaren Verkehrsmittel für die Kornbefchaffung, zu einer Transportkrife, die den gefamten Handel im Norden des Landes zeitweilig lahmlegte. Diefe Situation, die trotz ihres Ernftes doch nur als eine vorübergehende Störung anzufehen war, hatte aber infofern eine Dauerwirkung für den Außenhandel, als die dadurch verurfachten Transport- und Abfatzfchwierigkeiten f ü r den ruffifchen Export entfcheidend zu den rigorofen handelspolitifchen Maßnahmen der Sowjetunion beitrugen. Die Paffivität der ruffifchen Handelsbilanz belief fich 1925 im Verkehr mit Europa auf 13 j Mill. Rubel, im Verkehr mit den afiatifchen Nachbarn auf I J 1 ^ Mill. Rubel 1 6 , und die Sicherung der Währung ließ eine Befchränkung der Einfuhr notwendig erfcheinen, befonders gegenüber einem Lande wie Perfien, das im gleichen Jahre infolge feiner inneren K r i f e nicht die erwartete Aufnahmefähigkeit f ü r rufiifche Waren gezeigt hatte. So weigerte fich die Banque RussoPersane im Dezember 1925, die Chernovetz-Guthaben der periifchen Exporteure auszuzahlen, und bald darauf, im Februar 1926, wurde die bereits in der Einleitung erwähnte Einfuhrfperre f ü r fämtliche perfifchen Waren, mit Ausnahme der für Rußland lebenswichtigen nordperfifchen Baumwolle, verhängt. Damit wurde der Außenhandel Perfiens in eine wirtfchaftsgeographifch nicht gerechtfertigte Richtung gedrängt. Die nachftehend zufammengeftellten Ziffern veranfchaulichen diefe Verlagerung. 38
Erft die gute Getreideernte 1927 und das nach großen Schwierigkeiten am 1. Oktober desfelben Jahres zuilandegekommene Handelsproviforium mit Rußland führten fchließlich wieder zu halbwegs normalen Handelsbeziehungen und leiteten eine Periode von einigermaßen ftctiger Entwicklung ein, die ebenfalls aus der nachftehenden Tabelle erkennbar ift. In diefer mußte die Erdölausfuhr der AngloPersian Oil Co. unberückfichtigt bleiben, da für ihre Größe und Abfatzorientierung befondere Beftimmungsgründe maßgebend waren, die in keinem Zufammenhang mit der Handelspolitik oder der Gefamtwirtfdiaft Perfiens ftanden. Gejamtaußenhandel Perfiens exkl. Ölausfuhr, in 1000 Kran 1303 1304 1305 1306 1307 (1924/25) (1925/26) (1926/27) (1927/28) (1928/29) 1 256 807 Anteil: a) Rußlands 370 339
1 395 727
1 237 159
1 270 571
1 299 920
49*9°6
348 396
408231
457 350
b) des Brit. Weltreichs inkl. Indien 531201 547612 5 1 1 139 In % : 42 39 41 1 /,
488485 38 1 /,'
419060 3*1/»
I n %:
29V2
2 8
35
32
35
Diefe Zahlen zeigen, daß iich die handelspolitifche Maßnahme Rußlands vor allem 1305 (1926/27) auswirkte, alfo in dem Jahre, in dem fie ununterbrochen in K r a f t war. Dabei erklärt (ich die Tatfache, daß der ruffifche Anteil nicht noch ftärker fiel, daraus, daß einerfeits die ruffifche Ausfuhr nach Perfien nur wenig zurückging, und daß ferner die Einfuhrfperre nie vollftändig durchgeführt wurde, indem Rußland die nordperfifdien Produkte wieder kaufte, fobald fie mangels rentabler Ausfuhrmöglichkeit nach anderen Märkten ftark im Preife gefallen waren. Der Rückgang des Gefamtaußenhandels in die fem Jahr, das in der Weltwirtfchaft allgemein eine Periode fteigender Umfätze war, zeigt fidi erft in vollem Umfange, wenn man die gleichzeitige Kranentwertung berüdkfiditigt: Londoner Durdifchnittskurfe: 1303 1 £ =
Kran
42,00
1304
1305
1306
1307
43,50
48,60
49,25
48,03
In £-Sterling war alfo der Außenhandel (exkl. ölexport): £ 29,92 32,09 25,46 25,79 2 7>°7 Mill. Die Verlagerung in der regionalen Verteilung ift an den prozentualen Anteilen Rußlands bezw. des Britifchen Weltreiches zu erfehen. Die folgende graphifdie Darftellung foll zeigen, wie der britifche Handel durch die ruffifdien Maßnahmen gewann, d. h. wie 39
dem Rückgang des rufiifdien Anteils ein Anfteigcn desjenigen des Britifdien "Weltreiches entfprach. Die Bedeutung diefer Veränderung tritt aber erft voll in Ericheinung, wenn man berückfichtigt, daß Tie der Entwicklung der übrigen Jahre entgegenläuft. Denn feit 1923 zeigte der rufiifche Anteil eine dauernde Zunahme, gegenüber einem ebenfo gleichmäßigen Rückgang des britifchen. Um dies zu veranfchaulichen, wurde das Jahr 1302 miteinbezogen und für beide Länder der Trend für die Gefamtperiode berechnet. Ein längerer Zeitraum konnte allerdings nicht benutzt werden, da in den eriten Nachkriegsjahren in keiner Weife normale Außenhandelsbeziehungen beftanden und das Jahr 1308 als Krifenjahr ebenfo wenig charakteriftifch ift. Nach Ausfchaltung des Jahres 1305 wegen feiner oben befchriebenen Sonderftellung ergibt fich für das Britifche "Weltreich in diefer Periode ein durchfchnittlicher jährlicher Anteilsrückgang von 4,625% des perfifchen Gefamtaußenhandels (exkl. ölausfuhr), und für die Sowjetunion ein jährlicher Zuwachs von 4,375%, und damit die Neigung der beiden Trendlinien. Ihre Höhe errechnet lieh aus dem Anteilsdurchfchnitt aller fedis Jahre, der für das Britifdie "Weltreich 40,33% und für die Sowjetunion 31,33% beträgt, womit die Ordinaten für die Mittelpunkte der beiden Trendlinien gegeben find.
40
Für die vorliegende Unterfuchung geht aus diefer Zeichnung hervor, daß fich bei Beginn der Weltwirtfchaftskrife die in diefen beiden Trendlinien ausgedrückte urfprüngliche Entwicklung nach der Unterbrechung durch die ruffifche Handelspolitik wieder fortgefetzt hatte und daß die Rückentwicklung im Jahre 1305 bei beiden Ländern bereits 1 — 2 Jahre fpäter wieder aufgeholt worden war. Entfprechend den Trendlinien, die fich fchon 1305—06 überfchneiden, zeigt iich denn auch f ü r das letzte Jahr vor der K r i f e ein Plus für den ruffifchen Anteil gegenüber dem britifdien. Für die Situation im Jahre 1307 ergibt fich alfo zunächft, daß diefe empfindliche Störung in der Entwicklung des perfifchen Außenhandels die Verfchiebung zugunften des ruffifchen Anteils hinausgezögert hatte, und außerdem, daß die nachteiligen Folgen für die Gefamtwirtfchaft des Landes noch nicht ganz befeitigt waren. Dies drückt fich darin aus, daß der Außenhandel (exkl. ölexporte der Anglo-Persian Oil Co.) im Jahre 1307, in Goldwährung gerechnet, noch immer um 1 5 % kleiner war als im Jahre 1304. Zum Verftändnis der fich in den Trendlinien ausdrückenden Grundtendenz muß darauf aufmerkfam gemacht werden, daß diefe nur eine natürliche Rückentwicklung zu den Vorkriegsverhältniilen bedeutete. Im Jahre 1 9 1 3 / 1 4 betrug der ruffifche Anteil am Gefamtaußenhandel Perfiens 6 0 % . Durch die Revolution ging er 1918/19 auf f a i l 0 zurück und flieg feit 1922 parallel mit der Konfolidierung des Sowjetftaates langfam wieder an (1922/23 ca. 1 0 % , 1923/24 ca. 1 8 % ) . Dies mußte zu einem gleichzeitigen Rückgang des britifdien Anteils führen, welcher nur dank dem vorübergehenden Ausfall Rußlands anormal geftiegen war (1921/22 ca. 6 8 % , exkl. ö l export). Aus dem in der Einleitung kurz fkizzierten Verlauf der wirtfachftlichen Erfchließung Perfiens durch die Großmächte und aus dem zuletzt Gefagten kann auf eine Tatfache mit Sicherheit gefchlollen werden: Die Struktur des perfifchen Außenhandels vor der Weltwirtfchaftskrife war nur teilweife ökonomifch begründet. Handelspolitifche Maßnahmen des Auslandes, Einflußnahme der beiden großen Nachbarn durch politifchen Druck und durch Ausnutzung ihrer wirtfchaftlidien Machtpofition im Innern des Landes haben es immer verhindert, daß der perfifche Außenhandel in feiner Zufammenfetzung und regionalen Verteilung automatifch auf das wirtfchaftliche Optimum tendierte, das fleh aus den natürlichen Bedingungen ergab. Und ebenfo deutlich ließ fich bereits erkennen, daß ein rein ökonomifdies Moment, die dem Außenhandel zur Verfügung ftehenden Transportmöglichkeiten, fehr viel zu feiner einfeitigen Orientierung und mangelhaften Elaftizität beigetragen haben. Deshalb ift es erforderlich, zunächft das Wichtigfte in den Verkehrsverhältniilen herauszuftellen und im Anfchluß daran die handelspolitifdie Situation im Jahre 1307 ausführlich zu behandeln. 41
2. Die Technik des Warentransports im Jahre 1 3 0 7 (1928/29).
Da der Bau der erften Teilftrecken der transperfifchen Bahn im Jahre 1307 noch nicht vollendet war, befchränkte fich die Rolle des Eifenbahnverkehrs für den Außenhandel auf den Dienft der wenig leiftungsfähigen Linie Täbris—Djulfa (ruffifche Grenze) und deren 53 km lange Zweiglinie von Täbris zum Urmia-See, fowie auf den der Indian North-Western Railway, die eine kurze Strecke in perfifches Staatsgebiet vorilößt und in der Stadt Zahedan (früher Dusdab) endet. Sieht man von diefen kurzen Bahnftrecken ab, und auch von dem Luftverkehr der Junkers-Gefellfchaft, der nur für fehr eilige und befonders wertvolle Frachten in Frage kam (Frachtkoften z. B. von Teheran nach Baku RM 2.75 per kg), fo war der Außenhandelsverkehr innerhalb Perfiens ganz auf die Landftraßen angewiefen, auf denen früher die Kamel- und Maultierkarawanen und bisweilen Fuhrwerke alle Transporte beforgten, denen aber feit 1924/25 in den Laftautomobilen eine neue, ernllhafte Konkurrenz erftanden war. Die Verbeilerung des Straßennetzes im Rahmen der öffentlichen Reformarbeiten, die Bereitwilligkeit der amerikanifchen Automobilinduftrie, die Wagen auf Teilzahlungen zu verkaufen, und nicht zuletzt die niedrigen Benzinpreife infolge der fcharfen Konkurrenz zwifchen der Anglo-Persian Oil Co. und der ruf fliehen ölinduftrie auf dem perfifdien Markt, zu der noch die Senkung des Benzinzolls im November 1927 von 10 auf 2 Schahis10 per Man (2,97 kg) beitrug, alles das führte zu einer ichnell (Zeigenden Einfuhr von Laftwagen, Autobuflen und Perfonenwagen, für die folgende Ziffern zur Verfügung flehen 17 :
Einfuhr von: Perfonenwagen . . . . Laftwagen u. Omnibuflen
1303
1304
1305
1306
1307
1924/5
1925/6
1926/7
1927/8
1928/9
529
1111
1330 967
1112
1369 1783
103
492
977
Rechnet man von der zweiten Kategorie 100 Omnibufle ab (es follen am 1. I. 1929 ca. 70 im Verkehr geftanden haben) und nimmt man an, daß von den dann verbleibenden importierten Laftwagen Ende 1307 ca. 1200 unbrauchbar geworden waren, fo errechnet iich ein Beftand von über 3000 Stück. Obwohl es fich dabei größtenteils um leichte amerikanifche Laftwagen handelte (1V2—5 tons), bedeutete dies doch eine Überkapazität, angefichts der Tatfache, daß im gleichen Zeitpunkt dem Motorverkehr nur ca. 9000 km fahrbare Straßen zur Verfügung ftanden, während iich auf den Nebenftraßen, vor allem während der feuchten Jahreszeit, die Karawanen noch in vollem Umfange behaupteten. Daß diefe dagegen auf den Hauptftraßen ichnell an Bedeutung verloren, erklärt fich eben aus diefem Uberangebot an Motortransportgelegenheit, das die Frachtfätze auf 42
ein Niveau herunterdrückte, das oft nur noch die direkten Korten deckte, während Abfchreibungen kaum noch einkalkuliert werden konnten. So kam es, daß auf vielen Strecken die Differenz zwifchen Motor- und Karawanentransport mehr und mehr verfchwand, obwohl bei einem mäßigen Unterfchied der Frachtfätze zugunften der Karawanen die Automobile noch immer bevorzugt werden, hauptfädilidi wegen des Zeitgewinns. Während die Laftautomobile von Teheran bis zum Perfifchen Golf durchfchnittlich 4—5 Tage benötigen, nimmt der Karawanentransport auf der gleichen Strecke j bis 6 Wochen in Anfpruch. An diefer Stelle muß noch darauf hingewiefen werden, daß der gefamte Karawanen- und Motorverkehr in privaten Händen liegt und daß neben einigen größeren Transportgefellfchaften eine Unzahl kleiner Unternehmer beftehen, fo daß eine einheitliche Tarifpolitik nie möglich gewejen iß. Vielmehr regelt (ich der Frachtfatz für jede einzelne Beförderung nach Angebot und Nachfrage, fo daß die Raten Händig fchwanken und im Folgenden nur der ungefähre Durchfchnitt im Jahre 1307 angegeben werden kann 18 . Was die Qualität der Hauptftraßen anbelangt, fo find darunter natürlich nicht Autoftraßen im europäifchen Sinne zu verliehen, fondern Schotterftraßen von 7—8 m Breite, die fehr ftark unter Witterungseinflüffen leiden und ftändig repariert werden müilen. Immerhin ift es feiten, daß fie dadurch für Automobile unpaffierbar werden, während jedoch Schneeverwehungen in den Gebirgen häufig vorkommen und oft zu vollftändiger Unterbindung des Verkehrs führen. Was den Transport über das durch die Gebirge und die großen Entfernungen naturbedingte Minimum hinaus verteuert, find vor allem der Mangel an fahrbaren Zubringerftraßen und die fchlechte Befchaffenheit der Hauptftraßen, die fich in einem fehr fchnellen Verfchleiß der Fahrzeuge und in einem anormalen Benzin- und Reifenverbrauch auswirkt. Wieviel Erfparnis in diefer Beziehung die Anlage erftklaffiger Straßen bringen würde, läßt fich nicht zuverläffig feftftellen, aber es wird von niemand bezweifelt, daß fich die Koften volkswirtfchaftlich auf jeden Fall bezahlt machen würden. Dies ift zu berückfichtigen, wenn ich an anderer Stelle auf die Problematik des Eifenbahnbaus eingehe.
3. Die Verkehrswege für den Außenhandel im Jahre 1307. Während man in vielen, befonders in überfeeifchen Ländern von einer Zentrali fation des Außenhandels fprechen kann, der dort zu faft 100% in einem oder wenigen Häfen konzentriert ift, ift für Perfien — vor der Krife noch mehr als heute — eine ausgefprochene 43
Dezentralifation feftzuftellen, da fich jedes der verkehrsgeographiidi einheitlichen Teilgebiete des Landes wegen der ichwierigen Transportverhältnifle im Innern eigene Außenhandelswege fuchen mußte. Eine Unterfuchung diefer Transportmöglichkeiten und ihrer Wirkung auf die Struktur des Außenhandels macht es notwendig, jedes diefer einzelnen Wirtfchaftsgebiete gefondert zu behandeln, die ihm zur Verfügung flehenden Verbindungen mit dem Ausland zu prüfen und feine relative Bedeutung im Gefamtaußenhandel ungefähr feilzuftellen. Unter diefem Geiichtspunkt bin ich zu der folgenden Aufteilung des perfifchen Wirtfchaftsraums gekommen, bei der die Provinzen in Gruppen zufammengefaßt werden, die in fich nicht nur verkehrsgeographiidi einheitlich orientiert find, fondern auch größtenteils klimatifch zufammengehören und dementfprechend eine gemeinfame Produktionsgrundlage haben: 1. Die Provinz Aferbeidjan (im Nordweften des Landes). 2. Die Nordprovinzen, am Kafpifchen Meer (Gilan, Mafanderan, Aftarabad). 3. Die Zentralprovinzen (Teheran, Hamadan, Isfahan, Jezd, Kaswin etc.). 4. Die Weftprovinzen (Luriftan, Kermanfchah, Kurdiftan). j . Die Südprovinzen (Khufiftan, Fars, Kirman, Belutfchiftan). 6. Die Oftprovinzen (Khorailan, Seiftan). Vor einer Unterfuchung der Außenhandelswege diefer fechs Teilgebiete muß auf folgende Tatfachen hingewiefen werden: Wegen der durch die Koftfpieligkeit langer Inlandstransporte bedingten Dezentralifierung des Außenhandels ift jedes der genannten Teilgebiete ziemlich gleichmäßig an der Ausfuhr und an der Einfuhr beteiligt, fo daß die von ihm ausgehenden Außenhandelswege in beiden Richtungen faft gleich ftark benutzt werden. Außerdem kann man fagen, daß die Einfeitigkeit der Produktion und damit die Abhängigkeit von Ausfuhr und Einfuhr in allen Gebietsteilen f a f t gleich ftark ift und daß deshalb der Umfang des Warenaustaufchs mit dem Auslande in erfter Linie von der Bevölkerungszahl und daneben von der Ergiebigkeit ihrer Produktion, d. h. ihrer Ausfuhrkapazität, die wiederum K a u f k r a f t für Einfuhrwaren bedeutet, abhängig ift. Dabei ift unter Ergiebigkeit der Produktion nicht nur der Ertrag bei der Erzeugung felbft zu verftehen, fondern auch der Grad der Belaftung der Ausfuhr durch die Transportkoften. Diefe Überlegungen machen es möglich, bei Unterfuchung der Verkehrsbedingungen f ü r die fechs Teilgebiete des Landes die pro44
zentuale Bedeutung im Geiamtaußenhandel mit Hilfe der Bevölkerungszahlen ungefähr zu erkennen, was wegen des Fehlens ftatiftifcher Unterlagen auf andere Weife nicht gefchehen kann. Z w a r find die Zolleinnahmen f ü r die einzelnen Grenzbezirke bekannt, bieten aber in diefem Zufammenhang keinen Maßflab, weil die unterfchiedliche Zollbelaftung der einzelnen Waren das Bild verfchiebt, und ferner, weil die Ziffern für die Grenzprovinzen auch die inneren Gebietsteile einfchließen. Im Folgenden wird alfo für jede Provinzgruppe die Bevölkerungszahl genannt, die ungefähr als Anteilziffer am Geiamtaußenhandel gelten kann, wenn man fie zu der Gefamtbevölkerung von 1 0 — i i Millionen in Beziehung fetzt. Auch hierbei fchließt der Geiamtaußenhandel natürlich nicht die ölausfuhr der englifchen Gefellfchaft ein. Allerdings werden bei diefer Methode noch die verfdiiedenen Grade der Produktivität vernachläffigt, die zahlenmäßig nicht erfaßbar find. Nur um die größten Unterfchiede zu berückfichtigen, fei hier hervorgehoben, daß die Provinzen am Kafpifchen Meer und Aferbeidjan an der Spitze flehen und dort das Außenhandelsvolumen alfo im Verhältnis zu den Bevölkerungszahlen befonders groß ift, während bei den Süd- und Weilprovinzen das Gegenteil der Fall ift. Außerdem nehmen die Zentralprovinzen infofern eine Sonderflellung ein, als ihr Anteil an der Einfuhr größer ift, als es der Bevölkerungsziffer entfprechen würde. Auf die Gründe wird an anderer Stelle eingegangen werden. Die Bevölkerungsziffern für die einzelnen Gebietsteile find der Schätzung eines perfifdien Beamten entnommen. Diefer bezifferte zwar die Gefamtbevölkerung mit ca. 17 Mill., was gegenüber der Mehrzahl der anderen Angaben zu hoch erfcheint, aber feine Ziffern für den prozentualen Anteil der einzelnen Provinzen werden allgemein für zutreffend gehalten, fo daß ich fie nach Reduzierung der abfoluten Zahlen um 40% hier benutzt habe. Dadurch ergibt fich alfo eine Gefamtbevölkerung von 10,2 Millionen. 1. Die Provinz Ajerbeidjan. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 1 8 0 0 0 0 0 , alfo der Gefamtbevölkerung des Landes. Die Hauptausfuhrartikel diefes wichtigen Gebietes find getrocknete Früchte, ferner Viehprodukte (Därme, Häute und etwas Wolle) und Teppiche. Für den Außenhandel ftanden im Jahre 1307 folgende Verkehrswege zur Verfügung: a) Die Eifenbahn Täbris—Djulfa ( 1 3 0 km), die während des Weltkrieges aus ftrategifchen Gründen von den RufTen gebaut worden war. Von dort mit der ruffifchen Bahn über Tiflis nach dem Schwarzmeerhafen Batum und damit Anfchluß an die LevantefchifTfahrt. Die Strecke Täbris—Djulfa, bei der es fidi um eine fehr primi45
tive und ichlecht inilandgehaltene Bahn handelt, nimmt 1 0 — 1 2 Stunden in Anfpruch. Die Tarife find geilaffelt und bewegen iich zwiichen Kran —.80 und 1.95 per Pud, alfo ca. R M 27.— bis J I . — per Tonne bis zur ruifiidien Grenze. Dazu kamen bei Traniit nach Europa ca. R M 320.— per Tonne für die Strecke Djulfa—Batum und ca. R M 30.— bis 40.— per Tonne für Verladung nach Nordeuropa oder umgekehrt, einichließlich der Umladungsfpeien in Batum. Für den Tranfit von und nach Europa hatte allerdings diefe koftenmäßig günftige Strecke nur befchränkte Bedeutung wegen der fpäter zu behandelnden Durchfuhrerfchwerungen durch die Sowjetunion. Dasfelbe gilt für die Chauffee vonTäbris nach Djulfa, auf welcher Karawanen und Lallautotransporte der Eifenbahn ftarke Konkurrenz machten. b) Die alte Karawanenftraße Täbris—Trapezunt, die während der vollftändigen Durchfuhrfperre feitens Rußlands wieder einige Bedeutung erlangt hatte, trotzdem fie nur teilweife für Autoverkehr geeignet war und auch als fehr unficher galt. Seit Abfchluß des proviioriichen Handelsvertrages zwiichen Perfien und Rußland am 1. Oktober 1927 hat fie aus letzteren Gründen wieder mehr und mehr an Bedeutung verloren. Der Karawanentransport nimmt auf diefer Strecke im Winter ca. 35 Tage, im Sommer (wenn die Lafttiere wegen der hohen Temperatur am Tage ruhen müllen) ca. 6 j Tage in Anfpruch und koftete 1307 ca. 425—455 R M per Tonne, alfo bedeutend mehr als der Transport Täbris—Batum, fo daß er nur für diejenigen Waren benutzt wurde, deren Durchfuhr durch ruffiidies Gebiet nicht geftattet war. (Die Frachtraten zwifchen den europäifchen Häfen und Trapezunt find die gleichen wie für Batum.) c) Die Straße Täbris—Hamadan—Kermanidiah—Kasr-i-Schirin (irakifche Grenze), dann von Khanekin per Bahn nach Bagdad, von dort per Bahn oder Tigrisdampfer nach dem Golfhafen Basra, ein koftfpieler Weg, der hauptiächlich für Importe britifcher Waren benutzt wurde, welche im Jahre 1307 keine Durdifuhrerlaubnis durch Rußland hatten. Aus dem Gefagten geht hervor, daß die natürliche Verbindung der Provinz Aierbeidjan mit Europa durch ruffiidies Gebiet führte und daß diefer wichtige Teil Perfiens deshalb in ftarkem Maße von der Handelspolitik des nördlichen Nachbarn abhängig war. Aus diefem Grunde wurde im Jahre 1928 der Bau einer Autoftraße in Angriff genommen, die Täbris mit den irakiich-fyrifdien Bahnlinien und fo mit dem Mittelmeer (Alexandretta) verbinden follte. Für das Jahr 1307 kommt ihr jedoch noch keine Bedeutung zu. 2. Die Nordprovinzen am Kajpijchen Meer. Mit einer Einwohnerzahl von ca. 1 200 000, alfo 12% der Gefamtbevölkerung, haben fie einen beträchtlichen Anteil am Außenhandel Perfiens, vor allem in Anbetracht der oben erwähnten Tatiache, daß hier ebenfo wie in Aierbeidjan die Ein- und Ausfuhrziffern pro Kopf bedeutend über dem Durdifchnitt des Landes liegen. Die Hauptausfuhrartikel find Baumwolle, Reis, friiche Früchte, Tabak und Seide. 46
Da es iich um ausgefprochene Küilengebiete handelt, die von dem übrigen Perfien durch das hohe Elburs-Gebirge getrennt find, ift der natürliche und einzige Außenhandelsweg das Kafpifche Meer, d. h. die Dampfer der Sowjetflotte „ K a f p a r " , deren Tarife iich zwifchen dem wichtigften periifchen Hafen Paehlevi und dem ruffifchen Baku auf durchfchnittlich R M 21.— per Tonne ftellten. Soweit Rußland den Verkehr mit anderen Ländern geftattete, diente diefem die Eiienbahnlinie Baku—Batum, von wo die Dampfer der Levantefdiiffahrt die Weiterbeförderung nach Europa zu den bereits erwähnten Raten übernahmen. Die Strecke Baku—Batum koftete etwa R M 300.— per Tonne, was ebenfo wie der für die Linie Djulfa— Batum genannte Frachtfatz eine Uberteuerung und damit eine zufätzliche Durchfuhrerichwerung durch Rußland bedeutete. Der Warenaustaufch mit Rußland felbft, der für diefe Gebiete im Vordergrund lieht, vollzog fich zwifchen den periifchen Häfen Paehlevi und Bender Gez und den ruffifchen Häfen Baku, Aftrachan und Krasnovdsk. 3. Die Oftprovinzen. Die Bedeutung diefer beiden Provinzen Khorailan und Seiftan ift trotz des großen Flächenraums der erfteren verhältnismäßig gering. Die Bevölkerung beträgt nur ca. 840 000 Einwohner, deren Lebensftandard noch dazu bedeutend niedriger ift als der der erftgenannten beiden Bezirke. Die wichtigften Exportartikel find Wolle, Därme, Häute, Teppiche und getrocknete Früchte. Für den Außenhandel kommen hauptfächlich folgende vier Wege in Frage: Von Mefched, dem Handelszentrum diefes Gebietes, über Kutfchan nach Asskabad, der Eifenbahnftation in Ruffifch-Turkeftan (237 km). Hier ift im Sommer Autoverkehr möglich, der im Jahre 1307 ca. R M I J O . — per Tonne koftete, gegenüber ca. R M 95.— für Karawanentransporte. Diefer Weg fpielte nur für den Warenaustaufch mit Rußland eine Rolle, mit dem der weftliche Teil diefes Gebietes noch durch die Autoftraße Charud—Bender Gez, alfo zum Kafpifchen Meer, eine günftige Verbindung befaß, von wo auch etwas Tranfitverkehr mit Europa, über Baku—Batum, beftand. Der übrige Teil der Oftprovinzen ift im Verkehr mit Europa auf zwei Wege angewiefen. Erftens füdwärts die Autoftraße Mefched—Birjand— Zahedan (911 km) und von dort mit der Indian North Western Railway nach Karachi (Indifcher Ozean). Diefer Weg vermittelt den gefamten Warenaustaufch Britifdi-Indiens mit den Oftprovinzen und auch anderen Teilen Perfiens, dient aber daneben, begünftigt durch die Tarifpolitik der britifchen Bahn, dem Tranfitverkehr mit Europa. Hierfür fteht jedoch der Weg nach Weiten in Konkurrenz, der die gute Autoftraße Mefched—Teheran (939 km) benutzt, um von dort einen der Außenhandelswege der Zentralprovinzen (f. unten) zu benutzen. Schließlich ift noch die Straße von Mefched nach Herat zu erwähnen, die ausfchließlich den Transporten aus und nach Afghaniftan dient. 47
4- Die Südprovinzen. Auch hier fleht die Bevölkerung von nur ca. i 6jo ooo Einwohnern im Gegenfatz zu einer außerordentlichen Flächenausdehnung. Immerhin haben dieie Gebiete, die iich aus dem Küftenftrafen am Periifchen Golf, den Randgebirgen des Hochlandes und den füdlichen Teilen des letzteren zufammenfetzen, einen nicht unwefentlichen Anteil am Außenhandel, abgefehen von der ö l ausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. aus Khufiftan. Die Hauptexportprodukte der Südprovinzen find Opium, getrocknete und frifche Früchte, Gummitragant, tierifche Produkte (Häute, Felle, Därme) und Teppiche. Der natürlichen Lage längs der Golfküfte entfprechend konzentriert fich der Warenverkehr jedoch nicht auf einen oder wenige Handelswege, fondern fucht jeweils den bequemften Weg von und nach den Golfhäfen, deren wichtigfte Mohammerah, Bufchir, Bender Abbas und Jask find. In der Provinz Fars bildet die Stadt Schiras ein wichtiges Handelszentrum, das mit dem Hafen Bufchir durch eine fchwierige Gebirgsftraße verbunden ift (284 km), auf der im Jahre 1307 die Autofracht R M 260.— bis 360.— pro Tonne koftete, die der Karawanen R M 215.— bis 235.—. Der Transport zwifchen den Haupthäfen des Perfifchen Golfs und den Nordfeehäfen koftete bei direkter Verladung durchfchnittlich sh. 55/— per longton oder 40 cbft (geftaffelte Tarife), derjenige nach den europäifchen Mittelmeerhäfen ca. sh. 40/—. In diefem Zufammenhang muß noch auf die Straße Kirman— Zahedan (587 km) hingewiefen werden, auf der die Teppichexporte der Provinz Kirman über Karachi nach Europa gelangten (ab Zahedan die indifche Eifenbahn), ferner auf den fchiffbaren Karunfluß als Hauptverkehrsader der Provinz Khufiftan. j . Die Weßprovinzen. Diefe gebirgigen Gebiete an der irakifchen Grenze werden zum großen Teil von Halbnomaden bewohnt, deren Ausfuhrprodukte vor allem Teppiche, Gummitragant und die ErzeugniiTe der Viehwirtfchaft (Häute, Därme, Wolle) find. Dazu kommt eine nicht unbedeutende Opiumausfuhr. Die Gefamteinwohnerzahl diefer drei Provinzen beträgt ca. 1 320 000. Für den Außenhandel mit überfeeifchen Ländern kommen ausichließlich die Häfen Basra und Mohammerah am Perfifchen Golf in Betracht. Der wichtigfte Weg war im Jahre 1307 die Autoftraße von Kermanfchah über die irakifche Grenze nach Khanekin (212 km), von dort mit der Eiienbahn nach Bagdad, von wo die Waren auf dem Tigris oder mit der Bagdadbahn den Hafen Basra erreichten. Diefer Verbindung mit dem Golf verdanken die Weftprovinzen, vor allem die Stadt Kermanfchah, ihre Bedeutung für den Durchgangsverkehr aus dem Innern Perfiens. Noch im Jahre 1307 entftand jedoch in der Nationalftraße, der neuen Verbindung zwifchen Teheran und Mohammerah über Khorramabad—Kum (970 km) ein zweiter Außenhandelsweg für die Weftprovinzen, der fchneli an Bedeutung gewann. Der Transport auf 48
diefer Strecke (Khorramabad—Ahwaz—Mohammerah) koftete Anfang 1929 R M 120.— bis 160.— per Tonne, während die Beförderung über Bagdad—Basra die folgenden Köllen verurfachte: Kermanfchah—Kasr-i-Schirin Kasr-i-Schirin—Basra (Durchfr.)
RM RM
85.— bis 140.— per Tonne 95.— bis 100.— per Tonne
R M 180.— bis 240.— per Tonne Damit war für alle diejenigen Teile der Weftprovinzen, von denen Khorramabad ohne große Mehrkoften erreicht werden konnte, der Weg über Ahwaz—Mohammerah vorteilhafter. (Die Frachtkoften von Basra bezw. Mohammerah nach Europa wurden bereits unter 4 genannt.) 6. Die Zentralprovinzen. In diefer Gruppe find alle inneren Provinzen Periiens zufammengefaßt, während es fich bei den fünf erftgenannten immer um Grenzgebiete handelte. Die Stellung der Zentralprovinzen im Außenhandel geht fchon aus der Einwohnerzahl von ca. 3 390000, alfo ungefähr 33% der Geiamtbevölkernug, hervor. Dabei ift der Anteil an der Einfuhr pro Kopf befonders hoch wegen des Bedarfs der Hauptftadt Teheran als Refidenz, als Zentrum der Verwaltung und des Militärwefens, fowie als Sitz der ausländifchen diplomatifchen Vertretungen und Wohnfitz vieler Großgrundbefitzer. Außerdem konnte man bereits 1307 bei Teheran von einer teilweifen Zentralifation des perfifchen Einfuhrhandels fprechen, wenigftens für weniger frachtempfindliche Waren, bei denen die Transportarten die direkte Verladung nach den Konfumgebieten nicht unbedingt erforderlich machten. Diefe Stellung der Hauptftadt ift heute durch die bürokratifche Erfchwerung des Imports bedeutend verftärkt worden, worauf ich an anderer Stelle zurückkomme. Die Ausfuhrproduktion diefer inneren Provinzen ift trotz ihrer geographifchen und klimatifchen Einheitlichkeit (innerperfifdies Hochland) in den einzelnen Teilen recht verfchiedenartig. Während neben den f a f t überall erzeugten Teppichen im nördlichen Teil diefes Gebietes getrocknete Früchte, vor allem Rofinen, große Bedeutung haben, tritt in den Provinzen Isfahan und Hamadan die Opiumausfuhr in den Vordergrund, während Jezd in der Hauptfache Seide und Seidenwaren exportiert. Als Verkehrswege für die Ein- und Ausfuhr kamen im Jahre 1307 die folgenden Straßen in Betracht, die größtenteils fchon bei Behandlung der Randgebiete, welche fie durchqueren, genannt wurden: Die Straße Teheran—Isfahan—Schiras—Bufchir, eine wichtige Verbindung fämtlicher Zentralprovinzen mit dem Perfifchen Golf, von 1256 km Länge. Obwohl die Unficherheit und Unwegfamkeit der in der Provinz Fars verlaufenden Teilftrecke oft zur völligen Unterbindung des Verkehrs führte, erreichte früher faft die gefamte Ausfuhr der Zentralprovinzen den Golf auf diefem Wege, wobei die
Frachtkoften für Autotransporte zwiíchen R M 360.— und 570.— pro Tonne fchwankten (von Teheran bis Bufchir). Dagegen bediente fich die für den nördlichen Teil der Zentralprovinzen, alio audi für Teheran, beftimmte Einfuhr teilweife des Weges über Bagdad—Kermanfchah. Befonders die Zuckerlieferungen aus Holland und der Tfchechoflowakei wählten diefe Strecke, da für diefe Ware im Irak befondere Frachtverbilligungen gewährt wurden. Auch trug die größere Sicherheit und die entfprechend niedrigeren Verficherungsprämien dazu bei, daß vor allem die Importe hochwertiger Waren diefe Straße vorzogen. Diefe Situation in der erften Hälfte des Jahres 1307 änderte iich vollftändig, als am 8. Aban desfelben Jahres (28. Oktober 1928) die bereits bei den Weftprovinzen erwähnte Nationalftraße dem Verkehr übergeben wurde, die Teheran über Kum—Khorramabad—Disful mit Ahwaz verbindet, von wo die Karunfchiffahrt den Weitertransport nach Mohammerah übernimmt. Anfang 1929 koflete die Autofracht von Ahwaz bis Teheran (970 km) zwiíchen R M 43c.— und 570.—, und in umgekehrter Richtung, für Exporte, R M 290.— bis 430.—. Dazu kommen noch R M 18.— bis 20.— für den Wailerweg Mohammerah—Ahwaz. Der größtenteils gute Zuftand diefer Straße und die Sicherung durch militärifchen Schutz auf ihrem durch die gefährlichen Nomadengebiete Luriftans führenden Teil haben fie fchnell zum wichtigften Außenhandelsweg Perfiens gemacht, und bereits bei Beginn der Krife hatte Mohammerah einen großen Teil des früher über Schiras—Bufchir und über Bagdad—Basra geleiteten Güterverkehrs übernommen. Dies betrifft den Warenaustaufch der Zentralprovinzen mit Europa, Nordamerika und Britifch-Indien, während für den Irak natürlich die Straße Kermanfchah—Kasr-i-Schirin weiter benutzt wurde. Der Verkehr der Zentralprovinzen mit der Sowjetunion, der trotz ihrer verkehrsgeographifchen Unabhängigkeit gegenüber letzterer beträchtlichen Umfang hatte, bediente lieh 1307 in der Hauptfache der Autoftraße Teheran—Kaswin—Paehlevi (376 km), der qualitativ bellen ChaulTee in Perfien. In der zweiten Hälfte des Jahres erfuhr fie durch die Vollendung der Straße Teheran—Aliabad—Bener Gez (368 km) eine Entlaftung. Außerdem beftand bereits eine Straße von Teheran zum Hafen Mefched-i-Sar (Mafanderan), die jedoch nur in der trockenen Jahreszeit für den Autoverkehr geeignet war. Der Autotransport auf der Strecke Teheran—Paehlevi koftete 1307 ca. R M 100.— bis 1 1 5 . — per Tonne. Damit ift das Wichtigfle über die Transportmöglichkeiten zwifdien den einzelnen periifchen Produktionsgebieten und den widitigflen Bezugs- und Abfatzländern gefagt. Diefer Gegenftand mußte fo ausführlich behandelt werden, weil fich daraus folgende für den Außenhandel wichtige Konfequenzen ergeben. Zunächft ging daraus hervor, daß die Transportarten von den Häfen bis zu den ausländifchen Märkten oft kaum ins Gewicht fallen gegenüber den Beförderungskoften innerhalb des Landes felbft; 5()
ferner, daß letztere in fehr vielen Fällen einen größeren Koftenfaktor bei der Ausfuhrkalkulation darfteilen als die Produktionskoften felbft, fo z. B. vom Innern des Landes zur Küfte R M —.30 bis —.40 per kg! Dabei find nur die Frachtfätze von den Handelszentren aus beriickiichtigt, wozu noch die Beförderung auf den Zubringerwegen kommen. Zieht man außerdem die großen Schwankungen in den Frachtraten in Betracht, fo erklärt es fich, daß weder für die Einfuhr noch für die Ausfuhr dem perfifchen Kaufmann eine fcharfe Kalkulation möglich ift und daß deshalb die Verdienftfpannen in normalen Zeiten durchfchnittlidi höher liegen müfTen als in anderen Ländern mit feilen Eifenbahntarifen. Der Begriff rationeller Güterverteilung ift fcbon deshalb in Perßen nur mit großen Einfcbränkungen anwendbar. Außerdem zeigen die erwähnten Tatfachen, wie außerordentlich unterfchiedlich die Frachtkoften und damit die gefamten Verteilungso r t e n f ü r die verfchiedenen Produktions- und Konfumgebiete find, und daß fie für viele Bezirke tatlächlich prohibitiv wirken. Dies trifft z. B. für Teile der Zentralprovinzen und Khorailans und für den nördlichen Teil Kirmans zu, wo Exportüberfchüffe von frachtempfindlichen Waren, d. h. von Produkten, deren fpezififcher Wert niedrig ift, aus diefem Grunde unverwertbar find. Auch beftätigen diefe Zahlen die bereits erwähnte Tatfache der Abhängigkeit großer und wichtiger Gebietsteile von dem ruffifchen Markt und die mangelhafte Elaftizität des Außenhandels, der fich in feiner geographifchen Orientierung nur feiten nach der Gunft der Marktlage in den verfchiedenen Ländern richten kann, weil die Differenzen zwifchen den Beförderungskoften auf den verfchiedenen Außenhandelswegen die Preisunter fchiede im Ausland meiit überkompenfieren. So fteht in vielen Teilen Perfiens der tecbnijchen Möglichkeit, die für die Erzeugung wichtiger Welthandelsartikel und deren Beförderung nach den Verbrauchsländern befteht, die Unmöglichkeit einer wirtfchaftlichen Verwertung infolge der Transportarten gegenüber.
4. Die handelspolitifdien Grundlagen des Außenhandels im Jahre 1 3 0 7 .
Während bereits aus der Befchreibung der Verkehrsverhältnifle hervorging, wie wenig es dem perfifchen Außenhandel möglich war, fich nach den günftigften Abfatzmärkten und den billigften Lieferländern zu orientieren, fo handelte es fich dabei immerhin noch um ökonomifche Gründe, nämlich um die Transportkoften. Dagegen find gleichzeitig die handelspolitifchen Maßnahmen Perfiens felbft fowie der hauptbeteiligten Staaten richtunggebend gewefen, und die Lage vor und während der Weltwirtfchaftskrife kann nur verftanden werden, wenn man diefe rechtlichen Grundlagen ebenfalls beriickiichtigt. 4*
51
A m 10. Mai 1 9 2 7 hatte Perfien alle Verträge mit fremden Staaten gekündigt, welche Beftimmungen über die damals noch beftehenden Kapitulationen und gleichzeitig, nämlich gegenüber England und Rußland, handelspolitifche Bindungen enthielten. Denn mit dieier Kündigung w a r nicht nur die Abfchaffung der Kapitulationen beabiiehtigt, fondern auch die Wiederherftellung der vor hundert Jahren ( 1 8 2 8 ) verlorenen Zollautonomie, verbunden mit der E i n f ü h rung eines neuen Zolltarifs. Dieier autonome T a r i f , der grundfätzlich freihändlerifch ift, trat am 3. Mai 1928 in K r a f t und galt a l f o f ü r den größten Teil des Jahres 1 3 0 7 , f o daß er dieier Unterfuchung ohne weiteres zugrundegelegt werden kann. E r enthält einen Maximal- und einen Minimaltarif, deren letzterer f ü r alle Vertragsftaaten angewandt wird. Obwohl die neuen Handelsverträge mit den meiilen Staaten erft im J a h r e 1 9 2 9 abgefchloflen wurden, beeilten iich alle Beteiligten, proviforifche Vereinbarungen unter Anwendung der Meiftbegünftigungsklaufel zu treffen, fo England am 10. M a i 1928, Deutfchland am 1 5 . Mai, worin die Gültigkeit des neuen Zolltarifs anerkannt wurde und die betreffenden Staaten fich die A n wendung des Minimaltarifs fieberten. Für die Sowjetunion w a r dies bereits in dem mehrfach erwähn-
ten Perßjch-Rujßjchen
Handelsprovijorium
vom
1. X. 192J
vor-
gefehen, das dem f a f t zweijährigen Handelskrieg zwifchen beiden Ländern ein Ende fetzte. Jedoch blieben die übrigen, darin getroffenen Abmachungen beliehen, fo daß der Außenhandel im J a h r e 1 3 0 7 feine handelspolitifche Grundlage nicht nur in dem neuen Zolltarif und der Anwendung der gegenieitigen, unbedingten Meiftbegüniligung auf alle Hauptbeteiligten hatte, fondern außerdem in diefen Sonderregelungen f ü r den Verkehr mit Rußland. Es waren dies kurz folgende 1 ":
Kontingentierung der perfifchen A u s f u h r nach Rußland auf zunädift 50 Mill. Rubel jährlich, auf die verfchiedenen Warengattungen wie folgt verteilt:
Gruppe 1,
Rohfloffe
Gruppe II, Nahrungsmittel Mill. Rubel
Baumwolle . . . . Wolle Hanf Gummitragant . . . Schaf- und Ziegenfelle . Lammfelle u. Periianer Sefamfaat Rizinusfaat . . . . Därme (800 000 Stück) Seide, GallnüfTe etc. . 62
14,20 5,46 1,05 1,20 0,70 3,50 0,16 0,10 0,10 0,53 27,00
etc.
Mill. Rubel
Gefchälter Reis . . Getrocknete Früchte Mandeln, Piitazien . Orangen . . . . Getr. u. gefalz. Felle Lebende Tiere . . Andere W a r e n . .
11,50
5.5°
1,40 0,80 3,00 0,40 0,40 23,00
Dabei wurde die Abänderung der einzelnen Kontingente vorbehalten. Von diefer Ausfuhr follten 50% für die perfifchen K a u f leute frei fein, während die andere Hälfte von vornherein für die ilaatlichen Sowjethandelsgefellfchaften referviert worden war. Eine Bezahlung dieier Ausfuhr in bar follte nur zu 10% erfolgen. Für 90% des Wertes waren ruffifche Produkte einzuführen, fo daß faft der gefamte Warenaustaufch geldlos, durch Verrechnung bei den Sowjetorganifationen, vermittelt werden follte. Die Einfuhr aus der Sowjetunion wurde nicht kontingentiert und auch nicht auf beilimmte Waren befchränkt. Es wurde jedoch vereinbart, daß bei Anwachfen der ruffifchen Exporte auf über 90% der für Perfien beftimmten Ausfuhrkontingente fich diefe automatifch entfprechend erhöhen follten. Wichtiger als diefe und andere formale Beilimmungen war ihre tatfächliche Anwendung für die Entwicklung des periifch-ruffliehen Warenaustaufchs. Denn die Wirklichkeit zeigte, daß diefe Regelungen ihren eigentlichen Zweck, die Ausbalancierung des Handels zwifchen beiden Ländern, nicht erfüllt haben. Die Ausfuhr perfifcher Produkte, die mehr und mehr in die Hände der in Nordperfien gegründeten Sowjethandelsgefellfchaften überging, richtete fich mehr nach der jeweiligen Situation von Angebot und Nachfrage, als nach den vereinbarten Kontingenten. Während dies jedoch nur eine wirtfchaftlich vorteilhafte Elaftizität gegenüber den formalen bürokratifchen Beilimmungen bedeutet hätte, benutzten die Sowjetgefellfchaften diefe Beilimmungen zur VerbeiTerung ihrer Abfatzmöglichkeiten für ruffifche Ausfuhrwaren auf folgende Weife: Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung bezahlten fie 90% der perfifchen Ausfuhr bargeldlos, d. h. durch Verrechnung mit den ruffifchen Lieferungen, wobei fie den perfifchen Käufern o f t minderwertige und überteuerte ErzeugniiTe aufdrängten. Vor allem aber errechneten fie auf Grund des Zwangskurfes von 5 Kran = 1 Rubel einen in Wirklichkeit nicht vorhandenen Aktivfaldo f ü r Perfien, um daraus das formale Recht abzuleiten, ihren eigenen Export zu ileigern. Auf diefe Berechnungsmethode komme ich noch bei Erörterung der Währungsfragen zurück. Hier iil jedenfalls feilzuilellen, daß fich der Handel zwifchen beiden Ländern freier geilaltete, als es nach den Vereinbarungen des Vertrages vom 1. Oktober 1927 möglich zu fein fchien, und daß fich 1307 bereits ein tatfächlicher Aktivfaldo ZMgunflen Rußlands von 125 Mill. Kran = 43% ergab. Gleichzeitig wurde in diefem proviforifchen Handelsvertrag ein neuer, nur für ruffifche Waren anzuwendender Zolltarif vereinbart, der aber, wie bereits gefagt wurde, nur bis zur Einführung des autonomen perfifchen Tarifs am 3. Mai 1928 Gültigkeit hatte. Es iil auffchlußreich für den Grad der Unabhängigkeit, den Perfien bei Aufilellung diefes neuen Tarifs befaß, wenn man findet, daß für die meiilen Pofitionen des Minimaltarifs die Zollfätze des perfifch-ruffifchen Abkommens vom 1. X . 1927 übernommen wurden, und daß da, wo Abänderungen ilattfanden, fich diefe nur auf weitere Er53
mäßigungen befchränkten, fo für einzelne Textilien, Zigaretten etc., und bei den Ausfuhrzöllen für Gummitragant und unechtgefärbte Teppiche. Ebenio wichtig wie diefe für den Warenaustaufch getroffenen Vereinbarungen zwifchen Perfien und der Sowjetunion find die Beftimmungen für den Traniit durch ruffifches Staatsgebiet, die eine Kompromißlöfung diefer Streitfrage bedeuteten. Die Durchfuhr perfifcher Erzeugniffe, die f ü r Nordperfien eine Lebensfrage war, wurde grundfätzlich freigegeben, jedoch mit Ausnahme der Baumwolle, die Rußland für den eigenen Bedarf refervieren wollte. Dagegen war der Einfuhrtranfit den folgenden, bedeutfamen Befchränkungen unterworfen: a) Die Durchfuhr aller Lieferungen für den Bedarf der perfifchen Regierung, mit Ausnahme von Kriegsmaterial, wurde grundfätzlich geflattet. b) Die Einfuhren des perfifchen Privathandels hatten nur dann Tranfiterlaubnis, wenn fie aus Staaten kamen, welche mit Rußland einen Handelsvertrag abgefchloiTen hatten, und auch dann nur, wenn fie unter folgende Warenklaffen fielen: 1. Mafchinen und fonftige Fabrikationseinrichtungen. 2. Arzneien und chirurgifche Inilrumente. 3. Papier und Papierwaren. 4. Kraftfahrzeuge und Zubehör. 5. Seidenraupeneier. Dabei muß jedoch fchon an dieter Stelle darauf aufmerkfam gemacht werden, daß die Tranfitlizenzen in der Praxis auch für verfchiedene andere Waren erteilt wurden, an deren Transport die Sowjetbahnen verdienen wollten, foweit die ruffifchen Handelsintereilen dadurch nicht beeinträchtigt wurden. Andererfeits blieb es der Sowjetunion trotz diefer vertraglichen Durchfuhrbeilimmungen unbenommen, auch den Verkehr der ausdrücklich freigegebenen Waren durdi eine entfprechende Tarifpolitik zu unterbinden, fowie durdi adminiftrative Maßnahmen bei der Lizenzerteilung, Grenzabfertigung etc. Eine Analyfe des neuen perfifchen Zolltarifs ift hier nicht möglich und auch nicht erforderlich. Denn die durchfchnittliche Belaftung von 1 0 — 2 5 % des Warenwertes, die fich bei den größtenteils fpezififchen Einfuhrzöllen ergibt, wenn man das Preisniveau und die Valuta des Jahres 1928/29 zugrundelegt, erlaubt es, den Tarif freihändlerifch-fiskalifch zu nennen. Eine folche Einfuhrbelaftung ftellt zwar in einem entwickelten Induftrieftaat mit relativ geringem Konkurrenzvorfprung des Auslandes in der Fertigwarenerzeugung einen wirkfamen Schutz der Inlandsproduktion dar, nicht aber in dem Agrarland Perfien, wo diefe Zölle trotz dem hinzukommenden Frachtenfchutz nicht genügten, die Differenz zwifchen inländifchen und ausländifchen Produktionskoilen zu überbrücken, fo daß fie 54
keinen bedeutenden Einfluß auf die Geftaltung des Außenhandels gehabt haben. Jedoch muffen hier die folgenden Sonderbelaftungen der Einfuhr und Ausfuhr behandelt werden, die teilweife deutlich fiditbare Wirkungen hatten: D i e S t r a ß e n a b g a b e ( T a x e des Routes). Am 8. Januar 1926 waren die meiften inneren Verkehrsfteuern (Wegegelder etc.), Verbrauchsfteuem und kommunalen Abgaben, die die Güterbewegungen im Inland beladeten, aufgehoben und durch eine einheitliche Straßenfteuer erfetzt worden. Diefe beiland in einer zufätzlichen Abgabe bei der Zollabfertigung, traf alfo nur die Ausfuhr und die Einfuhr, während der innere Verkehr frei war. Aus diefem Grunde kann fie trotz ihrer juriftifchen Sonderftellung als eine Sonderbelaftung des Außenhandels angefprochen werden, die in ihrer Wirkung durchaus Zollcharakter trägt. Sie zeigt deutlich einen protektioniftifchen Einfchlag, einmal weil fie den inländifchen Verkehr und damit die einheimifche Produktion im Gegenfatz zur Einfuhr nicht trifft, und befonders durch die Ausgeftaltung des Tarifs, durch die fie für viele Waren als zufätzlicher Schutzzoll wirkt und auf der anderen Seite die unerwünfchte Ausfuhr heimifcher Güter erfdiwert. Im übrigen Hellt fie eine Belaftung der Konfumeinfuhr dar, teilweife um des finanziellen Ertrages willen, teils mit dem Ziel, durch EinfuhrdroiTelung entbehrlicher Konfumgüter die Handelsbilanz zu entlaften. Man darf wohl annehmen, daß die perfifche Regierung damit einen nicht erfolglofen Verfuch gemacht hat, fchon 1926 autonome Zollpolitik in Geftalt diefer „Straßenfteuer" zu treiben. Als Stützung diefer Behauptung und zur Veranfchaulichung der relativen Höhe diefer Abgabe feien einige Beifpiele herausgegriffen und den gleichzeitig erhobenen Zollfätzen gegenübergeilellt. (Die Zollfätze find dem neuen Minimaltarif vom 3. Mai 1928 entnommen, damit alle Angaben die Situation in dem hier zugrundeliegenden Jahr 1307 zeigen.) 1. Seidengewebe 2 Kran per Man (2,97 kg) (Einfuhrzoll j o Kran per Man). Durch/chnittswert des Kran / J 0 7 RM —.42. 2. Bier 2 Kran per Man brutto (Einfuhrzoll 1,5 Kran). 3. Zucker 0,25 Kran per Man (Einfuhrzoll 1,55 Kran). 4. Alkoholifche Getränke 5 Kran per Man (Einfuhrzoll 9—30 Kran, geftaffelt). 5. Kurzwaren 5 Kran per Man (Einfuhrzoll $ — a d valorem, geftaffelt). 6. Zigarren und Zigaretten j Kran per Man (Einfuhrzoll 60% ad valorem). 7. Lebende Schafe und Ziegen 1 Kran per Stück (Ausfuhrzoll 1 Kran). 8. Lämmer 1 Kran per Stüde (Ausfuhrzoll 0,25 Kran). 55
9. Von der Straßenfteuer befreit: Fahrzeuge, landwirtfchaftlidie und induftrielle Mafchinen, entfprechend der Zollfreiheit diefer Produktionsmittel, deren Einfuhr erleichtert werden follte. Das Zucker- und
Teemonopol.
Diefes Monopol war am 30. Mai 1925 zur Finanzierung des Eifenbahnbaus eingeführt worden und hat gleichfalls den Charakter einer zufätzlichen Zollbelaftung. Denn da eine Monopolifierung der gefamten Verteilung und der 1307 allerdings noch unbedeutenden inländifchen Erzeugung diefer Waren technifch nicht durchführbar war, begnügte man fleh mit der Erhebung einer Einfuhrabgabe bei der Zollabfertigung, die für Zucker bedeutend höher lag als der Einfuhrzoll, nämlich: Zucker und Zuckerwaren 2 Kran per Man (Einfuhrzoll 1,5 j Kran), Tee 6 Kran per Man (Einfuhrzoll ebenfalls 6 Kran). Die Höhe diefer Abgabe erhellt fich aus dem durchfchnittlichen Einfuhrwert diefer "Waren frei Grenze, der nach den Angaben der Zollftatiftik 1307 für Zucker 3,60 Kran per Man, für Tee 28 Kran per Man betrug. Es ift alfo felbftverftändlich, daß neben dem beabiiehtigten finanziellen Ertrag auch eine Einfuhrerfchwerung bewirkt wurde, was befonders wichtig ift, weil diefe beiden Waren in Perfien die widitigften „Mailenluxusgüter" darfteilen und in der Einfuhr eine hervorragende Stellung einnehmen. Da jedoch ihr Konfum feit 1922 dauernd ftark anilieg, wurde nur das Wachstum der Einfuhr, nicht aber ihre abfolute Größe gedroiTelt. Das
Opiummonopol
wurde in der erften Hälfte des Jahres 1307, am 1. V I I . 1928, eingeführt und Hellt neben der Beladung des Inlandskon fums hauptfächlich einen Finanz-Ausfuhrzoll dar, den diefe rentabelfte Exportware Perßens ohne fühlbare Erfchwerung der Ausfuhrmöglichkeiten tragen zu können fchien. Es war zunächft die Monopoliiierung der gefamten Verarbeitung und der Ausfuhr geplant, aber wegen mangelnder ftaatlicher Einrichtungen begnügte man fich mit behördlicher Aufficht des Anbaus und der Verarbeitung und mit einer Befteuerung des Inlands- und Auslandsabfatzes. Die Exportbelaflung betrug bis Ende 1307 (20. I I I . 1929) 200 Toman pro Kifte a 24 1 / 2 Man (1 Toman = R M 4.25), ein Satz, welcher dann nach und nach erhöht werden follte, bis auf 400 Toman im Jahre 1309. Wieweit fich diefe Steuer auf das Volumen der Opiumausfuhr auswirkte, läßt fich nicht feftftellen. Diefes, ebenfo wie die nicht zuverläffig bekannte Anbaufläche in Perfien, ift von einer Vielzahl innerer und äußerer Einflüile abhängig, aus der fich der Einfluß der Befteuerung nicht ifolieren läßt. Immerhin muß man annehmen, daß ein folcher 56
Einfluß beftand, denn bei einem aus der Zollftatiftik errechneten Durchfchnittspreis des im Jahre 1307 exportierten Opiums von R M 4200.— per Kille machte die Monopolabgabe 201li % des Wertes aus! Daneben wurde noch ein Ausfuhrzoll von 20 Kran per Man erhoben, der alfo eine weitere Belaftung von ca. y 1 l 2 % darfteilte. Schließlich müflen in diefem Zufammenhang noch die Ein- und Ausfuhrverbote genannt werden, ioweit fie die Geftaltung des Außenhandels merklich beeinflußt haben können: Die Einfuhr folgender Waren war im Jahre 1307 nur mit befonderer behördlicher Genehmigung erlaubt: Feuerwaffen, Pulver und Munition. Ausländifdie Münzen, außer Gold- und Silbermünzen. Synthetifche Farben, ioweit Tie nicht in einer von der Zollverwaltung aufgeftellten Lifte ausdrücklich als echt anerkannt werden. Opium. Morphium, Kokain und andere Raufchgifte. Unecht gefärbtes Garn. Die Ausfuhr folgender Waren war ohne behördliche Genehmigung unter fagt: Feuerwaffen, Pulver und Munition. Die behördlich klaffifizierten antiken Kunftgegenftände. Gold und perfifche Silbermünzen (außer Kran 200.— für Reifende). Ungefchälter Reis, foweit er nicht zu weniger als 20% mit gefchältem Reis vermifcht war. Alle übrigen Getreidearten (vorübergehendes Verbot). Raufchgifte, außer Opium. Saccharin. Stinkafant (Assafoetida), wenn mehr als 10% ausländifches Material enthalten war. Da bei den Edelmetallen und Münzen eine wirkfame Grenzkontrolle nicht durchführbar war, kommt von diefen Ein- und Ausfuhrverboten hauptfächlich den Beftimmungen f ü r ungefchälten Reis, unechte Farben und Waffen und Munition größere Bedeutung zu. In diefen Fällen ift anzunehmen, daß die Gefetzgebung den Außenhandel merklich beeinflußt hat.
57
E. Analyfe des Außenhandels im Jahre 1307. In den letzten Abfchnitten wurde fo ausführlich, wie es der Rahmen diefer Arbeit irgend geftattete, auf die Grundlagen des Außenhandels als des wichtigften Faktors der weltwirtfchaftlichen Verflechtung Perfiens eingegangen und befonders auf die ökonomiichen und außerökonomifchen Momente hingewiefen, die feine Geftaltung vor und während der Weltwirtfchaftskrife beeinflußt haben. Wenn nun im Folgenden die Unterfuchung der weltwirtfchaftlichen Beziehungen des Landes im letzten „ N o r m a l j a h r " mit der A n a l y f e des auswärtigen Warenverkehrs und der Aufftellung der Zahlungsbilanz abgefchloilen wird und anfchließend die wichtigften Veränderungen im bisherigen Verlauf der K r i f e behandelt werden, fo wird dabei immer die Berückfichtigung des oben Gefagten vorausgefetzt, auch wenn nicht jedesmal ausdrücklich darauf Bezug genommen wird. 1. Größe und Bilanz des Außenhandels. Der ftatiftifdi erfaßte Gefamtaußenhandel Perfiens im Jahre 1307 bezifferte fich auf K r a n 2 3 3 7 4 6 6 0 0 0 . — . Wenn auch von diefer Summe der Anteil der ö l e x p o r t e der Anglo-Persian Oil Co., der allein K r a n 1 037 606 000.— ausmachte, f ü r die perfifche Wirtf d i a f t nur befchränkte Bedeutung hatte, wie im nächften Abfchnitt erläutert werden wird, fo muß er doch in voller Höhe eingefchloflen werden, wenn es fich darum handelt, die Bedeutung des Landes für die Weltwirtfchaft feftzuftellen. Denn in diefem Zufammenhang kommt es lediglich darauf an, den U m f a n g der Nachfrage und des Angebots auf dem Weltmarkt, die von Perfien als Konfumtionsund Produktionsgebiet ausgehen, zu unterfuchen, wobei es gleichgültig ift, wie fich beides auf die Zahlungsbilanz diefer Volkswirtfchaft felbft auswirkt. In diefem Sinne muß a l f o der genannten Ziffer von K r a n 2 337 466 000.— der Welthandelsumfatz in der entfprechenden Periode gegenübergeftellt werden. Diefer betrug im Jahre 1929: 282,7 Milliarden R M 2 0 . Legt man die jahresdurchfchnittliche Steigerung in der Periode 1925/29 von 4,85% zugrunde, fo errechnet fich f ü r das J a h r 1 3 0 7 , alfo f ü r die Zeit vom 2 1 . M ä r z 1928 bis 20. März 1929 ein Welthandelsumfatz von . . . R M 271 930 000 000.— Davon Außenhandel Perfiens K r a n 2 3 3 7 4 6 6 0 0 0 . — ä R M —-4zy- R M 993400000.— Dies entfpricht einem prozentualen Anteil von 0,36j % • 58
Zieht man in Betracht, daß die Bevölkerung des Landes etwa 0,55—0,60% der Gefamtbevölkerung der Erde ausmacht, io ergibt fidi, daß der Außenhandelsanteil pro Kopf bedeutend unter dem Weltdurchfchnitt liegt. Intereilant ift ein Vergleich mit anderen orientalifchen Staaten, z. B.: Türkei: Außenhandel 1928 T£ 397 069 000.— 21 a R M 2,134 = R M 847 347 000.— A l f o 0,314% des Welthandels, bei einem Bevölkerungsanteil von 0,758% (13 648 000 Einwohner). Irak:
Rps 1 5 3 2 0 0 0 0 0 . — 2 2 a R M 1,530 = R M 229 800000.— A l f o 0,08j % des Welthandels, bei einem Bevölkerungsanteil von 0 , 1 5 7 % (2 849000 Einwohner) 23 .
Außenhandel 1928/29
Sämtliche Außenhandelsziffern verliehen fich ausfchließlich des Durchfuhrhandels. Da diefer in der Handelsftatiftik des Syrifchen Mandatsgebiets nicht voll ausgefondert ift, konnte diefes nicht in den Vergleich miteinbezogen werden. Ebenfo mußte die arabifche Halbinfel ausgeladen werden, da fie weder politifch noch wirtfchaftlich eine Einheit darftellt und auch für die Teilgebiete keine zuverläffigen Außenhandelsziffern zur Verfügung ftehen. Man findet alfo, daß Perfien vor der K r i f e nur eine geringe Rolle im Welthandel fpielte, obwohl der Anteil von 0,365% nidit ganz vernachläfiigt werden darf und fowohl abfolut als auch pro Kopf der Bevölkerung immerhin größer ift als der feiner wichtigften orientalifchen Nachbarn, die allerdings als Traniitländer größere Bedeutung haben. Dabei taucht die Frage auf, ob der Anteil Periiens zu diefem Zeitpunkt eine fteigende oder fallende Tendenz hatte. Um dies zu prüfen, ftelle ich die folgenden Jahre einander gegenüber: 1292 ( 1 9 1 3 / 1 4 ) als letztes Vorkriegsjahr, 1304 (1925/26) als Beginn der Nachkriegskonjunktur, 1307 (1928/29) als Abfchluß der Nachkriegskonjunktur 2 \ Gefamtwelthandel Mill. R M Außenhandel Periiens 1000 K r a n : Krankurs (Jahresdurchfchnitt) R M Außenhandel in 1000 R M : Demnach Anteil am Welthandel:
1292
!3°4
1 7 1 680 1 103 003 —.371 409215 0,239%
268 516 1 940415 —.469 910048 0,335%
I
3°7
271 929 2 337 466 —.425 993423 0,365%
Hieraus ift erfichtlich, daß der Anteil Perfiens am Welthandel fteigende Tendenz hatte. Aber es darf daraus nidit gefolgert werden, daß es (ich um eine gleichmäßige Ausdehnung des Warenverkehrs in beiden Richtungen gehandelt hat, daß etwa diefes Wachstum in ungefähr gleichem Umfange Perfiens Stellung als Verkäufer feiner typifchen Exportprodukte und als K ä u f e r ausländifcher Erzeugniile betroffen hat. Vielmehr ift die ftändige Erhöhung des prozentualen An59
teils am Welthandel einzig und allein auf die Exportfteigerung der Anglo-Persian Oil Co. zurückzuführen, fteht alio nicht in Widerfprudi zu dem, was oben über die Stagnation der eigentlichen periifchen Volkswirtfdiaft gefagt wurde. Die folgende Aufftellung beweift diefe Tatfache: 129 2 1304 1307 ölausfuhr der A P O C . (in 1000 Kran) Übrige Ausfuhr (in 1000 Kran) In 1000 R M : Einfuhr (in 1000 Kran) In 1000 R M :
14770 441073 163 638 647165 240098
544800 514590 241 343 881025 413 201
1037606 479095 203 615 819865 348443
Es zeigt fich alfo, daß die Ausfuhr exkl. Erdöl in der Periode 1 2 9 2 — 1 3 0 4 ftark hinter dem Wachstum des Welthandels (wertmäßig, in Goldwährung) zurückgeblieben ift und in der Zeit von 1304 bis 1307 fogar einen abfoluten Rückgang, bei gleichzeitig weiter wachfendem Wert der Welthandelsumfätze, aufweift. Bei der Einfuhr ift zwifchen 1292 und 1304 abfolut und auch relativ zum Welthandel ein Anwachfen zu verzeichnen, dagegen 1304—07 auch hier ein abfoluter und relativer Rückgang. Z w a r ift bei diefem Ergebnis zu beachten, daß 1307 die nachteiligen Wirkungen der ruffifchen Einfuhrfperre, die 1305 den Außenhandel ftark zufammenfchrumpfen ließen, noch nicht vollftändig überwunden waren. Aber dies kann nur den empfindlichen abfoluten Rückgang des Handelsvolumens in der zweiten der hier unterfuchten Perioden erklären, fpricht aber nicht dagegen, daß die alleinige Urfache der Steigerung des prozentualen Anteils Perfiens am Welthandel die Abfatzfteigerung der britifchen ölgefellfchaft war. Diefe kurze Skizzierung der Dynamik des perfifchen Außenhandels fchien mir für das Verftändnis der Lage im Jahre 1307 wichtig. Ich gebe nun die Hauptpoften der Handelsbilanz diefes Jahres, deren weitere Aufgliederung in den folgenden Abfchnitten erfolgen wird: H a n d e l s b i l a n z 1307 (1928/29). 1 Kran = (In 1000 Kran)
R M —.425 (In 1000 RM)
756 555 63 3 1 0
322 136 26 906
819 865
348 442
477 289 1 037 606 2 706
202 848 440 982 1 150
1
644 980
Wareneinfuhr Einfuhr von Edelmetallen und Münzen
Warenausfuhr (exkl. ö l ) Erdölausfuhr der A P O C Ausfuhr von Edelmetallen und Münzen
60
J 1 0 595
Die A u f t e i l u n g der Handelsbilanz eines Landes hat dreifache Bedeutung. Einmal bildet fie den wefentlichften Beftandteil der Z a h lungsbilanz und dient damit der Beurteilung der K r e d i t - und W ä h rungsfituation des betreffenden Landes. Daneben zeigt fie, durch die Trennung von E i n f u h r und A u s f u h r , in welchem U m f a n g e die V o l k s w i r t f c h a f t einerfeits als K ä u f e r , andererfeits als V e r k ä u f e r von W a r e n auf dem Weltmarkt eine Rolle fpielt, und fchließlich ift durch eine weitere Unterteilung diefer E i n f u h r - und A u s f u h r w e r t e erfichtlich, wie iich beide zufammenfetzen und in welcher W e i f e iie iich auf die verfdiiedenen Bezugs- und A b f a t z l ä n d e r verteilen. Im Folgenden w i r d nun die Handelsbilanz Perfiens f ü r das J a h r 1 3 0 7 auf diefe dreifache W e i f e ausgewertet, zunächft f ü r die Zahlungsbilanz, wobei eine weitere Aufgliederung noch nicht notwendig ift. 2. Die Zahlungsbilanz im J a h r e
1307.
Bei Unterfuchung der Zahlungsbilanz Perfiens im letzten J a h r der Nachkriegskonjunkturperiode ergibt iich die Notwendigkeit, in unwefentlichen Einzelheiten von der allgemein üblichen Methode bei der Gegenüberftellung der einzelnen Poften abzugehen. Wegen der Unzuverläffigkeit der zur V e r f ü g u n g ftehenden Ziffern ift es empfehlenswert, in mehreren Fällen an Stelle der Bruttobeträge auf der A k t i v - und P a f f i v f e i t e der Bilanz nur den jeweiligen Saldo einzuietzen, wodurch die unvermeidlichen Ungenauigkeiten weniger irreführend wirken und fogar die Wahrfcheinlichkeit befteht, daß fie fich teilweife aufheben. Außerdem macht die Sonderftellung des größten Produzenten auf perfifchem Boden, der Anglo-Persian Oil Co., eine feparate A u f t e i l u n g der mit ihrer Tätigkeit verbundenen Poften der Zahlungsbilanz notwendig. Wichtiger als diefe formalen Fragen ift die Schwierigkeit, überhaupt eine einigermaßen zuverläffige Bilanz zu konftruieren. Unter den 32 Ländern, die dem Völkerbund jährlich die ihrige zur V e r fügung ftellen (veröffentlicht im „Memorandum sur le Commerce et sur les Balances de Paiement", Soc. d. Nations, G e n f ) , ift Perfien natürlich nicht vertreten. W a s diefe A u f g a b e f ü r Perfien gegenüber anderen Ländern befonders fchwierig macht, ift einerfeits das Fehlen ftatiftifchen Materials außer der Zollftatiftik, welche felbft keinen Anfpruch auf Zuverläffigkeit erhebt, andererfeits die fchwankende V a l u t a gegenüber den Goldwährungsländern, die es verbietet, den fich herausftellenden Saldo aus fchließlich auf die Ungenauigkeiten bei der Bewertung der einzelnen Poften zurückzuführen. Angefichts diefer Situation muß ich vor der Aufftellung der Bilanz zunächft das Grundfätzliche über die von mir angewandten Berechnungsmethoden fagen. Die verfügbaren Quellen befdhränken fich auf die in der Außenhandelsftatiftik angegebenen Werte f ü r E i n f u h r und A u s f u h r , die Veränderung der öffentlichen Auslandsverfchuldung und der in ausländifcher Währung gehaltenen Regierungsreferve, fowie auf mehr 61
oder weniger genaue Schätzungen der Kapitaleinfuhr, Ausgaben der diplomatifchen Vertretungen, Dienftleiftungen und des Paffivfaldos im Reifeverkehr. Außerdem liegen ziemlich genaue Zahlen für die Wertbewegungen vor, die fich aus der Tätigkeit der Anglo-Persian Oil Co. für die periifche Zahlungsbilanz ergeben. Bei diefen handelt es fich um folgende Porten: Die Ausfuhr von Erdölprodukten, die kein Aktivum der Zahlungsbilanz darfteilt, muß von der Gefamtausfuhr abgezogen werden. Demgegenüber begründet aber auch die Einfuhr diefer Gefellfchaft, die in der Statiftik miterfaßt wird, keine Forderungen des Auslandes gegenüber der periifchen Volkswirtfchaft, ift alfo von der Gefamteinfuhr abzufetzen. Damit ift der auf die ölförderung entfallende Teil des Außenhandels, der lediglich in den Konten der Zentrale des Konzerns in London abgerechnet wird, ausgefehaltet. Es bleiben dann aber diejenigen Devifenbeträge zu berückfichtigen, welche in Verbindung mit der ölproduktion ins Land fließen. Dies find in erfter Linie die Ausgaben des Konzerns in Perfien für inländifche Waren und f ü r Löhne und Gehälter, ferner (formell) die jährliche Konzeffionsabgabe an die Regierung. Diefe wurde zwar 1307 direkt auf das .£-Konto der Regierung für die Goldwährungsreferve überwiefen, war alfo gleichzeitig Aktiv- und Paffivpoften. Der Vollftändigkeit halber führe ich fie jedoch auf beiden Seiten der Bilanz gefondert auf. Daß bei diefer Methode die Neuinveftierungen der Anglo-Persian Oil Co., die den weitaus größten Teil der Kapitaleinfuhr ausmachten, nicht noch als folche berückfichtigt werden können, ergibt fich aus der Überlegung, daß fie bereits in der Einfuhr der Gefellfchaft und ihren im Inland gemachten Ausgaben erfaßt worden find. Schließlich erfordert die Tatfache, daß fo die ölgefellfchaft in jeder Beziehung als ein außerhalb der perfifchen Volkswirtfdiaft flehendes Unternehmen behandelt werden mußte, daß ihr Abfatz an ölderivaten innerhalb Perfiens als Paffivpoften eingefetzt wird. Bei der Aufftellung der Zahlungsbilanz unter diefen Gefichtspunkten ergibt fich ein P a f f i v f a l d o von 145 Mill. Kran. In einem J a h r ftabiler Währungslage hätte die tatfächliche Bilanz ausgeglichen fein müffen, und der Saldo wäre in voller Höhe der Ungenauigkeit bei den einzelnen Poften, insbefondere der ftatiftifch erfaßten Einund Ausfuhr, zuzuichreiben. Man käme dann alfo der Wirklichkeit ziemlich nahe, wenn man diefe 145 Mill. Kran als Ausfuhrfaldo des der ftatiftifchen Erhebung entgangenen Außenhandels einfetzen würde. Dies ift aber im vorliegenden Fall nicht möglich, weil fich die periifche Valuta im Laufe des Jahres 1307 in faft gleichmäßiger Abwärtsbewegung um ca. 1 2 % entwertete, und zwar bei faft ftabilem Silberpreis auf dem Weltmarkt. (Die Währungsfragen werden an anderer Stelle, Teil II, A, noch ausführlich behandelt werden.) In diefem Zufammenhang fei nur erwähnt, daß der Außenwert des Kran bei Beginn des Jahres 1307 (April 1928) ca. 1 3 % über Parität lag und bei Jahresfchluß diefes Agio faft vollftändig eingebüßt hatte. Diefe Bewegung war nicht auf eine Metallarbitrage zurückzuführen, 62
da die Prägung zwar formell frei, praktifch aber gefperrt war. Während ein weiteres Abfinken des Kurfes unter Parität bei einem erheblichen Disagio durch Ausfuhr von Silber verhindert worden wäre, beftand deshalb keine wirkfame Verknüpfung mit dem Preis des Währungsmetalls, folange die Valuta noch ein Agio bewahrte. Die Kursbewegung war alfo dann den gleichen Ge fetzen unterworfen wie diejenige einer reinen Papierwährung, d. h. das Abgleiten der Valuta bedeutete einen tatfächlichen Paffivfaldo in der Zahlungsbilanz. Es bleibt nun die Frage offen, wie der fleh zunächft ergebende Saldo von 1 4 5 Mill. Kran aufzuteilen ift, d. h. wieviel davon als Urfache der Währungsentwertung als foldier flehen bleibt, während der Reft dann als Ausfuhrfaldo des ftatiftifch nicht erfaßten Außenhandels einzufetzen ift. Einen Anhaltspunkt gibt die Tatfache, daß die Verknappung der Devifen hauptfächlich auf die Anfprüche der Regierung zurückzuführen war, welche die Einkünfte aus dem Zucker- und Teemonopol in Höhe von 6 4 , 3 Mill. Kran, welche der Finanzierung des Bahnbaus dienen follten, ohne Rückficht auf die Devifenbilanz in ausländifche Währung umwandelte. Es dürfte deshalb ungefähr den Tatfachen entfprechen, wenn ich diefen Betrag als den für die Kranentwertung verantwortlichen tatfächlichen Paffivfaldo einfetze. Es verbleibt dann ein Reil: von 8 0 , 7 Mill. Kran für die Korrektur der Außenhandelsziffern als der Hauptfehlerquelle des ftatiftifdien Materials. Auf diefem Wege bin ich zu dem folgenden Ergebnis gekommen:
Zahlungsbilanz A.
für das Jahr ijoy
(21. III. 1928 — 20. III. 1929).
Mill. Kran Aktiva: 1. Statiftifdi erfaßte Warenausfuhr . . . 1 5 1 4 , 9 Abzüglich ölausfuhr der APOC. . . 1 0 3 7 , 6 477.3 2 . Ausfuhr von Edelmetall und Münzen 2>7 3- Ausfuhrfaldo der ftatiftifch nidit erfaßten Außenhandelswerte 80,7 25 15,0 4- Kapitaleinfuhr durch ausländifche Unternehmungen 26 . . . 5- Verminderung der Bahnbau-Devifenreferve 5 2.1 6. Geldfendungen aus dem Ausland 21 IJ,0 10,0 7- Ausgaben der ausländ, diplomatifchen Vertretungen 8. Ausgaben der Anglo-Persian Oil Co. in Perfien 28 . . 75.0 S'- Konzeffionszahlung der Anglo-Persian Oil Co. für das Jahr 1 3 0 6 28,9 io. Pafiiv-Saldo 64»3 821,0 63
B. Paffwa:
Mjll.
1. Statiftifch erfaßte Wareneinfuhr . . . 756,6 Abzüglich E i n f u h r der A P O C . 2 ' . 80,0 2. E i n f u h r von Edelmetall und Münzen 3. Dienftleiftungen 4. P a f i i v f a l d o im R e i f e v e r k e h r j . Anleihetilgung (vergl. S. 23, A n m . j ) 6. Z i n f e n und transferierte Kapitalerträge (Saldo) . . 7. Ausgaben der diplomatifchen Vertretungen und der Studierenden im Ausland 8. A b f a t z der Anglo-Persian Oil C o . in Perfien 3 0 . . . 9. Deponierung der Konzeffionsabgabe der Anglo-Persian Oil C o . in London
Kran
676,6 63,3 5,0 3,0 3,3 2,9 13,0 25,0 28,9 821,0
Hierzu müiTen noch einige Erläuterungen gegeben werden. Im allgemeinen ift eine K o r r e k t u r der Außenhandelsftatiftik eines Landes auf der P a i f i v f e i t e der Zahlungsbilanz notwendig, während es bei Periien umgekehrt der Fall ift. Dies erklärt fich daraus, daß z w a r auch ein fehr bedeutender T e i l der E i n f u h r der Zollkontrolle entgeht, daß aber auch bei der A u s f u h r zahlreiche Erichwerungen einen umfangreichen Schmuggel ins Leben gerufen haben, der wahrfcheinlich die illegitime E i n f u h r noch an U m f a n g übertrifft. Dabei handelt es fich teilweife um ausfuhrverbotene Waren, teils um folche mit einer fühlbaren Ausfuhrbelaftung, wie z. B. Opium, Vieh etc. Noch wichtiger ift aber die Tatfache, daß die Wertdeklarationen f ü r die Zollftatiftik ein falfches Bild ergeben. Während es (ich bei der Mehrzahl der Importe um feft beftellte Waren handelt, deren W e r t auf G r u n d der F a k t u r a des ausländifchen Lieferanten deklariert wird, handelt es fich bei einem großen Teil der A u s f u h r um Sendungen, die durch einen K o m m i f f i o n ä r im Beftimmungshafen v e r k a u f t werden follen, deren E r l ö f e a l f o noch nicht feftftehen. Deshalb bafieren die Wertdeklarationen f ü r die A u s f u h r teil weife auf den Selbftkoften des Exporteurs, ohne feinen erft fpäter entftehenden Gewinn einzufchließen, oder fie werden f o g a r noch niedriger deklariert, befonders in den Fällen, w o Ausfuhrzölle ad valorem erhoben werden. Bei dem Poften A , j „Verminderung der Bahnbau-Devifenr e f e r v e " handelt es fich um den teilweifen A b b a u des f ü r diefen Zweck beftimmten ^ - G u t h a b e n s der Regierung durch Überweifungen an das Deutfdi-Amerikanifche B a u f y n d i k a t . Es ftellt a l f o die Rückziehung einer Auslandskapitalanlage zur Bezahlung von Einfuhren und Dienftleiftungen dar und damit ein A k t i v u m in der Zahlungsbilanz, allerdings nur foweit fie die dem gleichen K o n t o zufließenden Einnahmen aus der Zucker- und Teebefteuerung überfteigt: Überweifungen an das S y n d i k a t . . . . Ertrag der Monopolfteuer
K r a n 1 1 6 , 4 Mill. K r a n 64,3 Mill. Kran
64
52,1
Mill.
Die Einfuhr von Silbermünzen und Edelmetall in Höhe von 63,3 Mill. K r a n fcheint zu der Annahme zu berechtigen, daß doch eine wenigftens teilweife Metallarbitrage zu der Befeitigung des Währungsagios beigetragen hat. Diefer Betrag fetzt lieh aber zu 96% aus Silbermünzen zufammen, die die Regierung in Birmingham und Leningrad hatte prägen laiTen, als E r f a t z der aus dem Verkehr gezogenen, zahlreichen fchadhaften Geldftücke. Der Betrag von 5 Mill. K r a n f ü r Dienftleiftungen des Auslandes er fcheint fehr niedrig. Es wurde aber bereits oben (S. 33) darauf hingewiefen, daß die Transport- und Veriicherungsleiftungen außerhalb der Landesgrenzen keine zufätzlichen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Ausland begründen. 3. Die Struktur der Ausfuhr. Die Aufgliederung der Ausfuhr eines Landes und die Gegenüberftellung der Mengen und Wertfummen der einzelnen Ausfuhrprodukte kann nur dann zur Erkenntnis der weltwirtfchaftlichen Stellung der betreffenden Volkswirtfchaft beitragen, wenn dadurch zweierlei erfichtlich wird: 1. wie fich die Ausfuhr auf die drei Warenklaffen Rohftoffe, Lebens- und Genußmittel und Fertigwaren verteilt, und welche charakteriftifche Stellung im Welthandel fich danach f ü r das L a n d ergibt; 2. welche Bedeutung die einzelnen Exportgüter im Verhältnis zu den Gefamtumfätzen im internationalen Warenaustaufch einnehmen. Zur Beantwortung der erften Frage foll hier die perßfehe fuhr im Jahre / J O J folgendermaßen aufgeteilt werden: A . Rohftoffe 1. 2. 3. 4.
Mill. K r a n
Erdöl und -derivate Eifenoxyd T ü r k i f e und andere Edelfteine Sonftige Mineralien =
5. 6. 7. 8. 9. 10.
Aus-
.
Mineralifche Rohftoffe: 68V 2 % der Gefamtwarenausfuhr
Baumwolle Gummitragant Andere Gummiarten . . . . Drogen und Pflanzenfarbftoffe . Hanf Sonftige vegetabilifche Rohftoffe Vegetabili fche Rohftoffe j 1 / 8 % der Gefamtwarenausfuhr
1037,61 o,8j 0,60 0,07 1039,13 52,68 15.85
52,68
2.53 3>r4 1.35
2,05 77,60 65
11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
Wolle Häute und Felle (exkl. Lammfelle) Lammfelle Pelze Schafdärme Seidenkokons Rohfeide Ziegen- und Pferdehaare Seidenabfälle =
.
.
Mill. Kran 15,62 15,62 . 14,40 7,21 5,74 12,36 9,15 9,15 2,85 2,85 2,29 0,55
Animalifche Rohftoffe: 4°/«% der Gefamtwarenausfuhr
70,17
Textil-Rohftoffe: B. Lebens- und 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
C.
Opium Reis Andere Getreidcarten Mandeln Roiinen Piftazien, Nüffe Andere frifche und getrocknete Früchte . . Tabak Gewürze Sonftige vegetabil. Lebens- und Genußmittel
65,04 28,86 0,82 15,28 13*84 2,51 17,99 2,62 0,99 0,82
Vegetabilifche Lebens- und Genußmittel: = 9 3 li% der Gefamtwarenausfuhr
148,77
1 1 . Fifche 12. Kaviar 13. Eier, Butter u. andere Veredelungsprodukte
3,80 1,65 0,24
Animalifche Lebens- und Genußmittel: = der Gefamtwarenausfuhr
5,69
Fertigwaren 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Wollteppiche Seidenteppiche Kleidungsftücke Seidengewebe Sonftige Gewebe, Stickereien etc Schmuck, kunftgewerbliche Gegenftände . Sonftige Fertigwaren
.
Fertigwaren: — 1 1 Vs% der Gefamtwarenausfuhr 66
80,85
Genußmittel
159,35 0,09 2,29 1,83 2,67 2,33 0,28 168,84
Von der Warenausfuhr Perfiens entfielen a l f o : auf Rohftoffe auf Lebens- und Genußmittel auf Fertigwaren
.
78'/«% ( 1 1 8 6 , 9 0 Mill. Kran) ioVs% (154,46 Mill. Kran) nll»% (168,84 Mill. Kran)
Die reftlichen V 2 % (4,7 Mill. K r a n ) fetzen fich aus verfchiedenen kleinen Poften zufammen, die hier nicht eingeordnet werden konnten, darunter „Lebende T i e r e " mit 2,56 Mill., Tranfitwaren (Mafchinen) und Reexporte. Der allerdings nicht fehr umfangreiche Tranfit aus Afghaniftan ift zum großen Teil in den obigen, der perfifchen Außenhandelsftatiftik entnommenen Ziffern enthalten, kann jedoch nicht eine merkliche Verfchiebung in der Zufammenfetzung der Ausfuhr bewirkt haben, da diejenige Afghaniftans, abgefehen vom Erdöl, der perfifchen fehr ähnlich ift. Eine dadurch verurfachte Veränderung der abfoluten Ausfuhrgröße ift aber erft recht ohne Bedeutung, da die Ziffern der Außenhandelsftatiftik, wie bereits betont wurde, nur einen Teil der Ausfuhr erfaffen und auch dafür nicht die tatfächlichen Werte angeben. Die Schätzungen des Schmuggels gehen ftark auseinander. Sie bewegen fich zwifchen 1 5 % und 4 5 % der Ausfuhr bezw. der Einfuhr, fo daß ich hier darauf verzichten muß, irgendwelche Anhaltspunkte f ü r die Korrektur meiner aus der Statiftik entnommenen Zahlen zu geben. Mit der obigen Aufteilung der perfifchen Ausfuhr im letzten J a h r vor der K r i f e ift das Typifche der Stellung des Landes als A n bieter auf dem Weltmarkt deutlich herausgeftellt, das Ubergewicht der Rohftoffausfuhr und die Rolle der beiden anderen WarenklafTen. Gleichzeitig wird erfichtlich, wie ftark dabei einzelne Produkte in den Vordergrund treten: bei den Rohftoffen das Erdöl und feine Derivate, die Textilrohftoffe und der Gummitragant, bei den Lebensund Genußmitteln das Opium und die Erzeugniffe des Obftbaus, und bei den Fertigwaren die Wollteppiche. Eine weitere Unterfuchung muß fich alfo vor allem mit diefen Waren befchäftigen.
4. Die Hauptausfuhrprodukte, a) Das Erdöl. Die bis jetzt bekannten Mineralölvorkommen in Perfien verteilen fich auf drei getrennte Gebiete: 1. die nördliche Zone, die fich von Aferbeidjan aus über dieKüftenprovinzen am Kafpifchen Meer erftreckt; 2. der nördliche Teil der innerperfifchen Hochebene zwifchen Semnan und Charud; 3. die füdliche Zone, von der irakifchen Grenze bei Khanekin in füdöftlicher Richtung am R a n d des Bakhtiarengebirges entlang zum Perfifchen Golf laufend. 6*
67
Eine Förderung des Öls findet nur in dem zuletzt genannten Gebiet ftatt, das durch feine Lage in der Nähe des Golfs befonders begünftigt ift. Die Anglo-Persian Oil Co. hat dort das ausfchließliche Recht der Ausbeute auf Grund der am 28. V . 1901 an den Auftralier Knox d'Arcy erteilten Konzefiion. Die Bedingungen diefes Vertrages, der für die Dauer von 60 Jahren abgefchloflen wurde, zeigen, wie wenig Einfluß die inzwifchen erfolgte ftarke Ausdehnung der Produktion auf die eigentliche perfifche Volkswirtfchaft haben konnte, und feien deshalb hier kurz wiedergegeben 31 : Bis 1961 beiderfeitig unkündbare Konzefiion f ü r die Ausbeute von Erdöl, Afphalt, Erdgas und Ozokerit in allen Teilen Periiens mit Ausnahme der Provinzen Gilan, Mafanderan, Aftarabad, Khorailan und Aferbeidjan. — Befondere Privilegien: Steuerfreiheit, Zollfreiheit f ü r die Einfuhr von Produktionsmitteln, Zoll- und Abgabenfreiheit für die gefamte Ausfuhr, koftenlofer Erwerb des erforderlichen Bodens für alle Anlagen, foweit es fich nicht um Kulturland handelt. Bei letzterem Ankaufsredit gegen „angemeilene" Entfchädigung des Eigentümers. Die Gegenleiftungen der ölgefellfchaft an den perfifchen Staat befchränken fich auf: Einmalige Zahlung von £ 20 000.— in bar und £ 20 000.— Stammaktien, 16% des jährlichen in der Bilanz ausgewiefenen Reingewinns als Konzefiionsabgabe, fowie £ 1000.— p. a. Gehalt für den Vertreter der perfifchen Regierung. Hieraus geht deutlich hervor, daß die perfifche Wirtfchaft, der Staatshaushalt und die Devifenbilanz an der fchnellen Entwicklung diefes Unternehmens weder durch entfprechende Zoll- und Steuereinnahmen, noch durch Grundftücksfpekulationen profitieren konnten. Uber die Entwicklung der Produktion ift zu fagen, daß nach langen erfolglofen Probebohrungen erft kurz vor dem Weltkriege eine nennenswerte Ausbeute erzielt werden konnte, nach Entdeckung der Quellen bei Mesjed-i-Suleiman, in der Nähe von Schuster in Khufiftan. Am 15. April 1909 wurde die Anglo-Persian Oil Co. mit einem Anfangskapital von £ 2 000 000.— gegründet, das mit Beteiligung der britifchen Regierung, welche an der Verforgung der inzwifchen auf Ölheizung umgeftellten Kriegsflotte im Indifchen Ozean intereffiert war, mehrmals erhöht wurde. Parallel damit wurde die Ausbeute der Quellen, die eine außerordentliche Ergiebigkeit zeigten, gefteigert und die Errichtung der großen Raffinieranlagen in Abadan, dem Ausfuhrhafen der Gefellfdiaft, in Angriff genommen, welche 1930 ca. 75% der Gefamtförderung verarbeiteten. Es ift hier nicht möglich, näher auf die Produktionsbedingungen einzugehen. Ich verweife auf die intereilanten Ausführungen über die Verhältniffe im Jahre 1926 in dem Buche „In A Persian Oilfield" von J . W. Williamson und auf die Jahresberichte der Anglo-Persian Oil Co. felbft. 68
Für diefe Unterfuchung ift vor allem wichtig feftzuftellen, in welchem Verhältnis zur Weltproduktion fidi die ölförderung in Perfien entwickelt hat und welchen Anteil fie bei Beginn der Weltkrife innehatte. Dies ift; aus der folgenden Gegenüberftellung erilditlidi: Weltproduktion 3 2 D a v o n in Perfien 3 3 In % (1000 tons)
1913
53 380
1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928
99 1 7 5 107 401 1 1 9 862 1 4 1 540 1 4 1 258 148 288 1 5 2 158 174 4 1 4 183487
I 2 2 3 4 4 4 5 5
234
(1292)
0.44
744 327 959 714 334 556 800 300 4°o
(1299) (1300) (1301) (1302) (1303) (1304) (1305) (1306) (1307)
1,76 2>I7 2.47 2,66 3.07 3'°7 3.15 3.04 3,00
D a das Gefchäftsjahr der Anglo-Persian Oil Co. und damit auch ihre Angaben über die Produktionshöhe bis zum J a h r e 1 3 0 6 die perfifche Kalendereinteilung benutzten, konnten nicht die gleichen Zeiträume verglichen werden. Es ift: aber wohl kaum anzunehmen, daß diefe Verfchiebung um 2 Monate 20 T a g e das Ergebnis der Gegenüberftellung merklich beeinflußt hat. Im Jahre 1928 ging die Gefellfchaft dazu über, mit dem 3 1 . Dezember abzufchließen, fo daß f ü r 1 3 0 7 nur die Angabe f ü r die Periode vom 2 1 . I I I . 1928 bis zum 3 1 . X I I . 1928 vorliegt. Die obige Produktionsziffer f ü r 1 3 0 7 wurde deshalb durch Hinzufügung des auf die Zeit vom 1. I. 1929 bis 20. I I I . 1929 entfallenden Anteils der Gefamtförderung des Jahres 1929 errechnet. Die Tabelle zeigt alfo, daß die Erdölproduktion in Perfien feit der Vorkriegszeit ununterbrochen anftieg und daß diefes Wachstum bis zum Jahre 1924 die gleichzeitige Ausdehnung der Weltproduktion übertraf, fo daß fich der perfifche Anteil in der Nachkriegskonjunkturperiode auf ca. 3 % hielt, eine Ziffer, deren Bedeutung erft dann hervortritt, wenn man berückfichtigt, daß es fleh um eine reine AusfuhrProduktion handelt. (Der Selbftverbrauch Perflens an Rohöl und Raffinierprodukten macht nur ca. 1 % der inländifchen Erzeugung aus. Dazu kommt die Einfuhr aus Rußland, die im Jahre 1 3 0 7 etwa 44 000 Tonnen brutto betrug.) D a von der ölproduktion anderer Länder, vor allem der Vereinigten Staaten, ein großer T e i l im Inland verbraucht wird, liegt alfo der Anteil Perfiens am Erdölaußenhandel der Welt bedeutend höher. Im J a h r e 1 3 0 7 w a r die Kapazität der Raffinerie in Abadan bereits f o weit erhöht worden, daß der größte Teil der Produktion dort deflilliert werden konnte. Das läßt die Struktur der Ausfuhr erkennen: 69
Rohöl (iooo Tonnen) Ausfuhrwert in Kran
1600 i9o>4
Deftillate 345° 847,2 Mill.
Der Abfatz verteilte fich 1307 zur Hauptfache auf folgende Länder: 1000 Tonnen Mill. Kran Brit. Weltreich, inkl. Ägypten, exkl. Indien 3958 678,4 Britifch-Indien 637 103,6 Frankreich 295 74,3 Deutfchland 113 31,6 Der Reil im Werte von 149,7 Mill. Kran ging in die Nachbarftaaten fowie nach Spanien, Italien etc. Das Wichtigfle an diefer Verteilung der perfifchen ölausfuhr ift jedenfalls das Übergewicht des Britifdien Weltreiches als Abnehmer. Dabei handelt es fich teils um Verfchiffungen nach Großbritannien und Auftralien als Verbrauchsgebiete, teils um folche nach Ägypten, Singapore etc. als Verteilungszentren, von denen auch die britifche Marine verforgt wurde.
b) Die Textilrohftoffe. Wie aus den Angaben auf S. 65/66 hervorgeht, war Perfien im Jahre 1307 mit einer Ausfuhr von 80,85 Mill. Kran an der Textilrohftoffverforgung der Welt beteiligt. Diefer Betrag ift gegenüber den Welthandelsumfätzen in diefer Warengruppe natürlich verfchwindend gering, fpielt aber für Perfien felbft eine große Rolle. Es verhält fich alfo hierbei umgekehrt wie bei der ölausfuhr, der für die Weltwirtfchaft große Bedeutung zukommt, für Perfien felbft jedoch in viel kleinerem Maße. Aus diefem Grunde, und weil es den Anfchein hat, daß die Erzeugung diefer Waren in Perfien in abfehbarer Zeit eine beträchtliche Steigerung erfahren wird, muß hier das Notwendigfte über die drei wichtigften, Baumwolle, Wolle und Seide, gefagt werden. Die Ausfuhr von Baumwolle von insgefamt 20 300 Tonnen, das find 0,35% der Welternte 1928/29, die fich auf 25,6 Mill. Ballen belief 34 , ging zu ca. 92% nach Rußland, die reillichen 8 % nach BritifchIndien, da fich die Exportproduktion zum größten Teil auf die nördlichen Bezirke konzentriert, vor allem auf die Provinz Mafanderan am Kafpifchen Meer und den nördlichen Teil Khoraflans. Der Baumwollanbau im Innern des Landes und an der Südküile diente, foweit nidit nach Indien exportiert wurde, dem geringen inländifchen Bedarf. Hier, ebenfo wie in den Haupterzeugungsgebieten an der Nordgrenze, handelt es fich faft ausfchließlich um eine ziemlich kurzftapelige Ware, die ungefähr der oftindifchen Baumwolle entfpricht. Allerdings war fchon mehrmals verfucht worden, langftapelige amerikanifdie Sorten einzuführen, vorläufig jedoch mit geringem Er70
folg. Nach den bisherigen ErgebniiTen ift dafür befonders die Provinz Khufiftan im Südweften des Landes geeignet, wo allerdings bis jetzt die Bewäilerungsmöglichkeiten fehlen. Sollte das Projekt der A u f ftauung des Karunfluiles oberhalb von Ahwaz einmal verwirklicht werden, io wäre mit einer bedeutenden mengenmäßigen und qualitativen Steigerung der perfifchen Baumwollausfuhr zu rechnen. Daß den Perfern der Gedanke, das Schwergewicht der Baumwollproduktion nach dem Süden des Landes zu verlegen, fympathifch ift, erklärt fich aus der bisherigen Abfatzfituation. Die oben genannten Hauptproduktionsgebiete waren vor der K r i f e und find noch heute infolge der Inlandstransportkoften auf den Verkauf über die Nordgrenze angewiefen, d. h. auf den ruffifchen Markt. Und fchon die Beftimmung im perfifch-ruffifchen Handelsproviforium vom i. X . 1927 (vergl. oben, S. 54), daß für die Durchfuhr perfifcher Baumwolle durch die Sowjetunion keine Lizenzen erteilt wurden, läßt deutlich erkennen, daß es Rußland darauf ankam, feine verkehrsgeographifch bedingte Monopolftellung in der Baumwollausfuhr Perfiens zu behaupten und foweit wie möglich auszunutzen. Das gefchieht noch heute in der Form, daß praktifch die gefamte Exportproduktion von der 1923 gegründeten Sowjetgefellfchaft Perfokhlop kontrolliert wird, welche die Belieferung der Bauern mit Samen übernimmt, eine fyftematifche Schädlingsbekämpfung eingeführt hat und in großen Entkörnungsanlagen die Ernte exportfähig macht. Die vorteilhaften Wirkungen diefer Organifation auf die perfifche Wirtfchaft werden jedoch durch die niedrigen Preife illuforifch, zu denen die Ware mangels anderer Abfatzmöglichkeiten verkauft werden muß. Nach der Statiftik hatten die Lieferungen nach Rußland 1307 (6 329 000 Man) einen Wert von 50,795 Mill. Kran. Da die ruffifche Gefellfchaft felbil in Perfien einkaufte, alfo kein Exporteurgewinn hinzuzurechnen ift, können die Wertdeklarationen als richtig angefehen werden. Die Umrechnung ergibt einen Preis von 6,13 d per lb, während die oftindifche Baumwolle im Jahre 1928 in London durchfchnittlich 7,72 d per lb erzielte 35 . Selbft wenn man die Frachtund Verficherungskoften für die Verladung über Batum mit V2 d per lb veranfchlagt, bleibt eine Differenz von 1,09 d als Verluft, der der perfifchen Volkswirtfchaft durch die Durchfuhrfperre Rußlands entftand bezw. noch heute entfteht. Die zweite Pofition unter den von Perfien exportierten Textilrohitoffen nimmt die Wolle mit einem Gefamtausfuhrwert von 15,62 Millionen Kran ein. Die Hauptproduktionsgebiete find die von Nomaden und Halbnomaden bewohnten Gebirgsgegenden, auf die gleichzeitig der größte Anteil an der Ausfuhr der übrigen Schafzuchtprodukte (Häute, Felle, Därme) entfällt. Eine hervorragende Stellung nimmt die Provinz Khoraffan ein, deren Wolle, wenigftens im Vergleich zu den übrigen perfifchen Sorten, von fehr guter Qualität ift. Allerdings foll auch diefe in den letzten Jahren geringwertiger geworden fein. 71
Die Ausfuhr von 1,86 Mill. Man (ca. 5,52 Mill. kg) ftellte etwa 35% der Produktion dar, welche auf 15 Mill. kg gefchätzt wird 38 . Der Reft der Erzeugung verteilte fich auf die inländifche Textilproduktion und vor allem auf die Teppichknüpferei, die allerdings nicht nur einheimifche Garne verwendete, fondern fpeziell die feineren Nummern aus dem Ausland (Großbritannien) einführte. Ähnlich wie bei der Baumwolle, wenn auch weniger kraß ausgeprägt, beftand auch für die Wollausfuhr eine verkehrsgeographiiche Abhängigkeit von dem ruififchen Markt, befonders für die Erzeugung KhoralTans. Die Durchfuhr nach Europa wurde von Rußland zwar grundfätzlich geilattet, aber durch die hohe Frachtbelaftung beim Bahntransport praktifch unmöglich gemacht. Die nachstehenden Ziffern zeigen, daß außer dem Export nach Rußland nur nach Britiich-Indien und dem Irak (Traniit) verkauft wurde und daß keine direkte Durchfuhr nach Europa über Baku—Batum ftattfand. "Wollausfuhr 1307 Nach:
Rußland Britifch-Indien Irak Übrige Länder
. . . . . . . .
Mill. Kran 12,17 3,22 2,16 0,07 15,62
Von etwas geringerer Bedeutung ift die Seide als dritter Textilrohftoff in der Ausfuhr Perfiens. Da aber auch fie, ebenfo wie die Baumwolle, vorausfichtlich in naher Zukunft eine größere Rolle fpielen wird, muß hier kurz das Wichtigile über fie gefagt werden. Die Seidenproduktion hatte bereits im Mittelalter in Perfien eine hohe Blüte erreicht. Im Jahre 1227 nach Chr. foll iie auf 1 020 000 kg angeftiegen fein, wovon ungefähr die Hälfte ausgeführt wurde37. Als fich jedoch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Seidenraupenkrankheit in Perfien verbreitete und das Land verfäumte, fie wirkfam zu bekämpfen, erlitt die Erzeugung einen folchen Rückgang, daß fie jede Bedeutung für die Volkswirtfchaft verlor. Erft feit 1890 konnte man eine Wiederbelebung feftftellen, allerdings nicht in der alten Form der Eigenproduktion von Raupeneiern und der inländifchen Verarbeitung. Anftatt deilen wurden feit diefer Zeit die Eier (grains) importiert und die Kokons zum größten Teil in das Ausland verkauft, um dort verfponnen zu werden. Immerhin erreichte die Produktion vor dem Kriege wieder etwa 550000 kg. Der Weltkrieg brachte dann eine Unterbindung der Raupeneiereinfuhr, auf die Perfien jetzt angewiefen war, und damit einen erneuten fcharfen Produktionsrückgang, der aber fchon in den eriten Nachkriegsjahren wieder aufgeholt wurde, ohne daß fich allerdings die Struktur diefes Wirtfchaftszweiges (Raupeneierimport, Kokonexport) wefentlich änderte. 72
Den Hauptanteil an der Erzeugung hat die Provinz Gilan am Kafpifchen Meer. Dazu kommt die Zentralprovinz Jezd, die weniger für den Export als für den Eigenverbrauch (Seidenfchals, -teppiche, Krawatten, Stickereien) wichtig ift. Da ftatiftifche Angaben über die Gefamtproduktion nicht exiftieren, kann nicht mit Sicherheit feftgeftellt werden, wieviel davon auf den Inlandsverbrauch entfällt, aber es befteht kein Zweifel, daß der größere Teil exportiert wird. Die Ausfuhr bezifferte fich nach der Statiftik f ü r 1307 auf: Menge
Wert
609000 56000 58000 723 000
9152000 2854000 547000 12 5 53
kg
Seidenkokons Rohfeide Abfälle
. . . .
Kran
Dem fei die Weltproduktion im Jahre 1928 (ohne Eigenverbrauch Japans und Chinas) gegenübergeftellt, die fich auf 49 185 000 Kilogramm belief, fo daß alio Perfien nur mit 1,8% beteiligt war, wenn man feinen Selbft verbrauch mit ca. 30% der Ausfuhr veranfchlagt, gegenüber Syrien mit 6,5% (1928: 3,2 Mill. kg) 38 , Japan mit 68% (33,6 Mill. kg) und China mit 1 9 % (9,22 Mill. kg) 39 . Abnehmer der perfifchen Seide waren 1307 hauptfächlich Italien und Rußland: Kokons Rohfeide Mill. Kran
Italien U. d. S.S.R
6,73 2,24
— 2,58
Die Frage, wie Perfien feine Stellung als Seidenproduzent wieder verbeiTern kann, ift gerade deswegen fo wichtig, weil bei diefer Ware ähnlich wie beim Opium die fonft ausfchlaggebenden Transp o r t a r t e n kaum ins Gewicht fallen, fo daß auch aus dem Haupterzeugungsgebiet Gilan die Ausfuhr nach allen Richtungen möglich ift und eine Abhängigkeit von der ruffifchen Handelspolitik nicht befteht. Es wird allgemein zugegeben, daß nicht nur dort, fondern in f a f t allen Teilen des Landes die natürlichen Produktionsbedingungen außerordentlich günftig find. Kazemi 40 regt an, die Maulbeerbäume zunächft als Nebenkultur zu pflanzen, und zwar an den Bewäilerungsgräben, die die Gärten und Felder durchlaufen und für die fie zugleich als Schattenfpender dienen würden. Um den volkswirtfchaftlichen Nutzen zu erhöhen, wäre es gleichzeitig erforderlich, wieder mit eigener Raupeneierzucht zu beginnen und die Verfpinnung wieder in größerem Umfange im Inland vorzunehmen, wozu die gegenwärtige Kapazität der Spinnereien in Reicht und Jezd allerdings nicht ausreicht. Alles dies ift vor allem von der Anleitung der perfifchen Bauern abhängig, angefichts der hohen Anforderungen, die 73
diefe K u l t u r an S o r g f a l t und Sachkenntnis ftcllt, und wieweit man fich von Bemühungen der Regierung in diefer Richtung fchnellen E r f o l g verfpricht, hängt von der perfönlichen Beurteilung der dortigen Landbevölkerung in diefer Beziehung ab. c) Gummitragant. M i t dem in der Statiftik angegebenen A u s f u h r w e r t von 15,85 Millionen K r a n nimmt diefes Produkt eine nicht unwichtige Stellung in der perfifchen Roh ftoff ausfuhr ein. Befondere Bedeutung kommt ihm jedoch dadurch zu, daß es praktifch eine Monopolftellung auf dem Weltmarkt hat. V o n einer Konkurrenz kann man höchftens bei dem indifchen und japanifchen A g a r - A g a r und dem türkifchen S m y r n a - T r a g a n t fprechen, aber auch hier nur mit großen Einfchränkungen. Bei der Bezeichnung „Syrifcher T r a g a n t " , die noch immer anzutreffen ift, handelt es fich meiil um perfifche W a r e . Der N a m e erklärt fich daraus, daß fie früher teilweife über die fyrifchen H ä f e n nach Europa verfchifft wurde. Der perfifche T r a g a n t ift eine harzähnliche Abfonderung des wildwachfenden Aftralagus, w i r d hauptfächlich von den N o m a d e n und Bauern in den Weftprovinzen, ferner in Fars, Isfahan, K i r m a n , H a m a d a n und Aferbeidjan gefammelt und findet als Bindemittel f ü r Pharmazeutika und Zuckerwaren Verwendung fowie, als T r a g a n t w a f l e r gelöft, in der Appretur und Kattundruckerei. Für die erftgenannten Zwecke kommen die guten, hellfarbigen Qualitäten in Betracht (fogen. G o l - T r a g a n t ) , während die minderwertigen, gelblichbraunen Stücke als Textiltragant gehandelt werden. Beide K l a f f e n werden felbft wiederum in mehrere Qualitäten je nach Farbe und Reinheit fortiert, wobei allerdings bisher noch keine Standards a u f geftellt werden konnten. H i e r f ü r befteht auch vorläufig keine Ausficht, folange die Sortierung nicht in Perfien in wenigen Händen konzentriert wird. Die Preisrelation zwifchen G o l - T r a g a n t und Textiltragant ift im Durchfchnitt ca. 4 : 1 . Der A b f a t z verteilte fich 1 3 0 7 auf die folgenden Länder, wobei die Lieferungen nach dem Irak nur T r a n f i t w a r e nach den europäifchen Märkten darfteilten: Irak Britifches Weltreich U . d. S . S . R . . . . Britifch-Indien . Deutfchland . . . Vereinigte Staaten
4,24 3,62 3,40 2,79 1,00 0,61
Mill. Mill. Mill. Mill. Mill. Mill.
Kran Kran Kran Kran Kran Kran
Die A u s f u h r nach dem Britifchen Weltreich ging zu f a f t 1 0 0 % nach Großbritannien, wobei zu berücksichtigen ift, daß London als Umfchlagsplatz auch z. T . den kontinentalen Bedarf verforgte, der 74
außerdem, direkt und über L o n d o n , mit der über B a g d a d gehenden T r a n i i t w a r e gedeckt w u r d e , f o w i e mit einem T e i l der nach R u ß l a n d gelieferten Mengen. Bei den auf Seite 6 5 unter A , 7 a u f g e f ü h r t e n „ a n d e r e n G u m m i a r t e n " mit einem G e f a m t a u s f u h r w e r t v o n 2,53 M i l l . K r a n handelte es fich um den Basra- oder Schiras-Gummi und um S a r a c o l l a ( p e r f i f A Enferut). D i e f e Sorten gingen 1307 hauptfächlich nach BritifchIndien (1,92 Mill. K r a n ) . D e r R e i l verteilte fich ziemlich gleichmäßig auf D e u t f d i l a n d , G r o ß b r i t a n n i e n , Frankreich und die V e r e i n i g t e n Staaten. A u d i hierbei m u ß d a r a u f h i n g e w i e f e n w e r d e n , d a ß die in der Statiftik angegebenen Beftimmungsländer nur t e i l w e i f e die V e r brauchsländer w a r e n . So w i r d ein g r o ß e r T e i l der Lieferungen nach Indien über Karachi nach E u r o p a gelangt fein.
d) Opium. "Während die wichtigfte R o h f t o f f a u s f u h r , die des Erdöls und feiner D e r i v a t e , in v o l l e m U m f a n g e v o n der Statiftik e r f a ß t w i r d , handelt es fich bei dem in der G r u p p e „Lebens- und G e n u ß m i t t e l " an erfter Stelle flehenden O p i u m um dasjenige perfifche E x p o r t p r o d u k t , welches in befonders ftarkem M a ß e der K o n t r o l l e der Z o l l b e h ö r d e n entgehen mag. Dies f o w o h l wegen feines hohen fpezififchen W e r t e s , der den Schmuggel technifch erleichtert, als auch w e g e n der fteuerlichen B e l a d u n g der A u s f u h r durch M o n o p o l a b g a b e , A u s f u h r z o l l und Straßenfteuer, die den illegitimen E x p o r t fehr lohnend macht. Ich m u ß mich jedoch mit diefem H i n w e i s begnügen und im übrigen die Z i f f e r n der Z o l l f t a t i f t i k zugrundelegen, da es a b f o l u t unmöglich ift, die tatfächlich exportierten M e n g e n auch nur annähernd abzufchätzen. D i e M o h n k u l t u r f a n d in Perfien bereits in der erften H ä l f t e des 19. Jahrhunderts V e r b r e i t u n g und diente zunächft der D e c k u n g des fchnell w a c h f e n d e n inländifchen O p i u m k o n f u m s . Jedoch w u r d e n fchon 1853 die erften Auslandslieferungen gemacht, u n d befonders feit dem R ü c k g a n g der Seidenzucht im Jahre 1865 e r f u h r der M o h n anbau eine ftarke A u s d e h n u n g und w u r d e bald eine der wichtigften E x p o r t k u l t u r e n des Landes. Im Jahre 1928 w a r der Inlandsverbrauch bereits wieder ftark zurückgegangen. V o n perfifcher Seite w i r d behauptet, d a ß er f ü r die jüngere G e n e r a t i o n k a u m noch eine R o l l e f p i e l t und der A n t e i l der O p i u m r a u c h e r an der erwachfenen B e v ö l k e rung Perfiens nur noch e t w a 5 % beträgt. U m f o g r ö ß e r w a r aber die Bedeutung f ü r die A u s f u h r g e w o r d e n , w i e die bereits oben (S. 66) genannte Z i f f e r der A u s f u h r f t a t i f t i k (65,04 Mill. K r a n ) beweift. Für die A u s d e h n u n g des Mohnanbaus, der fich über einen g r o ß e n T e i l des Landes erftreckt und befonders in den P r o v i n z e n Fars, Isfahan, K a f c h a n , H a m a d a n und K e r m a n f c h a h eine h e r v o r r a g e n d e Stellung einnimmt, w a r e n verfchiedene G r ü n d e beftimmend. Zunächft ftellt d i e f e K u l t u r nur geringe A n f o r d e r u n g e n an B e w ä i f e r u n g und landw i r t f c h a f t l i c h e T e c h n i k . A u ß e r d e m find die klimatifchen und Boden75
verhältnilTe im periifchen Hochland hervorragend f ü r diefe Pflanze geeignet, und fchließlich hat die Koftfpieligkeit des Inlandstransports, die bei fo vielen anderen Produkten einer technifch möglichen Uberfchußerzeugung hindernd im Wege fteht, gerade bei Opium keinen nennenswerten Einfluß haben können, da feine Hodiwertigkeit den Export auch aus den entlegenften Gebieten rentabel bleiben läßt. Dies zeigt (ich, wenn man der ftatiilifch erfaßten Ausfuhrmenge von 1 6 0 7 0 0 Man (480000 kg) den Gefamtwert von 65,4 Mill. Kran gegenüber ftellt. Selbft bei Transportkollen von durch fchnittlidi R M 300.— per Tonne bis zum Verfchiffungshafen würden diefe nur 0,42 % des Warenwertes ausmachen. Alle diefe Gründe haben bisher verhindert, daß eine planmäßige Einfchränkung der Erzeugung und der technifdi leicht mögliche Anbau von Erfatzpflanzen wie Tee, Baumwolle, Weizen etc. durchgeführt wurde, obwohl Periien den Bemühungen des Völkerbundes um eine allgemeine Produktionsreftriktion keinen prinzipiellen Widerftand entgegenfetzt. Es nahm am 4. März 1927 die Vorfchläge der Studienkommiffion des Völkerbundes an, welche nach einer „periode de preparation" von drei Jahren eine jährliche Verringerung der Anbaufläche um 1 0 % vorfahen. Allerdings machte die Regierung dabei den Vorbehalt, daß nach Ablauf der genannten Friil die Wirtfchaftslage Perfiens und die vorausfichtlichen Wirkungen einer folchen Erzeugungseinfchränkung nochmals geprüft werden follten. Die inzwifchen eingetretene Wirtfdiaftskrife hat das Ergebnis einer folchen Prüfung vorweggenommen, und von einer Durchführung der Reftriktionspläne ift jetzt kaum noch die Rede. Wieweit die indirekten Auswirkungen der Monopolbefteuerung (Opiummonopolgefetz vom 17. V I I . 1928, vergl. oben, S. j 6 ) im Jahre 1307 und in den Krifenjahren zu einer Reduzierung der Produktion geführt haben, läßt (ich nicht ermitteln. Die ftatiilifch erfaßte Ausfuhr belief iich auf: 1000 Man
Mill. Kran
245.3
96.12
118,1
43,27
160,7
65,04
164,9
70,21
I2
49.13
5»5
im Jahre 1305 (vorforgliche K ä u f e Chinas wegen der Reftriktionspläne des Völkerbundes) im Jahre 1306 (fdilechte Ernte und A u f ftände in Südperfien) im Jahre 1307 (Opiummonopol feit Mitte des Jahres) im Jahre 1308 (Mißernte in der Türkei, Exporte nach Europa) im Jahre 1309 (keine Lagerbeftände aus dem Vorjahr)
Abgefehen von den erwähnten Sonderbedingungen in den einzelnen Jahren, lailen diefe Zahlen fchon deswegen keine Schlußfolgerungen für die Wirkung des Monopols zu, weil der illegitime 76
Exporthandel nach dem Inkrafttreten des Gefetzes wahrfcheinlich ftark angewach fen ift. Auch ift anzunehmen, daß von der Erzeugungseinfchränkung in Britifch-Indien (feit 1927 um jährlich 10% der Anbaufläche) eine Gegenwirkung ausging. Die Ausfuhr im Jahre 1307 beftand ausichließlidi aus Raucheropium von ca. 8 — 1 2 % Morphingehalt und ging in die oftafiatifchen Verbrauchsländer, während der europäifche Bedarf für medizinifdie Zwecke größtenteils von der Türkei gedeckt wurde, deflen Produkt einen höheren Morphingehalt aufweift. Wie iidi die Ausfuhr Perfiens verteilte, ift aus der Statiftik des periifchen Außenhandels nicht erfichtlich, da died ort gemachten Angaben zu unzuverläffig find, als daß fie hier zugrundegelegt werden könnten. So tollen z. B. nach Rußland 30 000 Man (89 000 kg) geliefert worden fein, wobei es fich wahrfcheinlich um Konfignationen an Händler in Wladiwoftok handelte, die größtenteils in die Mandfchurei weiterverkauft wurden. Auch die Ziffer von 27 800 Man für China ift irreführend, denn durch den Beitritt zur Opiumkonvention 1927 hat fich Perfien verpflichtet, China nicht zu beliefern, fo daß zwar eine Umgehung diefes Verbots durch den Privathandel möglich bleibt, was jedoch nicht die offizielle Angabe in der Zollftatiftik erklärt. Aus diefen Gründen befchränke ich midi auf den Hinweis, daß im Berichtsjahr der gefamte Opiumexport Perfiens als Raucheropium nach Oftafien ging, wo ihm eine relativ hohe Bedeutung zukommt. Dies zeigen folgende Ziffern: Raucheropiumkonfum in Oftafien (ohne China) Ausfuhr Perfiens (laut Statiftik)
703 000 kg 41 477 300 kg
In der obigen Konfumziffer ift auch die von der Völkerbundskommiffion gefdiätzte Sihmuggeleinfuhr enthalten. Hongkong, Macao und die japanifche Zone in der Mandfchurei wurden miteinbezogen, während China nicht berückfichtigt werden konnte, da zuverläffige Angaben fehlen. e) Die Obftausfuhr. Das nächftwichtigfte Ausfuhrprodukt in der Gruppe Lebensund Genußmittel find die frifchen und getrockneten Früchte, die im Jahre 1307 einen Ausfuhrwert von insgefamt 49,62 Mill. Kran hatten. Dies kennzeichnet jedoch noch nicht ihre volkswirtfchaftliche Bedeutung, da der Hauptteil der Produktion im Inland verbraucht wird und in vielen Landftrichen das wichtigfte Nahrungsmittel für die Bauernbevölkerung darfteilt. Die Ausfuhr fetzt fich in erfter Linie aus Mandeln, Rofinen, Piftazien und anderen NüfTen, getrockneten Aprikofen und deren Kernen fowie frifchen Früchten (Datteln, Feigen, Melonen, Orangen) zufammen. Der Anteil der erftgenannten Obftforten beträgt ca. 65 % 77
(Einzelzahlen f. oben, S. 66). V o n einer lokalen Konzentration des Anbaus kann man nicht ipredien, da die Obftgärten ein felbftverftändlicher Beilandteil faß: aller landwirtfchaftlichen Grundftücke find. N u r die klimatifchen Unter fchiede bedingen eine Differenzierung der einzelnen Sorten, und vor allem beeinfluilen die Transportverhältniile die Möglichkeiten einer Exportüberfchußproduktion bei dieier befonders frachtempfindlichen Warengattung. Der E x p o r t ift allerdings außerdem von der qualitativen Nachfrage in den A b i a t z ländern abhängig, weil gerade hier die primitiven Erzeugungsmethoden den Verkauf nach Ländern mit hohen Qualitätsanfprüchen erfchweren, was vor allem bei den Rofinen deutlich in Erfcheinung tritt. Schlechte Sortenauslefe, unvorteilhafte Trocknungsmethoden und mangelhafte Verpackung ließen die periifchen Rofinen nur fchwer auf den mittel- und wefteuropäifchen Märkten Eingang finden, w o die vorbildlichen Lieferungen aus Kalifornien trotz ihrer höheren Preife ftets bevorzugt werden. Während diefe, ebenfo wie die Exporte aus Griechenland und der Türkei (Smyrna), in v e r k a u f s fertigem Zuftand in Europa ankommen, müilen die perfifchen Lieferungen im A n k u n f t s h a f e n zunächft mafchinell gereinigt, entilielt und neu verpackt werden, wobei o f t ein Teil, der durch zu ftarke PreiTung verzuckert ift, verlorengeht. Die nachftehende Verteilung der Rofinenausfuhr im J a h r e 1 3 0 7 ift hauptfächlich auf diefe Gründe zurückzuführen, ein weiteres Beifpiel f ü r die Tatfache, die in diefer Unterfuchung immer wieder betont werden muß, nämlich daß die Struktur
der weltwirtfchaftlicben Verflechtung Peißens weniger durch die natürlichen Vorbedingungen beßimmt wird, als vielmehr, neben den hißorijchen und handelspolitifchen Gegebenheiten, auf die unökonomijche, traditionsgebundene Einßellung feiner Bevölkerung in ihrer ganzen wirtfchaftlichen Tätigkeit. A b f a t z r i c h t u n g der p e r f i f c h e n
(Ausfuhrwerte in Mill. K r a n )
U . d. S . S . R Brit. Weltreich (ohne Indien) Britifdi-Indien Deutichland
Obftausfuhr
Mandeln
Rofinen
Sonftige Obftforten
1,84 0,67 5,50 0,67
13,00 — 0,55 0,02
7,27 1,32 8,33* 0,10
*) davon Datteln 6,97
V o n der reftlichen Obftausfuhr ging der größte Teil nach dem I r a k (Durchfuhr über B a g d a d — B a s r a nach Europa), daneben unbedeutende Mengen nach verfdiiedenen anderen Ländern. D a die befchriebenen Mängel, die bei dem Rofinenexport befonders kraß in Erfcheinung treten (die Preisrelation z w i f d i e n perfifchen und Smyrna-Rofinen ift durchfchnittlich etwa 3 : 5), bei den Mandeln eine weniger große Rolle fpielen, gingen diefe zu einem etwas größeren T e i l nach Europa (hauptfächlich Hamburg und L o n 78
don). Trotzdem erzielten fie im Durchfchnitt 7 — 8 % niedrigere Preife als ihre Hauptkonkurrenz, die fizilianifchen Mandeln, obwohl die perfifche Qualität an (ich beiler ift. Die Preisdifferenz ift hauptfächlich auf die geringere Sauberkeit und weniger forgfältige Ausiortierung der bitteren Mandeln zurückzuführen. Es ift bemerkenswert, daß diefes Produkt, das vorwiegend aus Südperlien kommt, zum weitaus größten Teil nach Britifch-Indien geht und dem italienifchen Erzeugnis o f t in Europa das Feld überläßt, wenn die indifche Nachfrage genügend Abfatzmöglichkeiten bietet. Bei der Obftausfuhr und bei vielen anderen perfifchen Exportgütern zeigt fich die Schwierigkeit, die Angaben der Statiftik zu korrigieren und die wirklichen Verbrauchsländer derjenigen Lieferungen feftzuftellen, die von Hamburg, London, Bagdad oder K o n ftantinopel aus weiterverkauft wurden oder, bei Optionsverfchiffungen, diefe H ä f e n nie erreichten. Dies betrifft auch in großem U m f a n g die f ü r Rußland deklarierten Exporte, welche von den Sowjetorganifationen nur teilweife f ü r den inländifchen Verbrauch gekauft wurden, im übrigen unter maximaler Ausnutzung des Frachtfchutzes mit guten Gewinnen nach Mitteleuropa reexportiert wurden. Durch hohe Frachttarife und fonftige Erfchwerungen konnten fie die perfifchen Exporteure im Norden des Landes trotz des Abkommens vom 1. X . 1927 leicht an der direkten Durchfuhr über Batum hindern und fo dazu zwingen, die Ware zu einem verbilligten Preife anzubieten, der nur wenig über demjenigen lag, den man bei eigener Ausfuhr auf dem kolHpieligen Wege über Trapezunt erzielt hätte. So wenig alfo die perfiiche Außenhandelsftatiftik ein wahrheitsgetreues Bild von der Abfatzrichtung vieler ErzeugnilTe gibt, muß doch diefer Hinweis genügen, da zuverläffige Zahlen über die Durchfuhrlieferungen nicht zu ermitteln find. In befonders krallen Fällen wird immer wieder im einzelnen darauf aufmerkfam gemacht werden. f) Wollteppiche. Aus der Zufammenftellung auf S. 66 ging hervor, daß die Wollteppiche mit einem Ausfuhrwert von 159,35 Mill. K r a n im Jahre 1 3 0 7 nächft dem Mineralöl die wichtigfte Exportware Perfiens darftellten und zugleich das einzige nennenswerte Fertigfabrikat, das das Land f ü r den Weltmarkt lieferte. Diefe Tatfache, daß ein ausgefprochenes Agrar- und Rohftoffland mit diefer einen Fertigware eine hervorragende Stellung im Welthandel einnehmen konnte, läßt fich, wie bereits in der Einleitung betont wurde, nur durch die befonderen Grundlagen feiner Konkurrenzfähigkeit erklären. Diefe find z w a r auf der einen Seite die ungewöhnlich niedrigen Arbeitslöhne (vorwiegend Frauen- und Kinderarbeit), die wegen der arbeitsintenfiven Produktionsweife f ü r die Herftellungskoften ausfchlaggebend find, aber andererfeits beruht die Weltgeltung der perfifchen Teppiche auf einem zweiten, zahlenmäßig nicht faßbaren Moment, 79
der Tradition. Unter diefem Wort ift zweierlei zu veritehen: einmal die traditionellen Erzeugungsmethoden der Perfer felbft, die für eine gewifle, nur fchwer nachzuahmende Eigenart der Produkte forgen und in bezug auf Gefchmack und Qualität im allgemeinen ein hohes Niveau verbürgen, und ferner die traditionelle Einftellung der ausländifchen Käufer, bei denen die Bezeichnung „Echter Perferteppich" oft genügt, ile auf jede Kritik an Preis, Qualität oder Deffin verzichten zu lailen. Diefe menichlich veritändliche Schwäche europäifcher und amerikaniicher Käuferfchichten hat ihre Urfache in der tatfächlichen Führerftellung in jeder Beziehung, die Perfien früher in diefem Produktionszweig innehatte. Und Tie war es vor allem, die eine ftändige Steigerung der perfifchen Ausfuhr ermöglichte, obwohl die durcbQualität nach dem Kriege Jahr für Jahr fchlechter wurde. jchnittliche Diefe Qualitätsverfchlechterung, die fich fdion vor dem Kriege bemerkbar machte, ift hauptfächlich auf folgende Gründe zurückzuführen. In früheren Zeiten war die Teppichknüpferei in Perfien keine Produktion für den Markt, fondern eine kunftgewerbliche Nebenbefchäftigung gewefen. Der größte Teil der Erzeugung war für den Eigenbedarf beftimmt. Der felbftgefertigte Teppich war meift der einzige Ausftattungsgegenftand, den die Bauern- und Nomadentöditer in die Ehe mitbrachten und an denen Tie oft jahrelang mit künftlerifchem Ehrgeiz und auch mit bewundernswerten künftleriichen Fähigkeiten arbeiteten. Dies änderte fich jedoch, fobald der internationale Teppichhandel begann, iyftematifch in Perfien aufzukaufen und zugleich einen Teil der Produktion zu organifieren, teils durch bloße Materiallieferungen und Auftragsvergebung an die Heiminduftrie (Verlagsfyftem), teils in Form eigener mittelgroßer Werkftätten, die hauptfächlich von englifchen und amerikanifchen Gefellfchaften eingerichtet wurden. Dies brachte infofern eine grundfätzliche Wandlung mit fich, als von da an zum erften Male die Herftellungskoften kalkuliert wurden und gleich die Befriedigung eines Mailenbedarfs den künftleri fchen Ehrgeiz der Erzeuger, die fich jetzt nach der Nachfrage zu richten hatten, ftark beeinträchtigte. Vor allem führte die erft jetzt auftretende Frage der Rentabilität zu einer Tendenz zur Köllenfenkung, welche es vorteilhaft erfcheinen ließ, die deutfchen fynthetifchen Farben an Stelle der natürlichen Pflanzenfarbftoffe zu verwenden, obwohl die erfteren meift nicht fachgemäß benutzt wurden und fo zu einer Verfchlechterung der Farbqualität führten, die mit ihrer Verwendung nicht immer notwendig verbunden wäre. Diefe Entwicklung hätte vermieden werden können, wenn ihr nicht eine weitere Urfache Vorfchub geleiftet hätte, die Geftaltung der Nachfrage. Während diefe früher vorwiegend von Käuferfchichten ausging, denen es nicht nur darauf ankam, einen „echten Perfer" zu befitzen, fondern die auch entfprediend hohe Qualitätsanfprüche hatten, führten die Kaufkraftfteigerung breiter Schichten in den Vereinigten Staaten und die Vermögensumfchichtung in Europa infolge 80
des Weltkrieges und der Zerrüttung der Währungen zu einer Strukturwandlung der Nachfrage, die fo weit ging, daß ile den perfifchen Erzeugern oft die Mufter und Farben nach eigenem, nicht immer einwandfreiem Gefchmack vorfchrieb und fo den Teppichen jede Originalität genommen wurde. Man hatte in Perfien die Gefahren diefer Entwicklung nicht verkannt, aber die Gegenmaßnahmen haben fie doch nicht aufhalten können, weil das volkswirtfdiaftliche Intereile eine gewiile Anpailung diefer lebenswichtigen Ausfuhrproduktion an die veränderte Nachfrageftruktur erforderte, auch wenn dadurch auf lange Sicht das Hauptaktivum in den Abiatzmöglichkeiten, der alte Ruf als Qualitätsprodukt, gefährdet wurde. Was von feiten der Regierung gefchah, befchränkte fich vor allem auf eine Behinderung der Verwendung fynthetifcher Farbitoffe. Z w a r war bereits 1 9 1 1 das anfänglich für diefe erlailene Einfuhrverbot aufgehoben worden, jedoch nur für die offiziell als echt anerkannten Sorten, die auf einer befonderen Lifte der Zollverwaltung ftanden. Außerdem wurde die Ausfuhr anilingefärbter Teppiche mit einem Zoll von 1 2 % ad. val. belaftet, was tatfächlich dazu beigetragen hat, daß wieder in itärkerem Maße auf die Naturfarben zurückgegriffen wurde. Dies war die Situation im Jahre vor der Weltwirtfchaftskrife, d. h. zu einer Zeit, in der die Konjunkturwelle in Europa und Amerika eine außerordentliche Abfatzfteigerung für die periifche Teppichausfuhr gebracht hatte. Ehe ich aber auf diefe näher eingehe, fei noch einiges über die Produktionsverhältniile gefagt. Wie fchon erwähnt wurde, hatte fich eine Teilung zwifdien reiner Heiminduftrie und Manufakturbetrieben herausgebildet. Während fich die erftere in den Nomadengebieten und auch vielen Agrarbezirken voll behauptete (fo vor allem in den Weftprovinzen, in Khoraffan und in Fars), konzentrierten fich die Werkftättenbetriebe hauptfächlich in Suitanabad (Aragh), Kirman und Täbris. Die Arbeit wurde dort faft ausfchließlich von Kindern zwifdien 6 und 12 Jahren geleiftet, deren durchfchnittlich vier bis fünf gleichzeitig an einem Teppich arbeiten. Man rechnet f ü r Teppiche mittlerer Qualität (10 Knüpf reihen pro engl. Zoll) ca. 30 Stunden Arbeitszeit pro Quadratfuß 4 2 . Im Kirman-Diftrikt war der Lohn für Kinderarbeit 1928 durchfchnittlich 10 Schahis ( R M — . 2 1 ) pro Tag, bei mehr als 10 Stunden Arbeitszeit. Dies foll nicht nur zur Beurteilung der Produktionskoften im perfifchen Teppichgewerbe dienen, fondern gleichzeitig darauf aufmerkfam machen, daß diefe Ausfuhrinduftrie ein ernftes foziales Problem einfchließt, deilen befriedigende Löfung wahrfcheinlich die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt ftark beeinträchtigen würde. Bei einer Unterfuchung der Abiatzverteilung der Teppichausfuhr find es zwei Tatfachen, welche in erfter Linie hervorgehoben werden müilen: die große Bedeutung der Vereinigten Staaten von Amerika als Abnehmer und die Konzentration des europäifchen Abfatzes in wenigen Umfdilagsplätzen, vor allem in London und Kon81
ftantinopel, neben denen in letzter Zeit in kleinerem Maßilabe auch Wien einige Bedeutung erlangt hat. In der per fliehen Ausfuhrftatiftik kommt dies in folgenden Ziffern f ü r das J a h r 1 3 0 7 zum Ausdruck: Vereinigte Staaten . . . Brit. Weltreich ohne Indien (davon Hauptanteil London) Britifch-Indien (teils Tranfit) . Türkei (Tranfit Konftantinopel) öfterreich (teils Tranfit) . . . Irak (Tranfit über Bagdad) . . Frankreich Deutfchland
Mill. K r a n • 75.43 . . . .
30,61 8,46 3 T >7° i >97 3.92 4,16 1.49
Diefe Zufammenftellung läßt erkennen, wie fchwierig der Anteil der endgültigen Abfatzländer feftzuftellen ift. Auch bei den Vereinigten Staaten dürfte ein Umfchlag nach anderen amerikanifchen Staaten in Frage kommen, während andererfeits London wieder an der Verforgung der erfteren beteiligt ift. Der europäifche Kontinent kaufte, abgefehen von direkter Einfuhr aus Perfien, die Täbristeppiche größtenteils aus Konftantinopel, die übrigen Provenienzen aus London, wo in den großen Lagerhäufern im örtlichen Teil der City die Sortimente zufammengeftellt werden. In diefer Aufgabe, die in Perfien fehr verftreute Produktion in verkaufsfähigen Kollektionen zu konzentrieren, liegt auch eine gewiile Dafeinsberechtigung des bei diefer Ware befonders umfangreichen Umfchlagshandels, io daß in abiehbarer Zeit nicht damit zu rechnen ift, daß er vollftändig durch direkte Bezüge der einzelnen Verbrauchsländer aus Perfien ausgeichaltet werden wird. Die Konkurrenzverhältniile f ü r die perfifchen Teppiche auf dem Weltmarkt beftimmen fich nach zwei verfchiedenen Faktoren: dem Wettbewerb der handgeknüpften Teppiche aus anderen, vorwiegend aiiatifchen Ländern und demjenigen der mafchinellen Produktion in den Abfatzgebieten. Der letztere ift weitgehend von der Zollpolitik diefer Länder abhängig, was in Deutfchland befonders deutlich in Erfcheinung trat, als am 24. Juli 1 9 2 7 der prohibitive Einfuhrzoll von R M 24.— per kg auf R M 8.— gefenkt wurde. Andererfeits wurden die Abfatzmöglichkeiten f ü r Perfien ftark beeinträchtigt durch die feit 1925 fchnell wachfende Ausfuhr handgefertigter Teppiche aus China und Britifch-Indien, obwohl es fich dabei um durdifchnittlidi geringere Qualitäten handelte. Dazu kam die K o n kurrenz der Türkei und Griechenlands auf den europäifchen Märkten. Dem oben genannten Ausfuhrwert im Jahre 1 3 0 7 von 159,35 Mill. Kran, d. f. 67,72 Mill. R M , ftelle ich die Exporte der genannten Länder in den entfpredienden Zeiträumen gegenüber, wobei Durchfuhr und Umfchlagshandel ausgefchloffen wurden 4 8 : 82
China 1928: Hk. Taels 3,62 Mill. = R M 9,78 Mill. Britifch-Indien 1928/29: Rps. 94,22 Laks = R M 14,42 Mill. Türkei 1928: 6,57 Mill. T£ = R M 14,02 Mill. Griechenland 1928: 8,90 Mill. Drachmen — R M 0,66 Mill. Es ergibt (ich daraus, daß Perfien vor der Krife als Produzent handgeknüpfter Teppiche noch abfolut führend war. g) Die übrigen A u s f u h r e r z e u g n i s Perfiens.
Die wertmäßig bedeutendften unter den fonftigen Waren, die Perfien im Jahre 1307 exportierte, find Schafdärme und Reis. Die Gefamtausfuhr an Schafdärmen im Werte von 12,36 Mill. Kran (lt. Statiftik) ging größtenteils nach Rußland, Deutfchland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Wegen ungenügender Konfervierung vor dem Veriand und oft mangelhafter Verpackung kommen die perfiichen Saitlinge häufig in einem Zuiland in Europa an, der fie fall unverkäuflich macht. Auch muß jede Lieferung zunächft im Ankunftshafen gereinigt, fordert und neu verpackt werden, fo daß der Wert diefer Ausfuhr weit geringer ift, als es das Quantum des Ausfuhrüberfchuiles erwarten ließe. Allerdings liegen auch bei diefer Ware die Wertdeklarationen der Exporteure im Durchfchnitt bedeutend unter den tatfächlichen Erlöfen, da wegen der Ungewißheit über den Ausfall der Lieferungen vom Ausland nur feiten Abladungsorders gegeben werden, die Verkaufspreife bei dem Veriand alfo noch nicht feftftehen. Die Produktionsgebiete find naturgemäß die gleichen wie diejenigen der Schaf- und Lammfelle und der Wolle, die bereits oben genannt wurden. Die Reisausfuhr, deren Erzeugung fich in den Provinzen am Kafpifchen Meer konzentriert, da nur fie dank ihrer bevorzugten klimatifchen VerhältniiTe eine Ausdehnung diefer Kultur ermöglichen, ging zu faft 100% nach Rußland und kommt in abfehbarer Zeit nicht für die Verforgung anderer Märkte in Frage. Das gleiche trifft für den Export von Fifchen und Kaviar zu, da fich die Fifcherei faft ausfchließlidi auf die Küfte des Kafpifchen Meeres befchränkt, wo fie früher in den Händen einer konzeifionierten ruffifchen Gefellkhaft lag, welche feit dem Vertrage vom 1. Oktober 1927 in eine perfifch-ruffifche Monopolgefellfchaft umgewandelt wurde, an der die perfifche Regierung mit j 1 % des Kapitals beteiligt ift. Dem Kaviar, deilen Ausfuhr fich 1307 auf 1,64 Mill. Kran belief, kommt infofern befondere Bedeutung zu, als feine Qualität als die befte der Welt angefehen wird. Er wird von Rußland zum größten Teil nach anderen europäifchen Ländern weiterverkauft, meiftens als ruffifche Ware. Audi die //aw/kultur ift nur in den Nordprovinzen in nennenswertem Umfange zu finden und liefert faft ihre gefamte Erzeugung
für den Export nach Rußland, da für eine Verarbeitung im Inland die technifchen Vorbedingungen fehlen und der Bedarf an T a u w e r k , Bindfäden etc. durch Einfuhr gedeckt wird. Ferner verdient die T i e r p r o d u k t i o n Beachtung. Hauptfächlich verforgt fie den Eigenbedarf des Landes an Zigaretten und W a f f e r pfeifentabak. Der Uberfchuß w i r d vorwiegend nach R u ß l a n d exportiert und erzielte nach den Angaben der Statiftik im Jahre 1307 2,62 Mill. K r a n . D a es fich bei allen Sorten um hervorragende Qualitäten handelt, wäre die T a b a k a u s f u h r Periiens noch fteigerungsfähig. N u r die mangelhafte Sachkenntnis der Erzeuger bei Ernte, Trocknung und Sortierung haben fie bisher in diefen engen Grenzen gehalten. Schließlich muß noch erwähnt werden, daß die Fertigwarenausfuhr, die 1307 zu 95 % auf Wollteppiche entfiel, noch die Erzeugniile des in den letzten Jahrzehnten ftark zurückgegangenen K u n f t gewerbes einfchließt, deilen Reite in Schiras, Isfahan, Zanjan und Burujird zu finden find, fowie die Seidenwaren aus Jezd und die in Isfahan, Schiras und Kermanfchah hergeftellten Leinenfdiuhe, die in ide Nachbarländer v e r k a u f t werden. Viele diefer Erzeugniile zeichnen fich durch hervorragende Kleinarbeit und guten Geichmack aus und lallen den Schluß zu, daß das alte perfifche H a n d w e r k wieder größere Bedeutung erlangen kann, wenn es fich die Technik der N e u zeit etwas mehr zunutze macht.
Die Struktur der Einfuhr. Die vorhergehenden Kapitel diefer Unterfuchung haben bereits die Struktur der pcrfifchen V o l k s w i r t f c h a f t in ihren Grundzügen erkennen lailen und erlauben Schlußfolgerungen auf die Rolle des Landes als K ä u f e r auf dem W e l t m a r k t . U m das Charakteriftifche in der Zufammenfetzung der Einfuhrbedürfniile zu formulieren, müffen die folgenden Tatfachen noch einmal ifoliert hervorgehoben werden. Die Ausdehnung des perfifchen Produktionsvolumens fand, abgefehen von der Teppichinduftrie, nur in der Nahrungsmittel- und Rohftofferzeugung ftatt, teilweife aus wirtfchaftsgeographifchen, teils aus handelspolitifchen und foziologifchen Gründen. Der Produktionsfteigerung in diefen Wirtfchaftszweigen feit der Einbeziehung in den Weltverkehr ftand eine itagnierende und zum T e i l fogar abfolut rückgängige gewerbliche Erzeugung gegenüber, fo daß die K a u f k r a f t erhöhung pro K o p f der Bevölkerung einen ungefähr parallel wachsenden Einfuhrbedarf an gewerblichen Erzeugniffen herbeiführte. D a jedoch die durchfchnittliche K a u f k r a f t e r h ö h u n g nur gering w a r und der Lebensftandard von mehr als 90% der Bevölkerung noch heute außerordentlich niedrig ift, w a r diefer Einfuhrbedarf vorwiegend auf billige Majjenkonfumgüter gerichtet. Die unzulängliche technifche Ausrüftung der perfifchen W i r t f c h a f t , die fich in einem ftarken Einfuhrbedarf an Kapitalgütern hätte äußern können,
84
wurde bis zum Beginn der Weltwirtfchaftskrife nur wenig verbeilert, mit Ausnahme der Transportmittel. So befchränkte fich die Nachfrage nach Kapitalgütern f a ß ausfchließlich auf Automobile und Zubehör und das Material f ü r den Bau der transperfifchen Eifenbahn, welches jedoch erft im Jahre 1308 in größeren Mengen in Perfien ankam. Dazu kam natürlich der Bezug der Anglo-Persian Oil Co. an Maidiinen und Baumaterial für die Förderung des Erdöls, der in der Außenhandelsftatiftik nicht getrennt aufgeführt wird, der aber weder als Pollen der Zahlungsbilanz berückfichtigt werden durfte, noch hier als Kapitalgüterbedarf der periiichen Volkswirtfchaft gewertet werden kann. Das Gefagte läßt alio darauf fchließen, daß fich der Import Perfiens zum weitaus größten Teil aus Induftriewaren f ü r den MalTenkonfum zufammenfetzte, neben den Transportmitteln und der Produktionsmitteleinfuhr der ölgefellfchaft. Die Statiilik der Zollverwaltung zeigt, daß diefe Annahme den Tatfachen entfpricht, jedoch mit einer Einfchränkung. Trotz des Übergewichts der agrarifchen Produktion wurden nämlich zwei wichtige Waren der Gruppe „Lebens- und Genußmittel", Zucker und Tee, in fehr bedeutendem Umfange importiert. Der Grund war einerfeits das Fehlen einer nennenswreten inländifchen Erzeugung diefer Produkte trotz güniliger natürlicher Vorbedingungen, andererfeits der relativ hohe Anteil, den fie am Mailenkonfum haben, da fie für die Mehrzahl der Bewohner ziemlich den einzigen Luxus darfteilen. Außerdem ift noch zu beachten, daß das wichtigfte Exportprodukt Perfiens, das Mineralöl und feine RaffiniererzeugnilTe, auch in bedeutenden Mengen importiert wird, da wegen der hohen Inlandsfrachten das ruffifche Petroleum aus Baku mit geringeren Köllen nach den nördlichen Teilen des Landes geliefert werden kann als das der füdperfifchen Ölquellen, und da obendrein die ruffifche Ausfuhr durch direkte VerfdiifFungen nach dem Per fliehen Golf fogar im Süden verfudite, der Anglo-Persian Oil Co. Konkurrenz zu machen. Um alle diefe Zufammenhänge zu veranfchaulichen, muß alfo die Gefamteinfuhr in der Weife aufgeteilt werden, daß der Anteil der induilriell erzeugten Konfumgüter, der Lebens- und Genußmittel und der Produktionsmittel getrennt erfichtlich wird, und bei einer Wertung diefer Anteile muß dann berückfichtigt werden, daß die Einfuhr von Mafchinen und Baumaterial größtenteils auf die Inveitierungen der britifchen ölgefellfchaft entfällt. In der nachilehenden Uberficht ift eine Aufgliederung unter diefen Gefichtspunkten verfudit worden. Die Trennung von Konfumgütern und Kapitalgütern konnte allerdings nicht ganz einwandfrei durchgeführt werden, da fich viele Warengattungen auf beide Kategorien verteilen. Immerhin ift das Grundfätzliche in der Struktur der Einfuhr deutlich zu erkennen, fo vor allem der hohe Anteil der billigen Textilien und der MaiTenkonfumgüter überhaupt, und der geringe Prozentfatz der Kapitalgütereinfuhr trotz des darin eingefchloilenen Bedarfs der Anglo-Persian Oil Co. 85
W a r e n e i n f u h r P e r f i e n s 1307 (1928/29). I. Induflrielle Konfumwaren 1. 2. 3. 4. j. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. IJ. 16. 17.
.
217,03 16,97 9,94 12,63 4,58 4,01 10,22 23,47 i3>24 6,76 6,jo 4,92 4,68 4,09 3,98 2,46 20,37 365,85
Genußmittel
Zucker und Zuckerwaren Tee Reis und andere Getreide Gewürze Mehl und Mehlprodukte Alkoholifche und andere Getränke Tabakwaren Konferven Sonftige Lebens- und Genußmittel =
86
.
Fertige Kleidungsftücke Kurzwaren, Spielwaren, Muiikinftrumente etc. . . Eifen- und Stahlwaren für den Konfumbedarf . . Drogen, Pharmazeutika etc. . . . . . . . . Galofdien und andere Gummiwaren Glaswaren Möbel und Einriditungsgegenftände Papier und Papierwaren Zündhölzer Garne für den Detailverkauf Sonftige induftrielle Konfumwaren Sa. = 48V2!? der Gefamteinfuhr
II. Lebens- und 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.
Mill. Kran
Reine Baumwollgewebe Reinwollene Gewebe Halbwollene Gewebe Gewebe aus Baumwolle/Kunftfeide gemifcht . Seidene und halbfeidene Gewebe Sonftige Gewebe (außer Verpackungsmaterial) .
Sa. 25% der Gefamteinfuhr
98,12 68,81 4,84 4,46 3,21 3,15 1,13 1,45 4,72 189,89
III. Rohflojfe und Halbfabrikate
Mill. Kran
27. 28. 29. 30. 31.
Rohöl, Petroleum, Benzin, Autoöle u. Schmierfette Holz Schwerchemikalien Zement Kohle und Holzkohle
38,39 10,5 j 9,29 2,44 0,85
32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.
Baumwollgarn Eifen- und Stahlhalbfabrikate . . . . . Sackleinen und anderes Verpackungsmaterial Metallhalbfabrikate (außer Eifen und Stahl) Synthetifche Farben Nägel, Nieten, Schrauben etc Wollgarn für Teppiche Seidenraupeneier Sonftige Rohftoffe und Halbfabrikate
16,97 7,95 6,17 4,42 3,88 2,65 1,85 1,05 2,89
IV. Produktions- und 41. 42. 43. 44. 45.
. . .
. .
Transportmittel
Maidiinen und Werkzeuge Fahrzeuge und Zubehör (Motor-, Eifenbahn- etc.) Material für den Eifenbahnbau Flugzeuge und Zubehör Sonftige Produktions- und Transportmittel . . . Kapitalgüter: =
Sa.
23,51 50,46 4,46 1,70 2,21 191,69
1
2j / 2 % der Gefamteinfuhr
Diefe Uberficht beftätigt alfo das oben Gefagte, nämlich daß */4 der Gefamtwareneinfuhr auf Konfumgüter entfallen und davon wiederum faft 70% auf die typifchen MaiTenkonfumartikel Baumwollgewebe, Zucker und Tee. Im Berichtsjahr bezifferte lieh der Einfuhrbedarf an Konfumwaren auf RM 24.— pro Kopf der Bevölkerung, was allein fchon einen ¡ehr niedrigen Lebensflandard beweiß, wenn man in Betracht zieht, daß außer bei den Nahrungsmitteln (Getreide, Obft, Viehprodukte) die ¡er Einfuhr nur eine relativ geringe inländifche Erzeugung zur Seite fleht. Leider gehen die Schätzungen der Eigenproduktion des MalTenbedarfs ilark auseinander, fo daß ich es vorziehen muß, auf diesbezügliche Angaben zu verzichten. Dagegen möchte ich hervorheben, daß fchätzungsweife ein Drittel der GefamtProduktion Perßens (exkl. Mineralöl) exportiert werden muß, um diefe geringe Einfuhr zu bezahlen. Das erklärt lieh aus der mehrfach betonten Frachtbelaftung des gefamten Außenhandels und der durch die VerhältniiTe bedingten unwirtfchaftlidien Verteilung, die iich in hohen Handelsfpannen ausdrückt. Abgefehen davon wird der Nutzeffekt des Außenhandels natürlich ilark durch die nachteiligen Wirkungen der handelspolitifchen Maßnahmen, insbefondere der Sowjetunion, beeinträchtigt. 87
Bei einer Unterfuchung der Verteilung der Einfuhr im Jahre 1307 auf die einzelnen Bezugsländer ift es zweckmäßig, nicht von den gleichen Geiichtspunkten auszugehen wie bei der Analyfe der Ausfuhr, weil fie von anderen Momenten beftimmt wird als die Abfatzrichtung der Exporte. Als K ä u f e r perfi fcher Produkte hatte das Ausland zunächft nur das Intereffe, feinen mengenmäßig begrenzten Bedarf fo billig wie möglich einzudecken. Neben der qualitativen Eignung der perfi fchen Waren waren deshalb vor allem die Transportmöglichkeiten und -koften f ü r ihre Abfatzrichtung maßgebend. Dazu kamen zwei weitere Momente: die künftliche Behinderung und Verteuerung diefes Transports durch das geographifch bevorzugte Rußland und das Intereffe einzelner anderer Länder an einer über den Eigenbedarf hinausgehenden Verforgung, um am Tranfitgefchäft zu verdienen. Wieweit hierdurch eine ökonomifch nicht gerechtfertigte Verteilung der perfifchen Ausfuhr bedingt wurde, ging aus den vorigen Abfchnitten hervor. Er ergab fich, daß vor allem die ruffifche Politik die optimale Verteilung der nordperfi fchen Waren verhinderte und daß außerdem die Dezentralifation der Erzeugung und des Ausfuhrhandels in Perfien fowie die Geringfügigkeit der exportierten Mengen bei vielen Waren es ermöglicht hatten, daß fich ausländifche Handelszentren wie London, Hamburg und Konftantinopel in großem Maßftabe als Umfchlagsplätze behaupteten. Im übrigen konnte von einer Unwirtfchaftlichkeit der Abfatzverteilung nicht gefprochen werden, denn der auffallend hohe Anteil des Britifchen Weltreichs ift hauptfächlich auf die ölverfchiffungen zurückzuführen, wobei es fich um eine interne Frage der Anglo-Persian Oil Co. handelt, die mehr privatwirtfchaftliches IntereiTe hat. Bei der Einfuhr ift die Frage der Wirtfchaftlichkeit von viel größerer Bedeutung, denn während der Bedarf des Auslandes im allgemeinen feft begrenzt ift, find feine Abfatzintereffen praktifch unbegrenzt, wenigftens foweit es fich um einen kleinen Markt wie Perfien handelt. Mit anderen Worten: Der gegenfeitige Wettbewerb des Auslandes ift bedeutend fchärfer bei feiner Tätigkeit als Verkäufer in Perfien als bei der Deckung feiner Bedarfs an perfi fchen Produkten, eine Tatfache, die feit dem merkantiliftifchen Zeitalter faft zu felbftverftändlich klingt, als daß fie bei der Unterfuchung internationaler Handelsbeziehungen noch erwähnt zu werden brauchte. Die Verteilung der perfifchen Einfuhr auf die Lieferländer muß alfo in erfter Linie unter dem Gefichtspunkt geprüft werden, ob fie, unter Berücksichtigung der Transportkoften, als optimale Bedarfsdeckung angefehen werden kann, oder ob fie durch die Abfatzintereilen einzelner Länder, die eine wirtfchaftliche Vormachtilellung innehaben, in eine unökonomifche Richtung gedrängt wurde. U m diefe Frage zu beantworten, gebe ich nachftehend die Ziffern f ü r die widitigften importierten Waren: 88
G e w e b e aus r e i n e r B a u m w o l l e . Roh (Greys)
Gebleicht (Whites)
Gefärbt u. bedruckt
Garngefärbt
Sonftig
(In Millionen Kran)
Gefamtimport . Davon aus: U. d. S.S.R. . . Großbritannien Brit.-Indien Italien . . . Belgien . . . Japan . . . Deutfchland
10,69
20,65
I33-1*
27,79
24,75
2,45
78,14
8,38 3,3° 13,76
4,83 5,i9 o,53 7,24 2,39
6,25
16,06
o,49 3>48
i>94
—
—
0,02 0,13
—
0,44
34,47 i7>9 M5 0,22
o,47 0,0J
—
1,16
0,17 0,62 0,02
0,18
1,17
Unter „Sonftige Baumwollgewebe" fallen die höherwertigen Stoffe wie Plüfche, Phantaiieftoffe, Gewebe aus merzerifierten und fonftwie bearbeiteten Garnen etc. Der Anteil Deutfchland an diefer Kategorie entfiel vorwiegend auf Plüfche. Es ift hervorzuheben, daß mehr als 75 % des Einfuhrbedarfs an Baumwolltextilien aus geringwertigen Fabrikaten beftand, d. h. aus rohen, gebleichten, im Stück gefärbten Geweben und Drucks, ferner daß Rußland an der Spitze der Lieferländer ftand, nachdem es diefe Stellung während des perfifch-rufiifchen Handelskrieges 1926/27 an Großbritannien verloren hatte. Trotzdem ift die britifche Pofition noch recht gut gewefen, zeigte allerdings fallende Tendenz, in Übereinftimmung mit der Entwicklung auf den meiften anderen Oftenmärkten, wo befonders die japanifche Konkurrenz die ErzeugnifTe Lancafhires verdrängte. Wie die obigen Ziifern zeigen, machte fich der Wettbewerb Japans in Perfien kaum bemerkbar, umfomehr aber derjenige Rußlands und bei belferen Geweben auch Italiens. Ein vollkommen anderes Bild ergibt fich für die übrigen T e x t i lien, die allerdings für Perfien nur eine untergeordnete Rolle fpielen: Reiner Wolle
Gewebe aus:
WolleBaumwolleBaumwolle Kunftfeide gemifcht gemifcht (Millionen Kran)
Gefamtimport
.
.
.
16,97
9,9 4
12,63
Davon aus: Frankreich . . . . Großbritannien . . . Belgien Italien Deutfchland . . . . U . d. S.S.R
5,69 2,94 4,48 1,11 I,J6 —
2,20 3,14 2,38 — 0,56 —
— 2,83 1,53 5,19 1,06 — 89
Gegenüber diefen Geweben war die Einfuhr von folchen aus reiner Kunftfeide verfchwindend gering. Ihr Wert belief fidi 1307 auf nur o,j2 Mill. Kran, wovon 0,23 Mill. auf Frankreich entfielen.
Zucker und Zuckerwaren Gefamteinfuhr 1307 Davon aus: U. d. S.S.R Belgien Niederlande Frankreich . Tfchecho-Slowakei Deutfchland
Mill. Kran .
.
.
.
98,12 69,61 i$>9r 6,36 3,88 0,90 0,09
Dabei handelt es fidi teils um Hutzucker, teils um Kriftallzucker, während die Zuckerwaren praktifdi keine Rolle fpielten. Der Verbrauch war in den vorhergehenden Jahren außerordentlich gelliegen, was in erfter Linie dem ruf iiidien Ab f atz zugute kam, während der deutfche Anteil, der im Jahre 1303 (1924/25) noch 4,02 Mill. Kran betragen hatte, fall auf o zufammengefchrumpft war. Noch im Jahre 1307 erfchienen ruffifche Schiffe mit großen Zuckerladungen im Perfifchen Golf, um auch in Südperfien mit den anderen Ländern in Konkurrenz zu treten, fo daß eine weitere Erhöhung der Quote Rußlands in den folgenden Jahren zu erwarten war.
Tee
Gefamteinfuhr 1307 Davon aus: Britifch-Indien China
. . . .
Mill. Kran 68,8 x 67,6 3 1,18
Audi der Verbrauch diefer Ware, der ebenfalls faft zu 100% durch Einfuhr gedeckt werden mußte, hatte in den vorhergehenden Jahren eine beträchtliche Steigerung erfahren zugunften der Bezüge aus Indien. Der Teeimport aus China war feit zehn Jahren mengenmäßig ungefähr gleichgeblieben, fo daß ihm nur noch untergeordnete Bedeutung zukam. 90
Andere Konfumgüter Fertige Kleidungsftücke Gef amteinfuhr Davon aus: Deutichland Frankreich Großbritannien
Mill. Kran 10,22 3,28 2,22 2,06
Kurzwaren, Spielwaren, Mufikinflrumente etc. Gef amteinfuhr 23,47 Davon aus: Deutfchland Großbritannien U. d. S.S.R Frankreich
8,0 j j,66 3,59 1,87
Papier und Papierwaren Gefamteinfuhr
4,09
Davon aus: U. d. S.S.R Deutfchland Großbritannien Britifch-Indien öfterreich
1,88 1,09 0,2 6 0,24 0,14
Kapitalgüter Laflautomobile Gefamteinfuhr Davon aus: Vereinigte Staaten Deutfchland Frankreich Großbritannien Omnibujje Gefamteinfuhr Davon aus: Frankreich Vereinigte Staaten
Mill. Kran 23,19 iy,iy 3,02 2,90 1,39
0,49 0,33 0,16 91
Perjonenwagen
Mill. Kran
Gefamteinfuhr
II,II
Davon aus: Vereinigte Staaten Großbritannien
8,02 2,38
Auto- und Fahrradbereifung Gefamteinfuhr Davon aus: Vereinigte Staaten Frankreich Großbritannien
5,75 3,23 1,94 0,39
Indußrielle Majchinen Gefamteinfuhr Davon aus: Großbritannien Deutfchland U. d. S.S.R
18,62 r
3>38 3,67 0,73
(Die Mafchineneinfuhr entfällt zu ca. 80% auf den Bedarf der Anglo-Persian Oil Co., was auch den hohen Anteil Großbritanniens erklärt.)
Mechanijcbe Werkzeuge Gefamteinfuhr Davon aus: Vereinigte Staaten Erdöl und -derivate Petroleum und Benzin 100% aus U. d. S.S.R. Autoöl Davon aus: Großbritannien U. d. S.S.R Baumwollgarn Gefamteinfuhr Davon aus: Britifch-Indien Synthetifche Farben Gefamteinfuhr Davon aus: Deutfchland 92
Mill. Kran 0,58 0,50
.
.
.
31,68 2,92 1,29 1,00
!6,97 15,51
3,88 3,43
Die Pofition des Britifchen Weltreiches einfchließlich Indien, das auch im J a h r e 1 3 0 7 noch an erfter Stelle in der periiichen E i n f u h r ftand, beruhte demnach in erfter Linie auf dem hohen Anteil an den Lieferungen der MalTenkonfumwaren Baumwollgewebe und T e e fowie an den Kapitalgütern Baumwollgarn und Mafchinen. letztere hauptfächlich f ü r den Bedarf der Anglo-Persian Oil C o . Deshalb befteht kein Anlaß zu der naheliegenden Behauptung, daß G r o ß britannien feine politifche und wirtfchaftliche Machtftellung in Periien noch im J a h r e 1928/29 in größerem Maße f ü r feine Abiatzintereilen ausgenutzt hätte. Denn die Konkurrenzfähigkeit Manchefters in billigen Baumwolltextilien auf einem noch nicht von J a p a n belieferten M a r k t , ebenfo wie diejenige Britifch-Indiens in groben Garnen und in Tee, die noch durch die geographifche L a g e als Nachbarland begünftigt wurde, waren Tatfachen, die den britifchen Anteil an der E i n f u h r diefer Waren genügend rechtfertigten. Auch die Einkaufspolitik der Anglo-Persian Oil Co., die trotz aller britifchen Freihandelsprinzipien ihren Bedarf an induftriellen M a fchinen foweit wie möglich in Großbritannien deckte, bedeutet keine Beeinträchtigung des volkswirtfchaftlichen Nutzeffekts der periifchen E i n f u h r . Alles dies findet vor allem darin feine Beftätigung, daß in anderen Artikeln, in denen Großbritannien ebenfalls große A u s f u h r intereffen hatte, aber weniger leiftungsfähig w a r , fein Anteil an der E i n f u h r Perfiens fehr klein war, f o bei fertigen Kleidungsilücken, K u r z w a r e n etc., Papier, Automobilen und Bereifung, fynthetifchen Farben und auch bei allen nicht reinbaumwollenen Geweben. A l l e diefe W a r e n wurden vorwiegend aus denjenigen Ländern gekauft, die in Perfien keine MachteinflülTe geltend machen können, die aber einen K o n k u r r e n z v o r f p r u n g gegenüber den britifchen Ländern hatten. W a s neben der koftenmäßigen Wettbewerbsfähigkeit die H ö h e des britifchen Anteils außerdem beftimmte, w a r ebenfalls ein ökonomifches Moment, nämlich die guten Verkehrsverbindungen, insbefondere mit dem füdperfifchen Markt, und die hervorragende A b f a t z o r g a n i f a t i o n , unterftützt durch den überall vorbildlichen britifchen Konfulatsdienft. Während f o die Frage, ob die britifche Vormachtftellung Periien wefentlich daran gehindert hat, feinen Einfuhrbedarf auf die ökonomifch vorteilhafteile W e i f e zu decken, entfchieden verneint werden muß, kommt man bei der Unterfuchung der Beziehungen mit R u ß land zu einem anderen R e f u l t a t . Zunächft lallen die Befchränkungen des Traniits über Batum f ü r die periifche E i n f u h r , vor allem die Durchfuhrfperre f ü r Textilien und f ü r alle W a r e n derjenigen Staaten, die zur Sowjetunion nicht in Vertragsbeziehungen ftanden, w o z u Großbritannien gehörte, darauf fchließen, daß diefe E r f c h w e rung der K o n k u r r e n z in Nordperiien zum Schaden des Landes ausgenutzt wurde. Dies konnte um fo wirkungsvoller gefchehen, als der ruffifche Außenhandel zentralifiert war, a l f o innerhalb desfelben keine K o n k u r r e n z beftand. 93
Eine weitere Möglichkeit für die ruffifche Ausfuhr, felbft bei geringerer Wettbewerbsfähigkeit den perfifchen Markt zu beliefern, ergab lieh aus der im perii fch-rufdienen Handelsproviforium vom i. X . 1927 getroffenen Vereinbarung, daß die perfifchen Exporte nidit in bar, fondern mit ruflifchen Waren bezahlt werden follten. Es wurde bereits oben gefagt, daß lieh die Sowjetunion durch Feflfetzung unrichtiger Wechfelkurfe das formale Recht ableitete, darüber hinaus bedeutende Mengen nach Periien zu exportieren. Dies wurde nun in der Weife gehandhabt, daß im Austaufch gegen die perfifchen Waren vorwiegend diejenigen rufiifchen Erzeugnifle geliefert wurden, die im freien Wettbewerb nicht mit denjenigen anderer Länder hätten konkurrieren können, während die zufätzlichen Exporte hauptfächlich aus folchen Waren beltanden, die tatfächlidi wettbewerbsfähig waren. Zu dieien rechneten vor allem die Erdölprodukte für Nordperiien fowie der Zucker, ferner billige Steingut- und Glaswaren dank ihrer Frachtempfindlichkeit und einige andere Artikel. Wieweit dies auch für den wichtigflen Pollen, die Baumwolltextilien, zutraf, läßt lieh nicht genau ermitteln. Die Auslagen perfifcher Kaufleute ebenfo wie die geringe Wettbewerbsfähigkeit der rufiifchen Textilien auf anderen Oflenmärkten berechtigen zu der Annahme, daß gerade hierbei die Einfuhr Perfiens durch die ruffifchen Handelsmethoden und -politik in eine unökonomifche Richtung gedrängt wurde. Das traf natürlich auch für fehr viele andere Warengattungen zu, deren Export aus Rußland nach Ländern mit vollfländig freiem Wettbewerb nicht rentabel ifl. Hierzu fleht die Tatfache, daß der ruffifche Anteil an der perfifchen Einfuhr zahlreicher anderer Artikel praktifch gleich Null war, nicht in Widerfpruch. Denn dabei handelt es fidi durchweg um folche, die in der Sowjetunion gar nicht oder in einer für den dringendflen Eigenbedarf noch unzureichenden Menge produziert werden. Die Unterfuchung der Verteilung der perfifchen Importe auf die verfchiedenen Bezugsländer ergibt alfo folgendes Bild: In erfler Linie war die Konkurrenzfähigkeit der Produktionsländer, in Verbindung mit den Transportkoflendifferenzen und der unterfchiedlichen Intenfität der Abfatzorganifierung maßgebend. Der hohe britifdie Anteil erklärt fich, neben dem letzteren Moment, hauptfächlich aus der Struktur der Nachfrage, die gerade die typifch briti fchen Exportwaren verlangte. Eine allmähliche Änderung diefer Nachfrageflruktur zugunllen der von dem europäi fchen Kontinent und den Vereinigten Staaten gelieferten Produkte mußte demnach die Verteilung in einem für diefe Länder günlligen Sinne verfchieben. Eine folche Änderung hing von einer allmählichen Steigerung des Lebensllandards der perfifchen Bevölkerung ab (Wolltextilien, Luxuswaren etc.) und von einem wachfenden Kapitalgüterbedarf für die Tedinilierung der landwirtfchaftlichen und gewerblichen Produktion. Im Verkehrswefen hatten fidi die erllen Anfätze diefer Entwicklung bereits bemerkbar gemacht und zu einer beträchtlichen Automobileinfuhr aus Amerika geführt. Ebenfo wies die Zwangskapitalbildung 94
für den Eifenbahnbau durch die Zucker- und Teebefteuerung in diefe Richtung. Auf der anderen Seite hing es von der Entwicklung der ruffiichen Exportproduktion ab, in welchem Umfange fich diefe unter normalen wirtfchaftlichen Verhältniflen wahrfcheinliche Wandlung der Nachfrage in einer gleichmäßigeren Verteilung der Einfuhr zugunflen der bis jetzt im Hintergrund flehenden Länder auswirken würde. Denn es war ebenfo wahrfcheinlich, daß die Sowjetunion foweit wie möglich durch Anwendung der alten Handelsmethoden verfuchen würde, ihren Anteil auch bei verändertem Importbedarf Perfiens zu behaupten oder weiter zu erhöhen, wenn auch diefe Möglichkeiten in naher Zukunft eng begrenzt fchienen. Diefe Erwägungen machen es verftändlich, daß man {ich in Deutfdiland vor der Krife und in ihrem erflen Stadium ftark für Periien als Abfatzmarkt zu intereffieren begann, nachdem man durdi die Betätigung deutfcher Firmen beim Bahnbau und im innerperfifchen Luftverkehr mehr als früher auf diefes Land aufmerkfam gemacht worden war. Die Unterfuchung der Verhältnifle in den letzten Jahren wird allerdings zeigen, daß die Auswirkungen der Weltwirtfchaftskrife in Periien diefen Hoffnungen jede Berechtigung genommen haben. 6. Verteilung des Gefamtaußenhandels.
Im Anfdiluß an die Analyfe der Ausfuhr und der Einfuhr und zugleich als Abfchluß des erften Teils diefer Unterfuchung, der die auswärtigen Wirtfchaftsbeziehungen vor der Krife behandelt, gebe ich nachflehend die Ziffern des Gefamtaußenhandels für das Jahr 1307 (1928/29) und die Anteile der wichtigflen Länder, mit denen Periien in Handelsbeziehungen fleht. Um die Entwicklungstendenz zu zeigen, füge ich die entfprechenden Zahlen für 1304 und 1306 hinzu, während das Jahr 1305 wegen feiner anormalen Situation infolge des perfifch-ruififchen Handelskrieges ausgelaffen wird. Da vom Standpunkt der Weltwirtfchaft aus die Produktion der AngloPersian Oil Co. den übrigen perfifchen Erzeugniflen gleichgeflellt werden muß, ifl fie in den Ausfuhrziffern eingefchloflen: 1304 1306 1307 (1925/26) (1927/28) (1928/29) Kurs 1 £ — Kran1 45,00 49,25 48,03 (In Millionen Kran) Einfuhr aus: 44 Britifches Weltreich44 . . 250,19 236,70 157,15 Britifch-Indien . . . . 217,77 ^3,35 158,14 U. d. S.S.R 211,76 209,l6 291,06 Deutfdiland 32,70 32,22 47,24 2 Frankreich 4>45 33»76 39,84 Vereinigte Staaten . . . 10,26 24,96 39,21 Belgien 35,03 22,02 28,94 Italien 20,37 32,40 20,84 Gefamteinfuhr . . . 881,03 807,43 819,87 95
Ausfuhr
1304
1306
1307
462,78
394,36
847,04
139,35 281,17 69,74 22,63 1,83 0,26 2,63
!33>35 199,07 81,04 86,26 33,66 28,15 11,59
I45>79 166,29 80,69 80,10 41*63 34,23 11,05
nach:
Britifdies Weltreich Britifch-Indien . U . d. S . S . R Vereinigte Staaten Frankreich Deutichland Belgien Italien
. .
. .
. .
.
.
.
.
.
.
1059,39
1060,41
1517,60
Britifdies Weltreich . . . Britifch-Indien . . . . U . d. S . S . R
712,97 357,12 492,93
631,06 296,70 4°8>23
1004,19 303,93 457»35
47,08 80,00 34,53 35,29 23,00
130,02 106,00 55,88 50,17 43,99
119,94 119,90 88,87 63,17 31,89
1940,42
1867,84
2337,47
Gefamtausfuhr
Außenhandel (Einfuhr plus Ausfuhr) mit:
Frankreich Vereinigte Staaten Deutfchland Belgien Italien
.
Gefamtaußenhandel
96
.
.
.
F. Theoretifche Formulierung der Stellung Perfiens in der Weltwirtschaft vor der Krife. In den vorangehenden Kapiteln wurden die konkreten Einzeltatfachen behandelt, die in ihrer Gefamtheit die weltwirtfchaftliche Verflechtung Perfiens im Jahre 1928/29 darftellen. Teilweife Zufammenfailungen wurden bereits vorgenommen in dem Abfchnitt über die Kapitalverflechtung und bei Aufftellung der Handels- und Zahlungsbilanz. Es bleibt nun die Aufgabe, die ErgebnilTe theoretifch auszuwerten und damit zu einem abfchließenden Urteil über das Charakteriftifche in der weltwirtfchaftlichen Stellung des Landes zu kommen, die auch während der K r i f e in ihren Grundzügen unverändert geblieben ift. Es wurde in der Einleitung gefagt, daß die Einbeziehung der perfifchen Wirtfchaft in den Weltverkehr vorwiegend der Initiative des Auslandes zuzufchreiben war und daß Perfien erft nach dem Weltkriege aus feiner Paffivität herausgetreten ift. Es wurde gleichzeitig darauf hingewiefen, daß die Produktivität feiner Wirtfdiaft und damit der Lebensftandard der Bewohner nur langfam geftiegen ift. Dem ift nun hinzuzufügen, daß, rein wirtfchaftlidh gefehen, die zunehmende Verflechtung mit der Weltwirtfchaft trotzdem vorteilhaft f ü r das Land felbft gewefen fein muß. Denn die Öffnung der Grenzen für die fremden Waren wurde zwar erzwungen, aber es war kaum jemals ein Zwang zum Außenhandel felbft ausgeübt worden. Demnach hatte fich diefer nur durch die Wirkfamkeit des Gefetzes der komparativen Koften fo fchnell entwickeln können. Es bliebe allerdings der Einwand, daß ein dauernder Protektionismus im vorigen Jahrhundert der inländifchen Erzeugung dazu verholfen hätte, einigermaßen mit der Produktivitätsfteigerung in den europäifchen Induftrieländern Schritt zu halten. Im Hinblick auf die damaligen politifdien und foziologilchen VerhältnilTe erfcheint diefe Annahme aber nicht berechtigt. Andererfeits ift aber auf Grund der Außenhandelsanalyfe für das J a h r 1307 feftzuftellen, daß f ü r den Durchfchnitt der Warengattungen die Austaufchrelationen, in Arbeitseinheiten ausgedrückt, für Perfien außerordentlich ungünftig waren, eben wegen der geringen Produktivität der Erzeugung auf der ganzen Linie und der 7
97
Belartung durch die hohen Transportarten und die Handelsfpannen. Daß aber trotz diefer Ungunft der Austauichrelationen, die iich in dem niedrigen Arbeitsentgelt in Perfien ausdrückt, der auswärtige Warenverkehr eine im Verhältnis zum Gefamtwirtichaftsvolumen beträchtliche Höhe erreicht hatte, läßt auf die großen Unterfchiede bei den komparativen Korten fchließen. Noch ausgeprägter als im Warenaustaufch zeigt (ich der wirtfchaftliche Vorfprung des Auslands gegenüber Perfien bei den Dienftleiftungen. Während die importierten Waren zwar nicht oder nur mit höheren Korten im Inland hergeftellt werden konnten, aber doch mit anderen Waren, für die in Perfien relativ günftige Produktionsbedingungen beliehen, bezahlt wurden, hat lieh bei den Dienftleiftungen gezeigt, daß keinerlei Austaufch ftattfindet und von Perfien nur eine nicht unbedeutende Nachfrage ohne gleichzeitiges Angebot ausgeht, fo daß die Bezahlung durch Warenausfuhr erfolgen muß. Diefer Stellung Perfiens im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung entfpricht feine Rolle bei der internationalen Kapitalverteilung, dem zweiten Faktor zwifchenftaatlicher Wirtfdiaftsbeziehungen. Auch hier dasfelbe Charakteriftikum der Paffivität. Eine Volkswirtfehaft ohne ein entwickeltes Kreditfyftem, ohne nennenswerte induftrielle Erzeugung und mit einer f ü r viele Teile Afiens typifchen ftatifdhen Lebenseinftellung bei der großen Majorität der Bevölkerung konnte nicht einmal die Rolle eines Kredit nehmers auf den internationalen Kapitalmärkten fpielen. Deshalb war die gefamte private Kapitaleinfuhr in Form eigener Invertierungen der ausländifchen Unternehmungen erfolgt, was oben ausführlich erörtert wurde. Hier ift nun der grundlegende Unterfchied diefer Situation gegenüber derjenigen anderer Kapitaleinfuhrländer hervorzuheben. Perfien iß nicht Schuldnerland. Das Fremdkapital wurde nicht an die nationale Wirtfchaft ausgeliehen, um fie zu befruchten, fondern diente faft ausfchließlich der außerhalb derfelben flehenden ölproduktion und den HandelsintereiTen des Auslands. Deshalb ift es nicht möglich, bei Unterfuchung der Verbundenheit zwifchen Kapitalbilanz und Handelsbilanz eine Parallele zu Neuländern zu ziehen, welche als „werdende Schuldnerländer" einen P a f f i v f a l d o im auswärtigen Warenverkehr haben, bis in der zweiten Stufe der Entwicklung ein organifcher Abbau der Verfchuldung erfolgt, die Zins- und Tilgungsraten die Kreditbeträge im entfprechenden Zeitraum überfteigen und fo zu einer automatifchen Aktivierung der Handelsbilanz führen. Zwar zeigte auch die Zahlungsbilanz Perfiens f ü r das Jahr 1307, daß die Kapitaleinfuhr und die Verminderung der Regierungsguthaben im Ausland einem P a f f i v f a l d o der Handels- und Leiftungsbilanz gegenüberftanden, und es befteht kein Zweifel, daß fich ohne diefe Kapitalbewegung auch diefe Bilanz anders geftaltet hätte. Aber es war nicht ein beftimmtes Stadium in der organifchen Entwicklung einer fich ausdehnenden, kapitalbedürftigen Volkswirt fchaft, deren normaler Verlauf unter gleichbleibenden Kreditverhältniflen hätte vorausgefagt werden können, etwa wie bei den Vereinigten Staaten 98
von Amerika vor dem Weltkriege. Vielmehr w a r es lediglich eine Überfremdung der Bodenfchätze und des Handels, die keinen nennenswerten Einfluß auf die Produktivitätsfteigerung der G e f a m t w i r t f c h a f t hatte, die keine kontinuierliche Entwicklung garantierte und nicht auf eine allmähliche K a p i t a l f ä t t i g u n g und damit auf eine fpätere natürliche Umkehrung der Zahlungsbilanz tendierte. Z u m Schluß fei noch auf die Folgerungen hingewiefen, die fich aus diefer Situation f ü r die Wirtfchaftspolitik ergeben. Letztere hat fchon vor der W e l t w i r t f c h a f t s k r i f e und noch mehr in der jüngften Vergangenheit eine ausgefprochen protektioniftifche Tendenz hervortreten laffen und ift in vieler Beziehung der merkantiliftifchen fehr ähnlich gewefen. M a n beurteilt heute die Periode des Merkantilismus anders als im erften Stadium des Liberalismus und hat inzwifchen entdeckt, daß die europäifche Handelspolitik im 1 7 . und 18. J a h r hundert in ihren Grundzügen durchaus zweckmäßig w a r , wenn man die damaligen wirtfchaftlichen Gegebenheiten in Rechnung ftellt. Es w a r der berechtigte ftaatliche Wille, durch bewußte Eingriffe in das Wirtfdiaftsleben erzieherifch zu wirken und durch eine einfeitige Begünftigung des Handels und der gewerblichen Produktion einen größeren T e i l der Bevölkerung in diefe Wirtfchaftszweige zu verweifen, die mehr als die feudaliftifch gebundene L a n d w i r t f c h a f t rationales, dynarniiches Denken und Handeln förderten und den Sinn f ü r den Fortfehritt als Seibitzweck weckten. E b e n f o w a r das Beftreben, eine möglichft aktive Handelsbilanz zu erzielen, durchaus veriländlich in den Ländern ohne eigene G o l d - oder Silberproduktion wegen des fchnell wachienden Bedarfs an Edelmetallen, der automatifch nur auf dem U m w e g über deflatorifche Erfcheinungen gedeckt worden wäre, d. h. über eine Preisgeftaltung, die den E r f o l g der Wirtfchaftspolitik v e r l a n g f a m t hätte. Wenn man damit die Lage in Perfien vor der Weltwirtfchaftsk r i f e der G e g e n w a r t vergleicht, fo findet man viele Parallelen. A u d i hier eine feudaliftifch gebundene, ftagnierende A g r a r w i r t f c h a f t , auch hier eine ftarke, zielbewußte Staatsführung innerhalb einer V o l k s w i r t f e h a f t , die aus fich heraus nicht imftande gewefen w a r , fich von dem ftatifchen, durch Religion und Tradition gehemmten Denken freizumachen, auch hier ein wachiender Edelmetallbedarf f ü r die geplante Währungsreform und die Finanzierung großer öffentlicher Arbeiten, vor allem des Eifenbahnbaus. Es w a r deshalb natürlich, daß die Wirtfchaftspolitik derjenigen im europäifchen Merkantilismus immer ähnlicher werden mußte, um f o mehr, als diefe gleichzeitig in der übrigen Welt neu aufgelebt w a r und man in der benachbarten Sowjetunion das denkbar krailefte Beifpiel vor Augen hatte. Wenn an anderer Stelle betont werden wird, daß die fpezielle Form und der G r a d des perfifchen Protektionismus hauptfächlich durch die kataftrophale Währungslage beftimmt wurden, f o ift dabei das zuletzt G e f a g t e im A u g e zu behalten, nämlich daß der ftaatliche Wille, auf die politifche Sanierung eine wirtfchaftliche folgen zu laffen, angefidits der gegebenen Umftände zu einer merkantiliftifchen W i r t j»
99
fchaftspolitik führen mußte, auch wenn es keine Weltwirtfchaftskrife gegeben hätte. Uber die Frage, ob der periifche Protektionismus unter rein ökonomifchen Gefichtspunkten zweckmäßig ericheint, foll hier nicht diskutiert werden. Es wurde bereits darauf hingewiefen, daß das Land angefichts des niedrigen Entwicklungsftadiums der Agrarwirtfchaft für eine allmähliche Induftrialifierung noch nicht reif erfcheint. Solche Erwägungen treten aber in der heutigen Wirtfchaftspolitik in den Hintergrund, da der neue Nationalismus in Perfien eine forcierte ilatliche Wirtfchaftsförderung felbft auf Korten der Lebenshaltung fordert und eine langfame, organifche Entwicklung nicht abwarten will. Das ift eine abfolut feitftehende Tatfache, die alle wirtfchaftstheoretifchen Einwände überflüffig macht.
100
TEIL IL
Die weltwirtfchaftliche Verflechtung Periiens im bisherigen Verlauf der Krife. A. Die Beftimmungsfaktoren der Entwicklung feit 1929. Im eriten Teil diefer Arbeit wurde bereits mehrmals auf die Entwicklungstendenzen bei Beginn der Weltwirtfchaftskrife hingewiefen. Zufammenfailend ift zu fagen, daß unter einigermaßen normalen VerhältniiTen die Fcrtfetzung der damaligen periifchen Wirtfchaftspolitik eine Steigerung der Ausfuhrkapazität erwarten ließ und damit eine Intenfivierung der gefamten weltwirtfchaftlichen Beziehungen einfchließlich der Kapitalverflechtung. Dies einmal durch die weitere Verbeilerung der Verkehrsmittel und die dadurch gefdiaffene Ausfuhrmöglicfikeit für bisher unverwertbare ErnteüberfchüiTe, außerdem durch die unmittelbare ftaatliche Produktionsförderung, die nicht nur auf eine inländifche Erzeugung wichtiger Einfuhrartikel abzielte, fondern auch auf eine Ausdehnung der Produktion typifcher Exportprodukte, fo z. B. Baumwolle, Seide, Tabak etc. und auf eine qualitative Verbeilerung der Verarbeitung und Sortierung, u. a. bei Wolle, Roiinen, Därmen und Teppichen. Wenn auch diefe Bemühungen der Regierung im Jahre 1307 noch keine praktifdien Auswirkungen zeigten, fo bewiefen doch die Inangriffnahme des Bahnbaus, die Verbeilerung des Straßennetzes, die fdion damals geplante Erweiterung des Aufgabenkreifes der Nationalbank durch Angliederung einer Landwirtfchaftsabteilung ufw., daß man alles dies in die T a t umzufetzen gedachte. Die günftige Finanzlage des Staates, der ftabile Silberpreis als Garantie gegen ein weiteres Ablinken der Valuta und die mit der zunehmenden Rentabilität der Anglo-Persian Oil Co. anfteigenden Konzeffionszahlungen diefer Gefellfchaft, die die Umftellung auf Gold ermöglichen follten, alles das fchien einen rafdien Erfolg der ilaatlichen Wirtfchaftsförderung ficherzuftellen und damit eine Erweiterung des Produktionsumfanges, der Exportfähigkeit und der K a u f k r a f t der periifchen Volkswirtfchaft. 101
Es waren drei Momente, die diefe Entwicklung in ihren Anfängen unterbrochen und Perfien zu einem derjenigen Länder gemacht haben, die von der Weltwirtfchaftskrife befonders fchwer betroffen wurden: i. der Preisfturz des Silbers und damit die Zerrüttung der perfifchen Währung, 2. die Verfchärfung der nachteiligen Handelspolitik der Sowjetunion, 3. die allgemeinen Krifenerfcheinungen auf dem Weltmarkt, insbefondere die Abiatzfchwierigkeiten f ü r die perfifche Ausfuhr. Diefe drei Haupturfadien der fpeziellen perfifchen K r i f e find eng miteinander verbunden und find andererfeits in ihrer Geiamtheit die Beweggründe f ü r die gefetzgeberifchen Maßnahmen, die eine grundfätzliche Schwenkung von relativ freier zu gebundener Wirtfchaft bedeuteten. Um alle diefe Krifenfymptome trotz ihrer wechfelfeitigen Beziehungen unter möglichfl fcharfer gegenfeitiger Abgrenzung darzuftellen und ihre unmittelbaren Folgen zu unterfuchen, befchreibe ich zunächft die Entwicklung der WährungsverhältnifTe als den zeitlich und urfächlich primären Faktor. Danach werden, entfprechend der Gliederung im erften Teil, die wichtigften Wandlungen bei der Kapitalverflechtung und den Dienflleiftungen behandelt werden und danach der im Vordergrund des Interefles flehende Außenhandel mit feinen technifchen und rechtlichen Grundlagen.
102
B. Die Währungskrife. i. Die Währungsfituation im Jahre 1307 (1928/29). Die W ä h r u n g s e i n h e i t in Periien w a r bei Beginn der K r i f e der Silberkran von 4,64 G r a m m Gewicht bei 900/1000 Feingehalt. A n Silbermünzen zirkulierten folche von 1, 2 u n d 5 K r a n fowie 3, 5 und 10 Schahis (1 K r a n = 20 Schahis), f e r n e r N i c k e l m ü n z e n zu 1 u n d 2 Schahis als Scheidemünzen. A u ß e r d e m w u r d e n von der I m p e r i a l Bank of Persia auf G r u n d ihres N o t e n p r i v i l e g s B a n k n o t e n zu i , 2, 5, 10, 20, 50 u n d 100 T o m a n ausgegeben (1 T o m a n — 10 K r a n ) . Bei G r ü n d u n g der B a n k im J a h r e 1889 w a r das N o t e n ausgaberedit zunächft auf einen H ö c h f t b e t r a g von £ 800 000.— befchränkt, jedoch z w a n g der Anleihebedarf die perfifche Regierung bald, das Emiffionsrecht zu erweitern. D e r A b f c h l u ß der B a n k f ü r das J a h r 1306 weift bereits eine N o t e n z i r k u l a t i o n von £ z $ij 000.— aus, ein Betrag, welcher noch immer v e r h ä l t n i s m ä ß i g u n b e d e u t e n d w a r , da der S i l b e r m ü n z e n u m l a u f gleichzeitig auf 250 Mill. K r a n (ca. j Mill. £ ) geichätzt wurde 4 5 . F ü r diefe N o t e n b e f t a n d Einlöfungspflicht in Silber, die auch jederzeit von der B a n k e r f ü l l t w e r d e n konnte, da immer ca. 8 0 — 9 0 % Deckung gehalten w u r d e . T h e o r e t i f c h h a t t e Perfien a l f o reine S i l b e r w ä h r u n g , u n d da auch nominell P r ä g e f r e i h e i t beftand, w a r zu e r w a r t e n , d a ß fich die V a l u t a nach dem W e l t m a r k t p r e i s des Metalls riditete. D a s w a r auch in den v o r h e r g e h e n d e n J a h r e n m i t geringen Abweichungen der Fall gew e f e n , wie die f o l g e n d e T a b e l l e zeigt 4 8 :
1924 1925 1926 I927
. . . .
. . . .
• • . .
• • . .
Standardiilber in L o n d o n d. per oz.
Parität Kran : £
K u r s in London
33.97 32.°9 28,68 26,05
40,6 42,9 48,0 52,9
43.4 4M 47.3 50,1 103
Aus folgenden Gründen war jedoch die Verbindung zwifchen dem Kran und feiner Metallgrundlage nur ziemlich lofe, was bereits bei Erörterung der Zahlungsbilanz angedeutet werden mußte: Die Nachfrage nach Geld war größtenteils Nachfrage nach Silbermünzen, da das Uber wiegen kleiner und kleinfter Um f ätze im volkswirtfchaftlichen Taufchverkehr der Verwendung der Banknoten enge Grenzen zog, wozu noch das bei einem fehr großen Teil der Bevölkerung herrfchende Mißtrauen gegenüber dem Papiergeld kam. In Jahren aktiver Zahlungsbilanz mußte alfo der Außenwert des Kran über Pari fteigen können, wenn fichtbare oder uniichtbare Edelmetalleinfuhr, d. h. Silbereinfuhr, nicht fofort ausgeprägt und in Münzform in Umlauf gefetzt werden konnte, um zu einer Erhöhung des Preisniveaus zu führen. Das letztere war wegen der formell beftehenden Prägefreiheit theoretifdi möglich. Praktifch war jedoch die Kapazität der zentralen Teheraner Münze unzureichend, fo daß in folchen Fällen die Knappheit an Zahlungsmitteln lange unverändert blieb und der Kran ein Agio über feinem Silberwert bewahrte. Das war die Situation bei Beginn des Jahres 1307 (1928/29). Der Durchfchnittspreis pro Unze Standardfilber in London betrug im April 1928 26,JJ d. Die Parität des Kran war demnach 1 £ = 52V4 Kran, während der tatfächliche Kurs London auf Teheran durchfchnittlich 46,0 Kran war, was einem Agio von ca. 1 2 % entfpridht. Im Laufe desfelben Jahres fetzte nun eine gleichmäßige Entwertung der perfifchen Valuta bei ungefähr gleichbleibendem Silberweltmarktpreis ein, die ihre Urfache hauptfächlich in den großen Devifenanfprüchen der Regierung f ü r den Eifenbahnbau hatte, fo daß fich Ende 1307 die folgende Pofition ergab: Silberpreis (März 1929): 26,00 d. Parität des Kran demnach: 53,0 : Durchfchnittskurs in London: 51 3 / 4 Das Agio betrug alfo nur noch etwas über 2 %, womit, unter Berückfichtigung der technifchen Gegebenheiten, welche den oberen Silberpunkt in beträchtlichem Abftand von der Parität halten, praktifdi eine Wiederanpallung an den Preis des Währungsmetalls erfolgt war. Man kann alfo die damalige Währung Perfiens als eine Silberwährung bezeichnen, mit einem durch die Nachfrageftruktur niedrig gehaltenen Umlauf an gedecktem Papiergeld und mit technifch bedingter gefperrter Prägung, woraus fich die Möglichkeit eines beträchtlichen Agios erklärt. Umgekehrt beilanden für die Anpailung an den Silberweltmarktpreis bei paffiver Zahlungsbilanzgeftaltung keine Hinderniile, folange die Silberausfuhr frei war. Allerdings waren es auch hier transporttechnifche und fonftige Schwierigkeiten, 104
die eine Differenz zwifchen Parität und Kurs ermöglichten. Dazu trug auch die damalige Konzentration des auswärtigen Zahlungsverkehrs bei der Imperial Bank of Persia bei, die dadurch innerhalb gewiffer Grenzen die Devifenkurfe nach Belieben manipulieren konnte.
2. Die Währung feit 1929. Im Jahre 1308 (1929/30) war die Situation kurz folgende: Dem Rückgang der Ausfuhrerlöfe ftand keine gleich große Befdiränkung der Einfuhr gegenüber, vor allem infolge der durch die rufiifche Interpretation der handelsvertraglichen Vereinbarungen vom 1. X . 1927 verurfachten itarken Paffivität im Warenaustaufch mit der Sowjetunion (vergl. oben S. 53). Da fich gleichzeitig die Devifenanfprüche der Regierung f ü r die Durchführung des Bahnbauprojekts weiter erhöhten und auch die Konzeffionsabgabe der Anglo-Persian Oil Co. nicht zur Stützung der Währung herangezogen, fondern der Goldwährungsreferve zugeführt wurde, erfuhr die Zahlungsbilanzlage eine weitere Veri chlechterung. Aus die fem Grunde war es der Kranvaluta nicht möglich, iich unabhängig von dem abgleitenden Silberpreis einigermaßen zu behaupten, was nach dem oben Gefagten durchaus denkbar gewefen wäre. Vielmehr ift feftzuitellen, daß der Kurs mit geringen Differenzen der Metallentwertung folgte, ein Beweis dafür, daß legitime oder unfichtbare Silberexporte für den Ausgleich der im übrigen paffiven Zahlungsbilanz forgten. Die nachftehende Tabelle zeigt die Parallelität beider Bewegungen und zugleich das Ausmaß der Währungsverfchlechterung innerhalb der kurzen Periode von 1 1 Monaten, nach deren Ablauf die weiter unten erörterten ftaatlichen Maßnahmen in die Entwicklung einzugreifen fuchten 47 . Standardfllber d. per oz. 1929:
März April Mai . Juni . Juli . Auguft September Oktober November Dezember 1930: Januar . Februar .
26.00 25,74 24,26 24.34 24>29 23 >7i 23,04 22,69 22,26 20,90 20.01
Parität : £ 53 5 31/2 54?/s 5 6*L 5 6V 2 5 63U 58 V« 59V4 6o3/4 6i7»
66
68T/S
Kurs : £ 51V4 536/b 5 37/s 54V4 55 55V4 55B/8 57'/s 6Os/8 597/s 65 67V4 105
Als Ende Februar 1930 der Kurs fdiließlich auf 70 Kran für 1 £ gefallen war, entfchloß fidi die perfifche Regierung, durch einen Zwangseingriff die Verbindung der Währung mit dem Silberpreis aufzuheben, in der Hoffnung, durch amtliche Kursf eil fetzung die Valuta bis zur Durchführung des jetzt akut gewordenen Goldwährungsprojekts ftabilifieren zu können. Dies war der Sinn und Zweck des Gefetzes zur Kontrolle der ausländifchen Valuten (Loi sur le contrôle des valeurs et titres étrangers, votée le 25 février 1930), delTen wichtiglle Beftimmungen hier kurz wiedergegeben find48: I. Der gejamte Devifenhandel wird Regierungsmonopol. Seine Ausübung iß nur den ausdrücklich dazu ermächtigten Banken, und zwar der Banque Nationale, der Imperial Bank of Persia, der Banque Russo-Persane und den perßfchen Filialen der Ottoman Bank geftattet. II. Die Ausfuhr von Gold und Silber in jeder Form und die Einfuhr von Silber (!) in Barren oder Münzen ift unter jagt. Ebenfo die Ausfuhr von perfifchen Banknoten. III. Die zum Devifenhandel ermächtigten Banken find verpflichtet, beim Ankauf und Verkauf die von der „Wechfelkurskommiffton" feßgefetzten Krankurfe gegenüber den Golddevifen einzuhalten. Diefe Kommifßon fetzt ßch zufammen aus: 1. einem Vertreter des Finanzminißeriums, 2. einem Vertreter des Wirtfchaftsminißeriums, 3. einem Vertreter der Zollverwaltung, 4. dem Regierungskontrolleur der Nationalbank, je einem Vertreter der genannten Banken. IV. Die Käufer von Devifen haben in jedem Einzelfall die Genehmigung einer zu die fem Zweck eingefetzten „Kontrollkommifßon" einzuholen, foweit diefe Devifen für die Bezahlung der Einfuhr beßimmter Warengruppen verlangt wurden, die im Intereße der Zahlungsbilanz eingeschränkt werden follte. Es wurde eine Liße die fer Waren aufgeßellt, deren wichtigße folgende ßnd: Nahrungsmittel, Konfektion, Spitzen, Seidengewebe, Rohfeide, Rohbaumwolle, Photoartikel, Schmuck, Porzellan- und Steingutwaren, Fahrzeuge etc. Als Ergänzung zu diefem Gefetz wurde ferner am 10. III. 1930 die bis dahin formell beftehende Prägefreiheit aufgehoben, was allerdings wegen des inzwifchen erlallenen Silbereinfuhrverbots keine Bedeutung mehr hatte, wenn man von illegitimen Importen abfieht. Am 27. Februar 1930 wurde von der Wechfelkurskommiffion der Zwangskurs auf 63 : £ feftgefetzt, während am gleichen Tage im freien Handel ca. 70 Kran für 1 £ bezahlt wurden. Einen Monat fpäter wurde der offizielle Kurs fogar auf 60 : £ erhöht, während in der Zwifchenzeit die Abwärtsbewegung des Silberpreifes ihren Fortgang genommen hatte. Der Monatsdurchfchnitt in London war für Februar 20,01 d., für März 19,30 d. per oz. Man glaubte alfo, durch die Monopolifierung des Devifenhandels in der oben befchriebenen Form eine vollftändige Loslöfung von der Metallgrundlage der Wäh106
rung erreicht zu haben. Diefe Hoffnung mußte aber fchon deshalb unerfüllt bleiben, weil das neue Gefetz keine Devifenablieferungspflicht für die Exporteure vorgefehen hatte. Es war felbftverftändlich, daß diefe ihre Ausfuhrerlöfe nur zu einem Bruchteil den Banken anboten. Die dadurch entftehende Devifenknappheit machte es diefen bald unmöglich, den Anfprüchen des Einfuhrhandels zu genügen, fo daß (ich ein ausgedehnter Schwarzhandel zwifchen den Exporteuren und den Importeuren entwickelte, bei dem die Kursbewegung zwar ftark durch die jeweilige Lage von Angebot und Nachfrage beeinflußt wurde, aber doch in ihrer Grundrichtung dem Silberpreis auf dem Weltmarkt folgte. Um diefem Zuftand entgegenzutreten, wurde in einem Ergänzungsgejetz vom 22. Juli 1930 beftimmt, daß jeder Exporteur 90% feines Devifenerlöfes innerhalb von 20 Tagen nach Eingang abzuliefern hatte. Die Tatfachen zeigten jedoch, daß fich diefe Vorfchrift in der Praxis nicht durchfetzen konnte. Die Banken waren auch jetzt nicht in der Lage, den dringendften Bedarf des Einfuhrhandels, der natürlich von dem überhöhten offiziellen Kurs profitieren wollte, zu befriedigen, und foweit die Devifen nicht gehortet wurden, wurden fie weiterhin im Schwarzhandel zu Kurfen umgefetzt, die ungefähr dem inneren Wert des Silberkran entfprachen. Daß die Banken überhaupt Devifen erhielten, erklärt fich aus der Anwendung der folgenden Methode, die fchnell populär wurde und die am bellen den geringen praktifchen Wert der Devifengefetzgebung kennzeichnet: Diejenigen Exporteure, die nicht gleichzeitig in entfprechendem Umfange importierten, die aber auch vermeiden wollten, ihre legale Devifenablieferungspflicht direkt zu umgehen, verkauften ihre Exporterlöfe im voraus an die Banken zum Zwangskurs, jedoch unter der Bedingung, daß fie bei Eingang der Beträge nur 25% abzuliefern hätten, während die reftlichen 75% formell zum Zwangskurs zurückgekauft wurden, tatfächlich aber gleich im Befitz der Exporteure blieben. Da die Banken darauf eingingen, um wenigftens diefe 25% der Exportdevifen zu erhalten und am Gefamtumfatz ihre Provifion zu verdienen, hatte der Exporteur formell feine Ablieferungspflicht erfüllt und konnte trotzdem 75 % feiner Devifen im Schleichhandel zum Schwarzkurs in perfifche Währung um taufchen. Abgefehen von der dauernd wachfenden Differenz zwifchen dem ftaatlichen Zwangskurs und dem Metallwert des Geldes, trug ein pfychologifches Moment dazu bei, die Währungspolitik der Regierung zu erfchweren. Wie fchon angedeutet wurde, follten diefe Maßnahmen nur die Periode bis zur Einführung des Goldftandards überbrücken, die zuerft für Mai 1 9 3 1 vorgefehen war, dann aber bis zum 2 1 . März 1932 aufgefchoben werden mußte. Es war nun verlautbar geworden, daß die Umftellung auf die neue Währung nicht zu dem gefetzlichen Zwangskurs von 60 Kran : 1 £ , fondern zu 120 Kran : 1 £ erfolgen follte. Diefes Gerücht, das fich auf die tatfächliche Abficht der Regierung ftützte, der Währungsreform nur 107
eine Geldzirkulation von £ j ooo ooo.— zugrundezulegen, was dem oben genannten Umtaufchkurs entfprochen haben würde, wirkte felbftveritändlich als weitere Vertrauenserfchütterung gegenüber der ftaatlichen Zwangswirtichaft und förderte den illegitimen Devifenhandel außerordentlich. Bevor ich auf die Bemühungen um die Verwirklichung des Goldwährungsprojekts eingehe, denen, um es vorwegzunehmen, bis heute noch kein Erfolg befchieden gewefen ift, gebe ich nachllehend eine DevifenAufftellung der Kursentwicklung bis zur Aufhebung der zwangswirtfchaft am 13. Februar 1932, alfo ungefähr zwei Jahre nach dem Erlaß des Kontrollgefetzes. In diefer Tabelle find die Monatsdurchfchnitte des Silberpreifes und die iich daraus errechnende Parität des Kran zum £ dem offiziellen Zwangskurs gegenübergeftellt und außerdem den gleichzeitigen Kurien an den fchwarzen Börfen, foweit diefe bekannt geworden find. Ich möchte darauf hinweifen, daß diefe Schwarzkurfe für den weitaus größten Teil der Auslandszahlungen maßgebend gewefen find und deshalb an Stelle der amtlichen Kurfe einer Beurteilung der Währungslage zugrundegelegt werden muffen. Der amtliche Kurs wurde am 9. II. 1 9 3 1 auf 90 : £ herabgefetzt, um ihn wenigftens teilweife der veränderten Situation anzupailen. Da jedoch die Parität und dementfprechend auch die Schwarzkurie iich bereits zwifchen 1 0 0 — 1 1 0 Kran : £ bewegten, gelang es dadurch nicht, den Banken ein vermehrtes Deviienangebot zuzuführen. Um eine beilere Vergleichsmöglichkeit zu fchaifen, habe ich für die Zeit feit der Loslöiung des engliichen £ vom Gold (Sept. 1 9 3 1 ) die Parität und die K u r i e weiterhin in Goldpfunden ausgedrückt, wobei die Umrechnung auf Bafis des jeweiligen Dollarkurfes in London erfolgt ift. Aus dem gleichen Grunde wurde der Silberpreis für die Geiamtperiode in Goldpence per Unze Standardfilber London ausgedrückt. Um dabei die durch die ,£-Schwankungen hervorgerufene Beunruhigung des Londoner Silbermarktes auszufchalten, wurden ab September 1 9 3 1 die N e w Yorker Preife f ü r Feinfilber zugrundegelegt, unter Berückfichtigung der Preisdifferenz zwiidien diefem und dem in London gehandelten Standardfilber:
108
Silber d. per oz. Zum
Vergleich: März 1929 (Ende 1307) . 1.—2 6. Februar 1930 . .
26,00 20,01
27. Februar 1930 Beginn der Silber d. p. oz. 1930 März . April . Mai . . Juni . Juli . . Auguft . September Oktober November Dezember 1931
Januar . Februar 03 März . 2 1 . März (Näheres April . Mai . . Juni . . Juli . . Auguft . September
. . . . . . . . .
Parität Kran £ 53 6 8T/e
13.81 12,43 . 13.52 1931 Einführung f. unten, S. 137 ff. . 13,12 . 12,86 12,71 . . 13.30 . 12,80 . 13.25
5i3/4 67V4
Devifenzwangsbewirtfchaftung.
Parität Amtlicher : G o l d - £ Kurs :G-£
19.30 19.55 18,85 16,05 15.93 16,28 16,74 16,56 16,62 15,20
Kurs Kran : £
7lVe 70 1 /, 73 8 53 U 867, 84V2 82V4 83l/8 833/S 90 8/8
60 60 60 60 60 60 60 60 60 60
Sdiwarzkurs : Gold-£ —
80/8 540 — — —
85/9260 —
80/90" — —
60 90/100 62 105" HO3/, 90 — IOI3/4 90 des ftaatl. Außenhandelsmonopols. 993U
105 I07V4 1087-,
I03V2 I07V4 I03V4
90 90 90 90 90 90
— —
xoo/i io 6 4 a — —
115"
Aufhebung der Goldeinlöfungspflicht in England. Oktober November Dezember 1932
13.85 14,80 14,22
99*U 93 963U
8 8 "
90 90
112"
Januar . . . 13,96 98V4 90 — 13. Febr. 1932 Aufhebung der Devifenzwangsbewirtfchaftung.
Bevor ich die Kurfe feit Februar 1932 wiedergebe, die nun auch offiziell wieder den Gefetzen der freien Preisbildung unterlagen, muß ich kurz auf die Maßnahmen feitens der Regierung feit Einführung der Devifenkontrolle eingehen. 109
Wie fchon gefagt wurde, follte diefe Monopolifierung des Devifenhandels lediglich die Kursftabilifierung bis zur Einführung der täglich wünfchenswerter ericheinenden Goldwährung bezwecken. Für diefe wurde am 10. März 1930 ein Rahmengefetz erlaffen, das in feinen Einzelheiten nur hiilorifche Bedeutung hat und von dem hier nur intereffiert, daß es Goldmünzenzirkulation und im übrigen 100% ige Golddeckung vorfah. Datum und Einzelheiten der Durchführung diefer Reform konnten jedoch eril feilgelegt werden, nachdem man (ich mit der Imperial Bank über die Entziehung des Notenprivilegs geeinigt hatte. Dies gelang im Mai 1930, wobei die Zahlung einer Entfchädigung von £ 200 000.— an das britifche Inftitut vereinbart wurde, fowie Befreiung von den Konzeffionsabgaben. Damit waren die rechtlichen Vorbedingungen für die Reform gegeben, und als Zeitpunkt ihrer Durchführung wurde nun der 2 1 . März 1 9 3 1 (Beginn des Jahres 1 3 1 0 ) beftimmt. Am 20. Juni 1 9 3 1 follte die Notenemi fiion endgültig an die Banque Nationale übergegangen fein. Die erfolgreiche Verwirklichung diefes Programms erfchien von vornherein zweifelhaft, weil die Deckungsvorfchriften eine beträchtliche Vermehrung der f ü r diefen Zweck bellimmten Gold- und Devifenreferve der Regierung notwendig gemacht hätten und weil außerdem mit einer Gefährdung der Währung durch große Goldhortungen des mißtrauifch gewordenen Publikums gerechnet werden mußte. Sie wurde jedoch völlig undurchführbar durch die weitere Silberentwertung in der Zwifchenperiode (März 1930 — März 1 9 3 1 , f. Tabelle) und die Geftaltung der Zahlungsbilanz, die fchon feit Beginn des Jahres 1929 den Außenwert der alten Währung dem linkenden Silberwert hatte folgen lailen. Andererfeits konnte die Währungsreform nicht in der Form durchgeführt werden, daß man fich mit einer Goldkernwährung, alfo mit dem Umlauf eines nur teil weife goldgedeckten Papiergeldes und unterwertiger Scheidemünzen begnügte, da die unentwickelte Kreditverfailung und das Mißtrauen der Bevölkerung die Zirkulation vollwertiger Münzen unentbehrlich machten und die Banknoten, wie fchon einmal hervorgehoben wurde, wegen des Überwiegens kleiner Umfätze nur begrenzte Verwendungsmöglichkeit haben, was fich auch in der oben angegebenen Relation von ca. 2 : 1 zwifchen Münzen- und Notenumlauf vor der K r i f e ausdrückte. So wurde es unvermeidlich, daß die Umitellung auf Gold zunächft auf den 20. Juni 1 9 3 1 , dann auf den 21. März 1932 verfchoben wurde. Gleichzeitig entfehloß man fich, durch eine einfehneidende Maßnahme die Entwicklung der Zahlungsbilanz und damit des Krankurfes zu beeinfluifen, indem man am 21. März 1931 den gefamten Außenhandel monopolisierte. Auf die Einzelheiten und Auswirkungen diefes Gefetzes, das die Entwicklung der Auslandsbeziehungen Perfiens wefentlich beeinflußte, wird an anderer Stelle näher eingegangen werden. Hier fei nur gefagt, welche Motive die Regierung in erfter Linie zu diefem Eingriff in den freien Wirtichaftsverkehr veranlaßt haben. Als größte Schwierigkeit bei den 110
Stabilifierungsverfuchen des Kran wurde nicht nur die Entwertung des Silbers angefehen, fondern daneben die Paffivität der Handelsbilanz, welche den effektiven Krankurs (und das war feit Februar 1930 der Schwarzkurs) unter feine Parität hatte finken lailen, während er fich in früheren Jahren oft bedeutend über pari hatte halten können. Diefer P a f f i v f a l d o im auswärtigen Handel hatte in den beiden erften Krifenjahren ( 1 3 0 8 — 1 3 0 9 ) außer der zufätzlichen Einfuhr für den Bau der transperfifchen Bahn zwei Urfachen: 1. die ungenügende Anpaffung der privaten Einfuhr an den rückgängigen Gefamtausfuhrwert, 2. die dauernd wachfende Paffivität im Warenaustaufch mit der Sowjetunion. Die erllgenannte Urfache erklärt fich aus der geringen Elaftizität der Produktion, deren größter Teil auf die Landwirtfchaft entfällt 58 , und die fchon deshalb nur fchwerfällig auf den Anreiz zur Exportileigerung, der von der Kranentwertung ausging, reagierte, fowie aus dem ebenfalls unelaftifchen Einfuhrbedarf, befonders bei der ftädtifchen Bevölkerung. Der perfifchruffifche Warenaustaufch follte laut den Beftimmungen des proviforifchen Handelsvertrages vom 1. Oktober 1927 (vergl. oben, S. 53) einen dauernden Aktivfaldo von 10% für Perfien ergeben. Da jedoch von Rußland bei Feftftellung der ausgetaufchten Wertfummen an dem damals feftgefetzten Zwangskurs von 5 Kran = 1 Rubel feilgehalten wurde, während der tatfächliche Rubelkurs in Perfien bald auf 2—2 1 /., Kran iank, ergaben die perfifchen Exporte, denen bei der Nachprüfung die in Rußland erzielten Rubelpreife zugrundegelegt wurden, in Kran ausgedrückt, einen weit höheren Wert, als fie tatiädilidi beim Verkauf an die ruffifchen Handelsgefellfchaften erzielt hatten, und gaben der Sowjetunion das formale Recht, ihr Kontingent für die Einfuhr nach Perfien entfprechend zu erhöhen, wobei felbftverftändlich die Bezahlung diefer zufätzlichen Mengen in bar verlangt wurde. Dank ihrer politifchen und wirtfdiaftliaien Machtftellung konnten die Sowjetbehörden denn auch diefe dem Sinn des Vertrages direkt zuwiderlaufende Methode durchfetzen, was fich in der perfilchen Außenhandelsftatiftik ausdrückt, die fehr hohe Aktivfalden f ü r Rußland ausweift. Um nun diefe beiden Urfachen zu befeitigen, hielt es die perfifche Regierung f ü r erforderlich, den Außenhandel in der "Weife auszubalancieren, daß fie ihn grundfätzlich zum Staatsmonopol erklärte, dabei zwar die Ausübung weiterhin der Privatwirtfchaft überließ, aber jede Einfuhr von einer gleichwertigen Ausfuhr perfifdier Erzeugniffe abhängig machte, wobei die ölausfuhr der AngloPersian Oil Co. natürlich nicht mitberückfichtigt wurde. Dies war der Sinn des perfifchen Außenhandelsmonopols, foweit es in diefem Zufammenhang intereffiert. Die unbeftreitbare Tatfache, daß es für die Währung nicht die erhoffte Wirkung gehabt hat, drückt fich in den inoffiziellen Kurfen feit feiner Einführung aus (d.h. feit März 1 9 3 1 ) , die bis zur Freigabe des Devifenverkehrs (Februar 1932) ca. 10 bis 68 ) Die ölproduktion der Anglo-Periian Oil C o . fpielt in diefem Zufammenhang keine Rolle.
111
20% unter Parität lagen (vergl. Tabelle S. 109). Die Urfache war in erfter Linie das außerordentlich ftarke Anwachfen des Schmuggelimports als natürliche Folge der Preisfteigerung für alle diejenigen Waren, deren legitime Einfuhr durch die mit dem Handelsmonopol verbundene Kontingentierung befonders empfindlich eingefchränkt worden war. Abgefehen davon hatte diefes Gefetz aber auch nicht wefentlich dazu beitragen können, daß der Devifenhandel an den fchwarzen Börfen unterbunden wurde, obwohl die Erteilung der Einfuhrlizenzen von der Ablieferung der Exportdevifen zum offiziellen Kurs abhängig gemacht wurde. Denn foweit die Exporteure nicht ihre Devifenerlöfe für eigene Einfuhrgefchäfte verwendeten, exportierten fie häufig im Namen der Importeure, denen fie fie im voraus zum Schwarzkurs verkauften, fo daß diefe alfo die Ablieferungspflicht übernahmen und dabei berechtigt waren, die für ihre Importe benötigten Devifenbeträge dabei aufzurechnen bezw. nachträglich zum offiziellen Kurs zurückzukaufen60. Für den größten Teil des Außenhandels waren allo weiterhin die Schleichhandelskurfe die Kalkulationsgrundlage, bis die Aufhebung der Devifenkontrolle auch die amtlichen Notierungen wieder den Gefetzen der freien Preisbildung unterwarf. Angefichts diefer Tatfachen, und weil die Zufpitzung der allgemeinen Wirtfchaftskrife keine rigorofe Durchfetzung der Goldwährungspläne auf Korten der Wirtfchaft geftattete, ift es verftändlich, daß die Verwirklichung diefer Pläne auf unbeftimmte Zeit vertagt wurde, noch dazu, wo die Entwertung des Pfundes um damals ca. 25% die Regierungsreferve in London entfprechend verkleinert hatte. Trotzdem wollte man nicht ganz auf die Reform verzichten, nachdem das Recht zur Notenemi ffion längft auf die Nationalbank übergegangen war und man die Bevölkerung bereits mit dem Gedanken einer neuen, unter nationaler Kontrolle flehenden Währung vertraut gemacht hatte. Deshalb entfchloß man fich zu dem Kompromiß, zwar vorläufig beim Silberftandard zu bleiben, aber doch die neue Währungseinheit, den Rial, einzuführen und der Nationalbank die Inumlauffetzung der neuen Münzen und die Emiffion der Banknoten zu übertragen. In diefem Sinne ift das zweite Wäbrungsgejetz vom 13. März 1932 zu verliehen, das am 22. März 1932 (Beginn des Jahres 1 3 1 1 ) in Kraft getreten ift und die Grundlage der heutigen Währungsverhältniile bildet. Sein Inhalt läßt erkennen, daß damit die Umftellung auf Gold nicht endgültig aufgegeben ift, fondern noch immer den Abfchluß der ganzen Reform bilden foll. Die folgenden find die wichtigften Beftimmungen diefes Gefetzes: 1. Die gefetzliche Zahlungseinheit ift der Goldrial im Werte von 1/100 Gold-.£, unterteilt in 100 Dinar. 2. Münzumlauf: Goldmünzen zu 1 und V2 Paehlevi (1 Paehlevi = 100 Rial = 1 Gold-j£). Die Ausgabe von Goldmünzen wird auf unbeftimmte Zeit juspendiert. 112
Silbermünzen zu 5, 2, 1 und V2 Rial. 1 Rial — 4,14 Gramm bei 828/1000 Feingehalt. Nickelmünzen zu 20, 10 und j Dinar. Keine Deckungsvorfchrift, aber Begrenzung des Umlaufs auf 3 Mill. Rial. Banknoten zu 1000, joo, ioo, jo, 20, 10 und j Rial. Deckungsvorfdirift 60% in Silber, 40% in Gold oder Golddevifen. Die Einlöf ung der Noten gegen Gold oder Golddevijen wird auf unbeßimmte Zeit fuspendiert. 3. Der Umtaufdi gegen das alte Geld erfolgt auf Balis / Kran = 1 Rial. 4. Das Recht zur Goldausfuhr und zur Silbereinfuhr fteht allein der Nationalbank zu, vorbehaltlich ausdrücklicher Genehmigung der Regierung. Ungefähr 1 1 / 2 Monate vor dem Inkrafttreten des neuen Währungsgefetzes, am 13. Februar 1932, hatte fich die perfifche Regierung, wie bereits erwähnt wurde, entfdiloffen, die Zwangsbewirtfchaftung der Devifen, die wegen ihres mangelhaften Funktionierens der Durchführung der Münzreform nur hindernd im "Wege geftanden hätte, aufzugeben, um dadurch dem Schleichhandel feine Dafeinsberechtigung zu nehmen und den Banken wieder ihren normalen Anteil am Devifenhandel zu geben. Der Umftellung auf die neue Währungseinheit feit Ende März 1932 ftanden jedoch technifche Schwierigkeiten im Wege. Die Einziehung der Noten der Imperial Bank of Persia follte bis zum 23. September durchgeführt werden, verzögerte fich aber, fo daß die Frift noch einmal verlängert werden mußte. In feiner urfprünglichen Form hatte das neue Währungsgefetz für die Nationalbanknoten einen Höchftbetrag von 340 Millionen Rial feftgefetzt, der aber durch ein Ergänzungsgefetz vom 2. Auguft 1932 auf 465 Millionen erhöht wurde. Anfang September 1932 waren jedoch erft für 80 Mill. Rial neue Noten emittiert, während im übrigen noch diejenigen der Imperial Bank zirkulierten80. Ebenfo konnte der Umtaufdi der Kranmünzen in Rials nur langfam erfolgen, da zunächft die Prägekapazität der Teheraner Münze durch Bezug neuer Mafchinen aus Deutichland erhöht werden mußte. Sie foll heute ca. 200 000 Rial pro Tag betragen61, ift alfo für eine fchnelle Umprägung des gefamten Silbermünzenumlaufs (vor der Krife ca. 250 Mill. Kran) völlig unzureichend. Die Ausprägung der kleinen Nickelftücke wurde an das Ausland, größtenteils an Deutfchland und Belgien, vergeben. Daß diefe vorläufige Währungsreform für viele eine Enttäufchung gewefen fein muß, ift felbftverftändlich, denn fie hat das größte Übel, die Abhängigkeit von dem unficheren Silbermarkt, nicht befeitigen können. Man darf allerdings nicht verkennen, daß ein wichtiges Ziel, die Übertragung der Währungspolitik auf ein nationales Inftitut, erreicht worden ift. Was fidierlich am meiften enttäufcht hat, ift die Kursgeftaltung diefes „nationalen" Geldes. In der 8
113
nachftehenden Überficht gebe ich diefe nach den gleichen Berechnungsmethoden wieder, wie iie bei Aufftellung der Tabelle für die vorangehende Periode (S. 109) angewandt wurden, alio Silberpreis in Goldpence, Parität und Kurs in Gold-.£. Bei Gegenüberftellung mit jener Tabelle, deren Fortfetzung diefe Aufftellung bildet, ift folgendes zu beachten: Seit Freigabe des Devifenhandels im Februar 1932 ift der offizielle Kurs wieder gleichzeitig effektiver Kurs als Ergebnis der freien Preisbildung. Deshalb konnte die Londoner Notierung auf Teheran (umgerechnet in Gold-.£) zugrundegelegt werden. Die Parität wurde ab Auguft 1932 auf Bafis der neuen Währungseinheit, des Rials, berechnet, welcher 17,91% weniger Feiniilber enthält als der Kran, weil iich die Londoner Notierung feit dem 1. Auguft für Rial (bis dahin für Kran) verftand. Da der Umtaufch der alten Münzen gegen die Rialftücke im Verhältnis 1 : 1 ftattfand, ift jedoch anzunehmen, daß fich der Kurs fchon feit dem Inkrafttreten des Währungsgefetzes (März 1932) nach der niedrigeren Parität des neuen Geldes richtete. Deshalb wurde zu Vergleichszwecken auch für die Monate April—Juli die Rialparität den Kurien gegenübergeftellt. Silber d. per oz. Februar . März . . April . . Mai . . Juni . . Juli . . Auguft . September Oktober . November
• . • • . • • • • .
14.24 14,03 r 3'35 13.05 13,00 12,55 13. 11 13.16 12.79 12,58
Parität Parität : Gold-.£ Rial : G-£ 96V« Kran 98 V* Kran 103 Kran 121V2 124V2 105V2 Kran 1053U Kran 12474 130 109V4 Kran 124 Rial 123V2 Rial 127 Rial i297 4 Rial
Kurs : Gold-j£ 109 s l t Kran 119 Kran i2iV* Kran 130 Kran 134V4 Kran 142V2 Kran 149V4 Rial 143 Rial 148V2 Rial 151 Rial
ZufammenfaiTend ift alfo feftzuftellen, daß die perfifche Währung heute wie bei Beginn der Weltwirtfchaftskriie eine Silberwährung ift und daß trotz aller ftaatlichen Gegenmaßnahmen in der Währungs- und Handelspolitik ihre Valuta im bisherigen Verlauf der Krife noch über die Entwertung des Metalls hinaus gefunken ift, was durch folgende Stichzahlen noch einmal veranfchaulicht werden foll: Eff. Kurs i Gold-.£ = Parität März 1929 (Ende 1307) . . . April 1930 (Anfang 1309) . . . Februar 1931 (Ende 1309) . . . Februar 1932 (Ende 1310) . . . November 1932 (2. Hälfte 1311) 114
. . . .
5i 3 / 4 Kran 80/85 Kran 105 Kran 109s/4 Kran 151 Rial
$3 70V2 110V4 96'U 12974
Mit anderen Worten: Während der j V 2 Krifenjähre hat ftch die perßfche Valuta um faß 66% entwertet! Es braucht nicht betont zu werden, daß dieie kataftrophale Entwicklung die perfifche W i r t f d i a f t und ganz befonders die weltwirtfchaftlichen Beziehungen des Landes maßgeblich beeinflußt hat, deren Geftaltung ohne Berückiichtigung dieier Tatfache nicht verftanden werden kann. Das allein veranlaßte mich fchon, die Währungsfrage fo ausführlich darzuftellen. Ich hielt es aber auch deshalb f ü r erforderlich, weil nur fo die ilaatlichen Eingriffe in das Wirtfchaftsleben, die in den nächften Abfchnitten noch ausführlidi erörtert werden, richtig zu beurteilen find. Schließlich hoffe ich auch, mit diefer Darfteilung ein klares Bild der gegenwärtigen Verhältnifle gegeben zu haben und damit einem praktifdien Bedürfnis zu genügen. Denn noch immer herrfcht über dieie Frage iehr viel Unklarheit, fo daß felbft europäifche Zeitungen noch immer davon fpredien, daß Periien im Frühjahr diefes Jahres zur Goldwährung übergegangen fei. Wann diefes Ziel erreicht werden wird, kann natürlich nicht vorausgefagt werden. Das Währungsgefetz vom 13. März 1932 fieht eine Parität von 100 Rial zum Gold-,£ vor, während fich heute (November 1932) die Parität auf 129V4 ftellt. Neben einer Stabilifierung der weltwirtfchaftlichen Lage wäre alfo eine bedeutende Aufbeilerung des Silberpreifes erfte Vorbedingung, wenn man diefes Gefetz unverändert in vollem Umfange durchführen wollte.
115
C. Die Kapitalverflechtung Periiens mit dem Ausland feit 1929. Während in den meiilen europäifchen Staaten der Konjunkturabftieg feit dem Herbft 1930 dadurch befchleunigt worden ift, daß die Rückziehungen kurzfriftiger Auslandskredite die Kapitalbafis der davon betroffenen Volkswirtfchaften zufammenidirumpfen ließen und ihre Währungen in Gefahr brachten, hatten diefe Vorgänge, die die zweite Phafe der Deprefiionsperiode einleiteten, für Perfien keine unmittelbare Bedeutung. Dies erklärt fich aus der im erften Teil erörterten Struktur feiner Kapitalverflechtung mit dem Ausland vor der Krife. Es hatte fich gezeigt, daß entfprechend dem Entwicklungsftadium der periifchen Yolkswirtfdiaft, das man frühkapitaliflijch nennen könnte, die gefamte private Kapitaleinfuhr in Form von Eigeninveftitionen der ausländifchen Kapitalgeber erfolgt war und daß auch die in ihrer Höhe unbedeutenden Verpflichtungen des periifchen Staates gegenüber England langfriftig waren. Deshalb konnte fich die Kreditkrife hier nur mittelbar auswirken, und zwar einmal durch die dadurch bedingte verftärkte Abfatzfchrumpfung für die perfifche Ausfuhr und ferner durch die Aufgabe des Goldftandards in England, die eine entfprechende Entwertung der in London deponierten Goldwährungsreferve der perfifdien Regierung bedeutete. Es ift alfo feftzuftellen, daß gegenüber den fehr umfangreichen Kapitalverlagerungen zwifchen anderen Ländern, die im Jahre 1931 ihren Höhepunkt erreichten, die Situation Periiens in diefer Beziehung durchaus normal blieb. Im einzelnen lallen fich folgende Veränderungen feftftellen: Die perfifche Staatsfchuld gegenüber der Imperial Bank of Persia und dem britifchen Schatzamt, die fich bei Beginn der Krife auf £ 1 683 164.— bezifferte (vergl. oben, S. 23), verminderte fich während der folgenden Jahre weiter um die jährliche Tilgungsfumme von £ 68 750.—, beträgt alfo heute (Ende 1932) ca. £ 1 480 000.—. Demgegenüber erfuhr die Regierungsreferve in London dauernde Veränderungen. Der Bahnbaufonds wurde weiterhin aus den Erträgen des Zucker- und Teemonopols gefpeift, gleichzeitig aber durch die fchnell anwachfenden Ausgaben für die Fertigftellung der beiden erften Teilftrecken der transperfifchen Bahn vermindert und fchließ116
lieh (1930/31) vollftändig aufgebraucht. Die Monopoleinkünfte werden feitdem wieder in perfiicher Währung angeiammelt und nur in Höhe der jeweils entftehenden Devifenverpflichtungen transferiert. Dagegen wuchs die Goldwährungsreierve in London, die aus den Konzefiionszahlungen der Anglo-Persian Oil Co. gebildet worden war, weiter an, dank den hohen Reingewinnen diefer Gefellfchaft in den Jahren 1929 und 1930, nach denen fleh die Höhe diefer Abgaben beftimmt. Letztere betrugen für das Jahr 1929 £ 1 250 000.— und für 1930 £ 1 323 000.—. Dementfprechend war das Guthaben der periifchen Regierung in London im Herbil 1931 auf £ 3 890 000.— gelliegen62, fo daß die £-Entwertung einen beträchtlichen Verluft darllellte, der nur teilweife durch die gleichzeitige Entwertung der oben angegebenen Regierungsfchuld kompeniiert wurde. Im letzten Jahr hat iich auch diefer Aktivpoften in der öffentlichen Kapitalverflechtung wefentlich verringert infolge der Anforderungen, die die proviforifche Währungsreform Hellte. Genaue Zahlen über den jetzigen Status liegen nicht vor. Einen Anhaltspunkt gibt eine Parlamentsrede des Finanzminifters Taghi-Zadeh am 13. September 1932, in der diefer die jetzt bei der Nationalbank in Teheran gehaltene Goldreferve für die neue Währung mit 17 Kharwar, d. i. J O J O kg, angibt, was bei einem Kurs von R M 14.— : £ einem Betrage von ca. £ 1 000 000.— entfpricht. Bei Unterfuchung der volkswirtfchaftlich wichtigeren privaten Kapitalverflechtung lieht natürlich die Anglo-Persian Oil Co. wieder im Vordergrund des Intereifes. Die in der periifchen Außenhandelsllatiilik ausgewiefenen großen zollfreien Importe von Produktionsmitteln, Baumaterial etc., die zum weitaus größten Teil für diefes Unternehmen beftimmt waren, laifen auf weitere umfangreiche Inveftitionen ichließen, befonders in den Jahren 1308/09. Dies bellätigt auch die Tatfache, daß in diefer Periode (1929/30) die Kapazität der Raffinerie in Abadan bedeutend erhöht wurde, wo man auch für die Anwendung des Krack-Verfahrens zufätzliche Apparaturen einführen und umfangreiche Neubauten vornehmen mußte. Außerdem wurde 1930 die ölförderung auf dem neuen Feld bei H a f t Kel begonnen, wo 1931 bereits ca. 1,5 Mill. Tonnen produziert wurden. Dies hatte nicht nur neue Anlagen auf dem Bohrfeld felbll notwendig gemacht, fondern auch eine weitere Rohrleitung zur Küfte, die allerdings wegen der noch günftigeren Lage diefes Feldes weniger kollfpieliger war als diejenige, die von dem Hauptfeld bei Mesjed-i-Suleiman nach Abadan führt und bei einer Länge von 135 engl. Meilen zwei Gebirgspäile überqueren muß. Die gefamte zufätzliche Kapitaleinfuhr der Anglo-Persian Oil Co. feit März 1929 wird auf ca. 1 — iV 2 Mill. £ gefchätzt. Bei der Betrachtung der Auslandskapitalanlagen in Perfien tritt alles dies heute an Bedeutung zurück hinter dem jüngften Ereignis, nämlich der am 27. November 1932 erfolgten Kündigung diefer ö l konzefiion durch die perlifche Regierung. Die Vorgefchichte diefer Maßnahme beginnt mit dem Abfchluß der Anglo-Persian Oil Co. 117
für das Gefdiäftsjahr 1 9 3 1 , welcher, allerdings nach umfangreichen Abschreibungen, mit einem Reingewinn von nur £ 2 318 000.— weit hinter den Ergebniilen der Vorjahre zurückblieb. In Übereinftimmung mit dem Konzefiionsvertrag wurde der perfifchen Regierung ein Betrag von £ 307 000.— als Royalty angeboten (im letzten J a h r £ 1 323 000.—), der jedoch nidit akzeptiert wurde. Gleichzeitig mit einer im Juni einfetzenden Preifekampagne gegen den Konzefiionsvertrag, über delfen Nachteile man fich erft in diefem Jahre in vollem Umfange klar wurde, als fich die Weltmarktfituation f ü r ölprodukte in einem derart enttäufdienden Ergebnis f ü r den perfifchen Haushalt äußerte, begannen inoffizielle Verhandlungen zwifchen der Regierung und den Vertretern der Gefellfchaft über eine Änderung der Berechnungsgrundlage für die Konzeffionsabgabe. Am 13. September 1932 hieß es in der Frankfurter Zeitung wörtlich: „Wie foeben zuverläffig bekannt wird, ift nun die Anglo-Persian Oil Co. der Regierung infofern entgegengekommen, daß fie die Zahlung für das Janr 1 9 3 1 von £ 300 000.— auf £ 1 250 000.— erhöht hat. Allerdings ift noch nicht bekannt, ob es fich dabei um eine einmalige Prämie handelt oder um einen Vorfchuß auf Grund einer bevorftehenden Neuregelung des Konzeffionsvertrages, der f ü r die perfifche Regierung vorteilhafter fein müßte als bisher." Die Tatfachen zeigen jedenfalls, daß eine folche endgültige Einigung nicht erzielt worden ift, und als die ölgefellfchaft in letzter Zeit die Verhandlungen hinauszuzögern begann, bereitete ein neuer PrefTeangriff, befonders durch die offiziöfe Zeitung „ I r a n " , die öffentliche Meinung im Inland und Ausland auf das jetzige energifche Vorgehen der Regierung vor, Auch in der deutfehen Prelfe wird diefer Fall heute genügend erörtert, wobei man fich zuweilen bemüht, ihn als Anlaß zu nachdenklichen Betrachtungen mehr gefchichtsphilofophifcher Natur über die Emanzipation des Oftens von dem weftlichen Imperialismus zu nehmen. Idi habe in diefer Unterfuchung immer abfichtlich auf Formulierungen folcher Art verzichtet, weil fie allzu leicht um der fchönen Phrafe willen die Befonderheiten des Einzelfalls in den Hintergrund treten lallen. Deshalb befchränke ich mich auch hier auf den Hinweis, daß die Kündigung der ölkonzeffion allerdings durchaus in einer Linie mit den übrigen Aeußerungen des neuen Nationalismus in Perfien liegt, wie er in der Einleitung fkizziert wurde, daß es fich letzten Endes aber doch nur um eine Geldfrage handelt und nicht um einen Verfuch, die ölfelder zu nationalifieren. Man ift fich in Perfien darüber im klaren, daß man bei einer Mineralausbeute in fo großem Stile noch lange auf das Ausland angewiefen fein wird und daß gerade die ölproduktion mit ihrer in der ganzen Welt organifch ausgebauten Abfatzorganifation in den Händen der AngloPersian Oil Co. am bellen aufgehoben ift. Dies drückt fich fchon darin aus, daß gleichzeitig mit der Kündigung dem alten Konzeffionär die Auffetzung eines neuen Kontraktes, der den perfifchen Intereilen beller entfpräche, angeboten wurde. 118
Was die Regierung veranlaßte, trotz der formalen Unkündbarkeit bis ip6i den Konzefilonsvertrag kurzerhand zu annullieren, war lediglich die Erwägung, daß eine Einnahme von £ 307 000.— f ü r das Land, das Eigentümerin der Ölquellen ift, in keiner Weife der Bedeutung der Produktion entfpricht, die fich 1 9 3 1 auf 5 7 J 0 000 Tonnen Erdöl belief und die fich f ü r Großbritannien und auch andere Länder, wo fie abgefetzt wurde, in hohen Zoll- und Steuereinnahmen auswirkte, während Periien felbft mit einem derartig minimalen Betrag abgefpeilt werden follte. Denn wie bereits oben (S. 68) gefagt wurde, fieht der Konzeifionsvertrag eine vollftändige Befreiung der Anglo-Persian Oil Co. von allen Ein- und Ausfuhrzöllen, Steuern und fonftigen Abgaben vor, fo daß alfo der perfifche Haushalt in keiner Weife von der Ausdehnung des Produktionsvolumens profitieren konnte und ganz von der Höhe des Reingewinns und auch der Abfchreibungspolitik der Gefellfchaft abhängig war. Muß man alfo dem Wunfeh nadi einer grundlegenden Abänderung des Vertrages feine moralifche Berechtigung zuerkennen, was auch in der liberalen englifchen PreiTe gefchehen ift, fo ift die juriftifche Berechtigung der Kündigung fehr zweifelhaft, da das perfifche Argument, daß der Kontrakt von der alten Dynaftie, ohne Zuftimmung des Parlaments (das nämlich damals noch nicht exiftierte) und unter britifchem Druck abgefchloiTen worden fei, wahrfdieinlidh im Haag, wo die Entfcheidung zuerft gefällt werden follte, kaum als ftichhaltig anerkannt worden wäre, da es der Ableugnung der Kontinuität von Vertragsverpflichtungen bei dem Sowjetregime ziemlich ähnlich fieht. Wenn fich England inzwifchen bereiterklärt hat, den Streitfall in Genf auszutragen, fo entfpricht das durchaus der Natur der Sache, denn es handelt fich nicht um eine Frage der Rechtsauslegung — in diefem Fall wäre die Stellung Perfiens ohne Zweifel hoffnungslos —, fondern um die Frage einer Rechtsänderung aus Gründen der Billigkeit. Wieweit fich dabei die perfifchen Intereffen durchfetzen werden, hängt einzig und allein von politifchen Momenten ab, vor allem von der Bereitwilligkeit Englands, Nachgiebigkeit zu zeigen und dadurch einen verfchärften Konflikt mit Perfien auf lange Sicht zu vermeiden, an dem es gerade heute wenig Intereile hat, wo ihm die perfifdhruffifchen handelspolitifchen Gegenfätze Gelegenheit geben, feinen Einfluß in diefem Lande erneut zu ftärken. Es fei hier an die ähnlichen Beftrebungen in Mexiko gegen die dortige Überfremdung der Petroleumwirtfchaft durch die Vereinigten Staaten erinnert, die im Artikel 27 der mexikanifchen VerfafTung von 1 9 1 7 Ausdruck fanden, fowie in dem Dekret des Präfidenten vom Dezember 1925, nach welchem der vor 1 9 1 7 von ausländifchen ölgefellfchaften erworbene Grundbefitz von der Regierung neu beftätigt werden mußte, was nur in einer auf 50 Jahre befrifteten Konzeffion gefchehen konnte. Das Urteil des Oberften Gerichtshofes und die daraufhin erfolgte Abänderung der Verfaflung zugunften der 110
ausländifchen Intereflen hat in Mexiko gezeigt, wie fchwierig es für einen fchwachen Staat ift, durch einfeitige Rechtsänderung die Herrichaft des Auslandes über feine Bodenfdiätze zu befchränken. Für die vorliegende Unterfuchung läßt fich jedenfalls ohne gewagte Prophezeiungen behaupten, daß diefer Konflikt, wie er auch auslaufen mag, auf keinen Fall zu einer wefentlichen Änderung der kapitalmäßigen Verbundenheit Perfiens mit dem Ausland führen wird. Uber die übrigen Veränderungen bei den Auslandsinveftitionen im bisherigen Verlauf der Weltwirtfchaftskrife ift wenig zu fagen. Die fonftigen britifchen verminderten fich zu Beginn des Jahres 1 9 3 1 um die Anlagen des Indo-European Telegraph Department, die ohne Entfdiädigung in das Eigentum des periifchen Staates übergegangen find, was immerhin einen wichtigen Fortfehritt in der Nationalifierung des Nachrichtenverkehrs bedeutet, wenn auch die Verwaltung vorläufig weiter in britifchen Händen bleibt. Die ruffifchen Kapitalanlagen haben in den Krifenjahren eine weitere Erhöhung erfahren. Dies war einerfeits damit verbunden, daß die Sowjetgeiellichaften allmählich den gefamten perfifch-ruf fliehen Warenaustaufch monopolifierten, was in den Beftimmungen des neuen Handelsvertrages vom 27. Oktober 1 9 3 1 fanktioniert wurde, nachdem es bereits vollendete Tatfache geworden war. V o r allem aber ftellte der fyftematifche Aufkauf der noch in periifchen Händen befindlichen Anteile an diefen Gefellfchaften durch Rußland eine bedeutende Kapitaleinfuhr dar. N u r an der Fifchereigefellfchaft und der Kevirkurian (ölgefellfchaft) befitzt die Regierung noch heute ca. 50% der Aktien, während diejenigen, bei welchen für Ende 1307 ein Anteil Rußlands von 75% angenommen wurde (vergl. S. 27), heute zu 100% ruffifeh find. Die dabei erwähnte ScharkGefellfchaft ift inzwifchen allerdings aufgelöft worden. Da aber ihre gefamten Aktiven auf die Sowjet-Handelsvertretung übergingen, bedeutete dies keine Veränderung in der Gefamthöhe der ruffifchen Inveftitionen. Bei den deutfdien Kapitalanlagen ift zu erwähnen, daß der Luftverkehr der Junkers-Gefellfchaft im Frühjahr 1932 (Ende 1 3 1 0 ) eingeftellt wurde, da die Regierung nicht bereit war, die noch notwendigen Subventionszahlungen fortzufetzen, wahrfcheinlich beeinflußt durch die damals aufkommende deutfehfeindliehe Stimmung, an der eine f ü r Deutfchland außerordentlich unangenehme Preileaffäre die Hauptfchuld trägt. Ebenfo läßt fich bei den deutfehen Handelsfirmen ein Rückgang der in Perfien arbeitenden Kapitalfummen feftftellen, entfprechend der ftarken Schrumpfung des deutfehen Abfatzes in Perfien während der letzten Jahre. Andererfeits ift die Beteiligung der deutfehen Fabrikanten, die die Mafchinen für die 1932 in Aliabad (Mafanderan) errichtete Textilfabrik lieferten, in Höhe von 20 % = 1 Mill. R i a l an diefem Unternehmen zu erwähnen, ferner, daß der Betrieb der deutfehen Zündholzfabrik in Täbris, 130
der 1929 infolge ruffifchen Dumpings vorübergehend werden mußte, wiederaufgenommen wurde.
ftillgelegt
Audi die weitere Kapitaleinfuhr aus den Vereinigten Staaten (Oppenheimer Casing Co. und eine Beteiligung an der neu gegründeten Société Commerciale, über die allerdings widerfprediende Preffemeldungen vorliegen 63 , hielt iich in engen Grenzen. Intereffant ift die Tatfache, daß fich in letzter Zeit die indifchen Parfen für ihre alte Heimat intereffieren. So übernahmen fie 30% der Aktien der 1932 in Betrieb genommenen Zuckerfabrik in Karifek, deren Stammkapital fich auf 3 Millionen Rial beläuft und zum größten Teil von der Regierung und der Nationalbank gezeichnet wurde. Die fchwedifche Wirtfdhaft war durch die Betätigung der Gefellfchaft Nidquift & Holm bei dem Eifenbahnbau (f. unten, S. 1 3 1 ) in Perfien auf diefes Land aufmerkfam geworden. Dies hat vor kurzem zur Gründung einer Ausfuhrgefellfchaft „Perskomp" mit fchwedifchem Kapital geführt 64 , die es unternommen hat, Teile der diesjährigen Ernte an Trauben und Aprikofen nach modernen Methoden, wie fie in Kalifornien angewandt werden, zu trocknen und in tadellofem Zuftand und guter Verpackung zu exportieren. Jedenfalls muß hervorgehoben werden, daß der Umfang aller diefer Inveftitionen volkswirtfchaftlich unbedeutend war und gegenüber denjenigen der Anglo-Persian Oil Co. in den Hintergrund tritt. Abfchließend ift zu fagen, daß fich die Struktur der privaten Kapitalverflechtung Perficns mit dem Ausland während der K r i f e nicht wefentlich geändert hat, daß aber Anfätze zu einer jolchen Strukturwandlung erkennbar find. Damit meine ich die Tatfache, daß heute bereits eine Beteiligung ausländifchen Kapitals an perßfeben Unternehmungen in Form einer Aktienübernahme in Frage kommt. Als Beifpiele wurden die deutfehe Beteiligung an der Textilfabrik in Aliabad und die indifche an der Zuckerfabrik in Karifek genannt. Daneben foll ein Kontrakt zwifchen der Regierung und einer belgifchen Gefellfchaft für die Errichtung eines neuen Elektrizitätswerkes und den Bau einer Drahtfeilbahn f ü r den Transport der Kohle von den Schamfcheck-Minen nach der Hauptftadt abgefchloflen worden fein, wobei eine Kapitalbeteiligung der Belgier in Höhe von 50% vereinbart wurde, während die andere Hälfte der Aktien von der Regierung bezw. der Nationalbank übernommen werden 65 . Es zeigt fich alfo, daß die Bereitwilligkeit des ausländifchen Kapitals, fich an perßfehen induftriellen Gründungen zu beteiligen, in dem Maße größer wird, in dem die beginnende Induftrialifierung des Landes in Form ftaatlicher bezw. gemifchtwirtfchaftlicher Betriebe vor fich geht, bei denen man das Rifiko felbftveritändlich geringer veranfchlagt. Vor allem zeigt fich diefe Bereitwilligkeit dann, wenn fich 121
der Kapitalgeber durch die Übernahme der Aktien den Auftrag für die Mafdiinen- und Materiallieferungen iichern kann. Es wird von den Erfolgen der ftaatlichen Induftrialifierungsverfuche abhängen, ob diefe für Perfien durchaus wünfchenswerte Form der Kapitaleinfuhr größeren Umfang annimmt oder durch Enttäufchungen in ihren Anfängen flecken bleibt.
122
D. Die Dienftleiftungen des Auslands feit 1929. Im Gegenfatz zu dem zuletzt über die Kapitaleinfuhr Gefagten lallen iich auf dem Gebiet der zwifchenftaatlichen Dienftleiftungen für Perfien keinerlei Anfänge von ftrukturellen Wandlungen feftftellen. Was über die Entwicklung in den Krifenjähren erwähnt werden muß, befchränkt fich auf die konjunkturell bedingten Verichiebungen in der wertmäßigen Bedeutung der einzelnen Poften, während im übrigen auf die Ausführungen in Teil I, Abfdinitt C, verwiefen werden kann, wo die rein paffive Rolle, die das Land in diefer Beziehung fpielt, hervorgehoben wurde. Über die durch die Konjunkturentwicklung und einige Einzelurfachen bewirkten Veränderungen der Größe der einzelnen Poften ift zufammenfafTend zu fagen, daß fie ungefähr mit denjenigen des Außenhandelsvolumens parallel liefen, da es fich in erfter Linie um Transport- und Verficherungsleiitungen handelt, die im auswärtigen Warenverkehr in Anfpruch genommen werden. Nach einem hauptfächlich auf die Ausdehnung der ölproduktion und den Bahnbau zurückzuführenden Anwachfen diefes Außenhandelsvolumens im erften Krifenjahr (1308) ift ein ftändiger Rückgang zu verzeichnen. Dies betrifft die Seetransport- und Verficherungsleiftungen allerdings nicht in gleichem Verhältnis, da fich bei den letzteren die Prämienbeträge automatifch mit dem finkenden Warenpreisniveau ermäßigten, während die Frachtraten für den Seetransport, mit Ausnahme der Tankfrachten für die ölexporte, bis zum September 1 9 3 1 ziemlich ftabil blieben und erft durch die ^-Entwertung eine allgemeine Senkung erfuhren. Deshalb war alfo diefe Gattung Dienftleiftungen in ihrem Gefamtwert in erfter Linie von den verladenen Gütermenge» abhängig. Die folgenden Zahlen zeigen die Veränderung in der von dem perfifchen Außenhandel ausgehenden Tonnagenachfrage. Dabei ift wieder nur der Dampferverkehr berückfichtigt, um die Küftenfchiffahrt nach Möglichkeit auszu ichalten. Die bereits auf S. 33 wiedergegebenen Zahlen für das Jahr 1307 werden zum Vergleich noch einmal wiederholt: 123
Dampferverkehr in den perfifchen H ä f e n am Kafpifcben ein- bezw. ausgeladene Warenmengen: Einlaufend:
1 3 0 7 (1928/29) 1308 (1929/30) 1309 ( 1 9 3 0 / 3 1 )
1 2 3 338 Tonnen 1 4 1 585 Tonnen 91 7 1 6 Tonnen
Auslaufend:
1307 1308 1309
83 037 Tonnen 87 939 Tonnen 78 674 Tonnen
Meer,
Für das J a h r 1 3 1 0 liegen noch keine Angaben vor. Auf G r u n d der inzwifchen veröffentlichten Ziffern f ü r die Außenhandelswerte in diefem Jahre ift jedoch als ficher anzunehmen, daß der feewärtige Warenverkehr weiter beträchtlich zufammengefchrumpft ift. W ä h rend 1308 f ü r die ruffifche Flotte allgemein mehr Ladeangebot vorlag als im letzten J a h r vor der K r i f e , ift alfo ieitdem eine rückläufige Bewegung eingetreten, die noch heute anhält. Die Steigerung im J a h r e 1308 bei der eingehenden Fracht erklärt fich hauptfächlich aus den großen Materiallieferungen f ü r den Bau der Nordftrecke der transperfifchen Bahn, welches teilweife von Rußland felbft geliefert wurde, teilweife über Batum—Baku im Tranfit nach Perfien kam. Die entfprechenden Zahlen f ü r die H ä f e n am Perßfchen Golf find:
Einlaufend:
1307 1308 1309
129 234 Tonnen 254 093 Tonnen 2 1 4 6 3 4 Tonnen
Auslaufend:
1307 1308 1309
5 144 4 7 j Tonnen 4 248 $71 Tonnen j 1 5 7 7 1 9 Tonnen
Die ausgehenden Warenmengen find in ihrer Höhe vor allem von den ölverfchiffungen der Anglo-Persian Oil Co. abhängig und ichwanken deshalb entfprediend der Produktions- und Marktpolitik diefes Konzerns. Während f ü r das J a h r 1 3 0 7 ( 2 1 . I I I . 1928 bis 20. I I I . 1929) eine Produktion von 5 400 000 Tonnen errechnet wurde (vergl. oben, S. 69), liegen die Ziffern f ü r die Kalenderjahre 1929/1932 wie folgt: 192 9 193 0 193 1 193 2
5 460 000 5 940 000 5750000 6 500 000
Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen 668,
Auch bei den gelöfchten Warenmengen ift die Einfuhr der übrigen perfifchen Wirtfchaft durchaus nicht ausfchlaggebend. Die hohe Z i f f e r f ü r 1308 und diejenige f ü r 1309, die ebenfalls gegenüber dem J a h r e 1 3 0 7 f ü r die Einfuhr über die füdperfifchen H ä f e n bedeutend 124
größere Gewichtsmengen angibt, erklärt fich aus der großen Produktionsmitteleinfuhr der Anglo-Persian Oil Co., die fchon im vorigen Abfchnitt bei den Kapitalinveftitionen erwähnt wurde, ferner aus den für den Bau der Südftrecke der neuen Bahn eingetroffenen Baumaterialien. Da beide Porten, ebenfo wie die fonftigen Importe, im Jahre 1 3 1 0 ftark zufammenfchrumpften, muß für diefes auf einen beträchtlichen Rückgang der über die Golfhäfen eingehenden Warenmengen gefchlollen werden. Was die perjonalen Dienßleiftungen anbetrifft, ift hervorzuheben, daß diefer Porten in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, nämlich durch die vermehrte Hinzuziehung ausländifcher Sachverftändiger in der Landwirtfchaft, den neu gegründeten Induftriebetrieben und im Bankwefen, ferner durch die Befchäftigung von Ingenieuren und Technikern bei der Fortfetzung des Eifenbahnbaus, den die Regierung feit Juli 1931 in eigene Rejgie übernommen hat. Damals wurden für diefen Zweck 67 ausländifche Ingenieure und Mechaniker angeftellt; ihr Gehalt follte insgefamt 4 400 000 Kran jährlich betragen06. Noch im Jahre 1931 hatte man feftftellen können, daß in allen folchen Fällen weiterhin befonders viele Deutfche herangezogen wurden. Dies hat fich aber in letzter Zeit grundlegend geändert infolge der fchon oben (S. 120) erwähnten Spannung in dem deutfdiperiifchen Verhältnis. Da beide Länder keinerlei politifche Reibungsflächen haben und fich wirtfchaftlich in jeder Beziehung vorzüglich ergänzen, ift zu hoffen, daß die beiderfeitigen Intereffen bald zu einer Befferung der Beziehungen führen werden, da die augenblickliche Situation nicht ohne wirtfchaftliche Folgen bleiben kann, die für beide Länder nachteilig fein müffen.
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E. Der periifche Außenhandel in der Knie. i . Die Transportverhältniile. Weder die Auswirkungen der 1929 einietzenden Depreifion auf dem Weltmarkt, noch die Folgen der Währungskrife haben die periifche Regierung von der Fortfetzung ihrer wirtfchaftspolitiichen Reformen Abftand nehmen laffen, und obwohl man zur Ausbalancierung der Handelsbilanz die im nächften Abfchnitt zu behandelnden Reftriktionen des Außenhandels vornehmen zu müllen glaubte, war bis heute von eigentlichen Autarkiegedanken nie die Rede. Zwar bemühte man fich mehr und mehr, die Produktion wichtiger Einfuhrartikel im eigenen Lande zu fördern, aber angeiichts der im erften Teil diefer Unterfuchung dargeftellten ilarken weltwirtfchaftlidien Verflechtung vor der Krife beftand darüber vollftändige Einmütigkeit, daß für abiehbare Zeit nur eine Intenfivierung der Auslandsbeziehungen erftrebt werden mußte, wenn auch gleichzeitig eine Aktivierung der Handelsbilanz erreicht werden follte. Audi das Außenhandelsmonopol hatte in erfter Linie den Zweck, den Umfang der Einfuhr von demjenigen der Ausfuhr abhängig zu machen und gerade dadurch einen Anreiz zu geben, die letztere zu fteigern, und es wäre deshalb falfch, diefe Maßnahme der Handelspolitik anderer Länder gleidizufetzen, weldie gegenwärtig eine Reduzierung der Einfuhr felbft auf Korten der Ausfuhrchancen erftreben, die alfo die Tendenz haben, die Gefamtheit ihrer Handelsbeziehungen zum Ausland allmählich abzubauen. So erklärt es fich, daß die periifche Regierung trotz aller finanziellen Schwierigkeiten weiter an dem Ausbau der Verkehrswege f ü r den Außenhandel arbeitete, wobei vor allem die folgenden Ziele angeftrebt wurden: 1. Ausbau und qualitative Verbeilerung des Straßennetzes, 2. Verminderung der verkehrsgeographifchen Abhängigkeit der nördlichen Gebietsteile von der Sowjetunion, 3. Verwirklichung des Bahnbauprojekts. Uberblickt man heute die feit Beginn der Krife geleiftete Arbeit für die Erleichterung des Motorverkehrs, fo muß man allerdings feftftellen, daß feitdem keine fehr großen Fortfehritte gemacht worden find. Einerfeits wurde der durch die Krifenauswirkungen ftark ge126
fchwächte Haushalt durdi die hohen Ausgaben f ü r militärifche Zwecke und den Eifenbahnbau derart beladet, daß die Chauileeverwaltung ganz auf den für iie beftimmten Teilertrag der Straßenfteuer angewiefen war, andererieits fchrumpften die Einkünfte aus diefer Steuer immer mehr zufammen, da gerade die Ein- und Ausfuhr derjenigen Waren, die von ihr erfaßt werden, dauernd zurückging. Wertmäßig war die Ertragsminderung infolge der Kranentwertung natürlich noch weit größer, aber da weder die Arbeitslöhne noch die Preife f ü r das größtenteils einheimifche Straßenbaumaterial parallel mit den Devifenkurien fliegen, wirkte fich dieier Rückgang nur zu einem kleinen Prozentfatz auf die Finanzierungsmöglichkeiten aus. Wenn man trotz allem behaupten kann, daß in den verflollenen dreieinhalb Krifenjahren die Transportverhältnifle für den Außenhandel langfam beffer geworden find, fo ift das hauptfächlich auf Händige Reparaturen der Hauptverkehrswege zurückzuführen und außerdem auf die immer ftärkere Benutzung der im Sommer 1928 dem Verkehr übergebenen Straße Teheran—Ahwaz (Mohammera), die jetzt beginnt, auch f ü r die Exporte aus den Nordprovinzen Bedeutung zu erlangen und dieie fomit, wenigftens für hochwertige Waren, unabhängiger von dem ruffifchen Markt zu machen. Daneben find allerdings noch zwei wichtige Neubauten zu erwähnen, obwohl fie heute (Ende 1932) noch keine praktifche Bedeutung haben. Dies ift einmal die Straße von Täbris über Heidarabad (Urmia-See) nach Rewandus (Irak), deren Bau 1928 begonnen und im Mai 1930 vollendet wurde, ferner diejenige von Teheran nach Tfchalus (Mafanderan), deren erfte Teilftrecke (bis Doab) Anfang 1932 fertiggeftellt war und mit deren Vollendung 1933 gerechnet werden kann. Befonders wichtig ift dabei die erftgenannte Straße Täbris—Rewandus, denn fie foll auf mefopotamifchem Boden bis Niffibin verlängert werden und damit Ani'chluß an die Bahnlinie finden, die über Aleppo zu dem Mittelmeerhafen Alexandretta führt. Leider ift bis heute die Teilftrecke Rewandus—Niffibin f ü r den Motorverkehr noch nicht benutzbar, fo daß fich kein Urteil über die Wirtfchaftlichkeit dieies Außenhandelsweges bilden läßt. Sollten die urfprünglichen Schätzungen der Transportkoften zutreffend fein, fo würde die Strecke nicht nur die Provinz Aferbeidjan, fondern auch andere Gebiete Nordperfiens von der Abhängigkeit gegenüber der Sowjetunion befreien, d. h. von den Durchfuhrbefchränkungen und den oft prohibitiven ruffifchen Eiienbahntarifen mit allen ihren im erften Teil befchriebenen Folgen f ü r die unökonomifche Orientierung des perfifchen Außenhandels. In der gleichen Abficht hatte man fich auch weiterhin bemüht, die Transportmöglichkeiten nach dem türkifchen Schwarzmeerhafen Trapezunt zu verbeffern. Da aber ein großer Teil diefer Strecke auf türkifches Staatsgebiet entfällt, fdieiterten die Bemühungen bis jetzt an der unzureichenden Mitarbeit feitens der Türkei, die politifch begründet fein foll. Trotzdem ift 197
feftzuftellen, daß diefer Weg trotz aller Schwierigkeiten in zunehmendem Maße benutzt wird, befonders für diejenigen europäifchen Waren, die wegen der ruffifchen Durchfuhrbefchränkungen nidit über Batum nadi Täbris gelangen können (vergl. oben, S. 54). Eine weitere Verbefferung der Transportmöglichkeiten bedeutet die Schotterung der 460 km langen Straße Kirman—Bender Abbas, die nun feit 1930 für Laftautomobile fahrbar ifl. Die früher über den indiichen Hafen Karachi exportierten Kirman-Teppidie und andere ErzeugnilTe diefer Provinz können jetzt ebenfo wie ihre Importe mit erheblicher Koftenerfparnis direkt über das perfifch Bender Abbas verladen werden. Diefen Veränderungen des Straßennetzes flehen keine nennenswerten Wandlungen der Transporttechnik gegenüber. Nach wie vor konkurrieren die Karawanen mit den Automobilen, wobei letztere allerdings überall dort, wo es die Wegeverhältniile erlauben, das Ubergewicht erlangt haben. Diefe Tatfadie ift fehr auffchlußreich, denn fie befagt, daß die Verbilligung des Autotransports mit der Entwertung der Kranvaluta ungefähr Schritt gehalten hat. Wie an anderer Stelle hervorgehoben wurde, ift; das Preisniveau reiner Inlandswaren und -leiftungen trotz der Kranentwertung um ca. 2/a gegenüber dem Jahre 1307 nicht merklich geiliegen, da eine Vermehrung des Geldumlaufs nicht ftattgefunden hat. So blieben die Köllen des Karawanentransports, in perfiicher Währung ausgedrückt, fail unverändert. Dagegen waren die Korten des Motortransports weitgehend von den Einfuhrpreifen der Automobile, Bereifung, Erfatzteile und des Brenniloffes abhängig. Wenn trotzdem keine Ratenerhöhung vorgenommen zu werden brauchte, fo lag das in eriler Linie an der Tatfache, daß der Preisrückgang diefer Einfuhrwaren nur wenig hinter dem Rückgang des Kranwertes (fpäter Rialwertes) zurückgeblieben ift. Soweit noch eine Differenz beftand, wurde fie durch die verfchärfte Konkurrenz im Transportgewerbe ausgeglichen, weldies fchon vor der Krife über fetzt gewefen war und befonders feit 1309 den mengenmäßigen Rückgang des Außenhandels ftark zu fühlen hatte. Wenn man fo feftellt, daß die nominellen Inlandsfrachtraten im Durdifchnitt fall unverändert blieben, während die Preife der Einund Ausfuhrwaren durchjchnittlich, in perfifcher Währung gerechnet, gelliegen find67, fo bedeutet das eine prozentual geringere Frachtbelaflung des Außenhandels. Dem lieht allerdings eine im Verlauf der Krife wachfende Frachtbelaftung außerhalb der Landesgrenzen, beim Seetransport, gegenüber. Wie fchon in dem Kapitel über die Dienilleiftungen angedeutet wurde, find, abgefehen von einzelnen " ) Die Preisgeftaltung im Außenhandel und ihr Verhältnis zur Kursbewegung des Kran bezw. Rial werden an anderer Stelle (S. 147 ff.) ausführlich behandelt.
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unwefentlichen Änderungen, die Raten zwifchen Europa und dem Periifchen Golf, die in ¿¿-Sterling berechnet wurden, gleichgeblieben, fo daß eine nennenswerte Ermäßigung erft feit September 1 9 3 1 durch die Entwertung des Pfundes erfolgt ift. Da jedoch die Seefrachtbelaftung im Verhältnis zu den Inlandstransportkoften nur eine untergeordnete Rolle fpielt, ift für den periifchen Außenhandel, außer demjenigen der Küftengebiete, das Verhältnis zwifchen den Geftehungskoften und den Gefamtfrachtkoften etwas günftiger geworden. Dies betrifft felbftverftändlich nur den Durchfchnitt der Waren, während bei einzelnen, die einen befonders fcharfen Preisrückgang zu verzeichnen haben, das Gegenteil der Fall ift. Größere Fortfehritte als bei dem Motorftraßennetz wurden in den Krifenjahren bei dem Bau der transperfifchen Bahn gemacht, mit deflen Vorarbeiten bereits 1927 begonnen worden war. Obwohl die heute fertiggeftellten Teilftrecken keine praktifche Bedeutung für den Außenhandel Periiens haben, halte ich es für erforderlich, ausführlich auf diefes wichtige Projekt einzugehen. Nach erfolglofen Verhandlungen mit amerikanifchen Banken hatte fich die perfifche Regierung 1925 endgültig entfchlofTen, den Bau durch die Befteuerung des Zucker- und Teekon fums ielbft zu finanzieren, ohne alelrdings zuverläffige Berechnungen aufftellen zu können, in welchem Zeitraum dadurch die Vollendung des Baus ermöglicht werden würde. Der erfte Koftenvoranfchlag von „Sachverftändigen" bezifferte die Gefamtkoften der ca. 1550 km langen Strecke vom Kafpifchen Meer zum Periifchen Golf auf £ 13 000 000.— 6S , während fich der jährliche Ertrag des Zucker- und Teemonopols vor der K r i f e auf Kran 62 000 000.—, alfo damals £ 1 2 j o 000.—, belief. Dcmnach hätte mit einer Bauperiode von ca. 12 Jahren gerechnet werden können, abgefehen von der Möglichkeit einer Vorfinanzierung durch das Ausland in den letzten Baujahren. Seitdem hat fich das Bild jedoch grundlegend geändert, worauf weiter unten näher eingegangen werden wird. Zunächft fei die bisherige technifche Durchführung des Projekts fo knapp wie möglich dargeftellt. Wie fchon erwähnt wurde, follte die Bahn Perfien in nord-füdlicher Richtung durchqueren, und zwar ausgehend von dem neuen H a f e n Bender Schah (Süd-Oftwinkel des Kafpifchen Meeres) über Sari—Teheran—Hamadan—Disful nach dem neuen Hafen Bender Schapur am Perfifchen G o l f . Die Zweckmäßigkeit der beiden Endpunkte der Strecke ift umftritten, da hier weniger wirtfchaftlidie als politifche Gefichtspunkte die Wahl beftimmt haben. Im Norden hätte das ökonomifche IntereiTe den Anfchluß der wichtigen Provinz Gilan (Hafen Paehlevi) erfordert, jedoch glaubte man, wegen des dort befonders ftarken wirtfchaftlichen Einflufles der Sowjetunion den weniger aufgefchloflenen öftlichen Teil des Küftengebietes be9
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Vorzügen zu müilen und dort den Bau eines neuen Hafens in Kauf zu nehmen. Audi am Periifchen Golf wäre der Bau eines neuen Hafens entbehrlich gewefen, wenn man den beften, fchon vorhandenen, nämlich Mohammerah, als Endpunkt gewählt hätte. D a aber deffen Zugang zum Meer, der Schatt-el-Arab, irakifches Hoheitsgebiet ift, alfo in praxi unter britifcher Kontrolle fleht, entfchloß man fich zur Anlage eines neuen Hafens, Bender Schapur, etwa 75 km öftlich von Mohammerah. Seine Lage ift infofern fehr günftig, als er am Ende einer fchmalen, 45 km langen Bucht liegt, deren Tiefe 1 1 — j o Meter beträgt. Das Wefentliche an diefer Streckenführung ift die Tatfache, daß fie die Bahn zu einem rein inländifchen Verkehrsmittel, ohne Bedeutung für den Tranfitverkehr, machen müßte, im Gegen fatz zu dem früher o f t erörterten Plan einer weft-öftlichen Querbahn, die Bagdad mit dem britifch-indifchen Eifenbahnnetz verbinden follte und eine den neuzeitlichen Erforderniilen entfprechende Wiederherftellung des alten Landweges Europa—Indien dargeftellt hätte. Man mußte diefem Projekt in Perfien ablehnend gegenüberftehen, weil diefe verkehrsgeographifche Eingliederung in das britifdie Imperium zweifellos auch in anderer Beziehung zu einer verftärkten Abhängigkeit geführt haben würde; aber wenn man fich aus diefem Grunde zur Wahl der Nord-Südftrecke entfchloß, mußte man fich über die wirtfdiaftlidien Nachteile im klaren fein, nämlich den Fortfall jeglichen Tranfitverkehrs, der eine wertvolle Vergrößerung des Transportvolumens dargeftellt hätte, und ferner darüber, daß jetzt das Ausland nur wenig Intereile an der Durchführung des Baus haben konnte und auf feine Hilfe bei finanziellen Schwierigkeiten nicht zu rechnen war. Darin befteht der große Unterfchied beifpielsweife gegenüber den Bahnbauten in Bulgarien vor dem Kriege, wo fich bei folchen Schwierigkeiten immer ausländifches Kapital bereitfand, fie zu überbrücken, weil es das internationale Verkehrsintereile erforderte. Die bisherigen Arbeiten an der Verwirklichung des Projekts find kurz folgende gewefen: Nachdem die Vorarbeiten, die die Wahl der Streckenführung und die technifchen Einzelheiten beftimmten, bis Februar 1928 von der „American Railway Administration of the Persian Government" zu Ende geführt worden waren, wurde der Bauauftrag öffentlich ausgefchrieben und am 28. April 1928 einem deutfch-amerikanifchen Konfortium unter Führung der Julius Berger Tiefbau A.G. übertragen, mit der Einfchränkung, daß zunächft Probeftrecken von je ca. 150 km im Norden und Süden fertiggeftellt werden follten, wonach fich die perfifdie Regierung endgültig entfcheiden würde, durch wen die weiteren Arbeiten auszuführen wären. Wegen der Unmöglichkeit genauer verbindlicher Koftenanfchläge wurde vereinbart, daß die tatfächlichen Baukoften plus 1 0 % Gewinnauffchlag beredinet werden follten. Nachdem an beiden Endpunkten der geplanten Strecke die neuen Häfen proviforifdi für die Löfdiung des aus Europa kommen130
den Materials eingerichtet worden waren, kam diefes in zunächft kleinen Mengen gegen Ende des Jahres 1928 an, und der Bau wurde in Angriff genommen. Im November 1929 wurde die nördliche Teilftrecke Bender Schah—Sari (f. Karte) von ca. 1 1 2 km Länge dem Verkehr übergeben, im Januar 1930 diejenige im Süden, von Bender Schapur über Ahwaz nach Disful (251 km). Dann kam es jedoch am 1. Mai 1930 zur Einftellung der Arbeiten wegen einer Meinungsverichiedenheit zwifchen dem Konfortium und der Regierung, welche die Auszahlung einer von der amerikaniichen Gruppe geforderten Summe von 3$ Mill. Kran für „notwendige Erfatzauslagen" verweigerte. Der Hauptgrund diefer Zahlungsverweigerung war fdieinbar die Unzufriedenheit mit der Südftrecke, die von der amerikaniichen Firma Ulen & Co. unter Beteiligung englifcher und franzöfifcher Gefellfchaften fertiggeftellt worden war. Die Berechtigung diefer Unzufriedenheit geht aus dem trockenen Bericht der „Times" in der Ausgabe vom 7. Juni 1930 hervor, in dem es wörtlich heißt: „Der Extrazug, in dem der Schah die Bahnlinie einweihte, entgleifte zweimal infolge von Unterfpülungen nach ftarken Regenfällen, und zum Schluß geriet die Lokomotive in Brand." Von einer Vollendung der beiden „dem Verkehr übergebenen" Teilftrecken war natürlich noch keine Rede. Es fehlte die Schotterung des Unterbaus, die Anlage der Bahnhöfe, Signalanlagen etc. und der Ausbau der Häfen. So wurde zunächft im Sommer 1930 mit den deutfchen Gefellfchaften ein neuer Kontrakt abgefchloilen, diefe Arbeiten für die Nordftrecke in Angriff zu nehmen und diefe noch bis Aliabad weiterzuführen. Dies wurde bis Marz 1931 beendet und die Linie Bender Schah—Bender Ges—Sari—Aliabad im April der periifchen Regierung übergeben, die fie in eigene Verwaltung übernahm und feitdem wöchentlich zwei Züge auf ihr laufen läßt. Anfang Oktober 1932 betrug der Perfonenfahrpreis auf diefer 128 km langen Strecke 16 Rial (RM 2.30), alfo ca. R M —.02 pro km60. Im Süden bemühte man iich zunächft nur, den Verfall der halbfertigen Strecke zu verhüten und den Hafen Bender Schapur etwas weiter auszubauen. Von einer Vergebung weiterer Bauaufträge an ausländifche Gefellfchaften fah man nicht nur wegen der Enttäufchung mit Ulen & Co., fondern auch wegen der finanziellen Schwierigkeiten ab. Dagegen entfchloß man iich, die Erhaltung und die Verlängerung der gebauten Teilftrecken unter eigene Regie zu nehmen und dafür ausländifche Ingenieure anzuftellen. Dies gefchah im Sommer 1 9 3 1 . Gleichzeitig verhandelte die Regierung mit dem Ausland wegen weiterer Materiallieferungen ohne Belaftung der Devifenbilanz und kam mit der fdiwedifchen Gefellfchaft Nidquift & Holm zu einer Vereinbarung, nach der diefe das Material gegen perfifches Geld verkaufte und dafür perfifche Produkte, vor allem getrocknete Früchte und Teppiche, ausführte. So werden im Rahmen der fich ftändig verringernden finanziellen Möglichkeiten die Arbeiten fortgefetzt. Die größte Aufmerksamkeit wurde dabei bis vor kurzem der Linie im 131
Norden gefchenkt, deren Betrieb natürlich unrentabel bleiben muß, folange fie nicht weiter in das Land hineinführt. Nach Zeitungsmeldungen ift fie heute erft bis Zir-Ab, d. h. ungefähr 15 km iudlich von Aliabad, fertiggeftellt 70 . Im Süden foll die Linie inzwifchen bis Saleh-Abad, ca. 30 km nördlich von Disful, weitergeführt worden fein 7 '. Von einem nennenswerten Fortfehritt feit Einßellung der Arbeit durch das deutfch-amerikanifche Baukonfortium kann alfo heute noch nicht die Rede fein. Die oben angedeuteten Finanzierungsfchwierigkeiten und der hauptfächlich dadurch bedingte ungenügende Erfolg der Arbeiten während der letzten zwei Jahre lailen es angebracht erfcheinen, auf die Problematik des ganzen Projekts einzugehen, deffen Durchführung heute jedem objektiven, wirtfchaftlich denkenden Beobachter unmöglich erfcheinen follte, obwohl noch im Herbft des vorigen Jahres in der perfifchen PreiTe die Meinung vertreten wurde, daß die Arbeiten allein aus Preftigegründen fortgefetzt werden müßten und wahrfcheinlich in drei Jahren (!) zu Ende geführt werden könnten. Die tatfächliche Fortfetzung des Baus in der Gegenwart zeigt leider, daß fidi an diefer Meinung in der Zwifchenzeit nicht viel geändert hat. Es ging aus dem erften Teil diefer Unterfuchung hervor, wie fehr die mangelhaften Transportverhältniile der Entwicklung der perfifchen Wirtfchaft hemmend im Wege ftehen. Es war alfo durchaus verftändlidi, wenn man in Perfien an eine gründliche Reform des Verkehrswefens dachte und dabei den Bau eines Eifenbahnnetzes ins Auge faßte, das in f a l l allen Ländern der Welt die Grundlage für den wirtfchaftlichen Fortfchritt gewefen war und befonders in überfeeifchen Neuländern die Auffchließung überhaupt erft ermöglicht hatte. Auch die technifche Vervollkommnung der ölfeuerung, die die Rentabilitätsausfichten der Bahnen gerade in Perfien erheblich verbefferte, mochte zu dem Entfchluß beigetragen haben, mit dem Bau zu beginnen. Was aber heute die Wirtfchaftlichkeit für alle Zukunft in Frage Hellt, find weniger die Betriebskoften, fondern die Verzinfung, Inftandhaltung und Abfchreibung der Anlagen. Sobald mit dem Bau der beiden Teilftrecken begonnen worden war, ftellte fich nämlich heraus, daß der Koftenvoranfchlag revidiert werden mußte. Man fprach zunächft von £ 24 000 000.—, und im Februar 1930 kam man trotz der inzwifchen erfolgten Senkung der Weltmarktpreife für Eifen- und Stahlprodukte zu einem Voranfchlag von £ 40 000 000.— einfdiließlich der damals bereits ausgegebenen £ 3 000 000.— 72 . Nimmt man diefe Schätzung der Gefamtbaukoften als richtig an (inzwifchen wurde bereits von £ 50—60 Mill. gefprochen), fo ergeben fich pro Kilometer durchfchnittlich £ 26 000.— Anlagekoflen, einfdiließlich der Hafenbauten an den beiden Endpunkten, der Bahnhöfe und fonftigen Einrichtungen fowie des rollenden Materials. 132
Nimmt man ferner an, daß die feitdem eingetretene weitere Preisfenkung ungefähr der ^-Entwertung entfpricht, rechnet man alio mit dem heutigen Kurs des Rial zum Papier-.£, fo ergeben (ich Rial 2 700 000.— pro km13. Daß die bisher gebauten Teilftrecken weniger kofteten, fleht dazu nicht im Widerfpruch, weil fie in jeder Hinficht noch in proviforifchem Zuftand find und vor allem, weil fie in den Küilenebenen verlaufen und bei ihrem Bau die größte Schwierigkeit des Projekts, die Uberquerung der zahlreichen hohen Gebirgsketten, welche große Tunnelbauten notwendig machen, noch nicht aufgetreten ill73a. Im Vergleich zu der obigen Ziffer möchte ich eine Angabe des amerikanifchen Sachveritändigen Morris (Direktor der Perfifchen ChauiTeeverwaltung) anführen, nach der die Baukoften für Motorftraßen I. Klaile ca. 40 000 Rial pro km betragen, für diejenigen II. K l a f f e 30000 Rial, d. h. 1 — 1 7 , . % der Bahnbaukoften! Selbft wenn man annimmt, daß Perfien die Durchführung des Eifenbahnprojekts in normaler Bauzeit mit H i l f e einer niedrig verzinslichen Anleihe ermöglicht würde, könnte der volkswirtfchaftliche Nutzen keinesfalls dem A u f w a n d entfprechen. Diefer A u f w a n d wäre, roh gefchätzt, eine jährliche Zins- und Amortijationsverpflichtung gegenüber dem Ausland in Höhe von 21!2 Millionen £, bei heutigen Kurfen alfo ca. 260 000 000.— Rial. Das find ca. 4 1 % der Gefamtausfuhr (exkl. ölexport der Anglo-Persian Oil Co.) im Jahre 1 3 1 0 (1931/32)! A l f o lediglich von der Seite der Finanzierung geiehen, zeigt fich auch bei vorfichtigiler Schätzung der Köllen, daß das heutige "Wirtfchaftsvolumen Perfiens zu klein ill für den durch naturbedingte Schwierigkeiten verteuerten Bau einer Transverfalbahn, abgefehen von der Unmöglichkeit einer auch nur teilweifen Ausnutzung der Kapazität diefes neuen Beförderungsmittels. In diefem Sinne war es zu verliehen, wenn ich bereits in der Einleitung (S. 13) fchrieb, daß „die Uberwindung der natürlichen Hinderniile durch moderne Verkehrstechnik zwar belebend auf eine folche ilagnierende Volkswirtfchaft wirken mag, daß fie aber auch auf lange Sicht unökonomifch fein muß, wenn fie ein Mehrfaches des tatfächlich vorhandenen Wirtfchafts volumens vorausfetzt". Sieht man von der Aufnahme einer Anleihe ab und unterfucht man die Situation bei der Finanzierungsmethode, wie fie in Wirklichkeit angewandt wird, fo kommt man zu einem mindeflens ebenfo überzeugenden Refultat. Im Finanzjahr 1 9 3 1 / 3 2 belief fich der Nettoertrag der Finanzierungsquelle, des Zucker- und Teemonopols, auf 71,3 Mill. Rial, alfo ca. P-£ 68 j 000.—, das find 1 , 7 % der wahrfcheinlichen Baukoften. Bei gleichbleibenden Wirtfchafts- und WährungsverhältnilTen würde eine optimiftifdhe Berechnung alfo eine Mindeßbauzeit von 60 Jahren ergeben. Ich fage, optimillifch, weil vor der Vollendung der Arbeit die Inftandhaltungs- und Abfchrei133
bungskoilen der jeweils fertiggeilellten Teilftrecken bald zu folcher Höhe anwachfen müilen, daß fie fchließlich die Einkünfte aus den Monopolen ganz in Anfpruch nehmen und eine Fortführung des Baus überhaupt unmöglich machen müilen. So fehr man alfo die zähe Energie Perfiens bewundern mag, diefe nüchternen Zahlen beweifen, daß eine Verwirklichung der Pläne felbft bei einer beträchtlichen BefTerung der allgemeinen Wirtfchaftslage nicht möglich fein wird und, wenn fie möglich wäre, in hödiftem Grade unökonomifch fein müßte. Hätte man die Summen, die für den Bau der in ihrer jetzigen Länge nutzlofen Teilftrecken ausgegeben worden find, zur Verbefferung des Straßennetzes verwendet, fo hätte man fchon heute eine wefentliche Verbilligung des Motortransports erreicht und damit den Anftoß zu einer Ausdehnung des Wirtfchaftsvolumens gegeben, welche in fpäteren Jahren einmal folchen Bahnbauprojekten ihre ökonomifche Berechtigung gegeben hätte. Dies darf natürlich nicht als eine Kritik an den urfprünglichen Plänen der perfifchen Regierung gelten, denn diefe kalkulierte 1928 mit einem Koftenvoranfdilag von £ 13 000 000.—, mit einem Krankurs von 48 : £ und mit normalen weltwirtfchaftlichen Verhältniilen! Es foll aber auf die Unzweckmaßigkeit der Ausgaben hinweifen, die noch heute für diefe tat fachlich hoffnungslofe Sache gemacht werden, wo die Währung um 2/;i im Werte gefunken iß und andererfeits die Baukoften auf das Dreifache der urfprünglichen Schätzung veranfchlagt werden. Uber die Entwicklung des Luftverkehrs folgendes zu fagen:
in den Krifenjähren ift
Der Dienft der Junkers-Gefellfchaft war zunächft weiter ausgebaut worden und wurde in immer ftärkerem Maße benutzt. In den Jahren 1929 und 1930 wurden folgende Linien regelmäßig, d. h. einbis zweimal wöchentlich, beflogen: 1. Teheran—Baku, mit Anfchluß an das ruffifche Luftverkehrsnetz (Moskau—Berlin), 2. Teheran— Täbris, 3. Teheran—Mefched, 4. Teheran—Bagdad, mit Anfchluß an die London—Indien-Fluglinie, j . Teheran—Bufchir, mit Anfchluß an die gleiche Linie fowie den Holländifch-Indien-Dienft. Im Jahre 1 9 3 1 wurden infolge der "Wirtfchaftsftockung die erften Einfchränkungen notwendig, wobei der Verkehr auf der Linie Teheran—Mefched vollftändig eingeftellt werden mußte. Als dann im folgenden Jahre (März 1932) der 1927 auf fünf Jahre abgefchloilene Konzeffionsvertrag ablief, wurde er aus den bereits oben (S. 120) erwähnten Gründen nicht verlängert, wozu auch die Unficherheit über die Zukunft der Junkerswerke wegen der im gleichen Monat erfolgten Zahlungseinftellung in DeiTau beigetra134
gen hat. Seitdem ift Periien alfo wieder auf den Automobilverkehr angewiefen, wobei allerdings f ü r die füdlichen Gebietsteile noch in dem wöchentlichen Dienft der die G o l f k ü f t e berührenden Linien Marfeille—Indochina und Amfterdam—Holländifch-Indien eine Flugpoftverbindung mit Europa befteht. Für den London—IndienDienft, der früher ebenfalls der perfifchen Golfküfte folgte (Basra— Bufchir—Lingah), verweigerte Periien im Frühjahr 1 9 3 2 die Erlaubnis, weiterhin perfifches Hoheitsgebiet zu überfliegen und zu Zwifdienlandungen zu benutzen, fo daß England heute gezwungen ift, die arabifche Küfte zu wählen, wodurch der Flugdienft technifcn außerordentlich erfchwert wird und an Zuverläffigkeit und Sicherheit verliert. Diefe Tatfache ift fehr auffchlußreich f ü r die politifche Situation Perfiens gegenüber Großbritannien, d. h. gegenüber der Weltmacht, die (ich bisher immer als Beherrfcher des G o l f s betrachtet hat und als foldier in ftrategifcher Hinficht zweifellos auch noch heute angefehen werden muß. Was die Einftellung der innerperfifchen Luftverkehrs der Junkers-Gefellfchaft f ü r Periien bedeutet, geht aus folgenden Beförderungsziffern für die Gefamtperiode 1 9 2 7 / 1 9 3 2 hervor: 20 000 Paflagiere, 800 000 kg Fracht, außerdem Poft und Reifegepäck. Flugleiftung ca. 2,5 Mill. km, ohne jeden U n f a l l . Mehr als diefe Zahlen verdient jedoch die Tatfache an fich Beachtung, daß fich ein fo wenig aufgefchloffenes Land diefes modernden Verkehrsmittels bediente. Denn allein die Feftftellung, daß von den beförderten Paifagieren im erften J a h r nur 1 0 % , im letzten ( 1 9 3 1 / 3 2 ) 7 5 % perfifche Staatsangehörige waren, läßt darauf fchließen, daß diefer Flugverkehr viel dazu beigetragen hat, die pfychologifche Einftellung der Bevölkerung gegenüber der weltlichen Zivilifation fortfchrittlich zu beeinfluffen. Ohne Zweifel hat allein die Möglichkeit, in wenigen Tagen nach Berlin oder London fliegen zu können, und die Bereitwilligkeit, gegebenenfalls von diefer Möglichkeit Gebrauch zu machen, die Tendenz zu einer Intenfivierung der wirtfchaftlichen und kulturellen Auslandsbeziehungen von der pfychologifchen Seite her ftark gefördert, ftärker vielleicht, als die realen Tatfachen felbft, von denen die Befchleunigung des Briefverkehrs die wichtigfte war. Gerade aus diefem Grunde ift es zu bedauern, daß diefes Verkehrsmittel ein O p f e r der K r i f e wurde, nicht nur im IntereiTe Perfiens, fondern auch Deutfchlands, deilen freundfchaftliche Beziehungen zu diefem Land feinerzeit der Pionierarbeit der Junkers-Gefellfchaft viel zu verdanken hatten.
2. Die handelpolitifdie Situation in der Krife. Die handelspolitifchen Grundlagen f ü r den perfifchen Außenhandel vor der K r i f e , die im Teil I, Abfchnitt D , 4 dargeftellt wurden, haben fich in den feitdem verfloffenen dreieinhalb Jahren in 135
vieler Hinficht verändert und damit den Warenaustaufch mit der übrigen Welt auf eine neue Bafis geftellt, deren Berückfichtigung für das Verftändnis der Entwicklung und der gegenwärtigen Situation unentbehrlich ift. Während der Zolltarif, die oben erwähnten Belaftungen von Ein- und Ausfuhr durch Monopolbefteuerung und andere Sonderabgaben, fowie die handelsvertraglichen Beziehungen zu den meiften Staaten ziemlich unverändert blieben, waren es drei gefetzliche Maßnahmen, die den Außenhandel maßgeblich beeinflußt haben: i. die zweijährige Devifenzwangswirtfchaft, 2. die Einführung des ftaatlichen Außenhandelsmonopols, 3. der am 27. Oktober 1 9 3 1 abgefchloffene endgültige Handelsvertrag mit der Sowjetunion, Es ift erforderlich, den dadurch gefchafTenen, oft recht komplizierten Rechtszuftand und feine Auswirkungen auf den Handel und die Gefamtwirtfchaft genau zu unterfuchen, um erkennen zu können, wieweit die Geftaltung des auswärtigen Warenverkehrs auf die allgemeinen Krifenerfcheinungen in der Weltwirtfchaft und den Verfall der perfifchen Währung, und wieweit fie auf diefe Befchränkungen des freien Wirtfdiaftsablaufs zurückzuführen ift. Die Devifengefetzgebung wurde oben ausführlich unter dem Gefichtspunkt der Währungspolitik behandelt, und es Hellte iich dabei heraus, daß ihre praktifchen Erfolge in dieier Beziehung gleich Null waren. Um fo größere Bedeutung kommt ihren negativen Refultaten zu, d. h. ihren nachteiligen Wirkungen auf die weltwirtfdiaftlichen Beziehungen des Landes, die fie zu einer wichtigen handelspolitifchen Maßnahme machten, obwohl dies nicht in der Abficht des Gefetzgebers gelegen hatte. Kurz zufammengefaßt waren dies folgende: Der Devifenmangel bei den Banken als Folge der Differenz zwifchen dem amtlichen und dem effektiven Kurs des Kran machte es dem Einfuhrhandel unmöglich, feinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den ausländifchen Lieferanten nachzukommen, vor allem denjenigen Verpflichtungen, die vor dem Erlaß des Devifengefetzes, alfo vor dem 20. März 1930, eingegangen worden waren. Von der Möglichkeit des Erwerbs ausländifcher Valuta an den fdiwarzen Börfen wurde in der Mehrzahl der Fälle für die Abdeckung folcher Altengagements kein Gebrauch gemacht, da man dort bedeutend höhere Kurie hätte zahlen müilen, als der offiziellen Notierung entfprach. Vielmehr verfchanzte man iich hinter dem rechtlich einwandfreien Argument, daß man nach dem neuen Gefetz nur bei den zum Devifenhandel ermächtigten Banken kaufen dürfe, diefe aber nicht in der Lage feien, den Anfprüchen zu genügen. So blieben die vor dem Devifenmonopol beftellten Waren größtenteils in den Häfen oder bei den Banken liegen, und die Tratten wurden erft eingelöft, als die Senkung des offiziellen Kurfes und die Monopolifierung des Außenhandels die Devifenlage bei den Banken etwas gebelfert hatten und auch die inzwifchen ftark geftiegenen Inlandspreife für die Import136
waren die Abnahme trotz der erhöhten Deviienkurfe rentabel machten. Im Sommer 1 9 3 1 waren endlich die meiiten vor dem Devifenmonopol kontrahierten Importe bezahlt worden und in den Verkehr übergegangen, teilweife nicht ohne Verlufte der ausländifchen Exporteure 74 . Die Abdeckung der Altengagements follte denjenigen Importeuren, die zugleich exportierten, durch die gefetzliche Beftimmung erleichtert werden, daß fie aus ihren bis zum 22. Januar 1 9 3 1 eingehenden Exporterlöfen 50% nicht abzuliefern hatten, wenn fie damit folche alten Verpflichtungen erfüllten. Davon wurde jedoch in den wenigften Fällen Gebrauch gemacht, weil man vorzog, für diefe Beträge neue Beftellungen im Ausland zu den inzwifchen gefallenen Preifen zu machen. War alfo die erfte Folge der Devifenzwangswirtfchaft, daß die Importeure die Abnahme der vorher beftellten Waren verweigerten und auch verweigern durften mit dem Hinweis auf die Unmöglichkeit der Devifenbefchaffung auf legalem Wege, fo kommt dazu die Behinderung der weiteren Einfuhr durch eine große Devifenknappheit auch im Schleichhandel. Denn es war felbftverftändlich, daß der amtliche Zwangskurs für diejenigen Exporteure, die fich nicht auf den Devifenfchwarzhandel einladen wollten, jede Ausfuhr zu einem Verluftgefchäft machte und dadurch, befonders in den erften Monaten, die Ausfuhrtätigkeit hemmte, fo daß nicht nur bei den Banken, fondern auch an den fchwarzen Börfen das Devifenangebot fehr klein blieb. Dazu trug noch außerordentlich die Devijenhortung bei, die zahlenmäßig nicht erfaßbar ift, die aber ficherlich am meiften für die Schrumpfung der Einfuhr als Folge der Devifenzwangswirtfchaft verantwortlich war. Schließlich ift noch die Sonderbeftimmung des Devifengefetzes zu erwähnen, daß der legale Erwerb fremder Valuten für die Bezahlung einzelner Warengattungen, die oben (S. 106) genannt wurden, von einer ausdrücklichen Genehmigung der Kontrollkommiffion abhängig war. Da aber der weitaus größte Teil der Einfuhr mit Devifen aus dem Schleichhandel bezahlt wurde, ift nicht anzunehmen, daß dies die Zufammenfetzung der Einfuhr beeinflußt hat.
Das
Außenhandelsmonopol.
Während die Devifengefetzgebung fich auf die Geftaltung des Außenhandels im Jahre 1309 (März 1930 — März 1 9 3 1 ) ftark auswirkte, diefer aber im übrigen im Rahmen der handelspolitifchen Situation den Gefetzen der freien Wirtfchaft unterworfen war, trat mit dem Jahre 1 3 1 0 eine grundfätzliche Wandlung ein, als am 21. März ipji der perfifche Außenhandel Staatsmonopol wurde. Welche Motive zu diefer einfchneidenden Maßnahme Anlaß gegeben 137
haben und welches Ziel dabei verfolgt wurde, iil bei Erörterung der Währungsfragen fchon teilweife gezeigt worden. Es hieß dort, daß die Stabilifierung des Kran (fpäter Rial) nur durch eine Balancierung des Außenhandels, befonders des perfifch-ruffifchen Warenaustaufchs, gefichert werden konnte und daß die beftehenden Rechtsgrundlagen keine Handhabe dazu boten, auch nicht das mit Rußland abgefchlolTene Handelspro vi forium, obwohl darin ausdrücklich ein Aktiviaido von 10% für Perfien fellgefetzt worden war. Wenn auch diefes Motiv genügt, um den folgenfchweren Entfchluß der perfifchen Regierung zu erklären, fo kommen dazu doch noch weitere Beweggründe. In der Begründung des Gefetzes heißt es wörtlich: „Der Zweck des Gefetzes iil der Schutz der nationalen Produkte, die Verbefferung und Intenfivierung der natürlichen Produktion des Landes, die Förderung der Ausfuhr und die Befchränkung der Einfuhr derjenigen Produkte, die nicht unbedingt für den Bedarf des Landes notwendig find oder die in Perfien felbil in ausreichender Menge befchafft werden können etc. . . ." Schon daraus geht hervor, daß die Beilerung der Währungslage nicht das einzige Ziel gewefen iil, fondern daß die Maßnahme nicht nur in ihren Wirkungen, fondern auch in ihrem Anlaß einen ilark protektioniftifchen Zug trägt. Die im Folgenden dargeftellte technifche Ausgeilaltung des Monopols läßt dies deutlich erkennen. Um die komplizierte Materie fo kurz und überfichtlich wie möglich zu behandeln, kann ich nicht das ganze Gefetzgebungswerk wiedergeben, das fich aus dem eigentlichen Monopolgefetz vom 25. Februar 1 9 3 1 , dem Ergänzungsgefetz vom n . März, der Ausführungsverordnung vom 9. April desfelben Jahres fowie zahllofen Nebengefetzen, Abänderungen, Übergangsbeflimmungen etc. zufammenfetzt und in dem revidierten Außenhandelsmonopolgefetz vom 10. Juli 1932 eine gewilfe Zufammenfaifung erfahren hat. Ich werde midi deshalb auf eine knappe Darftellung des Grund fätzlichen befdiränken und verfuchen, den logifchen Zufammenhang der einzelnen Beilimmungen anfchaulich zu machen. In dem folgenden Abfchnitt über die Geilaltung des Außenhandels in der K r i f e werden dann noch einige Details zu erwähnen fein, die an diefer Stelle nur die Überfichtlichkeit der Darftellung beeinträchtigen würden 75 . In den genannten Gefetzen wird zunächft der gefamte Außenhandel Perfiens zum Staatsmonopol erklärt und feine Ausübung durch die Privatwirtfchaft von einer ausdrücklichen Genehmigung der Regierung abhängig gemacht. Zugleich wird jedoch die Ausfuhr generell freigegeben, foweit nicht anderweitige Befchränkungen durch Sondermonopole etc. beliehen. Das Recht zur Einfuhr iil der Regierung vorbehalten. Diefe wird aber Einzelgenehmigungen in Form von Einfuhrlizenzen an den Privathandel erteilen, jedoch nur im Rahmen jährlich feßgefetzter Kontingente. Alle darin nicht enthaltenen Warengattungen find zur privaten Einfuhr nicht zugelaifen. Sie können nur durch die Regierung importiert werden, was jedoch f ü r die Befriedigung des Publi138
kumsbedarfs mangels ftaatlicher Handelsorganifationen keine volkswirtfchaftliche Bedeutung hat. Das periifche Handelsmonopol unterfcheidet (ich alfo ichon infofern grundfätzlich von dem ruffifchen, daß die Ausfuhr und die Einfuhr, foweit letztere nicht für den ftaatlichen Bedarf erfolgt, weiterhin durch den Privathandel ausgeübt werden. Die ftaatliche Monopolilierung des Außenhandels ift mehr formaler Natur und foll nur die Handhabe zu folgender Regulierung der Einfuhr bieten: Die Einfuhrlizenzen für die Privatkaufleute werden nur auf Grund einer vorher erfolgten Ausfuhr perfifcher Produkte erteilt. Für jede Ausfuhr werden deshalb auf Antrag befondere Zertifikate von der Zollbehörde ausgeftellt, welche zufammen mit dem Einfuhrlizenzgefuch eingereicht werden müilen. Der auf diefen Ausfuhrzertifikaten vermerkte "Wert der ausgeführten Waren mußte früher mit dem "Wert der Einfuhr, für welche die Genehmigung beantragt wurde, übereinftimmen. Das neue Außenhandelsmonopolgefetz vom 10. Juli 1932 fchreibt jetzt vor, daß er um 5% höher liegt. Außer diefem Ausfuhrfchein muß jedem Einfuhrlizenzgefuch eine Befcheinigung beigefügt werden, daß der Exporterlös in Devifen an die ftaatlich autorifierten Banken abgeliefert worden ift oder, falls er dem Exporteur noch nicht zur Verfügung fteht, daß diefer fidi zur fpäteren Ablieferung verpflichtet. Die Ausfuhrzertifikate find durch Indoffament übertragbar und können von den Exporteuren, die fie nicht für eigene Importe ausnutzen können, an Kaufleute veräußert werden, welche vorwiegend oder ausfchließlich importieren. Dadurch bleibt die in Perfien allerdings fehr unvollkommene Arbeitsteilung zwifchen Ein- und Ausfuhrhandel weiterhin möglich. Dies ift: der Kern der ganzen Regelung, und fchon daraus läßt (Ich erkennen, was der Grundgedanke bei der Gefetzgebung war, zugleich aber auch, welche Schwierigkeiten bei der praktifchen Durchführung auftreten mußten. Ich verweife auf die oben (Seite m / 1 2 ) gemachten Ausführungen über den Mißerfolg der Maßnahme, foweit fie der Stützung der noch bis zum Februar 1932 aufrechterhaltenen Devifenzwangswirtfchaft dienen follte. Das hatte allerdings nur untergeordnete Bedeutung gegenüber dem Hauptzweck, das bis dahin beftehende Mißverhältnis zwifchen der Einfuhr und der für die Zahlungsbilanz wirkfamen Ausfuhr zu befeitigen. Diefe Abficht machte es notwendig, von dem Recht zur gleichwertigen Einfuhr diejenigen Exporte auszunehmen, die nicht in vollem Umfange als Aktivpoften der Zahlungsbilanz gelten können, alfo vor allem die Erdölausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. und daneben die Ausfuhr der perfifchruffifdien Fifchereigefellfchaft am K a f p i f d i e n Meer. Beide geben alfo kein Recht auf Erteilung von Einfuhrlizenzen. Andererfeits ift felbftverftändlich für diefe Gefellfchaften, alfo vor allem für die AngloPersian Oil Co., die laut Konzeffionsvertrag vom Zoll befreite Einfuhr ihres Produktionsmittelbedarfs ohne Lizenz geftattet. Eine weitere Einfchränkung der Einfuhrberechtigung auf Grund einer Ausfuhrtätigkeit ift die Beftimmung, daß die Exporte monopolifierter 139
Produkte nur zu zo% des Gefamtwertes zur Einfuhr berechtigen. Dies betrifft in erller Linie Opium und Tabak. Seit dem Inkrafttreten des revidierten Außenhandelsmonopolgefetzes vom 10. Juli 1932 ift diefer Prozentfatz jedoch auf 55% erhöht worden. Alles dies zeigt deutlich, daß es der Regierung darauf ankommt, einen Devifenüberfchuß zu erzielen. Dazu muffen angefichts der angeführten Beftimmungen folgende Pollen beitragen: Seit Juli 1932 die fünfprozentige Differenz zwifchen Ausfuhrwert und genehmigtem Einfuhrwert, die früher 80%ige, jetzt 45%ige Differenz bei der Ausfuhr monopolifierter Waren, außerdem die Devifeneingänge durch die Tätigkeit der genannten beiden Konzeffionsgefellfchaften, deren Exporten keine Einfuhrlizenzen gegenüberilehen, alfo bei der Anglo-Persian Oil Co. die Konzeffionszahlungen und die Ausgaben für Löhne, Gehälter und Inlandswaren in Perfien, bei der Fifchereigeiellfchaft der Gewinnanteil der perfifdien Regierung und die an die perfifdien Fifcher gezahlten Löhne. Diefer Devifenüberfchuß ift notwendig, da eine eigene Ausfuhrtätigkeit der Regierung nicht in Frage kommt, diefe aber bedeutende Devifenverpfliditungen hat, vor allem für die Fortfetzung der Bahnbauarbeiten und die Goldkäufe für die Währungsftabilifierung. Dazu kommt, neben der Beladung der Devifenbilanz durch die übrigen Paffivpoften der Zahlungsbilanz, derjenige Teil der privaten Einfuhr, welcher nicht von einer vorhergehenden Ausfuhr abhängig gemacht ift. Soldie Lizenzen werden auf Grund einer Sonderbeftimmung des Monopolgefetzes für den Import mafchineller Produktionseinrichtungen erteilt, welche die Induftrialifierung Perfiens fördern und zur Reduzierung des Einfuhrbedarfs beitragen. Der Volllländigkeit halber ift hier noch zu erwähnen, daß alle diejenigen Importe, die keinen Devifenabfluß zur Folge haben, von den Befchränkungen befreit find, alfo vor allem Tranfitwaren, Kapitalimport und Reifegepäck. Das bisher Gefagte ergibt alfo folgendes Bild: Die Ausfuhr ift frei und berechtigt zur privaten Einfuhr in ungefähr gleichem Umfange, foweit nicht Einfchränkungen im Intereffe eines Devifenüberfchuffes gemacht find. Eine weitere Befchränkung der Einfuhr befteht in der Kontingentierung, die nach volkswirtschaftlichen Gefiditspunkten vorgenommen wird. Auf die einzelnen Kontingente wird an anderer Stelle noch näher eingegangen werden. Sie wurden zuerft für das Quartal vom 2 1 . I I I . 1 9 3 1 bis zum 20. V I . 1 9 3 1 feftgefetzt, dann f ü r ein Jahr, vom 2 1 . V I . 1 9 3 1 bis zum 20. V I . 1932 und zuletzt für das folgende „Wirtfchaftsjahr" (21. V I . 1932 — 20. V I . 1933), das alfo nicht mit dem perfifchen Kalenderjahr bezw. Finanzjahr zufammenfällt. Auf den erften Blick laffen diefe Kontingentsliften erkennen, daß fie gegenüber den Importen vor dem Inkrafttreten des Monopols eine rigorofe Reduzierung bedeuten. Ferner zeigt ihre Zufammenfetzung, daß fie fich auf den für abfolut notwendig erachteten Einfuhrbedarf der perfifchen Volkswirtfchaft befchränken. Es foll dadurch erreicht werden, daß trotz dem ftark ver140
minderten Gefamteinfuhrvolumen die lebenswichtigen Waren ausreichend in das Land kommen, auf Korten des „Luxuskonfums". Dabei ergab iidi die Schwierigkeit, eine gleichmäßige zeitliche und örtliche Verteilung der fo auf ein Minimum reduzierten Verforgung mit ausländifchen Produkten iicherzuftellen. Aus diefem Grunde wurden die jährlichen Kontingente anfangs halbjährlich, feit dem Wirtfchaftsjahr 1932/33 vierteljährlich aufgeteilt, fo daß die Lizenzen alfo immer nur für eine folche Teilperiode ausgeftellt werden und innerhalb derfelben der entfprechende Anteil am Gefamtjahreskontingent nicht überfchritten werden darf. Die gleichmäßige örtliche Verteilung der Einfuhr und gleichzeitig ein Schutz gegen fpekulative Monopoliiierungsverfuche einzelner Kaufleute durch Sicherung des Gefamtkontingents einer Warengattung foll durch eine Aufteilung diefer Gefamtkontingente auf die verfchiedenen Zollämter erreicht werden, die iich nach der örtlichen Verteilung der Einfuhr in früheren Jahren richtet. Um der Dynamik des Wirtfchaftslebens einigermaßen gerecht zu werden, wurde gleichzeitig angeordnet, daß bei Abfchluß jeder Einfuhrperiode eine Kompenfation zwifchen den verfchiedenen Zollämtern möglich ift, wobei allerdings die Schwerfälligkeit des bürokratifchen Apparats hemmend im Wege fteht. Bevor ich in den nächften Abfchnitten auf weitere technifche Einzelheiten und die praktifchen Wirkungen des Außenhandelsmonopols zu fprechen komme, möchte ich an diefer Stelle abichließend darauf hinweifen, daß trotz aller Nachteile für den freien Handel und die Wirtfchaftlichkeit der Güterverteilung nicht verkannt werden darf, daß eine Kritik mit theoretifchen Argumenten nicht am Platze ilt. Die Situation, die zu diefem rigorofen Eingriff des Staates in die freie Wirtfchaft Anlaß gab, ließ nicht erwarten, daß (ich eine volkswirtfchaftlich günitige Entwicklung nach den Gefetzcn der ökonomifchen Theorie durchfetzen würde, wenn man den Dingen nur freien Lauf ließ. Denn der Automatismus der freien Wirtfchaft hatte fich auch vor der Einführung des Außenhandelsmonopols nicht auswirken können, weil diefe Wirtfchaftsfreiheit nur auf feiten Perfiens beftand, während der wichtigfte Kontrahent im auswärtigen Warenverkehr, die Sowjetunion, durch fein Wirtfchaftsfyftem in der Lage war, den automatifchen Ausgleich der perilfehen Devifenbilanz dauernd zu verhindern. Es ift auf keinen Fall anzunehmen, daß fich Perfien zu diefer Bürokratifierung des Handels lediglich aus protektioniftifchen Motiven entfchloilen hätte, fondern es gefchah hauptfächlich aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus, fich auf diefe Weife gegen die Devifen verlufte an Rußland zu fchützen, da andere Kampfmittel nicht zur Verfügung ftanden. Damit komme ich zu der Frage, wie iich die handelspolitifchen Beziehungen zu diefem Staate in der Folgezeit geftalteten. Da das perfifche Außenhandelsmonopolgefetz ausdrücklich beftimmte, daß der Wert der Ausfuhrzertifikate und der Einfuhrlizenzen auf Grund des tatfädhlichen Warenwertes von den Zollbehörden kontrolliert bezw. feftgefetzt wird, beftand f ü r die Sowjetunion im Rahmen des 141
Handelsproviioriums vom i. Oktober 1927 nicht mehr die Möglichkeit, durch die oben (S. 1 1 1 ) befchriebene Verrechnungsmethode des perfifch-rufiifchen Warenaustaufchs einen ftändig wachfenden Aktivfaldo zu feinen Gunften zu erzwingen. Es hatte alfo felbft großes Intereile, diefes Proviforium jetzt durch einen endgültigen Handelsvertrag zu erfetzen und dabei eine rechtliche Garantie feiner Pofition im perfifchen Außenhandel zu erreichen, die durch die Monopolifierung des letzteren durch die periifche Regierung technifch ohne weiteres möglich geworden war. Nach langen Verhandlungen kam es zum Ab fehl uß des Perfijch-Rujfijchen Handels-, Niederlaffungs- und vertrages vom 27. Oktober 19JI.
Schiffahrts-
Das Wefentliche diefes Vertrages läßt fich in den folgenden fünf Tatfachen zufammenfaHen: 1. In beiden vertragfchließenden Ländern ift der Außenhandel Staatsmonopol, wenn auch in unterfchiedlicher technifcher Ausgeftaltung. Das periifche Monopolgefetz wird von der Sowjetunion grundfätzlich anerkannt. 2. Die rufiifche Ausfuhr nach Perfien, die fich alfo im Rahmen der perfifchen Kontingente halten muß, wird im voraus in ihrer Höhe von Perfien garantiert, und zwar durch Refervierung beftimmter Anteile an den einzelnen Kontingenten. Der für die erfte Periode feftgefetzte prozentuale Anteil Rußlands an dem perfifchen Gefamteinfuhrkontingent darf in den folgenden Jahren nicht unterfchritten werden. 3. Die einzelnen Lizenzen für die Einfuhr aus Rußland werden ohne Vorlegung von Ausfuhrzertifikaten erteilt, jedoch unter der Bedingung, daß periifche Produkte in gleichem Werte nach Rußland auszuführen find, wofür Ausfuhrbefcheinigungen ausgeftellt werden. Gegen Schluß jedes Wirtfchaftsjahres, alfo vor dem 21. Juni jedes Jahres, wird feftgeftellt, ob der Gefamtwert diefer Ausfuhrbefcheinigungen dem Gefamtwert der erteilten Einfuhrlizenzen entfpricht. Stellt fich eine Differenz heraus, fo ift fie im folgenden Wirtfchaftsjahr auszugleichen. 4. Für Zucker, Erdölderivate und Zündhölzer erhält die Sowjetunion das Einfuhrmonopol. Die Einfuhr aller ruffifchen Waren kann über jedes beliebige Zollamt erfolgen. Die Ausfuhr perfifcher Produkte nach Rußland unterliegt keinen Befchränkungen mehr, abgefehen von der folgenden Beftimmung über die Ausübung der Handelsfunktionen: 5. Perfifche Kaufleute, welche direkt nach Rußland exportieren, müllen in jedem Fall die Genehmigung der in Perfien arbeitenden Sowjethandelsorganifationen einholen. Dies bedeutet das Monopol diefer Organifationen für die periifche Ausfuhr nach Rußland, das praktifch fdion vor dem Abfchluß diefes Vertrages beilanden hatte. Da die Sowjetgefellfchaften ausdrücklich von der Devifenabliefe142
rungspflidit befreit find, wird alfo der geiamte Warenaustaufch zwiichen beiden Ländern intern bei ihnen abgeredinet. Die durch diefen Handelsvertrag gefchaffene Situation ift alio die, daß Rußland, abgefehen von den nicht lizenzpflichtigen Lieferungen nach Perfien (Beftellungen der Regierung, Kapitalimport etc.), einen feil beftimmten Anteil an der perfiichen kontingentierten Einfuhr hat, der für einige Waren 100% des Gefamtkontingents ausmacht. Gleichzeitig ift Rußland gezwungen, die gleiche Menge perfiicher Produkte zu kaufen, und da nunmehr der Warenaustaufdi zwifchen beiden Ländern endgültig Monopol der Sowjethandelsvertretung und der in Form von Aktiengefellfchaften organifierten anderen Sowjetftellen geworden ift, ipielt die Devifenfrage keine Rolle, da diefe ruifiichen Organifationen im Lande gegen Kran (jetzt Rial) kaufen und verkaufen und ein Differenzbetrag im folgenden Jahre ausgeglichen werden muß. Endgültige Devifenverpflichtungen Perfiens gegenüber der Sowjetunion entftehen alfo im Warenverkehr nur bei lizenzfreien Importen, welche bei diefem Ausgleich nicht berückfichtigt werden. Somit erfcheint bei ftrikter Innehaltung diefer Vertragsbeftimmungen das Intereile Perfiens an einer Ausbalancierung der Handelsbilanz mit der Sowjetunion gewahrt zu fein. Dies konnte allerdings nur durch das große Zugeftändnis in der Kontingentsfrage erreicht werden, das eine außerordentliche Fertigung der rufiifdien Pofition auf dem perfiichen Markt bedeutet und die Gefahr einfchließt, daß die Sowjetunion diefe Garantie durch die Lieferung von noch fchlechteren Waren und zu noch höheren Preifen als bisher ausnutzt. In der Tranfitfrage wurden formell die Beftimmungen des Abkommens vom i. Oktober 1927 aufrechterhalten (f. oben, S. 54). Für Lieferungen nach Perfien genügt aber jetzt an Stelle der ruififchen Lizenz ein beglaubigtes Urfprungszeugnis mit dem Vifum des ruififchen Konfulats. Für dieies werden zur Zeit in Deutichland R M 12.— bei Sendungen im Werte unter R M 2000.— berechnet, mit ftarker Steigerung dieies Satzes bei Lieferungen von höherem Gefamtwert. Man kann alfo von einem verfteckten Tranfitzoll fprechen. Schon vor dem Abfchluß des neuen Handelsvertrages waren jedoch in der Durchfuhrbefchränkung f ü r die perfifche Einfuhr via Batum weitere Erleichterungen gefchaffen worden. Während fie für beftimmte wichtige Warenklaflen, z. B. Zucker, Gummiwaren und Baumwolltextilien, weiterhin ftreng durchgeführt wurde, erlaubte die Sowjetunion den Tranfit vieler Artikel, die ihren eigenen Exporten nach Perfien keine Konkurrenz machten, fo z. B. beftimmte Metallwaren, reinwollene Textilien uiw., die nicht zu den ausdrücklich im Vertrage freigegebenen Waren gehören. Selbftverftändlich befteht auch hier weiterhin die Bedingung, daß die Uriprungsländer Vertragsftaaten gegenüber Rußland find. Der Grund f ü r diefe Erleichterung war natürlich nur das ruffifche Interefle, an der Beförderung der fonft über Trapezunt oder Ahwaz gehenden Waren zu verdienen, 143
foweit die Exportintereilen der Sowjetinduftrie nidit beeinträchtigt werden. In diefem Zufammenhang muß darauf hingewiefen werden, daß Großbritannien erft am 10. April 1930 einen proviforifchen Handelsvertrag mit der Sowjetunion abfdiloß, bis dahin alfo Nordperfien nicht über Batum beliefern konnte. Inzwifchen ift diefer Vertrag nun wieder von britifcher Seite gekündigt worden (Oktober 1932), fo daß der Export Großbritanniens erneut auf diefe Weife gegenüber anderen Ländern benachteiligt ift. Außer diefen wichtigen Veränderungen bei den handelspolitifchen Grundlagen des perfifchen Außenhandels muffen nodi die folgenden erwähnt werden: Die meiften Pofitionen des Zolltarifs blieben in den Krifenjahren unverändert, jedoch wurden mit dem Inkrafttreten des Außenhandelsmonopols, alfo mit dem 2 1 . März 1 9 3 1 , die Zölle in einer neuen Rechnungseinheit, die man trotz ihrem ebenfalls unftabilen Werte unter Vorwegnahme der Währungsreformpläne den Goldrial nannte, erhoben. Diefer „ G o l d " - R i a l wurde im Verhältnis j : 2 zum Wert des Kran in Beziehung gefetzt. Da der Kurs des letzteren im Durchlchnitt des Jahres 1 3 1 0 (1931/32) um 57% niedriger war als im Durchfchnitt des Jahres 1307 und fich die Entwertung der Währung feitdem weiter fortgefetzt hat, bedeutet die nominelle Erhöhung der Zollfätze um 3/5 nur einen Ausgleich diefer Entwertung. Die Monopolbefteuerung der im übrigen freien Opiumausfuhr war bis 1930 auf 400 Toman (4000 Kran) pro Kifte allmählich gefteigert worden, wie es im Monopolgefetz vom 1. Juli 1928 vorgefehen war. Dann, im November 1930, entfchloß fich die Regierung, auf ein Angebot des Exporteurs Mirza Habibollah Amine einzugehen und diefem in Verbindung mit einer zweiten Firma das ausfchließliche Ausfuhrrecht zu übertragen, gegen eine Abgabe von £ 83.— pro Kifte in den erften zwei Jahren der fünfjährigen Vertragsperiode, £ 100.— im dritten und vierten und £ 1 1 7 . — im fünften Jahre. Der Berechnung follte ein feftes Ausfuhrquantum von 6500 Kiften zugrundegelegt werden, auch wenn tatfächlich weniger exportiert werden würde. Man hörte wenig über die praktifchen Auswirkungen diefer neuen Form des Opiummonopols, bis die Zeitung „L'Ettelat" am 18. Oktober 1932 berichtete, daß der Vertrag wieder annulliert worden ift und die alten Monopolbeftimmungen von neuem in K r a f t getreten find. Am Schluß des Jahres 1307, alfo am 2 1 . März 1929, wurde von der perfifchen Regierung das Tabakmonopol eingeführt, welches Anbau, Verarbeitung und Verkauf diefes Produkts umfaßt. Für den Außenhandel hat es nur geringe Bedeutung, da die Befteuerung nicht die Exporte trifft. N u r die Beftimmung, daß dem privaten Handel Ausfuhr- und Einfuhrgefchäfte nur mit befonderer Genehmigung geftattet find, worunter auch die Einfuhr von Zigarettenpapier fällt, ftellte eine bürokratifche Erfchwerung des Warenverkehrs dar. 144
Schließlich muß noch das „Gefetz für die Regiftrierung von Handelsmarken" vom 20. Auguft 1 9 3 1 genannt werden. Es hat f ü r den Abfatz ausländifcher Markenartikel in Perfien große Bedeutung, da f ü r diefe bis dahin ein wirkfamer Schutz nicht beitand. 3. Größe und Bilanz des Außenhandels in den Krifenjahren 1308/10. Mit dem nochmaligen Hinweis auf die Korrekturbedürftigkeit der periifchen Außenhandelsftatiftik gebe ich nachftehend die diefer entnommenen Ziffern f ü r den Außenhandel der Jahre 1308 (1929/30) und 1309 (1930/31) fowie die entfprechenden Angaben für das Jahr 1 3 1 0 (1931/32), die noch nicht im Druck erfchienen find, aber als vorläufige Zahlen in der perfifchen Zeitung „ I r a n " in den Ausgaben vom 2. bis 19. November 1932 veröffentlicht wurden. Die Umrechnung der Kranbeträge in Reichsmark erfolgte für die letzten beiden Jahre, alfo f ü r die Periode der Devifenzwangswirtfchaft, nicht zu den amtlichen Durchfchnittskurfen, fondern zu dem ungefähren Durchfchnitt der im Schwarzhandel gezahlten Kurfe, mit Rückficht darauf, daß diefe für den weitaus größten Teil der Ein- und Ausfuhrgefchäfte maßgebend waren. Der Gefamtaußenhandel einfchließlich der ölausfuhr der AngloPersian Oil Co. belief fich auf: 1308 (1929/30): Kran 2 494,69 Mill. ä R M —.352 . . . R M 878,13 Mill. 1309 (1930/31): Kran 2 2 7 4 , 3 5 Mill. ä R M —.229 . . . R M 520,83 Mill. 1 3 1 0 (1931/32): Kran 1 942,03 Mill. 70 & R M — . 1 8 2 . . . R M 353,44 Mill. Entfprechend der Unterfuchungsmethode im Teil I werden diefe Zahlen den entfprechenden Welthandelsumfätzen gegenübergeftellt und die fich fo ergebenden Anteile in Prozenten ausgedrückt. Zum Vergleich werden diejenigen für das Jahr 1307 hier wiederholt: 1307: Außenhandel Perfiens RM 993,423 Mill. — 0,36$% des Welthandelsumfatzes. 1308: Welthandelsumfatz (1929) . R M 2 8 2 7 0 0 Mill. 77 Außenhandel Perfiens . . R M 878,13 Mill.
=
1309:
Welthandelsumfatz (1930) . Außenhandel Perfiens . .
1310:
Welthandelsumfatz ( 1 9 3 1 ) . Außenhandel Perfiens . .
0,311%
R M 229000 RM 520,83 = 0,227% R M 1 6 1 500 RM 3J3,44
=
0,219%
Mill. Mill. Mill. Mill.
Da die Schrumpfung der Welthandelsumfätze in den Krifenjahren nicht fo gleichmäßig vor fich ging wie in der Konjunkturperiode die Steigerung, wurden fie nicht auf das perfifche Kalenderjahr umgerechnet, das um 22/3 Monate fpäter liegt. 14a
Es zeigt iich alfo, daß dem ftarken abioluten Rückgang des periifchen Gefamtaußenhandels audi ein allerdings mäßigerer relativer Rückgang im Verhältnis zu den Welthandelsumf ätzen entfpricht. Daß bei diefen ebenfo wie bei dem periifchen Handel die Änderung des Preisniveaus eine größere Rolle gefpielt hat als die mengenmäßige Schrumpfung, ift felbftverftändlich. Im nächilen Abfdinitt wird die Entwicklung des Ausfuhri>o/«mew noch unterfucht werden. Hier ift zunächft feftzuftellen, welche Rolle bei dem Rückgang des Außenhandelswertes die ölausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. gefpielt hat, d. h. wie er iich, nicht weltwirtfchaftlich, fondern vom Standpunkt der periifchen Volkswirtfchaft gefehen, darftellt: Außenhandel Perfiens ausfchließlich Ausfuhr der Anglo-Persian Oil Co.: 1307: 1308: 1309: 1310:
RM RM RM RM
5J 1,06 495,35 290,69 226,04
Mill. Mill. Mill. Mill.
= 0,203% = 0,175% = 0,127% = 0,140%
des des des des
Welthandels Welthandels Welthandels Welthandels
Unter der Voraus fetzung, daß der prozentuale Anteil der uniichtbaren Ein- und Ausfuhr am Gefamthandel unverändert geblieben ift, ergibt iich hier alfo ebenfalls für die ganze Periode ein ftarker abfoluter Rückgang, während der Anteil am Welthandel im Jahre 1 3 1 0 (1931/32) wieder fteigende Tendenz zeigt. Dies dürfte in der Hauptfache darauf zurückzuführen fein, daß die Welthandelsumf ätze im Jahre 1 9 3 1 befonders ftark infolge der protektioniftifchen Maßnahmen in Europa und Amerika zufammenfchrumpften. Diefe trafen in erfter Linie Induftrieerzeugniile, Getreide und landwirtfchaftlidie Veredelungsprodukte, nicht aber die typifchen Ausfuhrerzeugniile Perfiens, die iich deshalb mengenmäßig gut behaupten konnten. Die perfifche Handelsbilanz geftaltete iich in den Krifenjahren folgendermaßen (vergl. diejenige f ü r 1307 auf S. 60): Handelsbilanz
1308
(1929I30) 1 Kran =
R M —.352
In Mill. Kran
Mill. R M
Wareneinfuhr Einfuhr von Edelmetallen und Münzen
875,76 44,09 919,85
308,27 15,52 323,70
Warenausfuhr (exkl. ö l ) ölausfuhr der A P O C Ausfuhr von Edelmetallen und Münzen
482,79 1087,44 4,61
1
1574.84
5$4>34
146
69,94 382,78 1,62
Handelsbilanz
/309
(19jojji) 1 Kran =
In Mill. Kran
Wareneinfuhr Einfuhr von Edelmetallen und Münzen Warenausfuhr (exkl. ö l ) ölausfuhr der A P O C Ausfuhr von Edelmetallen und Münzen Handelsbilanz
IJI0
R M —.229 Mill. RM
808,77 1,76
185,21
810,53
13.47
i8y,6r 101,89 230,14 3,08
1463,82
335."
445.38
1004,97
(1931I32) 1 Kran
¡;: Mill. Kran
Wareneinfuhr Einfuhr von Edelmetallen und Münzen Warenausfuhr (exkl. ö l ) ölausfuhr der A P O C Ausfuhr von Edelmetallen und Münzen
RM —.182 Mill. RM
606,76 2,20
110,43 0,40
608,96
110,83
631,27 700,00
114,89 127,40
333>°7
242,62
1,80
x
0,40
o.33
4. Die Urfadien der Außenhandelsentwicklung in der Krife.
Die fich in den oben wiedergegebenen Zahlen ausdrückende Geftaltung des perfifchen Außenhandels ftellt die Gefamtwirkung einer Vielzahl verfchiedenartigfter Beilimmungsfaktoren dar, die ihn teils in der gleichen, teils in entgegengefetzter Richtung beeinflußten. Es ift nicht möglich, die Wirkungen der Einzelurfachen von einander zu trennen. Jedoch kommt man diefem Ziel fchon ziemlidh nahe, wenn man diefe Urfachen felbft ifoliert betrachtet, foweit dies nicht auf wirklichkeitsfremde Abftraktionen hinausläuft. Dabei ericheint die folgende Einteilung zweckmäßig: a) Valuta- und Preisgeftaltung, b) EinflülTe der Handelspolitik, c) Sonftige Urfadien. a) Valuta und Preife.
Die ununterbrochene Abwärtsbewegung des Krankurfes im Laufe der hier zugrundeliegenden drei Krifenjahre wurde bereits ausführlich dargeftellt. Es wurde mehrmals darauf hingewiefen, daß die Zahlungsbilanziituation dauernd für die Parallelität diefer Bewegung mit dem Preisfturz des Währungsmetalls, des Silbers, geforgt hat. Ebenfo ging aus diefer Darftellung hervor, daß für die Zahlungsbilanzgeftaltung befondere Gründe, jedenfalls nicht ein überhöhtes Preisniveau im Inland, verantwortlich waren. Denn eine nennenswerte Geldvermehrung hat nicht ftattgefunden, weder als Urfache der Kursbewegung noch als Folge der gefunkenen Valuta. Unter
diefen Umftänden mußte die Kranentwertung, ifoliert betrachtet, folgende Wirkungen haben: 1. Relativ ftabile Preife für reine Inlandswaren und -leiftungen, 2. parallel mit den Devifenkurfen fteigende Preife f ü r alle Einfuhrwaren und Dienftleiftungen des Auslands, 3. fteigende Preife für alle Ausfuhrwaren. Dies hätte für den Außenhandel bedeutet: icharfe DrolTelung der Einfuhr wegen fteigender Preife bei ziemlich unverändertem Geldeinkommen der Bevölkerung, ferner Anreiz zu vermehrter Ausfuhr wegen der Differenz zwifchen Devifenkursfteigerung und Erhöhung der Ausfuhrwarenpreife. Diefe Differenz mußte entftehen, weil die Produktionskoften nur fehr langfam der Kursbewegung folgen konnten. Die Kranentwertung als alleinige Urfache der Außenhandelsentwicklung hätte alfo feit Beginn der K r i f e eine ftändig wachfende Aktivierung der Handelsbilanz bewirken müilen. Neben anderen, fpäter zu erörternden Momenten entftand aber in der Preisgeftaltung felbft ein Faktor, der diefe Wirkungen der Valutabewegung teilweiie aufgehoben hat, nämlich in dem Preisfturz der Waren auf dem Weltmarkt. Um nun die Refultante aus diefen beiden, einander entgegenwirkenden K r ä f t e einwandfrei zu ermitteln, kommt es darauf an, in wenigen, über fichtlichen Zahlen den Einfluß der Bewegung der Weltmarktpreije auf den perfifchen Außenhandel zu zeigen. Es muß daraus alfo erfichtlich fein, in welchem Maße der Rückgang der Weltmarkt preije für die Einfuhrwaren die durch die Kranentwertung bedingte Reduzierung des Importvolumens und wieweit der Preisrückgang bei den Ausfuhrwaren den ebenfalls dadurch bedingten Anreiz zu gefleigerter Exporttätigkeit kompenfiert haben. Sowohl für die Importwaren wie für die Exportwaren find alfo Indexziffern zu berechnen, an denen man diefe Preisbewegung verfolgen kann und die dann in Beziehung zu der Kursgeftaltung zu fetzen find. Dabei ergibt fich von felbft die Beantwortung einer weiteren wichtigen Frage, ob und in welchem Umfange eine Preisfchere zwifchen den Einfuhr- und den Ausfuhrgütern entftanden ift, deren Exiftenz eine weitere Beeinfluilung des Außenhandels, vor allem des Einfuhrvolumens, bedeuten würde. Es liegt nahe, der Berechnung diefer beiden Indizes die Wertund Mengenangaben der perfifchen Zollftatiftik zugrundezulegen, da diefe die fpeziell im perfifchen Außenhandel bezahlten bezw. erzielten Preife ergeben würden, wenn fie als zuverläffig gelten könnten. Es wurde aber fchon betont, daß gerade die Wertdeklarationen aus verftändlichen Gründen ftark von den tatfächlichen Preifen abweichen. Außerdem wäre es nicht möglich, die richtigen K u r f e f ü r die Umrechnung in Goldwährung feftzuftellen, da wegen der ungleichmäßigen Verteilung der jährlichen Importe und Exporte auf die einzelnen Monate die Anwendung der Jahresdurchfchnittskurie die Refultate erheblich verfchieben müßte. Aus diefen Gründen habe ich es mit einer noch zu erwähnenden Ausnahme vorgezogen, die Preisbewegung bei den verfchiedenen Warengattungen an den Weltmarkt148
preifen in Goldwährung zu verfolgen, foweit fich diefe für gleichartige Produkte feftftellen ließen. W o dies nicht durchführbar war, habe ich nach Möglichkeit die Preife derjenigen Artikel, die für die betreffnde WarenklaiTe typifch find, zugrundegelegt. Auf diefe "Weife wurden je ca. 84% der Exporte und Importe erfaßt, fo daß alfo für die redlichen 16% eine im Durchfchnitt parallele Preisbewegung angenommen wird, was ungefähr zutreffen dürfte. Eine Fehlerquelle bleibt dann noch in dem Unterfchied zwifchen den Preifen im perfifch-ruffifchen Warenaustaufch und denjenigen im übrigen Außenhandel. Diefer Unterfchied ift aber nur abfolut genommen von Bedeutung, denn da die von Rußland diktierten Preife fchon im Jahre 1307, welches als Bafisjahr für die Indexberechnung gewählt wurde, durchfchnittlich den geographifdi bedingten Frachtenfchutz voll ausnutzten, mußte ihre Veränderung ungefähr mit denjenigen auf dem "Weltmarkt parallel laufen, fo daß letztere alfo auch für diefen Teil des perfifchen Außenhandels als maßgebend angefehen werden können. Uber die Berechnungsmethode ift außerdem noch zu fagen, daß die ölausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. wegen ihrer Sonderftellung und relativ geringen Bedeutung in der perfifchen Volkswirtfchaft ausgefchloilen wurde. Daß als Preisbafis das Jahr 1307 (1928/29) gewählt wurde, erfcheint dadurch gerechtfertigt, daß es vielleicht als „normalftes" Jahr der Nachkriegszeit angefprochen werden kann und daß es den Ausgangspunkt für die hier zu unterfuchende Krifenperiode bildet. Wegen der Harken Disperfion der Preife fowohl in der perfifchen Ausfuhr wie in der Einfuhr mußte felbftverftändlich ein gewogener Index als unbedingt erforderlich erfcheinen, und zwar wurde das Prinzip der konftanten Wägung angewandt, alfo der Unveränderlichkeit der Warenkoeffizienten im Verlauf der Unterfuchungspcriode. Der Ausfubrindex, der alfo für das Jahr 1307 gleich 100 gefetzt wird, beredinet fich demnach folgendermaßen: Ausfuhrwert in Kran (1307)
WarenklaiTe I. II. III. IV. V. VI. VIL VIII. IX. X.
Koeffizient
Wollteppiche . . . Opium Baumwolle . . . Reis Häute und Felle . . Gummitragant . . Wolle Mandeln . . . . Rofinen . . . . Rohfeide und Kokons
159,35 Mill. 39,8 159.35 16,3 65,04 52,68 13,* 28,86 7.2 21,62 5.4 4,0 15,85 15,62 3.9 15,28 13,84 3.4 12,00 3.0 400,13 Mill. 100,0 ioc Kran = 83,8% der Gefamtwarenausfuhr exkl. Erdölexport. 149
Entfprechend dem Anteil der einzelnen WarenklafTen an der Ausfuhr des Jahres 1307 beftimmen iich alfo ihre Koeffizienten f ü r den gewogenen Ausfuhrindex. Bei der Berechnung der Vergleichsbafis wurden folgende Durchfchnittspreife für die Periode April 1928 bis März 1929 zugrundegelegt (wegen beilerer Überfichtlichkeit in R M umgerechnet): I. Wollteppiche, a) Durchfchnittspreis im Londoner Umfdilagshandel für Kirman-, Mefched- und Täbristeppidie, 1. Qualität: R M 4.90 per Quadratfuß; b) Isfahanvorleger, Standardgröße, 1. Qualität: R M 410.— per Stück78. Anteilskoeffizient von a: 7 0 % , von b: 30% II. Opium. Raucheropium cif oftafiatifchen Hafen, 10% Morphin. R M 4400.— bis 4600.— per Kifte 79 . III. Baumwolle.
Ind. Oomra in London, R M —.65 per lb.
IV. Reis. Burma II in London, R M 13.77 per cwt. V . Häute und Felle. R M j.91.
Good Madras Sheep Skins, first selection,
V I . Gummitragant. Durdifchnitt zwifchen Gol-Tragant und Textiltragant in Hamburg bei Eintreffen der Saifonverfchiffungen, R M 426.— per cwt (Januar 1929) 80 . V I I . Wolle. Gr. crossbred 4 6 ' s in London, R M I . J 3 7 2 per lb. V I I I . Mandeln.
Sizilifche P.G. in London, R M 170.— per cwt.
I X . Rofmen. Extra Carab. Sultaninen in Hamburg, R M 69.75 per 100 kg. X . Rohjeide und Kokons. R M 48.$9 per kg.
Gelbe 9/11
Rohfeide in
Mailand,
Der Ausfuhrindex f ü r die Jahre 1308, 1309 und 1 3 1 0 errechnet fidi alio, indem man die entfprechenden Durchfchnittspreife in diefen Jahren zu den oben f ü r 1307 angegebenen in Beziehung fetzt und fo zunädift die Warenindizes (1307 = 100) ermittelt. Durch Multiplizierung mit den auf S. 149 angegebenen Koeffizienten der einzelnen WarenklafTen ergibt iich dann für jedes J a h r der Gefamtindex der perfifchen Ausfuhr. Die Berechnung wird hier wiedergegeben, damit gleichzeitig die Preisbewegung bei den wichtigflen Waren des perfifchen Außenhandels im Verlauf der Krije dargeßellt wird, fo daß fich dies an anderer Stelle erübrigt: 150
1307 (1928/29) Warenklalle I. Preis R M 4.90(70%) R M 4 1 0 • - (30%) Index 100 II. Preis R M 4500.— Index 100 III. Preis RM -•65 Index 100 Preis RM IV. 13-77 Index 100 V. Preis RM 5-91 Index 100 VI. Preis R M 426.— Index 100 VII. Preis RM x-53 1 /, Index 100 VIII. Preis R M 170.— Index 100 IX. Preis RM 69-75 Index 100 X. Preis RM 48.59 Index 100
1308 1309 1310 (1929/30) ( i 9 3 o / 3 0 (1931/32! 4.40 2.10 4 — 245.— 150.— 325-— 86.64 74.07 40.97 4400.— 2700.— 3930-— 87.22 60.00 97-78 1 -.26% --30 /, —•53 81.54 46.91 40.38 12.98 10.29 7-17 94.26 52.07 74-73 5.65 3.50 5-45 92.22 95-77 59-^3 392.— 219.— 334-— 92.00 51.41 78-44 1.16V2 —7^1* —•51 33.22 47.07 75-9° 146.— 106.— 104.— 85.88 62.35 61.18 62.34 63.05 79-63 114.17 90.39 89-35 41.26 26.04 18.94 84.92 36.94 53.60
Daraus ergeben (ich die Gefamtausfuhr-Indizes wie folgt: 1307 (1928/29) — 100. Warenklaffe
Koeffi1308 I3°9 1310 zient W-Ind. 8 1 Ziffer W-Index Ziffer W-Index Ziffer
I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X.
39.8 16,3 13.2 7.2 5.4 4.0 3.9 3,8 3.4 3.o
86,64 97,78 81,54 94,26 95,77 92,00 75,90 85,88 89,35 84,92
34,58 15,94 10,76 6,79 5,i7 3,68 2,96 3,26 3>04 2,55 88,73
74,07 87,22 46,91 74,73 92,22 78,44 47,07 62,35 90,39 53,60
29,48 14,22 6,19 5,38 4,98 3,M 1,84 2,37 3,07 1,61 72,28
Periifdier Ausfuhrindex für 1308: Perfifcher Ausfuhrindex für 1309: Perfifcher Ausfuhrindex für 1310: "') W-Index =
40,97 60,00 40,38 5 2 >°7 59,23 5i,4i 33,^2 61,18 114,17 36,94
16,31 9,78 5,33 3,75 3,20 2,06 1,30 2,32 3,88 I.II 49,04
88,73 72,28 49,04
Waren-Index, d. h. Einzelindex der betreffenden Warenklalle. 151
Für die Berechnung der Einjuhrindizes ift die Ermittlung typifcher Weltmarktpreife mit größeren Schwierigkeiten verbunden als bei der einfacher zufammengefetzten Ausfuhr Perfiens. So mußten mangels vergleichbarer Marktpreife für wollene und halbwollene Textilien diefe mit den Baumwollgeweben zufammengefaßt werden, wobei für alle die Preisveränderungen bei Baumwolltwills in Manchefter zugrundegelegt wurden. Da beide Rohftoffe eine ungefähr parallele Preisbewegung zeigten und weil die Baumwollgewebe in diefer Zufammenfaffung weitaus überwiegen, liegt hierin keine Gefahr einer wefentlichen Verfchiebung. Um einen wichtigen, aber fehr kompliziert zufammengefetzten Teil der Einfuhr, die außer diefen Textilien importierten induftriellen Konfumwaren, mitzuerfailen, war es notwendig, für diefe Warenklaffe eine Indexziffer zu finden, die ihrer Zufammenfetzung und demnach ihrer durchfchnittlichen Preisveränderung ungefähr entfpricht. Ich wählte den deutfchen Großhandelsindex für Fertigwaren, der m. E. diefem Erfordernis am bellen entfpricht, da feine Bewegung nur durch einen relativ kleinen Anteil gebundener Inlandspreife beeinflußt wird, und da die in ihm berückiichtigten Waren auch ungefähr der Zufammenfetzung diefes Teils der perfifchen Einfuhr nahekommen. Für die aus Rußland importierten Mineralölprodukte benutzte ich als einzigen Fall die Angaben der perfifchen Zollftatiftik, da in diefer Warenklaffe unrichtige Wertdeklarationen unwahrfcheinlich find und die Weltmarktpreife immer gebunden waren und deshalb den von Perfien bezahlten in keiner Weife entfprechen. Nur für das Jahr 1310, für welches noch keine Mengenangaben der perfifchen Einfuhr vorliegen, wurde die Preisveränderung bei rumänifchem Schwerbenzin gegenüber der Periode April 1930 — März 1931 zugrundegelegt (Ausfuhrpreife fob Konftanza), da bei diefen freie Preisbildung beftand. Die Preisbewegung bei der Warenklaffe „Automobile und Zubehör", die fich hauptfächlich aus amerikanifchen Automobilen und Reifen zufammenfetzt, wurde an den Ausfuhrpreifen der Vereinigten Staaten verfolgt, die für die Kalenderjahre 1928—1931 aus der Brofdnire „Facts and Figures of the Automobile Industry", New York 1932, errechnet wurden. Entfprechend der Zufammenfetzung der perfifchen Einfuhr im Jahre 1307 ergaben fich folgende prozentualen Anteile: Laflwagen und Omnibuffe 68%, Perfonenwagen 20,5%, Bereifung 1 1 , 5 % . In diefem Verhältnis wurden die Preisveränderungen bei diefen drei Kategorien der Berechnung der Gefamtindizes diefer Warenklaffe zugrundegelegt. Im übrigen wurde wie bei der Ermittlung der Ausfuhrindizes verfahren: 152
Einfuhrwert 1307 in K r a n
WarenklalTe I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII.
Baumwollgewebe Wollene u. halbwollene Gewebe Übrige induftr. K o n f u m w a r e n Zucker Tee Mineralölprodukte . . . . Baumwollgarn Automobile und Zubehör . .
Koeffizient
2i7»03\ 26,91 / 121,91 98,12 68,81 38,39 16,97 50,46
38,2 I
638,60 Mill. Kran =
5>3 10,8 6,o 2,7 7>9 100,0
84,4% der Geiamteinfuhr.
Preisbafis (April 1928 — März
1929):
I. und II. Baumwoll- und Wolltextilien. Cotton Twills, 4 1 " breit, 68 yards, 19/19, Garn 36/42a, in Manchefter, R M 25.05 per Stück. I I I . Übrige induftr. Konjumwaren.
Deutfcher Großhandelsindex f ü r
Fertigwaren 159,00. IV. Zucker. J a v a weiß, cif Brit.-Indien, R M 25.75 P e r
100
kg.
V. Tee. Ind. Pekoe in London, R M 1.09 per lb. V I . Mineralölprodukte. Durchfchnittseinfuhrpreis nach der perfifdien Zollflatiftik, f ü r Petroleum (Anteil 4 2 % ) und Benzin (Anteil 4oV 2 %). Petroleum —.60 per Man, Benzin R M 1.60 per Man. V I I . Baumwollgarn. Mule Twist Americ. 20' s in London, R M 1.22V2 per lb. V I I I . Automobile und Zubehör. USA.-Exportpreife: Lailautomobile (68%) R M 2385 — Perfonenwagen {io1l2%) R M 2700.— Autoreifen ( I I V 2 % ) R M 38.85. Die Preisveränderungen und die entfprechenden Warenindizes find: Warenklaffe 1307 1308 1309 1310 I u. II. III. IV. V.
Preis Index Preis Index Preis Index Preis Index
RM RM RM RM
25.05 100 159.00 100 100 1.09 100
24.03 95-95 156.44 98.39 2 3-53 91.38 -•98l/2 90-37
18.54 73-6* 146.48 92.12 16.65 64.66 -.76 69.72
14.04 56.05 131.88 82.94 14.25 55-34 -.418/, 38.30 153
Warenklaile VI. VII. VIII. 8 2
Warenklaile I u. II. III. IV. V. VI. VII. VIII.
Preis
RM
1307
1308
—.60 1.61 100
1
1309
1310
--57 /, —•34 — —.88 1 /, I-453/* Index 91.90 55-34 29.00 Preis R M 1.111/ 2 —-81 3 / 4 -.61V» i.«1/, Index 100 91.02 66.65 50.14 Preis R M 2 3851680.— 1510.— 1030.— 2700.— 2230.— 1875.— 1665.— 36.55 30.45 38-85 35-70 Index 100 81.45 75.53 60.53 1310 Koeffi1309 1308 zient W-Iindex Ziffer W-Index Ziffer W-Index Ziffer 38,2 I9>1 I 5>3 10,8 6,0 2,7 7,9
36,66 I8,79 13,98 9,76 5>51 2,46 6,43 93,59
95.95 98,39 9i,38 90,37 91,90 91,02 8I,45
73,^5 92,12 64,66 69,72 55,34 66,65 75,53
28,13 17,60 9,89 7,53 3,32 1,79 5,97 74,23
Perfifcher Einfuhrindex für 1307:
5 6 >°5 82,94 55,34 38,30 29,00 50,14 60,53
21,41 15,84 8,47 4>M 1,74 1,35 4.78 57,73
100
Perfifcher Einfuhrindex für 1308:
93,59
Perfifdier Einfuhrindex für 1309:
74,23
Perfifcher Einfuhrindex für 1310:
57,73
Jetzt ift es durch Kombinierung diefer Ergebnifle mit der auf S. 105, 109 und 114 wiedergegebenen Bewegung des Krankurfes möglich, den Einfluß auf die Entwicklung des perßfchen Außenhandels feflzuflellen, der von der Preisfeite ausging. Audi hier find felbftverftändlich für die Zeit der Devifenzwangswirtfchaft die an den fchwarzen Börfen gezahlten Kurie zu benutzen, und zwar die bereits oben verwendeten Jahresdurchfchnitte: 1307: 1308: 1309: 1310:
1 1 1 1
Kran Kran Kran Kran
= = = —
RM —.425 RM —.352 RM —.229 RM—.182
Der I n d e x d e s K r a n k u r f e s (1307 = 1308: 1309: 1310: 154
82,82 53,88 42,87
100) Hellt fich alfo auf:
Die Gegenüberitellung diefer Kursindizes mit denjenigen des Ausfuhr Preisniveaus ergibt folgendes Bild: Krankurs: Ausfuhrpreife: Differenz:
1307
1308
1309
1310
100 100 o
82,82 88,73 — 5,91
53)88 72,28 —18,40
4 2,87 49>°4 — 6,17
Das bedeutet, daß während der ganzen Dauer der Periode der durchjcbnittliche Rückgang der Weltmarktpreife f ü r die perfifchen Ausfuhrwaren hinter dem gleichzeitigen Rückgang der Kranvaluta zurückgeblieben ift, daß diefe Differenz aber nur im Jahre 1309 ¡0 groß gewejen iß, daß man auf eine flarke, durch die Preisgeßaltung bewirkte Exportbelebung fchließen darf. Ich betone, daß es fich hier um DurchfchnittsergebniiTe handelt, fo daß für einzelne Waren natürlich die VerhältnifTe fehr verfdiieden find. Da es fich hier in erller Linie darum handelt, die Exportchancen der Gefamtwirtfdiaft bezw. ihre Veränderung durch die Kranentwertung zu prüfen, kann darauf nicht näher eingegangen werden. Ich verweife auf die Tabellen auf S. 1 5 1 (für die Einfuhr S. 153/54), wo die einzelnen Warenindizes angegeben find, deren Vergleich mit den obigen Kursindizes dann die fpezielle Situation für die betreffende Warenklaile zeigt. Wieweit die DrofTelung der Einfuhr infolge der Kranentwertung durch den Rückgang des Einfuhrpreisniveaus (in Goldwährung) kompenfiert wurde, ergibt fich aus der folgenden Gegenüberftellung mit den Kursindexziffern: Krankurs: Einfuhrpreife: Differenz:
1307
1308
1309
1310
100 100 o
82,82 93,59 —10,77
53,88 74,23 — 2 0 >3$
42*87 57,73 —14,86
Der durchfchnittliche Rückgang der Weltmarktpreife für die perfifchen Einfuhrwaren ift alfo wefentlich mehr als derjenige der Ausfuhrpreife hinter der Entwertung der Valuta zurückgeblieben. Mit anderen Worten: Seit dem Jahre 1308 und ganz befonders 1309 (1930/31) mußte die fich in diefen Zahlen ausdrückende Kaufkraftfchwächung der perfifchen Volkswirtfchaft eine Reduzierung der Einfuhr bewirken, d. h. einen mengenmäßigen Rückgang, der nur durch eine ftarke Exportfteigerung oder durch zufätzliche Kapitaleinfuhr hätte vermieden werden können. ZufammenfafTend ift alfo zu fagen, daß der Preisrückgang fowohl bei der Ausfuhr wie bei der Einfuhr nicht mit der Entwertung der Valuta Schritt gehalten hat, fo daß eine Tendenz zu automatifcher Aktivierung der Handelsbilanz beftand. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, daß damit wirtfchaftspolitifche Maßnahmen in gleicher Richtung überflüffig erfchienen. Denn diefe follten ja gerade verhindern, daß der Ausfuhrüberichuß erft auf dem Umweg über eine weitere Entwertung der Wäh155
rung von felbft entftand, und außerdem war es durchaus wahrfcheinlich, daß die durch die Preisbewegung bedingte Kaufkraftfchwächung weniger einen entfprechenden Einfuhrrückgang herbeiführte als vielmehr zunächft eine Abwanderung des beträchtlichen privaten Edelmetallbefitzes, fo daß gerade die Luxuseinfuhr in relativ geringem Maße an dem automatifchen Ausgleich der Bilanz beteiligt gewefen wäre. Nach der Beantwortung diefer Fragen bleibt nun noch feftzuftellen, wie fich die Veränderung des Ausfuhrpreisniveaus zu derjenigen des Einfuhrpreisniveaus verhalten hat, ob alfo eine ftark geöffnete Preisjobere entftanden ift, die in den vergangenen Jahren fo große Bedeutung f ü r die Profperität vieler Volkswirtfchaften gehabt hat. Die obige Unterfuchung hatte bereits erkennen lailen, daß eine unterfchiedliche Entwicklung zuungunften Periiens ftattgefunden hat. Die folgende Gegenüberftellung zeigt die genauen Differenzen: Einfuhrpreife: Ausfuhrpreife: Preisfchere:
1307
1308
1309
1310
100 100 —
93,59 88,73 4,86
74)23 72,28 1,95
57)73 49>°4 8,69
Dies befagt, daß Perfien wegen feiner weltwirtfchaftlichen Stellung als Produzent von Lebensmitteln und Rohftoffen zwar auch diele nachteilige Wirkung der Weltmarktpreisgeftaltung zu fpüren hatte, befonders im letzten J a h r der hier unterfuchten Periode, daß es aber gegenüber anderen Agrar- und Robftoffländern außerordentlich günftig geftellt war. Das ift auf die befondere Struktur der Ausfuhr und auch der Einfuhr zurückzuführen, wie fie aus den Tabellen auf Seite 149 und Seite 153 erfichtlich ift, welche zeigen, daß in der Ausfuhr einige Spezialprodukte mit relativ unabhängiger Preisbewegung ausfchlaggebend find, und vor allem, daß in der Einfuhr diejenigen Waren vorherrfchen, die entweder felbft Lebensmittel und Rohftoffe find (Zucker, Tee, Mineralöl) oder deren Preife ftark rohftoffgebunden find (billige Gewebe und Garne). Schließlich ermöglichen die Indexberedinungen noch, den wertmäßigen Rückgang des perfifchen Außenhandels dahin zu unterfuchen, in welchem Maße er auf den Preisfturz zurückzuführen ift und welche Verminderung des Außenhandelsfo/ttrraew dann verbleibt. Dabei ergibt fich folgendes: Wareneinfuhr: Wert in R M 1307: 1308: 1309: 1310: 156
322,14 308,27 185,21 110,43
Mill. Mill. Mill. Mill.
Index
Volumen
Differenz gegenüber 1307
100 93,59 74,23 57)73
322,14 329,38 249,50 i9l>}°
— + 2,2% —22,6% —30,6%
Warenausfuhr V e r t in R M 1307: 1308: 1309: 1310:
202,85 169,94 101,89 114,89
(exkl.
Index
Mill. Mill. Mill. Mill.
100 88,73 72,28 49,04
Einfuhr
plus
öl):
Volumen
Differenz gegenüber 1307
202,85 9M2 140,96 234,28
— — 5,6% —30,5% + ij>5 %
X
Ausfuhr: Differenz Volumen gegenüber 1307
1307: 1308: 1309: 1310:
524,99 520,90 39°>4 6 425,58
— — 0,8% —25,6% —18,9%
Dieie Refultate bafieren auf den Angaben der perfifchen Außenhandelsftatiftik und find deshalb ftark korrekturbedürftig. Sie laifen dies deutlicher erkennen als die Originalziffern, in denen die Kranentwertung und die Verfchiebung des Preisniveaus die hier dargeftellten Bewegungen im Außenhandelsvolumen verfchleiern. Bei der Einfuhr ift anzunehmen, daß die Differenz zwifchen den Angaben der Statiilik und dem tatfächlichen Volumen im Jahre 1308 ungefähr diefelbe geblieben ift wie im Vorjahr. Die Erhöhung um 2,2 % trotz der Krifenerfcheinungen erklärt fich zur Genüge aus der großen Produktionsmitteleinfuhr der Anglo-Persian Oil Co. und dem Eintreffen des Baumaterials für die transperfiidie Eifenbahn. Für das Jahr 1309 muß eine flarke Erhöhung der unfichtbaren Einfuhr angenommen werden, als Folge der Deviienzwangswirtfchaft, welche nicht nur zu niedrigeren Wertdeklarationen, fondern auch zu einem Anwachfen des Schmuggelimports Anlaß gab. Noch größer wurde die unfichtbare Einfuhr dann im Jahre 1 3 1 0 , nach Inkrafttreten des Außenhandelsmonopols und der damit verbundenen Kontingentierungen und Importverbote. Bei der Ausfuhr ift der fcharfe mengenmäßige Rückgang im Jahre 1309 zwar teilweife auf fchlechte Ernten und die wachfenden Schwierigkeiten im Teppichabfatz zurückzuführen, aber auch hier dürften die Angaben der Statiilik gegenüber den Vorjahren befonders fehlerhaft fein. Denn die formale Devifenablieferungspflicht zu Zwangskurfen veranlaßte die Exporteure zu noch niedrigeren Wertdeklarationen als früher, fo daß die oben feftgeftellte Verminderung des Ausfuhrvolumens um 30 1 I 2 % gegenüber 1307 zum Teil hierdurch erklärt wird. Umgekehrt verhält es fich im Jahre 1 3 1 0 , als das Außenhandelsmonopol durch feine Verknüpfung der Ausfuhrwerte mit den Einfuhrlizenzen alle anderen Erwägungen in den Hinter157
grund treten ließ und die Exporteure veranlaßte, jede Ausfuhr möglich hoch zu deklarieren, foweit es die Kontrolle an der Zollgrenze erlaubte. Denn jetzt kam es in erfter Linie darauf an, Ausfuhrzertifikate mit einem möglichft hohen Gefamtwert zu erhalten, deren Veräußerung an Importeure oder Benutzung f ü r eigene Einfuhrgefchäfte nun den Hauptgewinn bei jedem Ausfuhrgefchäft darftellte. Deshalb ift die oben angegebene Steigerung des Ausfuhrvolumens auf 1 1 5 V 2 % desjenigen des Jahres 1 3 0 7 zum großen Teil hieraus zu erklären, wenn auch daneben eine tatfächliche Steigerung, infolge der Auswirkungen des Monopolgefetzes und günftiger Ernteergebniffe, ftattgefunden hat. Für die in der letzten Tabelle berechneten Veränderungen des Gefamtaußenhandelsvolumens läßt fich daraus folgendes ichließen: 1308 ift der prozentuale Anteil des unfichtbaren Außenhandels ungefähr derfelbe geblieben wie in den Vorjahren. Die Veränderung des Volumens gegenüber 1 3 0 7 , wie fie oben angegeben wurde, wird alfo einigermaßen der Wirklichkeit entfprechen. Im Jahre 1309 bleiben die Zahlen der Statiftik fowohl bei der Einfuhr wie bei der Ausfuhr mehr als früher hinter den tatfächlichen Werten zurück, fo daß der fcheinbare Rückgang des Außenhandelsvolumens um gegenüber 1 3 0 7 aller Wahrfcheinlichkeit nach als zu hoch angefehen werden muß. Für 1 3 1 0 wurde gefagt, daß die unfichtbare Einfuhr weiter angewach fen ift, daß aber auf der anderen Seite die unfichtbare Ausfuhr bezw. Minderdeklarationen ganz oder jedenfalls zu einem großen Teil verfchwunden find. Das aus der Statiftik berechnete Einfuhrvolumen zeigt alfo gegenüber den Vorjahren einen ftärkeren Rückgang, als es der Wirklichkeit entfpricht, das Ausfuhrvolumen eine zu ftarke Steigerung. Es ift anzunehmen, daß im letzteren Falle die Differenz die größere ift, fo daß das Gefamtaußenhandelsvolumen im Jahre 1 3 1 0 um mehr als 18,9% unter demjenigen des Jahres 1 3 0 7 liegen wird. Diefe Hinweife müffen f ü r die Korrektur der Berechnungen des Außenhandelsvolumens genügen, da genauere Schätzungen felbftverftändlich nicht möglich find. b) Die handelspolitifdien Maßnahmen. Wenn fchon im letzten Abfchnitt erwähnt werden mußte, daß die Devifengefetzgebung und vor allem das Außenhandelsmonopol als Fehlerquellen der ftatiftifchen Erhebung zu berückfichtigen find, fo handelt es fich dabei doch nur um Vorbehalte, die f ü r eine Auswertung der perfifchen Zollftatiftik notwendig waren, nicht aber um nennenswerte EinflüfTe auf den Gefamtaußenhandel felbft, f ü r deflen volkswirtfchaftliche Bedeutung es kaum darauf ankommt, in welchem Umfange er der Kontrolle der Zollbehörden entgeht oder von ihnen falfch bewertet wird. Es bleiben jedoch die folgenden Auswirkungen der handelspolitifdien Maßnahmen in den Krifenjahren, 158
die den tatfächlichen Außenhandel trafen und die neben der Bewegung der Devifenkurfe und der Warenpreife als weiteres Beftimmungsmoment in der Entwicklung des auswärtigen Warenverkehrs eine große Rolle fpielten. Wie bereits gefagt wurde, erfuhr die handelspolitifche Situation im Jahre 1308 keine wefentlichen Änderungen, foweit es fich um Periien felbft handelt. Nur die Erhöhung des Teppichzolls in den Vereinigten Staaten im Sommer 1929 bedeutete eine Maßnahme, die die Exportmöglichkeiten f ü r diefen Artikel ftark beeinträchtigte, wenn auch weit weniger als der kurz darauf erfolgte WallilreetKrach, der die amerikanifche K r i f e einleitete und fehr nachteilige Wirkungen für die periifchen AbfatzintereiTen in Nordamerika hatte. Das Jahr 1309 wird durch die kataftrophalcn Folgen der Devifengefetzgebung für den gefamten Außenhandel gekennzeichnet, die zunächft eine völlige Stockung der Gefchäftstätigkeit überhaupt mit fidi brachten und erft nach einer lang famen Wiederbelebung der Ausfuhr allmählich eine teilweife Erholung des Importgefchäfts eintreten ließen. Immerhin hätten diefe Momente die Entwicklung des Außenhandels auf die Dauer nicht wefentlich beeinfluflen können, und diefer wäre nach vorübergehenden Störungen hauptfächlich durch die oben analyiierte Kurs- und Preigeftaltung beftimrrit worden, wenn nicht im Jahre 1310 das Außenhandelsmonopol und der neue Handelsvertrag mit Rußland die Situation grundlegend geändert hätten. Dabei handelt es fich in erfter Linie um folgende zwei Faktoren: 1. Reduzierung der Gefamteinfuhr durch die Kontingentierung und Behinderung ihrer optimalen Verteilung durch die an die Sowjetunion gewährten Anteilsgarantien; 2. künflliche Verichiebung der Preisrelation zwiichen Ausfuhr- und Einfuhrwaren durch das Lizenzfyftem. Die Reduzierung der Einfuhr durch die Kontingentierung, die durch das gleichzeitige Anwachfen des Schmuggelimports natürlich nur teilweife ausgeglichen werden konnte, drückt fich einmal in den niedrigen Ziffern f ü r die erlaubten Einfuhren aus, vor allem aber in den abfoluten Einfuhrverboten für eine große Anzahl von Waren, die in den Vorjahren in großen Mengen aus dem Ausland gekauft worden waren. Im erlleren Falle, d. h. durch eine zu knappe Bemeilung der Kontingente, werden vorwiegend diejenigen Artikel betroffen, die bei der Aufgliederung der Einfuhr des Jahres 1307 unter dem Begriff „Induftrielle Konfumwaren" zufammengefaßt wurden, während die wichtigften anderen Konfumgüter, die von Periien importiert werden, nämlich Zucker und Tee, wegen des finanziellen IntereiTes des Staates an den Monopoleinkünften verfchont blieben. Da der Kapitalgüterimport zur Hauptiache auf die AngloPersian Oil Co. und den Bedarf der Regierung entfällt, alfo lizenzfrei ift, und da auch f ü r die private Einfuhr von Produktionsmitteln verfchiedene Erleichterungen gefchaffen wurden, fpielt auch hierfür die Kontingentierung nur eine untergeordnete Rolle. 159
Ebenfo verhält es fich bei den abjoluten Einfuhrverboten, die gleichfalls in erller Linie die induitriellen Koniumwaren treffen. Dabei find als widitigile die folgenden zu nennen: Nahrungsmittel in Konferven; alkoholifche Getränke außer Medizinalweinen; alle Gewebe, in denen Seide oder Kunilieide enthalten iil, Spitzen, Stickereien, MöbelilofTe, Befätze, Trikotftoffe, Plüfche, alle Arten fertiger Kleidungsilücke mit Ausnahme wailerdichter Mäntel, Unterwäfche, Strümpfe, Handfchuhe etc., Betttücher, Tiichtücher, Handtücher ufw. Alle Arten unechter Schmuckwaren, alle Spielwaren außer Mufikipielwaren, Zigarren, Zigaretten, Seifen aller Art etc. etc. Diefe durchaus nicht vollftändige Aufzählung der 1932 bellehenden Einfuhrverbote zeigt zur Genüge, welche ein fchn eidenden Wirkungen die Monopolifierung des Außenhandels auf die Verforgung der periifchen Bevölkerung und andererfeits auf die Abfatzmöglichkeiten des exportierenden Auslandes haben mußte. Sie läßt audi den Schluß zu, daß befonders Länder wie Deutichland, Großbritannien, Frankreich, Belgien etc., die gerade an diefen Warengattungen ilark intereifiert waren, infolgedeilen rückgängige Anteile an der periifchen Einfuhr aufweifen mußten. Diefe letztere Wirkung wurde nun noch dadurch verftärkt, daß in dem perfifch-ruffliehen Handelsvertrag vom 27. Oktober 1931 der Sowjetunion bei denjenigen Waren, für welche die Kontingentierung den genannten Ländern noch Abfatzmöglichkeiten bot, hohe prozentuale Anteile von vornherein garantiert wurden. Dies betrifft weniger diejenigen Erzeugniile, für welche Rußland das Einfuhrmonopol erhielt, nämlich Mineralölprodukte außer Autoölen, Zucker und Zündhölzer. Denn hierbei hatte (ich der ruffifche Anteil ohnehin fchon in den Vorjahren auf nahezu 100 % erhöht. Auch die Garantie eines 5 5 % igen Anteils an der Einfuhr reiner Baumwollgewebe entipricht ungefähr der Pofition, die die ruffifchen Textilien bereits in den vorhergehenden Jahren auf dem periifchen Markt einnahmen. Dagegen bedeutet die Refervierung von 50% an dem Kontingent für Sdiwerchemikalien, 12% bei Farbiloffen, 66 % bei Papier und Papierwaren, 55% bei Mufikinftrumenten, 65% bei Metallhalbfabrikaten etc. etc. eine außerordentliche Benachteiligung der übrigen Lieferländer, deren Abiatzmöglichkeiten alio nicht nur durch die Kontingentierung ielbft, iondern außerdem durch dieie mit den tatiächlichen Konkurrenzverhältniilen in Wider fpruch ftehende Bevorzugung der Sowjetunion empfindlich geichädigt worden find. Während fich dies alles in eriler Linie auf die perfifche Einfuhr auswirken mußte und noch heute auswirkt, beeinflußte die als zweiter Beftimmungsfaktor erwähnte künilliche Preisverichiebung zwiiehen Einfuhr- und Ausfuhrwaren den gefamten Außenhandel. Es handelt fich um die Tatiache, daß die von den Exporteuren an Importeure verkauften Ausfuhrzertifikate, welche nach den Beilimmungen des Außenhandelsmonopolgeietzes den Einfuhrlizenzgeiuchen beigefügt werden müilen, feit Beliehen des Monopols durchfdinittlidi einen 160
Preis von 1 6 — 2 5 % des Nennbetrages (Ausfuhrwert) erzielt haben. Das bedeutet nicht weniger, als daß der Exporteur f ü r feine Ware 1 6 — 2 5 % mehr erhält, als er ohne das Außenhandelsmonopol auf dem Weltmarkt erhalten würde. Dank der Konkurrenz unter den Ausfuhrhändlern erhöht (ich natürlich nicht ihr Gewinn um diefen Prozentfatz, fondern der Mehrerlös kommt größtenteils den vorgefchalteten Betrieben, alfo vor allem den Produzenten zugute. Das ändert aber nichts an der volkswirtfchaftlichen Wirkung, nämlich daß die perßfche Ausfuhr durch[cbnittlich ca. 20% höhere Preije erzielt, als der Weltmarkt bezahlt. Die je Differenz wird von dem Einfuhrhandel bezahlt, der dazu in der Lage iß, weil die durch das Monopolfyftem hervorgerufene Knappheit an ausländifchen Waren die Möglichkeit gibt, diefen Auffcblag auf die Weltmarktpreife der Einfuhrwaren auf den Binnenhandel und fchließlich die Verbraucher abzuwälzen. Da aber der Preis für die Ausfuhrzertifikate ftändig fchwankt und lieh ein Terminhandel nicht entwickelt hat, kann der Exporteur nur mit einem unter dem Durchfchnitt liegenden Satz kalkulieren, während der Importeur leiner Preisberechnung in der Regel den HöchiHatz zugrundelegt. Das bedeutet, daß iich durch diefe Differenz im Inlandsverkehr die Einfuhrwaren mehr verteuern als die Ausfuhrwaren, eine Wirkung, die alfo ebenfalls einen Anreiz zu vermehrter Ausfuhr und eine Reßriktion der Einfuhr darßellt. Es fei ausdrücklich darauf hingewiefen, daß die Tatfache allein, daß für die Ausfuhrzertifikate hohe Preife bezahlt werden, noch nicht eine weitere Beeinfluffung des Außenhandels bedeuten würde. Denn bei der theoretifchen Annahme, daß ein feiler Preis von beifpielsweife 20% beliehen würde, könnte es nur vorübergehende Differenzialgewinne für den Handel geben. Sobald aber der Gleichgewichtszulland wiederhergeilellt ift, müßten alle an der Ausfuhr beteiligten Produktionskoften gleichmäßig gediegen fein, und ebenfo alle Preife für die Einfuhrwaren. Der Volliländigkeit halber fei in diefem Zufammenhang noch erwähnt, daß die Verteuerung der Einfuhr durch den Preis der Ausfuhrzertifikate felbftverftändlich ein weiterer Anreiz zum Schmuggelimport gewefen ift, ebenfo wie der gleichzeitige Mehrerlös bei der Ausfuhr durch den Verkauf der Zertifikate zu einer Verminderung der unfichtbaren Exporte und zu einer Erhöhung der Wertdeklarationen geführt hat. Auf die Bedeutung diefer Tatfache f ü r die Angaben der Statiftik wurde bereits an anderer Stelle hingewiefen, wo die Veränderung des Außenhandelsvolumens unterfucht wurde. Hier muß nun hinzugefügt werden, daß diefe Überlegung den fcheinbaren Widerfpruch zwifchen der Handelsbilanz und der Bewegung des Krankurfes erklärt. Nach den Angaben der Statiftik weift die Handelsbilanz f ü r das Jahr 1 3 1 0 einen A k t i v faldo von R M 4,39 Mill. auf, ohne Berückfichtigung der ölausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. In Verbindung mit der Kapitaleinfuhr und anderen Aktivpoften hätte diefer Betrag für den Ausgleich der Zahlungsbilanz genügen müflen. Trotzdem hielt fich der Krankurs 11
161
dauernd unter Parität, was fich nur aus den oben beichriebenen Wirkungen des Außenhandelsmonopols auf die Fehlerquellen der Zollftatiftik erklärt, welche zur Folge hatten, daß im letzten Berichtsjahr der unfichtbare Außenhandel einen hohen Pajfivizldo zeigt, im Gegenfatz zu den früheren Jahren vor der Einführung des Monopols. Die Blüte der Schmuggeleinfuhr wird in Perfien allgemein zugegeben, und man hat iidi in jüngfter Zeit zu energiiehen Gegenmaßnahmen entfchloiTen. Bereits am i. Mai 1932 wurde ein Gefetz erlailen, das verfchärfte Strafen f ü r alle Übertretungen vorfah. Gleichzeitig wurde eine Vermehrung der Grenzzollämter ins Auge gefaßt, und im Herbft diefes Jahres trafen im Periifchen Golf die in Italien beftellten Kanonenboote ein, welche nicht nur eine politifche Gefte gegen England darfteilen, fondern auch für die Bekämpfung des Schmuggelhandels an der Südküfte dienen follen. Die größte Bedeutung kommt jedoch der Verordnung vom 1. Scharivar (21. Auguft 1932) zu, welche unter Androhung hoher Strafen alle Händler zur Anmeldung der in ihrem Befitz befindlichen einfuhrverbotenen Waren verpflichtete. Diefe Anmeldung hatte bis zum 30. Aban (21. November 1932) zu erfolgen. Von da an muß monatlich den öffentlichen Stellen bekanntgegeben werden, wieviel von diefen Waren verkauft worden ift. Die bis zum Schluß des Jahres 1 3 1 1 (20. März 1933) noch nicht in den Konfum übergegangenen Mengen find an die Monopolverwaltung abzuliefern. Es befteht die Hoffnung, daß man durch eine gewiflenhafte Durchführung diefer Verordnung und häufige Stichproben im Detailhandel tatfächlich den Schmuggel mit einfuhrverbotenen Waren unterbindet, wenigftens foweit iie für den offenen Verkauf durch den Einzelhandel beftimmt find.
c) Sonftige Entwicklungsfaktoren des Außenhandels.
Was im übrigen die Größe und die Zufammenfetzung des periifchen Außenhandels während der verfloilenen Krifenjähre maßgeblich beeinflußt hat, läßt fich in konjunkturelle und ftrukturelle Faktoren einteilen. Zu den erfteren ift zunächft die Kapitaleinfuhr der Anglo-Persian Oil Co. zu zählen, deren fchwankende Größe f ü r den Umfang der perfifchen Gefamteinfuhr eine große Rolle gefpielt hat, während die fonftigen Inveftitionen des Auslands mengenmäßig unbedeutend und zeitlich ziemlich gleichmäßig verteilt waren, wie bereits bei Erörterung der Kapitalverflechtung erwähnt wurde. Von der Kapitaleinfuhr der Anglo-Persian Oil Co. wurde ebenfalls fchon oben gefagt, daß fie im Jahre 1308 eine außergewöhnliche Höhe erreicht hatte, 1309 wieder auf das normale Maß zurückging und feitdem fehr klein geworden ift, nachdem feit Beginn des Jahres 1 9 3 1 der Preisfturz auf den Brennftoffmärkten die Gefellfchaft veranlaßt hat, vorläufig von weiteren Vergrößerungen der Produktionsanlagen abzufehen. Entfprechend diefer Entwicklung mußte die perfifche Einfuhr eine durdi die übrigen Faktoren nicht gerechtfertigte Steige162
rung im Jahre 1308, insbefondere bei den Produktionsmitteln, aufweifen, und danach einen fchnellen Rückgang diefer zufätzlichen Importe. Ein anderes konjunkturelles Moment, das die Entwicklung des Außenhandels wefentlich beeinflußte, waren die Ernteergebnille, vor allem diejenigen bei den wichtigften Exportprodukten mit ihren unmittelbaren Wirkungen auf die Ausfuhrmengen und ihren mittelbaren Folgen für die Einfuhrkaufkraft. Jedoch exiftiert in Periien keine zuverläffige Ernteftatiftik, fo daß genaue Angaben hier nicht gemacht werden können. Auch Schlußfolgerungen aus den in der Zollftatiftik genannten Ausfuhrmengen wären irreführend, einmal wegen des ichwankenden Anteils der uniichtbaren Ausfuhr, ferner wegen der verfchiedenen Verteilung der Gefamternten auf Inlandskonfum und Export. Allgemein läßt fich feftftellen, daß im Durchi'chnitt die für den Export wichtigen Ernten im Jahre 1308 (1929) ausgefprochen fchlecht waren, im folgenden Jahre größtenteils wefentlich beiler, und daß 1 3 1 0 ( 1 9 3 1 ) von einer durchweg guten Ernte gefprochen werden konnte. Auch die diesjährigen ErgebnilTe (1932) iind im Durchfchnitt fehr zufriedenftellend, befonders im Norden des Landes, wo bei Baumwolle und Reis eine bedeutende mengenmäßige Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ift. Wichtiger als diefe konjunkturellen Beftimmungsfaktoren, die die Geftaltung des Außenhandels nur vorübergehend beeinflußt haben, find diejenigen ftruktureller Natur, die fich zwar bis heute noch nicht ftark auswirken konnten, dagegen für die zukünftige Entwicklung eine um fo größere Bedeutung haben. Hierbei handelt es fich vor allem um die Modernifierung der perfifdien Volkswirtfchaft. Dazu gehört felbftverftändlich auch das Bahnbauprojekt, auf das oben (S. 1 2 9 — 1 3 4 ) ausführlich eingegangen wurde. Während dabei gefagt wurde, daß es als Verkehrsmittel felbft noch keine Rolle f ü r den Außenhandel fpielt, bleibt hier zu erwähnen, daß es eine Steigerung der Produktionsmitteleinfuhr mit fich bringen mußte, die 1308/1309 befonders groß war, heute wieder ftark zuiammengefchrumpft iil und angefichts der geringen Erfolgsausfichten f ü r diefes Projekt wahrfcheinlich in naher Zukunft ganz an Bedeutung verlieren wird. Die Modernifierungen auf anderen Wirtfchaftsgebieten, die beilere Zukunftsmöglichkeiten haben und deshalb mit größerer Berechtigung als ftrukturelle Wandlungen angefehen werden können, find hier in dreifacher Beziehung zu berückfichtigen: 1. als Grundlage einer inländifchen Erzeugung von bisher importierten Waren, 2. als Grundlage einer quantitativen und qualitativen Ausfuhrförderung, 3. als Urfache einer verftärkten Nachfrage nach Produktionsmitteln und einer entfprechenden Verfchiebung in der Z u f a m menfetzung der Gefamteinfuhr. 11a 163
Über die von der Regierung itark geförderte inländifche Produktion von Einfuhrwaren ifl zu lagen, daß erft feit der Einführung des Außenhandelsmonopols, alfo feit Anfang 1 9 3 1 , von größeren Fortfehritten gefprochen werden kann, die allerdings nur zum Teil in urfächlichem Zufammenhang mit den Auswirkungen diefes Monopols, der Preisfteigerung bei den betreifenden Waren, fleht. Wie bei allen Ländern im erften Stadium der Induitrialifierung beginnt auch in Perfien die inländifche Erzeugung mit billigen Textilien und anderen Maifenbedarfsartikeln, deren Fabrikation auch mit einfachen technifchen Hilfsmitteln und ungefchulten Arbeitskräften möglich ift. Für die Textilerzeugung exiftierte in Periien vor der K r i f e nur ein einziger Betrieb, der als Fabrik im modernen Sinne angefprochen werden konnte, nämlich die Spinnerei und Weberei Kaferuni's in Isfahan, welche 1926 errichtet worden war und im Jahre 1928 etwa I J O O Spindeln und 12 Webftühle befaß. Sie ftellte hauptfächlich grobe Woll- und Baumwollgarne und Dedien her. Außerdem übernahm fie die Aufbereitung handgewebter Stoffe. Im übrigen gab es nur die überall im Lande verftreuten Handfpindeln und Handwebftühle, auf denen hauptfächlich Baumwolkattune und grobe Wollftoffe hergeftellt wurden, die nur zu einem Bruchteil den einheimifchen Bedarf decken konnten, wie die Unterfuchung des Außenhandels im Jahre 1307 gezeigt hat. Daneben beftand die exportfähige Seidenwarenerzeugung in Jezd, die aber nur volkswirtfchaftlich unbedeutenden Umfang hat. Diefe Situation erfuhr zunächft dadurch eine Veränderung, daß mit Wirkung ab 21. März 1 9 3 1 (Beginn des Jahres 1 3 1 0 ) die fchon kurz nach dem Kriege erlailene Vorfchrift erneuert wurde, daß alle perfifchen Staatsbeamten im Dienft nur aus perfifchen Geweben hergeftellte Kleider tragen dürfen. Gleich nach Bekanntgabe dieier Verordnung wurden für die Isfahaner Fabrik neue Mafchinen beftellt, die ihre Kapazität auf 2000 Meter Gewebe pro Tag erhöht haben follen. Gleichzeitig wurden auch verfchiedene kleine Spinnereien und Webereien in Teheran, Jezd, Mefdied, Kaswin etc. vergrößert und modernifiert bezw. neu gegründet, ohne allerdings bisher in ftärkerem Maße zu einer größeren Eigenverforgung des Landes beitragen zu können. Dagegen kommt der bereits oben (S. ) erwähnten Spinnerei und Weberei „Schahi" in Aliabad große Bedeutung zu. Sie wurde im Sommer 1932 in Betrieb genommen und foll im Juli täglich ca. 4—5000 Meter Baumwollgewebe hergeftellt haben. Inzwifdien foll die Produktion weiter gefteigert worden fein. Ebenfo bemerkenswert find die Fortfchritte bei den Bemühungen, das Land in der Zuckerverforgung von der Einfuhr mehr oder weniger unabhängig zu machen. Wie bei der Textilfabrik in Aliabad ift auch hier die Produktion auf Initiative der Regierung in Angriff genommen, und zwar zunächft in Karifek, wo noch die Reite einer alten Fabrik ftanden, die zu Beginn diefes Jahrhunderts drei Kampagnen hindurch gearbeitet hatte und dann ftillgelegt worden war. 164
Sie wurde im J a h r e 1 9 3 1 mit neuen Mafchinen ausgeftattet und im J a n u a r 1 9 3 2 wieder in Betrieb genommen, allerdings vorläufig mit fehr geringer Ausnutzung der K a p a z i t ä t , da der Rübenanbau nur l a n g f a m ausgedehnt werden kann. A n f a n g J u l i 1 9 3 2 wurde im Teheraner B a f a r der erfte periifche Zucker angeboten, und man hofft, die Produktion in naher Z u k u n f t flark fteigern zu können. In dieiem J a h r e wurde noch mit dem Bau einer zweiten R a f f i n e r i e in K e r e d j begonnen, die ebenfalls in kurzer Zeit in Betrieb genommen werden foll 8 3 . Die natürlichen Vorbedingungen f ü r die Rübenkultur lind in Periien außerordentlich günftig, und alles hängt davon ab, ob die Bemühungen der Landwirtfchaftsabteilung der Nationalbank um ihre Ausdehnung E r f o l g haben werden. Es handelt (ich hier um eine Be einträchtigung der ruffifchen ExportinterelTen, und die Erfahrungen früherer J a h r e bei ähnlichen Verfuchen haben zur Genüge bewieien, daß man mit Störungen von feiten der Sowjetunion rechnen muß. Auch der Eigenproduktion des drittwichtigften Artikels in der Konfumgütereinfuhr, des Tees, w i r d neuerdings von den ftaatlichen Stellen große A u f m e r k f a m k e i t gewidmet. Der Teeanbau w a r zuerft 1908 in Gilan aufgenommen worden und hatte nie größeren U m f a n g angenommen. Erft durch die Förderung der Regierung, die zu diefem Zweck holländifche Spezialiften anftellte, erreichte er im J a h r e 1 9 3 2 in den Bezirken von Laidjan und Reicht größere Ausdehnung und erwies fich bald als fo rentabel, daß er in diefer Gegend zu einer fühlbaren Steigerung der Bodenpreife geführt hat S J . Die hauptfächlich durch die Monopolifierung des Außenhandels bedingte Preisfteigerung f ü r f a f t alle induftriellen K o n f u m w a r e n hat in letzter Zeit eine Fülle kleiner und mittlerer Privatbetriebe ins Leben gerufen, die die Herftellung der verfchiedenften Gebrauchsartikel aufgenommen haben. Ob fie alle lebensfähig find, kann heute noch nicht gefagt werden. A m wichtigilen ift davon die Erzeugung von Leder und Lederwaren, die fchon früher in Perfien eine gewiile Bedeutung hatte, aber erft jetzt durch die verminderte Konkurrenz des Auslandes größere Ausdehnung genommen hat. Der Wunfeh, auch den Produktionsmittelbedarf nach Möglichkeit im Inland zu decken, hat kürzlich zu der Errichtung einer Zementfabrik geführt, die im nächften J a h r ihre Fabrikation a u f nehmen foll. Außerdem bemüht man fich um eine Ausdehnung der Kohlenförderung in Schamfchek bei Teheran, welche erfte Vorbedingung f ü r die Anlage größerer Induftriebetriebe in der H a u p t f t a d t fein wird. Augenblicklich foll die monatliche Förderung nur 650 Tonnen betragen, die noch dazu mangels anderer Transportmöglichkeiten mit K a r a w a n e n nach Teheran kommt und dadurch erheblich verteuert wird. A n f a n g Oktober 1 9 3 2 koftete in Teheran 1 K h a r w a r K o h l e 1 1 0 Rial 8 5 , was einem Preis von ca. R M 50.— pro T o n n e entfprach. Die inzwifchen in Europa beftellten modernen Förderanlagen und der projektierte Bau der Drahtfeilbahn zwifchen Schamfchek und der Flauptftadt werden hier wahrfcheinlich fehr vorteilhafte Wirkungen haben. IIa* 165
Diefen Anfätzen einer Strukturwandlung des Einfuhrbedarfs flehen folche bei der Ausfuhrproduktion gegenüber. Auch hier ift es die feit zwei Jahren ziemlich aktive ftaatliche Wirtfchaftsförderung, die zu den Anfängen einer fortfchrittlichen Entwicklung geführt hat, vor allem die Tätigkeit der Nationalbank, deren Landwirtfchaftsabteilung angewiefen ift, durch fachmännifche Beratung und billige Meliorationskredite (Zinsfatz maximal 6% p.a.) die agrariiche Produktion zu beleben. Befondere Aufmerkfamkeit wurde in letzter Zeit der Verbefferung und Ausdehnung der Seidenkultur und des Tabakanbaus gewidmet. Außerdem wurde in Nordperfien die Baumwollproduktion vergrößert und neue, diesmal erfolgreiche Verfuche mit der Anpflanzung erftklaffiger amerikaniicher Sorten gemacht. Daneben find die Gründungen privater Handelsgefellfchaften zu erwähnen, die eine ftärkere Konzentration der Ausfuhr agrarifcher ErzeugniiTe bedeuten und eine belfere Sortierung und Verpackung ermöglichen, damit in diefer Beziehung den Anforderungen der europäifchen Märkte mehr als bisher Rechnung getragen wird. Dabei find in erfter Linie die Société Commerciale zu nennen, welche Teile der diesjährigen Ernte (1932) bereits in muftergültigem Zuftand zum Verfand gebracht haben foll. Zufammenfailend ift zu fagen, daß alle diefe Anfänge einer Modernifierung der perfifchen Wirtfchaft bisher weder auf den Rückgang der Konfumgütereinfuhr noch auf das Ausfuhrvolumen und den Produktionsmittelbedarf einen volkswirtfchaftlidi bedeutfamen Einfluß gehabt haben. Bei einer einigermaßen optimiftifchen Beurteilung der perfifchen Verhältniile ift aber anzunehmen, daß diefe Wirkungen, die eine Strukturänderung der Außenhandelsgrundlagen bedeuten, allmählich ftärker in Erfcheinung treten werden. j. Die Struktur des Außenhandels im Jahre 1 3 1 0 (1931/32). Es ift nicht möglich, die tat fächlichen Auswirkungen aller oben befchriebenen Faktoren auf die Zufammenfetzung und Verteilung des perfifchen Außenhandels feftzuftellen. Es wurde bei Unterfuchung der Bilanz und des Handelsvolumens darauf hingewiefen, wie wenig gerade im letzten Berichtsjahr die Angaben der perfifchen Zollftatiftik der Wirklichkeit entfprechen und daß befonders wegen der veränderten prozentualen Anteile der unfichtbaren Exporte und Importe auf eine ziffernmäßige Gegenüberftellung mit den Vorjahren, vor allem mit dem Jahr 1307, verzichtet werden muß. Deshalb befchränke ich midi darauf, die unbedingt feftftehenden Tatfachen zu erwähnen, die deutlich genug erkennen lailen, wie fich der periifche Außenhandel im Laufe der K r i f e verändert hat und mit welcher Situation heute gerechnet werden muß. Die Ausfuhr. Das Volumen der Gefamtausfuhr einfchließlidi der unfichtbaren Ausfuhr war etwas größer als im Jahre 1307, alfo vor Beginn der K r i f e (Volumen = Wert nach Ausfdialtung der in166
zwifchen eingetretenen Preis- und Valutaänderungen (vergl. oben, S. 156/58). Dabei ift die Erdölausfuhr der Anglo-Persian Oil Co. nidit berückfichtigt. Diefe Tatiadie ftimmt mit dem oben Gefagten überein, daß von der Valuta- und Preisgeftaltung und von den handelspolitifdien Maßnahmen ein Anreiz zu vermehrter Ausfuhr ausgehen mußte. Daß er keine ftärkeren Wirkungen hatte, erklärt fidi aus den durch die Weltwirtfchaftskrife dauernd weiter verringerten Abfatzmöglichkeiten. Dies findet feine Betätigung in der im Verlauf der K r i f e veränderten Zufammenfetzung der Gefamtausfuhr. Die wichtigften Verfchiebungen gegenüber 1307 find: Starke mengenmäßige Steigerung des Exports von: Baumwolle, Wolle, Rofinen, Mandeln, getrockneten Aprikofen, Gummitragant und Quittenkernen. Ferner bei lebenden Tieren. Starke mengenmäßige Rückgänge im Export von: Opium, Teppichen, Reis, Seidenkokons und Rohfeide. Dies zeigt deutlich, daß die den Export begünftigenden Faktoren fidi bei denjenigen Produkten, in denen die Weltmarktumfätze relativ ftabil blieben, durchfetzen konnten, dagegen nicht bei den zuletzt genannten Waren, deren Konfum in der ganzen Welt durch die K r i f e fcharf zurückgegangen ift. Der Rückgang des Reisexports aus Perfien hat feine Urfache in der geringeren Kaufluft der Sowjetunion gehabt, welche für die Hauptproduktionsgebiete am Kafpifchen Meer den alleinigen ausländifchen Markt darfteilt. Die Einfuhr. Obwohl der Rückgang des Einfuhrvolumens gegenüber 1307, der fich oben aus den Ziffern der Zollftatiftik errechnete (vergl. S. 156), nicht die Tatfache berückfichtigt, daß fich in der Krife, vor allem im Jahre 1 3 1 0 (1931/32) der Anteil der unfichtbaren Einfuhr bedeutend erhöht hat, muß angenommen werden, daß auch das Volumen der Gefamteinfuhr ftark zufammengefchrumpft ift. Dafür fpricht das Ergebnis der Unterfuchung auf Seite I J J , welches zeigte, daß die Entwicklung der Valuta und der Preife eine einfuhrvermindernde Wirkung haben mußte, außerdem die Tatfache, daß die künftlidie Verfchiebung zwifchen Ein- und Ausfuhrpreifen durch das Lizenzfyftem einen Einfluß in gleicher Richtung ausüben mußte (vergl. S. 1 6 1 ) . Hinzu kommt, daß felbftverftändlich die Reftriktion der Importe durch die Kontingentierung trotz der Blüte des Schmuggels nicht ganz wirkungslos gewefen ift und daß ferner als Folge der allgemeinen Preisfteigerung für die Einfuhrwaren die inländifche gewerbliche Erzeugung bereits im Jahre 1 3 1 0 eine Belebung erfahren hat und fo zu einer Verringerung des Importbedarfs beitragen konnte. Schließlich bleibt auch zu erwähnen, daß die Kapitaleinfuhr nach der vorübergehenden Steigerung im Jahre 1308 inzwifchen unter den Stand vor der K r i f e gefunken war. So ift anzunehmen, daß der Einfuhrrückgang in befonders ftarkem Maße die induftriellen Konfumwaren betroffen hat, wenn auch infolge des Schmuggelimports weniger, als es die Kontingentierung erwarten ließ und als es fich in der Zollftatiftik ausdrückt. Unter den 167
Produktionsmitteln weifen die Mafchinen wegen des verringerten Bedarfs der Anglo-Persian Oil Co. ebenfalls eine ftarke Schrumpfung der Einfuhr auf, die allerdings teilweife durch die Mafchinenimporte der übrigen Volkswirtfchaft f ü r die Anfänge der Induftrialifierung ausgeglichen wird. Auch der Kraftwagenimport hat infolge des fchon vor der K r i f e bemerkbaren Überangebots an Transportmitteln fehr an U m f a n g verloren, nicht dagegen der Import von Brennftoff und Erfatzreifen f ü r die im Verkehr befindlichen Fahrzeuge. Die Verteilung des Außenhandels. Im Laufe der Krifenjahre hat fich die Verteilung der perfifchen Ausfuhr und Einfuhr auf die verfdiiedenen A b f a t z - und Bezugsländer in vieler Hinficht verändert. Dies w a r eine natürliche Folge der ftrukturellen Verfchiebungen und der während der Weltwirtfchaftskrife veränderten Konkurrenzfähigkeit bezw. K a u f f ä h i g k e i t der beteiligten Länder. Dazu kommen die Auswirkungen der handelspolitifchen Maßnahmen und nicht zuletzt die unterfchiedliche Entwicklung in der Organifation des Privathandels, die o f t f ü r die Höhe der U m f ä t z e zwifchen Perfien und dem betreffenden Ausland größere Bedeutung hat als die beiderfeitige K a u f k r a f t bezw. Wettbewerbsfähigkeit. Dies trat befonders deutlich in Erfcheinung, als fich der perfifche Ausfuhrhandel in den Jahren 1929/31 mehr als bisher um den A b f a t z in Mitteleuropa bemühte und befonders in Hamburg durch Gründung einer großen Zahl von ZweigniederlaiTungen die Möglichkeit fchuf, einen großen Teil der früher an Rußland verkauften Agrarprodukte hier zu beileren Preifen abzufetzen. Dementfprechend ftieg der deutfehe Anteil an der perfifchen Ausfuhr dauernd an. Uber die Verteilung des fichtbaren Außenhandel liegen bisher nur die Ziffern f ü r die Jahre 1308 und 1309 vor, alfo bis zum 20. März 1 9 3 1 . In der folgenden Tabelle werden fie in der gleichen Weife wiedergegeben, wie es auf Seite 95/96 f ü r die vorhergehende Auffchwungperiode gefchah. Zum Vergleich werden die Zahlen f ü r 1 3 0 7 noch einmal wiederholt: Kurs 1 K r a n = Einfuhr
1307 R M —.425
r 3°9 —.229
(Millionen Kran)
aus:
Britifches Weltreich 8 Britifch-Indien . . U . d. S.S.R. . . . Deutfchland . . Frankreich . . . Vereinigte Staaten Belgien . . . . Italien . . . . Gef amteinfuhr: 168
1308 —.352
1
1
5 7> 5 158,14 291,06 47> 2 4 39>84 39>*i 28,94 20,84 819,87
208,52 *47>95 2 74>7 2 60.09 61,36 7 2 >^9 31.10 2 *)i4 919)85
246,50 122,22 2 34'24 35.37 2 7>i9 2 5 >09 2 3>32 22 >4I 810,53
1307
Ausfuhr nach:** Britifches Weltreich . . Britifch-Indien . . . . U. d. S.S.R Vereinigte Staaten . . Frankreich Deutfchland . . . . Belgien Italien Gefamtausfuhr: Außenhandel (Einfuhr plus Ausfuhr) mit: Britifches Weltreich . Britifch-Indien . . . U. d. R . R . S Frankreich Vereinigte Staaten . Deutfchland . . . Belgien Italien
. .
1309
7°9>7 8
847,04
817,16
145.79
162,28
130,10
148,59
158,83
166,29 80,69
86,53
66,27
80,10
118,24
91,48
41,63
60,18
34'23
4M7
75'99
II,OJ
12,64
52,06
1517,60
1574,84
463,82
1004,19
1025,68
956,28
303-93 457,35 "9,94
310,24
252,31 393,07
. .
Gefamtaußenhandel:
1308
(Millionen Kran)
119,90
423>30 179,60
159,23
35-26
118,66
91,36
88,87
120,27
111,36
63,17 31,89
72,67
58,58
33,78
74,47
2495,00 2274,35 337>47 Bei der Steigerung des britifchen Anteils an der Einfuhr iil zu beachten, daß fie ganz auf die große Kapitaleinfuhr der AngloPersian Oil Co. in Form von Mafchinen und Baumaterial zurückzuführen ift. D a fidi diefer Porten inzwifchen wieder ftark vermindert hat, ift für das J a h r 1310 mit einem fcharfen Rückgang der britifchen Ausfuhr nach Perfien zu rechnen. Dies läßt auch die Außenhandelsftatiftik Großbritanniens für das J a h r 1931 erkennen, welche zwar nicht die Gefamtausfuhr nach Perfien gefondert anführt, dagegen die Ausfuhr von Baumwollgeweben dorthin, d. h. den weitaus wichtigften Einzelpoften. Hierbei ergibt lieh für 1931, daß mengenmäßig um 3 0 % , wertmäßig (ohne Berückfichtigung der ^ - E n t w e r t u n g feit September 1931) um 5 4 % weniger reine Baumwollgewebe nacfi Perfien geliefert wurden als im Vorjahr. Gegenüber 1 9 2 8 ( 1 3 0 7 ) ergibt fich fogar ein Rückgang um mengenmäßig 5 8 %, wertmäßig 74'/2%! Der ruffifche Anteil an der Einfuhr Perfiens foll nach einer Veröffentlichung in der perfifchen Prelle 8 9 auf 169,4 Mill. K r a n im Jahre 1310 zurückgegangen fein, bei einer ftatiftifch erfaßten Gefamteinfuhr von 609 Mill. Kran. Falls diefe Ziffer den Tatfachen entfpricht, hat alfo das perfifche Außenhandelsmonopol infofern feine Wirkung getan, als es durch die Verknüpfung der Einfuhr mit der ee
2
) Einfdiließlich Mineralölausfuhr der Anglo-Persian O i l C o .
169
Ausfuhr den ruffifchen Export nicht über den Wert , der von der Sowjetunion aus Periien bezogenen Waren hinauswadifen ließ. Diefer foll im gleichen Jahr I 6 J , O Mill. Kran betragen haben, fo daß die gewünfchte Ausbalancierung des Warenverkehrs zwifchen beiden Ländern alfo erreicht zu fein fdieint. Allerdings iil dabei zu berückfichtigen, daß der neue Handelsvertrag, in dem der Sowjetunion feile Kontingentsanteile in einer Geiamthöhe von ca. 50 % der gefamten Einfuhrkontingente garantiert wurden, erft in der zweiten Hälfte des Jahres 1 3 1 0 abgefchloffen wurde, und es bleibt abzuwarten, ob Rußland auf einer vollen Ausnutzung diefer refervierten Anteile befteht, auch wenn dadurch die gegenfeitige Handelsbilanz wieder aus dem Gleichgewicht gebracht wird, fobald die ruffifche Kaufkraft bezw. Kaufbereitfchaft für perlifche Produkte nicht denfelben Umfang annimmt. Die deutfche Stellung im perfifchen Außenhandel im Jahre 1 3 1 0 ift ebenfo wie diejenige Großbritanniens und auch Frankreichs durch einen fcharfen Rüdegang des Einfuhranteils gekennzeichnet. Nach der deutfehen Außenhandelsftatiftik bezifferte iich die Ausfuhr nach Periien im Kalenderjahr 1931 auf 6 Mill. R M , das find bei einem Durchfchnittskurs des Kran von R M —.23 alfo 26 Mill. Kran, was deutlich zeigt, in welchem Maße die Abfatzmöglichkeiten gerade für Deutfchland und andere Länder mit ähnlicher Angebotsftruktur durch das Außenhandelsmonopol verringert worden find, fo daß heute kaum noch ein Intereile am perfifchen Markt befteht. Große Bedeutung hat Periien dagegen als Lieferant behalten, befonders für Deutfchland, welches 1931 für R M 35,3 Mill. perfifche Erzeugniile kaufte, darunter für R M 21,0 Mill. Mineralölprodukte der AngloPersian Oil Co., fo daß für die Erzeugniile der perfifchen Volkswirtfchaft felbft noch R M 14,3 Mill. verbleiben, alfo ca. 62 Mill. Kran.
170
F. Die gegenwärtige Situation. Am Sdiluß des eriten Teils diefer Unterfudiung, welcher die auswärtigen Wirtfchaftsbeziehungen Periiens vor der Krife behandelte, wurde verfucht, das Charakteriftifche der damaligen Situation zu formulieren, wie es vom Standpunkt der theoretifchen Nationalökonomie gefehen werden mußte. Überblickt man jetzt die folgenfdiweren Ereigniile, die im Laufe der letzten dreieinhalb Jahre die Wirtfchaftsbeziehungen des Landes zu der übrigen Welt in fo hohem Maße verändert haben, io ftellt man trotz aller diefer Wandlungen feil, daß iie nicht das Grundfätzliche in der weltwirtschaftlichen Stellung Periiens betroffen haben. Denn was oben über die ftrukturellen Tatfachen vor der Krife gefagt wurde, fei es bei Unterfudiung des auswärtigen Warenverkehrs, der Zahlungsbilanz, der Kapitalbeziehungen oder der Dienftleiftungen, alles gilt unverändert auch für die heutige Lage, mit der einzigen Einfchränkung, daß in jüngfter Zeit von kleinen Anfängen einer Strukturwandlung gefprochen werden kann (vergl. S. 1 2 1 und 163/66), deren Bedeutung für die Zukunft jedoch noch ungewiß ift. Wenn Geh alfo ergibt, daß die ausführliche Darfteilung der Verhältniile im letzten Jahr der Konjunkturperiode (1307) gerade für das Verftändnis der Gegenwart notwendig gewefen ift, weil deren Charakteriftika damals beiTer als heute erkennbar waren, fo ichränkt dies trotzdem nicht die Bedeutung delfen ein, was im zweiten Teil über die jüngfte Vergangenheit gefagt wurde. Denn bei aller Unveränderlichkeit der ftrukturellen Tatfachen hat fich in den konkreten Einzelheiten während diefer kurzen Periode eine fo tiefgreifende Wandlung vollzogen, daß nur eine wirklichkeitsfremde Abftraktion daran vorübergehen könnte. Will man die widitigften Veränderungen gegenüber dem Jahre 1307 zufammenfaffen, fo ift das am bellen möglich, wenn man auf 171
die Ur fachen, die dazu geführt haben, zurückgeht. Das, waren einerfeits die Krifenerfcheinungen in der Weltwirtfchaft, zu denen auch der für den Währungsverfall verantwortliche Preisfturz des Silbers zählt, andererfeits die Wirtfchaftspolitik der perfifchen Regierung, die teilweife als Krifenbekämpfung, teilweife aber als eine davon unbeeinflußte Fortfetzung der früheren Beftrebungen anzufehen ift. Die Unterfuchung hat gezeigt, daß fie grundfätzlich in der gleichen Richtung fortgefetzt wurde, welche fchon im erften Teil als das Gegebene f ü r die per fliehen Verhältniile bezeichnet wurde (vergl. S. 99/100), w o ich lie mit dem alten europäifchen Merkantilismus verglidi. Diefe Tendenzen wurden nun in jeder Beziehung durch die Notwendigkeit, den Auswirkungen der Weltwirtfchaftskrife zu begegnen, verftärkt, fo daß fie fchließlich zu dem Übergang von freier zu Hark gebundener Wirtfchaft führten, wie fie fich in der Monopolifierung des Außenhandels und der vorübergehenden Devifenzwangswirtfehaft darftellt. Es ift heute noch nicht möglich, zu einem endgültigen Urteil über die Zweckmäßigkeit diefer Maßnahmen und die tatfächlichen Erfolge der Verbürokratifierung des auswärtigen Warenverkehrs zu kommen. Es wurde gezeigt, daß diefe die fchon durch die Kurs- und Preisentwicklung bedingte Tendenz zur Ausfuhrbelebung und Einfuhrdroilelung unterftützen mußte und auch fcheinbar den P a f f i v f a l d o im perfifch-ruffifchen Warenaustaufch befeitigt hat. Diefe im Intereffe der Währung und der Gefamtwirtfchaft Perfiens wünfehenswerte Wirkung ift aber mit anderen, fehr nachteiligen Folgen verknüpft, die berückfichtigt werden müilen, wenn zu unterfuchen ift, ob fich per Saldo ein Vorteil ergibt. A m wichtigften ift dabei die Tatfache, daß der durch die Einfuhrreftriktion gefchaffene Anreiz zu zufätzlicher Schmuggeleinfuhr, der auch einen unerwün feilten demoralifierenden Einfluß auf die Rechtsbegriffe im Handel haben mußte, bisher den Ausgleich der Zahlungsbilanz verhindert hat, wie es der Stand der Valuta beweift. Ob die jetzt ergriffenen Gegenmaßnahmen durchfchlagenden Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Außerdem ift zu betonen, daß die technifche Ausgeftaltung des Handelsmonopols den Grad der Unwirtfchaftlichkeit bei der Befriedigung des Einfuhrbedarfs ftark erhöht hat. Dies einmal durch die Unelaftizität als Folge der Kontingentierung, ferner durch die jetzt noch unlieberer gewordene Kalkulationsbafis wegen der fchwankenden Preife f ü r die Ausfuhrzertifikate und fchließlich durch die Schwerfälligkeit der Arbeit der Lizenzbehörden, die zu einer zunehmenden Zentralifierung des Einfuhrhandels in Teheran führt, welche ökonomifch nicht gerechtfertigt wäre. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der auswärtigen Wirtfdiaftsbeziehungen Perfiens kann nicht von einer fchon heute erkennbaren Tendenz gefprodien werden. Alles hängt davon ab, wie fidi die Weltmarktverhältniile f ü r die Ausfuhrprodukte des Landes und für das Währungsmetall geftalten werden, ferner, ob das Außenhandelsmonopol in unveränderter Form aufrechterhalten werden wird und welches feine endgültigen Refultate fowie diejenigen der 172
fonftigen wirtfdiaftspolitifchen Maßnahmen fein werden. Daneben beileht immer in der Haltung der Sowjetunion ein weiterer Unlicherheitsfaktor, der gerade jetzt wieder durch die erneuten Befdiwerden der perfifchen Kaufleute und die vor einigen Tagen erfolgte Entladung des ruilenfreundlichen Hofminifters Timur-Tafch in den Vordergrund des Intereiles gerückt worden ift.
173
Anmerkungen. 1) Sykes gibt an: Teheran 9,3", Isfahan 4,74", Mefched 9,37". Rofen fchätzt als Durdifchnitt 12 j mm. 2) Vageier, in der Zeitfchrift „Die Ernährung der Pflanze", Berlin 1930, Heft 20, S. 472/3. 3) Die Zeitung „Setareh-ye-Djehan" beziffert am 22. II. 1932 die Stadtbevölkerung mit 2 292 000 Einwohnern, alfo 20—25% der Gefamtbevölkerung. Dabei ift zu berückfiditigen, daß darunter ein großer Teil von landwirtfchaftlicher Tätigkeit lebt. 4) Auffatz „La Structure Economique de la Perse" in der Zeitfchrift „Revue Economique Internationale", Brüffel 1 9 3 1 , Septemberheft. 5) Brit. Konfularbericht 1930. Die dort für den 20. III. 1930 angegebenen Ziffern wurden hier nach Berückfichtigung der jährlichen Tilgungsrate von £ 68 750.— für die Anleihe von 191 x zugrundegelegt. 6) The Times, 12. IV. 1928. 7) Bulletin Quotidien, Paris, 6. V I I I . 1929. 8) Brit. Konfularbericht 1930, S. 16. 9) Näheres über die VerhältnifTe im perfifchen ölgebiet findet fich in dem Buch von Williamfon „In A Persian Oilfield", London I 2
9 7-
10) Diefen Ziffern liegen die Angaben Littens (a. a. O., Kapitel 17) fowie Schätzungen von privater Seite zugrunde. 1 1 ) Wirtfchaftsnachrichten der Deutfch-Perfifchen Gefellfchaft, 5. V I . 1 9 3 1 . 12) Perfifche Außenhandelsftatiftik für 1307, Abfchnitt X I I . 13) Ausgabe 1932, S. 1189. 14) Die Prämie für Verfchiffungen zwifdien den Nordfeehäfen und dem Perfifchen Golf betrug für gewöhnliche Rifiken 0,5 %. IJ) Brit. Konfularbericht 1928, S. 10. 16) 1 Schahi = V20 Kran = ca. 2,1 Pfennige. 17) Brit. Konfularbericht 1930, S. 35. 18) Als Quellen dienten: Anhang der Perfifchen Außenhandelsftatiftik für 1307, Ebtehaj, „Guide Book on Persia" fowie private Angaben. 174
19) Genauer Text: Deutfches Handelsarchiv, i j . VI. 1929. 20) Enquetebericht „Der Deutfdie Außenhandel...", Berlin 1932, 2. Halbband, S. 348. 21) „The Statesman's Year Book", London 1931, S. 1 3 3 1 . 22) „Iraq, Report for the Year 1930", London 1931, S. 81. 23) „Commerce and Trade Directory of Iraq", Bagdad 1925, S. 179. 24) Die Ziffern für den Welthandel wurden auch hier dem Enquetebericht „Der Deutfche Außenhandel..." entnommen. Für die Berechnung der Ziffer für das perfifche Jahr 1292 wurde die Angabe für 1913 benutzt, unter Berückiichtigung des durchfchnittlichen jährlichen Wachstums um 4,52% in den iieben Vorkriegsjahren. 25) Private Schätzungen. 26) Vergl. oben, S. 24. 27) Hartner, a. a. O., S. 19. 28) Ziffer für das Kalenderjahr 1928, Brit. Konfularbericht 1930, S.31. 29) Wirtfchaftsnachrichten der Deutfch-Perfifchen Gefellfchaft, Sondernummer „Der Periifche Außenhandel im Jahre 1929/30", Berlin 1931. 30) Hartner, a. a. O., S. 19. 3 1 ) Uber die kürzlich erfolgte Kündigung des Konzeffionsvertrages f. unten, S. 117/119. 32) Statiftifches Jahrbuch des Deutfchen Reiches für 1928 und 1930, Anhang „Internationale Überiichten". 33) Jahresberichte der Anglo-Persian Oil Co. 34) Statiftifches Jahrbuch des Deutfchen Reiches für 1930, Anhang „Internationale Uberfichten", S. 114. 3 j ) Dito, S. 114. 36) The Statesman's Year Book, Ausgabe 1931, S. 1174. 37) Ardalan, a. a. O., S. 7J. 38) Wirtfchaftsdienft, 10. V. 1929. 39) Ziffern für die Weltproduktion und diejenige in China und Japan aus dem Statiftifchen Jahrbuch für das Deutfdie Reich für 1930, Anhang „Internationale Überiichten". 40) Kazemi, a. a. O., S. 120. 41) Auffatz „La Question de l'Opium", in der Zeitfchrift „Revue Economique Internationale", Brüilel, Mai 1931. 42) Bulletin Quotidien, Paris, i j . X I I . 1928. 43) Die Ausfuhrzahlen wurden den Außenhandelsftatiftiken der betreffenden Länder entnommen. 44) Einfchließlich Ägypten, ausfchließlich Brit.-Indien. 45) Brit. Konfularbericht 1928, S. 14. 46) Jahresdurchfchnitte. 47) Alle Ziffern beziehen fich auf die Monatsdurchschnitte. Der Berechnung wurden die im „Wirtfchaftsdienft" veröffentlichten Londoner Notierungen zugrundegelegt. 175
48) Vollftändiger T e x t in den „Wirtichaftsnachrichten der DeutichPerfifchen G e i e l l i c h a f t " v o m i . V . 1930. 49) Hartner, a. a. O., S. 8$. j o ) Aus privater Quelle. J I ) Zeitung „ C h a f a g h Sorkh", 10. X . 1930. 52) Wirtichaftsnachrichten der Deutich-Periifchen Geiellichaft, 12. I. 1931. 53) Herabfetzung des amtlichen Kuries auf K r a n 90,0 = 1 £ . 54) „ N e a r East and India", 2. I V . 1931. 54a) Hartner, a. a. O., S. 87. 55) Neue Zürcher Zeitung, 12. I. 1932. j6) Amtlicher Kurs 68 : P a p i e r - £ , alfo 88 : Gold-.£. Seit 10. N o vember 1931 Anlehnung des Zwangskuries an den franzöfifchen Franken, nämlich 72,90 : 100 frs. Das entipricht 90 : G o l d - £ . j 7) Aus privater Quelle. 58) Siehe Fußnote S. 1 1 1 . 59) Die Aufrechnung wurde durch die Verordnung vom 15. I X . 1931 geftattet. 60) Parlamentsrede des Finanzminifters am 13. I X . 1932 (wiedergegeben im „Messager de Teheran" vom 16. I X . 1932). 61) Zeitung „ I r a n " , 2 j . X . 1932. 62) Wirtichaftsnachrichten der Deutfch-Periifchen Gefellfchaft vom j . X . 1931. 63) A m 22. V . 1932 las man von einer j o % i g e n Beteiligung bei 30 Mill. Rial Kapital. A m 3. Juni wurde letzteres auf 11,4 Mill. Rial beziffert, und nach den neueften Meldungen foll die Beteiligung amerikanifchen Kapitals noch gar nicht feftftehen. 64) Zeitung „Messager de Teheran", 28. X . 1932. 6 j ) Dito, 29. I X . 1932. 65 a ) Hamburger Fremdenblatt, 22. I. 1933 (vorläufige Schätzung). 66) Zeitung „Messager de Teheran", 29. V I I . 1931. 67) Siehe Fußnote S. 128. 68) „ T h e Times", 12. I V . 1928. 69) „Messager de Teheran", 7. X . 1932. 70) Dito, 30. I X . 1932. 71) „ C h a f a g h Sorkh", 2 j . I X . 1932. 72) Brit. Konfularbericht 1930, S. 33. 73) K u r s 104,0 Rial = 1 Papier-.£. 73a) Der Ziffer von 26 000.— P-£ = ca. R M 350 000.— feien die durdifchnittlichen Bahnbaukoften pro km in folgenden Ländern gegenübergeftellt: Deutichland: R M 25 j 000.—, Frankreich: R M 3 1 7 0 0 0 . — , Schweiz: R M 271 000.—, wobei allerdings der W e g f a l l der Hafenbaukoften, die in der per fliehen Ziffer enthalten find, berückfichtigt werden muß, andererfeits aber auch die geringeren Qualitätsanfprüche, die an das Verkehrsmittel in Perfien geileilt werden. 176
74) Der größte Teil der Einfuhr Perfiens wird von den ausländifdien Exporteuren zu D/P-Konditionen verkauft, alfo Auslieferung der Ware bezw. der Verfchiffungsdokumente nur gegen Zahlung des Fakturenbetrages an die zwiichengeichaltete Bank. Dadurch find größere Verlufte, die bei Auslieferung gegen Akzept zweifellos entftanden wären, vermieden worden, ioweit es fich nicht um leicht verderbliche Waren handelte. 75) T e x t des Außenhandelsmonopolgeietzes vom 2 j . II. 1 9 3 1 und des Ergänzungsgefetzes vom 1 1 . I I I . 1 9 3 1 : Deutfehes Handelsarchiv, 1. V I . 1 9 3 1 . T e x t der Übergangs- und Ausführungsbeftimmungen vom 13. I I I . 1 9 3 1 : Deutiches Handelsarchiv, i j . VI. 1931. 76) Diefe Ziffer fetzt fich zufammen aus: Mineralölausfuhr der A P O C . . . . 700 000 000.— Übriger Außenhandel Perfiens . . 1 242 030 000.— Davon ift nur die letztere Zahl veröffentlicht, während der Wert der ölausfuhr geichätzt, d. h. aus der Produktionsmenge und unter Berückiichtigung der Preisgeftaltung auf dem Weltmarkt berechnet werden mußte. 77) Enquetebericht „Der Deutfche A u ß e n h a n d e l . . . " , 2. Halbband, S. 34878) Angaben Londoner Großhändler. 79) Private Angaben, kontrolliert an den Wert- und Mengenangaben in den Einfuhrftatiftiken von Siam und Brit.-Malaya. 80) AbfchlüiTe Hamburger Kommiffionäre. 81) Siehe Fußnote S. i j i . 82) Um die Verfchärfung des Preisrückganges auszufchalten, welche auf die Verfchiebung der Nachfrage zugunften der kleinen Wagen zurückzuführen ift, wurde die fich aus den Ausfuhrziffern ergebende jährlidie Preisdifferenz nur jedesmal zu 75 % bei der Berechnung des Warenindex berückfichtigt. 83) „Messager de Teheran, 22. I X . 1932. 84) „ C h a f a g h Sorkh", 19. I X . 1932. 85) „L'Ettelat", 4. X . 1932. 86) „ C h a f a g h Sorkh", 19. I X . 1932. 87) Einichließlich Ägypten, ausfchließlich Brit.-Indien. 88) Siehe Fußnote S. 169. 89) Wirtfchaftsnachrichten der Deutfch-Perfifchen Gefellfchaft vom 2 j . V . 1932. 90) „ I r a n " , 1 1 . I X . 1932.
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Benutzte Literatur. Hugo Grothe, „Zur Natur und Wirtfchaft Vorderafiens", Teil II „Periien", Frankfurt 1 9 1 1 . Hans Heinrich Beuck, „Die Bodenkultur in Perfien und ihre Ausfuhrerzeugniffe", Hamburg 1919. Litten, „Periien", Berlin und Leipzig 1920. E. Le sueur, „Les Anglais en Perse", Paris 1921. J. M. Balfour, „Recent Happenings in Persia", New York 1922. A. C. Millspaugh, „The American Tansk in Persia", New York 1925. Friedrich Rofen, „Perfien in Wort und Bild", Berlin 1926. Moustafa Khan Fateh, „The Economic Position of Persia", London 1926. Vincent Sheean, „The New Persia", New York 1927. J. W. Williamson, „In A Persian Oilfield", London 1927. Cash, „Persia Old and N e w " , London 1929. Sir Percy Sykes, „ A History of Persia", 3rd ed. London 1930. Ardalan, „Die Stellung Perfiens in der Weltwirtfchaft", Teheran (Erfcheinungsjahr unbekannt, wahrfdieinlich 1928 oder 1929). Parviz Khan Kazemi, ,,Le Commerce Exterieur de la Perse", Paris 1930. Gottfried Hartner, „Währung und Notenbankwefen Perfiens", Leipzig 1932. Britifche Konfularberichte: Report on the Trade and Industry of Persia, London 1923. Report on the Trade and Industry of Persia, London 1925. Report on the Finance and Commerce of Persia, London 1928. Report on the Economic Conditions in Persia, London 1930.
Statistique Commerciale — Tableau General du Commerce avec les Pays Etrangers pendant PAnnee 1292, 1303—1309 (Perfifche Außenhandelsftatiilik). Außenhandelsftatiftiken der folgenden Länder: Deutfchland, Großbritannien, Frankreich, Griechenland, Vereinigte Staaten von Amerika, Türkei, Irak, Brit.-Indien, Siam, Brit.-Malaya, China, Japan. 178
Statiftifches Jahrbuch für das DeutfcheReich, Jahrg. 1928/29/30/31/32. Enquetebericht „Der Deutfche Außenhandel unter der Einwirkung weltwirtfchaftlicher Strukturwandlungen", Berlin 1932. The Statesman's Year Book, Ausgabe 1928/29/30/31/32 (London). „Facts and Figures of the Automobile Industry", New York 1932. „Commercial and Trade Directory of Iraq", Bagdad 1925. „Iraq, Report for the Year 1930", London 1931.
Zeitfchriften:
„Wirtfchaftsdienft", Hamburg. „Deutfches Handelsarchiv", Berlin. „Wirtfchaftsnachrichten der Deutfch-Perlifchen Gefellfchaft", Berlin-Grunewald. „Der Deutfche Volkswirt", Berlin. Berichte der Teheraner Handelskammer. „Near East and India", London. „Revue Economique Internationale", Brûfîel. „Bulletin Mensuel de Statistique", Genf. „The Statist", London.
Europäijche,
perßfche und amerikanifche
Tageszeitungen.
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