Österreichisch-arabische Wirtschaftsbeziehungen: Entwicklung und Perspektiven [1 ed.] 9783428483303, 9783428083305


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Österreichisch-arabische Wirtschaftsbeziehungen: Entwicklung und Perspektiven [1 ed.]
 9783428483303, 9783428083305

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Österreichisch-arabische Wirtschaftsbeziehungen

Schriften zu internationalen Wirtschaftsfragen Band 17

Österreichisch-arabische Wirtschaftsbeziehungen Entwicklung und Perspektiven

Von Ayad Al-Ani, Bettina Gneisz, Alexander Kaufmann, Markus Kostner, Herwig Palme, Herbert Strunz

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Österreichisch-arabische Wirtschaftsbeziehungen : Entwicklung und Perspektiven I von Ayad Al-Ani ... - Berlin : Duncker und Humblot, 1995 (Schriften zu internationalen Wirtschaftsfragen ; Bd. 17) ISBN 3-428-08330-X NE: Al-Ani, Ayad; GT

Alle Rechte vorbehalten

© 1995 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Satz: Ecotext-Verlag, Wien Druck: Wemer Hildebrand, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-6984 ISBN 3-428-08330-X

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier gemäß der ANSI-Norm für Bibliotheken

Vorwort Wirtschafts- und Handelsbeziehungen haben sehr viel mit globalen politischen Zusammenhängen zu tun. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und dem arabischen Raum sind in besonderer Weise von der Politik abhängig, das zeigt auch die Außenhandelsstatistik eindrucksvoll auf. Dabei sind im wesentlichen zwei Faktoren zu unterscheiden: der internationale, auf den die Österreichische Politik so gut wie keinen Einfluß hat, und der bilaterale, also die konkrete Ausgestaltung der österreichisch-arabischen Beziehungen. Beide Faktoren waren in den letzten Jahren für einen regen Handelsverkehr ungünstig. Auf internationaler Ebene brachte der zweite Golfkrieg den Handel mit dem Irak, einem der traditionell bedeutendsten Handelspartner Österreichs, völlig zum Erliegen und hat sich auch auf die Wirtschaft in einigen arabischen Staaten sehr negativ ausgewirkt. Auch der internationale Boykott gegen Libyen beeinflußt die bilateralen Handelsbeziehungen äußerst negativ. Aber auch auf der bilateralen Ebene ist seit mehreren Jahren eine negative Tendenz bemerkbar. Offensichtlich wird von der Österreichischen Außen- bzw. Außenhandelspolitik der Zusammenhang zwischen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen nicht in dem Ausmaß, wie dies vor allem Anfang der achtziger Jahre der Fall war, berücksichtigt. Wenn auch die Österreichische Außenhandelsstatistik derzeit die arabische Welt unter "ferner liefen" führt, so ist angesichts des kaum mehr umkehrbaren Friedensprozesses in der gesamten Region bereits in Kürze mit einem starken Aufwärtstrend zu re.chnen. Dieser könnte ohne weiteres die besten Jahre in den Schatten stellen, da es zu völlig neuen politischen und auch wirtschaftlichen Konstellationen kommen kann. Daher ist es gerade jetzt wichtig, sich wiederum verstärkt mit dem arabischen Raum und seinen Spezifika näher zu befassen. Die folgende Studie wurde durch eine Projektförderung des Jubiläumsfonds der Gesterreichischen Nationalbank ermöglicht. Die Initiative für diese umfassende Aufarbeitung der österreichisch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen ging von der "Gesellschaft für Österreichisch-Arabischen Beziehungen (GÖAB)" aus, als Autoren konnte eine Gruppe ausgezeichneter junger Wissenschafter gewonnen werden. Die Projektleitung lag in den bewährten Händen von Univ.-Doz. Dkfm. Dr. Herwig Palme. Die Koordination seitens der GÖAB besorgte die Leiterin der Projektabteilung Dr. Margit Scherb. Allen Genannten ist zu danken, daß nun eine äußerst interessante und handlungsrelevante Studie vorliegt. Es ist zu hoffen, daß die in dieser Arbeit enthaltenen Empfehlungen von den politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern, nicht zuletzt auch von der Österreichischen Exportwirtschaft, als Grundlagen für neue Initiativen herangezogen werden. Fritz Edlinger Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-arabische Beziehungen

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung........................................................................................... 11 1. Volkswirtschaftliche Analyse der österreichisch-arabischen Handelsbeziehungen................................................................................................ 1.1 Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und dem arabischen Raum im Überblick............................................................................. 1.2 Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und dem arabischen Raum im internationalen Vergleich.................................................... 1.3 Die Warenstruktur der österreichisch-arabischen Handelsbeziehungen ....................................................................................................... 1.3.1 Die Verteilung der Exporte (real) Österreichs in den arabischen Raum nach SITC-Kategorien........................................ 1.3.2 Die Verteilung der Importe (real) Österreichs aus dem arabischen Raum nach SITC-Kategorien........................................ 1.4 Schwerpunktländer im Österreichischen Handel mit dem arabischen Raum ................................................................................................... 1.4.1 Die Bedeutung der Schwerpunktländer für Österreichs Exporte in den arabischen Raum............................................. 1.4.2 Die Bedeutung der Schwerpunktländer für Österreichs Importe aus dem arabischen Raum .... ........................ ...... ....... 1.4.3 Die Handelsbilanzen mit den Schwerpunktländern ................ 1.4.4 Die Struktur der Exporte in die Schwerpunktländer ............... 1.4.5 Marktanteile Österreichs in den Schwerpunktländern ............ 1.5 Die wirtschaftliche Entwicklung in den fünf wichtigsten arabischen Handelspartnern Österreichs.............................................................. 1.5.1 Ägypten................................................................................... 1.5 .2 Algerien .............. .... .............. ...... .......... ...... .......... ........ ...... ..... 1.5.3 Irak........................................................................................... 1.5 .4 Libyen .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. 1.5.5 Saudi-Arabien.......................................................................... 1.6 Die Beziehung österreichischer Exporte zu wirtschaftlichen Rahmengrößen der arabischen Länder..................................................... 1.6.1 Einführung und Methodik....................................................... 1.6.2 Wahl der volkswirtschaftlichen Größen.................................. 1.6.3 Ergebnisse................................................................................ 1.7 Zusammenfassung...............................................................................

17 18 22 27 28 30 31 34 35 38 42 53 57 58 60 62 64 66 68 68 68 69 72

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Inhaltsverzeichnis

2. Die Handelsbeziehungen Österreichs zur arabischen Welt aus betriebswirtschaftlicher Sicht................................................................... 2.1 Unternehmenserfolg durch Export- Chancen und Risiken............. 2.1.1 Elemente der Exportstrategie .................................................. 2.1.2 Strategische Konzepte .. .... .... .... .......... .... .... .... ...... .... .... .. ...... ... 2.1.3 Markteintrittsbarrieren und Risiken ..................... .... ...... ...... .. 2.1.4 Absicherung und Finanzierung von Exportgeschäften .. .. .... .. . 2.2 Exportentscheidungsforschung und Analyse von Determinanten des Exporterfolgs ... .................... .... ...... ..... ... ........ .......... .... .......... .. ..... 2.3 Befragungsergebnisse .......... ........ ..... ... ..... .. ....... .... .... ...... .. .. ............ ... 2.3.1 Methodik der Analyse............................................................. 2.3.2 Stichprobenstruktur ................................................................. 2.3.3 Aktionsparameter .................................................................... 2.3.4 Zusammenhänge zwischen Organisations-, Manager- und Umweltvariablen und den Exporten der befragten Unternehmen .................................................................................... 2.3.5 Zusammenhänge zwischen Unternehmensvariablen und Exporten ..... ........ ........ .... .... .... .... .............. .... .... ...... .. ............... 2.3.6 Profilanalyse ............................................................................ 2.3.7 Die psychische Distanz ........................................................... 2.3.8 Einstellungen zum Exportgeschäft... ....................................... 2.3.9 Risikobereitschaft im Marketing ............................................. 2.3.10 Wahrgenommene Exporthemmnisse ...................................... 2.4 Zusammenfassung .............................................................................. 3. Transformation und Entwicklungsmöglichkeiten des arabischen polit-ökonomischen Systems ..................................................................... 3.1 Zur Situation der arabischen Länder .................................................. 3.1.1 Stabilität und Instabilität der arabischen Länder..................... 3.1.2 Reiche und arme arabische Länder........................................ 3.2 Das Wesen des polit-ökonomischen Systems ................................... 3.2.1 Bürokratische Herrschaft ......................................................... 3.2.2 Historische Entwicklung des modernen arabischen Staatswesens ...................................................................................... 3.2.3 Strukturelle Heterogenität der arabischen Ökonomien ........... 3.2.4 Ausprägung der bürokratischen Herrschaft im arabischen Raum ........................................................................................ 3.3 Entwicklungsmöglichkeiten ............................................................... 3.3.1 Friedensprozeß und politische Krisen .................................... 3.3.2 Aufstieg der Mittelklasse, innenpolitische Destabilisierung und Fundamentalismus ............................................................

73 74 75 77 78 80 81 85 85 86 96 99 104 105 109 110 114 115 116 119 119 120 121 122 122 123 124 128 133 133 135

Inhaltsverzeichnis

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3.3.3 Kooperation zwischen den arabischen Ländern ...................... 139 3.3.4 Ökonomische Reformen .......................................................... 142 3.3.5 Das polit-ökonomische System im internationalen Kontext: Ein Ausblick ..... ........ .... ...... .. .............. .............. ....................... 144 4. Der arabische Raum in der Österreichischen Außenpolitik •..••.•.•..••••.•• 4.1 Österreichs Nahost-Politik unter Kreisky .......................................... 4.2 Die Österreichische Außenpolitik nach der Ära Kreisky .................... 4.3 Die Rolle der Wirtschaftskammer Österreich .................................... 4.3.1 Struktur und Funktion der Abteilung Außenwirtschaft .......... 4.3.2 Finanzierung, Budgetierung, Sparmaßnahmen ....................... 4.3.3 Wirtschaftsmissionen in den arabischen Raum..................... 4.3.4 Beurteilung einzelner Märkte................................................. 4.4 Zusammenfassung ...............................................................................

148 148 151 157 158 162 164 165 175

Literatur ......................................................................................................... 177 Interviews ....................................................................................................... 182 Anhang ............................................................................................................. 183

Zusammenfassung Ziele und Untersuchungsgebiet Die vorliegende Studie hat die Untersuchung der Österreichischen Wirtschaftsbeziehungen auf volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Ebene zum arabischen Raum, die Einschätzung der wichtigsten politischen Entwicklungstrends im arabischen Raum für die Weiterentwicklung der bilateralen Handelsbeziehungen und die Formulierung von Empfehlungen für die Österreichische Exportwirtschaft und die staatliche Außenhandelspolitik zum Inhalt. Der arabische Raum umfaßt die westasiatischen Staaten Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Kuweit, Libanon, Oman, Saudi-Arabien, Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate, sowie die nordafrikanischen Staaten Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien, Sudan und T~nesien.

Bedeutung der Region für den Österreichischen Außenhandel Das Österreichische Handelsvolumen, das mit dem arabischen Raum ausgetauscht wurde, zeigte im Untersuchungszeitraum (1978 bis 1990) bis Mitte der achtziger Jahre wertmäßig einen stetigen Anstieg, danach einen deutlichen Rückgang bis auf etwa das Niveau des Beginns der untersuchten Periode. Das Gesamtvolumen bewegte sich zwischen 30,7 Mrd. und 17,1 Mrd. öS. In dieser Entwicklung spiegeln sich in erster Linie die Exporte Österreichs (zwischen 20,4 Mrd. und 8,6 Mrd. öS schwankend) in den arabischen Raum wider. Die Einfuhren Österreichs aus dem arabischen Raum, fast zur Gänze aus Erdöl und Erdölderivaten bestehend, zeigten eine gleichmäßigere, leicht rückläufige Entwicklung. Sie erreichten 1981 mit 12,5 Mrd. öS einen Höchststand und gingen bis 1990 auf 8,5 Mrd. öS zurück. Das deutet darauf hin, daß der arabische Raum als Erdöllieferant für Österreich an Bedeutung verloren hat. In der ersten Hälfte der achtziger Jahre war die Handelsbilanz deutlich positiv, Ende der Dekade weitgehend ausgeglichen. Ein wesentliches Merkmal der Handelsbeziehungen Österreichs mit dem arabischen Raum liegt im ausgeprägten Rückgang der Bedeutung dieser Region für den Österreichischen Außenhandel. Sowohl der Anteil dieser Region an den gesamten Österreichischen Exporten als auch an den gesamten Österreichischen Importen hat sich in den achtziger Jahren von etwa 7 Prozent auf knapp über 2 Prozent verringert. Damit liegen die Handelsbeziehungen Österreichs mit dem arabischen Raum im großen und ganzen auf einer Linie mit der Entwicklung der weltweiten Importe aus und Exporte in den arabischen Raum. Bei den Weltexporten zeigte sich seit 1982 ein deutlicher Rückgang des auf den arabischen entfallenden Anteils. Dieser ging auf die Hälfte zurück. Dies bedeutet, daß der arabische Raum im Rahmen der Entwicklung der Weltwirtschaft spürbar an

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Zusammenfassung

Gewicht verloren hat. Die gleiche Tendenz läßt sich in noch ausgeprägterer Form für die Österreichischen Exportanteile feststellen. Die Weltimporte aus der Region lagen anteilsmäßig deutlich über den Weltexporten. Der Anteil der Region an den Gesamtimporten Österreichs noch weiter darunter. Die Entwicklung der Anteile der Welt und Österreichs verliefen weitgehend parallel: ein ausgeprägter Rückgang bis 1988, danach ein leichter Anstieg. Während der Anteil Österreichs an den Weltexporten in der ersten Hälfte der achtziger Jahre weitgehend gleich blieb und danach aber deutlich anstieg, erhöhte sich der Österreichische Anteil an den Weltexporten in den arabischen Raum bis Mitte der achtziger Jahre stark und zeigte danach einen spürbaren tendenziellen Rückgang. Dies bedeutet, mit anderen Worten, daß der arabische Raum in der ersten Hälfte der achtziger Jahre für die Entwicklung der Österreichischen Exporte eine überproportionale Bedeutung besaß. Seit 1985 hat sich aber die Dynamik der Österreichischen Exportentwicklung offensichtlich in andere Regionen verlagert und der Anteil des arabischen Raumes an den Österreichischen Exporten verringerte sich deutlich. Bei den Importen war der Anteil Österreichs im Verhältnis zu den Weltimporten aus der Region um etwa die Hälfte geringer als beim Anteil an den gesamten Weltimporten. Dies bedeutet, daß der arabische Raum bei den Importen Österreichs eine noch geringere Rolle spielt als bei den Exporten. Anders als bei der Entwicklung der Exporte verlief die Entwicklung der Importanteile weitgehend parallel zur Entwicklung des Österreichischen Anteils an den Weltimporten.

Warenstruktur der Österreichischen Exporte und Importe Was die Zusammensetzung der Österreichischen Exporte nach Warengruppen betrifft, so zeigte sich zu Beginn und gegen Ende der Untersuchungsperiode insgesamt eine starke Konzentration auf zwei Kategorien: »Bearbeitete Waren« und »Maschinenbauerzeugnisse, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge«. Sie machten über 70 Prozent des Exportwertes aus. In den späten achtziger Jahren gewannen zusätzlich »Chemische Erzeugnisse« mit etwa 10 Prozent des Exportwertes an Bedeutung. Die Importe Österreichs aus dem arabischen Raum bestanden nahezu ausschließlich aus Erdöl und Erdölprodukten. Der minimale Rest entfiel auf andere Rohstoffe. Von den achtzehn Staaten des arabischen Raumes sind nur fünf, nämlich Ägypten, Algerien, Irak, Libyen und Saudi-Arabien (hier »Schwerpunktländer« genannt) als Abnehmer österreichischer Exporte von größerer Bedeutung. Gegen Ende der achtziger Jahre entfielen auf sie drei Viertel der Österreichischen Exporte in den arabischen Raum. Nur während der Wachstumsphase in der ersten Hälfte der achtziger Jahre war die Streuung über Länder größer.

Zusanunenfassung

13

Schwerpunktländer der Österreichischen Exporte Die Exporte in die Schwerpunktländer konzentrierten sich in jeweils unterschiedlichem Maße auf folgende Untergruppen der beiden erwähnten Hauptkategorien: Papier und Pappe und Waren daraus, Waren aus nichtmetallischen mineralischen Rohstoffen, Eisen und Stahl, Metallwaren, besondere Arbeitsmaschinen, Maschinen und Geräte sowie Apparate und Straßenfahrzeuge. Sowohl die umfangmäßige Entwicklung während des Untersuchungszeitraumes als auch die Zusammensetzung der Exporte nach den angeführten Untergruppen verliefen in den einzelnen Schwerpunktländern sehr unterschiedlich. Für jedes Schwerpunktland wurden die vier wichtigsten Untergruppen (»Zweisteller«) erhoben. Sie sind alle den beiden Hauptkategorien zuzuordnen. Es ist festzustellen, daß nur Ägypten (Maschinen etc., Eisen und Stahl, Papier und Pappe) und Saudi-Arabien (Maschinen etc., Garne, Gewebe etc., Sonderarbeitsmaschinen) einen relativ gleichbleibenden Anteil aufwiesen. Die Exporte nach Algerien und Irak zeigten sehr starke Schwankungen bei den Warengruppen (über die vier wichtigsten Untergruppen hinaus) von Jahr zu Jahr. Die Erlassung des UN-Embargos im Jahr 1990 gegen den Irak hat nicht nur die Handelsbeziehungen Österreichs mit dem gesamten arabischen Raum beeinträchtigt, sondern auch durch den Umstand, daß der Irak zu den wichtigsten Abnehmerländern zählte, für die Österreichischen Exporte einen großen Verlust gebracht. In Libyen war der Anteil der vier wichtigsten Untergruppen relativ am gerin~sten. Vor allem bis 1985 zeigte Libyen eine breite Palette von Importgütern aus Osterreich. Die größten Schwankungen der Anteile von Untergruppen betrafen in Ägypten Sonderarbeitsmaschinen, im Irak Metallwaren und Maschinen etc., und in SaudiArabien Straßenfahrzeuge. All dies läßt darauf schließen, daß kontinuierliche Handelsbeziehungen eine relativ geringe Bedeutung besaßen und offensichtlich viele Exporte projektabhängig waren.

Wichtigste volkswirtschaftliche Bestimmungsfaktoren der Österreichischen Exporte Die statistische Analyse der Bestimmungsfaktoren für die Österreichischen Exporte für alle Länder des arabischen Raumes bestätigen diese Beobachtungen. Volkswirtschaftliche Nachfrageindikatoren lassen keinen Zusammenhang erkennen. Einzig der Indikator Bruttoinlandsinvestitionen stellte sich als wichtigste reale Größe für die Erklärung österreichischer Exporte dar. Dies deutete auf die starke Projektorientierung der österreichisch-arabischen Handelsbeziehungen hin. Von den monetären Bestimmungsfaktoren waren vor allem die internationalen Austauschbedingungen von Bedeutung. Je günstiger die Außenhandelspreise waren, desto positiver wurden die Österreichischen Exporte beeinflußt. Wichtig war auch der Wechselkurs zwischen Schilling und Dollar. Insgesamt waren aber die untersuchten Zusammenhänge nur von geringer Stärke, was auf die starken Schwankungen und die vielen Extremwerte zurückzuführen ist.

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Zusarrunenfassung

Personale und organisatorische Einflußgrößen auf die Exporttätigkeit von Österreichischen Unternehmungen in den arabischen Raum sowie festgestellte Exporthemmnisse Eine empirische Untersuchung österreichischer Unternehmen, die in den arabischen Raum exportieren, versuchte die personalen und organisatorischen Einflußgrößen auf die Exporttätigkeit bzw. den Exporterfolg zu eruieren. Fünfundvierzig Unternehmen beantworteten einen umfangreichen Fragebogen über Firmenmerkmale, objektiv feststellbare Daten zu Merkmalen von Managern, über Unterstützung durch öffentliche Beratungsinstitutionen und verschiedene Aktionsparameter. Die in der Untersuchung erfaßten Unternehmen, die in den arabischen Raum exportieren, sind meist traditionsreiche Firmen, die zum größten Teil zu den arabischen Handelspartnern langjährige Geschäftsbeziehungen unterhielten. Die wichtigsten Handelspartner der Unternehmen aus dem Sampie haben ihren Sitz in Saudi-Arabien, Kuweit und den Vereinigten Arabischen Emiraten, also Länder, die zu den reichsten im arabischen Raum gehören. Die Befragung der Exportmanager brachte eine Liste von Exporthemmnissen im arabischen Raum zutage, die sich kaum von anderen exportierenden Österreichischen Firmen unterschied: das Fehlen geeigneten Personals, die internationale Konkurrenzsituation; in geringerem Ausmaß auch die Schwierigkeiten hinsichtlich der Distributionssysteme bzw. Vertriebskanäle, die Kosten der Marktbearbeitung und die Preise.

Struktur des polit-ökonomischen Systems der arabischen Länder und veränderte politische Rahmenbedingungen Die Analyse der politischen Rahmenbedingungen für die Österreichischen Wirtschaftsbeziehungen mit dem arabischen Raum geht von den Merkmalen des polit-ökonomischen Systems der arabischen Länder aus. Die offensichtliche Krise dieses Systems drückt sich in der immer geringer werdenden Fähigkeit zur Durchführung politischer und wirtschaftlicher Reformen aus. Die Gründe dafür liegen vornehmlich in den Befürchtungen der herrschenden bürokratischen Staatsklassen vor Verlust ihres politischen Einflusses und der entsprechenden Renten. Das Erstarken islamisch-fundamentalistischer Opposition hält den Reformwillen der Eliten weiterhin in Grenzen, da sich die Eliten nun als Verteidiger der Moderne präsentieren. Ohne Liberalisierung des Wirtschaftssystems und ohne verstärkte Demokratisierung läßt sich die Krise nicht überwinden. Der Zusammenbruch der Sowjetunion brachte für den arabischen Raum den Verlust aller Vorteile, die sich aus dem Kalten Krieg ergaben, zumal sich die Interessen des darauf folgenden, von den USA dominierten internationalen Systems mehr auf die hegemoniale Absicherung strategischer Interessen als auf die Unterstützung reformbereiter Staatsklassen ausrichten. Die Voraussetzungen für eine verstärkte Kooperation und Integration innerhalb des arabischen Lagers scheinen sich durch die Friedensinitiative im Nahen Osten verbessert zu haben.

Zusanunenfassung

15

Es bleibt abzuwarten, ob damit ausreichende Maßnahmen zur Entwicklung des großen Wirtschaftspotentials der arabischen Welt ausgelöst werden können. Insbesondere steht hier die Initiierung eines selbstragenbden Wirtschaftswachstums, das von entsprechenden institutionalisierten politischen Partizipationsmöglichkeiten flankiert wird, im Vordergrund.

Österreichische Außenpolitik und Wirtschaftsbeziehungen Die Rolle der Österreichischen Außenpolitik in bezug auf die österreichisch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen geht von der »aktiven Neutralitätspolitik« des Bundeskanzlers Kreisky aus. Ihr verdankt Österreich überdurchschnittlich große Sympathien im arabischen Raum. Die Periode Kreiskyscher Nahostpolitik fiel mit einer deutlichen Expansion der Österreichischen Exporte in den arabischen Raum zusammen. Gute bilaterale politische Beziehungen zu einer Reihe von Ländern scheinen ihren Niederschlag in verstärkten Österreichischen Lieferungen gefunden zu haben. Die Wirtschaftskammer Österreich war ein unterstützender und mitgesta1tender Faktor. Nach Kreisky war die Österreichische Außenpolitik eher durch allgemeine Zurückhaltung bei Stellungnahmen zu Vorgängen im arabischen Raum und einer Reduzierung der Besuchsdiplomatie gekennzeichnet. Das Ende des Kalten Krieges veränderte auch grundsätzlich die Bedeutung einer Neutralitätspolitik. Österreich sieht sich in den achtziger und neunziger Jahren nicht mehr als Vermittler kraft seiner Neutralität. Die engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu einigen arabischen Ländern blieben aber bestehen. So sind die Kontakte zu Ägyptenaufgrund zahlreicher bilateraler Verträge als besonders eng zu klassifizieren.

Rolle der Wirtschaftskammer Österreich Der Wirtschaftskammer Österreich kommt in der Anbahnung und Abwicklung von Exportgeschäften eine bedeutende Rolle zu. Angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten, mit denen exportierende Unternehmen konfrontiert sind, werden solche unterstützende Leistungen von den Unternehmen oft in Anspruch genommen. Im allgemeinen bevorzugt die Wirtschaftskammer eine flexible Bearbeitung von einzelnen Märkten. Das heißt, daß vor allem der Außenhandelsdelegierte vor Ort entscheidet, welche Kontakte zu knüpfen bzw. zu forcieren und welche Maßnahmen zu setzen sind. Obwohl Tätigkeiten, die über das »Alltagsgeschäft« hinausgehen, wie Messebeteiligungen, mit den Abteilungsleitern der Wirtschaftskammer in Wien besprochen und abgestimmt werden, wird nach wie vor der größte Teil der Unterstützungsaktivitäten zur Bearbeitung der Märkte auf einer ad-hoc-Basis durchgeführt. Dies hat zwar auf der einen Seite den Vorteil, daß in den einzelnen Ländern relativ unbürokratisch und anpassungsfahig agiert werden kann, weist aber auch den Nachteil auf, daß mittel- bis langfristig wirksa-

16

Zusanunenfassung

me Maßnahmen weitgehend aus den Augen verloren werden. Dies mag auch mit dem Umstand zusammenhängen, daß die politische Vermittlung in der Vergangenheit wichtig war.

Empfehlungen Angesichts der Wichtigkeit organisatorischer Aspekte bei der Überwindung von Exporthemmnissen kommt der Entwicklung und Förderung dieses Bereiches besondere Bedeutung zu. Die Verfügbarkeil von Beratungsleistungen für Planung und Marketing, zur Verbesserung der Exporttechnik bzw. der Abwicklung von (Pilot-)Projekten stellt gerade im Hinblick auf den großen Anteil von kleineren und mittleren Unternehmungen einen wichtigen Beitrag dar. Dem Mangel an qualifiziertem Personal ist kurzfritig nur durch die Beiziehung externer Kapazitäten in Form von Konsulenten und Exportberatung zu begegnen. Diese Dienstleistungen stellen aber weitgehend noch eine Marktlücke dar, sodaß hier Bedarf an Ausbildung und Beratung auch von seiten öffentlicher Institutionen besteht. Damit könnte auch einem gewissen Mangel an »Auslandsorientierung« bei den Bereichsmanagern begegnet werden. Die vorherrschende Struktur der in den arabischen Raum exportierenden Unternehmen läßt eine ausgeprägt individuelle Beratung und Unterstützung geeignet erscheinen. Die Märkte des arabischen Raumes stellen aufgrund ihrer spezifischen kulturellen Gegebenheiten und der stark mit der Wirtschaft verflochtenen religösen und politischen Strukturen schwierig zu bearbeitende Märkte dar. Gleichzeitig sind die Märkte vieler arabischer Länder wegen des hohen Durchschnittseinkommens auch stark umkämpfte Märkte, z. B. durch die Länder der Europäischen Union und Ostasiens. In einer solchen Situation sind gezielte und kontinuierliche Maßnahmen zur Marktbearbeitung durch öffentliche Institutionen unabdingbar. Die im Rahmen dieser Studie geführten Interviews mit Vertretern der Wirtschaftskammer ließen eine Entwicklung in Richtung strategischer Planung erkennen. Die erstmals (sie!) in einem Strategiekonzept festgehaltenen Schwerpunkte beziehen sich primär auf die Festlegung von bestimmten Branchen und Produkten, die verstärkt zu bearbeiten wären. Ein Konzept zur Umsetzung bzw. Erreichung solcher Vorhaben fehlt jedoch nach wie vor. Damit bleibt eine gewisse Strategieschwäche weiterhin bestehen, die es aber zu überwinden gilt. Ob die trotz des Druckes zur Kostensenkung weiterhin stattfindenden Tagungen der Handelsdelegierten (auch unter neuem Finanzierungskonzept) ein wirksames Instrument zur Strategiefindung darstellen, ist zur Zeit noch nicht absehbar. Die weltweit sich verschärfenden Wettbewerbsbedingungen lassen verstärkte Maßnahmen zur Unterstützung der- auch in den arabischen Raum- exportierenden Unternehmen unabdingbar erscheinen.

1. Volkswirtschaftliche Analyse der österreichisch-arabischen Handelsbeziehungen Im ersten Teil der volkswirtschaftlichen Analyse wird ein allgemeiner Überblick über die Handelsbeziehungen Österreichs mit dem arabischen Raum zwischen 1978 und 1990 gegeben. 1 Dabei wird auch ein Vergleich mit der weltweiten Bedeutung des arabischen Raumes als Handelsregion durchgeführt, um eine eventuelle über- oder unterproportionale Rolle in der Struktur des Österreichischen Außenhandels festzustellen. Anschließend wird auf die Warenstruktur der Exporte und Importe zwischen Österreich und den arabischen Ländern eingegangen. Danach wird eine detaillierte Untersuchung der Beziehungen mit ausgewählten Handelspartnern im arabischen Raum ("Schwerpunktländer") durchgeführt. Die volkswirtschaftliche Analyse wird abgerundet mit einer deskriptiven Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwerpunktländern und einer statistischen Untersuchung des Zusammenhanges österreichischer Exporte mit makroökonomischen Rahmendaten mehrerer arabischer Länder. Detaillierte Tabellen zu allen Abschnitten sind im Anhang enthalten. Der arabische Raum umfaßt die Staaten der arabischen Halbinsel mit der Ausnahme Israels - Syrien, Irak, Kuweit, Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Jemen -und die folgenden Staaten Nordafrikas: Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko, Mauretanien und Sudan. Sämtliche Analysen (mit Ausnahme des internationalen Vergleichs) beruhen auf realen Werten mit Basis 1987. Die nominellen Export- und Importwerte wurden dabei mittels zweier Deflatoren, die aus Daten der Weltbank errechnet wurden, in reale Werte umgewandelt. Zu bemerken ist, daß der Österreichische Exportdeflator - in Anlehnung an die Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus in den achtzigerJahren-einen nur langsamen Anstieg verzeichnete.

Dieser Zeitraum wurde gewählt, um zum einen den Einfluß des zweiten Ölpreisschockes zu erfassen, zum anderen die Folgen des zweiten Golfkrieges auf die "normalen" Handelsbeziehungen auszuschließen. 2 Al-Ani u.a.

1. Volkswirtschaftliche Analyse

18

1.1 Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und dem arabischen Raum im Überblick Das Handelsvolumen -die Summe aus Exporten und Importen zwischen Österreich und den Ländern des arabischen Raumes - ist die umfassendste Größe zur Charakterisierung der Handelsbeziehungen. Abb.1:

Das Handelsvolumen Österreichs mit dem arabischen Raum (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS

35000 30000 25000 20000 15000 10000 5000

0

+---~~--~--~--+-~~-+--~--+---~-4--~

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank!World Tables Abb. 1 zeigt einen drastischen Anstieg des realen Handelsvolumens von 1978 bis 1981. Bis 1985 blieb es- abgesehen von einem Einbruch 1983 - annähernd gleich, dann sank es allerdings bis 1987 ebenso drastisch wieder ab und verharrte bis 1990 auf dem Niveau von 1978. Das größte Volumen- 30,7 Mrd. öS- war 1981 zu verzeichnen. 1990 betrug es hingegen nur noch 17,1 Mrd. öS. Welchen Anteil hatten nun jeweils die Exporte bzw. die Importe Österreichs in den bzw. aus dem arabischen Raum am gesamten Hande1svolumen? Zunächst soll die Entwicklung der Österreichischen Exporte betrachtet werden (Abb. 2). Die realen Exporte lagen zwischen 1978 und 1980 sowie 1986 und 1990 auf einem relativ gleichen Niveau von rund 10 Mrd. öS. Lediglich zwischen 1981 und 1985 wurden deutlich höhere Werte von bis zu über 20 Mrd. öS erzielt (Höchstwert: 20,4 Mrd. öS im Jahr 1982). Dies läßt sich primär auf den zwischen 1980 und 1984 bestehenden Importsog aus OPEC Ländern zurückführen. Ab 1986 sank allerdings die Kaufkraft im arabischen Raum, die Exporte gingen bis

19

1.1 Die Handelsbeziehungen im Überblick

1990 wieder auf 8,6 Mrd. öS zurück. Eine weitere Ursache ist im zunehmend stärker werdenden Schilling zu finden. Abb. 2:

Die Entwicklung der Exporte Österreichs in den arabischen Raum (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS

25000

!/"·---·\

20000 15000 10000 5000

0

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1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables Betrachtet man die reale Entwicklung der Importe Österreichs aus dem arabischen Raum, so muß zunächst das Problem der Deflationierung in der Warenstruktur der Importe in entsprechender Weise gelöst werden. Dies ist schwieriger als im Fall der Exporte (siehe oben), wo der allgemeine Exportdeflator aufgrund der diversifizierten Ausfuhrstruktur zur Anwendung kommen kann. Die Österreichischen Einfuhren bestehen hingegen beinahe nur aus einer einzigen Warengruppe (Erdöl und Erdölerzeugnisse).2 Es muß daher ein für diese Warenkategorie speziell errechneter Deflator verwendet werden, da der allgemeine Importdeflator zu massiven Verzerrungen führen würde. Um dies zu demonstrieren, sind in der folgenden Abbildung (Abb. 3) die realen Einfuhren, mit beiden Deflatoren umgerechnet, dargestellt. Nimmt man den allgemeinen Deflator, so wird die Entwicklung der Importe stark überzeichnet; mit dem speziellen - für Erdöl und Erdölerzeugnisse gültigen - Deflator fällt die Entwicklung wesentlich gleichmäßiger aus. Die Einfuhren weisen eine leicht sinkende Tendenz auf. Den Höchststand wiesen sie 1981 mit 12,5 Mrd. öS auf, 1990 erreichten sie nur noch 8,5 Mrd. öS. Interessant ist weiters die Tatsache, daß die Umrechnung mit beiden Deflatoren seit 1986 2

Siehe Abschnitt 1.3.

20

I. Volkswirtschaftliche Analyse

Abb. 3:

Die Entwicklung der Importe Österreichs aus dem arabischen Raum (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS

25000

Umrechnung mit allgemeinem Deflator

20000 15000 10000 5000

0

Umrechnung mit speziellem Deflator +---~-4--~--~--+-~~-+--~--+---~-4--~

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank!World Tables Abb. 4:

Die Handelsbilanz Österreichs mit dem arabischen Raum (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS

12000 10000 8000

·-·-·-·

6000

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank!World Tables

1.1 Die Handelsbeziehungen im Überblick

21

nach den bisweilen extremen ( 1981 !) Abweichungen zwischen 1979 und 1985 wieder ziemlich ähnliche reale Größenordnungen erbringt. Das zeigt, daß sich die allgemeine Entwicklung der Einfuhrpreise, verglichen mit der Entwicklung der Ölpreise für Österreich bis 1981 günstig darstellte, diese positive Entwicklung im Verlauf der achtziger Jahre aber wieder zu Ende ging. 3 Nach der Beschreibung der Aus- und Einfuhren Österreichs wird die sich daraus ergebende Handelsbilanz mit dem arabischen Raum für den entsprechenden Zeitraum dargestellt (Abb. 4). Die reale Handelsbilanz wies nur 1979 ein kleines Defizit auf. In der Folge entwickelte sich die Bilanz sehr positiv. Der größte Überschuß wurde 1985 mit I 0,3 Mrd. öS erzielt. Seither ist er allerdings wieder stark gesunken und betrug 1990 nur noch 112 Mio. öS. Alle diese Zahlen sagen allerdings noch nichts über die relative Bedeutung des arabischen Raumes für den Österreichischen Außenhandel aus. Dies - der Anteil des arabischen Raumes an den Österreichischen Exporten und Importen ist Inhalt der folgenden Abbildung (Abb. 5): Abb. 5:

Der Anteil des arabischen Raumes an den Gesamtexporten und -importen Österreichs (nominell) von 1980 bis 1990 in Prozent

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8

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-1-Anteil an den Exporten -Q-Anteil an den Importen Quelle: IMF/Direction of Trade Statistics

3

Um Unklarheiten, den verwendeten lmportdeflator betreffend, im weiteren Verlauf dieser Studie vorzubeugen, sei an dieser Stelle eindeutig festgehalten, daß immer dann, wenn von realen Importen die Rede ist, selbstverständlich nur der spezielle (ÖI-)Deflator zur Umrechnung der Einfuhren verwendet wurde.

22

I. Volkswirtschaftliche Analyse

Die Bedeutung des arabischen Raumes als Zielregion österreichischer Exporte nahm seit 1982 und besonders nach 1985 stark ab. Bei den Einfuhren Österreichs setzte der Marktanteilsrückgang der arabischen Länder ein Jahr früher ein. 1988 hat sich diese Entwicklung jedoch umgedreht und der Marktanteil nahm wieder leicht zu. Zuletzt haben sich die Anteile der arabischen Länder an den gesamten Ex- und Importen Österreichs weitgehend angenähert. Generell war die Bedeutung des arabischen Raumes als Handelspartner Österreichs jedoch sehr gering. Weder bei den Exporten in den arabischen Raum noch bei den Importen aus dieser Region wurde 1990 die 2%-Marke überschritten.

1.2 Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und dem arabischen Raum im internationalen Vergleich Gegenstand dieses Abschnittes ist die Untersuchung der internationalen Position Österreichs im Handel mit dem arabischen Raum. Zunächst ist zu klären, wie groß die Bedeutung Österreichs für den arabischen Außenhandel ist (Abb. 6): Abb. 6:

Der Anteil Österreichs an den Weltexporten in den arabischen Raum und den Weltimporten aus dieser Region (nominell) von 1980 bis 1990 in Prozent

1,2

0,8

0,6 0,4 0,2

-

0~---r----~---r--~----,_---+----+----+----r---~

0

00

00

Q\

Q\



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-1000 -2000

-

00 0\

00 0\

-

00 0\

00 0\

00 0\

- -

00 0\

~

0'1

-3000 -4000

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables Abb. 21: Die Handelsbilanz mit Libyen (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS 1000 500

0 -500 -1000

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+---,_---r~-+~-+--~~--r---+---,_---r---+---+--~ 00 >oD r0'1

- "" 00

0'1

00

0'1

-1500 -2000 -2500 -3000 -3500 -4000

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables

00

0'1

00

......

0'1

00

0'1

00

0'1 ......

~

0'1

1.4 Schwerpunktländer

41

von 1988 bis 1990 konnte wieder ein positiver Saldo verbucht werden. 1990 betrug dieser über 1 Mrd. öS. Die Handelsbilanz mit Libyen ist für Österreich äußerst ungünstig. Mit Ausnahme der Jahre 1981 und 1983 war sie stets negativ. 1986 mußte ein Rekorddefizit von 3,7 Mrd. öS hingenommen werden, danach verringerte es sich ein wenig, stieg zuletzt (1990) aber wieder auf 1,6 Mrd. öS an. Österreich kann die umfangreichen Öleinfuhren aus Libyen6 nicht mit eigenen Exporten ausgleichen. Abb. 22: Die Handelsbilanz mit Saudi-Arabien (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS 3000 2000 1000 0 -1000

0

00 0\

.....

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.....

.,.,

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00 00 0\

0\ 00

0\ .....

0 0\ 0\

-2000 -3000 -4000

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables Die Entwicklung der Handelsbilanz mit Saudi-Arabien zeigt hingegen ein erfreuliches Bild. Nach einer extrem negativen Entwicklung bis 1981 (miras 3,8 Mrd. öS) folgte eine rasche und starke Verbesserung - schon 1983 v.ar ein Überschuß zu verzeichnen. Seither ist der Handelsbilanzsaldo mit Saudi-Arabien stets positiv, 1990 betrug er 1,5 Mrd. öS. Aus der Untersuchung der Handelsbilanzen ergibt sich eine wichtige Schlußfolgerung: Mit den Hauptlieferanten von Erdöl war die Bilanz stets deutlich negativ. Da sich die Lieferländer in der Rangordnung der für Österreich wichtigsten arabischen Ölbezugsquellen im betrachteten Zeitraum abwechselten?, war auch nur zu bestimmten Zeiten ein negativer Saldo bzw. ein größer gewordenes Defizit zu verzeichnen: mit dem Irak 1978 bis 1980, mit Saudi-Arabien 1979 bis 1982, mit Libyen seit 1984 ununterbrochen (vorher gab es aller6 7

Siehe Abb. 17. Siehe Abschnitt 1.4.2.

42

1. Volkswirtschaftliche Analyse

dingsauch bereits Defizite, wenn auch kleinere) und mit Algerien erst seit 1989 (zuvor nur ab und zu kleine Defizite). Es läßt sich folglich kein Zusammenhang zwischen gesteigerten Ölexporten und im Gegenzug erhöhten Importen österreichischer Produkte feststellen.

1.4.4 Die Struktur der Exporte in die Schwerpunktländer

Wie aus Abschnitt 1.3.1 ersichtlich, konzentrieren sich die Österreichischen Exporte in den arabischen Raum auf die beiden Warenkategorien 6 und 7. In den einzelnen Schwerpunktländern ist dies aber in unterschiedlichem Ausmaß der Fall (Abb. 23): Abb. 23: Der Anteil der Warenkategorien 6 und 7 an den Gesamtexporten in das jeweilige Schwerpunktland im Jahr 1990 in Prozent

80

60 40

20 0 Ägypten Algerien

Irak

Libyen

SaudiArabien

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables In Saudi-Arabien, Ägypten und im Irak lagen 1990 die Anteile der beiden Kategorien 6 "Bearbeitete Waren" und 7 "Maschinenbauerzeugnisse, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge" an den gesamten Exporten Österreichs in diese Länder jeweils über 70%. Geringer waren die Anteile in Algerien und insbesondere in Libyen. Diese beiden Länder liegen damit deutlich unter dem für den gesamten arabischen Raum geltenden Anteilswert von knapp über 70% (1990). Interessant ist die Entwicklung der relativen Bedeutung der Kategorien 6 und 7 in den einzelnen Schwerpunktländern: Zunehmende Anteile waren in Saudi-Arabien (ausgehend von knapp unter 60% 1978) zu verzeichnen. Leicht gestiegen sind sie auch in Ägypten, im Irak und auf wesentlich niedrigerem Niveau

1.4 Schwerpunktländer

43

in Libyen (1978 unter 40%). Dabei ist zu berücksichtigen, daß in der Hochphase der Österreichischen Exporttätigkeit im arabischen Raum die relative Bedeutung der Kategorien 6 und 7 in Ägypten, Algerien (hier sogar deutlich; 1984: 84%!) und Libyen größer war als zuletzt (1990). Auffallend ist die Entwicklung in Algerien, wo die beiden Kategorien von über 90% im Jahr 1978 auf nur noch ca. 65% 1990 zurückgefallen sind. Wie haben sich die Exporte in den beiden Kategorien relativ zueinander entwickelt? Dies kann man gut an den Tabellen am Beginn des Abschnittes 1.4 (Tab. 3 bis 7) erkennen: In den Exportbeziehungen zu Ägypten war die Warenkategorie 7 lange Zeit die wichtigere, zuletzt ist sie aber hinter die bearbeiteten Waren zurückgefallen; auch unterlag sie stets größeren Schwankungen. Im Gegensatz zu Ägypten waren in den Ausfuhren nach Algerien bearbeitete Waren (SITC 6) immer wichtiger als Maschinenbauerzeugnisse, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge (SITC 7). Durch den massiven Rückgang der Exporte in der Kategorie 6 in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre näherte sich beide Warengruppen stark an (der Rückgang in der Kategorie 7 fiel etwas weniger drastisch aus). Zuletzt haben sie sich wieder auseinander entwickelt- Kategorie 6 steigend, Kategorie 7 weiter fallend. Im Fall des Irak verlief die Entwicklung in beiden Warengruppen ähnlich (mit einer starken Steigerung zu Beginn der achtziger Jahre). In dieser Phase war die Kategorie 7 etwas wichtiger als 6, in der seither zu verzeichnenden Phase des Exportrückganges hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Auch in Libyen waren Maschinenbauerzeugnisse, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge (SITC 7) zunächst die wichtigere W arengruppe, in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre erlitten sie aber starke Einbußen und fielen hinter die bearbeiteten Waren (SITC 6) zurück. In Libyen ist allerdings die insgesamt geringe Bedeutung der sonst in den Exporten Österreichs in den arabischen Raum dominierenden beiden Warengruppen zu berücksichtigen. In den Exportbeziehungen zu Saudi-Arabien waren zumeist Produkte der Kategorie 7 dominierend, unterlagen aber starken Schwankungen, stärkeren, als in der Kategorie 6. Im folgenden werden die für die Österreichischen Exporte in den arabischen Raum wichtigsten Kategorien 6 und 7 detaillierter für die Schwerpunktländer beschrieben. Zu diesem Zweck werden die vier wichtigsten Warenuntergruppen (Zweisteller) relativ zueinander und zu den gesamten Exporten im zeitlichen Verlauf der Exporte dargestellt. Zunächst ist allerdings zu klären, wie repräsentativ diese vier Unterkategorien jeweils für die Exporte in den Kategorien 6 und 7 in das jeweilige Schwerpunktland im Jahr 1990 waren (Abb. 24):

44

I. Volkswirtschaftliche Analyse

Abb. 24: Der Anteil der größten vier Unterkategorien an den Gesamtexporten in den Warenkategorien 6 und 7 im Jahr 1990 in%

80 60 40 20

0 Ägypten Algerien

Irak

Libyen

SaudiArabien

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables In Algerien repräsentieren die vier größten Zweisteiler nahezu drei Viertel der Österreichischen Exporte in den Warengruppen 6 und 7. Geringer sind die Anteile in Ägypten und insbesondere in Libyen. In diesen Ländern sind also die Österreichischen Ausfuhren von bearbeiteten Waren und Maschinenbauerzeugnissen, elektrotechnischen Erzeugnissen und Fahrzeugen diversifizierter, als in den anderen drei Schwerpunktländern. Zunächst wird in diesem Abschnitt für jedes Schwerpunktland der Anteil der vier im Jahr 1990 in den Kategorien 6 und 7 wichtigsten SITC-Unterkategorien (Zweisteller) an den gesamten Exporten Österreichs in dieses Land dargestellt und anschließend auf die jeweils wichtigsten vier Warengruppen im einzelnen eingegangen. Die wichtigsten vier Unterkategorien im Handel mit Ägypten waren 1990 "Papier und Pappe; Waren aus Papierhalbstoff, Papier oder Pappe" (SITC 64), "Eisen und Stahl" (SITC 67), "Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke" (SITC 72) und "Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke und Teile davon" (SITC 74). Zu Beginn der achtziger Jahre nahmen die Exporte in zahlreichen Warengruppen nach Ägypten zu, was die relative Bedeutung der oben genannten verringerte. 1983 hielten sie nur einen Anteil von etwas weniger als 29%. Seit 1987 stieg ihre relative Bedeutung- bei insgesamt fallenden Ausfuhren nach Ägypten- bis auf 51,7% im Jahr 1990 an (Abb. 25).

1.4 Schwerpunktländer

45

Abb. 25: Gesamtexporte und Summe der Ausfuhren Österreichs in den vier wichtigsten SITC-Unterkategorien nach Ägypten (real) 1978 bis 1990 inMio. öS 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 00

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0\ .....



--o--- Exportsumme der vier wichtigsten SITC-Kategorien

------- Gesamtexporte

Quelle: UNO/Comtrade, Weltbank/World Tables Abb. 26: Die wichtigsten SITC-Unterkategorien in den Exporten Österreichs nach Ägypten (real) 1978 bis 1990 in Mio. öS (kumulierte Darstellung) 1.200 1.000 800 600 400 200 0

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N 00 0\



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(" 25%) - von den Exporteuren werden in diesem Abschnitt hinsichtlich der erhobenen Variablen gegenübergestellt. Verglichen werden jeweils die Mittelwerte der Teilstichproben: Tab. 12: Profilvergleich objektiver Unternehmensmerkmale

Firmenalter Standort städtischer Bereich Anzahl der Beschäfti~ten Bürokratisierungsgrad relatives Preisniveau im Ausland Anzahl der ausländischen Besucher berufliche Auslandstage der Manager Anzahl der Exportländer Vorbereitung der Manager für das Ausland

Min-Max

reg. diff.

reg. spez.

3-113 0-100% 5-1.700 11,3-100% 2-25% 10-110 5-130 12-100

52,0 82 6 480,4 28,7 12,1 30,6 57,8 50,1

36,6 60,0 384,5 45 8 24,0 38,0 69,4 32,3

0-100%

65,2

40,0

Regional spezialisierte Exporteure sind im Durchschnitt jünger, kleiner, kommen häufiger aus dem ländlichen Bereich und liefern in eine geringere Anzahl von Ländern. Unerwartete Ergebnisse waren bei den folgenden Merkmalen zu verzeichnen: Der Bürokratisierungsgrad ist bei den spezialisierten Exporteuren höher und besondere Vorbereitungsmaßnahmen der Manager auf Aktivitäten im Ausland werden seltener gesetzt. Interessant ist auch, daß die differenzierten Exporteure mit geringeren Preisabweichungen in Auslandsmärkten zu rechnen haben als die stärker auf den arabischen Raum konzentrierten. Tab. 13: Profilvergleich "kultureller" Unternehmensdaten

Machtkultur Rollenkultur Auf~abenkultur

Personenkultur Auf~abenerleichterun~

Aufgabeninnovationen Soziale Beziehungen Persönliche Freiheit

Min-Max

reg. diff.

reg. spez.

0-10 0-10 0-10 0-10 0-7 0-7 0-7 0-7

1,48 1,35 4,39 2,78 5,43 6,26 4,13 4,61

300 1,80 3,00 2,20 6,10 6,10 450 4,60

2.3 Befragungsergebnisse

107

Die am stärksten ausgeprägte Organisationskulturform ist bei den regional differenzierten Exporteuren die Aufgabenkultur, bei den spezialisierten liegen Aufgaben- und Machtkultur gemeinsam an der Spitze. Bei den vier Grunddimensionen der Organisationskultur nach K.ilmann und Saxton (1985) dominieren bei beiden Gruppen von Exporteuren Normen bezüglich Aufgabeninnovation und Aufgabenerleichterung. Tab. 14: Profilvergleich objektiver Managerdaten

Alter Universitätsabschluß Betriebszugehörigkeit Berufsjahre Firmenmobilität Jahresgehalt Sprachkenntnis: Französisch Sprachkenntnis: Arabisch

*

=

Min - Max

reg. diff.

reg. spez.

26----68 0-100% 0-43 3--43 1-6 1--4* 0-100% 0-100%

45,4 47,8 13,7 23,2 3,1 2,55 39,1 4,3

47,0 70,0 16,7 25,2 18 2,25 50,0 0,0

1 Einkommensklasse unter 0,5 Mio. öS; 2 3 = 1 bis 1,5 Mio. öS; 4 =über 1,5 Mio. öS

=0,5 bis 1 Mio. öS;

Bei den objektiven Managerdaten zeigen sich einige deutliche Unterschiede zwischen regional differenzierten und spezialisierten Exporteuren: So ist ein abgeschlossenes Universitätsstudium bei Jetzteren wesentlich häufiger anzutreffen, die Zugehörigkeit zum Betrieb und die Tätigkeit im Beruf sind bei ihnen länger (auch das Durchschnittsalter liegt etwas höher) und die Firmenmobilität ist geringer. Unerwartet ist das Ergebnis, daß bei den stärker auf den arabischen Raum konzentrierten Exporteuren keiner der befragten Manager des Arabischen mächtig war (dafür war allerdings die Kenntnis des Französischen verbreiteter als bei den Managern regional differenzierter Firmen). Englisch konnte jeder der Befragten, daher scheint diese Sprache im Profilvergleich nicht auf. Vergleicht man die formalorganisatorischen Werthaltungen der befragten Manager, so fallt auf, daß die Manager der regional spezialisierten Exportunternehmen (mit Ausnahme einer einzigen) stets geringer ausgeprägte Werthaltungen ausdrückten. Nur hinsichtlich der Einstellung zur Setzung und Überwachung von Zielen war bei ihnen die Werthaltung ausgeprägter als bei den Managern der anderen Gruppe von Unternehmen. Dieausgeprägteste Werthaltung bei regional differenzierten Exporteuren gilt dem Informationszugriff. Bei den spezialisierten ist es neben dem Informationszugriff auch die Entwicklung von Arbeitsmethoden, die als besonders wichtig eingeschätzt wird.

108

2. Handelsbeziehungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Tab. 15: Profilvergleich formalorganisatorischer Werthaltungen

Abgrenzung der Auf2:abenbereiche Zentralisation/Dezentralisation Motivation Entwicklung von Arbeitsmethoden Zielfixierung und -überwachunl!: Informationszul!:riff Einzel- versus Gruppenentscheidunl!: Kontrolle

Min-Max

reg. diff.

reg. spez.

1-5 1-5 1-5 1-5 1-5 1-5 1-5 1-5

3,41 3,73 3,36 3,59 250 4,45 3,48 3,45

2,50 2,70 2,60 3,20 2 70 3,20 2,70 2,90

Min-Max

reg. diff.

reg. spez.

4-20 4-20 20---100 10--- 50 0--- 12 0--- 12

10,09 12,09 63,61 27,70 5 87 6,65

9,40 12,20 61,40 25,80 490 6,50

0--- 12

5,30

6,40

Tab. 16: Profilvergleich psychostruktureller Variablen

Ökonomische Weltoffenheit Chauvinismus Risikoverhalten Ambiguitätstoleranz Sicherheitsint.Neränderun2:sber. Emot. Störbarkeit/Widerstandsfähigk. Flexibilität/Pflichtbewußtsein

Der Vergleich psychostruktureller Variablen zeigt kaum Unterschiede bei den beiden Gruppen. Die Angaben liegen fast immer im mittleren Bereich, es zeigen sich kaum charakteristische Ausprägungen. Bemerkenswert ist lediglich, daß die Manager von regional spezialisierten Exportunternehmen etwas stärker auf Sicherheit bedacht sind als die der anderen Gruppe, außerdem das Pflichtbewußtsein im Gegensatz zu jenen stärker betonen als die Flexibilität. Tab. 17: Profilvergleich der Umweltvariablen

Inanspruchnahme Wirtschaftskammer-Beratung Bewertung staatliche Stellen Bewertung Wirtschaftskammer Bewertung Kontrollbank

Min-Max

reg. diff.

reg. spez.

0---100% 6-1 6-1 6-1

65,2 3,22 2,26 2,70

60,0 3,60 2,80 3,00

Die Beratung durch die Wirtschaftskammer wird von beiden Gruppen von etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen in Anspruch genommen; von den

109

2.3 Befragungsergebnisse

regional differenzierten Exporteuren etwas mehr als von den spezialisierten. Bei beiden Gruppen schneidet die Kammer bei der Bewertung der Beratungsleistung am besten ab, die staatlichen Stellen werden arn schlechtesten beurteilt. Generell fällt die Bewertung durch die regional spezialisierten Exporteure schlechter aus als diejenige, die von der anderen Gruppe abgegeben wurde.

2.3. 7 Die psychische Distanz

Der Vergleich von subjektiv eingeschätzten Distanzen und realen Entfernungen zu einzelnen Ländern im allgemeinen bzw. zu einigen arabischen Ländern im besonderen zeigt ein interessantes Bild: Abb. 63: Vergleich psychischer und realer Distanzen 12000

Psychische Distanz

---...

10000 8000 6000 4000 2000 0

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